Kleiner deutscher Familiennamenatlas: Entstehung, Gebrauch, Verbreitung und Bedeutung der Familiennamen 9783110607284, 9783110186260

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German Pages 745 [746] Year 2023

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Table of contents :
Vorwort
Inhalt
1 Ein- und Anleitung
2 Entstehung und Entwicklung der Familiennamen
3 Grammatik und Gebrauch der Familiennamen
4 Familiennamen als Fenster zur Migrationsgeschichte
5 Familiennamen als Fenster zur Sprach- und Dialektgeschichte
6 Familiennamen als Fenster zur Siedlungs- und Kulturgeschichte
7 Regionale Namenprofile
Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Namenindex
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Kleiner deutscher Familiennamenatlas: Entstehung, Gebrauch, Verbreitung und Bedeutung der Familiennamen
 9783110607284, 9783110186260

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Damaris Nübling und Konrad Kunze Kleiner deutscher Familiennamenatlas

Damaris Nübling und Konrad Kunze

Kleiner deutscher Familiennamenatlas Entstehung, Gebrauch, Verbreitung und Bedeutung der Familiennamen Mit Beiträgen von: Tanja Ackermann Mehmet Aydin Javier Caro Reina Rita Heuser Daniel Kroiß Antje Lobin Jessica Nowak Anne Rosar Andrea Scheller Christiane Schiller Mirjam Schmuck Theresa Schweden

ISBN 978-3-11-018626-0 e-ISBN (PDF) 978-3-11-060728-4 e-ISBN (EPUB) 978-3-11-060741-3 Library of Congress Control Number: 2022941138 Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. © 2023 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston Satz: Meta Systems Publishing & Printservices GmbH, Wustermark Druck und Bindung: CPI books GmbH, Leck www.degruyter.com

Vorwort Von 2005 bis 2015 förderte die Deutsche Forschungsgemeinschaft das Projekt „Deutscher Familiennamenatlas: Sprach- und kulturwissenschaftliche Untersuchungen des Familiennamenbestandes in Deutschland (DFA)“. Es wurde als Kooperation zwischen der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und der Johannes Gutenberg-Universität Mainz durchgeführt und ergab insgesamt sieben, als wissenschaftliches Grundlagenwerk ausgerichtete Atlasbände mit umfassenden Dokumentationen. Von Anfang an war geplant, nicht nur den Fachleuten, sondern auch allen Interessierten die wichtigsten Erkenntnisse und Ergebnisse aus diesem Projekt allgemeinverständlich zugänglich zu machen – denn letztlich wäre das Projekt ohne die Unterstützung der Allgemeinheit nicht möglich gewesen. Dieser achte, hier nun vorliegende Band, der so genannte „Kleine Familiennamenatlas“, war nicht Teil des Forschungsprojekts. Da es der universitäre Alltag nicht erlaubt, solche Werke „nebenher“ zu verfassen, gilt der größte Dank dem Gutenberg Forschungskolleg der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, das mir (Damaris Nübling) über drei Semester hinweg ein großzügiges Stipendium (ein sog. Zielgeradenfellowship) gewährte, währenddessen ich von der Lehre freigestellt und zusätzlich von einer Hilfskraft unterstützt wurde. Ohne diese Unterstützung wäre dieser Band nicht zustande gekommen. Dank auch dem Deutschen Seminar der Universität Freiburg, die mir (Konrad Kunze) als Ruheständler für die Arbeit an diesem Band einen Raum zur Verfügung gestellt hat. Auch der Deutschen Forschungsgemeinschaft sei an dieser Stelle nochmals für die zehnjährige Finanzierung des Vorgängerprojekts DFA gedankt. Anika Neeb hat uns viele unterschiedliche Aufgaben abgenommen, vom Entwerfen und Umzeichnen komplexer Dialekt- und historischer Namenkarten bis hin zur Erstellung des Namenindexes. Hierfür gebührt ihr herzlicher Dank. Hierin mit eingeschlossen sind weitere Personen, die ebenfalls tatkräftig mitgewirkt haben: Nora Judith Winterberg, Andreas Klein und Amaru Flores Flores. Der Kleine deutsche Familiennamenatlas beinhaltet weitaus mehr als eine Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse des DFA. So enthält er ein umfassendes Kapitel „Familiennamen als Fenster zur Migrationsgeschichte“, das die wichtigsten benachbarten Namenkulturen vorstellt, die unseren Familiennamenschatz teilweise schon seit Jahrhunderten bereichern; hinzu kommt auch ein Kapitel zur Grammatik und zum Gebrauch der Familiennamen. Diese Kapitel wurden von Spezialist/innen bestückt, die meisten aus dem Umfeld des genannten DFA-Projekts, denen hier für ihre Beiträge gedankt sei, denn ohne sie wäre der Band nicht so vielfältig geworden. Schließlich danken wir dem Verlag De Gruyter, insbesondere Frau Töws und Frau Prüfer für die professionelle Betreuung und Unterstützung bei allen Fragen des Layouts. Mainz und Freiburg im November 2022

https://doi.org/10.1515/9783110607284-201

Damaris Nübling Konrad Kunze

Inhalt Vorwort

V

1 1.1 1.2 1.3 1.4 1.5

1 Ein- und Anleitung Der „große“ und der „kleine“ Familiennamenatlas 2 Datengrundlage und Datenangabe 4 Kartierung 6 Terminologie, Sonderzeichen, Abkürzungen 8 Grundkarten

2 2.1

10 Entstehung und Entwicklung der Familiennamen 10 Von Pippin zu Erna Koch: Entstehung der Familiennamen 2.1.1 Von der Einnamigkeit zur Zweinamigkeit 10 12 2.1.2 Vom Beinamen zum Familiennamen 15 2.1.3 Amtliche Durchsetzung fester Familiennamen 16 2.1.4 Festlegung der Schreibweise der Familiennamen Peter, Köln, Linde, Koch, Klein: Die fünf Gruppen der Familiennamen 18 und ihre Bildungsweisen 18 2.2.1 Die fünf Gruppen der Familiennamen 20 2.2.2 Bildungsweisen der Familiennamen 20 2.2.2.1 Patronyme 23 2.2.2.2 Herkunftsnamen 2.2.2.3 Wohnstättennamen 25 28 2.2.2.4 Berufsnamen und Übernamen 2.2.2.5 Sekundäre Patronyme 29 30 2.2.2.6 Anteil der fünf Namengruppen am Nameninventar Anzahl, Schwund und Neuaufkommen von Familiennamen im 20. Jahrhundert 32 2.3.1 Schmidt 1890 und 2005: Datenbanken zur Erfassung 32 des Familiennamenschatzes 33 2.3.2 Ein Prozent Müller: Häufigkeit der Familiennamen 2.3.3 Schäfer und Parameshwaran: Regionale Namendichte 35 und -diversität 2.3.4 Oehlschläger und Ölschlaeger: Optisch und akustisch unterscheidbare 37 Namen 38 2.3.5 Aalstede, Rochvogel: Namenschwund 38 2.3.6 Müller-Hildebrand: Aufkommen neuer Familiennamen Von Lehmann bis Niedermaier: Überraschungen 40 der Familiennamengeographie

2.2

2.3

2.4

3 3.1

1

48 Grammatik und Gebrauch der Familiennamen Mit Goethen und zu Humboldten – Namenflexion und ihr Abbau 48 (Tanja Ackermann)

VIII

Inhalt

3.1.1

3.2

3.3

3.4

3.5

3.6 3.7 3.8

4 4.1

Goethen, Humboldten, Charlotten, Alberten – was sind das für Formen? 48 3.1.2 Die funktionale Sonderrolle von Namen 50 3.1.3 Sonderfunktion – Sonderform 51 3.1.4 Zunehmender Namenschonungsbedarf 51 3.1.5 Sprachwandel und die Frage nach den schönen alten Formen 52 Der Hofreiter Anton: Stellung von Familiennamen in Dialekten (Theresa Schweden) 54 3.2.1 Warum wird der Familienname vor den Rufnamen gestellt? 54 3.2.2 Wo wird der Familienname vor den Rufnamen gestellt? 55 3.2.3 Wie sind die Artikelformen bei vorangestellten Familiennamen entstanden? 57 3.2.4 Bezeichnungen für Familien 59 Die Merkel, der Söder – Artikelgebrauch bei Familiennamen (Mirjam Schmuck) 60 3.3.1 Namen und Definitheit 60 3.3.2 Regionale Unterschiede 61 Die Falkensteinerin und die Beckersche – Femininmovierte Familiennamen (Mirjam Schmuck) 65 3.4.1 Funktionelle versus matrimonielle Movierung 65 3.4.2 Geschichte der Movierung von Namen 66 3.4.3 Femininmovierung in Dialekten (16./17. Jh.) 68 3.4.4 Abbau der Femininmovierung im 18. Jh. und heutige Reflexe 70 Bauert und Kleinert: Onymische Suffixe 72 3.5.1 Von Bauer zu Bauert: -ert als typischer Familiennamenausgang 72 3.5.2 Paradebeispiel onymischer Morphologie: Das polnische Familiennamensystem 75 Pfotenhauer, Roßdeutscher und Rosenhammer: Volksetymologische Umdeutungen bzw. Umformungen 77 Namenzwang: Stigmatisierung jüdischer Familiennamen 81 84 Familiennamenwechsel bei Heirat (Anne Rosar) 84 3.8.1 Ehenamen früher und heute 85 3.8.2 Wie häufig wird welcher Ehename gewählt? 86 3.8.3 Warum geben weiterhin viele Frauen ihren Namen auf? 86 3.8.4 Wer entscheidet sich warum für eine Alternative? 87 3.8.5 Zum Einfluss von Herkunft und Bildung 90 Familiennamen als Fenster zur Migrationsgeschichte Yılmaz, Çelik, Türkoğlu – Familiennamen aus dem Türkischen 90 (Mehmet Aydin) 90 4.1.1 Entstehung der türkischen Familiennamen 92 4.1.2 Bildungsweise und Motivik 96 4.1.3 Türkische Familiennamen in Deutschland 99 4.1.4 Zusammenfassung und Ausblick

Inhalt

4.2

4.3

4.4

4.5

4.6

4.7

4.8

IX

Papadopoulos, Zervakis, Petridou – Familiennamen aus dem Griechischen 100 (Jessica Nowak) 4.2.1 Entstehung, Bildungsweise und Motivgruppen griechischer 101 Familiennamen 103 4.2.2 Griechische Familiennamen in Deutschland 105 Leppla und Schirra: Familiennamen aus dem Französischen (Rita Heuser) 106 4.3.1 Französische Familiennamen in Frankreich 109 4.3.2 Einwanderung aus französischsprachigen Gebieten 110 4.3.3 Französische Familiennamen in Deutschland Adorno, Brentano und Pestalozzi: Familiennamen aus dem Italienischen 114 (Antje Lobin) 115 4.4.1 Entstehung der italienischen Familiennamen 115 4.4.2 Bildungsweise und Motivik italienischer Familiennamen 117 4.4.3 Italienische Familiennamen in Italien 118 4.4.4 Italienische Familiennamen in Deutschland García und Rodríguez: Familiennamen aus dem Spanischen 122 (Javier Caro Reina) 123 4.5.1 Spanische Familiennamen in Spanien 127 4.5.2 Spanische Familiennamen in Deutschland De Jong, Verstegen und Hoekstra: Familiennamen aus dem Niederländischen 129 und Westfriesischen (Daniel Kroiß) 4.6.1 Familiennamen im niederländischen und westfriesischen 130 Sprachraum 132 4.6.2 Niederländische Familiennamen in Deutschland 136 4.6.3 Westfriesische Familiennamen in Deutschland Schabowski, Nowak, Pospischill: Familiennamen aus slawischen Sprachen 137 (Andrea Scheller) 137 4.7.1 Slawische Familiennamen in Deutschland 141 4.7.2 Historischer deutsch-slawischer Sprachkontakt 141 4.7.2.1 Elb-, ostseeslawische und sorbische Familiennamen 142 4.7.2.2 Böhmen und Mähren 143 4.7.2.3 Polen 144 4.7.3 Bildungsweisen und Motive slawischer Familiennamen 146 4.7.4 Charakteristika einzelner slawischer Familiennamensysteme 4.7.4.1 Pospíšil, Doležal, Navrátilová: Tschechische Familiennamen 146 aus l-Partizipien 4.7.4.2 Musiał, Musioł, Musiała: Polnische Familiennamen 148 aus l-Partizipien 4.7.4.3 Žuk, Ivanov, Lukašenko: Familiennamen aus ostslawischen 149 Sprachen 4.7.4.4 Dimitrievski, Nestorovski, Javacheff: Familiennamen aus dem Mazedonischen und Bulgarischen 150 Tolkien, Wowereit, Valaitis: Familiennamen aus den baltischen Sprachen (Christiane Schiller) 151

X

Inhalt

4.9

4.8.1 Altpreußische Familiennamen 152 154 4.8.2 Preußisch-litauische Familiennamen 157 4.8.3 Litauische Familiennamen 157 4.8.3.1 Historische Hintergründe 158 4.8.3.2 Litauische Familiennamen in der Bundesrepublik 159 4.8.4 Lettische Familiennamen 160 4.8.4.1 Historische Hintergründe 161 4.8.4.2 Lettische Familiennamen in der Bundesrepublik Schimanski, Kasner, Matthöfer: Namenstigma, Namenassimilation, 162 Namenwechsel Klose und Klawitter: Familiennamen der Ostprovinzen des Deutschen Reiches 165 um 1890 165 4.10.1 Familiennamengeographie um 1890 167 4.10.2 Bevölkerungsverschiebungen am Ende des Zweiten Weltkriegs 171 Eisenhower, Hoover, Goffman: Deutsche Namen im Ausland 171 4.11.1 Die deutsche Auswanderung in die USA 175 4.11.2 Deutsche Namen in slawischem Sprachkontakt

4.10

4.11

5 5.1

5.2

5.3 5.4 5.5

5.6 5.7

Familiennamen als Fenster zur Sprach- und Dialektgeschichte 178 178 Stephan oder Stefan, Jacob oder Jakob: Schreibvarianten 178 5.1.1 Varianz von ph und f(f) 179 5.1.2 Varianz von c und k 181 5.1.3 Varianz von th und t 182 Pape, Paffe, Pfaffe: Die Zweite Lautverschiebung 182 5.2.1 Die Zweite oder Hochdeutsche Lautverschiebung 184 5.2.2 Die Zweite Lautverschiebung in den Familiennamen 184 5.2.2.1 Die p-Verschiebung 187 5.2.2.2 Die t-Verschiebung 189 5.2.2.3 Die k-Verschiebung 191 5.2.2.4 Die d-Verschiebung (Medienverschiebung) 192 Groß, Gross, Gro(h)s: Schreibung von lautverschobenem s 195 Fuchs und Voß: Assimilation von Reibelauten Blank und Plank, Daschner und Taschner, Glöckner und Klöckner: Lenisierung 197 von Plosiven 197 5.5.1 Blank vs. Plank, Bühler vs. Pichler: Varianz von B-/P198 5.5.2 Daschner vs. Taschner, Daubner vs. Teubner: Varianz von D-/T201 5.5.3 Glöckner vs. Klöckner: Varianz von G-/K202 Fürchtenicht und Früchtenicht: r-Metathese (Mirjam Schmuck) 208 Hofer und Höfer, Maurer und Meurer: i-Umlaut 209 5.7.1 Kramer vs. Krämer und Kremer: Umlaut des Tonvokals a 211 5.7.2 Hofer vs. Höfer: Umlaut des Tonvokals o 213 5.7.3 Bruckner vs. Brückner: Umlaut des Tonvokals u 214 5.7.4 Maurer vs. Mäurer und Meurer: Umlaut des Tonvokals au

XI

Inhalt

5.8 5.9

5.10

5.11 5.12

5.13 5.14

5.15

5.16

5.17 5.18

6 6.1

215 Oechsle, aber Wölfle: Schreibung von Umlauten Witte und Weiß, Hus und Haus, Schür- und Scheuermann: 219 Diphthongierung 219 5.9.1 Witthöft vs. Weißhaupt: i [i(:)] versus ei [ai] 221 5.9.2 Husmann vs. Hausmann: u [u(:)] versus au [aʊ] 222 5.9.3 Schürmann vs. Scheuermann: ü [y(:)] vs. eu/äu [ɔi] 224 Wirt und Würt, Müller und Miller: Rundung und Entrundung 225 5.10.1 Rundungen (Labialisierungen) 228 5.10.2 Entrundungen (Delabialisierungen) Binder und Bender, Müller und Möller, Schulz und Scholz: Senkungen 232 Lang und Lange, Groth und Grothe: e-Apokope 233 5.12.1 Die oberdeutsche Apokope 235 5.12.2 Die niederdeutsche Apokope 237 Gmeiner, Gschlößl, Xeller: e-Synkope 239 Faber, Pistorius, Fuchsius: Humanistennamen (Daniel Kroiß) 241 5.14.1 Gräzisierungen 242 5.14.2 Hyperlatinisierungen 244 5.14.3 Lateinische Genitive 245 5.14.4 Deutsche Familiennamen auf -ius 247 Merkel, Schäuble, Röttgen: Diminutive (Jessica Nowak) 247 5.15.1 Diminutive in Dialekten und in Familiennamen 249 5.15.1.1 Die k-Suffixe 250 5.15.1.2 Slawische k-Suffixe 251 5.15.1.3 Die l-Suffixe 252 5.15.2 -lein und -chen in der deutschen Sprachgeschichte 253 Schmitz, Hendrix und Dahmen: Genitive 254 5.16.1 Der starke s-Genitiv 256 5.16.2 Der schwache en-Genitiv 258 5.16.3 Der doppelte ens-Genitiv 258 Beck und Becker: Berufsnamen mit und ohne -er 261 Vom Fiedler zum Geiger: Wortgeschichte(n) 5.18.1 Schröder, Baumann, Gockel: Abgang und Aufkommen 261 von Wörtern 5.18.2 Geiger oder Fiedler, Düster- oder Finsterwald: Semantische Differenzierung 263

230

267 Familiennamen als Fenster zur Siedlungs- und Kulturgeschichte Familiennamen nach Rufnamen (Patronyme) 267 6.1.1 Arndt und Nolte, Mewes und Töws: Namenexplosion durch Namenkürzung 269 6.1.2 Otto Oetker: Ausfaltung von Namen germanischer Herkunft 274 6.1.3 Thriene Ketter: Ausfaltung von Namen fremdsprachiger Herkunft 277 6.1.4 Janssen und Janßen, Rohlf und Roolf: Schreiblandschaften 279

XII

Inhalt

6.1.5

6.2

6.3

6.4

Martin, Mertins, Marten, Mertens: Umlaut 281 und Endsilbenabschwächung 283 6.1.6 Hinz und Kunz, Heinzel und Künzel: Kosende Endungen 285 6.1.7 Heinzelmann und Konzelmann: Die Sohnemänner 286 6.1.8 Henning, Hanser, Hanssen: Patronymische Suffixe 6.1.9 Johannaufderheide und Grotehenne: Rufnamen als Teil 290 von Familiennamen 6.1.10 Willibert Wilbert, Jost Joos: Konstanz und Verlagerung von Rufnamen294 Räumen 6.1.11 Wendel, Sebald, Blasius: Familiennamen nach regionalem 296 Heiligenkult 301 Familiennamen nach der Herkunft 6.2.1 Welsch, Wende, Schwab: Benennung nach Ethnien, Stämmen, Territorien, 302 Regionen 6.2.2 Wippermann und Westerwelle: Benennung nach Flüssen 307 und Gebirgen 6.2.3 Altdorfer, Hindenburg, Karstadt: Herkunftsnamen nach überregionalen 308 Ortsnamentypen 6.2.4 Bugenhagen, Alzheimer, Filbinger: Herkunftsnamen nach regionalen 311 Ortsnamentypen 320 6.2.5 Römhild, Bernauer, Basler: Herkunftsnamen zu einzelnen Orten 322 Familiennamen nach der Wohnstätte 6.3.1 Sundermann und Untermann: Himmelsrichtungen 323 und Lagebezeichnungen 326 6.3.2 Bergmann, Bühler, Hübler: Bodenerhebungen 6.3.3 Dallmayr, Hölldobler, Gruber: Täler, Niederungen, 330 Bodenvertiefungen 332 6.3.4 Dieckmann, Beckmann, Pohlmann: Gewässer und Sümpfe 338 6.3.5 Röhrle, Röschmann, Oberschelp: Sumpfpflanzen 340 6.3.6 Hölzle, Ferstl, Denner: Wälder, Bäume und Büsche 344 6.3.7 Rockenfeller, Wischer, Paßmann: Felder und Wiesen 348 6.3.8 Gessler, Fiebiger, Permaneder: Wege, Höfe, Bauten 6.3.9 Einhorn, Lindwurm, Rosenzweig: Häusernamen 351 (Theresa Schweden) 6.3.10 Verheyen, Aufmkolk, Vordenbäumen: Syntagmatische 353 Wohnstättennamen 358 Familiennamen nach Berufen 358 6.4.1 Huber, Rübsam, Winterkorn: Landwirte 366 6.4.2 Weinzierl und Hopfner: Weinbauern und Bierbrauer 368 6.4.3 Büttner, Fassbender, Kiefer: Böttcher 6.4.4 Müller, Sägmüller, Pulvermüller: Mühlenbetreiber 369 6.4.5 Schlotterbeck, Rückbrodt, Semmler: Bäcker 373 6.4.6 Knochenhauer, Fleischer, Würstle: Metzger 376 6.4.7 Nonnenmacher, Berschneider, Gölzenleuchter: Tierkastratoren 377

Inhalt

6.5

7 7.1

XIII

380 6.4.8 Lämmerhirt und Oechsner: Hirten 6.4.9 Bachfischer, Hering, Schupp: Fischer 381 6.4.10 Löhr, Sattler, Schumacher: Lederherstellung und -verarbeitung 383 6.4.11 Weber, Schneider, Schlotterhose: Textilhandwerker 387 6.4.12 Goldschmidt, Schmittlutz, Pinkepank: Schmiede 390 6.4.13 Traxl, Drexler, Dreyer: Drechsler 396 6.4.14 Düppenbecker, Hafner, Pötter: Töpfer 398 6.4.15 Wegener, Rad- und Stellmacher: Wagner 399 6.4.16 Fuhrmann und Karcher: Fuhrleute 401 6.4.17 Krüger, Wirth und Kretschmer: Wirte 402 6.4.18 Bader, Stüber, Schröpfer: Heilkundige 403 6.4.19 Pauker, Trümper, Lautenschläger: Musikanten 404 6.4.20 Köster, Messner, Oppermann: Kirchendiener 406 Familiennamen nach persönlichen Merkmalen (Übernamen) 408 6.5.1 Groß und Klein, Spatz und Stange: Körpergröße 408 6.5.2 Fett und Mager, Knorr und Schmehling: Körperumfang 411 6.5.3 Breitschädel, Spinnenhirn, Strobel: Kopf und Haare 417 6.5.4 Schiller, Pausback, Langnese: Gesicht 424 6.5.5 Luchterhand, Linke, Liesegang: Glieder, Bewegung 428 6.5.6 Fressle, Trenkle, Frühauf: Ess-, Trink- und Schlafgewohnheiten 432 6.5.7 Quack und Stammler: Sprachverhalten 434 6.5.8 Süssmuth, Sauer, Ungefug: Charakter und Verhaltensweisen 436 6.5.9 Kümmerle, Rübenkönig und Maiwurm: Biographische Merkmale 443 6.5.10 Haßdenteufel, Siebzehnrübl, Axnix: Charakterisierende Satznamen 452 Regionale Namenprofile 461 Familiennamen im Westoberdeutschen 461 7.1.1 Phonologie 463 7.1.1.1 Gieger und Geiger, Meier und Maier: Die Schwarzwaldschranke 463 7.1.1.2 Scheifele, Huonker, Luithle: Schwäbische Diphthonge 466 7.1.1.3 Baur, Mair, Heizmann: Synkope von e und n-Schwund 468 vor Spirans 469 7.1.2 Schreibung 469 7.1.2.1 Bilger, Rapp und Winterhalter: Schreibung von b/p und d/t 7.1.2.2 Hauff, Finckh, aber Friz, Göz: Konsonantenhäufung 470 und -minderung 476 7.1.3 Morphologie 476 7.1.3.1 Schäuble, Bertsch und Dietsche: Alemannische Koseformen 7.1.3.2 Ketterer, Schmiederer, Riesterer: Alemannische Suffigierung 477 mit -er 478 7.1.4 Lexik 478 7.1.4.1 Jaus, Ruoff, Walz: Alemannische Patronyme 480 7.1.4.2 Elsasser, Allgaier, Beha: Herkunftsnamen

XIV

7.2

7.3

Inhalt

7.1.4.3 Hungerbühler und Spiegelhalter: Familiennamen nach 482 der Wohnstätte 485 7.1.4.4 Weibel, Schwegler, Mutschler: Alemannische Berufsnamen 489 7.1.4.5 Klumpp, Schoch, Brutscher: Alemannische Übernamen 492 Familiennamen im Ostoberdeutschen 493 7.2.1 Phonologie 493 7.2.1.1 Altdorfer, Kainz und Stoiber: Bairische Vokale 495 7.2.1.2 Thaller, Schuller, Haydn: Vokalkürze, Vokalschwund 7.2.1.3 Wolfsperger statt Wolfsberger, von Mannl zu Mandl: Bairische 496 Konsonanz 498 7.2.2 Morphologie 498 7.2.2.1 Stöcklein, Stockl, Stockerl: Ostoberdeutsche Diminutiva 7.2.2.2 Lidl, Riedl, Schmiedl: Konsonant plus -l als ostoberdeutsches 500 Hauptkennzeichen 501 7.2.2.3 Kellner und Kellerer, Ganser und Ganserer: Wortbildungssuffixe 503 7.2.3 Lexik 503 7.2.3.1 Haimerl, Popp und Wastelhuber: Patronyme 7.2.3.2 Egelseder, Rosenhammer, Mittermüller: Herkunfts505 und Wohnstättennamen 510 7.2.3.3 Steinbauer, Steinhuber, Steinmeier: Berufsnamen 513 7.2.3.4 Dirschl, Schlecker und Pröller: Übernamen 515 Familiennamen im Westmitteldeutschen 516 7.3.1 Phonologie 7.3.1.1 Frings und Angenend: Die rheinische Velarisierung 516 (Gutturalisierung) 520 7.3.1.2 Westerwelle(r) und Odenwäller: Assimilation von -ld- zu -ll7.3.1.3 Thönissen vs. Thönessen: Lateinische Patronyme im schwachen 521 Genitiv 522 7.3.2 Schreibung 522 7.3.2.1 Aengenendt und Broich: Die Dehnungszeichen und 524 7.3.2.2 Kremer und Meurer: Umlautschreibung mit e 526 7.3.2.3 Schmitz, Hubertz, Gertz: Starke Genitive mit tz-Schreibung 7.3.2.4 Hintz und Kuntz, Finck und Falck: Konsonantenhäufungen 528 im Auslaut 529 7.3.3 Morphologie 529 7.3.3.1 Petri und Pauly: Lateinische Genitive auf -i bzw. -y 531 7.3.3.2 Lüttgen, Lüttgens, Lüttges: Diminutive auf -gen(s) 7.3.3.3 -heim und -heimer: Herkunfts- und Wohnstättennamen auf -Ø 532 und -er 534 7.3.3.4 Glasmacher und Schlossmacher: Berufsnamen mit -macher 7.3.4 Lexik 536 7.3.4.1 Wienand und Theobald: Aufschlussreiche Patronyme 536 7.3.4.2 Kappes und Leyendecker: Typische Berufsnamen 538 7.3.4.3 Kleefisch und Langenscheidt: Herkunfts- und Wohnstättennamen 539

Inhalt

7.4

7.5

XV

541 7.3.4.4 Geiß, Schaf, Ochs und Gaul: Nutztiere 543 7.3.4.5 Kurtz und Klein: Übernamen für geringe Körpergröße 544 7.3.4.6 Jung und Alt: Alters- bzw. generationsbezeichnende Übernamen 545 Familiennamen im Ostmitteldeutschen 545 7.4.1 Phonologie 545 7.4.1.1 No(w)ack, Ko(w)al, No(w)usch: Schwund von intervokalischem -w7.4.1.2 Zschiesche und Fritzsch: Namen mit Anlaut Zsch- und Namen 546 auf -tzsch 548 7.4.1.3 Hennig statt Henning: n-Ausfall in der Endung -i(n)g 549 7.4.2 Schreibung 549 7.4.2.1 Rudolph und Christoph: Schreibung von -ph in Patronymen 551 7.4.2.2 Walt(h)er und Günt(h)er: th-Schreibungen 552 7.4.3 Morphologie 552 7.4.3.1 Ehrlich, Redlich, Säuberlich: Übernamen auf -lich 554 7.4.3.2 Merkel und Brendel: Diminutive auf -el 7.4.3.3 Petzold und Helmund: Patronyme auf -zold, -zeld und auf -mund, 556 -holz 558 7.4.4 Lexik 558 7.4.4.1 Aschersleben und Görlitz: Herkunftsnamen auf -leben und -itz 561 7.4.4.2 Unger, Hunger, Böhme: Herkunfts- aus Stammesnamen 562 7.4.4.3 Schubert, Kretschmer, Voigt und Richter: Berufsnamen 565 7.4.4.4 Schmalfuß und Langbein: Übernamen 565 Familiennamen im Westniederdeutschen 567 7.5.1 Phonologie 567 7.5.1.1 Rump statt Rumpf: Namen ohne Zweite Lautverschiebung 568 7.5.1.2 Schröder > Schröer: Intervokalischer d-Schwund 7.5.1.3 Wefer, Wever, Wewer: Intervokalische Sonorisierung 570 von [f] zu [v] 573 7.5.1.4 Lübben, Budde und Rogge: Geminaten stimmhafter Plosive 574 7.5.1.5 Kirsten, Kersten, Karsten: Vokalsenkung von i > e > a 576 7.5.1.6 Karsten, Kasten, Kassen: r-Schwund 577 7.5.1.7 Storm und Borg: Vokalsenkung von u > o 579 7.5.1.8 Smidt, Snieders und Dwenger: Phonotaktische Konservatismen 581 7.5.2 Schreibung 582 7.5.3 Morphologie 582 7.5.3.1 Lüdecke, Lüdtke, Lücke, Lütjen: Varianten der k-Diminution 584 7.5.3.2 Christiansen und Kersting: Patronyme auf -sen und -ing 7.5.3.3 Große-Brauckmann und Schulte-Fischedick: Westfälische 585 Hofnamen 588 7.5.4 Lexik 7.5.4.1 Hülshoff und Verhülsdonk: Die Stechpalme in den Hüls-Namen 589 7.5.4.2 Brock-, Siep- und Pohlmann: Moore, Sümpfe, Pfuhle 590 7.5.4.3 Kampe, Kampmann, Kemper: Namen aus lat. campus 592 7.5.4.4 Brink, Brinkmann, Ossenbrink: Leben am Hang 595

XVI

7.6

7.7

Inhalt

7.5.4.5 Hüls-, Pohl- und Kampkötter: Behausungen 596 597 7.5.4.6 Kirchendiener, Dorfvorsteher, Bauernfeinde, Lämmerhirten 599 Familiennamen im Nord- und im Ostfriesischen 600 7.6.1 Phonologie 600 7.6.1.1 Jibben und Edzard: Gutturalpalatalisierung 601 7.6.1.2 Harms und Ulpts: Kontraktionen 601 7.6.1.3 Tjaden und Tjebben: Brechung von Diphthongen 603 7.6.1.4 Lübben und Poppen: Intervokalische Konsonantenassimilationen 604 7.6.2 Schreibung 605 7.6.3 Morphologie 605 7.6.3.1 Patronyme als friesischer Prototyp 607 7.6.3.2 Petersen und Christiansen: Nordfriesische sen-Patronyme 608 7.6.3.3 Mommens und Altena: Genitivpatronyme 609 7.6.3.4 Poppinga und Reemtsma: Ostfriesische Derivationspatronyme 611 7.6.4 Lexik 613 Familiennamen im Ostniederdeutschen 614 7.7.1 Phonologie 614 7.7.1.1 Pagel, Grage und Ruge: Schärfung von Hiaten 616 7.7.1.2 Ladwig, Schrader und Kähler: Öffnung von o zu a bzw. ö zu ä 618 7.7.1.3 Rudolf > Rudloff: l-Metathese 619 7.7.2 Schreibung 619 7.7.2.1 Wolf und Wolff: -ff im Auslaut 620 7.7.2.2 Schulz und Schultz: -tz im Auslaut 621 7.7.2.3 Landt und Feldt: -dt im Auslaut 622 7.7.3 Morphologie 622 7.7.3.1 Lembcke, Lembke, Lemke: Diminutiva 624 7.7.3.2 Bülow und Basedow: Herkunftsnamen auf -ow 625 7.7.4 Lexik

Literaturverzeichnis Abbildungsverzeichnis Namenindex

651

629 639

1 Ein- und Anleitung In den Jahren 2005 bis 2015 entstand der „Deutsche Familiennamenatlas: Sprach- und kulturwissenschaftliche Untersuchungen des Familiennamenbestandes in Deutschland (DFA)“, gefördert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft und durchgeführt in Kooperation zwischen der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg (Konrad Kunze) und der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (Damaris Nübling). Hierbei handelt es sich um den weltweit ersten Versuch, den Familiennamenbestand eines Landes in seiner statistischen Dimension und seiner räumlichen Struktur umfassend zu erheben, nach sprachgeschichtlichen und kulturhistorischen Kriterien zu systematisieren und anhand repräsentativer Beispiele in Form kommentierter Karten zu dokumentieren. Aus anfänglich vier geplanten Bänden wurden letztendlich sieben mit 2245 Karten (DFA 1–7, 2009–2018). Zusätzlich war von Anfang an als achter Band ein zusammenfassender Überblick über die streng fachwissenschaftlich ausgerichteten und mit umfangreichen Datenmengen befrachteten sieben Bände geplant, um die wichtigsten Resultate auch einer breiteren Öffentlichkeit zu vermitteln, da Familiennamen ja jeden „angehen“. Diesen Band legen wir hiermit als „Kleinen Deutschen Familiennamenatlas“ vor.

1.1 Der „große“ und der „kleine“ Familiennamenatlas Der große Familiennamenatlas greift auf über 60.000 Familiennamen (FamN) zu. Diese wurden in sechs thematisch geordneten Bänden bearbeitet: Die Bände 1–3 enthalten grammatische und damit sprachwissenschaftlich orientierte Themen wie den Vokalismus (Müller/Möller), den Konsonantismus (Pfaffe/Paffe/Pape) und die Morphologie der FamN (Petersen/Peters/Peter), die Bände 4–6 lexikalische und damit außersprachlich, etwa kulturhistorisch oder anthropologisch orientierte Themen wie FamN nach Rufnamen (Jakobs), nach der Herkunft (Würzburger), nach der Wohnstätte (Bachmann), nach Berufen (Schlosser) oder nach persönlichen Merkmalen (Lang). Band 7 enthält das Register der behandelten FamN, eine Liste der 1000 häufigsten FamN und das Literaturverzeichnis. Der große und der kleine Atlas gehen von unterschiedlichen Perspektiven aus. Ersterer dient, wie auch andere Sprachatlanten, z.B der Deutsche Wortatlas, der Aufdeckung und Dokumentation der FamN-Geographie, das heißt der arealen Dimension des FamN-Schatzes und ist damit ein Grundlagenwerk für künftige sprach- und kulturhistorische Forschungen. Der kleine Atlas dagegen nutzt diese Basis zur Illustration sprach- und kulturhistorischer Themen, beispielsweise der Entstehung, Schreibung und Verbreitung des Umlauts bei Krämer, Cremer gegenüber Kramer, oder der Herstellung bestimmter Backwaren wie Semmeln oder Mutscheln in verschiedenen Regionen, anhand entsprechender Namenkarten. Zu diesem Zweck bündelt der kleine FamN-Atlas einerseits in den Kapiteln 5 und 6 die wichtigsten Themen des großen FamN-Atlas: Kapitel 5 greift die wichtigsten grammatischsprachhistorischen Phänomene von DFA, Band 1–3 auf und dokumentiert, welche Sprachwandelerscheinungen der letzten 1200 Jahre sich an den FamN ablesen lassen. Indem diese den gesprochenen Dialekten des Mittelalters entstammen, die in ihnen wie in Fossilien erhalten geblieben sind, öffnen sie ein Fenster zur historischen Dialektologie und zu Fragen https://doi.org/10.1515/9783110607284-001

2

1 Ein- und Anleitung

wie der, warum wir heute zwei verschiedene Verkleinerungsformen haben, nämlich Vöglein und Vögelchen, oder warum die Berufsbezeichnungen Förster und Köhler heute einen Umlaut besitzen, Schlosser aber nicht. Kapitel 6 greift sodann Themen von Band 4–6 des DFA auf, indem es die fünf oben genannten Bereiche beleuchtet, aus denen alle FamN gewonnen wurden, nämlich Rufnamen, Herkunft, Wohnstätte, Beruf und persönliche Merkmale, wodurch sich Einblicke beispielsweise in mittelalterliche Nachbenennungspraktiken ergeben, in damalige Binnenmigration und Siedlungsformen, in das gesamte berufliche Spektrum sowie anhand der Übernamen in die Art der Charakterisierung und Klassifizierung von Menschen nach ihrem Körper, ihrem Charakter oder besonderen biografischen Ereignissen. Der kleine FamN-Atlas geht aber andererseits auch weit über die Themen des großen FamN-Atlas hinaus: Kapitel 2 informiert über das Aufkommen, die Bildungsweise und die historische Entwicklung der FamN und über statistische Daten des heutigen FamN-Schatzes in Deutschland. Kapitel 3 behandelt Fragen der Namengrammatik und des Namengebrauchs wie z. B. die Entstehung und den Abbau weiblicher FamN-Bildungen (die Müllerin, die Meyersche), den Gebrauch des Artikels und unterschiedliche Namenabfolgen in Dialekten und Umgangssprachen (die Merkel, der Hofreiter Anton) oder die Namenwahl bei Heirat. Kapitel 4 gilt der Migrationsgeschichte, indem hier die wichtigsten Familiennamenkulturen der Nachbarsprachen vorgestellt werden, ihre Verbreitung in Deutschland und Eindeutschungsverfahren der fremdsprachlichen FamN sowie umgekehrt die Integration deutscher Namen im Ausland. Kapitel 7 „Regionale Namenprofile“ geht ebenfalls über den großen DFA hinaus. Während dort der Schwerpunkt allgemein auf bundesweit sich manifestierenden Themen liegt, wird im vorliegenden Band der Blick auch speziell auf sieben kleinere Regionen vom Westoberdeutschen über das Nord- und Ostfriesische bis zum Ostniederdeutschen gerichtet, wodurch erstmals die eigenständigen und sehr unterschiedlichen Profile dieser Namenlandschaften mit oft nur kleinräumig auftretenden regionaltypischen Namennestern vor Augen treten. Für die Abfassung einiger Beiträge konnten wir thematisch besonders ausgewiesene Wissenschaftler/innen gewinnen, einige von ihnen ehemalige Mitarbeiter/innen des Großen Familiennamen-Atlas. Ihr Name findet sich jeweils am Ende ihrer Beiträge.

1.2 Datengrundlage und Datenangabe Die zugrundeliegende FamN-Datenbank basiert auf 28.205.713 privaten Telefon-Festnetzanschlüssen der BRD (Tokens) auf dem Stand vom 30. Juli 2005 mit 1.095.991 verschiedenen FamN (Types), davon 850.661 einfache Namen und 245.330 Bindestrich-Doppelnamen, oft Heiratsnamen. Die Anschlüsse wurden mit Hilfe des Bundesamtes für Datenschutz in anonymisierter Form (Name + Anzahl der Anschlüsse pro Postleitzahlbezirk (= PLZ)) für wissenschaftliche Zwecke von der Deutschen Telekom AG erworben und in der sog. Mainzer Familiennamendatenbank archiviert. Mit der Erstellung dieser Datenbank gelang es sozusagen im letzten Augenblick, ein unschätzbares Kulturerbe zu sichern, das sonst unwiederbringlich verloren wäre. Denn 2005 hatten noch 92 % aller Haushalte einen Festnetzan-

1.2 Datengrundlage und Datenangabe

3

schluss beim Monopolisten Deutsche Telekom. Inzwischen ist ihre Zahl um weit über ein Drittel zugunsten anderer Telefonanbieter und nicht lokalisierbarer Mobiltelefone gesunken, sodass Projekte wie der Deutsche Familiennamenatlas, das Digitale Familiennamenwörterbuch Deutschlands oder der vorliegende Band nicht mehr in der nötigen Zuverlässigkeit möglich wären. Zugleich ist es ein Zeitpunkt, der in mancher Hinsicht das Ende einer u. a. durch die Vererbung der FamN in der patrilinearen Linie gekennzeichneten und weit über ein halbes Jahrtausend dauernden namengeschichtlich-demographischen Kontinuität markiert, die durch das jetzt geltende Namenrecht und neue Familienstrukturen zunehmend in Auflösung begriffen ist. Auf einen Haushalt entfallen durchschnittlich 2,9 Personen; so sind die in diesem Atlas angegebenen Zahlen der Telef. mit 2,9 zu multiplizieren, um ungefähr die Zahl der Namenträger/innen zu errechnen. Anhand eines vielseitig einsetzbaren Programms lassen sich alle erdenklichen Suchoptionen in der Datenbank vornehmen und die Ergebnisse in unterschiedlichen Kartierungsweisen abbilden, sei es zur Verbreitung von einzelnen oder mehreren Namen, ganzen Variantenspektren, auch von Namenteilen, Buchstabenkombinationen oder nur von Bindestrichen (zu diesen s. Abb. 50, Kap. 3.8). Obwohl die Familiennamen 600–800 Jahre alt sind, ist ihre Verbreitung bis heute – trotz aller Bevölkerungsbewegungen – erstaunlich stabil geblieben. Besonders deutlich wird dies an der überraschenden Tatsache, dass sich viele Namenlandschaften scharf voneinander abgrenzen. So weisen die drei Varianten Schmi(e)d, Schmitt und Schmitz kaum Überschneidungszonen zueinander auf. Dies begründet sich mit dem Faktum, dass die Bevölkerung seither nur zu ca. 15 % mobil war, was umgekehrt zu einer Namenkontinuität von 85 % führt. Hätten die Namenträger in den letzten 500 Jahren große Distanzen überwunden, bestünden diese scharfen Grenzen nicht; die viel häufigeren Wanderungen vom Dorf in die nächste größere Stadt beeinträchtigen das Kartenbild insgesamt kaum. In den Kartenlegenden und im Text bezeichnen die direkt hinter den Namen stehenden Zahlenangaben die Telef. der betreffenden FamN. Bei Ausschnittkarten beziehen sich die Zahlenangaben nicht auf den Ausschnitt, sondern stets auf ganz Deutschland. In manchen Zusammenhängen innerhalb des Textes schien eine solche Angabe nicht relevant; sie lässt sich gegebenenfalls jederzeit im Mainzer Akademieprojekt „Digitales Familiennamenwörterbuch Deutschlands“ abrufen. In diesem Projekt werden alle FamN mit mehr als zehn Telefonanschlüssen kartiert und kommentiert, wozu auch die Angabe ihrer Häufigkeit gehört (www.namenforschung.net/dfd/woerterbuch/liste/). Im vorliegenden Band werden bei mehreren ähnlichen Familiennamen platzsparende Einklammerungen verwendet, die wie folgt zu lesen sind. Im einfachsten Fall gilt, dass Weizsäcker 22 auf 22 Telefonanschlüsse (abgekürzt Telef.) = Tokens kommt. Bei Namenvarianten werden Einklammerungen genutzt, z. B. Vol(l)nhals 38+85: Volnhals hat 38 und Vollnhals 85 Telef. Die Telef. der eingeklammerten Namenform folgt immer auf die Zahl der nicht eingeklammerten Form. Bei zwei eingeklammerten Einheiten bezieht sich die erste Zahl auf die Schreibung vor dem und die zweite auf die nach dem Schrägstrich, z. B. Wei(ß/ss)haar 452+127: Weißhaar hat 452 und Weisshaar 127 Telef. Im Fall von Hof(f/e)richter 472+329+352 bezieht sich die erste Zahl auf den Teil ohne Klammer, lies Hofrichter 472, Hoffrichter 329, Hoferichter 352. Solche Klammer- und Schrägstrichverwendungen können sich auf alle Wortpositionen beziehen

4

1 Ein- und Anleitung

und auch größere Wortteile betreffen: Kalb(fuß) 1471+44, lies Kalb 1471 Telef. und Kalbfuß 44 Telef.; (von der) Forst 753+74: Forst hat 753, von der Forst 74 Telef. Auch dreifache Einklammerungen sind anzutreffen, z. B. Bi(ß/s/ss)wurm 15+20+9, lies Bißwurm 15, Biswurm 20, Bisswurm 9; Langn(e/ä/ae)se 48+28+18, lies Langnese 48, Langnäse 28, Langnaese 18. Selten sind vierfache Zusammenziehungen, z. B. G(a/e/o/u)mpper 80+19+62+12, lies Gampper 80, Gempper 19, Gompper 62, Gumpper 12. Erscheint nach solchen Klammerformen nur eine einzige Zahl, dann ist damit die Summe an Telef. aller Varianten gemeint, z. B. P(e/a)(i/y)(e)r 458. Von diesen Notationen sind FamN in Kapitälchen zu unterscheiden, die sich mit ihrer nachgestellten Jahreszahl auf Literaturangaben beziehen, z. B. Casemir 2009 (der Titel des Werks befindet sich im Literaturverzeichnis). Eine mit Komma hinzugefügte Zahl bezieht sich hier auf die Seitenzahl(en).

1.3 Kartierung Im vorliegenden Band werden in der Regel jeweils zwei Karten nebeneinandergestellt und zu einer Abbildung (Abb.) zusammengefasst. In der Unterschrift zur Abb. bezieht sich die Angabe (a) immer auf die linke und (b) auf die rechte Karte. Ein Abbildungsverzeichnis am Ende des Bandes erleichtert die Orientierung und die Auffindung einzelner Abbildungen bzw. Karten. Die Kreissymbole in den Karten beziehen sich in der Regel auf dreistellige PLZ (PLZ 791, 792 usw.). Die Größe der Kreise symbolisiert die Dichte des betreffenden Namens im jeweiligen Gebiet. In manchen Fällen werden zweistellige PLZ gewählt, meist um zu viele Kreissymbole, die sich womöglich überschneiden, zu vermeiden. Bei seltenen Namen ergeben die Kreissymbole oft nur kleine Punkte. Wenn niederfrequente FamN zu kartieren waren, wurden solche Kreissymbole oft vergrößert, um die Verbreitung seltener Namen einigermaßen sichtbar zu machen. Dabei wurden von Karte zu Karte unterschiedliche Vergrößerungen der Kreissymbole vorgenommen, ohne dies jeweils im Text ausdrücklich auszuweisen. Daraus resultiert, dass zwar die relativen Verhältnisse innerhalb einer Karte aussagekräftig und miteinander vergleichbar sind, nicht aber zwischen zwei oder mehreren Karten. Die Segmente in den Kreissymbolen weisen die genauen Verhältnisse der kartierten Namen zueinander aus und sind damit pro PLZ aussagekräftiger als Flächeneinfärbungen. Flächeneinfärbungen markieren nur die jeweils in einer Region dominierende Namenvariante. Sie beziehen sich immer auf zweistellige PLZ. Manchmal sind nur bestimmte Teile Deutschlands von Flächeneinfärbung betroffen, andere bleiben weiß. Das bedeutet, dass die betreffenden Namen hier nur selten vorkommen (erkennbar an entsprechend kleinen Kreissymbolen). Eine Einbeziehung in die Einfärbung würde diese Tatsache verdecken. So kommen z. B. die niederdeutschen Namen Kleen und Kleene vornehmlich in Nordwestdeutschland vor (Abb. 153b). Dort ist die jeweilige Dominanz von Kleen bzw. Kleene sprachhistorisch relevant, während es sich im Osten und Süden bei den wenigen Kleen(e)Vorkommen um Migration handelt und die Verbreitung von Kleen und Kleene vom Zufall und nicht von dialektalen Faktoren gesteuert ist. In der Regel liegen relative Karten vor, die den prozentualen Anteil der kartierten Fälle an sämtlichen FamN pro PLZ ausweisen. Im Fall absoluter Karten, die direkt die

1.3 Kartierung

5

Anzahl der betreffenden FamN pro PLZ anzeigen, würden stets die Städte zu Lasten der Dörfer das Kartenbild dominieren. Deswegen werden nur in Einzelfällen, besonders dann, wenn FamN sehr selten vorkommen, absolute Karten erstellt, ohne dass dies bei jeder Karte vermerkt würde. Alle kartographischen Informationen, z. B. die genauen prozentualen Anteile der jeweils durch die größten und kleinsten Kreissymbole vertretenen FamN am Namenvolumen eines PLZ lassen sich den entsprechenden Kartenkommentaren im großen DFA entnehmen, auf die immer verwiesen wird. Um den Text und die Karten von solchen Zusatzinformationen möglichst freizuhalten und den Blick aufs Wesentliche zu lenken, verzichtet dieser Band auf allzu viele technische und statistische Informationen. An manchen Orten, meist kleinen Dörfern, bewirken sog. Namennester eine derart hohe Namendichte, dass die Größe des dortigen Kreissymbols die übrigen Symbole in den Hintergrund drängen würde. In solchen seltenen Fällen wird ein entsprechendes Namennest ausgeblendet und durch einen Asterisk (*) ersetzt. Bei der Erstellung der Karten wurden sog. Frequenzschwellen vorgeschaltet, um nur häufigere FamN, die ein bestimmtes Phänomen belegen sollen, abzuschöpfen und die große Menge der minderfrequenten Fälle auszufiltern. Denn um die Karten wissenschaftlich fundiert zu halten, genügen oft wenige, aber tokenfrequente Namen. Ein Beispiel soll dies veranschaulichen: Um das Diminutivsuffix -lein zu erfassen, kann man mit dem regulären Ausdruck „.*lein“ eine allgemeine Anfrage stellen. Diese ergibt 1855 Types mit insgesamt 99661 Tokens (= Telef.). Diese Types müssen aber daraufhin überprüft werden, ob sie auch wirklich das gesuchte Suffix enthalten, was etwa auf Fälle wie Klein, Blein, Kommallein nicht zutrifft, so dass sie aussortiert werden müssen. Unter den 1855 Types befinden sich sodann 722 mit einem Bindestrich (meist Ehenamen), wovon die große Mehrheit je nur mit einem einzigen Telef. vertreten ist, andere mit nur zwei oder drei. Um bei niederfrequenten Namen nicht jeweils entscheiden zu müssen, ob sie das gesuchte Diminutiv enthalten oder nicht, kann man sie mit einer Frequenzschwelle einfach fernhalten. Die Anfrage „.*lein“ mit der Frequenzschwelle ≥ 3 Telef. ergibt dann nur noch 836 Types, mit ≥ 5 Telef. 698 Types, mit ≥ 10 Telef. 538 Types und mit ≥ 20 Telef. noch 382 Types. Hierunter befinden sich nun fast ausschließlich Diminutive, die wenigen Nicht-Diminutive wie Klein lassen sich leicht aussortieren. Repräsentativ bleiben diese 382 Types dennoch, denn sie kommen auf immerhin 40501 Telef. (statt 99661 ohne Frequenzschwelle, darunter allerdings 53377 Klein), s. dazu Abb. 165a. Meist wird die Frequenzschwelle im Text genannt, bei Nichtnennung liegt in der Regel eine Schwelle von ≥ 5 zugrunde, um die vielen Heirats-Bindestrichnamen auszuschließen. Die zur Komplexitätsreduktion benutzte Frequenzschranke kann dazu führen, dass in diesem Band hinter Namentypen andere Zahlen stehen als im großen DFA. Zur Komplexitätsreduktion gehört auch, dass sich dieser Band hauptsächlich auf FamN beschränkt, denen nur eine einzige Bedeutung oder eine klare Hauptbedeutung zukommt. In den Fällen, in denen auch alternative Bedeutungen in Frage kommen, also sog. Bedeutungskonkurrenzen bestehen, wird nur die für das behandelte Thema relevante, das heißt die Hauptbedeutung angeführt, bezüglich damit konkurrierenden Bedeutungen ist auf Nachschlagewerke, allen voran das Digitale Familiennamenwörterbuch Deutschlands (DFD) zu verweisen, wo das potentielle Bedeutungsspektrum einzelner FamN, geordnet nach wahrscheinlichen und weniger wahrscheinlichen Deutungen, aufgefächert wird.

6

1 Ein- und Anleitung

1.4 Terminologie, Sonderzeichen, Abkürzungen Da dieser Band viele sprachhistorische Entwicklungen thematisiert, werden immer wieder konkrete Sprachwandelerscheinungen angesprochen. Der chronologische Übergang von einer Form a zu einer Form b wird mit dem Zeichen > (= entwickelt sich zu) markiert. Umgekehrt wird die Herkunft einer Form mit dem Zeichen < (= stammt aus) angezeigt. Beispiel: Im Zuge der Zweiten Lautverschiebung ist p- > pf- geworden. Bei Bezug auf die Lautung von FamN werden spezielle Transkriptionszeichen verwendet, die in sog. phonologische Klammern […] gesetzt werden. Beispiel: Im Mittelhochdeutschen wurde unbetontes -i zu -e [ə] abgeschwächt. Ist ein Schriftzeichen als solches gemeint, wird es in gesetzt. Bei Bezug auf die Deutung von FamN wird deren ursprüngliche Bedeutung in einfache Anführungszeichen gesetzt. Beispiel: Roßwurm bedeutet ‘Mistkäfer’, Bißwurm ‘Bremse’. Der FamN selbst wird, wie hier, kursiv gesetzt. Ein Token ist in diesem Band immer mit einem Telef(onfestnetzanschluss) identisch und bezieht sich auf die Häufigkeit von FamN: Weingärtner 1597 Telef. = Tokens (mit 2,9 multipliziert = ca. 4.470 Namenträger/innen). Mit Types sind die je unterschiedlichen FamN einer FamN-Gruppe gemeint, unabhängig davon, wie häufig sie vorkommen. Beispiel: Bei der Suche nach Namen, die auf -gärtner enden (Abfrage ≥ 10 Telef.), kommt man auf folgende 20 Types: Baum-, Ein-, Hain-, Heim-, Hil(l)-, Hof-, Hopfen-, Kalte-, Klein-, Lang-, Lein-, Neu-, Rosen-, Stein-, Thier-, Wede-, Weichsel-, Wein-, Wiegärtner. Mit Typ ist die Zusammenfassung von FamN zu bestimmten Gruppen gemeint, die einer spezifischen Fragestellung dienen. So werden Schreib- und auch Lautvarianten eines Namens zu einem Typ zusammengefasst, wenn ein bestimmtes Benennungsmotiv aufgezeigt werden soll. Interessiert man sich z.B für Farbbezeichnungen in FamN (die meist der Haarfarbe gelten), fasst man unter Typ Schwarz neben Schwarz auch die Schreibvariante Schwartz, daneben flektierte Formen wie Schwar(t)ze und Schwar(t)zer und die niederdeutschen Formen Schwart, Schwarte und Schwarten. Der den Typ repräsentierende Name besteht in aller Regel aus der häufigsten (tokenfrequentesten) Variante, in diesem Fall ist es die (zufällig auch standardsprachliche) Variante Schwarz. Mit Tokenangaben liest sich dies wie folgt: Typ Schwarz 56713 umfasst neben Schwarz 44325 auch Schwartz 3365, Schwarze(r) 4033+3797, Schwartze(r) 303+27, Schwart(e/en) 125+545+193. Ein Typ kann sich auch auf bestimmte Teile eines FamN beziehen: So werden alle FamN mit dem Diminutivsuffix -lein nach ihrem häufigsten Vertreter benannt als Typ [Eber]lein. Umgekehrt kann man alle Zusammensetzungen mit dem Erstglied Schwarz- als Typ Schwarz[kopf] ausweisen. Die Konstante des Typs ist dabei jeweils der nicht in eckigen Klammern stehende Teil der FamN. Beim Vergleich zwischen dem großen und dem kleinen FamN-Atlas kann es bei gleichen Typen zu unterschiedlichen Zahlenangaben bei Types und Tokens kommen. Dies liegt an den unterschiedlich eingeschalteten Frequenzfiltern. Wie oben erwähnt, werden in diesem Band oft Frequenzschwellen eingebaut, um die Masse niederfrequenter Varianten einzudämmen. Um ein einfaches Beispiel zu nennen: Typ Kümmerling kommt in DFA 5, 978 auf 234 Tokens, in diesem Band aber nur auf 232 wegen der Frequenzschwelle ≥ 5, die Kuemmerling 2 ausschließt.

1.4 Terminologie, Sonderzeichen, Abkürzungen

7

Um dieses Werk maximal verständlich zu halten, verzichten wir weitestgehend auf Abkürzungen. Nur einige besonders häufige fachsprachliche Abkürzungen zu Perioden der deutschen Sprachgeschichte oder zu regionalen Varietäten werden verwendet. Gelegentlich stehen vor fremdsprachlichen Namen auch sprechende Abkürzungen wie engl. zu englisch oder griech. für griechisch. Echte Abkürzungen sind jedoch auf ein Minimum beschränkt:

ahd.

althochdeutsch (ca. 800–1150 n. Chr.)

Dtld.

Deutschland

FamN

Familienname(n)

frühnhd.

frühneuhochdeutsch (ca. 1350–1650)

Jh.

Jahrhundert

mhd.

mittelhochdeutsch (ca. 1150–1350 n. Chr.)

mnd.

mittelniederdeutsch (ca. 1300–1600)

nhd.

neuhochdeutsch (seit 1700) im Sinne der Standardsprache

hd.

hochdeutsch (im Sinne von ober- und mitteldeutsch)

nd.

niederdeutsch

PLZ

Postleitzahlbezirk

Telef.

Telefonanschluss

vs.

versus, im Gegensatz zu

8

1 Ein- und Anleitung

1.5 Grundkarten

Abb. 1: Grundkarte.

1.5 Grundkarten

Abb. 2: Ein- und zweistellige Postleitzahlbezirke.

9

2 Entstehung und Entwicklung der Familiennamen 2.1 Von Pippin zu Erna Koch: Entstehung der Familiennamen Heute ist es in fast allen Ländern Vorschrift, dass jede Person wenigstens zwei Namen trägt, einen Vor- und einen FamN. In Japan wurde dies erst 1875 Gesetz, in Bulgarien 1878, in der Türkei 1935, in Ägypten in den 1950er Jahren. Jahrtausende aber trug man bei den Germanen und anderen Völkern nur einen Namen: Wulfila, Moses, Aristoteles. Ausnahme sind die Römer mit ihrem Drei-Namen-System: Quintus Horatius Flaccus: Rufname Quintus ‘der Fünfte’, Gentilname ‘aus der Sippe der Horatier’ und Beiname ‘der Blonde’. Das Aufkommen unserer FamN vollzog sich in einem jahrhundertelangen komplizierten Prozess, der im Folgenden nach Kunze (2004a, 58–69) skizziert wird.

2.1.1 Von der Einnamigkeit zur Zweinamigkeit In manchen Situationen wurden einnamige Personen schon immer durch Zusätze genauer gekennzeichnet, etwa zur Auszeichnung (Karl der Große), zur Unterscheidung (Pippin der Ältere), zur Charakterisierung (Ludwig der Fromme) oder um Verbundenheit mit anderen Personen auszudrücken (Rabanus Maurus, nach seinem Vorbild, dem heiligen Maurus). Solche Zusätze können je nach Anlass wechseln. So wird etwa im Nibelungenlied der Held Siegfried manchmal Sivrit Sigemundes sun (Sohn) genannt, aber auch Sivrit von Niderlant oder Sivrit der Recke. Wenn ein solcher Zusatz nur gelegentlich auftritt, nennt man ihn okkasionellen Zusatz, wenn er aber mehr oder weniger regelmäßig zur Kennzeichnung einer Person verwendet wird, bezeichnet man ihn als Beinamen. Eine verstärkte, dann zunehmend regelmäßige Personenbezeichnung mit Ruf- und Beinamen lässt sich in Urkunden und anderen Quellen zuerst ab dem 9. Jh. in Venedig beobachten, dessen politische Struktur die unverwechselbare Registrierung vieler amtierender Personen verlangte. Damit beginnt der entscheidendste Einschnitt unserer Personennamengeschichte: der Übergang von der Einnamigkeit zur Zweinamigkeit. Sie verbreitet sich dann im 10. Jh. in weiteren Städten Norditaliens und Südfrankreichs, im 11. Jh. in Katalonien und Nordfrankreich, im 12. Jh. in England und in den an Frankreich und Italien angrenzenden Regionen des deutschsprachigen Gebiets. Dabei wird der Beiname oft ausdrücklich als solcher gekennzeichnet: Giselher genannt Müller. Statt genannt findet sich auch heisset ‘heißt’ oder lateinisch dictus ‘genannt’ oder cognomine ‘mit dem Beinamen’. Natürlich waren Beinamen in Einzelfällen schon vorher bliebt. Manche altüberlieferten Personennamen lassen sich ihrem Ursprung nach nicht als Rufnamen, sondern nur als Beinamen verstehen. So findet sich beispielsweise in einer römischen Inschrift des 2. Jh. n. Chr. der germanische Frauenname Strubil, und auf einer antiken Keramikscheibe der Name des Töpfers Strobil. Beides bedeutet ‘Strubbelkopf ’, wie auch die heutigen FamN Strobel, Ströbele und Strubel. Solche Beinamen konnten den ursprünglich vorhandenen Rufnamen sogar verdrängen, etwa wenn ein Dietmar wegen seiner Herkunft den Beinamen Friso ‘der Friese’ bekam, dann nur noch so gerufen wurde und sein alter Rufname darüber https://doi.org/10.1515/9783110607284-002

2.1 Von Pippin zu Erna Koch: Entstehung der Familiennamen

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Abb. 3: Anfänge der Zweinamigkeit in Zürich (Baumgartner 1983, 81).

in Vergessenheit geriet. Solange ein solcher Beiname aber nicht zusätzlich zum Rufnamen, sondern anstatt des alten Rufnamens wie ein neuer Rufname auftritt, befinden wir uns noch in der Epoche der Einnamigkeit. Was den deutschen Sprachraum angeht, beginnt die Zweinamigkeit im 12. Jh. in einigen süd- und westdeutschen Städten, um im Zuge der wachsenden Einwohnerzahl im Schriftverkehr eine eindeutige Identifizierung zu erreichen. Abb. 3 dokumentiert diesen Vorgang am Beispiel von Urkunden der Stadt Zürich. Vor dem Jahr 1000 begegnen nur einnamige Nennungen mit dem Rufnamen der betreffenden Personen, kurz nach 1000 setzen zweinamige Einträge mit Ruf- und Beinamen ein, daneben halten sich einnamige bis 1170, danach finden sich nur noch zweinamige. Die Zweinamigkeit wurde aus folgenden Gründen zur genaueren Kennzeichnung der Personen nötig. Erstens trugen immer mehr Menschen denselben Rufnamen. In den Urkunden der Stadt Zürich teilen sich in den Jahren 1000–1099 120 Männer noch 86 verschiedene Rufnamen, in den Jahren 1100–1199 415 Männer nur noch 77 verschiedene Rufnamen. Dass immer mehr Personen denselben Rufnamen bekamen, hängt unter anderem mit dem zunehmenden Brauch zusammen, dieselben Rufnamen in der Familie von Generation zu Generation weiterzugeben. Ein Beispiel ist die Erzählung des Dichters Wernher der Gartenaere (13. Jh.) vom Bauern Helmbrecht, der Ritter werden wollte, in der Großvater, Vater und Sohn Helmbrecht heißen. In Lübeck teilt sich ein Sechstel der 6700 bis zum Jahr 1350 urkundenden Personen folgende acht Namen: 323 Hermann, 190 Heinrich, 177 Gerhard, 157 Thidemann, 143 Konrad; 163 Adelheid, 26 Mechthild, 22 Gertrud. In der Zeugenliste einer Züricher Urkunde von 1149 (Abb. 4) treten allein sechs verschiedene Personen namens Rudolf auf, die durch nachträglich übergeschriebene Beinamen unterschieden werden mussten: R. de armense (aus Ermensee), R. cendare (Sender ‘Gesandter’), R. et frater eius Odalric, filii adelheidis (R. und sein Bruder Ulrich, Söhne der Adelheid), R. placei (Sohn des Blasius), R. madalla (Münze) und R. pero (Bär). Zweitens konzentrierten sich in den Städten immer mehr Einwohner. Um 1400 haben Lübeck, Hamburg, Frankfurt am Main, Nürnberg, Regensburg, Augsburg, Ulm, Straßburg und Zürich je etwa 20.000 Einwohner, Köln 30.000. Dies und auch die zunehmende Mobilität, besonders im Handel, erforderte eine eindeutige Unterscheidung der Personen. Insbe-

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2 Entstehung und Entwicklung der Familiennamen

Abb. 4: Übergeschriebene Beinamen in einer Zürcher Urkunde von 1149 (Baumgartner 1983, Buchdeckel).

sondere wurde durch die rapide zunehmende schriftliche Verwaltung mittels Bürgerverzeichnissen, Urkunden usw. eine exakte Personenidentifizierung unumgänglich: Es klagt Heiny (Rufname) Huber (FamN) der pfister (Berufsangabe ‘Bäcker’) zum Holder (Hausname ‘zum Holunder’) gegen Hansen (Rufname) Koffel (FamN) genannt Beck (Beiname) der Pfister (Berufsangabe ‘Bäcker’). Nach 1350 war die Zweinamigkeit in vielen Städten so üblich, dass das Fehlen eines Beinamens selbst zum Beinamen werden konnte; so urkundet in Breslau um 1361 ein Heinrich ane czunamen (Heinrich ohne Beinamen).

2.1.2 Vom Beinamen zum Familiennamen Diese Entwicklung führte nun in einem nächsten Schritt dazu, dass sich aus den Beinamen FamN entwickelt haben. Ein FamN entsteht dann, wenn der Beiname einer Person auf deren Nachkommen vererbt wird. Die wichtigsten Kriterien für die Feststellung, ob in einer mittelalterlichen Quelle noch ein Beiname oder schon ein FamN vorliegt, sind: Erstens: Die Vererbung des Namens ist mehrere Generationen nachweisbar. Unsicherheit besteht hier allerdings vor allem deswegen, weil auch Berufe und Wohnstätten vererbbar sind und entsprechende Beinamen (Schneider; am Bach) bei Vater, Sohn, Enkel usw. jeweils neu entstehen können. Zweitens: Geschwister tragen denselben Namen: Hermann und Joseph genannt Kayser. Drittens: Der Name passt inhaltlich nicht zur betreffenden Person, etwa wenn Thewes Einarm zwei Arme hat oder Fritsche Hamburger nie in Hamburg war. In Bürgerbüchern, die meistens den Beruf mit angeben, kann man verfolgen, wie Namen nach Berufen und die tatsächlich ausgeübten Berufe der Betreffenden immer häufiger voneinander abweichen, beispielsweise Herman Pfannensmit der garnzuger (‘Garnzieher’). So sind in den Breslauer Bürgerbüchern in den Jahren 1361–1370 bei 51 Fällen Berufsname und tatsächlicher Beruf derselben Person verschieden, 1371–1380 schon bei 65 Fällen, 1381– 1390 bei 76 Fällen und 1391–1400 bei 83 Fällen (Abb. 5).

2.1 Von Pippin zu Erna Koch: Entstehung der Familiennamen

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Abb. 5: Auseinanderfall von Beruf und Berufsnamen in Breslau.

Abb. 6: Benennungstypen in einem Kaufvertrag von 1269 (Wilhelm 1932, Bd. I, 160 f.).

Viertens: Sehr unsicher, aber je nach Beschaffenheit der Quelle mit zu berücksichtigen, sind sprachliche Kriterien, so etwa der Wegfall von Verbindungsgliedern zwischen Rufnamen und Beinamen: Hennich Kotzhusen statt Hennich von Kotzhusen, Heinz Schenke statt Heinz genannt Schenke oder Heinz der Schenke, Johann Dietrich statt Johann Dietrichs sun (Sohn). Aber oft tritt in den Quellen derselbe Name mal mit, mal ohne Bindeglied auf. Wie schwierig es in der Praxis ist, die Entwicklungsstadien bei der Zweinamigkeit auseinanderzuhalten, zeigt die Liste der Zeugen in einem Kaufvertrag aus Kenzingen vom Jahre 1269 (Abb. 6). Einer der Zeugen (Marti) wird nur mit seinen Rufnamen genannt, die anderen Zeugen mit Zusätzen zu ihrem Rufnamen. Von diesen erweisen sich vier eindeutig als bloße Beinamen, weil in einem Fall zwei Brüder, im anderen Fall Vater und Sohn je verschieden zubenannt sind. Bei den übrigen sind aufgrund der Wortstellung oder der Beifügung des Artikels der oder der Präposition von ebenfalls nur okkasionelle Zusätze oder Beinamen anzunehmen. Nur bei Wernher liebergast und Bertold stehelli könnten schon FamN vorliegen. FamN haben sich aus den Beinamen vor allem aus folgenden Gründen entwickelt. Aus einem vererbten FamN lassen sich Erbansprüche auf Besitz, Beruf usw. unmittelbar able-

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2 Entstehung und Entwicklung der Familiennamen

Abb. 7: Zweinamigkeit wird zur Regel in städtischen Quellen (Kunze 2004a, 60).

sen. Dies war für den Adel vorrangig, seit Kaiser Konrad II im Jahre 1037 dem Adel die Erblichkeit der Lehen zugestanden hatte. Die ersten deutschen FamN finden sich schon gegen Ende des 10. Jh. bei adligen Personen. Auch bei Bürgern beinhaltete ein FamN soziales Prestige, indem er die Zugehörigkeit zur Schicht der Besitzenden anzeigen konnte und sie von Knechten, die nur Rufnamen und gelegentliche Beinamen trugen, abgrenzte. Auch sind FamN bestens geeignet, verwandtschaftliche Zusammenhänge besonders zu Verwaltungszwecken durchschaubar zu machen. Weil durch die Kombination von Ruf- und FamN in einem Gesamtnamen die Möglichkeit potenziert wurde, Menschen sowohl zu unterscheiden als auch gleichzeitig die familiäre Verbundenheit anzuzeigen, hat sich diese höchst rationelle Kombination weltweit durchgesetzt. Die Zweinamigkeit und in ihrer Folge der Brauch, FamN zu führen, haben sich im deutschen Sprachraum räumlich und zeitlich unterschiedlich verbreitet, wobei man aus den oben genannten Gründen keine präzisen Angaben über die Ausbreitung der FamN, wohl aber der Zweinamigkeit geben kann. Während in Urkunden der Stadt Zürich ab dem Jahre 1170 fast keine Personen mehr mit bloßem Rufnamen genannt werden (Abb. 3), geschieht das in Wien erst ab 1288. In Frankfurt am Main finden sich um 1312 noch 66 % einnamige Nennungen, um 1351 nur noch 34 %. In Bremen wird einnamige Nennung Anfang des 14. Jhs. unüblich. Trotz vieler Unsicherheiten lässt sich insgesamt sagen, dass die Zweinamigkeit im Schrifttum einiger süd- und westdeutscher Städte Anfang des 12. Jhs. allmählich sichtbar wird, dort im 13. Jh. zur normalen Gewohnheit anwächst, nach Norden und Osten hin fortschreitet und Anfang des 15. Jh. sich im Wesentlichen durchgesetzt hat (Abb. 7). Natürlich verlaufen solche Entwicklungen nicht einsträngig. Kaiserslautern und Saarbrücken folgen z. B. erst zwei bis drei Generationen nach Worms und Speyer. Unter-

2.1 Von Pippin zu Erna Koch: Entstehung der Familiennamen

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schiedlich verläuft der Prozess auch in großen bzw. kleinen Städten oder gar auf dem Lande. In Neuß urkunden etwa im 13. Jh. nur wenige Personen mit Beinamen, während dies im benachbarten Köln schon die Regel ist. Am Oberrhein führen im 14. Jh. auch schon viele Bauern FamN, andere ländliche Gegenden schließen die Familiennamengebung erst im 17./18. Jh. ab. Auch die gesellschaftlichen Gruppen verhalten sich unterschiedlich. Vorreiter ist seit dem 10. Jh. der Adel, es folgen Ministerialen, Patrizier, Kleinbürger, Bauern. Beispielsweise werden in schriftlichen Quellen der ländlichen Umgebung von Hildesheim zu Beginn des 15. Jh. noch 50 % der Einwohner nur mit Rufnamen genannt, in der Stadt selbst um 1400 auch noch viele Handwerker, während die Ratsmitglieder schon im 13. Jh. fast alle mit zwei Namen auftreten. Lange Zeit wurde den FamN geringeres Gewicht beigemessen als den Rufnamen. Das ist aus folgenden Indizien ersichtlich. Bezeichnungen wie „Zuname“ oder „Beiname“ zeigen, dass man sie lediglich aus Zusatz zum Rufnamen empfand. Am Beginn von Urkunden werden Personen oft zweinamig, im folgenden Text aber dann nur noch mit Rufnamen angeführt. Grammatiker empfehlen bis zur Mitte des 17. Jhs., den Rufnamen groß, den FamN aber klein zu schreiben (s. o. in Abb. 6 Bertold stehelli). Personenverzeichnisse wurden oft, noch bis ins 18. Jh., nach dem Alphabet der Rufnamen, nicht nach FamN geordnet, so z. B. die Prager Universitätsmatrikel bis 1776.

2.1.3 Amtliche Durchsetzung fester Familiennamen Lange Zeit besaßen FamN nur eine relative Festigkeit; sie haben oft bei ein- und derselben Familie gewechselt. Adlige konnten beispielsweise nach ihren Besitzungen unterschiedlich heißen, so dieselbe Person Zeno von Bühl oder Zeno von Bottingen. Die Grafen von Wittelsbach hießen vorher von Scheyern. Auch Bürgerliche trugen manchmal konkurrierende Namen: Heinrich Jäger, den man Spät nennt. Andere wählten sich selbst einen neuen FamN; so hat sich der Erfinder des Buchdrucks mit beweglichen Lettern, Henne Gensfleisch, nach dem Haus seiner Mutter in Gutenberg umbenannt. Bei Bauern konnte der FamN oft mit dem bewirtschafteten Hof wechseln: Cord Merlhusen, der jetzt des Hofes wegen Cord Hesse heißt. Auch Heirat oder ein neuer Beruf konnten zum Namenwechsel führen. Ein Dresdner Ratsmitglied urkundet um 1513 als Georg Eyssenmenger (‘Eisenhändler’), um 1514 als Georg Seidenheffter (‘Seidensticker’), um 1525 als Georg Czolner (‘Zöllner’). Künstler und Gelehrte wählten häufig neue FamN nach ihrem Herkunftsort. So nannte sich etwa der Maler Lucas Maler nach seinem Herkunftsort Kronach in Oberfranken Lucas Cranach, der Gelehrte und Kardinal Nicolaus Krebs aus Kues an der Mosel Nicolaus Cusanus, und der Reformator Andreas Bodenstein aus Karlstadt am Main schreibt sich seit seinem Studium in Wittenberg Andreas Karlstadt. Um solche Wechsel der FamN zu unterbinden und das Tragen fester FamN durchzusetzen, erfolgen in Frankreich schon 1556 entsprechende behördliche Verordnungen. In Bayern wird der Wechsel des FamN 1677 verboten, in Österreich 1776, in Preußen 1794. Durch ein Dekret Napoleons wird 1811 das Tragen fester FamN in friesischen Gebieten vorgeschrieben. In Westfalen verfügt 1828 der Oberpräsident, dass Hofbesitzer ihren FamN nicht durch

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2 Entstehung und Entwicklung der Familiennamen

den Hofnamen ersetzen, sondern diesen nur hinzusetzen dürfen, z. B. Friedrich Nobbeling (genannt) Osterhof. Was jüdische Bürger angeht, so erfolgen Erlasse zur Führung fester FamN beispielsweise in Österreich 1787, Frankfurt am Main 1807, Hessen-Darmstadt 1808, Baden 1809, Preußen 1812, Bayern 1813, Kurhessen 1818, Anhalt 1822, Sachsen-Weimar 1823, Württemberg 1828, Sachsen 1834. Mit Einführung der Standesämter 1874 ist die Entwicklung im Wesentlichen abgeschlossen.

2.1.4 Festlegung der Schreibweise der Familiennamen Bis Ende des 19. Jhs. gab es für die Schreibweise von Namen keine festen Regeln. Der 1546 in Nürnberg gestorbene Architekt und Goldschmied Peter Flötner (‘Flötenspieler’) urkundet außer als Flötner noch als Flöttner, Flöter, Flettner, Flätner, Flaitner, Flotner, Flattner und Flatner. So konnte sich auch aus Watsacker ‘Halter von Pferden, die einen Watsack (Ledersack) tragen; Hersteller von Watsäcken’ über Waadsecher, Waytsacker usw. heutiges Weizäcker entwickeln. Diese Freiheit hat es auch ermöglicht, Namen dem Schreibsystem fremdsprachiger Umgebungen anzupassen. Ein in die USA ausgewanderter Pfannenstiel wird dort zum Fanestill, Schlesinger zu Slazenger, Ochs zu Oakes (s. Kap. 4.11). Im Polnischen erscheint Schreiber als Szraiber, Schumann als Szuman usw. In Frankreich erscheint der ursprünglich deutsche Name Müller in 5333 Orten als Muller, während Mueller sich nur vereinzelt in 72 Orten findet (www.nomdefamille.eu).

Abb. 8: Baier/Bayer vs. Beier/Beyer (a) und Sachs(e), Sax(e) vs. Saß/Sasse (b).

2.1 Von Pippin zu Erna Koch: Entstehung der Familiennamen

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Abb. 9: Schreibweisen des Namens Vöge in der Probstei 1430–1870 (Wenners 1988, 159).

Jahrhundertelang spiegeln sich in den Schreibweisen der Namen mehr oder weniger geglückte Versuche, ihre durch die jeweiligen Dialekte geprägte Aussprache abzubilden. Zudem formten sich regionale Schreibgewohnheiten aus, etwa Bayer im Süden mit ay oder ai zu schreiben, im Norden aber überwiegend mit ey oder ei (Abb. 8a; DFA 1, 478–483). Beides, Reflexe der Dialekte und unterschiedliche Schreibkonventionen, treffen sich beispielsweise im Fall des Herkunftsnamens Sachse, der im niederdeutschen Raum als Sasse bzw. in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern als Sass erscheint, im mitteldeutschen Raum als Sachs und Sachse und im ostoberdeutschen als Sax und Saxe, wobei bei Typ Sasse die Schreibung mit ss 2522 gegenüber Saße 165 weit überwiegt, bei Typ Sass aber die Schreibung mit ß 1746 häufiger ist als ss 983, s. Abb. 8b (DFA 2, 730–733). Die Schreibgewohnheiten konnten sich ihrerseits im Zuge zeitgebundener Schreibmoden ändern. Der zeitliche Wechsel des Schreibgebrauchs lässt sich durch historische Belegreihen wie beispielsweise für den FamN Vöge (mnd. voge ‘geschickt’) in der im schleswigholsteinischen Kreis Plön gelegenen Probstei belegen (Abb. 9).

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2 Entstehung und Entwicklung der Familiennamen

Die Unfestigkeit der Schreibung kann bei der Identifizierung historischer Personen sehr hinderlich sein, vgl. den oben genannten Fall Peter Flötner. Andererseits hat die historische Bandbreite der Schreibweisen zur Vervielfältigung der Namenvarianten beigetragen und ist daher zur besseren Identifizierung heutiger Personen dienlich geworden, weil sie erlaubt, gleichklingende Namen wenigstens schriftlich auseinanderzuhalten. Erst das Bürgerliche Gesetzbuch, das am 1. 1. 1900 in Kraft trat, brachte Bestimmungen zur Festlegung der Namenschreibung. Dabei war für FamN die Schreibung in den Personenstandsurkunden der letzten Jahrzehnte maßgeblich. Seitdem ist eine Änderung nur auf dem Rechtsweg möglich.

2.2 Peter, Köln, Linde, Koch, Klein: Die fünf Gruppen der Familiennamen und ihre Bildungsweisen 2.2.1 Die fünf Gruppen der Familiennamen Ihrer Herkunft nach entstammen die FamN aus fünf Bereichen: FamN aus Rufnamen, FamN nach der räumlichen Herkunft, nach der Wohnstätte, nach dem Beruf sowie nach persönlichen Merkmalen (Tab. 1). Die erste Gruppe beruht auf Rufnamen (Peters), die zweite auf Makrotoponymen, d. h. Orts-, Länder-, Landschaftsnamen u. ä. (Basler, Württemberger), die dritte auf Mikrotopony-

Tab. 1: Die fünf Gruppen der Familiennamen, Basler, Hofacker, Müller am Beispiel der Namen deutschsprachiger Literaten. 1. Patronyme

2. Herkunftsnamen

3. Wohnstättennamen

Benn:

Bern[hart]

Aichinger:

Aiching

Bachmann:

am Bach

Brecht:

[Al]brecht

Arnim:

A. bei Stendal

Broch:

am Bruch (Moor)

Frisch:

Fried[rich]

Eichendorff

Busch:

am/aus Busch

Goethe:

Gott[fried]

Gottsched:

Göttschied

Dürrenmatt:

an der dürren Wiese

Handke:

Johannes

Grillparzer:

Grillparz

Eich:

an der Eiche/aus Eich

Löns:

Apollonius

Grimmelshausen

Hölderlin:

am Holderbusch

Nietzsche:

Nikolaus

Hildesheimer

Holz:

am/im Wald

Wedekind:

Widukind

Walser:

Wiechert:

Wighart

aus dem Wallis/ aus Waldsee

4. Berufsnamen

5. Übernamen

Droste:

Truchsess

Doderer:

Stotterer

Kästner:

Verwalter des Kornspeichers

Gleim:

Glühwürmchen

Keller:

Verwalter der Vorräte

Kafka:

tschechisch: Dohle

Wassermann:

Wasserträger

Lessing:

slawisch: Kernbeißer

Weinheber:

besorgt das Verladen von Wein

Rühmkorf:

räum den Korb aus

Werfel:

Würfeldrechsler, (-spieler)

Schiller:

Schielender

2.2 Die fünf Gruppen der Familiennamen und ihre Bildungsweisen

19

men, d. h. Namen kleinerer Örtlichkeiten wie Flurnamen (Hofacker), Straßennamen (Kirchgässner), Häusernamen (Einhorn) oder auf den appellativischen Bezeichnungen solcher Örtlichkeiten (Wald), die vierte auf Substantiven (Müller), die fünfte auf Substantiven (Fuchs), Adjektiven (Klein) und Sätzen (Rühmkorf ‘(ich) räume den Korb (aus)’). Familiennamen aus Rufnamen: Sie beziehen sich in der Regel auf den Rufnamen des Vaters (Patronyme, Patronymika): Hans Michelsen (= Michels Sohn), Hans Michels (Sohn), Hans (der Sohn von) Michel. Von weiblichen Rufnamen abgeleitete FamN (Metronyme, Metronymika) sind selten und werden sich in der Regel auf den Rufnamen der Mutter beziehen: Hans (der) Dilger (Sohn der Dilg = Odilia), Hans (der Sohn der) Thrien (= Katharina). Die betreffenden Rufnamen müssen aber nicht in jedem Fall die des Vaters bzw. der Mutter sein. In manchen Fällen ist auch ein Bezug auf andere Verwandte, auf Dienstherren, auf Patrone von Kirchen oder Klöstern möglich. So werden sich beispielsweise FamN wie Quirin oder Jakob zwar in der Regel auf Nachkommen von Vätern mit den Rufnamen Quirin oder Jakob beziehen, doch wäre im Einzelfall auch eine derartige Benennung für Bedienstete eines Klosters oder einer Kirche mit den Patronen St. Quirinus oder St. Jakobus denkbar. Herkunftsnamen: Oft wurden zugezogene Personen in ihrem neuen Wohnort nach ihrem Herkunftsort benannt: Hans (aus) Schwerin, Hans (der) Furtwängler (aus Furtwangen), Hans Deutzmann (aus Deutz). Auch FamN nach der Herkunft aus einem Land, aus einem Volk bzw. Stamm oder aus einer Landschaft gehören in diese Kategorie: Hans (der) Unger (Ungar), Hans (der) Schwab, Hans (der) Allgaier (Allgäuer). Wohnstättennamen: Einheimische wurden häufig nach der Stätte benannt, an der sie wohnten: Hans (an der) Grube, Hans (der) Kirchgessner (an der Kirchgasse), Hans (im Haus zur) Lilie, Hans Bachmann (am Bach). Oft sind Wohnstättennamen und Herkunftsnamen schwer voneinander zu trennen. Ein Fritz Althaus kann so genannt worden sein, weil er in einem alten Haus wohnte, aber auch, weil er aus einem der vielen Orte namens Althaus stammte. Berufsnamen: Die vierzehn häufigsten FamN in Deutschland gehen auf Berufe zurück: Hans (der) Müller, Hans (der) Schneider. Dabei gibt es zwei Möglichkeiten der Benennung. Direkte Berufsnamen wie Wagner oder Schäfer bezeichnen den Beruf unmittelbar, indirekte nur mittelbar, z. B. nach einem charakteristischen Werkzeug, Merkmal oder Produkt dieses Berufes. So kann ein Müller beispielsweise als Mehlhorn (Einfülltrichter für das Getreide), als Mehlhose oder als Hafermehl benannt werden, oder ein Schmied als Hammer, als Funke oder als Hufeisen. Übernamen: Diese Gruppe umfasst FamN nach körperlichen, charakterlichen, gewohnheitsmäßigen oder biographischen Merkmalen: Hans (der) Kleine, Hans Ohnesorge, Hans (mit der) Schlotterhose, Hans (der am) Sonntag (geboren ist). In einigen Fällen sind Übernamen nicht von indirekten Berufsnamen zu trennen. So kann Mantel ein Übername für den Träger eines auffallenden Mantels sein, aber auch ein indirekter Berufsname für einen Mantelschneider.

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2 Entstehung und Entwicklung der Familiennamen

2.2.2 Bildungsweisen der Familiennamen Bei ihrer Herausbildung haben die FamN sprachlich verschiedene Stadien durchlaufen. Das Nebeneinander verschiedener Entwicklungsstufen und die Übergänge von einer zur anderen können folgende Beispiele aus Oschatz vom 14. bis zum 16. Jh. demonstrieren. Patronyme: Conrad Danielis (lateinischer Genitiv von Daniel), auch Daniel (1330). Herkunftsnamen: Franz Dahme, auch von der Dame (1455; Ortsname Dahme(n) mehrfach). Wohnstättennamen: Hans am Strelischen Thore (1494), Strelische Hans (1508), Strel Hans (1516). Berufsnamen: Andres der Thorknecht (1516), Andreas Thorknecht (1519). Übernamen: der schwartze Merten (1539), Schwartze Merten (1541). Aus diesen Entwicklungsprozessen haben sich ab dem 17. Jh. in verschiedenen Regionen unterschiedliche Bildungsweisen verfestigt und sind dort bis heute üblich.

2.2.2.1 Patronyme Bei den Patronymen wurde im Norden Peters Sohn zu Petersson zusammengezogen und ist so heute noch in Schweden (Petersson) gebräuchlich. In Norwegen und Schleswig-Holstein wurde es zu Petersen 13433 abgeschwächt, in Dänemark zu Pedersen. Die Schreibweise Peterssen 57 tritt nur noch sehr selten auf. Im übrigen niederdeutschen Raum und Teilen des Westmitteldeutschen hat sich der Genitivtyp Peters (Sohn) 31210 durchgesetzt, nach Süden hin ist, etwa aus Formulierungen wie (der Sohn vom) Peter oder (dem) Peter (sein Sohn) der bloße Rufname Peter 15619 zum FamN geworden (Abb. 10a). Bei anderen Patronymen ist die Verteilung der Typen prinzipiell ähnlich, im Einzelnen aber nicht immer so deutlich ausgeprägt, wie das Beispiel Ja(c/k)obsen 2445+161, Ja(c/k)obs 6144+3232 und Ja(c/k)ob 7390+9016 zeigt (Abb. 10b). Die Bildungen mit -sen sind im Anschluss an Dänemark besonders nördlich einer Linie Husum – Schleswig – Kiel beheimatet, s. Abb. 460a (Kap. 7.5.3.2). Im Falle Paul ist Paulsen 3093 ganz in Schleswig-Holstein und Hamburg konzentriert. Südlich davon herrscht aber nicht der Genitiv Pauls 1786, sondern überall Paul 14652. Pauls findet sich zwar im gleichen Raum wie Peters und Jakobs, aber an allen Orten wesentlich seltener als der Nominativ. Auch Pagel 2171, eine überall östlich der Weser verbreitete niederdeutsche Form von Paul, erscheint dort überwiegend im Nominativ und erheblich weniger im Genitiv Pagels 590, am meisten in Vorpommern. Je nachdem, wo die Rufnamen beheimatet waren, wechseln die Schwerpunkte der genitivischen Patronyme. Der nach Peters zweithäufigste Fall im Genitiv ist Behrens 12888, Berens 1234, Behrends 1631, zum Nominativ Behrent 6183, Behrend 2041 (< Bernhard). Die Nominative finden sich im ganzen niederdeutschen Raum verstreut, die wesentlich häufigeren Genitive Be(h)rens in Niedersachsen, Schleswig-Holstein und am Nordrand von Mecklenburg-Vorpommern konzentriert, Behrends 1631 in Ostfriesland (DFA 1, 567 f.). Der dritthäufigste Fall im Genitiv ist Bru(h)ns 9369+486, zum Nominativ Bru(h)n 261+2714 (< Bruno). Die Nominative finden sich in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern, die Genitive klar davon getrennt in Niedersachsen (DFA 1, 443–444). Beim vierthäufigsten Fall im Genitiv, Bart(h)els 7461+226,

2.2 Die fünf Gruppen der Familiennamen und ihre Bildungsweisen

21

Abb. 10: Typen von Patronymen mit Peter (a) und mit Jakob (b).

zum Nominativ Bart(h)el 3860+5154 (< Bartholomäus oder Bertold), konzentrieren sich die Genitive in Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein und MecklenburgVorpommern, während die Nominative klar davon getrennt in Brandenburg, Sachsen, Thüringen und Unterfranken beheimatet sind (DFA 3, 189). Der seltene FamN Jürgen 336, eine niederdeutsche Form von Georg, ist im ganzen niederdeutschen Raum und fast nur in diesem anzutreffen. Siebzehn Mal häufiger tritt der FamN im Genitiv Jürgens 5683 auf, konzentriert in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Schleswig-Holstein, in dessen Nordhälfte Jürgensen 1940 anschließt. Die meisten der wenigen Hinrich 82, einer niederdeutschen Form von Heinrich, wohnen in Vorpommern und Berlin, die vielen Hinrichs 5266 in Nordniedersachsen, besonders in Ostfriesland, sodann in Schleswig-Holstein, und in Schleswig überwiegt Hinrichsen 1438 (Abb. 479a, Kap. 7.6.3.2). Patronyme im starken Genitiv sind manchmal aufgrund missverständlicher Schreibweisen nicht mehr zu erkennen, etwa wenn sie von Rufnamen auf -ert (-hart) oder -(h)old abgeleitet sind: Liebherz 8 neben Lieberts 18, Frommholz 235 (< Frommhold), Reinholz 751 (< Reinhold), wobei zu erwartende Formen im Genitiv -holds, -holts nicht mehr oder ganz selten auftreten, so Reinholds 3 (s. Kap. 3.6). Nun gibt es im Deutschen zwei Arten von Genitiven, den starken mit der Endung -(e)s (des Mannes) und den schwachen mit der Endung -en (des Menschen). Und auch bei den FamN werden manche patronymischen Genitive schwach mit -en gebildet, besonders wenn die Rufnamen, von denen sie abgeleitet sind, nur eine oder zwei Silben haben und auf Vokal (Otto/Otten) oder auf -s, -z enden (Thomas/Maaßen). Die häufigsten Fälle (über 1000 Telef.) sind Heinen 3833 (< Hein[rich]), Otten 3620 (< Otto), Thelen 3021 (< Diet[rich]),

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2 Entstehung und Entwicklung der Familiennamen

Abb. 11: Patronyme zu Klaus, suffigiert mit -sen (a) und flektiert im schwachen Genitiv (b).

Dahmen 2425 (< Adam), Dohmen 1783 (< Thomas), Thielen 1625 (< Diet[rich]), Görgen 1296 (< Georg), Rütten 1286 (< Rud[olf]), Coenen 1155, Kohnen 1089 und Koenen 1052 (< Konrad), Sieben 1144 (< Sie[bold]), Lübben 1112 (< Liut[bert]), Nolden 1089 (< Arnold), Kürten 1015 (< Kurt). Sie sind in Deutschland alle in den aus Abb. 168 ersichtlichen Regionen am westlichen Rand des Mittel- und Niederdeutschen konzentriert und setzen sich in den Niederlanden, in Belgien und Luxemburg fort (DFA 3, 44–59). Dass die Verbreitung der FamN im schwachen Genitiv auf einen wesentlich kleineren Raum beschränkt ist als die der FamN im starken Genitiv, könnte mit der Verbreitung sekundärer Patronyme in diesen Regionen zusammenhängen, s. u. Kap. 2.2.2.5. Neben diesen schwachen Genitiven existieren, allerdings erheblich seltener, auch in den oben angeführten Fällen manchmal starke Genitive, etwa Heins 1808 zwischen Unterweser und Unterelbe, Heines 197 im Raum Mönchengladbach, Ottes 23 und Thiels 35 im Raum Bingen – Mainz, Kohns 235 im Raum Koblenz und Noldes 41 im Raum Münster (DFA 3, 74–79). Bei FamN aus Rufnamen, die mit -s oder -z enden, lässt sich die Art der Ableitung je nach ihrer Verbreitung teils als mit -sen suffigierte, teils als schwach flektierte Form einordnen. Loren(t)zen 3058+124 ist hauptsächlich in Schleswig(-Holstein) zu finden und daher sicher eine suffigierte Form, Len(t)zen 1599+317 (Lenz, Kurzform von Lorenz), von der Mosel bis Mönchengladbach beheimatet, ein schwacher Genitiv. Fran(t)zen 2798+471 ist als suffigierte Form in Schleswig(-Holstein) zu finden, als Genitiv im gleichen Raum wie Len(t)zen, und der Genitiv Fren(t)zen 95+215 findet sich in und um Mönchengladbach (DFA 3, 47–56). Bei den Patronymen aus Klaus sind Clausen 2910 und Clau(ß/ss)en 1144+876 ihrer Lage nach hauptsächlich suffigierte Formen; bei Clasen 1641 kommen daneben auch flektierte

2.2 Die fünf Gruppen der Familiennamen und ihre Bildungsweisen

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Formen in Frage (Abb. 11a). Typ Claaßen (Claaßen 544, -ss- 503, -s- 190, Klaassen 439, -ß313, -s- 47), Typ Klassen (-ss- 2397, -ß- 407), Typ Claßen (-ß- 1499, -ss- 769) und Klasen 1341 sind wegen ihrer Verbreitung eindeutig flektierte Formen (Abb. 11b). Es gibt auch einige Patronyme wie Ottens, bei denen die Endungen -en+-s des schwachen und starken Genitivs kombiniert sind. Bei dieser gemischten Flexion handelt es sich um ursprünglich schwache Genitive (Otten), die nach dem Festwerden des Namens erneut flektiert wurden: Jan Ottens (Sohn) (s. Kap. 5.16, zu friesischen Patronymen s. Kap. 7.6; DFA 3, 56–57).

2.2.2.2 Herkunftsnamen Die Herkunft einer Person wurde ursprünglich entweder mit einer Präposition angegeben: Reinardus de (von) Holzheim, Wigand von Langsdorf, Herman ut (aus) Nordine. Oder man benannte die Person durch Angabe des Herkunftsortes mit Artikel und Suffix -er: Rudolf der Würzburger. Der Typ mit der Präposition von blieb, abgesehen von Adelsnamen, in einigen Fällen im Raum an der unteren Weser und Elbe erhalten, mit von oder meist van an der Grenze zu den Niederlanden, besonders am Niederrhein, sowie schließlich zahlreich mit von in der Schweiz, mit Schwerpunkten in den Räumen Aarau, Solothurn, Zürich und Bern (von Arx 1956, von Allmen 1779, von Gunten 1281). Beispiele mit über 150 Telef. sind an der unteren Weser und Elbe: von Bargen 347, von Borstel 315, von Essen 227, von Appen 225, von Holt 248, von Glahn 207, von Minden 151. Am Niederrhein: von Hagen 215, van Bebber 220, van Dy(c)k 189, van Beek 157, von Ameln 154 (DFA 3, 667–669). Generell aber wurden in der Nordhälfte von Deutschland die FamN mit Präposition seit dem 15. Jh. zunehmend durch den präpositionslosen Typ „bloßer Siedlungsname“ abgelöst: Johann Bielefeld, Jens Schwerin. In Oschatz wurden im 13. Jh. noch 80 % der Herkunftsnamen mit der Präposition von versehen, im 15. Jh. nur noch 12 %. Die Präposition von war damit für eine andere Funktion frei geworden und gewann seit dem 17. Jh. Bedeutung als Kennzeichnung von Adelsnamen. In der Südhälfte von Deutschland setzte sich ab etwa 1400 der Typ Peter Würzburger ohne Artikel durch, manchmal statt der Endung -er auch mit den Endungen -ler (Furtwängler) oder -ner (Kelldorfner). Abb. 12a zeigt die Verbreitung des nördlichen Typs „reiner Ortsname“ (braun, rot, rosa) gegenüber dem südlichen Typ auf -er (grün, türkis) am Beispiel einiger Herkunftsnamen zu Ortsnamen mit dem Grundwort -burg. Nimmt man alle 87 FamN mit je über 100 Telef. auf -burg, -borg zusammen (24582) und stellt sie den 36 FamN mit je über 100 Telef. auf -burger (8828) gegenüber, herrscht der Typ ohne -er nördlich einer Linie Merzig – Bacharach – Bingen – Bad Nauheim – Fulda – Sonneberg – Hof (Saale) – Selb, der Typ mit -er südlich davon (DFA 3, 248). Die Grenze verläuft ganz ähnlich wie im Falle der FamN mit dem Grundwort -berg gegenüber -berger auf Abb. 12b. Abb. 12b beruht auf den mit je über 100 Telef. auftretenden 375 verschiedenen FamN vom Typ [Rosen]berg und den 255 verschiedenen FamN vom Typ [Rosen]berger (DFA 4, 472). Zwar sind die FamN mit dem Grundwort -burg(er) größtenteils Herkunftsnamen zu Ortsnamen auf -burg, die FamN mit dem Grundwort -berg(er) aber sowohl Herkunftsnamen ‘aus Berg’ als auch Wohnstättennamen ‘am, auf dem Berg’. Das macht jedoch für die Gren-

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2 Entstehung und Entwicklung der Familiennamen

Abb. 12: Herkunftsnamen mit -burg/-burger (a) und mit -berg/-berger (b).

Abb. 13: Mit Suffix -mann von Städten abgeleitete Herkunftsnamen in Nordrhein-Westfalen (a) und Niedersachsen (b).

2.2 Die fünf Gruppen der Familiennamen und ihre Bildungsweisen

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ze der Typen mitten durch Deutschland offensichtlich kaum einen Unterschied. Hier tritt eine Sprachscheide in Erscheinung, die sich auch in anderen sprachlichen Bereichen zeigt, etwa bei den im 20. Jh. vergebenen nördlichen Vornamen wie Karsten, Carsten, T(h)orsten, Anke gegenüber den südlichen wie Karl, Armin, Rosa (Kunze 2018), oder in der Umgangssprache, etwa wenn man in der Nordhälfte Deutschlands sagt „da muss ich eben noch warten“ und im Süden „da muss ich halt noch warten“ (König 2015, 232). Eine weitere Möglichkeit, Herkunftsnamen zu bilden, ist das Anhängen von -mann an (ein- oder zweisilbige) Namen der Orte, aus denen die betreffenden Personen stammen. In Rostock urkundet z. B. um 1300 derselbe Mann teils als Johannes de (aus) Riga, teils als Johannes Rigamann. Heute begegnen mit -mann gebildete Herkunftsnamen am häufigsten in Nordrhein-Westfalen, so Geldermann 236 (aus Geldern), Deutz-, Dützmann 258+46 (Deutz), Bonn(er)- 59+53 (Bonn), Düll- 348 (Dülmen), Münster- 966 (Münster), Dre(v/w)er- 64+44 (Drewer), Kasselmann 183 (Kassel), s. Abb. 13a. Abb. 13b dokumentiert Beispiele aus Niedersachsen, so Stah-, Stademann 201+46 (Stade), Bossel-, Bostel-, Borstelmann 396+365+198, Bremer- (Bremen), Kleff- (Klef oder Kleve), Geller- (Geldern), Hamel- (Hameln), Casselmann 74 (Kassel). In Ausnahmefällen haben sich aber auch im niederdeutschen Raum Herkunftsnamen mit -er etabliert. Der markanteste Fall ist Bre(h)mer 5801, in ganz Norddeutschland verbreitet, gegenüber nur wenigen Bre(h)men 283 im Raum Aachen und Bremermann 125 links der Unterweser (DFA 4, 381). Zu den Orten Kleve, Köln und Bonn finden sich auch mit der Adjektivendung -(i)sch wie hessisch, sächsisch gebildete FamN: Kle(e)fisch 134+180, Kölsch 1300, Cölsch 50, Koelsch 38, Köllisch 64, B(ö/oe)nsch 573+81, Bonsch 47 (DFA 4, 376–378, 404–405).

2.2.2.3 Wohnstättennamen Um die Stätte anzugeben, an der jemand wohnte, wurden ursprünglich drei Möglichkeiten genutzt. Erstens Ortsangaben mit Präposition und Artikel: Franz an dem Bach, Otto von der Heide, Erich (im Haus) zum Engel. Zweitens Angaben mit Artikel und Suffigierung der Wohnstättenbezeichnung oder des Wohnstättennamens mit -er: Hugo (der) Gasser ‘an der Gasse’, Paul (der) Fuchsberger ‘am/auf dem Fuchsberg’. Drittens Angaben mit Artikel und Suffigierung der Wohnstätte mit -mann: Peter (der) Stegmann ‘am Steg’. Wohnstättennamen mit Präposition und Artikel blieben wie in den Niederlanden reichlich einerseits im Nordwesten von Deutschland, andererseits in der Schweiz erhalten. Einzelfälle finden sich auch in anderen Regionen von Deutschland, besonders in Unterfranken. Dabei sind in der Regel Präposition, Artikel und Ortsangabe in den FamN zu einem Wort verschmolzen (univerbiert). Beispiele mit Vorkommen über 100 sind in Nordwestniedersachsen und Nordrhein-Westfalen Angenendt 568 (an dem Ende), Amedick 124 (Deich), Biederb(e/i)ck 123+117 (Beke = Bach), Imkamp 181, Imbusch 160, Imdahl 133 (Tal), Imöl 126 (feuchtes Land), Imort 115 (Ende, Winkel), Ingenhaag 122 (in dem Haag), Ingenfeld 108, Vorderwülbecke 163 (Bachname Wulbeck), Vormbrock 112 (Bruch = Sumpf); in Unterfranken und Umgebung Amend 1296 (Ende), Amthor 661, Imgrund 263, Imhof 1678, Vormwald 114. Für die Schweiz vgl. Imhof 2434, Imboden 1044, Imfeld 719, Amstutz 1409 (steiler Hang), Ambühl 602 (Hügel) (s. Kap. 6.3.10; DFA 3, 636–659).

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2 Entstehung und Entwicklung der Familiennamen

Generell aber kamen solche präpositionalen Fügungen seit dem 14. Jh. zunehmend außer Gebrauch. Stattdessen setzten sich, wie bei den Herkunftsnamen, drei andere Typen durch. Erstens die bloße Nennung der Wohnstätte (Bach, Winkel), zweitens Wohnstätte mit Suffix -er (Bacher, Winkler), drittens Wohnstätte mit Suffix -mann (Bachmann, Winkelmann). Abb. 14a dokumentiert die räumlichen Schwerpunkte dieser Typen am Beispiel der Wohnstättennamen ‘bei der Linde’. Am Niederrhein hat sich der ursprüngliche Typ Terlinden ‘zu (= bei) der Linde’, von der Linde(n) u. ä. erhalten. Im mittleren Westdeutschland dominiert die bloße Nennung der Wohnstätte mit Linden, wobei das -n schwacher Dativ Singular oder Dativ Plural ‘bei der/den Linden’ sein kann, sodann Linde mit starkem Dativ Singular, mit Apokope des -e Lind(t), mit Assimilation von nd zu nn Linn(e). Im Nordwesten herrschen die Bildungen mit -mann wie Linde(n)mann, assimiliert Linnemann u. ä. Im Süden und im Ostmitteldeutschen gilt der Typ mit Suffix -er, Lind(e)ner, assimiliert Linner, was sowohl Plural Linden-er als auch Singular Linde-ner mit erweitertem Suffix -ner sein kann (DFA 3, 298–307). Abb. 14a zeigt die prinzipielle Lage der Typen an, im Einzelnen schwankt die Ausdehnung ihrer Verbreitung von Fall zu Fall. So dominiert etwa bei Wohnstättennamen in der Bedeutung ‘der im Winkel’ der süddt. Typ Wink(e)ler auch in Rheinland-Pfalz und in Hessen, der Typ Winkel begegnet linksrheinisch nördlich der Mosel, sonst verstreut, der Typ Winkelmann ist ganz auf den niederdeutschen Raum beschränkt (s. u. Kap. 2.4, Abb. 27a). Bei ‘der an/auf der Wiese’ herrscht im ganzen niederdeutschen Raum Wiese, während sich Wies(e)mann in und um Nordrhein-Westfalen findet, Wischermann im Ruhrgebiet und Wischmann an der unteren Elbe. Wieser gilt in der Pfalz und südlich des Mains. Wiesner ist in ganz Deutschland verstreut; vor 1945 war der Name besonders in Schlesien und im Sudetenland beheimatet. Besonders klar treten die Bildungstypen hervor, wenn die betreffenden Wörter, mit denen die Wohnstätten bezeichnet werden, nur in einzelnen Regionen bekannt sind. So ist beispielsweise das Wort Öde für einzeln inmitten ihrer Flur liegende Bauernhöfe in Bayern beheimatet. Bei den entsprechenden Wohnstättennamen gilt ausnahmslos der Typ auf -er: Eder 5621, (Oe/Ö)der 261, Ederer (Oberpfalz) 704, Abb. 14b (DFA 4, 930–937). Dagegen finden sich bei Wohnstättennamen zum Wort Kuhle ‘Mulde, Grube’, das im Niederdeutschen und in Teilen des Mitteldeutschen gilt, alle vier Bildungstypen. Der präpositionale Typ ist allerdings sehr selten, so bei Verkühlen 30 ‘von/bei der Kuhle’ (Mönchengladbach). Auch Namen mit Suffix -er sind nicht häufig: Kuhler 37, Kühler 369 (Nordrhein-Westfalen). Dominant aber sind die aus Abb. 14b ersichtlichen Typen einerseits mit Suffix -mann, Kuhl(e)mann 7091+476, andererseits mit bloßer Nennung der Wohnstätte, Kuhl(e) 2624+355, in Schleswig-Holstein und Hamburg Kühl(e) 4888+548 (DFA 4, 576–585). Bei den gleichbedeutenden Wohnstättennamen mit dem Wort Grube tritt der Typ Gruber 11380 südlich des Mains und in Thüringen sowie Südwestsachsen auf, der Typ Grube 3022 klar davon getrennt in der Nordhälfte von Deutschland, apokopiert als Grub 424 in der Pfalz. Grubmann gibt es dagegen nur 7 (DFA 4, 568–576). Die stärkste Durchmischung der Typen findet sich bei Wohnstättennamen zu Wörtern, die im Nordwesten heimisch sind. Abb. 15a dokumentiert dies am Beispiel der Namen mit Brink ‘erhöhter Grasanger, Rain, Abhang, Hügel’. Weitaus am häufigsten ist Brin(c)kman(n), Bringmann, mit Abstand folgt Brin(c)k(e), dann Brin(c)ker, schließlich präpositionale Fügun-

2.2 Die fünf Gruppen der Familiennamen und ihre Bildungsweisen

Abb. 14: Typen von Wohnstättennamen mit Linde (a) und mit Kuhle/Öde (b).

Abb. 15: Typen von Wohnstättennamen mit Brink (a) und FamN auf -mann mit Flüssen (b).

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2 Entstehung und Entwicklung der Familiennamen

gen wie Tem-, Tom-, Zum-, Dom-, Uppenbrink usw. Bei den Komposita gibt es 177 verschiedene FamN mit je über 10 Telef. mit -brin(c)k wie Stein-, Piepen-, Stellbrink, denen nur 10 FamN mit je über 10 Telef. mit -brinker wie Beren-, Stein-, Huntebrinker gegenüberstehen, wobei die -brin(c)k das ganze Gebiet von Abb. 15a abdecken (s. Abb. 469b in Kap. 7.5.4.4), die -brinker (-brincker gibt es nicht) aber im Raum Bielefeld konzentriert sind (DFA 4, 490–497). Ähnliche Verhältnisse finden sich bei den Wohnstättennamen mit dem Wort Kamp, s. Kap. 7.5.4.3, Abb. 467–468). Eine Besonderheit in Nordrhein-Westfalen und in Niedersachsen sind mit -mann gebildete Wohnstätten- oder Herkunftsnamen, die sich auf Flüsse beziehen. Abb. 15b dokumentiert ihre Verbreitung an folgenden Beispielen: Wippermann zur Wipper, dem Oberlauf der Wupper, die bis ins 14./15. Jh. auch im Mittel- und Unterlauf noch Wipper hieß; Huntemann zur Hunte (links zur Weser); Leinemann zur Leine (links zur Aller); Ilsemann zur Ilse (rechts zur Oker). Weitere Beispiele im gleichen Raum s. Kap. 6.2.2, Abb. 211a. In einigen Fällen gibt es neben den Ableitungen mit -mann in den betreffenden Gebieten auch Entsprechungen ohne -mann: Ilse 428, Hunte 142, Wupper 115, Ruhr 146 (DFA 4, 152–171).

2.2.2.4 Berufsnamen und Übernamen Berufsnamen sind aus Angaben wie Jakob der Schneider nach Weglassen des Artikels entstanden. Der Artikel ist in den Niederlanden und in Belgien noch häufig erhalten (De Smet, De Kramer), doch in Deutschland, abgesehen von eingewanderten Namen, fast nur in Ostfriesland zu finden: de Buhr 556, de Boer 519 (Bauer), s. Abb. 70 und 483b. Im Unterschied zu den (direkten) Berufsnamen beruhen Übernamen nicht nur auf Substantiven (Fuchs, Schwätzer), sondern auch auf Adjektiven (Starke, Weiß) und, wie auch manche indirekten Berufsnamen, auf Syntagmen (Lachnicht; Springindschmitten ‘(ich) spring(e) in die Schmiede’) oder auf Satzteilen (Mornhinweg ‘morgen fort’). Adjektivische Übernamen entstanden aus Wendungen wie der lange Kilian, Hubert der Böse oder Friedrich ein Kleiner. In Oschatz urkundet derselbe Mann im Jahre 1539 als der schwartze Merten, 1541 als Schwartze Merten. Manchmal wurde auch das Suffix -mann an ein Adjektiv angehängt: Klugmann, Klugemann, Klugermann. Bei der räumlichen Verbreitung adjektivischer Übernamen herrschen schwache Nominative wie Lange, Böse in der Nordhälfte von Deutschland vor, mit Abfall (Apokope) des -e wie Lang, Bös in der Südhälfte, s. Abb. 16a und Kap. 5.12. Apokopierte Formen finden sich auch häufig in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern, wo sie besonders bei niederdeutschen FamN wie Witte/Witt oder Stolte/Stolt hervortreten, s. Abb. 154b. Die Grenzen der Formen mit bzw. ohne -e in der Mitte von Deutschland und im Norden entsprechen den betreffenden Grenzen in den mittelalterlichen und großenteils auch in den heutigen Dialekten (Abb. 151b, 152; König 2015, 159). Starke Nominative wie Kluger, Schwarzer sind seltener als die schwachen Nominative und treten je in verschiedenen Gegenden auf, beispielsweise Großer in Sachsen, Grosser verstreut (vor 1945 östlich von Oder und Neiße beheimatet), Kleiner in Württemberg, Krauser in Mittelfranken und Thüringen, Linker in Hessen. Abb. 16a dokumentiert die Verteilung der drei Typen adjektivischer Übernamen am Beispiel der FamN Lin(c)ke 8193+263, Lin(c)k 8704+327und Lin(c)ker 438+8 ‘Linkshänder, linkischer Mensch’ (DFA 1, 776–787; DFA 3, 2–13). Die Lücken in Abb. 16a erklären sich dadurch, dass in Schleswig-Holstein für linkshändige oder linkische Menschen der FamN Lucht

2.2 Die fünf Gruppen der Familiennamen und ihre Bildungsweisen

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Abb. 16: Typen von Übernamen mit Link (a); als Satznamen (Univerbierungen) (b).

gilt, in Franken Lur(t)z und Lor(t)z und in Nieder- und Oberbayern Denk (s. Abb. 320a in Kap. 6.5.5; DFA 5, 810–817). Abb. 16b zeigt die Verbreitung einiger Übernamen und indirekter Berufsnamen, die aus Sätzen gebildet sind und daher auch Satznamen genannt werden. Manche können sowohl als verkürzte Aussagesätze interpretiert werden wie auch als Imperative, so Trauernicht als ‘(ich) trauere nicht’ oder ‘trauere nicht!’, ebenso Schwinghammer und Findeisen als Übernamen für Schmiede, oder Schittenhelm für Krieger, die den Helm schütteln oder aufsetzen, oder Haßdenteufel für einen Haudegen oder Landsknecht. Habenicht dagegen ist nur die Aussage ‘(ich) habe nichts’, ebenso Hassenpflug ‘(ich) hasse den Pflug’ (DFA 3, 678–722) 2.2.2.5 Sekundäre Patronyme Genitivische FamN wie Friedrichs oder Franzen beziehen sich in der Regel auf den Rufnamen des Vaters. Es gibt aber auch genitivische Herkunftsnamen, so können die Nachkommen eines Hinrich Ungermann (aus Ungarn) Ungermanns heißen. Ebenso finden sich genitivische Wohnstättennamen wie Dahlmanns, Berufsnamen wie Schäfers und Übernamen wie Wilden oder Funken, schwache Genitive zu den Nominativen Wild(e) und Funk(e). Sie beziehen sich auf den Beinamen des Vaters, (des Karl) Schäfers (Sohn), können aber auch auf Hofnamen zurückgehen: (der im Hof des Hans) Funken. Im Unterschied zu den von Rufnamen abgeleiteten (primären) Patronymen wie Friedrichs nennt man sie sekundäre Patronyme. Sie sind besonders von der Mosel an nordwärts entlang und westlich des Rheins beheimatet und setzen sich in Belgien und den Niederlanden fort. Der häufigste Fall ist Schmitz 38606, Schmidts 316 (s. Abb. 403a in Kap. 7.3.2.3).

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2 Entstehung und Entwicklung der Familiennamen

Abb. 17: Sekundäre Patronyme mit Wirt (a), mit Bongard und Wild (b).

Abb. 17a dokumentiert die Verbreitung der sekundären Patronyme im starken Genitiv zum Berufsnamen Wirt(h), Abb. 17b zum Wohnstättennamen Bongard(t) 558+211 ‘der am/im Baum-(=Obst)garten’, Bongar(t)z 12+1639, seltener Bongard(t)s 109+40, und der schwachen Genitive zum Übernamen Wild ‘ungestüm, fremd’. Wilden ist nach Langen 1657 der zweithäufigste Übername aus Adjektiven im schwachen Genitiv. Sie konzentrieren sich alle in den aus Abb. 17a und b ersichtlichen Regionen, wenn auch mit je unterschiedlichen Schwerpunkten (Kap. 5.16) auch zu sekundären Patronymen mit Kombination von starkem und schwachem Genitiv wie Ott-en-s und zu sekundären Patronymen in der Schweiz. Natürlich konnten auch aus Fällen wie Johann Adam (Rufname+Beiname) oder Arnold Hein sekundäre Patronyme wie Adams oder Heinen entstehen. Sie sind aber nicht mehr von primären Patronymen zu unterscheiden. Zur Bildung von FamN mit der Endung -ert (Schreinert, Bauert) aus FamN mit -er (Schreiner, Bauer) s. Kap. 3.5. 2.2.2.6 Anteil der fünf Namengruppen am Nameninventar Die 14 häufigsten FamN in Deutschland sind Berufsnamen wie Müller, Schmidt, Schneider, s. Tab. 3. Und unter den hundert häufigsten FamN (ebd.) betragen die Berufsnamen gegenüber den anderen Namengruppen 44 % (Abb. 18a). Das darf freilich nicht zu dem Schluss verleiten, etwa im Vergleich zu Frankreich, wo sich unter den 10 häufigsten FamN neben dem Wohnstättennamen Dubois ‘am Wald’ und den Übernamen Petit ‘Klein’ und Moreau ‘dunkelhäutig, -haarig’ die sieben Patronyme Martin, Bernard, Durand (< lat. Rufname Durandus), Thomas, Robert, Richard und Michel finden und kein einziger Berufsname, dass

2.2 Die fünf Gruppen der Familiennamen und ihre Bildungsweisen

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Abb. 18: Benennungsmotive nach der Top-down- (Top 100) (a) und nach der Bottom-up-Methode (b).

es in Deutschland bei der Benennung besonders darauf ankam, was jemand arbeitet. Denn Müller oder Schmidt sind nur deswegen so häufig, weil es einerseits die häufigsten Berufe waren, für die andererseits überall dasselbe Wort galt, während in Frankreich beispielsweise für den Schmied zahlreiche Varianten wie Fèvre, Lefebvre, Fabre, Le Goff usw. zur Verfügung standen, und umgekehrt in Deutschland zu Martin viele verschiedene Patronyme gebildet wurden wie Marten, Maartens, Märti, Mertens usw., in Frankreich aber außer Martin nur wenige wie Marty oder Martinet. Bei der Sichtung der 1000 häufigsten FamN verschieben sich die Verhältnisse schon beträchtlich. Jetzt treten die Patronyme mit 35 % an die Spitze, der Anteil der Berufsnamen sinkt über die Hälfte auf 20 %, die Übernamen sinken auf 18 %, die Herkunfts- und Wohnstättennamen auf 11 %. Es verbleiben 15 % mehrdeutige und 1 % fremdsprachige Fälle (Kohlheim/Kohlheim 2001, 285). Abb. 18b zeigt die Verteilung der vier wichtigsten Motivgruppen mit der sog. Bottomup-Methode, die repräsentative Stichproben auch aus weniger frequenten Namenstrecken einbezieht und von der jeweiligen Namenhäufigkeit absieht (Farø/Kürschner 2007). Bei dieser Rechnung verlieren die Berufsnamen (44 % > 25 %) und gewinnen insbesondere die Patronyme (22 % > 34 %) und die Herkunfts- und Wohnstättennamen (10 % > 23 %). FamN nach der Herkunft bzw. der Wohnstätte sind nach ihrem Benennungsmotiv zwar grundsätzlich verschieden, nach ihrem Benennungsergebnis aber oft nicht zu unterscheiden (Berger ‘der aus Berg’ bzw. ‘der am/auf dem Berg’), und werden daher in der Statistik zu einer einzigen Gruppe zusammengefasst. FamN nach der Herkunft oder nach der Wohnstätte sind lokal an die jeweiligen Ortsund Geländenamen gebunden und treten daher jeweils nur mit geringer Frequenz und kleinem Verbreitungsradius, dafür aber als Types in umso größerer Menge auf. Allein die Komposita mit dem Grundwort -feld(t) 65589+13821, -felder 12821 bieten 3262 verschiedene FamN von Aalfeld bis Zytenfeld mit insgesamt 92231 Telef. Pro einzelnen FamN ergeben sich damit durchschnittlich nur 28,3 Telef., hochgerechnet ca. 82 Personen. Zwischen den einzelnen Regionen gibt es allerdings erhebliche Unterschiede. So treten etwa unter den 10 häufigsten FamN im norddeutschen PLZ 2 die Patronyme Petersen, Peters und Hansen auf, in den westmitteldeutschen PLZ 5 und 6 der Übername Klein und im süd-

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2 Entstehung und Entwicklung der Familiennamen

ostdeutschen PLZ 8 das Patronym Wolf (< Wolf[gang]). Genauere Untersuchungen zur unterschiedlichen Benennungsmotivation in den deutschen Großregionen stehen noch aus.

2.3 Anzahl, Schwund und Neuaufkommen von Familiennamen im 20. Jahrhundert 2.3.1 Schmidt 1890 und 2005: Datenbanken zur Erfassung des Familiennamenschatzes Die älteste umfassende Datenbank des Familiennamenschatzes in Deutschland sind die Verlustlisten des Ersten Weltkriegs. Sie betreffen 8,5 Millionen Personen (die Daten sind durch den Verein für Computergenealogie zur Zeit (2022) für 7,7 Millionen Personen aufbereitet) mit dem durchschnittlichen Geburtsdatum 1890 und repräsentieren damit 15,6 % der damaligen Bevölkerung des Deutschen Reichs von 49,2 Millionen Personen. In den Listen sind 460.000 verschiedene FamN (Types) erfasst und 142.000 Ortschaften zugeordnet. Die räumliche Verbreitung der FamN kann im Internet abgerufen werden, s. u. Kap. 4.10. Spätere Datenbanken liefern das Reichstelefonbuch von 1942, sodann die Telefonanschlüsse von 1996, die ebenfalls in der Datenbank der Verlustlisten abgerufen werden können (Flores Flores/Gilles 2020, 131–132). Die jüngste Datenbank sind die privaten Telefonanschlüsse Stand 30. Juni 2005, die dem Deutschen Familiennamenatlas (DFA) und dem Digitalen Familiennamenwörterbuch Deutschlands (DFD) zugrunde liegen. In der Einleitung dieses Bandes wird darauf hingewiesen, dass und warum mit dieser Datenbank sozusagen im letzten Augenblick ein unschätzbares Kulturerbe gesichert wurde. Die in den genannten Datenbanken erfassten Datenmengen sind Tab. 2 zu entnehmen. Namensträger bezieht sich bei den Verlustlisten auf Einzelpersonen, in den andern Fällen auf Telefonanschlüsse. Bei den FamN von 2005 gibt es 850.661 verschiedene Einzelnamen und 244.464 verschiedene Bindestrich-Doppelnamen, die zwar eigenständige Namen sind, aber aus schon vorhandenen Einzelnamen zusammengesetzt sind. Dazu kommen noch 202 verschiedene Dreifachnamen mit zwei Bindestrichen (Becker-Ross-Troeller) und 664 Types mit anderen Verbindungen wie Gust-von-Hein oder Jürgens-auf-der-Haar (DFA 3, 587). Dass die Verlustlisten gegenüber den Telef. von 2005 weniger als die Hälfte verschiedener FamN enthalten, hängt einerseits damit zusammen, dass viele seltene Namen in ihnen nicht auftreten, andererseits damit, dass die damalige Gesellschaft noch weniger durch Migration geprägt war und dass Doppelnamen mit Bindestrich damals noch sehr selten waren. Während in den Verlustlisten die häufigsten 5000 Namen 54 % der Namenträger repräsentieren, sind es in den Telef. von 1996 nur 46 %, in den Telef. 2005 49 %. Dieser Unter-

Tab. 2: Datenbänke zur Familiennamenforschung in Deutschland. Datenbank

Namensträger

Gesamtbevölkerung

Abdeckung

Types

Verlustlisten 1. WK Reichstelef. 1942 Festnetztelef. 1996 Festnetztelef. 2005

 7,7 Mio.  2,6 Mio. 26,0 Mio. 28,2 Mio.

49,2 Mio. (1890) 78,4 Mio. (1939) 82,0 Mio. (1996) 82,4 Mio. (2005)

15,5 %  3,3 % 31,7 % 34,2 %

  460.000 Nicht erfasst   860.000 1.095.991

2.3 Anzahl, Schwund und Neuaufkommen von Familiennamen im 20. Jahrhundert

33

Abb. 19: Verbreitung von fünf FamN 1890 (https://nvk.genealogy.net/map/1890) (a) und 2005 (b).

schied deutet darauf hin, dass die häufigsten FamN früher noch frequenter waren, oder umgekehrt, dass sich das heutige Nameninventar wesentlich differenzierter darstellt. Beim Vergleich der Namenverbreitung in Abb. 19 zeigt sich, dass einerseits die Verbreitungsräume von 1890 auch 2005 weitgehend stabil geblieben sind, andererseits tritt die in 115 Jahren erfolgte Urbanisierung in den jeweils benachbarten Großstädten eindrucksvoll hervor. Von solchen stabil gebliebenen Verbreitungsräumen heben sich Migrationen, besonders durch die Bevölkerungsverschiebungen am Ende des Zweiten Weltkriegs, umso deutlicher ab (s. Kap. 4.10).

2.3.2 Ein Prozent Müller: Häufigkeit der Familiennamen Die Häufigkeit und die Position jedes FamN in der Häufigkeitsliste kann für Deutschland 2005 im Internet beim Digitalen Familiennamenwörterbuch Deutschlands (DFD) für die darin schon bearbeiteten FamN abgerufen werden. Im Internet finden sich auch unter https://forebears/io Namenfrequenzen und Angaben zum Rang in der Häufigkeitsliste nicht nur für Deutschland, sondern auch für andere Länder und für die ganze Welt. Danach begegnet z. B. Weber in Frankreich 24.405-mal/Rang 175, in Schweden 586-mal/ Rang 1436, in USA 148.437-mal/Rang 244, in Brasilien 27.817-mal/Rang 491, in Australien 5193-mal/Rang 750, in Ägypten 305-mal/Rang 6186, in China 66-mal/Rang 1140, in Grönland einmal/Rang 1133 usw. und nimmt mit insgesamt „ca. 633.578“ Personen Rang 838 unter den FamN der Welt ein, wobei die Angaben allerdings intransparent sind und der

34

2 Entstehung und Entwicklung der Familiennamen

Überprüfung bedürfen. Für Deutschland werden z. B. 327.239 Personen namens Weber angegeben und Rang 5; nach Telef. 2005 (86.061) stimmt Rang 5, aber es sind daraus hochgerechnet nur 249.570 Personen. Tab. 3: Die 150 häufigsten Familiennamen in Deutschland 2005. Rang

Name

Telef.

Anteil %

Rang

Name

Telef.

Anteil %

 1  2  3  4  5  6  7  8  9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46

Müller Schmidt Schneider Fischer Weber Meyer Wagner Becker Schulz Hoffmann Schäfer Richter Koch Bauer Klein Wolf Schröder Neumann Schwarz Zimmermann Braun Krüger Hofmann Hartmann Lange Schmitt Werner Krause Schmitz Meier Lehmann Schmid Schulze Maier Köhler Herrmann Walter König Mayer Kaiser Huber Fuchs Peters Scholz Lang Möller

256003 190584 115749  97658  86061  83586  79732  74009  73736  71440  61585  59950  59927  58903  53377  51347  50646  47592  44325  42872  42439  41978  41797  40638  40524  39649  39357  38883  38606  37459  37048  35679  34796  34412  34147  33830  33659  33317  32141  31882  31369  30905  30830  30008  29890  29613

9,08 6,76 4,10 3,46 3,05 2,96 2,83 2,62 2,61 2,53 2,18 2,13 2,12 2,09 1,89 1,82 1,80 1,69 1,57 1,52 1,50 1,49 1,48 1,44 1,44 1,41 1,40 1,38 1,37 1,33 1,31 1,26 1,23 1,22 1,21 1,20 1,19 1,18 1,14 1,13 1,11 1,10 1,09 1,06 1,06 1,05

47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92

Weiß Jung Hahn Schubert Vogel Keller Friedrich Günther Frank Roth Berger Winkler Beck Lorenz Baumann Franke Albrecht Simon Schuster Ludwig Böhm Winter Kraus Schumacher Martin Vogt Krämer Jäger Otto Stein Sommer Groß Seidel Heinrich Brandt Schreiber Haas Graf Schulte Dietrich Ziegler Kühn Kuhn Pohl Engel Horn

28905 28223 27014 26821 26360 26192 26142 25904 25758 25445 25423 25344 24879 23924 22909 22096 21684 21583 21406 21403 21289 21228 21030 20764 20744 20439 20255 20100 19947 19745 19207 19055 18865 18755 18435 18234 18201 17962 17677 17450 17351 17138 17114 17009 16918 16580

1,02 1,00 0,96 0,95 0,93 0,93 0,93 0,92 0,91 0,90 0,90 0,90 0,88 0,85 0,81 0,78 0,77 0,77 0,76 0,76 0,75 0,75 0,75 0,74 0,74 0,72 0,72 0,71 0,71 0,70 0,68 0,68 0,67 0,66 0,65 0,65 0,65 0,64 0,63 0,62 0,62 0,61 0,61 0,60 0,60 0,59

35

2.3 Anzahl, Schwund und Neuaufkommen von Familiennamen im 20. Jahrhundert

Tab. 3 (fortgesetzt) Rang

Name

Telef.

Anteil %

Rang

Name

Telef.

Anteil %

93 94 95 96 97 98 99 100 101 102 103 104 105 106 107 108 109 110 111 112 113 114 115 116 117 118 119 120 121

Thomas Bergmann Busch Voigt Sauer Arnold Seifert Wolff Beyer Pfeiffer Ernst Hübner Lindner Kramer Jansen Franz Hansen Wenzel Peter Götz Paul Hermann Riedel Barth Kern Wilhelm Nagel Ott Bock

16376 16355 16349 16153 16152 15940 15886 15761 15702 15683 15646 15550 15533 15506 15307 15258 15258 15055 15050 14773 14652 14580 14571 14526 14377 14287 14157 13904 13765

0,58 0,58 0,58 0,57 0,57 0,57 0,56 0,56 0,56 0,56 0,55 0,55 0,55 0,55 0,54 0,54 0,54 0,53 0,53 0,52 0,52 0,52 0,52 0,52 0,51 0,51 0,50 0,49 0,49

122 123 124 125 126 127 128 129 130 131 132 133 134 135 136 137 138 139 140 141 142 143 144 145 146 147 148 149 150

Langer Ritter Kruse Lenz Grimm Haase Förster Mohr Schumann Jahn Petersen Hoppe Kaufmann Thiel Zimmer Fiedler Arndt Marx Kraft Michel Fritz Lutz Sander Berg Walther Schütz Böttcher Eckert Thiele

13702 13626 13571 13563 13534 13475 13433 13284 13218 13157 13155 13079 13059 13040 13035 12925 12880 12568 12563 12560 12373 12352 12246 12186 12185 12117 12101 12082 12032

0,49 0,48 0,48 0,48 0,48 0,48 0,48 0,47 0,47 0,47 0,47 0,46 0,46 0,46 0,46 0,46 0,46 0,45 0,45 0,45 0,44 0,44 0,43 0,43 0,43 0,43 0,43 0,43 0,43

In DFA 7, 718–731 findet sich eine Liste der 1000 häufigsten FamN in Deutschland. Pro Telef. kann man 2,9 Personen hochrechnen. Aus Abb. 20 ist ersichtlich, wie rapide die Häufigkeit der FamN abnimmt. Müller deckt knapp 1 % des Namenbestandes ab, die ersten 15 FamN erfassen 5 %, die häufigsten 56 schon 10 % davon. Der 500ste FamN, Fleischmann, weist noch 5090 Telef. auf (0,018 %), der 1000ste, Fiebig, 2851 Telef. (0,010 %), der 50.000ste 69 Telef., und 553.153 FamN, das heißt über die Hälfte aller FamN (50,5 %!), sind nur durch einen einzigen Telefonanschluss bezeugt, davon 308.089 einfache und 244.464 Doppeloder sonst mehrteilige Namen.

2.3.3 Schäfer und Parameshwaran: Regionale Namendichte und -diversität DFA 1, LXV–LXVIII enthält eine Liste der Anzahl der Telef. (Tokens) und der Anzahl der verschiedenen FamN (Types) in allen 98 zweistelligen Postleitzahlbezirken, DFA 7, 8–17 in allen 671 dreistelligen PLZ, dazu das Teilungsergebnis der Tokens durch die Types. Dies ergibt ein Maß dafür, wie reich an verschiedenen FamN ein PLZ ist. Je höher das Teilungsergebnis, desto geringer ist die FamN-Diversität, und umgekehrt. Tab. 4 führt aus diesen

36

2 Entstehung und Entwicklung der Familiennamen

Abb. 20: Tokenverlauf der 400 häufigsten FamN.

Listen in der oberen Hälfte für zweistellige PLZ, in der unteren für dreistellige PLZ jeweils drei Beispiele mit den höchsten und den niedrigsten Werten an. In Abb. 21 wird nicht die Verbreitung einzelner Namen dargestellt, sondern anhand statistischer Methoden der gesamte Namenraum in verschiedene Bereiche gegliedert. Hierzu wird in einer sog. Isonymieanalyse verglichen, welche Familiennamen in welchen PLZ-Gebieten vorkommen (und auch, wie häufig sie dort jeweils sind). So kann ermittelt werden, wie ähnlich sich die Nameninventare aller Postleitzahlengebiete sind. Mithilfe einer sog. hierarchischen Clusteranalyse werden aus diesen Informationen Bereiche („Cluster“) ermittelt, in-

Tab. 4: Namenvolumen und Namendiversität in ausgewählten PLZ. PLZ

Hauptort

Telef. (Tokens)

Versch. FamN (Types)

Telef. pro FamN

Personen pro FamN

 66  57  77  20  10  60

Saarbrücken Siegen Offenburg Hamburg Mitte Berlin Mitte München Mitte

491.675 233.652 170.454 88.864 281.199 198.379

91.554 91.166 71.050 63.570 198.844 199.879

2,57 2,56 2,40 1,40 1,41 1,48

7,5 7,4 6,9 4,1 4,1 4,3

094 934 942 204 790 805

Zschopau Cham Viechtach Hamburg Mitte Freiburg Mitte München Altstadt

42.825 36.736 26.725 3.135 3.203 6.552

7.165 6.727 5.232 2.411 2.359 4.504

5,98 5,46 5,11 1,30 1,36 1,45

17,3 15,8 14,8 3,7 3,9 4,2

2.3 Anzahl, Schwund und Neuaufkommen von Familiennamen im 20. Jahrhundert

37

Abb. 21: Grade der Differenz der FamN-Regionen in Bezug zur Dialekteinteilung (Flores Flores/Gilles 2020, 156).

nerhalb derer sich die Nameninventare der einzelnen PLZ-Gebiete jeweils ähneln, während an den Grenzen der Cluster jeweils markante Veränderungen in der Namenlandschaft verortet werden können. In Abb. 21 sind also jeweils Bereiche in einer Farbe dargestellt, in denen sich die Nameninventare in Bezug auf die vorkommenden Familiennamen als auch auf deren Häufigkeit weitgehend ähneln. Zugleich unterscheiden sie sich deutlich von den andersfarbigen Bereichen. Die Wahl der Farben ist dabei zufällig, d. h. zwischen dem hell- und dunkelgrünen Bereich besteht beispielsweise keine besondere Ähnlichkeit. Insgesamt ergeben sich deutliche Korrelationen zu den deutschen Dialekten (schwarze Linien).

2.3.4 Oehlschläger und Ölschlaeger: Optisch und akustisch unterscheidbare Namen Die enorme Anzahl von 1.096.000 verschiedenen FamN beruht darauf, dass jede einzelne Schreibweise gezählt wird. Die Anzahl verringert sich jedoch erheblich in der mündlichen Kommunikation, wo die Namen nach ihrer Hörbarkeit differenziert werden müssen. Die Anzahl akustisch unterscheidbarer FamN ist allerdings schwer abzuschätzen, weil die Grenze der Hörunterschiede von der Deutlichkeit der Aussprache und der Schärfe des Gehörs abhängt. Bei Oe(h)lschläger 519+250, Ö(h)lschläger 141+143, Oe(h)lschlaeger 26+27 ist keine der sechs Schreibweisen akustisch unterscheidbar, bei Burk(h)ardt, Burghard(t),

38

2 Entstehung und Entwicklung der Familiennamen

Burkart(h), Bur(c)kard, (P/B)urkhard und weiteren 15 Schreibweisen dieses Namens könnten Varianten mit -h- oder P- durch deutliche Artikulation unterschieden werden. Setzt man durchschnittlich vier Schreibvarianten pro hörbaren FamN an – nur einfache, keine Doppelnamen − liegt deren Anzahl um 270.000.

2.3.5 Aalstede, Rochvogel: Namenschwund Im Jahre 2005 waren 308.089 einfache FamN, das sind 28 % des gesamten Namenschatzes, mit nur einem einzigen Telef. belegt (zu Bindestrich-Doppelnamen s. u.). Darunter befindet sich natürlich ein erheblicher Anteil eingewanderter fremdsprachiger Namen, aber die Menge nur einmal belegter einheimischer Namen ist nicht zu unterschätzen. Allein in der Buchstabenstrecke Aa- finden sich mit nur einem einzigen Telef. die wohl einheimischen FamN Aabenhus, Aachmann, Aachte, Aaddach, Aadland, Aagesen, Aalberg, Aalbersberg, Aaler, Aalfons, Aalling, Aalmans, Aalstede, Aamold, Aanau, Aar, Aardeck, Aardenburg, Aare, Aarestrup, Aarf, Aarsberger, und unter der Buchstabenstrecke Kl- 8933 verschiedenen FamN, von diesen 1806 einfache FamN (und 2225 Doppelnamen mit Bindestrich) mit nur einem einzigen Telef., angefangen von Klaage, Kläämann, Klaasvogt, Klabacher, Klabaes über Klote, Kloter, Klotgen, Klöth, Klöti, Klotka, Klotschkoff, Klotsmann, Klöttchen, Klottke, Klötzbach bis Klyüy, Klynyewska, Klyuzner. Die hohe Anzahl sehr seltener Namen darf auch schon für frühere Zeiten angenommen werden, und damit die Möglichkeit ihres Aussterbens. Ein Beispiel: In der Buchstabenstrecke Aa bis Ach im FamN-Lexikon von Brechenmacher 1957–1963 finden sich 79 FamN-Lemmata, davon sind im Jahre 2005 nicht mehr in Telef. nachzuweisen die 29 FamN Aalkopf, Aasheim, Abburg, Abderhalden, Abderlauben, Abecht, Abeke, Abemhaus, Abensohn, Abenteuer, Äber, Aberdar, Aberell, Äbersold, Abhauser, Äbi, Abiberg, Ablauf, Äble, Ableger, Abreute, Abricht, Absaig, Absreuter, Abstich, Abund, Abwald, Abzwick, und bei den 14 FamN-Lemmata von Robbe bis Rochvogel sind Robeke, Robelmann, Röchlin, Rochloch, Rochvogel in Telef. 2005 nicht mehr nachzuweisen. Ganz entscheidend hat die alte Ehenamensgesetzgebung zum Schwund seltener FamN beigetragen. Das „Allgemeine Landrecht für die Preußischen Staaten“ von 1794 verfügt in § 192: „Die Frau überkommt durch eine Ehe zur rechten Hand den Namen des Mannes“, was im 1900 in Kraft getretenen „Bürgerlichen Gesetzbuch“ § 1395 verkürzt übernommen wurde: „Die Frau erhält den Familiennamen des Mannes“. Der Grundsatz des gemeinsamen Ehenamens ist ein Spezifikum des deutschen Rechtskreises. Damit war aber der Untergang ungezählter und wohl auch unzählbarer FamN besiegelt. Erst eigentlich durch die familiennamenrechtlichen Folgerungen aus dem Gleichberechtigungsgesetz, das 1958 in Kraft trat, wurde dieser vehemente Verarmungsprozess des Namenschatzes in der BRD insofern gebremst, als die Ehepartner nun selbst über das Fortleben ihres Geburtsnamens in der nächsten Generation verfügen können (s. Kap. 3.8).

2.3.6 Müller-Hildebrand: Aufkommen neuer Familiennamen Da FamN vererbt werden, können keine neuen entstehen. Änderungen ererbter Namen sind zwar möglich, wenn ein Name als anstößig oder lächerlich empfunden wird oder wesentliche Schwierigkeiten bei der Aussprache oder Schreibung bereitet. Doch schlagen sol-

2.3 Anzahl, Schwund und Neuaufkommen von Familiennamen im 20. Jahrhundert

39

Abb. 22: Bereicherung des Namenschatzes durch englische und chinesische Fremdnamen (a). Historische Doppelnamen (b).

che Änderungen mengenmäßig nicht erheblich zu Buche. Die Vermehrung des Nameninventars geschieht einerseits durch Immigration. Abb. 22a dokumentiert als Beispiele die fünf häufigsten englischsprachigen FamN Smith 1328, Jones 855, Williams 760, Brown 717 und Taylor 532 sowie die fünf häufigsten chinesischen FamN Wang 808, Chen 610, Li 572, Liu 427 und Chang 168. Andererseits wächst der Namenschatz an durch Bildung von Doppelnamen, wodurch mit überkommenen FamN eine unübersehbare Menge neuer namentlicher Identifizierungsmöglichkeiten geschaffen werden kann. Im Jahre 2005 trugen 1,08 % der Bevölkerung (304.439 Telef.) in Deutschland einen Doppelnamen mit Bindestrich. Kombinationen wie Nassau-Weilburg, Nassau-Usingen waren schon Ende des Mittelalters zur Unterscheidung verschiedener Linien des Adels nach ihrem territorialen Besitz üblich. Ende des 16. Jhs. war in Steinbach-Hallenberg bei Suhl der FamN Holland (Wohnstättenname ‘auf dem hochgelegenem Land’) so häufig, dass zur Differenzierung Kombinationen wie Valtin Holland der Alt oder Wolf Holland Nell aufkamen. Heute ist Holland-Moritz 236 mit Abstand der häufigste Bindestrich-Doppelname in Deutschland, es folgen Klein-Hitpaß 101 und SchulteKellinghaus 95, dann Holland-Letz 77 und Holland-Cunz 66. Ähnliches gilt für Greiner ‘der den Mund verzieht’ in Doppelnamen im Raum Neuhaus am Rennweg; Greiner-Petter 35 nimmt Rang 35 der häufigsten Doppelnamen ein, Greiner-Mai 31 Rang 41 (Abb. 22b). Besondere Entwicklungen fanden in Westfalen statt, so die Zufügung von niederdeutsch Schulte, hochdeutsch Schulze als Erstbestandteil eines Doppelnamens wie SchulteBern. Aus mit dieser prestigeträchtigen Amtsbezeichnung verbundenen Hofnamen wie

40

2 Entstehung und Entwicklung der Familiennamen

Schulte to Bosenzell gingen Doppelnamen wie Schulte-Bösensell hervor, die sich seit Ende des 18. Jhs. endgültig als FamN konsolidierten. Schulte-Kellinghaus 95 und SchulteDerne 46 nahmen 2005 Rang 3 bzw. 16 der häufigsten Doppelnamen ein, s. Abb. 462b in Kap. 7.5.3.3. Ein weitgehendes Äquivalent zu Schulte- ist im nordöstlichen Westfalen Meyer-; Doppelnamen vom Typ Meyer-Bernd treten häufig auf, die häufigsten sind MeyerBothling 32 und Meyer-Arndt 23, sie zeigen aber gegenüber der Verbreitung von einfachem Meyer in Nordwestdeutschland keine signifikante Verdichtung, auch nicht in Nordostwestfalen. Eine weitere Spezialität westfälischer Doppelnamen ist die Zufügung von niederdeutsch Grote- für den Althof und von niederdeutsch Lütke- für einen im Rahmen des frühneuzeitlichen Siedlungsausbaus im 16. Jh. durch einen nachgeborenen Sohn in der Gemarkung errichteten neuen Hof, worauf dann entsprechende FamN, auch in hochdeutscher Form wie Große-Wilde oder Kleine-Tebbe zurückgehen, s. Abb. 461. Neben den Bindestrich-Doppelnamen begegnen dort auch entsprechende Doppelnamen ohne Bindestrich (Typ Große Erdmann, im Raum Münster vorherrschend) und zusammengeschriebene Varianten (Typ Kleinekatthöfer, besonders im Raum Gütersloh). Der Brauch, die FamN zweier Ehegatten zu kombinieren, kommt in den dreißiger Jahren des 19. Jh. in Kreisen des Handelsstandes und der Großindustrie auf. Die Zufügung des Frauennamens zum FamN des Ehegatten gelangte zuerst in der Schweiz zu amtlicher Geltung. Das Führen eines Doppelnamens als FamN durch Eheschließung wurde in der Bundesrepublik Deutschland seit 1953 möglich, während in der DDR die Ehepartner einen einteiligen gemeinsamen Ehenamen tragen mussten. Dies schlägt sich sehr deutlich im Namenbild von Abb. 50 (Kap. 3.8) nieder. Die häufigsten Vorkommen von Doppelnamen finden sich in den PLZ 60 Frankfurt am Main (2,03 %), 20 Hamburg Stadt (2,02 %) und 80 München Stadt (1,81 %), die niedrigsten in der ehemaligen DDR in PLZ 09 Chemnitz (0,19 %), 02 Bautzen (0,19 %) und 08 Zwickau (0,20 %), in Westdeutschland in PLZ 92 Amberg (0,50 %), 94 Passau (0,52 %) und 95 Hof (0,59 %) (DFA 3, 586–607). Die Länge der Doppelnamen wird manchmal als beschwerlich empfunden. Bei einfachen FamN zählen die kürzesten wie Au, Ax, Eh, Ey, Ix nur zwei Buchstaben, die meisten haben sieben Buchstaben, die zweitlängsten wie Schellersjürgenhumpert oder Berendfüchtenschnieder 22 Buchstaben, der längste deutschsprachige FamN, Ottovordemgentschenfelde, 24 Buchstaben, ebenso Namentypen wie Freiherr von Münchhausen oder von der Schirpkotterdellen. Länger sind nur fremdsprachige, meist indische FamN wie Karunakarasutheswaranathan oder Panchalingamselvachandran. Unter den Bindestrich-Doppelnamen finden sich als kürzeste Beispiele mit sechs bis acht Zeichen Fälle wie Bo-Ehm, Lub-Sol, Bach-Opp, Ibe-Beer usw. Die längsten Beispiele zählen 26 Zeichen, so Bardelmeier-Oberwarenbrock, LeutheuserSchnarrenberger, Niederschabbehard-Schöning, Stievermann-Hinterbrandner usw.

2.4 Von Lehmann bis Niedermaier: Überraschungen der Familiennamengeographie Die jeweilige Häufigkeit und die Verbreitung der FamN in Deutschland waren bis ins 21ste Jahrhundert hinein noch weitgehend unbekannt. Sie wurden erst durch den Deutschen Familiennamenatlas (DFA) 2009–2018 erschlossen, und zwar auf der Grundlage von Tele-

2.4 Von Lehmann bis Niedermaier: Überraschungen der Familiennamengeographie

41

Abb. 23: Brockmann vs. Brauckmann (a) und Verbreitung von Kufner und Küfner (b).

fonanschlüssen auf dem Stand vom 30. Juli 2005. Das Ziel des DFA war es, erstmals den Familiennamenbestand der Bundesrepublik in seiner statistischen Dimension und seiner räumlichen Struktur umfassend zu erheben, und anhand repräsentativer Beispiele in Form von kommentierten Karten zu dokumentieren. Das fundamentalste Problem bei der Erstellung des Atlas bestand daher darin, kartierenswerte Phänomene und Themen überhaupt erst einmal ausfindig zu machen. Die FamN sind im Mittelalter aufgekommen (s. Kap. 2.1), als es die neuhochdeutsche Hochsprache noch nicht gab, sondern nur Dialekte. In den Namen haben sich die damaligen Dialekte wie Sedimente abgesetzt und erhalten. So lag es nahe, zunächst zu suchen, wo typische Merkmale von Dialekten in der heutigen Geographie der FamN zu finden sind. Und in der Tat zeichnen sie sich trotz der neuzeitlichen Mobilität der Bevölkerung in vielen Fällen noch mit erstaunlicher Genauigkeit ab. Man vergleiche etwa die Verbreitung von FamN mit der alemannisch-schwäbischen Verkleinerungssilbe -le wie Eberle, Schäuble, Wehrle, Schäufele usw., die eindrucksvoll exakt den alemannisch-schwäbischen Dialektraum abdecken (s. Abb. 360a in Kap 7.1.3.1). Ein anderes Beispiel ist der FamN Brau(c)kmann 348+604, in dem sich die typisch westfälische Diphthongierung von langem o zu au manifestiert, hier als Diphthongierung von Bro(c)kmann 257+3959, einem Herkunfts- und Wohnstättennamen mit dem mittelniederdt. Wort brōk ‘Bruch = tief liegendes, wässeriges, mit Gehölz bestandenes Gelände’ (Abb. 23a; DFA 4, 640–646). Ein anderes Beispiel sind die Berufsnamen Kuf(f)ner 691+279 im Raum Passau und Küf(f)ner 619+598 im Raum Hof (Saale) für den Böttcher, ein Wort,

42

2 Entstehung und Entwicklung der Familiennamen

das sich für diesen Beruf in der heutigen Form Kaufner nur in den Dialekten von Niederbayern und der Oberpfalz findet (König 2005, 193). Aber in anderen Fällen wurden die Erwartungen hinsichtlich dialektaler Reflexe in den FamN sehr enttäuscht. Die wichtigste Dialektgrenze in Deutschland, die sog. Benrather Linie, ist diejenige, die den niederdeutschen Raum vom hochdeutschen Raum abgrenzt. Sie wird durch eine Linie markiert, die nördlich von Aachen beginnt und südlich von Düsseldorf, nördlich von Kassel und Wittenberg bis Frankfurt an der Oder verläuft. Nördlich dieser Linie wird in den Dialekten maken und ik gesprochen, südlich machen und ich (Abb. 24a; Kap. 5.2.1). Versucht man nun, mit Beispielen wie Schumacher gegenüber Schomaker den Reflex dieser Grenze in den FamN zu überprüfen, so ist das Ergebnis enttäuschend. Es gibt zwar 67 verschiedene Namen mit -macher wie Rademacher, Kistenmacher, Korbmacher usw., aber nur 11 auf -maker wie Schomaker, Rademaker, Schreinemakers, und die TrägerInnen dieser Namen machen insgesamt weniger als 5 % der vielen Personen mit -macher aus. Und außerdem sind sie nicht, wie man erwarten könnte, überall nördlich der Dialektgrenze zu finden, sondern nur in zwei Nestern im Emsland und westlich der Unterelbe (Abb. 24a; DFA 2, 718–719). Das liegt einmal daran, dass viele Personen mit niederdeutschen Namen auf -maker diese in den letzten Jahrhunderten zu -macher verhochdeutscht haben. Vor allem aber liegt es daran, dass der größte Teil der Namen auf -macher zwischen Düsseldorf und Koblenz beheimatet ist, das heißt südlich der niederdeutsch-hochdeutschen Dialektgrenze. Das allerdings war eine völlig unerwartete Entdeckung. So führte die missglückte Suche nach der Lautgrenze von k und ch in den FamN zum Aufweis eines besonders am Nordrhein beheimateten Phänomens der Wort- und Namenbildung: Hier hieß es im Mittelalter Glasmacher statt Glaser, Schlossmacher statt Schlosser, Harnischmacher statt Harnischer, Hutmacher statt Hut(t)er, Rademacher statt Rädeker usw. (Abb. 24b; s. auch Kap. 7.3.3.4; DFA 3, 124–139). Ein anderes Beispiel zeigt, wie die Suche nach dem Verbreitungsraum eines Berufsnamens geradezu zu einer Kettenreaktion unerwarteter Entdeckungen führte. Der Inhaber eines bäuerlichen Lehngutes hieß Lehmann. Untersucht man nun die Verbreitung des FamN Lehmann, so findet sich dieser sehr häufig einerseits im Südwesten, andererseits in der östlichen Nordhälfte von Deutschland, sonst verstreut, mit Ausnahme von Bayern. Sucht man nun diese Lücke zu füllen, dann ergibt sich, dass in Bayern nach Ausweis der FamN ein anderes Wort galt, nämlich Lehner. In den Namen tritt dabei zusätzlich noch eine klare, bisher unbekannte Grenze zwischen den Formen Lehner und Lechner zutage (Abb. 25a; DFA 3, 104–107). Allerdings wäre denkbar, dass Lechner gar nicht den Inhaber eines Lehngutes meint, sondern jemanden, der am Lech wohnt. Um das auszuschließen, kann man nach Komposita wie Stein-, Kirch-, Bachlechner bzw. -lehner und deren Verbreitung suchen. Abb. 25b dokumentiert diese anhand der 122 verschiedenen Namenkomposita mit -lechner 1518 und der 117 mit -lehner 1212 (DFA 3, 108–109). Dies führt wieder zu einem völlig unerwarteten Befund, nämlich dass der Verbreitungsradius der Komposita wesentlich geringer ist als der der nicht zusammengesetzten Namen (Simplizia), nämlich ganz auf Südostbayern eingeschränkt. Vermutlich sind die Komposita in Regionen notwendig geworden, in denen es ursprünglich besonders viele Lechner bzw. Lehner gab, um diese durch Zufügung eines Bestimmungswortes genauer voneinander zu unterscheiden.

2.4 Von Lehmann bis Niedermaier: Überraschungen der Familiennamengeographie

Abb. 24: -macher vs. -maker (a) und Berufsnamen mit -macher (b).

Abb. 25: Lehmann vs. Lehner vs. Lechner (a) und Komposita mit -lehner vs. -lechner (b).

43

44

2 Entstehung und Entwicklung der Familiennamen

Abb. 26: Verbreitung von Gruber (a) und Komposita mit -gruber (b).

Daraus ergibt sich wiederum ein neues Thema, nämlich grundsätzlich die Verbreitung von Komposita mit derjenigen von Simplizia zu vergleichen. Mit demselben Ergebnis, beispielsweise im Falle von Gruber gegenüber Zusammensetzungen wie Wild-, Eis-, Leimgruber usw., Abb. 26a und b (DFA 4, 568–573). Auch hier tritt eine Konzentration der Komposita in Südostbayern zutage. Dasselbe Bild zeigt sich auch in Fällen wie Moser (südlich von Mosel und Main) gegenüber Zusammensetzungen wie Rohr-, Berg-, Lottermoser (südlich der Donau; DFA 4, 630– 633), oder von Huber (südlich von Mosel und Main) gegenüber Bach-, Schmidt-, Fuchshuber (Abb. 388b in Kap. 7.2.3.3; DFA 5, 2–11). Aber die Entdeckungen gehen noch in anderer Richtung weiter. So zum Beispiel, wenn man die Verbreitung der einfachen und der zusammengesetzten FamN vergleicht, die mit dem Wort Winkel gebildet sind. Die Wohnstättennamen Winkel, Winkler und Winkelmann sind insgesamt relativ gleichmäßig in ganz Deutschland verbreitet, Winkler vor allem im hochdeutschen und ostmitteldeutschen Bereich, Winkel im westmittel- und Winkelmann im niederdeutschen (Abb. 27a; DFA 3, 308–311). Bei den Komposita dagegen konzentrieren sich alle Fälle wie Buch-, Hinter-, Bernwinkler wiederum, wie bei den oben vorgeführten Beispielen, einerseits im äußersten Südosten. Andererseits aber finden sich Komposita wie Bock-, Voß-, Burgwinkel weit entfernt von den vorigen Fällen auch in Nordwestdeutschland konzentriert (Abb. 27b; DFA 3, 311 f.). Hinzu kommt, dass nicht nur Komposita mit dem Grundwort -wink(e)l(er), sondern auch mit dem Bestimmungswort Winkel- wie Wink(e)lbauer, -bach, -kötter ebenfalls einerseits fast nur in Westfalen beheimatet sind, andererseits in Südostbayern (DFA 3, 312 f.).

2.4 Von Lehmann bis Niedermaier: Überraschungen der Familiennamengeographie

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Abb. 27: Winkler vs. Winkel vs. Winkelmann (a) und Komposita mit Wink(e)l-, -winkler, -winkel (b).

Sowohl die Vorliebe dieser beiden Regionen für Namenkomposita als auch deren gegenüber den Simplizia jeweils engere Verbreitungsradien finden sich aber nicht nur bei Wohnstättennamen, sondern auch bei Berufsnamen. Das eindrucksvollste Beispiel bietet der Fall Meier. Der einfache FamN Meier ist in verschiedenen Schreibweisen einerseits in ganz Nordwestdeutschland, andererseits in ganz Süddeutschland beheimatet. Dagegen konzentrieren sich die über 7000 Komposita wie Stroh-, Bach-, Niemeier in all ihren Schreibweisen mit insgesamt über 200.000 Telef. einerseits in Nordostwestfalen, wo sie im PLZ 32 Herford 4,7 % aller FamN ausmachen, andererseits in Südostbayern, wo sie im PLZ 84 Landshut 4,9 % aller FamN stellen (Abb. 255 in Kap. 6.4.1; DFA 1, 464–471). Die Vorliebe für Komposita in diesen beiden Regionen erstreckt sich aber auch noch auf weitere Fälle. Beispielsweise werden hier Berufsnamen gerne mit Rufnamen kombiniert. Abb. 28a dokumentiert dies anhand einiger Zusammensetzungen mit den Rufnamen Peter und Hans: Typ Peterburs 249 (Peterburs 122, -bauer 17, -knecht 33, -müller 59, -möller 18), Typ Hansbauer 209 (Hansbauer 116, -buer 22, -kötter 43, -knecht 38) (weitere Fälle: DFA 3, 554–569). In diesem Fall müssten die Gründe für die Gemeinsamkeiten beider Regionen noch geklärt werden. Sucht man nach weiteren Gemeinsamkeiten dieser Regionen, so lassen sich Fälle entdecken, wo die Übereinstimmung in der Namenwelt durch ähnliche Landschafts- und Siedlungsstrukturen begründet ist. So bei der Identifizierung von Wohnstätten oder Personen auf dem flachen Lande durch Orientierung nach den Himmelsrichtungen. Abb. 28b zeigt die Verteilung von FamN, die zusammengesetzt sind mit den Bestimmungswörtern West(er)- und Ost(er)- und den Grundwörtern -mann, -m(a/e)(i/y)er, -m(ü/ö)ller,

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2 Entstehung und Entwicklung der Familiennamen

Abb. 28: Berufsnamenkomposita mit Peter- und Hans- (a); West- und Ost- in Wohnstättennamen (b).

Abb. 29: Süd- und Nord- (a) sowie Ober-, Unter- und Nieder- in Wohnstättennamen (b).

2.4 Von Lehmann bis Niedermaier: Überraschungen der Familiennamengeographie

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-hof(f), -höfer, -h(a)us, -h(ä/e)user, -kötter (DFA 4, 418–424). Auch sie sind räumlich einerseits im Nordwesten, andererseits im Südosten beheimatet. Komposita von Nord(er)- und S(u/ü)d(er)- mit den oben genannten (und auch mit anderen) Grundwörtern, auch mit den Varianten S(u/ü)nder-, Sonder-, Su(e)r-, Suhr-, Sauer-, sind dagegen nur im Nordwesten beheimatet, fehlen aber gänzlich im Südosten (Abb. 29a; DFA 4, 424–426). Die Erklärung dafür ist einfach. In Bayern weiß man, mit Schönwetterblick auf die Alpen, wo oben und unten ist, und die Orientierung nach dieser Kategorie war hier dominanter als die nach Norden und Süden. Das lässt sich mit Hilfe entsprechender FamN mit Ober-, Unter-, Nieder- (niederdt. Nier-) überprüfen. Abb. 29b dokumentiert ihre Verbreitung, wieder anhand der Komposita mit den oben genannten Grundwörtern. In der Tat ist die Benennung nach diesen Kategorien im Südosten wesentlich deutlicher ausgeprägt als im Nordwesten. Aber es zeigt sich noch etwas: Das Wort unter ist in FamN auffallend seltener als nie(de)r. Die wenigen FamN vom Typ Unter[mann] sind verstreut und daher auf Abb. 29b kaum sichtbar. Das Verhältnis Types/Tokens beträgt bei allen einschlägigen FamN ≥ 50 Telef.: Ober- 81/19125 : Nieder- 44/9563 : Nier- 15/3035 : Unter- 16/2200 (DFA 4, 438–445). Das hängt damit zusammen, dass das Wort unter ursprünglich sowohl ‘zwischen’ (vgl. ‘unter uns’) als auch ‘unter’ bedeuten konnte; daher wurde in Örtlichkeitsnamen und zur Lokalisierung von Personen als Gegensatz zu ober lieber das eindeutige nieder gewählt. Unter trat erst gegen Ende des Mittelalters in solchen Namen auf und hat dann in manchen Gegenden das alte nieder verdrängt. So urkundet bei München der Ort Unterhaching ursprünglich als Nyderhaeching (1370), später als Undterhäching (1695), und der 1280 als Nidernambergewe bezeugte Ort heißt später Unterammergau (Niemeyer 2012, 451). Als diese Umschichtung begann, waren aber die meisten FamN schon fest. So führen mehr oder weniger zufällige Entdeckungen von der Erfassung der Wortgrenze zwischen Lehmann und Lehner über die Sicherung der Lautgrenze zwischen Lehner und Lechner zur Aufdeckung unterschiedlicher Verbreitungsradien von Simplizia gegenüber mit ihnen gebildeten Komposita und weiter bis zum Aufweis ähnlicher Familiennamensysteme in weit voneinander entfernten Regionen und zu Einblicken in die Geschichte des Wortfeldes unserer räumlichen Orientierung.

3 Grammatik und Gebrauch der Familiennamen 3.1 Mit Goethen und zu Humboldten – Namenflexion und ihr Abbau 3.1.1 Goethen, Humboldten, Charlotten, Alberten – was sind das für Formen? Mir geht’s mit Goethen wunderbar schrieb Charlotte von Stein 1776 in einem Brief an Johann Georg Zimmermann. Mit Goethen – diese Form des bekannten FamN kommt uns aus heutiger Sicht ungewöhnlich vor. Wer jedoch mit den Werken Goethes vertraut ist, dem sind Namen, die mit -(e)n oder -(e)ns markiert sind, wohl nicht unbekannt.1 Denn dort begegnen einem zahlreiche dieser flektierten Namen wie vor Alberten, sie lobte Wilhelmen, Charlottens Geburtstag. Mit den Endungen wurde bis ins frühe 19. Jh. hinein am Namen angezeigt, um welchen Kasus es sich handelt. Die Namenflexion nimmt im 18. und 19. Jh. ab, doch in älteren Stufen des Deutschen war sie ganz gewöhnlich, wie der flektierte Name Jacoben freyen veranschaulicht, der auf dem Titelblatt eines im 16. Jh. in Straßburg gedruckten Werks zu sehen ist (Abb. 30a). Dieses Beispiel zeigt auch, dass man bei Nennung des vollen Namens nicht zwangsläufig nur den Ruf- oder den FamN nach dem entsprechenden Kasus flektiert hat, sondern dass in älteren Sprachstufen gelegentlich auch beide Namen eine Endung (in diesem Fall das -en) aufweisen konnten. Während wir heute – und das gilt im Wesentlichen nur noch für das Genitiv-s – ausschließlich den FamN als den Hauptnamen einer Person beugen (Angela Merkels Rede), war es früher eher üblich, nur den Rufnamen zu flektieren; ein Verfahren, das man noch heute bei mittelalterlichen Namen kennt, wenn sie im Genitiv stehen: die Gedichte Walthers von der Vogelweide. Die in früheren Zeitstufen häufiger zu findende Kleinschreibung des FamN, die wir auch bei freyen auf dem Titelblatt (Abb. 30a) beobachten können, ist ein Indiz dafür, dass der FamN, der ja der jüngere Namentyp ist, zu Beginn seiner Karriere noch weniger relevant war als der Rufname (s. Kap. 2.1.2). Weniger bekannt dürfte die lateinische Flexion von Namen sein, die vor allem in religiösen Texten wie zum Beispiel Predigten geläufig war. Ein prominentes Beispiel hierfür sind die lateinischen Genitivendungen --i bei männlichen oder -ae bei weiblichen Namen, die man in religiösen Kontexten noch heute findet: die Leiden Christi oder Mariae Himmelfahrt. Dabei wurden nicht nur lateinische Namen in der lateinischen Flexion belassen, auch an deutsche Namen wie Martin Luther wurden lateinische Endungen gehängt, z. B. Martini Lutheri Schriften. Die (hellgrün hinterlegten) Beispiele in Abb. 30b durch Iacobum Vogeln, in Verlegung Eliae Rebefelds oder durch Hieronymum Rauschern auf dem Titelblatt eines im 17. Jh. in Leipzig gedruckten Werks veranschaulichen, dass auch eine Mischung aus lateinischen (-um ist die lateinische Akkusativendung der u-Deklination, -ae die Genitivendung der a-Deklination) und deutschen Flexionsendungen möglich war. Zeitweise galten solche lateinisch flektierten Namen als besonders ehrerbietig, wurden aber im Zuge

1 Das e ist in den Beispielen eingeklammert, da sein Vorkommen vom Auslaut des Namens abhängt: Wenn ein Name bereits auf ein e oder eine Silbe mit einem unbetonten e wie bei Goethe, Charlotte oder Alexander endet, wurde nur -n angehängt (mit Goethe-n, Charlotte-n, Alexander-n); wenn der Name aber auf einen anderen Laut endet wie z. B. Humboldt, Ferdinand oder Katharina, wurde immer -en angehängt (mit Humboldten, Ferdinanden oder Katharinen). https://doi.org/10.1515/9783110607284-003

3.1 Mit Goethen und zu Humboldten – Namenflexion und ihr Abbau

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Abb. 30: Flektierte Familiennamen (grün hinterlegt) auf Titelblättern von 1562 (a) und 1621 (b).

allgemeiner Sprachpurismusbestrebungen letztendlich weitestgehend abgebaut (s. aber Kap. 5.14 zu Humanistennamen wie Jakobi). Die noch im 18. Jh. zu findende deutsche Namenflexion mit -(e)n ist im Singular mit der heutigen schwachen Substantivflexion bei Wörtern wie Prinz, Mensch oder Matrose vergleichbar, die im Akkusativ, Dativ und Genitiv sowie im gesamten Plural ein -(e)n angehängt bekommen (Tab. 5). Die Frage ist nun, warum die Flexion bei Namen aufgegeben wurde. Schließlich hat sich im Standarddeutschen hier auch nicht der Artikel durchgesetzt, über den im sonstigen

Tab. 5: Flexion von Prinz heute (links) und des Namens Albert bis ins 18. Jh. (rechts). schwache Maskulina heute

Nom. Akk. Dat. Gen.

Singular

Plural

der Prinz den Prinzen dem Prinzen des Prinzen

die Prinzen die Prinzen den Prinzen der Prinzen

Personennamen bis ins 18. Jh.

Nom. Akk. Dat. Gen.

Singular

Plural

(der) Albert (den) Alberten (dem) Alberten (des) Alberten(s)

die Alberte/Alberts die Alberte/Alberts den Alberten/Alberts der Alberte/Alberts

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3 Grammatik und Gebrauch der Familiennamen

substantivischen Bereich der Kasus markiert wird: der Hund jagt den Fuchs bedeutet etwas anderes als den Hund jagt der Fuchs; bei artikellosen Namen muss man diesen Bedeutungsunterschied über die Wortstellung regeln (Merkel berät Söder vs. Söder berät Merkel). Nur der Genitiv wird heute noch (ausschließlich mit -s) am Namen markiert: Goethes Werke, Annas Mutter – übrigens schon seit dem frühen 19. Jh. auch mit Apostroph (Anna’s Augen), der heute jedoch keinen guten Ruf genießt, obwohl er eigentlich ganz nützlich ist (dazu unten mehr). Dass auch das Genitiv-s oft wegfällt, wenn der Name von einem Artikel begleitet wird, kann man wieder anhand eines Werks von Goethe veranschaulichen: In der Erstausgabe von 1774 heißt es noch Die Leiden des jungen Werthers. Schon in der zweiten Auflage von 1787 wurde das -s gestrichen und der Titel lautet nun Die Leiden des jungen Werther (Nübling/Fahlbusch/Heuser 2015; Ackermann 2018).

3.1.2 Die funktionale Sonderrolle von Namen Die Frage nach dem Warum dieses Wandels kann man mit der speziellen Funktion von Namen im Sprachsystem und einigen historischen Gegebenheiten beantworten. Innerhalb der Klasse der Substantive besitzen Namen einen besonderen Status (Zimmer 2018, 137–176): 1. Namen sind besondere sprachliche Zeichen. Wir haben es gewissermaßen mit einem sprachlichen Luxus zu tun. Im Idealfall hat man genau einen Namen für eine Sache in der Welt. Ein Beispiel: Mit dem Appellativ Frau kann man auf ganz verschiedene Personen Bezug nehmen, mit dem Namen Angela Merkel nur auf eine oder zumindest auf ganz wenige. Während das Wort Frau eine feste Bedeutung hat, hat eine Angela nichts „angelamäßiges“, an sich (auch wenn wir mit manchen Personennamen gewisse Dinge konnotieren, etwa das Geschlecht oder das Alter der Person). Wir speichern Namen daher anders ab und die Erinnerung an Namen ist bekanntlich nicht immer leicht. 2. Es gibt sehr viele Namen, die man nur sehr selten gebraucht. Natürlich gibt es einige Namen, wie die des eigenen Heimatorts, der Geschwister oder guter Freunde, die wir häufig benutzen (und dann auch gerne abkürzen oder mit einem kosenden -i versehen). Aber man denke nur an die Masse an neuen Namen, mit der man täglich konfrontiert wird, wenn man eine Zeitung aufschlägt! 3. Viele Namen werden später erworben als andere Substantive. Man lernt täglich neue Namen kennen, aber neue Wörter lernt man ab einem gewissen Alter nicht mehr so viele. 4. Namen haben oft merkwürdige sprachliche Strukturen. Das liegt zum einen daran, dass Namen, weil sie sich ja auf genau ein Ding in der Welt beziehen (ohne eine Bedeutung zu haben), über die Zeit stabil geblieben sind. Sprache unterliegt ständigem Wandel. Namen vollziehen aber viele Wandelprinzipien nicht. Ein Beispiel ist der FamN Voigt. Den schreibt man noch heute mit der sonst ungewöhnlichen Buchstabenkombination , wobei man das i nicht und das o lang ausspricht. Das geht darauf zurück, dass das i früher mal ein Längenzeichen war, wie heute das h in Wörtern wie Wohnung. Zum anderen entstammen viele Namen nicht dem deutschen Erbwortschatz, sie kamen erst später hinzu, etwa Rufnamen wie Chayenne, Luca, Louis. In einer globalisierten Welt spielen natürlich auch nicht-deutsche Familien- und Ortsnamen mit nicht typisch

3.1 Mit Goethen und zu Humboldten – Namenflexion und ihr Abbau

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deutschen Lautstrukturen eine immer größere Rolle. Diese Strukturen sind wiederum schwerer zu memorieren.

3.1.3 Sonderfunktion – Sonderform Was hat die Sonderfunktion von Namen nun mit ihrer Grammatik, speziell mit der Tatsache zu tun, ob eine Flexionsendung angehängt wird oder nicht? Die neuere Forschung hat gezeigt: sehr viel! Es ist nämlich so, dass Namen, die aufgrund der eben genannten Faktoren schon schwer genug zu memorieren sind, nicht noch zusätzlich durch Flexionsendungen verändert und verfremdet werden sollen. Die Regel, der Sprachbenutzer:innen unbewusst folgen, lautet dabei: Halte den Namen stabil. Das gilt umso mehr, je seltener der Name ist und je ungewöhnlicher seine Schreibung und/oder der Klang sind. Das zeigt sich heute an verschiedenen Stellen. Ein Beispiel: Bricht in Island ein Vulkan aus, der den Flugverkehr lahmlegt, tritt dieser Vulkan mit dem aus deutscher Sicht schwierigen Namen Eyjafjallajökull in unser Bewusstsein. Dieser Ortsname ist für uns durch seinen sehr undeutschen Klang besonders schwer zu merken, geschweige denn auszusprechen. Die Tendenz, solche ‘schwierigen’ Namen gänzlich unangetastet zu lassen, kann man nun an der fehlenden Genitivendung sehen: Nahezu ausschließlich wurde vom Ausbruch des Eyjafjallajökull_ berichtet. Demgegenüber spricht man aber durchaus von der Höhe des Feldbergs oder dem Wasserstand des Rheins – ein Weglassen des Genitiv-s wäre hier weniger üblich. Auch der oben erwähnte Apostroph stellt eine Lese- bzw. Dekodierhilfe für Leser:innen dar, indem er angezeigt, wo der Name aufhört und die grammatische Information (also die Genitivanzeige) anfängt: Andrea’s Bruder vs. Andreas’ Bruder, die Goethe’schen Gedichte. Beim letzten Beispiel wird auch häufig die Großschreibung beibehalten, obwohl es sich bei Goethe’sche um ein Adjektiv handelt. Allerdings ist es auch erlaubt, goethesche Gedichte zu schreiben. Wie oben erwähnt, gab es in älteren Sprachstufen neben dem -s noch weitaus mehr Flexionsendungen, die an den Namen gehängt wurden und teilweise sogar die Struktur des Namens verändert haben (z. B. die Anna – mit Annen), was auch bedeutet, dass es mehr Potential für Missverständnisse gab: Heißt die Person Anna oder Anne? Nun bleibt noch zu klären, warum die implizite Regel, die Namenform möglichst stabil zu halten, erst ab der jüngeren Sprachgeschichte greift.

3.1.4 Zunehmender Namenschonungsbedarf Wie oben erwähnt, konnte die Akkusativ- und Dativendung in früheren Zeitstufen noch recht stark in die Namenstruktur eingreifen. So wurde aus Katharina der Dativ zu Katharinen, aus Maria der Akkusativ an Marien – Formen die man heute nur noch konserviert in älteren Namen, z. B. von Kirchen kennt: Marienkirche, Katharinenkirche; auch der Marienkäfer gesellt sich dazu. Was hat sich also getan? Antworten auf die Frage nach dem Schonungsbedarf von Namen sind in der Geschichte zu suchen: Der innere Grund ist der, daß vor hundert Jahren die Zahl der vorkommenden Eigennamen so klein war, daß man sie als bekannt voraussetzen konnte, während sie heute so groß ist, daß dies gänzlich

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3 Grammatik und Gebrauch der Familiennamen

unmöglich ist. […]. Es ist natürlich richtig, wenn ich sage, daß man die Formen der Goethische und der Bremische heute ebensogut anwenden könnte wie im 18. Jahrhundert, denn jeder Deutsche weiß doch, daß es Goethe und Bremen und nicht Goeth und Brem heißt. Aber nicht auf diese allbekannten Namen kommt es an, sondern auf die wenig oder gar nicht bekannten, denn diese sind in der Mehrheit und infolgedessen das sprachlich Wirksamere. (Steche 1925, 207) Solange es, wie im Mittelalter, nur eine kleine Zahl von Eigennamen gab, war die Verwechslungsmöglichkeit ungefährlich [gemeint ist hier die Möglichkeit, Teile der Flexionsendung als zum Namen gehörend anzusehen oder umgekehrt; z. B. ist unklar, ob die Form Heyden der unflektierte, volle FamN ist oder eine flektierte Variante von Heyde oder Heyd – TA]; das wurde anders, als die FamN häufiger gebraucht wurden und der Verkehr sich mehr ausdehnte. Im Mittelalter konnte man zumeist damit rechnen, daß der Eigenname dem Leser oder Hörer bekannt sei; seit dem 18. und 19. Jahrhundert muß man das Gegenteil annehmen. (Steche 1927, 142)

Theodor Steche stellt also heraus, dass im 18. und 19. Jh. vermehrt fremde Namen aufkommen, was auch mit der zunehmenden Mobilität zusammenhängt. Bei unbekannten Namen kann aber das Flektieren Missverständnisse hervorrufen. Einen konkreten Fall dafür führt der Grammatiker Gustav Wustmann an. Die Bücher von zwei Autoren namens Christ und Weck wurden in Bücherverzeichnissen fälschlicherweise unter den Namen Christen und Wecken zitiert, da die Namen auf den Titeln mit der Präposition von und daher flektiert als von Christen und von Wecken auftreten. Ambiguitäten waren besonders bei FamN, die aus Rufnamen entstanden sind, häufig, da bei solchen FamN Varianten mit konservierten alten Flexionsendungen (Hansen, Otten) und solche ohne Endungen koexistieren (Hans, Otto). Hier muss der Name schlicht gekannt werden, um die Grundform erschließen zu können. Ein Beispiel aus der heutigen Zeit, das durch das häufigere Vorkommen des Namens im Plural für Verwirrung sorgt, ist die bekannte Fernsehfamilie Geiß. Lernen wir einen FamN im Plural kennen, wie das bei den Geißens aufgrund der gleichnamigen Fernsehreihe der Fall ist, kann man nicht automatisch auf den Singular schließen, da sowohl die FamN Geiß, Geiße als auch Geißen existieren. So erfordert die zunehmende Komplexität des Namensystems zunehmende Stabilität der Namenform. Namen werden immer öfter unverändert gelassen und nicht mehr durch Flexionsendungen verfremdet. Hinzu kommt, dass Namen mit fremden Strukturen sich nicht gut in das deutsche Flexionssystem einfügen (Schmitt – Schmitt-en, aber Russo – Russ(o)en?).

3.1.5 Sprachwandel und die Frage nach den schönen alten Formen Die Frage, die häufig bei solchen Sprachwandelphänomenen gestellt wird, ist: Haben wir es hier mit Sprachverfall zu tun? Und: Kann man sich nun nicht mehr so präzise ausdrücken wie vorher? Diese Fragen sind klar zu verneinen und die Angst vor der Mehrdeutigkeit ist unbegründet. Zum einen gilt hier wie beim Sprachwandel generell, dass Sprache von Sprecher:innen den eigenen Bedürfnissen angepasst wird. Schließlich erleichtert das Konstanthalten der Namenform die Erkennbarkeit des Namens. Zum anderen gibt es im Deutschen – auch ohne Kasusendungen am Namen – Möglichkeiten, mit denen angezeigt werden kann, wer die handelnde und wer die von der Handlung betroffene Person ist. Zum

3.1 Mit Goethen und zu Humboldten – Namenflexion und ihr Abbau

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Abb. 31: Verbreitung des Artikels vor Familiennamen in deutscher Alltagssprache (AdA) (pink: Artikel „üblich“, gelb: „kommt manchmal vor“, blau: „unüblich“).

Beispiel gibt allein die Wortstellung schon Aufschluss darüber: Die handelnde Person wird üblicherweise zuerst genannt: Merkel hat Schröder besiegt. Zudem breitet sich der Namenartikel ausgehend von der süddeutschen Umgangssprache immer weiter nach Norden aus. Abb. 31 zeigt das aktuelle Verbreitungsgebiet des Artikels, über den auch die Kasusanzeige (wie im übrigen nominalen Bereich) erfolgt: Im gesamten Mittel- und Süddeutschen, aber teilweise auch im Norden, ist die Artikelsetzung in „Der Müller hat gesagt, dass er den Wagner …“ üblich (aus dem Atlas zur deutschen Alltagssprache (AdA), Runde 9, Frage 2d; Näheres in Kap. 3.3). Da der Abbau der Namenflexion im heutigen Deutsch weitestgehend abgeschlossen ist und die alten Formen vom Typ mit Petern, bei Christen den meisten Sprecher:innen gar nicht oder nur aus ihrem Dialekt bekannt sein dürften, wird ihr Wegfall in der Standardsprache natürlich nicht beklagt. Interessant ist, dass auch die zeitgenössischen Grammatiker des 18. und 19. Jhs. diesen Wegfall alter Formen nicht kritisiert haben, obwohl sich im normativen Diskurs um Sprache und ihren Wandel sonst häufig die Ästhetisierung des

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3 Grammatik und Gebrauch der Familiennamen

Archaischen findet. Bei den Namen verhält es sich anders, indem die schwindende Kasusanzeige nicht kritisiert wurde. Beispielsweise urteilen die Grammatiker Johann Friedrich Heynatz und Johann Ernst Stutz im ausgehenden 18. Jh., die Namenflexion habe etwas Verächtliches, Geringschätziges und (allzu) Vertrautes an sich. Die Grammatiker halten somit fest, dass flektierte Namen in der Schriftsprache im 18. Jh. allmählich schwinden und immer mehr auf die mündliche Umgangssprache beschränkt wurden. Noch heute kennen einige Dialekte flektierte Namen. Als Mündlichkeitsmarker wurde die Namenflexion schließlich als Phänomen eines niedrigeren sprachlichen Registers stigmatisiert. Dass der Einfluss der Grammatikschreibung jedoch nicht als maßgeblich für den beobachtbaren Wandel angesehen werden kann, zeigt der Artikel vor Namen (z. B. die Müller). Dieser Artikel wurde gerade in der Phase der schwindenden Flexion am Namen – auch in der Schriftsprache – vermehrt genutzt, um die Kasusanzeige zu ersetzen, aber nicht von allen Grammatikern gleichermaßen wohlwollend bewertet. Nichtsdestotrotz ist er im südund mitteldeutschen Sprachgebiet weit verbreitet (s. u. Kap. 3.3). Tanja Ackermann

3.2 Der Hofreiter Anton: Stellung von Familiennamen in Dialekten 3.2.1 Warum wird der Familienname vor den Rufnamen gestellt? Im 18. Jh. wird der FamN zum wichtigsten Identifikationsmittel für Personen; der Rufname hingegen disambiguierte lediglich TrägerInnen mit gleichem FamN (Kap. 2.1.1). Nicht umsonst sind Listen heute alphabetisch nach dem FamN geordnet. Und wenn man Personen anonymisiert, dann kürzt man deren Familien- und nicht etwa deren Rufnamen (verdächtigt werden Beate D. und Christian W.). Die Bedeutung des FamN manifestiert sich auch in den meisten Dialekten, wo er zuweilen vor dem Rufnamen genannt wird, wenn über dritte Personen gesprochen wird: der Müller Peter, Schmidts Frida. Ramge 2017, 132–133 verfolgt den Ursprung dieser Formen, basierend auf Bürgerbüchern und Einwohnerlisten aus dem Hessischen, bis zu den Dialekten des ländlichen Raums im 15. Jh. zurück. Dort werden sie noch heute vor allem dazu verwendet, Mitglieder der Dorf- und damit Sprachgemeinschaft in eine ortsansässige Familie einzuordnen, wobei oft die Information über ihre Herkunftsfamilie wichtiger ist als eine Individualisierung durch den Vornamen. Allerdings ist es auch in Dialekten nicht üblich, den FamN bei allen Personen zuerst zu nennen. Bei Ortsfremden, Zugezogenen und bei Personen, denen man mehr Respekt entgegenbringt (traditionellerweise LehrerInnen, PfarrerInnen, ÄrztInnen, ApothekerInnen) oder die in der Gemeinschaft nicht gut integriert bzw. nicht ortsansässig sind, wird die standarddeutsche Reihenfolge Ruf- + FamN bevorzugt. Mit anderen Worten, es hängt von der Beziehung zu der Person ab, über die gesprochen wird, auf welcher Information der Fokus liegt – und damit auch, welche Reihenfolge gewählt wird. Außerdem spielt auch die Person, mit der man spricht, eine Rolle, denn auch ihr muss die Person, über die gesprochen wird, bekannt sein. Meist ist die Bekanntheit einer Person gleichbedeutend mit der Bekanntheit ihrer Herkunftsfamilie. Dies hat auch dazu geführt, dass es gerade im Gespräch über Frauen oft gar nicht der standesamtlich eingetragene FamN ist, der vor dem

3.2 Der Hofreiter Anton: Stellung von Familiennamen in Dialekten

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Rufnamen kommt, sondern der Name ihrer Herkunftsfamilie, vor allem dann, wenn eine Frau einen ortsfremden Mann geheiratet hat, dessen Name im Gespräch keine Rolle spielt. Eine Ausnahme von diesen Steuerungsfaktoren stellen bairische Dialekte dar: Hier können vorangestellte FamN sogar in der Regionalsprache nicht nur für ortsansässige Personen verwendet werden, sondern generell für Personen aus ganz Bayern. Dies schließt sogar bayerischstämmige Prominente wie den Maier Sepp, den Hofreiter Toni oder den Beckenbauer Franz ein.

3.2.2 Wo wird der Familienname vor den Rufnamen gestellt? Im Rahmen einer Online-Erhebung (Schweden 2019) wurde kartiert, wo FamN vorangestellt werden und wo nicht (Abb. 32). Die an der Erhebung Teilnehmenden sollten vorgegebene Situationen, in denen Personen auftauchen, in ihrem Dialekt beschreiben. An den gelben Kreisen ist abzulesen, dass in Norddeutschland in aller Regel FamN auf den Rufnamen folgen (oder oft nur der Rufname genannt wird). Dies zeugt vom starken Abbau des niederdeutschen Dialekts. Denn Befragungen im Westfälischen und Nordniederdeutschen konnten zeigen, dass in geschlossenen Ortsverbänden unter DialektsprecherInnen vorangestellte FamN nach wie vor gang und gäbe

Abb. 32: Familienname vor Rufname (rosa) und umgekehrt (gelb) in Dialekten.

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3 Grammatik und Gebrauch der Familiennamen

Abb. 33: Morphologische Unterschiede bei der Folge Familienname vor Rufname.

sind (rosa Kreise). In Mittel- und Süddeutschland ist diese Struktur frequent, allerdings gibt es auch hier Variation bei der Reihenfolge, die sich durch die eingangs beschriebenen Bedingungen erklärt. Im Gegensatz zum bundesdeutschen Alemannischen hat in der Schweiz ein Abbau stattgefunden, und zwar aufgrund einer negativen Konnotation dieser Struktur, die mit Volkstum, konservativen Wertvorstellungen und dem Militär in Verbindung gebracht wird und vor allem aus dem Nationalsport Schwingen (einer Art des Ringens) bekannt ist. Manchmal blockiert auch die Fremdheit des FamN seine Voranstellung. Bei der Umfrage hat sich auch herausgestellt, dass die Ortsgröße bei der Voranstellung des FamN eine große Rolle spielt: Es sind vor allem Orte unter 10.000 EinwohnerInnen, in denen diese Abfolge überwiegt. In Städten mit mehr als 500.000 EinwohnerInnen geht die Frequenz stark zurück, hier dominiert klar die übliche Folge Ruf- + FamN. Auch das Alter der teilnehmenden Personen ist wichtig: Je älter die SprecherInnen, desto eher kann der FamN vor dem Rufnamen stehen, je jünger, desto weniger. Dies deutet auf einen generellen Rückgang der Dialekte oder auf eine geringere Einbindung der Teilnehmenden in dörfliche Strukturen hin, z. B. aufgrund ihrer Mobilität. So sehr sich die Verwendungskontexte der Abfolge FamN vor Rufname in den meisten Dialekten (mit Ausnahme des Bairischen) ähneln, so unterschiedlich ist die Struktur dieser Konstruktionen. Denn neben der Stellung variiert auch die Form des FamN. Hier ergeben sich klare Areale im deutschen Sprachraum (Abb. 33).

3.2 Der Hofreiter Anton: Stellung von Familiennamen in Dialekten

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In Norddeutschland finden sich vor allem Gesamtnamen ohne Artikel, hier dominiert der Typ Müllers Peter. Artikellose Namen erscheinen in den meisten Orten mit einer Veränderung am FamN; sie konservieren neben dem -s weitere Genitivendungen (z. B. -en oder -ens) und somit eine ältere Sprachstufe. Im westmitteldeutschen Raum setzen sich Formen ohne Artikel fort, wobei auch solche mit einem Artikel zu finden sind (der Müllers Peter). Im südwestdeutschen Raum existieren zwei alternative Artikeltypen parallel: Während im gesamten süddeutschen Raum die Form der/dem/den Müller (s) Peter üblich ist und in Bayern sogar ein Monopol hat (blaue Punkte mit zusätzlicher Flexionsendung am FamN: der Müllers Peter, gelbe Punkte ohne Veränderung am Namen: der Müller Peter), umreißen die roten Punkte ein Areal im südwestdeutschen Raum, in dem auch ein erstarrter und lautlich reduzierter Genitivartikel üblich ist: (d)s Müllers Peter. Wo kommt dieser s-Artikel her, den wir vor anderen Substantiven nicht verwenden? Um dem auf den Grund zu gehen, muss man historische Dokumente ganz genau unter die Lupe nehmen.

3.2.3 Wie sind die Artikelformen bei vorangestellten Familiennamen entstanden? Abb. 34 stellt die Verbreitung der Artikeltypen in Hexenverhör- und anderen Gerichtsprotokollen aus ganz Deutschland im Zeitraum von 1470 bis 1648 dar (insgesamt 386 Belege für Referenzformen bestehend aus Name/Berufsbezeichnung + Name/Appellativ). Daraus lässt sich rekonstruieren, dass die Form mit Genitivartikel (rot, Typ (de)s Müllers Peter) bereits im Frühneuhochdeutschen hauptsächlich im süddeutschen Raum verbreitet war. Außerdem zeigt sich, dass diese Struktur zuerst nur vereinzelt auftrat, zu Beginn des 17. Jhs. jedoch Karriere gemacht hat. Wie Abb. 35 zeigt, kommen Formen mit Genitivartikel (rot) in Bezeichnungen für Personen ursprünglich nur selten in Verbindung mit einem FamN vor, sondern überwiegend in Berufsbezeichnungen als Appositionen (Einschübe) zum Namen. Dies zeigen folgende

Abb. 34: Artikeltypen in frühneuhochdeutschen Gerichtsprotokollen von 1470–1653 (n = 386).

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3 Grammatik und Gebrauch der Familiennamen

Abb. 35: Artikeltyp bei Personenreferenzen in frühneuhochdeutschen Gerichtsprotokollen von 1470–1653 nach Kombinationen aus onymischen und appellativischen Komponenten (n = 382).

Beispiele (Macha 2005; Topalović et al. 2007): Wolfgang Sohnen des Oberschulteisen docht[er] [1610), Michel Lämelins des Schüzen khinde (1648), Veronica Hanss Sauren des Küefers zu Brückenhäussern ehelich Hausfrau (1593). Dabei sind es vor allem Frauen und Mädchen, auf die man sich mit diesen Genitiven bezieht. Dass es sich bei den Genitiven noch um Berufsbezeichnungen und nicht schon um FamN handelt, lässt sich meist sehr gut feststellen, da die meisten Personen in den Protokollen namentlich eingeführt oder Namen zusätzlich genannt werden, wie in den hier angeführten Belegen. Nur selten kommt ein Genitivartikel bei Name+Weib/Frau vor (z. B. des Kleinhansen weib zu Jungingen (1648)). Damit ist fast ausschließlich die Ehefrau oder das gesamte Haus gemeint (alda in des Lenzins Hauß (1629)). Aus den Belegen wird ersichtlich, dass der Beruf fast als Teil des Namens fungiert. So wird plausibel, wie sich die Konstruktion später auf den eigentlichen Namen übertragen haben kann. Bei Name+Name, also Familien- + Rufname (z. B. Humells Bartlin zu Eynac) tritt der Genitivartikel noch nicht in Erscheinung. Der Namenartikel, wie wir ihn heute in der/dem/den Müller Peter kennen, kommt zu dieser Zeit noch kaum vor. Variation besteht allerdings nicht nur beim Namenartikel, sondern auch dabei, ob der FamN bei der Voranstellung verändert wird oder nicht (letzteres wurde schon für Bayern gezeigt). Denn die vorangestellten FamN konservieren neben -s weitere einstige Genitivendungen (die man bei heutigen Namen nicht mehr anwendet) und somit eine ältere Sprachstufe. Außerdem werden je nach Dialekt und oft abhängig vom Namen unterschiedliche grammatische Endungen angehängt (s. Kap. 3.1). Vor allem im westmitteldeutschen und niederdeutschen Raum ist es möglich, dass verschiedene Endungen an verschiedene FamN treten können: So finden sich (einstige) starke s-Genitivendungen (Jerg müllers Hussfrau, Gengenbach 1573, heute: Schmidts Frida), aber auch schwache en-Endungen, die bei Namen heute nur noch in Dialekten vorkommen und die ebenfalls Überbleibsel aus einer früheren Sprachstufe sind: Johann Schalcken Frauw (1631; Macha 2005, 234; heute: Schmidte(n) Frida). Schließlich gibt es im Niederdeutschen und in Teilen des West- und Ostmitteldeutschen ein kombiniertes Suffix, das sich aus einem schwachen und einem starken Suffix zusammensetzt: Schmidt-en-s Frida. Früher rich-

3.2 Der Hofreiter Anton: Stellung von Familiennamen in Dialekten

59

teten sich diese Endungen nach dem Substantiv, das dem Namen zugrunde lag (z. B. Schmi(e)d > des Schmi(e)ds), heute allerdings trifft dies meist nicht mehr zu (vergleiche z. B. in den meisten rheinfränkischen Mundarten: s/die Schmidte Frida). Vielmehr hängt die Wahl von -s oder -e(n) heute davon ab, wie viele Silben der Name hat (einsilbige bekommen eher -e(n), mehrsilbige -s) und auf welchen Laut er genau endet.

3.2.4 Bezeichnungen für Familien Bei der Online-Erhebung wurden auch Bezeichnungen für ganze Familien untersucht. Im Unterschied zu den nur selten genutzten onymischen Pluralen (im Verein sind zwei Müllers und drei Schmidts), die nicht-verwandten TrägerInnen desselben Ruf- oder FamN vorbehalten sind (vgl. Nübling/Schmuck 2010, 153), waren bei dieser Umfrage miteinander verwandte Personen gemeint. Heute werden solche Bezeichnungen sowohl in den Dialekten als auch im Standard im Plural gebraucht, was man am Verb erkennt. Sagt man also im alemannischen Raum (s) Müllers sind gekommen, ich geh in (s) Müllers oder ich geh zu (s) Müllers, meint man damit: ‘Familie Müller ist gekommen’ bzw. ‘Ich gehe in das Haus von Familie Müller/zu Familie Müller’. Betrachten wir das Verbreitungsbild in Abb. 36, lässt sich feststellen, dass es frappierende Ähnlichkeiten zu Abb. 33 aufweist, d. h. zu den Singular-Artikelformen bei vorangestelltem FamN. So decken sich die (roten) Areale mit dem (lautlich reduzierten) Artikel im Genitiv (s Müllers) ebenso wie das artikellose (grüne) Gebiet. Auch in Bayern bezeichnen

Abb. 36: Bezeichnungen für eine Familie im Dialekt.

60

3 Grammatik und Gebrauch der Familiennamen

die wenigen gelben Punkte (neben der standardnahen Form die Müllers, die in ganz Deutschland vorkommt, blaue Punkte) eine eigene Form ohne Endung: die Müller. Gesamtnamen ohne einstige Genitiv-Endungen sind, wie oben gesagt, auch bei der Kombination aus FamN + Rufname (der Hofreiter Anton) die einzige in Bayern verbreitete Form. Dieses nahezu identische Verbreitungsbild ist nicht verwunderlich, denn Nübling/ Schmuck 2010 und Schmuck 2011 zeigen, dass diese pluralischen Familienbezeichnungen aus ehemaligen Genitiven (im Singular) entstanden sind. So könnten Sätze wie Ich geh in des Müllers Haus verkürzt worden sein zu Ich geh in (de)s Müllers. Aus einem Substantiv im Singular ist somit ein Plural geworden: (de)s Müllers sind verreist. In einem weiteren Schritt könnte dann der genitivische Artikel s durch einen nicht-genitivischen, die, ersetzt worden sein. Letzterer kann auch an artikellose Formen getreten sein und standardnahe Formen gebildet haben: (s) Müllers > die Müllers (s. die blauen Punkte in Abb. 36). Mancherorts gibt es sogar verschiedene Endungen für nicht-verwandte und für verwandte Personen (Familienbezeichnungen). So heißt es z. B. im rheinfränkischen Höringen: Es gab immer viele Müllere im Ort (nicht verwandt), aber Ich gehe zu s Müllers / in s Müllers (verwandt). Theresa Schweden

3.3 Die Merkel, der Söder – Artikelgebrauch bei Familiennamen 3.3.1 Namen und Definitheit Der Definitartikel (bestimmte Artikel) zeigt an, dass über ein spezifisches, den GesprächsteilnehmerInnen schon bekanntes Objekt oder Individuum gesprochen wird (vgl. dort liegt ein Hund vs. der Hund liegt dort drüben). Namen verweisen bekanntlich immer auf spezifische Referenten, weshalb sie keinen Artikel benötigen (dort liegt (der) Sammy). Immer mit Artikel (sog. primärer Artikel) stehen z. B. Namen für Straßen und Plätze (die Goethestraße, der Schillerplatz), Institutionen (die Johannes Gutenberg-Universität, die Paulskirche), Gewässer- (die Donau, der Rhein, der Atlantik) und auch einige Ländernamen (der Iran, die Schweiz). Meist sind es jüngere Namenklassen, oft sog. Gattungseigennamen, d. h. Namen mit einem appellativischen Bestandteil, der die jeweilige Objektklasse anzeigt (die Goethestraße, die Paulskirche, der Bodensee). Personennamen stehen in der Standardsprache ohne Artikel. Obligatorisch wird er nur, wenn ein Attribut hinzukommt (sog. sekundärer Artikel) – eine Regel, die bei sämtlichen Namenklassen auch ohne festen Artikel greift: Anna, aber die dunkelhaarige Anna, Merkel, aber die Merkel der 90er; Deutschland, aber das geteilte Deutschland. Doch in der Umgangssprache oder in nähesprachlichen Textsorten wie Internetforen, Blogs und Chats begegnen Personennamen oft mit Artikel, wie in den Beispielen unter (1)–(2). (1)

Ich denk mal, dass der Söder da nur einen Starker-Mann-Spruch rausgehauen hat. (www.quaeldich.de/forum, 08. 04. 2020)

(2) Schaut es Euch mal an, was die Angela Merkel die letzten Jahre im Bereich des Klimaschutzes vorangebracht hat weltweit und auch in Europa. Manfred Weber, CDU (www.swr.de, 02.09.09)

3.3 Die Merkel, der Söder – Artikelgebrauch bei Familiennamen

61

Vor Personennamen erfüllen Artikel andere Funktionen als bei Appellativen. Obwohl sich beispielsweise viele Personen den häufigsten deutschen FamN Müller (ca. 700.000 Personen deutschlandweit) oder die häufigsten Rufnamen Sabine und Thomas teilen, werden sie selbstverständlich als Individuen wahrgenommen und nicht etwa als Klasse aller Thomas bzw. Müller genannten Personen. Dies gilt auch für alle Menschen namens Thomas Müller, laut statistischem Bundesamt mit ca. 50.000 Namensträgern die häufigste Namenkombination deutschlandweit, ebenso für die weibliche Entsprechung Sabine Müller. Eines individualisierenden Definitartikels bedarf es daher nicht. Wird der Artikel dennoch verwendet, wirkt er expressiv, oft despektierlich wie in (1), kann aber auch positive Wertung transportieren wie in (2) oder Vertrautheit ausdrücken (dort liegt der Sammy). Mit dem unbestimmten Artikel wird dagegen signalisiert, dass eine Person nicht allen GesprächsteilnehmerInnen bekannt ist (eine Sabine / eine Frau Müller / eine Sabine Müller hat angerufen). Außerdem steht dieser, wenn Namen gar nicht auf eine bestimmte Person verweisen, sondern generalisierend (eine Merkel hätte das anders gemacht) oder metaphorisch gebraucht werden (ein zweiter Trump). Er kann also eine Appellativierung und Semantisierung des Namens basierend auf Eigenschaften der betreffenden Person bewirken.

3.3.2 Regionale Unterschiede Die Verwendung des Personennamenartikels hängt einerseits vom sprachlichen Register ab (Standard vs. Umgangssprache vs. Dialekt), andererseits aber auch davon, wo in Deutschland man sich befindet. Bezogen auf den Rufnamen werden solche Unterschiede in Thomas Brussigs in Ostberlin handelnden Roman Am kürzeren Ende der Sonnenallee thematisiert: Die Quartiergäste der Familie Kuppisch […] waren zwei Sachsen, aus Pirna bei Dresden: »der Olaf« und »der Udo«. Sie stellten jedem Vornamen grundsätzlich einen Artikel voran. Bis Familie Kuppisch dahinterkam, glaubte sie, Udos Freundin hieße Diana, aber sie hieß Jana; Olaf und Udo nannten sie immer nur die Jana. Brussig (1999, 84)

Tatsächlich begegnen Personennamen mit Artikel umso häufiger, je weiter man sich nach Süden bewegt: Wie eine erste flächendeckende Erhebung im Wortatlas der deutschen Umgangssprache (Testsatz: Ist die Ruth krank?) zeigt, erscheinen Rufnamen in ganz Süddeutschland, einschließlich der Schweiz und Österreich, durchgängig mit Artikel (s. Eichhoff 2000, Kt. 76; Nübling/Fahlbusch/Heuser 2015, 123). Auch in der Mitte Deutschlands (inkl. Dresden in Südsachsen, die Heimat von Olaf und Udo in Brussigs Roman) tritt er häufig auf, schwankt aber im nördlichen Sachsen und in Thüringen, während er im Norden (auch Berlin, dem Schauplatz des Romans) fehlt. In jüngeren, durch eine Online-Befragung erhobene Daten im Atlas zur deutschen Alltagssprache (AdA, Runde 9, Testsatz: Weiß jemand, wo der Simon / die Anna ist?) ist der Grenzverlauf ähnlich, er zeigt aber eine geringfügige Verschiebung nach Norden hin, vgl. Abb. 37a.2

2 Für die Abdruckerlaubnis der AdA-Karten sei herzlich Stephan Elspaß und Robert Möller gedankt.

62

3 Grammatik und Gebrauch der Familiennamen

Abb. 37: Rufnamenartikel (a) und Familiennamenartikel (b) in deutscher Alltagssprache (pink: Artikel „üblich“, gelb: „kommt manchmal vor“, blau: „unüblich“).

In Gebieten, wo Artikel nur manchmal vorkommen, steuert der sprachliche Kontext (v. a. Kasus) und die Äußerungssituation die Artikelsetzung (Bellmann 1990, 257–293). Artikelfördernd wirken zum einen die Objektkasus (Dativ und Akkusativ), insbesondere Verwendungen im Dativ, wo die Artikelflexion die Kasusanzeige leistet (Gib das mal dem Mehmet) und bei mehreren Aktanten die Sprecherrollen verdeutlicht (dem Daniel hat Ingo seine Schneckensammlung gezeigt). Zum anderen ist die Äußerungsabsicht und -situation (Pragmatik) entscheidend: Wie erwähnt, wird der bestimmte Artikel oft als denunzierend empfunden (der Andreas hat nicht aufgeräumt), oder aber er impliziert eine lobende Herausstellung (der Andreas hat aber gut vorgetragen). Generell wird mit Artikel eher auf abwesende Personen referiert (Kennst du die Antje?) als auf anwesende (Da kommt ja die Antje), am seltensten steht er bei der Selbstreferenz. Grundsätzlich fehlt er in der Anrede (z. B. am Telefon: Hallo Theresa. Hier ist die Anne). Im Süden ist der Artikel im Gesprochenen in allen Kontexten obligatorisch und somit unabhängig von Kasus, An-/Abwesenheit der betreffenden Person etc., und er erscheint sogar bei Selbstreferenz. Er wird mit Vertrautheit und Empathie assoziiert. Seine Weglassung wird als unhöflich-distanzierend empfunden. Stärker kontextabhängig ist der Personennamenartikel in Mitteldeutschland, wo er zwar auch Vertrautheit symbolisiert, aber bei der Selbstreferenz und bei Namen für anwesende Personen im Nominativ (Vorstellung) fehlt. Im Norden sind Personennamen überwiegend artikellos, sogar vor Attributen kann der Artikel wegfallen (lütt Erna). Der Atlas zur deutschen Alltagssprache nimmt auch die Verbreitung des FamN-Artikels mit in den Blick (Testsatz: der Müller hat gesagt, dass er den Wagner …, unter Freunden) und vergleicht beide Areale (s. Abb. 37b; Quelle: Atlas zur deutschen Alltagssprache: www.atlas-alltagssprache.de/runde-9/; s. auch Abb. 31).

3.3 Die Merkel, der Söder – Artikelgebrauch bei Familiennamen

63

Abb. 38: Verbreitung des Personennamenartikels im 16./17. Jh.

Wie der Vergleich beider Karten in Abb. 37 zeigt, ist der Artikel vor Personennamen (Rufund FamN) in ganz Süddeutschland und im westlichen Mitteldeutschland (Rheinland) fest etabliert. Abweichungen ergeben sich im Osten: In ganz Thüringen und Sachsen, ebenso in Teilen von Sachsen-Anhalt und Brandenburg ist den InformantInnen zufolge der Artikel vor FamN „üblich“, oder er wird „manchmal“ verwendet, während er im selben Gebiet vor Rufnamen noch weitgehend „unüblich“ ist bzw. nur „manchmal“ erscheint. Im eng mit dem Westmitteldeutschen verwandten Luxemburgischen steht der Artikel immer bei Ruf-, Familien- und Gesamtnamen (selbst vor Titeln) und wird, anders als im Deutschen, auch konsequent verschriftet. So heißt die luxemburgische Ausgabe von Harry Potter dementsprechend Den Harry Potter, weitere Charaktere sind d’Lily, den James, den Dumpledore, d’Professer McGonagall. Auch weitere europäische Sprachen kennen Rufnamen mit Artikel (Glaser 2008, 92–100). Obligatorisch erscheint er im Portugiesischen (a Maria, o Paolo), regional bzw. kontextabhängig im Niederländischen (de Jan), Französischen (la Jeannette, le Jean) und Italienischen (la Gianna) – wobei Artikel im Niederländischen eher vor Männer- und im Italienischen eher vor Frauennamen stehen. Historisch, d. h. im Frühneuhochdeutschen des 16./17. Jhs., treten Artikel regelmäßig in süddeutschen Quellen auf, ebenso in der Schweiz und in Österreich. Sie fehlen aber im Unterschied zu heute noch weitgehend im Mittel- und erst recht im Niederdeutschen, s. Abb. 38 (zur Datenbasis s. Schmuck 2020). Allerdings führen im Niederdeutschen (auf der Karte nicht berücksichtigte) femininmovierte FamN des Typs die Ridwegsche [Witwe, Frau] einen Artikel, die sich wie Adjektive mit ausgelassenem Bezugsnomen verhalten und immer einen Artikel erfordern, vgl. die Einstein’sche Relativitätstheorie (s. auch Kap. 3.4). Insgesamt ist der Artikel vor Personennamen eine süddeutsche Neuerung, die

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3 Grammatik und Gebrauch der Familiennamen

sich ab dem 16./17. Jh. nach Norden hin ausgebreitet hat und bis heute andauert (s. Werth 2020). Für die einzelnen Namenklassen zeigen die historischen Daten noch klarere Unterschiede als heute: Im Frühneuhochdeutschen sind es primär FamN, die einen Artikel zu sich nehmen (58 %). Vergleichsweise gering sind die jeweiligen Anteile bei Ruf- (6 %) und Gesamtnamen (14 %) (Schmuck/Szczepaniak 2014). Demnach etabliert sich der bestimmte Artikel zuerst bei den auf ein Kollektiv verweisenden FamN, also bei den Personennamen mit dem geringsten Individualitätsgrad. Später erfasst er die individuellsten, nur auf eine Einzelperson bezogenen Rufnamen. Gesamtnamen nehmen eine Zwischenposition ein, da anfangs noch der Rufname den wichtigsten Bestandteil bildete und sich erst allmählich der Schwerpunkt auf den FamN verlagerte. In Grammatiken des 18. Jhs. wird der Personennamenartikel (Artikelflexion) als Ersatzstrategie zur Kasusanzeige – insbesondere bei Fremdnamen – erwähnt (das Schwert des Damokles; den Homer). Gleichzeitig wird von einer Doppelmarkierung (des Salomos) sowie unnötigen, da nicht der Objektkasusanzeige dienenden Verwendungen im Nominativ (der Saul sprach zu dem David statt Saul sprach zu dem David) abgeraten (zum Abbau der Namenflexion s. Kap. 3.1): Eigene Nahmen sind als solche keines Artikels fähig, doch kann derselbe bey ihnen die Stelle der Biegungssylben vertreten, und alsdann ist er ein bloßes Zeichen der Declination. Alle eigene Personennahmen, sie seyen einheimische oder fremde, lassen sich vermittelst des Artikels declinieren; allein alsdann müssen sie selbst keine Biegungssylben annehmen, wenn sie dergleichen auch fähig wären, weil sonst eine doppelte Declination stattfinden würde, wovon die eine überflüssig ist: Die Weisheit des Salomo, die Logik des Wolf, gib es dem Friedrich; nicht des Salomos, des Wolfs, dem Friedriche, so gemein es auch ist. […] da der Nominativ an sich selbst bestimmt genug ist, so bedarf er keines Artikels zu seiner Bestimmung: Saul sprach zu dem David, nicht Der Saul. Adelung (1782, 177)

Auch Matthias 1929 erwähnt den Personennamenartikel als „Notbehelf“ zur Kasusanzeige. Tatsächlich steuert Kasus schon bei den frühen Belegen in frühneuhochdeutschen Hexenverhörprotokollen wesentlich die Artikelsetzung: Im Nominativ sind Artikel selten (10 % aller Nominativbelege), doppelt so häufig im Genitiv (21 %), am häufigsten im Dativ (30 %) und Akkusativ (27 %). Anders als im Genitiv, wo die Namenflexion noch in 89 % erhalten ist, meist zur Besitzanzeige (Bechs Haußfrauw), macht sich im Dativ und Akkusativ der ab dem Mittelhochdeutschen einsetzende Flexionsabbau deutlich bemerkbar: nur in 51 % bzw. 44 % der Fälle ist Kasus auch am Namen realisiert, bei ca. einem Fünftel der Belege schon allein am Artikel (Artikelflexion) (Dativ: 21 %, Akkusativ: 19 %), s. Abb. 39 (aus Schmuck/Szczepaniak 2014, 129). Auch Grammatiken des 18./19. Jhs. beschreiben die Funktion des Namenartikels als vertraulich oder geringschätzig, d. h. der Artikel wurde (wie teilweise heute noch) als expressiv und in gehobener Sprache unangemessen empfunden – mit dem Unterschied, dass heute der expressive Artikel zunehmend durch demonstratives diese/r abgelöst wird (diesen Söder / diese Merkel kann ich nicht leiden). Dies deutet auf die zunehmende Usualisierung des Personennamenartikels hin. Zusammengefasst: Der Artikel erscheint erst spät (im Frühneuhochdeutschen) bei immer auf ein Individuum (Rufnamen) bzw. eine definite Gruppe von Individuen (FamN) bezoge-

3.4 Die Falkensteinerin und die Beckersche – Femininmovierte Familiennamen

65

Abb. 39: Kasusanzeige durch Definitartikel und/oder Namenflexion im 16./17. Jh.

nen Personennamen, wobei er die FamN früher als die Rufnamen erfasst. Bis heute ist dieser Artikel im Standard unüblich bzw. seine Verwendung mit bestimmten Konnotationen verbunden. Er breitet sich aber vom Dialekt in die gesprochene Standardsprache (diastratisch) aus und expandiert nach Norden hin (diatopisch) mit einem Übergangsgebiet im südlichen Westnieder- und im Ostmitteldeutschen. In den Gebieten mit beschränktem Gebrauch steuern – historisch wie auch heute – sowohl grammatische (z. B. Kasus) als auch pragmatische Faktoren (z. B. Denunziation/Lob, An-/Abwesenheit) die Artikelsetzung. Mirjam Schmuck

3.4 Die Falkensteinerin und die Beckersche – Femininmovierte Familiennamen 3.4.1 Funktionelle versus matrimonielle Movierung Movierungen (< lat. movēre ‘bewegen’) sind Ableitungen, die dazu dienen, das biologische Geschlecht explizit zu machen. Hiervon ist überwiegend das weibliche Geschlecht betroffen: Sog. Femininmovierungen drücken die Bedeutung ‘weiblicher Vertreter von X’ aus (Ärztin, Bäckerin). Der umgekehrte Fall ist selten (z. B. Witwe → Witwer, Maus → Mäuserich). Das häufigste Movierungssuffix ist -in, das neben weiblichen Personen- auch Tierbezeichnungen ableitet, überwiegend von höheren Säugetieren (Löwin, Hündin, aber *Käferin). Solche sog. funktionellen in-Movierungen sind heute sehr produktiv, auch lassen sie sich mit englischen Basen kombinieren (Managerin, Bloggerin). Noch bis ins 19. Jh. begegnen Movierungen auch von Namen, z. B. bei Ruf- (die Gysbrechtin) und bei FamN (die Lutherin, die Gottschedin), wo sie Zugehörigkeit zu einer männlichen Person ausdrücken – meist zum Ehemann (‘Ehefrau von X’ = matrimonielle Funktion) oder zum Vater (‘Tochter von X’ = patronymische Funktion), s. Abb. 40a. Nur patronymische Verwendung enthält Abb. 40b,

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3 Grammatik und Gebrauch der Familiennamen

Abb. 40: Onymische Femininmovierung (a) und Kinderschädel 1849 (Senckenberg Museum) (b).

die den bemalten Kinderschädel der „Jungfrau Franziska Falkensteinerin gestorben 1849“ (Senckenberg Museum, Frankfurt) zeigt. Ob eine appellativische oder eine onymische Basis vorliegt, also funktionelle oder matrimonielle bzw. patronymische Movierung, ist bei Berufsbezeichnungen als Basis oft nicht entscheidbar. Die Form Agnes Beckin könnte somit interpretiert werden als a) ‘Agnes die Bäckerin’ (= Berufsbezeichnung der Frau), b) ‘Agnes die Frau/Tochter des Bäckers’ (Berufsbezeichnung des Ehemanns/Vaters), c) ‘Agnes, die Frau/Tochter des Beck’ (FamN des Ehemanns/Vaters). Moviert wurde meist der FamN des Mannes in Kombination mit dem Rufnamen der Frau (Agnes Schenkhin). Doch konnte der weibliche Name auch vollständig ersetzt werden und stattdessen Ruf- und FamN des Mannes stehen, wobei entweder beide Namen (Jacobin Goltstainin) moviert wurden oder nur der Ruf- (Jakobin Grün) bzw. der FamN (Wolfgang Ferberin) (s. Linsberger 2012, 29–31 zu Wiener Quellen des 15. Jhs.).

3.4.2 Geschichte der Movierung von Namen In mittelalterlichen Quellen werden Frauen, sofern überhaupt namentlich erwähnt, im Regelfall über eine männliche Person identifiziert, was das damalige Rechtssystem spiegelt: Frauen waren im Mittelalter und, je nach gültigem Rechtssystem, zum Teil noch bis in die frühe Neuzeit nur eingeschränkt rechtsfähig und mussten sich durch einen Vormund (auch Mundwalt) – das war meist der älteste Verwandte, bei verheirateten Frauen der Ehemann – vertreten lassen, der auch ihr Vermögen verwaltete. Zu Namen von Frauen in Kölner Quellen des 12./13. Jhs. heißt es: „Die kölnische Frau wird gewöhnlich nur mit ihrem RN [Rufnamen] genannt […]. Sie wird aber gern (vereinzelt ohne RN) zu ihrem Ehemann, ihrem Vater oder einem sonstigen Verwandten in Beziehung gestellt“, z. B. Gertrudi, que dicitur Svenin, Tochter eines Th. Svano (Hagström 1949, 29–39). Movierte FamN sind seit dem ersten Auf-

3.4 Die Falkensteinerin und die Beckersche – Femininmovierte Familiennamen

67

kommen der FamN im 13. Jh. zahlreich belegt (z. B. Berchta dicta Helfrichin 1293, dicta Fritagin 1300) und begegnen in den Quellen bis Anfang des 18. Jhs. häufig, so auch noch in der ursprünglichen Fassung von Schillers Drama Kabale und Liebe (1784), die den Titel Luise Millerin (Tochter des Musikanten Miller) nach der Hauptfigur trug. In privaten Briefen aus der Zeit heißt es z. B. die gute Schillern (Frau von Schiller), die Herdern (Frau von Herder; das i der Endung kann entfallen). Mitte des 18. Jhs. kommen movierte Namen außer Gebrauch. Hierauf deuten zeitgenössische Grammatiken hin, vgl. das „Grammatische Wörterbuch der deutschen Sprache“ von 1794: In den meisten Fällen aber wird vor dem Namen der männlichen Person durch Anhängung dieser Endsilbe inn ein Name für dessen Gattin, oder für eine weibliche Person desselben Verhältnisses gebildet. Als: Engländerinn, Bürgermeisterin, Bäckerin, Katholikin ec. Auch den eigenen Geschlechtsnamen [FamN] hängen viele diese Endsilbe an, um Namen für des Mannes Gattin und Tochter zu bilden. Als: Jgfr. Schumannin, Frau Försterinn, welche Geschlechtsnamen doch andere lieber ohne Veränderung von beiden Geschlechtern gebrauchen und Jgfr. Schumann und Frau Förster sagen wollen. Moritz (1794, Bd. 2, 304)

Noch deutlicher reflektieren Grammatiken Anfang des 19. Jhs. den dann weitgehend vollzogenen Abbau onymischer Movierungen. Im „Gedrängten Handwörterbuch der deutschen Sprache“ von 1838 heißt es: Eben so wenig will der Sprachgebrauch unserer Zeit, daß den eigenen Geschlechtsnamen ein inn angehängt wird, um Namen für des Mannes Gattinn und Tochter zu bilden; also nicht Frau Gottschedinn, Klopstockinn, oder Jungfrau Wielandinn, sondern man läßt den Namen Gottsched ec. unverändert. Wenig (1838, 287)

Während im 17. Jh. bis zur Mitte des 18. Jhs. mit durchschnittlich 80 % die Frauennamen mehrheitlich moviert werden, sinkt der Anteil in den folgenden Jahrzehnten rapide auf nur

Abb. 41: Entwicklung der onymischen Femininmovierung im Überblick.

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3 Grammatik und Gebrauch der Familiennamen

noch 10 % zu Beginn des 19. Jhs. und Mitte des 19. Jhs. gegen Null (s. Werth 2022). Matrimonielle Movierung kommt allenfalls noch bei bestimmten Berufs- oder Amtsbezeichnungen vor für die Ehefrau des männlichen Berufs- oder Amtsinhabers (Frau Bürgermeisterin/ Frau Pastorin ‘Ehefrau des Bürgermeisters/des Pastors’) und ist heute veraltet. Allerdings sind onymische Movierungen noch in einigen Dialekten erhalten, doch bedarf es hierzu weiterer Forschung (zum Westmitteldeutschen s. Steffens 2014). Einen groben Überblick zur Geschichte der onymischen Femininmovierung gibt Abb. 41.

3.4.3 Femininmovierung in Dialekten (16./17. Jh.) Dialekte kennen neben -in noch andere Movierungssuffixe. Weit verbreitet ist das ursprünglich niederdeutsche Suffix -(i)ske bzw. -(i)sche, dem das früh auf Namen spezialisierte Adjektivsuffix -isch (karolingisch, lutherisch, Einstein’sche Relativitätstheorie) entspricht. Movierungen mit -sche sind ab dem Mittelniederdeutschen belegt, zunächst mit funktioneller Bedeutung bei Herkunftsbezeichnungen (die Groningsche ‘Frau aus Groningen’), dann auch matrimoniell/patronymisch sowohl mit appellativischen (die Bäckersche ‘Frau/Tochter des Bäckers’) als auch mit onymischen Basen (die Thiedemannsche ‘Frau/ Tochter eines Mannes namens Thiedemann’) (Bach 1952, Bd. I.1, 183). Spuren des Suffixes tradiert bis heute die norddeutsche Umgangssprache. Es begegnet in den Werken des niederdeutschen Schriftstellers Fritz Reuter und auch in Die Blechtrommel (1959) von Günter Grass, die in Danzig handelt und wo von der Greffschen (Frau des Gemüsehändlers Greff) die Rede ist. Das Schwedische kennt mit -ska (neben -inna) ein entsprechendes Suffix, das primär weibliche Nationalitätsbezeichnungen ableitet (z. B. schwed. grek ‘Grieche’ → grekiska ‘Griechin’). Hochfrequent und in ihrer arealen Vielfalt gut dokumentiert sind onymische Movierungen in frühneuzeitlichen Hexenverhörprotokollen (16./17. Jh.). Dies sind Mitschriften gerichtlicher Verhöre vermeintlicher Hexen (80 % der Angeklagten waren Frauen), die regionalsprachlich gefärbt sind (Werth 2015, Schmuck 2017). Im gesamten Material – knapp 1000 Belege aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, s. Schmuck 2017) – sind die (Bei- bzw.) FamN von Frauen überwiegend (64 %) moviert, wobei klare regionale Unterschiede zutage treten (berücksichtigt wurden FamN und RufN+FamN): Den höchsten Anteil erreichen movierte Namen in Österreich (93 %), was sich mit den Ergebnissen in Linsberger 2012 zu Wiener Quellen deckt (95 %). Am geringsten sind Movierungen im Westmitteldeutschen (25 %), s. Abb. 42. Die Verbreitungsgebiete der einzelnen Movierungssuffixe zeigt die nächste Abb. 43. Movierungen mit -sche betreffen demnach den gesamten norddeutschen Raum, streuen aber auch ins nördliche Ostmitteldeutsche; -in ist in Mittel- und Süddeutschland verbreitet inklusive der Schweiz und Österreich. Am meisten Variation zeigt das Westmitteldeutsche, wo neben Genitivformen und -in auch -sen belegt ist (kelnersen ‘Kellnerin’, 14. Jh.), das als „Stapelsuffix“ auf starkes Genitiv-s + -in zurückgeführt wird und bis heute im Hessischen und Pfälzischen produktiv ist (hessisch die Dielsen zum FamN Diel, die Wetzelsen zum FamN Wetzel). Genitive konkurrieren außer im Westmitteldeutschen auch im Nordwesten sowie in der Schweiz mit Movierungssuffixen und können gleichermaßen die Ehefrau oder

3.4 Die Falkensteinerin und die Beckersche – Femininmovierte Familiennamen

Abb. 42: Anteil movierter Familiennamen in Hexenverhörprotokollen (16./17. Jh.).

Abb. 43: Areale Variation der Movierungssuffixe (16./17. Jh.).

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3 Grammatik und Gebrauch der Familiennamen

Tochter bezeichnen (z. B. Marie Twists, Frau von Frantz Twist, 17. Jh.). Im mitteldeutschen Übergangsgebiet von -sche und -in ist zum Teil eine Funktionsteilung beobachtbar, indem -sche primär zur onymischen, -in zur appellativischen Movierung verwendet wird (vgl. ihre nachbarinne die Siebemachersche, Göttingen 1649) (s. Werth 2015).

3.4.4 Abbau der Femininmovierung im 18. Jh. und heutige Reflexe Einst hochproduktive onymische Movierungen kommen Mitte des 18. Jhs. außer Gebrauch und werden binnen kurzer Zeit, bis Mitte des 19. Jhs., im Standard vollständig abgebaut. Am plausibelsten lässt sich der rasante Rückgang durch das Ineinandergreifen sprachinterner und -externer Faktoren erklären. Sprachextern fällt der Abbau mit dem Übergang von der Ständegesellschaft zur modernen bürgerlichen Gesellschaft und damit einer stärkeren sozio-ökonomischen Unabhängigkeit von Frauen zusammen, die die Markierung der Zugehörigkeit zum Vater/Ehemann letztlich obsolet machte (Werth 2021). Hinzu kommen generelle Bestrebungen zur Fixierung der FamN: Gesetze zur Unterbindung von Namenwechseln werden Ende des 18. Jhs./Anfang des 19. Jhs. in mehreren deutschen Staaten erlassen. Gleichzeitig werden Bevölkerungsgruppen, die noch unfeste Namen trugen (z. B. Juden, Friesen), per Gesetz zur Annahme fester FamN verpflichtet. Auch die noch lange schwankende Schreibung wird mit Inkrafttreten des BGB am 1. Januar 1900 endgültig fixiert. Sprachintern fügt sich der Abbau der onymischen Movierung in die schon ab dem Mittelhochdeutschen, verstärkt im Frühneuhochdeutschen beobachtbare und bis heute anhaltende Tendenz zur Namenkörperschonung (sog. onymisches Morphemkonstanzprinzip, s. Nübling 2012, 2017) durch Flexionsabbau am Namen und Auslagerung der Kasus-, Numerus- und Genusinformation auf die Begleiter, v. a. auf den sich ab dem Frühneuhochdeutschen sukzessive auf Personennamen ausbreitenden Artikel (z. B. Genitivflexion: Marien(s) > Marias > der Maria). Sexus wird ebenfalls am Artikel kodiert (die Arnoldin), außerdem durch die (ursprünglich als Standesbezeichnung nur dem Adel vorbehaltenen) Anredenomen Frau/Herr, die ab der frühen Neuzeit auch für nichtadlige Personen als höfliche Anrede- oder Referenzform dienen. Auch der Umlaut wird bei der Movierung von Namen früh abgebaut, wohingegen er bei appellativischen Basen erhalten bleibt. So schreibt das „Grammatische Wörterbuch der deutschen Sprache“ von 1794 zum Umlaut bei Ableitungen mit -inn: Außerdem werden bei einigen die Vokale a, o und u in aͤ uͤ oͤ erhoͤhet, als: Koch – Koͤchinn, Narr – Naͤrinn, Rath – Raͤthinn. Nur bei den Geschlechtsnamen [FamN] findet diese Erhoͤhung des Vokals niemahls Statt. Von dem Thiere heißt der weibliche Geschlechtsname Woͤlfin, aber die Gattin des Herrn Wolf heißt Frau Wolfin. Moritz (1794, 305)

Historisch begünstigen Movierungssuffixe als einstige Adjektivsuffixe Artikelsetzung (die Arnoldin, die Dithmerin), weshalb im Frühneuhochdeutschen FamN mit Bezug auf Frauen im Vergleich zu Männernamen überproportional häufig mit Artikel erscheinen, nämlich 71 % (Frauen) gegenüber 27 % (Männer) im Hexenverhörkorpus. Als mögliche Reflexe der einstigen Namenmovierung weiblicher FamN sind die folgenden heutigen Asymmetrien zu

3.4 Die Falkensteinerin und die Beckersche – Femininmovierte Familiennamen

71

Tab. 6: Heutige Asymmetrien beim Gebrauch des Artikels und von Frau/Herr.

Frau/Herr Artikel

Frauen markiert Typ Frau Merkel/Schröder Typ die Merkel/Schröder

beide markiert Männer markiert Typ Frau Merkel/Herr Schröder Typ Merkel/Herr Schröder Typ die Merkel/der Schröder Typ Merkel/der Schröder

59 % (108) 57 % (52)

39 % (71) 35 % (32)

3 % (5) 9 % (8)

erklären: Blanke FamN (ohne Artikel) werden primär mit Männern assoziiert. Darauf weisen auch Helbig/Buscha 2017, 245 hin: „Bei Künstlernamen wird das Geschlecht nur durch den Artikel ausgedrückt (mask. mit Nullartikel, fem. mit bestimmtem Artikel)“. Folgende Beispiele werden angeführt: (1)

Den Film hat Bergmann gedreht (schwed. Regisseur Ingmar Bergmann)

(2) In dem Film spielt die Bergmann die Hauptrolle (schwed. Schauspielerin Ingrid Bergmann) Auch bei Namen von Politikerinnen und Politikern schlägt sich dies in spontansprachlichen Äußerungen nieder. Neben dem Artikel sind davon auch Anredenomina betroffen. Aber auch blanke FamN für beide Geschlechter kommen vor und sind in Zeitungstexten heute üblich, vgl. die Internetbelege in (3)–(5): (3) Na klar, das ist genau die Liga der Deutschlandhasser, in die Frau Baerbock und Habeck passen (https://headtopics.com, 20. 09. 2020) (4) „Die Merkel macht das echt superclever: Erst nimmt sie Steinbrück das Thema Mindestlohn weg, dann die Altersarmut (…)“, resümierte Welke. (www.welt.de, 02. 03. 2013) (5) Ich finde Baerbock hat das elegant abgeblockt. Habeck sah da schlechter aus. (www.politik-forum.eu, 20. 05. 2021) Wie eine erste Studie in alltagssprachlichen Texten (Web-Korpus: DECOW) zeigt, steht zwar auch zum Bezug auf Frauen nicht selten der blanke FamN. Wenn Referenzformen asymmetrisch gebraucht werden, erscheinen Artikel und Anredenomen aber fast immer bei FamN von Frauen (s. Tab. 6 und Schmuck 2017). Zusammenfassend ist festzuhalten, dass movierte FamN schon bei der Entstehung von FamN belegt und noch bis ins 18. Jh. hinein weit verbreitet sind, aber im Übergang vom 18. zum 19. Jh. zurückgehen. Der rasche Abbau dieses einst hochproduktiven Wortbildungsmusters ist das Ergebnis eines Zusammenspiels sprachinterner und -externer Faktoren. Im Ergebnis wurde das einst vieldeutige Movierungssuffix (funktionell, matrimoniell, patronymisch) auf den funktionellen Typ (Schneiderin, Ärztin) vereindeutigt. Mirjam Schmuck

72

3 Grammatik und Gebrauch der Familiennamen

3.5 Bauert und Kleinert: Onymische Suffixe Deutsche FamN sind, da sie erst zwischen dem 14. Jh. (im Süden) und dem 16. Jh. (im Norden) fest wurden, relativ junge Namen. Da liegt es auf der Hand, dass sie noch viele Strukturen der Wörter konservieren, aus denen sie ursprünglich hervorgegangen sind (meist Substantive), und nicht selten schreiben sie sich und lauten sie sogar genau wie diese: Fischer, Schneider, Fleischer, Koch, aber auch Adjektive wie Jung(e), Klein(e), Groß(e), Weiß(e) gehören dazu. Ein Grund, warum wir vor FamN in aller Regel Frau oder Herr (oder den Vornamen) setzen, ist der, potentiellen Verwechslungen entgegenzuwirken (Frau Große, Herr Fleischer). In salopper Sprechweise, in Zeitungstexten und v. a. -überschriften verwenden wir auch den puren FamN, weshalb ein Satz wie morgen geht er zum Schneider doppeldeutig sein kann (Kap. 3.3). Dass es dafür reale Fälle gibt, zeigt folgende Überschrift in der F.A.Z. (vom 19. 02. 2009): „ICE-Unglück: Verfahren gegen Schäfer beendet“. Im Normalfall würde man hier eine Person namens Schäfer vermuten, da Schäfer heutzutage häufiger als Name vorkommt denn als Appellativ; Schäfer besetzt schon Rang 11 sämtlicher FamN. Allerdings handelt es sich, wenn man den Artikel liest, doch um ein Appellativ: Ein ICE war in eine Schafherde gefahren, der Schäfer wurde angeklagt. Vor diesem Hintergrund haben viele Sprachen sog. onymische Suffixe, also spezifische Endungen (oder andere Einheiten) entwickelt, die FamN eindeutig als eigene Kategorie auszeichnen, z. B. polnisch Kowalski gegenüber dem Substantiv Kowal ‘Schmied’. Gleichzeitig nutzen sie – das ist der große Vorteil – das Inventar an Appellativen und Adjektiven, um bei FamN nicht auf gänzlich neue Ausdrücke, die meist schwer memorierbar sind, zugreifen zu müssen. Man weiß aus der Alltagserfahrung, um wieviel schwerer sich undurchsichtige und womöglich lange FamN abspeichern und wieder aufrufen lassen. Dabei ist das Deutsche für onymische FamN-Morphologie nicht sonderlich bekannt. Nordische und slawische Sprachen (wie das Schwedische, Estnische, Lettische bzw. Polnische) sind dafür viel einschlägiger (Nübling 2004, 2005a). Hier werden das Deutsche und das Polnische behandelt.

3.5.1 Von Bauer zu Bauert: -ert als typischer Familiennamenausgang In Deutschland gibt es über 5.000 unterschiedliche FamN, die auf -ert enden. Die häufigsten sind Schubert (Rang 50), Seifert (Rang 99), Eckert (Rang 149), Ebert (Rang 158), Reichert (Rang 195) und Siebert (Rang 245). Nach Kempf/Nowak 2011 tragen mehr als 1,25 Millionen Deutsche einen solchen Namen. Diese riesige Gruppe an Namen muss man in drei Gruppen unterteilen, um deren sprachgeschichtliche Entwicklung zu verstehen (Details in Nübling 2010). 1. Die erste und mit Abstand größte Gruppe entstammt primär einstigen männlichen Rufnamen, die sich durch sprechsprachliche Veränderungen, Kontraktionen, Lautumstellungen (Metathesen), Kürzungen usw. mehr oder weniger natürlicherweise zu Namen auf -ert entwickelt haben: Siegfried > Siebert, Seifert (und viele Varianten mehr), Eckehard > Eckert, Eberhard > Ebert. Schubert als häufigster ert-Name geht auf die Berufsbezeichnung mhd. schuochworhte ‘Schuhmacher’ zurück. Wingert hat sich aus Win-gart ‘Weingarten’ entwickelt. Insgesamt sind es vorwiegend Rufnamen, die ursprünglich

3.5 Bauert und Kleinert: Onymische Suffixe

2.

73

auf -hard/-hart enden (Beispiele s. o.), auf -bert oder -brecht (Lambrecht, Lambert > Lammert, Reinbrecht/Reinbert > Remmert), -fried (Gottfried > Göpfert, Göppert, Geppert), -wart (Markwart > Markert, Mackert) und -rad (Konrad > Konnert, Kohnert, Kahnert, Kandert, Ku(h)nert, Kühnert). Die Beispiele machen nur ansatzweise deutlich, wieviele FamN aus einem Rufnamen entstehen konnten, in Wirklichkeit sind es deutlich mehr. Dieser große Pool an „natürlichen“ -ert-Namen hat sich zu einem FamN-Muster bzw. Schema entwickelt, was dazu geführt hat, dass andere Namen sich diese typische Endung analogisch angeeignet haben. Dies führt zu Gruppe 2. Eine weitere große Gruppe an ert-Namen geht auf Berufsnamen, aber auch auf andere Namenmotive zurück, deren Gemeinsamkeit darin besteht, auf -er zu enden. Darunter gibt es viele, die ein sog. sekundäres, parasitäres oder unorganisches -t angenommen haben, auch Sprosskonsonant genannt, z. B. Bauer > Bauert, Schreiner > Schreinert, Kamper > Kampert, Bacher > Bachert, Grüner > Grünert. So schreibt Bach 1952: Die Endung -ert < -hard hat gelegentlich älteres -er ersetzt oder erscheint in gleicher Funktion wie dieses. Bei Preuß […] stehen z. B. nebeneinander für 1590 belegtes vorm Bome: Baumer und Baumert. In Liegnitz begegnet 1563 Marcus Brauner, daneben 1572 Jacob Braunert […]. Der FN [Familienname] Weinert geht auf Weiner = Wagener zurück. Bach (1952, 161)

Diese Gruppe ist zwar kleiner als die erste, enthält aber auch viele Mitglieder. Abb. 44a dokumentiert das Vorkommen der 25 häufigsten und eindeutigsten Namen auf -ert mit sekundärem -t (darunter Bachert 635, Bechert 341, Wehnert 595, Grubert 735, Grünert 904, Beckert 1750, Deckert 1641; DFA 3, 512–531). Deutlich kristallisiert sich ein ostmitteldeutscher Schwerpunkt neben einem kleinen mittelbadischen heraus. Alle diese t-erweiterten FamN haben meist deutlich häufiger vorkommende Korrelate ohne -t. So kommt Wehnert 595 im Vergleich zu Wehner 4457 zu 11,7 % vor, Fallert 221 zu Faller 1857 zu 10,6 %, Grubert 735 zu Gruber 10645 zu 6,5 % etc., meist aber handelt es sich nur um Promille (Nübling 2010, Tab. 4). Nur Taubert 1880 kommt häufiger vor als Tauber 1106 ‘Taubenzüchter’, vermutlich weil der Name auf -bert endet und es gerade im Ostmitteldeutschen viele Patronyme auf -bert (wie Hubert, Herbert) gibt (Abb. 44b). Ebenso hat der Name Neubert zu Neuber ‘Neusiedler’ (< mhd. niuwe ‘neu’ + bûr(e) ‘Bauer, Nachbar’) den Ausgang -ber zu -bert mit klarem Schwerpunkt in Sachsen erweitert (Abb. 206b in Kap. 6.2; DFA 2, 36–37). Alle diese Namen sind im Fahrwasser der zahlreichen ert-Namen von Gruppe 1 entstanden; da sie ohnehin schon auf -er endeten, war es kein weiter Weg mehr zu -ert. Umgekehrt kann -ert nur dann als FamN-Marker fungieren, wenn Appellative nicht oder nur selten auf -ert ausgehen, sonst wäre die Differenz und damit die Signalwirkung nicht gegeben. Tatsächlich erweist das rückläufige Wörterbuch von Muthmann 2001, dass es keine (mindestens zweisilbigen) Appellative gibt, die auf unbetontes -ert enden (was Schwert, Kaufwert etc. ausschließt), sieht man vom Zahlwort Hundert ab. Bei fast sämtlichen Wörtern auf -ert handelt es sich um Partizipien von Verben auf -ern (überaltert, verändert, versichert) bzw. um entsprechende Adjektive (bewandert). Dieser erstaunliche Befund qualifiziert -ert umso mehr zu einem onymischen Suffix: Mit einfachen und anderweitig ungenutzten Mitteln wird klare Distanz zu den Appellativen hergestellt.

74

3 Grammatik und Gebrauch der Familiennamen

Abb. 44: FamN auf den erweiterten Ausgang -ert (a) sowie Tauber vs. Taubert (b).

3.

In einem letzten Schritt wurde die gesamte ert-Endung an andere FamN geheftet. Diese Gruppe ist allerdings klein. Somit wurde hier das onymische ert-Suffix zeitweise produktiv, konnte sich aber, vermutlich als – und weil – die FamN schriftlich fixiert wurden, nicht mehr weiter ausbreiten. Als Beispiel kommt dafür der Name Kleinert infrage. Theoretisch könnte man ihn auch als t-Erweiterung von Kleiner betrachten. Doch gibt es deutlich mehr Kleinert als Kleiner: Klein 53377, Kleine 3488 Kleiner 2290, Kleinert 2994. Kleiner und Kleinert sind beide in ganz Deutschland verbreitet (DFA 3, 524–525). Die Zahlen sprechen gegen eine sekundäre t-Erweiterung von Kleiner. Eher handelt es sich um die Bildung Klein + -ert, d. h. um die Übertragung des gesamten reanalysierten FamN-Suffixes -ert auf den einfachen Namen Klein.

Dass auch geographische Argumente für einen Zusammenhang zwischen Gruppe 1 und 2 sprechen (Gruppe 3 ist zum Kartieren zu klein), zeigen Kempf/Nowak 2011: Sie kartieren frequente Vertreter der beiden Gruppen getrennt und stellen zwischen ihnen einen hohen Überschneidungsbereich im Ostmitteldeutschen und in Mittelbaden fest: Da wo ohnehin viele ert-Namen bei Rufnamen vorkommen (Siebert, Albert, Seifert), ballen sich auch die Namen mit sekundärem t-Antritt (Schreinert etc.). Abb. 45 stellt die beiden Berufsnamen Schreiner (a) und Wehner (b) jeweils ihren t-erweiterten Varianten Schreinert und Wehnert gegenüber. Das Vorkommen von Schreinert erweist, das -ert genau dort auftritt, wo man den FamN nicht versteht, denn im Nordosten, wo Schreinert vorkommt (s. die schwarzen Punkte), wird dieser Beruf Tischler genannt. Ähnlich bei

3.5 Bauert und Kleinert: Onymische Suffixe

75

Abb. 45: Schreiner vs. Schreinert (a) und Wehner vs. Wehnert (b).

Wehner(t): Rund um das Gebiet Wehner wird der Wagenbauer Wagner oder Wegener genannt. Da Wehner nicht bekannt war, erwies es sich als für den t-Antritt empfänglich.

3.5.2 Paradebeispiel onymischer Morphologie: Das polnische Familiennamensystem Ganz andere Verhältnisse bestehen dagegen in Polen: Keimt im Deutschen genuine FamNMorphologie zaghaft auf, so steht sie im Polnischen in voller Blüte. Tab. 7 enthält die zehn

Tab. 7: Die zehn häufigsten Familiennamen in Polen.

 1  2  3  4  5  6  7  8  9 10

Name (männl. Form)

Motivtyp

Etymon

Nowak Kowalski Wiśniewski Wójcik Kowalczyk Kamiński Lewandowski Zieliński Dąbrowski Szymański

ÜberN BerufsN BerufsN/ÜberN BerufsN/Patronym BerufsN BerufsN/ÜberN ÜberN (OrtsN) ÜberN/BerufsN HerkunftsN Patronym

< nowy ‘neu’ < kowal ‘Schmied’ < wiśnia ‘Kirsche’ < wójt ‘Vogt’ < kowal ‘Schmied’ < kamień ‘Stein’ < lewanda ‘Lavendel’ < zielony ‘grün’ < dąbrowa ‘Eichenwald’ < Szymon/Szyman (Simon)

76

3 Grammatik und Gebrauch der Familiennamen

häufigsten FamN im Polnischen nach Szczepaniak 2005, 299. Die onymischen Suffixe sind jeweils fettgedruckt. Alle zehn Namen tragen solche Suffixe. Nicht-suffigierte Namen sind generell in der Minderheit, denn geht man in die nächsten Ränge, so setzt sich dieses Muster fort. Dabei ergeben sich weitere Typen an onymischen Suffixen, die sich insgesamt in drei Großgruppen einteilen lassen: (a) solche auf -ski (männlich)/-ska (weiblich) (b) sog. k-haltige Suffixe: -ak, -ek, -ik, -czyk (c) die Suffixgruppe -(ow/ew)icz Heute können sich diese Suffixe mit jeder Namenbasis verbinden. Das war früher anders, da sie noch einer festen Verteilung folgten: (a) -ski/-ska verband sich nur mit Ortsnamen (Toponymen), z. B. Kraków > Krakowski (b) die sog. k-haltigen Suffixe hefteten sich an Appellative und Adjektive: wójt ‘Vogt’ > Wójcik, nowy ‘neu’ > Nowak (c) -(ow/ew)icz konnte nur Rufnamen als Basis nehmen: Piotr > Piotrowicz Im Laufe der Jahrhunderte lockerte sich die Bindung dieser Suffixe an ihre Basiswörter immer mehr, entsprechend nahm die Kombinationsfreudigkeit, die Produktivität dieser Suffixe zu. Abb. 46 zeigt dies am Beispiel von -ski/-ska: Vor dem 14. Jh. verband sich diese Endung nur mit Örtlichkeitsnamen, meist Städte-, aber auch Landschaftsnamen, um den Besitz dieser Objekte anzuzeigen. Es handelte sich dabei um Adelsnamen. Ab dem 14. Jh. wird damit auch die Herkunft zugereister Personen bezeichnet, das Basiswort bleibt aber weiterhin ein Toponym. Die Produktivität nimmt ab dem 16. Jh. stark zu, ab jetzt heftet sich -ski auch an jegliche Substantive (Appellative), Adjektive und sogar an andere Rufnamen (Beispiele in Abb. 46). Heute können FamN selbst kreiert werden, und dabei spielt -ski eine wichtige Rolle. Da die -ski/-ska-Suffixe ursprünglich adliger Herkunft sind, tragen sie bis heute positive Konnotationen. Sie werden auch beim Namenwechsel besonders häufig gewählt, auch deshalb ihre hohe Frequenz. Dagegen sind die k-haltigen Suffixe nichtadliger Herkunft und bis heute nicht positiv, sondern eher neutral konnotiert. Ganz andere Konnotationen haben ski-Namen in Ländern erlangt, in die Pol:innen zugewandert sind: Im Ruhrgebiet werden sie mit wenig prestigehaltigen (Berg-)Arbeiternamen assoziiert, in den USA mit jüdischen Namen (Allen 1983). Im Zuge der Migration wurde im Ausland die geschlechtsindizierende ski/ska-Alternation aufgegeben und dabei meist die männliche ski-Variante generalisiert (zur Verbreitung der FamN mit -ski und -ska in Deutschland s. Abb. 90a in Kap. 4.9). Die Vorteile onymischer Suffixe liegen auf der Hand: Durch die Verwendung oder das Recycling bereits vorhandener „normaler“ und damit bekannter Wörter (Substantive, Adjektive) bzw. anderer Namen (Orts- und Rufnamen) wird die Memorierbarkeit von FamN erleichtert. Gleichzeitig ist ihr Status durch die onymische Endung abgesichert. Dies führt jedoch – und dies ist der Preis – zu längeren Namen, teilweise sogar zu beträchtlichen Namenumfängen (Wierzchowslawski, Schtschetschinski).

3.6 Volksetymologische Umdeutungen bzw. Umformungen

77

Abb. 46: Die diachrone Entwicklung des onymischen Suffixes -ski.

3.6 Pfotenhauer, Roßdeutscher und Rosenhammer: Volksetymologische Umdeutungen bzw. Umformungen Unter Volksetymologie versteht man einen Sprachwandel, bei dem undurchsichtige, meist längere Wörter an bekannte, lautähnliche Wörter angeschlossen werden – und zwar hinsichtlich ihrer Bedeutung. Oft wird dabei auch formal „nachgeholfen“, damit es der neuen Vorlage ähnlicher wird. Weil dieses „Andocken“ an ein anderes Wort nichts mit der eigentlichen Etymologie zu tun hat, hat sich der Ausdruck Volksetymologie (im Sinne einer falschen Etymologie) eingebürgert. Um drei berühmte Beispiele zu nennen: lat. arcuballista ‘Bogenschleuder’ wurde ins Deutsche entlehnt, und zwar in der lautlich irregulär entwickelten Form Armbrust, die sich an die bekannten Wörter Arm und Brust anlehnt und vermeintlich die Art, wie und wo man diese Waffe hält, thematisiert. Weiteres Beispiel ist der Maulwurf, der sich aus ahd. mūwerf ‘Haufen- oder Erdwerfer’ ableitet und später an Maul angeschlossen wurde, in der (falschen) Annahme, er werfe die Erde mit dem Maul aus dem Bau. Schließlich folgt noch die Hängematte, die sich aus haitianisch hamáka ‘Schlafnetz’ ableitet und im Deutschen zur Hängematte wurde. Zur Volksetymologie gehören auch Fehldeutungen an sich unveränderter Wörter, etwa dass Freitag etwas mit ‘frei’ zu tun habe oder Friedhof mit ‘Frieden’ (Olschansky 1996, 1999).

