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German Pages 1106 [1108] Year 2016
Deutscher Familiennamenatlas Band 5
Deutscher Familiennamenatlas Herausgegeben von Konrad Kunze Damaris Nübling
Band 5:
Familiennamen nach Beruf und persönlichen Merkmalen von Fabian Fahlbusch Simone Peschke
De Gruyter
ISBN 978-3-11-042782-0 e-ISBN (PDF) 978-3-11-042446-1 e-ISBN (EPUB) 978-3-11-042466-9 Library of Congress Cataloging-in-Publication Data A CIP catalog record for this book has been applied for at the Library of Congress. Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. 쑔 2016 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston Umschlaggestaltung: Christopher Schneider, Laufen Druck und Bindung: Hubert & Co. GmbH & Co. KG, Göttingen 앝 Gedruckt auf säurefreiem Papier 앪 Printed in Germany www.degruyter.com
Vorwort Für den DFA waren ursprünglich insgesamt vier Bände vorgesehen. Ihre Erarbeitung wurde im Rahmen eines Langfristvorhabens von 2005 bis 2012 durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) ermöglicht. Doch erwies sich die Datenbank, die erst nach Genehmigung des Projekts durch die DFG beschafft werden konnte, als wesentlich ergiebiger, als vorauszusehen war, so dass die Ergebnisse auf wissenschaftlich verantwortbare Weise nicht in vier, wohl aber in sechs Bänden (plus einem Registerband) dokumentiert werden können. Die DFG förderte auf einen entsprechenden Antrag von Peter Auer, Konrad Kunze und Damaris Nübling hin in den Jahren 2012 bis 2015 dankenswerterweise auch die Erstellung der beiden restlichen Bände. Weiterer Dank gilt dem Deutschen Seminar und der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i.Br., dem Deutschen Institut der Johannes Gutenberg-Universität Mainz sowie der Mainzer Akademie der Wissenschaften und der Literatur für die Bereitstellung von Materialien und Räumen sowie für die Ausstattung der Arbeitsplätze. Außer den Hauptautor(inn)en erstellten auch Rita Heuser und Miriam SchmidtJüngst einige Kartenkomplexe, ebenso Kathrin Dräger, die darüber hinaus zu allen Kapiteln wesentliche Korrekturen und Ergänzungen beitrug. Redaktionelle Arbeiten leisteten als Hilfskräfte Julia Fritzinger, Annika Hauzel, Julia Nuszpl, Anne Rosar, Theresa Schweden und Sara Tinnemeyer. Für das Lesen der Korrekturen danken wir Georg Drenda und Luise Kempf. Das EDV-Programm von Richard Kunze (Tivano Software GmbH Neu-Isenburg) und die Layout-Mustervorlage per InDesign von Franziska Knolle haben sich auch bei diesem Band bestens bewährt. Herrn Daniel Gietz vom Verlag De Gruyter danken wir für die kompetente verlegerische Betreuung. Freiburg i.Br./Mainz Januar 2016
Peter Auer Konrad Kunze Damaris Nübling
Inhalt Vorwort .............................................................................................................V
A
Einleitung ............................................................................ XXVII
I
Gesamtanlage des Bandes .......................................... XXVII
II
Hinweise zur Benutzung............................................ XXXVI
III
Grundkarten, Verzeichnisse, Index ..................... XXXIX
1 2 3
Grundkarten und Verzeichnisse in Bd. 1 .................... XXXIX Grundkarte des DFA .........................................................XXXVIII Karte der ein- und zweistelligen Postleitzahlbezirke ...................................................................................... XXXIX Karte der Quellen für die historische Sondierung .......... XL Abkürzungen und Symbole ....................................................XLI Hinweis zum Verzeichnis der Literatur und der Internetseiten ............................................................................. XLIII Hinweis zum Index der behandelten Familiennamen............................................................................................ XLIII
4 5 6 7
B
Kartenkomplexe..................................................................... 1
Zu Familiennamen nach Berufen und persönlichen Merkmalen, die in Band 1-4 des DFA behandelt werden, s. Einleitung A I.
I
Familiennamen nach Berufen ...........................................2
1
Landwirtschaft .................................................................................2
1.1
Bauern, Landarbeiter ..............................................................................2 K. 1 Huber, Hübner K. 2 Höner, Hümmer, Hiemer, Hieber, Hüfner, Huwer, Hueber K. 3 [Bach]huber K. 4 Wedemeyer, Wehmeyer, Wedemann, Wehmann, Wehmer K. 5 Sedlmeier, Sellmeier
VIII
Inhalt
K. 6 K. 7 K. 8 K. 9 K. 10 K. 11 K. 12 K. 13 K. 14 K. 15 K. 16
Aigner, Eigner Söllner, Sellner, Söldner, Seltner, Selder, Seltmann Saier, Sayer, Seier, Seyer, Sämann Rübsam, Rübsamen, Magsam, Magsamen Mader, Mäder, Meder, Mederer, Maderer, Mederle Drescher, Trescher, Dröscher, Tröscher, Döscher Stroh, Ströhlein, Ströhle, Haberstroh, Rockstroh, Strohmenger, Strohmannn Frey, Freye, Frye Knecht, Knechtel, Knechtges, Knechten, Enke Plagge, Plaggemeier, Scholl, Schollmeyer, Schroll Schober, Schöberl, Schoberer, Schoch, Schöchlin, Schock
1.2
Getreide-, Gemüse-, Obstbauern ..........................................................40 K. 17 Rogge, Rogg, Korn K. 18 Ohl-, Altrogge, Roggenbuck, -bauch, Rogge-, Rockmann K. 19 Weitz, Waitz, Weitzmann, Waizmann, Weitemeyer K. 20 Gerstner, Gerster, Gerstl, Gerst, Gerstmeier, Gerstmann K. 21 Spelter, Spelten, Spelthahn, Spelz K. 22 Feser, Fees, Fesl, Fesenmeier K. 23 Dinkel, Dinkler, Dinkelmann, Dinkelmeyer K. 24 Bohn, Baun, Bohne, Baune, Bohnen, Bohnes, Böhnlein K. 25 Kohl, Kehl, Köhl K. 26 Kappes, Kaps, Kabus, Kappis, Kappesser K. 27 Kraut, Kruth, Kreidel, Kreidl, Kräutle, Kreitlein, Krüttgen K. 28 Raber, Rieber, Rüber, Rubner, Rabenbauer, Rubenbauer K. 29 Rettig, Rettich, Reddig K. 30 Obst, Obser, Obstfeld, Obstmeier K. 31 Kirsch, Kerscher, Kerschl, Kirschmann, Kirschbauer
1.3
Weinbauern, Bienenzüchter ..................................................................84 K. 32 Weinzierl, Winzer, Reber, Rebmann K. 33 Traub, Reeb K. 34 Zeidler, Büter, Immler K. 35 Bien, Biene, Biener, Bienert, Biemann, Biendl
1.4
Hirten ..................................................................................................98 K. 36 Hirt, Herter, Herde K. 37 Lämmer-, Küh-, Roß-, Wild-, Ochsen-, Geißhirt
IX
Inhalt
K. 38 Neuschäfer, [Rott]schäfer, Schäfermeier, Schäfer[hoff] K. 39 Schaap, Schaaf, Schaaff, Schaf K. 40 Geis, Gaiser, Geisert, Geißner, Gaisbauer, Gaissmaier, Geismann K. 41 Oechsler, Oechsner, Oßner, Exner, Exler, Essner, Essler K. 42 Senn, Auch, Höer 1.5
Tierkastratoren ....................................................................................116 K. 43 Nonnenmacher, Nonnenmann, Berschneider, Berstecher, Püttschneider K. 44 Leuchter, Lichter, Gölzenleuchter, Gölzer, Gölz K. 45 Heiler, Hailer, Hoyler, Heuler
2
Nahrungsmittelgewerbe ...........................................................126
2.1
Müller, Bäcker ....................................................................................126 K. 46 Pfister, Pfisterer, Pister, Pistor, Pistorius K. 47 Brod-, Schlotter-, Neu-, Weißbeck, Neu-, Weis-, Gro-, Platzbecker K. 48 Weisbrod, Gutbrod, Schönbrodt, Rückbrodt K. 49 Semmel, Semmler, Simmel, Simmler, Semmelmann, -hack K. 50 Stute, Studt, Stuth, Mutschler, Mitsch, Mitschele K. 51 Kirner, Kürner, Querner K. 52 Mehl, Mehlhorn, Mehlhose, Mehlhase K. 53 Oelschläger, Oelschlägel, Ohligschläger, Oehlenschläger, Oelgemöller, Oelmüller
2.2
Metzger ...............................................................................................154 K. 54 Metzger, Metzler, Fleischer, Fleischmann, Fleischhauer K. 55 Beinhauer, Knochenhauer K. 56 Schlachter, Schlechter K. 57 Fleisch, Kalb-, Jung-, Gut-, Klopfleisch K. 58 Wurst, Würstle, Wurster, Wursthorn, Krautwurst K. 59 Küther, Kuttler
2.3
Fischer, Fischhändler ..........................................................................170 K. 60 Fischer, Vischer, Visser K. 61 Schwarz-, Bach-, Teich-, Horn-, Hecht-, Nee-, [Roth]-, Kerßen-, Bierfischer
X
Inhalt
K. 62 Fisch, Fischl, Fischle, Fischlein, Fiske, Fischmann, Fischermann K. 63 Rybak, Rybka, Ryba, Rybarczyk K. 64 Puls, Pulst K. 65 Buse, Busemann, Busmann K. 66 Hecht, Hechtl, Höcht, Höchtl K. 67 Kress, Kresse, Kressel, Kreßmann, Kraß, Kräß K. 68 Schley, Schlie, Schliemann K. 69 Salm, Schnepel, Stindt, Fahrion, Börsig K. 70 Peisker, Piesker, Pietzker, Piskorz K. 71 Hering, Heringer, Häring, Häringer K. 72 Schupp, Schuppe
3
Tonverarbeitende Gewerbe .....................................................198 Töpfer K. 73 K. 74 K. 75 K. 76 K. 77 K. 78 K. 79 K. 80
...............................................................................................198 Hafner, Töpfer, Euler, Pötter, Gräper Töpfer, Töpper, Döpper, Döpfner Euler, Illert, Auler, Aulmann, Ullner Pötter, Pöttker, Pöter, Potter, Pottgießer, Pottbäcker Düppengießer, Düppenbecker, Düppers, Düpper Haaf, Häfele, Hefele, Topf, Aul, Pott, Graap Krug, Kruk, Kriegel, Krügel, Kriegl Kroos, [Stein]kraus, [Buse]kros
4
Metallverarbeitende Gewerbe................................................220
4.1
Grobschmiede .....................................................................................220 K. 81 Stahl, Stehle, Stechele, Stähler, Stahlschmidt K. 82 Kupfer, Küpferle, Koppers, Kupper, Kupferschmidt, Kopperschläger K. 83 Eisenhauer, -blätter, -schmidt, -schmid, -kolb, -träger K. 84 Hammer, Hammerl, Hammerschmidt, Hammerer K. 85 Schaar-, Pfannen-, Dürr-, Huf-, Sichel-, Waffen-, Hacken-, Scheerschmidt K. 86 Schmelzer, Schmelter, Schmelz, Schmölz, Schmelzeisen
4.2
Klein-, Blech-, Waffenschmiede.........................................................238 K. 87 Kleinschmidt, Schlosser, Schlothauer, Schloßmacher
XI
Inhalt
K. 88 K. 89 K. 90 K. 91 K. 92 K. 93 K. 94 K. 95 K. 96 K. 97 K. 98 K. 99
Spengler, Blechschmidt, Blecher, Klempert, Fleschner Klemp, Flesch, Spang, Blech Nagel, Nägele, Nagler Nadler, Neteler, Nödler, Neldner, Nöltner Spohr, Sporn, Sporer, Sporrer, Spörer, Spörrer Schwerdtfeger, Schwertfirm, Schwertmann, Schwerdt, Schwertl Messerschmidt, Messer, Messerer, Klingenschmitt, Messerklinger, Mestmacher Schlieper, Schlipper, Schleifer, Schliefer Feiler, Feulner, Feilner, Failenschmid, Feilhauer Helm, Helms, Helmer, Helmschmied Panzer, Plath, Platte, Blatt, Plattner, Blattner, Blatter Spies, Spießl, Spiesmacher, Spethmann, Spettmann, Speith
5
Holzverarbeitende Gewerbe ...................................................268
5.1
Sägemüller, Schreiner, Schnitzer ........................................................268 K. 101 Seeger, Sager, Bretschneider, Bretthauer, Diller, Dillschneider K. 102 Seegmüller, Sagemüller, Sagmeister, Segschneider, Holtfreter K. 103 Schindler, Schindel, Schindele, Schindelmann, Schindelhauer K. 104 Schettler, Scheidler, Scheitler, Scheideler K. 105 Splettstößer, Splitt, Spahn, Spohn K. 106 Schreiner, Tischer K. 107 Schnittker, Schnittger, Schnittcher, Schnittjer, Schnettker K. 108 Schnitzler, Schnitzer, Schnetz, Schnettler K. 109 Armbruster, Armbrust, Armbrüster, Armborst K. 110 Tröger, Schuff, Schuffenhauer, Schuppenhauer K. 111 Löffler, Leffler, Löffel, Löffelmann, Löfflad K. 112 Gabler, Gäbler, Gebler, Gabelmann
5.2
Drechsler, Wagner ..............................................................................294 K. 113 Drechsler, Dreyer K. 114 Dreyer, Dreher, Dreger, Dreer K. 115 Stuhldreier, Spindeldreher, Schöttelndreier, Stockdreher, Wehldreyer K. 116 Spindler, Spinnler, Spiller, Spilker, Spillner, Spindeldreher
XII
Inhalt
K. 117 K. 118 K. 119 K. 120 K. 121 K. 122
Wagner, Wegner, Rademacher, Redeker, Stellmacher, Esser Esser, Assenmacher, Ashauer, Axer Felgenhauer, Felgemacher, Felgner, Felger Krumbholz, Krumpholz, Krumholz Runge, Ronge, Rung, Rongen, Rong Leichsenring, Leisering, Leigsnering
5.3
Böttcher ..............................................................................................314 K. 123 Bender, Böttcher, Büttner, Kiefer, Küpper K. 124 Faß, Fessler, Faßbender, Faßhauer, Faßmann K. 125 Scheffler, Schäffler, Schöffler K. 126 Kübler, Schädler, Metzner, Metzmacher
6
Baugewerbe...................................................................................332 Lehmkleber, Steinmetzen, Zimmerleute, Dachdecker, Tüncher ........332 K. 127 Kleber, Klebert, Klaiber, Kleiber K. 128 Klenner, Klenert, Klinner, Klinnert K. 129 Steinmetz, Steinmetzer, Steinmaßl, Steinhauer, Steinheuer K. 130 Balke, Balk K. 131 Stender, Ständer, Stallbaum, Stollenwerk, Pfadenhauer, Pfotenhauer K. 132 Kling-, Senk-, Rücke-, Hacke-, Dünne-, Timmer-, Kettenbeil K. 133 Leyendecker, Schieferdecker, Schindeldecker K. 134 Schoof, Schauf, Schaub, Scheuber, Schaible, Schöbel K. 135 Weisser, Weißler, Wisser, Wiesler K. 136 Mahler, Mähler, Mehler, Möhler, Mohler
7
Ledergewerbe ...............................................................................354
7.1
Gerber K. 137 K. 138 K. 139 K. 140 K. 141 K. 142
7.2
Schuhmacher ......................................................................................370
...............................................................................................354 Gerber, Leder, Lederer, Lederle, Ledermann Löhr, Lohr, Löber, Lober Löhr, Lauer, Lehr Weisgerber, Rothgerber, Ledergerber Rohleder, Sporleder, Weißleder, Steigleder, Solleder Lösch, Lösche, Löscher, Löschner
XIII
Inhalt
K. 143 K. 144 K. 145 K. 146 K. 147 K. 148 K. 149 K. 150 K. 151 K. 152 K. 153 K. 154 K. 155 K. 156
Schuster, Schuchter, [Reit]schuster, Schuster[eder] Schuster, Sauter Schumacher, Schomaker, Sauter Schubert, Schobert, Schuberth, Schubart, Schuhwerk Schuchardt, Schuchert, Schurig, Schork Schubert, Schumann, Schuchardt, Schurig Schubert, Schuster, Schumacher, Schumann Hölscher, Holzschuh, Holzschuher Tripmaker, Trippler, Tripp, Trippe, Tripke Schuh, Schuck, Schuch, Schug, Schoo Bund-, Horn-, Breit-, Sommer-, Weißschuh Knieper, Knepper, Knief, Knipp, Kneip, Kniep, Knieps Prehn, Prien, Priem, Prehm, Pfriem, Saul, Seul, Suhl, Ahl Lapp, Fleck, Plötz, Köder, Riesterer
7.3
Sattler, Beutler, Gürtler, Riemer .........................................................402 K. 157 Sattler, Sättler, Settele, Sattel, Hamacher K. 158 Schwedler, Schweidler K. 159 Fickenscher, Fickenwirth, Ficker, Fickert, Fickel, Fickler K. 160 Sack, Seckler, Seckel, Sackmann K. 161 Bohn-, Haber-, Roggen-, Pund-, Mus-, Wollen-, Hoppen-, Bögel-, Wad-, Rusack K. 162 Gürtler, Görtler, Gertler, Gürtner K. 163 Riemer, Riemenschneider, Riehm K. 164 Lersch, Leers, Lersmacher
8
Textil- und Pelzgewerbe ..........................................................422
8.1
Weber, Färber, Seiler, Schnurmacher .................................................422 K. 165 Weber, Wefers, Wewer, Wieber, Wöber K. 166 Lein-, Linne-, Wollen-, Reißen-, Scharn-, Saumweber K. 167 Wollschläger, Wollenschläger, Wohlschlegel, Wohlschläger K. 168 Kratzer, Kemmler, Weißflog, Flock, Tuchscherer, Nopper K. 169 Nieswandt, Wandschneider, Wandscher, Wandmacher K. 170 Färber, Ferber, Farber, Ferfers K. 171 Schnoor, Schnur, Knüpfer, Knupfer, Knipfer, Knupper
8.2
Schneider, Seidensticker, Kürschner ..................................................446 K. 172 Schneider, Schröder
XIV
Inhalt
K. 173 Schnieders, Schnier, Snyders, Schnieder[meier], Schnieder[töns], Brock[schnieder] K. 174 Näther, Neher, Neger K. 175 Krautz, Krautzig K. 176 Stich, Faulstich, Fingerhut K. 177 Seidenspinner, -faden, -schnur, -sticker, -stücker, -stricker, -ath K. 178 Witt-, Bunt-, Blau-, Schwarzrock K. 179 Schoppe, Jopp, Janker K. 180 Scheck, Schöck, Schecker K. 181 Kittel, Kittl, Kittler, Kittelmann K. 182 Kagel, Kogel, Jugel, Kugel, Gugel, Kugelmann K. 183 Kugler, Kügler, Kögler, Kogler, Gugler K. 184 Huth, Hoth, Haut K. 185 Mau, Maue, Düsing K. 186 Hoss, Hoos, Hose, Hosse, Leinhos, Trill-, Ledder-, Schlotterhose K. 187 Zabel, Zobel, Sabel
9
Dienstleistungsgewerbe............................................................484
9.1
Fuhrleute, Schiffer, Flößer ..................................................................484 K. 188 Fuhrmann, Karcher K. 189 Kerner, Karcher, Karrer, Karmann, Kerler K. 190 Karch, Kerch, Karich, Karr, Karn, Karen K. 191 Fehrmann, Fährmann, Förg, Ferg K. 192 Floß, Floßmann, Flößer, Flötzer, Flössel, Flößner K. 193 Seemann, Sämann
9.2
Händler ...............................................................................................500 K. 194 Höcker, Hocker, Hugger, Hücker, Hucker K. 195 Hacker, Haker, Haacker K. 196 Haack, Haake, Hack, Hake K. 197 Menge, Menges, Mengel, Menger, [Stroh]menger, Manger, Mengler, Mangler K. 198 Fratzscher, Frotscher, Fretschner, Pfretzschner K. 199 Schott, Schotte, Schotten, Schottes, Schöttke, Schöttl, Schöttle K. 200 Kümmel, Kimmel, Kimmelmann, Kümmeler, Kimmig
Inhalt
XV
9.3
Wirte, Getränkehändler.......................................................................518 K. 201 Krüger, Wirth, Kretschmer K. 202 Kretschmer, Kretschmar, Kretzschmer, Kretzschmar, Kretschmann K. 203 Neuwirth, Niewerth, Jung-, Haus-, Lieber-, Früh-, Rosenwirth K. 204 Krogmann, Krugmann, Kroog K. 205 Weinmann, Weimann, Wiemann K. 206 Schlind-, Eß-, Bause-, Wallen-, Sauer-, Kühlwein K. 207 Biermann, Beermann, Bierwirth, -brauer, -schenk, -wagen, -äugel K. 208 Bier, Bierlein, Bierl, Biersack, -hals, -freund, -gans, -schwale K. 209 Grüter, Grüters, Grütter, Grütters, Gruyters
9.4
Bader, Ärzte ........................................................................................542 K. 210 Bader, Badstübner, Stüber, Stöber K. 211 Reiber, Rieber, Raiber K. 212 Schröpfer, Lesser, Köpfer, Köpper K. 213 Bartscherer, Bartscher K. 214 Doktor, Arzt, Sundmacher, Medick
9.5
Musiker, Gaukler ................................................................................558 K. 215 Fiedler, Fedler, Geiger K. 216 Schwegler, Flöter K. 217 Bünger, Büngener, Bunger, Sommerer, Summerer K. 218 Peukert, Peuker, Paukner, Pauker, Paukert K. 219 Trommer, Trümper, Trummer, Trumpfheller, Trömpert K. 220 Lautenschläger, -schlager, -schlag, Lautner, Lautensack K. 221 Singer, Sänger, Senger K. 222 Gockel, Gögel, Göckel, Gögelein, Göggel, Gauggel, Gaugler
10
Verwaltung.....................................................................................580
10.1
Vögte ...............................................................................................580 K. 223 Vogt, Voigt, Voit K. 224 Voges, Voiges, Vagedes
XVI
Inhalt
K. 225 Vagt, Vagts, Vögtle, Vögtlin, Vögt, Vögtler K. 226 Fauth, Fath, Väth, Feth K. 227 Landvogt, Schlön-, Schneevoigt, Alte-, Holtvogt, Nevoigt, [Dreis]-, [Honer]vogt K. 228 Droste, Drost, Drosten K. 229 Amann, Ammann, Amon, Ammon, Amtmann 10.2
Orts- und Bezirksvorsteher .................................................................598 K. 230 Schulz, Richter, Burmeister K. 231 Schultheiß, Schultes, Scholtes, Schultis K. 232 Richter (Detailkarte) K. 233 Hagemeister, Hachmeister, Burgemeister, Burrichter K. 234 Heimbürge, -bürger, -burger, -berger, Hemberger, Hemmerich, Heimrich K. 235 Saupe, Schuppan
10.3
Verwalter, Wächter und andere Ämter ...............................................612 K. 236 Keller, Kellner, Kellerer, Kellermeier K. 237 Landgraf, Zentgraf, Hogrefe, Burggraf, Holtgrewe, Pfalzgraf K. 238 Hüther, Holz-, Busch-, Wohl-, Sandbaum-, Kleibaumhüter K. 239 Hey, Holzheu, Wiesheu, Kirschey, Halmheu, Grashei K. 240 Schauer, Schaumann, Schau, Schauermann K. 241 Schötz, Prüfer, Kieser, Theurer, Setzer K. 242 Schöpf, Schöppe, Scheffe K. 243 Sonnemann, Sünnemann, Sohnemann K. 244 Klüver, Frohn, Waibel, Bittl K. 245 Pfänder, Pfender, Pfander, Pfändler, Pfendler, Pfandler, Pfändner, Pfendtner K. 246 Schreiber, Schriever, Schreib
10.4
Kirchendiener .....................................................................................644 K. 247 Köster, Kirchner, Messner K. 248 Köster, Kösters, Koster, Küster, Küsters, Kuster K. 249 Küster[mann], Kösterke, Köster[mann], Köstering, [Alte]köster K. 250 Oppermann, Opfermann, Offermann, Aufermann K. 251 Siegrist, Sigrist
Inhalt
XVII
II
Familiennamen nach persönlichen Merkmalen .656
1
Gesamter Körper .........................................................................656
1.1
Körpergröße ........................................................................................656 K. 252 Klein, Kleen K. 253 Kleine, Kleinen, Kleen, Kleene K. 254 Kurz, Kurze, Kurth, Korte K. 255 Klein, Kurz K. 256 Lang, Groß K. 257 Groß, Klein K. 258 Lang, Kurz K. 259 Großmann, Grothmann, Kurzmann, Kortmann K. 260 Klein[hans], Groß[hans], Lang[hans] K. 261 Ries, Riese, Reese K. 262 Dorsch, Dirsch, Diersch, Dürsch K. 263 Stang, Stangl, Stengel, Stingl K. 264 Staack, Staacke, Stagge, Stage K. 265 Strack, Stracke, Strakeljahn K. 266 Sperling, Spatz, Spahr, Lüning, Müsch, Sperk
1.2
Körperumfang.....................................................................................684 K. 267 Schmale, Schmahl, Schmeling, Schmeelke K. 268 Mager, Magerl, Megerle, Dröge K. 269 Rahn, Rank K. 270 Feist, Faiß, Fett, Fette, Fettel, Vetten K. 271 Klotz, Klumpp K. 272 Stoll, Stolle, Block K. 273 Mock, Möck, Möckel, Mockenhaupt K. 274 Stüwe, Strunz, Stümpel, Stommel, Stunz K. 275 Strunk, Storz, Stotz, Storr K. 276 Knorr, Knor, Knoor, Knorn, Knorz, Knarr K. 277 Knust, Knaust, Knaus, Knauß K. 278 Knuth, Knott, Knodel, Knauth K. 279 Knauf, Knöfel, Knaup K. 280 Knoll, Knolle, Knöll, Knölle, Knell, Knull K. 281 Moll, Molls, Mollen, Mohl, Molch, Mollenkopf
1.3
Körperliche oder charakterliche Plumpheit ........................................718
XVIII
Inhalt
K. 282 K. 283 K. 284 K. 285 K. 286 K. 287
Schlegel, Schlegl, Schlögel, Schlögl Kolb, Kolbe, Kolf, Kölbl, Kölbel, Kölblin Knüppel, Knippel Klippel, Klipfel, Klöppel, Klöpfel, Klüppel, Klüpfel Knittel, Knittl, Knüttel Keil, Keitel, Speidel
2
Haare und Körperteile...............................................................732
2.1
Haarwuchs, Haarfarbe ........................................................................732 K. 288 Straub, Struwe, Strube, Strobel K. 289 Strobel, Ströbel, Ströbele, Streubel, Striebel, Strubel K. 290 Rau, Rauch, Rauh, Raue, Ruge, Ruhe, Ruh, Ruch K. 291 Weiß-, Kraus-, Rothhaar, Flechsen-, Pfleghar, Glatt-, Schönhaar K. 292 Siedentopf, Hotopp, Gratopp K. 293 Kahl, Kahle, Kahlke, Kahlen, Glatz, Glatzel K. 294 Hessel-, Ru-, Breit-, Spitz-, Flachs-, Wackerbarth, Schwarzbart, Braunbarth K. 295 Weiß, Witt, Schwarz, Schwarte K. 296 Roth, Rothe, Rothen K. 297 Gehlen, Gehl, Gehle, Gehling, Gehlert, Gehler, Gehlmann, Gelbe K. 298 Grau, Groh, Graw, Grave, Grage, Grah, Graichen K. 299 Gries, Griese, Greis
2.2
Kopf, Hals, Brust, Bauch ....................................................................764 K. 300 Haupt, Höft, Kopf, Köpf K. 301 Weiskopf, Weishaupt, Schwarzkopf, Schwarzhaupt, Rothkopf, Rothaupt K. 302 Schädel, Schedel, Schedl, Schödel, Schödl, [Breit]schädel, [Wei]schedel, [Dir]schedl K. 303 Hirn, Hirner, Hirnschal, Mucken-, Spitz-, Thums-, Glitzen-, Dirm-, Spinnenhirn K. 304 Schramm, Schraml, Schrimpf, Schrempp, Schrempf K. 305 Nacke, Nack, Nacken K. 306 Brust, Brüstle, Brustmann K. 307 Bauch, Bäuchle, Peichl, Buhk
Inhalt
XIX
2.3
Augen, Ohren, Nase, Wange, Mund ...................................................782 K. 308 Scheel, Scheele, Schill, Schiel, Schilli, Schille, Schölch, Schelb, Schels K. 309 Schiller, Schilcher, Schieler K. 310 Blind, Blinn, Blindert, Blinde, Blinne K. 311 Ohr, Oehrlein, Oehrle, Oehrl K. 312 Taube, Daub, Daube, Dauben, Dowe, Dove K. 313 Naas, Nase, Nesemann, Nasemann, Langnese, Bicknese K. 314 Zink, Zinke, Zinkl, Zinken K. 315 Dünnebacke, Pus-, Baus-, Pause-, Hoge-, Fettback K. 316 Roter-, Roder-, Roth-, Rothemund K. 317 Maul, Muhl, Maile K. 318 Schnabel, Schnabl, Schneble K. 319 Brutscher, Britsch, Brütsch, Brutsche, Brutsch K. 320 Zahn, Zandt, Zehnle, Zahnen, Than
2.4
Hände, Finger .....................................................................................810 K. 321 Denk, Lucht, Luchterhand, Lorz, Lurz K. 322 Link, Linke, Linker, Lingg, Links, Glink, Lenk, Lenke, Lenker K. 323 Faust, Fausten, Fust, Feustel, Feistle, Feistl K. 324 Finger, Fingerle, Fingerlin, Fingerling, Finkernagel, Fingerloos K. 325 Daum, Daume, Daumen, Duhme, Duhm, Deimling
2.5
Beine, Füße, Gangart ..........................................................................828 K. 326 Fuß, Füssel, Foth K. 327 Rehbein, -fuß, Hasenbein, -fuß, Strackbein, Streckfuß K. 328 Schmal-, Kaul-, Rauch-, Stand-, Goldfuß K. 329 Langbein, -behn, Hohl-, Krum-, Hobein K. 330 Stork, Storch, Störk, Störch, Störkel K. 331 Zeh, Zehe, Zeeb K. 332 Schleicher, Schleichert, Schleich, Schlaich, Schlich, Schlicher K. 333 Schreiter, Trabert, Trede, Treder, Tretter K. 334 Schwenk, Schwenker, Schlenk, Schlenker K. 335 Stelter, Stelte, Stelzer, Stelzner, Stelz, Stilz, Stulz K. 336 Irr-, Frei-, Liese-, Leise-, Leingang K. 337 Springer, Sprenger, Spranger K. 338 Tänzer, Denzer, Danzer, Tanzer, Denzler, Danz, Tanz, Denzel
XX
Inhalt
3
Charakter, Verhaltensweisen ..................................................858
3.1
Wesensart ............................................................................................858 K. 339 Sauer, Suhr, Süß, Söth K. 340 Söth, Söte, Seuthe K. 341 Schlicht, Schlichte, Schlecht, Schlechte K. 342 Böse, Bös, Bösen, Bösl, Bösel, Froböse K. 343 Gutmann, Gothmann, Gudermann, Gütermann K. 344 Wohlgemuth, Wohlmuth, Wollmuth K. 345 Unruh, Unglaub, Unrath, Unfried, Ungefug, Unbehauen, Ungethüm, Unglert, Unsinn K. 346 Graul, Gruhl, Greuel, Greil
3.2
Klugheit, Tapferkeit, Temperament ....................................................886 K. 347 Kluge, Klug, Klocke, Klauke, Klauck K. 348 Fromm, Fromme, Frommer, Frahm K. 349 Wacker, Wecker, Weckerle K. 350 Schnell, Schnelle, Schnellen K. 351 Keck, Kick, Köck, Kech, Queck, Quick K. 352 Scheu, Schaich, Schaile, Scheichl K. 353 Löw, Löwe, Löb, Löbe, Lau K. 354 Lau, Laue, Leu, Leue
3.3
Freundschaft, Feindschaft, Aggressivität.............................................908 K. 355 Freund, Fründt, Freundl, Feindt K. 356 Bauern-, Bur-, Neu-, Geigen-, Zangen-, Henner-, Landesfeind K. 357 Sell, Selle, Söll, Gesell, Gsell K. 358 Zorn, Zörner, Zürn, Zürner, Zornig K. 359 Krieger, Krieg, Kriegsmann, Kriegisch K. 360 Streit, Stritt, Streidl, Streiter K. 361 Zenker, Zänker, Zanker, Zankl, Zenkel K. 362 Prange, Prang, Prenger, Prangen, Mackeprang K. 363 Schade, Schad, Schaden, Schader, Scheder
3.4
Sprachverhalten...................................................................................930 K. 364 Stiller, Stille, Still K. 365 Quack, Schnarr, Schnack, Prothmann, Schnapp, Schmetzer K. 366 Schaller, Scheller, Schöller, Schäller K. 367 Schreier, Schrey, Schray, Gschrey
XXI
Inhalt
K. 368 K. 369 K. 370 K. 371 K. 372
Göhler, Braasch, Beger, Rall, Duschl, Krischer, Kreischer Prell, Prelle, Pröll, Brell, Bröll, Preller, Pröller Limmer, Thümmler, Dumler, Thümmel, Dümmel Krey, Kreye, Krah, Krahe, Krähe, Kräh, Kreh, Krege Stamer, Stammler, Stammel, Stemmer, Stemmler
3.5
Ess-, Trink-, Schlafgewohnheiten .......................................................954 K. 373 Schlemmer, Schlömer, Schlimper, Schlammer, Schlecker K. 374 Demmer, Dömer, Demmler, Demmel, Deml K. 375 Schmaus, Schmauß, Schmaußer, Schmauser K. 376 Brase, Prasse, Braß, Praß K. 377 Füller, Schlund, Quaas, Quoos, Dimpfl K. 378 Schlick, Schlicker, Fraas, Fräßle, Fraatz K. 379 Trenkle, Trinkl, Trinks, Trinker, Drenker K. 380 Potthast, Brodesser, Weckesser, Schlegelmilch, Grieshaber, Eierschmalz K. 381 Schink, Schunk, Schünke K. 382 Späth, Früh, Frühauf
4
Biographische Merkmale.........................................................978
4.1
Leid, Freude ........................................................................................978 K. 383 Kummer, Kümmerle, Kümmerling, Kummerer, Kümmerer K. 384 Sorg, Sorge, Sorges, Sörgel, Sorger K. 385 Nothdurft, Nottorf, Nothaft, Noth K. 386 Tran, Trenn, Thräne K. 387 Schwark, Schwerk, Schwörke K. 388 Trost, Tröster, Trostel, Trostmann, Getrost K. 389 Ansorge, Ohnesorge, Sorgenfrei, Sorgenicht, Kleinsorge K. 390 Glück, Glücks, Glücker, Glückert, Glückler K. 391 Freudenreich, Freude, Freudl, Freudenmann, Freudensprung K. 392 Lerch, Lerche, Lerchen, Lewark
4.2
Generationen, personale Beziehungen .............................................1000 K. 393 Jung, Alt K. 394 Junger, Jünger, Alter, Elter K. 395 Sohn, Sohns, Söhn, Söhns, Söhngen, Söhnlein, Sohnle K. 396 Vetter, Vedder, Vetterlein, Vetterl, Vettermann, Vetterer K. 397 Ohm, Oehme, Oehmichen, Oehmke, Oheim, Eheim
XXII
Inhalt
K. 398 K. 399 K. 400 K. 401
Schwager, Schwägerl, Schwer Eiden, Eidam, Kleineidam, Tochtermann König, Kaiser Könning, Köning, Könings, Koning, Künning
4.3
Jahreszeiten, Monate ........................................................................1028 K. 402 Winter, Sommer K. 403 Sommerfeld, Winterfeld K. 404 Fröhling, Frieling, Frühling, Spätling K. 405 Herbst, Herbster, Herbstmann K. 406 May, Mai, Mey K. 407 Maibaum, Maiworm, Maikranz, Maybusch K. 408 Merz, März, Marz, Martius K. 409 Hornung, Horning K. 410 Jenner, Feber, Abrell, Brachat
4.4
Tage, Tageszeiten ..............................................................................1048 K. 411 Sonntag, Sontag, Sonnentag, Sundag K. 412 Freitag, Freytag, Montag K. 413 Sonnabend, Samstag, Saterdag K. 414 Sobotta, Sobottka, Sabath K. 415 Oesterle, Ostertag, Paasch, Paschedag K. 416 Kirmse, Kirmes, Kermes K. 417 Faßnacht, Fastnacht, Fasching, Faschingbauer, Fastabend K. 418 Mittag, Metag, Abend, Morgen K. 419 Morgenroth, Abendroth, Appenrodt, Abendschein, Abendschön
A
Einleitung
I
Gesamtanlage des Bandes
Von den zwei Abteilungen des Deutschen Familiennamenatlasses (DFA) gilt die erste "grammatischen" Phänomenen, das heißt dem Vokalismus (Band 1), dem Konsonantismus (Band 2) und der Morphologie der Namen (Band 3). Die zweite, "lexikalische" Abteilung des DFA behandelt die Verbreitung der Namen als Lexeme, geordnet nach der unterschiedlichen Entstehungsmotivation der Namen durch Herkunft und Wohnstätte (Band 4), durch Beruf und persönliche Merkmale (Band 5) sowie durch Rufnamen von Personen, zu denen die ersten Träger dieser Familiennamen in Beziehung gesetzt wurden (Band 6). Die Familiennamen im vierten und sechsten Band beruhen ihrerseits wiederum auf Namen, in Band 4 auf Ethno- und Toponymen,1 in Band 6 auf Rufnamen. Die Familienamen im vorliegenden Band beruhen dagegen ausschließlich auf nicht-onymischem Material, auf Substantiven, Adjektiven oder Verben, wie sie in der gesprochenen Sprache des späten Mittelalters in Gebrauch waren. Damit stellt der Band ein neues Quellenwerk für die Sprachgeschichte insbesondere unter arealer Perspektive dar. Dabei ist wie bei den anderen Bänden zu betonen, dass sich das Vorgelegte weniger als abschließendes Resultat denn als Anfang und Anregung weiterer Forschung auf diesem Gebiet versteht. Viele der hier komprimierten Themen und Befunde ließen sich in ausführlichen Monographien ausdifferenzieren.2 Der erste Teil des vorliegenden Bandes gilt Namen, die durch Beruf, Stand oder Amt motiviert sind (kurz: Berufsnamen), der zweite Teil gilt Namen, die durch körperliche, charakterliche oder biographische Merkmale (außer Beruf, Stand oder Amt) motiviert sind (kurz: Namen nach persönlichen Merkmalen; oder: Übernamen). Die in beiden Teilen behandelten Namen können durch direkte Benennung entstanden sein (Schmied, Klein), oder durch indirekte, das heißt entweder durch metonymische Benennung mittels Gegenständen, Daten usw., die in einer realen Beziehung zum Benannten stehen (Hammer, Sonntag), oder durch metaphorische Benennung durch ein charakteristisches Bild (Spatz, Sturm). Da in der zweiten Abteilung des DFA (Bände 4-6) die Bereiche der Benennungsmotivation 1 2
Im Einzelfall bleibt offen, ob ein Familienname wie Berger auf dem Wort Berg oder auf Siedlungen oder Örtlichkeiten namens Berg beruht. Datenbank und Kartierungsprogramm des DFA stehen für wissenschaftliche Zwecke zur Verfügung (Kontakt: Universität Mainz) und ermöglichen eine permanente Fortschreibung des Atlasses.
XXIV
Einleitung
im Vordergrund stehen, ist die Benennungsweise für die Anordnung des Materials sekundär, das heißt sowohl im ersten wie im zweiten Teil des Bandes werden jeweils vom Motivationsbereich her zusammengehörige Namen zusammen behandelt, gleich, ob sie durch direkte oder indirekte Benennung entstanden sind (Metzger, Kalbfleisch usw.; Langbein, Storch usw.). Natürlich kann ein Name wie Storch auch durch andere Anlässe als durch lange Beine veranlasst sein; die Einordnung in die betreffenden Komplexe erfolgt nach der wahrscheinlich dominanten Motivation, mögliche Motivationskonkurrenzen werden jeweils mit angegeben. Die Gliederung der beiden Teile richtet sich nach den gängigen Handbüchern, im ersten Teil von den „Urberufen“ der Landwirtschaft über die Nahrungsmittelgewerbe und die nach verarbeiteten Materialien (Metall, Holz, Leder usw.) differenzierten Gewerbe bis zur Dienstleistung und Verwaltung. Der zweite Teil reicht von Auffälligkeiten des gesamten Körpers oder der Körperteile über Charakter und Verhaltensweisen bis zu biographischen Merkmalen wie Alter, Verwandtschaft oder kennzeichnenden Terminen. Konstituierung der Themen der Kartenkomplexe und Auswahl des Materials. Hauptkriterium für die Auswahl der Themen der 46 Kartenkomplexe und der 419 Karten war die Namenfrequenz. Hier lieferte das Familiennamenlexikon DuDen Fam n 20053 den ersten Ansatzpunkt, das unter seinen insgesamt ca. 20.000 Lemmata auf jeden Fall die 10.000 häufigsten Familiennamen in Deutschland registriert. Die in DuDen Famn 2005 ausgewiesenen Familiennamen nach Beruf und persönlichen Merkmalen wurden sodann mittels regulärer Ausdrücke (s. S. XXXIII unter: Quantitative Datenbasis, Abfrage) auf weitere ihnen zugehörige, aber weniger frequente Varianten überprüft, wodurch beispielsweise zu Färber, Ferber noch Faerber, Färbert, Farber, Farwer, Ferbert, Ferfer(s), Ferver(s) usw. hinzutreten (K. 170) oder zu Huber noch 208 Komposita auf -huber (K. 3). Diese häufigsten Namen boten sodann einen Ansatzpunkt, um sie herum gelagerte Motivationsfelder zu erkunden, das heißt weitere Namen, die den betreffenden Berufen oder Merkmalen zuzuordnen sind. Dazu wurden Handbücher wie Bach 1952-56,4 eBner 2015,5 Kunze 2004a6 u.a. und Monographien wie holmBerg 3 4 5 6
DuDen Familiennamen. Herkunft und Bedeutung (2005). Bearb. Rosa Kohlheim und Volker Kohlheim. 2., völlig neu bearbeitete Auflage. Mannheim u.a. Bach, Adolf (1952-56): Deutsche Namenkunde. 5 Bde. Bd. I, 1 und I, 2: Die deutschen Personennamen. 2., stark erweiterte Auflage. Bd. II, 1 und II, 2: Die deutschen Ortsnamen. Bd. III: Sachweiser und Register. Heidelberg. eBner , Jakob (2015): Wörterbuch historischer Berufsbezeichnungen. Berlin, Boston. Kunze, Konrad (2004a): dtv-Atlas Namenkunde. Vor- und Familiennamen im deutschen Sprachgebiet. 5. überarbeitete und erweiterte Auflage. München.
Gesamtanlage des Bandes
XXV
1950,7 nölle-hornKamp 19928 u.a. gesichtet. Als besonders hilfreich erwies es sich, mit entsprechenden Stichwörtern jeweils eine Volltextsuche in der digitalen Version von DuDen Famn 2005 vorzunehmen. Dabei erbringt beispielsweise die Suche unter den Stichwörtern "Fisch*" 89 Hinweise auf Berufsnamen für Fischer und Fischhändler, die Suche unter den Stichwörtern "dick*" bzw. "grob*" 52 bzw. 83 Hinweise auf Familiennamen, die durch Korpulenz bzw. körperliche oder charakterliche Plumpheit veranlasst sind. Auf dieser Grundlage wurden dann Kartenkomplexe wie "I.2.3 Fischer, Fischhändler" oder "II.1.2 Körperumfang" bzw. "II.2.3 Körperliche oder charakterliche Plumpheit" entworfen. Der Atlasband beschränkt sich auf die dominanten Motivationsbereiche. Weniger dicht besetzte Bereiche, etwa "Jagd/Jäger" (16 bzw. 44 Hinweise in DuDen Famn 2005) oder "Korbflechter" ("Korb*": 19 Hinweise) wurden nicht aufgenommen oder schon in den Bänden 1-3 ausreichend dokumentiert (z.B. Körber, Korb(macher) in Konsonantismus, K. 44f., morphologie, K. 66).9 Leitperspektive bei der Konstituierung der Kartenthemen war nicht, die Verbreitung je einzelner Namen zu dokumentieren, sondern sie im Spektrum ihrer Varianten darzustellen (K. 95 (Schlieper, Schlipper, Schleifer, Schliefer); K. 101 (Diller, Dillschneider)) und sie ins Umfeld konkurrierender Namen einzubetten, um Strukturen und Bedingungen onymischer Raumbildungen aufzudecken. Die Namenkonkurrenz betrifft erstens Fälle, die auf historischer Heteronymie beruhen (K. 43 (Nonnenmacher, Nonnenmann, Berschneider, Berstecher, Püttschneider), K. 321f. (Link, Denk, Lucht, Lorz)). Zweitens betrifft die Konkurrenz Fälle, die aus ein und demselben Sachverhalt motiviert, aber sprachlich durch unterschiedliche Benennungsweisen realisiert sind (K. 81 (Stahlschmid, Stahl); K. 181 (Kittel, Kittler)). Hinzu kommen drittens Fälle, in denen Korrelationen hinsichtlich der Namenmotivation wie Groß/Klein (K. 257), Späth/Früh (K. 382) oder Winter/Sommer (K. 402) in ihrer zahlenmäßigen und räumlichen Konvergenz oder Divergenz zu erfassen waren. Dabei ergibt sich allerdings als prinzipielles Problem der historischen Lexik und Semantik, dass die spätmittelalterlichen Bedeutungsfelder und die damaligen Benennungsanlässe nicht immer präzis zu ermitteln und die betreffenden Namen in solchen Fällen nur unter Vorbehalt vergleichbar sind. Wieweit sich beispielsweise die Anlässe, einen Menschen als Feist, Klotz oder Klump zu benennen, wirklich zumindest weitgehend auf denselben Sachverhalt (Korpulenz) bezie7 8 9
holmBerg, Märta Åsdahl (1950): Studien zu den niederdeutschen Handwerksbezeichnungen des Mittelalters. Lund. nölle -hornKamp, Iris (1992): Mittelalterliches Handwerk im Spiegel oberdeutscher Personennamen. Eine namenkundliche Untersuchung zu den Handwerkernamen als Beinamen im "Corpus der altdeutschen Originalurkunden". Frankfurt/Main u.a. S. auch Anm. 2.