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3 Grammatik und Gebrauch der Familiennamen

Etwas anders verhält es sich mit Eigennamen, die keinen Sinn vermitteln, sondern Personen identifizieren sollen (niemand erwartet beim FamN Fischer, dass der Namenträger wirklich fischt). Hier dient die Volksetymologie nur dazu, bekannte Strukturen in undurchsichtige (opake) Namen zu bringen. Dafür ist der Städtename Mailand ein gutes Beispiel, der sich aus italienisch Milano ableitet, das nach der Entlehnung ins Deutsche auf der ersten Silbe betont wurde; der Langvokal [i:] wurde zu [ai] diphthongiert und der Auslautvokal aufgegeben (Mailan). Dann ist ein sog. unetymologisches -d hinzugetreten, das den vorher undurchsichtigen Namen als ‘Mai’+‘land’ transparent gemacht hat – aber eben nur transparent, denn ungleich den obigen Beispielen hat der wörtliche Inhalt des Namens keinerlei Bezug zum bezeichneten Objekt – im Gegenteil: Weder handelt es sich bei Mailand um ein Land noch ist dort ständig Mai oder sonst ein Bezug zu diesem Monat vorhanden. Hier wurde lediglich formale Transparenz geschaffen, d. h. der Name dockt äußerlich an bekannte Strukturen an, ohne deren (in diesen und anderen Fällen unsinniges) semantisches Potential zu entfalten. Der Grund für volksetymologische Umformungen bei Namen liegt in ihrer besseren Verarbeit- und Erinnerbarkeit. Grundsätzlich sind alte Namen (z. B. Gewässernamen) für Volksetymologie prädestiniert, die oft lateinische, keltische oder sogar nicht-indogermanische Wurzeln enthalten, sowie fremde (entlehnte) Namen, die über Sprachkontakt in eine Sprache gelangen (Koch 1963, Nübling 2000). Besonders Toponyme (Ortsnamen im weitesten Sinn) sind typische Kandidaten für Volksetymologie; hier kommen solche Umformungen sehr häufig vor, oft sogar mehrfach bei ein und demselben Namen. Weiteres Beispiel ist die Hiddensee: Hierbei handelt es sich nicht um einen See, sondern um eine Insel. Der Name stammt aus dän. Hiddens-ø ‘Hedins (Genitiv eines männl. Rufnamens) Insel’ (dän. ø ‘Insel’). Dieser Name war im Deutschen unverständlich, weshalb er formal an See angebunden und dabei neu segmentiert wurde als Hidden-see. Da man bei Namen keine adäquate Bedeutung erwartet, werden solche Assoziationen ausgeblendet. Interessanterweise nimmt Koch 1963 solche unsinnigen Namen-„Bedeutungen“ zum Anlass, onymische Volksetymologie anzunehmen: „Eben das Widersinnige und Ungereimte eines ON [Ortsnamens] ist das beste Kennzeichen der Volksetymologie“ (165). Bei Ortsnamen finden sich deshalb Volksetymologien in Hülle und Fülle: Tief(e)stal > Diebstahl, Cussiniacum > Küssnacht, Wundramsheim > Wundersam, Stercfrides > Sterbfritz, Freilehnberg > Fräuleinberg, Firniheim > Viernheim, Hirz(e)berg (‘Hirsch’-) > Herzberg, Mautenturm (Maut ‘Zoll’) > Mäuseturm, Hugesprunn (männl. Vorname) > Hausbrunn, Erembrechtstein (Vorname Erinbrecht) > Ehrenbreitstein, Fiuhtinwangen (ahd. fiuht ‘Fichte’) > Feuchtwangen, Hesselberg > Eselberg, Anbruch > Ehebruch, lat. Cattimelibocus > Katzenelnbogen, kelt. Alcmona > Altmühl, altsorbisch *Rusavin > Roßwein (Eichler/Šrámek 1984, 12). Da FamN relativ junge Namen sind und mehrheitlich dem Deutschen entstammen, kommen volksetymologische Umformungen seltener vor. Dennoch gibt es sie, vor allem bei „eingewanderten“ Namen fremdsprachiger oder dialektaler Herkunft, die beim Verschriften oft falsch interpretiert bzw. verhochdeutscht wurden (sog. Beamtenetymologien). Beispiele für fehlgeschlagene Verhochdeutschungen unverstandener, oft niederdeutscher Dialektwörter sind nd. Kamp ‘Feld’ > nhd. Kampf wie in Kulenkampf/Kuhlenkampff, Wasserkampf, Mühlenkampf (< nd. Möhlenkamp), Kampfmeyer. Auf das niederdeutsche Etymon von ‘Kirschbaum’ geht Kriegbaum (< nd. Krec(e)bom, Kreikenbom) zurück, ebenso Kirch-

3.6 Volksetymologische Umdeutungen bzw. Umformungen

79

Abb. 47: Pfotenhauer aus Pfadenhauer (a) und FamN mit umgedeutetem Geist (b).

baum (< nd. Kerkebom). Nd. Wienkop ‘Weinkäufer’ wurde zu Weinkopf. Hierzu gehört auch Roßdeutscher, der mit deutsch nichts zu tun hat, sondern mit tauschen, evt. auch täuschen, betrügen; er meint einen (Roß-)Täuscher, der Pferde tauscht, mit Pferden handelt (bzw. betrügt). Als häufigste FamN begegnen Roßdeutscher 259, Rossdeutscher 47, Roßdeutsch 27, Roßteutscher 31, Roßteuscher 50, Roßtäuscher 25, Rossteuscher 10. Das jüngere Wort Pferd kommt in FamN praktisch nicht vor. Auch Pfotenhauer ist mit 220 Telef. kein seltener Name. Etymologisch zugrunde liegt ihm eine Bezeichnung für den Zimmermann, das ältere Fachwort pfaden bezeichnet den „obere[n] waagrechte[n] Querbalken zur Verbindung der Stuhlsäulen des Daches“ (Kohlheim/Kohlheim 2000, 508). So wurde Pfadenhauer, das mit 206 Telef. ebenfalls gut vertreten ist, zu Pfotenhauer umgedeutet und umgeformt (Abb. 47a). Einige FamN enthalten den Bestandteil Geist. Davon bezieht sich einzig Heil(ig)geist 26+5 als Wohnstättenname zu einer nach dem Heiligen Geist benannten Einrichtung, etwa einem Spital, auf das Wort Geist. Alle übrigen, die Abb. 47b präsentiert, sind anders motiviert, so Ziegengeist 65 in Thüringen, wo das nördliche Wort Ziege und südliches Geiß aufeinander treffen, vielleicht als Kompromissform zur Benennung eines Ziegenhirten oder als missverstandener Satzname ‘(ich) ziehe den Gast (herbei)’. In westfälischen FamN wie Geisthoff, -hövel, -kämper 8 (mit -feld 5) handelt es sich um dialektale Varianten von Wohnstättennamen zu Geest ‘höher gelegenes, sandig trockenes Gelände’. Dagegen sind die oberdeutschen Fälle Geistbeck, -lehner, -anger 14 (mit -reiter 4) wie die dortigen FamN Geistmann 59 (mit Geistmeier 9) volksetymologisch motivierte Varianten zu FamN mit Geiß ‘Ziege’, was auch die oberdeutschen Parallelfälle Geißmeier und Geißmann nahelegen. In

80

3 Grammatik und Gebrauch der Familiennamen

Westfalen gehören dagegen Geistmann und Geistmeier zu Geest, vgl. dortiges Ge(e)stmann 36+34. Sehr viele FamN enden auf -hammer, hinter denen man Handwerksberufe vermuten würde. Bei manchen trifft dies auch zu: So bezeichnen Schwinghammer oder Kling-/Klinkhammer einen Schmied, Lang-, Stech-, Axthammer entsprechende Werkzeuge. Doch sind die allermeisten Namen auf -hammer Herkunftsnamen zu bayerischen Orten, deren Name auf -ham ‘Heim’ endet, z. B. Rosenham, Froschham oder Engelniederham: Von dort Zugezogene bekamen zunächst den Beinamen (der) Rosenhammer, Froschhammer, Engelniederhammer, der sich später zum FamN verfestigt hat. Tatsächlich erweist die Kartierung solcher Herkunftsnamen Bayern (und Österreich) als Zentrum. Zu den häufigsten gehören Thal- 534, Aur(n)-/Auer(n)hammer (insg. 515), Berg- 378, Weiden- 212 und Eichhammer 200 (s. Abb. 386a in Kap. 7.2.3.2). Wie immer gibt es auch hier nicht entscheidbare Fälle, z. B. Holzhammer, das sich sowohl auf ein Werkzeug als auch auf den Ortsnamen Holzham(m), der in Bayern immerhin 13-mal vorkommt, beziehen kann. Doch konzentriert sich Holzhammer ebenfalls in Bayern (DFA 4, 207–208) – klares Indiz dafür, dass es sich primär um einen Herkunftsnamen handelt. So trägt die Verbreitung von FamN zu ihrer Deutung bei. Auch Patronyme erfuhren volksetymologische Umformungen: Wolfhart > Wohlfahrt, Walram (alter Vorname aus ahd. wal+hraban ‘Kampfrabe’) > Wohlrabe (auch Wallraff), Wolfram > Wohlfromm, Walther > Waldherr. Auf Rufnamen im Genitiv gehen merkwürdige Scheinkomposita auf -hol(t)z zurück, z. B. Reinhol(t)z. Diesen liegt meist ein Rufname mit dem Zweitglied -walt/-wald zugrunde, das sich aus ahd. waltan, altsächs. waldan ‘herrschen’ ableitet und oft zu -ald oder -old verschliffen wurde: Reinwald > Reinald, Reinold. Solche Namen erscheinen oft im Genitiv, z. B. Reinolds. Dies war das Sprungbrett zur volksetymologischen Umformung zu Reinhol(t)z, ebenso Arnholz (Arnold), Helmhol(t)z (Helmold), Leipholz (Leipold), Rappholz (Ratbold), Weinholz (Weinold), Wienholz (Wienold), Volkholz (Volkold) (auch zu Vollgold umgedeutet), wahrscheinlich in Anlehnung an hochdeutsche Wohnstättenund Herkunftsnamen wie Buchholz. Denn diese Umformungen fanden nicht im angestammten Genitivgebiet (in Nordrhein-Westfalen) statt, sondern im Ostniederdeutschen, wo es ohnehin zu zahlreichen, manchmal auch missglückten Verhochdeutschungen unverstandener Namen kam (Kap. 5.2; Dräger 2015, 56; DFA 3, 39–41). Auch Dialekte führen zu Fehlinterpretationen: So gibt es im Südschwarzwald, wo man d und t nicht unterscheidet, die FamN Winterhalter 530, Sommerhalter 59 und Spiegelhalter 160. Hier hat niemand einen Spiegel oder gar Jahreszeiten „gehalten“, sondern es handelt sich um Wohnstättennamen für Leute, die an einer Halde (Hang) gewohnt haben: einer spät abtauenden, wo der Winter länger andauerte, bzw. einer Sommerseite, die die Sonne spiegelte. Schreibungen mit d kommen deutlich seltener vor (Winterhalder 340, Sommerhalder 6, Spiegelhalder 64; DFA 4, 543–544). Sog. Fremdnamen (aus anderen Sprachen) sind anfälliger für volksetymologische Umformungen, etwa FamN slawischer Provenienz, bei denen es oft zu Zweitgliedern auf -schatz oder auf -sack kommt: Buczak > Bauschatz, Buchczak > Buchschatz, Majczak > Maischatz, Milszak > Milchsack, Majszak > Maisack, Broszak > Brotsack, Režak > Rehsack etc. (Dräger/Schmuck 2009). Polnisch Kierzkowski ist zu Kirschkopf mutiert, baltisch Baldzun zu Ballschuh. In Kap. 4.9 kommen volksetymologische Eindeutschungen polnischer Namen zur Sprache wie Heflik > Höflich, Puzyck > Putzig, Kluschatschka > Kluge. Auch einstige fremde Rufnamen wurden auf solche Art verändert: Balthasar zu Waldhau-

3.7 Namenzwang: Stigmatisierung jüdischer Familiennamen

81

ser, Augustin zu Augstein. Sogar Wortbildungselemente wie -ing oder -heit können auf diese Weise entstehen: Für lettische FamN zeigt Dammel 2011, dass solche, die auf -inš enden, im Deutschen häufig zu -ing umgeformt werden; -ing ist normalerweise ein patronymisches Suffix mit der Bedeutung ‘Sohn von X’ (etwa Henning zu (Jo)hannes oder Ebeling zu Eberhard). An dieses Muster schließen sich Grauding < Graudinš, Osoling < Ozoliņš oder Kalning < Kalniņš an. Spektakulärer sind vermeintliche Abstraktsuffixe auf -igkeit, die aus adaptierten Endungen litauischer FamN resultieren, vgl. etwa Jonikaitis > Jonigkeit, Bastikaitis > Bastigkeit, Didrikaitis > Di(e)drigkeit, Rudikaitis > Rudigkeit, Rüdigkeit, Kinderis > Kinnigkeit, Mažeikis > Matzigkeit. Dabei legt die Schreibung diese Endung nahe: „Im Deutschen entsteht so der aparte Gesamteindruck einer Abstraktbildung zu einer ungekannten Eigenschaft“ (Dammel 2011, 149; s. auch Kap. 4.8). In Kap. 4.11.1 zeigt sich, dass umgekehrt deutsche Namen, die in den USA unverständlich waren, volksetymologisch „passfähig“, also an bereits existierende Wörter angedockt wurden: Böhm > Beam ‘Balken’, Bühlow > Pillow ‘Kissen’, Küster > Custard ‘Pudding’, Kirchthaler > Cashdollar.

3.7 Namenzwang: Stigmatisierung jüdischer Familiennamen In den folgenden beiden Kapiteln werden zwei namenpragmatische Themen behandelt, die dem Gebrauch bzw. dem Missbrauch von Namen nachgehen und was dies für die betreffenden Personen bedeutet: Die Stigmatisierung von Personengruppen durch FamN3 und die Ehe- und Familiennamenwahl bei Heirat. Namen können missbraucht werden, um Personengruppen zu segregieren, herabzusetzen und zu stigmatisieren. Dieses Potential besitzen sowohl Ruf- als auch FamN. Beide Namenarten wurden vor und während der NS-Zeit zur Diffamierung von Jüdinnen und Juden verwendet. Kap. 4.9 behandelt die Eindeutschung slawischer FamN im Ruhrgebiet zu Beginn der 20. Jhs. Hier haben Tausende polnischer ArbeitsmigrantInnen aus Furcht vor bzw. aus Gründen der Stigmatisierung ihren Namen gewechselt. Diese Möglichkeit wurde der „jüdischen“ Bevölkerung4 verwehrt, hier wurde eine aggressive und einseitig-restriktive Namenpolitik betrieben. Jüdischen AntragstellerInnen, die um Namenwechsel baten, wurde dieser nicht gestattet, während es nicht-jüdischen Personen erlaubt war, (vermeintlich) jüdische Namen abzulegen. Dietz Bering hat diese Namenpolitik in zahlreichen Publikationen aufgearbeitet (Bering 1983, 1989, 1992, 1993, 1996). Gerade zu Zeiten, als die jüdische Bevölkerung so stark assimiliert war wie noch nie, erfolgte ihre Stigmatisierung über Namen: Traten bisherige Unterschiede (wie Kleidung, Lebensgewohnheiten, Glaube) immer mehr zurück, so wurde eine namentliche Segregation, gegen die sich Namenträger kaum wehren können, als „Ersatz“ etabliert und derart naturalisiert, dass der Name als materielles, körperliches Stigma wahrgenommen werden konnte.

3 Dieses Kapitel basiert in Grundzügen auf Nübling/Fahlbusch/Heuser 2015, 166–168. 4 In Anführungszeichen deshalb, um Distanz zu dem rassifizierten Begriff auszudrücken: Es handelte sich um Deutsche jüdischen wie christlichen Glaubens oder ohne Religionszugehörigkeit. Wenn dennoch von Juden/Jüdinnen die Rede ist, dann in der Bedeutung, die die Selbstbezeichnung innehat.

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3 Grammatik und Gebrauch der Familiennamen

In dem Maße, in dem ein Namenstigma aufgeladen wird, treten die individuellen Züge der Person in den Hintergrund. Wie ging diese onymische Aufladung vor sich? Zunächst ist festzustellen, dass es keine FamN gibt, die exklusiv jüdisch wären, also nur von JüdInnen getragen wurden und werden. Es gibt auch keine typischen Namenstrukturen oder motivbezogenen Merkmale. Über Namen war keine Grenzziehung zwischen jüdischen und nichtjüdischen Personen möglich. Es gab allenfalls gewisse Massierungen: So wie manche FamN eher in Bayern oder in Schleswig-Holstein vorkommen, ohne dass man deswegen überrascht ist, wenn eine Münchnerin Christiansen heißt oder eine Kielerin Gruber, so wurden manche FamN häufig, aber keineswegs ausschließlich von jüdischer Bevölkerung getragen: FamN aus hebräischen Rufnamen (Abraham, Itzig), bestimmte Herkunftsnamen aus Städtenamen (Oppenheim(er), Berliner), FamN aus Patronymen (Jacobsohn), aus Häusernamen (Rothschild, Stern), aus Berufsbezeichnungen (Kohn/Cohn, Kahn/Cahn ‘Priester’), aus Über- und aus Phantasienamen (Morgenthau, Morgenthal, Mandelbaum), auch sog. galizische Ekelnamen (Mausehund, Bandwurm) (Bering 1992, 212–222). Darüber hinaus wechselten viele JüdInnen ihre Namen und nahmen dabei unauffällige Namen der Mehrheitskultur an. Dies wurde durch die Emanzipationsgesetze um 1800 in Preußen sogar zunächst gefördert, doch wenig später wieder eingeschränkt, mehr dazu s. u. In der Kaiserzeit verstärkte sich der Antisemitismus und radikalisierte sich im Dritten Reich. Um die Opfer sichtbar zu machen, musste ein Unterschied etabliert werden. Da es keine Kategorie „jüdischer Name“ gab, musste eine solche errichtet werden. Die Nationalsozialisten griffen zu den Namen der Opfer und luden sie auf. Hierzu zogen sie u. a. diejenigen realen FamN heran, die bei beantragten Namenwechseln am häufigsten abzulegen gewünscht wurden: Kohn/Cohn, Levy, Moses, Itzig, Salomon, Schmul, Abraham, Isaack, Hirsch, Israel. Wie groß der Druck war, solche „jüdischen“ FamN aufzugeben, zeigen die eindringlichen Bittgesuche der AntragstellerInnen, die von den alltäglichen Schikanen (Erniedrigungen bis hin zu existentiellen Bedrohungen) berichten. Merkmale, die sich aus dieser Gruppe der sog. Fluchtnamen ergaben, wurden bei FamN fortan als „typisch jüdisch“ betrachtet: hebräische Abkunft, Transparenz (Rosenthal, Goldstein), Ekelnamen, Tiernamen (die eine besondere Tradition hatten), konkrete Zweitglieder wie -stein, -berg, -thal. Die meisten dieser Namen kamen, wie Bering 1996 nachweist, auch im sog. „judenfreien“ Berliner Adressbuch von 1941 vor. Bering ermittelt 74 belastete Namen, die insgesamt nur zu 25 % von JüdInnen getragen wurden – und damit von viel mehr NichtjüdInnen. Umso mehr drängten die Nationalsozialisten darauf, diese Namen als jüdisch zu besetzen. Dies erzielten sie, indem es nichtjüdischen Personen weiterhin erlaubt war, solche Namen abzulegen, jüdischen aber nicht. Hierdurch intensivierte man die Aufladung solcher Namen als „typisch jüdisch“ und schuf die Grundlage für die namentliche Stigmatisierung, die von räumlicher und sozialer Segregation begleitet wurde. Auf der Basis dieser Namengruppe und spezifischer Merkmale erfand man weitere Namen, v. a. sog. Ekelnamen wie Fischbein, Bauchgedärm, Schuft, die in jüdischen Quellen kaum auftauchten, aber durchaus (wenngleich ebenfalls selten) in nichtjüdischen. Hinzu kam eine gezielte antisemitische Namenpolemik in Zeitungen, Zeitschriften, in Kinderbüchern, Witzblättern, Karikaturen. Alles in allem hafteten diese Namen schließlich ähnlich fest und unabstreifbar an den JüdInnen wie dunkle Hautfarbe an Nichtweißen, was sie rassistisch angreifbar machte. Da Haut sichtbar ist, Namen aber nicht, hat man die Sichtbarkeit der

3.7 Namenzwang: Stigmatisierung jüdischer Familiennamen

83

Namen erhöht, indem man durch ihre frequente Nennung einen „Vorzeigezwang“ errichtete (Bering 1996, 1308). Diese Sichtbarkeit kulminierte ab 1935 im verpflichtend zu tragenden Judenstern und ab 1938 im Zwangsnamenzusatz Sara (für Frauen) und Israel (für Männer). Als weitere Aggressionsstrategie überführte man die vorgeblich jüdischen Namen in bedeutungshaltige, antisemitisch aufgeladene Substantive und Schimpfwörter. Dies erreichte man auch durch substantivtypische Artikelsetzungen (ein/der Cohn) und prädikative Verwendungen (das ist ein Cohn): Im Ergebnis zusammengefasst: Jüdische Namen waren derart ihrer individualisierenden Kraft beraubt, dass sie nur noch als Begriffe, zumindest Signal für die Bedeutung ‘(ekliger, raffgieriger usw.) Jude’ tauglich waren. Genau so wurde die Zwangsbenennung mit Israel und Sara dann auch eingesetzt. Bering (1996, 1309)

Die Tatsache, dass es in Deutschland bis heute (jenseits von Heirat und Scheidung) sehr schwer ist, seinen Namen zu wechseln, fußt letztlich in der restriktiven Namengesetzgebung in und vor der NS-Zeit, die ein Interesse an der Erkennbarkeit von Personen durch ihre Namen hatte. Dies setzt strikte Namenkontinuität voraus, die durch Namenwechsel unterlaufen würde. Schmidt-Jüngst 2020 zeigt, basierend auf Wagner-Kern 2002, dass das schon im 19. Jh. restriktive Namenänderungsgesetz nach dem Zweiten Weltkrieg zwar der ab 1933 hinzugefügten antijüdischen Paragraphen entledigt wurde (etwa der Verpflichtung zu den Namenzusätzen Sara und Israel), doch in seiner Substanz bis heute Gültigkeit besitzt. Im 19. Jh. waren JüdInnen in Preußen zunächst gesetzlich verpflichtet worden, überhaupt FamN zu tragen (1812), was bis dahin nicht durchgehend der Fall war und was ihrer Integration dienen sollte. Doch schon 1825 nahm man davon Abstand, indem eine königliche Anordnung verfügte, dass es „nicht gestattet werden sollte, dass Juden sich den Schein geben, als ob sie Christen wären“ (Wagner-Kern 2002, 61). Somit mussten JüdInnen spezifische FamN (und auch Rufnamen) wählen. Ab der Jahrhundertwende wurden jüdische Namensänderungsanträge deshalb abgelehnt, weil man argwöhnte, die eigentliche Intention sei es, die jüdische Abstammung zu verschleiern; man sprach von der „Namensflucht jüdischer Bürger“. Diese restriktive Praxis bezüglich sogenannter „politischer“, doch faktisch einseitig jüdischer Namensänderungen setzte sich in der Weimarer Republik und noch mehr im Dritten Reich fort. Namensänderung wurde – und wird im Grundsatz bis heute – als Gefahr der Verdunkelung der Herkunft betrachtet. Damals wie heute bedarf es der Angabe eines „wichtigen Grundes“ – ein Passus, der 1995 in Österreich gestrichen wurde, während Deutschland sich weiterhin auf die soziale Ordnungsfunktion von Namen beruft. Schmidt-Jüngst 2020 gibt zu bedenken, dass alle Deutschen seit 2008 eine Steueridentifikationsnummer besitzen, die ein zentrales und dauerhaftes Identifikationsmittel bereitstellt und den FamN in dieser Funktion entlasten könnte – so wie dies andere Länder auch handhaben, in denen der Wechsel von FamN nicht an gesetzlichen Hürden scheitert. So erlaubt Schweden allen Volljährigen den unbürokratischen Wechsel ihres Vor- und/oder FamN (und dies sogar mehrfach im Leben), da eine zehnstellige Personennummer die Identifikation der BürgerInnen gewährleistet (Nübling 1997a, b).

84

3 Grammatik und Gebrauch der Familiennamen

3.8 Familiennamenwechsel bei Heirat 3.8.1 Ehenamen früher und heute „Erstens traditionell geprägte Logik, zweitens Attraktivität des Namens, drittens Seltenheit des Namens, viertens KEINE Doppelnamen, fünftens KEINE getrennten Namen wegen des Kindes“ – so oder ähnlich wurde und wird typischerweise die Wahl des Mannesnamens als FamN begründet (Antwort eines Mannes, *1968, geh. 2014, in einer Umfrage, s. u.). Bei der Heirat wählen Paare diese als traditionell oder klassisch bezeichnete Variante mit über 70 % am häufigsten, obwohl im Laufe der letzten Jahrzehnte alternative Möglichkeiten hinzukamen. Seit 1958 sind Frauen in der BRD bei ihrer Heirat nicht mehr gezwungen, ihren FamN abzulegen. Seitdem ist es gestattet, dem Namen des Mannes den sog. Mädchennamen in Form eines Doppel- bzw. Begleitnamens hinzuzufügen, wie z. B. bei Herta DäublerGmelin (geb. Gmelin). Seit 1966 darf in der damaligen DDR neben dem Mannes- auch der Frauenname als Ehename gewählt werden. In der BRD ist dies erst seit 1976 möglich. Zusätzlich können Männer jedoch einen Begleitnamen wählen, so wie bei Thorsten SchäferGümbel (geb. Schäfer). Begleitnamen waren in der DDR bis zur Wiedervereinigung verboten. Seit 1991 müssen sich Ehepaare nicht mehr für einen gemeinsamen Ehenamen entscheiden, sie können jeweils ihren FamN behalten, wie z. B. Angela Merkel und Joachim Sauer (Ehenamenrecht: Bürgerliches Gesetzbuch § 1355, Namensvergabe bei Kindern: § 1616). Heute (2022) stehen folgende Möglichkeiten zur Auswahl, s. Tab. 8. Mit Einführung der Ehe für alle 2017 gelten die verschiedenen Optionen auch für gleichgeschlechtliche Ehepaare. Bis heute verboten sind jedoch „echte“ Doppelnamen, die aus beiden FamN gebildet und von beiden PartnerInnen getragen werden. Ebenso verboten sind Begleitnamen ohne Bindestrich (z. B. Julia Müller Schmidt) sowie sog. Namenketten mit mehr als zwei Bestandteilen wie Müller-Schmidt-Becker. Die Wahl des Ehenamens entscheidet auch über den FamN gemeinsamer Kinder. Entscheidet ein Paar sich für den Frauennamen, erhält der Nachwuchs als Geburtsnamen den Namen der Mutter, beim Mannesnamen den Namen des Vaters. Wenn beide ihren Namen

Tab. 8: Optionen bei der Wahl von Ehenamen. Namenwahl

Erklärung

Beispiel

Getrennte Namen

Beide behalten ihren Namen

Julia Müller und Tobias Schmidt

Gemeinsamer Name Frauenname:

Name der Frau wird Ehename

Julia und Tobias Müller

Mannesname:

Name des Mannes wird Ehename

Julia und Tobias Schmidt

Begleitname:

Name der Frau wird Ehename,

Julia Müller und Tobias Schmidt-Müller

Mann wählt Begleitnamen ODER Name des Mannes wird Ehename, Frau wählt Begleitnamen

Tobias Schmidt und Julia Müller-Schmidt

3.8 Familiennamenwechsel bei Heirat

85

behalten, müssen Eltern entscheiden, ob das erste gemeinsame Kind den Namen des Vaters oder der Mutter trägt, was dann auch für alle weiteren Kinder gilt. Doppelnamen für Kinder sind nicht erlaubt. Doch wie viele Paare entscheiden sich für welche Variante? Wird vor dem Hintergrund der scheinbar zahlreichen Alternativen überhaupt noch so häufig der Name des Mannes gewählt? Weil diese Informationen in Deutschland nicht zentral gespeichert und verwaltet werden, konnten bislang nur kleinräumige Untersuchungen einzelner Standesämter durchgeführt werden, z. B von Matthias-Bleck 2000 und Koß 2011. Auf Grundlage einer groß angelegten Standesamtsbefragung der Gesellschaft für deutsche Sprache in Wiesbaden e. V. ist es nun erstmals möglich, die Wahl des Ehenamens umfassend und deutschlandweit zu untersuchen (Bereitstellung der Daten durch Frauke Rüdebusch, GfdS). Befragt wurden 216 Standesämter zur Ehenamenwahl bei Eheschließung im Jahr 1976, 1986, 1996, 2006 und 2016. Im Schnitt wurde ein Zehntel aller Eheschließungen erfasst. Um darüber hinaus die Beweggründe für diese Entscheidungen zu erforschen, wurde 2019 an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz eine Fragebogenstudie durchgeführt, an der 277 verheiratete Personen teilnahmen, darunter 184 (66 %) Frauen und 93 (34 %) Männer. Bezüglich der Namenwahl wurde folgende offene Frage gestellt: „Aus welchen Gründen haben Sie sich für diese Variante entschieden?“. Zum Forschungsdesign und zur Methodik der beiden Befragungen s. Rosar 2021.

3.8.2 Wie häufig wird welcher Ehename gewählt? In der Vergangenheit wurde fast ausschließlich die traditionelle Variante, der Name des Mannes gewählt (Abb. 48). Von der seit 1976 bestehenden Möglichkeit, auch den Namen

Abb. 48: Ehenamenwahl in Deutschland zwischen 1976 und 2016 (Standesamtsbefragung).

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3 Grammatik und Gebrauch der Familiennamen

der Frau zu wählen, machte damals noch kaum jemand Gebrauch; auch Begleitnamen sind relativ selten. Erst in den 1990er Jahren nehmen alternative Entscheidungen zu. Die Option, den eigenen Namen zu behalten, erfreut sich seit der Gesetzesänderung 1991 schnell zunehmender Beliebtheit. Die Wahl von Begleitnamen bleibt hingegen konstant niedrig. Sie wurden und werden v. a. von Frauen genutzt, der Anteil von Männern mit Begleitnamen liegt heute bei nur 5 %. Heute ist der gemeinsame Ehename, wie erwähnt, nach wie vor am beliebtesten: Das traditionelle Prinzip, dass Frauen den Namen ihres Mannes annehmen, überwiegt zu fast drei Vierteln. Das umgekehrte Modell wird immer noch kaum genutzt: Nur 6 % der Männer nehmen den Namen ihrer Frau an. Unter den Alternativen ist die getrennte Namenführung mit 16 % am beliebtesten und dürfte in Zukunft weiter zunehmen.

3.8.3 Warum geben weiterhin viele Frauen ihren Namen auf? Paare begründen diese Entscheidung nach wie vor mit der Tradition (Kursivschreibungen markieren Zitate aus der Umfrage): Es gehört sich einfach so und wird als normal, üblich und selbstverständlich beschrieben. Außerdem wird oft ästhetisch, d. h. mit Gefallen bzw. Nichtgefallen von FamN, argumentiert. Auffallend häufig wird dabei der Mannesname als schön, attraktiv, hübsch oder gut klingend, der Name der Frau hingegen als nicht schön, kompliziert oder schwierig bewertet. Ein gemeinsamer FamN wird außerdem als identitätsstiftend für die neu gegründete Familie empfunden – alle Familienmitglieder sollen denselben FamN tragen. Er schafft nach innen ein Gefühl der Zusammengehörigkeit und nach außen namentliche Wiedererkennbarkeit und Zuordnung von EhepartnerInnen und Kindern als Familie (doing family). Hierfür den eigenen FamN zu opfern, betrifft jedoch mehrheitlich die Frauen. Die Herstellung einer Familienidentität scheint wichtiger als die Erhaltung der eigenen namentlichen Identität. Für Männer ist es im Sinn des Stammhalterprinzips wichtiger, den vom Vater vererbten FamN später an die eigenen Kinder weiterzugeben.

3.8.4 Wer entscheidet sich warum für eine Alternative? Etwa ein Viertel der Hochzeitspaare entscheidet sich heute gegen die Tradition und wählt eine Alternative (Frauenname, Begleitname oder getrennte Namen). Dies hängt vor allem mit sich verändernden Wertvorstellungen bezüglich Partnerschaft, Ehe und Familie zusammen. Das Streben von Frauen und Männern nach Gleichstellung nimmt zu. Entsprechend wird die Variante, den Mannesnamen als Ehenamen zu wählen, als konservativ, antiquiert, verstaubt und überholt bezeichnet. Trotzdem berichten Paare mit alternativer Namenführung bis heute von Problemen, denn sie stehen unter Rechtfertigungsdruck gegenüber Familie und Bekannten und erfahren im Alltag Unverständnis. Frauen wünschen sich zunehmend, dass sie bei der Hochzeit nicht mehr ihren Namen ablegen müssen. Sie beschreiben den Erhalt der eigenen Identität, die eng an Ruf- und FamN gebunden ist, als wichtigsten Grund für die alternative Namenwahl. Dies verstärkt

3.8 Familiennamenwechsel bei Heirat

87

sich mit zunehmendem Heiratsalter: Je älter die Befragten bei der Eheschließung sind, desto seltener entscheiden sie sich für einen Namenwechsel. Zudem entstehen neue Familienformen wie Patchwork-, Regenbogen- und Mehrelternfamilien, zu denen das traditionelle Namenmodell nicht mehr passt. Für Patchworkfamilien ist es beispielsweise sehr wichtig, dass Elternteile auch nach der erneuten Heirat den gleichen Namen wie ihre Kinder aus erster Ehe tragen. Um dennoch die Zugehörigkeit zur neuen Partnerin oder zum neuen Partner ausdrücken zu können, wird als Kompromisslösung häufig der Begleitname gewählt. Vor diesem Hintergrund haben viele Teilnehmende das geltende Ehenamenrecht kritisiert. Es wird dem Wunsch, als Paar einen gemeinsamen Namen zu tragen und gleichzeitig den eigenen Namen zu erhalten, nicht gerecht. So behalten Heiratende, die sich weder für den Frauen- noch den Mannesnamen entscheiden, als Übergangslösung bis zur Familiengründung jeweils ihren bisherigen Namen. Die Namenwahl wird somit bis zur Geburt oder Adoption eines gemeinsamen Kindes aufgeschoben. Heterosexuelle Paare entscheiden sich dann jedoch in aller Regel für den Vatersnamen. Für die Legislaturperiode 2021–2025 wurde die Einführung echter, vererbbarer Doppelnamen angekündigt.

3.8.5 Zum Einfluss von Herkunft und Bildung Auch Herkunft und Bildung spielen bei der Namenwahl eine große Rolle. Auf dem Land entscheidet man sich häufiger für die traditionelle Variante als in Städten (s. Abb. 49).

Abb. 49: Ehenamenwahl nach Ortsgröße von 1976 bis 2016 (Standesamtsbefragung).

88

3 Grammatik und Gebrauch der Familiennamen

Abb. 50: Verbreitung von Bindestrichnamen in Deutschland.

Abb. 51: Namenwahl nach Bildungsabschluss (Fragebogenstudie).

3.8 Familiennamenwechsel bei Heirat

89

Früher war dieser Unterschied sogar ausgeprägter. Dies könnte mit konservativeren Wertvorstellungen auf dem Land lebender Menschen bezüglich Partnerschaft, Ehe und Familie zusammenhängen. Auch um daraus resultierende Konflikte zu vermeiden, entscheiden sich Paare eher für die klassische Variante, die immer noch ohne Rechtfertigung auskommt. In der Befragung gaben einige an, dass die Entscheidung für den Mannesnamen von Eltern, FreundInnen oder NachbarInnen erwartet wurde. Auch im Ost-West-Vergleich zeigen sich Unterschiede. Die FamN-Karte (Abb. 50) zur Bindestrichschreibung zeigt, dass diese Doppelnamen um 2005 fast ausschließlich im Westen zu finden sind, einschließlich – ebenfalls gut sichtbar – Westberlin. Der Karte liegen 294.620 Telef. zugrunde, die sich auf 237.773 unterschiedliche Bindestrichnamen beziehen. Darin enthalten sind auch die für Westfalen typischen, auf Hofnamen zurückgehenden FamN wie Schulte-Kellinghaus, Kleine-Tebbe, Groß-Bölting (s. Kap. 7.5.3.3). Bindestrichnamen mit mehr als 30 Telef. sind neben solchen z. B. Holland-Moritz, FunkeKaiser, Greiner-Petter. Sie treten regional konzentriert auf und betreffen damit Fälle, „wo die RufN allein nicht mehr genügten, um die zahlreichen Nachkommen zu unterscheiden“ (DFA 3, 596–597). Echte Heiratsnamen dürften auf (deutlich) weniger als 30 Telef. kommen, bestimmen aber durch ihre Masse an Types das Bild (DFA 3, 586–607). Der eklatante Ost/West-Unterschied erklärt sich dadurch, dass Begleitnamen in der DDR nicht erlaubt waren. Nach der Wiedervereinigung wird in den neuen Bundesländern zunächst nur zaghaft von dieser Möglichkeit Gebrauch gemacht. Stattdessen wird lange Zeit die Wahl des Frauennamens, die einzig vertraute Alternative zur traditionellen Variante, bevorzugt. Bis heute ist der Frauenname im Osten beliebter als im Westen, wo die getrennte Namenführung eher gewählt wird. Ähnlich starke regionale Unterschiede finden sich weder im Nord-Süd- noch im Bundesländer-Vergleich. Neben der Herkunft wird die Namenwahl auch durch den Bildungsgrad beeinflusst: Je höher die Bildung, desto eher brechen Paare mit der Tradition (Abb. 51). Für den Mannesnamen entscheiden sich eher Personen mit niedrigerem Bildungsniveau. Darüber hinaus geben Frauen, die einen höheren Bildungsabschluss als ihre Partner haben, deutlich seltener ihren Namen auf als Frauen mit gleichem oder niedrigerem Abschluss. Frauen mit höherem Bildungsniveau führen ihren Geburtsnamen als Begleitnamen, wählen getrennte Namen oder gar den eigenen als Ehenamen. Die Entscheidung für alternative Formen der Namenführung dürfte in Zukunft weiter zunehmen. Das Tempo hängt von den gesetzlichen Rahmenbedingungen ab. Der aktuelle Reformvorschlag zur Genehmigung zweigliedriger Ehenamen, die auch an Kinder vergeben werden dürfen, wäre eine große Chance für eine Liberalisierung des Ehenamenrechts. Anne Rosar

4 Familiennamen als Fenster zur Migrationsgeschichte Dieses Kapitel gilt der Migrationsgeschichte, indem hier die wichtigsten Familiennamenkulturen der Nachbarsprachen vorgestellt werden, ihre Verbreitung in Deutschland und Eindeutschungsverfahren der fremdsprachlichen FamN sowie umgekehrt die Integration deutscher Namen im Ausland.

4.1 Yılmaz, Çelik, Türkoğlu – Familiennamen aus dem Türkischen Im Jahr 1935 heißt ein türkischer Unternehmer, der einen großen finanziellen und organisatorischen Beitrag zum Ausbau des türkischen Schienennetzes geleistet hat, mit bürgerlichem Namen Nuri Demirağ; der FamN bedeutet wörtlich ‘Eisennetz’. Der FamN seines Zeitgenossen Ali Numan Kıraç, der als Agronom den Trockenfeldbau erforscht und vorangetrieben hat, hat die Bedeutung ‘unfruchtbarer, trockener Boden’. Einer der bekanntesten Sänger der Türkei im frühen 20. Jh. trägt den Namen Celal Güzelses – die Bedeutung des FamN: ‘schöne Stimme’. Ähnliche Koinzidenzen findet man auch bei modernen deutschen FamN, etwa wenn ein Finanzberater Steuerwald heißt oder ein Friseur Kamm. Es besteht jedoch ein entscheidender Unterschied: Bei den genannten sowie weiteren zeitgenössischen türkischen Kombinationen aus Namenträger:in und passender Bedeutung des FamN handelt es sich nicht um bloße Zufälle. Genau in dieser Zeit entstehen die türkischen FamN nämlich erst: Sie werden 1934 per Gesetz eingeführt, und jede Familie ist verpflichtet, sich (unter Beachtung weniger Einschränkungen) einen FamN selbst zu kreieren, der dann amtlich eingetragen und später an zukünftige Generationen weitervererbt wird. Folglich sind die türkischen FamN in aller Regel heute noch transparent, d. h. die ursprüngliche Wortbedeutung ist ohne Weiteres ersichtlich. Das Alter ist jedoch nicht der einzige Unterschied zu den deutschen FamN. Anders als diese, die über Jahrhunderte hinweg nach und nach aus Beinamen entstanden sind, mussten die türkischen FamN innerhalb kurzer Zeit kreiert werden. Zudem gehört das Familiennamengesetz zu einer Reihe von Reformen der frühen Jahre der Türkischen Republik und unterliegt damit bestimmten soziopolitischen Faktoren, die ihre Spuren in den Namen hinterlassen haben: Sie beschreiben nicht nur verschiedene Aspekte (Herkunft, Beruf etc.) ihrer ersten Träger:innen, sondern verleihen auch deren Überzeugungen und Wünschen Ausdruck.

4.1.1 Entstehung der türkischen Familiennamen Zu osmanischer Zeit und in den ersten Jahren der Türkischen Republik trug man in der Türkei in der Regel keine FamN. Nur wenige Familien, denen es wichtig war, einen vererbbaren Namen zu haben, der die Zugehörigkeit anzeigte, benutzten einen Familien- oder auch einen Sippennamen, der größere Verbände bezeichnete. Diese Namen waren jedoch nicht amtlich registriert. Ansonsten verwendete man zur genauen Identifizierung, wenn nötig, ein Patronym. Dies wurde dem Rufnamen vorangestellt und bestand aus dem Namen https://doi.org/10.1515/9783110607284-004

4.1 Yılmaz, Çelik, Türkog˘lu – Familiennamen aus dem Türkischen

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des Vaters und dem Suffix -oğlu/-kızı ‘sein(e) Sohn/Tochter, Sohn/Tochter von’ oder, in höheren sozialen Schichten, das persischstämmige -zade ‘Nachkomme, Kind, Sohn’. So war z. B. Mustafa Kemal Atatürk, bevor er diesen FamN annahm, als Ali Rıza Bey zade Mustafa Kemal (‘Mustafa Kemal, Sohn von Ali Rıza’) bekannt. Je nach gesellschaftlichem Radius, in dem man sich bewegte oder bekannt war, konnten Herkunfts-, Berufs- oder Übernamen (Namen mit Bezug auf eine körperliche oder Charaktereigenschaft) hilfreich sein, die zusätzlich zum Patronym genannt werden oder diesen ersetzen konnten, wie in Adanalı Mehmed zade Ali ‘Ali, Sohn des Mehmed, aus Adana’, Demirci Müzaffer ‘Müzaffer, der Schmied’ oder Topal Kamil ‘Kamil, der Lahme’. Die Regierung unter Atatürk, die 1923 die Republik ausgerufen hatte, hatte nun zum Ziel, das Land zu modernisieren. Darunter verstand sie in erster Linie die politische Loslösung aus der arabisch-islamischen Welt und eine Annäherung an den Westen. Zu diesem Zweck wurde das islamische Recht durch eine Verfassung und ein Strafgesetzbuch nach europäischen Vorbildern ersetzt, ein an die türkische Sprache angepasstes lateinisches Alphabet löste das arabische Schriftsystem ab, der männlichen Bevölkerung wurde das Tragen des Fez in der Öffentlichkeit untersagt und das Tragen von Hüten vorgeschrieben, und eine Sprachreform sollte arabische und persische Lehnwörter zugunsten einheimischen Wortmaterials abschaffen, während französische Entlehnungen unangetastet blieben. Hinter diesen Reformen reihte sich 1934 auch das Familiennamengesetz ein: Binnen zwei Jahren sollte sich jede Familie einen FamN aussuchen und amtlich registrieren lassen. Im Gesetzestext (Soyadı Kanunu) selbst stand, dass wenn bis zwei Jahre nach dessen Veröffentlichung eine Familie keinen amtlich eingetragenen FamN haben sollte, sowohl ihr als auch den zuständigen Beamt:innen eine Geldstrafe drohte. Außerdem wurde dort festgelegt, dass der FamN hinter dem Rufnamen stehen soll. Ein Großteil des Gesetzestextes beschäftigte sich damit, wer in der Familie für die Eintragung des FamN zuständig war, in der Regel der Familienvater. Noch genauer wurde dies in einem begleitenden Statut (Soyadı Nizamnamesi) geregelt, wo auch Vorschriften zur Beschaffenheit des Namens gemacht wurden (s. u.). Eine Schwierigkeit bestand darin, dass der breiten Bevölkerung das Konzept des FamN unbekannt war. Für viele war die Annahme eines solchen daher eine bloße Pflicht, die der behördlichen Erfassung diente, und kein bedeutender Moment, wie man sich das vielleicht vorstellen mag. Auch das Wort für ‘Familienname’, soyadı, musste erst neu geschöpft werden. Im Sinne der Sprachreform bediente man sich dabei nicht bei den allgemein bekannten arabischstämmigen Wörtern aile ‘Familie’ und isim ‘Name’, sondern benutzte „türkischere“, wenn auch irreführende, Wörter: Während der Name ausdrücklich für einzelne Familien zu wählen war, suggeriert soy ‘Abstammung, Herkunft, Sippe’ einen größeren Verband. Ad wurde regional schon früher mit der Bedeutung ‘Ruf ’ verwendet, als ‘Name’ sollte es nun aber sein arabischstämmiges Pendant in der Hochsprache ersetzen. Die Bevölkerung sollte aber nicht ganz auf sich allein gestellt sein. Ratgeberliteratur, die bei der Namenwahl helfen sollte, konzentrierte sich hauptsächlich auf alte türkische Rufnamen, die als Vorbild für FamN dienen sollten. Wie schon bei der Sprachreform versuchte man, sich vom arabisch-persischen Wort- bzw. Namenschatz wegzubewegen und zu den türkischen Wurzeln zurückzukehren. Hierzu wurden Rufnamen von historischen Persönlichkeiten sowie aus Sagen und Legenden aus vorislamischer Zeit zusammengetra-

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4 Familiennamen als Fenster zur Migrationsgeschichte

gen. Neben einem umfangreichen lexikalischen Teil enthielten diese Bücher auch Informationen zur Bildungsweise und Motivik der alten Rufnamen, sodass man nicht nur auf den vorhandenen Namenschatz zurückgreifen, sondern sich nach diesem Muster – aber aus modernem türkischem Sprachmaterial – auch neue Namen kreieren konnte. Für Kurzentschlossene lagen auf den Behörden auch Listen mit Empfehlungen aus, in denen man sich bedienen konnte, und nach Ablauf der Zweijahresfrist waren die Beamt:innen auf den zuständigen Behörden berechtigt, Namen für noch nicht registrierte Familien nach eigenem Ermessen zu vergeben. Teile der Bevölkerung waren gar nicht in der Lage, mit viel Kreativität an die Namenwahl heranzugehen; die Namen sollten per Gesetz nämlich aus türkischen Wörtern bestehen, und besonders in kurdischen und armenischen Siedlungsgebieten sprachen nicht alle türkisch. Unter Nicht-Türkischstämmigen, die der türkischen Sprache mächtig waren, waren zwei Strategien zu beobachten: Entweder sie suchten nach Namen, die sowohl in ihrer Muttersprache als auch auf Türkisch gedeutet werden konnten, oder sie nahmen die FamN als Gelegenheit, sich neu als Türk:innen zu definieren, indem sie Namen mit starkem Türkeibezug annahmen. Solche Neudefinitionen gab es nicht nur bei Minderheiten. Auch andere Familien sahen die FamN als Chance, ihren Ruf aufzupolieren. Alte Übernamen, die schlechte Eigenschaften ausdrückten (Feigheit, Geiz usw.), konnten durch neue FamN mit der gegenteiligen Bedeutung ersetzt werden (Heldentum, Großzügigkeit usw.). Andere, besonders poetische oder individualistische Personen übersahen schon mal die Praktikabilität und wählten Namen wie Uzunkavakaltındayataruyuroğlu ‘Sohn dessen, der unter der großen Pappel liegt und schläft’ oder Uçarturnagurbetgezerdiyardiyarellerde ‘der fliegende Kranich reist in der Fremde durch viele viele Länder’.

4.1.2 Bildungsweise und Motivik Im Familiennamenstatut wurden einige Vorgaben gemacht, wie ein FamN beschaffen sein durfte: Er hatte aus türkischem Wortmaterial zu bestehen, auch Suffixe aus anderen Sprachen waren verboten; unter anderen ist auch das zuvor verbreitete Suffix -zade explizit genannt. Das türkischstämmige Suffix -oğlu, das zuvor ebenso zur Bildung patronymischer Beinamen verwendet wurde, war hingegen ausdrücklich erlaubt und stellt ein charakteristisches Element des heutigen Familiennamensystems dar, wo es auch in Verbindung mit anderen Stämmen als mit Rufnamen auftritt (wie in Köroğlu ‘Sohn des Blinden’ oder Çavuşoğlu ‘Sohn des Unteroffiziers’). Allein in Deutschland ist es in 3239 unterschiedlichen FamN zu finden (Abb. 52a). Als nicht-türkisch galten auch Bezeichnungen für fremde Völker und Ethnien. Ziel der zeitgenössischen Politik war nämlich, dass alle Bürger:innen sich, ungeachtet ihrer Ethnie, mit dem noch jungen türkischen Staat identifizieren sollten. Des Weiteren waren Ränge und Titel (sowohl osmanische als auch moderne türkische) nicht als FamN zulässig, wie auch sittenwidrige, lächerliche oder diffamierende Begriffe. Ansonsten konnte der gesamte türkische Wortschatz zur Schöpfung von FamN verwendet werden. Abb. 52a zeigt das typisch türkische patronymische Suffix -oğlu, das in Deutschland in 3239 unterschiedlichen Namen vorkommt. Abb. 52b zeigt die beiden FamN Kara und Ak,

4.1 Yılmaz, Çelik, Türkog˘lu – Familiennamen aus dem Türkischen

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Abb. 52: FamN auf -oğlu (a) und die Namen Kara und Ak vs. Siyah und Beyaz (b).

die auf die türkischen Erbwörter für ‘schwarz’ und ‘weiß’ zurückgehen; sie sind weitaus frequenter als ihre Entsprechungen Siyah und Beyaz, die auf ein persisches und ein arabisches Lehnwort zurückgehen, aber im nicht-onymischen türkischen Sprachgebrauch häufiger sind. Welche Wörter im Einzelfall als türkisch galten, war nicht einfach zu entscheiden – im Zweifelsfall entschieden die zuständigen Beamt:innen. Zusätzlich zur ohnehin schwierigen Frage nach der Fremdheit von längst im Sprachgebrauch etablierten Lehnwörtern brachte die Sprachreform weitere Unsicherheiten: Arabisch- oder persischstämmige Wörter, die im Alltag wahrscheinlich gar nicht als fremd wahrgenommen wurden, sollten zunächst durch türkische ersetzt werden. Als sich dieses Unterfangen als unmöglich herausstellte, wurden für viele Wörter vermeintlich alttürkische Etymologien erfunden. Andererseits waren Wörter aus anderen Turksprachen, die für die meisten Sprecher:innen unverständlich waren, gerngesehene Alternativen zum arabisch-persischen Wortschatz und galten als besonders türkisch. Sie wurden in einem Wörterbuch gesammelt, in dem sich vor allem Journalist:innen bedienen sollten, um die Wörter in Zeitungstexten in Umlauf zu bringen. Genauso gab es ein Wörterbuch sowie regelmäßig veröffentlichte Empfehlungslisten von der Türkischen Sprachkommission, die Dialektwörter aus allen Regionen der Türkei enthielten, die nun auch in der Hochsprache benutzt werden sollten, um Fremdwörter zu ersetzen. In der Alltagssprache konnten sich solche Wörter nicht immer durchsetzen (wobei eine beachtliche Zahl von Reformwörtern zum modernen türkischen Wortschatz gehört), einige haben aber als FamN überlebt. Anders als die meisten anderen FamN sind diese für heutige Türkischsprecher:innen nicht transparent. Wo türkisch- und arabisch-persisch-stämmige Synonyme

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4 Familiennamen als Fenster zur Migrationsgeschichte

nebeneinander bestanden, wurden in FamN die ersteren bevorzugt, auch wenn sie im nicht-onymischen Sprachgebrauch weniger frequent waren. Die Ratgeberliteratur konzentriert sich weitgehend auf historische Rufnamen und ihre Bedeutungen. Zur Bildungsweise der FamN wird nur wenig gesagt. Eine Reihe von Wörtern wird sowohl als Erst- als auch als Zweitglied in zusammengesetzten Namen empfohlen, z. B. er ‘Mann, einfacher Soldat, Held’, bay ‘Herr’, tekin ‘zuverlässig, glaubwürdig, einzigartig, unvergleichlich’. Daneben wird eine Reihe von Suffixen genannt, die benutzt werden können, um neue Namen zu schöpfen; für diese werden jedoch keine Bedeutungen angegeben, und sie haben oft keine Entsprechung im nicht-onymischen Wortschatz, z. B. aş (in Namen wie Ayaş, Koyaş), gut (Tangut, Salgut), tık (Taytık, Saltık). Schließlich wird empfohlen, zwei eigenständige Namen zusammenzusetzen, um so einen neuen FamN zu schöpfen (z. B. gümüş ‘Silber’ + tekin ‘zuverlässig, einzigartig’ > Gümüştekin). Zusammen mit bereits bestehenden Bei- und (inoffiziellen) FamN führten die politische Situation und die daraus hervorgehenden Empfehlungen zu einem Namenschatz, der sich in fünf Motivgruppen einteilen lässt (wobei hier alle fünf von den deutschen FamN bekannten Motive (Kap. 2.2) in Gruppe 1 zusammengefasst sind): 1) FamN aus Beinamen oder nach deren Muster: Entsprechend den deutschen (und vielen anderen europäischen) FamN sind dies Namen mit direktem Bezug auf den ersten Namenträger (der in der Regel männlich war). In den Namen konnten dessen Beruf (z. B. Çiftçi ‘Bauer, Landwirt’ oder indirekte Berufsnamen wie Pamuk ‘Baumwolle’ für einen Baumwollbauern) eingehen, Herkunft (z. B. Konyalı ‘aus Konya (Stadt in Zentralanatolien) stammend’), Wohnstätte (z. B. Karaçay ‘schwarzer Bach’) oder eine äußerliche oder Charaktereigenschaft (Übernamen, z. B. Topal ‘lahm’, Açıkgöz ‘gerissen, pfiffig’, Kekilli ‘mit Pony (Frisur)’), oder der Name wurde aus einem Rufnamen (z. B. dem des Vaters) geschöpft. Will man heute von einem FamN auf sein Motiv zurückschließen, ergeben sich jedoch ein paar Schwierigkeiten in Bezug auf dieses Motiv: a) Oft lauten FamN zufällig wie Siedlungsnamen. Viele türkische Siedlungsnamen sind nur wenig älter oder sogar jünger als die FamN; sie erhielten ihre heutigen Namen in zwei großen Umbenennungswellen in den 1920er und 1960er Jahren, ebenfalls mit dem Ziel, fremde Namen zu ersetzen. Letztere kommen als Nachbenennungsmotiv selbstverständlich nicht in Frage. Die Ähnlichkeit ergibt sich daraus, dass Siedlungen oft nach topographischen Gegebenheiten benannt wurden und deshalb solchen FamN entsprechen, die Naturbegriffe enthalten (s. u.). Auch die Unterscheidung zwischen Herkunfts- und Wohnstättennamen wird dadurch erschwert. So kann der Name Akkaya ‘weißer Fels’ eine Benennung nach einem Naturbegriff sein, nach einer Wohnstätte an einem hellen Felsen oder nach einem von mehreren türkischen Dörfern, die schon vor 1934 mit diesem Namen belegt sind. b) Bei Benennungen nach positiven äußerlichen oder Charaktereigenschaften kann nicht entschieden werden, ob nach einer tatsächlich vorhandenen Eigenschaft benannt wurde, ob es sich um einen Wunschnamen handelte (s. u.) oder ob der Name sogar eine Neudefinition darstellte und das Gegenteil einer vorhandenen Eigenschaft bezeichnete. Bei Benennungen nach negativen Eigenschaften kann davon ausgegangen werden, dass diese auf bereits bestehende Bei- oder Spitznamen zurückgehen und nicht von den Trägern selbst ausgewählt wurden. c) Benennungen nach Rufnamen können, aber müssen nicht immer patronymisch sein, d. h. auf Namen von direkten Vorfahren zurückgehen. Wie oben beschrieben, waren Benennungen nach histori-

4.1 Yılmaz, Çelik, Türkog˘lu – Familiennamen aus dem Türkischen

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schen (oder auch fiktiven) Persönlichkeiten eines der hauptsächlichen Mittel der Familiennamenschöpfung; so kann Osman auf einen tatsächlichen Vorfahren mit diesem Namen oder direkt auf den Gründer des Osmanischen Reiches oder auch auf den dritten Kalifen (Nachfolger Mohammeds als religiös-politischer Führer) zurückgehen. 2) FamN nach patriotischem Motiv: Dies sind Namen mit Bezug auf den türkischen Staat oder das türkische Volk. Sie sind nicht als Herkunftsnamen zu werten, da jene in der Regel ein Alleinstellungsmerkmal darstellen: Jemand, der von Ankara wegzieht, nimmt vielleicht den Herkunftsnamen Ankaralı an (das Suffix -lı drückt Zugehörigkeit, Besitz oder auch Herkunft aus), weil das in seinem neuen Wohnort, wo nicht viele Leute aus Ankara leben, ein identifizierendes Merkmal ist. Die patriotischen Namen haben keine solche Funktion. Allein Öztürk ‘echte/r/reine/r Türkin/Türke’ ist der achthäufigste FamN in der Türkei; er dient nicht dazu, seine Träger:innen von Nicht-Türk:innen abzuheben, sondern dazu, die Verbundenheit zum türkischen Staat und Volk auszudrücken. Außer solchen Namen mit direktem Bezug auf das Türkentum gehören zu diesem Motiv auch Benennungen nach türkischen Nationalsymbolen (z. B. Albayrak ‘rote Flagge’) oder Namen, die allgemein Heimatverbundenheit ausdrücken (z. B. Yurtsever ‘der/die die Heimat liebt’). Eine interessante Untergruppe bilden Benennungen nach Völkern und Stämmen, z. B. Oğuz (nach den Oghusen, einer historischen türkischen Stammesföderation) oder Karaçay (nach den Karatschaiern, einer turksprachigen Ethnie im Kaukasus). Obwohl laut Familiennamenstatut die Benennung nach fremden Völkern verboten war, wurden diese Namen akzeptiert, wenn die namengebenden Völker und Stämme nicht als fremd, sondern als mit den Türken verwandt galten. Gemäß der in der Politik vorherrschenden Ideologie des (Pan-)Turanismus (nach einer postulierten gemeinsamen Urheimat, die Turan genannt wurde), die das türkische Volk nicht mehr durch die gemeinsame Religion mit der islamischen Welt, sondern mit (teils vermeintlich) ethnisch verwandten Völkern assoziieren sollte, wurden hierzu nicht nur sämtliche Turkvölker, sondern auch die Mongolen, finno-ugrische Völker sowie zahlreiche asiatische Völker bis hin nach Japan gezählt. 3) FamN nach religiösem Motiv: Wie die patriotischen sind auch die religiösen Namen keine Benennung nach einem Alleinstellungsmerkmal, sondern eine Bekundung der Zugehörigkeit zum Islam (z. B. İslam) oder einfach der Religiosität (z. B. İnan ‘glaube (Imperativ)’). Nur in Einzelfällen ist denkbar, dass dies Übernamen für Muslime in Siedlungen mit überwiegend nicht-islamischer (z. B. christlicher oder jesidischer) Bevölkerung sind. Interessant an vielen dieser Namen ist, dass sie abweichend vom generellen islamischen Diskurs ohne offensichtlich arabisches Wortmaterial auskommen müssen, um mit dem Familiennamenstatut konform zu sein. Statt Allah ist zum Beispiel oft das türkischstämmige Wort tanrı ‘Gottheit’ in FamN zu finden, z. B. in Tanrıöver ‘der/die Gott lobt’. 4) FamN nach Rufnamenmuster: Wie schon oben beschrieben, bot die Ratgeberliteratur zusätzlich zu einer Sammlung von alten türkischen Rufnamen auch eine Analyse von deren Bedeutungen. Mit diesen Vorgaben konnte man sich ähnliche Rufnamen kreieren; es handelt sich also nicht um Benennungen nach überlieferten Rufnamen, sondern um Neuschöpfungen aus modernem türkischem Wortmaterial. Inwieweit diese Muster tatsächlich die alten türkischen Rufnamen widerspiegeln, ist dabei zweitrangig. Entscheidend ist der Kenntnisstand zur Zeit der Entstehung der FamN. Demnach enthielten alte Rufnamen oft

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Begriffe aus dem Bereich Heldentum, Farbbezeichnungen oder Naturbegriffe, vor allem Metalle und Gesteine, (insbesondere Raub-)Tiere, Pflanzen, Gestirne, Winde und Begriffe, die den Tagesrhythmus beschreiben. Außerdem sollen sie sich oft auf die Abstammung bezogen oder positive Eigenschaften ausgedrückt haben, die man den Namenträger:innen wünschte. Moderne FamN nach diesem Muster sind z. B. Yiğit ‘Held’, Yeşil ‘grün’, Polat ‘Stahl’, Aslan ‘Löwe’, Şahin ‘Bussard’, Çiçek ‘Blume’, Yıldız ‘Stern’, Poyraz ‘Nordostwind’, Gündoğan ‘der/die geboren wird/anbricht wie der Tag’, Şafak ‘Morgendämmerung’, Soylu ‘edel, von vornehmer Abstammung’, Coşkun ‘lebhaft, begeistert’ und Yücel ‘steige auf, erhebe dich, werde erhaben’. 5) FamN nach kompositionellem Motiv: Eine entscheidende Regelung im Statut war, dass für die FamN, zumindest auf regionaler Ebene, Monoreferenz angestrebt wurde: Auf einer Behörde (diese konnte für ein oder mehrere Dörfer, eine Stadt oder nur einen Stadtteil zuständig sein) konnte ein Name immer nur für eine einzige Familie eingetragen werden. Wollte eine zweite Familie einen bereits vergebenen Namen haben, musste sie entweder Verwandtschaft mit der ersten Familie nachweisen oder den Namen modifizieren; das Statut nennt als Beispiel hierfür Zusätze wie büyük ‘groß’ und küçük ‘klein’. Wie bereits erwähnt, empfahl die Ratgeberliteratur außerdem, zwei beliebige FamN zusammenzusetzen, um einen neuen zu schöpfen. Dabei kam es oft zu Komposita, die als solche keine sinnvolle Bedeutung haben und für die zwei getrennte Motive anzunehmen sind, z. B. Cankurt (aus can ‘Leben, Seele’ und kurt ‘Wolf’), Çeliksoy (aus çelik ‘Stahl’ und soy ‘Abstammung, Herkunft, Sippe’) und Şenyıldız (aus şen ‘fröhlich’ und yıldız ‘Stern’). Da die Aufgabe von Namen die direkte Referenz auf ihre Träger:innen ohne Umweg über die Bedeutung ist (ob ein Herr Müller tatsächlich Müller von Beruf ist, ist unerheblich), stellt eine solche Sinnfreiheit kein Problem dar. Im Gegenteil: Sie verhindert Missverständnisse durch Überschneidungen mit dem nicht-onymischen Wortschatz, und der Namenschatz kann mit minimalem kreativem Aufwand um ein Vielfaches erweitert werden.

4.1.3 Türkische Familiennamen in Deutschland Die Namen T(h)ür(c)k(e) 2833 (davon Türk 2044), T(h)ur(c)ke 374, die schon lange zum deutschen Familiennamenschatz gehören, lassen frühe Zuwanderung von Türk:innen vermuten. Tatsächlich bezeichnen diese Namen aber oft nicht die Ethnie ihrer Träger:innen, sondern sind Übernamen z. B. für Reisende in türkische Gebiete oder Soldaten oder Kriegsgefangene während der Türkenkriege. Der Name kann auch ganz allgemein für NichtChrist:innen verwendet worden sein, ohne dass ein tatsächlicher Bezug zur Türkei bestanden haben muss. Bei Typ Thürk konkurrieren Herkunftsnamen zum Ortsnamen Thürk bei Eutin. Dass diese Namen sich von türkischstämmigen unterscheiden, ist auch an ihrem Kartenbild in Abb. 53a ersichtlich, denn sie zeigen nicht die für türkische Namen typische Verteilung, nämlich im gesamten Westen mit Konzentration (im Norden fast ausschließlich) in den Großstädten und besonders hoher Dichte im Ruhrgebiet; im Osten Deutschlands hingegen sind türkische Namen bis auf eine hohe Konzentration in Berlin kaum zu finden. Dieses Bild ergibt sich für alle türkischstämmigen Namen, die in Deutschland frequent genug sind, um eine ausreichend weite Streuung aufzuweisen: Abb. 53b kartiert die

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Abb. 53: FamN mit Türk(e) als Bestandteil (a) sowie die vier häufigsten türkischen FamN (b).

vier häufigsten (stellvertretend für alle) türkischstämmigen FamN Yılmaz, Kaya, Çelik und Demir. Sie zeigen in ihrer geographischen Verteilung kaum Unterschiede. Abb. 52a und 54b, die viele türkischstämmige Namen zusammenfassen, zeigen eine ähnliche Verteilung. Diese Verteilung spiegelt wider, wie die allermeisten türkischen Namen nach Deutschland gekommen sind, nämlich im Rahmen der Anwerbeabkommen für Gastarbeiter:innen in den 1960/70er Jahren. Solche Abkommen wurden außer mit der Türkei vorher schon mit Italien, Spanien und Griechenland sowie später auch mit Marokko, Portugal, Tunesien und Jugoslawien geschlossen. Nötig wurden sie wegen eines Zusammenspiels aus mehreren Faktoren: Die Jahrgänge im Erwerbsalter waren aufgrund des Krieges schwach besetzt, gleichzeitig verlängerten sich die Ausbildungszeiten, das Renteneintrittsalter war im Durchschnitt geringer als früher und die Wochenarbeitszeit kürzer. Zusätzlich verzögerte die Wehrpflicht den Eintritt junger Männer in den Arbeitsmarkt. Die Gastarbeiter:innen hatten auf dem Arbeitsmarkt zwei Funktionen: Zum einen sollten sie quantitative Defizite ausgleichen, zum anderen wurden sie hauptsächlich als billige Arbeitskräfte in Berufen mit geringem Prestige eingesetzt, vor allem im verarbeitenden und im Baugewerbe. Letzteres erklärt die Konzentration von FamN aus den entsprechenden Ländern in den Industriezentren. Gleichzeitig fand eine Suburbanisierung von deutschen Familien statt, weshalb Gastarbeiter:innen eher Wohnraum in innerstädtischen Gebieten mit schlechteren Wohnbedingungen fanden. Eine ähnliche räumliche Konzentration lässt sich für FamN aus allen Ländern beobachten, mit denen entsprechende Abkommen bestanden, im Detail sind aber auch Unterschiede festzustellen. Zum Beispiel sind italienischstämmige Namen stärker in Süddeutschland vertreten, und dort auch abseits der Großstädte, vor allem im Süden Baden-

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Abb. 54: Die zehn häufigsten italienischen (a) und türkischen Familiennamen (b).

Württembergs. Nach Norden hin aber sind sie immer schwächer vertreten (Abb. 54a; Abfrage: Rossi, Russo, Ferrari, Esposito, Bianchi, Romano, Colombo, Ricci, Marino, Greco; Liste nach www.cognomix.it/cognomi-piu-diffusi-in-italia.php). Das liegt daran, dass italienische Arbeitskräfte schon früh (ab 1952) in der Landwirtschaft in Süddeutschland zum Einsatz kamen. Es handelte sich dabei um eine Neuerung, die aus der benachbarten Schweiz und erst später von der Industrie übernommen und dann 1955 in einem Anwerbeabkommen formalisiert wurde. Die Praxis breitete sich so einerseits über Stuttgart, Mannheim, Ludwigshafen, Frankfurt am Main, Offenbach, Köln, Solingen, Remscheid, das Ruhrgebiet, Hannover und Wolfsburg bis nach Hamburg und Bremen und andererseits in Richtung München und Nürnberg aus. Das Anwerbeabkommen mit der Türkei wurde erst 1961 unterzeichnet, entsprechend kamen die türkischen Familien erst später bzw. weiter nördlich in der zeitlich-räumlichen Staffelung hinzu (Abb. 54b; Abfrage: Yilmaz, Kaya, Demir, Celik, Sahin, Yildiz, Yildirim, Öztürk, Aydin, Özdemir). An diesem Bild änderte sich auch durch spätere Zuzüge nicht mehr viel, da diese immer seltener von den Anwerbekommissionen in den Herkunftsländern abhingen und stattdessen den sogenannten „Zweiten Weg“ über die namentliche Anwerbung durch die Betriebe nahmen, wodurch es zu Migrationsnetzwerken und Kettenmigrationen kam, d. h. Betriebe, die mit ihren Arbeitskräften zufrieden waren, warben bevorzugt deren Bekannte und Verwandte an. In der DDR bestanden zwar ebenfalls Engpässe auf dem Arbeitsmarkt, türkische FamN sind dort aber so gut wie nicht zu finden, da Arbeitskräfte aus anderen Ländern bezogen wurden, hauptsächlich aus Polen, Ungarn, der damaligen Tschechoslowakei

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sowie aus entfernteren sozialistischen Ländern wie Kuba, Mozambique und Vietnam. Zudem galten strenge Beschränkungen: Die Arbeitsverträge waren auf zwei bis vier Jahre begrenzt, nach denen die Gastarbeiter:innen in ihre Herkunftsländer zurückkehren mussten; Schwangerschaften führten zur Ausweisung; die Arbeitskräfte wurden in speziellen Gemeinschaftsunterkünften untergebracht; zur Zuwanderung von Familien kam es nicht. Zu erklären bleibt noch die hohe Konzentration türkischer FamN in Berlin. Diese ist vermutlich auf den sogenannten „Dritten Weg“ der Einreise zurückzuführen. Dabei kamen Arbeitssuchende als Tourist:innen nach Deutschland und erhielten aufgrund des günstigen Arbeitsmarkts ohne größere Hürden vor Ort eine Arbeits- und Aufenthaltserlaubnis. Eine beliebte Einreiseroute war über den in der DDR gelegenen Flughafen Schönefeld, von wo aus man ohne Einreisekontrollen nach West-Berlin gelangen konnte.

4.1.4 Zusammenfassung und Ausblick Die türkischen FamN haben eine relativ kurze, aber nicht minder bewegte Geschichte als die deutschen. Einerseits sind sie einfacher zu deuten, weil sie in der Regel aus modernen türkischen Wörtern bestehen. Andererseits sind ihre Motive nur im Zusammenhang mit dem Hintergrund der spezifischen soziopolitischen Situation zu verstehen, vor dem sie entstanden sind. Zudem sind sie stark mit anderen Namenarten verzahnt: den Rufnamen, nach deren Muster sie oft gebildet sind, und den Siedlungsnamen, die unter ähnlichen Bedingungen entstanden sind und ähnliche Strukturen und Bedeutungen haben können. Entsprechend stellen sie einen interessanten und längst nicht erschöpften Forschungsgegenstand dar. Eine systematische Deutung des türkischen Familiennameninventars steht noch aus. Wohl gerade weil die Namen meist mit nicht-onymischen Wörtern aus dem türkischen Wortschatz gleichlautend sind, beschränken sich türkische Namenwörterbücher darauf, ihre lexikalischen Bedeutungen anzugeben, ohne dabei auf mögliche Motive einzugehen, oder darauf, ob sich seit der Einführung von FamN die Wortbedeutungen geändert haben können. Dabei sind besonders die Namen interessant, die auf den Reformwortschatz zurückgehen und heute nur noch als FamN existieren. Auch namengeographische Auswertungen liegen noch nicht vor. Da die Namen in der Regel aus der standardtürkischen Form von Wörtern geschöpft wurden, wird eine Untersuchung von regionalen Lautungen oder Schreibungen wohl nicht gewinnbringend sein. Interessant wäre aber zum Beispiel, ob Dialektwörter in Namen in der entsprechenden Region vorkommen oder ob sie, im Sinne der Sprachreform, überregional gebraucht wurden. Denkbar wäre auch eine geographische Auswertung von Motiven, also z. B. ob bestimmte Motive, etwa patriotische Namen, in manchen Regionen besonders frequent sind. Mehmet Aydin

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4.2 Papadopoulos, Zervakis, Petridou – Familiennamen aus dem Griechischen Griechische FamN sind uns aus dem internationalen politischen Geschehen (Georgos Papandreou, Konstantinos Karamanlis) bestens vertraut. Sie begegnen uns in Deutschland aber auch regelmäßig bei Personen des öffentlichen Lebens, z. B. Sängern (Costa Cordalis), Fußballspielern (Kyriakos Papadopoulos), Fernsehmoderatorinnen (Linda Zervakis, Panagiota Petridou) und Schauspielerinnen (Susan Sidiropoulos). Ihr Vorkommen in Deutschland geht – ähnlich wie bei türkischen und spanischen FamN (Kap. 4.1 bzw. 4.5) – mehrheitlich auf griechische Arbeitsmigranten zurück, die infolge des Anwerbeabkommens von 1960 nach (West-)Deutschland kamen (Zelepos 2017). Dabei ist Papadopoulos der häufigste FamN Griechenlands überhaupt, der „griechische Müller“ sozusagen, und bezeichnete ursprünglich den Sohn (bzw. allgemeiner das Kind) eines Priesters. Die Endung -opoulos, mit der Patronyme – meist zu Rufnamen, aber auch Berufs-, Herkunfts- und Eigenschaftsbezeichnungen des Vaters – gebildet wurden, ist ebenso typisch griechisch (vgl. Sidiropoulos zu ‘Eisen’ für das Kind eines Eisenschmieds) wie der Erstbestandteil Papa- ‘Priester’. Auch dieser begegnet besonders häufig in Patronymen, vgl. Papandreou ‘Sohn des Priesters Andreas’, bei dem die Zugehörigkeit zum Vater über den Genitiv des Rufnamens angezeigt wird (Andreas → Andreou). Auch hinter Zervakis ‘linkshändig’ und Petridou (Peter) verbergen sich Namen, die mittels patronymischer Endungen generiert wurden: -akis ist ursprünglich ein Diminutivsuffix (vergleichbar mit -chen oder -lein), -idou ist die weibliche Form zu -idis ‘Sohn von’, denn im patriarchalisch geprägten FamN-System des Griechischen wird die männliche Grundform für weibliche Angehörige (Ehefrau und Töchter) durch Verwendung des Genitivs (im Sinne von ‘Frau/Tochter von’) angepasst, wie dies übrigens auch im Slavischen üblich ist (z. B. polnisch -ski → -ska). Da diese Praxis in Deutschland jedoch unbekannt ist, wird oftmals die männliche Grundform des griechischen FamN belassen, so bei der Moderatorin Linda Zervakis (statt Zervaki) und der Schauspielerin Susan Sidiropoulos (statt Sidiropoulou). Bei Cordalis liegt möglicherweise ein Berufsname für den Saitenhersteller vor, bei Karamanlis hingegen ein Herkunftsname zur ehemaligen Region Karamania an der südlichen Mittelmeerküste der heutigen Türkei. In beiden Fällen stammt die Endung -lis, mit der im Griechischen Personenbezeichnungen aller Art gebildet werden, ursprünglich aus dem Türkischen (dabei wurde -lı/-li zu -lis gräzisiert). Dieser intensive griechisch-türkische Sprachkontakt hat in vielen griechischen FamN seine Spuren hinterlassen, wie noch zu zeigen sein wird. Das Griechische wird, anders als z. B. das Türkische und die meisten europäischen Sprachen, mit dem griechischen Alphabet verschriftet; die griechischen Namenbeispiele werden hier mit dem lateinischen Alphabet transliteriert. Da es keine allgemein anerkannte Transliterationspraxis für das Neugriechische gibt (Henrich 2007, 268), erfolgt hier eine Orientierung an der neugriechischen Aussprache. So wird z. B. die griechische Schreibung ου für den Laut u zumeist mit ou statt der eingedeutschten Schreibung mit u wiedergegeben, z. B. Παπαδόπουλος als Papadopoulos (813 Telef.), seltener als Papadopulos (139 Telef.). Der griechische Akzent (der Akut ´), der die betonte Silbe angibt, fällt dabei konsequent weg.

4.2 Papadopoulos, Zervakis, Petridou – Familiennamen aus dem Griechischen

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4.2.1 Entstehung, Bildungsweise und Motivgruppen griechischer Familiennamen Kennzeichnend für das neugriechische Personennamensystem ist die dreigliedrige Struktur des offiziellen Gesamtnamens, bestehend aus (mindestens) einem Rufnamen, dem Vatersnamen im Genitiv und dem FamN:

a) b)

Rufname(n) Konstantinos Stavroula

Vatersname im Genitiv Dimitriou (zu Dimitrios) Panagioti (zu Panagiotis)

Familienname Gousidis Stathopoulou

Ein Kardinalmerkmal griechischer FamN ist ihre Länge: Diese Mehrsilbigkeit (meist zwischen drei und sechs Silben) resultiert aus den überaus häufigen zwei-, z. T. dreisilbigen Bildungselementen von FamN, vgl. die Endungen -idis (a) und -opoulos (b) sowie Erstbestandteile wie Kara- ‘schwarz, dunkel’ und Papa- ‘Priester’. Mitunter treten diese auch kombiniert auf, sodass sehr lange FamN entstehen können wie Karapanagiotidis zum Rufnamen Panagiotis und Papadimitrakopoulos zum diminuierten Rufnamen Dimitrakis. Für die Entstehung von FamN können wie im Deutschen mehrere miteinander interagierende Faktoren veranschlagt werden: eine zunehmende Rufnamenmonotonie, d. h. ein eingeschränktes Rufnameninventar infolge verschiedener Nachbenennungspraktiken und gebundener, traditioneller Namenvergabe bei gleichzeitigem Bevölkerungszuwachs und insbesondere einer verstärkten Bevölkerungskonzentration in den Städten. Auch verwaltungstechnische Aspekte erforderten eine eindeutige Identifizierung von Einzelpersonen im offiziellen Schriftverkehr, z. B. zur Regelung von Erb- und Besitzansprüchen, Verträgen (Vertragspartner) oder Steuerabgaben, aber auch zur Erstellung von Einwohnerverzeichnissen, Geburts- und Sterberegistern. Mit Sicherheit dürfte auch die durch den gemeinsamen FamN angezeigte familiäre Zugehörigkeit eine Rolle gespielt haben. Vererbbare FamN sind im griechischsprachigen Raum, der sich einst neben dem gegenwärtigen griechischen Staatsgebiet auch über weite Teile der heutigen Türkei erstreckte (ehemals Byzanz, um 300 bis 1453), schon im 10. Jh. nach Christus und damit deutlich früher als im Deutschen bezeugt, insbesondere in bedeutenden byzantinischen Zentren wie Konstantinopel (heutiges Istanbul) (Triandafillidis 1982, 193–194). Mit der „Turkokratie“ (ca. 15. bis 19. Jh.) ist jedoch ein Rückgang im FamN-Gebrauch zu verbuchen, da dieser dem Türkischen noch fremd war (Kap. 4.1). Folglich ist das Gros griechischer FamN erst im 19. Jh. und damit im europäischen Vergleich sehr spät entstanden. Dabei setzten sich FamN zunächst in größeren Städten durch, während sich ländliche Gebiete dieser Entwicklung nur zögerlich anschlossen, zum Teil erst im Laufe des 20. Jhs. Griechische FamN sind wie im Deutschen aus ehemaligen Beinamen hervorgegangen, die sich aus nachfolgenden Motivgruppen speisen (Triantafyllidis 1982, Henrich 2007, Symeonidis 2010, 137–160): 1) Der Großteil griechischer FamN geht auf Patronyme zurück, die vom Rufnamen des Vaters abgeleitet sind. Patronyme konnten über eine Vielzahl von Bildungsverfahren generiert werden, z. B. über die Genitivform des Rufnamens, z. B. Nikolaos → Nikolaou. Das genitivische -ou ist dabei in seiner Funktion mit dem deutschen Genitiv-s bei FamN wie Peters (im Sinne von Peters Sohn) vergleichbar. Alternativ zu diesem Bildungsmuster wur-

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den Patronyme über eine Vielzahl von Suffixen erzeugt, die einst die Bedeutung ‘Sohn von’ transportierten, darunter die bereits im Altgriechischen geläufige und heute noch überaus frequente Endung -idis bzw. -(i)adis, z. B. Konstantinidis und Dimitriadis. Auch ehemalige Diminutivsuffixe dienten der Erzeugung von Patronymen: Neben -akis (Petrakis), -akos (Dimitrakos), -oudis (Nikoloudis) und -ouli(a)s (Giannoulis) dominiert als mit Abstand häufigstes griechisches FamN-Suffix -opoulos, das bereits im Byzantinischen bezeugt ist und auf der Erweiterung von lat. pullus ‘(Tier-)Junges’ mit dem griechischen Element -o- beruht, z. B. Petropoulos. Die Relation zum Vater wurde zwar zumeist über seinen Rufnamen hergestellt, konnte aber auch über seinen Beruf, seine Herkunft und Eigenschaften ausgedrückt werden. So bezeichnet der sowohl in Griechenland als auch in Deutschland frequenteste griechische FamN Papadopoulos den ‘Priestersohn’, Vlachopoulos den ‘Aromunensohn’ und Xanthopoulos den ‘Sohn des Blonden’. Ähnliches gilt auch in Fällen wie Voulgaridis, -akis, -oudis usw. ‘Bulgarensohn’ und Psomiadis ‘Bäckersohn’. Der enge (Sprach-)Kontakt mit dem Türkischen bescherte griechischen FamN schließlich das patronymische Suffix -oglou (griech. -όγλου < türk. -oǧlu) ‘Sohn (von)’, das sich sowohl mit griechischen als auch türkischen Basen verbindet, z. B. Kostoglou (zur Rufnamenkurzform Kostas) und Tsaoussoglou (zu türk. çavuş ‘Unteroffizier’). Da sich viele männliche Namenträger ein und denselben Rufnamen teilten und folglich ein Patronym wie Giannis, Giannidis oder Giannopoulos nicht die erwünschte Differenzierung leisten konnte, wurde der Rufname um Erstelemente erweitert, die ein auffälliges Merkmal des Vaters herausgriffen, z. B. seine Körpergröße (Konto- ‘kurz’, Makro- ‘lang’), seine Haar- oder Hautfarbe (Kara- < türk. ‘schwarz, dunkel’), seinen Geisteszustand (Deli- < türk. ‘wahnsinnig’), aber auch seinen Beruf (Papa- ‘Priester’) oder seine Herkunft (Tourko- ‘türkisch’). Insbesondere die Zusammensetzungen mit Papasind sehr zahlreich und charakteristisch für griechische FamN (Abb. 55b). 2) Viel häufiger als im Deutschen haben sich im Griechischen auch sog. Metronyme erhalten, also FamN, die auf dem Rufnamen der Mutter beruhen und analog zu den Patronymen unter (1) über den Genitiv mit -s generiert wurden, z. B. Eleni → Elenis (Sohn/Tochter). Eine weitere Gruppe von Metronymen erkennt man an der typischen Endung -ainas bzw. -inas, die an den Rufnamen des Vaters oder Ehemannes geheftet wurden, z. B. Giorgos (Georg) → Giorgainas und Lazaros (Lazarus) → Lazarinas. Der Anteil von Metronymen am Gesamtinventar griechischer FamN ist jedoch sehr gering. 3) FamN aus Herkunftsbezeichnungen liegen in Fällen vor wie Alamanos ‘Deutscher’, Vlachos ‘Aromune’ und Voulgaros ‘Bulgare’, die sich direkt aus Völkernamen speisen oder analog hierzu über die Endung -s aus Ortsnamen gebildet wurden, z. B. Salonikis ‘aus Saloniki’. Meistens wurden Herkunftsnamen jedoch mittels verschiedener zugehörigkeitsanzeigender Suffixe abgeleitet, z. B. -i(a)kos in Kritikos ‘Kreter’, -aios in Athinaios ‘Athener’, -i(a)tis in Mykoniatis ‘aus Mykonos’ und Politis ‘Konstantinopler’. Diese Bildungsverfahren sind vergleichbar mit solchen deutscher FamN, die etwa mithilfe von -er aus entsprechenden Herkunftsbezeichnungen hervorgegangen sind, z. B. Nürnberger zu Nürnberg. Neben genuin griechischen Ableitungssuffixen finden sich – insbesondere in (ehemaligen) Sprachkontaktgebieten – auch entlehnte Suffixe, darunter aus dem Italienischen und Türkischen, z. B. -(i)anos (aus ital. -iano) in Prevezanos ‘aus Preveza’ und -lis (aus türk. -lı/-li) in Varnalis ‘aus Varna’.

4.2 Papadopoulos, Zervakis, Petridou – Familiennamen aus dem Griechischen

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4) Mit Wohnstättennamen wurden Personen nach der Lage oder Beschaffenheit ihres Wohnplatzes bezeichnet. Solche FamN tradieren appellativisches Material, z. B. Landschaftsbezeichnungen wie in Thalassochoris ‘Meerbewohner, am Meer wohnend’. Hierfür gibt es – im Gegensatz zum Deutschen, wo sich Wohnstättennamen auf -er (Berger), -mann (Bergmann) usw. finden – keine charakteristischen Bildungstypen. Im Griechischen ist diese Motivgruppe selten, weshalb sie in entsprechenden FamN-Darstellungen (z. B. Triantafyllidis 1982) nicht eigens aufgeführt wird. 5) Berufsnamen: Neben direkten Berufsnamen wie Karavokyris ‘Schiffsherr’ und Zografos ‘Maler’ gibt es auch indirekte (Berufsübernamen), die den Namenträger mit dem hergestellten Produkt oder typischem Arbeitsmaterial charakterisierte, z. B. Rologis zu rolo(g)i ‘Uhr’ für den Uhrmacher, Psomas zu psomi ‘Brot’ und Fournaris zu fournos ‘Ofen’ für den Bäcker. In all diesen Namen steckt appellativisches Material (meist Substantive und Verben). Neben nativen Berufsnamen finden sich häufig auch türkischsprachige, für die die Endung -tzis (aus türk. -cι/-ci) charakteristisch ist, z. B. Kazantzis aus kazancι ‘Kesselmacher’ oder Demirtzis aus demirci ‘Schmied’. 6) Mithilfe von Übernamen wurden Menschen näher charakterisiert. Benennungsmotive waren auffällige Körper- oder Charaktereigenschaften des ersten Namenträgers, z. B. Kambouris ‘Buckliger’ (zu kamboura ‘Buckel’), Kokkinos ‘Rothaariger’ (zu kokkino ‘rot’), Poniros ‘Listiger’ (zu poniros ‘listig’). Insbesondere bei Übernamen zu Körpereigenschaften sind Zusammensetzungen häufig, u. a. auf -mallis ‘-haarig’ (z. B. Chryso- und Mavromallis ‘Gold-’ bzw. ‘Schwarzhaariger’), -matis ‘-äugig’ (z. B. Galano- und Mavromatis ‘Blau-’ bzw. ‘Schwarzäugiger’) und -mitis ‘-nasig’ (z. B. Konto- und Sgouromitis ‘Kurz-’ bzw. ‘Krausnasiger’). Ähnlich wie im Deutschen sind auch im Griechischen bestimmte FamN-Typen bzw. Bildungsmuster regionalspezifisch. Am deutlichsten zeigt sich dies bei den patronymischen Suffixen, die unter (1) vorgestellt wurden: Die häufigste Endung -opoulos ist v. a. auf dem Peloponnes verbreitet. Namen auf -idis/-(i)adis und -oglou haben ihren Ursprung in Kleinasien. Im Zuge der Zwangsumsiedlung griechisch-orthodoxer Bevölkerungsgruppen des Osmanischen Reichs nach dem Ersten Weltkrieg wurden sie insbesondere im angrenzenden Nordosten Griechenlands (Makedonien und Thrakien) heimisch, wo sich ein Großteil der Vertriebenen ansiedelte. Wegen seines griechischen Ursprungs wurde die Endung -idis/ -(i)adis v. a. im 20. Jh. vermehrt eingeführt, um Namen auf -oglou (< türk. -oǧlu) zu gräzisieren und hierdurch die Herkunft aus Kleinasien zu kaschieren. Die Endung -oudis ist für den nordgriechischen Raum typisch, während Namen auf -akis und -akos regional begrenzter sind: Erstere kommen v. a. auf Kreta vor, letztere auf der Halbinsel Mani (Peloponnes). Über solche Regionalspezifika ist es möglich, aus den griechischen FamN in Deutschland Rückschlüsse auf die Herkunftsgebiete griechischstämmiger Personen zu ziehen.

4.2.2 Griechische Familiennamen in Deutschland Die folgende Darstellung beschränkt sich auf die frequentesten Fälle im Bundesgebiet, deren griechische Herkunft durch typische FamN-Bestandteile als gesichert gelten kann: Abb. 55a illustriert die Verteilung der FamN mit den griechisch-nativen patronymischen

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4 Familiennamen als Fenster zur Migrationsgeschichte

Abb. 55: FamN auf -idis/-(i)adis, -opoulos, -akis, -oglou (a) und FamN mit Erstglied Papa- (b).

Suffixen -opoulos, -idis/-(i)adis und -akis, bei denen neben den häufigen Verbindungen mit Rufnamen auch solche mit Berufs- und Eigenschaftsbezeichnungen vertreten sind: Neben Papadopoulos 952 (zu ‘Priester’), Sidiropoulos 146 (zu ‘Eisen’), Xanthopoulos 55 (zu ‘blond’), Panagiotopoulos (zum Rufnamen Panagiotis); Georgiadis 226 (Georg), Konstantinidis 201 (Konstantin), Dimitriadis (Dimitri(o)s), Papadakis 59 (zu ‘Priester’), Tsolakis 30 (zu türk. ‘einarmig’), Giannakis 23 (Johann). Ähnliche Motive finden sich auch bei den ebenfalls in Abb. 55a dargestellten Namen auf -oglou, bei denen die Wiedergabe von u als ou gegenüber türkisch -oglu auf griechische Herkunft hinweist, vgl. Papazoglou 57 ‘Priester’, Saroglou (zu türk. ‘blond’, wörtlich ‘gelb’) und Kostoglou (zur Rufnamenkurzform Kostas). Abb. 55b greift die häufigen Namenkomposita mit Papa- als Erstglied auf. Hierunter fallen neben dem häufigsten FamN Papadopoulos 952, der auch den Bildungstyp auf -opoulos dominiert, die FamN Papadimitriou 81, Papageorgiou 79 und Papaioannou 68. Die hohe Konzentration griechischer FamN in Nordrhein-Westfalen (v. a. Ruhrgebiet) und Baden-Württemberg (Raum Stuttgart) hat historische Gründe. Mit dem 1960 zwischen Deutschland und Griechenland abgeschlossenen Anwerbeabkommen sind die griechischen Arbeitskräfte vornehmlich in die wirtschaftlichen Zentren des ehemaligen westdeutschen Bundesgebiets gezogen. Eine vergleichbare geographische Verteilung findet sich auch für FamN anderer Länder, die mit Deutschland entsprechende Anwerbeabkommen schlossen. Der Großteil griechischer Gastarbeiter kam zwischen 1960 und 1973 aus Nordgriechenland (v. a. Makedonien und Thrakien), was die Dominanz typisch nordgriechischer FamN auf -idis/-(i)adis gegenüber solchen auf -opoulos (Peloponnes) und -akis (Kreta) erklären dürfte. Auch dies ist historisch bedingt: Das ländlich geprägte Nordgriechenland wies im Lan-

4.3 Leppla und Schirra: Familiennamen aus dem Französischen

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desvergleich die höchste Arbeitslosigkeit auf, die infolge der Aufnahme zwangsumgesiedelter Griechen aus Kleinasien verstärkt worden war. Hier bot die händeringende Suche nach Arbeitskräften in Deutschland für viele eine gute Perspektive. Zudem waren Griechen aus dem Süden des Landes bereits Ende des 19. und Anfang des 20. Jhs. in die USA ausgewandert (Koktsidou 2017, 103). Diese Option kam für Personen aus Nordgriechenland nicht infrage, da es erst Anfang des 20. Jhs. Teil des griechischen Staates wurde. Erst als das Arbeitskräftereservoir im nordgriechischen Gebiet nahezu ausgeschöpft war und die griechische Regierung Maßnahmen gegen den dortigen Bevölkerungsrückgang ergriff, nahmen die Anwerbezahlen aus den südlichen Regionen (u. a. Attika, Peloponnes, Kreta) zu (ANBA 1965, 19–20). Auch dies spiegelt sich in den zweit- und dritthäufigsten Namentypen auf -opoulos und -akis wider (Abb. 55a). Jessica Nowak

4.3 Leppla und Schirra: Familiennamen aus dem Französischen „In unserer Familie wird erzählt, dass wir hugenottische Vorfahren haben. Können Sie das bestätigen?“. Diese Frage wird nicht selten an Namenforscher:innen herangetragen – und kann nur in seltenen Fällen auch tatsächlich bestätigt werden: Zum einen ist allein vom Namen her die Religionszugehörigkeit der Vorfahren nicht zu erkennen, zum anderen handelt es sich bei den meisten angefragten Namen nicht um französische FamN. Der Begriff Hugenottenname meint häufig generell Namen französischen Ursprungs, ist aber problematisch, da einerseits nicht alle hugenottischen Immigranten frankophon waren, andererseits französische Namen auch mit katholischen Einwanderern nach Deutschland kamen. Dies schließt hugenottische Vorfahren nicht aus, aber die oben gestellte Frage kann die Namenforschung nicht klären (Einschlägige Websites können hier eine Hilfe sein, z. B. www.hugenotten.de/genealogie/index.php). Es gibt eine erstaunliche Variantenvielfalt an FamN in Deutschland, die aus dem Französischen stammen: Bei Namen wie Schirra, Schwalie, Leppla, Leblang ist der sprachliche Ursprung kaum noch erkennbar, während Namen wie Lafontaine ‘die Quelle’, Bouffier (< altfranzösisch bouffer ‘aufblasen’ oder aus Bodfried), Choisi ‘erlesen, auserwählt’ (evt. auch OrtsN Choisy) oder Cezanne (FlurN in den Hautes Alpes) zumindest in der Schreibung weitgehend unverändert sind. Französische FamN sind durch historische Einwanderung seit dem 16. Jh., wechselnde politische Zugehörigkeit einiger Gebiete und wirtschaftliche Kontakte nach Deutschland gelangt. Auch aktuell leben in Deutschland rund 121.000 französische Staatsbürger:innen (https://de.statista.com/statistik/daten/studie/870808/umfrage/ franzosen-in-den-laendern-der-eu/). Die wichtigsten Nachschlagewerke für die Etymologie französischer Namen sind Morlet 1991 für Frankreich und Germain/Herbillon 2007 für Belgien. Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl von regionalen Namenbüchern. Eine systematische Erfassung und Auswertung der FamN französischer Herkunft in Deutschland ist bislang noch nicht erfolgt. Es gibt regionale Studien wie von Zamora 1992 für Niedersachsen, Christmann 1961 und Keiper 1891 für die Pfalz.

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4 Familiennamen als Fenster zur Migrationsgeschichte

4.3.1 Französische Familiennamen in Frankreich Unter den häufigsten FamN dominieren in Frankreich, anders als in Deutschland, die Patronyme (Tab. 9), gefolgt von Übernamen (Petit ‘klein’, Moreau ‘dunkel’, Leroy ‘der König’) und Wohnstättennamen (Dubois ‘vom Wald’). Der häufigste Berufsname findet sich erst auf Platz 11. Fasst man allerdings die Namenvarianten wie Lefebvre, Lefebre, Lefeuvre, Fèvre, Faivre usw. zusammen, dann nehmen die Berufsnamen zu ‘Schmied’ die Spitzenposition ein, gefolgt von den Übernamen zu ‘rothaarig’ wie Leroux, Roux, Rousse usw. (Kremer 1996, 1263–1264). Ermittelt man die Häufigkeitslisten für einzelne Regionen, ergeben sich Unterschiede zur landesweiten Liste: So nehmen in der Region Alsace Meyer, Muller, Schmitt die ersten drei Plätze ein, in der Region Franche-Comté Faivre ‘Schmied’, Martin, Perrin < Pierre (Peter) (www.geopatronyme.com/cdip/region2.htm, Zugriff 20. 03. 2022).

Tab. 9: Die häufigsten FamN in Frankreich (Basis: Geburten 1966–1990 nach www.geopatronyme.com). Rang

Name

Häufigkeit

Motiv

 1  2  3  4  5  6  7  8  9 10 11 12 13 14 15

Martin Bernard Thomas Robert Petit Dubois Richard Garcia Durand Moreau Lefebvre Simon Laurent Michel Leroy

65.081 33.179 30.475 29.883 29.282 28.462 28.297 27.239 26.616 25.773 25.240 25.066 24.569 24.569 24.569

Rufname Rufname Rufname Rufname Übername ‘Klein’ Wohnstätte ‘vom Wald’ Rufname Rufname (span. FamN) Rufname Übername ‘der Dunkle’ Beruf ‘der Schmied’ Rufname Rufname (= Lorenz) Rufname Übername ‘der König’

Tab. 10: Die häufigsten FamN in der Wallonie (Basis: Einwohner 1987) nach Germain/Herbillon 2007, 62. Rang

Name

Häufigkeit

Motiv

 1  2  3  4  5  6  7  8  9 10 11 12 13 14 15

Dubois Lambert Martin Dumont Dupont Leclercq Simon Laurent Renard Lejeune Denis Gérard Charlier Leroy Mathieu

9.781 9.018 6.816 6.644 6.605 6.450 6.187 5.893 5.553 5.466 5.459 5.419 5.329 5.309 4.010

Wohnstätte ‘vom Wald’ Rufname (Lambrecht) Rufname Wohnstätte ‘vom Berg’ Wohnstätte ‘von der Brücke’ Beruf ‘der Gelehrte’ Rufname Rufname (Lorenz) Rufname (Reinhart) Übername ‘der Junge’ Rufname (Dyonisius) Rufname (Gerhard) Beruf ‘Wagenmacher’ Übername ‘der König’ Rufname (Matthias)

4.3 Leppla und Schirra: Familiennamen aus dem Französischen

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Französische Namen sind auch außerhalb Frankreichs vor allem in den romanischsprachigen Gebieten Belgiens und der Schweiz verbreitet. Im Vergleich zu Frankreich dominieren in der Wallonie die Wohnstätten- vor den Rufnamen (Tab. 10). Die Entwicklung der Zweinamigkeit begann in Frankeich im 11./12. Jh. Die Ausbreitung des zweigliedrigen Namensystems (Rufname + Beiname bzw. FamN) erfolgte von Süden nach Norden, von den Städten in ländliche Gebiete, von den Adelsfamilien in bürgerliche und bäuerliche Bevölkerungsschichten. Beim Adel stand durch Hinzufügung des Vatersnamens zunächst die Kennzeichnung der Abstammung im Vordergrund. Während des 13. Jhs. setzt sich die Zweinamigkeit vor allem in den Städten durch. Ein Schöffenbeschluss aus Douai aus dem Jahr 1278 schreibt die Benennung mit Rufname und Beiname sogar zwingend vor (Pitz 2007, 221). Die Gründe für die Entstehung der FamN in Frankreich entsprechen der Situation in den deutschen Gebieten (s. Kap. 2.1). Flächendeckend setzte sich die schriftliche Fixierung und Einführung der FamN auch bei der Landbevölkerung seit der Einführung von Taufregistern 1539 durch. Die Unveränderlichkeit der FamN wurde schließlich mit einem Gesetz im Jahr 1794 festgelegt: Aucun citoyen ne pourra porter de nom ni de prénom autres que ceux exprimés dans son acte de naissance. Ceux qui les auront quittés seront tenus de les reprendre. (Kein Bürger darf einen anderen Nach- oder Vornamen führen als den, der in seiner Geburtsurkunde steht. Diejenigen, die sie geändert haben, müssen sie wieder zurücknehmen [R. H.]). Zitiert nach Despeux (2000, 197)

Pitz 2007, 224 geht von ca. 800.000 verschiedenen FamN in Frankreich aus, von denen 500.000 nur einmal vorkommen. Die Auswertung handelsüblicher Telefon-CD-Roms aus dem Jahr 2002 ergibt rund 495.000 Familiennamentypes. Die große Variantenvielfalt der französischen FamN resultiert unter anderem aus den variablen, z. T. historisch bedingten Schreibweisen, z. B. Colin – Collin (Nikolaus), Lefébure – Lefebvre ‘der Schmied’, sowie auf ausgeprägten Besonderheiten der Dialektgebiete und Regionalsprachen. Bis ins 13. Jh. stehen diese weitgehend eigenständig nebeneinander (z. B. Burgundisch, Wallonisch, Picardisch, Champagnisch), bevor sich der Dialekt der Île de France als Nationalsprache durchsetzt. Besonders prägnant bilden sich in den Namen die Unterschiede zwischen der langue d’oïl (Französisch) und der langue d’oc (Okzitanisch) in den FamN ab. Diese regionalen Prägungen zeigen sich auf lexikalischer (Dumont – Delpuech ‘vom Berg’) und auf phonologischer bzw. morphologischer Ebene (Lefevre vs. Fabre, Fevre, Faure ‘Schmied’ (s. Abb. 56), Gautier vs. Vautier (Walter), Roger vs. Rogez (Rüdiger), Leblond vs. Blondin ‘blond’; s. Dauzat 1977). FamN konservieren historische Graphien (Maistre vs. Maître ‘Meister’, Mareschal vs. Maréchal ‘Marschall’), Morphologie und Lexik. So sind die vielen hypokoristischen Suffixe, bevorzugt bei Ruf- und Übernamen, auffällig. Für die Familiennamenbildung stand das Inventar der altfranzösischen Suffixe zur Verfügung, die im Neufranzösischen ihre Funktion (mit Ausnahme von -ette) eingebüßt haben und nur noch lexikalisiert auftreten (z. B. rondelet ‘rundlich, mollig’, jouet ‘Spielzeug’, fourchette ‘Gabel’). In Namen stehen die Suffixe -et, -ot, -in, -on, -el, -eau, -esson, -equin etc. sowie die Suffixkombinationen -elot, -elin, -eton etc. nebeneinander: Pierre – Pierron – Perret – Peronet – Perronnel – Pierrin – Pirrenet – Pierrel – Pierlot. Die germanischen Rufnamenzweitglieder -hart (-art, -ard) und

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4 Familiennamen als Fenster zur Migrationsgeschichte

Abb. 56: Verbreitung der FamN Lefevre (a) und Fabre (b) in Frankreich (www.geopatronyme.com/).

-walt (-aud, -ault) wurden als onymische Suffixe interpretiert und traten ebenfalls mit hypokoristischer (teilweise pejorativer) Funktion auch an nichtgermanische Rufnamen an: Perraud (Peter), Michaud/Michard (Michael), Jaquard (Jakob). Historische Lexik hat sich vor allem in den Berufsnamen erhalten, wie z. B. die Berufsbezeichnungen Cosson ‘Händler’, Fournier ‘Bäcker’, Perreur/Perrier ‘Steinbrecher’. Die Benennungsmotive der französischen FamN entsprechen der Motivik der deutschen Namen (Kap. 2.2.1), wobei Herkunfts- und Wohnstättennamen meist zu einer Gruppe zusammengefasst werden. a) Rufnamen (noms de baptême) Neun bzw. acht der 15 häufigsten FamN in Frankreich bzw. der Wallonie sind aus Rufnamen (i. d. R. des Vaters) abgeleitet. Auffällig ist jedoch, dass die Häufigkeit einiger FamN aus Rufnamen (z. B. Martin) mit der Frequenz der betreffenden Vornamen im Spätmittelalter nicht immer korreliert. Pitz 2007, 222 vermutet daher, dass hier die Benennung eher nach dem Kirchenpatron der Taufkirche als nach dem Rufnamen des Vaters erfolgte. Die meisten FamN beruhen auf germanischen und christlichen Rufnamen ohne Zusatz. Besonders häufig finden sich Derivate mit hypokoristischen Suffixen: Martinot, Martinet < Martin. Seltener sind Univerbierungen und Komposita: Präposition (+ Artikel) + Rufname (Alamichel ‘[Sohn] von Michel’, Degeorge ‘[Sohn] von George’), Artikel + Rufname (Lejean ‘der Hans’, Lemartin ‘der Martin’), Adjektiv + Rufname (Petitjean ‘Kleinhans’, Grandjean ‘Großhans’), Rufname + Rufname (Jeanpierre ‘Hans + Peter’, Jeandidier ‘Hans + Desiderius’). b) Herkunfts- und Wohnstättennamen (noms d’origine) Herkunftsnamen gehen meist auf Siedlungsnamen (Lyon), Regionen und Länder (Lorrain ‘Lothringen’, Picard ‘Pikarde’,

4.3 Leppla und Schirra: Familiennamen aus dem Französischen

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Lallmand ‘der Deutsche’, Langlais ‘der Engländer’) zurück. Dabei stehen einfache Siedlungsnamen (besonders bei mehrsilbigen Namen wie Beauvais, Dijon) neben der Univerbierung von Präposition + Ortsname (Delignac ‘von Lignac’). Seltener sind Einwohnerbezeichnungen (Lyonnais ‘Lyoner’). Die Benennung nach der Wohnstätte erfolgte meist nach Lage und Charakteristika der Wohnstätten, nach Hofstellen und Gewässern. Die typischen Bildungsweisen sind Univerbierungen aus Präposition (+ Artikel) + Appellativ bzw. Örtlichkeitsname (Dubois ‘vom Wald’, Dujardin ‘vom Garten’, Delafontaine ‘von der Quelle’, Duhamel ‘vom Weiler’) neben Artikel + Appellativ bzw. Örtlichkeitsname (Laroche ‘der Fels’, Lafontaine ‘die Quelle’) und Formen ohne Artikel und Präposition (Roche ‘Fels’, Fontaine ‘Quelle’). c) Berufsnamen (noms de métiers) Die Benennung nach Beruf bezieht sich meist auf städtische Handwerke und bäuerliche Berufe (Boulanger ‘Bäcker’, Fèvre ‘Schmied’, Paysan ‘Bauer’), auf Ämter und Stand (Chevalier ‘Ritter’, Maire ‘Bürgermeister’, Prévôt ‘Vogt’). Indirekte Berufsnamen gehen auf Gegenstände, Attribute, Geräte der beruflichen Tätigkeit zurück (Dufour ‘Backofen’, Martel ‘Hammer’). Hier stehen denominale und deverbale Ableitungen (Tavernier ‘Gastwirt’ < altfranzösisch taverne ‘Gasthaus’ bzw. Chasseur ‘Jäger’ < altfranzösisch chacier ‘jagen’) neben Formen mit Artikel (Lefebvre ‘der Schmied’), Hypokoristika (Fevret, Fevrot) und Univerbierungen (Petitpain ‘kleines Brot’, Portebois ‘Holzträger’ für einen Waldarbeiter, Tuvache ‘Kuhtöter’, Tueboeuf ‘Rindertöter’ für einen Fleischer). d) Übernamen (sobriquets) Die Übernamen beziehen sich meist auf körperliche und charakterliche Eigenschaften. Sie können sich entweder direkt auf Eigenschaften wie Körpergröße, Alter, Haarfarbe beziehen (Petit ‘klein’, Jeune ‘jung’, Blanc ‘weiß’) oder im übertragenen Sinn auf besondere Eigenschaften oder Fähigkeiten (Rossignol ‘Nachtigall’, Piedbœuf ‘Ochsenfuß’). Daneben finden sich auch Verwandtschaftsbezeichnungen (Père ‘Vater’, Peretmère ‘Vater und Mutter’, Fils ‘Sohn’, Neveu ‘Neffe’). Neben zahlreichen Hypokoristika (Petitot) finden sich Formen mit und ohne Artikel (Petit ‘Klein’ vs. Lepetit ‘der Kleine’). Seltener sind Univerbierungen (Petitbon ‘wenig gut/tapfer’, Boileau ‘ich trinke Wasser’, Boisvin/Boilevin/Boivin ‘ich trinke Wein’) und Echonamen (Pardieu/Depardieu ‘bei Gott!’).

4.3.2 Einwanderung aus französischsprachigen Gebieten Die ersten Flüchtlinge aus Glaubensgründen kamen im 15. Jh. aus französischsprachigen Gebieten (neben Frankreich auch aus den Niederlanden) nach Deutschland. Während einer ersten hugenottischen Auswanderungswelle im 16. Jh. fanden rund 30.000 Reformierte in den protestantischen Gebieten des Heiligen Römischen Reichs Zuflucht. Es entstanden bereits eigenständige, selbstverwaltete Koloniesiedlungen, z. B. wallonisch-reformierte Gemeinden wie Otterberg (Pfalz) und Städteneugründungen (Neu Hanau). Nach erheblichen Bevölkerungsverlusten infolge des Dreißigjährigen Kriegs unternahmen die deutschen Fürsten Anstrengungen, um mit Steuervergünstigungen und Privilegien in den Nachbarländern Menschen zur Wiederbesiedlung ihrer Gebiete zu gewinnen. Vor allem aus der Schweiz, Tirol und dem Piemont stammten viele der Neubürger:innen. Dabei kamen unab-

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4 Familiennamen als Fenster zur Migrationsgeschichte

hängig von religiöser Konfession auch Katholiken als Handwerker, Beamte, Kaufleute und Landwirte in die betroffenen Gebiete. Zwischen 1685 und 1730 kam es als Folge der Aufhebung des Edikts von Nantes und der damit einhergehenden religiösen Intoleranz zur größten Einwanderungswelle französischsprachiger Glaubensflüchtlinge. Etwa 44.000 Hugenotten und andere Glaubensflüchtlinge ließen sich in den deutschen Gebieten endgültig nieder, z. B. 16.000–20.000 in Brandenburg, 3.800 in Hessen-Kassel, 3.400 im Rhein-Main-Gebiet, 3.400 in der Pfalz und Zweibrücken. Während des Pfälzischen Erbfolgekrieges 1688–1697 verließen viele französische Siedler:innen die Pfalz und zogen weiter nach Hessen oder Brandenburg bzw. nach Ostpreußen. In der Folge der Französischen Revolution, der wiederholten Angliederung westdeutscher Territorien an französisches Staatsgebiet, Besatzungen und Krieg wurden immer wieder auch Emigranten, Soldaten und Verwaltungsbeamte sesshaft.

4.3.3 Französische Familiennamen in Deutschland Unter den häufigsten FamN Frankreichs finden sich viele, die auch eine homographe Entsprechung im Deutschen haben (Richard, Martin, Simon). Sie eignen sich daher nicht, die Verbreitung französischer Namen in Deutschland zu dokumentieren. Eindeutig sind dagegen FamN wie Dubois (Platz 6) und Leroy (Platz 15), die zu den häufigsten französischen FamN gehören und mit bestimmtem Artikel (le/la ‘der/die’) bzw. Präposition (de/du/des ‘aus, von dem/den’) gebildet sind. Sie sind in Frankreich häufig, weit verbreitet und in allen Motivgruppen zu finden. Bei der Verbreitung der prototypischen französischen FamN (aus den 150 häufigsten Namen in Frankreich) zeichnen sich deutlich die südwestdeutschen Einwanderungs- und Kontaktgebiete ab, vor allem Rheinland, Eifel, Saarland, Hunsrück, Pfalz, Rheinhessen und Württemberg. Abb. 57a subsummiert unter Typ Lefevre neben Lefe(b)vre 98+36 ‘der Schmied’ auch Legrand 169 ‘der Große’, Lejeune 167 ‘der Junge’, Lemaire 103 ‘der Bürgermeister’, Leroy 100 ‘der König’, Lemoine 71 ‘der Mönch’, Leroux 51 ‘der Rote’, Lebrun 47 ‘der Braune’, Leclerc(q) 43+30 ‘der Gelehrte’, Leblanc 33 ‘der Weiße’, Lemaitre 27 ‘der Meister’, Lecomte 17 ‘der Graf ’, Leveque 15 ‘der Bischof ’ und unter Typ Lacroix neben Lacroix 124 ‘das Kreuz’ noch Laporte 14 ‘die Tür’. In Abb. 57b umfasst Typ Dupont außer Dupont 443 ‘von der Brücke’ noch Dubois 283 ‘vom Wald’, Dumont 248 ‘vom Berg’, Duval 54 ‘vom Tal’, Dumas 51 ‘vom Landhaus’, Dufour 49 ‘vom Backofen’, Deschampes 48 ‘von den Feldern’, Dupuy 15 ‘vom Hügel’ und Delaunay 5 ‘von den Erlen’. In den meist autonom verwalteten französischen Koloniesiedlungen und Gemeinden der Hugenotten wurde Französisch als Alltags- und Schulsprache zunächst bewahrt. Die Gemeindemitglieder stammten oft aus unterschiedlichen Regionen Frankreichs. So kamen die Siedler:innen im Dorf Kelze (Hessen) u. a. aus dem Languedoc, den Cevennen, der Dauphiné, der Auvergne, dem Burgund, der Pikardie und der Schweiz. Infolgedessen bildete sich zur allgemeinen Verständigung ein eigener „Dorfdialekt“ mit Merkmalen der ursprünglichen Dialekte heraus. In der dritten Generation erfolgte meist nach einer Phase der Mehrsprachigkeit der Übergang zum Deutschen. Französisch hielt sich noch längere Zeit als lingua sacra im Gottesdienst.

4.3 Leppla und Schirra: Familiennamen aus dem Französischen

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Abb. 57: Verbreitung französischer FamN mit Artikel (a) und mit Präposition Du-, De- ‘von’ (b).

Im 18. Jh. brachen auch allmählich die geschlossenen Heiratskreise in den hugenottischen Gemeinden auf. Die abnehmenden Sprachkenntnisse und die Durchmischung mit der deutschsprachigen Bevölkerung führten auch zu Anpassungen bei den FamN. Zeitweise sind doppelte Namenformen belegt: „Hans Nicolaus Puhl (Buhl) ansonsten Ragot genannt“ (Christmann 1961, 116). Die Eindeutschung französischer FamN erfolgte mündlich durch die deutschen Nachbarn und schriftlich durch des Französischen unkundige Schreiber (Christmann 1961, 111). Hinzu kam mit dem Rückgang der französischen Sprachkenntnisse die bewusste Entscheidung der Namenträger für eine Anpassung des Namens (Schückingin-Sassenberg 1936, 77–78). Neben dem vollständigen Erhalt von Graphie und Aussprache gibt es unterschiedliche Strategien der Anpassung an das Deutsche. Die französischen FamN haben sich dabei teilweise so weit von ihrer Ausgangsform entfernt, dass eine Zuordnung oft schwierig oder gar unmöglich ist. Ein Beispiel hierfür ist der FamN Biwersi im Landkreis Trier-Saarburg. Hier ermöglichen es nur historische Schreibungen innerhalb eines Familienstammbaums, ihn als Herkunftsnamen zu Bévercé (Teilgemeinde der belgischen Stadt Malmedy) einzuordnen: Biverze 1725 > Biverzi 1780 > Biwersi 1785. Eine vollständige Anpassung erfolgte durch Übersetzung (Cordier > Seiler, Boulanger > Becker, Blanc > Weiß), Angleichung an ähnlich lautende deutsche FamN (Clignet > Kling, Lambert > Lambrecht, Remacle > Marx) oder freie Übertragung (Dubois > Walther) (Schückingin-Sassenberg 1936, 78). Häufig sind Anpassungen auf Laut- und Schriftebene. In vielen Fällen erfolgte eine Verschiebung der Betonung auf die erste Silbe. Es kommt jedoch auch vor, dass die End-

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4 Familiennamen als Fenster zur Migrationsgeschichte

silbenbetonung als bewusster Hinweis auf die französische Herkunft erhalten blieb. In vielen Fällen ist die Aussprache abhängig vom Wissen um die nichtdeutsche Herkunft des Namens und von der Einstellung der Namenträger:innen. So äußert sich Theodor Fontane (< Fontaine) auf die Frage nach der Aussprache seines Namens: Es ist alles richtig, alles kommt vor, der Eine sagt so, der Andre anders. Deine Aussprache, also etwa wie Vónnthan, ist aber wohl die gebräuchlichste. Manche sprechen es ganz französisch aus (mit Nasallaut) und Einige sagen sogar Fontané. (Zitiert nach Neumann 1959, 273)

Diakritika und Sonderzeichen, die im Deutschen nicht vorkommen, fallen in der Regel weg. Die Akzente haben sich teilweise erhalten, daneben gibt es auch akzentlose Varianten (Lévêque ‘der Bischof ’ > Leveque). Vollständig weggefallen sind der Zirkumflex und die Cédille; letztere wurde manchmal durch ersetzt, um die Aussprache anzuzeigen: Vinçon (Vincent) > Vinson. Schreibungen wie Dümont, Düpre, Laflör (für Dumont ‘vom Berg’, Dupré ‘von der Wiese’, Lafleur ‘die Blume’) oder in Racke, Margan für Raquet ‘Sumpf ’ bzw. Rufname Rako, Marquand ‘Händler’ zeugen ebenfalls davon, die Aussprache wiederzugeben. Dies zeigt sich auch am Ausfall stummer Konsonanten am Wortende. Entgegen der Aussprache im Französischen findet sich allerdings auch Verdoppelung der Konsonanten oder die Hinzufügung von h am Wortende. Dies könnte ein Hinweis auf Leseaussprache der ursprünglich stummen Konsonanten sein: Marnet (Marne) > Marnett, Bonnet ‘gut, tapfer’ (oder Rufname) > Bonnett, Pierrot (Peter) > Pieroth, Fassot (Bonifatius) > Fassoth. Besonders die nasalierten Vokale im Auslaut werden eingedeutscht und unterschiedlich realisiert. Zum einen werden sie mit Diphthong ei wiedergeben wie in Jardin ‘Garten’ > Gardein, Schardein, zum anderen durch den deutschen Nasalkonsonanten ng [ŋ] wie in Dumont ‘vom Berg’ > Dumong, Dupont ‘von der Brücke’ > Dupong, Laurent (Lorenz) > Lorang, Ruffin (Rufname Rufinus) > Ruffing, Véron ‘bunt, fleckig’ > Wehrung, Toussaint ‘Allerheiligen’ > Tussing. In der Aussprache konnten die anlautenden Frikative g, j [ʒ] (stimmhaft) und ch [ ʃ ] (stimmlos) zusammenfallen und beide mit Sch- geschrieben werden: Gillot (Ägidius) > Schillo, Jardin ‘Garten’ > Scharding, Jourdain (Jordan) > Schording, Jaquemar (Jakob) > Schackmar, Gérard (Gerhard) > Schirra, Chevalier ‘Reiter/Ritter’ > Schwalie, Laroche ‘der Fels’ > Larosch. Anhand der beiden letztgenannten Merkmale eingedeutschter FamN ergibt sich in Abb. 58 ein Kerngebiet, in dem französische Namen besonders häufig assimiliert wurden, nämlich im Saarland, in der Pfalz und angrenzenden Regionen. Ausgewählt wurden für Abb. 58a Beispiele mit anlautendem Sch- (a) und auslautendem -ing, -ung, -ong, -ang (b). Typ Schirra in Abb. 58a repräsentiert die Namen Schir(r)a 166+893 (< Girard, Gérard < Gerhard), Schillo 270 (< Gillot < Ägidius), Schaan 132/Schan(g) 85+95 (< Jean < Johannes), Schano 77 (< Jeannot < Johannes), Schilbert 21 (< Gilbert), Schwalie 12 (< Chevalier ‘Reiter, Ritter’) usw. Typ Ruffing dokumentiert in Abb. 58b neben Ruffing 595 noch Hussong 346 (< Housson < Rufname Ursus), Colling 222 (< Collin < Nikolaus), Lorang 155 (< Laurent < Lorenz) und Pirrung 154 (< Pierron < Peter).

4.3 Leppla und Schirra: Familiennamen aus dem Französischen

Abb. 58: Verbreitung eingedeutschter FamN vom Typ Schirra (a) und vom Typ Ruffing (b).

Abb. 59: Verbreitung eingedeutschter FamN: Racke zu Raquet (a) und Leppla, Leblang zu Leblanc (b).

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4 Familiennamen als Fenster zur Migrationsgeschichte

Mithilfe der typischen Eindeutschungsmerkmale können einige FamN neu gedeutet werden. Der um Bad Kreuznach vorkommende Name Kehrein 148, zuweilen auch als Satzname gedeutet (Bahlow 2005, 275) und ansonsten als Ableitung aus Quirinus, entstammt möglicherweise der französischen Form Quirin. Gleiches ist bei dem im Rheinland, in der Pfalz und in Südhessen verbreiteten Namen Lohrum (< Laurent < Lorenz) und dem im Rheinland zusammen mit Baud(o)uin (Balduin) verbreiteten Namen Bodew(e)in zu vermuten. Der Name Racke wird mehrheitlich als Patronym zu germanischen Rufnamen mit Raginoder Rat- bzw. slawischen Rufnamen mit Rad-, als Übername zu mundartlich Racke ‘Blaukrähe’ oder mhd. rac ‘straff, gespannt, steif ’ gedeutet (Kohlheim/Kohlheim 2005, 524, Naumann 2007, 220). Eine Zuordnung zum französischen FamN Raquet (‘Sumpf ’ oder Rufname Rako) trifft aber aufgrund der Verbreitung eher zu, s. Abb. 59a. Zu Abb. 59b: In direkter Grenznähe zu Frankreich trifft man auf den Namen Leblang, den Gottschald 2006, 319 in Analogie zu Satznamen aus Imperativen wie Lebrecht, Lebsanft als Satzname zum Verb leben stellt, während Brechenmacher 1957–1963, 161 ihn als Herkunftsnamen zum Siedlungsnamen Leblang (heute Lovnic, Rumänien) in Siebenbürgen einordnet. Ein früher Nachweis findet sich 1678 in Otterberg (Pfalz): Andreas Le Blang. Erst ab 1800 treten vermehrt Belege im Gebiet von Siebenbürgen auf, wobei siebenbürgische Pfarrbücher Kolonisten namens Leblang aus Marpingen (Saarland) erwähnen. Diese Belege sowie die heutige Verbreitung deuten darauf hin, dass der Name im 18. Jh. nach Siebenbürgen gelangte, sein Ursprungsgebiet aber an der Mosel und im Saarland liegt. Auch der FamN Leppla mit Schwerpunkt in der Pfalz ist eine weitere eingedeutschte Variante von Leblanc ‘der Weiße’ (Belege nach Christmann 1961, 113: „1688 David Le blanc, 1761 Lebla“). Bislang fehlen noch vertiefende Untersuchungen über die gesamte Bandbreite sprachlicher Adaptionen. Eine onomastische Aufarbeitung würde die Deutung vieler etymologisch noch rätselhafter FamN ermöglichen. Rita Heuser

4.4 Adorno, Brentano und Pestalozzi: Familiennamen aus dem Italienischen Aus Italien stammt eine der zahlenmäßig stärksten Einwanderungsgruppen auf deutschem Gebiet (Brendler 2009, 442). Während die Zuwanderung lange Zeit aus Nord- und Mittelitalien erfolgte, setzte die Migration aus Süditalien erst verhältnismäßig spät ein. Diese Verlagerung von Nord nach Süd ist ab den 1950er Jahren zu beobachten, was sich nicht zuletzt mit der unterschiedlich starken wirtschaftlichen Entwicklung von Nord- gegenüber Mittel- und Süditalien erklären lässt (Brendler 2009, 450). Für das Jahr 2019 verzeichnet das Statistische Bundesamt 375.320 in Deutschland lebende Italiener und 271.140 Italienerinnen. Dies entspricht einem Anteil von 5,8 % gemessen an der Gesamtheit der AusländerInnen in Deutschland (www.destatis.de). Wie die italienische Sprache ist auch der Bereich der Personennamen äußerst komplex strukturiert (Kremer 1996, 1272). Der Gesamtbestand an FamN wird auf ca. 330.000 geschätzt (Marcato 2009, 70). Allerdings wird die genaue Klassifizierung durch den ausge-

4.4 Adorno, Brentano und Pestalozzi: Familiennamen aus dem Italienischen

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prägten Variantenreichtum erschwert (Bagola 1988, 421), der mit der späten Herausbildung der nationalen Einheit und damit der italienischen Nationalsprache erst im 19. Jh. zusammenhängt. FamN mit der Bedeutung ‘Tischler’ sind z. B. Legnaioli in der Toskana, Legnaro in Venetien, Tagliaboschi in Latium, Carpentiere in Süditalien, Mastrodascia in den Abruzzen oder Bancalari in Ligurien (Caffarelli 2016, 153). Ein weiteres Beispiel für den Variantenreichtum sind die Übernamen aus dem Adjektiv rosso ‘rot’: Rosso, Rossa, Del Rosso, Della Rossa, Dei/De/De’ Rossi, Rosselli, Rossello, Rossiello, Rossetti, Rossetto, Rossèt, Rossillo, Rossini, Rossino, Rossín, Rossoni, Rossotti, Rossotto, Rossato, Russo, Russi, Lo Russo, Russello (D’Acunti 1994, 830). FamN-Lexika sind De Felice 1978, Rossebastiano/Papa 2005 und Caffarelli/ Marcato 2008.

4.4.1 Entstehung der italienischen Familiennamen Das römische Namensystem der Tria nomina, d. h. Praenomen (Vorname), Nomen gentile (Sippenname) und Cognomen (Beiname), z. B. Marcus Tullius Cicero, verfiel mit der Zeit, weil einerseits die Unterscheidungskraft der Gentilnamen durch das Anwachsen der Sippen abnahm, andererseits das einteilige Namensystem der Germanen und deren Namengut in der Völkerwanderung starken Einfluss auf die Benennungspraxis in Italien ausübte. Namen germanischer Herkunft sind bis heute noch vital, z. B. Alberto, Federico und Roberto. Der Übergang von der Drei- zur Einnamigkeit war im 5. Jh. abgeschlossen. Im Ergebnis blieb ein einziger Name erhalten, der wiederum nach neuen Zusätzen zum Zwecke der Individualisierung verlangte. Erste Belege differenzierender Zweitnamen, die sehr heterogen waren und keinen festen Regeln folgten, stammen aus dem 9. Jh. aus Venedig und Mailand und betreffen die bürgerlichen und aristokratischen Gesellschaftsschichten. In den unteren sozialen Schichten und in Süditalien blieben lateinische Namen (z. B. Amantius, Felicius, Ursus oder Cesarius) erhalten, und noch im 12. Jh. hatte sich hier die Zweinamigkeit nicht gefestigt. Durch das Konzil von Trient (1547/1548, 1563/1564), das die Anlage von Taufregistern verlangte, wurde das Führen eines erblichen FamN gefordert (Bagola 1988, 419–422; Berardi 2007, 322–324). Italienische FamN sind heutzutage erstarrt und geschlechtsneutral. Die Feminisierung über Movierung war nur bis zur administrativen Fixierung der FamN üblich, z. B. im Falle einer Witwe (z. B. Angelella, Witwe von Pietro Angelilli Ciccharelli ‘Engel’) (Kremer 1996, 1268).

4.4.2 Bildungsweise und Motivik italienischer Familiennamen Die Motivgruppen italienischer FamN, die hier in Anlehnung an Berardi 2007, 325–329 präsentiert werden, sind dieselben wie im Spanischen (Kap. 4.5) und im Deutschen (Kap. 2.2). Unter den häufigsten FamN überwiegen die Übernamen gegenüber den anderen FamN-Typen (Berardi 2007, 333). In der Gesamtheit stellen jedoch die Herkunftsnamen die umfassendste Gruppe dar (D’Acunti 1994, 831). 1. Familiennamen aus Rufnamen: Unter morphologischem Aspekt finden sich folgende Typen, die eine je unterschiedliche Verbreitung haben:

116 1) 2) 3) 4) 5) 6) 7) 8)

4 Familiennamen als Fenster zur Migrationsgeschichte

Paolo Martini, wobei entweder ein Genitiv Singular-i oder ein Nominativ Plural-i möglich ist; letzteres drückt die Zugehörigkeit zu einer Sippe oder Familie aus. Paolo de Martino (de + Rufname), D’Antonio, Di Antonio Paolo Martino (einfache Beiordnung) Paolo Filigrisius (fi[l]- [patronymisches Präfix aus lat. filius ‘Sohn’] + Rufname) Appellativ + Rufname. Dieser Typus ist aus einer Berufsbezeichnung und einem Rufnamen gebildet, z. B. mastro ‘Meister’ → Mastrandrea; frate ‘Bruder’ → Fratepietro. Rufname + Rufname, z. B. Piergiovanni, Gianmaria De Martinis (de + Rufname mit Ablativmorphem -is, -ibus) Martinelli (Rufname + Ableitungssuffix) a) Diminutivsuffixe: z. B. Barberini, Martinelli, Marinetti, Andreotti, Martinucci. Auch doppelte Diminutivbildungen sind möglich, z. B. Berardinelli. b) Augmentativsuffixe, z. B. Albertoni c) Pejorativsuffixe (selten), z. B. Brancaccio

2. Familiennamen nach der Herkunft: 1) Ortsname + Ø, z. B. Locatelli, Messina, Milano, Napoli, Salerno 2) Präposition + Ortsname, z. B. D’Abruzzo, Da Milano/Damilano, De Napoli, Di Capri 3) Ethnonym, z. B. Greco ‘Grieche’, Lombardi ‘Lombarde’, Romano ‘Römer’ 3. Familiennamen nach der Wohnstätte: An erster Stelle verzeichnet Berardi 2007 den FamN Costa ‘Küste, Abhang’, vor Villa ‘ländliche Ortschaft, kleine Gemeinde’, Fontana ‘Quelle’, Serra ‘Bergkette’, Sala ‘großer Saal, Bauernhof ’ und Monti ‘Berg’. In Namen wie De Castello und Dal Monte wird deutlich, dass Wohnstättennamen ursprünglich mittels Präposition und eventuell Artikel gebildet wurden. 4. Familiennamen nach dem Beruf, Amt oder Stand: Giudice (auch Loiudice oder Del Giudice) ‘Richter’. Dabei finden sich auch pluralische Bildungen wie Carpentieri ‘Zimmermann’, Fabbri ‘Schmied’ und Sarti ‘Schneider’, in denen die Zugehörigkeit zu einer einen bestimmten Beruf ausübenden Familie ausgedrückt wird, die wiederum Voraussetzung für die Aufnahme in Gilden und Zünften war. 5. Familiennamen nach persönlichen Merkmalen und Eigenschaften: Übernamen können auf der Basis sämtlicher Lexeme des italienischen Wortschatzes gebildet werden. Dabei sind rhetorische Mittel der Verbildlichung wie die Metapher besonders beliebt, z. B. Volpe ‘Fuchs’, Colombo ‘Taube’, Gatti ‘Katze’, Grillo ‘Grille’, Mosca ‘Fliege’. Häufig sind Farbbezeichnungen, die sich auf das Haar beziehen: Rossi/Russo ‘rot(haarig)’, Bianchi/Bianco ‘weiß(haarig)’, Bruni/Bruno ‘braun(haarig)’, ebenso körperliche Merkmale wie das auf ‘schieläugig’ zurückgehende Berlusconi, Grassi ‘dick’, Longhi ‘lang’ und Charaktereigenschaften: Gentile ‘freundlich, höflich’. Um sog. Berufsübernamen handelt es sich meist bei Pflanzenbezeichnungen, z. B. Cavoli ‘Kohl’ für den Kohlbauern, Piselli ‘Erbse’, Radice ‘Wurzel’; außerdem kommen Nahrungsmittelbezeichnungen vor, z. B. Panebianco ‘Weißbrot’. Auf biographische Ereignisse, z. B. die Teilnahme an einer Pilgerfahrt, verweisen Pellegrini ‘Pilger’, Palmieri ‘Palmenträger’ etc. Ähnlich wie im Deutschen kommt es dabei auch zu Satznamen mit dem Muster ‘Imperativ + Nomen’, z. B. Abbracciavento ‘umarme den Wind’.

4.4 Adorno, Brentano und Pestalozzi: Familiennamen aus dem Italienischen

117

4.4.3 Italienische Familiennamen in Italien Tab. 11 enthält die Rangliste der 20 häufigsten FamN in Italien gemäß einer aktuellen Auswertung (zu einer ähnlichen Liste s. www.cognomix.it/cognomi-piu-diffusi-in-italia.php). Allerdings gibt es hier geographische Schwankungen. Im Nordwesten Italiens (Piemont, Aostatal, Ligurien und Lombardei) führt Colombo ‘Taube’ die Liste deutlich vor Rossi an, worauf Ferrari, Bianchi, Sala ‘großer Saal, Bauernhof ’ und Villa ‘ländliche Ortschaft, kleine Gemeinde’ folgen. Im Nordosten des Landes wiederum (Venetien, Trentino-Südtirol, Friaul-Julisch Venetien, Emilia Romagna) wird die Spitzenposition von Rossi eingenommen, dem vier FamN folgen, die aus Berufsbezeichnungen hervorgegangen sind: Ferrari ‘Schmied’, Fabbri ‘Schmied’, Barbieri ‘Herrenfriseur’ und Sartori ‘Schneider’. Im Zentrum des Landes (Toskana, Umbrien, Marken, Latium) steht Rossi ebenfalls an erster Stelle, allerdings weichen die nachfolgenden Plätze deutlich gegenüber dem Nordosten ab. Auf Mancini an zweiter Stelle folgen Ricci, Bianchi und Conti. Auf dem südlichen Festland (Abruzzen, Molise, Kampanien, Apulien, Basilikata und Kalabrien) nimmt Esposito die erste Position ein, gefolgt von Russo mit deutlichem Abstand vor Romano, De Luca (Patronym zu Lukas) und Greco. Auf den Inseln vor Süditalien ist Russo am häufigsten vertreten. Die folgenden Plätze teilen sich die Inseln Sizilien und Sardinien auf. Auf Platz 2, 4 und 7 rangieren die für Sardinien typischen Namen Sanna ‘Stoßzahn, Reißzahn’, Piras ‘Birne, Birnbaumwiese’ und Pinna ‘Feder, Flosse’. Die Plätze 3, 5 und 6 sind mit FamN belegt, die für Sizilien kennzeichnend sind: Messina (zum Ortsnamen Messina), Caruso und Lombardo (Caffarelli 2016, 194–196). In Bezug auf die quantitative Verteilung kann festgestellt werden, dass die häufigsten 100 italienischen FamN von ca. 7 % der italienischen Bevölkerung getragen werden. Die

Tab. 11: Die 20 häufigsten Familiennamen in Italien. Rang

Familienname

Bedeutung

 1.  2.  3.  4.  5.  6.  7.  8.  9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20.

Rossi Russo Esposito Ferrari Romano Bianchi Marino Greco Colombo Bruno Gallo De Luca Giordano Rizzo Ricci Costa Caruso Mancini Conti Lombardi

‘rot’ ‘rot’ ‘ausgesetzt’ ‘Schmied’ ‘Römer’ ‘weiß’ ‘Meer(es)-, See-’ ‘Grieche’ ‘Taube’ ‘braun’ ‘Hahn’ Patronym zu Lukas Patronym zu Jordan ‘lockig’ ‘lockig’ ‘Küste, Abhang’ ‘(Lauf-)Bursche’ ‘Linkshänder’ ‘Graf’ ’Lombarde’

118

4 Familiennamen als Fenster zur Migrationsgeschichte

Abb. 60: Verbreitung von Esposito (a) und Colombo (b) in Italien (www.gens.info/italia).

häufigsten 10 FamN sind eine Mio. Mal belegt, die häufigsten 20 über anderthalb Mio. Mal, die häufigsten 30 FamN werden von zwei Mio. Personen geführt, die häufigsten 50 schließlich von etwa 2,7 Mio. Personen (Caffarelli 2016, 17). Hinsichtlich der geographischen Verteilung der häufigsten FamN in Italien hatte D’Acunti 1994, 830–831 in den 1990er Jahren ermittelt, dass von den 226 häufigsten FamN lediglich 86 auf ein gesamtitalienisches Verbreitungsgebiet verweisen. Wenn man von einer Dreiteilung des Landes in Nord-, Mittel- und Süditalien ausgeht, dann ist mit 123 FamN die Mehrheit dieser Namen auf ein oder zwei Gebiete begrenzt. Weitere 17 Namen sind in mehreren Regionen oder auch nur in einer Region vertreten oder gar auf eine oder mehrere Provinzen beschränkt (Italien ist in 20 Regionen unterteilt, die ihrerseits in 107 Provinzen gegliedert sind). Aus dem Feld der 10 häufigsten FamN sind drei nicht auf dem gesamten italienischen Territorium vertreten: Russo ist charakteristisch für den Süden, Bianchi für Mittel- und Norditalien, und Romano findet sich typischerweise im Norden und im Süden Italiens. Das Vorkommen zweier FamN ist auf eine (Teil-)Region konzentriert: Esposito auf Kampanien und Colombo auf die nord-westliche Lombardei. Diese beiden Namen werden in Abb. 60 über ein italienisches Kartierungsprogramm dokumentiert (www.gens.info/italia). Anders als vielfach angenommen, ist Mario Rossi nicht die häufigste Verbindung aus Vor- und FamN in Italien. Zu Beginn des 21. Jhs. war dies Giuseppe Russo, auf den Antonio Russo, Antonio Esposito, Giuseppe Rossi und Salvatore Russo folgten. Die Position von Giuseppe Russo erhält heute zunehmend Konkurrenz durch Andrea Russo sowie Marco Rossi (Caffarelli 2016, 13).

4.4.4 Italienische Familiennamen in Deutschland Bei den italienischen FamN in Deutschland sollen zunächst die Zuwanderungsströme im Zeitverlauf betrachtet werden. Die Ausführungen orientieren sich an Brendler 2009,

4.4 Adorno, Brentano und Pestalozzi: Familiennamen aus dem Italienischen

119

441–450. Die Anfänge der italienischen Einwanderung in den deutschen Sprachraum gehen auf das 12./13. Jh. zurück. Im 13. Jh. sind die Neuankömmlinge vorwiegend Vertreter des Geld- und Bankenwesens aus der Lombardei. Die Verknüpfung zwischen der lombardischen Herkunft und der Tätigkeit im Finanzwesen war so stark, dass die Bezeichnung Lombarde gleichbedeutend war mit ‘Geldleiher, Geldwechsler’. In den folgenden Jahrhunderten gelangten vermehrt auch Händler und Kaufleute in das deutsche Sprachgebiet. Im 14. Jh. tauchen die Namen lombardischer Einwanderer zunehmend als Eigentümer von Immobilien auf. FamN aus dieser Zeit sind z. B. Alfieri (zu germ. Adelferius/Alferius), Asinari ‘Eselführer, -züchter, -händler’, Broglio (zum Ortsnamen Broglio; ‘Versammlungsort der Kaufleute; Obstgarten’), Merlo ‘Amsel’, Ottini (Patronym zu langobard. Oddo), Pallido ‘bleich’, Rastelli ‘Harke’ und Sassolini ‘Stein’. Ein bedeutsamer Name, der dem 15. Jh. zuzuordnen ist, ist derjenige des Gründers der Dynastie von Thurn und Taxis, Francesco Tasso (Patronym zu Tasso), auch Franz von Taxis (1459–1517), der aus Camerata Cornello (Provinz Bergamo) stammte. Er gilt, zusammen mit seinen Brüdern, als Begründer des europäischen Postwesens. Das 16. Jh., sowie in noch ausgeprägterem Maße das folgende 17. und 18. Jh., sind durch einen Zustrom italienischer Kaufleute aus Nord- und Mittelitalien nach Deutschland gekennzeichnet. Aus dem Jahr 1593 ist eine Liste mit Namen seinerzeit in Nürnberg lebender Kaufleute überliefert. Hierzu zählen etwa Arconati (zum Ortsnamen Arconate) (aus Mailand, Samt- und Seidenhandel), Butti ‘Böttcher; Bienen-, Insektenschwarm’ (aus Lucca, Seidenhandel) und Porta ‘Tor’ (aus Como, hauptsächlich Samt- und Seidenhandel). Die Handelsaktivitäten, zu denen nicht selten der Handel mit Südfrüchten zählte, konzentrierten sich in den größeren Städten wie Berlin, Frankfurt a. M., München und Nürnberg. Zu den bekanntesten Kaufmannsfamilien des 18. Jhs. zählen die Brentanos ‘(Wein-)Butte’. Im Jahr 1698 verlagerte Domenico Brentano di Tremezzo den Sitz seines Mailänder Handelshauses nach Frankfurt a. M. Sein Enkel, Peter Anton Brentano, galt später als einer der erfolgreichsten Kaufleute in Frankfurt. Zu besonderem Ruhm sind auch seine Kinder Clemens Brentano und Bettina von Arnim (geb. Brentano) als herausragende Vertreter der Romantik gelangt. Ebenso zu erwähnen ist die Geschichte der Familie Farina ‘Mehl’, die aus Santa Maria Maggiore (Region Piemont) stammte und das berühmte Eau de Cologne (Kölnisch Wasser) hervorgebracht hat. Im Jahr 1709 wurde das Unternehmen von Johann Maria Farina gegründet. Bis heute wird es in Familienhand geführt. Ein bedeutender Name aus dem 20. Jh. ist derjenige des Philosophen, Soziologen und Musiktheoretikers Theodor W. Adorno ‘geschmückt’. Sein Geburtsname lautete eigentlich Theodor Ludwig Wiesengrund. Den Namen Adorno übernahm er 1943 von seiner Mutter, der Sängerin und Pianistin Maria Calvelli-Adorno della Piana, die korsisch-italienischer Herkunft war. Schließlich sei der Name Pestalozzi ‘Lehm, Ton’ genannt. Die Vorfahren des Schweizer Pädagogen hatten sich um 1550 als italienische Kaufleute in Zürich angesiedelt. Ab 1871, in der Zeit des Deutschen Kaiserreichs, in der Deutschland durch Hochindustrialisierung geprägt war, entstand ein verstärkter Bedarf an Arbeitskräften, in dessen Folge die Einwanderung aus Italien zunahm. Die USA als beliebtes Einwanderungsland für Italiener/innen hatten zu dieser Zeit ihre Einwanderungsbestimmungen verschärft. Während die Männer vorwiegend in Ziegeleien, Bergwerken oder beim Straßen- und Eisenbahnbau eine Beschäftigung fanden, wurden die Frauen in der Textilindustrie tätig. Die Konzentration der vorrangig aus Norditalien stammenden Einwanderer und Einwanderinnen verlagerte sich von Süden weiter nordwestlich.

120

4 Familiennamen als Fenster zur Migrationsgeschichte

Einige FamN, die im ausgehenden 19. Jh. in München belegt sind, sind etwa Piatti (zum Ortsnamen Piatto), Rappa ‘Faltung (geol.)’, für Frankfurt a. M. sind z. B. Basso ‘niedrig, tief, leise’, Boschi ‘Wald’, Guardini ‘Wächter’, Pierotti (Patronym zu Peter), Salini (Patronym zu Salinus) nachgewiesen. Die 1930er Jahre markieren den Beginn der von staatlicher Seite organisierten Zuwanderung italienischer Arbeitskräfte nach Deutschland. Im Jahr 1937 wurde zwischen Hitler und Mussolini das „Italienisch-deutsche Abkommen über die Anwerbung, Verteilung und den Einsatz von italienischen Saisonarbeitern für die Landwirtschaft“ geschlossen, 1941 erfolgte eine weitere Vereinbarung, die den Einsatz von ItalienerInnen in Industrie und Bergbau regelte. Das Bündnis zwischen Italien und dem Deutschen Reich währte bis zum Waffenstillstandsabkommen vom 8. September 1943. Beispiele für Namen aus dieser Zeit sind: Alfieri (zu germ. Adelferius/Alferius), Borghesi ‘bürgerlich’, Corsini ‘Beistand, Hilfe’, Grassi ‘fettleibig’, Maggi ‘Mai’, Nardo (Patronym zu Leonardo oder Bernardo), Zanchetta ‘Bein’. Mitte der 1950er Jahre setzte infolge der „Vereinbarung über die Anwerbung und Vermittlung von italienischen Arbeitskräften nach der Bundesrepublik Deutschland“ (20. 12. 1955) ein neuer Zustrom italienischer EinwanderInnen nach Deutschland ein. Die Einwanderung erfolgte überwiegend aus dem Süden und konzentrierte sich in besonderer Weise im Ruhrgebiet. In vielen Fällen zogen die Familien später nach, und es kam zu deutsch-italienischen Eheschließungen. Heute leben die aus Italien Zugewanderten vielfach schon in der dritten und vierten Generation in Deutschland. Im Vergleich hierzu wurde mit der Türkei erst 1961 ein Anwerbeabkommen unterzeichnet. Die türkischen Arbeitskräfte siedelten sich weiter nördlich an (Kap. 4.1). Insgesamt spielten im deutschen Sprachraum seit jeher italienische KünstlerInnen eine bedeutsame Rolle. Vor allem aus der Zeit der Renaissance, aber auch aus den folgenden Jahrhunderten bezeugen unzählige Bau- und Kunstwerke den starken Einfluss und die enorme Ausstrahlung der italienischen Kultur. Ebenso sind italienische Namen aus der Genussmittelbranche von hoher Relevanz. Im 19. Jh. gründete Julius Maggi als Kind eines italienischen Einwanderers aus der Lombardei in die Schweiz dort das gleichnamige Unternehmen. Im 20. Jh. standen die FamN Pate bei der Benennung zahlreicher italienischer Pizzerien, Restaurants und Eisdielen. In diesem Zusammenhang ist auch auf eine Studie zu italienischen Gaststättennamen in Deutschland zu verweisen. Cotticelli Kurras/Wahl 2015, 91 haben auf der Grundlage von 922 italienischen Gaststättennamen in den Städten Berlin, Dresden, Düsseldorf und München ermittelt, dass 65 dieser Namen aus FamN bestehen. Diese kommen entweder isoliert vor (z. B. Bonfini ‘gutes Ende; guter Verwandter’, Goldoni (Patronym zu Goldo), Martinelli (Patronym zu Martin), Sarfati (zum Ortsnamen Sefarad)), in Verbindung mit einem Vornamen, z. B. Michele Nardella (Patronym zu Leonardo oder Bernardo) oder aber in unterschiedlichen Kombinationen, z. B. Famiglia Pascarella ‘Ostern’ und Signore Batistin ‘Täufer’. Ein erhöhtes Vorkommen weisen solche Gaststättennamen auf, in denen der FamN als Apposition erscheint, z. B. Ristorante Caruso, Trattoria Bellini ‘schön’, Osteria Saitta ‘Pfeil, Blitz’ oder Pasta Presti ‘Priester’. Auch hybride Bildungen sind belegt, z. B. Herr Rossi, Tarullo’s ‘dumm, linkisch’ oder Borghese Holzofen Pizzeria. Die Bundesländer mit der stärksten italienischen Vertretung sind Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen, Bayern und Hessen. Die geringste Präsenz haben ItalienerInnen im äußersten Norden Deutschlands und in den neuen Bundesländern. Auf der Grundlage der

4.4 Adorno, Brentano und Pestalozzi: Familiennamen aus dem Italienischen

121

Datenbank des Deutschen Familiennamenatlas (DFA), deren Daten aus dem Jahr 2005 stammen, hat Dräger 2011, 342 folgende Rangliste der häufigsten italienischen FamN in Deutschland ermittelt: 1. Russo, 2. Costa, 3. Esposito, 4. Gallo, 5. Rossi, 6. Romano, 7. Greco, 8. Bruno, 9. Marino, 10. Rizzo. Brendler 2011, 439–440 wiederum führt auf Basis des Onlinedienstes zur geographischen Ahnenforschung Geogen eine leicht abweichende Rangfolge auf: 1. Martini, 2. Russo, 3. Costa, 4. Rossi, 5. Esposito, 6. Gallo, 7. Romano, 8. Marino, 9. Greco, 10. Bruno, 11. Rizzo, 12. Caruso, 13. Galli, 14. Santoro ‘heilig’, 15. Amato ‘geliebt’, 16. Messina, 17. Vitale ‘Lebens-’, 18. Leone ‘Löwe’, 19. Lombardo, 20. Longo ‘lang’, 21. Gentile. Der FamN Martini (Patronym zu Martin) wird hier allerdings ausgeklammert, da es sich größtenteils um die deutsche patronymische Bildung zum Heiligennamen Martin mit lateinischer Genitivendung handelt. Die FamN Bruno ‘braun’, Costa ‘Küste, Abhang’, Gallo ‘Hahn’, Marino und Romano könnten zwar auch anderer Herkunft sein, in der Regel wird jedoch angenommen, dass sie aus Italien stammen. Werden sie dennoch ausgeklammert und werden die ersten Plätze aus beiden Rangfolgen zusammengeführt, ergibt sich die in Abb. 61a dargestellte Verteilung der fünf häufigsten italienischen FamN in Deutschland (Russo, Rossi, Esposito, Greco, Rizzo). Neben der bereits gut dokumentierten Verdichtung in den Industrieregionen Westdeutschlands ist im Süden (im Gegensatz zu spanischen und türkischen FamN) Einwanderung aus bzw. über die Schweiz zu erkennen. Die Rangfolge der häufigsten italienischen FamN in Italien stimmt nicht mit derjenigen in Deutschland überein. Die wesentliche Ursache hierfür ist, dass in Deutschland aufgrund der Migrationsbewegungen aus dem Süden typischerweise süditalienische FamN stärker vertreten sind, z. B. Caruso, Santoro, Amato, Messina, Vitale, Leone und Gentile. In Italien befinden sich diese Namen auf weiter hinten liegenden Plätzen. Dabei fällt auch auf, dass die süditalienische Variante Russo mit 851 Telef. in Deutschland weit vor Rossi mit 436 Telef. rangiert (Abb. 61a). Im Gegenzug sind typisch norditalienische Namen unter den häufigsten 20 italienischen FamN in Deutschland nicht vertreten, z. B. Ferrari, Bianchi, Colombo, Conti und Villa (Brendler 2009, 440). Im deutschen Sprachgebiet kommen die italienischen FamN größtenteils in ihrer ursprünglichen, d. h. unveränderten Schreibung vor. Die Aussprache einiger italienischer FamN im Deutschen stellt indes zuweilen ein Problem dar. Auch kann es zu Akzentverschiebungen kommen, wie anhand des Namens der Schauspielerin Sofia Loren (Pseudonym) deutlich wird, der im Italienischen auf der ersten, im Deutschen auf der zweiten Silbe betont wird. Brendler 2009, 451–452 führt eine Liste schriftsprachlicher Erkennungszeichen von aus dem Italienischen stammenden FamN auf, die sowohl am Namenanfang, in der Namenmitte als auch am Namenende erscheinen können. Diese Graphemkombinationen werden im Folgenden mit je einem Beispiel illustriert. Im Namenanlaut können vorkommen: Cia-: Ciampi; Ghi-: Ghiotto; Gia-: Gianelli; Gio-: Giovine; Giu-: Giuli; Io-: Iovino. In der Namenmitte sind folgende Graphemkombinationen charakteristisch: -cc-: Taccone; -cch-: Cecchetti; -ccio(-): Piccione; -cqu-: Bevilacqua; -gh-: Casiraghi; -gli-: Ciniglio; -zz-: Mazzola. Kennzeichnend für das Namenende sind: -allo: Rapallo; -ani: Magnani; -ella: Zanella; -elli: Nardelli; -ello: Pisanello; -etta: Torretta; -etti: Simonetti; -etto: Moretto; -ggio: Caravaggio; -illo: Fiorillo; -ini: Perini; -ino: Santino; -olo: Criscuolo; -one: Pavone; -oni: Marconi; -otta: Bellotta; -otto: Finotto; -sco: Moresco; -utti: Stefanutti. Abb. 61b dokumentiert ausschließlich die Verbreitung von FamN mit der typischen Buchstabenfolge -cch-

122

4 Familiennamen als Fenster zur Migrationsgeschichte

Abb. 61: Verbreitung von Russo, Rossi, Esposito, Greco, Rizzo (a) und FamN mit -cch- (b).

als Flächenkarte. Die Abfrage ergibt 641 verschiedene FamN mit insgesamt 2269 Telef., darunter als häufigste Vecchio 76 ‘alt’, Lucchesi 64 (zum Ortsnamen Lucca), Cucchiara 44 ‘großer Löffel’, Finocchiaro 43 ‘Fenchelbauer’, Occhipinti 32 ‘Augen-’, Ballacchino 31 (Patronym zu Baldacco), Quattrocchi 30 ‘Brillenträger’, Secchi 30 ‘dürr’ und Macchia 30 (eine Gebüschformation oder zum Ortsnamen Macchia). Auch hier bestätigen sich die oben beschriebenen Migrationsströme. Langfristig wird zu beobachten sein, wie sich die neuere Migration, die durch die internationale Finanz- und Wirtschaftskrise ausgelöst wurde, in der FamN-Landschaft im deutschsprachigen Raum niederschlägt. Antje Lobin

4.5 García und Rodríguez: Familiennamen aus dem Spanischen Ob Fußballspieler (Javi Martínez), Politiker (Pedro Sánchez) oder Filmstars (Penélope Cruz), spanische FamN sind überall in den deutschen Medien präsent. Anders als in Deutschland hat man in Spanien zwei FamN: der erste kommt in der Regel von väterlicher, der zweite von mütterlicher Seite. Beide FamN können sogar identisch sein (Marco García García). Was die Aussprache angeht, zeigt der Akzent die betonte Silbe an. Martínez wird beispielsweise auf der vorletzten Silbe betont, Dalí hingegen auf der letzten (und nicht umgekehrt, wie man oft hört). Die Endung -ez ist ein typisches Merkmal spanischer FamN. Damit bildet man Patronyme aus Rufnamen. So sind aus Fernando, Martín und Sancho die FamN Fernández, Martínez und Sánchez entstanden. Diese Endung kann man mit dem -s in deutschen FamN wie Friedrichs vergleichen, der aus dem Rufnamen Friedrich hervorgegangen

4.5 García und Rodríguez: Familiennamen aus dem Spanischen

123

ist. Spanische FamN haben sich im Laufe der Geschichte in der ganzen Welt verbreitet. Ihr Vorkommen in Deutschland geht hauptsächlich auf spanische Arbeitsmigrant/innen („Gastarbeiter/innen“) zurück, die im Rahmen eines Abkommens zwischen 1960 und 1973 nach Deutschland kamen. Im Folgenden werden zunächst die spanischen FamN in Spanien, anschließend die in Deutschland behandelt.

4.5.1 Spanische Familiennamen in Spanien In Spanien wird Kastilisch, Galicisch, Katalanisch und Baskisch gesprochen. Demnach findet man kastilische, galicische, katalanische und baskische FamN. Die Entsprechungen für den FamN Schmied sind beispielsweise Ferreiro im Galicischen, Herrero im Kastilischen und Ferrer im Katalanischen. Diese Formen unterscheiden sich zum einen durch den Anlaut (H- im Kastilischen, F- im Galicischen und Katalanischen), zum anderen durch die Endung (-eiro, -ero, -er). Die entsprechenden Formen im Baskischen sind Arocena und Arostegui, die sich aus arotz ‘Schmied (bzw. Wagner)’ und -ena (Genitivendung) bzw. -tegui ‘Haus’ zusammensetzen. Abb. 62 zeigt die Verbreitung der FamN für den Schmied. Hinzu kommen dialektal geprägte Formen (Caro Reina 2020). Dies ist im Katalanischen der Fall, wo Ferrer neben Ferré, Farrer und Farré existiert. Die folgenden Ausführungen beziehen sich auf das Kastilische (Faure et al. 2005, Brendler/Kouznetsova 2007).

Abb. 62: Berufsnamen für den Schmied in Spanien.

124

4 Familiennamen als Fenster zur Migrationsgeschichte

Tab. 12: Die zehn häufigsten Familiennamen in Spanien. Rang

Familienname

Telefonanschlüsse

Motiv

 1.  2.  3.  4.  5.  6.  7.  8.  9. 10.

García González Fernández Rodríguez López Martínez Sánchez Pérez Martín Gómez

776.600 480.463 477.871 463.521 448.429 428.701 415.500 408.732 268.926 252.795

Patronym Patronym zu Gonzalo Patronym zu Fernando Patronym zu Rodrigo Patronym zu Lope Patronym zu Martín Patronym zu Sancho Patronym zu Pedro Patronym Patronym zu Gomo

Man unterscheidet fünf Motivgruppen: FamN nach dem Rufnamen des Vaters (Patronyme), nach Beruf, Stand oder Amt (Berufsnamen), nach der Beschaffenheit bzw. Lage der Wohnstätte (Wohnstättennamen), nach der Herkunft (Herkunftsnamen) und nach persönlichen Eigenschaften (Übernamen). Berufsnamen lassen sich in verschiedene Bereiche einteilen: Hofämter (Hidalgo ‘Edelmann’), Kirchenämter (Fraile ‘Mönch’), Verwaltung (Escribano ‘Schreiber’), Holzverarbeitung (Carpintero ‘Wagner’), Metallverarbeitung (Herrero ‘Schmied’), Lederverarbeitung (Zapatero ‘Schuster’), Textilgewerbe (Sastre ‘Schneider’), Landwirtschaft (Cabrero ‘Schäfer’) und Nahrungsmittelgewerbe (Molinero ‘Müller’). Wohnstättennamen beziehen sich auf den Wohnsitz, während Herkunftsnamen auf den Herkunftsort verweisen. Eine Abgrenzung zwischen beiden ist nicht immer möglich. Der FamN Arroyo ‘Bach’ kann zum Beispiel sowohl ein Wohnstättenname (‘der am Bach wohnt’) als auch ein Herkunftsname sein (‘der von einem Ort kommt, der Bach heißt’). Herkunftsnamen gliedern sich nach Städten (Almodóvar), Territorien (Aragón) und Ethnien (Aragonés). Übernamen konservieren körperliche (Calvo ‘Kahlkopf ’), charakterliche (Alegre ‘fröhlich’) und biographische (Casado ‘verheiratet’) Merkmale. Die Bildung spanischer FamN lässt sich am besten bei den Patronymen erkennen. Hier kann man folgende Bildungsweisen unterscheiden: mit onymischem Suffix -ez (Diéguez), ohne Suffix (Diego) und mit der Präposition de ‘von’ (De Diego). Suffigierte Patronyme stellen den häufigsten Bildungstyp dar. Aus historischer Sicht hatten die verschiedenen Motivgruppen spezifische Bildungsweisen. Herkunftsnamen wurden zum Beispiel mit der Präposition de ‘aus’ gebildet, die im Laufe der Verfestigung der FamN verloren ging (Kremer 1992). Die Häufigkeit und Verbreitung spanischer FamN kann mit dem Spanischen Familiennamenatlas (SFA) untersucht werden, der auf 11.623.759 privaten Festnetzanschlüssen mit insgesamt 285.256 verschiedenen FamN basiert (Caro Reina 2011). Die zehn häufigsten FamN in Spanien werden in Tab. 12 angegeben. Der FamN García ist mit 776.600 Telef. der häufigste Spaniens. Im Folgenden werden Motiv, Bildung und Etymologie näher besprochen. Die zehn häufigsten FamN zählen zu den Patronymen. Dadurch unterscheidet sich Spanien von Deutschland, wo die zehn häufigsten FamN zu den Berufsnamen gehören (Kap. 2.2.2.6). Zum Vergleich: Müller hat 256.003 Telef. in Deutschland, Molinero ‘Müller’ dagegen nur 4.123 Telef. in Spanien.

4.5 García und Rodríguez: Familiennamen aus dem Spanischen

125

Abb. 63: Der Familienname García in Spanien.

Von den zehn häufigsten FamN in Spanien haben nur García und Martín kein Suffix, während der Rest das patronymische Suffix -ez aufweist. Diese FamN sind aus baskischen, germanischen und griechisch-lateinischen Rufnamen entstanden. García geht auf den inzwischen ausgestorbenen Rufnamen Garzea ‘Bär’ zurück. González, Fernández, Rodríguez und Gómez haben als Ausgangsbasis die germanischen Rufnamen Gonzalo (< Gundisalvus), Fernando (< Fredenandus), Rodrigo (< Rudericus) und Gomo (< Goma). Während die Rufnamen Gonzalo, Fernando und Rodrigo heute noch gebräuchlich sind, ist der Rufname Gomo ausgestorben. Dieser stammt aus gotisch guma ‘Mann’, dessen deutsches Pendant sich noch in Bräutigam (‘Mann der Braut’) findet. López, Martínez, Sánchez, Pérez und Martín sind griechisch-lateinischer Herkunft. López, Martínez, Sánchez und Pérez haben als Ausgangsbasis die Rufnamen Lope, Martín, Sancho und Pedro, von denen Lope heute nicht mehr vergeben wird. Aus dem Heiligennamen Martin sind zwei der häufigsten FamN Spaniens hervorgegangen: Martín und Martínez. Die Reihenfolge der häufigsten FamN kann je nach Provinz und Region variieren. Der häufigste FamN in Galicien ist zum Beispiel Rodríguez, in Asturien hingegen Fernández. Abb. 63 zeigt die Verbreitung des FamN García. Abb. 64 erfasst die Verbreitung der häufigsten (über 100.000 Telef.) Patronyme auf -ez (das sind außer den in Tab. 12 genannten noch Hernández 178.454, Jiménez 174.625, Álvarez 155.068 und Gutiérrez 101.001). Davon wurde Rodríguez in Abb. 65 exemplarisch herausgegriffen. Dieser FamN ist im westlichen Teil Spaniens verbreitet, vor allem in Galicien.

126

4 Familiennamen als Fenster zur Migrationsgeschichte

Abb. 64: Familiennamen auf -ez in Spanien.

Abb. 65: Der Familienname Rodríguez in Spanien.

4.5 García und Rodríguez: Familiennamen aus dem Spanischen

127

4.5.2 Spanische Familiennamen in Deutschland Um die Frage der Herkunft spanischer FamN in Deutschland zu klären, wurden die Migrationsdaten des Statistischen Bundesamts ausgewertet. Abb. 66 zeigt die Zuwanderungszahlen aus Spanien und Lateinamerika zwischen den Jahren 1960 und 1990. In diesem Zeitraum kamen 835.390 Personen aus Spanien und 116.861 aus Lateinamerika.1 Aus Abb. 66 geht hervor, dass der Anteil der spanischen Migrant/innen deutlich höher ist (88 % vs. 12 %). Daraus folgt, dass die spanischen FamN in Deutschland hauptsächlich aus Spanien stammen. Die Zuwanderung aus Spanien fand insbesondere zwischen 1960 und 1973 mit insgesamt 747.091 Migrant/innen statt (d. h. 89 % des Gesamtanteils). Dieser Zeitraum entspricht der Dauer des Anwerbeabkommens zwischen Deutschland und Spanien, das am 29. März 1960 unterzeichnet und 1973 im Zuge der Ölkrise eingestellt wurde. Die starke Abnahme der Zuwanderung aus Spanien im Jahre 1967 geht auf die erste große Wirtschaftskrise nach Ende des Zweiten Weltkriegs zurück. In den Folgejahren erholte sich die Wirtschaft wieder, sodass neue Gastarbeiter/innen beschäftigt werden konnten. Um die areale Verbreitung der spanischen FamN in Deutschland zu untersuchen, wurde zum einen der häufigste FamN Spaniens García gewählt (Abb. 67a), zum anderen die häufigsten Patronyme auf -ez ≥ 100 Telef. (Abb. 67b). Rodríguez als häufigster und Martínez als zweithäufigster FamN dieses Typs werden extra kartiert, die anderen als Gruppe; dies sind außer den in Tab. 13 genannten noch Hernández 291, Jiménez 201, Gutiérrez 149, Domínguez 147, Ramírez 142 und Vázquez 131. Beide Karten zeigen, dass sich die spanischen FamN in den Bundesländern Nordrhein-Westfalen, Hessen und Baden-Württemberg konzentrieren. Diese Verbreitung erklärt sich wie folgt: Zwischen 1960 und 1973 kamen insgesamt 747.091 Migrant/

Abb. 66: Zuwanderung aus Spanien und Lateinamerika von 1960–1990 (Statistisches Bundesamt 2020).

1 Die Zahlen aus Lateinamerika beziehen sich auf folgende Länder: Argentinien, Bolivien, Chile, Costa Rica, Dominikanische Republik, Ecuador, El Salvador, Guatemala, Honduras, Kolumbien, Kuba, Mexiko, Nicaragua, Panama, Paraguay, Peru, Uruguay und Venezuela. Ausgeschlossen wurde Brasilien. In dem untersuchten Zeitraum ist die Zuwanderung aus Argentinien, Chile, Mexiko und Venezuela von Anfang an belegt, die aus den übrigen Ländern erst ab 1964.

128

4 Familiennamen als Fenster zur Migrationsgeschichte

Abb. 67: García (a) und die häufigsten Familiennamen auf -ez in Deutschland (b).

innen aus Spanien, von denen sich 476.640 (64 %) in Nordrhein-Westfalen, Hessen und Baden-Württemberg niederließen. Diese Bundesländer waren wegen ihrer stark wachsenden Montan-, Chemie- und Autoindustrie zentrale Ziele für Arbeitsmigrant/innen. Die zehn häufigsten spanischen FamN in Deutschland sind in Tab. 13 aufgelistet. Martín, der zu den Top Ten Spaniens gehört (Tab. 12), wurde ausgeschlossen, weil sich dahinter auch der deutsche (und französische) FamN Martin verbergen kann. Obwohl die häufigsten spanischen FamN in Deutschland und Spanien identisch sind, unterscheiden sie sich in

Tab. 13: Die zehn häufigsten spanischen Familiennamen in Deutschland. Rang

Familienname

Telefonanschlüsse

Motiv

 1.

Rodríguez

812

Patronym zu Rodrigo

 2.

García

808

Patronym

 3.

Martínez

732

Patronym zu Martín

 4.

Fernández

687

Patronym zu Fernando

 5.

López

681

Patronym zu Lope

 6.

Sánchez

549

Patronym zu Sancho

 7.

González

520

Patronym zu Gonzalo

 8.

Pérez

483

Patronym zu Pedro

 9.

Gómez

367

Patronym zu Gomo

10.

Álvarez

299

Patronym zu Álvaro

4.6 Familiennamen aus dem Niederländischen und Westfriesischen

129

ihrer Reihenfolge. In Deutschland ist Rodríguez am häufigsten, in Spanien dagegen am vierthäufigsten, und zwar mit einem Abstand von über 300.000 Telef. zum erstplatzierten García. Wenn man die Verbreitung von Rodríguez in Spanien betrachtet, lässt sich auf die regionale Herkunft der Migrant/innen schließen, nämlich Galicien (Abb. 65). Dieser Befund wird durch die Angaben des Instituto Español de Emigración (1976) untermauert, nach denen Orense die spanische Provinz war, aus der die meisten Migrant/innen nach Deutschland kamen, nämlich fast 50.000. Orense ist auch die Provinz, die den größten Anteil des FamN Rodríguez in ganz Spanien hat. Der häufigste FamN auf -ez in Deutschland ist Diez mit 875 Telef. Obwohl der spanische FamN Díez dahinter stehen könnte, der in Spanien mit 39.883 Telef. vertreten ist, handelt es sich um ein deutsches Patronym, das auf den germanischen Rufnamen Dietrich zurückgeht. FamN auf -z wie Diez, Göz und Luz (anstatt auf -tz wie Dietz, Götz und Lutz) konzentrieren sich in Schwaben (Abb. 359b in Kap. 7.1.2.2; DFA 2, 503). Javier Caro Reina

4.6 De Jong, Verstegen und Hoekstra: Familiennamen aus dem Niederländischen und Westfriesischen Trägt in Deutschland jemand ein von im Namen, wie etwa der ehemalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker oder die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, so wird dies häufig (und oft zurecht) mit einem einstigen Adelsnamen in Verbindung gebracht. FamN mit van wie van Gogh oder van der Vaart werden hingegen nicht mit dem Adel verknüpft, sondern gelten als typische niederländische Namen. Dies hängt mit der Geschichte der benachbarten Namensysteme zusammen: Während in deutschen FamN einstige Zusätze wie von (von Limburg) oder der (der Bäcker) nahezu vollständig verschwanden (Limburger, Becker), blieben sie im niederländischen Sprachraum in großem Umfang erhalten (van Limburg, de Bakker). Auch die Familie des Komponisten Ludwig van Beethoven stammte aus dem niederländischen Sprachraum: Sie kam aus Mechelen nördlich von Brüssel, wo der FamN Van Beethoven noch heute verbreitet ist. Erst Beethovens Großvater siedelte als Sänger nach Bonn über, wo der berühmte Enkel 1770 geboren wurde. Eine große Anzahl niederländischer FamN findet sich heute außer in den Niederlanden und der nordbelgischen Region Flandern auch im Nordwesten Deutschlands. Das hängt damit zusammen, dass die niederländische Sprache dort in einigen Gebieten über einen langen Zeitraum einen großen Einfluss ausübte. Während das Niederländische in den Niederlanden und in Belgien zur Amtssprache wurde, wurde es in den angrenzenden deutschen Gebieten im 19. Jh. verdrängt und blieb nur in den Dialekten erhalten, wo es allmählich an Bedeutung verlor. Doch in FamN insbesondere am Niederrhein sind niederländische Sprachelemente bis heute ebenso konserviert wie in Siedlungsnamen, die durch ihre auf die Nachbarsprache zurückgehenden Vokalschreibungen auffallen, vgl. Duisburg, Grevenbroich, Kevelaer, Coesfeld (gesprochen Düüsburg, Grevenbrooch, Kevelaar, Coosfeld). Nirgends sonst im deutschen Sprachraum finden sich diese regionaltypischen, aus historischen niederländischen Schreibkonventionen übernommenen Markierungen von Langvokalen.

130

4 Familiennamen als Fenster zur Migrationsgeschichte

4.6.1 Familiennamen im niederländischen und westfriesischen Sprachraum Ähnlich wie in Deutschland entstanden FamN auch in einigen niederländischen Regionen bereits im späten Mittelalter, und wie am deutschsprachigen Oberrhein kamen die entscheidenden Impulse auch hier aus dem angrenzenden romanischen (französischen) Raum (Marynissen 2010, 13). Von aufstrebenden Handelsstädten wie Brügge und Gent im Nordwesten des heutigen Belgien breitete sich die Verwendung von Beinamen im späten Mittelalter weiter nach Norden und Osten aus. So finden sich auch in der südholländischen Stadt Dordrecht in den Stadtrechnungen vom Ende des 13. Jhs. kaum noch Rufnamen, denen kein Beiname folgt (Gerritzen 2007, 535). Insbesondere sehr häufigen Rufnamen wie Jan, Willaem, Heinric und Pieter ist hier stets ein solcher weiterer Name zur eindeutigen Identifikation einer Person hinzugefügt. In den flämischen Städten wurden diese Beinamen bereits ab dem 13. Jh. allmählich zu erblichen FamN, im 14./15. Jh. ist die Entwicklung dort – wie in weiten Teilen Deutschlands – im Wesentlichen abgeschlossen (Marynissen/Nübling 2010, 315f). Auch die Benennungsmotive sind mit denen deutscher FamN vergleichbar: Benannt wurde nach Berufen (Bakker ‘Bäcker’, Smit ‘Schmied’, De Boer ‘der Bauer’), Eigenschaften (De Groot ‘der Große’, Vos ‘Fuchs’), dem Namen des Vaters (Peeters), seltener der Mutter (Mariën), der Herkunft und der Wohnstätte (Van Antwerpen, Van den Berg). In der frühen Neuzeit wurde das Führen eines FamN zwar Praxis in vielen Familien, aber v. a. an den Küsten gab es noch lange konkurrierende Prinzipien, eine feste Regelung gab es hierzu noch nicht. So konnten Personen etwa einen Hofnamen, der mit einem Umzug wechseln konnte, als Beinamen tragen. Über einen langen Zeitraum waren zudem Aliasnamen in Gebrauch (vgl. etwa den 1697 im südholländischen Maassluis belegten Jeroen van Wijck alias Jeroen met sijn Buyckje ‘mit seinem Bäuchlein’; Gerritzen 2007, 536). Am spätesten entstanden FamN in Westfriesland (Provinz Friesland) im Norden der Niederlande. Dort herrschte noch bis ins 19. Jh. hinein – wie im niedersächsischen Ostfriesland (Kap. 7.6) – das sogenannte patronymische Prinzip vor: Als Beiname wurde der Name des eigenen Vaters geführt. Dieses Patronym war jedoch kein FamN, es wurde nicht vererbt. Die Nachkommen der nächsten Generation erhielten wiederum den Namen des eigenen Vaters als Beinamen (Ebeling 2001). Im heutigen Belgien, das in den Kriegen im Anschluss an die Französische Revolution in die neugegründete Französische Republik eingegliedert worden war, wurden FamN 1795 schließlich mit Einführung der Standesämter verpflichtend. In den nördlichen Niederlanden, die erst einige Jahre später unter Napoleon Teil Frankreichs wurden, folgte diese Entwicklung 1811. Aus dieser Verzögerung um wenige Jahre erklären sich die noch heute auffälligen orthographischen Unterschiede zwischen den belgischen und den niederländischen FamN, denn 1804 wurde mit den von Matthijs Siegenbeek (1774–1854) entwickelten Rechtschreibregeln erstmals eine verbindliche Rechtschreibung des Niederländischen eingeführt (zum Vergleich: Eine allgemeingültige deutsche Rechtschreibung auf der Grundlage des von Konrad Duden verfassten Wörterbuchs wurde erst 1901 beschlossen). Diese verbindlichen Rechtschreibregeln, die auch auf FamN angewendet wurden, sahen etwa vor, dass die historische Schreibung ae der Aussprache folgend in aa geändert wurde. Das Zeichen y, das im Niederländischen aus einer Verschmelzung von i und j entstanden war,

4.6 Familiennamen aus dem Niederländischen und Westfriesischen

131

Abb. 68: Typ Van Dijk (a) und Typ Klaassen (b) im niederländischen Sprachraum.2

Abb. 69: De Vries (a) und westfriesische FamN auf -stra (b) im niederländischen Sprachraum.

wurde wieder in ij aufgelöst. Die wie im Deutschen noch heute vorkommende Schreibung ck wurde positionsabhängig in kk (bakker ‘Bäcker’) oder k (dijk ‘Deich’) geändert. Da die Schreibung der FamN in Belgien bereits vor der Einführung dieser Regelungen verbindlich festgelegt worden war, finden sich dort FamN wie Claessen und Van Dyck, während in den Niederlanden die orthographisch angepassten Formen Klaassen und Van Dijk vorherrschen, s. Abb. 68 (Marynissen 2005, 107–109).

2 Die Karten des niederländischen Sprachraums, basierend auf den Einwohnerdaten von 2007 (Niederlande) bzw. 2008 (Region Flandern), wurden freundlicherweise von Ann Marynissen bereitgestellt.

132

4 Familiennamen als Fenster zur Migrationsgeschichte

Mit der Verpflichtung, einen FamN zu tragen, wurde das heute geltende Namensystem auch in Westfriesland eingeführt, wo der Großteil der Bevölkerung erstmals einen FamN eintragen lassen musste. Viele Westfriesen wählten dabei schlicht De Vries ‘der Friese’, weshalb dieser FamN heute ausgerechnet in der Provinz Friesland weit verbreitet ist (Abb. 69a). Auch die Verwendung friesischer Wortbestandteile war beliebt, wie Abb. 69b exemplarisch an einigen FamN mit dem Suffix -stra darstellt (entstanden aus friesisch -satera ‘Bewohner’ im Genitiv Plural, s. u.). Dieses Suffix wurde systematisch an Herkunftsund Wohnstättennamen angefügt (Dijkstra ‘Deichbewohner’, Veenstra ‘Moorbewohner’, Terpstra ‘Hügelbewohner’).

4.6.2 Niederländische Familiennamen in Deutschland Wie bereits erwähnt, sind FamN aus dem niederländischen Sprachraum häufig an einer charakteristischen Zusammensetzung aus mehreren Wörtern zu erkennen. Dabei handelt es sich meist um Artikel und Präpositionen, die noch aus der Zeit stammen, in der die FamN aus unfesten Beinamen entstanden. So konnte jemand Johann der Bäcker (im Niederländischen Jan de Bakker) genannt werden, der tatsächlich Bäcker von Beruf war. Während der Artikel der bei deutschen FamN mit der Zeit wegfiel, Nachkommen dieses einstigen Bäckers heute meist Becker (seltener Bäcker) heißen, konnte im niederländischen Sprachraum der entsprechende Artikel de erhalten bleiben, weshalb dort FamN wie de Bakker noch heute häufig vorkommen. In Deutschland hat sich dieser niederländische Namentyp v. a. in Ostfriesland erhalten. Diese Region befindet sich im deutsch-niederländischen Übergangsgebiet und hat in sprachlicher Hinsicht eine turbulente Zeit hinter sich: Nachdem das Friesische dort im späten Mittelalter durch das Niederdeutsche als Kultursprache abgelöst worden war, trat dieses wiederum seit dem 16. Jh. hinter dem Hochdeutschen zurück. Im 17. Jh. verdrängte das Niederländische als importierte Kultursprache in einigen Kommunikationsbereichen das Hochdeutsche, das sich schließlich im Laufe des 19. Jhs. wieder behaupten konnte. Da FamN in Ostfriesland erst im 19. Jh. verpflichtend eingeführt wurden, fällt deren Festlegung noch in die Phase, in der Niederländisch als Kommunikationssprache eine bedeutende Rolle spielte. Dieser niederländische Einfluss zeigt sich noch heute u. a. darin, dass einige FamN auf beiden Seiten der Staatsgrenze zu finden sind, wobei es gelegentlich zu einer Anpassung niederländischer Formen an deutsche Schreibkonventionen kam (Marynissen 2011, 36–38). Abb. 70a zeigt die häufigsten niederländischen FamN mit dem Artikel de (≥ 50 Telef.) in Deutschland: de Vries 1414 ‘der Friese’, de Boer 519 ‘der Bauer’, de Jong(e) 255+80 ‘der Junge’, de Groot 273 ‘der Große’; zu Typ de Haan zusammengefasst sind de Haan 198 ‘der Hahn’, de Haas 108 ‘der Hase’, de Graaf 66 ‘der Graf ’, de Bruyn 57 ‘der Braune, Braunhaarige’, de Lange 54 ‘der Lange’ und de Beer 50 ‘der Bär’. Diese niederländischen Formen sind in Abb. 70a in Pastelltönen gehalten. Wie erwähnt, wurden im Niederdeutschen einige dieser Formen – insbesondere im ostfriesischen Raum – an deutsche Schreibkonventionen angepasst, woran sich der zunehmende Einfluss der hochdeutschen Schriftsprache in diesem Gebiet (wie auch am Niederrhein) im 19. Jh. ablesen lässt. Solche eingedeutschten Formen, die in Abb. 70a dunkel eingefärbt sind, betreffen de Fries 68 und de Freese 55 (zu

4.6 Familiennamen aus dem Niederländischen und Westfriesischen

133

Abb. 70: FamN mit Artikel de (a); zusammengeschriebene FamN Degreif und Dejung (b).

De Vries), de Buhr 554 (zu De Boer) und de Wall 194 (zu De Wal ‘der Wal’) sowie de Witt 137 (zu De Wit ‘der Weiße’), die in Grenznähe nördlich von Papenburg verbreitet sind und in den Niederlanden so kaum vorkommen (Kap. 7.6.2). Der FamN de Bruyn 57 findet sich in den Niederlanden aufgrund der Rechtschreibregeln nach Siegenbeek mehrheitlich als De Bruijn (16.834 NamenträgerInnen; De Bruyn: 706). In Belgien herrscht hingegen (wie in Deutschland) die historische Schreibung vor (De Bruyn 4.506 NamenträgerInnen; De Bruijn 257; dazu De Bruyne 4.316, De Bruijne 36 mit erhaltenem -e im Auslaut). In den Niederlanden sind einige dieser FamN sehr weit verbreitet: De Jong ist dort mit 83.937 NamenträgerInnen (Einwohnerdaten 2007) sogar der häufigste FamN, De Vries heißen 71.099 Personen (Rang 3). In Belgien findet sich De Jong lediglich bei 1.021 Personen (Einwohnerdaten 2008), doch sind dort einige Berufsnamen mit Artikel weiter verbreitet; so tragen etwa 14.433 Personen den FamN De Smet, 9.345 De Backer. Häufig ist in Belgien auch die in den Niederlanden ungebräuchliche Zusammenschreibung Desmet 10.252, Debacker 1.296 usw. Mit dem Artikel de werden im niederländischen Sprachraum auch zahlreiche Übernamen gebildet, die auf Tierbezeichnungen zurückgehen. Dabei handelt es sich meist um charakterisierende Benennungen des ersten Namenträgers (z. B. Fuchs für einen listigen oder einen rothaarigen Menschen), gelegentlich kann jedoch auch ein Wohnstättenname zu einem Häusernamen vorliegen (z. B. zu einem Gasthaus Zum Fuchs). In Deutschland finden sich unter den häufigsten 100 FamN die Übernamen Fuchs (Rang 42), Hahn (48) und Haas (83), deren niederländische Varianten de Haan, de Voss und de Haas ebenfalls in Grenznähe verbreitet sind.

134

4 Familiennamen als Fenster zur Migrationsgeschichte

Einige FamN in Deutschland, die niederländischen Ursprungs sind, finden sich heute nicht entlang der Staatsgrenzen. Diese gehen auf frühere Einwanderungsphasen zurück, insbesondere auf den ab 1568 wütenden Achtzigjährigen Krieg, in dem die spanischen Herrscher in ihrem damaligen Einflussbereich in den heutigen Niederlanden und Belgien den dort aufgekeimten Protestantismus zurückzudrängen versuchten. Ein Großteil der Anhänger des neuen Glaubens suchte Schutz in den sich abspaltenden calvinistischen Niederlanden im Norden (Republik der Vereinigten Niederlande), doch auch in protestantische Gebiete in Deutschland fanden Fluchtbewegungen statt (Marynissen 2011, 35). Beispiele wie Dejung 40 (von de Jong) und Degreif 68 (von de Grijff) sind heute v. a. in Rheinhessen verbreitet (s. Karte 70b) und zeugen von einer Einwanderung in einstige kurpfälzische Gebiete. Die FamN aus dieser Zeit zeichnen sich durch eine stärkere Eindeutschung aus. Anders als bei Formen wie van der Pütten, Thönissen oder Vermöhlen, bei denen nur die Schreibung ans Deutsche angepasst wurde (von niederländisch van der Putten, Theunissen und Vermeulen), fand etwa bei Degreif und Dejung eine Übernahme deutscher Wortformen statt, sodass die niederländische Herkunft kaum noch wahrzunehmen ist. Neben Artikeln kommen in niederländischen FamN häufig auch Präpositionen vor, insbesondere van ‘von’. Ursprünglich wurde hiermit die Herkunft oder die Wohnstätte einer Person angegeben. So kam der erste Träger des FamN Van Antwerpen aus der Stadt Antwerpen, jemand, der Van Dijk genannt wurde, wohnte an einem Deich. Zusätzlich zur Präposition van enthalten viele niederländische Wohnstättennamen außerdem den Artikel de. Die Form van de kann im Deutschen – je nach Kontext – als Maskulinum durch ‘von dem/vom’ (wie in van de Berg ‘vom Berg’) oder Femininum durch ‘von der’ (van de Linde ‘von der Linde’) wiedergegeben werden. In einigen FamN ist noch der ältere niederländische (erstarrte) Dativ van den (‘von dem’) bzw. van der (‘von der’) erhalten. Die Zusammensetzungen van de, van den und van der konnten auch zusammengeschrieben werden (Vandeberg/Vandenberg, Vanderlinden). Durch Zusammenziehung (Kontraktion) konnte Vandersogar zu Ver- verkürzt werden (Verlinden) (s. Kap. 6.3.10). Abb. 71b dokumentiert die häufigsten FamN (≥ 50 Telef.) in Deutschland, bei denen die einzelnen Wortformen getrennt erscheinen (Typ van den Berg, van der Linden), sowie deren Entsprechungen mit ≥ 10 Telef., bei denen die Wortformen verschmolzen sind (Typ Vandenberg, Verlinden). Formen mit Getrenntschreibung, Typ van den Berg: van de Sand 193 ‘Sand’, Loo 184 ‘Gehölz’, Kamp 53 ‘Feld’; van den Berg 394 ‘Berg’, Boom 218 ‘Baum’, Heuvel 137 ‘Hügel’, Bosch 72 ‘Wald’; Typ van der Linden: van der Linde(n) 198+129 ‘Linde’, Meulen 94 ‘Mühle’, Veen 75 ‘Moor’, Velde(n) 65+72 ‘Feld’, Meer 71 ‘See, Tümpel’, Kamp 61 ‘Feld’, Horst 55 ‘Gebüsch’. Zusammengeschriebene Formen, Typ Vandenberg: Vandeberg 18; Vandenberg(h) 35+10. Kontrahierte Formen, Typ Verlinden: Verbeek 174 ‘Bach’, Verbeke 15, Verbruggen 17 ‘Brücke’, Verheyen 399 ‘Heide’, Verhoeven 605 ‘Hof ’, Verlinden 81, Vermeulen 190, Verste(e)gen 94+100 ‘Steg’, Verstraeten 28 ‘Straße’. Abb. 71a gilt dem Niederländischen: In den Niederlanden rangieren unter den 50 häufigsten FamN Van den Berg (57.440 Personen), Van der Meer (20.610), Van der Linden (20.221), Van den Heuvel (20.071), Van der Veen (18.366) und Van der Heijden (16.673). In Belgien ist Vermeulen mit 13.552 Personen die häufigste Variante zu den hier kartierten FamN, gefolgt

4.6 Familiennamen aus dem Niederländischen und Westfriesischen

Abb. 71: FamN mit van de(r/n) und kontrahierte Varianten im niederländischen Sprachraum (a) und in Deutschland (b).

Abb. 72: Smulders etc. im niederländischen Sprachraum (a) und in Deutschland (b).

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136

4 Familiennamen als Fenster zur Migrationsgeschichte

von Van de Velde mit 8.903, Verhoeven mit 7.492 und Vandenberghe mit 6.249. Abb. 71a dokumentiert die Verbreitung ausgewählter Varianten von Wohnstättennamen zu Berg, Linde und Mühle im niederländischen Sprachraum. Alle kartierten FamN, in denen die Präposition van enthalten ist, sind in Deutschland v. a. am sprachgeschichtlich niederländisch geprägten Niederrhein zu finden (Abb. 71b). Es finden sich auch zahlreiche hier nicht kartierte Formen, die an die deutsche Schreibung angepasst wurden. Entsprechend ist der FamN Van der Putten, den in den Niederlanden 2.906 Personen tragen, in Deutschland mit 89 Telef. als van der Pütten registriert. Van de Weijer heißen in den Niederlanden 1.108 Personen, Van der Heijden 16.673. Da ij in Deutschland – wie in Belgien – jedoch in der Regel durch y wiedergegeben wird, finden sich diese FamN hier als van de Weyer 52 und van der Heyden 54. Das Verbreitungsgebiet patronymischer Genitive wie Peters oder Möllers im Westen Deutschlands (s. Kap. 5.16) setzt sich im niederländischen Raum fort und ist dort v. a. im Südosten sehr frequent (Marynissen/Nübling 2010, 329–331, 333–337). Eine Besonderheit niederländischer FamN ist, dass aufgrund der Zusammensetzung mit einem Artikel bei Berufsnamen im Genitiv wie Mulders ‘(des) Müllers’ auch Formen vorkommen, bei denen Reste des Artikels ebenfalls im Genitiv stehen, etwa des Mulders > Smulders (Marynissen/ Nübling 2010, 331). In Deutschland sind lediglich die Formen Smolders 11, Smulders 10, Smolenaers 10 nachweisbar (Abb. 72b), die jedoch im Süden der Niederlande und in Belgien teilweise sehr häufig sind (Abb. 72a; Niederlande: Smolders 2.178, Smulders 5.411, Smolena(e/a)rs 380+307; Belgien: Smolders 2.576, Smulders 446, Smolena(e/a)rs 44+5).

4.6.3 Westfriesische Familiennamen in Deutschland Mit dem Namentyp auf -stra wie in Terpstra wurde bereits ein typisch westfriesisches Namenmuster erwähnt und in Abb. 69b für die Niederlande kartiert. In Deutschland legt die Verbreitung entlang der deutsch-niederländischen Grenze entsprechende Einwanderung nahe. Hierbei handelt es sich um Wohnstätten- und Herkunftsnamen. Die stra-Namen entstammen einstigen Komposita. Das Suffix leitet sich aus dem altfriesischen Genitiv Plural -satera ‘Bewohner, (In)Sassen’ ab mit der Ursprungbedeutung – am Beispiel von Veenstra – als ‘(einer) von denen, die am Sumpf wohnen’ (Bach 1952, 168). Basis ist eine Wohnstätte, manchmal auch ein Siedlungsname, die meist friesischen, manchmal auch niederländischen Ursprungs ist. Abb. 73a dokumentiert ihre häufigsten Vorkommen in Deutschland: Hoekstra < friesisch hoeke ‘Ecke, Winkel’, Dijkstra/Dykstra < dyk/dijk ‘Deich’, Veenstra < veen ‘Sumpf, Moor’, Terpstra < terp ‘Wohnhügel’, Zylstra/ Zijlstra < zijl ‘Wasserschleuse’ usw. (weitere 77 Fälle sind im Typ -stra zusammengefasst). Die Schreibung mit y ist friesisch, die mit ij niederländisch. Andere Basen kommen eher selten vor, z. B. gryp/grijp ‘Greifvogel’ in Gr(y/ij)pstra 2+2, scheep ‘Schiff ’ in Scheepstra 3 (für einen Schiffer), das Zahlwort ‘Tausend’ in Duizendstra 8, der Rufname Tjeerd (Dietrich) in Tjeerdstra 6. Dies deutet darauf hin, dass sich -stra zu einem onymischen Suffix entwickelt, indem es begonnen hat, seine angestammte Domäne zu verlassen (Nübling 2022).

4.7 Schabowski, Nowak, Pospischill: Familiennamen aus slawischen Sprachen

137

Abb. 73: Westfriesische FamN auf -stra (a) und Extra (zu Eekstra) (b) in Deutschland.

Abb. 73b dokumentiert eine Kuriosität: Der westfriesische FamN Eekstra ‘Eiche’ hat in Deutschland zur Schreibung als Extra 78 geführt und seinen Schwerpunkt auf den ostfriesischen Inseln. Daniel Kroiß

4.7 Schabowski, Nowak, Pospischill: Familiennamen aus slawischen Sprachen 4.7.1 Slawische Familiennamen in Deutschland In Deutschland tragen groben Schätzungen zufolge über sieben Millionen Menschen einen FamN slawischen Ursprungs, also knapp 10 % der Bevölkerung. Bichlmeier 2019 schätzt sogar, dass gut ein Viertel der FamN slawischer Provenienz ist. Der größte Anteil ist polnischen Ursprungs, zumeist gut ersichtlich an dem markanten Namensuffix -ski, wie z. B. in Schabowski – einem Namen, der durch Günter Schabowski, dem Sprecher des DDRPolitbüros der SED, eng mit der Wiedervereinigung Deutschlands verbunden war. Auch im FamN des Basketballers Dirk Nowitzki findet sich dieses Suffix in der Variante -cki, das meist mit für eingedeutscht wurde (< poln. nowik + -ski ‘Neuling, Neuansiedler’). Dieses Suffix wurde zum Kennzeichen polnischer FamN in Deutschland (zur Entwicklung von -ski zum onymischen Marker s. Kap. 3.5.2). Dies lässt sich auch an den zehn häufigsten

138

4 Familiennamen als Fenster zur Migrationsgeschichte

Tab. 14: Die zehn häufigsten Familiennamen slawischen Ursprungs in Deutschland. FamN

Rang in Dtld.

Herkunft und Bedeutung

 1. Nowak  2. Noack  3. Kretschmer  4. Mielke  5. Stenzel  6. Kaminski  7. Wieczorek  8. Kowalski  9. Grabowski 10. Jankowski

 156  262  467  563  665  675  812  849  927 1207

slaw. now-/nov- ‘neu’ + -ak ‘Neuansiedler’ sorb. nowy ‘neu’ + -ak ‘Neuansiedler’ tsch. krčmář ‘Schankwirt’ slaw. RufN mit mil- ‘lieb, teuer’ + -ek poln. RufN Stanisław poln. Siedlungs-/WohnstättenN kamień ‘Stein’ + -ski poln. wieczor ‘Abend’+ -ek poln. SiedlungsN oder kowal ‘Schmied’ + -ski poln. SiedlungsN + -ski poln. SiedlungsN oder Rufname Janek + -owski

FamN slawischer Herkunft in Deutschland zeigen, von denen sechs polnischer Herkunft sind und vier auf -ski enden, s. Tab. 14. Der häufigste FamN slawischen Ursprungs in Deutschland ist Nowak, der mit 11.551 Telef. auf Rang 156 sämtlicher FamN steht. Auch in den meisten slawischen Sprachen fällt er unter die häufigsten FamN. No(w/v)ak oder Noa(c)k entsprechen mit ‘Neuansiedler, Neubürger’ dem deutschen FamN Neumann. Eine Namengleichung findet sich bspw. in sorbischen Gerichtsbüchern: „Hanß Neumann, ders. Hannes Nowackes (1561 aus Trauschwitz)“ (Menzel/Wenzel 2017, 92). Solche Namengleichungen zeugen von langem und engem deutschslawischem Sprachkontakt, der sich auch in der heutigen FamN-Verbreitung widerspiegelt, s. Abb. 74a anhand des Namenpaars Typ Nowak (mit Nowak 11551 und Nowack 1936) und Typ Noack (mit Noack 8070 und Noak 328). Nowak ist aus verschiedenen slawischsprachigen Ländern nach Deutschland gelangt und überall verstreut, mit leichter Konzentration im Ruhrgebiet, die auf die Migration polnischer Bergarbeiter Ende des 19. Jhs. zurückgeht. Regional deutlich begrenzter ist Noack, das sich im sorbischen Siedlungsgebiet ballt. Noack ist eine aus dem Sorbischen eingedeutschte Namenform, deren intervokalisches w seit Ende des 14. Jhs. ausgefallen ist. Weitere FamN sorbischer Herkunft sind Nowusch und Nousch (< sorb. Nowuš) mit der slawischen Basis Now- ‘neu’ und dem hypokoristischen Suffix -uš; sie sind in Abb. 421b in Kap. 7.4.1.1 kartiert und ganz im sorbischen Raum konzentriert. Wenzel 2011 zählt über 50 verschiedene sorbische FamN-Formen in der Bedeutung des Neusiedlers. Abb. 74b zeigt mit tschechisch Novotny 484 ‘Neuling’ und mit Typ Nowotny (≥ 5 Telef.) eingedeutschte Formen, nämlich Nowotny 948, Nowottny 97 und Nowotni 20 ein typisches Zuwandererbild. Eine andere Bildungsweise für den Neusiedler verbirgt sich in FamN, die sich auf Verben zurückführen lassen. So steckt im tschechischen FamN Přibyl (eingedeutscht als Pribil, Pribyl, Pschibil) das präteritale l-Partizip des zugrundeliegenden Verbs ‘ankommen’ < tschech. přibyl ‘er ist angekommen’ (Abb. 75a). Solche FamN-Bildungen gelten zwar als Besonderheit des Tschechischen, sie lassen sich aber auch im Polnischen nachweisen und sind in Deutschland deutlich häufiger vertreten als die tschechischen Korrelate (Abb. 75b). Polnisch Przybył kommt als Przybyl 150 in Deutschland fast doppelt so häufig vor wie

4.7 Schabowski, Nowak, Pospischill: Familiennamen aus slawischen Sprachen

Abb. 74: Nowak vs. Noack (a) und Novotny (b).

Abb. 75: FamN aus tschech. Příbyl (a) und poln. Przybył (b), beide ‘er ist neu angekommen’.

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140

4 Familiennamen als Fenster zur Migrationsgeschichte

Abb. 76: Patronyme auf -ić aus dem Serbischen (a) und auf -ov aus dem Russischen und Bulgarischen (b).

tschech. Přibyl als Pribyl 85. Hinzu kommt mit Przybyl(l)a 354+159 das hypokoristische Suffix -a, stärker eingedeutscht als Przybill(a/e) 803+32, als Schibill(a/e) 35+35 und Pschribülla 18 (nicht kartiert). Auch der (nicht kartierte) Name der Schauspielerin Hanna Schygulla (Szyguła < poln. szygać ‘werfen’) gehört diesem deverbalen Bildungstyp an (142 Telef.); mehr zu diesem Namentyp s. in Kap. 4.7.4.2. Auch FamN süd- und ostslawischen Ursprungs haben, wenngleich in geringerem Ausmaß, Eingang ins deutsche FamN-Inventar gefunden. Sie gehen eher auf Migration jüngeren Datums zurück. So bilden Nikolić, Janović und Petrović (als häufigste FamN serbischer Herkunft) typische Patronyme südslawischer Provenienz mit onymischem Suffix -ić/-ič. Bei ihrer Verbreitung fällt auf, dass sie das Gebiet der ehemaligen DDR aussparen und den Südwesten Deutschlands besiedeln – typisches Bild für zwischen 1945 und den 1990er Jahren eingewanderte FamN südslawischer Herkunft (Abb. 76a). Der häufigste FamN ostslawischer Herkunft, russisch Ivanov, eingedeutscht als Iwanow, nimmt in Deutschland erst Rang 8616 ein (Abb. 76b). Er kann auch aus Bulgarien, wo er der häufigste FamN ist, nach Deutschland gelangt sein. Insgesamt ist das deutsche FamN-Inventar stark durch den jahrhundertelangen deutsch-slawischen Kontakt, v. a. von den westslawischen Sprachen, geprägt, in weit geringerem Maße von den süd- und ostslawischen Sprachen.

4.7 Schabowski, Nowak, Pospischill: Familiennamen aus slawischen Sprachen

141

4.7.2 Historischer deutsch-slawischer Sprachkontakt Als wichtigste historische Ereignisse des slawisch-deutschen Sprachkontakts gelten: – die im 12. Jh. einsetzende deutsche Ostsiedlung in den elb- und ostseeslawischen, sorbischen, polnischen und tschechischen Siedlungsgebieten; – die im letzten Drittel des 18. Jh. vollzogenen Teilungen Polens, durch die erhebliche Gebiete Polens von Preußen annektiert wurden; – die seit dem 17. Jh. einsetzende slawische Einwanderung nach Deutschland mit der Immigration tschechischer Protestanten nach Preußen bis zur Zuwanderung polnischer Arbeitsimmigranten Ende des 19. Jhs. vor allem ins Ruhrgebiet; – die Zuwanderung von Flüchtlingen aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten nach dem Zweiten Weltkrieg; – die Immigration von Gastarbeiter/innen in den 1960er Jahren insbesondere aus dem südslawischen Raum, von Aussiedler/innen aus den sog. Ostblockstaaten bis hin zu Bürgerkriegsflüchtlingen (1991–1995) aus dem ehemaligen Jugoslawien und Spätaussiedlern aus den osteuropäischen Ländern. Damit dominiert über Jahrhunderte hinweg westslawisches Namengut, während erst in der zweiten Hälfte des 20. Jhs. süd- und ostslawische Namen hinzukommen. 4.7.2.1 Elb-, ostseeslawische und sorbische Familiennamen Unter der Germania Slavica versteht man die ehemaligen deutsch-slawischen Mischregionen als historische Landschaft östlich der frühmittelalterlichen deutsch-slawischen Sprachgrenze, d. h. der Elbe-Saale-Linie, die Teile Sachsens und Brandenburgs (Altsiedelraum der Sorben) sowie die Gebiete der Elb- und Ostseeslawen einschloss und bis nach Schlesien, Pommern und Preußen reichte. Während in den angestammten Gebieten der Elb- und Ostseeslawen seit dem späten Mittelalter nicht mehr slawisch gesprochen wurde, wird das Sorbische als slawische Minderheitensprache im heutigen Deutschland noch von ca. 5.000 (Niedersorbisch) bzw. bis zu 25.000 Menschen (Obersorbisch) gesprochen. Somit konserviert das Deutsche bereits seit frühester Zeit slawisches Sprachgut, insbesondere in Eigennamen. Die ältesten sprachlichen Zeugen sind Ortsnamen. Slawische Personennamen in Ortsnamen geben uns Auskunft über die Ortsgründer als erste Siedler im slawischen Altsiedelgebiet. So weist der auf einem Siedlungsnamen beruhende FamN Bagemühl auf eine ‘Siedlung des Bogumil’ hin. Slawische Wörter wurden ins Ostmitteldeutsche übernommen und graphisch adaptiert, so dass entsprechende FamN fast nur eingedeutscht vorkommen, z. B. Bockslaff (< slaw. Rufname Bogoslav), Mücklausch (< sorbisch Mikławš, zu Nikolaus), Krautschick (< obersorbisch krawčik ‘Schneiderlein’) oder Jackopaschke (< westslawisch Jakobaš, zu Jakob).

142

4 Familiennamen als Fenster zur Migrationsgeschichte

Abb. 77: Die Germania Slavica (aus Putzger 1893).3

4.7.2.2 Böhmen und Mähren Im 12. und 13. Jh. kam es in Europa zu einer großen Siedlungsbewegung nach Osten. Viele Deutsche zogen nach Böhmen und Mähren und ließen sich in gerodeten Waldgebieten nieder. Die rund 100 Städte, die bis zur Mitte des 14. Jhs. in Böhmen und Mähren entstanden, wurden fast alle nach deutschem Recht gegründet, und Deutsch war lange Amts- und Unterrichtssprache. Mit der Schlacht am Weißen Berg 1620 setzte Migration in die umgekehrte Richtung ein: Glaubensflüchtlinge, die vor der Rekatholisierung flohen, ließen sich in Sachsen, der Oberlausitz und der Mark Brandenburg nieder. Ende des 19. Jhs. lebten in

3 https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Ostdeutsche_Kolonisation_Putzger_1893.jpg (11. 02. 2022).

4.7 Schabowski, Nowak, Pospischill: Familiennamen aus slawischen Sprachen

143

den betreffenden Regionen von Österreich-Ungarn ca. 2,9 Millionen Deutsche, mehr als ein Drittel der Gesamtbevölkerung. In der 1918 gegründeten Tschechoslowakei (ČSR) stellten die Deutschen mit 28 Prozent den zweitgrößten Bevölkerungsanteil. Der deutsch-tschechische Sprachkontakt hat in den FamN deutliche Spuren hinterlassen, etwa in Form hybrider FamN mit deutscher Basis und slawischem Suffix. Dies trifft auf den FamN Karliczek zu, der graphisch auf eine historisch tschechische (oder polonisierte) Namenform hinweist. An den Rufnamen Karl (tschech. Karel) tritt das slawische Diminutivsuffix -ík > Karlík. Durch Antritt eines weiteren Diminutivsuffixes -ek wird eine sog. Diminuierung zweiten Grades bewirkt, mit der eine für das Slawische typische Palatalisierung von k > cz bzw. č [tʃ ] einhergeht. Historische Adressbücher zeigen, dass Karliczek in dieser Schreibung auch im damaligen tschechisch-polnisch-deutschen Sprachkontaktgebiet Schlesiens verbreitet war. Dieser FamN kann also auch durch Einwanderung aus Polen nach Deutschland gelangt sein. 4.7.2.3 Polen Seit dem späten 19. Jh. bedeutete osteuropäische Migration nach Deutschland in erster Linie Migration aus Polen. Seit den 1890-er Jahren entfaltete die Zuwanderung ins Ruhrgebiet große Anziehungskräfte auf die sog. Ruhrpolen und Ruhrmasuren (Rymut 2006, VII–XIV). Kurz vor dem Ersten Weltkrieg war die Ausländerbeschäftigung in Deutschland mit ca. 1,2 Millionen Wanderarbeitern auf ihrem Höchststand, ein Drittel davon waren Polinnen und Polen. Die meisten waren sog. Preußengänger, d. h. in der Landwirtschaft beschäftigte Polen aus dem russischen Zentralpolen, daneben auch aus dem österreichisch-ungarischen Schlesien bzw. Galizien.

Abb. 78: Kowalski im Deutschen Reich um 1890 (lila) und in der BRD um 1996 (hellgrün).

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4 Familiennamen als Fenster zur Migrationsgeschichte

Abb. 79: Przybilla im Deutschen Reich um 1890 (rot) und in der BRD um 1996 (grün).

Die historische Kartierung (https://nvk.genealogy.net/) in Abb. 78 dokumentiert für Kowalski (den frequentesten polnischen FamN in Deutschland mit -ski) die Migration aus den polnischen Ursprungsgebieten seit ca. 1890 vor allem ins Ruhrgebiet, aber auch mit einer Streuung über das ganze Gebiet der heutigen Bundesrepublik, bedingt durch Flucht, Vertreibung und Umsiedlung nach 1945 (auf der Karte mit Stand 1996). In Abb. 79 zeigt sich ein ganz ähnliches Bild der Migrationsbewegung speziell aus dem historischen slawischdeutschen Sprachkontaktgebiet Schlesiens. Am Beispiel von Przybilla lässt sich hier ebenso eine Streuung im gesamten Bundesgebiet durch die Ereignisse nach dem Zweiten Weltkrieg erkennen – mit einer Häufung im Ruhrgebiet aus der früheren Einwanderung Ende des 19. Jhs. (zu FamN auf -l, -la, -lla s. Kap. 4.7.4.2).

4.7.3 Bildungsweisen und Motive slawischer Familiennamen Die slawischen Sprachen zeichnen sich durch ihr umfangreiches Inventar an produktiven Diminutiv- und Koseformbildungen aus, die Suffixkombinationen einschließen. Es dominieren dabei Ableitungen mit k-haltigen Suffixen. Für das Polnische, Tschechische und Slowakische sind Erweiterungen durch die Diminutivsuffixe -ek und -ik charakteristisch, nicht selten erweitert durch sog. Diminuierungen zweiten Grades. Diese Suffixkombinationen haben wiederum neue Suffixe hervorgebracht. So geht das polnische Element -czyk auf eine Kombination aus -ek + -ik zurück, was durch Palatalisierung zu -czyk [tʃik] führte.

4.7 Schabowski, Nowak, Pospischill: Familiennamen aus slawischen Sprachen

145

Für das Tschechische ist die umgekehrte Kombination -ík + -ek typisch, die -íček [itʃek] ergab, wie bereits am hybriden FamN Karliczek illustriert. Auch der populäre tschechische FamN Havlíček, der dort auf Rang 63 der häufigsten FamN steht, enthält eine Diminuierung zweiten Grades. Auch wenn wegen des früheren Präsidenten Václav Havel die nicht-diminuierte Ausgangsform Havel (Gallus) bekannter sein dürfte, so folgt dieser Name erst auf Rang 87 der häufigsten tschechischen FamN. Bei Rufnamen sind doppelt diminuierte Formen keine Seltenheit: Havel > Havlík > Havlíček oder Pavel > Pavlík > Pavlíček. Diese Bildungen hatten vor allem patronymische Funktion, d. h. Havlík war der Sohn des Havel, Havlíček wiederum der Sohn des Havlík, usw. Diese Suffixkombinationen traten dann auch an deappellativische Namen an: Král > Králík > Králíček ‘König’ (Übername für vornehmes, königliches, herrisches Verhalten oder für jemanden, der im Dienst eines Königs steht); Chmel > Chmelík > Chmelíček ‘Hopfen’ (indirekter Berufsname für den Bierbrauer). Damit liegen Suffixe vor, mit deren Hilfe Appellative zu FamN abgeleitet werden können. Dabei erlangen die mit -ek diminuierten Namen meist höhere Frequenzen als suffixlose FamN, vgl. Sedlák ‘Bauer’ mit 4616 Tokens (Personen) in Tschechien gegenüber Sedláček mit 8942 Tokens (Rang 19); Jelen ‘Hirsch’ kommt nur 757-mal vor im Gegensatz zu diminuiertem Jelínek mit 9816 Tokens (Rang 25). Von den 200 häufigsten FamN in Tschechien enthalten allein 50 das Suffix -ek und weitere 20 -ík bzw. -ka. Außerordentliche Produktivität entfalteten die westslawischen Sprachen bzgl. hypokoristischer š-haltiger Suffixe, z. B. -š [ ʃ ], -aš, -eš, -iš, -oš, insbesondere im Sorbischen. Im Niedersorbischen befinden sich unter den zehn häufigsten FamN vier auf Basis eines Rufnamens mit š-Suffix: Juriš (Georg), Bartuš (Bartholomäus), Pešk (Peter), Bjeniš (Benedikt). Im Obersorbischen sind es Bartuš, Hanuš (Johannes), Pětšik und Pětš, die in Deutschland als Jurisch, Bartusch, Peschke/Pöschke, Benisch/Bähnisch, Hanusch, Petsch/Petschik und weiteren Varianten erscheinen. Für FamN aus dem südslawischen Raum (z. B. Kroatisch, Serbisch, Slowenisch) ist die Bandbreite onymisch gebrauchter Suffixe geringer; hier sticht das Suffix -ić /-ič heraus, das häufig zu -itsch eingedeutscht wurde. Dieses einstige Zugehörigkeitssuffix entwickelte sich hier zu einem onymischen Marker. Es konnte auch FamN aus Berufsbezeichnungen ableiten, vgl. Kolaritsch < Kolarič /Kolarić zu slowen., kroat., serb. kolar ‘Radmacher’. Zum typisch onymischen Marker für ostslawische (und bulgarische) FamN avancierte dagegen das erwähnte Possessivsuffix -ov/-ev, siehe russ. Kuznecov ‘Schmied’, ebenso -in, das an Formen auf -a antritt, vgl. Sorokin zu russ. soroka ‘Elster’. Damit erweist sich, dass die westslawischen Sprachen eher patronymische und hypokoristische Suffixe zu onymischen Markern ausgebaut haben, die von reicher onymischer Allomorphie zeugen, vgl. auf Basis von Now- ‘neu’ Nowak, Nowik, Nowacki, Nowaczyk, Nowotny, Nowikowski, Nowusch, Nowka, Nowek u. v. m. In den süd- und ostslawischen Sprachen haben sich dagegen nur wenige Endungen possessiven und patronymischen Ursprungs zu onymischen Suffixen entwickelt, z. B. -ić /-ič bzw. -ov/-ev. Was die Benennungsmotivik slawischer FamN betrifft, so sind die jeweils zehn häufigsten FamN in den jeweiligen Ländern aussagekräftig, wobei sich beträchtliche Unterschiede ergeben. Dennoch lassen sich gewisse Tendenzen erkennen: In den westslawischen Sprachen überwiegen Übernamen, die besonders häufig dem Neusiedler Nowak/Novák gelten. Die Berufsnamen bilden eine weitere große Gruppe, wobei auch hier der Schmied hervorsticht, s. Tab. 15.

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4 Familiennamen als Fenster zur Migrationsgeschichte

Tab. 15: Slawische Familiennamen zu ‘Schmied’. Rang

Land

FamN

Bildungsweise

2. 5. 2. 4. 8. 9. 8. 10. 3. 3./2./10. 4. 7.

Polen

Kowalski Kowalczyk Kováč Kovalenko Kovaľčuk Kovaľ Kovalenko Kovalčuk Kuznecov Kovačević Kovačič Kovač

poln. kowal + -ski poln. kowal + -czyk slowak. kováč ukr. kovaľ + -enko ukr. kovaľ + -uk ukr. kovaľ weißruss. koval + -enko weißruss. koval + -čuk russ. kuznec + -ov kroat/bosn./montenegr. kovač + -ev-ić slowen. kovač + -ić slowen. kovač

Slowakei Ukraine

Belarus Russland Kroatien/Bosnien/Montenegro Slowenien

(Rangangaben nach https://forebears.io/)

Am FamN zum Beruf des Schneiders ist bemerkenswert, dass im Tschechischen Krejčí als „einheimischer“ Schneider unter die 10 häufigsten FamN fällt, während es im Slowakischen mit Szabo (Rang 7) der ungarische Schneider ist. Die böhmischen Länder (Böhmen, Mähren, Mährisch-Schlesien, damals Österreich-Schlesien) gehörten zur österreichischen Staatshälfte der Doppelmonarchie Österreich-Ungarn, die Slowakei dagegen zur ungarischen Reichshälfte. Schon seit dem 12. Jh. hatten Ungarn auf dem Gebiet der Slowakei gesiedelt. Deshalb ist das slowakische FamN-Inventar stark vom Ungarischen geprägt, sieben der zehn häufigsten FamN sind ungarischen Ursprungs. Mit knapp 1.000 Telef. hat Szabo Eingang ins deutsche FamN-Inventar gefunden, in Einzelfällen auch slowakisch moviert als Szabová. Im Ostslawischen dominieren Berufsnamen v. a. im ukrainischen FamN-System: Neun der zehn häufigsten FamN gehen auf Berufsbezeichnungen mit verschiedenen Wortbildungsmustern zurück, z. B. auf -enko und -čuk (s. Kap. 4.7.4.3). Ein Spezifikum des Russischen ist die Dominanz von Patronymen, wo sieben der zehn häufigsten FamN auf männliche Rufnamen zurückgehen. Patronyme sind auch in südslawischen Sprachen dominant (Abb. 76a). Wohnstätten- und Herkunftsnamen überwiegen dagegen im Slowenischen, z. B. Potočnik ‘Bachanwohner’, Mlakar (< slowen. mlaka ‘Pfütze’) und Vidmar (< slowen. videm ‘Kirchengut’) auf Rang 7–9. Eingedeutscht finden sie sich als Pototschnik, Petautschnig, Petutschnig oder Mlaker (mit Überführung von -ar zu -er).

4.7.4 Charakteristika einzelner slawischer Familiennamensysteme 4.7.4.1 Pospíšil, Doležal, Navrátilová: Tschechische Familiennamen aus l-Partizipien Die Häufigkeit partizipial gebildeter FamN im Tschechischen gilt als Besonderheit innerhalb der Slavia: Pospíšil (Rang 12 in Tschechien), Doležal (Rang 20) und Navrátil (Rang 25) leiten sich ab aus tschech. pospíšil ‘er ist geeilt’, doležal ‘er hat zu lange gelegen’ und navrátil ‘er ist zurückgekehrt’ und beziehen sich auf ein biographisches Ereignis des ersten

4.7 Schabowski, Nowak, Pospischill: Familiennamen aus slawischen Sprachen

Abb. 80: Die Verbreitung von Navrátilová in Tschechien.

Abb. 81: Pospischil, Doleschal, Na(v/w)ratil (a); Netuschil, Nesnidal, Neveceral (b).

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4 Familiennamen als Fenster zur Migrationsgeschichte

Namenträgers. Die geographische Verteilung von Navrátil und Navrátilová ‘der/die Zurückgekehrte’ in Tschechien dokumentiert deutlich die Verbreitung dieses FamN im gesamten Land mit einer Ballung insbesondere in Mähren, woher diese Namenbildung ursprünglich stammt. Abb. 80 gilt nur der Form Navrátilová, die der Verbreitung von Navrátil entspricht (www.kdejsme.cz/prijmeni/Navrátilová/hustota/; Zugriff: 11. 02. 2022). Navrátilová, Name einer berühmten Tennisspielerin, enthält das Movierungssuffix -ová, das auch an FamN von Frauen nicht-tschechischer Nationalität angefügt wird; so wurde Steffi Graf zu Steffi Grafová. Doch ändert sich dies gerade: 2021 hat das tschechische Parlament beschlossen, dass Frauen auch FamN ohne -ová tragen können. Abb. 81 dokumentiert das Vorkommen solcher Namen in Deutschland als Folge der jahrhundertelangen deutsch-böhmischen Verbindungen. Die FamN-Formen Pospischill, Pospischiel, Dol(l)eschall und Navrati(e)l in Abb. 81a lassen kaum noch erahnen, dass sie auf die erwähnten Partizipien zurückgehen. Abb. 81b illustriert an weiteren FamN tschechischer Herkunft die Besonderheit, dass sie oft in negierter Form erscheinen. Netuschil (< tschech. netušil ‘er hat nichts geahnt’, ‘der Ahnungslose’), Nesnidal (< tschech. nesnídal ‘er hat nicht gefrühstückt’), Neveceral (< tschech. dialektal nevečeřal ‘er hat nichts zu Abend gegessen’). Die beiden letzten Namen weisen auf die Armut des ursprünglichen Namenträgers hin. 4.7.4.2 Musiał, Musioł, Musiała: Polnische Familiennamen aus l-Partizipien Polnische, auf l-Partizipien beruhende FamN sind in Polen selbst vergleichsweise selten. Der frequenteste ist Musiał (< ‘er musste’) auf Rang 115 der polnischen FamN. Anhand der Verbreitung von Musiał und seiner schlesisch-dialektalen Lautvariante Musioł in Polen lässt sich jeweils eine Ballung der Namenvorkommen in der Region Schlesien erkennen, des historischen tschechisch-polnisch-deutschen Sprachkontaktgebiets (http://nlp.actafor te.pl:8080/Nomina/Ndistr?nazwisko=Musiał bzw. =Musioł; Zugriff: 11. 02. 2022). Abb. 82 illustriert den starken Sprachkontakteinfluss des Tschechischen auf die entsprechenden auf -l-Partizipien beruhenden FamN im Polnischen.

Abb. 82: Verbreitung von Musiał (a) und Musioł (b) in Polen.

4.7 Schabowski, Nowak, Pospischill: Familiennamen aus slawischen Sprachen

149

Abb. 83: Polnisch Musiol, Musial vs. tschechisch Musil (a) und polnische FamN auf -alla (b).

Ungeachtet ihrer eher geringen Frequenz innerhalb des polnischen FamN-Inventars haben diese Partizipialnamen deutliche Spuren im deutschen FamN-Schatz hinterlassen. Abb. 83a stellt die Verbreitung der polnischen FamN Musial und Musiol (< poln. musiał, dialektal musioł) in Deutschland ihrer tschechischen Entsprechung Musil (< tschech. musil ‘er musste’) gegenüber. Polnische FamN aus l-Partizipien enden oft auf hypokoristisches -a, so wie beim FamN des Fußballspielers Musiala. Abb. 83b dokumentiert weitere frequente derverbale polnische FamN auf -ała, eingedeutscht zu -ala oder -alla: Domogalla (< ‘er forderte’), Typ Schwitalla mit Schwitalla 454 und Switalla 109 (< polnisch-dialektal świtać ‘laufen, springen; ausschlagen (Pferd)’; übertragen ‘einen Schlag auf den Kopf bekommen’) und Czekalla (< ‘er wartete ab, verharrte’); zu Przybilla (< ‘er ist neu angekommen’) s. o. Abb. 75b. FamN auf -alla können auch Patronyme mit hypokoristischer Endung sein, so z. B. Thomalla 612 < poln. Tomala zu Tomasz (Thomas), Kuballa 178 < poln. Kuba (Jakob) oder Symalla 182 < poln. Symon/Szymon (Simon). 4.7.4.3 Žuk, Ivanov, Lukašenko: Familiennamen aus ostslawischen Sprachen Eine Besonderheit des weißrussischen wie ukrainischen Namensystems sind die zahlreichen FamN ohne namenbildendes Suffix, z. B. Žuk (< ostslawisch žuk ‘Käfer’). Im Russischen hingegen, wo patronymische Suffixe üblich sind, kommt die suffixlose Namenform deutlich seltener vor als die suffixhaltige, vgl. Žukov (eingedeutscht zu Schukow oder Schukoff) – analog zum häufigsten russischen FamN Ivanov (s. o. Abb. 76b). Daneben kennzeichnen die onymischen Suffixe -enko (Lukaschenko/Lukašenko < Rufname Lukaš) bzw. -čuk (Bondarčuk < bondar ‘Fassmacher’) ukrainische FamN. Abb. 84 zeigt dies anhand ver-

150

4 Familiennamen als Fenster zur Migrationsgeschichte

Abb. 84: Koval, Kovalčuk und Kovalenko in der Ukraine.

schiedener FamN-Bildungen auf Basis von ukrain. koval ‘Schmied’ in der Ukraine. Es lässt sich in dieser Abbildung deutlich eine Ost-West-Verteilung dieser Suffixe erkennen (https:// ridni.org/compare/?Коваль+Ковальчук+Коваленко; Zugriff: 11. 02. 2022).

4.7.4.4 Dimitrievski, Nestorovski, Javacheff: Familiennamen aus dem Mazedonischen und Bulgarischen Bei der Qualifikation zur Fußballweltmeisterschaft 2022 in Katar wurden Deutschlands Fußballer vom kleinen Nordmazedonien überraschend besiegt. Die Namen der mazedonischen Spieler lauteten u. a. Dimitrievski, Nestorovski, Velkovski, Stojanovski, Trajkovski, Ristovski, d. h. sie enden mit dem onymischen Suffix -evski/-ovski. Dieses entstammt der Pluralform -evci bzw. -ovci, die Zugehörigkeit zu den Mitgliedern einer Familie signalisiert und sich schon ab dem 14. Jh. zur typischen Namenendung entwickelt. So kann man den FamN Dimitrievski als ‘von den Leuten/der Familie des Dimitri’ deuten (Brendler/Brendler 2007, 501). Demgegenüber haben sich in den anderen südslawischen Sprachen andere Suffixe zu typischen onymischen Markern entwickelt, vgl. bulgarisch -ev/-ov, slowenisch -ič, kroatisch, serbisch, bosnisch -ić. Im deutschen FamN-Inventar signalisieren sie die jeweilige slawische Herkunft. Beträchtliche graphische Varianz generiert die Übertragung der kyrillischen in die lateinische Alphabetschrift. Der in Bulgarien als Христо Владимиров Явашев (in deutscher Transkription Christo Wladimirow Jawaschew, in englischer Christo Vladimirov Javacheff) geborene Verhüllungskünstler Christo hat seinen Originalnamen beträchtlich verkürzt, wenn man bedenkt, wie viele Varianten zu seinem FamN existieren: Jawaschew, Jawatschew, Javacheff, Javaš ev, Javač ev und Javatcheff, Javatš eff. Andrea Scheller

4.8 Tolkien, Wowereit, Valaitis: Familiennamen aus den baltischen Sprachen

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4.8 Tolkien, Wowereit, Valaitis: Familiennamen aus den baltischen Sprachen FamN aus den baltischen Sprachen sind heute vor allem in Litauen und in Lettland verbreitet. Historisch finden wir sie auch in Ost- und Teilen von Westpreußen, denn neben dem sogenannten Preußisch-Litauischen im Norden Ostpreußens zählt auch die bis zum 17. Jh. dort weiter südlich verbreitete Sprache der prußischen Ureinwohner, das sogenannte Altpreußische, zu den baltischen Sprachen. Trotz sprachlicher Verwandtschaft haben aufgrund unterschiedlicher historischer Entwicklungen der Regionen diese FamN ein ganz unterschiedliches Aussehen. Preußisch-litauische und altpreußische FamN, die einen beachtlichen Teil des Familiennameninventars Ost- und Westpreußens bildeten, liegen vor allem in eingedeutschter Form vor. Sie gelangten mit ihren Trägern nach 1945 in großer Zahl in das Gebiet der heutigen Bundesrepublik, hier insbesondere nach Norddeutschland und ins Ruhrgebiet. Die litauischen und lettischen FamN im heutigen Litauen und Lettland sind vielfach von der fremdsprachigen (deutschen und polnischen) graphischen Überprägung befreit worden und liegen in der Regel in normierten Schreibungen der jeweiligen Sprache vor.

Abb. 85: Übersicht über die Verbreitung der baltischen Sprachen.4

4 Nach Vorlage der Übersichtskarte der Ostsee von NordNordWest/Wikipedia, erstellt von Margarethe Schiller (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/legalcode).

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4 Familiennamen als Fenster zur Migrationsgeschichte

4.8.1 Altpreußische Familiennamen Der britische Autor J. R. R. Tolkien wusste möglicherweise nichts von der altpreußischen Herkunft seines FamN. Dennoch könnte man glauben, dass er in seinem weltberühmten Roman Herr der Ringe auch die sagenumwobene Geschichte des baltischen Volkes der Prußen verarbeitet hat, das sich jahrhundertelang tapfer gegen die Übermacht des Deutschen Ordens verteidigte, jedoch letztlich unterworfen wurde. Die Sieger bemächtigten sich des prußischen Erbes und eigneten sich den Namen der Besiegten an. Heute gilt Preußen als Inbegriff des Deutschseins. Trotz der oft sehr grausam geführten Auseinandersetzungen mit dem Deutschen Orden wurden die Prußen nicht ausgerottet. Sie lebten unterprivilegiert neben den deutschen Siedlern und assimilierten sich allmählich. Im 16. Jh. war das Altpreußische noch so weit verbreitet, dass im Zuge der Reformation der Lutherische Kleine Katechismus auch ins Altpreußische übersetzt wurde. Diese zwischen 1545 und 1561 in drei Auflagen in Königsberg erschienenen Katechismen sowie zwei ältere, wenig umfangreiche Vokabulare sind die einzigen Quellen, die heute Zeugnis von dieser Sprache ablegen. Da sich die FamN im späteren Ostpreußen zu einer Zeit herausgebildet haben, als das Altpreußische noch lebendig war, existiert eine Vielzahl von FamN altpreußischer Herkunft noch heute. Allerdings liegen diese in stark eingedeutschter Form vor, die die altpreußischen Züge kaum erkennen lässt. Die starke Überformung durch das Deutsche und die mangelhafte Kenntnis, die wir vom Altpreußischen haben, machen die Deutung dieser FamN schwierig. Da nur wenige Wörter des Altpreußischen überliefert sind, muss Sprachmaterial aus den verwandten Sprachen Litauisch und Lettisch zur Klärung der Bedeutung der FamN herangezogen werden. Leicht als altpreußische FamN erkennbar sind FamN, die auf zweistämmige baltische Rufnamen und deren Kurzformen zurückgehen. Sie bilden die älteste Namenschicht. Die entsprechenden Namenglieder sind vor allem durch den Vergleich mit dem Litauischen oder Lettischen gut bekannt. Auf prußische Vorfahren können die Träger der FamN Erbut(h) 21+37, Norgall 76 oder T(h)uleweit 73+20 verweisen. In den baltischen zweistämmigen Rufnamen wurde wie in den vergleichbaren germanischen und slawischen Rufnamen ursprünglich ein Wunsch für das Kindeswohl formuliert, der, auch wenn es gelingt, die Bedeutung der Namenglieder festzustellen, nicht immer zu rekonstruieren ist. Häufiger sind allerdings FamN, die auf die Kurzformen der zweistämmigen baltischen Rufnamen zurückgehen. Diese sind aus einem der beiden Namenglieder gebildet, das in der Regel mit einem Diminutivsuffix verbunden ist. Oftmals sind die zugehörigen Vollformen als FamN nicht überliefert. Neben Tuhlke 229 (vgl. T(h)uleweit) gehören dazu die FamN Darge 176 und Dargel 664, Laudien 333, Glandien 137 oder Minuth 279. Altpreußische Formen christlicher Rufnamen sind relativ selten in FamN anzutreffen, da diese häufig eingedeutscht wurden und somit nicht mehr von den entsprechenden deutschen FamN zu unterscheiden sind. Ausnahmen sind z. B. die FamN Step(p)uhn 8+192 (Stephan), Anhut(h) 93+107 (Johannes) oder Petruck 82 (Peter). Altpreußische Berufs- und Übernamen sind angesichts der fragmentarischen Kenntnis des Altpreußischen schwerer zu identifizieren. Der FamN Tolk 128 kann wohl auf alt-

4.8 Tolkien, Wowereit, Valaitis: Familiennamen aus den baltischen Sprachen

153

Abb. 86: Steppuhn, Thulke, Laudien, Tollkühn (a) und Naujoks, Naujokat (b) um 1890.5

preußisch tolke ‘Dolmetscher’ zurückgeführt werden, das in dieser Bedeutung auch ins Deutsche übernommen wurde und eine Berufsgruppe bezeichnete, die z. B. im Gottesdienst die Predigt des deutschen Geistlichen für die prußischen Gläubigen übersetzte. Der namengebende Vorfahre des britischen Schriftstellers Tolkien war wohl Sohn eines Dolmetschers, denn das Suffix -in wurde im Altpreußischen zur Bezeichnung der Nachkommenschaft verwendet. Altpreußisches sprachliches Material ist auch in Herkunftsnamen enthalten, die auf altpreußische Ortsnamen zurückgehen, wie Quednau 531 (Kreis Königsberg, ab 1939 Stadtteil von Königsberg), Runau 879 (Raunau, Kreis Heilsberg) und Lettau 596 (Kreis Mohrungen). Diese sind in Deutschland relativ häufig, weisen allerdings nicht immer auf eine prußische Abkunft der Namenträger hin, da der Herkunftsname auch zu späterer Zeit und außerhalb des altpreußischen sprachlichen Kontextes entstanden sein kann. Deutlich wird das am Beispiel des FamN Tolksdorf 1196, dem der Siedlungsname Tolksdorf, eine altpreußisch-deutsche Mischform, zugrunde liegt. Viele FamN altpreußischer Herkunft sind nicht nur lautlich eingedeutscht, sie muten auch ganz und gar deutsch an, wie z. B. Weißschnur 53, Arbeit 61 oder Tollkühn 209. Neben Schreib- und Lautvarianten der FamN (wie Weischnur 22 oder Tol(l)kien 23+28) oder historischen Belegen deutet vor allem die historische Verbreitung auf die altpreußische Herkunft dieser FamN hin (vgl. die Verbreitung des FamN Tollkühn in Abb. 86a; zu Naujoks/Naujokat s. Abb. 86b und das folgende Kap. 4.8.2).

5 Prototyp des historischen Kartierungsprogramms des DFD, erstellt von Beate Thull.

154

4 Familiennamen als Fenster zur Migrationsgeschichte

Die historische Verbreitung wird auch herangezogen, um die aufgrund der sprachlichen Verwandtschaft in der eingedeutschten Form sehr ähnlichen FamN altpreußischer Herkunft von denen preußisch-litauischer Herkunft zu unterscheiden.

4.8.2 Preußisch-litauische Familiennamen Preußisch-litauische FamN, zu denen auch der des ehemaligen Regierenden Bürgermeisters von Berlin, Klaus Wowereit, gehört, haben ihren Ursprung im Norden Ostpreußens, dem historischen litauischen Siedlungsgebiet in Preußen. Dort trennte seit dem Frieden vom Melnosee 1422 eine über 700-jährige Grenze die in Preußen lebenden Litauer von ihren Landsleuten im Großfürstentum Litauen. Mit der Einführung der Reformation in Preußen waren beide Volksteile auch konfessionell geschieden, da das Großfürstentum Litauen, das seit 1385 in Personalunion, seit 1569 in Realunion mit dem Königreich Polen verbunden war, weitgehend katholisch blieb. In Preußen bildete sich eine eigenständige, evangelisch geprägte litauische Ethnie heraus, die eine eigene preußisch-litauische schriftsprachliche Tradition begründete. Die altertümliche, im Wesentlichen am Vorbild der polnischen Graphie orientierte preußisch-litauische Schriftsprache hat sich bis zum Ende der 1930er Jahre erhalten. Da der Verschriftlichung der preußisch-litauischen FamN diese Sprachform zugrunde liegt, wird hier jeweils auf die entsprechende preußisch-litauische und nicht wie in wissenschaftlichen Publikationen üblich auf die litauische standardsprachliche Form verwiesen. Der als Preußisch-Litauen bezeichnete Landstrich umfasste im Wesentlichen den Regierungsbezirk Gumbinnen, der bei seiner Einrichtung 1815 noch den Namen Regierungsbezirk Litthauen zu Gumbinnen führte. Das geschlossene litauische Siedlungsgebiet reichte ursprünglich im Süden bis in die späteren Kreise Darkehmen und Goldap, wo es an das masurische Siedlungsgebiet grenzte. Als Folge der 1709–1711 in dieser Gegend wütenden Pestepidemie, die unter den Litauern viele Opfer forderte, und der anschließenden Ansiedlung von deutsch- und französischsprachigen Kolonisten verschoben sich die Grenzen des litauischen Siedlungsgebietes zunehmend nach Norden. Zu Beginn des 20. Jhs. gab es kompakt von Litauern bewohnte Siedlungen nur noch nördlich der Memel, im späteren Memelgebiet, das 1920 von Deutschland abgetrennt wurde und seit 1923 zur Republik Litauen gehörte. Da die Herausbildung der FamN in Ostpreußen bereits im 18. Jh. weitgehend abgeschlossen war, haben sich die preußisch-litauischen FamN, wenn auch vielfach in eingedeutschter Form, bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges in dieser Region erhalten. Bereits im 19. Jh. gelangten diese FamN mit ihren Trägern nach Königsberg, Berlin und in das Ruhrgebiet, wo sie durch die typischen Suffixe -eit, -at und -uhn deren ostpreußische Herkunft anzeigten. Auch unter den zehn häufigsten FamN preußisch-litauischer Herkunft dominieren die FamN auf -eit (Tab. 16). Der häufigste FamN allerdings ist Naujoks, auf den 2005 insgesamt 1578 Einträge im Telefonbuch kamen, sodass von fast 5.000 Namenträgern auszugehen ist (zu seiner historischen Verbreitung s. Abb. 86b). Naujoks, der den Zugezogenen meint, ist in dieser Position vergleichbar mit seinem polnischen Pendant Nowak, dem mit Abstand

4.8 Tolkien, Wowereit, Valaitis: Familiennamen aus den baltischen Sprachen

155

Tab. 16: Die 10 häufigsten Familiennamen preußisch-litauischer Herkunft in Deutschland. Rang

FamN

Telef.

Motiv

 1.  2.  3.  4.  5.  6.  7.  8.  9. 10.

Naujoks Kallweit Schneidereit Rudat Petereit Adomeit Buttgereit Kalweit Grigoleit Rimkus

1578 1031  826  820  804  640  628  603  509  508

Übername, preuß.-lit. naujokas ‘Neuling’ Berufsname, preuß.-lit. kalwis ‘Schmied’ Berufsname, preuß.-lit. szneideris ‘Schneider’ Übername, preuß.-lit. rudas ‘rotbraun’ Patronym, Peteris (Peter) Patronym, Adomas (Adam) Berufsname, preuß.-lit. butkerė ‘Böttcher’ Berufsname, preuß.-lit. kalwis ‘Schmied’ Patronym, Grigalis (Gregor) Patronym, Rimkus

häufigsten FamN in Polen. An Position 4 folgt mit Rudat ein weiterer Übername. Dieser spielt auf die rotbraune Haarfarbe eines Vorfahren an, ein Motiv, das wir auch in Wowereit (< preuß.-lit. wowerė ‘Eichhörnchen’) finden. Die Berufsnamen dokumentieren das Spektrum der Tätigkeiten, denen die preußischen Litauer nachgingen. Der Schmied, der in den zwei Schreibungen Kallweit und Kalweit unter den Top 10 zu finden ist, der Schneider, der Böttcher, aber auch die unter den weniger frequenten FamN befindlichen Wagner (Radzuweit 205 < preuß.-lit. raczius ‘Wagner’), Töpfer (Podszus 165 < preuß.-lit. puodźius ‘Töpfer’) oder Sattler (Ballnus 150 < preuß.-lit. balnius ‘Sattler’) spiegeln die bäuerliche Lebenswelt der preußischen Litauer wider. Charakteristisch für ländliche Regionen ist auch, dass aus Rufnamen entstandene FamN häufig sind, wie wir es auch in Preußisch-Litauen sehen. Typisch für preußisch-litauische FamN sind Herkunftsnamen, die allerdings anders als bei den deutschen FamN nicht auf Ortsnamen, sondern ausschließlich auf Volks- und Stammesnamen der Nachbarvölker zurückgehen. So weisen die FamN Gud(d)at 408+354 (< preuß.-lit. gudas ‘Weißrusse, Pole’) und Lenkeit 394 (< preuß.-lit. lenkas ‘Pole’) auf Zuzug aus polnisch- und weißrussischsprachigen, der FamN Kurschat 295 (< preuß.-lit. kurszis ‘Kure’) aus lettischsprachigen Regionen hin. Mit häufig abwertend verwendetem źemaitis ‘Niederlitauer’ (Szameit 181, Szameitat 455) wurden die katholischen Landsleute jenseits der Grenze bezeichnet. Wie Tab. 16 mit den 10 häufigsten preußisch-litauischen FamN zeigt, enthält der Großteil ein Suffix, vor allem -eit. Dabei handelt es sich um die eingedeutschte Form des litauischen patronymischen Suffixes -aitis, das nur selten ungekürzt erhalten ist. Mit diesem Suffix wurde vor allem aus Rufnamen, aber auch aus anderen Namenklassen die entsprechende Form zur Benennung des Sohnes gebildet (Abb. 87a zeigt die sieben häufigsten FamN auf -eit in Dtld.). Adomeit 640 (< preuß.-lit. Adomaitis) meint den Sohn des Adomas bzw. Adoms (zu Adam). Bei den FamN geht -at auf die mundartliche Variante -atis im sog. Ragniter Litauisch zurück, vgl. Adomat 339. Das Verbreitungsgebiet der preußisch-litauischen FamN auf -at dokumentiert auch die in Abb. 86b dargestellte Verbreitung des FamN Naujokat. Namen auf -us bzw. -ius bilden das Patronym mit der Suffixvariante preuß.-lit. -(i)uwaitis, eingedeutscht -uweit, vgl. Willuweit 159 (< Wilius, zu Wilhelm) oder Kurpjuweit 45 (< preuß.-lit. kurpius ‘Schumacher’). Das für ostpreußische FamN typische Suffix -uhn

156

4 Familiennamen als Fenster zur Migrationsgeschichte

Abb. 87: Frequente preußisch-litauische FamN auf -eit (a) und auf -uhn (b) in Deutschland.

(< -ūnas) hat ebenfalls patronymische Bedeutung. Es tritt im Preußisch-Litauischen ausschließlich an Namen, die auf -us bzw. -ius enden, vgl. Willuhn 209 und Kurbjuhn 158. Nur selten ist die für das Preußisch-Litauische typische ungekürzte Form -ūns des entsprechenden Suffixes erhalten, vgl. Willuns 4. Abb. 87b kartiert die häufigsten Namen dieses Typs in Deutschland. Obwohl die FamN preußisch-litauischer Herkunft überwiegend in stark eingedeutschter Schreibung vorliegen, haben sich in vielen FamN preußisch-litauische Reliktschreibungen erhalten. Das betrifft vor allem die Wiedergabe der Zischlaute wie cz (dt. tsch), sz (dt. sch), ź (vgl. das g in Garage). Da die orthographischen Regeln des Preußisch-Litauischen sich im Laufe der Zeit veränderten und die jeweiligen Schreiber diese nicht immer beherrschten, zeigen viele FamN mehrere unterschiedliche Schreibungen. Neben der oben angeführten Schreibung Podszus ‘Töpfer’ gibt es z. B. Podßus 7, Podszius 1, Podzus 43 sowie die eingedeutschten Schreibungen Podschos 3, Podschus 18. Manche der im Deutschen unverständlichen preußisch-litauischen FamN wurden volksetymologisch umgedeutet. So entstand aus Balczun 42 (< Balczus, zu Balthasar) über Balschun 94 der FamN Ballschuh 26, aus Pauks(z)tat 117+14 (< pauksztis ‘Vogel’) Paukstadt 130. Szameitpreiks 10 (< źemaiczio preikszas ‘Schwiegersohn des Žemaiten’) wurde über Szameitpreuksch 7 zu Szameitpreuß 8. Zu volksetymologischen Umformungen kam es auch bei preußisch-litauischen FamN auf -ikaitis wie Jonikaitis (< Jonikas, zu Johannes) > Jonigkeit 50, Bastikaitis (< Bastikas, zu Sebastian) > Bastigkeit 106, die den Anschein deutscher Wortbildungsmuster erwecken (Kap. 3.5; Dammel 2011, 149). Neben Rufnamen mit slawischem -k- Suffix gehen diese FamN auch auf aus dem Deutschen entlehnte Rufnamen zurück, wie

4.8 Tolkien, Wowereit, Valaitis: Familiennamen aus den baltischen Sprachen

157

Di(e)drigkeit 20+37 (< Dytrikas, zu Dietrich), Endrigkeit 96 (< Endrikis, zu Heinrich), Ludwigkeit 38 (< Ludwikis, zu Ludwig). Die aus litauischen Appellativa entstandenen FamN Leidigkeit 43 (< preuß.-lit. leidikas ‘Flößer’), Lindigkeit 27 (< preuß.-lit. lindikas ‘Eindringling’) und Herzigkeit 16 (< preuß.-lit. ercikis ‘Herzog’, entlehnt aus frühneuhochdeutsch herzog) lassen aufgrund volksetymologischer Umdeutung die litauische Herkunft nicht mehr erkennen. Gelehrte (oder solche, die sich dafür hielten) gaben ihrem FamN ein lateinisches Gepräge, indem sie z. B. das preußisch-litauische patronymische Suffix -atis durch -atus ersetzten. So geht Rudatus 8 auf Rudatis 10 bzw. Rudat zurück, Brozatus 5 auf Brozatis 1 bzw. Bro(s)zat 24+160 (< Broźys, zu Ambrosius). Gänzlich latinisiert ist der FamN Ensconatus 3 bzw. Enskonatus 9, der wohl auf den preußisch-litauischen FamN Enskeneit 6 (< Enskys, zu Hänschen) zurückzuführen ist. Unter den FamN aus den baltischen Sprachen bilden die preußisch-litauischen FamN in Deutschland die größte Gruppe. Bisher (2021) sind im Digitalen Familiennamenwörterbuch Deutschlands (DFD) etwa 1250 preußisch-litauische FamN erfasst, auf die ca. 40.000 Telefonanschlüsse entfallen, die etwa 100.000 Namenträger/innen repräsentieren. Da dort allerdings bisher nur die häufigsten FamN gedeutet wurden, die preußisch-litauischen FamN aufgrund zahlreicher Varianten jedoch in vielen selteneren FamN existieren, ist mit einer weitaus höheren Zahl zu rechnen.

4.8.3 Litauische Familiennamen Die Sängerin Lena Valaitis wurde 1943 als Anelė Luise Valaitytė in Memel, dem heutigen Klaipėda geboren. Das litauische Suffix -aitis, das in eingedeutschter Form -eit typisch für die preußisch-litauischen FamN ist, ist kennzeichnend für den Westen Litauens. Unter den 10 häufigsten FamN im übrigen Litauen dominieren hingegen die Suffixe -auskas und -avičius bzw. -evičius, die auf die engen historischen Beziehungen zu den heutigen Nachbarländern Polen und Weißrussland hinweisen.

4.8.3.1 Historische Hintergründe Das Großfürstentum Litauen stieg im 14. Jh. zur Großmacht im Osten Europas auf. In Union mit dem Königreich Polen (ab 1569 vereint in einem Staat Polen-Litauen) wies es nicht nur den Deutschen Orden im Westen in seine Schranken, sondern konnte auch im Osten seine Herrschaft über Gebiete des heutigen Weißrusslands und im Westen Russlands behaupten. Die litauische Sprache spielte im Großfürstentum Litauen, das viele slawischsprachige Territorien umfasste, nur eine untergeordnete Rolle. Die Sprache der Verwaltung war zunächst die ruthenische (altweißrussische) Kanzleisprache, ab Mitte des 17. Jhs. dominierte dort das Polnische. Dessen Einfluss blieb in vielen Lebensbereichen auch nach der Dritten Polnischen Teilung 1795 relevant, als der polnisch-litauische Doppelstaat an Russland fiel. FamN bildeten sich in Litauen ab dem 15. Jh. heraus und wurden zunächst nur von Vertretern des in den polnischen Adel integrierten litauischen Adels geführt. Besonders bekannt ist das Fürstengeschlecht der Radziwiłł (litauisch Radvila), das nicht nur hochrangige Ämter im polnisch-litauischen Staat bekleidete, sondern auch viele preußische Mili-

158

4 Familiennamen als Fenster zur Migrationsgeschichte

Tab. 17: Die 10 häufigsten Familiennamen in Litauen. Rang Männliche Form

Weibliche Form

Weibliche Form

(verheiratet)

(unverheiratet)

Herkunft/Motiv

 1

Kazlauskas

Kazlauskienė

Kazlauskaitė

poln. Kozłowski

 2

Stankevičius

Stankevičienè

Stankevičiūtė

poln. Stankiewicz

 3

Petrauskas

Petrauskienė

Petrauskaitė

poln. Pietrowski

 4

Jankauskas

Jankauskinė

Jankauskaitė

poln. Jankowski poln. Žukowski

 5

Žukauskas

Žukauskienė

Žukauskaitė

 6

Butkus

Butkienė/Butkuvienė

Butkutė

Patronym lit. Butkus

 7

Balčiūnas

Balčiūnienė

Balčiūnaitė

Patronym lit. Balčius

 8

Paulauskas

Paulauskienė

Paulauskaitė

poln. Pawłowski

 9

Vasiliauskas

Vasiliauskienė

Vasiliauskaitė

poln. Wasilewski

10

Baranauskas

Baranauskienė

Baranauskaitė

poln. Baranowski

tärs und Beamte hervorgebracht hat (Abb. 88a). Bis zum 18. Jh. nahmen auch das polnisch geprägte städtische Bürgertum und die bäuerliche Bevölkerung feste FamN an. Der polnische Einfluss zeigt sich sowohl in der Übernahme polnischer als auch in der Übersetzung oder Polonisierung litauischer FamN. Häufig wurden im Zuge der Polonisierung litauische patronymische Suffixe wie z. B. -aitis oder -ūnas durch die entsprechenden polnischen -ewicz bzw. -owicz ersetzt oder an litauische FamN das Suffix -ski angehängt. Dies spiegelt sich in den zehn häufigsten FamN Litauens wider, von denen acht die litauischen Entsprechungen der typischen slawischen Suffixe zeigen (Tab. 17). Häufig ist nicht mehr zu entscheiden, ob ein polnischer FamN übernommen oder ein ursprünglich litauischer FamN ins Polnische übersetzt und angepasst wurde. Die heutigen Formen der litauischen FamN sind Ergebnis einer weitgehenden Anpassung der überlieferten FamN an das litauische Sprachsystem und die moderne litauische Schreibweise, die in den Jahren nach der Wiedererlangung der Eigenstaatlichkeit 1918 erfolgte. Das litauische Familiennamensystem umfasst jeweils drei Formen (Tab. 17). Neben einer Form für alle männlichen Familienmitglieder (meist auf -as, -(i)us oder -is, seltener auf -a) unterscheidet es eine Form für die Ehefrau (mit dem Suffix -ienė) sowie eine Form für die unverheiratete Tochter (mit den Suffixen -aitė, -iūtė, -utė bzw. -ytė, in Abhängigkeit von der jeweiligen männlichen Ausgangsform). Von der seit den frühen 2000er Jahren bestehenden Möglichkeit, eine weibliche Namenform auf -ė zu führen, die auf die Angabe des Familienstands verzichtet, wird immer häufiger Gebrauch gemacht. 4.8.3.2 Litauische Familiennamen in der Bundesrepublik FamN, die ihren Ursprung in der heutigen Republik Litauen haben, gelangten im Wesentlichen über zwei Einwanderungswellen nach Deutschland. Die erste Welle umfasste vor allem litauische Intellektuelle, die zu Ende des Zweiten Weltkriegs aus Furcht vor der Roten Armee nach Deutschland flohen. Hier fanden sie sich in DP-Lagern wieder, bevor ein Großteil von ihnen in die USA und nach Kanada auswanderte. Die zweite Welle umfasst die

4.8 Tolkien, Wowereit, Valaitis: Familiennamen aus den baltischen Sprachen

159

Abb. 88: Radziwill (a) und Familiennamen auf -auskas, -avicius, -evicius (b) in Deutschland.

Einwanderung nach 1991, die in Abb. 88b allerdings nur bis 2005 abgebildet werden kann. Die Einwanderung aus Litauen im Rahmen der Arbeitnehmerfreizügigkeit innerhalb der EU ist dort noch nicht erfasst (zu Abb. 88a s. o.). Dargestellt sind in Abb. 88b die durchweg niederfrequenten Vorkommen der 13 litauischen FamN (≥ 5 Telef.) auf -auskas (Petrauskas 12, Labanauskas 12, Ivanauskas 11 usw.) und 9 FamN auf -avičius bzw. -evičius (Simonavicius 13, Mackevicius 10, Butkevicius 9 usw.). Deutlich wird, dass die Einwanderung von Litauern nahezu ausschließlich nach Westdeutschland erfolgte, wobei es eine Konzentration von FamN mit den genannten Suffixen mit 14 Vorkommen im PLZ-Bezirk 687 und 688 gibt. Innerhalb dieses Gebiets liegt die Stadt Lampertheim, wo sich noch heute das einzige litauische Gymnasium in der Bundesrepublik befindet.

4.8.4 Lettische Familiennamen Lettische FamN sind in Deutschland aus Musik und Sport bekannt, beispielsweise die Dirigenten Mariss Jansons und Andriss Nelsons, die Mezzosopranistin Elīna Garanča, die Violinistin Baiba Skrīde oder die Organistin Iveta Apkalna, oder die Bobfahrer Oskars Melbārdis und Oskars Ķibermanis, der Skeletoni Martins Dukurs und die Rennschlittenfahrer Andris und Juris Šics.

160

4 Familiennamen als Fenster zur Migrationsgeschichte

4.8.4.1 Historische Hintergründe Viele der lettischen FamN muten schwedisch oder deutsch an. Bevor Lettland 1918 erstmals die Eigenstaatlichkeit erlangte, standen die historischen Regionen Kurland, Livland und Lettgallen jahrhundertelang unter fremder Herrschaft. So waren sie seit dem 12. Jh. vom Livländischen Orden abhängig, der deutsche Einwanderer ins Land rief, seit dem 16. Jh. von Polen-Litauen, seit 1629 von Schweden und seit 1795 von Russland. Diese wechselhafte Geschichte spiegelt sich in der heutigen Namenlandschaft Lettlands wider. Die FamN der lettischen Bevölkerung sind vergleichsweise jung. Während die anderssprachige, d. h. deutsch-, schwedisch-, polnisch- und russischsprachige Bevölkerung bereits früh FamN führte, wurden diese für die lettischsprachige Bevölkerung erst nach der Aufhebung der Leibeigenschaft in den damals zu Russland gehörenden Landesteilen Kurland (1817), Livland (1819) und Lattgallen (1861) verpflichtend. Aufgrund dieser späten Annahme und der gleichförmigen, meist auf das Suffix -iņš endenden FamN wird das lettische FamN-System häufig als künstlich wahrgenommen. Allerdings geht ein Großteil der lettischen FamN auf Hofnamen zurück, die bereits lange vorher als Beinamen verwendet wurden. Diese Hofnamen bezogen sich häufig auf den in der Umgebung anzutreffenden Bewuchs, deshalb finden sich in den entsprechenden FamN eine Vielzahl von Baum- bzw. Gehölzbezeichnungen. In den Top 10 der lettischen FamN sind Birke, Eiche, Linde und Gebüsch vertreten. Daneben sind FamN häufig, die im Zuge der Annahme eines festen FamN von den zumeist deutschen oder schwedischstämmigen Gutsbesitzern vergeben wurden bzw. sich an entsprechenden Bildungsmustern orientierten. Dazu gehört mit Rang 5 der FamN Jansons, der sowohl auf den entsprechenden schwedischen als auch deutschen FamN Janson zurückgehen kann. Durch die lange Zugehörigkeit zu Russland und insbesondere die Russifizierung zu Zeiten der Sowjetunion betrug der Anteil der Russen 2011 27 % (zum Vergleich 1989 34 %). So verwundert es nicht, dass Ivanovs und Vasiljevs Rang 2 und 9 unter den FamN in Lettland einnehmen, s. Tab. 18.

Tab. 18: Die 10 häufigsten Familiennamen in Lettland. Rang

Männliche

Weibliche

Form

Form

Einwohner

Herkunft/Motiv

 1

Bērziņš

 2

Ivanovs

Bērziņa

11753

Wohnstättenname lett. bērzs ‘Birke’

Ivanova

10790

 3

russ. FamN, Patronym russ. Ivan

Kalniņš

Kalniņa

 9468

Wohnstättenname lett. kalns ‘Berg’

 4

Ozoliņš

Ozoliņa

 8664

Wohnstättenname lett. ozols ‘Eiche’

 5

Jansons

Jansone

 6494

schwed. oder dt. FamN, Patronym Jan

 6

Ozols

Ozola

 6420

Wohnstättenname lett. ozols ‘Eiche’

 7

Liepiņš

Liepiņa

 5853

Wohnstättenname lett. liepa ‘Linde’

 8

Krūmiņš

Krūmiņa

 5794

Wohnstättenname lett. krūms ‘Strauch, Busch’

 9

Vasiļjevs

Vasiļjeva

 4858

russ. FamN, Patronym Vasilij

10

Balodis

Balode

 4799

Wohnstättenname lett. balode ‘Taube’

4.8 Tolkien, Wowereit, Valaitis: Familiennamen aus den baltischen Sprachen

161

Auch im Lettischen unterscheiden sich die Familiennamenbildungen von Frauen und Männern; die der Männer enden auf -s bzw. -is, die der Frauen auf -a bzw. -e (in Tab. 18 nimmt die weibliche Form Jansone genaugenommen Rang 6 und Ozola Rang 5 unter den Frauen ein). Nichtlettische FamN wie Jansons, Ivanovs und Vasiļjevs werden grundsätzlich durch die entsprechende Flexionsendung -s an das Lettische angepasst. Das bei lettischen FamN häufige Suffix -iņš, das früher Zugehörigkeit ausdrückte, ist heute formal identisch mit dem Diminutivsuffix. Das führt häufig zu Fehlinterpretationen. Der FamN Bērziņš darf z. B. nicht als ‘kleine Birke’ gedeutet werden, vielmehr geht er auf den Hofnamen Bērziņi ‘bei den Birken’ zurück und bedeutet ‘(der) auf dem Birkenhof ’ bzw. ‘(der) vom Birkenhof ’. Neben den Wohnstättennamen sind unter den lettischen FamN auch Übernamen weit verbreitet, z. B. Melbārdis ‘Schwarzbart’. Unter den deutschklingenden Namen befinden sich neben FamN auf -sons auch solche auf -manis, -bergs und -valds, wobei oft nicht zu entscheiden ist, ob ein deutscher FamN übernommen oder ob er nach entsprechendem Muster neu gebildet wurde. Häufig ist die deutsche Herkunft nicht mehr erkennbar, etwa bei Šics < nhd. Schütz (Kap. 4.11). Auf die historisch engen Bande der heutigen lettischen Territorien zu Polen-Litauen weisen viele FamN polnischer Herkunft hin. Sie sind am typisch polnischen Suffix -ski erkennbar, erweitert durch die lett. Endung -s (Dombrovskis, Kaminskis, Grabovskis). 4.8.4.2 Lettische Familiennamen in der Bundesrepublik Lettische FamN finden sich häufiger erst nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland. Bei den Namenträgern handelt es sich zum einen um Deutsch-Balten, d. h. um Angehörige der

Abb. 89: Familiennamen auf -ins/-ina (-in, -ing, -insch) (a) sowie auf -manis und -sons (b).

162

4 Familiennamen als Fenster zur Migrationsgeschichte

deutschsprachigen Bevölkerung Lettlands, denen mit einem Anteil von 10 % auch assimilierte Letten angehörten. Im Ergebnis des Hitler-Stalin-Paktes wurden die Deutsch-Balten 1939 zunächst in das heute zu Polen gehörende Wartheland und nach Danzig-Westpreußen umgesiedelt, bevor sie Ende des Zweiten Weltkrieges von dort nach Westen fliehen mussten. Letten, vor allem lettische Intellektuelle, gelangten in größerer Anzahl vor allem zu Ende des Zweiten Weltkrieges aus Furcht vor der Roten Armee nach Deutschland. Hier lebten sie wie die Litauer zunächst in DP-Lagern, bevor auch von ihnen viele in die USA und nach Kanada auswanderten. Eine weitere Einwanderungswelle setzte nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion nach 1991 ein. Abb. 89a zeigt die 16 häufigsten lettischen FamN auf -iņš bzw. -iņa (dt. -ins, -ina) in Deutschland mit den entsprechenden Varianten der eingedeutschten Namenformen auf -in, -insch, -ing, z. B. Berzins 43, Berzin 3, Behrsin 3, Behrsing 43 oder Kalnins 58, Kalnina 1, Kalnin 17, Kalning 17, Kalninsch 3. Abb. 89b dokumentiert die Namen (≥ 5 Telef.) auf -manis mit 13 Types (z. B. Freimanis 15, Baumanis 12, Lasmanis 9, Valdmanis 8) und -sons mit 9 Types (z. B. Jansons 20, Petersons 15, Martinsons 12, Andersons 8). Beide Karten zeigen, dass das Ziel der Einwanderung nach 1945 wie nach 1991 Westdeutschland war. Das langjährige kulturelle Zentrum war die Stadt Münster, in der es bis 1998 ein lettisches Gymnasium gab. Münster tritt allerdings nur in Abb. 89a vage hervor. Die eingedeutschten Formen auf -in, -insch und -ing, die auf eine deutschbaltische Herkunft der Namenträger deuten können, streuen auch in Ostdeutschland. Christiane Schiller

4.9 Schimanski, Kasner, Matthöfer: Namenstigma, Namenassimilation, Namenwechsel 2013 wurde die Tatsache publik, dass Angela Merkel, die als Angela Kasner geboren wurde, polnische Wurzeln hat; 1930 entschied sich ihre väterliche Familie mit dem polnischen Namen Kazmierczak, ihn als Kasner eindeutschen zu lassen. Nicht untypisch war bei solchen Angleichungen, dass ein Teil des Namens, hier die ersten drei Laute, erhalten blieb: Damit wird intern Loyalität zur Herkunftsfamilie markiert, gleichzeitig kann extern ethnische Unauffälligkeit praktiziert werden. Es handelt sich also um eine typische Kompromissintegration: Der auf -er auslautende Name mutet wie einer der vielen Berufsnamen vom Schlage Müller, Schneider, Fischer an. Von Ende des 19. Jhs. bis 1914 emigrierten ca. 3,6 Mio Polen (inkl. Masuren), die meisten (2,6 Mio) in die USA, ca. 400.000 ins Ruhrgebiet, wo sie mehrheitlich im Bergbau arbeiteten; viele wanderten nach 1918 wieder ab. Weitere 100.000 lebten in Berlin, Bremen und (dies gilt für Merkels Vorfahren) Hamburg. Hinzu kamen weitere Bevölkerungsgruppen slawischer Herkunft. Wieviele Frauen sich darunter befanden, erschließt sich aus der (onomastischen) Literatur nicht. Von Burghardt 1975, Menge 2000 und Rymut/Hoffmann 2006 sind insbesondere die polnischen Namen im Ruhrgebiet untersucht worden, darauf beruhen die folgenden Ausführungen. Polnische FamN waren bald stark stigmatisiert. Menge 2000 spricht von einer negativen „Namenphysiognomie“ (129). Erkennbar ist dies an der abwertenden Semantik von

4.9 Schimanski, Kasner, Matthöfer: Namenstigma, Namenassimilation, Namenwechsel

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Polack(e) und pejorativen Wortbildungen wie Besoffski oder Radikalinski, die Gebrauch von typischen Namenbestandteilen machen (in den USA gelten Namen auf -ski als jüdische Namen wegen des Zuzugs vieler JüdInnen aus Osteuropa; s. Allen 1983, 313). Wichtigstes Ziel des Namenwechsels war es, einen deutsch klingenden Namen zu generieren. Neben dem Namenstigma begründet sich dies durch die Tatsache, dass polnische Namen in Lautung und Schreibung stark von deutschen Mustern divergieren und daher besonders häufig von Fehlschreibungen und falscher Aussprache betroffen waren. Heute sind polnische Namen dagegen kaum noch markiert und in allen Bereichen inkl. Wissenschaft und Politik vertreten, s. den Biologen Bernhard Grzimek, den Politiker Hans-Jürgen Wischnewski (poln. Wiśniewski), einen Tatort-Kommissar namens Schimanski (poln. Szymański); ein Kinderbuchmaulwurf heißt Grabowski. Der polnische Name Nowak ist in Dtld. der häufigste nichtdeutsche Name und steht auf Rang 156 der FamN. Schätzungen von Burghardt 1975 und Menge 2000 zufolge haben mehr als ein Viertel der (Nachfahren der) Zuwanderer ihren FamN gewechselt, und dies noch lange nach dem Zweiten Weltkrieg (ab 1945 kamen Flüchtlinge und Vertriebene aus dem Osten hinzu). Rymut/Hoffmann 2006 sprechen von ca. 30.000 Namensänderungen zwischen 1880 und 1935 (von denen, da ganze Familien dahinter standen, natürlich deutlich mehr Personen betroffen waren). Dies steigerte sich nochmals in der Zeit des Nationalsozialismus. Prinzipiell unterscheidet man zwischen Namenassimilation (Angleichung) und Namenwechsel, wozwischen ein Kontinuum besteht. Erstere liegt vor, wenn der neue Name einen Ähnlichkeitsbezug zum alten enthält, letzterer bei einem völlig neuen Ausdruck. Die Namenassimilation beginnt bei rein graphischen Eindeutschungen bzw. Deslawisierungen, wobei Diakritika (Zusätze an Buchstaben, z. B. ś, š oder ń) besonders früh wegfallen, s. Szymański > Szymanski, Wróbel > Wrobel. Ebenso werden (im Deutschen) unübliche Buchstabenkombinationen vereinfacht (Klyszcz > Klys, Majchrzak > Maischak) oder in deutsche Muster überführt, z. B. sz oder cz > sch wie in Szymanski > Schimanski, ebenso Baudisz > Baudisch, Piszczolka > Pizolka. Ein und derselbe polnische Name konnte in mehreren assimilierten Varianten erscheinen. Czopek-Kopciuch 2006, XXXII schreibt: „Den polnischen Familiennamen Kaczmarczyk gibt es in 11 Schreibvarianten, Krawczyk in 22“. Phonologische bzw. lautkombinatorische Anpassungen machen die Eindeutschung hörbar, z. B. Mlynarek > Mynarek, Grzesch > Gresch, oft in Kombination mit Verkürzungen wie bei Grodzinski > Grod. Als weitere Stufe werden Wortbildungselemente entweder nur entfernt (Plattek > Platte, Bieneck > Biene) oder durch deutsch klingende ersetzt; hierunter fällt das eingangs erwähnte Beispiel Kazmierczak > Kasner, auch Wisniewski > Wisner, Lawniczak > Lawing, Schlachta > Schlachter, Szwajczyk > Schweizeck, Pawlicki > Pahlmann, Janowski > Janfeld, Kuklinski > Kukhöfer, Drozdzinski > Droberg. Poln. -czyk wurde zu -zig (Klepczyk > Klepzig), -(w)icz zu -(w)itz (Koszewicz > Koschewitz). Manche Namen docken volksetymologisch an andere deutsche Wörter an wie z. B. Heflik > Höflich, Puzyck > Putzig, Kluschatschka > Kluge. Besonders häufig werden Zusammensetzungen auf -berg, -berger, -hof, -höfer oder -feld kreiert. Bestimmte Anlautstrukturen bleiben oft erhalten, wofür neben der erwähnten Loyalität auch der profanere Grund gelten dürfte, dass bei Beibehaltung der ersten Buchstaben die Namensänderung weniger kostete (Menge 2000, 127). Was das auffällige Suffix -ski betrifft, so bezeichnete es ursprünglich einen männlichen Namensträger. Bei Frauen endeten solche Namen auf -ska. Diese polnische Geschlechtsan-

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4 Familiennamen als Fenster zur Migrationsgeschichte

Abb. 90: Namen polnischer Abkunft auf -ski (a) und auf -ska (auch tschech. Abkunft möglich) (b).

zeige am Namen war in Dtld. unüblich, weshalb in der Regel das Suffix -ski gewann und auf die gesamte Familie übertragen wurde. Auch diese Vereinheitlichung kann als ein Integrationsprozess verstanden werden (deutsche FamN sind geschlechtsneutral). Abb. 90a enthält alle Namen auf -ski ≥ 20 Telef.; dies ergibt 215981 Telef. bei 2439 Types (unterschiedliche Namen auf -ski). In Wirklichkeit sind es deutlich mehr, wenn man die Namen unter 20 Telef. einbezöge (DFA 3, 542–553). Die Namenverbreitung lässt klar das Ruhrgebiet und den Norden Deutschlands hervortreten. Doch haben einige Namen die Endung -ska generalisiert (Abb. 90b). Um weitgehend auszuschließen, dass es sich dabei um vereinzelte Polinnen (oder Tschechinnen) handelt, die ihre Tradition fortsetzen, wurden auch hier nur FamN ≥ 20 Telef. einbezogen und außerdem nur solche ska-Namen kartiert, zu denen mindestens halb so viele ski- oder sky-Namen vorliegen. Es verbleiben nur 29 unterschiedliche Namen mit insgesamt 1228 Telef. Neben dem Ruhrgebiet ist das Rhein-Main-Gebiet erkennbar, sodann Streuungen im Norden und Osten Deutschlands Richtung polnische Grenze, was auf jüngere Einwanderung schließen lässt. Namenwechsel liegt nicht nur dann vor, wenn deutsche Allerweltsnamen wie Müller, Wagner, Hoffmann gewählt werden, sondern auch, wenn polnische Namen ins Deutsche übersetzt werden, z. B. Wilczewski ‘Wölfchen’ > Wolf, Slombowski zu sloma ‘Halm’ > Hälmler, auch Pawlowski > Paulsen. Am Ende dieser Skala stehen komplett neue Ausdrücke entweder mit geringem oder ohne jeglichen Bezug zum Originalnamen (geringer Bezug: Krawczyk > Kraft; ohne Bezug: Gruscha > Wollmann, Stackorski > Wellhausen, Cerwinski > Rothardt). Burghardt 1975 deutet aber auch Grenzen solcher Eindeutschungen an: Er erwähnt die Klage eines Münsteraner Regierungspräsidenten, der sich 1911 darüber beschwert, dass Trä-

4.10 Klose und Klawitter: Familiennamen der Ostprovinzen des Deutschen Reiches um 1890

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ger polnischer Namen urdeutsche FamN wie Müller, Meier, Schmidt wählten, was man zu unterbinden habe, da solche Namen „zur Kennzeichnung wenig geeignet erschienen“ (157). Trotz des sog. Germanisierungsdrucks war das komplette Aufgehen in der Mehrheitsgesellschaft offensichtlich auch nicht erwünscht. Der alte FamN wurde in der Regel vergessen bzw. gelöscht. Dass dies sogar zu Tabuisierungen führen konnte, deutet Menge 2000, 128 an, wenn er schreibt, dass „eine Reihe von Politikern einen Namen […] tragen, der aus einem polnischen Namen hervorgegangen ist. Vom ehemaligen Bundesminister Matthöfer weiß man das im Ruhrgebiet, weitere Beispiele sollen hier nicht genannt werden“ (ähnlich Rymut/Hoffmann 2006, XII–XIII).

4.10 Klose und Klawitter: Familiennamen der Ostprovinzen des Deutschen Reiches um 1890 4.10.1 Familiennamengeographie um 1890 Die umfangreichste historische Quelle zur Erhebung des FamN-Bestandes sind die Listen der Verluste an Soldaten des Ersten Weltkriegs, sei es durch Tod, Verwundung, Krankheit oder Gefangenschaft. Die Listen enthalten Daten von rund 8,5 Millionen Personen mit 460.000 verschiedenen FamN aus allen Gebieten des damaligen Deutschen Reiches mit Lokalisierung der Personen an 142.000 Wohnorten. Das durchschnittliche Geburtsdatum dieser Personen ist das Jahr 1890. Die Listen repräsentieren mit ca. 15 % der damaligen Reichsbevölkerung die FamN-Landschaft in einer Zeit noch vor den großen europäischen Migrationswellen und der beschleunigten Urbanisierung im 20. Jh. Sie wurden vom Verein für Computergenealogie e.V. für namenkundliche Auswertungen digitalisiert und sind unter https://nvk.genealogy.net/map/1890 abrufbar, wonach auch die folgenden Karten mit freundlicher Genehmigung des genannten Vereins hier abgedruckt sind. Erfasst sind 7,7 Millionen Datensätze. Eine entsprechende Aufbereitung der Verlustlisten für ÖsterreichUngarn ist vorgesehen (Flores Flores/Gilles 2020). Diese Listen ermöglichen zunächst, die Verbreitung von FamN auch in den damaligen Ostprovinzen des Deutschen Reiches zu erfassen. Abb. 91 führt dies mit folgenden Beispielen vor Augen: Schneidereit (rot) zu preußisch-litauisch szneideris ‘Schneider’ und Eisenblätter (grün) ‘Walzschmied, Panzerschmied’ mit Schwerpunkt in Ostpreußen, Damaschke (blau) (< Thomas) in Westpreußen, Lüdtke (orange) (< Ludolf) in Hinterpommern (Lüdke etwas seltener im gleichen Raum, aber weiter nach Westen bis nach Mecklenburg verbreitet), Fechner (lila) (< slawisch Vech, Kurzform von Venczlaw) in Posen, Fiebig (hellblau) ‘der am Viehweg’ in Niederschlesien und Kupka (braun) (< Jakob) in Oberschlesien. Abb. 92 gilt den Beispielen Kamin (grün) ‘aus Kam(m)in’ im Raum Danzig, Gohlke (dunkelblau) zu polnisch goły ‘kahl, nackt’ im Kulmerland, Klawitter (hellblau), wohl eine westslawische Form von Nikolaus mit dem Diminutivsuffix -ita in Posen, Kliem (rot) (< Clemens) in Niederschlesien und Klapper (oliv) ‘Schwätzer’ oder zu mhd. klepper ‘Lehenspferd’ in Oberschlesien. Abb. 93 zeigt, wie die drei damals (und heute) häufigsten polnischen FamN in diesen Gebieten verteilt waren, an erster Stelle Nowak (blau) ‘Neusiedler’ (Kowalski ‘Schmied’ an

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4 Familiennamen als Fenster zur Migrationsgeschichte

Abb. 91: Typische Familiennamen im Osten des Deutschen Reichs um 1890.

Abb. 92: Kamin, Gohlke, Klawitter, Kliem, Klapper um 1890.

4.10 Klose und Klawitter: Familiennamen der Ostprovinzen des Deutschen Reiches um 1890

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Abb. 93: Nowak und Wisniewski um 1890.

zweiter Stelle bietet etwa dasselbe Verbreitungsbild), an dritter Stelle Wisniewski (lila) ‘aus Wiśniew(o)’. In allen drei Fällen lässt sich eine starke Übersiedlung ins Ruhrgebiet beobachten.

4.10.2 Bevölkerungsverschiebungen am Ende des Zweiten Weltkriegs Die Verlustlisten ermöglichen sodann die Erfassung der Bevölkerungsverschiebungen am Ende des Zweiten Weltkriegs, als elf Millionen Deutsche als Flüchtlinge oder Vertriebene nach Westen kamen. Abb. 94 zeigt, wo drei etwa gleich häufige FamN 1890 beheimatet waren, Kallweit (gelb) zu preußisch-litauisch kalwis ‘Schmied’ in Ostpreußen, Dahlke (braun) (< Dali[mir]) in Hinterpommern und Kupke (blau) (< Jakob) in Schlesien. Abb. 95a und Tab. 19 weisen sodann nach Telef. des Jahres 2005 nach, wo und wie häufig diese FamN aus den verschiedenen Ostprovinzen jetzt in Deutschland verteilt sind. Einer der häufigsten FamN in ganz Schlesien und fast nur dort war Klose (< Nikolaus). Auch er findet sich 2005 hauptsächlich in denselben Regionen wie Kupke auf Abb. 95a. Auf Abb. 95b wird die Verbreitung von vier etwa gleich häufigen, ehemals östlich von Oder und Neiße beheimateten FamN um 2005 dokumentiert, um die Verteilung der ostpreußischen Namen Rudat ‘rotbraun’ und Petereit (< Peter) derjenigen von niederschlesisch Fiebig ‘am Viehweg’ und oberschlesisch Gottschlich (< Gottschalk) gegenüberzustellen. Auch hier tritt wie auf Abb. 95a die Verteilung der ostpreußischen Namen (gelb, braun, grün) in der ganzen Nordhälfte von Deutschland und der schlesischen Namen (rot, blau) besonders

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4 Familiennamen als Fenster zur Migrationsgeschichte

Abb. 94: Kallweit, Dahlke, Kupke um 1890.

Abb. 95: Kallweit, Dahlke, Kupke (a), Rudat u. a. (b) um 2005.

169

4.10 Klose und Klawitter: Familiennamen der Ostprovinzen des Deutschen Reiches um 1890

Tab. 19: Verhältnis von Kallweit, Dahlke, Kupke in einstelligen Postleitzahlbezirken. PLZ

0

1

2

3

4

5

6

7

8

9

Kallweit Dahlke Kupke

 95  82 212

109 354 199

171 237 103

141 246  94

203 196  74

107 137  95

40 66 34

57 59 67

51 64 59

39 43 63

Abb. 96: Kruse vs. Krause um 1890.

in Nordrhein-Westfalen, Südniedersachsen und Sachsen vor Augen. Bei den beiden Abb. 95 zeichnet sich jeweils dasselbe Gefälle zwischen einer größeren Anzahl Zugezogener im Norden und einer kleineren im Süden ab. Der Grenzverlauf entspricht dem zwischen der damaligen englischen Besatzungszone im Nordwesten und der sowjetischen im Nordosten gegenüber der französischen im Südwesten und der amerikanischen im Südosten. Die Verlustlisten ermöglichen sodann, den Verbreitungsradius von FamN über den Zeitraum von 115 Jahren hinweg zu vergleichen. Abb. 96 zeigt dies am Beispiel der zahlreichen Kruse ‘Kraushaar’ mit niederdeutschem u (blau) und den hochdeutsch diphthongierten Krause auf (grün). Im Jahre 1890 grenzen sich die Areale der beiden Varianten sehr klar voneinander ab. Die Grenze verläuft etwa von Erfurt über Eisleben – Magdeburg – Havelberg – nach Uckermünde nordwestlich von Stettin. Im Jahre 2005 dominiert durch den Zuzug der vielen Krause aus Gebieten östlich von Oder und Neiße im ehemaligen Kruse-Gebiet mit Ausnahme von Ostfriesland und einigen Regionen in Holstein fast überall hochdeutsches Krause, welches sich nun auch relativ häufig in Süddeutschland findet, s. Abb. 97a. Abb. 97b ergänzt das Bild um die weniger

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4 Familiennamen als Fenster zur Migrationsgeschichte

Abb. 97: Kruse vs. Krause im Jahr 2005 (a) und weniger häufige Varianten (b).

Abb. 98: Kraus vs. Krauß 1890 (a), Kraus vs. Krauss vs. Krauß 2005 (b).

4.11 Eisenhower, Hoover, Goffman: Deutsche Namen im Ausland

171

häufigen Varianten ≥ 10 Telef. Einige davon sind typische Kompromissformen im Übergangsgebiet zwischen den im Norden und den im Süden herrschenden Hauptvarianten: Cruse 231; Krus(s) 94+48 mit Kruß 82; (K/C)rusen 64+10 im patronymischen schwachen Genitiv; Krau(ß/ss)e 1071+82; der Genitiv Krausen 115. Bei den auffallenden Vorkommen in Mittelbaden ist undiphthongiertes alemannisches Krus(s), Kruß erhalten geblieben. In der Südhälfte von Deutschland herrschten um 1890 so gut wie ausschließlich die apokopierten Formen Kraus (violett) und Krauß (hellgrün). Die Schreibung Krauss kommt nur in einem einzigen (!) Eintrag vor, Abb. 98a. Im Jahre 2005 hat sich dagegen im Zuge der Entwicklung der Schriftsysteme auch die Schreibung Krauss (blau) mit 23 % gegenüber Krauß mit 77 % etabliert, Abb. 98b (DFA 1, 420–427). In Abb. 19 (Kap. 2.3.1) wird die Verbreitung von fünf etwa gleichhäufigen FamN innerhalb der BRD in den Jahren 1890 und 2005 verglichen. Dabei zeigt sich, dass die Verbreitungsräume weitgehend gleichgeblieben sind, abgesehen von der Verdichtung dieser Namen in den Großstädten, die in oder nahe bei den betreffenden Räumen liegen.

4.11 Eisenhower, Hoover, Goffman: Deutsche Namen im Ausland Im Folgenden wird die entgegengesetzte Perspektive eingenommen, indem wir einen Blick auf deutsche FamN werfen, die im Zuge von Migration in andere Länder getragen wurden und dort ebenfalls Anpassungen erfahren haben. Meist ist dies erst nach mehreren Generationen geschehen, manchmal aber auch schon bei oder kurz nach der Ankunft, etwa wenn Einheimische den Namen anders verschriftet oder ausgesprochen haben. Vor allem während der Weltkriege waren deutsche Auswanderer wenig daran interessiert, deutsch klingende Namen zu tragen. Wenn es z. B. kein Zeichen für ü gibt, dann wird Müller zu Muller, Mueller oder Miller. Als Beispiel wählen wir die relativ gut untersuchte Auswanderung in die USA. Im Anschluss daran werfen wir einen Blick auf die Integration deutscher Namen ins Tschechische und Russische – und von dort wieder zurück ins Deutsche.

4.11.1 Die deutsche Auswanderung in die USA Man schätzt, dass seit Ende des 17. Jhs. fast sieben Millionen Deutsche bzw. Deutschsprachige in die USA ausgewandert sind (Eichhoff 2001); besonders viele haben sich in Pennsylvania niedergelassen. Die Gründe für die Auswanderung sind vielfältig und reichen von wirtschaftlicher Armut über religiöse Verfolgung bis dahin, dem Militärdienst zu entgehen. Auch Donald Trumps Vorfahren gehörten dazu; sie stammen aus Kallstadt an der Weinstraße und emigrierten zum Ende des 19. Jhs. (zu Trump s. Abb. 296b in Kap. 6.4.19). Deutsche Immigranten bilden bis heute die größte Einwanderergruppe in den USA. Dass bei ihnen großes Interesse an Nachforschungen zu ihrer Herkunft besteht, zeigt sich u. a. auch daran, dass die meisten ausländischen Zugriffe auf das Digitale Familiennamenwörterbuch Deutschlands (DFD) (s. Kap. 1) aus den USA kommen. Die zweitgrößte Gruppe stammt aus Brasilien. Obwohl oder vielmehr weil Englisch und Deutsch zwei relativ eng verwandte Sprachen sind, kam es bei den FamN zu Anpassungen ans englische Sprach- und Schriftsystem,

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4 Familiennamen als Fenster zur Migrationsgeschichte

gehäuft jedoch erst ab der 2. oder 3. Generation (Eichhoff 1991). Dass von Generation zu Generation die Anglisierung der FamN zunahm, illustriert Eichhoff 2001, 247 anhand von Grabsteinen auf Friedhöfen, wo die Eltern noch Sonntag heißen, deren Kinder aber Sunday – ähnlich bei Wüst, Wuest und Wist. Mit der Anglisierung korreliert der Rückgang deutscher Sprachkenntnisse der Nachfahren deutscher Einwanderer. Versucht man, die Anglisierung zu strukturieren, dann dürfte die sog. Leseaussprache (spelling pronunciation) die größte Gruppe betreffen: Das deutsche Schriftbild bleibt erhalten, die Buchstaben werden aber mit englischer Aussprache (den üblichen Leseregeln folgend) artikuliert; z. B. wird Zimmermann statt mit [ts] mit stimmhaftem [z] ausgesprochen. Die Buchstabenfolge ch wird, anders als im Deutschen, als [k] oder [tʃ ] artikuliert, z. B. bei Koch, Richter, Wunderlich. Auch die Vokale werden der englischen Aussprache angepasst, etwa Wunderlich mit kurzem a [ʌ] oder Seemann mit langem [i:]. Namen mit graphischem , denen im Deutschen ein lautliches [t] entspricht, werden mit dem Reibelaut [θ] („th“) realisiert: Thiel, Rothrock, Walther, Wirth. Und ähnlich wie das graphische vor in engl. knee oder knife stumm bleibt, verstummt es auch bei Knauer, Knobloch oder Schildknecht ['ʃɪldnɛkt]. Auch phonotaktische (lautkombinatorische) Anpassungen, meist Vereinfachungen, werden vorgenommen, etwa indem [pf] zu [p] vereinfacht wird, so bei Pfalzgraf, Pfeffer, Pförsching (auf letzteren geht die Pershing-Rakete zurück), oder zu [f], z. B. bei Pfister, Schimmelpfennig, besonders häufig vernehmbar beim Namen des Pharmakonzerns Pfizer [faizəɹ], der 1849 in New York von Karl Pfizer [pfɪtsɐ] gegründet wurde, Wohnstättenname für jemanden, der an einer Pfütze gelebt hat. Auch Silbengrenzen werden in Unkenntnis des Deutschen verschoben, etwa wenn Gans.hirt als Gan.shirt oder Hildes.heimer als Hilde.sheimer (die Punkte markieren Silbengrenzen) artikuliert wird (also mit [ ʃ ] „sch“). Wurde bislang das Schriftbild beibehalten, so folgen jetzt Beispiele auch für graphische Anpassungen, zuvörderst bei deutschen Buchstaben, die im Englischen unbekannt sind: wird in aller Regel durch oder ersetzt (Geißler > Geissler, Geiszler), die Umlaute (auch ) entweder durch oder : Müller > Muller, Mueller, Jäger > Jager, Jaeger, auch Yager, Yaeger. Da, was den letzten Fall betrifft, im Englischen selten vorkommt, dafür umso häufiger, kam es zu solchen Drehungen (mit entsprechender Aussprache) wie Yeager, auch Kreamer, Geartner, Sheaffer. Speziell wurde oft als interpretiert und weitertradiert, z. B. Büttner > Biittner, Müller > Miiller, Kühn > Kiihn. Abb. 99a zeigt die heutige Verbreitung von Kraemer in den USA, Abb. 99b die von Kreamer mit gedrehter Umlautschreibung, die insgesamt seltener vorkommt. Schließlich wurden viele Namen graphisch an die mehr oder weniger anglisierte Aussprache angepasst: Huber > Hoover, Kuntz > Coontz, Schneider > Sneider, Snider, Feuerbach > Firebaugh, Sensenbach > Sensabaugh, Fasnacht > Fasnaught, Göbel > Gable, Krüger > Creager, Schütz > Sheetz, Schimmelpfennig > Shimelfenig, Sonnenschein > Sonenshine, Wilke > Wilkey, Wilkie, Eisenhauer > Eisenhower, Izenhower. Abb. 100a stellt Eisenhauer mit deutscher Originalschreibung dem teilintegrierten FamN Eisenhower (Abb. 100b) in den USA gegenüber (www.gens.info). In beiden Fällen überschneiden sich die Zuzugsgebiete der Träger dieser Namen deutlich. Bei alledem ist auch zu bedenken, dass viele deutsche Einwanderer mit ihren Namen deren dialektale Aussprache mitbrachten.

4.11 Eisenhower, Hoover, Goffman: Deutsche Namen im Ausland

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Abb. 99: Kraemer (a) und Kreamer (b) in den USA (www.gens.info).

Abb. 100: Eisenhauer (a) und Eisenhower (b) in den USA (www.gens.info).

Häufig wird -mann in -man überführt: Schumann > Shuman. ‘Unnötige’ Buchstabendopplungen wurden oft vereinfacht: Schmidt > Schmit, Fleischhauer > Fleischauer, Kirchhoff > Kirchoff. Und da viele deutsche Namen auf ein -s enden, wurde dieses -s als typisches Familiennamenzeichen (onymisches Suffix, s. Kap. 3.5) auch an andere Namen angehängt: Snyder > Snyders, Myer > Myers, Kuhn > Kuhns. Wenn deutsche Namen transparente lexikalische Strukturen enthalten, denen ähnlich lautende englische Korrelate zukommen, konnten diese auch übertragen oder ‘übersetzt’ werden, manchmal auch nur teilweise: Neumeyer > Newmeyer, Steinweg > Steinway (der Gründer des gleichnamigen Klavier- und Flügelunternehmens, das 1853 in New York gegründet wurde, hieß Heinrich Engelhard Steinweg), Weinbrenner > Winebrenner, Holzapfel > Holtsapple, Messerschmidt > Messersmith, Baumgarten > Baumgarden. Echte Übersetzungen betrafen vor allem Berufsnamen, da diese am ehesten transparent sind: Fischer >

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4 Familiennamen als Fenster zur Migrationsgeschichte

Fisher, Schmidt > Smith, Weber > Weaver, Koch > Cook (im Umkehrschluss bedeutet dies nicht, dass alle Menschen namens Cook etc. Vorfahren namens Koch etc. haben). Ohne Lautähnlichkeit: Zimmermann > Carpenter, Schneider > Taylor, aber auch Eisenhauer (Übername für einen Schmied) > Ironcutter, Seidensticker > Silknitter. Volksetymologie liegt dann vor, wenn deutsche Namen in ähnlich klingende englische Appellative überführt werden (ohne semantische oder etymologische Entsprechung): Böhm > Beam ‘Balken’, Bühlow > Pillow ‘Kissen’, Küster > Custard ‘Pudding’, Kirchthaler > Cashdollar. Ähnlich wie beim Namenwechsel polnischer Einwanderer im Ruhrgebiet, so kam es auch in den USA häufig zum kompletten Wechsel des deutschen FamN, dabei teilweise mit Reminiszenzen des neuen englischen an den alten deutschen, die nur für Insider (bzw. die NamenträgerInnen selbst) erkennbar sind und die Loyalität zur Herkunft(sfamilie) anzeigten: George Birnbaum nannte sich George Burns, John Deutschendorf wechselte zu John Denver: Hier wurden jeweils die Anlautstrukturen konstant gehalten (zu weiteren Details s. Eichhoff 2001). Wie die beiden letzten Beispiele zeigen, haben die deutschen Einwanderer schnell zu englischen Vornamen gegriffen, um ihre Kinder möglichst unauffällig in der Gesellschaft aufgehen zu lassen. Es sind immer die FamN, die wie ein biologisches Erbe den Träger:innen anhaften und derer man sich dann oft mehr oder weniger aktiv entledigt hat. Dies beobachtet auch Macha 1998: Die Rufnamen werden […] bereits in der ersten Generation anglisiert: Charles, Henry, John, William usw. sind an der Tagesordnung. Dagegen scheint sich die erste Generation mit der Transformation und Substitution ihrer mitgebrachten Familiennamen schwerer zu tun. Macha (1998, 165)

Der Rufname als von den Eltern ausgesuchter Name verortet das Kind sofort in der neuen Gesellschaft, während der FamN genealogische Funktion ausübt, indem er von Generation zu Generation weitervererbt wird. Eine Änderung des Rufnamens betrifft die individuelle Lebensgeschichte, eine Änderung des Familiennamens dagegen bedeutet stets auch die Verdeckung, das Außer-Kraft-Setzen einer überindividuellen Herkunftsgeschichte. Überlegungen solcher Art haben vermutlich bei nicht wenigen Einwanderern eine Rolle gespielt Macha (1998, 166–167)

Dies erklärt, weshalb es noch heute viele kaum oder sogar unveränderte deutsche FamN in den USA gibt und weshalb sie wenn, dann deutlich später und weniger rigide anglisiert wurden als die Rufnamen. Macha 1998 zeigt an Daten des 19. Jhs., dass Mitglieder ein und desselben Familienverbands mit ihrem FamN unterschiedlich umgegangen sind: Manche setzten ihren Namen, z. B. Thelen, fort (namentliche Kontinuität bei biographischer Diskontinuität), andere haben ihn in Taylor überführt. Doch lässt sich feststellen, dass zu Zeiten der beiden Weltkriege die deutsche Abkunft durch vermehrte Anglisierungen der FamN kaschiert wurde.

4.11 Eisenhower, Hoover, Goffman: Deutsche Namen im Ausland

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4.11.2 Deutsche Namen in slawischem Sprachkontakt Deutlich früher als in die USA sind Deutsche in slawischsprachige Länder ausgewandert, z. B. nach Polen und Tschechien. Dort kommen seit langem FamN deutscher Provenienz vor, die in das zielsprachliche Laut- und Buchstabeninventar integriert wurden. Für das Tschechische ist auf Knappová 1990 und Matúšová 2010 zu verweisen. Bei der Assimilation deutscher Namen spricht man hier von Bohemisierung. Matúšová 2010 thematisiert Bohemisierungen in den 1930er und 1940er Jahren. Damals waren es primär jüdische Familien, die ihre deutschen Namen schon vor dem Zweiten Weltkrieg aus patriotischen Gründen und als Zeichen gegen das deutsche Nazi-Regime tschechisierten, z. B. Winternitz > Veselký, Kohn > Kotek. Nach dem Zweiten Weltkrieg und der Aussiedlung bzw. Vertreibung der deutschen Bevölkerung aus der damaligen Tschechoslowakischen Republik wuchs ab 1945 der Druck auf tschechische Einwohner mit deutschen FamN, diese abzulegen oder zumindest sprachlich zu adaptieren. Knappová 1990 wertet Telefonverzeichnisse von 1987/1988 nach FamN deutscher Herkunft aus und rekonstruiert die sprachlichen Integrationsprozesse nach linguistischen Ebenen. Dabei erfolgt am häufigsten die orthographische Anpassung. So wird etwa die typisch deutsche Schreibung für langes [i:] in transformiert, in , in , in und in : Schmied > Šmíd, Ziegler > Cígler, Schwarz > Švarc, Weiss > Vajs, Schulz > Šulc, Fuchs > Fuks. Auch werden die Diphthonge in tschech. überführt: Schneider > Schnajder, Eichler > Ajchler, Bayer > Bajer. Wenn außerdem zu wird, kommt eine lautliche Anpassung hinzu, nämlich die Entrundung von nhd. [ɔi] zu tschech. [ai], s. Neumann > Najman. Auch ü und ö wurden entrundet, und zwar bei Kurzvokal ü > i (Müller > Miler) bzw. ö > e (Hölzl > Helcl), bei Langvokal ü zu ý (Hübl > Hýbl) und ö > é (Fröhlich > Frélich). Ebenso wird ä > é (Bär > Bér). Der unbetonte Schwa-Vokal [ə] fällt oft weg: Weber > Vebr, Schuster > Šustr. Und wie schon deutlich wurde, werden Doppel- in Einfachkonsonanten überführt: Müller > Miler, Hoffmann > Hofman, Beker > Bekr. Im Jahr 2016 wohnten in Tschechien 1059 Najman, 114 Vajs, 92 Bekr (www.kdejsme.cz mit Verbreitungskarten). Abb. 101 zeigt die Verbreitung von Najman in Tschechien (www.kdejsme.cz/ prijmeni/Najman/hustota/). Bemerkenswerter ist die Tatsache, dass ehemals deutsche FamN mit onymischen Suffixen versehen und damit auch morphologisch bohemisiert werden, etwa durch Hin-zufügen typischer FamN-Endungen wie -a, -ek und -lík, z. B. Pfeiffer > Feiferlík/Fajfrlík, Fajfárek, Fischer > Fišarek, Fišera, Schmidt > Šmída, Šmídek (s. Kap. 3.5 und 4.7). Nicht zu vergessen ist die Tatsache, dass die Namen von Frauen durch das Movierungssuffix -ová erweitert werden: Šubrtová, Najmanová. Echte Übersetzungen transparenter Namen ins Tschechische werden nur am Rand erwähnt, z. B. Schwarz > Černý. Hier ist das Maximum an Integration erreicht. Das gilt auch für die Überführung in nur ähnliche klingende tschechische Namen: Gottschalk > Kočárek, Lamminger > Lomikar (Knappová 1990, 181). Auch nach Russland sind viele Deutsche ausgewandert, z. B. Kaufleute bereits um 1200. Im 18. Jh. wurden unter Katharina II. deutsche Siedler angeworben. Zehntausende – vor allem aus Hessen, Baden, Bayern und der Pfalz – folgten ihrem Aufruf, die meisten ließen sich im Wolgagebiet nieder. Nach dem Angriff Deutschlands auf Russland im Jahr

176

4 Familiennamen als Fenster zur Migrationsgeschichte

Abb. 101: Die Verbreitung von Najman in Tschechien.

1941 wurden die meisten dieser Nachkommen deportiert, z. B. nach Sibirien und Kasachstan. Als SpätaussiedlerInnen sind viele ihrer Nachfahren Ende des 20. Jhs. wieder nach Deutschland gezogen. Damit haben ihre Namen oft eine zweifache Veränderung vollzogen: Zunächst eine Anpassung ans Russische, auch durch die Übertagung ins kyrillische Alphabet. Diese kyrillisch verschrifteten und auch phonologisch russifizierten Namen wurden vor der Rückkehr nach Deutschland nicht etwa in die Ursprungsversion der immerhin 8–10 Generationen zurückliegenden originären Namenträger überführt, sondern in eine Form, die den Transliterationskonventionen vom kyrillischen ins lateinische Alphabet folgte. Dieser Prozess fand noch in Russland statt: Nach einer der Behörde vorliegenden Tabelle wurden die kyrillischen Schriftzeichen schematisch durch lateinische ersetzt. […] Die deutschen Behörden ihrerseits mussten diese für sie ebenfalls ungewöhnlichen Schriftbilder mit den so vertrauten lateinischen Buchstaben nolens volens akzeptieren, also auch für die weitere Nutzung im deutschsprachigen Raum von Amts wegen übernehmen, eintragen, registrieren. Hengst (2014, 501–502)

Da es im Russischen keine Umlaute und auch kein [h] gibt, wurden Umlaute entrundet (Müller > Miller, Künzle > Kincle) und Namen mit H- zunächst durch kyrillisch Г-, ausgesprochen [g], ersetzt und später in G-/-g- rücküberführt; so wurde Hoffmann zu Гофман und dann zu Gof(f)man(n). So dürften die Vorfahren des kanadischen Soziologen Ervin Goffman – seine Eltern stammten aus der Ukraine – Hoffmann geheißen haben. Ebenso wurde Hansen > Gansen, Herman > German, Bernhard(t) > Berngardt, Reinhard(t) > Rajngardt. Der Diphthong ai oder ei kam als aj oder ej zurück: Kaiser > Kajzer, Maier > Majer, Klein > Klejn, Eisler > Ejsler. Anlautendes Sch- wurde zu S-: Schmidt > Smidt,

4.11 Eisenhower, Hoover, Goffman: Deutsche Namen im Ausland

177

Abb. 102: Namen von Aussiedler/innen aus Russland.

Schreiber > Srajber, Schwarz > Svarts, des weiteren Wolf > Volf, Wirts > Virc, Decker > Dekker (Hengst 2014, der hier von Xenographien spricht). Die absolute Karte in Abb. 102 erfasst die vormals kyrillisierten und daher wahrscheinlich von Aussiedler:innen getragenen Namen Gofman, Reingardt und Berngardt mit der typischen h- zu g-Ersetzung (inkl. niedrigfrequenter Varianten wie Gofmann, Raingard, Rejn-/Rajngard, Berngard). Das sich ergebende Streubild mit Schwerpunkt in der einwohnerstärksten Stadt Berlin und anderen Ballungsgebieten (Ruhrgebiet) spricht für nichtautochthone Namen, also für Zuzug.

5 Familiennamen als Fenster zur Sprachund Dialektgeschichte In FamN blieb die Sprache ihrer Entstehungszeit vor etwa 800 bis 600 Jahren quasi wie in Versteinerungen erhalten. Es gab damals noch keine übergreifende Einheitssprache (außer Latein), sondern nur zahlreiche Dialekte. FamN sind somit eine erstrangige Quelle für die Geschichte der deutschen Sprache und ihrer Varietäten.

5.1 Stephan oder Stefan, Jacob oder Jakob: Schreibvarianten Bei reinen Schreibvarianten, denen keine unterschiedlichen Lautungen entsprechen, tun sich mannigfache räumliche Verteilungen auf. Nicht nur bei Fremdnamen wie z. B. Jacob/ Jakob, sondern auch bei Namen deutscher Herkunft wie z. B. Karl/Carl oder Konrad/ Conrad gibt es Wechsel zwischen nativem und fremdem . Wir kontrastieren im Folgenden ph/f(f)-, c/k- und th/t-Alternanzen. Weitere, etwa z/tz, kommen in Kap. 6 bei den Patronymen und in Kap. 7 bei den regionalen Namenprofilen zur Sprache.

5.1.1 Varianz von ph und f(f ) Ursprünglich griechische Rufnamen enthielten häufig die Schreibung ph für die Aussprache [f], so Stephan mit der Bedeutung ‘Kranz, Krone’, der als FamN Rang 169 belegt. Weitere sind Christoph und Philipp. Wir beschränken uns auf den ersten Fall und kontrastieren mit Typ Stephan und Stefan bzw. (mit Endsilbenabschwächung) Steffen(s) die beiden Hauptschreibungen ph vs. f(f). In Abb. 103a finden sich die Varianten als FamN, in Abb. 103b als Vornamen im 20. Jh., denn dieser Name ist bis heute ein beliebter Jungenund – mit Stephanie/Stefanie – auch Mädchenname. Die FamN in Abb. 103a spiegeln den mittelalterlichen Stand der Rufnamenverbreitung. Sie dokumentiert ein Nord/Süd-Gefälle zwischen nördlichem und westlichem Steffen und sonst dominierendem Stephan. Da im Süden die FamN deutlich früher fest wurden, reflektieren diese Gebiete traditionellere Schreibweisen, während im Norden der Name in Laut und Schrift eingedeutscht erscheint. Interessant dabei ist, dass die Nebensilbenabschwächung mit der ff-Schreibung korreliert. Selteneres Stefan (blau) konzentriert sich ebenfalls eher im Süden. Der FamN Stephen kommt nur auf 21 Telef. und kann auch auf englische Namenträger zurückgehen. Ganz anders dagegen die Verbreitung der entsprechenden Vornamen im 20. Jh. (Abb. 103b): Die alte Schreibweise Stephan kommt zwar mit fast 43.000 Telef. noch zahlreich vor, doch nirgends als dominierende Variante. Neben der Hauptvariante Stefan kommt Stephan hauptsächlich in Westdeutschland vor, während die damalige DDR (die Namenträger sind spätestens 1980 geboren) eindeutig die vom griechischen Original maximal entfernte Form Steffen bevorzugte. Ähnlich sieht auch das Bild für die weiblichen Vornamen aus (hier nicht kartiert, s. Nübling 2020a): Typ Stephanie und Stefanie domihttps://doi.org/10.1515/9783110607284-005

5.1 Stephan oder Stefan, Jacob oder Jakob: Schreibvarianten

179

Abb. 103: Der FamN Stephan, Stefan, Steffen (a) und der heutige Vorname Stephan, Stefan, Steffen (b).

niert im Westen, wobei -ph- : -f- im Verhältnis 1 : 2 verteilt ist, während die Koseform Steffi mit ff wieder im Osten beheimatet ist, v. a. (wie bei den Männern) in Sachsen und Thüringen. Damit folgt diese Schreibung heute wie damals festen Prinzipien, wenngleich unterschiedlichen. Bei anderen FamN kann die Verteilung jedoch anders aussehen, z. B. bei Joseph 1071 vs. Josef 219, wo es die integrierte f-Schreibung ist, die eher im Süd(ost)en vorkommt. Allerdings kommt der FamN seltener vor. Sekundär hat sich die ph-Schreibung auch auf germanische Rufnamen ausgedehnt, wie z. B. bei Rudolph 11560 (-f 4338) oder Adolph 1570 (-f 1184), beide mit Endgliedern aus -wolf, bei denen -f im Süden überwiegt (s. Kap. 7.4.2.1; Kunze/Nübling 2009; DFA 1, 683–684; DFA 2, 182–191).

5.1.2 Varianz von c und k Viele hebräische Rufnamen bestehen eigentlich aus Sätzen; so bedeutet Michael ‘wer ist wie Gott?’. Dies gilt auch für den hebräischen Namen Jacobus ‘er (Gott) möge schützen’, der über diese latinisierte, c-haltige Form ins Deutsche gelangt ist. Da dieser Name zu einem häufigen und variantenreichen FamN geworden ist, werden nur die Formen ≥ 1000 kartiert (Abb. 104a). Typ Jacob enthält außer Jacob 7390 die Genitive Jacobs 6144 und Jacobi 3490 sowie Jacobsen 2445; Typ Jakob umfasst neben Jakob 9016 den deutschen Genitiv Jakobs 3232 und den latinisierten Genitiv Jakobi 2471. Deutlich tritt die gesamte Nordhälfte als dominantes c-Schreibungsgebiet hervor, mit besonders hohen Konzentrationen in Schleswig-Holstein,

180

5 Familiennamen als Fenster zur Sprach- und Dialektgeschichte

Abb. 104: Jacob vs. Jakob als FamN (a) und als Vorname im 20. Jh. (b).

Abb. 105: Die FamN Conrad vs. Konrad (a) und Carl vs. Karl (b).

5.1 Stephan oder Stefan, Jacob oder Jakob: Schreibvarianten

181

die auf dem Patronym Jacobsen beruhen (Abb. 10b). Betrachtet man jedoch die (hier nicht kartierten) Diminutive und Kurzformen zu diesem Namen, z. B. Köpcke und Köbele, so kommt es hier nur zu K-Schreibungen: Sobald deutsche Wortbildungsprozesse greifen, setzen sich auch deutsche Schreibkonventionen durch. Abb. 104b kartiert den entsprechenden Vornamen im 20. Jh., was einen ganz anderen Befund ergibt: Die c-Schreibung kommt nur selten und insgesamt überall zusammen mit der k-Schreibung vor, während der nur in katholischen Gebieten favorisierte Vorname Jakob im gesamten Osten einschließlich Schleswig-Holstein fehlt (Kunze 2005b). Ein ähnliches Bild wie beim fremdsprachigen FamN Jacob/Jakob ergibt sich beim germanischen FamN Conrad/Konrad, der auf den ahd. Rufnamen kuon-rāt < ahd. kuoni ‘tapfer, kühn’ und rāt ‘Rat’ zurückgeht. Er wurde häufig zu Conradus latinisiert, was zur Schreibung Conrad geführt hat. Abb. 105a dokumentiert die Verbreitung (≥ 100 Telef.) der C-Variante im gesamten Norden, was mit dem später als im Süden erfolgten Übergang von der lateinischen zur deutschen Verwaltungssprache zusammenhängen dürfte. Die K-Variante herrscht im Süden vor. Bayern fällt durch die Seltenheit dieses Namens auf. Die Lücke füllt sich, wenn man den ebenfalls germanischen Namen Karl/Carl heranzieht. Er kommt zwar insgesamt seltener als Konrad vor, doch massiert er sich im Süden, und hier bei deutlich mehrheitlicher K-Schreibung gerade in Bayern und Franken (DFA 2, 596–617). Zur C- vs. K-Schreibung in FamN aus dem Rufnamen Nikolaus, z. B. Clausen, Claßen, Klaßen, s. Abb. 11 (Kap. 2.2.2.1). Als Vornamen im 20. Jh. sind Konrad 45648 und Karl 261890 typische ober- und westmitteldeutsche Namen, die sich nur selten mit C- schreiben: (K/C)onrad 45648+1556, (K/C)arl 261890+5080.

5.1.3 Varianz von th und t Die Schreibung th vs. t tritt im Fremdnamen Bart(h)el besonders markant zutage, einem ursprünglich aramäischen Namen ‘Sohn des Tolmai’, der latinisiert als Bartholomäus ins Deutsche kam. Gleiches gilt für Matthias zu hebr. mattityah ‘Gabe Gottes’ und für Thomas ‘Zwilling’ aus dem Aramäischen. Kartiert werden nur die beiden ersten Fälle, dabei nicht als Voll-, sondern als Kurzformen, die reine t-Schreibungen eher erwarten lassen (Bartholomäus nur 10, Mat(t)hias 45+11). Abb. 106 zeigt zwei ähnliche Befunde, wobei Matt(h)es insgesamt seltener vorkommt als Bart(h)el: Das Ostmitteldeutsche beherbergt jeweils die meisten Formen mit th. Zu weiteren Formen und Namen, etwa T(h)eis < Matthias oder T(h)ewes < Matthäus s. Kap. 6.1; DFA 2, 376–385. Beim auf das Germanische zurückgehenden FamN Günt(h)er 2815+26374 ist th überall verbreitet, t bildet ein Nest im mittleren Schwarzwald und tritt sonst nur vereinzelt auf. Zu Walt(h)er s. Kap. 7.4.2.2; DFA 2, 366–375.

182

5 Familiennamen als Fenster zur Sprach- und Dialektgeschichte

Abb. 106: Die FamN Barthel vs. Bartel (a) und Matthes vs. Mattes (b).

5.2 Pape, Paffe, Pfaffe: Die Zweite Lautverschiebung Die Zweite oder Hochdeutsche Lautverschiebung (2. LV) gilt als wichtigste Konsonantenveränderung, die das Deutsche von allen anderen germanischen Sprachen unterscheidet. Doch hat das gesamte Niederdeutsche – ähnlich wie das Englische, Niederländische und die anderen germanischen Sprachen – die 2. LV nicht vollzogen, während sie im Mitteldeutschen nur teilweise erfolgt ist. Da die 2. LV lange vor der Entstehung der FamN stattfand, ist zu erwarten, dass sie sich in den FamN widerspiegelt. Ob und wie, davon handelt dieses Kapitel.

5.2.1 Die Zweite oder Hochdeutsche Lautverschiebung Die Zweite Lautverschiebung ist eine deutsche Besonderheit. Sie hat vom 6.-8. Jh. n. Chr. stattgefunden und bezeichnet die systematische Veränderung bestimmter germanischer Konsonanten. Genaugenommen hat sie nur im Ober- und teilweise im Mitteldeutschen stattgefunden, aber weder im Niederdeutschen noch in sonst einer germanischen Sprache. Die 2. LV erklärt die systematische Variation zwischen engl. [p]- und nhd. [pf]- oder t- und z- am Wortanfang wie in pipe̵ Pfeife oder ten – zehn. Etwa eintausend Jahre zuvor gab es eine ähnliche, die sog. Erste Lautverschiebung, die das Germanische vom Indogermanischen abgetrennt hat. Die 2. LV lässt sich schematisch stark vereinfacht wie folgt darstellen:

5.2 Pape, Paffe, Pfaffe: Die Zweite Lautverschiebung

a)

b)

germ. t/p/k

germ. d

nhd. z [ts]-/pf-/k-

am Wortanfang oder nach Konsonant

nhd. -ss(-)/-f(f)(-)/-ch(-)

nach Vokal im/am Ende des Wortes

183

nhd. t

Die Entwicklung in a) bezeichnet man auch als Tenuesverschiebung, sie betrifft die harten (stimmlosen) Plosivlaute germ. t, p, k, die – je nach Position im Wort – entweder zu den sog. Affrikaten z- [ts]- und pf- verschoben wurden (k blieb im Anlaut erhalten) oder (nach Vokal im oder am Ende des Wortes) zu sog. Frikativen (Reibelauten): -ss(-)/-f(f)(-)/ -ch(-). Englisch-deutsche Beispielpaare sind für germ. t neben ten – zehn auch tooth – Zahn, water – Wasser, eat – essen, hot – heiß; für germ. p neben pipe – Pfeife auch pope – Pfaffe, stop – stopfen, sleep – schlafen, deep – tief; für germ. k make – machen, week – Woche. Am Wortanfang blieb k allerdings unverschoben, vgl. corn – Korn, kind – Kind. Dies zeigt, dass die 2. LV (im Gegensatz zur 1. LV) nicht vollständig durchgeführt wurde. Am konsequentesten wurde sie im Süden Deutschlands und in der Schweiz vollzogen, während sie in den weiter nördlicher liegenden Dialekten sukzessive abebbt. Sie endet an der Grenze zum Niederdeutschen. Diese wichtigste Dialektgrenze (Isoglosse) innerhalb Deutschlands nennt man 1) Benrather Linie, weil sie u. a. den Düsseldorfer Vorort Benrath kreuzt, s. die dicke Linie in Abb. 107. Sie trennt niederdeutsch maken von hochdeutsch machen. Zwischen dem unverschobenen Niederdeutschen und dem vollverschobenen

Abb. 107: Der Rheinische Fächer als Reflex der Zweiten Lautverschiebung.

184

5 Familiennamen als Fenster zur Sprach- und Dialektgeschichte

Ober- inkl. Schweizerdeutschen erstreckt sich der sog. Rheinische Fächer, der nur Teilverschiebungen enthält und in der Hauptsache aus drei weiteren Lautverschiebungslinien besteht. Sie queren den Rhein und bilden das Gerüst für die dortigen Dialekteinteilungen. 2) Die Dorp/Dorf-Grenze, auch Eifel-Schranke genannt, trennt nördliches Dorp (und damit das Ripuarische) von südlichem Dorf (und damit dem Moselfränkischen). Dabei werden alle vergleichbaren Wörter, die ein -p am Wortende enthalten, entsprechend verschoben. 3) Die dat/das-Grenze, auch Hunsrück-Schranke genannt, die t > s im Auslaut betrifft und das Mosel- vom Rheinfränkischen abgrenzt. 4) Die Appel-/Apfel-Grenze wird auch Germersheimer Linie genannt und grenzt im Westen das Rheinfränkische und insgesamt das Mittel- vom Oberdeutschen ab. Die Entwicklung in b) wird als Medienverschiebung bezeichnet. Sie betrifft hauptsächlich den weichen (stimmhaften) Plosivlaut germ. d, der im Deutschen zu t wurde, und zwar in jeder Wortposition, vgl. day – Tag, deep – tief, door – Tor, draw – tragen, bid – bitten.

5.2.2 Die Zweite Lautverschiebung in den Familiennamen Da die 2. LV schon um 800 n. Chr. beendet war und die FamN erst gegen 1500 fest wurden, ist zu erwarten, dass sie sich bis heute in den FamN nachweisen lässt, sofern man der Annahme folgt, dass sich die Menschen seit 1500 nicht gravierend von ihrem damaligen Wohnsitz entfernt haben. Dabei ist es, wie immer, wichtig, FamN zu finden, die im gesamten Bundesgebiet auf das gleiche Wort zurückgehen. Das ist eher selten der Fall, weil die FamN auf dialektale und damit oft unterschiedliche Ausdrücke zurückgehen, vgl. den Metzger, der sich in anderen Gebieten Fleischer, Fleischmann oder Knochenhauer nennt.

5.2.2.1 Die p-Verschiebung Pfaffen (Geistliche) und Pfeifer (Spielmänner, Stadtpfeifer, Flötenspieler) gab es überall, und vor allem wurden sie flächendeckend mit diesen beiden Wörtern bezeichnet (s. die Kreissymbole). Abb. 108 zeigt die p-Verschiebung im Anlaut (> pf) und gleichzeitig im Inlaut (> f(f)). Dass bei Piper vs. Pfeifer die Diphthongierung von langem [i:] > [ai] hinzukommt, spielt für unsere Belange keine Rolle (s. hierzu Kap. 5.9), ebenso wenig, dass Pfeiffer in FamN in der Mitte mehrheitlich mit doppeltem ff geschrieben wird. Zu Abb. a): Typ Pape (≥ 20 Telef.) umfasst 41 Types/11533 Tokens, z. B. Pa(a)pe, Paap, Papenberg, -brock, -burg, -diek, -dorf, -hagen, -heim, -roth, Paep(c)ke etc. Typ Paffe umfasst 12 Types/1659 Tokens, z. B. Paff(e)(n), Paffendorf, -holz, Paffhausen. Typ Pfaffe umfasst 29 Types/7710 Tokens, z. B. Pfaff(e), Pfaffenbach, -berger, -dorf, -huber, -rot, Pfäffle, Pfäfflin. Zu Abb. b): Typ Piper (≥ 10 Telef.) umfasst 14 Types/8971 Tokens, u. a. Piepers, Piper, Pieper(s)johanns, Klöpper-, Heipieper. Typ Peifer umfasst 6 Types/1184 Tokens, z. B. Peifer, Pi(e)fer. Typ Pfeiffer umfasst 11 Types/25887 Tokens, z. B. Pfeifer(s), Pfeifferling, Pfeifferer, Kroll-, Siebenpfeifer, Pfeuffer. Die beiden Karten in Abb. 108 zeigen einerseits Ähnlichkeiten, andererseits Unterschiede, obwohl es um exakt die gleichen Lautphänomene geht. Die Grenze zwischen nd. Pape (gelb) und hd. Pfaffe (blau) verläuft in Abb. 108a auf den ersten Blick wie erwartet; das rote Areal links zeigt die teilverschobenen Paffe- bzw. Peifer-Vorkommen im Rheinischen Fächer

5.2 Pape, Paffe, Pfaffe: Die Zweite Lautverschiebung

185

Abb. 108: Pape, Paffe und Pfaffe (a) sowie Pfeiffer, Peifer und Pieper (b).

(dort, wo „de Parre mit de Peif in die Kärsch geht“, also „in de Palz“, wie der Titel eines Pfälzer Lieds verrät), wo zwar inlautendes p > f verschoben wurde, aber nicht anlautendes p > pf. Dass sich der Rheinische Fächer noch heute so gut im Namenbild abzeichnet, zeigt, wie wenig mobil die Menschen waren; die mobilen Pape und Pfaffe finden sich als schmales, andersfarbiges Tortenstück in den Kreisdiagrammen und betragen ca. 15 %.1 Ein ganz anderes Bild ergibt sich bei Abb. 108b mit Pfeif(f)er. Zwar existieren ebenfalls teilverschobene Peifer im Westen (rote Kreissymbole), wenngleich sie nirgends dominieren (sonst wäre die Fläche rot eingefärbt). Doch hat sich die vollverschobene Form Pfeif(f)er weit ins Niederdeutsche ausgedehnt. Dies ist, so paradox es erscheint, das erwartbare und üblichere Bild, denn im 16. Jh. – die FamN standen damals kurz vor ihrer Fixierung, die im Norden später erfolgte als im Süden – wurde, als Folge der Reformation, des Niedergangs der Hanse und auch des wirtschaftlichen und politischen Erstarkens des Südens, das Niederdeutsche durch das Hochdeutsche ersetzt. Bis heute ist besonders der Nordosten das dialektärmste Gebiet Deutschlands, während sich im Nordwesten die niederdeutschen Dialekte deutlich besser erhalten haben (Kap. 7.5 und 7.7). Mit der Verdrängung des Niederdeutschen durch die hochdeutsche Schriftsprache ging auch die Verhochdeutschung eines großes Teils der niederdeutschen FamN einher. Dabei waren es oft Beamte aus dem hochdeutschen Gebiet, die diese Übertragung vornahmen. Dies erklärt, weshalb davon v. a. solche Namen betroffen waren, die (halbwegs) verstanden

1 Der Rheinische Fächer erstreckt sich auch über das Luxemburgische, das heute als junge germanische Standardsprache gilt, vgl. lux. Peffer ‘Pfeffer’, Praum ‘Pflaume’, Päerd ‘Pferd’ etc.

186

5 Familiennamen als Fenster zur Sprach- und Dialektgeschichte

Abb. 109: Schaper vs. Schäfer (a) sowie Dürkop vs. Theuerkauf (b).

wurden, während spezifisch niederdeutsche Wörter oder längere Komposita weniger gut verstanden und daher seltener übertragen wurden. So konnten die Pieper in ihrem angestammten Gebiet zu Pfeif(f)er verhochdeutscht werden (es liegt dem also keine Migration von Süden nach Norden zugrunde). Doch stellt sich die Frage, warum der FamN Pfaff(e) nicht ebenso im Norden zu finden ist, denn dort dominiert nach wie vor der Typ Pape. Dies liegt daran, „weil Pfaffe seit der Reformation zum Schimpfwort geworden war und niemand sich mit dieser Namensform belasten wollte“ (Kunze 2004a, 163). Übrigens steckt Pfaff auch in der Vogelbezeichnung Dompfaff. Bis ins 19. Jh. existierten noch verächtliche Wortbildungen wie Pfaffereien, pfäffisch für eitle, einfältige Menschen. Niemand möchte ein beleidigendes Wort zum FamN haben. Deshalb wurde davon abgesehen, Pape in Pfaff(e) zu überführen. Ähnlich wie bei der Pieper/Pfeiffer-Karte sind die Verhältnisse bei Peper/ Pfeffer, Plöger/Pflüger, Penning/Pfennig und vielen anderen mehr (DFA 2, 44–95). Dass im Wortinnern und im Auslaut nach Vokal p > f verschoben wurde, zeigen außer Pieper > Pfeifer und Pape > Paffe auch Schaper > Schäfer (Abb. 109a) und Dürkop > Theuerkauf (Abb. 109b). Auch bei Schaper erweist sich das Westniederdeutsche als konservativstes Gebiet (meist Westfalen, Emsland, Ostfriesland). Typ Schäfer enthält auch Varianten wie Schaefer, Schäfers, Sche(e)fer usw. Selten ist umlautloses Schafer 47. Zum Typ Schaper werden auch umgelautete Formen wie Schäper(s), Scheper(s) gefasst. Der häufige FamN Kauf(f)mann vs. Koopmann verhält sich ähnlich wie Schäfer/Schaper (DFA 2, 156–167). Daher zeigt Abb. 109b einen selteneren, doch interessanteren Namen: Dürkop vs. Theuerkauf als Übername für einen teuren Händler. Neben der p > f-Verschiebung zeigt sich auch die Medienverschiebung d- > t- im Anlaut (s. u. 5.2.2.4).

5.2 Pape, Paffe, Pfaffe: Die Zweite Lautverschiebung

187

Manchmal kam es bei den Verhochdeutschungen auch zu Fehlübertragungen: Nd. Dürkop ‘teurer Händler’ wurde fälschlich in Dürrkopf überführt, ähnlich Kopmann ‘Kaufmann’ in Kopfmann. Nd. Kamp ‘eingezäuntes Feld, Acker, Weide’ wurde bei der Verhochdeutschung nicht verstanden und öfter in Kampf überführt (Hyperkorrektur), was „unsinnige“ kampf-Komposita erklärt wie Kampfmeyer, Haverkampf ‘Haferfeld’, Kuhlenkampf, Wasserkampf, Hasenkampf, Steinkampf, Seekampf (DFA 4, 838–839; Dräger 2015, 54– 56). Dies sind Fälle sog. Volksetymologie (s. Kap. 3.6). 5.2.2.2 Die t-Verschiebung Noch stärker zeigt sich die Verhochdeutschung von niederdeutschen FamN mit T- im Anlaut, die auffällig häufig mit Z- erscheinen, z. B. Timmer(mann)/Zimmer(mann), Töllner/Zöllner oder Tegeler/Ziegler. Dabei dominieren in ganz Deutschland die verschobenen Namen bei weitem über die unverschobenen, z. B. Zimmermann mit 94 % gegenüber Timmermann mit nur 6 %, Zöllner mit 87 % gegenüber Töllner mit 13 % (DFA 2, 405). In allen Fällen beschränken sich die unverschobenen T-Formen auf ein kleines westniederdeutsches Areal um Münster, Bielefeld und nördlich davon. Abb. 110a zeigt Timmermann/Zimmermann, Abb. 110b ausschließlich die unverschobenen Namen Timmer(mann), Töllner und Tegeler, weil sie sonst von ihren verschobenen Entsprechungen erdrückt und damit kaum sichtbar würden, wie Abb. 110a zeigt. Diese unverschobenen Namen „unter sich“ bilden in Abb. 110b ein klares west- und nordniederdeutsches Areal. Was die Position von altem t nach Vokal betrifft, bietet sich das Wort Wasser an, denn Wasser kommt in ganz Deutschland vor und spielt für menschliche Siedlungen und Tätig-

Abb. 110: Timmermann vs. Zimmermann (a) sowie unverschobene FamN (b).

188

5 Familiennamen als Fenster zur Sprach- und Dialektgeschichte

Abb. 111: Water vs. Wasser (a) sowie Groth vs. Groß (b).

Abb. 112: Schütt(e) vs. Schütz(e) (a) sowie nd. Schwart(e) (b).

5.2 Pape, Paffe, Pfaffe: Die Zweite Lautverschiebung

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keiten eine große Rolle. Hier kommt die t > ss-Verschiebung im Inlaut zum Tragen (vgl. engl./niederl. water, nd. Water). Fasst man alle FamN (≥ 20 Telef.), die dieses Wort enthalten, zusammen, erhält man 68 Types/7875 Tokens (Abb. 111a). Unter Typ Wasser (Abb. 111a) fällt z. B. Wassermann, -berg-, -me(y/i)er, -zier ‘Wasserzieher’, Wasserrab ‘Kormoran’ etc. sowie Kaltwasser, Sto(h)wasser ‘bei aufgestautem Wasser wohnend’, Stobwasser ‘Wasserfall’, Borne- ‘Brunnen, Quelle’, Gut-, Faul-, Lauter-, Rohr-, Stein-, Loh- ‘Gebüsch-’, Schmal-, Sparwasser ‘wasserscheue Person’ etc. Typ Water umfasst u. a. Watermann, -stra(a)t ‘-straße’, -kamp ‘-feld’, -bö(h)r ‘Wasserträger’, -kotte ‘-hütte’ etc. (DFA 2, 444–446). Insgesamt bestätigt sich wieder die Tatsache, dass das Westniederdeutsche deutlich besser die alten Lautverhältnisse konserviert als das verhochdeutschte ostniederdeutsche Gebiet (Dräger 2015, 42). Auch der häufige FamN Groth/Groß (Abb. 111b) folgt dem, wenngleich nicht so deutlich: Man erkennt, dass die Verhochdeutschung von Groth im Osten geringer ausfällt als bei anderen niederdeutschen FamN. Dieser Übername bezieht sich „auf Körpergröße, -fülle, Alter, Verwandtschaft oder Diensthierarchie“ (DFA 2, 449). Reich belegt und im ganzen Land vertreten ist der FamN Schütz(e), dem im Norden Schütt(e) entspricht (Abb. 112a). Auch hier ist das Ostniederdeutsche gut vertreten und diesmal die Verhochdeutschungsrate gering (DFA 2, 414–421). Auch der Übername Schwarz für einen schwarzhaarigen Menschen ist häufig. Hier dominiert die verschobene Form Schwarz mit 97 % (fast 56000 Telef.) so stark, dass eine Kartierung die 3 % der unverschobenen Schwarte überdecken würde. Deshalb wurden letztere allein kartiert, s. Abb. 112b. Sie konzentrieren sich vorwiegend in Nordwestniedersachsen und Schleswig-Holstein.

5.2.2.3 Die k-Verschiebung Die k- > ch-Verschiebung fand nur im In- und Auslaut von Wörtern statt, s. maken > machen. Zum Fall Schomaker vs. Schumacher s. Abb. 24a in Kap. 2.4. Weitere Beispiele sind die Wohnstättennamen mit Eick- vs. Eich- ‘Eiche’ im Erstglied und der Berufsname Kock vs. Koch. Abermals erscheint das bekannte Bild: Im niederdeutschen Norden und Westen halten sich mehr oder weniger die alten, unverschobenen Formen, während der gesamte Osten verhochdeutscht wurde. Typ Eickmann (Abb. 113a) liegen 24 Types/4499 Tokens (≥ 10 Telef.) zugrunde, primär viele Komposita mit Eick- und Eyck-, z. B. Eickhoff, -me(i/y)er, -holt, -hölter, -horst, -ried etc. Auf Typ Eichmann entfallen 47 Types/7201 Tokens wie Eichholz, -hammer, -feld, -acker, -hofer/-höfer, -berger, -müller, auch Aichholz(er), -berger etc. (DFA 2, 700–709). Typ Kock (Abb. 113b) umfasst 10 Types/5500 Tokens (≥ 20 Telef.), wovon die meisten auf Schreibunterschiede entfallen (z. B. mit C-). Typ Koch umfasst nur 4 Types, aber 60367 Tokens (DFA 2, 716–718). Was die gesamte Verhochdeutschungslage betrifft, so hat Dräger 2015 aus 22 Lautverschiebungskarten des DFA 2 die Durchschnittswerte verschobener und unverschobener Formen ermittelt, s. Abb. 114. Je dunkler die Einfärbung, desto höher der Anteil niederdeutscher Formen. Deutlich erkennbar sind die Verhochdeutschungen im Osten und wie sie nach Norden und Westen hin abnehmen: „Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sich innerhalb des n[ieder]d[t]. Raums bei der Verhochdeutschung eine Staffelung von Südosten nach Nordwesten abzeichnet“ (Dräger 2015, 44). Hauptsächlich gehen niederdeutsche

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5 Familiennamen als Fenster zur Sprach- und Dialektgeschichte

Abb. 113: Eickmann vs. Eichmann (a) sowie Kock vs. Koch (b).

Abb. 114: Durchschnittswerte von 22 Karten zur Lautverschiebung aus dem DFA (aus Dräger 2015, 43).

5.2 Pape, Paffe, Pfaffe: Die Zweite Lautverschiebung

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Formen im Süden auf Migration zurück (in Metropolen mit entsprechend höheren Prozentwerten, z. B. München mit 8 %, Stuttgart mit 11 %, Mannheim mit 10 %), während hochdeutsche Formen im Norden primär der Verhochdeutschung niederdeutscher FamN geschuldet sind und nur sekundär der Migration aus dem Süden („höchstens 10 %“ nach Dräger 2015, 41). 5.2.2.4 Die d-Verschiebung (Medienverschiebung) Die Verschiebung von d > t fand in jeder Wortposition statt. Nur wurden die Resultate durch spätere Weiterentwicklungen teilweise überlagert, z. B. durch die Auslautverhärtung, die jedes d (auch b und g) in stimmloses t (bzw. p, k) überführt (man schreibt Hund mit -d, spricht es aber als [t]). Am besten erhalten ist der nieder-/hochdeutsche d/t-Gegensatz in der Wortmitte, z. B. bei Schröder vs. Schröter ‘Schneider’ mit einfachem und bei Ridder vs. Ritter, Midde- vs. Mitte- mit doppeltem (langem) Konsonanten (Geminate), was heute nicht mehr hörbar ist. Da alle diese Namen ungleich über Deutschland verteilt sind, wird für Abb. 115a wegen seiner hohen Frequenz Schröder vs. Schröter gewählt. In Abb. 115b wird der Berufsname Ridder vs. Ritter mit Herkunfts- und Wohnstättennamen mit Midde- vs. Mitte- als Erstglied kombiniert, um das Kartenbild aufzufüllen. In beiden Fällen repräsentiert rosa altes -d(d)- und schwarz verschobenes -t(t)-. Die sich ergebenden Areale sind aus bestimmten Gründen unterschiedlich. Die Karte in Abb. 115a zeigt die typisch niederdeutsche d-Aussprache im gesamten Raum nördlich der Benrather Linie. Die schwarzen Schröter-Vorkommen im Ostmitteldeutschen gehen weniger auf Verhochdeutschungen zurück als auf den dort generell eingetretenen

Abb. 115: Schröder, Schröter, Schröer (a) und Ridder, Midde- vs. Ritter, Mitte- (b).

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5 Familiennamen als Fenster zur Sprach- und Dialektgeschichte

Zusammenfall von d und t, geschrieben . Da im Süden andere Bezeichnungen für diesen Beruf galten, allen voran Schneider, erübrigte sich eine Übertragung ins Hochdeutsche – sie hätte zu keinem verständlichen Wort geführt. Ganz im Westen ist einfaches weiches -dzwischen zwei Vokalen sogar ausgefallen, hier stehen die grünen Einfärbungen für Schröer (zu Details s. Kap. 7.5.1.2). Anders bei Ritter und Mitte- in Abb. 115b, wo den niederdeutschen Formen hochdeutsche Varianten direkt entsprechen, in welche die meisten ostniederdeutschen Namen überführt wurden. Hier bestätigt sich wieder das Westniederdeutsche als konservatives Gebiet, das den alten Lautstand bewahrt hat. Typ Midde- enthält Komposita (Herkunfts- und Wohnstättennamen) wie Middeldorf, -berg, -hoff, -kamp, -mann oder Middendorf(f), -dorp, ähnlich Mitte- mit Mittelstädt, -stedt, -bach, -straß bzw. Mittendorf(f), -dorfer, -huber, -bauer bzw. Mittermeier, -huber, -müller. Der Übername Rohwedder ‘raues Wetter’ transportiert ebenfalls die alte, stimmhafte Geminate. Er befindet sich in einem Nest bei Kiel (nicht kartiert). Im Süden entfällt dieser Name, vielleicht aus meteorologischen Gründen (DFA 2, 214–227, 316–327).

5.3 Groß, Gross, Gro(h)s: Schreibung von lautverschobenem s In der 2. Lautverschiebung wurde germ. -t nach Vokal zu stimmlosem -s verschoben (Kap. 5.2). Dieses hat sich anfänglich von dem alten germanischen s lautlich unterschieden und wurde ab dem 14. Jh. zunehmend durch das Sondergraphem ß verschriftet. Dieser bis heute als typisch deutsch geltende Buchstabe ist aus der Ligatur (Verschleifung) des langen sog. Schaft-ſ mit dem geschweiften ʒ (ſʒ) entstanden (anschließend wurde ſ auch mit rundem s zu verbunden). Später wurde ß zur Verschriftung aller stimmlosen [s] eingesetzt, egal ob lautverschoben oder nicht. Groß und Weiß kommen als FamN häufig vor und gehen beide auf lautverschobene Adjektive zurück (vgl. engl. great und white), nämlich ahd., mhd. grōʒ und (h)wīʒ. Der FamN Groß 19055, Übername für einen groß gewachsenen, dicken oder hochrangigen Menschen, steht auf Rang 78 der FamN, Gross 5717 auf Rang 427; Weiß 28905, Übername für einen weiß- oder hellhaarigen Menschen, besetzt Rang 47, Weiss 8384 Rang 248. Beide Namen betreffen die Position von [s] nach Langvokal bzw. Diphthong. Doch nicht überall hat sich dafür die ß-Schreibung durchgesetzt, s. Abb. 116 (DFA 2, 448–469). Abb. 116 zeigt, dass bei Groß (a) wie bei Weiß (b) die ß-Schreibung dominiert und dass sich die alternative ss-Schreibung eher in der (süd)westlichen Hälfte Deutschlands findet (im Norden füllen die unverschobenen Formen mit Typ Witte, Grot(h)e die Lücken im Bild). Außer Groß kann man auch das Vorkommen flektierter Formen wie Große (< [der] große [Hans] oder [Hans der] große) und Großer (< großer [Hans]) illustrieren. Groß geht auf die Apokope von Große zurück und konzentriert sich, wie Kap. 5.12 zeigt, im Süden. Abb. 116a fasst aber Groß 19055 und Große 4521 sowie Gross 5717 und Grosse 1399 zusammen, um allein die Schreibunterschiede zu exponieren; Gleiches gilt für Weiß(e) 18905+1068 und Weiss(e) 8384+203. Die stark flektierten Formen auf -er haben im Ostmitteldeutschen ihr angestammtes Gebiet (Abb. 117a), wobei hier Schreibung mit ß dominiert. Grosser verteilt sich dagegen ziemlich gleichmäßig über ganz Deutschland. Das hängt damit zusammen, dass Grosser

5.3 Groß, Gross, Gro(h)s: Schreibung von lautverschobenem s

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Abb. 116: Groß(e) vs. Gross(e) (a) und Weiß(e) vs. Weiss(e) (b).

vor 1945 östlich von Oder und Neiße konzentriert war und danach über ganz Deutschland verstreut wurde. Kartiert man Langer, Kur(t)zer, Starker und Kluger, bestätigt sich das Ostmitteldeutsche als Schwerpunkt (Kap. 2.2.2.4; DFA 3, 8). Für beide Übernamen finden sich auch Schreibungen mit einfachem -s. Da Weis jedoch zu viele Bedeutungskonkurrenzen hat (z. B. zu ‘weise, klug’ oder ‘Waise, verwaist’), bleibt es unkartiert. Anders bei Gros, das eindeutig zu Groß zu stellen ist (Abb. 117b). Dabei kristallisieren sich Südhessen, die Pfalz und das Saarland heraus, und es zeigt sich auch, dass es in diesem Gebiet zu hs-Schreibungen kommt. Diese resultieren aus Fehllesungen bzw. Fehlumsetzungen von ſʒ aus der alten deutschen Schrift (Groſʒ → Grohs), wobei vor allem das darin befindliche lange ſ den Anlass für die falsche Lesung als h gab. Diese Verschreibungen reichen von der Pfalz bis nach Nordrhein-Westfalen in den Raum Münster (DFA 2, 520–523). Solche Fehlschreibungen finden sich auch bei Weihs 558, Reihs 212 (zu Reiß, Reuß ‘Flickschuster’), Cla(a)hsen 247 (zu Cla(a)ßen aus Nikolaus), Drehsen 187 (zu Dreßen aus Andreas), Preuhs 158 (zu Preuß) etc. Auch hier tritt immer wieder das Ripuarische westlich von Köln als Schwerpunkt zutage. Nicht zuletzt kommt es auch durch falsche Auflösung des hinteren Teils von des ſʒ als z zu (seltenen) sz-Schreibungen wie Weisz 165, Krausz 106, Grosz 92, Reisz 72, Theisz 66 etc., die eher in der südlichen Hälfte Deutschlands streuen (DFA 2, 526–528). Eine andere Lautverschiebungsposition, nämlich die nach Kurzvokal, liegt bei Kessler/ Keßler für den Kesselmacher vor, wofür germ. *ketil- als Ausgangsform anzusetzen ist. Hier hat sich (ähnlich wie in Water > Wasser) die Geminate (Lang- oder Doppelspirans) -ʒʒentwickelt, s. ahd. keʒʒil, mhd. keʒʒel, nhd. Kessel. Bei Ke(ss/ß)ler 6002+5498 hat Synkope

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5 Familiennamen als Fenster zur Sprach- und Dialektgeschichte

Abb. 117: Stark flektierte Formen Großer/Grosser (a); Schreibungen Gros und Grohs (b).

Abb. 118: Keßler vs. Kessler (a) und Voß vs. Voss vs. Vos (b).

5.4 Fuchs und Voß: Assimilation von Reibelauten

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aus Ke(ss/ß)eler 289+89 stattgefunden. Wie man an den Zahlen sieht, findet sich die dreisilbige Ausgangsform Typ Kesseler nur noch selten. Sie massiert sich im Kölner Raum und reicht bis ins Moselfränkische bei Cochem, während dreisilbiges unverschobenes Ketteler 1329 und synkopiertes Kettler 330 nördlich von Köln anschließen (DFA 2, 474). Wie Abb. 118a zeigt, dominiert die ss-Schreibung in Kessler leicht über die mit ß in Keßler und begegnet erwartbarerweise in der Südhälfte (DFA 2, 470–479). Die ß-Schreibung hat sich aber auch für stimmlose [s]-Laute etabliert, die nicht Produkt der Zweiten Lautverschiebung sind, wie z. B. bei niederdeutsch Voß als Ergebnis der Assimilation von germ. -hs (s. Fuchs) zu einfachem [s] (s. Kap. 5.4). Hier zeigt Abb. 118b, dass die Schreibung mit ß dominiert.

5.4 Fuchs und Voß: Assimilation von Reibelauten Fuchs, Ochse, Sachse, Drechsler – alle diese Wörter teilen sich die Schreibung mit und die Lautung mit [ks]. Mancherorts, z. B. in der Schweiz, wird diese Lautverbindung noch so gesprochen, wie sie geschrieben wird, nämlich mit den beiden Reibelauten [χs]. Dies ist die historische Aussprache, die in südlicheren Dialekten und im Standarddeutschen zu [ks] dissimiliert und in anderen, nördlichen Dialekten zu [s] assimiliert wurde. Fuchs geht auf ahd. fuhs, mhd. vuhs zurück, Voß auf altsächs. fohs, mnd. vos. Da [ ʃ ] und [s] zwei sehr ähnlich klingende und gebildete Reibelaute (Frikative) sind, kommt es häufig zu einer dieser beiden Lautentwicklungen. Dies erklärt, warum Fuchs und Voß, Ochse und Osse, Sachse und Sasse, Drechsler und Dressler auf dasselbe Wort zurückgehen. Auch Ass(en)macher vs. Axmacher für den Achsenhersteller gehört dazu (Kap. 7.3.3.4). Da Fuchs schon auf Rang 42 und Voß auf Rang 157 der häufigsten FamN steht, wird dieses Namenpaar zuerst kartiert (Abb. 119a). Deutlich zeigt sich eine Nord/Süd-Verteilung. Von 2010 bis 2020 war A. Voßkuhle Präsident des Bundesverfassungsgerichts. Er trägt eines der vielen Fuchs-/Voß-Komposita als FamN, die Wohnstätten in der Nähe von Fuchsbauten bezeichneten. Daneben gibt es auch Fuchsloch(er), Fuchsgruber, Voßkuhl, Voßkühler, Voßwinkel, Voßkamp, Rot(h)fuß, -voss (Übername für Rothaarige) jeweils mit vielen Schreibvarianten. Solche Komposita geben darüber Auskunft, ob Fuhs- oder gar Fuß-Schreibungen auf ‘Fuchs’ oder auf ‘Fuß, Bein’ zurückgehen – beide Wörter kommen nämlich in FamN häufig vor. Fußhöller (Höhle) und Fußwinkel enthalten den Fuchs, Fußangel (wohl Übername des Fallenstellers) dagegen nicht. Da die Vorkommen von Fuhs (Raum Aachen – Köln) sich weitgehend mit denen von Fuß und von Fußhöller, Fußwinkel decken, liegt es nahe, dass sich hinter den meisten der Fuchs verbirgt (DFA 2, 727). So tragen Komposita im Verbund mit der Namengeographie zur Etymologisierung vieldeutiger FamN bei (DFA 2, 722–729). Die Karte von Sachse/Sasse ist in Abb. 8b (Kap. 2) abgebildet und ähnelt der von Fuchs/ Voß. Drechsler/Drexler und Dreßler sind im Ostmittel- und -oberdeutschen zuhause und bilden ebenfalls einen Nord/Süd-Gegensatz (Abb. 119b). Hier liegt eine Berufsbezeichnung aus mhd. drehseler, mnd. dreslere vor, was etymologisch zum Verb drehen zu stellen ist. In den auf Abb. 119b leeren Gebieten gelten anstelle von Drechsler die Berufsnamen Dreher, Dreyer (DFA 5, 204–300). Während hier und bei Saxe viele x-Schreibungen im Bairischen

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5 Familiennamen als Fenster zur Sprach- und Dialektgeschichte

Abb. 119: Fuchs vs. Voß (a) und Drechsler, Drexler vs. Dreßler (b).

Abb. 120: Ochsen- vs. Ossen- als Erstglieder in Komposita (a) und Büchsen- vs. Büssenschütz (b).

5.5 Lenisierung von Plosiven

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zu verzeichnen sind, sind sie bei Oxe selten. Abb. 120a kartiert Komposita mit diesem – wie deutlich wird – breit einsetzbaren Arbeitstier, z. B. Ochsenkühn 164, -fahrt(h), -hirt, -schläger, -knecht, -bauer. Auch in Orts- und Flurnamen begegnet der Ochse, so in Ochsenreit(h)er 81+93 ‘der aus Ochsenreut’, Ochsendorf 151, Ossenberg 140 usw. Ossenkop(p) ist Wohnstättenname zu einer gleichnamigen Anhöhe, in manchen Fällen vielleicht auch Übername für jemanden mit großem Kopf. Abb. 120b nimmt den nur kleinräumig verteilten Berufsnamen Büssenschütt vs. Büchsenschütz für den Schützen mit Feuerrohr ins Visier.

5.5 Blank und Plank, Daschner und Taschner, Glöckner und Klöckner: Lenisierung von Plosiven Für größere Gebiete Süddeutschlands gilt, dass der Kontrast zwischen b/p, d/t und g/k eingeebnet wurde und alle Plosivpaare gleichermaßen als stimmlose Lenis (weiche Plosive) ausgesprochen werden (sog. binnendeutsche Konsonantenschwächung). Da in manchen Dialekten die in der Standardsprache bestehende Opposition zwischen stimmlos und hart bzw. stimmhaft und weich nicht gilt, führt dies in der Schreibung oft zu Verwechslungen der entsprechenden Buchstaben, konkret (wir betrachten hier nur die Anlaute) zur Varianz von B-/P-, D-/T- und G-/K-. Darauf beruhen auch Witze: Als ein Vater in Sachsen seinen Sohn Dankwart nennen will, lehnt der Standesbeamte ab: „Berufsbezeichnungen (Tankwart!) gehen nicht als Vornamen“. Sprecher/innen dieser Dialekte tendieren dazu, in der Standardsprache hyperkorrekt [k]lauben statt [g]lauben zu sagen oder [p]rauchen statt [b]rauchen. Die Lenisierung ist so alt, dass sie Eingang in die Schreibung der FamN gefunden hat. Damit eröffnet die heutige Verbreitung von FamN wie Plank, Daschner und Klöckner einen Einblick in die mittelalterliche Dialektsituation.

5.5.1 Blank vs. Plank, Bühler vs. Pichler: Varianz von B-/PDer FamN Planck geht meistens auf mhd. blank ‘blank, hell, glänzend’ zurück als Übername für blasse, auffallend hellhäutige, blonde oder weißhaarige Menschen. Dieses Adjektiv wurde ins Spätlateinische entlehnt (wo lat. albus galt) und findet sich heute in den meisten romanischen Sprachen als das übliche Wort für ‘weiß’: frz. blanc, ital. bianco, span. blanco, port. branco. Auch in der Romania ist dieses germanische Lehnwort zum häufigen Übernamen geworden und nimmt unter den heutigen FamN teilweise extrem hohe Frequenzen ein (Kunze 2000, 13). Im Deutschen hat sich das konkurrierende Adjektiv weiß auf die Farbe, blank dagegen auf den Glanzaspekt spezialisiert (vgl. blitz und blank). Im Mittelalter bezog sich blank noch auf die helle Haarfarbe von Menschen. Zu Plank könnten im Norden Bedeutungskonkurrenzen bestehen, z. B. zu mnd. plank ‘Streit, Zank’, zu planke, einem Hohlmaß oder zu Plankenzaun. Doch findet sich eine nördliche P-Schreibung kaum im Kartenbild, wie Abb. 212a zeigt. Vielmehr findet sich die P-Schreibung vor allem im Bairischen. Sie setzt sich in Österreich verstärkt fort (DFA 2, 31). Letzteres gilt auch für den Typ Payer 458, der in Deutschland nur noch vereinzelt begegnet, ebenso für den FamN Pau(e)r 521 (DFA 2, 25). Dagegen bietet die Verbreitung von Busch vs. Pusch ein komplexes Streubild.

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5 Familiennamen als Fenster zur Sprach- und Dialektgeschichte

Abb. 121: Blank vs. Plank (a) und Bühler vs. Pichler (b).

Typ Blank 13415 in Abb. 121a umfasst über 70 Types (≥ 10 Telef.), da neben Blank(e) 6927+2115, Blanck(e) 599+130 auch Komposita berücksichtigt wurden, z. B. Herkunftsnamen wie Blankenburg 1198, -horn 293, -stein 301. Typ Plank 2230 besteht vor allem aus Plank 1427, daneben aus Plenk 249, Plankl 142, Plankenhorn 99, Planken 98 etc. (mehr zu Blank/ Plank s. Kunze 2000). Ein anderes Beispiel für diese Anlautvarianz ist der Wohnstättenname Bühler aus mhd. bühel ‘Hügel, Bodenerhebung’, der vokalisch wie konsonantisch in vielen Varianten auftritt: entrundet zu Bie(h)ler und mit erhaltenem bzw. verstärktem Frikativ ch als Bichler bzw. Pichler. Abb. 121b kartiert die wichtigsten Varianten (≥ 10 Telef.) nur unter dem Aspekt der B-/P-Varianz. Typ Bühler 12643 umfasst 31 Types, darunter Bühler 5457, Büchler 1341, Bichler 1157, Bichlmeier 347, -maier 292 usw., Typ Pichler 3380 14 Types, neben Pichler 1470 auch Piehler 695, Pichlmeier 231, -maier 207, Pühler 156 etc. Da FamN mit Bezug auf Bodenerhebungen nördlich des Oberdeutschen auf anderen Wörtern basieren, tritt in Abb. 121b nur der Süden hervor (Kap. 7.2.3.2; DFA 4, 498–517).

5.5.2 Daschner vs. Taschner, Daubner vs. Teubner: Varianz von D-/TIm Zuge der Zweiten Lautverschiebung wurde auch germ. d > t verschoben, was als Medienverschiebung bezeichnet wird (Kap. 5.2.2.4). Von dieser wurde aber nur der Dental erfasst, nicht auch die Medien b und g. Dies erklärt Entsprechungen vom Typ engl. drink – trinken, draw – tragen, dish – Tisch, während bei b und g kein Unterschied besteht, vgl. beer –

5.5 Lenisierung von Plosiven

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Abb. 122: Daschner vs. Teschner (a) und Ruckdeschel vs. Rocktäschel (b).

Bier, gold – Gold. Deshalb ist die Standardlautung beim Dental die stimmlose Fortis T-, also Taschner, Teubner, Träger etc. (bei den anderen Medien dagegen B- bzw. G-). Der Beruf des Taschenmachers geht auf germ. dask-, ahd. taska ‘Tasche’ zurück. Die Berufsbezeichnung kommt ohne und mit Umlaut vor, in letzterem Fall meist mit e geschrieben (Teschner/Deschner). Abb. 122a kartiert das Vorkommen der häufigsten Varianten: Typ Daschner umfasst Daschner 485, umgelautetes D(e/ä)schner 438+82, D(e/ä)schler 266+65 etc., Typ Teschner v. a. T(e/ä)schner 1653+189, Taschner 396 und T(e/ä)schler 77+7. Die nicht eingefärbten Flächen enthalten zu wenige Vorkommen dieses Namens. Insgesamt ergibt sich eine grobe Süd-/Nord-Aufteilung mit D- im Süden und T- im Mittel- und Norddeutschen. Deutlicher ist das Bild innerhalb von Komposita, die alte Strukturen bekanntlich besser konservieren. Mit dem nur kleinräumig vorkommenden Typ Ruckdeschel 533 vs. Rocktäschel 265 (‘rücke/bewege das Täschlein’, wahrscheinlich Übername eines wandernden Handwerksgesellen) in Abb. 122b sinken die Frequenzen zwar stark ab, doch zeigt sich umso deutlicher die D-/T-Grenze zwischen dem Fränkischen (Raum Hof) und Thüringischen (DFA 2, 274–279). DFA 2, 278 kartiert auch Träger 1761 vs. Dräger 2015 für den Beruf des Trägers oder das Amt eines Vertreters. Die Schreibung mit T- konzentriert sich in Bayern, Thüringen und Sachsen, die mit D- im Norden von der Weser bis zur Oder. Doch erweist sich Dräger als stark konkurrenzbehaftet, indem sich dahinter auch der Beruf des Drehers (Drechsler) verbergen kann. Deshalb sei noch der Beruf des Taubenzüchters und -händlers herangezogen (Abb. 123a). Der FamN basiert auf mhd. tûbe, mnd. dûve. Um Konkurrenzen mit ‘taub’ auszuschalten, werden nur Wortbildungen auf -ner und -ler berücksichtigt (≥ 10 Telef.). Das Gesamtbild weist ebenfalls ein Nord-/Süd-Gefälle aus und profi-

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5 Familiennamen als Fenster zur Sprach- und Dialektgeschichte

Abb. 123: Daubner vs. Teubner (a) und Döpper vs. Töpfer (b).

Abb. 124: Ortsnamen mit Dal/Thal (a) und Familiennamen mit Dal-/Thal- als Erstglied (b).

5.5 Lenisierung von Plosiven

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liert wieder die Grenze zwischen dem Fränkischen und Thüringisch-Sächsischen. Typ Daubner: Daubner 412, D(ä/e)ubler 218+215, D(e/ä)ubner 175+40, Deibler 155. Typ Teubner: T(e/ä)ubner 1122+81, T(e/ä)ubler 151+12, Taubner 140 (DFA 2, 279–281). Abb. 123b dokumentiert den FamN Töpfer, der jedoch mit nur wenigen Döpper aufwarten kann, was daran liegt, dass dort andere Wörter für diesen Beruf galten (Kap. 6.4.14). Das Ostmitteldeutsche mit seinem Hang zu Namenverhochdeutschungen präferiert schon lange Töpfer, während im Süden Typ Hafner und im Westen die Typen Eulner und Pötter galten. Deshalb sind hier kaum unverschobene D-Formen zu finden. Typ Döpper umfasst neben Döpper 266 u. a. Döppner 114, Doepner 92 und Döpf(n)er 73+87. Bei Typ Töpfer dominiert Töpfer 2772, mit großem Abstand gefolgt von Töpper 404, Toepfer 212, Toepper 83 u. a. Auch bei Patronymen, die von Thomas abgeleitet sind, findet sich die Varianz T(h)-/ D-, allerdings kaum bei der durch das Lateinische gestützten Vollform T(h)omas 273+16376 selbst (Domas nur 58). Doch bei den mundartlichen Patronymen im schwachen Genitiv zur Kurzform T(h)om, die links des Rheins zwischen Köln und Düsseldorf konzentriert sind, herrscht fast ausschließlich Do(h)men 6+1783 (T(h)omen nur 12+10). FamN wie Thomes können sowohl starke Genitive von Thom als auch abgeschwächte Formen von Thomas sein. Thommes 253 findet sich vom Saarland bis Prüm und in Luxemburg, Thomes 203 im Emsland, Thoms 1672 im ganzen niederdeutschen Gebiet östlich der Weser, Dommes 193 in einem Streifen von Düsseldorf bis Berlin, Domes 368 südlich angrenzend und klar davon abgesetzt in ganz Süddeutschland, Dohms 290 im Raum Aachen (DFA 1, 767). Bei den Diminutiven auf -(e)l sind Döhmel 113, Dehmel 877, Demmel 757, Demel 590 in Bayern konzentriert (DFA 1 135), Thömel 31 und Them(e)l 95+103 in Thüringen und Sachsen, was genau dem Befund von Abb. 123a (Daubner) entspricht. Als Beispiel für Herkunfts- und Wohnstättennamen werden Komposita, deren Erstglieder auf mhd. tal, mnd. dâl ‘Tal’ zurückgehen, herangezogen. Dabei vergleicht Abb. 124 eine Ortsnamenkarte mit einer FamN-Karte: Links werden Orte (Deutsche Ortsnamendatenbank) gezeigt, die entweder Dahl bzw. T(h)al heißen oder im Namen enthalten, rechts die FamN mit Dal- bzw. T(h)al- als Erstglied. Da es viel weniger Ortschaften mit diesen Wörtern gibt als Träger von FamN, die sich auf solche Orte beziehen, sind die Zahlen in Abb. 124a natürlich niedriger. Immerhin kommen Orte namens Dahl 10-mal und Thal 37-mal vor. Die meisten anderen Ortsnamen kommen in der Regel nur einfach vor (z. B. Dahldorf, -brügge, -bruch, -heim, -kamp, -born bzw. T(h)alacker, -mühle, -born, -bach etc.). Anders bei den FamN, bei denen eine Frequenzschwelle von ≥ 30 Telef. eingebaut und eine Beschränkung nur auf Komposita mit Dahl-/Thal- als Erstglied vorgenommen werden musste, da es sehr viele niedrigfrequente Types gibt. Auch wurden die Komposita mit -mann(s) nicht mitkartiert, da sie nur in der Nordhälfte Deutschlands beheimatet sind. Dahlmann 1394 ‘der im Tal/aus (dem) Dahl(e), Thal(e)’ konzentriert sich im Ruhrgebiet und ist sonst im Norden verstreut. T(h)almann 745 ist in der Nordhälfte von Deutschland verstreut. Die beiden Karten in Abb. 124 weisen dagegen klar die D-/T-Alternanz aus. In beiden Fällen dominieren die Schreibungen mit h, bei Dahl als Vokallängenzeichen, bei Thal im Anlaut.

5.5.3 Glöckner vs. Klöckner: Varianz von G-/KDas Lehnwort Glocke stammt aus altirisch cloc und kam schon früh ins Germanische. Es ist als ahd. klocka, glocka, mhd. glocke, mnd. klocke reich belegt. Originär ist also stimm-

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5 Familiennamen als Fenster zur Sprach- und Dialektgeschichte

Abb. 125: Glöckner vs. Klöckner (a) und Glockmann vs. Klockmann (b).

loses k-, das vor stimmhaftem l schon früh lenisiert wurde (vgl. dagegen engl. clock, ndl. klok, schwed. klocka). Das Wort Glöckner meinte den Glockengießer, den Glockenläuter und manchmal auch den Kirchendiener. Abb. 125a zeigt, dass die alte [k]-Lautung am ehesten im Westmittel- und Westniederdeutschen erhalten ist. Im Süden und Osten dominiert die weichere [g]-Lautung. Typ Glöckner erfasst neben Gl(ö/o)ckner 2437+309 u. a. Glock(e) 1221+132, Glö(ck/gg)ler 616+282, Glo(ck/gg)er 310+246, Glöckl(e) 264+164, Typ Klöckner neben Kl(ö/o)ckner 1459+121 u. a. Klock(e) 239+1334, Klöcker(s) 470+20. Abb. 125b kartiert mit Glock-/Klockmann das einzige Kompositum mit deutlicher G/KVarianz, das vornehmlich im niederdeutschen Raum anzutreffen ist und dort den Glöckner bezeichnet. Hier dominiert die K-Form, mit der nur in Sachsen-Anhalt eine G-Form korrespondiert (DFA 2, 564–571). Klockget(h)er 21+167 und -gie(ß/ss)er 8+2 konzentriert sich im Raum Oldenburg – Bremen, die wenigen Glockengie(ß/ss)er 6+1 finden sich in Hessen.

5.6 Fürchtenicht und Früchtenicht: r-Metathese Der FamN Früchtenich(t) 6+264 erinnert an das Wort Frucht, tatsächlich handelt es sich aber um eine Variante des FamN Fürchtenich(t) 1+74. Zugrunde liegt ihm das Verb fürchten, bei dem im Niederdeutschen, wie auch in anderen germanischen Sprachen, eine Umstellung von r (sog. r-Metathese) eingetreten ist (vgl. nd. früchten, engl. frighten, mittelniederländisch vruchten ‘fürchten, ängstigen’), s. Kap. 6.5.10. Metathese (< griech. metáthesis

5.6 Fürchtenicht und Früchtenicht: r-Metathese

203

‘Umstellung’) bezeichnet allgemein einen Sprachwandelprozess, der die Position einzelner Laute im Wort verändert (z. B. lat. formaticum > franz. fromage ‘Käse’, altengl. wæps > engl. wasp ‘Wespe’) und häufig die Liquide r und l betrifft. Im Westgermanischen findet überwiegend r- und nur selten l-Metathese statt. Die Vertauschung tritt oft nur sporadisch in bestimmten Lautumgebungen auf, wodurch die Konsonantenabfolge in etymologisch verwandten Wörtern (z. B. Brunnen/Born, brennen/Bernstein, vgl. engl. burn ‘brennen’) und Namen (z. B. Kristin/Kirsten, Andres/Anders, Rudolf/Rudloff) wechseln kann. Die genauen Entstehungshintergründe der r-Metathese sind nicht abschließend geklärt. Fest steht aber, dass von diesem Lautwandel Verbindungen aus Kurzvokal + r + Dental betroffen sind und die Umstellung grundsätzlich in beide Richtungen erfolgen kann (vgl. mnd. vrüchten ‘fürchten’ vs. mnd. vors ‘Frosch’). Blockiert zu sein scheinen dagegen die Lautfolgen Vokal + -rnd/ -rnt (mnd. bernen ‘brennen’, aber brent, brande). Ausschlaggebend ist vermutlich die Qualität des r-Lautes: In den betroffenen Sprachen und Varietäten, so auch im Mittelniederdeutschen, wird r als dentaler (alveolarer) Vibrant realisiert (sog. Zungenspitzen-r). Historisch hat sich die r-Metathese von Nordwesten nach Süden hin ausgebreitet. Erstmals ist der Lautwandel im Altenglischen belegt (um 700). Deutlich später treten erste Metathesen im Nordwesten des deutschen Sprachraums auf, noch spärlich im Altsächsischen (9. Jh.), vermehrt im frühen Mittelniederdeutschen (12. Jh.). Im Mittelalter haben sich Formen mit Metathese nach Süden und Osten bis ins Mitteldeutsche und in Teile des Westoberdeutschen (einschließlich des Elsässischen) ausgebreitet, wurden aber später (Mitte 14. Jh.) wieder zurückgedrängt und bleiben heute, abgesehen von einzelnen Reliktgebieten, auf das Niederdeutsche und Teile des Mitteldeutschen beschränkt. Typisch sind r-Umstellungen für das Friesische und für das Niederländische (z. B. fries. boarst, ndl. borst ‘Brust’, fries. farsk ‘frisch’, niederl. vers geperst ‘frisch gepresst’), wo die Metathese im Unterschied zum Deutschen auch in die Standardsprache vorgedrungen ist. Im Deutschen ist lediglich Born literatursprachlich vorhanden. Von der früheren Ausdehnung des Lautwandels in den deutschen Dialekten zeugen aber bis heute, neben Siedlungsnamen, die FamN. Ein Paradebeispiel der historischen Sprachgeographie ist der Fall Brunn/Born. In den heutigen Dialekten sind Formen mit Metathese nur noch spärlich belegt (Abb. 126a nach König 2005, 68). Schon Küppersbusch (1931) greift deshalb bei seiner umfassenden Untersuchung auf (rezente und historische) Belege aus Siedlungs- und Flurnamen zurück, die die sukzessive Ausbreitung von Norden nach Süden gut dokumentieren (z. B. für den Ortsnamen Bornheim bei Bonn: 9. Jh. Brunonheim, 945 Brunheim, aber 1127 Burnheim). Ein ähnliches Bild mit Ausbreitung des Lautwandels bis an die Mainlinie ergibt sich bei den Siedlungsnamen mit -brunn/-born (s. Abb. 126b, nach: Deutsche Ortsnamendatenbank). Auch in FamN ist der Kontrast zwischen südlichem Brunn (< ahd. brunno, mhd. brunne) und nördlichem Born (altsächs. brunno, burno, mnd. born ‘Quelle’) reich belegt. Mit ≥ 100 Telef. finden sich insges. 74 verschiedene Namen, wobei die größte Gruppe Herkunftsnamen zu entsprechenden Ortsnamen mit -brunn/-born (Schön-, Goldbrunner; Schön-, Weißenborn) bilden (Abb. 127a). Hinzu kommen Namen nach der Wohnstätte für denjenigen, der in der Nähe eines Brunnens bzw. einer Quelle wohnt (Brunn, Brunne, Brunner; Born, Börngen, Bornemann). Seltener sind Berufsnamen vertreten (Brunn(en)gräber, Brunnbauer; Borngräber), die Abb. 127b gemeinsam mit den Wohnstättennamen kartiert. Sie bündelt alle Simpli-

204

5 Familiennamen als Fenster zur Sprach- und Dialektgeschichte

Abb. 126: Brunn vs. Born in deutschen Dialekten (a) und in Ortsnamen (b).

Abb. 127: Brunn vs. Born in FamN: Herkunftsnamen (a); Wohnstätten- und Berufsnamen (b).

5.6 Fürchtenicht und Früchtenicht: r-Metathese

205

Tab. 20: Senkung des Stammvokals bei Brunn, Born (Types/Tokens = Telef.). Name

-u-

-o-

Typ Brunn Typ Born

24/13717 Telef. 1/123 Telef.

6/1344 Telef. 79/33249 Telef.

zia und Derivate sowie Komposita mit Brunn-/Born- im Erstglied, d. h. alle Wohnstättenund Berufsnamen (DFA 2, 836–847). Wie die Karte zeigt, spiegeln auch die heutigen FamN erstaunlich gut die historische Ausbreitung der Metathese im gesamten nieder- und mitteldeutschen Raum. Ein ganz anderes Bild ergibt sich für Herkunftsnamen zu Ortsnamen mit -brunn/-born, wo die Grenze deutlich weiter südlich verläuft und die maximale Ausdehnung des Lautwandels sichtbar wird, die weite Teile des Westoberdeutschen einschließt (Abb. 127a). Während der Lautwandel also in oberdeutschen Siedlungs- und Flurnamen wieder rückgängig gemacht wurde, ist er in den entsprechenden FamN erhalten geblieben. Mit der r-Umstellung korreliert meist die Senkung des Stammvokals u > o (s. Tab. 20). Ein weiteres Beispiel liefern niederdeutsche Ortsnamen mit dem Zweitglied -dorp/-drop ‘Dorf ’, bei denen vor allem in Westfalen Metathese eingetreten ist (z. B. Bottrop < um 1092 Borgthorpe; Westrup, Nortrup). Vereinzelt hat sich auch im Ostmitteldeutschen -dorf > -druf (z. B. Wilsdruff, Mühltroff) gewandelt. Den zeitlichen Verlauf dokumentiert das Historische Ortsnamenbuch von Sachsen (Eichler/Walther 2001). Demnach ist der Lautwandel erst relativ spät (im 15./16. Jh.) eingetreten: Wilsdruff: Mühltroff:

1259 Wilandestorf, 1395 Wilandsdorf, 1466 Wilstorff, 1468 Wilsdruff 1274 Muldorf, 1472 Mulndorff, 1576 Mühldrof, 1768 Mühltruf

In Orts- und auch in FamN (Herkunftsnamen) überwiegen klar Formen ohne r-Umstellung (Ortsnamen: Typ -dorf, -dorp 3710 Types/5732 Tokens, Typ -drof, -drop, -trup 175/212; FamN: Typ -dorf, -dorp 3807 Types/88193 Tokens, Typ -drof, -drop, -trup 171 Types/8469 Tokens). Deshalb wird auf Abb. 128 jeweils nur die Verbreitung der Fälle mit Metathese dargestellt, nicht auch die der Fälle ohne Metathese. Anders als bei ‘Brunnen’ ist bei ‘Dorf ’ die rUmstellung lokal stark begrenzt, mit Schwerpunkt im Westniederdeutschen, v. a. in Westfalen (Dammel/Schmuck 2009, 274; DFA 2, 848–853). Auch bei Patronymen kommen r-Umstellungen vor. Frequente Fälle sind neben solchen auf -bert/-brecht (DFA 2, 870–883) FamN zu den Rufnamen Christian (< lat. Christianus ‘Christ’) und Andreas (< griech. andreĩos ‘mannhaft, tapfer’), wo teilweise Metathese eingetreten ist (Abb. 129; DFA 2, 854–859, 860–869). In beiden Fällen verläuft die Metathese-Grenze nördlich der Mainlinie und ähnelt stark dem Grenzverlauf von Brunn/Born in Wohnstätten- und Berufsnamen (s. Abb. 127b), ist aber im Rheinland deutlich nach Norden verschoben. Bei Andres/Anders tritt Metathese in den (v. a. mitteldeutschen) Formen mit zu -es abgeschwächter Endsilbe auf. Wie die historische Verbreitung um 1890 auf Basis von Verlustlisten des Ersten Weltkrieges in Abb. 130 zeigt, ist Anders vor 1945 in Schlesien konzentriert, wo Metathese ab

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5 Familiennamen als Fenster zur Sprach- und Dialektgeschichte

Abb. 128: Ortsnamen auf -trup (a) und Familiennamen (Herkunftsnamen) auf -trup (b).

Abb. 129: Metathese bei Patronymen: Andres vs. Anders (a) und Christ vs. Kirst (b).

5.6 Fürchtenicht und Früchtenicht: r-Metathese

207

Abb. 130: Die Patronyme Endres (rot) vs. Enders (hellblau) und Anders (dunkelblau) um 1890.

dem 14. Jh. bezeugt ist (Anders 1346; Bahlow 1953, 55; https://nvk.genealogy.net/). Nicht kartiert sind in Abb. 129a die im nördlichen Schleswig-Holstein konzentrierten Formen Andresen 2614 und Andersen 1273. In den festlandskandinavischen Sprachen dominieren Formen mit Metathese: in Dänemark und Norwegen belegt Andersen jeweils Platz 4 bzw. Platz 5 der häufigsten FamN (www.dst.dk, www.ssb.no 08. 04. 2021), Andersson rangiert in Schweden sogar auf Platz 1 (www.scb.se, 08. 04. 2021). Bei Christ/Kirst in Abb. 129b sticht das Christ-Gebiet im Westmitteldeutschen hervor, das hier v. a. die Namen Christ und Christmann betrifft. Generell ist die Grenze im Vergleich zu Brunn/Born weniger trennscharf. Formen ohne Metathese treten laut Kartenbild vermehrt auch in Ostfriesland und in Schleswig-Holstein auf, wo sie das nur in Ostfriesland vorkommende Genitivpatronym Christians betreffen bzw. Christen und Christian in SchleswigHolstein. Nicht kartiert sind die im deutsch-dänischen Grenzgebiet konzentrierten, genuin dänischen Namen Christiansen 2867, Christensen 740 und Carstensen 2185. Die Dominanz der Formen ohne Metathese erklärt sich dadurch, dass im Dänischen dieser Lautwandel nur schwach gewirkt hat (Tab. 21; Quelle: www.dst.dk, Stand 2020). Auch bei Christ/Kirst korreliert die r-Umstellung mit der Senkung des Stammvokals i > e > a (Kirsten, Kersten, Karsten) (Tab. 22). Zusammenfassend zeigt sich, dass die Reichweite der r-Umstellung stark lexemabhängig ist, wobei das Westniederdeutsche als Kerngebiet hervorsticht (-dorp/-drop). Am besten erhalten ist der Lautwandel bei Brunn/Born und hier insbesondere bei den auf Ortsnamen zurückgehenden FamN nach der Herkunft. Anders als bei den Ortsnamen wurde die Meta-

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5 Familiennamen als Fenster zur Sprach- und Dialektgeschichte

Tab. 21: Frequenz von Christensen, Christiansen, Carstensen in Deutschland und Dänemark. Name

Deutschland (Einw.)

Dänemark (Einw.)

Christensen, Kristensen Christiansen, Kristiansen Carstensen, Karstensen

 798 Telef. ≈ 2234 2891 Telef. ≈ 8095 2230 Telef. ≈ 6244

172436  49077   3226

Tab. 22: Senkung des Stammvokals bei Christ/Kirst (Namen/Telef.). Name

-i-

-e-

-a-

Typ Christ Typ Kirst

11/17785 Telef. 4/5567 Telef.

1/228 Telef. 4/6425 Telef.

– 4/7161 Telef.

these in den zugehörigen FamN nicht rückgängig gemacht, so dass das Kartenbild bis heute das maximale, ehemals bis ins Westoberdeutsche reichende Wirkungsgebiet widerspiegelt. FamN erweisen sich damit als äußerst wertvolle und durch die unterschiedlichen Motivgruppen (Berufs-/Wohnstättennamen vs. Herkunftsnamen) vielschichtige Quelle, um die historische Ausbreitung des in den heutigen Dialekten kaum noch greifbaren Lautwandels zu dokumentieren. Mirjam Schmuck

5.7 Hofer und Höfer, Maurer und Meurer: i-Umlaut Neben der Zweiten Lautverschiebung ist auch der i-Umlaut eine alte und für das Deutsche wichtige und typische Lautentwicklung, die sich in diesem Ausmaß in keiner anderen germanischen Sprache findet, sieht man vom Luxemburgischen ab. Der i-Umlaut hat sich etwa ab 750 n. Chr. im Althochdeutschen (Ahd.) vollzogen. Wenn z. B. in einem Wort auf ein o ein i (oder j) folgte (bosi), färbte das i das vorausgehende o zu ö und wurde selbst zu einem unbetonten e [ə] abgeschwächt (böse). Der i-Umlaut besteht also in einer Assimilation zwischen der palatalen (im vorderen Mundraum befindlichen) Aussprache von [i] oder auch von [j] und der velaren (hinteren) Aussprache von [a, o, u, au]. Genauer: Bei [i] oder [j], d. h. im ersten Fall, befindet sich die Zunge am vorderen Gaumen, im zweiten Fall nicht. Die „Kompromisslösungen“ sind umgelautete, also palatalisierte [æ], geschrieben oder , wie in Kästner, Gärtner, Bäcker/Becker; [ø], geschrieben , wie in Höfer, Förster, Köhler; [y], geschrieben , wie in Schüler, Bürger, Krüger; ebenso wurde [au] zu [ɔi] umgelautet, geschrieben oder , wie in Bräuer/Breuer, Mäurer/Meurer, Bäumer/Beumer. Um ca. 1000 n. Chr. ist diese phonologische Umlautphase abgeschlossen. Allerdings gibt es bis heute sog. analogische Umlaute, oft vor dem Diminutivsuffix -chen (Skandälchen, Aperölchen) oder vor dem Femininsuffix -in (Bischöfin, Päpstin). Am konsequentesten hat sich der Umlaut in der Flexion durchgesetzt, wo er auch eine hohe funktionale Belastung erfährt, z. B. beim Pluralumlaut (Apfel – Äpfel, Mutter – Mütter, Boden – Böden), bei der Adjektivsteigerung (alt – älter/am ältesten, groß – größer/am größ-

5.7 Hofer und Höfer, Maurer und Meurer: i-Umlaut

209

ten) und in der Verbflexion (ich fahre – du fährst/sie fährt; sie fuhr – sie führe, war – wäre). Solche Formen spielen aber in FamN keine Rolle, hier ist es nur die Wortbildung, die Umlaut auslösen kann. So haben die meisten sog. Nomina agentis auf -er, die aus Verben (wie backen) eine Personenbezeichnung (Bäcker) ableiten, eine hohe Wahrscheinlichkeit, einen Umlaut zu erhalten (andererseits: fahren – Fahrer); -er entstammt der i-haltigen Endung lat. -ārius > ahd. -āri, weshalb häufig Umlaut eintrat. Doch hängt es vom jeweiligen Dialekt ab, ob und, wenn ja, wie konsequent Umlaut eingetreten ist (neben Maurer kommen Mäurer und Meurer als FamN vor, Abb. 401b). Auch Einwohnerbezeichnungen auf -er enthalten oft Umlaut (-er geht hier vermutlich auf germ. -warja zurück, das auch zu ahd. -ari wurde). So gibt es unter den FamN neben Neuhauser auch Neuhäuser und Neuheuser. Bei den FamN spielt das er-Suffix eine prominente Rolle, da es vor allem in Berufs- sowie in Wohnstätten- und Herkunftsbezeichnungen häufig vorkommt. Des Weiteren kommt Umlaut in den zahlreichen Diminutiven vor (Märklin, Merkel < Mark[wart], Häberle < Haber ‘Hafer(bauer)’, Öchsle, Bäuerle, Schühlein).

5.7.1 Kramer vs. Krämer und Kremer: Umlaut des Tonvokals a Ob Umlaut eingetreten ist oder nicht, hängt einerseits vom betreffenden Dialekt ab, andererseits von der Struktur des abgeleiteten Wortes: Ist der Tonvokal lang oder kurz? Altes langes [a:] liegt Kramer/Krämer zugrunde, kurzes [a] Gartner/Gärtner. Ist die Basis ein- oder mehrsilbig? Vgl. Kram-er < ahd. krām-āri vs. Wagner < ahd. wagan-āri. Enthält sie viele oder wenige Konsonanten zwischen dem Tonvokal und dem i der einstigen ahd. Endung? Dabei geht es, vereinfacht gesagt, um den Abstand und die artikulatorischen Hindernisse zwischen Tonvokal und i-Endung – immer auf das Ahd. bezogen, wo der Umlaut stattfand. Manchmal enthielt schon die zweite Silbe des Basisworts ein i, z. B. geht Gärtner auf ahd. gartin-āri zurück. Deshalb ergeben sich bei den folgenden FamN unterschiedliche Umlautbilder. Zwar weiß man schon lange, dass im Süden die sog. oberdeutsche Umlautfeindlichkeit gilt, hier also mit wenig Umlaut zu rechnen ist, wie sich beispielsweise an Ortsnamen wie Innsbruck gegenüber Osnabrück ablesen lässt. Doch wo diese historischen Grenzen genau verlaufen, zeigt der FamN-Befund. Häufig bewahren Komposita eher alte Lautverhältnisse als einfache Wörter, die eher an die Standardsprache angepasst werden. So dominiert in ganz Deutschland der umgelautete FamN Gärtner, da es das Standardwort ist. Ca. 11600 Telef. entfallen auf G(ä/e)rtner und nur 1020 auf Gartner, der überall südlich des Mains zu finden ist, aber weitgehend von Gärtner erdrückt wird (DFA 1, 18). Anders in Komposita, wo -g(a/ä)rtner das Zweitglied stellt, s. Abb. 131a. Die Suche (≥ 20 Tokens) erzielt 26 verwertbare Types/11545 Tokens. Neben häufigem Baum- und Weing(a/ä)rtner verbleiben 22 weitere wie Hopf(en)-, Lang-, Lein-, Heim-, Weixelg(a/ä)rtner, auch Hof-, Stein- und Thiergärtner (die Schreibung -gertner kommt kaum vor). Deutlich tritt der umlautlose Süden hervor mit Zentren im Bairischen und Südalemannischen. Das grüne Areal reflektiert das Umlautgebiet. Dass die Namen nördlich von Main und Mosel nicht auftreten, ist ein Indiz dafür, dass es weniger Berufs- als Wohnstättenund Herkunftsnamen sein müssen. Denn für diese gilt nördlich anschließend der -er-lose Typ Wein-, Baumgart(en) (Kap. 2.2.2.2).

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5 Familiennamen als Fenster zur Sprach- und Dialektgeschichte

Abb. 131: FamN auf -gartner vs. -gärtner (a) und Wag(e)ner vs. Weg(e)ner (b).

Abb. 132: Kramer vs. Krämer, Kremer (a) und die Schreibung mit C- (b).

5.7 Hofer und Höfer, Maurer und Meurer: i-Umlaut

211

Während ahd. gartināri gleich zwei Umlautauslöser enthielt, kommt i in ahd. waganāri nur wortfinal vor. Diese Berufsbezeichnung ist in ganz Deutschland relativ gut vertreten, obwohl im Norden Konkurrenz durch Rade- und Stellmacher besteht. Hier dringt die Umlautlosigkeit (braune Anteile) weit in den Norden vor, während das Niederdeutsche das Umlautgebiet darstellt. Bei Wagner (Abb. 131b) ist außerdem die Synkope von W(a/e)gener > W(a/e)gner interessant, die im Westmitteldeutschen am schwächsten ausgeprägt ist (Kap. 6.4.15). In Wehner ist intervokalisches g ausgefallen, s. die schwarzen Anteile im Zentrum und Osten Deutschlands (DFA 1, 2–27). Mit Kramer ‘Kleinhändler’ kartiert Abb. 132a einen FamN mit (altem) Langvokal. Die Karte dokumentiert das sich vom Westmitteldeutschen nach Südosten erstreckende (graue) Umlaut-Band, das im Süden und im Norden von Umlautlosigkeit (orange) gerahmt ist. Es zeigt sich auch, dass das Wort in der gesamten Osthälfte kaum vorkommt (verdumpfte Varianten wie Kromer/Krömer sind mitkartiert). Im Osten galten hier andere Lexeme, z. B. (jeweils in vielen Laut- und Schreibvarianten) Höker, Ha(a)ke, Menge(r) und Schott(e) (DFA 5, 500–517). Außerdem unterscheidet die Karte Umlautschreibung mit (schwarze Symbole) und (grau). Da die FamN lange vor der Festlegung einer Orthographie entstanden sind, reflektieren sie alte frühnhd. Schreiblandschaften. Dazu zählen auch die C-Schreibungen dieses Namens, die Abb. 132b gesondert ausweist. Neben der Hauptvariante Cremer 3446 kommen Crämer 210, Craemer 98 und der sog. Humanistenname Cremerius 164 vor (Kap. 5.14). Die C-Schreibung ballt sich im Ripuarischen und Ostfriesischen (DFA 1, 58–65).

5.7.2 Hofer vs. Höfer: Umlaut des Tonvokals o Es stellt sich nun die Frage, ob auch die o > ö-Umlautung die oberdeutsche Umlautlosigkeit bestätigt oder ob diese sich nur auf a > ä/e beschränkt. An frequenten und (weitgehend) über das gesamte Bundesgebiet verteilten Kandidaten kommen Kohler/Köhler, Hofer/Höfer, Forster/Förster, Zoller/Zöller infrage, partiell auch Schlosser/Schlösser, Stocker/Stöcker, Bogner/Böger, -dorfer/-dörfer (DFA 1, 174–203). Da Köhler Platz 35 der häufigsten FamN besetzt, kartieren wir ihn mit seinen Varianten (≥ 20 Telef.) wie Köller, Kähler/Kohler, Koller, s. Abb. 133a. Auch beim Tonvokal o ergibt sich das typische Bild der oberdeutschen Umlauthemmung. Ähnlich sieht die Verbreitung von Forster/Förster aus, wo noch deutlicher das Bairische als o-Gebiet hervortritt. Um die Umlautgrenze besser zu fundieren, kombiniert Abb. 133b die Kohler/Köhler- mit der Forster/ Förster-Karte (Förster ist Nr. 128 der FamN-Rangliste) und präzisiert die oberdeutsche Umlautblockade. Gerade im Osten mit großen Waldgebieten füllt sich die Karte durch die Hinzunahme der Förster, die durch die jeweils helleren Farbtöne ausgewiesen werden. Doch ist auch der Beruf des Köhlers an Holzvorkommen gebunden, was das Kartenbild ebenfalls bestätigt. Flächendeckend gut verteilt sind die Einnehmer von Zöllen, die Abb. 134a dokumentiert (Abfrage ≥ 10 Telef.). Niederdeutsch umlautlose Toller 38 kommen kaum vor. Eine immense Vielfalt oft niedrigfrequenter Wohnstätten- und Herkunftsnamen wirft die Anfrage nach Hofer, -ho(f/ff/v)er ohne und mit Umlaut aus (≥ 10 Telef.). Auf den einfachen Typ Hofer entfallen ca. 4200 Tokens, auf Komposita wie Anzen-, Berg-, Fraunhofer

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5 Familiennamen als Fenster zur Sprach- und Dialektgeschichte

Abb. 133: Kohler vs. Köhler (a) und ergänzt durch Forster vs. Förster (b).

Abb. 134: Zoll(n)er vs. Zöll(n)er, Töll(n)er (a) und Hofer, -hofer vs. Höfer, -höfer (b).

5.7 Hofer und Höfer, Maurer und Meurer: i-Umlaut

213

ca. 400 Types mit rund 19500 Tokens; auf Typ Höfer kommen ca. 5200 Tokens, auf Komposita wie Alt-, Maier-, Todtenhöfer 281 Types mit knapp 14760 Tokens. Senkt man die Frequenzschwelle von ≥ 10 auf ≥ 2 Telef., dann findet bei -hofer mit ca. 990 Types eine Verzweieinhalbfachung statt, bei -höfer mit 552 Types eine Verdopplung. Was die Umlautfrage betrifft, so zeichnet sich das gesamte Oberdeutsche als umlautfeindlich aus (Abb. 134b). Die Lücken westlich des Rheins, im Norden und im Osten beruhen darauf, dass dort Herkunftsund Wohnstättennamen vom Typ Hof, Hoven, Langhoff, Schönhofen gelten (DFA 3, 256–264). Die Frage, warum in der heutigen Standardsprache Berufsbezeichnungen wie Köhler, Förster, Zöllner, Töpfer Umlaut enthalten, Schlosser aber nicht, kann aufgrund der Verbreitung der FamN beantwortet werden. Da wesentliche Impulse bei der Ausbildung der Standardsprache vom Ostmitteldeutschen ausgingen, haben sich die dortigen Umlaute in Köhler usw. durchgesetzt. Der FamN Schlösser findet sich aber nur in den nördlichen Rheingegenden, die kaum Einfluss auf die Standardsprache hatten. Im Norden und Osten hieß der entsprechende Beruf Schlosshauer bzw. Kleinschmidt (DFA 4, 238–242). Daher hat sich erwartungsgemäß die im ganzen Süden geltende umlautlose Form Schlosser durchgesetzt.

5.7.3 Bruckner vs. Brückner: Umlaut des Tonvokals u Die oberdeutsche Umlautfeindlichkeit zeigt sich auch in alltäglichen Wortdubletten wie nutzen vs. nützen, drucken – drücken, schlupfen – schlüpfen, zucken – zücken etc. (manche mit semantischer Aufspaltung). Nicht zufällig verzichten Innsbruck (Österreich) und See-

Abb. 135: Burger vs. Bürger (a) und Buchner vs. Büchner (b).

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5 Familiennamen als Fenster zur Sprach- und Dialektgeschichte

brugg (im Schwarzwald) auf den Umlaut, wie er sich in nhd. Brücke findet. In den FamN kommen neben Bruck(n)er/Brück(n)er viele weitere Paare vor wie Mucke/Mücke, Schuler/ Schüler, Burger/Bürger, Kuchler/Küchler, Buchner/Büchner (DFA 1, 290–315). Wir beschränken uns wie immer auf Namenpaare, die möglichst im gesamten Bundesgebiet vorkommen. Dies gilt für Burger/Bürger und Buchner/Büchner. Beide Karten in Abb. 135 lassen erkennen, dass der oberdeutsche Nicht-Umlaut den gesamten Süden Deutschlands betrifft, somit das Umlautareal von ü kleiner ist als bei den anderen Vokalen. Bei Buchner/Büchner < mhd. buoche ‘Buche’ kommt hinzu, dass neben dem Langvokal der Konsonant [χ] den Umlaut behindert hat.

5.7.4 Maurer vs. Mäurer und Meurer: Umlaut des Tonvokals au Diphthonge wie au zählen zu den Langvokalen. Hier eignen sich an Namenpaaren Hauser/ H(ä/e)user, Maurer/M(ä/e)urer, Baumer/B(ä/e)umer, Brauer/Bräuer etc. (DFA 1, 496–525, 726–733). Wir wählen Hauser/H(ä/e)user und Baumer/B(ä/e)umer (Abb. 136). Wie so häufig überschneiden sich auch bei FamN wie H(a/ä/e)user bzw. Komposita auf -h(a/ä/e)user Wohnstätten- mit Herkunftsnamen. Man erkennt jedoch in Abb. 136a deutlich die Beschränkung der Ableitungen mit -r vom Wort Haus auf den Süden Deutschlands, während sich das Bild im Norden mit dem Typ [Witt]hus, [Brock]haus und mit FamN füllen würde, die auf andere Lexeme wie Kate, Kotte oder Bude zurückgehen (DFA 4, 960–977). Wenig überraschend bedecken die nicht umgelauteten FamN das gesamte Oberdeutsche.

Abb. 136: Hauser/-hauser vs. Heuser/-häuser (a) und Baumer/-baumer vs. B(ä/e)umer/-b(ä/e)umer (b).

5.8 Oechsle, aber Wölfle: Schreibung von Umlauten

215

Vergleicht man die Umlautschreibungen von einfachem H(ä/e)user mit -h(ä/e)user in Komposita, ergeben sich interessante Divergenzen. Nach DFA 1, 501 „beträgt das Verhältnis -häuser : -heuser 11611 (94 %) : 756 (6 %), das Verhältnis Häuser : Heuser aber 2016 (36 %) : 3555 (64 %)“. Die meisten solcher graphematischen Überraschungen (es gibt davon viele!) harren bis heute ihrer Erklärung. In diesem Fall lässt sich annehmen, dass Häuser mit äu eher gemieden wird, weil es mit dem Plural des Appellativs Haus verwechselbar wäre, während dies für die meisten Komposita wie Dauberts-, Eberts-, Leut-, Mühl-, Oppenhäuser nicht gilt. Dieser Verwechslungsgefahr weicht man durch Heuser mit eu-Schreibung aus. Hier generiert die Abfrage (≥ 20 Telef.) 165 unterschiedliche Komposita mit -h(ä/e)user und 87 mit -hauser. Die Erstglieder geben Auskunft über die Lage, die Beschaffenheit, den Zweck oder den Besitzer dieser einstigen Behausungen. Einen guten Vergleichsfall zu Haus-Namen bilden FamN mit Baum als Grundwort (≥ 20 Telef.). Hierbei handelt es sich meist um Wohnstättenbezeichnungen, die im Westnieder- und im Ostoberdeutschen ihren Schwerpunkt haben. Wie gewohnt trennt diese Gebiete auch der Umlaut. Interessant sind die Umlautschreibungen im Westen: Ungleich Heuser in Abb. 136a ist Beumer(s) mit nur 441 Tokens deutlich seltener als Typ Bäumer mit 1627 Tokens (Abb. 136b). Damit beträgt das Verhältnis Bäumer : Beumer 79 % : 21 % (Häuser : Heuser = 36 % : 64 %). Dies bestätigt die Erklärung für den umgekehrten Befund bei Häuser vs. Heuser: Der Plural von Baum unterscheidet sich mit Bäume klar vom FamN Bäumer. Deshalb kann sich Bäumer die äu-Schreibung leisten. Bei den Komposita kommt die eu-Schreibung unter den 20 Types nur bei einem einzigen FamN vor (Silkenbeumer 26 neben Silkenbäumer 32), hier ist -bäumer die Regel: Alte-, Brink-, Häger-, Hollinder-, Mühlen-, Reckenfelder-, Stuten-, Voßmer-, Zweibäumer. Auf -baumer entfallen 12 Types, u. a. Asenkersch-, Kersch-, Kri(e)ch- (alle ‘Kirsche’), Nu(ß/ss)-, Esch-, Weichselbaumer ‘Sauerkirsche’. Der häufige Berufsname Maurer vs. M(ä|e)urer ist in DFA 1, 726 abgebildet (s. auch Kap. 7.3.2.2). Die Umlautformen ballen sich im Westmitteldeutschen vom Ripuarischen um Köln über das Moselfränkische um Koblenz bis ins Pfälzische ausgreifend. Maurer dominiert den gesamten Süden, während der Norden diesen Namen nicht kennt. Auch mnd. murman ‘Maurer’ hat nur zu wenigen FamN geführt. Während dieses Kapitel sich auf den phonologischen Umlaut konzentriert hat und dabei durchaus einige Schreibvarianten in den Blick genommen hat, betrachtet das nächste Kapitel Umlautschreibungen am Wortanfang. Hier fällt auf, dass sie mehrheitlich ohne Pünktchen (Trema), dafür mit nachgestelltem e geschrieben werden, z. B. Oechsle, Uebel. Innerhalb des Namens passiert dies aber nur selten. Dafür gibt es historische Gründe.

5.8 Oechsle, aber Wölfle: Schreibung von Umlauten Weinaffine Personen kennen den sog. Oechsle- oder auch Öchslegrad, der den natürlichen Alkoholgehalt im Wein ermittelt, abgekürzt °Oe. In einem Weinglossar ist nachzulesen: „Der Pforzheimer Apotheker, Goldschmied und Physiker Christian Ferdinand Oechsle (1771 bis 1852) erfand die Senkspindel, auch Oechsle-/Öchslewaage genannt“ (www.wein.de/de/ glossar/oechsle/; Zugriff: 26. 03. 2021). Hier fällt die divergierende Umlautschreibung auf: Der Namenträger schreibt sich mit Oe-, die nach ihm benannten Erfindungen aber teilweise

216

5 Familiennamen als Fenster zur Sprach- und Dialektgeschichte

Tab. 23: Umlautbezeichnungen Oe-/Ö- und Ue-/Ü- am Namenanfang: Beispiele und Gesamtvorkommen. Oe-/Ö-

Oechsle, Oechsler,

1225

75,5 %

Oechsner Oester(r)eich(er),

2456

78,6 %

3659

82,8 %

Öhl(er)

Oehl(en)schläger

Öhl(en)schläger

Ue-/Ü-

Uebel Typ Ueberschär alle FamN mit Ue-

24,5 %

669

21,4 %

758

17,2 %

Östreich(er)

Öhlmann

alle FamN mit Oe-

insgesamt

Öster(r)eich(er),

Oehl(e)mann,

insgesamt

333

Öchsner

Oestreich(er) Oehl(er),

Öchsle, Öchsler,

88,0 %

alle FamN mit Ö-

12,0 %

 795

81,0 %

Übel

181

19,0 %

 424

70,5 %

Typ Überschär

178

29,5 %

71,0 %

alle FamN mit Ü-

29,0 %

mit Ö- (Öchslewaage, Öchslegrad), was die standardkonforme Schreibung dieses Umlauts ist, die sich einschleicht, sobald der eigentliche Name verlassen wird (eine informelle GoogleRecherche ergibt 4570 Treffer für Oechslegrad und 2810 für Öchslegrad [26. 03. 2021]). Damit ist ein systematischer Schreibunterschied zwischen Namen und Appellativen (Gattungsbezeichnungen) angesprochen: In deutschen FamN werden großgeschriebene Umlaute am Wortanfang auffälligerweise gemieden. Zumindest gilt dies für Namen auf Ö- und Ü-. Stattdessen dominiert hier die Ersetzung mit Oe- bzw. Ue-, man denke an (Dr.) Oetker, Oettinger, Oechsle, Oest(e)rreich(er), Oehler(t) bzw. Uebel(acker), Ueberschär, Ueberall, Ueckert, Ueding. Die DFA-Datenbank erweist, dass die häufigsten Namen auf Ö- bzw. Ü- türkischer Herkunft sind (Öztürk 2368, Özdemir 2359, Özcan 1131, Özkan 963 – Ünal 978, Ünlu 356). Dräger/Kunze 2010 haben sich mit dieser Auffälligkeit befasst, auf diesem Beitrag basiert dieses Kapitel. Zunächst betrachten wir nur den Namenanfang, also den Großbuchstaben (Majuskel). Denn Umlaute von Kleinbuchstaben innerhalb des Namens werden fast immer mit Punkten verschriftet (Gärtner zu 95 % – Gaertner zu 5 %; Schröder zu 93 % – Schroeder zu 7 %; Müller zu 99 % – Mueller zu 1 %). Bei den Großbuchstaben bestehen dagegen große Unterschiede: Am häufigsten dominiert die Oe- gegenüber der Ö-Schreibung, gefolgt von der Ue- gegenüber der Ü-Schreibung, während es nur wenige Namen gibt, die mit Ae- oder Ä- beginnen. Hier hat sich meist die alte E-Schreibung erhalten (etwa in Namen wie Ender(le), Endres, Enders, umgelautete Formen von Andreas). Beim nachgestellten e ist darauf zu achten, dass es die Umlautqualität anzeigt und nicht etwa nur als Längezeichen fungiert, wie dies in manchen Regionen Deutschlands üblich war (vgl. den Ortsnamen Soest mit langem [o:]). So bezeichnet Ae- im FamN Aengenheyster ‘an dem Heister (junge Buche)’ ein langes [a:] und wird hier deshalb ausgeschlossen; gleiches gilt für entsprechende Oe- (Oeversee [o:]) und Ue-Schreibungen (Uehlendal [u:], zu mnd. ûle ‘Eule’). Da in FamN die Umlaute Ae-/Ä- zu selten vorkommen, bleiben sie hier unberücksichtigt. Anders bei Oe-/Ö- und Ue-/Ü-, s. Tab. 23.

5.8 Oechsle, aber Wölfle: Schreibung von Umlauten

217

Abb. 137: Beispiele für die (extreme) Stauchung von Umlautmajuskeln.

Tab. 23 liefert mit Oechsle vs. Öchsle und Uebel vs. Übel und anderen einschlägigen Namen Beispiele für solche Varianten (Ue-/Überschär hängt mit Pflugschar zusammen und bezeichnet „den Anwohner/Bearbeiter von Land, das bei der Hufenaufteilung zunächst nicht vergeben worden war“; Dräger/Kunze 2010, 73). Dräger/Kunze 2010 sind sämtlichen Varianten nachgegangen und ermitteln für Oe- vs. Ö-, dass Oe- zu insgesamt 88 % über die Ö-Schreibung (mit nur 12 %) dominiert. Bei Ue- sind es 71 % gegenüber 29 % mit Ü-; hier ist der Kontrast also etwas schwächer ausgeprägt. Was steht historisch hinter diesen UmlautUmschreibungen mit nachgestelltem e? Dies hat sog. graphetische Gründe, das heißt solche, die in der Form und Größe der Buchstaben zu suchen sind. Die Umlautpunkte (Trema) sind ursprünglich aus einem übergestellten kleinen e entstanden, das die besondere (palatale) Qualität dieses Lauts anzeigen sollte. Doch nicht immer hatte man – gerade bei Großbuchstaben – den Platz, ein e darüberzusetzen, denn in den Drucken des 15./16. Jhs. – also der Zeit, als die FamN fest wurden – hätten sie den üblichen Abstand zur oberen Zeile gesprengt. Es hätte also ein größerer Zeilenabstand eingerichtet werden müssen, was damals drucktechnisch schwierig und teuer war. Deshalb hat man das kleine e neben statt über die Majuskel gesetzt – keine neue Erfindung, sondern eine Praxis, die schon lange auch bei Kleinbuchstaben angewandt wurde. Genau in diesem Stadium sind die FamN festgeworden und erstarrt. Sie haben diese speziellen Umlautschreibungen bis heute weitgehend konserviert (die selteneren Ö-/Ü-Varianten zeugen davon, dass Schreibungen von FamN noch bis ins 19. Jh. hinein geändert wurden). In den Drucken ist man später zu den beiden Punkten übergegangen. Hier gibt es viele Versuche, sie optimal zu platzieren. Beim haben die Punkte an der Spitze links und rechts gut Platz. Anders beim und beim . Die Uni Tübingen hat für das Ü eine aparte und ästhetische Lösung gefunden, indem es die Punkte senkrecht in die Buchstabenöffnung versenkt. Besonders bei Ü und Ö sieht man auch öfter, dass sie so gestaucht werden, dass das Trema noch darüberpasst. Damit schließen die Punkte oben wie ein normaler Großbuchstabe ab. Abb. 137 zeigt Beispiele aus einer Werbebroschüre, über deren Ästhetik man diskutieren kann. Mit dem Übergang zum Trema konnte man also auf das danebengestellte verzichten. Dieser neue Usus setzte sich im Normalwortschatz durch, doch nicht mehr bei den bereits erstarrten FamN. Auch viele Ortsnamen wie z. B. Aepfelbach, Oehringhausen, Ueberau tradieren diese Besonderheit. Zu den (diesbezüglich systematisch noch ununtersuchten) Ortsnamen schreiben Dräger/Kunze 2010: Nach Müllers großem deutschem Ortsbuch […] beginnen 14 Ortsnamen mit Ae-, dagegen 10 mit Ä-; mit Oe- 327 Ortsnamen, dagegen mit Ö- nur 134; mit Ue- 102 Ortsnamen, dagegen mit Ü- 100. Dräger/Kunze (2010, 61–62)

218

5 Familiennamen als Fenster zur Sprach- und Dialektgeschichte

Abb. 138: FamN mit Umlaut im Anlaut: Typ Oe-/Ö- (a) und Typ Ue-/Ü- (b).

Zurück zu den FamN: Da die Kleinbuchstaben genug Platz für ein e oder ein Trema über sich haben und hatten, dominieren hier klar die -Schreibungen wie z. B. in Jäger, Förster, Müller. Insgesamt ermitteln Dräger/Kunze 89 % ä- gegenüber 11 % ae-Schreibungen, 96 % ö- vs. 4 % oe-Schreibungen und sogar 99 % ü- gegenüber 1 % ue-Schreibungen. Zur besonders seltenen Verwendung von ue wird vorgebracht, dass ue historisch auch für andere Laute, z. B. Diphthonge, stand (so Hueber zu mhd. huobe ‘Hube, Grundbesitz’) und deshalb wenig zur Umlautbezeichnung verwendet wurde. Bei den Umlautmajuskeln und ihren beiden Schreibweisen ist zu fragen, ob regionale Unterschiede existieren (Abb. 138). Da es ungleich mehr FamN mit Oe-/Ö- im Anlaut gibt als solche mit Ue-/Ü-, sind in Abb. 138a nur Namen mit ≥ 100 Telef. enthalten: Bei Oe- verbleiben nach Ausschluss von Fremdnamen 82 Types/29451 Tokens, bei Ö- 15 Types/2840 Tokens (DFA 1, 138–139). Anders bei Ue-/Ü- in Abb. 138b, wo die Frequenzschwelle auf ≥ 10 Telef. gesenkt werden musste (und auch mehr Varianten integriert wurden als in Karte 2 von Dräger/Kunze 2010); es ergeben sich für Ue- 76 Types/5551 Tokens und für Ü- 53 Types/2804 Tokens. Die roten Symbole bezeichnen die Trema-Umlaute und kommen eher im Süden, Ü- auch im Westen Deutschlands vor. Blickt man über die Grenzen, dann setzt sich in Österreich die TremaSchreibung fort. Für die Schweiz würde man dies vom Kartenbild her ebenfalls erwarten, doch dominieren hier eindeutig Oe- und Ue-Schreibungen. Letztlich hat auch diese Überraschung praktische Gründe: Gemäß Kully 2009 liegt dies an den Schreibmaschinen des 20. Jhs., die wegen der französischsprachigen Schweiz Tasten für é, è, ê, à, â, und ç benötigten. Die Klaviatur enthielt „nicht genügend Tasten, weshalb Konzessionen gemacht wer-

5.9 Witte und Weiß, Hus und Haus, Schür- und Scheuermann: Diphthongierung

219

den mussten, die im Verzicht auf Ä, Ö, Ü und ß bestanden“ (ebd., 368). Deshalb dominieren in der Schweiz Schreibungen wie Oechslin und Uebelmann.

5.9 Witte und Weiß, Hus und Haus, Schür- und Scheuermann: Diphthongierung Im Mittelhochdeutschen gab es drei lange Vokale (Monophthonge), [i:], [u:] und [y:] (geschrieben ), die im Neuhochdeutschen zu [ai], [au] und [ɔi] diphthongiert wurden. Der einschlägige Merkspruch lautet mhd. mīn niuwes hūs > nhd. mein neues Haus. Das Nhd. basiert auf ostmitteldeutschen Dialekten, die diese Diphthongierung durchgeführt haben. Diese Entwicklung beginnt schon im 12. Jh. in Österreich, erscheint im 13. Jh. im Bairischen und greift im 14. und 15. Jh. einerseits weit auf das Ostmitteldeutsche über, andererseits dringt sie westlich ins Fränkische und Schwäbische vor und im 15. und 16. Jh. auch ins Westmitteldeutsche. Somit zeigt das gesamte Mittel- und Ostoberdeutsche die Diphthongierung, während das Oberrhein- und Südalemannische (inkl. Schweizerdeutsch) und das Niederdeutsche die alten, langen Monophthonge bewahrt haben. Sowohl im Niederdeutschen wie im Alemannischen bezeichnet man das Haus als Huus und den Leib als Liib. Da die FamN im 16. Jh. festwurden, sollten sie die Diphthongierung in den entsprechenden Regionen erwarten lassen. Weil sie jedoch im Süden Deutschlands einige Jahrhunderte früher erstarren, können sie auch Lautstände vor der Diphthongierung enthalten. Wie immer ist mit vielen Schreibvarianten zu rechnen, gerade bei diesen komplexen Vokalverbindungen.

5.9.1 Witthöft vs. Weißhaupt: i [i(:)] versus ei [ai] Wie schon für die Lautverschiebung festgestellt, ist auch bei der Diphthongierung mit Verhochdeutschungen von FamN im Nordosten zu rechnen. Da der überaus häufige Übername Weiß/Witt(e) sehr viele Bedeutungskonkurrenzen enthält (z. B. zu ‘Witwer’, zu Patronymen < Widukind, zu Wittum ‘Kirchengut’ und zu mhd. wit(e) ‘Holz’), werden nur Komposita mit Witt-/Wiss- oder Weiß- als Erstglied berücksichtigt, bei denen sichergestellt ist, dass es sich wirklich um das Farbadjektiv ‘weiß’ handelt (z. B. Witt(e)kop(p), Witthöft – Weißkopf, -haupt, -haar, -gerber; Wittemöller – Weißmüller, -brodt, -bäcker) (Abb. 139a). Auch Wohnstätten- und Herkunftsnamen wurden ausgeschlossen, da zu oft auf mehrdeutigen Toponymen basierend. Da wir wegen dieser Konkurrenzen die meisten Namen aus ‘weiß’ ausschließen müssen, ist Abb. 139a ziemlich löchrig. Die hybride Bildung Wittkopf < Wittkopp ‘Weißkopf ’ mit niederdeutschem Erst-, aber verhochdeutschtem Zweitglied zeigt, dass es, gerade bei unverstandenen Komposita, zu Teilverhochdeutschungen kam (tatsächlich finden sich die meisten Wittkopf im Nordosten; bei den blauen Kreisen in Bayern handelt es sich um etwa 40 zugewanderte Wittkopf im Raum Augsburg). Da wir lautverschobenes Wi(ß/ss)- wegen zu vieler Konkurrenzen ausgeschlossen haben (s. o.), kann der nicht-diphthongierende Südwesten hier nicht zutagetreten. Das tut er aber bei Namen, die nhd. Eisen-, alem. Ise(n)- enthalten (für einen Schmied, Eisenhändler oder Gefängniswärter), z. B. bei

220

5 Familiennamen als Fenster zur Sprach- und Dialektgeschichte

Abb. 139: Witt[rock] vs. Weiß[haar] (a) und Sievers vs. Seifert, Seufert (b).

Eisenmann vs. Isenmann, ebenso beim Patronym Eisele vs. Isele, s. Abb. 350a in Kap. 7.1.1.1; zu Schneider/Schni(e)der ebenda Abb. 349b. Eisenmann kommt jedoch nicht im Mittel- und Niederdeutschen vor; dem entspricht dort Eiser- bzw. Isermann, im Mitteldeutschen und im verhochdeutschenden Nordosten als Eisermann 898, im Nordwesten als Isermann 445 (DFA 1, 376–382). Das Problem des nur lokal begrenzten Vorkommens vergleichbarer FamN stellt sich auch bei den Patronymen Wiegand/Weigand und Wienand/Weinand (s. Abb. 412a in Kap. 7.3.4.1). Beide Paare kommen jeweils nur im Mittel- bzw. angrenzenden Niederdeutschen vor und belegen den Nord-/Südkontrast zwischen -ie- und -ei- (DFA 1, 386–393). Fast die gesamte Westhälfte Deutschlands bedecken FamN, die auf den hebräischen Rufnamen Matthias zurückgehen und auf der hinteren, betonten Namenhälfte basieren: Typ Thies inkl. Genitiv Thiessen (24 Varianten, darunter T(h)yssen und Dissen) und Typ Theis, Theisen (20 Varianten). Auch hier stößt der monophthongische Norden auf den diphthongischen Süden (das Alemannische kennt diese Formen nicht). Die Grenze zwischen nördlich Typ Thies und südlich Typ Theis verläuft von Mönchengladbach bis Kassel (DFA 1, 402–406). Als FamN, der sich relativ regelmäßig über Deutschland verteilt, wählen wir das Patronym Siegfried, das schon im Mhd. zu Sīvrit kontrahiert und mit r-Metathese als Sīvert häufig vorkam. Aus dieser Quelle speisen sich ungemein viele FamN, die in Abb. 139b zu den Typen Sievers ohne und Seifert mit Diphthongierung zusammengefasst werden, ergänzt von gerundetem Seufert < Seifert. Da Sievers keine Ähnlichkeiten mit Appellativen hat und daher vor Verhochdeutschung geschützt war, zeigt sich auch hier das alte undiphthongierte Niederdeutsche, auch im Nordosten (zu gerundetem Seufert s. Kap. 5.10.1).

5.9 Witte und Weiß, Hus und Haus, Schür- und Scheuermann: Diphthongierung

221

5.9.2 Husmann vs. Hausmann: u [u(:)] versus au [aʊ] Bruns und Braun entstammen dem Rufnamen Bruno, mhd. Brūne < Brūn[hard] ‘braun’. Braun steht auf Rang 21 der häufigsten FamN. Abb. 140 zeigt die alten Monophthonggebiete von Hus(e)mann, Hu(ß/ss)mann ‘Hausherr, Mieter, Burgwart, Bauer’ und Bru(h)ns, Bru(h)n, Brun(e), die allerdings durch ihre diphthongischen Entsprechungen Hausmann, Hau(ß/ss)mann und Braun(e), Brauns etwas überlagert werden. Ähnlich ist das Verteilungsbild bei Kruse vs. Krause, s. Abb. 97a (Kap. 4.10.2). Die Positivkarte in Abb. 141a kombiniert Kruse und Bruns, wodurch das Monophthonggebiet klar umrissen hervortritt (DFA 1, 420–447). Für das Oberrhein- und Südalemannische, das ebenfalls monophthongisch geblieben ist, müssen andere, dort frequente Namen gesucht werden; dazu zählt das Patronym Huck bzw. Hug(g) < Hugo, eine Kurzform aus zweigliedrigen germ. Rufnamen wie Hugi[bald] und Hugu[bert] (< germ. *hugu- ‘Sinn, Verstand’; dän. hygge ist damit verwandt), s. Abb. 141b. Der ursprünglich kurze Vokal u muss eine (expressive) Dehnung zu ū erfahren haben, um die (grünen und blauen) au-Diphthonge jenseits des roten Gebiets zu erklären. Man erkennt auf Abb. 141b auch gut, dass das Schwäbische schon früh diphthongiert hat, während der Raum westlich und südlich davon (einschließlich Elsass, Schweiz und Vorarlberg) davon unberührt blieb. In Bayerisch-Schwaben (Bereich Neu-Ulm, Memmingen, Augsburg, Landsberg) kommt es zur auffälligen Schreibung von Haugg 390 (blau), in Sachsen (Chemnitz, Leipzig, Dresden) von Haugk 244.

Abb. 140: Husmann vs. Hausmann (a) und Bruns vs. Braun (b).

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5 Familiennamen als Fenster zur Sprach- und Dialektgeschichte

Abb. 141: Positivkarte Kruse und Bruns (a); Huck vs. Hauck (b).

Ähnlich wie die Huck-/Hauck-Karte sieht die Sutter/Sauter-Karte aus (Abb. 349a in Kap. 7.1.1.1; DFA 1, 453): Hier liegt das lat. Lehnwort sūtor für den Schuster zugrunde, das im Schwäbischen zu Saut(t)er diphthongiert wurde, während im Oberrhein- und Südalemannischen ursprüngliches Sutter gilt.

5.9.3 Schürmann vs. Scheuermann: ü [y(:)] vs. eu/äu [ɔi] Schließlich sei noch der dritte Diphthongierungsfall von ü > eu/äu beleuchtet. Auch hier gibt es nicht viele Namen, die diesen Laut enthalten und sich über ganz Deutschland verteilen. Am ehesten gilt dies für Brüning vs. Bräuning, die auf dem Rufnamen Bruno beruhen. Mit ing-Bildungen wurden oft die Söhne bezeichnet, d. h. zu Vater Bruno gehört der Sohn Brüning. Da -ing ein i enthält, wurde der Tonvokal u > ü umgelautet (Kap. 5.7). Um die Diphthongierung von ü > eu/äu zu erklären, muss ü [y:] gedehnt gewesen sein. Fast mustergültig bildet die Karte Brüning/Bräuning (inkl. Varianten wie Brünings, Bruning(er), Breuninger, Bräuni(n)g(er), Pr(ä/e)uning(er)) das alte Monophthongareal ab – auch im Osten, weil dieser Name an kein standarddeutsches Wort angeschlossen werden konnte (Abb. 142a). Bekanntlich konservieren gerade dialektale Patronyme, die schon seit Jahrhunderten von der „Normallexik“ dissoziiert sind, die eindrucksvollsten Spezifika. Was in dieser Karte (wieder) nicht heraussticht, ist das alemannische Monophthonggebiet. Wie die Kreissymbole zeigen, ist dieser Namentyp dort nicht beheimatet, die Fläche ist ziemlich leer, die wenigen BewohnerInnen namens Bräuning sind zugewandert.

5.9 Witte und Weiß, Hus und Haus, Schür- und Scheuermann: Diphthongierung

Abb. 142: Brüning vs. Bräuning (a) und Schürmann vs. Scheuermann (b).

Abb. 143: Nie-, Nigge- und Naumann (a) sowie Niehaus vs. Neuhaus (b).

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5 Familiennamen als Fenster zur Sprach- und Dialektgeschichte

Der Verwalter einer herrschaftlichen Scheune (Scheuer) war der Schür- bzw. Scheuermann. Auch wenn diese beiden Ausdrücke regional begrenzt sind, so weisen sie klar das westniederdeutsche Monophthong- und das oberdeutsche Diphthonggebiet aus (Abb. 142b). Ganz im Norden (Schleswig-Holstein) ist mit Schümann, auch Schünemann (Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt) die Scheune als Lexem beheimatet; diphthongiertes Scheu(ne)mann ist in ganz Deutschland verstreut (DFA 1, 456–463). Einen komplizierteren und umso interessanteren Fall bilden FamN mit dem Wort ‘neu’ als Bestandteil (z. B. Neumann), das sich aus mhd. niuwe [ny:wə] ableitet. Im Nordwesten fand Entrundung zu nīe statt (Niemann). Das zwischen Vokal und Konsonant liegende [w] bildet eine schlechte, da unklare (wenig markante) Silbengrenze. Dieser Silbenkontakt wurde im Bereich Dortmund, Bielefeld, Winterberg zu -gg- geschärft, daher Niggemann 1154 (Abb. 143a). In anderen Dialekten (Mitteldeutsch) wurde niuwe zu nūwe velarisiert und dann, der ū > au-Diphthongierung folgend, zu Nau(mann) diphthongiert (so auch im Toponym Naumburg < (zur) neuen Burg/Stadt). Damit tritt der Typ Neumann in vielgestaltiger Form auf. Da Neumann mit 47625 Tokens zu frequent ist (Rang 18 aller FamN), bleibt er unkartiert, da er sonst die anderen Typen erdrücken würde. Neumann (einst für den Zugewanderten) ist in ganz Deutschland verbreitet, besonders im Osten (ostmittel- und niederdeutsch) an der Grenze zu Polen und Tschechien. Stellt man Niemeier gegen Neumeier (hier nicht kartiert), tritt mit Niemeier klar der Nordwesten (Niedersachsen) und mit Neumeier der Südosten (Bayern) zutage (DFA 1, 371). Da sich Meier (inkl. Schreibvarianten) vornehmlich in diesen beiden Großgebieten findet (dem entspricht im mittleren Dtld. Hoffmann), überrascht diese klare Aufteilung nicht, ebensowenig die Tatsache, dass es keinen einzigen Naumeier gibt. Interessanter sind direkt benachbarte Varianten, weil sie die Grenze sichtbarer machen. Das trifft für den Typ Niehaus vs. Neuhaus im Westen zu (Abb. 143b). Die Abfrage (≥ 5 Telef.) ergibt für Typ Niehaus 20 Types/5477 Tokens, z. B. Niehaus 1808, Nienhaus 1374, Niehues 1116, Niehus 551. Typ Neuhaus umfasst u. a. Neuhaus 5399, Neuhäuser 889, Neuhauser 369, Neuhausen 312.

5.10 Wirt und Würt, Müller und Miller: Rundung und Entrundung In den Dialekten kommt es zu vermeintlich gegenläufigen Entwicklungen: Einerseits kann Wirt zu Würt werden, d. h. beim Sprechen rundet man die Lippen (Rundung, Labialisierung); andererseits kann Müller zu Miller werden, indem man die Lippen spreizt (Entrundung, Delabialisierung). Während Entrundungen oft lautgesetzlich vorkommen (d. h. sämtliche Wörter mit dem entsprechenden Vokal betreffen), gehen Rundungen meistens auf den Einfluss benachbarter (gerundeter) Konsonanten wie w [v], f, b, l, m, h, sch [ ʃ ] zurück, d. h. auf Assimilationen als artikulatorische Angleichung benachbarter Laute. Vokalrundungen werden somit von angrenzenden Konsonanten ausgelöst. So erklärt sich die Rundung von e > ö im Zahlwort zwölf (der Vokal ist von gerundeten Konsonanten eingerahmt) – vgl. dagegen engl. twelfe. Dagegen ist elf ungerundet geblieben, obwohl ihm zwei gerundete Konsonanten zumindest folgen. Dialektal wird aber auch dieses Wort gerundet (z. B. alem. ölf, auch Schwöschter ‘Schwester’ Mönsch ‘Mensch’). Ein anschauliches Beispiel ist die Präposition zwischen, deren i von gerundeten Konsonanten flankiert

5.10 Wirt und Würt, Müller und Miller: Rundung und Entrundung

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wird und das meist als ü [tsvyʃən] ausgesprochen wird. Auch das ü des Toponyms Württemberg, das auf Wirtenberg (zu kelt. *Virodunum) zurückgeht, beruht auf progressiver w-Rundung. Rundungen sind sporadisch und weniger vorhersagbar – Entrundungen schon, da sie sich systematischer verhalten.

5.10.1 Rundungen (Labialisierungen) Rundungen von Vokalen kommen, wie gesagt, sporadischer vor und werden eher durch sie umgebende Konsonanten motiviert und stabilisiert. Dies gilt für Wirt > Würt(h), wo das bilabiale W- [v] den Folgevokal von i > ü rundet. Gleiches gilt bezüglich e > ö bei den Patronymen Werner > Wörner und Hermann > Hörmann (Abb. 144b). Generell ist der Süden rundungsfreundlicher als der Norden, wie in der Dialektologie bekannt ist und wie Abb. 144 bestätigt (DFA 1, 116–134, 144–150). Interessanterweise finden die Rundungen in Hörmann und auch Beck > Böck ‘Bäcker’ (Abb. 145a) genau in dem bayerisch-schwäbischen Gebiet statt, das sonst zum Entrundungsgebiet zählt, s. Abb. 148a. Dies veranlasst DFA 1, 117 und Dammel/Schmuck 2009 zu der Vermutung, es handle sich hier um eine sog. Hyperkorrektur: In der Annahme, Hermann und Beck seien dialektal entrundete Formen, habe man hyperkorrekt die Rundung appliziert, um sich dem Standard (vermeintlich) anzunähern. Es liegt aber auch eine rein schreibtechnische Erklärung vor, nämlich dass in diesem Gebiet für eine bestimmte [e]-Aussprache verwendet wurde (Dammel/Schmuck 2009, 88/89). Da gerundetes Würth durch die Dominanz von Wirt kaum erkennbar wäre,

Abb. 144: Würth (a) und Hörmann, Wörner (b).

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5 Familiennamen als Fenster zur Sprach- und Dialektgeschichte

beschränkt sich Abb. 144a nur auf Würth. Ebenso schließt Abb. 144b zu Hörmann und Wörner die ungerundeten Korrelate Hermann und Werner aus. Solche Positivkarten lassen das Rundungsareal viel deutlicher hervortreten. Abb. 362b in Kap. 7.1.4.1 kartiert auch die alemannischen Diminutivfomen von Werner, nämlich Typ Wehrle und Wöhrle. Dabei erweist sich, dass das Rundungsgebiet von Wöhrle deutlich größer ist als das von Wörner. Gerade die sprech- und nähesprachlichen Koseformen konservieren mittelalterliche Dialektmerkmale am besten. Standardferne FamNVarianten (Wortbildungen, Komposita) konservieren in der Regel höhere Dialektalitätsgrade als Namen, denen ein standardsprachliches Korrelat zur Seite steht (wie Werner zu Wörner). Abb. 145a kartiert die alte Bildung von Becker, mhd. becke > Beck, das noch den gesamten Süden bevölkert (das er-Suffix in Bäcker entstammt lat. -ārius und hat viele alte Berufsbezeichnungen ersetzt; s. Kap. 5.17). Beck steht auf Rang 59 aller FamN und wird in Abb. 145a mitkartiert. Dennoch lässt sich das bayerisch-schwäbische Gebiet mit (evt. hyperkorrekt) gerundetem Böck gut erkennen. Auch Höss 259, Höß 665 ‘Hesse’ (DFA 4, 70–77) und Schnöll 21 ‘schnell’ konzentrieren sich in diesem Gebiet, ebenso Höcht(l) ‘Hecht’ als Berufsübername für den Hechtfischer (DFA 5, 181–182). Dagegen findet sich beim Berufsnamen Mesner ’Küster’ der Typ Mößmer auch in Bayerisch-Schwaben, doch überwiegt dort Meßmer, während im mittleren Württemberg Mö(ss/ß)ner vor Me(ss/ß)ner überwiegt (DFA 1, 119–120). Beim Wohnstättennamen ‘der am Steg wohnt’ tritt auf Abb. 145b als weitere Region das südöstliche Bayern mit den gerundeten Formen Stöger hervor, die auch im angrenzenden Nieder- und Oberösterreich zu 60 % vor Steger rangieren. Auch das Kompositum Stegbauer vs. Stögbauer fügt sich in dieses Bild ein (DFA 1, 121–123). Schließlich sei noch die Rundung von ei > eu ([ai] > [ɔi]) erwähnt, die meist vor labialem f eintritt, z. B. Seifert > Seufert (zu Siegfried), Pfeiffer > Pfeuffer (DFA 1, 526–531). Der Rundungsschwerpunkt befindet sich in Unterfranken (um und nördlich von Schweinfurt). Als Rundungs- und gleichzeitig Hebungsprozess (Rundung der Lippen, Hebung der Zunge) ist auch die a > o-Verdumpfung anzusehen, die schon im Altsächsischen vor -ld und -lt eintritt und die Varianz von Altmann/Oltmann, Walter/Wolter, -wald/-wold usw. erklärt (vgl. auch das Toponym Oldenburg). Beim Patronym Walter/Wolter (Abb. 146a) fördert außerdem anlautendes W- die Rundung. Walter 33659 steht auf Rang 37 der häufigsten FamN, Walther 12185 auf Platz 146. Wolter 9115 belegt immerhin Platz 219; dagegen ist Wolther 30 mit h-Schreibung kaum vertreten. Die s-Genitive treten fast nur bei verdumpftem Wolters 3708 auf, weil das westmittel- und niederdeutsche Genitivareal im Verdumpfungsgebiet liegt. Bei Woltering 458 liegt das typisch niederdeutsche patronymische Suffix -ing vor, auch auslautverhärtet als Wolterink 56. Seltenes Waltering 82 findet sich im Raum Coesfeld. Aufschlussreich ist auch die Verteilung von regional begrenztem Alt- und Olt-, einmal auf -mann(s), einmal auf -hoff (Abb. 146b). Indem diese Komposita sich nur im Westniederund im Ostoberdeutschen ballen, tritt das Verdumpfungsareal umso deutlicher zutage: Oltmanns in Ostfriesland alterniert mit Altmann in der Oberpfalz, Olthoff deckt sich räumlich mit Oltmanns, während Althoff nach Süden ins Westmitteldeutsche streut (hof(f)-Namen sind typisch westfälisch) (DFA 1, 74–91). Schließlich existiert noch eine weitere Verdumpfung, und zwar nur von langem [a: > o:] vor allem im Alemannischen einschließlich Elsass und bis weit in die Schweiz hinein; so entspricht nhd. schlafen, Straße alem. schlōfe, Schtrōß etc. Dies erklärt die Alternanz

5.10 Wirt und Würt, Müller und Miller: Rundung und Entrundung

Abb. 145: Beck vs. Böck (a) und Steger, Stegbauer vs. Stöger, Stögbauer (b).

Abb. 146: Walter vs. Wolter (a) und Alt- vs. Olt- (b).

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5 Familiennamen als Fenster zur Sprach- und Dialektgeschichte

Abb. 147: Die alemannische [a: > o:]-Verdumpfung in Kromer und Schofer (a); Aberle vs. Oberle (b).

Kramer und Kromer, Schafer und Schofer, die in Abb. 147a kartiert werden. Deutlich tritt das Schwäbisch-Alemannische hervor. Die Verdumpfung zeigt sich auch bei Patronymen. Der Rufname Albert mit alemannischem Diminutivsuffix Albertle wird zu Aberle mit langem [a:] zusammengezogen. In FamN erscheint er am Oberrhein als Oberle, im Elsass auch häufig als Oberlin, in der Schweiz als Oberli, und im mittleren Württemberg mit schwäbischer Diphthongierung als Aupperle (Abb. 147b; DFA 1, 97–98).

5.10.2 Entrundungen (Delabialisierungen) Die Umlautvokale ö und ü haben gemeinsam, dass die Lippen bei ihrer Artikulation gerundet sind (labial); gleichzeitig befindet sich die Zunge am oberen Gaumen (palatal). Dies ist eine komplexe Artikulationseinstellung, die erklärt, weshalb diese Laute in vielen Sprachen gar nicht vorkommen (z. B. Spanisch, Englisch). So verwundert es nicht, dass auch einige deutsche Dialekte diese Vokale entrundet haben, womit ö > e wird, ü > i, außerdem der Diphthong eu/äu [ɔi] > ai/ei [ai], der sich lokal sehr begrenzt in FamN wie Beimler/ Baimler zu Bäumler findet oder Heis(l)er/Heißler zu H(ä/e)us(l)er. Auch die ö > e-Entrundung zeigt sich eher selten in FamN, die das ganze Bundesgebiet bedecken. Hier besteht äußerste Kleinräumigkeit: ö > e gilt vor allem für Bayern und ist in Abb. 382a (Kap. 7.2.3.1) am Beispiel des Namens Oertel dokumentiert (Diminutiv zum Patronym Ortwin), der in ganz Bayern zu Ert(e)l 2610+1562 entrundet wurde.

5.10 Wirt und Würt, Müller und Miller: Rundung und Entrundung

229

Abb. 148: Miller bzw. -miller (a) und Küchler vs. Kiechle (b).

In den FamN ist häufiger die ü > i-Entrundung vertreten, auf die wir uns im Folgenden beschränken. Sie befindet sich im häufigsten aller FamN, in Müller, der regional in BayerischSchwaben gegenüber Müller zu 12 % zu Miller entrundet wurde, s. Abb. 148a. Dies betrifft noch mehr (zu 25 %) die Komposita auf -miller, gemäß dem Prinzip, dass Komposita höhere Dialektalitätsgrade konservieren als Simplizia. Das Simplex Miller 7268 deckt sich erwartbarerweise mit den Komposita-Vorkommen. Die Abfrage nach -miller (≥ 2 Telef.) ergibt 135 Types/2810 Tokens, darunter Braun- 211, Buch- 168, Au- 153, Ried- 137, Loh- 132, Haggen- 109, Stegmiller 96 (zu den Müller-Komposita generell s. Kap. 6.4.4; Heuser/Schmuck 2014). Auch Miehle 351 geht auf entrundetes Mühle zurück und befindet sich ebenfalls in Bayerisch-Schwaben (DFA 1, 262–263). Der Kuchenbäcker verbirgt sich hinter Küchler und Kiechle, die sich beide auf Kuchen (< mhd. kuoche) beziehen und durch ihre Suffixe -ler bzw. -le umgelautet wurden. Das Entrundungsprodukt Kiechle 435 ballt sich abermals in Bayerisch-Schwaben, s. Abb. 148b. Typ Küchler schließt auch das Diminutiv Küchle 200, Küchel 66, Küchlin 37 ein, umgekehrt enthält Typ Kiechle die Nomen agentis-Bildung Kichler 16. Die wenigen Komposita (deren Kartierung nicht lohnt) bestätigen, dass hier das Bäckerhandwerk gemeint ist (Leib-/Lebküchler, Weißkichel). Wie Abb. 148b zeigt, ist es schwierig, FamN zu finden, deren Basiswort sich über ganz Deutschland verteilt. Ebenfalls auf Entrundung basieren Namenpaare wie Pütt/Pfützner – Pfitzner (Wohnstättennamen zu Pfütze), Kürschner – Kirschner ‘Pelzverarbeiter’, Bühler – Bichler ‘auf dem/ aus Bühl’, sodann Büttner – Bittner und Küfer – Kiefer, alle vier ‘Böttcher, Fassbinder’; auch Patronyme reihen sich hier ein: Günt(h)er – Gint(h)er, Rüdiger – Ridiger, auch kontra-

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5 Familiennamen als Fenster zur Sprach- und Dialektgeschichte

hiert zu Rücker(t) – Ricker(t), Bürkle – Birkle (Diminutive zu Burkhard), Künzel – Kinzel (Diminutive zu Konrad), Rüppel – Rippel (zu Ruprecht), Rühl – Riel (zu Rudolf) (DFA 1, 150–173). Dabei erweist sich in manchen Fällen auch das Ostmitteldeutsche als typisches Entrundungsgebiet.

5.11 Binder und Bender, Müller und Möller, Schulz und Scholz: Senkungen Das Mitteldeutsche ist für seine Vokalsenkungen bekannt. Dabei wird die Zunge, die bei [i], [y] und [u] dichter an den vorderen bzw. hinteren Gaumen gepresst wird, etwas gesenkt (entspannt), wenn man die Reihe [e], [ø] und [o] artikuliert. Dies erkennt man, wenn man die beiden Vokalreihen nacheinander ausspricht. Die Standardsprache hat manchmal die ungesenkte Aussprache übernommen (Binder statt Bender), manchmal die gesenkte (Mönch statt Münch). Wie man an diesen beiden Beispielen sieht, hat die Senkung vor einem Nasal stattgefunden, was häufig, aber nicht zwingend der Fall ist. Der Vollständigkeit halber sei auch erwähnt, dass es v. a. in niederdeutschen Dialekten umgekehrt zu Hebungen, also Entwicklungen in die entgegengesetzte Richtung, kam. Dies erklärt Namenpaare wie Hengst 1148 in Süd- und Mitteldeutschland gegenüber Hingst 464 in Norddeutschland, Übernamen für ungestüme Menschen oder Berufsnamen für einen Pferdezüchter oder -halter, ebenso Schenkel 1723 im Süden und Schinkel 826 im Norden, Übernamen für Leute mit auffälligen Schenkeln (DFA 1, 112–115). Die Wörter Schenkel und Schinken sind ebenfalls auf diese Weise verwandt. Abb. 149a betrifft den Berufsnamen des Binders, der Fässer aus Holzdauben hergestellt hat (zu weiteren FamN für diesen Beruf s. Kap. 6.4.3). Der Name ist so häufig, dass sich die Grenze zwischen oberdeutsch i und westmitteldeutsch gesenktem e gut erkennen lässt. Während das Verhältnis von Binder 9815 zu Bender 11206 47 % zu 53 % beträgt, verhält es sich bei den Komposita auf -binder 1184 wie Bütten-, Fass-, Seilbinder vs. -bender 4642 (≥ 2 Telef.) ganz anders: Hier besteht ein Verhältnis von 20 % zu 80 %. Wieder erkennt man, dass komplexe FamN eher den dialektalen Verhältnissen folgen und Verhochdeutschungen widerstanden haben. Betrachtet man das Ziel oder Produkt dieser Berufe, dann führt eindeutig der Typ Faßb(e/i)nder (in vielen Schreibvarianten), gefolgt von Boden‘Fass’, Büden-/Bütten- ‘Bütte’ über Küppen- ‘Kufe, Holzgefäß’ bis hin zu Wein- ‘Reben’, Reh- ’Reben’, Hecken-, Kandl- ‘(Wein-)Kanne’, Stein- ‘Pflasterer’, Bezem-, Biesen- ‘Besen’, Seel- ‘Seil’ und Buchb(e/i)nder. Neben der beruflichen Ausdifferenzierung ist der häufigere Erhalt von gesenktem -bender interessant. Abb. 149a führt auch die potentiellen Assimilationsprodukte Binner und Benner mit auf, die allerdings mit anderen Etyma konkurrieren. So kann Benner eine Form von Bernhard sein oder auf mhd. benner ‘Korbmacher’ zurückgehen; dies wird umso plausibler, als -binner und -benner keine Komposita bilden, von Bodenbenner 26 ‘Büttenbinder’ abgesehen (DFA 1, 106–115). Aus der heutigen Verbreitung von Binder und Bender lässt sich folgern, dass der Vokal im Mittelalter exakt umgekehrt lautete als in den heutigen Dialekten, nämlich rheinfränkisch und südfränkisch e, schwäbisch aber i, dass also die Senkung von mhd. i vor Nasal damals im Schwäbischen noch nicht notiert wurde, aber im Rhein- und Südfränkischen,

5.11 Binder und Bender, Müller und Möller, Schulz und Scholz: Senkungen

Abb. 149: Binder/Bender (a) und Möller (b).

Abb. 150: Schulz vs. Scholz (a) und Positivkarte Scholten/Scholz (b).

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5 Familiennamen als Fenster zur Sprach- und Dialektgeschichte

wo sie dann später rückgängig gemacht wurde. Heute ist die Senkung von i > e vor Nasal ein Kennzeichen des Schwäbischen. Sehr wahrscheinlich basiert der Kontrast zwischen Müller und Möller ebenfalls auf einer Senkung, wenngleich die Verhältnisse komplizierter sind: Müller, der häufigste aller FamN, wurde sehr früh (in den ersten nachchristlichen Jahrhunderten) aus lat. molinarius entlehnt; anschließend wurde o vor i zu u gehoben, daher ahd. mulināri, altsächs. mulineri, das sich lautgesetzlich zu Müll(n)er entwickelte (Müllner 522 gibt es noch im Oberdeutschen) und zu Müller vereinfacht wurde. Später wurde in einigen Gebieten Deutschlands Müller > Möller gesenkt. Wegen der Masse an Müller-Vorkommen liefert Abb. 149b nur die Positivkarte zu Möller und entsprechenden Komposita, wodurch die Senkungsgebiete deutlich hervortreten. Im nördlichen Gebiet beträgt das Verhältnis Möller : Müller etwa 40 : 60 %, im Westniederdeutschen etwa 25 : 75 %, im Mitteldeutschen 30 : 70 %. In Westfalen ballen sich die -möller-Komposita, da ihnen häufig Lagebezeichnungen vorausgehen (z. B. Brinke-, Nieder-, Ober-, Oster-, Sudmöller; mehr in Kap. 6.4.4; DFA 1, 254–273). Weitere ü > ö-Senkungen mit ähnlichen Arealen zeigen die FamN-Paare Krüger/Kröger, Stürmer/ Störmer, Bürger/Börger, Dürr/Dörr und Münch/Mönch (vgl. auch München mit Mönchen(Gladbach); DFA 1, 212–217, 230–235, 274–279). Der SPD-Spitzenriege gehör(t)en Martin Schulz und Olaf Scholz an. Ihre Namen unterscheiden sich nur durch die u > o-Senkung, beide kommen außerordentlich häufig vor: Schulz steht schon auf Rang 9 aller FamN, Schulze auf Platz 33 und Scholz auf Platz 44. Diese Bezeichnung galt dem wichtigen Amt des ‘Schultheiß’ < ahd. sculdheizo, altsächs. sculdhētio, ein „alter Amtstitel […] vermutlich mit der Ausgangsbedeutung ‘der die Schuld (Leistung) anordnet, der die Pflichten festsetzt’“ (Kluge/Seebold 2002, 828). Daraus haben sich regionale Sonderbedeutungen entwickelt, z. B. in Westfalen der ‘Bewirtschafter des Haupthofes’, erkennbar an zahlreichen FamN vom Typ Schulte-X, z. B. Schulte-Kellinghaus 95, -Austum 45, -Ebbert 39, -Schrepping 20. Bei einer Frequenzschwelle von ≥ 3 Telef. ergeben sich 250 Types/2388 Tokens. Sie alle konzentrieren sich in Westfalen. Abb. 150a zeigt, dass der Haupttyp Schulz wegen seiner hohen Frequenz seine Varianten fast erdrückt. In Westfalen befinden sich die unverschobenen Schulte-Typen, ganz im Westen gesenktes Scholte, meist im Genitiv Scholten, während Scholz sich im gesamtem mitteldeutschen Raum ausbreitet, mit geringer werdenden Anteilen im Norden. Die Positivkarte in Abb. 150b macht das primär mitteldeutsche Senkungsareal besser sichtbar. Dabei dominiert der verschobene Typ Scholz 30008, besonders im Ostmitteldeutschen, wozu u. a. auch Scholze 1907 und Scholtz 565 gefasst werden. Die starke Streuung von Scholz geht darauf zurück, dass diese Namenform vor 1945 östlich von Oder und Neiße sehr häufig war. Unverschobenes Scholten 1579, einstiger Genitiv, hält sich im typischen Genitivgebiet am Westrand auf und wird u. a. flankiert durch Scholtes 570 und Scholte 148. Der Süden ist in beiden Karten kaum repräsentiert, dort kommen, mit Ausnahme von Oberbayern, Schultheiß 1672 und Schultes 1198 vor.

5.12 Lang und Lange, Groth und Grothe: e-Apokope Beim Scrabblespielen verwundert viele die Tatsache, dass manche Wörter mit und ohne -e im Auslaut erlaubt und so auch im Duden-Wörterbuch zu finden sind, z. B. bös und böse, öd und öde, heut und heute. Manchmal wird die kürzere Form als landschaftlich markiert,

5.12 Lang und Lange, Groth und Grothe: e-Apokope

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was darauf hinweist, dass die Form aus einem sog. Apokopegebiet stammt. Die e-Apokope bezeichnet den Schwund von unbetontem -e am Wortende. In der gesprochenen Sprache ist die Apokope allgegenwärtig: So sagt man ich hab, geh, mach statt ich habe, gehe, mache. Beim sog. Dativ-e ist die Apokope bereits vollzogen, auch in der Schreibung. Kaum jemand sagt noch im Walde, dem Manne (von festen Wendungen wie zuhause, beileibe, im Falle eines Falles abgesehen). In manchen Dialekten wurde die e-Apokope radikal durchgeführt. Dies gilt für das gesamte oberdeutsche Gebiet, wo sogar das Plural-e apokopiert wird, vgl. d(ie) Leut (Lüt), Füchs, Bäum. Da die Apokope relativ alt ist, schlägt sie sich in Tausenden von FamN nieder. Dialektgrenzen (Isoglossen) müssen keine stabilen Grenzen sein, sie können sich im Laufe der Zeit verschieben. Die hier interessierende Frage ist, ob sich in den FamN eine Apokopegrenze nachweisen lässt und, wenn ja, ob sie den gleichen Verlauf zeigt wie die heutige Isoglosse oder nicht. Das Wertvolle an den FamN ist, dass sie den Sprachstand von vor mindestens 500 Jahren repräsentieren. FamN sind sprachliche Fossilien. Die heutige Verteilung von (Phänomenen in) FamN repräsentiert frühnhd., wenn nicht sogar mhd. Verhältnisse (da sie im Süden schon im Mittelalter fest wurden), und zudem dialektale, denn die FamN wurden nach ihrer Aussprache verschriftet (die ostniederdeutsche Verhochdeutschung ist eine Ausnahme). Es gibt in der Geschichte des Deutschen zwei große Apokopierungsschübe: die ältere oberdeutsche und die jüngere niederdeutsche Apokope, die wir im Folgenden, da sie sich räumlich und zeitlich unterscheiden, getrennt behandeln. Zu ihren Reflexen in den FamN haben Kunze/Kunze 2003 den wichtigsten Beitrag geliefert (DFA 1, 776–811).

5.12.1 Die oberdeutsche Apokope Die oberdeutsche e-Apokope zeigt sich im 13. Jh. zuerst im Bairischen und dringt in den folgenden Jahrhunderten ins Ostfränkische, Schwäbische und Alemannische vor. Im Rheinfränkischen erscheint sie im 15. Jh., im 16. Jh. kommt sie schließlich zum Stillstand. Temporär erfasste sie auch das Ostmitteldeutsche, das jedoch später wieder das finale -e restituiert hat. Deshalb sind die Namenbefunde im Ostmitteldeutschen diffuser. Die Apokope wurde konsequent durchgeführt, auch im Plural. Sie kennzeichnet das gesamte ober- und südmitteldeutsche Gebiet und gilt, wenn man die niederdeutsche Apokope hinzunimmt, für die Mehrheit der deutschen Dialekte (Abb. 151). Karte (a) zeigt den Stand zu Ende des 19. Jhs. (Karten 162 und 336 aus dem Sprachatlas des Deutschen Reichs; s. auch König 2005, 159). Da die heutige Standardsprache weitgehend auf dem Ostmitteldeutschen fußt, enthält sie keine Apokope; anders im Niederländischen, wo die Apokope in den Standard gelangte, vgl. Wortpaare wie straat/Straße, kerk/Kirche, ik zoek/ich suche. Da die FamN spätestens seit dem 16. Jh. fest sind, ist für sie die Durchführung der Apokope erwartbar. Abb. 151a enthält als Beispielwort das Adjektiv müd(e), daneben das Substantiv Affe. Dabei ist das (helle) Apokope-Areal bei Affe (das mit e-Erhalt den mittelund dunkelgrauen Bereich abdeckt) etwas kleiner als bei müde. Daraus könnte man schließen, dass sich die Apokope bei Adjektiven etwas anders verhält als bei Substantiven – und möglichweise auch bei anderen Wortarten (Kunze/Kunze 2003).

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5 Familiennamen als Fenster zur Sprach- und Dialektgeschichte

Abb. 151: Die Apokope (helles Gebiet) in den Dialekten zu Ende des 19. Jhs. (a) und in den FamN heute (b).2 Legende zu (a): dunkelgrau: müde, dunkel- und mittelgrau: Affe; zu (b): rot: Apokope, orange: keine Apokope, grau: gemischte Befunde

Abb. 151b beruht auf 270.578 Telef. zu 72 FamN-Types, in denen im Auslaut die schwachtonige Nebensilbe getilgt oder erhalten ist (z. B. Lang vs. Lange, Link vs. Linke, Haas vs. Haase). Die Apokopegrenze erweist sich als die härteste Grenze im gesamten FamNInventar. Eine statistische Clusteranalyse zeigt, welche Räume sich in Hinblick auf den Auslaut besonders ähnlich sind: Im roten Raum gilt die Apokope (Typ Lang), im orangenen Raum ist -e erhalten (Typ Lange), und im grauen Raum zeigen sich gemischte Werte. Im Vergleich zur Dialektkarte links (a) ergibt sich ein ähnliches Raumbild, allerdings befindet sich die Apokope in (a) – also heute – auch am Niederrhein, während dieses Gebiet noch vor einigen Jahrhunderten kein Apokopegebiet war, sonst wäre es in (b) rot eingefärbt. Hier hat sich also in den letzten Jahrhunderten die Apokope in den Dialekten nach Norden hin ausgedehnt, die Apokopegrenze somit seit dem 16 Jh. verschoben. Zur (davon unabhängigen) niederdeutschen Apokope s. u. unter 5.12.2. Abb. 152a dokumentiert den deadjektivischen FamN Lang 29890 und Lange 40524 als Übername für einen großen Menschen. Da dieser FamN zahlreich und überregional vorkommt, ist er für die Apokope als repräsentativ zu betrachten (Lange belegt Rang 25, Lang Rang 45 der FamN). Die niederdeutsche Apokope zeigt sich in diesem Bild nicht, da dort für große Menschen der FamN Groth(e) gilt (s. u.); Lange konnte sich deshalb „flächendeckend als nördlicher Standard durchsetzen“ (Kunze/Kunze 2003, 140).

2 Beide Karten wurden von Hanna Fischer und Robert Engsterhold mit www.regionalsprache.de erstellt.

5.12 Lang und Lange, Groth und Grothe: e-Apokope

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Abb. 152: Die oberdeutsche Apokope beim FamN Lang/e (a) und bei Haas/e, Fink/e, Raab/e (b).

Abb. 152b kartiert dagegen desubstantivische FamN aus frequenten Tierübernamen. Sie fasst Haase 14761 vs. Haas 18284, Rabe 7954 vs. Raab 5764 und Fincke 5097 vs. Fink 10825 einschließlich ihrer Schreibvarianten als Typ Haase vs. Typ Haas zusammen. Der Vergleich beider Karten ergibt, dass im Westen die Apokopelinie beim Adjektiv weiter südlich verläuft als bei den Substantiven. Demzufolge waren Substantive früher von der Apokope betroffen als Adjektive. Anhand der drei Adjektive Groß/e, Kraus/e und Lang/e haben Kunze/ Kunze 2003 das frühere und das heutige Apokopeareal verglichen und ebenfalls festgestellt, dass das süddeutsche Apokopegebiet in den letzten 500 Jahren expandiert ist, indem sich die Isoglosse nach Norden ins Rheinland hinauf verschoben hat, während östlich von Köln über 400 km hinweg die alte (in den FamN konservierte) und die aktuelle Apokopegrenze erstaunlich präzise bis zur tschechischen Grenze konvergieren. Dieser Teil der Isoglosse ist also seit mindestens 500 Jahren stabil.

5.12.2 Die niederdeutsche Apokope Unabhängig vom Oberdeutschen hat sich erst ab dem 16. Jh. eine weitere, jüngere Apokope von Mecklenburg aus nach Westen ins Nordniederdeutsche ausgebreitet. FamN (und Komposita), die lautlich oder gar lexikalisch weit von ihrem hochdeutschen Pendant entfernt sind wie Kleen ‘klein’, aber auch Witt ‘weiß’ (ohne 2. LV und Diphthongierung) und Groth (ohne 2. LV) blieben von Verhochdeutschungen eher verschont als standardnahe Lexeme wie Frank(e), ähnlich auch Funk(e), denen häufig ein standarddeutsches -e hinzugefügt

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5 Familiennamen als Fenster zur Sprach- und Dialektgeschichte

Abb. 153: Die Apokope am Beispiel von Funk/e (a) und niederdeutsch Kleen/e (b).

Abb. 154: Die niederdeutsche Apokope am Beispiel von Typ Groth/e (a) und Witt/e (b).

5.13 Gmeiner, Gschlößl, Xeller: e-Synkope

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wurde. Bei solchen FamN ergeben sich statt scharfer Grenzen diffuse Übergangszonen, wovon das graue „Mischgebiet“ im Norden in Abb. 151b zeugt (s. auch Kunze/Kunze 2003). Abb. 153a zeigt die Verbreitung von Typ Funk(e), Übername für den Schmied, der auch ck-Schreibungen einschließt. Dieser überregionale FamN weist anhand der grünen Flächeneinfärbungen insgesamt gut das ober- und das niederdeutsche Apokopegebiet aus, doch zeugen die grün-schwarzen Kreissymbole gerade im mittel- und niederdeutschen Gebiet von erheblichen Mischungen beider Formen. Nicht so beim genuin niederdeutschen FamN Kleen/e ‘dünn, fein’, der als Kontrast und vergrößert in Abb. 153b dokumentiert wird: Hier bildet sich eine scharfe Apokopegrenze ab, die anders verläuft als bei Funk(e) und zuverlässiger ist, weil die Kreissymbole bei Kleen(e) deutlich homogener sind. Der Fall Kleen/e zeigt, dass die Apokope sich ursprünglich noch weiter nach Westen bis in friesisches Gebiet hinein ausgebreitet hatte. Wie Kunze/Kunze 2003 zeigen, entspricht die heutige dialektale Apokopegrenze (anhand von müd/e in Abb. 151a) exakt dem sich hier zeigenden Bild. Somit hat sich diese Apokopegrenze seit Festwerden der FamN nicht mehr verschoben. Relativ homogen (klar geschieden) sind auch die Verhältnisse bei Typ Groth/e in Abb. 154a. Hier werden mehrere Übernamen zusammengefasst, nämlich Grot(e) 113+3910 und Groth(e) 4296+2278 ‘groß’ sowie Kort(e) 355+3893 ‘kurz, klein’ und Stolt(e) 215+1571 ‘stolz, stattlich’ (DFA 1, 788–793). Abb. 154b zeigt bei Witt/e wieder gemischtere Verhältnisse. Alle vier Fälle bestätigen die niederdeutsche Apokope. Die auffälligen oberfränkischen Witt sind nicht einschlägig, sondern Patronyme zum Rufnamen Wid[her].

5.13 Gmeiner, Gschlößl, Xeller: e-Synkope Im Gegensatz zur Apokope bezeichnet die Synkope den Schwund von unbetontem -einnerhalb eines Wortes. Besonders oft ist davon das Präfix ge- betroffen. So wurde mhd. gelücke > nhd. Glück, gelīche > gleich, ebenso mhd. maget > nhd. Magd, houbet > Haupt. Relativ regelmäßig kommt sie bei der Flexion von Verben vor (radeln, aber ich radle). In FamN lässt sich die Synkope vor allem beim Kollektivpräfix Ge- zeigen, das ursprünglich eine Ansammlung, eine Vielheit von X bezeichnet, vgl. Berg – Gebirge, Busch – Gebüsch). In FamN geht Ge- oft auf Wohnstätten- oder Herkunftsnamen zu entsprechenden Ortsnamen zurück, z. B. Gschwendtner, Gschweng zu mhd. geswende ‘Rodung’. Dies kann zu beachtlicher Anlautkomplexität führen, wie bei Gstreiner oder Gschlößl, bei letzterem sogar mit zweifacher Synkope von G(e)- und -(e)l. Die Anfrage nach FamN mit Gsch- im Anlaut (≥ 10 Telef.) ergibt mit 38 verwertbaren Treffern und 2848 Tokens eine bunte Mischung. Alle Fälle sind im (Ost-)Oberdeutschen beheimatet, mit Bayern als Kerngebiet (Abb. 155a). Neben Gschwendtner 679 mit 5 Varianten (u. a. Gschweng 57) kommt Gscheidle 146, Gschaid(er) 10 + 57 vor, u. a. auf der schwäbischen Alb. Dieser Name kann auf Ortsnamen zurückgehen, die das Wort Scheide ‘Grenze’ enthalten, auf eine Wohnstatt bei einem sich aufspaltenden Bach oder auf einen schlauen (gescheiten) Menschen. Gschlö(ß/ss)l 149+34 bezeichnen die Be- oder Anwohner eines Herrenhauses (Klausmann 2009, 151), Gscho(ß/ss)mann 132+19 den Steuereinzieher (nach Bahlow 1972). Bei Typ Gsch[wind] dominiert Gschwind(t) 361+39 < ‘schnell, ungestüm’, gefolgt von Gschwandtner 139 ‘Rodung’, Gschre(y/i) 120+47, Gschwil(m/l) 88+25 (< mhd.

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5 Familiennamen als Fenster zur Sprach- und Dialektgeschichte

Abb. 155: Die Synkope in FamN mit Gsch- (a) und mit Gm-, Gf-, Gs- (b).

Abb. 156: (Nicht-)Synkope in FamN auf -(e)l (a) und konkrete Auslautcluster bei Synkope (b).

5.14 Faber, Pistorius, Fuchsius: Humanistennamen

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geschwille ‘künstlich bewässertes Land’), ferner Gschlecht (< mhd. geslaht ‘wohlgeartet, edel’), Gschöpf, Gschmack, Gschirr, Gschmeißner, Gschneidner (nach Brechenmacher für jemanden, der bei einer Schnait = einem durch den Wald gehauenen Weg wohnt), Gschnitzer etc. Nach DFA 3, 692 „ist Einiges nicht eindeutig zu klären, doch liegt etymologisch stets das Präfix Ge- zugrunde“. Abb. 155b vereint FamN (≥ 10 Telef.) mit Gm-, Gf- und Gs- (bei Ausschluss von Gsch-). Typ Gm[einer] umfasst 18 Types/1998 Tokens. Gmein(d)er 782+86, Gmeindl 32, Gmeinwieser 310 deuten weniger auf Herkunftsnamen als auf Mitglieder einer ‘Gemeinde, Gemeinschaft’ hin. Gmach 113, Gmel(i)ch 231+16, Gme(h)lin 194+15, Gmahl/Gmähle 14+46, Gm(e/ö)hling 76+52 stellen sich wohl zu gemächlich aus mhd. gemach ‘Ruhe, Wohlbehagen’. Gmür < ‘Mauer’ und Gmoser < ‘Moos, Sumpf ’ bezeichnen Wohnstätten. Typ Gf[rörer] umfasst 11 Types/439 Tokens. Gfr(ö/e)rer 230+34, Gfrereis 14 stellen sich zu gefrören ‘Eisen hieb- und stichfest machen’, ferner Gfell(er) 38+12, Gf(ä/ö)ller 17+25 (wohl zu Gefälle ‘Schlucht’), Gfüllner 29, Gfesser 19, Gfreiter 11. Typ Gs[ell] beherbergt 28 Types/1277 Tokens, primär Gsell(er) 384+22 ‘Geselle’; es existiert sogar die Schreibung Xeller 25 als Nest bei Memmingen (in Abb. 155b nicht enthalten); des Weiteren Gsänger (zu sengen ‘abbrennen’), Gsegnet, Gsimbsl, Gspahn ‘Genosse’, Gstettner ‘Abhang’ mit vielen Varianten, Gstattenbauer, Gstrein (nach dem Ort Castreynhof; Brechenmacher 1957–63), Gsottschneider ‘Zerkleinerer von Abfall zur Verwendung als Viehfutter’ etc. Um auch das Präfix Be- zu beleuchten, sei auf Pschorn(er) 140+12, (B/P)schorr 102+87, Bschor(er) 56–26, Bschorn(er) 11+413 (< beschoren ‘geschoren, tonsuriert’) für einen entlaufenen Mönch (DFA 1, 698) hingewiesen, auch hier mit Schwerpunkt in Bayern. Die Anfrage liefert u. a. auch Bscher(er) ‘Barbier’, Bscheid(er/l), Pscheid(en) ‘bescheiden’, Bschlagengaul/Bschlangaul ‘(ich) beschlage den Gaul’ für den Hufschmied, Pschirrer ‘Schirrmeister, -macher’. Das Bairische unterscheidet phonologisch nicht zwischen b und p (s. Kap. 5.5). Zu den meisten synkopierten Namen finden sich auch Korrelate ohne Synkope, z. B. Gemeiner, Geschwendtner, Beschoren, Beschorn(er). Diese sind alle nördlich von Bayern lokalisiert und meist nur vereinzelt vorhanden (DFA 1, 690–699). Die bairische Synkope äußert sich auch in anderen Wortpositionen, z. B. im Auslaut vor -l, wovon besonders viele Diminutive betroffen sind (z. B. Lidl < Ludwig, Wölfl, Füchsl, Siebzehnrübl), aber auch Lexeme, die regulär auf -(e)l auslauten wie Vogl, Amsl, Apfl, Hufnagl. Abb. 156a weist dieses Synkopegebiet allgemein aus, Abb. 156b differenziert diese Fälle nach konkreten Auslautclustern (-schl, -fl, -bl usw.; s. auch Abb. 354a, 377a in Kap. 7.2). In allen Fällen sticht Bayern heraus.

5.14 Faber, Pistorius, Fuchsius: Humanistennamen Homo faber (lateinisch für ‘der schaffende Mensch’) – der Titel von Max Frischs Roman um den rationalen Ingenieur Walter Faber – ist ein Wortspiel mit dem FamN Faber und dem anthropologischen Fachbegriff des modernen Menschen als Arbeitswesen. Dieses Wortspiel funktioniert, weil der FamN in weiten Teilen des deutschen Sprachraums geläufig ist und somit nicht konstruiert wirkt (zur Verbreitung von Faber s. Abb. 159a). FamN mit lateinischem Aussehen wie etwa auch Pistorius, Vulpius oder Petri haben zwar etwas Exotisches, doch begegnen sie im Alltag so häufig, dass sie kaum noch als fremd wahrgenommen werden. Wie aber kam es überhaupt dazu, dass lateinische Spuren in deutsche FamN gelangten?

240

5 Familiennamen als Fenster zur Sprach- und Dialektgeschichte

Abb. 157: Lateinische Berufs- (a) und Tierbezeichnungen (b) in FamN.

Die Geburtsstunde solcher Latinisierungen findet sich im Renaissance-Humanismus: Mit dem Aufkommen humanistischer Bildung in Deutschland Ende des 15. Jhs. wurde die geistige und kulturelle Überwindung des Mittelalters durch eine Rückkehr zur als überlegen empfundenen Antike zum höchsten Ziel gelehrter Kreise erklärt. In Vergessenheit geratene Werke lateinischer und griechischer Autoren wurden zu Vorbildern. Die Humanisten fühlten sich als Bürger des antiken Rom und Griechenland. In der Folge latinisierten oder gräzisierten Gelehrte häufig ihren FamN, damit dieser zu dem angestrebten Ideal passte. Die sog. Humanistennamen wurden zu einem Erkennungszeichen Gelehrter in der frühen Neuzeit (Bergerhoff 1918, Kroiß 2021, 45–46). So wurde etwa der Kartograph Gerhard Kremer unter dem latinisierten FamN Mercator bekannt (zu lat. mercator ‘Kaufmann, Krämer’), der Naturwissenschaftler und Arzt Georgius Agricola (1494–1555) hieß eigentlich Georg Bauer (lat. agricola ‘Bauer’) und der Astrologe Johannes Lichtenberger (1426–1503) gestaltete seinen FamN zu Claromontanus um (zu lat. clarus ‘hell, glänzend’ und montanus ‘Bewohner eines Gebirges’). Die Karte in Abb. 157a zeigt einige der häufigsten Ersetzungen deutscher Berufsnamen durch die entsprechende lateinische Berufsbezeichnung auf -tor: Molitor 1939 (< lat. molitor ‘Müller’), Pistor 396 (< pistor ‘Bäcker’), Sartor 370 (< sartor ‘Schneider’), Sutor 373 (< sutor ‘Schuhmacher’), Textor 351 (< textor ‘Weber’). Lateinische Tierbezeichnungen in FamN, teilweise mit zusätzlichen lateinischen Elementen wie der hinzugefügten Endung -ius, sind in Abb. 157b dargestellt: Canisius 106 (< lat. canis ‘Hund’), Corvinus 26 (< corvus ‘Rabe’), Ursinus 57 (< ursus ‘Bär’), Vulpius 72 (< vulpes ‘Fuchs’), Vulturius 44 (< vulturius ‘Geier’).

5.14 Faber, Pistorius, Fuchsius: Humanistennamen

241

Da die Humanisten für die Bildung von Humanistennamen auf die normierte lateinische Schreibung zurückgriffen, kam es zu vergleichsweise wenigen Namenvarianten. Doch konnte gelegentlich eine spätere Anpassung an die deutsche Sprache erfolgen (Kroiß 2021, 180): Eine im Deutschen übliche Abschwächung der unbetonten zweiten Silbe liegt etwa in Pister 343 und Texter 88 vor. Die Markierung eines kurzen Vokals durch einen folgenden Doppelkonsonanten findet sich in den Varianten Suttor 41 und Sutter 1500. Bei dem häufigen FamN Pfister 3669 hat eine frühe Entlehnung der lateinischen Berufsbezeichnung pistor (insbesondere für Bäcker in einem Kloster oder an einem Adelshof) zu der eingedeutschten Form geführt, wobei durch die Zweite Lautverschiebung p am Wortanfang zu dem im Deutschen charakteristischen pf verschoben wurde (Kap. 5.2). Insbesondere in Teilen des südwestdeutschen Raums, wo dieser FamN heute weit verbreitet ist (Abb. 268a in Kap. 6.4.5), war Pfister auch allgemein für den Beruf des Bäckers in Gebrauch.

5.14.1 Gräzisierungen Als besonders gebildet konnte man sich an der Schwelle zur Neuzeit ausweisen, wenn man neben dem Lateinischen auch das Griechische beherrschte. Die Auseinandersetzung mit den im Mittelalter kaum bekannten Werken der klassisch-griechischen Philosophen, Epiker und Geschichtsschreiber prägte den Renaissance-Humanismus in besonderer Weise. Neben Erasmus von Rotterdam, der 1516 das Neue Testament in altgriechischer Originalsprache herausgegeben und so Martin Luther eine präzise Textgrundlage für seine deutsche Bibelübersetzung geliefert hatte, galt v. a. Philipp Melanchthon als Autorität der neuen Bildungsströmung. Sein gräzisierter FamN setzt sich aus altgriech. mélas ‘schwarz’ und chthón ‘Erde’ zusammen; als sein ursprünglicher FamN wird Schwarzerdt angenommen. Im Laufe des 16. Jhs. nahmen musterhafte Gräzisierungen für die zahlreichen FamN auf -mann zu, was durch -ander ersetzt wurde (-ander ist die lateinische Form von altgriech. anér ‘Mann’, Genitiv andrós, vgl. altgriech. Aléxandros, was im Lateinischen zu Alexander wurde). Diese weitgehend schablonenhafte Bildungsweise für einige häufige FamN ermöglichte es, den eigenen Namen auch mit weniger guten Altgriechischkenntnissen zu gräzisieren (Kroiß 2021, 79). Abb. 158a zeigt die Verbreitung des FamN Komander 249 und seiner selteneren Varianten Kommander 34 und Commander 14. Der erste Bestandteil geht auf altgriech. kóme ‘Dorf ’ zurück. Es handelt sich um eine Ersetzung des häufigen deutschen FamN Hof- bzw. Hoffmann, gedeutet als ‘Mann von einem Hof (= aus einem Dorf)’. Während die selteneren Varianten ihren Schwerpunkt im Raum Köln haben, tritt Komander verstreut auf, was v. a. daran liegt, dass dieser FamN ursprünglich besonders häufig in Schlesien vorkam und sich nach 1945 auf das heutige Bundesgebiet verteilte. Auch Hoffmann hatte hier einen Verbreitungsschwerpunkt. In Abb. 158b findet sich die Verbreitung weiterer Namen mit -ander: Neander (zu altgriech. néos ‘neu’ für Neumann), Xylander (xýlon ‘Holz’ für Holzmann), Sarcander/ Sarkander (sárx ‘Fleisch’, Genitiv sarkós für Fleischmann) und Melander (mélon ‘Apfel’ oder mélas ‘schwarz’ für Appelmann oder Schwarzmann). Auch hier zeigen sich nur vereinzelt kleinere Schwerpunkte. Insgesamt ist dieser Namentyp weit verstreut, da die Bildung gräzisierter FamN an verschiedenen Universitäten erfolgte

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5 Familiennamen als Fenster zur Sprach- und Dialektgeschichte

Abb. 158: Griechische Namenbildungen: Kom(m)ander (a) und weitere auf -ander (b).

und Gelehrte meist mobiler waren. Populärer als in Deutschland wurde diese Bildungsweise übrigens in Schweden (Nübling 1997a), wo es 2018 insgesamt 2828 Personen gab, die den FamN Melander trugen. Da Gräzisierungen dieser Art inzwischen neben Bildungen auf -son wie Andersson oder Pettersson als typische schwedische FamN gelten, fanden sie auch Eingang in den beliebten schwedischen Kriminalroman. So schuf Henning Mankell mit seinem Ermittler Kurt Wallander eine der erfolgreichsten Krimireihen.

5.14.2 Hyperlatinisierungen Um den Eindruck eines lateinischen FamN zu steigern, fügten einige Gelehrte ihrer Latinisierung eine weitere Endung hinzu. Typisch für römische Namen war die Endung -ius, die in der Antike verwendet wurde, um Familienzugehörigkeit auszudrücken (sog. Gentilnamen) – etwa Gaius Julius Caesar, der dem Geschlecht der Julier entstammte, oder Marcus Tullius Cicero aus dem Geschlecht der Tullier. Diese Endung eignete sich besonders gut für die Bildung von Humanistennamen und wurde deshalb häufig an FamN angehängt, denn sie war unmittelbar als lateinisch zu erkennen und gleichzeitig ein Baustein historischer römischer Personennamen, die eine Zugehörigkeit zu einer Familie kennzeichneten, ganz ähnlich den im Humanismus in der Regel bereits erblichen FamN. Abb. 159a stellt die Verbreitung der bereits erwähnten häufigsten Latinisierung Faber (zu lat. faber ‘Schmied’ für Schmidt u. ä.) dar. Ähnlich wie zahlreiche weitere ersetzte Berufsnamen (Abb. 157a) ist dieser v. a. links und rechts des Rheins verbreitet; die Ver-

5.14 Faber, Pistorius, Fuchsius: Humanistennamen

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Abb. 159: Hyperlatinisierung von Faber zu Fabricius (a) und von FamN auf -tor zu -torius (b).

breitung setzt sich hier in die Niederlande und insbesondere nach Luxemburg fort, wo Faber Rang 14 der häufigsten FamN belegt (Niederlande: Rang 147; Deutschland: Rang 532). Auch im fränkisch-thüringischen Grenzgebiet ist Faber häufig. Bei der Hyperlatinisierung wurde der bereits latinisierte FamN um -ius sowie um das c von fabricare ‘herstellen, schmieden’ erweitert. Dadurch ließ sich gleichzeitig eine Nähe zum antiken römischen Gentilnamen Fabricius herstellen, den mehrere einflussreiche Politiker trugen (u. a. Gaius Fabricius Luscinus, Konsul 282 v. Chr.). Abb. 159a stellt Faber 4840 gegen Typ Fabricius, der neben Fabricius 542 noch Fabritius 330 und Fabri(t)zius 179+12 enthält. Bei anderen bereits latinisierten Berufsnamen war lediglich eine Erweiterung um die Endung -ius nötig. Abb. 159b dokumentiert die Verbreitung der neben Fabricius häufigsten Hyperlatinisierungen im Vergleich zu den nicht-erweiterten Varianten. Die erweiterten Formen schließen sich v. a. im Süden an. Kartiert sind in Abb. 159b: 1) Typ Sartor, d. h. latinisierte Namen auf -tor: Pistor 396 ‘Bäcker’, Pr(ä/ae)tor 22+21, Pretor 28 ‘Vorsteher’ (für FamN wie Schulz), Sartor 370 ‘Schneider’, Sutor 373 ‘Schuhmacher’, Textor 351 ‘Weber’. 2) Typ Sartorius, d. h. hyperlatinisierte Namen auf -torius: Pistorius 427, Pr(ä/ae)torius 180+197, Pretorius 19, Sartorius 489, Sutorius 72. Hyperlatinisierungen wurden nicht zu allen in Frage kommenden Berufsnamen gebildet, so z. B. nicht zu Textor. Dafür konnten lateinische Endungen auch an andere Latinisierungen antreten, wie bei Canisius und Vulpius in Abb. 157b.

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5 Familiennamen als Fenster zur Sprach- und Dialektgeschichte

5.14.3 Lateinische Genitive Noch häufiger als Ersetzungen deutscher Berufsnamen durch lateinische Bezeichnungen sind latinisierte FamN, die aus Patronymen im Genitiv bestehen, s. Abb. 160. In Abb. 160a sind Patronyme auf Basis germanischer Rufnamen kartiert, denen die lateinische Genitiv-Endung -i hinzugefügt wurde. So erhielt der Sohn eines Wilhelm einst den Beinamen Wilhelms, der dann an dessen Nachkommen weitervererbt wurde. Im Humanismus wurde auch dieser FamN latinisiert, aus Wilhelms wurde Wilhelmi. Diese lateinische Endung erhielten eigentlich Rufnamen, die auf -us endeten: Der Genitiv von Marcus ist Marci, der von Martinus Martini. Die hier kartierten FamN endeten zwar nicht auf -us, doch wurde ihnen diese Endung gelegentlich schon in mittelalterlichen lateinischen Urkunden angefügt. Solche Namen konnten dort auch im Genitiv auftreten (etwa Albertus filius Wilhelmi ‘Albert, der Sohn Wilhelms’). Vor dem Humanismus wurden jedoch im Alltag Formen wie Albertus als Rufname kaum verwendet. Die meisten Latinisierungen gehen auch hier auf den Humanismus zurück. In Abb. 160a sind auch die v. a. westlich des Rheins verbreiteten Schreibungen mit -y berücksichtigt: Typ Alberti umfasst Alberti 617 und Alberty 91, ebenso Typ Conradi neben Conradi 1079 noch Conrady 346, Konradi 500, Konrady 10, Typ Lamberti Lamberti 405 und Lamberty 425 und Typ Wilhelmi außer Wilhelmi 1235 noch Wilhelmy 401. Dass dieser Namenbildung nicht immer eine bereits vorhandene deutsche Genitivform wie Wilhelms zugrunde liegen muss, zeigt Abb. 160b mit dem deutschen Genitiv Peters 30830 und latinisiertem Petri 3556, der auch die Schreibungen Petry 3106 und Petrie 44

Abb. 160: Patronyme im Genitiv: Latinisiert (a) und im Kontrast zum deutschen Genitiv (b).

5.14 Faber, Pistorius, Fuchsius: Humanistennamen

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umfasst. Der Rufname Peter geht auf Petrus (griech. Pétros) zurück. Der Heilige Petrus war einer der Apostel und der Legende nach der erste Bischof von Rom, weshalb sein Name im Mittelalter sehr häufig vergeben wurde – allerdings in der Regel in eingedeutschten Formen wie Peter oder Peer. Da auch der FamN Petrus selten vorkommt (108 Telef.), beruht Petri offensichtlich auf der Latinisierung einer deutschen Form. Aufgrund der wenigen Überschneidungen kommt Peters hier als zugrundeliegende Form weniger infrage, als häufig vermutet wird. Petri muss direkt aus Peter 15051 und ähnlichen Varianten gebildet worden sein. Diese Beobachtung legt nahe, dass die Endung -i ähnlich allgemein wie -ius verwendet wurde, um FamN zu latinisieren, ohne dass hier zwangsläufig eine korrekte Übertragung ins Lateinische angestrebt wurde. Wichtiger als die Abbildung des Genitivs war somit die lateinische Namengestalt.

5.14.4 Deutsche Familiennamen auf -ius Am einfachsten ließ sich ein deutscher FamN latinisieren, indem man ihm einfach eine lateinische Endung anhängte. Das tat der Astronom Nicolaus Koppernigk, der als Kopernikus bekannt wurde (seine Vorfahren stammten vermutlich aus der oberschlesischen Gemeinde Köppernig, heute polnisch Koperniki). Aufgrund der Verwendung für Gentilnamen im antiken Rom eignete sich die Endung -ius besonders gut zur Schaffung eines lateinischen FamN, ohne dass der Name der Vorfahren gänzlich ausgetauscht und damit unkenntlich gemacht werden musste. So verwundert es nicht, dass diese Endung sich noch heute an zahlreichen FamN mit deutschem Stamm findet (Kroiß 2020). Abb. 161a zeigt die Verbreitung der frequentesten deutschen FamN auf -ius: Hofius, Bockius, Sohnius, Eberius, Langius, Jungius, Kurzius, Fuchsius; zusammengefasst werden Kinnius 18, Kochius 14, Hausius 15, Zinsius 11, Wurstius 7, Hundius 6. Die meisten sind heute selten. Ein Schwerpunkt findet sich in Rheinhessen um Ingelheim und Mainz, aber auch an der Landesgrenze von Hessen und Nordrhein-Westfalen. Ein anderer Schwerpunkt ist Ostfriesland (Abb. 161b). Hier setzten sich FamN erst um 1800 mit der Einführung von Standesämtern unter Napoleon durch (doch auch dann spielten sie noch lange eine untergeordnete Rolle, vgl. Kap. 4.6.). Die Ostfries/inn/en mussten sich in der Zeit der französischen Besatzung einen selbst gewählten FamN eintragen lassen. Bis dahin hatten sie neben ihrem Rufnamen den des eigenen Vaters im Genitiv (z. B. Peters) mitgeführt, der somit kein FamN war, da er nicht an die übernächste Generation weitergegeben wurde. Doch einzelne Gelehrte in ländlichen Gemeinden – allen voran protestantische Pfarrer – brachten ihre latinisierten FamN von den Universitäten mit und gaben diese an ihre Nachkommen weiter. So entstanden spezifisch ostfriesische Humanistennamen wie Redenius (Herkunftsname zu Rheden), Bolinius 79 und Bolenius 18 (zum Rufnamen Bohlen, Kurzform von Baldwin), Hessenius (zum Stammesnamen Hessen), Potinius (zum Übernamen Pott) und Reershemius (Herkunftsname zu Reersum). Latinisierte und gräzisierte FamN waren in der Namenforschung lange nicht besonders beliebt, weil man in ihnen Spielereien elitärer Liebhaber der Antike und damit eine Verfälschung der deutschen Sprache sah. Einem Humanistennamen war für die Erforschung der deutschen Sprache demnach nichts abzugewinnen, deutete man ihn doch als Zeugnis einer

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5 Familiennamen als Fenster zur Sprach- und Dialektgeschichte

Abb. 161: Latinisierung light: Typ Bockius (a) und Hessenius (b).

angeblichen Verachtung der einfachen Sprache und einer Verleugnung der eigenen Herkunft in humanistischen Kreisen (Bach 1953, 118). Zugleich wurde die Befürchtung geäußert, dass durch diesen Akt sprachlicher Verschleierung seltenere deutsche FamN verloren gegangen sein könnten, deren Rückgewinnung nicht mehr möglich sei. Diese Sichtweise hat sich in den vergangenen Jahrzehnten verändert (Rentenaar 2002; Kroiß 2021; DFA 3, 732–985). Die beschriebenen Humanistennamen sind Zeugnisse für eine Zeit des Aufbruchs vom Mittelalter in die Neuzeit, für eine Hinwendung zur teilweise in Vergessenheit geratenen oder falsch verstandenen Bildung der Antike, die schließlich das Fundament für moderne Wissenschaft, Aufklärung und Demokratie bildete. Die damit verbundene Forderung Ad fontes! (zurück zu den Quellen!), wie sie Wegbereiter wie Erasmus von Rotterdam und Philipp Melanchthon verfolgten, setzte eine eingehende Beschäftigung mit den klassisch-antiken Sprachen und deren Beherrschung voraus, um überliefertes Wissen überprüfen und korrigieren zu können. Hieraus erwuchs eine Verehrung dieser Sprachen, die das Bildungssystem der westlichen Welt bis in die Moderne hinein prägte. So ist es nicht verwunderlich, dass die Epoche des Humanismus ihren Niederschlag auch in den deutschen FamN gefunden hat, die somit nicht nur überaus kreative lateinische und griechische Wortschöpfungen, sondern auch ein Stück europäischer Kulturgeschichte konservieren. Daniel Kroiß

5.15 Merkel, Schäuble, Röttgen: Diminutive

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5.15 Merkel, Schäuble, Röttgen: Diminutive Dass Angela Merkel, Wolfgang Schäuble und Norbert Röttgen Parteikollegen sind, dürfte bekannt sein. Doch sie haben noch mehr gemeinsam: Ihre FamN gehen auf sog. Diminutivbildungen, das sind Verkleinerungsformen, zurück. Die Diminution ist das häufigste Wortbildungsverfahren in unseren FamN. Etwa 6–7 % aller Deutschen tragen einen solchen Namen (die zahlreichen FamN auf -mann machen „nur“ 5,3 % aus). Die Verkleinerung wurde mithilfe bestimmter Endungen – hier mit -el, -le und -gen – gebildet wie in den Wörtern Hündchen zu Hund oder Vögelchen/Vöglein zu Vogel. Im Gegensatz zu Wörtern wie Welpe bzw. Küken, in denen die Bedeutungen ‘klein’, ‘niedlich’, ‘nicht erwachsen’ im Wort selbst enthalten sind (d. h. lexikalisch ausgedrückt werden), sind es im Falle der Diminution die Suffixe, die diese Bedeutungen tragen und ihrer Basis hinzufügen. Neben der verkleinernden Bedeutung können Diminutivsuffixe eine emotionalkosende Komponente entfalten, vgl. z. B. Städtchen vs. kleine Stadt, Kleinstadt. Diese sog. hypokoristische Funktion dürfte auch die Diminutive von Personennamen motiviert haben (Kunze 2004, 21), wovon erstarrte Formen bei weiblichen Rufnamen wie Bärbel, Gretel, Christel oder Gretchen, Lieschen zeugen. Bei männlichen Rufnamen (Hänsel, Gustel) sind sie eher eine Ausnahme (Nübling 2020b). Doch haben sie sich zuhauf in Patronymen erhalten. In diesen Fällen diente das Diminutivsuffix „zur Variation eines Namens in vertraulicher, herabsetzender oder unterscheidender Absicht“ (Kunze 2004, 71). Unterschieden hat es den Sohn, der oft den gleichen Namen wie sein Vater trug, z. B. den Junior Matzke im Vergleich zum Senior Matz. Auch Merkel liegt ein diminuierter Rufname zugrunde, er bezieht sich auf Typ Mark[ward] (DFA 3, 445). Darüber hinaus wurden Diminutive auch als Mittel eingesetzt, um ein Appellativ in einen Namen zu überführen, z. B. Trenkle ‘der Trinker’, Klüglein ‘der Feine, Kluge’ (Kunze 2004, 71), ebenso bei Schäuble zu mhd. schoup ‘Bündel, Strohbund’ als Übername für dürre Menschen oder zu sch(o)ube, schuwe ‘langes, weites Überkleid’. Schließlich speisen sich Diminutive in FamN direkt aus dem Wortschatz, indem eine diminuierte Form als Ganzes übernommen wurde wie beim Wohnstättennamen Bächlein, Bächle ‘der am Bächlein Wohnende’. Röttgen liegt ein Rufname mit germ. *hrōth ‘Ruhm’ wie Hrod[olf], vgl. Rudolf, zugrunde. Im Standarddeutschen gibt es die beiden Diminutivsuffixe -chen und -lein, deren Verteilung z. T. vom Auslaut der Basis bestimmt wird: So verbindet sich -lein mit Basen auf -ch (Buch – Büchlein), -chen mit solchen auf -l (Ball – Bällchen). Bei Wörtern auf -e- und -el sind dagegen beide Suffixe möglich, vgl. Stunde – Stündchen/-lein, Vogel – Vögelchen/Vöglein. Dabei ist -chen heute dialektal weiter verbreitet als -lein, denn -lein wurde seit dem 18. Jh. von -chen weitgehend abgelöst (Lameli 2018). Aus sprachhistorischer Sicht ist das Bild jedoch deutlich komplexer, der Bestand an Diminutiven ist viel größer als der standardsprachliche Befund vermuten lässt. Hiervon zeugen einerseits die heutigen Dialekte, andererseits die FamN.

5.15.1 Diminutive in Dialekten und in Familiennamen Die Verbreitung der Diminutivsuffixe in den Dialekten dokumentiert einen zweifachen Nord-Süd-Gegensatz: Erstens sind die Dialekte im nord- bzw. niederdeutschen Sprachge-

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5 Familiennamen als Fenster zur Sprach- und Dialektgeschichte

Abb. 162: k- vs. l-Diminutive in heutigen Dialekten (a) und in Familiennamen (b).

biet weitaus diminutivärmer als im Süden, zweitens besteht ein Kontrast zwischen k- und l-haltigen Suffixen, s. Abb. 162a (nach König 2005, 157): In weiten Teilen des Niederdeutschen gilt -ke(n), das im westlichen Niederdeutschen zu -je(n) und im mitteldeutschen Raum zu -chen verschoben ist. Im süd- bzw. oberdeutschen Raum erscheinen dagegen lhaltige Suffixe: südalemannisch -li, schwäbisch -le, ostfränkisch -la, südrheinfränkisch und bairisch -el (oft synkopiert zu -l, s. Kap. 5.13); -lein ist in den Dialekten nicht vertreten, wird jedoch in den FamN konserviert (Abb. 165a). Die Grenze zwischen beiden Suffixtypen verläuft im Westen ungefähr entlang der Germersheimer Linie, die das Ober- vom Mitteldeutschen trennt (Kap. 5.2), und zieht sich nach Osten hin leicht nach Norden verschoben durch das ostmitteldeutsche Gebiet (Nübling/Schmuck 2015). Dieser dialektale Nord-Süd-Gegensatz spiegelt sich zwar prinzipiell auch in der Verbreitung der FamN wider, weicht jedoch auch beträchtlich davon auf. Abb. 162b kartiert alle einschlägigen Fälle mit k- bzw. l-haltigen Diminutiven ≥ 1000 Telef. (DFA 3, 390–399). Dabei ergeben sich für den diminutivfreudigen Süden mehr als doppelt so viele Types und Tokens wie für den Norden: Für die l-Diminutive 122 Types mit 267.819 Tokens gegenüber den kDiminutiven mit 53 Types und 125.368 Tokens. Darin sind die entsprechenden Formvarianten einbezogen, bei Typ -ke etwa -ken, -chen und -je(n), bei Typ -el etwa -lein, -le, -(e)l und -li(n). Dabei fällt auf: Erstens verläuft die Namengrenze zwischen k- und l-Diminutiven viel nördlicher als in den heutigen Dialekten: l-diminuierte FamN finden sich im gesamten Mitteldeutschen sowie in Teilen des daran angrenzenden niederdeutschen Gebiets (Abb. 162b). Da die FamN vor gut 500 Jahren erstarrt sind, lässt sich schlussfolgern, dass sich die k-haltigen Suffixe in den Dialekten erst nach 1600 nach Süden hin ausgebreitet und die dortigen l-Formen verdrängt haben. Zweitens fällt auf, dass trotz der heutigen

5.15 Merkel, Schäuble, Röttgen: Diminutive

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Diminutivarmut in niederdeutschen Dialekten (Abb. 162a) k-diminuierte FamN zuhauf im gesamten Niederdeutschen zu finden sind (Abb. 163a). Folglich haben sich die Diminutive erst in jüngerer Zeit aus den dortigen Dialekten zurückgezogen. Eine besondere Entwicklung hat das Diminutivsuffix -ing im Ostniederdeutschen (Mecklenburgischen) vollzogen, das sich komplett der Verteilung der k-/l-Suffixe entzieht (s. das grüne Areal in Abb. 162a): Hierbei handelt es sich ursprünglich um ein patronymisches Suffix mit Ursprung im Westfälischen, das im 13. Jh. im Zuge der Ostsiedlung in großen Mengen nach Mecklenburg-Vorpommern exportiert wurde und sich anschließend von den Namen (z. B. Kersting zu Kersten, Brüning zu Bruno) auf Appellative wie Döchting ‘Töchterchen’, Kartöffeling ‘Kartöffelchen’ oder Stücking ‘Stückchen’ ausgebreitet hat (Schmuck 2009, Nübling/Fahlbusch/Heuser 2015, 158–160). Abb. 162b subsumiert unter Typ [Wil]ke und [Seid]el alle fünf Motivgruppen der FamN. Insgesamt überwiegen eindeutig die Patronyme. Zum Patronym Jakob gehören z. B. Köp(c)ke, Köpge, Köppchen, Köppel, Köpl, Köbele und viele mehr. Herkunftsnamen sind selten (z. B. Baierlein, Beyerle, Bayerl). Unter den Wohnstättennamen finden sich Büschgens, Höf(f)gen, Steinke, Steinlein, Steinl, Bächle (DFA 3, 332–459). Bei den Berufsnamen ist der Schmied zu erwähnen mit Schmidtke, Schmidtchen, Schmidtgen, Schmiedel, Schmidtlein, Schmidle, Schmidlin, Schmidl. Unter den Übernamen finden sich Kleineke ‘klein, zierlich’, Wittgen, Wittje, Wittchen ‘weiß’, Bösl, Nägele. 5.15.1.1 Die k-Suffixe Die beiden Karten in Abb. 163 dokumentieren die Verbreitung einschlägiger FamN mit khaltigen Diminutivsuffixen. Abb. 163a zeigt den Geltungsbereich der häufigsten niederdeutschen Patronyme auf -ke (< germanisch *-(i)ko, -(i)ka) und seiner Varianten auf -ken, -kens und -kes. Das Suffix -ken kann einerseits auf das erweiterte Suffix -kīn (< -(i)ko + -īn) zurückgehen, andererseits auf einen patronymischen (e)n-Genitiv (z. B. [des] Wilke+n). Die Typen auf -kens und -kes stellen jeweils Erweiterungen mit dem starken s-Genitiv dar (Wilken+s, Wilke+s). Um die drei erweiterten Suffixvarianten gegenüber den hochfrequenten -ke-Fällen auf der Karte deutlicher hervortreten zu lassen, wurden hier sämtliche Entsprechungen zu den FamN auf -ke ≥ 100 Telef. berücksichtigt. Neben den FamN zum Rufnamen Wil[helm] (Wilke 8610, Wilkes 423, Wilken 2702, Wilkens 2694) finden sich unter den einzelnen Typen auf Abb. 163a besonders häufig FamN zu Heinrich (Henke 7392, Henkes 536), Lam[brecht] (Lemke 7777) und Ger[hard] (Gehrke 4057, Gerken 2281, Gerkens 422). Wie Abb. 163a zu entnehmen ist, bilden die Varianten auf -ken, -kens und -kes ziemlich fest umgrenzte Areale: Typ [Wil]ken dominiert im nordwestlichen Niedersachsen, v. a. im Ems- und in Ostfriesland, sowie in einem größeren Gebiet um Bremen; Typ [Wil]kens ballt sich einerseits am westlichen Niederrhein, anderseits um Bremen und an der niedersächsischen Nordseeküste. Der kaum sichtbare, da niedrigfrequente und stärker streuende Typ [Wil]kes findet sich v. a. in Ostfriesland, in Teilen Nordrhein-Westfalens (v. a. entlang des Rheins) bis nach Rheinland-Pfalz und zum Saarland hin. Abb. 163b kartiert FamN, in denen sich -k- zu -ch-, -g- bzw. -j- entwickelt hat. Typ -chen weist fast nie n-Schwund auf (Dümiche(n) 3+104, Hänche(n) 3+219). Das Suffix geht auf altsächs. -(i)kin zurück, wobei das -k- in der Zweiten Lautverschiebung zu -ch- wurde (Kap. 5.2). Auffällig ist, dass -chen in FamN kaum in Erscheinung tritt und im Wesentlichen auf Sachsen und die daran angrenzenden Gebiete Sachsen-Anhalts und Brandenburgs be-

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5 Familiennamen als Fenster zur Sprach- und Dialektgeschichte

Abb. 163: Familiennamen auf -ke(n)(s) (a) und auf -gen, -jen, -chen (b).

schränkt ist. Im Gegensatz zu FamN auf -chen, aber analog zu denen auf -ke(n) enthalten die Typen auf -ge(n) und -je(n) auch Formen mit starkem Genitiv-s (DFA 3, 372–389). Neben den häufigen Patronymen zu Lud[wig] mit Lüttge(n) 372+338, Lüttgens 243, Lüttges 83, Lüthje(n) 597+377, Lütjens 333, zu Diet[rich] mit Tietje(n) 554+1290 und zu Johannes mit Jänichen 348 finden sich auch Wohnstättennamen wie Hüsgen 410 sowie Berufs(über)namen wie Büttgen 456 zu Bütte ‘Wanne, Fass’ für deren Hersteller, Schmidtchen 584 für den Schmied, schließlich auch Übernamen wie Wittchen 336 ‘weiß’.

5.15.1.2 Slawische k-Suffixe Mit dem niederdeutschen Diminutivsuffix -ke konkurriert das Diminutivsuffix -ke in Patronymen slawischer Herkunft, das aus slawischen Suffixen wie -ka, -ko oder -k, -ek abgeschwächt bzw. umgeformt wurde. So finden sich etwa von Peš (Peter) abgeleitete Diminutive wie Peschka 194, Peschko 52, Peschk 36, Peschek 183 und, weitaus am häufigsten, Peschke 1984. Abb. 164a dokumentiert die Verbreitung von Peschke und Blaschke (zum Rufnamen Blasius) als Beispiele für die vielen slawischen oder slawisch beeinflussten Patronyme auf -schke (slawisch š, im Deutschen meist als sch verschriftlicht, plus k-Suffix: Paschke zu Paul, Maschke zu Thomas, usw.). Die Streuung über ganz Deutschland beruht hauptsächlich auf Umsiedlungen aus Schlesien nach 1945. Abb. 164b gilt Mielke (zu Milo[slav]) und Zühlke (zu Suli[mir]). Im Unterschied zu den Fällen auf Abb. 164a haben sie keine Varianten mit -ka, -ko etc. und sind hauptsächlich in Nordostdeutschland beheimatet, vor 1945 besonders in Hinterpommern (DFA 3, 354–365).

5.15 Merkel, Schäuble, Röttgen: Diminutive

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Abb. 164: Peschke und Blaschke (a); Mielke und Zühlke (b).

5.15.1.3 Die l-Suffixe Abb. 165a dokumentiert die Verbreitung der häufigen Diminutivsuffixe -el, -l, -le und -lein, Abb. 165b greift den selteneren Typ -lin heraus. Das Suffix -el geht auf ahd. -ilo/-ila, mhd. -el(e) zurück. Diese Herleitung ist auch für -l denkbar, das aber auch aus -elīn hervorgegangen sein kann, und zwar zunächst über n-Schwund und Abschwächung zu -ele mit anschließendem Wegfall beider e (DFA 3, 431). Bei mhd. -elīn handelt es sich um eine Kombination aus ahd. -ilo/-ila + -īn, die auch den Suffixen -le, -lein und -li(n) zugrundeliegt. Die unterschiedlichen Formen erklären sich einerseits durch Erhalt bzw. Abfall des auslautenden -n, andererseits durch Abschwächung (-le), Erhalt (-li(n)) bzw. Diphthongierung des Langvokals ī (-lein). Abb. 165a weist für alle kartierten Diminutivtypen klar abgegrenzte Verbreitungsareale aus, die sich weitgehend mit den Verhältnissen in heutigen Dialekten decken (Abb. 162a): Typ [Merk]el konzentriert sich einerseits im südrheinfränkischen, andererseits im ostmitteldeutschen und nordoberdeutschen Raum, Typ [Seid]l schließt südlich an diesen an mit besonders hohen Vorkommen in den Großräumen Amberg, Regensburg und Passau sowie im Oberbairischen. Westlich davon im Alemannisch-Schwäbischen ist der Typ [Eber]le beheimatet (detaillierte Karten s. Abb. 360a in Kap. 7.1.3.1). FamN des Typs [Eber]lein füllen die Großräume Würzburg, Ansbach, Nürnberg und Bamberg. Im südalemannischen und oberrheinischen Gebiet finden sich auch Namen auf -lin (Abb. 165b), die insbesondere auch in der Schweiz vorkommen. Die getrennten Konzentrationen vom Typ Sütterlin am Kaiserstuhl und im Markgräflerland beruhen auf Einwanderung aus der Schweiz nach dem Dreißigjährigen Krieg (DFA 3, 400–429, 440–459). In der Schweiz und

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5 Familiennamen als Fenster zur Sprach- und Dialektgeschichte

Abb. 165: Familiennamen auf -el, -lein, -le, -l (a) und auf -lin (b).

im Oberelsass blieb die mhd. Form -lin teilweise erhalten, meist aber ist das -n geschwunden (Enderli, Bürkli, Bünzli; s. Berchtold Schiestl et al. 2020). In Abb. 165a wurden jeweils die zehn häufigsten Fälle kartiert, wobei die hochfrequenten Namen Seidel 18865 (zu Sieg[fried]) und Riedel 14571 (zu Rud[olf]) unberücksichtigt blieben, um das quantitative Verhältnis der Diminutivtypen ausgewogen zu halten. Wie bei den FamN mit k-Suffix überwiegen auch hier Patronyme, u. a. zu Rufnamen wie [Hilde]brand (Brendel 3610, Brandl 4989), Mark[ward] (Merkel 5746, Merkle 2233), Eber[hard] (Eberlein 1767, Eberle 4389, Eberl 1962) und Kon[rad] (Kühnel 3614, K(ö/ü)hnlein 452+442, Kühnle 1033). Zu Abb. 165b: Die Abfrage ≥ 50 Telef. ergibt 44 Types, davon sind die zehn häufigsten Fälle Sütterlin 517 (zu mhd. suter ‘Näher, Schneider, Schuster’), Schöpflin 269 (zu mhd. schopf ‘Haarschopf ’; mhd. scheffe, schepfe ‘Schöffe’; mhd. schopf ‘Scheune’), Höfflin 188 (zu mhd. hovelīn ‘kleiner Hof ’), Stöcklin 176 (zu mhd. stoc ‘Stock; Baumstamm, -stumpf ’), Karlin 168 (zu Karl), Bürklin 159 (zu Burk[hard]), Höferlin 145 (zu mhd. hover ‘Buckel’; mhd. hovære ‘Hofbesitzer’), Kölblin 127 (zu mhd. kolbe ‘Kolben, Keule’), Rinklin 119 (zu Ring[wald]; mhd. rinke ‘Spange’), Brändlin 114 (zu [Hilde]brand). Seltener sind Schmidlin 106, Vögtlin 105, Reblin 100, Würstlin 57, Schweinlin 37 (DFA 3, 425–427).

5.15.2 -lein und -chen in der deutschen Sprachgeschichte Sprachgeschichtlich gibt die Verbreitung der Diminutivsuffixe in den FamN Auskunft darüber, woher die beiden Diminutivsuffixe -lein und -chen in die nhd. Schriftsprache gelangt

5.16 Schmitz, Hendrix und Dahmen: Genitive

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sind. Die FamN mit -lein sind nach Ausweis von Abb. 165a alle in und um Nürnberg herum konzentriert. Das besagt, dass im späten Mittelalter, als die FamN entstanden, das mhd. Diminutivsuffix -līn hier und nur hier zu -lein diphthongiert worden sein muss und seitdem als sprachliches Fossil in den FamN konserviert wurde. Von hier aus – Nürnberg zählte zu den führenden kulturellen Zentren – ist es zu Ende des Mittelalters in die hochdeutsche Schriftsprache gelangt. Danach ist -lein im Dialekt jener Region zu -la geworden (Männla, Wäldla), wie Abb. 162a belegt. Das Suffix -chen ist dagegen im ostmitteldeutschen Raum entstanden (Abb. 163b) und begann sich von hier aus in der Schriftsprache durchzusetzen. Es kam dann zur Konkurrenz von -lein und -chen, die zu Bedeutungsnuancierungen zwischen Fräulein und Frauchen, Weiblein und Weibchen, Männlein und Männchen etc. führte und die deutsche Sprache bis heute bereichert. Zur Entstehung des bairisch-österreichischen Diminutivsuffixes -erl (Stüberl, Vogerl) s. Kap. 7.2.2.1. Jessica Nowak

5.16 Schmitz, Hendrix und Dahmen: Genitive In unseren FamN sind viele Genitive enthalten. Die wichtigsten Genitivendungen sind -(e)s (sog. starker Genitiv) und -en (schwacher Genitiv). Manchmal kommt es mit -ens zu einer Kombination aus beiden. Der s-Genitiv wird nicht selten -(t)z geschrieben, wenn die Basis auf -d oder -t ausgeht, z. B. Richartz, Richarz zu Richard, Evertz, Everz zu Evert (Eberhard), auch Schmitz zu Schmitt. Dies zeigt, dass der Genitiv in den FamN längst erstarrt ist und nicht mehr als solcher verstanden wird. Die Hauptfunktion des Genitivs besteht in der Anzeige von Zugehörigkeit, auch von Besitz. Die Anzeige familiärer Zugehörigkeit war (und ist) sehr wichtig. Vor der Phase der FamN hat man die Kinder, die sich nur wenige unterschiedliche Rufnamen teilten, zur Vereindeutigung oder Zuordnung nach dem Vater (selten nach der Mutter) benannt, indem man seinen Rufnamen in den Genitiv setzte. Karl, der Sohn von Peter, wurde Karl Peters genannt (oder Peters Karl, s. Kap. 3.2). Dieses patronymische Prinzip findet sich in vielen Sprachen, etwa im Russischen, wo ein dreigliedriger Gesamtname besteht: Rufname + Patronym + FamN, z. B. Michail Sergejewitsch Gorbatschow (sein Vater hieß Sergej). Dieses sog. produktive Patronym wechselt von Generation zu Generation und ist deswegen ein Beiund kein FamN. Ähnliches ist als Option bis heute in Ostfriesland erlaubt: Almut Frerichs Aden ist die Tochter von Frerich (Friedrich), Frank Harmen Cramer (Harmen ist schwacher Genitiv zu Harm (Hermann)), Johann Roolfs Ebeling. Dieses patronymische Prinzip hat vor der Fixierung der Bei- zu FamN auch in Deutschland gegolten. Die große Mehrheit der heutigen FamN im Genitiv geht auf (meist) männliche Rufnamen zurück (sog. primäre Patronyme). Als sekundäre Patronyme bezeichnet man andere Basiswörter im Genitiv, die ebenfalls Zugehörigkeit ausdrücken, z. B. Berufsbezeichnungen, die dem Vater galten und mit deren Genitiv der Sohn bezeichnet wurde, z. B. Karl Beckers ‘Karl, Sohn des Bäckers’. Sehr wahrscheinlich ging der Genitiv dem Rufnamen voran (so wie heute noch mancherorts, s. Kap. 3.2): Beckers Karl. Weitere Beispiele: Schmitz, Schröders, Papen, Schneiders, Wirtz. Auch Herkunftsnamen konnten in den Genitiv treten (Brabants, Hillenkamps), Wohnstättennamen (Brockmanns ‘am Sumpf lebend’, Bongartz ‘am (Obst-)Baumgarten’) und Übernamen (Königs, Krausen).

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5 Familiennamen als Fenster zur Sprach- und Dialektgeschichte

Zur Anzeige familiärer Zugehörigkeit gab es weitere Mittel, z. B. Bildungen auf -mann, die meist den Sohn bezeichneten (Ullmann zu Ulrich), und solche auf -sohn, meist verkürzt zu -sen (Petersen). Obwohl hier der Vatersname im Genitiv stand – Peters Sohn –, werden die son- und sen-Namen meist nur mit einfachem s geschrieben (anders in Schweden, wo Persson gilt, s. Abb. 10a in Kap. 2.2). Auch Diminutive wie Heinlein, Fränzel, Schmidtke galten oft der Bezeichnung des Nachwuchses (Kap. 5.15; Kunze 2004, 73). Wie die folgenden Abschnitte zeigen, liegt das Genitiv-Hauptverbreitungsareal im Westmittel- und Westniederdeutschen und setzt sich in Belgien und den Niederlanden fort. Auch in der Schweiz blieben alte FamN im starken (Wirths/Wirz) und schwachen Genitiv (Rothen, Wyssen, Tschannen) erhalten (Berchtold Schiestl/Heer 2020).

5.16.1 Der starke s-Genitiv Der s-Genitiv kommt in der heutigen Sprache insgesamt häufiger vor als der en-Genitiv, bei Namen sogar ausschließlich (Marias, Ottos). Ursprünglich hing die Verteilung der beiden Endungen von der Deklinationsklasse des zugrundeliegenden Substantivs ab (Marien, Otten). Bei den FamN hat sich dagegen oft eine Verteilung nach der Silbenzahl ergeben: Zwei- und Mehrsilber enden eher auf -s, Einsilber auf -en. So bildet die Langform Adam mit Adams einen s-Genitiv, während die Kurzform Dahm mit Dahmen zur längeren en-Endung greift. Dieses Silbenprinzip ist keine feste Regel, sondern eine Tendenz, die sich bei den FamN eingespielt hat (Schweden 2020). Da viele Patronyme (Walter, Peter) und Berufsnamen (Müller, Schneider) auf -er enden, dokumentiert Abb. 166 die entsprechenden Patronyme und Berufsnamen auf -(er)s. Abb. 166a stellt patronymische Genitive denen von Berufsnamen gegenüber, sie kontrastiert somit primäre mit sekundären Patronymen mit je ≥ 500 Telef. Enthalten sind 24 Berufsnamen, neben frequentestem Küppers ‘Küfer, Fassbinder’ u. a. Beckers, K(ö/ü)sters, Schäfers, Schepers, Möllers, Mölders (beide ‘Müller’), Schiffers, Schippers, Schneiders, Schnieders, Schröers (< Schröders ‘Schneider’), Wefers ‘Weber’. Man erkennt viele niederdeutsche Formen, obwohl die Untersuchung sämtlichen Namen Deutschlands gilt. Dies spricht für die hohe Genitivierungsrate im Westniederdeutschen. Diese Berufsnamen ziehen sich am Westrand vom Ripuarischen über das Niederrheinische bis nach Ostfriesland hinauf. Ähnlich die genitivierten Patronyme, die jedoch nach Norden hin (Nordniedersächsisch und Ostfriesisch) stark zunehmen und die Berufsnamen hinter sich lassen. Hierunter befinden sich 45 Types, neben frequentestem Ehlers (< Adel-, Eilhard) u. a. Eggers, E(b/v/w)ers (< Eberhard), Lammers, Borchers, Albers, Reimers, Sievers, Wolters, Rüttgers, Jaspers etc. (DFA 3, 16). Wie deutlich wird, gehen manche der Namen auf mit -d oder -t auslautende Vollformen zurück, z. B. Ebers, Evers, Ewers < Eberhard. Dazu gibt es weitere Genitivvarianten auf -erts, -ertz und -erz (Abb. 403b in Kap. 7.3.2.3). Diese werden nur am Beispiel dieses Namens in Abb. 166b kartiert, neben Evers somit Everts, Evertz und Everz. Man erkennt, dass Reflexe des alten Auslauts in Kombination mit dem Genitiv-s sich im Süden anschließen und dabei unterschiedliche Verschriftungen gewählt wurden. Spätestens bei den z-Schreibungen wird evident, dass hier keine Genitivfunktion mehr vorlag, als die FamN fest wurden.

5.16 Schmitz, Hendrix und Dahmen: Genitive

Abb. 166: Genitive von Ruf- vs. Berufsnamen (a) und Genitivvarianten von FamN zu Eberhard (b).

Abb. 167: Die Genitive Hendrix und Cox (a) und Genitivvarianten von Rufnamen zu Heinrich (b).

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5 Familiennamen als Fenster zur Sprach- und Dialektgeschichte

z-Schreibung gilt auch für den häufigsten Berufsnamen im Genitiv, nämlich Schmitz. Mit seinen 38606 Telef. überragt er weit die nächsthäufige Genitivschreibung Schmidts mit nur 316 Telef. Ähnliches gilt für den Wirt im Genitiv, der viel häufiger als Wir(t)z erscheint denn als Wirt(h)s (Abb. 17a in Kap. 2.2; DFA 3, 34–37). Ähnliches gilt für Schreibung mit x für Namen, die auf -(c)k enden und in den Genitiv gesetzt wurden. Hier kommt es – am Niederrhein konzentriert – zu x-Schreibungen: Nd. Cock/Kock ‘Koch’ wird zu Cox 478 und Kox 400, ebenso einige Patronyme zu Henrik, Fr(i)ed(e)rik, Derik (Dietrich) und Herwig: Hen(d)rix 36+308, Friederix 14, Frerix 83, Der(r)ix 141+15, Herwix 20, die alle unter Typ Hendrix subsumiert sind (Abb. 167a). In der Karte nicht enthalten, aber auf gleichem Gebiet vorkommend, sind Hendrickx 19 und Hendrikx 37. Zu Abb. 167b: Um die Vielfalt der Genitive zu nur einem Patronym zu erfassen, werden die Genitive zu Heinrich nebst dialektalen Varianten kartiert. Wieder tritt der Weststreifen zutage mit Ballungen in Ostfriesland und am Niederrhein.

5.16.2 Der schwache en-Genitiv Die meisten FamN auf -en (ohne die auf -sen < Sohn) enthalten einen alten, erstarrten Genitiv. Die schwache Genitivendung -en findet sich auch noch heute bei maskulinen Substantiven, z. B. des Mensch-en, Student-en. Sie ist aber nicht mehr bei Eigennamen möglich, hier hat sich in der Sprachgeschichte der starke s-Genitiv durchgesetzt. So sagt man heute Ottos Geburtstag, Marias Auto – und nicht mehr Otten oder Marien (alte Genitive sind manchmal in Komposita erstarrt, z. B. Marienkäfer). Bei FamN wie Otten war die Ursprungskonstruktion „des Otten Sohn“ oder auch „der in des Otten Hof“ (da man auch nach dem Hof benannt werden konnte). Abb. 168a fasst die 31 häufigsten Rufnamen ≥ 500 Telef. im schwachen Genitiv zusammen, z. B. Heinen < Heinrich, Dahmen < Adam, Kürten < Kurt, Thelen, Thielen < Dietrich, Görgen < Georg etc. (DFA 3, 44–47). Ähnlich dem starken Genitiv konzentrieren sich die schwachen Genitive am westlichen Rand des Westmittel- und Westniederdeutschen. Sie setzen sich in Luxemburg, Belgien und den Niederlanden fort. FamN-Landschaften machen nicht vor Nationalgrenzen halt. Abb. 168b setzt dem die als sekundäre Patronyme entstandenen (Kap. 2.2.2.5) entsprechenden Berufs- und Übernamen im schwachen Genitiv entgegen, beschränkt auf die drei häufigen Berufs- und Standesnamen Papen, Scholten, Greven und den Übernamen Mohren für einen dunkelhaarigen Menschen. Die Typen enthalten jeweils mehrere Varianten, z. B. Typ Scholten auch Schulten, Schul(t)zen und Schol(t)zen. Sie ballen sich am Niederrhein und reichen bis Nordhorn. Dies bedeutet nicht, dass weiter nördlich andere Formen gelten, sondern dass dort weniger sekundäre Patronyme gebildet wurden. Sehr häufig war früher der hebräische Rufname Adam, weshalb er in vielen Varianten, v. a. in der Kurzform Dahm, in FamN konserviert ist. Adam wird mit Adams immer stark flektiert. Diese starke Flexion findet sich zwar auch bei der Kurzform Dahms 2669, doch ungefähr ebenso häufig wird diese mit Dahmen 2675 schwach flektiert. Was kein einziges Mal vorkommt, ist Adamen. Einsilbige Kurzformen gehen deshalb oft in die schwache Flexion über, weil zweisilbige Namen präferiert werden, die mit -en gut erzeugt werden können. Abb. 169a kartiert neben unflektiertem Dahm die Genitive Dahms und Dahmen. Der Nomi-

5.16 Schmitz, Hendrix und Dahmen: Genitive

Abb. 168: Schwache Genitive zu Rufnamen (a) und zu Berufs- und Übernamen (b).

Abb. 169: en- vs. s-Genitive bei Dahm zu Adam (a) und doppelte en+s-Genitive bei Patronymen (b).

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5 Familiennamen als Fenster zur Sprach- und Dialektgeschichte

nativ findet sich auch in Luxemburg, beide Genitive kommen auch in Belgien und in den Niederlanden vor, wobei in Belgien die starken, in den Niederlanden die schwachen Genitive überwiegen. Adam 10574 findet sich bundesweit, Adams 3228 im Westmittel- und Westniederdeutschen (DFA 3, 68–79; zur Schweiz s. Berchtold Schiestl/Heer 2020).

5.16.3 Der doppelte ens-Genitiv Manchmal kam es auch, wie z. B. bei Ottens, zur Kombination von schwacher und starker Genitivendung zu -ens. Dabei handelt es sich ursprünglich um primäre Patronyme wie Otten, die nach dem Festwerden des Namens erneut als sekundäre Patronyme flektiert wurden: Otten-s (Sohn). Neben Ottens 310 (Nordniedersachsen) finden sich u. a. Boyens 200 (< Boie) und Tetens 114 (< Diet[rich]) in Nordfriesland, Thedens 168 (< Diet[rich]) und Jebens 148 (< Geb[hard]) in Dithmarschen, Bartens 194 (< Bertold) in Südniedersachsen, Lüppens 78 (< Luit[bert]) und Diddens 69 (< Diet[rich]) in Ostfriesland und Lemmens 134 (< Lambert) am Niederrhein (Abb. 480a in Kap. 7.6.3.3; DFA 3, 56–57). Damit haben die FamN-Genitive am Westrand Deutschlands ihre klaren Schwerpunkte, und sie weisen nach Westen über die Nationalgrenzen hinaus. Dies bedeutet im Umkehrschluss nicht, dass dieses genitivisch-patronymische Benennungsmotiv andernorts nicht galt, es müssen nur andere Konstruktionen gewesen sein. Dass in Schleswig-Holstein nachgestelltes ‘Sohn’ zum Suffix geworden ist, wurde bereits erwähnt (Kap. 2.2.2.1 und Kap. 7.5.3.2). Im Süden dominiert der blanke Ruf- als FamN (Peter, Heinrich, Walter), s. Abb. 10. Dem müssen periphrastische Konstruktionen zugrundegelegen haben, z. B. dem Peter/dem Müller sein Sohn oder der Sohn von/vom Peter, von/vom Müller. Dafür liefert noch heute das Bairische Evidenz, denn wie in Kap. 3.2 gezeigt, gilt dort nach wie vor der unflektierte Gesamtname (der Müller Karl/der Peter Karl), während in anderen Regionen Genitive gebildet werden, z. B. Peters Karl/Müllers Karl oder (de)s Peters Karl/(de)s Müllers Karl.

5.17 Beck und Becker: Berufsnamen mit und ohne -er Die typische Endung -er bezeichnet die gewohnheitsmäßige oder berufliche Verrichtung von Tätigkeiten bei Substantiven wie Bäcker, Fahrer, Schneider, Arbeiter usw. (Nomina agentis). Sie stammt aus lat. -ārius und wurde in den frühen nachchristlichen Jahrhunderten nicht nur ins Deutsche, sondern in alle germanischen Sprachen entlehnt (weite Verbreitung zeugt immer von umso früherer Entlehnung). Im Ahd. erscheint die Endung als -āri und hat wegen des darin enthaltenen i häufig i-Umlaut ausgelöst (Kap. 5.6) wie in Bäcker zu backen. Im Mhd. erscheint es als -ære, heute als -er. Die beiden Vorgängermodelle waren zum einen Bildungen auf -il, die neben Personen (s. Büttel ‘Ordnungshüter, Diener’ zu bieten < ahd. butil ‘Bote’) auch Dinge (Nomina instrumenti) bezeichnen konnten (z. B. Schlüssel zu schließen, Würfel zu werfen, Deckel zu decken). So war im Mittelhochdeutschen ein Verkäufer ein widerköufel, ein Stadtwächter ein burcwachtel, ein Türwächter ein torwartel (Klein/ Solms/Wegera 2009, 79). In den heutigen FamN erscheint letzterer als Thorwart(h) 158+273. Zum anderen gab es Bildungen auf ahd. -o, z. B. becko ‘Bäcker’, skenko

5.17 Beck und Becker: Berufsnamen mit und ohne -er

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‘Wirt’, herizogo ‘Herzog’, die zu mhd. becke, schenke, herzoge reduziert, schließlich apokopiert und meistens durch die reichhaltigere Bildung auf -er ersetzt wurden. So erklärt sich standardsprachliches Bäcker, dessen Vorgänger Beck dialektal fortlebt, v. a. in Süddeutschland und in der Schweiz. Ein Relikt ist dagegen der Mund- oder Weinschenk für den Wirt, neben denen es zwar das Wort Schenker gibt, aber keinen Mundschenker (DFA 3, 80–93). Die FamN eignen sich ideal, um das Nach- bzw. Nebeneinander dieser drei Wortbildungsverfahren in mittelalterlicher Zeit zu rekonstruieren. Durch ihre Verbreitung werden innovative von konservativen Gebieten unterscheidbar. Abb. 170a zeigt die Opposition Beck vs. Becker. Da bei Beck Konkurrenzen zu mnd. beke ‘Bach’ auftreten können, wurden nur Schreibungen mit ck oder kk berücksichtigt (wenngleich damit nicht alle Probleme gebannt sind). Auch wurden die Rundungen von Beck zu Böck berücksichtigt (Kap. 5.9.1). Dabei erweist das Bild sehr klar, dass sich hinter Beck, das hauptsächlich im Oberdeutschen vorkommt, kaum niederdeutsche ‘Bach’-Belege befinden können. Zu Abb. 170b: Konkurrenzen zu ‘Bach’ können auch ausgeschlossen werden, wenn man nur Komposita auf -beck heranzieht, die eindeutig den Bäckerberuf bezeichnen. Typ Weißbeck bezeichnet den Weizenbäcker: Wei(ß/ss)beck 147+38, Weisbeck 77, Weißenböck 30, Weizenbeck 25; Brodbeck 804 und Sauerbeck 99 sprechen für sich, Schmer(en)beck 255+34 verarbeitet Fett, Schlotterbeck Buttermilch, und Jungbeck übernimmt den Betrieb. Sie alle massieren sich im Oberdeutschen und bestätigen damit, dass sich das neuere erSuffix noch nicht durchgesetzt hatte (DFA 5, 130–133). Kunze (2004, 114) rekonstruiert das Vordringen von jüngerem Becker/Bäcker aus dem niederdeutschen ins mittel- und oberdeutsche Beck-Gebiet. Anders bei Schenk aus ahd. skenko, das sich als übliche Bezeichnung für den Wirt gehalten hat und Komposita wie Bierschenk 365, Weinschenk 248 und Mundschenk 57 bildet, während es bei dem jüngeren und deutlich selteneren Wort Schenker ‘Wirt, Geber, Schenker’ einzig das Kompositum Weinschenker 11 gibt. Abb. 171a kartiert nur Typ Schenk vs. Schenker. Dabei erweist sich, dass Schenker am ehesten im Ostmitteldeutschen beheimatet ist mit Streuungen im Westoberdeutschen. Nur resthaft vorhanden sind FamN, die altes -il fortsetzen (Typ Büttel ‘Bote, Diener’). Da sich diese Nomen agentis-Bildungen heute (kaum trennbar) mit den vielen Diminutiven auf -(e)l vermischen, kann man nur einzelne Bildungen abfragen wie Büttel 203, Mündel 167, Baumh(ä/e)ckel 14+3 für den Baumfäller, Zimmerhäckel 6 für den Zimmermann, Beinhäckel 1 für den Metzger, Hütel 58 und Wachtel 948 für den Wächter, bei denen auch nicht auszuschließen ist, dass einige diminutivischen Ursprungs dabei sind (z. B. Mündel ‘Mündlein’, Hütel ‘Hütlein’). Dazu gehört auch Weinzierl 1510 für den Winzer (Kap. 6.4.2). Diese Bildungen befinden sich eher in ostmittel- und ostoberdeutschen Gebieten. Wegen ihrer Seltenheit und etymologischen Mehrdeutigkeit bleiben die meisten unkartiert (zu Flötzl, Flößel ‘Flößer’ s. Kap. 6.4.16, zu Käufl ‘Kaufmann’ DFA 3, 88 f.). Nur Drechsel (Dressel, Dresel, Drexl, Traxl usw.) als alte -il-Bildung zu drehen wird mit Drechsler (Dressler, Dresler, Drexler, Traxler usw.) kontrastiert, das auf einer -er-Erweiterung der älteren Form basiert (Abb. 171b). Auch hier erweisen sich das Ostmittel- und das Ostoberdeutsche als Rückzugsgebiete für älteres Drechsel (DFA 3, 90). In den meisten Gebieten Deutschlands existieren jedoch für diesen Beruf andere FamN wie Dreher, Dreyer, weshalb große Teile Deutschlands weiß geblieben sind (s. Abb. 289a in Kap. 6.4.13).