XXVI
Einleitung
hen, ob sich Mesner und Kirchner im Mittelalter semantisch exakt deckten, oder ob der Name Jung ein genaues Korrelat zu Alt darstellt, wird weder pauschal noch restlos zu klären sein. Wenn es möglich und sinnvoll war, wurde die semantische Vergleichsbasis außer mit den gängigen Lexika noch anhand der in diesem Punkte sehr hilfreichen überlieferungsgeschichtlichen Editionen spätmittelalterlicher lateinisch-deutscher Vokabularien gesichert.10 Beispielsweise wird in niederdeutschen, rhein- und mittelfränkischen Vokabularien lateinisch spelta mit spelt, spelz übersetzt, oberdeutsche Abschriften ersetzen dies aber durch vesen oder dinkel, und im oberdeutschen Raum entstandene Vokabularien geben spelta nur mit vesen oder mit dinkel oder mit vesen oder dinkel wieder. Das lateinische Bezugswort sichert die Bedeutung der deutschen Wörter "vor Ort" und erweist diese als Heteronyme. Man kann nun überprüfen, wieweit sich die Überlieferungsbefunde der Vokabularien in der Verteilung der Familiennamen widerspiegeln (K. 21-23). Dennoch kommt manchen der hier vorgelegten Kartenkonzepte mehr oder weniger der Status von Arbeitshypothesen zu, die jeweils an Ort und Stelle begründet werden; sie sollen erstmals im umfassendem Rahmen eines Namenatlasses neue Indizien und Impulse zur Klärung von Fragen der historischen Semantik und der Namenmotivation bieten. Zur Anlage der einzelnen Kartenkomplexe s. Band 1, S. XLIII-LXIII. Familiennamen nach Beruf und persönlichen Merkmalen in den Bänden 1-4 des DFA. Zahlreiche Familiennamen nach Beruf oder nach persönlichen Merkmalen sind schon in den Bänden 1-4 des DFA als Beispiele für grammatische Phänomene (Band 1-3) oder im Zusammenhang mit Wohnstättennamen (Band 4) behandelt. Manche von ihnen werden im vorliegenden Band unter anderem Aspekt wieder aufgegriffen, andere sind in den bisherigen Bänden schon ausreichend dokumentiert. Sie werden hier in der Reihenfolge der Kartenkomplexe dieses Bandes und innerhalb der Kartenkomplexe nach Stichworten alphabetisch geordnet zusammengestellt. VoK. = Band 1, Graphematik/Phonologie der Familiennamen I: Vokalismus; Kons. = Band 2, Graphematik/Phonologie der Familiennamen II: Konsonantismus; morph. = Band 3, Morphologie der Familiennamen; herK. = Band 4, Familiennamen nach Herkunft und Wohnstätte.
10 Benutzt wurden: der Liber ordinis rerum (liB or); das Stralsunder Vokabular (stralsVoc); die Vokabulare von Fritsche Closener und Jakob Twinger von Königshofen (Voc ct); der Vocabularius Ex quo (Voc e xquo), der Vokabularius optimus (Voc o pt); der Vocabularius rerum von Wenzeslaus Brack (Vocr er).
XXVII
Gesamtanlage des Bandes
I Familiennamen nach Berufen 1 Landwirtschaft 1.1 Bauern, Landarbeiter Bauer: VoK. K. 314, K. 317; Kons. K. 13; morph. K. 51f., K. 201, K. 246, K. 261f., K. 311. Baumann: morph. K. 51f. Häusler: h erK. K. 426. Hofmann: VoK. K. 272. Kossatz: h erK. K. 424. Kötter, Kötner, Kottmann: h erK. K. 417-420, K. 422. Lehmann, Lehner: morph. 49f. Meier: VoK. K. 163, K. 198-201, K. 316f.; morph. K. 98, K. 263f., K. 267; h erK. K. 139, K. 274, K. 300-302, K. 359, K. 402. Neubauer, Neuber: Kons. K. 19. Pflüger: Kons. K. 36. Widmann, Widmer, Wimmer: VoK. K. 266-269. 1.2 Getreide-, Gemüse-, Obstbauern Baumgärtner: VoK. K. 5; Kons. K. 350f.; morph. K. 19. Gärtner: VoK. K. 7. Hafer(mann), Haber: Kons. K. 56, morph. K. 58. Höpfner: Kons. K. 22-24. Knoblauch: VoK. K. 281. Krauter: Kons. K. 181. 1.3 Weinbauern, Bienenzüchter. Weingärtner: VoK. K. 6; morph. K. 19. 1.4 Hirten Gans: Kons. K. 364. Schäfer: Kons. K. 74f.; morph. K. 264. Schweiger: h erK. K. 416.
2 Nahrungsmittelgewerbe 2.1 Müller, Bäcker Bäcker: VoK. K. 48; morph. K. 10, K. 38. Grütter, Grützmacher: morph. K. 61. Küchler: VoK. K. 68, K. 138. Molitor: morph. K. 338.
Müller: VoK. K. 112-117; Kons. K. 181; morph. K. 98, K. 276f. Pfister, Pistor: morph. K. 110, K. 339f. Stauber: VoK. K. 218f. 2.2 Metzger Fleischer, Fleischmann: morph. K. 55. 2.3 Fischer, Fischhändler Karpfen: Kons. K. 43. Krabbe: Kons. K. 7. Schnäkel: VoK. K. 42.
3 Tonverarbeitende Gewerbe Hafner: VoK. K. 3, K. 275. Pötter: morph. K. 47. Schüssler: Kons. K. 209.
4 Metallverarbeitende Gewerbe 4.1 Grobschmiede Eisen: VoK. K. 165-168; morph. K. 328f. Faber: morph. K. 338, K. 340f. Funke: morph. K. 30. Kowal: Kons. K. 349. Schmied: Kons. K. 149-155; morph. K. 98, K. 110, K. 112, K. 159, K. 188, K. 207, K. 261, K. 263. 4.2 Klein-, Blech-, Waffenschmiede Bogner: VoK. K. 82. Goldner, Goldmann: morph. K. 56. Harnisch(macher): morph. K. 64. Kessler, Kettler: Kons. K. 206f., K. 231. Klinger: h erK. K. 247. Nagel: VoK. K. 319; morph. K. 201. Schlosser: VoK. K. 80; morph. K. 66. Pfeil: VoK. K. 169. Pflugmacher: morph. K. 66.
5 Holzverarbeitende Gewerbe 5.1 Sägemüller, Schreiner, Schnitzer
XXVIII Kistenmacher, Kist(n)er: VoK. K. 63; morph. K. 45, K. 66. Moldenhauer: Kons. K. 115. Säger: morph. K. 110. Schaft, Schacht: Kons. K. 97. Schnitzer: morph. K. 47. Schreiner: morph. K. 249. Stuhlmacher, Stühler: morph. K. 65. Tischler: morph. K. 44. 5.2 Drechsler, Wagner Drechsler: VoK. K. 50; Kons. K. 333; morph. K. 43. Spindler, Spilker: morph. K. 47. Stellmacher: morph. K. 67. Wagner: VoK. K. 8-10. 5.3 Böttcher Binder: VoK. K. 43f. Böttcher, Bödeker: VoK. K. 42; Kons. K. 103f. Büttner: VoK. K. 66. Küfer: VoK. K. 276. Küper: VoK. K. 232; morph. K. 10, K.47f. Radmacher, Räder: morph. K. 59f. Wannenmacher, Wanner: morph. K. 63.
6 Baugewerbe Lehmkleber, Steinmetzen, Zimmerleute, Dachdecker, Tüncher Decker: morph. K. 40. Maurer: VoK. K. 311. Ziegler: Kons. K. 183. Zimmermann: Kons. K. 184; morph. K. 53.
7 Ledergewerbe 7.1 Gerber 7.2 Schuhmacher Sauter, Suter: VoK. K. 194; Kons. K. 181f.; morph. K. 111. Sutor: morph. K. 339. Schuh: VoK. K. 69. Schuhmacher: VoK. K. 257: Kons. K. 327. Schumann: VoK. K. 258. 7.3 Sattler, Beutler, Gürtler, Riemer
Einleitung Beutler: Kons. K. 180. Schirrmacher: morph. K. 67. Täschner: Kons. K. 127.
8 Textil- und Pelzgewerbe 8.1 Weber, Färber, Seiler, Schnurmacher Scherer: VoK. K. 265. Seiler: VoK. K. 202. Textor: morph. K. 339. Walker: Kons. K. 328. Weber, Wefer: Kons. K. 46; morph. K. 262. 8.2 Schneider, Seidensticker, Kürschner Hutmacher: morph. K. 62. Kürschner: VoK. K. 65. Pelz: Kons. K. 15. Sartor: morph. K. 339f., K. 352. Schneider: morph. K. 262, K. 264. Schröder: VoK. K. 27; Kons. K. 100-102.
9 Dienstleistungsgewerbe 9.1 Fuhrleute, Schiffer, Flößer Fuhrmann, Führer: morph. K. 54. Schiffer, Schiffmann: Kons. K. 76f. 9.2 Händler Essig: Kons. K. 303. Kauf, Käufer: morph. K. 42. Kauf-, Kopmann: Kons. K. 71f. Kimmich: Kons. K. 303. Krämer: VoK. K. 25f.; Kons. K. 274. Pfeffer, Peper: K. 32f. Rüscher: h erK. K. 304. Salzer, Salzmann: morph. K. 57. Senf: Kons. K. 81. Teuerkauf: Kons. K. 73. 9.3 Wirte, Getränkehändler Brauer: VoK. K. 213-215. Koch, Kock: VoK. K. 27; Kons. K. 325f. Krüger: VoK. K. 123f. Schenker: morph. K. 39. Wirt: VoK. K. 62, morph. K. 15f. Zapf: Kons. K.29. 9.4 Bader, Ärzte Stüber, Stöver: Kons. K. 57.
XXIX
Gesamtanlage des Bandes 9.5 Musiker, Gaukler Pfeifer, Pieper: VoK. K. 220; Kons. K. 30f.
10 Verwaltung 10.1 Vögte Vogt: VoK. K. 27; Kons. K. 94f. 10.2 Orts- und Bezirksvorsteher Schulze, Schulte: VoK. K. 97f.; Kons. K. 189191, K. 219f.; morph. K. 29, K. 159, K. 282. 10.3 Verwalter, Wächter und andere Ämter Bauermeister: VoK. K. 146. Förster: VoK. K. 79. Ganter: morph. K. 247. Graf, Grebe: VoK. K. 21-23; Kons. K. 48-51; morph. K. 29. Hauptmann: Kons. K. 65. Hofmeister: VoK. K. 274. Kämmerer: morph. K. 68. Kästner: VoK. K. 2; h erK. K. 411. Momber: Kons. K. 11. Mund: Kons. K. 159.
Praetorius: morph. K. 340. Probst: morph. K. 98. Scheuer-, Schürmann, Scheurer: VoK. K. 195, K. 313, K. 317; h erK. K. 411. Scheune-, Schünemann: VoK. K. 196; h erK. K. 411f. Schließer, Schlüter: VoK. K. 232; Kons. K. 208. Schreiber, Schriever: Kons. K.47. Speicher, Spieker(mann): h erK. K. 414. Stadler, Stadelmann: h erK. K. 411, K. 413. Stöcker: VoK. K. 83. Tormann, Dorer: h erK. K. 429. Türmer, Thurner: h erK. K. 428. Waldner: h erK. K. 315. Zettel: VoK. K. 322. Zöllner, Töllner: VoK. K. 81; Kons. K. 184. 10.4 Kirchendiener Glöckner, Glockmann: Kons. K. 254-256; morph. K. 46; h erK. K. 432. Kircher: morph. K. 127. Mesner: VoK. K. 49; Kons. K. 352. Offermann: morph. K. 14.
II Familiennamen nach persönlichen Merkmalen 1 Gesamter Körper 1.1 Körpergröße Groß, Grote: VoK. K. 251; Kons. K. 175f., K. 200-202, K. 229, K. 236; morph. K. 3, K. 31, K. 279-281, K. 309. Klein: morph. K. 5, K. 250, K. 269. Kurz, Korte: VoK. K. 341. Lang: VoK. K. 335; morph. K. 4f., K. 269. Lütke: morph. K. 280. Stange: morph. K. 207. Stöckel: morph. K. 214. Wrobel: VoK. K. 261; Kons. K. 347. 1.2 Körperumfang Dürr: VoK. K. 103. 1.3 Körperliche oder charakterliche Plumpheit Kluth: Kons. K. 177.
Knopf: Kons. K. 25. Stobbe, Stubbe: Kons. K. 6. Stumpf, Stumpe: Kons. K. 40.
2 Haare und Körperteile 2.1 Haarwuchs, Haarfarbe Blank: Kons. K. 12. Beschorner: VoK. K. 296. Dunkel: morph. K. 73f. Fuchs, Voss: Kons. K. 230, K. 329-331; morph. K. 98. Grau, Grahe: Kons. K. 253. Kraus, Kruse: VoK. K. 182-184; morph. K. 2. Kroll, Krull: VoK. K. 96. Mohr: h erK. K. 282. Rabe, Rave: VoK. K. 233; Kons. K. 54. Raue, Ruhe, Ruwe, Ruge: Kons. K. 252. Rode, Rohde: h erK. K. 130.
XXX Schwarz, Schwarte: Kons. K. 195, K. 221; morph. K. 1. Straub, Struwe, Strobel: Kons. K. 59; morph. K. 251. Weiß, Witte: VoK. K. 340; Kons. K. 66, K. 203205, K. 228, K. 237; morph. K. 31, K. 309. Wrona: Kons. K. 347. 2.2 Kopf, Hals, Brust, Bauch Haupt, Höft: Kons. K. 64, K. 66. Kopf: Kons. K. 46, K. 205. Kropf: Kons. K. 27. Rumpf: Kons. K. 40. 2.3 Augen, Ohren, Nase, Wange, Mund Mund: Kons. K. 159. 2.4 Hände, Finger Link: VoK. K. 336; Kons. K. 287. 2.5 Beine, Füße, Gangart Schenkel: VoK. K. 46.
3 Charakter, Verhaltensweisen 3.1 Wesensart Bitterlich: morph. K. 77. Ehrlich, Ehrsam: morph. K. 75, K. 80. Endlich: morph. K. 76. Fink: VoK. K. 344; Kons. K. 288. Friedsam: morph. K. 80. Geier, Gier: VoK. K. 205. Gleisner: Kons. K. 335. Grausam: morph. K. 80. Greif: h erK. K. 434. Greulich: morph. K. 75. Gut: Kons. K. 178. Hahn: VoK. K. 345. Höflich: morph. K. 76. Hummel: VoK. K. 92. Lose: VoK. K. 252. Mücke: VoK. K. 133. Nerlich: morph. K. 77. Redlich: morph. K. 75. Ruhsam: morph. K. 80. Sanft, Sacht: Kons. K. 99. Säuberlich: morph. K. 77. Sauer, Suhr: VoK. K. 315; h erK. K. 190f. Scharf: Kons. K. 41f.
Einleitung Schön: VoK. K. 230, K. 338. Seltsam: morph. K. 80. Stolz, Stolte: VoK. K. 342; Kons. K. 194; morph. K. 31. Vogel: VoK. K. 318. Warlich: morph. K. 77. Weidlich: morph. K. 75. Wirsing, Firsching: Kons. K. 241. Wrede: Kons. K. 345. Wricke: Kons. K. 346. Wunderlich: morph. K. 78. Wüst: h erK. K. 392, K. 395. 3.2 Klugheit, Tapferkeit, Temperament Kraft, Kracht: Kons. K. 96. Resch, Rösch: VoK. K. 61. Rohwetter: Kons. K. 145. Schwind: Kons. K. 123. Stark: VoK. K. 337. Sturm, Storm: VoK. K. 102. Wild: VoK. K. 339; morph. K. 31. 3.3 Freundschaft, Feindschaft, Aggressivität Gramlich: morph. K. 76. Schädlich: morph. K. 78. Teufel, Düwel: VoK. K. 197. Wruck: Kons. K. 345. Zengerling: morph. K. 70. 3.4 Sprachverhalten Schnabel: VoK. K. 322.
3.5 Ess-, Trink-, Schlafgewohnheiten -
4 Biographische Merkmale 4.1 Leid, Freude Fröhlich: morph. K. 79. 4.2 Generationen, personale Beziehungen Jung(-), Jüngling: Kons. K. 179, K. 287; morph. K. 70, K. 72, K. 269, K. 309. Königer: morph. K. 114. Mönch: VoK. K. 94. Neffe, Neeb: Kons. K. 52. 4.3 Jahreszeiten, Monate 4.4 Tage, Tageszeiten -
XXXI
Gesamtanlage des Bandes
III Karten von durch Beruf, Stand oder Amt motivierten Familiennamen in den Bänden 1-4 des DFA, die sich nicht in die Kartenkomplexe des vorliegenden Bandes einfügen Bäckler: Vok. K. 42. Bergmann: H erk. K. 214. Fähnrich: Kons. K. 125. Geldmacher: Morph. K. 67. Glaser, Glasmacher: Vok. K. 1; Morph. K. 66. Haus-, Husmann: Vok. K. 185f. Kämpfer, Kempf: Morph. K. 41, K. 159; H erk. K. 368, 371. Kienast: Vok. K. 64. Klopf(er): Vok. K. 28. Köhler: Vok. K. 42, K. 77. Körber, Korb(macher): Kons. K. 44f.; Morph. K. 66.
Meister: Vok. K. 145. Pfaffe: Kons. K. 34f.; Morph. K. 159. Reif: Kons. K. 82. Reiter, Ritter: Vok. K. 232; Kons. K. 144, K. 169, K. 181; H erk. K. 136. Schaufler: Vok. K. 226. Schüler: Vok. 134. Schütze, Schütte: Kons. K. 186-188. Spiegel: Vok. K. 322. Stampf(er): Kons. K. 39. Teubner: Kons. K. 129f. Träger: Kons. K. 128. Würfel: Vok. K. 322.
IV Karten von durch persönliche Merkmale oder biographische Daten motivierten Familiennamen in den Bänden 1-4 des DFA, die sich nicht in die Kartenkomplexe des vorliegenden Bandes einfügen (hier liegen oft besonders vielfältige Möglichkeiten der Motivation vor) Altmann: Vok. K. 29. Blume: Vok. K. 255f. Grün: Vok. K. 125. Hase: Vok. K. 343. Hengst: Vok. K. 47. Hund: Kons. K. 160. Krebs, Kreft: Kons. K. 67. Krone, Krohn: Vok. K. 346. Luft, Lucht: Kons. K. 98.
Neu-, Nie-, Naumann: Vok. K. 161f. Pfennig: Kons. K. 37, K. 370. Pilger: Kons. K. 16. Röber, Röver: Kons. K. 58. Rose: Vok. K. 249f. Schillinger: Morph. K. 114. Taube, Duve: Kons. K. 55. Wolf: Vok. K. 95; Kons. K. 78f.
XXXII
II
Einleitung
Hinweise zur Benutzung
In tabellarischer Form folgen hier die wichtigsten Informationen zum Verständnis der folgenden Kartenkomplexe. Für eine detaillierte, mit Beispielen erläuterte Darstellung s. die Einleitung von Band 1, S. XLIII-LXIII. Ausgangsdaten (ausführlich Bd. 1, S. XXXI-XXXIII)
Datenbasis
28.205.713 private Festnetzanschlüsse (= Telef./= Tokens) der Deutschen Telekom (Stand: 30. Juni 2005); 850.661 verschiedene Namen (+ 244.464 Doppelnamen mit Bindestrich) (= Types).
Umrechnung Telef./ Namenträger
1 Festnetzanschluss (= Token) entspricht 2,9 Namenträgern Karten (ausführlich Bd. 1, S. XLIII-XLVIII)
Hauptkarte
Ganzseitige Karte zu Beginn eines jeden Kartenkomplexes. Sie dokumentiert das jeweilige Thema am frequentesten Beispiel oder den häufigsten Namen bzw. Namengruppen.
Nebenkarten
Ausfaltung (Detaillierung von besonderen Aspekten oder Materialbereichen) oder Ergänzung der Hauptkarte oder Fortführung des Themas mit weiteren Beispielen.
Belegnetz/PLZ
Postleitzahlbezirke (= PLZ). Darstellung nach ein-, zwei-, drei- und fünfstelligen PLZ möglich, im Normalfall dreistellig.
absolute Darstellung
Anzahl der Namenvorkommen (Telef. = Tokens) pro Postleitzahlbezirk (= absolute Vorkommen); die absolute Darstellung empfiehlt sich bei Vorkommen unter 1.000 Telef.
relative Darstellung
Anteil der Namenvorkommen in Promille am Gesamtvolumen aller Telef. pro Postleitzahlbezirk (= relative Namendichte); die relative Darstellung empfiehlt sich bei Vorkommen über 1.000 Telef. In der Regel ist die relative Darstellung angebracht, bei einigen Nebenkarten die absolute (z.B. Karte 21, 37).
Kreissymbolkarten
Darstellung der Befunde durch Kreissymbole im Mittelpunkt eines PLZ. Nur die Kreissymbolkarten erlauben es, auch die Mengenverhältnisse mehrerer Namen durch verschiedenfarbige Segmente der Kreissymbole zu vergleichen. Daher wurde diese Darstellungsart für alle Karten gewählt. Normalfall: Kreissymbole pro dreistellige PLZ.
Größe der Kreissymbole
Die Kreisgröße kann auf einer Skala von 1-60 variiert werden. Im Normalfall beträgt auf den Hauptkarten die minimale Größe 2 (= 0,5 mm), die maximale 35 (= 8 mm). Die Nebenkarten sind gegenüber den Hauptkarten verkleinert, daher die Symbole vergrößert. Die minimale Größe beträgt hier i.d.R. 3, die maximale 50.
Hinweise zur Benutzung
XXXIII
Flächenkarten
Darstellung durch Einfärbung der PLZ-Fläche mit unterschiedlichen Farben und/oder Farbstufen. Flächenkarten ermöglichen einen großräumigen Überblick. Normalfall: Kreissymbole pro dreistellige PLZ plus Flächen pro zweistellige PLZ.
Anzeigeschwelle der Flächen
Bei der Einfärbung der Flächen wird häufig eine Anzeigeschwelle gesetzt. So bedeutet bei Karte 17 "Anzeigeschwelle 0,10‰", dass zweistellige PLZ, in denen diese Namentypen weniger als 0,10‰ des Gesamtvolumens aller Namen ausmachen, nicht eingefärbt sind bzw. dass diejenigen PLZ mit Namenvorkommen mit einem Anteil von mehr als 0,10‰ eingefärbt sind.
Asterisk (*)
s.u., Kommentar, 4. Kommentar (ausführlich Bd. 1. S. XLVIII-LXIII)
1. Fragestellung
2. Quantitative Datenbasis
Abfrage
Erläuterung des Themas des Kartenkomplexes sowie Begründung der Wahl der behandelten Namen und Namengruppen. Hinweise zu ihrer etymologischen Herkunft. Informationen zu sprachlichen Hintergründen, die zur behandelten Varianz geführt haben (z.B. Kapitel I.1.2 zum Verhältnis von Roggen und Korn sowie von Spelt, Dinkel und Fesen). Als historische Ausgangsbasis bei Namen deutscher Herkunft wird angegeben: mittelhochdeutsche und/oder mittelniederdeutsche Form bzw. (v.a. bei Toponymen und Patronymen) althochdeutsche und altsächsische, wenn nötig germanische Form. Die Materialerhebung erfolgt durch einen Suchauftrag (= Abfrage) in Form eines regulären Ausdrucks; Beispiel (Karte 6): .*(A|E|a|e)(i|y)ge?ner (≥ 10 Tokens) ergibt 15 Types/3909 Tokens. In den Regulären Ausdrücken bedeutet: ? fakultativ, bezogen auf den vorangehenden Buchstaben oder Inhalt einer vorangehenden Klammer (...|...) alternativ: entweder ...| oder |... alles, was vorausgeht, dazwischensteht oder nachfolgt .* . alles, was ein Zeichen hat .. alles, was zwei Zeichen hat (usw.) ^ alles außer dem folgenden Zeichen ^(...) alles außer dem Inhalt der folgenden Klammer (≥ 10 Tokens) = Frequenzschwelle; Namen, die mit weniger als der genannten Tokenzahl (= Telef.) auftreten, werden nicht erfasst, um eine Überfrachtung des Materials durch die Fülle minderfrequenter, im behandelten Zusammenhang aber kaum aussagekräftiger Familiennamen zu verhindern.
Type (Plural: Types)
Bezeichnet die je unterschiedlichen Familiennamen; Saier, Sayer, Seier, Seyer sind vier unterschiedliche Familiennamen = vier Types.
Token (Plural: Tokens)
Bezeichnet die Anzahl der Telefonanschlüsse eines bestimmten Namens; so hat der Name Saier (= 1 Type) 283 Telefonanschlüsse (= 283 Tokens).
XXXIV
Typ (Plural: Typen)
3. Qualitative Datenbasis
Konkurrenzen
Einleitung
Zusammenfassung der abgefragten Namen in eine Gruppe, die der jeweiligen Fragestellung entspricht. Bei Karte 38 fasst z.B. Typ [Rott]schäfer die Komposita mit -schäfer als Grundwort zusammen (Rottschäfer, Beckschäfer, Horstschäfer usw.), Typ Schäfer[hoff] wälder diejenigen mit Schäfer- als Bestimmungswort (Schäferhoff, Schäferbarthold, Schäferdiek usw.). Die Benennung der Typen erfolgt normalerweise (um Missverständnissen vorzubeugen nicht immer) wie im o.g. Beispiel nach ihrem häufigsten Vertreter. Eckige Klammer ([...]) bedeutet bei der Angabe der Namen-typen, z.B. [Rott]schäfer: Der eingeklammerte Teil vertritt auch andere Namenbestandteile wie Beckschäfer, Horstschäfer usw. Gleich geschriebene Familiennamen können unterschiedliche Ursprünge haben, d.h. bei der Erschließung ihrer Herkunft konkurrieren mehrere Möglichkeiten (= Konkurrenzen). Die unter diesem Stichwort angeführten Informationen stützen sich auf folgende Lexika: Bahlow 2005; Brechenmacher 1957-63; DuDen Famn 2005; gottschalD 2006; linnartz 1958a; naumann 2005; zoDer 1968. Diese Lexika werden nur in Ausnahmefällen ausdrücklich zitiert.
4. Details und Ergänzungen Kartentyp
Bei jeder Karte wird unter dem Stichwort "Kartentyp" angegeben, welche der verschiedenen angeführten Kartierungsmöglichkeiten (s.o., Karten) in diesem Fall realisiert wurde.
Vorkommen pro zweistellige PLZ (Tabellen)
Die Tabellen dienen der exakten numerischen Dokumentation der Namenvorkommen und -dichte pro zweistellige PLZ. Aufgelistet werden die Anzahl der Telefonanschlüsse sowie der Promille-Anteile aller kartierten Typen pro zweistellige PLZ.
Details/Asterisk (*)
Genauere Angaben zur Lokalisierung und Differenzierung der Kartenbefunde. An manchen Orten bewirken so genannte Sippennester eine derartige Namendichte, dass die Größe des dortigen Kreissymbols die übrigen Symbole der Karte zu sehr verkleinert und in den Hintergrund gedrängt hätte. Solche Kreissymbole werden ausgeblendet, durch einen Asterisk (*) ersetzt, und der betreffende Befund wird hier im Kommentar angeführt, beispielsweise Karte 36 mit Asterisk für Typ Hirt im PLZ 780 Villingen-Schwenningen
5. Historische Sondierung
Historische Vorkommen der behandelten Namen nach einem Korpus von 73 regionalen und lokalen Familiennamen-Monographien; nach Sprachlandschaften von Nordwesten nach Südosten geordnet, s. die Karte unten III.4. Siglen (in der historischen Sondierung fett gedruckt), Titel und Charakterisierung der Quellen s. Bd. 1, S. LXXV-LXXXIII. Hinzu kommen ab Bd. 5 noch h ellFritzsch 2009, Kohlheim /Kohlheim 2014 und linsBerger 2013.
6. Hinweise
(1) Daten zu den behandelten Familiennamen in benachbarten Ländern, (2) Anregungen zur Erklärung der Kartenbilder, (3) Querverweise auf weitere Karten des DFA sowie (4) Literaturhinweise.
Grundkarten, Verzeichnisse, Index
III
Grundkarten, Verzeichnisse, Index
1
Grundkarten und Verzeichnisse in Band 1
XXXV
Die Einleitung von Band 1 enthält folgende Karten und Verzeichnisse: (1) Karte der Postleitzahlbezirke S. LXIV (2) Namenvolumen der zweistelligen Postleitzahlbezirke S. LXV (3) Die 300 häufigsten Familiennamen der BRD am 30.06.05 S. LXIX (4) Grundkarte des DFA S. LXXIII (5) Grundkarte, Ausschnitt Nordrhein-Westfalen S. LXXIV (6) Karte der Quellen für die historische Sondierung S. LXXV (7) Tabelle zur Charakterisierung der Quellen für die historische Sondierung S. LXXVI (8) Titel der Quellen für die historische Sondierung S. LXXIX (9) Abkürzungen S. LXXXIV (10) Hinweis zum Verzeichnis der Literatur und der Internetseiten S. LXXXVI Die oben genannten Nummern (1), (4), (6), (9) und (10) sollten für die Benutzung des Atlasses stets parat sein und werden daher im Folgenden auch diesem Band beigegeben.
XXXVI
2
Einleitung
Grundkarte des DFA
Grundkarte des DFA
Grundkarten, Verzeichnisse, Index
3
XXXVII
Karte der ein- und zweistelligen Postleitzahlbezirke
Ein- und zweistellige Postleitzahlbezirke in Deutschland
XXXVIII
4
Einleitung
Karte der Quellen für die historische Sondierung
36b Zwickau
65 Wien
Karte der Quellen für die historische Sondierung
XXXIX
Grundkarten, Verzeichnisse, Index
5
Abkürzungen und Symbole
Namenkategorien BerufsN dir. BerufsN EinzelN FamN FlurN FremdN HäuserN HerkunftsN
= Berufsname (s. Bd. 1, I.3.2) = direkter BerufsN = Einzelname = Familienname = Flurname = Fremdname = Häusername = Herkunftsname (s. Bd. 1, I.3.2)
HofN = Hofname indir. BerufsN = indirekter Berufsname PersonenN = Personenname RufN = Rufname SiedlungsN = Siedlungsname ÜberN = Übername (s. Bd. 1, I.3.2) WohnstättenN = Wohnstättenname (s. Bd. 1, I.3.2)
Sprachen, Dialekte, Sprachstufen ahd. alem. altsächs. arab. aram. bair. balt. belg. bosn. dän. dt. engl. fränk. fries. frühnhd. frz. germ. got. griech. hd. hebr. hess.
= althochdeutsch = alemannisch = altsächsisch = arabisch = aramäisch = bairisch = baltisch = belgisch = bosnisch = dänisch = deutsch = englisch = fränkisch = friesisch = frühneuhochdeutsch = französisch = germanisch = gotisch = griechisch = hochdeutsch = hebräisch = hessisch
idg. ital. jidd. kroat. lat. lett. lit. lux. md. mhd. mlat. mnd. mnl. nd. nhd. nl. norweg. obd. ostfäl. pers. pfälz. poln.
= indogermanisch = italienisch = jiddisch = kroatisch = lateinisch = lettisch = litauisch = luxemburgisch = mitteldeutsch = mittelhochdeutsch = mittellateinisch = mittelniederdeutsch = mittelniederländisch = niederdeutsch = neuhochdeutsch = niederländisch = norwegisch = oberdeutsch = ostfälisch = persisch = pfälzisch = polnisch
XL portug. rhein. rip. roman. russ. sächs. schles. schwäb. schwed. serb.
Einleitung
= portugiesisch = rheinisch = ripuarisch = romanisch = russisch = sächsisch = schlesisch = schwäbisch = schwedisch = serbisch
skand. slaw. slowen. sorb. span. tschech. türk. ungar. wend. westfäl.
= Abbildung = absolut = Akkusativ = besonders = Betreff/betreffend = Dativ = derselbe = das heißt = dieselbe = Deutschland = ebenda = Einwohner = entsprechend/entspricht = eventuell = folgende = feminin = Genitiv = geographisch = (ins)gesamt = gegebenenfalls = historisch = Hauptkarte = in der Regel = insbesondere = Jahrhundert
K. Komp.
= skandinavisch = slawisch = slowenisch = sorbisch = spanisch = tschechisch = türkisch = ungarisch = wendisch = westfälisch
Sonstige Abb. abs. Akk. bes. Betr./betr. Dat. ders. d.h. dies. Dtld. ebd. Einw. entspr. evtl. f. fem. Gen. geogr. (ins)ges. ggf. hist. HK i.d.R. insbes. Jh.
= Karte = Kompositum, Komposita MA = Mittelalter mask. = maskulin max. = maximal mind. = mindestens neutr. = neutral NK = Nebenkarte Nom. = Nominativ o.g. = oben genannt Pl. = Plural PLZ = Postleitzahlbezirk rel. = relativ s. = siehe s.a. = siehe auch Sg. = Singular Simp. = Simplex, Simplizia s.o. = siehe oben Sp. = Spalte (zwei-/drei-)st. = (zwei-/drei-)stellig s.u. = siehe unten/unter Telef. = Telefonanschluss, -anschlüsse u.a. = und andere u.ä. = und ähnliche(s)
XLI
Grundkarten, Verzeichnisse, Index
ugs. urspr. u.v.m.
= umgangssprachlich = ursprünglich = und viele(s) mehr
v.a. vs. z.T.
= vor allem = versus = zum Teil
Symbole '...' "..." ≥ 10
= Bedeutungsangabe = Zitat = 10 oder mehr als 10
[...]
bei Namen, z.B. Trud[pert] = das in Klammern stehende Namenglied vertritt auch andere Namenglieder wie Trudwin, Trudmar bei Namen, z.B. Hol(t)z = sowohl Holz als auch Holtz bei Namen, z.B. Schr(ö/oe)der = sowohl Schröder als auch Schroeder
(...) /
6
< > ≤ 10
= kommt aus = wird zu = 10 oder weniger als 10
Hinweis zum Verzeichnis der Literatur und der Internetseiten
Die Verzeichnisse der benutzten Literatur und Internetseiten werden von Band zu Band aktualisiert. Sie sind online zugänglich über www.familiennamenatlas.de unter den Stichworten "Verzeichnisse zu den publizierten Bänden des DFA", "Bibliographie" sowie "Liste der Internetseiten". Die für die historische Sondierung benutzten Titel sind in Bd. 1, S. LXXIX-LXXXIII aufgelistet.
7
Hinweis zum Index der behandelten Familiennamen
Ein Index der in Bd. 1-5 des DFA behandelten Familiennamen ist online zugänglich über www.familiennamenatlas.de unter dem Stichwort "Verzeichnisse zu den publizierten Bänden des DFA", "Index". Der Index bezieht sich auf die behandelten heutigen Familiennamen (Stand 2005). Historische Namenformen aus der historischen Sondierung sind nicht erfasst.
B Kartenkomplexe
2
Familiennamen nach Berufen: Landwirtschaft
Typ Huber 31369 Typ Hübner 16432
Karte 1: Huber, Hübner
Bauern, Landarbeiter
3
I Familiennamen nach Berufen 1 Landwirtschaft 1.1 Bauern, Landarbeiter 1. Fragestellung Viele der auf Bauern bezogenen FamN sind in den Bänden 1-4 des DFA dokumentiert. Zu Bauer selbst (Rang 14 der häufigsten FamN in Dtld.) und der älteren Bezeichnung Baumann (Rang 61) s. Vokalismus, K. 314 (Bauer, Baur) bzw. morphologie , K. 51 (Baumann, Bauer), ferner Vokalismus, K. 317 (Bäurle, Beyrle u.a.), konsonantismus, K. 13 (Payer, Pauer) und morphologie, K. 52 (Buhmann, Buhr), K. 261f. und 265f. (Komposita mit Bauer-, -bauer), K. 311 (de Buhr, de Boer), zu Gebauer ebd., S. 109f. Zu Meyer, Meier, Maier (Rang 6, 30, 34) usw. s. Vokalismus, K. 198-201, K. 316 (-mair, -mayr, -meir, -meyr), morphologie , K. 263 (Schmidmeier u.a.), K. 264 (Schäfermeier, Schneidermeier, Kochmeier, [Fischer]meier), K. 265 ([Hans]meier, [Hans][bauer]). Zu Hof(f)mann (Rang 23 bzw. 10) s. Vokalismus, K. 272. Zu Lehmann (Rang 31) s. morphologie, K. 49 (Lehmann, Lechner, Lehner). Weitere s. u. 6. Die Hauptkarte hier gilt FamN zu mhd. huobe, mnd. hove 'Hufe, obd. Hube (Stück Land von ca. 30-60 Morgen)', mhd. huober, huob(e)ner, mnd. hōvener 'Inhaber einer Hufe, Erblehenbauer'. Huber steht auf Rang 41 der häufigsten FamN in Dtld., "in den Bereichen Rosenheim, Landshut und Ingolstadt an erster, in München, Garmisch-Partenkirchen und Offenburg an zweiter Stelle" (DuDen Famn 2005, 341), in Österreich auf Rang 2, in der Schweiz auf Rang 6. Die erste Nebenkarte grenzt die Verbreitung weiterer, weniger häufiger FamN zu mhd. huober, huob(e)ner, mnd. hovener voneinander ab, die zweite Nebenkarte gilt den Komposita mit dem Grundwort -huber. Die dritte Nebenkarte gilt FamN, die sich auf die Bewirtschaftung kirchlicher Güter im nd. Raum beziehen (Wedemeyer, Wedemann u.a.); die hd. Entsprechungen sind bereits in Vokalismus, K. 266-269 dokumentiert. Die vierte und fünfte Nebenkarte verzeichnen FamN, die auf Verwalter von Sedelhöfen (Sedlmeier u.a.) bzw. Eigenhöfen zurückgehen (Aigner u.ä.). Die sechste Nebenkarte behandelt am Beispiel Seldner FamN, die Klein(st)bauern betreffen; Verweise auf andere Beispiele (Kötter, Häusler, Kossatz) s. dort. Die siebte bis elfte Nebenkarte registrieren Namen, die durch säen, mähen und dreschen motiviert sind (zu pflügen s. konsonantismus, K. 36 (Pflüger, Plöger)). Die zwölfte und dreizehnte Nebenkarte beinhalten die häufigsten Fälle, die sich auf Freiheit oder Knechtschaft beziehen. Die vierzehnte und fünf-
4
Familiennamen nach Berufen: Landwirtschaft
zehnte Nebenkarte dokumentieren indir. BerufsN des Bauern, die auf Wörtern mit der Bedeutung 'Erdscholle' bzw. '(Heu-)Haufen' beruhen. Es folgen im Text Hinweise auf einige weitere BerufsN des Bauern. 2. Quantitative Datenbasis Abfrage: H(ue?|ü)be?n?ers? ergibt 12 Types/48722 Tokens. Hub(e)ner 145+5 (Bayern) ist wohl meist Wohnstätten- oder HerkunftsN (SiedlungsN Huben bei Aschau; bei Rosenheim) und wird nicht mit kartiert, ebenso Hubers 14 (Nest im Raum Duisburg), das Genitiv zum Patronym Hubert ist. Zu Hueber(s) und Hüber(s) s. erste Nebenkarte. Es verbleiben: Typ Huber 31369: Huber. Typ Hübner 16432: H(ü/ue)bner 15550+215, H(ü/ue)bener 655+12. 3. Qualitative Datenbasis I.d.R. wird es sich um BerufsN für den Erblehenbauern handeln, doch konkurrieren bei Huber WohnstättenN zu FlurN und HerkunftsN zum SiedlungsN Hub, denen ebenfalls mhd. huobe 'Hufe' zugrunde liegt. Der SiedlungsN Hub begegnet nach müllers ortsbuch, 469f. in Baden-Württemberg fünfmal, in Bayern 64mal. 4. Details und Ergänzungen Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 3-40, entspricht 0,1721,46‰. Vorkommen pro zweistellige PLZ: Dokumentationstabelle. PLZ 01
Huber
Hübner
33
481
‰ ges. 1,31
PLZ 13
Huber 39
Hübner 267
‰ ges. 1,27
02
11
320
2,21
14
42
309
1,31
03
10
118
1,27
15
17
223
1,37
04
62
295
0,99
16
21
239
1,53
06
49
398
1,07
17
17
175
0,99
07
31
135
0,85
18
13
212
1,33
08
41
178
1,09
19
13
73
0,71
09
38
233
1,05
20
25
47
0,81
10
117
250
1,31
21
61
188
0,65
12
38
334
1,18
22
101
292
0,82
5
Bauern, Landarbeiter
PLZ
Huber
Hübner
‰ ges.
PLZ
Huber
Hübner
‰ ges.
23
21
189
0,88
57
30
82
0,48
24
85
291
0,95
58
46
161
0,57
25
31
187
0,85
59
50
155
0,49
26
53
202
0,58
60
99
114
1,07
27
34
189
0,72
61
94
121
1,28
28
44
158
0,82
63
198
182
0,86
29
40
129
0,84
64
148
248
1,44
30
80
222
0,94
65
178
178
0,94
31
53
329
0,99
66
542
131
1,37
32
49
144
0,57
67
431
123
1,52
33
71
234
0,78
68
238
87
1,57
34
61
118
0,58
69
240
68
1,69
35
150
125
0,79
70
337
131
1,72
36
37
86
0,63
71
482
152
1,85
37
46
201
0,83
72
547
90
1,70
38
64
403
1,08
73
435
143
1,61
39
12
245
1,10
74
530
213
2,09
40
93
153
0,71
75
257
57
1,88
41
69
126
0,62
76
767
123
2,29
42
83
157
0,72
77
1892
60
11,45
44
57
232
0,65
78
757
85
3,10
45
114
237
0,64
79
1120
93
3,40
46
32
99
0,42
80
993
112
4,21
47
79
186
0,60
81
1208
112
4,81
48
48
111
0,37
82
1468
122
5,69
49
51
175
0,53
83
2724
101
10,88
50
110
131
0,66
84
2645
97
13,11
51
90
141
0,74
85
2530
158
7,58
52
61
81
0,44
86
1496
138
4,20
53
123
155
0,63
87
755
157
5,04
54
57
44
0,55
88
785
102
3,05
55
240
164
1,41
89
600
80
2,71
56
82
95
0,57
90
387
285
2,31
6
Familiennamen nach Berufen: Landwirtschaft
PLZ
Huber
Hübner
‰ ges.
PLZ
Huber
Hübner
‰ ges.
91
524
262
2,17
96
95
187
1,37
92
266
56
1,90
97
151
195
0,89
93
903
48
4,87
98
4
62
0,62
94
1140
47
5,21
99
40
199
0,83
95
123
519
3,23
Details: Die dichtesten Vorkommen von Huber betreffen die PLZ 777 Oberkirch mit 21,02‰/1194 Tokens, 833 Traunreut mit 16,12‰/699 Tokens und 841 Dingolfing mit 15,20‰/576 Tokens sowie von Typ Hübner die PLZ 955 Neudrossenfeld mit 6,87‰/68 Tokens, 953 Kulmbach mit 4,99‰/126 Tokens und 954 Bayreuth mit 4,51‰/239 Tokens. Die Streuung von Hübner über ganz Dtld. erklärt sich daraus, dass der FamN vor 1945 v.a. im Sudetenland und in Schlesien konzentriert war (gen-evolu.de, 07.07.15; bahlow 1953, 108). Hübener findet sich im ganzen nd. Raum, als Verhochdeutschung von mnd. hovener (vgl. ZoDer 1968 I, 786). Zu DoppelN der Typen Huber-X und X-Huber s. morphologie, S. 592. Erste Nebenkarte (K. 2): Dokumentiert werden weitere, weniger häufige FamN für den Besitzer oder Bewirtschafter einer Hufe. Hövener, kontrahiert Höner, beruhen auf mnd. hovener 'Hufenbesitzer, Erblehenbauer'. Konkurrenzen sind angesichts der im gleichen Raum konzentrierten eindeutigen Komposita mit dem Grundwort -höner unwahrscheinlich; anders bei (nicht kartiertem) H(ö/oe)hner, s.u. Hümmer, entrundet Hiemer, weist brechenmacher 1957-63 i, 714f. durch historische Gleichungen als "Kümmerform von Hübmeier = Hubmeier" nach, vgl. auch hohensinner 2011a, 57-59. Als unverkürzte Formen finden sich in der Datenbank des DFA nur noch Hubmaier 9 (Burglengenfeld), Hubmayer 6 (Südwestfalen) und Hubmeier 3 (verstreut). Konkurrenzen mit HerkunftsN zum SiedlungsN Hümme bei Hofgeismar sind wegen der Verbreitung der FamN unwahrscheinlich. Konkurrenz besteht mit Patronymen aus Hugmar. Hieber ist nach DuDen Fam n 2005, 328 aus Hüber (Variante von Huber mit Umlaut) entrundet; Hüber und Hieber begegnen im gleichen Raum. Hüfner beruht auf frühnhd. (md.) hüf(e)ner 'Hufenbesitzer, Erblehenbauer'. Huwer ist nach DuDen Famn 2005, 346 eine Variante von Huber (vgl. konsonantismus, K. 45 (Körver, Körwer)). Hueber wird zusammen mit Huober als eigener Typ angesetzt; Hueber könnte Schreibvariante von Hüber (Württemberg) sein, tritt aber deutlich getrennt von diesem in Bayern auf, so
7
Bauern, Landarbeiter
dass wie bei Huober Erhaltung des mhd. Diphthongs wahrscheinlicher ist (vgl. Vokalismus, K. 228-230). Typ Höner 1914 Typ Hümmer 1626 Typ Hiemer 994 Typ Hieber 1388 Typ Hüfner 655 Typ Huwer 388 Typ Hueber 273
Karte 2: Höner, Hümmer, Hiemer, Hieber, Hüfner, Huwer, Hueber
Die Abfrage .*(H|h)(u(e|o)?|ü|ie?)b?m?m?ert?s?|.*(H|h)(ü|ue|ie?)ff?e?nert?s?|. * (H|h)uwert?s?|.*(H|h)(ö|oe)v?e?ners? (≥ 5 Tokens) ergibt 502 Types/90562 Tokens. Als einschlägig werden folgende 61 Types/7238 Tokens kartiert: Typ Höner 34 Types/1914 Tokens: H(ö/oe)ner 598+64, H(ö/oe)vener 136+6, Höners 6; Alten- 80, Boll- 8, Brak- 5, Dick- 10, Die(c)k- 45+38, Greß- 16, Gunten- 37, Hilgen- 30, Kalt- 6, Kamp- 5, Küken(s)- 16+50, Lüning- 17, Lütken19, Nesen- 5, Nölkenhöner 15, Osthövener 10, Strang- 142, Trap- 36, Wehmhöner 55, Weith(ö/oe)ner 35+5, Welhöner 13, Wellh(ö/oe)ner 70+5, Wemh(ö/oe)ner 296+7, Wilkenhöner 28. Typ Hümmer 10 Types/1626 Tokens: Hümmer(t) 1069+30, Hu(e)mmer 254+14, H(ü/ue)mer 97+77, Hu(b)mer 53+12; Schörgenhummer 6, Seithümmer 14. Typ Hiemer 3 Types/994 Tokens: Hiemer 716, Him(m)er 25+253.