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5 Familiennamen als Fenster zur Sprach- und Dialektgeschichte

Abb. 170: Beck vs. Becker (a) und Komposita mit -beck (b).

Abb. 171: Schenker vs. Schenk (a) und Drechsler vs. Drechsel (b).

5.18 Vom Fiedler zum Geiger: Wortgeschichte(n)

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5.18 Vom Fiedler zum Geiger: Wortgeschichte(n) In den FamN ist der mittelalterliche Wortschatz und die damalige Verbreitung einzelner Wörter konserviert. Ein Vergleich mit den heutigen Verhältnissen ermöglicht daher Einblicke, welche Wörter seither verschwunden und welche geblieben sind, oder ob und wie sich ihre Verbreitung oder ihre Bedeutung verändert haben.

5.18.1 Schröder, Baumann, Gockel: Abgang und Aufkommen von Wörtern Ein eindrucksvolles Beispiel für das Aussterben eines einst weit verbreiteten Wortes bieten die Berufsnamen für den Schneider. Die älteste Bezeichnung dieses Berufs war Näher. Als im 13. Jh. mit der Verfeinerung der Mode der kunstvolle Kleiderzuschnitt wichtig wurde, traten entsprechende Bezeichnungen in den Vordergrund, im Süden des deutschen Sprachgebiets Schneider, im Norden Schröder, abgeleitet von mnd. schroden ‘schneiden’. Die alte Bezeichnung wurde geringwertiger und blieb den Frauen (die Näherin). Abb. 280b in Kap. 6.4.11 zeigt die Verbreitung des FamN Schröder, der Rang 17 der häufigsten FamN einnimmt, und seiner Varianten. Im Süden herrscht der FamN Schneider, er belegt Rang 3. Dieses Wort hat nach dem Festwerden der FamN sein niederdeutsches Gegenstück restlos verdrängt (DFA 2, 214–226; DFA 5, 446–452). Ein weiteres Beispiel für das Aussterben von Wörtern ist Baumann. Es war die alte süddeutsche Bezeichnung des Bauern, ist aber ab dem 16. Jh. völlig durch das seit dem 11. Jh. analog zu den vielen Berufsbezeichnungen mit Endung -er aufkommende Wort Bauer abgelöst worden. Aus Abb. 254a in Kap. 6.4.1 ist ersichtlich, wie altes Baumann noch und neues Bauer schon in FamN eingegangen sind (DFA 3, 109–111). Ein weiterer Fall ist die ursprünglich im niederdeutschen Raum vorherrschende Berufsbezeichnung für den Wagner, Wegener, die weitgehend durch Stellmacher verdrängt wurde (Abb. 291 in Kap. 6.4.15). Oft haben sich mehrere Synonyme nebeneinander gehalten, aber ihren Verbreitungsradius verändert. Der Hersteller von Möbeln hieß in manchen Regionen Kistner (FamN: Nordbaden, Pfalz, Franken), Kister (Hessen), Kistler (Oberbayern), Kistenmacher (SchleswigHolstein), in anderen auch Stühler (Westbayern), entrundet Stieler (Thüringen, Sachsen), sodann Schreiner (zu mhd. schrīn ‘Schrein, Truhe, Schrank’), schließlich auch Tischler, Tischner und Tischer. Von all diesen Bezeichnungen, die auch teilweise nebeneinander galten, sind heute nur noch Schreiner und Tischler übriggeblieben, Tischler östlich etwa einer Linie Emden – Kassel – Passau – Braunau – Salzburg sowie in Tirol, Schreiner westlich dieser Linie (König 2005, 194). Abb. 172 zeigt ihre Verteilung in den FamN, einschließlich Schreindl 60 in Niederbayern und Schreine(r)macher(s) 286 im Raum Heinsberg sowie den Varianten Disch(l)(n)er. In den Dialekten blieb die Variante Tischer im Niederdeutschen und Ostmitteldeutschen teilweise erhalten (DFA 3, 94–97; DFA 5, 279–281). Nach Ausweis der FamN war Fuhrmann überall die Bezeichnung dieses Berufs, mit Ausnahme des Südwestens, wo er Karrer oder Kärrner hieß, s. Abb. 293a in Kap. 6.4.16. So kann der auf die fleißigen Interpreten des Philosophen Kant bezogene Vers „Wenn die Könige baun, haben die Kärrner zu tun“ nur von einem südwestdeutschen Dichter wie Friedrich Schiller stammen.

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5 Familiennamen als Fenster zur Sprach- und Dialektgeschichte

Abb. 172: Schreiner (a) vs. Tischer, Tischler, Tischner (b).

Abb. 173: Der Kellermeister in FamN (a). Hahn und Gockel in FamN (b).

5.18 Vom Fiedler zum Geiger: Wortgeschichte(n)

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Auch das Aufkommen neuer Wörter lässt sich mit Hilfe von FamN zeitlich und räumlich präzisieren. So muss die Berufsbezeichnung des Kellners von Thüringen oder Bayern aus in die Hochsprache gelangt sein. Denn nur dort galt für den Verwalter der Vorratskeller von Adelshöfen und Klöstern dieses Wort; in anderen Regionen hießen sie Keller, Kellerer oder Schlüt(t)er 9624+364 zu mnd. sluter ‘Schließer, Kellermeister, Tor-, Gefängniswächter’ (Abb. 173a; DFA 2, 474–476; DFA 5, 612–616). Auch in Dialekten lässt sich das Aufkommen neuer Wörter mithilfe von FamN genauer verorten. Stolze oder streitlustige Personen, wohl auch Frühaufsteher, konnten den Übernamen Hahn erhalten. Der FamN Hahn ist überall in Deutschland verbreitet (Abb. 173b; wobei einige Konkurrenzen mit Herkunftsnamen ‘aus Hahn’ und Patronymen aus Johannes zu veranschlagen sind). In den rezenten südwestdeutschen und teilweise auch in westbairischen Dialekten wird dieses Tier aber durchweg mit lautmalerisch motivierten Wörtern wie Gockel, Gickel, Göcker, Guller usw. bezeichnet (König 2005, 216). Diese Dialektwörter können erst nach dem Festwerden der FamN entstanden sein. In Freiburger Häusernamen herrscht bis ins 16. Jh. der Typ „Haus zum roten Hahn“, erst ab 1565 tritt auch der Name „Haus zum blauen Guller“ auf. Zwar gibt es den FamN Gockel, allerdings weit vom Südwesten entfernt in Westfalen, und dort ist er von mnd. gōkelen ‘Gaukelei treiben’ abgeleitet. Auch die west- und südwestdeutschen Göckel(er), Göggel(mann) werden durchweg als Übernamen zu mhd. goukelaere ‘Gaukler’ gedeutet und haben mit dem Tier nichts zu tun.

5.18.2 Geiger oder Fiedler, Düster- oder Finsterwald: Semantische Differenzierung Umgekehrt tragen die heutigen Dialekte zur Erklärung von FamN bei. Roggen war im mittleren und südlichen Deutschland das wichtigste Brotgetreide, das Korn schlechthin, so dass hier die Sammelbezeichnung Korn als Bezeichnung für den Roggen eintrat. Nicht so in Norddeutschland, weil hier der Anbau von Roggen erst im 19. Jh. intensiviert wurde und dabei das Wort Roggen für dieses Getreide erhalten blieb, ebenso im Schwäbischen, Südalemannischen und Südbairischen, wo hauptsächlich Dinkel und weniger Roggen angebaut wurde (Abb. 174a vereinfacht nach König 2005, 203). Diese Verteilung zeigt sich auch schon in den FamN (Abb. 174b), was den Schluss zulässt, dass sowohl der FamN Rogg(e) als auch der FamN Korn den Anbauer oder Händler von Roggen bezeichnen. Auch der Übername Ohl- 280, Olt- 121, Altrogge 272 für nachlässige Bauern ist in Nordwestdeutschland beheimatet (DFA 5, 40–49). Semantische Probleme in der heutigen Hochsprache lassen sich nicht selten mit FamN klären. Im Wörterbuch historischer Berufsbezeichnungen (Ebner 2015) liest man unter dem Stichwort Fiedler, die Fiedel sei ein „der Geige ähnliches mittelalterliches Saiteninstrument“. Die FamN bieten aber einen Hinweis in ganz anderer Richtung. Geige und Fiedel waren keine unterschiedlichen Instrumente, sondern verschiedene Wörter für dasselbe oder dieselben Instrumente. Sie hießen ursprünglich Fiedeln, ein aus lateinisch vitula entlehntes Wort. Dann kam im 12. Jh. im Südwesten das wohl als Scherzwort von Verben wie gieksen abgeleitete Wort mhd. gīge, heute Geige, auf. Als nun die FamN entstanden, hatte nach Ausweis von Abb. 175a das neue Wort Geige das alte Wort Fiedel im Südwesten schon völlig verdrängt, sonst hätte es sich hier nicht fast konkurrenzlos in den FamN Geiger fest-

264

5 Familiennamen als Fenster zur Sprach- und Dialektgeschichte

Abb. 174: Bezeichnungen für Roggen in den Dialekten (a) und Rogg(e) vs. Korn in FamN (b).

setzen können. Wenn also damals ein süddeutscher Geiger mit seiner Geige über den Main nordwärts zog, wurde er dort zum Fiedler und sein Instrument zur Fiedel, und umgekehrt. Im Südosten wurden um 1200 noch beide Wörter nebeneinander für dasselbe Instrument und seinen Spieler gebraucht; im dort entstandenen Nibelungenlied wird das Instrument des Spielmanns Volker abwechselnd als videle oder gīge bezeichnet. Bei der Entstehung der deutschen Schriftsprache trafen nun das Wort aus dem Süden und das aus dem Norden zusammen. Martin Luther benutzt bis 1534 nur das Wort Fiedel, danach nur noch das Wort Geige. Das Vorhandensein zweier Wörter nebeneinander führte nun dazu, dass man sie zur Unterscheidung verschiedener Instrumente zu nutzen begann, und dass das Wort Geiger ein höheres, Fiedler dagegen ein abschätziges Prestige annahm (DFA 5, 558–562). Aus Abb. 175b kann man ersehen, warum es uns heute schwer fällt, den Unterschied zwischen einem Strauch und einer Staude zu beschreiben. Kartiert sind FamN ≥ 100 Telef., einerseits Struck(en) 2872+119, Struckmann 439, -me(i/y)er 452+208 und verhochdeutschtes Strauch 4184, Rautenstrauch 246, Strauchmann 176, andererseits Staudt(e) 1900+305, Staudinger 1103 ‘bei den Stauden’, Staud(e) 148+572, Steidl(e) 929+920 und weitere zwölf einschlägige FamN. Offensichtlich haben, als die FamN aufkamen, die Wörter Strauch und Staude dasselbe bedeutet, Staude im Süden und Struck, Strauch im Norden. Dann stießen bei der Entstehung der hochdeutschen Schriftsprache beide Wörter zusammen, begannen miteinander zu konkurrieren und bereiten bis heute Kopfzerbrechen, weil es da doch einen Unterschied geben müsse, wenn schon zwei Wörter vorhanden sind (DFA 2, 710–713; DFA 4, 785–787). Bei der Unterscheidung von düster und finster setzt man heute Letzteres als dunkler an. Aus den FamN geht aber hervor, dass beide Wörter ursprünglich genau dasselbe bedeuteten,

5.18 Vom Fiedler zum Geiger: Wortgeschichte(n)

Abb. 175: Fiedler vs. Geiger (a), Strauch vs. Staude (b).

Abb. 176: Düster vs. Finster (a), Rehbein vs. Rehfuß (b).

265

266

5 Familiennamen als Fenster zur Sprach- und Dialektgeschichte

düster im Norden und finster im Süden. Abb. 176a fasst unter Typ Düster alle 37 FamN ≥ 5 Telef. mit D(ü/ue)ster-, Duster- zusammen; die häufigsten sind Düster 346, -höft 464, -wald 126, -hus 125, sodann die entrundeten FamN mit -i(e)-, am häufigsten Di(e)ster 168, -heft 83, -weg 57 und Deuster 276 mit Diphthongierung von ü zu eu. Typ Finster registriert alle neun einschlägigen FamN, die häufigsten sind Finster(er) 497+162, Finsterbusch 266, -walder 193 (vgl. Kunze 2004, 100, nach Quellen des 15. Jhs.). Wenn ein südwestdeutscher Dialektsprecher sagt, er habe sich den Fuß gebrochen, kann dies auch ein Oberschenkelbruch sein, denn hier meint das Wort Fuß in manchen Regionen das ganze Bein. Dass dies auch im Mittelalter galt, kann man aus FamN wie Reh- 82, Hasen- 332 oder Streckfu(ß/ss) 155 entnehmen, die im Südwesten beheimatet sind (Hasenfuß auch in Ostfalen), während die Entsprechungen in der Nordhälfte von Deutschland Reh- 1467, Hasen- 394 und Strackbein 175 heißen, s. Abb. 176b. Neben niederdeutschem Rubehn ‘raues (behaartes) Bein’ begegnet in Thüringen Rauchfuß, womit ebenfalls behaarte Beine, kaum Füße gemeint sein können. (Der Ausdruck Raubein kommt wohl von rauen Militär- oder Polizeigamaschen; DFA 5, 832–36).

6 Familiennamen als Fenster zur Siedlungsund Kulturgeschichte Dieses Kapitel beleuchtet die fünf wichtigsten Bereiche, aus denen alle FamN gewonnen wurden, nämlich Rufnamen, Herkunft, Wohnstätte, Beruf und persönliche Merkmale. Hierdurch lassen sich Einblicke beispielsweise in mittelalterliche Nachbenennungspraktiken gewinnen, in damalige Binnenmigration und Siedlungsformen sowie in das gesamte berufliche Spektrum. Die Übernamen berichten über die Art der Charakterisierung und Klassifizierung von Menschen nach ihrem Körper, ihrem Charakter oder besonderen biografischen Ereignissen.

6.1 Familiennamen nach Rufnamen (Patronyme) Patronyme als FamN, die aus einem einstmals väterlichen Rufnamen auf den Sohn übertragen wurden, bilden heute die mit Abstand größte und variantenreichste Gruppe an FamN in Deutschland. Ihr Anteil am Gesamtinventar schwankt zwar regional – im Norden ist er besonders hoch −, doch bilden Patronyme insgesamt mit ca. 33 % die größte Motivgruppe, wenn man sämtliche FamN betrachtet. Da niemand eine Million unterschiedlicher FamN etymologisieren kann, um sie dann einer der fünf großen Motivgruppen zuzuweisen, hat man bislang die sog. Bottom-up-Methode genutzt und mit repräsentativen Stichproben gearbeitet (s. Kap. 2.2.2.6; Farø/Kürschner 2007). Unter den 1000 häufigsten FamN sind Kohlheim/ Kohlheim 2001 zufolge die Patronyme mit 35 % vertreten. Unter den 100 häufigsten FamN befinden sich mindestens 21 Patronyme: Hartmann (Rang 24), Werner (27), Herrmann (36), Walter (37), Peters (43), Friedrich (53), Günter (54), Lorenz (60), Albrecht (63), Simon (64), Ludwig (66), Martin (71), Otto (745), Heinrich (80), Brandt (81) (zu [Hilde]brand), Dietrich (86), Engel (zu Engel[hard]) (91), Thomas (93), Arnold (98) und Seifert (zu Siegfried) (99); hinzu kommen fünf weitere, allerdings konkurrenzbehaftete Fälle wie Wolf(f) (zu Wolf[gang]) auf Rang 16 bzw. 100, Frank auf Rang 55 sowie Kuhn auf Rang 89 (zu Konrad). Bis auf Peters, Simon, Martin und Thomas handelt es sich um germanische Rufnamen. Die später aufkommende Gruppe der biblisch-fremdsprachlichen Rufnamen ist eher im Norden Deutschlands in den FamN anzutreffen, während es im Süden mehr germanische Rufnamen sind. Der Grund liegt darin, dass die FamN im Norden deutlich später fest wurden als im Süden. Zu dieser (späteren) Zeit hatten sich die biblischen Rufnamen schon stark ausgebreitet und konnten im Norden noch in die FamN eingehen. Metronyme, also Namen nach der Mutter, sind so selten und im Einzelfall mit so vielen Konkurrenzdeutungen behaftet, dass sie hier unberücksichtigt bleiben (zu Katharina s. Abb. 184b; DFA 6, 694–701). Die ungemein große Vielfalt an FamN aus Rufnamen erklärt sich einerseits durch dialektale und schreibregionale Ausdifferenzierungen; man betrachte nur die Patronyme zu Friedrich, die als Friederich, Frick, Fritz, Fritsch, Fredrich, Frerich, Frerk, Fedder etc. vorkommen, oder die über 20 Schreibmöglichkeiten von FamN aus Burkhard (a. Abb. 205; Kap. 2.3.4). Hinzu kommen morphologische Verfahren, die teilweise noch aus dem Rufnamenstadium resultieren, z. B. verschiedene Diminutive, hypokoristische -(t)z-Endungen (Kunz), -son- bzw. -sen-Bildungen, ing-Derivate etc., und nicht zu vergessen die Inkorporahttps://doi.org/10.1515/9783110607284-006

Abb. 177: Kürzungs- und Suffigierungsmöglichkeiten altdeutscher Rufnamen (nach Kunze 2004, 20).

268 6 Familiennamen als Fenster zur Siedlungs- und Kulturgeschichte

6.1 Familiennamen nach Rufnamen (Patronyme)

269

tion ganzer Rufnamen in komplexe FamN (Johannaufderheide, Grotehenne). Auch Genitive, die in Kap. 2.2.1 und 5.16 abgehandelt sind, gehören dazu. Tab. 24 vermittelt einen Eindruck davon, in welchen Gestalten germanische Rufnamen als heutige FamN auftreten, und Abb. 177 demonstriert nur anhand der beiden ahd. Rufnamen Kuonrat und Bernhart, welche Ruf- und später Familiennamen durch unterschiedliche Kürzungs- und Suffigierungsverfahren entstanden sind. Durch die Kombination solcher Modifikationen potenziert sich die Varianz, was unterm Strich zu regelrechten Namenexplosionen geführt hat: Aus einem einzigen Rufnamen konnten sich Hunderte, wenn nicht sogar um die Tausend unterschiedliche FamN entwickeln. So lassen sich im Fall Nikolaus sogar über Tausend mit Sicherheit aus diesem Rufnamen abgeleitete FamN nachweisen, dazu noch zahlreiche unsichere und konkurrenzbehaftete Fälle (Dräger 2011a, 2013; Steffens 2009). Ähnliche Dimensionen dürfte das Spektrum der FamN aus dem Rufnamen Johannes erreichen. Die folgenden Kapitel beleuchten die wichtigsten Gründe für diesen Reichtum.

6.1.1 Arndt und Nolte, Mewes und Töws: Namenexplosion durch Namenkürzung Sowohl die meist zweigliedrigen germanischen Rufnamen wie Arnold (ahd. arn ‘Adler’ und waltan ‘herrschen’) als auch die vielsilbigen und oft nicht auf der ersten Silbe betonten Fremdnamen wie Antonius oder Matthäus haben durch vielfältige Kürzungen und meist auch durch weitere Modifikationen eine enorme Anzahl und Vielfalt an Rufnamen hervorgebracht, die sich später zu FamN entwickelt haben. Das gesamte Spektrum an Abwandlungen des Originalnamens hat also noch im Stadium der Rufnamen stattgefunden. Hier kann nur ein winziger Ausschnitt davon präsentiert werden, ausführlich s. DFA 6. Tab. 24 zeigt, wieviele FamN sich aus zwei- und auch aus einstämmigen germanischen Ausgangsformen herausbilden konnten. Die Verfahren, die dazu geführt haben, illustriert Abb. 177 anhand zweigliedriger germanischer Rufnamen, hier mhd. Kuonrat und Bernhart. Verfolgt man den linken Zweig, konnten sie in ihre Einzelglieder zerlegt und entweder ohne oder mit Suffix „weiterverarbeitet“ werden. Die wichtigsten Suffixe sind kosende (hypokoristische) oder patronymische, die den Sohn (oder Enkel) eines gleichnamigen Vaters (oder Großvaters) von diesem absetzen (Karl vs. Karlmann). Das Spektrum der Suffixe setzt sich hauptsächlich aus -i(n), -z, -k-/-ch-, -l-, -ing und -mann zusammen; sie können auch miteinander kombiniert werden und sind Thema der nachfolgenden Kapitel. Verfolgt man den rechten Zweig, so werden einige Kürzungsverfahren skizziert, etwa sog. „unechte“, d. h. Kontraktionen vom Typ Bernhart > Berend, Bernd oder Kuonrat > Kurt, Cord; bei sog. „echten“ Kürzungen wird vorne oder hinten ein Teil des Namens getilgt, wobei die alte Kompositionsstruktur verwischt wird, indem silbische Prinzipien wirken, z. B. Arn-old > Nold oder Rud-olf > Dolf (Kunze 2004, 20–23). Tab. 25 enthält Rufnamen fremdsprachlicher Herkunft und zeigt deren Eindeutschungsverfahren auf, die insbesondere darauf beruhen, dass im Deutschen die Wörter und Namen „vorne“ auf der Stammsilbe betont werden. So wird lat. cerásium, französisch cerise, im Deutschen zu Kirsche, lat. Antónius im Deutschen zu Ánton oder Tóni aufgespalten, dann griech. Sophía im Deutschen zu Sófi, hebräisch Johánnes im Deutschen zu Jóhann oder Hánnes. In Tab. 25 wird der Akzent jeweils in der linken Spalte der Tabelle auf die

270

6 Familiennamen als Fenster zur Siedlungs- und Kulturgeschichte

Tab. 24: Familiennamen aus althochdeutschen Rufnamengliedern (nach Kunze 2004, 23). Zweistämmige Ausgangsformen

Einstämmige Ausgangsformen

ekka+hart: Eckert, Eherdt, Echerer, Eichert, Eigert, Egts, fries. Edzart. ekka+beraht: Eggebrecht, Ehbets, Eiber. ekka+heri: Eckers, Eggerer, Eyring. gēr+brand: Garbrands, Garben, Garfs, Carbe, Gerblich, Gerpe, Kerff, Görbing. gēr+hart: Gerard, Geras, Gerriets, Geritzer, Gehret, Gehrtz, Gierth, Gördes. gēr+lach: Gerlich, Görlach, Gürlich. gīs(al)+beraht: Giesebrecht, Gisbier, Gießenbier, Giesbrich, Küspert, Gilbert. gīs+walt: Keishold, Kißwald, Gisewell. gīsal+heri: Giesler, Geißler, Geßler. hadu+beraht: Haprecht, Habert, Habrichter, Häbrich, Hebert, Häberle, Heberling, Heppermann, Hepting, Hepprich, Haabe, Happle, Hapke, Hebbel, Hebing. hadu+bald: Hadeball, Happolt, Habel(t), Hebold, Hevelke, Hewel, Happmann. hiltja+brand: Hillenbrand, Hilbrans, Hilberns, Hilbrink, Hilbe, Hilpl, Hielbig, Hiepel, Hiebsch, Hibbeler, Hippe, Hippke, Hippmann, Ippich, Ibbeken. hiltja+māri: Hillmer, Hillmering, Hellmers. hiltja+gard: Hiltgart, Hülgert, Helkert, Höllgartner, Hitgert, Hickertz. hruod+beraht: Ruprecht, Raupert, Reuberling, Rotbrodt, Robert, Rovers, Röber, Krubert, Krautbrecht, Rube, Rupp, Rupke, Raub, Reupke, Rübens, Rübel, Rüpping, Ripp, Rieple, Robe, Röben, Röpke, Röpskes, Krupp, Kraubs, Gropp, Gröpel. hruod+wolf: Rudolf, Rud(e)lof(f), Ro(h)loff, Rothlauf, Ro(h)lf(s), Ruof, Ruf(f), Rüffel, Riefle, Roof. hugu+berath: Hubert, Hubrich(t), Huprich, Haubort, Haubrichs, Hobrack, Hobbert, Hoppermann, Hüpper, Hyprath, Höppert, Hupe, Huppke, Haubl, Hobbje, Hopp, Hübges. hugu+fridu: Huffert, Hüfken, Haufe. muot+hart: Motard, Mutert. muot+rīhhi: Mudrich, Miedreich, Muttray. nōt+beraht: Nobert, Noobat, Nopper, Nöbrich, Nopp, Nobel, Nöbbe, Nöbel, Nube. ōt+beraht: Aubarth, Auberlin, Obricht, Oberle, Oppitz, Opel, Opp, Übele, Öbe (auch von adal-) ōt+māri: Othmer, Umar, Öhmchen, Ummen. wīg+bald: Wieboldt, Wiebelt, Wippel, Wieb(c)ke. wīg+hraban: Wychgram, Wickram, Wigram. wīg+māri: Wiemer, Wehmer, Weimert.

ekka: Eck, Eckes, Egginger, Ech, Eying, Einck, Eckel, Egel, Egle, Eggly, Echle, Ähle, Ehlgen, Aichele, Eigels, Eilke, Eicke, Exler, Eitz. gēr: Gehr, Gehrke, Geers, Gerling, Ger(t)z, Gersch, Jehring, Jerung, Järchel, Göhring, Görtz, Görl, Gierke, Kier, Girl, Giersch, Gierig, Kirdel, Girtzig, Kehr, Kehrle, Kerzing, Garke, Gesse. gīs(al): Giese, Giehsmann, Giesgen, Giß, Gisy, Kissel, Kiese, Kiesinger, Giesch, Gysing, Geißner, Gisselmann, Kiesling, Geisl, Gielens, Kieslich. hadu: Had, Hadel, Hadinger, Hatje, Hatt, Hattung, Hattler, Hädicke, Hettich, Hedchen, Hedt, Hedel, Hedke, Hedden, Heddelke, Hatz, Hatzig, Hatzmann, Hasse, Hässig, Hessel, Hetzler, Hätscher, Hetsch, Hetsching. hiltja: Hild, Hildl, Hildmann, Hilti, Hilz, Iltgen, Heldmann, Hill(e), Hillig, Hillsch, Hilling, Hilse, Hilke, Hill(e)mann, Hilzmann, Ille, Illig, Iltz, Ilke, Hell, Hellings, Helck, Helken, Hölck, Hidde, Hitzel, Hitzig, Hitsch, Hischke, Hischert. hruod: Rudde, Ruhde, Rüdi, Riede, Rüttjes, Rauth, Reuding, Rod, Rhode, Roth, Röthe, Kruth, Grüttgen, Krohde, Rudel, Ruhlmann, Rühl, Riedel, Riehl, Rauls, Räutel, Rottler, Rolligmann, Rödling, Röhl, Rölleke, Grötl, Rudek, Kruttge, Rugel, Ruegg, Rutz, Ruß, Ritschel, Rietsch, Räuzel, Rosing. hugu: Hug, Hugl, Hugle, Huege, Huggler, Huhle, Hügli, Hüggelmann, Hiegel, Hucke, Hücklein, Hickel, Huch, Huchel, Hoge, Höcklin, Haug, Hauckel, Haul, Heuken, Hutzel, Husch, Hotz, Hößl. muot: Muth, Mutz, Mied, Mödl, Mühling, Mottig, Mötje, Maute, Muhle, Mauz. nōt: Noth, Noting, Nöthe, Nötel, Nudl, Nödgen, Nock, Nokel, Notz, Nözelmann. ōt: Odo, Ode, Auth, Aude, Ohde, Otte, Ottmann, Othling, Öde, Öinck, Öddel, Oettel, Ötker, Öhlke, Oetjen, Ockle, Ötzmann, Ausken. wīg: Wiegele, Wiegelmann, Wiechens, Wieken, Wigel, Wigge, Wick, Wicklein, Weigele, Waigel, Weik, Weiche, Weyh.

6.1 Familiennamen nach Rufnamen (Patronyme)

271

Tab. 25: Eindeutschung männlicher Fremdnamen (nach Kunze 2004, 34). Rufnamen fremdsprachlicher Herkunft Ägídius Egid, Egede

Ignátius Gedis, Gilli

Ignaz

Alexánder Alex

Sander, Sanner

Jakob, Jack(es)

Brosi(g), Brose

Joh(a)nn, Jahn

Toni, Thön(n)es, Tönnis

Lorenz, Lafrenz, Lortz

Drewes, Drees

Mart(e)i(n), Mörte

Ambrósius Ambros

Ma(t)tern

Dicks, Dittes, Dix

Matthä, Matt(h)es

Faatz, Fätz

Bankroth, Pongratz

Bonifátius

Stoff(el), Toff(e)l(s)

Philipp, Billep, Filb

Nell(es), Nehl, Niel(s)

Remig, Remmes

Nies, Nisse, Neiß

Sebast, Seebaß

Minig, Minkus, Münk

Silvest

(R)asmus, Asam

Vinzent, Wintz

Stach(es), Stagg

Sacher, Sarges, Zäch

́ Betonung

Vester, Vehst(er) Vincéntius

Eustáchius Estges

Bast(ein), Ba(a)sch Silvéster

Erásmus Er(r)as

Mieg, Migge(s) Sebástian

Domínicus Dom(i)nick

Lips, Leps, Lipp Remígius

Dionýsius Dinge(ni)s, Din(n)s(e)

Kra(a)tz, Kretz Philíppus

Cornélius Cornel, Gornell

The(w)es, Töws Theuß, Debus Pancrátius

Christóphoros Christoph

T(h)ern, Toernes ́ Mathäus

Benedíctus

Bonifaz, Bo(h)nes

T(h)innes, Tinsch Matérnus

Stinus, Stinnes

Bendix, Bendit

Renz, Renzius

Martínus

Augustínus August, Au(g)st(e)in

Hans, Henne, Hänisch Lauréntius

Andréas Andres, Anders(ch)

Kobes, Koep, Kopp Johánnes

Antónius Anton, Ant(h)es

Nazi, Naatz Jacóbus

Sen(t)z, Zentes Zacharías

Verlagerung der Betonung

Ries, Reis(ch) Bewahrung der Betonung

272

6 Familiennamen als Fenster zur Siedlungs- und Kulturgeschichte

erste Silbe vorverlegt, woraus dann FamN wie Ant(h)es aus Antónius oder Dinges aus Dionýsius entstanden sind, die den hinteren, unbetonten Teil des Namens reduzieren. In der jeweils rechten Spalte behält der Akzent seine Position, weshalb meist die erste (unbetonte) Silbe reduziert wird, z. B. Tönnis, Thön(n)es, Tönjes aus Antónius bzw. Nies, Nisse aus Dionýsius. Im Folgenden werden einige FamN zum germanischen Rufnamen Arnold über 50 Telef. ausgewählt und nach den wichtigsten Typen sortiert. Die Vollform Arnold belegt Rang 98 der häufigsten FamN und dominiert im gesamten Süden sowie (Ost-)Mitteldeutschen (Abb. 178a). Die kontrahierte Form Arndt besetzt Rang 138 und beherrscht den gesamten Norden und das Westmitteldeutsche. Hinzu kommen Nolte und Noll mit Schwerpunkt im mittleren Westen Deutschlands. Typ Arnold umfasst 8 Types, neben Arnold(s) 15940+308 noch Arn(h)oldt 219+108, Arnhol(d/z) 900+50 und Ahrenhol(d/z) 57+74. Bei den Formen mit -holz sind volksetymologische Umformungen des Genitivs -holds eingetreten (s. Kap. 3.6). Typ Arndt umfasst 22 Types, außer Arndt(s) 12880+61 u. a. Ahrend(s) 601+255, A(h)rens 8003+796, A(h)rendt 2209+840, Aren(s/z) 2209+927, Arn(s/z) 575+67 usw. Typ Nolte kommt auf 7 Types, neben Nolte(n) 7112+133 sind dies Nolde(n) 461+1089, Nold 735 und N(ö/oe)lte 173+60. Typ Noll enthält 8 Types, außer Noll(e) 5103+362 z. B. Nöll(e) 343+805 etc. Hinzu kommen gegen hundert weitere FamN, etwa wenn man Suffigierungen und Wortbildungen wie N(o/ö)lting 1176+232, Nölke 526, Nölling 110, Nöllgen 68, Nolteernsting 14, Noltekuhlmann 33, Noltenhans 33 oder Noltemeyer 127 hinzuzieht sowie solche auf Basis von Arndt (DFA 6, 26–37). Abb. 178b zieht den FamN Gottfried heran und demonstriert an diesem Beispiel die Auflösung der Morphemgrenze zwischen Gott- und -fried. Während die Vollform Gottfried überall streut, lassen die beiden grün eingefärbten Typen Göpfert und Göpferich Assimilationen über die Morphemgrenze hinweg erkennen: t wird vor f zu p assimiliert, außerdem löst -fried den i-Umlaut von o zu ö aus, und es hat auch eine r-Metathese stattgefunden. Diese Formen ballen sich in Thüringen und Sachsen. Typ Göttfert enthält die beiden letztgenannten Lautänderungen, aber keine Assimilation von t zu p. Typ Gövert, der neben G(ö/oe)vert 292+11 noch Göwert 77 beinhaltet, ist am weitesten gegangen und hat das (intervokalisch stehende) Assimilationsprodukt zu [v] sonorisiert. Auch durch solche Assimilationen sind viele weitere Namen entstanden, wobei dies nur eine kleine Auswahl ist und Gott[fried] ebenfalls zu Dutzenden, wahrscheinlich zu weit über Hundert neuer FamN geführt hat (DFA 6, 208–227). Abb. 179 nimmt mit Matthias bzw. Matthäus und mit Bartholomäus fremdsprachliche Namen in den Blick, die mit -ia- bzw. -äu- Hiate enthalten, d. h. zwei aufeinanderfolgende Vollvokale, die (im Gegensatz zu Diphthongen) zu zwei Silben gehören (der Akzent liegt dabei auf dem jeweils ersten Vokal). Das sind Laut- und Akzentstrukturen, die deutschen Erbwörtern unbekannt sind und die im Laufe der Jahrhunderte eingedeutscht wurden – in diesem Fall dadurch, dass – wie oben beschrieben – die unbetonten Anfangssilben Mabzw. Bartholo- wegfielen und der Hiat aufgelöst wurde, indem ein Konsonant eingeschoben wurde – in beiden Fällen b bzw. v oder w, was durch den jeweils zweiten Hiat-Vokal u bedingt ist. So wurde (Ma)thäus zu Tewes, Debus und (Bartholo)mäus zu Mewes, Möbius (Abb. 179a). Sämtliche Typen sind, auch bedingt durch unterschiedliche Schreibweisen, extrem variantenreich (Abfrage ≥ 5 Telef.): Typ Debus umfasst neben Debus(mann) 1678+131

6.1 Familiennamen nach Rufnamen (Patronyme)

273

Abb. 178: FamN zu Arnold (a) und zu Gottfried (b).

Abb. 179: FamN zu Matthäus, Bartholomäus bei Beibehaltung (a) und zu Bartholomäus bei Vorverlegung des Akzents (b).

274

6 Familiennamen als Fenster zur Siedlungs- und Kulturgeschichte

mindestens 18 weitere Types, z. B. Deb(e/i)s 290+10, Theb(e/u)s 48+10, Thi(e)bus 8+13, T(h)iebes 18+159, Tibus(ch) 32+8 etc. Typ Tewes enthält sogar 46 Types, neben (T/D)ewes 1659+301 z. B. Teeuw(s)en 105+6, T(e/ö)ws 1302+549, Thew(e)s 296+511 etc. Typ Möbius (mit latinisierter Endung) beherbergt 18 Types, neben Möb(i)us 997+2794 u. a. Möb(e/i)s 259+111, Moeb(i)us 95+126, Meb(e)s 51+143 usw. (DFA 2, 132–139). Auch Typ Mewes ist mit 42 Types reich an Varianten, neben Me(w/v)es 1788+158 etwa Mee(w/v)es 31+30, Meeuw(sen) 60+16, Mew(i)s 626+150, M(ö/oe)wes 144+105, M(ö/oe)wius 64+29, Mevi(ss/ß)en 24+14 u. v. a. m. (DFA 2, 132–139). Abb. 179b dokumentiert die schrittweise Vorverlegung des Akzents bei Bartholomäus ́ s und die dadurch verursachte Abschwächung der ihm folgenden Silben von Bartholomäu ́ über Bartholomä zu Barthól(o)mes und Bart(h)élmes, dann zu Bárthel und Bartz. Bart(h)el ist westlich von Weser und Werra bis zur Oder verbreitet, eine Karte dazu findet sich Abb. 106a (Kap. 5.1.3) und kann hier unterbleiben, wird aber durch den patronymischen Genitiv Bart(h)els vertreten. Typ Bartusch ist eine westslawische Koseform, Bartsch kann daraus abgeschwächt oder auch eine niederdeutsche Koseform sein, in Bartz liegt eine Kurzform mit z-Suffix vor. Zusammensetzung der Typen auf Abb. 179b: Bartholomäus 530 steht noch Bartholomaeus 22 zur Seite; Typ Bartholomä enthält neben Bartholomä(i) 222+65 u. a. Bartholome(i) 201+15, Bartholoma(e/i) 71+30, Bartholom(a)y 25+54, Bart(o/e)lemy 25+25; Typ Bartholmes umfasst Barthol(o)mes 78+46 und Bartholmeß 46; Bart(h)elmes 44+546 schließt Barthelme(ss/ß) 58+202, Bartelme(ss/ß) 23+72, Bartelm(u/ä)s 60+11 ein, Typ Bartholme 54 nur Bartholmai 60, Typ Barthelme neben Barthelme(h) 123+34 noch Barthelm(ie/ey) 44+23; hinzu kommen Bart(h)els 7461+226, Bart(o/u)sch 486+477, Bart(z)sch 8800+270 und Bartz 2326.

6.1.2 Otto Oetker: Ausfaltung von Namen germanischer Herkunft Im Folgenden werden einige Beispiele für die Verbreitung von FamN angeführt, die auf der Ausfaltung germanischer Rufnamen beruhen. Das Erstglied von Rufnamen wie Otto[kar] beruht auf ahd. ōt, altsächsisch ōd ‘Besitz, Reichtum’. Die Kurzform Otto nimmt als Patronym Rang 75 unter den häufigsten FamN ein. Sie ist hauptsächlich in der Nordhälfte von Deutschland beheimatet, s. Abb. 180a. Im Nordwesten wurde die Endsilbe zu Otte abgeschwächt und tritt auch im patronymischen Genitiv Otten auf, zusätzlich noch mit starker Genitivendung Ottens. In der Südhälfte von Deutschland herrscht apokopiertes Ott, das nicht selten auch im Nordosten auftritt (DFA 6, 408–413). Abb. 180b gilt der Verbreitung diminutiver Ableitungen aus diesen Kurzformen ≥ 50 Telef., wobei die Umlaute fast ausnahmslos mit der Buchstabenfolge Oe- geschrieben werden, Schreibungen mit Ö- sind äußerst selten (Erklärung s. Kap. 5.8). Das zweite Beispiel dokumentiert die Ausfaltung des Rufnamengliedes ahd. beraht, altsächsisch bere(h)t ‘hell, glänzend’, das sich in Rufnamen wie Bercht-, Bert[old] oder [A(da)l]bert, -brecht findet. Abb. 181a zeigt die Verbreitung von FamN mit Kurzformen, in denen einmal der Vokal hinter dem r, andermal vor dem r ausgefallen ist, und in denen das r geschwunden ist. Der FamN Bracht wurde mit aufgenommen, obwohl er mehrdeutig ist und z. B. Wohnstättenname zu Bracht ‘mit Gestrüpp bewachsenes Gelände’ sein kann;

6.1 Familiennamen nach Rufnamen (Patronyme)

Abb. 180: Häufige (a) und weniger häufige (b) Patronyme zu eingliedrigem Otto.

Abb. 181: Varianz (a) und z-Suffix (b) beim Namenglied ahd. beraht.

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6 Familiennamen als Fenster zur Siedlungs- und Kulturgeschichte

Abb. 182: Häufige (a) und weniger häufige (b) Patronyme zu zweigliedrigem Siegfried.

Abb. 183: Patronyme zu Ger[hart] ≥ 1500 Telef. (a) und zwischen 140–720 Telef. (b).

6.1 Familiennamen nach Rufnamen (Patronyme)

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doch konzentriert sich der FamN in Westfalen, wo sich auch eindeutige Patronyme wie Lambracht (< Lambrecht), Engelbracht (< Engelbrecht) und Elbracht (< Albrecht) mit nd. Wandel von e > a konzentrieren, was hier die Deutung als einschlägiges Patronym wahrscheinlich macht. Abb. 181b gilt der Verbreitung des Namengliedes mit z-Suffix. Das dritte Beispiel versammelt in Abb. 182a einige häufige und in Abb. 182b einige weniger häufige, teils mit patronymischen -ing-Suffixen versehene Kontraktionsformen des zweigliedrigen Namens Siegfried. Im niederdeutschen Raum, teilweise auch im Südwesten blieb das lange ī des Erstglieds erhalten, sonst wurde es durch die neuhochdeutsche Diphthongierung zu ei, in Unterfranken gerundet zu eu. Das g von Sieg- wurde an das f von -fried assimiliert und dieses Zweitglied zu -fer(t) abgekürzt. Das vierte Beispiel zeigt in Abb. 183a die häufigsten Patronyme zu Gerhard, mit Ausnahme von Gerdes 4514, das in Ostfriesland konzentriert ist (in PLZ 26 Emden – Oldenburg tragen 0,5 % der Bevölkerung diesen FamN) und auf der Karte die anderen FamN „erdrückt“ hätte. Die Namen sind im nördlichen Deutschland besonders häufig, weil Gerhard ein Leitname beim dortigen Adel, besonders bei den Grafen von Jülich, Geldern und Holstein war und auch durch die Sage vom Guten Gerhard von Köln in diesen Gebieten beliebt war. Die häufigste Kurzform ist Gerth, dagegen sind Gert 311 und Gerd 39 als FamN selten. Neben den Formen mit niederdeutschem Diminutiv-Suffix -(c)ke(n) findet sich, wie oben bei Sievering, auch patronymisches -ing. Bei den weniger häufigen Beispielen in Abb. 183b finden sich die Abschwächung des zweiten Namengliedes zu -et und genitivischem -ads, in Westfalen wie oben bei Siever(d)ing patronymisches Gerding, im Nordosten Hebung von langem ē zu ī, in Sachsen wird das aus dem Slawischen eingedeutschte Suffix -isch zugefügt und in Bayern diminutives -l.

6.1.3 Thriene Ketter: Ausfaltung von Namen fremdsprachiger Herkunft Die Verbreitung von FamN aus dem Rufnamen Thomas mit Erhaltung der ersten Silbe, wie Thoms, Dohm, Dehmel usw. ist in Kap. 5.5.2 beschrieben. Obwohl der Name Thómas auf der ersten Silbe betont wird, hat sich doch auch analog wie bei Namen germanischer Herkunft (Arnold > Nolte) die zweite Silbe verselbständigt und zu FamN wie Maas usw. geführt. Die deutlich unterschiedene Verbreitung der häufigsten Schreibvarianten und der Formen im schwachen Genitiv sowie der Suffigierung mit patronymischem -mann wird auf Abb. 184a dargestellt (DFA 6, 792–807). Auch aus weiblichen Rufnamen sind FamN hervorgegangen, sog. Metronyme wie Dilger (< Odilia; DFA 3, 418–423), Fei (< Sophia), Grittner (< Margareta) usw. Allerdings sind solche FamN ungleich seltener als die Patronyme. Abb. 184b dokumentiert die Verbreitung verschiedener Metronyme aus dem Rufnamen Katharina, ausgefaltet in den Haupttypen Ketter und Thriene, mit neuhochdeutscher Diphthongierung Threin. Der mit Abstand häufigste Fall, Ketterer 1233, ist in Südbaden konzentriert und nicht in die Abbildung aufgenommen, weil er die anderen Varianten „erdrückt“ hätte. Mit der Endung -ius latinisierte Formen wie Cattarius 80, Cartarius 50 finden sich im Saarland und in der Pfalz (DFA 3, 780–781; 6, 694–701). Unter den Patronymen fremdsprachiger Herkunft hat der im Mittelalter sehr beliebte Rufname Nikolaus das vielfältigste Variantenspektrum entwickelt. Auf Abb. 185a findet sich

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6 Familiennamen als Fenster zur Siedlungs- und Kulturgeschichte

Abb. 184: Patronyme zur Endsilbe von Thomas (a). Metronyme zu Katharina (b).

Abb. 185: Patronyme mit (a) und ohne (b) Erstsilbe von Nikolaus.

6.1 Familiennamen nach Rufnamen (Patronyme)

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die Verbreitung der FamN ≥ 400 Telef. mit Bewahrung der ersten Silbe. Nicht kartiert sind dabei Nickel 8228, ein überall in der BRD verstreuter FamN, der vor 1945 in ganz West- und Ostmitteldeutschland, aber noch häufiger östlich von Oder und Neiße auftrat; sodann die heute ebenfalls in der BRD weit verstreuten FamN, die vor 1945 in Ostpreußen (Nitsch 2561), Hinterpommern (Nitz 1462), Niederschlesien (Nitschke 3838) und Oberschlesien (Nitsche 4158; auch in Sachsen) beheimatet waren. Nielsen 1905 heißen in PLZ 249 Flensburg 0,5 % der Einwohner; die Kartierung dieses FamN hätte die anderen „erdrückt“. Abb. 185b gilt einigen etwa gleich häufigen Ableitungen aus den beiden letzten Silben von Nikolaus, die für verschiedene Regionen typisch sind. Dabei ist Klus wohl hyperkorrekte Vermeidung des hd. Diphthongs au und Klees (in Luxemburg viele Clees) aus Nikles abgeleitet oder aus Klös entrundet. Zu Klages s. Kap. 7.7.1.1.

6.1.4 Janssen und Janßen, Rohlf und Roolf: Schreiblandschaften Ein Grund für die immense Patronymenvielfalt sind unterschiedliche Schreibungen gleicher Lautungen. In Kap. 5.1 kamen bereits einige Fälle zur Sprache: Stephan vs. Stefan, Jacob vs. Jakob (neben Conrad und Carl vs. Konrad und Karl). Dieses Kapitel vergleicht zunächst die Auslautschreibungen bei Bernhardt, wo neben -dt auch -d und -t vorkommen und relativ klare Areale in der Südhälfte Deutschlands bilden (im Norden herrschen Modifikationen wie Beer-, Behrmann, Behnke, Benecke etc. vor, s. DFA 6, 38–57). Abb. 186a hebt mit den grünen Kreisen den Auslaut -dt, mit den blauen -d und mit den roten selteneres -t hervor. Ähnliche Verteilungen finden sich bei Eberhardt/-d/-t (DFA 6, 98) und bei Gerhardt/-d/-t. Interessanterweise basieren die Latinisierungen solcher Namen immer auf der -d-Schreibung, vgl. Bern(h)ardi 236+76 und Gerhard(i/y) 40+168. Bei den Gruppen Jansen, Janssen, Janßen (zu Jan < Johannes) und Klasen, Klassen und Klaßen (zu Klas < Nikolaus) ist nicht immer entscheidbar, ob ihnen ein schwacher Genitiv (Klas-en) oder das reduzierte son-Suffix zugrundeliegt (Klas-sen) (Kap. 2.2.2.1; DFA 3, 47– 53). Doch liegt bei Janssen/Janßen und Klassen/Klaßen aufgrund ihrer Verbreitung mehrheitlich -sen zugrunde. Bei Abb. 186b interessiert nur der Schreibunterschied -ss- vs. -ß-: Beide Schreibweisen ballen sich in Ostfriesland und am Niederrhein und bilden keine jeweils eigenen Areale. Typ Claßen enthält neben Cla(a)ßen 1499+544 noch Kla(a)ßen 407+313. Kartiert man Claaßen getrennt, tritt Ostfriesland fast exklusiv hervor, während Claßen mit nur einem a sich westlich von Köln ballt, s. Abb. 11b in Kap. 2.2.2.1, die auch die C- gegen die K-Schreibung kartiert. Der unterschiedlichen Schreibung von Vokallänge widmet sich Abb. 187a am Beispiel von Rolf aus niederdeutsch Rodolf (zu Rudolf). Eindeutige Vokallänge bezeichnen nur die Schreibungen oo, oh und oe, denn in westniederdeutschen Dialekten (wie im Niederländischen) ist nachgestelltes e häufig Dehnungszeichen. Bei der einfachen Schreibung Rolf lässt sich die Vokallänge nicht bestimmen, daher die Graufärbung. Die oo-Schreibung ist ostfriesisch, während oh sich weiter nach Schleswig-Holstein und ins Westfälische ausdehnt. Typ Rohlf enthält neben Rohlf(s) 352+924 u. a. Rohl(f/w)ing 679+37, Rohlff(s) 22+22, Typ Roolf neben Roolf(s) 50+128 noch Rool(fing/vink) 8+5 und Typ Roelf neben Roelf(e)s 65+27 noch Roelfsema 23 und Roelvin(c)k 15+13 (DFA 6, 598–603).

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6 Familiennamen als Fenster zur Siedlungs- und Kulturgeschichte

Abb. 186: Bernhardt, Bernhard, Bernhart (a); -ss- vs. -ß- in Janssen und Classen (b).

Abb. 187: Langvokalanzeige bei Rohlf, Roolf, Roelf (a) und Kurzvokalanzeige bei Ulrich, Ullrich (b).

6.1 Familiennamen nach Rufnamen (Patronyme)

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Abb. 187b betrachtet die Schreibung von Ul(l)rich, dessen Erstglied aus ahd. uodal ‘Erbgut, Besitz’ stammt. Es wurde zunächst zu Uol- kontrahiert, dann zu langen Ū- monophthongiert und schließlich zu U- gekürzt. Die Langvokalschreibung Uhlmann kommt mit 67 Telef. nur selten vor. Doch hat sich neben Ulrich, das Rang 189 aller FamN belegt, auch die Schreibung Ullrich etabliert, die sogar Rang 181 besetzt. Die Doppelkonsonantschreibung konzentriert sich in einem Streifen, der sich vom Ost- ins Westmitteldeutsche hinein zieht und nach Süden und Norden hin ausstrahlt. In PLZ 0 (Sachsen) wird auch der Vorname Ullrich bis heute noch zu etwa 10 % mit -ll- geschrieben. Zu Ullrich 10165 gibt es nur die Nebenform Ullerich 161, doch keinen einzigen s-Genitiv, während es zu Ulrich 9939 immerhin 250 Telef. mit Ulrichs gibt (DFA 6, 654–661).

6.1.5 Martin, Mertins, Marten, Mertens: Umlaut und Endsilbenabschwächung Der lateinische Rufname Martin, der als FamN Rang 71 der häufigsten FamN belegt, liefert mit dem i in der Endung die Bedingung für den i-Umlaut (Kap. 5.7). Dies erklärt Formen wie Mertin(s) und Merten(s). Hinzu kommt die Endsilbenabschwächung i > e [ə] in Marten und Merten. Abb. 188 kontrastiert diese vier Haupttypen, indem Abb. a die (Nicht-)Durchführung des Umlauts und Abb. b die der Nebensilbenabschwächung darstellt. Entsprechend sind auch die Namen in den Legenden angeordnet. Die linke Abb. exponiert (grün) den Umlaut im Westmitteldeutschen, das auch sonst die meisten umgelauteten Namen enthält, doch auch das Südostniederdeutsche ist von umgelauteten Varianten geprägt. Im restlichen Deutschland dominieren Formen ohne Umlaut (rosa). Die rechte Abb. zeigt, dass der gesamte Norden und das Nordwestmitteldeutsche die Nebensilbenabschwächung durchgeführt haben (blau), während der Süden und große Teile des Mitteldeutschen die i-haltige Endung bewahrt haben (gelb). Typ Martin umfasst mit unterschiedlichen Schreibungen und Wortbildungen 14 Types, neben Martin(s) 20744+703 z. B. Martins(o/e)n 21+83, Martien(ss/ß)en 39+20, Mart(h)iensen 24+31 und Martien(s/ß) 13+16. Typ Marten enthält 6 Types, neben Marten(s) 1960+7422 noch Martensen 437, Martens(s)on 14+17 und Marthen 44. Typ Mertin enthält neben Mertin(s) 816+951 u. a. Schreibvarianten wie Märtin(s) 343+11 und Maertin(s) 43+47. Typ Merten kommt auf 10 Types, neben Merten(s) 3307+7408 z. B. Me(e/h)rtens 30+458, Märten(s) 184+760 und Maerten(s) 79+135 (DFA 1, 38–47; 680–683). Zwei typisch niederdeutsche Lautphänomene werden in Abb. 189a am Beispiel von Feddersen (zu Friedrich/Frederik) dokumentiert, einerseits der Ausfall von -r nach F-, andererseits die Metathese des zweiten -r-, das sich vor die Endung -sen stellt (DFA 6, 136–138). Im Ostdeutschen kommt es zum Wandel von anlautendem J- > G-. Dieser lässt sich gut am Beispiel von Jens, einer niederdeutschen Kurzform von Johannes, dem im ostdeutschen Raum Gens entspricht, dokumentieren. Allerdings kann sich Typ Genz im Einzelfall auch auf Gendrich, eine slawische Form von Heinrich, beziehen (DFA 6, 643–645).

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6 Familiennamen als Fenster zur Siedlungs- und Kulturgeschichte

Abb. 188: Umlaut (a) und Endsilbenabschwächung (b) bei FamN aus Martin.

Abb. 189: Schwund und Metathese von r bei Fedder < Friedrich (a) und J- zu G-Verschiebung bei Jens vs. Gens (b).

6.1 Familiennamen nach Rufnamen (Patronyme)

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6.1.6 Hinz und Kunz, Heinzel und Künzel: Kosende Endungen Hinz und Kunz hießen früher so viele Leute mit Rufnamen, dass diese Allerweltsnamen zu einer festen Wendung erstarrt sind, die schlicht ‘jeder’ bedeutet. Viele Rufnamen sind verkürzt und enden auf das einstmals hypokoristische (kosende) Suffix -z(e), z. B. Hinz(e), Kunz(e), Fritz(e), das auf ahd. -(i)zo für männliche und -(i)za für weibliche Rufnamen zurückgeht (vgl. Metze < Mechthild). Einige Berühmtheit hat der FamN Benz 5536 erlangt, der auf Bernhard zurückgeht und auch in der tz-Schreibung Bentz 845 vorkommt. Diese Modifikationen sind sehr alt und haben im Stadium der Rufnamen stattgefunden, als welche sie später in die FamN eingegangen sind. Sie waren so geläufig, dass sich unter den 200 häufigsten FamN acht befinden: Götz (Rang 112, zu Gott[fried]), Fritz (Rang 142, zu Friedrich), Lutz (Rang 143, zu Ludwig), Kunz(e) (Ränge 155 bzw. 167, zu Konrad), Seitz (Rang 182, zu Siegfried), Dietz (Rang 187, zu Dietrich) und Heinz (Rang 193, zu Heinrich). Mehrheitlich sind germanische Rufnamen davon betroffen, es gibt aber auch einige fremdsprachliche wie Bart(t)z, Patz aus Bartholomäus oder Matz aus Matthias/Matthäus. Mit über 500 Tel. gibt es ca. 50 solcher frequenter z-Namen. Sie kommen in ganz Deutschland vor, wobei im oberdeutschen und im nordniederdeutschen Apokopegebiet die Formen ohne -e vorherrschen (zur Apokope s. Kap. 5.12). Abb. 190a kartiert die zahlreichen Hinz und Kunz, und zwar bei der vorwiegend norddeutschen Form Hin(t)z(e) (< Hinrich) in Rottönen und bei der mittel- und süddeutschen Form Hein(t)z(e) (< Heinrich) in Violetttönen. In Grüntönen gehalten ist Kun(t)z(e). Die hellen Farbtöne signalisieren die Apokope und dominieren einerseits im Süden, andererseits ganz im Norden. Im Ostmitteldeutschen herrschen die dunklen Farbtöne vor, hier ist auslautendes -e erhalten. Dies bestätigt auch Abb. 190b, die nur auf Basis von Fritz den Erhalt von -e vor allem für das Ostmitteldeutsche ausweist und im Westen mit Fritzen im schwachen Genitiv das typische Genitivareal sichtbar macht (Kap. 5.16). Insgesamt überwiegen die Schreibungen ohne t: Hinz 8689 : Hintz 1666 (84 % : 16 %); Hinze 2791 : Hintze 1662 (63 % : 37 %); Heinz 9778 : Heintz 1271 (88,5 % : 11,5 %); Heinze 8039 : Heintze 577 (93 % : 7 %); Kunz 11696 : Kuntz 1491 (85 % : 15 %); Kunze 11022 : Kuntze 1222 (90 % : 10 %). Ballungsräume von tz s. Abb. 404a, zur Schreibung Friz, Göz, Luz usw. Abb. 359b. Im Ostmitteldeutschen, hier bedingt durch slawischen Sprachkontakt, aber auch (unabhängig davon) im Alemannischen (Abb. 360b, Kap. 7.1.3.1) kam es zur Entwicklung des patronymischen Suffixes -t(z)sch(e). Abb. 191a erfasst entsprechende Patronyme ≥ 250 Telef., was 42 Types ergibt, mit eingerechnet auch solche mit -e (z. B. Bertsche 291, Dietsche 470, Fritsche 3447). Die Karte kontrastiert Typ -tsch und -tzsch und erweist, dass der zhaltige Typ im Ostmitteldeutschen zuhause ist. An das z-Suffix können sich zusätzlich l- oder k-Diminutive heften, wobei die mit -l deutlich häufiger vorkommen, vgl. Heinzel/Heinzke, Hinzel/Hinzke, Lützel/Lutzke. Da die Endungen -zel sehr viel häufiger vorkommen als westoberdeutsch -zle und ostoberdeutsch -zl (vgl. Heinzel 1170, Heinzle 82, Heinzl 447), beschränkt sich Abb. 191b nur auf die beiden letzten. Typ Kienzle umfasst neben Kien(t)zle 1198+29 u. a. Kün(t)zle 43+21 (alle zu Konrad), Rei(t)zle 10+53 (zu Rein[hard]), Heinzle 82 etc., Typ Kienzl neben Ki(e)nzl 104+97 u. a. K(u/ü)nzl 14+381, H(e/a)inzl 103+447 und Wetzl 172 (zu Werner). Diese dop-

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6 Familiennamen als Fenster zur Siedlungs- und Kulturgeschichte

Abb. 190: Hinz und Kunz (a) sowie Fritz, Fritze, Fritzen (b).

Abb. 191: Fritsch und Fritzsch (a) sowie Kienzle, Kienzl (b).

6.1 Familiennamen nach Rufnamen (Patronyme)

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Abb. 192: Diminutive zu Hein[rich] (a) und zu Bernhard (b).

pelt suffigierten Formen können schon als Rufnamen nur kosend verwendet worden sein oder durch Zufügung des l-Suffixes den Sohn eines gleichnamigen Vaters markiert haben. Sie konnten abermals eine Suffigierung erfahren, nämlich die Erweiterung mit -mann, Thema des folgenden Kapitels. Abschließend sei auf die vielfältigen Diminutionsverfahren hingewiesen, die in Kap. 5.15 ausführlich zur Sprache kommen und dort auch am Beispiel vieler Patronyme dokumentiert werden, z. B. Wilke (Wilhelm), Lüttgen (Ludwig), Merkel (Mark[wart]), Peschke (Peter), Eberle, Eberlein (Eberhard), Seid(e)l (Siegfried). Abb. 192a bietet auf Basis von Hein[rich] eine grobe Übersicht über die wichtigsten Diminutionsbildungen, die den Nordsüdgegensatz zwischen k- und l-haltigen Suffixen bestätigen und im Norden zwischen -ecke und -icke und den synkopierten Formen auf -ke trennen (dazu s. Abb. 458 in Kap. 7.5.3.1). Synkopiert sind auch die l-Formen im Südosten (Bayern, Franken), wo zwischen n und l ein dissimilierendes d eingeschoben wird. Nicht so bei -lein im Raum Bamberg – Nürnberg. Einen Ausschnitt mit nördlichen k-Suffixen präsentiert Abb. 192b zu Bernhard, wo es zum r-Ausfall und weiteren Assimilationen kommt. Hier sind drei größere Typen zu unterscheiden: Typ Behnke, der Genitiv Behnken und der dreisilbige Typ Benecke.

6.1.7 Heinzelmann und Konzelmann: Die Sohnemänner Bei Patronymen auf -mann geht man davon aus, dass es in der Regel die Söhne waren, die man durch Zufügung dieses Suffixes von ihrem gleichnamigen Vater unterschieden hat.

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6 Familiennamen als Fenster zur Siedlungs- und Kulturgeschichte

Abb. 193: Ableitungen mit -mann zu Hein[rich] (a) und Diet[rich] (b).

Viele Rufnamen und Namenformen konnten solche Verbindungen eingehen, s. Heine-, Heinz-, Heinzelmann sowie Hinz- und Hinkelmann in Abb. 193a, die alle zu Heinrich gehören. Typ Heinzmann umfasst neben Hein(t)z- 1415+71 auch alemannisches Hei(t)zmann 1074+639 mit n-Ausfall (Abb. 354b). Typ Hinzmann streut im Norden, Typ Hinkelmann in der Mitte Deutschlands. Auch Typ Heinemann hält sich nördlich der Benrather Linie auf. Abb. 193b registriert einige FamN ≥ 150 Telef. zum Stamm Diet- ‘Volk’. Bei Dietmann bleibt offen, ob der FamN direkt auf den Rufnamen Dietmann zurückgeht oder auf Kurzformen von Diet[rich], die patronymisch mit -mann erweitert wurden (DFA 1, 636–641). Weitere -mann-Patronyme sind Hans-, Hansel-, Hanne-, Hennemann (Johannes), Peter(s)Pi(e)tschmann (Peter), Bertel(s)mann (Bert[ram], Bartholomäus), Kunz(e)-, Konz(e)-, Kunzel-, Kün(t)zel-, Conzelmann (Konrad), Christ- (Christian), Bu(ß/ss)- (Burkhard), Lüde-, Lüh- (Ludwig), Eis- (Eisen[hard]), Gunder-, Klaus-, Hempel- (Helmbrecht), Gutzmann (Gott[fried]) etc. (DFA 3, 210–225).

6.1.8 Henning, Hanser, Hanssen: Patronymische Suffixe Neben dem Genitiv (Kap. 5.16) und dem Suffix -mann (Hannemann) gibt es zur Markierung familiärer Zugehörigkeit noch weitere Suffixe, deren wichtigste -ing (Johanning, Henning) und -er (Hanser) sind. Diese Typen sind regional begrenzt: -ing hat sein Zentrum in Westfalen, setzt sich im Niederländischen fort und streut im weiteren Niederdeutschen. Typ -er ist südlich des Mains beheimatet.

6.1 Familiennamen nach Rufnamen (Patronyme)

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In Kap. 7.5.3.2 zeigt Abb. 460b das Vorkommen von Patronymen auf -ing, darunter Werning, Wenning (Werner), Brüning (Bruno), Kersting (Christian), Nolting (Arnold) und Berning (Bernhard), das Westfalen und den Niederrhein abdeckt. Abb. 194a greift hier exemplarisch den Namen Brüning (zu Bruno) heraus, um einige weitere Suffixvarianten zu beleuchten: Neben Brüning den auslautverhärteten Typ Brünink, mit n-Ausfall den Typ Brünig, und mit Brünings den Genitiv. Abb. 194b dokumentiert nur den auslautverhärteten Typ auf -ink und stützt ihn auf acht Patronyme: Brünink, Beernink (zu Bern[hard]), Reinink (zu Rein[hard]), Wilmink (zu Wilhelm), Ottink (zu Otto), Rolink (zu Rudolf), Immink [zu Immo] und Völlink (zu Volk[mar]). Deutlich zeichnet sich hier das Emsland, insbesondere Bad Bentheim, als Schwerpunkt ab. Dieser Typus setzt sich direkt im Niederländischen fort. Etwas weiter südlich davon konzentrieren sich im Münsterland sekundäre Patronyme. Diese enthalten als Basis keine Rufnamen, sondern Berufs- und Übernamen des Vaters, die über die -ing-Suffigierung auf den Sohn referieren, hier beispielsweise mit Schmieding (zu Schmied), Stölting ‘stolz’, Schmeling ‘schmal’, Vössing (zu Voss ‘Fuchs’) und mit Amts- und Standesnamen wie Meyering, Greving (‘Graf ’) und Pröbsting (s. Abb. 195a). Nicht abgebildet sind Suffixerweiterungen von -ing zu -king und -ling, die vermutlich aus Namen herausgetrennt wurden, die das k- oder das l-Diminutivsuffix enthielten. So erklären sich Dubletten vom Typ Lüdeking 162 und Lüdeling 27 (zu Ludwig). DFA 3, 202–205 zeigt, dass Typ Lüdeking sich auf den Raum Bielefeld – Hannover beschränkt, während Typ Lüdeling sich deutlich weiter nach Norden, Westen und Osten hin erstreckt. Das Ostfälische sticht mit einer weiteren Variante dieses Suffixes heraus (Abb. 195b): In einem eng umgrenzten Gebiet um Hannover wurde die genitivische Endung -ings zu -ies reduziert und hat dort zu FamN wie Hennies (< Henning 7909) geführt, ferner zu Mellies (< Am(e)ling 492+140), Wirries 136 und Werries 58 (< Werning 562), Jürries (< Jürging 69 zu Jürgen) und Beddies (< Bedding 94 zu Bert[old]). Davon strikt zu unterscheiden sind FamN wie Tönnies 684, der auf abgeschwächtes (An)tonius zurückgeht und in zahlreichen Varianten vorkommt, z. B. T(h)önnes 382+240, Tön(n)is 110+27, Thönes 253, Thoenes 115, T(h)öns 168+109, Thinnes 156, als Tönjes 587 auch mit Gleitlaut j (von Antonius) (DFA 2, 792–795). Sehr wahrscheinlich gehen auch weitere FamN auf das Konto solcher lateinischer Namen, vermutlich N(e/i)llies 15+137 zu Cornelius, Sörries 93, Serries 31 zu Sergius (Linnartz 1944, 81) oder Severinus, Lönnies 42 zu Apollonius und Börries 70 zu Liborius. Zu diesen aus -ius entstandenen FamN gibt es auch viele, die in den patronymischen Genitiv auf -en treten, was für die bereits patronymisch suffigierten Namen vom Typ Hennies in Abb. 195b in keinem einzigen Fall gilt, da diese bereits genitivisch markiert sind. So kommt es also zu Bildungen wie Thönni(ss/ß)en 243+71, Töni(ss/ß)en 119+60, Thöne(ss/ß)en 191+44, Tönne(ss/ß)en 74+24 etc. (aber nicht zu *Henni(e)ssen usw.). Diese Genitive konzentrieren sich am Niederrhein und im Westmitteldeutschen und werden in Kap. 7.3.1.3 in Abb. 397a kartiert. Im Südwesten Deutschlands wird patronymische Zugehörigkeit durch -er angezeigt, s. Abb. 196a. Der Abb. liegen FamN zugrunde wie z. B. Benzler 220 (zu Bernhard), Fritscher 281 (zu Friedrich), J(ö/e)rger 578+240, Gerger 104 (zu Georg), Hanser 544, Hensler 447 (zu Johannes), K(ü/ie)nzler 323+726 (zu Konrad), Michler 1121 (zu Michael), Seidler 220 (zu Siegfried) etc. Die -er-Patronyme kommen auch sonst, z. B. im Ostfälischen (im Lipper Land)

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6 Familiennamen als Fenster zur Siedlungs- und Kulturgeschichte

Abb. 194: Patronymische Suffixe auf Basis von -ing (a); auslautverhärteter Typ auf -ink (b).

Abb. 195: Sekundäre Patronyme mit -ing (a); Patronyme mit -ies (b).

6.1 Familiennamen nach Rufnamen (Patronyme)

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Abb. 196: Patronyme mit der Endung -er (a) und zu -ert erweitert (b).

vor. Hier gelten andere Namenbasen, z. B. Thielker 142 (zu Dietrich), Benseler 133 (zu Bernhard), Brenker 170 (< Brendeke zu -brand), manchmal auch Frauennamen wie Gierschner 182 (zu Gertrud) (DFA 3, 226–235). Speziell im badischen Offenburg und Umgebung ist die Besonderheit der sekundären t-Erweiterung eingetreten, die die Anfänge einer spezifisch onymischen Morphologie darstellt und dazu dient, einen FamN auf -er durch die t-Erweiterung von den vielen Appellativen auf -er zu distanzieren und ad hoc als FamN erkennbar zu machen (mehr dazu in Kap. 3.5). Die meisten Belege in Abb. 196b entfallen auf Hansert 134, daneben auf Paulert 9 und Gleisert 5 (zu Nikolaus) (DFA 3, 226–235, DFA 6, 658–660). Am explizitesten kommt der Sohn durch das Suffix -so(h)n zur Sprache, das meist zu -sen geschwächt in Erscheinung tritt (Petersohn 566, Peterson 588, Petersen 13155). Ursprünglich stand der Rufname im Genitiv, der auf -s (Peters) oder -en (Otten) endet. Dass die Verbindungen kaum mehr als Komposita (Peters+sen) aufgefasst wurden, zeigen Schreibungen mit -ß- (Peterßen 16, Lüerßen 81). Namen auf -sen können auch schwache Genitive zu Namen sein, die schon auf -s enden, z. B. Claasen, Andresen. Wie die Abb. 10 in Kap. 2.2.2.1 anhand von Petersen, Peters, Peter sowie Jacobsen, Jacobs, Jacob zeigt, gliedert sich Deutschland bzgl. seiner patronymischen Bildungen in drei große Zonen: In Schleswig-Holstein herrschen die Bildungen mit -sen vor, südlich davon in einem breiten Streifen von Westen nach Osten der Typ mit -s und in der Mitte sowie im gesamten Süden Deutschlands der blanke Rufname. Hier müssen andere Konstruktionen bestanden haben, um den Sohn zu benennen, z. B. der Sohn vom Peter (Kap. 2.2.2.1). Die in den 100 häufigsten FamN vorhandenen 21 Patronyme repräsentieren bis auf Peters (Rang 43) alle den letzten

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6 Familiennamen als Fenster zur Siedlungs- und Kulturgeschichte

Abb. 197: Die Patronyme der Typen [Fried]richsen, [Fried]richs, [Fried]rich (a); Suffixe -sen versus -son (b).

Typ (Hartmann, Rang 24, Werner, Rang 27). Abb. 197a kombiniert Rufnamen ≥ 100 Telef., die alle auf -rich enden und dabei endungslos, mit -s oder mit -sen auftreten. Typ Friedrichsen umfasst neben Friedrichsen 950 noch Hinrichsen 1438, Erichsen 871 und Died(e)richsen 386+145. Typ Friedrichs umfasst 19 Types und Typ Friedrich 66 (DFA 6, 504–506). Wieder bestätigt sich das Nord-Süd-Gefälle mit -sen in Schleswig-Holstein, -s im gesamten Niederund im Westmitteldeutschen, während das Ostmitteldeutsche und der gesamte Süden endungslose Patronyme kultivieren. Abb. 197b fokussiert nur die nordniederdeutschen Patronyme auf geschwächtes -sen und auf volles -son auf der Basis von Johan(n) (≥ 50 Telef.) und belegt die Seltenheit von -son, die auch auf skandinavische Einwanderer zurückgehen kann. Typ Johansson enthält neben Johans(s)on 66+231 noch Johann(is)son 139+51, Typ Johannsen neben Johanns(s)en 3219+53 noch Johan(s/nß)en 156+73. Zu weiteren lautlichen und morphologischen Phänomenen, die sich in Patronymen finden, s. Kap. 2.2.2.1, 5.1, 5.6, 7.1.4.1, 7.2.3.1, 7.3.3.1, 7.3.1.3, 7.3.4.1, 7.4.1, 7.4.2, 7.4.3.3, 7.5.1.5, 7.5.1.6, 7.5.3.1, 7.5.3.2, 7.6.1, 7.6.3, 7.7.1.3, 7.7.3.1.

6.1.9 Johannaufderheide und Grotehenne: Rufnamen als Teil von Familiennamen Nicht selten sind Rufnamen fester Teil komplexer FamN geworden, z. B. Johannaufderheide, Johannimloh. Solche mit einem Rufnamen univerbierte Namen sind oft sehr lang: Ottovordemgentschenfelde bildet sogar den längsten deutschen FamN überhaupt. Daneben kom-

6.1 Familiennamen nach Rufnamen (Patronyme)

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men auch viele Komposita vor wie Johannkamp, Johannpeter. Solche komplexen FamN sind typisch für das Westfälische, genauer für den Rietberger Raum, und bilden hier eine markante Namenlandschaft: Ein singuläres Phänomen im Westfälischen […] sind auch mehrgliedrige Namen, die im ersten Glied einen Personennamen haben, im zweiten einen auch sonst verbreiteten Hofnamen. Ein Verzeichnis der Höfe der Grafschaft Rietberg aus dem Jahr 1804 zeigt noch die ursprüngliche Namenform: Paul Feuerborn […] Johan Hörster, Johan in der Lohen, Johan Kathöfer […]. Kurze Zeit später müssen die freistehenden Vornamen mit dem eigentlichen Hofnamen zusammengefügt worden sein, und zwar flächendeckend in der gesamten Grafschaft. Der Vorname war wohl seit Jahrzehnten nicht mehr der tatsächliche Name des Hofbesitzers, sondern diente nur noch zur Unterscheidung der Höfe. Bei der Verfügung, Familiennamen hätten nur noch aus einem Wort zu bestehen, konnte man den Personennamen-Vorsatz aber nicht einfach weglassen, denn die Feuerborn-Höfe z. B. mussten weiterhin unterschieden werden. Taubken (2010, 101–102)

Allein für die Region Rietberg-Gütersloh zählt Taubken (2010, 193) 170 solcher Namen, z. B. Christophliemke, Dirkvormfelde, Erichhassenewert, Johannvordersielhorst, Kerstingtombroke. Solche Namen sind auch zahlreich in der Mainzer FamN-Datenbank enthalten. Speziell auf -feuerborn enden z. B. Ja(k/c)obfeuerborn 12+28, Paul- 38 und Tönsfeuerborn 39 (zu Antonius). Tab. 26 fasst die meisten Namen mit dem damals sehr häufigen Vornamen Johann als Erstsowie als Letztglied zusammen, wobei solche mit sehr geringen Telef. unberücksichtigt bleiben. Nur in seltenen Fällen kommt es zu Bindestrichschreibungen, z. B. Johann-vor-derBrücken. Die FamN in Tab. 26 vermitteln einen Eindruck von der Bandbreite an Namentypen. Als Zweitlieder zu Johann- kommen andere Rufnamen (Johanndrees zu Andreas), Wohnstättenbezeichnungen (Johannaufderheide, Johannvordersielhorst), Berufsbezeichnungen (Johannpötter, Johannknecht) und sogar Übernamen vor (Johannpaschedag). Bach 1952 merkt zum Namen Jürgenpaschedag an, dass hiermit der Geburtstag eines Mannes gemeint ist, „der in einem Jahr geboren war, da Ostern und der St. Georgstag zusammenfielen (23. April), was eine große Seltenheit ist“ (140). Teilweise steht Johann- auch im Genitiv, z. B. Johannsmann, Johannsmeier. Auch bei -johann als Letztglied erscheint eine breite Palette an Erstgliedern: Wohnstättenbezeichnungen wie Baum-, Berg-, Landwehr- ‘Umfriedung’, Fücht- ‘Fichte’, Lagebezeichnungen wie Ober- und Nieder-, Berufe wie Papen-, Schäfer-, Hirten-, zu letzteren (vermutlich) gehörende Nutztiere wie Gose- ‘Gänse’ und Geisen-, andere Rufnamen wie Henken- (Heinrich), Peter(s)-, Adjektive (Übernamen) wie Grot-, Klein-, Lütt-, Alt-, Schma(h)l-, Witt-, und schließlich mit Stammer- ‘stottern’ auch ein Verb. Noch viel zahlund typenreicher schlagen Kurzformen wie -hans oder -henn zu Buche, darunter Poggen12 ‘Frosch’, Piep- 17, Appel- 266, H(ö/ü)wel- 11+20, Peter(s)- 61+30, Michel- 19, Elsen- 87, Schrei- 7, Bös(e)- 55+6, Alt- 198, Jung- 1912, Lüt(t)- 15+16, Klein- 1084, Groß- 399, Lang(e)(r)1051+20+7, Mager- 77 und Hanshans 19 sowie Feder- 57, Kalb- 175, Ku- 14, Grot(e)- 22+10 und Hartman(n)shenn 13+36. Seltener, aber ebenfalls aufschlussreich ist -mich(e)l (< Michael), darunter Annamichl 3, Jungmich(e)l 3+124, K(u/ü)hmichel 41+44, Mühlmich(e)l 4+17, Onemichl 15, Paulmich(e)l 26+8, Petermich(e)l 68+11 und sogar Michelmichel 24. Taubken 2011, 248 nennt als typische inkorporierte Vornamen niederdeutsche Formen wie Bals (Balthasar), Bernd/Behrens, Dirk, Dreis/Dres (Andreas), Ewerd (Eberhard), Gerd,

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6 Familiennamen als Fenster zur Siedlungs- und Kulturgeschichte

Tab. 26: Univerbierte FamN mit Johann als Erst- und als Letztglied. Johann-

-johann

-aufderheide 3, -bauer 9, -bö(c)ke 19+6, -broer 9, -deppe 5, -drees 6, -emann 47, -sdotter 11, -funke 20, -gieseker 6, -hackmann 4, -hanwahr 7, -hardt 16, -hörster 71, -imloh 30, -kamp 2, -kemper 12, -knecht 132, -le(w/v)eling 22+8, -liemke 6, -lückens 9, -me(i/y)er 22+14, -paschedag 8, -peter 69, -pötter 9, -smann 120, -sme(i/y)er 67+32, -tober(e)ns 3+31, -tokrax 19, -vorderbrüggen 14, -vordersielhorst 3, -werner 21, -wiemann 8, -wille 30

Alde- 50, Alt- 40, Baum- 97, Berg- 59, Engelken- 3, Fledder- 12, Fromm(en)- 4+4, Fücht- 49, Geisen- 3, Gente- 14, Gose- 36, Gro(ß/ss)- 107+16, Grot(e)- 123+11, Heit- 38, Henken- 176, Hirten- 10, Hummer- 33, Jung- 221, Klein- 101, Knab- 29, Koch- 24, Kort(e)- 16+4, Kötter- 4, Krug- 22, Lamber- 16, Landwehr- 39, Le(w/v)e- 42+12, Liesen- 10, Lüt(t)- 69+84, Lüth- 11, Lutter- 18, Meier- 80, Mersch- 59, Mertens- 6, Münster- 13, Nieder- 11, Ober- 13, Ort- 64, Papen- 9, Peter(s)- 11+7, Rode(n)- 30+16, Sand- 25, Schäfer- 27, Schma(h)l- 58+20, Schnieder- 34, Scho- 30, Schulte(n)- 6+9, Schür- 5, Schwier- 8, Speck- 11, Stall- 61, Stam(m)er- 10+78, Star(c)k- 13+12, Stor- 157, Strot(h)- 33+23, Tell- 85, Vor- 25, We(ß/ss)- 16+7, Winken- 20, Witt- 21 –

Johanningmann 16, -(s)meier 31+5, Johannigmann 32 Johannesmann 64, -me(i/y)er 15+5, -werth 5, Johannisbauer 16

Clausjohannes 3, Herm- 6, Stolten- 8

Henrich, Herm/Harm (Hermann) Jasper, Jost (Jodokus), Kersting (Christian), Klas/Clas, Kord/ Cord (Konrad), Menke (Meinhard), Rieks (Richard), Steffen, Thies (Matthias), Töns (Antonius), Werneken; es kommen aber auch sog. neuzeitliche Formen vor wie Erich, Franz, Hans, Jacob/Jakob, Johann, Jürgen, Otto, Paul, Peter. Sie alle finden sich in der FamN-Datenbank in mannigfacher Form als Teile komplexer FamN. Abb. 198a kartiert nur die häufigsten Verbindungen mit dem Rufnamen Johann. Dabei werden die adjektivischen Typen Grot- und Kleinjohann von den anderen Bildungen abgehoben. Typ Grotjohann enthält neben Gro(t/ß)- 123+107 noch Gros(s)- 4+16 und Al(t/de)johann 40+50, Typ Kleinjohann neben Klein- 101 u. a. Jung- 221, Kort(e)- 16+4 sowie Lüt(t)84+69 und Lüthjohann 11. Das Kartenbild bestätigt die Feststellung von Taubken (2010, 2011), dass sich die Univerbierungen um Gütersloh herum ballen. Adjektivische Erstglieder kommen eher nördlich und südlich davon vor. Abb. 198b kartiert einige Verbindungen von Rufname + Rufname und erfasst mit Hin(t)zpeter, Henkenjohann (Erstglieder: Heinrich), Johannpeter und Peterhans häufige Kombinationen. Typ Gertheinrich enthält neben Noltenhans, Hansjürgen, Hermjakob, Peterjohann etc. mit Elken- und Elsenhans auch zwei Frauennamen. Dabei kommt es auch zur Kombination zweier gleicher Rufnamen (Hanshans 19) und zu dreigliedrigen Namen (Hanswillemenke < Johann + Wilhelm + Mein[hard]; Erichhassenewert < Erich + Hasso + Eberhart; DFA 3, 562–585). Abb. 199a kartiert die Kombination unterschiedlicher Rufnamen a) mit -meier (inkl. Schreibvarianten), b) mit -bauer und c) mit anderen Berufsbezeichnungen, z. B. -knecht,

6.1 Familiennamen nach Rufnamen (Patronyme)

Abb. 198: FamN mit Johann als Erst- und als Letztglied (a) und mit Rufname + Rufname (b).

Abb. 199: FamN aus Rufname + Beruf (a) und aus Beruf + Rufname (b).

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6 Familiennamen als Fenster zur Siedlungs- und Kulturgeschichte

-schneider, -m(ü/ö)ller, -koch, -schulte, -schröder,- schmidt. Hier stechen das (Ost-)Westfälische und das Bairische heraus, bedingt durch deren Siedlungsform der Einzelhöfe. Umgekehrt können auch Berufsbezeichnungen im Erst- und Rufnamen im Zweitglied stehen. Diesen Typ kartiert Abb. 199b: Typ Meierjohann umfasst neben Meierjohann 80 auch Meierhans 50, -otte 32, -jürgen 22, -arnd 10 (Arnold) und M(ay/eye)rhans 26+11. Variantenreich ist auch Typ Meisterjahn, der neben Meisterjahn 141 z. B. Schafferhans 93 (Schäfer), Schäferjohann 27, Schäperklaus 45 und Schaperjahn 27 enthält, aber auch Priesterjan 35, Papenheinrich 11 und Beckersjürgen 24 (DFA 3, 554–584).

6.1.10 Willibert Wilbert, Jost Joos: Konstanz und Verlagerung von Rufnamen-Räumen Die Verbreitungsräume von Patronymen geben Aufschluss darüber, wo im Spätmittelalter welche Rufnamen gebräuchlich waren. In manchen Fällen tritt dabei eine bemerkenswerte Konstanz zu Tage. Im 20. Jh. trugen beispielsweise hochgerechnet etwa 1.300 Männer den Vornamen Wi(e)nand, und zwar fast ausschließlich am Rhein zwischen Bonn und Duisburg und westlich davon bis zur Landesgrenze. Dahinter steht eine über 600 Jahre alte Tradition. Denn in eben diesem Gebiet ist auch der FamN Wi(e)nand konzentriert, diphthongiert Weinand(t), der damals aus dem Rufnamen Winand hervorgegangen ist, Abb. 412a (Kap. 7.3.4.1). Ähnlich verhält es sich im Falle der hochgerechnet 2500 Vornamen Willibert, Wilbert und Willibrord im 20. Jh., die fast ausschließlich nördlich der Mosel und westlich des Rheins vergeben wurden, s. Abb. 200b. Im gleichen Gebiet sind die FamN Wilbert und Willwerth konzentriert (Abb. 200a), die vor über einem halben Jahrtausend vom Rufnamen Willibrord abgeleitet wurden, nach dem gleichnamigen Heiligen, der um 600 das Kloster Echternach gegründet hat (Kunze 2020, 313–316). Neben solch erstaunlicher Konstanz von Rufnamen-Domänen lässt sich in vielen Fällen der Schwund von Rufnamen dokumentieren. Beispielsweise tritt der nach Ausweis der FamN zwischen Stuttgart und München einst verbreitete Rufname Hunold(t) 865 im 20. Jh. nicht mehr auf, die in west- und ostfälischen FamN verbreitete Form Honold(t) 739 nur noch in ca. 20 Fällen. Die aus dem Rufnamen Jodokus gebildete Kurzform Jost ist in FamN wie auch noch in Vornamen des 20. Jhs. im westmitteldeutschen Raum zu finden, die südwestdeutsche Kurzform Joos nur in FamN, aber nicht mehr in Vornamen, und die Form Jobst in FamN der Oberpfalz, in Vornamen des 20. Jhs. jedoch weit davon entfernt im Raum Bielefeld-Hannover. Ein eindrucksvolles Beispiel für die Verlagerung von Rufnamen-Räumen bietet der Fall Lutz. Der Rufname muss im Mittelalter im Südwesten konzentriert gewesen sein, weil er da zu zahlreichen Patronymen geführt hat, Abb. 201a. Im 20. Jh. ist Lutz als Vorname dagegen im Nordosten heimisch geworden, wo er seit 1960 in der DDR besonders beliebt war, Abb. 201b. Andere Beispiele sind der Rufname Lorenz, nach Ausweis der FamN im Mittelalter besonders im ostmitteldeutschen Raum gebräuchlich; im 20. Jh. findet er sich, nach dem heiligen Lorenz als Namenspatron vergeben, in Oberbayern konzentriert. Ein weiteres Beispiel ist Wilhelm. Der Rufname hatte nach Ausweis der FamN im Mittelalter vor allem in

6.1 Familiennamen nach Rufnamen (Patronyme)

Abb. 200: Wilbert als FamN 2005 (a) und Will(li)bert, Willibrord als Vornamen im 20. Jh. (b).

Abb. 201: Lutz als FamN 2005 (a) und Lutz als Vorname im 20. Jh. (b).

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6 Familiennamen als Fenster zur Siedlungs- und Kulturgeschichte

Mitteldeutschland sein Zentrum, als Vorname im 20. Jh. konzentriert er sich aber in Nordwestdeutschland. Der Vorname Heinrich war im 20. Jh. mit Abstand am häufigsten westlich von der Weser bis zur Grenze der BRD üblich. Als FamN findet er sich da am wenigsten und am häufigsten weit entfernt in Ostmitteldeutschland. Zum Vor- und FamN Steffen s. Abb. 103a (Kap. 5.1.1).

6.1.11 Wendel, Sebald, Blasius: Familiennamen nach regionalem Heiligenkult Fremdsprachige Rufnamen sind im Mittelalter hauptsächlich durch die Heiligenverehrung in das Inventar der Rufnamen gelangt. Die meisten Heiligen, etwa die zwölf Apostel wie Petrus, Andreas, Thomas usw., die Kirchenväter Augustinus, Ambrosius, Hieronoymus und Gregorius oder viele Märtyrer der römischen Christenverfolgungen wie Laurentius, Stephanus, Katharina oder Margareta wurden in ganz Europa verehrt, ihre Namen überall den Kindern verliehen und sind damit zur Grundlage zahlloser FamN geworden. Aber auch die Verehrung von heute weniger bekannten Heiligen hat das FamN-Bild großräumig mit zahlreichen Patronymen geprägt. Abb. 202a zeigt dies am Beispiel der vielen und weit verstreuten Ableitungen aus dem Namen Aegidius. Der aus Athen stammende Heilige dieses Namens kam im 7./8. Jh. als Einsiedler in die Provence und gründete dort das später nach ihm benannte Kloster Saint-Gilles, ein im Mittelalter beliebtes Wallfahrtsziel, das schon früh auch aus dem deutschsprachigen Raum besucht wurde. In den FamN treten aus der griechisch-lateinischen Form Aegidius abgeleitete Patronyme kaum auf (Egi(e)dius 22+5, Egid(i/y) 47+17, Egide 25), vielmehr gehen die meisten auf die altfranzösische Form Giles zurück. Abb. 202a dokumentiert die Verbreitung einiger häufigerer Beispiele (ausführlich Heuser/Dräger 2016): Gilles, im patronymischen schwachen Genitiv Gille(ss/ß)en 408+118, eingedeutscht Schil(t)z 392+82 (Rang 19 der FamN in Luxemburg); sodann patronymisch erweitertes Gillmann und aus französisch Gillot eingedeutschtes Schillo 270. Gillen 206 im schwachen patronymischen Genitiv findet sich zusammen mit Schil(t)z 392+82 im Raum Bitburg, wird aber nicht kartiert, um das Kartenbild nicht zu überlasten. Süddeutsch ist die in ihrer Entstehung noch nicht eindeutig geklärte Kurzform Gilg(e) 383+90, die eindeutig als Form des Rufnamens Aegidius bezeugt ist, aber mit FamN zu mhd. gilg(e) ‘Lilie’ konkurriert, dazu die Variante Gilch, mit Wegfall des G- in Gilg vereinfacht zu Ilg 1413, mit i-Eintritt als Gleitlaut Illig 710 (auch erweitert zu Illing 944); Il(l)gen 241+746 könnte auch Herkunfts- oder Wohnstättenname ‘(aus/bei) St. Il(l)gen’ zu Orten bzw. Kirchen im Dativ sein, die ihrerseits nach Ägidius benannt sind. Palatalisierung von G- zu J- findet sich am Oberrhein bei J(i/ü)lg 439+81. Als Vornamen sind Ägidius, Egidius und Egid heute im Raum Aachen-Köln und in Bayern gebräuchlich. In einigen Fällen haben sich auf einzelne Regionen beschränkte Kulte entwickelt, und die betreffenden Rufnamen und daraus entstandenen Patronyme blieben im Wesentlichen auf diese Gebiete beschränkt. Das betrifft sowohl Heilige mit fremdsprachigen als auch mit einheimischen Rufnamen. Zu ostoberdeutsch Pongratz < Pancratius und Haimerl < Emmeram s. Abb. 383a, zu westmitteldeutsch Theobald s. Abb. 413b. Neben Nikolaus war Erasmus, nach der Legende Bischof von Antiochia und später Missionar in Illyrien, einer der beliebtesten Schutzpatrone der Seeleute. (Sein Attribut, eine

6.1 Familiennamen nach Rufnamen (Patronyme)

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Abb. 202: Patronyme zu den Heiligennamen Aegidius (a), Erasmus und Oswald (b).

Schiffswinde mit aufgewickelten Ankertauen, deutete man in den Binnenländern fälschlich als beim Martyrium aus dem Leib gerissene Eingeweide). So ist es nicht verwunderlich, dass von seinem Namen abgeleitete Patronyme sich hauptsächlich in den Regionen an den Meeresküsten finden. Abb. 202b gibt die FamN ≥ 100 Telef. wieder. Typ Asmus: Asmu(s/ß) 1281+114 und in Mecklenburg Assmus 200; Ra(ß/ss)mann 302+108 (Thüringen, Mecklenburg-Vorpommern); A(ß/ss)mann 2242+1788 (die auffallend gleichmäßige Streuung überall nördlich von Mosel und Main, vor 1945 auch östlich von Oder und Neiße, ist noch ungeklärt). Abb. 202b dokumentiert sodann als süddeutsches Beispiel auch die Verbreitung der Patronyme zum Rufnamen Oswald. Typ Oswald enthält Oswald 5350 und Oschwald 256 (dieses im südlichen Baden-Württemberg); O(ß/ss)wald 1154+666. Schwald ist eine südalemannische Kurzform von Oschwald. Der hl. Oswald (604–642) war König von Northumbrien, wo er das Christentum einführte. Mönche des von ihm gegründeten Klosters Lindisfarne brachten als Missionare seinen Kult nach Zentraleuropa. Durch mhd. Dichtungen wurde er vor allem in Süddeutschland, in der Schweiz und Österreich populär (DFA 2, 530–532). Die Karten in Abb. 203 gelten Patronymen zu den Rufnamen von zwei besonders im westmitteldeutschen Raum verehrten Heiligen, Quirinus und Servatius. Aus Rom kamen Reliquien zweier Märtyrer namens Quirinus (2. Jh. bzw. 3. Jh.) nach Deutschland, die einen im Jahre 761 nach Tegernsee, die andern 1050 nach Neuß. Ihre Verehrung wirkt sich bis heute in der Vornamengebung im Umkreis dieser beiden Orte aus, s. Abb. 394b, ein Einfluss auf die FamN ist aber nur bei Quirin von Neuß zu finden. Zum dortigen Patronym Krings 1891 s. Abb. 393b in Kap. 7.3.1.1. Die Verehrung dieses Heiligen hat sich rhein- und mainaufwärts verbreitet, wie aus den weiteren Patronymen in Abb. 203a hervorgeht. Quiring ist nach

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6 Familiennamen als Fenster zur Siedlungs- und Kulturgeschichte

Nordosten hin verstreut. Unter Kuri sind -y/-i 214+114 zusammengefasst. Bei Grein könnten Übernamen zu mhd. grīn ‘Geschrei’ konkurrieren, bei Kehren Wohnstättennamen ‘an der Kehre (Weg-, Flussbiegung)’, bei Kehrein sind von der Lage im Verbreitungsraum der Quirinus-Verehrung her Patronyme wahrscheinlicher als ein Satzname ‘(ich) kehre ein’. In der Gestalt des hl. Servatius vermischen sich zwei historische Personen, ein in Maastricht 384 gestorbener Teilnehmer an der Synode in Sardica 343 und der um 450 gestorbene erste Bischof von Tongern. Von dort verbreitete sich die Servatius-Verehrung in die benachbarten Regionen bis an den Rhein. Aus diesem Rufnamen sind etwa 40 Patronyme entstanden. Abb. 203b dokumentiert die Verbreitung der Fälle ≥ 50 Telef. Mehrere Varianten umfassen Typ Zerfa(ß/ss/s) 160+126+66, Typ Zer(w/v)as 226+89 mit Ser(v/w)as 55+51, Typ (S/Z)ervos 217+90, Typ Z(i/e)rwes 273+74 und Typ Zirb(e)s 176+62. Die Varianten mit geringer Frequenz sind ebenfalls im gleichen Raum konzentriert. Auch der Vorname Servatius war noch in den Jahren 1930 (Kunze 2004, 54) und 1990 nördlich der Mosel und westlich des Rheins verbreitet, am häufigsten in Aachen und Köln. Abb. 204a dokumentiert FamN, die sich einigen im Südwesten besonders verehrten Heiligen verdanken. Der hl. Wendelin lebte im 6. Jh. als Einsiedler und Hirte im Saarland, sein Grab ist seit dem Jahr 1000 im Ort Basonisvillare bezeugt, der spätestens seit 1180 deswegen in St. Wendel umbenannt wurde. Als Schutzpatron für Flur und Vieh fand er besonders im fränkisch-alemannischen Raum große Verehrung. Die häufigsten von diesem Namen abgeleiteten Patronyme sind Wendel, bairisch Wendl, die im Einzelfall auch von Rufnamen wie Wandel[bert] stammen können. Pirmin (gest. 753) war Missionar und Klostergründer am Oberrhein und wird als Schutzpatron des Elsass und der Pfalz verehrt. Auf seinen Namen geht der Ortsname Pirmasens ‘Pirmins Einsiedelei’ zurück; der Vorname Pirmin ist noch heute (nur) in der Pfalz und am Bodensee, wo der Heilige das Kloster Reichenau gründete, gebräuchlich, als FamN tritt er nicht (mehr) in dieser Form auf, aber in den Formen Pfir(r)mann 91+459, Pir(r)mann 76+7. Die Varianten mit P- finden sich im Raum Zweibrücken, mit Pf- im Raum Karlsruhe; sie sind in exemplarischer Weise durch die Lautverschiebungsgrenze p-/pf- getrennt (s. Kap. 5.2). Dem hl. Blasius, Arzt, Bischof von Sebaste und Märtyrer im 4. Jh., sind in BadenWürttemberg 22 Kirchen und Kapellen geweiht, unter anderem in St. Blasien im Schwarzwald. Die häufigsten von seinem Namen abgeleiteten Patronyme sind Blasius, Bläsi und die daraus erweiterte Form Blessing, mit der im Einzelfall Übernamen in der Bedeutung ‘Kahlkopf ’ konkurrieren. (Bl(ä/e)sing 594+91, eindeutig Patronym zu Blasius, ist in Norddeutschland verstreut und nicht in die Abb. aufgenommen.) Der hl. Arzt Pantaleon aus Nikomendien (3./4. Jh.), einer der Vierzehn Nothelfer, wird im Südwesten etwa in den Orten Buchhorn, Salem, Petershausen, Weißenau, Zwiefalten besonders verehrt. Das Patronym (P/B)antleon 19+73 findet sich in und um Stuttgart (nicht kartiert), häufiger ist die Kurzform (B/P)antle 559+102. Der hl. Mönch Magnus (gest. 772) missionierte von Füssen aus die Gegend am oberen Lech. Die Patronyme Mang im Allgäu und Umgebung verdanken sich zweifellos seiner Verehrung, in der Pfalz und im Saarland werden sie eher von Rufnamen wie Mane[gold] abgeleitet sein. Abb. 204b dokumentiert einige weitere FamN, die in verschiedenen Regionen Deutschlands durch dortigen Heiligenkult veranlasst sind. Auf den hl. Severin, Bischof im 4. Jh. und Stadtpatron von Köln, geht als häufigstes Patronym der FamN Frings zurück, s. Abb. 393b in

6.1 Familiennamen nach Rufnamen (Patronyme)

299

Abb. 203: Patronyme zu den Heiligennamen Quirinus (a) und Servatius (b).

Abb. 204: Patronyme zu den Heiligennamen Wendelin, Pirmin, Blasius, Pantaleon, Magnus (a), Severinus, Apollinaris, Donatus, Sebald, Arbogast, Willibald (b).

300

6 Familiennamen als Fenster zur Siedlungs- und Kulturgeschichte

Abb. 205: Die Namenschreibung des hl. Burkard als Muster für FamN (a) und Vornamen im 20. Jh. (b).

Kap. 7.3.1.1. Als weitere Ableitungen zeigt Abb. 204b die Verbreitung der Vollformen Sef(f)rin 243+24 im Raum Zweibrücken und Severin(g) 1636+108 im nördlichen Deutschland sowie Sörensen, mit Suffix -sen abgeleitet aus der dänischen Rufnamenform Sören für Severin, der auch in Dänemark bis zur Reformation viel verehrt wurde (DFA 2, 790). Reliquien des hl. Apollinaris, erster Bischof von Ravenna (1. Jh.) und Märtyrer, gelangten im 13. Jh. auf den Apollinarisberg bei Remagen, und sein Kult schlug sich in FamN wie Narres 62 (Raum Bonn, nicht kartiert) oder Narjes nieder. Der vierte Bischof von Arezzo hieß Donatus. Er erlitt im Jahr 362 den Märtyrertod und ist einer der Schutzpatrone des Bistums DresdenMeißen. Er stand Pate für den FamN Donat(h) 778+2400 und seine sorbische Form Natusch. Im Unterschied zu den FamN begegnen die Vornamen Donat(h) heute im Allgäu und am Chiemsee, Donatus in Westdeutschland verstreut. Der FamN Sebald geht auf einen gleichnamigen heiligen Einsiedler und Schutzpatron von Nürnberg zurück. Der erste fränkische Bischof von Straßburg um 550, Arbogast, wird als Patron dieser Stadt verehrt, und aus seinem Kult gingen im Elsass zahlreiche FamN Ar(bo)gast hervor, ebenso auch auf der rechten Rheinseite (304+117). An Willibald, einen angelsächsischen Missionar des 8. Jh. in Bayern und Bischof von Eichstätt, erinnern die betreffenden bayerischen Patronyme. Der Vorname Willibald ist bis heute in Bayern häufig. S. auch Abb. 383 und 413. Regionale Heiligenverehrung wirkt sich selbst in der Orthographie aus. Aus dem Rufnamen Burkhart sind zahlreiche FamN in sehr unterschiedlichen Schreibweisen hervorgegangen. Abb. 205a führt die häufigsten davon (≥ 500 Telef.) und ihre Verbreitung vor Augen, dazu unter Typ Borchert auch die häufigsten niederdeutschen Varianten Borchert 4157 (Borchardt 2273 im gleichen Raum) sowie genitivisches Borchers 2817. Die Schreibung

6.2 Familiennamen nach der Herkunft

301

Burkard findet sich dabei fast konkurrenzlos in und um Unterfranken, mit anderen Schreibungen zusammen auch am Oberrhein. Abb. 205b stellt dem Befund bei den FamN die Verhältnisse bei den Vornamen des 20. Jhs. gegenüber. Die niederdeutschen FamN-Formen treten im 20. Jh. kaum mehr als Vornamen auf (Borchard(t) 6+2, Borkhard(t) 5+1, Borkhard(t) 5+1), und der Vorname ist in seinen hochdeutschen Formen in die Regionen nördlich des Mains abgewandert. Dabei sind seine häufigsten Schreibweisen dort überall zu finden, mit Ausnahme von Burkard. Diese Schreibweise ist genau wie bei den FamN in Unterfranken konzentriert. Der Grund liegt darin, dass sie durch die Verehrung des heiligen Bischofs Burkard von Würzburg (gest. 755) im Bistum Würzburg in den Namen von Kirchen, Straßen, Institutionen usw. omnipräsent ist und sich dies auf die Schreibung sowohl der FamN als auch – bis ins 20. Jh. – der Vornamen ausgewirkt hat.

6.2 Familiennamen nach der Herkunft Eine der ersten Erkundigungen, die bei der Begegnung mit fremden Menschen interessieren, ist die Frage nach ihrer Herkunft. Dementsprechend sind auch zahlreiche FamN durch die Angabe der Herkunft motiviert, am wörtlichsten im Fall Herkommer 398 (mit Schwerpunkt im Raum Schwäbisch-Gmünd). Der häufigste Typ ist die unspezifische Angabe Neumann ‘neu angekommene Person’, während die Benennungen nach spezifischen Herkunftsregionen und -orten sich in zahllose Einzelfälle aufsplittern. Neumann nimmt Rang 18 unter den häufigsten FamN ein, die ostmitteldeutsche Form Naumann Rang 198 und die niederdeutsche

Abb. 206: FamN neu zugezogener Personen im Norden (a) und Süden (b).

302

6 Familiennamen als Fenster zur Siedlungs- und Kulturgeschichte

Form Niemann 6903 (auf Abb. 206a einschließlich Niggemann 1154) Rang 338. In Polen und Tschechien stehen Nowak bzw. Novák ‘Neuansiedler’ auf Rang 1, an zweiter Stelle folgt in Tschechien Novotný ‘Neuling’ (zur ihrer Verbreitung in Deutschland s. Abb. 74 in Kap. 4.7.1; zu Herkunftsnamen allgemein s. Kap. 2.2.2.2; Kunze 2004, 84–93). Abb. 206a dokumentiert die häufigsten deutschen Benennungen für Neuankömmlinge (zu Details für die Typen Nie-, Nigge-, Nau- s. Abb. 143 in Kap. 5.9.3). Weitere häufige FamN Zugezogener sind Neu(e)(r) 3355+162+487, Neu(ge)bauer 7616+5280, um das Jahr 1400 auch in der Form Neunachbar bezeugt, daraus abgeschwächt Neuber 1695, Neuper 83, ostmitteldeutsch Nauber 145, mit t-Antritt Neubert(h) 6144+128, Neupert(h) 520+5, Nauber(t) 145+56, Naupert 40 sowie besonders südlich der Donau Neumeier in acht Schreibweisen. Sie sind nach Ausweis von Abb. 206b in der Südhälfte Deutschlands komplementär verteilt (DFA 1, 366–375).

6.2.1 Welsch, Wende, Schwab: Benennung nach Ethnien, Stämmen, Territorien, Regionen Die FamN Deutsch(er) 2752+725 und Deutschmann 1645 sind in Gebieten mit ethnisch gemischter Bevölkerung entstanden. Vor 1945 waren sie einerseits entlang und links des Rheins heimisch, andererseits östlich der Elbe, besonders in den Provinzen östlich von Oder und Neiße. Abb. 207a zeigt ihre heutige Verbreitung (DFA 4, 2–7). Dazu werden die FamN Welsch und Walch kartiert, die auf mhd. Walch ‘Romane’ bzw. auf das Adjektiv wal(h)isch, wel(h)isch ‘romanisch’ zurückgehen. Die auffallenden Vorkommen im Frankenwald zählen nicht dazu, sondern sind Patronyme in einer dialektalen Variante von Welz, einer Kurzform von Walter mit z-Suffix. Auch der FamN Wahl(e) 7036+752 (am häufigsten in Südwestdeutschland) kann ‘Romane’ bedeuten, doch bestehen dazu viele Bedeutungskonkurrenzen, so dass es nicht sinnvoll ist, ihn hier mit zu kartieren (DFA 4, 14–21). Sodann dokumentiert die Abbildung die von sorbisch Dučk, Duč(a/o) ‘der Deutsche’ abgeleiteten FamN ≥ 100 Telef., Dutschke 338, Tutsch 218 und Dutschmann 248 (DFA 4, 7–8). Hinzu kommen noch die Herkunftsnamen Ungerer 489 (Württemberg) zusammen mit Ungermann 340 (Westmitteldeutschland) ‘aus Ungarn’. Sehr viel häufiger sind Unger und Hunger in Sachsen, s. dazu Abb. 437a in Kap. 7.4.4.2 (DFA 4, 32–37). Abb. 207b gilt FamN zum Volksnamen mnd. Went, mhd. Wint ‘Wende, Slawe, Sorbe’ und dem zugehörigen Adjektiv wendisch, windisch. Der FamN Wende 2249 war vor 1945 fast ausschließlich in Schlesien konzentriert, ist jetzt über ganz Deutschland verstreut und wird nicht kartiert. Erfasst sind die übrigen Varianten ≥ 100 Telef.: Typ Wend(t) 329+9171, Wendisch, Windisch und der aus daraus gerundetem Wünd(i)sch 56+75 entstandene Typ Wünsch 2183 (Westsachsen) mit Wünsche 2001 (Ostsachsen), Wünscher 190 und Wünschmann 282. Hinzu kommt Typ Wendland(t) 2173+911, Wendtland(t) 190+111, Wentland 171 als Herkunftsname aus dem Wendland ‘Land der Wenden’. Diese Bezeichnung galt ursprünglich nur für das ostelbische Gebiet, für das Hannoversche Wendland erst seit dem 18. Jh. Windisch(er) findet sich auch in Österreich (DFA 4, 22–34). Es folgen die wichtigsten von Stämmen bzw. Territorien abgeleiteten Herkunftsnamen in der Reihenfolge von Nordwesten nach Südosten.

6.2 Familiennamen nach der Herkunft

303

Abb. 207: Herkunftsnamen für Deutsche, Romanen, Ungarn (a) und Slawen (b).

Herkunftsnamen zum westgermanischen Volk der Friesen konkurrieren mit Patronymen zum Rufnamen Friso, der aus dem Volksnamen abgeleitet, aber auch eine Kurzform zu Rufnamen wie Fried[rich] sein kann. In Süddeutschland sind auch Berufsnamen zu mhd. vriese ‘Dammbauer, Schlammarbeiter’ möglich, auch zu mhd. fries ‘Kämpfer’. Abb. 208a dokumentiert die Verbreitung der Varianten ≥ 100 Telef.: De Vries mit Artikel (so auch niederländisch), Fre(e)se 1951+2682 mit Frehse 398, dann Friese, ferner daraus diphthongiertes Freise (Freis 294 im Saarland und Raum Trier ist Übername zu mhd. vreis ‘schrecklich, grausam’ und daher nicht kartiert; s. Kap. 6.5.8), dann Fr(ie/e)sen 2275+192 im schwachen patronymischen Genitiv, schließlich (F/V)ries 4592+107 mit Frie(ß/ss) 1021+299, und einige Frees 112 (s. Kap. 4.6.1). Friese war vor 1945 überwiegend östlich von Oder und Neiße beheimatet und ist daher heute über ganz Deutschland verstreut. Normalerweise finden sich Herkunftsnamen außerhalb des Gebietes, auf das sie sich beziehen; im Gegensatz dazu fällt die enorme Ballung der Namen ausgerechnet in Ostfriesland auf. Sie erklärt sich dadurch, dass in Ostfriesland erst um 1811 durch Napoleon das Führen eines festen FamN Vorschrift wurde. Diese FamN wurden also vor Ort und selbst gewählt, nicht von anderen Personen vergeben, und die häufige Wahl des Ethnonyms lässt sich als selbstbewusste Reaktion auf Napoleons Dekret verstehen. Dabei wurden die Formen de Vries und Freese bevorzugt, um den FamN vom standardsprachlichen Ethnonym Friese abzuheben. Auch Vries begegnet fast nur in Ostfriesland, Fries in Süddeutschland (s. Kap. 4.6 und Kap. 7.6.2; DFA 4, 38–47). Zum Herkunftsnamen Oldenburg(er) s. Abb. 496b in Kap. 7.7.4. Auf mnd. holtsate ‘Wald-Insasse’ gehen die aus diesem Wort kontrahierten FamN Holst(e) 2640+736 ‘der Hol-

304

6 Familiennamen als Fenster zur Siedlungs- und Kulturgeschichte

steiner’ und Holsten 533 zurück, das aus dem Namen der Region ‘bei den Holsten’ entwickelt oder Patronym im schwachen Genitiv zu Holst(e) sein kann. Holsten ist zwischen Niederelbe und Niederweser konzentriert, Holste in ganz Niedersachsen verstreut und Holst in Schleswig-Holstein (und Dänemark) sowie Mecklenburg beheimatet (DFA 4, 48–53). Die Herkunftsnamen Mecklenburg 630, Me(c)kelburg 191+149 finden sich vor allem in Nordniedersachsen (DFA 4, 121–122). Von den häufigsten Herkunftsnamen zu Pommern war Pommerenke 475 bis 1945 im ganzen Ostseeraum bis Ostpreußen verbreitet, Pommerening 643 in Hinterpommern konzentriert; beide sind heute verstreut, besonders östlich der Weser. Die meisten Pommer 954 wohnen schon immer vor allem in Ostmitteldeutschland. Der FamN findet sich auch in Bayern, wo allerdings erhebliche Konkurrenzen mit Herkunftsnamen zum Ortsnamen Pommer(n) (Bayern) und mit Übernamen zu frühnhd. pommer ‘Blasinstrument’ und mundartlich pommer ‘einfältiger Mensch; kleiner, dicker Junge’ zu beachten sind (DFA 4, 118–124). Auf den baltischen Stamm der Prussen geht der Name des Territoriums Preußen zurück, die Landschaften im östlichen Ostseeraum, besonders das Ordensland Preußen. Entsprechende Herkunftsnamen lauten mhd. Priuz(e), mnd. Prusse, Prutze. Abb. 208b (Varianten ≥ 100 Telef.) enthält Typ Preu(ß/ss) 6889+1417 mit Apokope des auslautenden -e und aus ß falsch aufgelöstes Preuhs 158; die überwiegende Zahl der Preuß wohnte vor 1945 östlich von Oder und Neiße. Der nicht apokopierte Typ umfasst Preu(ß/ss)e 493+126, der Typ Prüß fasst mit Prüß(e) 570+133, Prühs 169, Prus(s) 101+186 und Pruß 382 die niederdeutschen Varianten mit Erhalt des Monophthongs zusammen, der Typ Preu(ß/ss)ner 492+132 die Ableitungen vom Landesnamen Preußen. Hinzu kommt Prüßner 302, zwischen Bielefeld und Minden konzentriert, sowie Typ Preußler (DFA 4, 54–61). Das markanteste Beispiel zielgerichteter Abwanderungen bieten die in Holstein und Mecklenburg-Vorpommern konzentrierten Herkunftsnamen Westphal und Westphalen, s. Kap. 7.7.4 mit Abb. 496a und DFA 4, 62–69. Die Abwanderung aus dem Heimatland in die neuen Gebiete hat sich in der Sage vom Rattenfänger von Hameln niedergeschlagen, das ja nahe an Westfalen liegt. Auf mhd. Hesse, mnd. Hasse ‘der Hesse’ und der Landesbezeichnung (bei den) Hessen beruhen mit ≥ 100 Telef. Herkunftsnamen der Typen He(ss/ß)e 11456+441, apokopiert He(ß/ss) 7230+6721, gerundet Hö(ß/ss) 665+259 und niederdeutsch Ha(ss/ß)e 2071+113 (Abb. 209a). Ha(ss/ß) 2238+1359 findet sich dagegen weit entfernt in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern, dürfte in der Regel Patronym zum Rufnamen Hasso sein und wird daher nicht kartiert. Auch bei den kartierten Varianten können Patronyme zum aus dem Stammesnamen entstandenen Rufnamen Hesso, Hessi und zu Kurzformen von Hermann oder Matthäus konkurrieren, doch werden die massiven Vorkommen um das Land Hessen herum weitgehend auf der Benennung von Auswanderern beruhen (DFA 4, 70–77). Auf den Stamm bzw. das Territorium der Thüringer beziehen sich auf Abb. 209b Herkunftsnamen der Typen Dö(h)ring 9122+1032, Doe(h)ring 786+141, sodann Dü(h)ring 1102+264, Thüring 201, During 198, ferner mit süddeutscher Endung -er D(ö/e)ringer 263+114, (D/Th)üringer 158+135 und schließlich zu -e geschwächtes Dörge 536, Dörger 68, im patronymischen Genitiv Dörries 199, Dörges 80. Als bevorzugte Auszugsrichtungen aus Thüringen zeichnen sich der Westen, Norden und Osten ab (DFA 4, 78–85).

6.2 Familiennamen nach der Herkunft

Abb. 208: Herkunftsnamen für (Ost)Friesen (a) und Preußen (b).

Abb. 209: Herkunftsnamen für Hessen (a) und Thüringer (b).

305

306

6 Familiennamen als Fenster zur Siedlungs- und Kulturgeschichte

Abb. 210: Herkunftsnamen für Franken (a) und Schwaben (b).

Der Herkunftsname Sachse ist mit seinen fünf Hauptvarianten in Abb. 8b (Kap. 2.1.4) kartiert. Dabei zeichnet sich das heutige Niedersachsen als von solchen FamN weitgehend leerer Auszugsraum und Schleswig-Holstein mit Mecklenburg-Vorpommern einerseits, andererseits das südliche Sachsen-Anhalt, Thüringen und Sachsen als bevorzugte Räume ab, in denen die neu Zugezogenen ihre Herkunftsnamen erhielten. Der häufigste auf einen Stamm bzw. ein Territorium bezogene Herkunftsname ist Frank, ahd. und altsächsisch Franko ‘der Franke, der aus Franken’. Er nimmt Rang 62 unter den häufigsten FamN ein. Abb. 210a weist die Verbreitung der Hauptvarianten ≥ 100 Telef. auf: Fran(c)ke 22096+558, apokopiert Fran(c)k 25758+1397 und Franken 2342 im schwachen patronymischen Genitiv. Allerdings sind erhebliche Konkurrenzen mit Patronymen zum Rufnamen Franko (ebenfalls ‘der Franke’) zu beachten, der im Mittelalter sehr verbreitet war und bis heute üblich ist; laut Telef. 1990 trugen ca. 467.000 Männer den Vornamen Frank. Dennoch ist das Verbreitungsbild in Abb. 210a, wo sich der FamN wenig im Gebiet am mittleren Main findet, sich aber um so mehr in seinem Umkreis verdichtet, nicht anders zu erklären als dadurch, dass es sich hier hauptsächlich um den Herkunftsnamen handelt, dessen erste Träger von hier aus besonders nach Südwesten und Nordosten gezogen sind und dort ihren Namen nach ihrer Herkunft bekamen, also primär dieser Raum und seine Bewohner als Franken galten. Die Schreibung Franck(e) kommt besonders im (West)Niederdeutschen vor, s. Abb. 457b in Kap. 7.5.2 (DFA 4, 94–103). Rang 67 der häufigsten FamN nimmt Böhme ein. Die frequentesten Varianten Böhm(e) sind Abb. 437b (Kap. 7.4.4.2) kartiert und konzentrieren sich am Nord- und Westrand des heutigen Tschechien, während sich die selteneren Varianten Be(h)a und Baya weitab im

6.2 Familiennamen nach der Herkunft

307

Schwarzwald bzw. im Raum Stuttgart finden, s. Abb. 364b (Kap. 7.1.4.2) und die dortige Erklärung dafür. Ebenda ist auch die Verbreitung der FamN Elsässer, Schweizer und Allgäuer kartiert. Herkunftsnamen zu Schlesien sind Schlesier 313 und Schlesi(n)ger 429+1213. Vor 1945 war Schlesier in Sachsen und Ostpreußen heimisch, Schlesinger in Sachsen und Schlesien, Schlesiger in Ostpreußen. Heute sind alle drei FamN in ganz Deutschland verstreut (DFA 2, 818–819). Auf Rang 212 der häufigsten FamN findet sich Schwab ‘der Schwabe; der aus Schwaben’. Die räumliche Zuordnung bezieht sich dabei nicht auf das mit dem Aussterben der Staufer erloschene Herzogtum Schwaben, sondern auf das „Land“ Schwaben vom Bodensee bis zum Lech und unteren Neckar. Benennung von Personen nach ihrer Herkunft aus dieser Region erfolgte nach Ausweis von Abb. 210b besonders im nördlich angrenzenden Gebiet. Typ Schwab umfasst Schwa(a)b 9242+518, Typ Schwa(a)be 3581+26, die häufigsten Diminutive sind Schw(ö/e)bel 417+291 (DFA 4, 104–109). Rang 101 der häufigsten FamN nimmt Beyer ein. Die Verbreitung dieses Herkunftsnamens in seinen vier häufigsten Schreibweisen ist in Abb. 8a (Kap. 2.1.4) dokumentiert. Die spärlichen Vorkommen in Altbayern südlich der Donau markieren den Raum, aus dem die späteren Namenträger ausgezogen sind, Häufungen des FamN im östlichen BadenWürttemberg und nördlich der Donau bis nach Thüringen und Sachsen zeigen die Richtungen und die Entfernungen an, wohin sie gingen und dann nach ihrer Herkunft benannt wurden. In Österreich begegnet fast nur die Schreibung mit -ai- bzw. -ay-, kaum dagegen mit -ei- bzw. -ey-. In Tirol ist der Name generell sehr selten. Die FamN (Oe/Ö)streich 1392+219, Oester(r)eich 146+420 sind in der ganzen Nordhälfte von Deutschland verstreut, Oestreicher 317 und Öst(er)reicher 157+199 in der ganzen Südhälfte (DFA 4, 114–117). Zu Elsässer und Schweizer s. Abb. 364 in Kap. 7.1.4.2.

6.2.2 Wippermann und Westerwelle: Benennung nach Flüssen und Gebirgen Bei Benennungen nach Flüssen und Gebirgen handelt es sich meist um Herkunftsnamen und nicht um Wohnstättennamen, da Letztere eher an punktuelle, nicht an ausgedehnte Lokalitäten gebunden sind. Die Domäne der Herkunftsnamen nach Flüssen ist Nordwestdeutschland. Dort finden sich Herkunftsnamen zu den Flüssen Aller, Emmer, Wedde, Bever, Exter, Fuhse, Wupper (DFA 4, 152–171). Abb. 15b in Kap. 2.2.2.3 dokumentiert die ebenfalls dort befindlichen FamN Wipper-, Hunte-, Ilse- und Leinemann. Abb. 211a ergänzt den Befund mit den FamN Fecht(mann) 577+59 (zwei Flüsse Vechte in Nordwestniedersachsen; die süddeutschen Fälle sind Berufsnamen ‘Fechter’), Ruhr(mann) 146+305, (Bege/Beh)mann 766+115 (rechts zur Werra), Gehle (rechts zur Weser) und Schwalm (rechts zur Eder). Dazu kommen auf Abb. 211a im Süden Herkunftsnamen zur Saar und zum Neckar: Necker 432 in Württemberg und Bayern, Neckermann 281 in Unterfranken. Abb. 211b dokumentiert Herkunftsnamen zu Gebirgen: Westerwell(e) 152+66 zum Westerwald, Eif(f)ler 1128+106, Eifel 88 zur Eifel. Die Vorkommen in der Lausitz setzten sich vor 1945 in Niederschlesien fort; sie beruhen auf Zuwanderung aus der Eifel im 15. Jh. Weitere

308

6 Familiennamen als Fenster zur Siedlungs- und Kulturgeschichte

Abb. 211: Herkunftsnamen nach Flüssen (a) und Gebirgen (b).

Beispiele sind Odenwald 362, Odenwälder/-weller 100+81, Ste(i)gerwald 50+1177 und Schwarzwald 118, Schwarzwälder/-weller 421/63 (DFA 4, 144–151).

6.2.3 Altdorfer, Hindenburg, Karstadt: Herkunftsnamen nach überregionalen Ortsnamentypen In Deutschland enden 5.726 Ortsnamen mit -dorf(f), 345 mit -torf(f), 164 mit niederdeutsch -(t/d)rup, 43 mit -(t/d)rop und 8 mit -dorp, s. Abb. 212a. Es zeigt sich eine Massierung besonders in der Osthälfte von Deutschland. In Bayern war der Namentyp seit dem 8. Jh. in der älteren Ausbauzeit sehr produktiv, ähnlich in Schleswig-Holstein (allein auf der Insel Fehmarn heute 31 Orte), und im Zuge der Ostsiedlung seit dem 12./13. Jh. wird -dorf zum häufigsten Grundwort neuer Ortsnamen. Abb. 212b gibt die häufigsten Typen der FamN wieder, die nach der Herkunft aus solchen Orten entstanden sind: 1356 verschiedene FamN ≥ 5 Telef. auf -dorf(f), 168 auf -torf(f), 159 verschiedene FamN auf -(t/d/)rup, auf der Abbildung zusammengefasst mit den 74 FamN auf -(t/d)rop, sodann 515 verschiedene FamN auf -dorf(f)er sowie 377 auf -dörf(f)er und 67 auf -doerf(f)er. Typ [Aschen]trup umfasst -(t/d)rup mit 6373 Telef., Typ [Ren]trop -(t/d)rop mit 2226 Tel. Die 27 den Orten auf -dorp entsprechenden FamN ≥ 5 Telef. wie Natorp 22, O(o)sten- 167+65, Heddendorp 45 (insgesamt 809) sind im Grenzraum zu den Niederlanden beheimatet; sie sind nicht kartiert, weil sie auf der Abbildung kaum sichtbar wären. Bei den FamN auf -dorf(f) beträgt der Anteil der Schreibungen mit -ff gegenüber -f 11,5 %, vgl. Abb. 490b

6.2 Familiennamen nach der Herkunft

309

Abb. 212: Mit Dorf als Grundwort zusammengesetzte Ortsnamen (a) und entsprechende FamN (b).

(Kap. 7.7.2.1). Am häufigsten findet sich -ff im südlichsten PLZ 8 mit 15,7 % und im nördlichsten PLZ 2 mit 14,0 %, am wenigsten im westlichen PLZ 5 mit 7,5 % und im östlichen PLZ 0 mit 3,4 %. Oft treten beide Schreibweisen für denselben Herkunftsnamen auf, s. Tab. 27 (links). Die Schreibweise -torf(f) wird in Orts- wie in FamN am häufigsten durch die Stellung nach s veranlasst. Das Verhältnis von -sdorf(f) zu -storf(f) beträgt insgesamt 88,2 % zu 11,8 %. Dabei weist der nördlichste PLZ 2 mit 35,7 % -storf(f) mit Abstand den höchsten Anteil auf, PLZ 0 mit 3,5 % den niedrigsten. Tab. 27 (rechts) führt Beispiele beider Schreibweisen bei demselben Herkunftsnamen auf. Schreibung -ff- im Inlaut findet sich, eher zufällig verteilt, bei -dorffer 85, am häufigsten Bayers- 16, Ru- 13, Kirchdorffer 12, und bei -d(ö/oe)rffer 271, am häufigsten Hoch- 56, Neu- 35, Rubensdörffer 2;. Zur Grenze -dörfer/-dorfer s. Abb. 375a, Kap. 7.2.1.1 (DFA 1, 196–199; DFA 2, 173–174, 848–853; DFA 3, 252–254). Relativ gleichmäßig in Deutschland verteilt liegen Orte mit dem Grundwort mhd. burc, mnd. borch (Abb. 213a). Das Wort ist mit Berg verwandt und bedeutete ursprünglich ‘befes-

Tab. 27: Schreibung -dorf/-dorff und -sdorf/-storff bei gleichen Herkunftsnamen. Badorf(f) Baedorf(f) Bardorf(f) Barschdorf(f) Bauerdorf(f)

60 84 56 50 26

(12) (3) (19) (7) (6)

Bechendorf(f) Beckedorf(f) Beckendorf(f) Behlendorf(f) Beierdorf(f)

1 (1) 170 (12) 175 (18) 80 (2) 300 (29)

Ahlens(d/t)orf Angels(d/t)orf Ahrens(d/t)orf Arens(d/t)orff Arns(d/t)orf

1/19 2/9 38/10 1/8 26/3

Barns(d/t)orf Bas(d/t)orf Bars(d/t)orf Beiers(d/t)orf Bells(d/t)orf

3/134 46/1 3/21 300/6 2/8

310

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Abb. 213: Mit Burg als Grundwort zusammengesetzte Ortsnamen (a) und entsprechende FamN (b).

Abb. 214: Mit Stätte, Stadt als Grundwort zusammengesetzte Ortsnamen (a) und entsprechende FamN (b).

6.2 Familiennamen nach der Herkunft

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tigte Anhöhe’, dann generell ‘befestigter Herren- oder Gutshof ’, sodann auch ‘Siedlung mit einem befestigten Herrensitz’ und schließlich ‘befestigte Siedlung, Stadt’. Aus dieser Bedeutung wurde es seit dem 13. Jh. durch das Wort Stadt verdrängt und auf die heutige Bedeutung ‘Burg’ eingeengt. Abb. 213b zeigt die Verbreitung der häufigsten auf diese Orte bezogenen Herkunftsnamentypen auf. Mit ≥ 5 Telef. gibt es 846 verschiedene FamN auf -burg, 142 auf -borg, 168 auf -burger, 37 auf -bürger und 21 auf -börger (einschließlich der drei FamN Dillen- 5, Hane8 und Ollenborger 8). Zu -burg/-borg s. Kap. 7.5.1.7. Verschärfung des b zu p nach s weisen nur Haus- 31, Aus- 23, Regenspurg 11 auf und Aidls- 10, Augs- 47, Trauns- 50 und Regenspurger 23 (DFA 1, 226–230, 305–307; DFA 3, 244–248). In Schleswig-Holstein, dann zwischen Weser/Werra und Elbe/Saale bis Thüringen konzentrieren sich, wie aus Abb. 214a ersichtlich, über 500 mit dem Grundwort -stedt zusammengesetzte Ortsnamen. Sie gehen auf mnd. stede ‘Stätte, Ort, Platz’ zurück. Rundum gruppieren sich Ortsnamen mit der jüngeren Schreibweise -städt. Südlich schließen die Ortsnamen auf -stadt an, und im oberdeutschen Raum auf -stetten, die aus mhd. stat, Dativ Singular stete, Plural steten ‘Stätte, Ort, Platz’ entstanden sind. Die heutige Bedeutung ‘Stadt’ hat sich erst seit Ende des 13. Jhs. entwickelt und in dieser Bedeutung älteres Burg (vgl. Freiburg ‘freie Stadt’; Bürger ‘Stadtbewohner’) abgelöst. Abb. 214b stellt die auf diese Ortsnamen bezüglichen Herkunftsnamen zusammen, die freilich oft nicht von gleichlautenden Wohnstättennamen zu trennen sind, etwa in Fällen wie Brand- oder Hofstätter. Die häufigsten Beispiele sind Knack- 426, Mahl- 406 und Himstedt 405; Mittel1265, Eich- 529 und Jestädt 206; Halber- 331, Neu- 219 und Hoffstadt 211; Brand- 318, Hof211 und Rastätter 115; Hof- 1066, Brand- 1022 und Rastetter 316. Die unter Typ [Acht]stätter subsumierten -st(ä|ae)dter 1869 (Brand- 212, Hopp- 138, Engelstädter 121) begegnen vor allem im Saarland und in Südhessen. Sehr selten sind FamN auf -stedter 43 wie Hohn13, Rastedter 9, auf -statt 25, -stätt 38 und -stett 15 (DFA 3, 250–252).

6.2.4 Bugenhagen, Alzheimer, Filbinger: Herkunftsnamen nach regionalen Ortsnamentypen Im Folgenden werden die von den häufigsten regional eingegrenzten Siedlungsnamentypen abgeleiteten Herkunftsnamen in der Reihenfolge von Nordwesten nach Südosten vorgestellt. Abb. 215a dokumentiert die Verbreitung von fünf häufigen, deutlich voneinander abgegrenzten Ortsnamentypen in der Nordhälfte von Deutschland. Erstens die in ganz Norddeutschland verbreiteten Orte auf -hagen wie Abtshagen, Blankenhagen, Diedrichshagen usw. Sie beruhen auf mnd. hage(n) ‘Hecke, Einfriedung, umzäunter Ort’ und wurden vom 10./11. bis 13. Jh. von Klöstern oder Herrschaften in Waldgebieten oder in ungünstiger Lage angelegt und mit besonderen Freiheitsrechten (Hagenrecht) ausgestattet. Viele dieser Siedlungen sind wieder abgegangen; manche ihrer Namen leben aber noch als Flurnamen weiter. Am Südrand ihres Verbreitungsgebietes finden sich aus -hagen kontrahierte Ortsnamen auf -hain wie Altenhain, Braunshain, Lindenhayn. Es gibt auch 25 aus -hagen zu -hahn kontrahierte Orte wie Eschen-, Lenz-, Watzhahn in den Mittelrheingegenden und elf wie Carls-, Dieters- und Dornhan in und um Thüringen. Entsprechende Herkunfts-FamN werden hier

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aber wegen vieler Konkurrenzen, beispielsweise mit ‘Hahn’, nicht mitkartiert. Der dritte Ortsnamentyp auf Abb. 215a besteht aus den besonders zwischen Ems und Weser gelagerten Siedlungs- und Flurnamen auf -lage wie Aslage, Dinklage, Moorlage. Sie sind vom 9. Jh. an bezeugt und betreffen ursprünglich ein besonders „gelegenes“, wohl durch Rodung gewonnenes Wiesenstück. Der vierte Ortsnamentyp auf Abb. 215a mit dem Grundwort -büttel wie Adenbüttel, Liesbüttel, Wolfenbüttel beruht auf altsächsisch bōdal ‘Grundbesitz’. Der fünfte Typ enthält das Grundwort -bostel in 47 Orten wie Allen-, Dehn-, Twistenbostel zwischen Niederweser und Niederelbe/Ilmenau und die ursprüngliche Form -borstel in 17 Orten wie Baren-, Kais- und Nienborstel einerseits in Holstein, andererseits auf beiden Seiten der Niederweser. Diese Ortsnamen gehen auf mnd. būr ‘Ansiedlung, Gemeinde’ und stal ‘Stelle, Ort’ in der Bedeutung ‘Siedlungsstelle’ zurück. Abb. 215b stellt die FamN ≥ 10 Telef. zusammen, die aus den aus Abb. 215a ersichtlichen Ortsnamentypen abgeleitet sind, wobei es sich überwiegend um Herkunfts-, zum Teil aber auch um Wohnstättennamen handelt. Es sind 259 verschiedene FamN mit -hagen, 77 mit -hage und 34 mit kontrahiertem -ha(i/y)n einschließlich der (nur) drei FamN Geisen114, Kirch- 35 und Rosenhainer 24. Die häufigsten Beispiele sind Stein- 262, Borken- und Grünhagen 439, sodann Stein- 574, Krons- 238 und Overhage 219 sowie Wilden- 258, Falken209 und Espenhain 112. Dabei fällt auf, dass heute kein einziger Ort auf -hage endet, wohl aber zahlreiche FamN zwischen Münster und Hannover. Das hängt damit zusammen, dass historisch in dem durch diese FamN abgedeckten Raum bei den Ortsnamen noch vielfach die Form -hage gegolten hat und so in die FamN gelangt ist, z. B. urkundet Isernhagen im Jahr 1322 noch als Yserenhage, erst 1403 als Ysernehaghen. Auch finden sich bei den FamN Doppelformen, etwa Rehage 162 neben Rehagen 12 (DFA 4, 268–287). Abb. 216a gilt den 85 Herkunfts- und Wohnstättennamen mit Grundwort -lage ≥ 10 Telef. Am häufigsten sind Bent- 339, Ber- 230, Barlage 187. Ebenfalls zugehörig ist Lagemann 548. Der (hier nicht kartierte) FamN La(a)ge 337+90 findet sich im selben Gebiet, häufig auch in Hamburg und Kiel (DFA 4, 260–267). Auf Abb. 216b findet sich die Verbreitung der 10 Herkunftsnamen ≥ 5 Telef. zu den aus Abb. 215a ersichtlichen Ortsnamen auf -büttel wie Heißen- 123, Eddel- 137, Oldenbüttel 63. Als zweiten Fall enthält die Abbildung die ebenfalls 10 Herkunftsnamen ≥ 5 Telef. zu den Ortsnamen mit dem Grundwort -bo(r)stel. Die häufigsten FamN sind Horn- 261, Dehn- 103, Dudenbostel 34. Das ursprüngliche, in einigen Ortsnamen noch vorhandene -r- ist bei den FamN nur noch in Horn- 4 und Ohlenborstel 1 erhalten. Vorwiegend zwischen Mittelweser und Mittelelbe begegnen auch 26 mit dem Grundwort -wedel zu mnd. wedel ‘Furt, Durchgang durch mooriges Gelände u. ä.’ zusammengesetzte Ortsnamen. Abb. 216b zeigt als dritten Fall die Verbreitung der 27 entsprechenden FamN ≥ 5 Telef. wie Holl- 176, Stein- 154 und Marwedel 143 (DFA 4, 251–259). In Nordostdeutschland dominieren zwei Ortsnamentypen mit ursprünglich slawischen Suffixen. Das slawische Suffix -ov, deutsch meist -ow, zeigt Zugehörigkeit zu einer Person an (Malchow zu altpolabisch Malachov ‘Ort des Malach’), manchmal auch andere Beziehungen (Güstrow ‘bei den (vielen) Eidechsen’). Zur Verbreitung der 1258 Orte auf -ow und der über 300.000 Personen mit entsprechenden FamN s. Abb. 495 in Kap. 7.7.3.2. Der zweite Ortsnamentyp endet mit dem betonten Suffix -in, welches die Lage des Ortes an einer durch das im Namen enthaltene Wort bezeichneten Stelle angibt (Berlin zu altpolabisch *birl-,

6.2 Familiennamen nach der Herkunft

Abb. 215: Norddeutsche Ortsnamentypen (a); FamN zu Orten mit -hagen und -hain (b).

Abb. 216: FamN (Herkunftsnamen) zu Orten mit -lage (a), mit -büttel, -bostel, -wedel (b).

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*berl- ‘Sumpf ’ ‘Ort im/am Sumpf ’), manchmal auch Zugehörigkeit zu einer Person (Templin ‘Ort des Tapl(a)’). Abb. 217a zeigt die Verbreitung der über 400 einschlägigen Ortsnamen, wobei sich die Schreibweise -ien besonders zwischen Elbe und Ilmenau abhebt (Bömenzien, Bönnien, Kattien, Pretzien usw.); die wenigen west- und süddeutschen Ortsnamen auf Abb. 217a sind nicht einschlägig, z. B. gehört Kloster Reuthin im Schwarzwald zu alemannisch rüti ‘Rodung’. Abb. 217b dokumentiert die Verbreitung der 106 eindeutig von solchen Orten abgeleiteten Herkunftsnamen ≥ 100 Telef. wie Rosi(e)n 1481+116, Berlin 1190, Polzin 1172, Templin 890. Dabei treten öfter bei denselben FamN die Schreibweisen -in und -ien (diese besonders in Hamburg und Holstein) nebeneinander auf: Benthi(e)n 159+387, Bobzi(e)n 159+109, Levi(e)n 450+100 usw. (DFA 4, 356–363). In der Römerzeit entstanden entlang und westlich des Rheins viele Niederlassungen, deren Namen mit dem Suffix -iacus nach ihrem ersten Besitzer benannt wurden (fundus Juliacus ‘Landgut des Julius’ > kurz und als Neutrum Juliacum > Jülich). Das Suffix erscheint in heutigen deutschen Ortsnamen als -ich (Zülpich), -ach (Echternach), -(s)ch (Kersch, Lorch); -ich tritt vor allem entlang und links des Nordrheins auf. Für Abb. 218a wurden die 83 heutigen Ortsnamen auf -nich aus dem erweiterten lateinischen Suffix -iniacum (Firminiacum > Firmenich) ausgewählt, bei denen sich der Typus am sichersten fassen lässt. Der größte Kreis vertritt 14 einschlägige Ortsnamen im Raum Zülpich. Abb. 218b gilt den 65 verschiedenen FamN ≥ 10 Telef. nach der Herkunft aus solchen Orten, mit denen die ersten Namenträger benannt worden sind. Der häufigste Fall, Metternich (3 Orte, im Kreis Euskirchen, Stadtteil von Koblenz, Stadtteil von Münstermaifeld) wird eigens ausgewiesen. In der Häufigkeit folgen L(ö|oe)venich 198+152, Virnich 266, Geuenich 219, Sevenich 203 und Merzenich 199. Die Abb. zeigt den relativen Anteil des Namentyps am Gesamtvolumen der FamN pro fünfstellige PLZ. Exemplarisch zeichnet sich der geringe Mobilitätsradius der Bevölkerung ab und die Potenzierung eines Herkunftsnamentyps dadurch, dass eine Person aus Firmenich nach Merzenich zog und dort den Herkunftsnamen Firmenich bekam, und wer aus Merzenich nach Firmenich zog, bekam dort den Herkunftsnamen Merzenich usw. Bei einer Darstellung der absoluten Vorkommen dieser FamN treten die vier Nachbarstädte Aachen, Bonn, Düsseldorf und besonders Köln stark hervor (DFA 4, 172–179). In der Buchstabenstrecke A bis G der Ortsnamen finden sich Bessenich, Bürvenich, Endenich, Eppenich, Firmenich, Fischenich, Füssenich, Fusenich, Gevenich, Gressenich, Grewenich und Gürzenich, und zu all (!) diesen Orten finden sich auch FamN. Umgekehrt enthält diese Buchstabenstrecke bei den FamN 12 Fälle wie Berbenich, Breidenich, Dievenich, Elvenich usw. ohne Entsprechung bei den (heutigen) Ortsnamen. Hier müsste man diese entweder westlich der Grenze der BRD suchen oder bei inzwischen umbenannten Orten, besonders aber bei abgegangenen Orten, deren ehemalige Existenz aus solchen FamN postuliert werden kann. Typisch für Nordrhein-Westfalen sind sodann die FamN der Typen [Ebb]inghaus und [Benn]inghoff. Sie enthalten Personennamen, die das patronymische Suffix -ing aufweisen (Brüninghoff ‘Hof des Brüning’ < Nachkomme des Bruno). Dabei handelt es sich nur in wenigen Fällen wie Dellinghaus bzw. Ebbing-, Tüllinghoff um Herkunftsnamen, in der Regel aber um Wohnstättennamen. Abb. 219a zeigt die Verbreitung der 134 FamN ≥ 10 Telef. wie Ebb- 539, Ell- 358, Ritt- 263 und Brüninghaus 260, sodann am Süd- und Ostrand anschließend 36 FamN wie Bell- 316, Menger- 139, Scharr- 124 und Hellinghausen 113, schließ-

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Abb. 217: Ortsnamen (a) und FamN aus Herkunftsnamen (b) mit ursprünglich slawischen Suffixen -i(e)n.

Abb. 218: Galloromanische Ortsnamen auf -nich (a) und davon abgeleitete FamN (b).

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6 Familiennamen als Fenster zur Siedlungs- und Kulturgeschichte

lich am Nordrand anschließend 67 FamN wie Benn- 327, Mönn- 168, Vitt- 156 und Brüninghoff 121. Dazu kommen noch fünf nicht kartierte Varianten mit -inghoven, Benn- 121, Ell- 69, Bell- 20 und Römlinghoven 10, die sich von Bonn abwärts und links des Rheins finden, wo auch die rund 7000 Personen leben, deren FamN mit -hoven ohne vorangehendes -ingenden. Im Verbreitungsraum von Typ [Bell]inghausen finden sich auch einige nicht mitkartierte Formen mit Ausfall des -n- wie Hennighausen 65 oder Pönnighaus 57. Varianten mit niederdeutschem Monophthong wie Kellinghusen 44 oder mit einfachem -f wie Rensinghof 17 sind selten. Im Nieder- und Mitteldeutschen (und nur hier) war für die Urbarmachung von Land durch Beseitigung des Waldes und der Wurzelstöcke das Verb roden und das Substantiv mnd. rode, mhd. rod ‘Rodung’ üblich. Im Oberdeutschen galt dafür das Verb mhd. riuten und das Substantiv riute, mit neuhochdeutscher Diphthongierung reuten, Reute. Dem entsprechend finden sich im erstgenannten Raum über 300 Ortsnamen mit dem Grundwort -rode wie Wernigerode ‘(bei/auf der) Rodung des Werin’ und 250 Ortsnamen wie Algenroth oder Allenrod. Am Mittelrhein und westlich davon herrscht -rath, eine Nebenform von -roth, so in Alten-, Ben-, Wülfrath, Abb. 219b. Die acht weit verstreuten Orte wie Detten-, Leinund Niederroden und die neun verstreuten Orte wie Algen-, Eich- oder Veitsrodt sind nicht kartiert, auch nicht die 28 Orte wie Eggen-, Finster- und Wüstenrot im nordöstlichen Württemberg, die teils auf ‘Rodung’, teils auf ‘rot’ beruhen. Was nun die entsprechenden Herkunftsnamen betrifft, so deckt sich im Falle der Form -rath die Verbreitung der Orts- und der FamN geradezu exemplarisch (Abb. 220a). Bei den übrigen Formen finden sich dagegen erhebliche Diskrepanzen. FamN in der Schreibweise gerade des häufigsten Ortsnamentyps -rode sind sehr selten; mit ≥ 10 Telef. begegnen nur 14 FamN, am häufigsten Oster- 74, Eichenrode 18, Großerhode 22 und Großerohde 21, dazu nur 38 FamN mit weniger als 10 Telef., fast alle in Westfalen, d. h. außerhalb der Domäne der -rode-Orte. Wesentlich häufiger sind Herkunftsnamen mit -roth (≥ 10 Telef. ca. 250 verschiedene FamN) und mit -rodt (≥ 10 Telef. ca. 100 FamN), wobei sich in 36 häufigeren Fällen beide Schreibweisen nebeneinander finden, so bei Appenrodt 61/-roth 43, Wallrodt 43/-roth 77 usw. Sie konzentrieren sich nun hauptsächlich im Verbreitungsraum der Orte auf -rode, s. Abb. 220b. Die Verbreitung der FamN R(ö/oe)der 7502+1010, R(ö|oe)hder 46+12 ‘aus/im Ro(dt/t(h)), Rod(e/a)’ deckt sich weitgehend mit der Verbreitung der FamN auf -roth/-rodt/-röder, reicht aber im Osten über die Saale hinaus bis zur Elbe (DFA 4, 298–310). Zu den süddeutschen Orts- und FamN der Typen [Bern]reut(er), -reit(er) und -ried(er) s. Abb. 385 (Kap. 7.2.3.2). Zu den Herkunftsnamen der Typen [Winter]scheid(t), [Lor]scheider s. Abb. 416a in Kap. 7.3.4.3, zu den Orts- und Herkunftsnamen der Typen [Fallers]leben und [Leibn]itz s. Abb. 434 und Abb. 435 in Kap. 7.4.4.1. Im Südwesten sind Ortsnamen wie Badenweiler und Dudweiler beheimatet, die das mhd. Wort wīler enthalten. Es geht auf lateinisch villaris zurück, ein Adjektiv zu villa ‘Herrenhof ’, und bezog sich ursprünglich auf die zur villa gehörenden Häuser für das Gesinde. Das Wort wurde über altfranzösisch viller ‘Gehöft, kleines Dorf ’ ins Deutsche entlehnt und vom ausgehenden 7. bis ins 9./10. Jh. in der ersten Rodungsperiode für die neuen Ausbauhöfe verwendet und ging von da in Ortsnamen ein; -weil kann wie in Rottweil direkt auf villa zurückgehen, in anderen Fällen aus -weiler reduziert sein (vgl. Rapperswil, im Jahr 1180 Raprehtswilare).

6.2 Familiennamen nach der Herkunft

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Abb. 219: Wohnstättennamen mit -inghaus(en) und -inghoff (a). Ortsnamen mit Wörtern für Rodungen (b).

Abb. 220: Herkunftsnamen zu Rodungsorten auf -rath (a) und -rod(e), -roth (b).

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6 Familiennamen als Fenster zur Siedlungs- und Kulturgeschichte

Abb. 221: Ortsnamen mit Weil(er) (a) und daraus abgeleitete FamN (b).

Abb. 221a zeigt die Verbreitung des Ortsnamentyps, Abb. 221b die von den Orten Weil(er) 4+38 abgeleiteten Herkunftsnamen Weiler und 147 Komposita auf -weiler ≥ 5 Telef. Die häufigsten sind Esch- 669, Roth- 454, Trier- 269 und A(h)rweiler 219+196. FamN mit -weil ≥ 5 Telef. sind lediglich Roth- 23, All- 18, Beber- 10, Mund- 9 und Karweil 6. Der FamN Weil 2280 in Mittelhessen ist dagegen kein Herkunftsname, sondern ein aus Weigel (< Rufnamen Wig[and]) kontrahiertes Patronym. In einigen Fällen blieb der ursprüngliche Monophthong erhalten, so in Wieler 318, Wihler 173 und in den südbadischen FamN Hoh- 85, Lang- 60, Baldischwieler 28. FamN mit -weiler sind auch in Luxemburg, im Elsass und in der Schweiz häufig (DFA 4, 222–231). Über 3500, d. h. ca. 4 % aller Ortsnamen in Deutschland, enden mit dem Suffix -ing(en). Es bedeutet Zugehörigkeit, in der Regel zu einer Person; die Angehörigen z. B. eines Gundolf nannte man die Gundolfinge, und den Ort, wo sie wohnten, (bei den) Gundolfingen. Auch Ortsnamen wie Singen gehen auf Rufnamen zurück, es hieß früher Sigingen. Aus Abb. 222a geht eindrucksvoll hervor, dass im Südwesten die alemannische Form -ingen gilt (Gundelfingen drei Orte), in Bayern aber -ing (Gundlfing). Die Orte auf -ingen reichen von Westen bis ans linke Ufer des Lech, die auf -ing von Osten bis ans rechte Ufer des Lech. Die Orte sind in der Regel sehr alt und befinden sich daher in günstiger Siedlungslage, wodurch sich die Lücken z. B. im lange unbesiedelten Schwarzwald erklären. Auch in späteren Ausbauzeiten wurden Orte mit -ing benannt, nun auch nach der Ortsbeschaffenheit, etwa Laiming ‘am Laim (Lehmboden)’. Das Gesamtbild der Abbildung wird durch einige eventuell nicht authentische Orte auf -ingen nicht beeinträchtigt.

6.2 Familiennamen nach der Herkunft

Abb. 222: Ortsnamen auf -ingen und -ing (a) und entsprechende FamN auf -inger (b).

Abb. 223: Ortsnamen (a) und entsprechende FamN (b) mit dem Wort Zelle.

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6 Familiennamen als Fenster zur Siedlungs- und Kulturgeschichte

Auf Abb. 222b zeichnet sich die Verbreitung der 1993 Herkunftsnamen ≥ 10 Telef. ab. Mit ≥ 1000 Telef. begegnen B(e/ö)hringer 1539+1225, (E/A)ich- 1726+384, Reis- 1580, Stein1567, Holz- 1423, Henn- 1307, Weid- 1182, Staud- 1103 und Deininger 1101. Bei Herkunftsnamen zu Orten auf -ingen wäre eigentlich -ingener zu erwarten, doch erscheint dies durchweg zu -inger verkürzt. (-ingener findet sich nur in den fünf dreisilbigen FamN Singener, (B/L)ingener und (G/K)lingener), fast alle in Südwestfalen verbreitet. Entlang und westlich des Rheins abwärts von Koblenz finden sich 43 FamN auf -ingen, am häufigsten sind Menn115, Worr- 54, Berl- und Kimmlingen 50 (DFA 4, 180–195). In Süddeutschland gibt es zahlreiche Orts- und Flurnamen mit dem Wort mhd. zelle ‘Klosterzelle, Einsiedlerklause, Kloster, klösterlicher Wirtschaftshof ’ u. ä. Die Verbreitung der Ortsnamen wie Edel-, Radolf-, Unter-, Wolferszell zeigt Abb. 223a. Die entsprechenden FamN auf Abb. 223b können im Einzelfall Herkunfts- oder Wohnstättennamen sein. Die häufigsten Beispiele bei den Komposita sind Finken- 359, Appen- 318, Pfaffen- und Wittenzeller 15, Typ Wittenzellner enthält nur Witten- 315, Blind- 25, Blicken- 3 und Blaszellner 2 (zum bair. Suffix -ner s. Kap. 7.2.2.3; DFA 4, 332–338). Zu den vorwiegend westmitteldeutschen Herkunftsnamen vom Typ [Buch]heim(er) s. Abb. 408b (Kap. 7.3.3.3), zu den bairischen Herkunftsnamen vom Typ [Berg]hammer s. Abb. 386a (Kap. 7.2.3.2).

6.2.5 Römhild, Bernauer, Basler: Herkunftsnamen zu einzelnen Orten Die Anzahl von Herkunftsnamen zu einzelnen Orten ist weder erfasst noch auch nur annähernd abzuschätzen. Heute finden sich in Deutschland über 60.500 Ortsnamen, und auch schon im Mittelalter, als die FamN entstanden, waren sie sehr zahlreich. Zu jedem Ort konnten Herkunftsnamen gebildet werden. Viele Orte sind untergegangen, in anderen aufgegangen oder umbenannt worden, von denen evtl. noch heute Herkunftsnamen zeugen. Im Folgenden wird zunächst am Beispiel von zehn räumlich voneinander entfernten Orten, zu denen sich Herkunftsnamen mit je 600–800 Telef. finden, deren Verbreitungsradius aufgezeigt (Abb. 224a). Von den kartierten FamN bezieht sich Ohlendorf auf einen heutigen Stadtteil von Hemmingen, Solbach auf Sohlbach, einen Stadtteil von Netphen, Horlacher auf Horlachen, einen Ortsteil von Gschwend, Wanninger auf Wanning, einen Ortsteil von Thyrnau. Solche Namen zu kleineren Orten wurden neu zugezogenen Personen in der Regel nur in dem engen Umkreis der Nachbarorte vergeben, in denen man den Ort, wo sie herkamen, kannte. Und die betreffenden Umkreise zeigen bis heute eine beträchtliche Geschlossenheit. Auch mehreren gleichnamigen Ortschaften lassen sich die jeweiligen Herkunftsnamen auf Grund ihrer spezifischen Verbreitung in der Regel gut zuordnen. Abb. 224b registriert die Herkunftsnamen zu Orten namens Bernau. Dabei tritt zunächst vor Augen, dass Herkunftsnamen im Süden mit Suffix -er gebildet werden, im Norden ohne dieses (s. dazu Kap. 2.2). Sodann lässt sich ablesen, dass deutlich mehr Personen vom Norden nach BadenWürttemberg und Bayern gezogen sind als vom Süden nach Norden. Schließlich lassen sich die Verbreitungsnester der FamN jeweils verschiedenen Orten namens Bernau folgendermaßen zuordnen: Das Nest in Südwestbaden zu einem Ort im Südschwarzwald und zu

6.2 Familiennamen nach der Herkunft

Abb. 224: Herkunftsnamen mit 600–800 Telef. zu 10 verschiedenen Orten (a) und zu 18 Orten namens Bernau (b).

Abb. 225: Auszugsräume einiger großer Orte (a) und einiger gleichnamiger Orte (b).

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einem am Hochrhein; die Bernauer am Bodensee zu Bernau bei Tettnang; in Württemberg zu Bernau bei Giengen an der Brenz; die Bernauer in Nordbaden und evtl. auch die Bernau in Südhessen zu Bernau bei Waibstadt; im Raum Nürnberg zu Bernau bei Feuchtwangen; in und um München zu Bernau bei München oder zugewandert aus den beiden folgenden Gruppen; das Nest in Südostbayern zu Bernau am Chiemsee bzw. jenseits der Grenze zu Bernau bei Wörgl in Österreich; die Vorkommen im Donauraum zwischen Deggendorf und Passau zu Bernau nordöstlich von Passau; die südsächsischen Fälle zu zwei Orten in Tschechien im Grenzraum zu Sachsen; die FamN östlich der mittleren Elbe zu drei Orten im Umkreis von Berlin, sodann je zu einem Ort bei Angermünde und bei Joachimsthal sowie zu zwei Orten östlich der Oder. Die in Nordwestdeutschland verstreuten Fälle müssen überwiegend aus Nordostdeutschland, auch aus Gebieten östlich von Oder und Neiße zugewandert sein. Abb. 225a gilt Herkunftsnamen zu einigen überregional bekannten Städten. Hier zeigen sich sehr unterschiedliche Verbreitungstypen. Der häufigste Fall, Bre(h)mer 4722+1079, Bremen 245 (Raum Aachen), Bremermann 125 (links der Niederweser) deckt den gesamten norddeutschen Raum ab. Dabei kann ein solcher Name nicht ausschließlich durch die Herkunft, sondern im Einzelfall auch durch anderes, etwa Handelsbeziehungen zur betreffenden Stadt, motiviert sein. Würzburg(er) 129+125 zeigt vier weit auseinander liegende Verbreitungsfelder, Würzburg in Thüringen, sodann Würzburger in den Rheingegenden zwischen Mannheim und Mainz, dann am südlichen Oberrhein und schließlich im Donauraum zwischen Neuburg und Ingolstadt. Wieder anders der Fall Prager, wo sich die Herkunftsnamen an den alten Verkehrswegen nach Westsachsen hinein bzw. zur Donau hin finden. Bas(s)ler 1099+189, Baßler 422 ist entlang des gesamten Oberrheins, sowohl auf der rechten wie auf der elsässischen Seite, also in den verkehrsreichen Gebieten zwischen Vogesen und Schwarzwald verbreitet. Personen aus Ulm sind in Württemberg auf und über der Schwäbischen Alb nach ihrer Herkunft als Ul(l)mer 1918+231 benannt worden, deutlich weniger südlich der Donau (DFA 4, 376–407). Abb. 225b bietet Beispiele dafür, wie von heute gleich oder ähnlich lautenden Siedlungen unterschiedliche Typen von Herkunftsnamen ausgingen. So bezieht sich der FamN Pein auf den Ort Pein bei Prisdorf, die FamN Peine und Peinemann aber auf Peine in Niedersachsen. Auf Neuendorf in Unterfranken geht der FamN Neundörfer zurück, auf einen oder mehrere der gleichnamigen Orte in Nordostdeutschland der FamN Neuendorf. Der Weiler Otterbach in Schwäbisch Hall gab den Otterbach der dortigen Gegend den Namen, zum gleichnamigen Ort bei Gmünden Felda und/oder zu Ottersbach am Herzberg gehören die gemischten Vorkommen der FamN Otter(s)bach im Raum Siegen. Auf Kempten im Allgäu bezieht sich der FamN Kempter, auf Kempten am Rhein (Stadtteil von Bingen) der FamN Kemptner, auf Kemtau in Sachsen der FamN Kemter (DFA 4, 402–404).

6.3 Familiennamen nach der Wohnstätte Unter den 100 häufigsten FamN sind nur sechs eindeutige Wohnstättennamen anzutreffen. Erst auf Rang 57 erscheint Berger, sodann Stein auf Rang 76, Pohl (90) ‘Pfuhl, Schlamm, Sumpf ’, Horn (92) ‘hervorragende Spitze’, Bergmann (94), und auf Rang 95 Busch. Dass

6.3 Familiennamen nach der Wohnstätte

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viele Wohnstättennamen, obwohl sie den Wohnsitz einer Person charakterisieren, im Ergebnis nicht eindeutig von Herkunftsnamen zu trennen sind (die eine zugewanderte Person benennen, s. Kap. 6.2), muss immer bedacht werden; so wird der FamN Stein in den meisten Fällen das steinige, felsige Siedlungsgelände eines dort ansässigen Bewohners bezeichnen, doch könnte Stein auch jemandem gelten, der aus einer Stadt namens Stein hergezogen ist. Die Namen Berger und Bergmann werden in Kap. 2.2.2.2 als Herkunftsnamen behandelt, sie können aber auch einen am oder auf dem Berg Wohnhaften bezeichnet haben. Die häufigsten Wohnstättennamen thematisieren Berge, Felsen, Büsche und Sümpfe, die bereits wichtige Umstände des Wohnens anschneiden. Dass FamN nach der Wohnstätte so spärlich unter den häufigsten FamN vertreten ist, liegt an ihrer ausgeprägten lautlichen, graphematischen, morphologischen und lexikalischen Diversität, denn für Berge, Büsche und Sümpfe gibt es im Deutschen außerordentlich viele dialektale Bezeichnungen, die in das FamN-Inventar eingegangen sind. Weitere Themen sind Gewässer jeglicher Art, Himmelsrichtungen und andere Richtungsangaben, Bodenbeschaffenheiten, Pflanzen, Tiere, Bäume, Äcker, Flurformen, Wege, Bauten (z. B. Brücken) und Siedlungsformen. Auch Häusernamen zählt man dazu, auf die man FamN nach exotischen oder phantastischen Pflanzen und Tieren wie Rose 9033, Rosenblatt 219, Lilie 209, Einhorn 199, Pelikan 451, Löwe 2102, Ele(f/ph)ant 23+7, Oliphant 10 zurückführt. Manchmal bezogen sich diese Namen auf Motive von Wappen (Kap. 2.2.2.3; Kunze 2004, 94–105). Nicht selten werden Wohnstättennamen mit anderen Motivgruppen kombiniert, z. B. Lindenschmidt für jemanden, dessen Schmiede bei einer Linde lag (sog. lokalisierte Berufsnamen) oder Hövelberend für einen Bernhard, der an einem Hügel wohnte. Diese Hybride werden im Folgenden mit berücksichtigt. Zu Typ Hövelberend s. auch Kap. 6.1.

6.3.1 Sundermann und Untermann: Himmelsrichtungen und Lagebezeichnungen In Kap. 2.4 kam bereits die Tatsache zur Sprache, dass Himmelsrichtungen vor allem in westfälischen FamN vorkommen: Auf dem flachen Land bildet der Sonnenstand eine wichtige Orientierung, während etwa für das gebirgige Bayern Richtungs- bzw. Höhenangaben wie Ober-, Unter-, Nieder- dominieren. Sowohl in Westfalen als auch in Bayern ist der Anteil an Wohnstättennamen besonders hoch, was mit der ausgeprägten Hofwirtschaft zu tun hat; diese erklärt die Relevanz der genauen Angabe der Hoflage. Zur Verteilung von FamN mit Süd-/Nord- s. Abb. 29a, mit West(er)-/Ost(er)- Abb. 28b und mit Ober-, Unter-, NiederAbb. 29b in Kap. 2.4. Während Nord-/Süd- vor allem in Westfalen, auch Nordhessen, vorkommt, haben FamN mit West-/Ost- zwar auch in Westfalen ihren Schwerpunkt, sie kommen aber auch, wenngleich seltener, in Bayern vor. Abb. 226 liefert eine Kombination aller vier Himmelsrichtungen anhand von Komposita auf -mann (a) sowie auf -meyer (b). Insbesondere das Erstglied Süd- deckt eine breite Palette an Varianten mit n vor d (Sunder-, Sonder-), ohne n (Suder-), ohne d (Su(h)r-, Sauer-, vgl. Suhrkamp), mit ü, u und gesenktem o ab. So kommt es, dass auf Typ Sondermann 9 Varianten entfallen: Sonder- 1420, Sauer- 1133, Sunder- 872, Sur- 618, Sünder- 434, Sud- 298, Suder234, Suer- 223, Suhrmann 30. Die Abbildung zeigt, dass Bildungen mit -mann (≥ 20 Telef.) außerhalb von Westfalen unüblich sind, während solche mit -meyer (inkl. aller Schreib-

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6 Familiennamen als Fenster zur Siedlungs- und Kulturgeschichte

Abb. 226: Himmelsrichtungen in FamN mit -mann (a) und mit -meyer (b).

varianten) auch bzw. vor allem in Bayern vorkommen, wo wiederum deutlich wird, dass Süd- und Nord- praktisch nicht vertreten sind, s. Abb. 226b (DFA 4, 418–437). FamN mit Ober-, Unter- und Nieder- sind in Oberbayern konzentriert, wo mit Blick auf die Alpen diese Kategorien statt der Himmelsrichtungen Süd-/Nord- bevorzugt werden (Abb. 29b in Kap. 2.4). Doch dokumentiert Abb. 227a, dass Nieder- in dieser Form zwar in Bayern vorherrscht, in der kontrahierten Form Nier- aber auch in Westfalen vorkommt (zum intervokalischen d-Schwund s. Kap. 5.2.2.4). Auf Typ Nieder-/Nedder- entfallen mit ≥ 30 Telef. 72 Types, auf Typ Nier-/Neer- 15 Types. Abb. 227b widmet sich drei Varianten der Lagebezeichnung Mittel-, Mitten-, Mitter-, vgl. Middelhoff, aber Mittermaier. Die Abfrage ≥ 30 Telef. ergibt für den standardsprachlichen Typ Mittel-/Middel- 22 Types, die sich über ganz Deutschland verteilen; Typ Mitten-/ Midden- konzentriert sich mit 7 Types in Westfalen, während Typ Mitter- mit 16 Types (darunter nur einer in der niederdeutschen Form Midder-: Midderhoff 56) seinen Schwerpunkt in Bayern hat (zum Kontrast tt/dd s. Kap. 5.2.2.4; DFA 4, 438–451). Typisch niederdeutsche Lagebezeichnungen liegen bei Over-, Boven- und Buten- vor. Over- leitet sich aus mnd. over ‘über, jenseits’ ab. Damit verwandt ist boven < bi-oven ‘oberhalb, über’. Ähnlich gebildet ist buten (< bi-uten) ‘außerhalb, draußen’, vgl. niederländisch boven ‘oben, oberhalb’, buiten ‘außerhalb’ und außerdem binnen ‘innerhalb, drinnen’, das auch neuhochdeutsch vorkommt, vgl. Binnengewässer, -wirtschaft etc. FamN mit Binnenkommen kaum vor, außer – überraschenderweise – in dem Übernamen Binne(n)böse 11+23, auch assimiliert zu Bimbös(e) 13+10, Bimboes(e) 3+6 für jemanden, der ‘innerlich schlecht, verdorben’ ist (DFA 5, 869); evt. gehört auch Binnentreu 12 hierzu (thematisch passt dazu

6.3 Familiennamen nach der Wohnstätte

Abb. 227: Die Lagebezeichnungen Nieder-/Nier- (a) und Mittel-/Mitten-/Mitter- (b) in FamN.

Abb. 228: Die niederdeutschen Lagebezeichnungen Over- (a) und Boven-, Buten- (b).

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6 Familiennamen als Fenster zur Siedlungs- und Kulturgeschichte

Butenschön ‘außen schön’, s. u.). Sonst kommen nur Binnenbruck 29 und Binnenbrücker 19 vor, die sich nicht zu Brücke, sondern zu Bruck ‘Bruch, Sumpf, Moor’ stellen. Da der benennende Mensch sich selbst im Zentrum eines Dorfs, einer Gesellschaft, einer Ordnung zu situieren pflegt, reflektieren FamN Devianz und Distanz, in diesem Fall die Verortung des anderen „da draußen“, an der Peripherie. Dies erklärt die Seltenheit von Binnen-. Abb. 228a zeigt das westnieder- und westmitteldeutsche Vorkommen von FamN mit Over- (und Ower-) als Präfix. Häufige Bildungen sind, neben extra ausgewiesenem Overbeck ‘über/oberhalb/jenseits des Bachs’ und -dick, die(c)k ‘Deich, Teich’, z. B. Overhoff 265 ‘Hof ’, -kamp 353 ‘Feld, Wiese’, dazu das Patronym -k(ä/e)mping 98+15, Overhaus 65, -hues 29, -mann 295, -meyer 168, -hage 219 ‘Dornbusch, eingefriedeter Ort’, -lack 103 ‘sumpfige Wiese’, -berg 217, auch Owerberg 14. Das Simplex Over kann auch ‘Ufer’ bedeuten, so z. B. in Hannover ‘(am) hohen Ufer’. Zu den Präfixvarianten Oever-, Aver- und zu vermutlich daraus verhochdeutschtem Über-/Ueber- (Ueberberg 71, -dick 28, Überwasser 25) s. DFA 4, 455–458. Abb. 228b kartiert Boven- und Buten-, zusammen mit den häufigsten Varianten Baven-/ Baben- und Budden- (Abfrage ≥ 10 Telef.). Typ Boven(-) umfasst 17 Types, Typ Ba(b/v)en10 Types, neben Boven 41 z. B. Bovenkerk 104 ‘-kirche’, -siepen 81 ‘Sumpf ’, -schulte 50, -kamp 21, Bovenderd 14, Boventer 24, Babenerd 15, Babendererde 64, alle ‘über/oberhalb der Erde (also nicht ebenerdig) wohnend’, ähnlich Dar- 29, Der- 38, Terboven 102 sowie T(h)obaben 158+64 ‘dort/da oben (wohnhaft)’; außerdem Bavendiek 110 ‘-deich’, -damm 20, -schneider 41 etc. Boven- konzentriert sich im Ripuarischen, Baven- dagegen weiter nördlich im West- und Nordniederdeutschen. Auch Buten- und Budden- weisen regionale Verteilungen auf: Buten- hat im nordniederdeutschen Schleswig-Holstein sein Zentrum, Budden- im West- und Ostfälischen sowie im Ripuarischen. Typ Buten- schließt Butten- und Buthen- ein und enthält als häufigsten Vertreter den hier zusammen mit den Wohnstättennamen kartierten Übernamen But(t)enschön 264+37 ‘(nur) außen schön’ „für einen Menschen, dessen charakterliche oder geistige Eigenschaften im Gegensatz zu seiner äußeren Erscheinung standen“ (Kohlheim/Kohlheim 2000). Weitere: Butenhof(f) 16+120, Butenuth 48 ‘draußen hinaus’, Butenop ‘draußen oben’, Butenberg 46, -deich 35, -weg 28, -holz 24, Buttenbruch 30, -bruck 16 ‘Bruch, Sumpf ’. Letzteren entspricht Buddenbrock 28 (die Schreibung Buddenbrook, wie sie Thomas Mann verwendet, kommt in der Datenbank nicht vor), Buddensie(c)k 120+12, -sieg 20, alle ‘Tümpel, Sumpfloch’, -dick 49, -die(c)k 19+26, -berg 166, -baum 22, -bohm 54, -hagen 73, -kotte ‘Hütte’, -kuhl 10 ‘Senke’ (DFA 4, 452–463; zu den Richtungsangaben Hinter-, Achter-/Echter- und Vorder- s. DFA 4, 464–471).

6.3.2 Bergmann, Bühler, Hübler: Bodenerhebungen Bodenerhebungen sind in Wohnstättennamen häufig enthalten. Berger (Rang 56) ist der häufigste Wohnstättenname, gefolgt von Bergmann auf Rang 94 (der auch Berufsname für einen Bergwerkarbeiter sein kann) und Berg auf Rang 145 (DFA 4, 472–537). Wie Abb. 12b in Kap. 2.2.2.2 zeigt, gilt zumindest für die Komposita mit -berg und -berger als Zweitglied ein deutlicher Nord-Süd-Kontrast: -berg im Norden und -berger im Süden. Die Abfrage ≥ 3 Telef. ergibt 2719 Types für -berg und 1962 Types für -berger.

6.3 Familiennamen nach der Wohnstätte

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Abb. 229: Berg-, Berge- und Bergermann (a); mit Berg- lokalisierte Berufsnamen (b).

Abb. 229a widmet sich dem Kompositum Bergmann und seinen deutlich selteneren Varianten Bergemann und Bergermann: Bergemann ist im Ostniederdeutschen, Bergermann mit Kombination der Suffixe -er + -mann (s. u. in 6.3.7) um Köln und im Ruhrgebiet beheimatet. Abb. 229b kartiert mit Berg- lokalisierte Berufsnamen. Hier rangiert Typ Bergmeier (inkl. verschiedenen Schreibweisen) weit vor Bergbauer, -müller und -schneider. Bergschmidt kommt auf 38 Telef. Wieder korrespondieren Bayern und Westfalen in diesem Mischtyp. Mit Bergjohann 59 (evt. auch Berghänel 36) liegt ein lokalisiertes Patronym vor. FamN mit Brink ‘(Ab-)Hang, Hügel, erhöhter Grasanger’ sind typisch für Westfalen und werden in Kap. 2.2.2.3 sowie 7.5.4.4 behandelt und kartiert (Abb. 15a und 469). Trotz der regionalen Begrenzung kommt Brinkmann auf Rang 185 der häufigsten FamN. Das ursprünglich ostmitteldeutsche Wort Hügel wurde erst im 16. Jh., vor allem durch Martin Luther, in ganz Deutschland gebräuchlich. FamN wie Hügel 1085, Hügle 322 (Südwestdeutschland) sind diminuierte Patronyme zum Rufnamen Hugo. Das alte oberdeutsche Wort für einen Hügel war mhd. bühel ‘Bühl’. Es ist reich in Wohnstättennamen belegt – auch in beeindruckender Varianz: Im Alemannischen als Bühler, Böhler und Bie(h)ler (Kap. 7.1.4.3), im Bairischen mit P- im Anlaut (Kap. 5.5.1), mit Spirantisierung des h zu ch und Entrundung von ü zu i (Kap. 5.10.2) als Pichler mit weiteren Varianten und zahleichen Komposita, s. Abb. 384b in Kap. 7.2.3.2. Zum Kontrast Bühler vs. Pichler s. Abb. 121b in Kap. 5.5.1. (DFA 4, 498–517). Mit Hübel, Hövel liegt ein weiteres altes Wort für ‘Hügel, Erhebung’ vor. Die beiden Formen unterscheiden süddeutsche von niederdeutsch-westfälischen Wohnstättennamen, s. Abb. 230a (FamN ≥ 10 Telef.). Typ Hübel erfasst neben Hüb(e)l 814+487 auch umlautloses

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6 Familiennamen als Fenster zur Siedlungs- und Kulturgeschichte

Hub(e)l 213+325, ebenso Typ Hüb(e)ler 50+908 auch Hub(e)ler 15+17. Entrundet sind Hieb(e)l 166+370, Hibler 137 und Hieb(e)ler 27+49. Diese haben ihren Schwerpunkt in Bayern, während Hübel und Hübler auch im restlichen Deutschland vorhanden sind. Klar auf das Westniederdeutsche (v. a. Westfalen) beschränkt ist der vokalgesenkte Typ Hövel(s), welcher neben Hö(v/w)el 567+68, H(eu/oe)vel 187+64 auch patronymische Genitive umfasst, z. B. Hövels 122. Hinzu kommen H(ö/oe)veler 227+78 und Höw(e)ler 42+53. Patronyme auf -ing existieren ausschließlich hier, s. Typ Hö(v/w)eling 50+30, H(o/eu)veling 24+10, ebenso 15 Komposita mit Hövel- als Erstglied: Neben Hövelmann(s) 567+11 u. a. Hövelme(y/i)er 89+12, -born 46, -brinks 53, -kamp 45, -berend 10 (Bernhard), Höwelkröger 28, -hans 11, -berend 10. Mit Hübel finden sich solche Komposita nicht, es kommt nur (selten) als Zweiglied vor, z. B. Kirchhübel 175, Steinhüb(e)l 87+49, Waldhubel 6. Mit -hövel finden sich (≥ 5 Telef.) immerhin 35 Komposita, z. B. Forst- 43, Hohen- 38, Mos- 25, Sand- 23, Wind- 155, Sturm- 14, Op(d/t)enhövel 21+24 ‘auf dem Hügel’ (DFA 4, 518–525). FamN mit Bult, Bült sind ebenfalls im Westniederdeutschen beheimatet und gehen auf mnd. bult(e), bült(e) ‘Erdhaufen, Hügel’ zurück. Zoder 1968 I, 324 schreibt, dass das Wort im Braunschweiger Gebiet noch gebräuchlich sei „vornehmlich für die Anhäufung von mehreren festen Landstücken, Haufen auf niedriger, meist sumpfiger Grundlage“. Als solches ist es auch in Siedlungsnamen enthalten, z. B. als Bult für einen Stadtteil von Hannover, als Bült für einen Teil der Altstadt in Münster. FamN wie Rußbül(d)t 28+32, Rü(ß/s)bült 11+17, R(u/o)ßbild 13+6 etc. (hierzu allein 19 (Schreib-)Varianten!) künden vom Bewuchs solcher Aufhäufungen mit Binsen (zu Rüsch ‘Binsen’ s. u. 6.3.4; DFA 4, 526), Typ Ten-/Tombült 14/34, Zumbült 21 enthält die Lageangabe ‘am’. Abb. 230b kartiert Typ Bült(e)-, der neben Simplizia wie Bült(e) 85+133, Büld(t) 58+63 weitere Ableitungen enthält wie Bülter(s) 278+19, Bültje(s/r) 21+17, den friesischen Genitiv Bültena 59 (Kap. 7.6.3.3) etc. Typ Bültmann vereint Komposita wie Bültmann 371, Bülte(r)mann 68+86, Bülteme(i/y)er 84+27, Bülthuis 20, -hoff 18, -gerds (Gerhard) 12 und -brune 13 (Bruno). Die ü-Formen ballen sich im Raum Eschede – Rheine – Münster, die Komposita streuen weiter. Die u-Formen kommen weiter östlich vor (Raum Bielefeld – Bremen) und sind fast nur in Komposita konserviert; deren häufigste sind Bultmann 472, Buld(t)mann 11+19, Bulthaup(t) 41+25 zu mnd. hōpe ‘Haufen’ (das -t lehnt sich volksetymologisch an ‘Haupt’ an) und die lokalisierten Berufsnamen Bultschnieder 15 ‘Schneider’ und Bultemeyer 17. Auf bewohnbare Erhebungen in Feuchtgebieten verweisen FamN mit dem Element Donk, das sich aus mnd. dunk, donk ‘kleine Bodenerhebung, besonders in sumpfigem Gelände’ ableitet. Im Kontext von Hüls(e) als Wort für die Stechpalme kommt die häufigste Bildung Verhülsdonk < van der Hülsdonk in Kap. 7.5.4.1 zur Sprache, deren zahlreiche Varianten ≥ 2 Telef. in Abb. 231a als eigener Typ zusammengefasst sind: Verhülsdonk 285, Verh(ue/u/ö)lsdonk 7+5+6, Hülsd(o/u)nk 29+5. Daneben kommen ca. 50 weitere Komposita mit -donk im Zweitglied, z. B. Berendon(c)k 47+10, Bollen- 15, Gro(e)s- 4+56, Kampen- 17, Kellen- 46, Kleinen- 5, Langen- 28, Kranen- 18 (‘Kraniche’), Lünen- 33 (‘Spatzen’), Schapen2 (‘Schafe’), Singen- 82 (zu sengen), W(i/e)nnekendonk 19+3 (zum Rufnamen Winnemar). So erfährt man viel vom Leben, Bewuchs und der Nutzung solcher Erhebungen. Wachtendon(c)k 40+7 ist ein Herkunftsname. Abb. 231b (≥ 10 Telef.) vereint Kofel ‘felsige Bergkuppe’ und Fels, das neben ‘Fels’ auch ‘Festung’ bedeuten kann und dann meist Herkunftsname ist, auf einer Karte. Kofel leitet

6.3 Familiennamen nach der Wohnstätte

Abb. 230: FamN mit Hübel, Hövel (a) und Bült, Bult (b).

Abb. 231: FamN mit -donk (a), Kofel und Fels (b).

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6 Familiennamen als Fenster zur Siedlungs- und Kulturgeschichte

sich aus mittellat. covalum ‘felsige Anhöhe’ ab und kommt in FamN hauptsächlich als Kof(f)ler 452+222, Köf(f)ler 28+18 vor; darunter befinden sich auch Komposita wie Inner- 12, Nieder- 20, Unter- 29, Ober- 27 und Schweigkofler 17. Sie sind mehrheitlich im Oberdeutschen zuhause. Fels 1162 ist in der Westhälfte von Deutschland verstreut. Abb. 231b beschränkt sich auf die Ableitungen Felser 284 und Fel(s/ß)ner 234+22 sowie auf Komposita, die sich mehrheitlich auf Burgen und Festungen beziehen dürften. Zu Stauf und weiteren einschlägigen FamN s. DFA 4, 525–537. Wo Erhebungen sind, gibt es auch Abhänge. Entsprechende Wohnstättennamen sind im Ostoberdeutschen Leitner und Leiter zu mhd. līte ‘Abhang’, die in Kap. 7.3.2.3 behandelt werden. Westoberdeutsch sind dagegen FamN wie Halder, Halter zu mhd. halde ‘Abhang’ mit Komposita wie Winter-, Sommer-, Spiegelhalder bzw. -halter, s. Kap. 3.6 und 7.1.4.3, Abb. 365b. Auch FamN mit -wanger beziehen sich auf Hänge, ihnen liegt mhd. wang ‘grasbewachsener Hang, Aue’ zugrunde. Komposita wie Dürrwang(er) 54+64 beziehen sich auf den niedrigen Ertrag dieser Flächen, Binswanger 54 auf ihren Bewuchs, bei anderen wie Ellwanger 417, Furtwängler 338 handelt es sich um Herkunftsnamen. Ihre westoberdeutsche Verbreitung ist in DFA 4, 545 dokumentiert. Im Saarland und in der Pfalz gelten FamN wie Rech 1834 und Rechmann 147 aus mhd. rech ‘grasbewachsener Abhang, steiler Rain’ (DFA 4, 546–547).

6.3.3 Dallmayr, Hölldobler, Gruber: Täler, Niederungen, Bodenvertiefungen Bodenvertiefungen sind ebenfalls in vielen FamN enthalten. In Kap. 5.5.2 wird im Zusammenhang der Varianz D-/T- in Abb. 124b Dal gegen Thal kartiert und mit entsprechenden Ortsnamen verglichen. Dabei ergibt sich der erwartbare Nord-Süd-Gegensatz von D-Anlauten im Norden und T(h)- im Süden (vgl. Kap. 5.2). Die Schreibung Thal 729 kommt deutlich häufiger vor als Tal 13; auch bei Komposita dominiert -thaler zu 95 % gegenüber -taler mit 5 % (DFA 2, 301–303). Abb. 232a bestätigt diese Nord-Süd-Kontraste, ebenso die bekannte Tatsache, dass Wohnstättennamen mit -mann sich im Nord(west)en konzentrieren, Ableitungen auf -er eher im Süd(ost)en (Bayern). Mit Dahl-/Dall- bzw. Thal- kommen weitere Komposita vor, die jedoch meist Herkunftsnamen bilden. Um lokalisierte Berufsnamen handelt es sich bei Dahlme(i/y)er 84+42, Dallme(i/y)er 207+101, -me(i/y)r 29+12, -ma(i/y)er 19+29, -ma(i/y)r 43+53, -möller 17, Thallm(a/e)yer 12+10, Thalma(i/y)er 138+32, -ma(i/y)r 63+50, -me(i/y)er 203+12, -meir 29 und -müller 15. Das heutig geläufige Wort Schlucht hat sich erst in neuhochdeutscher Zeit etabliert und ist daher nicht in FamN eingegangen. Die alten Bezeichnungen sind Tobel und Klinge. Mhd. tobel ‘Waldtal, Schlucht’ findet sich in den FamN Tobler 131, Dobler 1563 und vor allem in Komposita wie Höll- 87, Hell- 72 (‘Hölle’ oder ‘Höhle’), Erbers- 51, Leng- 40 ‘lang’, Wurm- 38, Heinrichs- 34, Hinter- 31, Katz(en)dobler 31+24. Abb. 232b ordnet die FamN ≥ 10 Telef. den drei Haupttypen zu. Auf einen Sturzbach, eine Schlucht beziehen sich FamN zu mhd. klinge. Etymologisch ist die Herkunft nicht geklärt, manche beziehen es onomatopoetisch auf das Rauschen oder Plätschern des fallenden Wassers (DFA 4, 555). So können Klinger 4375, Klingner 635 entsprechende Wohnstättennamen sein, doch gibt es erhebliche Konkurrenzen zu diversen

6.3 Familiennamen nach der Wohnstätte

Abb. 232: FamN mit Tal (a) und Tobel (b).

Abb. 233: FamN mit Marsch (a) und Grube (b).

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6 Familiennamen als Fenster zur Siedlungs- und Kulturgeschichte

Berufs- und Übernamen (vgl. Klingenschmied oder Klingler als Almosensammler), weshalb hier keine Karte folgt, s. DFA 4, 555–559. Abb. 233a gilt FamN mit Marsch zu mnd. mersch, ma(r)sch ‘Marsch, Niederung’ in Kombination mit -mann, die das Westniederdeutsche exponieren, und Vereinfachungen zu Mars-/Mersmann, die ein westlicheres Verbreitungsgebiet haben als die Ma(r)sch-/MerschBildungen. Assimiliertes Maschmann ist mit 473 Telef. deutlich häufiger als Marschmann mit nur 36 Telef. (Meschmann kommt nicht vor). Auch (nicht kartiertes) Maschme(i/y)er 121+123 findet sich westlich der Weser, Marschme(i/y)er gibt es nicht (DFA 4, 550–567). Mit Gruber liegen Wohnstättennamen vor, die auf markanten Bodenvertiefungen beruhen. Eine Grube kann dabei auch ein Loch, ein Grab, ein Steinbruch oder eine Höhle sein. Gruber ist in Österreich der häufigste FamN. In Bayern steht er auf Rang 33 (Klausmann 2009, 33; 128–129), deutschlandweit auf Rang 172, s. Abb. 26 (Kap. 2.4) einschließlich der zahlreichen Komposita wie Wild- 286, Leim- 196, Hartmanns- 139, Wof(s)gruber 100+41. Abb. 233b ergänzt diese süddeutschen Wohnstättennamen mit Suffix -er um die entsprechenden unsuffigierten nördlichen Varianten. Bei diesen sind Komposita selten, mit ≥ 10 Telef. Wild- 271, Stein- 114, Wedtgrube 10, Fohgrub 24 ‘Fuchs’, Wetze- 23, Hargrove 11; dazu kommen Gröver 37 und Steingröver 61 (DFA 4, 568–576). Die vorherrschende (west)niederdeutsche Bezeichnung einer Bodenvertiefung ist Kuhle. Entsprechende Wohnstättennamen mit ihren zahlreichen Dialektvarianten werden in Abb. 14b in Kap. 2.2.2.3 und Abb. 416b in Kap. 7.3.4.3 kartiert und kommentiert (DFA 4, 576–581).

6.3.4 Dieckmann, Beckmann, Pohlmann: Gewässer und Sümpfe Teiche, Gewässer und Sümpfe prägen viele unserer FamN und künden von wasser- und moorreichen Gegenden in Deutschland, von denen die meisten heute trockengelegt sind. Der römische Schriftsteller Tacitus nennt Germanien ein Land voll furchtbarer Wälder und schrecklicher Sümpfe (aut silvis horrida aut paludibus foeda). Einer der frequentesten einschlägigen Wohnstättennamen ist Di(e)ckmann, Deichmann. Mnd. dīk, mhd. tīch, dīch bedeutet sowohl ‘Deich’ als auch ‘Teich’ und kann nur durch entsprechende Komposita vereindeutigt werden (Diekgräf ‘Deichgraf, Vorstand des Deichwesens’, Düsterdiek 49 ‘dunkler Teich’). „Bei den meisten Wohnstätten- und Herkunftsnamen jedoch muss die Zuordnung offen bleiben; überwiegend werden sie sich aber auf ‘Teich’ beziehen“ (DFA 4, 587). Um Konkurrenzen mit Übernamen zum Adjektiv dick auszuschließen, kartiert Abb. 234a Komposita mit nd. Die(c)k- und -mann, denen das hochdeutsche Korrelat Teich- bzw. Deichmann entspricht, das Abb. 234b zeigt. Dabei bestätigt sich wieder, dass nur das Westniederdeutsche an den alten FamN festhält, während das Ostniederdeutsche diese Komposita zu Teichmann verhochdeutscht hat. Teichmann streut zwar in ganz Deutschland, verdichtet sich aber im Osten. Vor 1945 fand sich Teichmann fast nur in Thüringen, Sachsen und östlich von Oder und Neiße. Deichmann streut westlich davon. In allen Fällen muss offen bleiben, ob es sich um einen Wohnstättennamen zu ‘Teich’ handelt oder um einen Berufsnamen für jemanden, der Deiche (oder Wassergräben) baut bzw. instandhält oder an Teichen arbeitet; es könnte sich auch um Fischer handeln. Reich bezeugt sind auch Komposita

6.3 Familiennamen nach der Wohnstätte

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Abb. 234: FamN mit Die(c)k (a) und Deich, Teich (b).

mit Die(c)k- oder Dick- als Erstglied, z. B. Die(c)khans 87+5, Dickhans 12, Die(c)khaus 97+10, Dickhaus 112, Die(c)khoff 144+401, Dickhoff 208, Die(c)kmeyer 75+60. Als Zweitglied: Boden29, Breden- 117, Düster- 49, Groten- 25, Hasel- 20, Hufen- 39, Huwen- 63, Kasten- 56, Klein48, Korten- 27, Mohr- 23, Mönke- 81 ‘Mönch’, Papen- 29 ‘Pfaffe’, Schäfer- 31, Sunder- 28 ‘Süd’, Vahldiek ‘fahl, gelbgrau’ 183 etc., Boden- 73, Brüggen- 30, Budden- 26, Buller- 32, Grotten52, Kasten- 25, Korten- 45, Mohr- 148, Papen- 170, Vahldieck 126. Im Vokal und Auslaut verhochdeutschtes Deich- findet sich nur in Deichme(i/y)er 45–7 (Raum Kassel), hochdeutsch Teich im Berufsnamen Teichgräber 314 und in den lokalisierten Berufsnamen Teichm(ü/ö)ller 165+21, -fischer 59, -meier 36 sowie in den Wohnstättennamen Münsterteicher 79, Schön- 61, Klein- 59, Fahl- 34 und Kalteich 22 (DFA 4, 592–601). In westmitteldeutschen FamN dominiert mit Weiher ein anderes Wort für den (Fisch-) Teich. Das Wort ist eine Entlehnung von lat. vivarium ‘Tierkäfig, Fischbehälter’ und hat sich über ahd. wī(w)āri, mhd. wīwer zu Weiher entwickelt, was immer noch Fischzucht impliziert. In FamN finden sich ei- und ey-Schreibungen, die Abb. 235a zusammenfasst, aber gegen die h-Schreibung und den s-Genitiv absetzt: We(y/i)er 1649+577, Van de Weyer 57; Typ We(i/y)her 860+65; We(i/y)ers 1046+126, We(i/y)hers 13+7; We(y/i)ermann 143+158, Weihermann 91, Weyermanns 77; We(y/i)erer 116+10, Weiherer 139 (DFA 4, 601–605). Mit Bächen kommen Fließgewässer ins Spiel, die besonders häufig der Orientierung und Lokalisierung von Menschen dienen. Das üblichste Wort ist nhd. Bach, dem im Niederdeutschen (die) Be(e)ke, Beck entspricht. Bachmann besetzt Rang 178, Beckmann sogar Rang 161 der häufigsten FamN.

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6 Familiennamen als Fenster zur Siedlungs- und Kulturgeschichte

Abb. 235b zeigt an diesen beiden Wohnstättennamen in der Bedeutung ‘der am Bach’ den niederdeutsch-hochdeutschen Gegensatz auf. Die Lücken auf der Abbildung lassen sich im Westen mit dem vorwiegend mitteldeutschen Wohnstättennamen Bach 8602, -bach 133935 (> 50 Telef.) füllen, im Süden durch Bacher 1384, -bacher 15819 (> 50 Telef.), dazu im Südwesten auch Bächle 996 und B(ä/e)chler 136+523 (DFA 4, 606–617). Komplizierter sind die Verhältnisse bei den über 600 verschiedenen Komposita mit -beck als Zweitglied, s. Abb. 386b (Kap. 7.2.3.2). Sie treten erstens im gesamten niederdeutschen Raum auf und sind hier eindeutig Wohnstättennamen wie Rohr- 465, Gold- 474, Schönebeck 590 ‘an der Rohrbeck(e)’ usw. Zweitens finden sie sich im ostoberdeutschen Raum. Hier gehen sie auf das germanische Wort *bakja ‘Anwohner eines Baches’ zurück. So bedeutet Fischbeck in Bayern ‘Anwohner am Fischbach’, im niederdeutschen Raum aber ‘der an der Fischbeck(e)’ oder ‘der aus (einem nach dieser Beck(e) benannten Ort) Fischbeck’. Dass in Bayern für das Fließgewässer das Wort Bach gilt, belegen auch Komposita vom Typ Bachmeier in verschiedenen -meier-Schreibungen im Gegensatz zu Bekemeier in Ostwestfalen (Be(c)kemeier 228+85, Be(c)kemeyer 20+163, Beckme(i/y)er 90+63), s. Abb. 236a. Drittens ist Beck das in der Südhälfte von Deutschland übliche Wort für den Bäcker, s. Abb. 170a (Kap. 5.17). Komposita mit -beck als Zweitglied können daher im ostoberdeutschen Raum nur aufgrund der Bestimmungswörter entweder den Bäckernamen oder den Wohnstättennamen zugerechnet werden, z. B. Küblb(e/ö)ck 135+114 ‘Bäckergeselle, der im Kübel den Teig knetet’, aber Has(e)lbeck 487+187 ‘Anwohner am Haselbach’. Zweideutig bleiben Fälle wie Mühlenbeck 333 oder Hofbeck 274, die sowohl ‘Bäcker in/an der Mühle’ bzw. ‘Hofbäcker’ bedeuten können als auch ‘Anwohner am Mühlenbach’ bzw. ‘Anwohner am Hofbach’. Auf Bächlein bzw. Rinnsale weisen FamN wie Sieper, Siefer, Seifer hin, die in Kap. 7.5.4.2 zum Westniederdeutschen (Abb. 466b) thematisiert werden. Zu ihnen zählen bekannte Namen wie Dornseiff 69 und Schlingensief 30 (DFA 4, 618–624). Die heute gebräuchlichsten Bezeichnungen von Sümpfen sind Sumpf (mhd. sumpf, mnd. sump(t)) und Moor (mnd. mōr), wobei Letzteres erst seit dem 17. Jh. aus dem Niederdeutschen ins Neuhochdeutsche gelangte. Die erste Bezeichnung ist aber nur in drei FamN zu finden, Sumpmann 40 in Westfalen und Sump(f) 89+221, beide in Norddeutschland zwischen Weser und Oder verstreut. FamN zu Moor sind schwer zu fassen, da sie nicht von Übernamen zu Mohr, von Wohnstättennamen zu Häusernamen Zum Mohr(en), von Patronymen zu Rufnamen wie Mor[hart] und von Berufsnamen zu mhd. mōre ‘(Zucht-)Sau’ für einen Bauern oder Schweinezüchter zu trennen sind. Die FamN Mohr 13284 und Moor 1249 sind einerseits besonders im Westmitteldeutschen, andererseits in Schleswig-Holstein verbreitet. Mohr- 860 und Mo(o)rmann 84+721, bei denen es sich in der Regel um Wohnstättennamen ‘am Moor’ handeln dürfte, konzentrieren sich dagegen in Nordwestdeutschland (DFA 4, 635–637). Die häufigsten eindeutigen FamN in der Bedeutung ‘am Sumpf ’ gehen im nördlichen Deutschland auf mnd. brōk, brūk ,Bruch, Sumpf ’ zurück und sind Abb. 23a (Kap. 2.4) und 465 (Kap. 7.5.4.2) dokumentiert. Dort werden auch die westniederdeutschen FamN mit Siek ‘feuchte Niederung’ behandelt. Pfuhl ist ein weiteres Wort für sumpfiges Gebiet, dem im Niederdeutschen Pohl entspricht, oft gekürzt zu Poll. Entsprechende FamN haben ihren Schwerpunkt im Westnieder-

6.3 Familiennamen nach der Wohnstätte

Abb. 235: FamN mit Weiher (a) und mit Bach (b).

Abb. 236: Beke- vs. Bachmeier (a) und FamN mit Pohl (b).

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6 Familiennamen als Fenster zur Siedlungs- und Kulturgeschichte

deutschen. Abb. 236b kartiert zum einen Pohlmann und weitere Komposita mit Pohl-, zum anderen Pollmann und weitere Komposita mit Poll-; typische Zweitglieder sind -meier, -müller, -hoff, -kötter, -haus. Schließlich kommt -pohl auch als Zweitglied vor, das die Sümpfe näher beschreibt, etwa was die dort lebenden Tiere betrifft: Vogelpohl, Poggenpohl ‘Kröten-/Unkenpfuhl’, Vors- ‘Frosch’ (Metathese), Gause- ‘Gans’, Ante- ‘Ente’, Hunde- und Otterpohl. Hierzu gibt es wiederum Ableitungen mit -pöhler, die im Raum Osnabrück, Paderborn und Münster beheimatet sind (nicht kartiert); die Philosophin Svenja Flaßpöhler trägt einen solchen Namen, dessen Erstglied ‘Flachs’ bedeuten dürfte mit der typisch niederdeutschen chs > ss-Vereinfachung (wie bei Fuchs/Voss, s. Kap. 5.4); weitere: Ant- 82 ‘Ente’, Reh- 36, Rüschen- 25 ‘Schilf ’, Achel- 21, Baxpöhler 16. FamN mit hochdeutschem -pfuhl, -phul sind bzgl. Types und Tokens selten, z. B. Lehm(pf/ph)uhl 85+28, Dobber- 39, Wade- 35, Watenphul 17, Maspfuhl 27 (DFA 4, 640–657). Auf sumpfiges Dickicht beziehen sich FamN mit Stroth, Stroot aus mnd. strōt, mhd. struot, strūt (Formen mit -o(o)- können sich auch auf ‘Straße’ beziehen). Auch diese Namen konzentrieren sich im Westniederdeutschen und gehen in Komposita ein. Abb. 237a kartiert das Simplex Stroot und Komposita vom Typ Strothmann und Lünstroth. Auffallend sind die vielen Schreibweisen: Typ Stroot vereint neben Stroot 187 u. a. Stroth(e) 151+49, Stroet 36, Strodt 54. Hinzu kommen Univerbierungen wie Aufderstroth 19, Jakobaufderstroth 12, Testroet 29. Diese Schreibweisen gelten auch für Typ Strothmann (DFA 4, 662). An Zweitgliedern kommen u. a. -k(ä/e)mper, -me(i/y)er, -müller, -teicher, -kötter vor und die Rufnamen -otte 110, -henke 62, -johann 56, -bernd 10. FamN mit -stroth als Zweitglied berichten wieder von näheren Umständen, z. B. Lün- 146 ‘Spatzen’, Katten- 70 ‘Kate, Kotte’, Schmalen- 22, Nettel(n)‘Nesseln’ 40+18, Weg- 30, Mühlen- 10, Molkenstroth 12, Lindstrot 16. Aus Stroot leiten sich Ströter 146, Ströder 190 ab und mit d-Schwund Ströer 265, auch Stroer 23. FamN mit d-Schwund ballen sich um Bielefeld und Meppen. Auch die Komposita mit -ströter, -ströer liefern Auskünfte zu den Sümpfen, z. B. Langen- 68, Schmalen- 36, Rüsch- 15 ‘Schilf, Binsen’, Graben- 12, Westernstr(ö/o)er 15 (DFA 4, 658–664). Auf mnd. venne, vēn ‘Moor, sumpfiges Land, wo Torf gestochen wird’ gehen viele Ortsund FamN zurück. Wieder liegen Varianten vor, z. B. Schreibungen mit F- und V-, mit e, eh, ee usw., des Weiteren zahlreiche Wortbildungen wie Vennhoff 56, Vennecker 26, Lageveen 18, die in Abb. 237b zu drei Typen zusammengefasst sind. Vennemann 797 ist die häufigste Wortbildung, flankiert von Fennemann 30, Vennmann 16, Veeneman 10, Veneman(n) 25+10, daneben auch friesische Formen wie Venema 96, Veensma 12, Veenstra 63, Feenstra 38 (Kap. 7.6). Auch Univerbierungen (Zusammenrückungen) vorangehender Präpositionen kommen vor, z. B. ten Venne 16, van de Venn 13, Vormfenne 46, Intveen 96, Int-Veen 58, Tefehne 10, Terveen 58, ter Vehn 17, van (der) Veen 37+75. Rufnamen sind enthalten in Venja(k/c)ob 167+26, Vennege(e)rts 27+28, -klaas 17, Vennenbernd 17 (DFA 4, 664–667). Mnd. rīde, rīe ‘kleiner Bach, feuchte Niederung’ ist konkurrenzfrei nur in Komposita auf -riede greifbar, bei anderen Formen gibt es Überschneidungen mit mhd. riet ‘Schilfrohr, Sumpfgras’. Abb. 238a fasst knapp 30 Types zusammen, darunter (F/V)ull- 25+65, Fuhlenriede 3 ‘am faulen, träge fließenden Bach’, Eickriede 32 ‘Eiche’, Schli(e)ckriede 4+13 ‘Schlamm’ etc. (DFA 4, 626–628). Mnd. kolk, kulk, mhd. kolc bedeutet ‘strudelndes Wasser, durch dieses ausgespültes Erdloch, mit Wasser gefüllte Vertiefung’. Abb. 238b (Abfrage ≥ 10 Telef.) dokumentiert Kolk

6.3 Familiennamen nach der Wohnstätte

Abb. 237: FamN mit Stroot, Stroth (a) und mit Veen, Venne (b).

Abb. 238: FamN mit -riede (a) und mit Kolk (b).

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6 Familiennamen als Fenster zur Siedlungs- und Kulturgeschichte

als Simplex, als Derivat mit Suffix -er (Kölker), als Kölking mit patronymischer ing-Endung sowie als Teil von Komposita. Außer mit -mann 267 und -meyer 52 verbindet sich Kolk- mit -horst 102 ‘Gestrüpp’, -beck 23 ‘Bach’ und -brock 36 ‘Sumpf ’, als Zweitglied mit Rut(h)e(n)kolk 96 und Steinkolk 16 (DFA 4, 658–669). Die häufigsten süddeutschen FamN in der Bedeutung ‘am Sumpf ’ beruhen auf mhd. mos ‘Moos, Moosboden, Sumpf ’. Moser nimmt Rang 209 der FamN in Deutschland ein, in der Schweiz Rang 16, in Österreich Rang 8. Abb. 239a dokumentiert die Verbreitung von Mo(o)ser 9322+78, Gmoser 24 und von 54 Komposita > 10 Telef. wie Rohr- 436, Lotter288, Meschen- 197, Breit- 136, Berg- 122, Wild- 108, Salvamoser 98. Mo(o)smann 159+900, Mo(ß/ss)mann 139+81 (nicht kartiert) finden sich in Südbaden und Rheinland-Pfalz (DFA 4, 630–639).

6.3.5 Röhrle, Röschmann, Oberschelp: Sumpfpflanzen Zu Sümpfen gehören auch Sumpfpflanzen wie Schilf, Binsen und Röhricht. Rohrmoser enthält mit Rohr das wichtigste Wort für Schilf, das im Oberdeutschen beheimatet ist und auf mhd./mnd. rōr ‘Schilfrohr’ zurückgeht. Ortsnamen wie Rohrbach, Rohrbeck, alle in BadenWürttemberg und Bayern vorkommend, bestätigen dies von toponymischer Seite. Abb. 239b zeigt das Vorkommen von Rohr in FamN (≥ 10 Telef.) sowohl als Simplex Rohr, diminuiert als Röhrl(e), suffigiert als Rohrer sowie als Kompositum Rohrmann, -meier, -müller und -schneider, letzteres ein Berufsname. Das Wort Schilf dagegen hat sich erst mit Luther schriftsprachlich durchgesetzt und ist deshalb in den FamN eher selten bezeugt. Abb. 240a erweist, dass sich dieses Wort neben der nd. Form Schelp auf das Westniederdeutsche beschränkt, wobei sich Typ Oberschelp von Ortsnamen ableiten kann und damit Herkunftsname ist. Schließlich seien noch FamN mit dem Erstglied Rüsch- zu mhd., mnd. rusch(e) ‘Binse, Schilfrohr’ dokumentiert (Abb. 240b). Diese Beschränkung empfiehlt sich, da dieses Wort auch Übername zu mnd. rusch ‘rasch, schnell’ oder ein Patronym zu Rud[olf] sein kann. In Verbindung mit -meyer, -schmidt etc. ist jedoch Herkunft von mhd./mnd. rusch(e) ‘Binse, Schilfrohr’ wahrscheinlich (DFA 4, 670–691, dort auch weitere FamN zu Sumpfpflanzen wie Binse, Biese, Bent).

6.3 Familiennamen nach der Wohnstätte

Abb. 239: Moos (a) und Rohr (b) in FamN.

Abb. 240: Schilf (a) und Rüsch (b) in FamN.

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6 Familiennamen als Fenster zur Siedlungs- und Kulturgeschichte

6.3.6 Hölzle, Ferstl, Denner: Wälder, Bäume und Büsche Das ursprüngliche Wort für ‘Wald’ war im Althochdeutschen holz, das außerdem auch ‘Gehölz, Holz’ bedeutete. Der Zweite Merseburger Zauberspruch (9. Jh.) belegt diese Verwendung: Phol ende uuodan uuorun ziholza ‘Phol und Wotan ritten in den Wald (zi holza)’. Später hat sich das Wort mhd. walt dafür durchgesetzt und die Bedeutung von holz auf ‘Holz’ eingeengt. Viele Orts- und FamN wie Buchholz, Bocholt ‘Buchenwald’ enthalten aber noch hd. Holz, nd. Holt in seiner alten Bedeutung. Als drittes Wort kommt Forst ins Spiel, das sich „meist auf Bannwald, gehegten (herrschaftlichen) Forst im Unterschied zum wilden Wald“ (DFA 4, 706) bezieht (vgl. engl. forest). Hieraus resultiert Förster, Forster als Berufs- wie als Wohnstätten- und Herkunftsname. Auch bei den meisten Holz(n)er- und Holzmann-Namen dürften neben Wohnstätten- auch Berufsnamen vorliegen. Abb. 241a kartiert FamN mit der hochdeutschen Wortform Holz. Sie dokumentiert erstens die Simplizia Holz vs. Holtz und bestätigt die Feststellung in Kap. 7.7.2.2, dass graphische Konsonantenhäufungen typischerweise im Nordosten Deutschlands vorkommen, wo die -tz-Schreibungen die höchsten Anteile erreichen (ähnlich bei Schultz, Landt, Feldt etc.); zweitens wird die Südhälfte durch zahlreiche Diminutive exponiert sowie, drittens, durch Ableitungen auf -er, wobei erweiterte Formen auf -ner typischerweise im Bairischen dominieren (Kap. 7.2.2.3). Abb. 241b kartiert Wohnstättennamen mit der niederdeutschen Wortform Holt ohne Lautverschiebung und weist dabei das Westfälische als Schwerpunktgebiet aus. Berufs- und Herkunftsnamen wurden dabei soweit wie möglich ausgeschlossen. Abb. 242a vergleicht anhand von -mann-Bildungen die Verbreitung von Holz/Holt und Wald. Die FamN Wald schieben sich zwischen die Holt- und Holz-Formen. Zu bairischen Ableitungen vom Typ Waldner, Wallner s. Kap. 7.2.2.3. Abb. 242b widmet sich den selteneren FamN auf Basis von Forst. Typ Forst grenzt an die Niederlande und enthält neben (von der) Forst 753+74 u. a. (von) Vorst 45+14, Vervoorst 36, van Voorst 8 und van (der) Vorst 34+13. Auch Komposita auf -forst ballen sich dort, neben Krahforst 211 ‘Krähe’ v. a. Ohlen- 1490, Hohen- 25 und der Kompromissbildung Waldforst 21. Auf die Region um Regensburg beschränkt sind die Diminutive vom Typ Ferstl, die neben (F/V)erstl 924+16 auch Först(e)l 131+141, Förstle 13 und Foerstl 10 umfassen (DFA 4, 692–711). Variantenreich sind auch die FamN aus mhd. lō(ch) ‘Gebüsch, Gehölz, Waldwiese’, die als Loh-, Lah-, Lau-, Loge- und Lochmann erscheinen (Kap. 7.1.4.3; DFA 4, 712–731). Auffällige einzelne Bäume oder Baumgruppen dienen häufig zur Markierung einer Wohnstätte. In Kap. 7.5.4.1 werden als typisch westniederdeutsches Phänomen FamN mit Hüls(e) für die Stechpalme kartiert, die in Hülshoff, Hülsmann, Hülsebusch und vielen weiteren Komposita verarbeitet ist. Die Linde ist in Abb. 14a (Kap. 2.2.2.3) dokumentiert mit ihren raumbildenden Typen Linden, Terlinden, Lindner und Lindemann. Hier beschränken wir uns auf Birke, Tanne, Nuss- und Birnbaum (zu weiteren Bäumen s. DFA 4, 732–777). Abb. 243a zeigt die Birke in ihren wichtigsten onymischen Erscheinungsformen: Die Rottöne markieren die Senkung von i (hellrot) vor -r zu e (dunkelrot) und zu a (violett) und bestätigen das bekannte Süd-Nord-Gefälle, wie es auch für Kirsten – Kersten – Karsten gilt (Abb. 451a in Kap. 7.5.1.5). Die Vorkommen von Typ Berkmann im Süden dürften auf Berg zurückgehen. Die drei Typen mit -mann umfassen auch Komposita mit -meier inkl. der

6.3 Familiennamen nach der Wohnstätte

Abb. 241: FamN mit hochdeutsch Holz (a) und niederdeutsch Holt (b).

Abb. 242: Holz- vs. Waldmann (a) und Forst, Ferstl (b).

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6 Familiennamen als Fenster zur Siedlungs- und Kulturgeschichte

üblichen Schreibvarianten. Typ Birker vs. Birkner enthält auch e-haltige Formen (die im Einzelfall Berg als Basis nicht ausschließen) und dokumentiert das Gebiet der Ableitung mit -er (westlich) bzw. erweitertem -ner (östlich). Abb. 243b kann sich mit Tanne auf einen Tannenwald (Tann) oder einen einzelnen Baum beziehen. Hier zeigt sich im Anlaut T- vs. D- die hoch- vs. niederdeutsche Form, wobei die binnendeutsche Konsonantenschwächung auch im Süden für D-Formen sorgt (Kap. 5.5). Die jeweils hellen Farbtöne gelten den D-, die dunklen den T-Formen, oft Thgeschrieben. Hinzu kommt der Kontrast zwischen dem Simplex Tann/Dann und der Derivation ohne (Danner/Tanner) und mit Umlaut (Denner/Tenner). Die Umlautformen Denner und Tenner ballen sich, wie so oft, im Mitteldeutschen (Kap. 5.7). Unter Typ Tann sind neben T(h)ann 125+18 und Tanne(n) 67+56 auch die Univerbierungen von der Tann 18 und Vonderthann 17 subsumiert. Typ Dann enthält neben Dann 421 noch Danne(n) 406+58. Zur Fichte in FamN, die neben Fichtner und Füchtner auch FamN mit diphthongiertem Feucht(-) (s. den Ortsnamen Feuchtwangen) und entrundetem Feicht(-) generiert hat, s. DFA 4, 764–777. Zu Eich-, Eickmann s. Abb. 113a, zu Buchner, Büchner Abb. 135b. Die Zweite Lautverschiebung dokumentieren FamN, die auf den Nussbaum zurückgehen (Abb. 244a): Der verschobene Typ Nußbaum, der neben Nu(ß/ss)baum 1038+288 auch Nu(ß/ss)baumer 355+138 etc. enthält, dominiert im Ober- und Westmitteldeutschen, während Typ Nottebaum im Norden beheimatet ist; neben Nottebaum 126 umfasst er Nott(e)bohm 71+84, Notbo(h)m 25+63, Nothbaum 53, Nut(t)bohm 26+4 etc. Davon abgehoben ist der Walnussbaum, der als Wal(l)baum 145+507 in die FamN eingegangen ist. Die meisten Wörter für Obst sind aus dem Lateinischen entlehnt, s. Pflaume < prunum, Kirsche < ceresia etc. Birne geht auf lat. pira ‘Birne’ zurück und erscheint im Mhd. als bir(e), im Mnd. als bēre. So fragt Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland in dem Gedicht von Theodor Fontane den Jungen: „Wiste ’ne Beer?“. Das n in nhd. Birne geht auf den Plural von bir(e), also bir(e)n, zurück (s. Birnbaum), der später als Singular umgedeutet wurde und dem mit Birnen ein neuer Plural zukam (vgl. alemannisch Bir [Sg.] – Bire [Pl.]). Deshalb enthält Abb. 244b neben dem Birn- auch den älteren Bier- und Beerbaum. Das Kartenbild ist gemischt, erweist aber, dass der jüngere Typ Birnbaum die höchsten Anteile im Ostmitteldeutschen erreicht. Zum Kirschbaum und anderen Bäumen s. DFA 4, 732–763. Besitzer oder Anwohner von (Obst-)Baumgärten haben zu FamN vom Typ Baumg(a/ä)rtner geführt und mit der Assimilation von m+g > ng [ŋ] zu einem breiten Spektrum an Namen wie Bungar(d)t, Bungert, Bongar(d)t, Bongert, Bangert etc. (s. Abb. 395b in Kap. 7.3.1.1; Bongartz in Abb. 17b in Kap. 2.2.2.5; DFA 2, 774–779; DFA 3, 41–42). Eine ähnliche Assimilation ist bei Weing(a/ä)rtner zu Wingert(er), Wengert(er) eingetreten. Was Wohnstätten an Büschen betrifft, nimmt Busch 16349 ‘Busch, Gesträuch, Gehölz’ Rang 95 der häufigsten FamN in Dtld. ein. Er ist überall verbreitet, besonders in Westdeutschland. Die Variante Bosch 3670 herrscht in Württemberg und einige Regionen Südbayerns vor und findet sich neben Busch auch am Niederrhein. Bösch(e) 1011+607 ist zwischen Niederweser und -elbe beheimatet, die 65 Komposita ≥ 50 Telef. wie Dorn- 708, Fahl- 663, Rosen491, Schle- 341, Finster- 266, Hülse- 250, Lecke- 215, Rüdebusch 215 begegnen hauptsächlich in Nordwestdeutschland (DFA 1, 236–245). Im Fall von Strauch vs. Staude ist auf Abb. 175b (Kap. 5.18.2) zu verweisen. Hierbei handelt es sich um Synonyme, bei denen Struck/Strauch im Norden und Staude im Süden beheimatet sind (DFA 4, 785–787).

6.3 Familiennamen nach der Wohnstätte

Abb. 243: Birke (a) und Tanne (b) in FamN.

Abb. 244: Nussbaum (a) und Birnbaum (b) in FamN.

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6 Familiennamen als Fenster zur Siedlungs- und Kulturgeschichte

Abb. 245: Gesträuch in FamN: Horst (a) und Hecke (b).

Im Niederdeutschen enthalten viele FamN den Bestandteil Horst ‘Busch, Gesträuch’, dem im Südwesten Hurst entspricht (Abb. 366a in Kap. 7.1.4.3). Während Hurst sich den Oberrhein entlang bis Karlsruhe zieht, ist Horst im restlichen Deutschland heimisch und häufig, vor allem in Westfalen, wo auch Hörster 497, Hörsting 150 etc. ihren Schwerpunkt haben, ebenso viele Komposita wie Horstmann 4411, -hemke 249 (< Heim[bert]), -kötter 237, -kotte 198, -kamp 202, -meier 190, -meyer 108, -brink 68, -schäfer 59. Abb. 245a greift nur die Komposita mit -horst als Zweitglied heraus, von denen es rund 730 Types gibt. Die Erstglieder geben – von Terhorst 660 ‘zur, bei’ abgesehen – nähere Auskünfte über das Gestrüpp, z. B.: Lind- 804, Lang(en)- 747+249, Eich- 639, Mord- 398, Brand- 358, Stein- 371, Hasel- 261, Stock- 223, Diestel- 178, Hüls- 158 ‘Stechpalme’, Raben134, Rodehorst 103 (DFA 4, 778–789). Abb. 245b kartiert die Verbreitung von FamN, die auf mhd. heck(e), hegge und mnd. heck, hege ‘Hecke’ beruhen. Um den Anwohner zu sichern, werden nur Komposita mit -mann berücksichtigt. Zu den hier nicht kartierten Komposita mit -heck(e), -hege(r) (NordrheinWestfalen) und den Simplizia Heck, Heeg (Westmitteldeutschland) s. DFA 4, 790–798.

6.3.7 Rockenfeller, Wischer, Paßmann: Felder und Wiesen Mhd., mnd. velt bezeichnet ursprünglich jede freie, offene, unbewaldete Landfläche. Der Feldberg, höchster Berg des Schwarzwalds, bezieht seinen Namen aus der Tatsache, dass sein Gipfel unbewaldet ist. Wohnstätten- und Herkunftsnamen mit Feld haben zu mehreren

6.3 Familiennamen nach der Wohnstätte

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Tausend (!) unterschiedlichen FamN geführt (Kap. 2.2.2.6). Abb. 246a kartiert die häufigsten Komposita (≥ 50 Telef.) mit Typ -feld(er). Trotz der hohen Frequenzschwelle kommt Typ -feld auf 257, Typ -feldt auf 59 und Typ -felder auf 61 Types. Wie in Kap. 7.7.2.3 ausgeführt, sind graphische Konsonantenhäufungen im Auslaut ein typisch nordniederdeutsches Phänomen. Abb. 246a weist die Komposita auf -feldt getrennt aus und bestätigt diese schreibregionale Besonderheit. Interessanterweise gibt es keine -erAbleitungen vom Typ -feldter, diese Graphemballungen betreffen nur den Wortendrand. Schreibungen mit V- konzentrieren sich entlang der Grenze zu den Niederlanden und werden in Abb. 246b dokumentiert. Bei Abb. 246a fällt auf, dass Bayern eine weitgehend weiße Fläche bildet. Abb. 247a liefert den Grund dafür: Zum einen gelten hier erweiterte Ableitungen auf -ner, Typ Feldner und Kronfeldner. Zum anderen wurden solche Zweitglieder häufig zu -fellner assimiliert, s. Typ Fellner und Langfellner in Abb. 381a (Kap. 7.2.2.3). Auf der anderen Seite kommt es auch zu Assimilationen von -felder zu -feller. Komposita auf -feller ballen sich in der Region um Koblenz. Der Name Rockenfeller (zu ‘Roggen’; wahrscheinlich Herkunftsname zum Ort Rockenfeld) hat mit der Familie Rockefeller in den USA Berühmtheit erlangt. Die Vorfahren dieser Familie sind im 18. Jh. unter dem FamN Rockenfeller aus Neuwied bei Koblenz in die USA ausgewandert und haben ihren Namen zu Rockefeller vereinfacht. Typ Rockenfeller in Abb. 247a umfasst neben Rocke(n)feller 5+147 u. a. Weiden- 222, Appel- 45, Eis(en)- 14+18, Ei(ß/ss)- 25+4, Klein- 26 und Wiesenfeller 15. Der FamN Feller 2043, in ganz Deutschland verstreut, bleibt wegen seiner hohen Frequenz unkartiert (er würde die anderen Namen erdrücken), aber auch wegen seines möglichen Bezugs zu Fell. Komposita mit -felder sind in Abb. 246a enthalten (DFA 4, 808–820). Kamp, ein Lehnwort aus lat. campus ‘Feld’, hat als FamN im Westniederdeutschen sein Verbreitungsgebiet, entwickelt ebenfalls ein sehr reiches Spektrum an FamN und wird in Kap. 7.5.4.3 behandelt (DFA 4, 826–839). Abb. 247b kartiert FamN mit Wiese, die in FamN auch als Wisch erscheint. Die blaugrün-Farben trennen die s- von den in Rottönen gehaltenen sch-Formen, die im Norden beheimatet sind. Außerdem wird das Simplex Wies(e/n) von der Wortbildung Wieser (hellblau) abgehoben, was Bayern exponiert. Die meisten Typen kommen in vielen Varianten vor, insbesondere Typ Wisch, der neben Wi(e)sch 168+85 auch Komposita wie Bier- 159 ‘Birne, Beere’, Gose- 85 ‘Gans’, Diek- 36 ‘Teich’, Feld- 24, Lang(er)- 34+70, Reth- 76/Reed22 ‘Ried’, Meierwisch 22 enthält sowie die Univerbierungen Inderwisch 26 und Vorderwisch 20. Der Südwesten Deutschlands hat an solchen FamN kaum Anteil. Dies liegt an anderen Bezeichnungen für die Wiese, nämlich Matte (hierzu FamN wie Matt(er), Strittmatter) und Wasen (hierzu Wasner, Waßmer), s. Abb. 367b in Kap. 7.1.4.3 (DFA 4, 855–857). Anger ist ein weiteres Wort für Grasland, Wiesengelände, Ackerland und als solches in vielen FamN enthalten, z. B. Anger 1224, Angerer 1366, Angermann 1308, Angermeier 443, -maier 258, -müller 299. Sie sind im Ostoberdeutschen konzentriert und in DFA 4, 858–860 dokumentiert. Ein Brühl (< galloromanisch brogilos) ist eine feuchte buschige Wiese und in zahlreichen Lautvarianten, etwa Brühl, Briel, Breul, Breil, Bröhl, Brehl, in die FamN eingegangen mit gewissem Schwerpunkt im Westmitteldeutschen (DFA 4, 860–864). Weiden im Sinne von Futterwiesen für das Vieh sind als Wort nicht leicht von der Weide als Baum und vom Waidwerk als Jagd zu trennen. Hier müssen wieder Komposita herangezogen wer-

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6 Familiennamen als Fenster zur Siedlungs- und Kulturgeschichte

Abb. 246: FamN mit -feld(t), -felder (a) und mit Veld (b).

Abb. 247: FamN mit Assimilationen von -feld(n)er zu -fell(n)er (a) und Wiese, Wisch (b).

6.3 Familiennamen nach der Wohnstätte

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Abb. 248: FamN zu lat. pascua ‘Weide’ (a) und zu Heide (b).

den, die die Weidewiese sichern, z. B. Vollenweider 48 zu Fohlen, Geisweid(t) 69+10 zu Geiß, Gansweid(t) 32+26, Ziegeweid(t) 10+35, Kuhweide 31, Nachtweide 38 für eine zur Übernachtung geeignete oder nur nachts zu nutzende Weide. Hierzu gibt es in Nordwestdeutschland auch zu -wey, -wei kontrahierte Formen wie Nachtwey 354, Kaldewey 202 ‘kalte oder nicht mehr bewirtschaftete Weide’, Terwey 202 ‘zur Weide’, Ruscheweyh 42 ‘Schilf ’, Schlickewei ‘Schlamm’ 28 etc., und wenn man in niedrigere Tokenzahlen geht, kommen dort auch Namen wie Ja(k/c)obtorweihen 39+15 (zu Jakob), Steffentorweihen 13 (zu Stefan) zum Vorschein (DFA 4, 864–867). Auf lat. pascuum, pascua ‘(Wald-)Weide’ gehen für den Anwohner FamN wie Pasch, Paß, Paßmann etc. zurück (Abb. 248a). Der Schwerpunkt dieses Areals befindet sich am Niederrhein und im Münsterland. Typ Paß kommt eher im Norden um Bocholt vor, was insbesondere die (hier nicht kartierten) Komposita auf -paß bestätigen, die die Art der Weide beschreiben: (Klein-)Hitpaß 57+101 (zu ‘Ziege’), Kleinpaß 70, Grotepaß 32, Eickelpasch 64 ‘Eiche’, Ste(e)npaß 26+17 ‘Stein’, Elspaß 95 ‘Erle’, Altpaß 11; hinzu kommen Univerbierungen wie Ingenpa(ß/ss) 84+35 ‘in dem’, Tepaß(e) 137+32, Tepass(e) 53+133 ‘zu’. Südlich schließt Typ Pasch und daran Typ Pesch an, der sich bis in den Kölner Raum erstreckt (Karte 19 in Heuser/Nübling 2010, 60; DFA 4, 867–875). Auch bei FamN zu Heide ‘unbebautes, wild bewachsenes Land’ tritt der Norden Deutschlands hervor. Abb. 248b kontrastiert die drei Kompositatypen Heit-, Heide- und Heidermann. Erklärungsbedürftig ist Typ Heidermann; er befindet sich im Ruhrgebiet und im (Ost-)Westfälischen um Bielefeld, wo weitere ähnlich gebaute Komposita wie Berger-, Hütter-, Wischer-, Linder-, Felder- und Eikermann vorkommen (DFA 3, 329–331). Dittmaier 1952, 424 erklärt

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6 Familiennamen als Fenster zur Siedlungs- und Kulturgeschichte

sie als Mischformen: „Das Nebeneinander von Bildungen auf -er und -mann hat im Westfälischen zu einer eigenartigen Kontamination geführt; so wurde aus Bröker + Brokmann = Brökermann“. Auf Abb. 248b ist dieser Typ kaum sichtbar, da relativ selten. Es dominieren der fugenlose Typ Heitmann sowie Heidemann. Mit enthalten sind hier die monophthongischen Formen Het- 68 und Hede(r)mann 384+61. Die kontrahierten Formen Heh- 292 und Heemann 273 ballen sich zwischen Münster, Bielefeld und Osnabrück, Gleiches gilt für Komposita und Univerbierungen auf -heide wie Westerheide 252, Aufderheide 249, Zurheide(n) 179+55, Verheyden 79 ‘von der’ etc. (DFA 4, 876–887). FamN mit wüst ‘unbebaut, leer, öde’ wie z. B. Wüstefeld 805, Wüstenhagen 287, Wustmann 292, Wüst(e)mann 22+272, Wüsthof(f) 49+325, Wüstkamp 44 sind in der Nordhälfte von Dtld. verstreut, vokalgesenkt als Wöstmann 376, Wöstefeld 107 usw. in Westfalen konzentriert, s. DFA 4, 888–899.

6.3.8 Gessler, Fiebiger, Permaneder: Wege, Höfe, Bauten Gasse ist das alte Wort für einen ungepflasterten Weg innerhalb einer Siedlung und bedeutet heute ‘von Häusern einfasste enge Straße, schmaler Durchgang’. In den skandinavischen Sprachen ist das Wort nach wie vor gebräuchlich (schwedisch gata, dänisch gade ‘Straße’; vgl. auch engl. gate ‘Weg, Zugang, Tor’). Erst über die Römer kam die (via) strāta als gepflasterter Verkehrsweg innerhalb und zwischen Ortschaften ins Deutsche und wurde durch die Zweite Lautverschiebung zu Straße (vgl. engl. street). Das neue Wort verdrängt bzw. verengt die Bedeutung von Gasse zu einem engen, kleinen (Fuß-)Weg (Pfeifer 1995, 400). Allerdings hat sich Gasse im Süddeutschen länger gehalten als im Norddeutschen. Da Straße noch vor der Zweiten Lautverschiebung, also vor 600 n. Chr. entlehnt wurde, sind beide Wörter in den FamN reich bezeugt. Abb. 249a kartiert das Vorkommen von Gasse mit den drei Ableitungen auf -er, -ner und -ler (≥ 50 Telef.). Typ Gass(e) enthält Ga(ss/ß) 629+431 und Gasse(n) 225+410, Typ Gasser neben Gasser(t) 561+263 auch Gesser(t) 90+224, Typ Gessner neben Ge(ss/ß)ner 1190+1609 auch Ga(ss/ß)ner 1204+1036 und Typ Gessler neben Ge(ss/ß)ler 569+558 noch Gä(ss/ß)ler 196+241 und Ga(ss/ß)ler 50+51. Es wird also nicht zwischen umgelauteten Formen mit e oder ä und umlautlosen mit a unterschieden. Würde man diese voneinander abheben, dann bestätigt sich bei Typ Gass(n)er gegenüber Gess(n)er die oberdeutsche Umlautfeindlichkeit, während sich die Umlaute im (West-)Mitteldeutschen ballen (s. Kap. 5.7). Bei Typ Gessler mit 1564 Telef. dominiert dagegen prinzipiell der Umlaut gegenüber Gassler mit nur 101 Telef. Vielfältig sind auch die Diminutive wie G(e/ä)ßlein 129+33, Ge(ß/ss)l 64+22 etc., des Weiteren Komposita mit -gasse, -gässer etc. als Zweitglied (mehrheitlich Baden-Württemberg, hier nicht kartiert) wie Typ Kirchgessner (insg. 662 Telef.), Engesser 351 ‘enge Gasse’, Nungesser 155 (zu Nonne oder neu), Nonnengässer 17, Typ Querengässer (insg. 145 Telef.), Steingass 112, Weingessl 12. Daneben kommen Ga(ß/ss)mann 965+584 (Raum Kassel – Göttingen sowie Stuttgart) und Gassenhuber 77 (Südwestbayern) vor. Merkwürdigerweise gibt es kaum FamN mit niederdeutschen Formen (evt. Gathmann 352), was bislang unerklärt ist, zumal das Wort in den skandinavischen Sprachen reich belegt ist (DFA 4, 900–909).

6.3 Familiennamen nach der Wohnstätte

349

In den FamN kommt Straße im Gegensatz zu Gasse häufig ohne Lautverschiebung vor, s. Abb. 249b. Hier werden alle Vorkommen von Typ Straß- und Strat- kartiert mit dem bekannten Bild, in dem das Westniederdeutsche das unverschobene Gebiet repräsentiert, während der Süden die Lautverschiebung aufweist (Kap. 5.2). Bezüglich der Häufigkeit dieses Worts korrespondieren, wie so häufig, Bayern und Westfalen, wenngleich zumindest Typ Gessner in Bayern nicht selten ist. Im gesamten Ostmittel- und Ostniederdeutschen ist das Wort selten und wenn, dann verhochdeutscht (s. aber zu Waterstradt Abb. 497a in Kap. 7.7.4). Die Abfrage ≥ 20 Telef. ergibt 54 Types für Typ Strat- und 56 für Typ Straß-. Eingeschlossen sind auch Herkunftsnamen (z. B. Straßburg(er) 455+624) und sämtliche Wortbildungen, ausgeschlossen Formen mit Strot(h) oder Ströt(h)er, die zwar durch Verdumpfung von a > o aus strat entstanden sein können, aber nicht vom Wort für ‘Dickicht’ zu trennen sind (s. o. unter 6.3.4), während verdumpftes Stro(ß/ss) 74+79 und Strö(ß/ss)ner 261+24 berücksichtigt wurden (DFA 2, 438–443; DFA 4, 900–909). Auch das Wort Weg hat seinen Weg in die FamN gefunden und bildet trotz einer Frequenzschwelle von ≥ 10 Telef. noch 132 hauptsächlich in Nordwestdeutschland konzentrierte Komposita, darunter Breit- 57, Depe- 36, Feld- 44, Hohl- 90, Holz- 16, Mühlen- 135, Kurz- 317, Midde- 14/Mitt- 13, Lang- 41, Sand- 82, Schlecht- 147, Steen- 63, Stein- 492, Hel(l)- 173+716 (Herkunftsname; s. DFA 4, 915–917), Vie(h)weg 739+273. Typ Vie(h)weger 294+432 ist dagegen typisch ostmitteldeutsch und hat die Varianten Fiebig(er) 2851+521 entwickelt (DFA 4, 910–919). Das Wort Steg ist mit dem Verb steigen verwandt und bezeichnet eine Brücke, Treppe, einen schmalen Weg oder Übergang über feuchtes, sumpfiges Gebiet, der Steger den betreffenden Anwohner (oder Erbauer). Abb. 250a kartiert die häufigsten Bildungstypen (≥ 50 Telef.). Neben Typ Stegmaier gibt es weitere lokalisierte Berufsnamen wie Ste(e)gmüller 551+144, Stegem(ö/i)ller 54+96, Stegbauer 254 (zu bairisch Stegerer s. Kap. 7.2.2.2). Anwohner eines steilen Hangs oder Steigs können Steiger genannt worden sein. Tatsächlich konzentrieren sich Steiger 2656 und Staiger 1540 im Oberdeutschen, wobei -ei- eher im Ost- und -ai- im Westoberdeutschen vorkommt. Auf ein Treppchen zum Übersteigen eines Zauns oder einer Hecke beziehen sich FamN wie Stieg(e)ler 1592+288, Stieg(e)lbauer 229+41 und -maier 40+14 nebst Schreibvarianten. Die meisten finden sich um Nürnberg, streuen aber auch im übrigen Oberdeutschen (DFA 4, 920–929). Die häufigsten Angaben einer Wohnstätte in einem bestimmten Bau enthalten erwartungsgemäß die Wörter Haus und Hof. Mit ≥ 10 Telef. begegnen allein 565 verschiedene FamN, die mit -haus enden wie Neu- 5399, Feld- 1207 oder Steinhaus 689, sodann 145 FamN mit -hauser wie Stein- 1240, Don- 761 ‘Tanne’ und Holzhauser 420, ferner 159 FamN mit -häuser wie Neu- 889, Berg- 889 und Tannhäuser 291, schließlich 30 FamN mit -heuser wie Wind- 149, Leut- 56 und Anheuser 42. Zur Verbreitung von -hauser/häuser/heuser s. Abb. 136a. Ähnlich zahlreich sind FamN, die das Wort Hof enthalten. Mit ≥ 10 Telef. gibt es 259 verschiedene FamN, die auf -hof enden wie Alt- 298, Berg- 222 und Egelhof 160, sodann 876 auf -hoff wie Eick- 1963, Eck- 1623 und Borghoff 304, ferner 381 auf -hofer wie Ant- 177, Bach- 159 und Brandhofer 143, schließlich 251 auf -höfer wie Dorn- 180, Frohn- 179 und Holthöfer 122. Zur Verbreitung von von -hofer/-höfer s. Abb. 134b. Die insgesamt 50235 FamN auf -haus ≥ 10 Telef. konzentrieren sich fast alle in Westfalen und dem nördlich anschließenden Teil Niedersachsens bis zur Weser, die 86834 FamN auf -hoff ebenfalls, mit

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6 Familiennamen als Fenster zur Siedlungs- und Kulturgeschichte

Abb. 249: Wohnstättennamen zu Gasse (a) und zu Straße mit und ohne Lautverschiebung (b).

Abb. 250: FamN mit Steg (a) und mit Wörtern für ‘Scheune’ (b).

6.3 Familiennamen nach der Wohnstätte

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kontinuierlich abnehmender Streuung nach Osten bis zur Oder, die 17017 FamN auf -hof sind in ganz Deutschland verteilt. Die Wörter Haus und Hof sind allerdings auch in zahlreichen Ortsnamen enthalten, so dass bei diesen FamN in jedem Einzelfall geprüft werden muss, ob ein Wohnstätten- oder ein Herkunftsname oder beides vorliegt. Abseits gelegene, einsame Höfe nennt man in manchen Gegenden Einödhöfe. Deren Bezeichnungen erscheinen in FamN meist zu Eder entrundet, ihr Verbreitungsgebiet liegt in Bayern an der Grenze zu Österreich und zu Tschechien, s. Abb. 14b (Kap. 2.2.2.3). Komposita mit -eder ≥ 20 Telef. wie Kinat- 258, Königs- 239, Reichen- 226, Egls- 188, Haber- 186, Krons- 177, Obern- 167, Knödlseder 143 gibt es 128 mit insgesamt 7222 Telef. Bekanntheit erlangt haben der Dichter und Komponist Emanuel Schikaneder (auch mit ck geschrieben) und die durch und durch bayerisch kolorierte Figur des Alois Permaneder in Thomas Manns „Buddenbrooks“ (s. Kap. 7.3.2.3; DFA 4, 930–937). Besonders zahlreich sind Wohnstättennamen, die sich mit Kötter, Kotter, Kottmann etc. auf eine Kate bzw. einen Kotten beziehen als einfache Wohnstatt im Norden Deutschlands. Sie sind in Kap. 7.5.4.5 behandelt. Zwischen Dresden, Frankfurt an der Oder und Görlitz erstreckt sich das Gebiet von Buder 952 und Büder 49, die sich von Bude oder sorbisch budaŕ ‘Budenbewohner’ ableiten, s. Abb. 440b, Kap. 7.4.4.3 (DFA 4, 973–974). Zu den Anund Bewohnern von Türmen und Toren s. DFA 4, 978–989. Auch Scheunen bilden Orientierungspunkte zur Lokalisierung von Einheimischen. Da die Bezeichnung der Scheune reich an dialektalen Synonymen ist, sind hieraus wieder Hunderte unterschiedlicher FamN erwachsen, die allerdings außer der Angabe der Wohnstätte auch Berufe – etwa Verwalter des Getreides – meinen können. Abb. 250b kartiert die vier Haupttypen Scheuer, Scheune, Stadel und Kasten. Bis ins 18. Jh. hinein war – neben den anderen Dialektwörtern – Scheuer das übliche Wort in Deutschland, während es heute die Scheune ist. Die Karte lässt gut die vier Dialektareale erkennen; die vier Haupttypen untergliedern sich ihrerseits in zahlreiche Varianten (DFA 4, 944–951). Weniger häufige weitere Bezeichnungen sind Spieker(-) (Ruhrgebiet, Teile Westfalens) und Speicher(mann) (Saarland). Zu Schweiger, Schwaiger (nach einem Viehhof) mit Schwerpunkt in Bayern s. Abb. 390a (DFA 4, 953–955).

6.3.9 Einhorn, Lindwurm, Rosenzweig: Häusernamen In mittelalterlichen Städten trugen Gebäude Häusernamen wie Zum Adler oder Zum Stern. Erste Vorkommen treten in rheinischen Städten wie Mainz oder Worms auf. Frühe Belege sind in Köln um 1150 bezeugt. Wahrscheinlich diente der Rhein als Verbreitungsschiene. Mitte des 13. Jhs. erscheinen Häusernamen auch vermehrt im Süden mit Zentrum in Wien. Nach Einführung der Hausnummern verloren sie ihre Funktion der Identifizierung einzelner Häuser, leben aber in Apotheken- und Gasthausnamen fort (s. Nübling/Fahlbusch/ Heuser 2015, 251–252). So bunt wie die städtischen Häusernamen selbst ist auch die Bandbreite ihrer Herkunftsdomänen. So können sie zum Beispiel die Lage, das Aussehen oder die Nutzungsart des Hauses enthalten (zum roten Haus, hohes Haus, zum halben Backhaus), aber auch nach Kleidungsstücken, Pflanzen, Tieren und Naturphänomenen benannt sein (zum roten Mantel,

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6 Familiennamen als Fenster zur Siedlungs- und Kulturgeschichte

Abb. 251: FamN aus Häusernamen: Regenbogen, Pflanzen (a) und Tiere (b).

zum faulen Apfel, zur Henne, zur Wolke) oder religiöse Motive spiegeln (zum Paternoster) (www.mainz.de/microsite/digitales-haeuserbuch). Bei Himmelskörpern, Tieren oder Pflanzen waren meist sogenannte Hauszeichen namengebend, kleine Bilder an den Hauswänden oder auf dort angebrachten Schildern. Die Entwicklung vom Häusernamen zum FamN entsteht dadurch, dass Hausbesitzer in Urkundenbüchern und Stadtregistern oft in Verbindung mit ihrem Grundbesitz oder Wohnsitz genannt werden, so zum Beispiel Wernher zum Rosen (Brechenmacher 1960–1963, 430). Allerdings konkurrieren bei vielen dieser Namen auch andere Entstehungsarten. So kann der erste Träger des Namens Rose sowohl jemand sein, der im Haus Zur Rose lebte als auch jemand, der Rosen anpflanzte. FamN wie Sonne 187, Stern 3260 und Regenbogen 153 können auch aus Häusernamen hervorgegangen sein. Der FamN Sonne ‘Sonne, Sonnenschein, Tageslicht’ ist dicht im Raum Oberweser – Hann. Münden angesiedelt und auch im restlichen Deutschland zu finden. Sonn 193 kommt v. a. im Rheinland und im Südwesten vor. Aus einem Dativ, wie etwa im Häusernamen Hus zer Sunnen (1293 in Basel), kann Sonnen 310 entstanden sein, das im Raum Bitburg häufig ist. Neben Häusernamen kommen Wohnstättennamen zu Siedlungen auf der Sonnenseite oder Übernamen für sonnige Gemüter in Frage. Beim FamN Stern kann zu einem großen Teil von einer Herkunft aus Hauszeichen und entsprechenden Häusernamen ausgegangen werden. Allein in Erfurt verzeichnet Grohne 1912 vierzehn Häuser, die den Namen Zum Stern mit verschiedenen Zusätzen tragen (Zum blauen Stern etc.). Aber auch Übernamen mit beispielsweise kosender oder ehrender Funktion kommen in Frage. Im Niederdeutschen bestehen Konkurrenzen mit Übernamen zu mnd. sterne ‘Stirn’.

6.3 Familiennamen nach der Wohnstätte

353

Regenbogen ist als Name von Häusern z. B. in Erfurt bezeugt; auch Übernamen (z. B. für jemanden, der bunte Kleidung trug) sind denkbar. Abb. 251a kartiert Regenbogen zusammen mit Rosenzweig 414, -blatt 219, -stiel 170 und -stengel 140. Auch hier sind Hauszeichen, die einen Rosenzweig darstellen, als häufigstes Motiv zu vermuten (DFA 4, 754– 756; 1002–1003; dort auch Rosenbaum, -boom, -busch und -stock). So ist 1495 in Freiburg im Breisgau der Häusername Zum Rosenzweig dokumentiert (Kohlheim/Kohlheim 2005, 556). Zweige und Pflanzen (z. B. Lilien) stellten im Mittelalter ein beliebtes Motiv für Hauszeichen dar. Konkurrenz besteht mit indirekten Berufsnamen für einen Rosengärtner. Auch Zum Rosenstengel tritt als Häusername in Erfurt auf (Grohne 1912, 194) und kann als Ursprung entsprechender FamN gelten. Ähnlich können auch Blumenstiel 98, Blum(en)stengel 69+20, Blumenstingl 20 gedeutet werden. Abb. 251b zeigt exotische und auch phantastische Tiere als FamN: Einhorn 199 für jemanden, der in einem Haus namens Zum Einhorn wohnte. Fabelwesen waren beliebt als Motive auf Hauszeichen, vgl. Nic. de Unicornu 1292 in Köln (Grohne 1912, 115), Heinr. zum Einhorn 1420 in Frankfurt (Grohne 1912, 123). Der Häusername Einhorn findet sich unter anderem in Prag, Bamberg, Hanau, Erfurt, Mainz und Frankfurt. Der entsprechende FamN ist besonders in Sachsen verbreitet und kommt in Norddeutschland vereinzelt vor. Auch die FamN Drach(e) 110+208, Drake(n) 182+33, Pelikan 451, Elefant 23 bzw. Oliphant 10 sowie Lindwurm 52 können auf Häusernamen zurückgehen. Typisch für diese Namen sind Streubilder wie in Abb. 251b (DFA 4, 990–1007). Der exotisch wirkende FamN Turban 205 hat dagegen eine andere Genese: Hier liegt eine Verkürzung von Sankt Urban vor, das -t von Sankt hat sich an Urban geheftet. Theresa Schweden

6.3.10 Verheyen, Aufmkolk, Vordenbäumen: Syntagmatische Wohnstättennamen Immer wieder fällt bei den Wohnstättennamen auf, dass Präpositionen und meist auch Artikel mit den Namen verwachsen sind (Kap. 2.2.2.3) – sei es, dass sie in einem Wort (Terveen 58, Intveen 96, Verhülsdonk 285), (eher selten) mit Bindestrich (Int-Veen 58) oder getrennt geschrieben werden (ter Veen 42, van der Veen 75). Dabei geht Ver- auf die Kontraktion von van der ‘von der’ zurück, Ter- von to der ‘zu der’, wobei in letzterem Fall ausschließlich Kontraktionen vorliegen: Namen mit Toder- kommen (außer Toderbrüggen 2) nicht vor. Von solchen erstarrten Syntagmen, auch Univerbierungen genannt, sind niederdeutsche Wohnstättennamen häufiger betroffen; es gibt aber auch hochdeutsche Formen, z. B. Vormfenne 46, Imhoff 371, Aufdermauer 64, Beiderlinden 7. Im Unterschied zu Komposita erstarren bei Univerbierungen Wortfolgen (Syntagmen) zu einem Namen („Zusammenrückungen“). Oft lassen sie noch den (einstigen) Dativ erkennen. So handelt es sich bei Verlinden, Terlinden, Verheyen ‘von der Heide’ nicht etwa um Plurale, sondern um schwache Feminina im Dativ Singular mit alter Kasusendung. Auch hochdeutschen Formen haftet noch öfters die alte Kasusendung an: Andergassen, in der Schmitten, Imsande, Zurmühlen. Der Wortakzent rückt bei hochdeutschen FamN meist auf die erste Silbe (z. B. Ámthor, Ímhoff, Áufdermauer), während er bei niederdeutschen Formen in der alten Position verbleibt (Terlínden, Verméulen). Bach 1952 schreibt dazu: „Erst später (mit der Sinnentleerung der

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6 Familiennamen als Fenster zur Siedlungs- und Kulturgeschichte

Abb. 252: Univerbierungen: Ander- vs. gutturalisiertes Angen- (a) und Verbindungen mit zu der (b).

Namen) wird der Ton auf das 1. Glied verlegt: Vómberg, Hártmannshenn usw.“ (141). Hierzu liegt kaum Forschung vor. Kap. 7.3.1.1 behandelt bei der Rheinischen Gutturalisierung (Velarisierung) gutturalisierte Präposition+Artikel-Verbindungen vom Typ Angenendt 568 ‘an dem Ende (des Dorfes)’, Aengenhe(i/y)ster 47+64 ‘Buchengehölz’, A(e)ngenvoort 42+68 ‘Furt’ (mit Dehnungs-e), Ingenhaag 122 ‘Hecke’, Ingenhorst 74 ‘Wald’, Ingenpa(ß/ss) 84+35 ‘Viehweide’ etc. (s. Abb. 395a). Dabei wurde an den > angen, an der > anger, in den > ingen, in der > inger gutturalisiert. Abb. 252a kontrastiert die Angen- und Ingen-Namen mit nicht gutturalisierten Ander- und Inder-Korrelaten und weist ein festes, linksrheinisches Areal am Niederrhein aus. Die Univerbierungen ohne Gutturalisierung schließen im Süden an, s. Typ Anderlohr, Inderfurth. Da es sich um sehr vielgestaltige und gleichzeitig jeweils nur selten vorkommende FamN handelt, wurden alle Fälle ≥ 5 Telef. erfasst. Typ Angenendt kommt dabei auf 20 Types, Typ Ingenhaag auf 44, Typ Anderlohr auf 22 (inkl. Schreibungen wie an der Brügge) und Typ Inderfurth auf 37 Types (DFA 2, 791–792). Die westliche Ausrichtung solcher Univerbierungen dokumentiert auch Abb. 252b, wo die Verschmelzungsform zur < zu der und ihre niederdeutschen Korrelate Ter- und T(h)or(≥ 10 Telef.) kartiert werden. Auch hier kommt es zu vielen Namentypes mit geringen Tokens (Telef.). Typ Zurmühlen enthält 53, Thormählen 31 und Terhorst 108 Types (Details s. DFA 3, 646–650). Würde man statt der Femininform Zur-/T(h)or-/Ter- die Neutrum/Maskulin-Form Zum-, Tom-, Ten- kartieren, ergäbe sich ein ähnliches Bild: Es exponiert die gesamte Region zu den Niederlanden, teilweise auch nach Belgien hin, wo diese syntagmatischen Namen fort-

6.3 Familiennamen nach der Wohnstätte

355

Tab. 28: Univerbierte FamN mit kontrahierten Präposition-Artikel-Verbindungen. Präp. + Artikel

Vollform

Verschmelzungsform mit Zusammenschreibung (kontrahiert)

an + dem

keine

Ambach(er) 150+146, Amberg(e) 958+104, Ambiel 23 ‘Bühl’, Amborn 95 ‘Brunnen, Quelle’, Amend(e) 1296+198, Amendt 203 ‘am Ende’, Amhof(f) 24+21, Amkreutz 52, Amrhein 191, Amstein 56, Amthor 661, Amzehnhoff 21 Getrenntschreibung: am Ende 14, am Orde 11 ‘am Rand des Ortes’, am Weg(e) 5+10

in + dem

keine

Imberg(e) 88+20, Imbusch 160, Imdahl 133, Imbrock 20 ‘Sumpf’, Imgraben 28, Imgrund 263, Imhof(f) 1678+361, Imholte 42, Imkamp 181, Imkeller 47, Imholz 32 ‘Wald’, Imhorst 48 ‘Gebüsch’, Immoor 97, Imsande 43, Imsieke 43 Getrenntschreibung: im Moore 1, im Sande 13, im Spring 14 ‘Quelle’

zu + dem

keine

Zumbach 107, Zumbansen 61 ‘Scheunenraum für Getreide und Stroh’, Zumbaum 16, Zumbeck 13, Zumb(ü/ie)l 10+23 ‘Hügel’, Zumborn 11, Zumbrink 77, Zumbrock 69, Zumbr(u/oi)ch 52+77, Zumbült(e) 21+10 ‘Erdhaufen, Hügel’, Zumbusch 155, Zumdi(e)ck 126+24 ‘Deich, Teich’, Zumfeld(e) 26+11, Zumhoff 10, Zumholte 27, Zumholz 36, Zumhülsen 5, Zumkeller 215, Zumofen 4, Zumsande 49, Zumstein 63, Zumwalde 17, Zumwinkel 19 Getrenntschreibung: Zum-Bruch 3; zum Berge 14, zum Brook 15, zum Bruch 15, zum Felde 125, zum Hingst(e) 20+7 ‘Pferd’, zum Winkel 15

bei + dem

keine

Beimborn 99, Beimbrink 25, Beimdi(e)ck 9+18, Beimdiek(e) 56+13, Beimgraben 45, Beimstroh 7 Getrenntschreibung: beim Graben 12

gesetzt werden (Marynissen/Nübling 2010; DFA 3, 651–652). Auch das Dreiländereck im Südwesten Deutschlands weist vermehrt solche Namen auf, die in der Schweiz zahl- und variantenreich fortgesetzt werden, z. B. als Andermatt, Aufdermauer, Aufdenblatten, Imobersteg; s. Berchtold Schiestl et al. 2020). In aller Regel kontrahieren Präposition und Artikel zu einer festen Form (im, am, zum, zur), weil der folgende Name monoreferent ist, d. h. nur ein einzelnes Objekt bezeichnet. Dies bildet ideale Verschmelzungsbedingungen. Deswegen findet man viele Namen mit Am-, Im-, Zum-, Beim-, Vom-, doch keinen einzigen mit Andem-, Indem-, Zudem-, Beidemoder Vondem-. Tab. 28 listet für die ersten vier Präpositionen die häufigsten FamN mit den Verschmelzungsformen auf. Zu ihrer Verbreitung s. DFA 3, 446–459. Gelegentlich kommt es zu Klein- und Getrenntschreibungen wie am Ende, im Sande, zum Felde. Umgekehrt gibt es auch Präposition-Artikel-Folgen, die verschmelzungsresistent sind, also nicht kontrahieren. Sie werden als Vollformen zusammengeschrieben (Aufdermauer 64, Vordenbäumen 36). Das betrifft (mit Ausnahme von zur) vor allem Feminina und (selten vorkommende) Plurale im Dativ und entspricht ungefähr den Verhältnissen im heutigen Deutsch. Tab. 29 listet einige FamN auf, die Ander-, Inder- und Aufder- enthalten. Dieses gesamte Phänomen bildet einen Fall von sog. Grammatikalisierung, die in vielen Dialekten bereits weiter vorangeschritten ist (Nübling 2005b).

356

6 Familiennamen als Fenster zur Siedlungs- und Kulturgeschichte

Tab. 29: Univerbierte FamN mit nicht kontrahierten Präposition-Artikel-Verbindungen. Präp. + Artikel

Vollform (nicht kontrahiert)

Verschmelzung

an + der

Anderbrügge 10, -fuhr(en) 22+2, -gassen 13, -hal(d/t)en 8, -heggen 13, -he(i/y)den 12+11, -hof(stadt) 3+6, -hub 15, -leit 10 ‘Halde, Abhang’, -mahr 58 ‘Graben, Kanal’, -matt 5 ‘Wiese’, -sick 11 ‘Wasserloch’, -stiegen 6 ‘Treppe’, -wert(h) 5+2 ‘Land zw. Sümpfen’ Getrenntschreibung: an der Brügge, 8, an der Heiden 22

keine

in + der

Inderau 5, -biet(h)en 20+33, -d(ü/o)hnen 8+12, -furth 81, -heggen 5, -heiden 5, -lied 13, -mark 23, -mühle 2, -smitten 3 ‘Schmiede’, -stege 4, -voort 4, -wiedenstraße 7, -wies(en) 71+2, -wisch 26 Getrenntschreibung: in der Au 5, in der Bee(c)k 22+5, in der Heiden 5, in der Schmitten 12, in der Stro(dt/th) 6+7, in der Weide 12, in der Wiesche(n) 18+5, In der Mühle 5

keine

auf + der

Aufderbeck 24, -haar 116, -heide 246, -horst 12, -klamm 4, -landwehr 12, -mauer 64, -stroth 12 Getrenntschreibung: auf der Brücken 8, auf der Heide(n) 19+23, auf der Landwehr 7, auf der Springe 13 ‘Quelle’, auf der Stroth 2

Aufero(dt/th) 11+5

Tab. 30: Univerbierte FamN mit (nicht) kontrahierten Präposition-Artikel-Verbindungen. Präp. + Artikel

Vollform (nicht kontrahiert)

Verschmelzung (kontrahiert)

vor + dem

Vordemberg(e) 1+7, Vordemfelde 14, Vordemvenne 22 Getrenntschreibung: vor dem Berge 16, vor dem Brinke 13, vor dem Gentschenfelde 6

Vormbaum 55, Vormbäumen 6, Vormberg(e) 34+15, Vormbrock(e) 112+29, Vorm-Brocke 8, Vormbruck 10, Vormbusch 11, Vormfeld(e) 2+15, Vormfenne 46, Vormstein 57, Vormwald 114, Vormweg 84

auf + dem

Aufdembrinke 7, Aufdemkamp(e) 54+14 Getrenntschreibung: auf dem Brinke 5, auf dem Graben 20, auf dem Kampe 5, auf dem Keller 4

Aufmbruch 4, Aufmhof(f) 28+22, Aufmkolk 64 ‘Wasserloch’, Aufmwasser 26

auf + den

Aufdengarten 9, Aufdenkamp 2

Aufenacker 10, Aufenanger 63, Aufenberg 22, Aufenfehn 20, Aufenvenne 24

Dies belegen die FamN in Tab. 30, in denen Verbindungen sowohl als Voll- wie auch als Verschmelzungsform vorkommen, s. Vordem- und Vorm-, Aufdem- und Aufm- sowie Aufdenund Aufen-. Im heutigen Deutsch ist vorm durchaus gebräuchlich, während aufm und aufen nur gesprochen vorkommen. Ihr Vorkommen in FamN belegt, dass sie der Alltagssprache entstammen. Die Tatsache, dass mit steigender Dialektalität des FamN auch die Verschmelzungsrate von Präposition und Artikel zunimmt, bestätigt sich schnell mit Blick auf die oben erwähnten niederdeutschen Verschmelzungen bei Ver- < van der, Ter- < to der und Ten- < to den ‘zum’ (im Niederdeutschen sind Dativ und Akkusativ oft ununterschieden), selten auch Tem- (Tembrink 68, Tembaak 44, Tembrockhaus 21). Die Verbreitung von Ver- dokumentiert

6.3 Familiennamen nach der Wohnstätte

357

Abb. 253: Univerbierungen: FamN mit Ver- < van der (a) und mit Opden-, Opten-, Opgen- ‘auf dem’ (b).

Abb. 253a anhand der häufigsten Einzelfälle: Verhoeven ‘vom Bauernhof ’, Verheyen ‘von der Heide’, Verfürth ‘von der Furt’, Vermeulen ‘von der Mühle’, Verhülsdonk ‘vom stechpalmenbewachsenen Wohnhügel im Sumpf ’, Versteegen ‘vom Steg’, Verbeeken ‘vom Bach’, Verweyen ‘von der Weide’. Hinzu kommen noch über 80 weitere auf der Karte zusammengefasste Ver-Namen (umgekehrt gehen nur wenige Namen mit Ver- auf ein Adjektiv zurück, etwa Übernamen wie Verzagt 13, Verwor(r)n 33+19, Verworner 32 zu verworren ‘wirr, verwirrt’). Deutlich erweist sich der Niederrhein als Hauptverbreitungsgebiet (zum Vorkommen von Terlinden im Kontrast zu Linden, Lindemann und Lindner s. Abb. 14a in Kap. 2.2.2.3). Auch weitere dialektale FamN belegen, dass sie mehr Verschmelzungsformen enthalten als hochdeutsche Formen, z. B. Uffen- ‘auf/über dem’ mit Uffenbrink 16, Uffenkamp 31, Uffenwasser 8, Offen- mit Offenborn 58, Offensand 10, Uppen- mit Uppenbrink 23, -born 2, -brock 7, -dahl 41, -kamp 83 und Oppen- mit Oppenberg 124, -born 53, -horst 16, -kamp 10. Feminines Uffer- ‘auf der’ findet sich in Ufferhardt 11, Ufferheide 2, Ufferhusloh 2, Opperin Opperbeck ‘Bach’ 48. Uter ‘aus der’ befindet sich in Uterhardt 47, Utermar(c)k 117+20, Utermöhle(n) 167+61, Uten- ‘aus dem’ in Utendrup 7 ‘Dorf ’, Utenwiehe 5 ‘Holz’, Uthenwold 16 ‘Wald’. Verhochdeutschte FamN präferieren Getrenntschreibung: aus der Wiesche(n) 38+36, aus der Beek 4, aus dem Bruch 15, aus dem Moore 44, aus dem Siepen 27, aus dem Spring 26 (zu auf der Brücken etc. s. Tab. 29). Was die unverschmolzene Univerbierung von op+der (+ dem, den) betrifft, kommt es am Niederrhein zur Velarisierung des Artikelanlauts d > g (Opgeno(o)rth 54+79, Obgenhoff 33), während er südlich davon – bedingt durch den Auslaut p – zu stimmlosem t assimiliert (Optenhövel 24, Opterweidt 23, Optensteinen 3), s. Abb. 253b.

358

6 Familiennamen als Fenster zur Siedlungs- und Kulturgeschichte

Präpositionen mit dem Dativ drücken häufig eine (Ruhe-)Lage aus, was bei den Wohnstättennamen, die der Lokalisierung von Anwohnern dienen, erwartbar ist; deshalb dominieren in FamN die Dativartikel, zumindest bei sog. Wechselpräpositionen wie in, an, auf, vor, die Dativ und Akkusativ regieren können. Hier kommt der Akkusativ kaum vor (Ausnahme: Aufsfeld 33), wohl aber bei (seltenem) durch, das nur den Akkusativ regiert: Durchde(n)wald 30+45, wohl Übername für einen Jäger oder Räuber. Mit diesem Namen pflegte der 1803 hingerichtete Räuberhauptmann Schinderhannes (Johann Bückler) zu unterschreiben. FamN können auch nur mit einer Präposition (Aufberg, Übermühlen, Vorbrink, Vorbrugg) oder nur einem Artikel (de Boer, Deboer) univerbiert sein (DFA 3, 670–677). Im ersten Fall sind sie von Wortbildungen wie Hinterberg < hinterer Berg, als FamN ‘(am) Hinterberg’, nicht immer trennbar. Zu Rufnamen innerhalb komplexer FamN vom Typ Johannaufderheide s. Kap. 6.1. Alles in allem ist der gesamte Bereich der Univerbierungen noch kaum erforscht. Dies betrifft auch die Satznamen vom Typ Haßdenteufel, Trinkaus bei den Übernamen (Kap. 6.5). Zu regional verbreiteten Wohnstättennamen s. Kap. 7.1.4.3, 7.2.3.2–7.2.3.4, 7.5.4.1.

6.4 Familiennamen nach Berufen Die Berufsnamen sind zwar nicht der häufigste FamN-Typ, aber sie kommen im Einzelnen jeweils sehr viel häufiger vor als die FamN anderer Typen. Der FamN Schmidt konnte überall entstehen, wo es Schmiede gab, der Name Schwarzwälder aber nur dort, wo man den Schwarzwald kannte. Die 14 häufigsten FamN sind Berufsnamen, getragen von 4,9 % der Bevölkerung. Sie lauten Müller, Schmidt, Schneider, Fischer, Weber, Meyer, Wagner, Becker, Schulz, Hoffmann, Schäfer, Richter, Koch, Bauer. Die nächsthäufigen auf Rang 17, 20, 22, 23, 26 und 29 sind Schröder, Zimmermann, Krüger, Hofmann, Schmitt, Schmitz. Wie z. B. Hoffmann und Hofmann zeigen, werden Schreibvarianten extra gezählt. Fast jede hundertste Person heißt Müller (Kap. 2.3.2, Tab. 3; Kunze 2004, 106–137).

6.4.1 Huber, Rübsam, Winterkorn: Landwirte Die üblichsten FamN für den Landwirt sind Bauer auf Rang 14 der häufigsten FamN und Baumann auf Rang 61. Diese alte Bezeichnung für den Landwirt ist heute ausgestorben. Im Mittelhochdeutschen existieren beide Bezeichnungen noch nebeneinander. Sie sind von (an)bauen (ahd. būwan ‘wohnen, bebauen’) abgeleitet und konnten auch den Siedler und Anwohner bezeichnen (das Wort Nachbar kommt von nachgebūre ‘der nahe Anwohner’). Später haben sie sich auf ‘Bauer’ verengt. Ab dem 16. Jh. wird Baumann durch Bauer verdrängt. Abb. 254a zeigt, dass beide FamN die Südhälfte Deutschlands besetzen und überall Typ Bauer häufiger ist. Die nicht diphthongierten Formen Buhr 1727, Buer 141, Buur 3 und Bu(h)mann 1265 herrschen im Norden bei klarer räumlicher Verteilung vor: Erstere begegnen eher im Westnieder- und Westmitteldeutschen (sowie im Elsass und in der Schweiz), letztere mehrheitlich in Schleswig-Holstein und östlich von Hamburg und Hannover (Karte 52 in DFA 5, 111). Es sind allerdings deutlich weniger als Bauer und Baumann, weil im Norden Berufsnamen generell seltener sind als im Süden.

6.4 Familiennamen nach Berufen

359

Huber steht auf Rang 41 der häufigsten deutschen und schon auf Rang 2 der österreichischen und Rang 6 der schweizerischen FamN. Auch in Teilen Bayerns besetzt Huber die ersten Ränge; hier hat es der Name sogar geschafft, in eine appellativische Personenbezeichnung überzugehen, z. B. Gschaftlhuber für einen Wichtigtuer, auch Grantelhuber für einen Nörgler, Zahlenhuber, Titelhuber. Personennamen, die zu Appellativen werden, entfalten in aller Regel negative Bedeutungen; dies liegt an ihrem häufigen Vorkommen, da mit solchen Namen nicht mehr Individuen, sondern gleichnamige und damit ununterscheidbare, gewöhnliche Menschen(gruppen) benannt wurden (vgl. Schlau-, Vereins-, Angstmeier, Heizungsfritze, Schlau-, Drückeberger, Prahlhans, Prozesshansel). Der FamN Huber bezeichnet den Erblehenbauern als ‘Inhaber einer Hufe, eines Bauernguts’. Zugrunde liegt das Wort mhd. huobe, mnd. hove, ein Flächenmaß im Ackerbau. Eine Hufe, oberdeutsch Hube, umfasst je nach Region und Bodenbeschaffenheit 30 bis 60 Morgen, ein Ackermaß, das die an einem Vormittag mit einem einscharigen Pferde- oder Ochsenpflug bearbeitbare Fläche bezeichnet, heute 2500 Quadratmeter beträgt und historisch wie regional stark variiert hat (Wikipedia; 23. 07. 2021). Im Niederdeutschen ist dies die Hove, ihr Inhaber kommt in den FamN als Höfener, Hövener oder kontrahiert als Höner vor (Kap. 7.5.1.3). Abb. 254b vergleicht Huber mit der alternativen, n-haltigen Umlautform Hübner. Deutlich tritt Bayern als typisches Huber-Gebiet zutage. Typ Huber enthält neben Huber 31369 noch Hueber 224 mit Dehnungs-e, Typ Hübner neben Hübner 15550 u. a. Hübener 655. Der FamN war vor 1945 in Schlesien konzentriert und wurde danach über ganz Deutschland verstreut. Zu Komposita mit -huber s. Kap. 7.2.3.3. Die häufigste Bezeichnung für den Bauern hat sich in dem graphisch variantenreichen Spektrum Meyer (Rang 6), Meier (Rang 30), Maier (Rang 34) und Mayer (Rang 39) niedergeschlagen (hinzu kommen im Oberdeutschen e-lose Schreibungen wie Mair, s. Kap. 7.1.1.3). Meier leitet sich von lat. maior ‘größer’ ab, kommt schon im Althochdeutschen als meior, im Altsächsischen als meier vor und bezeichnete anfänglich den Gutsverwalter, einen „Oberbauer[n], der im Auftrag des Grundherrn die Aufsicht über die Bewirtschaftung der Güter führt“ (DFA 1, 465), später nur den Pächter eines bäuerlichen Guts. Das Wort hat spezifische Schreiblandschaften ausgebildet, die Abb. 255a dokumentiert: Die e-Schreibungen dominieren mit Typ Meier und Meyer in Westfalen, während die a-Schreibungen den Süden belegen, abgesehen von Teilen Frankens (Großraum Nürnberg) und dem Oberrhein mit dem Elsässischen und Schweizerdeutschen. Die dunklen Farbtöne markieren nachfolgendes i, die hellen y, das jeweils häufiger vorkommt. Mit enthalten sind Genitive wie Meyers usw. und Formen ohne e vor -r (Abb. 354a in Kap. 7.1.1.3]). Der FamN kommt in den betreffenden Gebieten so häufig vor, dass mit Komposita versucht wurde, die Bewohner genauer zu unterscheiden. Mit ≥ 10 Telef. finden sich 3383 (!) unterschiedliche Komposita mit insgesamt 408035 Telef. (ohne Frequenzschwelle erhält man rund 10400 Types bei rund 425700 Telef.). Sie konzentrieren sich, wie Abb. 255b zeigt, einerseits in Nordostwestfalen, andererseits in Bayern, also in wesentlich enger begrenzten Räumen als die Simplizia, aber in beiden Räumen in enormer Dichte von fast 5 % aller dortigen FamN (s. Kap. 2.4). Dabei ist in Westfalen der Anteil der ei-Schreibungen in den Komposita deutlich höher als in den dortigen Simplizia, ebenso in Bayern, wo -ey- kaum noch vorkommt und -ei- v. a. mit -ai- konkurriert, doch kaum noch mit -ay-, der häufigsten Schreibung in Simplizia. Eine Erklärung dafür steht bis heute aus.

360

6 Familiennamen als Fenster zur Siedlungs- und Kulturgeschichte

Abb. 254: Baumann vs. Bauer (a) und Huber vs. Hübner (b).

Abb. 255: Maier, Meier, Mayer, Meyer (a) und Komposita mit -maier, -meier, -mayer, -meyer (b).

6.4 Familiennamen nach Berufen

361

Tab. 31: Familiennamen mit -maier etc. als Zweitglied: Types und häufigste Erstglieder. Schreibung

Types (≥ 10 Telef.)

einige häufige Erstglieder

Typ X-maier

549

Neu- 1770, Ober- 1352, Steg- 1224, Wid- 756 ‘kirchlicher Grundherr’, Stroh- 743, Nieder- 734, Bach- 645, Stauden- 479, Mitter- 474, Pichl- 207, Birken- 201 usw.

Typ X-mayer

433

Neu- 1147, Ober- 715, Nieder- 460, Sedl- 333 ‘adliger Grundeigentümer’, Alt- 221, Wester- 212, Stroh- 206 usw.

Typ X-meier

1435

Ober- 2939, Nieder- 2116, Neu- 2079, Oster- 1513, Nie- 1311, Stroh- 1069, Bach- 983, Mitter- 890, Weh- 868 (< Wede- ‘kirchlicher Grundherr’), Wester- 864, Feld- 855, Tegt- 848 ‘Zehnt(abgabe)’, Sedl- 847 ‘adliger Grundeigentümer’ usw.

Typ X-meyer

966

Nie- 3374 ‘neu’, Alt- 1002, Weh- 903, Wede- 888, beide ‘kirchlicher Grundherr’, Neu- 872, Stein- 660 (Lagebezeichnung), Ober- 656, Stroh- 630, Brock- 623 ‘Sumpf’ usw.

Aufschlussreich ist ein Blick auf die Anzahl der unterschiedlichen Komposita und deren häufigste Erstglieder, s. Tab. 31. Auch wenn damit nicht einmal die Spitze des Eisbergs erfasst wird, so zeigt sich, dass sie vor allem aus Lagebezeichnungen (Oster- Wester-: Westfalen; Ober-, Mitter-, Nieder-: Bayern) oder sonstigen Ortsangaben bestehen (Bach-, Stein-, Brock-), Zugehörigkeit zum Grundherrn (Wede-, Sedl-) ausdrücken, Angestammtheit oder Zuzug (Alt-, Neu-, Nie-) sowie Verwaltungsobjekte (Gersten-, Stroh-: diesen war die Aufsicht über die Erhebung des betreffenden Zehnten hinsichtlich des Strohs zugewiesen). Die Erstglieder Wede-, Weh-, Wid- sind zu mhd. widem, mnd. wedem ‘kirchliches Gut’ zu stellen und bezeichnen den Besitzer des Gutes. Sedl(mayer) meint den „‘Pächter, Verwalter eines Sedelhofs’, d. h. eines von Frondiensten und Abgaben freien (Herren-)Hofes“ (DFA 5, 12) – im Gegensatz zum Tegtmeier, der kirchlichen und weltlichen Herren Abgaben (den „Zehnten“, d. h. 10 % und oft mehr) in Naturalien zu entrichten hatte (im Oberdeutschen Zehe(n)tmaier 116+32, Zehe(n)tmair 111+23, Zehetmay(e)r 28+20, auch Zehentbauer 162). Eine Aufarbeitung dieser mehreren Tausend Erstglieder ist bislang nicht ansatzweise erfolgt. In Westfalen kommt es auch zu sekundären Patronymen vom Typ Mei(e)ring 63+99, Meyering 88+192, Meyerink 72, in Bayern und Baden-Württemberg zu l-Diminutiven wie Mayerl(e) 155+136, Mayrl(e) 24+26 (DFA 1, 464–477, DFA 5, 11–14). Die auffallende Lücke zwischen dem nord- und dem süddeutschen Verbreitungsraum des FamN Meyer wird durch den FamN Hof(f)mann gefüllt (Rang 10 bzw. 23 der häufigsten FamN), ein damaliges Synonym für Meyer (Abb. 256a). Wie es zu dieser Verteilung der Synonymie kam, müsste noch geklärt werden. Die Form Hofmann ist schon immer in dem auf der Abbildung ausgewiesenen Gebiet beheimatet, die Form Hoffmann war vor 1945 auch östlich von Oder und Neiße überaus häufig. Varianten wie Hoffmanns 184 (Münchengladbach) und Hof(f)man 103+124 fallen kaum ins Gewicht (DFA 1, 642–645). Als Kompositum findet sich nur Kronhofmann 24. Abb. 256b dokumentiert die Verteilung der Typen Hoff(bauer/meyer) 178+702 und Hof(bauer/meyer) 2015+886 (-meyer in allen Schreibungen).

362

6 Familiennamen als Fenster zur Siedlungs- und Kulturgeschichte

Abb. 256: Hoffmann und Hofmann (a), Hoffbauer/-meyer und Hofbauer/-meyer (b).

Nicht leibeigene Bauern und Knechte, also freie Männer, haben zu den FamN wie Frey, Fre(i/y)er, Fre(i/y)mann geführt. Wegen seiner auffälligen Verbreitung kartiert Abb. 257a den Namen Frey, der sich mehrheitlich mit -y schreibt. Dabei werden auch genitivflektierte Formen berücksichtigt sowie Lautungen mit Monophthong, die im Westniederdeutschen und Ostfriesischen beheimatet sind: Typ Frey enthält neben Frey 11195 auch Frei 2395, daneben 6 Fray etc., Typ Freye außer Fre(y/i)e 384+38 auch Fre(i/y)n 82+29, und Typ Frye neben Frye 503 noch Frie(g) 257+159, Frie(h/g)e 197+24, (V/F)ry 87+60 etc. In der Schweiz stehen Frei und Frey auf Rang 14 bzw. 32 der häufigsten FamN. Zahlreich sind auch spezielle bäuerliche Verrichtungen in das FamN-Inventar eingegangen, etwa zu säen (Sämann 522, Sai(g)er 283+84 etc.), mit Samen zu handeln oder zu hantieren (Rüb(e)sam(en) ‘Rübsamen für Öl-, Gemüse- und Futterpflanzen’, Magsam(en) ‘Mohnsamen’), zu mähen (z.B. M(a/ä)der 3704+1518, Meder(er) 1366+497), zu dreschen (z. B. Drescher 4904, Dröscher 157), Stroh zu schneiden usw. Den auf Stroh bezogenen FamN ist Abb. 257b gewidmet. Dabei blieb der sehr frequente Typ Strohmeier (s. o.) unberücksichtigt, er hätte die anderen erdrückt. Als Übernamen für den Bauern, aber auch für den Händler können Stroh, Ströhle und Ströhlein gelten, wobei die Diminutive nach Brechenmacher 1957–63, 692 auch abschätzig einen Bauern mit wenig oder schlechtem Stroh bezeichnen können. Haber- ‘Hafer’ und Rockstroh ‘Roggen’ sowie Strohschneider meinen den Bauern, Strohmenger und vermutlich auch Strohmann eher den Händler (DFA 5, 24–27). Getreidebauern (und -händler) werden, wie eben gesehen, in der Regel nach der vorwiegend angebauten Getreidesorte benannt. Dabei fällt auf, dass in den FamN der Roggen

6.4 Familiennamen nach Berufen

Abb. 257: Der bäuerliche Standesname Frey (a) und Berufsnamen mit Stroh- (b).

Abb. 258: Berufsnamen für den Anbauer von Gerste (a) und von Hafer (b).

363

364

6 Familiennamen als Fenster zur Siedlungs- und Kulturgeschichte

im Norden und äußeren Südwesten – in verschiedenen Lautungen und Schreibungen – mit diesem Wort benannt wird, während hierfür im restlichen Deutschland das alte Wort Korn, heute ‘Getreide’, zum Einsatz kommt. Dies erklärt die komplementäre Verteilung von Roggen und Korn, die Abb. 174 in Kap. 5.18 zeigt. In Abb. 258a wird die Gerste in den häufigsten Berufsbezeichnungen kartiert. Die Journalistin Petra Gerster und der Astronaut Alexander Gerst tragen solche Namen. Während Gerstmann, ein vor 1945 in Schlesien beheimateter FamN, stark streut, bilden die anderen deutliche Areale v. a. in Süddeutschland. Weitz(mann), Waitz u. ä. finden sich in ganz Deutschland, Spelz, Spelter u. ä. im Saarland und links des Nordrheins, Feser, Fees, Fesl u. ä. am Main und südlich davon, Dinkel(mann), Dinkler u. ä. nördlich der Donau bis Westfalen, Thüringen und Westsachsen (Kap. 5.18; DFA 5, 40–59). Abb. 258b kartiert die viel häufigeren Namen mit Hafer und fokussiert dabei den intervokalischen Konsonanten, genauer die nach Norden hin zunehmende sog. b-Erweichung zu -f-, -v- und -w- (Kap. 7.5.1.3). Man erkennt deutlich das süddeutsch geschlossene HaberAreal, während im Ostmittel-, aber auch im Westmittel- und Westniederdeutschen mit blauer Einfärbung die Spirantisierung zum Reibelaut -f- sichtbar wird, die auch zum (auf dem Ostmitteldeutschen basierenden) Standardwort Hafer geführt hat. In Westfalen und Teilen Niedersachsens ist die Sonorisierung (Stimmhaftwerdung) zu -v- oder -w- erfolgt (grüne und lila Einfärbung). Um diese Lautphänomene gut einfangen zu können, wurden jeweils sämtliche entsprechenden FamN nach diesen Kriterien zusammengefasst. Typ Haber umfasst neben Haber(l) 799+1034 u. a. Faulhaber 1382 (für schlechten Hafer), Grie(ß/ss)haber 235+44, Habermann 2878, -korn 1214, -stroh 733, -mehl 485, -meier 269, -kern 184, -sack 106, -maas 20 etc., Typ Hafer neben Hafer 345 u. a. Haferkamp 552, -korn 529, -mann 164, -malz 113, -beck(er) 18+27, -bier 21. Typ Haver enthält neben Haver 100 u. a. Haverkamp 839, -mann 127, -beck 68, -meier 19, -bier 18, -sath 12, Old(e)haver 18+33, während der seltene Typ Hawer nur aus Hawer 38, Seehawer 115 (‘Aussäer’) und Hawerkamp 95 besteht. Ein kurzer Blick auf die Komposita ergibt bei -gerst(e) ≥ 5 Telef. Wintergerst(e) 226+5, Reifegerst(e) 26+92, Riepegerste 28 ‘reif ’, Blattgerste 28, bei -roggen Altrogge(n) 272+11, Ohlrogge 280 für einen nachlässigen Bauern, Schönrogge 25 ‘dreieckiges Brot aus feinem Roggenmehl’, Semmelrogge(n) 40+32 (evt. mit Weizen gemischtes Roggenmehl für Brote), während Hof(f)- 7+156, Brack- 19 und Tap(p)rogge 49+17 ungeklärt sind (es können auch Bildungen mit ‘Rock, Kleid’ in Frage kommen). Vielfältiger sind die Komposita auf -korn: Neben Typ Haber-, Hirse-, Gersten-, Grün-, Drei-, Vier-, Pfeffer-/Peper-, Feis(t)- ‘Dinkel’, Erbskorn kommen Sommer- und Winterkorn vor, daneben (nicht immer geklärtes) Osterkorn, Niederkorn, Theuerkorn, Setzkorn für den Festsetzer des Kornpreises, sowie die Satznamen Treffkorn ‘(ich) treffe das Korn’ für den Drescher sowie Klövekorn ‘(ich) spalte das Korn’ und Malzkorn ‘(ich) mahle das Korn’ für den Müller. Auch Gemüsebauern und -händler werden nach ihrem Produkt oder ihrer Ware benannt. Während der Kohl im Westmitteldeutschen mit dem dort geltenden Wort Kappes in FamN Kappes(ser) konserviert ist (Abb. 414a in Kap. 7.3.4.2), wird er im Oberdeutschen meist als Kraut bezeichnet, vgl. die süddt. Wörter Weiß- und Blau- oder Rotkraut für nördlich Weiß- und Rotkohl. In FamN mit Kraut (s. Abb. 259a) können damit aber auch Gewürze und Heilkräuter gemeint sein, etwa mit Krauter ein Apotheker oder Gewürzhändler. Das

6.4 Familiennamen nach Berufen

365

Abb. 259: Berufsnamen für den Anbauer von Kraut ‘Kohl’ (a) und von Kirschen (b).

auf Abb. 259a nicht kartierte Kompositum Krautwurst 526 (Südhessen) meint den Hersteller kräftig gewürzter Würste. Dass sich Kraut(h) so stark im Südwesten ballt, weist aber auf seine Hauptbedeutung als ‘Kohl’ hin. Die zahlreichen Diminutive lassen auf kosende (oder verächtliche) Benennungen schließen und bilden jeweils Nester, die der generellen Diminutivmorphologie folgen (Kap. 5.15). Daneben bestätigen Komposita wie Krautbauer 26, -gartner 22, -macher 44, -schneider 124, -hakel 14 ‘-hacker’, -sieder 62, -strunk 48, -wurm 65 ‘Kohlraupe’, Kruthaup 55 ‘Kohlkopf ’ usw. die Relevanz dieses Gemüses für den Menschen. Aus englischer Perspektive ist Kraut so kennzeichnend für Deutschland, dass the Krauts zu einer Spottbezeichnung für Deutsche wurde. Zu Rüben-, Rettich-, Lauch-, Bohnen-, Erbsen-, Linsen- Meerrettich-, Zwiebel- und Knoblauchbauern s. DFA 5, 68–83. Die Obstbauern seien hier mit dem Anbauer von Kirschen vertreten. So wie alle deutschen Obstbezeichnungen außer dem Apfel aus dem Lateinischen (oder anderen Sprachen) stammen, so auch die Kirsche. Ihr liegt der lateinische Plural ceresia zugrunde (vgl. frz. cerise, engl. cherry, daraus später Sherry). Im Mittelhochdeutschen erscheint das Lehnwort als kerse und kirse, was in den FamN zu Formen mit Kersch- und Kirsch- geführt hat, die auch in zahlreiche Herkunfts- und Wohnstättennamen wie Kerschbaum(er), Kerschenlohr bzw. Kirschbach(er), Kirscheneder eingegangen sind. Abb. 259b kartiert nur die direkten und indirekten Berufsbezeichnungen für den Bauern oder Händler (Kirschner 3566 bleibt wegen Konkurrenz zu Kürschner unberücksichtigt): Typ Kirsch umfasst neben Kirsch(e) 7508+313 auch Ki(e)rsch 169+116 und Kirschen 88, Typ Kerscher neben Kerscher 1225 noch Kirsch(l)er 15+31. Neben diminuiertem Kerschl 205 liegen die Komposita Kirsch(en)mann 149+177 und Kirsch(en)bauer 118+64 vor (zu weiteren Obstbauern s. DFA 5, 78–83).

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6 Familiennamen als Fenster zur Siedlungs- und Kulturgeschichte

6.4.2 Weinzierl und Hopfner: Weinbauern und Bierbrauer Nicht nur heute, auch früher war Deutschland in typische Wein- und Biergebiete aufgeteilt. Dies hat klimatische, aber auch kulturelle Gründe, zu denen auch der Kontakt mit den Römern gehört. Anhand der Berufsnamen rund um Weinanbau bzw. Bierbrauerei lassen sich die historischen Trinkgewohnheiten rekonstruieren. Abb. 260a kartiert die häufigsten FamN zum Winzer, Abb. 260b zum Bierbrauer. Abb. 260a (≥ 10 Telef.) weist den Süden und Teile von Sachsen und Thüringen als traditionelle Weinanbaugebiete aus. Mit Wei(n)mann 1913+2567 kann der Winzer, aber auch der Weinhändler, Weinschenk oder Kellermeister gemeint sein. Weinzierl (Weinzierl(e) 1510+14, Weinzirl 9) und Winzer (Win(t)zer 1116+129, Winzerling 29) sind aus lat. vinitor entlehnt, wobei Weinzierl noch mit dem alten Nomen agentis-Suffix -il versehen wurde, vgl. ahd. wīnzuril (s. Kap. 5.17). Auf die Rebpflanze beziehen sich Reber und Rebmann. Bei Weingärtner, Wingert, Wengert sind Berufsnamen nicht von Wohnstätten- oder Herkunftsnamen zu trennen. Wo eindeutige Winzernamen wie in Bayern Weinzierl herrschen, wird es sich bei Typ Weingärtner um Wohnstättennamen handeln, wo nicht, etwa an Mosel, Rhein, Main, Kocher und Jagst, auch um Berufsnamen. Auch für den Bierbrauer und -händler liegen zahlreiche Berufsnamen vor. Abb. 260b bietet das Komplementärbild zum Weinbauern. Nur in Bayern führten beide Getränke reichlich zu FamN. Die drei Haupttypen (≥ 10 Telef.) vereinen jeweils ein breites Spektrum an FamN, um die Frequenzen ähnlich hoch zu halten. Typ Biermann enthält neben Biermann(s) 4628+45 noch Bier 1715 (hier ist Konkurrenz zu Beere nicht auszuschließen), Bierwirt(h) 11+869, -werth 43, -brauer 397, -schenk 365, -hals 178, -freund 160, -ma(i/y)er 96+16, -me(i/y)er 249+41, -macher 21, -koch 11. DFA 5, 533–37 behandelt noch mehr Komposita wie Bierwagen 230, Bieräugel 42 ‘Schankzeichen an Häusern mit Brau- und Schankrecht’, auch mit Bezug auf Alkoholismus wie bei Biersack 523, Bierhals 178, Biergans 96 (der Gänsehals als Metapher für den Bierhals), Bierschwale 76 ‘Bierschlund’. Typ Breuer (in Abb. 260b) fasst die Varianten Brauer 4943 (Norddeutschland), Breuer 9733 und Bräuer 3128 (s. Abb. 402b in Kap. 7.3.2.2) und Br(e/ä)u 1210+463 (Bayern) zusammen. Der Hopfen als Bestandteil des Biers ist am reichsten belegt. Unter Typ Hoppe für den Hopfenlieferanten fällt außer niederdeutschem Hopp(e) 2905+13079 u. a. H(ö/o)ppner 2458+57, Hoppmann 717, mit Zweiter Lautverschiebung von pp > pf Hopf(e) 2851+361, H(ö/o)pfner 1989+231, Hopfengärtner 122, Hopfgarten 97 usw. Die heutige Form Hopfen mit -n statt Hopf(e) findet sich nur in 7 Telef., ist also noch jung. Zum Winzer gibt es einige indirekte Berufsnamen, Abb. 261a kartiert davon die Typen Traub und Reeb. Typ Traub enthält neben Traub(e) 1894+85 noch Weintraub 10, Tr(a/ä/e)ubel 10+11+65, Träuble 24, Typ Reeb neben Re(e)b 67+510 noch Rebel(e) 448+116, Rebelein 98, Rebl(e) 110+82, Weinrebe(n) 47+5. Der FamN Rebstock findet sich im mittleren Württemberg, Weinstock um Heilbronn und am Nordrhein. Abb. 261b dokumentiert die häufigsten Komposita mit -bier als Grundwort: Typ Dünnebier (mit zahlreichen Varianten) bezieht sich auf geringen Alkoholgehalt, Typ Sauerbier, der neben Sau(e)r- 603+87 und Su(h/e)rbier 175+35 auch Bitterbier 23 enthält, meint haltbare (bittere) Biere im Unterschied zum Süßbier 42, S(ö/oe)tebier 17+53. Mit Gutbier ist das Vollbier gemeint, mit Frischbier frisch gebrautes. Warmbier bezieht sich auf eine Biersuppe, Füllbier auf den Schankwirt, im

6.4 Familiennamen nach Berufen

Abb. 260: Berufsnamen für den Weinbauern (a), den Bierbrauer und Hopfenlieferanten (b).

Abb. 261: Berufsübernamen für den Weinbauern (a) und Zusammensetzungen mit -bier (b).

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6 Familiennamen als Fenster zur Siedlungs- und Kulturgeschichte

Fall von Sparbier auf den geizigen. Der Satzname Schluckebier 187 bezeichnet übermäßigen Alkoholkonsum, der Typ enthält auch Schlicksbier 24 und M(ö/e)gebier 22+6.

6.4.3 Büttner, Fassbender, Kiefer: Böttcher Den Bau von Fässern (zum Bierbrauen und Gerben, zum Lagern und zum Transport von Lebensmitteln und Getränken, aber auch zum Baden) erledigen Böttcher, die sich in den FamN variantenreich manifestieren, z. B. als Büttner (entrundet zu Bittner), als Küpper ohne und als Küfer mit Zweiter Lautverschiebung, auch entrundet zu Kiefer (s. Kap. 5.10.2), als (Faß-)Binder (gesenkt zu Bender; s. Kap. 5.11) und als Böttcher, Bödecker, Bädecker etc. Auf kleinere Bütten nimmt Büttner Bezug. Das Wort Binder bezieht sich auf das Zusammenfügen hölzerner Dauben zu Fässern und anderen Gefäßen (Steffens 2013, 127). Küpper und Kiefer sind aus lat. cuparius entlehnt. Böttcher, Bödecker enthält nd. bode, böde für Großgefäße (es ist nicht mit oberdeutsch Bottich verwandt). Da die meisten dieser Synonyme in anderen Kapiteln zur Sprache kommen, beschränken wir uns in Abb. 262a auf das Variantenspektrum nur der frequentesten Typen (≥ 20 Telef.): Typ Bender umfasst Bender 10555, Binder 9150, Benner 2156 und Binner 687 (zu den d-losen Formen s. Kap. 7.3.1.2). Typ Böttcher enthält neben Böttcher 12101 u. a. Böde(c)ker 695+370, Bäde(c)ker 49+27, Typ Büttner nur B(ü/i)ttner 10788+5845, Typ Kiefer neben Kief(f)er 8027+212 u. a. Küf(f)ner 619+598; auf Küfer, das heutige Standardwort, entfallen nur 75 Telef., Typ Küpper umfasst Küpper(s) 3209+2890.

Abb. 262: FamN für den Böttcher (a). FamN mit dem Bestandteil Fass (b).

6.4 Familiennamen nach Berufen

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Im Vergleich zu den neuzeitlichen Dialektwörtern (Karte bei König 2005, 193) hat sich nach Festwerden der FamN der ursprünglich nur auf den äußersten Westrand von Süddeutschland begrenzte Typ Kiefer auf Kosten von Bender nach Osten bis zu einer Linie vom Lech bis zur Fulda ausgebreitet, außerdem der Typ Küp(p)er nach Nordosten bis ins westliche Schleswig-Holstein. Typ Bender wurde auf das Ostoberdeutsche reduziert (Kunze 2004, 122–123, Steffens 2013, 124–129; DFA 5, 314–331). Zu Zusammensetzungen mit -binder/-bender s. Kap. 5.11. In Abb. 262b werden die FamN mit dem Bestandteil Fass kartiert. Der Wortbildungstyp Fessler mit Fe(ss/ß)ler 422+278, Fesseler 112, Fä(ss/ß)ler 249+258 etc. ist, wie viele andere (l)er-Ableitungen auch, im Südwesten beheimatet, während Komposita wie Faßbender (s. o.) sich im Ripuarischen konzentrieren. Faßhauer kommt im Raum Göttingen vor, Faßmann ist verstreut. Typ Faßhauer besteht neben Fa(ß/ss)hauer 314+77 aus (F/V)atthauer 15+35 und (F/V)atheuer 12+54, Typ Faßmann aus Faßmann 156 und Fa(ss/tt)mann 80+22.

6.4.4 Müller, Sägmüller, Pulvermüller: Mühlenbetreiber Müller ist der häufigste FamN, der mit 297.878 Telef. 1,06 % der Bevölkerung abdeckt, wenn man die Schreibung Mueller 2025 hinzunimmt, gesenktes M(ö/oe)ller 29.613+925 und entrundetes Miller 7.268 sowie die zugehörigen Genitive Müllers 677, Möllers 1330 etc. Abb. 263a basiert auf den Hauptvarianten M(ü/ue)ller und Möller. Die Verbreitung des Müllers und das Fehlen von Synonymen erklärt die Spitzenstellung unter den FamN. Anderen ebenfalls wichtigen und weit verbreiteten Berufen wie den Bäckern oder Metzgern kommen mehrere Bezeichnungen zu, was solch hohe Frequenzen verhindert. Abb. 263 nutzt die Flächeneinfärbung, um einen Eindruck vom hohen Aufkommen des Typs Müller als Simplex zu visualisieren. Auf Abb. 263a beginnen die Stufen der Grüntöne bei den Flächen bei 6,0 ‰ und reichen bis 20,0 ‰, die Größen der Kreise reichen von 4,6 ‰ in PLZ 48 bis 20,0 ‰ in PLZ 36 Fulda. Auf Abb. 263b beginnen die Grüntöne der Flächen bei 1,0 ‰ und reichen bis 4,6 ‰, die Größen der Kreise beginnen bei 0,2 ‰ in PLZ 28 Bautzen und reichen bis 4,6 ‰ in PLZ 94 Passau. Abb. 264a und 264b falten die drei häufigsten Varianten Müller, gesenktes Möller und entrundetes Miller aus, erst als Simplex und dann als Zweitglied von Komposita (hier sind im Gegensatz zu Abb. 263 auch Genitive auf -s enthalten, was die differierenden Tokenzahlen erklärt). Abb. 264 zeigt die Verteilung auf: Die Senkungen finden sich im Norddeutschen (Kap. 5.11) und mittleren Mitteldeutschen (Goethe benutzte, als er in Rom incognito bleiben wolle, das Pseudonym Möller), die Entrundungen in Bayerisch-Schwaben (Kap. 5.10.2). In Abb. 263a bedecken die Vorkommen von Typ Müller fast das gesamte Bundesgebiet, abgesehen vom Großraum Westfalen und Bayern. Hier auf ein geringes Vorkommen der Müller-Namen zu schließen, wäre jedoch verfehlt, wie Abb. 263b erweist: Gerade in diesen Gebieten gab es so viele Müller, dass der Name seine Differenzierungs- bzw. Identifizierungsleistung nicht mehr erfüllen konnte. Hier griff man zu Komposita auf -müller, bei denen das Erstglied zusätzliche Informationen über den Müller bzw. die Mühle lieferte, z. B. a) über ihre Lage (Grub-, Anger-, Moosmüller), b) über ihren Besitzer (Jahns-, Ottmüller), c) bestimmte Eigenschaften des Müllers (Neumüller, Danksagmüller), d) seinen Status

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6 Familiennamen als Fenster zur Siedlungs- und Kulturgeschichte

Abb. 263: Müller und Möller als Simplex (a) und als Zweitglied in Komposita (b).

Abb. 264: Hauptvarianten von Müller als Simplex (a) und als Zweitglied in Komposita (b).

6.4 Familiennamen nach Berufen

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(Graf-, Fron-, Freimüller), e) die Mühlenart (Wind-, Bock-, Sägmüller) oder f) das Produkt (Pulver-, Öl-, Weißmüller). Immerhin beträgt die Zahl der mit -müller (-mueller, -möller) zusammengesetzten FamN ohne Frequenzschwelle 1516 Types, was zahlreiche Heiratsnamen mit Bindestrich einschließt. Scheidet man diese durch eine Begrenzung auf ≥ 2 Telef. weitgehend aus, verbleiben 999 Types, bei einer Begrenzung auf ≥ 3 Telef. 851. Diese Müller-Komposita berichten viel über das Müllerhandwerk, auch wenn zahlreiche Erstglieder undurchsichtig und bis heute ungedeutet sind. Heuser/Schmuck 2014 befassen sich mit den Komposita auf -müller und bestücken die oben genannte Klassifikation mit verschiedenen Namen. Sie rekonstruieren die unterschiedlichen Antriebstechniken der Mühlen: Windmühlen, von denen FamN wie Windmüller 517, Dröge- 118, Druck- 104 und Drockenmüller 11 (‘trocken’) zeugen, auch Bock(en)müller 7+18, bei denen die Mühle aufgebockt war, d. h. auf einem Aufsatz stand, der so gedreht werden konnte, dass die Flügel nach dem Wind ausgerichtet waren; daneben gab es durch Wasser angetriebene Mühlen, s. Kumpfmüller 180 (< mhd. kumpf ‘(hölzernes) Gefäß’), Schiffermüller 48 für eine bewegliche, schwimmende Schiffmühle. Der Ro(ß/ss)müller 147+28 betrieb die Mühle durch Pferde. Die meisten Mühlen dienten dem Mahlen von Getreide (Korn- 94, Haber- 18, Weizen- 7 bzw. Weißmüller 257) und von Hopfen (Hopfenmüller 133) und Malz (Malzmüller 17), auch das Endprodukt zeigt sich in FamN: Brau- 86, Brod- 8, Grütz- 14, Kuchen- 22, Weckmüller 148. Besonders feines Mehl stellte der Schönmüller 64 her. Andere Mühlen dienten der Tuchverarbeitung, indem sie Gerberlohe zerstampften (Hammer- 210, Schlag- 55, Loh- 651, Lochmüller 178) oder Stoffe walkten (Beut(t)en-, Ledermüller). Die Oel- 62, Oligmüller 75 pressten Öl, Krätzmüller 31 verarbeiteten Gold- und Silberabfälle. Das Schneiden von Holz besorgten Säg- 40 und Se(e)gmüller 64+186, Schneidmüller 211, Holzmüller 515 etc. Der Heckel(s)müller 12+90 häckselte Stroh und andere Abfälle, um daraus Tierfutter zu gewinnen. Wetzmüller 25 weist auf das Wetzen und Polieren harter Materialien wie Steine oder Glas hin. Heuser/Schmuck 2014 befassen sich auch mit der Deutung einiger der überaus zahlreichen undurchsichtigen Erstglieder, z. B. Kix-, Kitzmüller, und nehmen anhand des geographischen Befunds Neudeutungen vor, etwa von Ganß- < Janßmüller (Gutturalisierung von j > g). Viele Namen harren noch ihrer Erklärung, z. B. Wür-, Zick-, Ra-, Rana-, Klitzsch-, Atz-, Bro-, Creyaufmüller/-möller. Parthe(y/i)müller 81+5 wird auf Bartholomäus zurückgeführt, wobei zunächst die Mühle nach ihrem Besitzer benannt (Partheymühle) und hieraus ein FamN gewonnen wurde. Bei den Komposita mit Müller- bzw. Möller- als Erstglied dominieren Rufnamen als Zweitglied, d. h. ein Mann wird durch seinen Beruf spezifiziert: Möllerarnd 4, -bernd(t) 17+15, -frerk 15, -frerich 6 (Friedrich), -friedrich 12, -henn 25 (Johannes), -herm 38 (Hermann), dazu auch Möller(s)mann 12+24 (Man[fred], [Her]mann). Diese Patronyme sind typisch für Westfalen, hinzu kommen auch Bildungen mit patronymischem -ing (Möllering 290) und -s (Möllers 1330, Müllers 677). Komposita mit Müller- (statt Möller-) enthalten andere Zweitglieder, z. B. Berufe (Müllerbader 7, Müllerbauer 6), Adjektive (Müllergroß 4, -klein 17, -schön 217) oder bilden Herkunfts- und Wohnstättennamen (Müllerstedt 10, -höltgen 7, -heim 6, -thann 3, -zell 3). Auch Diminutive sind vorhanden (Möllerke 56, Müllerke 26, Müllerchen 17). Alle diese Namen kommen eher verstreut vor, was eine Kartierung nicht sinnvoll macht. Klare Verteilungen ergeben nur die patronymischen Bildungen auf -ing und -s, s. Abb. 265a.

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6 Familiennamen als Fenster zur Siedlungs- und Kulturgeschichte

Abb. 265: Patronymische Bildungen zu Müller auf -ing und -s (a); Bildungen mit Suffix -ner (b).

Abb. 266: Kirner, Kürner, Querner (a) und Übernamen für den Müller mit Mehl-/-mehl (b).

6.4 Familiennamen nach Berufen

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Das Wort Müller basiert auf der Entlehnung von lat. molinarius, das mhd. als mülner, mnd. als mölner(e) erscheint. Meist wurde -ln- zu -ll- assimiliert, doch gibt es Reste von unassimiliertem Müllner, Mühlner, Möllner, die Abb. 265b dokumentiert. Wenn Müller nebst Varianten auf ein Fremdwort zurückgeht, stellt sich die Frage nach dem einheimischen Wort für die Mühle. Dies war mhd. kürn(e), mnd. querne, d. h. FamN wie Kirner, Kürner, Querner sind die alten Bezeichnungen für den Müller, die sich mehrheitlich im Süden Deutschlands finden, s. Abb. 266a. Wie bei vielen Berufen gibt es auch für den Müller zahlreiche Übernamen, die Gegenstände und Erscheinungen rund um die Müllerberuf metaphorisch oder metonymisch erfassen. Wir betrachten auf Abb. 266b nur solche mit dem Bestandteil Mehl. Teils lassen sich bestimmte Kerngebiete erkennen, bei anderen ähnelt die Karte eher einem Suchbild, d. h. hier streuen die Belege. Mehlmann ist der Mehlhändler, während Mehlhose 235 (Mehlhos 10, Mehlha(a)se 222+4) die mehlbestäubte Hose des Müllers meint. Typ Mehlkopf (inkl. Mehlkop(p) etc.) kann sich auf Kopf ‘Kopf ’ oder ‘Becher, Topf ’, aber auch auf ‘Kauf ’ beziehen. Mehltreter steht für den Tretmüller, der durch Treten den Mühlstein bewegt hat. Typ Mehlstäubler erfasst das Aufwirbeln des Mehlstaubs beim Mahlen oder Sieben, dieser Typ umfasst Mehlstäubl 67, -steubl 3, -steibl 13, -stäubler 21. Hierzu ist auch der FamN Stoiber 968 (nebst Stauber 854, Stäuber 41, Steuber 505, Staib 528, Steib 427, Steub 26 etc.) zu stellen (zu Stoiber s. Abb. 376a in Kap. 7.2.1.1). Mehlhorn bezeichnet einen hornförmigen Mehlbehälter und gehört damit zu den Übernamen, die ein Arbeitsgerät bezeichnen. Steufmehl 70 (mit Stoffmehl 28, -meel 3) ist ein Satzname aus ‘(ich) lasse das Mehl stäuben’ (ähnlich wie Machemehl 92), während Habermehl die Getreideart und Schönmehl die Qualität des Mahlprodukts benennt. Damit hat es kein Ende, es gibt weitere (allerdings niedrigfrequentere) Bildungen, z. B. Mehlhaf(f) 15+82 für den Mehltopf, Erbsmehl 59 ‘Erbsenmehl’, Kornmehl 12 zu ‘Roggen, Korn’ (DFA 1, 254–273, DFA 5, 145–153).

6.4.5 Schlotterbeck, Rückbrodt, Semmler: Bäcker FamN aus dem Beruf des Bäckers gehören zu den häufigsten (Becker steht auf Rang 8). Es gab auch deshalb so viele Bäcker, weil man wegen zu großer Brandgefahr keine eigenen Backöfen besitzen durfte; Brote wurden entweder zum Backen weggegeben oder eingekauft. Die wichtigsten direkten Berufsnamen werden mit Beck und Becker in Kap. 5.17 behandelt. Hier konzentrieren wir uns auf Komposita mit -beck(er), auf das Lehnwort Pfister und auf Übernamen des Bäckers. Komposita auf -beck sind problematisch, da sie mit zahlreichen Bedeutungskonkurrenzen zu nd. Beck(e) ‘Bach’ und bairisch -beck ‘Anwohner eines Baches’ (Kap. 6.3.4 und 7.2.) behaftet sind. Nur eindeutige Erstglieder verweisen auf den Bäcker, z. B. Brodbeck 804, Weiß- 147, Wei(s)s- 115, Wei(s/ss/ß)en- 32, Wei(t)zenbeck 32 (Weiß- bzw. Weizenbrot) oder Schlotterbeck 387 zu alem. Schlotter ‘saure Milch’. Theoretisch zweideutig sind Komposita wie z. B. Braunbeck 114, das auf einen braunen Bach oder einen Bäcker, der braunes (dunkles) Mehl verarbeitet, hinweisen kann. Dass Braunbeck seinen Schwerpunkt im Südwesten hat, macht den Bäcker plausibel, denn hier kommen Konkurrenzen mit Bach nicht in Frage, auch nicht bei Neubeck im Mitteldeutschen. Abb. 267a dokumentiert solche Komposita.

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6 Familiennamen als Fenster zur Siedlungs- und Kulturgeschichte

Küb(e)l- 135+14, Kübelsbeck 40 meint den Gesellen, der den Teig knetet. Zu Brodbeck (Württemberg) s. Abb. 370b in Kap. 7.1.4.4. Auch bei Komposita mit -becker besteht Konkurrenz mit Herkunfts- und Wohnstättennamen zu ‘Bach’; so beispielsweise Goldbecker und Goldbeck im Raum Bielefeld zum Ortsund Flussnamen Goldbach. Abb. 267b dokumentiert eindeutige Fälle Grob(b)ecker (Grob-, Roggenbrot), Weisbecker (s. o.), Schwarzbäcker, Kuchenbecker (vor 1945 in Ostpreußen häufig), Schle(h)en-, Schl(e/ie)nb(e/ä)cker, Platzb(e/ä)cker (lat. placenta ‘Kuchen’, vgl. Plätzchen ‘kleines, süßes Gebäck’). Nicht kartiert ist seltenes Sü(ss/ß)enbecker 13. Der FamN Pfister(er) geht auf lat. pistor ‘Bäcker’ zurück und bezeichnete im Deutschen zunächst den gehobeneren Klosterbäcker. Der Name kommt in vielgestaltiger Form vor, mit und ohne p > pf-Verschiebung (Pister, Pfister), mit und ohne Nebensilbenabschwächung (Pister, Pistor), mit und ohne n-Einschub vor der (vermeintlichen) -er-Endung (Pfistner, Pfister), teilweise zu Pistorius hyperlatinisiert (Kap. 5.14.2) oder zu Pfisterer „übersuffigiert“ (Kap. 7.1.3.2). Interessanterweise bildet dieser Name keine Komposita, abgesehen von Pfistermeister und Pfisterhammer, letzteres Herkunftsname zum Ortsnamen Pfisterham. Am stärksten eingedeutscht ist dieser FamN als Pfister(er) im Süden, während im Mittel- und Niederdeutschen eher die lateinische Form bewahrt oder durch sog. Humanistenbildungen wie Pistori, Pistory oder Pistorius noch gesteigert wurde, s. Abb. 268a. Übernamen für den Bäcker sind zahlreich und rekrutieren sich meist aus dem Backprodukt. Aber es gibt auch welche nach dem Ort seiner Berufsausübung, dem Backhaus und dem Backofen, s. Abb. 268b. Die aus Backhaus verschliffene Form Backes konzentriert sich im Saarland und in Rheinland-Pfalz, während Typ Backofen mit Backofen 187 in Württemberg und mit Bachofer 121 in Sachsen beheimatet ist. Die Verbreitung von Komposita nach dem Backprodukt Roggen-, Rück-, Weis(s)-/Weiß-, Gut- und Schönbrod ist aus Abb. 370b in Kap. 7.1.4.4 ersichtlich. Casemir 2009, 170 bringt den Kontrast dieser Brotsorten mit „Weißbrot ist Herrenbrot, Roggenbrot Bauernbrot“ auf den Punkt; der FamN Herrnbrot 20 bestätigt dies. Der Satzname Spar(s)brot 39+10 ist Übername für jemanden, der (zu) kleine Brote backt, Weckbrod(t) 10+38 für den Bäcker von Wecken als keilförmigem Gebäck (vgl. alemannisch Weckle ‘Brötchen’). Spitzweg 44 ist indirekter Berufsname für den entsprechenden Bäcker. Viele Komposita auf -brot beziehen sich nicht auf den Bäcker, sondern auf die Konsumenten: Butterbrodt 103 ebenso wie Weichbrodt 287 ‘in Fleischbrühe aufgeweichtes Brot’ gilt wohlhabenden Leuten im Gegensatz zu solchen namens Truckenbrodt 270, die sich nur trockenes Brot leisten konnten (jeweils mit mehreren Schreibweisen). Frühbrodt 46 und Morgenbrodt 46 bezeichnen den Frühaufsteher, Müßigbrodt 58 den, der sein Brot mühelos erwirbt, und Eigenbrod(t) 181+221 den, der sein eigenes Brot backt; daher kommt im 19. Jh. im Schwäbischen das Wort Eigenbrötler auf, zunächst in der Bedeutung ‘Junggeselle mit eigenem Haushalt’. Heimbrodt (und Heimbeck) meint den Lohn- oder Hausbäcker (Casemir 2009). Bei Drei- 87 und Siebenbrodt 59 dürfte es sich um Abgabepflichten handeln. Abb. 269a registriert mit den Typen Semmler, Simmler, Semmelmann die Bezeichnungen des Weizenbrotbäckers, evt. auch des entsprechenden Händlers. Dieser ist explizit in Semmelhack 90, Semmelhaa(c)k 11+66 enthalten, dessen Zweitglied mit (ver)hökern ‘verkaufen’ verwandt ist, auf mnd. hoker ‘Kleinhändler, Krämer’ zurückgeht und die Entrundung von o > a vollzogen hat (Kap. 5.10.2). Semmel/Simmel bezeichnete früher das Weizen-

6.4 Familiennamen nach Berufen

Abb. 267: Bäckernamen mit -beck (a) und -becker (b).

Abb. 268: FamN aus lat. pistor (a) und Berufsübernamen nach dem Backort (b).

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6 Familiennamen als Fenster zur Siedlungs- und Kulturgeschichte

Abb. 269: Semmel- (a) und Kuchenbäcker (b).

mehl, heute ist eine Semmel in Bayern und Österreich ein Brötchen, also das Backprodukt (Casemir 2009; Heuser/Schmuck 2016; Ebner 2015; DFA 5, 126–145). Zum Mutschelbäcker s. Kap. 7.1.4.4. Auch um den Kuchen hat sich ein Namenfeld ausgebreitet. In der Nordhälfte von Deutschland heißt er Kuchenbecker 733, -bäcker 69, auch Kauk(e) 90–241, im Süden Kuchler 571 und Küchler 1851, kurz Kuch(e) 979 + 131 (Kuchen 31 im Raum Aachen ist patronymischer schwacher Genitiv) oder diminuiert K(ü/ie)chle 200+435 (Abb. 269b). Kuchenliebhaber heißen Kuchenbuch ‘-bauch’, -bei(s/ß)er, Es-, Eßkuche(n). Wilhelm Raabe nannte einen Roman nach seiner als Kind sehr gefräßigen Hauptperson Stopfkuchen, was auch als FamN mit 49 Telef. auftritt, hier wohl mit übriggebliebenen Rosinen usw. gestopfter Teig. Als Sorten treten auf: Kuchenbrot, Schmalkoke, Haferkok, Sp(a/ä/e)nkuchen ‘Kuchen mit (hobel-)spanförmigen Streuseln’, Pust(e)kuchen ‘in Asche gebackener Kuchen’ (oder Übername für ‘ich puste den Kuchen’), Oel- ‘Schmalzgebäck’, Euer- ‘Eier’, P(f)ann-, Leb-, Pfefferkuchen u. a. Opferkuch ist Übername des Hostienbäckers (DFA 5, 142–143). Die Torte ging nicht mehr in FamN ein, weil dieses Lehnwort aus lat. tortum ‘gewundenes Gebäck’ erst Ende des 15. Jhs. aufkam.

6.4.6 Knochenhauer, Fleischer, Würstle: Metzger Dem Fleischerhandwerk gelten und galten in Deutschland – im Kontrast zu dem des Müllers – viele unterschiedliche direkte Berufsbezeichnungen, die sich im Laufe der Jahrhun-

6.4 Familiennamen nach Berufen

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derte stark gewandelt haben. Der historische Stand ist in Abb. 270a aus den FamN abzulesen, die gegenwärtige dialektale Situation (20. Jh.) aus Abb. 270b (nach König 2005, 196). Der Kartenvergleich macht die Wortgeschichte sichtbar: Die Bezeichnung Metzger und Metzler (< lat. macicarius ‘Metzger’ bzw. macellarius ‘Fleischhändler’) ist seit dem Spätmittelalter im Südwesten stabil, expandiert später nach Norden und Osten und verdrängt schließlich Fleischmann im Ostoberdeutschen, welches im FamN-Bild als graue Fläche noch klar zu erkennen ist. Fleischer ist erst ab Ende des 14. Jhs. belegt. Zuvor herrschte im Ostmitteldeutschen wie auch im gesamten Norden die Vollform Fleischhauer (mhd. vleischhouwer, mnd. vlēshouwer), die im Ostmitteldeutschen dann zu Fleischer kontrahiert und im Niederdeutschen durch Knochenhauer ersetzt wurde. Fleisch- bzw. Knochensowie Beinhauer (< mhd. bein ‘Knochen’) sind nur noch in FamN und Straßennamen präsent. Knochen- 177 und Beinhauer 202 sind allerdings so selten belegt, dass sich ihre Kartierung nicht lohnt (Knochenhauer eher im Nordosten, Beinhauer im Nordwesten; Dräger/ Kunze 2009; Nübling/Schmuck 2015). So nimmt es kaum Wunder, dass die FamN den Schlachter (verwandt mit dem Verb schlagen) kaum kennen, er hat sich erst später richtig etabliert. Dies belegt Abb. 271a, wo nur geringe Vorkommen eher im Süden erkennbar sind. Bei der umgelauteten Form dominiert die Schreibung Schlechter 591 (Schlächter 61, Schlaechter 3). Zur damaligen Zeit war damit der Hausschlachter auf dem Land gemeint, der von Hof zu Hof ging. Von frühen Spezialisierungen im Fleischerhandwerk zeugen viele FamN, etwa indem sie sich auf bestimmte Fleischsorten beziehen (Rindfleisch 430, Kalbfleisch 312), deren Bearbeitung (Rauchfleisch 24 für geräuchertes, Sühlfleisch 42 für gebrühtes, Rohfleisch 32 für unbearbeitetes Fleisch, Klopf(f)leisch 176+18 für Hackfleisch), deren Qualität (Magerfleisch 32, Jungfleisch 213, Gutfleisch 212) oder auf das Körperteil, dem das Fleisch entnommen ist (Hauptfleisch 180; Kalbfuß 63, Rindfuß 73); einige davon sind in Abb. 418b (Kap. 7.3.4.4) kartiert. Auf die Verarbeitung von Eingeweiden, z. B. in Würsten, beziehen sich Kuttler 384 im Süden und Küther 355 im Norden (DFA 5, 165). Kuttelwascher 40, Küttelwesch 14, Köttelwesch 7 reinigt die Kaldaunen, während sie Sulzer 347, Sülzer 77, Sültzner 57 zu Sülze verarbeitet. Der G(ä/e)nswürger 16+22 hat vermutlich Gänse gestopft. Nur im Südwesten kommen direkte und indirekte Berufsnamen für den Wurstmacher vor (Abb. 271b). Mit Wurst, Worst, Würstle und Krautwurst können auch persönliche Übernamen nach der Lieblingsspeise vorliegen. Wursthorn bezeichnet ein hornartiges Werkzeug zum Stopfen. Außerdem gibt es Leberwurst 11, Knappw(u/o)rst 3+4 für aus minderwertigem Fleisch hergestellte Wurst, und den Satznamen Fretwurst ‘(ich) fresse die Wurst’. Bei Dreiwurst 9 und Siebenwurst 13 dürfte es sich um Zinsabgaben handeln (DFA 5, 154–169; NölleHornkamp 1992, 150–165). Würste sind gerade aus ausländischer Sicht zu einem typisch deutschen Attribut geworden. Dazu gehört auch das Spottwort Hanswurst, das jedoch nicht als FamN vorkommt. Mit Wurstius 7 kam es sogar zu einer Latinisierung (Kap. 5.14).

6.4.7 Nonnenmacher, Berschneider, Gölzenleuchter: Tierkastratoren Nicht nur hindert der Mensch seine sog. Nutztiere durch Einhegung oder Stallhaltung an ihrer Bewegung, er steuert auch im Fall von Zucht ihre Fortpflanzung bzw. verunmöglicht dieselbe, wenn er sie kastriert. Damit bezweckt er, von dem für die Mast vorgesehenen Vieh

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6 Familiennamen als Fenster zur Siedlungs- und Kulturgeschichte

Abb. 270: FamN für den Metzger (a) und heutige regionalsprachliche Bezeichnungen (b).

Abb. 271: Schlachter als FamN (a) und Berufsnamen mit Wurst (b).

6.4 Familiennamen nach Berufen

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mehr Fleisch zu gewinnen, außerdem verhindert er hormonell verursachte Geschmacksveränderungen, und schließlich nutzt er den Zähmungseffekt kastrierter Rinder und Pferde, mit denen er auch arbeitete (Pflug, Transporte). Zu den nach Alter, Geschlecht, Rasse etc. reich ausdifferenzierten Nutztierbezeichnungen kommen solche für kastrierte Exemplare hinzu: Ochse für das Rind, Wallach für das Pferd, Hammel für das Schaf, Borg für das Schwein, Kappaun für den Hahn und Poularde für die Henne; dialektal kommen weitere Ausdrücke hinzu, die oft in FamN konserviert sind. Früher war die Kastration Aufgabe von darauf spezialisierten und wenig angesehenen Tierkastratoren, die von Hof zu Hof gingen (s. Steffens 2013, 146–147). Abb. 272a befasst sich mit der Kastration der Mastsau: Hier gilt im Westmitteldeutschen Typ Gölzenleuchter (< mhd. gelze ‘verschnittene Sau’ und līhten ‘kastrieren’), kurz Gölzer und Gölz. Einen Schwerpunkt von Gölzenleuchter bildet der Raum Darmstadt. Genau hier konzentriert sich auch die hyperlatinisierte Berufsbezeichnung Castritius 28 (nicht abgebildet). Nach Norden hin wird diese Tätigkeit durch einfaches Lichter, Leuchter abgelöst, abgesehen von Geldmacher 435 (< mnd. gelte ‘verschnittene Sau’) in West- und Ostfalen. Dagegen basiert im Alemannischen der Typ Nonnenmacher und Nonnenmann auf einer Metapher der kastrierten Sau mit einer keuschen Klosterfrau (Abb. 272b). Typ Nonnenmacher enthält neben Nonnenmacher 624 die Formen Nunnenmacher 46, Nunner 114. Auch Nonnenmann, der auch einen Hörigen eines Klosters bezeichnen könnte, überschneidet sich räumlich so sehr mit Nonnenmacher, dass er zu diesem zu stellen ist. Daneben gilt Berstecher (< mhd. bēr ‘Eber’ und stechen ‘mit scharfem Werkzeug abtrennen’). In Bayern dominiert Berschneider, im Niederdeutschen streut Püttschneider (< nd. putt ‘Ferkel’). Hier

Abb. 272: Tierkastratoren: Typ Gölzenleuchter (a) und Typen Nonnenmacher, Berschneider etc. (b).

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6 Familiennamen als Fenster zur Siedlungs- und Kulturgeschichte

nicht kartierte (seltenere) Synonyme sind Mohrenstecher 36 (< mhd. mōre ‘Zuchtsau’) im Raum Kerpen-Bielefeld und (streuend) Pagenstecher 34 für das Pferd (< mnd. page ‘Pferd’). Auch der FamN Heiler 800 (Südwestdeutschland) und Hoyler 150 (Raum Stuttgart) kann sich auf den Tierkastrator beziehen (DFA 5, 116–125).

6.4.8 Lämmerhirt und Oechsner: Hirten Vor der Erfindung stabiler und später elektrischer Weidezäune waren alle Arten von Nutztieren zu hüten, entsprechend viele Hirten wurden beansprucht: Schweine, Ziegen, Schafe, Lämmer, Kühe, Ochsen, Pferde, Gänse, auch Wild. Das berichten die Komposita auf -hirt, die in Abb. 273a dokumentiert werden und die sich, was Lämmer-, Küh-, Roß- und Ochsenhirt betrifft, im Grenzraum von Hessen, Thüringen und Unterfranken konzentrieren. Wildhirt ballt sich in Holstein, die anderen streuen. Typ Ziegenhirt umfasst auch Geißhirt, Typ Roßhirt auch Pferdehirt, ansonsten liegen fast nur Schreibvarianten vor. Hirt(h) oder Herde(r) als einfache FamN sind weit verbreitet, dabei besetzt Hirt(h) eher den Süden und Herde(r) den Norden Deutschlands. Daneben gibt es weitere Bezeichnungen für den Hirten. Der frequenteste FamN ist Schäfer nebst Schaper (Abb. 109a in Kap. 5.2.2.1). Komposita mit -schäfer konzentrieren sich auf Westfalen und charakterisieren den Schäfer näher, etwa durch Adjektive wie Neu- und Jung-, aber auch durch Landschaftsbezeichnungen wie Baum-, Kamp-, Nieder-, Hügel-, Bohnenschäfer (DFA 5, 105). Schäfer- als Erstglied ist ebenfalls westfälisch und führt ent-

Abb. 273: Tierhirten allgemein (a) und Ochsenhirten (b).

6.4 Familiennamen nach Berufen

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weder -hoff, -meier-, -kötter u. Ä. mit sich oder einen männlichen Rufnamen: Schäfertöns (< Antonius), -nolte (< Arnold), -kordt (< Konrad), -jahn (< Johannes). Zu blanken Tierbezeichnungen Geiß, Schaf, Gaul und Ochse als potentiellen Übernamen für den Hirten s. Kap. 7.3.4.3. Hier wird in Abb. 273b Typ Oechsner kartiert. Typ Ochsenhirt bildet mit 51 Telef. neben Typ Schafhirt die seltenste Zusammensetzung mit -hirt, weil sich auch hier andere Wortbildungen wie z. B. Oechsner und Oechsler etabliert und durchgesetzt haben. Abb. 273b entfaltet ihr Variantenspektrum, dessen sprachwissenschaftliche Hintergründe in verschiedenen Kapiteln erörtert werden: So dominiert beim anlautenden Umlaut die Schreibung Oe- vor Ö- (Kap. 5.8), viele Dialekte haben hier zu e entrundet (Exler etc., Kap. 5.10.2; Exner vor 1945 in Schlesien häufig), dann alterniert die Schreibung von [ks] zwischen und , schließlich wurde auch [ks] zu [s] vereinfacht (s. Abb. 120a zu Ochsen-/Ossen-), und dieses Assimilationsprodukt kann wiederum mit oder verschriftet werden. Diese enorme Varianz zeigt sich auch innerhalb der Typen: So enthält Typ Oechsler neben Oechsler 302 noch Öxler 71, Öchsler 36, Oexler 26 und Ochsler 23 (DFA 2, 734–736; DFA 5, 98–115). Zu Geißer ‘Ziegenhirt’ s. Abb. 368b in Kap. 7.1.4.4, zur Bienenzucht bzw. Imkerei DFA 5, 90–97.

6.4.9 Bachfischer, Hering, Schupp: Fischer Es wäre weit gefehlt, den FamN Fischer vorrangig in Meeresnähe zu erwarten. Erstens sind Berufsnamen im Norden nicht so häufig wie im Süden. Zweitens war die Binnenfischerei in Deutschland zu Zeiten unbegradigter Flüsse und ausgeprägter Auen ein wichtiges Gewerbe, wofür Abb. 274a beredtes Zeugnis ablegt: Der FamN Fischer, der auch den Fischhändler bezeichnen konnte, hat seinen Schwerpunkt in der Südhälfte Deutschlands und ist der vierthäufigste FamN überhaupt. Die Variante Visser ist (auch) niederländisch und kommt in Ostfriesland vor (Kap. 7.6.4). Typ Visser enthält Visser(s) 595+38 und Fisser 248. Vischer 267 findet sich im Raum Pforzheim. Warum der Genitiv Fischers 2 (!) so selten ist, ist noch unbekannt. Komposita mit dem Grundwort -fischer (für -visser ergibt die Abfrage ≥ 5 keinen Beleg) berichten darüber, was und wo gefischt wurde (Abb. 274b): Schwarzfischer dürfte sich auf dunkles Gewässer beziehen, Bach-, Teich- und Hechtfischer sind selbsterklärend, Kerßenfischer dürfte zu mhd. kresse ‘Gründling’ zu stellen sein. Eine Ausnahme ist Hornfischer, wohl Wohnstättenname ‘der Fischer am Horn/im Haus zum Horn’. Ungeklärt sind (nicht kartiertes) Bierfischer 26 (Raum Bremen; evt. Variante von Bierwisch 159 ‘Beeren-/Birnenwiese’), Nee- 52, Nehfischer 12 (Raum Nürnberg) und Neufischer 52 (Raum Neresheim; zu ‘neu’?), Grafischer 5, Rothfischer 57 (evt. nach einem Gewässer mit Rot-), Fornfischer 18 (evt. zu mhd. forhe(n) ‘Forelle’). Mit den Namen Hecht (Abb. 275a) und Hering (Abb. 275b) werden ein Süß- und ein Salzwasserfisch thematisiert. Dabei bezieht sich Hecht auf den Hechtfänger, wie er auch in Hechtfischer 66 (Abb. 274b) belegt ist, während Hering(er) den Händler meint (Heringfischer ist kein einziges Mal belegt). Hecht hat im Ostoberdeutschen seinen Schwerpunkt. Der Name erscheint dort auch im Diminutiv sowie in der gerundeten Form Höcht (s. Kap. 5.10.1). Typ Hecht umfasst neben

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6 Familiennamen als Fenster zur Siedlungs- und Kulturgeschichte

Abb. 274: Fischer allgemein (a) und spezialisierte Fischer (b).

Abb. 275: Indirekte Berufsnamen: Hecht (a) und Hering (b).

6.4 Familiennamen nach Berufen

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Hecht 5191 unverschobenes Heckt 101 und die Bildung Hechtfisch 20. Typ Hechtl enthält neben Hechtl 146 noch Hechtel 112 und Hechtle 24. Hering und Häring gehen auf mhd. herinc, mnd. herink, harink zurück; das Wort wurde lange mit ä geschrieben, was die FamN spiegeln. Hier kommt es zu typisch süddeutschen -er-Ableitungen, die auch bei anderen FamN üblich sind (Wurster, Lederer). Das häufige Vorkommen dieses Berufs lässt sich wie folgt erklären: Der Heringsfang und -handel entwickelte sich an der Nord- und Ostsee seit dem 11. Jh. mehr und mehr. Im Binnenland entstand allmählich eine große Nachfrage nach eingesalzenen Heringen. Der Kleinverkauf wurde vom Heringer übernommen. Kohlheim/Kohlheim (2000, 325)

Wie immer sind Bedeutungskonkurrenzen nicht auszuschließen, hier z. B. zum Patronym Her[bert] + -ing-Suffix oder zu Herkunftsnamen ‘aus Hering(en)’. Komposita wie Bradhering 27, Brath(e/ä)ring 15/2, Sauerhering 28 bestätigen, dass hier Fischprodukte vertrieben wurden. In FamN sind weitere Fischarten verarbeitet, z. B. Salm ‘Lachs’, Schnepel ‘Schnäpel’, Stindt ‘Stint’, Börsig ‘Barsch’, Schley, Schlie ‘Schleie’, dazu auch Schliemann. Im Ostmitteldeutschen herrscht Peisker, Piesker, Piezker für den Fischer bzw. Fischhändler als Entlehnung aus dem Slawischen vor. Selbst die Fischschuppe konnte zum indirekten Berufsnamen Schupp, Schuppe werden (DFA 5, 170–197).

6.4.10 Löhr, Sattler, Schumacher: Lederherstellung und -verarbeitung Viele Städte und Dörfer kennen eine Gerbergasse, in der früher das geruchsintensive Lederhandwerk betrieben wurde; deshalb befinden sich diese Straßen eher am Rand der (alten) Siedlung. Das Ledergewerbe bereitet Tierhäute so auf, dass sie zu Kleidungsstücken und Schuhen sowie Zubehör aller Art (Gürtel, Riemen, Sattel, Beutel) weiterverarbeitet werden können. Die berufliche Ausdifferenzierung war schon im Spätmittelalter enorm, dementsprechend reich bestückt ist das Feld der hieraus resultierenden FamN, das sich in DFA 5, 354–421 über drei Kapitel erstreckt. Hier können nur einige zentrale Aspekte herausgegriffen werden. Über Gerbstoffe aus Baumrinden und Alaune (Tonerdesalze) werden die rohen Tierhäute gegen Fäulnisbakterien resistent gemacht, dadurch konserviert und in haltbares Leder transformiert. Die beiden häufigsten direkten Berufsnamen dazu sind Gerber und Lederer, wobei letzterer auch den Lederhändler meinen kann. Abb. 276a kartiert beide FamN zuzüglich den indirekten Berufsnamen Leder und Lederle. Da in Gerber das Adjektiv gar steckt, schreibt er sich auch mit ä (man spricht auch vom „Garmachen der Häute“). Typ Gerber umfasst außer Gerber(s) 5755+59 auch Ger(v/w)ers 82+122 und Gärber 98. Die Namen mit Leder schreiben sich in seltenen Fällen mit ee oder mit dd. Abb. 276a erweist, dass Lederer und Lederle eher im Süden vorherrschen, während Leder und Gerber weit über Deutschland verteilt sind und Gerber auch im Südwesten zuhause ist; Ledermann streut. Weitere (nicht kartierte) Komposita mit Leder- sind Lederwascher 22, Ledergerber 52, Typ Lederhose mit insgesamt 130 Telef., Ledermüller 63 für den Besitzer einer Stampfmühle für Gerberlohe. Die Komposita mit -leder als Zweitglied erschließen die Vielfalt an Lederarten, die gefertigt wurden. Durch unterschiedliche Gerbstoffe und Tierhäute konnte man dem Leder

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6 Familiennamen als Fenster zur Siedlungs- und Kulturgeschichte

Abb. 276: Gerber allgemein (a) und Spezialisierungen (b).

unterschiedliche Farben und Beschaffenheiten verleihen, was zu FamN führte wie Braunleder 46, Weiß- 299 und Wittleder 19, Roh- 124, Rau- 94 und Frischleder 22 für naturbelassenes Leder, Ha(a)senleder 15+6, Ziegleder 48, Dünnleder 7, Dürrleder 14 ‘trocken’, Seidenleder 5, Spor- 390 und Steigleder 288 für den Hersteller von Riemen zur Befestigung von Sporen und Steigbügeln, So(h)lleder 228+9 für Sohlen etc. Bei den Gerbern dominieren Weiß- und Rothgerber. Weißgerber verfertigten mit Kalbs-, Schafs- und Ziegenleder feines, helles Leder für die Bekleidung, während Rotgerber Lohe aus Eichen- oder Fichtenrinde verwendeten und damit grobes Leder für Sohlen, Schuhe und Sättel herstellten (Abb. 276b). Der Schuhmacher ist einer der Hauptverarbeiter von Leder und bildet mit seinen zahlreichen Synonymen profilierte Landschaften (Abb. 277a): Im Norden und Westmitteldeutschen dominiert Schomaker bzw. Schumacher, im Ostmitteldeutschen Schubert und Schumann, im Südosten Schuster, im Südwesten Sutter und diphthongiertes Sauter (dazu Abb. 349a in Kap. 7.1.1.1; zu Schuchardt und Schurig im Ostmitteldeutschen s. Kap. 7.4.4.3). Alle Bezeichnungen für den Hersteller von Schuhen enthalten als erstes Glied mhd. schuoch ‘Schuh’, nur Sut(t)er bzw. Sauter geht aus dem lat. Lehnwort sutor ‘Schuster’ hervor. Schuster ist das Ergebnis einer Kontamination und Kontraktion dieser beiden Wörter (schuochsuter). Schubert und (hier nicht kartiertes) Schuchardt gehen auf das Kompositum mhd. schuochwürhte ‘Schuhwerker, -macher’ zurück (vom Verb wirken abgeleitet); bei Schubert wurde w zu b verhärtet, bei Schuchardt ist es geschwunden. Typ Schumann 13218 umfasst auch selteneres Schuhmann 2465. Schubert steht auf Rang 50 der häufigsten FamN, Schuster auf Rang 65, Schumacher auf Rang 70 und Schumann folgt auf Platz 130.

6.4 Familiennamen nach Berufen

Abb. 277: Der Leder- (a) und der Holzschuhmacher (b).

Abb. 278: Schuh als Übername für den Schuster (a) und Schuhsorten (b).

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6 Familiennamen als Fenster zur Siedlungs- und Kulturgeschichte

Abb. 279: Der Sattler in den FamN (a). Hersteller- und Benutzernamen mit Sack (b).

Speziell mit der Fertigung von Holzschuhen befasst sich Abb. 277b, wo zwei Typen konkurrieren: Zum Einen Bildungen aus mnd. trippe ‘Pantoffel mit hölzerner Sohle’, eine Art „hölzerne Sandalen mit Riemen und Stelzen zum Überqueren schlammiger Gassen“ (DFA 5, 385), zum Anderen Bildungen mit Holz, was auch für den Typ Hölscher zu mnd. hol(t)sche < holt-scho gilt. Die Varianz an Bezeichnungen ist beträchtlich, hinzu kommen außerdem selten vorkommende FamN wie Tripschu 6, Trippschuh 2, sowie im Nordwesten von mnd. klumpe, klompe ‘Holzschuh’ abgeleitete FamN wie Klompmaker 84, Klompenhouwer 9, -hauer 4, Klümper(s) 337+21 und Klumper(s) 7+8 (DFA 5, 383–386). Außerdem gibt es zu diesem Bereich zahlreiche Übernamen, sowohl aus blankem Schuh < mhd. schuoch, mnd. schō (Abb. 278a) als auch Komposita, die sich auf die Herstellung oder das Tragen besonderer Schuhe beziehen (Abb. 278b). Allein das Simplex Schuh existiert in fünf Hauptvarianten, u. a. weil das im Mittelhochdeutschen auslautende -h entweder verstummt ist oder zu -ch spirantisiert oder sogar zu -g bzw. -k verhärtet wurde, manchmal mit nachgestelltem -t (Schucht, Schugt). Die beiden Formen Schüle und Schiele sind umgelautete Diminutiva mit ü bzw. entrundetem i(e). Typ Schüle enthält außer Schü(h)le 1304+256 auch Schuele 13, Schü(h)lein 348+67, Schülin 11 und Schüchl 11. Typ Schiele enthält noch mehr Varianten: Neben Schie(h)le 1844+29 sind es Schiech(e)l 72+27, Schieg(e)l 27+179, Schiel(e)in 19+86 und Schielen 17. Deutlich hebt sich das süddeutsche Diminutivgebiet vom diminutivlosen Saarland und seiner Umgebung ab, das bis heute für seine Schuhproduktion bekannt ist. Die Komposita auf -schuh (Abb. 278b) berichten viel über unterschiedliche Schuhsorten: Bundschuh bezeichnet einen ‘bäuerlichen Schnürschuh’, Hornschuh einen ‘modischen

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Schnabelschuh’. Die anderen Schuharten erklären sich selbst. Handschuh könnte statt Leder auch Textilien enthalten. Sparschuh ist ein Satzname (Übername) für einen barfüßig Laufenden oder ein Spottname für den Schuster. Im niedrigfrequenten Bereich kommen vor: Braun- 8 und Rothschuh 38, Sieben- 62, Fli(c)k- 8+7, Spitz- 7, Hart- 33, Reitschuh 15, Kind65, Frauen- 51, Herr- 29, Knabe(n)schuh 8+48 und schließlich der Satzname Fügenschuh 41 ‘(ich/er) füge/fügt den Schuh zusammen’ (DFA 5, 389–390). Im 13. Jh. wurde aus französisch estival ‘über die Knöchel reichender Schuh’ das Wort Stiefel entlehnt. Als FamN finden sich Sti(e)fel 1093 in Baden-Württemberg, Stiefler 141 im Raum Bayreuth und Stiefl 34 in Bayern. Sandalen gab es noch keine. Das Wort kam aus dem Persischen über das Griechische und Lateinische (sandalum) erst im 15. Jh. ins Deutsche. Der Sattler hat primär Pferdesättel angefertigt. Im Mittelniederdeutschen war dies der hamaker ‘Hersteller von ham(m)en, d. h. Geschirren für Zugtiere’, was später zu einem Synonym zu Sattler wurde. Wie Abb. 279a zeigt, ist Hamacher ein typisch ripuarischniederfränkischer FamN, während Sattler sich davon räumlich abgrenzt. Der Hersteller von Taschen kam mit Daschner vs. Teschner bereits in Kap. 5.5.2 zur Sprache, um die D-/T-Varianz aufzuzeigen. Die Fertigung von Säcken ist in FamN wie Sack (Hessen, Franken), Seck(l)er (Mittel- und Nordrhein), S(ä/e)ckel (Ostmitteldeutschland) und Sackmann (Niedersachsen, Südwestdeutschland) eingegangen (DFA 5, 410). Dabei kann neben Leder auch Sacktuch aus pflanzlichen Stoffen verwendet worden sein. Über die Sackfüllungen informieren die häufigsten Komposita mit -sack (Abb. 279b): Hier erweisen sich Bohnen, Hafer, Roggen, Musmehl (als Grundlage für Brei), Wolle und Hopfen als typische abgepackte Güter, während Pundsack nicht klar deutbar und evt. zu mnd. punden ‘wiegen’ zu stellen ist. Bögelsack meint einen mit einem Bügel verschließbaren Sack, Wadsack gehört zu mnd. wātsack ‘Mantelsack, Reisetasche’, und Rusack zu ‘Rucksack’. Die meisten gefüllten Säcke befinden sich in Norddeutschland.

6.4.11 Weber, Schneider, Schlotterhose: Textilhandwerker Der Weber stellt Stoffe und damit das Arbeitsmaterial für den Schneider her. Der FamN Weber steht schon an fünfthäufigster Stelle (Abb. 280a). Hier dominiert deutschlandweit die Form mit -b-; die Varianten mit stimmlosem (-f-) und stimmhaftem Reibelaut (-v-, -w-) werden hier wegen ihres seltenen Vorkommens zusammengefasst; als typisch westniederdeutsche Erscheinung sind sie in Kap. 7.5.1.3, Abb. 447b kartiert und kommentiert. Während Typ Weber fast ausschließlich durch Weber 86061 bestimmt ist (daneben u. a. Webers 355, Weeber 312), ist Typ We(f/v/w)er diverser: Hier führt der Genitiv Wefers 539 an, gefolgt von Wewer(s) 333+274, Wever(s) 319+154, Wefer 255 und niedrigfrequenten (Schreib-)Varianten wie Weever 17. Im Norden sind Berufsnamen generell seltener, so auch Weber. Die Komposita verraten u. a., welche Materialien verwoben wurden, was damit hergestellt oder wie die Beschaffenheit war. Die Abfrage ≥ 5 Telef. ergibt 66 unterschiedliche FamN auf -weber, z. B. Woll(en)- 271+706, W(ü/u)llenweber 193+83, Lein(e)- 1193+681, Linne(n)weber 274+50, Sa(u)mweber 27+162 ‘Samt, Seide’, Fein- 25, Dünn- 9 und Vestweber 112 ‘fest’, Vielweber 47, Rei(ß/ss)enweber 220+25 ‘Schleier’, Weisweber 9 (Tisch- und Bettwäsche), Scharnweber 194 zu Scharne ‘öffentliche Verkaufsbank’. Andere Komposita beziehen sich auf die Örtlich-

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6 Familiennamen als Fenster zur Siedlungs- und Kulturgeschichte

Abb. 280: Weber vs. Wefer/Wever/Wewer (a) und Schröder vs. Schneider (b).

keit der Weberei, z. B. Hof- 117, Eckenweber 65, viele weitere sind ungeklärt, etwa Dull- 69, Dollweber 9, Hannweber 75 (zu Hanf oder Johannes?) etc. (DFA 5, 422–445). Die weitere Verarbeitung der Stoffe übernahmen Färber, Schneider, Näher, Sticker usw. Viele Erscheinungen in den FamN deuten auf eine Zweiteilung Deutschlands hin, die ungefähr der Benrather Linie als der wichtigsten Lautverschiebungslinie entspricht (Kap. 5.2). Auch morphologisch (z. B. bei den Wohnstätten- und Herkunftsnamen mit dem nördlichen Typ ohne Endung -er wie in Berg/Berger gegenüber dem südlichen Typ mit Endung -er) und lexikalisch wie in Kr(ü/ö)ger/Wirt, Kretschmer wird diese markante Sprach- und Kulturgrenze untermauert. Dafür liefern die FamN Schneider (Rang 3 der häufigsten FamN) und Schröder (Rang 17) für den Beruf des Schneiders ein eindrucksvolles Beispiel. Abb. 280b zeigt, wie sie Deutschland zweiteilen. Typ Schröder (≥ 50 Telef.) umfasst 18 Varianten, die häufigsten sind neben Schr(ö/oe)der 50646+4038 z. B. Schrader 7341, Schr(ö/oe)er 3120+1159 und Schräder 458. Typ Schneider enthält acht Varianten, neben Schneider(s) 115749+1249 u. a. Schnieder(s) 799+1023 und Schnier 546. Ein buntes Spektrum ergeben die 174 Komposita auf -schneider und -schröder (≥ 5 Telef.), denn sie offenbaren, dass nicht nur (Tuch-)Stoffe (z. B. Wand- 231 ‘Tuch, Stoff ’, vgl. Leinwand, Gewand, St(u/ü)cken- 33+23 ’Kleiderstoff ’, Sand- 16 ‘Samt’, Hutschneider 20), sondern auch Metalle, Steine, Glas, Silber, Holz, Bretter, Dielen, Leisten, Rohre, Nägel, Stricke und Taue, Riemen, Schäfte, Speere, Bäume, Gras, Stroh, Schilf, Kohlköpfe, Reben, Futter etc. (zu)geschnitten werden konnten, selbst Tiere, um sie zu kastrieren (Püt(t)- 7+42, B(ä/ee)rschneider 110+9; s. o. Abb. 272b). Dabei dominiert das Wort -schneider, während Komposita auf -schröder deutlich seltener sind und eher Patronyme oder Wohnstätten-

6.4 Familiennamen nach Berufen

Abb. 281: Näther, Neher, Neger (a) und Stich, Faulstich, Fingerhut (b).

Abb. 282: FamN mit -rock (a) und -hose (b).

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6 Familiennamen als Fenster zur Siedlungs- und Kulturgeschichte

angaben im Erstglied enthalten. Das betrifft auch die niederdeutschen -s(ch)nieder-Bildungen, z. B. Alf-, Dierk-, Wernekenschnieder; Brock-, Feld-, Hoff-, Kamp-, Rodenbeckenschnieder. Man kann daraus grob schließen, dass Berufsnamenkomposita im Norden eher räumliche oder familiäre Zugehörigkeit anzeigten, während sie im Süden die berufliche Ausdifferenzierung leisteten und von ausgeprägter Arbeitsteiligkeit zeugen. Mit Sartor 370 ist für den Schneider auch eine ins Lateinische übersetzte Form, ein sog. Humanistenname, belegt (s. Kap. 5.14). Wie so häufig wurden diese Namen weiter bearbeitet, etwa in Gestalt von genitivisch anmutendem Sartori 85 oder gar Sartory 92; korrekt flektiertes Sartoris 121 ist auch belegt, außerdem die hyperlatinisierte Form Sartorius 489 (Abb. 159b in Kap. 5.14). Mit der Stoffbearbeitung waren neben Schneidern auch Näher und Sticker befasst. Abb. 281a kartiert den Näher, der sich aus dem mhd. Verb næjen ‘nähen’ ableitet und dessen Stamm næj- wie im Standarddeutschen zu bloßem nähen [ne:ən] verkürzt oder zu nägen verstärkt werden konnte; so enthält die Wendung am Hungertuch nagen diese Verstärkung von ‘nähen’, also das Fastentuch (= Hungertuch) nähen, um damit den Altar zu verhüllen. Dies hat zum Berufsnamen Typ Neger 161 und N(ä/a)ger 97+20 geführt. Typ Neher enthält neben Neher 1088 u. a. Näh(e)r 208+97 und Ne(h/e)r 194+23. Typ Näther leitet sich von Naht ab und umfasst neben N(ä/a)ther 718+202 auch Naet(h)er 57+24, N(e/a)der 196+167 etc. Indirekte Berufsnamen des Schneiders sind die FamN (Faul-)Stich und Fingerhut, s. Abb. 281b. Mit -stich kommt außerdem Viel- 25, Grob- 35, Sieben- 12 und Ahlstich 17 (Schusterahle) vor. Neben Werkzeugen (Fingerhut) und Tätigkeiten (Stich) bildet auch das verfertigte Produkt ein häufiges Motiv für solche Übernamen, die sich, wie Wintermantel, Leinhose oder Grünrock, auf den Schneider oder den Träger der Kleidungsstücke beziehen können. Abb. 282 zieht Rock ‘Rock, Oberkleid’ und Hose heran. Dabei hebt Abb. 282a nur auf die Farbe des Kleidungsstücks ab. Anders bei -hose, von der Abb. 282b alle frequenten Typen erfasst. Trillhose bezieht sich auf mhd. dril(l)ich ‘mit drei Fäden genähter Stoff ’. Mehlhose ist Übername für den Müller (s. o. Abb. 266b). Zu Strumpf ‘Beinkleidung’, Kittel, Schoppe, Mantel, Gugel, Janker, Wams, Kappe, Hut, Gürtel usw. sowie zum Beruf des Kürschners s. DFA 5, 446–483.

6.4.12 Goldschmidt, Schmittlutz, Pinkepank: Schmiede Der Beruf des Schmieds war hochangesehen und von zentraler Bedeutung für die ganze Gesellschaft. Der Schmied stellte Gegenstände aller Art her, von Hufeisen über Tore, Schlösser, Geschirr bis hin zu Waffen, Rüstungen und Ankern. Gemäß Ebner 2015 war anfänglich jeglicher Handwerker ein Schmied: [S]ein Material war anfänglich Holz, nach dem Aufkommen von Metall das Eisen, sodass sich die Bedeutung zu einem metallverarbeitenden Beruf jeder Art ändert. Erst im Hochmittelalter begann eine Spezialisierung des Handwerks, vor allem durch das Verkehrswesen, das Kriegswesen und die Verfeinerung der Lebensformen. Es entstanden die vielfach wieder unterteilten Großgruppen Huf- oder Grobschmiede, Waffenschmiede, Nadelschmiede, Zeugschmiede u. a. Ebner (2015, 657)

6.4 Familiennamen nach Berufen

391

Abb. 283: Die Berufsnamen Schmidt (a) und Schmid (b).

Zusammensetzungen wie Depperschmidt, Pottschmidt ‘Töpfer-/Topfschmied’, Ziegelschmied ‘Ziegelmacher’, evt. auch Holtschmidt ‘Holzschmied’, entstammen der Zeit, als Schmiede noch mit verschiedenen Materialien arbeiteten (Wendungen wie Pläne schmieden künden ebenfalls von der alten Bedeutung). So nimmt es nicht Wunder, dass Schmidt der zweithäufigste aller FamN ist und ihm die Varianten Schmitt, Schmitz und Schmid relativ dicht folgen, s. Kap. 7.3.2.3. Weil dort auf Abb. 403a die westmitteldeutschen Varianten Schmitz und Schmitt kartiert sind, führt Abb. 283 hier nur die Verbreitung von Schmidt (a) und Schmid (b) vor Augen. Seltenes Schmied 1789 findet sich im Süden, vereinzelt auch in ganz Dtld. verstreut (DFA 2, 328–343). Die folgenden Abbildungen gelten den Komposita. Die Abfrage ≥ 2 Telef. ergibt nicht weniger als 473 unterschiedliche Zusammensetzungen. Die räumliche Verteilung der Schreibvarianten entspricht der der Simplizia: -schmitt im Westmitteldeutschen, -schmi(e)d im Oberdeutschen, -schmidt im Nord-, in großen Teilen des West- und v. a. Ostmitteldeutschen, auch im Westoberdeutschen. Der Genitiv -schmitz kommt in Komposita nur selten vor und ist, ebenso wie das Simplex Schmitz, ripuarisch. Die folgenden Komposita mit -schmidt kommen auf über 1000 Telef.: Klein- 2721 ‘Schlosser’, Messer- 1877, Hammer- 1871 (mit Wasserrad betriebene Schmiede), Scha(a)r1795 ‘Pflugschar; Schere’, Gold- 1547 (verstreut), Blechschmidt 1381 (Thüringen und Sachsen), s. Abb. 284. Die häufigsten Bildungen mit -schmitt (Abb. 284a) verweisen auf Produkte und Fertigungstechniken und erreichen nur den niedrigen dreistelligen Bereich: Bauern180, Gold- 137 und Messerschmitt 102 (Pfalz), gefolgt von Wald- 90 (Schmied, der Erz fördert und zu Roheisen verarbeitet; Hessen), Hammer- 74 (westmitteldeutsch) und Kaltschmitt

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6 Familiennamen als Fenster zur Siedlungs- und Kulturgeschichte

71 (Raum Heidelberg). Auch Zusammensetzungen mit -schmid erreichen nur eine niedrige Dreistelligkeit: Kupfer- 210 (Raum Tuttlingen), Eisen- 157 (Raum Reutlingen), Hammer- 153 (Südbayern), Messer- 126 (Südwestdeutschland), Failenschmid 114 (Raum Reutlingen). Typ -schmied kommt noch seltener vor, und am seltensten Typ -schmitz mit nur 5 Types, darunter Nagelschmitz 62 als häufigstem Fall. Nach Kunze 2004, 116 lässt sich die Palette an solchen Zusammensetzungen, die den hohen beruflichen Spezialisierungsgrad im Spätmittelalter widerspiegeln, wie folgt untergliedern: a) nach dem Produkt (Messer-, Huf-), der Größe desselben (Klein-, Grob-), b) nach dem Material (Eisen-, Kupfer-, Gold-), c) der Arbeitstechnik (Hammer-, Kalt-) und d) der Lage der Arbeitsstätte (Wald-, Bach-, Linden-). a) Neben Schaar- und Messerschmidt in Abb. 284b kartiert Abb. 285a einige produktbezogene Komposita. Der Pfann(en)schmidt 290+312 stellte Eisen- und Kupferpfannen für den Haushalt, aber auch Blechpfannen zur Salzgewinnung und für Brauereien her. Typ Dürrschmidt ‘Tür’ bezeichnet den Schlosser, kann aber auch einen am Stadttor befindlichen Schmied meinen. Waffenschmidt bezieht sich auch auf Rüstungen, Hackenschmidt auf Äxte und Hacken, Klingenschmidt auf Degen, Drahtschmidt auf Metallstangen, die der Drahtzieher anschließend zu Draht formte (Ebner 2015, 155). Zu anderen Produkten vgl. Beil- 96, Pfennig- 25, Pfeil- 24, Helmschmidt 20 usw. Altenschmidt bezieht sich auf den, der alte Gegenstände repariert. b) Zu den häufigsten materialbezogenen Namen s. o. Gold-, Blech-, Kupfer-, Eisenschmidt; dazu kommt noch Stahlschmidt mit Schwerpunkt in Westfalen. Der Kupferschmidt heißt auch Rothschmitt 29 (Pfalz). Silberschmidt erreicht nur 5 Telef. c) FamN, die auf die Arbeitstechnik referieren, sind seltener (Abb. 286a). Hier sticht der Kaltschmidt heraus, der ohne Feuer und hauptsächlich mit Messing und Kupfer arbeitete. Anders der nur mit 18 Telef. belegte Warmschmidt, zahlreicher der mit einem Kohlenfeuer arbeitende Kohlschmidt. d) Reicher bestückt ist das Spektrum nach der Lage der Schmiede, hier sind auch deutliche räumliche Verteilungen festzustellen (Abb. 286b): Waldschmidt (s. o.) in Nordhessen, ähnlich Lochschmidt zu Loh ‘Waldstück’ (evt. auch Loch ‘Grube, Senke’) und schließlich Brock- ‘Sumpf ’, Pohl- ‘Pfuhl’, Brink- ‘Abhang’ und Rüschenschmidt ‘Schilf ’ in Westfalen, wo diese Lagebezeichnungen generell häufig vorkommen (Kap. 7.5.4). Oberschmidt streut in Westfalen und Bayern. Andere Komposita qualifizieren den Schmied, vgl. Gutschmidt 476, Quadschmidt 1 ‘schlecht’, Jungschmidt 3. Schmidt- kann auch als Erstglied fungieren, womit i. d. R. eine Person näher charakterisiert wird, insbesondere Rufnamen, z. B. Schmidkunz (Konrad), -peter, -eckert (Eckehard), -lutz (Ludwig), -wilken (zu Wilhelm), -henner (Johannes), s. Abb. 287a (Abfrage ≥ 20 Telef.). Diese Kombination ist eher im Süden anzutreffen, womit korreliert, dass hier die Schreibungen Schmid- und Schmitt- vorherrschen. Wird die -dt-Schreibung mit einem Rufnamen verbunden, dann steht der Rufname eher vorne, z. B. Antonschmidt 8, Hugenschmidt 112 (Hugo), Meinlschmidt 198 (Mein[hard]), Wolfschmidt 118 (Wolf[gang]). Fast ausschließlich in Thüringen und Bayern tritt die Kombination mit weiteren Berufsnamen auf. Am häufigsten ist Typ Bauernschmitt 567 in acht Schreibweisen in Thüringen, Ober- und Mittelfranken (Abb. 286b), wo auch Schmidschneider 16 und Schmittschmitt 17

6.4 Familiennamen nach Berufen

Abb. 284: Komposita auf -schmidt, -schmitt, -schmi(e)d (a); die vier häufigsten Komposita (b).

Abb. 285: Komposita auf -schmidt nach Produkten (a) und Material (b).

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6 Familiennamen als Fenster zur Siedlungs- und Kulturgeschichte

Abb. 286: Komposita auf -schmidt nach Arbeitstechnik (a) und Lage der Schmiede (b).

Abb. 287: Komposita mit Schmidt als Erst- und mit Rufnamen als Zweitglied (a). Derivate mit Schmidt (b).

6.4 Familiennamen nach Berufen

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Abb. 288: Berufsübernamen mit Stahl (a) und Satznamen für den Schmied (b).

begegnen, sowie in Nieder- und Oberbayern Typ Schmidbauer 1815 in fünf Schreibweisen, wo sich auch Schmidmeyer in 13 Varianten und Schmidhuber, -müller, -lehner, -wirt usw. finden. Diese FamN resultieren entweder aus doppelter Berufstätigkeit oder rekurrieren auf Vorfahren bzw. Nachbarn mit einem anderen Beruf (DFA 3, 554–561). Die reiche Wortbildungsaktivität von Typ Schmidt steht in scharfem Kontrast zu anderen Berufsnamen wie Müller, Schneider oder Koch. So partizipiert Schmidt an der gesamten Palette der Diminutivsuffixe, die im Fall der k-Suffixe in Abb. 287b in Grün- und Blau-, im Fall der l-Suffixe in Rot- und Brauntönen gehalten sind und sich in die typische Diminutivlandschaft einfügen (Kap. 5.15). Vermutlich hatten diese Formen patronymische Funktion inne, ebenso wie das -ing-Suffix, das auf Abb. 287b in schwarzer Einfärbung Westfalen als das angestammte Gebiet ausweist. Warum sich gerade der Schmied so stark der Wortbildung öffnet, ist bislang ungeklärt. Sicher spielt bei einem derart häufigen Namen der Differenzierungsdruck eine Rolle, umgekehrt scheinen auf -er abgeleitete Berufsnamen wie Müller oder Schneider generell weniger wortbildungsaffin zu sein. Typ Schmidtke umfasst neben den üblichen Schreibvarianten auch erweitertes Schmiede(c)ke 105+195 und Schmiedicke 30. Vor den reduzierten -lein-Suffixen -lin, -le, -l, -el kommt in der Basis keinerlei dt-Schreibung vor, nur bei Schmidtlein 191 neben Schmittlein 97. Regional scharf begrenzt, nämlich in Baden in der Region um Offenburg, kommt es zu er-Erweiterungen (Nomen agentis-Endungen) wie Schmi(e)der 2593+667, sogar zu den Dopplungen Schmi(e)derer 44+234 (Kap. 7.1.3.2; DFA 3, 235–236). DFA 5, 202–268 ist zu entnehmen, dass es umgekehrt auch zahlreiche andere Bezeichnungen für die Schmiede gibt, direkte wie indirekte, z. B. Stahl, Kupfer, Kopperschläger,

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6 Familiennamen als Fenster zur Siedlungs- und Kulturgeschichte

Eisenhauer, Eisenblätter, Hammer(er), Schmelzer, Schmelzeis(en), Schlosser, Schloßmacher, Fleschner, Spengler, Nagel, Nägele, Nag(e)ler, Schwerdt(feger), Messerklinger, Helm(er), Blatt(ner), Panzer, Spies(macher) u. v. a. m. Abb. 288a kartiert mit der Gruppe um Stahl einen der häufigsten indirekten Schmied-Namen, der im Südwesten als Diminutiv vorherrscht. Der häufigste Satzname zum Schmied (Abb. 288b) ist Findeisen. Solchen Namen können immer zwei Konstruktionen zugrundeliegen, entweder ein Imperativ (‘finde das Eisen’) oder ein Satz in der 1. Person Singular (‘ich finde das Eisen’). Die Varianz innerhalb der Typen ist beträchtlich, auch konkurriert mit -eisen häufig -eis, was hier jedoch einbezogen wurde, da diese Namen eng beieinander auftreten. Typ Findeisen umfasst neben Findeisen 1242 u. a. Findeis 230, Feineis 133, Findeiß 103, Finneisen 17, Feindseisen 9 (evt. mit erhaltenem Artikel (da)s) etc. Typ Brenneisen (‘durch Brennen das Eisen schmelzen’) enthält neben Brenneis(en) 238+326 auch Berneis(en) 92+4 mit r-Metathese (Kap. 5.6). Keckeisen wird mit mhd. quicken ‘verquicken, mit anderen Bestandteilen vermengen’ oder ‘reinigen’ erklärt, wahrscheinlich ‘das Eisen von Unreinheiten befreien’ im Gegensatz zu Fauleisen. Haueisen und Schmelzeisen sind selbsterklärend, während Grimmeisen zu ‘krümmen’ gestellt wird. In Ringeisen kann das Verb ringen ‘sich mühen’ enthalten sein, in Kling(s)eisen ‘klingen lassen’ (DFA 3, 706–713). Ein weiterer Übername für den Schmied ist Schwinghammer 417, der hauptsächlich in Bayern vorkommt (DFA 3, 701). Die wohl außergewöhnlichsten Übernamen sind mit Pinkepank 128, Pinkpank 54 und Puffpaff 13, Pufpaff 13 geräuschnachahmende, die den Schlag mit dem Hammer auf den Amboss imitieren. Pinkepank konzentriert sich im Raum Hildesheim, Pinkpank westlich von Berlin um Eberswalde. Zu Puf(f)paff schreibt das DFD: Benennung nach Beruf zu mittelhochdeutsch buf, mittelniederdeutsch buff ‘Stoß, Schlag, Puff ’, frühneuhochdeutsch puf ‘Schlag, Stoß, dumpfer Schall’ und der Interjektion paff […], einen plötzlichen Laut, einen dumpfen Knall bzw. Gewehrschuss nachahmend für einen lärmenden Menschen oder für jemanden, der berufsmäßig mit lauten Geräuschen und Schlägen oder Schusswaffen zu tun hat, z. B. einen Jäger, Waffen-, Pulverhersteller oder einen Schmied.

Der seltene Name ist im Westmittel- und Norddeutschen verstreut. Der Kabarettist Sebastian Pufpaff äußert sich öfter über seinen Namen, mit dem er meist nicht ernst genommen werde; Bestellungen würden bspw. als Scherz aufgefasst. Mit einem anderen FamN, so seine Überzeugung, wäre er nicht Kabarettist, sondern Polizist geworden.

6.4.13 Traxl, Drexler, Dreyer: Drechsler Das Verb drechseln ist mit drehen verwandt und bezeichnet die kunstvolle Formung und Bearbeitung ursprünglich von Holz und Horn, später auch von Metall, mithilfe einer Drehbank. Damit wurden Haushaltsgegenstände wie Holzbecher, Schüsseln und Stühle, aber auch Pfosten für den Hausbau hergestellt. Die ältere Form ist Drechsel, basierend auf der alten -il-Ableitung für Personen, die noch am greifbarsten in Büttel ‘Bote, Diener’ enthalten ist (s. Abb. 171b in Kap. 5.17). Später trat hier die -er-Endung an, die zum Typ Drechsler führte. Außerdem führt die Assimilation von -chs [ks] > -ss- [s] zu Typ Dressler; dieser Kontrast ist in Abb. 119b in Kap. 5.4 kartiert, weshalb hier beide zu Typ Drechsler zusammenge-

6.4 Familiennamen nach Berufen

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Abb. 289: Einfache (a) und zusammengesetzte (b) Berufsnamen des Drechslers.

fasst werden. Hinzu kommt Typ Dreher, teilweise mit Ausfall von intervokalischem -h-, was zu Typ Dreyer führt. Schließlich geht der Stammvokal -e- auf Umlaut von altem -a- zurück, was a-haltige Varianten wie Draxler, Traxl etc. erklärt. Abb. 289a fängt dieses beträchtliche Variantenspektrum anhand der häufigsten Typen ≥ 10 Telef. ein: Drechsel, Drechsler, Draxler, Dreher und Dreyer. Typ Drechsel umfasst neben Dre(chs/x)el 1810+383 u. a. Dre(ss/ß)el 1764+359, Dr(e/ä)xl 454+52, Tress(e)l 30+105, Typ Drechsler außer Drechsler 3031 noch Dre(ss/ß)ler 1684+2171, Dr(e/ä)xler 2424+44 und Tre(chs/x)ler 28+82. Der ältere Typ wird am ehesten im Süden von Sachsen, in Thüringen und Teilen Oberfrankens konserviert, ebenso in Teilen von BayerischSchwaben. Typ Draxler hebt nur auf erhaltenes -a- ab und vereint die ältere Bildung Dra(chs/x)el 11+11, Tra(chs/x)el 44+238, Tra(x/ß)l 33+62 mit der jüngeren Bildung Dra(chs/x)ler 76+372, Traxler 188; hier tritt Bayern hervor (was Ebner 2015, 156 auch für die historischen Berufsbezeichnungen bestätigt). Typ Dreher, der neben Dreher 4185 nur noch Treher 16 enthält, dominiert das Westober- und Teile des Westmitteldeutschen. Typ Dreyer herrscht im Westnieder- und in Teilen des Westmitteldeutschen vor. In den Komposita (≥ 5 Telef.) mit diesem Berufsnamen als Zweitglied erschließen sich in Abb. 289b die Materialien, die bearbeitet wurden (Beindressler 6 ‘Elfenbein’), aber auch die verfertigten Gegenstände: Stühle (St(u/o)hldreier 240+50, Stuhldreher 75, -dreyer 13), Spindeln (Spindeldre(h/i)er 82+17, Spindelndre(h/i)er 11+10), Schüsseln (Schöttel(n)dreier 49+61, Schöttelndreyer 8), Stöcke, Spinnräder (Wehldreyer 11, vgl. engl. wheel) und Flaschen. Ungeklärt ist die Bedeutung von Baudrexl 101+24, -drexler 7 und unkartiertem Nesseldreher 9 (DFA 5, 294–302).

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6 Familiennamen als Fenster zur Siedlungs- und Kulturgeschichte

6.4.14 Düppenbecker, Hafner, Pötter: Töpfer Ein besonderer Bäcker, nämlich der mit Ton arbeitende, findet sich im Beruf des Töpfers, was zu FamN-Komposita wie Düppenbecker 31, Pottbäcker 29 usw. geführt hat. Ähnlich wie beim Metzger und beim Fassbinder liegt hier ein reiches Spektrum an dialektal variierenden Bezeichnungen vor, die in den letzten Jahrhunderten, d. h. nach Festwerden der FamN, Veränderungen erfahren haben. Diese erschließen sich durch die identischen Farbgebungen in Abb. 290a (FamN) und Abb. 290b (Dialekte im 20. Jh., vereinfacht nach König 2005, 192). Alle Bezeichnungen des Töpfers leiten sich aus dem hergestellten Produkt ab, wobei das deutsche Sprachgebiet ursprünglich zweigeteilt war: Im Süden galt Hafner (zu ahd. havan ‘Gefäß, Behälter’, verwandt mit heben), im gesamten Norden war die Berufsbezeichnung Gräper, Gröper zu altsächs. gropo ‘(ausgehöhltes) Gefäß’ üblich. Ab dem 12. Jh. kam im Nordwesten Pötter aus mnd. pot, put auf, ursprünglich entlehnt aus altfranz. pot. Im Ostmitteldeutschen wurde älteres Grope durch Topf (< mhd. topf) verdrängt, im Westmitteldeutschen durch die Entsprechung Düppen (< westmitteldeutsch duppen); beide Wörter sind mit tief verwandt in der Bedeutung ‘eingetieftes Gefäß’. Dazu wurden die Berufsbezeichnungen Töpfer bzw. Düpper gebildet. Gräper ist im Dialekt heute fast ausgestorben, es liegt nur noch ein kleines Rückzugsgebiet im Raum Minden – Hannoversch Münden vor (König 2005, 192). Auch Euler (zu Aul aus lat. olla ‘Topf ’) hat sich nur noch in einem eng umgrenzten rechtsrheinischen Reliktgebiet erhalten (daneben auch Aulmann und Auler), im Luxemburgischen außerdem als Aulebäcker, Aulner (König 2005, 228–229).

Abb. 290: FamN für den Töpfer (a) und heutige Bezeichnungen im Dialekt (b).

6.4 Familiennamen nach Berufen

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Der Vergleich der Kartenbilder zeigt außerdem, dass in den FamN noch sehr präsentes Töpfer im Niederdeutschen durch jüngeres Pötter verdrängt wurde; dies geschah erst nach Festwerden der FamN, also nach dem 16. Jh. Töpfer hat sich ganz auf Mitteldeutschland zurückgezogen (zu Pötter, Pottbäcker s. Dräger/Kunze 2009). Düppen ist heute dialektal noch im Ripuarischen mit Döppe(s)bäcker und im Hessischen mit Dippe(n)macher greifbar, während dieses Wort in den FamN nur noch niedrigfrequent als D(ü/ö)ppenbecker 31+7 vorkommt. Über die Jahrhunderte hinweg stabil geblieben ist dagegen das südliche Hafner-Gebiet. Nur im Fränkischen wurde es von Töpfer etwas nach Süden zurückgedrängt. Auch im Elsass, in der Schweiz und in Österreich dominiert sowohl im Dialekt als auch in den FamN Hafner. Bei den FamN enthält Typ Hafner neben Hafner 3746 u. a. Haffner 861, umgelautetes Häfner 2337, Hefner 482, Häffner 445, Heffner 226 etc. Typ Töpfer wird durch Töpfer 2772 dominiert, daneben kommen Töpper 404, Döpper 266 u. a. vor (zum Anlaut von Döpper/ Töpfer s. Kap. 5.5). Typ Euler wird hauptsächlich durch Euler 1956 bestimmt, weit weniger häufig folgen Auler 235 und weitere Varianten. Typ Pötter enthält neben Pötter 857 noch Pöttker 219, Pöter 147, Pötters 101 etc., Typ Gräper neben Gräper 250 u. a. Gröp(p)er 156+172, Gröpler 110 (DFA 5, 198–219; Steffens 2013, 140–141).

6.4.15 Wegener, Rad- und Stellmacher: Wagner Ungemein ausdifferenziert ist der Beruf des Wagenbauers, der mit dem Namen Wagner schon Rang 7 der häufigsten FamN besetzt. Das Wort Wagen ist mit bewegen verwandt, somit ist jedes Gerät gemeint, das Objekte oder Personen (fort)bewegt. Oft sind es Teile des Wagens, die den ganzen Beruf kennzeichnen: Stellmacher für das Wagengestell, Radmacher, Achsenmacher/Esser, Felgenhauer und als Übername für diesen Krummholz (Kunze 2004, 121). In Kap. 5.7 wird mit Weg(e)ner, Wehner der Umlaut von Wag(e)ner behandelt; Abb. 131b erweist den Umlaut mit Typ Wegner als norddeutsch, Typ Wagner als süddeutsch. Typ Rademacher wird zusammen mit anderen Berufsbezeichnungen auf -macher in Kap. 7.3.3.4 präsentiert (Abb. 410b), er profiliert das Westmitteldeutsche mit Schwerpunkt im Ripuarischen, flankiert von zahlreichen Verkürzungen wie Ramacher, Ramakers, R(ä/e)de(c)ker, R(ä/e)(c)ker(s). Typ Stellmacher ist heute über ganz Deutschland versprengt und daher auf Abb. 291a kaum sichtbar. Vor 1945 war er spärlich östlich der Elbe, hauptsächlich aber östlich von Oder und Neiße beheimatet (Stellmach in Schlesien). Abb. 291a vereint die häufigsten Berufsnamen für den Wagner. Typ Wagner enthält Wagner 79732 und Wagener 3850, Typ Wegner neben Wegner 9443 noch Wegener 6272 und Wehner 4457, Typ Rademacher außer Rademacher 4355 u. a. Rad(er)macher 395+1498, Rademaker 238. Besonders viele Formen vereint der daraus kontrahierte Typ Redeker, neben Rede(c)ker 930+435 z. B. Recker(s) 902+315, Re(e)ker 577+105, Räker(s) 201+23 etc. Typ Stellmacher speist sich aus Stellmacher 1000 und gekürztem Stellmach 510, Typ Esser, der auf Assimilierung und Umlautung von Achse zurückgeht (Kap. 5.4 und 5.7), aus E(ss/ß)er 7400+1352, E(ss/ß)ers 264+37 und A(ss/ß)enmacher 406+51. Krum(m)b-/Krumpholz 1536 ist in ganz Deutschland verstreut und wäre auf der Karte kaum sichtbar.

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6 Familiennamen als Fenster zur Siedlungs- und Kulturgeschichte

Abb. 291: FamN für den Wagner (a) und heutige Bezeichnungen im Dialekt (b).

Abb. 292: Weitere FamN für den Wagner: Esser, Assenmacher (a) und Felgenhauer, Felg(n)er (b).

6.4 Familiennamen nach Berufen

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Im Vergleich zu den Berufsnamen des Wagners in den rezenten Dialekten (Abb. 291b, vereinfacht nach König 2005, 194) ergibt sich, dass sich Stellmacher im Nordosten ganz durchgesetzt hat und auch teilweise im Nordwesten. Dort wurde Redeker völlig verdrängt, Wagenmaker kam neu auf (FamN Wagemaker(s) 13+7, Wagenmakers 1; Emsland). Typ Wegner hielt sich reduziert in der Mitte von Deutschland, Esser und Wagner blieben konstant, Krummholz hat sich regional etabliert. Abb. 292 fokussiert speziell den Achsen- und den Felgenmacher. Abb. 292a trennt die Varianten innerhalb der Achsenmachers in vier Typen und weist das Westmitteldeutsche als sein angestammtes Gebiet aus. Die Typen Assenmacher und Ashauer sind nicht nur durch s-, ss- und ß-Schreibungen am variantenreichsten, sondern auch durch Umlautung von -hauer zu -heuer (As(s)heuer 16+54, Aßheuer 43) und Auslassung von -h-, was den für Schalker bekannten Namen Assauer 64 erklärt. Weiter verbreitet sind die FamN mit dem Bestandteil Felge (Abb. 292b): Hier zeigt sich, dass Felgenhauer im Nordosten (vor 1945 auch in Hinterpommern und Schlesien) und Felgner im Ostmitteldeutschen vorherrschen, während Felger westoberdeutsch ist. Felgendreher (vor 1945 Ostpreußen), -träger (Sachsen-Anhalt) sind Herkunftsnamen zum Ort Felgentreu bei Luckenwalde (DFA 5, 302–313). Mit den Menschen, die diese Gefährte bewegen, gehen wir von den Handwerks- zu den Dienstleistungsberufen über, von denen fünf beleuchtet werden: Fuhrleute, Wirte, Ärzte, Musiker und Kirchendiener.

6.4.16 Fuhrmann und Karcher: Fuhrleute Gefährte mussten auch geführt werden; das Verb führen ist eine sog. Kausativbildung zu fahren, es bedeutet ‘jemanden/etwas zum Fahren bringen’. FamN mit -führer bezeichnen also Personen, die einen (Pferde-) Wagen oder einen Karren steuern oder ziehen. Das Erstglied benennt meist neben dem Gefährt (Karren- 5, Wagenführer 87) das transportierte oder gehandelte Objekt: Rahnen- 116 ‘Baumstämme’ oder ‘Rüben’, Stein- 97, Korn- 27, Brod- 20, Wasser- 10, Sand- 6, Eisenführer 2 (Schwertführer 8 basiert auf Volksetymologie, enthält mhd. vürben ‘reinigen, scheuern’ und meint den Schwertschleifer). Die häufigste Bezeichnung für den Fahrer in FamN ist jedoch Fuhrmann, Führmann, gefolgt von Führer, und der vom Gefährt abgeleitete FamN Karcher/Karrer (Karcher allein s. Abb. 369b in Kap. 7.1.4.4). Umgelautetes Kärcher hat es als FamN eines Unternehmers zur Bezeichnung eines Hochdruckreinigers geschafft, zu dem sogar das Verb kärchern gebildet wurde. Dass die Wagen oft selbst gezogen oder geschoben wurden, spiegelt der Ausdruck Kärrnerarbeit für eine körperlich sehr anstrengende Tätigkeit wider. Abb. 293a kontrastiert Typ Fuhrmann und Führer mit Typ Karcher, wobei sich ein klares Profil ergibt: Typ Karcher, der neben K(a/ä)rcher 1060+671 auch Kar(r/n)er 778+372, Kerch(n)er 153+66, Kärner 92 etc. umfasst, ist westoberdeutsch. Im restlichen Deutschland dominieren Bildungen, die führen enthalten (DFA 5, 484–494). Abb. 293b nimmt mit den Flößern den Transport zu Wasser in den Blick. Wie führen zu fahren, so ist auch das Verb flößen eine sog. Kausativbildung zu fließen im Sinne von ‘etwas zum Fließen bringen’. Über Flöße wurden nicht nur Rohstoffe (wie z. B. Holz) vom Gebirge

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6 Familiennamen als Fenster zur Siedlungs- und Kulturgeschichte

Abb. 293: Fuhrleute zu Lande (a) und zu Wasser (b).

ins Tal befördert, sondern auch Handelsgüter durch ganz Europa. Der FamN Flo(ss/ß) 152+355 kann indirekter Berufsname für den Flößer sein, aber auch Wohnstättnenname zu mhd. vlōz ‘Fluss’. Flo(ß/ss)mann 244+69 bezeichnet den Floßführer, ebenso Flö(ß/ss)er 139+39, Flößner 34 und Flötzer 20. Flö(ß/ss)el 14+52, Flötzl 12 kann eine alte Nomen agentisBildung (Kap. 5.17) oder ein Diminutiv sein (DFA 5, 494–495; zu Seemann ‘Schiffer; Anwohner am See; Sämann’ s. DFA 5, 496–498).

6.4.17 Krüger, Wirth und Kretschmer: Wirte Mit Wein- und Biermann werden oben in 6.4.2 bereits Wirte und Getränkehändler erwähnt. Hier werden die Wirte im engen Sinn kartiert, zunächst in Abb. 294a die drei wichtigsten FamN Krüger (auf Häufigkeitsrang 22), Wirt(h) und das slawische Lehnwort Kretschmer (s. Kap. 7.4.4.3). Zum FamN Schenk und Schenker s. Kap. 5.17. Abb. 294a hebt den nördlichen Typ Krüger vom südlichen Typ Wirt ab, während Typ Kretschmer im Ostmitteldeutschen beheimatet ist. Krüger und Kröger (zu ü/ö s. Kap. 5.11) sind aus nd. Krug bzw. Kro(o)g ‘Gaststätte’ (vgl. niederländisch kroeg ‘Schenke, Kneipe’) abgeleitet (DFA 1, 274–279); dazu gibt es auch Krug- 354 und Krogmann 641. (Das niederdeutsche Wort hat nichts mit dem Wort Krug ‘Gefäß’ zu tun.) Typ Krüger enthält nur Kr(ü/ö)ger 41978+7468, Typ Wirth neben Wirt(h) 341+9101 u. a. Würth 908, Wir(t)z 650+4662, Wirths 545, Typ Kretschmer außer Kret(z)schmer 5374+92 noch Kret(z)schmar 973+3870 und Kret(z)schmann 2194+275.

6.4 Familiennamen nach Berufen

403

Abb. 294: FamN für den Wirt (a) und Komposita mit -wirth (b).

Weitere Bezeichnungen für den Wirt sind in FamN wie Leithaus 25 ‘Gasthaus’ (< ahd. līt ‘Obst-, Gewürzwein’) enthalten (vgl. den FamN Lit(t)faß in Litfaßsäule) und in Weinzapf 5, Zapf 2466, Zepf 594, Zapp 922 und Tappe 1220 (DFA 2, 59–60) etc. (DFA 5, 518–541). Abb. 294b dokumentiert die häufigsten Komposita auf -wirt(h): Neuwirth und Niewerth sowie Jungwirth neben Altenw(i/e)rth 11+37 verstehen sich von selbst, Gutwirth bezieht sich auf die Qualität, zumal es auch (unkartiertes) Böswirth 35 gibt. Lieberwirth qualifiziert ebenfalls, während Frühwirth sich auf die Öffnungszeit bezieht (evt. Bezug auf ‘frei’). Rosenwirth deutet auf die Umgebung oder einen Hausnamen hin, während Bierwirth den Ausschank benennt. Einige seltene Zusammensetzungen kommen hinzu, z. B. Spar- 10, Finde- 36, Sieben- 27, Brüggen- 16 und Thorwirth 97.

6.4.18 Bader, Stüber, Schröpfer: Heilkundige Im späten Mittelalter gab es gelehrte Ärzte und ungelehrte (unstudierte), handwerklich ausgebildete Heilkundige, sog. Bader oder Badstüber, kurz Stüber, Stöver, die neben der Unterhaltung warmer Bäder als Prophylaxe gegen Krankheiten oft auch als Aderlasser, Schröpfer, Barbiere und Wundärzte tätig waren. Diese Berufe und ihre Bezeichnungen sind heute weitgehend ausgestorben, doch die FamN legen reichlich Zeugnis von solchen spätmittelalterlichen Heilmethoden ab. Abb. 295a weist einen Nord/Süd-Gegensatz zwischen Bader im Süden und Stöber/Stöver im Norden aus. Stüber streut in ganz Deutschland, Stüb-

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6 Familiennamen als Fenster zur Siedlungs- und Kulturgeschichte

Abb. 295: FamN aus den Berufen des Baders (a) und des Aderlassers (b).

ner auch, doch mit Schwerpunkt in Sachsen; das Kompositum Badstübner konzentriert sich in Südwestsachsen. Aderlasser wurden in verschiedenen Regionen als Lesser, Lässer, Lasser, als Schröpfer, Schrepfer und als Köpfer/Köpper (nach dem Aufsetzen der Schröpfköpfe) bezeichnet, s. Abb. 295b. Der Name Lachner (dominant in Bayern) ist mehrdeutig, als Herkunfts- oder Wohnstättenname zu Lache ‘Tümpel’, dürfte aber auch das alte Wort für den ‘Arzt’, mhd. lāchenære, fortsetzen (vgl. schwed. läkare ‘Arzt’). Der akademische Arzt kennt mit Sundmacher 1340, Sundmäker 25 (um Hannover), Doktor 177, Do(c)kter 154+122, Doct(e/o)r 114+35 (streuend) und Medick(e) 64+55, Medicus 35 (südliches Erz- und Fichtelgebirge) dialektale Varianten, die heute weitgehend unüblich geworden sind. Der FamN Ar(t)zt 493+49 war dagegen eher ein Beiname einfacher Leute, weil er eine Bedeutungsverschlechterung zum Heilpraktiker und Quacksalber bis hin zum Marktschreier erfahren hatte (DFA 5, 542–557).

6.4.19 Pauker, Trümper, Lautenschläger: Musikanten Spielleute haben meist zu festlichen Anlässen Musik gemacht. Die wichtigsten Instrumente waren Pfeifen und Flöten, deren Spieler nd. Pieper bzw. hd. Pfeif(f)er genannt wurden und die in Kap. 5.2.2.1 kartiert und kommentiert werden; nördlich von Nahe und Main gilt Flöt(h)er, südlich Schwegler (Abb. 368b, Kap. 7.1.4.4). Der FamN Geiger wird im Kontrast zu Fiedler in Abb. 175a, Kap. 5.18 thematisiert.

6.4 Familiennamen nach Berufen

Abb. 296: Trommler (a) und Trompeter in FamN (b).

Abb. 297: Lautenschläger (a) und Sänger in FamN (b).

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6 Familiennamen als Fenster zur Siedlungs- und Kulturgeschichte

Dieses Kapitel behandelt die Trommler, Trompetenspieler, Lautenschläger und mit Typ Singer die menschliche Stimme. Die Redensart „mit Pauken und Trompeten“ erfasst diese Kombination sprichwörtlich und entfaltet heute eher eine negative Bedeutung im Sinne von ‘mit (allzu) großem Getöse’ (z. B. mit Pauken und Trompeten durchfallen). Früher zählten Pauken und Trompeten zu den edlen, besonders feierlichen Instrumenten im Gegensatz zu Trommeln und Pfeifen. Abb. 296a widmet sich den Pauken, Abb. 296b den Trompeten, denen u. a. Donald Trump seinen Namen verdankt. Umgelautete eu-Formen herrschen in Abb. 296a in der Nordhälfte vor, au-haltige im Süden, und bei beiden Formen kam es zu sekundären t-Erweiterungen (Kap. 3.5). Typ Paukner mit n-erweiterter er-Endung kommt, wie andere Nomina agentis auf -ner, in Bayern vor (Abb. 380b, Kap. 7.2.2.3). FamN, die auf mhd. trumbe, trumpe zurückgehen, können einerseits die Trommel oder Pauke, andererseits die Trompete oder Posaune meinen. Eine Trennung erweist sich als schwierig, auch wenn Familiennamenwörterbücher eher vom Trompetenspieler ausgehen. Abb. 296b kartiert die wichtigsten Wortbildungen; der FamN Trumpfheller erscheint 1666 in Würzburg als Trompheller < Trompeler und wurde zu Trumpfheller umgeschrieben (DFA 5, 567). Die Basisform Typ Trump (Trump 357, Tromp 49) streut, auch um Kallstadt herum, von wo die Großeltern väterlicherseits des einstigen US-Präsidenten stammen. Abb. 297a kartiert die FamN zum Lautenschläger, der die Laute, ein Saiteninstrument, gezupft hat. Dieses Instrument transportierte er in einem speziellen Sack, weshalb Lautensack als indirekter Berufsname gelten kann. Zu weiteren Instrumenten in FamN, etwa zur Posaune (als Bassiner 13, Bassüner 26), zur Schalmei, einer Rohrflöte (Schallmayer 49, Schallm(a/e)ier 22+18), zur Harfe (Härpfer 55, Harpf 23, Harper 54), zur Leier (z. B. Leyrer 272, Leyerer 144) und zum Tamburin (Tambor 64, Dambor 23) s. DFA 3, 558–579. Abb. 297b kartiert mit Singer, Sänger, Senger den ‘Sänger, Liederdichter, Spielmann, Kantor’ (DFA 5, 571). Allerdings sind hier Konkurrenzen etwa mit Herkunftsnamen zur Stadt Singen und zu sengen ‘mit Feuer roden’ möglich (wie in Feuersenger 157 enthalten). Hier ergibt sich eine räumliche Struktur mit Typ Singer im Ober- und südlichen Ostmitteldeutschen, während Typ S(ä/e)nger westlich und nördlich daran anschließt.

6.4.20 Köster, Messner, Oppermann: Kirchendiener Der Köster als Kirchendiener kommt in Kap. 7.5.4.6 (Abb. 471a) zur Sprache, weil er sich im Westniederdeutschen konzentriert und mit südlicher und östlicher gelegenem Küster alterniert. Dabei entstammen beide unterschiedlichen (vulgär)lateinischen Ausgangsformen, Köster aus *costurarius ‘Aufseher der liturgischen Gewänder’, Küster aus custor ‘Wächter’. Mit Kirchner (zu Kirche) und Messner, Meßmer (< lat. mansionarius ‘Aufseher des (Gottes-)Hauses’) kommen die beiden anderen Haupttypen in den Blick (Abb. 298a). Die Alternanz Messner/Messmer erklärt sich durch Fernassimilation von mhd. mesner > mesmer, die Aussprache der zweiten Form wurde durch Konstanthaltung des Anfangskonsonanten vereinfacht. Dabei dominiert Messmer an Ober- und Hochrhein sowie am Bodensee, auch im Elsass und in der Schweiz, Messner in Württemberg, Bayern, Österreich und Südtirol (DFA 2, 780).

6.4 Familiennamen nach Berufen

407

Abb. 298: Kirchendiener in Familiennamen.

Während Typ Köster sich hauptsächlich aus Köster(s) 8453+1350 zusammensetzt (beim Rest handelt es sich um Schreibvarianten mit C- und -oe-), ebenso Typ Küster aus Küster(s) 3784+1148 und Schreibvarianten, kommt Kirchner ohne jegliche Variante vor. Typ Messner enthält neben Messner 1007 noch M(e/ö)ßner 502+649, Mös(s)ner 452+25, Typ Messmer 609 die Varianten M(e/ö)ßmer 822+179, Messemer 175 etc. (DFA 2, 780–782). Die ö-Varianten basieren auf der typisch süddeutschen Rundung von e > ö nach m- (Kap. 5.10.1). Die gerundeten Varianten häufen sich zwischen Stuttgart und Nürnberg (DFA 1, 119–120). Andere Namen des Kirchendieners leiten sich vom Einsammeln des Kirchenopfers ab (Abb. 298b): Oppermann und südlich angrenzendes Opfermann gehen auf mnd. opperen ‘opfern’ (< lat. operari ‘Almosen spenden’) zurück, Offermann im Ripuarischen dagegen auf mhd. offern ‘opfern’ < lat. offerre ‘anbieten, darbringen’, hier ‘Gott darbieten, opfern’. Hierzu stellen sich auch Übernamen wie Offergeld 433, Opfer 363, Oppers 35 etc. Mit Siegrist < lat. sacristanus ‘Küster’ (Sieg(e)rist 385+17, Sig(e)rist 158+18) ist wieder der Kirchendiener gemeint, der seinen Schwerpunkt im Raum Karlsruhe hat und ins Südfränkische und Nordalemannische streut (DFA 5, 644–655). Zu weiteren Ämtern und Berufen in FamN, etwa zum Grafen, zum Imker, zum Kürschner und vielen anderen mehr s. DFA 5, speziell zum Schützen auch Nübling/Steffens 2021.

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6 Familiennamen als Fenster zur Siedlungs- und Kulturgeschichte

6.5 Familiennamen nach persönlichen Merkmalen (Übernamen) Als Übernamen klassifiziert man solche FamN, die besondere körperliche, charakterliche oder biographische Merkmale des einstigen Namenträgers thematisieren: Schwarz, Weiß oder Fuchs nach der Haarfarbe, Ungefug oder Wohlgemuth nach persönlichen Charakteristika, Sonntag oder König nach biographischen Vorkommnissen (Kunze 2004, 138–153). Dabei gilt es insbesondere bei körperlichen oder charakterlichen Eigenschaften, die meist mit Adjektiven bezeichnet werden, zu bedenken, dass immer Devianz benannt wird. Die bezeichnete Eigenschaft war so auffällig und damit (eher) selten, dass sie den ersten Namenträger vom Rest der Gruppe unterschied. Selbstverständlich gelten auch hier oft mehrfache Deutungsmöglichkeiten: So kann Wolf als Vergleich des betreffenden Tiers für einen gefährlichen Menschen gelten, in anderen Fällen kann der FamN auf eine Verkürzung zweigliedriger Rufnamen wie Wolfgang, Wolfhard zurückgehen (Patronym). Ähnliches gilt für Engel. Außerordentlich vieldeutig ist auch der FamN Hahn, der in Kap. 2.2.2.6 bei der Betrachtung der hundert häufigsten FamN zwar als Übername gewertet wird, doch mindestens fünf weitere Deutungsmöglichkeiten zulässt (s. Hahn im DFD). Immerhin machen die (großzügig gerechnet) 24 Übernamen unter den 100 häufigsten FamN fast ein Viertel aus. Menschen werden und wurden schon immer nach individuellen Merkmalen benannt. Konkret handelt es sich um Klein: Rang 15, Wolf: 16, Schwarz: 19, Braun: 21, Lange: 25, Krause: 28, König: 38, Kaiser: 40, Fuchs: 42, Lang: 45, Weiß: 47, Jung: 48, Hahn: 49, Vogel: 51, Roth: 56, Winter: 68, Kraus: 69, Sommer: 77, Groß: 78, Haas: 83, Kühn: 88, Engel: 91, Sauer: 97, Wolff: 100. Mit Lang(e), Kraus(e) und Wolf(f) erscheint sogar derselbe Name in verschiedenen Formen. Wir beginnen bei den körperlichen und schreiten über die charakterlichen zu den biographischen Übernamen fort. Am Schluss beleuchten wir speziell sog. Mehrwort- bzw. Satznamen vom Typ Fürchtenicht oder Haßdenteufel, die durch ihre komplexe, eher atypische Namenstruktur her charakterisiert sind.

6.5.1 Groß und Klein, Spatz und Stange: Körpergröße Die FamN Groß und Klein wurden bereits in anderen Zusammenhängen behandelt: Zur Schreibung von Groß als Gross, Grohs, Gros s. Kap. 5.3, zum westfälischen Hofnamentyp Große- bzw. Kleine-Venhof s. Abb. 461a in Kap. 7.5.3.3, zu niederdeutsch Kleen(e) und Groth(e) Kap. 5.12.2 und zu einer Kontrastkarte Groß und Klein Abb. 419b in Kap. 7.3.4.5. Dort wurde bereits deutlich, dass der FamN Klein deutliche Konzentrationen im westmitteldeutschen Raum aufzeigt. Überall verbreitet sind dagegen Groß(e) nebst den unverschobenen Formen Groth(e) im Niederdeutschen (Abb. 299a); sie werden sich in den meisten Fällen auf eine stattliche Körpergröße bezogen haben, manchmal aber auch auf eine Person „mit großem Reichtum, hohem Rang und Ansehen oder […] den Älteren von zweien (Sohn, jüngerer Bruder)“ (DFD). Man erkennt auf Abb. 299a zum einen das erwartbare Lautverschiebungsbild und darin ein Nord-Süd-Gefälle, andererseits gewisse Lücken im Westnieder- und Ostoberdeutschen. Auch nicht kartiertes diphthongiertes Graute 156 in Westfalen ändert das Bild kaum.

6.5 Familiennamen nach persönlichen Merkmalen (Übernamen)

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Abb. 299: Groß vs. Groth (a) und Groß vs. Lang (b).

Einen klaren Bezug auf die Körpergröße enthält der FamN Lang(e), s. Abb. 152a (Kap. 5.12). Abb. 299b kombiniert den Typ Groß inklusive Groth mit dem Typ Lang inklusive Lange. Hier zeigt sich, dass Typ Groß mit 39717 Telef. nur 36 % umfasst, während Typ Lang mit 64 % deutlich häufiger vorkommt; auch füllt sich damit das Ostoberdeutsche, während dieses körperbezogene Benennungsmotiv im Westniederdeutschen seltener vorkommt, weil dort bei den FamN die Patronyme dominieren. Aus den Komposita, die Groß- bzw. Lang- als Erstglieder enthalten, lässt sich das Bezugswort, das mit diesen Eigenschaften qualifiziert wird, extrahieren. Die Abfrage ≥ 100 Telef. ergibt für Groß- viele Patronyme als Zweitglied, womit eine generationelle Bedeutung naheliegt: Großhans 399, -pietsch (Peter) 393, -klaus 182, -kurth 166, -hennig 154, -johann 107. Andere wie die Übernamen Großmann 7061 und Großkopf 1150 beziehen sich auf physische Größe, ebenso die Herkunft- und Wohnstättennamen Großheim 243, -berger 137, -kreutz 134, -stück 103. Klein- führt ebenfalls Patronyme mit sich: Kleinhans 1084, -henz 661, -heinz 158 (beide zu Heinrich), -peter 154, -hempel 120 (zu Hamprecht), und -johann 101. Kleindienst 754 ist Berufsübername für einen Bauern, der Zinsabgaben in Naturalien entrichtet hat, Kleinschroth 152 evt. für den Zuschneider kleiner Stücke, Kleinknecht 369 Standesname für den Unterknecht auf dem Hof, ähnlich Kleinw(ä/e)chter 487+106 für den Unterwächter, Kleinschnittger 160 für den Schnitzer oder Hersteller kleiner Möbelstücke, Kleinschmidt 2721 ‘Schlosser’, Kleinbauer 219; Kleineidam 232 bezeichnet den Schwiegersohn. Echte Übernamen dürften Kleinsorge 349 und Kleinbub 107 sein. Um Herkunfts- und Wohnstättennamen handelt es sich bei Kleinfeld(t) 506+229, -felder 140, -au 321, -holz 144, -stück 141, -haus 125, -wort 101

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6 Familiennamen als Fenster zur Siedlungs- und Kulturgeschichte

Abb. 300: Übernamen mit groß und klein (a); FamN Riese (b).

Abb. 301: FamN für schlanke, große (a) und zu ‘Spatz’ für kleine Menschen (b).

6.5 Familiennamen nach persönlichen Merkmalen (Übernamen)

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für eine kleine Erhebung in sumpfigem Gebiet. Kleinsteuber 260 ist dagegen Übername des Müllers, der Kleie verstäubt. Übernamen, die aus Adjektiven bestehen, kommen meist in der Flexionsform Lange, Große, Kleine etc. vor und entstammen Benennungen wie der lange Hans oder Hans der lange. Durch Apokope ist das -e v. a. im Süden geschwunden (Kap. 5.12). Auffälliger und erklärungsbedürftiger sind die Formen auf -er und auf -en, s. Abb. 300a. Weitgehend ungeklärt bzw. kontrovers diskutiert wird die Entstehung von Typ Langer, da eine solche Form nur bei unbestimmtem Artikel (ein langer) oder im Vokativ vorkommt („Hallo Langer!“), woraus aber schwerlich FamN entstanden sein können. Vielleicht handelt es sich weniger um ein Flexions- als um ein Derivationssuffix mit patronymischer Funktion. In allen Fällen bestätigt sich die Tatsache, dass sich die er-Formen im Ostmitteldeutschen massieren (DFA 3, 2–13). Vermutlich auf einen Genitiv (Hans der Sohn des Langen) gehen dagegen die -en-Formen zurück. Sie konzentrieren sich im Westmittel- und im Westniederdeutschen. Diese Formen setzen sich im Niederländischen fort. Die jeweils dunklen Farbtöne exponieren dieses Gebiet. Auf großen Körperbau bezieht sich der FamN Riese, der apokopiert als Ries und im Niederdeutschen als Reese vorkommt. Abb. 300b fasst die wichtigsten Varianten ≥ 50 Telef. zusammen. Zu möglichen Bedeutungskonkurrenzen, besonders mit Herkunfts- und Wohnstättennamen, s. DFA 5, 669–670. Auffallend häufig wurden (und werden) große und schlanke Menschen mit einer Stange verglichen, sonst könnte man sich das hohe Aufkommen dieses Namens nicht erklären. Die heute noch übliche Redeweise von einer Bohnenstange hat zu FamN wie Bohn(en)stengel 41+223, Bohn(en)stingl 2+4 geführt. Abb. 301a basiert auf Stang(e) 1579+3568 und den dazu gehörenden Diminutiven Steng(e)l 446+2246, Stang(e)l 1983+93 und Sting(e)l 1008+180 (genauer s. Abb. 391a in Kap. 7.2.3.4). In Schleswig-Holstein dominiert dagegen mit Staack(e) 729+87, Staak(e) 125+87 usw. zu mnd. stake ein anderes Wort für Stange, im Westmittel- und Westniederdeutschen ist es der FamN Strack(e) 2155+1543 zu mhd. strac(k), mnd. strak ‘gerade, straff, ausgestreckt’ (DFA 5, 674–676). Mücken, Mäuse und Spatzen dienten dagegen als Metaphern für kleine Menschen. Abb. 301b wählt den Spatz (≥ 50 Telef.), da er häufig und dialektal sehr variantenreich vorkommt: als Spatz, Spahr, Sperling, Sperk, Lüning und Müsch (DFA 5, 656–683).

6.5.2 Fett und Mager, Knorr und Schmehling: Körperumfang Nicht anders als heute thematisierte man auch früher deviante Körperumfänge: Korpulenz und Schmächtigkeit dürften Konstanten bei der Unterscheidung von Personen sein. Auch Metaphern (Klump, Klotz) und Metonymien (Schmerbauch) waren, so wie heute auch, gang und gäbe. Manchmal sind solche Attribute sogar im Erstglied zusammengesetzter Patronyme erhalten, z. B. Schmaljohann 58, Magerhans 77, Magerkurth 119. In der Wendung „bei jemandem ist Schmalhans Küchenmeister“ wurde ein solcher Name zu einer Bezeichnung für einen mageren bzw. sparsamen Koch. Von den direkten Bezeichnungen für Korpulenz hat der FamN Dick(e) zu viele Bedeutungskonkurrenzen (v. a. mit ‘Dickicht’ und niederdt. ‘Deich’, aber auch zu Patronymen aus

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6 Familiennamen als Fenster zur Siedlungs- und Kulturgeschichte

Abb. 302: : FamN zu Fett (a) und solche mit -fett im Zweitglied (b) für beleibte Menschen.

Dietrich), als dass sich eine Kartierung empfehlen würde. Nur Komposita wie Dickop(p) 8+102, Dickopf 199 zeugen eindeutig vom Adjektiv, hier allerdings vermutlich in übertragener Bedeutung für einen eigensinnigen Menschen. Der FamN Feist mit Varianten ist im alemannischen Raum beheimatet und in Abb. 373a kartiert (Kap. 7.1.4.5). Daher beschränkt sich Abb. 302a auf die mittel- und norddeutschen Entsprechungen Fett, Fette, Fetten, Fettel, Fettback einschließlich der Schreibungen mit V-, unter denen sich mit Sebastian Vettel auch Prominenz befindet. Die Abfrage ≥ 10 Telef. zu Abb. 302a erbringt Typ Fett mit Fett 989 und Vett 26, Typ Fette mit Fette 327 und Vette 215, Typ Fetten mit Vetten 156, Fetten 103 und Fettes 62, Typ Fettel mit Fettel 75 und Vettel 69, während Typ Fettback 44 ‘dicke Backe’ nur aus dieser Form besteht. Um Konkurrenzen zur Verwandtschaftsbezeichnung Vetter zu vermeiden, wurden Formen auf -r ausgeschlossen. Abb. 302b erfasst Komposita mit -fett ≥ 5 Telef. als Zweitglied, sofern sie sich auf die menschliche Physis beziehen können. Es lässt sich ein Schwerpunkt im Raum Hannover – Salzgitter erkennen, der die beiden Hauptvarianten vereint: Typ Vornfett enthält neben Vornfett 15 auch Forn(e)fett 6+13 und bezeichnet denjenigen mit einem dicken Bauch, was nach Zoder 1968, I, 152 „anscheinend bewusst“ zu Forn(e)feld 1+119, Vorn(e)feld 9+36 geändert wurde. Typ Liekefett benennt dagegen denjenigen, der gleichmäßig beleibt ist; hierin enthalten ist mnd. līk ‘gleich(mäßig)’. Der Typ umfasst u. a. Lie(c)kefett 24+77 und Lick(e)fett 46+53. Zahlreicher sind die indirekten Bezeichnungen für Korpulenz. Manche kommen regional sehr begrenzt vor, z. B. Klotz, Klump(p), Moll ‘Molch’, Stotz ‘Klotz’, Möck ‘Klumpen’, Storz ‘Strunk’ etc., die alle im Westoberdeutschen beheimatet sind und in Kap. 7.1.4.5 kar-

6.5 Familiennamen nach persönlichen Merkmalen (Übernamen)

Abb. 303: FamN mit Block und Stoll (a) sowie Knorr (b) für beleibte Menschen.

Abb. 304: FamN zu ‘Stumpf, Stummel’ (a) und ‘Strunk’, ‘Knolle’ (b) für beleibte Menschen.

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6 Familiennamen als Fenster zur Siedlungs- und Kulturgeschichte

tiert werden (Abb. 373b). Im Folgenden werden einige überregionale Übernamen dokumentiert: Abb. 303a widmet sich den beiden Typen Block ‘Klotz, Block’ und Stoll(e) ‘Pfosten, Klotz’, die mehrheitlich plumpe, beleibte Menschen bezeichnet haben dürften. Typ Block enthält primär Block 5654, nur marginal schlagen Plock 419, Bloeck(s) 69+26, Blöck 67 und Blocks 22 zu Buche; ihr Schwerpunkt liegt in der Nordhälfte Deutschlands, während Stoll(e) 7504+2546 eher in der Südhälfte vorkommt. Abb. 303b kartiert FamN auf der Basis von Knorr ‘Knorren, Auswuchs an Bäumen, am Körper’ für kleine, dicke Menschen, evt. auch für charakterlich knorrige Personen. Dieser FamN exponiert das Ostmittel- und Ostoberdeutsche. Abb. 304a thematisiert ebenfalls FamN für kleine, beleibte Menschen, und zwar aus dem Bedeutungsfeld ‘Stumpf, Stummel’: Stüwe stellt sich zu mnd. stūve ‘Stumpf, Rest’, Strunz zu mhd. strunze ‘Stumpf ’, Stümpel und Stommel zu mhd. stumbel, stummel, mnd. stumpel ‘Stummel, Stumpf ’, Stunz zum mhd. Adjektiv stunz ‘stumpf, abgestumpft, kurz’. Pflanzliche Strünke und Knollen liegen Abb. 304b zugrunde: Typ Strunk besetzt eher den Westen, Typ Knoll mit seinen Varianten belegt ganz Deutschland (zu weiteren Metaphern und Details s. DFA 5, 692–717). Zu den direkten Benennungen hagerer Menschen gehören FamN auf Basis der Adjektive schmal, dürr, mager und rank. Abb. 305a enthält Namen ≥ 10 Telef. mit schmal. Das Adjektiv konnte im Mittelalter neben dünnen auch kleine Menschen bezeichnen (vgl. engl. small ‘klein’). Hier sind einige Wortbildungen zu verzeichnen: Während Typ Schmale primär Schmale(n) 840+115 enthält und Typ Schmahl primär Schma(h)l 608+880, umfasst Typ Schmeling, der am exklusivsten im Ostniederdeutschen vorkommt, außer Schme(h)ling 784+15 auch Schmä(h)ling 73+83, Schmaling 32, Schmeli(ch/g) 36+21 etc. (zur Herkunft des -ing-Suffixes s. Kap. 5.15.1). Der diminuierte Typ Schmeelke enthält Schmeel(e)ke 20+15 sowie Schmel(e)ke 10+17 und konzentriert sich im Westniederdeutschen. Abb. 305b vereint die Adjektivgruppe dröge, dürr und dörr, die alle neben ‘dünn, mager’ auch ‘trocken’ bedeuten und sich nicht nur auf physische, sondern auch charakterliche Eigenschaften einer Person beziehen können, etwa auf einen nüchternen Menschen. Auch Bodenbeschaffenheit (Drögem(ü/ö)ller 118+11 ‘Müller im trockenen Gebiet’; Dröge 1504 ‘der am trockenen Platz’) könnte damit gemeint sein. Während Dröge im Westniederdeutschen vorherrscht, schließt sich im Westmitteldeutschen aus Dürr gesenktes Dörr an, im Westoberdeutschen herrscht Dürr. Derr geht auf entrundetes Dörr, Dirr in Bayrisch-Schwaben auf entrundetes Dürr zurück (zu den Hintergründen s. Kap. 5.6, 5.10 und 5.11). Am eindeutigsten bezieht sich das Adjektiv mager auf physische Schmächtigkeit (Abb. 306a). Hier finden sich auch Komposita mit Rufnamen, die dies bestätigen, z. B. Magerkurth 119, -kord 11, -hans 77 (alle im Raum Göttingen). Das Diminutiv vom Typ Magerl besiedelt das Ostoberdeutsche, das vom Typ Megerle mit Megerl(e/in) 234+33, Mägerle(in) 93+73 das Westoberdeutsche. Weitere Bezüge auf dünne Menschen können Schrade 1207 und Schrage 988 enthalten (mnd. schrade, schrage ‘dürr, mager, kümmerlich’), doch existieren in beiden Fällen erhebliche Konkurrenzen (DFA 5, 690). Dies gilt auch für Hager 3418 mit Bedeutungskonkurrenzen zu Herkunfts- und Wohnstättennamen zu mhd. hac, hagen ‘Dorngesträuch, Gebüsch, umfriedeter Ort’. Das Adjektiv rank ‘schlank, schmächtig’, das vor allem in der Wendung rank und schlank enthalten ist, ist niederdeutscher Herkunft. Dem entspricht hochdeutsch ran in

6.5 Familiennamen nach persönlichen Merkmalen (Übernamen)

Abb. 305: FamN mit den Adjektiven schmal (a) und dröge, dürr (b).

Abb. 306: FamN mit den Adjektiven mager (a) und ran(k) (b).

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6 Familiennamen als Fenster zur Siedlungs- und Kulturgeschichte

Abb. 307: FamN zu Schlegel (a) und Kolben (b).

Abb. 308: FamN zu Knüppel, Klüppel (a) und Keil, Speidel (b).

6.5 Familiennamen nach persönlichen Merkmalen (Übernamen)

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FamN wie Rahn. Doch sind beide FamN von Bedeutungskonkurrenzen betroffen, weshalb eine Kartierung problematisch ist. Typ Rank dürfte überwiegend Wohnstättenname zu mhd. ranc, range ‘Berghang, Halde, Rain’ sein und kommt deshalb reichlich im Süden vor; die Vorkommen im Norden können sich auf schmächtigen Körperbau beziehen. Umgekehrt kann sich Rahn auf die Futterrübe und auf slawische Rufnamen wie Ranislav beziehen, daher sein Schwerpunkt im Norden, während die südlichen Vorkommen magere Personen betreffen. Die Form Ran(e)ke kommt fast nur im Norden vor und dürfte am ehesten hagere Menschen bezeichnen. Abb. 306b liefert ein Beispiel dafür, wie schwierig es ist, wenn Namen auf unterschiedliche Wörter zurückgehen können. FamN, die auf Metaphern für dünne Menschen basieren, werden in anderen Kapiteln behandelt: Zu Stange für hochgewachsene, schlanke Menschen s. o. Kap. 6.5.1, zu Schaible, Schäuble ‘Strohbund’ Kap. 7.1.3.1 (s. auch DFA 5, 684–692). Bezeichnungen für körperliche und charakterliche Plumpheit können oft nicht scharf voneinander abgetrennt werden, auch im heutigen Alltag finden häufig Gleichsetzungen statt. In den FamN kommen besonders viele Metaphern zum Einsatz, meist zu keulenförmig verdickten Gegenständen und Werkzeugen wie Keulen, Kolben, Flegeln, Knüppeln, Keilen, Kegeln etc. In Einzelfällen sind indirekte Berufsnamen etwa für Bergleute, Schmiede, Drescher, Schlachter, Wollschläger nicht auszuschließen. Hier erfolgt eine Beschränkung auf FamN zu Schlegel (Abb. 307a), Kolb (Abb. 307b), Knüppel und Klöppel (Abb. 308a) sowie Keil und Speidel (Abb. 308b), alle Abfragen ≥ 10 Telef. FamN zu Schlegel umfassen neben Schl(e|ä)gel 7697+100 auch synkopiertes Schl(e/ä)gl 329+19 sowie gerundetes Schlögel 231, ebenfalls synkopiert zu Schl(ö|oe)gl 649+10 (Abb. 307a). Typ Kolb für den Kolben oder die Keule schließt in Abb. 307b auch zahlreiche l-Diminutive ein, die sich im Süden aufhalten. Der Norden tritt bei Namen auf Basis von Knüppel hervor (Abb. 308a), während die Korrelate im mittleren und südlichen Deutschland Klüppel, Klöppel, entrundetes Klippel nebst deren lautverschobenen Formen mit -pffortsetzen. Der damit gemeinte Gegenstand, ein ‘Werkzeug zum Klopfen, (Dresch-)Flegel, Glockenschwegel’, ist derselbe: „Noch Goethe verwendet Klüppel statt Knüppel“ (DFA 5, 725). Knüppel ging später in die Standardsprache ein. Mit Keil, Keitel und Speidel erfasst man auch Dialektwörter für den ‘Keil, Pflock’. So erweist sich Speidel als typisch schwäbischer Ausdruck und entsprechender FamN (Abb. 308b). Zu weiteren Metaphern s. DFA 5, 718–731.

6.5.3 Breitschädel, Spinnenhirn, Strobel: Kopf und Haare Auch der Kopf und seine Behaarung sind häufiges Thema in FamN. Dabei ist das Wort Kopf selbst eine Metapher: Seine ursprüngliche Bedeutung ist ‘Becher’. Kopf wurde schon früh, d. h. vor 600 n. Chr., aus lat. cuppa ‘Becher’ entlehnt und im Hochdeutschen lautverschoben. Ab dem 12. Jh. wurde mhd. kopf ‘Becher’ immer öfter als Metapher für bisheriges Haupt eingesetzt – so oft, dass es das alte Wort Haupt aus der Normalbedeutung verdrängt und stilistisch „angehoben“ hat, vgl. noch Wendungen wie sein Haupt betten/erheben. Auch heute noch kommt es zu solchen Metaphern, wenn man von Birne oder Rübe statt von Kopf spricht. In vielen Sprachen kam es zu solchen Verschiebungen; so geht franzö-

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6 Familiennamen als Fenster zur Siedlungs- und Kulturgeschichte

sisch tête ‘Kopf ’ auf lat. testa ‘Schale, Scherbe’ zurück, während das alte Wort als chef fortlebt, übrigens in ähnlicher Bedeutung wie nhd. Haupt, nämlich als wichtigster oder oberster Teil von etwas (vgl. Hauptstadt, -straße, -sache, -mann). Dagegen haben Englisch und Schwedisch mit head bzw. huvud das alte Wort beibehalten. Für die FamN ist dies deshalb wichtig, da wir von Bildungen mit -kopf ausgehen müssen, die die alte Bedeutung konserviert haben. Dies gilt für Köpfer 251 im Hoch- und unverschobenes Köpper 296 im Niederdeutschen (DFA 5, 548–549), die auf den alten Beruf des Aderlassers, der Schröpfköpfe aufsetzte, zurückgehen. Auch in FamN wie Holzkopf 3, Maserkopf 4, beide ‘hölzerner Becher’, Stein-, Eisenkopf, Mos-/Mus- ‘Mus, Gekochtes’, Wein-, Vollkopf ‘voll’ ist die alte Bedeutung erhalten. Beim Simplex Kopf 2151 ist dies nicht zu entscheiden. Abb. 309a kontrastiert die beiden Konkurrenzwörter Kopf und Haupt, während Abb. 309b entsprechende Komposita heranzieht. Da nd. Kopp ‘Kopf ’ mit Patronymen zu Jakob konkurriert, wird es nicht mitkartiert. Hochdeutsches Haupt verteilt sich über ganz Deutschland, während der niederdeutsche Typ Höft, der mit H(ö/oe)ft 1351+490, H(eu/au)ft 201+23 etc. viele Varianten enthält, im Norden dominiert. Im Westmitteldeutschen kann er mit Hof ‘Hof, Gehöft’ konkurrieren. Typ Kopf und Köpf kennzeichnen das Oberdeutsche. Bei Köpf „scheint es sich um den hypokoristischen Umlaut zu handeln“ (Brechenmacher 1957–63 II, 91; vgl. auch Dölf zu Adolf, Mäx zu Max). Daneben (in Abb. 309a nicht kartiert) kommen auch Diminutive vor wie Köpfle 53, Häuptle 40, Häupl 204 etc. Die häufigsten paarigen Komposita ≥ 50 Telef. mit gleichem Bestimmungswort, das sowohl von -kopf wie von -haupt gefolgt wird, sind Typ Weißkopf & Weißhaupt/Witthöft, Schwarzkopf & -haupt, Rothkopf & -haupt, Breitkopf & -haupt. Auf Abb. 309b ist auch das Zweitglied -kopp eingeschlossen, da es hier nicht mit Jakob oder -kop ‘Kauf ’ konkurrieren kann. Auch die niederdeutschen -höft-Formen sind unter -haupt subsummiert. Man erkennt, dass bei der Entstehung der FamN beide Wörter zur Bezeichnung für den ‘Kopf ’ in vollem Gebrauch waren. Die häufigsten beziehen sich dabei auf die Haarfarbe, nur Breitauf die Kopfform. Im niedrigfrequenteren Bereich finden sich weitere Paare wie z. B. Bern- ‘Bären’, Böcken-/Bocks- ‘Bock’, Dreh-/Drey- ‘drehen’, Rau(ch)- ‘dicht behaart’, Woll(en)kopf bzw. -haupt ‘lockig’. Jenseits der Paarigkeit ergeben sich viele Vergleiche mit Tierköpfen, z. B. Fisch-, Ku-, Löwen-, Mucken-/Mücken-, Schafhaupt, Hühner-, Kalbs-, Moll(en)- ‘Molch’, Wels-, Ossen- ‘Ochsen’, Schweins-, Reh-, Ro(ss/ß)-, Thierkopf (teilweise kann auch ein spezialisierter Metzger gemeint sein, oder die Wohnstätte an/auf einem Berg namens Ross-, Fuchskopf o. ä.). Weitere sind Groß-, Klein-, Lütt-, Lang-, Hart-, Schorkopf ‘geschoren’, Dickopp/Dickopf, Spitz-, Dullenkopf ‘toll, verrückt’; Engel-, Todten-, Pickel-, Gülden-, Schönhaupt/-höft (DFA 5, 764–770). Auch der Schädel ist in die FamN eingegangen, mit weniger, aber ähnlichen Komposita wie bei Kopf und Haupt, die Farben und auffällige Formen bezeichnen. Abb. 310a kartiert zum einen lautliche Varianten von Schädel, wobei Konkurrenzen bestehen mit Schädel ‘Schädiger’ oder mit Schedel ‘Kleinböttcher’. Eindeutiger sind die Komposita, deren häufigste Breit-, Weiß-, Dir- ‘dürr, schmal’ und Rotschedl sind. Hier nicht kartiert sind Groß- 24 und Braunschädel 57. Schließlich sind die FamN mit Hirn hinzuzuziehen, die auf ‘Gehirn, Verstand’, auch ‘Stirn’ zurückgehen können, aber auch eine dialektale Form zu ‘Horn’ oder

6.5 Familiennamen nach persönlichen Merkmalen (Übernamen)

Abb. 309: Haupt und Kopf als Simplizia (a) und als Zweitglied (b) in FamN.

Abb. 310: Schädel (a) und Hirn (b) in FamN.

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‘Sumpflache’ sein können (Abb. 310b). Dies gilt für Hirn wie für Hirner, während die Komposita alle das Hirn oder die Stirn betreffen, etwa Hirnschal. Hier kommt es auch zu wenig schmeichelnden Übernamen wie Mucken- ‘Fliegen’, Spinnen-, Thums- ‘dumm’, Dirm- und Dirnhirn ‘dürres, dummes Hirn’. Spitzhirn bezieht sich entweder auf die spitze Form der Stirn oder auf eine spitzfindige Person, Glitzenhirn auf einen Kahlköpfigen (mhd. glitze ‘Glanz’). Nacken und Hals sind ebenfalls in die FamN eingegangen, neben Nack 414, Nacke 697 und Nacken 224 auch als Hartnack 130, Hardenacke 82 für den Hartnäckigen, Quakernack 61 ‘Schwächling’, Rasenack 62 wie Raskopf, -kop(p), -kob für den Rasenden, Tobenden. An Komposita mit Hals liegen Fein- 46, Kurz- 417, Kort- 345 und Langhals 112 vor, des Weiteren Schönhals 302, Vol(l)nhals 38+85 für einen Vielesser oder -trinker, Wagenhals 62 ‘Draufgänger’ und Ziegenhals 38 (DFA 5, 776–777). Das erste optische Erscheinungsbild eines Menschen wird, neben Körpergröße und -form, maßgeblich durch seine Haare bestimmt. So nimmt es nicht wunder, dass ein Großteil der Übernamen sich auf das menschliche Haar bezieht, sei es hinsichtlich seiner Farbe, seiner Form, Struktur und Beschaffenheit, seiner Dichte oder seiner Abwesenheit. „Unter den 70 häufigsten FamN in Deutschland beziehen sich sechs auf die Haare: Schwarz (Rang 19), Krause (Rang 28), Fuchs (für Rothaarige; Rang 42), Weiß (Rang 47), Roth (Rang 56) und Kraus (Rang 69)“ (DFA 5, 733). Aufschlussreich ist es, zunächst die häufigsten FamNKomposita mit -haar zu ermitteln. Am häufigsten ist Typ Weißhaar, das nicht nur ‘weiß’, sondern generell ‘hellhaarig’ bedeutet, weil es das im 17. Jh. aus dem Französischen entlehnte Wort blond noch nicht gab. Es folgen Kraus-, Roth-, Flachs- (für Blonde), Glatt-, Pfleg- und Schönhaar, wobei die letzten beiden auch ästhetische Aspekte thematisieren. Siebenhaar ist als Spottausdruck für spärlichen Haarwuchs zu verstehen. Abb. 311a bezieht auch Schreibvarianten mit -har oder diminuiertes -härl, -hörl ein. Die meisten Varianten bieten Typ Weißhaar mit Wei(ß/ss)haar 452+127, Weisha(a)r 34+311, Weiszhar 34, Withaar 12 sowie Typ Flechsenhaar mit Flechsenha(a)r 57+35, Flächsenhaar 27, Flachshaar 19, Flasha(a)r 15+28. Nicht kartiert sind Gelbhaar 79 für strohblondes Haar (mit den Varianten Ge(h)l- 277+615, Geel- 159), Bö(s/ß)haar 15+19 für schlechtes Haar, Krauspen- 43 ‘lockig’, Wol(c)ken- 39+19 ‘wellig’, Straub- 35 ‘struppig’, Schlicht- 13 ‘glatt’, Vos- 16 ‘(fuchs)rot’ und Stoppelhaar 11 ‘kurz-, drahthaarig’. Abb. 311b interessiert sich dagegen für die Haarlosigkeit. Die FamN dazu werden im Oberdeutschen mit Glatze, im restlichen Deutschland mit kahl gebildet. Diminutive liegen bei Glatzel und Kahlke vor mit jeweils weiteren Varianten (DFA 5, 746–748). Daneben gibt es auch Kahlkopf 42 und für den kahl geschorenen Mönch die Namen Pschorn(er) 140+12, evt. auch Schorn 1650 (s. Kap. 5.13). Was die Haarstruktur betrifft, so berichten von struppigem, ungeordnetem Haar die frequenten Namen Strobel, Ströbele, Struwe und Straub (vgl. den Struwwelpeter als Figur). Den FamN in Abb. 312a liegen die Adjektive mhd. strūbe, mnd. strūf ‘struppig, rau emporstehend (von Haaren und Federn)’ und mhd. strobel ‘struppig’ zugrunde. Es treten klare Areale hervor, die die niederdeutschen Formen von den oberdeutschen abgrenzen. Abb. 312b entfaltet das Spektrum auf Basis von süddeutschem Strobel und berücksichtigt dabei auch Diminutive (DFA 5, 732–737). Auf lockiges Haar beziehen sich FamN wie Kraus(e), Kruse, Kraußhaar, s. Abb. 97 und 98 in Kap. 4.10 und Abb. 140a in Kap. 5.9.2. Verkleinerungsformen dazu sind Kreisel 979,

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Abb. 311: : FamN mit dem Zweitglied -haar (a); für Unbehaartheit (b).

Kreißl 397, Kreußel etc. Auf den Haarschopf beziehen sich Komposita wie Grauschopf 25, Groschopp 162, Groschup(p/f) 99+100, Rotschopf 4, Rau- 6 ‘viele Haare’, Breit- 66, Ho(ch)schopf 12+3, auch Schöpf(e)l 126+19, Schöpflin 296 (DFA 5, 732–739). Stark behaarten Menschen gilt das Adjektiv mhd. rūch, rūhe, rouch, mnd. rū(w), das im Inlaut unterschiedliche Entwicklungen genommen hat, vgl. z. B. Ruge und Ruwe in Kap. 7.7.1.1. Abb. 313a zeigt, dass im Ober- und Mitteldeutschen die Diphthongierung von ū zu au stattgefunden hat, abgesehen vom äußersten Südwesten; aus Ruh und Ruch wurde Rau(h) und Rauch; wenn jemand Ru(h)bein oder Ru(h)fus(s), Raufuß oder Rauchfuß heißt, muss sein Urahn stark behaarte Beine gehabt haben (Kap. 5.9; DFA 5, 739–741). Auch Bartträger sind in zahlreiche FamN eingegangen. Sie stellten in der Bevölkerung zur Zeit der Entstehung der FamN die Minderheit dar, weshalb die Barttracht der Unterscheidung von Personen diente. Das Simplex Bart(h) kann sich auch auf Patronyme aus Bartholomäus beziehen und bleibt deshalb außer Betracht. Nimmt man dagegen die Komposita mit -bart(h) in den Blick, so erfasst man die Träger von Bärten und erfährt gleichzeitig Näheres über deren Farbe und Beschaffenheit. Abb. 313b dokumentiert die häufigsten Komposita. Typ Hesselbarth bezieht sich auf die haselnussbraune Farbe. Typ Rubart, das neben Ru353 auch Rau(ch)bart 36+23 einschließt, bezeichnet kräftigen Bartwuchs. Auf die Form beziehen sich Breit- und Spitzbart, ebenso (nicht kartiertes) Geißbarth 10 ‘Ziegenbart’, die Haarfarbe thematisieren die restlichen Namenkomposita. Nicht kartiertes Zitterbart 155 könnte auf eine Krankheit referieren, Stechbart(h) 37+30 auf einen Stoppelbart, während Quase- 57 und Quosbarth 11 einen Schwätzer oder Schlemmer meinten (DFA 5, 748– 750). Sche(e)rbart(h) ist ein Satzname für den Bartscherer (DFA 5, 551).

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6 Familiennamen als Fenster zur Siedlungs- und Kulturgeschichte

Abb. 312: Struppiges Haar: FamN Straub, Struwe, Strobel (a) und Varianten zu Strobel (b).

Abb. 313: Dichte Behaarung (a) und Bärte (b) in FamN.

6.5 Familiennamen nach persönlichen Merkmalen (Übernamen)

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Abb. 314: Schwarz und Weiß (a) sowie Roth (b) in FamN.

Auch reine Farbbezeichnungen als FamN dürften in erster Linie der Haarfarbe gelten. Zu den häufigsten gehören Schwarz und Weiß, die einander in Abb. 314a zusammen mit den niederdeutschen Formen Witt und Schwarte gegenübergestellt werden und Komposita mit eindeutigem Bezug auf die Haarfarbe einschließen. Typ Weiß umfasst neben Wei(ß/ss) 28905+8384, Wei(ß/s)e 1068+5958, Wei(ß/ss)er 1138+1288 etc. auch Wei(ß/s)kopf 321+350, Weishaupt 1043 und Wei(ß/s)haar 452+311. Der niederdeutsche Typ Witt enthält neben Witt(e) 10535+8147, Wittke 1969 etc. die Komposita Wittkopf 370 und Witthöft 326. Bei Typ Schwarz kommt neben Schwar(t)z 44325+3365, Schwar(t)ze 4033+303 und Schwarzer 3797 als einschlägiges Kompositum nur Schwarzkopf 1840, -haupt 89 vor, Typ Schwarte umfasst Schwarte 545, Schwar(d)t 125+188 und Schwarting 412 (kaum sichtbar auf Abb. 314a). Generell haben helle Haare etwas häufiger FamN verlasst als schwarze Haare (58 % : 42 %); räumlich sind die Verhältnisse ziemlich gleichmäßig verteilt (DFA 5, 750–752). Als Metaphern für Weiß- und Grauhaarige dienen Bildungen mit Schimmel, für Schwarzhaarige Rabe mit Varianten (Abb. 355b in Kap. 7.1.2.1), ebenso FamN mit Mohr, die jedoch auch zu Moor oder Möhre zu stellen sind. Für Rothaarige gilt der Fuchs als Vergleich, s. Abb. 119a. Abb. 314b kartiert die FamN Roth und Rothe, die mehrheitlich das Farbwort rot enthalten dürften; Konkurrenzen zu Rodung sind im mittleren Deutschland nicht auszuschließen, wohl aber im Süden, wo das Wort roden nicht gebräuchlich war (DFA 5, 750–763). Zu Grau, Grage etc. s. Kap. 7.7.1.1.

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6 Familiennamen als Fenster zur Siedlungs- und Kulturgeschichte

6.5.4 Schiller, Pausback, Langnese: Gesicht Haupttypen für vernarbte, faltige oder durch Schrammen gekennzeichnete Haut sind Namen, die auf mhd., mnd. schram(me) ‘Schramme, Wunde’ basieren, aber auch auf mhd. schrimpf, mnd. schrimp ‘kleine Wunde’. Dies ergibt das beachtliche Spektrum an FamN ≥ 10 Telef. in Abb. 315a mit Oberfranken als Schwerpunkt. Was die Augen angeht, ergibt eine Abfrage nach -aug(e) oder -äug(e)l einige Treffer, die auf (Vergleiche mit) Tieraugen verweisen, auf Färbungen und Formen von Augen oder auf jemanden, der zu tief ins Glas schaut: Bieräugel 42, Weinaug(e) 44+22 für Trinker, Stieräugl 7, Schwarz- 11, Grünäugl 20, Rotaug 8, Rothaug(e) 211+55, Schmalzigaug 5, Liebaug 72, Feinäugle 19. in Einzelfällen können auch Wohnstättennamen mit Bezug auf ‘Aue’ vorliegen, so vielleicht bei Gans(s)auge 117+12, Gan(ß/z)auge 42+8, das zu ‘Gänseauge’ oder ‘Gänseaue’ zu stellen ist, Kr(a/o)nauge 17+25 wahrscheinlich zu ‘Kranichaue’. Da Übernamen Abweichungen von einer Norm bezeichnen, wird in den FamN auch Blindheit thematisiert (Abb. 315b). Die Formen Blinn(e) beruhen auf Assimilation von nd > nn und kommen v. a. im Saarland vor. Typ Blindert enthält Blinder(t) 13+88. Die meisten FamN mit Bezug zum Auge gelten dem Schielen. Schiller und Scheel gehören zu dieser Gruppe. Abb. 316a fokussiert die Nomen agentis-Bildungen Schiller, Schieler und Schilcher auf Basis von mhd. schilher ‘Schieler’. Das mhd. Adjektiv sch(i)el, schelwe, scheel, schelch, schilch ‘schielend, scheel, schief ’ hat zu verschiedenen FamN geführt, die Abb. 316b kartiert. Der Variante Schölch liegt schelch zugrunde, dessen Vokal durch die konsonantische Umgebung sch- [ ʃ ] und -l gerundet wurde (s. Kap. 5.10.1). Auch auffällig geformte Ohren werden in FamN thematisiert (Abb. 317a). Die vielen Diminutive könnten auf kleine Ohren verweisen. Es fällt auf, dass sie vorne eher mit Oestatt Ö- geschrieben werden (zur Erklärung s. Kap. 5.8): Typ Oehrlein umfasst (Oe/Ö)hrlein 155+150, ähnlich (Oe/Ö)hrle 107+22 und (Oe/Ö)hrl 64+10. Bei den Komposita (hier nicht kartiert) begegnen Langohr 402, Schmalohr 52, -o(e)r 32+23, Breidohr 42, Stangohr 24, Rothörl 30, Hasenohr 82, Hasenöhrl 265, Gutöhrle 15, Guthörle 19, Gut(h)öhrlein 54+12; der Spielmannsname Kling(s)ohr 52+13 bedeutet ‘klinge ins Ohr’. Auch Taubheit kommt in FamN zur Sprache. Zugrunde liegen Abb. 317b Adjektive aus mhd. toup ‘taub, stumpfsinnig, närrisch’, mnd. dōf ‘taub’ (vgl. doof). Bei den FamN (T/D)aub(e) konkurrieren Übernamen für den Taubenzüchter oder für sanftmütige Menschen. Dowe und Dove können sich nur auf Taubheit beziehen. Komposita wie Taubmann 307, Daubmann 33, Daubmeier 50 bezeichnen den Gehörlosen, während Komposita mit ‘Taube’ als zweisilbiges Tauben- oder Dauben- erscheinen, z. B. Daubenspeck 38 (zu FamN mit ‘Taube’ s. Kap. 5.5.2). Bei den FamN, die durch auffällige Nasen motiviert sind, liegt mhd. nase, mnd. auch nese zugrunde. In Abb. 318a enthält Typ Nesemann neben Ne(e)semann 162+8 auch N(ä/ae)semann 29+4, Typ Langnese neben Langn(e/ä/ae)se 48+28+18 u. a. auch Langn(a/ä)s 2+7. Mit Bicknese ist eine spitze Nase gemeint, vgl. mnd. bicke ‘Spitzhacke’. Ob auch Hakenes 103 im Sinn von ‘Hakennase’ zu verstehen ist, bleibt fraglich. Bei der Backe hat sich in den FamN mhd. backe durchgesetzt. Bildungen mit Wange sind selten, z. B. Paus(e)wang 13+97, Posewang 15 ‘pausbackig; geschwollene Wange’, auch Weißwange 115 für Gesichtsblässe. Wegen der Dominanz von Backe kartiert Abb. 318b nur

6.5 Familiennamen nach persönlichen Merkmalen (Übernamen)

Abb. 315: Schramme (a) und blind (b) in FamN.

Abb. 316: Schiller (a) und Scheel, Schill etc. (b) in FamN.

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6 Familiennamen als Fenster zur Siedlungs- und Kulturgeschichte

Abb. 317: FamN zu Ohr (a) und zu Taubheit (b).

Komposita mit -back(e), die sich allesamt auf die Wangenform beziehen; Hogeback bezeichnet hochstehende Wangen. Der FamN Mund ist mehrdeutig, er kann auch zu mhd. munt ‘Schutz’ gestellt werden (dazu gehören Vormund, Mündel etc., beide haben mit ‘Mund’ nichts zu tun). So bezieht sich der FamN Mundlos 13 ‘schutzlos’ auf diese Bedeutung. Um den Körperteil zu erfassen, empfehlen sich auch hier Komposita mit -mund, von denen die mit dem Adjektiv rot eine beachtliche Gruppe ergeben (Abb. 319a). Das Adjektiv kommt in unterschiedlichen Flexionsformen vor: Im Norden herrscht mit Typ Ro(t/d)ermund die starke Flexion vor, im Süden dagegen die schwache mit -e oder einfachem Rot(h)-. Die Typen bestehen aus zahlreichen Schreibvarianten, z. B. vereint Typ Rotermund neben Rot(h)ermund 528+158 auch Rot(h)ermundt 40+18, Rottermund 11 und Rohtermund 4. Weitere Komposita mit -mund sind Hünermund 101 und Igelmund 74 für einen spitzen Mund, Lach(er)mund 297+37 für einen fröhlichen Menschen, Rap(p)mund 44+24 für einen Raffgierigen oder für einen Schwätzer, Rebbel- 34, Redemund 35 für einen Gesprächigen, Runte- 47, Rundmund 18 für einen runden Mund. Schmer- 59, Schmi(e)rmund zu ‘schmunzeln, lächeln’, Surmund 64 zu ‘sauer’, Süßmund 6. Auch das heute negative Wort Maul kommt in FamN, wenngleich seltener, vor: Hasenmaile 44 bezeichnet einen Mund mit Hasenscharte (ebenso Hasenfratz 224), Ku(ß/ss)maul 260+166 jemanden mit einem kussförmig zugespitzten Mund, Spitzmaul 13, Kurzmaul 6, Rauchmaul 82 für einen behaarten, bärtigen Mann, Lexmaul 12 (< ‘leckt das Maul’) für einen Schlemmer, Schönsmaul 12 für einen hübschen Mund (DFA 5, 800–802). Zu Brutscher für eine missmutige Miene s. Kap. 7.1.4.5 Eine entsprechende Mundform (Dürrschnabel, Kronschnabel ‘Kranich’), aber auch Geschwätzigkeit oder Esslust (Honigschnabel) haben den häufigen Übernamen Schnabel

6.5 Familiennamen nach persönlichen Merkmalen (Übernamen)

Abb. 318: FamN zu Nase (a) und zu Backe (b).

Abb. 319: FamN zu Mund (a) und zu Schnabel (b).

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motiviert (Abb. 319b). Typ Schneble enthält neben Schneble 144 u. a. Schnebel(e) 126+35, Schnäbeli(n) 7+15, Schn(ä/ae)bele 76+6 (mehr zu FamN nach dem Gesicht s. DFA 5, 774– 798).

6.5.5 Luchterhand, Linke, Liesegang: Glieder, Bewegung Bei weiteren körperlichen Auffälligkeiten vermelden die FamN besonders häufig Linkshändigkeit. Hier sind mehrere Dialektwörter in die FamN eingegangen, z. B. Denk, Lucht, Luchterhand, Lorz und Lurz (Abb. 320a). Während Lucht auch zum niederdeutschen Wort Lucht ‘Luft’ gehören kann, bezieht sich Luchterhand (im Ostniederdeutschen) eindeutig auf Linkshändigkeit. Lorz kann auch eine Form von Lorenz sein; es kommt aber räumlich mit Lurz zusammen vor, was die Deutung als ‘Linkshänder’ stützt. Daneben gelten auch Lirk 19 und Lurk 79. Bei Lork(e) 180+338 können ebenfalls diminuierte Patronyme zu Lorenz dabei sein. Das übliche Wort für ‘links’ war im Mhd. winster (vgl. schwedisch vänster ‘links’), das nur noch in den FamN Winster 15 und Winstermann 32 konserviert ist. Linkshändigkeit, aber auch linkisches Verhalten sind in den FamN um Link(e), Lenk enthalten (Abb. 320b). Hier erkennt man die Apokope bei Link im Süden vs. Linke im Norden s. Kap. 5.12, die Sonderschreibung als Lingg (Abb. 358b in Kap. 7.1.2.2) und die Senkung von i > e in Lenk, Lenke, Lenker. Zur genauen Verteilung der Typen Link, Linke und Linker s. Abb. 16a in Kap. 2.2.2.4. Hinter den Typen befinden sich zahlreiche andere Schreibvarianten, z. B. Typ Link mit Lin(c)k 8704+327, Lingk 246, Linckh 36, Linkh 6 (DFA 5, 810–818). Mit 12 Telef. kommt auch Linkerhand vor (DFA 5, 810–819). Zur Hand generell gibt es nicht viele eindeutige FamN, da Händel etc. auch zu Johannes zu stellen sind. Han(d)loser 6+15 bezeichnet jemanden ohne, Einerhand 21 mit nur einer Hand, Handfest 65 jemanden mit starker Hand, Ringhand(t) 61+28 verweist auf einen Ring, hinzu kommen Gradehand 36, Gradhand(t) 10+18. Auf Fingerzahl, -form und Beringung nehmen FamN mit Finger Bezug. Mhd., mnd. finger bedeutete ‘Finger’ und ‘Fingerring’, was die Deutung entsprechender FamN erschwert und z. B. auch auf einen Goldschied verweisen kann. Insbesondere Fingerlin(g) verweist auf den Ring. Abb. 321a dokumentiert die häufigsten Bildungen. Finkernagel bezieht sich auf eine besondere Form der Fingernägel, Fingerloos auf fehlende Finger. Seltener kommen vor: Ein- 20, Hal(b)- 13+51, Neunfinger 23, Weiß- 19, Crum- 5, Gol(d)finger 12+12 (für den Goldschmied). Da Fünffinger 38 (im Gegensatz zu Neunfinger) keine Devianz bezeichnet, kommt kaum ein Übername in Frage, eher ein Herkunftsname zu einem Ort Fünfing (z. B. in der Steiermark) mit sekundärer Angleichung an fünf + Finger (Kunze/Nübling 2009, 58–59). Zu Finger, Daumen und Faust in FamN s. DFA 5, 819–827. Selbst die weniger sichtbaren Zehen sind in die FamN eingegangen (Abb. 321b). Hier liegen drei klar verteilte Hauptformen, Zehe, apokopiert Zeh, Zee(h) und Zeeb, vor; Konkurrenzen mit ‘zäh’ sind nicht auszuschließen (vgl. Kap. 7.1.4.5). Typ Zeeb, bestehend aus Zeeb(e) 554+16, Zeb(e) 17+58 und Zehb(e) 8+54, ist im Schwäbischen beheimatet (DFA 5, 840–841). Zahlreich sind die FamN, die auf besondere Füße, Beine und Gangarten Bezug nehmen. Dabei ist zu bedenken, dass mhd. vuoʒ sowohl ‘Fuß’ wie ‘Bein’ bedeutete, wie dies

6.5 Familiennamen nach persönlichen Merkmalen (Übernamen)

Abb. 320: Linkshänder in FamN: Denk, Lucht(erhand), Lorz, Lurz (a) und Link(e) (b).

Abb. 321: FamN zu Finger (a) und zu Zehe (b).

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6 Familiennamen als Fenster zur Siedlungs- und Kulturgeschichte

im Süddeutschen noch heute der Fall ist, s. Abb. 176b in Kap. 5.18, wo Rehbein im Norden und synonymes Rehfuß im Süden vorkommt. Gleiches gilt für nördliches Hasenbein 411 und Strackbein 184 gegenüber südlichem Hasen- 337 bzw. Streckfuß 155 (DFA 5, 832–834). Bein bedeutete ursprünglich nur ‘Knochen’ (vgl. Gebeine, Nasen-, Elfenbein) und wurde später metonymisch über ‘Schenkelknochen’ zu ‘Bein’ erweitert. Abb. 322a dokumentiert den FamN Fuß, bei dem die unverschobenen Formen mit -t(h) (vgl. engl. foot) im Norden den zu -ß/-ss verschobenen Formen im Süden gegenüberstehen (Kap. 5.2), wobei im Südwesten auch der Übername Fuchs als Fuss auftreten kann, so im Übernamen Rot(h)fuß neben -fuchs für Rothaarige. Die Diminutive vom Typ Füssel umfassen insgesamt 15 Varianten, darunter neben Fü(ss/ß)el 617+46 auch Fü(ss/ß)l 93+175, Fü(ss/ß)le 16+33, Fü(ß/ss)lein 39+5, Füsslin 8, Fü(ß/ss)gen 6+7. 18 Varianten enthält Typ Foth, die häufigsten sind Fot(h) 136+811, Vot(h) 14+695, Voet(h) 113+25 (e ist Dehnungszeichen), Foot(h) 69+12, (F/V)oht 40+30, Voot(z/s) 47+16 etc. Neben ‘paarigem’ Reh-, Hasen- und Streckfuß bzw. -bein (s. o.) begegnen die Komposita Hinkfuß 20 (zu ‘hinken’), Ziegen- 117, Schweine- 34, Hühner- 24, Holz- 124, Krum(m)- 38+4, Schönfuß 116, daneben Hinkelbein 49 zu Hinkel ‘junges Huhn’, Ziegen- 426, Zickel- 23, Hü(h)ner- 156+113, Vogel- 72, Otter- 363, Hasen- 394, Krum(m)- 363+14, Schönbein 143. Häufig ist auch Fink(en)beiner 1119+29 für Dünnbeinige (Raum Freudenstadt). Auf Gehbehinderungen deuten Hölzen- 71 und Lunke(n)bein 86+5 (‘Hink-’) hin. Zu Schmal-, Kaul-, Rauch-, Stand- und Goldfuß s. Abb. 441a in Kap. 7.4.4.4, zu Lang-, Hohl-, Krum- und Hobein ebd., Abb. 441b (DFA 5, 828–839). Bezüglich der Gangart lohnt es, FamN mit -gang abzufragen; das Ergebnis zeigt Abb. 322b. Irrgang meint einen unruhigen, ziellosen Gang, Freigang wohl ‘unbekümmert, sorglos’, Liese- und Leisegang ‘sanft, leise’, ähnlich Leingang ‘gemächlich’. Typ Müssiggang stellt sich zu Muße. Sich beschwingt fortbewegende, eilende Menschen wurden als Springer, Sprenger oder Spranger bezeichnet (Abb. 323a). Mit Sprenger kann auch ein Reiter gemeint sein (vgl. sein Pferd sprengen ‘zum Springen, Galoppieren bringen’), auch eine Heuschrecke, was aber wohl kaum zu FamN führte. Auch das Verb hupfen, hüpfen ist in FamN enthalten: Hupfer 778, Hupf 173, Hüpper 107, Hüper(s) 173+21, ebenso Tänzer, Denzer, Tanzer usw. Das Gegenstück bilden die Schleicher, die sich mit ihren Varianten wie Schleich, Schlich und Schlicher in der Südhälfte Deutschlands aufhalten. Stelzende Gangarten bzw. lange Beine werden mit dem Storch verglichen und dürften sich in den FamN Stork, Storch etc. verbergen. Auch der Kranich dient als Metapher, so bei Kranefuß, Kronsbein etc. Auf eine Gehhilfe in Gestalt einer Stelze bzw. Krücke verweisen FamN wie Stelz(n)er, Stelter etc. Sie werden in Abb. 323b zusammen mit FamN wie Schwenker, Schlenker für eine schwankende, schlenkernde Gehweise kartiert. Schwenk(er) und Schlenker konzentrieren sich im Südwesten, während Gehbehinderte (Stelzer, Stelter) überall vorkommen. Lahmheit bzw. Lähmung könnte sich in Lahm 357, Lahme 541 und Lahmer 261 erhalten haben (DFA 5, 839–855).

6.5 Familiennamen nach persönlichen Merkmalen (Übernamen)

Abb. 322: FamN zu Fuß (a) und zu Gangarten (b).

Abb. 323: Springende, eilende (a) sowie schwankende und gehbehinderte Menschen (b) in FamN.

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6 Familiennamen als Fenster zur Siedlungs- und Kulturgeschichte

6.5.6 Fressle, Trenkle, Frühauf: Ess-, Trink- und Schlafgewohnheiten Primärbedürfnisse wie essen, trinken und schlafen werden in FamN reichhaltig thematisiert. Viele Namen gelten dem Feinschmecker und dem Vielesser, vgl. Abb. 324a. Der Figurenname (Horst) Schlämmer dürfte von ‘Schlemmer’ inspiriert gewesen sein. Zu dieser Gruppe gehört auch Schlecker in der Region um Ulm. Typ Schlemmer umfasst neben Schlem(m)er 25+1206 auch Schlemper 224, Schlämmer 12 und Schlemmert 6. Die p-haltigen Formen, die sich auch in Schlimper(t) 212+100 finden, entstammen mhd. slamp ‘Gelage, Schlemmerei’, das die entsprechenden Verben gebildet hat. Daneben findet sich auch der FamN Schlamp(p) 336+57 (nicht kartiert). Schlecker geht auf mhd. slecken ‘schlecken, naschen’ zurück. Andere Übernamen sind zu fressen z. B. Frä(ß/ss)le 38+17, Fre(ß/ss)le 22+18 in Südbaden. Abb. 324b dokumentiert zu prassen die Übernamen (P/B)rass 214+366, (P/B)rasse 587+202, Pra(ss/ß)er 242+35 etc., die sich im Westnieder- und Westmitteldeutschen aufhalten; sodann zu füllen den FamN Füller, ferner die Beispiele Schlund(t) 799+259 und zu mhd. quāʒ, mnd. quās ‘Gastmahl, Schlemmerei’ die FamN Qua(a/h)s 695+10, Quas(s) 34+130, Quaß 116, schließlich zu mhd. demmen ‘schlemmen’ den FamN Demmer. Zu Fraas, Dimpfl, Demmel und Schmaus s. Abb. 392a (DFA 5, 954–967). Auch über reichlich verzehrte Speisen geben die FamN Auskunft (Abb. 325a): Pottha(r)st 962+52 aus mnd. potharst bezeichnet den ‘Topfbraten, zerstückelt oder gehackt’, Brodesser den ‘Arbeiter, der die Kost zuhause empfängt’, We(c)kesser den, der gerne Wecken aß; Typ Schlegelmilch ‘Buttermilch’ kommt in neun Varianten vor, u. a. Schlege(l)milch 14+498, Schl(a/ee)milch 20+21, Typ Grieshaber nach einer Bauernspeise aus gebackenem Grieß, Schmalz und Eiern enthält hauptsächlich Gries(s)haber 491+44, Grießhaber 235; Typ Eierschmalz, eigentlich ‘Eierimschmalz’, kommt in acht Schreibvarianten vor (DFA 5, 969–971). Der Vieltrinker trug hypokoristische, variantenreiche Übernamen vom Typ Trenkle und Trinkl, aber auch Trinks, Trinker und im Westmittel- und Westniederdeutschen Drenker, s. Abb. 325b. Auch nicht kartiertes Tr(e/ä)nkler 398+87 (verstreut) und Trinkler 89 (Thüringen) kennzeichnen den Alkoholiker, ebenso Trunk 861 (Unterfranken) und Trunken(b/p)olz 29+3. Mit dem Zweitglied -trunk existieren die FamN Früh- 23, Süss- 2, Tief- 13 und der Satzname Suchentrunk 1 aus ‘such den Trunk’. Zu Trinkaus 339 s. Kap. 6.5.10 (DFA 5, 967–969). Schlafgewohnheiten werden anhand von FamN nach den Adverbien früh und spät mit Bezug auf die Zeit des Aufstehens sowie anhand von Morgen- und Abendrot dokumentiert. Abb. 326a kartiert die drei Typen Früh, Frühauf und Späth, die jeweils viele Schreibvarianten enthalten. Spätauf ist mit 4 Telef. zu selten für eine Kartierung. Im Norden trifft man mit Friauf 36, Frieauff 11 auf entrundete (nicht kartierte) Varianten. Anders als bei Frühtrunk 23, -brodt 46, -b(e)is 30+46, -stück 12 und -morgen 44 bezieht sich Früh- in Komposita wie Frühwirth 206, Frühschütz 75, Frühbauer 32 wahrscheinlich auf ‘frei’. Spät(h)- erweist sich nicht als kompositionsfreudig. Morgenroth (Abb. 326b) kann ebenfalls den Frühaufsteher meinen, doch auch Wohnstättenname sein zu ‘der Richtung Sonnenaufgang wohnt’. Abendroth scheint dagegen eine volksetymologische Umformung von Herkunftsnamen zu Siedlungen wie Appenrode (bei Göttingen) oder Abbenrode bei Wernigerode zu sein. Dafür spricht, dass Typ Abendroth

6.5 Familiennamen nach persönlichen Merkmalen (Übernamen)

Abb. 324: Schlemmer, Schlecker (a) sowie Prasse, Füller etc. (b) für essfreudige Menschen.

Abb. 325: Häufig verzehrte Speisen (a) und Vieltrinker (b) in FamN.

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6 Familiennamen als Fenster zur Siedlungs- und Kulturgeschichte

Abb. 326: Früh- und Spätaufsteher (a) und FamN mit Morgen- und Abend- (b).

räumlich zusammen mit Appenroth erscheint. Abendschein und -schön gehören zu mhd. ābentschīn ‘Abendlicht’ und könnten sich auf eine Wohnstätte im Westen beziehen (DFA 5, 1062–1064).

6.5.7 Quack und Stammler: Sprachverhalten Einen großen Stellenwert unter den Übernamen nehmen Sprach- bzw. Sprechverhaltensauffälligkeiten ein – sei es, dass jemand (zu) wenig oder gar nicht, viel, laut, leise oder stockend spricht. Wir beginnen bei den stillen Zeitgenossen mit den Typen Still, Stille und Stiller (Abb. 327a). Speziell Stiller kann sich auch auf jemanden beziehen, der Streit gestillt, also beruhigt oder beschwichtigt hat. Schweigsame Menschen haben evt. zu FamN wie Schweig 346, Schweigmann 50, Schweig(e)l 78+176 geführt, konkurrieren aber mit mhd. sweige ‘Viehhof ’, s. Abb. 390a (Schweiger). Stummheit ist in FamN wie Stumm 1085 (mit Schwerpunkt im Raum Idar-Oberstein – Koblenz – Mainz), Stumme 93, Stummer 381 enthalten (DFA 5, 930–934). Laut sprechende Personen haben zu FamN wie z. B. Schaller, Scheller, Schreier, Prell geführt und werden in Kap. 7.2.3.4 behandelt (Abb. 392b). In Abb. 327b kommen auch die Schwätzer und Vielredner zur Sprache, die auch heute noch regional ganz unterschiedlich bezeichnet werden. Nicht anders in den FamN, die ein Spektrum von Quack über Schnarr und Schnack, Prothmann und Schnapp bis Schmetzer abdecken.

6.5 Familiennamen nach persönlichen Merkmalen (Übernamen)

Abb. 327: FamN zu stillen (a) und zu redseligen Menschen (b).

Abb. 328: FamN zu kreischenden, krächzenden (a) und zu stotternden Menschen (b).

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6 Familiennamen als Fenster zur Siedlungs- und Kulturgeschichte

Typ Quack (563, Qua(a)k 59+7, Qua(c)ken 5+35) leitet sich aus mnd. quaken ‘quaken, schwatzen’ ab, kann in Einzelfällen aber auch einen schwachen Menschen bezeichnen. Noch heute dominiert er im Nieder- und im Westmitteldeutschen. Typ Schnarr, der neben Schnarr 410 u. a. Schnarrer 14 und Schnerrer 31 enthält, leitet sich aus mnd. snarren, mhd. snerren ‘schnarren, reden, schwätzen’ ab. Typ Schnack ist noch heute in schnacken enthalten. Typ Prothmann stellt sich zu mnd. prōt ‘Rede, Geschwätz’ und ist mit norddt. praten (vgl. niederländisch praaten, schwedisch prata) verwandt. Typ Schnapp kann sich neben einem Vielredner auch auf ‘schnappen, Beute machen’ beziehen. Typ Schmetzer geht aus mhd. smetzer ‘Schwätzer’ hervor. Weitere, weniger frequente FamN kommen hinzu, z. B. Kleffner 197, Klapper 1106, Klapp 534, Kleppi(s)ch 35+21, teilweise auch Schlotter(er) 712+128, Schnepper 238, Schwätzer 31, Schw(ä/e)tzler 8+36. Ungemein vielfältig sind die FamN zu lauten, kreischenden oder krächzenden Menschen. Abb. 328a (≥ 5 Telef.) greift nur einige besonders frequente heraus: Sehr häufig kommt die Krähe (das Wort ahmt seinerseits den Tierlaut nach), hier als hochdeutscher Typ Krähe vom niederdeutschen Typ Krey getrennt, als Metapher für krächzende Menschen zum Einsatz (zu den zahlreichen Schreib- und Lautvarianten s. DFA 5, 948–950). Damit dürfte ein Bezug zur Stimmqualität vorliegen, ähnlich wie bei Typ Kreischer, der neben diphthongiertem Kreischer 413 (in der Pfalz) auch Kri(e)scher 443+74 (im Ripuarischen) einschließt (Kap. 5.9). Typ Göhler ist aus mhd. goln ‘johlen, laut singen’ abgeleitet und hat sein Zentrum im Ostmitteldeutschen. Sehr variantenreich ist Typ Thümmler aus frühnhd. tum(m)eln, das sowohl ‘lärmen’ als auch ‘schwanken, sich hin- und herbewegen’ bedeutet. Da im Anlaut D-, T- und Th- sowie im Inlaut ü, ue, u und entrundetes i berücksichtigt werden, außerdem verschiedene Endungen, kommt es zu insgesamt 32 Varianten. Zu Schreier, Schaller usw. s. Kap. 7.2.3.4 (DFA 5, 934–950). Der Stotterer erscheint in den FamN auf der Abb. 328b im Süden als Stammler und im Süden mit Umlaut als Stemmler (Kap. 5.7). Die wichtigsten Varianten sind in Abb. 328b aufgeführt. Typ Stammer enthält neben Stammer(t) 564+21 auch Sta(h)mer 836+418. Mit einem Rufnamen verbunden finden sich im Raum Elmshorn – Itzehoe die Komposita Stam(m)erjohann 10+78, im Raum Oldenburg der Genitiv Stamerjohanns 10. Auch Doderer 143, Dederer 252 (beide Nordwürttemberg) meinen den Stotterer. Breitsprecher 447 (Mecklenburg-Vorpommern) ist nach Bahlow 2005, 79 noch heute ein Neckname der dortigen Einwohner (DFA 5, 950–952).

6.5.8 Süssmuth, Sauer, Ungefug: Charakter und Verhaltensweisen Auch auffällige charakterliche Eigenschaften wurden von der Umgebung wahrgenommen und zur Unterscheidung von Personen verwendet. Später sind diese Zusätze zu festen FamN erstarrt. Prominente Personen wie Rita Süssmuth oder Joachim Sauer tragen solche Namen, die ursprünglich in der Regel sympathische bzw. missmutige Menschen bezeichnet haben (Sauer kann in manchen Regionen auch eine verhochdeutschte Form für ‘Süden’ sein, so z. B. in Sauerland). Abb. 329a kartiert diese beiden Antonyme nebst ihren niederdeutschen Formen.

6.5 Familiennamen nach persönlichen Merkmalen (Übernamen)

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Abb. 329: Süß und Sauer (a), Gut und Böse (b).

Deutlich erkennt man an den dunklen Farben in Abb. 329a die niederdeutschen Formen im Norden, während die hochdeutschen insgesamt deutlich vorherrschen. Die Typen enthalten zahlreiche Schreib- und Lautvarianten, z. B. in Typ Süß auch entrundetes Sie(ß/ss) 132+75 südlich des Mains v. a. in der Oberpfalz und in Oberbayern. Des Weiteren gibt es dazu auch Diminutiva (nicht kartiert) wie z. B. Sü(ß/ss)el 14+15, Süßle 38, Süßlin 20, Sießl 10, Söt(h)je 95+8, Säu(e)rle 4+2, Saurle 10, Suhr(e)ke 63+33. Die Komposita Su(h)rmann 618+30 (Nordwestfalen) und Sauermann 1133 (Südwestfalen) sind hier meist Wohnstättennamen ‘im Süden’, während Sauermann in anderen Regionen eher Übername ist, wozu auch Sü(ß/ss)mann 384+72 existiert, des Weiteren Süßkind 50, Süs(s)kind 13+7. Zu Sauer gibt es auch Berufsnamen wie Sauerbre(y/i) 656+273, Sauere(ss/ß)ig 278+29 für die Hersteller entsprechender Nahrungsmittel. Bitter 1600 (Nordwesten), Bittermann 617 (Oberfranken), Bitterlich 433 (Sachsen; s. Kap. 7.4.3.1) meinen verdrießliche Menschen (DFA 5, 858–865). Auch Gut und Böse sind reichlich in den FamN konserviert (Abb. 329b). Dabei bedeutete gut zur Zeit der FamN-Entstehung ‘tüchtig, gütig, vornehm’. Da der FamN Gut(h) häufiger mit als ohne -h am Ende geschrieben wird, werden beide Formen getrennt kartiert. Interessanterweise herrscht die th-Schreibung vor allem im Auslaut zu ca. 74 % vor, während im Inlaut (etwa bei Gut(h)er) zu 64 % die t-Schreibung dominiert (DFA 2, 393). Die hSchreibung scheint den Endrand des Wortes zu profilieren. Der Name als solcher hat seinen Schwerpunkt im Südwesten; niederdeutsche Formen wie Goth, Gote etc. wurden jedoch von der Kartierung ausgeschlossen, weil sie mit Patronymen wie Gott[fried] konkurrieren. Bei Böse ‘böse, schlecht’ interessieren andere Unterschiede, nämlich der Kontrast zwischen apokopiertem Bös und zweisilbigem Böse, Diminutive mit l-Suffix (s. Typ Bösl v. a. in

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6 Familiennamen als Fenster zur Siedlungs- und Kulturgeschichte

Bayern) und der Typ Froböse, der auf mnd. vrō ‘früh’ zurückgeht und einen früh verdorbenen Menschen meint. Typ Froböse enthält neben Froböse 415 17 weitere Varianten, darunter Frohbös(e) 29+54, Frü(h)bös 2+4, Fraubös(e) 5+39, Frob(o)ese 32+16 usw. Der Typ ist im Dreieck Hannover – Braunschweig – Hardegsen sowie um Bielefeld konzentriert (DFA 5, 867–869). An weiteren Wortbildungen mit böse gibt es Binne(n)böse 11+23, auch assimiliert zu Bimbös(e) 13+10 für ‘innerlich schlecht, verdorben’, und mit einem Patronym verbunden Böshans 65, B(ö/oe)sehans 6+5, zudem Bösherz 50, Bös(e)wetter 67+28, Bößwetter 11, letztere wahrscheinlich Übernamen für einen Übelgelaunten. Ein anderes Wort für ‘schlecht’ ist übel bzw. im Norden ovel, vgl. (Ue/Ü)bel 795+181, (Ue/Ü)bele 170+106, Ibele 132, O(e)vel 15+20 etc., außerdem (Ue/ü)belhör 49+214 weniger für den Schwerhörigen als für einen üblen, bösartigen Herrn. Auch mnd. quāt ‘böse, schlecht, falsch’ ist in einige FamN eingegangen: Quadt 432, Quatmann 61, Quadflieg 355 ‘Schmeißfliege’. Schließlich seien angenehme Zeitgenossen erwähnt. Biedermann gehört dazu, auch wenn das Wort später eine Bedeutungsverschlechterung zu ‘Spießbürger’ erfahren hat. Das Adjektiv bieder leitet sich aus mhd. biderbe, mnd. bederve ‘tüchtig, rechtschaffen, angesehen’ ab und bezeichnete zur Zeit der Entstehung der FamN unbescholtene, tüchtige Leute. Abb. 330a repräsentiert sie in Blautönen, während die Rottöne dem Typ Wohlgemuth ‘wohlgesinnt, edel’ gelten. Hier kann man die beiden Wortbildungen Wohlgemuth und Wohlmuth differenzieren, des weiteren Assimilationen zu Wol(l)- 7+50 und Wal(l)muth 2+16. Andere Bildungen mit Wohl- ‘gut’ sind Wohlleben 484 und Wohlgezogen 66. Die meisten Bildungen mit Wohl-, z. B. Wohlfahrt 1538, resultieren allerdings aus volksetymologischen Umbildungen von Patronymen wie Wolf[hart] oder von Berufsnamen mit Wolle (Wohlschläger; s. Kap. 3.6). Mhd. muot ‘Gesinnung, Gemütszustand’ dient häufig als Zweitglied in Übernamen: Dommermuth 270 zu mhd. tumb ‘dumm, einfältig’, Freimut(h) 46+968, Freymuth 192 ‘freimütig, standhaft, edel’, Frischmut(h) 2+383 ‘beherzt’, Gringmuth 110 ‘kleinmütig’, Lachmuth 118 ‘fröhlich’, Sü(ß/ss)muth 243+36 ‘von liebenswerter Art’, Wende(l)- 95+139, Windemuth 89 ‘wankelmütig’, Unmuth 93 ‘missmutig, zornig’. Mhd. hōchmuot ‘Edelmut, Frohsinn’ ist über die Bedeutung ‘Übermut’ heute zu ‘Hochmut’ geworden. Beim FamN Hochmuth 1132, Ho(h)muth 415+212 ist schwer zu entscheiden, ob es im Einzelfall noch positiv oder eher schon negativ gemeint war. Überall wird deutlich, dass – ähnlich wie bei Gut(h) – auch bei Mut(h) die th-Schreibung klar vor der bloßen t-Schreibung rangiert. Auch Tugend 57 findet sich als FamN, daneben Tugendhat 9 (vermutlich ein Satzname), Tugendreich 2 und Tugendlieb 1 (wegen zu geringer Frequenz unkartiert). Auch FamN mit Lieb(er)- als Erstglied deuten auf wertgeschätzte Mitmenschen hin: Liebknecht 26, -schwager 125 usw., Lieberknecht 181, -gesell 67, -herr 25, -meister 27, -mann 816, -wirth 275, Liebeskind 210 evt. ‘uneheliches Kind’; sogar Rufnamen kommen vor: Liebernickel 47, Liebehen(t)schel 36+18, -henz 39. FamN mit dem Präfix Un- sind nicht immer negativ, vgl. Unverzagt 390 ‘mutig, ausdauernd’. Einige der häufigsten negativen Fälle werden in Abb. 330b kartiert: Typ Unruh umfasst neben Unruh(e) 1414+62, Unr(a)u 21+368 etc. auch FamN zum mhd. Adjektiv ungeruowic ‘unruhig’, z. B. Ungruh(e) 100+103. Die FamN Unglaub(e) 424+254 bezeichnen misstrauische, ungläubige oder abergläubische Menschen, Unrath rat- und hilflose, Unfried unruhige, aggressive, Ungefug und Unbehau(e)n 267+73 unhöfliche, grobe Menschen.

6.5 Familiennamen nach persönlichen Merkmalen (Übernamen)

439

Abb. 330: Biedermann und Wohlgemuth (a) sowie mit Un- negierte Übernamen (b).

Ungethüm bezieht sich auf eine monströse Erscheinung, Typ Unglert mit Ungle(h)rt 217+5, Ungele(h)rt 13+11 auf eine ungebildete oder wenig intelligente Person, und Unsinn auf jemand Törichten. Auffällig ist mit Blick auf Abb. 330b, dass sich die Typen Unglaub, Unbehauen, Ungethüm und Unsinn alle im Raum Ostthüringen, Südwestsachsen und Nordostbayern konzentrieren, zu denen auch weitere, hier nicht kartierte FamN wie Ungelenk und Unrein hinzutreten. Wie und warum es zu solchen regionalen Namenbildungsschwerpunkten kam, ist bislang unbekannt. Weitere (nicht kartierte) FamN mit Un- sind: Ungeheuer 170 ‘schrecklich’, Ungelenk 93 ‘schwerfällig’, Ungemach 286 ‘ungestüm, lästig’, Ungerechts 82, Unger(e/i)cht 19+52 ‘unrecht, schlecht’, Unverricht 265 ‘ungeordnet, unordentlich’, Unrein 201 ‘unrein, treulos, unkeusch’, Ungewiß 61, Unbescheid(en) 31+14, Unbekannt 30, Untie(d)t 60+257 (im Norden) ‘Unzeit, schwere Zeit’ für jemanden, der zur Unzeit kommt oder schlechte Zeiten durchlebt. Unbenannt 14 bezeichnet ein uneheliches Kind. Zu weiteren s. DFA 5, 877–880. Auf negative, furchteinflößende Eigenschaften gehen auch die FamN um Greuel, Greil, Graul, Gruhl zurück, denen nhd. Gräuel, Grauen entspricht, das Adjektiv ist in FamN wie Greulich 1489, Grausam 156 eingegangen (Kap. 7.4.3.1). Wie fast immer, so können auch hier Herkunftsnamen zu Siedlungs- und Flurnamen, evt. auch Patronyme hereinspielen. Namen wie Frais(s) 57+11, Frei(s/ß)l 44+11, Freis(s)ler 107+19, Freißler 35 leiten sich aus mhd. vreise ‘grausam, schrecklich’ ab, während solche wie Grimm 13534 (Rang 126 der häufigsten FamN), Grimme 798 ebenfalls grimmige Menschen, aber auch Nachkommen eines Grim[hart] oder Herkunft aus Grimm(a) oder Grimme benennen können (DFA 5, 880–883).

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6 Familiennamen als Fenster zur Siedlungs- und Kulturgeschichte

Abb. 331: Klugheit (a) und Aufgewecktheit, Lebhaftigkeit (b) in FamN.

Abb. 332: Übernamen mit schnell (a) und mit scheu (b).

6.5 Familiennamen nach persönlichen Merkmalen (Übernamen)

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Klugheit und Aufgewecktheit sind weitere auffällige Eigenschaften, die in FamN eingegangen sind. Abb. 331a dokumentiert den Namen Klug(e) mit seinen niederdeutschen Varianten, dem bei seiner Entstehung ein breiteres Bedeutungsspektrum entsprach: Zugrunde liegt ihm mhd. kluoc ‘fein, zierlich, tapfer, klug, listig’. Nicht kartiert sind Wortbildungen wie diminuiertes Klüg(e)l 270+193 und entrundetes Klieg(e)l 56+137, Klüglich 48, Klügling 29, Kluger 737, Klugmann 292, Klugbauer 26. Auch List bezieht sich in den FamN auf Klugheit und wurde erst später auf die täuschende Komponente verengt. Neben dem Simplex List 2017 existieren Listl 454, List(e)mann 90+72 und Sieb(en)list 53+232, Siebelist 59, das vermutlich ein ironischer Übername ist, da Bildungen mit Sieben- eher auf eine geringe Ausprägung der Eigenschaft hinweisen, ähnlich wie Siebenhaar (vgl. auch heutige Wendungen wie neunmalklug; DFA 5, 886–891). Weitere (positive wie negative) Übernamen speziell auf -lich wie Ehrlich, Höflich, Redlich, Säuberlich, Glücklich, Lieblich, auch Schädlich, Greulich, Bitterlich, Häßlich sind in Kap. 7.4.3.1 behandelt. Aufgewecktheit bezeichnen FamN wie Wacker, Wecker, die sich aus mhd. wacker ‘wach(sam), munter, frisch, tüchtig, tapfer’ ableiten. Wecker kann daneben den Bäcker von Wecken meinen, Weckerle ist Diminutiv zum Übernamen. Diese Namengruppe ist in Abb. 331b in braun und rot gefärbt, während die, die auf mhd. kec, quec, quick ‘lebendig, lebhaft’ zurückgehen, in Grün- und Blautönen gehalten sind. Während Keck und Kick getrennt erfasst werden, integriert Typ Queck auch Formen von Quick, denn hier geht es nur um den erhaltenen alten Anlaut Qu-, der sich auch in Quecksilber, erquicken und quicklebendig findet. Die gerundete Form Köck dominiert in Bayern. In Österreich setzt sich Köck hochfrequent fort. Generell sticht bei all diesen Übernamen das Oberdeutsche heraus. Auch der FamN Schnell ist häufig belegt und bedeutete ursprünglich nicht nur ‘schnell’, sondern auch ‘behände, tüchtig, munter, tapfer’. Abb. 332a dokumentiert den Namen Schnell nebst den flektierten Formen Schnelle und Schnellen, die erwartungsgemäß im westmittel-/ westniederdeutschen Übergangsraum beheimatet sind. Auch typisch niederdeutsche Anlaute wie Snell 30 und Snellen 19 befinden sich darunter (dazu s. Kap. 7.5.1.8). Andere Namen für tatkräftige, flinke, behände Menschen sind Schwind 1671, Schwinn 1132, Geschwindt 169, Gschwind(t) 361+39, Geschwinder 54 zu mhd./mnd. swinde ‘stark, heftig, geschwind’ sowie Flügge(n) 1115+56, Fluck(e) 444+123, Flück 65 zu mhd. vlücke, mnd. flügge ‘flügge, munter, energisch’. Eine ähnliche Bedeutung hatte das mhd. Adjektiv vrech ‘mutig, kühn, lebaft’, das in FamN wie Frech 1166, Freche(n) 123+241 eingegangen ist. Auch FamN zu Löwe können dazugehören (DFA 5, 895–905). Auf der anderen Seite gibt es auch FamN für scheue, schüchterne Menschen, z. B. Scheu 1154, Sch(e/a)ich 285+484, Scheuch(e) 290+14, Schaile 126, Scheichl 48 (Abb. 332b). Da dieser Namentyp nur in der Südhälfte Deutschlands vorkommt, exponiert die Karte nur diesen Ausschnitt. Dies bedeutet nicht, dass es im Norden keine Bezeichnungen für scheue Menschen gab. Dort galten andere Wörter, etwa zag (Zaag(e) 15+49); außerdem sind die Patronyme dort so häufig, dass es seltener zu Übernamen kam (DFA 5, 901–903). FamN berichten auch über Freundschaft, Feindschaft und aggressives Verhalten. Zur ursprünglichen Bedeutung von Freund gehören allerdings nicht nur befreundete Personen, sondern auch Blutsverwandte (das Wort Verwandte(r) wird erst seit dem 15. Jh. gebräuchlich). Das erklärt zum Teil das viel höhere Vorkommen von Freund(t) 5939+274, Freind 31 als von Feind in FamN.

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6 Familiennamen als Fenster zur Siedlungs- und Kulturgeschichte

Abb. 333: Übernamen mit Freund und Feind (a) sowie Komposita mit -feind (b).

Abb. 334: Übernamen für streitsüchtige Menschen.

6.5 Familiennamen nach persönlichen Merkmalen (Übernamen)

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Abb. 333a kontrastiert Freund und Feind und zeigt, dass im Raum Hamburg ein Schwerpunkt für Typ Feindt vorliegt, der neben Feind(t) 273+488 das bairische Diminutiv Feind(e)l 2+57 einschließt und mit Fiand 74, Viand(t) 26+5 ältere Lautungen und Schreibungen konserviert. Ähnlich wie bei -th in den Namen Guth und Muth fällt auf, dass der Endrand des Wortes durch häufige dt-Schreibung verstärkt wird (dies gilt auch für Fründt 309 gegenüber Fründ 149; im Inlaut gilt -d-, etwa in Feind(e)l) (mehr dazu in DFA 2, 244–253). Freund kommt wie sein Diminutiv Freundel mehrheitlich diphthongiert vor im Unterschied zu undiphthongiert gebliebenem Fründt, das erwartungsgemäß im Norden beheimatet ist (s. Kap. 5.9). Aufschlussreich ist ein Blick auf Komposita mit -freund, da sie die Art der Beziehung offenlegen: Bauern- 15, Bier- 160, Christ- 12, Gott- 58, Gut- 79, Zi(eh)freund 69+14 ‘Ziehvater, Vormund’, Lieber- 3, Holde- 7 und Tausendfreund 234 für einen kontaktfreudigen Menschen. Zahlreicher und noch ungenügend verstanden sind die Namen auf -feind, von denen nur Bauernfeind ein Korrelat auf -freund hat (Abb. 333b). Typ Bauern- und Burfeind hängen die anderen „Feinde“ weit ab und verteilen sich geographisch gemäß der Diphthongierung, die im Niederdeutschen unterblieb, s. Abb. 472a. Während Landes- und Judenfeind die Art der Feindschaft benennen, bleibt diese bei Neu-, Geigen-, Zangen-, Henner- und Kornfeind interpretationsbedürftig. Auch wer im Einzelfall genau als Bauernfeind bzw. -freund galt, bleibt klärungsbedürftig (Kap. 7.5.4.6; DFA 5, 908–913). Für ein freundschaftliches Verhältnis sprechen die FamN auf Basis von Geselle, eigentlich ‘Genosse, lustiger Bruder, Zechbruder’, später auch ‘Handwerksgeselle’, die sich in vielen Formen finden: Sell 2678, Söll 574, Gesell(e) 692+151, Gesellchen 47, mit Synkope Gsell 284, Ksell 22 (Kap. 5.13). Komposita verraten mehr über die Beziehung: Gut(ge)sell 281+29 ‘guter Gefährte’, Her(e)gesell 372+78 ‘Kriegsgefährte’, Landsgesell 73 ‘Landsmann’, Liebergesell 67, Taggesell(e) 45+90 ‘temporärer Gefährte’ und Lotzgeselle 55 zu lotz ‘läppisch’. Streitlustige, zänkische Leute verbergen sich hinter FamN auf Basis von mhd. zanken, zenken ‘streiten’, die in Abb. 334a zu den Typen Zenker, Zanker, Zenkel und Zankl zusammengefasst werden. Bei den beiden letzten handelt es sich nicht etwa um Diminutive, sondern um das alte Nomen agentis-Suffix -el < -il, wie es sich noch in den FamN Mündel, Büttel, Baumhäckel, Käufl etc. findet (Kap. 5.17). Die Zank-Namen gelten eher im Süden und Osten Deutschlands, während im Norden und Westen FamN zu mnd. prank ‘Kampf, Streit, Zank, Krieg’ und pranger ‘Zänker’ vorherrschen. Zwar kommen hier Konkurrenzen zu ‘Gepränge, Prunk’ und zu ‘Prügel, Knüppel’ in Frage, doch sichert der Satzname Mackeprang 64, Makeprange 20 ‘(ich) mache Streit’ die erste Bedeutung. Die FamN in Abb. 334b beziehen sich auf mhd., mnd. kriec ‘Streit, Zank, Kampf, Anstrengung’ mit den mhd. Ableitungen kriege ‘störrisch, streitbar’ und kriegisch ‘streitsüchtig’. Zu diesen und weiteren Streitbolden in FamN s. DFA 5, 916–929.

6.5.9 Kümmerle, Rübenkönig und Maiwurm: Biographische Merkmale Mit den biographischen Merkmalen kommen wir zu FamN, die Begebenheiten in einem Leben festhalten. Dies umspannt ein breites Spektrum, das von Krisen wie Kummer und Sorge über verwandtschaftliche Bande und Geburtstermine bis hin zu Dienstverhältnissen oder Zinsabgaben reicht.

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6 Familiennamen als Fenster zur Siedlungs- und Kulturgeschichte

Um mit Freud und Leid zu beginnen: Abb. 335a befasst sich mit glücklichen, Abb. 335b mit freudenreichen Menschen. Glück geht auf mhd., mnd. g(e)lücke ‘Glück, Geschick, Zufall’ zurück und dürfte glücklichen Leuten gegolten haben. Glücker(t) 70+149 dürfte davon abgeleitet sein, während Glückler mancherorts auch eine Variante zu Glöckler ‘Glöckner’ sein kann. Kaum sichtbar, da sie streuen, sind die deadjektivischen FamN Glücklich und Glückselig. Weitere (nicht kartierte) sind Glück(s)mann 29+23 sowie God- 75 und Gutglück 12. Freude findet sich seltener als Simplex in FamN, eher in Komposita (Abb. 335b). Neben Freud(e) 38+362 und diminuiertem Freud(e)l 26+64 treten Freudenreich, -mann und -sprung auf, meist mit lokalen Konzentrationen (Freudensprung um Bamberg). Weitere (nicht kartierte) sind Freudenmacher 28 und Freudenschu(ß/ss) 12+6. Kummer in FamN kann neben ‘Leid, Kummer’ auch durch das ‘Sich-um-jemandenKümmern’ motiviert sein. Der Name findet sich – typisch für FamN – auch im Diminutiv als (südwestdeutscher) Typ Kümmerl(e) 21+555, der auch als Kümmerl(e/i)n 31+42 und entrundetes Kimmerl(e) 45+521 vorkommt (Abb. 336a). Kümmerling meint nach Zoder 1968 I, 1005 bekümmerte oder verkümmerte Menschen und hat seinen Schwerpunkt, ähnlich wie Kummer, in Thüringen. Auch der FamN Sorge kann neben einem besorgten, bekümmerten einen fürsorglichen Menschen, auch einen Vormund, bezeichnet haben, der sich um andere sorgt. Von diesem FamN ist ebenfalls eher die Südhälfte Deutschlands betroffen, v. a. bei apokopiertem Sorg (Abb. 336b). Nur die Sorgenfre(i/y) 357+50 befinden sich außer im Oberpfälzer Wald auch in Schleswig-Holstein. Die y-Schreibung beschränkt sich dabei auf den Raum Hamburg. Weitere unbesorgte Menschen tragen (hier unkartierte) Namen wie Ansorg(e) 288+979, Ohnesorg(e) 173+472, Ohnsorg(e) 15+70, Sorgenicht 23, Sorgnit(t) 14+15 und Kleinsorg(e) 52+349, wobei letzterer FamN neben geringen Sorgen auch der unnötigen Sorge um Kleinigkeiten gelten kann. Zu weiteren FamN aus diesem Bereich wie Nothdurft 596 für den Notleidenden, Thräne 45, Tran 1284, Tröndle 631 für weinerliche, evt. triefäugige Menschen, Trost 2509, Tröster 1117, Nothelfer 256 bzw. Lustig 674, Se(e)lig 914+1191, Fröhlich 11359, Scherzer 895 oder zu Lerch(e) 3219+912 für einen fröhlichen, sangesfreudigen Menschen s. DFA 5, 978–999. FamN wurden bis zu Ende des 20. Jhs. patrilinear weitergegeben, Ausweis einer seit Jahrhunderten patriarchalischen Gesellschaft. Noch heute wählen Paare in über 70 % der Fälle den Männernamen zum Ehe- und Familiennamen, obwohl das Namensrecht seit den 1990er Jahren symmetrisch organisiert ist (Kap. 3.8; Rosar 2021). Da Vater und Sohn früher sehr häufig den gleichen Rufnamen trugen, kam es oft zu dem Zusatz Alt bzw. Jung oder Vater bzw. Sohn zunächst als Beiname zur Differenzierung von Gleichnamigen, der später zum FamN erstarrte. Solche alters- bzw. generationsbezogenen FamN werden im Fall von Jung, Alt, aber auch Jünger, Elter, da sie vor allem im Westmitteldeutschen auftreten, in Kap. 7.3.4.6 behandelt. Im Folgenden werden einige personale Beziehungen verwandtschaftlicher, aber auch anderer Art in FamN dokumentiert. Begonnen wird mit dem Sohn, der ebenfalls im westlichen Mittel- und Süddeutschland seinen Schwerpunkt hat (Abb. 337a). Typ Söhn scheint auf hypokoristischen (kosenden) Umlaut von Sohn ohne zusätzliches Suffix zurückzugehen. Mit Sohns und Söhns liegen alte Genitive vor, die sich erwartungsgemäß am mitteldeutschen Westrand ballen. Mit diminutivem k-Suffix ist Typ Söhnge(n) 33+383 mit Sön(d)gen 53+46, Söhnchen 174 und S(ö/oe)nnecken 60+37 usw. belegt. Typ

6.5 Familiennamen nach persönlichen Merkmalen (Übernamen)

Abb. 335: Glück (a) und Freude (b) in FamN.

Abb. 336: Kummer (a) und Sorge (b) in FamN.

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6 Familiennamen als Fenster zur Siedlungs- und Kulturgeschichte

Abb. 337: Sohn (a) und Vater (b) in FamN.

Söhnlein und Söhnle tradieren das südlichere l-Suffix (Kap. 5.15). Modersohn 70 ‘Muttersohn, unehelicher Sohn’ ist nicht kartiert und im westniederdeutschen Raum ansässig. Im Sinne von (oft dem jüngsten) Sohn, aber auch als Übername für einen Einfältigen kommt der FamN Kind(t) 1645+577 zum Einsatz, diminuiert als Kindel 372, Kindle 97, Kindl 355 und Kindlein 150. Enkel aus ahd. eniklīn, das etymologisch auf ‘kleiner Ahn = Großvater, Ähnchen’ zurückgeht, ist mit Einenkel 272, Einhenkel 12, Enenkel 147, Enkel 135 etc. mit Schwerpunkt im Erzgebirge belegt. Zwilling 307 und Dwilling 13 weisen auf Zwillinge hin. Jüngling 1210 bezeichnet einen Knaben. Abb. 337b kartiert Typ Vater, der in ganz Deutschland mit Massierungen im Ostmitteldeutschen vorkommt, ebenso Vatter mit Schwerpunkt im Südwesten und Typ Faderl, der neben Faderl 107 (in Bayern) auch Vader(s) 23+26 und Vadder 46 (im Ripuarischen) enthält. Die häufigsten Komposita sind Kindsvater ‘Pflegevater, Taufpate’, Altvater ‘Greis, Patriarch, Großvater’ sowie Stiefvater (Südwestdeutschland). Typ Kindsvater enthält neben Kinds(v/f)ater 340+12 u. a. Kins(v/f)ater 79+16 und Kindervat(t)er 217+9. Weitere Komposita sind Bestvater 121 ‘Großvater’ (vgl. dän. bedstefar ‘Großvater’) und Land(es)vatter 20+23 im übertragenen Sinn. Vetter bedeutete ursprünglich ‘Vaterbruder’, hat sich später auch auf ‘Mutterbruder’ und schließlich weitere männliche Verwandte, z. B. den Cousin, ausgeweitet. Als FamN ist Vetter 8199, Vetterlein 282, Vetterl(e) 80+69 etc. reich belegt. Mit Oheim wurde dagegen der Mutterbruder bezeichnet, der ebenfalls reich in die FamN sedimentiert ist, z. B. als Ohm(e) 1502+360, Ohms 380, Oehm(e) 506+1328, Oehmichen 475. Gleiches gilt für Bruder 2035, Brüderle 187, Brüderl 116 etc. – und auch für die Heiratsverwandtschaft: Schwager 1321,

6.5 Familiennamen nach persönlichen Merkmalen (Übernamen)

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Schwägerl 405 für den Schwager, Schwiegervater und auch -sohn, für den Schwiegersohn Eidam 551, Eiden 626, Kleineidam 232 „zur Unterscheidung eines jüngeren bzw. kleineren von einem älteren bzw. größeren Verwandten“ (DFD) und Tochtermann 159, Dochtermann 38; sogar der Bräutigam ist in den FamN verewigt: Bräutigam 2280, Breutigam 24, Brüdigam 113 (DFA 5, 1010–1019). Weibliche Verwandte sind dagegen kaum zu finden – selbst Mutter kann „oft den Salz- oder Kornmutter(er) ‘Kornmesser’ meinen“ (Kunze 2003, 151). Schwester kommt nicht als FamN vor, Muhme ‘Mutterschwester’ mit 38 Telef., Base ‘Vaterschwester’ mit 10 Telef. Allerdings kommen Mädche(n) 36+17 und Jungfer 177 vor, dazu Jungfermann 40. Dame 91 ist wohl Herkunftsname (Kap. 2.2.2). Frau 62 kann neben der Herrin auch eine Nonne meinen. Mägdefrau 137 bezeichnet „wohl Gebieterin einer Mägdeschar“ (Bahlow 1972, 328), während Mägd(e)fessel 31+6 zu Methfessel 165 ‘Met-/Honigweinfässchen’ zu stellen ist. Auch die Witwe könnte in FamN eingegangen sein: Mhd. wit(e)we, witiwe, witib (urverwandt mit lat. viduus ‘leer’) kann bei Witt(e)mann in hochdeutschen Gebieten als ‘Mann der Witwe, Witwer’ gedeutet werden und kommt als Wittwer mit 1389 Telef. vor (über ganz Deutschland verstreut). Die Form Wittib (vgl. engl. widow) war lange gebräuchlich und findet sich in FamN als Wittib 4, Wittiber 31 und Witibschlager 6, Wittibschläger 6; Gewalt gegen Witwen dürfte damit weniger gemeint sein als ein Anwohner (oder Bewirtschafter) eines (Baum-/Holz-)Schlags, der einer Witwe gehörte. Die Tatsache, dass die FamN König 33317 und Kaiser 31882 schon auf Rang 38 bzw. Rang 40 der häufigsten FamN stehen, ist nicht dem großen Nachwuchs entsprechender Amtsinhaber zu verdanken, sondern der Verwendung solcher Namen als Übernamen: Neben einem Bewirtschafter von königlichen oder kaiserlichen Gütern ist auch von metaphorischen oder ironischen Verwendungen z. B. bei Volksbräuchen auszugehen, wo es (teilweise bis heute) Schützen- und Pfeiferkönige gibt (und heute noch Weinköniginnen; vgl. auch Franz Beckenbauer als „Kaiser“), außerdem von entsprechenden Rollen im Schauspiel, nach denen man benannt wurde. Gerade wenn man sich die Komposita mit -könig ansieht, gewinnt diese Vermutung an Plausibilität (nicht alle Bedeutungen lassen sich rekonstruieren): Buschkönig 12, Dellekönig 16, Paßkönig 12, Riesenkönig 16 (nach Linnartz 1958, 165 „Rollenname aus einem mittelalterlichen Laienspiele“), Rübenkönig 48 als Übername für einen Bauern, Scheinkönig 77 (wahrscheinlich zu mhd. scheme ‘Maske’), Schneekönig 24 ‘Zaunkönig’ (für einen lebhaften Menschen), Steinkönig 27, Schwarzkönig 8, Waldkönig 9, Wa(s/ß)- 90+6, Wachskönig 4 (alle wohl alle zu ‘Wachs’, evt. für den Imker oder Kerzenzieher) etc. Der Name war so häufig, dass sogar sein entsprechender lateinischer Humanistenname Rex auf immerhin 986 Telef. kommt (Kap. 5.14; DFA 5, 1021). Komposita mit -kaiser existieren dagegen nicht. Abb. 338a kontrastiert die Vorkommen von Typ König und Typ Kaiser. Typ König enthält neben König(s) 33317+1031 u. a. Koenig(s) 958+135, K(o/ö)ning 120+140, Könni(n)g 79+337 usw., Typ Kaiser neben Kaiser(s) 31882+31 u. a. Kayser(s) 2483+54, Keiser(s) 528+120, Keyser(s) 306+113 usw. Ihr Verhältnis zueinander variiert: Im Südwesten mehr Kaiser, in Thüringen mehr König. Abb. 338b fächert die westniederdeutschen Varianten mit n-Erhalt in der Endung -ing auf Basis von mnd. kon(n)ink auf (vgl. niederländisch koning ‘König’). Hier dominiert umgelautetes Kön(n)ing, nördlich davon auch Künning, während Koning auf niederländischen Einfluss rückführbar sein kann. Als Kompositum ist Bu(ß/ss)könning 44+3 erwähnenswert, dem oben genannter Buschkönig entspricht (DFA 5, 1019–1026).

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6 Familiennamen als Fenster zur Siedlungs- und Kulturgeschichte

Abb. 338: König und Kaiser (a) und Varianten von Könning (b) in FamN.

Auch FamN wie Fürst 3404, Herzog 11289, Prinz 4782, Bischof(f) 3580+8595, Abt 1642 und Pabst 3400, Papst 482 (Schwerpunkt in Thüringen) sind in der Regel Übernamen nach einem entsprechenden Dienst- oder Abhängigkeitsverhältnis, häufig aber auch solche, die entsprechendes Auftreten und Gebaren von Personen bespötteln (DFA 5, 1007–1025). Schließlich sind auch Jahreszeiten, Monate, Tage, Tageszeiten und Feste in die FamN eingegangen. Bei den Tagesbezeichnungen fällt auf, dass Freitag bis Montag gut vertreten sind, kaum aber Dienstag bis Donnerstag. Dabei dominiert Freitag deutlich, gefolgt von Sonntag, Montag und Samstag, deren Synonyme (z. B. Sonnabend) eingerechnet. Geburtstage, die als Hauptgrund für solche Benennungen gelten, können dieses Gefälle nur bei Sonntag erklären, weshalb man für Montag bzw. Freitag und Samstag Termine für Zinsabgaben, Arbeitsleistungen und andere Verpflichtungen am Wochenanfang bzw. Wochenende als wichtigsten Grund annimmt – teilweise auch für Sonntag (DFA 5, 1048–1055). Abb. 339a dokumentiert den FamN Sonntag mit wenig frequenten Varianten: Im Westniederdeutschen streuen Son(n)dag 46+10 und Sundag 51 ohne Medienverschiebung (Kap. 5.2.2.4). Abb. 339b enthält Montag und Freitag, letzterer getrennt nach ei- und eySchreibung; zugrunde liegt der Wochentagsbezeichnung die Göttin Frey(j)a bzw. Freia. Montag ist eher selten in FamN belegt. Typ Freitag enthält auch Freitäger 41. Nicht kartiert ist das einzige Kompositum Freitagsmüller 33 (Westfalen), das auf Dienstverpflichtungen hindeutet. Bei Samstag in Abb. 340a tritt der bekannte Gegensatz zwischen nördlichem Sonnabend und südlichem Samstag deutlich in Erscheinung, ergänzt durch niederdeutsches Saterdag mit Schwerpunkt in und um Bochum. In ganz Deutschland verstreut sind sorbische, polnische und tschechische FamN wie Sobot(t)a 277+1104, Sobot(t)ka 198+522

6.5 Familiennamen nach persönlichen Merkmalen (Übernamen)

Abb. 339: Sonntag (a), Montag und Freitag (b) in FamN.

Abb. 340: Samstag (a) und Morgen, Mittag, Abend (b) in FamN.

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6 Familiennamen als Fenster zur Siedlungs- und Kulturgeschichte

‘Samstag’, die sich wohl auf Beschicker des Samstagsmarktes beziehen (DFA 5, 1048–1055). Schließlich sind auch Feier 107, Feiertag 333 (z. B. um Cottbus und Straubing) und Feierabend 854 unter den FamN vertreten: Hier vermutet man träge, geruhsame Menschen als Motiv. Hinter Morgen, Mittag und Abend sind Leute zu vermuten, die zu dieser Zeit (meist beruflich bedingt) besondere Aktivitäten entwickelt haben (Abb. 340b). Jahreszeiten sind mit Winter 21228 auf Rang 68 und Sommer 19207 auf Rang 77 der häufigsten FamN beide regelmäßig über ganz Deutschland verteilt und bleiben daher unkartiert (DFA 5, 1028–1034). Monatsnamen sind teilweise in ihrer alten Lexik wie z. B. Hornung 3794 für ‘Februar, Winter’ in FamN erhalten. Dieser Name ist deutlich im Raum Franken und Baden-Württemberg beheimatet. Auch hierfür werden Zins- und Dienstverpflichtungen das primäre Benennungsmotiv sein (s. DFA 5, 1034–1047). Abb. 341a gilt dem März, Abb. 341b dem Mai. Beide sind konkurrenzbehaftet, März/ Merz mit Kurzformen von Patronymen zu Martin, [Volk]mar, Mar[hold] u. a., wie dies etwa für den Ortsnamen Merzhausen gilt. Abb. 341a enthält neben weiteren Varianten von Mär(t)z und Mer(t)z auch nicht umgelautetes Mar(t)z und die Latinisierung Martius, die in Thüringen und Sachsen etwas häufiger vorkommt. Bei Typ Mai beschränkt sich Abb. 341b auf einige frequente Komposita mit Mai- als Erstglied, die sich u. a. auf Brauchtümer in diesem Monat beziehen und Personen benennen, die dafür zuständig sind oder dort wohnen, wo sie stattfinden. Typ Maibaum umfasst 15 Varianten, neben Maibaum 735 u. a. Ma(i/y)baum 735+165, Me(i/y)baum 42+11, Me(i/y)bohm 130+140, Maibo(h)m 86+95 usw. und gilt dem „zu Pfingsten aufgerichtete[n] Festbaum […]. Der Maibaum, meist eine Birke, gilt als Sinnbild des Frühlings“ (Kohlheim/Kohlheim 2000, 437–438). Auch der Maikranz, ein zu Monatsbeginn aus jungem Laub geflochtener und an Hausfassaden angebrachter Kranz, ist in FamN belegt. Die Abb. enthält auch den Übernamen Maiwurm ‘Maikäfer’: Er erscheint in fünf Varianten als M(a/e)iwurm 44+23, Maiworm 312 und M(ay/ei)worm 22+23; als Bedeutung kommt auch ‘Ölkäfer’ in Frage. Bei den Würmern lohnt sich ein kleiner Exkurs zu weiteren FamN mit diesem Zweitglied, das sich neben einem Wurm auch auf ein Insekt, eine Schlange oder einen Drachen beziehen kann, z. B. Lindwurm 52, Ro(ß/ss)wurm 17+1 ‘Mistkäfer’, Ru(ß/ss)wurm 200+38 ‘Schabe, Assel’, Rautwurm 7 ‘Maulwurfsgrille’, Uhlworm 80 < mnd. ulworm, olworm ‘Regenwurm’ „für einen beweglichen, regen Menschen, der an ein kriechendes Insekt erinnert, oder für jemanden, der aufgrund seiner Tätigkeit in der Erde wühlt und schmutzig aussieht“ (DFD), Krautwurm 65 ‘Kohlraupe’ für eine Gemüsebauern, ebenso Graswurm 4; Herzwurm 13 „für einen Menschen, der an einer Herzkrankheit, an Herzschmerzen leidet“ (DFD), Angstwurm 7 „für einen ängstlichen Menschen“ (DFD), Kaeswurm 9 für den Freund oder Hersteller von Käse (DFD), für den von Brot gilt Brodwurm 4; Bi(ß/s/ss)wurm 15+20+9 (im Südwesten) ‘Beißwurm’ meint die Bremse, Übername für jemand Zudringlichen, Weinwurm 3 für den Zecher. Grundwürmer 33 ‘Engerling’ ist keine Erfindung des Kabarettisten Gerhard Polt, dieser Name ist in Bayern beheimatet. Feste in FamN sind wohl meist durch entsprechende Geburtstermine motiviert, manchmal durch Abgabetermine (s. u.). Dem Osterfest gelten im Süden die FamN Typ Oesterle und Typ Ostertag (Abb. 342a). Typ Oesterle überdacht 10 Varianten, neben Oesterle(n) 927+30 u.a. Oesterl(e)in 26+88, Österle 361, Österle(i)n 7+98 und entrundete Formen wie

6.5 Familiennamen nach persönlichen Merkmalen (Übernamen)

Abb. 341: März (a) und Mai (b) in FamN.

Abb. 342: Ostern (a), Fastnacht und Kirmes (b) in FamN.

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6 Familiennamen als Fenster zur Siedlungs- und Kulturgeschichte

Esterle 215. Die Oe-Schreibungen dominieren gegenüber denen mit Ö- mit 70 % zu 30 % (Kap. 5.8). Im Norden herrschen dagegen Bildungen zu mnd. pāsche ‘Ostern’ vor. Weitere FamN zu Festtagen sind P(f)ingsten 339+6, Pfingstl 49, Hilgendag 32 (Ostfalen) ‘Allerheiligen’, Wei(h)nacht 177+37, Gutjahr 1289 ‘Neujahr’, Neu- 296 und Niejahr 30. Fastnacht wird in Abb. 342b zusammen mit Kirmse, Kirmes < Kirchmesse ‘Kirchweihfest, Jahrmarkt’ kartiert, da beide Übernamen räumlich weit voneinander entfernt verbreitet sind. Bei Fastnacht bzw. Fasching handelt es sich um Zinsabgabetermine (vgl. das Fastnachtshuhn als „Huhn, das an Fastnacht als Naturalabgabe an die Herrschaft abzuliefern war“ (PfälzWb)), wofür auch Faschingbauer 123 spricht. Bei Kirmse bleibt die Motivation offen (DFA 5, 1055–1065).

6.5.10 Haßdenteufel, Siebzehnrübl, Axnix: Charakterisierende Satznamen In sog. Satznamen sind syntaktische Einheiten (Rotermund, Vordenbäumen, Ohnesorge) oder sogar ganze Sätze (Fürchtenicht, Haßdenteufel, Springindschmitten) zu einem FamN erstarrt (univerbiert). Damit wird diese Gruppe durch ihre besondere Form konstituiert. Da Satznamen meistens Übernamen sind, wird dieser Typus hier behandelt, auch wenn sie nicht nur auf persönliche Verhaltensweisen, sondern auch auf berufliche Tätigkeiten bezogen sein können (Schwinghammer). Wir beginnen mit verbhaltigen Satznamen, die negiert sind, und kartieren in Abb. 343a diejenigen mit mehreren Hundert Telef. und in Abb. 343b die zwischen 100 und 200 Telef. Dabei kann es sich um Imperative handeln, z. B. Fürchtenicht/Früchtenicht ‘fürchte nicht(s)’, um nicht ausgeübte Handlungen, z. B. Thunicht, oder um Selbstaussagen, z. B. Achtnicht(s) ‘(ich) achte nicht(s)’. Typ Habenicht ist Übername für einen Habenichts und umfasst neben Habenich(t) 5+639 u. a. Haven(i/e)th 126+15. Die anderen Typen Lachnitt, Früchtenicht und Trauernicht könnten auch als Imperative verstanden werden. Typ Früchtenicht weist wie gesenktes Fröchtenicht 102 und weitere Varianten die r-Metathese auf (Kap. 5.6.), Fürchtenicht ist mit 74 Telef. vertreten. Typ Achnitz für einen Sorg- oder Rücksichtslosen enthält die Negationspartikel nichts, Varianten wie Achtsnicht 12 evt. das Pronomen es nach dem Verb. Neben Achnitz 85 gibt es Achtnich(t) 12+19, Achtsni(chts/ck) 7+14, Axnick 98, Axnix 20 usw. Ähnliches gilt für Thunich 57, Donix 31, Thum(m)ernicht 4+15, Dummernix 7 (Abb. 343b), worin das Dativpronomen mir enthalten ist (‘tu mir nichts’). Bei Bliefernich(t) 61+30 ‘(ich) bleibe hier nicht’ für einen Unsteten ist das hier um 1378 noch erhalten (Blyfhyrnicht, Zoder 1964, 255), bei Schaffernich(t) 4+105 neben Schaffenicht 9 für einen Faulen bleibt das -r- ungeklärt (das Pronomen er ergäbe keinen Sinn). Sümnich 34 ‘(ich) säume nicht’ bezeichnet einen zuverlässigen Menschen; Varianten: Süm(e)nicht 10+21, Sümni(e)k 39+31, S(ä/e)umenicht 20+24. Viele dieser Satznamen sind im Laufe der Jahrhunderte teilweise bis zur Unkenntlichkeit verschliffen und verformt worden und deshalb nur schwer rekonstruierbar. Auch Verben mit nachgestellter Präposition bzw. betontem Präfix kommen als FamN vor. Die häufigsten mit ‘auf ’ dokumentiert Abb. 344a: Hopfauf 112 zu mhd. ūfhupfen ‘aufhüpfen, besonders beim Tanz’ für einen Tänzer oder Springer; Varianten: H(i/ü)ppauf

6.5 Familiennamen nach persönlichen Merkmalen (Übernamen)

Abb. 343: Negierte Satznamen mit höherer (a) und mittlerer Frequenz (b).

Abb. 344: Verb + Präposition auf (a) und aus (b) in FamN.

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6 Familiennamen als Fenster zur Siedlungs- und Kulturgeschichte

101+15, Hupfauf 87, Hüppop 33 usw. Schnappauf 327 (mit Schnapauff 14) bezeichnet einen Raffgierigen, Schwätzer oder Vielesser, Weckauf 133 (neben Weckop(p) 62+20, Wachauf 38, Wakup 29) einen Wächter oder Spätaufsteher, Hörauf 232 jemanden, der andere zum Aufhören auffordert, Rü(h)rup 96+72, Rö(h)rup 27+18 zu ‘antreiben, aufrühren’ einen Bäcker oder Unruhestifter, H(o/u)ckauf 148+63 zu frühnhd. oufhocken ‘eine Last auf den Rücken nehmen’ einen Lastenträger oder Hausierer. Weitere (hier nicht kartierte) Namen sind Klingauf 141 für einen Spielmann, Tredup 136 ‘tritt auf ’ ist unklar, Steiof 68, Steigauf 42 für einen Reiter, Schüttauf 128 für einen Korn-, Salz- oder Kohleschütter, Rückauf 84 ist ungeklärt (zu weiteren s. DFA 3, 684–689). Abb. 344b dokumentiert die Verbreitung von Bildungen mit nachgestelltem ‘aus’: Trink(h)aus 339+32, Drinkuth 174 wie Saufaus 21, Suppus 32 gelten dem Trinker oder dem Wirt, Span(n)aus 25+151, Span(n)uth 64+107 dem Fuhrmann, Ziegaus 64, Zi(e)chaus 14+26 usw. dem Landfahrer, Rei(ß/ss)aus 86+13 usw. dem Ausreißer und Fle(u/i)chaus 69+10, Flogaus 48 dem Unsteten, Unbehausten (DFA 3, 689–691). Satznamen können auch ein nominales Objekt zum Verb enthalten. Sie werden in Tab. 32 aufgeführt. Zwei Typen, die sich räumlich nicht überschneiden, werden in Abb. 345a kartiert, hassen nebst häufigen Hassobjekten und schwingen mit Objekt als Berufsübername für einen Schmied oder Küfer. Hassenpflug kennzeichnet einen trägen Bauern, Haßdenteufel einen Haudegen oder einen Gottesfürchtigen, Hatesaul (zu Schusterahle, Pfriem) einen schlechten Schuster, Haßkerl einen jemanden hassenden Mann und Hatebur jemanden, der einen Bauern hasst (zu den zahlreichen Varianten s. DFA 3, 693). Schwinghammer meint den Schmied, Schwingenschlögl den Küfer. Daneben gibt es Schwingshandl 20 ‘Hand’ und Schwingshackl 6 ‘Hacke’. Als Objekt von Verben findet sich derart häufig Eisen, dass Abb. 345b sich ausschließlich solchen Satznamen widmet, die sich in der Südhälfte Deutschlands konzentrieren. Dabei kommt das Objekt als -eisen wie auch verkürzt als -eis vor. Vier solche Paare wurden getrennt kartiert, während die drei letzten Typen diese Varianten zusammenfassen. Alle Namen gelten dem Schmied (z. B. Findeisen) bzw. besonderen Schmiedevorgängen: Brenneisen ist Spottname für den das Eisen verbrennenden Schmied (statt es zum Glühen zu bringen); Haueisen bezeichnet den Waffenschmied, Keckeisen denjenigen, der das Eisen von Unreinheiten befreit. Grimmeisen < ‘(ich) krümme das Eisen’ meint die Verarbeitung des Eisens, der Klingseisen lässt es unter dem Hammer erklingen, der Schmelzeisen macht es flüssig. Weitere sind Ring- (zu ringen ‘sich mühen’), Zier- (zu mhd. zerren ‘zerreißen, ziehen’), Heb- (‘heben’), Koch- und Danzeisen (das Eisen unter dem Hammer tanzen lassen; DFA 3, 706–713). Auch Schild ‘Schild, Wappen’ ist häufiges Objekt in Satznamen, z. B. in Hauschild 2226 für den Schildhauer, -macher oder -zerhauer, Knippschild 330 zu mnd. knipen ‘kneifen’, d. h. ‘(ich) verstümmele den Schild’, Knörnschild 241 ‘(ich) drücke den Schild (gegen den Feind)’ und Vehreschild 109 ‘(ich) führe den Schild’ (DFA 3, 714–721). Das Objekt Tanz findet sich in Schickedanz 252 ‘(ich) ordne den Tanz’, Magdanz 133 zu maken ‘(ich) mache den Tanz’, Reintanz 55 ‘(ich) rege/fange den Tanz an’, Klobetanz ‘(ich) spalte/störe den Tanz’, Liebetanz 172 usw. (DFA 3, 717–719). Den Becher enthalten Stürzebecher 222, Störte(n)becker 29+39, Schmeckenbecher 139, Schwenkenbecher 35 (DFA 3, 719–720). Tab. 32 fasst weitere Satznamen dieses Typs zusammen.

6.5 Familiennamen nach persönlichen Merkmalen (Übernamen)

455

Tab. 32: Einige Satznamen mit Verb + Objekt. Satzname (Haupttyp)

Varianten

Deutung

Kiesewetter 1292 < mhd. kiesen ‘prüfen, beobachten’

Kiesewitter 3

Wetterbeobachter

Klingbeil 1023

Klingebeil 70, Kling(e)biel 42+674, Klinkebiel 45 (s. Kap. 7.7.4)

Zimmermann

Liebegott 92

Gottesfürchtiger

Liebeherr 24, Liebeknecht 22

‘mag den X’

Liebetanz 172, Liebentritt 8

Tänzer

Liebenwein 17 Machleid 88 zu mhd. līt ‘Obstwein’

Trinker Mach(e)leidt 99+75, Machlitt 92, Machelett 89, Machleit 88, -ledt 24 …

Hersteller von Obstwein

Mackeprang 64

Makeprange 20, Mackprang 5 …

Unruhestifter

Reumschüssel 149 < mhd. rūmen ‘räumen, säubern’

Reim-, 93, Raum- 64, Räum-22, Rum- 11, ‘räum die Schüssel’ Riemschüssel 10, Rumschöttel 9 … für den Vielesser

Rümenapp 159

Rümenap 37, Rümenapf 80

‘räum den Napf’ für den Vielesser

Rühmkorf 142

Rühmekorf 18, Rühmkorb 29, Ru(h)mkorf 16+5 usw.

‘räum den Korb’ für den Dieb oder Habgierigen

Riemekasten 77

Rüme- 4, Riemkasten 1

‘räum den Kasten’ für den Dieb oder Habgierigen

Rumland 43

Rühm- 28, Ruhm- 27, Riem- 25, Rummland 25 …

‘räum das Land’ für den Wanderlustigen

Machemehl 92

Müller

Rückebeil 47 < rücken ‘bewegen’

Zimmermann

Rückemesser 16

Metzger

Scheuchenpflug 50 < mhd. schiuhen ‘scheuen, aus dem Weg gehen’

Scheuch- 47, Schein- 253, Scheugen- 128, Scheunpflug 97 …

‘scheue den Pflug’ für den trägen Bauern

Scheungrab 126

Sche(u/i)ngraber 66+59, Schei(b/d)engraber 33+12 …

jemand, der den Totengräber fürchtet

Scheibenzuber 147

Sche(i/u)chenzuber 13+4

jemand, der den (Jauche-)Zuber meidet

Scheuenstuhl 54

Scheuernstuhl 14

Unbehauster

Scheiwein 63 Schittenhelm 561 < mhd. schütelen ‘schütte(l)n, schwingen’

Abstinenter Schittehelm 71, Schütt(en)- 8+45, Schiedhelm 37

Schluckebier 187

Krieger

Trinker

Schüttpelz 114

Schuttpelz 7

Fellgerber

Schüddekopf 75 < mhd. kopf ‘Trinkgefäß’

Schittelkop(p) 10+3, Schüttelkopf 6 …

Trinker oder Kopfschüttler (Parkinson)

456

6 Familiennamen als Fenster zur Siedlungs- und Kulturgeschichte

Tab. 32 (fortgesetzt) Satzname (Haupttyp)

Varianten

Deutung

Schützendübel 26 < mnd. dobbel ‘Würfel’

Schüttendiebel 18, Schützendübe 14, Schüttendöbbel 3 …

Spieler

Schötensack 23

Schoetensack 18, Schoedsack 13, Schüttensack 11 …

Beutelschneider

Schöllhorn 587 < mhd. schellen ‘erschallen lassen’

Schal(l)horn 31+123, Schölhorn 38 …

Posaunenspieler

Schöllhammer 239

Schallhammer 35 …

Arbeiter mit schwerem Hammer

Springfeld 160

Springefeld 29, Spring(in)sfeld 9+9 …

unbekümmerter, unsteter Mensch

Springsguth 99

Springinsgut(h) 10+3, Springensgut 7 …

Neureicher

Springstubbe 59

Springstub 18, -stübe 5

Holzfäller (‘sprengen’ + ‘Baumstumpf’)

Springindschmitten 16

Springenschmid 4

Schmied

Zuckschwerdt 141 < mhd. zücken, zucken ‘schnell ergreifen, an sich reißen’

Zugschwer(d)t 19+21, Zu(c)kschwert 27+14 …

Raufbold

Zuckriegl 22

Zuckrigl 39, Zukrigl 20, Zuckerriedel 6

Dieb

Zuckmantel 33

Zugmantel 17, Zuckermandel 13

Räuber

Schließlich gibt es auch Satznamen, die neben dem Verb ein Adverb mitführen. Dazu gehören Grathwohl, Schweißgut, Nimmesgern, mit vorangestelltem Adverb auch Wohlleben usw. Abb. 346a gilt dem Typ Adverb + Verb vom Typ Wohlleben für einen Bonvivant oder Prasser und stellt ihm den Typ Senftleben einschließlich Sanft- und Sachtleben ‘sanft, ruhig, bequem’, Schönleben und Keuerleben < mhd. gehiure ‘geheuer, angenehm, trefflich’ zur Seite. In allen Fällen handelt es sich um Menschen in angenehmen Lebensumständen (zu Varianten und Konkurrenzen s. DFA 3, 723–724). Abb. 346b kartiert drei FamN mit Verb + Adverb, wobei von den drei häufigsten Adverbien -wohl, -gut und -gern je ein Typ gewählt wird: Typ Grathwohl ‘es gerate wohl’ mit insgesamt 14 Varianten wie Gradwohl, Grotewohl usw., wohl ein Wunsch bei der Gesellentaufe; Typ Schweißgut für den Schmied mit 5 weiteren Varianten und Typ Nimmesgern < ‘(ich) nehme/nimm es gern’ für einen Habgierigen. Weitere Satznamen auf -wohl sind Willwohl 68, Schießwohl 32, Hüt(h)wohl 31+22, auf -gut(h) Malgut(h) 30+39 zu mahlen, Liebe- 47, Thugut 16, Thunitgut 13, auf -gern Lebe- 37, Drink- 22 und Essegern 9. Die gleiche Abb. enthält sodann mit Typ Ballweg < mhd. balde enwec, hinwec ‘schnell weg’ sowie Mornhinweg ‘morgen hinweg’ für (durchreisende) Fahrende oder Wanderlustige die Kombination Adverb + Adverb. Ähnliches gilt für Typ Mittenzwei nebst Mittenentzwei, bei denen Naumann 2005, 196–197 eine Gesellenbezeichnung für den Holzspalter vermutet. Beide Karten in Abb. 346 weisen ähnliche Verbreitungsbilder solcher Satznamen aus, von denen Bayern und der Norden Deutschlands eher ausgenommen sind. Garnix 5 spricht für sich und ist für eine Kartierung zu selten (DFA 3, 678–732).