8
Familiennamen nach Berufen: Landwirtschaft
Typ Hieber 5 Types/1388 Tokens: (Schmidt-)Hieber 1087+11, H(i/ü)ber 37+246; Lindhüber 7. Typ Hüfner 5 Types/655 Tokens: Hüf(f)ner 564+57, H(i/u)efner 14+6; Niederhüfner 14. Typ Huwer 1 Type/388 Tokens: Huwer 388. Typ Hueber 3 Types/273 Tokens: Hueber 224, Huober 44; Brandhueber 5. Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 4-50, entspricht 0,015,06‰. Die dichtesten Vorkommen von Typ Höner betreffen die PLZ 320 Herford mit 5,06‰/128 Tokens, 321 Bad Salzuflen mit 2,41‰/103 Tokens, 336 Bielefeld mit 2,28‰/234 Tokens und 337 Bielefeld mit 2,05‰/91 Tokens. Dabei konzentrieren sich sowohl die Simplizia H(ö/oe)ner als auch alle Komposita auf -h(ö/oe)ner nordwestl. von Bielefeld; H(ö/oe)vener konzentriert sich im Dreieck Coesfeld Bielefeld - Dortmund, Osthövener findet sich verstreut mit Häufung im Raum Münster. Die dichtesten Vorkommen von Typ Hümmer betreffen die PLZ 962 Lichtenfels mit 3,63‰/128 Tokens, 975 Kolitzheim mit 3,31‰/85 Tokens und 961 Hirschaid mit 2,67‰/167 Tokens. Dabei ist Hubmer eingestreut, Hummer findet sich in der Oberpfalz, vereinzelt auch am Mittelrhein, Hümmert mit t-Antritt im Raum Würzburg. Die dichtesten Vorkommen von Typ Hiemer betreffen die PLZ 851 Wettstetten mit 1,40‰/31 Tokens, 874 Kempten (Allgäu) mit 1,01‰/52 Tokens und 876 Kaufbeuren mit 0,82‰/43 Tokens. Davon ist Himmer v.a. in der Südhälfte von Dtld., Himer in ganz Dtld. verstreut. Die dichtesten Vorkommen von Typ Hieber betreffen die PLZ 735 Schwäbisch Gmünd mit 2,00‰/99 Tokens, 894 Dillingen/Donau mit 1,44‰/33 Tokens, 736 Schorndorf mit 1,36‰/61 Tokens, 731 Wäschenbeuren mit 1,35‰/15 Tokens und 734 Aalen mit 1,32‰/83 Tokens. Bei Typ Hüfner ist Hüfner im md. Raum verstreut, am dichtesten im PLZ 977 Karlstadt/Main (0,82‰/38 Tokens), Hüffner streut und Hiefner ist im Raum Heidelberg konzentriert. Huwer tritt am dichtesten in den PLZ 543 Konz mit 0,94‰/31 Tokens, 544 Hermeskeil mit 0,80‰/26 Tokens und 664 Homburg/Saar mit 0,68‰/37 Tokens auf. Hueber ist im mittleren Bayern verbreitet, Brandhueber in Stuttgart und Huober im mittleren Württemberg. Weitere Namen: Nicht auf der Karte erfasst sind FamN auf -t, mit Ausnahme von einschlägigem Hümmert. Es handelt sich i.d.R. nicht um t-Antritt an die auf der Karte berücksichtigten FamN, sondern um Patronyme zu RufN mit dem Zweitglied ahd. beraht, altsächs. berht 'hell, glänzend'. So sind H(ü/ue)bert 494+10 (v.a. Nordwestdtld.) Varianten mit Umlaut zu Hubert 2616 (RufN-Erstglied ahd. hugu, altsächs. hugi 'Sinn, Gedanke'; in ganz Dtld. verstreut). Hiebert 111 (im
Bauern, Landarbeiter
9
Nd. und Westmd. verstreut) und Hibert 61 (Nordwestdtld., kleinere Häufung in Oberschwaben) sind durch Entrundung aus H(ü/ue)bert entstanden. Huwert 7 (in der Südhälfte von Dtld. verstreut) ist Variante von Hubert mit Spirantisierung des b. Variante der Patronyme Hum(p/b)ert 723+443 (zu RufN mit ahd., altsächs. hūn 'Hunne' + ahd. beraht, altsächs. berht; Westfalen sowie bei Landau/Pfalz) ist Hummert 128 (Nordwestfalen und nordwestl. von Osnabrück; bei einigen wenigen Vorkommen im Raum Nürnberg ist t-Antritt an Hummer möglich), evtl. auch Himmert 27 (v.a. in der Nordhälfte von Dtld. verstreut). Abseits des Verbreitungszentrums von Typ Höner findet sich H(ö/oe)hner 329+5 (Ruhrgebiet, Rhein von Bonn bis Düsseldorf, Südhessen). Im nd. Raum sind Varianten von Höner denkbar, doch sind auch HerkunftsN möglich zu SiedlungsN wie Höhn (bei Westerburg), Hohne (Stadtteil von Lengerich und bei Celle), Hohn (elfmal in Dtld., davon sechs im Rhein-Sieg-Kreis) sowie ÜberN zu mhd. hœnen, mnd. honen 'verhöhnen; in Zorn geraten'. Einige FamN auf -höfener finden sich in Westfalen, wo es sich um Varianten von Typ Hövener handelt, s. morpho logie, S. 260f. Howe 741 (v.a. Schleswig-Holstein, auch Westfalen, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern), Hove 15 (v.a. Nordwestdtld.) und Hoves 66 (patronymischer Genitiv; Raum Bocholt) sind WohnstättenN zu mnd. hove 'Hufe' oder HerkunftsN zu SiedlungsN wie Howe (Hamburg) oder Hove (mehrmals). Dies ist auch möglich bei H(ö/oe)ver 178+186, Hover 102 (Rhein von Bonn bis Oberhausen). linnartZ 1958a, 102 nimmt aber BerufsN des Erblehenbauern an. Bei den in Rheinland-Pfalz und im Saarland auftretenden FamN H(ö/oe)wer 96+11, Hower 115 ist BerufsN zu mnd. hove aber nicht möglich. Hoven 473, v(a/o)n Hoven 8+6, van (der/den) Hoven 13+4 (konzentriert nördl. und westl. einer Linie Aachen - Bonn - Essen - Bocholt) sind Herkunfts- und WohnstättenN 'an/von der/den Hufe(n)' oder 'an/von den Höfen'. Hubner 145 (Bayern) kann nach Ausweis des Kompositums Halbhubner 4 den Erblehenbauern meinen, doch konkurrieren HerkunftsN zu SiedlungsN Huben (bei Rosenheim; bei Aschau). Diminuiertes Huberle 27 findet sich im Allgäu. Hubmann 221 (Raum Erlangen - Nürnberg - Amberg; Nordwürttemberg), Hub(b)auer 81+43 (Ober- und Niederbayern) beziehen sich auf den Bewirtschafter einer Hube (brechenmacher 1957-63 I, 745). Hube 406 (in ganz Dtld. verstreut; vor 1945 häufig in Ostpreußen, gen-evolu.de, 01.07.15) und Hub 452 (Pfalz, Südhessen, nördl. Baden-Württemberg, Unterfranken) sind Wohnstätten- oder HerkunftsN zu den zahlreichen Toponymen Hub(e), vgl. Anderhub 15 (Mainz), Freihube 46, Freyhub(e) 3+1, Wüste(n)hube 34+9 (alle verstreut); doch konkurrieren Patronyme zu Kurzformen des RufN
10
Familiennamen nach Berufen: Landwirtschaft
Hubert. Zu Hubl s. herkunFts- und wohnstättennamen, K. 230 (Hübel, Hubl u.a.). Hübers 284 (Niederrhein, Emsland, im gleichen Raum wie Hübbers 158, Hüb(b)ertz 12+25) ist Patronym zu Hubert. Zweite Nebenkarte (K. 3): Die Karte gilt Komposita mit dem Grundwort -huber, die sehr zahlreich und im Unterschied zum Simplex ganz in Südostbayern konzentriert sind. Mit dem Grundwort -hüb(e)ner finden sich dagegen nur Brun(n)- 7+13, Nieder- 8 (alle Nordbayern), Lein- 6 (Sachsen), Ganz- 5 (Ostfalen), Halbhübner 1, Halbhubner 4. Typ [Bach]huber 10080
Nürnberg
Regensburg
Passau Ulm
Augsburg München
Karte 3: [Bach]huber
Die Abfrage .*huber (≥ 10 Tokens) ergibt 210 Types/10229 Tokens. Nach Abzug von nicht einschlägigem Schuber 94 und Ammerschuber 55 verbleiben (Reihenfolge nach Frequenz): Typ [Bach]huber 208 Types/10080 Tokens, davon ≥ 100 Tokens: Bach- 572, Schmid- 474, Brunn- 314, Brand- 226 ('Rodung'), Schle- 219 ('Schlehen'), Ober-
11
Bauern, Landarbeiter
196, Fuchs- 180, Kasten- 176 ('Speicher, Kornhaus u.ä.'), See- 172, Etten- 162 (s.u.), Unter- 156, Schön- 143, Mitter- 132, Brun- 130, Bau- (mhd. bū '(auffälliges) Gebäude'), Stein- 127, Zell- 127, Halb- 125, Stempf- 123 (s.u.), Wastl- 116 (< Sebastian), Vogel- 114, Wagen- 105, Niedernhuber 100. Kartentyp: absolut; Ausschnitt Bayern; Kreise pro fünfstellige PLZ, Kreisgröße 2-35, entspricht 1-98 Tokens; PLZ innerhalb der Städte einzeln ausgewiesen; Tokenangaben beziehen sich auf Gesamtdtld. Zu einzelnen Komposita s. konsonantismus, S. 88 (Stempf-), 260 (Lind-), 318 (Mitten-, Mitter-), 337f. (Schmid-), 506 (Kreuz-), 714 (Kirch-), 725 (Fuchs-), 837 (Brunn-); herkunFts- und wohnstättennamen, S. 337f. (Zell-), 343 (Kloster-), 441 (Obern-), 443 (Unter-), 489 (Berg-), 708 (Forst-), 767 (Feucht-), 905 (Gassen-), 934 (Etten-), 948 (Kasten-); Familiennamen aus ruFnamen (Wastlhuber). Dritte Nebenkarte (K. 4): Typ Wedemeyer 1070 Typ Wehmeyer 1778 Typ Wedemann 323 Typ Wehmann 289 Typ Wehmer 137
Hamburg
Hannover Münster
Kassel
Karte 4: Wedemeyer, Wehmeyer, Wedemann, Wehmann, Wehmer
12
Familiennamen nach Berufen: Landwirtschaft
Kirchliches Gut heißt mhd. widem(e), mnd. wedem(e), weme. FamN, die die Bewirtschafter kirchlicher Güter betreffen, sind für die hd. Regionen dokumentiert in Vokalismus, K. 266 (Wid-, Wiede-, Wittmann), K. 267 (Widmer, Wiedener, Wittmer), K. 268 (Wid-, Wiedmaier, Wittmeier), K. 269 (Wimmer). Es folgen hier die nd. Entsprechungen. Bei den Typen Wede-, Wehmann und -meyer konkurrieren WohnstättenN zu mnd. wede 'Wald' (vgl. herkunFts- und wohnstätten namen, S. 255f.), bei Wede-, Wehmann und bei Wehmer HerkunftsN zu SiedlungsN wie Weede bei Bad Segeberg, Wehdem bei Lübbeke, Wehden bei Bremerhaven, Wehm im Emsland. Im Einzelfall könnte Wedemann auch auf mnd. wed(d)eman 'Richter' beruhen. Die Abfrage Wee?h?(de)?m(er|m?ann?|m?(e|a)(i|y)er)s? ergibt 16 Types/3597 Tokens: Typ Wedemeyer 1070: We(h)demeyer 888+7, We(h)demeier 167+8. Typ Wehmeyer 1778: W(eh/ee)meyer 903+5, We(h)meier 1+868, Wehmaier 1. Typ Wedemann 323: Wedeman(n) 1+321, Weedemann 1. Typ Wehmann 289: We(h)mann 1+288. Typ Wehmer 137: We(h)mer 11+126. Kartentyp: absolut; Ausschnitt Nordwestdtld.; Kreise pro fünfstellige PLZ, Kreisgröße 3-50, entspricht 1-70; PLZ innerhalb der Städte einzeln ausgewiesen; Tokenangaben beziehen sich auf Gesamtdtld. Die größten Vorkommen von Typ Wedemeyer betreffen die PLZ 37520 Osterode (53 Tokens), 37534 Gittelde (18 Tokens), 27404 Zeven (13 Tokens), 37176 Nörten-Hardenberg (11 Tokens) und 26954 Nordenham (10 Tokens); von Typ Wehmeyer die PLZ 32584 Löhne (68 Tokens), 32049 Herford (36 Tokens) und 32657 Lemgo (33 Tokens); von Typ Wedemann die PLZ 29646 Bispingen (14 Tokens), 21423 Winsen/Luhe (13 Tokens) und 29633 Munster (9 Tokens). Typ Wehmann ballt sich nördl. von Bremen sowie im Raum Wolfsburg und streut sonst in Norddtld. Von Typ Wehmer ist Wehmer in Norddtld., Wemer in Westdtld. verstreut. Vierte Nebenkarte (K. 5): Dokumentiert werden FamN zu mhd. sedelmeier 'Pächter, Verwalter eines Sedelhofs', d.h. eines von Frondiensten und Abgaben freien (Herren-)Hofes. Zu Konkurrenzen bei Typ Sellmeier s.u. Die Abfrage Se(de?)?ll?m(e|a)(i|y)e?rt?s? (≥ 10 Tokens) ergibt 25 Types/3219 Tokens: Typ Sedlmeier 13 Types/2512 Tokens: Sed(e)lmeier 847+49, Sedlmair 385, Sed(e)lmayr 333+17, Sed(e)lmaier 294+76, Sedlme(i/y)r 240+51, Sed(e)lmayer 138+24, Sed(e)lmeyer 46+12.
13
Bauern, Landarbeiter
Typ Sellmeier 12 Types/707 Tokens: Sel(l)meier 87+134, Sel(l)maier 70+133, Sel(l)mair 44+57, Sel(l)mayr 41+31, Sel(l)mayer 15+33, Sellmeyer 40, -meir 22. Typ Sedlmeier 2512 Typ Sellmeier 707
Nürnberg
Regensburg
Passau Ulm München
Karte 5: Sedlmeier, Sellmeier
Kartentyp: absolut; Ausschnitt Bayern; Kreise pro fünfstellige PLZ, Kreisgröße 3-35, entspricht 1-37 Tokens; PLZ innerhalb der Städte einzeln ausgewiesen; Tokenangaben beziehen sich auf Gesamtdtld. Von Typ Sedlmeier weisen nur 5 Types/178 Tokens keine Synkope des e im Bestimmungswort auf (Sedelmeier etc.). Sie finden sich in Westbayern sowie außerhalb des Kartenausschnitts in Baden-Württemberg. Von Typ Sellmeier, der v.a. im Raum München - Mainburg - Mühldorf/Inn beheimatet ist, schreiben sich 7 Types/450 Tokens mit ll, 5 Types/257 Tokens mit l, wobei keine deutliche räumliche Trennung zwischen diesen Schreibvarianten besteht. Weitere FamN: Nicht in der Abfrage zur vierten Nebenkarte berücksichtigt sind Fälle mit ee/eh, Sehlmeyer 51, Seelme(y/i)er 42+17, die v.a. in Westfalen und Niedersachsen beheimatet sind (Nest Sehlmeyer in Cuxhaven). Sie gehen wohl
14
Familiennamen nach Berufen: Landwirtschaft
wie Seelemeyer 33 (Raum Hannover) auf mnd. sedel, sadel 'Sitz, im Sinne von Herrenhof' zurück (ZoDer 1968 II, 590). Diese Deutung kann auch auf die wenigen Vorkommen von Sellme(i/y)er außerhalb des Kartenausschnitts in Westfalen zutreffen. Ebenfalls nicht berücksichtigt sind mögliche aus Sedelmeier kontrahierte Varianten. So ist Selmer 156 z.T. in Bayern verbreitet, wo es einschlägig ist, z.T. aber in Schleswig-Holstein, wo es wie Sellmer 235, Selmert 10 und Selmar 16 Patronym zum RufN Salamar ist (Förstemann 1966, 1293; gottschalD 2006, 420), kaum HerkunftsN zu den weit entfernten SiedlungsN Selm bei Unna (wenners 1988, 335) oder Sehlem bei Hildesheim (ZoDer 1968 II, 597). Fünfte Nebenkarte (K. 6): Typ Aigner 2926 Typ Eigner 670
Nürnberg
Regensburg
Passau Ulm München
Karte 6: Aigner, Eigner
Dokumentiert wird die Verbreitung der FamN vom Typ Aigner, zu mhd. eigen 'Eigentum; besonders: ererbtes Grundeigentum im Gegensatz zum Lehen'. Es handelt sich um Namen mit Bezug auf ehemals freie Bauern, die in ihrer Freiheit
Bauern, Landarbeiter
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herabgesunken sind und sich in den Schutz eines Grundherrn begeben haben, aber nicht oder kaum abgabepflichtig sind (hohensinner 2011a, 65f.). Da auch zahlreiche SiedlungsN auf solche Güter zurückgehen ("Bayern hat 9 Orte Aigen, 37 Aign, 12 Aigner", brechenmacher 1957-63 I, 15; oft auch in Österreich), sind Standes-/BerufsN für den Besitzer/Bewirtschafter solcher Güter nicht von Wohnstätten- und HerkunftsN zu trennen. Die Abfrage .*(A|E|a|e)(i|y)ge?ner (≥ 10 Tokens) ergibt 15 Types/3909 Tokens. Als einschlägig werden kartiert: Typ Aigner 2654: Aigner 2626; Häuslaigner 28. Typ Eigner 670: Eig(e)ner 586+20; Gerl- 33, Häusl- 20, Obereigner 11. Kartentyp: absolut; Ausschnitt Bayern; Kreise pro fünfstellige PLZ, Kreisgröße 3-35, entspricht 1-39 Tokens; PLZ innerhalb der Städte einzeln ausgewiesen; Tokenangaben beziehen sich auf Gesamtdtld. Die größten Vorkommen von Aigner betreffen die PLZ 84326 Falkenberg (39 Tokens), 84307 Eggenfelden (31 Tokens) und 94419 Reisbach (30 Tokens). Eigner findet sich in ganz Bayern, weniger dicht auch im übrigen Süddtld. verstreut. Eigener streut dagegen außerhalb des Kartenausschnitts in Nordwestdtld. und geht auf mnd. )gen)r 'Eigentümer' zurück. Von den Komposita ist Häuslaigner im Raum München - Mühldorf/Inn - Berchtesgaden konzentriert, Häusleigner im Raum Plattling und sonst verstreut (zum SiedlungsN Häuslaign bei Mühldorf). Bei Obereigner (verstreut) ist HerkunftsN zu den SiedlungsN Oberaign (bei Deggendorf, bei Kirchweidach, bei Cham, bei Roding) möglich. Gerleigner (Räume Bad Birnbach, München) enthält die bair. RufN-Kurzform Gerl < Ger[hard]. Sechste Nebenkarte (K. 7): Dokumentiert werden FamN zu mhd. seld(e)ner, selder, seld(en)mann 'Bewohner oder Besitzer einer Selde'. Mhd. sel(e)de, sölde meint "ein Häuschen für landwirtschaftliche Taglöhner oder ein sehr kleines Gut (Sechzehntel- oder Achtelhof)" (ebner 2015, 695). Söldner, Söllner sind i.d.R. gerundete Varianten zu Seldner, Sellner, da sich die Verbreitungsbilder überschneiden; vgl. auch die Komposita Wittensöl(l/d)ner 9+4, Wolfsöldner 2 (alle Bayern) und Zusammenstellungen wie "paur, hueber oder söldner" (hohensinner 2011a, 64). Bei den Typen mit ö können im Einzelfall BerufsN zu mhd. solden#re 'Söldner' konkurrieren (eitler 1957, 329), ebenso HerkunftsN zu SiedlungsN wie Sölden (bei Deggendorf, bei Regen), Söll (am Chiemsee), Solln (Stadt München). Bei Seltmann ist laut naumann 2005, 255 Vermischung mit Selbmann 350 (Nest im Raum Chemnitz) möglich, ÜberN zu mhd. selp, selb 'selbst, selb' mit Suffix -mann für jemanden, der einen selbstständigen, eigenwilligen Charakter hatte.
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Familiennamen nach Berufen: Landwirtschaft
In anderen Regionen gelten für den Klein(st)bauern Ableitungen von mhd. kot(e), mnd. kōte, kotte 'kleines Haus' (Nordhälfte von Dtld.; h erkunFts- und wohnstättennamen, K. 417-423), von mhd. hiuseler 'Häusler' (Baden-Württemberg, südl. Bayern; ebd., K. 426) und von niedersorb. kósac, aus nd. kotsāte 'der in der Kate sitzt' (Lausitz, Brandenburg; ebd., K. 424). Die Abfrage S(e|oe|ö|ä|ae)ll?d?t?t?e?n?(ert?|mann?)s? (≥ 50 Tokens) ergibt 14 Types/5854 Tokens. Kartiert werden: Typ Söllner 1753: S(ö/oe)llner 1703+50. Typ Sellner 436: Sellner. Typ Söldner 400: Söldner. Typ Seltner 74: Seltner. Typ Selder 62: Selder. Typ Seltmann 925: Seltmann. Kartentyp: relativ; Ausschnitt Süddtld.; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 3-50, entspricht 0,01-3,18‰; Tokenangaben beziehen sich auf Gesamtdtld. Typ Söllner 1753 Typ Sellner 436 Typ Söldner 400 Typ Seltner 74 Typ Selder 62 Typ Seltmann 925
Leipzig Dresden
Frankfurt
Stuttgart
München
Karte 7: Söllner, Sellner, Söldner, Seltner, Selder, Seltmann
Bauern, Landarbeiter
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Die dichtesten Vorkommen von Typ Söllner betreffen die PLZ 918 Wellheim mit 3,03‰/11 Tokens, 957 Plößberg mit 2,39‰/12 Tokens, 956 Marktredwitz mit 2,24‰/76 Tokens, 924 Schwandorf mit 1,98‰/37 Tokens und 923 Neumarkt in der Oberpfalz mit 1,68‰/70 Tokens. Sellner findet sich in Süddtld. verstreut, Söldner in Bayern sowie mit einem Nest im Raum Annaberg-Buchholz. Seltner findet sich im Md. und Obd. verstreut mit Häufung in Sachsen, auf der Karte kaum sichtbares Selder v.a. im Raum Augsburg - München - Bad Wörrishofen. Die dichtesten Vorkommen von Seltmann 925 betreffen die PLZ 083 Schwarzenberg (Erzgebirge) mit 1,66‰/69 Tokens, 081 Mülsen mit 1,02‰/20 Tokens, 094 Annaberg-Buchholz mit 0,68‰/29 Tokens, 082 Auerbach (Vogtland) mit 0,65‰/29 Tokens und 091 Chemnitz mit 0,58‰/38 Tokens. Weitere FamN: Nicht auf der Karte erfasst ist u.a. Sellmann 721 (Nord(west)dtld.), der Lage nach keine verschliffene Form von Seltmann oder Selbmann (DuDen Famn 2005, 618), sondern BerufsN auf -mann zu mnd. sellen 'veräußern, verkaufen' für den Kleinhändler oder HerkunftsN zu SiedlungsN wie Sellen, Selm (beide Westfalen). Ebenfalls auf der Karte unberücksichtigt ist etymologisch unklares Selders 109 (Nest im Raum Kevelaer), weit entfernt von Selder und daher höchstens in Einzelfällen patronymischer Genitiv zu diesem. Siebte Nebenkarte (K. 8): Dokumentiert werden BerufsN des Sämanns, zu mhd. s#j#re, -er, mnd. seier und mhd. s#jeman. K. 193 erörtert das Problem, wieweit sich FamN in den Bedeutungen 'Sämann' und 'Seemann' trennen lassen. Im Folgenden wird nur der etymologisch relativ sichere Typ Sämann kartiert und von den (in den anderen Regionen herrschenden) Nomina agentis auf -er (Saier usw.) abgesetzt. Die Namenform Saiger ist nach brechenmacher 1957-63 II, 461 älter als Saier. Konkurrenz ist möglich mit BerufsN zu mhd. seig#re 'Waage, besonders zur Prüfung der Münzen; Uhr', vgl. Seigerschmid(t) 3+48, -schmied 6, Seigertschmied 6 (verstreut) '(Turm-)Uhrmacher'. Bei den Typen mit ei, ey konkurrieren auch Patronyme zum RufN Sigiher und BerufsN zu mnd. sīer 'Senknetz, Binsenreuse'. Die Abfrage S(a|e)(i|y)g?e?rs?|S(ae|ä)h?mann?s? (≥ 10 Tokens) ergibt 8 Types/2063 Tokens: Typ Saier 367: Sai(g)er 283+84. Typ Sayer 247: Sayer. Typ Seier 328: Sei(g)er 191+137. Typ Seyer 379: Seyer. Typ Sämann 742: S(ä/ae)mann 522+220.
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Familiennamen nach Berufen: Landwirtschaft
Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 3-50, entspricht 0,011,39‰. Die dichtesten Vorkommen von Typ Saier betreffen die PLZ 792 Breisach/Rhein mit 0,93‰/55 Tokens, 798 Titisee-Neustadt mit 0,57‰/15 Tokens, 721 Rottenburg/Neckar mit 0,49‰/33 Tokens, 791 Freiburg i.Br. mit 0,45‰/39 Tokens und 711 Gärtringen mit 0,43‰/16 Tokens; von Typ Sayer die PLZ 792 Breisach/ Rhein mit 0,46‰/27 Tokens, 721 Rottenburg/Neckar mit 0,39‰/26 Tokens und 711 Gärtringen mit 0,27‰/10 Tokens. Saiger findet sich v.a. im Raum Laupheim Ulm (wo HerkunftsN zu Saig bei Titisee nicht in Frage kommt), Seiger in Lippstadt. Seier streut im nd. Raum mit Häufung in Westfalen, Seyer im Nd. und Westmd. Typ Saier 367 Typ Sayer 247 Typ Seier 328 Typ Seyer 379 Typ Sämann 742
Karte 8: Saier, Sayer, Seier, Seyer, Sämann
Nicht auf der Karte erfasst sind Seiert 44 (Raum Sinzheim) und Seigert 26 (v.a. im Ostmd.). Ihre weite Entfernung von Sei(g)er spricht gegen t-Antritt an diese FamN und für Patronyme aus dem RufN Sigihart.
Bauern, Landarbeiter
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Achte Nebenkarte (K. 9): Typ Rübsam 690 Typ Rübsamen 499 Typ Magsam 65 Typ Magsamen 29
Karte 9: Rübsam, Rübsamen, Magsam, Magsamen
Dokumentiert werden FamN zu mhd. sām(e), sōm(e) 'Samen; (Saat-)Feld, Boden'. Sahm 1068 ist in den Räumen Siegen - Herborn sowie Frankfurt/Main Aschaffenburg konzentriert, Saam 508 in West- und Süddtld. verstreut mit Nest im Raum Hirschaid, Sam 122 bildet ein Nest in Großwallstadt bei Aschaffenburg, ein kleineres im Raum Weilheim (Oberbayern) und findet sich sonst verstreut (Konkurrenz mit FremdN verschiedener Provenienz), Saame 49 ballt sich in Eschwege und im Raum Frankfurt/Main - Darmstadt, Sa(h)me 9+1 und Sa(a)men 40+24 finden sich in Nordrhein-Westfalen, wobei bei Sa(a)men patronymischer schwacher Genitiv oder schon frühnhd. Nominativ auf -en möglich ist, vgl. -samen auf der Karte. Sohm 107 tritt in Baden-Württemberg auf, Sohmen 62 und Som 33 in Süd- und Westdtld. verstreut (bei Letzterem Konkurrenz mit FremdN verschiedener Provenienz). I.d.R. handelt es sich um indir. BerufsN des Bauern, Gärtners oder Samenhändlers. Konkurrenz besteht mit HerkunftsN zu SiedlungsN
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Familiennamen nach Berufen: Landwirtschaft
wie Saam bei Pfarrkirchen, Saamen bei Wangen im Allgäu, mit WohnstättenN zu FlurN für Saatfelder oder mit mhd. soum 'Saum, Rand, Grenze'. Die Karte gilt der Verbreitung von zwei auf 'Samen' bezogenen Komposita: erstens zu mhd. ruobsām(e) 'Rübsamen', indir. BerufsN des Bauern, der Rübsamen (Rübsen) als Öl-, Gemüse- oder Futterpflanze anbaute; zweitens zu mhd. māgesāme 'Mohnsamen, Mohn' für einen Bauern, der Mohn anbaute (beide evtl. auch für den Ölmüller). Auf der Karte sind die Fälle mit mhd. -sam(e) und frühnhd. -samen getrennt. Die Abfrage (M(aa?|oo?)h?(g|n)|R(ie?|ue?|ü)(b|p)e?n?)s(aa?h?|oo?h?)me?n? (≥ 10 Tokens) ergibt 17 Types/1283 Tokens: Typ Rübsam 9 Types/690 Tokens: R(ü/ue)bsam 397+14, R(ü/ie)besam 82+55, Riebensahm 61, Ri(p/b)sam 46+10, Rübensam 15, Rübesame 10. Typ Rübsamen 4 Types/499 Tokens: Rübsa(a)men 330+18, Rübesamen 126, Riebsamen 25. Typ Magsam 3 Types/65 Tokens: Magsa(a)m 29+11, Mohnsame 25. Typ Magsamen 1 Type/29 Tokens: Magsamen. Kartentyp: absolut; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 4-50, entspricht 1-66 Tokens; PLZ innerhalb der Städte einzeln ausgewiesen; Tokenangaben beziehen sich auf Gesamtdtld. Von Typ Rübsam ist R(ü/ue)bsam im Raum Fulda - Hünfeld - Bad Salzungen konzentriert und sonst in Hessen verstreut, Rübesam(e) findet sich im Raum Celle, Ripsam besonders im Norden von Baden-Württemberg, Riebesam und Ribsam in ganz Dtld., Rübensam in Ostdtld. sowie Riebensahm in Nordwestdtld. verstreut. Bei Typ Rübsamen konzentriert sich Rübsamen im Raum Siegen Koblenz - Frankfurt/Main, Riebsamen im Raum Saulgau - Konstanz. Rübesamen häuft sich in Ostfalen und findet sich sonst verstreut, Rübsaamen ist in Süddtld. verstreut. Von Typ Magsam bildet Magsa(a)m ein Nest im Raum Babenhausen, Mohnsame ist in der Nordhälfte von Dtld. verstreut. Magsamen konzentriert sich im PLZ 673 Speyer (12 Tokens). Weitere Namen: Samer 119 (v.a. in Süddtld. verstreut mit Nest im Raum Mainz) bezieht sich nach ebner 2015, 614 auf den Händler mit Saatgut; so auch Sämer 15, das zusammen mit Se(e)mer 32+31 ein Nest im Raum Dortmund - Menden Soest bildet, vielleicht auch Sehmer 57 (Saarland). Dör(r)sam 413+22, Doersam 7 (Bergstraße, Odenwald) ist kein mit -samen gebildeter Bauern-ÜberN (Duden Fam n 2005, 199), sondern HerkunftsN zum SiedlungsN Dorsheim bei Bad Kreuznach (r amge 2013b, 48). FamN zu mhd., mnd. sāt 'Saat; was gesät wird und was auf dem Feld wächst' könnten bei Saat(h) 114+36, Saatmann 66 (alle verstreut) vorliegen, doch kon-
Bauern, Landarbeiter
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kurrieren im nd. Raum WohnstättenN zu mnd. sate, sāt 'Niederlassung, Hufe'. Eindeutige Komposita mit -saat 'Saat' als Grundwort finden sich, im Unterschied zu den Komposita mit -samen, nur im nd. Raum: Blumensaat 77, -sath 25, Blomesath 9, Blomensaht 7, Bloemsaat 4 (Nordrhein-Westfalen); Habersaat(h) 41+6, Hafersaat 3 (v.a. Schleswig-Holstein); Kle(w/e)saat 14+7, Kle(v)esath 3+12, Kleve(r)saat 5+14 (Hamburg, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg); Kohlsaat 36 (Hamburg, Schleswig-Holstein); Reuw- 21, Rüb(en)14+18, Rö(b/v)esaat 5+3, Rö(v/w)esath 1+2 (Nordwestdtld.). Neunte Nebenkarte (K. 10): Typ Mader 3805 Typ Mäder 1734 Typ Meder 1483 Typ Mederer 497 Typ Maderer 197 Typ Mederle 54
Karte 10: Mader, Mäder, Meder, Mederer, Maderer, Mederle
Dokumentiert werden BerufsN zu mhd. mād#re, m#der, mēder, meder, mnd. mēder 'Mäher, Schnitter'. In Einzelfällen sind HerkunftsN zu SiedlungsN wie Maden bei Kassel, bei Schramberg, Meeder bei Coburg denkbar, bei den Typen mit Meder(-) auch (nach brechenmacher 1957-63 II, 246 "oft") Patronyme zum RufN Medardus (s.u. zu Medert).
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Familiennamen nach Berufen: Landwirtschaft
Die Abfrage M(aa?e?|ä|ee?)h?der(er|le?i?n?)?t?s? (≥ 10 Tokens) ergibt 12 Types/7817 Tokens. Nach Abzug von Medert 47 (s.u.) verbleiben: Typ Mader 3805: Mader(t) 3704+57, Ma(a/h)der 24+20. Typ Mäder 1734: M(ä/ae)der 1518+216. Typ Meder 1483: Me(e)der 1366+117. Typ Mederer 497: Mederer. Typ Maderer 197: Maderer. Typ Mederle 54: Mederle. Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 3-45, entspricht 0,023,65‰. Die dichtesten Vorkommen von Typ Mader betreffen die PLZ 942 Regen mit 2,58‰/69 Tokens, 893 Günzburg mit 2,37‰/62 Tokens, 728 Eningen unter Achalm mit 2,07‰/43 Tokens, 695 Hemsbach mit 1,95‰/26 Tokens und 945 Wallersdorf mit 1,65‰/56 Tokens; von Typ Mäder die PLZ 965 Sonneberg mit 1,55‰/26 Tokens, 794 Badenweiler mit 1,21‰/16 Tokens, 046 Altenburg mit 1,16‰/71 Tokens und 364 Stadtlengsfeld mit 1,08‰/26 Tokens; von Typ Meder die PLZ 977 Bad Bocklet mit 1,71‰/81 Tokens, 979 Tauberbischofsheim mit 0,89‰/37 Tokens, 976 Bad Neustadt/Saale mit 0,72‰/28 Tokens und 781 Donaueschingen mit 0,63‰/25 Tokens; von Typ Mederer die PLZ 923 Neumarkt in der Oberpfalz mit 3,29‰/137 Tokens, 906 Rückersdorf mit 1,12‰/10 Tokens, 851 Wettstetten mit 1,04‰/23 Tokens, 911 Schwabach mit 0,75‰/35 Tokens und 905 Zirndorf mit 0,58‰/50 Tokens; von Typ Maderer die PLZ 924 Schwandorf mit 0,64‰/12 Tokens, 925 Nabburg mit 0,57‰/9 Tokens, 922 Amberg mit 0,54‰/26 Tokens und 912 Pegnitz mit 0,44‰/21 Tokens. Mederle bildet ein Nest im PLZ 866 Donauwörth mit 0,32‰/17 Tokens und findet sich sonst in Bayern verstreut. Mahder findet sich in Hessen, Maader verstreut mit Häufung in Franken, Madert mit t-Antritt im Saarland und Raum Trier. Bei Typ Meder beruhen die Vorkommen in Schleswig-Holstein auf Meeder und sind vielleicht WohnstättenN (vgl. bahlow 2005, 334 zu Meden). Zu M(e/a)derer vgl. morpho logie, K. 110-114 (Segerer, Ederer u.ä.). Weitere Namen: Bei Medert 47 (Nest in Lampertheim) liegt im Unterschied zu Madert wohl kaum t-Antritt vor. Denn unmittelbar benachbart begegnen Medar(d)t 14+10 (beide im Raum Landau (Pfalz)), Medard 5 (verstreut), wodurch Patronym zum RufN Medardus wahrscheinlich ist. Moder 306 (in ganz Dtld. verstreut) kann Variante von Mader sein, aber auch WohnstättenN zu mhd. moder 'Sumpf'. Komposita sind Fro(h)mader 3+92 (Raum Marktredwitz - Selb; zu mhd. vrum, vrom 'tüchtig' oder zu mhd. vrōn(e) 'Frondienst'?); Grasmeder 17 (Räume Kassel
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Bauern, Landarbeiter
und Hagen), Gras(s)mäder 11+1 (Baunatal), Graßmäder 14 (Raum Wuppertal); Heumader 31, Heimeder 5 (Bayern); Obermeder 8 (in und um Bamberg); Vielmäder 7 (Göttingen), Vielmeder 1 (Erlensee). Schnitter 306 (verstreut) kann BerufsN zu mhd. sniter, mnd. snider 'Schnitter' für den Gras- oder Getreidemäher sein; die Komposita mit dem Grundwort -schnitter (alle im Westmd. konzentriert) beziehen sich aber auf die Bearbeitung von Stroh, Holz oder Leder (s. bei K. 12, K. 101, K. 163). Zu Heuer s. bei K. 239. Zehnte Nebenkarte (K. 11):
Typ Drescher 4963 Typ Trescher 336 Typ Dröscher 182 Typ Tröscher 150 Typ Döscher 743
Karte 11: Drescher, Trescher, Dröscher, Tröscher, Döscher
Dokumentiert werden BerufsN zu mhd. drescher, mnd. derscher, dorscher 'Drescher'. In Einzelfällen können HerkunftsN zu SiedlungsN wie Drescha bei Altenburg oder Dreschen bei Kulmbach konkurrieren. Döscher ist aus Dörscher durch Ausfall von r vor s(ch) entstanden, vgl. konsonantismus, K. 403-406. Bei Descher konkurriert der BerufsN 'Taschenmacher' (linnartZ 1958a, 54).
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Familiennamen nach Berufen: Landwirtschaft
Die Abfrage (D|T)r?(e|ö|oe)r?schert?s? ergibt 16 Types/6417 Tokens. Nach Abzug von Tescher(s) 21+21 und Töscher 1 (Raum Heinsberg - Viersen, 'Taschenmacher') werden kartiert: Typ Drescher 4963: Drescher(s) 4904+56, Dreschert 3. Typ Trescher 336: Trescher. Typ Dröscher 182: Dr(ö/oe)scher 157+25. Typ Tröscher 150: Tr(ö/oe)scher 147+3. Typ Döscher 743: Döscher(s) 604+1, D(o)escher 83+21, Dörscher 34. Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 3-45, entspricht 0,023,24‰. Die dichtesten Vorkommen von Typ Drescher betreffen die PLZ 971 Ochsenfurt mit 3,66‰/14 Tokens, 952 Helmbrechts mit 1,75‰/19 Tokens, 974 Schweinfurt mit 1,35‰/80 Tokens und 152 Frankfurt/Oder mit 1,01‰/21 Tokens. Dreschers im patronymischen Genitiv ballt sich im Raum Aachen. Trescher findet sich v.a. in der Südhälfte von Dtld. verstreut mit Häufung im Raum Freiburg i.Br. Dr(ö/oe)scher streut in ganz Dtld. mit Nest im Raum Idar-Oberstein, Tr(ö/oe)scher weist zwei Verbreitungsschwerpunkte auf, Südbaden und den Großraum Stuttgart. Von Typ Döscher findet sich D(ö/oe)scher in Nordniedersachsen (mit Nestern in den PLZ 276 Loxstedt mit 3,13‰/115 Tokens und 275 Bremerhaven mit 1,98‰/80 Tokens) sowie in Mecklenburg-Vorpommern, Dörscher in Schleswig-Holstein, Descher bildet ein Nest im Raum Rietberg. Weitere Namen: Mit Suffix -ner von dreschen abgeleitet ist Dreschner 34 (verstreut mit Nest im Raum Schwäbisch Hall). Ableitungen mit -mann-Suffix sind Dreschmann 91 (Raum Erftstadt - Köln) und Drischmann 50 (Ostmitteldtld.). "Die älteste Form ist Dresche, Trösche, so wie Beck urtümlicher ist als Becker" (brechenmacher 1957-63 I, 344): Tr(ö/oe)sch 171+23, Dresch(e) 181+2, Tresch 90 finden sich alle in West- und Süddtld. verstreut, v.a. im Saarland, in Rheinland-Pfalz, in Südhessen und Unterfranken. Dr(ö/oe)schel 84+4 (Saarland; ab Köln rheinabwärts), Drischel 82, Dreschel 31, Tröschel 62 (alle verstreut) sind indir. BerufsN zu mhd. drischel 'Dreschflegel'. Davon abgeleitet sind Dreschler 35 (Norddtld.) Dröschler 29 (verstreut mit Häufung im Ostmd.), Drischler 10 (Raum Frankfurt/Main). Elfte Nebenkarte (K. 12): Zahlreiche FamN sind mit mhd., mnd. strō 'Stroh' gebildet. Es handelt sich teils um Herkunfts- und WohnstättenN, z.B. Stro(h)bach 458+712 (Thüringen, Sachsen, südl. Sachsen-Anhalt), Stro(h)feldt 1+63, Strohfeld 32, Stro(h)busch 18+71 (alle v.a. in Brandenburg, Strohfeldt zudem entlang des Rheins), Strohdiek
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55 (Raum Paderborn), wobei die Zugehörigkeit zu 'Stroh' in jedem Einzelfall noch gesichert werden müsste, teils um BerufsN. Die Karte dokumentiert die Verbreitung der häufigsten BerufsN außer Strohmeier und Strohschein (zu diesen s.u.). Typ Stroh und die Diminutiva der Typen Ströhlein und Ströhle sind indir. BerufsN für Bauern, im Einzelfall auch für Händler (vgl. u. Strohmeyer) oder für Strohschneider (s.u.). In den Diminutiva Ströhle(in) sieht brechenmacher 1957-63 II, 692 abschätzige Bauern-ÜberN zu mhd. strōlīn 'weniges, schlechtes Stroh'. Strohmann meint wohl i.d.R. wie Strohmenger (s. auch K. 197) den Strohhändler, Haber- und Rockstroh ('Roggen-') den Bauern. Bei Typ Stroh kommen HerkunftsN zu SiedlungsN wie Stroh (südl. von Bremen), Strohe (nördl. von Osnabrück; zwischen Cloppenburg und Vechta) kaum in Frage. Typ Stroh 1898 Typ Ströhlein 721 Typ Ströhle 420 Typ Haberstroh 787 Typ Rockstroh 801 Typ Strohmenger 374 Typ Strohmann 349
Karte 12: Stroh, Ströhlein, Ströhle, Haberstroh, Rockstroh, Strohmenger, Strohmannn
Die Abfrage Stroo?e?h?(mann?|mm?enger)?s?|Str(ö|oe?)h?le?i?n?|(Ha|Ro). * stroh? (≥ 10 Tokens) ergibt 19 Types/5366 Tokens. Nach Abzug des russ. FremdN Stro 16 verbleiben: Typ Stroh 1898: Stroh 1898.