6.5 Familiennamen nach persönlichen Merkmalen (Übernamen)

457

Abb. 345: Satznamen mit den Verben hassen und schwingen (a) und mit Eisen als Objekt (b).

Abb. 346: Adverb + Verb vom Typ Wohlleben (a); Verb + Adverb vom Typ Grathwohl und Adverb + Adverb vom Typ Ballweg (b).

458

6 Familiennamen als Fenster zur Siedlungs- und Kulturgeschichte

Tab. 33: Familiennamen mit Zahlwort. Zahlwort

Beispiele (≥ 3 Telef.)

Ein-

-acker 32, -brodt 98, -erhand 21, -finger 20, -g(a/ä)rtner (Ackermaß) 13+12, -häupl 17 (Flurname), -haus(er) 311+48, -h(ä/e)user 60+31, -horn 199, -kopf 14

Zwei-

-acker 21, -haus 20, -hoff 26, -mann 8, -müller 10, -pfennig 42

Drei-

-brodt 87, -doppel 51 ‘Würfelspieler’, -fürst 48, -fuß 4, -fus(s) 5+6 (dreifüßiger Stuhl), -häupl 6, -haupt 13 (Flur mit Haupt als erhöhtem Punkt), -haus 14, -heller 7 (Währung), -hu(e)s 3+3, -kopf 5, -korn 74 ‘dreifache Getreideabgabe’, -mann 196, -müller 45, -seit(e)l 16+136, -wurst 9

Vier-

-acker 36, -arm 6, -beck 7, -eck 444, -egg(e) 55+392, -engel 25, -erb(e/l) 54+12, -fu(ß/ss) 13+3 (Möbel), -haus 204, -heller 185 (Währung), -ho(c)k 3+14, -hufe 26/-huff 1+7 (Ackermaß), -hu(i)s 7+5, -korn 61, -kotten 81, -kötter 160, -mann 93, -schilling 417

Fünf-

-geld 86, -haus 23, -rock(en) 5+17, -schilling 22, -sinn 36, -stück 210

Sechs-



Sieben-

-äuger 24, -born 169, -dritt 18/-tritt 125, -gartner 6 (Ackermaß), -haar 479/-härl 3, -handl 29 (Hähnchen), -haus 5, -horn 21, -hü(h)ner 207+55, -kä(ß/s) 4+34/-k(a/e)es 3+13, -kittel 14, -kotten 10, -list 232, -mann 13, -mar(c)k 13+3, -morgen 162 (Ackermaß), -pfeiffer 30, -ro(c)k 19+87, -schock 6 (Maßeinheit, 60 Stück, z. B. Eier), -schu(c)h 62+9/ -schuck 3, -sohn 44, -stich 12 ‘armer Schneider’, -weiber 18, -wirth 27, -wurst 13

Acht-

-mann 102

Neun-

-deubel 9/-teufel 26, -finger 23, -stöcklin 27, -übel 14

Zehn-

-acker 3, -pfenni(n)g 190+23, -pfund 81

Hundert-, Tausend-

s. Text

Weitere:

Siebzehnrübl 41/-riebl 4 (Zinsabgabe oder Kleinbauer); Drei(ß/ss)igacker 241+41; Vierzigmann 30

Auch quantifizierende Einheiten können einem Nomen vorangehen, z. B. Zahlwörter wie Hundert oder Tausend: Auf Hundert- folgen Geldbezeichnungen, nämlich Hundertpfund 34 und Hundertmar(c)k 1048+26 (Schwerpunkt im Raum Hannover − Bielefeld) entweder für Vermögende, Angeber oder für entsprechend Zinspflichtige; weniger häufig ist Hundertschuh 6 wohl für einen erfolgreichen Schuhmacher. Mit (T/D)ausend- existieren die Namen Tausendfreund 234 für einen beliebten Menschen, Tausendpfund 91, (T/D)ausendschön 26+7 und Tausendteufel 11. Geht man die FamN mit kleineren Zahlen (≥ 3 Telef.) durch, ergeben sich die Univerbierungen in Tab. 33. Die Zahlen Sechs-, Elf- und Zwölf- finden sich nicht in Komposita ≥ 3 Telef. An den Substantiven erkennt man, was alles gezählt wurde: Äcker (Zwei-, Vier-, Zehnacker) und Ackermaße (Vierhufe, Siebenmorgen, Siebengartner), Häuser und Kotten (Vierhaus, Siebenkotten), Naturalien als Zinsabgabe (Drei-, Siebenwurst, Siebenkäs, -handl ‘Hähnchen’, Siebzehnrübl), Geld, meist als Zinsabgabe (Vier-, Fünfschilling, Zehnpfennig, Dreiheller), Tanzschritte (Siebentritt), Körperteile (Neunfinger, Siebenhaar), Engel (Vier-

6.5 Familiennamen nach persönlichen Merkmalen (Übernamen)

459

Abb. 347: Kennzeichnung durch die Zahl sieben (a) und durch Dezimalzahlen (b).

engel) und Teufel (Neunteufel/-deubel), Mannschaften im weitesten Sinn (Vier-, Vierzigmann), Söhne (Siebensohn, auch als Patronym deutbar), Frauen (Siebenweiber) und Handwerkserzeugnisse (Siebenkittel, -rock, -schuh, -brodt). Dabei sticht die Zahl sieben ins Auge, die evt. nur ‘viel’ bedeutet (vgl. Siebentritt für einen Tänzer, Siebenweiber für einen Schürzenjäger, Siebenpfeiffer für einen „Überklugen“ (Brechenmacher 1957–63, 609)); anders aber Siebenhaar für jemanden mit lichtem Haar, zumal es hierzu auch spottende Diminutiva wie Siebenhärl 3, -herl 3 und -hörl 15 gibt. Abb. 347a kartiert – stark vergrößert – die häufigsten Univerbierungen mit Sieben-. Dabei tritt der Raum Nürnberg bzw. Unterfranken hervor. Vermutlich aus solchen Komposita haben sich auch blanke Zahlen herausgelöst, bei denen sich neben den einstelligen auch Elf(f) 40+10 (Deutung unsicher), Zwanzig 316, Drei(ß/ss)ig 290+37, Fünfzig 33 und Neunzig 293, davon abgeleitet Zwölfer 42, Zwanziger 172 (nebst Zwanzger 75, Zwenzner 59), Drei(ß/ss)iger 11+6, Fünfziger 7, Ach(t)ziger 108+42 und Neunziger 3 (Abb. 347b). Mit diesen Zehnerzahlen sind am ehesten Mitglieder einer Zunft, eines Vereins, Ausschusses oder Rats gemeint, die aus dieser Zahl an Männern bestanden. Brechenmacher vermutet indessen für Dreißig(er): Bauern-ÜN = der ein Gut von 30 Tagwerken (Morgen, Jauchert) umtreibt. Vgl. 1424 bei Wellenburg (Augsburg) ‘ein mad, haißt der under Viertziger, des 40 tagwerk ist … ain mad, haißt der Dreißiger, des 30 tagwerk ist … 18 tagwerk wismatz, gen. der Achzehner’. (Brechenmacher 1957–63, 342–343)

Satznamen kombinieren auch andere Wortarten, z. B. Bringezu 232, Immervoll 12, Nimmergut 64, Nimmerfroh 59, Nievergelt 3 (der seine Schulden nicht bezahlt), Bleibtreu 63, Bleibinhaus 35, Jungverdorben 25, Jungesblut(h) 68+16.

460

6 Familiennamen als Fenster zur Siedlungs- und Kulturgeschichte

Die Abwesenheit einer Eigenschaft oder eines Besitzes wird durch die Präposition sonder oder ohn(e) markiert: Sondergeld 147, Sondersorg(e) 9+3, Ohnesorg(e) 173+472, Ohnsorg(e) 15+70, A(h)nsorge 16+979 (Kap. 6.5.9), Ohnezeit 11, Ohngemach 154 ‘ungestüm, unfreundlich’, Ohnh(äu/ei)ser 59+118, Ohnmacht 240.

7 Regionale Namenprofile Die FamN sind im Mittelalter aus den verschiedenen Dialekten entstanden, denn es gab damals noch keine übergreifende deutsche Hochsprache. Nicht zuletzt daraus resultiert – neben den unterschiedlichen geographischen und soziokulturellen Gegebenheiten – die enorme Vielfalt des FamN-Schatzes. Im Folgenden sollen einige Besonderheiten der Dialektregionen vorgestellt werden, wobei sehr unterschiedliche Profile ihrer Namenlandschaften zutage treten. Die Einteilung der großen Dialektregionen in Ober-, Mittel- und Niederdeutsch beruht auf den Grenzen, die durch die Zweite Lautverschiebung (Kap. 5.2) entstanden sind. Das Ober- und Mitteldeutsche werden durch die Germersheimer Linie voneinander getrennt (Pund/Pfund, Appel/Apfel), das Mittel- und Niederdeutsche durch die Benrather Linie (maken/machen, Water/Wasser; s. Abb. 107 in Kap. 5.2). Diese Süd-Nord-Gliederung der Dialektregionen lässt sich durch eine West-OstGliederung in West- und Ostoberdeutsch, West- und Ostmitteldeutsch sowie West- und Ostniederdeutsch weiter differenzieren. Die Grenzen werden durch Bündel von Dialektlinien markiert, im Oberdeutschen entlang des Lech und jenseits seiner Mündung nach Norden weiter bis zum Hesselberg (z. B. durch den Gegensatz euch/enk), im Mitteldeutschen etwa vom Solsberg bis nach Münden (z. B. durch Pund/Fund), im Niederdeutschen etwa von der Mündung der Saale in die Elbe bis zur Ostsee zwischen Lübeck und Wismar (z. B. durch (sie) mähet vs. (sie) mähen). Die süd- und ostfränkischen Dialekte werden manchmal als Nordoberdeutsch angesetzt, manchmal dem Westmitteldeutschen zugerechnet. Im Folgenden wird das Nordoberdeutsche zusammen mit dem Ostoberdeutschen behandelt. Zu den genannten Großregionen kommen noch das Ost- und das Nordfriesische hinzu, die keine deutschen Dialekte, sondern Dialekte des Friesischen sind. Das Friesische gehört, ähnlich wie das Deutsche, Niederländische und Englische, zu den westgermanischen Sprachen.

7.1 Familiennamen im Westoberdeutschen Die herkömmliche Bezeichnung des Westoberdeutschen ist Alemannisch. Im Folgenden wird dieser geläufigere Begriff verwendet. Die Außengrenzen des Alemannischen sind im Westen das Französische, im Süden das Italienische und Rätoromanische, im Norden grenzen die fränkischen Dialekte an, im Osten das Bairische (dieser Dialekt wird in der Sprachwissenschaft mit ai geschrieben). Die Nordgrenze des Alemannischen verläuft, teilweise mit breiten Übergangszonen zu den Nachbardialekten, ungefähr vom Donon in den Vogesen – nördlich Wissembourg – nördl. Rastatt – nördl. Pforzheim – südl. Heilbronn – nördl. Dinkelsbühl zum Hesselberg, und die Grenze zum Bairischen verläuft westl. von Treuchtlingen nach Süden zur Mündung des Lech und diesem entlang zur Ostgrenze von Vorarlberg. Als Teilräume des Alemannischen werden in der Dialektologie das Oberrheinalemannische, das Südalemannische (auch Hochalemannisch genannt) und das Schwäbische angesehen, die sich auch deutlich bei den FamN voneinander abheben. Zwischen dem Schwäbischen und dem Südalemannischen setzt die Dialektologie für den Raum von der Baar bis ins südliche Allgäu noch das Bodenseealemannische an, das sich aber bei den FamN nicht als https://doi.org/10.1515/9783110607284-007

462

7 Regionale Namenprofile

Abb. 348: Verbreitung häufiger FamN in Baden-Württemberg (nach Klausmann 2007, K. 23, 66).

eigene Region abzeichnet. Dagegen tritt bei den FamN innerhalb des Schwäbischen Bayerisch-Schwaben mit eigenständigen Merkmalen deutlich hervor; Gründe dafür s. u. zu Abb. 371a. Die drei Hauptregionen sind historisch und infolgedessen auch sprachhistorisch durch sehr unterschiedliche Faktoren gekennzeichnet: der Oberrhein als territorial zersplitterte Gegend und als europäische Verkehrsachse ersten Ranges, offen für sprachliche Einflüsse von Norden her; das Schwäbische durch territoriale Kontinuität und sprachliche Binneninnovationen; das Südalemannische als sprachliches Reliktgebiet. Spezifisch südalemannische Charakteristika betreffen vor allem den elsässischen Sundgau, Baden vom Markgräflerland über den Südschwarzwald bis zum Bodensee, die Schweiz und Vorarlberg. Südalemannische Eigenheiten können hier nur insoweit aufgegriffen werden, als sie noch über den Hochrhein nach Deutschland hineinreichen. Auf den folgenden Abbildungen treten sowohl der westoberdeutsche Gesamtraum als auch die oberrheinische, schwäbische und bayerischschwäbische Region deutlich hervor, das Südalemannische weniger, aber es würde sich bei Einbeziehung des Oberelsass, der Schweiz und Vorarlbergs ebenso klar abheben. Die Angaben der Namenhäufigkeit erfolgen hier für das Elsass aufgrund der Namenkarten in www.nomdefamille.eu, für die Schweiz nach Telef. 2015 über https:interaktiv. tagesanzeiger.ch/newsnetz/namenkarte. Die Verbreitung und Erklärung der rund 2000 häufigsten FamN in Baden-Württemberg hat Klausmann 2007 in seinem „Atlas der Familiennamen von Baden-Württemberg“ mit 100 Karten dargestellt. Abb. 348a dokumentiert anhand einer Gesamtkarte von Klausmann einige großräumig verbreitete Berufsnamen, Abb. 348b anhand einer Teilkarte einige Herkunfts- und Wohnstättennamen im Südosten des Bundeslandes. Auf den hier gegebenen

7.1 Familiennamen im Westoberdeutschen

463

Abbildungen sind die Karten stark verkleinert und die meisten der bei Klausmann zur Identifizierung der Verbreitungsgebiete reichlich eingetragenen Ortsnamen weggelassen. Im Folgenden stehen übergreifende Phänomene im FamN-Inventar des alemannischen Gesamtraumes und seiner Teilräume zur Debatte.

7.1.1 Phonologie Ein Kennzeichen, welches das gesamte Alemannische und (fast) nur dieses abdeckt, ist die besonders ohrenfällige Aussprache von -st(-) als -scht(-), also das isch fascht e Fescht (ist fast ein Fest). Auch FamN wie Bastian oder Meister werden als Baschdian und Meischder ausgesprochen, aber in die Schreibweise ist dies nur sehr selten übernommen worden, so bei Gerst 706/Gerscht 7 ‘Bauer, der Gerste anbaut’, bei Wüst 2984/Wüscht 10 ‘der im Ödland’ bzw. ‘der Grobe’ oder bei Haist 534/Haischt 8 (< Rufname Heistolf).

7.1.1.1 Gieger und Geiger, Meier und Maier: Die Schwarzwaldschranke Das markanteste Kennzeichen, welches das Oberrhein- und Südalemannische vom Schwäbischen trennt, besteht im Dialekt und in den FamN darin, dass hier die mhd. Langvokale ī, ū und iu (langes ü) erhalten geblieben sind, im Schwäbischen aber wie im Neuhochdeutschen zu ei, au und äu/eu diphthongiert wurden: mīn niuwes hūs wird zu mein neues Haus (s. Kap. 5.9), im Schwäbischen zwar etwas anders lautend, aber auf jeden Fall diphthongisch ausgesprochen. Die Dialektgrenze zwischen Hūs/Haus und zwischen Īs/Eis ist aus Abb. 349 ersichtlich. Sie zählt zu einem Bündel anderer, ähnlich verlaufender Dialektunterschiede, welche die sogenannte Schwarzwaldschranke bilden. Die Abbildung dokumentiert auch die Monophthong/Diphthong-Grenze an den FamN Sut(t)er/Saut(t)er und Schni(e)der, Schnyder/Schneider nach Telef. ausgewählter Städte im Jahre 1990 für das gesamte alemannische Sprachgebiet. Suter, ein Lehnwort aus lat. sutor ‘Schuhmacher’, war im Mittelalter noch die normale alemannische Bezeichnung für diesen Beruf. Im Bairischen wurde sie durch schuochsuter ‘Schuhsuter’ verdeutlicht, woraus dann das Wort Schuster entstanden ist. Da das Wort Suter ausgestorben ist, haben sich die mittelalterlichen Wortformen und damit die Dialektgrenze in den betreffenden FamN gehalten, während sie bei Schni(e)der, Schnyder/Schneider nicht mehr deutlich in Erscheinung tritt, weil die Formen mit altem Monophthong öfter dem heutigen Wort Schneider angeglichen wurden. Doch verhalten sich auch in solchen Fällen z. B. die FamN Schneider und Geiger sehr unterschiedlich. Nach Telef. vom Jahre 2015 betrug der Anteil monophthongischer Formen bei Schn(i/y)der 748+1694 gegenüber Schneider 7695 in der Schweiz nur rund 24 %, bei G(i/y)ger 1768+591 gegenüber Geiger 744 aber 76 % (Schnieder und Gieger gibt es nicht in der Schweiz). Der Grund dafür dürfte in der unterschiedlichen Gebrauchsfrequenz der betreffenden Wörter im Alltag liegen. In Deutschland konzentriert sich Schnieder 799 von Nordwestfalen bis zur Küste. Hier hat sich der Monophthong von mnd. snīder gehalten. Die heutige Grenze zwischen u/au bei den Patronymen Hug/Haug (< Hug[bert]) ist in Abb. 141b (Kap. 5.9.2) dargestellt. Ganz ähnlich ist das Bild bei den heutigen FamN Sut(t)er, Sütterlin/Saut(t)er (DFA 1, 452–455). Ähnlich verläuft die heutige Grenze zwischen ī/ei,

464

7 Regionale Namenprofile

Abb. 349: Sutter vs. Sauter (a) und Schnyder vs. Schneider (b) (aus Kunze 2004, 166).

siehe Abb. 350a mit den Beispielen Isenmann/Eisenmann ‘Eisenhändler’ und Isele/Eisele (< Isan[hart]; manchmal wohl auch Übername für den Schmied; DFA 1, 379–382). Im Unterelsass finden sich Isen-/Eisenmann nebeneinander und einige Eisele, aber keine Isele. Die Lage in der Schweiz: Isele 52, Isel(i/y) 1200+31, Iselin 145/Eisele 97; Isenmann 13/Eisen- 31. Auch die Verteilung der Berufsnamen Wisser, Wiesler/Weisser, Weissler ‘Anstreicher, Tüncher’ fügt sich in das Bild von Abb. 350a (DFA 5, 348–350). Für den Fall ü/eu sind FamNBeispiele spärlich; aus Hug diminuiertes Hügle 322 begegnet im Breisgau und Hegau, diphthongiertes Heugle 12 im Raum Calw. Dass Dialekt und Namenwelt am Oberrhein stark von Norden her beeinflusst sind, lässt sich bei den FamN deutlich an der Schreibung von mhd. ei in Namen wie Meier ablesen. Nach dem Historischen Südwestdeutschen Sprachatlas (Kleiber/Kunze/Löffler 1979, Karte 62) wurde hier im 14. und 15. Jh. durchweg ei geschrieben. Östlich des Schwarzwaldkamms galt damals durchweg ai. Aus Abb. 350b geht nun hervor, dass sich ei zwischen Rhein und westlichem Schwarzwaldrand zwar reichlich gehalten hat, aber auch von Norden und Osten her stark mit ai durchsetzt wurde. Im Elsass überwiegt Meyer bei weitem, aber auch Mayer ist reichlich vertreten, selten dagegen Meier und Maier. Wesentlich konservativer sind die Verhältnisse in der Schweiz: Me(i/y)er 13983+7315, aber Ma(i/y)er nur 850+882. Im 15. Jh. bemerkte der im Schweizer Aargau geborene Autor Niklas von Wyle anlässlich eines Ortswechsels, er hätte in der Schweiz gelernt, den Laut ei als ei zu schreiben; als er aber

7.1 Familiennamen im Westoberdeutschen

Abb. 350: Monophthong vs. Diphthong in FamN mit Eisen- (a). Schreibvarianz in Meyer (b).

Abb. 351: Schreibung von FamN mit mhd. ei (a) und des FamN Rösch (b).

465

466

7 Regionale Namenprofile

1448 als Stadtschreiber nach Esslingen in Schwaben kam, musste er ihn als ai schreiben. Und jetzt käme die Mode in den Kanzleien auf, wieder ei statt ai zu schreiben. Das wolle er aber nicht mehr tun. Auch der junge Friedrich Schiller schreibt noch oft ai statt ei. So ist das Schwäbische die Region in Deutschland, in der die meisten verschiedenen FamN mit ai-Schreibung vorkommen. Abb. 351a stellt exemplarisch für sechs überwiegend oder ganz im Westoberdeutschen beheimatete Beispiele ≥ 1000 Telef. mit ai, die auf mhd. ei zurückgehen, die Schreibungen mit ai (Typ Sailer) denen mit ei (Typ Seiler) gegenüber: S(ai/ei)ler 2886+5978 ‘Seilwinder’, St(ai/ei)ger 1540+2656 ‘an der Steige’, M(ai/ei)sch 1458+817 ‘(Trauben-)Meische’, Übername für den Winzer, dann G(ai/ei)ser, W(ai/ei)bel und Kl(ai/ei)ber, s. u. 7.1.4.4. Die FamN mit ai werden auch noch dadurch vermehrt, dass in manchen schwäbischen Regionen langes ö zu ai diphthongiert wird; so lautet etwa bös(e) dort bais. Der häufigste davon betroffene FamN ist Rösch, abgeleitet von mhd. roesch(e) ‘schnell, frisch, tapfer’. In dieser Form ist der Name überall südlich von Mosel und Main zu finden, in einigen Regionen entrundet zu Resch. Im zentralen Württemberg aber gilt fast ausschließlich diphthongiertes Raisch (Abb. 351b; DFA 1, 140–142).

7.1.1.2 Scheifele, Huonker, Luithle: Schwäbische Diphthonge Die Phänomene von Rundung und Entrundung sind bezüglich der einfachen Vokale e/ö und i/ü in Kap. 5.10 behandelt. Im Schwäbischen kommt noch die Entrundung der Diphthonge eu, äu > ei hinzu; das hochdeutsche Bäumchen heißt hier Beimle und die Häuser heißen Heiser. Bei den FamN zeigt sich dies etwa in Berufsnamen für Hersteller oder Benutzer von Schaufeln. Neben FamN wie Schäuf(f)ele 331+101, Scheuf(f)ele 291+91, Scheuf(f)ler 396+27, Schäufler 84, Schäufl(e) 30+25, Scheufel 21 tritt etwa ein Drittel der Fälle entrundet auf als Scheif(f)ele 259+186, Scheifler 129, Scheif(e)l 102+54, Abb. 352a. Ohne Umlaut finden sich Schaufler 510 und Schaufel 39. Ein anderes Beispiel – ebenfalls Abb. 352a – bietet der prominente FamN Schäuble, abgeleitet von mhd. schoup ‘Bündel, Stohbund’, Übername für einen Strohdachdecker oder einen mageren Menschen. Die Schäuble 729 und Scheuble 230 sind im südalemannischen Südbaden beheimatet, die entrundeten Schaible 1085 und Scheible 569 dagegen im Schwäbischen. Die Abbildung hebt die entrundeten Fälle mit dunklen Farbtönen von den nicht entrundeten ab (DFA 1, 538–541). Im Mittelhochdeutschen gab es noch sechs Diphthonge, ei, ou (heute au), öu (heute eu, äu), ie, uo und üe. Davon sind durch die neuhochdeutsche Monophthongierung ie, uo und üe zu langem ī, ū und ǖ geworden und aus der Standardsprache verschwunden; mhd. liebe guote brüeder werden liebe gute Brüder. In den oberdeutschen Dialekten sind die Diphthonge aber noch erhalten geblieben. So werden etwa im Alemannischen FamN wie Dietrich oder Krieg manchmal durchaus diphthongisch ausgesprochen, doch kann dieser Diphthong nicht im Schriftbild festgehalten werden, weil ie zum Zeichen für langes ī geworden ist. Der Diphthong üe wird manchmal in FamN angezeigt, so häufig in der Schweiz, etwa bei Rüegg (< Rüedeger), Rüedi (< Ruodolf) oder Küenzi (< Kuonrad). Im Wort Müesli ist dieser Diphthong sogar in die Schriftsprache eingedrungen. Bei FamN in Deutschland gibt es nur vereinzelte Beispiele (und diese mit geringer Frequenz) wie Rüeck (Rüedeger), Füe(ß/ss) (< mhd. vüeze ‘Beine, Füße’), Hüeber (< mhd. huobe ‘Hube’), Küenle und Küenzle (< Kuonrad), und diese konzentrieren sich im Schwäbischen

7.1 Familiennamen im Westoberdeutschen

Abb. 352: Entrundung von äu, eu zu ei, ai (a). Diphthong üe in FamN (b).

Abb. 353: Die Diphthonge uo, ue (a) und ui in schwäbischen FamN (b).

467

468

7 Regionale Namenprofile

(Abb. 352b). Andere Fälle wie Schüer oder Lüer(s) zählen nicht dazu, weil sie nicht auf mhd. üe zurückgehen, sondern aus Schü-er ‘Scheuer’ oder Lüder(s) zusammengezogen sind (Kap. 7.5.1.2). Mhd. uo ist dagegen häufiger in FamN zu finden, einerseits in der Schweiz (Schuoler, Kuonen, Ruoss (< Ruoz zu Rudolf)), andererseits im Schwäbischen. Abb. 353a dokumentiert die Verbreitung von Ruopp (< Ruoprecht) und Ruo(ß/ss) 127+102. Daneben finden sich im gleichen Raum die abgeschwächten Varianten Ruep(p) 2+98 und Rue(ß/ss) 482+300. Die monophthongischen Formen Rupp und Ru(ss/ß) sind im ganzen oberdeutschen Raum zu finden. Der FamN Schuon 143 (Schuen 7) geht auf eine diphthongische Nebenform von mhd. scōne ‘schön’ zurück. Die Herkunft von Huonker neben Hunker 71 im gleichen Gebiet ist nicht sicher geklärt. Erwogen werden Herkunftsnamen zu Orten wie Hüniken oder Hünikon in der Schweiz oder Übernamen zu schwäbisch Hunker ‘langsame Person’, oder Ableitung von einem Rufnamen Hungēr (DFA 1, 542–547). Zu Ruoff s. Abb. 362a (7.1.4.1). Neben der Bewahrung alter Diphthonge findet sich im Schwäbischen auch ein neuer Diphthong, nämlich ui, der in der hochdeutschen Schriftsprache nicht vorkommt. Er hat sich aus mhd. langem iu (ǖ) entwickelt, das im Neuhochdeutschen zu eu geworden ist; Zeug heißt auf schwäbisch Zuig und heute lautet huit. Abb. 353b dokumentiert die häufigsten FamN mit dieser Diphthongierung, Lui(c)k 214+88 (< Liutgart), Luithardt und seine Verkleinerungsform Luithle(n) 125+29, sowie den aus mhd. stöuber ‘Staubaufwirbler’ entwickelten Übernamen Stuiber für einen Müller oder unruhigen Menschen bzw. Wohnstättennamen zu einem stäubenden Wasserfall. Außerhalb des Schwäbischen finden sich Luibrand und Schuirer (< Scheuer) in Bayern, und weit entfernt in der Nachbarschaft der Niederlande FamN wie Kuipers, Ruiter, Sluiter usw. (DFA 1, 548–553).

7.1.1.3 Baur, Mair, Heizmann: Synkope von e und n-Schwund vor Spirans Der FamN Bauer wird im südlichen Schwäbischen oft zu Baur synkopiert. Die Synkope reicht östlich bis zur Dialektgrenze am Lech. Im Falle der 34 Komposita ≥ 5 Telef. wie Schmid-, Kuchen-, Deutschen-, Neu-, Hof-, Klee-, Mom-, Hungbaur tritt die Synkope aber nur in Bayerisch-Schwaben auf. Bei den FamN Mayr 6157, Mair 1657, Meyr 227, Meir 173 und ihren 541 (!) Komposita ≥ 5 Telef. wie Neumair, Sedlmayr, Lindermeir, Dallmeyr usw. konzentrieren sich dagegen sowohl die Simplizia als auch die Komposita in Bayerisch-Schwaben, mit Ausläufern ins westliche Oberbayern (Abb. 354a; DFA 1, 467–468, 734–743). Auch die synkopierten Formen Bayr 97 bzw. Bair 70 finden sich fast ausschließlich im nördlichen bzw. südlichen Bayerisch-Schwaben. Hier sei noch ein phonologisches Phänomen aus dem Bereich des Konsonantismus erwähnt, der oberrheinische Ausfall von n vor Reibelaut. Er tritt bei den FamN am deutlichsten in Patronymen zum Rufnamen Heinz in Erscheinung. Abb. 354b stellt die Typen Hein(t)z, erweitertes Hein(t)zmann und diminuiertes Hein(t)zelmann den Typen ohne -ngegenüber (DFA 2, 798–802). Im Elsass finden sich zahllose Heitz, im Unterelsass auch viele Heintz (aber weder Heiz noch Heinz), dann viele Heitzmann, aber kaum Heiz- und Hein(t)zmann. Die Verhältnisse in der Schweiz: Hei(t)z 343, Hei(t)zmann 155, Hein(t)z 174, Hein(t)zmann 276. Ein anderes Beispiel für den Schwund von n vor Spirans ist aus Wernz entstandenes Werz, s. Abb. 362b.

7.1 Familiennamen im Westoberdeutschen

469

Abb. 354: Synkope des e in Baur, Mayr (a). Ausfall von n in Heinz (b).

7.1.2 Schreibung 7.1.2.1 Bilger, Rapp und Winterhalter: Schreibung von b/p und d/t Im Alemannischen hört man keinen Unterschied zwischen Lenis und Fortis b/p und d/t, zwischen Beter und Peter, zwischen Dankwart und Tankwart, und wenn jemand an der Winterhalde wohnte, schreiben sich seine Nachkommen meist Winterhalter, s. u. Abb. 365b und Kap. 5.5. Das Wort Pilger ist aus lat. peregrinus entlehnt. Entsprechende FamN sind Bilger 422, Bilger(i/y) 69+18, Bilgram 32, sehr häufig auch im Elsass, in der Schweiz Bilger(i) 101. Abb. 355a hebt die Verbreitung dieser FamN gegenüber den Schreibungen P(i/e)lger 759+291 und Pilgr(i/a)m 389+359 ab (DFA 2, 29–30). Für den Raben gab es im Althochdeutschen neben (h)raban auch eine Variante rappo. Sie ist im FamN Rapp erhalten, einem Übernamen für Schwarzhaarige, der sich in dem aus Abb. 355b für Deutschland ersichtlichen Raum und sehr häufig im Elsass, aber selten in der Schweiz (148, Raab 34, Ra(a)be 19+14) findet. Vom Elsass ging auch die Münzbezeichnung Rappen aus (auf der Rückseite der Münze war ein Adler eingeprägt, den man als Raben verspottete). Und nur im alemannischen Raum finden sich Gasthäuser „Zum Rappen“, womit ursprünglich ein Rabe gemeint ist, weil ein Rabe den Propheten Elias am Bach Kerit mit Brot und Fleisch versorgt hatte, so dass der Rabe sich als sinnvoller Gasthausname anbot. Auch das Wort Rappen für ein rabenschwarzes Pferd ist aus der alemannischen Variante für den Raben abgeleitet. Das Verbreitungsgebiet des FamN Rapp(e) 5686+232 ist im Norden und Osten durch die Form Raab(e) umrahmt, in der Nordhälfte von Deutschland herrschen Rabe, Ra(v/w)e vor (Kap. 7.5.1.3; DFA 1, 554–558).

470

7 Regionale Namenprofile

Abb. 355: Schreibungen des bilabialen Plosivs in Pilger (a) und Rabe (b).

Bei den Wohnstättennamen zu Gewässernamen auf -bach konzentriert sich die Schreibweise nach s als -pach im alemannischen Raum, so Gerspacher 197 (Gersbacher 79), Gremmels- 171 (14), Beutels- 170 (9), Flinspach 127 (12). (DFA 2, 40–42). 7.1.2.2 Hauff, Finckh, aber Friz, Göz: Konsonantenhäufung und -minderung Wenn jemand einen FamN trägt, der auf Konsonant und -pp endet, stammen er oder seine Vorfahren mit gleicher Sicherheit aus dem alemannischen Raum, wie wenn jemand einen FamN hat, der mit dem Diminutiv-Suffix -le endet. Alle diese Namen sind einsilbig. Bei den elf Fällen mit -pp ≥ 200 Telef. ist im Folgenden die Häufigkeit der Schreibung mit -p/-pp angegeben, bei denen unter 200 Telef. nicht. Konsonanten, auf die -pp folgt, sind l (Dolpp, Hilpp, Holpp, Külpp, Nölpp, Olpp, Philpp, Schilpp, Scholpp, Stolpp und Volpp), sodann r (Karpp, Knorpp, Korpp, Scherpp, Schlarpp und Schorp(p) 55+449), vor allem aber m (Gampp, Gempp, Gramp(p) 10+234, Gump(p) 39+209, Hamp(p) 279+392, Hempp, Kampp, Klempp, Klump(p) 398+1516, Kompp, Lampp, Lempp, Limpp, Lump(p) 20+368, Ramp(p) 211+355, Rempp, Ri(e)mpp, Rumpp, Schemp(p) 19+479, Schimpp, Schlampp, Schlempp, Schlumpp, Schremp(p) 10+324, Schumpp, Stampp, Strampp, Stump(p) 424+824 und Trump(p) 375+287). Abb. 356a stellt unter den Typen Stumpp und Stump die Verbreitung der oben mit Zahlen belegten elf Fälle ≥ 200 Telef. und ihrer Gegenstücke mit -p dar. Abb. 356b fasst alle 47 Fälle (≥ 3 Telef., um Bindestrich-Doppelnamen auszuschließen) zusammen, getrennt nach den Positionen nach m, l und r, und grenzt ihre Verbreitung im Südwesten genauer ab. Die abseits liegenden größeren Vorkommen betreffen die FamN Lampp im Raum Neukirchen (Hessen) und Grampp im Raum Kulmbach. Von den Fällen

7.1 Familiennamen im Westoberdeutschen

471

Abb. 356: Schreibung -p vs. -pp nach m (a) und -pp nach m, l, r (b).

≥ 200 Telef. erscheinen im Elsass einige Grampp, Klumpp und Stumpp, aber kein Fall mit -p. In der Schweiz finden sich Klumpp 33, Ramp 88, Schorp(p) 14+28 und Stump(p) 424+824. Die Schreibung Stumpp ist in Maulbronn schon 1536 bezeugt. Die Gründe für die Schreibgewohnheit mit -pp, die sich spätestens seit dem 15. Jh. findet, wären – außer bei der Kontraktion von Philipp zu Philpp – noch zu klären. In acht FamN findet sich -mpp- auch im Inlaut: G(a/e/o/u)mpper 80+19+62+12 zu mhd. gampen, gumpen ‘hüpfen’, Remppel 20 (< Re(i)mbold), Romppel 52 (< Rumpold) und Remppis 53 ‘Rindbiss’, wo -pp- durch Assimilation aus -db- entstanden ist. Sie sind alle fast ausschließlich zwischen Balingen und Heilbronn beheimatet, also in engerem Raum als die Auslautschreibung -mpp und in deren Zentrum. Die Kürze eines Vokals wird oft dadurch angezeigt, dass der folgende Konsonant verdoppelt wird. Nach langem Vokal oder nach Diphthongen ist keine Konsonantenverdopplung üblich, ausgenommen bei ss < ß in der Schweiz: Weiss. Anders in FamN, wo die Dopplung seit dem 15. Jh. auftritt und fest geworden ist. Das frequenteste Beispiel ist der weit verbreitete FamN Pfeiffer „mit drei f“ 15683 neben Pfeifer 8573, wobei beide Schreibweisen räumlich etwa gleichmäßig verteilt sind; die zweit- und dritthäufigsten Beispiele sind Seiffert 1904 (< Siegfried, mit Assimilation -gf- zu -ff-, verstreut) und aus Pfeiffer gerundetes Pfeuffer 1047 in Unterfranken. Im Schwäbischen ballen sich wie sonst in keiner Region noch einige andere Fälle, so Kauffmann 838, Hauff 797 ‘am (Stein-)Haufen’ oder ‘einer aus dem (Heer-)Haufen’, Sch(ei/eu)ffele (s. o. Abb. 352a), Reiff 1015 ‘Hersteller von Fassreifen’, Seyffer 110 (< Siegfried) und die Herkunftsnamen Neuffer 267 ‘aus Neuffen’ (urkundlich 1028 Núffen, 1206 Niffen; FamN Neufer 28) und Lauffer ‘aus Lauffen’ (urkundlich 889 Louffa, 923

472

7 Regionale Namenprofile

Abb. 357: Konsonantendopplung nach Diphthong von -ff(-), -tt(-) (a) und von -pp, -gg (b).

Tab. 34: Verhältnis f/ff und t/tt nach Diphthong in schwäbischen FamN. PLZ

Kaufmann/-ff-

Hauf/-ff

Reif/-ff

Sauter/-tt-

Reuter/-tt-

Scheyt/-tt

70 Stuttgart Stadt

173/44

18/19

28/24

150/90

59/64

1/8

71 Stuttgart Land

163/84

12/22

36/34

143/147

51/69

1/19

72 Tübingen

163/38

12/60

49/234

557/348

107/185

9/10

73 Göppingen

220/42

17/60

39/30

239/60

65/129

3/9

74 Heilbronn

295/12

15/17

31/23

167/72

83/54

7/3

75 Pforzheim

79/9

27/25

15/9

118/33

47/51

1/54

Loufen; FamN Laufer 1619, die meisten in Württemberg, aber auch sonst überall) oder ‘Bote’; sie sind alle auf Abb. 357a als Typ Reiff zusammengefasst (DFA 2, 159, 176–178). Ein weiterer Fall solcher Konsonantendopplung nach Diphthongen ist die Schreibung -tt(-). Im Unterschied zu -ff(-) tritt sie ausschließlich im Schwäbischen auf. Abb. 357a stellt alle Fälle ≥ 100 Telef. zusammen: Sautter 1099 ‘Schuhmacher’, Reutter 1000 und Reitter 192 ‘Reiter’ oder ‘der an der Reute (Rodung)’, Krautter 271 ‘Kräutersammler’, Seitter 199 ‘an der (Tal-)Seite’ oder Nebenform von Sautter, Jeutter 159 (ungeklärt), Scheytt 150 ‘Holzscheit, Klotz’, Beuttler 131 ‘Beutelmacher’, Beuttenmüller 113 ‘Walkmüller’ (DFA 2, 396–403). Sie sind auf Abb. 357a alle unter Typ Sautter zusammengefasst. Das Verhältnis von f/ff und t/tt ist für je drei Beispiele in den zentralen PLZ von Abb. 357a aus Tab. 34 ersichtlich.

7.1 Familiennamen im Westoberdeutschen

473

Außer in eher zufälligen Beispielen mit geringer Frequenz (S(ei/ai)ller 110, Baumm 15, Kleinn 13), einige in Bayern (Meiller 87, Zeiller 43, Gaull 43, Gaillinger 33, Reinnisch 23) findet sich Doppelkonsonant nach Diphthong etwas häufiger nur noch bei -pp und -gg, und auch dies wieder im Südwesten. Abb. 357b fasst als Beispiele mit ≥ 100 Telef. in Typ Kneipp zusammen: Kneipp 161, zu mhd. knip ‘Schustermesser’, Raupp 299 ‘Kalb; närrischer Mensch’, Gaupp 241 (< Rufname Gābo), Knaupp 199 ‘Knorren, Grobian’. Nicht kartiert sind Schaupp 872 ‘Strohbund, dürrer Mensch’, ein FamN, der sich zwar auch in Württemberg, aber darüber hinaus noch in Unterfranken findet, Kaupp 668 und Keupp 154 ‘Federschopf des Vogels’ sowie Peipp 102 (ungeklärt) in Unter- und Mittelfranken sowie Seipp 712 (< Seibold) in Hessen. Typ Haugg in Abb. 357b enthält die FamN ≥ 10 Telef. mit -gg nach Diphthong: Haugg 390 (< Hugo), Maugg 62 zu mhd. māc ‘Blutsverwandter’, Schaugg 36 (ungeklärt) und Gaugg 10 ‘Kuckuck’. Zaugg 22 (verstreut) ist wohl Herkunftsname zu Zauch(e) in Schlesien und nicht kartiert. Auf Abb. 357b sind die FamN mit -pp nach Diphthong in Baden-Württemberg, mit -gg aber in Bayerisch-Schwaben konzentriert. Das ist kein Zufall, denn in Süddeutschland gibt es keine andere Gegend, in der die Schreibung gg generell so häufig ist wie hier. Sie kann dabei für unterschiedliche historische Konsonanten stehen, teils für westgermanisches gg wie bei Kaltenegger (‘Ecke’), teils für ahd. g wie bei Haugg (< Hugo), teils für ahd. k wie bei Lingg ‘link(s)’. Abb. 358a dokumentiert die Verbreitung von auslautendem -gg nach Vokal an den Beispielen Vogg (< Volk[er]), Högg ‘(an der) Hecke’ und Schiegg (mhd. schiec ‘schief ’). Ein ähnliches Verbreitungsbild ergibt sich bei weiteren 63 verschiedenen FamN ≥ 10 Telef. wie Fegg, Gegg, Gregg, Magg, Schegg, Schnugg, Schugg, Sigg, Riegg usw. Abb. 358b ergänzt den Befund durch den Wohnstättennamen Egg ‘(an der) Ecke’ und den Übernamen Schreiegg 53, Schreyegg 26, Schreyögg 31 ‘Eichelhäher’ für lautstarke Menschen. Der erste Teil des Wortes geht auf das Verb schreien zurück, der zweite, Jäck, ist eine lautmalerische Bezeichnung des Hähers. Der FamN findet sich in 18 Schreibweisen, und was den Auslaut angeht, wird dieser in der Pfalz mit -ck als Schreieck wiedergegeben und im Raum Sigmaringen als Schreyäck, im Raum Balingen mit -g als Schreijäg, im Raum Backnang mit -k als Schreijak; die Schreibung -gg aber findet sich konzentriert in Bayerisch-Schwaben (Abb. 357b). Auf Abb. 358b sind noch zwei Übernamen für linkshändige Personen zugefügt, Lingg 268 ‘Link(shänder)’ und (D/T)engg 62+20 für bairisch Denk mit derselben Bedeutung. Der alemannische und der bairische Übername Link und Denk (DFA 5, 810–818) treffen hier am Lech aufeinander, sind aber hier und nur hier in der Schreibweise -ngg statt -nk miteinander verbunden. All diese Schreibweisen sind wohl so zu erklären, dass sich gg für westgermanisches gg in Wörtern wie Brücke, Mücke, Ecke, Roggen und entsprechenden FamN einerseits im Niederdeutschen, andererseits am Südrand des deutschen Sprachgebiets gehalten hat, anderswo und im Hochdeutschen aber zu ck wurde (allerdings nicht in Roggen, wo der Grammatiker Johann Christoph Gottsched die Schreibung mit gg durchgesetzt hat, um das Getreide vom (Spinn-)Rocken zu unterscheiden). In diesen Wörtern wurde im 14. und 15. Jh. nach Ausweis des Historischen Südwestdeutschen Sprachatlas im Südalemannischen und Schwäbischen durchweg gg geschrieben (Kleiber/Kunze/Löffler 1979, Karte 192). In Bayerisch-Schwaben wurde dann die Schreibung von häufigen Fällen wie Egg(er), Rogg,

474

7 Regionale Namenprofile

Abb. 358: Schreibung -gg im Auslaut nach Vokal (a, b) und nach n (b).

Abb. 359: Schreibung -ckh (a) und -z statt -tz (b) in schwäbischen FamN.

475

7.1 Familiennamen im Westoberdeutschen

Tab. 35: Verhältnis -tz/-z-Schreibung nach Vokal in Patronymen mit z-Suffix. PLZ

Götz/-z

Fritz/-z

Lutz/-z

Seitz/-z

Dietz/-z

Butz/-z

Betz/-z

Notz/-z

70 Stuttg.-Stadt

206/7

276/22

361/63

139/19

102/20

42/0

92/19

8/6

71 Stuttg.-Land

293/73

457/51

448/33

195/50

121/15

54/0

139/15

6/23

72 Tübingen

432/25

599/16

667/175

128/38

92/68

102/1

223/130

61/1

73 Göppingen

332/1

538/81

521/36

305/54

93/100

50/1

223/18

13/2

74 Heilbronn

403/4

355/43

318/9

336/45

269/19

88/0

233/10

12/14

75 Pforzheim

124/2

125/4

320/96

92/6

93/7

17/0

61/4

3/1

Brugg(er), Stein-, Heidegg(er) usw. auch auf Fälle mit etymologischem g und k ausgeweitet (DFA 2, 580–595). Eine weitere Besonderheit der schwäbischen Konsonantenschreibung ist in Maulbronn schon seit 1523 bezeugt, wo die FamN Fink und Funk mit -ckh als Finckh und Funckh erscheinen. Dies ist historisch auch an anderen Orten nachweisbar, so in Zeven, Freiburg i. Br., Liechtenstein oder Salzburg. Aber heute ist die Schreibung nur noch in schwäbischen FamN konserviert. Mit ≥ 5 Telef. begegnen 16 verschiedene Fälle, von denen sechs der sieben häufigsten in Abb. 359a dokumentiert sind, ohne den zweithäufigsten, Ruckh 114 (< Rüdiger) im Raum Filderstadt, der im Kartenbild die übrigen „erdrückt“ hätte. Dafür wird Horakh mitkartiert, ein besonders bemerkenswerter Fall, weil Horak 639 ein Fremdname ist (sorbisch horak ‘Bergmann’, tschechisch horák ‘Gebirgsbewohner’), der im Raum Stuttgart als Horakh auftritt. B(ö/oe)ckh 94+29 und Beckh sind Berufsnamen ‘Bäcker’, Mackh 46 eine Kurzform von Markward. Wurden in den bisherigen Beispielen Konsonanten gehäuft, so im folgenden Fall erspart. Es gibt zahlreiche Patronyme, die auf Kurzformen von Rufnamen zurückgehen, welche mit dem verkleinernden oder kosenden Suffix -z(e) erweitert sind. Die häufigsten Patronyme mit -z in Deutschland (die mit -ze sind für das Folgende irrelevant) sind Götz 14773 (< Gott[fried]), Fritz 12373 (< Fried[rich]), Lutz 12352 (< Lud[wig]), Kunz 11696 (< Konrad), Seitz (< Sieg[fried]), Dietz 9997 (< Diet[rich]) und Heinz 9778 (< Heinrich). Sie stehen auf den Rängen 112, 142, 143, 155, 182, 187 und 193 der häufigsten FamN in Deutschland. Ihr Auslaut wird nach Konsonant in der Regel mit -z geschrieben (Kunz, Heinz), aber im Saarland und in der Südpfalz oft mit -tz (s. Abb. 404a in Kap. 7.3.2.4). Nach Vokal wird normalerweise -tz geschrieben (Götz, Fritz), aber im Schwäbischen und nur hier begegnet daneben oft die Schreibung mit einfachem -z, wie aus Abb. 359b ersichtlich ist. In dieser sind noch zusätzlich die Fälle Buz (< Burkhard; Butz 2620), Bez (< Bernhard, Berthold; Betz 6013) und Noz (< Not[ger]; Notz 440) berücksichtigt (DFA 2, 502–503). Tab. 35 registriert das prozentuale Verhältnis der kartierten Fälle mit -z zu ihren Entsprechungen mit -tz in den zentralschwäbischen zweistelligen PLZ.

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7 Regionale Namenprofile

7.1.3 Morphologie 7.1.3.1 Schäuble, Bertsch und Dietsche: Alemannische Koseformen Das markanteste Kennzeichen des Alemannischen, sowohl im Dialekt als auch bei den FamN, sind die Verkleinerungsformen mit -le und -li(n) wie Vögele, Schätzle und Müesli. Abb. 360a zeigt die Verbreitung der 576 FamN auf -le mit ≥ 100 Telef. in Deutschland auf. (Zählt man alle FamN, auch die Doppelnamen mit Bindestrich, sind es 8707 Types mit 305210 Tokens). Die Grenze der konzentrierten Verbreitung dieser Diminutiva verläuft nördlich der Orte Strasbourg – Kehl – Achern – Gaggenau – Pforzheim – Heilbronn – Künzelsau – Crailsheim und biegt östlich von Crailsheim nach Süden ab Richtung Dinkelsbühl – Nördlingen – Donauwörth – Augsburg – Schwabmünchen – Landsberg – Schongau – Füssen. Etwa 3,5 % aller FamN enden hier mit -le, mit 5 % die meisten im PLZ 88 Friedrichshafen, 4,7 % im PLZ 89 Ulm und 4,3 % in PLZ 87 Kempten. Aber auch in der Großstadt Stuttgart (PLZ 70) sind es noch 3,3 %. Die häufigsten Beispiele sind die Patronyme Eberle 4389 (< Eber[hard]) und Eisele 3610 (< Isen[hard] oder Übername des Schmieds), die häufigsten Herkunftsnamen Beyerle 306 und Fränkle 305, die häufigsten Wohnstättennamen Bächle 996 und Hölzle 574 (‘Wald’), die häufigsten Berufsnamen Bäuerle 1957 und Häfele 1133 (zu Hafen ‘Topf ’ für den Töpfer), die häufigsten Übernamen Schaible 1085 (Strohbund, für dürre Menschen, oder Träger einer schoube = langes Überkleid) und Schätzle 1307. In der Schweiz gilt überwiegend -li(n), Egli 3281 (< Egilolf) ist dort der 40-häufigste Name. Die nächsthäufigen Beispiele sind Stöckli 1663 ‘(stock-)steifer, eigensinniger Mensch’, Friedli 1376 (< Fried[rich]), Wehrli 1345 (< Werner) und Iseli 1200 (< Isen[hard] oder Übername des

Abb. 360: Diminutive mit -le (a) und Patronyme mit -tsch/-tsche (b).

7.1 Familiennamen im Westoberdeutschen

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Schmieds). Die Schreibweise mit -y wie Friedly, Isely ist typisch für die französische Schweiz. Die häufigsten Beispiele mit -lin sind Schmidlin 803, Reichlin 394 < [Rich]ard und Ettlin 327 < Otto, mit -le Brändle 672 < [Hilde]brand, Künzle 658 < Konrad und Strässle 431. Es gibt nur wenige südalemannische Merkmale, die über den Hochrhein nach Deutschland hineinreichen. Im Alemannischen kommt seit dem 13. Jh. in Rufnamen wie Dietschi(n) (< Dietrich), Bertschi(n) (< Bertold), Burtschi(n) (< Burkhard) als Koseform die Suffixkombination -tschi(n) auf. Nach dem Historischen Südwestdeutschem Sprachatlas (Kleiber/Kunze/ Löffler 1979, Karte 98) war im 14.–15. Jh. das auslautende -i(n) in diesen Rufnamen im Oberelsass und südlich einer Linie Offenburg – Rottweil – Ravensburg noch reichlich erhalten. Heute erscheinen die entsprechenden FamN im nördlichen Alemannischen apokopiert als Di(e)tsch 181+774, Bertsch 1392, mit Konsonantenerleichterung zur leichteren Aussprache Betsch 364, sowie als Bu(r)tsch 1+409. Die alte Endung ist im Breisgau und Südschwarzwald noch in abgeschwächter Form erhalten in den südalemannischen FamN Di(e)tsche 76+470, Be(r)tsche 44+291 und Bu(r)tsche 2+23 (Abb. 360b) und noch weiter südlich, nun auch in der ursprünglichen Form konserviert, als Dietschi(n), Bertschi(n) und Burtschi(n) im elsässischen Sundgau und der Schweiz beheimatet. Am Kaiserstuhl wohnen einige Dietschi und Bertschi(n), die wohl nach dem Dreißigjährigen Krieg aus der Schweiz eingewandert sind. In Vorarlberg findet sich nur Bertsch, aber dies häufig (DFA 1, 830–832). Auch Suffixkombinationen mit patronymischem -er (Bu(r)tscher < Burkhart, Fritscher < Fried[rich]) bzw. -ler (Butschler, Rentschler < Rein[hart]) sind im Westoberdeutschen üblich (DFA 3, 495–497).

7.1.3.2 Ketterer, Schmiederer, Riesterer: Alemannische Suffigierung mit -er Am Oberrhein häufen sich mit -er suffigierte Ableitungen von Rufnamen. Bei Ketterer (< Katharina) und Dilger (< Dilg, zu Odilia) handelt es sich um metronymische Ableitungssuffixe (DFA 6, 418–421). Dazu kommen im alemannischen Raum die Patronyme Jörger, Jerger, Gerger (< Georg), Kleiser (< Klaus), Hauger (< Hugo), Hanser, H(ä/e)nsler, Fritzer, Heinzer, Hei(n)zler, Kunzer, Künzler, Kienzler, Wenzler usw. (s. Abb. 196a in Kap. 6.1.8; DFA 3, 226–235). Auch bei Berufsnamen, die schon an sich auf -er enden, findet sich eine zusätzliche Suffigierung mit -er. Der Verbreitungsraum von Sutterer wird nördlich und südlich vom FamN Sutter ‘Schuhmacher’ gerahmt, an Schmiederer schließt südlich im Breisgau Schmieder ‘der in der Schmiede’ an. Östlich von Riesterer ‘Flickfleck des Schusters’ tritt, klar durch den Schwarzwald getrennt, zwischen Bodensee und Reutlingen Riester auf. Abb. 361a fügt diesen Fällen auf -erer noch Schillinger hinzu, eine Suffigierung des östlich des Schwarzwalds weit verbreiten FamN Schilling. Riesterer und Schillinger sind wie ihre Varianten ohne -er indirekte Berufsnamen für den Schuster bzw. für einen Bauern entsprechend seiner Abgabeverpflichtung. Ob nun die Suffigierung als Mittel zur Ableitung eines FamN vom Ausgangswort benutzt wurde oder zur Unterscheidung eines Juniors vom Senior, bleibt offen. Einige Riesterer wohnen im Oberelsass, einige Riester im mittleren Elsass sowie viele Schilling und Schillinger im ganzen Elsass. In der Schweiz finden sich Riester(er) 18+29 sowie Schilling(er) 489+35. Neben zahlreichen Sutter und einigen Schmieder gibt es im Elsass keine Fälle mit -erer, auch nicht in der Schweiz neben Sutter 2385 und Schmieder 18 (DFA 5, 395–398).

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7 Regionale Namenprofile

Abb. 361: Mit -er suffigierte Berufsnamen (a). Alemannische Patronyme zu Jodokus (b).

7.1.4 Lexik 7.1.4.1 Jaus, Ruoff, Walz: Alemannische Patronyme Durch vielfältige Laut- und Formvarianz heben sich einige alemannische Patronyme von deren Ausprägungen in anderen Räumen deutlich ab, wie im Folgenden an vier besonders markanten Beispielen demonstriert wird. Der aus dem Bretonischen stammende Rufname des heiligen Eremiten und Rompilgers Jodocus gelangte in der altfranzösischen Form Josse nach Deutschland, die im alemannischen Raum als Joos übernommen wurde, nördlich des Alemannischen mit t-Antritt zu Jost wurde und im Bairischen zu Jobst, das durch Kontamination von Jost mit Job, einer Variante des biblischen Namens Hiob, entstanden ist. Aus Abb. 361b ist die Verbreitung und Variation der alemannischen Form Joos 1798, Joo(ß/ss) 301+88 ersichtlich, und wie sie einerseits durch die schwäbische Diphthongierung von ō > au zu Jaus 107, Jau(ß/ss) 251+126 wurde, andererseits durch Diphthongierung zum fallenden Diphthong oa zu Joas und schließlich mit hybrider Schreibung von oa als ai zu Jais. Hinzu kommt im Raum Stuttgart das Diminutiv Jaisle 30, Jai(ß/ss)le 20+35. Im Elsass finden sich Joos und dem Französischen nahes Joss, in der Schweiz Joos 410, Joss 635, Joost 54, Jaus(s) 19+17 und im Raum Basel diminuiertes Jauslin 178 (DFA 6, 618–629). Im Alemannischen wurde der mhd. Rufname Ruodolf oft zu Ruof(f) 156+960 kontrahiert, woraus durch die nhd. Monophthongierung Ruf(f) 4936+1847 wurde. Ruff konzentriert sich im mittleren Württemberg, Ruf deckt den ganzen Verbreitungsraum in Abb. 362a ab. Der mhd. Diphthong uo blieb aber im Schwäbischen mit Ruof(f) 156+960 reichlich er-

7.1 Familiennamen im Westoberdeutschen

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Abb. 362: Patronyme zu Rudolf (a) und Werner (b).

halten, auch zu Ruef(f) 53+83 abgeschwächt. Aus einer mit -i suffigierten und umgelauteten Koseform Rüefi ist durch Entrundung Rief(f) 569+22 entstanden. Rüef(f) kommt als FamN nicht mehr vor. Diminutiva sind selten: Riefle 55 in Württemberg und Rieflin 56 am Kaiserstuhl, nach dem Dreißigjährigen Krieg aus der Schweiz zugewandert, wo sich heute nur noch Rüefli 58 findet. Im Elsass herrscht die Form Ruff, in der Schweiz finden sich Ruf(f) 691+139 und Ruef(f) 129+60, im Raum Zürich auch Ruof(f) 13+49 (DFA 1, 542–545). Der FamN Werner tritt in Bayerisch-Schwaben gerundet als Wörner auf (Abb. 144b in Kap. 5.10.1). Aber auch bei den diminuierten Kurzformen Wehrle (< Wernle 7 mit Konsonantenerleichterung) treten Formen ohne/mit Rundung und zudem ohne/mit Dehnungs-h in auf Abb. 362b klar voneinander getrennten Räumen auf. Im Unterelsass ist Werle konzentriert, und einige Wehrle sind im ganzen Elsass verteilt. In der Schweiz herrscht Wehrli(n) 1345+46 vor, zudem finden sich Wehrle 210, Werle 14 und W(ö/oe)hrle 47+18. Die Kurzform Wern 229 begegnet im Saarland und in Hessen, im Schwäbischen tritt sie gerundet als W(ö/oe)rn 198+19 auf. Bei der daraus mit -z-Suffix erweiterten Form Wern(t)z 186+7 (Raum Mannheim-Heidelberg) finden sich keine gerundeten Varianten, wohl aber bei der daraus durch Konsonantenreduktion entstandenen Form Wer(t)z 621+222 die Varianten Wör(t)z 893+73 und Woer(t)z 18+3. Auf Abb. 362b sind FamN ohne/mit Rundung durch helle/dunkle Farbtöne voneinander abgesetzt (DFA 1, 127–129). Wie Friedrich zärtlich Fritz und Heinrich Heinz gerufen werden können, so wurde auch Walter zu Walz, aber aus unerfindlichen Gründen nur im alemannischen Raum und dem direkt benachbarten Unterfranken. Abb. 363a dokumentiert die Verbreitung der betreffenden Patronyme Wal(t)z 4785+166, wobei auch die aus a vor l zu o verdumpften Wol(t)z 854+30 und die hypokoristisch umgelauteten Wel(t)z 2301+167 mit einbezogen werden. Im

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7 Regionale Namenprofile

Abb. 363: Die Patronyme Walz (a) und Berchtold (b) mit Varianten.

Elsass begegnet nur Waltz, dies aber häufig, und in der Schweiz Wal(t)z 137+18 (DFA 1, 88– 89). Der mit patronymischem Suffix -er gebildete FamN Wal(t)zer 493+10 begegnet im ganzen Verbreitungsraum von Walz, und darüber hinaus noch in den Räumen Karlsruhe, Kaiserslautern und Zweibrücken. Carl Friedrich Benz, geboren in Karlsruhe, erfand 1885 das benzingetriebene Kraftfahrzeug. Das Verbreitungsbild des FamN Ben(t)z 5536+845, einer alemannischen Koseform von Berthold (selten von Bernhard, nicht von Benedikt), gleicht dem von Walz auf Abb. 363a, doch reicht der FamN noch weiter in die Pfalz und nach Südhessen hinein. Wie bei Waltz gilt auch hier im Elsass die Schreibweise Bentz, in der Schweiz dagegen Benz 1295 (-tz nur 29), s. DFA 6, 77–79. Bei den Patronymen aus dem Rufnamen Berchthold blieb in Bayerisch-Schwaben die ursprüngliche Namenform Bercht(h)old 858+28, Perchtold 46 erhalten (Abb. 363b; auch in der Schweiz Berchtold 893), auch mit plosivem Auslaut im Erstglied (Berkt(h)old 144+2, Perktold 15 sowie Bergdolt 213, Bergt(h)old 32+7, Bergtholdt 29), während nach Westen hin – mit Erleichterung der Konsonantenhäufung – die Form Becht(h)old 1405+680 mit Ausfall des r anschließt und nach Norden und Osten hin die Form Bert(h)old 37+3322 mit Ausfall des ch (DFA 6, 63–64, 884–893). 7.1.4.2 Elsasser, Allgaier, Beha: Herkunftsnamen Von Binnenwanderungen im alemannischen Raum zeugen die Herkunftsnamen Schwei(t)zer 5509+2737 sowie Schwarzwälder, Elsässer, Allgaier und Beha ‘Böhme’. Als Berufsbezeichnung in der Bedeutung ‘Melker’ ist Schweizer erst seit dem 16. Jh. aufgekommen und daher für die Bildung von FamN irrelevant. Der FamN Schweizer bezog sich in der Zeit, als die

7.1 Familiennamen im Westoberdeutschen

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Abb. 364: Herkunftsnamen zu Regionen im Südwesten.

FamN entstanden, zunächst auf den Ort Schwyz und den zugehörigen Bezirk, ab Mitte des 14. Jhs. auf die Eidgenossenschaft der Acht Alten Orte (Schwyz, Uri, Unterwalden, dazu 1332 Luzern, 1351 Zürich, 1352 Glarus, Zug, 1353 Bern). Das erklärt die große Anzahl von Schwei(t)zer 3107+57, Schwi(t)zer 226+17, Schwyzer 133 innerhalb der Schweiz. Aus Abb. 364a ist ersichtlich, dass, wie auch historisch bezeugt ist, besonders die Schwäbische Alb aus der Schweiz besiedelt wurde, und der Südschwarzwald, wo auch viele Höfe den Namen Schweizerhof tragen (DFA 4, 110–113). Die aus Abb. 364a ersichtliche klare Trennung der Schreibungen mit z bzw. tz hängt wohl damit zusammen, dass in westmitteldeutschen Regionen generell die Schreibung tz bevorzugt wurde, s. Abb. 404a (Kap. 7.3.2.4). Im Elsass dominiert die Schreibweise mit tz, so auch bei dem Friedensnobelpreisträger Albert Schweitzer. Abb. 364b dokumentiert Auszugsrichtungen aus dem Elsass, aus dem Allgäu und aus Böhmen. Mit ≥ 100 Telef. begegnen die FamN Elsä(ss/ß)er 853+435, Elsesser 185 und Elsa(ss/ß)er 143+14. Elsesser findet sich konzentriert im Raum Aschaffenburg, Elsasser zwischen Heilbronn und Heidelberg, die übrigen wohnen alle im alemannischen Raum (DFA 4, 126). Im Elsass selbst heißen erwartungsgemäß nur wenige Personen Elsaesser, in der Schweiz Elsasser 67 und Elsässer 43. Auf das Allgäu bezogene Herkunftsnamen finden sich so gut wie ausschließlich westlich des Allgäus im alemannischen Raum. Von den Formen ≥ 100 Telef. dominiert Allge(i/y)er 592+100 am Oberrhein, linksrheinisch im Elsass wohnen aber nur einige wenige Allgaier. Typ Allga(i/y)er 890+123 findet sich vom Schwarzwald bis zur Ostgrenze des Alemannischen; dies entspricht der üblichen Verteilung der Schreibungen ei/ai in diesem Raum (Abb. 350b in 7.1.1.1). Allgöwer ist im Raum Ulm-Geislingen kon-

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7 Regionale Namenprofile

zentriert (DFA 4, 128–129). Auf Abb. 364b sind all diese Schreibweisen als Typ Allgaier zusammengefasst. Zuzug aus Böhmen ist vor allem im Zusammenhang mit der Kultivierung des Schwarzwalds zu sehen, zu der insbesondere Holz-, Glas- und Bergbauarbeiter benötigt wurden. Die alemannische Form für Böhme, mhd. Beheim, ist Be(h)a 94+376, so die FamN im Schwarzwald, im Schwäbischen diphthongiert zu Bay(h)a 3+187, so die FamN im Raum Stuttgart. Sie sind auf der Abbildung als Typ Beha zusammengefasst (DFA 4, 89–93).

7.1.4.3 Hungerbühler und Spiegelhalter: Familiennamen nach der Wohnstätte Das übliche oberdeutsche Wort für einen Hügel war mhd. bühel ‘Bühl’. Das Wort Hügel wurde hier erst durch Luthers Bibelübersetzung bekannt und gebräuchlich. FamN wie Hügel oder Hügle haben damit nichts zu tun, es sind vielmehr Verkleinerungsformen von Hug(o). Abb. 365a gilt der Gesamtverbreitung und den einzelnen Varianten des häufigen Wohnstätten- und Herkunftsnamens Bühler ‘der am/auf dem/aus Bühl’. Klar davon getrennt gelten im Ostoberdeutschen Formen mit P- und Spirantisierung des h zu ch (Typ Pichler, s. Abb. 121b und 384b in Kap. 5.5 bzw. 7.2). Typ B(ü/ue)hler 5457+55 und entrundetes Bie(h)ler 953+666, Bi(h)ler 32+559 sind miteinander etwa zu gleichen Teilen verbreitet, B(ö/oe)hler 1946+39 mit Senkung von ü zu ö einerseits am Hochrhein, andererseits in Nordbaden. Im Elsass finden sich wenige Buhler, dafür im Unterelsass zahlreiche Bi(e)hler und im Oberelsass viele Boehler. In der Schweiz finden sich ≥ 50 Telef. B(ü/ue)hler 4079+53, Böhler 218. In Vorarlberg dominiert Böhler. Bei den 32 Komposita ≥ 5 Telef. mit -bühler als Grundwort herrscht im alemannischen Teil der BRD überall -bühler, am häufigsten sind Hatzen- 172, Roll- 89, Loch- 83 und Hungerbühler 44. Die Komposita auf -bühler sind im Unterschied zu einfachem Bühler weiter nach Bayern hinein verbreitet. Eine Ausnahme bildet Bayerisch-Schwaben, wo entrundete Formen gelten wie Loch- 95, Gram- 33, Wildbihler 18 (Kap. 5.10.2; DFA 4, 498–517). Die meisten der 19 verschiedenen Komposita ≥ 5 Telef. auf -bühl finden sich in Nordbaden und Südhessen, am häufigsten sind Schne(c)ken- 46, Betten40, Hirsch- 36- und Krebühl 36. Das im Alemannischen gebräuchlichste Wort für einen Bergabhang ist Halde. Es ist als Simplex wie in Komposita einer der häufigsten Flurnamen in Südwestdeutschland; nach Brechenmacher 1957–1963 findet sich Hald(e) allein in Württemberg 948-mal, in mit -halde zusammengesetzten Flurnamen an die 2800-mal. Ein von der Sonne beschienener Hang wird oft als Sonn- oder Spiegelhalde, ein schattiger als Winterhalde bezeichnet. Dabei werden im Dialekt d und t nicht geschieden und sind daher bei der Schreibung austauschbar (s. Kap. 5.5). Abb. 365b dokumentiert die betreffenden FamN. Bei den Simplizia Halder 817 und Halter 674 ‘der auf der Halde’ sind Konkurrenzen mit Berufsnamen zu mhd. haltaere ‘Hirte’ wohl gering zu veranschlagen. Typ Winterhal(t/d)er 530+340 schließt auf Abb. 365b andere Komposita wie Hoch- 135 und Sommerhalter 59 sowie Spiegelhal(t/d)er 160+64 mit ein. Im Elsass findet sich kein Halder, aber sehr viele Halter, auch viele Winterhalter, besonders im Unterelsass. In der Schweiz Hal(d/t)er 42/670, Winterha(t/d)er 48+21, in Vorarlberg und Tirol viele Halder und kaum Halter. Bei den Komposita herrschen die Schreibungen mit t vorwiegend westlich, mit d östlich des Schwarzwaldkamms vor (DFA 4, 543–544). Wahrscheinlich durch Siedler aus den merowingischen Kerngebieten an Niederrhein und Maas wurde das Wort Hurst ‘Gebüsch, kleine Erhebung in feuchter Umgebung’ an den Oberrhein gebracht und in Flur- (der/die Hurst) und Ortsnamen wie Gams-, Legels-,

7.1 Familiennamen im Westoberdeutschen

Abb. 365: Wohnstättennamen mit Bühl (a) und Halde (b).

Abb. 366: Wohnstättennamen mit Hurst (a) und -loch(er) statt -loh(er) (b).

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Abb. 367: Südalemannische Wohnstättennamen zu Matte (a) und Wasen (b).

Unzhurst heimisch. Abb. 366a dokumentiert die Verbreitung der aus derartigen Wohnstätten abgeleiteten FamN Hurst und Hürst. Auch im Elsass ist Hurst sehr häufig, in der Schweiz finden sich 73 Telef. in den Kantonen Basel, Zürich und Bern. Viele Gelände- und Ortsnamen gehen auf das ahd. Wort lōh, mhd. lō und lōch ‘Gebüsch, (lichter) Wald, Lichtung’ zurück. Sie häufen sich einerseits in Nordwestdeutschland (Gütersloh, Wisloh), andererseits in Bayern (Kammerloh, Unterschrötenloh), wobei in beiden Regionen die Form -loh gilt. Entsprechende FamN sind im Nordwesten Lohmann, Loh, Oster-, Rüs-, Grote-, Unterloh, in Bayern Huttenloher, Schottenloher, kontrahiert Eisenlohr usw. Anders in Württemberg. Hier herrschen Orts- und Flurnamen mit auslautendem -ch vor (Degerloch, Haigerloch, Hohloch). Abb. 366b dokumentiert die Verbreitung von FamN -loch(er) mit ≥ 100 Telef., die auf solchen Orts- oder Flurnamen beruhen (DFA 4, 712–731). Das oberrhein- und südalemannische Wort für Wiese heißt Matte. Es tritt in Ortsnamen wie Strittmatt ‘umstrittene Wiese’ oder Zermatt ‘zur (bei/auf der) Wiese’ auf, auch im Bergnamen Matterhorn ‘Zermatter Horn’. In FamN findet es sich bei Strittmatter oder Mattmüller ‘Müller an der Wiese’. Beim FamN Matt ist auch eine Kurzform von Matthäus oder Matthias möglich, doch spricht die Konzentration des FamN im südalemannischen Geltungsgebiet von Matte (im Dialekt: Matt) dafür, dass es sich in der Regel um einen Wohnstättennamen handeln dürfte. Die Matter in Nordwürttemberg (Abb. 367a) sind wohl aus der Schweiz eingewandert, wo der FamN häufig ist, während dort, wo sie in Deutschland wohnen, das Wort Wiese gilt. Eine grasbewachsene Fläche heißt mhd. wase, wasem, wasen. Von einer solchen Wohnstätte abgeleitet sind FamN wie Wasner 549 und Waser 99, in ganz Mittel- und Süd-

7.1 Familiennamen im Westoberdeutschen

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deutschland verstreut, mit Ausnahme des südalemannischen Gebiets, wo Typ Waßmer gilt, Abb. 367b (DFA 2, 782–785). Was(s)mer ist auch im Oberelsass häufig, in der Nordschweiz finden sich 383 Telef. Was(s)mer.

7.1.4.4 Weibel, Schwegler, Mutschler: Alemannische Berufsnamen Abb. 368a dokumentiert die Verbreitung von vier alemannischen Berufsnamen aus dem Bereich der Holzhandwerke. Für den Drechsler gilt hier der Typ Dreher 4185, bei dem sich einige Vorkommen auch außerhalb des Westoberdeutschen im Raum Idar-Oberstein finden. Am Oberrhein finden sich einige daraus kontrahierte Dre(y/i)er, die auf der Abbildung nicht berücksichtigt sind. Im Elsass leben viele Dreyer und einige Dreher, in der Schweiz überwiegen die Dre(i/y)er 205+401 vor Dreher 127, in Vorarlberg gibt es nur Dreher. Zu den übrigen Bezeichnungen des Drechslers s. Abb. 289 (6.4.13). Der Großböttcher heißt im Alemannischen und nur hier nach Ausweis der FamN neben oberrheinisch Kiefer und schwäbisch Binder auch Fä(ß/ss)ler 289+158, Fe(ss/ß)ler 380+210, wobei alle vier Schreibweisen ziemlich gleichmäßig im Verbreitungsgebiet des FamN auftreten. Im Oberelsass finden sich zahlreiche Fessler und einige Fassler, in der Schweiz dagegen überwiegend Fässler 1375, wenige Fessler 182, in Vorarlberg begegnen etwa gleich häufig die Schreibweisen F(e/ä)(ss/ß)ler. Für den Kleinböttcher galt im Alemannischen eine Berufsbezeichnung, die auf Kübel zurückgeht, ein Lehnwort aus lat. cupella ‘Getreidemaß, Trinkgefäß’. Typ Kübler auf Abb. 368a enthält die FamN K(ü/ue)bler 3239+42, entrundet Ki(e)bler 212+282, das wie viele andere entrundete FamN (s. Kap. 5.10.2) in Bayerisch-Schwaben auftritt. Der FamN ist als Kubler auch im Elsass häufig, in der Schweiz findet sich Kübler 368, einige wenige auch in Vorarlberg. Im Dialekt sind inzwischen Typ Fessler ganz und Typ Kübler bis auf ganz seltene Relikte in Vorarlberg durch Küfer verdrängt worden (DFA 5, 319–325). Das Wort Armbrust wurde im 12. Jh. ins Deutsche aus französisch arbalestre entlehnt, das auf lat. arcuballista ‘Bogenschleuder’ zurückgeht. Der Hersteller oder Benutzer von Armbrüsten hieß im Alemannischen Armbr(u/ü)ster 2810+298 (in der Pfalz Armbrust 779), im Bairischen dagegen Bogner (DFA 1, 186–187; DFA 5, 284–285). Zahlreich findet sich Armbruster auch im Elsass, mit 79 Telef. in der Schweiz. Abb. 368b zeigt die Verbreitung von fünf weiteren alemannischen FamN aus sehr unterschiedlichen Berufen. Das süd- und westdeutsche Wort für die Ziege ist Geiß. Aber nur im alemannischen Raum gibt es für den Ziegenhirten die Berufsbezeichnung Gais(s)er 1458+123, Geis(s)er 817+131, G(e/a)ißer 351+133. Im Elsass finden sich einige G(a/e)is(s)er, in der Schweiz Geis(s)er 1083+306, Gais(s)er 26+14, in Vorarlberg einige Gaiser. Rundum heißt der Ziegenhirt im Fränkischen und Bairischen einfach Geis(s), Geiß. Im Unterelsass, in der Pfalz und in Nordbaden wurde der FamN möglicherweise nicht mehr verstanden und durch Antritt von -t (s. dazu Kap. 3.5) zu Geißert erweitert, vielleicht auch unter Anlehnung an Geißhirt (DFA 5, 107–109). Den Handwerker, der eine Lehmwand errichtete bzw. eine Wand mit Lehm verstrich, nannte man im alemannischen Raum Kl(ai/ei)ber 1191+978; viele Kleiber wohnen auch im Oberelsass, in der Schweiz findet sich Kl(e/a)iber 116+55. In anderen Regionen gelten als entsprechende Berufsnamen Kleber, Klenner, Klinner (DFA 5, 332–337), Staker (Norddeutschland) oder Le(h)mer (Ostbayern; Ebner 2015, 381).

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7 Regionale Namenprofile

Abb. 368: Alemannische Berufsnamen aus Holzhandwerken (a) und anderen Berufen (b).

Die oder der Schwegel, abgeleitet von ahd. swegala ‘Schienbeinknochen’, war im Mittelalter die Bezeichnung für Flöten, die einhändig von einer Person zugleich mit einer Trommel gespielt werden konnten. In mittelalterlichen lateinisch-deutschen Wörterbüchern findet sich das Wort als Übersetzung von fistula oder tibia nur im alemannischen Raum, ebenso auch die heutigen FamN Schwegler 867, Schw(ä/ö)gler 96+37. Im Elsass fehlt der FamN, in der Schweiz findet sich Schwegler 645 (DFA 5, 562–564). Mhd. rîber ‘Badeknecht, Masseur’ findet sich als Rieber 490, Reiber 744 und Raiber 174 fast nur in Württemberg, allerdings kann Reiber auch in manchen Fällen aus Räuber entrundet sein und Rieber aus Rüber ‘Rübenbauer’ (DFA 5, 546–548). Von ahd. weibōn ‘sich hin- und herbewegen’ abgeleitet ist das Substantiv Weibel für einen Boten, besonders für einen Gerichts- oder Amtsdiener, so heute noch in der Schweiz gebräuchlich. Das alemannische Wort hat sich im FamN W(a/e)ibel 1525+331 etabliert (Abb. 368b), sehr häufig auch im Elsass und in der Schweiz, aber auch in der Militärsprache weiter verbreitet und ist dann beispielsweise in ostmitteldeutscher Lautung als Feldwebel in die Schriftsprache gelangt. Entsprechungen in anderen Regionen sind ostoberdeutsch Büttel, Bittl, mitteldeutsch Frohn(e) und niederdeutsch Klüver, Klöver (DFA 5, 629–631). Im Südwesten häufen sich FamN, die als indirekte Berufsnamen Gewürzkrämer und Hersteller oder Händler von Essig nach ihren Produkten benennen (Abb. 369a). Der Kümmel heißt im mittelalterlichen Alemannisch kümich. Davon abgeleitet sind die FamN Kimmig 527 (in der Ortenau) und Kimmich 489 (im mittleren Schwarzwald) sowie Kümmi(g/ch) 17+18 für den Kümmelbauern oder -händler. Pfefferle 677 ist die alemannische Verkleinerungsform der in anderen Gebieten verbreiteten FamN Pfeffer, Peffer und Peper(mann). Pfefferlein 56 im Raum Gunzenhausen ist im Typ Pfefferle einbezogen. Die E(ss/ß)ig

7.1 Familiennamen im Westoberdeutschen

Abb. 369: Alemannische Berufsnamen des Gewürzhändlers (a); oberrheinische Berufsnamen (b).

Abb. 370: Bäckernamen im Südwesten.

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7 Regionale Namenprofile

1054+35, Es(s)ich 10+65 „sprießen im Südwestwinkel von Deutschland auf und sind durchaus an Weinbaugebiete gebunden“ (Brechenmacher 1957–1963, 420). Im Elsass wohnen einige Kimmich und Essig und viele Pfeffer, aber keine Pfefferle. In der Schweiz finden sich Kimmi(ch/g) 15+16, Essig 76, Pfeffer 53, Pfefferli 23 und in der französischen Schweiz Pfefferlé 48 (DFA 2, 66–68; 665–666, DFA 5, 515). Abb. 369b versammelt fünf nur am Oberrhein verbreitete Berufsnamen. Karcher ist die hier (einschließlich des Elsass) geltende Bezeichnung des Fuhrmanns, anderswo gelten dafür Namen wie Karrer, K(ä/e)rner und Fuhrmann (Abb. 293a; DFA 5, 484–492). Nöltner ist der Nadelmacher (< mhd. nādelnære; Nöldner 190 in Norddeutschland verstreut; DFA 5, 249–250). Der indirekte Berufsname Wohlschl(e/ö)gel 115+19 ist nach dem Werkzeug des Wollschlägers gebildet, der die Wolle durch Schlagen mit dem Wollbogen reinigt, lockert und spinnfertig macht. Der Nopper, anderswo Kemmler, Kratzer, Tuchscherer, Weißflog usw. genannt, entfernt die Knötchen aus der Wolle bzw. die überstehenden Faserreste von den Tuchen (DFA 5, 428–432). Börsig 212, Börschig 65 ist die Bezeichnung eines bestimmten Fisches am Oberrhein und wurde zum indirekten Berufsnamen dortiger Fischer (DFA 5, 186–188). Es gibt wohl keine Gegend in Deutschland, in der das Bäckerhandwerk zu so vielen verschiedenen FamN geführt hat wie hier. Neben den üblichen, weit verbreiteten Namen wie Beck, Becker, Pfister und Pfisterer (letzteres konzentriert im nördlichen BadenWürttemberg, verstreut in Bayern) finden sich Spezialbezeichnungen nach dem Wort mhd. mutsche, mutschelîn, einem Weißbrot verschiedener Art, aber stets in kleinen Stücken gebacken. Abb. 370a dokumentiert die Verbreitung der Berufsnamen Mutsch(el)ler 949+89, Mitsch, Mütsch sowie M(i/ü)tschele 142+35. Alle Namenformen reichen vom Schwäbischen auch zum Oberrhein hinüber, Mutschler und einige Mitsch auch ins Elsass (Abb. 370a). Mutsch 96 begegnet weit entfernt im Raum Trier und in Luxemburg, in derselben Bedeutung. Abb. 370b registriert weitere Bäckernamen. Gutbrod bezieht sich weniger auf die allgemeine Qualität des Brotes als speziell auf Weizenbrot, denn nördlich an den Verbreitungsraum von Gutbrod schließen in der Pfalz und in Franken die FamN Weisbrod und Schönbrodt an, womit ebenfalls Weizenbrot gemeint ist, im Unterschied zu Rück-, Rucken-, Roggenbrodt. Brodbe(c)k bezeichnet den Sauerteig- oder Schwarzbrotbäcker. Der Schlotterbe(c)k verwendete beim Backen Sauermilch, die im schwäbischen Dialekt Schlotter heißt. All diese Namen treten in vielen, Typ Weißbrodt z. B. in neun verschiedenen Schreibvarianten auf (DFA 5, 126–153). Der bayerische Regierungsbezirk Schwaben (Bayerisch – Schwaben) hebt sich durch einige markante Kennzeichen als eigene, am Südostrand des Westoberdeutschen gelegene FamN-Region ab. Diese Region deckt sich weitgehend mit der Diözese Augsburg. Daher ist es wohl kein Zufall, wenn für den Bauern, der ein Wittum, das heißt ein kirchliches Gut bewirtschaftete, einheitlich das Wort und daraus abgeleitet der FamN Wiede(n)mann gilt, Abb. 371a. Westlich und östlich davon ist die Form Widmann üblich, nördlich Wittmann (DFA 1, 626–635). Aber auch andere Phänomene sind kennzeichnend für diesen Raum, insbesondere die Rundung von e zu ö in FamN wie Wörle (Abb. 362b in 7.1.4.1), Hörmann, Böck, Wörner (Abb. 144b in Kap. 5.10.1) und die Entrundung von ü zu i in Miller (Abb. 148a in Kap. 5.10.1).

7.1 Familiennamen im Westoberdeutschen

489

7.1.4.5 Klumpp, Schoch, Brutscher: Alemannische Übernamen Als typisch alemannische Übernamen finden sich Schlenk 520 und Schlenker 1396 für Männer mit schwankendem, schlenkerndem Gang, einige Schlenker auch im Elsass und in der Schweiz 38 (Abb. 323b; DFA 5, 846–847). Auf Essen und Trinken beziehen sich Gries(s)-, Grießhaber 775, nach einem aus Grieß, Schmalz und Eiern in der Pfanne gebackenen, während des Schmorens zerschroteten Bauernessen. Einige Grieshaber finden sich auch im Elsass und der Schweiz (Abb. 325a; DFA 5, 969–971). Gute Esser nannte man Fr(ä/e)(ß/ss)le 102 (DFA 5, 965–969), tüchtige Trinker Tr(ä/e)nkle 1113 (einige auch im Elsass, aber keine in der Schweiz); nördlich schließt in Unterfranken der FamN Trun(c)k 933 an (Abb. 325b). Der alemannischen Fasnacht entspricht der nach diesem für die Ablieferung von Hühnern beliebten Termin gegebene FamN Fa(ss/ß)nacht 413, auch in der Schweiz (187) und im Elsass verbreitet (DFA 5, 1059–1060). Abb. 371b gilt dem nur in Bayerisch-Schwaben beheimateten Übernamen (P/B)restel 592+121, (B/P)restl 7+1 und Prest(e)le 25+288 (ein Nest Prestel auch in Graben-Neudorf nördlich von Karlsruhe). Das Ausgangswort ist mhd. brast, das sowohl ‘Prahlerei, Prunk’ bedeuten kann, als auch ‘Gebresten, Kummer’. So bleibt offen, ob der FamN ursprünglich einem Angeber oder einer bekümmerten oder gebrechlichen Person verliehen wurde. Das mhd. Wort schoc, schoch ‘Haufen, insbesondere Heu-, Getreidehaufen; Anzahl von 60’ ist im alemannischen Dialekt erhalten und hat hier auch zu Übernamen geführt (Abb. 372a), entweder für den Heubauern, den Helfer beim Aufhäufen des Ernteguts oder nach einer auf die Menge eines Schocks (beispielsweise 60 Garben Getreide) bezogenen Abgabepflicht. Die Entsprechung in der Bedeutung ‘Haufen’ im Bairischen ist Schober. Im Elsass ist Schoch sehr häufig, mit Schwerpunkt im Unterelsass, in der Schweiz finden sich

Abb. 371: Der Berufsname Wiedemann (a) und der Übername Prestele (b).

490

7 Regionale Namenprofile

Schoch 1138, besonders in der Ostschweiz, und Schöchli(n) 14+22. Die Schöchlin auf Abb. 372a sind wohl aus der Schweiz eingewandert (DFA 5, 34–39). Ein nach unten verzogener Mund oder eine missmutige Miene heißt im alemannischen Dialekt Brutsch, und brutschig bedeutet mürrisch. Das Wort hat in den einzelnen Regionen zu den Übernamen in Abb. 372b geführt. Im Oberelsass finden sich einige Britsch, im Unterelsass Brutscher, in der Schweiz Brütsch 379, vor allem im Kanton Schaffhausen, sonst Brutsche 26, Brutschi(n) 27+30, Britschgi 340, in Vorarlberg einige Brutscher (DFA 5, 804–805). Unter den typisch schwäbischen Übernamen sei zunächst Speidel 1082 genannt. Der FamN geht auf das schwäbische Wort für den Keil zurück und kann, wie der häufige FamN Keil, Berufsname für Benutzer dieses Werkzeugs sein, aber auch Übername für grobe Menschen, s. Abb. 308b in Kap. 6.5.2 (DFA 5, 728–730). Viele FamN sind durch auffällige Beine (Holbein), Füße (Schmalfuß) und sogar Zehen veranlasst. Neben die Namen Zehe (nördlich des Mains) und Zeh, Zeeh (südlich von Mosel und Main und in Sachsen) tritt schwäbisches Zeeb, Abb. 321b. Zur direkten Charakterisierung beleibter Personen stehen die Wörter fett und feist zur Verfügung. Das Adjektiv feist war ursprünglich ein Präteritum-Partizip (ge)veizt zum Verb veizen ‘mästen’. Es war nur im Ostmitteldeutschen und südlich des Mains gebräuchlich. Im Norden galt dagegen das Adjektiv fett. So hat man Personen mit starkem Bauch im Norden Vornfett genannt (Abb. 302b in Kap. 6.5.2). Im Jahr 1626 ist in Egeln ein Pfarrer etwas diskreter als Joh. Fornefest bezeugt (Zoder 1968, I, 512). In südlicheren Regionen aber gilt Fornfeist 107. Zwar tritt der FamN Feist 1739 ziemlich gleichmäßig in Deutschland auf, doch hängt das damit zusammen, dass er vor 1945 in Schlesien besonders häufig war und dann von dort in den Westen kam; der FamN wird daher in Abb. 373a nicht einbezogen. Dagegen konzentrieren sich die Typen Fei(ß/ss)t 181+39, Fai(ß/ss)t 486+183, Faist 198 und mit Abfall des -t wie im heutigen Dialekt Feis(s) 127+29, Feiß 43 und Faiß 160, Fais(s) 64+8 im alemannischen Raum. Feis tritt auch weiter entfernt im Raum Nonnweiler (Saarland) auf. Im Elsass finden sich einige Faist und Feist, in der Schweiz Feiss(t) 29+13, Fais(s)t 15+21 und diminuiert Feissli 55 (DFA 5, 692–694). Häufiger als die direkten sind die indirekten, bildlichen Übernamen für beleibte oder unbeholfene Personen. Hier finden sich die auch in anderen Regionen verbreiteten FamN Knoll(e) ‘Knolle, Klumpen’, Stoll ‘Pfosten, Klotz’ und Knorr ‘Knorren’. Nach Abb. 373b ist hier der auch sonst verbreitete FamN Klo(t)z 51+4711 besonders konzentriert. Fast nur in dieser Region begegnet Klump(p) 398+1516 ‘Klumpen’ (Klumb 278 in Südhessen und Rheinland-Pfalz). Das zugrunde liegende, ursprünglich niederdeutsche Wort mnd. klumpe ‘Holzschuh; Klumpen’ muss nach Ausweis der FamN, wenn diese in Mittelbaden autochthon sind, schon im Mittelalter nach Süddeutschland gelangt sein. Andere derartige Übernamen sind Sto(t)z 38+1745 ‘Klotz’, M(ö/oe)ck 565+185, Moek 35 ‘Mocken, Klumpen’ (Mock 1781 in gleicher Bedeutung weit entfernt im Raum Heiligenstadt), ferner Moll 5240 ‘Molch; unbeholfener Mensch’ (ein zweiter Verbreitungsraum links des Nordrheins) und Klöble 77 ‘kleiner Kloben’. Auch Stor(t)z 1486+146 (alemannisch ‘Strunk, Stumpf ’) und Stump(p) 424+824 ‘(Baum-)Stumpf ’ werden meist untersetzte Personen bezeichnen, doch sind hier auch Wohnstättennamen ‘bei den Baumstümpfen’ in Rechnung zu stellen. Im Elsass finden sich viele Klotz, einige Klumpp und Moll und wenige Stotz, Stortz und Stumpp, in der Schweiz Klotz 65, Klumpp 33, Stotz 67, Moll(e) 364+19, Storz 81, Stump(p) 214+17. In keiner

7.1 Familiennamen im Westoberdeutschen

Abb. 372: Übernamen für Bauern (a) und für mürrische Menschen (b).

Abb. 373: Direkte (a) und bildliche Übernamen für beleibte Menschen (b).

491

492

7 Regionale Namenprofile

anderen Region sind Übernamen für beleibte und unbeholfene Menschen so häufig und vielfältig wie im Südwesten (DFA 5, 694–717).

7.2 Familiennamen im Ostoberdeutschen Die Grenze des Ostoberdeutschen gegenüber dem Westoberdeutschen ist am Anfang von Kap. 7.1 beschrieben. Im Norden grenzt es an das Mitteldeutsche, die wichtigste Grenzlinie in den Dialekten ist die Lautverschiebungsgrenze von Apfel vs. Appel, in den FamN am deutlichsten von Hopf(e) vs. Hoppe (DFA 2, 44–49). Die Region südlich dieser Grenze bis zur Dialektgrenze von euch vs. enk rechnet man zum ostfränkischen Dialekt, der als Übergangsbereich vom Oberdeutschen zum Mitteldeutschen manchmal (zusammen mit dem Südfränkischen) als Nordoberdeutsch bezeichnet, manchmal aber auch zum Mitteldeutschen gerechnet wird. Südlich der euch/enk-Grenze beginnt das Bairische, zu dem auch die österreichischen Dialekte zählen. (In der Sprachwissenschaft schreibt man bairisch mit ai. Der ursprünglich griechische Buchstabe y wurde 1825 durch König Ludwig I in den Landesnamen eingeführt, als sein Sohn Otto König von Griechenland geworden war). Der markanteste Unterschied zwischen dem Ostfränkischen und dem Bairischen bei den FamN besteht in den Diminutivsuffixen ostfränkisch -lein (Eberlein) vs. bairisch -l (Eberl), s. u. Abb. 379. Im Folgenden wird das Ostfränkische mit einbezogen. Die Angaben für Österreich erfolgen hier nach www.herold.at/telefonbuch (2020), für Südtirol nach www.nomdefamille.eu.

Abb. 374: Verbreitung häufiger FamN in Bayern (nach Klausmann 2009, K. 42, 55).

7.2 Familiennamen im Ostoberdeutschen

493

Die Verbreitung und Erklärung von rund 2000 häufigen FamN in Bayern hat Klausmann 2009 in seinem „Atlas der Familiennamen von Bayern“ mit 75 Karten dargestellt. Abb. 374a zeigt typische FamN einzelner Regionen, Abb. 374b Übernamen wie Übelhör ‘schlechter (strenger) Herr’ oder Stölzle ‘kleiner Angeber’. Auf den hier gegebenen Abbildungen sind die Karten stark verkleinert und die meisten der zur Identifizierung der Verbreitungsgebiete eingetragenen Ortsnamen weggelassen.

7.2.1 Phonologie 7.2.1.1 Altdorfer, Kainz und Stoiber: Bairische Vokale Zahlreiche bairische FamN sind von der oberdeutschen Umlauthinderung betroffen. Sie ist in Kap. 5.7 mit Beispielen wie Gartner statt Gärtner, Burger statt Bürger, Forster statt Förster, Hinterhofer statt Hinterhöfer, Neuhauser statt Neuhäuser usw. behandelt. Der Komponist Anton Bruckner kann nur oberdeutsche Vorfahren haben, andernfalls müsste er Brückner heißen. Der Holzsäger heißt hier Sager, nicht S(ä/e)ger. Die hochdeutsche Berufsbezeichnung Glaser muss aus dem Oberdeutschen kommen, sonst müsste sie Gläser heißen; und da das Westoberdeutsche kaum zum Hochdeutschen beigetragen hat, wird sie aus dem Ostoberdeutschen stammen (DFA 1, 2–5). Während einige der oben genannten Beispiele auch für das Westoberdeutsche gelten, betrifft die Umlauthinderung im Fall der Herkunftsnamen [An]dorfer statt [An]dörfer besonders das Ostoberdeutsche, wobei die Nordgrenze weitgehend mit der Grenze des Bairischen zum Ostfränkischen zusammenfällt, s. Abb. 375a. Hier sind unter Typ [An]dorfer 474 verschiedene FamN zusammengefasst, unter Typ [An]dörfer 485. Am häufigsten sind Freun- 354, Obern- 306, Altendorfer 251 bzw. Wörs- 344, Kochen- 339, Hausdörfer 289 (DFA 1, 196–201). Auch bei Gleichungen wie Andorfer 115/ Andörfer 62, Bodendorfer 57/Bodendörfer 56 finden sich die Formen ohne Umlaut im bairischen, mit Umlaut im fränkischen Gebiet. Nördlich daran schließen FamN mit -dorf an (s. Abb. 212b in Kap. 6.2.3); DFA 3, 252–254). Die FamN Dorfner 445 und die 15 Komposita wie Kelldorfner sind östlich einer Linie Murnau – München – Regensburg beheimatet (s. u. 7.2.2.3). Die Dörfner 37 finden sich im Raum Nürnberg. Auch die Grenze zwischen südlichem [Berg]hauser und nördlichem [Berg]häuser verläuft in Bayern genau so wie die zwischen [An]dorfer und [An]dörfer (DFA 1, 496–500). Ein ohrenfälliges Merkmal des bairisch-österreichischen Dialekts ist die Aussprache oa für ei: was moanst ‘was meinst du’, a kloans ‘ein kleines’; in Salzburg gibt es z. B. den Gaststättennamen S’kloane Brauhaus. Hier wurden die mhd. Diphthonge uo und ei, dieses oft als ai geschrieben, vor n als oa ausgesprochen, also sowohl mhd. kuon ‘kühn’ als auch ein, ain ‘ein’ als oan. Um diesen Laut zu verschriftlichen, wurde kein neues Diphthongzeichen, etwa oa geschaffen (als Lautkombination findet sich oa nur bei Fremdnamen, etwa Joachim oder Noak < Nowak ‘Neusiedler’), sondern bei ain die Schreibung ai beibehalten und diese dann auch bei kuon verwendet. Dies wirkte sich besonders bei Patronymen aus dem Rufnamen mhd. Kuonrad aus und führte zu FamN wie Kainra(d/th) 7+11, mit Ausfall des -r- Kainat(h) 2+36 und zu Ableitungen wie Kain, Kaindl, Kain(t)z 2+786 und Typ Kainzbauer 84 mit -m(a/e)ier 48+15 (Abb. 375b) usw. Mhd. öu wird im Neuhochdeutschen eu geschrieben (vröude/Freude) und mhd. iu (= langes ü) wurde zu eu diphthongiert (hiute/heute). In Bayern findet sich in beiden Fällen

494

7 Regionale Namenprofile

Abb. 375: Herkunftsnamen -dörfer vs. -dorfer (a). Schreibung ai in Patronymen aus Konrad (b).

Abb. 376: Schreibung oi (a) und Kurz- statt Langvokal (b) im Ostoberdeutschen.

7.2 Familiennamen im Ostoberdeutschen

495

nicht selten die Schreibweise oi, beispielsweise im von mhd. stöuben ‘Staub aufwirbeln’ abgeleiteten Übernamen Stoiber für einen Müller oder einen unruhigen Menschen oder nach der Wohnstätte ‘am stiebenden Wasserfall’. (In Nord- und Westbayern Stauber, nördlich des Mains Stäuber und Steuber, schwäbisch entrundet Staiber, westmitteldeutsch Steiber, im oberdeutschen Raum verstreut auch Stuiber, DFA 1, 520–522). Abb. 376a versammelt folgende FamN mit Schreibung oi: Stoiber, Loibl (< Leupold), Typ Kroiß ‘Krebs’, bestehend aus Kroiß 434 und Krois(s) 154+157, sodann Typ Kloiber, der neben Kloiber 407 (zu mhd. kliuben ‘spalten’) noch Roider 320 ‘an der/aus Roith (Rodung)’, Loidl 287 (< Leuthold) und Pointner 268 (zu mhd. biunte ‘eingehegtes Grundstück’) enthält. Schreibung mit eu tritt nur selten in den Fällen Kreuss 40, Reuder 28 und Peuntner 11 auf (DFA 1, 520–525). Für Oberösterreich vgl. Hohensinner 2011, 63 (Pointner), 101 (Kroiß), in Südtirol ist dagegen die Schreibung -oi- nicht heimisch. Auch im Ostoberdeutschen treten häufig die Phänomene der Rundung und Entrundung von Vokalen auf, so beispielsweise die Rundung von Steger ‘der am Steg’ zu Stöger (Abb. 145b) oder von -beck zu -böck (s. u. Abb. 386b; Kap. 5.10.1). Entrundung findet sich beim Patronym Oertl zu Ertl, s. u. Abb. 382a, bei Wohnstättennamen wie Hüb(e)l ‘Hügel’ zu Hi(e)b(e)l in Oberbayern (DFA 4, 518–522) oder Feucht, Feuchtmeier (oberdeutsch Feuchte ‘Fichte’) zu Feicht, Feichtmeier im südöstlichen Bayern (DFA 4, 767–769) oder bei [Nieder]reuther zu -reither (s. u. 7.2.3.2, Abb. 385b).

7.2.1.2 Thaller, Schuller, Haydn: Vokalkürze, Vokalschwund Mhd. kurze Vokale in offener Tonsilbe sind im Neuhochdeutschen gedehnt worden; mhd. vater mit kurzem a wurde zu Vater mit langem ā, mhd. vride zu Friede. In manchen Dialekten unterblieb aber diese Dehnung in einigen Wörtern, und die Kürze des Vokals wird durch Dopplung des nachfolgenden Konsonanten angezeigt. So beispielsweise in den zahlreichen FamN mit dem Wort Tal wie T(h)aller 103+458 und den 17 Komposita ≥ 3 Telef. wie Christ-, Ehren-, Hoppent(h)aller (zusammen 119) oder bei mhd. kolære ‘Köhler’, wo im Bairischen die Schreibung Koller seit dem 15. Jh. bezeugt ist, s. Abb. 376b. Sie begegnet auch in Kollert 141 mit -t-Antritt und in Komposita wie Kollerbaur 18 (DFA 1, 174–177). Auch mhd. schuolære ‘Schüler’ tritt hier im Gegensatz zu westoberdeutsch Schuler meist als Schuller auf, obwohl mhd. uo im Hochdeutschen zu langem ū wurde (DFA 301–304). Das gilt auch für Hutter ‘Hutmacher’ zu mhd. huot (DFA 3, 130–132). Mhd. langes ū wird im Neuhochdeutschen zu au (hūs/Haus), aber im Berufsnamen des Taubenzüchters zu mhd. kūter ‘Täuberich’ begegnet es am Südwestrand von Bayern als Kutter (DFA 5, 165). In Österreich finden sich Koller 2379 auf Rang 36 der FamN sowie Thaller 510, Schuller 512, Hutter 1069. In den bairisch-österreichischen Dialekten wird bei auslautendem -en und -el das -esynkopiert, der Regen wird zum Regn und der Spiegel zum Spiegl. In den FamN zeigt sich die Synkope bei -en nur vereinzelt. Der häufigste Fall ist Hagn 656 < Rufnamen Hagen, beheimatet östlich einer Linie Garmisch-Partenkirchen – Ingolstadt – Weiden i.d. Oberpfalz. Ha(y/i)dn 188+127, He(y/i)dn 38+11 (‘auf der Heide’; mhd. heiden ‘heidnisch’; < Rufnamen Heidenreich) konzentriert sich im Raum Passau (DFA 1, 490–492), auch Hoidn 92, Regn 75, Högn 71 (< Ortsname Högen), Mertn 24 (< Merten < Martin) finden sich fast nur im Ostoberdeutschen.

496

7 Regionale Namenprofile

Abb. 377: Synkope von e im Auslaut -el (a). Komposita [Wolf]sberger vs. [Wolf]sperger (b).

Wesentlich häufiger, ja eines der Hauptkennzeichen bairisch-österreichischer FamN ist die Synkope von -e- in auslautendem -el (s. Abb. 156, Kap. 5.13). Abb. 377a dokumentiert dies am Beispiel der drei Übernamen Zettl für den Schreiber bzw. Weber, Nagl für den Nagelschmied und Schnabl für jemanden mit auffallendem Mund(werk) sowie der drei Patronyme Nickl, Michl und Engl (< Engel[bert]). Der häufigste Fall ist der FamN Vogl 3855, im PLZ 934 Cham heißen 1,2 % der Einwohner so. Das Verhältnis von Vogel zu Vogl beträgt im südbayerischen PLZ 8 2134 (63 %) : 1235 (37 %), im nordbayerischen PLZ 9 3048 (64 %) : 1692 (36 %), das Verhältnis Michel zu Michl in PLZ 8 880 (61 %) : 555 (39 %), in PLZ 9 1243 (75 %) : 413 (25 %). In Österreich finden sich folgende Verhältnisse: Zett(e)l 240+133, Nag(e)l 900+903, Schnab(e)l 443+140, Mich(e)l 352+970, Nick(e)l 63+48, Eng(e)l 920+3152. Da über 50.000 unsynkopierte Gegenstücke dieser sechs FamN überall außerhalb des Ostoberdeutschen auftreten, dürften hier viele der unsynkopierten Fälle aus diesen Räumen eingewandert sein (DFA 1, 744–753). Zur Synkope von -e- in der Vorsilbe Ge(Gesell > Gsell, Geschwendtner > Gschwendtner) s. Abb. 155 in Kap. 5.13. 7.2.1.3 Wolfsperger statt Wolfsberger, von Mannl zu Mandl: Bairische Konsonanz Im Bereich der Konsonanten zeigt sich im Ostoberdeutschen die Verschiebung von westgermanisch b zu p. Sie führte historisch zu FamN wie Pau(e)r ‘Bauer’, Payer ‘Bayer’, Pacher ‘am Bach’, jedoch nehmen diese Schreibungen seit dem 16. Jh. ab und treten in FamN heute nur noch selten und räumlich extrem verstreut in Erscheinung (Pau(e)r 63+458, P(e/a)(i//y)(e)r 458, Pach(er) 461+214). Hauptsächlich im Ostoberdeutschen erhalten ist Plank, sonst überall Blank ‘hellhaarig, -häutig’, Abb. 121a in Kap. 5.5.1. Planck mit -ck tritt

7.2 Familiennamen im Ostoberdeutschen

497

Abb. 378: Schreibung gg in Wohnstättennamen mit Ecke (a). Eintritt von Gleitlaut d in den Auslaut -nl (b).

in ganz Deutschland verstreut, aber nicht im Bairischen auf (der Physiker Max Planck stammt aus Kiel) und gehört zu mnd. planke (f.) ‘Plankenzaun, Einfriedung’ oder planke (m.) ‘Streit’ (DFA 2, 22–25). In Komposita mit -berg(er) tritt nach s in Südostbayern häufig -sperger auf. Abb. 377b stellt die 205 verschiedenen FamN ≥ 5 Telef. vom Typ [Wolf]sperger den 491 FamN von Typ [Wolf]sberger gegenüber (DFA 2, 38–40). Zahlreiche Orts- und Flurnamen sind mit ahd. ekka, egga ‘Ecke, Kante, Winkel, Geländevorsprung’ gebildet und daraus in FamN eingegangen. Dabei blieb -gg- am Südrand des Oberdeutschen erhalten, s. Abb. 378a. Sie weist die Verbreitung der häufigen FamN W(a/e)izen- 238+122 und Kaltenegger gesondert aus und fasst unter Typ [Arn]egger weitere 14 Komposita ≥ 50 Telef. zusammen. In der Schweiz finden sich nur 40 Telef. Ecker, aber 2566 Egger, 578 Langen- und 290 Steinegger, in Österreich steht Egger mit 3188 Telef. auf Rang 30 der häufigsten FamN, davon über 70 % in den südlichen Bundesländern Tirol, Salzburg, Steiermark und Kärnten. In Südtirol zählt Egger zu den häufigsten FamN (DFA 2, 586–591). Zu auslautendem -gg s. Abb. 358. FamN wie Mannl oder Meinl sind nicht leicht auszusprechen. Daher tritt oft, um den Übergang vom n zum l zu erleichtern, ein -d- als Gleitlaut dazwischen, und aus Meinl wird Meindl. Unter den häufigsten einschlägigen FamN existieren bei Kaindl 548 (< Konrad) keine Gegenstücke ohne Gleitlaut, bei den sechs weiteren Beispielen ≥ 450 Telef. besteht bei den Formen ohne/mit Gleitlaut folgendes Verhältnis (in Klammern für Österreich, wo die Varianten ohne Gleitlaut erheblich geringer sind): Hein(d)l < Hein[rich] 805+1677 (50+522), Rein(d)l < Rein[hard] 516+1784 (27+563), Mein(d)l < Mein[hard] 405+1447 (29+334), Wein(d)l < Wein[hold] 88+754 (0+135), Stein(d)l < Stein[mar] 125+456 (126+0), Mannl/Mandl < Man[fred]

498

7 Regionale Namenprofile

oder < [Her]mann 96+770 (1+1912). Abb. 378b stellt zusammenfassend für diese sechs Fälle die Verbreitung ohne/mit Gleitlaut dar (DFA 2, 271–273). Die Varianten ohne Gleitlaut finden sich in den PLZ 90 Nürnberg, 91 Ansbach, 92 Amberg und 95 Hof. Um zu prüfen, ob der Gleitlaut generell hier seltener auftritt, wurde die Lage aller 43 FamN ≥ 10 Telef. ohne Gleitlaut mit insgesamt 4400 Vorkommen überprüft, von Beinl, Benl, Bochskanl über Hanl, Hauptmannl, Haynl bis Wähnl, Wienl, Wöhnl; am häufigsten sind Heinl 805, Kühnl 734 und Reinl 516. Sie konzentrieren sich alle hauptsächlich in diesen vier PLZ.

7.2.2 Morphologie 7.2.2.1 Stöcklein, Stockl, Stockerl: Ostoberdeutsche Diminutiva Nach Ausweis der FamN ist die heute neben -chen (Vögelchen) gebräuchliche Verkleinerungssilbe -lein (Vöglein) im späten Mittelalter aus mhd. -līn (vogelīn) im Zuge der Neuhochdeutschen Diphthongierung von langem ī zu ei im ostfränkischen Raum entstanden und hat sich von da aus, besonders durch das Literaturzentrum Nürnberg, in der deutschen Hochsprache etabliert (s. Kap. 5.12.2). Abb. 379a dokumentiert die Verbreitung der 382 einschlägigen FamN vom Typ Eberlein ≥ 20 Telef. Am häufigsten sind Eberlein 1767 < Eber[hard], Heinlein 1251 < Hein[rich], Hertlein 1108 < Hart[mann] oder [Eber]hard, B(a/e)(i/y)erlein 1133 ‘Bayer’, Stöcklein 591 ‘Stock’, Enderlein 559 < Andreas, Bäuerlein 439, Heublein 461 ‘Haube’, Wicklein 455 < Wig[hard], Köhnlein < Konrad und Nüßlein < Dionysius. In den PLZ 90 Nürnberg, 91 Ansbach, 96 Bamberg und 97 Würzburg tragen durchschnittlich 1,5 % der Bevölkerung FamN auf -lein (DFA 3, 412–417).

Abb. 379: Die ostfränkischen (a) und bairischen (b) Diminutivsuffixe.

7.2 Familiennamen im Ostoberdeutschen

499

Tab. 36: Diminutiva ≥ 100 Telef. mit -erl und ihre Entsprechungen mit -l und -el. -erl

-l

-el

Buberl ‘Bube, Knecht’

182

Bubl

23

Bubel

310

Bücherl ‘am Buchenwald’

386

Büchl

262

Büchel

1308

Dirscherl mhd. türse ‘Riese’

605

Dirschl

110

Dirschel

5

Gamperl ‘Hüpfer’

154

Gampl

29

Gampel

22

Hamperl < Hamprecht

148

Hampl

490

Hampel

3821

Höcherl ‘auf/an der Höhe’

516





Höchel

115

Knöferl ‘Knopf’

188





Knöfel

674

Nickerl < Nikolaus

122

Nickl

916

Nickel

8228

Pangerl < Pankratius

326

Pangl

2

Pöpperl < Poppo; mhd. poppe ‘Schwelger’

324

Pöppl

243

Pöppel

499

Stockerl ‘Stock; Baumstumpf’

105

Stockl

9

Stockel

44

Vögerl ‘Vogel’

155

Vögl

71

Vögel

128

Winderl ‘Wende, Slawe’

149

Windl

110

Windel

238





Die Grenze zwischen dem -lein-Gebiet und dem südöstlich angrenzenden Gebiet der bairischen Diminutiva auf -l vom Typ Eberl verläuft an einer Linie Dinkelsbühl – Treuchtlingen – Neumarkt – Hersbruck – Amberg – Pegnitz – Kulmbach – Bad Steben. Das bairisch-österreichische Diminutiv ist spätestens seit Mitte des 14. Jhs. bezeugt und wohl aus mhd. -ele, einer Nebenform des Diminutivsuffixes -elīn, durch Syn- bzw. Apokope der beiden e vor und nach dem l entstanden. Abb. 379b fasst die Verbreitung aller 81 FamN ≥ 500 Telef. vom Typ Eberl zusammen. Am häufigsten sind die Patronyme Seidl 5033 < Sieg[fried] (manchmal vielleicht auch Übername zu Seidel ‘Trinkgefäß’, etwa in Dreiseid(e)l 2+3), Brandl 4989 < [Hilde]brand, H(a/ä)rtl 3895+1270 < [Hart]mann oder [Eber]hart, Riedl 4655 < Rud[olf], Friedl 2971 < Fried[rich] oder [Win]fried, Si(e)gl 1530+1298 < Sieg[fried], Ertl 2610 < Ort[lieb], Eberl 1962 < Eber[hard], Hein(d)l 805+1677 < Hein[rich], Weigl 2347 < Wei[gand], Rein(d)l 516+1784 < Rein[hard], M(e/ä)rkl 1029+694 < Mark[ward]. Die häufigsten Herkunftsnamen sind Ba(y/i)erl 833+695, die häufigsten Wohnstättennamen Hölzl 1195 ‘Wald’, Eibl 1073 ‘Eibe’, Ferstl 924 ‘Forst, Wald’, die häufigsten Berufsnamen Schmi(e)dl 1126+656, Haberl 1034 ‘Hafer’, Hammerl 886, die häufigsten Übernamen Stangl 1983 ‘Stange’, Stöckl 1601, Kölbl 1494 ‘Kolben, Keule’ (DFA 3, 430–439). Im heutigen bairisch-österreichischen Dialekt herrscht das Diminutivsuffix -erl: Viele Gaststätten heißen Stüberl, und im Volkslied kommt ein Vogerl geflogen. Die Entstehung lässt sich folgendermaßen erklären. Das mhd. Diminutivsuffix -ilīn wurde im bairischen Dialekt zu -al abgeschwächt. Da im Dialekt auch Fenster zu Fensta wurde, konnte umgekehrt ein a als er restituiert werden, was zu Formen wie Hunderl < Hundal < mhd. hundilīn führte (DFA 3, 436). In den FamN tritt -erl als Diminutivsuffix allerdings auffallend selten und räumlich hauptsächlich auf die Oberpfalz beschränkt auf. Es hat sich offensichtlich

500

7 Regionale Namenprofile

Abb. 380: Diminutivsuffixe -erl, -el, -l (a). Bairisches Berufsnamensuffix -ner (b).

erst umfassend im Dialekt durchgesetzt, nachdem die FamN festgeworden waren. Möglicherweise spielten beim Aufkommen des Suffixes in FamN auch Analogien eine Rolle zu den zahlreichen FamN mit der Endung -er, die mit Suffix -l diminuiert wurden, so dass in Anlehnung an Eber-l, Hammer-l, Haber-l auch FamN wie Bub-erl, Büch-erl, Nick-erl gebildet wurden. Abb. 380a fasst die Verbreitung der (nur) 13 Fälle ≥ 100 Telef. unter Typ Dirscherl zusammen. Meist existieren daneben Diminutiva mit -el, alle außerhalb des ostoberdeutschen Raumes, und mit -l im ostoberdeutschen Raum, s. Tab. 36. Letztere werden in Abb. 380a ihren Entsprechungen mit -erl gegenübergestellt. Dabei wurden nur FamN mit demselben Stammvokal wie bei den erl-Formen verglichen, bei Stockerl also nur Stock(e)l, nicht auch Stöck(e)l 1601+1135, Stoeck(e)l 26+68 usw. Bei Bücherl und Stockerl ist neben Ableitung von Buch oder Stock mit -erl auch Diminuierung von Bücher oder Stocker mit -l denkbar (DFA 3, 436–438).

7.2.2.2 Lidl, Riedl, Schmiedl: Konsonant plus -l als ostoberdeutsches Hauptkennzeichen Aufgrund der Häufigkeit des Suffixes -l (Schmiedl, Schönhärl), des neuen Suffixes -erl (Buberl) und der oben 7.2.1.2. erwähnten Synkope von auslautendem -el zu -l (Höllriegl, Engl) enden im bairischen Dialektraum 10.522 verschiedene FamN (einschließlich der Doppelnamen vom Typ Schmid-Friedl) auf Konsonant plus -l, wobei die Positionen nach -l (Hell) und nach -h (Hohl) nicht mitgerechnet sind. Sie treten in 481.277 Telef. auf und betreffen hochgerechnet 1.395.700 Personen und 5,3 % des FamN-Schatzes in Bayern, wobei der Anteil in den einzelnen Regionen sehr unterschiedlich ausfällt, s. Tab. 37. Dieses Kennzeichen

7.2 Familiennamen im Ostoberdeutschen

501

Tab. 37: Prozentualer Anteil der auf Konsonant plus -l endenden FamN in Bayern. PLZ 80/81 München 82 Garmisch-P. 83 Rosenheim 84 Landshut 85 Ingolstadt 86 Augsburg

PLZ 5,0 % 5,5 % 6,5 % 8,1 % 6,6 % 4,2 %

87 Kempten 88 Friedrichshafen 89 Ulm 90 Nürnberg 91 Ansbach 92 Amberg

PLZ 2,7 % 1,3 % 1,9 % 3,2 % 2,7 % 10,8 %

93 Regensburg 94 Passau 95 Hof 96 Bamberg 97 Würzburg

11,9 % 12,2 % 3,9 % 1,6 % 1,7 %

charakterisiert auch die österreichischen FamN, in Südtirol ist es selten. In Deutschland außerhalb von Bayern machen solche FamN nur 0,9 % des Namenschatzes aus.

7.2.2.3 Kellner und Kellerer, Ganser und Ganserer: Wortbildungssuffixe In keiner Region wird bei der Wort- und FamN-Bildung das Suffix -ner häufiger benutzt als im Ostoberdeutschen. Der Kellermeister hieß hier nach Ausweis der FamN nicht wie in anderen Gegenden Keller, sondern Kellner (Abb. 173a in Kap. 5.18), der Tischler hieß Tischner (Abb. 172b in Kap. 5.18), der Küfer K(ü/u)f(f)ner (Abb. 23b in Kap. 2.4), und, wie aus Abb. 380b hervorgeht, der Fleischer Fleischner, der Pauker Pau(c)kner 371+42, der Gürtelmacher nicht wie sonst überall Gürtler, sondern Gürtner (DFA 5, 414–415), der Einzieher der Maut Maut(h)ner 196+29, anderswo aber Maut(h)er, der Tintenmacher (D/T)intner 72+3, sonst überall (D/T)int(h)er, und der Förster hieß Forstner (Förstner im Raum SchwäbischGmünd), allerdings neben Forster im gleichen Raum, wobei aber nicht entschieden werden kann, wie weit hier Unterschiede zwischen dem Berufsnamen des Försters und dem Wohnstättennamen ‘am Forst’ gemacht wurden. Karten für Glasner statt Glaser und Salzner neben Salzer in Oberösterreich bietet Hohensinner 2011, 285, 310. Auch bei der Bildung von Wohnstätten- und Herkunftsnamen wird das Suffix -ner im Ostoberdeutschen häufiger als anderswo genutzt. Abb. 381a dokumentiert als Beispiele die FamN zu Wald (DFA 4, 705–706) und Feld (DFA 4, 817–820) sowie zu Holz ‘Wald’, zu Buch ‘Buchenwald’ und zu Leite ‘Abhang’; auch Dorfner 445 und Pointner 268 zu Point ‘Beunde, eingehegtes Grundstück’ und die Komposita mit diesen Wörtern als Grundwort sind alle im gleichen Raum konzentriert. Typ Wallner umfasst Waldner 503, mit Assimilation von -ldzu -ll- Wallner 2696 und neun Komposita ≥ 10 Telef. wie Reichenwallner, Typ Feldner umfasst Feldner 415, assimiliert Fellner 1103 und 26 Komposita ≥ 10 Telef. wie Breitenfellner. Komposita mit -waldner kommen nicht vor, die fünf Komposita -feldner ≥ 10 Telef. (Kron58, Spon- 36, Mühl- 17, Hein- 15 und Lengfeldner 11) begegnen fast alle zwischen Straubing und Cham. Auch der häufige Herkunftsname Zellner, Witten-, Blindzellner usw. in der Südhälfte von Bayern setzt sich klar von Zeller, Wittenzeller, Finkenzeller usw. in den angrenzenden Regionen ab (s. Abb. 223b in Kap. 6.2.4; DFA 4, 332–337). Die ursprüngliche Bedeutung des Wortes Ort war ‘Spitze, Winkel, Ende’, wie sie noch in der Wendung vor Ort ‘am Ende (des Grubengangs)’ erhalten ist, ebenso in den ausschließlich und typisch ostoberdeutschen FamN wie Ort(h)ner 1305+9, mit Hebung von o zu a Artner 170, seltener Ortler 77 ‘der am Ende, im Winkel’ (Die Herkunft des Bergnamens

502

7 Regionale Namenprofile

Abb. 381: Bairisches Wohnstättennamensuffix -ner (a). Familiennamen-Endung -erer (b).

Ortler, italienisch Ortles, ist umstritten). In Österreich begegnen Ortner und Artner mit über 1600 bzw. 500 Telef., in Südtirol sind Ortner und Ortler häufig. Auch in den anderen Fällen setzt sich die Suffigierung mit -ner in Österreich fort, Wallner nimmt dort Rang 36 der häufigsten FamN ein, dazu kommen Fellner 953, Holzner 215, Dorfner 112 usw. (DFA 4, 692– 698, 705–706, 817–820). In Südtirol finden sich viele Waldner, aber keine Wallner, viele Holzner neben ebenso vielen Holzer, aber keine Feldner, Fellner, Dorfner oder Zellner. Im Ostoberdeutschen häufen sich auch zahlreiche Berufs-, Wohnstätten- und Übernamen mit der Endung -erer. Sie kann entstanden sein erstens durch Zufügung von -er zur Ableitung eines Nomen agentis (Keller-er ‘Kellermeister’), zweitens durch Zufügung von -er zur Bildung eines Wohnstättennamens (Weiher-er ‘der am Weiher’), drittens durch Zufügung von patronymischem -er (Eder ‘der in der Öde’, Ederer ‘der Sohn des Eder’), viertens durch Bewahrung von -e- zwischen Diphthong und -rer: (Sauerer statt Saurer). In Fällen wie Hut(t)erer ‘Hutmacher’, M(a/e)derer ‘Mäher’, S(a/e)gerer ‘Säger’, Ganserer ‘Gänsehirt’, Kollerer ‘Köhler’, Schullerer ‘Schüler’, Scheiderer ‘an der Scheide, Grenze’, Mitterer ‘in der Mitte’, Stegerer ‘am/aus Steg’ bleibt die Erklärung offen, nimmt man nicht in all diesen Fällen patronymisches -er an oder ein selbständiges Suffix -erer. Abb. 381b fasst unter Typ Scheuerer folgende Fälle mit Erhalt des -e- zwischen Diphthong und -rer zusammen: Sch(eu/oi)erer 857+142 ‘Verwalter einer Scheuer’, Feuerer 375 ‘Ofenheizer’, Mauerer 497, Lauerer 201 ‘hinterlistiger Mensch’ (oder Herkunftsname ‘aus Lauer’), Sauerer ‘verdrießlicher Mensch’ 178, Leyerer 144 ‘Leierspieler’, Weiherer ‘am/aus Weier’ 139 (DFA 1, 726–733). Typ Kellerer versammelt folgende Berufsnamen: Kellerer 590, Ganserer 109 ‘Gänsehirt, -züchter’, Kollerer 34, M(a/e)derer 197+497, S(e/a)gerer 217+195, Hut(t)erer 15+530. Typ Stegerer enthält folgende Wohnstättennamen: Stegerer 164, Mitterer 593, Ederer 704, Finsterer

7.2 Familiennamen im Ostoberdeutschen

503

162, Scheiderer 198 (DFA 3, 235–238). Auch in Österreich sind FamN wie Scheuerer, Stegerer, Kellerer (neben Scheurer, Steger, Keller) usw. üblich. Zu Bader(er), Kager(er) ‘am Gehag’ in Oberösterreich s. Hohensinner 2011, 208, 297.

7.2.3 Lexik 7.2.3.1 Haimerl, Popp und Wastelhuber: Patronyme Der FamN Karl ist hauptsächlich in Bayern heimisch (s. Abb. 105b in Kap. 5.1.2); der Rufname muss dort im Mittelalter besonders beliebt gewesen sein. Aus Rufnamen wie Ort[lieb] sind im Ostmittel- und Ostoberdeutschen besonders viele Patronyme entstanden, deren Verbreitungsbild Abb. 382a vor Augen führt. Typ Oertel umfasst (Oe/Ö)rtel 2801+79, Oertelt 155 mit t-Antritt und (Oe/Ö)rtl 63+33. Von den entrundeten Fällen ist Typ Ertel(t) 1542+426 ostfränkisch, südlich schließt Ertl daran an. Im Übergangsgebiet zum Schwäbischen finden sich Ertle 304 und Oertle 43. In Österreich setzt sich Ertl reichlich fort. Abb. 382b gilt Patronymen zu den Rufnamen Hermann und Herold (ahd. heri ‘Heer’ + waltan ‘herrschen’) mit nordbairischem Wandel von -e- zu -ie- vor r. Typ Hiermann 80 umfasst noch Hierme(i/y)er 112+23, -ma(i/y)er 42+6 und Hierlm(ei/ay)er 70+8, Typ Hierold 134 schließt noch die daraus entstandenen Formen Hierat(h) 14+66 und Hieret(h) 29+102 mit ein. Hierl ist Kurzform mit Diminutivsuffix -l. Auf Abb. 382b werden diese Formen abgesetzt von der ebenfalls in Bayern üblichen aus Her(r)l 121+6 gerundeten Diminutivform Hörl (DFA 6, 329–333). Der Rufname Poppo war im 9.–14. Jh. ein Leitname der ostfränkischen Grafen von Babenberg, die daher auch Popponen genannt werden. Aus diesem Rufnamen hat sich in verkürzter Form in und um ihren Herrschaftsbereich der FamN Popp entwickelt, Abb. 383a (DFA 6, 93–97). Aus dieser Abbildung sind auch die Verbreitungsräume weiterer nordbayerischer Patronyme ersichtlich. Wir wissen nicht, wie der Name des heiligen Bischofs Rupert von Salzburg (660–710), Patrons von Bayern, in den einzelnen Regionen ausgesprochen wurde. Das häufigste daraus entstandene Patronym in Bayern ist jedenfalls Rupprecht, im westmitteldeutschen Raum schließt Ruppert an (DFA 6, 875–876). Der heilige Pankratius war ein römischer Märtyrer um 300. Seine Verehrung hat nur in der Oberpfalz, allerdings reichlich, zu Patronymen geführt; der Grund dafür dürfte eine von Kaiser Arnulf 896 gestiftete Pfalzkapelle in Roding sein, die den Kult des Heiligen und die Vergabe seines Namens beförderte. Von den über 20 Varianten der Patronyme fasst Typ Pongratz die zwei häufigsten zusammen, Pongratz 1113 und Pankratz 706 (DFA 6, 740–749). Der heilige Achatius, ein Märtyrer des 2. Jhs., zählt zwar zu den Vierzehn Nothelfern, doch hat sein Name nur wenige Patronyme hervorgebracht, nämlich Ag(a/o)tz 65+29 im Ruhrgebiet und Acha(t)z 12+1005 in der Oberpfalz. Die deutsche Form des lateinischen Rufnamens Emmeramus ist Heimeran. So hieß ein heiliger Bischof und Märtyrer in Regensburg im 7. Jh. Als Vornamen sind Emmeram und Emmeran im Raum Regensburg noch heute gebräuchlich. Als FamN finden sie sich nicht, ganz selten Heimeran (6 Telef.), umso häufiger aber die Kurzform H(a/e)imerl 891+712 mit dem Diminutivsuffix -l (DFA 6, 274–276). Patronyme zum Rufnamen Wolfram sind heute besonders in der mittelfränkischen Heimat von Wolfram von Eschenbach, der den „Parzival“ dichtete, und in Thüringen, wo er

504

7 Regionale Namenprofile

Abb. 382: Diminutiva zu Ort[win] (a) und bairische Patronyme zu Her[mann] (b).

Abb. 383: Bayerische Patronyme (a) und (b).

7.2 Familiennamen im Ostoberdeutschen

505

an ihm arbeitete, konzentriert. Manchmal erscheint das a verdumpft zu Wolfrom 63, woraus sich die oberfränkische Form Wolfrum entwickelt hat, Abb. 383b. Der Name Castulus, als Patronym (K/G)astl 1063+273, wurde durch die Wallfahrt nach Kloster Moosburg populär, wo Reliquien dieses heiligen Märtyrers verehrt wurden. (F/V)enzl 848+49 ist ein (sudetenund) ostoberdeutsches Patronym zum Rufnamen Wenzel, Asam zum Rufnamen Erasmus. Der Rufname Sebastian wurde im bairisch-österreichischen Dialekt zu Wastl und entsprechenden Patronymen; auf Abb. 383b sind Wastl 271, Wastian 134 und Wastlhuber 116 zusammengefasst.

7.2.3.2 Egelseder, Rosenhammer, Mittermüller: Herkunfts- und Wohnstättennamen Typisch für die ostoberdeutschen Herkunfts- und Wohnstättennamen sind eine Reihe von Komposita, die meist auf schon zusammengesetzten Toponymen beruhen. So finden sich etwa die 102 Ortsnamen vom Typ Ahornöd, Fischeröd, Hochöd und zahlreiche entsprechende Flurnamen mit dem Grundwort mhd. oede ‘unbebauter, unbewohnter Grund’ östlich einer Linie von Landshut bis Wasserburg am Inn, wo sich auch die 128 FamN-Komposita ≥ 20 Telef. mit Entrundung von -ö- zu -e- konzentrieren: Kinat- 258 < Kunihard, Königs- 239, Reichen- 226 < Rich[ard], Haber- 258, Egelseder 188 < Agil[bert] usw. 17 Komposita wie Klein96, Ein- 80, Platzöder 57 finden sich im Großraum Nürnberg (DFA 4, 930–937). Zur Verbreitung des Simplex Eder, Oeder s. Abb. 14b in Kap. 2.2.2.3. In Österreich steht Eder auf Rang 15 der häufigsten FamN. Das relativ junge Wort Sumpf ist nur sehr selten in FamN zu finden. Überaus häufig sind dagegen im Norddeutschland Namen mit mnd. brōk ‘Sumpf, Moor’, das sich in westniederdeutschen FamN wie Brock(mann) und in Komposita wie Buddenbrock niedergeschlagen hat (Abb. 465a in Kap. 7.5.4.2). Das oberdeutsche Wort für Moor oder Sumpf ist Moos, und der entsprechende Wohnstättenname Moser ist überall im Süden verbreitet, in Österreich als neunthäufigster FamN. Dagegen sind die 88 -moser-Komposita ≥ 3 Tel. wie Breit-, Rohr-, Deutel-, Lottermoser (zusammen 3084 Tel.) fast nur in Oberbayern konzentriert, mit Fortsetzung in Österreich, eine weitere Ansammlung findet sich zwischen Friedrichshafen am Bodensee und Saulgau, s. Abb. 239a in Kap. 6.3.5 (DFA 4, 630–633). Sie bilden das ostoberdeutsche Gegenstück zu den westniederdeutschen -brock-Komposita. Die in der heutigen Standardsprache geläufigen Wörter Abhang oder kurz Hang kamen erst im 15. Jh. auf und konnten daher nicht mehr in FamN eingehen. Dafür finden sich zahlreiche Namen mit den gleichbedeutenden Wörtern niederdeutsch Brink (Abb. 15a und 469), westmitteldeutsch Rech, oberdeutsch Wange, westoberdeutsch Halde (Abb. 365b) und ostoberdeutsch Leite. Abb. 384a dokumentiert die Verbreitung des FamN Leit(h)ner 2372+135 (in Österreich Rang 13 der häufigsten FamN) und der 95 -leit(h)ner-Komposita ≥ 5 Telef., die vom Dativ (an der) Leiten mit Suffix -er abgeleitet sind oder vom Nominativ Leite mit Suffix -ner (Leiter, -leiter wird wegen vielfältiger Bedeutung nicht einbezogen). Mit ≥ 100 Telef. begegnen Ab-, Bach-, Box- (Bock), Dem- < Dietmar, Hoch-, Hohen-, Holz-, Ober-, Sonn- und Steinleit(h)ner (DFA 4, 538–549). Das ursprünglich ostmitteldeutsche Wort Hügel wurde erst im 16. Jh., vor allem durch Martin Luther, in ganz Deutschland gebräuchlich. Stattdessen galt im Ostoberdeutschen Bich(e)l. Dies geht auf mhd. bühel ‘Hügel’ zurück; im Bairischen wurde das -ü- in bühel zu -i- entrundet, das -h- zu -ch- spirantisiert und oft auch das B- zu P- verschoben (Kap. 5.5.1).

506

7 Regionale Namenprofile

Abb. 384: FamN nach Herkunft und Wohnstätte zu Leite ‘Abhang’ (a) und zu Bichel ‘Hügel’ (b).

Abb. 384b zeigt die Verbreitung von (B/P)ichler 1470+1157; sie setzt sich in Österreich fort, wo Pichler auf Rang 8 der häufigsten FamN steht. Im ostoberdeutschen Bayern enden 78 verschiedene Komposita ≥ 5 Telef. auf -(b/p)ichler 1911, wozu noch zahlreiche Komposita in Österreich kommen (insgesamt ungleich mehr als beim westoberdeutschen Typ Bühler, s. zu Abb. 365a); dabei kommt in Bayern die Schreibung -pichler nur in 7 Fällen gegenüber 71 -bichler vor. Mit ≥ 50 Telef. begegnen Amets- (Ameisen)-, Betzen- (Betz < Bertold), Guggen- (gucken ‘ausblicken’), Kirch-, Stein-, Thanbichler und Lau- (Laub-?), Ober- und Raschpichler. Als Erstglied findet sich das Wort in Pichlmeier (13 Schreibweisen), -bauer, -eder, -k(a/o)stner, -huber (DFA 4, 498–517). Zur Dichte der Komposita mit -gruber, -leitner, -bichler und -reiter s. u. Tab. 38. Die Konzentration von Komposita in Bayern, besonders südlich der Donau, gegenüber in weiterem Radius verbreiteten Simplizia lässt sich auch in anderen Fällen beobachten, so bei Berger vs. -berger (DFA 4, 472–477), Brunner vs. -brunner (DFA 3, 286–292), bei B(au/äu/eu)mer vs. -b(au/äu/eu)mer (DFA 3, 278–280), bei oberdeutsch (D/T)obler zum mhd. tobel ‘Waldtal, Schlucht’, wo die 32 Komposita wie Höll-, Wurm-, Erbersdobler nur östlich der Isar zu finden sind (DFA 553–555), und bei den anfangs genannten Fällen aus Kap. 2.4. Die Häufigkeit auch dieser Komposita setzt sich in Österreich fort. Zahlreiche Herkunfts- und Wohnstättennamen, die sich auf Rodungen beziehen, werden im niederdeutschen und nördlichen mitteldeutschen Raum von roden abgeleitet, im oberdeutschen Raum aber von mhd. riuten, frühnhd. reuten. Dem entsprechend finden sich nördlich von Mosel und Main FamN wie Ro(h)de, Röder, Roder (Abb. 220b in Kap. 6.2.4), südlich davon jedoch Reut(h)er, im Saarland und in der Südhälfte von Bayern entrundet zu Reit(h)er (in Österreich steht Reiter auf Rang 23 der häufigsten FamN), doch bestehen

7.2 Familiennamen im Ostoberdeutschen

507

Abb. 385: Komposita von Ortsnamen (a) und von FamN (b) mit Zweitglied in der Bedeutung ‘Rodung’.

in diesen beiden Fällen erhebliche Konkurrenzen mit Berufs- und Standesnamen zu frühnhd. reiter, reuter ‘Reiter’. Eindeutig sind dagegen die Wohnstätten- und HerkunftsnamenKomposita mit den Zweitglied -reut(h)er (98 FamN ≥ 3 Tel.), entrundet -reit(h)er (213 FamN). Sie konzentrieren sich räumlich im nord- und ostoberdeutschen Raum. Abb. 385a dokumentiert die Verbreitung der den Herkunftsnamen zugrunde liegenden Ortsnamen wie Hasenreit bzw. Bayreuth. Abb. 385b gilt den von diesen Orten und von entsprechenden Flurnamen abgeleiteten FamN. Die Grenze zwischen -reuter und -reiter verläuft in Bayern südlich der Orte Nördlingen – Treuchtlingen – Schwandorf – Neunburg vorm Wald. Die häufigsten Beispiele sind Bern- 227, Bey- 212, Kotschen- 212 und Bayreuther 183, Pfützen308, Hutschen- 183, Neu- 182 und Forstreuter 149 sowie Hirt- 441, Voggen- 318, Hast- 316, Hoch- 244, Dankes- 156, Neu- 151 und Niederreiter 139 sowie Neureither 158 (DFA 1, 532–535). Im Vergleich der beiden Abbildungen treten zwar, wie nicht anders zu erwarten, räumliche Übereinstimmungen zu Tage, aber auch deutliche Differenzen. So fällt der FamN-Typ -reuter nordöstlich des Bodensees und im Bayerischen Wald, wo sich viele Ortsnamen auf -reut(h)(e) finden, aus noch ungeklärten Gründen völlig aus. Ein weiteres oberdeutsches Wort für Rodung ist mhd. riet. Ein zweites, völlig gleich lautendes Wort bedeutet ‘Schilfrohr, Sumpf, Ried’. Welches der beiden Wörter bei Ortsund Flurnamen jeweils in Frage kommt, ist nur durch Musterung der betreffenden Örtlichkeit zu entscheiden. Bei FamN wie Rieder(er), Riet(h)er, Ried(t) und Riet(h), die sich in Süddeutschland finden, muss die Entscheidung offenbleiben. Anders bei den OrtsnamenKomposita mit Zweitglied -ried. Sie sind, wie aus Abb. 385a hervorgeht, fast nur im Ostoberdeutschen und dort komplementär zu den Ortsnamen auf -reut(h)(e) und auf -reit(h)(e)

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7 Regionale Namenprofile

verbreitet. Das spricht dafür, sie hauptsächlich auf Rodungen zurückzuführen, was Einzelfälle in der Bedeutung ‘Schilfgebiet’ nicht ausschließt, etwa bei Biebelried ‘von Bibern bewohntes Schilfgebiet’. Die häufigsten der 72 von ihnen abgeleiteten FamN ≥ 5 Telef. sind Ellen- 219, Poschen- 206, Han- 186, Oster- 176, Bogen- 171, Weichen- 128, Penten- 127 und Schlickenrieder 115. Bei den FamN mit Zweitglied -rieder fällt in Abb. 385b südlich der Donau die Übereinstimmung, nördlich der Donau aber die Diskrepanz zu den Ortsnamen auf, die noch der Erklärung bedarf. Interessant ist auch, dass der Ortsnamentyp mit -reit gegenüber den beiden anderen Typen die geringste Dichte aufweist, der FamN-Typ auf -reiter aber mit Abstand die größte Dichte. Möglicherweise handelt es sich bei diesem mehr um Benennungen nach der Wohnstätte als um Herkunftsnamen zu diesen Orten. Bei den Komposita vom Typ Riedmaier 384 tritt dieser FamN in acht Schreibweisen vorwiegend im westlichen Oberbayern auf und vom Typ Reit(h)maier 2207 in 15 Schreibweisen vorwiegend im östlichen Oberbayern, während ein Typ Reutmaier nicht existiert (DFA 4, 310–319). Weitere Rodungsnamen gehen auf mhd. swenden ‘ausreuten’ zurück. Dabei wurden die Bäume und Sträucher durch Anhauen oder Abschälen der Rinde zum Absterben gebracht und danach verbrannt oder weggeräumt. Zugehörige Herkunfts- und Wohnstättennamen sind in der Nordhälfte von Bayern Schwand(t)ner 304+37 und Schwend(t)ner 358+120 und, klar getrennt südlich anschließend, Gschwend(t)ner 93+679 und Gschwand(t)ner 14+139; DFA 1, 693–694; DFA 4, 320–324). Mit dem Grundwort Heim gebildete Ortsnamen-Komposita enden nördlich einer Linie Aachen – Frankfurt an der Oder meist auf -um (Bochum ‘Buche(n)’ + ‘Heim’), südlich davon auf -heim, aber im Raum östlich der Isar und südlich der Donau und nur hier konzentrieren sich 329 verschiedene Ortsnamen auf -ham wie 33 Bergham, 20 Thalham, 11 Moosham 11, Parzham usw., insgesamt 509 Orte. FamN nach der Herkunft aus solchen Orten lauten daher Thal- 534, Berg- 378, Alt- 326, Kapfhammer usw. Abb. 386a dokumentiert die Verbreitung der entsprechenden Herkunftsnamen ≥ 50 Telef. Dabei sind Schmiedeübernamen wie Klinghammer, Faulhammer usw. aussortiert (DFA 4, 200–202). Es fällt auf, dass die FamN mit -hammer im Unterschied zu den Ortsnamen auf -ham auch über die Donau nach Norden und über die Isar nach Westen verbreitet sind. Das ist nicht nur durch die Mobilität der Bevölkerung bedingt, sondern durch die dialektale Aussprache dieser FamN, während die betreffenden Ortsnamen auf -heim diese Schreibweise beibehielten. So ist Broghammer Herkunftsname zum Ort Brogen bei St. Georgen, im Jahr 1455 Brogheim; Käshammer am Oberrhein ist nicht sicher zu deuten, wohl Variante zum benachbartem FamN Kä(ss/ß)heimer, oder vielleicht gar Übername mit Käse? Au(e)rnhammer 119+282, Auerhammer 89 gehört zu Auernheim im Altmühltal, Grie(ß/s)hammer 360+121 ist von der Lage her wohl Herkunftsname zu Griesheim (Ortsteil von Stadtilm in Thüringen). Zur Verbreitung von FamN der Typen Alzheimer bzw. Oppenheim s. Abb. 408 (Kap. 7.3.3). Niederdeutsch heißt der Bach die Beek(e). Daher finden sich in Norddeutschland zahlreiche FamN wie Bredebeck ‘Breitbach’ oder Stappebeck ‘Bach mit Trittsteinen’, nach der Wohnstätte an einem solchen Bach oder nach der Herkunft aus einem nach der Lage an diesem Bach benannten Ort. Aber solche FamN gibt es, wie Abb. 386b zeigt, auch in Bayern (und Österreich), einige davon mit Rundung von -e- zu -ö- wie Meichelböck. Hier blieb eine alte germanische Wortform *-bakja ‘Bachanwohner’ erhalten, die sich lautgesetzlich zu -beck entwickelt hat. Langenbeck ist also jemand, der am Langenbach wohnt. Abb. 386b beruht auf 119 einschlägigen FamN ≥ 100 Telef. (DFA 4, 606–617).

7.2 Familiennamen im Ostoberdeutschen

Abb. 386: Herkunftsnamen zu Orten vom Typ [Parz]ham (a) und Wohnstättennamen ‘am Bach’ (b).

Abb. 387: Angabe der Lage in Wohnstättennamen (a). Der Zehnt in Berufsnamen (b).

509

510

7 Regionale Namenprofile

In Kap. 2.4 wurde am Beispiel von FamN, die Himmelsrichtungen enthalten oder Erstglieder wie Ober-, Unter- und Nieder- aufgewiesen, dass aufgrund der landschaftlichen und siedlungsmäßigen Gegebenheiten in Westfalen und in Bayern Personen oft durch Angabe der Richtung, in der ihre Wohnstätte liegt, benannt sind. Zu dieser Gruppe vom FamN zählen nun auch Angaben mit Vorder- und Hinter- sowie bairisch Mitter- ‘in der Mitte’ (in anderen Regionen Mi(dd/tt)el-, Mi(dd/tt)en-). Mit Vorder- beginnen allerdings über ≥ 10 Telef. nur Vordermayer 161 (vier Schreibweisen), -huber 18, -westner 12 und Vorderobermeier 15, alle südlich einer Linie München – Altötting. Dagegen finden sich mit ≥ 10 Telef. 63 FamN wie Hinterberger 221, -egger 70, -brandner 51, -stoißer 47 usw., und zehn schwäbische Fälle wie Hinderberger 212, -mann 111, -hofer 73. Das Orientierungsmuster ist offensichtlich nicht Vorderhuber vs. Hinterhuber, sondern, vom Dorf aus gesehen, Huber vs. Hinterhuber. Dazu tritt in Oberbayern der Typ Mittermüller mit 30 FamN ≥ 10 Telef., am häufigsten -meier 890 in fünf Schreibweisen, -müller 197, -huber 132, -bauer 93. Dabei kann sich Mitter- sowohl in ein System Vorder- vs. Mitter- vs. Hinter- als auch in ein System Nieder-, Unter- vs. Mitter- vs. Ober- einfügen. Die Zahlenverhältnisse für PLZ 8 Südbayern: Ober- 7751, Nieder- 3802, Unter- 1771, Hinter- 1536, Vorder- 211, Mitter- 2127 (Abb. 387a; DFA 445–457, 464–473). Diese Art der Benennung setzt sich in Österreich fort.

7.2.3.3 Steinbauer, Steinhuber, Steinmeier: Berufsnamen Das Bairische ist neben dem Westfälischen die Domäne von FamN-Komposita. Dies wird in Kap. 2.4 begründet und ausgewiesen mit Beispielen vom Typ [Stein]gruber, -winkler und -le(c)hner. Dies betrifft zunächst Komposita mit Berufsnamen als Grundwort. Im PLZ 84 Landshut trägt jede dreizehnte Person einen FamN, der mit -meier, -huber oder -bauer endet. Hier waren aufgrund der landschaftlichen Gegebenheiten Berufsnamen wie Meier, Huber, Bauer oder Lechner so häufig, dass eine genauere Differenzierung der Personen nötig war. Der FamN Bauer ist überall südlich von Mosel und Main etwa gleich häufig anzutreffen (Abb. 254a in Kap. 6.4.1). Dagegen konzentrieren sich die 760 (!) Komposita ≥ 3 Telef. mit -bauer ganz im südöstlichen Bayern, Abb. 388a. Mit ≥ 500 Telef. begegnen Hof-, Jung-, Mühl-, Neu-, Schmid-, See- und Steinbauer. Der im gesamten oberdeutschen Raum verbreitete FamN Huber ist Abb. 254b (Kap. 6.4.1) kartiert und dort besprochen. In Österreich ist Huber nach Gruber der zweithäufigste FamN. Im Unterschied zu einfachem Huber und analog zum Fall Bauer konzentrieren sich die 365 verschiedenen Komposita ≥ 3 Telef. von Adamhuber bis Zellhuber in einem wesentlich kleineren Raum als das Simplex, Abb. 388b. Mit ≥ 200 Telef. finden sich Bach-, Brand- (‘auf der Brandrodung’), Brunn-, Schle- (‘Schlehengebüsch’) und Schmidhuber (DFA 5, 2–11). Eine ähnliche Verdichtung der Komposita findet sich im Fall Meier. Über 100.000 Personen in Ober- und Niederbayern tragen einen FamN, der auf -m(a/e)(i/y)er endet (s. Abb. 255b in Kap. 6.4.1). Tab. 38 zeigt die Dichte von vier Berufsnamen- und vier Wohnstätten- (oder auch Herkunfts-)namenkomposita in nord- und ostbairischen PLZ auf. Dabei sind -bau(e)r, -m(a/e)(i/y)(e)r, -leit(h)ner, -(b/p)ichler, -re(i/u)t(h)er (s. o. 7.2.3.2) und -le(c)hner (s. Kap. 2.4) jeweils zusammengefasst. Typisch für das Ostoberdeutsche sind folgende bäuerliche Standesnamen. In Oberbayern häufen sich FamN, die das Wort mhd. zehent ‘der Zehnt’ enthalten, Abb. 387b. Dabei sind die Komposita Zehe(n)tmaier 534 (elf Schreibweisen) Standesnamen für den

7.2 Familiennamen im Ostoberdeutschen

511

Abb. 388: Komposita mit -bauer (a) und -huber (b).

Tab. 38: Anteil (%) von Berufs- und Wohnstättennamen-Komposita am FamN-Schatz in Ostbayern. PLZ

-bauer

-huber

-meier

-lechner -gruber

-leitner

-bichler

-reiter

zus.

95 Hof 92 Amberg 93 Regensburg 94 Passau 84 Landshut 83 Rosenheim 80/81 München

0,28 1,04 1,61 2,21 1,38 0,64 0,57

0,03 0,07 0,20 0,42 1,09 0,49 0,20

0,38 1,28 2,84 2,99 4,89 2,70 1,92

0,00 0,00 0,02 0,08 0,11 0,12 0,04

0,01 0,09 0,05 0,26 0,14 0,08 0,07

0,00 0,00 0,01 0,02 0,05 0,19 0,03

0,27 0,10 0,21 0,41 0,31 0,35 0,13

0,99 2,59 4,96 6,50 8,14 4,74 3,01

0,02 0,01 0,02 0,11 0,17 0,17 0,05

Pächter eines Zehnthofes, der von den umliegenden Höfen den Zehnten (an Getreide, Früchten, Vieh usw.) für den Grundherrn einzieht und lagert; Komposita vom Typ Zehe(n)tbauer 306 betreffen den Zehntpflichtigen. Bei Zehe(n)treiter 18, -hofer 13, -gruber 10, -leitner 10, Zenthöfer 46 und bei den Simplizia ist beides möglich. Typ Zehnder (393, Zehend(n)er 247+84) versammelt die Fälle mit -d-, die sich ausnahmslos außerhalb des Bairischen finden. Bei Typ Zehentner mit -t- ist Zethner 90 abseits im Raum Lichtenfels, Zehent 21 im Raum Weiden (Oberpfalz) beheimatet. Bei den Komposita werden auf Abb. 387b die Typen mit und ohne n-Schwund getrennt (DFA 2, 408–410). Der FamN (A/E)igner 2626+586 ist von mhd. eigen ‘Eigentum, insbesondere ererbtes Eigentum im Gegensatz zum Lehen’ abgeleitet. Er bezeichnet ehemals freie Bauern, die in ihrer Freiheit herabgesunken sind und sich in den Schutz eines Grundherrn begeben haben, aber nicht oder kaum abgabepflichtig sind. Da auf solche Güter auch viele Ortsnamen

512

7 Regionale Namenprofile

Abb. 389: FamN für Besitzer eines abgabenfreien Hofes (a) und für Bewirtschafter von Kirchengut (b).

zurückgehen (in Bayern 5 Aigen, 37 Aign, 12 Aigner, viele auch in Österreich), sind Standesoder Berufsnamen für den Besitzer oder Bewirtschafter nicht von Wohnstätten- oder Herkunftsnamen zu trennen. Eindeutig zu Letzteren zählen die Komposita Häusl(a/e)igner 48 zu Häuslaign bei Mühldorf oder Obereigner 11 zu Oberaign (vier Orte; DFA 5, 14–15). In Österreich steht Aigner auf Rang 35 der häufigsten FamN. Wie aus Abb. 389a ersichtlich, sind komplementär zu Typ Aigner verbreitet die Typen Sedlmeier (mit 13 Schreibweisen ≥ 3 Telef.), kontrahiert Sel(l)meier mit 12 Schreibweisen. Der FamN bezeichnet den Pächter oder Verwalter eines Sedelhofes, d. h. eines von Frondiensten und Abgaben freien (Herren-)Hofes (DFA 5, 12–15). Mhd. widem(e) ‘Brautgabe, Dotierung’ bedeutet in Toponymen wie in FamN in der Regel ‘Kirchen-, Klostergut, Wittum’. Die FamN meinen den Pächter oder Verwalter solcher Güter, manchmal auch den Anwohner. Sie treten fast alle südlich von Main und Mosel auf. Im alemannisch-schwäbischen Raum herrscht die Form Wid(e)mann (oberrheinisch auch Wiedemer, zentralschwäbisch auch Wi(e)d-, Wittmaier), in Bayerisch-Schwaben Wied(e)(n)mann, Wid(d/t)mann 24+31 (s. Abb. 371a in Kap. 7.1). Östlich der Altmühl und nördlich der Donau herrscht Witt(e)mann 8383+361, dagegen südlich der Donau aus Widemer kontrahiertes Wimmer. In PLZ 843 Landkreis Rottal-Inn tragen über 1 % der Einwohner diesen FamN (Abb. 389b; DFA 1, 626–635). In Österreich nimmt er Rang 29 der häufigsten FamN ein, in Südtirol fehlt er. Seit dem 12. Jh. entstanden vor allem in den Nordalpen und deren Vorland sogenannte Schwaigen, d. h. Viehhöfe und Sennereien. Die etymologische Herkunft dieses Wortes, mhd. sweige, ist noch nicht geklärt. Daraus entwickelten sich viele Hof- und Ortsnamen vom Typ Schw(a/e)ighof, -hausen usw. Auch dem Ort Schwaig bei Nürnberg liegt mhd.

7.2 Familiennamen im Ostoberdeutschen

513

Abb. 390: Bewirtschafter von Viehhöfen (a) und Bewohner von Taglöhner-Häuschen (b).

sweige zugrunde, und Schwaigern bei Heilbronn geht auf Sueigerheim ‘Rinderhirt’ + ‘Heim’ zurück (Braunschweig dagegen auf Bruneswik zu wīk ‘Siedlung’ eines Brun oder an einem Rand). Bei den FamN (≥ 10 Telef.) Schw(e/a)iger 3518+1811, Schweigger 13, am Westrand des Verbreitungsgebietes kontrahiert zu Schwe(i/y)er 233+223, Schwa(i/y)er 85+34, sind Berufsnamen nicht von Herkunfts- und Wohnstättennamen zu trennen. Die häufigsten Komposita sind Schweighöfer 193, Schw(e/a)ighofer 139+106, Burgschweiger 41 und Höflschweiger 33 (Abb. 390a; DFA 4, 953–955). Mhd. sel(e)de, sölde meint ein Häuschen für Tagelöhner in der Landwirtschaft oder ein sehr kleines Gut. Seine Bewohner heißen Sel(d/t)ner 9+74, mit Assimilation von d an das vorausgehende l Sel(l)ner 19+436, gerundet Söldner 400, Söltner 14, Soeldner 3, S(ö/oe)llner 1753. Im Einzelfall können Herkunftsnamen zum Ortsnamen Sölden konkurrieren (DFA 5, 15–17). Komposita sind Wittensöldner 4, -söllner 9 und Hackensellner 6. Entsprechungen südlich der Donau sind die von mhd. kobel ‘kleines Haus’ abgeleiteten FamN K(o/ö/oe)bler 373+434+5, Koebeler 20, Abb. 390b. Als Kompositum gibt es nur Oberkobler 5. Zur ostoberdeutschen Bezeichnung Weinzierl für den Winzer s. Abb. 260a in Kap. 6.4.2. Zu Weinzierl, Zehentner, Aigner, Wimmer, Schweiger, Kobler in Oberösterreich s. Hohensinnner 2011.

7.2.3.4 Dirschl, Schlecker und Pröller: Übernamen Große, schlanke Personen wurden in der Nordhälfte von Deutschland oft als Stang(e) 1579+3568 benannt, in der Südhälfte diminuiert als Stengel (s. Abb. 301a in Kap. 6.5.1). Auf Abb. 391a lässt sich die räumliche Verteilung der Varianten und ihr verdichtetes Vorkom-

514

7 Regionale Namenprofile

Abb. 391: Übernamen für große Menschen mit dem Wort Stange (a) und mit mhd. türse ‘Riese’ (b).

Abb. 392: Übernamen für essfreudige (a) und für laute Menschen (b).

7.3 Familiennamen im Westmitteldeutschen

515

men im Südosten ablesen. Bei Typ Stengel ist Stengel 2246 weit verstreut, Stenglein 437 und Stengl 446 herrschen in Mittel- und Oberfranken, St(ä/e)ngle 194+86 in Württemberg und Stengele 301 am Bodensee. Stang(e)l 93+1983 und Stingl sind ostoberdeutsch, auch in Österreich häufig, Stangl besonders in Ober- und Niederösterreich, Wien und der Steiermark, Stingl in Oberösterreich und Kärnten. Eine andere bildliche Benennung großer Menschen ist im Niederdeutschen Reese, im Mitteldeutschen Riese und im Oberdeutschen Ries (Abb. 300b in Kap. 6.5.1). Im Südosten blieb in FamN zudem das heute ausgestorbene mhd. Wort türse, turse ‘Riese’ erhalten. Abb. 391b dokumentiert die Verbreitung der daraus entstandenen FamN: Typ Dorsch(el) 1859+97 mit Dörsch(el) 194+252, Doersch(el) 34+16, Typ Dirsch 128 mit Dirsch(er)l 110+605, Typ T(h)iersch 124+155 mit Diersch 122 und Typ T(ü/i)rschmann 150+55. Bei Dorsch sind Konkurrenzen mit Fischerübernamen zum gleichnamigen Fisch möglich (DFA 5, 670–674). Abb. 392a versammelt ostoberdeutsche Übernamen für starke Esser. Im Raum Ulm konzentriert sich Schlecker, abgeleitet von mhd. slec ‘Genießer’. Von spätmhd. dempfen ‘schlemmen’ stammen FamN wie Dempf(le) 123+136 im Allgäu und Dimpfl 144 im Raum Cham. Im Nordbairischen finden sich Fraas(s) 436+19, Fra(a)ß 145+148. Von frühnhd. schmaus ‘Fresserei’ (die Bedeutung ‘genießendes Essen’ hat sich erst seit dem 16. Jh. entwickelt) abgeleitet sind Schmaus(s) 730+19, Schmauß(er) 187+160 und Schmaus(s)er 144+17. Auf mhd. demmen ‘schlemmen’ gehen die Übernamen Demmer 1272 und Dömer 294 in Nordrhein-Westfalen zurück, in Ostmitteldeutschland und Bayern Dem(m)ler 101+754, nur in Bayern (und Österreich) Demmel 757. (Auch De(h)m(e)l könnte dazu gehören, soweit es im ostoberdeutschen Raum beheimatet ist wie die Form Deml, doch war besonders die Form Dehmel vor 1945 in Schlesien konzentriert und hier Patronym zu Thomas, was auch bei den anderen Formen möglich ist; DFA 5, 954–967). Lautes oder prahlerisches Sprechen gab Anlass zu vielen Übernamen. Abb. 392b dokumentiert die Verbreitung der vorwiegend ostoberdeutschen, teilweise auch ins Ostmitteldeutsche reichenden Beispiele Schaller zu mhd. schallaere ‘Schwätzer, Prahler’, womit allerdings Amtsnamen für einen Ausrufer konkurrieren. In Nürnberg ist 1357 ein Herman Schaller bezeugt, der den Preis des Weins öffentlich auszurufen hatte. Auch bei Scheller zu mhd., mnd. schellen ‘lärmen, ertönen lassen’ konkurrieren entsprechende Übernamen mit Amtsnamen, ebenso bei Schreier für laute Menschen bzw. Herolde und Ausrufer. Eindeutiger Übername ist Gschre(y/i) 120+47. Aus mhd. prelle ‘Schreier’ abgeleitet sind Prell 1010 in Oberfranken, Brell 260 in Württemberg, gerundet Pr(ö/oe)ll 512+35 in Mittelfranken, Bröll 108 und Pr(ö/oe)ller 52+30 in Bayerisch-Schwaben und Preller 582 in Thüringen. Auf mhd. limmen ‘brüllen, heulen’ geht Limmer zurück, und (D/T)uschl 565+101 auf bairisch tuschen ‘poltern’, woher auch das Wort Tusch ‘Trommel-, Trompetenschall u. ä.’ stammt. In Österreich finden sich häufig Schaller, (D/T)uschl und Pröll, die anderen FamN nur vereinzelt (DFA 5, 937–946).

7.3 Familiennamen im Westmitteldeutschen Der Rheinische Fächer ist ein Reflex der Zweiten oder Hochdeutschen Lautverschiebung, die in der Südhälfte Deutschlands unterschiedlich stark durchgeführt wurde und an der Benrather Linie südlich von Düsseldorf endet (s. Kap. 5.2). Diese Lautverschiebungslinien

516

7 Regionale Namenprofile

bilden das Grundgerüst für die Einteilung der hochdeutschen Dialekte, die sich aus dem Mittel- und dem Oberdeutschen zusammensetzen. Das Westmitteldeutsche erstreckt sich dabei über den Rheinischen Fächer, d. h. von der südlichsten Linie, der Speyerer (oder Germersheimer) Linie („Appel/Apfel-Linie“), bis hin zur Benrather Linie im Norden („maken/ machen-Linie“). Damit haben wir es mit dem interessanten Gebiet der Teilverschiebungen zu tun, z. B. das/dat, Dorp/Dorf, slapen/schlafen. Das Westmitteldeutsche (Wmd.) setzt sich aus fünf größeren Dialekten zusammen: 1) dem Ripuarischen im Norden, in dessen Zentrum Köln liegt; es umspannt grob das Gebiet nördlich der Eifel über Aachen, Jülich, Bergisch Gladbach, Siegburg, Bonn, Euskirchen; 2) den moselfränkischen Mundarten in der Eifel, 3) dem Rheinfränkischen im und südlich des Hunsrück, zu dem 4) auch das Pfälzische im Süden und 5) das Hessische zählt, das östlich daran anschließt und sich von Heidelberg über Frankfurt bis Kassel erstreckt. Im Osten endet es am Thüringer Wald. Eisenach gehört bereits zum Ostmitteldeutschen. Bei dieser Dialektvielfalt nimmt es nicht Wunder, dass es kaum ein Merkmal im Bereich der FamN gibt, das für das gesamte Westmitteldeutsche typisch und andernorts abwesend wäre. Neuere Dialekteinteilungen, z. B. Lameli 2013, nehmen eine Dreiteilung Deutschlands vor, die neben dem Hoch- und Niederdeutschen ganz im Westen ein sog. Westdeutsch abgrenzt, das im Wesentlichen das Ripuarische (um Köln, Aachen) und das Niederfränkische am Niederrhein umfasst. Es weicht auch in onomastischer Hinsicht vom Nieder- und Hochdeutschen ab, indem es eine eigene Namenlandschaft bildet, so dass auch aus Sicht der FamN-Geographie sich eine solche Dreiteilung rechtfertigt. Schon das erste Phänomen, die rheinische Velarisierung, profiliert das sog. Westdeutsche.

7.3.1 Phonologie 7.3.1.1 Frings und Angenend: Die rheinische Velarisierung (Gutturalisierung) Im Ripuarischen gilt die sog. Rheinische Velarisierung (oder Gutturalisierung), bei der (u. a.) ein auslautendes -n nach bestimmten Vokalen als ng [ŋ] artikuliert und damit Richtung Gaumen verschoben wird, z. B. Rhing für Rhein, Sunnesching ‘Sonnenschein’, Wing ‘Wein’, ming ‘mein’ usw. Da es zu viele FamN auf -ng gibt, als dass man daraus speziell die Velarisierungsprodukte extrahieren könnte, kann man einfach die Folge -ngs eingeben und eine ungeordnete (ungefilterte) Sammelkarte erstellen. Ein solches Experiment repräsentiert Abb. 393a. Wenn man sich vergegenwärtigt, wieviele Möglichkeiten und Gründe es für Namen auf -ngs gibt – etwa Genitive von -ing – dann wundert man sich, dass dennoch so klar das Ripuarische hervorsticht, flankiert vom nördlicheren Niederrheinischen und südlicheren Moselfränkischen. Das schwarze Areal hat deutschlandweit das höchste Aufkommen an Namen auf -ngs. Damit ist eigentlich noch nicht viel gesagt, weil sich dahinter etwa viele Genitive auf -ings verbergen, die eher von morphologischen als phonologischen Besonderheiten künden: Primäre (Rufnamen) und sekundäre Patronyme mit dem Zugehörigkeitssuffix -ing im Genitiv. Ohne Frequenzfilter ergeben sich 517 Types bei 13858 Tokens. Die häufigsten FamN sind Hennings 1318 zu Johannes, Schillings 642 zu Schilling, Pfennings 122 zu Pfenning, beide Übernamen nach einer früher zu entrichtenden Abgabe, Harings 158 zu Hering(sverkäufer) oder zum Rufnamen Heri[man], Gellings 146, Geerlings 106 (Herkunftsnamen), Molderings 105 zu Müller oder Malter (Getreidemaß), Rennings 156 zu Reinhard,

7.3 Familiennamen im Westmitteldeutschen

517

Abb. 393: Sammelkarte zu allen Namen auf -ngs (a); einsilbige Namen auf -ngs (b).

Brünings 93 zu Bruno. Mit Severings 13 liegt allerdings eine Velarisierung aus Severinus vor, wobei das s dieser lateinischen Nominativendung entstammt (so die häufigere Annahme) oder einem späteren deutschen Genitiv. Um die ing-Suffixe auszuschalten, wurden in Abb. 393b nur einsilbige Namen kartiert, deren häufigste Frings, Krings und Brings sind. Frings 2077 geht ebenfalls auf kontrahiertes Severinus zurück (Verinus > Frinus > Frins > Frings). Das betonte i macht dieses Ergebnis plausibel sowie die Tatsache, dass die Kölner Gegend Hauptverehrungsgebiet des Heiligen Severin, Bischof von Köln im 4./5. Jh., war. Bemerkenswerterweise hat auch heute noch (bei den bis 1980 Geborenen) der Vorname Severin seinen Schwerpunkt im Kölner Gebiet, s. Abb. 394a. Kohlheim/Kohlheim 2000, 260 enthält eine Übersicht über die Dichte an FringsVorkommen in Deutschland und bestätigt das Rheinland als Schwerpunkt. Frins als nicht-gutturalisierte Form kommt verstreut mit 29 Telef. vor. Neben Frings werden auch Brings 552 und Rings 421 Severinus zugeordnet (Rings auch aus Quirinus). Weitere (nichtgutturalisierte) Varianten sind Sef(f)rin 243+24 und Sif(f)rin 17+82, die sich ganz begrenzt in der Südpfalz zwischen Saarbrücken und Pirmasens ballen, und der FamN Sörensen 779, der in Schleswig-Holstein im äußersten Nordwesten beheimatet ist, weil Dänemark bis zur Reformation ein weiteres Zentrum der Verehrung Severins (dän. Søren) war. Der FamN Sörensen bzw. dän. Sørensen ist so häufig, dass er als Personifikation des Durchschnittsdänen gilt wie in Deutschland „Lieschen Müller“ (DFA 2, 786–791). Der zweithäufigste gutturalisierte FamN ist Krings 1891, der aus Quirin(us) hervorgeht, Abb. 394b. Ihm dürften auch Grings 70 und Grengs 12 zuzuordnen sein. Quiring 407 streut im Westen Deutschlands (Abb. 203b), während sich die (nicht-gutturalisierten) diphthon-

518

7 Regionale Namenprofile

Abb. 394: Severin (a) und Quirin (b) als Vornamen im 20. Jh.

gierten Varianten Grein(s) 888+14 im südlichen Hessen häufen und Krein(s) 416+31 im Westmitteldeutschen streut. Bei der oben erwähnten Abfrage verbleiben 40 Types, bei denen eine Velarisierung sehr plausibel ist und von denen viele bis heute weder in Nachschlagewerken zu finden noch anderweitig gedeutet sind (dies gilt auch für Grings und Grengs). Aber mit dem Wissen um die geographische Verbreitung dieser Formen – sie sind ein Kennzeichen des ripuarischen Namenschatzes – und der dort geltenden Lautgesetze (wie z. B. der Velarisierung) lassen sich Hypothesen aufstellen, die die meisten dieser Namen als stark gekürzte Patronyme deuten lassen. Tab. 39 listet diese 40 Types auf. Der großen Mehrheit dürften männliche Rufnamen zugrundeliegen. So könnten Bengs 260 und Bings 96 auf Benedict(us) zurückgehen, Brungs 326 auf Brun[hard], Wings 152 auf Win[fried], Kings 60 auf Konrad, Brangs 34 und Prangs 27 auf [Hilde]brand, Dings 65 und Dengs 28 auf Dionysius, Klings 87 evt. auf Clemens. Andere wie Schings, Schrangs, Sangs, Stangs (< Konstantin?), Zangs (< Alexander?) harren noch ihrer Deutung (ganz zu schweigen von denen unter der Frequenzschwelle von ≥ 10 Telef.). In diesem Zusammenhang sei eine weitere Form der Velarisierung genannt, die die konsonantische Folge nd und nt auch innerhalb eines Wortes zu ng [ŋ] transformiert (z. B. unter > unger) und die sich weiter nach Norden ins Niederrheinische (Südniederfränkische) um Duisburg, Kleve ausdehnt, damit ins Westniederdeutsche ausgreift und für das sog. Westdeutsche charakteristisch ist. Dies manifestiert sich an Wohnstättennamen mit Präposition und verschmolzenem Artikel wie an den X > A(e)ngen-X ( ist hier häufiges Dehnungszeichen), in den X > Ingen-X. Die häufigsten sind: Angenendt 568/Aengene(y)ndt 34+29

519

7.3 Familiennamen im Westmitteldeutschen

Tab. 39: Einsilbige Familiennamen auf -ngs (≥ 10 Telef.) im Ripuarischen. Bengs

260

Haungs

81

Rangs

34

Bings

96

Hings

16

Rings

421

Blings

30

Hungs

16

Sangs

48

Bongs

44

Kings

60

Schings

77

Brangs

34

Klings

87

Schrangs

31

Brungs

326

Langs

70

Springs

24

Dengs

28

Mangs

23

Stangs

13

Dings

65

Mengs

63

Stings

10

Drings

10

Mings

14

Tengs

15

Dungs

125

Mongs

12

Tings

99

Fings

18

Pings

19

Wings

152

Grengs

12

Pongs

134

Zangs

26

Grings

70

Prangs

27

Hangs

36

Pungs

36

Abb. 395: Velarisierung bei Wohnstättennamen (a) und die Assimilation von Baumgart zu Bangert (b).

‘an dem Ende (des Dorfes wohnend)’, Angenheister 18/Aengenhe(i/y)ster 47+64 ‘Buchengehölz’, Angenvoort(h) 42+8/Aengenvoort 68 ‘Furt’, Angermund/-münde 88+11 ‘Mündung’; Ingenhaag 122 ‘Hecke’, Ingendahl 113 ‘Tal’ (evt. dazu Ingendaa(y) 5+10, -dae 29 oder redu-

520

7 Regionale Namenprofile

ziert aus D’Haeye ‘Heide’), Ingenfeld 108 ‘Feld, freies Land’, Ingenhorst 74 ‘Wald’, Ingenpa(ß/ss) 84+35 < lat. pascuum ‘Viehweide’, Ingenwerth 40 ‘eingedeichtes Land’, Ingerfurth 14 ‘Furth’ (Heuser/Nübling 2010; Cornelissen 2011; DFA 2, 791–792). Abb. 395a kartiert die Vorkommen dieser gutturalisierten Verbindungen (zu speziellen Schreibvarianten s. Kap. 7.3.2). Die Velarisierung setzt sich in den Niederlanden fort, und zwar westlich auf der Höhe von Kleve in einem Streifen quer (wahrscheinlich migrationsbedingt) durch das ganze Land und (autochthon) in einem südöstlichen Streifen vom Achterhoek bis zum Süden Limburgs (Marynissen 2010, 32–33). Eine andere Bewandtnis hat es mit dem typisch westmitteldeutschen Namen Bangert, Bungert, Bongartz und vielen weiteren Varianten mit -ng- in der Mitte, die auf eine Assimilation des Nasals [m] mit dem gutturalen Verschlusslaut [g] in Baumgarten zurückgehen: [mg] > [ŋg] > [ŋ]. Abb. 395b kontrastiert Typ Baumgart mit Typ Bangert (≥ 10 Telef.) und zeigt, dass sich die Assimilation bis zum Niederrhein erstreckt. Typ Baumgart enthält neben Baumgart 3591 noch Baumg(a/ä)rtner 4787+3483, Baumgarten 3206, Baumgärt(e)l 1018+60, Baumgart(e)l 784+12, Boomga(a)rden 18+216 etc. Noch reicher ist Typ Bangert mit 22 Types bestückt, z. B. Bangert 1313, Bongartz 1639, B(u/o)ngert 618+140, Bongard(s) 558+109, Bongardt(z) 211+19, Bungart(z) 223+189, Bongertmann 13 (DFA 2, 774–779). 7.3.1.2 Westerwelle(r) und Odenwäller: Assimilation von -ld- zu -llIn westmitteldeutschen Dialekten wird -d- in stimmhafter Umgebung, genauer in der Kombination Vokal + ld + Vokal, zu -ll- totalassimiliert, d. h. das d schwindet. Herkunftsnamen zu Wäldern bzw. Gebirgen auf -wald demonstrieren dies gut, so Abb. 396a am Beispiel von

Abb. 396: Assimilation von intervokalisch -ld- zu -ll- (a) und von -nd- zu -nn- (b).

7.3 Familiennamen im Westmitteldeutschen

521

Schwarz-, Oden- und Westerweller; mit letzterem korrespondiert weiter nördlich Westerwelle. Odenweller 81 kommt als einziger Herkunftsname auch mit ä-Schreibung (Odenwäller 13) vor. Eine ähnliche Assimilation tritt bei intervokalischem -nd- zu -nn- ein, z. B. bei Bender zu Benner ‘Fassbinder, Böttcher’. Dies zeigt Abb. 396b (Kap. 5.11) auf Basis von (historisch) gesenktem Bender < Binder. 7.3.1.3 Thönissen vs. Thönessen: Lateinische Patronyme im schwachen Genitiv Typisch niederrheinisch und ripuarisch („westdeutsch“) sind Patronyme, die auf -issen bzw. -essen enden, z. B. Thönissen und Thönessen zu Antonius. Diesem Typus liegen aus dem Lateinischen entlehnte Rufnamen auf -ius, -äus oder -es zugrunde, die im schwachen Genitiv stehen ([Anton]i(u)s-en). In manchen Fällen, besonders am nördlichen Niederrhein, könnten sie auch durch -sen (Sohn) erweitert sein ([Anton]i(u)s-sen). Im Umkehrschluss bedeutet dies jedoch nicht, dass -ss-Schreibung auf -sen-Suffigierung hinweist. Was die beiden Formen vom Typ Thönissen und Thönessen heute unterscheidet, ist der volle i- gegenüber dem reduzierten e-Vokal in dieser charakteristischen Endung. Abb. 397a kontrastiert diese beiden Typen ≥ 50 Telef. und weist -issen als niederfränkisch (und damit westniederdeutsch) aus, während der Ausgang -essen im Ripuarischen gilt. Typ Thönnissen kommt auf 15 Types, darunter Thön(n)issen 75+243, T(h)eunissen 66+251 (< Antonius), Cornelissen 241, Nel(l)issen 68+82 (< Cornelius), Jörissen 162, Gorissen 159 (< Georgius oder Gregorius), G(i/e)llissen 122+59 (< Ägidius), Jennissen (< Johannes), Thevissen 69 (< Matthäus). Typ Thönnessen umfasst nur 5 Types, neben T(h)önnessen 74+191 noch Gillessen 408, Nellessen 331, Jennessen 58 und Görissen 100 (DFA 3, 53–54).

Abb. 397: [Thönn]issen vs. [Thönn]essen (a) und Verbreitung genitivischer Patronyme mit -(t)zen (b).

522

7 Regionale Namenprofile

Germanische Rufnamen liegen dagegen den Patronymen auf -(t)zen zugrunde, genauer schwache Genitive von alten hypokoristischen Bildungen auf -z wie Fritz zu Friedrich, Kunz zu Konrad. Abb. 397b kartiert nur die häufigsten Formen und trennt dabei die Schreibweisen mit tz und z. Die Abfrage ≥ 200 Telef. ergibt Hin(t)zen 234+607 und Heinzen 371 (< Heinrich), Fritzen 584 (< Friedrich), Con(t)zen 268+226 (< Konrad), G(o/ö)tzen 221+264 (< Gottfried) und Dietzen 204 (< Dietrich).

7.3.2 Schreibung 7.3.2.1 Aengenendt und Broich: Die Dehnungszeichen und In der deutschen Orthographie ist die Schreibung von Langvokalen am wenigsten einheitlich oder konsequent geregelt. Je nach Vokalqualität werden unterschiedliche Verfahren praktiziert, etwa Vokalverdopplung bei Moor, Meer, Saal, h-Schreibung bei wahr, mehr, Pfuhl, e-Schreibung bei Lied, wieder oder keine besondere Bezeichnung bei Lid, war, nur. Im Fall der Dialekte und damit der FamN kommen noch weitere Verfahren hinzu. So kommt es bei den oben besprochenen FamN vom Typ Angen[endt] zu Schreibungen des langen [a:] als Aengen[endt]. Es handelt sich dabei um eine im Westen Deutschlands typische (und alte) Dehnungsschreibung durch nachgestelltes , die Abb. 398a herausgreift, indem sie sie den Schreibungen ohne gegenüberstellt. Anhand der roten Einfärbungen zeigt sich, dass das Dehnungs-e eher im südlichen Areal dieses Wohnstättennamens erscheint.

Abb. 398: Vokallängebezeichnung mit (a) und weitere Längebezeichnungen (b).

7.3 Familiennamen im Westmitteldeutschen

523

Abb. 399: Ortsnamen auf -broich (a) und Familiennamen mit Broch vs. Broich (b).

Dieses Dehnungszeichen findet sich auch bei langem [o:] und [u:], z. B. in Koenen, Kurzform zu Konrad (< germanisch kōni- ‘kühn’ + rædi- ‘Rat’) im schwachen Genitiv, oder in Hues (nd. Hus ‘Haus’). Abb. 398b kartiert nur die [o:]-Schreibung und fasst dabei die K- und CSchreibungen zusammen. Es dominiert Typ Koenen mit Dehnungs-e (Koenen 1051, Coenen 1155), der sich vom Ripuarischen ins Westniederdeutsche hinein zieht und die C- leicht gegenüber der K-Schreibung präferiert. Darauf folgt die konventionellere Schreibung Typ Kohnen mit Dehnungs-h (Kohnen 1089, Cohnen 296), wo ursprüngliches K- dominiert. Typ Konen (Konen 169, Conen 368) steht an dritter Stelle, aber auch Koehnen 33 kommt vor (DFA 1, 601–603). Weiter südlich davon, im Ripuarischen rund um Köln, gilt die häufige und alte Längebezeichnung mit nachgestelltem . Hape Kerkeling verärgerte in seiner Rolle als Horst Schlämmer die Einwohner von Grevenbroich damit, ihren Ort mit [ɔi] statt [o:] auszusprechen. Das Wort Broch, Bruch bezeichnet einen Sumpf und findet sich nördlich der Benrather Linie als Brock, Bruck und Brauck (Kap. 5.2). Abb. 399a dokumentiert die Ortsnamen in Deutschland, die entweder als Kompositum auf -broich enden (37-mal, wobei Neersbroich zweimal vorkommt) oder aus dem Simplex Broich bestehen (11 Orte heißen so). Damit kommt man auf insgesamt 49 Orte dieses Namen(bestandteil)s. Grevenbroich ist in der Mitte von Abb. 399a angedeutet. Entsprechende Ortsnamen ohne das Dehnungs-i kommen dagegen nicht vor, abgesehen von einem einzigen Ortsnamen Broch. In FamN begegnet dagegen neben Broich(-)/-broich auch die Schreibung Broch(-)/-broch, da die Herkunfts- und Wohnstättennamen von Personen oft nach dem Gehör verschriftet wurden. Abb. 399b weist diese Namen aus: Typ Broch umfasst

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7 Regionale Namenprofile

19 Types, neben Broch 231, von dem Broch 14 und Brocher 61 auch Brochtr(o/u)p 41+40 (zu nd. trop, trup ‘Dorf ’), Hacken- 75 (Satzname ‘hacke den Broch’), Scharren- 34, Trocken- 17, Werten- 19 (Erhöhung im Sumpf), Uhlenbroch 23 etc. Typ Broich umfasst mit 35 deutlich mehr Types, außer Broich 715, von Broich 24, Zumbroich 77 und Broicher 129 teilweise ähnliche Komposita wie Hacken- 227, Scharren- 116, Werten- 23, Uhlenbroich 14, des weiteren Mühlen- 27, Fuß- 37 (zu Fuchs), Nonnen- 62, Ro(ß/ss)broich 40+12 sowie Broichmann 43, -gans 28, -haus 35, -hausen 48, -hagen 25 etc. Die Schreibung mit Dehnungs-e kommt nur im FamN Hoensbroech 20 vor.

7.3.2.2 Kremer und Meurer: Umlautschreibung mit e In Kap. 5.7 zum Umlaut in FamN hat sich u. a. das gesamte mitteldeutsche Gebiet als umlautfreundlich erwiesen: Während im Oberdeutschen die umlautlosen Formen Maurer, Kramer, Gartner inklusive Komposita wie Baum- und Weingartner dominieren, kommen im Mitteldeutschen entsprechende Umlautformen vor. Allerdings wurde im Umlautkapitel nicht deren genaue Schreibung betrachtet; hier sind ä- wie e-Schreibungen möglich: Krämer vs. Kremer, Mäurer vs. Meurer, Bräuer vs. Breuer, Häus(l)er vs. Heus(l)er etc. Diese Schreibunterschiede kartieren wir am Beispiel von Krämer, Kraemer und Kremer sowie Häuser und Heuser. Abb. 400a nimmt zunächst auch Kramer ohne Umlaut in den Blick, um das Umlautareal im Westmittel- und nördlichen Oberdeutschen sichtbar zu machen. Abb. 400b faltet dagegen nur die Umlautschreibungen aus und zieht zu Typ Krämer und Kremer die digraphische Schreibung Kraemer hinzu. Im Ripuarischen dominieren die grün eingefärbten e-Schreibungen, während die morphologisch auf das Ausgangswort Kram verweisenden (blauen) ä-Formen sich südlich davon im Westmitteldeutschen aufhalten, durchkreuzt von der (gelb eingefärbten) Kompromissschreibung mit ae. Die Karten in Abb. 401 integrieren die Umlaute des Diphthongs au, die sich bezüglich der zugrundeliegenden Wörter Haus und Mauer unterschiedlich verhalten: Während die morphologisch auf die Grundform verweisende äu-Schreibung beim Herkunfts- und Wohnstättennamen Häusler (inklusive X-häuser) viel häufiger vorkommt als bei Heuser (inklusive X-heuser) (a), ist es beim Berufsnamen Mäurer bzw. Meurer umgekehrt (b). Typ Häusler (≥ 10 Telef.) enthält neben Häusler 3248, Häuser 1361 und Häusner 55 enorm viele Komposita. Zu den häufigsten gehören Stein- 893, Neu- 889, Holz- 478, Berg- 310, Mühl- 233, Bruch- 215 (‘Sumpf ’), Kalten- 188, Dann- 178 (‘Tanne’), Morsch- 169, An- 164, Hirschhäuser 148 und Le(u/y)thäuser 123+6 (‘Schenke’; zu mhd. lît ‘Obst-, Gewürzwein’). Typ Heuser umfasst neben Heuser 3395, Heusner 104 und Heusler 243 häufige, teilweise gleiche Komposita wie Wind149, Neu- 107, Kart- 95, Leut- 65 (s. o.), Kuch- 50, Morsch- 48, An- 42, Stein- 47, Hochheuser 34 (DFA 1, 496–505). Alle Abbildungen erweisen, dass bezüglich dieser Umlaute, die bei Derivaten mit -ler aus dem Diminutiv von Haus (z. B. Häusel, Häusle) basieren können, das Westmitteldeutsche führt, außerdem, welchen Anteil die alten e-Schreibungen haben, denn das morphologische Schreibprinzip, das mit den ä-Schreibungen Bezüge zu den Basiswörtern Kram, kramen, Haus und Mauer herstellt, hat sich erst zwischen 1500 und 1700 (in der Substantivderivation systematisch erst ab 1600) herausgebildet und offensichtlich nicht mehr bei allen FamN durchgesetzt (s. Ruge 2004, 57–104).

7.3 Familiennamen im Westmitteldeutschen

Abb. 400: Kramer, Krämer, Kremer (a) und Krämer, Kraemer, Kremer (b).

Abb. 401: Umlautschreibung bei Häusler vs. Heuser (a) und Mäurer vs. Meurer (b).

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7 Regionale Namenprofile

Abb. 402: Schreibung mit s vs. ß in Typ Häu(s/ß)ler (a); Bräuer vs. Breuer (b).

Da sich unter den Typen Häusler und Heuser zahlreiche Schreibungen mit -ß- befinden, wenden wir uns auch dieser graphematischen Besonderheit zu, denn bei dem s von Haus handelt es sich um kein Produkt der Zweiten Lautverschiebung (wie bei Water > Wasser), so dass Schreibung mit s zu erwarten wäre. Dass auch alte, unverschobene s-Laute zuweilen mit ß verschriftet wurden, kam bereits in Kap. 5.3 zur Sprache. ß-Schreibungen finden sich z. B. bei Häuß(l)er 438+1981, Heuß(n)er 110+277, Steinhäußer 253, Leuth(ä/e)ußer 85+26 etc. Fasst man die Umlautschreibungen zusammen und trennt das Material nur nach -s- vs. -ß-, ergibt sich die Karte in Abb. 402a: Deutlich kristallisiert sich das Oberdeutsche als ß-Gebiet heraus, während das Westmitteldeutsche hieran kaum Anteil hat. Aus dem mhd. Umlaut -iu-, gesprochen ü [y:], im mhd. Verb briuwen (neben brūwen) ‘brauen’ geht die diphthongierte Form Bräuer, Breuer hervor, die Abb. 402b dokumentiert. Auch hier bestätigt sich wieder, dass die eu-Schreibung westmitteldeutsch ist. Typ Brauer (hier unkartiert) kommt in der gesamten Nordhälfte Deutschlands vor, während sich die alte, heute endungslose Bildung Bräu, Breu in Bayern konzentriert (DFA 1, 506–513). 7.3.2.3 Schmitz, Hubertz, Gertz: Starke Genitive mit tz-Schreibung Das Westmittel- und das Westniederdeutsche sind für ihre FamN im Genitiv bekannt. Dabei sticht das Westmitteldeutsche durch die das Genitiv-s verunklarende (t)z-Schreibung hervor, die als häufig vorkommende -ertz- und -artz-Ausgänge wie onymische Suffixe wirken (Lennertz, Bungartz). Manchmal wurden sie sogar volksetymologisch umgeformt, vgl. neben dem Patronym Beilhards (< Bilhard) die Schreibung Beilharz, oder Lieberts und Liebertz (< Liebhard), das zu Liebherz werden konnte (Kap. 3.6).

7.3 Familiennamen im Westmitteldeutschen

527

Abb. 403: Schmitz vs. Schmitt (a) und unterschiedliche Schreibungen des starken Genitivs (b).

An diesen (t)z-Bildungen haben die meisten Namenmotive Anteil, am ehesten Patronyme (Evertz), Berufsnamen (Schmitz, Wirtz) und Wohnstättennamen (Bungartz, Weingartz) (zu Wirtz und Bongartz mit westmitteldeutschem Schwerpunkt s. Kap. 2.2.2.5, Abb. 17). Wir greifen mit Schmitz einen der häufigsten Berufsnamen heraus, der auf Rang 29 sämtlicher FamN steht, während Schmidt Rang 2, Schmitt Rang 26 und Schmid Rang 32 besetzen. Betrachten wir nur die Genitive, dann sticht Schmitz mit 38606 Telef. gegenüber Schmidts mit nur 316 Telef. heraus, weit abgeschlagen folgen Schmits 91, Schmiz 22, Schmidtz 5 und Schmidz 4 (Schmitts kommt kein einziges Mal vor!). Da Schmidt überregional in ganz Deutschland begegnet und mit 190584 Telef. seine Varianten erdrücken würde, kontrastiert Abb. 403a den Genitiv Schmitz mit dem ebenfalls im Westmitteldeutschen konzentrierten Nominativ Schmitt (Schmi(e)d dominiert im Oberdeutschen). Die Nominativ/Genitiv-Grenze verläuft quer durch das Westmitteldeutsche und weist an der Mosel und in der Eifel ein Überschneidungsgebiet aus. Abb. 403b fasst Patronyme auf -hard und -bert zusammen (einschließlich kontrahierter wie Geer(t)z, Geerts < Gerhards) und unterscheidet zwischen den Ausgängen -artz/-ertz, -arz/-erz und solchen auf -(e/a)rts bzw. -(e/a)rds. Alle Typen reichen vom Ripuarischen bis zur Mosel. Der (t)z-Typus kommt hier exklusiv vor, während eindeutig erkennbare -s-Genitive vom Typ Lamberts auch in Ostfriesland vorkommen. Typ Lambertz (Abfrage ≥ 50) summiert 37 Types mit 15497 Telef., darunter Rein(a/e)rtz 1492+71, Lenn(a/e)rtz 1456+186, Lambertz 1216, Huppertz 1189; Typ Lamberz enthält 20 Types mit 2740 Telef. wie z. B. Richarz 482, Gerz 383, Gerharz 337, Gödderz 174, Lam(b)erz 50+88, Lemmerz 86 (zu Lambert), Typ Lamberts 30 Types mit 6923 Telef., darunter Gerhard(t)s 1902+77, Alberts 864, Folkerts 481, Ulferts 370 etc. (DFA 2, 34–43).

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7 Regionale Namenprofile

7.3.2.4 Hintz und Kuntz, Finck und Falck: Konsonantenhäufungen im Auslaut Typisch für das Rheinfränkische westlich des Rheins sind zwei rein graphotaktische (buchstabenkombinatorische) Besonderheiten am Namenende, die nichts mit der Genitivbildung oder anderen morphologischen Prozessen zu tun haben. Für Abb. 404a wurde eine offene Anfrage zu allen FamN auf -ntz ≥ 100 Telef. durchgeführt, die 32 Types erbrachte. Als ein häufiger Typus treten dabei Patronyme aus hypokoristischen Rufnamen auf -z zutage, wie sie in Heinz zu Heinrich oder Kunz zu Konrad bestehen – nur eben mit der Besonderheit, dass sie sich hier mit -tz schreiben. Doch auch andere Patronyme, z. B. Lentz oder Klementz, befinden sich darunter, und anders motivierte FamN wie der Herkunftsname Maintz oder der Übername Printz. Typ Hintz umfasst neben Hintz 1666 noch Heintz 1271 und Hientz 117, Typ Kuntz neben Kuntz 1491 auch Cuntz 151. Bei Lentz 1048 handelt es sich um kontrahiertes Lorentz 432 (< Laurentius), die beide zu Typ Lentz zusammengefasst wurden. Unter den anderen Namen auf -ntz befinden sich z. B. Bentz 845 (Koseform zu Bernhard), Frantz 569, Frentz 111 (< Franziskus), Maintz 175, Printz 158 etc. Insgesamt exponiert diese etymologisch gemischte Namengruppe das Saarland und die Südpfalz. Standardsprachlich kann auf die Nasal- und Liquidbuchstaben m, n, r und l nie ein Doppelkonsonant folgen, wozu auch -ck zählt. Dies geht nur in Eigennamen (Bismarck, Württemberg), die – orthographisch nicht normiert – in historischen Schreibgewändern fortleben. Auch hier führt eine Anfrage nach -nck, -lck und -rck ≥ 100 Telef. zu FamN ganz unterschiedlicher Motivgruppen, die dennoch zwei weit voneinander entfernte, jeweils erstaunlich scharf abgegrenzte Schreiblandschaften profilieren, die eine im Nordniederdeut-

Abb. 404: Hintz und Kuntz (a) und ck-Schreibung nach Nasal bzw. Liquid (b).

7.3 Familiennamen im Westmitteldeutschen

529

schen (Abb. 457b in Kap. 7.5.2), die andere in der Pfalz und Südhessen (Abb. 404b). Typ Franck umfasst hier neben Franck 1397 ‘Franke’ auch Finck 941 (für einen sangesfreudigen Menschen), Funck 814 (Übername für den Schmied), Blanck 599 ‘glänzend’, Schenck 517 ‘Wirt’, Strunck 337 ‘Stumpf ’ (für einen kleinen Menschen). Typ Falck umfasst hier nur Falck 346 (verstreut). Der dritte Typ Storck enthält neben Storck 1142 (mhd. storc, storch ‘Storch’) auch Starck 775 ‘stark, kräftig, tapfer’, Burck 176, Bürck 108 (< Burkhard), Berck 118 ‘Berg’, Birck 78 ‘Birke’ etc. In Lothringen und im Elsass finden sich viele Franck und Finck, im Unterelsass Blanck, Schenck, Starck und Storck (DFA 2, 503–504, 628–632).

7.3.3 Morphologie Einige morphologische Besonderheiten des Westmitteldeutschen wurden bereits in Kap. 5 zur Sprach- und Dialektgeschichte genannt. Dazu gehören die überaus zahlreichen Genitivbildungen, die Diminutive mit -gen und Latinisierungen in Gestalt der Humanistennamen. Deshalb fassen wir uns bei diesen Punkten kurz bzw. vertiefen ausgewählte Details.

7.3.3.1 Petri und Pauly: Lateinische Genitive auf -i bzw. -y Im Kapitel zu den Humanistennamen wurde das Westmitteldeutsche als eins der wichtigen Zentren der Latinisierung von FamN identifiziert (Kap. 5.14). Wir konzentrieren uns hier auf die latinisierten Bildungen auf -i, die – und das ist für das Westmitteldeutsche typisch – häufig mit -y geschrieben werden, einem ursprünglich griechischen Buchstaben, den das Lateinische nicht kannte. Diese „hybride“ Antikisierung belegt das hohe Distinktionspotential, das man sich durch eine „gelehrte“ Schreibung erhoffte (es waren Studierende, die an den Universitäten solche Namen bildeten und sich vergaben). Mit der Petrischale wird der Bakteriologe Julius Richard Petri geehrt, der sie 1887 erfunden hat. Wir beschränken uns hier nur auf Petri, Pauli und Lamberti und die entsprechenden Korrelate auf -y. Abb. 405a zu den i-Formen zeigt, dass ihr Schwerpunkt durchaus im Westmitteldeutschen liegt, doch mit Ausläufern ins Ostmitteldeutsche (Petri), ins Bairische um Passau (Pauli) und ins Ostfriesische (Lamberti). Abb. 405b enthält die Kontrastkarte mit den y-Schreibungen derselben Rufnamen. Hier zeichnet sich sehr deutlich die Beschränkung aufs Westmitteldeutsche ab, die eben genannten Ausläufer sind nicht mehr vorhanden, die y-Schreibung somit ein Regionalismus. Da der Schwerpunkt in Rheinland-Pfalz und im Saarland liegt, lohnt sich ein Blick über die deutsche Grenze nach Luxemburg. Mit dem Online-Kartierungsprogramm „Luxemburgischer Familiennamenatlas (LFA)“ (https://lfa.uni.lu/) lassen sich bis zu vier FamN gleichzeitig kartieren und auch für Deutschland anzeigen (basierend auf der Mainzer FamN-Datenbank; für Luxemburg liegen die Telefonbuchdaten von 2009 zugrunde). Abb. 406 zeigt aus dem Luxemburgischen Familiennamenatlas die entsprechende Karte für Luxemburg, weggelassen werden musste Lamberti/Lamberty (https://lfa.uni.lu/). Die relativen Anteile der y-Schreibungen nehmen in Luxemburg stark zu. Unter den 50 häufigsten Namen in Luxemburg befinden sich gleich vier Humanistennamen: Auf Rang 14 Faber (lat. ‘Schmied’), Rang 33 Molitor (lat. ‘Müller’), Rang 46 Jacoby und Rang 49 Huberty – beide mit y-Schreibung. Pauly folgt auf Rang 68 (Deutschland: Rang 1394 weit nach Pauli auf Rang

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7 Regionale Namenprofile

Abb. 405: Humanistennamen im Genitiv auf -i (a) und auf -y (b).

Abb. 406: Petry, Pauly, Petri, Pauli in Luxemburg und im angrenzenden Deutschland.

7.3 Familiennamen im Westmitteldeutschen

531

850) und Petry auf Rang 156 (Deutschland: Rang 920 nach Petri auf Rang 780) (Gilles 2014, 14–15; Flores Flores 2014, 118–121). In Lothringen und im Unterelsass finden sich zahlreiche Petry und Pauly, daneben deutlich weniger Petri und Pauli (www.nomdefamille.eu). Unter den FamN in Deutschland sind Huberty 92 und Huberti 48 relativ selten und grenzen direkt an Luxemburg an mit Schwerpunkt um Trier. Die lateinische Genitivierung von Jakob erscheint in vierfacher Schreibung: Jakobi 2571, Jakoby 763, Jacobi 3490 und Jacoby 833. Alle Namen ziehen sich in einem breiten Band vom West- zum Ostmitteldeutschen nach Thüringen, weiter östlich (Sachsen) verebben sie. Die beiden y-Versionen verteilen sich mehrheitlich auf das Westmitteldeutsche, die i-Versionen auch auf Hessen, die Universitätsstadt Göttingen und Thüringen (Erfurt). Man erkennt noch heute, dass Universitäten ihre wichtigste Entstehungsstätte waren (Kap. 5.14). 7.3.3.2 Lüttgen, Lüttgens, Lüttges: Diminutive auf -gen(s) In Kap. 5.15.1.1 zur Diminution in FamN wird als Variante des sog. k-Suffixes westmitteldeutsch -gen erwähnt und dort in Abb. 163b mit dem Vorkommen von -chen und -jen kontrastiert. Dabei erweist sich Typ -gen klar als Westmitteldeutsch mit Schwerpunkt im Ripuarischen. Man vermutet, dass es als g ausgesprochen wurde, was sich durch lenisiertes (erweichtes) k erklärt. Hier gehen wir nur auf seine Besonderheit ein, in vier Varianten vorzukommen (was für -chen nicht gilt): mit und ohne -n (-ge und -gen), mit und ohne Genitiv-s (-ges und -gens). Bei der Form -gen ist nicht entscheidbar, ob -n schwacher Genitiv ist oder Bestandteil des alten Diminutivs. Wie diese Varianten verbreitet sind, zeigt Abb. 407a. Dabei sind alle Namenmotivgruppen vertreten, es handelt sich nicht nur um

Abb. 407: Diminutivvarianten auf Basis von -g- (a) und Detailkarte zum Westmitteldeutschen (b).

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7 Regionale Namenprofile

Patronyme, sondern auch um direkte (Schmidtgen, Wirt(h)gen) und indirekte Berufsnamen (Körfgen zu Korf ‘Korb’, Pöttgen zu Pott ‘Topf ’), um Übernamen (Wittgen zu witt ‘weiß’, Neffgen/Nebgen ‘Neffe’, Sö(h)n(t)gen ‘Sohn’), Wohnstättennamen (Hüsgen zu Hus ‘Haus’, Köttgen zu Kotte, Büschgens zu Busch) und Herkunftsnamen (Scheidgen in der Eifel, Röttgen im Westerwald). Abb. 407a verdeutlicht, dass die Variante -ge nicht genuin westmitteldeutsch ist, sondern ihren Schwerpunkt im Osten westlich von Berlin im Raum Magdeburg hat. Dies legt die Annahme nahe, dass die Genitivbildungen auf -ges weniger auf -ge basieren als auf -gens mit n-Schwund. Deshalb schließt Abb. 407b diese Variante aus und vergrößert den westmitteldeutschen Ausschnitt. (Zur Auswahl der kartierten Namen und weiteren Details s. DFA 3, 372–379.)

7.3.3.3 -heim und -heimer: Herkunfts- und Wohnstättennamen auf -Ø und -er Durch das Westmitteldeutsche verlaufen mehrere Grenzen, die die Bildung von Herkunftsund Wohnstättennamen betreffen. Das deutsche Sprachgebiet unterscheidet zwischen einem nördlichen Typ mit bloßem Orts- oder Geländenamen und einem südlichen mit der Ableitung auf -er, z. B. Hamburg vs. Hamburger, Berg vs. Berger. Dem nördlichen Typ liegt die Konstruktion Peter aus/von Hamburg und dem südlichen Peter der Hamburger zugrunde für eine Person, die zugewandert war und von ihrem neuen Umfeld benannt wurde. Im 15. Jh. wurde zunächst der Artikel, später die Präposition weggelassen, was für die Festigkeit der FamN spricht. Fasst man zunächst alle diese Namen (≥ 100 Telef.) mit -burg(er), -heim(er) und -stett(er) nebst Varianten wie -stedt(er), -stadt(er) etc. zusammen, zeichnet sich eine Zäsur quer durch Deutschland ab, die durch das Westmitteldeutsche geht und mit der Nordgrenze des Oberfränkischen abschließt (Abb. 408a). Dieselbe Grenze trennt auch die FamN mit -berg/-berger (Abb. 12a in Kap. 2.2.2.2). Die jeweils drei häufigsten FamN pro Typ sind für -burg Brandenburg 2310, Oldenburg 1788, Blankenburg 1198, für -burger Brandenburger 834, Straßburger 624, Hamburger 550; für Typ -stett Mittelstädt 1265, Eichstädt 529, Mahlstedt 406, für Typ -stetter Brandst(ä/e)tter 318+1022, Hofstetter 1066, Rastetter 316; für Typ -heim Buchheim 600, Draheim 580, Thalheim 447 und für Typ -heimer Reinheimer 416, Sontheimer 413 und Holzheimer 379. Steffens 2013, 65 weist auf die dialektale Monophthongierung von ei > a hin, die FamN wie Holzamer 45 (zu Holzheim) oder Hexamer 60 (zu Hechtsheim bei Mainz) erklären, weitere Abschwächungen zu e liegen in Astemer 8 (evt. zu Astheim), Horchemer 26 (evt. zu Horchheim) und weiteren Namen vor. Nicht immer findet man zu solchen alten Herkunftsnamen heutige Ortsnamen, denn oft lauten, schreiben oder nennen sich die betreffenden Siedlungen mittlerweile anders, oder sie existieren gar nicht mehr (dann spricht man von Wüstungsnamen). Noch klarer tritt die morphologische Grenze -Ø vs. -er hervor, wenn man nur die Gruppe -heim vs. -heimer herausgreift, zumal die Ortsnamen auf -heim sich hauptsächlich im westmitteldeutschen Raum befinden (Abb. 408b): Die morphologische Grenze verläuft südlich der Mosel und nördlich des Mains entlang nach Osten. Wie immer kennzeichnen weiße Flächen zu geringe Vorkommen dieser Namen generell, als dass sie Aussagen erlaubten. Im nördlichen Deutschland tritt -heim selten und außerdem in anderen Formen auf (z. B. -hem, -um), hier herrschen andere Orts- bzw. Örtlichkeitsnamen als Basis vor (z. B. Bachem < Bachheim). Ähnlich verläuft die Grenze zwischen -stett und -stetter, während die zwischen

7.3 Familiennamen im Westmitteldeutschen

Abb. 408: FamN auf -burg(er), -heim(er) und -stett(er) (a) sowie -heim/-heimer separat (b).

Abb. 409: FamN auf -hofen vs. -hofer (a) sowie -hofen vs. -hoven (b).

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7 Regionale Namenprofile

-burg und -burger etwas nördlicher liegt. Auch die Opposition -dorf-/-dorfer bestätigt diesen Verlauf (DFA 3, 244–255). Mehrheitlich auf Wohnstätten (nämlich Höfe) gehen die FamN auf -hofen und -hofer zurück. Bei -hofen könnte man auch Herkunftsnamen aus entsprechenden Dorfnamen vermuten. Dass dies mehrheitlich nicht zutrifft, belegt die Konzentration dieses Namentyps auf das Westmitteldeutsche am Rhein abwärts bis zum Niederrhein. Als Herkunftsname müsste er eine viel weitere Verbreitung haben. Und Ortsnamen auf -hofen sind fast ausschließlich in Bayern zu finden. Bach 1954, 339 vermutet bei solchen Bildungen, die sich nachweislich auch auf Einzelhöfe bezogen (was auch für -hausen gilt), die Ausbreitung eines onymischen Suffixes -en „durch Analogie“. Abb. 409a kontrastiert Typ -hofen mit Typ -hofer, der sich, wie zu erwarten, im Süden aufhält. Abb. 409b kontrastiert die FamN auf -hofen mit denen auf -hoven. FamN auf -hofen erweisen sich als typisch westmitteldeutsch. In der Schreibweise zeichnet sich eine deutliche Grenze -f-/-v- nördlich der Eifel ab. Links des Rheins von Bonn bis Mönchen-Gladbach konzentrieren sich 67 Ortsnamen auf -hoven. Somit handelt es sich bei Typ -hofen um Wohnstättennamen, bei Typ -hoven um Herkunftsnamen. Von den 228 verschiedenen FamN auf -hofen begegnen mit ≥ 100 Telef. Schön- 280, Alten- 227, Stahl- 178, Dieden- 150, Kettenhofen 147, von den 232 FamN auf -hoven Benning- 121, Op- 115 und Freialdenhoven 112. Nördlich von -ho(v/f)en schließt sich der (nicht kartierte) Typ -hoff an, der wiederum nur auf einen Hof Bezug nehmen kann und in DFA 3, 256 kartiert ist. Er erweist sich als typisch westniederdeutsch (DFA 3, 256–273).

7.3.3.4 Glasmacher und Schlossmacher: Berufsnamen mit -macher Das Westmitteldeutsche sticht durch die Tatsache heraus, dass das ansonsten typische Verfahren der Nomen-agentis-Bildung auf -er, auf dem die meisten Berufsnamen basieren, durch ein anderes, vermutlich älteres Verfahren ersetzt bzw. ergänzt wird: Berufsbezeichnungen auf -macher. Dem Schlosser entspricht hier der Schloßmacher, dem Glaser der Glasmacher, dem Schreiner der Schreinemacher etc. Damit nutzt das Westmitteldeutsche das alte Verfahren der Komposition, das sich im Norden (wenngleich eher spärlich) als -maker fortsetzt (Verhochdeutschungen haben auch hier zu -macher geführt, s. Abb. 410a; Kap. 2.4, Abb. 24a). Dagegen praktiziert das restliche Deutschland die Derivation mit -er, neben altem -o (ahd. becko, mhd. becke > Beck) und -ling (Kämmerling, Zimmerling, dazu unten mehr). In Abb. 24b in Kap. 2.4 wurde bereits die Gruppe Hut-, Glas-, Schloß- und Schreinemacher kartiert, die sich allesamt im Ripuarischen (Raum Mönchengladbach – Köln – Aachen) ballen. Betrachtet man die FamN auf -macher ≥ 300 Telef., sticht Schumacher mit 20764 Telef. als die häufigste Bildung heraus (er steht auf Rang 70 der häufigsten FamN), gefolgt von Rade(r)macher 4355+1498 inkl. Radmacher 385, Ham(m)acher 2380+321 ‘Sattler’, Stellmacher 1000 ‘Wagner’, Grützmacher 986 für den Hersteller von Grütze, Grobgemahlenem, Schir(r)macher 383+764 für den Hersteller von Riemen und Werkzeug, Nonnenmacher 624 als Metapher für den Kastrator von Sauen, Glasmacher 473, Hut(h)macher 442+214, Geldmacher 435 ‘Münzer’ (auch ‘Kastrator’, s. Kap. 6.4.7), Assenmacher 406 für den Hersteller von Achsen, Wanne(n)macher 311+242 für den Hersteller von Wannen und Futtertrögen, Harnischmacher 317 für den Schmied von Rüstungen, Kor(b/f)macher 304+225 und Metzmacher 260 für den Hersteller von Messbehältern. Abb. 410a kartiert hochfrequentes Schu(h)macher

7.3 Familiennamen im Westmitteldeutschen

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Abb. 410: Verbreitung von Schumacher (a); andere Namen auf -macher (b).

gegenüber den Typen Schom(a/ä)ker ohne Lautverschiebung, Abb. 410b fasst die restlichen FamN auf -macher zusammen. Der Name Schu(h)macher kommt weitaus häufiger vor als alle anderen Namen auf -macher zusammen. Er zeigt auch eine deutlich weitere Verbreitung als die anderen -macher-Bildungen, auch wenn sich das Zentrum von Schumacher ebenfalls im Westmitteldeutschen befindet. Abb. 410b weist die beiden nächsthäufigsten Namen Rad(e)-/Rader- und Ham(m)acher getrennt aus und fasst die verbleibenden zusammen. Diese umreißen das Ripuarische und fallen zum Moselfränkischen hin rapide ab (DFA 3, 124–139). Das Vorkommen von Namen auf -macher im Niederdeutschen geht hauptsächlich auf das Konto von Stellmacher und Schirrmacher, im Südwesten auf Nonnenmacher (DFA 3, 137). Typ Rad(e)-/Radermacher erscheint auch kontrahiert als Ramacher 199 (hier unkartiert), ebenfalls im Ripuarischen; nördlich davon liegen die niederdeutschen Formen Ramaker 81 (Raum Münster – Oldenburg) und genitivisches Ramakers 100 (von Kleve bis Aachen). Unmittelbar an das Verbreitungsgebiet von Typ Rademacher schließt der mit Suffix -er gebildete Berufsname Räde(c)ker, Rede(c)ker, kontrahiert zur Rä(c)ker, Re(c)ker im Raum Coesfeld – Hamm – Paderborn – Bad Pyrmont – Osnabrück – Bad Bentheim an (DFA 3, 128–129). Der Vollständigkeit halber sei eine Positivkarte zu den häufigsten Namen auf -maker(s) ≥ 20 Telef. präsentiert, weil die selteneren -maker- durch die häufigeren -macher-Bildungen erdrückt werden. Auf Abb. 411a sticht als mit Abstand häufigster FamN Typ Schomaker heraus, der Schomaker(s) 844+161, Schoemaker(s) 121+47, Schoenmaker(s) 23+79 enthält. Typ Klompmaker umfasst Rademaker(s) 238+24, Klompmaker 84 ‘Holzschuhmacher’, Plogmaker 54 ‘Hersteller von Pflügen’, Tripmaker 43 ‘Holzpantoffelmacher’, Büssemaker 40

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7 Regionale Namenprofile

Abb. 411: FamN mit -maker (a) und mit dem Suffix -ling (b).

‘Hersteller von Feuerrohren’, Görtemaker 39 ‘Hersteller von grobem Mehl für Grütze’ und Wenmakers 20 ‘Wannenmacher’ (DFA2, 718, DFA 3, 136). Alle diese Namen erweisen sich als westniederdeutsch. Mit -ling liegt ein weiteres altes germanisches Wortbildungsverfahren vor, das ebenfalls großenteils im Westmitteldeutschen zuhause ist. Es geht aus einem mit l- erweiterten -ingSuffix (verwandt mit -ung) hervor, entstanden durch Fehlsegmentierung in Verbindungen wie ahd. edil+ing ‘Edelmann’ → edi(l)+ling, d. h. bei solchen Reanalysen wird die Silbenals Morphemgrenze interpretiert; altes -ing ist jedoch in vielen Patronymen enthalten (Henning). Erweitertes -ling lebt in der Standardsprache in Lehrling, Neuling, Liebling, Flüchtling fort, während es in FamN einige alte Berufsbezeichnungen wie z. B. Kämmerling 446 ‘Kammerdiener’, Zimmerling 526 ‘Zimmerer’, H(ä/e)mmerling 429+669 ‘Hammerschmied’, Köchling 499 ‘Koch’ (auch ‘Gaukler’), Höfling 1071 ‘Hofbesitzer, -bewirtschafter’ etc. konserviert. Andere sind Übernamen wie Jüngling 1210, Zengerling 330 ‘lebhafter Mensch’ und Neuling 194. Abb. 411b dokumentiert, dass die Hälfte der Fälle im Westmitteldeutschen und an seinen Rändern beheimatet ist (DFA 3, 140–149; Steffens 2013, 156–157).

7.3.4 Lexik 7.3.4.1 Wienand und Theobald: Aufschlussreiche Patronyme Der Vorname Winand, älter Wignand (ahd. wīg ‘Kampf ’ + nand ‘mutig’) ist heute als solcher nur am Mittel- und Niederrhein und westlich davon gebräuchlich (Abb. 412b). In FamN tritt er ebenfalls fast ausschließlich in diesem Raum auf, südlich der Grenze von Nordrhein-

7.3 Familiennamen im Westmitteldeutschen

Abb. 412: Der FamN Wienand/Weinand (a) und der heutige Vorname Wi(e)nand (b).

Abb. 413: Der FamN Theobald in Frankreich (a) und in Deutschland (b).

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7 Regionale Namenprofile

Westfalen mit Diphthongierung von ī > ei (s. Kap. 5.9) als Weinand (Abb. 412a). Da die FamN vor 600–800 Jahren entstanden sind, lässt sich daraus nur der – erstaunliche – Schluss ziehen, dass dieser germanische Rufname seit Jahrhunderten in diesem Raum beschränkt und lebendig blieb, aus welchen Gründen auch immer (DFA 1, 389–390). Über die Grenzen hinweg hat die im Mittelalter sehr lebendige Wallfahrt zu den Reliquien des hl. Theobald, französisch Thibaut im elsässischen Thann ihre Spuren in den Patronymen hinterlassen. Abb. 413a zeigt die Verbreitung des FamN Theobald im französischen Département Grand-Est, Abb. 413b im deutschen Saarland. Auch der FamN Thibaut ist im Nordosten Frankreichs reich belegt (www.nomdefamille.eu). 7.3.4.2 Kappes und Leyendecker: Typische Berufsnamen Das westmitteldeutsche Wort für den Kohl lautet Kappes, Kabes. In Resten ist es auch noch am Südrand des deutschen Sprachgebiets anzutreffen. Es ist aus lat. caputia ‘Kopfkohl’ für diese ursprünglich hier noch unbekannte Art des Kohls entlehnt worden. Der FamN unterscheidet den Kohl-/Gemüsebauern vom Getreidebauern. Mit ≥ 50 Telef. finden sich Kappes(ser) 1478+108, Ka(b/pp)us 364+274 und Ka(b/pp)is 70+87 (Abb. 414a; DFA 5, 67–68). Das Wort mhd. lei(e) ‘Fels, Schieferstein’ ist hauptsächlich in rheinischen Dialekten gebräuchlich. Der bekannteste Name ist die Loreley, wobei der erste Teil des Namens nicht sicher geklärt ist; vielleicht ist er von mhd. lūren ‘lauern’ abgeleitet, als ‘lauernder, gefährlicher Fels’. Die Bedeutung ‘Schiefer’ findet sich im westmitteldeutschen Berufsnamen Leyendecker für den Dachdecker, der (ursprünglich) Schieferplatten verwendete, s. Abb. 414b (DFA 5, 145–146). Unter den 26 Schreibweisen begegnen mit ≥ 50 Telef. Ley(en)decker 95+922

Abb. 414: Berufsnamen für den Gemüsebauern (a) und den Dachdecker (b).

7.3 Familiennamen im Westmitteldeutschen

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und Lei(en)decker 274+295. Im Fall von Spitzlei 121, Spitzl(e/a)y 121+52 dürften Wohnstättennamen vorliegen, ähnlich vermutlich bei Buslei 79, Busl(e/a)y 49+14 (u. v. a. m.), die alle geballt an der Mosel vorkommen. Steffens 2013, 139 erwähnt auch Weinlagennamen in schieferhaltigen Weinanbaugebieten an Rhein und Mosel, z. B. Schäfer-, Gold-, Sonnen-, Feuerlay.

7.3.4.3 Kleefisch und Langenscheidt: Herkunfts- und Wohnstättennamen Bei Luxemburger handelt es sich um einen Herkunftsnamen, der sich nicht auf die Stadt, sondern auf das Land Luxemburg bezieht (Abb. 415a). Die Etymologie dieses Toponyms geht auf ‘kleine Burg’ zurück, was aus historischen Belegen hervorgeht wie Lucilinburhuc (< ‘[zur] lützelen = kleinen Burg’) von 963, Luxelburg von 1225, Lucembourg von 1291. Zum einen hat sich tz [ts] > x [ks] gewandelt, zum anderen fand in der Morphemfuge eine Assimilation von Luxenburg zu Luxemburg statt. FamN, die als Herkunftsnamen aus dieser Zeit datieren, belegen noch diese toponymischen Frühstadien, z. B. in Typ Lützen- und entrundetem Litzenburger (darunter auch Lutzenburg 22, Lützenbürger 23), außerdem Typ Luxenburger, während Luxemburg(er) den heutigen Stand repräsentiert. So fungieren heutige FamN als Zeugen historischer toponymischer Formen und können u. U. sogar über deren ursprüngliche Bauweise und Bedeutung Auskunft geben. Abb. 415a belegt anhand des heutigen Vorkommens entsprechender FamN, welche Distanz die damaligen Auswanderer zurückgelegt haben (DFA 4, 124–125). Kleve am Niederrhein hat ebenfalls Anlass zu unterschiedlichen Herkunftsnamen gegeben und Hinweise auf ältere Schreibungen dieses Toponyms, z. B. mit C- oder mit -w(Abb. 415b). Typ Clever (≥ 10 Telef.) bezeichnet die Auswanderer mit einem -er-Suffix, darin enthalten sind neben Clever(s) 752+30 auch Klever(s) 491+35 und Klewer(s) 273+16. Typ Cleve referiert auf den blanken Ortsnamen; neben Cleve(s) 329+35 umfasst er Kleve 103, Klewe(s) 152+17 etc. Eine volksetymologische Umformung liegt Typ Kleefisch zugrunde, der das Suffix -isch enthält und auf Klevisch zurückgeht, das so nur selten (Kleevisch 5) begegnet. Typ Kleefisch enthält Kle(e)fisch 134+180. Weitere (nicht kartierte) Bildungen sind Clewemann 14, (K/C)levermann 13+3 (zu Kleffmann s. Abb. 13b). Richtung und Distanz der Migration aus Kleve lässt sich Abb. 415b gut entnehmen (DFA 4, 404–405). Einige für das Westmitteldeutsche typische Wohnstätten- und Herkunftsnamen gehen auf mhd. scheide ‘Scheidung, Trennung, Grenze’ zurück. Das bezieht sich geographisch auf Höhenrücken, Wasserscheiden und Grenzlagen (DFA 4, 289). Dieses Wort hat sich im Westmitteldeutschen in zahlreichen Zusammensetzungen erhalten, wobei sich bei der -scheid- vs. -scheidt-Schreibung auch graphische Regionen abbilden. Abb. 416a zeigt, dass die dt-Schreibung im Ripuarischen und Niederrheinischen dominiert, während die d-Schreibung sich südlich davon vom Mosel- und Rheinfränkischen bis in die Pfalz erstreckt. Abb. 416a liegen alle Komposita auf -scheid(t) sowie -scheider ≥ 10 Telef. zugrunde. Typ Winterscheid liegen 136 Types zugrunde, zu den häufigsten gehören neben Winterscheid 249 auch Woll- 279, Mander- 257, Walter- 221, Krum- 206, Lor- 180, Kraut- 171, Mu- 164 und Ditscheid 161. Typ Winterscheidt umfasst 116 Types mit jeweils weniger Telef., neben Winterscheidt 195 kommen nur Bren- 124, Reiffer- 119 und Kocherscheidt 113 auf über 100 Telef. Ableitungen auf -er finden sich nur bei -scheid und nur mit 9 Types, z. B. Weg- 310, Lor- 206, Mar- 108 und Bettscheider 105. Auch diese Ableitung mit -er befindet sich südlich der in Kap. 7.3.3.3 beschriebenen morphologischen -heim/-heimer-Grenze, die nördliches -Ø

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7 Regionale Namenprofile

Abb. 415: Die Herkunftsnamen Luxemburger (a) und Cleve(r), Kleefisch (b).

Abb. 416: Wohnstätten- und Herkunftsnamen mit -scheid(t) (a) und Kaule(n), -kaul, Keuler etc. (b).

7.3 Familiennamen im Westmitteldeutschen

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von südlichem -er trennt (DFA 4, 288–297; Steffens 2013, 60–61). – Zur Namengruppe auf -scheid zählt auch Laschet 257. Der FamN ist im Raum Aachen und in der angrenzenden belgischen Provinz Lüttich konzentriert, wo er auch entstanden ist. Dort nannte man die von einem Grundherrn abhängigen Bauern Laten, und die Grenze zwischen ihren Hofgütern war die Lat-scheide, lautlich abgeschwächt Laschet, ein häufiger Flur- und mehrfacher Ortsname in Belgien. Der FamN bedeutet also ‘der am/aus Laschet’. Manche groß- und rundköpfige Fische tragen das Erstglied Kaul-, z. B. Kaulbarsch und Kaulkopf. Bekannter ist die Kaulquappe, die eine ähnliche Kopf- und Rumpfform hat. Dieses Erstglied könnte gemäß dem Etymologischen Wörterbuch von Pfeifer (1997) auf mhd./mnd. kūle ‘Kugel, Grube, Loch’ zurückgehen (vgl. Kuhle ‘Bodenvertiefung’) und ist in zahlreichen Toponymen enthalten, die in FamN übergegangen sind. Diphthongiert erscheint das Wort auch im westmitteldeutschen Raum als Kaul, Kaule, Kaulen, in FamN auch umgelautet zu Keuler. So geht der Herkunftsname Kuttenkeuler aus dem Siedlungsnamen Kuttenkaule bei Siegburg hervor. Allerdings sind bei Kaul(e) auch Konkurrenzen zu ‘Keule’ denkbar. Abb. 416b dokumentiert nur die diphthongierten Formen und weist sie als westmitteldeutsch aus. Nördlich davon schließen die monophthongischen Namen Kuhl, Kühler und entsprechende Komposita wie Kuhlmann, Vosskuhle an (Abb. 14b; DFA 4, 576–585). Die frequente Form Kaul 2443 begegnet zwar am häufigsten im Westmitteldeutschen, doch auch in anderen Gegenden, und wird wegen der oben genannten Konkurrenz nicht kartiert. Auf Abb. 416b werden in der Bedeutung ‘Grube’ sichere Komposita auf -kaul herangezogen: Vo(ß/ss)enkaul 20+39 ‘Fuchskuhle, -bau’, Pütz- 23 ‘Pfütze’ und Sandkaul 11 ‘Sandkuhle’. Dazu der nur im Westmitteldeutschen vorkommende Typ Kaulen 300 mit Kaule 153 und Sandkaulen 58 (Kap. 7.3.4.3). 7.3.4.4 Geiß, Schaf, Ochs und Gaul: Nutztiere Blanke Nutztierbezeichnungen wie Geiß, Schaf, Gaul, Ochse kommen in FamN zahlreich vor. Ihre Bedeutung ist nicht eindeutig erschließbar: Es können Berufsübernamen zu Haltern, Züchtern oder Hirten dieser Tiere sein, zu Metzgern und Verkäufern, die auf die Schlachtung bzw. den Vertrieb dieser Tiere spezialisiert waren, oder Übernamen, die auf metaphorischen Vergleichen zwischen Mensch und Tier basieren. Abb. 417a dokumentiert Geiß und Schaf, Abb. 417b Gaul und Ochse. Sie alle massieren sich im Westmitteldeutschen, greifen aber auch auf andere Gebiete aus, etwa Gaul auf Bayern. Auch muss man immer Bedeutungskonkurrenzen berücksichtigen, etwa bei Typ Geiß Patronym zu Gis[bert]. Bei anderen Tieren wie Kalb 1471 können sich auch ganz andere Schwerpunkte ergeben, hier beispielsweise Oberfranken. Man kann der Bedeutung dieser FamN etwas näher kommen, indem man nach Komposita mit diesen Tieren sucht, z. B. Ochsen-, Lämmer-, Geißhirt oder nur Typ Hirte. Namen, die den Hirtenberuf enthalten, gibt es in ganz Deutschland, am meisten im Westoberdeutschen. Die Komposita mit X-hirt sind alle nestartig organisiert. So kommen Ochsenhirt und Wildhirt um Frankfurt herum vor, Roßhirt südlich von Fulda um Schlüchtern, Lämmerund Kuhhirt zwischen Fulda und Erfurt. Anders beim FamN Schäfer, der sich deutlich im Westmitteldeutschen massiert und auf das Westnieder- und Westoberdeutsche ausgreift (Abb. 418a). Typ Schäfer mit Lautverschiebung enthält neben Schäfer(s) 61585+1743 noch Schaefer(s) 4574+261, Schefer(s) 457+48 etc., während bei Typ Schaper ohne Lautverschiebung mit Schaper 3197 (vom Niederrhein bis ins Emsland verbreitet) die umlautlose Form

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7 Regionale Namenprofile

Abb. 417: Geiß und Schaf (a) sowie Ochse und Gaul (b).

Abb. 418: Der Berufsname Schäfer (a) sowie Fleisch(teile) in FamN (b).

7.3 Familiennamen im Westmitteldeutschen

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dominiert (hierzu ist auffälligerweise kein Genitiv belegt); dazu gehört auch Schaeper(s) 91+30 wohl mit Dehnungs-e. Der Rest entfällt auf umgelautete Formen wie Scheper(s) 436+1288, konzentriert in Südniedersachsen (wobei hier der Genitiv weit vor dem Nominativ rangiert); Konkurrenz besteht zum Berufsnamen Scheper(s) ‘Schiffer’, Schäper(s) 485+328, Scheeper(s) 37+188 etc. (DFA 2, 160–162). Abb. 418b greift einige Bezeichnungen für Tierfleisch bzw. Tierkörperteile heraus, die in den Kontext des Metzgerberufs gestellt werden können (Hauptfleisch ‘Kopffleisch’). Jungund Gutfleisch kennzeichnen die hohe Qualität des Fleisches. Insgesamt sind gerade im Westmitteldeutschen solche Berufsübernamen zahlreich zu finden, die jeweils kleinräumig vorkommen und von der hohen Spezialisierung des Metzgerhandwerks zeugen (DFA 5, 160–162). 7.3.4.5 Kurtz und Klein: Übernamen für geringe Körpergröße Körpergröße gehört unter den körperbezogen Übernamen zur häufigsten Information, die FamN transportieren – sei es, dass sie die Unter- oder die Überschreitung der Norm thematisieren. Das Westmitteldeutsche fällt durch Namen auf, die geringe Körpergröße thematisieren, nämlich durch Klein, das unter den häufigsten FamN auf Rang 14 steht und der frequenteste Übername überhaupt ist. Es ist nicht auszuschließen, dass sich Klein weniger auf den Wuchs als auf das Alter bzw. die Generation (den Sohn) bezieht. Dann sollte jedoch erwartbar sein, dass sich Groß im gleichen Gebiet massiert, was nicht der Fall ist. Mhd. klein(e) bzw. mnd. klēne bedeutete ‘klein, schmächtig, zart, mager, zierlich’. In der Pfalz häuft sich auch der Name Kor(t)z für den (zu) kurz geratenen Menschen. Typ Kurz massiert

Abb. 419: Klein und Kleen (a) sowie Groß und Klein im Kontrast (b).

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7 Regionale Namenprofile

sich insgesamt in der Westhälfte Deutschlands, insbesondere auf der Schwäbischen Alb. Doch da bei diesem Namen zu starke Konkurrenzen zu Formen aus Konrad (wie Kurt, Kort) vorliegen, kartieren wir diesen Namen nicht (DFA 5, 660–661). Abb. 419a dokumentiert den FamN Klein. Typ Klein umfasst neben Klein 53377 auch Flexionsformen wie Kleine(r) 3488+2290, um sekundäres -t erweitertes Kleinert 2994 sowie Kleinen 398, Typ Kleen neben Kleen 705 auch Kle(e)ne 134+220. Typ Kleen konzentriert sich in Ostfriesland. Würde man die schwache Genitivform Kleinen 398 gesondert kartieren, kristallisiert sich mit dem Raum Köln – Aachen – Geldern der Nordrand des Ripuarischen heraus (DFA 5, 660). Abb. 419b kontrastiert den Typ Klein mit Typ Groß unter Berücksichtigung der dialektalen Formen (wie Grooth, Graute etc.). Auch wenn Groß kein seltener Name ist (Rang 78 der häufigsten FamN), so wird er deutlich von Klein überrundet, der seine höchsten Konzentrationen im Westmitteldeutschen erreicht. Ob damit auf mögliche Nachkommen der ehemals romanischen Bevölkerung Bezug genommen wurde, ist nur eine Vermutung und mit der Geschichtswissenschaft abzuklären. 7.3.4.6 Jung und Alt: Alters- bzw. generationsbezeichnende Übernamen Auf das Alter bzw. die Generation beziehen sich die Übernamen Jung und Alt. Jung steht schon auf Rang 48 der häufigsten FamN, Alt erst auf Rang 727, noch hinter Altmann auf Rang 404. Um dies zu plausibilisieren, sollten beide Namen gemeinsam vorkommen, da auf beide Seiten Bezug genommen wird, wenn man eine solche Unterscheidung vornimmt. Tatsächlich decken sich die Vorkommen von Jung und Alt, wie Abb. 420a ausweist. Dabei

Abb. 420: Jung und Alt (a) sowie Jünger und Elter (b).

7.4 Familiennamen im Ostmitteldeutschen

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ist Alt wesentlich seltener als Jung, weil bei der Unterscheidung gleichnamiger Personen meist nur der Junior als Hans der Junge vom Senior Hans abgesetzt wird. Typ Jung umfasst neben Jung 28233 noch Junge(n) 4375+386, Jungk 506, Jongen 74 etc., Typ Alt neben Alt noch 3775 Alte(n) 134+328, Olt 163, Old(e) 74+56 etc. (DFA 5, 656–683). Selten sind Komparative von Adjektiven in FamN konserviert. Die beiden Adjektive Jünger und Elter machen eine Ausnahme, indem sie in den dafür typischen Umlautformen auftreten (Älter kommt nicht vor, Aelter nur mit 6 Telef.). Der Primärumlaut von a wird, ähnlich wie in historischen Texten, mit e (bzw. E) verschriftet, auch im Kompositum Eltermann. So hat auch das nhd. Appellativ Eltern keine morphologische Umlautschreibung mit Ä- übernommen. Die Bedeutung von Eltern ist so stark lexikalisiert, dass es nicht mehr als Komparativ zu alt empfunden wurde, d. h., es bedeutet weit mehr als nur ‘die Älteren’. Was hier eine Ausnahme ist, bildet bei den FamN die Regel, auch weil Namen keine morphologischen Bezüge zu verwandten Wörtern herstellen müssen. Abb. 420b zeigt, dass auch die Komparative vorwiegend im (west)mitteldeutschen Raum beheimatet sind. Jüngermann deckt sich mit Jünger, während Eltermann stärker streut. Vermutlich galten die Komparative der Unterscheidung von Geschwistern (DFA 5, 1000–1007).

7.4 Familiennamen im Ostmitteldeutschen 7.4.1 Phonologie 7.4.1.1 No(w)ack, Ko(w)al, No(w)usch: Schwund von intervokalischem -w-

Abb. 421: Kowal vs. Koal (a) und Nowusch vs. Nousch (b).

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7 Regionale Namenprofile

Im ostmitteldeutschen Raum finden sich viele slawische Namen mit der Folge -owa-, -ovaund Nebenformen mit w- bzw. v-Schwund (Kap. 4.7). So wird Nowak, Novak (aus sorbisch, polnisch nowak, tschechisch novak ‘Neuling’) zu Noak, Noack, ebenso Kowal (aus sorbisch, polnisch, tschechisch kowal ‘Schmied’) zu Koal, Koall. Nowak 11551 nimmt unter den FamN Deutschlands schon Rang 156 ein und ist damit der frequenteste Fremdname. Der Ausfall von intervokalischem -w- oder -v- begegnet schon im 14. und 15. Jh. und ist auf die konsonantische Schwäche dieser Laute (sog. Halbvokale) zurückzuführen, die sie gerade zwischen zwei anderen Vokalen zusätzlich schwächt und kaum wahrnehmbar macht. Zur Karte Nowak/Noack s. Abb. 74a. Abb. 421a kartiert Typ Kowal gegenüber Typ Koal und führt zu einem ähnlichen Verbreitungsbild wie Typ No(w)ack. Typ Kowal und Typ Koal enthalten zahlreiche Schreib- und Wortbildungsvarianten, am häufigsten Kowal(ew)ski 3293+1131, Kowalczyk 745 etc. (DFA 2, 768–773). Abb. 421b zeigt Nowusch und Nousch (< sorbisch Nowuš) ‘Neusiedler’, der sich am Ostrand des ostmitteldeutschen Raums nördlich von Dresden ballt. Auch hier liegt intervokalischer w-Schwund vor (Kap. 4.7).

7.4.1.2 Zschiesche und Fritzsch: Namen mit Anlaut Zsch- und Namen auf -tzsch Im Kontakt mit slawischer Bevölkerung kam es im Ostmitteldeutschen zu zahlreichen Entlehnungen von FamN mit dem Deutschen fremder Lautung oder Lautkombinatorik. Dies sind z. B. palatalisierte Dentalaffrikaten, die im Anlaut meist als [tʃ ], im Auslaut ebenso oder als [tsʃ ] artikuliert werden. Wir betrachten zunächst FamN mit komplexen Anlautclustern (Konsonantenkombinationen). Diese werden unterschiedlich verschriftet, etwa als Zsch-, Tsch- Tzsch-, Cz-, Cs- oder Szc-. Abb. 422a greift nur die Anlautschreibung Zsch- heraus und visualisiert deren Konzentrationen als Fläche, was bei der Region um Dresden zu den dunkelsten Einfärbungen führt und sich weiter auf Sachsen verteilt bei leichteren Ausdehnungen nach Brandenburg – mit Ausnahme von (West-)Berlin wegen des geringeren Vorkommens dieser Namen zu Zeiten der deutschen Teilung. Die Abfrage ergibt ohne Frequenzfilter (und damit einigen Bindestrichnamen) 269 Types mit 6024 Telef., bei einem Frequenzfilter von ≥ 3 Telef. sind es noch 166 Types mit 5905 Telef. Namen über 100 Telef. sind Zschiesche 453 (Übername zu sorbisch cyž ‘Zeisig’), Zschau 333, Zschocke 290 (Übername zu polnisch czochać ‘kratzen, reiben’ oder Herkunftsname zu Zschockau), Zschiedrich 210, Zschunke 200 (zu tschech. čuník ‘Ferkel’), Zschieschang 180 (sorbische Form von Christian), Zscheile 178 (Herkunftsname zu Zscheila), Zschaler 155, Zschoch(e) 144+239 (Herkunftsname zu Zschochau), Zschech 132 (Herkunftsname ‘Tscheche’), Zschiegner 112 und Zschornack 108 (zu sorbisch ‘Rappe, Schwarzhaariger’). Abb. 422b greift Schreibungen mit Tzsch- heraus, was zu 86 Types mit 1090 Telef. führt (≥ 3 Telef. ergibt 48 Types bei 1042 Tokens). Wie für die FamN auf Zsch- gilt auch hier, dass sehr viele unterschiedliche Namen mit nur geringen Tokenfrequenzen vorliegen. Bei dem selteneren Tzsch- ergibt sich eine noch stärkere Konzentration auf den äußersten Osten in der Lausitz (um Görlitz). Die 5 häufigsten Namen sind Tzschoppe 297 (slawische Form von Stephan oder sorbische Form von Josef), Tzschentke 130 (slawische Form von Vincentius), Tzscheutschler 83 (zum Toponym Zeutsch), Tzschach 49 (Patronym zu Zacharias), Tzschaschel 55 (Patronym zu slawisch Czaslaw). Einige FamN kommen in bis zu fünf Schreibweisen vor,

7.4 Familiennamen im Ostmitteldeutschen

547

Abb. 422: Namen mit Anlautschreibung Zsch- (a) und Tzsch- (b).

z. B. Zschoche 239, Tschoche 23, Zschoch 144, Tzschoch 23, Czoch 9 (< polnisch czochać ‘kratzen, reiben’), ähnlich Zschach 81, Tzschach 49, Tschach 29 und Czach 19 (zu Zacharias) oder Zschiesche 453, Tzschiesche 13, Tschiesche 83, Ziesche 524 und Cziesche 7 (zu sorbisch ‘Zeisig’) (DFA 2, 480–493). Dem Namenende auf -t(z)sch(e) widmet sich Abb. 423. Diesen Schreibungen liegt ebenfalls die palatalisierte Affrikate [tʃ ] zugrunde. Auch wenn als Grundlage dieses Ausgangs das hypokoristische deutsche z-Suffix (vgl. Fritz zu Friedrich) und das slawische šSuffix diskutiert werden, was morphologischen Status impliziert, fassen wir dies als phonologisches Phänomen. Abb. 423a kartiert FamN auf -tsch und auf -tzsch, wobei deutlich wird, dass der Ausgang -tsch über ganz Deutschland verstreut vorkommt und da auch auf andere Ursprünge zurückgeht. So liegen im alemannischen Sprachraum -tsch-Namen vor, denen die diminutivische Suffixkombination -tschīn zugrundeliegt. Z. B. haben die FamN Bertsch(e) (< Bert[hold]), Dietsch(e) (< Diet[rich]), Fritsch(e) (< Fried[mar]) ihren eindeutigen Schwerpunkt im alemannischen Sprachraum (Abb. 360b in Kap. 7.1.3). Typ Pietsch umfasst 33 Types bei einer Frequenzschwelle ≥ 300 Telef., darunter sind die häufigsten Bartsch 8800 (< Bartholomäus), Fritsch 6943 (< Fried[rich]), Pietsch 5617 (< Petrus), Nitsch 2561 (< Nikolaus oder Nit[hard]), Jentsch 2187 (< Johannes), Bertsch 1392, Rentsch 982 (< Rein[hold]), Petsch 923 (< Petrus). Anders verhalten sich die Namen auf -tzsch, die sich auf das Ostmitteldeutsche beschränken. Die Anfrage ≥ 300 Telef. ergibt 10 Types, darunter Jentzsch 1560 (< Johannes), Pötzsch 1307, Pietzsch 1141 (beide < Petrus), Fritzsch 1122 (< Fried[rich]), Dietzsch 611 (< Diet[rich]) etc.

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7 Regionale Namenprofile

Abb. 423: Namen auf -t(z)sch (a) und auf -t(z)sche (b).

Zieht man, wie in Abb. 423b, die gleichen Namentypen mit auslautendem -e heran, dann geht die Verbreitung gegenüber -tsch stark zurück, bis auf ein kleines alemannisches Areal im Südwestzipfel Deutschlands. Ansonsten konzentrieren sich sowohl Typ Fritsche als auch Typ Fritzsche auf das Ostmitteldeutsche. Der berühmte Name Nietzsche 35 (< Nikolaus) gehört zu Typ Fritzsche, fällt aber unter die Frequenzschwelle von ≥ 300 Telef. (DFA 3, 488–500). Andere Formen sind durch das slawische Diminutivsuffix -k erweitert (Kap. 5.15) und lauten z. B. Nitschke 3838 bzw. Nitzschke 510 (< Nikolaus). Diese konzentrieren sich in der Lausitz. Andere Patronyme werden mit dem l-Diminutiv erweitert, typische Vertreter sind Hentschel 5740, Häntschel 104 und Hentzschel 403, Häntzschel 238 (alle < Johannes), ebenfalls mit Schwerpunkt in der Lausitz (DFA 3, 493–495). 7.4.1.3 Hennig statt Henning: n-Ausfall in der Endung -i(n)g Das Ostmitteldeutsche weist beim Patronym Henning (< Johannes), das Rang 273 der häufigsten FamN einnimmt, die Besonderheit auf, dass hier die (insgesamt häufigere) n-reduzierte Form Hennig dominiert, die Rang 257 besetzt (Abb. 424a). Auch wenn Hennig andernorts nicht abwesend ist, so dominiert diese Form im Osten. Die Frage ist, ob sich dieses Bild immer bei diesem Suffix ergibt – was nur bedingt bestätigt werden kann (DFA 2, 810–821). Daher zieht Abb. 424b noch den indirekten Berufsnamen bzw. Übernamen Pfenni(n)g heran. Zugrunde liegt ihm ahd. pfending, mhd. pfenninc, mnd. pennink ‘Pfennig, Münze, Geld, Besitz’. Vom Anlaut P- im Norden vs. Pf- im Süden abstrahieren wir hier (Kap. 5.2; DFA 2, 80), von Interesse ist allein -ing vs. -ig. Auch hier lässt sich ein Schwerpunkt im Ostmittel-, aber auch im Westmitteldeutschen erkennen. Im Süden wurde dieses

7.4 Familiennamen im Ostmitteldeutschen

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Abb. 424: Henning vs. Hennig (a) und Pfenning vs. Pfennig (b).

Wort offensichtlich kaum verwendet. Hinter Typ Pfenning verbergen sich 15 Types, neben P(f)enning 755+327 sind dies Redepenning 134, Re(h/n)penning 75+16, Re(n/m)pening 13+53 (alle ‘Bargeld’), Gülden- 42 ‘Goldmünze’, Schimmelpenning 13 (Übername für einen Sparsamen oder Geizigen), Zehn- 23 (Abgabepflicht), Weis- 20 ‘Silbermünze’, Schimmelpfenning 18 (s. o.). Typ Pfennig umfasst ebenfalls 15 Types, neben P(f)ennig 94+1393 u. a. Redepennig 13, Schimmel- 1020, Schmelz- 10, Seiden- 17 (Geizhals, der den Pfennig in Seide bettet), Wehren- 28 (Übername < ‘[ich] verteidige den Pfennig’), Wucher- 427 ‘Gewinn, Ertrag’, Wei(s/ß)- 61+21, Zwei- 43, Zehnpfennig 190 (Zinsabgaben) (DFA 2, 79–81, 817–818). In die Standardsprache ging die am Ostmitteldeutschen orientierte n-lose Form Pfennig ein.

7.4.2 Schreibung Auf die unterschiedlichen Schreibvarianten für aus dem Slawischen entlehnte oder slawisch überformte FamN wurde schon in Kap. 7.4.1 zur Phonologie hingewiesen. Ebenso wurde in Kap. 5.2.2.4 zur Medienverschiebung die typisch ostmitteldeutsche Schreibung von Schröter mit t behandelt (s. Abb. 115a in Kap. 5.2.2.4). Hier beschränken wir uns auf die ph- statt f-Schreibung in Rudolph und auf die th-Schreibung in Walther. 7.4.2.1 Rudolph und Christoph: Schreibung von -ph in Patronymen In Kap. 5.1.1 kam bereits die Varianz von ph und f(f) in Patronymen wie Stephan/Stefan zur Sprache. Dabei hat sich u. a. das Ostmitteldeutsche als typisches ph-Gebiet erwiesen. Dies

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7 Regionale Namenprofile

Abb. 425: Rudolf vs. Rudolph (a) und Christof vs. Christoph (b).

gilt auch für weitere Patronyme, hier solche aus -olph bzw. -olf(f), die aus dem einstigen germanischen Zweitglied -wolf hervorgehen und verfremdende, nämlich gräzisierende ph-Schreibungen erfahren haben. Abb. 425a hat zunächst die Patronyme auf -olph ≥ 10 Telef. extrahiert und ihre Entsprechungen auf -olf(f), nicht auch die weiteren Fälle, die keine Entsprechungen mit -olph aufweisen, denn sonst hätten die -olf-Formen die anderen erdrückt. Besonders stark schlägt dabei der Name Rudolph mit allein 11187 Telef. zu Buche; er bestimmt weitgehend das Kartenbild in Abb. 425a, das deutliche Konzentrationen im Ostmitteldeutschen erkennen lässt. Unter Typ Rudolph mit 15 Types fallen ferner Adolph 1570, Ludolph 409, Windolph 226, während mit Randolph 70 etc. nur noch zweistellige Telef. zu verbuchen sind. Nicht enthalten sind die latinisierten Genitive Rudolphi 344 und Rudolphy 23, die fast ausschließlich von der ph-Schreibung Gebrauch machen (Rudolfi nur 12 Telef.) und mehrheitlich im für Humanistennamen typischen Westmitteldeutschen und angrenzenden Westfälischen (Raum Münster – Paderborn) beheimatet sind. Typ Rudolf enthält ebenfalls 15 Types: Neben Rudolf 4259 sind es u. a. Adolf 1184, Windolf 185, Ludolf 117, Gondolf 112, der Rest verbleibt im zweistelligen Bereich. Noch weitgehend unbekannt ist der Grund für diese ph-Schreibungen in solchen Namen germanischer Provenienz; evtl. ist sie von Fremdnamen wie Christoph oder Joseph auf die Schreibung nativer Namen übergesprungen (Kunze/Nübling 2009, 31–41). Deshalb nimmt Abb. 425b auch die [f]-Schreibung von Fremdnamen in den Blick, hier am Beispiel von Christoph vs. Christof (K-Schreibungen sind frequenziell vernachlässigbar). Hier bestätigt sich noch deutlicher der Osten, genauer die Lausitz, als Zentrum der

7.4 Familiennamen im Ostmitteldeutschen

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ph-Schreibungen. Zwar dominieren sie mehrheitlich auch andernorts, doch hier mit der höchsten Intensität (DFA 2, 186–189). Die Verbreitung von Typ Joseph 1364 und Josef 297 ergibt ein anderes Bild (hier nicht kartiert): Josef kommt fast nicht im Osten vor, sondern am ehesten im heutigen Bayern und in Niedersachsen. Dagegen verteilt sich Joseph über ganz Deutschland, vor allem im Westfälischen (Zentrum um Paderborn), während in Bayern, Niedersachsen und SchleswigHolstein die geringste Dichte besteht. Im Osten kommen durchaus ph-Schreibungen vor, er tritt aber nicht als Zentrum hervor. 7.4.2.2 Walt(h)er und Günt(h)er: th-Schreibungen Manche FamN aus germanischen Rufnamen enthalten historisch das Zweitglied -heri ‘Heer’, so Walt(h)er und Günt(h)er. Die Schreibung zeigt diesen (heute stummen) Anlaut oft nicht mehr an. Die Erstglieder gehen bei Walt(h)er auf ahd. waltan ‘herrschen’ zurück, bei Günt(h)er auf ahd. gund(a) ‘Kampf ’. Bei der Frage, ob sich bezüglich des h-Erhalts FamN-Landschaften ergeben, tun sich interessante Befunde auf, indem hier das Ostmitteldeutsche hervortritt. Abb. 426a kartiert Walter(s) vs. Walther(s). Warum sich besonders im Ostmitteldeutschen die konservative Schreibung erhalten hat, ist unbekannt. Dies fügt sich jedoch in die generelle Beobachtung, dass der gesamte Osten Konsonantenverbindungen und -häufungen ohne phonologische Entsprechung kultiviert. Wir sind diesem Phänomen schon vielfach begegnet. Die niederdeutsche Variante Wolt(h)er(s) blieb unberücksichtigt, weil hier nur 33 th-Schreibungen 12823 t-Schreibungen gegenüberstehen (zu Wolter s. Kap. 5.11).

Abb. 426: Walter vs. Walther (a) und Günter vs. Günther (b).

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7 Regionale Namenprofile

Abb. 626b greift Günt(h)er heraus und führt zu einem anderen Befund: Hier dominiert überall die konservative th-Schreibung, ganz besonders im südlichen Sachsen, wo sie ihre höchste Dichte erreicht. Nur im alemannischen Raum kommt es zu höheren t-Vorkommen. Die Vokalvarianz ü/u wurde berücksichtigt: Bei deutlich seltenerem Gunt(h)er 101+96, Gunters 7 kommen t- und th-Schreibungen etwa hälftig vor (DFA 2, 366–375). Relativ gesehen beträgt das Verhältnis von Typ Walter zu Walther 73,5 % : 26,5 %, das von Typ Günter zu Günther 8 % : 92 %.

7.4.3 Morphologie 7.4.3.1 Ehrlich, Redlich, Säuberlich: Übernamen auf -lich Übernamen kommen in ganz Deutschland vor. Doch konzentriert sich ein bestimmter morphologischer Typus, nämlich (einstige) Adjektive auf -lich, im Ostmitteldeutschen. Wenngleich diese Namen kein exklusiv ostmitteldeutsches Phänomen sind, so doch immerhin ein auffälliges und durchaus typisches. Fröhlich 12467 bildet das häufigste Exemplar dieses Namentyps, rangiert auf Platz 163 sämtlicher FamN, ist sehr weit, vor allem in der Südhälfte Deutschlands, verbreitet und zeigt Verdichtungen im Südsächsisch-Thüringischen (DFA 3, 164–165). Abb. 427a greift mit Typ Ehrlich, Weidlich, Greulich und Redlich vier Beispiele mit jeweils ähnlicher Frequenz heraus, was sie gut gemeinsam kartierbar macht. Ehrlich bedeutete zur Zeit seiner Entstehung als Beiname ‘ehrenvoll, angesehen’, auch ‘vortrefflich, schön’ (hierzu gibt es auch die Bildungen Ehrlicher 218, Ehrlichmann 97 und Ehrsam 208, zu letzterem s. u. Abb. 428b). Weidlich geht auf mhd. weide(n)lich ‘waidgerecht; frisch, tüchtig, stattlich’ zurück, Greulich auf mhd. griuwelich, griulich ‘furchterregend, grauenvoll, grausam’ und Redlich auf mhd. red(e)lich ‘beredt, vernünftig, rechtschaffen’. Die Karte in Abb. 427a weist einen klaren Schwerpunkt im Ostmitteldeutschen und auch im hessisch-südfränkischen und schwäbischen Raum aus. Diese Befundlage bestätigt sich auch bei weiteren Übernamen auf -lich. So konzentrieren sich die Namen Gramlich 933 ‘unmutig, zornig’, Höflich 589 ‘fein, höflich’ und Endlich 323 ‘eifrig, eilig, zuverlässig’ auf das Hessisch-Südfränkische (DFA 3, 160), während Nerlich ‘gering, notdürftig, kümmerlich’, Warlich ‘wahrhaft, wahr’, Bitterlich ‘bitter, heftig, schmerzlich’, Säuberlich ‘sauber, züchtig, ansehnlich’ und Bräunlich ‘braun, glänzend, funkelnd’ im Ostmitteldeutschen zuhause sind (Abb. 427b). Schließlich seien mit Wunderlich ‘seltsam, launisch; wunderbar, großartig’ und Schädlich ‘Schaden bringend, schädlich; Missetäter’ noch zwei frequente Beispiele kartiert, die sich am Übergang vom Ostmittel- zum Ostoberdeutschen befinden, wobei Schädlich überwiegend im Ostmitteldeutschen verbleibt, während Wunderlich nach Oberfranken hin ausgreift (Abb. 428a). Geht man in die niedrigeren Frequenzbereiche, finden sich viele weitere Namen auf -lich, die sich durchaus (auch) auf andere Teile Deutschlands verteilen, z. B. Göttlich 373, Heimlich 355 ‘einheimisch, vertraut’, Herrlich 348, Möglich 163, Hinderlich 119, Niedlich 99, Winterlich 87, Trefflich 83, Glücklich 75, Häßlich 74, Gütlich 71, Klüglich 48, Rötlich 40, Geistlich 35, Spätlich 31, Gräflich 26, Freilich 19, Gottselich 18, Ziemlich 18, Gründlich 17, Misselich 12, Aehnlich 12, Peinlich 11, Lieblich 6, Frischlich 6, Friedlich 5, Köstlich 5.

7.4 Familiennamen im Ostmitteldeutschen

Abb. 427: Übernamen mit Adjektiven auf -lich in Deutschland (a) und im Ostmitteldeutschen (b).

Abb. 428: Wunderlich und Schädlich (a) sowie Übernamen mit Adjektiven auf -sam (b).

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7 Regionale Namenprofile

Als Kontrast seien auch adjektivische Bildungen auf -sam kartiert, die eine ähnliche Bedeutung ausdrücken (Abb. 428b). Die fünf häufigsten sind Ehrsam, Friedsam, Grausam, Seltsam ‘fremdartig, wunderlich’ und Ruhsam ‘geruhsam’. Hier zeigt sich, dass die Südhälfte Deutschlands solche Namen bevorzugt. Die Gründe für die Verteilung derart gebildeter Übernamen sind bislang nicht bekannt.

7.4.3.2 Merkel und Brendel: Diminutive auf -el In Kap. 5.15 wird ausführlich auf die Diminution eingegangen. Abb. 162b (Kap. 5.15.1) zeigt, dass das Ostmitteldeutsche zu Zeiten der FamN-Entstehung noch weitgehend dem Gebiet der l-Suffixe angehörte, während es heute durch die seitdem erfolgte Expansion des Suffixes -chen mehrheitlich dem sog. k-Gebiet angehört – bis auf einen schmalen südlichen Streifen in Sachsen. Die Verhältnisse in Abb. 429a, die nur mit Flächeneinfärbung arbeitet, weist speziell das -el-Areal aus, das im Raum Chemnitz seine höchste Dichte erlangt. Diesen Namen liegen die 10 häufigsten Patronyme auf -el zugrunde: Seidel 18865 (< Sieg[fried]), Riedel 14571 (< Rud[olf]), Merkel 5746 (< Mark[ward]), Frenzel 4833 (< Franz), Kühnel 3614 (< Kon[rad]), Brendel 3610 (< Brand), Oertel 2801 (< Ort[lieb]), Jä(c)kel 2093+2615 (< Jakob), Rödel 2035 (< Rud[olf]). Südlich davon schließt das synkopierte l-Gebiet an (Seidl), südwestlich -lein (Seidlein). Schon anhand der diminuierten Patronyme, die aus Mark[ward] hervorgehen, lassen sich, wie Abb. 429b dokumentiert, diese Gebiete erkennen, auch wenn die Berücksichtigung von mehr Namen die ungemein scharfen Grenzen zwischen den Diminutivarealen noch besser sichtbar machen (hierzu Abb. 165a in Kap. 5.15.1.3; DFA 3, 440–459). Die unterschiedlichen Typen beinhalten auch Schreibvarianten mit ä, ae, ck oder umlautlose Formen wie Markel 125, Marklein 80, Markl 510. Einzig die l-Suffixvarianten bestimmen die Typisierung. Auch die aus slawischen Suffixen hervorgegangene Endung -schke, enthalten in FamN wie Maschke (< Thomas), Peschke (< Peter), Raschke (< Radomir), Hanschke, Haschke, Jaschke, Jeschke (alle < Johannes) etc., kommt im Ostmitteldeutschen am häufigsten vor, streut aber wegen der Umsiedlungen nach 1945 in ganz Deutschland. Da solche FamN schon in Kap. 5.15.1.2 dokumentiert sind, beschränken wir uns in Abb. 430a auf eine Flächendarstellung der häufigsten Vertreter auf -schke ≥ 500 Telef., insgesamt 22 Types. Durch diese Anzeigenschwelle erscheinen die niedrigfrequenten Vorkommen im restlichen Deutschland als weiße Fläche, was die Kontraste schärft. Abb. 430b greift dagegen nur die Gruppe derjenigen Patronyme auf -schke heraus, die aus Johannes hervorgehen (DFA 3, 354–365). Beide Verfahren führen zum gleichen Befund, der insbesondere das östliche Sachsen (Lausitz) und Brandenburg exponiert. Weitere slawische Diminutivsuffixe sind als -isch, -asch, -usch und -osch in die FamN eingegangen. Die vokalische Varianz ist bereits im Slawischen angelegt und kann ein und denselben Namen betreffen, z. B. Petrasch, Petrisch, Petrosch, Petrusch (< Peter). Insbesondere -asch, -usch, aber auch -isch sind ostmitteldeutsch, während -osch < polnisch -osz (z. B. Janosch) im Ruhrgebiet seinen Schwerpunkt hat wegen der bergbaubedingten polnischen Zuwanderung seit dem 19. Jh. (DFA 3, 505–506). In Abb. 431a werden Patronyme auf -asch, in Abb. 431b auf -usch kartiert, beide mit FamN ≥ 100 Telef. Auf -asch entfallen 14 Types, die fünf häufigsten sind Petrasch 442 (< Petrus), Gallasch 387 (< Gallus),

7.4 Familiennamen im Ostmitteldeutschen

Abb. 429: FamN mit Diminutivsuffix -el (a); Merkel im Vergleich zu anderen Diminutiven (b).

Abb. 430: FamN auf -schke (a) und Patronyme auf -schke auf Basis von Johannes (b).

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Abb. 431: Patronyme auf -asch (a) und auf -usch (b).

Ban(n)asch 114+332 (< Benedictus), Jannasch 287 (< Johannes) und Gerasch 286 (< Ger[hard]). Auf -usch entfallen 24 Types, die häufigsten sind Jagusch 651 (< polnisch Jaga, Kurzform von Agnes oder Jadwiga und damit eins der seltenen Metronyme), Han(n)usch 549+198 (< Johannes), Bartusch 477 (< Bartholomäus), Mattausch 340, Mat(t)usch 142+200 (< Matthäus, Matthias), Kobusch 267 (< Jacobus). Beide Suffixe zeigen in der Lausitz ihre höchsten Vorkommen (DFA 3, 500–511). 7.4.3.3 Petzold und Helmund: Patronyme auf -zold, -zeld und auf -mund, -holz Eine komplexe Gemengelage mit verschiedenen Suffix-Reanalysen hat zu charakteristischen Namenausgängen geführt, die man als neue onymische Morpheme fassen kann und die sich unter gegenseitiger Beeinflussung gerade im Ostmitteldeutschen ausgebreitet haben (Kap. 3.5). Bei Typ -zold (auch -zolt) handelt es sich um eine Verschmelzung des hypokoristischen z-Suffixes an Rufnamen (wie Kunz aus Konrad) in Verbindung mit dem zu -old verschliffenen Rufnamenzweitglied -walt (zu ahd. waltan ‘walten, herrschen’). Als solche haben diese Patronyme Eingang ins FamN-Inventar gefunden. Den Patronymen in Abb. 432a (≥ 50 Telef.) liegen unterschiedliche FamN zugrunde, allen voran Petzold 4765 und Pätzold 2466 (< Petrus, Berthold oder Bernhard), gefolgt von weiteren Varianten dieses Namens wie P(a)etzoldt 522+663, Pezold 131, Be(t)zold 635+223 usw., außerdem Etzold 574 (< Ad(el)-), Mätzold 126 (< Matthias), W(ä/e)tzold 109+57 (< Werner oder Wenzel) etc. Abb. 432b fasst den Radius weiter und integriert Auslaut-Varianten zu Petzold, die auf -sold, -zelt und -selt enden. Indem all diese Formen in enger räumlicher Nachbarschaft

7.4 Familiennamen im Ostmitteldeutschen

Abb. 432: Patronyme auf -zold (a); FamN mit dem Auslautschema nach -zold (b).

Abb. 433: Reanalytische Umformungen zu -holz, -mund, -muth (a) und -hold, -holt, -holz (b).

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7 Regionale Namenprofile

zueinander auftreten, machen sie plausibel, dass es sich hier um ein Auslaut-Schema handelt, das auf z/s + o/e + l + d/t endet. Die Genese (oder sog. Sekretion) neuer Suffixe setzt i. d. R. solche Schemata voraus, deren Existenz sich hier exemplarisch nachweisen lässt. Sie stützen des Weiteren die in Kap. 3.5.1 festgestellte ostmitteldeutsche Präferenz für sekundär gestärkte -ert-Ausgänge vom Typ Beckert, Grunert, Taubert, denn auch diese fallen unter dieses Schema (s. Abb. 44 in Kap. 3.5.1; DFA 3, 480–487, 512–531). Zwischen Werra und Saale findet sich eine Ansammlung von Patronymen, die mit Helm- beginnen und sonst ungewöhnliche Zweitglieder mit sich führen, die neue Schemata ausbilden, s. Abb. 433a: Helmhold(t) 60+41, Helmold 151, Hellmold(t) 183+14 (Zweitglied wohl zu ahd. waltan ‘herrschen’), daraus Helmholz 231, entstanden durch Volksetymologie (Kap. 3.6) oder in Anlehnung an die häufigen Wohnstätten- und Herkunftsnamen auf -holz. Eine Gleichung Helmolt = Hellenbolt von 1368+81 (Zoder 1968, 710) legt nahe, dass der FamN Helmbold(t) 235+117 durch Angleichung an Namen auf -bolt zustandekam. Angleichung von Hellmold an Namen auf -mund führte zu Hellmund(t) 511+43, Helmund 21. Das wird dadurch wahrscheinlich, dass die FamN im selben Raum auftreten und historisch im Jahr 1438 durch eine Gleichung wie Hemeldes (abgeschwächt aus -moldes) = Helmendes (abgeschwächt aus -mundes) gestützt werden. Im gleichen Raum konzentriert sich auch das Patronym Hellmuth 1318, Helmut(h) 148+66, das in Einzelbelegen auch weiter verstreut ist. Nach Zoder 1968, 711 könnte es sich sekundär aus Helmold entwickelt haben (DFA 6, 304–308). Ähnlich gelagert ist der Fall Weinhol(t)z: Vorwiegend im Ostmitteldeutschen beheimatete Patronyme sind vom Rufnamen Wienold (ahd. wini ‘Freund’ + waltan ‘herrschen’) abgeleitet. Hier begegnen Typ Wienold 207, Typ Wienhold mit Wienhold(t) 424+90 und Wienholt 126 und schließlich Typ Wienhol(t)z 190+55; mit Diphthongierung von i zu ei Weinold(t) 24+5, Typ Weinhold mit Weinhold(t) 2335+12 und Weinholt 10 und schließlich Weinhol(t)z 161+25 (Abb. 433b). Zur Erklärung der Varianten auf -hol(t)z gilt das bei Helmholz Gesagte.

7.4.4 Lexik 7.4.4.1 Aschersleben und Görlitz: Herkunftsnamen auf -leben und -itz Naheliegenderweise spiegeln Herkunfts- und Wohnstättennamen auf Basis von Toponymen die in den Toponymen enthaltenen Strukturen. Hier werden mit FamN auf -leben und -litz zwei markante Siedlungsnamentypen skizziert. Abb. 434a kartiert Herkunftsnamen zu Ortsnamen auf -leben, Abb. 434b heutige Ortsnamen auf -leben, unter denen Gorleben als vieldiskutiertes Atommüllendlager viel Prominenz erlangt hat. Diese Ortsnamenendung tritt erst ab 1100 auf, sie geht auf ahd. leib(a) bzw. altsächs. -leva ‘Hinterlassenschaft, Erb(be)sitz, Dauerniederlassung’ zurück. In der Regel ging ihr ein männlicher Rufname im Genitiv voran, der den Erbbesitzer bzw. Gründer dieses Ortes bezeichnete, noch heute gut erkennbar in Ortsnamen wie Günthers-, Eckardts-, Gispersleben (< Gisbert). Ursprünglich endeten die Siedlungsnamen nur auf -lebe, das -n ist jünger und ein typisches Ortsnamensuffix, das sich in Anlehnung an Ortsnamen auf -hausen, -hofen usw. an bereits bestehende -lebe-Namen geheftet hat, um sie als Toponym besser erkennbar zu machen. Im Dänischen und Schwedischen entsprechen dem -lev

7.4 Familiennamen im Ostmitteldeutschen

Abb. 434: Herkunftsnamen auf -lebe(n), -leb(er) (a) und Ortsnamen auf -leben (b).

Abb. 435: Herkunftsnamen auf -itz (a) und Ortsnamen auf -itz (b).

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7 Regionale Namenprofile

Abb. 436: Herkunftsnamen auf -itzer (a); Grenze zwischen Schellenberg und Schellenberger (b).

(Haderslev) und -löv (Vinslöv). Der Ortsnamentyp wurde vermutlich seit dem 5. Jh. von dortigen Auswanderern nach Altthüringen mitgebracht. Abb. 434a zeigt, dass manche FamN die alte Ortsnamenendung -lebe bzw. apokopiert als -leb konserviert haben, wenngleich die FamN auf jüngeres -leben dominieren. In Unterfranken taucht mit -leber die im Süden typische Herkunftsnamenendung -er auf. Gut erkennt man durch die kleinen Kreissymbole den Wanderradius der Menschen aus Orten mit -lebe(n). Typ Alsleben enthält 58 Types, die sich auch weitgehend in heutigen Ortsnamen wiederfinden (dies gilt auch für die anderen Typen). Die häufigsten Vertreter sind Alsleben 462, Erxleben 353, Barleben 206, Hallensleben 168 und Samtleben 136, die restlichen haben nur zweistellige Telef. Typ Gottlebe umfasst 12 Types, neben Gottlebe 94 bspw. Recklebe 40, Samblebe 26, Samtlebe 22 und Ringlebe 16. Der apokopierte Typ Ringleb enthält 24 Types, außer Ringleb 411 vor allem Wiegleb 253, Büschleb 100, Billeb 92 und Wirtleb 52. Die kleinste Gruppe betrifft die Auswanderer nach Süden; Typ Unsleber hat nur 4 Types: Unsleber 52, Holleber 31, Hirschleber 12 und Bubeleber 10 (DFA 4, 212–221). Abb. 434b mit den heutigen Ortsnamen auf -leben (es gibt keine mehr auf -lebe) korrespondiert mit dem Befund der entsprechenden FamN. Von den insgesamt 242 Ortsnamen kommen fünf doppelt vor. In viele FamN sind Toponyme auf -itz eingegangen, die slawischer Herkunft sind und auf Eindeutschungen von -ica, -nica, -ovica etc. zurückgehen. Dabei kommt fast nur die Schreibung -itz vor, die als -iz ist selten. Abb. 435a betrachtet nur den Ausgang -itz. Die Abfrage ≥ 150 Telef. führt zu genau 100 zutreffenden (auf Ortsnamen basierenden) Types, darunter als häufigste Görlitz 1025, Bublitz 783, Glaubitz 682, Bennewitz 654, Wellnitz 635, Colditz 612.

7.4 Familiennamen im Ostmitteldeutschen

561

Dabei treten auch alte Schreibungen zutage, z. B. neben Chemnitz 276 auch Kemnitz 532. Abb. 435b kartiert die heutigen Ortsnamen auf -itz, die Sachsen als Hauptverbreitungsgebiet ausweisen. Beim Vergleich der beiden Karten wird deutlich, dass die Träger/innen von FamN auf -itz von starker Migration insbesondere nach 1945 betroffen waren, da Orts- und FamN auf -itz auch östlich von Oder und Neiße häufig waren (DFA 4, 364–375). Ableitungen mit -er finden sich in Südwestsachsen, Thüringen und in der Oberpfalz. Ihre Nordgrenze ist ein weiterer Baustein in der morphologischen Isoglosse (Grenze), die südliche Herkunftsnamen mit dem Suffix -er von nördlichen ohne dieses Suffix trennt, s. Abb. 408 in Kap. 7.3.3.3. In Abb. 436a beruht der thüringische Typ (rot) auf Mil(l)itzer 314+60, K(o/ö)nitzer 264+234, Klau(s/ß)nitzer 222+20, Lemnitzer 140 und Zaubitzer 116, der sächsische Typ (blau) auf Clau(s/ss/ß)nitzer 268+22+202, Planitzer 138, Wurlitzer 132, Rochlitzer 129, Görlitzer 98 und Chemnitzer 80, der oberpfälzische Typ (hellgrün) auf Gollwitzer 449, Kemnitzer 223 und Gillitzer 110. Die Grenze zwischen Herkunftsnamen mit und ohne Suffix -er tritt auch im Fall Schellenberg(er) 1452+866 zutage (zu Schellenberg bei Flöha), s. Abb. 436b. 7.4.4.2 Unger, Hunger, Böhme: Herkunfts- aus Stammesnamen Der FamN Hunger lässt vordergründig an einen Übernamen für einen Hungerleider denken, als welcher er in manchen Nachschlagewerken auch vermerkt ist. Die FamN-Geographie liefert hingegen wieder einen Beleg dafür, dass sie als Schlüssel für zutreffende Deutungen fungieren kann, denn die Tatsache, dass Hunger in unmittelbarer Nähe zu Unger vorkommt, aber auch, dass es die Variante Hungar (neben Ungar) gibt, erweist diesen Namen

Abb. 437: Die Herkunftsnamen Unger und Hunger (a) sowie Böhme und Böhm (b).

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7 Regionale Namenprofile

als Herkunftsnamen ‘Ungar’. Das in lat. Hungarus und engl. Hungary enthaltene H- geht auf eine alte Assoziation der Ungarn mit den Hunnen (Hunni) zurück. Abb. 437a dokumentiert diese beiden Namen: Typ Unger enthält neben Unger 9112 hauptsächlich Ungar 431, daneben einige seltene Formen wie Ungers 32. Typ Hunger setzt sich aus Hunger 2700 und Hungar 16 zusammen (DFA 4, 32–37). Abb. 437b gilt Böhmen als tschechischem Stammesnamen und dokumentiert die beiden Haupttypen Böhm und Böhme (DFA 4, 86–93). Der Name konzentriert sich in den an Tschechien angrenzenden Gebieten, der Farbkontrast gilt Böhme im Ostmitteldeutschen und apokopiertem Böhm im Süden. Weitere Formen wie Böhmermann 33 oder Böhmer 4096 blieben unberücksichtigt, auch weil mit Böhmer Ableitungen von nd. Boom ‘Baum’ konkurrieren. Zu Be(h)a, Baya s. Abb. 364b (Kap. 7.1.4.2).

7.4.4.3 Schubert, Kretschmer, Voigt und Richter: Berufsnamen Die Bezeichnungen für den Hersteller und Ausbesserer von Schuhen sind landschaftlich sehr unterschiedlich: Im Süden herrscht Schuster vor, im Südwesten Sauter, im Westmittelwie Niederdeutschen Schumacher bzw. Schomaker, und im Ostmitteldeutschen Schubert, Schumann, Schuchardt und Schurig, s. Abb. 277a. Schubert und Schuchardt gehen auf das Kompositum mhd. schuochwürhte ‘Schuhwerker, -macher’ zurück. Bei Schubert wurde w zu b verhärtet, bei Schuchardt ist es ausgefallen. Die seltenere Form Schurig setzt mhd. schuochrichter ‘Schuhmacher’ fort. Abb. 438a dokumentiert die Verbreitung der häufigen Typen Schu(h)mann 13218+2465 sowie Schubert(h) 26821+883 mit seinen am Südwestrand des Verbreitungsgebiets auftretenden Varianten Schubart(h) 283+110 und Schobert(h) 515+413. Wieweit Typ Schobert allerdings eine Variante von Schubert ist oder ob hier der Bauernübername Schober (Kap. 7.1.4.5) mit -t-Antritt vorliegt, lässt sich nicht mehr entscheiden. Abb. 438b gilt den weniger häufigen Typen Schuchard(t) 138+1650, Schuchhardt 229, Schuchart 210 (16 weitere Varianten wie Schugart 12, Schuchort 38 sind nicht einbezogen) und Schuc(h/k)ert 309+228 im Westen sowie Schurig(t) 1200+23, Schurich(t) 122+472 im Osten (DFA 5, 377–383). Dem Vogt als hoher Amtsbezeichnung gilt Abb. 439a. Grundlage dieses Namens ist lat. advocatus ‘Rechtsvertreter, hoher Verwaltungsbeamter’, der im Deutschen einen weiten Bedeutungsradius erlangt hat von ‘Vormund’ und ‘Fürsprecher’ über ‘Statthalter, beaufsichtigender Beamter’ bis ‘Landesherr, Fürst’. Von sehr speziellen Verwaltungsaufgaben künden FamN-Komposita wie Holzvo(i)gt 40+6, Honer- 37, Hünervogt 12, Helmvogt 23, Waldvogt 11. Vogt nimmt Rang 72, Voigt Rang 96 der häufigsten FamN ein. Die Schreibung mit i entstand durch Vokalisierung des intervokalischen g, indem mhd. -oge- zu -oi- wurde (Voit). Im Ostmitteldeutschen wurde das g später wieder eingefügt, was die Schreibung Voigt erklärt. Diese ist bis heute für das Ostmitteldeutsche charakteristisch (Abb. 439a; DFA 5, 580– 597). Richter ist ein weiterer Verwaltungsberuf, der üblicherweise den Rechtsprecher bezeichnet, manchmal auch einen Beamten in Aufsichtsfunktion (Ebner 2015, 586). Speziell in Sachsen gilt er dem Ortsvorsteher, was dort seine hohe Frequenz erklärt. In dieser Bedeutung konkurriert er mit Schulz und Burmester in anderen Regionen. Richter besetzt Rang 12 der häufigsten FamN und zeigt gemäß Abb. 439b im Ostmitteldeutschen sein höchstes Vorkommen (DFA 5, 598–611). An häufig(er)en Komposita mit -richter kommen vor: Alt-

7.4 Familiennamen im Ostmitteldeutschen

Abb. 438: Berufsnamen des Schuhmachers: Schumann, Schubert (a) sowie Schuchardt, Schurig (b).

Abb. 439: Amtsnamen Vogt, Voi(g)t (a) und Richter (b).

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7 Regionale Namenprofile

Abb. 440: Kretschmer und Varianten (a) sowie Buder und Saupe (b).

256, Jung- 48, Hof(f/e)- 472+329+352, Hofmarks- 41, Bur- 250, Hafen- 213, Hol(z/t)- 101+23, Steinrichter 18, auch Nimmer- 33 und Nachrichter 17 (laut Ebner 2015 für den Henker), Die (Schank-)Wirte stellen einen schon im Mittelalter deutschlandweit verbreiteten Beruf. Während Krüger und Kröger in der gesamten Nordhälfte dominieren, gilt für den Süden Weinmann oder eine Form von Wirt(h). Biermann und ähnliche Komposita herrschen im Westniederdeutschen vor. Ein slawisches Lehnwort (etwa polnisch karczmarz oder tschechisch krčmář ‘Schankwirt’) setzt das Ostmitteldeutsche mit Typ Kretschmer fort, das bei einer Abfrage ≥ 10 in insgesamt 15 (Schreib-)Varianten zutagetritt und mit den drei Haupttypen Kretschmer, Kretzschmar und Kretschmann in Abb. 440a dokumentiert wird (DFA 5, 518–541). Auf slawische Lehnwörter gehen auch die folgenden FamN zurück: Aus sorbisch und tschechisch župan ‘Vorsteher der Bienenzüchter, Zeidlergenossenschaft’, später auch ‘Gauoder Distriktvorsteher’ und eingedeutscht sūpan ‘Gutsverwalter’ entstanden die FamN Schup(p)an 11+194, Sup(p)an 27+101, Schuppang 12, mit Diphthongierung des langen ū und Abschwächung der Endsilbe Saup(p)e 884+47, s. Abb. 440b (DFA 5, 608–609). Es gibt keine FamN, die aus mhd. buode, mnd. bōde ‘Bude’ abgeleitet sind. Aber auf Umwegen kam es doch dazu. Mhd. buode wurde als bouda ins Tschechische, als buda ins Sorbische und Polnische entlehnt und gelangte von da um 1300 in der Bedeutung ‘Hirtenhütte im Gebirge, Baude’, später auch ‘Jahrmarktsbude u. ä.’ ins Ostmitteldeutsche. Daraus abgeleitet sind die FamN Buder 952, sorbisch Budár 12 und Buda(c)k 260+95 ‘Besitzer einer Bude, einer Häuslerwohnung’, s. Abb. 440b.

7.5 Familiennamen im Westniederdeutschen

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7.4.4.4 Schmalfuß und Langbein: Übernamen Bei den Übernamen nach körperlichen Merkmalen ist für das Ostmitteldeutsche eine Verdichtung von bestimmten FamN auf -fuß (Abb. 441a) und -bein (Abb. 441b) festzustellen, die besondere Formen und Ausdehnungen dieser Extremitäten benennen. Schmalfuß erklärt sich selbst, Kaulfuß meint den Klumpfuß, Rauchfuß haarige, raue Beine. Standfuß dürfte eher metaphorisch für eine standhaften oder -festen Menschen stehen, während Goldfuß laut DFD jemanden bezeichnet „mit auffällig prächtiger Fußbekleidung oder euphemistisch für jemanden mit schmutzigen Füßen“. Auch -bein ist häufiges Grundwort von Komposita, die Malerfamilie Holbein trug einen solchen Namen. Langbein ist selbsterklärend und umfasst neben Langbein 10113 auch Langen- 41 und Langerbein(s) 61+50. Langbehn ist die niederdeutsche Form, die in Holstein ihren Schwerpunkt hat. Ho(h)lbein 125+269 bezeichnet O-Beine, Krum(m)bein 363+14 deformierte und Ho(h)bein lang gestreckte (hohe) Gliedmaßen.

Abb. 441: Übernamen mit -fuß (a) und mit -bein (b).

7.5 Familiennamen im Westniederdeutschen Das Westniederdeutsche bildet kein einheitliches Sprachgebiet, sondern setzt sich aus einer Reihe niederdeutscher Dialekte zusammen, die mit dem Ostniederdeutschen die Tatsache teilen, dass sie keine Zweite Lautverschiebung vollzogen haben. Damit ähnelt deren Konsonantenstand dem des Niederländischen, des Englischen und des Friesischen. Das Friesische wiederum gliedert sich in drei Dialekte, von denen zwei – das Ost- und

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7 Regionale Namenprofile

Abb. 442: Verbreitung der niederdeutschen Dialekte (nach Stellmacher 1996).

das Nordfriesische – in Deutschland auf dem Gebiet des Westniederdeutschen gesprochen werden. Da es sich beim Friesischen um eine eigene Sprache handelt, wird es in Kap. 7.6 gesondert behandelt (das Westfriesische als dritter und größter Dialekt wird in der Provinz Friesland in den Niederlanden gesprochen und hier in Kap. 4.6 thematisiert). Wie Abb. 442 zu entnehmen ist, setzt sich das Westniederdeutsche aus drei niederdeutschen Großdialekten zusammen, dem Westfälischen, dem Ostfälischen und nördlich davon dem Nordniedersächsischen, das neben großen Teilen von Niedersachsen auch SchleswigHolstein abdeckt. Das Westfälische seinerseits gliedert sich in das Münsterländische (Raum Münster), das Südwestfälische (Raum Bochum – Soest – Arnsberg – Jülich) und das Ostwestfälische (Raum Bielefeld – Detmold – Paderborn). Ganz im Westen schließt von Kleve bis Mönchen-Gladbach das Niederrheinische an, an das sich im Süden das zum Westmitteldeutschen gehörende Ripuarische (um Aachen, Köln, Bonn) anlagert. Das Niederdeutsche war im Mittelalter eine im Norden (bis weit nach Skandinavien) gesprochene und auch geschriebene Sprache und existiert seit dem Schreibsprachenwechsel zum Hochdeutschen im 17. Jh. nur noch als kleine Gruppe gesprochener Dialekte, die weiterhin rückläufig (vom Abbau betroffen) und basisdialektal kaum noch greifbar sind. Je östlicher, desto weniger Dialekte haben überdauert. Dagegen haben die niederdeutschen FamN, insbesondere am Westrand, angrenzend an die Niederlande und Belgien, den höchsten Grad an Dialektalität

7.5 Familiennamen im Westniederdeutschen

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konserviert. Ansonsten ist der niederdeutsche Namenraum durch starke Verhochdeutschungstendenzen gekennzeichnet (Kap. 5.2, 5.9, 5.12; Dräger 2015). Da der Wechsel vom Nieder- zum Hochdeutschen im 17. Jh. stattfand und die FamN im Norden erst spät fest wurden, bildet sich dieser Umbruch teilweise im Namenmaterial ab. Doch kam es auch später noch zu entsprechenden Umformungen.

7.5.1 Phonologie 7.5.1.1 Rump statt Rumpf: Namen ohne Zweite Lautverschiebung In Kap. 5.2 wird die Zweite Lautverschiebung dargestellt, die im gesamten Niederdeutschen ausgeblieben ist. Doch bildet sich dieser alte Lautstand in den niederdeutschen FamN nur teilweise ab. Dabei ist immer wieder das Westniederdeutsche hervorzuheben, weil es von Verhochdeutschungen seiner FamN, d. h. nachträglich vorgenommenen Konsonantenänderungen, am wenigsten betroffen ist. Hier ist der Anteil unverschobener Namen am höchsten, s. Abb. 110 in Kap. 5.2.2.2. Ohne die Hintergründe zu wiederholen, werden in Abb. 443 zwei weitere Karten geliefert, die bestätigen, wie konservativ das Westniederdeutsche geblieben ist. Abb. 443a zeigt den niederdeutschen FamN Rump ‘Rumpf, Leib; Leibchen als Kleidungsstück; Schüssel, bauchiges Gefäß, Trichter’. Er war als persönlicher wie als Berufsübername vielfältig einsetzbar und kontrastiert klar mit lautverschobenem Rumpf. Wo dieser Name nur selten vorkommt, bleibt die Fläche uneingefärbt (DFA 2, 89–90). Gleiches gilt

Abb. 443: Westniederdeutsch als Reliktgebiet: Rump vs. Rumpf (a) und Strat- vs. Straß- (b).

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7 Regionale Namenprofile

für Strat- gegenüber Straß- in Abb. 443b. Hier kommt noch die lexikalische Besonderheit hinzu, dass dieses neuere Wort – es geht auf lat. (via) strata ‘gepflasterter Weg’ zurück – seinen Schwerpunkt im Nordwesten und im Südosten hat. Dazwischen hat sich das ältere Wort Gasse gehalten mit FamN wie Gass(er), Gessler, (Kirch-)Gessner etc. (Kap. 6.3.8; DFA 3, 438–443; DFA 4, 907).

7.5.1.2 Schröder > Schröer: Intervokalischer d-Schwund In Teilen des Westniederdeutschen ist weiches d intervokalisch geschwunden, z. B. Schröder > Schröer. Meist ist (wie hier) der erste Vokal lang, und es wird angenommen, dass der Konsonant zuvor als Reibelaut [ð] artikuliert wurde, was ihn noch schwundanfälliger macht. Doch auch nach sonoren (weichen) Konsonanten wie m, n, l und r (sog. Nasale und Liquide) ist d häufig ausgefallen, z. B. Kordes (Genitivpatronym zu Konrad) > Kohrs, Gerdes (zu Gerhard) > Gehrs, Everdes (zu Eberhard) > Evers. Das Kerngebiet dieses Schwunds liegt im Südwesten des Untersuchungsgebiets, d. h. nördlich von Köln im Niederfränkischen und im Westfälischen. Dammel/Schmuck 2009 stellen im Vergleich mit der heutigen Ausdehnung des Schwundgebiets nach Norden (bis fast nach Hamburg) und nach Osten (Magdeburg) fest, dass sich nach der Festwerdung der FamN der d-Schwund in den Dialekten noch beträchtlich ausgebreitet haben muss. Abb. 444a dokumentiert den d-Schwund in Schrö(d)er und zeigt den Kontrast zwischen den beiden Formen. Schröder als niederdeutscher Berufsname für den Schneider steht auf Rang 17 aller FamN, dem im Süden der FamN Schneider entspricht. Wegen seiner Häufigkeit erdrückt Schröder die deutlich selteneren Schröer-Belege, die Abb. 444b in einer Positivkarte ausweist: Deutlich zeichnet sich das Niederrheinische nordwestlich von Köln ab sowie das Südwestfälische und Münsterländische mit Ausläufern ins Nordniedersächsische. Damit hat dort der d-Schwund während der FamN-Festwerdung begonnen und sich später nach Norden und Osten ausgedehnt. Typ Schröder umfasst primär Schröder(s) 50646+173, aber auch Schroeder(s) 4038+35 und Schr(a/ä)der 7341+458 (Abb. 487b in Kap. 7.7.1.2), Typ Schröer neben Schröer(s) 3120+57 auch Schrör(s) 139+225, Schroer(s) 1159+827, Schräer 138 etc. Abb. 445a differenziert diese Varianten von Typ Schröer danach aus, ob der Name (vermutlich) zweisilbig ausgesprochen wird (Schröer 3120, Schroeer 30) oder ob er zu einem Einsilber kontrahiert wurde, was bei Schrör 139 und Schroer 1159 naheliegt. Tatsächlich scheinen die Einsilber (dunkelblau) ihren Schwerpunkt deutlich stärker im Westen zu haben als die zweisilbig gebliebenen Schröer (hellblau). Mit Schrö(e)rs 225+57, Schroers 827 wird das Genitivareal weiter südlich am Niederrhein abgebildet. Dort befindet sich auch der (nicht kartierte) schwache Genitiv Schroeren 77, Schrören 3. Zieht man die FamN-Komposita hinzu, dann erhöhen sich die relativen Anteile d-loser Formen enorm: Während der Schröer-Anteil bei den Simplizia nur 7,3 % beträgt, sind es bei den Komposita (wie Hofschröer, Schröerlücke) 57,4 % (Dammel/Schmuck 2011, 285). Allerdings kommen Komposita insgesamt deutlich seltener vor. Abb. 445b weist die Verbreitung solcher Komposita aus (wegen der Frequenzschwelle von ≥ 5 Telef. divergieren die Zahlen von denen in Dammel/Schmuck 2011). Komposita wie Glas-, Garn-, Krom-, Stammschrö(d)er berichten von dem Material, das zugeschnitten wurde, andere verorten den (Zu-)Schneider (Kamp-, Kamper-, Hofschr(o/ö)er) oder enthalten, wie für Westfalen typisch,

7.5 Familiennamen im Westniederdeutschen

Abb. 444: Schröder vs. Schröer (a) und Positivkarte von Schröer (b).

Abb. 445: Varianten von Schröer (a) und Komposita mit Schrö(d)er-/-schrö(d)er (b).

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7 Regionale Namenprofile

Abb. 446: FamN auf -öer, -üer (a) und d-Schwund im Patronym Lüders > Lührs (b).

zur Differenzierung einen Rufnamen (Peterschröder, Hunkenschroer zu Hunold, Schröerlücke zu Lüdeke). Weitere Beispiele für d-Schwund sind FamN wie Ströer aus Ströder, Ströter zu Stroot ‘Sumpf ’ (Kap. 6.3.4), Böker zu Böd(d)eker für den Böttcher. Auch bei Böker tritt das Westniederdeutsche zutage (DFA 2, 221–224). Zu d-Schwund nach Nasal oder Liquid (Gerdes > Geers, Cordes > Cohrs) s. Dammel/Schmuck 2011; DFA 2, 228–243. Abb. 446a versammelt alle FamN ≥ 10 Telef., die auf -öer und -üer enden und somit einen intervokalischen Konsonantenschwund plausibel machen. Bei Typ -öer ergeben sich 35 Types, neben den oben genannten auch Bröer 251, Flöer 25, Glöer 28, Gröer 24, Höer 127, Löer 129, Röer 64, Spröer 19 und viele Komposita. Typ -üer umfasst 13 Types, darunter Lüer 797, Stüer 146, Hüer 92, Schlüer 68, Krüer 67, Müer 67 etc. Auch hier tritt das Westfälische mit der nördlich anschließenden Grenzregion deutlich zutage, was auf umfassenderen Konsonantenschwund hinweist, der nicht nur intervokalisches d betreffen muss. Abb. 446b kartiert die Verbreitung von Lüders vs. Lüers, Lührs (zu Liuther oder Lothar), weil dieses Patronym im Norden besonders häufig vertreten ist. Hier grenzt der d-Schwund das West- vom Ostniederdeutschen ab. Durch diesen Namen wird die Ostgrenze des Schwundareals besonders deutlich markiert. 7.5.1.3 Wefer, Wever, Wewer: Intervokalische Sonorisierung von [f ] zu [v] Ähnlich der Schwächung von intervokalischem d wurde auch [f] zu stimmhaftem [v] erweicht. Nhd. Weber nimmt schon Platz 5 der häufigsten FamN ein, ist in ganz Deutschland verbreitet und verdichtet sich in der Mitte und im Süden; seine Kartierung würde alle Varianten erdrücken. Historisch liegt im Mittelniederdeutschen bereits spirantisiertes

7.5 Familiennamen im Westniederdeutschen

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wever vor, das in den FamN als Wefer, Wever und Wewer vorkommt. Welche lautlichen Korrelate diese Schreibungen genau hatten, ist kaum zu klären, man kann aber bei v und w von Erweichungen (Sonorisierungen) ausgehen. Abb. 447a zeigt, dass die v- und w-Schreibungen gemeinsam vorkommen (was auf ähnliche Lautung verweist) und sich in Nordrhein-Westfalen und der nördlich anschließenden Region ballen, ähnlich dem d-Schwund in Schrö(e)r (s. o. Abb. 444, 445). Etwas anders gelagert ist der Fall Schriefer ‘Schreiber’, da es sich nicht um ein altes Erbwort, sondern um eine frühe Entlehnung von lat. scribere handelt. Auch hier wurde das b zu altsächs. [ƀ] spirantisiert und als f, v und w verschriftet (die b-Schreibung ist nach Abb. 447b die seltenste). Die sonorisierten Formen mit w (schwarz) konzentrieren sich im Westfälischen, während die v- (grün) und f-Schreibungen (blau) weiter streuen und auch im Niederrheinischen um Krefeld, Mönchen-Gladbach und im Nordniedersächsischen bei Bremen vorkommen. Nhd. Schreiber 18234 ist in ganz Deutschland verbreitet mit Ausdünnungen im Westniederdeutschen, da sich hier das alte, nicht diphthongierte Dialektwort gehalten hat. Zu den Namen mit b-Erweichung gehört auch der Übername Rabe für schwarzhaarige Menschen (evt. auch Patronym aus Rufnamen mit Rabe wie Raban, [Wall]rab), der im Westniederdeutschen als Rave und Rawe und im Niedersächsischen und Westmitteldeutschen apokopiert als Raaf (DFA 2, 120) vorkommt. Bei Typ Haber 13531 für den Haferbauern sticht das Westniederdeutsche mit Haver, Hafer und seltenerem Hawer heraus, während sonst deutschlandweit Haber dominiert (s. Abb. 258b in Kap. 6.4.1; DFA 2, 124). Abb. 448a kartiert die Verbreitung von Stöver, Stöwer für den Betreiber oder Anwohner einer Badestube, der sonst Stüb(n)er heißt. Man erkennt außerdem die Senkung von ü > ö, die für dieses Areal neben der u > o-Senkung eine typische Vokalerscheinung ist (s. u. Kap. 7.5.1.7). Abb. 448b dokumentiert mit Evert ein sehr häufiges Patronym (Eberhard), das ebenfalls in zahlreichen Varianten vorkommt. Typ Evert zieht sich vom Ripuarischen über das Niederrheinische über Teile des Westfälischen bis hinauf nach Schleswig-Holstein, wo auch vereinzelt Ewert-Formen auftreten, die sich vermehrt an der Ostseeküste in MecklenburgVorpommern finden. Typ Ebert dominiert das große Restgebiet (DFA 2, 96–131). Für Menschen mit struppigen Haaren existieren Übernamen wie Strubel, Strobel usw. (Abb. 312a), die als Typ Struve und Strufe in Schleswig-Holstein und als Struwe auch in Westfalen begegnen, s. Abb. 449a (DFA 2, 128–129). Lange bildete der FamN Höner mit seinen vielen Komposita auf -höner (z. B. Wemhöner 196, Stranghöner 142, Diekhöner 45) ein Rätsel. Manche vermuteten dahinter Tätigkeiten mit Hühnern, andere Übernamen mit dem Verb verhöhnen, und wieder andere Herkunftsnamen von Siedlungen namens Höhn (in Rheinland-Pfalz) oder Hohne (in Niedersachsen). Dräger/Kunze 2016 entschlüsseln sie als Kontraktionsformen von Höfener, Hövener mit intervokalisch geschwundenem v. Zugrunde liegt dem mnd. hovener, hövener, eine Ableitung aus mnd. hove ‘Hufe’, eine Hofstelle mit einer Fläche von etwa 30 Morgen. Als Hövener wurde der Besitzer oder Bewirtschafter einer solchen Hofstelle bezeichnet. Dem entspricht im Süden das Wort Hube mit den FamN Huber, Hübner (Kap.6.4.1). In manchen Fällen ergeben sich Dubletten wie Kamphöfener 7 und Kamphöner 5 oder Bollhöfener 7 und Bollhöner 8 (DFA 5, 6–11). Abb. 449b dokumentiert das Vorkommen dieser Formen, die sich mehrheitlich in und um Bielefeld ballen und nach Südwesten streuen. Vermutlich war die

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7 Regionale Namenprofile

Abb. 447: b-Erweichung in Typ Wefer (a) und Typ Schriefer (b).

Abb. 448: b-Erweichung in Typ Stöver/Stöwer (a) und Evert/Ewert (b).

7.5 Familiennamen im Westniederdeutschen

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Abb. 449: b-Erweichung in Typ Struve (a); Höner als Kontraktion von Hövener (b).

intervokalische Position von v in einem Dreisilber besonders reduktionsanfällig, weil die zweite Silbe hier noch weniger betont ist als bei einem Zweisilber. Längst nicht alle der insgesamt 31 höner-Komposita sind gedeutet, doch scheinen sich im Erstglied oft die Besitzer zu befinden, vgl. Wilkenhöner 28 zu Wil[helm], Hilgenhöner 30 zu Hiltger, Guntenhöner 37 zu Gunther, Lütkenhöner 19 zu lütke ‘klein’, Bollhöner 8 zu Baldwin. Andere beziehen sich auf landschaftliche Merkmale (Kamphöner 5, Die(c)khöner 45+38) oder Spatzenbesuch (Lüninghöner 17). 7.5.1.4 Lübben, Budde und Rogge: Geminaten stimmhafter Plosive Ganz unterschiedliche FamN-Motive verbergen sich hinter einem für das Westniederdeutsche charakteristischen Phänomen, der intervokalischen Geminierung stimmhafter Plosive: -bb-, -dd-, -gg-, die heute nur noch so geschrieben, aber nicht mehr als lange Konsonanten artikuliert werden. Als Regel gilt daher, dass Wörter wie Egge, Roggen, Ebbe, Robbe, Schmuddel(wetter), (Roh-)wedder dem Niederdeutschen entstammen. Als eine Ursache wurde bereits die Medienverschiebung als Teil der Zweiten Lautverschiebung erwähnt (Kap. 5.2.2.4). In vielen Fällen liegen auch Assimilationen zweigliedriger germanischer Rufnamen vor wie z. B. bei dem frequentesten Namen mit -bb-, Lübben, Genitivpatronym zu Luitbert. Budde stellt sich zu mnd. budde ‘offenes Fass, Bottich’ als indirekter Berufsname für den Hersteller desselben. Dies trifft auch auf Rogge für den Roggenanbauer oder -bäcker zu. Da beim Ostfriesischen, für das diese Lautungen ebenfalls gelten, näher auf Patronyme mit Geminaten eingegangen wird (Kap. 7.6.1), kartiert Abb. 450a sämtliche FamN ≥ 10 Telef. mit diesen drei Geminaten und dem Ausgang auf -e, -en oder -ens, ungeachtet ihres Benennungsmo-

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7 Regionale Namenprofile

Abb. 450: Stimmhafte Doppelplosive (a) und Schreibungen mit -ww- (b).

tivs. Für -bb- ergeben sich 148 Types/17472 Tokens, für -dd- 117 Types/11133 Tokens und für -gg- 209 Types/21026 Tokens. Im Detail ergibt sich eine bunte Mischung, die auch Komposita enthält, die gleich mehrere (west)niederdeutsche Spezifika vereinen wie z. B. Ossenbrügge(n) 11+92, Oßenbrügge(n) 17+10 mit der chs > ss-Vereinfachung (Kap. 5.4), Niebrügge 76 ‘Neubrücke’ mit ausgebliebener Diphthongierung, Niggebrügge 29 ‘neue Brücke’ mit Schärfung des Hiats von mnd. nîe > nigge, Holtbrügge 26 ‘Holzbrücke’ mit unverschobenem t, Kortenstedde mit zusätzlicher u > o-Senkung; hinzu kommen komplexe Wohnstättennamen wie Anderheggen bis hin zu den für das Westfälische typischen Rufnamenkonstruktionen wie Johannvorderbrüggen 14 (Kap. 6.1.9) und den Hofnamen mit vorangestelltem Große oder Kleine (Kleine Buckstegge 10, Kleine-Altstedde 12; s. u. Kap. 7.5.3.3). Als Kuriosum seien die wenigen ww-Schreibungen im gesamten FamN-Inventar aufgeführt, wenngleich es sich nicht um Plosive handelt. Abb. 450b (stark vergrößert) attestiert ihnen ein klares, punktuelles Verbreitungsprofil im Westfälischen. Es handelt sich in der Hauptsache um Mowwe 57, Ruwwe 31, Lewwe 15 sowie Klewwe 14, Glewwe 11, Gewwe 4, Rawwe 3, Schowwe 3. Zu allen existieren meist frequentere Formen sowohl mit w als auch mit v, ebenfalls mit Schwerpunkt in Westfalen, so dass man ww als reine (Schreib-)Variante ansehen kann. Nicht alle lassen sich sicher deuten: Mowwe evt. Patronym zu Bartholomäus, Ruwwe zu ‘rau’, Klewwe als Herkunftsname zu Kleve, Rawwe als Übername ‘Rabe’. 7.5.1.5 Kirsten, Kersten, Karsten: Vokalsenkung von i > e > a Dass die r-Metathese eher ein nord- und mitteldeutsches Phänomen ist, wird in Kap. 5.6 ausgeführt. Diese r-Umstellung betrifft auch das Patronym Christ > Kirst (Abb. 129b in Kap. 5.6). Bedingt durch die tiefe Zungenstellung bei der r-Bildung kam es im niederdeut-

7.5 Familiennamen im Westniederdeutschen

575

Abb. 451: Vokalsenkungen bei Kirsten > Kersten > Karsten (a) und nordnd. Formen von Typ Carst- (b).

schen Raum zur assimilatorischen Senkung zunächst von i > e vor -r. So erklärt sich, weshalb Patronyme mit Christ-/Krist- kaum von Senkungen betroffen sind, wohl aber die metathetisierte Form Kirst- 5567, die sich im gesamten Niederdeutschen zu Kerst- 6425 und im Westniederdeutschen weiter zu Karst- 7161 abgesenkt hat. Diese zweite Senkung von e > a erfolgt ab dem Spätmittelalter im Nordniedersächsischen und Ostfälischen. Sie findet sich auch in Herms > Harms (Hermann), Berg > Barg, Gerling > Garling (Gerlach) und dem Diminutiv Wernecke > Warnecke (Werner). Im Namenmaterial greift die e > a-Senkung sogar bis ins Mecklenburgisch-Vorpommersche aus. Abb. 451a zeigt die Verbreitung der Typen Kirsten, Kersten und Karsten (Dammel/ Schmuck 2011; DFA 1, 28–37). Während bei Typ Kersten und Kirsten ausschließlich K-Schreibung auftritt, kommt es bei Typ Karsten mehrheitlich zu C-Schreibungen: Carstens 2405, Carstensen 2185, Carsten 181 gegenüber Karsten 1778, Karstens 793, Karstensen 45. Ch-Schreibungen finden sich bei keiner dieser Metathese-Varianten, sie kommen nur bei Christ- vor. Für den Typ Karsten differenziert Abb. 451b die drei wichtigsten Formtypen Carstensen, Carstens und Karsten. Die -sen-Patronyme sind in Schleswig beheimatet und setzen sich in Dänemark fort. Da diese Namen auch heute noch als Vornamen geläufig sind, wird in Abb. 452a eine Karte zur Verbreitung solcher Vornamen im 20. Jh. geliefert, die weibliche und männliche Namen zusammenfasst. Typ Karsten enthält primär die beiden männlichen Varianten Carsten 30239 und Karsten 24818, womit die etwas fremder wirkende C-Schreibung dominiert. Hinzu kommt der weibliche Vorname Carsta 122 und Karsta 114. Typ Kerstin umfasst vorrangig den Frauennamen Kerstin 42669, daneben Cerstin 185, während die Männernamen Kersten 1221

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7 Regionale Namenprofile

Abb. 452: Vornamen im 20. Jh.: Karsten, Kerstin, Kirsten (a) und Christian(e), Kristina (b).

und Cersten 36 deutlich seltener vorkommen. Typ Kirsten beinhaltet praktisch nur die beiden Frauennamen Kirsten 9190 und Kirstin 1501, daneben niedrigfrequente C-Schreibungen. Ins Auge sticht, dass vor allem der Norden und der Osten Deutschlands diesen Namen mit r-Metathese präferieren, wobei die i- und auch die a-Varianten am ehesten in SchleswigHolstein vergeben werden. Der Süden partizipiert gemäß Abb. 452b stattdessen am Typ Christian(e), der sich hauptsächlich aus Christian 118697, Christiane 26129, Christine 63731 und Christina 20088 zusammensetzt; kaum zu erkennen ist die K-Schreibung mit Kristina 3470, Kristin 1535, Kristian 842, Kristine 750 und Kristiane 196. 7.5.1.6 Karsten, Kasten, Kassen: r-Schwund Da präkonsonantisches -r leicht zu einem a-ähnlichen Laut vokalisiert, kann es vor -st und besonders in der Position nach a und e zu Totalassimilationen kommen, bei denen das r komplett schwindet. Dies belegen die FamN Kasten(s), Casten(s) (Abb. 453a). Typ Kasten enthält neben Kasten 2036 auch Kesten 276 und Kisten 16. An deren Anzahl erkennt man, dass die Assimilation primär nach a stattfindet. Noch weiter geht die Assimilation bei Kassen(s) 134+162 bzw. Cassen(s) 9+367. Mit Kessen(s) 138+122 kommen auch e-Formen vor, doch ist *Cissen/Kissen inexistent (Dammel/Schmuck 2011, Nübling 2019; DFA 2, 965– 866). Während Typ Kasten auch im Mecklenburgisch-Vorpommerschen vorkommt, beschränken sich der genitivische Typ Kastens und die maximal vereinfachten Formen mit ss auf das Westniederdeutsche Ostfrieslands. Kompletten r-Schwund vor s bieten auch die Patronyme Lassen < Larsen und Lüßen < Lührsen (zu Lüder aus liud ‘Volk’ + heri ‘Heer’). Lars ist eine Kurzform aus lat. Laurentius

7.5 Familiennamen im Westniederdeutschen

577

Abb. 453: Kasten und Kassen als Formen mit r-Schwund (a); Larsen vs. Lassen (b).

und in Schleswig-Holstein zuhause. Da Typ Larsen (mit zahlreichen Schreibvarianten) in direkter Nähe zu Lassen vorkommt, sind sie als zusammengehörig zu betrachten (Abb. 453b). Gleiches gilt – hier nicht abgebildet – für Typ Lührsen und Lüßen/Lüssen, die beide um Oldenburg herum ihr Kerngebiet haben (DFA 2, 902). 7.5.1.7 Storm und Borg: Vokalsenkung von u > o Der Dichter Theodor Storm stammte aus Husum und trug einen Übernamen für temperamentvolle Menschen. Dazu gibt es auch die Ableitung Störmer, ebenso wie es Stürmer zu Sturm gibt. Der o-Lautung liegt die Senkung von betontem u vor -r zu o zugrunde, die besonders regelmäßig im Westniederdeutschen erfolgte, vgl. Brunnen/Born, Burg/Borg, kurz/kort und die entsprechenden Umlaute, etwa bei Börner oder Börger. Doch auch in anderen FamN zeigt sich diese Vokalalternanz, z. B. Müller/Möller, Pflüger/Plöger, Krüger/ Kröger, Grün/Grön, Fuchs/Voss, Schulte/Scholte (Kap. 5.11; DFA 2, 204–289). Diese Senkungen sind teilweise sehr alt, denn sie finden sich auch im Englischen (borough, fox, storm) und Niederländischen (vos, storm). Die sprachhistorischen Hintergründe sind komplex und die Verteilungen nicht immer dieselben. Doch lassen sich für die meisten dieser Paare die Senkungen im Westniederdeutschen verorten. Abb. 454a kartiert die Sturm/Storm-, Abb. 454b die -burg/-borg- und Abb. 455a die Kurz/Kort-Alternanzen. Oft sind FamN regional beschränkt, wie man Karte 454a besonders gut entnehmen kann, wo Storm bzw. Sturm in weiten Teilen des Niederdeutschen fehlen. Gleiches gilt für Burg/Borg bzw. deren häufigeres Vorkommen als Zweitglied in Komposita in Abb. 454b, wo -burg und -borg im Norden dominieren und im Süden kaum vertreten sind. Bei Storm kristallisiert sich ein Schwer-

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7 Regionale Namenprofile

Abb. 454: u > o-Senkungen bei Storm (a) und -borg (b).

Abb. 455: u > o-Senkung bei Kort (a) und unterbliebener a-Umlaut bei Wulf (b).

7.5 Familiennamen im Westniederdeutschen

579

punkt in Schleswig-Holstein heraus, ein weiterer im Niederrheinischen, was auf niederländischer Zuwanderung beruhen kann. Für Komposita auf -burg ergeben sich bei ≥ 10 Telef. 351 unterschiedliche FamN, für -borg 105. Das Namenpaar Kurz vs. Kort wird neben der Vokalsenkung auch durch die Zweite Lautverschiebung getrennt (Abb. 455a). Die Abfrage nach Namen auf Kur(t)z(-) wirft 30 Types aus, die neben der Körpergrößenbezeichnung Kur(t)z 9926+1798, Kur(t)ze 839+276, Kur(t)zer 241+27 auch andere Objekte von geringer Länge enthalten: Kur(t)zrock 115+23, Kurzhals 417, -bein 20, -schenkel 23, -weg 317, -weil 210, -mann 340, -meier 41, Kurzenacker 23, -berger 100, -d(o/ö)rfer 55+118, -häuser 41. Die Abfrage nach FamN auf Kort(-) ergibt 41 Types, z. B. Kort(h) 355+1265 (hier konkurrieren Patronyme zum Rufnamen Kurt), Korte 3893, Korter 35, Korthals 345, -haus 188, -hues 40, -hoff 40, -kamp 75, -land 59, -lüke 31 (Patronym zu Ludwig), Kortebein 29, -kamp 102, -me(i/y)er 93+72, Kortenbach 26, -bruck 50, -busch 50, -die(c)k 27+45, -kamp 33, -jann 41 (Patronym zu Johannes) etc. Sprachhistorisch und sprachgeographisch anders gelagert ist der Fall Wulf/Wolf, der hier wegen seiner hohen Frequenz mitbehandelt wird. Er hat nichts mit den eben genannten Senkungen zu tun, sondern mit dem Durchführungsgrad des germanischen a-Umlauts, einer sehr alten Assimilation, die germ. u vor a zu o umgelautet hat, vgl. germ. *wulfaz > ahd. wolf. Im Skandinavischen und in großen Teilen des Niederdeutschen ist der a-Umlaut nicht eingetreten, vgl. isländisch úlvur, dänisch ulv, aber niederländisch/englisch wolf. Als Vornamen existieren Wulf und Wolf[gang, -hard, -ram] bis heute, und auch im 20. Jh. dominiert der Vorname Wulf im Norden, besonders in Schleswig-Holstein. Ein ähnliches Bild ergibt sich für die ca. 600 Jahre alten FamN, wie Abb. 455b zeigt. Dabei wird es sich bei diesem Namen meist um ein Patronym zu Wolf[gang], seltener um einen Übernamen für einen Menschen mit Eigenschaften eines Wolfs (z. B. Schwarzhaarigkeit) handeln. Typ Wulf umfasst neben Wulf 5633 auch zahlreiche Doppel-ff-Schreibungen, z. B. Wulff 3287, daneben starke und schwache Genitive (Wulfes 240, Wulf(f)en 17+16). Die u-Formen besiedeln v. a. Schleswig-Holstein, verteilen sich aber auch über den weiteren Norden. Die alles überragende Variante Wolf(f) 51347+15761 beherrscht das gesamte Kartenbild mit Ausnahme Schleswig-Holsteins und weist auch seltene Genitivformen wie Wolf(f)s 160+39 und Wolfes 67 auf.

7.5.1.8 Smidt, Snieders und Dwenger: Phonotaktische Konservatismen Die Phonotaktik untersucht die Lautkombinationen, die in einer Sprache möglich sind. Die Laute einer Sprache unterliegen immer kombinatorischen Beschränkungen. Das Englische (ebenso das Niederländische und Friesische) kennt die Anlautverbindungen sm- (smoke, small), sn- (snap, sniff), sl- (sleep) und dw- (dwarf) bis heute, während im Hochdeutschen in den ersten drei Fällen s- vor Konsonant zu sch- [ ʃ ] palatalisiert wurde, vgl. schmauchen, schmal, schnappen, schnüffeln, schlafen. Während die Palatalisierung vor diesen Lauten auch verschriftet wird, unterbleibt dies bis heute vor den Plosiven -t und -p, vgl. Stein, Spiel etc., die ebenfalls mit [ ʃ ] ausgesprochen werden. Abb. 456a dokumentiert die wenigen FamN, die die alte Verbindung Sm- und Sn- konserviert haben; ihnen entspricht nhd. Schmied und Schneider. Betrachtet man deren Verbreitung, ist niederländischer Einfluss nicht auszuschließen; auch könnte es sich bei den Smidt-Varianten um genuin ostfriesische Formen handeln.

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7 Regionale Namenprofile

Abb. 456: Alte Anlautverbindungen: Sm- und Sn- (a) und Dw-, Tw- (b).

Zu Abb. 456b: Bei engl. dwarf und nhd. Zwerg (beide aus germanisch *dwerga-) handelt es sich um eine seltene dissimilatorische Lautentwicklung, die im Fall von quer mit historisch ähnlichem Anlaut eine Assimilation von dw- zu qu- [kw]- erfahren hat (vgl. aber Zwerchfell aus derselben Wurzel, das die gleiche Entwicklung wie Zwerg vollzogen hat). In niederdeutschen FamN haben sich hier die alten Anlaute Dw- bzw. Tw- erhalten: Dw- eher in Schleswig-Holstein, Tw- eher in Niedersachsen und im nördlichen Nordrhein-Westfalen. Die Abfrage ≥ 10 Telef. ergibt für Typ Dw- 12 unterschiedliche FamN mit 702 Telef., darunter Dwenger 243, Dwinger 148 zu mnd. dwengen ‘bedrängen’ und/oder Wohnstättenname zu Zwinger ‘Festungsturm’; die Wohnstättennamen Dwars 113 und Dwersteg 25 stellen sich etymologisch zu ‘quer’, der Berufsname Dwel(c)k 26+13 zu mnd. dwelleck ‘Zwillich, zweifädiger Stoff ’; es enthält das Zahlwort ‘zwei’, ebenso wie Dwehus 30 ‘Zwei-/Doppelhaus’ und Dwilling 13 ‘Zwilling’. Bei Tw- ergaben sich 45 Types mit 1991 Telef.: Twele 223 ‘Handtuch’ (vgl. engl. towel), Twesten 165, ein Wohnstättenname, der auf kontrahiertes int Westen ‘im Westen’ zurückgeht; Twachtmann 122 stellt sich zu twegt ‘schmaler Steig, enger Gang’; Twiehaus 125 und Twehues 48 sind Herkunftsnamen zu einer Siedlung mit der Bedeutung ‘zwei Häuser’; dieses Zahlwort ist auch in Twiehoff 31, Twenhöven 23, Twenhö(f/v)el 12+12, Twenning 11, Twesmann 13, Twieling 20, Twilling 21 ‘Zwilling’ enthalten. Twelker 61 enthält ‘Zwillich’ (s. o.), so evt. auch Twelkeme(i/y)er 10+57, Twelkmeyer 21; Twieg 43, Twi(e)sselmann 69+12 enthalten ‘Zweig’, Twiefel 45 ist Übername zu ‘Zweifel, Zögern’ (DFA 2, 306– 315, 335–336).

7.5 Familiennamen im Westniederdeutschen

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7.5.2 Schreibung Reine Schreibkonventionen lassen sich auch für das niederdeutsche Areal finden, etwa th neben t beim Übernamen Grot(h)e ‘groß’, bei dem auf Abb. 457a auch apokopierte Formen berücksichtigt wurden. Alles in allem dominiert die th-Schreibung in Schleswig-Holstein und im Ostniederdeutschen, während im Westniederdeutschen eher die bloßen t-Schreibungen vorherrschen. Abb. 457b greift eine sog. graphotaktische (buchstabenkombinatorische) Besonderheit auf, nämlich die ck-Schreibung nach dem Nasal n (wie in Franck) und den Liquiden l (Falck) und r (Storck). Solche Schreibungen sind standardsprachlich prinzipiell nicht möglich, man begegnet ihnen nur in Eigennamen (Bismarck). Die Karte zeigt, dass solche Schreibkonventionen am ehesten in Nordniedersächsischen auftreten, abgesehen von kleinen Nestern um Bocholt und in der Südpfalz (Kap. 7.3.2.4). Die Abfrage (≥ 10 Telef.) ergibt über 250 Types, von denen weit über 90 % einsilbig sind. Typ Falck enthält neben Falck 346 50 weitere Types wie Wilck 177, Selck 143, Gülck 143, Bülck 112; Typ Franck umfasst außer Franck 1397 133 weitere Namen wie Finck 941, Funck 817, Blanck 599, Rinck 521, Schenck 517, Hinck 475, Schunck 443; Typ Storck enthält außer Storck 1142 ‘Storch’ 67 Types, z. B. Starck 775, Schwarck 188, Borck 527, Burck 176, Jarck 167, Berck 118. Die wenigen Mehrsilber sind Komposita wie Gottschalck 61, Pasewalck 10, Berendonck 10, Binckebanck 12 (Übername für den Schmied), Freydanck 10, Humperdinck 10, Langenbrinck 30, Rövenstrunck 12 ‘Rübenstrunk’, Weinschenck 16, Denne- 19, Koenigs- 11, Uter- 20, Peters- 13, Hundertmarck 26, Hand- 12, Stoll- 17, Sommerwerck 16 und die ing-Derivate Duymelinck 14 ‘Däum-

Abb. 457: Schreiblandschaften: Grote vs. Grothe (a) und Frank vs. Franck etc. (b).

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7 Regionale Namenprofile

ling’, Smeddinck 10 zu Schmied, Bischopinck 15, Lüninck 18 zu Lüning ‘Spatz’. Gerade bei den niedrigfrequenten Namen ergibt sich eine schier unerschöpfliche Fülle an außergewöhnlichen, aparten und oft noch ungedeuteten FamN.

7.5.3 Morphologie 7.5.3.1 Lüdecke, Lüdtke, Lücke, Lütjen: Varianten der k-Diminution Kap. 5.15 behandelt die Diminution und stellt für das gesamte Niederdeutsche fest, dass hier das alte k-Suffix in vielen FamN überdauert hat, wobei große Teile des heutigen Westniederdeutschen kaum noch Gebrauch von Diminutiven machen, ja sogar als diminutivärmstes Gebiet Deutschlands gelten (Abb. 162a in Kap. 5.15.1). Dagegen künden die FamN von einer sprachhistorischen Phase blühender Diminution, denn hier eröffnet sich eine besonders breite Palette unterschiedlicher Suffixvarianten. Da das sog. k-Suffix aus germ. *-iko/-ika stammt, ergaben sich mehrere Hauptentwicklungslinien: a) zu -i(c)ke/-e(c)ke, b) synkopiert zu -ke, c) lenisiert zu -ge und d) palatalisiert zu -je. Diese werden im Folgenden beleuchtet. Dabei ergeben sich einige Kontraste zwischen West- und Ostniederdeutsch, aber auch bezüglich anderer niederdeutscher Regionen. Mit Typ Wilke (zu Wil[helm]) und Typ [Lüt]gen vs. [Rath]jen wurde in Kap. 5.15.1.1 (Abb. 163) bereits wichtige Kontraste im mittel- oder niederdeutschen Raum sichtbar gemacht. Abb. 458a macht den Erhalt des Langtyps [Hein]icke/[Hein]ecke gegenüber kontrahiertem [Hein]ke (jeweils mit und ohne c-Schreibung) sichtbar. Dabei gilt die Abfrage allen FamN, meist Patronymen ≥ 100 Telef., deren Stamm auf n endet, da schon diese Gruppe ziemlich umfangreich ist. Typ -icke umfasst 20 Types, darunter sind am häufigsten Wernicke 1640, Heinicke 1329, Reinicke 1205 und Jänicke 1088; Typ -ecke kommt auf 51 Types, darunter Reinecke 3166, Warnecke 2296, Meinecke 1878, Heinecke 1395, Benecke 1395; bei Typ -ke mit 84 Types sind es Hanke 7583, Henke 7392, Jahnke 4218, Janke 4214, Menke 3738, Reinke 3622 etc. (DFA 3, 342–353). Das Kartenbild zeigt, dass sich die Langsuffixe im Zentrum des Niederdeutschen konzentrieren, nach allen Seiten umgeben von den synkopierten Kontraktionsformen. Da diese wegen ihrer Überzahl die Langformen erdrücken, werden die Kontraktionsformen in Abb. 458b weggelassen: Hier geht es in höherer Auflösung um den Kontrast zwischen -icke und -ecke. Dabei kommen bei einer Frequenzschwelle von 100 Telef. bei -icke nur ck-Schreibungen vor, während bei -e(c)ke die ck-Schreibung zwar klar dominiert, aber nicht die einzige ist. Durch die Detaillierung in Abb. 458b (5-stellige PLZ) bildet sich die scharfe Grenze ab, die ungefähr zwischen dem West- und dem Ostniederdeutschen verläuft: -ecke im Westen, -icke im Osten. Übrigens bestätigt sich dieses Bild auch dann, wenn man Namen, deren Stamm auf einen andere Konsonanten als -n ausgeht, kartiert, wie z. B. Gericke/Gerecke/Gerke zu Ger[hard] oder Lüdicke/Lüdecke/Lüdtke zu Lud[wig] (DFA 3, 350– 353). Als weitere Variante sind die meist nach d oder t palatalisierten j-Suffixe (Lüttje, Tietje) für unseren Großraum typisch, wobei diese Lautentwicklung auch für das Friesische gilt. In dieser Position wurde altes k zu g lenisiert (erweicht) und in manchen Regionen zu j palatalisiert: Lütke(n) > Lütge(n) > Lütje(n). Wie bereits Abb. 163b in Kap. 5.15.1.1 gezeigt, konzentrieren sich die g-Formen im Ripuarischen, während die j-Formen westniederdeutsch

7.5 Familiennamen im Westniederdeutschen

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Abb. 458: Diminutivsuffixtypen im Niederdeutschen (a) und der Grenzverlauf zwischen -icke und -ecke (b).

Abb. 459: Palatalisierte jen- vs. gen-Suffixe (a) und deren Nominative auf -je vs. -ge (b).

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7 Regionale Namenprofile

sind, genauer in Nordniedersachsen nördlich von Bremen und in Schleswig-Holstein auftreten. Beim auslautenden -n kann (wie in Schleswig-Holstein) das alte Suffix -gen erhalten geblieben sein oder (wie im Rheinland) ein schwacher Genitiv vorliegen (des Lütgen Sohn). Starker Genitiv liegt in Lütjens vor (Schleswig-Holstein). Wir schließen zwar die unterschiedlichen Kasusformen ein, konzentrieren uns aber nur auf den Kontrast der j- zu den g-Formen (Abb. 459a). Die Abfrage (≥ 100 Telef.) ergibt für -je(n)(s) 33 Types, darunter Tie(d/t)je 158+554, Tietjen 1290, Tietjens 100 zu Diet[rich], Lütje 552, Lütjen(s) 377+333, Luitjens 197 zu Lud[wig] usw. Beim Typ -ge(n)(s) ergeben sich 58 Types, darunter Tie(d/t)ge 309+177, Tietgen 280 zu Diet[rich], Röttgen 610, Röttges 193 zu Rud[olf], aber auch Röntgen 194, vermutlich zu im gleichen Raum befindlichem Reintgen aus Rein[hard] mit eingeschobenem t (ähnlich wie der FamN Heintges oder der Vorname Heintje zu Heinrich). Abb. 459a zeigt, dass sich die jen-Diminutive im Westniederdeutschen ballen und dass die gen-Formen nicht nur im Rheinland, sondern auch im Ostniederdeutschen vorkommen. Dieser west-ostniederdeutsche Kontrast tritt deutlicher hervor, wenn man die rheinländischen Genitive auf -gen weglässt und nur Nominative auf -ge vs. -je kartiert. Abb. 459b senkt dazu die Frequenzschwelle auf ≥ 20 Telef. und exponiert dadurch den West-/OstKontrast zwischen palatalisierten und nichtpalatalisierten Diminutiven (zu weiteren Details und Etymologien s. DFA 2, 680–689; DFA 3, 372–390).

7.5.3.2 Christiansen und Kersting: Patronyme auf -sen und -ing In Kap. 2.2.2.1 werden bereits Patronyme und ihre Hauptbildungstypen am Beispiel von Peter und Jakob dokumentiert (Abb. 10). Deshalb sei hier nur daran erinnert, dass Schleswig(-Holstein) durch seine Bildungen auf -sen < -sohn heraussticht und eine einzigartige Namenlandschaft in Deutschland bildet, die sich in Dänemark fortsetzt. Abb. 460a kartiert die FamN Christiansen und Carstensen, wodurch Schleswig noch präziser fokussiert wird. Dieses Bild bestätigt sich für alle Namen auf -sen. Südlich davon schließen die Genitivpatronyme auf -s und -en an, und im Süden dominieren blanke Rufnamen im Nominativ. Im Westfälischen sticht ein anderer FamN-Typ, das Derivationspatronym mit dem alten Zugehörigkeitssuffix -ing heraus, das Zugehörigkeit zu einer Person, hier des Vaters, markierte. Es kommt auch massenhaft in Siedlungsnamen vor wie Gundelfingen ‘bei den Leuten des Gundolf ’. In seiner patronymischen Funktion wird damit der Sohn (Brüning) zu seinem Vater (Bruno) gestellt. Von da aus hat es sich als onymisches Suffix weiterentwickelt, erkennbar daran, dass es sich auch an andere Einheiten als an Rufnamen heftet, z. B. an den Beinamen des Vaters: Köstering für den Sohn des Köster, Vössing für den Sohn des Voss, Schmeding zu Schmied, Stölting zu Stolt ‘stolz’, Pröbsting, Möllering, Meyering (Abb. 195a in Kap. 6.1.8). Abb. 460b kartiert die häufigsten Patronyme auf -ing unter Ausschluss von solchen auf -king und -ling (z. B. Lüdeking 162, Lüdeling 27), da hier eine Erweiterung durch das Diminutivsuffix -k bzw. -l zugrundeliegt (DFA 3, 196–209). Nördlich von Münster (Grafschaft Bentheim) gibt es ein Nest von auslautverhärtetem -ink, z. B. Wilmink 114 zu Wilhelm, Brünink 80 zu Bruno, Beernink 68 und Bennink 66 zu Bernhard, Wolterink 60 zu Walter, Immink 50 zu Immo (Irm[bert]) etc., s. Abb. 194b in Kap. 6.1.8. Mit Meyerink 72 und Schmeink 193, durch d-Schwund aus Schmedink ‘Schmied’ entstanden (s. o. Kap. 7.5.1.2), wird wieder deutlich, dass das onymische Suffix von den Rufnamen auch auf andere Wörter übergesprungen ist (Kap. 3.5; DFA 3, 200–201). Typisch Ostfälisch sind dage-

7.5 Familiennamen im Westniederdeutschen

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Abb. 460: Patronyme auf -sen (a) und auf -ing (b).

gen Bildungen mit -ies (z. B. Hennies < Henning, Jürries < Jürging (Jürgen), Wirries < Werning (Werner)), das auf die Reduktion von -i(n)g > -ie mit Genitiv-s zurückgeht. Dieses Areal befindet sich im Bereich Hannover, Braunschweig, Göttingen, Bielefeld und wird in Abb. 195b (Kap. 6.1.8) kartiert (DFA 3, 206–208).

7.5.3.3 Große-Brauckmann und Schulte-Fischedick: Westfälische Hofnamen Besonders auffällig ist der Namentyp Große-X und Kleine-Y, der als typisch westfälisch angesehen werden kann und um 1500 vor allem im Münsterland aufkam. Dabei gehen X und Y auf Namen von Höfen zurück. Im Rahmen des frühneuzeitlichen Siedlungsausbaus errichtet ein nachgeborener Sohn einen Hof in der Gemarkung. Der alte Hof wird der Grote genannt, der neue jedoch Lütke, und im Rahmen der Verhochdeutschung werden sämtliche Grote zu Große, etwa die Hälfte der Lütke bleiben dabei, die andere Hälfte wird zu Kleine übertragen. Taubken (2010, 99)

Grote-X galt somit der Bezeichnung des elterlichen und Lütke-X der des neuen Hofs. Heute tritt dieser Typ in drei Schreibvarianten auf: Große X, Große-X oder in einem Wort als GroßeX; außerdem kommt auch unflektiertes bzw. apokopiertes Groß-X bzw. Klein-X vor (zu Details s. DFA 3, 598–603). Die (häufigen) getrennt geschriebenen Fälle können nicht kartiert werden, da vorangestelltes Große und Kleine im EDV-Namenprogramm als vermeintliche Vornamen ausgefiltert wurden.

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7 Regionale Namenprofile

Abb. 461a zeigt das Vorkommen der Bindestrichnamen mit Groß(e)-X und Klein(e)-X, wobei der Auslaut (ob mit oder ohne -e) nicht unterschieden wird. Um einerseits die meisten dieser eher niedrigfrequenten Namenbildungen einzuschließen, doch bloße Heiratsbindestrichnamen weitestgehend auszuschließen, wurde die Frequenz auf ≥ 2 Telef. beschränkt. Die Abfrage ergibt für Gro(ß/ss)(e)-X 325 Types/2401 Tokens, für Klein(e)-X 254 Types/2179 Tokens. Die jeweils häufigsten FamN sind Groß-Bölting 57, Große-Hardt 55, Große-Venhaus 49, Große-Wilde 42, Große-Wortmann 40, Große-Beck 40 bzw. Klein-Hitpaß 101, Kleine-Tebbe 64, Kleine-Möllhoff 63, Kleine-Heßling 49, Klein-Reesink 48, Kleine-Horst 43 ‘Gesträuch’. Deutlich erweist sich das Münsterland als Zentrum, mit weiteren Vorkommen im und am Nordrand des Westfälischen (Taubken 2009, Taubken 2010). Da die verhochdeutschten Erstglieder die sehr seltenen niederdeutsch konservierten Grot(e)-X und Lütke-X erdrücken würden, werden diese getrennt und ohne Frequenzfilter kartiert (Abb. 461b). Es ergeben sich bei Groot-, Grot(h)(e)- 115 Types bei nur 186 Tokens und bei Lütke- 132 Types/489 Tokens. Dies bestätigt die Feststellung von Taubken 2010, dass fast alle Grote- verhochdeutscht wurden, nicht jedoch alle Lütke-, und damit die generelle Regel, dass standardnahe Dialektformen eher der Verhochdeutschung anheimfallen als dialektferne. Bei Grote-X kommen nur drei FamN auf mehr als 10 Telef.: Grote-Westrich 14, Grote-Westrick 12 und Grote-Beverborg 11. Bei Lütke-X dominieren Lütke-Wenning 29, -Stratkötter 22, -Harmölle 22, -Bohmert 21, -Dörhoff 20. Die westfälische Diphthongierung von [o:] > [au] ist mit Graute- nur zweimal greifbar, monophthongisches Kleen(e)- nur zehnmal. Kontrastiert man Bindestrich- mit Zusammenschreibungen, ist es sinnvoll, sog. Namendubletten heranzuziehen, also Kleine-Hollenhorst 12 und Kleinehollenhorst 13 bzw. GroßeGödinghaus 11 und Großegödinghaus 10. Dadurch kann man Bildungen wie Großekämper ausschließen, das ursprünglich ein ‘großes Feld’ bezeichnete und damit nicht dem gesuchten Typ entspricht. Die Bindestrichschreibungen erzielen (ohne Frequenzfilter) 17, die Zusammenschreibungen 14 Types. Abb. 462a kontrastiert diese graphischen Unterschiede einschließlich der Lütke-Bildungen. Westfälisch ist auch der Typ Schulte-X. Ursprünglich war der Schulte gemäß Taubken 2010 der Schultheiß, der die Abgaben für den Grundherrn einzog. Das hatte sich um 1500 (als die FamN entstanden) jedoch geändert: „Um 1500 ist Schulte offenbar bereits zu einem Synonym geworden für die Erbbauern, und zwar für die Vollerben, also für die ‘dicksten’ Bauern im Dorfe“ (Taubken 2010, 99). Als solcher wurde er dem Hof- oder Kleinsiedlungsnamen vorangestellt und markierte damit hohes Prestige. Auch hier kann nur der Bindestrichtyp kartiert werden. Zusammenschreibungen kommen so selten vor, dass eine Kartierung nicht lohnt (z. B. Schultebraucks 20, Schultefrankenfeld 10). Vergleichend werden in Abb. 462b die Verhochdeutschungen zu Schul(t)ze-X einbezogen. Der Originaltyp Schulte-X erlangt (ohne Frequenzfilter) 655 Types/2863 Tokens, der hochdeutsche Schul(t)ze-Typ 840 Types/2046 Tokens. Man erkennt, dass in der Peripherie des Verbreitungsgebiets die unverschobenen Bildungen dominieren. Die frequentesten sind Schulte-Kellinghaus 95, -Döinghaus 46, -Derne 46, -Austum 45, gefolgt von verschobenen wie Schulze-Frieling 31, -Berge 31, -Rhonhof 26, -Steinen 24. Schreibungen mit tz sind rar. Auffällig sind auch die „genannt“-Zusätze bei manchen FamN, z. B. Kiepe genannt Holstein, Eggering genannt Wellmann (Kunze 2004, 95; Seibicke 2008, 196). Bei dem Zusatz

7.5 Familiennamen im Westniederdeutschen

Abb. 461: Westfälische FamN aus Hofsiedlungen: Große-/Kleine-X (a) und Grot(h)e-/Lütke-X (b).

Abb. 462: Bindestrich- vs. Zusammenschreibung bei Kleine(-) (a); Typ Schulte-/Schulze-X (b).

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588

7 Regionale Namenprofile

handelt es sich um alte Hofnamen, die in Westfalen eine lange Tradition und große Bedeutung bei der Zuordnung von Personen haben. Seit 1828 ist es in diesem Gebiet erlaubt, seinem FamN auf diese Weise den Hofnamen beizustellen.

7.5.4 Lexik Dass die Patronyme mit großem Abstand das wichtigste Benennungsmotiv im Westniederdeutschen sind, dürfte bereits deutlich geworden sein. Der Anteil beträgt mehr als 50 %. Daneben spielen auch die Wohnstättennamen eine große Rolle, nicht weil sie dort bedeutend häufiger vorkämen als andernorts, sondern weil sie besonders auffällig sind und viel über die frühere Vegetation, über Landschaften, Sümpfe und Siedlungsformen berichten. Wertvolle Informationen speziell zu westfälischen FamN erlangt man über die „Kommission der Mundart- und Namenforschung Westfalens“, die FamN erforscht und dokumentiert (www.mundart-kommission.lwl.org/de/). Hier kann man, ebenfalls basierend auf den Telekomdaten von 2005, FamN kartieren und sich deren Konzentration in den Gemeinden von Westfalen-Lippe anzeigen lassen. Daneben werden Broschüren zu besonders typischen FamN herausgegeben, bislang zu FamN mit HÜLS und mit BRINK als Bestandteil (Roolfs 2018, Roolfs 2020).

Abb. 463: Familiennamen mit Hüls- in Westfalen (www.mundart-kommission.lwl.org/de/.)

7.5 Familiennamen im Westniederdeutschen

589

7.5.4.1 Hülshoff und Verhülsdonk: Die Stechpalme in den Hüls-Namen Annette von Droste-Hülshoff ist die bekannteste Trägerin eines Hüls-Namens. Der zweite Name bezieht sich auf den Hof Hülshoff, ihre Vorfahren nannten sich noch Droste zu Hülshoff. Die dialektale Bezeichnung Hüls oder Hülse gilt der Stechpalme, einer „immergrüne[n] Pflanze mit ledrigen, an den Rändern stacheligen Blättern und leuchtend roten Früchten“, die als Strauch oder gar als Baum vorkommt (Roolfs 2018, 6). Sie kam in ganz Westfalen außer im Südosten und Teilen der Mitte vor (ebd., 7). Dem folgt noch erstaunlich präzise die heutige Verbreitung der Hüls-Namen, deren Vorkommen sich zu fast 37 % allein auf Westfalen und dabei besonders auf den Nordwesten beschränkt, s. Abb. 463. Die Stechpalme wächst normalerweise auf sandigem, trockenem Boden, weshalb onymische Verbindungen mit Sümpfen und Gewässern eher selten vorkommen und wenn, dann nur niedrigfrequent. Übrigens ist das englische Korrelat zu Hülse, holly ‘Stechpalme’, in Hollywood ‘Stechpalmenwald’ enthalten. Dem entspricht in Westfalen am ehesten der Name Hülsewede ‘-wald’. Mnd. wêde, mhd. wite ‘Holz, Wald’ ist auch erster Bestandteil von Wiedehopf, einem Waldvogel. Abb. 464a kartiert die wichtigsten Hüls-Namen (≥ 3 Telef.), die in vier Typen untergliedert werden. Diese enthalten jeweils eine breite Palette an Types, die in Tab. 40 ausgefaltet werden. Sie finden sich auch nördlich von Westfalen bis zur Nordsee. Mit solchen FamN fällt ein Schlaglicht auf die ungemein große Vielfalt besonders an westfälischen Namen, die meist eher niedrigfrequent und in Familiennamenlexika kaum zu finden sind. Trotz der Frequenzschwelle kommt es zu ca. 115 unterschiedlichen Types mit dem Bestandteil Hüls-.

Abb. 464: FamN mit Hüls- (a); Amtsbezeichnung Droste(n) (b).

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7 Regionale Namenprofile

Tab. 40: Die wichtigsten Wohnstättennamen mit dem Bestandteil Hüls-. Typ

Beispiele und Bedeutung

Hüls:

allgemeine Ausdrücke (Simplizia, Derivate) als Hinweise auf die Siedlungsumgebung: Hüls(e)(n) 1132+200+363, Hüls(n)er 228+14, (Junge)Hülsing 94+14 (Zugehörigkeit: Hofbewirtschafter), Hülsken 286 (Diminutiv), Hülst 12 ‘Gestrüpp’ (Kollektiv), Hülster 47 ‘Anwohner am Gestrüpp’

Hülsmann:

Hüls- + Personenbezeichnung für den Bewohner: Hüls(e)(r)mann 2377+275+89, Hülsme(i/y)er 117+92, Hülsemeyer 54

Hülsebusch:

Komposita mit Flurname/geographischer Angabe, an der die Siedlung liegt: Hüls(e)(n)beck 77+26+170 ‘Bach’, Hülsbö(h)mer 27+14 ‘(Schlag-)Baum’, Hülsebus(ch) 151+250/Hülsbusch 182, Hülsbrink 16 ‘Hügel, Abhang’, Hüls(e)bruch 4+4/Hülsbrock 3 ‘Sumpf’, Hülsd(o/u)nk 29+5, -dünker 32 ‘Hügel, Erhebung im Sumpf’, Hülsdell 10 ‘Senke, Mulde’, Hüls(e)(n)berg 97+39+25, Hülsegge 10 ‘Ecke, Kante, Spitze’, Hülshoff 111 ‘Hof’ oder ‘Hufe’, Hülsewiesche 21/-wi(e)s 9+5 ‘Wiese’, Hülsiep(en) 3+9/-siek 14 ‘Quellbach’, Hülskamp 107/-k(ä/e)mper 28+27 ‘Feld, Acker’, Hülshorst 158/-hörster 16 ‘Gestrüpp, Wald’, Hülsewed(d)e 36+5, -weh 5/Peterhülseweh 10/-witt 139 ‘Wald, Holz’, Hülskötter 102/-kath 12 ‘Hütte, Behausung’, Hülsewig 79 ‘Dorf’ etc.

Verhülsdonk:

Lagebezeichnungen der Siedlung mit Präpositionen: Verhülsdonk 285 < van der Hülsdonk ‘Bodenerhebung in sumpfigem Gelände’, Bienhüls 41 < bi den Hüls ‘bei dem Hüls’, Zumhülsen 5, Imhülse(n) 13+8, Ophüls 24 ‘auf Hüls’, von Hülse(n) 7+33, von der Hüls 3, von der Hülst 4 etc.

Abb. 464b gilt dem FamN Droste bzw. dem Genitiv Drosten, den nicht nur die Dichterin trägt, sondern auch ein Virologe. Er ist aus droch-sete kontrahiert, dem die hochdeutsche Form Truchseß entspricht, eine hohe Amtsbezeichnung für jemanden, ‘der über dem Gefolge sitzt’ mit der Hauptbedeutung ‘Verwalter am Hof, der die Speisen aufsetzt’ (DFA 5, 591). Im Westoberdeutschen finden sich Truchse(ss/ß) 6+22, Tru(c)kses 7+48, Trucksä(ss/ß) 6+18, Truckse(ss/ß) 5+6 im Raum Stuttgart, Ulm und Mülheim/Ruhr (zu weiteren Varianten s. DFA 5, 591–592). Abb. 464b weist das Westfälische als typisches Droste-Gebiet aus, während die Genitive auf -en eher am Rande vorkommen. Die einsilbige Form Drost 900 hat zu viele Konkurrenzen (z. B. mit ‘Trost’), weswegen sie nicht mitkartiert wird (DFA 5, 591). 7.5.4.2 Brock-, Siep- und Pohlmann: Moore, Sümpfe, Pfuhle Brockhaus ist zum Synonym für ein Konversationslexikon geworden, benannt nach Friedrich Arnold Brockhaus. Er trägt einen der vielen westniederdeutschen ‘Sumpf ’-Namen, die im Mittel- und Oberdeutschen mit Lautverschiebung und o/u-Wechsel als Bruch erscheinen, wie im Ortsnamen Bruchsal. Im gesamten Westniederdeutschen mit Ausnahme Schleswig-Holsteins sind BrockNamen außerordentlich häufig und vielgestaltig vertreten. Um diese Abundanz einzudämmen, wurde für die Kartierung der Brock-Namen in Abb. 465a eine Frequenzschwelle von ≥ 100 Telef. eingestellt. Typ Brock erfasst neben Brock 2017 Genitive wie Brocks 458, Brooks 134, Brox 263 und die typischen Präpositionsnamen, die die Lage angeben, wie Vormbrock 112, Tenbrock 166, Tebroke 100. Typ Brockhaus enthält außer Brockhaus 699 vor allem

7.5 Familiennamen im Westniederdeutschen

Abb. 465: FamN mit Brock- (a); mit ost- und westfälischer Diphthongierung zu Brauck (b).

Abb. 466: Bröker vs. Brücher (a) und Sumpfnamen mit Siek vs. Siep, Sief und Seif (b).

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7 Regionale Namenprofile

Bro(c)kmann 3959+257, Brockme(i/y)er 363+623, Brockm(ü/ö)ller 137+216, Brockschmidt 227 etc. Unter den Typ Möhlenbrock fallen z. B. Ellerbro(c)k 104+669, De(i)pen- 180+124, M(ü/ö)hlen- 205+163, Piepen- 102, Papen- 232, Stucken- 102 ‘Baumstumpf ’, Uhlen- 652 ‘Eulen’, W(i/e)llenbrock 247+114. An diesen Typ wurde der literarische Name Buddenbrook von Th. Mann angeähnelt (in der DFA-Datenbank nicht vorhanden), s. Kap. 6.3.1. Abb. 465b erfasst mit ≥ 10 Telef. die west- und ostfälische Diphthongierung von langem ō > au, die zu Brauck-Bildungen führt (ähnlich bei Auster- ‘Osten’) und integriert die umgelauteten Breuker-Bildungen für eine am Sumpf siedelnde oder arbeitende Person. Das Diphthongareal tritt sehr deutlich hervor. Auch hier finden sich die typischen Komposita mit Brau(c)khoff, -mann, -müller, -meier, -schulze bzw. mit Wied- ‘Holz’, Rieken-, Uhlenbrauck. Zu Typ Breuker gehören Breu(c)ker 264+141, Bräu(c)ker 21+58, Breu(c)king 11+18, Hüttebräu(c)ker 17+71, Mecklenbräuker 13 (zur Karte Brock- vs. Braukmann s. Abb. 23a in Kap. 2.4). Abb. 466a nimmt anhand der undiphthongierten Anwohnerbezeichnungen Bröker vs. Brücher die Zweite Lautverschiebung in den Blick, wobei die unverschobenen niederdeutschen Formen dort häufiger vorkommen, wo Sumpfgebiete üblicher waren. Bei einer Frequenzschwelle von ≥ 5 Telef. ergeben sich für Typ Bröker mit 35 deutlich mehr Types gegenüber nur acht bei Typ Brücher. Bei letzterem kommt es zu Eschen-, Weiden-, Schönen-, Ochsen-, Breiten-, Breden-, Kirchbrücher, bei ersteren sind viele Bestimmungswörter der Brock-Komposita von Abb. 465a enthalten. Karte 466b nimmt sich weiterer Sümpfe an, und zwar solcher, in denen kleine Rinnsale, mnd. sīp(e), mhd. sīfe ‘Bächlein’, flossen (mit sīfe ist Seife verwandt). „Der Dornseiff“ ist ein bekanntes, nach Sachgruppen angeordnetes Wörterbuch, benannt nach seinem Verfasser Franz Dornseiff. Auch Schlingensief gehört zu solchen Gewässernamen. Berücksichtigt werden außerdem die Siek-Namen aus mnd. sīk für feuchte Niederungen. Dabei wurden alle einschlägigen FamN-Bildungen ≥ 10 Telef. einbezogen. Die Karte weist zunächst das Siek-Gebiet als scharf abgegrenzt und auf Nordostwestfalen konzentriert aus. Kartiert ist die Verbreitung von 103 Types mit Siek-/-sie(c)k. Viele dieser Komposita sind bis heute ungedeutet und liefern Aufschlüsse über frühere Siedlungsorte und -arten. Südwestlich davon erstreckt sich das Siep-Gebiet, das mit Sief- (28 Types) die Zweite Lautverschiebung, mit Seif- (26 Types) außerdem die Diphthongierung aufweist und sich mit diesen bis ins Mitteldeutsche erstreckt. Nördlich von Köln bzw. der Benrather Linie befinden sich die niederdeutschen Siep-Bildungen mit 57 Types, darunter solche in Kombination mit Brock‘Sumpf’ wie Brauksiepe 38, Brocksieper 94, doch auch viele andere, die diese Gebiete näher beschreiben: Busch-, Dorn-, Feld-, Langen-, Lind-, Möllen-, Mühlen-, Raffel- ‘Schilf ’, Ringel-, Schlingen-, Steinsiepe(n/r). Auch auf dort vorkommende Tiere wird referiert, z. B. Finken-, Hummelsiep. Pfuhl ist ein weiteres Wort für sumpfiges Gebiet, dem im Niederdeutschen Pohl, auch Poll entspricht. Weitere westniederdeutsche „Wasser“-Namen sind solche mit Die(c)k(-) (z. B. Dickmann), der niederdeutschen Form zu Teich, Weyer/Weiher, Moor, Stroot/Stroth, Veen/Venne und Kolk. Sie alle werden in Kap. 6.3.4 behandelt (DFA 4, 586–670). 7.5.4.3 Kampe, Kampmann, Kemper: Namen aus lat. campus Ein markantes Bildungselement westniederdeutscher FamN ist Kamp. In ihnen ist das lat. Lehnwort campus ‘Feld’ konserviert. Es handelt sich um Wohnstätten- und Herkunfts-

7.5 Familiennamen im Westniederdeutschen

593

namen mit der Bedeutung ‘eingehegtes Stück Land, Weide- oder Ackerland’. Innerhalb der westfälischen Flurnamen ist es sogar das häufigste Bildungselement überhaupt (Müller 2000–2012). Während im Süden Lexeme wie Feld im Flur- und FamN-Schatz vorherrschen, ist es im Westniederdeutschen unverschobenes Kamp. Im Nhd. hat sich dieses Wort zu Kampf verschoben und über die verengte Bedeutung ‘abgestecktes Feld für den Zweikampf, Schlachtfeld’ zum heutigen Wort Kampf entwickelt (sog. Metonymie). Hiervon leitet sich auch das Verb kämpfen ab. In kampieren und dem Anglizismus campen ‘im Freien übernachten’ wirkt dagegen die alte Bedeutung nach. Kartiert man die Simplizia von Kamp(e) ≥ 10 Telef. unter Einschluss der starken und schwachen Genitive Kamps und Kampen, zeichnet sich bezüglich der Genitive insbesondere der Westrand des Westniederdeutschen ab mit Kampen eher im Norden und Kamps im Süden bis an den Niederrhein (Abb. 467a). Kamp schließt östlich daran an, Kampe reicht noch weiter bis an Elbe und Saale. Schreibungen mit C- haben einen Anteil von 12 %. Schleswig-Holstein beteiligt sich, wie so oft, nicht an diesem Namentyp, was bestätigt, dass es ein sehr eigenständiges Namenprofil entwickelt hat mit relativ wenigen Wohnstättennamen, aber dem höchsten Anteil an Patronymen. Karte 467b dokumentiert das häufigste Kompositum Kampmann ‘der an/auf/aus dem Kamp(e)’ und vergleichend Kampmeier und berücksichtigt dabei die regional umgrenzten Assimilationen zu Kammann und Kammeier. Die assimilierten Formen sind jeweils dunkel eingefärbt und ballen sich um Bielefeld, Herford und weiter nördlich davon, Kammann auch am Niederrhein. Wie wichtig die Verbreitung der FamN für ihre Deutung ist, zeigt die geographische Nachbarschaft von Kemper zu Kämper und Kamper. Traditionelle Nachschlagewerke, die die exakte Verbreitung von FamN nicht kennen (konnten), stellen Kemper zu ‘Kämpfer’ oder zu nd. kempen ‘eichen, mit Brandzeichen versehen’. Tatsächlich handelt es sich um Ableitungen zu Kamp. Dieser Gruppe auf -er(s) gilt Abb. 468a: Kemper, die häufigste der drei Varianten, konzentriert sich um Münster und dehnt sich bis zur Weser und südlich bis Siegen aus, während Kamper und Kämper eher an der Peripherie dieses Areals liegen. CSchreibungen kommen bei Kämper und Kemper gar nicht vor, bei Camper nur 15-mal. Eine schier unermessliche Vielzahl und Vielfalt liefert die Abfrage nach Komposita mit -kamp als Zweitglied: Hier ergeben sich trotz einer Frequenzschwelle von ≥ 10 Telef. 627 Types, deren Verbreitung gesamthaft in DFA 4, 830 abgebildet ist. Um diese Menge etwas im Zaum zu halten, kartiert Abb. 468b nur die Komposita mit -k(ä/e)mper als Zweitglied (Komposita vom Typ X-kamper gibt es kaum). Es ergeben sich für -kämper 101 und für -kemper 114 Komposita, teilweise mit gleichen Erstgliedern. Viele davon sind bis heute nicht (sicher) etymologisiert. Einige berichten über Pflanzen und Vegetation (Birken-, Erlen-, Notte(n)- ‘Nuss’, Bohnen-, Busch-, Hecken-, Hol(t/z)-, Wede- ‘Holz’, Hüls- ‘Stechpalme’, Blomen-, Di(e)stel-, Hei(d/t)- ‘Heide’, Ha(f/v)er-, Flas-/Fle(ß/ss)en- ‘Flachs’, Gras-, Wies-/ Wieschen-, Feld-, Horst- ‘Gestrüpp’), Tiere (Stuten-, Pferde-, Ossen- ‘Ochsen’, Voß-/Vossen- ‘Fuchs’, Hasen-), Bodenbeschaffenheit (Lehm-, Lodden- ‘Morast’, Natt-/Bils- ‘nass’, Strot(h)- ‘Sumpf ’, Stein-), Lage (Ost-, West-, Su(e)r- ‘Süd’ oder ‘sauer’, Wöhren- ‘Erhebung’), Ausdehnung (Langen-, Weit-, Groß-, Kleine-), Besitzer (Evers-, Johann-, Lücken-, Kleineniggen-, Schülting-, Kloster-) usw. Insgesamt ist die ä-Schreibung innerhalb von Komposita mit 49 % gegenüber e mit 51 % deutlich häufiger als beim Simplex mit 20 % : 80 %.

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7 Regionale Namenprofile

Abb. 467: Kamp(e) und Genitive (a) sowie Kampmann und Kampmeier nebst assimilierten Formen (b).

Abb. 468: Die Ableitungen Kamper, Kämper, Kemper (a) und ihre Vorkommen als Komposita (b).

7.5 Familiennamen im Westniederdeutschen

595

Jenseits des angestammten Kamp-Gebiets kommt es, mehr oder weniger über ganz Deutschland verstreut, zu volksetymologischen Umformungen bzw. Verhochdeutschungen zu Kampf, was sich besonders deutlich an Komposita wie in Kuhlen-, Wasser-, Mühlenkampf und Kampfmeyer zeigt (Kap. 3.6; DFA 4, 826–839). 7.5.4.4 Brink, Brinkmann, Ossenbrink: Leben am Hang Die Bedeutung des Dialektworts Brink ist nicht ganz einfach zu fassen und wird im Grimm’schen Wörterbuch als ‘grüner Hügel’ angegeben. Ursprüngliche Kernbedeutung war vermutlich ‘Rand’ oder ‘Kante’, z. B. eines Ackers oder eines Bachs, meist grasbewachsen. In den meisten niederdeutschen Dialekten bedeutet Brink ‘abschüssiges Gelände, Abhang’, auch ‘Anhöhe’. In jedem Fall wird damit eine landschaftliche Erhebung, ein Grashügel, bezeichnet, der ursprünglich am Rand von Ortschaften lag und wo man sich versammelt hat oder gesiedelt wurde (Roolfs 2020). Sehr viele Toponyme und auch Hofsiedlungen, von denen später FamN abgeleitet wurden, enthalten den Bestandteil Brink. Die Abfrage nach diesen FamN ≥ 10 Telef. ergibt eine Fülle an Wortbildungen. Brinkmann, der Rang 185 sämtlicher FamN einnimmt, ist in Abb. 15a in Kap. 2.2.2.3 kartiert, zusammen mit Brinker und Brink. Deshalb fokussiert Abb. 469a andere Komposita mit Brink- als Erstglied und Abb. 469b solche mit -brink als Zweitglied. Typ Brink[schulte] in Abb. 469a vereint 33 Types, darunter viele niedrigfrequente; die häufigsten Typen, nämlich Brinkmeier (in vier Schreibvarianten), Brinkhoff und Brinkhaus, werden extra ausgewiesen und zeigen, dass sie sich geographisch nur teilweise mit den anderen Brink-Komposita decken. Das Gros dieser Zusammensetzungen enthält Amts- und

Abb. 469: Komposita mit Brink- (a) und -brink (b).

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7 Regionale Namenprofile

Berufsbezeichnungen, z. B. Brinkschulte 225, -schröder 108, -schmidt 67, -schneider 12, -möller 74, aber auch Rufnamen, z. B. Brinkjans 38 (Johannes), -jost 11 (Jodokus), -gerd 14 (Gerhard), -rolf 78 (Rudolf), Brinkord 24 (Konrad); darunter befindet sich mit Brinktri(e)ne 52+13 (Katharina) sogar ein seltenes Metronym (Frauenname). Schließlich kommt es auch zu Verbindungen mit -kamp, z. B. Brinkamp 16, Brink(ä/e)mper 17+19 und Brinkkötter 115; auch die friesische Bildung Brinkema ist enthalten (Kap. 7.6.3.4). Typ [Heid]brink kommt sogar auf 167 Types; Abb. 469b weist ebenfalls die drei frequentesten Fälle getrennt aus: Stein-, Piepen- ‘Schilfrohr’ und Wittenbrink ‘weiß’. Die restlichen sind divers und enthalten z. B. Präpositionen: Zumbrink 77, T(o/u)mbrink 163+86, Tembrink 68, Tenbrink 198, U(pp/ff)enbrink 23+16, Vorbrink 24, Un(t/d)erbrink 62+12 (mehr dazu s. Kap. 6.3.10). Viele andere geben Auskunft über tierische Bewohner: Kobrink 14 ‘Kuh’, O(ss/ ß)en- 137+14 ‘Ochse’, Siegen- 27 ‘Ziege’, Hase(n)- 64+25, Igel- 156, Hucke- 44 ‘Kröte’, Voß- 27 ‘Fuchs’, Musebrink 68 ‘Maus’; den Vögeln gelten Anten- 32 ‘Ente’, Ganten- 37 ‘Ganter’, Gose87 ‘Gänse’, Finken- 44, Extern- 82 ‘Elstern’, Hane- 69 ‘Hahn’, Küken- 24, Krä(h/g)en- 11+40/ Krei(e)n- 17+104 ‘Krähen’, Hafkesbrink 34 ‘Habicht’; sogar Ameisen werden in Amten- 70/ Eimertenbrink 103 und Läuse in L(u/ü)sebrink 79+184 transportiert (wobei sich letzteres auf den schlechten – lausigen – Ertrag beziehen soll). Auch Pflanzen werden benannt, so sind in Hüls- 16 wie in Hur(re)l- 30+59/Hurdelbrink 37 Stechpalmen verewigt, außerdem viele andere Gewächse mehr, ebenso Geländearten und -formen, Lagebezeichnungen und Himmelsrichtungen (Sud-, Sunder, Oster-, Westen-), Boden- und Gebäudearten sowie Nutzungsformen (Kap. 6.3; Roolfs 2020, 20–30; DFA 4, 490–497). Viele davon finden sich auch bei den o. g. FamN aus Sumpf- und Teichbezeichnungen, ebenso bei solchen auf -kamp und den nun folgenden auf -kötter.

7.5.4.5 Hüls-, Pohl- und Kampkötter: Behausungen Mit der Kate, der Kotte oder dem Kotten sind einfache, meist einstöckige Behausungen oder Hütten in Norddeutschland gemeint, in denen auch gearbeitet und unter deren Dach auch Vieh unterbracht werden konnte. Sie beherbergten im Gegensatz zu den stattlichen Vollhöfen einfache Handwerksfamilien. FamN mit Kate kommen seltener vor, die Form mit o ist die übliche, die massenhaft und mit vielerlei Verbindungen in das FamN-Inventar eingegangen ist. In der Überschrift sind nur einige genannt, und man erkennt „alte Bekannte“ wieder, die Auskunft über Lage und Umgebung liefern: Hüls- 102 bei Stechpalmen, Brock- 48, Siepen- 45, Pohlkötter 29 an sumpfigem Gelände, Kampkötter 62 an einem eingehegten Stück (Acker-)Land, Vo(ß/ss)kötter 14+10 an einem Fuchsbau und Brinkkötter 115 an/auf einem Hügel. Andere beziehen sich auf den dort ausgeübten Beruf bzw. dort wohnhafte Berufstätige (z. B. Schäper- 28 ‘Schäfer’, Toll- 63 ‘Zoll’, Schniederkötter 22 ‘Schneider’) oder andere Informationen (z. B. Neu- 52, Nienkötter 25 ‘neu’, Middel- ‘Mitte’, Sunder- ‘Süd’ oder ‘abgesondert’, Ostenkötter 22). Bei der Abfrage ≥ 10 Telef. ergeben sich insgesamt 156 solche Komposita mit 6557 Tokens, außerdem einfaches Kötter 1469 mit dem Genitiv Kötters 105, s. Abb. 470a. Wegen ihrer Frequenz extra ausgewiesen werden Horst- ‘Gestrüpp’, Holt‘Wald, Holz, Gehölz’ und Hagenkötter ‘Hecke’, die sich ebenfalls auf die Umgebung der Kotte beziehen. Auch das Basiswort Kott(e) ist kompositionsfreudig, die Abfrage ≥ 10 Telef. ergibt 21 Komposita mit Kott(en)- als Erst- und 53 mit -kotte als Zweitglied (Abb. 470b). Beim ersten

7.5 Familiennamen im Westniederdeutschen

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Abb. 470: Kötter und -kötter (a) sowie Komposita mit Kott-, -kotte(n) (b).

Typ dominiert der Bewohner Kottmann 810, begleitet von Kottme(i/y)er 128+31 und -müller 11, die anderen entfallen auf Wohnstättenbezeichnungen mit Bezug zu Kotten/einer Kotte, z. B. Kotthoff 297, -haus 315, -kamp 154, -sieper 164, Kottenkamp 28, -sted(t)e 29–27, -ste(tt/ dd)e 20+11, -brink 15, -berg 13, -hagen 13. Umgekehrt berichten die Komposita vom Typ Xkotte, wo die Kotte lag (Horst- 198 ‘Gestrüpp’, Möllen- 19 ‘Mühle’, Water- 44 ‘Wasser’, Wies18, Esch- 11, Busch- 10, Ost- 25, Wes(t)- 25+97), wem sie gehörte (Wulfe- 31, Ulf- (Wolf[gang]) 13, Hanne- 19 (Johannes), Uhlen- 27 (evt. Ul[rich]), Hinner- 16 (Heinrich)) und wieviele es davon gab (Sieben- 10, Vierkotten 81) (DFA 4, 960–977). Das Westniederdeutsche verfügt bei seinen Wohnstättennamen auch über spezielle Richtungs- und Lagebezeichnungen wie Over-, Boven-/Baben- und Buten-/Budden-. Sie werden in Kap. 6.3.1 behandelt. 7.5.4.6 Kirchendiener, Dorfvorsteher, Bauernfeinde, Lämmerhirten Zum Abschluss seien die vier in der Überschrift genannten westniederdeutschen Berufsbzw. Übernamen skizziert. Der Beruf des Kirchendieners macht in Deutschland von sehr unterschiedlichen Bezeichnungen Gebrauch: Was im gesamten Norden der Köster (< romanisch *costurarius ‘Aufseher der liturgischen Gewänder’) und am Niederrhein der Küster (< lat. custor ‘Wächter’), ist im Mittel- und in Teilen des Ostniederdeutschen der Kirchner und im Südwesten der Messner (< lat. mansionarius ‘Aufseher des (Gottes-)Hauses’) (Abb. 298a in Kap. 6.4.20; DFA 5, 644–655). Abb. 471a konzentriert sich auf den Kontrast Köster vs. Küster und hebt jeweils die Genitive Kösters und Küsters in dunkleren Farbtönen hervor, um das am Westrand gelegene Genitivareal zu exponieren. Typ Köster um-

598

7 Regionale Namenprofile

Abb. 471: Kirchendiener (a) und Dorfvorsteher (b).

Abb. 472: Bauernfeinde (a) und Lämmerhirten (b).

7.6 Familiennamen im Nord- und im Ostfriesischen

599

fasst neben K(ö/oe)ster 8453+363 auch seltenere C-Schreibungen sowie nicht-umgelautetes Koster 636, Typ Küster neben Küster 3784 auch Kuster 439. Deutlich häufiger als Küster(s) ist Köster(s). Im Ostniederdeutschen streut jedoch eher Küster, außer im äußersten Norden. Die Amtsbezeichnung Burmester bezeichnet den Vorsteher einer Dorfgemeinde und enthält im Erstglied mnd. (ge)būr(e) ‘Genosse, Nachbar’. Andernorts entspricht dem die Bezeichnung Schulte, Schulze, im Ostmitteldeutschen Richter (s. u. Kap. 7.7.4; DFA 5, 598– 600). Man erkennt in Abb. 471b, dass sich die niederdeutsche Form Burmester um Hamburg herum massiert, während teilverhochdeutschtes Burmeister sich weiter ins Ostniederdeutsche ausdehnt. Die komplett verhochdeutschte Form Bauermeister streut im Ostnieder- und Ostmitteldeutschen. So lässt sich an einem einzigen FamN die nach Osten hin zunehmende Verhochdeutschung von FamN demonstrieren. Ein auffälliger und nicht einmal seltener Übername ist Bur- und Bauernfeind, der Menschen bezeichnete, die Bauern gegenüber feindlich gesonnen waren. Bahlow 1972 nennt Raubritter als eine mögliche Gruppe. Der Name kommt im Raum Hamburg – Bremen – Bremerhaven monophthongisch als Burfeind vor (in verschiedenen Schreibweisen) und im Südosten mit Schwerpunkt in Oberfranken diphthongiert als Bauernfeind. Weitere Komposita auf -feind sind Neu-, Geigen-, Zangen-, Henner- und Landesfeind. Sie haben keine direkten Korrelate auf -freund. Dieser verbindet sich mit Bier-, Christ-, Gott-, Gut- und Tausendfreund, letzterer für einen kontaktfreudigen Menschen (Kap. 6.5.8; DFA 5, 912–913). Ein ähnliches Bild wie für den Bauernfeind ergibt sich für den Besitzer oder den Hirten von Lämmern. Die beiden Komposita Lämmermann und Lämmerhirt kommen in der Region um Hamburg vor, hier allerdings mit der Umlautschreibung e, während in Thüringen und Franken dieselben Komposita mit ä existieren. Das morphologische Schreibprinzip der Morphemkonstanz, das durch die ä-Schreibung den Bezug zu verwandten Wörtern mit a (Lamm) markiert und die Informationsentnahme beim Lesen erleichtert, hat sich Ruge 2004 zufolge im 16. und 17. Jh. herausgebildet; bei diesem wichtigen Wandel geht das Oberdeutsche voran, während das Niederdeutsche erst spät, gegen 1700, und damit nach Festwerdung der FamN dieses Schreibprinzip durchsetzt (zu weiteren Hirten s. Kap. 6.4.8; DFA 5, 102–104).

7.6 Familiennamen im Nord- und im Ostfriesischen Innerhalb Deutschlands werden mit dem Nord- und dem Ostfriesischen zwei Dialekte einer eigenen germanischen Sprache, des Friesischen, gesprochen. Friesisch gehört mit Englisch, Niederländisch, Afrikaans, Luxemburgisch, Deutsch und Jiddisch zur Gruppe der westgermanischen Sprachen. Die skandinavischen Sprachen bilden die nordgermanische Gruppe. Mit ihnen – vor allem dem Dänischen – unterhält das Niederdeutsche und insbesondere das Nordfriesische Sprachkontakt. Nord- und Ostfriesisch sind in Deutschland autochthon. Mit ihnen verwandt ist das Westfriesische in der Provinz Friesland in den Niederlanden, das dort als Standardsprache mit ca. 400.000 SprecherInnen den größten und wichtigsten Zweig darstellt. Westfriesische Namen, die z. B. oft auf -stra enden (Hoekstra, Veenstra, Dykstra) gehen auf Einwanderung aus den Niederlanden zurück und konzentrieren sich an

600

7 Regionale Namenprofile

der deutsch-niederländischen Grenze. Sie werden in Kap. 4.6 zusammen mit dem Niederländischen behandelt. Das Nordfriesische wird heute von noch ca. 8000–10000 Personen gesprochen und spaltet sich wiederum in mehrere Mundarten auf: Einerseits in das Inselnordfriesische auf Sylt (Sölring), Föhr und Amrum (Fering-Öömrang) sowie Helgoland (Halunder), andererseits in das Festlandnordfriesische, bestehend aus dem Wiedingharder und dem Bökingharder Friesisch (Mooring), dem Karrharder und dem Norder- und Südergoesharder Friesisch. Die Insel- und die Festlanddialekte haben sich so weit auseinanderentwickelt, dass gegenseitige Verständigung kaum noch möglich ist. Sie wurden alle im 8. Jh. vom Vorläufer des Ostfriesischen besiedelt. Noch weniger wird mit ca. 1000 Muttersprachler:innen das Ost- oder Saterfriesische gesprochen, das heute noch als kleine Sprachinsel im Saterland westlich von Oldenburg und südlich von Leer und Ammerland existiert (mit den Ortschaften Strücklingen, Ramsloh, Scharrel und Sedelsberg). Das Nord- und das Ostfriesische wurden vom Niederdeutschen stark zurückgedrängt. Auch wenn sie stark bedroht sind, so haben sie eine reiche Palette typisch friesischer Ruf- und vor allem FamN hinterlassen, die ein weitaus größeres Areal abdecken als die heutige Verbreitung dieser Dialekte, was von deren früherer Ausdehnung zeugt. Man kann sagen, dass die heutigen FamN die zuverlässigsten, oft einzigen Zeugen des früher weiter verbreiteten Friesischen sind, den Sprachenwechsel zum Niederund dann zum Hochdeutschen überdauert haben und selbst dann noch existieren werden, wenn das Friesische nicht mehr gesprochen wird. Dabei bilden Patronyme die mit Abstand größte Gruppe friesischer FamN.

7.6.1 Phonologie 7.6.1.1 Jibben und Edzard: Gutturalpalatalisierung Ein sehr altes gesamtfriesisches Merkmal, das das Friesische mit dem Englischen teilt, besteht in der Palatalisierung der beiden Gutturale von g- und k- vor altfries. i, e oder j entweder (bei g-) zu einem Reibelaut (Frikativ) oder (bei k-) zu einer sog. Affrikaten, einer Kombination von Verschlusslaut (Plosiv) und Frikativ. So entspricht nhd. gestern engl. yester(day) und westfries. juster, ostfries. jäärsen, nordfries. (Sylt) jüster; nhd. Kirche entspricht engl. church [tʃ ], westfries. tsjerke [tsj], ostfries. Säärk, nordfries. Sērk. Man erkennt, dass die Affrikate im Ost- und im Nordfriesischen zu [s] vereinfacht wurde. Diese Assimilation trat auch innerhalb eines Wortes ein. Für die Palatalisierung gibt es nur noch wenige Relikte in Namen. Abb. 473a kartiert die g > j-Palatalisierung anhand von Jebe, das sich wie Jibben etymologisch zu Gebhard stellt. Hinzugenommen wurde Jabben, Genitivpatronym zu Jabbe, das Gerbrand entspricht mit möglicher Konkurrenz zu Jakob. Typ Jebe umfasst u. a. Jebe 176, Jebens 150 und Jebsen 115. Abb. 473a erweist, dass bezüglich der g > j-Palatalisierung beide friesischen Dialekte hervortreten: Jibben im Ost- und Jebe(ns) im Nordfriesischen. Jabben streut in Ostfriesland. Abb. 473b kartiert für die k-Palatalisierung Edzard 13, Genitiv Edzards 76 und Itzenga 19 mit Zugehörigkeitssuffix -enga. Bei allen Formen handelt es sich um Entsprechungen zu Ekkehard. Die alte Geminate -kk- erklärt die friesische Affrikate -dz-, -tz-. Bei diesem Lautwandel sticht nur das Ostfriesische heraus.

7.6 Familiennamen im Nord- und im Ostfriesischen

601

Abb. 473: Friesische Gutturalpalatalisierung in Jebe, Jibben, Jabben (a) und Edzard(s), Itzenga (b).

7.6.1.2 Harms und Ulpts: Kontraktionen Ein anderes Lautphänomen ist die Öffnung von e > a vor -r, die jedoch nicht exklusiv ostfriesisch ist, da sie auch in Teilen des Niederdeutschen vorkommt. Abb. 474a kartiert Harms, Genitivpatronym zum Rufnamen Hermann, daneben Warns zu Werner. Beide dokumentieren noch ein weiteres Charakteristikum, nämlich die besonders häufige Kontraktion zweigliedriger Rufnamen zu oft sehr konsonantenreichen Einsilbern. Solche sind z. B. Ulpts 115, Genitivpatronym zu Ulpt < Ulbert, Freerks 87 zu Freerk 21 < Frederik, Reents und Reints zu Reinhard, Reinold, s. Abb. 474b (DFA 6, 132, 455). 7.6.1.3 Tjaden und Tjebben: Brechung von Diphthongen Ein weiteres friesisches Charakteristikum ist die sog. Brechung einstiger Diphthonge, bei der der Diphthong ia so stark dissimiliert wurde, dass i zu j wurde, somit die Verbindung Konsonant j + Vokal (a oder e) entstand. Dabei ist der Akzent vom ursprünglich ersten (i) auf den zweiten Vokal (a) umgesprungen. So wurde altfriesisch thiad- ‘Volk’ in Thiad-rīki (Dietrich) zu Tjark, ebenso Thiad-hard (Diethard) zu Tjard/Tjart, Thiad-bern/-bert zu Tjab(b)e, Tjebbe und Thiad-heri zu Tjade. Abb. 475 kartiert diese auffälligen Brechungsprodukte, die fast ausschließlich als Genitivpatronyme erhalten sind: Abb. 475a kartiert Tjarks und Tjaden, Abb. 475b Tjart, Tjard(e)s, Tjebben, Tjab(b)en und Tjaberings. Der namengeographische Befund bestätigt das phonologische ostfriesische Spezifikum.

602

7 Regionale Namenprofile

Abb. 474: Kontrahierte Patronyme: Harms, Warns mit e > a (a); Ulpts, Freerks, Reents, Reints (b).

Abb. 475: Ostfriesische FamN mit Brechungen.

7.6 Familiennamen im Nord- und im Ostfriesischen

603

7.6.1.4 Lübben und Poppen: Intervokalische Konsonantenassimilationen Bei einem weiteren Kontraktionstyp entstehen zweisilbige Formen, die an der Silbengrenze eine Geminate entwickelt haben. Dabei konnten unterschiedliche Zweitglieder vorhanden gewesen sein, die zum selben Ziel geführt haben, z. B. Folk-bert/-mar/-hard etc. > Fokke, auch Poppe. Heute werden die Geminaten nicht mehr als lange Konsonanten artikuliert, sondern zeigen Kürze des vorangehenden Vokals an: Liut-bert > Lübbe (auch Lübbert usw.), Wig-bert > Wibbe, Sieg-burg > Sibbe, verschärft zu Sippe, (H)rod-bert (Robert) > Robbe, Odbert > Oppe, Liud-ger > Ludde, Lüdde etc. Als Patronyme bilden diese Namen schwache Genitive auf -n: Lübben 1112, Robben 475, Fokken 412, Poppen 457, Didden 52 etc. Abb. 476a kartiert alle entsprechenden FamN ≥ 20 Telef. (DFA 2, 6–9). Abb. 476b (Abfrage ≥ 3 Telef. ) gilt den genuin friesischen patronymischen Suffixen -inga oder -enga, die auf solche geminierten Rufnamenbasen folgen: Typ Ebbenga mit Ebbenga 11 und Habbinga 11, Typ Poppinga mit Popp(i/e)nga 348+21 und Eppinga 3, Typ Heddinga mit H(e/a)ddinga 46+9 und Feddinga 4 (Friedrich) sowie Typ Okkenga mit (O/E)kkenga 13+10, Sikk(i/e)nga 5+6 und Dekkinga 3 (s. u. Kap. 7.6.2). Man erkennt, dass sie seltener vorkommen und sich auf den ostfriesischen Inseln ballen. Auch hier werden nur Patronyme mit den Plosivgeminaten bb, pp, dd, gg und kk kartiert (tt wurde ausgeschlossen, gg findet sich nicht vor -(e/i)nga). Zu kk, z. B. Fokken 412, Okken 79, Fekken 23, Sikken 21, existieren auch einige wenige Schreibungen mit ck (nicht abgebildet). Die kk-Schreibung bildet eine typisch ostfriesische Verschriftung.

Abb. 476: Geminierte Patronyme im Genitiv (a) und mit patronymischem Suffix -inga, -enga (b).

604

7 Regionale Namenprofile

Abb. 477: Patronyme auf -bben (a) und -kken (b).

Eine Abfrage, die nur nach FamN mit inlautendem -bb- und -kk- mit Auslaut auf -en sucht, erfasst diesen patronymischen Typus gut und ergibt (bei einer Frequenzschwelle von ≥ 10 Telef.) für FamN auf -bben 46 Types bei 4708 Tokens (Abb. 477a) und für solche auf -kken 9 Types mit 626 Tokens (Abb. 477b). Unter die häufigsten FamN auf -bben fallen neben bereits genanntem Lübben 1112 die Patronyme Robben 475, Habben 349, Ubben 345, Többen 272, Wübben 251, Hebben 207, Tebben 167, Knabben 129, Ebben 117. Bei den FamN auf -kken sind es (neben den vier oben genannten) Rikken 26, Hakken 18, Nakken 16, Tekken 20, Prakken 11. Besser als die Kreisdiagramme geben die Flächeneinfärbungen einen Eindruck über Zentrum und Peripherie dieser ostfriesischen Namen und somit über die ursprüngliche Verbreitung des Ostfriesischen im Spiegel seiner FamN.

7.6.2 Schreibung Der Stammesname der Friesen, ahd. Frieso, altsächs. Frēso, ist in vielen Herkunftsnamen enthalten. Die beiden Fortsetzungen, Friese [i:] und Frese [e:], werden jeweils unterschiedlich geschrieben: Fries(e) findet sich auch mit V- im Anlaut und Frese mit unterschiedlichen graphischen Wiedergaben von [e:], nämlich mit -e-, -ee- und -eh-. In Ostfriesland dominiert einerseits die Schreibung mit V- (de Vries), andererseits die mit Doppel-ee (Freese). Abb. 478a (≥ 20 Telef.) kontrastiert (de) Vries mit Fries und zieht Freese mit hinzu, um zu zeigen, in welch hohem Ausmaß Ostfriesland daran Anteil hat. Es wird deutlich, dass de Vries 1443, Vries 107 fast exklusiv in Ostfriesland vorkommen. Zwar gelten die V-Schreibung und der

7.6 Familiennamen im Nord- und im Ostfriesischen

605

Abb. 478: De Vries, Fries und Freese (a) und Freese mit Schreibvarianten (b).

feste Definitartikel auch für die Niederlande, in denen dieser Name ebenfalls häufig vorkommt (Kap. 4.6). Doch wäre es verfehlt, die ostfriesischen de Vries-Vorkommen nur oder hauptsächlich niederländischer Einwanderung zuzuschreiben, denn diese manifestiert sich immer am gesamten Westrand des Niederdeutschen, was hier nicht der Fall ist. Deshalb ist primär von einer ostfriesischen Schreibkonvention auszugehen. Abb. 478b vergleicht nur das Vorkommen der [e:]-Schreibvarianten und belegt, dass sich die in Ostfriesland ballende Schreibung Freese deutlich von der mit einfachem e (weit streuend) und eh (eher im Ostniederdeutschen) abhebt (DFA 2, 200–201; DFA 4, 38–47). Die Frage ist, weshalb ausgerechnet in genuin friesischen Gebieten dieser „Herkunftsname“, der dort ja kaum der Differenzierung gleichnamiger Personen dienen kann, so häufig vorkommt. Dies ist auf ein Dekret Napoleons von 1811 zurückzuführen, das die Führung fester FamN vorschrieb. Kunze 2004, 209 deutet die Selbstwahl dieses Ethnonyms als „selbstbewusste Reaktion“ darauf.

7.6.3 Morphologie 7.6.3.1 Patronyme als friesischer Prototyp Die nord- und noch mehr die ostfriesischen FamN sind morphologisch durch Anzeige ihrer einst patronymischen Funktion gekennzeichnet. Tab. 41 dokumentiert Befunde in zwei Orten in Nord- und in Ostfriesland, nämlich in Niebüll und Wittmund. Deren 30 häufigste FamN werden denen von ganz Deutschland gegenübergestellt.

606

7 Regionale Namenprofile

Tab. 41: Die 30 häufigsten Familiennamen in Deutschland, Niebüll und Wittmund. Deutschland

25899 Niebüll (Nordfriesland)

26409 Wittmund (Ostfriesland)

1

Müller

Petersen

Janssen

2

Schmidt

Hansen

Hinrichs

3

Schneider

Christiansen

Janßen

4

Fischer

Nissen

Onken

5

Weber

Carstensen

Gerdes

6

Meyer

Johannsen

Willms

7

Wagner

Andresen

Eden

8

Becker

Jensen

Müller

9

Schulz

Jessen

Schmidt

10

Hoffmann

Paulsen

Eilts

11

Schäfer

Clausen

Becker

12

Richter

Jacobsen

Peters

13

Koch

Schmidt

Ihnen

14

Bauer

Lorenzen

Harms

15

Klein

Boysen

Wilken

16

Wolf

Thomsen

Behrends

17

Schröder

Hinrichsen

Meyer

18

Neumann

Brodersen

Eiben

19

Schwarz

Jannsen

Hayen

20

Zimmermann

Ingwersen

Reents

21

Braun

Mommsen

Frerichs

22

Krüger

Nielsen

Otten

23

Hofmann

Sönnichsen

Dirks

24

Hartmann

Ketelsen

Friedrichs

25

Lange

Friedrichsen

Heeren

26

Schmitt

Müller

Wagner

27

Werner

Matthiesen

Veith

28

Krause

Martensen

Fischer

29

Schmitz

Jürgensen

Habben

30

Meier

Andersen

Oltmanns

Patronyme 1–30

2–4

28

24

Patronyme 1–100

22

59

66

7.6 Familiennamen im Nord- und im Ostfriesischen

607

Tab. 41 weist eklatante Unterschiede zwischen den häufigsten bundesweiten und den friesisch-kleinregionalen FamN aus. Grau schattiert sind die Patronyme. Auf den Rängen 1–30 befinden sich deutschlandweit gerade mal zwei eindeutige und zwei mit Übernamen konkurrierende Fälle (Wolf zu Wolf/Wolf[gang], Braun zu Braun/Brun[hard]), in Niebüll dagegen 28 und in Wittmund 24 eindeutige Fälle. Auf die 100 häufigsten FamN kommen 22 bzw. 59 und 66 Patronyme. Dabei muss es sich in Niebüll und Wittmund nicht um genuin friesische Patronyme handeln, es sind auch niederdeutsche Formen darunter. Auffällig ist, dass die Patronyme unterschiedliche Muster aufweisen: In Nordfriesland enden sehr viele auf -sen, z. B. Carstensen, Feddersen, Frerksen, Japsen, Martensen, während in Ostfriesland eher Genitivpatronyme vom Typ Hinrichs (stark) und Eden (schwach) dominieren. 7.6.3.2 Petersen und Christiansen: Nordfriesische sen-Patronyme

Abb. 479: Hinrichsen vs. Hinrichs (a) und Ketelsen vs. Ketels (b).

Bei den -sen-Bildungen spricht man auch von Kompositpatronymika (Timmermann 1998), da ihre Endung aus dem Zweitglied -son ‘Sohn’ hervorgeht, meist geschwächt zu -sen. Im Nordfriesischen sind diese Formen auf dem (nördlichen) Festland schon früh häufig belegt, was durch den dänischen Sprachkontakt verstärkt wurde; -sen-Namen stellen auch in Dänemark bis heute den mit Abstand häufigsten FamN-Typ dar mit Jensen, Nielsen, Hansen, Pedersen und Andersen an der Spitze. Dagegen sind sie auf Sylt, Föhr und Amrum nicht heimisch. Dieser Befund bestätigt sich im heutigen Familiennamenbild, s. Abb. 479 (absolute Kartierung): -sen-Bildungen (hellblau) massieren sich auf dem nordfriesischen Festland, während die (s-)Genitive (rot) nach Süden hin zunehmen und vor allem im Ostfriesischen vorkommen.

608

7 Regionale Namenprofile

7.6.3.3 Mommens und Altena: Genitivpatronyme Für das Nordfriesische typisch sind (neben Genitiven auf -s) schwache Genitive auf -en, z. B. Martinen 43, das sich fast exklusiv auf Amrum befindet, aber auch Braren (< Broder), Jappen (< Jakob), Hayen (< Haike (Heinrich)). Auch das Westniederdeutsche macht reichen Gebrauch von Genitivpatronymen (DFA 3, 14–79), weshalb es sich bei den Ausgängen auf -en und -s nicht um exklusiv nord- oder ostfriesische Bildungsmuster handeln muss, auch wenn sie sich dort häufen. Im Nordfriesischen massieren sich dagegen doppelte Genitive auf -(e)ns als Kombination aus schwacher (e)n- und starker s-Endung. Hier vermutet man, dass genuin friesische (e)n-Genitive später im Kontakt mit dem Niederdeutschen eine zweite Genitivierung mit -s erfuhren: Mommens 22 < Momme (Mombert/Munibert), Tetens 114 < Tete (Dietrich). Weitere sind Boyens 200, Backens 74, Hamkens 60, Ovens 51 (Olav), Wögens 14, Hayens 8. Besonders häufig sind sie auf der Halbinsel Eiderstedt, wie Abb. 480a an einer Auswahl solcher FamN zeigt (Nübling 2022; Kap. 5.16.3). Das Ostfriesische tradiert dagegen mit -a eine auffällige, typisch altfriesische GenitivPlural-Endung. Die pluralische Grundbedeutung drückt Zugehörigkeit zu einem Familiengeschlecht aus (sog. Despotonyme), z. B. Wiarda zu Wiard (< Wīg[hard]) als ‘einer der Wiards’ (Kohlheim/Kohlheim 2000, 713). Eine ähnliche Entwicklung hat die schwache Genitiv-Plural-Endung altfriesisch -ana/ -ena genommen, die zu dem typischen Namenausgang -ena geführt hat, z. B. Ottena, Cirksena < Cirk (Dirk). Diese Endungen haben, patronymisch erstarrt, der Nebensilbenabschwächung standgehalten. Ebeling 2001b, 468 führt einen ostfriesischen Beleg von 1347 an: Hayco Ukana ‘Hayco, einer von denen, die zu Uka (m.) gehören’. Tatsächlich fin-

Abb. 480: Nordfries. hybride Genitive auf -ens (a) und ostfries. Genitiv-Plural-Bildungen auf -ena (b).

7.6 Familiennamen im Nord- und im Ostfriesischen

609

det sich Ukena 215 noch als relativ häufiger FamN in Ostfriesland, s. Abb. 480b (Abfrage ≥ 10 Telef.). Bei der Basis handelt es sich meist um Kurzformen männlicher Rufnamenkomposita: Altena 253 < Adal[bert] (Schwerpunkt bei Nordhorn), Ukena 215 < Uka < Udal[bert], Wübbena 152 < Wübbe < Wig[bold], Hagena 119 < Hage < Hagi[mar], Agena 130 < Age < Agi[ulf]. Hinzu kommen 17 weitere Types mit insgesamt 900 Tokens, z. B. De(c)kena 50+20 < Deke (Diet[rich]), Iggena 48 < Igge, Egge < Eck[hard/bert], Ringena 32 < Reinke < Rein[hard] etc. Besonders aufschlussreich sind Namen mit appellativischer Basis, denn sie belegen die Produktivität dieser Endung als onymisches Suffix: Bogena 104 basiert auf mnd. bōge ‘Bogen, Krümmung’, Bültena 59 auf bult(e) ‘Hügel, Anhöhe’, ähnlich Mühlena 81 und Lindena 33 (DFA 3, 536–537). 7.6.3.4 Poppinga und Reemtsma: Ostfriesische Derivationspatronyme Neben diesen genitivischen Flexionspatronymika unterscheidet man derivationelle Patronymika, die über das Suffix -ing Zugehörigkeit ausdrücken. Dieser Wortbildung folgt meist die schwache Genitiv-Plural-Endung -a, was (wie oben in 7.6.1 erwähnt) Namen auf -inga, seltener -enga ergibt: Poppinga (zu Poppe, Kurzform aus Folk[bert]), Habbinga (zu Habbe, Kurzform aus Habbert, Hathubert), Feddinga (zu Fedde, Kurzform aus Fred[erick]). Es kann auch der starke s-Genitiv folgen, z. B. Ibelings, Warrings. Nach Timmermann 1998 begegnen diese ostfriesischen ing-Formen in Urkunden schon häufig ab dem 13. Jh. und nehmen danach ab. Im Inselnordfriesischen (Sylt, Föhr, Amrum) waren sie nie zuhause. Abb. 481a zeigt die onymischen Derivationsmuster auf Basis von Popp-: Sowohl Poppinga/Poppenga als auch der schwache Genitiv Poppen sind in Ostfriesland beheimatet, während die Nominativform Poppe sich weiter östlich um Bremerhaven findet. Abb. 481b (≥ 10 Telef.) kartiert den Typ Rufname + -inga (39 Types) vs. + -enga (38 Types) (DFA 3, 532–536). Häufige Patronymika auf -inga sind (außer Poppinga 348) Nanninga 246 (< [Ferdi]nand), Beninga 95 (< Bene < Bern[hard]), Tamminga 86 (< Tamme < Dankmar). Zahlreiche Bildungen auf der Basis von (meist lokalitätsanzeigenden) Appellativen oder Adjektiven oder von Siedlungs- oder Flurnamen belegen, dass dieses Suffix sich zum allgemeinen Namenmarker weiterentwickelt hat, s. etwa Kr(o/u)mminga 145+44 (< altsächs. krumb ‘krumm’), Huisinga 111 (< huis ‘Haus’ oder husinge ‘Behausung’), Zuidinga 16 (‘Süden’), Oostinga 35 (‘Osten’), Groninga 27 (‘aus Groningen’). Diese Verhältnisse gelten auch für -enga, teilweise mit identischen Basen (z. B. Huisenga 12).

Tab. 42: Ostfriesische Familiennamen auf -(s)(e)ma. Suffix/Types

Beispielnamen

-sema/15

Gersema 74, Reemtsema 32, Geertsema 25, Roelfsema 23, Reintsema 7, Freerksema 4, Hoeksema 2 usw.

-sma/63

Bosma 81, Boersma 58, Reemtsma 53, Wiersma 51, Bergsma 41, Braaksma 33, Hoeksma 14, Tjeerdsma 12, Gerritsma 4 usw.

-ema/51

Venema 96/Veenema 12/Vennema 3/Fennema 6, Zuidema 34, Brinkema 30, Fokkema 10, Hoekema 5, Dijkema 3 usw.

-ma/15

Postma 51, Büürma 46, Bouma 41, Brügma 31, Boerma 29, Sibma 8, Sikma 8 usw.

610

7 Regionale Namenprofile

Abb. 481: FamN-Bildungen mit Popp- (a) und FamN auf -inga/-enga (b).

Abb. 482: FamN auf -sma, -sema, -ema, -ma.

7.6 Familiennamen im Nord- und im Ostfriesischen

611

Als weiteres friesisches Spezifikum gelten Namen auf -ma, -ema, -s(e)ma, letzteres mit zusätzlichem Genitiv-s (Abb. 482). Bei -ma diskutiert man, ob es sich um eine verschliffene Genitiv Plural-Endung handelt oder um den ebenfalls verschliffenen Genitiv Plural des Substantivs -monna/-manna ‘(der) Männer’ (Ebeling 2001a). Typische heutige „Nachkommen“ sind Reemtsma (zu Rembert), Sikkema, Sikma (zu Sikke), Gerritsma (zu Gerrit). Namen auf -(s/e)ma sind so häufig, dass ihre Ausgänge ebenfalls als onymische Suffixe reanalysiert (umgedeutet) wurden und zu Neubildungen mit anderen Basen geführt haben, z. B. mit Ortsund appellativischen Bezeichnungen wie Ven(n)ema ‘Moor’, Braaksma ‘Zweig’, Zuidema ‘Süden’, s. Tab. 42 (Nübling 2022; DFA 3, 532–541).

7.6.4 Lexik Wie oben erwähnt, zeugen die friesischen FamN von exzessiver Patronymik, die bis weit ins 19. Jh. hinein produktiv war. Erst mit Einführung der Standesämter 1874 nahmen die friesischen Gebiete flächendeckend feste, erbliche FamN an. Dabei haben viele ihr Patronym zum FamN deklariert. Das traditionelle Prinzip bestand darin, dass der erstgeborene Sohn als Rufname den seines Großvaters väterlicherseits bekam und als Patronym den väterlichen Rufnamen, meist im Genitiv. So heißt der erste Sohn von Gerd Harms mit Rufnamen Harm, mit Patronym Gerdes. Ein zweitgeborener Sohn bekam den Rufnamen seines Großvaters mütterlicherseits (bei weiteren Söhnen wurde nach den Brüdern des Vaters und der Mutter nachbenannt), während das Patronym allen Geschwistern zukommt. Bei Töchtern galt das gleiche Prinzip der zunächst großmütterlichen Nachbenennung, dann der von Tanten, immer gefolgt vom Patronym. Damit waren Kinder genealogisch zweifach verankert. Das Patronym wechselte dabei von Generation zu Generation, weshalb es strikt von einem FamN zu unterscheiden ist. Bis heute gilt in Ostfriesland die Ausnahmeregelung, dass zwischen Ruf- und festem FamN der Vatersname (meist im Genitiv) stehen kann, womit die produktive Patronymik weiterlebt. Damit ist ein dreigliedriger Gesamtname erlaubt: Rufname + Patronym + FamN, z. B. Gerd Harms Schulte, Almut Frerichs Aden. Nach Ebeling 1995, 360 verliert dieser Brauch „ab etwa 1930 stark an Bedeutung“. Metronyme (mütterliche Rufnamen) sind prinzipiell sehr selten (DFA 6, 694–701). Genuin ost- oder nordfriesische Herkunfts-, Wohnstätten-, Berufs- oder Übernamen existieren kaum, da in diesen ländlichen Gebieten Zuwanderung und berufliche Ausdifferenzierung gering waren und umgekehrt die Patronymik so vorherrschend, dass sich daneben kaum ein anderes Benennungsmotiv etablieren konnte. Allerdings findet sich mit der exklusiven Schreibung Boer für den Bauern und mit der Artikelführung dieses Namens (de Boer) eine ostfriesische Besonderheit, wie Abb. 483 zeigt. Abb. 483a führt unterschiedliche Schreibungen für die monophthongische Lautung von ‘Bauer’ auf und zeigt, dass Buhr auch in Ostfriesland sowie weiter östlich im Niederdeutschen beheimatet ist. Die Artikelführung scheint dabei nicht nur auf niederländische Zuwanderung zurückzugehen, sondern gerade in Ostfriesland autochthon zu sein (Abb. 483b; vgl. Abb. 70a). Mit dem Fischer bzw. der Form Visser kommt ein Berufsname ins Bild, der zumindest auch in Ostfriesland seinen Schwerpunkt hat und teilweise auf niederländische Einwanderung zurückgehen dürfte, da der Name auch am Niederrhein häufig ist und im Niederländi-

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7 Regionale Namenprofile

Abb. 483: Boer als ostfriesische Schreibung (a) und Artikelführung vor Boer und Buhr (b).

Abb. 484: Visser, Fisser und Vischer als FamN.

7.7 Familiennamen im Ostniederdeutschen

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schen den Fischer bezeichnet. Abb. 484 klammert Fischer 97658 als den vierthäufigsten FamN aus, da er die hier interessierenden Varianten überlagern würde (s. Abb. 274 in Kap. 6.4.9). Die Karte dokumentiert die Verbreitung von Typ Visser, der neben (de) Visser 595+10 auch Vissers 38 und Vissering 28 enthält, von Fisser 248 und von Vi(s)scher 267+58. Der letzte Typ konzentriert sich in der Grafschaft Bentheim (DFA 5, 170–173). Ein in Ostfriesland häufiger Übername ist Kleen ‘klein’, der in Kap. 5.12.2. im Zusammenhang der niederdeutschen e-Apokope kartiert wird (Abb. 153b). In Kap. 5.14 werden mit den sog. Humanistennamen Namenlatinisierungen behandelt, die in Abb. 161b kartiert werden. Bei einem ganz bestimmten Typ erweist sich Ostfriesland als Zentrum: FamN wie Redenius 340 (zum Siedlungsnamen Rheden), Bolinius 79 (zum RufN Bohlen aus Baldwin), Hessenius 69 (zu Hessen), Potinius 51 (zum Übernamen Pott) und Reershemius 30 (zum Siedlungsnamen Reersum) kommen dort geballt vor. Gemeinsam ist ihnen das Latinisierungsmuster auf -ius. Im Zuge der Einführung fester FamN 1811 griffen Gelehrte, darunter protestantische Pfarrer, zu diesen Namen, die ihnen an ihrer Universität verliehen worden waren.

7.7 Familiennamen im Ostniederdeutschen Das Ostniederdeutsche gliedert sich in das nördlichere Mecklenburgisch-Vorpommersche und in das südlichere Brandenburgische (Nord-, Mittel- und Südmärkisch), das Berlin einschließt. Auf der Höhe von Wittenberg beginnt das Ostniederdeutsche. Aus dialektaler Sicht handelt es sich insofern um ein besonderes Gebiet, als im Mittelalter starke Siedlungsbewegungen von Westen nach Osten (durch Urbarmachungen und dadurch bedingte Migration) stattgefunden haben, was die Dialekte stark beeinflusst und überformt hat. Daher sind die Unterschiede zum Westniederdeutschen nicht so einschneidend wie die zwischen anderen Dialektgroßräumen. Auch intern ist das Ostniederdeutsche weitaus weniger stark untergliedert als z. B. das Westniederdeutsche. Wie schon in Kap. 5.2 zur Zweiten Lautverschiebung deutlich wurde, ist im Nordosten der Sprachenwechsel vom Nieder- zum Hochdeutschen besonders früh (ab dem 15. Jh.) und konsequent erfolgt, erkennbar an der höchsten Verhochdeutschungsrate bei den FamN. Folglich finden sich hier die geringsten Reste unverschobener Formen, obwohl das Ostniederdeutsche ebenfalls nördlich der Benrather Linie liegt. Auch heute zeichnet sich dieses Gebiet durch geringere Dialektalität aus (König 2005, 134). Dies reflektieren auch die FamN, die im Norden am spätesten festwurden. Auch ist innerhalb des Ostniederdeutschen die Unterschiedlichkeit der Dialekte – sofern noch vorhanden – gering. Im Zuge der hochmittelalterlichen Ostsiedlung bzw. des Landesausbaus ist deutschsprachige Bevölkerung erst relativ spät in dieses Gebiet gewandert. Die Konzentration des Herkunftsnamens Westphal (Abb. 496a) deutet auf die Herkunft vieler dieser Siedler hin, die natürlich auch ihre Dialekte mitbrachten. Dies erklärt, dass im ostniederdeutschen Raum nicht ganz so viele autochthone Namenphänomene aufzufinden sind wie etwa im Westnieder- oder im Oberdeutschen. Andererseits ist durch den Kontakt mit der slawischen Bevölkerung der Anteil slawisch basierter bzw. überformter FamN hoch.

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7 Regionale Namenprofile

7.7.1 Phonologie 7.7.1.1 Pagel, Grage und Ruge: Schärfung von Hiaten Ein Hiat(us) besteht aus zwei aufeinanderfolgenden Vokalen, die zu zwei Silben gehören, wie z. B. in graue, neue, Eier, nahe, rohe. Die Silbengrenze ist kaum wahrnehmbar, die Silben gleiten ineinander über. Optimale Silben beginnen dagegen mit einem gut hörbaren Konsonanten, z. B. Rakete, Tapete. Davon sind Hiate weit entfernt. Manche Dialekte füllen Hiate mit einem besser wahrnehmbaren Konsonanten, was man Schärfung nennt. Wir sind dem bereits bei Niggemann in Kap. 5.9 begegnet, dem mhd. niuwe, mnd. ni(g)e ‘neue’ zugrundeliegt und dem andernorts Neumann entspricht. Im Niederdeutschen kommen solche Phänomene öfter vor. Zunächst betrachten wir den Fall Grage < mnd. grâwe ‘der Graue’. Dabei kommt es zu verschiedenen Silbenoptimierungen: Grawe, Grave und – am deutlichsten – Grage. Abb. 485a dokumentiert die Verteilung der Varianten im gesamtniederdeutschen Raum. Grage kommt geballt bei Wittenberge an der Grenze zwischen dem Mecklenburgisch-Vorpommerschen und dem Nordmärkischen vor, aber auch in Schleswig-Holstein. Die Hiatusfüllungen mit v und w treten eher im Westniederdeutschen auf. Deutlicher tritt das Ostniederdeutsche bei Pagel hervor, das aus der zur Zweisilbigkeit zerdehnten Form Pawel zu Paul hervorgeht. Dies liegt daran, dass im Mittelniederdeutschen ein Diphthong au nicht existierte und diese aus dem Lateinischen stammende Lautfolge auf zwei Silben verteilt wurde, deshalb Paul > Pawel. Abb. 485b weist deutlich MecklenburgVorpommern aus. Der einsilbige FamN Paul 14652 wurde nicht kartiert, da er wegen seiner hohen Frequenz (Rang 113 aller FamN) die anderen Typen erdrückt hätte. Hiatustilgung findet sich auch in FamN aus Nikolaus bzw. Klaus. Dabei wurde Klaus ebenfalls zu Klawes 34 zerdehnt und zu Klag(g)es 1309+120 verschärft; dieser FamN konzentriert sich besonders in Ostfalen, s. Abb. 185b (DFA 2, 559). Auch der Übername Ruge geht in den meisten Fällen auf mnd. rûwe ‘rauh, haarig, zottig, grob’ zurück und hat ebenfalls eine Silbenkontaktverstärkung erfahren. Abb. 486a zeigt, dass er vom Nordwestniederdeutschen bis ins Ostniederdeutsche verbreitet ist. Ruwe schließt südlich um Osnabrück an (DFA 2, 554–563). Eine grundsätzlich andere Erscheinung, die auch am Beispiel von rau (früher rauh) gezeigt werden kann, hat sich am Wortende ereignet: Hier wurde der einst schwache Konsonant in rauh (den man nicht aussprach und in neuer Orthographie auch nicht mehr schreibt) am Wortende und ebenso in Komposita zum Reibelaut ch [χ] verhärtet (spirantisiert). Hier konkurrieren die Namen allerdings mit dem Substantiv Rauch. Um die Bedeutung ‘rau’ abzusichern, werden in Abb. 486b nur solche Komposita gewählt, in denen es auch diese Bedeutung enthält: Rauchhaupt für zottliges Haar, ähnlich Rauchbart, Rauchmaul für einen bärtigen oder grobschlächtigen Mann, Rauchfuß für einen Menschen mit haarigen Beinen, Raucheisen ‘raues Eisen’. Diese Spirantisierungen und diese Übernamen finden sich vor allem im Ostmitteldeutschen; bis auf Rauhfuß 9 kommen keine Korrelate nur mit h vor, ch ist der Normalfall.

7.7 Familiennamen im Ostniederdeutschen

Abb. 485: Hiatusfüllungen: Grage (a) und Pagel (b).

Abb. 486: ‘Der Raue’: Hiatusfüllung in Ruge (a) und Spirantisierung zu Rauch (b).

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7 Regionale Namenprofile

7.7.1.2 Ladwig, Schrader und Kähler: Öffnung von o zu a bzw. ö zu ä Im Niederdeutschen kommt es zur Senkung und Entrundung von o > a, die bei bestimmten Wörtern ihren Schwerpunkt im Ostniederdeutschen hat. Dies gilt für das Patronym Ladwig, das sich aus Lodwig, der romanisierten Form von Ludwig, entwickelt hat. Lod(e)wig war in Norddeutschland im Mittelalter die übliche Form von Ludwig, in FamN ist sie aber nur noch selten (132 Telef.) erhalten. Anders Ladwig: Abb. 487a basiert auf Lad(e)wig 1303+763 und Lad(e)wich 22+4. Man erkennt, dass auch Schleswig-Holstein an dieser Lautentwicklung teilhat (DFA 1, 70–72). Ein weiterer Fall ist das Patronym Radloff 2051, der sich wahrscheinlich nicht aus Radolf (< altsächs. rād ‘Rat’ + wolf ‘Wolf ’) entwickelt hat, da Radolf mit 3 Telef. dafür zu selten vorkommt – es sei denn, man nimmt an, dass alle konsequent die l-Metathese durchlaufen haben. Brechenmacher 1957–1963 stellt Radolf zu Rudolf: „Im nd. Sprachraum ist R[adolf] sehr häufig = Rudolf“ (366). Deshalb dürfte diesem Namen altsächs. *hrōth ‘Ruhm’ + wolf ‘Wolf ’ zugrundeliegen, dem im Hochdeutschen Rudolf entspricht. Tatsächlich existieren o-Formen zahlreich, z. B. Rolf(f) 1444–54, Rohlf(s) 352+924, Rodloff 67. Sie befinden sich im Westmitteldeutschen, während sich die gesenkten a-Formen im Ostniederdeutschen und in Schleswig-Holstein ballen, s. Abb. 489b, Kap. 7.7.1.3 (DFA 2, 825–826). Zu den häufigsten Namen Deutschlands zählt Schröder, die Bezeichnung für den Schneider im Niederdeutschen, s. Abb. 280a, Abb. 444a. Während die entsprechende gesenkte und entrundete Form Schräder im Westniederdeutschen beheimatet ist, befindet sich die Form Schrader, der als Ausgangsform nicht-umgelautetes Schroder (vgl. schroten, Schrot) zugrundezulegen ist, im Grenzbereich zwischen West- und Ostniederdeutsch mit Zentrum im Ostfälischen (Abb. 487b). DFA 1, 70 kartiert auch die FamN Frahm ‘fromm, redlich’, Vagt (Vogt) und Kaack (Koch), die sich im Nordniedersächsischen (SchleswigHolstein) konzentrieren und ins Ostniederdeutsche ausgreifen. Auch die Umlautformen Gäde und Kähler gehen auf entrundetes Göde (Gott[fried]) und Köhler zurück. Abb. 488a kontrastiert die häufigen Patronyme Göde vs. Gäde (≥ 50 Telef.). Typ Göde umfasst 36 Varianten, darunter neben Göde 226 auch Gödde 1012, Gödde(c)ke 64+79, Göde(c)ke 415+1039, Göde(c)ker 79+54, G(ö/oe)the 176+164, G(ö/oe)tte 1260+87, Götter(t) 178+447 etc. Typ Gäde umfasst 21 Types, außer G(ä/ae)de 456+720 u. a. Gaede(c)ke 66+103, Gaedicke 134, Gäde(c)ke 82+40, Gaedtke 188, Gätje(n)(s) 77+64+155. Die Karte weist die ä-Formen als ost- und nordniederdeutsch (Schleswig-Holstein) aus. Abb. 488b beschränkt sich auf Kähler ‘Köhler’, da Köhler 34147 (Rang 35) die ä-Formen erdrücken würde. Auch hier koaliert, wie so oft, Mecklenburg-Vorpommern mit SchleswigHolstein. Weitere FamN mit Senkung von ö zu ä sind Naethbohm 19 ‘Nussbaum’ bei Rostock, Bädeker 119 ‘Böttcher’, Schnäkel 58 (mnd. snökel ‘Hecht’) u. a., s. DFA 1, 100–105.

7.7 Familiennamen im Ostniederdeutschen

Abb. 487: Ladwig (a) und Schrader (b).

Abb. 488: Göde vs. Gäde (a) und Kähler (b).

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7 Regionale Namenprofile

7.7.1.3 Rudolf > Rudloff: l-Metathese Patronyme mit dem Zweitglied -wolf wurden häufig zu -olf verschliffen, vgl. ahd. adal-wolf ‘edel’+‘Wolf ’ > Adolf, *hruod-wolf ‘Ruhm’+‘Wolf ’ > Rudolf. Im Ostniederdeutschen hat das zweite Namenglied eine andere Entwicklung genommen: Hier hat sich der Dental l neben den Dental d geschoben (Rudolf > Rudlof(f)), was eine typische Erscheinung von Metathesen ist (auch andere Dentale wie r, n, d treten in Kontaktstellung, s. Kap. 5.6). Die lMetathese hat, wie Abb. 489a zeigt, ihren Schwerpunkt im Ostniederdeutschen, kommt aber auch im (Ost-)Mitteldeutschen vor. Dabei dominiert die Schreibung mit Doppel-ff (Rudloff 1339 vs. Rudlof 144) – auch dies ein eher ostniederdeutsches Phänomen, das in Kap. 7.7.2 vertieft wird. Typ Rudolf enthält primär die Schreibung Rudolph 11187, daneben Rudolf(f) 4259+47, alle anderen Varianten liegen unter 10 Telef. Beim metathetisierten Typ Rudloff kommt es dagegen in nur 3 von insgesamt 5246 Tel. zur ph-Schreibung. Bei Typ Rudloff dominiert o-haltiges Roloff 1665 (mit d-Assimilation) vor Rudloff 1339, gefolgt von Rohloff 1048, Rudlof 144 und Roelofs 140 nebst weiteren (Schreib-)Varianten. Abb. 489b dokumentiert die a-Variante, wahrscheinlich eine Senkung und Entrundung der niederdeutschen Metathese-Form Ro(h)loff (< Rodloff), die mit insgesamt 2713 Telef. sehr häufig vorkommt, zu Radloff und Ra(h)lf. Es zeigt sich, dass (wie schon bei Ladwig in Kap. 7.7.1.2) auch das Nordniedersächsische in Schleswig-Holstein daran Anteil hat, allerdings in der kontrahierten Form Rahlf, das sich im Westniederdeutschen als Ro(h)lf fortsetzt. Damit lässt sich die l-Metathese als ostniederdeutsches Spezifikum einordnen (DFA 2, 822–829).

Abb. 489: Rudolf vs. Rudloff (a) und Rahlf vs. Radloff (b).

7.7 Familiennamen im Ostniederdeutschen

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7.7.2 Schreibung 7.7.2.1 Wolf und Wolff: -ff im Auslaut Im vorangehenden Kap. 7.7.1.3 zur l-Metathese fiel auf graphischer Ebene auf, dass bei den Radlof(f)- und Rudlof(f)-Formen die Schreibungen mit doppeltem ff dominieren. Zählt man alle Varianten dieses Namens mit diesem Ausgang zusammen, dominieren die -off-Ausgänge zu 87 % gegenüber -of mit 13 %. Schriftliche Konsonantenballungen im Auslaut kommen im Ostniederdeutschen gehäuft vor, wenngleich dies kein exklusives Merkmal bildet. In Abb. 490a wird die Anfrage auf sämtliche -lof(f)-Namen erweitert (≥ 10 Telef.), was für -lof 21 Types mit 744 Tokens, für -loff dagegen 97 Types mit 12147 Tokens erbringt. Wegen dieses enormen Frequenzgefälles bleiben die FamN auf -lof unkartiert, während diejenigen auf -loff durch Flächen pro 2-stellige PLZ dargestellt werden. Tatsächlich erweist sich, dass die -loff-Schreibungen eindeutig im Ostniederdeutschen (mit Ausläufern ins Ostmitteldeutsche) ihren Schwerpunkt haben, während die insgesamt niedrigfrequenten und sich deshalb nur flickenteppichartig abzeichnenden -lofSchreibungen (nicht abgebildet) mehr oder weniger über ganz Deutschland verteilen, abgesehen von Teilen des Ostniederdeutschen. Ein Blick auf die bei der Abfrage nach -loff sich ergebenden Namen bestätigt, dass es sich um germanische Patronyme handelt. So entfallen auf Typ Roloff neben Ro(h)loff 1665+1048, Rud- 1339 und Radloff 1051 auch Ger- 842, Ort- 248, Becht- 309, Ad- 221, Det(t)- 114+110, Deth- 383, E(g/ck)- 105+144, Har357, Le(i/u)t- 126+215, Lind- 183, Liedloff 159 etc. Dabei ist nicht auszuschließen, dass sich auch Herkunftsnamen aus Orten wie Haseloff darunter befinden, die aber in aller Regel

Abb. 490: Auslautschreibungen von Patronymen mit -loff (a) und von Herkunftsnamen mit -dorff (b).

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7 Regionale Namenprofile

Abb. 491: Auslautschreibungen bei Wolf(f) (a) und bei Hol(t)z (b).

ebenfalls auf einem Rufnamen basieren. Typ Rudlof (nur knapp 700 Telef.) beherbergt neben Rudlof 144 und Rolof 75 auch Gerlof 88, Alof 39, Det(t)- 30+16, Deth- 26 Ditt- 12, Leitlof 11 etc. Abb. 490b dokumentiert die Schreibung mit -ff bei Herkunftsnamen vom Typ Wendorff. Für alle FamN auf -dorff ergeben sich 736 Types bei 7006 Telef., während Namen auf -dorf mit 2178 Types vorliegen bei 63714 Telef. Die ff-Schreibungen bewegen sich zwar nicht exklusiv, aber mehrheitlich im Ostniederdeutschen. Die Lücke in Süddeutschland erklärt sich dadurch, dass hier -dorfer/-dörfer gilt (Abb. 375a in Kap. 7.2.1.1). Als weiteren Fall ziehen wir die Schreibung des häufigen FamN Wolf(f) heran. Wolf 51347 belegt Rang 16 der häufigsten FamN, Wolff 15761 immerhin Rang 100. Dieser Name kann Patronym zu Wolf[gang] oder Übername zu Wolf sein. Wenngleich er seine höchsten Verdichtungen in der Südhälfte Deutschlands aufweist, dominieren im Ostniederdeutschen die Doppel-ff- leicht über die Einfach-f-Schreibungen (Abb. 491a; DFA 2, 168–173). Kartiert man dagegen Wulf(f), sticht Schleswig-Holstein mit -f wie mit -ff heraus, da sich nur hier das u-Areal befindet (s. Abb. 455b in Kap. 7.5.1.7). 7.7.2.2 Schulz und Schultz: -tz im Auslaut Auch andere Konsonanten häufen sich am Wortende ostniederdeutscher FamN. Hierfür wird der aus Holt verhochdeutschte Name Hol(t)z herangezogen, den Abb. 491b dokumentiert. Das Simplex Holz kommt als solches im Nordosten am häufigsten vor, und hier auch in der endrandverstärkten Form -tz. Interessanterweise zeigt sich dieser Effekt kaum bei Komposita auf -hol(t)z (DFA 2, 499–502).

7.7 Familiennamen im Ostniederdeutschen

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Abb. 492: Auslautschreibungen bei Schultz vs. Schulz (a) und Positivkarte zu Schultz (b).

Zuletzt sei noch der hochfrequente FamN Schul(t)z beleuchtet. Schulz besetzt Rang 9 der häufigsten FamN, Scholz Rang 44 und Schultz Rang 179. Abb. 492 kartiert Formen mit z und deren Schreibung mit tz; mit eingeschlossen sind die o-haltigen Formen Schol(t)z. Abb. 492a zeigt zunächst die Gesamtkarte, die das Problem frequenzieller Unwuchten sichtbar macht, indem die Verbreitung minderfrequenter Varianten fast unsichtbar wird. Deshalb enthält Abb. 492b die Positivkarte zum Typ Schultz, bei der der Nordosten sehr deutlich hervortritt (zu weiteren Fällen wie Schwar(t)z, Kreu(t)z s. DFA 2, 494–507, zu dt-Schreibungen wie bei Berend(t), Mund(t), Land(t), Stud(t) s. u.). 7.7.2.3 Landt und Feldt: -dt im Auslaut Graphische Auslautkomplexität gilt auch für dt- statt einfacher d-Schreibung, etwa bei den vielen Komposita mit -landt. Eine Abfrage ≥ 3 Telef. ergibt 96 Types mit 3656 Telef. Abb. 493a fächert diese heterogene Gruppe etwas auf, denn nicht alle enthalten zwingend als Zweitglied ‘Land’. Extrahiert wird das Simplex Landt, das Kompositum Wend- 911 inklusive Wendtlandt 111, Herkunftsname zum Landschaftsnamen Wendland im Nordosten Niedersachsens, das Patronym Weilandt zum Rufnamen Wieland, das Kompositum Umlandt sowie weitere Namen auf -landt. Auch hier tritt deutlich der Nordosten zutage (DFA 2, 344–353). Auch die Prüfung von FamN, die auf -ldt enden, bestätigt den Nordosten als die Schreiblandschaft, die Konsonantenballungen bevorzugt. Insgesamt ergibt die Abfrage ≥ 10 Telef. 434 verschiedene FamN mit insgesamt 32392 Telef. (Abb. 493b). Aus dem Material lassen sich Komposita auf -feldt, -waldt (beide in der Regel Herkunfts- und Wohnstättennamen, bei -waldt auch Patronyme wie Oswaldt), -holdt und -boldt/-poldt (in der Regel

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7 Regionale Namenprofile

Abb. 493: Konsonantenballungen bei FamN auf -landt (a) und bei FamN auf -ldt (b).

Patronyme) extrahieren sowie ein großer Rest, der u. a. Komposita auf -schildt, -heldt, -weldt, -woldt etc. enthält, aber auch Simplizia wie Baldt 82, Bildt 116, B(u/ü)ldt 20/63, Feldt 551, Geldt 37, Goldt 64, Heldt 1343, Hildt 74, Schuldt 2242, Stoldt 417, Wildt 587 usw. Da es hier nur um diese Schreibbesonderheit geht, spielt die Etymologie der Namen keine Rolle. Zum FamN Waterstradt s. u. Abb. 497a.

7.7.3 Morphologie 7.7.3.1 Lembcke, Lembke, Lemke: Diminutiva In Kap. 5.15 zu den Diminutiven und in Kap. 7.5.3.1 zum Westniederdeutschen wurde bereits deutlich, dass die niederdeutschen FamN von einer Phase intensiver Diminution mit k-Suffixen zeugen, während diese Wortbildung heute im Dialekt eher selten verwendet wird. Dabei wurde festgestellt, dass -ke im gesamten Niederdeutschen vorherrscht, dass es im Ostfälischen zu längeren -ecke- und im Ostnieder- und Ostmitteldeutschen zu -ickeFormen kommt (Abb. 458 in Kap. 7.5.3.1). Da die ostniederdeutschen Namen durch die Ostsiedlung großenteils westniederdeutscher Provenienz sind, sind keine morphologischen Eigenentwicklungen oder Neuerungen zu erwarten. Was jedoch für das Ostniederdeutsche zu konstatieren ist, sind (graphische) Konsonantencluster an der Nahtstelle zwischen patronymischer Basis und -cke-Suffix von Typ Lüdcke, Oetcke, Lübcke und Köpcke, d. h. eines Plosivs d, t, b oder p + -cke. Abb. 494a dokumentiert alle diese Verbindungen ≥ 10 Telef. auf Basis von 75 verschiedenen FamN.

7.7 Familiennamen im Ostniederdeutschen

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Abb. 494: Verbindungen von Plosiv + -cke (a) und Assimilation von Lembke > Lemke (b).

Mit Lübcke (Luitbert), Köpcke (Jakob), Lembcke (Lambrecht), Röpcke (Robert) und deren Varianten werden die häufigsten Einzelnamen dargestellt, während Typ [Lüd]cke (Ludwig) viele weitere Namen zusammenfasst wie z. B. B(a)etcke 35+28 (Bertold), Gae(d/t)cke 30+17, Gä(d/t)cke 6+86 (Gott[fried]), Höpcke 73 (Hubert) usw. Noch sehr viel mehr Namen gewinnt man mit der gleichen Abfrage dieser vier Plosive, gefolgt durch das einfache ke-Suffix. Diese Namen sind zahl- und variantenreich in der gesamten Nordhälfte Deutschlands vertreten, wobei sich wieder im Ostnieder- und im Ostmitteldeutschen besondere Verdichtungen ergeben (nicht abgebildet). Im Ostniederdeutschen kommt es beim umgelauteten, sehr frequenten Patronym Lembke (Lambrecht/Lambert) durch assimilatorische Vereinfachungen zu Lemke. Da sowohl Lembke als auch Lemke im Ostniederdeutschen beheimatet sind, werden sie in Abb. 494b gezeigt. Auch Schülke aus Schultke, Schültke (Schulte) gehört dazu (DFA 3, 339–340). Allerdings sind solche Vereinfachungen grundsätzlich häufig und kein exklusives Merkmal des Ostniederdeutschen. Die Tatsache, dass slawische Namen mit k-Suffixen wie Peschk, Peschek (Peter) im Ostniederdeutschen in das Muster der ostniederdeutschen -ke-Diminutive überführt wurden, z. B. zu Peschke, wurde bereits in Kap. 5.15.1.2 behandelt. So ballen sich diminutivisch anmutende, aber slawischstämmige Patronyme wie Mielke 5284 (zu Milo[slaw]), Zühlke 1792 (zu Suli[mir]) und Dahlke 1657 (zu Dali[mir]) alle im Ostniederdeutschen (DFA 3, 360–361). Eine weitere Besonderheit bilden Patronyme zu Rufnamen biblischer und germanischer Provenienz, die zweifach diminuiert auftreten mit dem kosenden Suffix -z- (< ahd. -izo), wie man es von Fritz zu Friedrich oder Lutz zu Ludwig kennt, und dem -ke-Suffix. Dies

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7 Regionale Namenprofile

ergibt Namen wie Fritzke (< Friedrich), Matzke (< Matthäus, Matthias), Götzke (< Gott[fried]), Nitzke (< Nikolaus) etc. Diese FamN finden sich aufgrund der Verschiebung der Bevölkerung östlich von Oder und Neiße 1945 heute über ganz Deutschland verteilt, entfalten aber die höchsten Konzentrationen im Ostnieder- und im Ostmitteldeutschen (DFA 3, 476–478). 7.7.3.2 Bülow und Basedow: Herkunftsnamen auf -ow Loriot war das Pseudonym eines berühmten Humoristen, der Bernhard-Viktor („Vicco“) von Bülow hieß. Mit dem Journalisten Tom Buhrow und dem Mediziner Carl Adolph von Basedow, Beschreiber der Basedowschen Krankheit, teilt er die Tatsache, einen der zahlreichen Herkunftsnamen auf -ow zu tragen aus Siedlungsnamen slawischer Herkunft; das slavische Suffix -ow gibt meist Zugehörigkeit zu einer Person an (Malchow ‘Ort des Malach’), kann aber auch Orte nach Tieren (Güstrow ‘Ort mit Eidechsen’) oder Geländemerkmalen bezeichnen. Der Schriftsteller Theodor Fontane schildert die Namenlandschaft seines heimatlichen Havellandes mit den Versen: Linow, Lindow, Rhinow, Glindow, Beetz und Gatow, Dreetz und Flatow, Bamme, Damme, Kriele, Krielow, Petzow, Retzow, Ferch am Schwielow. Der Namentyp auf -ow erreicht im Ostniederdeutschen seine höchste Dichte, sowohl bei Siedlungs- als auch davon abgeleiteten FamN. Eine Abfrage im Ortsnamenprogramm ergibt ge-

Abb. 495: Ortsnamen auf -ow (a) und FamN auf -ow (b).

7.7 Familiennamen im Ostniederdeutschen

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nau 1000 verschiedene Ortsnamen auf -ow (Abb. 495a). Da manche Ortsnamen mehrfach vorkommen, z. B. Bülow mit vier oder Buckow mit acht Vorkommen, entsprechen dem insgesamt 1258 Orte. Die größte Dichte weist PLZ 17231 Prenzlau mit 22 Orten auf -ow auf. Sucht man nach FamN auf -ow, gelangt man zu 9360 Types mit 109664 Telef. Damit tragen hochgerechnet ca. 307000 Personen einen solchen Namen. Abb. 495b kartiert aber nur FamN ≥ 200 Telef., um potentielle Fehlbelege wie Iwanow leichter ausschließen zu können. Es verbleiben 105 Types, die Abb. 495b ausweist. Hier seien nur die drei anfangs genannten FamN herausgegriffen: (von) Bülow 1336+200, Burow 911 (Buhrow 111), Basedow 208. Die FamN-Verbreitung deckt sich erstaunlich präzise mit der Verbreitung der entsprechenden Ortsnamen. Die kleineren Punkte jenseits des ostniederdeutschen Zentrums sind die Namenträger, die in den letzten 500 Jahren und besonders nach 1945 aus Gebieten östlich der Oder abgewandert sind, dabei eher nach Schleswig-Holstein als in den Süden. Das Suffix slawisch -ov wurde meist als -ow, aber nicht selten auch als -o oder -au eingedeutscht, in Sachsen häufig als -a. So existieren neben Bü(h)low 1336+15, Buelow 19 auch die FamN Bülo 27 und B(ü/ue)lau 116+2. Auch diese integrierten Formen konzentrieren sich im Ostniederdeutschen (DFA 4, 346–355). Herkunftsnamen zu Orten auf -in wie Stettin, Berlin, Zeppelin kennzeichnen ebenfalls die ostniederdeutsche Namenregion, s. Abb. 217b in Kap. 6.2.4.

7.7.4 Lexik Aufgrund der eingangs genannten späten Besiedlung des ostniederdeutschen Raumes von Westen her erweist sich ein spezieller Herkunftsname als einer der typischsten FamN: Westphal, ein Stammesname aus mnd. West(e)vāl(e), der „sich auf den westl. Teil des altsächs. Stammesverbandes der Falen [bezieht]“ (DFA 4, 63). Indem er im Nordosten einschließlich Schleswig-Holstein seine mit Abstand höchste Konzentration entfaltet, wird er hier als einer der für das Ostniederdeutsche typischsten FamN kartiert (Abb. 496a). So lässt sich die Herkunft der größten Siedlergruppe anhand ihrer Namen bestimmen. Dabei dominiert klar die Schreibung mit -ph-, die bei Typ Westphal mit 8095 Telef. zu Buche schlägt. Nur peripher kommen die Schreibvarianten Westfal 79, Westfahl 62 und Westphahl 12 vor. Im Unterschied zu Westphal ‘der Westfale’ bedeutet der FamN Westphalen ‘der aus Westfalen’. Er ist im westlichen Holstein konzentriert und beruht wohl auf einer anderen (späteren?) Einwanderungswelle. Nicht so weit und etwas weniger nach Osten gewandert sind die Oldenburger. Bekanntlich liegen Herkunftsnamen auf Basis von Städtenamen weniger weit von der betreffenden Lokalität entfernt als Herkunftsnamen auf Basis von Landschafts- oder Stammesnamen. Abb. 496b kartiert Typ Oldenburg, der sich hauptsächlich aus (von) Oldenburg (29)+1802 zusammensetzt, und Typ Oldenburger 281 mit Oldenbürger 38. Der Bewohner einer Straße am oder zum Wasser erhielt den Wohnstättennamen Waterstradt, der sich im Nordosten ballt und in drei Schreibvarianten vorkommt (Abb. 497a). Dass gerade diejenige auf -dt die häufigste ist, fügt sich in das Bild komplexer Auslautschreibungen im Ostniederdeutschen (Kap. 7.7.2). Wie bei Komposita üblicher als bei Simplizia, ist die niederdeutsche, unverschobene Form erhalten, während die verhochdeutschte Form Wasserstra(ß/ss) 10+3 äußerst selten und verstreut vorkommt.

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7 Regionale Namenprofile

Abb. 496: Die Herkunftsnamen Westphal(en) (a) und Oldenburg(er) (b).

Etwas anders verhält es sich mit einem an der Nord- und Ostseeküste wichtigen Beruf, dem Hersteller von Seilen und Schiffstauen. Im Nordniedersächsischen dominiert die Nomenagentis-Bildung Reper und Rieper, dies nach Bahlow 2005, 426 „Variante zu […] Reeper“, doch konkurrieren evt. Herkunftsnamen zu Riep bei Husum oder bei Soltau. Im Ostniederdeutschen herrscht das Kompositum Repschläger und daneben die verhochdeutschte Form Reifschläger (Abb. 497b). Dieser Verteilung entsprechen auch die Toponyme Reeperbahn in Hamburg und Repschlägerbahn in Elbing und Königsberg (Kunze 2005a; DFA 5, 442). Im östlichen Deutschland kommen auffällig häufig indirekte Berufsnamen (Übernamen) für den Zimmermann bzw. Holzhauer vor, die Abb. 498a zusammenführt. Dabei sticht der Satzname Klingbeil hervor, der wohl aus dem Syntagma ‘(ich/er) lasse/lässt das Beil erklingen’ univerbiert wurde (Kap. 6.5.10) und sich neben Kling(e)beil 1023+70 auch aus Kling(e)biel 42+674, Klinkebiel 45 etc. zusammensetzt. Auch Typ Senkbeil dürfte auf einen Satznamen zurückgehen (‘(ich/er) senke/senkt das Beil’). Neben Senkbeil 311 kommen u. a. Sengpie(h)l 167+25, Senkpie(h)l 137+21, Senkpeil 4 vor. Zu den Satznamen gehören auch Rücke- und Hackebeil, die jeweils in zahlreichen Varianten vorkommen. Um Komposita handelt es sich bei Dünne-, Timmer- und Kettenbeil, letzteres zu dialektal kett ‘hölzerne Wasserleitung, Rinne’, ein Beil zum Aushöhlen solcher Rinnen (DFA 5, 343–345). Ebenfalls mit der Holzverarbeitung hat der typisch ostniederdeutsche Berufsname Splettstößer, Splittstößer und Splittgerber zu tun (Abb. 498b). Das niederdeutsche Erstglied kennt man am ehesten als Splitter ‘Holzspan’, das Zweitglied -stößer ist eine Verhochdeutschung von mnd. stoter ‘der etwas abstößt’ (Kohlheim/Kohlheim 2000, 631), der also Holz spaltet, um Schindeln, Holzspäne oder Brennholz herzustellen. Dazu gehört auch Splittgerber

7.7 Familiennamen im Ostniederdeutschen

Abb. 497: Der Wohnstättenname Waterstradt (a) und der Berufsname Repschläger (b).

Abb. 498: Berufsübernamen zum Zimmermann (a). Berufsnamen zum Holzspalter (b).

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7 Regionale Namenprofile

zu mnd. gerwen ‘fertig machen, herstellen’ (dieses Verb ist mit gar und gerben ‘gar machen’ verwandt). Dies ist einer der wenigen Berufsnamen, die speziell das Ostniederdeutsche exponieren (DFA 5, 277–279).

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Abbildungsverzeichnis Kapitel 1 Abbildung 1: Abbildung 2: Kapitel 2 Abbildung 3: Abbildung 4: Abbildung 5: Abbildung 6: Abbildung 7: Abbildung 8: Abbildung 9: Abbildung 10: Abbildung 11: Abbildung 12: Abbildung 13: Abbildung 14: Abbildung 15: Abbildung 16: Abbildung 17: Abbildung 18: Abbildung 19: Abbildung 20: Abbildung 21: Abbildung 22: Abbildung 23: Abbildung 24: Abbildung 25: Abbildung 26: Abbildung 27: Abbildung 28: Abbildung 29: Kapitel 3 Abbildung 30: Abbildung 31: Abbildung 32: Abbildung 33: Abbildung 34: Abbildung 35:

Grundkarte. Ein- und zweistellige Postleitzahlbezirke.

Anfänge der Zweinamigkeit in Zürich (Baumgartner 1983, 81). Übergeschriebene Beinamen in einer Zürcher Urkunde von 1149 (Baumgartner 1983, Buchdeckel). Auseinanderfall von Beruf und Berufsnamen in Breslau. Benennungstypen in einem Kaufvertrag von 1269 (Wilhelm 1932, Bd. I, 160 f.). Zweinamigkeit wird zur Regel in städtischen Quellen (Kunze 2004, 60). Baier/Bayer vs. Beier/Beyer (a) und Sachs(e), Sax(e) vs. Saß/Sasse (b). Schreibweisen des Namens Vöge in der Probstei 1430–1870 (Wenners 1988, 159). Typen von Patronymen mit Peter (a) und mit Jakob (b). Patronyme zu Klaus, suffigiert mit -sen (a) und flektiert im schwachen Genitiv (b). Herkunftsnamen mit -burg/-burger (a) und mit -berg/-berger (b). Mit Suffix -mann von Städten abgeleitete Herkunftsnamen in Nordrhein-Westfalen (a) und Niedersachsen (b). Typen von Wohnstättennamen mit Linde (a) und mit Kuhle/Öde (b). Typen von Wohnstättennamen mit Brink (a) und FamN auf -mann mit Flüssen (b). Typen von Übernamen mit Link (a); als Satznamen (Univerbierungen) (b). Sekundäre Patronyme mit Wirt (a), mit Bongard und Wild (b). Benennungsmotive nach der Top-down- (Top 100) (a) und nach der Bottom-upMethode (b). Verbreitung von fünf FamN 1890 (https://nvk.genealogy.net/map/1890) (a) und 2005 (b).1 Tokenverlauf der 400 häufigsten FamN. Grade der Differenz der FamN-Regionen in Bezug zur Dialekteinteilung (Flores Flores/ Gilles 2020, 156). Bereicherung des Namenschatzes durch englische und chinesische Fremdnamen (a). Historische Doppelnamen (b). Brockmann vs. Brauckmann (a) und Verbreitung von Kufner und Küfner (b). -macher vs. -maker (a) und Berufsnamen mit -macher (b). Lehmann vs. Lehner vs. Lechner (a) und Komposita mit -lehner vs. -lechner (b). Verbreitung von Gruber (a) und Komposita mit -gruber (b). Winkler vs. Winkel vs. Winkelmann (a) und Komposita mit Wink(e)l-, -winkler, -winkel (b). Berufsnamenkomposita mit Peter- und Hans- (a); West- und Ost- in Wohnstättennamen (b). Süd- und Nord- (a) sowie Ober-, Unter- und Nieder- in Wohnstättennamen (b).

Flektierte Familiennamen auf Titelblättern von 1562 (a) und 1621 (b). Verbreitung des Artikels vor Familiennamen in deutscher Alltagssprache (AdA). Familienname vor Rufname und umgekehrt in Dialekten. Morphologische Unterschiede bei der Folge Familienname vor Rufname. Artikeltypen in frühneuhochdeutschen Gerichtsprotokollen von 1470–1653. Artikeltyp bei Personenreferenzen in frühneuhochdeutschen Gerichtsprotokollen von 1470–1653 nach Kombinationen aus onymischen und appellativischen Komponenten.

1 Dem Verein für Computergenealogie e. V. sei für die Genehmigung zum Abdruck dieser Karte(n) gedankt (https://nvk.genealogy.net/map/1890). https://doi.org/10.1515/9783110607284-009

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Abbildung 36: Abbildung 37: Abbildung 38: Abbildung 39: Abbildung 40: Abbildung 41: Abbildung 42: Abbildung 43: Abbildung 44: Abbildung 45: Abbildung 46: Abbildung 47: Abbildung 48: Abbildung 49: Abbildung 50: Abbildung 51: Kapitel 4 Abbildung 52: Abbildung 53: Abbildung 54: Abbildung 55: Abbildung 56: Abbildung 57: Abbildung 58: Abbildung 59: Abbildung 60: Abbildung 61: Abbildung 62: Abbildung 63: Abbildung 64: Abbildung 65: Abbildung 66: Abbildung 67: Abbildung 68: Abbildung 69: Abbildung 70: Abbildung 71: Abbildung 72: Abbildung 73: Abbildung 74: Abbildung 75: Abbildung 76: Abbildung 77:

Bezeichnungen für eine Familie im Dialekt. Rufnamenartikel (a) und Familiennamenartikel (b) in deutscher Alltagssprache. Verbreitung des Personennamenartikels im 16./17. Jh. Kasusanzeige durch Definitartikel und/oder Namenflexion im 16./17. Jh. Onymische Femininmovierung (a) und Kinderschädel 1849 (Senckenberg Museum) (b). Entwicklung der onymischen Femininmovierung im Überblick. Anteil movierter Familiennamen in Hexenverhörprotokollen (16./17. Jh.). Areale Variation der Movierungssuffixe (16./17. Jh.). FamN auf den erweiterten Ausgang -ert (a) sowie Tauber vs. Taubert (b). Schreiner vs. Schreinert (a) und Wehner vs. Wehnert (b). Die diachrone Entwicklung des häufigsten onymischen Suffixes -ski. Pfotenhauer aus Pfadenhauer (a) und FamN mit umgedeutetem Geist (b). Ehenamenwahl in Deutschland zwischen 1976 und 2016 (Standesamtsbefragung). Ehenamenwahl nach Ortsgröße von 1976 bis 2016 (Standesamtsbefragung). Verbreitung von Bindestrichnamen in Deutschland. Namenwahl nach Bildungsabschluss (Fragebogenstudie).

FamN auf -oğlu (a) und die Namen Kara und Ak vs. Siyah und Beyaz (b). FamN mit Türk(e) als Bestandteil (a) sowie die vier häufigsten türkischen FamN (b). Die zehn häufigsten italienischen (a) und türkischen Familiennamen (b). FamN auf -idis/-(i)adis, -opoulos, -akis, -oglou (a) und FamN mit Erstglied Papa- (b). Verbreitung der FamN Lefevre (a) und Fabre (b) in Frankreich (www.geopatronyme.com).2 Verbreitung französischer FamN mit Artikel (a) und mit Präposition Du-, De- ‘von’ (b). Verbreitung eingedeutschter FamN vom Typ Schirra (a) und vom Typ Ruffing (b). Verbreitung eingedeutschter FamN: Racke zu Raquet (a) und Leppla, Leblang zu Leblanc (b). Verbreitung von Esposito (a) und Colombo (b) in Italien (www.gens.info/italia).3 Verbreitung von Russo, Rossi, Esposito, Greco, Rizzo (a) und FamN mit -cch- (b). Berufsnamen für den Schmied in Spanien. Der Familienname García in Spanien. Familiennamen auf -ez in Spanien. Der Familienname Rodríguez in Spanien. Zuwanderung aus Spanien und Lateinamerika 1960–1990 (Statistisches Bundesamt 2020). García (a) und die häufigsten Familiennamen auf -ez in Deutschland (b). Typ Van Dijk (a) und Typ Klaassen (b) im niederländischen Sprachraum. De Vries (a) und westfriesische FamN auf -stra (b) im niederländischen Sprachraum. FamN mit Artikel de (a); zusammengeschriebene FamN Degreif und Dejung (b). FamN mit van de(r/n) und kontrahierte Varianten im niederländischen Sprachraum (a) und in Deutschland (b). Smulders etc. im niederländischen Sprachraum (a) und in Deutschland (b). Westfriesische FamN auf -stra (a) und Extra (zu Eekstra) (b) in Deutschland. Nowak vs. Noack (a) und Novotny (b). FamN aus tschech. Příbyl (a) und poln. Przybył (b), beide ‘er ist neu angekommen’. Patronyme auf -ić aus dem Serbischen (a) und auf -ov aus dem Russischen und Bulgarischen (b). Die Germania Slavica (Putzger 1893).

2 Geopatronyme, dem Betreiber von www.geopatronyme.com, sei für die Abdruckgenehmigung dieser Karten gedankt. 3 Andrea Castagna (http://www.gens.info/italia/it/turismo-viaggi-e-tradizioni-italia) sei für die Genehmigung zum Abdruck dieser Karte(n) gedankt.

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Abbildung 78: Abbildung 79: Abbildung 80: Abbildung 81: Abbildung 82: Abbildung 83: Abbildung 84: Abbildung 85: Abbildung 86: Abbildung 87: Abbildung 88: Abbildung 89: Abbildung 90: Abbildung 91: Abbildung 92: Abbildung 93: Abbildung 94: Abbildung 95: Abbildung 96: Abbildung 97: Abbildung 98: Abbildung 99: Abbildung 100: Abbildung 101: Abbildung 102: Kapitel 5 Abbildung 103: Abbildung 104: Abbildung 105: Abbildung 106: Abbildung 107: Abbildung 108: Abbildung 109:

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Kowalski im Deutschen Reich um 1890 und in der BRD um 1996.4 Przybilla im Deutschen Reich um 1890 und in der BRD um 1996.5 Die Verbreitung von Navrátilová in Tschechien.6 Pospischil, Doleschal, Na(v/w)ratil (a); Netuschil, Nesnidal, Neveceral (b). Verbreitung von Musiał (a) und Musioł (b) in Polen. Poln. Musiol, Musial vs. tschech. Musil (a) und polnische FamN auf -alla (b).7 Koval, Kovalčuk und Kovalenko in der Ukraine. Übersicht über die Verbreitung der baltischen Sprachen. Laudien, Steppuhn, Thulke, Tollkühn (a) und Naujoks, Naujokat (b), beide 1890. Frequente preußisch-litauische FamN auf -eit (a) und auf -uhn (b) in Deutschland. Radziwill (a) und Familiennamen auf -auskas, -avicius, -evicius (b) in Deutschland. Familiennamen auf -ins/-ina (-in, -ing, -insch) (a) sowie auf -manis und -sons (b). Namen polnischer Abkunft auf -ski (a) und auf -ska (b). Typische Familiennamen im Osten des Deutschen Reichs um 1890.8 Kamin, Gohlke, Klawitter, Kliem, Klapper 1890.9 Nowak und Wisniewski um 1890.10 Kallweit, Dahlke, Kupke um 1890.11 Kallweit, Dahlke, Kupke (a), Rudat u. a. (b) um 2005. Kruse vs. Krause um 1890.12 Kruse vs. Krause im Jahr 2005 (a) und weniger häufige Varianten (b). Kraus vs. Krauß 1890 (a), Kraus vs. Krauss vs. Krauß 2005 (b).13 Kraemer (a) und Kreamer (b) in den USA (www.gens.info).14 Eisenhauer (a) und Eisenhower (b) in den USA (www.gens.info).15 Die Verbreitung von Najman in Tschechien.16 Namen von Aussiedler/innen aus Russland.

Der FamN Stephan, Stefan, Steffen (a) und der heutige Vorname Stephan, Stefan, Steffen (b). Jacob vs. Jakob als FamN (a) und als Vorname im 20. Jh. (b). Die FamN Conrad vs. Konrad (a) und Carl vs. Karl (b). Die FamN Barthel vs. Bartel (a) und Matthes vs. Mattes (b). Der Rheinische Fächer als Reflex der Zweiten Lautverschiebung. Pape, Paffe und Pfaffe (a) sowie Pfeiffer, Peifer und Pieper (b). Schaper vs. Schäfer (a) sowie Dürkop vs. Theuerkauf (b).

4 Siehe Anmerkung 1. 5 Siehe Anmerkung 1. 6 Herrn Malačka, dem Programmentwickler von www.kdejsme.cz, sei für die Abdruckgenehmigung seiner Karten gedankt. 7 Herrn Bronk sei für die Erlaubnis gedankt, die Namenverteilungskarten von seiner Website http://nlp. actaforte.pl:8080/Nomina/Ndistr?nazwisko abzudrucken. 8 Siehe Anmerkung 1. 9 Siehe Anmerkung 1. 10 Siehe Anmerkung 1. 11 Siehe Anmerkung 1. 12 Siehe Anmerkung 1. 13 Siehe Anmerkung 1. 14 Siehe Anmerkung 3. 15 Siehe Anmerkung 3. 16 Siehe Anmerkung 6.

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Abbildungsverzeichnis

Abbildung 110: Abbildung 111: Abbildung 112: Abbildung 113: Abbildung 114: Abbildung 115: Abbildung 116: Abbildung 117: Abbildung 118: Abbildung 119: Abbildung 120: Abbildung 121: Abbildung 122: Abbildung 123: Abbildung 124: Abbildung 125: Abbildung 126: Abbildung 127: Abbildung 128: Abbildung 129: Abbildung 130: Abbildung 131: Abbildung 132: Abbildung 133: Abbildung 134: Abbildung 135: Abbildung 136: Abbildung 137: Abbildung 138: Abbildung 139: Abbildung 140: Abbildung 141: Abbildung 142: Abbildung 143: Abbildung 144: Abbildung 145: Abbildung 146: Abbildung 147: Abbildung 148: Abbildung 149: Abbildung 150: Abbildung 151: Abbildung 152: Abbildung 153: Abbildung 154: Abbildung 155:

Timmermann vs. Zimmermann (a) sowie unverschobene FamN Timmer(mann), Töllner und Tegeler (b). Water vs. Wasser (a) sowie Groth vs. Groß (b). Schütt(e) vs. Schütz(e) (a) sowie nd. Schwart(e) (b). Eickmann vs. Eichmann (a) sowie Kock vs. Koch (b). Durchschnittswerte von 22 Karten zur Lautverschiebung aus dem DFA (aus Dräger 2015, 43). Schröder, Schröter, Schröer (a) und Ridder, Midde- vs. Ritter, Mitte- (b). Groß(e) vs. Gross(e) (a) und Weiß(e) vs. Weiss(e) (b). Stark flektierte Formen Großer/Grosser (a); Schreibungen Gros und Grohs (b). Keßler vs. Kessler (a) und Voß vs. Voss vs. Vos (b). Fuchs vs. Voß (a) und Drechsler, Drexler vs. Dreßler (b). Ochsen- vs. Ossen- als Erstglieder in Komposita (a) und Büchsen- vs. Büssenschütz (b). Blank vs. Plank (a) und Bühler vs. Pichler (b). Daschner vs. Teschner (a) und Ruckdeschel vs. Rocktäschel (b). Daubner vs. Teubner (a) und Döpper vs. Töpfer (b). Ortsnamen mit Dal/Thal (a) und Familiennamen mit Dal-/Thal- als Erstglied (b). Glöckner vs. Klöckner (a) und Glockmann vs. Klockmann (b). Brunn vs. Born in dt. Dialekten (a) und in Ortsnamen (b). Brunn vs. Born in FamN: Herkunftsnamen (a); Wohnstätten- und Berufsnamen (b). Ortsnamen auf -trup (a) und FamN (Herkunftsnamen) auf -trup (b). Metathese bei Patronymen: Andres vs. Anders (a) und Christ vs. Kirst (b). Die Patronyme Endres vs. Enders und Anders um 1890.17 FamN auf -gartner vs. -gärtner (a) und Wag(e)ner vs. Weg(e)ner (b). Kramer vs. Krämer, Kremer (a) und die Schreibung mit C- (b). Kohler vs. Köhler (a) und ergänzt durch Forster vs. Förster (b). Zoll(n)er vs. Zöll(n)er, Töll(n)er (a) und Hofer, -hofer vs. Höfer, -höfer (b). Burger vs. Bürger (a) und Buchner vs. Büchner (b). Hauser/-hauser vs. Heuser/-häuser (a) und Baumer/-baumer vs. B(ä/e)umer/ -b(ä/e)umer (b). Beispiele für die (extreme) Stauchung von Umlautmajuskeln. FamN mit Umlaut im Anlaut: Typ Oe-/Ö- (a) und Typ Ue-/Ü- (b). Witt[rock] vs. Weiß[haar] (a) und Sievers vs. Seifert, Seufert (b). Husmann vs. Hausmann (a) und Bruns vs. Braun (b). Positivkarte Kruse und Bruns (a); Huck vs. Hauck (b). Brüning vs. Bräuning (a) und Schürmann vs. Scheuermann (b). Nie-, Nigge- und Naumann (a) sowie Niehaus vs. Neuhaus (b). Würth (a) und Hörmann, Wörner (b). Beck vs. Böck (a) und Steger, Stegbauer vs. Stöger, Stögbauer (b). Walter vs. Wolter (a) und Alt- vs. Olt- (b). Die alemannische [a:] zu [o:]-Verdumpfung in Kromer und Schofer (a); Aberle vs. Oberle (b). Miller bzw. -miller (a) und Küchler vs. Kiechle (b). Binder/Bender (a) und Möller (b). Schulz vs. Scholz (a) und Positivkarte Scholten/Scholz (b). Die Apokope in den Dialekten zu Ende des 19. Jhs. (a) und in den FamN heute (b). Die oberdeutsche Apokope beim FamN Lang/e (a) und bei Haas/e, Fink/e, Raab/e (b). Die Apokope am Beispiel von Funk/e (a) und niederdeutsch Kleen/e (b). Die niederdeutsche Apokope am Beispiel von Typ Groth/e (a) und Witt/e (b). Die Synkope in FamN mit Gsch- (a) und mit Gm-, Gf-, Gs- (b).

17 Siehe Anmerkung 1.

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Abbildung 156: Abbildung 157: Abbildung 158: Abbildung 159: Abbildung 160: Abbildung 161: Abbildung 162: Abbildung 163: Abbildung 164: Abbildung 165: Abbildung 166: Abbildung 167: Abbildung 168: Abbildung 169: Abbildung 170: Abbildung 171: Abbildung 172: Abbildung 173: Abbildung 174: Abbildung 175: Abbildung 176: Kapitel 6 Abbildung 177: Abbildung 178: Abbildung 179: Abbildung 180: Abbildung 181: Abbildung 182: Abbildung 183: Abbildung 184: Abbildung 185: Abbildung 186: Abbildung 187: Abbildung 188: Abbildung 189: Abbildung 190: Abbildung 191: Abbildung 192: Abbildung 193: Abbildung 194: Abbildung 195: Abbildung 196: Abbildung 197: Abbildung 198: Abbildung 199: Abbildung 200: Abbildung 201: Abbildung 202: Abbildung 203:

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(Nicht-)Synkope in FamN auf -(e)l (a) und konkrete Auslautcluster bei Synkope (b). Lateinische Berufs- (a) und Tierbezeichnungen (b) in FamN. Griechische Namenbildungen: Kom(m)ander (a) und weitere auf -ander (b). Hyperlatinisierung von Faber zu Fabricius (a) und von FamN auf -tor zu -torius (b). Patronyme im Genitiv: Latinisiert (a) und im Kontrast zum deutschen Genitiv (b). Latinisierung light: Typ Bockius (a) und Hessenius (b). k- vs. l-Diminutive in heutigen Dialekten (a) und in Familiennamen (b). Familiennamen auf -ke(n)(s) (a) und auf -gen, -jen, -chen (b). Peschke und Blaschke (a); Mielke und Zühlke (b). Familiennamen auf -el, -lein, -le, -l (a) und auf -lin (b). Genitive von Ruf- vs. Berufsnamen (a) und Genitivvarianten von FamN zu Eberhard (b). Die Genitive Hendrix und Cox (a) und Genitivvarianten von Rufnamen zu Heinrich (b). Schwache Genitive zu Rufnamen (a) und zu Berufs- und Übernamen (b). en- vs. s-Genitive bei Dahm zu Adam (a) und doppelte en+s-Genitive bei Patronymen (b). Beck vs. Becker (a) und Komposita mit -beck (b). Schenker vs. Schenk (a) und Drechsler vs. Drechsel (b). Schreiner (a) vs. Tischer, Tischler, Tischner (b). Der Kellermeister in FamN (a). Hahn und Gockel in FamN (b). Bezeichnungen für Roggen in den Dialekten (a) und Rogg(e) vs. Korn in FamN (b). Fiedler vs. Geiger (a), Strauch vs. Staude (b). Düster vs. Finster (a), Rehbein vs. Rehfuß (b).

Kürzungs- und Suffigierungsmöglichkeiten altdeutscher Rufnamen (nach Kunze 2004, 20). FamN zu Arnold (a) und zu Gottfried (b). FamN zu Matthäus, Bartholomäus bei Beibehaltung (a) und zu Bartholomäus bei Vorverlegung des Akzents (b). Häufige (a) und weniger häufige (b) Patronyme zu eingliedrigem Otto. Varianz (a) und z-Suffix (b) beim Namenglied ahd. beraht. Häufige (a) und weniger häufige (b) Patronyme zu zweigliedrigem Siegfried. Patronyme zu Ger[hart] ≥ 1500 Telef. (a) und zwischen 140–720 Telef. (b). Patronyme zur Endsilbe von Thomas (a). Metronyme zu Katharina (b). Patronyme mit (a) und ohne (b) Erstsilbe von Nikolaus. Bernhardt, Bernhard, Bernhart (a); -ss- vs. -ß- in Janssen und Classen (b). Langvokalanzeige bei Rohlf, Roolf, Roelf (a) und Kurzvokalanzeige bei Ulrich, Ullrich (b). Umlaut (a) und Endsilbenabschwächung (b) bei FamN aus Martin. Schwund und Metathese von r bei Fedder < Friedrich (a) und J- zu G-Verschiebung bei Jens vs. Gens (b). Hinz und Kunz (a) sowie Fritz, Fritze, Fritzen (b). Fritsch und Fritzsch (a) sowie Kienzle, Kienzl (b). Diminutive zu Hein[rich] (a) und zu Bernhard (b). Ableitungen mit -mann zu Hein[rich] (a) und Diet[rich] (b). Patronymische Suffixe auf Basis von -ing (a); auslautverhärteter Typ auf -ink (b). Sekundäre Patronyme mit -ing (a); Patronyme mit -ies (b). Patronyme mit der Endung -er (a) und zu -ert erweitert (b). Die Patronyme der Typen [Fried]richsen, [Fried]richs, [Fried]rich (a); Suffixe -sen versus -son (b). FamN mit Johann als Erst- und als Letztglied (a) und mit Rufname + Rufname (b). FamN aus Rufname + Beruf (a) und aus Beruf + Rufname (b). Wilbert als FamN 2005 (a) und Will(li)bert, Willibrord als Vornamen im 20. Jh. (b). Lutz als FamN 2005 (a) und Lutz als Vorname im 20. Jh. (b). Patronyme zu den Heiligennamen Aegidius (a), Erasmus und Oswald (b). Patronyme zu den Heiligennamen Quirinus (a) und Servatius (b).

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Abbildung 204:

Patronyme zu den Heiligennamen Wendelin, Pirmin, Blasius, Pantaleon, Magnus (a), Severinus, Apollinaris, Donatus, Sebald, Arbogast, Willibald (b). Abbildung 205: Die Namenschreibung des hl. Burkard als Muster für FamN (a) und Vornamen im 20. Jh. (b). Abbildung 206: FamN neu zugezogener Personen im Norden (a) und Süden (b). Abbildung 207: Herkunftsnamen für Deutsche, Romanen, Ungarn (a) und Slawen (b). Abbildung 208: Herkunftsnamen für (Ost)Friesen (a) und Preußen (b). Abbildung 209: Herkunftsnamen für Hessen (a) und Thüringer (b). Abbildung 210: Herkunftsnamen für Franken (a) und Schwaben (b). Abbildung 211: Herkunftsnamen nach Flüssen (a) und Gebirgen (b). Abbildung 212: Mit Dorf als Grundwort zusammengesetzte Ortsnamen (a) und entsprechende FamN (b). Abbildung 213: Mit Burg als Grundwort zusammengesetzte Ortsnamen (a) und entsprechende FamN (b). Abbildung 214: Mit Stätte, Stadt als Grundwort zusammengesetzte Ortsnamen (a) und entsprechende FamN (b). Abbildung 215: Norddeutsche Ortsnamentypen (a); FamN zu Orten mit -hagen und -hain (b). Abbildung 216: FamN (Herkunftsnamen) zu Orten mit -lage (a), mit -büttel, -bostel, -wedel (b). Abbildung 217: Ortsnamen (a) und FamN aus Herkunftsnamen (b) mit ursprünglich slawischen Suffixen -i(e)n. Abbildung 218: Galloromanische Ortsnamen auf -nich (a) und davon abgeleitete FamN (b). Abbildung 219: Wohnstättennamen mit -inghaus(en) und -inghoff (a). Ortsnamen mit Wörtern für Rodungen (b). Abbildung 220: Herkunftsnamen zu Rodungsorten auf -rath (a) und -rod(e), -roth (b). Abbildung 221: Ortsnamen mit Weil(er) (a) und daraus abgeleitete FamN (b). Abbildung 222: Ortsnamen auf -ingen und -ing (a) und entsprechende FamN auf -inger (b). Abbildung 223: Ortsnamen (a) und entsprechende FamN (b) mit dem Wort Zelle. Abbildung 224: Herkunftsnamen mit 600–800 Telef. zu 10 verschiedenen Orten (a) und zu 18 Orten namens Bernau (b). Abbildung 225: Auszugsräume einiger großer Orte (a) und einiger gleichnamiger Orte (b). Abbildung 226: Himmelsrichtungen in FamN mit -mann (a) und mit -meyer (b). Abbildung 227: Die Lagebezeichnungen Nieder-/Nier- (a) und Mittel-/Mitten-/Mitter- (b) in FamN. Abbildung 228: Die niederdeutschen Lagebezeichnungen Over- (a) und Boven-, Buten- (b). Abbildung 229: Berg-, Berge- und Bergermann (a); mit Berg- lokalisierte Berufsnamen (b). Abbildung 230: FamN mit Hübel, Hövel (a) und Bült, Bult (b). Abbildung 231: FamN mit -donk (a), Kofel und Fels (b). Abbildung 232: FamN mit Tal (a) und Tobel (b). Abbildung 233: FamN mit Marsch (a) und Grube (b). Abbildung 234: FamN mit Die(c)k (a) und Deich, Teich (b). Abbildung 235: FamN mit Weiher (a) und mit Bach (b). Abbildung 236: Beke- vs. Bachmeier (a) und FamN mit Pohl (b). Abbildung 237: FamN mit Stroot, Stroth (a) und mit Veen, Venne (b). Abbildung 238: FamN mit -riede (a) und mit Kolk (b). Abbildung 239: Moos (a) und Rohr (b) in FamN. Abbildung 240: Schilf (a) und Rüsch (b) in FamN. Abbildung 241: FamN mit hochdeutsch Holz (a) und niederdeutsch Holt (b). Abbildung 242: Holz- vs. Waldmann (a) und Forst, Ferstl (b). Abbildung 243: Birke (a) und Tanne (b) in FamN. Abbildung 244: Nussbaum (a) und Birnbaum (b) in FamN. Abbildung 245: Gesträuch in FamN: Horst (a) und Hecke (b). Abbildung 246: FamN mit -feld(t), -felder (a) und mit Veld (b). Abbildung 247: FamN mit Assimilationen von -feld(n)er zu -fell(n)er (a) und Wiese, Wisch (b). Abbildung 248: FamN zu lat. pascua ‘Weide’ (a) und zu Heide (b). Abbildung 249: Wohnstättennamen zu Gasse (a) und zu Straße mit und ohne Lautverschiebung (b). Abbildung 250: FamN mit Steg (a) und mit Wörtern für ‘Scheune’ (b). Abbildung 251: FamN aus Häusernamen: Regenbogen, Pflanzen (a) und Tiere (b).

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Abbildung 252: Abbildung 253: Abbildung 254: Abbildung 255: Abbildung 256: Abbildung 257: Abbildung 258: Abbildung 259: Abbildung 260: Abbildung 261: Abbildung 262: Abbildung 263: Abbildung 264: Abbildung 265: Abbildung 266: Abbildung 267: Abbildung 268: Abbildung 269: Abbildung 270: Abbildung 271: Abbildung 272: Abbildung 273: Abbildung 274: Abbildung 275: Abbildung 276: Abbildung 277: Abbildung 278: Abbildung 279: Abbildung 280: Abbildung 281: Abbildung 282: Abbildung 283: Abbildung 284: Abbildung 285: Abbildung 286: Abbildung 287:

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Univerbierungen: Ander- vs. gutturalisiertes Angen- (a) und Verbindungen mit zu der (b). Univerbierungen: FamN mit Ver- < van der (a) und mit Opden-, Opten-, Opgen- ‘auf dem’ (b). Baumann vs. Bauer (a) und Huber vs. Hübner (b). Maier, Meier, Mayer, Meyer (a) und Komposita mit -maier, -meier, -mayer, -meyer (b). Hoffmann und Hofmann (a), Hoffmeyer und Hofbauer (b). Der bäuerliche Standesname Frey (a) und Berufsnamen mit Stroh- (b). Berufsnamen für den Anbauer von Gerste (a) und von Hafer (b). Berufsnamen für den Anbauer von Kraut ‘Kohl’ (a) und von Kirschen (b). Berufsnamen für den Weinbauern (a), den Bierbrauer und Hopfenlieferanten (b). Berufsübernamen für den Weinbauern (a) und Zusammensetzungen mit -bier (b). FamN für den Böttcher (a). FamN mit dem Bestandteil Fass (b). Müller und Möller als Simplex (a) und als Zweitglied in Komposita (b). Hauptvarianten von Müller als Simplex (a) und als Zweitglied in Komposita (b). Patronymische Bildungen zu Müller auf -ing und -s (a); Bildungen mit Suffix -ner b). Kirner, Kürner, Querner (a) und Übernamen für den Müller mit Mehl-/-mehl (b). Bäckernamen mit -beck (a) und -becker (b). FamN aus lat. pistor (a) und Berufsübernamen nach dem Backort (b). Semmel- (a) und Kuchenbäcker (b). FamN für den Metzger (a) und heutige regionalsprachliche Bezeichnungen (b). Schlachter als FamN (a) und Berufsnamen mit Wurst (b). Tierkastratoren: Typ Gölzenleuchter (a) und Typen Nonnenmacher, Berschneider etc. (b). Tierhirten allgemein (a) und Ochsenhirten (b). Fischer allgemein (a) und spezialisierte Fischer (b). Indirekte Berufsnamen: Hecht (a) und Hering (b). Gerber allgemein (a) und Spezialisierungen (b). Der Leder- (a) und der Holzschuhmacher (b). Schuh als Übername für den Schuster (a) und Schuhsorten (b). Der Sattler in den FamN (a). Hersteller- und Benutzernamen mit Sack (b). Weber vs. Wefer/Wever/Wewer (a) und Schröder vs. Schneider (b). Näther, Neher, Neger (a) und Stich, Faulstich, Fingerhut (b). FamN mit -rock (a) und -hose (b). Die Berufsnamen Schmidt (a) und Schmid (b). Komposita auf -schmidt, -schmitt, -schmi(e)d (a); die vier häufigsten Komposita (b). Komposita auf -schmidt nach Produkten (a) und Material (b). Komposita auf -schmidt nach Arbeitstechnik (a) und Lage der Schmiede (b). Komposita mit Schmidt als Erst- und mit Rufnamen als Zweitglied (a). Derivate mit Schmidt (b). Abbildung 288: Berufsübernamen mit Stahl (a) und Satznamen für den Schmied (b). Abbildung 289: Einfache (a) und zusammengesetzte (b) Berufsnamen des Drechslers. Abbildung 290: FamN für den Töpfer (a) und heutige Bezeichnungen im Dialekt (b). Abbildung 291: FamN für den Wagner (a) und heutige Bezeichnungen im Dialekt (b). Abbildung 292: Weitere FamN für den Wagner: Esser, Assenmacher (a) und Felgenhauer, Felg(n)er (b). Abbildung 293: Fuhrleute zu Lande (a) und zu Wasser (b). Abbildung 294: FamN für den Wirt (a) und Komposita mit -wirth (b). Abbildung 295: FamN aus den Berufen des Baders (a) und des Aderlassers (b). Abbildung 296: Trommler (a) und Trompeter in FamN (b). Abbildung 297: Lautenschläger (a) und Sänger in FamN (b). Abbildung 298: Kirchendiener in Familiennamen. Abbildung 299: Groß vs. Groth (a) und Groß vs. Lang (b). Abbildung 300: Übernamen mit groß und klein (a); FamN Riese (b). Abbildung 301: FamN für schlanke, große (a) und zu ‘Spatz’ für kleine Menschen (b). Abbildung 302: FamN zu Fett (a) und solche mit -fett im Zweitglied (b) für beleibte Menschen. Abbildung 303: FamN mit Block und Stoll (a) sowie Knorr (b) für beleibte Menschen.

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Abbildung 304: Abbildung 305: Abbildung 306: Abbildung 307: Abbildung 308: Abbildung 309: Abbildung 310: Abbildung 311: Abbildung 312: Abbildung 313: Abbildung 314: Abbildung 315: Abbildung 316: Abbildung 317: Abbildung 318: Abbildung 319: Abbildung 320: Abbildung 321: Abbildung 322: Abbildung 323: Abbildung 324: Abbildung 325: Abbildung 326: Abbildung 327: Abbildung 328: Abbildung 329: Abbildung 330: Abbildung 331: Abbildung 332: Abbildung 333: Abbildung 334: Abbildung 335: Abbildung 336: Abbildung 337: Abbildung 338: Abbildung 339: Abbildung 340: Abbildung 341: Abbildung 342: Abbildung 343: Abbildung 344: Abbildung 345: Abbildung 346: Abbildung 347:

FamN zu ‘Stumpf, Stummel’ (a) und ‘Strunk’, ‘Knolle’ (b) für beleibte Menschen. FamN mit den Adjektiven schmal (a) und dröge, dürr (b). FamN mit den Adjektiven mager (a) und ran(k) (b). FamN zu Schlegel (a) und Kolben (b). FamN zu Knüppel, Klüppel (a) und Keil, Speidel (b). Haupt und Kopf als Simplizia (a) und als Zweitglied (b) in FamN. Schädel (a) und Hirn (b) in FamN. FamN mit dem Zweitglied -haar (a); für Unbehaartheit (b). Struppiges Haar: FamN Straub, Struwe, Strobel (a) und Varianten zu Strobel (b). Dichte Behaarung (a) und Bärte (b) in FamN. Schwarz und Weiß (a) sowie Roth (b) in FamN. Schramme (a) und blind (b) in FamN. Schiller (a) und Scheel, Schill etc. (b) in FamN. FamN zu Ohr (a) und zu Taubheit (b). FamN zu Nase (a) und zu Backe (b). FamN zu Mund (a) und zu Schnabel (b). Linkshänder in FamN: Denk, Lucht(erhand), Lorz, Lurz (a) und Link(e) (b). FamN zu Finger (a) und zu Zehe (b). FamN zu Fuß (a) und zu Gangarten (b). Springende, eilende (a) sowie schwankende und gehbehinderte Menschen (b) in FamN. Schlemmer, Schlecker (a) sowie Prasse, Füller etc. (b) für essfreudige Menschen. Häufig verzehrte Speisen (a) und Vieltrinker (b) in FamN. Früh- und Spätaufsteher (a) und FamN mit Morgen- und Abend- (b). FamN zu stillen (a) und zu redseligen Menschen (b). FamN zu kreischenden, krächzenden (a) und zu stotternden Menschen (b). Süß und Sauer (a), Gut und Böse (b). Biedermann und Wohlgemuth (a) sowie mit Un- negierte Übernamen (b). Klugheit (a) und Aufgewecktheit, Lebhaftigkeit (b) in FamN. Übernamen mit schnell (a) und mit scheu (b). Übernamen mit Freund und Feind (a) sowie Komposita mit -feind (b). Übernamen für streitsüchtige Menschen. Glück (a) und Freude (b) in FamN. Kummer (a) und Sorge (b) in FamN. Sohn (a) und Vater (b) in FamN. König und Kaiser (a) und Varianten von Könning (b) in FamN. Sonntag (a), Montag und Freitag (b) in FamN. Samstag (a) und Morgen, Mittag, Abend (b) in FamN. März (a) und Mai (b) in FamN. Ostern (a), Fastnacht und Kirmes (b) in FamN. Negierte Satznamen mit höherer (a) und mittlerer Frequenz (b). Verb + Präposition auf (a) und aus (b) in FamN. Satznamen mit den Verben hassen und schwingen (a) und mit Eisen als Objekt (b). Adverb + Verb vom Typ Wohlleben (a); Verb + Adverb vom Typ Grathwohl und Adverb + Adverb vom Typ Ballweg (b). Kennzeichnung durch die Zahl sieben (a) und durch Dezimalzahlen (b).

Kapitel 7 Abbildung 348: Abbildung 349: Abbildung 350: Abbildung 351: Abbildung 352: Abbildung 353:

Verbreitung häufiger FamN in Baden-Württemberg (nach Klausmann 2007, K. 23, 66). Sutter vs. Sauter (a) und Schnyder vs. Schneider (b) (nach Kunze 2004, 166). Monophthong vs. Diphthong in FamN mit Eisen- (a). Schreibvarianz in Meyer (b). Schreibung von FamN mit mhd. ei (a) und des FamN Rösch (b). Entrundung von äu, eu zu ei, ai (a). Diphthong üe in FamN (b). Die Diphthonge uo, ue (a) und ui in schwäbischen FamN (b).

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Abbildung 354: Abbildung 355: Abbildung 356: Abbildung 357: Abbildung 358: Abbildung 359: Abbildung 360: Abbildung 361: Abbildung 362: Abbildung 363: Abbildung 364: Abbildung 365: Abbildung 366: Abbildung 367: Abbildung 368: Abbildung 369: Abbildung 370: Abbildung 371: Abbildung 372: Abbildung 373: Abbildung 374: Abbildung 375: Abbildung 376: Abbildung 377: Abbildung 378: Abbildung 379: Abbildung 380: Abbildung 381: Abbildung 382: Abbildung 383: Abbildung 384: Abbildung 385: Abbildung 386: Abbildung 387: Abbildung 388: Abbildung 389: Abbildung 390: Abbildung 391: Abbildung 392: Abbildung 393: Abbildung 394: Abbildung 395: Abbildung 396: Abbildung 397: Abbildung 398: Abbildung 399: Abbildung 400: Abbildung 401: Abbildung 402: Abbildung 403: Abbildung 404:

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Synkope des e in Baur, Mayr (a). Ausfall von n in Heinz (b). Schreibungen des bilabialen Plosivs in Pilger (a) und Rabe (b). Schreibung -p vs. -pp nach m (a) und -pp nach m, l, r (b). Konsonantendopplung nach Diphthong von -ff(-), -tt(-) (a) und von -pp, -gg (b). Schreibung -gg im Auslaut nach Vokal (a, b) und nach n (b). Schreibung -ckh (a) und -z statt -tz (b) in schwäbischen FamN. Diminutive mit -le (a) und Patronyme mit -tsch/-tsche (b). Mit -er suffigierte Berufsnamen (a). Alemannische Patronyme zu Jodokus (b). Patronyme zu Rudolf (a) und Werner (b). Die Patronyme Walz (a) und Berchtold (b) mit Varianten. Herkunftsnamen zu Regionen im Südwesten. Wohnstättennamen mit Bühl (a) und Halde (b). Wohnstättennamen mit Hurst (a) und -loch(er) statt -loh(er) (b). Südalemannische Wohnstättennamen zu Matte (a) und Wasen (b). Alemannische Berufsnamen aus Holzhandwerken (a) und anderen Berufen (b). Alemannische Berufsnamen des Gewürzhändlers (a); oberrheinische Berufsnamen (b). Bäckernamen im Südwesten. Der Berufsname Wiedemann (a) und der Übername Prestele (b). Übernamen für Bauern (a) und für mürrische Menschen (b). Direkte (a) und bildliche Übernamen für beleibte Menschen (b). Verbreitung häufiger FamN in Bayern (nach Klausmann 2009, K. 42, 55). Herkunftsnamen -dörfer vs. -dorfer (a). Schreibung ai in Patronymen aus Konrad (b). Schreibung oi (a) und Kurz- statt Langvokal (b) im Ostoberdeutschen. Synkope von e im Auslaut -el (a). Komposita [Wolf]sberger vs. [Wolf]sperger (b). Schreibung gg in Wohnstättennamen mit Ecke (a). Eintritt von Gleitlaut d in den Auslaut -nl (b). Die ostfränkischen (a) und bairischen (b) Diminutivsuffixe. Diminutivsuffixe -erl, -el, -l (a). Bairisches Berufsnamensuffix -ner (b). Bairisches Wohnstättennamensuffix -ner (a). Familiennamen-Endung -erer (b). Diminutiva zu Ort[win] (a) und bairische Patronyme zu Her[mann] (b). Bayerische Patronyme (a) und (b). FamN nach Herkunft und Wohnstätte zu Leite ‘Abhang’ (a) und zu Bichel ‘Hügel’ (b). Komposita von Ortsnamen (a) und von FamN (b) mit Zweitglied in der Bedeutung ‘Rodung’. Herkunftsnamen zu Orten vom Typ [Parz]ham (a) und Wohnstättennamen ‘am Bach’ (b). Angabe der Lage in Wohnstättennamen (a). Der Zehnt in Berufsnamen (b). Komposita mit -bauer (a) und -huber (b). FamN für Besitzer eines abgabenfreien Hofes (a) und für Bewirtschafter von Kirchengut (b). Bewirtschafter von Viehhöfen (a) und Bewohner von Taglöhner-Häuschen (b). Übernamen für große Menschen mit dem Wort Stange (a) und mit mhd. türse ‘Riese’ (b). Übernamen für essfreudige (a) und für laute Menschen (b). Sammelkarte zu allen Namen auf -ngs (a); einsilbige Namen auf -ngs (b). Severin (a) und Quirin (b) als Vornamen im 20. Jh. Velarisierung bei Wohnstättennamen (a) und die Assimilation von Baumgart zu Bangert (b). Assimilation von intervokalisch -ld- zu -ll- (a) und von -nd- zu -nn- (b). [Thönn]issen vs. [Thönn]essen (a) und Verbreitung genitivischer Patronyme mit -(t)zen (b). Vokallängebezeichnung mit (a) und weitere Längebezeichnungen (b). Ortsnamen auf -broich (a) und Familiennamen mit Broch vs. Broich (b). Kramer, Krämer, Kremer (a) und Krämer, Kraemer, Kremer (b). Umlautschreibung bei Häusler vs. Heuser (a) und Mäurer vs. Meurer (b). Schreibung mit s vs. ß in Typ Häu(s/ß)ler (a); Bräuer vs. Breuer (b). Schmitz vs. Schmitt (a) und unterschiedliche Schreibungen des starken Genitivs (b). Hintz und Kuntz (a) und ck-Schreibung nach Nasal bzw. Liquid (b).

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Abbildung 405: Abbildung 406: Abbildung 407: Abbildung 408: Abbildung 409: Abbildung 410: Abbildung 411: Abbildung 412: Abbildung 413: Abbildung 414: Abbildung 415: Abbildung 416: Abbildung 417: Abbildung 418: Abbildung 419: Abbildung 420: Abbildung 421: Abbildung 422: Abbildung 423: Abbildung 424: Abbildung 425: Abbildung 426: Abbildung 427: Abbildung 428: Abbildung 429: Abbildung 430: Abbildung 431: Abbildung 432: Abbildung 433: Abbildung 434: Abbildung 435: Abbildung 436: Abbildung 437: Abbildung 438: Abbildung 439: Abbildung 440: Abbildung 441: Abbildung 442: Abbildung 443: Abbildung 444: Abbildung 445: Abbildung 446: Abbildung 447: Abbildung 448: Abbildung 449: Abbildung 450: Abbildung 451: Abbildung 452:

Humanistennamen im Genitiv auf -i (a) und auf -y (b). Petry, Pauly, Petri, Pauli in Luxemburg und im angrenzenden Deutschland.18 Diminutivvarianten auf Basis von -g- (a) und Detailkarte zum Westmitteldeutschen (b). FamN auf -burg(er), -heim(er) und -stett(er) (a) sowie -heim/-heimer separat (b). FamN auf -hofen vs. -hofer (a) sowie -hofen vs. -hoven (b). Verbreitung von Schumacher (a); andere Namen auf -macher (b). FamN mit -maker (a) und mit dem Suffix -ling (b). Der FamN Wienand/Weinand (a) und der heutige Vorname Wi(e)nand (b). Der FamN Theobald in Frankreich (a) und in Deutschland (b). Berufsnamen für den Gemüsebauern (a) und den Dachdecker (b). Die Herkunftsnamen Luxemburger (a) und Cleve(r), Kleefisch (b). Wohnstätten- und Herkunftsnamen mit -scheid(t) (a) und Kaule(n), -kaul, Keuler etc. (b). Geiß und Schaf (a) sowie Ochse und Gaul (b). Der Berufsname Schäfer (a) sowie Fleisch(teile) in FamN (b). Klein und Kleen (a) sowie Groß und Klein im Kontrast (b). Jung und Alt (a) sowie Jünger und Elter (b). Kowal vs. Koal (a) und Nowusch vs. Nousch (b). Namen mit Anlautschreibung Zsch- (a) und Tzsch- (b). Namen auf -t(z)sch (a) und auf -t(z)sche (b). Henning vs. Hennig (a) und Pfenning vs. Pfennig (b). Rudolf vs. Rudolph (a) und Christof vs. Christoph (b). Walter vs. Walther (a) und Günter vs. Günther (b). Übernamen mit Adjektiven auf -lich in Deutschland (a) und im Ostmitteldeutschen (b). Wunderlich und Schädlich (a) sowie Übernamen mit Adjektiven auf -sam (b). FamN mit Diminutivsuffix -el (a); Merkel im Vergleich zu anderen Diminutiven (b). FamN auf -schke (a) und Patronyme auf -schke auf Basis von Johannes (b). Patronyme auf -asch (a) und auf -usch (b). Patronyme auf -zold (a); FamN mit dem Auslautschema nach -zold (b). Reanalytische Umformungen zu -holz, -mund, -muth (a) und -hold, -holt, -holz (b). Herkunftsnamen auf -lebe(n), -leb(er) (a) und Ortsnamen auf -leben (b). Herkunftsnamen auf -itz (a) und Ortsnamen auf -itz (b). Herkunftsnamen auf -itzer (a); Grenze zwischen Schellenberg und Schellenberger (b). Die Herkunftsnamen Unger und Hunger (a) sowie Böhme und Böhm (b). Berufsnamen des Schuhmachers: Schumann, Schubert (a) sowie Schuchardt, Schurig (b). Amtsnamen Vogt, Voi(g)t (a) und Richter (b). Kretschmer und Varianten (a) sowie Buder und Saupe (b). Übernamen mit -fuß (a) und mit -bein (b). Verbreitung der niederdeutschen Dialekte (nach Stellmacher 1996). Westniederdeutsch als Reliktgebiet: Rump vs. Rumpf (a) und Strat- vs. Straß- (b). Schröder vs. Schröer (a) und Positivkarte von Schröer (b). Varianten von Schröer (a) und Komposita mit Schrö(d)er-/-schrö(d)er (b). FamN auf -öer, -üer (a) und d-Schwund im Patronym Lüders > Lührs (b). b-Erweichung in Typ Wefer (a) und Typ Schriefer (b). b-Erweichung in Typ Stöver/Stöwer (a) und Evert/Ewert (b). b-Erweichung in Typ Struve (a); Höner als Kontraktion von Hövener (b). Stimmhafte Doppelplosive (a) und Schreibungen mit -ww- (b). Vokalsenkungen bei Kirsten > Kersten > Karsten (a) und nordnd. Formen von Typ Carst- (b). Vornamen im 20. Jh.: Karsten, Kerstin, Kirsten (a) und Christian(e), Kristina (b).

18 Prof. Peter Gilles, Leiter des Projekts „Luxemburgischer Familiennamenatlas“, sei für die Abdruckgenehmigung gedankt.

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Abbildung 453: Abbildung 454: Abbildung 455: Abbildung 456: Abbildung 457: Abbildung 458: Abbildung 459: Abbildung 460: Abbildung 461: Abbildung 462: Abbildung 463: Abbildung 464: Abbildung 465: Abbildung 466: Abbildung 467: Abbildung 468: Abbildung 469: Abbildung 470: Abbildung 471: Abbildung 472: Abbildung 473: Abbildung 474: Abbildung 475: Abbildung 476: Abbildung 477: Abbildung 478: Abbildung 479: Abbildung 480: Abbildung 481: Abbildung 482: Abbildung 483: Abbildung 484: Abbildung 485: Abbildung 486: Abbildung 487: Abbildung 488: Abbildung 489: Abbildung 490: Abbildung 491: Abbildung 492: Abbildung 493: Abbildung 494: Abbildung 495: Abbildung 496: Abbildung 497: Abbildung 498:

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Kasten und Kassen als Formen mit r-Schwund (a); Larsen vs. Lassen (b). u > o-Senkungen bei Storm (a) und -borg (b). u > o-Senkung bei Kort (a) und unterbliebener a-Umlaut bei Wulf (b). Alte Anlautverbindungen: Sm- und Sn- (a) und Dw-, Tw- (b). Schreiblandschaften: Grote vs. Grothe (a) und Frank vs. Franck etc. (b). Diminutivsuffixtypen im Niederdeutschen (a) und der Grenzverlauf zwischen -icke und -ecke (b). Palatalisierte jen- vs. gen-Suffixe (a) und deren Nominative auf -je vs. -ge (b). Patronyme auf -sen (a) und auf -ing (b). Westfälische FamN aus Hofsiedlungen: Große-/Kleine-X (a) und Grot(h)e-/Lütke-X (b). Bindestrich- vs. Zusammenschreibung bei Kleine(-) (a); Typ Schulte-/Schulze-X (b). FamN mit Hüls- in Westfalen (www.mundart-kommission.lwl.org/de/).19 FamN mit Hüls- (a); Amtsbezeichnung Droste(n) (b). FamN mit Brock- (a); mit ost- und westfälischer Diphthongierung zu Brauck (b). Bröker vs. Brücher (a) und Sumpfnamen mit Siek vs. Siep, Sief und Seif (b). Kamp(e) und Genitive (a) sowie Kampmann und Kampmeier nebst assimilierten Formen (b). Die Ableitungen Kamper, Kämper, Kemper (a) und ihre Vorkommen als Komposita (b). Komposita mit Brink- (a) und -brink (b). Kötter und -kötter (a) sowie Komposita mit Kott-, -kotte(n) (b). Kirchendiener (a) und Dorfvorsteher (b). Bauernfeinde (a) und Lämmerhirten (b). Friesische Gutturalpalatalisierung in Jebe, Jibben, Jabben (a) und Edzard(s), Itzenga (b). Kontrahierte Patronyme: Harms, Warns mit e > a (a); Ulpts, Freerks, Reents, Reints (b). Ostfriesische FamN mit Brechungen. Geminierte Patronyme im Genitiv (a) und mit patronymischem Suffix -inga, -enga (b). Patronyme auf -bben (a) und -kken (b). De Vries, Fries und Freese (a) und Freese mit Schreibvarianten (b). Hinrichsen vs. Hinrichs (a) und Ketelsen vs. Ketels (b). Nordfries. hybride Genitive auf -ens (a) und ostfries. Genitiv-Plural-Bildungen auf -ena (b). FamN-Bildungen mit Popp- (a) und FamN auf -inga/-enga (b). FamN auf -sma, -sema, -ema, -ma. Boer als ostfriesische Schreibung (a) und Artikelführung vor Boer und Buhr (b). Visser, Fisser und Vischer als FamN. Hiatusfüllungen: Grage (a) und Pagel (b). ‘Der Raue’: Hiatusfüllung in Ruge (a) und Spirantisierung zu Rauch (b). Ladwig (a) und Schrader (b). Göde vs. Gäde (a) und Kähler (b). Rudolf vs. Rudloff (a) und Rahlf vs. Radloff (b). Auslautschreibungen von Patronymen mit -loff (a) und von Herkunftsnamen mit -dorff (b). Auslautschreibungen bei Wolf(f) (a) und bei Hol(t)z (b). Auslautschreibungen bei Schultz vs. Schulz (a) und Positivkarte zu Schultz (b). Konsonantenballungen bei FamN auf -landt (a) und bei FamN auf -ldt (b). Verbindungen von Plosiv + -cke (a) und Assimilation von Lembke > Lemke (b). Ortsnamen auf -ow (a) und FamN auf -ow (b). Die Herkunftsnamen Westphal(en) (a) und Oldenburg(er) (b). Der Wohnstättenname Waterstradt (a) und der Berufsname Repschläger (b). Berufsübernamen zum Zimmermann (a). Berufsnamen zum Holzspalter (b).

19 Dr. Friedel Helga Roolfs von der Kommission für Mundart- und Namenforschung Westfalens sei für die Abdruckgenehmigung dieser Karte gedankt.