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Familiennamen nach Berufen: Landwirtschaft
Typ Ströhlein 721: Ströhlein 436, Strö(h)l 14+218, Stro(e)hl 34+19. Typ Ströhle 420: Strö(h)le 18+340, Strölin 62. Typ Haberstroh 787: Ha(b/f)erstroh 733+54. Typ Rockstroh 801: Rockstroh. Typ Strohmenger 374: Stro(h)menger 32+295, Strommenger 47. Typ Strohmann 349: Stro(h)mann 107+211, Stroman 31. Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 3-45, entspricht 0,012,97‰. Der größte Kreis von Stroh betrifft den PLZ 633 Dreieich mit 2,69‰/77 Tokens. Von Typ Ströhlein findet sich Ströhlein in Nordbayern, v.a. in den Räumen Kronach und Ansbach, Ströhl mit Nestern in den Räumen Amberg und Erfurt, Ströl mit Nest im Raum München, Stroehl in der Südhälfte von Dtld. verstreut und Strohl im Raum Offenbach/Main. Von Typ Ströhle ist Ströhle in Ostwürttemberg beheimatet mit Nest im PLZ 733 Geislingen an der Steige (1,89‰/41 Tokens), Ströle und Strölin 62 sind im Raum Albstadt konzentriert. Von Typ Haberstroh ballt sich Haberstroh in Südbaden, Haferstroh ist verstreut. Die dichtesten Vorkommen von Rockstroh betreffen die PLZ 082 Auerbach (Vogtland) mit 1,10‰/49 Tokens, 081 Mülsen mit 0,87‰/17 Tokens, 066 Naumburg/Saale mit 0,71‰/31 Tokens und 083 Schwarzenberg (Erzgebirge) mit 0,63‰/26 Tokens. Bei Typ Strohmenger bildet Strohmenger ein Nest im PLZ 977 Hammelburg (1,46‰/69 Tokens) und tritt sonst in Unterfranken und Südhessen auf, Stromenger am Niederrhein, Strommenger im Raum Mönchengladbach. Bei Typ Strohmann konzentriert sich Stromann im Raum Lohne (Oldenburg) und, zusammen mit Stroman, in Ostfriesland, Strohmann ist verstreut, am häufigsten in Westfalen. Weitere Namen: Straile 54 (Raum Calw), Strayle 35 (Raum Tübingen - Oberboihingen) und Streile 11 (in Westdtld. verstreut) sind diphthongierte Varianten von Strö(h)le (brechenmacher 1957-63 II, 686), wohl auch Streil 144 (v.a. im Md. und Obd. verstreut mit Häufungen im Dreieck Blaubeuren - Lauingen/ Donau - Augsburg), nicht aber Streyl 27 (Westfalen) und nur bedingt Streul 32 (verstreut). Ob bei Straumann 15 Diphthongierung ō > au vorliegt, ist wegen der Streuung des FamN unsicher. Östl. an Ströhle schließt im Dreieck Günzburg - Nördlingen - Augsburg Strehle 894 an (weitere Vorkommen in Ostsachsen, hier HerkunftsN zu Strehla bei Bautzen oder evtl. auch ÜberN zu nsorb. stśěła, tschech. střela 'Pfeil'). Die schwäb. Vorkommen von Strehle können aus Ströhle entrundet sein (s. brechenmacher 1957-63 II, 689 unter Strehlin), aber auch Varianten von Str(ä/ae)hle 337+12, das westl. von Strehle im Viereck Bad Urach Stuttgart - Aalen - Ulm konzentriert ist und BerufsN für den Kammmacher (zu
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mhd. str#l 'Kamm') oder ÜberN zu schwäb. Strähle 'zu Streichen aufgelegter Mensch' sein kann (ebd. 685, unter Strähl). Mit dem Grundwort -stro(h) begegnen ≥ 10 Tokens noch folgende Komposita: Faulstroh 38 (Raum Friedberg), zu mhd. vūl 'faul, verfault', wie Faulhaber (s. konsonantismus, S. 125) ÜberN eines nachlässigen Bauern; ungeklärt sind Griepenstroh 54 (Nest im Raum Rahden; vgl. Griepenstroth 2 ebd.), Krumstroh 30 (Raum Lüneburg - Hamburg), Lohstroh 60 (Raum Minden), Mül(l)stroh 31+10, Mühlstroh 13 (Raum Jülich - Heinsberg). Der FamN Strohmeier meint den Gutsverwalter, der für die Strohwirtschaft bzw. für die Abgaben der Garben und des Strohs zuständig ist. Strohmeier 1069 findet sich in Südbaden, Südostbayern, Ostwestfalen und Ostfalen, Stro(h)maier 2+743 v.a. in Württemberg, Strohmayer 206 im Chiemgau, Strohma(y/i)r 36+8, -me(y/i)r 6+10 in Bayerisch-Schwaben, Strohmeyer 630 v.a. in Ostfalen, Strome(y/i)er 94+24, -mayer 1 in ganz Dtld. verstreut, Stromeier 24 in der Nordhälfte von Dtld. Daraus kontrahiert ist Stro(h)mer 91+131 (Nest im Raum Bamberg, sonst in Baden-Württemberg und Bayern verstreut; scheFFler-erharD 1959, 307f.). Stro(h)schein 46+401, Stro(h)schen 4+41, Strohsch(ö/oe)n 14+2, Strohschehn 7, Stro(h)schän 2+8 (alle im nd. Raum und bis ins Md. hinein verstreut) sind nach ZoDer 1968 II, 688 und DuDen Famn 2005, 654 Wohnstätten- oder BerufsN zu mhd. schīn 'Schein; die Art, wie sich etwas zeigt', also etwa 'wo Stroh erscheint', z.B. als Kennzeichen einer Strohwirtschaft. Eine klare räumliche Verteilung weisen die BerufsN auf, die den Knecht benennen, der (insbesondere im Winter) das zum Abbrühen bestimmte Kleinfutter aus Stroh, Heu und dergleichen (bair. Gsott) schneidet. In ganz Dtld. verstreut ist Strohschneider 157. Nd. Strohschnieder 83 bildet ein Nest im Raum Papenburg. Stro(h)scher 54+18, Strohscheer 27 sind im nd. und md. Raum verstreut, Strohscherer 27 tritt hauptsächlich im Süden von Dtld. auf. Im Dreieck Kassel - Bielefeld - Hannover findet sich Hexelschneider 30. Strohschnitter 24 gilt in Südhessen und Mannheim, Strohauer 61 im Raum Darmstadt. Stroh(h)äcker 16+116, Stroh(h)äker 20+4, Stroh(h)eker 27+4, Strohhecker 19 konzentrieren sich alle im Raum Nagold - Karlsruhe - Heilbronn - Stuttgart, Strohecker 101 ballt sich im Raum Pforzheim und findet sich sonst verstreut, Strohhacker 20 ist im Raum Kaltental - Kaufbeuren konzentriert. In Südostbayern gilt Heuschneider 156 (vielleicht 'Grasmäher'), in Süddtld. verstreut ist Gsottschneider 10. Zu Futterschneider s. nach der fünfzehnten Nebenkarte. Zwölfte Nebenkarte (K. 13): Dokumentiert werden die Varianz und die Verbreitung von FamN der Typen Frei (Karte) und Freimann (Text), zu mhd., mnd. vrī 'frei, frei geboren, unbe-
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Familiennamen nach Berufen: Landwirtschaft
schränkt, sorgenfrei, ausgelassen', mhd., mnd. vrīman 'freier Mann, nicht leibeigener Knecht; mhd. auch Scharfrichter'. Die FamN beziehen sich überwiegend auf freie, nicht leibeigene Bauern im Unterschied zu Halbfreien und Hörigen, vgl. Freibauer 24 (Baden-Württemberg, Bayern), Fre(i/y)meyer 7+17, Fre(y/i)mayer 11+9, Freimeier 2 (Pfalz, Baden-Württemberg, Bayern), evtl. auch auf Freiheit von Abgaben (ZoDer 1968 I, 520), und sind "gewiß nicht im Sinne von frei = lustig, ausgelassen" zu verstehen (brechenmacher 1957-63 I, 498), doch ist dies nicht ganz auszuschließen. Typ Frey 13700 Typ Freye 533 Typ Frye 1354
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Karte 13: Frey, Freye, Frye
Die Abfrage .*(F|V)r(e|a)?(ij?e?|y)h?g?e?n? (≥ 10 Tokens) ergibt 20 Types/ 15587 Tokens: Typ Frey 5 Types/13700 Tokens: Frey(h) 11195+10, Frei 2395, Fra(y/i) 61+39. Typ Freye 4 Types/533 Tokens: Fre(y/i)e 384+38, Fre(i/y)n 82+29. Typ Frye 11 Types/1354 Tokens: Frye(n) 503+11, (Große-)Frie 257+13, Friehe 197, Frieg(e) 159+24, (V/F)ry 87+60, Fri(e)n 15+28.
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Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 2-35, entspricht 0,033,86‰. Die Asterisken im Südwesten betreffen die PLZ 722 Nagold und 731 Wäschenbeuren mit 6,47‰/311 Tokens bzw. 6,38‰/71 Tokens für Typ Frey, um die übrigen Kreise besser hervortreten zu lassen. Bei Typ Frey zeigt sich keine deutliche räumliche Trennung zwischen ei und ey. Fra(i/y) (in West- und Süddtld. verstreut) sind etymologisch unsicher. Bei Typ Freye, der die Fälle mit diphthongischem Stammvokal, auslautendem -e sowie -en des schwachen Genitivs umfasst, findet sich Fre(y/i)e in Niedersachsen und im nördl. Nordrhein-Westfalen. Von den Fällen auf -n konzentrieren sich Freyn im nördl. Rheinland-Pfalz und in Nordrhein-Westfalen, Frin in Nordrhein-Westfalen, Fryen in Nordhorn, Frien in der Pfalz und in Hamburg. Bei ihnen konkurrieren patronymische schwache Genitive zu Frey, Frye mit Patronymen aus Kurzformen des RufN Severinus (linnartZ 1958b, 236). Von den übrigen FamN von Typ Frye konzentriert sich Frye entlang einer Linie Cloppenburg - Osnabrück - Gelsenkirchen, Frie v.a. im Raum Münster (Westfalen), Friehe in einem Streifen von Osnabrück bis Braunschweig, Frieg(e) im Ruhrgebiet, Vry im Raum Leer (Ostfriesland), Fry ist verstreut (Konkurrenz mit FremdN aus dem engl. Sprachgebiet). Weitere Namen: Bei Freier 1661, Freyer 1565 sind beide Schreibweisen in ganz Dtld. verstreut, wenig in Rheinland-Pfalz und Bayern, am häufigsten östl. von Elbe und Saale (vor 1945 auch oft östl. von Oder und Neiße, gen-evolu.de, 19.07.15). Nach h ellFritZsch 2007a, 72 ist der ÜberN "eher eine flekt[ierte] Form zu mhd. vrī 'frei, ledig, frei von Sorgen, unbekümmert, froh, ausgelassen' bzw. mhd. vrīer 'Freier, Freiwerber' als mhd. vrīhërre 'Freiherr'". Freyher 50 konzentriert sich im Raum Lübeck. Fre(i/y)mann 558+289 ist in ganz Dtld. verstreut, mit Häufungen im Raum Hameln, im Ruhrgebiet, in den Räumen Nidda, Nürnberg und München. Bei diesem FamN kommt die Bedeutung 'Scharfrichter' "nur ganz vereinzelt" in Frage (DuDen Famn 2005, 256), ebenso wenig die Bedeutung 'Abdecker', "noch viel weniger = Fahrender, Vagabund, sondern 'der freie Mann', insbes. der mit Dienstbarkeiten nicht belastete Bauer" (brechenmacher 1957-63 I, 500). Möglich sind HerkunftsN zum SiedlungsN Freimann (Ortsteil von München; bei Traunstein), Freymann (bei Petershausen). Nd. Entsprechungen sind Friemann 192 (Nordrhein-Westfalen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern), Friman(n) 13+11 (Raum Detmold), Frieh- 16 (Raum Cottbus), Freh- 39 (Raum Essen), Free- 32 (nordwestl. Niedersachsen), Fre- 25 (Raum Ochtrup), Vre(e)mann 1+15 (in der Westhälfte von Dtld. verstreut). Freeman 71 (verstreut) ist engl. FremdN.
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Swoboda 1720, Svoboda 371 (beide stark in Dtld. verstreut mit selteneren Vorkommen in Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern sowie Brandenburg) beruht auf poln., sorb. swoboda, tschech. svoboda 'Freiheit', auch 'Zügellosigkeit'. DuDen Fam n 2005, 658; naumann 2005, 264; wenZel 1999, 243 geben keine Hinweise auf eine spezielle Motivation dieser FamN. Nach brechenmacher 1957-63 II, 708 entspricht er "genau dem deutschen S[ippen]N Frei", der den freien Bauern im Unterschied zum Halbfreien oder Hörigen meint (ders. I, 498; so auch bahlow 2005, 509). Nach simek /mikulášasek 1995, 126 meinte der ÜberN "eigentlich einen Landstreicher". Denkbar sei allerdings auch, "daß diese Bedeutung mit der des Freien, also des Freibauern im Gegensatz zum Hörigen, im Namen schließlich zusammenfiel. Die Erklärung, es habe sich bei den Trägern des Namens einfach um sehr freiheitsliebende Personen gehandelt, ist bei der großen Verbreitung des Familiennamens nicht wahrscheinlich". Dreizehnte Nebenkarte (K. 14): Dokumentiert wird die Verbreitung von FamN mit mhd. kneht, mnd. knecht 'Knabe, Knappe; Lehrling, Diener, Knecht' und mhd. enke 'Vieh-, Ackerknecht'. FamN vom Typ Enke beziehen sich i.d.R. auf Knechte in der Landwirtschaft. Bei Knecht bleibt offen, ob im Einzelfall ein Dienstverhältnis am herrschaftlichen Hof, im städtischen oder kirchlichen Bereich oder in der Landwirtschaft zugrunde lag. Im Einzelfall kann die ursprüngliche Bedeutung 'Knabe, Knappe' konkurrieren. Von den Komposita mit -knecht beziehen sich eindeutig auf die Landwirtschaft: Acker- 41 (Rheinland-Pfalz), Bau- 522 (Württemberg, Nest im Raum Nürtingen; zu mhd. būkneht 'Ackerknecht'), Futter- 110 (Hegau, Bodensee, Stuttgart, Bayerisch-Schwaben), Me(y/i)- 70+2, (Nest im Raum Osnabrück; zu mnd. meien 'mähen' oder evtl. zu 'Mai'), O(x/chs)en- 17+16 (in ganz Dtld. verstreut) und Rinderknecht 145 (Nest im Raum Jettingen), auch wohl einige Fälle von Hoff- 96 (Westfalen), Hof- 63 (Oberfranken), Holz- 181 und Stallknecht 113 (beide verstreut). Auf andere Berufsbereiche beziehen sich z.B. Bar(f/b)- 90+57 'Barbiergehilfe' (Norddtld.), Kenner- 251 (Allgäu; zu obd. kenden 'anzünden, heizen'), Schild- 344 (verstreut; 'Kriegsknecht'), Schmiede- 98 (Thüringen), Schmitt25 (Schweinfurt), Scho- 270 und Schu(h)- 103+278 ('Schuhmachergehilfe', s. bei K. 149), Wagenknecht 1096 (verstreut; vor 1945 häufig östl. von Oder und Neiße, gen-evolu.de, 26.11.15; 'Fuhrknecht'). Die regionale Verbreitung des Simplex Knecht fällt besonders auf, weil die zahlreichen Komposita mit -knecht insgesamt gesehen über ganz Dtld. verbreitet sind. Unter diesen Komposita finden sich viele ÜberN, die sich wohl überwiegend auf die ursprüngliche Bedeutung 'Knabe, Knappe' beziehen, z.B. Fromm- 175 'tapfer, tüchtig' (Allgäu), Gut(h)(s. bei K. 343), Lieb(e)- 26+22 (verstreut), Lieber- 181 (Mitteldtld. mit Nestern
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in den Räumen Kassel - Eschwege und Heidelberg), Sch(ö/oe)nknecht 497+9 (Nordhälfte von Dtld.). Die Abfrage Knecht.*|Enc?ke (≥ 10 Tokens) ergibt 8 Types/3958 Tokens. Nach Abzug des Kompositums Knechtskern 11 (Oberbayern) verbleiben: Typ Knecht 2281: Knecht. Typ Knechtel 407: Knechtel 393, Knechtl 14. Typ Knechtges 99: Knechtges. Typ Knechten 68: Knechten. Typ Enke 1092: En(c)ke 1005+87. Typ Knecht 2281 Typ Knechtel 407 Typ Knechtges 99 Typ Knechten 68 Typ Enke 1092
Karte 14: Knecht, Knechtel, Knechtges, Knechten, Enke
Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 3-45, entspricht 0,012,48‰. Die dichtesten Vorkommen von Typ Knecht betreffen die PLZ 078 Neustadt/Orla mit 1,77‰/10 Tokens, 599 Brilon mit 1,17‰/36 Tokens und 637 Aschaffenburg mit 1,14‰/70 Tokens. Typ Knechtel findet sich über ganz Dtld. verstreut (Knechtel vor 1945 gehäuft im Sudetenland, gen-evolu.de, 26.11.15). Knechtges ballt
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sich in den PLZ 567 Mayen mit 0,82‰/26 Tokens und 535 Neustadt/Wied mit 0,46‰/17 Tokens, Knechten in den PLZ 476 Kevelaer mit 0,44‰/19 Tokens und 475 Kleve mit 0,21‰/12 Tokens. Die dichtesten Vorkommen von Typ Enke betreffen die PLZ 076 Stadtroda mit 0,89‰/17 Tokens, 079 Schleiz mit 0,83‰/28 Tokens und 073 Saalfeld/Saale mit 0,81‰/26 Tokens. Dabei ist Encke über ganz Dtld. verstreut. Weitere Namen: Nicht auf der Karte berücksichtigt ist En(c)k 342+117, das sich v.a. im Raum Bocholt findet und dort WohnstättenN zum FlurN Enk, Eng 'Ackerland in der Nähe eines Dorfs' (DebrabanDere 2003, 437) ist. Kleinere Häufungen von En(c)k am Mittelrhein, am Main und v.a. im Raum Plauen gehen jedoch i.d.R. auf mhd. enke 'Vieh-, Ackerknecht' zurück. FamN zu mhd., mnd. schalk 'Diener, Knecht; Mensch von knechtischer, hinterlistiger Art' sind Schal(c)k 1622+28 (Südwestbayern, Raum Mannheim - Ludwigshafen - Worms, Nordhessen, Nordrhein-Westfalen, sonst verstreut), Schalch 58 (Raum Bad Tölz) und diminuiertes Sch(e/ä)lkle 206+4 (Oberschwaben zwischen Saulgau und Ehingen/Donau, Raum Landsberg/Lech). Es konkurriert evtl. schon die frühnhd. Bedeutung 'hinterlistiger Mensch'. Außerdem sind Patronyme zu Kurzformen von RufN wie [Gott]schalk möglich (brechenmacher 1957-63 II, 482). Zu Gottschalk mit Varianten s. konsonantismus, K. 295f., dort auch zu Engelschalk und Marschalk. Machenschalk 18 (in West- und Süddtld. verstreut) beruht auf RufN mit dem Erstglied ahd., altsächs. magan, megin 'Kraft'. Die Fälle Rott- 21, Roth- 8 (alle Nordostdtld.), Nit(t)schalk 1+14 (verstreut) sind noch zu klären. Nieschalk 88 (verstreut) ist nicht zugehörig, sondern beruht auf dem poln. Patronym Nieszałka. Nicht zugehörig ist Schalke 88 (im Ruhrgebiet konzentriert), HerkunftsN zum gleich lautenden SiedlungsN Schalke (Stadtteil von Gelsenkirchen). Vierzehnte Nebenkarte (K. 15): Die Karte gilt FamN, die auf folgenden drei Wörtern in der Bedeutung 'Erdscholle' beruhen: erstens mhd. scholle; zweitens als "alte Nebenform zu scholle" (Dwb XV, 1767) mhd. schrolle 'Scholle, Erdklumpen'; drittens mnd. plagge 'platter, dünner Rasen; Moor- oder Heidescholle, hauptsächlich zum Brennen oder Düngen gebraucht'. FamN mit diesen Wörtern können unterschiedlich motiviert sein. ÜberN für Bauern werden "deutlich durch Ackerscholl u. Schollentreter" (bahlow 2005, 465; in der Datenbank des DFA nicht nachzuweisen). Das Wort Schroll(e) wurde auch metaphorisch für plumpe Menschen verwendet (Dwb, ebd.), was auch bei Scholl(e) anzunehmen ist. Bei den FamN sind zudem
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auch WohnstättenN möglich, vgl. Haintz ûf dem Schollen 1350 in Stuttgart (brechenmacher 1957-63 II, 551), was v.a. bei Typ Plagge in Frage kommt (vgl. den FlurN oppen Plaggen, bahlow 2005, 386) und bei den Komposita mit -meier. Bei Typ Scholl sind im Einzelfall Konkurrenzen mit ÜberN zu mhd. schol 'Schuldner' denkbar. Die Abfrage (Schr?olle?n?s?|Plagge?n?s?)(m(e|a)(i|y)e?rs?)? ergibt 18 Types/ 8167 Tokens: Typ Plagge 2 Types/509 Tokens: Plagg(e) 5+504. Typ Plaggemeier 3 Types/51 Tokens: Plagge(n)meier 29+7, Plaggemeyer 15. Typ Scholl 4 Types/5815 Tokens: Scholl(e) 4933+754, Schollen 32, Scholles 96. Typ Schollmeyer 7 Types/764 Tokens: Schollme(y/i)er 390+198, Schollmayer 110, Schollmai(e)r 1+63, Scholl(e)nmeyer 1+1. Typ Schroll 2 Types/1028 Tokens: Schroll(e) 1004+24. Typ Plagge 509 Typ Plaggemeier 51 Typ Scholl 5815 Typ Schollmeyer 764 Typ Schroll 1028
Karte 15: Plagge, Plaggemeier, Scholl, Schollmeyer, Schroll
Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 3-45, entspricht 0,022,21‰.
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Die dichtesten Vorkommen von Typ Plagge betreffen die PLZ 385 Gifhorn mit 0,86‰/35 Tokens, 482 Warendorf mit 0,70‰/46 Tokens und 497 Meppen mit 0,55‰/25 Tokens. Von Typ Plaggemeyer bildet Plaggemeier ein Nest im Raum Petershagen, Plaggenmeier und Plaggemeyer finden sich verstreut. Die dichtesten Vorkommen von Typ Scholl betreffen die PLZ 666 Nonnweiler mit 1,85‰/115 Tokens, 975 Kolitzheim mit 1,68‰/43 Tokens und 875 Immenstadt im Allgäu mit 1,51‰/45 Tokens. Scholle ballt sich im Raum Gronau (Westfalen) Lübbecke - Duderstadt - Plettenberg - Duisburg. Der schwache patronymische Genitiv Schollen konzentriert sich im Raum Aachen. Ob bei Scholles starker patronymischer Genitiv vorliegt, ist wegen der südl. Lage (Raum Mainz) fraglich (vgl. morphologie, K. 6-14). Möglicherweise liegt eine Variante von Scholtes vor, s. K. 36. Von Typ Schollmeyer bildet Schollmeyer ein Nest im Raum Mühlhausen (Thüringen), Schollm(e/a)ier eines im Raum Mannheim und Schollmayer eines im Raum Mainz. Die dichtesten Vorkommen von Typ Schroll betreffen die PLZ 833 Traunreut mit 2,14‰/93 Tokens und 911 Schwabach mit 0,81‰/38 Tokens. Schrolle findet sich in ganz Dtld. verstreut. Fünfzehnte Nebenkarte (K. 16): Die Karte gilt der Abgrenzung der Verbreitungsgebiete der FamN zu erstens mhd. schober 'Haufen, besonders Heu-, Stroh-, Getreidehaufen' und zweitens zu mhd. schoc(k), schoch 'Haufen', schoche 'aufgeschichteter Heuhaufen'. Es handelt sich um ÜberN für den Bauern, wobei offen bleibt, wieweit sie sich im Einzelnen auf das Aufhäufen des Ernteguts beziehen, auf Scheunen (mhd. schober seit dem 14. Jh. auch 'Heuscheuer') oder auf Abgabepflichten etwa von 60 Büscheln Stroh oder 60 Garben (mhd. schock auch 'Anzahl von 60'). Die Abfrage Sch(oe?|ö)ber(le?i?n?|er)?|Sch(oe?|ö)(ch|c?kk?)e?l?l?e?i?n? (≥ 10 Tokens) ergibt 22 Types/9604 Tokens. Als einschlägig werden kartiert (der seltene Diminutiv Schöckle wird in Typ Schock einbezogen): Typ Schober 4588: Schober 4351, Sch(ö/oe)ber 222+15. Typ Schöberl 683: Schöberl(e) 564+54, Schöberlein 65. Typ Schoberer 53: Schoberer. Typ Schoch 1912: Schoch. Typ Schöchlin 114: Schöchlin 91, Schöchle 23. Typ Schock 1301: Schock 1290, Schöckle 11. Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 2-35, entspricht 0,013,37‰. Die dichtesten Vorkommen von Typ Schober betreffen die PLZ 945 Wallersdorf mit 1,80‰/61 Tokens, 906 Rückersdorf mit 1,34‰/12 Tokens, 726 Nürtingen mit 1,26‰/51 Tokens und 837 Rottach-Egern mit 1,26‰/27 Tokens. Umge-
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lautetes Sch(ö/oe)ber ist in ganz Dtld. verstreut. Von Typ Schöberl bestimmt Schöberlein fast ausschließlich die Vorkommen in den Räumen Hof und Plauen, Schöberl findet sich im östl. Bayern, Schöberle verstreut. Zu Schoberer (Nest im Raum Ingolstadt) vgl. morphologie, K. 110f. (Segerer, Ederer u.a.). Die dichtesten Vorkommen von Typ Schoch betreffen die PLZ 782 Singen (Hohentwiel) mit 2,10‰/82 Tokens, 765 Baden-Baden mit 1,40‰/68 Tokens und 777 Oberkirch mit 1,20‰/68 Tokens. Von Typ Schöchlin ballt sich Schöchlin im Raum Emmendingen - Weil/Rhein, Schöchle ist im Südwesten verstreut (vgl. morphologie, S. 426). Die dichtesten Vorkommen von Typ Schock betreffen die PLZ 744 Gaildorf mit 2,04‰/26 Tokens und 715 Backnang mit 1,05‰/41 Tokens. Dabei ist Schöckle zwischen Nufringen und Gaildorf konzentriert. Typ Schober 4588 Typ Schöberl 683 Typ Schoberer 53 Typ Schoch 1912 Typ Schöchlin 114 Typ Schock 1301
Karte 16: Schober, Schöberl, Schoberer, Schoch, Schöchlin, Schock
Weitere Namen: Zu Schobert(h) s. K. 146. Komposita: Braun- 7, Heu- 6, Korn3, Ritten- 1, Schachtschober 5 (alle Baden-Württemberg). Mhd., mnd. ackerman 'Ackerbauer' steht nach DuDen Famn 2005, 80 "für einen Bauern, der im Gegensatz zu dem Vollbauern nicht seinen eigenen Boden be-
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baute". Ackermann 8905 ist in ganz Dtld. verbreitet, am häufigsten im westmd. Raum (Nest im PLZ 639 Miltenberg). Akkermann 394 ist in Ostfriesland konzentriert, Akermann 81 im Raum Horb/Neckar - Reutlingen. "Zuweilen wechselt Ackerknecht mit Ackermann" (brechenmacher 1957-63 I, 8): Ackerknecht 41 (Raum Mayen), Ackerbauer 11 (verstreut), Ackermeier 41 (nordöstl. Westfalen). Bei Artmann 1011 (östl. Bayern; West- und Ostfalen) beziehen sich die Vorkommen in Bayern auf Bauern, zu mhd. art 'Ackerbau', artland 'Ackerland'; die nd. Fälle können Patronyme zu einem RufN Artmann (ZoDer 1968 I, 173) sein oder Varianten zu Ortmann 'der am Ende wohnt' (s. morphologie, K. 146 (Ortmann u.a.)). Bauer- 632 (Rheinland-Pfalz, Saarland), Baur- 106 (Raum Köln), Bu(h)r- 640+ 178, Bu(u/e)rmann 25+63 (Westfalen, Niedersachsen, Schleswig-Holstein; Buhrauch in der Pfalz) beziehen sich nach ZoDer 1968 I, 203 auf einen (größeren) Bauern. Bü(h)ring 92+807, Bü(h)rig 47+265, Buehrig 1, Bü(h)rich 2+22 (konzentriert im Viereck Hannover - Celle - Wolfsburg - Braunschweig) ist nach ZoDer 1968 I, 323 patronymische Bildung mit -ing zu mnd. būr 'Bauer' und "verhältnismäßig jung". F(ü/ue)tterer 1023+12, Füterer 1 (Raum Mannheim - Freiburg i.Br. mit Nest im Raum Karlsruhe; Eichsfeld; Raum Windischeschenbach), entrundet Fit(t)erer 49+216 (Nest im Raum Karlsruhe) sowie Fut(t)erer 2+229 (Baden-Württemberg mit Nest nördl. von Freiburg i.Br., kleinere Häufung in Ostfalen), Futter 118 (Raum Tübingen - Reutlingen), Fuderer 86 (in Süddtld. verstreut) meinen den Knecht, der das Vieh füttert (Futterknecht s. bei der elften Nebenkarte; Futterschneider 16 (Braunschweig, Seesen)), oder den Händler (vgl. Futtermenger 6, Raum Hannover), auch den Fouragier, der im Krieg Futter auftreibt. Auf mhd. grasen 'Gras schneiden, mähen' beruhen Graser 797 (in Süddtld. verstreut), Grasser 719 (Ober- und Mittelfranken mit Nestern in den Räumen Bamberg und Nürnberg, Oberbayern), Graßer 117 (Bayern mit Nest im Raum Nürnberg); Gr(ä/ae)ser 809+153 (verstreut mit Häufungen im Saarland und in Thüringen), Gr(ä/ae)ßer 325+1 (Saarland, Rheinland-Pfalz, Nest im PLZ 76316 Malsch; Thüringen, Sachsen), Gr(ä/ae)sser 104+4 (Nest im PLZ 76316 Malsch, sonst in Südwestdtld. verstreut); Greser 117 (Nester in den Räumen Lohr/Main und Kronach), Gresser 335 (in Süddtld. verstreut mit Nest in Oberschwaben). Es kann "sich um einen in der Landwirtschaft tätigen Knecht oder Tagelöhner, aber auch um jemanden, der für die der Stadt gehörigen Wiesen zuständig war, gehandelt haben" (DuDen Famn 2005, 288). "Auch Bauern mit viel Wiesenwirtschaft hießen obd. Graser" (bahlow 2005, 183). nieD 1933, 60 verweist zudem auf die Tätigkeit des Ausgrasens, die in anderen Gegenden mhd. jeten 'jäten' hieß
Bauern, Landarbeiter
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(entsprechende FamN: Jet(t)er 7+706 (Württemberg, Nest im PLZ 72336 Balingen)). Bei den Fällen mit ss, ß sind ÜberN zu mhd. grāaen 'schreien, wüten, sich übermütig gebärden' möglich. Grasmann 141 (Unterfranken, Oberbayern, sonst verstreut) wird sich auf den Grasmäher beziehen, bei Gra(ß/ss)mann 671+222 ist eine Deutung wegen der Streuung dieser FamN in ganz Dtld. unsicher. Karst 711 (Saarland, Rheinland-Pfalz, Raum Pforzheim), zu mhd. karst 'zweizinkige Hacke', ist indir. BerufsN des Bauern. Nur bei (sehr vereinzelten) nd. Vorkommen kommt Patronym zu Christian (nd. Karsten) in Frage. Mhd., mnd. lantman bedeutet einerseits 'Landsmann', andererseits (im Nd. seltener) 'Landmann, Bauer'. Landmann 1265 ist in ganz Dtld. verstreut mit Konzentration im Raum Zeitz, Landsmann 397 findet sich v.a. im nd. Raum östl. von Weser und Leine, sodann in Südbayern (Regensburg). Seng(e) 720+371 beruht nach DuDen Famn 2005, 618 auf mhd. senge 'schnittreif' und ist ÜberN für einen Bauern. Doch konkurrieren WohnstättenN zu FlurN wie Sang, Seng 'abgesengte Stelle' (brechenmacher 1957-63 II, 602; süDhessisches Flurnamenbuch 2002, 798). Seng findet sich in Baden-Württemberg, in der Pfalz und der Südhälfte von Hessen (v.a. Raum Fulda), Senge in der Nordhälfte von Dtld. mit Nestern im Sauerland und auf dem Eichsfeld. Zu Tetzner s. bei K. 246. 5. Historische Sondierung Haupt- und erste Nebenkarte. Niederdt.: Hovener 1288, 1434 ba 1972, 244. Barth: Hoüener 1466-76 mü 49, 62. Riga: Hovener(e) 1296-1466, Houer 1403 Fey 164. Coesfeld: Hovenersche (fem.) 1352 k e 404. Ostfalen: Hufener 1467 = Hofener 1482 = Hovener 1482, Hufner 1526, Huefner 1631, Huberin 1650, Hüfener 1689, Huberins (fem.) 1727, Heuber 1817 Zo I 785, 789. Aachen: Hoeveir 1376 Ja 1. Hüttenb. Ld.: Huber 1837 wo 44. Homb.: Huber 1707 se 91. Kaisersl.: Hüffner 1615, Hueber 1705, Hübener 1754, Huber 1772-1800, Hübner 1800 br 399. Jena: Huffener 1425/28-81, Hufener 1430/32-1556, HFfener 1448-1526, Hüffener 1502-72, HFfner 1550/5185, Hueffner 1554-71, Hübner 1555-86, Huffner 1557-59, Hubner 1558-95, Huebener 158595 a p 128. Vogtld.: Huber 1438, Huebner 1468, Hobener 1530, Hübner 1572 h e 1992, 108f. Südwestsachsen: Hubenerynne (fem.) 1419, Hubner 1479, 1493 h e 2007, 116. Zwickau: Huber, Hwbener, Hufener um 1460 h e 2009, 173. Altenb. Ld.: Huffener 1463-1548, Hüffener 1487, 1545, Hubener 1505, Hüffner 1528, 1557, Hübler, Hüfener 1531, Huffner 1548, Hübner 1552, HFbener 1554, Hubler 1570, Hufener 1574, Hubner 1590, Hueffener 1595 grü 253, 256. Leipzig: Hufener 1466, Huber 1493 so 68. Grimma: Huffener 1476-79, Hufener 1492, 1505, Hübner 1585 na 168. Oschatz: Hofner, Hufner, HFfener 16. Jh., Höpffner = Huffener 16. Jh., Hufener 1561 ne 1970, 49, 120, 124, 129, 180; Hufener 1484, 1494, Huber 1529, Huber 1553/54 = Hubener 1554/55, Hübner 1895 (bei allen laut ne Konkurrenz mit Patronymen zum RufN Hubricht); Hoffener 1554, Höfner bis 1600 ne 1981, 75, 77, 268, 272, 290, 304, 308. Liegnitz: hubener 1309, Hübener 1431 ba 1975, 64. Maulbronn: Hueber
38
Familiennamen nach Berufen: Landwirtschaft
1523, Huber 1536, 1546, Huober 1583, 1603 hu 682. Esslingen: hGbers (Gen.) 1345, hGben (Gen.) 1366, 1367, hGberin (fem.) 1373, Huber 1523 be 219. Lahr: Huber 1662 pa 31. Freib. i.Br.: Huber, HGber 1305 DZ 103. Oberrhein: hGber 1273 = HGber 1276 = hGber 1285 = HGber 1299, Hubere 1287, HGber 1300 soc 475. Ravensb.: Huober 1326-86, Smerhuober 1341, 1350 sa 121f. Zürich: HGbere 1265, Huober 1272, H>ber um 1279, HGber 12801562, Huberin (fem.) 1284, Huber 1289-1899, HGbers (Gen.) 1326, HGberin (fem.) 1454, 1504 scho 92f. Liechtenstein: HGbers (Gen.) 1361, hueber 1363, Huber 1396, HGber 1467, Hûeber 1649, Haúeberin (fem.) 1673, húebers (Gen.) 1698, Hueberin (fem.) 1701-1808, Hueber 1729, Hûber 1811 str III 381. Freib. i.Ü.: Huber 1382, Huober 1444 st 120. Zug: HGbers (Gen.) ca. 1425-1504, HGber ca. 1425-1516, HGberin (fem.) 1484, Hubers 1528, Huober, Huobers (Gen.) ca. 1590-1612 Fä 193f. Graubünden: Huber 1375-1836, Huober 1396-1670, Huoberin (fem.) 1448, 1730, Huobers (Gen.) 1512, Huoberss (Gen.) 1592, Hueber 1693, Huberin (fem.) 1696 hub 676. Ansbach: HFbner 1351, Huber, Hubner 1388-1467, Huebner 1489 schä 127. Nürnb.: Hubener 1309, Hubner 1357-92, Hübner 1363-1416, Hubmer 1370, Huber 1449-50 sche 167. Regensb.: Huber 1353, HGb(r (Pl.), Hubn(r 1359 ko 1990, 76. Sudetenld.: Hubner 1314-1407, Hübener 1381, 1410, Huber 1387 sch 1957, 148f.; Hubener 1430, 1491, Hubner 1440 = Hubener 1440 = Hübner 1442, Huber 1527, Hybner 1531, Hubner 1531 = Hybnar 1546, Hübner 1548-60, Hibner 1556, Hübener 1560 sch 1973, 146. München: Huber 1368, 1383, Hübner 1387 ei 179, 274. Tirol: Hubaere 13. Jh., von der Hueben 1312, Huber 1312, 1380, Hueber 1369-18. Jh. Fi 336. Abersee: Huber 1771 Zi 1977, 231. Waldviertel: Hueber, Huebner 1499 po 89. Weinviertel: Hiebmer, Hibler 15951683, Hybler 1644-96, Hiebner 1658, 1659, Hiblerin (fem.), Hibler 1728 (bei allen laut er Konkurrenz mit WohnstättenN zu mhd. hübel 'Hügel'); Hueber 1595-1825, Huebmer 15951682, Huber 1595-1878, Hurber (sic) 1630-1804, Hurbers 1651, Hueberin (fem.) 1730-56 er II 493, 516f. Wien: Huber 1452-83, Huber (Gen.) 1457, Hueber 1474-1500 (alle laut li evtl. auch HerkunftsN zum mehrfach in Österreich vorkommenden SiedlungsN Hub) li 324.
6. Hinweise Zur Hauptkarte und ersten Nebenkarte vgl. in Nachbarländern: Luxemburg Huber
Frankreich
Schweiz
Österreich
Polen
32
1544
9206
12498
752
H(ü/ue)bner
-
112+2
136+1
391+19
0+178
Hueber
8
504
138
205
-
Zur fünften, sechsten, siebten, zwölften, vierzehnten und fünfzehnten Nebenkarte vgl. in Nachbarländern: Frankreich
Schweiz
Österreich
(A/E)igner
5+3
37+12
4490+663
S(ö/oe)llner
3+0
9+0
236+4
3
6
100
Sellner
39
Bauern, Landarbeiter
Frankreich S(ö/oe)ldner Seldner Sa(i/y)er Se(i/y)er Fre(i/y) Scholl
Schweiz
24+0
Österreich
1+1
13+0
-
-
-
15+187
12+13
8+19
0+227
1+5
96+123
72+1707
7094+4624
348+598
172
308
114
Schroll
52
3
386
Schoch
206
1425
26
Sch(ö/oe)chlin
-
31+7
-
Sch(ö/oe)chli
-
17+5
-
Schober
41
198
2708
Schöberl
-
2
488
Daten nach: Luxemburg: Telef. 2009, lfa.uni.lu; Frankreich: Geburten 19661990, geopatronyme.com; Schweiz: Telef. 2005, verwandt.ch; Polen: Einw., moikrewni.pl (je 16.11.15); Österreich: Telef. 2005, Geogen At, CD-Rom. brechenmacher 1940c (FamN Drescher, Tröscher, Dresch usw.); Dräger /kunZe demn., Abb. 20 (Höner, [Wem]höner), Abb. 21 (Höfener, Hövener, Hüwener), Abb. 22 (Bollhöner, -höf(e)ner, -hofer, -hof); hohensinner 2011a, 45-85, mit Karten S. 58 (Huber, Hueber, Hue(b)mer), S. 59 (Hu(e)bner, Hu(e)bmer, Huemer, Humer), S. 60 (Bauer), S. 64 (Söl(l)ner, Söldner, Sellner), S. 66 (Aigner, Eigner), S. 68 (Niederhuber, -huemer, -lehner, -mayr), S. 69 (Hinterhuber, -lehner, -mayr, Varder-, Vor-, Föder-, Federmayr, Mitterhub(n)er, -lehner, -mayr); ders. 2011b, K. 1 (Mayr), K. 2 (Mayrhofer), K. 3 (Oberhuber, -lehner, -mayr), K. 4 (Mitterhuber, -hubner, -lehner, -mayr), K. 5 (Niederhuber, -huemer, -lehner, -mayr), K. 6 (Vardermayr, Vormayr, Föder-, Federmayr), K. 7 (Hinterhuber, -lehner, -mayr), K. 8 (Stier, Stier-, Stürmayr, Stürmer), K. 9 (Stadlmann, -mayr), K. 11 (Neu-, Nömayr, Nö(h)mer); kunZe 2004a,110f. Zu weiteren, den Bauern betreffenden FamN im DFA s. Einleitung. K. Dräger
40
Familiennamen nach Berufen: Landwirtschaft
Typ Rogge 3133 Typ Rogg 649 Typ Korn 4450
Karte 17: Rogge, Rogg, Korn
Getreide-, Gemüse-, Obstbauern
41
1.2 Getreide-, Gemüse-, Obstbauern 1. Fragestellung Dokumentiert werden FamN, die durch Bezeichnungen von Getreide, Gemüse und Obst motiviert sind. Es handelt sich meistens um BerufsN für Bauern, aber auch für Händler und andere Berufe. Daher wird auch ein Blick auf andere BerufsN (z.B. für Müller), auf ÜberN und WohnstättenN geworfen, die mit den betreffenden Wörtern gebildet sind. Die Hauptkarte gilt der Verbreitung der Simplizia zu mhd. rocke, rogge, mnd. rogge 'Roggen' und zu mhd. korn, mnd. korn(e) 'Getreide, Korn; mhd. auch Roggen'. Dabei werden Rock 733 (überall verstreut, v.a. im Südwesten) und Rocke 116 (im nd. Raum verstreut) nicht mit kartiert (Rocken tritt nicht auf); sie können zwar, jedenfalls im hd. Raum, auf 'Roggen' beruhen, aber es bestehen erhebliche Konkurrenzen mit durch mhd. roc, mnd. rock 'Rock, Oberkleid' motivierten BerufsN oder ÜberN, im Einzelfall auch mit BerufsN zu mhd. rocke, mnd. rocken 'Rocken, Spinnstab'. In mittelalterlichen lat.-dt. Vokabularien wird mlat. silico 'Roggen' (klassisch-lat. 'Weizen') v.a. in nd. Handschriften mit rogge übersetzt (stralsVoc 349; libor 385), in der obd. Redaktion des libor I, 385 durch korn oder rock. Im Vocexquo V, 2496 variieren für silico je nach Handschrift rogge, korn oder korn vel rogge. Das Wort mhd. korn kann also einerseits generell 'Korn, Getreide' meinen (libor I, 384 annona korn; 407 granum korn), andererseits im md. und obd. Raum auch speziell 'Roggen'. Letzteres zeigt sich auch in den rezenten Dialekten, in denen für 'Roggen' einerseits im nd., andererseits im südalem., schwäb. und südbair. Raum Rogg(e) gilt, dagegen im md., oberrheinalem. sowie mittel- und nordbair. Raum aber Korn (könig 2005, 203; Dwa IV, 22). Diese Lage spiegelt sich auch in den FamN. Rogg(e) tritt im Norden und im Südwesten auf (Rock(e), s.o., fällt demgegenüber rein quantitativ kaum ins Gewicht); Korn ballt sich im Raum zwischen den beiden Rogg(e)-Gebieten (anders als die Komposita mit Korn- und -korn, s.u.). In diesem Raum wird der FamN Korn hauptsächlich durch 'Roggen' motiviert sein und speziell den Roggenbauern oder -händler meinen, in den übrigen Gebieten allgemein den Getreidebauern oder -händler. Im Anschluss an die Hauptkarte werden weitere FamN mit Korn erörtert, insbesondere Komposita. Die erste Nebenkarte dokumentiert die häufigsten Komposita mit mhd. rocke, rogge, mnd. rogge 'Roggen'. Die zweite Nebenkarte gilt FamN mit Weizen, die dritte denjenigen mit Gerste. Lat. spelta wird im Vocexquo V, 2558 erläutert mit korn, daz die perde essent. Rhein- und mittelfränk. Handschriften setzen als Erläuterung spelz hinzu, obd. Handschriften vesen oder dinkel. Der im Nd. entstandene libor I, 385 und der Vocct II, 1391 kommentieren spelta mit spelz, obd. Handschriften ersetzen dies durch vesen oder dinkel. In den alem. Vocr er
42
Familiennamen nach Berufen: Landwirtschaft
226 und Vocopt ii, 195 steht für spelta nur vesen, dinkel bzw. vesen oder dinkel. Eine räumliche Differenzierung von vesen und dinkel zeichnet sich dabei nicht ab. Ein entsprechendes Bild zeigt sich bei den FamN mit Spelt, mit Fesen und mit Dinkel (vierte bis sechste Nebenkarte). Anschließend folgen Bemerkungen zu FamN mit Hirse und Sürch. Zu FamN mit Hafer s. konsonantismus, k. 56 (Haber, Haver, Hawer, Hafer). Es folgen FamN, die durch Anbau, Handel oder Verzehr verschiedener Gemüsesorten motiviert sind: Die siebte Nebenkarte gilt Namen mit Bohne, die achte mit Kohl, die neunte mit Kappes, die zehnte mit Kraut, die elfte mit Rübe, die zwölfte mit Rettich. Im Anschluss folgen Hinweise zu FamN mit Erbse, Fenchel, Kren, Lauch, Meerrettich, Möhre, Mus (Gemüse), Pastinak, Rahne, Wurz, Zwiebel. Den Obstbauern gelten die dreizehnte und vierzehnte Nebenkarte mit FamN zu Obst und Kirsche. Zu Pflaume s. konsonantismus, S. 81. 2. Quantitative Datenbasis Die Abfrage: Rogge?n?|Koo?h?rn ergibt 6 Types/8232 Tokens: Typ Rogge 6133: Rogge(n) 6063+70. Typ Rogg 649: Rogg. Typ Korn 4450: Korn 4408, Ko(h/o)rn 36+6. 3. Qualitative Datenbasis Bei Typ Rogge sind im Einzelfall Patronyme zu Kurzformen Roggo, Rocko von RufN mit Erstglied Hrod- oder Hrok- denkbar oder HerkunftsN zu SiedlungsN wie Rogge bei Hamm in Westfalen (ZoDer 1968 II, 424) oder Roge bei Neustadt in Holstein. Bei Korn sind HerkunftsN zu SiedlungsN wie Korna bei Arnoldsgrün denkbar. 4. Details und Ergänzungen Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 2-40, entspricht 0,02‰-2,67‰; Flächen pro zweistellige PLZ, Anzeigeschwelle 0,10‰. Vorkommen pro zweistellige PLZ: Dokumentationstabelle. PLZ
Rogge
Rogg
Korn
‰ ges.
01
38
0
58
0,25
08
0
0
34
0,17
02
5
0
19
0,16
09
12
0
29
0,16
PLZ
Rogge
Rogg
Korn
‰ ges.
03
5
0
27
0,32
10
54
0
61
0,41
04
18
0
55
0,20
12
59
1
47
0,34
06
30
0
103
0,32
13
60
2
47
0,45
07
11
0
129
0,72
14
67
2
36
0,39
43
Getreide-, Gemüse-, Obstbauern
PLZ
Rogge
Rogg
Korn
‰ ges.
PLZ
Rogge
Rogg
Korn
‰ ges.
15
19
0
54
0,42
52
29
0
9
0,12
16
75
0
40
0,68
53
35
6
48
0,20
17
91
0
14
0,54
54
3
0
25
0,16
18
32
1
17
0,30
55
15
1
94
0,38
19
31
0
29
0,50
56
17
0
81
0,31
20
14
0
14
0,32
57
17
0
62
0,34
21
105
2
54
0,43
58
22
0
47
0,19
22
80
2
61
0,30
59
103
1
27
0,31
23
57
1
37
0,39
60
10
1
25
0,19
24
125
2
52
0,46
61
18
0
21
0,24
25
27
1
41
0,27
63
13
3
202
0,50
26
107
1
22
0,29
64
3
0
45
0,17
27
91
1
29
0,38
65
26
0
136
0,43
28
60
0
32
0,37
66
7
2
75
0,16
29
57
0
26
0,41
67
20
0
169
0,51
30
82
0
39
0,38
68
5
4
66
0,36
31
72
0
38
0,29
69
9
0
26
0,19
32
35
0
15
0,14
70
9
6
33
0,17
33
28
2
41
0,19
71
13
4
33
0,15
34
28
1
28
0,18
72
29
17
44
0,25
35
16
1
41
0,17
73
9
2
44
0,15
36
8
0
24
0,16
74
18
2
51
0,20
37
99
1
13
0,37
75
8
0
39
0,28
38
78
0
47
0,29
76
27
17
52
0,24
39
84
0
23
0,46
77
10
4
19
0,19
40
27
0
51
0,23
78
18
30
25
0,27
41
41
0
29
0,22
79
22
109
24
0,44
42
39
1
44
0,25
80
11
5
31
0,18
44
79
1
39
0,27
81
19
10
28
0,21
45
54
0
70
0,23
82
14
10
24
0,18
46
27
3
34
0,21
83
5
1
26
0,12
47
81
0
29
0,24
84
16
0
9
0,12
48
59
0
32
0,21
85
15
8
38
0,17
49
73
0
15
0,20
86
8
65
68
0,36
50
44
3
51
0,27
87
4
134
27
0,91
51
43
0
34
0,25
88
9
94
28
0,45
44
Familiennamen nach Berufen: Landwirtschaft
Rogge
Rogg
89
4
65
39
0,44
95
2
0
89
0,46
90
9
1
70
0,27
96
3
1
107
0,53
PLZ
Korn
‰ ges.
PLZ
Rogge
Rogg
Korn
‰ ges.
91
6
0
142
0,41
97
7
6
100
0,30
92
4
5
15
0,14
98
1
0
74
0,70
93
5
4
5
0,08
99
24
0
64
0,30
94
1
1
16
0,07
Details: Die größten Kreise bei Typ Rogge betreffen die PLZ 373 Heilbad Heiligenstadt mit 1,64‰/54 Tokens und 168 Neuruppin mit 1,51‰/39 Tokens, bei Typ Rogg die PLZ 877 Memmingen mit 2,01‰/96 Tokens, 892 Neu-Ulm mit 0,91‰/50 Tokens, 798 Titisee-Neustadt mit 1,55‰/41 Tokens und 868 Landsberg/Lech mit 0,74‰/34 Tokens sowie bei Typ Korn die PLZ 987 Neuhaus am Rennweg mit 2,67‰/50 Tokens, 653 Bad Schwalbach mit 2,14‰/86 Tokens und 556 Kirn mit 2,05‰/21 Tokens. Roggen mit patronymischem Genitiv findet sich im Raum Straelen - Wipperfürth - Köln - Heinsberg, Kohrn v.a. in SchleswigHolstein, Koorn in Westdtld. verstreut. Zur Schreibung gg generell s. konsonantismus, K. 262 (inlautend gg), K. 266 (auslautend gg). Weitere Namen: Zu Rock(e)(n) s. 1. Von den Diminutiva finden sich K(ö/oe)rnicke 31+6, Körne(c)ke 6+1, K(o/ö)rnke 31+8 alle im nd. Raum, Körnchen 19 verstreut, Körntgen 16 und K(ö/oe)rngen 3+1 in Nordrhein-Westfalen, Körndl(e) 18+3 und Körnlein 16 alle in Bayern, Körnle 18 in Mittelbaden. In allen Fällen können gerundete Diminutiva aus Kern (s.u.) konkurrieren. BerufsN-Komposita mit Korn- 'Getreide' als Bestimmungswort beziehen sich auf Bauern, Händler, Aufseher des Kornhauses oder -marktes und Müller. Im Hauptverbreitungsgebiet des Typs Korn der Hauptkarte kann auch speziell 'Roggen' gemeint sein. Einschlägig sind (≥ 10 Tokens; alphabetisch nach dem Grundwort): Kornbauer 11 (Landshut); Kornfeind 17 (Südwestdtld.), Bauern-ÜberN; Kornführer 27 (s. bei K. 188); Kornher(r) 29+111 (nördl. Baden-Württemberg, Bayern); Kornhuber 26 (verstreut; vor 1945 v.a. in Ostpreußen, gen-evolu.de, 20.08.15); Kornmann 437 (Pfalz, Mittelhessen, Thüringen; Raum Nördlingen Donauwörth) und Kornemann 152 (Mittelhessen, sonst in der Nordhälfte von Dtld. verstreut) beziehen sich auf den Händler oder den Verwalter des Kornhauses; Varianten dazu (vgl. brechenmacher 1957-63 II, 95; DebrabanDere 2003, 268 unter Cooreman) sind Kormann 533 (Bayern, Thüringen, Westsachsen, Raum Bocholt - Velen), Korrmann 53 (Nordbaden, ansonsten in Norddtld. verstreut), Kohrmann 74 (Unterfranken), Koormann 61 (Emsland; bei den ems-
Getreide-, Gemüse-, Obstbauern
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ländischen und westfäl. Vorkommen ist Konkurrenz mit HerkunftsN zum SiedlungsN Kohr (Mönchengladbach) oder mit AmtsN zu mnd. kōre 'Geldstrafe' denkbar); Kornma(y/i)er 126+61, -me(i/y)er 102+3 (alle Südbaden); Kornmehl 12 (verstreut); Kornmüller 94 (Raum Karlsruhe); Kornprobst, -brust s. bei K. 246; Kornrumpf 140 (Raum Kassel - Göttingen, sonst in Nordwestdtld. verstreut), nach brechenmacher 1957-63 II, 96 und bahlow 2005, 293 zu mhd. rumph 'hölzernes Gefäß' für den Kornmesser, nach ZoDer 1968 I, 955 zu mnd. rump 'Korntrichter, Mahltrichter in der Mühle', wohl für den Müller, nach gottschalD 2006, 300 das Bestimmungswort daher eher zu mhd. kürne 'Mühle' (Unmittelbar südl. an Kornrumpf schließt der auf den Korntrichter bezogene (linnartZ 1958a, 212) Müller-ÜberN Schüttrumpf an, s. morphologie , K. 322); Kornt(h)euer 56+1 (Oberbayern), zu mhd. tiuren 'preisen; abschätzen' bezieht sich nach DuDen Famn 2005, 394 auf den Kornschätzer oder Getreidezwischenhändler, nach brechenmacher 1957-63 II, 97 auf den Getreidewucherer. WohnstättenN-Komposita mit Korn- 'Getreide' als Bestimmungswort (≥ 10 Tokens) sind Kornfeld 305 (Westfalen, v.a. Raum Bielefeld); -acker 124 (Raum Hannover - Hildesheim, verstreut in Westdtld.); -egger 35 (Bayerisch-Schwaben); -bichler 38 (herkunFts- und wohnstättennamen, S. 513), -eder 15 (vgl. ebd., K. 405; beide Oberbayern). Komposita mit -korn als Grundwort (≥ 100 Tokens, alphabetisch nach dem Bestimmungswort, meist ÜberN des Getreidebauern oder -händlers, bei Bries-, Eich-, Etz- ist die Etymologie ungeklärt): Bri(e)skorn 13+212 (Nordrhein-Westfalen, sonst in ganz Dtld. verstreut); Eichkorn 154 (Raum Waldshut-Tiengen); Etzkorn 231 (Nordbaden, Raum Koblenz); Feis(t)korn 2+115 (Thüringen), nach gottschalD 2006, 182; ZoDer 1968 I, 470 zu mhd. vese (s. fünfte Nebenkarte), vgl. F(ä/ae)skorn 11+9, Fä(ß/ss)korn 3+1, Feskorn 8 (verstreut; nach brechenmacher 1957-63 I, 444 Bauern-ÜberN zu 'feist' + 'Korn'); Fernkorn 129, Fern(e/i)korn 10+2 (Mühlhausen, Nordrhein-Westfalen, sonst verstreut), zu mhd. verne, virne 'vorjährig, alt', vgl. Altrogge, erste Nebenkarte; Fi(e)belkorn 17+347 (im nd. Raum verstreut), Fiebe(r)korn 5+5 (nd. Raum östl. von Weser und Leine), vielleicht auch Filkorn 57 (Baden-Württemberg) sind ÜberN nach schlechtem, vom Kornkäfer (mhd. wibel, mnd. wevel) befallenem Getreide; Frischkorn 304 (Raum Hanau - Schlüchtern); Gerstenkorn s. nach der dritten Nebenkarte; Haber1214 (v.a. in Süddtld. verstreut), Hafer- 529 (Raum Leipzig, verstreut in der Nordhälfte von Dtld.), Haverkorn 21 (Westfalen); Hartkorn 119 (Nordbaden, Pfalz, Saarland), südöstl. daran anschließend H(e/ä)rtkorn 338+20, Hörtkorn 26 (alle Württemberg), zu 'hart' + 'Korn', genauere Motivation des FamN unsicher; Hirsekorn, s. bei der sechsten Nebenkarte; Klöf(e)- 61+2, Kloefkorn 2 (Raum Emden - Bremen - Hamburg, Schleswig-Holstein), Kl(ö/oe)vekorn 43+34 (kon-
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Familiennamen nach Berufen: Landwirtschaft
zentriert im Raum Vechta, sonst verstreut), nach bahlow 2005, 285 SatzN zu mnd. kloven 'spalten' '(ich) spalte Korn'; K(u/o)ckelkorn 226+14 (Raum Aachen), nach linnartZ 1958a, 122; DebrabanDere 2003, 694 BerufsN für den Händler mit Kokkelskörnern, der Frucht einer arabischen Pflanze, die zum Fisch- und Vogelfang, zum Bierbrauen und zur Vertilgung von Ungeziefer benutzt wurde; Mal(z/s)korn 170+8 (Raum Düsseldorf - Köln), ÜberN des Müllers, der Getreide, besonders Gerste, zu Malz schrotet, oder SatzN '(ich) mahle das Korn'; Nehrkorn 306 (Dreieck Braunschweig - Werningerode - Magdeburg) gehört nach bahlow 2005, 354; ZoDer 1968 II, 210 zu 'nähren', als Bauern-ÜberN wie Feistkorn oder für wohlbeleibte Menschen, doch ist auch Kontraktion aus Nederkorn 31 (Niederrhein) denkbar, hd. Ni(e)derkorn 3+39 (Saarland, Raum Köln), deren genauere Bedeutung noch zu klären ist; zu Pfeffer-, Peperkorn s. konsonantismus, K. 32; Setz(e)- 120+30, Settekorn 40 (alle verstreut, v.a. in Norddtld.), nach ZoDer 1968 II, 603 wie Sett(e)gast 75+27 (verstreut mit Häufung in Nordostdtld.; zu mnd. gast 'Gerste') BerufsN des Festsetzers der Getreidepreise, zu mnd. setten 'festsetzen, bestimmen'; Sommerkorn 142 (verstreut mit Häufung in Südhessen); Winterkorn 82 (Südhessen); T(h)euerkorn 1+124 (Raum Halle/Saale - Leipzig, sonst verstreut), dazu vielleicht auch The(e)rkorn 26+13 (nördl. Niedersachsen), zu mhd. tiure, mnd. dur(e) 'teuer', ÜberN für einen Händler, vgl. Theuerkauf, konsonantismus, K. 73; Treffkorn 107 (Raum Dessau - Halle/Saale), nach ZoDer 1968 II, 746 ÜberN nach dem Schrotkorn, das das Ziel trifft, nach bahlow 2005, 522 wohl SatzN '(ich) treffe das Korn' für den Drescher. K(ö/oe)rner 9503+278, K(ö/oe)rnert 27+1 (ganz Dtld., gehäuft in den Räumen Meschede - Brilon, Südwestsachsen und Würzburg - Nürnberg), Korner 105 (westl. Bayern, sonst verstreut) ist BerufsN zu mhd. körner, korner, mnd. korner 'Getreidehändler, Verwalter des Kornkastens, Kornaufkäufer' (ebner 2015, 402f.). Konkurrenz besteht mit gerundeten Formen von Kerner 'Fuhrmann', s. K. 189. Umgekehrt kann Kerner manchmal aus Körner entrundet sein. Kern(n) 14377+13, zu mhd., mnd. kern 'Kern, Getreide (besonders Dinkel); übertragen: Innerstes, wesentlicher Gehalt u.ä.' (konzentriert in Südhessen und Baden-Württemberg, häufig in Sachsen und Bayern, sonst verstreut) nimmt Rang 117 der häufigsten FamN in Dtld. ein. bahlow 2005, 277 nimmt hauptsächlich BerufsN für Bauern an, brechenmacher 1957-63 II, 31 und DuDen Famn 2005, 371 auch ÜberN für tüchtige Menschen. Im Einzelfall sind HerkunftsN zum SiedlungsN Kern (bei Siegburg; Schlesien) denkbar sowie BerufsN zum mhd. kern, mnd. kerne 'Butterfass'. Eindeutig auf Getreide/Bauern bezogen ist Haberkern 184 (Räume Heilbronn und Nürnberg). Als Diminutiva finden sich Kernchen 305, Kernicke 22, Kern(t)ke 117+36 (alle verstreut in der Nordhälfte von Dtld.), Kerndl 82 (Südbayern), Kernl 16 (Raum Kelheim - Schwandorf).
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Getreide-, Gemüse-, Obstbauern
Erste Nebenkarte (K. 18): Dokumentiert werden die häufigsten Komposita mit mhd. rocke, rogge, mnd. rogge 'Roggen'. Als Grundwort tritt dies v.a. bei ÜberN vom Typ 'alter Roggen' auf. Sie meinen wohl einen nachlässigen Bauern. Vergleichbar sind ÜberN wie Ol(d/t)hafer 41+4, Oldehaver 33, Oldha(b/v)er 24+18, Ohl(t)haver 23+6, Ohlha(b/f)er 12+2 (alle konzentriert im Dreieck Bremerhaven - Hamburg - Heide (Holstein)) oder Faulhaber 1382 (in ganz Dtld. verstreut mit Häufungen v.a. in den Räumen Tauberbischofsheim, Würzburg). Die Karte dokumentiert außerdem die Verbreitung der beiden nach Rockstroh (s. K. 12) häufigsten Komposita mit Rock-, Rogg- 'Roggen' als Bestimmungswort: den ÜberN Roggenbauch für einen beleibten Roggenbauern oder -händler (nach ZoDer 1968 II, 424 wohl jemand "der sich am (plebejischen) Roggen(brot) einen Bauch angemästet hatte") sowie BerufsN auf -mann für den Roggenhändler. HerkunftsN zu SiedlungsN wie Rockenau (ZoDer 1968 II, 419) sind unwahrscheinlich, da die HerkunftsNBildung mit -mann in diesem Raum nicht üblich ist (vgl. morphologie, K. 139152).
Typ Ohlrogge 503 Typ Altrogge 369 Typ Roggenbuck 496 Typ Rockenbauch 55 Typ Roggemann 116 Typ Rockmann 301
Karte 18: Ohl-, Altrogge, Roggenbuck, -bauch, Rogge-, Rockmann
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Familiennamen nach Berufen: Landwirtschaft
Die Abfrage (Aa?|Oo?)h?ll?(dt?|th?)?e?rogge?n?s?|Ro(gg|c?kk?)e?n?(man n?s?|b(a?u|o)).* (≥ 5 Tokens) ergibt 14 Types/1840 Tokens: Typ Ohlrogge 530: O(hl/ll)rogge 280+73, Ol(t)rogge 29+121. Typ Altrogge 369: Altrogge(n) 272+11, Allroggen 86. Typ Roggenbuck 496: Roggenbuck 464, -bau 17, -bock 15. Typ Rockenbauch 55: Rockenbauch. Typ Roggemann 116: Rogg(e)mann 55+61. Typ Rockmann 301: Rockmann. Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 3-40, entspricht 0,010,78‰. Bei Typ Ohlrogge beruhen die Vorkommen in Niedersachsen südl. einer Linie Nienburg - Helmstedt auf Oltrogge, im nördl. Niedersachsen auf Ohlrogge, im Raum Lübeck - Wismar - Schwerin und im Raum Hamburg auf Ollrogge, in Schleswig-Holstein mischen sich Ohl-, Ol- und Ollrogge. Bei Typ Altrogge ist Altrogge in Westfalen konzentriert, Allroggen ballt sich in den Räumen Paderborn und Grevenbroich, und Altroggen ist im Md. und Obd. verstreut. Altrock 280 (in Westdtld. verstreut) ist auf der Karte nicht berücksichtigt; es könnte teilweise Variante von Typ Altrogge sein, doch konkurrieren ÜberN zu 'Rock', s. bei K. 178. Zu Alt-/Olt- vgl. Vokalismus, K. 29-31. Von Typ Roggenbuck findet sich Roggenbuck in ganz Dtld. verstreut (vor 1945 v.a. in Pommern, gen-evolu.de, 27.11.15), Roggenbock im Raum Itzehoe, Roggenbau (eine "Tarnung dieses Namens", brechenmacher 1957-63 II, 423) v.a. in Hamburg und Kiel. Rockenbauch ballt sich im Großraum Stuttgart und am Schluchsee. Bei Typ Roggemann streut Roggemann im ganzen nd. Raum, Roggmann ist v.a. zwischen Hamburg und Schwerin beheimatet. Rockmann ballt sich zwischen Magdeburg, Nordhausen und Eisleben. Weitere Namen mit -rogg(e)(n) (≥ 10 Tokens) einschließlich evtl. Varianten mit -rock(e)(n): Schönrogg(e) 1+25 (Nordostdtld.) ist indir. BerufsN zu mnd. schōnerogge 'dreieckiges Brot aus feinem Roggenmehl' für einen Bäcker; Schönro(c)k 15+735, Schoenro(c)k 1+57 (gleichmäßig im nd. Raum verbreitet) kann Variante dazu sein, aber auch ÜberN für den Träger schöner Kleidung. Ungeklärt sind Hof(f)rogge 7+156 (nordwestl. Westfalen, nordwestl. Niedersachsen), Hofrock 12 (verstreut), ferner Klop(p)rogge 1+32 (Brandenburg, sonst verstreut), Brackrogge 19, -rock 90 (beide Nordostdtld.). Der Hinweis bei bahlow 2005, 72 "Brackrogge wie Tapperogge, Olrogge" führt nicht weiter, denn Tapperogge findet sich nicht in diesem Lexikon; bei bahlow 1972, 492 wird der FamN angeführt, aber ohne Erklärung. Tap(p)rogge 49+17 begegnet in Westfalen, mit Nest im Raum Bochum.
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Weitere Komposita mit Bestimmungswort Rogg(e)(n)-, Rock(e)(n)- (≥ 10 Tokens) sind BerufsN für Bäcker (zu Roggenbrodt s. K. 48) sowie für Bauern: Rockenma(i/y)er 21+11, Rocke(n)meyer 1+13 (alle Räume Würzburg und Kaiserslautern), Rockm(e/a)ier 9+5 (Raum München). Rog(g/k)ensack 99+11 (Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, sonst verstreut) ist ÜberN eines Bauern oder Händlers, wie die im gleichen Raum konzentrierten FamN Bohn(en)sack (s. K. 161) und Hop(p/f)ensack 71+6 (Westfalen, Niedersachsen, sonst verstreut). Herkunfts- oder WohnstättenN (≥ 10 Tokens) sind: Roggenbach 105 (im nd. Raum verstreut, v.a. Nordrhein-Westfalen); Roggendorf(f) 360+16 (Raum Mechernich - Köln - Bonn), zum SiedlungsN Roggendorf bei Mechernich und bei Köln; Rockendorf 40 (südl. Sachsen-Anhalt), zum SiedlungsN Rockendorf bei Gera und bei Merseburg; Ro(gg/ck)enfelder 9+18 (Raum Mayen), Roggenfeld(t) 8+3 (Raum Bochum), Rocke(n)feller 5+147 (Nest im Raum Neuwied), Rockenfeld 11 (v.a. Raum Bonn) zum SiedlungsN Rockenfeld bei Neuwied; Roggenhofer 54 (Oberpfalz); Roggenkamp 354 (Westfalen mit Nest im Raum Ahlen - Gütersloh, Niedersachsen), -k(ä/ae)mper 42+3, -kemper 17 (alle Westfalen), vgl. h erkunFts- und wohnstättennamen, K. 365 ([Holt]kamp, [Te]kampe, [Hoppen]kamps), K. 369 ([Heit]kämper, [Heit]kemper); Roggenland 67 (Westfalen, v.a. Raum Münster), Rockland 12 (Südhessen). Bei -bach, -dorf, -hofer wäre der Bezug zu 'Roggen' noch zu prüfen. Zweite Nebenkarte (K. 19): Dokumentiert werden die vier häufigsten bäuerlichen BerufsN mit mhd. weiӡ(e), weiӡӡe, mnd. wete, weite 'Weizen'. Die Abfrage W(e|a)(i|y)?(th?|t?z)e?n?(mann?s?|m(e|a)(i|y)e?rs?)? (≥ 10 Tokens) ergibt 27 Types/4806 Tokens. Als einschlägig werden kartiert: Typ Weitz 1904: Wei(t)z 204+1453, Wei(t)ze 11+225, Weitzen 11. Typ Waitz 386: Wai(t)z 64+322. Typ Weitzmann 337: Wei(t)zmann 69+258, Weizenmann 10. Typ Waizmann 197: Wai(t)zmann 162+35. Typ Weitemeyer 226: Weiteme(y/i)er 135+91. Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 3-45, entspricht 0,011,49‰. Die dichtesten Vorkommen von Typ Weitz betreffen die PLZ 575 Betzdorf mit 1,12‰/41 Tokens, 364 Stadtlengsfeld mit 1,04‰/25 Tokens, 501 Kerpen mit 1,02‰/55 Tokens, 415 Grevenbroich mit 0,93‰/61 Tokens und 524 Jülich mit 0,85‰/43 Tokens. Dabei findet sich Wei(t)ze v.a. in Niedersachsen, Weitzen im Raum Salzgitter - Helmstedt. Die dichtesten Vorkommen von Typ Waitz betreffen die PLZ 364 Stadtlengsfeld mit 0,46‰/11 Tokens, 985 Suhl mit 0,39‰/17
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Tokens, 635 Gelnhausen mit 0,38‰/25 Tokens und 631 Rodgau mit 0,33‰/16 Tokens. Dabei beruhen die Vorkommen in Südbaden auf Waiz, die anderen auf Waitz. Von Typ Weitzmann findet sich Weitzmann in Ostsachsen, im Raum Damme, sonst verstreut, Weizmann im Raum Aalen - Nördlingen - Münsterhausen sowie im Raum Dortmund, Weizenmann bildet ein Nest im Raum Leipzig. Von Typ Waizmann findet sich Waizmann im Obd., Waitzmann in ganz Dtld. verstreut. Typ Weitemeier konzentriert sich in den PLZ 371 Duderstadt mit 0,74‰/ 52 Tokens, 370 Göttingen mit 0,54‰/26 Tokens, 375 Osterode am Harz mit 0,39‰/15 Tokens und 343 Hann. Münden mit 0,24‰/13 Tokens. Typ Weitz 1904 Typ Waitz 386 Typ Weitzmann 337 Typ Waizmann 197 Typ Weitemeyer 226
Karte 19: Weitz, Waitz, Weitzmann, Waizmann, Weitemeyer
Weitere Namen: Bei We(e)th 358+34 (Nest im Raum Würzburg - Schweinfurt; einige in Nordrhein-Westfalen, v.a. im Raum Siegen) meinen die nd. Fälle, wie auch Weithe 57 (Raum Hagen) und Weite 12 (Raum Bochum), wohl den Weizenbauern; die fränk. sind ungeklärt (nach DuDen Famn 2005, 717 evtl. zu mhd. wete 'Wette u.ä.').
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Weitzel 1645 (in Hessen und im Raum Mainz konzentriert) ist nach DuDen Famn 2005, 710 mit -el abgeleiteter BerufsN des Weizenbauern, evtl. auch BerufsN zu mhd. weiӡel 'Meißel'. Varianten sind Weizel 385 (in Westdtld. außer Hessen verstreut), Waizel 40 (Württemberg), Weitzell 9 (Neckargemünd). Komposita sind: Buchwei(t)z 2+143, Bockweydt 2 (im nd. Raum verstreut, v.a. Westfalen und Schleswig-Holstein) 'Buchweizen' und Schönweitz 168 (in Süd- und Westdtld. verstreut), wohl auch Schöneweiß 208 (Nordhessen, Raum Wuppertal), Schöneweis(s) 50+16 (Nordrhein-Westfalen), Schönweiß 106 (Raum Nürnberg). "Die etymologisch verwandten Appellative Weizen und weiß können nicht immer sicher voneinander getrennt werden, da sich zur Bezeichnung des Getreides neben Weizen auch die Varianten Weiß- und Weißen- herausgebildet haben" (süDhessisches Flurnamenbuch 2002, 978). Zur Überschneidung der Schreibweisen vgl. ferner Weiz- 11 und Wei(s/ß)bauer 8+7 (Raum Dortmund), Wai(t)z- 6+16, Weitz- 4, Weizenbauer 1 (Süddtld.) sowie Wei(t)zenkorn 14+1 (v.a Raum Bückeburg), Weiskorn 11 (verstreut). Bei den Komposita mit -meier tritt das Bestimmungswort W(a/e)(i/y)(t)z- in der Datenbank des DFA nicht auf, dafür aber Wei(ß/ss)enmayer 45+10 (Raum Schifferstadt), Wei(ß/ss)meyer 19+2, Weism(e/a)ier 23+4, Weismayr 6, Weissmayer 5, Weißmeier 14 (alle Nordbayern). Bei Typ Weißbeck (K. 47) ist offen, wieweit dieser BerufsN durch mhd. weiӡ(e) 'Weizen' oder durch mhd. wīӡ 'weiß' motiviert ist. Eindeutig auf das Getreide bezogen sind Wei(t)zenbeck 25+7, Weis(s)enbeck 7+7, Weißenbeck 18, Weissenbäck 2 (Ober- und Niederbayern). Auf Flur-/Hofbezeichnungen bzw. -namen mit 'Weizen' beruhende WohnstättenN (≥ 10 Tokens) sind: Waizen- 238, Wei(t)zenegger 122+12, Weizenecker 6, Wei(ss/ß)enegger 13+4, Wei(t)zäcker 1+1 (konzentriert in den Räumen Tuttlingen und Laupheim - Kempten - Friedrichshafen, sonst in Baden-Württemberg und Südwestbayern verstreut; evtl. Überschneidungen mit Weizsäcker 22, Wei(t)zsaecker 2+12 (Württemberg), als BerufsN zu mhd. wātsac 'Reisetasche, Mantelsack' bezeugt); Weit(k/c)amp 386+1, Weite(n)kamp 37+6, Weitk(ä/e)mper 74+56, Weitek(e/a)mper 25+1, -k(ä/ae)mper 7+2, Weittekemper 5, Weitzen- 6, Weten- 34, Wet(t)e- 31+2, Wethkamp 28 (alle Westfalen, Wete(n)kamp auch in Niedersachsen verstreut) 'Weizenfeld'; W(a/e)izenhöfer 75+37, -hofer 1+4 (alle Baden-Württemberg), W(a/e)itz- 24+6, Weizhofer 2 (Raum Altötting); Wei(t)zenberger 18+3 (Südostbayern), Weitz(en)berg 3+31 (verstreut; evtl. zu 'weiß'). Dritte Nebenkarte (K. 20): Dokumentiert werden die sechs häufigsten BerufsN mit mhd., mnd. gerste 'Gerste'. Gemeint ist der Bauer, manchmal auch der Händler. Nach brechenmacher
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Familiennamen nach Berufen: Landwirtschaft
1957-63 I, 553 geht Gerstle auf einen FlurN ['Gerstenacker'] zurück, so dass bei Typ Gerstl diminuierte BerufsN mit WohnstättenN konkurrieren könnten. Typ Gerstner 2071 Typ Gerster 607 Typ Gerstl 767 Typ Gerst 763 Typ Gerstmeier 950 Typ Gerstmann 616
Karte 20: Gerstner, Gerster, Gerstl, Gerst, Gerstmeier, Gerstmann
Die Abfrage G(e|i)rste?n?(n?ers?|ll?e?i?n?|mann?s?|m(a|e)(i|y)e?rs?)? ergibt 30 Types/5884 Tokens. Nach Abzug von Gersten 110 (Großraum Dresden, HerkunftsN zum gleich lautenden SiedlungsN in Böhmen, vgl. gottschalD 2006, 208) verbleiben: Typ Gerstner 1 Type/2071 Tokens: Gerstner. Ty Gerster 2 Types/607 Tokens: G(e/i)rster 594+ 13. Typ Gerstl 5 Types/767 Tokens: G(e/i)rstl 350+45, Gerst(el/le) 228+143, Gerstele 1. Typ Gerst 3 Types/763 Tokens: Gerst(e) 647+93, Girst 23. Typ Gerstmeier 16 Types/950 Tokens: Gerstmei(e)r 41+235, Gerstmay(e)r 154+96, Gersteme(i/y)er 40+15, Gerstenma(i/y)er 76+24, Gerstmai(e)r 54+40, Gerstenme(i/y)er 45+52, Gerstmey(e)r 31+36, Girstmai(e)r 10+1. Typ Gerstmann 2 Types/616 Tokens: Gerst(e)mann 604+12.
Getreide-, Gemüse-, Obstbauern
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Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 4-45, entspricht 0,024,41‰. Die dichtesten Vorkommen von Gerstner betreffen die PLZ 765 Baden-Baden mit 4,29‰/209 Tokens, 685 Viernheim mit 1,42‰/42 Tokens, 762 Karlsruhe mit 1,37‰/64 Tokens, 950 Hof mit 1,25‰/23 Tokens und 911 Schwabach mit 1,11‰/52 Tokens; von Typ Gerster die PLZ 884 Biberach/Riß mit 2,59‰/166 Tokens, 787 Schramberg mit 0,64‰/12 Tokens, 882 Ravensburg mit 0,43‰/28 Tokens und 653 Bad Schwalbach mit 0,37‰/15 Tokens. Dabei ballt sich Girster im Raum Donaustauf - Deggendorf. Bei Typ Gerstl beruhen die Vorkommen in Bayern auf Gerstl und Girstl, in Baden-Württemberg und der Pfalz auf Gerstle, nördl. von Mosel und Main (v.a. Raum Wolfsburg - Gifhorn) auf Gerstel. Die dichtesten Vorkommen von Typ Gerst betreffen die PLZ 754 Mühlacker mit 1,63‰/37 Tokens, 674 Neustadt an der Weinstraße mit 0,87‰/39 Tokens, 669 Pirmasens mit 0,55‰/27 Tokens und 496 Cloppenburg mit 0,53‰/23 Tokens. Dabei ist Gerste in der Nordhälfte von Dtld., besonders in Westfalen, verstreut, Girst in der Südhälfte. Bei Typ Gerstmeier sind die Varianten mit Gerst- im Raum Nördlingen - Augsburg - Gundelfingen/Donau konzentriert, die Varianten mit Gersten- in Württemberg, Rheinland-Pfalz und im südl. Nordrhein-Westfalen verstreut, die Varianten mit Gerste- in Westfalen. Typ Gerstmann findet sich v.a. in Norddtld. verstreut. Weitere Namen: Gerstler 20 findet sich verstreut mit Häufung im Raum Hannover. Gerschler 94 (Nest im Raum Chemnitz) ist nicht = Gerstner, wie ZoDer 1968 I, 567 meint, sondern Patro- oder Metronym zu RufN wie Ger[hart] oder Ger[trud] (hellFritZsch 2007a, 82, s. Familiennamen aus ruFnamen). Als Grundwort von Komposita begegnet -gerst(e) (≥ 10 Tokens) in Wintergerst(e) 226+5 (Allgäu, verstreut Oberbayern, Baden-Württemberg, Pfalz, Westfalen); Reife- 92 (südl. Sachsen-Anhalt, Berlin), Riepegerste 22 (Westfalen), Reifegerst 26 (verstreut), Reifgerst(e) 8+33 (verstreut, gehäuft im Raum Braunschweig), Raifegerst 5, Reifengerst 5; Blattgerste 28 (Westfalen). Gerstenkorn 263 (Raum Hamburg - Lüneburg) ist nach D uDen Fam n 2005, 275 indir. BerufsN für einen Bauern. "Da gërstenkorn auch eines der kleinsten Gewichte bezeichnete, kann es sich auch um einen Berufsübernamen für einen Kaufmann handeln [...]. Die heute bekannte Bedeutung 'Geschwulst am Augenlid' bildete sich erst seit dem 16. Jh. heraus" (ebd.). Indir. BerufsN für einen Bauern ist auch Gerst(en)garbe 8+29 (Nordhessen, Westfalen). Gerstenhauer 40 (Thüringen) und -schläger 9 (Südhessen) meinen den Drescher. Herkunfts- und WohnstättenN (≥ 50 Tokens) sind Gerstenberger 809 (Ostthüringen, Westsachsen, wohl meist zum SiedlungsN Gerstenberg bei Altenburg; sonst
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Familiennamen nach Berufen: Landwirtschaft
weit verstreut), Gerstenberg 668 (Nest in Witzenhausen, verstreut in NordrheinWestfalen und Niedersachsen), Gerstberger 287 (Bayern, Raum Stuttgart); Gerstendörfer 62 (Hessen, Bayern; sonst in Westdtld. verstreut), Gerstendorf(f) 52+8 (Westfalen); Gerstlauer 186 (Nest im Raum Ulm), Gerstenlauer 161+186 (nördl. Baden-Württemberg, Raum Ulm; beide nach brechenmacher 1957-63 I, 552 zum SiedlungsN Gerstloh, Ortsteil von Kößlarn, was aber wegen der weiten Entfernung fraglich ist); Gerstacker 134 (Raum Nürnberg - Hersbruck), Gerstenecker 120 (Nest im Raum Meßstetten), Gerstäcker 31 (Sachsen; Eitorf), Gersten(a/ä)cker 8+6. Vierte Nebenkarte (K. 21): Typ Spelter 162 Typ Spelten 78 Typ Spelthahn 94 Typ Spelz 86
Duisburg Düsseldorf
Köln Aachen
Trier
Saarbrücken
Karte 21: Spelter, Spelten, Spelthahn, Spelz
Dokumentiert werden FamN zu mhd. spelte, spelze, mnd. spelte 'Spelt (Spelz), Dinkel'. Spelthahn ist ÜberN zu mnl. spelthan 'Heuschrecke' (kunZe 1985, 167f.). Da es nicht unwahrscheinlich ist, dass das Grundwort auf 'Spelt' beruht, wird der Fall mitkartiert. Konkurrenzen bestehen bei Spelt(en) und Spelter(s) mit
Getreide-, Gemüse-, Obstbauern
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BerufsN 'Holzspalter' (DebrabanDere 2003, 1150) und vielleicht mit BerufsN zu mnd. spelle, spelde 'Stecknadel' für den Nadelmacher (linnartZ 1958a, 223). Die Abfrage Spell?(d?t|z).* (≥ 10 Tokens) ergibt 7 Types/436 Tokens. Nach Abzug von Spelzhaus 16 (Niedersachsen; Variante zu Spelshaus 7, HerkunftsN zum SiedlungsN Spelshausen bei Nienburg/Weser) verbleiben: Typ Spelter 162: Spelter(s) 136+26. Typ Spelten 78: Spelten. Typ Spelthahn 94: Spelthahn 62, -hann 32. Typ Spelz 86: Spelz. Kartentyp: absolut; Ausschnitt Rheinland; Kreise pro fünfstellige PLZ, Kreisgröße 3-40, entspricht 1-14 Tokens; PLZ innerhalb der Städte einzeln ausgewiesen; Tokenangaben beziehen sich auf Gesamtdtld. Die größten Vorkommen von Typ Spelter betreffen die PLZ 50374 Erftstadt mit 12 Tokens, 41466 Neuss mit 8 Tokens, 41460 Neuss, 41352 Korschenbroich und 47495 Rheinberg mit je 4 Tokens. Dabei findet sich Spelters im patronymischen Genitiv im Raum Viersen und Mönchengladbach. Die größten Vorkommen von Spelten finden sich in den PLZ 41844 Wegberg mit 9 Tokens und 41812 Erkelenz mit 6 Tokens, von Typ Spelthahn in den PLZ 52441 Linnich mit 14 Tokens, 52428 Jülich mit 6 Tokens und 52134 Herzogenrath mit 4 Tokens. Dabei besteht zwischen -hahn und -hann keine deutliche räumliche Trennung. Die größten Vorkommen von Spelz betreffen die PLZ 66701 Beckingen mit 7 Tokens, 57223 Kreuztal mit 5 Tokens und 52499 Baesweiler mit 4 Tokens. Fünfte Nebenkarte (K. 22): Dokumentiert werden BerufsN zu mhd. vese 'Dinkel, Spelt; auch: Getreidehülse, Spreu'. Bei Typ Fesl sind auch Patronyme zu Kurzformen des RufN Gervasius denkbar. Die Abfrage (F|V)ee?h?(ss?|ß)e?n?r?(m(e|a)(i|y)e?r|le?i?n?)? (≥ 10 Tokens) ergibt 37 Types/4573 Tokens. Als einschlägig werden kartiert: Typ Feser 5 Types/1428 Tokens: Fe(e)ser 727+174, Ve(e)ser 291+186, Fehser 50. Typ Fees 4 Types/413 Tokens: (F/V)ees 221+77, Fee(ß/ss) 99+16. Typ Fesl 3 Types/366 Tokens: Fesl 264, (F/V)esel 85+17. Typ Fesenmeier 9 Types/269 Tokens: (F/V)esenmeier 76+10, Vesenma(i/y)er 49+23, Fesenmeyer 41, Fesenma(y/i)r 21+20, Fes(s)enmayer 16+13. Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 3-45, entspricht 0,013,23‰. Bei Typ Feser findet sich Feser im Maindreieck und in Südbaden, Feeser nordwestl. von Würzburg und nordwestl. von Stuttgart, Veser im Raum Ulm - Bad
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Familiennamen nach Berufen: Landwirtschaft
Oberstaufen - Singen (Hohentwiel) sowie im übrigen Baden-Württemberg verstreut, Veeser im Raum Rottweil - Biberach/Riß - Friedrichshafen - Singen (Hohentwiel) sowie im Raum Freiburg i.Br. und Fehser in ganz Dtld. verstreut. Bei Typ Fees beruhen die Vorkommen in Südbaden und im Raum Heilbronn auf Fees, in Mittel- und Oberfranken sowohl auf Fees als auch auf Feeß, im Raum Horb/Neckar - Tübingen - Stuttgart auf Vees und Feess. Bei Typ Fesl ist Fesl im Raum Passau konzentriert (Nest im PLZ 941 Tiefenbach mit 3,20‰/94 Tokens) und im südl. Bayern verstreut (69 Telef. in Österreich 2005, Geogen At, CDRom), Vesel begegnet in Württemberg, Fesel ist in Süddtld. verstreut und hier einschlägig, tritt aber auch in Norddtld. auf, wo es wie Fehsel 28 Patronym ist, s.u. Bei Typ Fesenmeier treten Fesenme(i/y)er und Vesenm(ei/ay)er in Südbaden auf, Vesenmaier in Württemberg, Fesenma(i/y)r und -mayer in Oberschwaben und Bayerisch Schwaben, Fessenmayer in Süddtld. verstreut. Typ Feser 1428 Typ Fees 413 Typ Fesl 366 Typ Fesenmeier 269
Karte 22: Feser, Fees, Fesl, Fesenmeier
Weitere Namen: Nicht auf der Karte erfasst sind (F/V)ehse 717+119, Feese 15, Vesen 40 und Fehsel 28. Sie treten ausschließlich in der Nordhälfte von Dtld. auf,
Getreide-, Gemüse-, Obstbauern
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wo die Getreidebezeichnung mhd. vese nicht bekannt war. ZoDer 1968 I, 468 führt die FamN als Patronyme auf Kurzformen des RufN Wasmut zurück und belegt dies mit ostfäl. RufN-Gleichungen wie Wasmodus 1291 = Weseken 1300/20 oder Vese = Wesen 1273/1330. Er erwägt außerdem ÜberN zu mnd. vesen(e), vese 'Faser, Fäserchen'. Im Einzelnen finden sich (F/V)ehse in Norddtld. verstreut mit Häufung in Sachsen-Anhalt, Feese v.a. in Norddtld. verstreut, Fehsel mit Nest im Raum Hann. Münden, Vesen im patronymischen Genitiv im Raum Köln. Hinzu kommen die Diminutive Fe(h)ske 148+16, Fehseke 14 (im nd. Raum verstreut). Fäser 19 (Südwestdtld.) ist wohl Variante von Feser, nicht aber Faeser 43. Dieser und die übrigen Fälle mit ä, ae wie F(ä/ae)hse 68+30 (v.a. Raum Magdeburg), Faes 23 (Essen, Marl), Vaes(s)en 3+55, Vaehsen 27 (Raum Aachen - Schwalmtal - Nettetal) sind Patronyme zu Kurzformen von RufN wie Wasmut bzw. von Servatius, Bonifatius oder Gervasius. Unsicher ist, ob Fe(ss/ß) 145+127 (Raum Saarbrücken - Homburg - Zweibrücken) auf mhd. vese beruht. Zu Fesenbeck(er) s. bei K. 47. Fäs(s)korn 11+1, Feskorn 8 (Südwestdtld.), Faeskorn 9, Fäßkorn 3 (verstreut) beziehen sich eindeutig auf das Getreide. Eindeutige Wohnstätten- oder HerkunftsN sind nicht nachzuweisen. Fe(h)senfeld 15+99, Fesenfeldt 1 (Niedersachsen) sind HerkunftsN zum SiedlungsN Fesenfeld bei Delmenhorst, der nicht auf die Getreidebezeichnung zurückgeht. Sechste Nebenkarte (K. 23): Dokumentiert werden BerufsN mit mhd. dinkel 'Dinkel, Spelt'. Die Varianten mit Stammvokal ü dürften nach Ausweis ihrer Verbreitung i.d.R. aus i gerundet sein. Nach Z oDer 1968 I, 402 konkurrieren bei Dünkel ÜberN im Sinne von 'dunkel, trüb', bei Dünkler vielleicht ÜberN zu mnd. dünkelēr 'Zweifler, Grübler' und, ebenso bei Dinkler, HerkunftsN zum SiedlungsN Dinklar bei Hildesheim. Bei den nordwestdt. Vorkommen von D(i/ü)nkelmann sind WohnstättenN zum FlussN Dinkel (links zur Vechte) denkbar, vgl. herkunFts- und wohnstättennamen, K. 64-68. Die Abfrage D(i|ü|ue)nc?ke?l.* (≥ 10 Tokens) ergibt 23 Types/2591 Tokens. Als einschlägig werden kartiert: Typ Dinkel 1408: Dinkel(s) 1016+30, Dünkel 352, Dinkl 10. Typ Dinkler 145: D(i/ü)nkler 79+66. Typ Dinkelmann 147: D(i/ü)nkelmann 101+46. Typ Dinkelmeyer 122: D(i/ü)nkelmeyer 60+12, Dinkelm(e/a)ier 40+10. Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 3-45, entspricht 0,011,09‰. Der Asterisk in Nordbayern ersetzt den Kreis für den PLZ 962 Lichtenfels mit 3,55‰/125 Tokens für Typ Dinkel, um die übrigen Kreise besser hervortreten
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Familiennamen nach Berufen: Landwirtschaft
zu lassen. Von Typ Dinkel findet sich Dünkel v.a. in Nordbayern und Thüringen, Dinkl im Raum München und genitivisches Dinkels im Münsterland. Von Typ Dinkler findet sich sowohl Dinkler als auch Dünkler v.a. im Md. und südl. Nd. verstreut. Von Typ Dinkelmann häuft sich Dinkelmann besonders in Westfalen sowie im Großraum Stuttgart, Dünkelmann ebenfalls in Westfalen sowie im Raum Köln. Von Typ Dinkelmeyer bildet Dinkelme(y/i)er ein Nest im Raum Weißenburg in Bayern, Dünkelmeyer schließt nördl. an im Raum Nürnberg, Dinkelmaier ballt sich im Raum München. Typ Dinkel 1408 Typ Dinkler 145 Typ Dinkelmann 147 Typ Dinkelmeyer 122
*
Karte 23: Dinkel, Dinkler, Dinkelmann, Dinkelmeyer
Weitere Namen: Mögliche Wohnstätten- bzw. HerkunftsN (≥ 10 Tokens; Herkunft von 'Dinkel' ist nicht in allen Fällen gesichert) sind Dinkelacker 182 (Raum Sindelfingen - Stuttgart), -aker 55 (Baden-Württemberg); Dinkelbach 115 (am Rhein von Mülheim-Kärlich bis Duisburg), HerkunftsN zum SiedlungsN Dinkelbach bei Linz/Rhein; Dinkelborg 47 (Raum Gronau - Ochtrup); Dünkelberg 16 (Pfalz).