Namenindex Aabenhus 38 Aachmann 38 Aachte 38 Aaddach 38 Aadland 38 Aagesen 38 Aalberg 38 Aalbersberg 38 Aaler 38 Aalfeld 31 Aalfons 38 Aalkopf 38 Aalling 38 Aalmans 38 Aalstede 38 Aamold 38 Aanau 38 Aar 38 Aardeck 38 Aardenburg 38 Aare 38 Aarestrup 38 Aarf 38 Aarsberger 38 Aasheim 38 Abbracciavento 116 Abburg 38 Abderhalden 38 Abderlauben 38 Abecht 38 Abeke 38 Abemhaus 38 Abend 449, 450 Abendrodt 434 Abendroth 432, 434 Abendschein 434 Abendschön 434 Abensohn 38 Abenteuer 38 Äber 38 Aberdar 38 Aberell 38 Aberle 228 Äbersold 38 Abhauser 38 Äbi 38 Abiberg 38 Ablauf 38 Äble 38 Ableger 38

Ableithner 505 Ableitner 505 Abraham 82 Abreute 38 Abricht 38 Absaig 38 Absreuter 38 Abstich 38 Abt 448 Abund 38 Abwald 38 Abzwick 38 Achatz 503 Achaz 503 Achelpöhler 336 Achnitz 452, 453 Achse 399 Achsenmacher 399 Achtmann 458 Achtnich 452 Achtnicht 452 Achtnichts 452 Achtsnicht 452 Achtsnichts 452 Achtsnick 452 Achtstätter 311 Achtziger 459 Achziger 459 Açıkgöz 94 Ad 556 Adalbert 274 Adam 254, 256–258 Adamhuber 510 Adams 30, 254, 256, 258 Adel 556 Adelhard 254 Adloff 619 Adolf 550, 618 Adolph 179, 550 Adomaitis 155 Adomat 155 Adomeit 155 Adorno 114, 119 Aehnlich 552 Aelter 545 Aengenendt 518, 522 Aengeneyndt 518 Aengenheister 354, 519 Aengenheyster 216, 354, 519 Aengenvoort 354, 519, 522

https://doi.org/10.1515/9783110607284-010

Agatz 503 Age 609 Agena 608, 609 Agotz 503 Ähle 270 Ahlensdorf 309 Ahlenstorf 309 Ahlstich 390 Ahnsorge 460 Ahrend 272 Ahrends 272 Ahrendt 272 Ahrenhold 272 Ahrenholz 272 Ahrens 272 Ahrensdorf 309 Ahrenstorf 309 Ahrweiler 318 Aichberger 189 Aichele 270 Aichholz 189 Aichholzer 189 Aichinger 18, 320 Aidlspurger 311 Aigner 511–513 Ajchler 175 Ak 92, 93 Akkaya 94 Alamanos 102 Alamichel 108 Albayrak 95 Albers 254 Albert 74, 274 Alberti 244 Albertoni 116 Alberts 527 Alberty 244 Albrecht 34, 267, 274 Aldejohann 292 Alegre 124 Alex 271 Alfieri 119 Alfschnieder 390 Allgaier 19, 480, 481 Allgäuer 307 Allgayer 481 Allgeier 481 Allgeyer 481 Allgöwer 481 Allweil 318

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Namenindex

Alof 620 Alsleben 559, 560 Alt 444, 544, 545 Altdorfer 308, 493 Alte 545 Altebäumer 215 Alten 545 Altena 608, 609 Altendorfer 493 Altenhofen 534 Altenschmidt 392, 394 Altenwerth 403 Altenwirth 403 Althammer 508 Althans 291 Althaus 19 Althof 349 Althöfer 213 Althoff 226 Altjohann 291, 292 Altmaier 361 Altmann 226, 544 Altmanns 226 Altmayer 361 Altmeier 361 Altmeyer 361 Altpaß 347 Altrichter 562 Altrogge 263, 364 Altroggen 364 Altvater 446 Álvarez 125, 128 Alzheimer 311, 508 am Ende 355 am Orde 355 am Weg 355 am Wege 355 Amantius 115 Amato 121 Ambach 355 Ambacher 355 Amberg 355 Amberge 355 Ambiel 355 Amborn 355 Ambros 271 Ambühl 25 Amedick 25 Ameling 287 Amend 25, 355 Amende 355 Amendt 355 Ametsbichler 506

Amhof 355 Amhoff 355 Amkreutz 355 Amling 287 Amrhein 355 Amstein 355 Amstutz 25 Amtenbrink 596 Amthor 25, 353, 355 Amzehnhoff 355 an der Brügge 356 an der Heiden 356 Anderbrügge 356 Anderfuhr 356 Anderfuhren 356 Andergassen 353, 356 Anderhalden 356 Anderhalten 356 Anderheggen 356, 574 Anderheiden 356 Anderheyden 356 Anderhof 356 Anderhofstadt 356 Anderhub 356 Anderleit 356 Anderlohr 354 Andermahr 356 Andermatt 355, 356 Anders 203, 205–207, 271 Andersch 271 Andersen 207, 606, 607 Andersick 356 Andersons 162 Andersson 207, 242 Anderstiegen 356 Anderwert 356 Anderwerth 356 Andorfer 493, 494 Andörfer 493, 494 Andreas 193, 205, 216 Andreotti 116 Andres 203, 205, 206, 271 Andresen 207, 289, 606 Angelella 115 Angelsdorf 309 Angelstorf 309 Angenend 516 Angenendt 25, 354, 518, 519, 522 Angenheister 519 Angenvoort 354, 519 Angenvoorth 519 Anger 345

Angerer 345 Angermaier 345 Angermann 345 Angermeier 345 Angermüller 345, 369 Angermund 519 Angermünde 519 Angstwurm 450 Anhäuser 524 Anheuser 349, 524 Anhut 152 Anhuth 152 Ankaralı 95 Annamichl 291 Ansorg 444 Ansorge 444, 460 Antenbrink 596 Antepohl 336 Antes 271, 272 Anthes 271, 272 Anthofer 349 Anton 269, 271 Antonschmidt 392 Antpöhler 336 Anzenhofer 211 Appelfeller 345 Appelhans 291 Appenrodt 316 Appenroth 316, 434 Appenzeller 320 Arbeit 153 Arbogast 299, 300 Arconati 119 Arendt 272 Arens 272 Arensdorff 309 Arenstorff 309 Arenz 272 Argast 300 Armbrust 485 Armbrüster 485 Armbruster 485 Arndt 35, 269, 272, 273 Arndts 272 Arnegger 497 Arnhold 272 Arnholdt 272 Arnholz 80, 272 Arnim 18 Arnold 35, 267, 272, 273 Arnolds 272 Arnoldt 272 Arns 272

Namenindex

Arnsdorf 309 Arnstorf 309 Arnz 272 Arocena 123 Arostegui 123 Arroyo 124 Artner 501 Artzt 404 Arweiler 318 Arzt 404 Asam 271, 505 Aschendrup 308 Aschentrup 308 Aschersleben 558 Asenkerschbaumer 215 Ashauer 400, 401 Asheuer 401 Asinari 119 Aslan 96 Asmus 271, 297 Asmuß 297 Asmussen 33, 297 Assauer 401 Assenmacher 195, 399–401, 534 Aßenmacher 399 Assheuer 401 Aßheuer 401 Assmacher 195 Assmann 297 Aßmann 297 Assmus 297 Astemer 532 Athinaios 102 Atzmüller 371 Au 40 Aubarth 270 Auberlin 270 Aude 270 Auerhammer 80, 508 Auernhammer 80, 508 auf dem Brinke 356 auf dem Graben 356 auf dem Kampe 356 auf dem Keller 356 auf der Brücken 356, 357 auf der Heide 356 auf der Heiden 356 auf der Landwehr 356 auf der Springe 356 auf der Stroth 356 Aufberg 358 Aufdembrinke 356 Aufdemkamp 356

Aufdemkampe 356 Aufdenblatten 355 Aufdengarten 356 Aufdenkamp 356 Aufderbeck 356 Aufderheide 348, 356 Aufderhorst 356 Aufderklamm 356 Aufderlandwehr 356 Aufdermauer 353, 355, 356 Aufderstroth 336, 356 Aufenacker 356 Aufenanger 356 Aufenberg 356 Aufenfehn 356 Aufenvenne 356 Auferodt 356 Auferoth 356 Aufmbruch 356 Aufmhof 356 Aufmhoff 356 Aufmkolk 353, 356 Aufmwasser 356 Aufsfeld 358 Augspurger 311 Augstein 81, 271 Augstin 271 August 271 Augustin 81 Aulebäcker 398 Auler 398, 399 Aulmann 398 Aulner 398 Aumiller 229 Aupperle 228 Aurhammer 80 Aurnhammer 508 aus dem Bruch 357 aus dem Moore 357 aus dem Siepen 357 aus der Beek 357 aus der Wiesche 357 aus der Wieschen 357 Ausken 270 Auspurg 311 Austein 271 Austin 271 Auth 270 Ax 40 Axer 400 Axmacher 195 Axnick 452 Axnix 452

Axthammer 80 Ayaş 94 Aydin 98, 99 Baasch 271 Babendererde 326 Babenerd 326 Bach 26, 334 Bachem 532 Bacher 26, 334 Bachert 73 Bachfischer 381, 382 Bachhofer 349 Bachhuber 44, 510 Bächle 247, 249, 334, 476 Bachlechner 42 Bachlehner 42 Bächlein 247 Bachleithner 505 Bachleitner 505, 506 Bächler 334 Bachmaier 361 Bachmann 18, 19, 26, 333 Bachmayer 361 Bachmeier 45, 334, 335, 361 Bachmeyer 361 Bachofer 374 Bach-Opp 40 Backe 424 Backens 608 Bäcker 208, 258, 259 Backes 374, 375 Backhaus 374, 375 Backhus 375 Backofen 374, 375 Bädecker 368 Bädeker 368, 616 Bader 403, 404 Badorf 309 Badorff 309 Badstübner 404 Baedorf 309 Baedorff 309 Baetcke 623 Bagemühl 141, 142 Bähnisch 145 Baier 16 Baierl 499 Baierlein 249, 498 Baimler 228 Bair 468 Bajer 175

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Namenindex

Bakker 130, 132 Balczun 156 Baldischwieler 318 Baldt 622 Balduin 114 Baldzun 80 Ballacchino 122 Ballnus 155 Ballschuh 80, 156 Ballweg 456, 457 Bals 291 Balschun 156 Balthasar 80 Banasch 556 Bancalari 115 Bangert 519, 520 Bankroth 271 Bannasch 556 Bantle 298, 299 Bantleon 298 Bär 125, 132, 175 Barberini 116 Barbieri 117 Bardelmeier-Oberwarenbrock 40 Bardorf 309 Bardorff 309 Barg 575 Barkmann 343 Barlage 312 Barleben 560 Barnsdorf 309 Barnstorf 309 Barschdorf 309 Barschdorff 309 Bärschneider 388 Barsdorf 309 Barstorf 309 Barsuhn 156 Bart 421 Bartel 21, 181, 274 Bartelemy 274 Bartelmäs 274 Bartelmes 273, 274 Bartelmess 274 Bartelmeß 274 Bartelmus 274 Bartels 20, 273, 274 Bartens 258 Barth 35, 421 Barthel 21, 181, 274 Barthelme 273, 274 Barthelmeh 274 Barthelmes 273, 274

Barthelmeß 274 Barthelmess 274 Barthelmey 274 Barthelmie 274 Barthels 20, 273, 274 Bartholmai 274 Bartholme 273, 274 Bartholmes 273, 274 Bartholmeß 274 Bartholomä 273, 274 Bartholomae 274 Bartholomaeus 274 Bartholomai 274 Bartholomäi 274 Bartholomäus 181, 272–274 Bartholomay 274 Bartholome 274 Bartholomei 274 Bartholomes 274 Bartholomy 274 Bartolemy 274 Bartosch 273, 274 Bartsch 273, 274, 547 Barttz 283 Bartuš 145 Bartusch 145, 273, 274, 556 Bartz 273, 274, 283 Bartzsch 273, 274 Basch 271 Basdorf 309 Base 447 Basedow 624, 625 Baselt 557 Basler 18, 320, 322 Bassiner 406 Baßler 322 Bassler 322 Basso 120 Bassüner 406 Bast 271 Bastein 271 Bastian 463 Bastigkeit 81, 156 Bastikaitis 81 Bastorf 309 Batistin 120 Bätz 275 Baudisch 163 Baudouin 114 Baudrexl 397 Baudrexler 397 Bauduin 114

Bauer 34, 72, 240, 261, 358, 360, 463, 468, 496, 510, 606 Bauerdorf 309 Bauerdorff 309 Bäuerle 209, 476 Bäuerlein 498 Bauermeister 598, 599 Bauernfeind 442, 443, 598, 599 Bauernfreund 443 Bauernschmidt 394 Bauernschmitt 391, 392 Bauert 72, 73 Baumanis 162 Baumann 34, 261, 358, 360 Baumer 214, 506 Bäumer 208, 214, 215, 506 Baumert 73 Baumgarden 173 Baumgart 209, 519, 520 Baumgartel 520 Baumgärtel 520 Baumgarten 173, 209, 520 Baumgartl 520 Baumgärtl 520 Baumgartner 209, 342, 520, 524 Baumgärtner 209, 342, 520 Baumhäckel 259, 443 Baumheckel 259 Baumjohann 291, 292 Bäumler 228 Baumm 473 Baumschäfer 380 Baur 468, 469 Bausback 427 Bauschatz 80 Bavendamm 326 Bavendiek 326 Baxpöhler 336 Baya 306, 482 Bayer 16, 17, 175, 307 Bayerl 249, 499 Bayerlein 498 Bayersdorffer 309 Bayha 482 Bayr 468 Bayreuther 507 Bäz 275 Bea 306, 482 Beam 81, 174 Beauvais 109 Beberweil 318 Bechendorf 309

Namenindex

Bechendorff 309 Bechert 73 Bechler 334 Becht 275 Bechthold 480 Bechtloff 619 Bechtold 480 Beck 34, 225–227, 258–260, 334, 373, 488 Becke 373 Beckedorf 309 Beckedorff 309 Beckemeier 334 Beckemeyer 334 Beckendorf 309 Beckendorff 309 Becker 34, 111, 129, 132, 208, 226, 258–260, 358, 373, 488, 606 Becker-Ross-Troeller 32 Beckers 254 Beckersjürgen 294 Beckert 73, 558 Beckh 475 Beckmann 332, 333 Beckmeier 334 Beckmeyer 334 Beddies 287, 288 Bedding 287 Beerbaum 343 Beere 366 Beermann 279 Beernink 287, 288, 584 Beerschneider 388 Beetz 275 Beez 275 Begemann 307 Beha 306, 480–482 Behlendorf 309 Behlendorff 309 Behmann 307 Behnke 279, 285 Behnken 285 Behrend 20 Behrends 20, 606 Behrens 20, 291 Behrent 20 Behringer 320 Behrmann 279 Behrsin 162 Behrsing 162 Beiderlinden 353 Beier 16, 307

Beierdorf 309 Beierdorff 309 Beierlein 498 Beiersdorf 309 Beierstorf 309 Beilhards 526 Beilharz 526 Beilschmidt 392 beim Graben 355 Beimborn 355 Beimbrink 355 Beimdick 355 Beimdieck 355 Beimdiek 355 Beimdieke 355 Beimgraben 355 Beimler 228 Beimstroh 355 Beindressler 397 Beinhäckel 259 Beinhauer 377 Beinl 498 Bekemeier 334, 335 Bekemeyer 334 Beker 175 Bekr 175 Bellhausen 314 Bellinghausen 316 Bellinghoven 316 Bellini 120 Bellotta 121 Bellsdorf 309 Bellstorf 309 Bender 230, 231, 368, 369, 520, 521 Bendit 271 Bendix 271 Benecke 279, 285, 582 Bengs 518, 519 Beninga 609 Benisch 145 Benl 498 Benn 18 Benner 230, 368, 520, 521 Bennewitz 560 Benninghoff 314, 316 Benninghoven 316, 534 Bennink 584 Benseler 289 Bent 338 Benthien 314 Benthin 314 Bentlage 312

655

Bentz 275, 283, 480, 528 Benz 275, 283, 480 Benzler 287 Bér 175 Berardinelli 116 Berbenich 314 Berchthold 480 Berchtold 274, 480 Berck 529, 581 Berenbrinker 28 Berend 269, 621 Berendfüchtenschnieder 40 Berendonck 328, 581 Berendonk 328 Berendt 621 Berens 20 Berg 35, 326, 388, 532, 575 Bergbauer 327 Bergdolt 480 Bergemann 327 Berger 31, 34, 103, 322, 326, 388, 506, 532 Bergermann 327, 347 Berghammer 80, 320, 508 Berghänel 327 Berghauser 493 Berghäuser 349, 493, 524 Berghof 349 Berghofer 211 Bergius 246 Bergjohann 291, 292, 327 Bergmann 35, 103, 322, 326, 327 Bergmeier 327 Bergmoser 44, 338 Bergschmidt 327 Bergschneider 327 Bergsma 609 Bergthold 480 Bergtholdt 480 Bergtold 480 Bergwasser 189 Berkmann 340, 343 Berkthold 480 Berktold 480 Berlage 312 Berlin 314 Berliner 82 Berlingen 320 Berlusconi 116 Bernard 30, 106 Bernardi 279 Bernau 322

656

Namenindex

Bernauer 320, 322 Bernd 269, 291 Berneis 396 Berneisen 396 Berngard 177 Berngardt 176, 177 Bernhard 163, 176, 279, 280, 283, 285 Bernhardi 279 Bernhardt 176, 279, 280 Bernhart 279, 280 Bernhaupt 418 Berning 287, 585 Bernkopf 418 Bernreit 316 Bernreiter 316 Bernreut 316 Bernreuter 316 Bernreuther 507 Bernried 316 Bernrieder 316 Bernwinkler 44 Berschneider 377, 379 Berstecher 379 Bert 275 Bertelmann 286 Bertelsmann 286 Berth 275 Berthold 480 Bertold 258, 274, 480 Bertsch 476, 477, 547 Bertsche 283, 476, 477, 547 Bertschi 477 Bertschin 477 Bertz 275 Berz 275 Berzin 162 Berzins 162 Bērziņš 161 Beschoren 239 Beschorn 239 Beschorner 239 Besold 557 Bestvater 446 Betcke 623 Betsch 477 Betsche 477 Bettenbühl 482 Bettscheider 539 Betz 275, 475 Betzbichler 506 Betzold 556 Beumer 208, 214, 215, 506

Beumers 215 Beutelsbacher 470 Beutelspacher 470 Beutenmüller 371 Beuttenmüller 371, 472 Beuttler 472 Bévercé 111 Bevilacqua 121 Beyaz 93 Beyer 16, 35, 307 Beyerle 249, 476 Beyerlein 498 Beyreuther 507 Bez 275, 475 Bezembinder 230 Bezold 556 Bianchi 98, 116–118, 121 Bianco 116 Bichel 505 Bichl 505 Bichler 198, 229, 506 Bichlmaier 198 Bichlmeier 198 Bicknese 424, 427 Bieder 439 Biederbeck 25 Biederbick 25 Biedermann 438, 439 Biehler 198, 327, 482 Bieler 198, 327, 482 Biene 163 Bieneck 163 Bienhüls 590 Bier 366 Bieräugel 366, 424 Bierbaum 343 Bierbrauer 366 Bierfischer 381 Bierfreund 366, 443, 599 Biergans 366 Bierhals 366 Bierkoch 366 Biermacher 366 Biermaier 366 Biermann 366, 367, 402, 564 Biermanns 366 Biermayer 366 Biermeier 366 Biermeyer 366 Biersack 366 Bierschenk 259, 366 Bierschwale 366 Bierwagen 366

Bierwerth 366 Bierwirt 366 Bierwirth 366, 403 Bierwisch 345, 381 Biese 338 Biesenbinder 230 Bihler 482 Biittner 172 Bildt 622 Biler 482 Bilger 469 Bilgeri 469 Bilgery 469 Bilgram 469 Billeb 560 Billep 271 Bilskämper 593 Bilskemper 593 Bimbös 324, 438 Bimböse 324, 438 Binckebanck 581 Binder 230, 231, 368, 485, 521 Bingener 320 Bings 518, 519 Binneböse 324, 438 Binnenböse 324, 438 Binnenbruck 326 Binnenbrücker 326 Binnentreu 324 Binner 230, 368 Binse 338 Binswanger 330 Birck 529 Birkemann 343 Birkenkämper 593 Birkenkemper 593 Birkenmaier 361 Birker 342, 343 Birkle 230 Birkner 342, 343 Birnbaum 174, 343 Bischof 448 Bischoff 448 Bischopinck 582 Bißwurm 450 Bisswurm 450 Biswurm 450 Bitter 437 Bitterbier 366 Bitterlich 437, 441, 552, 553 Bittermann 437 Bittl 486 Bittner 229, 368

Namenindex

Biverze 111 Biverzi 111 Biwersi 111 Bjeniš 145 Blanc 109, 111 Blanck 198, 529, 581 Blancke 198 Blank 197, 198, 496 Blanke 198 Blankenburg 198, 532 Blankenhorn 198 Blankenstein 198 Blaschke 250, 251 Bläsi 298, 299 Bläsing 298 Blasius 296, 298, 299 Blaszellner 320 Blatt 396 Blattgerste 364 Blattner 396 Blaurock 389 Blechschmidt 391–393 Bleibinhaus 459 Bleibtreu 459 Blesing 298 Blessing 298, 299 Blickenzellner 320 Bliefernich 452 Bliefernicht 452, 453 Blind 425 Blinde 425 Blinder 424 Blindert 424, 425 Blindzellner 320, 501 Blings 519 Blinn 424, 425 Blinne 424, 425 Block 413, 414 Blöck 414 Block 414 Blocks 414 Bloeck 414 Bloecks 414 Blomenkämper 593 Blomenkemper 593 Blondin 107 Blumenstengel 353 Blumenstiel 353 Blumenstingl 353 Blumstengel 353 Bobzien 314 Bobzin 314 Bocholt 340

Bochskanl 498 Bock 35 Böck 225–227, 259, 488 Böckenhaupt 418 Bockenmüller 371 Böckh 475 Bockholt 341 Bockius 245 Bockmüller 371 Bockskopf 418 Bockslaff 141, 142 Bockwinkel 44 Böddeker 570 Bodden 603 Bode 36 Bödecker 368 Bödeker 368, 570 Bodenbender 230 Bodenbenner 230 Bodenbinder 230 Bodendieck 333 Bodendiek 333 Bodendorfer 493 Bodendörfer 493 Bodewein 114 Bodewin 114 Boeckh 475 Boehler 482 Bo-Ehm 40 Boensch 25 Boer 612 Boerma 609 Boersma 609 Boesehans 438 Bögelsack 386, 387 Bogena 609 Bogenrieder 508 Böger 211 Bogner 211, 485 Böhler 327, 482 Böhm 34, 81, 174, 306, 561, 562 Böhme 306, 480, 482, 561, 562 Böhmen 562 Böhmer 562 Böhmermann 562 Bohnenkämper 593 Bohnenkemper 593 Bohnenschäfer 380 Bohnenstengel 411 Bohnenstingl 411 Bohnes 271 Bohnsack 386 Bohnstengel 411

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Bohnstingl 411 Böhringer 320 Boie 258 Boileau 109 Boilevin 109 Boisvin 109 Boivin 109 Böker 570 Bolinius 245, 613 Bollendonk 328 Bollhöfener 571 Bollhöner 571, 573 Bondarčuk 149 Bones 271 Bonfini 120 Bongard 30, 520 Bongards 30, 520 Bongardt 30, 342, 520 Bongardts 30 Bongardtz 520 Bongart 342 Bongartz 30, 253, 342, 520, 527 Bongarz 30 Bongert 342, 520 Bongertmann 520 Bongs 519 Bonifaz 271 Bonnermann 25 Bonnet 112 Bonnett 112 Bonnmann 24, 25 Bonsch 25 Bönsch 25 Boom 134 Boomgaarden 520 Boomgarden 520 Boor 612 Borchardt 300 Borchers 254, 300 Borchert 300 Borck 581 Borg 379, 577 Börger 232, 577 Borghese 120 Borghesi 120 Borghoff 349 Borkenhagen 312 Born 203, 207, 577 Bornemann 203 Börner 577 Bornewasser 189 Börngen 203 Borngräber 203

658

Namenindex

Börries 287 Börschig 488 Börsig 383, 488 Borstelmann 25 Bös 28, 437 Bosch 134 Bösch 342 Bosch 342 Bösche 342 Boschi 120 Böse 28, 437 Bösehans 291, 438 Bösewetter 438 Böshaar 420 Böshans 291, 438 Bösherz 438 Bösl 249, 437 Bosma 609, 610 Bosselmann 24, 25 Bößhaar 420 Bößwetter 438 Bostelmann 25 Böswetter 438 Böswirth 403 Böttcher 35, 368 Bouffier 105 Boulanger 109, 111 Bouma 609 Bovenderd 326 Bovenkerk 324–326 Boventer 326 Boxleithner 505 Boxleitner 505 Boyens 258, 608 Boysen 606 Braaksma 609, 611 Brabants 253 Bracht 274, 275 Brackrogge 364 Bradhering 383 Brancaccio 116 Brandenburg 532 Brandenburger 532 Brandhofer 349 Brandhorst 344 Brandhuber 510, 511 Brandl 252, 499 Brändle 477 Brändlin 252 Brandstädter 311 Brandstaedter 311 Brandstätter 311, 532 Brandstetter 311, 532

Brandt 34, 267 Brangs 518, 519 Braren 608 Brass 432 Brasse 432 Brathäring 383 Brathering 383 Bräu 366, 526 Brauck 523, 591 Bräucker 592 Brauckhoff 592 Brauckmann 41, 592 Brauckmüller 592 Brauckschulze 592 Brauer 214, 366, 526 Bräuer 208, 214, 366, 524, 526 Bräuker 592 Braukhoff 592 Braukmann 41, 592 Braukmeier 592 Braukmüller 592 Brauksiepe 592 Braumüller 371 Braun 34, 221, 408, 606, 607 Braunbarth 422 Braunbeck 373, 375 Braunert 73 Bräunig 222 Bräuniger 222 Bräuning 222, 223 Bräuninger 222 Braunleder 384 Bräunlich 552, 553 Braunmiller 229 Braunschädel 418 Braunschuh 387 Bräutigam 447 Brecht 18, 275 Bredebeck 508 Bredenbrücher 592 Bredendiek 333 Brehl 345 Brehmen 25 Brehmer 25, 322 Breidenich 314 Breidohr 424 Breil 345 Breitbart 421 Breitbarth 422 Breitenbrücher 592 Breitenfellner 501 Breithaupt 418, 419 Breitkopf 418, 419

Breitmoser 338, 505 Breitschädel 417–419 Breitschopf 421 Breitschuh 385 Breitsprecher 436 Breitweg 349 Brell 515 Bremen 25, 322 Bremer 25, 322 Bremermann 24, 25, 322 Brendel 252, 554 Brenker 289 Brenneis 396, 457 Brenneisen 395, 396, 454, 457 Brenscheidt 539 Brentano 114, 119 Brentanos 119 Brestel 489 Breu 366, 526 Breucker 591, 592 Breucking 592 Breuer 208, 366, 367, 524, 526 Breuker 592 Breuking 592 Breul 345 Breuninger 222 Breutigam 447 Briel 345 Brinck 26 Brincke 26 Brincker 26 Brinckman 26 Brinckmann 26 Bringezu 459 Bringmann 26 Brings 517 Brink 26, 27, 327, 595 Brinkamp 596 Brinkämper 596 Brinkbäumer 215 Brinke 26 Brinkema 596, 609 Brinkemöller 232 Brinkemper 596 Brinker 26, 27, 595 Brinkgerd 596 Brinkhaus 595 Brinkhoff 595 Brinkjans 596 Brinkjost 596 Brinkkötter 596 Brinkman 26 Brinkmann 26, 27, 327, 595

Namenindex

Brinkmeier 595 Brinkmöller 596 Brinkord 596 Brinkrolf 596 Brinkschmidt 392, 394, 596 Brinkschneider 596 Brinkschröder 596 Brinkschulte 595, 596 Brinktriene 596 Brinktrine 596 Britsch 490 Britschgi 490 Broch 18, 523, 524 Brocher 524 Brochtrop 524 Brochtrup 524 Brock 505, 523, 590, 591 Brockhaus 214, 590, 591 Brockkötter 596 Brockmann 41, 505, 590, 592 Brockmanns 253 Brockmayer 361 Brockmeier 361, 592 Brockmeyer 361, 592 Brockmöller 592 Brockmüller 592 Brocks 590 Brockschmidt 392, 394, 592 Brockschnieder 390 Brocksieper 592 Brodbeck 259, 373, 374, 488 Brodbek 488 Broder 608 Brodersen 606 Brodesser 432, 433 Brodführer 401 Brodmüller 371 Brodwurm 450 Bröer 570 Broghammer 508 Broglio 119 Bröhl 345 Broich 522–524 Broicher 524 Broichgans 524 Broichhagen 524 Broichhaus 524 Broichhausen 524 Broichmann 524 Bröker 348, 591, 592 Brökermann 348 Brokmann 41, 348, 592 Bröll 515

Bromüller 371 Brooks 590 Brose 271 Brosi 271 Brosig 271 Broszak 80 Broszat 157 Brotsack 80 Brown 39 Brox 590 Brozat 157 Brozatis 157 Brozatus 157 Bruch 523 Brücher 591, 592 Bruchhäuser 524 Bruck 523 Brucker 214 Brücker 214 Bruckner 213, 214, 493 Brückner 213, 214, 493 Bruder 446 Brüderl 446 Brüderle 446 Brüdigam 447 Brugg 475 Brüggendieck 333 Brüggenwirth 403 Brugger 475 Brügma 609 Brühl 345 Bruhn 20 Bruhns 20 Brun 20 Brungs 517–519 Bruni 116 Brünig 287, 288 Bruning 222 Brüning 222, 223, 249, 287, 288, 584, 585 Bruninger 222 Brüninghaus 314 Brüninghoff 314, 316 Brünings 222, 287, 288, 517 Brünink 287, 288, 584 Brunn 203, 207 Brunnbauer 203 Brunne 203 Brunnen 577 Brunnengräber 203 Brunner 203, 506 Brunngräber 203 Brunnhuber 510

Bruno 116, 117, 121 Bruns 20, 221, 222 Brütsch 490 Brutsche 490 Brutscher 426, 489, 490 Brutschi 490 Brutschin 490 Bscheid 239 Bscheider 239 Bscheidl 239 Bscher 239 Bscherer 239 Bschlagengaul 239 Bschlangaul 239 Bschor 239 Bschorer 239 Bschorn 239 Bschorner 239 Bschorr 239 Bubel 499 Bubeleber 560 Buberl 499, 500 Bubl 499 Bublitz 560 Buchbender 230 Buchbinder 230 Buchczak 80 Büchel 499 Bücherl 499, 500 Buchheim 320, 532, 533 Buchholz 80, 340 Buch]heimer 320 Büchl 499 Büchler 198 Buchmiller 229 Buchner 213, 214, 342 Büchner 213, 214, 342 Buchschatz 80 Büchsenschütz 196, 197 Buchwinkel 45 Buchwinkler 44, 45 Buckow 625 Buczak 80 Budack 564 Budak 564 Budár 564 Budde 573, 574 Buddenbaum 326 Buddenberg 326 Buddenbohm 326 Buddenbrock 326, 505 Buddendick 326 Buddendieck 326, 333

659

660

Namenindex

Buddendiek 326 Buddenhagen 326 Buddenkotte 326 Buddenkuhl 326 Buddensieck 326 Buddensieg 326 Buddensiek 326 Büdenbender 230 Buder 351, 564 Büder 351 Buehler 482 Buelau 625 Buelow 625 Buer 358, 612 Bugenhagen 311 Bühler 197, 198, 229, 326, 327, 482, 506 Bühlow 81, 174, 625 Buhmann 358 Buhr 358, 611, 612 Buhrow 625 Bülau 625 Bülck 581 Büld 328 Buldmann 328 Buldt 622 Büldt 328, 622 Buldtmann 328 Bullerdieck 333 Bülo 625 Bülow 624, 625 Bult 328, 329 Bült 328, 329 Bültbrune 328 Bülte 328 Bültemann 328 Bültemeier 328 Bultemeyer 328 Bültemeyer 328 Bültena 328, 609 Bülter 328 Bültermann 328 Bülters 328 Bültgerds 328 Bulthaup 328 Bulthaupt 328 Bülthoff 328 Bülthuis 328 Bültjer 328 Bültjes 328 Bultmann 328, 329 Bültmann 328, 329 Bultschnieder 328

Bumann 358 Bundschuh 385, 386 Bungardt 342 Bungart 342, 520 Bungartz 520, 526, 527 Bungert 342, 520 Buntrock 389 Bünzli 252 Bur 612 Burck 529 Bürck 529 Burck 581 Burckard 38 Burfeind 442, 443, 598, 599 Burg 577 Burger 213, 214, 493 Bürger 208, 213, 214, 232, 493 Burghard 37, 300 Burghardt 37 Burgschweiger 513 Burgwinkel 44 Burk 252 Burkard 38, 300, 301 Burkardt 37 Burkart 38 Burkarth 38 Burkhard 38, 252, 267, 300 Burkhardt 37, 300 Burkhart 300 Bürkle 230 Bürkli 252 Bürklin 252 Burmeister 598, 599 Burmester 562, 598, 599 Burns 174 Burow 625 Burrichter 564 Burtsch 477 Burtsche 477 Burtscher 477 Burtschi 477 Burtschin 477 Busch 18, 35, 197, 322, 342 Büschgens 249, 532 Buschkämper 593 Buschkemper 593 Buschkönig 447 Buschkotte 597 Büschleb 560 Buschsieper 592 Buslay 539 Buslei 539 Busley 539

Büssemaker 535 Büssenschütt 197 Büssenschütz 196 Busskönning 447 Bußkönning 447 Bußmann 286 Bussmann 286 Butenberg 326 Butendeich 326 Butenhof 326 Butenhoff 326 Butenholz 326 Butenop 326 Butenschön 324–326 Butenuth 326 Butenweg 326 Butkevicius 159 Butsch 477 Butsche 477 Butscher 477 Butschler 477 Büttel 258, 259, 396, 443, 486 Büttenbender 230 Büttenbinder 230 Buttenbruch 326 Buttenbruck 326 Buttenschön 326 Butterbrodt 374 Büttgen 250 Buttgereit 155, 156 Butti 119 Büttner 172, 229, 368 Butz 475 Buur 358 Büürma 609, 610 Buz 475 Cabrero 124 Cahn 82 Calvo 124 Camper 593 Canisius 240, 243 Cankurt 96 Caravaggio 121 Carbe 270 Carl 178, 180, 181 Carpenter 174 Carpentiere 115 Carpentieri 116 Carpintero 124 Carsten 575 Carstens 575

Namenindex

Carstensen 207, 208, 575, 584, 585, 606, 607 Cartarius 277 Caruso 117, 120, 121 Casado 124 Cashdollar 174 Casiraghi 121 Casselmann 24, 25 Cassen 576 Cassens 576 Casten 576 Castens 576 Castritius 379 Cattarius 277 Cavoli 116 Çavuşoğlu 92 Cecchetti 121 Ce l ik 98 Çelik 90, 97 Çeliksoy 96 Černý 175 Cerwinski 164 Cesarius 115 Cezanne 105 Chang 39 Charlier 106 Chasseur 109 Chemnitz 561 Chemnitzer 561 Chen 39 Chevalier 109, 112 Chmelíček 145 Chmelík 145 Choisi 105 Christ 207, 208, 574 Christen 207 Christensen 207, 208 Christfreund 443, 599 Christian 207 Christians 207 Christiansen 82, 207, 208, 584, 585, 606, 607 Christmann 207, 286 Christof 550 Christoph 178, 271, 549, 550 Christophliemke 291 Christtaller 495 Christthaller 495 Chrysomallis 103 Ciampi 121 Çiçek 96 Çiftçi 94 Cígler 175

Ciniglio 121 Cirk 608 Cirksena 608 Claahsen 193 Claasen 23, 289 Claassen 23 Claaßen 22, 23, 193, 279 Claessen 131 Clahsen 193 Claromontanus 240 Clas 292 Clasen 22 Classen 23, 280 Claßen 22, 23, 181, 193, 279, 280 Clausen 22, 181, 278, 606 Clausjohannes 292 Clausnitzer 560, 561 Claußen 22 Claussen 22 Claußnitzer 561 Claussnitzer 561 Clees 279 Cleve 539, 540 Clever 539, 540 Clevermann 539 Clevers 539 Cleves 539 Clewemann 539 Clignet 111 Cock 256 Coenen 22, 523 Cohn 82 Cohnen 523 Cohrs 570 Coşkun 96 Colditz 560 Colin 107 Collin 107, 112 Colombo 98, 116–118, 121 Cölsch 25 Commander 241 Conen 523 Conrad 178, 180, 181 Conradi 244 Conradus 181 Conrady 244 Conti 117, 121 Contzen 521, 522 Conzelmann 286 Conzen 521, 522 Cook 174 Coontz 172

Cord 269, 292 Cordalis 100 Cordes 570 Cordier 111 Cornel 271 Cornelissen 521 Corsini 120 Corvinus 240 Cosson 108 Costa 100, 116, 117, 121, 127 Cox 255, 256 Craemer 211 Cramer 210 Crämer 210, 211 Creager 172 Cremer 210, 211 Cremerius 211 Creyaufmüller 371 Criscuolo 121 Crumfinger 428 Cruse 171 Crusen 171 Cucchiara 122 Cuntz 528 Custard 174 Czach 547 Czekalla 149 Cziesche 547 Czoch 547 Da Milano 116 Dąbrowski 75 D’Abruzzo 116 Dahl 201 Dahlborn 201 Dahlbruch 201 Dahlbrügge 201 Dahldorf 201 Dahlheim 201 Dahlkamp 201 Dahlke 167–169, 623 Dahlmann 201 Dahlmanns 29 Dahlmeier 330 Dahlmeyer 330 Dahm 254, 256, 257 Dahme 20 Dahmen 22, 253, 254, 256 Dahms 256 Dal 200, 201, 330 Dal Monte 116 Dalí 122

661

662

Namenindex

Dallmaier 330 Dallmair 330 Dallmayer 330 Dallmayr 330 Dallmeier 330 Dallmeir 330 Dallmeyer 330 Dallmeyr 330, 468 Dallmöller 330 Damaschke 165 Dambor 406 Dame 447 Damilano 116 Daniel 20 Danielis 20 Dankesreiter 507 Danksagmüller 369 Dankwart 469 Dann 342 Danne 342 Dannen 342 Danner 342 Dannhäuser 524 D’Antonio 116 Danzeisen 454 Darge 152 Dargel 152 Däschler 199 Daschner 197, 199, 387 Däschner 199 Daub 424, 426 Daube 424, 426 Dauben 426 Daubenspeck 424 Daubertshäuser 215 Däubler 201 Daubmann 424 Daubmeier 424 Daubner 199–201 Däubner 201 Daubner 201 Daumen 428 Dausendschön 458 De Backer 133 de Bakker 129, 132 de Beer 132 De Boer 130, 133 de Boer 28, 132, 358 De Bruijn 133 De Bruijne 133 De Bruyn 133 De Bruyne 133 de Bruyn 132

de Buhr 28, 133 De Castello 116 De Diego 124 de Freese 132 de Fries 132 de Graaf 132 De Groot 130 de Groot 132 de Haan 132, 133 de Haas 132, 133 De Jong 129, 133 de Jong 132, 134 de Jonge 132 De Kramer 28 de Lange 132 De Luca 117 De Martinis 116 de Martino 116 De Napoli 116 De Rossi 115 De’ Rossi 115 De Smet 28, 133 de Visser 613 de Voss 133 De Vries 131–133, 303 de Vries 131, 132, 303, 604, 605 De Wal 133 de Wall 133 De Wit 133 de Witt 133 Debacker 133 Debes 274 Debis 274 Deboer 358 Debus 271–273 Debusmann 272 Deckena 609 Decker 177 Deckert 73 Dederer 436 Degeorge 108 Degreif 133, 134 Dehmel 201, 277, 515 Dehml 515 Dehnbostel 312 Dei Rossi 115 Deibler 201 Deichmann 332, 333 Deichmeier 333 Deichmeyer 333 Deininger 320 Deipenbrock 592 Dejung 133, 134

Deke 609 Dekena 609 Dekker 177 Dekkinga 603 Del Giudice 116 Del Rosso 115 Delafontaine 109 Delaunay 110 Delignac 109 Della Rossa 115 Dellekönig 447 Dellinghaus 314 Delpuech 107 Demel 201, 515 Demir 97, 98 Demirtzis 103 Deml 515 Demleithner 505 Demleitner 505 Demler 515 Demmel 201, 432, 514, 515 Demmer 432, 433, 515 Demmler 515 Dempf 515 Dempfle 515 Dengg 473 Dengs 518, 519 Denis 106 Denk 29, 428, 429, 473 Dennemarck 581 Denner 340, 342 Denver 174 Denzer 430 Depardieu 109 Depenbrock 592 Depeweg 349 Depperschmidt 391 Derik 256 Deringer 304 Derix 256 Derr 414, 415 Derrix 256 Deschampes 110 Deschler 199 Deschner 199 Desmet 133 Dethlof 620 Dethloff 619 Detlof 620 Detloff 619 Dettlof 620 Dettloff 619 Deubler 201

Namenindex

Deubner 201 Deuster 266 Deutelmoser 505 Deutsch 302 Deutschenbaur 468 Deutschendorf 174 Deutscher 302 Deutschmann 302 Deutzmann 19, 24, 25 Dewes 274 Di Antonio 116 Di Capri 116 Dick 411 Dicke 411 Dickhans 333 Dickhaus 333 Dickhoff 333 Dickmann 332, 333, 592 Dickop 412 Dickopf 412, 418 Dickopp 412, 418 Dicks 271 Didden 603 Diddens 258 Didrigkeit 81, 157 Didrikaitis 81 Dieck 592 Dieckhans 333 Dieckhaus 333 Dieckhoff 333 Dieckhöner 573 Dieckmann 332, 333 Dieckmeyer 333 Diedenhofen 534 Diederichsen 290 Diedrichsen 290 Diedrigkeit 81, 157 Diego 124 Diéguez 124 Diek 592 Diekgräf 332 Diekhans 333 Diekhaus 333 Diekhoff 333 Diekhöner 571, 573 Diekmann 333 Diekmeyer 333 Diekwisch 345 Diel 68 Dierkschnieder 390 Diersch 515 Diestelhorst 344 Diestelkämper 593

Diestelkemper 593 Diester 266 Diesterheft 266 Diesterweg 266 Diet 250, 258 Dietermann 286 Dietmann 286 Dietrich 34, 250, 256, 258, 267, 286, 466, 477 Dietsch 477, 547 Dietsche 283, 476, 477, 547 Dietschi 477 Dietschin 477 Dietz 129, 283, 475 Dietzen 522 Dietzmann 286 Dietzsch 547 Dievenich 314 Díez 129 Diez 129, 475 Dijkema 609 Dijkstra 132, 136 Dijon 109 Dilger 19, 277, 477 Dillenborger 311 Dimitrakos 102 Dimitriadis 102, 104 Dimitrievski 150 Dimpfl 432, 514, 515 Dingenis 271 Dinges 271, 272 Dings 518, 519 Dinkel 364 Dinkelmann 364 Dinkler 364 Dins 271 Dinse 271 Dinter 501 Dinther 501 Dintner 500, 501 Dirk 291 Dirks 606 Dirkvormfelde 291 Dirmhirn 419, 420 Dirnhirn 420 Dirr 414, 415 Dirsch 515 Dirschädel 418 Dirschedl 419 Dirschel 499, 500 Dirscherl 499, 500, 514, 515 Dirschl 499, 500, 513, 515 Discher 261

Dischler 261 Dischner 261 Dissen 220 Distelkämper 593 Dister 266 Disterheft 266 Disterweg 266 Ditsch 477 Ditsche 477 Ditscheid 539 Dittes 271 Dittlof 620 Dittmann 286 Dix 271 Dobberphul 336 Dobler 330, 506 Dochtermann 447 Dockter 404 Docter 404 Doctor 404 Doderer 18, 436 Doehring 304 Doepner 201 Doering 304 Doersch 515 Doerschel 515 Dohm 277 Döhmel 201 Dohmen 22, 201 Dohms 201 Döhring 304 Dokter 404 Doktor 404 Doleschal 147 Doleschall 148 Doležal 146 Dolf 269 Dölf 418 Dolleschall 148 Dollweber 388 Dolpp 470 Domas 201 Dombrink 28 Dombrovskis 161 Domen 201 Dömer 515 Domes 201 Domínguez 127 Dominick 271 Dommermuth 438 Dommes 201 Domnick 271 Domogalla 149

663

664

Namenindex

Donat 300 Donath 299, 300 Donhauser 349 Donix 452 Donk 328 Döpfer 201 Döpfner 201 Döppenbecker 399 Döpper 200, 201, 399 Döppner 201 Dorfer 493, 494 Dörfer 493, 494 Dorfner 493, 501, 502 Dörfner 493 Dörge 304 Dörger 304 Dörges 304 Döring 304 Döringer 304 Dornbusch 342 Dornhöfer 349 Dornseifer 591 Dornseiff 334 Dornsiepen 592 Dörr 232, 414, 415 Dörries 288, 304 Dorsch 514, 515 Dörsch 515 Dörschel 515 Dorschel 515 Dove 424, 426 Dowe 424, 426 Drach 353 Drache 353 Drachsel 397 Drachsler 397 Dräger 199 Draheim 532 Drahtschmidt 392, 393 Drake 353 Draken 353 Draxel 397 Dräxl 397 Draxler 397 Dräxler 397 Drechsel 259, 260, 396, 397 Drechsler 195, 196, 199, 259, 260, 396, 397 Drees 271 Dreher 195, 199, 259, 397, 485 Drehkopf 418 Drehsen 193 Dreibrodt 374, 458

Dreidoppel 458 Dreier 485 Dreifürst 458 Dreifus 458 Dreifuss 458 Dreifuß 458 Dreihäupl 458 Dreihaupt 458 Dreihaus 458 Dreiheller 458 Dreihues 458 Dreihus 458 Dreikopf 458 Dreikorn 364, 458 Dreimann 458 Dreimüller 458 Dreiner 278 Dreis 291 Dreiseidel 499 Dreiseidl 499 Dreiseitel 458 Dreiseitl 458 Dreissig 459 Dreißig 459 Dreissigacker 458 Dreißigacker 458 Dreissiger 459 Dreißiger 459 Dreiwurst 377, 458 Drenker 432, 433 Dres 291 Drescher 362 Dresel 259 Dresler 259 Dressel 259, 397 Dreßel 397 Dreßen 193 Dressler 195, 259, 396, 397 Dreßler 195, 196, 397 Drevermann 24, 25 Drewermann 25 Drewes 271 Drexel 397 Drexl 259, 397 Drexler 195, 196, 259, 396, 397 Dreyer 195, 259, 396, 397, 485 Dreyhaupt 418 Driendl 278 Drings 519 Drinkgern 456 Drinkuth 454 Droberg 163 Drockenmüller 371

Dröge 414, 415 Drögemöller 414 Drögemüller 371, 414 Dröscher 362 Droste 18, 589, 590 Drosten 589, 590 Drozdzinski 163 Druckmüller 371 Duč 302 Duča 302 Dubois 30, 106, 109–111 Dudenbostel 312 Dufour 109, 110 Duhamel 109 Dühring 304 Duizendstra 136 Dujardin 109 Dučk 302 Dullenkopf 418 Düllmann 24, 25 Dullweber 388 Dumas 110 Dümiche 249 Dümichen 249 Dummernix 452 Dumong 112 Dumont 106, 107, 110, 112 Dümont 112 Dungs 519 Dünnebacke 427 Dünnebeil 626, 627 Dünnebier 366, 367 Dünnleder 384 Dünnweber 387 Dučo 302 Dupong 112 Dupont 106, 110, 112 Düppen 398, 399 Düppenbecker 398, 399 Düpper 398 Dupré 112 Düpre 112 Dupuy 110 Durand 30, 106 Durchdenwald 358 Durchdewald 358 During 304 Düring 304 Düringer 304 Dürkop 186, 187 Dürr 232, 414, 415 Dürrkopf 187 Dürrleder 384

Namenindex

Dürrschmidt 392, 393 Dürrschnabel 426 Dürrwang 330 Dürrwanger 330 Duschl 514, 515 Düster 265, 266 Düsterdiek 332, 333 Düsterhöft 266 Düsterhus 266 Düsterwald 263, 266 Dutschke 302 Dutschmann 302 Dützmann 25 Duval 110 Duymelinck 581 Dwars 580 Dwehus 580 Dwelck 580 Dwelk 580 Dwenger 579, 580 Dwersteg 580 Dwilling 446, 580 Dwinger 580 Dykstra 136, 599 Ebben 604 Ebbenga 603 Ebbinghaus 314 Ebeling 81 Eber 251, 252 Eberhard 81, 252, 254, 255, 279 Eberhardt 279 Eberhart 279 Eberius 245 Eberl 252, 492, 499, 500 Eberle 41, 251, 252, 285, 476 Eberlein 251, 252, 285, 492, 498 Ebers 254 Ebert 72, 571 Ebertshäuser 215 Ech 270 Echerer 270 Echle 270 Eck 270 Eckel 270 Eckenweber 388 Ecker 497 Eckers 270 Eckert 35, 72, 270 Eckes 270 Eckhoff 349 Eckloff 619

Eddelbüttel 312 Eden 606, 607 Eder 26, 27, 505 Ederer 26 Edzard 600, 601 Edzards 600, 601 Edzart 270 Eekstra 137 Egede 271 Egel 270 Egelhof 349 Egelseder 505 Egg 473 Egge 609 Eggebrecht 270 Eggen 603 Egger 473, 497 Eggerer 270 Eggers 254 Egginger 270 Eggly 270 Egid 271 Egide 296 Egidi 296 Egidius 296 Egidy 296 Egiedius 296 Egle 270 Egli 476 Egloff 619 Eglseder 351 Egts 270 Eh 40 Ehbets 270 Eherdt 270 Ehlers 254 Ehlgen 270 Ehrentaller 495 Ehrenthaller 495 Ehrlich 441, 552, 553 Ehrlicher 552 Ehrlichmann 552 Ehrsam 552–554 Eiben 606 Eiber 270 Eibl 499 Eich 18, 189 Eichacker 189 Eichberger 189 Eichendorff 18 Eichenrode 316 Eichert 270 Eichfeld 189

665

Eichhammer 80, 189 Eichhöfer 189 Eichhofer 189 Eichholz 189 Eichhorst 344 Eichinger 320 Eichler 175 Eichmann 189, 190, 342 Eichmüller 189 Eichstädt 311, 532 Eick 189 Eicke 270 Eickelpasch 347 Eickhoff 189, 349 Eickholt 189 Eickhölte 189 Eickhorst 189 Eickmann 189, 190, 342 Eickmeier 189 Eickmeyer 189 Eickried 189 Eickriede 336 Eidam 447 Eiden 447 Eierschmalz 432, 433 Eifel 307 Eiffler 307 Eifler 307 Eigels 270 Eigenbrod 374 Eigenbrodt 374 Eigert 270 Eigner 511 Eikermann 347 Eilhard 254 Eilke 270 Eilts 606 Eimertenbrink 596 Einacker 458 Einbrodt 458 Einck 270 Einenkel 446 Einerhand 428, 458 Einfinger 428, 458 Eingartner 458 Eingärtner 458 Einhäupl 458 Einhaus 458 Einhäuser 458 Einhauser 458 Einhenkel 446 Einheuser 458 Einhorn 19, 323, 351, 353, 458

666

Namenindex

Einkopf 458 Einöder 505 Eisele 220, 464, 476 Eisenblätter 165, 396 Eisenfeller 345 Eisenführer 401 Eisenhauer 172–174, 396 Eisenhower 171–173 Eisenkopf 418 Eisenlohr 484 Eisenmann 220, 464 Eisenschmid 392 Eisenschmidt 392, 393 Eisermann 220 Eisfeller 345 Eisgruber 44 Eisler 176 Eismann 286 Eissfeller 345 Eißfeller 345 Eitz 270 Ejsler 176 Ekkehard 600 Ekkenga 603 Elbracht 277 Elefant 323, 353 Elenis 102 Elephant 323 Elf 459 Elff 459 Elkenhans 292 Ellenrieder 508 Ellerbrock 592 Ellerbrok 592 Ellersiek 591 Ellinghaus 314 Ellinghoven 316 Ellwanger 330 Elsaesser 481 Elsasser 481 Elsaßer 481 Elsässer 307, 480, 481 Elsäßer 481 Elsenhans 291, 292 Elsesser 481 Elspaß 347 Elter 444, 544, 545 Eltermann 544, 545 Elvenich 314 Ender 216 Enderle 216 Enderlein 498 Enderli 252

Enders 216 Endlich 552 Endres 216 Endrigkeit 157 Enenkel 446 Engel 34, 267, 408, 496 Engelbracht 277 Engelhaupt 418 Engelkenjohann 292 Engelstädter 311 Engesser 348 Engl 496, 500 Enkel 446 Ensconatus 157 Enskeneit 157 Enskonatus 157 Eppinga 603 Eras 271 Erbersdobler 330, 506 Erbskorn 364 Erbsmehl 373 Erbut 152 Erbuth 152 Erich 292 Erichhassenewert 291, 292 Erichsen 290 Erlenkämper 593 Erlenkemper 593 Ernst 35 Erras 271 Ertel 228 Ertl 228, 495, 499, 503 Ertle 503 Erxleben 560 Eschbaumer 215 Eschenbrücher 592 Eschkotte 597 Eschweiler 318 Escribano 124 Esich 488 Espenhain 312 Esposito 98, 117, 118, 121, 122 Essegern 456 Esser 399–401 Eßer 399 Eßers 399 Essers 399 Essich 488 Essig 486, 488 Eßig 486 Eßkuche 376 Eßkuchen 376 Essler 380

Essner 380 Esterle 452 Estges 271 Ettlin 477 Etzold 556 Euerkuchen 376 Euler 398, 399 Eulner 201 Everdes 568 Evers 254, 568 Everskemper 593 Evert 253, 571, 572 Everts 254 Evertz 253, 254, 527 Everz 253, 254 Ewerd 291 Ewers 254 Ewert 571, 572 Exler 270, 380, 381 Exner 380, 381 Externbrink 596 Extra 137 Ey 40 Eying 270 Eyring 270 Faatz 271 Fabbri 116, 117 Faber 239, 242, 243, 529 Fabre 31, 107, 108 Fabricius 243 Fabritius 243 Fabritzius 243 Fabrizius 243 Faderl 446 Fahlbusch 342 Fahlteich 333 Failenschmid 392 Fais 490 Faiss 490 Faiß 490 Faist 490 Faisst 490 Faißt 490 Faivre 106 Fajfárek 175 Fajfrlík 175 Falck 528, 529, 581 Falkenhain 312 Faller 73 Fallersleben 316 Fallert 73

Namenindex

Fanestill 16 Farina 119 Farré 123 Farrer 123 Fasching 451, 452 Faschingbauer 451, 452 Fasnacht 172 Fasnaught 172 Fass 369 Faß 368 Fassbender 368 Faßbender 230, 368, 369 Fassbinder 230 Faßbinder 230, 368 Fasshauer 369 Faßhauer 368, 369 Fassler 485 Fässler 369, 485 Fäßler 369, 485 Fassmann 369 Faßmann 368, 369 Fassnacht 489 Faßnacht 451, 489 Fassot 112 Fassoth 112 Fastabend 451 Fastnacht 451, 452 Fatheuer 369 Fatthauer 369 Fattmann 369 Fätz 271 Fauleisen 396 Faulhaber 364 Faulhammer 508 Faulstich 389, 390 Faulwasser 189 Faure 107 Faust 428 Fechner 165 Fecht 307 Fechtmann 307 Fedde 282, 609 Feddema 610 Fedder 267, 282 Feddermann 282 Feddern 282 Fedders 282 Feddersen 281, 282, 607 Feddinga 603, 609 Federhenn 291 Feenstra 336 Fees 364 Fegg 473

Fei 277 Feicht 495 Feichtmeier 495 Feier 450 Feierabend 450 Feiertag 450 Feiferlík 175 Feinäugle 424 Feind 441–443 Feindel 443 Feindl 443 Feindseisen 396 Feindt 442, 443 Feineis 396 Feinhals 420 Feinweber 387 Feis 490 Feiskorn 364 Feiss 490 Feiß 490 Feissli 490 Feisst 490 Feißt 490 Feist 412, 490 Feistkorn 364 Fekken 603 Feldermann 347 Feldhaus 349 Feldkämper 593 Feldkemper 593 Feldmeier 361 Feldner 345, 346, 501, 502 Feldschnieder 390 Feldsieper 592 Feldt 340, 621, 622 Feldweg 349 Feldwisch 345 Felgendreher 401 Felgenhauer 399–401 Felgenträger 401 Felger 400, 401 Felgner 400, 401 Felicius 115 Feller 345 Fellner 345, 346, 501, 502 Fels 328, 330 Felser 329, 330 Felsner 330 Felßner 330 Fennema 609 Fennemann 336 Fenzl 505 Fernández 122, 124, 125, 128

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Ferrari 98, 117, 121 Ferré 123 Ferreiro 123 Ferrer 123 Ferstl 340, 341, 499 Feser 364 Fesl 364 Fesseler 369 Fessler 368, 369, 485 Feßler 369, 485 Fett 411, 412 Fettback 412, 427 Fette 412 Fettel 412 Fetten 412 Fettes 412 Feucht 495 Feuchtmeier 495 Feuerbach 172 Feuerlay 539 Feuersenger 406 Fevre 107 Fèvre 31, 106, 109 Fevret 109 Fevrot 109 Fiand 443 Fichtner 342 Fiebig 35, 165, 167, 349 Fiebiger 348, 349 Fiedler 35, 263, 265, 404 Filb 271 Filbinger 311 Filigrisius 116 Fils 109 Finck 528, 529, 581 Fincke 235 Finckh 470, 475 Findeis 396, 457 Findeisen 29, 395, 396, 454, 457 Findeiß 396 Findewirth 403 Finger 428, 429 Fingerhut 389, 390 Fingerle 429 Fingerlin 428, 429 Fingerling 428, 429 Fingerloos 428, 429 Fings 519 Fink 235, 475 Finkbeiner 430 Finke 235 Finkenbeiner 430 Finkenbrink 596

668

Namenindex

Finkensiep 592 Finkenzeller 320, 501 Finkernagel 428, 429 Finneisen 396 Finocchiaro 122 Finotto 121 Finster 265, 266 Finsterbusch 266, 342 Finsterer 266 Finsterwald 263 Finsterwalder 266 Fiorillo 121 Firebaugh 172 Firmenich 314 Fišarek 175 Fischbeck 334 Fischbein 82 Fischer 34, 36, 72, 78, 162, 173, 175, 358, 381, 382, 606, 613 Fischers 381 Fischhaupt 418 Fišera 175 Fisher 174 Fisser 381, 612, 613 Flachsbarth 422 Flächsenhaar 420 Flachshaar 420 Flaschentreher 397 Flashaar 420 Flashar 420 Flaskämper 593 Flaßpöhler 336 Flechsenhaar 420, 421 Flechsenhar 420 Fledderjohann 292 Fleichaus 454 Fleischauer 173 Fleischer 72, 184, 377, 378 Fleischhauer 173, 377, 378 Fleischmann 35, 184, 377, 378 Fleischner 500, 501 Fleschner 396 Fleßenkämper 593 Flessenkämper 593 Flessenkemper 593 Flettner 16 Fleuchaus 453, 454 Flickschuh 387 Flikschuh 387 Flinspach 470 Flöer 570 Flogaus 454 Floß 402

Floss 402 Flössel 402 Flößel 259, 402 Flösser 402 Flößer 402 Flößern 401 Flossmann 402 Floßmann 402 Flößner 402 Flöter 16, 404 Flöther 404 Flötner 16 Flötzer 402 Flötzl 259, 402 Fluck 441 Flück 441 Flucke 441 Flügge 441 Flüggen 441 Foerstl 340 Fohgrub 332 Foht 430 Fokke 603 Fokkema 609 Fokken 603 Folkerts 527 Fontaine 109, 112 Fontana 116 Foot 430 Footh 430 Fornfeist 490 Fornfeld 412 Fornfett 412 Fornfischer 381 Forst 340, 341 Förstel 340 Forster 211, 212, 340, 493, 501 Förster 35, 208, 211–213, 218, 340, 493, 501 Forsthövel 328 Förstl 340 Förstle 340 Forstner 500, 501 Förstner 501 Forstreuter 507 Fot 430 Foth 430, 431 Fournaris 103 Fournier 108 Fraas 432, 514, 515 Fraass 515 Fraaß 515 Frahm 616

Fraile 124 Frais 439 Fraiss 439 Franck 306, 528, 529, 581 Francke 306 Frank 34, 235, 267, 306, 581 Franke 34, 235, 306 Franken 306 Fränkle 476 Frantz 528 Frantzen 22 Franz 35, 292 Fränzel 254 Franzen 22, 29 Fraß 515 Frässle 432, 489 Fräßle 432, 489 Fratepietro 116 Frau 447 Fraubös 438 Frauböse 438 Frauenschuh 385, 387 Fraunhofer 211 Fray 362 Frech 441 Freche 441 Frechen 441 Frederik 281 Fredrich 267 Fredrik 256 Freerk 601 Freerks 601, 602 Freerksema 609 Frees 303 Freese 303, 604, 605 Frehse 303, 604, 605 Frei 362 Freialdenhoven 534 Freie 362 Freier 362 Freigang 430, 431 Freiherr von Münchhausen 40 Freilich 552 Freimanis 162 Freimann 362 Freimüller 371 Freimut 438 Freimuth 438 Frein 362 Freind 441 Freis 303 Freise 303 Freisl 439

Namenindex

Freisler 439 Freißl 439 Freissler 439 Freißler 439 Freitag 448, 449 Freitäger 448 Freitagsmüller 448 Frélich 175 Frentz 528 Frentzen 22 Frenzel 554 Frenzen 22 Frerich 267 Frerichs 606 Frerix 256 Frerk 267 Frerksen 607 Frese 303, 604, 605 Fresen 303 Fressle 432, 489 Freßle 432, 489 Fretwurst 377 Freud 444 Freude 444, 445 Freudel 444 Freudenmacher 444 Freudenmann 444, 445 Freudenreich 444, 445 Freudenschuß 444 Freudenschuss 444 Freudensprung 444, 445 Freudl 444, 445 Freund 441–443 Freundel 443 Freundl 442 Freundorfer 493 Freundt 441 Frey 362, 363 Freydanck 581 Freye 362, 363 Freyer 362 Freymann 362 Freymuth 438 Freyn 362 Freytag 448, 449 Friauf 432 Frick 267 Frie 362 Frieauff 432 Friederich 267 Friederik 256 Friederix 256 Friedl 499, 500

Friedli 476 Friedlich 552 Friedly 477 Friedrich 34, 267, 281, 290 Friedrichs 29, 122, 290, 606 Friedrichsen 290, 606 Friedrik 256 Friedsam 553, 554 Frieg 362 Friege 362 Friehe 362 Fries 303, 604, 605 Friese 303, 604 Friesen 303 Friess 303 Frieß 303 Frings 298, 516, 517 Frins 517 Frisch 18 Frischbier 366, 367 Frischleder 384 Frischlich 552 Frischmut 438 Frischmuth 438 Fritsch 267, 284, 547 Fritsche 283, 547, 548 Fritscher 287, 477 Fritz 35, 267, 283, 284, 475, 479, 522, 547 Fritze 283, 284 Fritzen 283, 284, 522 Fritzer 477 Fritzke 624 Fritzsch 284, 546, 547 Fritzsche 548 Friz 470, 475 Frobese 438 Froboese 438 Froböse 437, 438 Fröchtenicht 452 Frohbös 438 Frohböse 438 Fröhlich 175, 444, 552 Frohn 486 Frohne 486 Frohnhöfer 349 Frommenjohann 292 Frommholz 21 Frommjohann 292 Fronmüller 371 Frübös 438 Früchtenich 202 Früchtenicht 202, 452

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Früh 432, 434 Frühauf 432, 434 Frühbauer 432 Frühbeis 432 Frühbis 432 Frühbös 438 Frühbrodt 374, 432 Frühmorgen 432 Frühschütz 432 Frühstück 432 Frühtrunk 432 Frühwirth 403, 432 Fründ 443 Fründt 442, 443 Fry 362 Frye 362, 363 Fuchs 19, 28, 34, 130, 133, 175, 195, 196, 408, 420, 430, 577 Fuchsgruber 195 Fuchshuber 44 Fuchsius 239, 245 Fuchsloch 195 Fuchslocher 195 Füchtjohann 291, 292 Füchtner 342 Füess 466 Füeß 466 Fügenschuh 387 Fuhlenriede 336 Führer 401, 402 Fuhrmann 401, 402, 488 Führmann 401 Fuks 175 Füllbier 366, 367 Füller 432, 433 Fullriede 336 Funck 529, 581 Funckh 475 Fünffinger 428 Fünfgeld 458 Fünfhaus 458 Fünfing 428 Fünfrock 458 Fünfrocken 458 Fünfschilling 458 Fünfsinn 458 Fünfstück 458 Fünfzig 459 Fünfziger 459 Funk 29, 235–237, 475 Funke 19, 29, 235–237 Funke-Kaiser 89

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Namenindex

Funken 29 Fürchtenich 202 Fürchtenicht 202, 408, 452, 453 Fürst 448 Furtwängler 19, 23, 330 Fuss 430 Fuß 195, 430, 431 Fußangel 195 Fußbroich 524 Füssel 430, 431 Füßel 430 Füßgen 430 Füssgen 430 Fußhöller 195 Füssl 430 Füßl 430 Füssle 430 Füßle 430 Füsslein 430 Füßlein 430 Füsslin 430 Fußwinkel 195 Fut 430 Futh 430 Gable 172 Gädcke 623 Gäde 616, 617 Gädecke 616 Gädeke 616 Gaedcke 623 Gaede 616 Gaedecke 616 Gaedeke 616 Gaedicke 616 Gaedtke 616 Gaertner 216 Gaetcke 623 Gaier 485 Gaillinger 473 Gaiser 466, 485 Gaisser 485 Gaißer 485 Galanomatis 103 Gallasch 554 Galli 121 Gallo 117, 121 Gampel 499 Gamperl 499 Gampl 499 Gampp 470 Gampper 471

Gansauge 424 Gansen 176 Ganser 501 Ganserer 501, 502 Ganshirt 172 Gänshirt 380 Ganßauge 424 Ganssauge 424 Ganßmüller 371 Gansweid 347 Gansweidt 347 Gänswürger 377 Gantenbrink 596 Ganzauge 424 Garben 270 Gärber 383 Garbrands 270 Garcia 106 García 122, 124, 125, 127–129 Gardein 112 Garfs 270 Garke 270 Garling 575 Garnix 456 Garnschröder 568 Gartner 209, 493, 524 Gärtner 208, 209, 216, 493 Gass 348, 568 Gasse 348 Gassen 348 Gassenhuber 348 Gasser 348, 568 Gaßler 348 Gäßler 348 Gassert 348 Gäßlein 348 Gassler 348 Gässler 348 Gassmann 348 Gaßmann 348 Gassner 348 Gaßner 348 Gaß 348 Gastl 505 Gätcke 623 Gathmann 348 Gätjen 616 Gätjens 616 Gatti 116 Gaugg 473 Gaul 381, 541, 542 Gäule 541 Gaull 473

Gaupp 473 Gausepohl 336 Gautier 107 Geartner 172 Geb 258 Gebhard 258, 600 Gedis 271 Geelhaar 420 Geerlings 516 Geers 270, 570 Geerts 527 Geertsema 609 Geertz 527 Geerz 527 Geestmann 80 Gegg 473 Gehle 307 Gehlhaar 420 Gehr 270 Gehret 270, 276 Gehrke 249, 270, 276 Gehrs 568 Gehrtz 270 Geier 485 Geigenfeind 442, 443, 599 Geiger 263, 265, 404, 463 Geis 485 Geisenhainer 312 Geisenjohann 292 Geiser 466, 485 Geisl 270 Geiss 485 Geiß 52, 381, 485, 541, 542 Geißbarth 421 Geiße 52 Geißen 52, 541 Geisser 485 Geißer 381, 485 Geißert 485 Geißhirt 380, 485, 541 Geißler 172 Geissler 172 Geißler 270 Geißmann 79 Geißmeier 79 Geißner 270 Geistanger 79 Geistbeck 79 Geistfeld 79 Geisthoff 79 Geisthövel 79 Geistkämper 79 Geistlehner 79

Namenindex

Geistlich 552 Geistmann 79 Geistmeier 79 Geistreiter 79 Geisweid 347 Geisweidt 347 Geiszler 172 Gelbhaar 420 Geldermann 24, 25 Geldmacher 379, 534 Geldt 622 Gelhaar 420 Gellermann 24, 25 Gellings 516 Gellissen 521 Gemeiner 239 Gempp 470 Gempper 471 Gendrich 281 Gens 281, 282 Genswürger 377 Gentejohann 292 Gentile 116, 121 Genz 281, 282 Georg 21, 256 Georgiadis 104 Georgos 100 Geppert 73 Gerads 276 Gerard 270 Gérard 106, 112 Geras 270 Gerasch 556 Gerber 383, 384 Gerbers 383 Gerblich 270 Gerbrand 600 Gerd 277, 291 Gerdes 277, 568, 570, 606 Gerding 276, 277 Gerds 276 Gerdt 276 Gerdts 276 Gerecke 582 Gerger 287, 477 Gerhard 276, 277 Gerhardi 279 Gerhards 276, 527 Gerhardt 276 Gerhardts 527 Gerhardy 279 Gerharz 527 Gericke 276, 582

Gerisch 276 Geritzer 270 Gerke 276, 582 Gerken 249, 276 Gerkens 249 Gerl 276 Gerlich 270 Gerling 270, 276, 575 Gerlof 620 Gerloff 619 German 176 Gerpe 270 Gerriets 270 Gerritsma 609, 611 Gers 276 Gersbacher 470 Gersch 270 Gerscht 463 Gersema 609, 610 Gerspacher 470 Gerst 363, 463 Gersten 361 Gerstenkorn 364 Gerstenmaier 361 Gerstenmayer 361 Gerstenmeyer 361 Gerster 363 Gerstl 363 Gerstmann 363, 364 Gerstmeier 363 Gerstner 363 Gert 277 Gerth 276, 277 Gertheinrich 292, 293 Gertje 276 Gertner 209 Gertz 270, 526 Gervers 383 Gerwers 383 Gerz 270 Geschwendtner 239, 496 Geschwinder 441 Geschwindt 441 Gesell 443, 496 Gesellchen 443 Geselle 443 Gesse 270 Gesser 348 Gessert 348 Gessl 348 Geßl 348 Geßlein 348 Gessler 348, 568

Geßler 270, 348 Gessner 348, 349, 568 Geßner 348 Gestmann 80 Geuenich 314 Gewwe 574 Gfäller 239 Gfell 239 Gfeller 239 Gfesser 239 Gföller 239 Gfreiter 239 Gfrereis 239 Gfrerer 239 Gfrörer 239 Gfüllner 239 Ghiotto 121 Gianelli 121 Gianmaria 116 Giannakis 104 Giannidis 102 Giannis 102 Giannopoulos 102 Giannoulis 102 Gickel 263 Gieger 463 Giehsmann 270 Gielens 270 Gierig 270 Gierke 270 Giersch 270 Gierschner 289 Gierth 270, 276 Giertz 276 Giesbrich 270 Giesch 270 Giese 270 Giesebrecht 270 Giesgen 270 Giesler 270 Gießenbier 270 Giger 463 Gilbert 270 Gilch 296, 297 Giles 296 Gilg 296, 297 Gilge 296, 297 Gillen 296 Gilles 296, 297 Gillessen 296, 297, 521 Gilleßen 296, 297 Gilli 271 Gillissen 521

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672

Namenindex

Gillitzer 561 Gillmann 296, 297 Gillot 112, 296 Ginter 229 Ginther 229 Giordano 117 Giorgainas 102 Giovine 121 Girl 270 Girtzig 270 Gisbier 270 Gisewell 270 Giß 270 Gisselmann 270 Gisy 270 Giudice 116 Giuli 121 Glandien 152 Glaser 493, 501, 534 Gläser 493 Glasmacher 534 Glasner 500, 501 Glasschröder 568 Glatthaar 420, 421 Glatz 421 Glatzel 420, 421 Glaubitz 560 Gleim 18 Gleisert 289 Glewwe 574 Glingener 320 Glitzenhirn 419, 420 Glock 202 Glocke 202 Glockengiesser 202 Glockengießer 202 Glocker 202 Glöckl 202 Glöckle 202 Glöckler 202, 444 Glockner 202 Glöckner 197, 201, 202 Glöer 570 Glogger 202 Glöggler 202 Glück 444, 445 Glücker 444 Glückert 444, 445 Glückler 444, 445 Glücklich 441, 444, 445, 552 Glückmann 444 Glückselig 444, 445 Glücksmann 444

Gmach 239 Gmahl 239 Gmähle 239 Gmehlin 239 Gmehling 239 Gmeinder 239 Gmeindl 239 Gmeiner 237, 239 Gmeinwieser 239 Gmelch 239 Gmelich 239 Gmelin 239 Gmöhling 239 Gmoser 239, 338 Gmür 239 Göbel 172 Gockel 261–263 Göckel 263 Göckeler 263 Göcker 263 Gödde 616 Göddecke 616 Göddeke 616 Gödderz 527 Göde 616, 617 Gödecke 616 Gödecker 616 Gödeke 616 Gödeker 616 Godglück 444 Goethe 18, 616 Goette 616 Goevert 272 Goffman 171, 176 Goffmann 176 Gofman 176, 177 Gofmann 176, 177 Göggel 263 Göggelmann 263 Göhler 435, 436 Gohlke 165, 166 Göhring 270 Goldbach 374 Goldbeck 334, 374 Goldbecker 374 Goldbrunner 203 Goldfinger 428 Goldfuß 430, 565 Goldlay 539 Goldoni 120 Goldschmidt 390–393 Goldschmitt 391 Goldstein 82

Goldt 622 Golfinger 428 Gollwitzer 560, 561 Gölz 379 Gölzenleuchter 377, 379 Gölzer 379 Gómez 124, 125, 128 Gompper 471 Gondolf 550 González 124, 125, 128 Göpferich 272, 273 Göpfert 73, 272, 273 Göppert 73 Görbing 270 Gördes 270 Görgen 22, 256 Görissen 521 Gorissen 521 Görl 270 Görlach 270 Görlitz 558, 560 Görlitzer 561 Gornell 271 Görtemaker 536 Görtz 270 Gosebrink 596 Gosejohann 291, 292 Gosewisch 345 Gote 437 Goth 437 Göthe 616 Götte 616 Götter 616 Göttert 616 Göttfert 272, 273 Gottfreund 443, 599 Gottfried 272, 273 Gottlebe 559, 560 Göttlich 552 Gottschalck 581 Gottschalk 167, 175 Gottschlich 167 Gottselich 552 Götz 35, 129, 283, 475 Gotzen 522 Götzen 522 Götzfried 273 Götzke 624 Gousidis 101 Gövert 272, 273 Göwert 272 Göz 129, 470, 475 Grabenstroer 336

Namenindex

Grabovskis 161 Grabowski 138, 163 Gradehand 428 Gradhand 428 Gradhandt 428 Gradwohl 456 Graf 34 Grafischer 381 Gräflich 552 Grafmüller 371 Grage 423, 614, 615 Grambihler 482 Gramlich 552 Gramp 470 Grampp 470 Grandjean 108 Gräper 398, 399 Graskemper 593 Grassi 116, 120 Graswurm 450 Grathwohl 456, 457 Grau 423 Grauding 81 Graudinš 81 Gräuel 439 Grauen 439 Graul 439 Graurock 389 Grausam 439, 553, 554 Grauschopf 421 Graute 408, 544 Grave 614, 615 Grawe 614, 615 Greco 98, 116, 117, 121, 122 Gregg 473 Greil 439 Grein 298, 299, 518 Greiner 39 Greiner-Mai 39 Greiner-Petter 39, 89 Greins 518 Gremmelsbacher 470 Gremmelspacher 470 Grengs 517–519 Gresch 163 Greuel 439 Greulich 439, 441, 552, 553 Greven 256 Greving 287, 288 Grieshaber 432, 433, 489 Grieshammer 508 Griesshaber 364, 432, 489 Grießhaber 364, 432, 489

Grießhammer 508 Grigoleit 155, 156 Grijpstra 136 Grillo 116 Grillparzer 18 Grimm 35, 439 Grimme 439 Grimmeisen 395, 396, 454, 457 Gringmuth 438 Grings 517–519 Grittner 277 Grobbecker 374, 375 Grobecker 374 Grobstich 390 Grod 163 Groeneveld 346 Gröer 570 Groesdonk 328 Grohs 408 Grön 577 Groninga 609 Grooth 544 Grope 398 Gröpel 270 Gröper 398, 399 Gröpler 399 Gropp 270 Gröpper 399 Gros 193, 194, 408 Groschopp 421 Groschupf 421 Groschupp 421 Grosdonk 328 Grosjohann 292 Gross 192, 193, 408 Groß 34, 72, 188, 189, 192, 193, 235, 408, 409, 418, 543, 544 Großberger 409 Groß-Bölting 89, 586 Grosse 192 Große 72, 192, 408, 411 Große Erdmann 40 Große-Beck 586 Große-Brauckmann 585 Großegödinghaus 586 Große-Gödinghaus 586 Große-Hardt 586 Großen 411 Grosser 28, 192, 194 Großer 28, 192, 194, 411 Großerhode 316 Großerohde 316

673

Große-Venhaus 586 Große-Venhof 408 Große-Wilde 40, 586 Große-Wortmann 586 Großhans 291, 409 Großheim 409 Großhennig 409 Grossjohann 292 Großjohann 292, 409 Großkämper 593 Großklaus 409 Großkopf 409, 418 Großkreutz 409 Großkurth 409 Großmann 409 Großpietsch 409 Großstück 409 Grosz 193 Grot 192, 237, 408 Grote 237, 408, 581 Grote-Beverborg 586 Grotehenn 291 Grotehenne 269, 290 Grotejohann 292 Groteloh 484 Grotendiek 333 Grotepaß 347 Grote-Westrich 586 Grote-Westrick 586 Grotewohl 456 Groth 188, 189, 192, 232, 234– 237, 408, 409 Grothe 192, 232, 234, 237, 408, 581 Grothenn 291 Grotjohann 291–293 Grötl 270 Grottendieck 333 Gröver 332 Grub 26 Grube 19, 26, 331 Gruber 26, 44, 73, 82, 330, 332, 510 Grubert 73 Grubmann 26 Grubmüller 369 Gruhl 439 Grün 577 Grünäugl 424 Gründlich 552 Grundwürmer 450 Grunert 558 Grünert 73

674

Namenindex

Grünhagen 312 Grünkorn 364 Grünrock 389, 390 Gruscha 164 Grüttgen 270 Grützmacher 534 Grützmüller 371 Grypstra 136 Grzimek 163 Gsänger 239 Gschaid 237 Gschaider 237 Gscheidle 237 Gschirr 239 Gschlecht 239 Gschlössl 237 Gschlößl 237 Gschmack 239 Gschmeißner 239 Gschneidner 239 Gschnitzer 239 Gschöpf 239 Gschossmann 237 Gschoßmann 237 Gschrei 237, 515 Gschrey 237, 514 Gschwandner 508 Gschwandtner 237, 508 Gschwendner 508 Gschwendtner 237, 496, 508 Gschweng 237 Gschwill 237 Gschwilm 237 Gschwind 441 Gschwindt 441 Gsegnet 239 Gsell 239, 443, 496 Gseller 239 Gsimbsl 239 Gsottschneider 239 Gspahn 239 Gstattenbauer 239 Gstettner 239 Gstrein 239 Gstreiner 237 Guardini 120 Gudat 155 Guddat 155 Gugel 390 Guggenbichler 506 Gülck 581 Güldenhaupt 418 Güldenpenning 549

Guller 263 Gump 470 Gumpp 470 Gumpper 471 Gümüştekin 94 Gundermann 286 Gündoğan 96 Gundolfinge 318 Guntenhöner 573 Gunter 552 Günter 181, 229, 267, 551, 552 Gunters 552 Gunther 552 Günther 34, 181, 229, 551, 552 Gürlich 270 Gürtel 390 Gürtner 500, 501 Gust-von-Hein 32 Gut 437, 438 Gutbier 366, 367 Gutbrod 374, 488 Guter 437 Gutfleisch 377, 542, 543 Gutfreund 443, 599 Gutgesell 443 Gutglück 444 Guth 437, 438, 443 Guther 437 Guthöhrlein 424 Guthörle 424 Gutiérrez 125, 127 Gutjahr 452 Gütlich 552 Gutöhrle 424 Gutöhrlein 424 Gutschmidt 392 Gutsell 443 Gutwasser 189 Gutwirth 403 Gutzmann 286 Gyger 463 Gysing 270 Haabe 270 Haake 211 Haar 356 Haas 34, 133, 234, 235, 408 Haase 35, 234, 235 Haasenleder 384 Habbe 609 Habben 604, 606 Habbert 609

Habbinga 603, 609 Habel 270 Habelt 270 Habenich 452 Habenicht 29, 452, 453 Haber 209, 362–364, 571 Haberbeck 375 Habereder 351, 505 Haberkern 364 Haberkorn 364 Haberl 364, 499, 500 Haberlandt 622 Häberle 209, 270 Habermaas 364 Habermann 364 Habermehl 364, 372, 373 Habermeier 364 Habermüller 371 Habersack 364, 386 Haberstroh 363, 364 Habert 270 Häbrich 270 Habrichter 270 Hackebeil 626, 627 Hackenbroch 524 Hackenbroich 524 Hackenschmidt 392, 393 Hackensellner 513 Had 270 Haddinga 603 Hadeball 270 Hadel 270 Hädicke 270 Hadinger 270 Häfele 476 Hafenrichter 564 Hafer 363, 364, 571 Haferbeck 364 Haferbecker 364 Haferbier 364 Haferkamp 364 Haferkemper 593 Haferkok 376 Haferkorn 364 Hafermalz 364 Hafermann 364 Hafermehl 19 Haffner 399 Häffner 399 Hafkesbrink 596 Hafner 201, 398, 399 Häfner 399 Hage 609

Namenindex

Hagena 608, 609 Hagenkötter 596, 597 Hager 414 Hägerbäumer 215 Haggenmiller 229 Hagn 495 Hahn 34, 133, 262, 263, 408 Haidn 495 Haike 608 Haimerl 296, 503 Hainzl 283 Haischt 463 Haist 463 Hake 211 Hakenes 424 Hakken 604 Halberstadt 311 Halbfinger 428 Halder 330, 482 Halfinger 428 Hallensleben 560 Hälmler 164 Halter 330, 482 Hamacher 386, 387, 534, 535 Hamburg 532 Hamburger 532 Hamelmann 24, 25 Hamkens 608 Hammacher 534, 535 Hammel 379 Hammer 19, 320, 396 Hammerer 396 Hammerl 499, 500 Hämmerling 536 Hammermüller 371 Hammerschmid 392 Hammerschmidt 391, 393 Hammerschmitt 391 Hamp 470 Hampel 499 Hamperl 499 Hampl 499 Hampp 470 Hänche 249 Hänchen 249 Händel 428 Handfest 428 Handke 18 Handloser 428 Handschuh 387 Handwerck 581 Haneborger 311 Hanebrink 596

Hangs 519 Hänisch 271 Hanke 582 Hanl 498 Hanloser 428 Hannekotte 597 Hannemann 286 Hannes 81, 269 Hannusch 556 Hannweber 388 Hanrieder 508 Hans 271, 292 Hansbauer 45, 46, 293 Hansbuer 45 Hanschke 554 Hanselmann 286 Hansen 31, 35, 176, 606, 607 Hanser 286, 287, 289, 477 Hansert 289 Hanshans 291, 292 Hansjürgen 292 Hansknecht 45, 293 Hanskötter 45 Hänsler 477 Hansmann 286 Hansmeier 293 Hanssen 286 Hanswillemenke 292 Hanswurst 377 Häntschel 548 Häntzschel 548 Hanuš 145 Hanusch 145, 556 Hapke 270 Happle 270 Happmann 270 Happolt 270 Haprecht 270 Hardenacke 420 Hargrove 332 Häring 382, 383 Häringer 382 Harings 516 Harloff 619 Harm 292 Harms 575, 601, 602, 606 Harnischmacher 534 Harper 406 Harpf 406 Härpfer 406 Hartkopf 418 Hartl 499 Härtl 499

675

Hartmann 34, 267, 290, 606 Hartmannsgruber 332 Hartmannshenn 291, 354 Hartmanshenn 291 Hartnack 420 Hartschuh 387 Haschke 554, 555 Hasebrink 596 Haselbeck 334 Haseldiek 333 Haselhorst 344 Hasenbein 266, 430 Hasenbrink 596 Hasenfratz 426 Hasenfuss 266 Hasenfuß 266, 430 Hasenkämper 593 Hasenkampf 187 Hasenkemper 593 Hasenleder 384 Hasenmaile 426 Hasenohr 424 Hasenöhrl 424 Haslbeck 334 Hass 304 Haß 304 Haßdenteufel 29, 358, 408, 452, 454, 457 Hasse 270, 304 Haße 304 Hassenpflug 29, 454, 457 Hässig 270 Haßkerl 454, 457 Häßlich 441, 552 Hastreiter 507 Hatebur 454, 457 Hatesaul 454, 457 Hatje 270 Hätscher 270 Hatt 270 Hattler 270 Hattung 270 Hatz 270 Hatzenbühler 482 Hatzig 270 Hatzmann 270 Haubl 270 Haubort 270 Haubrichs 270 Hauck 222 Hauckel 270 Haueis 457 Haueisen 395, 396, 454, 457

676

Namenindex

Hauf 472 Haufe 270 Hauff 470–472 Hauft 418 Haug 270, 463 Hauger 477 Haugg 221, 473 Haugk 221 Haul 270 Haungs 519 Häupl 418 Haupt 418, 419 Hauptfleisch 377, 542, 543 Häuptle 418 Hauptmannl 498 Haus 219 Hauschild 454 Hausdörfer 493 Häusel 524 Hauser 214, 493 Häuser 214, 215, 228, 493, 524 Hausius 245 Häuslaigner 512 Häusle 524 Häusleigner 512 Häusler 228, 524–526 Häusner 524 Hauspurg 311 Häußer 526 Häußler 526 Hauswirth 403 Havel 145 Haveneth 452 Havenith 452 Haver 363, 364, 571 Haverbeck 364 Haverbier 364 Haverkamp 364 Haverkämper 593 Haverkampf 187 Haverkemper 593 Havermann 364 Havermeier 364 Haversath 364 Havlíček 145 Havlík 145 Hawer 363, 364, 571 Hawerkamp 364 Haydn 495 Hayen 606, 608 Hayens 608 Haynl 498 Hebbel 270

Hebben 604 Hebeisen 454 Heberling 270 Hebert 270 Hebing 270 Hebold 270 Hecht 381–383 Hechtel 383 Hechtfisch 383 Hechtfischer 381, 382 Hechtl 382, 383 Hechtle 383 Heck 344 Heckelmüller 371 Heckelsmüller 371 Heckenbender 230 Heckenkemper 593 Heckmann 344 Heckt 383 Hedchen 270 Heddelke 270 Hedden 270 Heddendorp 308 Heddinga 603 Hedel 270 Hedemann 348 Hedermann 348 Hedke 270 Hedt 270 Heeg 344 Heemann 348 Heeren 606 Heffner 399 Heflik 80 Hefner 399 Hegemann 344 Hehmann 348 Heidbrink 595, 596 Heidegg 475 Heidegger 475 Heidemann 347, 348 Heidermann 347 Heidkämper 593 Heidkemper 593 Heidn 495 Heiler 380 Heilgeist 79 Heiliggeist 79 Heim 320 Heimbeck 374 Heimbrodt 374 Heimer 320 Heimeran 503

Heimerl 503 Heimgartner 209 Heimgärtner 209 Heimlich 552 Heindl 285, 497, 499 Heinecke 285, 582, 583 Heinel 285 Heinemann 286 Heinen 21, 30, 256 Heines 22 Heinfeldner 501 Heinicke 285, 582, 583 Heinke 285, 582, 583 Heinl 497, 499 Heinle 285 Heinlein 254, 285, 498 Heinrich 21, 34, 249, 255, 256, 258, 267, 285, 286, 296 Heinrichsdobler 330 Heins 22 Heintges 584 Heintz 283, 284, 468, 528 Heintze 283, 284 Heintzelmann 468 Heintzmann 286, 468 Heinz 283, 284, 468, 469, 475, 479, 528 Heinze 283, 284 Heinzel 283 Heinzelmann 285, 286, 468 Heinzen 522 Heinzer 477 Heinzke 283 Heinzl 283 Heinzle 283 Heinzler 477 Heinzmann 286, 468 Heipieper 184 Heiser 228 Heisler 228 Heißenbüttel 312 Heißler 228 Heitjohann 292 Heitkämper 593 Heitkemper 593 Heitmann 347, 348 Heitz 468 Heitzmann 286, 468 Heiz 468 Heizler 477 Heizmann 286, 468 Helck 270 Helcl 175

Namenindex

Heldmann 270 Heldt 622 Helken 270 Helkert 270 Hell 270, 500 Helldobler 330 Hellenbolt 558 Hellinghausen 314 Hellings 270 Hellmers 270 Hellmold 557, 558 Hellmoldt 558 Hellmund 557, 558 Hellmundt 558 Hellmuth 557, 558 Hellweg 349 Helm 396 Helmbold 556–558 Helmboldt 558 Helmendes 558 Helmer 396 Helmhold 558 Helmholdt 558 Helmholtz 80 Helmholz 80, 557, 558 Helmold 558 Helmolt 558 Helmschmidt 392 Helmund 558 Helmut 558 Helmuth 558 Helmvogt 562 Helweg 349 Hemeldes 558 Hemmerling 536 Hempelmann 286 Hempp 470 Hendrickx 256 Hendrikx 256 Hendrix 253, 255, 256 Hengst 230 Henke 249, 285, 582 Henkeljohann 293 Henkenjohann 291–293 Henkes 249 Henne 271 Hennemann 286 Hennerfeind 442, 443, 599 Hennies 287, 288, 585 Hennig 548, 549 Hennighausen 316 Henning 81, 286, 287, 536, 548, 549

Henninger 320 Hennings 516 Henrich 292 Henrik 256 Henrix 256 Henschke 555 Hensler 287, 477 Hentschel 548 Hentzschel 548 Heppermann 270 Hepprich 270 Hepting 270 Herde 380 Herder 380 Heregesell 443 Hergesell 443 Hering 381–383 Heringer 381, 382 Herkommer 301 Herl 503 Herm 292 Herman 176 Hermann 35, 225, 226 Hermjakob 292 Hermjohannes 292 Herms 575 Hernández 125, 127 Herrero 123, 124 Herrl 503 Herrlich 552 Herrmann 34, 267 Herrnbrot 374 Herrschuh 387 Hertlein 498 Herwig 256 Herwix 256 Herzigkeit 157 Herzog 448 Herzwurm 450 Heß 304 Hess 304 Hesse 304 Heße 304 Hessel 270 Hesselbarth 421, 422 Hessenius 245, 246, 613 Hetmann 348 Hetsch 270 Hetsching 270 Hettich 270 Hetzler 270 Heublein 498 Heuft 418

677

Heugle 464 Heuken 270 Heuser 214, 215, 228, 524–526 Heusler 228, 524 Heusner 524 Heußer 526 Heußner 526 Heuvel 134, 328 Heuveling 328 Hevelke 270 Hewel 270 Hexamer 532 Heyd 52 Heyde 52 Heyden 52 Heydn 495 Hibbeler 270 Hibel 495 Hibl 495 Hibler 328 Hickel 270 Hickertz 270 Hidalgo 124 Hidde 270 Hiebel 328, 495 Hiebeler 328 Hiebl 328, 495 Hiebler 328 Hiebsch 270 Hiegel 270 Hielbig 270 Hientz 528 Hiepel 270 Hierat 503 Hierath 503 Hieret 503 Hiereth 503 Hierl 33, 503 Hierlmayer 503 Hierlmeier 503 Hiermaier 503 Hiermann 503 Hiermayer 503 Hiermeier 503 Hiermeyer 503 Hierold 503 Hilbe 270 Hilberns 270 Hilbrans 270 Hilbrink 270 Hild 270 Hilde 252 Hildebrand 252

678

Namenindex

Hildesheimer 18, 172 Hildl 270 Hildmann 270 Hildt 622 Hilgendag 452 Hilgenhöner 573 Hilke 270 Hill 270 Hille 270 Hillemann 270 Hillenbrand 270 Hillenkamps 253 Hillig 270 Hilling 270 Hillmann 270 Hillmer 270 Hillmering 270 Hillsch 270 Hilpl 270 Hilpp 470 Hilse 270 Hiltgart 270 Hilti 270 Hilz 270 Hilzmann 270 Himstedt 311 Hinck 581 Hindenburg 308 Hinderberger 510 Hinderhofer 510 Hinderlich 552 Hindermann 510 Hings 519 Hingst 230 Hinke 285 Hinkelbein 430 Hinkelmann 286 Hinkfuß 430 Hinnerkotte 597 Hinrich 21 Hinrichs 21, 606, 607 Hinrichsen 21, 290, 606, 607 Hinterberg 358 Hinterberger 510 Hinterbrandner 510 Hinterdobler 330 Hinteregger 510 Hinterhöfer 493 Hinterhofer 493 Hinterhuber 510 Hinterstoißer 510 Hinterwinkler 44 Hintz 283, 284, 528

Hintze 283, 284 Hintzen 522 Hintzpeter 292, 293 Hinz 283, 284 Hinze 283, 284 Hinzel 283 Hinzen 522 Hinzke 283 Hinzmann 286 Hinzpeter 292, 293 Hippauf 452 Hippe 270 Hippke 270 Hippmann 270 Hirn 418–420 Hirner 419, 420 Hirnschal 419, 420 Hirsch 82 Hirschbühl 482 Hirschhäuser 524 Hirschleber 560 Hirsekorn 364 Hirt 380 Hirte 541 Hirtenjohann 291, 292 Hirth 380 Hirtreiter 507 Hischert 270 Hischke 270 Hitgert 270 Hitpaß 347 Hitsch 270 Hitzel 270 Hitzig 270 Hobbert 270 Hobbje 270 Hobein 430, 565 Hobrack 270 Hochdoerffer 309 Hochdörffer 309 Höchel 499 Höcherl 499 Hochhalter 482 Hochheuser 524 Hochleithner 505 Hochleitner 505 Hochmuth 438 Hochreiter 507 Hochschopf 421 Höcht 226, 381, 382 Höchtl 226, 382 Hockauf 453, 454 Höcklin 270

Hoeft 418 Hoekema 609 Hoeksema 609 Hoeksma 609 Hoekstra 129, 136, 599 Hoensbroech 524 Höer 570 Hoevel 328 Hoeveler 328 Hof 213, 418 Hofacker 18, 19 Hofbauer 361, 362, 510, 511 Hofbaur 468 Hofbeck 334 Höfener 359, 571, 573 Hofer 208, 211 Höfer 208, 211, 213 Hoferichter 564 Höferlin 252 Hoffbauer 361, 362 Höffgen 249 Höfflin 252 Hoffman 361 Hoffmann 34, 163, 164, 175, 176, 224, 241, 358, 361, 362, 606 Hoffmanns 361 Hoffmeyer 361, 362 Hoffrichter 564 Hoffrogge 364 Hoffschnieder 390 Hoffstadt 311 Hofgärtner 209 Höfgen 249 Hofius 245 Höflich 80, 441, 552 Höfling 536 Höflschweiger 513 Hofman 175, 361 Hofmann 34, 241, 358, 361, 362, 606 Hofmarksrichter 564 Hofmeyer 361, 362 Hofrichter 564 Hofrogge 364 Hofschroer 568 Hofschröer 568 Hofstätter 311 Hofstetter 311, 532 Höft 418, 419 Hofweber 388 Hoge 270 Hogeback 426, 427

Namenindex

Högg 473 Högn 495 Hohenforst 340 Hohenhövel 328 Hohenleithner 505 Hohenleitner 505 Hohenschuh 385 Hohl 500 Hohlbein 430, 565 Hohlweg 349 Hohmuth 438 Hohnstedter 311 Hohwieler 318 Hoidn 495 Höker 211 Holbein 490, 565 Hölck 270 Holdefreund 443 Hölderlin 18 Holland 39 Holland-Cunz 39 Holland-Letz 39 Holland-Moritz 39, 89 Hollandt 622 Hölldobler 330, 506 Holleber 560 Höllgartner 270 Hollinderbäumer 215 Höllriegl 500 Hollwedel 312 Holpp 470 Hölscher 385, 386 Holst 303 Holste 303 Holsten 304 Holt 340, 341, 620 Holtbrügge 574 Holthöfer 349 Holtkamp 341 Holtkämper 593 Holtkemper 593 Holtkötter 596, 597 Holtmann 341 Holtrichter 564 Holtsapple 173 Holtschmidt 391 Holtz 340, 341, 620 Holz 18, 340, 341, 386, 620 Holzamer 532 Holzapfel 173 Hölzel 341 Hölzenbein 430 Holzer 340, 341, 502

Holzfuß 430 Holzhammer 80 Holzhauser 349 Holzhäuser 524 Holzheimer 532 Holzinger 320 Holzkämper 593, 594 Holzkemper 593 Holzkopf 418 Hölzl 175, 341, 499 Hölzle 340, 341, 476 Hölzlein 341 Holzleithner 505 Holzleitner 505 Holzmann 340, 341 Holzmüller 371 Holzner 340, 341, 502 Holzrichter 564 Holzschuh 385 Holzvogt 562 Holzvoigt 562 Holzweg 349 Homuth 438 Höner 359, 571, 573 Honervogt 562 Hönicke 33 Honigschnabel 426 Honold 294 Honoldt 294 Hoos 389 Hoover 171, 172 Höpcke 623 Hopf 366, 492 Hopfauf 452, 453 Hopfe 366, 492 Hopfen 366 Hopfengartner 209 Hopfengärtner 209, 366 Hopfenmüller 371 Hopfgarten 366 Hopfgartner 209 Hopfgärtner 209 Hopfner 366 Höpfner 366 Hopp 270, 366 Hoppe 35, 366, 367, 492 Hoppensack 386 Hoppentaller 495 Hoppenthaller 495 Hoppermann 270 Höppert 270 Hoppmann 366 Hoppner 366

Höppner 366 Hoppstädter 311 Hoppstaedter 311 Horak 475 Horakh 475 Hörauf 453, 454 Horchemer 532 Hörl 503 Horlacher 320 Hörmann 225, 226, 488 Horn 34, 322 Hornborstel 312 Hornbostel 312 Hornfischer 381, 382 Hornschuh 385, 386 Hornung 450 Horst 134, 344 Horstbrink 344 Hörster 344 Horsthemke 344 Hörsting 344 Horstkamp 344 Horstkemper 593 Horstkotte 344, 597 Horstkötter 344, 596, 597 Horstmann 344 Horstmeier 344 Horstmeyer 344 Horstschäfer 344 Hoschopf 421 Hose 389, 390 Höss 226, 304 Höß 226, 304 Hößl 270 Hotz 270 Hövel 327–329 Hövelberend 323, 328 Hövelborn 328 Hövelbrinks 328 Höveler 328 Hoveling 328 Höveling 328 Hövelkamp 328 Hövelmann 328 Hövelmanns 328 Hövelmeier 328 Hövelmeyer 328 Hövels 328 Hoven 213 Hövener 359, 571, 573 Höwel 328 Höwelberend 328 Höweler 328

679

680

Namenindex

Höwelhans 291, 328 Höweling 328 Höwelkröger 328 Höwler 328 Hoyler 380 Hube 571 Hubel 328 Hübel 327–329, 495 Hubeler 328 Hübeler 328 Hübener 359 Huber 34, 44, 172, 358–360, 510, 571 Hubert 270 Huberti 531 Huberty 529, 531 Hubertz 526 Hübges 270 Hubl 328 Hübl 175, 327, 495 Hubler 328 Hübler 326, 328 Hübner 35, 359, 360, 571 Hubrich 270 Hubricht 270 Huch 270 Huchel 270 Huck 221, 222 Huckauf 454 Hucke 270 Huckebrink 596 Hücklein 270 Hueber 218, 359 Hüeber 466 Huege 270 Hüer 570 Hues 523 Hufeisen 19 Hufendiek 333 Huffert 270 Hüfken 270 Hufschmidt 393 Hug 221, 270, 463, 482 Hügel 327 Hügelschäfer 380 Hugenschmidt 392 Hugg 221 Hüggelmann 270 Huggler 270 Hugl 270 Hugle 270 Hügle 327, 464, 482 Hügli 270

Hugo 221 Huhle 270 Hühnerbein 430 Hühnerfuß 430 Hühnerkopf 418 Huisenga 609 Huisinga 609 Hülgert 270 Hüls 589, 590 Hülsbeck 590 Hülsberg 590 Hülsböhmer 590 Hülsbömer 590 Hülsbrink 590, 596 Hülsbrock 590 Hülsbruch 590 Hülsbusch 590 Hülsdell 590 Hülsdonk 328, 590 Hülsdunk 328, 590 Hülsdünker 590 Hülse 589, 590 Hülsebeck 590 Hülseberg 590 Hülsebruch 590 Hülsebus 590 Hülsebusch 340, 342, 589, 590 Hülsegge 590 Hülsemann 590 Hülsemeyer 590 Hülsen 590 Hülsenbeck 590 Hülsenberg 590 Hülser 590 Hülsermann 590 Hülsewedde 590 Hülsewede 589, 590 Hülsewiesche 590 Hülsewig 590 Hülshoff 340, 589, 590 Hülshorst 344, 590 Hülshörster 590 Hülsiek 590 Hülsiep 590 Hülsiepen 590 Hülsing 590 Hülskamp 590 Hülskämper 590, 593 Hülskath 590 Hülskemper 590, 593 Hülsken 590 Hülskötter 590, 596, 597 Hülsmann 340, 589, 590

Hülsmeier 590 Hülsmeyer 590 Hülsner 590 Hülst 590 Hülster 590 Hülsweh 590 Hülswitt 590 Humboldt 48 Hummelsiep 592 Hummerjohann 292 Humperdinck 581 Hundepohl 336 Hundert 458 Hundertmarck 458, 581 Hundertmark 458 Hundertpfund 458 Hundertschuh 458 Hundius 245 Hünerbein 430 Hünermund 426 Hünervogt 562 Hungar 561, 562 Hungbaur 468 Hunger 302, 561, 562 Hungerbühler 482 Hungs 519 Hunkenschroer 570 Hunker 468 Hunold 294 Hunoldt 294 Hunte 28 Huntebrinker 28 Huntemann 27, 28, 307 Huonker 466, 468 Hupe 270 Hüper 430 Hüpers 430 Hupf 430 Hupfauf 454 Hupfer 430 Hüppauf 452 Hüpper 270, 430 Huppertz 527 Huppke 270 Hüppop 454 Huprich 270 Hurdelbrink 596 Hurlbrink 596 Hurrelbrink 596 Hurst 344, 482–484 Hürst 484 Hus 219 Husch 270

Namenindex

Hüsgen 250, 532 Hut 390 Hütel 259 Huthmacher 534 Hüthwohl 456 Hutmacher 43, 534 Hutschenreuter 507 Hutschneider 388 Hüttebräucker 592 Hüttebräuker 592 Huttenloher 484 Hutter 495 Hüttermann 347 Hütwohl 456 Hutzel 270 Hüwelhans 291 Huwendiek 333 Hýbl 175 Hyprath 270 Ibbeken 270 Ibe-Beer 40 Ibele 438 Ibelings 609 Igelbrink 596 Igelmund 426 Iggena 609 Ignaz 271 Ihnen 606 Ilg 296, 297 Ilgen 296, 297 Ilke 270 Ille 270 Illgen 296, 297 Illig 270, 296, 297 Illing 296, 297 Ilse 28 Ilsemann 27, 28, 307 Iltgen 270 Iltz 270 im Moore 355 im Sande 355 im Spring 355 Imberg 355 Imberge 355 Imboden 25 Imbrock 355 Imbusch 25, 355 Imdahl 25, 355 Imfeld 25 Imgraben 355 Imgrund 25, 355

Imhof 25, 355 Imhoff 353, 355 Imholte 355 Imholz 355 Imhorst 355 Imhülse 590 Imhülsen 590 Imkamp 25, 355 Imkeller 355 Immervoll 459 Immink 287, 288, 584 Immoor 355 Imobersteg 355 Imöl 25 Imort 25 Imsande 353, 355 Imsieke 355 in der Au 356 in der Beeck 356 in der Beek 356 in der Heiden 356 In der Mühle 356 in der Schmitten 353, 356 in der Strodt 356 in der Stroth 356 in der Weide 356 in der Wiesche 356 in der Wieschen 356 İnan 95 Inderau 356 Inderbieten 356 Inderbiethen 356 Inderdohnen 356 Inderdühnen 356 Inderfurth 354, 356 Inderheggen 356 Inderheiden 356 Inderlied 356 Indermark 356 Indermühle 356 Indersmitten 356 Inderstege 356 Indervoort 356 Inderwiedenstraße 356 Inderwies 356 Inderwiesen 356 Inderwisch 345, 356 Ingendaa 519 Ingendaay 519 Ingendae 519 Ingendahl 519 Ingenfeld 25, 520 Ingenhaag 25, 354, 519

Ingenhorst 354, 520 Ingenpaß 347 Ingenpass 347, 354 Ingenpaß 354 Ingenpass 520 Ingenpaß 520 Ingenwerth 520 Ingerfurth 520 Ingwersen 606 Innerkofler 330 Intveen 336, 353 Int-Veen 336, 353 Iovino 121 Ippich 270 Ironcutter 174 Irrgang 430, 431 Isaack 82 Isele 220, 464 Iseli 464, 476 Iselin 464 Isely 464, 477 Isenmann 220, 464 Isermann 220 İslam 95 Israel 82 Itz 316 Itzenga 600, 601 Itzig 82 Ivanauskas 159 Ivanov 140, 149, 150 Ivanovs 160, 161 Iwanow 140 Ix 40 Izenhower 172 Jabbe 600 Jabben 600, 601 Jack 271 Jäck 473 Jäckel 554 Jackes 271 Jackopaschke 141 Jacob 20, 178–181, 289, 292 Jacobfeuerborn 291 Jacobi 179, 531 Jacobs 20, 179, 289 Jacobsen 20, 179, 289, 606 Jacobsohn 82 Jacobtorweihen 347 Jacobus 179 Jacoby 529, 531 Jaeger 172

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682

Namenindex

Jager 172 Jäger 34, 109, 172, 218 Jagusch 556 Jahn 35, 271 Jahnke 582 Jahnsmüller 369 Jaisle 478 Jaissle 478 Jaißle 478 Jäkel 554 Jakob 19–21, 178–181, 249, 271, 292, 584, 600, 608 Jakobaufderstroth 336 Jakobfeuerborn 291 Jakobi 179, 531 Jakobs 20, 21, 179 Jakobsen 20, 21 Jakobtorweihen 347 Jakoby 531 Janfeld 163 Jänichen 250 Jänicke 582 Janke 582 Janker 390 Jankowski 138, 158 Jannasch 556 Jannsen 606 Janosch 554 Janović 140 Janowski 163 Jansen 35, 279 Janson 160 Jansons 159–162 Janssen 279, 280, 606 Janßen 279, 280, 606 Jappen 608 Japsen 607 Jaquemar 112 Järchel 270 Jarck 581 Jardin 112 Jaschke 554 Jäschke 555 Jaschke 555 Jasper 292 Jaspers 254 Jaus 478 Jauslin 478 Jauss 478 Jauß 478 Jauss 478 Javačev 150 Javacheff 150

Javašev 150 Javatcheff 150 Javatšeff 150 Jawaschew 150 Jawatschew 150 Jeandidier 108 Jeanpierre 108 Jebe 600, 601 Jebens 258, 600 Jebsen 600 Jehring 270 Jelen 145 Jelínek 145 Jennessen 521 Jennissen 521 Jens 281, 282 Jensen 606, 607 Jenß 282 Jentsch 547 Jentzsch 547 Jenz 282 Jerger 477 Jerung 270 Jeschke 554, 555 Jessen 606 Jestädt 311 Jeune 109 Jeutter 472 Jibben 600, 601 Jilg 296, 297 Jiménez 125, 127 Jobst 294 Joerger 287 Johan 290 Johann 269, 271, 290, 292 Johannaufderheide 269, 290– 292, 358 Johannbauer 292 Johannböcke 292 Johannböke 292 Johannbroer 292 Johanndeppe 292 Johanndrees 291, 292 Johannemann 292 Johannes 81, 250 Johannesmann 292 Johannfunke 292 Johanngieseker 292 Johannhackmann 292 Johannhanwahr 292 Johannhardt 292 Johannhörster 292 Johannigmann 292

Johannimloh 290, 292 Johanning 286 Johanningmann 292 Johannisbauer 292 Johannisson 290 Johannkamp 291, 292 Johannkemper 292, 593 Johannknecht 291–293 Johannleveling 292 Johannleweling 292 Johannliemke 292 Johannlückens 292 Johannmeier 292 Johannmeyer 292 Johannpaschedag 291, 292 Johannpeter 291–293 Johannpötter 291, 292 Johannsdotter 292 Johannsen 290, 606 Johannsmann 291, 292 Johannsmeier 291, 292 Johannsmeyer 292 Johannson 290 Johannssen 290 Johannßen 290 Johanntoberens 292 Johanntoberns 292 Johanntokrax 292 Johannvorderbrüggen 292, 574 Johannvordersielhorst 291, 292 Johannwerner 292 Johannwerth 292 Johannwiemann 292 Johannwille 292 Johansen 290 Johanson 290 Johansson 290 Johnn 271 Jones 39 Jongen 545 Jonigkeit 81, 156 Jonikaitis 81 Joos 294, 478 Jooss 478 Jooß 478 Joost 478 Jörger 287, 477 Jörissen 521 Josef 179, 551 Joseph 178, 179, 550, 551 Joss 478 Jost 292, 294 Jourdain 112

Namenindex

Judenfeind 442, 443 Jülg 296, 297 Jung 34, 72, 408, 444, 544, 545 Jungbauer 510 Jungbeck 259 Junge 72, 545 Jungehülsing 590 Jungen 545 Jünger 444, 544, 545 Jüngermann 544, 545 Jungesblut 459 Jungesbluth 459 Jungfer 447 Jungfermann 447 Jungfleisch 377, 542, 543 Junghans 291 Jungius 245 Jungjohann 292 Jungk 545 Jüngling 446, 536 Jungmichel 291 Jungmichl 291 Jungrichter 564 Jungschäfer 380 Jungschmidt 392 Jungverdorben 459 Jungwirth 403 Jürgen 21, 292 Jürgenpaschedag 291 Jürgens 21 Jürgens-auf-der-Haar 32 Jürgensen 21, 606 Jürging 287 Juriš 145 Jurisch 145 Jürries 287, 288, 585 Kaack 616 Kabis 538 Kabus 538 Kaeswurm 450 Kafka 18 Kahl 421 Kahle 421 Kahlen 421 Kähler 211, 616, 617 Kahlke 420, 421 Kahlkopf 420 Kahn 82 Kahnert 73 Kain 493 Kainat 493

Kainath 493 Kaindl 493, 497 Kainrad 493 Kainrath 493 Kaintz 493 Kainz 493 Kainzbauer 493 Kainzmaier 493 Kainzmeier 493 Kaiser 34, 176, 408, 447, 448 Kaisers 447 Kajzer 176 Kalb 541 Kalbfleisch 377, 542 Kalbfuß 377, 542 Kalbhenn 291 Kalbskopf 418 Kaldewey 347 Kallweit 155, 167–169 Kalnin 162 Kalnina 162 Kalning 81, 162 Kalnins 162 Kalninsch 162 Kalniņš 81 Kalteich 333 Kaltenegger 473, 497 Kaltenhäuser 524 Kaltschmidt 392, 394 Kaltschmitt 391 Kaltwasser 189 Kalweit 155 Kambouris 103 Kamin 165, 166 Kaminski 75, 138 Kaminskis 161 Kamm 90 Kammann 593, 594 Kammeier 593, 594 Kämmerling 534, 536 Kamp 28, 134, 187, 592–594 Kampe 592–594 Kampen 593, 594 Kampendonk 328 Kamper 593, 594 Kämper 593, 594 Kamperschroer 568 Kamperschröer 568 Kampert 73 Kampf 78, 187, 593, 595 Kampfmeyer 78, 187, 595 Kamphöfener 571 Kamphöner 571, 573

683

Kampkötter 596 Kampmann 592–594 Kampmeier 593, 594 Kampp 470 Kamps 593, 594 Kampschäfer 380 Kampschnieder 390 Kampschröer 568 Kampschroer 568 Kandert 73 Kandlbinder 230 Kapfhammer 508 Kappaun 379 Kappe 390 Kappes 364, 538 Kappesser 364, 538 Kappis 538 Kappus 538 Kara 92, 93 Karaçay 94, 95 Karamanlis 100 Karapanagiotidis 101 Karavokyris 103 Karcher 401, 402, 488 Kärcher 401 Karl 178, 180, 181, 252, 253, 503 Karliczek 143, 145 Karlin 252 Karlmann 269 Kärner 401 Karner 401 Kärner 488 Karpp 470 Karrenführer 401 Karrer 401, 488 Kärrnerarbeit 401 Karstadt 308 Karsten 207, 340, 574–576 Karstens 575 Karstensen 208, 575 Kartheuser 524 Karunakarasutheswaranathan 40 Karweil 318 Käshammer 508 Kasner 162, 163 Kasselmann 24, 25 Kassen 576, 577 Kassens 576 Kässheimer 508 Käßheimer 508 Kasten 576, 577 Kastendieck 333

684

Namenindex

Kastendiek 333 Kastens 576 Kastl 505 Kästner 18, 208 Kastner 351 Katharina 267 Kattenstroth 336 Katzdobler 330 Katzendobler 330 Kauffmann 186, 471, 472 Käufl 259, 443 Kaufmann 35, 186, 472 Kauk 376 Kauke 376 Kaul 541 Kaule 540, 541 Kaulen 540, 541 Kaulfuß 430, 565 Kaupp 473 Kaya 97, 98 Kayser 447 Kaysers 447 Kazantzis 103 Kazmierczak 162, 163 Keck 440, 441 Keckeis 457 Keckeisen 395, 396, 454, 457 Kehr 270 Kehrein 114, 298, 299 Kehren 298, 299 Kehrle 270 Keil 416, 417, 490 Keiser 447 Keisers 447 Keishold 270 Keitel 416, 417 Kekilli 94 Kelldorfner 23, 493 Kellendonk 328 Keller 18, 34, 263 Kellerer 263, 501, 502 Kellinghusen 316 Kellner 501 Kemmerling 536 Kemmler 488 Kemnitz 561 Kemnitzer 561 Kemper 592–594 Kempter 322 Kemptner 322 Kemter 322 Kercher 401 Kerchner 401

Kerff 270 Kern 35 Kerner 488 Kerschbaum 365 Kerschbaumer 215, 365 Kerschenlohr 365 Kerscher 365 Kerschl 365 Kerschner 365 Kerßenfischer 381, 382 Kersten 207, 249, 340, 574, 575 Kersting 249, 287, 292, 584, 585 Kerstingtombroke 291 Kerzing 270 Kessel 193 Kesseler 195 Keßeler 195 Kessen 576 Kessens 576 Kessler 36, 193, 194 Keßler 193, 194 Kesten 576 Ketels 607 Ketelsen 606, 607 Ketteler 195 Kettenbeil 626, 627 Kettenhofen 534 Ketter 277, 278 Ketterer 277, 477 Ketterl 278 Ketterle 278 Kettermann 278 Kettler 195 Keuerleben 456, 457 Keul 540 Keulen 540 Keuler 540, 541 Keupp 473 Keyser 447 Keysers 447 Kibler 485 Kichler 229 Kick 440, 441 Kiebler 485 Kiechle 229, 376 Kiefer 229, 368, 369, 485 Kieffer 368 Kieffmann 24 Kientzle 283 Kienzl 283, 284 Kienzle 283, 284 Kienzler 287, 477 Kier 270

Kiersch 365 Kierzkowski 80 Kiese 270 Kiesewetter 455 Kiesewitter 455 Kiesinger 270 Kieslich 270 Kiesling 270 Kiihn 172 Kimmerl 444 Kimmerle 444 Kimmich 486, 488 Kimmig 486, 488 Kimmlingen 320 Kinateder 351, 505 Kincle 176 Kind 446 Kindel 446 Kinderis 81 Kindervater 446 Kindervatter 446 Kindl 446 Kindle 446 Kindlein 446 Kindschuh 387 Kindsfater 446 Kindsvater 446 Kindt 446 Kings 518, 519 Kinnigkeit 81 Kinnius 245 Kinsfater 446 Kinsvater 446 Kinzel 230 Kinzl 283 Kirchbaum 79 Kirchbichler 506 Kirchbrücher 592 Kirchdorffer 309 Kirchgässner 19 Kirchgessner 19, 348 KirchGessner 568 Kirchhainer 312 Kirchhoff 173 Kirchhübel 328 Kirchlechner 42 Kirchlehner 42 Kirchner 406, 407, 597 Kirchoff 173 Kirchthaler 81, 174 Kirdel 270 Kirmes 451, 452 Kirmse 451, 452

Namenindex

Kirner 372, 373 Kirsch 365 Kirschbach 365 Kirschbacher 365 Kirschbauer 365 Kirsche 269, 365 Kirschen 365 Kirschenbauer 365 Kirscheneder 365 Kirschenmann 365 Kirscher 365 Kirschkopf 80 Kirschler 365 Kirschmann 365 Kirschner 229, 365 Kirst 207, 208, 574 Kirsten 203, 207, 340, 574, 575 Kissel 270 Kißwald 270 Kisten 576 Kistenmacher 42, 261 Kister 261 Kistler 261 Kistner 261 Kittel 390 Kitzmüller 371 Kixmüller 371 Klaage 38 Kläämann 38 Klaas 278 Klaasen 23 Klaassen 23, 131 Klaaßen 23, 279 Klaasvogt 38 Klabacher 38 Klabaes 38 Klages 278, 279, 614 Klagges 614 Klaiber 466, 485 Klapp 436 Klapper 165, 166, 436 Klas 279, 292 Klasen 22, 23, 279 Klassen 22, 23, 278, 279 Klaßen 23, 181, 279 Klauck 440 Klauke 440 Klaus 278, 614 Klausing 278 Klausmann 278, 286 Klausnitzer 561 Klaußnitzer 561 Klawes 614

Klawitter 165, 166 Kleber 485 Kleebaur 468 Kleefisch 25, 539, 540 Kleen 235–237, 408, 543, 544, 613 Kleene 236, 237, 408, 544 Klees 278, 279 Kleevisch 539 Kleffmann 25, 539 Kleffner 436 Klefisch 25, 539 Kleiber 464, 466, 473, 477, 485 Klein 18, 19, 30, 31, 34, 72, 74, 106, 109, 176, 408, 505, 543, 544, 606 Kleinau 409 Kleinbauer 409 Kleinbub 409 Kleindiek 333 Kleindienst 409 Kleine 19, 72, 74, 411, 544 Kleine Buckstegge 574 Kleine-Altstedde 574 Kleine-Heßling 586 Kleinehollenhorst 586, 587 Kleine - Hollenhorst 586, 587 Kleine - Horst 586 Kleineidam 409, 447 Kleinekatthöfer 40 Kleineke 249 Kleinekemper 593 Kleine-Möllhoff 586 Kleinen 411, 544 Kleinendonk 328 Kleineniggenkämper 593 Kleineniggenkemper 593 Kleiner 28, 74, 411, 544 Kleinert 72, 74, 544 Kleine-Tebbe 40, 89, 586 Kleine-Venhof 408 Kleinfeld 409 Kleinfelder 409 Kleinfeldt 409 Kleinfeller 345 Kleinhans 291, 409 Kleinhaus 409 Kleinheinz 409 Kleinhempel 409 Kleinhenz 409 Kleinhitpaß 347 Klein - Hitpaß 39, 586 Kleinholz 409

685

Kleinjohann 291–293, 409 Kleinknecht 409 Kleinkopf 418 Kleinn 473 Kleinpaß 347 Kleinpeter 409 Klein-Reesink 586 Kleinschmidt 213, 391, 393, 409 Kleinschnittger 409 Kleinschroth 409 Kleinsorg 444 Kleinsorge 409, 444 Kleinsteuber 411 Kleinstück 409 Kleinteich 333 Kleinwächter 409 Kleinwechter 409 Kleinwort 409 Kleiser 477 Klejn 176 Klementz 528 Klempp 470 Klene 544 Klenner 485 Klepczyk 163 Kleppich 436 Kleppisch 436 Klepzig 163 Kleve 539 Klever 539 Klevermann 539 Klevers 539 Klevisch 539 Klewe 539 Klewer 539 Klewers 539 Klewes 539 Klewwe 574 Kliegel 441 Kliegl 441 Kliem 165, 166 Kling 111 Klingauf 454 Klingbeil 455, 626, 627 Klingbiel 455, 626 Klingebeil 455, 626 Klingebiel 455, 626 Klingeisen 395, 396 Klingener 320 Klingenschmidt 392, 393 Klingenschmied 332 Klinger 330 Klinghammer 80, 508

686

Namenindex

Klingler 332 Klingner 330 Klingohr 424 Klings 518, 519 Klingseisen 396, 454, 457 Klingsohr 424 Klinkebiel 455, 626 Klinkhammer 80 Klinner 485 Klipfel 416, 417 Klippel 416, 417 Klitzschmüller 371 Klobetanz 454 Klöble 490 Klock 202 Klocke 202, 440 Klöcker 202 Klöckers 202 Klockgeter 202 Klockgether 202 Klockgiesser 202 Klockgießer 202 Klockmann 202 Klockner 202 Klöckner 197, 201, 202 Kloiber 494, 495 Klompenhauer 386 Klompenhouwer 386 Klompmaker 386, 535, 536 Klöpfel 416, 417 Klopffleisch 377 Klopfleisch 377 Klöppel 416, 417 Klöpperpieper 184 Klös 278 Klos 278 Klös 279 Klose 165, 167 Klosterkemper 593 Klote 38 Kloter 38 Klotgen 38 Klöth 38 Klöti 38 Klotka 38 Klotschkoff 38 Klotsmann 38 Klöttchen 38 Klottke 38 Klotz 411, 412, 472, 490 Klötzbach 38 Klövekorn 364 Klöver 486

Kloz 490 Klug 440, 441 Klugbauer 441 Kluge 80, 440, 441 Klügel 441 Klugemann 28 Kluger 28, 193, 441 Klugermann 28 Klügl 441 Klüglein 247 Klüglich 441, 552 Klügling 441 Klugmann 28, 441 Klumb 490 Klump 411, 412, 470, 490 Klumper 386 Klümper 386 Klumpers 386 Klümpers 386 Klumpp 412, 470, 471, 489, 490 Klüpfel 416, 417 Klüppel 416, 417 Klus 279 Kluschatschka 80 Klüver 486 Klynyewska 38 Klys 163 Klyüy 38 Klyuzner 38 Knabben 604 Knabenschuh 387 Knabeschuh 387 Knabjohann 292 Knackstedt 311 Knappworst 377 Knappwurst 377 Knarr 413 Knauer 172 Kneipp 473 Knell 413 Knippschild 454 Knobloch 172 Knochenhauer 184, 377 Knödlseder 351 Knöfel 499 Knöferl 499 Knoll 413, 414, 490 Knöll 413 Knolle 413, 490 Knor 413 Knorn 413 Knörnschild 454 Knorpp 470

Knorr 411, 413, 414, 490 Knorre 413 Knorz 413 Knull 413 Knüpfel 417 Knüppel 416, 417 Koal 545, 546 Koall 546 Kočárek 175 Köbele 181, 249 Kobes 271 Kobler 513 Köbler 513 Kobrink 596 Kobusch 556 Koch 34, 72, 172, 174, 189, 190, 358, 395, 606 Kocheisen 454 Kochendörfer 493 Kocherscheidt 539 Kochius 245 Kochjohann 292 Köchling 536 Kock 189, 190, 256 Köck 440, 441 Koebeler 513 Koebler 513 Koehnen 523 Koelsch 25 Koenen 22, 522, 523 Koenig 447 Koenigs 447 Koenigsmarck 581 Koep 271 Koester 599 Kofel 328, 329 Köffler 330 Koffler 330 Kofler 329, 330 Köfler 330 Kohl 36 Kohler 211, 212 Köhler 34, 208, 211–213, 616 Kohlschmidt 392, 394 Kohn 82, 175 Kohnen 22, 522, 523 Kohnert 73 Köhnlein 252, 498 Kohns 22 Kohrs 568 Kokkinos 103 Kolarič 145 Kolarić 145

Namenindex

Kolaritsch 145 Kolb 416, 417 Kolbe 416 Kölbel 416 Kolben 416 Kölbi 416 Kölbl 499 Kölblin 252, 416 Kolk 336, 337, 592 Kolkbeck 338 Kolkbrock 338 Kölker 338 Kolkhorst 338 Kölking 338 Kolkmann 338 Kolkmeyer 338 Koller 211, 495 Köller 211 Kollerbaur 495 Kollert 495 Köllisch 25 Kölsch 25 Komander 241, 242 Kommander 241, 242 Kompp 470 Kon 252 Konen 522, 523 König 34, 408, 447, 448 Königs 253, 447 Königseder 351 Koning 447, 448 Köning 447, 448 Könings 448 Konitzer 561 Könitzer 561 Konnert 73 Könnig 447 Könning 447, 448 Konrad 178, 180, 181, 230, 252 Konradi 244 Konrady 244 Konstantinidis 102, 104 Konstantinos 100, 101 Kontomitis 103 Konyalı 94 Konzelmann 285 Konzemann 286 Konzmann 286 Koopmann 186 Köpcke 181, 249, 622, 623 Kopf 418, 419 Köpf 418, 419 Köpfer 404, 418

Köpfle 418 Kopfmann 187 Köpge 249 Köpke 249 Köpl 249 Kopmann 187 Kopp 271, 418 Köppchen 249 Köppel 249 Köpper 404, 418 Kopperschläger 395 Korbmacher 42, 534 Kord 292 Kordes 568 Körfgen 532 Korfmacher 534 Korn 263, 264, 364 Körner 36 Kornfeind 442, 443 Kornführer 401 Kornmehl 373 Kornmüller 371 Köroğlu 92 Korpp 470 Kort 237, 544, 578, 579 Korte 237, 579 Kortebein 579 Kortejohann 292 Kortekamp 579 Kortemeier 579 Kortemeyer 579 Kortenbach 579 Kortenbruck 579 Kortenbusch 579 Kortendieck 333, 579 Kortendiek 333, 579 Kortenjann 579 Kortenkamp 579 Kortenstedde 574 Korter 579 Korth 579 Korthals 420, 579 Korthaus 579 Korthoff 579 Korthues 579 Kortjohann 292 Kortkamp 579 Kortland 579 Kortlüke 579 Kortz 543 Korz 543 Koschewitz 163 Koster 599

687

Köster 406, 407, 584, 597–599 Köstering 584 Kösters 254, 407, 597–599 Köstlich 552 Kostoglou 102, 104 Koszewicz 163 Kotek 175 Kotschenreuther 507 Kott 596 Kotte 596 Köttelwesch 377 Kottenberg 597 Kottenbrink 597 Kottenhagen 597 Kottenkamp 597 Kottenstedde 597 Kottenstede 597 Kottenstedte 597 Kottenstette 597 Kotter 351 Kötter 351, 596, 597 Kötterjohann 292 Kötters 596 Köttgen 532 Kotthaus 597 Kotthoff 597 Kottkamp 597 Kottmann 351, 597 Kottmeier 597 Kottmeyer 597 Kottmüller 597 Kottsieper 597 Kovač 146 Kováč 146 Kovačević 146 Kovačič 146 Koval 146, 150 Kovalenko 146, 150 Kovalčuk 146, 150 Kovaľčuk 146 Kowal 545, 546 Kowalczyk 75, 146, 546 Kowalewski 546 Kowalski 72, 75, 138, 143, 144, 146, 165, 546 Kox 256 Koyaş 94 Kraatz 271 Kraemer 173, 524, 525 Kraft 35, 164 Krägenbrink 596 Krähe 435, 436 Krähenbrink 596

688

Namenindex

Krahforst 340, 341 Krakowski 76 Král 145 Králíček 145 Králík 145 Kramer 35, 209–211, 228, 524, 525 Krämer 34, 209, 210, 240, 524, 525 Kranauge 424 Kranefuß 430 Kranendonk 328 Kratz 271 Kratzer 488 Krätzmüller 371 Kraubs 270 Kraus 34, 170, 171, 408, 420 Krause 34, 169, 170, 221, 408, 420, 606 Krausen 171, 253 Krauser 28 Kraushaar 420, 421 Krauspenhaar 420 Krauss 170, 171 Krauß 170, 171 Krausse 171 Krauße 171 Krausz 193 Kraut 364, 365 Krautbauer 365 Krautbrecht 270 Krauter 364 Krautgartner 365 Krauth 365 Krauthakel 365 Kräutle 365 Kräutlein 365 Krautmacher 365 Krautscheid 539 Krautschick 141 Krautschneider 365 Krautsieder 365 Krautstrunk 365 Krautter 472 Krautwurm 365, 450 Krautwurst 365, 377, 378 Krawczyk 163, 164 Kreamer 172, 173 Krebühl 482 Kreidel 365 Kreidl 365 Kreienbrink 596 Krein 299, 518

Kreinbrink 596 Kreins 518 Kreischer 435, 436 Kreisel 420 Kreißl 421 Krejčí 146 Kremer 209, 210, 240, 524, 525 Kretschmann 402, 564 Kretschmar 402 Kretschmer 138, 388, 402, 403, 562, 564 Kretz 271 Kretzschmann 402 Kretzschmar 402, 564 Kretzschmer 402 Kreuss 495 Kreußel 421 Kreutz 621 Kreuz 621 Krey 435, 436 Krichbaumer 215 Kriechbaumer 215 Krieg 442, 466 Kriegbaum 78 Krieger 442 Kriegisch 442 Kriegsmann 442 Kriescher 436 Krines 299 Krings 297, 517 Krischer 436 Kristensen 208 Kristin 203 Kritikos 102 Krog 402 Kröger 232, 388, 402, 564, 577 Krogmann 402 Krohde 270 Krois 495 Kroiss 495 Kroiß 494, 495 Krollpfeifer 184 Kromer 211 Krömer 211 Kromer 228 Kromminga 609 Kromschröder 568 Kronauge 424 Kronfeldner 345, 346, 501 Kronhofmann 361 Kronsbein 430 Kronschnabel 426 Kronseder 351

Kronshage 312 Kroog 402 Krubert 270 Krüer 570 Krug 402 Krüger 34, 172, 208, 232, 358, 388, 402, 403, 564, 577, 606 Krugjohann 292 Krugmann 402 Krumbein 430, 565 Krumbholz 399 Krumfuß 430 Krummbein 430 Krummbholz 399 Krummfuß 430 Krummholz 399, 401 Krumminga 609 Krumpholz 399 Krumscheid 539 Krupp 270 Krus 171 Kruse 35, 169, 170, 222 Krusen 171 Kruss 171 Kruß 171 Kruth 270, 365 Kruthaup 365 Kruttge 270 Krüttgen 365 Ksell 443 Kuballa 149 Kübelbeck 374 Kübelsbeck 374 Küblbeck 334, 374, 375 Küblböck 334 Kubler 485 Kübler 485 Kuch 376 Kuche 376 Küchel 229 Kuchen 376 Kuchenbäcker 376 Kuchenbaur 468 Kuchenbecker 374–376 Kuchenbeiser 376 Kuchenbeißer 376 Kuchenbrot 376 Kuchenbuch 376 Kuchenmüller 371 Kuchheuser 524 Küchle 229, 376 Kuchler 214, 376

Namenindex

Küchler 214, 229, 376 Küchlin 229 Kuebler 485 Küenle 466 Küenzi 466 Küenzle 466 Küfer 229, 368, 485, 501 Kuffner 41, 501 Küffner 41, 368, 501 Kufner 41, 501 Küfner 41, 368, 501 Kuhaupt 418 Kuhenn 291 Kuhhirt 541 Kühhirt 380 Kuhl 26, 27, 541 Kühl 26, 27 Kuhle 26 Kühle 26 Kuhlemann 26 Kuhlen 595 Kuhlenkampf 187 Kuhler 26 Kühler 26, 541 Kuhlmann 26, 27, 541 Kuhmichel 291 Kühmichel 291 Kuhn 34, 173, 267 Kühn 34, 172, 408 Kühnel 252, 554 Kuhnert 73 Kühnert 73 Kühnl 498 Kühnle 252 Kühnlein 252 Kuhns 173 Kuhweide 347 Kuipers 468 Kükenbrink 596 Kukhöfer 163 Kuklinski 163 Kulenkampf 78 Külpp 470 Kummer 444, 445 Kümmerer 445 Kummerer 445 Kümmerl 444 Kümmerle 443–445 Kümmerlen 444 Kümmerlin 444 Kümmerling 444, 445 Kümmich 486 Kümmig 486

Kumpfmüller 371 Kunert, 73 Künning 447, 448 Kuntz 172, 283, 284, 528 Kuntze 283, 284 Küntzelmann 286 Küntzle 283 Kunz 283, 284, 475, 522, 528, 556 Kunze 283, 284 Künzel 230, 283 Kunzelmann 286 Künzelmann 286 Kunzemann 286 Kunzer 477 Kunzl 283 Künzl 283 Künzle 176, 283, 477 Künzler 287, 477 Kunzmann 286 Kuonen 468 Küper 369 Kupfer 395 Kupferschmid 392 Kupferschmidt 392, 393 Kupka 165 Kupke 167–169 Küppenbender 230 Küpper 368, 369 Küppers 254, 368 Kurbjuhn 156 Kuri 298 Kürner 372, 373 Kurpjuhn 156 Kurpjuweit 155 Kurschat 155 Kürschner 229, 365 Kurt 256, 269, 544 Kürten 22, 256 Kurtz 543, 579 Kurtze 579 Kurtzer 193, 579 Kurtzrock 579 Kury 298, 299 Kurz 543, 578, 579 Kurzbein 579 Kurze 579 Kurzenacker 579 Kurzenberger 579 Kurzendorfer 579 Kurzendörfer 579 Kurzenhäuser 579 Kurzer 193, 579

689

Kurzhals 420, 579 Kurzius 245 Kurzmann 579 Kurzmaul 426 Kurzmeier 579 Kurzrock 579 Kurzschenkel 579 Kurzweg 349, 579 Kurzweil 579 Küspert 270 Kußmaul 426 Kussmaul 426 Kuster 599 Küster 81, 174, 406, 407, 597– 599 Küsters 254, 407, 597–599 Küther 377 Kuttelwascher 377 Küttelwesch 377 Kuttenkaule 541 Kuttenkeuler 541 Kutter 495 Kuttler 377 Kuznecov 145, 146 Laage 312 Labanauskas 159 Lachermund 426 Lachmund 426 Lachmuth 438 Lachner 404 Lachnicht 28 Lachnitt 452, 453 Lacroix 110 Ladewich 616 Ladewig 616 Ladwich 616 Ladwig 616, 617 Lafleur 112 Laflör 112 Lafontaine 105, 109 Lafrenz 271 Lage 312 Lagemann 312 Lageveen 336 Lahm 430 Lahmann 340 Lahme 430 Lahmer 430 Lallmand 109 Lamberjohann 292 Lambert 106, 111, 258

690

Namenindex

Lamberti 244, 529, 530 Lamberts 527 Lamberty 244, 529, 530 Lambertz 527 Lamberz 527 Lambracht 277 Lambrecht 106, 111, 249 Lamerz 527 Lämmerhirt 380, 541, 599 Lämmermann 599 Lammers 254 Lammert 73 Lamminger 175 Lampp 470 Land 621 Landesfeind 442, 443, 599 Landesvatter 446 Landsgesell 443 Landt 340, 621 Landvatter 446 Landwehrjohann 291, 292 Lang 28, 34, 232, 234, 235, 408, 409 Langbehn 565 Langbein 430, 565 Lange 28, 34, 232, 234, 235, 408, 409, 411, 606 Langehans 291 Langen 30, 411 Langenbeck 508 Langenbein 565 Langenbrinck 581 Langendonk 328 Langenegger 497 Langenhorst 344 Langenkämper 593 Langenkemper 593 Langenscheidt 539 Langensiepen 591, 592 Langensieper 592 Langenstroer 336 Langenströer 336 Langer 35, 193, 411 Langerbein 565 Langerbeins 565 Langerhans 291 Langerwisch 345 Langewiesche 346 Langfellner 345, 346 Langgartner 209 Langgärtner 209 Langhals 420 Langhammer 80

Langhans 291 Langhoff 213 Langhorst 344 Langius 245 Langkopf 418 Langlais 109 Langnaese 424 Langnäs 424 Langnas 424 Langnäse 424 Langnese 424, 427 Langohr 424 Langs 519 Langweg 349 Langwieler 318 Langwisch 345 Laporte 110 Laroche 109, 112 Larosch 112 Larsen 576, 577 Laschet 541 Lasmanis 162 Lassen 576, 577 Lasser 404 Lässer 404 Laudien 152, 153 Laufer 472 Lauffer 471 Laumann 340 Laupichler 506 Laurent 106, 112, 114 Lautensack 405, 406 Lautenschlag 405 Lautenschläger 404, 405 Lautenschlager 405 Lauterwasser 189 Lautner 405 Lawing 163 Lawniczak 163 Lazarinas 102 Lebegern 456 Leben 316 Leberwurst 377 Lebkuchen 376 Lebküchler 229 Leblanc 110, 113, 114 Leblang 105, 113, 114 Leblond 107 Lebrecht 114 Lebrun 110 Lebsanft 114 Lechner 42, 43, 47, 510 Leckebusch 342

Leclerc 110 Leclercq 106, 110 Lecomte 110 Ledderhose 389 Leder 383, 384 Lederer 383, 384 Ledergerber 383 Lederhose 383 Lederle 383, 384 Ledermann 383, 384 Ledermüller 371, 383 Lederwascher 383 Lefebre 106 Lefébure 107 Lefebvre 31, 106, 107, 109, 110 Lefeuvre 106 Lefevre 107, 108, 110 Legnaioli 115 Legnaro 115 Legrand 110 Lehmann 34, 40, 42, 43, 47 Lehmer 485 Lehmpfuhl 336 Lehmphuhl 336 Lehner 42, 43, 47 Leibküchler 229 Leibnitz 316 Leidecker 538, 539 Leidigkeit 157 Leiendecker 538, 539 Leimgruber 44, 332 Leinemann 27, 28, 307 Leineweber 387 Leingang 430, 431 Leingärtner 209 Leingartner 209 Leinhos 389 Leinhose 390 Leinweber 387 Leipholz 80 Leisegang 430, 431 Leiter 330, 505 Leithaus 403 Leithner 505 Leitlof 620 Leitloff 619 Leitner 330, 505, 506 Lejean 108 Lejeune 106, 110 Lemaire 110 Lemaitre 110 Lemartin 108 Lembcke 622, 623

Namenindex

Lembke 622, 623 Lemer 485 Lemke 249, 622, 623 Lemmens 258 Lemmerz 527 Lemnitzer 561 Lemoine 110 Lempp 470 Lengdobler 330 Lengfeldner 501 Lenk 428, 429 Lenke 428, 429 Lenkeit 155 Lenker 428, 429 Lennartz 527 Lennertz 526, 527 Lentz 528 Lentzen 22 Lenz 35 Lenzen 22 Leone 121 Lepetit 109 Leppla 105, 113, 114 Leps 271 Lerch 444 Lerche 444 Leroux 106, 110 Leroy 106, 110 Lesser 404 Lessing 18 Lettau 153 Leuchter 379 Leuthäuser 215, 524 Leuthäußer 526 Leutheuser 349, 524 Leutheuser-Schnarrenberger 40 Leutheußer 526 Leutloff 619 Levejohann 292 Leveque 110, 112 Lévêque 112 Levien 314 Levin 314 Levy 82 Lewandowski 75 Lewejohann 292 Lewwe 574 Lexmaul 426 Leydecker 538 Leyendecker 538 Leyerer 406 Leyrer 406 Leythäuser 524

Lichter 379 Lickefett 412 Lickfett 412 Lidl 500 Liebaug 424 Liebegott 455 Liebegut 456 Liebehenschel 438 Liebehentschel 438 Liebehenz 438 Liebeherr 455 Liebeknecht 455 Liebentritt 455 Lieberfreund 443 Liebergesell 438, 443 Lieberherr 438 Lieberknecht 438 Liebermann 438 Liebermeister 438 Liebernickel 438 Lieberts 21, 526 Liebertz 526 Lieberwirth 403, 438 Liebeskind 438 Liebetanz 454, 455 Liebherr 438 Liebherz 21, 526 Liebknecht 438 Lieblich 441, 552 Liebmann 438 Liebschwager 438 Liedloff 619 Liekefett 412 Liesegang 428, 430, 431 Liesenjohann 292 Lilie 19, 323 Limburger 129 Limmer 514, 515 Limpp 470 Linck 28, 428 Lincke 28 Lincker 28 Linckh 428 Lind 26, 619 Linde 26 Lindemann 26, 27, 340, 357 Linden 26, 27, 340, 357 Lindena 609 Lindener 26 Lindenmann 26 Lindenschmidt 323 Lindermann 347 Lindermeir 468

691

Lindhorst 344 Lindigkeit 157 Lindner 26, 27, 35, 340, 357 Lindsiepen 592 Lindsieper 592 Lindstrot 336 Lindt 26 Lindwurm 351, 353, 450 Lingener 320 Lingg 428, 429, 473 Lingk 428 Link 28, 29, 234, 428, 429, 473 Linke 28, 29, 234, 428, 429 Linker 28, 29, 428, 429 Linkerhand 428 Linkh 428 Links 429 Linn 26 Linne 26 Linnemann 26 Linnenweber 387 Linner 26 Linneweber 387 Lipp 271 Lips 271 Lirk 428 List 441 Listemann 441 Listl 441 Listmann 441 Litfaß 403 Littfaß 403 Litzenburger 539, 540 Liu 39 Lo Russo 115 Locatelli 116 Lochbihler 482 Lochbühler 482 Lochmann 340 Lochmüller 371 Lochschmidt 392, 394 Loddenkämper 593 Loddenkemper 593, 594 Lodewig 616 Lodwig 616 Löer 570 Loevenich 314 Logemann 340 Loh 484 Lohmann 340, 484 Lohmiller 229 Lohmüller 371 Löhr 383

692

Namenindex

Lohrum 114 Lohwasser 189 Loibl 494, 495 Loidl 495 Loiudice 116 Lombarde 119 Lombardi 116, 117 Lombardo 117, 121 Lomikar 175 Longhi 116 Longo 121 Lönnies 287 Löns 18 Loo 134 López 124, 125, 128 Lorang 112 Lorentz 528 Lorentzen 22 Lorenz 34, 267, 271, 294, 428 Lorenzen 22, 606 Lork 428 Lorke 428 Lorrain 108 Lorscheid 539 Lorscheider 316, 539, 540 Lortz 29, 271 Lorz 29, 428, 429 Lottermoser 44, 338, 505 Lotzgeselle 443 Loufen 472 Louffa 471 Lövenich 314 Löwe 323, 441 Löwenhaupt 418 Lübbe 603 Lübben 22, 573, 574, 603, 604 Lübcke 622, 623 Lub-Sol 40 Lucchesi 122 Lucht 28, 428, 429 Luchterhand 428, 429 Lücke 582 Lückenkemper 593 Lud 250 Lüdcke 622, 623 Ludde 603 Lüdde 603 Lüdecke 582 Lüdeking 287, 584 Lüdeling 287, 584 Lüdemann 286 Lüder 468 Lüders 468, 570

Lüdicke 582 Lüdke 165 Ludolf 550 Ludolph 550 Lüdtke 165, 582 Ludwig 34, 250, 267 Ludwigkeit 157 Lüer 468, 570 Lüers 468, 570 Lüerßen 289 Lühmann 286 Lührs 570 Lührsen 576, 577 Luibrand 468 Luick 468 Luik 468 Luit 258 Luitbert 258 Luithardt 468 Luithle 466, 468 Luithlen 468 Luitjens 584 Lukaschenko 149 Lukašenko 149, 150 Lumpp 470 Lünendonk 328 Lüninck 582 Lüning 410, 411 Lüninghöner 573 Lunkebein 430 Lunkenbein 430 Lünstroth 336 Lüppens 258 Lurk 428 Lurtz 29 Lurz 29, 428, 429 Lüsebrink 596 Lusebrink 596 Lüssen 577 Lüßen 576, 577 Lustig 444 Lütge 582, 583 Lütgen 582 Lüthans 291 Lüthje 250 Lüthjen 250 Lüthjohann 292 Lütje 582–584 Lütjen 582, 584 Lütjens 250, 584 Lütjohann 292 Lütke 582 Lütke-Bohmert 586

Lütke-Dörhoff 586 Lütke-Harmölle 586 Lütken 582 Lütkenhöner 573 Lütke-Stratkötter 586 Lütke-Wenning 586 Lutterjohann 292 Lüttge 250 Lüttgen 250, 285, 531 Lüttgens 250, 531 Lüttges 250, 531 Lütthans 291 Lüttje 582 Lüttjohann 291, 292 Lüttkopf 418 Lutz 35, 129, 283, 294, 295, 475 Lützel 283 Lutzenburg 539 Lützenburger 539, 540 Lützenbürger 539 Lutzke 283 Luxemburg 539 Luxemburger 539, 540 Luxenburger 539, 540 Luz 129, 475 Lyonnais 109 Maartens 31 Maas 277, 278 Maass 278 Maaß 278 Maassen 278 Maaßen 21, 278 Macchia 122 Macheleidt 455 Machelett 455 Machemehl 373, 455 Machledt 455 Machleid 455 Machleidt 455 Machleit 455 Machlitt 455 Mackeprang 442, 443, 455 Mackert 73 Mackevicius 159 Mackh 475 Mackprang 455 Mädche 447 Mädchen 447 Mader 362 Mäder 362 Maerten 281

Namenindex

Maertens 281 Maertin 281 Maertins 281 Magdanz 454 Mägdefessel 447 Mägdefrau 447 Mägdfessel 447 Mager 291, 411, 415 Magerfleisch 377 Magerhans 411, 414 Magerkord 414 Magerkurth 411, 414 Magerl 414, 415 Mägerle 414 Mägerlein 414 Magg 473 Maggi 120 Magnani 121 Magsam 362 Magsamen 362 Mahlstedt 311, 532 Mai 450 Maibaum 450, 451 Maibohm 450 Maibom 450 Maier 34, 176, 359, 360, 463, 464 Maierhöfer 213 Maikranz 451 Maintz 528 Mair 359, 468 Maire 109 Maisack 80 Maisch 466 Maischak 163 Maischatz 80 Maiworm 450, 451 Maiwurm 443, 450 Majczak 80 Majer 176 Majszak 80 Makeprange 443, 455 Malgut 456 Malguth 456 Malzkorn 364 Malzmüller 371 Mancini 117 Mandelbaum 82 Manderscheid 539 Mandl 496, 497 Mang 298, 299 Mangs 519 Mannl 496, 497

Mantel 19, 390 Marburger 24 Marconi 121 Margan 112 Marhold 450 Mariën 130 Marinetti 116 Marino 98, 117, 121 Mark 252 Markel 554 Markert 73 Markl 554 Märkl 499 Marklein 554 Märklin 209 Markward 247, 252, 475 Markwart 209 Marnet 112 Marnett 112 Marquand 112 Marscheider 539 Marschmann 332 Marschmeier 332 Marschmeyer 332 Marsmann 332 Martein 271 Martel 109 Marten 31, 281 Märten 281 Marten 281, 282 Martens 36, 281 Märtens 281 Martensen 281, 606, 607 Martenson 281 Martensson 281 Marthen 281 Marthiensen 281 Marti 271 Märti 31 Martiens 281 Martiensen 281 Martienß 281 Martienssen 281 Martienßen 281 Martin 30, 31, 34, 106, 108, 110, 120, 121, 125, 128, 267, 271, 281, 282, 450 Martín 122, 124, 125, 128 Märtin 281 Martinelli 116, 120 Martinen 608 Martinet 31, 108 Martínez 122, 124, 125, 127, 128

693

Martini 116, 121 Martino 116 Martinot 108 Martins 281 Märtins 281 Martinsen 281 Martinson 281 Martinsons 162 Martinucci 116 Martius 450, 451 Marty 31 Martz 450 Märtz 450 Marwedel 312 Marx 35, 111 Marz 450, 451 März 450, 451 Maschke 250, 554 Maschmann 332 Maschmeier 332 Maschmeyer 332 Maserkopf 418 Maspfuhl 336 Mass 278 Maß 278 Massmann 278 Maßmann 278 Mastrandrea 116 Mastrodascia 115 Matern 271 Mathias 181 Mathieu 106 Matt 345, 484 Mattausch 556 Matter 345, 484 Mattern 271 Mattes 181, 271 Matthä 271 Matthäus 181, 272 Matthes 181, 271 Matthias 181, 272 Matthiesen 606 Matthöfer 162 Mattmüller 484 Mattusch 556 Matusch 556 Matz 283 Matzigkeit 81 Matzke 624 Mätzold 556 Maugg 473 Maul 426 Maurer 208, 209, 214, 215, 524

694

Namenindex

Mäurer 208, 209, 214, 215, 524, 525 Mausehund 82 Maute 270 Mauter 501 Mauther 501 Mauthner 501 Mautner 500, 501 Mauz 270 Mavromallis 103 Mavromatis 103 Mäx 418 Maybaum 450 Maybusch 451 Mayer 34, 359, 360, 464 Mayerl 361 Mayerle 361 Mayr 468, 469 Mayrhans 294 Mayrl 361 Mayrle 361 Mayworm 450 Mažeikis 81 Mazzola 121 Mebes 274 Mebs 274 Meckelburg 304 Mecklenbräuker 592 Mecklenburg 304 Meder 362 Mederer 362 Medick 404 Medicke 404 Medicus 404 Meer 134 Meertens 281 Meeuw 274 Meeuwsen 274 Meeves 274 Meewes 274 Megebier 368 Megerl 414 Megerle 414, 415 Megerlin 414 Mehlhaase 373 Mehlhaf 373 Mehlhaff 373 Mehlhase 373 Mehlhorn 19, 372, 373 Mehlhos 373 Mehlhose 19, 372, 373, 389, 390 Mehlkop 373 Mehlkopf 372, 373

Mehlkopp 373 Mehlmann 372, 373 Mehlstäubl 373 Mehlstäubler 372, 373 Mehlsteibl 373 Mehlsteubl 373 Mehltreter 372, 373 Mehrtens 281 Meibaum 450 Meibohm 450 Meichelböck 508 Meier 34, 45, 165, 224, 359, 360, 463, 464, 510, 606 Meierarnd 294 Meierhans 294 Meiering 361 Meierjohann 292–294 Meierjürgen 294 Meierotte 294 Meierwisch 345 Meiller 473 Meindl 497 Meinecke 582 Meinl 497 Meinlschmidt 392 Meir 468 Meiring 361 Meisch 466 Meister 463 Meisterjahn 293, 294 Meiworm 450 Meiwurm 450 Mekelburg 304 Melander 241, 242 Mellies 287, 288 Menge 211 Menger 211 Mengerhausen 314 Mengs 519 Menke 292, 582 Menningen 320 Mercator 240 Merkel 209, 247, 252, 285, 554, 555 Merkl 499, 555 Merkle 252, 555 Merklein 555 Merklin 555 Merlo 119 Merschjohann 292 Mersmann 332 Merten 281, 282 Mertens 31, 281

Mertensjohann 292 Mertin 281, 282 Mertins 281 Mertn 495 Mertz 450 Merz 450, 451 Merzenich 314 Meschenmoser 338 Messemer 407 Messerklinger 396 Messerschmid 392 Messerschmidt 173, 391–393 Messerschmitt 391 Messersmith 173 Messina 116, 117, 121 Messmer 406, 407 Meßmer 226, 406, 407 Messner 226, 406, 407, 597 Meßner 226, 407 Methfessel 447 Metternich 314 Metze 283 Metzger 184, 377, 378 Metzler 377, 378 Metzmacher 534 Meulen 134 Meurer 208, 209, 214, 215, 524, 525 Meves 274 Mevissen 274 Mevißen 274 Mewes 269, 272–274 Mewis 274 Mews 274 Meybaum 450 Meybohm 450 Meyer 34, 40, 106, 358–361, 464, 465, 606 Meyer-Arndt 40 Meyer-Bernd 40 Meyer-Bothling 40 Meyerhans 294 Meyering 287, 288, 361, 584 Meyerink 361, 584 Meyers 359 Meyr 468 Michael 179 Michel 19, 30, 35, 106, 496 Michelhans 291 Michelmichel 291 Michels 19 Michelsen 19 Michl 496

Namenindex

Michler 287 Micklausch 142 Midde 191, 192 Middelberg 192 Middeldorf 192 Middelhoff 192, 324 Middelkamp 192 Middelkötter 596 Middelmann 192 Middendorf 192 Middendorff 192, 619 Middendorp 192 Midderhoff 324 Middeweg 349 Mied 270 Miedreich 270 Mieg 271 Miehle 229 Mielke 138, 250, 251, 623 Migge 271 Migges 271 Miiller 172 Milano 116 Milchsack 80 Miler 175 Militzer 560, 561 Miller 171, 176, 224, 229, 369, 370, 488 Millitzer 561 Millner 372 Milszak 80 Mings 519 Minig 271 Minkus 271 Minuth 152 Misselich 552 Mitsch 488 Mitschele 488 Mittag 449, 450 Mitte 191, 192 Mittelbach 192 Mittelstädt 192, 311, 324, 325, 532 Mittelstedt 192 Mittelstraß 192 Mittenbauer 192 Mittendorf 192, 324, 325 Mittendorfer 192 Mittendorff 192 Mittenentzwei 456, 457 Mittenhuber 192 Mittenzwei 456, 457 Mitterbauer 510

Mitterhuber 192, 510 Mittermaier 324, 361 Mittermayer 361 Mittermeier 192, 324, 325, 361, 510 Mittermeyer 361 Mittermüller 192, 505, 510 Mittweg 349 Mlakar 146 Mlaker 146 Möbes 274 Möbis 274 Möbius 272–274 Möbus 274 Möck 412, 490 Modersohn 446 Mödl 270 Moebius 274 Moebus 274 Moeck 490 Moek 490 Moeller 369 Moewes 274 Moewius 274 Mögebier 368 Möglich 552 Möhlenbrock 591, 592 Mohr 35, 334, 423 Mohrdieck 333 Mohrdiek 333 Mohren 256 Mohrenstecher 380 Mohrmann 334 Molderings 516 Mölders 254 Molinero 124 Molitor 240, 529 Molkenstroth 336 Moll 412, 490 Molle 490 Mollenkopf 418 Möllenkotte 597 Möllensiepen 592 Möller 34, 230–232, 369, 370, 577 Möllerarnd 371 Möllerbernd 371 Möllerberndt 371 Möllerfrerich 371 Möllerfrerk 371 Möllerfriedrich 371 Möllerhenn 371 Möllerherm 371

695

Möllering 288, 371, 372, 584 Möllerke 371 Möllermann 371 Möllers 136, 254, 369, 371, 372 Möllersmann 371 Mollkopf 418 Mollner 372 Möllner 372, 373 Mombaur 468 Momme 608 Mommens 608 Mommsen 606 Mönch 230, 232 Mongs 519 Mönninghoff 316 Montag 448, 449 Monti 116 Moor 334, 592 Moormann 334 Mooser 338 Moosmann 338 Moosmüller 369 Mordhorst 344 Moreau 30, 106 Moresco 121 Moretto 121 Morgen 449, 450 Morgenbrodt 374 Morgenroth 432, 434 Morgenthal 82 Mormann 334 Mornhinweg 28, 456, 457 Morschhäuser 524 Morschheuser 524 Mosca 116 Moser 44, 338, 505 Moses 82 Moshövel 328 Moskopf 418 Mosmann 338 Mösner 407 Mossmann 338 Moßmann 338 Mößmer 226, 407 Mössner 226, 407 Mößner 226, 407 Motard 270 Mötje 270 Mottig 270 Möwes 274 Möwius 274 Mowwe 574 Mucke 214

696

Namenindex

Mücke 214 Muckenhaupt 418 Mückenhaupt 418 Muckenhirn 419, 420 Mücklausch 141 Mudrich 270 Mueller 16, 171, 172, 216, 369 Müer 570 Mühlbauer 510 Mühle 229 Muhle 270 Mühlena 609 Mühlenbäumer 215 Mühlenbeck 334 Mühlenbrock 592 Mühlenbroich 524 Mühlenkampf 78, 595 Mühlensiepen 592 Mühlenstroth 336 Mühlenweg 349 Mühlfeldner 501 Mühlhäuser 215, 524 Mühling 270 Mühlmichel 291 Mühlmichl 291 Mühlner 372, 373 Muhme 447 Muller 16, 106, 171, 172 Müller 16, 18, 19, 30, 31, 33–36, 61, 96, 100, 124, 162, 164, 171, 172, 175, 176, 216, 218, 224, 229, 230, 232, 240, 254, 327, 358, 369–371, 373, 395, 577, 606 Müllerbader 371 Müllerbauer 371 Müllerchen 371 Müllergroß 371 Müllerheim 371 Müller-Hildebrand 38 Müllerhöltgen 371 Müllerke 371 Müllerklein 371 Müllers 369, 371, 372 Müllerschön 371 Müllerstedt 371 Müllerthann 371 Müllerzell 371 Müllner 232, 372, 373 Münch 230, 232 Mund 426, 621 Mündel 259, 426, 443 Mundlos 426

Mundschenk 259 Mundt 621 Mundweil 318 Münk 271 Münsterjohann 292 Münstermann 24, 25 Münsterteicher 333 Müsch 410, 411 Muscheid 539 Musebrink 596 Musiał 148 Musiała 148 Musial 149 Musiala 149 Musil 149 Musioł 148 Musiol 149 Muskopf 418 Mussack 386 Müßigbrodt 374 Müssiggang 430, 431 Mut 438 Mutert 270 Muth 270, 438, 443 Mütsch 488 Mutsch 488 Mütschele 488 Mutscheller 488 Mutschler 485, 488 Mutter 447 Muttray 270 Mutz 270 Myer 173 Myers 173 Mykoniatis 102 Mynarek 163 Naas 427 Naatz 271 Nachrichter 564 Nachtweide 347 Nachtwey 347 Nack 420 Nacke 420 Nacken 420 Nader 390 Naesemann 424 Naeter 390 Naethbohm 616 Naether 390 Nagel 35, 396, 496 Nägele 249, 396

Nageler 396 Nagelschmidt 393 Nagelschmitz 392 Nager 390 Näger 390 Nagl 496 Nagler 396 Näher 390 Nähr 390 Najman 175, 176 Najmanová 175 Nakken 604 Nanninga 609 Napoli 116 Nardella 120 Nardelli 121 Nardo 120 Narjes 299, 300 Narres 300 Nase 427 Näsemann 424 Nasemann 427 Nassau-Usingen 39 Nassau-Weilburg 39 Nather 390 Näther 389, 390 Natorp 308 Nattkämper 593 Nattkemper 593 Natusch 299, 300 Nauber 302 Naubert 302 Naujokat 153, 155 Naujoks 153–155 Naumann 223, 224, 301, 302 Naumeier 224 Naupert 302 Navratiel 148 Navrátil 146 Navratil 147, 148 Navrátilová 146–148 Nawratil 147 Nazi 271 Neander 241 Nebgen 532 Neckermann 307 Neddermann 324 Neder 390 Neefischer 381 Neer 390 Neermann 324 Neesemann 424 Neffgen 532

Namenindex

Neger 389, 390 Neher 389, 390 Nehfischer 381 Nehl 271 Nehr 390 Neiß 271 Nelissen 521 Nell 271 Nelles 33, 271 Nellessen 521 Nellies 287 Nellissen 521 Nerlich 552, 553 Nesemann 424, 427 Nesnidal 147, 148 Nesseldreher 397 Nestorovski 150 Nettelnstroth 336 Nettelstroth 336 Netuschil 147, 148 Neu 302 Neubauer 302, 510 Neubaur 468 Neubeck 373, 375 Neuber 73, 302 Neubert 73, 302 Neuberth 302 Neuburger 24 Neudoerffer 309 Neudörffer 309 Neue 302 Neuendorf 322 Neuer 302 Neufeind 442, 443, 599 Neufer 471 Neuffer 471 Neufischer 381 Neugebauer 302 Neuhaus 223, 224, 349 Neuhausen 224 Neuhauser 209, 224, 493 Neuhäuser 209, 224, 349, 493, 524 Neuheuser 209, 524 Neujahr 452 Neukötter 596 Neuling 536 Neumaier 361 Neumair 468 Neumann 34, 112, 138, 175, 224, 241, 301, 606, 614 Neumayer 361 Neumeier 224, 302, 361

Neumeyer 173, 361 Neumüller 369 Neunachbar 302 Neundeubel 458, 459 Neundörfer 322 Neunfinger 428, 458 Neunstöcklin 458 Neunteufel 458, 459 Neunübel 458 Neunzig 459 Neunziger 459 Neuper 302 Neupert 302 Neuperth 302 Neureiter 507 Neureither 507 Neureuter 507 Neuschäfer 380 Neustadt 311 Neuwirth 403 Neveceral 147, 148 Neveu 109 Newmeyer 173 Núffen 471 Nick 278 Nickel 279, 496, 499 Nickels 278 Nickerl 499, 500 Nickl 278, 496, 499 Nicklas 278 Nicklaus 278 Nickolaus 278 Niebrügge 574 Niederhaus 47 Niederhäuser 47 Niederheuser 47 Niederhof 47 Niederhoff 47 Niederjohann 291, 292 Niederkofler 330 Niederkorn 364 Niedermaier 40, 47, 361 Niedermann 46, 47 Niedermayer 47, 361 Niedermeier 47, 324, 325, 361 Niedermeyer 47, 324, 361 Niedermöller 47, 232 Niedermüller 47 Niederreiter 507 Niederreither 495 Niederreuther 495 Niederschabbehard-Schöning 40 Niederschäfer 380

697

Niederschuh 385 Niedlich 552 Niehaus 223, 224 Niehues 224 Niehus 224 Niejahr 452 Niel 271 Nielandt 622 Niels 271 Nielsen 279, 606, 607 Niemaier 361 Niemann 223, 224, 302 Niemayer 361 Niemeier 45, 224, 361 Niemeyer 361 Nienhaus 224 Nienkötter 596 Nierhaus 47 Nierhof 47 Nierhoff 47 Niermann 47, 324, 325 Niermeier 47 Niermeyer 47 Niermöller 47 Nies 271, 272 Nietzsche 18, 548 Nievergelt 459 Niewerth 403 Niffen 471 Niggebrügge 574 Niggemann 223, 224, 302, 614 Niggl 278 Niklas 278 Niklaus 278 Nikles 279 Nikolaou 101 Nikolaus 107, 112, 181, 193, 269, 277–279, 614 Nikolić 140 Nikoloudis 102 Nillies 287 Nimmerfroh 459 Nimmergut 459 Nimmerrichter 564 Nimmesgern 456, 457 Nisse 271, 272 Nissen 606 Nitsch 279, 547 Nitsche 278, 279 Nitschke 279, 548 Nitz 279 Nitzke 624 Nitzschke 548

698

Namenindex

Noack 138, 139, 546 Noak 138, 546 Nöbbe 270 Nobel 270 Nöbel 270 Nobert 270 Nöbrich 270 Nock 270 Nödgen 270 Noelte 272 Nokel 270 Nold 269, 272 Nolde 272 Nolden 22, 272 Noldes 22 Nöldner 488 Nölke 272 Noll 272, 273 Nöll 272 Nolle 272 Nölle 272 Nöllgen 272 Nölling 272 Nölpp 470 Nolte 269, 272, 273, 277 Nölte 272 Nolteernsting 272 Noltekuhlmann 272 Noltemeyer 272 Nolten 272 Noltenhans 272, 292 Nolting 272, 287, 585 Nölting 272 Nöltner 488 Nonnenbroich 524 Nonnengässer 348 Nonnenmacher 377, 379, 534, 535 Nonnenmann 379 Noobat 270 Nopp 270 Nopper 270, 488 Norderhus 47 Nordermeyer 323 Nordhaus 47 Nordhöfer 47 Nordhoff 47 Nordhus 47 Nordmann 46, 47, 323 Nordmayer 47 Nordmeier 47, 323 Nordmeyer 47, 323 Norgall 152

Notbohm 342 Notbom 342 Nötel 270 Noth 270 Nothbaum 342 Nothdurft 444 Nöthe 270 Nothelfer 444 Noting 270 Nottbohm 342 Nottebaum 342, 343 Nottebohm 342 Nottekämper 593 Nottenkämper 593 Nottenkemper 593 Notz 270, 475 Nousch 138, 545, 546 Novak 138, 145, 546 Novák 302 Novotny 138, 139 Novotný 302 Nowack 138, 546 Nowacki 145 Nowaczyk 145 Nowak 75, 76, 137–139, 145, 154, 163, 165, 167, 302, 546 Nowek 145 Nowik 145 Nowikowski 145 Nowitzki 137 Nowka 145 Nowotni 138 Nowotny 138, 145 Nowottny 138 Nowusch 138, 145, 545, 546 Noz 475 Nözelmann 270 Nube 270 Nudl 270 Nungesser 348 Nunnenmacher 379 Nunner 379 Nürnberger 102 Nussbaum 342 Nußbaum 342, 343 Nussbaumer 215, 342 Nußbaumer 215, 342 Nüßlein 498 Nutbohm 342 Nuttbohm 342 Oakes 16 Öbe 270

Obereigner 512 Oberhaus 47 Oberhäuser 47 Oberheuser 47 Oberhof 47 Oberhoff 47 Oberjohann 291, 292 Oberkobler 513 Oberkofler 330 Oberkötter 47 Oberle 228, 270 Oberleithner 505 Oberleitner 505 Oberli 228 Oberlin 228 Obermaier 47, 361 Obermann 46, 47 Obermayer 47, 361 Obermeier 47, 324, 361 Obermeyer 47, 324, 361 Obermöller 47, 232 Obermüller 47 Oberndorfer 493 Oberneder 351 Oberpichler 506 Oberschelp 338 Oberschmidt 392, 394 Obgenhoff 357 Obricht 270 Occhipinti 122 Ochs 16 Ochse 195, 197, 379, 381, 541, 542 Ochsen 541 Ochsenbauer 197 Ochsenbrücher 592 Ochsendorf 197 Ochsenfahrt 197 Ochsenfahrth 197 Ochsenhirt 197, 380, 381, 541 Ochsenknecht 197 Ochsenkühn 197 Ochsenreiter 197 Ochsenreither 197 Ochsenschläger 197 Öchsle 209, 216, 217 Ochsler 381 Öchsler 216, 381 Öchsner 216 Ockle 270 Öddel 270 Ode 270 Öde 27, 270

Namenindex

Odenwald 308 Odenwälder 308 Odenwäller 520, 521 Odenweller 308, 520, 521 Öder 26 Odo 270 Oechsle 215–217 Oechsler 216, 380, 381 Oechslin 219 Oechsner 216, 380, 381 Oeder 26, 505 Oehl 216 Oehlemann 216 Oehlenschläger 216 Oehler 216 Oehlert 216 Oehlmann 216 Oehlschlaeger 37 Oehlschläger 37, 216 Oehm 446 Oehme 446 Oehmichen 446 Oehrl 424, 426 Oehrle 424, 426 Oehrlein 424, 426 Oelkuchen 376 Oelmüller 371 Oelschlaeger 37 Oelschläger 37 Oertel 228, 503, 554 Oertelt 503 Oertl 495 Oertle 503 Oestereich 216, 307 Oestereicher 216 Oesterle 450, 451 Oesterlein 450 Oesterlen 450 Oesterlin 450 Oesterreich 216, 307 Oesterreicher 216 Oestreich 216, 307 Oestreicher 216, 307 Oestrreich 216 Oestrreicher 216 Oetcke 622 Oetjen 270, 275 Oetken 275 Oetker 216, 274, 275 Oettel 270, 275 Oettgen 275 Oettinger 216 Oettl 275

Oettler 275 Oevel 438 Oeverdick 326 Oeversee 216 Oexler 381 Offenborn 357 Offensand 357 Offergeld 407 Offermann 407 Oğuz 95 Ohde 270 Oheim 446 Öhl 216 Ohlenborstel 312 Ohlendorf 320 Ohlenforst 340 Öhlenschläger 216 Öhler 216 Öhlke 270 Öhlmann 216 Ohlrogge 263, 364 Öhlschläger 37, 216 Ohm 446 Öhmchen 270 Ohme 446 Ohms 446 Ohnesorg 444, 460 Ohnesorge 19, 444, 452, 460 Ohnezeit 460 Ohngemach 460 Ohnhäuser 460 Ohnheiser 460 Ohnmacht 460 Ohnsorg 444, 460 Ohnsorge 444, 460 Ohr 426 Öhrl 424 Öhrle 424 Öhrlein 424 Öinck 270 Okken 603 Okkenga 603 Old 545 Olde 545 Oldehaver 364 Oldenburg 303, 532, 625, 626 Oldenburger 303, 625, 626 Oldenbürger 625 Oldenbüttel 312 Oldhaver 364 Oligmüller 371 Oliphant 323, 353 Ollenborger 311

Ölmüller 371 Olpp 470 Ölschlaeger 37 Ölschläger 37 Olt 545 Olthoff 226 Oltmann 226 Oltmanns 226, 606 Oltrogge 263 Onemichl 291 Onken 606 Oostendorp 308 Oostinga 609 Opdenhövel 328 Opel 270 Opfer 407 Opferkuch 376 Opfermann 407 Opgenoorth 357 Opgenorth 357 Ophoven 534 Ophüls 590 Opp 270 Oppe 603 Oppenberg 357 Oppenborn 357 Oppenhäuser 215 Oppenheim 82, 508 Oppenheimer 82 Oppenhorst 357 Oppenkamp 357 Opperbeck 357 Oppermann 406, 407 Oppers 407 Oppitz 270 Optenhövel 328, 357 Optensteinen 357 Opterweidt 357 Örtel 503 Orthner 501 Ortjohann 292 Ortler 501, 502 Ortloff 619 Ortner 501, 502 Ortwin 228 Oschwald 297 Osman 95 Osoling 81 Osse 195 Ossenberg 197 Ossenbrink 595 Oßenbrink 596 Ossenbrink 596

699

700

Namenindex

Ossenbrügge 574 Oßenbrügge 574 Oßenbrüggen 574 Ossenbrüggen 574 Ossenkämper 593 Ossenkemper 593 Ossenkop 197 Ossenkopf 418 Ossenkopp 197 Oßner 380 Osswald 297 Oßwald 297 Ostendorp 308 Ostenkötter 596 Osterbrink 596 Östereich 216 Östereicher 216 Osterhaus 47 Osterhof 47 Osterhoff 47 Osterhus 47 Osterkorn 364 Österle 450 Österlein 450 Österlen 450 Osterloh 484 Ostermaier 45, 361 Ostermann 45, 46, 323 Ostermayer 45, 361 Ostermeier 45, 323, 361 Ostermeyer 45, 323, 361 Ostermöller 45, 232 Ostermüller 45 Österreich 216 Österreicher 216, 307 Osterrieder 508 Osterrode 316 Ostertag 450, 451 Osthaus 47 Osthof 47 Osthöfer 47 Osthoff 47 Osthus 47 Ostkämper 593 Ostkotte 597 Ostmann 45 Ostmeier 45, 323 Ostmeyer 45, 323 Östreich 216, 307 Östreicher 216, 307 Oswald 297 Oswaldt 621 Othling 270

Othmer 270 Ötker 270 Ott 35, 274, 275 Otte 270, 274, 275 Otten 21, 258, 274, 275, 606 Ottena 608 Ottens 23, 258, 274, 275 Otterbach 322 Otterbein 430 Otterpohl 336 Ottersbach 322 Ottes 22 Ottini 119 Ottink 287, 288 Ottl 275 Ottle 275 Ottmann 270, 275 Ottmüller 369 Otto 34, 267, 274, 275, 292 Ottovordemgentschenfelde 40, 290 Ötzmann 270 Ovel 438 Ovens 608 Over 324 Overbeck 324, 326 Overdick 324, 326 Overdiek 326 Overhage 312, 326 Overhaus 326 Overhoff 326 Overhues 326 Overkamp 324–326 Overkämping 326 Overkemping 326 Overlack 326 Overmann 326 Overmeyer 326 Owerberg 326 Oxe 197 Öxler 381 Özcan 216 Özdemir 98, 216 Özkan 216 Ozoliņš 81 Öztürk 95, 98, 216 Paap 184 Paape 184 Paasch 451 Pabst 448 Pach 496

Pacher 496 Paepcke 184 Paepke 184 Paetzoldt 556 Paff 184 Paffe 182, 184–186 Paffen 184 Paffenberger 184 Paffendorf 184 Paffenholz 184 Paffenhuber 184 Paffenrot 184 Paffhausen 184 Pagel 20, 614, 615 Pagels 20 Pagenstecher 380 Pahlmann 163 Paier 496 Pair 496 Pallido 119 Palmieri 116 Pamuk 94 Panagiotopoulos 104 Panchalingamselvachandran 40 Panebianco 116 Pangerl 499 Pangl 499 Pankratz 503 Pannkuchen 376 Pantle 298 Pantleon 298 Panzer 396 Papadakis 104 Papadimitrakopoulos 101 Papadimitriou 104 Papadopoulos 100, 102, 104 Papadopulos 100 Papageorgiou 104 Papaioannou 104 Papandreou 100 Papazoglou 104 Pape 182, 184–186 Papen 253, 256 Papenberg 184 Papenbrock 184, 592 Papenburg 184 Papendieck 333 Papendiek 184, 333 Papendorf 184 Papenhagen 184 Papenheim 184 Papenheinrich 294 Papenjohann 291, 292

Namenindex

Papenroth 184 Papst 448 Parameshwaran 35 Pardieu 109 Partheimüller 371 Partheymüller 371 Pascarella 120 Pasch 347 Paschedag 451 Pasewalck 581 Paß 347 Paßkönig 447 Paßmann 344, 347 Patz 283 Pätz 275 Patzelt 557 Pätzold 556 Pauckner 501 Pauel 615 Pauer 197, 496 Pauker 404, 405 Paukert 405 Paukner 405, 406, 500, 501 Paukstadt 156 Paukstat 156 Pauksztat 156 Paul 20, 35, 292, 614 Paulert 289 Paulfeuerborn 291 Pauli 529–531 Paulmichel 291 Paulmichl 291 Pauls 20 Paulsen 20, 164, 606 Pauly 529–531 Paur 197, 496 Pausback 424 Pauseback 427 Pausewang 424 Pauswang 424 Pavel 615 Pavlíček 145 Pavlík 145 Pavone 121 Pawel 614, 615 Pawlicki 163 Pawlowski 164 Payer 197, 496 Payr 496 Paysan 109 Pedersen 20, 607 Peeters 130 Peetz 275

Peffer 486 Peier 496 Peifer 184, 185 Pein 322 Peine 322 Peinemann 322 Peinlich 552 Peipp 473 Peir 496 Peisker 383 Pelger 469 Pelikan 323, 353 Pellegrini 116 Pennig 549 Penning 186, 549 Pentenrieder 508 Peper 186, 486 Peperkorn 364 Pepermann 486 Perchtold 480 Père 109 Peretmère 109 Pérez 124, 125, 128 Perini 121 Perktold 480 Permaneder 348 Perreur 108 Perrier 108 Perrin 106 Persson 254 Pesch 347 Peschek 250, 623 Peschk 250, 623 Peschka 250 Peschke 145, 250, 251, 285, 554, 623 Peschko 250 Pešk 145 Pestalozzi 114, 119 Petautschnig 146 Peter 20, 21, 35, 245, 254, 258, 289, 292, 584 Peterbauer 45 Peterburs 45, 46 Petereit 155, 156, 167 Peterhans 291–293 Peterhülseweh 590 Peterjohann 291, 292 Peterknecht 45 Petermann 286 Petermichel 291 Petermichl 291 Petermöller 45

701

Petermüller 45 Peters 18, 20, 21, 31, 34, 101, 136, 244, 245, 267, 289, 606 Peterschröder 570 Petersen 20, 21, 30, 31, 35, 254, 289, 606, 607 Petershans 291 Petersjohann 291, 292 Petersmann 286 Petersmarck 581 Petersohn 289 Peterson 289 Petersons 162 Peterssen 20 Peterßen 289 Petersson 20 Petit 30, 106, 109 Petitbon 109 Petitjean 108 Petitot 109 Petitpain 109 Petrakis 102 Petrasch 554 Petrauskas 158, 159 Petri 239, 244, 529–531 Petridou 100 Petrie 244 Petrisch 554 Petropoulos 102 Petrosch 554 Petrović 140 Petruck 152 Petrus 245 Petrusch 554 Petry 244, 530, 531 Petsch 145, 547 Petschik 145 Pettersson 242 Petutschnig 146 Petz 275 Petzold 556, 557 Petzoldt 556 Peuker 405 Peukert 405 Peuntner 495 Peyer 496 Peyr 496 Pezold 556 Pfadenhauer 79 Pfaff 184, 186 Pfaffe 182–186 Pfaffen 184

702

Namenindex

Pfaffenbach 184 Pfaffenzeller 320 Pfäffle 184 Pfäfflin 184 Pfalzgraf 172 Pfannenschmidt 392, 393 Pfannenstiel 16 Pfannkuchen 376 Pfannschmidt 392 Pfeffer 172, 185, 186, 486, 488 Pfefferkorn 364 Pfefferkuchen 376 Pfefferle 486 Pfefferlé 488 Pfefferlein 486 Pfefferli 488 Pfeifer 184–186, 404, 471 Pfeiffer 35, 175, 184–186, 226, 404, 471 Pfeifferer 184 Pfeifferling 184 Pfeilschmidt 392 Pfennig 186, 548, 549 Pfennigschmidt 392 Pfenning 548, 549 Pfennings 516 Pferdehirt 380 Pferdekämper 593 Pferdekemper 593 Pfeuffer 184, 226, 471 Pfingsten 452 Pfingstl 452 Pfirmann 298 Pfirrann 298 Pfirrmann 299 Pfister 172, 241, 373–375, 488 Pfisterer 374, 375, 488 Pfisterhammer 374 Pfistermeister 374 Pfistner 374 Pfitzner 229 Pfizer 172 Pfleghaar 420, 421 Pflüger 186, 577 Pförsching 172 Pfotenhauer 77, 79 Pfuhl 592 Pfützenreuter 507 Pfützner 229 Philipp 178, 271, 471 Philpp 470, 471 Piatti 120 Příbyl 138, 139

Picard 108 Piccione 121 Pichlbauer 506 Pichleder 506 Pichler 197, 198, 327, 482, 506 Pichlhuber 506 Pichlkastner 506 Pichlkostner 506 Pichlmaier 198, 361 Pichlmeier 198, 506 Pickelhaupt 418 Piedbœuf 109 Piefer 184 Piehler 198 Piepenbrinck 28 Piepenbrink 28, 595, 596 Piepenbrock 592 Pieper 184–186, 404 Pieperjohanns 184 Piepers 184 Piepersjohanns 184 Piephans 291 Piergiovanni 116 Pieroth 112 Pierotti 120 Pierrot 112 Piesker 383 Pietsch 547, 548 Pietschmann 286 Pietzsch 547, 548 Piezker 383 Pifer 184 Pilger 469, 470 Pilgram 469 Pilgrim 469 Pillow 174 Pings 519 Pingsten 452 Pinkepank 390, 396 Pinkpank 396 Pinna 117 Piotrowicz 76 Piper 184 Piras 117 Pirmann 298, 299 Pirrmann 298 Pisanello 121 Piselli 116 Pister 241, 374, 375 Pistor 240, 243, 374, 375 Pistori 374 Pistorius 239, 243, 374, 375 Pistory 374

Pitschmann 286 Pizolka 163 Planck 197, 496 Planitzer 561 Plank 197, 198, 496 Planken 198 Plankenhorn 198 Plankl 198 Platte 163 Plattek 163 Platzbäcker 374 Platzbecker 374, 375 Platzöder 505 Plenk 198 Plock 414 Plöger 186, 577 Plogmaker 535 Podschos 156 Podschus 156 Podßus 156 Podszius 156 Podszus 155, 156 Podzus 156 Poggenhans 291 Poggenpohl 336 Pohl 34, 322, 334, 335, 592 Pohlkötter 596 Pohlmann 332, 336, 590 Pohlschmidt 392, 394 Pointner 495, 501 Polat 96 Politis 102 Poll 592 Pollhaus 336 Pollhoff 336 Pollkötter 336 Pollmann 336 Pollmeier 336 Pollmüller 336 Polzin 314 Pommer 304 Pommerening 304 Pommerenke 304 Pongratz 271, 296, 503 Pongs 519 Poniros 103 Pönnighaus 316 Popp 503 Poppe 603, 609, 610 Pöppel 499 Poppen 603, 609, 610 Poppenga 603, 609, 610 Pöpperl 499

Namenindex

Poppinga 603, 609, 610 Pöppl 499 Porta 119 Portebois 109 Poschenrieder 508 Pöschke 145 Posewang 424 Pospischiel 148 Pospischil 147 Pospischill 137, 148 Pospíšil 146 Postma 609 Pöter 399 Potinius 245, 613 Potočnik 146 Pototschnik 146 Pottbäcker 398, 399 Pötter 201, 398, 399 Pötters 399 Pöttgen 532 Potthaest 432 Potthast 432, 433 Pöttker 399 Pottschmidt 391 Pötzsch 547 Poyraz 96 Praetor 243 Praetorius 243 Prager 322 Prakken 604 Prange 442 Prangs 518, 519 Prass 432 Prasse 432, 433 Prasser 432 Praßer 432 Prätor 243 Prätorius 243 Präuninger 222 Precht 275 Prell 434, 515 Preller 514, 515 Prenger 442 Prestel 489 Prestele 489 Presti 120 Prestle 489 Pretor 243 Pretorius 243 Preuhs 193, 304 Preuninger 222 Preuss 304 Preuß 193, 304

Preusse 304 Preuße 304 Preußler 304 Preussner 304 Preußner 304 Prevezanos 102 Prévôt 109 Pribil 138 Pribyl 138, 140 Priesterjan 294 Printz 528 Prinz 448 Pröbsting 287, 288, 584 Proell 515 Proeller 515 Pröll 515 Pröller 513, 515 Prothmann 434–436 Prühs 304 Prus 304 Pruss 304 Pruß 304 Prüß 304 Prüße 304 Prüßner 304 Przybilla 140, 144, 149 Przybille 140 Przybył 139 Przybyl 138 Przybyla 140 Przybylla 140 Pscheid 239 Pscheiden 239 Pschibil 138 Pschirrer 239 Pschorn 239, 420 Pschorner 239, 420 Pschorr 239 Pschribülla 140 Psomas 103 Psomiadis 102 Pětš 145 Pětšik 145 Puffpaff 396 Pufpaff 396 Pühler 198 Pulvermüller 369, 371 Pundsack 386, 387 Pungs 519 Purkhard 38 Pusback 427 Pusch 197 Pustekuchen 376

703

Pustkuchen 376 Pütt 229 Püttschneider 379, 388 Putzig 80 Pützkaul 541 Puzyck 80 Quaak 436 Quaas 432, 433 Quack 434–436 Quacken 436 Quadflieg 438 Quadschmidt 392 Quadt 438 Quahs 432 Quak 436 Quaken 436 Quakernack 420 Quas 432 Quasebarth 421 Quass 432 Quaß 432 Quatmann 438 Quattrocchi 122 Queck 440, 441 Quednau 153 Querengässer 348 Querner 372, 373 Quick 441 Quirin 19, 114, 299 Quiring 297, 299, 517 Quosbarth 421 Raab 235, 469 Raabe 235, 469 Raaf 571 Rabe 235, 240, 423, 469, 470, 571 Rabenhorst 344 Racke 112–114 Räcker 399, 535 Räckers 399 Rad 399 Rädecker 399, 535 Rädeker 399, 535 Rademacher 42, 43, 211, 399, 400, 534, 535 Rademaker 42, 43, 399, 535 Rademakers 535 Radermacher 399, 534, 535 Radice 116 Radlof 619

704

Namenindex

Radloff 616, 618, 619 Radmacher 399, 534, 535 Radolf 616 Radziwill 159 Radzuweit 155 Raffelsiepen 592 Raffelsieper 592 Rahlf 618 Rahn 415, 417 Rahnenführer 401 Raiber 486 Raingard 177 Raisch 466 Rajngard 177 Rajngardt 176 Räker 399, 535 Räkers 399 Ralf 618 Ramacher 399, 535 Ramaker 535 Ramakers 399, 535 Ramírez 127 Ramöller 371 Ramp 470, 471 Rampp 470 Ramüller 371 Ranamüller 371 Randolph 550 Raneke 417 Rangs 519 Rank 415, 417 Ranke 415, 417 Rapallo 121 Rapmund 426 Rapp 469 Rappa 120 Rappe 469 Rappholz 80 Rappmund 426 Raquet 112–114 Raschke 554 Raschpichler 506 Rasenack 420 Raskob 420 Raskop 420 Raskopf 420 Raskopp 420 Rasmus 271, 297 Rasmussen 297 Rassmann 297 Raßmann 297 Rastätter 311 Rastedter 311

Rastelli 119 Rastetter 311, 532 Rathjen 582 Rau 422 Raub 270 Raubart 421 Räuber 486 Rauch 421, 422 Rauchbart 421, 614, 615 Raucheisen 614, 615 Rauchfleisch 377 Rauchfuß 266, 421, 430, 565, 614, 615 Rauchhaupt 418, 614, 615 Rauchmaul 426, 614, 615 Raufuß 421 Rauh 421, 422 Rauhfuß 614 Raukopf 418 Rauleder 384 Rauls 270 Räumschüssel 455 Raumschüssel 455 Raupert 270 Raupp 473 Rauschopf 421 Räutel 270 Rautenstrauch 264 Rauth 270 Rautwurm 450 Räuzel 270 Rave 469, 571 Rawe 469, 571 Rawwe 574 Reb 366 Rebbelmund 426 Rebel 366 Rebele 366 Rebelein 366 Reber 366, 367 Rebl 366 Reble 366 Reblin 252 Rebmann 366, 367 Rebstock 366 Rech 330 Rechmann 330 Reckenfelderbäumer 215 Recker 399, 535 Reckers 399 Recklebe 560 Redecker 399, 535 Redeker 399–401, 535

Redemund 426 Redenius 245, 613 Redepennig 549 Redepenning 549 Redlich 441, 552, 553 Reeb 366, 367 Reedwisch 345 Reeker 399 Reemtsema 609 Reemtsma 609, 611 Reents 601, 602, 606 Reershemius 245, 613 Reese 410, 411, 515 Regenbogen 352, 353 Regensburger 24 Regenspurg 311 Regenspurger 311 Regn 495 Rehage 312 Rehagen 312 Rehbein 265, 266, 430 Rehbinder 230 Rehfuss 266 Rehfuß 265, 266, 430 Rehkopf 418 Rehpenning 549 Rehpöhler 336 Rehsack 80 Reiber 486 Reicheneder 351, 505 Reichenwallner 501 Reichert 72 Reichlin 477 Reif 472 Reifegerst 364 Reifegerste 364 Reiff 471, 472 Reifferscheidt 539 Reihs 193 Reimbold 471 Reimers 254 Reimschüssel 455 Reinald 80 Reinartz 527 Reindl 497, 499 Reinecke 582 Reinertz 527 Reingardt 177 Reinhard 176 Reinhardt 176 Reinheimer 532, 533 Reinholds 21 Reinholtz 80

Namenindex

Reinholz 21, 80 Reinicke 582 Reinink 287, 288 Reinke 582, 609 Reinl 497, 499 Reinnisch 473 Reinold 80 Reinolds 80 Reintanz 454 Reintgen 584 Reints 601, 602 Reintsema 609 Reis 271 Reisch 271 Reisinger 320 Reiß 193 Reißaus 453, 454 Reissaus 454 Reißenweber 387 Reissenweber 387 Reisz 193 Reiter 506 Reither 495, 506 Reithmaier 508 Reitmaier 508 Reitschuh 387 Reitter 472 Reitzle 283 Reizle 283 Rejngard 177 Reker 399, 535 Rekers 399 Remacle 111 Rembold 471 Remig 271 Remmert 73 Remmes 271 Rempening 549 Rempp 470 Remppel 471 Remppis 471 Renard 106 Rendrop 308 Rennings 516 Renpening 549 Renpenning 549 Rensinghof 316 Rentrop 308 Rentsch 547 Rentschler 477 Renz 271 Renzius 271 Reper 626

Repschläger 626, 627 Resch 466 Rethwisch 345 Reuberling 270 Reuder 495 Reuding 270 Reumschüssel 455 Reupke 270 Reuß 193 Reuter 472, 506 Reuther 495, 506 Reutter 472 Rex 447 Režak 80 Rhode 270 Ricci 98, 117 Richard 30, 106, 110, 253 Richartz 253 Richarz 253, 527 Richter 34, 172, 358, 562, 563, 599, 606 Ricker 230 Rickert 230 Ridder 191 Ridiger 229 Rieber 486 Ried 507 Riede 270 Riedel 35, 252, 270, 554 Rieder 507 Riederer 507 Riedl 499, 500 Riedmaier 508 Riedmiller 229 Riedt 507 Rief 479 Rieff 479 Riefle 270, 479 Rieflin 479 Riegg 473 Riehl 270 Riekenbrauck 592 Rieks 292 Riel 230 Riemekasten 455 Riemkasten 455 Riemland 455 Riempp 470 Riemschüssel 455 Riepegerste 364 Rieper 626 Rieple 270 Ries 271, 410, 411, 515

Riese 410, 411, 499, 514, 515 Riesenkönig 447 Riester 477 Riesterer 477 Riet 507 Rieter 507 Rieth 507 Riether 507 Rietsch 270 Rikken 604 Rimkus 155 Rimpp 470 Rinck 581 Rindfleisch 377 Rindfuß 377, 542 Ring 252 Ringeisen 395, 396, 454 Ringelsiepen 592 Ringelsieper 592 Ringena 609 Ringhand 428 Ringhandt 428 Ringleb 559, 560 Ringlebe 560 Rings 299, 517, 519 Ringwald 252 Rinklin 252 Ripp 270 Rippel 230 Ristovski 150 Ritschel 270 Ritter 35, 191, 192 Rittinghaus 314 Rizzo 117, 121, 122 Robbe 38, 603 Robben 603, 604 Robe 270 Robeke 38 Robelmann 38 Röben 270 Röber 270 Robert 30, 106, 270 Roche 109 Röchlin 38 Rochlitzer 561 Rochloch 38 Rochvogel 38 Rock 390 Rockefeller 345 Rockenfeller 344–346 Rockstroh 362, 363 Rocktäschel 199 Rod 270

705

706

Namenindex

Rode 292, 506 Rodehorst 344 Rödel 554 Rodenbeckenschnieder 390 Rodenjohann 292 Roder 506 Röder 316, 506 Rodermund 426, 427 Rödling 270 Rodloff 616, 618 Rodolf 279 Rodríguez 122, 124–129 Roeder 316 Roelf 279, 280 Roelfes 279 Roelfs 279 Roelfsema 279, 609 Roelofs 618 Roelvinck 279 Roelvink 279 Röer 570 Roger 107 Rogez 107 Rogg 263, 264, 473 Rogge 263, 264, 573, 574 Roggen 364 Roggenbrod 374 Roggenbrodt 488 Roggensack 386 Rohde 506 Rohfleisch 377 Röhl 270 Rohleder 384 Rohlf 270, 279, 280, 616, 618 Rohlff 279 Rohlffs 279 Rohlfing 279 Rohlfs 270, 279, 616 Rohloff 270, 618, 619 Rohlwing 279 Rohr 338 Rohrbeck 334 Rohrer 338 Röhrl 338 Röhrle 338 Rohrmann 338 Rohrmeier 338 Rohrmoser 44, 338, 505 Rohrmüller 338 Rohrschneider 338 Röhrup 454 Rohrwasser 189 Rohtermund 426

Rohwedder 192 Roider 495 Rolf 270, 279, 280, 616, 618 Rolff 616 Rolfs 270 Rolink 287, 288 Rollbühler 482 Rölleke 270 Rolligmann 270 Rolof 620 Roloff 270, 618, 619 Rologis 103 Romano 98, 116–118, 121 Römhild 320 Römlinghoven 316 Romppel 471 Röntgen 584 Roof 270 Roolf 279, 280 Roolfing 279 Roolfs 279 Roolvink 279 Röpcke 623 Röpke 270 Röpskes 270 Rörup 454 Rösch 465, 466 Röschmann 338 Rose 323, 352 Rosenbaum 353 Rosenberg 23 Rosenberger 23 Rosenblatt 323, 353 Rosenboom 353 Rosenbusch 342, 353 Rosenhainer 312 Rosenhammer 77, 505 Rosenstengel 353 Rosenstiel 353 Rosenstock 353 Rosenthal 82 Rosenwirth 403 Rosenzweig 351, 353 Rosien 314 Rosin 314 Rosing 270 Rossa 115 Rossato 115 Roßbild 328 Rossbroich 524 Roßbroich 524 Roßdeutsch 79 Rossdeutscher 79

Roßdeutscher 77, 79 Rosselli 115 Rossello 115 Rossèt 115 Rossetti 115 Rossetto 115 Roßhirt 380, 541 Rossi 98, 116–118, 120–122 Rossiello 115 Rossignol 109 Rossillo 115 Rossín 115 Rossini 115 Rossino 115 Rosskopf 418 Roßkopf 418 Rossmüller 371 Roßmüller 371 Rosso 115 Rossoni 115 Rossotti 115 Rossotto 115 Roßtäuscher 79 Rossteuscher 79 Roßteuscher 79 Roßteutscher 79 Rosswurm 450 Roßwurm 450 Rotaug 424 Rotbrodt 270 Rotermund 426, 427, 452 Rotermundt 426 Rotfuchs 430 Rotfuß 195, 430 Roth 34, 270, 408, 420, 423 Rothardt 164 Rothaug 424 Rothauge 424 Rothaupt 418, 419 Rothbart 422 Rothe 423 Röthe 270 Rothemund 427 Rothen 254 Rothermund 426 Rothermundt 426 Rothfischer 381 Rothfuß 195 Rothgerber 384 Rothhaar 420, 421 Rothhaupt 418 Rothkopf 418, 419 Rothlauf 270

Namenindex

Rothmund 427 Rothörl 424 Rothrock 172 Rothschild 82 Rothschmitt 392 Rothschuh 387 Rothvoss 195 Rothweil 318 Rothweiler 318 Rotkopf 418 Rötlich 552 Rotschedl 418, 419 Rotschopf 421 Rottermund 426 Röttgen 247, 532, 584 Röttges 584 Rottler 270 Rousse 106 Roux 106 Rövenstrunck 581 Rovers 270 Rubart 421, 422 Rube 270 Rubehn 266 Rubein 421 Rübel 270 Rübenkönig 443, 447 Rübens 270 Rubensdörffer 309 Rüber 486 Rübesam 362 Rübesamen 362 Rübsam 358, 362 Rübsamen 362 Ruch 421, 422 Rückauf 454 Rückbrod 374 Rückbrodt 373, 488 Ruckdeschel 199 Rückebeil 455, 626, 627 Rückemesser 455 Ruckenbrodt 488 Rücker 230 Rückert 230 Ruckh 475 Rud 252 Rudat 155, 157, 167, 168 Rudatis 157 Rudatus 157 Rudde 270 Rüdebusch 342 Rudek 270 Rudel 270

Rudeloff 270 Rüdi 270 Rüdiger 229 Rüdigkeit 81 Rudigkeit 81 Rudikaitis 81 Rudlof 270, 618–620 Rudloff 203, 270, 618, 619 Rudolf 203, 252, 270, 279, 550, 616, 618 Rudolff 618 Rudolfi 550 Rudolph 179, 549, 550, 618 Rudolphi 550 Rudolphy 550 Rudorffer 309 Rüeck 466 Rüedi 466 Rüef 479 Ruef 479 Rueff 479 Rüeff 479 Rüefi 479 Rüefli 479 Ruegg 270 Rüegg 466 Ruep 468 Ruepp 468 Ruess 468 Rueß 468 Ruf 270, 478 Ruff 270, 478, 479 Rüffel 270 Ruffin 112 Ruffing 112, 113 Rufus 421 Ruge 421, 422, 614, 615 Rugel 270 Ruh 421, 422 Ruhbein 421 Ruhde 270 Ruhfus 421 Rühl 230, 270 Ruhlmann 270 Rühmekorf 455 Rühmkorb 455 Ruhmkorf 455 Rühmkorf 18, 19, 455 Rühmland 455 Ruhmland 455 Ruhr 28, 307 Ruhrmann 307 Rührup 454

Ruhsam 553, 554 Ruiter 468 Rümekasten 455 Rümenap 455 Rümenapf 455 Rümenapp 455 Rumkorf 455 Rumland 455 Rummland 455 Rump 567 Rumpf 567 Rumpp 470 Rumschöttel 455 Rumschüssel 455 Runau 153 Rundmund 426 Runtemund 426 Ruof 270, 478, 479 Ruoff 468, 478, 479 Ruopp 468 Ruoss 468 Ruoß 468 Rupke 270 Rupp 270, 468 Rüppel 230 Ruppert 503 Rüpping 270 Rupprecht 503 Ruprecht 270 Rürup 453, 454 Rusack 386, 387 Rüsbült 328 Rüschenbaum 339 Rüschenpöhler 336 Rüschenschmidt 392, 394 Ruscheweyh 347 Rüschhoff 339 Rüschmeyer 338 Rüschoff 339 Rüschschmidt 338 Rüschstroer 336 Rüsloh 484 Russ 468 Ruß 270, 468 Rußbild 328 Rußbüldt 328 Rußbült 328 Rüßbült 328 Russello 115 Russi 115 Russo 98, 115–118, 121, 122 Russwurm 450 Rußwurm 450

707

708

Namenindex

Rutenkolk 338 Ruthekolk 338 Ruthenkolk 338 Rütten 22 Rüttgers 254 Rüttjes 270 Rutz 270 Ruwe 421, 614, 615 Ruwwe 574 Şafak 96 Şahin 96 Sacher 271 Sachs 16, 17 Sachse 16, 17, 195, 306 Sachtleben 456 Sack 387 Säckel 387 Sackmann 387 Sager 493 Säger 493 Sägmüller 369, 371 Sahin 98 Saier 362 Saiger 362 Sailer 466 Sailler 473 Saitta 120 Sala 116, 117 Salerno 116 Salgut 94 Salini 120 Salm 383 Salomon 82 Salonikis 102 Saltık 94 Salvamoser 338 Salzer 501 Salzner 501 Sämann 362 Samblebe 560 Samstag 448, 449 Samtlebe 560 Samtleben 560 Samweber 387 Sánchez 122, 124, 125, 128 Sander 35, 271 Sandführer 401 Sandhövel 328 Sandjohann 292 Sandkaul 541 Sandkaulen 541

Sandschneider 388 Sandweg 349 Sanftleben 456 Sänger 405, 406 Sangs 518, 519 Sanna 117 Sanner 271 Santino 121 Santoro 121 Sarcander 241 Sarfati 120 Sarges 271 Sarkander 241 Saroglou 104 Sarti 116 Sartor 240, 243, 390 Sartori 117, 390 Sartoris 390 Sartorius 243, 390 Sartory 390 Sass 17 Saß 16, 17 Sasse 16, 17, 195 Saße 17 Sassolini 119 Sastre 124 Saterdag 448, 449 Sattel 386 Sattler 383 Sättler 386 Sattler 386, 387 Säuberlich 441, 552, 553 Sauer 35, 408, 436, 437 Sauerbeck 259 Sauerbier 366, 367 Sauerbrei 437 Sauerbrey 437 Saueressig 437 Sauereßig 437 Sauerhering 383 Sauerhöfer 47 Sauerhoff 47 Sauerland 436 Säuerle 437 Sauermann 47, 323, 437 Sauermüller 47 Saufaus 454 Säumenicht 452 Saumweber 387 Saupe 564 Sauppe 564 Saurbier 366 Saurle 437

Säurle 437 Sauter 222, 384, 385, 463, 464, 472, 562 Sautter 222, 463, 472 Sax 16, 17 Saxe 16, 17, 195 Schaarschmidt 391–393 Schabowski 137 Schackmar 112 Schädel 418, 419 Schädlich 441, 552, 553 Schaefer 186, 541 Schaefers 541 Schaeper 543 Schaepers 543 Schaf 381, 541, 542 Schafe 541 Schafer 186, 228 Schäfer 19, 34, 35, 72, 186, 358, 380, 541, 542, 606 Schäferdiek 333 Schäferhoff 381 Schäferjahn 381 Schäferjohann 291, 292, 294 Schäferkordt 381 Schäferkötter 381 Schäferlay 539 Schäfermeier 381 Schäfernolte 381 Schäfers 29, 186, 254, 541 Schäfertöns 381 Schaffenicht 452 Schafferhans 294 Schaffernich 452 Schaffernicht 452, 453 Schafhaupt 418 Schafhirt 380, 381 Schaible 417, 466, 476 Schaich 440, 441 Schaile 440, 441 Schalhorn 456 Schaller 434, 436, 514, 515 Schallhammer 456 Schallhorn 456 Schallmaier 406 Schallmayer 406 Schallmeier 406 Schapendonk 328 Schaper 186, 380, 541, 542 Schäper 186, 543 Schaperjahn 294 Schäperklaus 294 Schäperkötter 596

Namenindex

Schäpers 186, 543 Schardein 112 Scharding 112 Scharne 387 Scharnweber 387 Scharrenbroch 524 Scharrenbroich 524 Scharrhausen 314 Scharschmidt 391 Schätzle 33, 476 Schäuble 41, 247, 417, 466, 476 Schaufel 466 Schäufele 41, 466 Schäuffele 466 Schäufl 466 Schäufle 466 Schaufler 466 Schäufler 466 Schaugg 473 Schaumburg 24 Schaupp 473 Schedel 418, 419 Scheefer 186 Scheel 424, 425 Scheele 425 Scheeper 543 Scheepers 543 Scheepstra 136 Scheerbart 421 Scheerbarth 421 Schefer 186, 541 Schefers 541 Schegg 473 Scheibengraber 455 Scheibenzuber 455 Scheible 466 Scheich 441 Scheichenzuber 455 Scheichl 440, 441 Scheid 316 Scheidengraber 455 Scheider 316 Scheidgen 532 Scheidt 316 Scheifel 466 Scheifele 466 Scheiffele 466, 471 Scheifl 466 Scheifler 466 Scheingraber 455 Scheinkönig 447 Scheinpflug 455 Scheiwein 455

Schelb 425 Schellenberg 560, 561 Schellenberger 560, 561 Scheller 434, 514, 515 Schellersjürgenhumpert 40 Schels 425 Schemp 470 Schempp 470 Schenck 529, 581 Schenk 259, 260, 402 Schenkel 230 Schenker 259, 260, 402 Scheper 186, 543 Schepers 186, 254, 543 Scherbart 421 Scherbarth 421 Scherpp 470 Scherzer 444 Scheu 440, 441 Scheuble 466 Scheuch 441 Scheuche 441 Scheuchenpflug 455 Scheuchenzuber 455 Scheuchpflug 455 Scheuenstuhl 455 Scheuermann 219, 222–224 Scheuernstuhl 455 Scheufel 466 Scheufele 466 Scheuffele 466, 471 Scheuffler 466 Scheufler 466 Scheugenpflug 455 Scheumann 224 Scheunemann 224 Scheungrab 455 Scheungraber 455 Scheunpflug 455 Scheyt 472 Scheytt 472 Schibilla 140 Schibille 140 Schickedanz 454 Schiechel 386 Schiechl 386 Schiedhelm 455 Schiegel 386 Schiegg 473 Schiegl 386 Schiehle 386 Schiel 425 Schiele 385, 386

Schielein 386 Schielen 386 Schieler 424, 425 Schielin 386 Schießwohl 456 Schiffermüller 371 Schiffers 254 Schilcher 424, 425 Schildknecht 172 Schilf 339 Schill 425 Schille 425 Schiller 18, 424, 425 Schilli 425 Schilling 477 Schillinger 477 Schillings 516 Schillo 112, 296, 297 Schilpp 470 Schiltz 296, 297 Schilz 296, 297 Schimanski 162, 163 Schimmel 423 Schimmelpenning 549 Schimmelpfennig 172, 549 Schimmelpfenning 549 Schimpp 470 Schings 518, 519 Schinkel 230 Schinken 230 Schippers 254 Schirmacher 534 Schirpkotterdellen 40 Schirra 105, 112, 113 Schirrmacher 534, 535 Schittehelm 455 Schittelkop 455 Schittelkopp 455 Schittenhelm 29, 455 Schlachta 163 Schlachter 163, 377, 378 Schlächter 377 Schlaechter 377 Schlägel 417 Schlägl 417 Schlagmüller 371 Schlamilch 432 Schlammer 433 Schlämmer 432 Schlamp 432 Schlampp 432, 470 Schlarpp 470 Schlebusch 342

709

710

Namenindex

Schlechter 377, 378 Schlechtweg 349 Schlecker 432, 433, 513–515 Schleemilch 432 Schleenbäcker 374 Schleenbecker 374, 375 Schlegel 416, 417 Schlegelmilch 432, 433 Schlegemilch 432 Schlegl 416, 417 Schlehenbäcker 374 Schlehenbecker 374 Schlehuber 510 Schleich 430 Schleicher 430 Schlemer 432 Schlemmer 432, 433 Schlemmert 432 Schlemper 432 Schlempp 470 Schlenbäcker 374 Schlenbecker 374 Schlenk 489 Schlenker 430, 431, 489 Schlesier 307 Schlesiger 307 Schlesinger 16, 307 Schley 383 Schlich 430 Schlicher 430 Schlichthaar 420 Schlickenrieder 508 Schlickewei 347 Schlickriede 336 Schlicksbier 368 Schlie 383 Schlieckriede 336 Schliemann 383 Schlienbecker 374 Schlimper 432, 433 Schlingensief 334, 591, 592 Schlingensiepen 592 Schloegl 417 Schlögel 416, 417 Schlögl 416, 417 Schlömer 433 Schlosser 211, 213, 396, 534 Schlösser 211, 213 Schlosshauer 213 Schlossmacher 534 Schloßmacher 43, 396, 534 Schlotter 436

Schlotterbeck 259, 373, 375, 488 Schlotterbek 488 Schlotterer 436 Schlotterhose 19, 387, 389 Schluckebier 367, 368, 455 Schlüer 570 Schlumpp 470 Schlund 432, 433 Schlundt 432 Schlüter 263 Schlütter 263 Schmahl 414, 415 Schmähling 414 Schmahljohann 291, 292 Schmal 414 Schmale 414, 415 Schmalen 414 Schmalenstroer 336 Schmalenstroth 336 Schmalfuß 430, 490, 565 Schmäling 414 Schmaling 414 Schmaljohann 292, 411 Schmalkoke 376 Schmaloer 424 Schmalohr 424 Schmalor 424 Schmalwasser 189 Schmalzigaug 424 Schmaus 432, 514, 515 Schmauser 515 Schmauss 515 Schmauß 515 Schmausser 515 Schmaußer 515 Schmeckenbecher 454 Schmeding 584 Schmeeleke 414 Schmeelke 414, 415 Schmehling 411, 414 Schmeink 584 Schmeleke 414 Schmelich 414 Schmelig 414 Schmeling 287, 288, 414, 415 Schmelke 414 Schmelzeis 396 Schmelzeisen 395, 396, 454, 457 Schmelzer 396 Schmelzpfennig 549 Schmerbauch 411

Schmerbeck 259 Schmerenbeck 259 Schmermund 426 Schmetzer 434–436 Schmid 34, 391, 527 Schmidbauer 395, 510 Schmidbaur 468 Schmider 395 Schmiderer 395 Schmid-Friedl 500 Schmidhuber 395, 510 Schmidkonz 394 Schmidkunz 392 Schmidl 249, 394, 499 Schmidle 249, 394 Schmidlehner 395 Schmidlin 249, 252, 477 Schmidmeyer 395 Schmidmüller 395 Schmidpeter 293, 392, 394 Schmidschneider 392 Schmidt 30–32, 34, 36, 165, 173–176, 358, 391, 395, 527, 606 Schmidtchen 249, 250, 394 Schmidtgen 249, 394, 532 Schmidthuber 44 Schmidtke 249, 254, 394, 395 Schmidtlein 249, 394, 395 Schmidts 29, 256, 527 Schmidtz 527 Schmidwirt 395 Schmidz 527 Schmied 91, 103, 106, 107, 109, 110, 123, 124, 130, 138, 145, 146, 150, 155, 165, 167, 174, 175, 391, 527, 579, 584 Schmiedecke 395 Schmiedeke 395 Schmiedel 249, 394 Schmieder 395, 477 Schmiederer 395, 477 Schmiedicke 395 Schmieding 287, 288, 394 Schmiedl 499, 500 Schmiermund 426 Schmirmund 426 Schmit 173 Schmitfranz 394 Schmits 527 Schmitt 34, 106, 253, 358, 391, 527, 606 Schmitteckert 392, 394

Namenindex

Schmitthenner 392, 394 Schmittlein 395 Schmittlutz 390, 392, 394 Schmittschmitt 392 Schmittwilken 392, 394 Schmitz 29, 34, 253, 256, 358, 391, 526, 527, 606 Schmiz 527 Schmul 82 Schnabel 426, 427, 496 Schnäbele 428 Schnäbeli 428 Schnäbelin 428 Schnabl 427, 496 Schnack 434–436 Schnaebele 428 Schnajder 175 Schnäkel 616 Schnapauff 454 Schnapp 434–436 Schnappauf 453, 454 Schnarr 434–436 Schnarrer 436 Schnebel 428 Schnebele 428 Schneble 427, 428 Schneckenbühl 482 Schneekönig 447 Schneider 19, 30, 34, 36, 72, 124, 146, 155, 162, 165, 172, 174, 175, 192, 254, 261, 358, 387, 388, 395, 463, 464, 568, 579, 606 Schneidereit 155, 156, 165 Schneiders 253, 254, 388 Schneidmüller 371 Schnekenbühl 482 Schnell 440, 441 Schnelle 440, 441 Schnellen 440, 441 Schnepel 383 Schnepper 436 Schnerrer 436 Schnider 463 Schnieder 388, 463 Schniederjohann 292, 293 Schniederkötter 596 Schnieders 254, 388 Schnier 388 Schnöll 226 Schnugg 473 Schnyder 463, 464 Schober 562

Schobert 562, 563 Schoberth 562 Schoch 489 Schöchli 490 Schöchlin 490 Schödel 419 Schoedsack 456 Schoemaker 535 Schoemakers 535 Schoenmaker 535 Schoenmakers 535 Schoetensack 456 Schofer 228 Schojohann 292 Schölch 424, 425 Schölhorn 456 Schöllhammer 456 Schöllhorn 456 Scholpp 470 Scholte 232, 577 Scholten 231, 232, 256 Scholtes 232 Scholtz 232, 621 Scholtzen 256 Scholz 34, 230–232, 621 Scholze 232 Scholzen 256 Schomaker 42, 43, 189, 384, 535, 536, 562 Schomäker 535 Schomakers 535 Schomburg 24 Schönbein 430 Schönborn 203 Schönbrod 374 Schönbrodt 488 Schönbrunner 203 Schönebeck 334 Schönenbrücher 592 Schönfuß 430 Schönhaar 420, 421 Schönhals 420 Schönhärl 500 Schönhaupt 418 Schönhofen 213, 534 Schönhöft 418 Schönleben 456, 457 Schönmehl 372, 373 Schönmüller 371 Schönrogge 364 Schönsmaul 426 Schönteich 333 Schoo 385

711

Schöpfel 421 Schöpfl 421 Schöpflin 252, 421 Schoppe 390 Schording 112 Schorkopf 418 Schorn 420 Schorp 470, 471 Schorpp 470, 471 Schötensack 456 Schott 211 Schotte 211 Schötteldreier 397 Schöttelndreier 397 Schöttelndreyer 397 Schottenloher 484 Schowwe 574 Schrade 414 Schrader 388, 568, 616, 617 Schräder 388, 568, 616 Schräer 568, 569 Schrage 414 Schraml 425 Schramm 425 Schrangs 518, 519 Schreiber 16, 34, 111, 124, 156, 177, 571 Schreieck 473 Schreiegg 473 Schreier 434, 436, 514, 515 Schreihans 291 Schreijäg 473 Schreijak 473 Schreindl 261 Schreinemacher 43, 261, 534 Schreinemachers 261 Schreinemakers 42 Schreiner 74, 75, 261, 262, 534 Schreinermacher 261 Schreinermachers 261 Schreinert 73–75 Schremp 425, 470 Schrempp 470 Schrepfer 404 Schreyäck 473 Schreyegg 473 Schreyögg 473 Schrieber 572 Schriefer 571, 572 Schriever 572 Schriewer 572 Schrimpf 425 Schroder 616

712

Namenindex

Schröder 34, 191, 216, 261, 358, 388, 568, 569, 606, 616 Schröders 253 Schröders 254, 568 Schroeder 216, 388, 568 Schroeders 568 Schroeer 388, 568 Schroer 568 Schröer 191, 192, 388, 568, 569, 571 Schroeren 568 Schröerlücke 568, 570 Schroers 568 Schröers 254, 568 Schröpfer 403, 404 Schrör 568, 569, 571 Schrören 568 Schrörs 568, 569 Schröter 191, 549 Schtschetschinski 76 Schubart 562, 563 Schubarth 562 Schubert 34, 36, 72, 384, 385, 562, 563 Schuberth 562 Schuch 385 Schuchard 562 Schuchardt 384, 562, 563 Schuchart 562 Schuchert 562, 563 Schuchhardt 562 Schüchl 386 Schuchort 562 Schucht 386 Schuck 385 Schuckert 562 Schüddekopf 455 Schuele 386 Schuen 468 Schüer 468 Schuft 82 Schug 385 Schugart 562 Schugg 473 Schugt 386 Schuh 385, 386 Schühle 386 Schühlein 209, 386 Schuhmacher 534, 535 Schuhmann 384, 562 Schuirer 468 Schukoff 149 Schukow 149

Schuldt 622 Schüle 385, 386 Schülein 386 Schüler 208, 214 Schuler 214, 495 Schülin 386 Schülke 623 Schuller 495 Schulte 34, 232, 577, 599 Schulte-Austum 232, 586 Schulte-Bern 39 Schulte-Bösensell 40 Schultebraucks 586 Schulte-Derne 40, 586 Schulte-Döinghaus 586 Schulte-Ebbert 232 Schulte-Fischedick 585 Schultefrankenfeld 586 Schultejohann 292 Schulte-Kellinghaus 39, 40, 89, 232, 586 Schulten 256 Schultenjohann 292 Schultes 232 Schulte-Schrepping 232 Schultheiß 232 Schültingkemper 593 Schültke 623 Schultke 623 Schultz 340, 620, 621 Schultzen 256 Schulz 34, 175, 230–232, 243, 358, 562, 606, 620, 621 Schulze 34, 232, 599 Schulze-Berge 586 Schulze-Frieling 586 Schulzen 256 Schulze-Rhonhof 586 Schulze-Steinen 586 Schumacher 34, 42, 43, 189, 383–385, 534, 535, 562 Schumann 16, 35, 173 Schümann 224 Schumann 384, 385, 562, 563 Schumpp 470 Schunck 581 Schünemann 224 Schuoler 468 Schuon 468 Schupan 564 Schupp 381, 383 Schuppan 564 Schuppang 564

Schuppe 383 Schurich 562 Schuricht 562 Schurig 384, 562, 563 Schurigt 562 Schürjohann 292 Schürmann 219, 222–224 Schuster 34, 124, 175, 384, 385, 562 Schütt 188, 189 Schüttauf 454 Schütte 188, 189 Schüttelkopf 455 Schüttendiebel 456 Schüttendöbbel 456 Schüttenhelm 455 Schüttensack 456 Schütthelm 455 Schüttpelz 455 Schuttpelz 455 Schütz 35, 161, 172, 188, 189 Schütze 188, 189 Schützendübe 456 Schützendübel 456 Schwaab 307 Schwaabe 307 Schwab 19, 307 Schwabe 307 Schwager 446 Schwägerl 447 Schwägler 486 Schwaier 513 Schwaiger 351, 513 Schwaighofer 513 Schwald 297 Schwalie 105, 112 Schwalm 307 Schwandner 508 Schwandtner 508 Schwarck 581 Schwardt 423 Schwarte 189, 423 Schwarting 423 Schwartz 423, 621 Schwartze 423 Schwarz 34, 175, 177, 189, 408, 420, 423, 606, 621 Schwarzäugl 424 Schwarzbäcker 374, 375 Schwarzbarth 422 Schwarze 423 Schwarzer 28, 423 Schwarzerdt 241

Namenindex

Schwarzfischer 381, 382 Schwarzhaupt 418, 419, 423 Schwarzkönig 447 Schwarzkopf 418, 419, 423 Schwarzrock 389 Schwarzwald 308 Schwarzwälder 308, 358, 480 Schwarzweller 308, 520, 521 Schwätzer 28, 436 Schwätzler 436 Schwayer 513 Schwebel 307 Schwegler 404, 485, 486 Schweier 513 Schweig 434 Schweigel 434 Schweiger 351, 434, 513 Schweigger 513 Schweighofer 513 Schweighöfer 513 Schweigkofler 330 Schweigl 434 Schweigmann 434 Schweinefuß 430 Schweinlin 252 Schweinskopf 418 Schweißgut 456, 457 Schweitzer 480, 481 Schweizeck 163 Schweizer 307, 464, 480 Schwendner 508 Schwendtner 508 Schwenk 430, 431 Schwenkenbecher 454 Schwenker 430, 431 Schwerdt 396 Schwerdtfeger 396 Schwerin 19 Schwertführer 401 Schwetzler 436 Schweyer 513 Schwierjohann 292 Schwind 441 Schwingenschlögl 454, 457 Schwinghammer 29, 80, 396, 452, 454, 457 Schwingshackl 454 Schwingshandl 454 Schwinn 441 Schwitalla 149 Schwitzer 481 Schwizer 481 Schwöbel 307

Schwögler 486 Schwyzer 481 Sebald 296, 299, 300 Sebast 271 Secchi 122 Seckel 387 Secker 387 Seckler 387 Sedláček 145 Sedlák 145 Sedlmaier 361 Sedlmayer 361 Sedlmayr 468 Sedlmeier 361, 512 Sedlmeyer 361 Seebaß 271 Seebauer 510 Seefried 276 Seegmüller 371 Seehawer 364 Seekampf 187 Seelbinder 230 Seelig 444 Seemann 172, 402 Şenyıldız 96 Seffrin 300, 517 Sefrin 299, 300, 517 Seger 493 Segmüller 371 Seid 251 Seidel 34, 249, 252, 285, 554 Seidenleder 384 Seidenpfennig 549 Seidensticker 174 Seidl 251, 285, 499, 554 Seidlein 554 Seidler 287 Seifer 276, 334, 591 Seifert 35, 72, 74, 220, 226, 267, 276 Seiffer 276 Seiffert 276, 471 Seifferth 276 Seifried 276 Seilbinder 230 Seiler 111, 466 Seiller 473 Seipp 473 Seitter 472 Seitz 283, 475 Seiz 475 Selck 581 Seldner 513

Selig 444 Sell 443 Sellmeier 512 Sellner 513 Selmeier 512 Selner 513 Seltner 513 Seltsam 553, 554 Semmel 374, 376 Semmelhaack 374 Semmelhaak 374 Semmelhack 374, 376 Semmelmann 374, 376 Semmelrogge 364 Semmelroggen 364 Semmler 373, 374, 376 Senftleben 456, 457 Senger 405, 406 Sengpiehl 626 Sengpiel 626 Senkbeil 626, 627 Senkpeil 626 Senkpiehl 626 Senkpiel 626 Sensabaugh 172 Sensenbach 172 Sensenschmidt 393 Sentz 271 Senz 271 Serra 116 Serries 287 Servas 298 Servatius 299 Servos 298, 299 Serwas 298 Settele 386 Setzkorn 364 Seufert 220, 226, 276 Seuffert 276 Seumenicht 452 Sevenich 314 Severin 299, 300 Severing 300 Severings 517 Seyfer 276 Seyfert 276 Seyferth 276 Seyffer 276, 471 Seyffert 276 Seyfferth 276 Seyfried 276 Sgouromitis 103 Sheaffer 172

713

714

Namenindex

Sheetz 172 Shimelfenig 172 Shuman 173 Sibbe 603 Sibma 609 Sichelschmidt 393 Sidiropoulos 100, 104 Sidiropoulou 100 Siebelist 441 Sieben 22 Siebenäuger 458 Siebenborn 458 Siebenbrodt 374, 459 Siebendritt 458 Siebengartner 458 Siebenhaar 420, 421, 441, 458, 459 Siebenhandl 458 Siebenhärl 458, 459 Siebenhaus 458 Siebenherl 459 Siebenhörl 459 Siebenhorn 458 Siebenhühner 458, 459 Siebenhüner 458 Siebenkaes 458 Siebenkäs 458, 459 Siebenkäß 458 Siebenkees 458 Siebenkittel 458, 459 Siebenkotten 458, 597 Siebenlist 441, 458, 459 Siebenmann 458, 459 Siebenmarck 458 Siebenmark 458 Siebenmorgen 458, 459 Siebenpfeifer 184 Siebenpfeiffer 458, 459 Siebenrock 458, 459 Siebenrok 458 Siebenschock 458 Siebenschuch 458 Siebenschuck 458 Siebenschuh 387, 458, 459 Siebensohn 458, 459 Siebenstich 390, 458 Siebentritt 458, 459 Siebenweiber 458, 459 Siebenwirth 403, 458 Siebenwurst 377, 458, 459 Siebert 72, 74 Sieblist 441 Siebzehnriebl 458

Siebzehnrübl 458 Siefer 276, 334, 591 Siefert 276 Sieg 252 Siegenbrink 596 Siegerist 407 Siegfried 220, 226, 252, 276, 277 Siegl 499 Siegrist 407 Siekmann 591 Siepenkötter 596 Sieper 334 Siepmann 590, 591 Siess 437 Sieß 437 Sießl 437 Siever 276 Sieverding 276, 277 Sievering 276, 277 Sieverling 276 Sievers 220, 254, 276 Sievert 276 Siewer 276 Siewers 276 Siewert 276 Siffrin 517 Sifrin 517 Sigerist 407 Sigg 473 Sigl 499 Sigrist 407 Sikkema 611 Sikken 603 Sikkenga 603 Sikkinga 603 Sikma 609, 611 Silberschmidt 392 Silkenbäumer 215 Silkenbeumer 215 Silknitter 174 Silvest 271 Simmel 374, 376 Simmler 374, 376 Simon 34, 106, 110, 149, 267 Simonavicius 159 Simonetti 121 Singendonk 328, 329 Singener 320 Singer 405, 406 Sippe 603 Siyah 93 Slazenger 16

Slombowski 164 Sluiter 468 Smeddinck 582 Smid 580 Šmíd 175 Šmída 175 Šmídek 175 Smidt 176, 579, 580 Smit 130, 580 Smith 39, 174 Smolders 136 Smolenaars 136 Smolenaers 136 Smulders 135, 136 Sneider 172 Snell 441 Snellen 441 Snider 172 Snieder 580 Snieders 579, 580 Snyder 173, 580 Snyders 173, 580 Sobota 448 Sobotka 448 Sobotta 448 Sobottka 448 Soeldner 513 Soellner 513 Soennecken 444 Soetebier 366 Sofi 269 Sohlleder 384 Sohn 444, 446 Söhn 444, 446 Söhnchen 444 Söhnge 444 Söhngen 444, 446, 532 Sohnius 245 Söhnle 446 Söhnlein 446 Sohns 444, 446 Söhns 444, 446 Solbach 320 Söldner 513 Söll 443 Solleder 384 Söllner 513 Söltner 513 Sommer 34, 408, 450 Sommerhalder 80, 330 Sommerhalter 80, 330, 482 Sommerkorn 364 Sommerschuh 385

Namenindex

Sommerwerck 581 Sondag 448, 449 Sonder 47 Sondergeld 460 Sonderhaus 47 Sonderhof 47 Sonderhoff 47 Sonderkötter 47 Sondermaier 47 Sondermann 47, 323 Sondermayer 47 Sondermeier 47 Sondermeyer 47, 323 Sondersorg 460 Sondersorge 460 Söndgen 444 Sonenshine 172 Söngen 444, 532 Sonn 352 Sonnabend 448, 449 Sonndag 448 Sonne 352 Sönnecken 444 Sonnen 352 Sonnenburg 24 Sonnenlay 539 Sonnenschein 172 Sonnentag 449 Sönnichsen 606 Sonnleithner 505 Sonnleitner 505 Sonntag 19, 172, 408, 448, 449 Sontag 449 Söntgen 532 Sontheimer 532 Sörensen 299, 300, 517 Sørensen 517 Sorg 444, 445 Sorge 444, 445 Sörgel 445 Sorgenfrei 444, 445 Sorgenfrey 444 Sorgenicht 444 Sorger 445 Sorgnit 444 Sorgnitt 444 Sorokin 145 Sörries 287 Sötebier 366 Söth 437 Söthje 437 Sötje 437 Soylu 96

Spahr 410, 411 Spanaus 454 Spankuchen 376 Spänkuchen 376 Spannaus 453, 454 Spannuth 454 Spanuth 454 Sparbier 367, 368 Sparbrot 374 Sparsbrot 374 Sparschuh 385, 387 Sparwasser 189 Sparwirth 403 Spät 432 Spätauf 432 Späth 432, 434 Spätlich 552 Spatz 408, 410, 411 Speckjohann 292 Speicher 351 Speichermann 351 Speidel 416, 417, 490 Spelter 364 Spelz 364 Spengler 396 Spenkuchen 376 Sperk 410, 411 Sperling 410, 411 Spiegelhalder 80, 330, 482 Spiegelhalter 80, 330, 482 Spies 396 Spiesmacher 396 Spindeldreher 397 Spindeldreier 397 Spindelndreher 397 Spindelndreier 397 Spinnenhirn 417, 419, 420 Spitzbart 421 Spitzbarth 422 Spitzhirn 419, 420 Spitzkopf 418 Spitzlay 539 Spitzlei 539 Spitzley 539 Spitzmaul 426 Spitzschuh 387 Spitzweg 374 Splett 627 Splettstößer 626, 627 Splitt 627 Splittgerber 626, 627 Splittstößer 626, 627 Sponfeldner 501

715

Sporleder 384 Spranger 430, 431 Sprenger 430, 431 Springefeld 456 Springenschmid 456 Springensgut 456 Springer 430, 431 Springfeld 456 Springindschmitten 28, 452, 456 Springinsfeld 456 Springinsgut 456 Springinsguth 456 Springs 519 Springsfeld 456 Springsguth 456 Springstub 456 Springstubbe 456 Springstübe 456 Spröer 570 Srajber 177 Staack 410, 411 Staacke 411 Staak 411 Staake 411 Stach 271 Staches 271 Stackorski 164 Stademann 25 Stagg 271 Stahl 395, 396 Stähler 395 Stahlhofen 534 Stahlschmidt 392, 393 Stahmann 24, 25 Stahmer 436 Staib 373 Staiber 495 Staiger 349, 466 Staker 485 Stalljohann 292 Stamer 436 Stamerjohann 292, 436 Stamerjohanns 436 Stammel 435 Stammer 435, 436 Stammerjohann 291, 292, 436 Stammert 436 Stammler 434–436 Stammschröder 568 Stammschröer 568 Stampp 470 Standfuß 430, 565 Stang 410, 411, 513

716

Namenindex

Stange 408, 410, 411, 417, 499, 513, 514 Stangel 411, 515 Stangl 499, 514, 515 Stängle 515 Stangohr 424 Stangs 518, 519 Stappebeck 508 Starck 529, 581 Starckjohann 292 Starke 28 Starker 193 Starkjohann 292 Stathopoulou 101 Stauber 373 Stäuber 373 Stauber 495 Stäuber 495 Staud 264 Staude 264, 265 Staudenmaier 361 Staudinger 264, 320 Staudt 264 Staudte 264 Stauf 330 Stechbart 421 Stechbarth 421 Stechele 395 Stechhammer 80 Steegmüller 349 Steenpaß 347 Steenweg 349 Stefan 178, 179, 549 Stefanutti 121 Steffen 178, 179, 292 Steffens 178 Steffentorweihen 347 Stegbauer 226, 227, 349 Stegemiller 349 Stegemöller 349 Steger 226, 227, 349, 495, 503 Stegerer 349 Stegerwald 308 Stegmaier 349, 361 Stegmiller 229 Stegmüller 349 Stehle 395 Steib 373 Steiber 495 Steidl 264 Steidle 264 Steigauf 454 Steiger 349, 466

Steigerwald 308 Steigleder 384 Steiglmaier 349 Stein 34, 322, 506 Steinbauer 510 Steinbichler 506 Steinbinder 230 Steinbrinck 28 Steinbrink 28, 595, 596 Steinbrinker 28 Steindl 497 Steinegger 497 Steiner 475 Steinführer 401 Steingärtner 209 Steingass 348 Steingröver 332 Steingrube 332 Steingruber 44, 510 Steinhage 312 Steinhagen 312 Steinhaus 349 Steinhauser 349 Steinhäuser 524 Steinhäußer 526 Steinheuser 524 Steinhorst 344 Steinhübel 328 Steinhuber 510 Steinhübl 328 Steininger 320 Steinkämper 593 Steinkampf 187 Steinke 249 Steinkemper 593 Steinkolk 338 Steinkönig 447 Steinkopf 418 Steinl 249, 497 Steinlechner 42, 43, 510 Steinlehner 42, 43, 510 Steinlein 249 Steinleithner 505 Steinleitner 505 Steinmaier 361 Steinmayer 361 Steinmeier 361, 510 Steinmeyer 361 Steinrichter 564 Steinsiepen 592 Steinsieper 592 Steinwasser 189 Steinway 173

Steinwedel 312 Steinweg 173, 349 Steinwinkler 510 Steiof 454 Stellbrink 28 Stellmach 399 Stellmacher 211, 261, 399–401, 534, 535 Stelter 430, 431 Stelzer 430, 431 Stelzner 430 Stemmer 435 Stemmler 435, 436 Stengel 410, 411, 513, 514 Stengele 515 Stengl 411, 515 Stengle 515 Stenglein 515 Stenpaß 347 Stenzel 138 Stephan 178, 179, 549 Stephen 178 Steppuhn 152, 153 Stepuhn 152 Stern 82, 352 Steub 373 Steuber 373, 495 Steuerwald 90 Steufmehl 372, 373 Stich 389, 390 Stiefel 387 Stiefl 387 Stiefler 387 Stiefvater 446 Stiegelbauer 349 Stiegeler 349 Stiegelmaier 349 Stieglbauer 349 Stiegler 349 Stieler 261 Stieräugl 424 Stievermann-Hinterbrandner 40 Stifel 387 Still 434, 435 Stille 434, 435 Stiller 434, 435 Stindt 383 Stingel 411 Stingl 411, 514, 515 Stings 519 Stinnes 271 Stinus 271 Stöber 403, 404

Namenindex

Stobwasser 189 Stockdreher 397 Stockel 499, 500 Stöckel 500 Stocker 211 Stöcker 211 Stockerl 498–500 Stockhorst 344 Stockl 498–500 Stöckl 499, 500 Stöcklein 498 Stöckli 476 Stöcklin 252 Stoeckel 500 Stoeckl 500 Stoff 271 Stoffel 271 Stoffmeel 373 Stoffmehl 373 Stögbauer 226, 227 Stöger 226, 227, 495 Stohldreier 397 Stohwasser 189 Stoiber 373, 493–495 Stojanovski 150 Stoldt 622 Stoll 413, 414, 490 Stolle 413, 414 Stollwerck 581 Stolpp 470 Stolt 28, 237, 584 Stolte 28, 237 Stoltenjohannes 292 Stölting 287, 288, 584 Stölzle 493 Stommel 413, 414 Stopfkuchen 376 Stoppelhaar 420 Storch 430 Storck 528, 529, 581 Storjohann 292 Stork 430 Storm 577, 578 Störmer 232, 577 Störtebecker 454 Störtenbecker 454 Stortz 490 Storz 412, 490 Stotz 412, 490 Stöver 403, 571, 572 Stowasser 189 Stöwer 571, 572 Stoz 490

Strack 410, 411 Strackbein 266, 430 Stracke 411 Strampp 470 Stranghöner 571 Straßburg 349 Straßburger 349, 532 Strässle 477 Straub 420, 422 Straubhaar 420 Strauch 264, 265 Strauchmann 264 Streckbein 430 Streckfuss 266 Streckfuß 266, 430 Strel 20 Streubel 422 Striebel 422 Strittmatter 345, 484 Strobel 10, 417, 420, 422, 571 Ströbel 422 Ströbele 10, 420, 422 Ströder 336, 570 Strodt 336 Stroer 336 Ströer 336, 570 Stroet 336 Stroh 362, 363 Ströhle 362, 363 Ströhlein 362, 363 Strohmaier 361 Strohmann 362, 363 Strohmayer 361 Strohmeier 45, 361, 362 Strohmenger 362, 363 Strohmeyer 361 Strohschneider 362, 363 Stroot 336, 337, 570, 592 Stross 349 Stroß 349 Strössner 349 Strößner 349 Ströter 336, 570 Stroth 336, 337, 356, 592 Strothbernd 336 Strothe 336 Strothhenke 336 Strothjohann 292, 336 Strothkämper 336, 593 Strothkemper 336 Strothkötter 336 Strothmann 336 Strothmeier 336

Strothmeyer 336 Strothmüller 336 Strothteicher 336 Strotjohann 292 Strotkämper 593 Strotkemper 593 Strube 422 Strubel 10, 422, 571 Struck 264 Strucken 264 Struckmann 264 Struckmeier 264 Struckmeyer 264 Strufe 571, 573 Strumpf 390 Strunck 529 Strunk 413, 414 Strunz 413, 414 Struve 571, 573 Struwe 420, 422, 571, 573 Stüber 403, 404, 571 Stübner 404, 571 Stuckenbrock 592 Stuckenschneider 388 Stückenschneider 388 Stud 621 Studt 621 Stüer 570 Stuhldreher 397 Stuhldreier 397 Stuhldreyer 397 Stühler 261 Stuiber 468, 495 Stumm 434 Stumme 434 Stummer 434 Stump 470, 471, 490 Stümpel 413, 414 Stumpp 470, 471, 490 Stunz 413, 414 Sturm 577, 578 Stürmer 232, 577 Sturmhövel 328 Stürzebecher 454 Stutenbäumer 215 Stutenkemper 593 Stüwe 413, 414 Šubrtová 175 Suchentrunk 432 Sudbrink 596 Sudermann 47, 323 Südermann 47 Sudhaus 47

717

718

Namenindex

Südhaus 47 Sudhof 47 Südhof 47 Sudhöfer 47 Sudhoff 47 Südhoff 47 Sudmann 47, 323 Südmann 46 Sudmeier 47 Südmeier 47, 323 Sudmeyer 47 Südmeyer 47, 323 Sudmöller 47, 232 Suerbier 366 Suerhoff 47 Suerkemper 593 Suermann 47, 323 Sühlfleisch 377 Suhr 437 Suhrbier 366 Suhreke 437 Suhrhoff 47 Suhrkamp 323 Suhrke 437 Suhrmann 47, 323, 437 Suhrmeyer 47 Suhrmüller 47 Šulc 175 Sültzner 377 Sulzer 377 Sülzer 377 Sümenicht 452 Sümnich 452, 453 Sümnicht 452 Sümniek 452 Sümnik 452 Sump 334 Sumpf 334 Sumpmann 334 Sundag 448 Sunday 172 Sunderbrink 596 Sunderdiek 333 Sunderhaus 47 Sunderhoff 47 Sunderkötter 47, 596 Sundermann 47, 323 Sündermann 47, 323 Sundermeier 47 Sundermeyer 47, 323 Sundmacher 404 Sundmäker 404 Supan 564

Suppan 564 Suppus 454 Surhoff 47 Surkamp 323 Surkemper 593 Surmann 47, 323, 437 Surmeier 47 Surmeyer 47 Surmund 426 Süskind 437 Süß 437 Süßbier 366, 367 Süßel 437 Süssel 437 Süssenbecker 374 Süßenbecker 374 Süsskind 437 Süßkind 437 Süßle 437 Süßlin 437 Süssmann 437 Süßmann 437 Süßmund 426 Süssmuth 436, 438 Süßmuth 438 Süsstrunk 432 Šustr 175 Suter 384, 463 Sutor 240, 243 Sutorius 243 Sutter 222, 241, 384, 463, 464, 477 Sutterer 477 Sütterlin 251, 252, 463 Suttor 241 Švarc 175 Svarts 177 Switalla 149 Symalla 149 Symon 149 Szabo 146 Szabová 146 Szameit 155 Szameitat 155 Szameitpreiks 156 Szameitpreuksch 156 Szameitpreuß 156 Szraiber 16 Szuman 16 Szwajczyk 163 Szymanski 75, 163 Szymon 149

Taccone 121 Taggesell 443 Taggeselle 443 Tagliaboschi 115 Tal 201, 330 Talacker 201 Talbach 201 Talborn 201 Taller 495 Talmann 201 Talmühle 201 Tambor 406 Tamminga 609 Tangut 94 Tann 342 Tanne 342 Tannen 342 Tanner 342 Tannhäuser 349 Tanrıöver 95 Tanzer 430 Tänzer 430 Tappe 403 Tapprogge 364 Taprogge 364 Tarullo 120 Täschler 199 Taschner 197, 199 Täschner 199 Taub 424 Taube 424, 426 Tauber 73, 74 Taubert 73, 74, 558 Täubler 201 Taubmann 424 Taubner 201 Täubner 201 Tausend 458 Tausendfreund 443, 458, 599 Tausendpfund 458 Tausendschön 458 Tausendteufel 458 Tavernier 109 Taylor 39, 174 Taytık 94 Tebben 604 Tebroke 590 Teeuwen 274 Teeuwsen 274 Tefehne 336 Tegeler 187 Tegtmeier 361 Teich 592

Namenindex

Teichfischer 333, 382 Teichgräber 333 Teichmann 332, 333 Teichmeier 333 Teichmöller 333 Teichmüller 333 Teis 181 Tekken 604 Telljohann 292 Tembaak 356 Tembrink 28, 356, 596 Tembrockhaus 356 Templin 314 ten Venne 336 Tenbrink 27, 596 Tenbrock 590 Tenbült 328 Tengg 473 Tengs 519 Tenner 342 Tepaß 347 Tepass 347 Tepasse 347 Tepaße 347 ter Vehn 336 Terboven 326 Terhorst 344, 354 Terlinden 26, 27, 340, 353, 357 Tern 271 Terpstra 132, 136 Terveen 336, 353 Terwey 347 Teschler 199 Teschner 199, 387 Testroet 336 Tete 608 Tetens 258, 608 Teubler 201 Teubner 199–201 Teunissen 521 Tewes 181, 272–274 Tews 274 Texter 241 Textor 240, 243 Thal 200, 201, 330 Thalacker 201 Thalassochoris 103 Thalbach 201 Thalborn 201 Thalhammer 80, 508 Thalheim 532 Thaller 495 Thallmayer 330

Thallmeyer 330 Thalmaier 330 Thalmair 330 Thalmann 201 Thalmayer 330 Thalmayr 330 Thalmeier 330 Thalmeir 330 Thalmeyer 330 Thalmühle 201 Thalmüller 330 Thanbichler 506 Thann 342 Thebes 274 Thebus 274 Thedens 258 Thees 271 Theis 181, 220 Theisen 220 Theisz 193 Thelen 21, 174, 256 Themel 201 Theml 201 Theobald 296, 536–538 Thern 271 Theuerkauf 186 Theuerkorn 364 Theunissen 134, 521 Theuß 271 Thevissen 521 Thewes 181, 271, 274 Thews 274 Thibus 274 Thiebes 274 Thiebus 274 Thiedermann 286 Thiel 35, 172 Thiele 35, 36 Thielen 22, 256 Thielker 289 Thiels 22 Thiemann 286 Thiergärtner 209 Thierkopf 418 Thiersch 514, 515 Thies 220, 292 Thiessen 220 Thinnes 271, 287 Thobaben 326 Thoenes 287 Thom 201 Thomalla 149

719

Thomas 30, 35, 106, 181, 201, 250, 267 Thömel 201 Thomen 201 Thomes 201 Thommes 201 Thoms 201, 277 Thomsen 606 Thönes 271, 272, 287 Thönessen 287, 521 Thöneßen 287 Thönissen 134, 521 Thönnes 271, 272, 287 Thönnessen 521 Thönnissen 287, 521 Thönnißen 287 Thöns 287 Thormählen 354 Thorwart 258 Thorwarth 258 Thorwirth 403 Thräne 444 Threin 277 Thrien 19, 278 Thriene 277, 278 Thrienekens 278 Thrienens 278 Thrienes 278 Thugut 456 Thuleweit 152 Thulke 153 Thumernicht 452 Thummernicht 452 Thümmler 435, 436 Thumshirn 419, 420 Thunich 452, 453 Thunicht 452 Thunitgut 456 Thürck 96 Thurcke 96 Thürcke 96 Thüring 304 Thüringer 304 Thürk 96 Thurke 96 Thürke 96 Thyssen 220 Tibus 274 Tibusch 274 Tiebes 274 Tiedge 584 Tiedje 584 Tieftrunk 432

720

Namenindex

Tiersch 515 Tietge 584 Tietgen 583, 584 Tietje 250, 582, 584 Tietjen 250, 583, 584 Tietjens 584 Timmer 187 Timmerbeil 626, 627 Timmermann 187 Tings 519 Tinnes 271 Tinsch 271 Tinter 501 Tinther 501 Tintner 501 Tirschmann 515 Tischer 261, 262 Tischler 261, 262, 501 Tischner 261, 262, 501 Tittmann 286 Titzmann 286 Tjabben 601 Tjaben 601 Tjaberings 601 Tjaden 601, 602 Tjardes 601, 602 Tjards 601 Tjarks 601, 602 Tjart 601 Tjebben 601, 602 Tjeerdsma 609 Tjeerdstra 136 Tobaben 326 Többen 604 Tobler 330, 506 Tochtermann 447 Toderbrüggen 353 Todtenhaupt 418 Todtenhöfer 213 Toepfer 201 Toepper 201 Toernes 271 Toffel 271 Toffels 271 Toffl 271 Toffls 271 Tolk 152 Tolkien 151, 153 Tolksdorf 153 Toller 211 Tollkien 153 Tollkötter 596 Tollkühn 153

Töllner 187 Tom 201 Tomala 149 Tomas 201 Tomasz 149 Tombrink 28, 596 Tombült 328 Tomen 201 Toni 269, 271 Tönis 287 Tönißen 287 Tönissen 287 Tönjes 272, 287 Tönnes 287 Tönnessen 287, 521 Tönneßen 287 Tönnies 287 Tönnis 272, 287 Töns 287, 292 Tönsfeuerborn 291 Topal 91, 94 Topf 398 Töpfer 200, 201, 213, 398, 399 Töpper 201, 399 Torretta 121 Toussaint 112 Töws 271, 274 Trachsel 397 Träger 199, 201 Trajkovski 150 Tran 444 Tränkle 489 Tränkler 432 Traßl 397 Traub 366, 367 Traube 366 Traubel 366 Träubel 366 Träuble 366 Trauernicht 29, 452, 453 Traunspurger 311 Traxel 397 Traxl 259, 396, 397 Traxler 259, 397 Trechsler 397 Tredup 454 Treffkorn 364 Trefflich 552 Treher 397 Trein 278 Treinen 278 Trenkle 247, 432, 433, 489 Trenkler 432

Tressel 397 Tressl 397 Treubel 366 Trexler 397 Triendl 278 Trierweiler 318 Trillhose 389, 390 Trinkaus 358, 432, 453, 454 Trinker 432, 433 Trinkhaus 454 Trinkl 432, 433 Trinkler 432 Trinks 432, 433 Tripmaker 385, 535 Tripp 385 Trippler 385 Trippschuh 386 Tripschu 386 Trockenbroch 524 Trommer 405 Tromp 406 Trömpert 405 Trompheller 406 Tröndle 444 Trost 444 Tröster 444 Truchsess 590 Truchseß 590 Truckenbrodt 374 Trucksäss 590 Trucksäß 590 Truckses 590 Trucksess 590 Truckseß 590 Trukses 590 Trummer 405 Trump 405, 406, 470 Trümper 404, 405 Trumpfheller 405, 406 Trumpp 470 Trunck 489 Trunk 432, 433, 489 Trunkenbolz 432 Trunkenpolz 432 Tsaoussoglou 102 Tschach 547 Tschannen 254 Tschiesche 547 Tschoche 547 Tsolakis 104 Tuchscherer 488 Tueboeuf 109 Tugend 438

Namenindex

Tugendhat 438 Tugendlieb 438 Tugendreich 438 Tuleweit 152 Tüllinghoff 314 Tumbrink 596 Turban 353 Türck 96 Turcke 96 Türcke 96 Türk 96, 97 Turke 96 Türke 96, 97 Türkoğlu 90 Türschmann 514, 515 Tuschl 515 Tussing 112 Tutsch 302 Tuvache 109 Twachtmann 580 Twehues 580 Twele 580 Twelkemeier 580 Twelkemeyer 580 Twelker 580 Twelkmeyer 580 Twenhöfel 580 Twenhövel 580 Twenhöven 580 Twenning 580 Twesmann 580 Twesten 580 Twiefel 580 Twieg 580 Twiehaus 580 Twiehoff 580 Twieling 580 Twiesselmann 580 Twilling 580 Twisselmann 580 Tyssen 220 Tzschach 546, 547 Tzschaschel 546 Tzschentke 546 Tzscheutschler 546 Tzschiesche 547 Tzschoch 547 Tzschoppe 546 Ubben 604 Übel 216, 217 Übele 270, 438

Übelhör 438, 493 Überberg 326 Überdick 326 Übermühlen 358 Überschär 216, 217 Überwasser 326 Uebel 215–217, 438 Uebelacker 216 Uebele 438 Uebelhör 438 Uebelmann 219 Ueberall 216 Ueberberg 326 Ueberdick 326 Ueberschär 216, 217 Ueckert 216 Ueding 216 Uehlendal 216 Uffenbrink 357, 596 Uffenkamp 357 Uffenwasser 357 Ufferhardt 357 Ufferheide 357 Ufferhusloh 357 Uhlenbrauck 592 Uhlenbroch 524 Uhlenbrock 592 Uhlenbroich 524 Uhlenkotte 597 Uhlmann 281 Uhlworm 450 Uka 609 Ukena 608, 609 Ulferts 527 Ulfkotte 597 Ullerich 281 Ullmann 254 Ullmer 322 Ullrich 280, 281 Ulmer 322 Ulpt 601 Ulpts 601, 602 Ulrich 254, 280, 281 Ulrichs 281 Umar 270 Umlandt 621, 622 Ummen 270 Ünal 216 Unbehauben 439 Unbehauen 438, 439 Unbehaun 438 Unbekannt 439 Unbenannt 439

Unbescheid 439 Unbescheiden 439 Underbrink 596 Unfried 438, 439 Ungar 561, 562 Ungefug 408, 436, 438, 439 Ungeheuer 439 Ungelehrt 439 Ungelenk 439 Ungelert 439 Ungemach 439 Unger 19, 302, 561, 562 Ungerecht 439 Ungerechts 439 Ungerer 302 Ungericht 439 Ungermann 29, 302 Ungermanns 29 Ungers 562 Ungethüm 439 Ungewiß 439 Unglaub 438, 439 Unglaube 438 Unglehrt 439 Unglert 439 Ungruh 438 Ungruhe 438 Ünlu 216 Unmuth 438 Unrath 438, 439 Unrau 438 Unrein 439 Unru 438 Unruh 438, 439 Unruhe 438 Unsinn 439 Unsleber 559, 560 Unterbrink 596 Unterhaus 47 Unterkofler 330 Unterkötter 47 Unterloh 484 Untermaier 47 Untermann 46, 47, 323 Untermayer 47 Untermeier 47 Untiedt 439 Untiet 439 Unverricht 439 Unverzagt 438 Uppenborn 357 Uppenbrink 28, 357, 596 Uppenbrock 357

721

722

Namenindex

Uppendahl 357 Uppenkamp 357 Ursinus 240 Ursus 112, 115 Utendrup 357 Utenwiehe 357 Uterhardt 357 Utermarck 357, 581 Utermark 357 Utermöhle 357 Utermöhlen 357 Uthenwold 357 Vadder 446 Vader 446 Vaders 446 Vagt 616 Vahldieck 333 Vahldiek 333 Vajs 175 Valaitis 151 Valdmanis 162 Van Antwerpen 130, 134 van Bebber 23 van Beek 23 Van Beethoven 129 van de Berg 134 van de Linde 134 van de Sand 134 Van de Velde 136 van de Venn 336 Van de Weijer 136 Van de Weyer 333 van de Weyer 136 Van den Berg 130, 134 van den Berg 134 Van den Heuvel 134 Van der Heijden 134, 136 van der Heyden 136 van der Hülsdonk 328 van der Linde 134 Van der Linden 134 van der Linden 134 Van der Meer 134 Van der Putten 136 van der Putten 134 van der Pütten 134, 136 van der Veen 336 van der Vorst 340 Van Dijk 131, 134 Van Dyck 131 van Dyck 23

van Dyk 23 van Limburg 129 van Veen 336 van Voorst 340 van Vorst 340 Vandeberg 134 Vandenberg 134 Vandenbergh 134 Vandenberghe 136 Vanderlinden 134 Varnalis 102 Vasiļjevs 160, 161 Vasiljevs 160 Vater 446 Vatheuer 369 Vatter 446 Vatthauer 369 Vautier 107 Vázquez 127 Vebr 175 Vecchio 122 Veen 134, 337, 592 Veenema 609 Veeneman 336 Veensma 336 Veenstra 132, 136, 336, 599 Vehreschild 454 Vehst 271 Vehster 271 Veith 606 Velde, Velden 134, 136, 346 Veldkamp 346 Velkovski 150 Venema 336, 609, 611 Veneman 336 Venemann 336 Venjacob 336 Venjakob 336 Venne 337, 592 Vennecker 336 Vennegeerts 336 Vennegerts 336 Venneklaas 336 Vennema 609, 611 Vennemann 336 Vennenbernd 336 Vennhoff 336 Vennmann 336 Venzl 505 Verbeek 134 Verbeeken 357 Verbeke 134 Verbruggen 134

Verfürth 357 Verheyden 348 Verheyen 134, 353, 357 Verhoeven 134, 136, 357 Verhölsdonk 328 Verhuelsdonk 328 Verhulsdonk 328 Verhülsdonk 328, 329, 353, 357, 589, 590 Verkühlen 26 Verlinden 134, 353 Vermeulen 134, 353, 357 Vermöhlen 134 Véron 112 Versteegen 134, 357 Verstegen 129, 134 Verstl 340 Verstraeten 134 Vervoorst 340 Verweyen 357 Verworn 357 Verworner 357 Verworrn 357 Verzagt 357 Veselký 175 Vester 271 Vestweber 387 Vett 412 Vette 412 Vettel 412 Vetten 412 Vetter 446 Vetterl 446 Vetterle 446 Vetterlein 446 Viand 443 Viandt 443 Vidmar 146 Viehweg 349 Viehweger 349 Vielstich 390 Vielweber 387 Vieracker 458 Vierarm 458 Vierbeck 458 Viereck 458 Vieregg 458 Vieregge 458 Vierengel 458, 459 Viererbe 458 Viererbl 458 Vierfuss 458 Vierfuß 458

Namenindex

Vierhaus 458 Vierheller 458 Vierhock 458 Vierhok 458 Vierhufe 458 Vierhuff 458 Vierhuis 458 Vierhus 458 Vierkorn 364, 458 Vierkotten 458, 597 Vierkötter 458 Viermann 458, 459 Vierschilling 458 Vierzigmann 458, 459 Vieweg 349 Vieweger 349 Villa 116, 117, 121 Vinçon 112 Vinson 112 Vinzent 271 Virc 177 Virnich 314 Vischer 381, 612, 613 Visscher 613 Visser 381, 382, 611–613 Vissering 613 Vissers 381, 613 Vitale 121 Vittinghoff 316 Vlachopoulos 102 Vlachos 102 Voet 430 Voeth 430 Vöge 17 Vogel 34, 408, 496 Vögel 499 Vogelbein 430 Vogelpohl 336 Vögerl 499 Vogg 473 Voggenreiter 507 Vogl 496 Vögl 499 Vogt 34, 562, 563 Vögtlin 252 Voht 430 Voigt 35, 50, 562, 563 Voit 562, 563 Volf 177 Volkholz 80 Volkmar 450 Vollenweider 347 Vollgold 80

Völlink 287, 288 Vollkopf 418 Vollnhals 420 Volnhals 420 Volpe 116 Volpp 470 Vomberg 354 von Allmen 23 von Ameln 23 von Appen 23 von Arx 23 von Bargen 23 von Borstel 23 von Broich 524 von Bülow 625 von dem Broch 524 von der Forst 340 von der Hüls 590 von der Hülst 590 von der Linde 26 von der Linden 26 von der Tann 342 von Essen 23 von Glahn 23 von Gunten 23 von Hagen 23 von Holt 23 von Hülse 590 von Hülsen 590 von Minden 23 von Oldenburg 625 von Vorst 340 Vonderthann 342 Voots 430 Vootz 430 vor dem Berge 356 vor dem Brinke 356 vor dem Gentschenfelde 356 Vorbrink 358, 596 Vorbrugg 358 Vordemberg 356 Vordemberge 356 Vordemfelde 356 Vordemvenne 356 Vordenbäumen 353, 355, 452 Vorderhuber 510 Vordermayer 510 Vorderobermeier 510 Vorderwestner 510 Vorderwisch 345 Vorderwülbecke 25 Vorjohann 292 Vormbaum 356

Vormbäumen 356 Vormberg 356 Vormberge 356 Vormbrock 25, 356, 590 Vormbrocke 356 Vorm-Brocke 356 Vormbruck 356 Vormbusch 356 Vormfeld 356 Vormfelde 356 Vormfenne 336, 353, 356 Vormstein 356 Vormund 426 Vormwald 25, 356 Vormweg 356 Vornefeld 412 Vornfeld 412 Vornfett 412, 490 Vorspohl 336 Vorst 340 Vos 130, 194 Voshaar 420 Voss 194, 577, 584 Voß 194–196 Voßbrink 596 Vossenkämper 593 Vossenkaul 540, 541 Voßenkaul 541 Vossenkemper 593 Vössing 287, 288, 584 Voßkamp 195 Voßkämper 593 Vosskötter 596 Voßkötter 596 Voßkuhl 195 Vosskuhle 541 Voßkuhle 195 Voßkühler 195 Voßmerbäumer 215 Voßwinkel 44, 195 Vot 430 Voth 430 Voulgaridis 102 Voulgaros 102 Vries 303, 604 Vriese 604 Vry 362 Vullriede 336, 337 Vulpius 239, 240, 243 Vulturius 240 Wachauf 454 Wachskönig 447

723

724

Namenindex

Wachtel 259 Wachtendonck 328 Wachtendonk 328 Wacker 440, 441 Wadephul 336 Wadsack 386, 387 Waffenschmidt 392, 393 Wagemaker 401 Wagemakers 401 Wagener 210, 211, 399 Wagenführer 401 Wagenhals 420 Wagenmaker 401 Wagenmakers 401 Wagner 19, 34, 75, 123, 124, 155, 164, 209–211, 358, 399– 401, 606 Wahl 302 Wahle 302 Wähnl 498 Waibel 466, 486 Waigel 270 Waitz 364 Waizenegger 497 Wakup 454 Walbaum 342 Walch 302 Wald 19, 340 Waldforst 340 Waldhauser 81 Waldherr 80 Waldhubel 328 Waldkönig 447 Waldmann 341 Waldner 340, 501, 502 Waldschmidt 392, 394 Waldschmitt 391 Waldvogt 562 Wallach 379 Wallander 242 Wallbaum 342, 343 Wallmuth 438 Wallner 340, 501, 502 Wallraff 80 Wallrodt 316 Wallroth 316 Walmuth 438 Walser 18 Walter 34, 181, 226, 227, 254, 258, 267, 551, 552 Waltering 226 Walters 551 Walterscheid 539

Walther 35, 111, 172, 181, 226, 549, 551 Walthers 551 Waltz 479, 480 Waltzer 480 Walz 478–480 Walzer 480 Wams 390 Wandschneider 388 Wang 39 Wange 424 Wannemacher 534 Wannenmacher 534 Wanninger 320 Warlich 552, 553 Warmbier 366, 367 Warmschmidt 392, 394 Warnecke 575, 582 Warns 601, 602 Warrings 609 Wasen 345 Waser 484 Waskönig 447 Wasmer 485 Wasner 345, 484 Wasser 595 Wasserberg 189 Wasserführer 401 Wasserkampf 78, 187 Wassermann 18, 189 Wassermeier 189 Wassermeyer 189 Wasserrab 189 Wasserstrass 625 Wasserstraß 625 Wasserzier 189 Waßkönig 447 Waßmer 345 Wassmer 485 Waßmer 485 Wastelhuber 503 Wastian 505 Wastl 505 Wastlhuber 505 Watenphul 336 Water 188, 189, 193 Waterböhr 189 Waterbör 189 Waterfeld 189 Waterkamp 189 Waterkotte 189, 597 Watermann 189 Waterstraat 189

Waterstradt 349, 622, 625, 627 Waterstrat 189 Wätzold 556 Weaver 174 Weber 33, 34, 174, 175, 358, 387, 388, 570, 606 Weckauf 453, 454 Weckbrod 374 Weckbrodt 374 Wecker 440, 441 Weckerle 440, 441 Weckesser 432, 433 Weckmüller 371 Weckop 454 Weckopp 454 Wedekämper 593 Wedekemper 593 Wedekind 18 Wedemeier 361 Wedemeyer 361 Wedtgrube 332 Weever 387 Wefer 387, 388, 570–572 Wefers 254, 387 Wegener 75, 210, 211, 261, 399 Wegner 210, 211, 399–401 Wegscheider 539 Wegstroth 336 Wehldreyer 397 Wehmaier 361 Wehmeier 361 Wehmer 270 Wehmeyer 361 Wehner 73–75, 211, 399 Wehnert 73–75 Wehrenpfennig 549 Wehrle 41, 226, 479 Wehrli 476, 479 Wehrlin 479 Wehrung 112 Weibel 466, 485, 486 Weichbrodt 374 Weiche 270 Weichenrieder 508 Weichselbaumer 215 Weidenbrücher 592 Weidenfeller 345 Weidenhammer 80 Weidinger 320 Weidlich 552, 553 Weier 333 Weierer 333 Weiermann 333

Namenindex

Weiers 333 Weigand 220 Weigel 318 Weigele 270 Weigl 499 Weiher 333, 592 Weiherer 333 Weihermann 333 Weihers 333 Weihnacht 452 Weihs 193 Weik 270 Weil 318 Weilandt 621 Weiler 318 Weimann 366 Weimert 270 Weinacht 452 Weinand 220, 294, 537, 538 Weinandt 294 Weinaug 424 Weinauge 424 Weinbender 230 Weinbinder 230 Weinbrenner 173 Weindl 497 Weinert 73 Weingart 209 Weingarten 209 Weingartner 209, 342, 524 Weingärtner 209, 342, 366 Weingartz 527 Weingessl 348 Weinheber 18 Weinhold 557, 558 Weinholdt 558 Weinholt 558 Weinholtz 558 Weinholz 80, 557, 558 Weinkopf 79, 418 Weinl 497 Weinmann 366, 367, 402, 564 Weinold 557, 558 Weinoldt 558 Weinrebe 366 Weinreben 366 Weinschenck 581 Weinschenk 259 Weinschenker 259 Weinstock 366 Weintraub 366 Weinwurm 450 Weinzapf 403

Weinzierl 259, 366, 367, 513 Weinzierle 366 Weinzirl 366 Weis 193 Weisbeck 259, 373 Weisbecker 374, 375 Weisbrod 374, 488 Weischnur 153 Weise 423 Weisenbeck 373 Weisenburger 24 Weisenfels 329 Weishaar 420, 423 Weishar 420 Weishaupt 423 Weiskopf 423 Weispfennig 549 Weispfenning 549 Weiss 175, 192, 193, 423 Weiß 28, 34, 72, 111, 192, 193, 219, 220, 408, 420, 423 Weißbäcker 219 Weißbarth 422 Weissbeck 259, 373 Weißbeck 259, 373, 375 Weißbrod 374 Weissbrod 374 Weißbrodt 219, 488 Weiße 72, 423 Weissenbeck 373 Weißenbeck 373 Weißenböck 259 Weißenborn 203 Weisser 423, 464 Weißer 423 Weißfinger 428 Weißflog 488 Weißgerber 219, 384 Weisshaar 420 Weißhaar 219, 220, 420, 421, 423 Weißhaupt 219, 418, 419 Weißkichel 229 Weißkopf 219, 418, 419, 423 Weißleder 384 Weissler 464 Weißmüller 219, 371 Weißpfennig 549 Weißschädel 418, 419 Weißschnur 153 Weißschuh 385 Weißwange 424 Weisweber 387

725

Weisz 193 Weiszhar 420 Weitkämper 593 Weitkemper 593 Weitz 364 Weitzenbeck 373 Weitzmann 364 Weixelgärtner 209 Weixelgartner 209 Weizäcker 16 Weizenbeck 259, 373 Weizenegger 497 Weizenmüller 371 Wekesser 432 Wellenbrock 592 Wellhausen 164 Wellnitz 560 Welsch 302 Welskopf 418 Weltz 479 Welz 302, 479 Wemhöner 571, 573 Wend 302 Wende 302, 438 Wendel 296, 298, 299, 438 Wendisch 302 Wendl 298, 299 Wendland 302 Wendlandt 302, 622 Wendorff 619, 620 Wendt 302 Wendtland 302 Wendtlandt 302, 621 Wengert 342, 366 Wengerter 342 Wenmakers 536 Wennekendonk 328 Wenning 585 Wentland 302 Wenzel 35 Wenzler 477 Werfel 18 Werle 479 Wern 479 Wernecke 575 Werneken 292 Wernekenschnieder 390 Werner 34, 225, 226, 267, 290, 479, 606 Wernicke 582 Werning 287 Wernle 479 Werntz 479

726

Namenindex

Wernz 468, 479 Werries 287 Wertenbroch 524 Wertenbroich 524 Wertz 479 Werz 468, 479 Weskotte 597 Weßjohann 292 Wessjohann 292 Westenbrink 596 Westerhaus 47 Westerheide 348 Westerhof 47 Westerhoff 47 Westerhus 47 Westermaier 45, 361 Westermann 45, 46, 323 Westermayer 45, 361 Westermeier 45, 323, 361 Westermeyer 45, 323, 361 Westermüller 45 Westernstroer 336 Westernströer 336 Westerwell 307 Westerwelle 307, 520, 521 Westerweller 520, 521 Westfahl 625 Westfal 625 Westhaus 47 Westhäuser 47 Westheuser 47 Westhof 47 Westhöfer 47 Westhoff 47 Westhus 47 Westkämper 593 Westkemper 593 Westkotte 597 Westmann 45 Westmeier 45, 323 Westmeyer 45, 323 Westmöller 45 Westmüller 45 Westphahl 625 Westphal 304, 613, 625, 626 Westphalen 304, 625, 626 Wetzegrove 332 Wetzel 68 Wetzl 283 Wetzmüller 371 Wetzold 556 Wever 387, 388, 570–572 Wevers 387

Wewer 387, 388, 570–572 Wewers 387 Weyer 333, 592 Weyerer 333 Weyermann 333 Weyermanns 333 Weyers 333 Weyh 270 Weyher 333 Weyhers 333 Wiarda 608 Wibbe 603 Wick 270 Wicklein 270, 498 Wickram 270 Widdmann 512 Widemann 512 Widemer 512 Widmaier 361, 512 Widmann 488, 512 Widmayer 361 Widmeier 361 Widmeyer 361 Widtmann 512 Widukind 219 Wiebcke 270 Wiebelt 270 Wiebke 270 Wieboldt 270 Wiechens 270 Wiechert 18 Wieczorek 138 Wiedbrauck 592 Wiedemann 488, 489, 512 Wiedemer 512 Wiedenmann 488, 512 Wiedmaier 512 Wiedmann 512 Wiegand 220 Wiegele 270 Wiegelmann 270 Wiegleb 560 Wieken 270 Wieler 318 Wiemer 270 Wienand 220, 294, 536, 537 Wienhold 557, 558 Wienholdt 558 Wienholt 558 Wienholtz 558 Wienholz 80, 557, 558 Wienl 498 Wienold 557, 558

Wiersma 609 Wierzchowslawski 76 Wies 345, 346 Wiesch 345 Wieschen 346 Wieschenkämper 593 Wieschenkemper 593 Wiese 26, 345, 346 Wiesemann 26 Wiesen 345, 346 Wiesenfeller 345 Wieser 26, 345, 346 Wieskämper 593 Wieskemper 593 Wieskotte 597 Wiesler 464 Wiesmann 26 Wiesner 26 Wigel 270 Wigge 270 Wigram 270 Wihler 318 Wilbert 294, 295 Wilck 581 Wilczewski 164 Wild 29, 30 Wildbihler 482 Wilde 29 Wilden 29, 30 Wildenhain 312 Wildgrube 332 Wildgruber 44, 332 Wildhirt 380, 541 Wildmoser 338 Wildt 622 Wilhelm 35, 294 Wilhelmi 244 Wilhelms 244 Wilhelmy 244 Wilke 172, 249, 285, 582 Wilken 249, 606 Wilkenhöner 573 Wilkens 249 Wilkes 249 Wilkey 172 Wilkie 172 Willenborg 24 Willenbrock 592 Williams 39 Willibald 299, 300 Willibert 294 Willms 606 Willuhn 156

Namenindex

Willuweit 155 Willwert 295 Willwerth 294, 295 Willwohl 456 Wilmink 287, 288, 584 Wilwert 295 Wilwerth 295 Wimmer 512, 513 Winand 294 Windel 499 Windemuth 438 Winderl 499 Windheuser 349, 524 Windhövel 328 Windisch 302 Windischer 302 Windl 499 Windmüller 371 Windolf 550 Windolph 550 Winebrenner 173 Wingert 72, 342, 366 Wingerter 342 Wings 518, 519 Winkel 26, 44, 45 Winkelbach 44 Winkelbauer 44, 45 Winkeler 26 Winkelkötter 44 Winkelmann 26, 44, 45 Winkenjohann 292 Winklbauer 44, 45 Winkler 26, 34, 44, 45 Winnekendonk 328 Winster 428 Winstermann 428 Winter 34, 408, 450 Wintergerst 364 Wintergerste 364 Winterhader 482 Winterhalder 80, 330, 482 Winterhalter 80, 330, 469, 482 Winterhater 482 Winterkorn 358, 364 Winterlich 552 Wintermantel 390 Winternitz 175 Winterscheid 316, 539, 540 Winterscheidt 316, 539, 540 Wintz 271 Wintzer 366 Winzer 366, 367 Winzerling 366

Wippel 270 Wippermann 27, 28, 307 Wirries 287, 288, 585 Wirt 30, 224, 225, 256, 388, 402, 564 Wirtgen 532 Wirth 30, 172, 402, 403, 564 Wirthgen 532 Wirths 30, 254, 256, 402 Wirtleb 560 Wirts 177, 256 Wirtz 30, 253, 256, 402, 527 Wirz 30, 254, 256, 402 Wisch 345, 346 Wischer 344, 346 Wischermann 26, 347 Wischmann 26 Wischnewski 163 Wisner 163 Wisniewski 75, 163, 167 Wisser 464 Wist 172 Withaar 420 Witibschlager 447 Witt 28, 214, 219, 220, 235–237, 423 Wittchen 249, 250 Witte 28, 192, 219, 237, 423 Wittekop 219 Wittekopp 219 Wittemann 447, 512 Wittemöller 219 Wittenbrink 595, 596 Wittenburg 24 Wittensöldner 513 Wittensöllner 513 Wittenzeller 320, 501 Wittenzellner 320, 501 Wittgen 249, 532 Witthöft 219, 418, 423 Witthus 214 Wittib 447 Wittiber 447 Wittibschläger 447 Wittje 249 Wittjohann 291, 292 Wittke 423 Wittkop 219 Wittkopf 219, 423 Wittkopp 219 Wittleder 384 Wittmaier 512 Wittmann 447, 488, 512

727

Wittrock 220, 389 Wittwer 447 Woehrle 479 Woern 479 Woertz 479 Woerz 479 Wofgruber 332 Wofsgruber 332 Wögens 608 Wohlfahrt 80, 438 Wohlfromm 80 Wohlgemuth 408, 438, 439 Wohlgezogen 438 Wohlleben 438, 456, 457 Wohlmuth 438, 439 Wohlrabe 80 Wohlschläger 438 Wohlschlegel 488 Wohlschlögel 488 Wöhnl 498 Wöhrenkämper 593 Wöhrle 226, 479 Wojcik 75 Wójcik 76 Wolckenhaar 420 Wolf 32, 34, 96, 164, 177, 267, 408, 578, 579, 606, 607, 619, 620 Wolfes 579 Wolff 35, 36, 267, 408, 579, 619, 620 Wolffs 579 Wölfle 215 Wolfrom 505 Wolfrum 505 Wolfs 579 Wolfsberger 496, 497 Wolfschmidt 392 Wolfsperger 496, 497 Wolkenhaar 420 Wollenhaupt 418 Wollensack 386 Wollenweber 387 Wollhaupt 418 Wollkopf 418 Wollmann 164 Wollmuth 438, 439 Wollscheid 539 Wollweber 387 Wolmuth 438 Wolter 226, 227, 551 Woltering 226 Wolterink 226, 584

728

Namenindex

Wolters 226, 254, 551 Wolther 226, 551 Wolthers 551 Woltz 479 Wolz 479 Wörle 488 Wörn 479 Wörner 225, 226, 479, 488 Worringen 320 Wörsdörfer 493 Worst 377 Wörtz 479 Wörz 479 Wöstefeld 348 Wöstmann 348 Wowereit 151, 155 Wrobel 163 Wübbe 609 Wübben 604 Wübbena 608, 609 Wucherpfennig 549 Wuest 172 Wulf 578, 579, 620 Wulfekotte 597 Wulfen 579 Wulfes 579 Wulff 579, 620 Wulffen 579 Wüllenweber 387 Wullenweber 387 Wunderlich 172, 552, 553 Wündsch 302 Wünsch 302 Wünsche 302 Wünscher 302 Wünschmann 302 Wupper 28 Wurlitzer 561 Wurmdobler 330, 506 Würmüller 371 Wurst 377, 378 Wurster 383 Wursthorn 377, 378 Wurstius 245, 377 Würstle 377, 378 Wurstler 378 Würstlin 252 Würt 224, 225 Würth 225, 402 Württemberger 18 Würzburg 322 Würzburger 23, 322 Wüscht 463

Wüst 172, 463 Wüstefeld 348 Wüstemann 348 Wüstenhagen 348 Wüsthof 348 Wüsthoff 348 Wüstkamp 348 Wustmann 348 Wüstmann 348 Wychgram 270 Wyssen 254 Xanthopoulos 102, 104 Xeller 237, 239 Xylander 241 Yaeger 172 Yager 172 Yeager 172 Yeşil 96 Yildirim 98 Yildiz 98 Yıldız 96 Yiğit 96 Yilmaz 98 Yılmaz 90, 97 Yücel 96 Yurtsever 95 Zäch 271 Zanchetta 120 Zanella 121 Zangenfeind 442, 443, 599 Zangs 518, 519 Zanker 442, 443 Zankl 442, 443 Zapatero 124 Zapf 403 Zapp 403 Zaubitzer 561 Zauch 473 Zauche 473 Zaugg 473 Zeb 428 Zebe 428 Zee 428 Zeeb 428, 429, 490 Zeebe 428 Zeeh 428, 490 Zeh 428, 429, 490 Zehb 428 Zehbe 428

Zehe 428, 429, 490 Zehender 511 Zehendner 511 Zehent 511 Zehentbauer 361, 511 Zehentmaier 361, 510 Zehentmair 361 Zehentner 511, 513 Zehentreiter 511 Zehetbauer 511 Zehetgruber 511 Zehethofer 511 Zehetleitner 511 Zehetmaier 361, 510 Zehetmair 361 Zehetmayer 361 Zehetmayr 361 Zehetreiter 511 Zehnacker 458 Zehnder 511 Zehnpfennig 458, 549 Zehnpfenning 458, 549 Zehnpfund 458 Zeiller 473 Zeller 501 Zellhuber 510 Zellner 501, 502 Zengerling 536 Zenkel 442, 443 Zenker 442, 443 Zentes 271 Zenthöfer 511 Zepf 403 Zerfas 298 Zerfaß 298 Zerfass 298 Zerfaß 299 Zervaki 100 Zervakis 100 Zervas 298 Zervos 298 Zerwas 298, 299 Zerwes 298 Zethner 511 Zettel 496 Zettl 496 Zichaus 454 Zickelbein 430 Zickmüller 371 Ziechaus 454 Ziegaus 453, 454 Ziegelschmied 391 Ziegenbein 430

Namenindex

Ziegenfuß 430 Ziegengeist 79 Ziegenhals 420 Ziegenhirt 380 Ziegeweid 347 Ziegeweidt 347 Ziegleder 384 Ziegler 34, 175, 187 Ziehfreund 443 Zielinski 75 Ziemlich 552 Ziereisen 454 Ziesche 547 Zifreund 443 Zijlstra 136 Zimmer 35, 187 Zimmerhäckel 259 Zimmerling 534, 536 Zimmermann 34, 36, 172, 174, 187, 358, 606 Zinsius 245 Zirbes 298, 299 Zirbs 298 Zirfas 299 Zirwes 298, 299 Zitterbart 421 Zografos 103 Zöller 211 Zoller 211 Zöllner 187, 213 Zörb 299 Zschach 547 Zschaler 546 Zschau 546 Zschech 546 Zscheile 546 Zschiedrich 546 Zschiegner 546

Zschieschang 546 Zschiesche 546, 547 Zschoch 546, 547 Zschoche 546, 547 Zschocke 546 Zschornack 546 Zschunke 546 Zuckermandel 456 Zuckerriedel 456 Zuckmantel 456 Zuckriegl 456 Zuckrigl 456 Zuckschwerdt 456 Zuckschwert 456 Zugmantel 456 Zugschwerdt 456 Zugschwert 456 Zühlke 250, 251, 623 Zuidema 609, 611 Zuidinga 609 Žuk 149, 150 Žukov 149 Zukrigl 456 Zukschwert 456 zum Berge 355 zum Brook 355 zum Bruch 355 zum Felde 355 zum Hingst 355 zum Hingste 355 zum Winkel 355 Zumbach 355 Zumbansen 355 Zumbaum 355 Zumbeck 355 Zumbiel 355 Zumborn 355 Zumbrink 28, 355, 596

Zumbrock 355 Zumbroich 355, 524 Zumbruch 355 Zum-Bruch 355 Zumbül 355 Zumbült 328, 355 Zumbülte 355 Zumbusch 355 Zumdick 355 Zumdieck 355 Zumfeld 355 Zumfelde 355 Zumhoff 355 Zumholte 355 Zumhülsen 590 Zumsande 355 Zumstein 355 Zumwalde 355 Zumwinkel 355 Zurheide 348 Zurheiden 348 Zurmühlen 353, 354 Zwanzger 459 Zwanzig 459 Zwanziger 459 Zweiacker 458 Zweibäumer 215 Zweihaus 458 Zweihoff 458 Zweimann 458 Zweimüller 458 Zweipfennig 458, 549 Zwenzner 459 Zwilling 446 Zwölfer 459 Zylstra 136 Zytenfeld 31

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