Getreide-, Gemüse-, Obstbauern
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BerufsN zu mhd. hirse, mnd. herse 'Hirse' sind Hi(e)rse- 283+30, Herse- 3, Hirschkorn 55 (alle verstreut), H(i)erse 151+100, Hirs(e) 6+89, Hi(e)rsemann 106+186, Hersemeier 7 (alle v.a. in der Nordhälfte von Dtld. verstreut), Herse11 (Raum Minden), Hersmann 10 (verstreut), Hersemeyer 14 (Saarland). Bei Herse(mann) konkurrieren Patronyme zum RufN Herse (Z oDer 1968 I, 730) und HerkunftsN zu SiedlungsN wie Heerse bei Schötmar, Neuenheerse bei Warburg. Nach brechenmacher 1957-63 I, 722 meint auch Hirscher 287 (Viereck Friedrichshafen - Ravensburg - Kißlegg - Wangen) den Hirsebauern. Auch bei Hirschm(ü/i)ller 199+33 (Südwestdtld.) und -meyer 1 liegt Bezug zu 'Hirse' nahe. Sirch 422 (Bayerisch-Schwaben) ist BerufsN des Bauern zu mhd. surch 'Mohrenhirse, Sürch', einer früher angebauten Hirseart. Siebte Nebenkarte (K. 24): Dokumentiert werden FamN mit mhd., mnd. bōne 'Bohne, Ackerbohne', einem der wichtigsten Nahrungsmittel im MA. Die Karte gilt den Simplizia und den lDiminutiven. Zu den k-Diminutiven s.u. Es handelt sich i.d.R. um indir. BerufsN des Bohnenbauern, auch des -händlers. Zu Bohn(en)sack s. K. 161. Die Bohne ist zwar auch schon im MA Metapher für Kleinigkeiten, und Walter von der Vogelweide personifiziert in diesem Sinne Frau Bohne, doch ist die Motivation von ÜberN in diesem Sinne höchstens in Einzelfällen vorstellbar, eher für jemanden, der gerne Bohnen aß oder sie oft essen musste, vgl. Boneß 66 (im Nd. verstreut), Boness 30 (im Md. und Nd. verstreut) und die wenigen nd. Vorkommen von Bohnet 537 (s.u.), historisch in Ostfalen Bonekenetere 1321 'Bohnenesser' (ZoDer 1968 I, 266). Konkurrenzen sind im Einzelfall denkbar mit HerkunftsN zu SiedlungsN wie Bohn bei Opladen, Bone bei Zerbst, im nd. auch mit Berufs- oder WohnstättenN zu mnd. bōne 'Bretterbühne, Dachboden u.ä.', ferner mit Patronymen zum RufN Bono (< Bon[hard], s.u.) oder Bonifatius; kaum zu Alban oder Urban. Schwierig ist die Beurteilung der genitivischen Typen, bei denen starker und schwacher Genitiv räumlich komplementär verteilt sind (s.u.). Bei Bohnen setzt DuDen Famn 2005, 144 nur Patronyme zu Alban oder Urban an, DebrabanDere 2003, 154 jedoch unter dem Lemma Boon, Boone(n), Boons nur Berufs- oder ÜberN zu mnl. bone 'Bohne', unter dem Lemma Boonen, Bonen aber Patronyme zur RufN-Kurzform Bono (< Bonifatius) sowie Berufs- und ÜberN zu 'Bohne'. linnartZ 1958b, 174 stellt Bo(h)nes zu Bonifatius. Besonders bei den Fällen mit oo können nl. FamN vorliegen (vgl. in den Niederlanden Boon(e) 7993+1753, Boon(en/s) 1235+552, Einw. 2007, meertens.knaw.nl; in Belgien Boon(e) 2212+3028, Boon(en/s) 3266+1233, Einw. 2008, familienaam. be, je 02.12.15). Bei Boone liegen z.T. FamN aus dem engl. Sprachgebiet vor.
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Familiennamen nach Berufen: Landwirtschaft
Die Abfrage .*B(oo?e?|ö|au)h?ne?n?s?(le?i?n?)? (≥ 10 Tokens) ergibt 26 Types/ 10345 Tokens. Nach Abzug der nicht einschlägigen Fälle, darunter Bon 40 (verstreut; meist FremdN verschiedener Provenienz) verbleiben: Typ Bohn 4514: Bohn 4456, Boon 58. Typ Baun 285: Baun. Typ Bohne 1934: (Blanke-)Bohne 1668+19, Bo(o)ne 217+30. Typ Baune 118: Baune. Typ Bohnen 605: Bo(h)nen 12+562, Boonen 31. Typ Bohnes 438: Bohn(e)s 19+189, Bon(e)s 155+75. Typ Böhnlein 530: Böhn(lein/el) 436+94.
* Typ Bohn 4514 Typ Baun 285 Typ Bohne 1934 Typ Baune 118 Typ Bohnen 605 Typ Bohnes 438 Typ Böhnlein 530
Karte 24: Bohn, Baun, Bohne, Baune, Bohnen, Bohnes, Böhnlein
Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 3-35, entspricht 0,021,77‰. Der Asterisk nordöstl. von Stuttgart ersetzt den Kreis für den PLZ 744 Gaildorf mit 3,45‰/44 Tokens für Typ Bohn, um die übrigen Kreise besser hervortreten zu lassen. Zur Apokope von -e vgl. Vokalismus, K. 335-363. Von Typ Bohn fin-
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det sich Boon in West- und Süddtld. verstreut. Baun ballt sich in und um Stuttgart, wo schwäb. Diphtongierung von mhd. ō vorliegt, und begegnet ansonsten verstreut in der Westhälfte von Dtld. sowie in der Südhälfte Bayerns, wo die Etymologie unsicher ist. Bei Typ Bohne bildet Bone ein Nest im Raum Velen Borken, Boone ist in West- und Süddtld. verstreut. Baune mit westfäl. Diphtongierung von mnd. ō findet sich im Raum Damme - Münster; aufgrund dieser Verbreitung kommt HerkunftsN zum SiedlungsN Bauna bei Kassel (brechenmacher 1957-63 I, 86) kaum in Frage. Bei Typ Bohnen mit schwachem patronymischem Genitiv ballt sich Bohnen im Raum Mönchengladbach, Boonen schließt südl. im Raum Hückelhoven - Bonn - Aachen an, Bonen tritt bei Gütersloh auf. Bei Typ Bohnes mit starkem patronymischem Genitiv (klar getrennt von Bone(ß/ss), s.o.) konzentriert sich Bohnes im Raum Mühlheim/Ruhr, Bones im Raum Bocholt Mönchengladbach, Bons findet sich weiter gestreut im Raum Kleve - Essen Düngenheim - Gerolstein, Bohns v.a. im Ruhrgebiet. Bei Typ Böhnlein konzentriert sich Böhnlein im Raum Bischofsheim an der Rhön - Tschirn - Solnhofen sowie mit einem kleineren Nest im Raum Sankt Wendel, Böhnel findet sich v.a. in der Südhälfte von Dtld. verstreut. Weitere Namen: Bohner 638 (Bodenseeraum, Oberschwaben; verstreut in BadenWürttemberg und Westbayern), Boner 63 (verstreut), B(ö/oe)hner 966+31 (Nest im Raum Bayreuth, sonst in Süddtld. und Westfalen verstreut), Böner 10 (Niedersachsen, Bremen), latinisiert Fabarius 33 (in Norddtl. verstreut) sind BerufsN des Bohnenbauern. Bei den westfäl. Vorkommen von Böhner ist Konkurrenz mit BerufsN zu mnd. bōne, bȫne 'Bretterbühne, Dachboden u.a.' möglich, etwa für einen Zimmermann, vgl. Dillbohner 18 (Raum Düsseldorf; zu mhd. dil(le) 'Diele, Brett'). Offen bleibt die Zuordnung von Bohnert 966 (Nest in Mittelbaden, zusammen mit Bonert 147 verstreut in Südwestdtld.), Bohnerth 22 (Saarland), Bonnert 64 (Raum Kaiserslautern, Südhessen), mit patronymischem Genitiv Bonnertz 2, mit Umlaut Böhnert 255, Boe(h)nert 30+32 (verstreut im nd. Raum, Böhnert mit kleinem Nest im Raum Borken - Kassel). Einerseits kann es sich um Antritt von -t an Bohner, Böhner handeln, andererseits um Patronyme zu einem RufN Bonhard (mit ungeklärtem Erstglied Bon-, Förstemann 1966 I, 327; ausführlich brechenmacher 1957-63 I, 175), vgl. Bo(h)nhardt 10+76 (verstreut im mittleren Dtld.), Bonnard 39, Bonhard 23 (beide Hessen), Böhnhardt 70 (Westthüringen), Bönhardt 5, Boe(h)nhardt 1+1 (alle verstreut). Exemplarisch zeigen sich die Deutungschwierigkeiten bei dem Bohnert-Nest in Mittelbaden. In diesem Raum ist t-Antritt an FamN mit -er häufig, s. morphplogie , K. 246 (Fallert, Bauert u.a.). In diesem Sinn wurde Bohnert ebd., K. 244 ([Neu]bert) als BerufsN
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Familiennamen nach Berufen: Landwirtschaft
Bohner + -t einbezogen. Andererseits konzentrieren sich in diesem Raum aus Bonhard abgeschwächte Patronyme, nämlich Bonat(h) 14+233 (Mittelbaden), Bohnet 537 (Nest im Raum Freudenstadt - Calw - Sulz/Neckar, ansonsten in ganz Dtld. verstreut, gehäuft in Baden-Württemberg, s.o.), Bonnet 379 (Räume Maulbronn, Schwäbisch Gmünd, Kassel, ansonsten in ganz Dtld., v.a. in Südwestdtld., verstreut), Bonet 62 (v.a. im Westmd. und Westobd. verstreut; die beiden Letzteren auch frz. FremdN) und es wäre daher auch nicht unbegründet, Bohnert hier in diese Gruppe von Patronymen mit einzubeziehen. Einige wenige Vorkommen von Bohnert in Schleswig-Holstein können HerkunftsN zum SiedlungsN Bohnert bei Eckernförde sein. Bohnemann ist nach linnartZ 1958a, 35 und bahlow 2005, 68 BerufsN des Bohnenbauern, nach brechenmacher 1957-63, 174 WohnstättenN 'der erhöht Wohnende' zu mnd. bōne 'Bretterbühne, Dachboden u.ä.', nach ZoDer 1968 I, 266 Patronym zu einem RufN-Stamm Bon- oder HerkunftsN zu Bone bei Zerbst. Im Einzelnen finden sich Bonn(e)mann 59+93 und Bo(h)nmann 30+6 zusammen mit Bonnermann 53 (vgl. morphologie, K. 154 ([Eik]ermann u.a.)) konzentriert im Ruhrgebiet, wo für all diese FamN HerkunftsN zum SiedlungsN Bonn am wahrscheinlichsten ist. Bohnemann 10 streut zusammen mit Bö(h)nemann 16+35 in Niedersachsen, Hamburg und Schleswig-Holstein, weswegen es am ehesten Berufs- oder WohnstättenN zu mnd. bōne, bȫne 'Bretterbühne, Dachboden u.ä.' ist. Als nd. Gegenstücke mit k-Diminutivsuffix zum oben kartierten Typ Böhnlein sind BerufsN wie Böhnke zu erwarten, und bahlow 2005, 68 setzt daher Bohneke als BerufsN des Bohnenbauern an, ebenso naumann 2005, 79 Böhn(c)ke (neben weiteren Deutungsmöglichkeiten). Doch bestehen Konkurrenzen mit Patronymen. ZoDer 1968 I, 265f. weist Bon(n)e(c)ke mehrfach als RufN nach ("vielleicht jedoch nur graphische Abarten zu Beneke") und vermutet in FamN wie Böhnke, Bohnke entsprechende Patronyme. Bei Namen mit ö sind auch gerundete Varianten zu Typ Beneke (< Bern[hard]; s. Familiennamen aus ruFnamen) denkbar. Daher sind Böhnke, Boe(h)nke, Bonke, Bönicke in morphologie , K. 160 ([Wern]ike, [Wern]eke, [Wern]ke) als Patronyme zu Kurzformen der RufN Bern[hard], Bohn[hard]) einbezogen. Bei diesen Namen, deren etymologische Zuordnung also im Einzelnen offen bleiben muss, handelt es sich um B(ö/oe)hnke 1819+337, B(ö/oe)hncke 4+26, B(ö/oe)nke 81+288, B(ö/oe)ncke 2+9, Bönikke 164 (alle in der Nordhälfte von Dtld., konzentierter im Ruhrgebiet, in Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern, etwas weniger häufig in Westfalen, im südl. Sachsen-Anhalt, in Brandenburg und Berlin), ferner Boenicke 39, B(ö/oe)necke 68+17, B(ö/oe)neke 12+1, Böhn(i/e)cke 5+1 (in ganz Dtld. verstreut), Bo(h)necke 11+6 (Raum Lüneburg - Hannover). Bon(c)k
Getreide-, Gemüse-, Obstbauern
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1402+13 (in ganz Dtld. verstreut, besonders in der Nordhälfte, häufig im Ruhrgebiet), Bonke 361 (Nest im Raum Paderborn, sonst in Norddtld. verstreut) kann im Einzelfall, v.a. bei Bonke, aus Bo(h)n(e) diminuiert sein. Bonk war jedoch vor 1945 v.a. in Ostpreußen und Schlesien heimisch (gen-evolu.de, 17.09.15) und dort HerkunftsN zu SiedlungsN wie Bonk (Westpreußen; ehemalige Provinz Posen) oder ÜberN zu poln. bąk 'Rohrdommel; Viehbremse'. Bö(h)nig 505+33, Boenig 127, Bö(h)ning 1195+434, Boe(h)ning 91+7 (alle in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen), Boning 42 (Raum Vechta), Bonig 24 (Ostfalen) können Ableitungen mit patronymischem Suffix -ing von Bohn(e) mit allen Konkurrenzen dieses Namens sein. Als weitere Konkurrenzen kommen besonders bei den südniedersächs. Vorkommen HerkunftsN zum SiedlungsN Bönnien bei Hildesheim hinzu (alt: Boninge; vgl. den Beleg Bodo de Boninge 1208 in Hildesheim, ZoDer 1968 I, 272). Ferner sind gerundete Varianten des im nd. Raum verbreiteten Patronyms Behning (< Bern[hard]; s. Vokalismus, S. 571) möglich. Herkunfts- und WohnstättenN ≥ 100 Tokens (im Nd. kann auch Bon- < Bodenkonkurrieren, im obd. Bon- < Baum-): Bohna(c)ker 23+171 (Raum Stuttgart Ulm), Bonacker 323 (Nordhein-Westfalen, Hessen), Bonaker 13 (in ganz Dtld. verstreut), Bonnacker 25 (Nettetal; zum SiedlungsN Bonnacker bei Düsseldorf); Bohnenberger 341 (Raum Pforzheim, zusammen mit Bonenberger 151 im Saarland), Boneberg(er) 47+117 (Allgäu), Bohnenberg 44 (verstreut, Häufung bei Minden), Bonberg 26 (Westfalen); Bohnhof(f) 79+174 (Hamburg, SchleswigHolstein, Mecklenburg), Bonhof(f) 4+81 (Raum Borken), Bonhoeffer 15 (verstreut), Bonhöfer 5 (Raum Stuttgart; evtl. zum SiedlungsN Bonnhof zwischen Ansbach und Schwabach, Bonhof bei Treuchtlingen; zu 'Baum'?); Bo(h)nhorst 19+238 (Niedersachsen; zum SiedlungsN Bohnhorst bei Nienburg; vgl. h erkunFts - und wohnstättennamen , K. 344 ([Lind]horst)); Bohnenkamp 471 (nordöstl. Westfalen), Bonekamp 38 (nordwestl. Westfalen), Bonkamp 45 (Raum Münster), Bo(h/o)nekamp 28+14, Bonenkamp 58, Bonn(e)kamp 2+47, Bohnenk(ä/e)mper 42+6, Bonek(ä/e)mper 8+4 (alle Nordrhein-Westfalen; vgl. h erkunFts - und wohnstättennamen, K. 365 ([Holt]kamp u.a.); Bohnstedt 135 (Ostfalen, sonst verstreut; nach ZoDer 1968 I, 267 zum SiedlungsN Bodenstedt bei Vechelde), Bohnenst(e/ä)dt 23+12, -staedt 1 (Raum Malchin), Bonnst(ae/ä)dter 2+3, Bohnst(ä/ae)dt 18+9, Bonstedt 5 (verstreut). Achte Nebenkarte (K. 25): Dokumentiert werden FamN zu mhd. kōl(e), kœl(e), kol, köl, mnd. kōl 'Kohl, Gemüse'. Im Unterschied zu mhd. kabez '(weißer) Kopfkohl' (s. neunte Nebenkarte) sind i.d.R. Blätterkohlarten gemeint, aber auch Raps, Mangold u.a. Die Karte gilt
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Familiennamen nach Berufen: Landwirtschaft
den Simplizia Kohl, Köhl, entrundet Kehl. In den rezenten westmd. und westobd. Dialekten gilt fast überall Kehl, "daneben vereinzelt in der ganzen Pfalz" Kohl, p FälZwb IV, 401-403 mit K. 249 (Kohl, Köhl); vgl. süDhessWB IV, 1587f.; baDWB II, 204; schwäbWB IV, 568. Die FamN beziehen sich hauptsächlich auf den Gemüsebauern. "Gewöhnlich übersetzen sich die Köhl mit Brassicanus (brassica = Köhl)" (brechenmacher 1957-63 II, 81). Wenn entgegen den rezenten Dialekten auf der folgenden Karte Typ Kohl überall vor den umgelauteten Typen überwiegt, so vielleicht deswegen, weil hier entsprechende indir. BerufsN des Gemüsebauern nicht von indir. BerufsN des Köhlers zu mhd., mnd. kol(e) 'Kohle' zu trennen sind (naumann 2005, 165; ZoDer 1968 I, 935). Allerdings deuten etwa bahlow 2005, 290; DuDen Famn 2005, 389; hellFritZsch 2007a, 139; lfa.uni.lu (03.12.15) Kohl nur als indir. BerufsN für den Gemüsebauern (oder als durch den Verzehr von Kohl motivierten ÜberN). Eindeutig auf 'Kohl, Gemüse' bezogene Komposita (s.u.) treten nur als Kohl- auf, nie als *K(ö/oe)hlund nur bei -maier vereinzelt als Kehl-; allerdings sind sie kaum im westmd. und westobd. Raum verbreitet, s.u. Besonders im bair. Raum konkurrieren auch Patronyme zur Kurzform Colo von RufN wie Colo[man] (Förstemann 1966, 371). Bei Typ Kehl konkurrieren Herkunfts- und v.a. WohnstättenN zum häufigen Toponym Kehl(e) 'Rinne, Hohlweg, Schlucht u.ä.' (Dittmaier 1963, 136; süDhessisches Flurnamenbuch 2002, 561), das auch gerundet als Köhl(e) auftreten kann. Bei den Vorkommen von Typ Köhl im Ruhrgebiet sind HerkunftsN zum SiedlungsN Köhl bei Recklinghausen denkbar. Die Abfrage K(oo?e?|ö|ee?)h?l (≥ 10 Tokens) ergibt 8 Types/12026 Tokens. Nach Abzug des türk. FremdN Kol 67, des russ. FremdN Kel 57 sowie von Kool 56 und Koel 52 (s.u.) verbleiben: Typ Kohl 8342: Kohl. Typ Kehl 1994: Kehl. Typ Köhl 1458: K(ö/oe)hl 1362+96. Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 3-45, entspricht 0,023,96‰. Der Asterisk in Südhessen ersetzt den Kreis für den PLZ 695 Hemsbach mit 9,24‰/123 Tokens für Kohl und 0,08‰/1 Token für Köhl, um die übrigen Kreise besser hervortreten zu lassen. Die nächstdichtesten Vorkommen bei Kohl betreffen die PLZ 922 Amberg mit 3,92‰/188 Tokens, 912 Lauf/Pegnitz mit 2,72‰/ 130 Tokens, 686 Lampertheim mit 2,02‰/45 Tokens und 694 Weinheim mit 1,91‰/78 Tokens. Bei Kehl betreffen die dichtesten Vorkommen die PLZ 362 Bad Hersfeld mit 1,08‰/44 Tokens, 797 Waldshut-Tiengen mit 0,89‰/38 Tokens, 639 Erlenbach/Main mit 0,77‰/15 Tokens und 555 Bad Kreuznach mit
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Getreide-, Gemüse-, Obstbauern
0,77‰/36 Tokens. Köhl ist in Süddtld. verstreut, mit der größten Dichte im westmd. Raum, Koehl streut in ganz Dtld. Typ Kohl 8342 Typ Kehl 1994 Typ Köhl 1458
*
Karte 25: Kohl, Kehl, Köhl
Weitere Namen: Auf der Karte nicht berücksichtigtes Kool 56 ist in ganz Dtld. verstreut, Koel 52 konzentriert sich deutlich abgegrenzt von Typ Köhl im Raum Nordhorn. Koel ist nl. Ursprungs, z.T. auch Kool (vgl. in den Niederlanden Kool 5055, Koel 456, Einw. 2007, meertens.knaw.nl; in Belgien Kool 88, Koel 3, Einw. 2008, familienaam.be, je 03.12.15). Sie sind nach DebrabanDere, 698 Patronyme zu Nikolaus. Kool ist auch teilweise russ. FremdN. Kohle 283 begegnet einerseits als Nest im Raum Haigerloch, wo es Patronym zu RufN-Kurzform Colo (s.o.) ist oder BerufsN bzw. ÜberN zu 'Kohle', andererseits verstreut im Nd., wo nur Letzteres in Frage kommt. Unklar ist die Etymologie von Kohles 194 (Nest im Raum Coburg - Kulmbach - Bamberg). Kohls 968 (im nd. Raum verstreut), Kols 30 (Raum Wolfsburg) ist am ehesten ÜberN zu mnd. kolsen 'schwätzen', kols 'Geschwätz', vgl. Gereke Velekols 'Vielschwätzer' 1279
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Familiennamen nach Berufen: Landwirtschaft
in Rostock (bahlow 1972, 280), vielleicht auch zu mnd. kolse 'Hose'. K(ö/oe)hle 369+15 begegnet zusammen mit Kehle 157 im mittleren und südl. Württemberg und Südwestbayern. Bei Ableitung von mhd. koel(e) 'Kohl' wären hier FamN mit Apokope des -e zu erwarten. Denkbar sind WohnstättenN zu Kehle oder Patronyme zu Colo, vgl. FinsterwalDer 1978, 364. Bei FamN wie Kohlen 299, Köhlen 49 (beide Raum Mönchengladbach) konkurrieren nach DebrabanDere 2003 Patronyme zum RufN Nikolaus (S. 698 unter Koolen) mit BerufsN des Gemüsebauern (S. 695 unter Kohl(e)(n)). Bei Kohlmann 1845 (Rheinland-Pfalz, Südhessen, Nordbayern, Thüringen, Sachsen, Ruhrgebiet; zusammen mit Kollmann 1719 bei Dräger 2013, K. 45) konkurrieren BerufsN für den Köhler und Kohlenhändler mit solchen für den Gemüsebauern; im obd. Raum aber v.a. mit Patronymen zum RufN Coloman. Komposita mit mhd. kōl(e), kœl(e), mnd. kōl 'Kohl, Gemüse' als Grundwort (≥ 20 Tokens) sind Fen(ne)-, Vennekohl (s. nach der zwölften Nebenkarte); ferner Magerkohl 28 (Ruhrgebiet), als Gegensatz vgl. Feißkohl 10 (Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen) zu mhd. veiz(t) 'feist, fett'. Zu Linnen-, Rau-, Ro(h)-, Schlapp-, Stippekohl s. bei K. 182. Berufs- und ÜberN mit Kohl- als Bestimmungswort (≥ 20 Tokens): Kohlbauer 106 (Räume Nürnberg und Passau); Kohlha(a)s 103+738 (Moselraum, Westerwald), Kohlha(a)se 380+22 (Westfalen, Nordhessen und verstreut; Dräger 2013, K. 46), ÜberN zu mnd. kōlhase ′Heuschrecke′ für lebhafte, unruhige Menschen oder für den Gemüsebauern; direkt daran schließt in gleicher Ausgangs- sowie übertragener Bedeutung im südöstl. Hessen und Unterfranken konzentriertes Kohl(h)epp 33+379 an; Kohlhaupt 25 (Bayern), Bauern-ÜberN 'Kohlkopf'; Kohlhuber 60 (Dreieck München - Ingolstadt - Landshut), im gleichen Raum auch Kohl(e)nhuber 1+1, Kolmhuber 25, was für eine Deutung als 'Kohlen-' sprechen könnte; Kohl(l)öffel 22+44, Kollöffel 7 (Pfullendorf, Raum Friedrichshafen Ravensburg), Kohlleppel 22 (in Westdtld. verstreut) werden von gottschalD 2006, 296, 298 zu 'Kohl' und 'Löffel' gestellt, nach brechenmacher 1957-63 II, 83 sind Kohl(l)öffel, Kollöffel Varianten zu Kochlöff(e)l 3+21 (Raum Augsburg), ÜberN des Kochs; Kohlme(y/i)er 506+502 (Niedersachsen, nordöstl. Westfalen, ansonsten in ganz Dtld. verstreut), -ma(i/y)er 92+41 (südl. einer Linie Trier Mainz - Nürnberg - Cham verstreut), -mayr 6, Kehlmaier 4, -me(y/i)er 1+1 (verstreut); in Kohlmetz 137 (nd. Raum östl. von Weser und Leine) vermutet ZoDer 1968 I, 938 "'Kohlmesser', demnach den Kohlschneider bezeichnend?", bahlow 2005, 290f. dagegen WohnstättenN zu slaw. cholmec 'kleiner Hügel', vgl. Kollmetz 33 (Nordwesthälfte von Dtld.); Kohlmus 36 (im Obd. verstreut, Raum Hamburg) wird von gottschalD 2006, 296 als Kompositum zu 'Kohl' aufgeführt, doch wäre dies angesichts der Variantenfülle noch zu überprüfen, denn daneben
Getreide-, Gemüse-, Obstbauern
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treten auf: Kollmus(s) 79+5 (in Süddtld. verstreut), Köhlmoss 25 (bei Bremen und Hamburg), Köhlm(o/u)s 2+7 (im nd. Raum verstreut), Kühlmu(ß/ss) 22+2 (Nest im Raum Memmingen), Kulmus 68 (Allgäu, Raum Andernach); zu Kohlpaintner s. herkunFts- und wohnstättennamen, S. 805; Kohlsaat s. bei K. 9; Kohlstock 80 (verstreut in der Nordhälfte von Dtld.), Kohlstruck 57 (Nest im Raum Osterode), Kohlstruk 11 (Raum Bremen), Kohlstrunk 42 (Sachsen), Kohlstrung 26 (verstreut), ÜberN 'Kohlstrunk' für den Kohlbauern; Kohlwage(n) s. bei Krutwage nach der zehnten Nebenkarte. Neunte Nebenkarte (K. 26): Dokumentiert werden FamN zu mhd. kabea, kappua, kappia, kaps, mnd. kabūs(kōl) '(weißer) Kopfkohl'. Dir. BerufsN des Weißkohlbauern ist Kappesser, die anderen Typen sind hauptsächlich indir. BerufsN. Im Einzelfall sind ÜberN denkbar, die sich auf Essgewohnheiten oder bildlich auf die Kopfform beziehen. Bei Typ Kaps konkurrieren nach brechenmacher 1957-63 II, 12; linnartZ 1958b II, 205; naumann 2005, 155 Patronyme zu Kurzformen des RufN Kaspar. HerkunftsN zum SiedlungsN Kaps (Oberbayern; hierzu Kaps(n)er 175+29 (Südostbayern)) sind wegen des Verbreitungsbildes unwahrscheinlich. Die Abfrage (K|C)a(bb?|pp?)e?i?u?h?(ss?|ß)t?(er)? (≥ 10 Tokens) ergibt 19 Types/4128 Tokens. Nach Abzug von slaw. Kapust 136 (s.u.) und nicht einschlägigem Kapser 175 (s.o.), (K/C)appius 66+14 verbleiben: Typ Kappes 1 Type/1478 Tokens: Kappes. Typ Kaps 6 Types/1315 Tokens: Kap(p)s 1078+48, Kabs 79, Ka(b/p)st 49+30, Caps 31. Typ Kabus 4 Types/668 Tokens: (K/C)abus 365+14, Kappus 274, Kabuß 15. Typ Kappis 3 Types/168 Tokens: Kap(p)is 11+87, Kabis 70. Typ Kappesser 1 Type/108 Tokens: Kappesser. Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 3-45, entspricht 0,022,24‰. Die dichtesten Vorkommen von Kappes betreffen die PLZ 544 Hermeskeil mit 2,24‰/73 Tokens, 694 Weinheim mit 1,49‰/61 Tokens, 747 Buchen (Odenwald) mit 0,94‰/21 Tokens und 742 Bad Wimpfen mit 0,88‰/30 Tokens. Bei Typ Kaps bildet Caps ein Nest in Kleinwallstadt, die übrigen Types streuen in ganz Dtld., v.a. in der Nordhälfte. Kaps war vor 1945 in Schlesien häufig (genevolu.de, 05.10.15). Bei Typ Kabus sind (K/C)abus und Kabuß in ganz Dtld. verstreut. Vor 1945 war Kabus v.a. östl. von Oder und Neiße beheimatet (gen-evolu. de, 05.10.15). Kappus findet sich in den Räumen Koblenz, Stuttgart und Lahr (Schwarzwald). Von Typ Kappis findet sich Kappis ebenfalls im Raum Lahr, Kabis im Raum Freiburg i.Br. und verstreut, Kapis streut in ganz Dtld.
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Familiennamen nach Berufen: Landwirtschaft
Typ Kappes 1478 Typ Kaps 1315 Typ Kabus 668 Typ Kappis 168 Typ Kappesser 108
Karte 26: Kappes, Kaps, Kabus, Kappis, Kappesser
Weitere Namen: Auf poln., tschech. kapusta 'Kohl, Kraut' beruhen Kapusta 187, Kapust(e) 136+19 (alle Ruhrgebiet, sonst verstreut, Kapust(e) v.a. im nd. Raum). Zehnte Nebenkarte (K. 27): Dokumentiert werden BerufsN zu mhd. krūt, mnd krūt, krude 'Kraut, Gemüse, besonders Kohl; Gewürz, Heilpflanze'. Die Karte dokumentiert indir. BerufsN, die sich i.d.R. auf den Gemüsebauern, -gärtner oder -händler beziehen, im Einzelfall auch den Kräutersammler, Apotheker oder Gewürzhändler meinen können. Bei den Diminutiva sind Konkurrenzen mit WohnstättenN zu mhd. geriutelīn 'kleine Rodung' denkbar. Die Abfrage (K|C)r(ae?u|äu|e(u|i|y)|ue?|ü)(dt?|tt?h?)(e?le?i?n?|(ch|c?k|g|j) en?s?)? (≥ 10 Tokens) ergibt 26 Types/3101 Tokens. Als einschlägig werden kartiert: Typ Kraut 1561: Kraut(h) 930+607, Krautt 24. Typ Kruth 224: Kruth 203, Krutt 21. Typ Kreidel 275: Krei(d/t)el 129+32, Kreutel 114.
Getreide-, Gemüse-, Obstbauern
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Typ Kreidl 247: Krei(d/t)l 193+54. Typ Kräutle 193: Kr(ä/e)utle 105+88. Typ Kreitlein 133: Kr(ei/äu)tlein 71+62. Typ Krüttgen 130: Krüt(t)gen 12+76, Krut(t)ke 10+22, Kreutgen 10. Typ Kraut 1561 Typ Kruth 224 Typ Kreidel 275 Typ Kreidl 247 Typ Kräutle 193 Typ Kreitlein 133 Typ Krüttgen 130
Karte 27: Kraut, Kruth, Kreidel, Kreidl, Kräutle, Kreitlein, Krüttgen
Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 3-35, entspricht 0,011,31‰. Von Typ Kraut ist Krauth auf die Pfalz und Nordbaden beschränkt, Krautt konzentriert sich im Raum Karlsruhe - Ludwigsburg - Stuttgart, Kraut begegnet im gesamten Verbreitungsraum des Typs. Von Typ Kruth ist Kruth im äußersten Norden und Westen verstreut mit Nestern in den Räumen Papenburg, Rostock sowie Düren, wo Krutt westl. benachbart im Raum Aachen anschließt. Bei Typ Kreidel bildet Kreutel ein Nest im Raum Pforzheim, Kreitel findet sich zwischen Querfurt und Weimar; Kreidel ist verstreut, vor 1945 war es in Schlesien beheimatet (gen-evolu.de, 12.10.15). Von Typ Kreidl findet sich Kreidl im Süden von Dtld. verstreut mit Häufung am Tegernsee, Kreitl in Südbayern, v.a. im Raum
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Familiennamen nach Berufen: Landwirtschaft
München. Von Typ Kreitlein ballen sich beide Types im Raum Bad Windsheim Amberg, von Typ Kräutle beide im Raum Ehingen - Ulm. Von Typ Krüttgen bildet Krüttgen ein Nest im Raum Aachen, Krütgen und Krutke streuen im Norden, Kreutgen im Westen und Kruttke im Nordosten. Dir. BerufsN: FamN zu mhd. krūt(en)er, kriutener, krieteler, mnd. krudener 'Kräuterkundiger u.ä.' können den Gemüsebauern, -gärtner, -händler meinen, den Händler mit Gewürz- und Küchenkräutern oder den Heilkräutersammler oder Apotheker (ebner 2015, 411). Es konkurrieren in Einzelfällen nach ZoDer 1968 I, 970f. ÜberN der Gesellensprache für den Meister, evtl. auch ÜberN für widersetzliche oder seltsame Menschen. Es handelt sich um Kr(ü/ue)dener 40+1 (Raum Bremerhaven - Hamburg - Kiel), Krüder 27 (Raum Oldenburg - Bremen); Kraut(t)er 633+271 (östl. von Stuttgart, s. konsonantismus, K. 181 (Sautter, Krautter u.a.)); Kräut(t)er 444+16 (Südwestdtld., sonst verstreut), Kreuter 760 (Raum Zell/Mosel - Schwalmstadt - Frankfurt/Main, sonst v.a. im Westmd. verstreut), Kreuder 321 (Raum Mönchengladbach - Lauterbach (Hessen) - Darmstadt - Trier); Kräutner 69 (Westfalen; Raum Kitzingen), Krautner 38 (Südbayern); Kräutler 40 (Raum Karlsruhe), Kreutler 32 (Räume Duisburg und Lörrach), Kreuteler 16 (Mönchengladbach). Folgende Fälle können ebenfalls einschlägig sein, doch sind sie nicht zu trennen von Herkunfts- und WohnstättenN zu mhd, (obd.) geriute 'Rodung' (SiedlungsN Kreut(h), Kreit(h) 23-mal in Bayern; vgl. herkunFts- und wohnstättennamen, K. 139 (Kreitmeier, Kreutmayr u.a.)): Kreutter 82 (Nest in den Räumen Tuttlingen und Neu-Ulm), Kreiter 302 (Südwestdtld.; einige Vorkommen im Harz sind Varianten von Kret(h)er 236+7 (ebd.), ÜberN zu mnd. kreter 'Zänker'); Kreut(t)ner 255+6 (Südbaden, Bayern, sonst verstreut), Kreit(t)ner 168+6 (Raum Bensheim - Neustadt an der Weinstraße; Südbayern). Kreutterer 26, Kräuterer 3 (Raum Peißenberg) sind Herkunfts- oder WohnstättenN, s. die Gleichung Zach. Kreytrer 1565 = Kreyter 1594 = Kreutt 1598 in Kempten (brechenmacher 195763 II, 110). Kreider 150 begegnet einerseits in Hessen, hier zusammen mit und wohl als Variante von Kreuder (s.o.), andererseits in Südbaden, wo sowohl Lenisierung und Entrundung aus Kreuter (s.o.) als auch 'Hersteller von Kreide' in Frage kommen, Kreider bildet außerdem ein Nest im Raum Biblis. Kreidler 313 (Nest im Raum Horb/Neckar) und Kreudler 10 (Nest südwestl. von Stuttgart) meinen nach gottschalD 2006, 305; brechenmacher 1957-63 II, 110 den Hersteller von oder den Händler mit Kreide. Kreidner 36 (Nordwestdtld.) ist ungeklärt. Komposita mit -kr(a)ut als Grundwort (≥ 10 Tokens): Birnkraut 43 (verstreut in Nordwestdtld.), Etymologie unklar; Edelkraut 16 (Duisburg), vielleicht wie
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Engelkraut 2 aufbessernde Variante von Egelkraut 185, Egg(e)kraut 3+2 (alle im Raum Hof - Oelsnitz), an das nördl. die Variante Eichelkraut 117 (Plauen) anschließt, ÜberN nach der Heilpflanze Centimorbia, dt. Egelkraut; Iskraut 15 (nd. Raum), Etymologie unklar; Stillkraut(h) 1+10 (Raum München), ÜberN nach einer Heilpflanze zum Stillen von Blutungen; Sü(ß/ss)kraut 14+3 (verstreut), nach Zoder 1968 II, 704 ÜberN nach einer Lieblingsspeise oder BerufsN im Gegensatz zu Sauerkraut 3; Traubenkraut 11 (Raum Mayen), ÜberN nach der gleichnamigen Heilpflanze; Unkraut 12 (Raum Vechta), wohl Bauern-ÜberN. Auf Berufe bezogene Komposita mit Kr(a)ut- als Bestimmungswort (≥ 10 Tokens): Krautbauer 26 (Raum München); Krautg(a/ä)rtener 22+6 (Westdtld.), BerufsN oder WohnstättenN 'am Krautgarten'; Krautha(c)kel 14+2, -hacker 2 (alle verstreut), zu mhd. hacken 'hacken, zerkleinern'; Kruthaup 55 (Raum Damme), Bauern-ÜberN 'Krautkopf'; Krautkr(ä/e)mer 204+50 (Raum Andernach - Koblenz - Boppard); Krautmacher 44 (Raum Düsseldorf - Köln), nach linnartZ 1958a I, 127 'macht Obstkraut', 'Krautschneider' oder 'Schießpulvermacher' (nach ZoDer 1968 I, 971 nur Letzteres), zu mhd., mnd. krūt in der seit dem 14. Jh. aufkommenden Spezialbedeutung 'Schießpulver'; Krautmann 144 (verstreut im obd. Raum), Krutmann 71 (Raum Menden - Arnsberg) 'Gemüseoder Kräuterhändler', nach ZoDer 1968 I, 971 (unter Krautmacher) 'Schießpulvermacher'; Krautschneider 124 (Raum Mömlingen - Stuttgart - Karlsruhe Kirchheimbolanden, verstreut in Bayern), Kruttschnitt 29 (Süddtld.), BerufsN für jemanden, der Krautköpfe für Sauerkraut zerkleinert; Krautsieder 62 (Raum Ulm, verstreut in Süddtld.); Krautstrun(k/g) 48+3 (West- und Ostfalen), ÜberN des Gemüsebauern, vgl. Kohlstrunk bei der achten Nebenkarte; Krüdewagen 26 (Nest im Raum Iserlohn), Krutwage 14 (Raum Münster), "zieht mit dem [Gemüse-] Wagen durchs Land" (g ottschalD 2006, 304), vgl. Kohlwage(n) 15+7 (verstreut; zum Fehlen von -n vgl. Rollwage(n) 142+71 (Raum Goslar - Salzgitter Braunschweig), zu mnd. rol(le)wagen 'Frachtwagen'); Krautwas(s)er 1+48 (Württemberg; Neumarkt in der Oberpfalz), nach Brechenmacher 1957-63 II, 108 wohl indir. BerufsN aus der volkstümlichen Heilkunde nach einem Küchenkraut; Krautwurm 65 (Thüringen; Nest südl. von Passau), zu mhd. krūtwurm 'Kohlraupe', nach bahlow 2005, 295 ÜberN des Gemüsegärtners; Krautwurst s. K. 58. Elfte Nebenkarte (K. 28): Dokumentiert werden FamN zu mhd. ruobe, rüebe, rabe, mnd. rove 'Rübe'. Die Karte gilt den dir. BerufsN zu mhd. ruobe, rüebe, rabe für den Rübenbauern. Nd. Röver 537 kann ebenfalls den Bauern meinen (linnartZ 1958a, 188), doch wird es sich in der Regel um ÜberN zu mnd. rover 'Räuber' handeln, s. konsonantismus, K. 58 (Röber, Röver, Röwer). Zu Konkurrenzen bei Rieber, Rüber und
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Familiennamen nach Berufen: Landwirtschaft
Rübener s.u. Ob sich mit berger /etter 1961, 301 Rüber als 'Rotrübenpflanzer' von Räber (so auch nieD 1924b, 60 bezüglich Raber) als 'Weißrübenpflanzer' unterscheiden lässt, ist fraglich. Die Abfrage R(aa??e?|ä|ue?|üe?|ie?)(be?n?|m)(ers?|b?a?ue?rs?) (≥ 10 Tokens) ergibt 23 Types/6470 Tokens. Einschlägig sind: Typ Raber 598: Ra(a)ber 527+44, Räber 27. Typ Rieber 505: Ri(e)ber 15+490. Typ Rüber 263: R(ü/u)ber 167+96. Typ Riebner 33: Riebner. Typ Rubner 694: Rubner 432, Rüb(e)ner 188+74. Typ Rabenbauer 151: Ra(ben)bauer 24+127. Typ Riembauer 31: Riembauer. Typ Rubenbauer 227: Rubenbauer. Wegen geringer Frequenz werden Riebner (Raum Worms) und Riembauer (Nest im Raum Regensburg), kontrahiert aus entrundetem Riebenbauer 1, nicht auf der Karte berücksichtigt. Typ Raber 598 Typ Rieber 505 Typ Rüber 263 Typ Rubner 694 Typ Rabenbauer 151 Typ Rubenbauer 227
Karte 28: Raber, Rieber, Rüber, Rubner, Rabenbauer, Rubenbauer
Getreide-, Gemüse-, Obstbauern
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Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 3-45, entspricht 0,012,02‰. Zur Verbreitung der Suffixe -er/-ner für die Ableitung von Nomina Agentis vgl. morphologie , K. 44-46 (Tischer, Tischner u.a.), Vokalismus, K. 81 (Zöller, Zollner). Von Typ Raber findet sich Raber konzentriert im Saarland, besonders in den PLZ 665 Ottweiler (1,95‰/111 Tokens) und 662 Heusweiler (1,31‰/46 Tokens). Räber ist verstreut, v.a. im nd. und ostmd. Raum, Raaber in der Südhälfte von Dtld. Die dichtesten Vorkommen von Typ Rieber finden sich im PLZ 724 Sigmaringen (1,13‰/51 Tokens); Riber ist im Raum Idstein konzentriert. Einige davon weit entfernten Vorkommen an der unteren Elbe und in SchleswigHolstein sind Patronyme zum RufN Rigobert (gottschalD 2006, 404, 409). Bei Typ Rüber konzentriert sich Rüber im Raum Mayen - Koblenz, wo HerkunftsN zum SiedlungsN Rüber (im Jahr 964 Ruver) bei Mayen konkurrieren, andererseits streut es im nördl. Baden-Württemberg und in Nordrhein-Westfalen. Ruber bildet ein Nest im PLZ 357 Herborn und streut im ganzen obd. Raum. Von Typ Rubner bildet Rubner ein Nest im Raum Hof und findet sich sonst v.a. in Nordwestbayern verstreut, Rübner streut mit Häufungen in den Räumen Nürnberg, Frankfurt/Main und Leipzig, wo HerkunftsN zum SiedlungsN Rüben bei Borna konkurrieren, s. grünert 1958, 171. Rübener ist in Nord- und Westdtld. verstreut. Von Typ Rabenbauer findet sich Rabenbauer v.a. in den Räumen Regen und Marktredwitz, Rabauer im Raum Landshut - München. Rubenbauer bildet ein Nest im PLZ 922 Amberg (1,98‰/95 Tokens). Weitere Namen: Zu Reber, nach brechenmacher 1957-63 II, 381 "oberd. zuweilen = Räber", i.d.R. aber 'Winzer', s. K. 32. Rabener 65 (Westfalen, Weil/Rhein, sonst verstreut) ist etymologisch unklar. HerkunftsN zu SiedlungsN wie Raben (Brandenburg, Bayern, Schlesien), Rabenau (Hessen, Sachsen) kommen wegen des Verbreitungsbildes kaum in Frage, wohl aber bei Rabner 7 (Südbayern) zu Raben bei Grafenau (Niederbayern). R(ö/oe)we 153+3, R(ö/oe)w 20+4, R(ö/oe)fe 5+17 (alle im Nd. verstreut; Rowe 107, verstreut, ist meist engl. FremdN), Rüb 629 (Unterfranken, Raum Wuppertal, sonst im Westen und Südwesten verstreut), Rübe 105 (besonders in der Nordhälfte von Dtld. verstreut), Rüben 121 (patronymischer Genitiv, Raum Aachen Köln - Duisburg) und Rueb 87 (Südbaden; ue ist Diphthong, nicht Umlaut, vgl. Vokalismus, K. 228 (Ruof, Ruef, Rief)) beruhen als Bauern-ÜberN auf 'Rübe' (vgl. Henr. Rapa 1175 = Henr. Ruobe 1200 in Köln, brechenmacher 1957-63 II, 441). Bei den hd. Formen können im Einzelfall Patronyme zur Kurzform Rupo < Rupert, -precht konkurrieren. Umgekehrt können Rube 307 (Nest im Raum Göppingen, sonst verstreut in der Westhälfte von Dtld.) und Rub 49 (konzen-
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Familiennamen nach Berufen: Landwirtschaft
triert in der Pfalz) im Einzelfall auf 'Rübe' beruhen, sind aber i.d.R. Patronyme zu Rupo. Dies gilt auch für die Diminutiva R(ü/ue)bel 343+10 (Saarland, Pfalz, Raum Karlsruhe), Rubel 384 (hauptsächlich im Md. verstreut mit Häufungen in den Räumen Karlsruhe und Kaiserslautern; alle nach braun/r ink 1965, 271 Patronyme), Rübl(e) 6+8 (Süddtld.). Nach bahlow 2005, 424 sind Riebel 520 (Ober- und Mittelrhein), Riebl 120 (Bayern), Rieble 97 (Raum Rottweil) aus 'Rübe' entrundete Diminutive (vgl. unten die Komposita), doch häufiger wohl Patronyme zu Kurzformen von RufN wie Riebold oder Rup(ert/recht) (DuDen Famn 2005, 544; brechenmacher 1957-63 II, 407; vgl. die Gleichung Rieblin = Rüblin = Rieplin = Rüplin = Ruoplin 1583/94 in Villingen, nieD 1938, 11). Rüpke 97 (Nordniedersachsen, Hamburg, Bremen) ist HerkunftsN zum SiedlungsN Rübke bei Buxtehude. Komposita mit mhd. ruobe, rüebe, mnd. rove 'Rübe (≥ 20 Tokens) sind folgende Bauern-ÜberN: Rübenkönig 48 (Raum Kassel); Rübmann 35 (Nordostwürttemberg); Rö(v/w)emeier 12+12, Rö(v/w)emeyer 2+3 (Raum Rheine); Rübensaat s. bei K. 9; Rübsamen s. K. 9; R(ü/oe)bsteck 55+7, Reufsteck 67 (alle Dreieck Aachen - Mönchengladbach - Köln) sind wohl BerufsN für jemanden, der Rüben nach der Aussaat nochmal durch Stecken verpflanzt, vgl. DWB XVII, 1370 unter Steckrübe (es besteht kaum ein Zusammenhang mit weit entferntem Reifsteck 45 (Raum Teningen - Freiburg i.Br.), ÜberN des Fassbinders nach dem Holz, aus dem die Fassreifen hergestellt werden, brechenmacher 1957-63 II, 391); R(ü/ue)benstrunk 41+1, Rövenstrun(c)k 30+12, Roevenstrun(c)k 7+2, Röwenstrunk 16 (Raum Dortmund - Düsseldorf - Solingen - Lüdenscheid); Rub(b)enwolf 26+1 (Südbayern), zu 'Wolf' oder Wolfgang?; Scher(ü/ue)bl 144+4 (Raum Regensburg; in Bayern verstreut), Scher(ie/ü)ble 32+4, Scher(r)ible 12+2, Scherr(ie/ü)ble 28+7 (alle Württemberg, Westbayern), Scherrieb 16 (Oberschwaben), Scherübel 11 (Südwestbayern) sind nach brechenmacher 1957-63 II, 502 Bauern-ÜberN "< Scherr-Rübe = feine Kochrübe"; Siebzehnrüb(e)l 41+1, -r(ie/ue)bl 4+1 (Raum Passau) ist nach brechenmacher 1957-63 II, 611 ÜberN eines Kleinbauern, evtl. auch nach einer Abgabe von 17 Rüblern (Münze mit einer Rübe aus dem Wappen des salzburgischen Erzbischofs Leonhard von Keutschach). WohnstättenN-Komposita (≥ 20 Tokens): Rübenacker 72 (Raum Bretten - Bruchsal - Eppingen); R(ö/oe)we- 305+7, R(ö/oe)ve- 114+2, Röven- 1, Reuvekamp 6, Röwekämper 24 (alle Nordwestfalen mit Raum Osnabrück), Rübenkamp 34 (Raum Essen), Rüb(e)kamp 9+2 (Raum Bonn), vgl. herkunFts- und wohnstättennamen, K. 365 ([Holt]kamp u.a.); Rübensa(a)l 5+37 (Raum Lichtenfels), nach gottschalD 2006, 415 zu mhd. zagel 'Schwanz' für einen langen, schmalen Rübenacker.
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Getreide-, Gemüse-, Obstbauern
Zwölfte Nebenkarte (K. 29): Dokumentiert werden BerufsN des Bauern oder Händlers zu mhd. retich, mnd. redik, redich 'Rettich'. Konkurrenz besteht im Einzelfall mit HerkunftsN zum SiedlungsN Rettig (Sachsen-Anhalt, Elsass). Die Abfrage Re(tt?|dd?)i(g|ch|c?k) ergibt 12 Types/3323 Tokens: Typ Rettig 2086: Ret(t)ig 9+2076, Rettik 1. Typ Rettich 336: Ret(t)ich 9+327. Typ Reddig 800: Red(d)ig 30+744, Red(d)ick 21+4, Redik 1. Typ Redich 101: Red(d)ich 58+43. Typ Rettig 2086 Typ Rettich 336 Typ Reddig 800 Typ Redich 101
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Karte 29: Rettig, Rettich, Reddig, Redich
Kartentyp: absolut; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 3-35, entspricht 1-38 Tokens; PLZ innerhalb der Städte einzeln ausgewiesen. Der Asterisk in Südhessen ersetzt den Kreis für den PLZ 646 Bensheim mit 227 Tokens für Typ Rettig, um die übrigen Kreise besser hervortreten zu lassen. Retig bildet ein Nest im Raum Metzingen. Von Typ Rettich, der sich im südl. Baden-
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Familiennamen nach Berufen: Landwirtschaft
Württemberg mit Nest im Raum Saulgau findet, ist Retich verstreut verbreitet. Von Typ Reddig ist Reddig im Nd. verstreut mit Häufung in Nordrhein-Westfalen, Redick bildet ein Nest im Raum Wesel und Redig eines im Raum Lampertheim. Von Typ Reddich ist Reddich in West- und Süddtld. verstreut mit Häufung im Saarland, Redich in ganz Dtld. verstreut. Zu dd/tt vgl. konsonantismus, K. 142-148 und S. 326, zu -ig/-ich ebd., K. 297-303. Weitere häufigere FamN, die sich auf Produktion, Verkauf oder Verzehr von Gemüse beziehen: Auf mhd. erbiӡ, areweiӡ, areweiӡ, arwīӡ 'Erbse' beruhen Arbes 82 (im Md. und Obd. verstreut), Arbesmann 21 (Räume Gießen und Nürnberg), Arbesmeier 18 (Südbayern), Erbes 404 (v.a. im Westmd. verstreut), Erwes 63 (Nest im Raum Lennestadt), Erbs 220 (in ganz Dtld. verstreut), Erb(e)skorn 26+9 (Hessen) und Erbsmehl 59 (Thüringen). Konkurrenz mit patronymischen Genitiven zu Erb 2152 (Hessen, Baden-Württemberg), Erbe 1407 (Hessen, Raum Philippsburg, Thüringer Wald) 'Erbe' ist nördl. der Mosel denkbar, aber kaum in Hessen (vgl. morphologie, K. 6, 10). Nd. erwt, arwt 'Erbse' findet sich in Erft(e)meier 2+28, Erft(e)meyer 2+1 (Westfalen). Auf mhd. fen(i)chel, mnd. ven(ne)kol 'Fenchel' beruhen Fench(e)l 9+298 (Raum Calw - Pforzheim - Stuttgart; zusammen mit Feng(e)l 3+78 in Südhessen), Fenichel 1; Fen(ne)kohl 23+20 (Nordniedersachsen), Vennekohl 17, -kold 12, Fennekold(t) 19+4, Fönnekold 1 (Südniedersachsen), Vennekel 21 (Raum Krefeld). Zu Knoblauch s. Vokalismus, K. 281 (Knoblauch, -loch, -lich, -lach). Auf mhd. krēn 'Meerrettich', einem Lehnwort aus dem Slaw., beruhen Krenn 680 und Krenner 74 (beide Räume Passau und München), Krehn 48 (Großraum Nürnberg), Kren 103 (Oberbayern; einige Vorkommen in der Pfalz und im Rheinland, bei denen, falls autochthon, die Zugehörigkeit fraglich ist), Krennleitner 10 (Nest südwestl. von Passau, vgl. herkunFts- und wohnstättennamen, K. 239), Krenbauer 7 (in Süddtld. verstreut). In Österreich schließen an: Kren(n) 180+3134, Krennbauer 35 (Telef. 2005, Geogen At, CD-Rom; vgl. hohensinner 2011a, S. 188f, K. Kren(n), -mayr, -huber); zu Mer(r)ettig s.u. Auf mhd. lins(e) 'Linse, Hülsenfrucht' beziehen sich eindeutig die BerufsN Lin(s/z)- 180+142, Lin(s/z)en- 117+20, Linsemeier 1, Lin(t)z- 130+2, Lins(en)50+120, Linsemaier 1, Lin(s/z)- 80+68, Lin(s/z)enmayer 45+2, Lin(s/z)en66+15, Lin(t)z- 2+14, Linsmeyer 4, Linz- 13, Linsenmair 2, Linse(n)- 1+5, Linsmayr 2, Linsenmeir 1. Sie finden sich überall südl. von Nahe und Main, wobei die Schreibungen s/z vermischt auftreten und die Varianten Lin(s/z)en- eher westl. einer Linie Nürnberg - München, Lin(s/z)- eher östl. dieser Linie zu finden sind. Lin(s/z)bauer 42+5 (Südhessen, Baden-Württemberg), in derselben Bedeutung
Getreide-, Gemüse-, Obstbauern
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nach brechenmacher 1957-63 II, 197 auch Linser 113 (Freiburg i.Br.; Südthüringen) und Linsenmann 64 (Neckarraum von Rottweil bis Rottenburg); Linsmann 10 (Raum Dortmund) ist unsicher, ebenso Linsner 167 (Raum Bamberg). Bei den weit verstreuten Fällen Lins 503 (etwas häufiger in Hessen, Südniedersachsen und Nordrhein-Westfalen), Linse 536 (etwas häufiger in Thüringen und Westbayern) konkurrieren BerufsN bzw. ÜberN zu mhd. linse 'Linse' bzw. mhd. linse 'leise' mit Wohnstätten- und HerkunftsN etwa zu SiedlungsN wie Linz (öfter). Auf mhd. louch, mnd. lōk 'Lauch' beruhen nach bahlow 2005, 322; DuDen Famn 2005, 433; DebrabanDere 2003, 783 (unter Loock) Loo(c)k 580+624, Looks 200 (konzentriert am Niederrhein, verstreut im ganzen nd. Raum), doch konkurrieren WohnstättenN zu Toponymen wie Look 'umzäuntes Gelände' (DebrabanDere 2003, 783 (unter Look); vgl. ZoDer 1968 II, 77). Lauch 114, wohl aus Loo(c)k verhochdeutscht, begegnet im nd. Raum, zudem im Raum Dessau - Leipzig, wo es, zusammen mit Lauche 90 (Raum Naumburg), am ehesten HerkunftsN zum SiedlungsN Laucha (bei Naumburg; auch bei Löbau, bei Gotha) ist. Auf mhd. merretich, mnd. merreddich 'Meerrettich' beruhen Mer(r)ettig 74+34, Meer(r)ettig 1+2, Mered(d)ig 37+8, Meret(t)ich 3+1 (alle in Westfalen konzentriert, sonst verstreut), Ne(h)rettig 2+16 (Lausitz). Zu Kren s.o. Zur Verteilung von Meerrettich/Kren in den Dialekten s. könig 2005, 226. Auf mhd. mor(c)he, more, mnd. more 'Möhre' beruhen Morche 332 (Nordhälfte von Dtld.), Morch 47 (Rheinhessen, sonst verstreut in der Nordhälfte von Dtld.), Morcher 46 (Raum Stuttgart), Mörch 29 (Freiburg i.Br.). M(ö/oe)rchen 212+3 (Westfalen) kann Diminutiv dazu sein, aber auch zu Kurzformen von RufN wie Mor[hart]. Ungeklärt ist M(ö/oe)rchel 79+14 (Westfalen; Hamburg, Holstein). Moroch 4 (verstreut) wird von brechenmacher 1957+63 II, 286 zu mhd. morch(e), morach 'Mohrübe' gestellt, vgl. Morach 26 (verstreut in der Nordhälfte von Dtld.). Morich 162 (Nest im Raum Bad Lauterberg) jedoch ist nach ZoDer 1968 II, 182 Variante zu Wohnstätten- und HerkunftsN wie Mohrig, M(ö/o)hring. Das Verhältnis dieser FamN und die Bedeutung sind noch zu klären. Auf mnd. mōs 'Kohl, Gemüse' könnten die (wenigen) nd. Vorkommen von Möser 997 zurückgehen, die Hauptvorkommen konzentrieren sich aber in Südhessen, auch im ostmd. Raum ist der FamN häufiger als im nd. Raum. Hier sind es HerkunftsN zu SiedlungsN wie Möse oder WohnstättenN zu mhd. mos 'Moos, Sumpf, Moor', vgl. h erkunFts - und wohnstättennamen, K. 280 (Moser, [Rohr]moser), dort S. 634 auch zu Möser. Mu(u)hs 606+17, Muus 164 (alle konzentriert in Hamburg und Schleswig-Holstein, Muhs auch im ganzen nd. Raum verstreut) sind nach wenners 1988, 307 ÜberN zu mnd. mūs 'Maus'. Bezug zu mhd. muos 'Gemüse u.ä.' kommt aufgrund des Verbreitungsbildes nicht in Frage. Mus 72 (in West- und Süddtld. verstreut) ist z.T. türk. FremdN.
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Familiennamen nach Berufen: Landwirtschaft
Auf mhd, mnd. pasterna(c)ke 'Pastinake, mohrrübenähnliche Pflanze' beruhen Pasterna(c)k 403+126, Pasternok 61 (Ruhrgebiet, Ostfalen, Hamburg und Holstein, Berlin). Diese FamN können auch slaw. Herkunft (in gleicher Bedeutung) sein. Frühnhd. rahne 'lange rote Rübe' ist wohl eine Ableitung von mhd. r$n 'schlank, schmächtig'. Zur Verbreitung und zu Konkurrenzen entsprechender FamN s. K. 269. Für Rahner(t) 463+23 (Nest im Raum Gaggenau, sonst verstreut) kommen v.a. BerufsN des Rübenbauers, evtl. auch WohnstättenN zu nhd. Rahne 'Windbruch in einem Gehölz' in Betracht. Zu Rahn(en)führer s. bei K. 188. Auf mhd. würz(e) 'Pflanze, Kraut, Gewürz' beruht Wür(t)z, s. morphologie, K. 15 (Wirtz, Würtz). Hinzu kommen Wur(t)z 244+96 (Baden-Würrtemberg, Pfalz, Südhessen), Würzer 72 (Oberschwaben, Allgäu) und Würzner 128 (Westsachsen). Dagegen ist Wurzer 584 (Nester in den Räumen Weiden in der Oberpfalz, Regen und München, sonst v.a. in Bayern verstreut) wegen seiner Verbreitung wohl hauptsächlich HerkunftsN zum SiedlungsN Wurz (Landkreis Regen). Auf mhd. z(w)ibolle 'Zwiebel' beruhen Zi(e)bell 222+530, Zybell 56, Ziebel 10 (alle in Norddtld. verstreut), Zwi(e)bel 8+78 (Nest im Raum Herzberg/Elster, sonst verstreut), Zwiebler 81 (in ganz Dtld. verstreut). Konkurrenz mit Patronymen aus dem RufN Sigibald ist bei den Fällen ohne w denkbar, doch begegnen FamN wie Zi(e)bold 77+194, Zippolt 29 weit entfernt in Baden-Wüttemberg (Zi(e)bold) bzw. Bayern (Zippold). Ziepel 39 (Raum Magdeburg) ist HerkunftsN zum SiedlungsN Ziepel bei Magdeburg und bei Gardelegen. Zippel 882 (verstreut, vor 1945 häufig östl. von Oder und Neiße, gen-evolu.de, 17.11.15) kann Variante zu 'Zwiebel' sein, beruht aber i.d.R. auf mhd. (md.) zippel 'Zipfel' als ÜberN für einen Kapuzenträger oder WohnstättenN 'am/im Zipfel (spitzes Geländestück u.ä.)'. FamN zu poln. cebula, älter auch cybula, tschech. cibule 'Zwiebel' (≥ 50 Tokens) sind Cebul(l)a 136+667 (Ruhrgebiet und verstreut), C(y/i)bulski 119+42, Zibulski 73 (Ruhrgebiet; Zibulski auch verstreut), Cibulka 52 (verstreut). Dreizehnte Nebenkarte (K. 30): Dokumentiert wird die Verbreitung von FamN mit mhd. obeӡ 'Obst', mhd. obeӡ#re 'Obsthändler' (Zu mnd. ovet, avet 'Obst' finden sich in der Datenbank des DFA keine FamN; historische Belege bei ZoDer 1968 II, 242). Die FamN beziehen sich wohl meist auf den Obsthändler, doch wegen der Komposita Obstfelder, -meier ist auch Bezug auf den Obstbauern anzunehmen. Die starke Streuung des FamN Obst beruht v.a. darauf, dass dieser FamN vor 1945 v.a. in Schlesien beheimatet war (gen-evolu.de, 11.09.15). bahlow 1953, 45 vermutet, dass Obst in Schlesien aus dem Patronym Opitz (Vokalismus, K. 39) kontrahiert sein
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könnte, ders. 2005, 363 führt aber Obst nur noch als indir. BerufsN an. Kartiert werden sämtliche FamN mit mhd. obeӡ(#re), auch der einzige Herkunfts- bzw. WohnstättenN Obstfeld(er). Die Abfrage (Oe?|Ö)(b|p)e?st?(er|feld(er)?|m(e|a)(i|y)e?r)? ergibt 9 Types/2887 Tokens: Typ Obst 2480: Obst 2469, Obes 10, Ops 1. Typ Obser 281: Ob(e)ser 125+65, Obster 70, Oebser 21. Typ Obstfelder 120: Obstfelder 80, Obs(t)feld 3+37. Typ Obstmeier 18: Obstm(ei/ay)er 10+8. Typ Obst 2480 Typ Obser 281 Typ Obstfelder 120 Typ Obstmeier 18
Karte 30: Obst, Obser, Obstfeld, Obstmeier
Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 3-45, entspricht 0,020,93‰. Von Typ Obst findet sich Obes v.a. in den Räumen Hamburg und Emden. Von Typ Obser ist Obser zwischen Konstanz und München sowie im Raum Deggendorf verbreitet, Obeser im Raum Ulm - Neuburg/Donau - München, Obster im Raum Ingolstadt - Abensberg - München, und Oebser bildet ein Nest im Raum
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Familiennamen nach Berufen: Landwirtschaft
Chemnitz. Bei Typ Obstfelder begegnen Obstfelder zwischen Erfurt und Sonneberg und Obstfeld v.a. im Raum Hagen (Westfalen) - Altena, wo es HerkunftsN zum SiedlungsN Obstfeld nördl. von Altena ist. Von Typ Obstmeier findet sich Obstmayer verstreut, Obstmeier in Bad Füssing, sonst verstreut. Vierzehnte Nebenkarte (K. 31): FamN mit mhd. kirs(ch)e, kerse, mnd. kerse, karse 'Kirsche' können den Bauern meinen (vgl. unten Kirschbauer), den Händler (vgl. unten Kirschhock), im Einzelfall auch den Esser (vgl. historisch Kirschenesser, -fraß, brechenmacher 1957-63 II, 46). Hinzu kommen zahlreiche Herkunfts- und WohnstättenN, s.u. Kartiert werden dir. und indir. BerufsN, die hauptsächlich den Bauern oder Händler betreffen dürften. Bei Typ Kirsch sind Konkurrenzen mit WohnstättenN oder HerkunftsN zu SiedlungsN wie Kirsch (bei Trier, bei Diedenhofen (Lothringen), in Schlesien) möglich, bei Kerscher WohnstättenN 'beim Kirschbaum', wegen des Verbreitungsbildes aber kaum WohnstättenN zum FlussN/SiedlungsN Körsch bei Esslingen (brechenmacher 1957-63 II, 32). Typ Kirsch 8194 Typ Kerscher 1271 Typ Kerschl 205 Typ Kirschmann 426 Typ Kirschbauer 182
Karte 31: Kirsch, Kerscher, Kerschl, Kirschmann, Kirschbauer
Getreide-, Gemüse-, Obstbauern
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Die Abfrage (K|C)i?e?rsche?n?l?(er|baue?r|mann?|e?i?n?)?s? (≥ 10 Tokens) ergibt 15 Types/13961 Tokens: Nach Abzug von K(i/e)rschner 3566+117 'Kürschner' (Vokalismus, K. 65 (Kürschner, Kirschner)) verbleiben: Typ Kirsch 8194: Ki(e)rsch 7508+116, Kirsche(n) 313+88, Kersch 169. Typ Kerscher 1271: Kerscher 1225, Kirsch(l)er 15+31. Typ Kerschl 205: Kerschl. Typ Kirschmann 426: Kirsch(en)mann 249+177. Typ Kirschbauer 182: Kirsch(en)bauer 118+64. Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 3-45, entspricht 0,034,19‰. Die dichtesten Vorkommen von Typ Kirsch finden sich in den PLZ 749 Bad Rappenau mit 2,77‰/66 Tokens, 666 Nonnweiler mit 2,68‰/166 Tokens, 665 Neunkirchen/Saar mit 2,66‰/151 Tokens, 662 Heusweiler mit 2,56‰/90 Tokens, 686 Lampertheim mit 2,06‰/46 Tokens und 668 Kusel mit 2,01‰/114 Tokens. Dabei ist Kiersch in ganz Dtld. verstreut (Ki(e)rsch war vor 1945 auch östl. von Oder und Neiße häufig, gen-evolu.de, 10.09.15), Kersch verstreut mit Häufungen in den Räumen Bad Hersfeld und Trier, Kirsche im Ostmd. Kirschen begegnet einerseits im Ruhrgebiet und im Raum Köln, wo es patronymischer schwacher Genitiv ist, andererseits im Raum Marienberg (Erzgebirge), wo es wegen dieser Lage einer anderen Erklärung bedarf. Typ Kerscher konzentriert sich in den PLZ 841 Dingolfing mit 3,32‰/126 Tokens, 943 Straubing mit 2,99‰/131 Tokens, 934 Cham mit 2,42‰/89 Tokens und 931 Regenstauf mit 2,19‰/125 Tokens. Dabei ballt sich Kirschler im Raum Pforzheim, Kirscher ist in Süd- und Westdtld. verstreut. Das Diminutiv Kerschl konzentriert sich in den PLZ 945 Wallersdorf mit 1,33‰/45 Tokens, 835 Wasserburg/Inn mit 0,59‰/12 Tokens und 944 Deggendorf mit 0,55‰/25 Tokens. Bei Typ Kirschmann ballt sich Kirsch- im Raum Leonberg - Weilheim/Teck, Kirschen- im Raum Baiersbronn; beide finden sich sonst verstreut. Bei Typ Kirschbauer bilden beide Varianten ein Nest im Raum Cham und streuen im südöstl. Bayern. Weitere Namen (≥ 20 Tokens): Kiesch 66 (Mosel von Trier bis Bernkastel-Kues) ist nach lfa.uni.lu (07.12.15) zum einen HerkunftsN zu Kirsch (lothringisch Kiisch, frz. Kiersch-lès-Sierck) im Moseldepartement oder zu Kirsch, Ortsteil der Gemeinde Longuich-Kirsch im Landkreis Trier-Saarburg, zum anderen moselfränk. Variante von Kirsch. K(i/e)rschke 897+117 sind in der Nordhälfte von Dtld. verstreut. ZoDer 1968 I, 888 und DuDen Famn 2005, 377 nehmen für Kirschke k-Diminutiv zu Kirsch an, ZoDer 1968 I, 870 für Kerschke diminuierten ÜberN zu mnd. kerse 'Kresse; Kerze; Kirsche' oder Diminutiv zum RufN Christian. bahlow 1953, 62f. (für Schlesien); linnartZ 1958b, 177; DebrabanDere 2003,
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Familiennamen nach Berufen: Landwirtschaft
685 vermuten bei Kirschke eher Patronyme zum RufN Christian. Letzteres gilt nach linnartZ 1958b (ebd.) für Kersken(s) 171+4, Kers(k/j)es 21+120, Kersge(n)s 4+13, die alle zusammen mit Kerstge(n)s 15+21, Kerstjens 19 ab Kleve rheinabwärts konzentriert sind, während sich die Patronyme Kerschgen(s) 5+128, Kirschgen(s) 5+22 zwischen Aachen und Düsseldorf finden. DebrabanDere 2003, 679 hält allerdings in all diesen Fällen auch Diminutiva zu 'Kirsche' für möglich. Kirsebauer 19 (Lüdenscheid) kann sich auf 'Kresse' oder 'Kirsche' beziehen; zu Kirschey s. K. 239; Kirschhock 26 (Raum Bexbach) ist Kompositum mit mhd. hocke 'Kleinhändler'; Kirschfink 36 (Nordrhein-Westfalen) ist ÜberN nach einer Vogelart, auch Kirschvogel oder Kernbeißer genannt; Kirschmer 34 (Raum Stuttgart - Ulm) könnte aus -meier kontrahiert sein. Kirschni(c)k 33+370 (Ruhrgebiet, verstreut im nördl. Dtld.) beruht auf poln. Kirsznik, BerufsN des Obstgärtners oder des Kürschners (rymut/hoFFmann 2006-10 I, 327). Das alem. Wort Kries(e) 'Kirsche' hat sich nur im WohnstättenN Griesbaum (s.u.) erhalten. Herkunfts- und WohnstättenN (≥ 20 Tokens): Kirschberger 72 (v.a. in der Westhälfte von Dtld. verstreut), Kirschberg 18 (Nordhälfte von Dtld.), Kerschberger 37 (im Obd. verstreut mit Häufung im Raum Cham - Regensburg); Kers(s)enbrock 19+15 (Nordwestdtld., Kersenbrock v.a. im Raum Wuppertal, vgl. h erkunFts - und wohnstättennamen , K. 284), Kers(ch)- 1+19, Kirschkamp 4 (Nordwestdtld., vgl. ebd., K. 365); Kirschneck 82 (Raum Hof); Kerschreiter 27 (Oberbayern, HerkunftsN zu Kerschreuth bei Landshut); Kerschensteiner 190 (Nest im Raum Neumarkt, verstreut in Bayern), aber Kirsch(en)stein 469+16 (Nordhälfte von Dtld.) ist Variante zu Kirstein 1791 und wie dieses Patronym zu Kirsten < Christian (s. Vokalismus, K. 15 (Kersten, Kirsten); konsonantismus, S. 861); Kirschweng 42 (Saarland, Köln, Kassel). S. auch Vokalismus, S. 192 (Kirschenhofer), S. 415 (Kirsch-, Kerschbaum); herkunFts- und wohnstättennamen, S. 619-622 (Kirschsieper, -siefer), S. 722f. (K(i/e)rschenlohr), K. 338 (Kirsch-, Kersch-, Kasse-, Griesbaum, Kessebohm). 5. Historische Sondierung Hauptkarte einschließlich des vieldeutigen Simplex Rock(e)(n). Lübeck: roghe 1320 (laut r e HerkunftsN), rogge bis Mitte 14. Jh. (laut r e evtl. auch Patronym) r e 53, 108. Barth: (R/r)ogghe 1392 (laut mü auch Patronym) mü 23. Greifsw.: de Roghe 1361 (laut nü HerkunftsN) nü 109. Pommern: Rogge 1295; Korn 1327 ba 1982, 54, 76. Riga: Roggen 1287, Rogge, Roghe 1316-1405, Rock 1501/02 (alle laut Fey Patronyme) Fey 50, 54. Coesfeld: Roghe 1320, Rogge 1549, Roige 1571 (alle laut k e evtl. auch zu mnd. rogen, rogel, rog(g)e 'Rogen, Fischeier' für einen Fischhändler); Korns (Gen.), Koerns (Gen.) 1448 k e 428, 441. Neuss: Roggen 1535; Korn 1535 m e III 124; IV 150. Ostfalen: Roggen 1267, Rogge 1285, Rogghe 1327, Rocgen 1383, Rogke 1400, Rockken 1486, Rochkenn 1590,
Getreide-, Gemüse-, Obstbauern
83
Rogge 1603 (nach Zo auch Patronyme oder HerkunftsN); Korn 1308-81, Korn 1376 = Korne 1408, Kornhe 1544, Korn 1647 (nach Zo auch zum SiedlungsN Korne in Sachsen) Zo I 954; II 424. Braunschw.: Rocghe 1395 scha 204. Köln: Rogias ca. 1207-12, Roias ca. 1209-15 (laut h a ÜberN zu mhd. roge(n), rog 'Fischeier, Rogen') h a 1980, 31. Bonn: corns nach 1450 bi 323. Limb.: Korn 1317 (laut schö ÜberN, BerufsN oder HerkunftsN) schö 71. Grünberg: Rogk 1492 (laut k n ÜberN nach der Kleidung) k n 54. Homb.: Rock 1766; Korn 1756, 1773 se 108, 161. Kaisersl.: Korn 1586-1800, Korns (Gen.) 1748, Kornin (fem.) 1765 br 389. Darmst.: Korn 1547 h ah 57. Vogtld.: Korn 1409-1569 h e 1992, 123. Zwickau: Koren, Korn um 1460 h e 2009, 177. Altenb. Ld.: Rocke 1466 (laut grü HerkunftsN oder ÜberN zu mhd. roc 'Rock'); Korn 1465-99 grü 87, 144. Oschatz: Korn 16. Jh. (laut ne HerkunftsN zu Keuern bei Döbeln) ne 1970, 61; Korn 1463, 1476 ne 1981, 93. Baar: Rock ab 17. Jh., Rogg 1613 (beide laut ni HerkunftsN zu Roggenbach) ni 17. Liechtenstein: Roggin 1647 (laut str Konkurrenz mit Patronymen oder mit ÜberN 'Rock') str IV 204f. Freib. i.Ü.: Rocko 1419, Rogken 1434, Rochi 1448, Rocken 1476, Rocko 1614 = Roggo 1615, Rock 1602 (alle laut st Patronyme) st 33. Graubünden: Rogg 1623-1800, Rock ca. 1730, 1777, Roc 1787 (alle nach hub Patronyme) hub 191, 405. Nürnb.: Rock 1400 (laut sche ÜberN 'Rock') sche 256. Sudetenld.: Rukkeyn 1369, Rokch 1414 (letzteres nach sch BerufsN zu mhd. rocke 'Spinnrocken', "doch ist der Bedeutung nach eher an mhd. rock 'Rock', d.h. an eine Fügung 'mit dem roc' zu denken") sch 1957, 255f. Waldviertel: Korn 1270 po 100. Weinviertel: Korn 1640 (Beleg unsicher), Khuorin (fem.), Kuorn (Gen.) 1656, Korn 1845-75 er II 591f. Wien: Rokken (Gen.) 1400-37, Rogken (Gen.) 1403, Rokk 1413, 1417, Rokch 1432, Rogkinn (Gen., fem.) 1446 (alle laut li BerufsN für den Schneider oder ÜberN 'Rock') li 496f.
6. Hinweise Vokalismus, K. 281 (Knoblauch, -loch, -lich, -lach); konsonantismus, K. 22f. (Hopf, Hoppe), K. 24 (Höpfner, Höppner), K. 56 (Haber, Haver, Hawer, Hafer), S. 81 zu Pflaum, Plum 'Pflaume'; morphologie, K. 58 (Haber-, Haver-, Hafermann, Haberer). Dräger 2013, 179-190 mit K. 45 (Kohl, Köhl, Kohlmann, Koll, Kollmann Kölling), K. 46 (Kohlhaas, -hase, -has, Collas); Dräger /kunZe 2009, K. 2 (Konsonantenvarianz in FamN mit Hafer); hohensinner 2011a, S. 106, K. Kerschbaummayr, Kerschbaumer; S. 138f., K. Kern, Kerner, Körner; S. 189, K. Kren(n), Kren(n)mayr, Kren(n)huber. Zu Getreide- und Gemüsebezeichnungen in den Dialekten s. Dwa IV 22 (Roggen), XI 6 (Mohrrübe), XVII 5 (Meerrettich), XVII 9 (Rotkraut), XVII 11 (Sauerkraut); höing 1958; könig 2005, 208 (Sauerkohl, -kraut; Rotkohl, Blaukraut), 226 (Meerrettich, Kren); r amge 1987, K. 24 (Kappes), K. 25 (Kraut; Nebenkarte Kraut, Kappes). k. Dräger
84
Familiennamen nach Berufen: Landwirtschaft
Typ Weinzierl 1533 Typ Winzer 1274 Typ Reber 1280 Typ Rebmann 1158
Karte 32: Weinzierl, Winzer, Reber, Rebmann
Weinbauern, Bienenzüchter
85
1.3 Weinbauern, Bienenzüchter 1. Fragestellung Dokumentiert werden BerufsN für den Winzer und den Imker. Spätmittelalterliche lat.-dt. Vokabularien übersetzen lat. vinitor in Norddtld. mit wingert(en)er (libo r I, 172) oder winman (Vocexquo V, 2884), im Elsass mit rebemann (Vocct II, 1563), in der Schweiz mit winzurn (Vocopt I, 294). Einzelne ostschwäb. und bair. Abschriften ergänzen oder ersetzen wingert(en)er bzw. winman ihrer Vorlagen durch weinzürel, winzurn, weinziher (kunZe 2001b, 245f.). Das Wort winzer tritt in diesen Vokabularien nicht auf. V.a. im Westmd. und im Schwäb. ist mhd. wingert(en)er die übliche mittelalterliche Bezeichnung des Winzers (vgl. berger /etter 1961, 370; bickel 1978, 293). Die Verbreitung der FamN Weingartner/Weingärtner dokumentiert Vokalismus, K. 6, diejenige von Weingart(en), Wengert, Wingert mit Varianten ist in morphologie, S. 281f. beschrieben; BerufsN konkurrieren hier mit Herkunfts- und WohnstättenN zu entsprechenden Toponymen. Weinmann 2567 und daraus assimiliertes Weimann 1913 können außer den Winzer v.a. auch den Weinhändler und -schenk meinen (s. kunZe 2001b, 254 und K. 205). Die Hauptkarte dokumentiert die wichtigsten eindeutigen BerufsN für den Winzer, nämlich Reber und Rebmann, zu mhd. rebe 'Rebe, Weingarten', sowie Winzer und Weinzierl, ahd. wīnzuril, mhd. wīnzürl(e), entlehnt aus lat. vinitor 'Winzer', mit Ableitungssuffix -il nach dem Vorbild anderer Nomina Agentis, wohl auch unter Anlehnung an das Verb ahd. zeran 'reißen, zupfen'. Die daraus gekürzte Form mhd. wīnzüre führte zu Winzer (pFeiFer 2005, 1571). Die erste Nebenkarte gilt den Typen Traub und Reeb, die (u.a.) indir. BerufsN für den Winzer sein können. Die zweite Nebenkarte dokumentiert mit Zeidler, Büter, Immler drei dir. BerufsN für den Imker, die dritte bringt Biener(t), Biemann und weitere indir. BerufsN mit mhd. bin, bīn, bīe 'Biene' hinzu. 2. Quantitative Datenbasis Abfrage: Weinzie?rle?|Wint?zer.*|Ree?b(er|mann)s? (≥ 5 Tokens) ergibt 11 Types/5245 Tokens: Typ Weinzierl 1533: Weinzi(e)rl 9+1510, Weinzierle 14. Typ Winzer 1274: Win(t)zer 1116+129, Winzerling 29. Typ Reber 1280: Re(e)ber 1170+79, Rebers 31. Typ Rebmann 1158: Re(e)bmann 1141+17. 3. Qualitative Datenbasis Im MA waren Hersteller, Verkäufer und Ausschenker des Weins oft identisch (nölle-hornkamp 1992, 146), sodass jeweils auch BerufsN für den Weinhändler
86
Familiennamen nach Berufen: Landwirtschaft
bzw. Wirt vorliegen können. Bei Typ Weinzierl kommen außerdem HerkunftsN zu den SiedlungsN Weinzierlein (Bayern) und Weinzierl (Österreich) in Frage. Um HerkunftsN zu den SiedlungsN Winzer (Bayern) und Winz (Nordrhein-Westfalen) handelt es sich bei Typ Winzer aufgrund seines Hauptverbreitungsgebiets nur selten. Winzerling (Sachsen-Anhalt) ist nach naumann 2005, 287 eine pejorative Weiterbildung zu Winzer. Re(e)ber(s) dürfte lediglich in Einzelfällen indir. BerufsN zu mhd. rabe 'Rübe' für den Rübenbauern oder verschliffene Form von Reuber (s. Vokalismus, K. 58) sein. 4. Details und Ergänzungen Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 2-35, entspricht 0,013,06‰. Vorkommen pro zweistellige PLZ: Dokumentationstabelle. PLZ
Weinzierl
Winzer
Reber
Rebmann
‰ ges.
PLZ
Weinzierl
Winzer
Reber
Rebmann
‰ ges.
01
3
31
6
0
0,11
26
0
13
6
14
0,07
02
0
21
6
0
0,18
27
3
11
2
0
0,06
03
1
86
0
0
0,87
28
0
7
19
0
0,11
04
1
38
7
0
0,13
29
0
6
5
20
0,15
06
5
102
8
23
0,32
30
1
21
1
6
0,09
07
3
22
23
2
0,26
31
3
19
10
9
0,11
08
3
12
14
0
0,14
32
3
11
1
1
0,04
09
3
22
5
0
0,12
33
1
16
0
2
0,05
10
4
24
4
1
0,11
34
2
12
2
7
0,08
12
1
34
6
1
0,13
35
8
12
11
3
0,09
13
2
23
3
0
0,12
36
3
2
1
9
0,09
14
2
26
3
2
0,13
37
0
5
3
2
0,04
15
1
30
3
0
0,20
38
1
19
2
23
0,09
16
3
3
3
0
0,06
39
0
19
10
0
0,12
17
0
11
0
0
0,06
40
3
14
3
9
0,09
18
0
5
0
0
0,03
41
0
10
2
1
0,04
19
0
2
0
0
0,02
42
3
14
0
1
0,05
20
0
6
0
0
0,07
44
4
17
8
1
0,07
21
3
18
4
1
0,07
45
13
7
8
4
0,05
22
4
16
5
8
0,07
46
6
15
1
0
0,07
23
0
3
0
3
0,02
47
3
7
0
2
0,03
24
3
20
7
3
0,09
48
3
3
3
6
0,04
25
0
8
0
3
0,04
49
3
5
2
2
0,02
87
Weinbauern, Bienenzüchter
PLZ
Weinzierl
Winzer
Reber
Rebmann
‰ ges.
PLZ
Weinzierl
Winzer
Reber
Rebmann
‰ ges.
15
0,11
12
4
0,16
9
33
0,19
35
41
57
0,40
78
5
12
2
0,38
80
9
15
10
0,41
50
3
11
9
3
0,07
76
12
9
7
51
0
8
5
1
0,05
77
9
4
52
2
3
2
1
0,03
78
8
3
53
0
8
18
2
0,06
79
11
54
4
0
4
0
0,04
80
55
6
8
5
2
0,08
81
56
1
3
4
5
0,04
82
49
11
10
5
0,28
57
0
4
11
0
0,07
83
102
2
27
2
0,51
58
5
23
1
0
0,07
84
155
5
13
4
0,84
59
3
12
0
0
0,04
85
126
10
9
5
0,43
60
2
15
4
1
0,12
86
47
23
12
4
0,22
61
4
9
8
6
0,16
87
17
1
3
3
0,14
63
8
12
35
13
0,16
88
13
8
19
9
0,17
64
8
6
9
4
0,09
89
10
5
14
7
0,15
65
3
13
11
9
0,09
90
31
5
19
4
0,21
66
8
5
31
177
0,45
91
29
4
13
8
0,15
67
7
1
96
8
0,30
92
33
1
98
5
0,81
68
14
4
26
12
0,28
93
173
3
31
0
1,07
69
6
2
7
6
0,11
94
316
1
5
2
1,42
70
7
5
37
82
0,49
95
2
6
29
0
0,19
71
5
11
91
194
0,88
96
4
14
4
0
0,11
72
4
7
36
193
0,64
97
7
6
12
1
0,07
73
8
2
38
46
0,27
98
0
32
2
0
0,32
74
1
4
156
26
0,52
99
4
55
1
4
0,21
75
1
3
9
14
0,16
Details: Die größten Vorkommen von Typ Weinzierl betreffen die PLZ 945 Wallersdorf (2,60‰/88 Tokens), 943 Straubing (2,19‰/96 Tokens) und 933 Kelheim (1,65‰/44 Tokens), von Typ Winzer die PLZ 032 Finsterwalde (1,75‰/ 48 Tokens), 987 Neuhaus am Rennweg (0,80‰/15 Tokens) und 159 Lübben (Spreewald) (0,74‰/13 Tokens), von Typ Reber die PLZ 927 Weiherhammer (2,43‰/27 Tokens), 926 Weiden in der Oberpfalz (1,64‰/57 Tokens) und 744 Gaildorf (1,49‰/19 Tokens) sowie von Typ Rebmann die PLZ 711 Gärtringen (2,90‰/108 Tokens), 721 Rottenburg/Neckar (1,66‰/112 Tokens) und 664 Homburg (1,61‰/87 Tokens). Wintzer bildet ein kleines Nest im Raum Ilmenau Meiningen und ist ansonsten verstreut. Reeber konzentriert sich im Raum Pirmasens und begegnet darüber hinaus in Baden-Württemberg.
88
Familiennamen nach Berufen: Landwirtschaft
Weitere Namen: In Oberbayern finden sich als dir. BerufsN des Winzers noch Weinbauer 31 und Wimbauer 110. Weinkötz 124 bildet ein Nest in und um Klingenberg/Main und begegnet daneben auch in Nordbaden. Es stellt einen indir. BerufsN des Weinlesers zu dialektalem Kötze 'Rückenkorb' dar. Die FamN Hacker 3344, Häcker 1277, Haecker 115, Hecker 4291 sind mit vielfacher Konkurrenz behaftet. Sie können sich in Süddtld. auch auf Arbeiten im Weinberg beziehen (so z.B. kohlheim 1990, 64f., 70f. für Regensburg; doch vgl. für andere Regionen kunZe 2001b, 251-253, mit K. 8). Offen bleibt ferner die Zuordnung der in Bayern und im südl. Sachsen konzentrierten Hack(e)l 1864+876, Häck(e)l 299+540, Haeck(e)l 9+54, Heck(e)l 616+1890, zu mhd. heckel 'Hacker, Hauer', bei denen auch u.a. Bezug zum Weinbau denkbar ist. Komposita wie Baumhack(e)l 15+6, -häckel 14, Zimmerhack(e)l 57+30, -häckel 6 legen aber hauptsächlich andere Berufe nahe. Ebenfalls vieldeutig ist schließlich am mittleren Oberrhein und in Bayern häufiges, aber auch sonst in ganz Dtld. anzutreffendes Hauer 1979. linsberger 2012, 289 sieht diesen FamN in Wien als BerufsN für den Weinbauern an. Eindeutig sind Weinhauer 56 (v.a. im südl. Sachsen-Anhalt) und Winhauer 22 (in und um Marburg/Lahn). Frequente Komposita wie Eisen- 873, Fleisch- 1239, Holz- 905, Scheit- 799, Steinhauer 1953 usw. verweisen jedoch hauptsächlich auf andere Berufe. Nach DuDen Fam n 2005, 517 kommt ebenfalls Presser 368 (Raum Saarbrücken - Idar-Oberstein, ansonsten verstreut) als BerufsN für einen Winzer in Frage, wobei es sich aber auch um einen BerufsN für den Ölmüller oder einen ÜberN im Sinne von 'Bedränger' handeln kann. Trotte 483+52 (Ostrand von Hessen, Thüringen), Drott 91 (Räume Darmstadt, Fulda) werden in den Lexika von mhd. trot(t)e 'Weinpresse, Kelter' abgeleitet, als WohnstättenN oder als indir. BerufsN des Winzers. Dies trifft für Trotter 94 (Nest in Kappel-Grafenhausen) zu, nicht aber für die obigen Fälle, weil mhd. trot(t)e nur am alem. Oberrhein verbreitet war (HSS, K. E17 (Kelter, Trotte, Torkel im 13.-15. Jh.)). Die Etymologie dieser FamN bleibt ungeklärt, evtl. handelt es sich um ÜberN zu mhd. troten 'traben'. Erste Nebenkarte (K. 33): FamN wie Traub (zu mhd. trūbe 'Traube') und Reeb (zu mhd. rebe 'Rebe, Weingarten') können indir. BerufsN für den Winzer darstellen. Doch sind bei beiden Typen auch WohnstättenN zu entsprechend bezeichneten Örtlichkeiten denkbar, v.a. zu HäuserN. Die Abfrage (Wein)?((R|r)ee?be?l?l?e?i?n?|(T|t)r(a?u|äu|eu)be?l?e?i?n?) (≥ 5 Tokens) ergibt 25 Types/4107 Tokens. Davon werden folgende als einschlägig kartiert:
89
Weinbauern, Bienenzüchter
Typ Traub 7 Types/2102 Tokens: Traub(e) 1894+85, Treubel 65, Träuble 24, Traubel 13, Träubel 11; Weintraub 10. Typ Reeb 12 Types/1599 Tokens: Re(e)b 67+510, Rebel(ein) 448+98, Reb(e)le 82+116, Rebl 110, Rebell 82, Rebe(n) 28+6; Weinrebe(n) 47+5. Konkurrenzen bestehen im Einzelfall bei Traub(e) mit HerkunftsN zum SiedlungsN Trauben (Kreis Ravensburg) oder mit Patronymen zu Kurzformen des RufN Trudpert (s. Familiennamen aus ruFnamen), bei Träubel, Treubel mit ÜberN für Menschen mit lockigem Haar, bei Typ Reeb mit Patronymen zum RufN Raban, bei Rebel u.ä. kann neben Diminutiv zu Rebe auch solches zu Rabe vorliegen (vgl. Räbel 88, Raum Nürnberg). Typ Traub 2102 Typ Reeb 1599
Karte 33: Traub, Reeb
Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 3-40, entspricht 0,014,16‰. Die größten Vorkommen von Typ Traub betreffen die PLZ 896 Schelklingen (4,16‰/33 Tokens), 885 Mengen (4,12‰/48 Tokens) und 744 Gaildorf (1,72‰/
90
Familiennamen nach Berufen: Landwirtschaft
22 Tokens) sowie von Typ Reeb die PLZ 633 Dreieich (1,64‰/47 Tokens), 750 Bretten (1,25‰/36 Tokens) und 867 Nördlingen (1,15‰/24 Tokens). Traube bildet ein Nest östl. von Kassel. Bei Typ Reeb finden sich von den Namen ≥ 100 Tokens Reeb am Mittelrhein und bei Ellwangen/Jagst, Rebel im Rodgau sowie in und um Bretten, Rebele konzentriert nördl. von Donauwörth, Rebl im Raum Weiden in der Oberpfalz. Weitere Namen: Drube 241 (verstreut im Nd. mit Nest im Raum Hamburg), Trube 195 (Raum Bad Sooden-Allendorf) und Traupe 249 (in und um Einbeck) können zu mhd. trūbe gehören, wofür dort ebenfalls häufiger vorkommendes Traube spricht. Rebstock 313 (konzentriert im südwestl. Württemberg; Rebenstock 36 dagegen verstreut) ist nach brechenmacher 1957-63 II, 381 WohnstättenN "nach dem das Haus kennzeichnenden Weinstock"; das dürfte auch für Rebhol(t)z 513+1 gelten, welches im südl. Baden-Württemberg und in der Pfalz vorkommt (kunZe 2001b, K. 5), sowie für die in ganz Dtld. verstreuten Weinsto(c)k 16+229, Weinstrauch 17. Durch (Vor-)Produkte bei der Weinerzeugung motiviert sind FamN zu mhd. wīn 'Wein', most 'Weinmost, Obstwein' und meisch 'Traubenmaische'. Zu Wein, Weinlein u.ä. s. bei K. 206. Most 669 ist in ganz Dtld. verstreut, mit Häufung im nordöstl. Hessen, diminuiertes Möst(e)l 151+29 begegnet v.a. in Bayern, Moster 115 bildet ein Nest in und um Landau (Pfalz). Maisch 1007 konzentriert sich ganz in den Großräumen Karlsruhe (zusammen mit Meisch 210, Nest in Rastatt) und Stuttgart. Zweite Nebenkarte (K. 34): Sie gilt den häufigsten dir. BerufsN für den Imker, nämlich zu mhd. zīdel#re, zīd(e)ler '(Wald-)Bienenzüchter', ferner zu Ableitungen aus mhd. biute, mnd. bute 'Bienenkorb, -stock' und mhd., mnd. imme 'Bienenschwarm, Biene'. "Der Zeidler hatte das Recht, auf der Zeidelwiese, einem mit Bienenstöcken besetzten Waldbezirk Bienen zu halten" (linnartZ 1958a, 269). Die Bienen siedelte er in ausgehöhlten Baumstämmen, den Beuten, an (ebd., 30). Die Abfrage Z(e|a)(i|y)?(dt?|tt?)e?l(er|mann)|B(eu|ü|ue)tt?h?e?n?(er|(er)? mann)s?|Imm?ler (≥ 5 Tokens) ergibt 31 Types/20298 Tokens. Nach Ausschluss von nicht einschlägigen Namen wie B(ü/ue)ttner (s. K. 123), Zettler 563 (Nest im Raum Memmingen - Ottobeuren), Zattler 23 (Bayern) oder Beuter, Beutner (s.u.) verbleiben: Typ Zeidler 6 Types/6167 Tokens: Zeid(t)ler 3170+6, Zeitler 2441, Zedler 506, Zeitlmann 36, Zaydler 8.
91
Weinbauern, Bienenzüchter
Typ Büter 3 Types/719 Tokens: B(ü/ue)ter 641+10, Büther 68. Typ Immler 2 Types/312 Tokens: Im(m)ler 8+304. Typ Zeidler 6167 Typ Büter 719 Typ Immler 312
Karte 34: Zeidler, Büter, Immler
Nicht kartiert werden Beut(t)er 597+55, Beuther 94. Sie sind in Baden-Württemberg konzentriert (Beuter mit zusätzlichem Nest in Bad Berleburg) und entgegen DuDen Fam n 2005, 129 nicht von mhd. biute, mnd. bute 'Bienenkorb, -stock' abzuleiten, sondern nach brechenmacher 1957-63 I, 118 Bezeichnungen des Walkmüllers, vgl. die ebd. beheimateten Beut(t)enmüller (s. konsonantismus, K. 181). Ebenfalls nicht zugehörig sind Beut(t)ner 482+22, Beuthner 165, in ganz Dtld. verstreut, aber im südwestl. Sachsen und nordöstl. Bayern gehäuft. Die Bedeutung "'Bienenzüchter' […] kommt im V[o]gtl[and], wo Zeidler […] gilt, kaum in Frage. Deshalb wohl zumeist für den Hersteller von Backtrögen" oder HerkunftsN zu den Siedlungen Beutha bei Stollberg bzw. Neuenbeuthen bei Ziegenbrück (hellFritZsch 1992, 56), bei den verstreuten Vorkommen vereinzelt auch zu Beuthen (Schlesien).
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Familiennamen nach Berufen: Landwirtschaft
Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 3-40, entspricht 0,016,16‰. Die größten Vorkommen von Typ Zeidler betreffen die PLZ 957 Plößberg (6,16‰/31 Tokens), 956 Marktredwitz (4,65‰/158 Tokens) und 952 Münchberg (4,24‰/46 Tokens) sowie von Typ Büter die PLZ 497 Meppen (3,09‰/141 Tokens), 498 Lingen/Ems (1,16‰/50 Tokens) und 486 Ahaus (1,05‰/54 Tokens), wobei Büther ein Nest im PLZ 217 Drochtersen bildet. Typ Immler begegnet gehäuft in den PLZ 881 Lindau (Bodensee) (1,81‰/53 Tokens), 874 Kempten (Allgäu) (0,95‰/49 Tokens) und 875 Sonthofen (0,64‰/19 Tokens). Zeitler ist ganz im nordöstl. Bayern konzentriert; Zeidler findet sich ebenfalls hauptsächlich dort, darüber hinaus im Ostmd., zudem in ganz Dtld. verstreut. Für Zedler trifft nur Letzteres zu. Die Streuung beruht darauf, dass Zeidler und v.a. Zedler vor 1945 in Schlesien beheimatet waren (bahlow 1953, 120; gen-evolu.de, 08.04.13). Bei Zeidler können daher HerkunftsN zu den SiedlungsN Zeidel (Schlesien) und Zeidler (Böhmen) konkurrieren, bei Zedler HerkunftsN zum SiedlungsN Zedel (heute Siodło, Polen), vereinzelt auch BerufsN zu mhd. zedelen 'eine Urkunde abfassen und schreiben' für den Urkundenschreiber. Bei Typ Büter bestehen evtl. Konkurrenzen mit AmtsN zu mnd. buter 'Beutemacher; Beamter für das Einziehen von Strafen'. Typ Immler könnte auch ein Patronym zu den RufN Imel, Immo oder einen BerufsN zu mhd. imi(n) 'Hohlmaß für Getreide oder Wein' darstellen. Weitere Namen: Südöstl. an das Zeidler-Gebiet, v.a. in Niederbayern nördl. der Donau, schließen Simplizia und Komposita vom Typ Zeitel(-), Zeindl(-) an, die sich als Berufs- oder WohnstättenN auf die Bienenwirtschaft beziehen und in Österreich fortsetzen (s. hohensinner 2011a, 185f.; ebd. zum hyperkorrekten Eintritt des n): Zein(d/t)l 109+33, Zeit(e)l 116+6, Zeid(e)l 30+7, Zaindl 22; Zei(d/t)elhack 14+31, Zeitlhöfler 33, -hofer 30, Zeindlmeier 29, Zeitlmeir 22, -mair 11, -meier 11, -mayr 8, -huber 6. Beuth 506, Beut(h)en 18+7, konzentriert im Raum Köln und im Ruhrgebiet sowie im Taunus, Büt(h)e 52+314, gehäuft im Dreieck Rinteln - Bückeburg - Bad Nenndorf, sowie But(h)e 33+109, v.a. Westfalen, werden von DuDen Famn 2005, 129 bzw. ZoDer 1968 I, 235, 333f. zu mhd. biute, mnd. bute 'Bienenkorb, -stock' gestellt, als indir. BerufsN oder als WohnstättenN. Beut(h)e 50+86 begegnet weitab davon besonders in Thüringen, womit eine Zuordnung als HerkunftsN zum SiedlungsN Beutha (Sachsen) nahe liegt. Imker 24 ist in Norddtld. verstreut. Bei Impler 20, Raum Schliersee, bleibt die Etymologie unklar. Andere FamN zu mhd. imbe, imp(e), imme 'Biene' lassen sich nur schwer ermitteln, da sie von Patronymen zum RufN Immo, etwa Imm 229 (in ganz Dtld. verstreut; Nest im Breisgau) oder Imme 155 (v.a. in der Nordhälfte von Dtld. verstreut), kaum zu trennen sind.
Weinbauern, Bienenzüchter
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Dritte Nebenkarte (K. 35): Sie gilt den dir. und indir. BerufsN für den Imker zu mhd. bin, bīn, bīe 'Biene'. Die Abfrage B(ie|ie?h)n.*|Biemann (≥ 10 Tokens) ergibt 68 Types/7710 Tokens. Nach Ausschluss von slaw. Patronymen wie Bieneck 222 (verstreut; zu den RufN Benedikt oder Benjamin), von HerkunftsN wie Bienen 75 (Raum Duisburg; zum gleichlautenden Stadtteil von Rees) und WohnstättenN wie Bienhüls (s. h erkunFts- und wohnstättennamen, K. 325) verbleiben: Typ Bien 1134: Bie(h)n 748+148, Bihn 238. Typ Biene 128: Bie(h)ne 117+11. Typ Biener 441: Biener. Typ Bienert 1380: Bienert(h) 1365+15. Typ Biemann 348: Biemann. Typ Biendl 264: Biendl 197, Bienlein 67. Typ Bien 1134 Typ Biene 128 Typ Biener 441 Typ Bienert 1380 Typ Biemann 348 Typ Biendl 264
Karte 35: Bien, Biene, Biener, Bienert, Biemann, Biendl
Kartentyp: relativ; Kreise pro zweistellige PLZ, Kreisgröße 4-45, entspricht 0,01-0,46‰.
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Familiennamen nach Berufen: Landwirtschaft
Typ Bien konzentriert sich in den PLZ 36 Fulda (0,38‰/74 Tokens), 63 Offenbach/ Main (0,31‰/138 Tokens) und 41 Mönchengladbach (0,23‰/72 Tokens), Biehn begegnet dabei v.a. im Dreieck Groß-Gerau - Friedberg - Kalbach, Bihn bildet Nester im Raum Mönchengladbach sowie im Rhein-Main-Gebiet. Typ Biene bildet ein Nest in Rüthen und ist ansonsten verstreut. Die Streuung von Biener(t) über ganz Dtld. ist u.a. dadurch entstanden, dass der Name vor 1945 im Sudetenland und in Schlesien häufig war (schwarZ 1973, 55; gen-evolu.de, 08.04.13). Biemann (verstreut in der Nordhälfte von Dtld.) kann BerufsN für den Imker, aber auch HerkunftsN zum SiedlungsN Biene (Stadtteil von Lingen/Ems) sein. Bei Bienemann 170 (Dreieck Kevelaer - Kleve - Xanten) hingegen handelt es sich ausschließlich um einen HerkunftsN zu Bienen (s.o.); daher wird er nicht kartiert. Bei Typ Biendl beruhen die Vorkommen im Raum Straubing - Wiesenfelden auf Biendl, diejenigen bei Kulmbach auf Bienlein. Bei Bien(e) und Biendl kommen teils slaw. Patronyme zu RufN wie Benedikt, Benjamin oder Bernhard in Frage. Weitere Namen: Von den bei wenZel 2008 aufgeführten slaw. BerufsN für den Waldbienenzüchter begegnen in Dtld. mit ≥ 50 Tokens: FamN Bartni(c)k
Etymologie urslaw. bъrtьnikъ 'Waldbienenzüchter' *
Meda(c)k Miode(c)k
poln. miód 'Honig'
Medek Pato(c)k Pato(c)ka
u.a. poln. patoka 'Jungfernhonig'
Ro(y/j) Roi(c)k
sorb. roj '(Bienen-)Schwarm'
Tokens
Verbreitung
397+210
verstreut mit Schwerpunkt im Ruhrgebiet
37+42
nordöstl. von Bautzen
49+10
verstreut
58
verstreut
11+85
verstreut
16+35
verstreut
801+96
verstreut
54+289
verstreut mit Nest im Raum Elsterwerda - Forst (Lausitz)
Rojek
155
Rojan
71
verstreut in und um Homburg
Seim 421, konzentriert im Raum Homberg/Ohm, zu mhd. seim, mnd. sēm 'klebrige Flüssigkeit, besonders Honig', bezeichnet u.a. auch den Imker oder Honigverkäufer, ebenso Hönig 1896 (verstreut mit Konzentration im Raum Sinsheim), Hoenig 170, Honig 494, Honigmann 127 (alle verstreut). Bien(en)stock 25+3, Bienengräber 21 (alle verstreut) sind BerufsN für jemanden, der den Honig wilder Bienen aus hohlen Bäumen herausholt. wenZel 2008, 157 stellt Schwarm 308, Nest in und um Nürnberg, zu mhd. swarm '(Bienen-)Schwarm'. Schwalm
Weinbauern, Bienenzüchter
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1291 wird von DuDen Famn 2005, 609 außer als HerkunftsN (s.u.) auch als BerufsN für den Imker zu mhd., mnd. swalm 'Bienenschwarm' gedeutet. Seine Konzentration im Raum Schwalmstadt - Homberg/Efze - Bad Hersfeld - Schwalmtal spricht aber eindeutig für einen Herkunfts- bzw. WohnstättenN zum gleichlautenden hess. Fluss (s. herkunFts- und wohnstättennamen, K. 72). 5. Historische Sondierung Hauptkarte. Es werden auch die Typen Weingärtner und Weinmann (s.o. unter 1.) berücksichtigt.
Niederdt.: Wyngarde 1397; Wiman (laut ba im Allgemeinen Assimilation aus Winman 'Weinhändler', aber auch zu Wiedemann (WohnstättenN 'am Weidengebüsch')), Wineman um 1300 ba 1972, 539, 543. Lübeck: wiman, wineman, winman 1347 r e 87. Altes Ld.: Wingarten 1715 b o 1927, 264. Harb.: Weiman, Weyman 1642, Weinman 1657 r i 123. Greifsw.: Winman 1305 nü 35. Pommern: Winman 1305-1440, Wyman 1440 (alle laut ba assimiliert aus Win-man, vereinzelt wohl aus Wiedemann) ba 1982, 95. Riga: Wyngarden 1415 (laut Fey auch HerkunftsN); Win(n)man(nus), Wy(n)man 1282-97 Fey 45, 79. Coesfeld: Weimans 1595 (laut k e zu winman, auch Patronym zum RufN Wichmann oder WohnstättenN zu mnd. wide 'Weidenbaum', weide 'Weideplatz') k e 159. Hattingen: Winman 1325, Wyman 1388/89 Je 50. Ostfalen: Wintzerlingk 1465, Wincerlingk 1483; Wyngarden 1468, vor dem Weingarten 1585, Weingarden 1600 = Weingart 1611, Weingartten 1645, Weingärtner 1817; Winman 1404, Wynman 1458 Zo II 800f., 847. Köln: Winman ca. 1198-1206, Wiman ca. 1250, Wineman ca. 125178 h a 1949, 398. Bonn: wingerder 1468, Weingarder 1573, wingarder 1574, Weingardersche (fem.) 1576, Wingarder 1584, Weingertener 1598 bi 292f. Limb.: Wingarter 1347 schö 143. Gießen: Weinmann 1546 le 62. Arnsb.: Wingertere 1309, Wingerters 1310, Wyngertir 1366, wingarter 1403 mul 135. Friedberg: Wingartheren (fem.) 1291, Wingerstere 1308, Wingertere (fem.) 1309, Wingerteren (fem.) 1316 a r 44. Homb.: Weingarten 1666-78, Weingärtner 17701852; Weinmann 1844 se 209. Kaisersl.: Wingert 1800; Weinmann 1768 br 412. Mühlhs.: Wingertener 1381, Wyngertener 1382 gr IV 205. Jena: Wincirl 1317, Winczerln (fem.) 1342, Winczerl 1355-1427, Winczerln 1355-61, Winczerle 1406-88 a p 280. Vogtld.: Weinzuerl 1324, Weintzorlen (fem.) 1506; Reber, Rehber 1506 (beide laut h e zu 'Räuber') h e 1992, 162, 218. Südwestsachsen: Weingart 1496, 1499 (laut h e auch HerkunftsN) h e 2007, 293. Altenb. Ld.: Wintzer 1548; Wymman 1405; Reber 1413, Rebir 1421; Rebelman 1516 grü 281, 308. Leipzig: Weinczornell 1477, Weintzorlein 1481; Wintzer 1474, Weintzener 1481, Winster 1499 so 187, 191. Grimma: Wintzer 1531, 1566; Winman 1374 na 195. Oschatz: Winntzer 16. Jh., Winctzer 1501; Weynman 1497, Weiman(n), W(e)yman 16. Jh., Wyman 1530, Weinman 1650-99 ne 1970, 108, 110, 211; Winczer 1477, Wintzer 1546, Winctzer, Winntzer bis 1600; Weyman 1451, Woyman 1468, Weyn-, W(o)ymann, Wey(n)mahn bis 1600 (alle laut ne z.T. auch zu mhd. wagenman (wāne-, waine-, weineman) 'Fuhrmann') ne 1981, 193, 197, 212. Liegnitz: Wyngarte um 1350, Weingarte 1555; wynman 1406, Weyman (Weynman) 1453 ba 1975, 146f. Breslau: Winczorl 13./14. Jh.; Winczer 13./14. Jh. r ei 103. Schlesien: Weiman 1448, We(y)nman 1453, Weimann 1463 ba 1953, 119. Esslingen: wingarter 12671460, wingartman 1353; Winman 1408, winman 1464 (beide laut be auch Patronyme zum gleich lautenden RufN); Rebeman 1278, rebman 1390, 1478, rebemann 1411 be 292, 370.
96
Familiennamen nach Berufen: Landwirtschaft
Freib. i.Br.: Winman 1261; Reber 15. Jh.; Rebman 1339 DZ 107, 114. Oberrhein: wiman 1245 = caupo 1246, Winman 1261-1303, Viman, Wiman, winmannes (Gen.) 12./13. Jh.; Rebmannus 1256 = Rebeman 1257-74, Rebman 1259-94, Rebman 1300 = Rebeman 12./13. Jh. soc 527, 542. Baar: Winman 1353, 1523 (laut ni auch Patronym); Rebmann 1558 ni 90. Zürich: Winman 1278-1470, Winmans (Gen.) 1369, Weinmann 1400-1707, Winmannin (fem.) 1504; Rebman 1293-1442, Rebeman 1316, Rebmann 1393-1767, Räbmann = Räme 15. Jh., Rämann 1570, Rebmann = Rämann 1810 scho 134, 173. Liechtenstein: wintzùrlin (fem.), Winzu̍ rlin (fem.) 1351, Winzuerl nach 1371, wintzierlen, wintzúrlin 1465, winzúrlen 1482, winzierl 1483-1669, winzirln 1483, winzürln 1488, winzärlin, winzierlis (Gen.), winzurlis (Gen.), winzurnlin 1489, winzuͨ rlin, winzurlin, Winzúrn 1493, wintzürl 1497, WeinZürelin 1504, winczûrli, winczǔrlis (Gen.), winzûrli, winzùrli, winzûrlin, winzúrlis (Gen.), winzurlis (Gen.) ca. 1510, Wintzirlis (Gen.) 1510, Wintzirles (Gen.) 1513, winzürlin 1516, winzürlj 1516, 1640, Wynntzierle 1523, winzürli 1580, Wein Zerels (Gen.) 1584, Weinzürnlin 1603, WeinZüerlin 1604, WinZürlin 1626, Wünzerli 1653, Winzierli 1662, Winzierl 1664-69, Weinzürlinß (Gen.) 1664, Weinzierl’en 1669, Winzirli 1670, Weinzürlin 1683, Weinzirlinin (fem.) 1694, Wintzierle, Winzirl 1700, Weinzirl 1730, Wintzierlin (fem.) 1773; Wein Man 1584, Weinmann 1696 str IV 424f. Freib. i.Ü.: Reber 1399, 1422, Räber 1555; Rebman 1445 st 150, 162. Zug: Wintſúrlÿ, Wintſúrlÿs (Gen.) ca. 1514, Wintzſú[r]lÿ 1526, Wint[z]ſürli 1527, Wintzſúrlis (Gen.), Wintzurlÿ ca. 1550; Reber ca. 1380-1450, Rebers (Gen.) ca. 142529 Fä 298f., 435. Graubünden: Winzürl 1303-96, Winczürl 1371, Winzür 1375, Weinzürl (Pl.) 1377, Winzürlen (Gen.) 1410, Weinzuhr 1461, Winzurlin 1472, Winzoren, Winzurn 1475, Wintzurn 1491, Winzirn 1493, Winzûrn, Winzurnen (fem.), Wynzûrnen 1512, Wyntzörly 1552, Weinzürle, Winzürlj 1590, Wyntzürner 1601, Winzürner 1626, Winzeller 1642, 1738, Winzüller 1663, Weinzürli 1671, 1750, Vinzeller 1694, Weinzürner 1750, Wunzerli 1761, Weinzierl 1767, Wünzerlin 1790, Winzetlena 1797; Winman 1371, 1495, Weinmann 1390-1755, Waymann 1709; Reber 1645; Räbmann 1653, Rebmanniana 1668 hub 694. Ansbach: Weingartmanin 1451 (laut schä auch HerkunftsN zum SiedlungsN Weingarten); Weyman 1489 (laut schä auch Patronym zum RufN Wicman) schä 237. Nürnb.: Weinzurl 1320, Weinzirl 1370, Weinzürl 1370-1431, Weintzürl 1392; Wingartner 1366; Weinman 1398-1475 sche 323f. Regensb.: weinzuͤ rl 1342, weintzuͤ rl 1343, Weinzuͤ rel, Weinzuͦ rels (Gen.) 1345, Weinzurel 1356 ko 1990, 141. Sudetenld.: Weinczurel 2. Hälfte 14. Jh., Weynczornel 1352; Weynman 1375 sch 1957, 340f.; Winczerl 1438, Weinzierl o.J. sch 1973, 317. München: Weinmann 1369 (laut ei auch Patronym zum RufN Weinmar), Weinman 1371, weiman 1390 (beide laut ei Patronyme, aber "auch Berufsbezeichnung") ei 78, 275. Tirol: Weinzurlus 1273; Weingart 1314, Weingarten 1319 (laut Fi ist Weingarten verbreiteter HofN) Fi 524f. Waldviertel: Weinzierl(er) 1442, 1499 (laut po auch HerkunftsN); Weymann 1499 po 157f. Wien: Weinczürl 1440; Weingartner 1457 li 603, 605.
6. Hinweise Tabelle zur Verbreitung der häufigsten Namen der Hauptkarte in Nachbarländern (Daten nach: Elsass/Lothringen: Telef., pagesjaunes.fr, 08.04.13; Schweiz: Telef., verwandt.ch, 08.04.13; Österreich: Telef., Geogen At, CD-Rom, 2005):
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Weinbauern, Bienenzüchter
Weinzierl Winzer Reber Rebmann
Elsass/Lothringen 0 1 46 127
Schweiz 11 27 1538 274
Österreich 290 81 18 10
Vokalismus, K. 6 (Weingartner, Weingärtner); morphologie, S. 281f. (Weingart(en), Wengert, Wingert mit Varianten). hohensinner 2011a, 185f. (K. Zeitler, Zeitl-, Zeindl- u.ä.), 194f.; kunZe 2001b mit K. 2 (Winzer(ling)), K. 3 (Weinzierl), K. 4 (Rebmann, Reber), K. 5 (Rebholz, Rebstock, Reeb), K. 6 (Weingärtner), K. 7 (Wengert(er), Wingert(er)), K. 8 (Hacker, Häcker, Hecker), K. 9 (Weinmann, Weimann); ders. 2012, K. 7f. (heutige GasthausN (zum) Rebstock und (zur) Traube); schweiZerisches i Diotikon IV, 270; steFFens 2013, 110f. mit K. 65 (Wingerter); wenZel 2008 mit K. 1 (Patoka, Roj mit Varianten in der Niederlausitz), K. 2 (Roy), K. 3 (Roick in Dtld.); wenZel 2015, K. 23 (Winaŕ). F. Fahlbusch
98
Familiennamen nach Berufen: Landwirtschaft
Typ Hirt 4325 Typ Herter 2251 Typ Herde 1952
*
Karte 36: Hirt, Herter, Herde
Hirten
99
1.4 Hirten 1. Fragestellung Dokumentiert wird zunächst die Verbreitung der BerufsN Hirt und Herter aus mhd. hirt(e), mnd. herde bzw. mhd. hert#re 'Hirt, Viehhüter'. Hirt ist Zugehörigkeitsbildung zu Herde mit dem Suffix ahd. -i < germ. -ja (ahd. hirti < germ. * herdja 'Hirt, Viehhüter' < germ. *herd@ 'Herde'), Herter geht auf Derivation mit -er-Suffix zurück. In spätmittelalterlichen lat.-dt. Vokabularien finden sich hirt(e) und herter als Übersetzungen von pastor und armentarius. Dabei wird das üblichere hirt(e) nur in schwäb. und bair. Redaktionen und Handschriften manchmal durch herter ersetzt (Vocexquo II, 218; Vocopt II, 182; libor I, 172). Die Hauptkarte gilt den entsprechenden Simplizia. Die erste Nebenkarte widmet sich Komposita auf -hirt mit Tierbezeichnungen als Bestimmungswort (Entsprechungen auf -herder gibt es nicht). Die Verbreitung der Simplizia des BerufsN Schäfer mit Varianten ist in konsonantismus, K. 74f. hinsichtlich der Opposition f/p (Schäfer/Schaper) dokumentiert. Die zweite Nebenkarte bringt die Komposita mit Bestimmungs- bzw. Grundwort Schäfer-/-schäfer hinzu. Die dritte Nebenkarte gilt dem FamN Schaaf mit Varianten, der weitgehend durch den Beruf des Schäfers motiviert sein dürfte. Die vierte Nebenkarte dokumentiert BerufsN zu mhd. geiaer 'Ziegenhirt' und bezieht indir. BerufsN bzw. ÜberN zu mhd. geia 'Ziege' mit ein. FamN mit Ziege und Hattel werden dort im Text besprochen. Die fünfte Nebenkarte registriert BerufsN zu mhd. ohse, mnd. osse 'Ochse' für den Ochsen-/Kuh-/Rinderhirten. Die sechste Nebenkarte dokumentiert die Verbreitung einzelner seltener gebrauchter Bezeichnungen für den Hirten, und zwar Senn/Senner < mhd. senn#re 'Alphirt', Auch/Auchter < mhd. ūhte 'Nachtweide' für den Nacht- bzw. Frühweidehirten sowie Höer < mhd. hōder 'Hüter, Hirt'. 2. Quantitative Datenbasis Abfrage: Her(dt?|th?)e(rs?|rers?)|Hir(th?|dt)e?s?n?|Her(d|t)en?s? (≥ 5 Tokens) ergibt 16 Types/8528 Tokens: Typ Hirt 7 Types/4325 Tokens: Hirt(e) 2218+512, Hirth(e) 1349+191, Hirtes 36, Hirdt 12, Hirten 7. Typ Herter 3 Types/2251 Tokens: Herter 1475, Herder 757, Herdter 19. Typ Herde 6 Types/1952 Tokens: Herde(n) 636+887, Herte(n) 84+209, Herdes 78, Hertes 58. 3. Qualitative Datenbasis Bei Herder und Her(d)ter sind Konkurrenzen mit Patronymen zum im Nd. häufigen RufN Herder (ahd. harti, altsächs. hard 'hart, stark' + ahd., altsächs. heri
100
Familiennamen nach Berufen: Landwirtschaft
'Heer', s. Familiennamen aus ruFnamen) und mit HerkunftsN zu SiedlungsN wie Herdern (Baden-Württemberg) oder Herte(n) (Baden-Württemberg, NordrheinWestfalen) möglich. Bei Typ Herde können Patronyme zu Kurzformen von RufN wie Hart[mann] konkurrieren (vgl. Familiennamen aus ruFnamen), bei Herden kommt neben patronymischem Genitiv zu Herde 'Hirt' auch Kontraktion aus dem Patronym Herdegen 205 (Bayern) in Frage. 4. Details und Ergänzungen Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 3-40, entspricht 0,02‰-4,32‰. Vorkommen pro zweistellige PLZ: Dokumentationstabelle. PLZ
Hirt
Herter
Herde
‰ ges.
PLZ
Hirt
Herter
Herde
‰ ges.
01
40
12
47
0,25
29
20
20
12
0,26
02
19
1
16
0,25
30
30
17
54
0,31
03
47
6
6
0,59
31
38
18
59
0,30
04
31
12
15
0,16
32
13
29
63
0,32
06
27
14
27
0,15
33
16
20
46
0,21
07
64
16
9
0,46
34
26
13
13
0,16
08
14
1
17
0,15
35
92
21
16
0,37
09
18
4
14
0,14
36
12
8
8
0,14
10
43
24
15
0,29
37
39
15
12
0,22
12
60
34
40
0,43
38
56
36
75
0,38
13
36
25
14
0,31
39
34
15
19
0,29
14
36
23
14
0,27
40
41
38
19
0,29
15
45
22
24
0,53
41
32
17
59
0,34
16
36
25
16
0,45
42
30
83
5
0,36
17
10
11
3
0,13
44
53
45
53
0,34
18
14
17
16
0,27
45
28
36
93
0,29
19
13
12
0
0,21
46
18
9
25
0,17
20
9
4
5
0,21
47
40
19
39
0,22
21
33
32
25
0,24
48
12
36
66
0,26
22
54
25
30
0,22
49
15
42
25
0,19
23
12
11
11
0,15
50
19
42
32
0,26
24
29
17
32
0,19
51
28
17
18
0,20
25
26
13
8
0,18
52
25
7
59
0,29
26
30
22
51
0,24
53
30
57
36
0,28
27
22
12
8
0,14
54
10
8
4
0,11
28
15
17
9
0,17
55
32
32
17
0,28
101
Hirten
PLZ
Hirt
Herter
Herde
‰ ges.
PLZ
Hirt
Herter
Herde
‰ ges.
56
60
23
8
0,29
79
138
46
7
0,54
57
33
5
17
0,23
80
29
9
13
0,19
58
53
22
54
0,35
81
37
10
19
0,24
59
30
17
33
0,19
82
45
9
6
0,21
60
30
14
12
0,28
83
27
17
7
0,20
61
27
13
15
0,33
84
15
7
22
0,21
63
75
18
15
0,24
85
55
19
11
0,24
64
53
10
10
0,27
86
33
13
22
0,17
65
69
16
28
0,29
87
16
14
2
0,18
66
83
33
7
0,25
88
80
113
13
0,71
67
81
54
9
0,39
89
35
34
12
0,33
68
27
13
7
0,22
90
35
17
9
0,21
69
27
11
5
0,24
91
23
18
18
0,16
70
62
45
9
0,43
92
8
5
4
0,10
71
73
34
12
0,35
93
5
2
4
0,06
72
108
231
6
0,93
94
7
0
21
0,12
73
61
48
13
0,34
95
16
1
16
0,17
74
104
32
13
0,42
96
48
8
8
0,31
75
30
28
4
0,37
97
85
24
19
0,33
76
231
41
12
0,73
98
10
2
3
0,14
77
89
14
8
0,65
99
59
10
3
0,24
78
522
31
14
2,09
Details: Der Asterisk in Baden-Württemberg ersetzt das Symbol des PLZ 780 Villingen-Schwenningen mit 4,25‰/188 Tokens für Typ Hirt, 0,05‰/2 Tokens für Typ Herter und 0,02‰/1 Token für Typ Herde, um die übrigen Kreise besser hervortreten zu lassen. Bei Typ Hirt konzentriert sich Hirt in und um VillingenSchwenningen, Hirth begegnet v.a. im nördl. Baden-Württemberg (Nest in Baden-Baden) und Hirt(h)e im südl. Brandenburg. Bei Typ Herter sind t und dt im südl. Württemberg konzentriert, d bildet ein Nest in und um Solingen und ist daher eher Patronym zum RufN Herder (s.o. unter 3.). Herde und Herte sind im ganzen Nd. verstreut, der starke patronymische Genitiv Herdes, Hertes begegnet v.a. in Nordrhein-Westfalen, der schwache patronymische Genitiv Herden in West- und Ostfalen, Herten westl. daran anschließend links des Rheins von Köln bis Duisburg. Weitere Namen: H(ä/ae)rder 99+16 (Nest im PLZ 976 Bad Kissingen), H(ä/ae)rdter 91+3 (verstreut im Südwesten mit Nest im PLZ 714 Korb) sowie
102
Familiennamen nach Berufen: Landwirtschaft
H(ä/ae)rter 727+32 (verstreut in ganz Süd- und Mitteldtld., massiert im PLZ 976 Bad Kissingen) können Varianten von Herder sein, aber auch HerkunftsN zu Siedlungen wie Haardt (Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Bayern) und Hart (Baden-Württemberg, Bayern) oder WohnstättenN zu mhd., mnd. hart 'Wald, Trift'. Hirz 142 findet sich im Süden verstreut und ist hier ÜberN zu mhd. hirz 'Hirsch'; Hirtz 581 konzentriert sich im Saarland (und in Luxemburg), wo es wohl ebenfalls zu 'Hirsch' gehört, sowie im Raum Aachen - Köln - Duisburg, wo es neben 'Hirsch' auch patronymischer Genitiv von Hirt sein kann, vgl. morphologie, K. 16 (Wirtz, Wirz, Wirths). Das Diminutiv Hirtl 28 ist in Bayern verstreut, Hirtle 19 tritt konzentriert im PLZ 796 Rheinfelden auf. Hirtenjohann 10 streut in Westfalen, Hirtschulz 13 in Mecklenburg-Vorpommern. Nicht zugehörig ist Hirtler 59 (Nest im PLZ 793 Emmendingen), das aus mhd. hurdeler, hürdeler 'Krämer in einer Marktbude' entrundet ist (nieD 1924b, 33). Herdt 1020, Hert(h) 125+384 und Herd 256 bilden zusammen ein Nest im südl. Hessen. Es könnte sich um BerufsN zu mhd. hert(e), einer Variante von hirt(e), handeln, doch findet sich als in diesem Sinne eindeutiges Kompositum einzig Kuhert 4, allerdings lediglich in Hamburg und Holstein. Daher kommen eher ÜberN zu mhd. herte 'hart, grob u.ä.' oder Patronyme aus Kurzformen von RufN wie Hert[wig] sowie WohnstättenN zu mhd. hert 'Herd, Haus, Wohnung; Vogelherd' in Frage (vgl. Familiennamen aus ruFnamen). Erste Nebenkarte (K. 37): Sie gilt den Komposita mit Grundwort -hirt, deren jeweiliges Bestimmungswort die zu hütenden Tiere bezeichnet. Die Abfrage .*hirth?e? ergibt 42 Types/1127 Tokens. Kartiert werden diejenigen Typen, welche im Ballungsgebiet der -hirt-Komposita in Hessen und Thüringen auftreten (zu anderen s.u.; Bindestrich-DoppelN sind nicht berücksichtigt): Typ Lämmerhirt 5 Types/439 Tokens: L(ä/a)mmer- 384+2, L(a)emmer- 31+20, Lämmhirt 2. Typ Kühhirt 6 Types/119 Tokens: Küh- 85, Kuhirt 17, Ku(h)hirte 13+2, Kuehhirt 1, Kühirt 1. Typ Roßhirt 3 Types/115 Tokens: Roßhirt 90, Ros(s)hirt 1+24. Typ Wildhirt 2 Types/72 Tokens: Wildhirt 67, Wildhirth 5. Typ Ochsenhirt 1 Type/51 Tokens: Ochsenhirt. Typ Geißhirt 3 Types/40 Tokens: Geißhirt 33, Geis(s)hirt 4+3. Nicht kartiert sind: G(ä/ae)nshirt 78+4, Ganshirt 17, Gänsehirt 1, Gänsshirt 1, Genshirt 1 (alle massiert in Südwestdtld.); Pferdehirt 32 (Schwerpunkt in West-
103
Hirten
mitteldtld.); Schaf(f)hirt 37+9, Schaafhirt 5; Schweinhirt 2; Ziegenhirt 39 (alle ohne klares Kerngebiet). Weitere Komposita sind Langhirt 51 (Nest im Raum Würzburg), das sich auf die Körpergröße des Hirten bezieht, sowie die seltenen Bachirt 3 (Köln), Kinhirt 4 und Kobelhirt 1 (beide Südhessen). Typ Lämmerhirt 439 Typ Kühhirt 119 Typ Roßhirt 115 Typ Wildhirt 72 Typ Ochsenhirt 51 Typ Geißhirt 40 Kassel Erfurt
Fulda
* Coburg
Frankfurt
Nürnberg
Karte 37: Lämmer-, Küh-, Roß-, Wild-, Ochsen-, Geißhirt
Kartentyp: absolut; Ausschnitt Hessen und Thüringen; Kreise pro fünfstellige PLZ, Kreisgröße 3-40, entspricht 1-13 Tokens; PLZ innerhalb der Städte einzeln ausgewiesen; Tokenangaben beziehen sich auf Gesamtdtld. Der Asterisk ersetzt den Kreis für den PLZ 98547 Viernau mit 20 Tokens/11,80‰ für Typ Kühhirt und 1 Token/0,59‰ für Typ Geißhirt, um die übrigen Kreise besser hervortreten zu lassen. Die größten Vorkommen von Typ Lämmerhirt betreffen die Räume Erfurt, Eisenach und Mihla, von Typ Kühhirt die Räume Viernau, Zella-Mehlis und Steinbach-Hallenberg, von Typ Roßhirt die Räume Hohenroth, Bad Neustadt/Saale und Nürnberg, von Typ Wildhirt die Räume Mühlheim/
104
Familiennamen nach Berufen: Landwirtschaft
Main, Rodgau und Frankfurt/Main, von Typ Ochsenhirt die Räume Karben und Büdingen sowie von Typ Geißhirt den Raum Breitungen/Werra. Weitere Namen: Abgefragt wurden auch die oben kartierten Bestimmungswörter (Lämmer-, Kuh- usw.) der -hirt-Komposita mit Grundwort -har(d)t. Es ergeben sich: Lamhardt 6, Lämmerhardt 5, Laemmerhardt 1; Kuhardt 16; Roßhart 18, Roßhardt 10, Rosshart 5; Wildhardt 20; Geißhardt 13, Geishardt 5, Geisshardt 1; darüber hinaus auch mit nicht kartiertem Bestimmungswort Schweinhar(d)t 2+48 und Ziegenhardt 70. Aufgrund ihrer Seltenheit, ihrer bundesweiten Streuung sowie Konkurrenz mit Toponymen zu mhd. hart 'Wald, Trift', bei Gei(ss/ß)- auch mit Patronymen zum RufN Gis(il)hart, werden sie nicht kartiert. Als wahrscheinliche Varianten zu den entsprechenden Formen auf -hirt sind nur Geißhardt und Wildhardt auszumachen, da sie die gleiche Verbreitung wie die entsprechenden -hirt-Komposita aufweisen. Zweite Nebenkarte (K. 38): Typ Neuschäfer 240 Typ [Rott]schäfer 863 Typ Schäfermeier 361 Typ Schäfer[hoff] 485
Bremen
Hannover
Münster Paderborn
Köln
Marburg
Frankfurt
Karte 38: Neuschäfer, [Rott]schäfer, Schäfermeier, Schäfer[hoff]
Hirten
105
konsonantismus, K. 74 (Schäfer, Schaper) und K. 75 (Schaper, Schäper(s), Scheper(s)) dokumentieren die Simplizia des BerufsN Schäfer hinsichtlich der Opposition f/p bzw. der Verbreitung der nd. Varianten. Nicht berücksichtigt sind dort die Varianten mit westfäl. Diphthongierung ē > ei: Scheiper(s) 137+232, Schaiper 34. Scheiper findet sich im nördl. Westfalen und im anschließenden Grenzraum von Niedersachsen, genitivisches Scheipers im nordwestl. Westfalen, Schaiper (zusammen mit Scheiper) im Raum Osnabrück. Ebenfalls unberücksichtigt bleiben dort Sche(e)pker 56+39, Schö(p)pker 70+3, Schäpker 9 (Ostfriesland, Emsland; zur Bildungsweise s. morphologie, K. 47) sowie Schöfer 561 (v.a. Pfalz, auch Bayern, sonst verstreut). Die Karte hier bringt als Ergänzung die Komposita mit Bestimmungs- bzw. Grundwort Schäfer-/-schäfer hinzu. Das Hauptverbreitungsgebiet der Simplizia liegt im mittleren Westdtld. Im Gegensatz dazu konzentrieren sich die Komposita sowohl mit dem betreffenden Bestimmungs- als auch Grundwort fast ausschließlich in Westfalen. Die jeweils häufigsten Fälle (Neuschäfer bzw. Schäfermeier/-mann) werden gesondert kartiert, die übrigen zu den Typen [Rott]schäfer bzw. Schäfer[hoff] zusammengefasst. Bei Typ Schäfer[hoff] handelt es sich teils um durch den Beruf differenzierte RufN (Schäfertöns < Antonius), teils um WohnstättenN (Schäferhoff). Die Abfrage Sch(ä|ae?|ee?|ei)(ff?|pp?)er.*|.*sch(ä|ae?|ee?|ei)(ff?|pp?)er (≥ 10 Tokens) ergibt 102 Types/84828 Tokens. Als einschlägig kartiert werden folgende Komposita (Nennung in alphabetischer Reihenfolge): Typ Neuschäfer 3 Types/240 Tokens: Neuschäf(f)er 189+23, Neuschaefer 28. Typ [Rott]schäfer 23 Types/863 Tokens: Bauerschäfer 43, -schaper 14, Boerscheper 10, Buerschaper 90; Baumschäfer 13, -scheiper 30; Beck- 108, Bickschäfer 18, Bohnen- 24, Borgscheiper 13, Dorf- 22, Horstschäfer 59, Hügelschäf(f)er 50+38, Jungschaffer 13, Kästing- 38, Kamp- 20, Mein- 28, Nieder- 11, Rottschäfer 137, Sandsche(i)per 32+26, Sonderschäfer 26. Typ Schäfermeier 8 Types/361 Tokens: Schäfer(s)- 25+16, Scheffer- 10, Schepermann 29; Schäfermeier 117, -meyer 47, Schäpermeier 91, Scheipermeier 26. Typ Schäfer[hoff] 17 Types/485 Tokens: Schäferbarthold 29, -diek 31, -hoff 66, -johann 27, -kordt 23, -nolte 14, -töns 26, Schäfersküpper 19, Schäperklaus 45, -kötter 28, -töns 40, Schaperdot(h) 18+21, -jahn 27, Scheferhoff 21, Schepergerdes 29, -jans 21. Kartentyp: absolut; Ausschnitt Nordwestdtld.; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 4-40, entspricht 1-78 Tokens; PLZ innerhalb der Städte einzeln ausgewiesen; Tokenangaben beziehen sich auf Gesamtdtld. Die Komposita konzentrieren sich im westnd. Raum, das Auftreten im Bestimmungs- bzw. Grundwort weist kaum unterschiedliche Verteilung auf. Die größten Vorkommen von Typ Neuschäfer betreffen die PLZ 350 Marburg (26
106
Familiennamen nach Berufen: Landwirtschaft
Tokens/0,40‰), 423 Wuppertal (12 Tokens/0,09‰) und 345 Bad Wildungen (9 Tokens/0,18‰), von Typ [Rott]schäfer die PLZ 327 Detmold (41 Tokens/ 0,96‰), 590 Hamm (Westfalen) (34 Tokens/0,55‰) und 311 Hildesheim (23 Tokens/0,29‰). Die fünf häufigsten Komposita von Typ [Rott]schäfer: Rottschäfer bildet ein Nest in und um Detmold, Beckschäfer in und um Hamm (Westfalen), Buerschaper konzentriert sich im Raum Hildesheim, Hortschäfer findet sich verstreut in Ostwestfalen und im Sauerland, Hügelschäf(f)er ist außerhalb des Kartenbildes im Raum Ochsenfurt - Bad Kissingen konzentriert. Bei Typ Schäfermeier sind die größten Vorkommen von Schäferme(i/y)er, Schäpermeier und Scheipermeier in Westfalen zu finden, Schäfer(s)mann und Sche(ff/p)ermann konzentrieren sich um Detmold. Die größten Vorkommen von Typ Schäfer[hoff] betreffen die PLZ 497 Meppen (34 Tokens/0,74‰), 327 Detmold (25 Tokens/ 0,59‰) und 594 Unna (22 Tokens/0,37‰). Die häufigsten Komposita dieses Typs: Schäferhoff findet sich v.a. in Ostwestfalen, Schäperklaus streut in ganz Westfalen, Schäpertöns bildet ein Nest in und um Recklinghausen, Schäferdiek tritt massiert um Mülheim/Ruhr und in Ostfriesland auf. Dritte Nebenkarte (K. 39): Die Verbreitung des FamN Schaaf ist räumlich markant eingegrenzt. Das Hauptverbreitungsgebiet deckt sich weitgehend mit der Verbreitung des BerufsN Schäfer (s. konsonantismus, K. 74). Der Name wird meist indir. BerufsN sein (vgl. in Worms 1384 Conrad Schefelin = Cüntzel Schefer, bahlow 2005, 446), was ÜberN jedoch nicht ausschließt, die durch schafähnliche Eigenschaften motiviert sind. Zu Lamm, Lämmle s. Familiennamen aus ruFnamen. Die Abfrage Schaa?(ff|p)(e?s)? (≥ 10 Tokens) ergibt 8 Types/5141 Tokens. Nach Abzug von Schaff 247 (in ganz Dtld. verstreut; Konkurrenz mit indir. BerufsN zu mhd. schaff 'Kübel') verbleiben: Typ Schaap 291: Schaap(s) 157+23, Schaps 111. Typ Schaaf 4348: Schaaf(s) 4313+35. Typ Schaaff 119: Schaaff. Typ Schaf 136: Schaf. Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 3-40, entspricht 0,01‰-1,82‰. Bei Typ Schaap konzentriert sich Schaap auf die PLZ 476 Geldern (0,32‰/14 Tokens) und 475 Kleve (0,27‰/15 Tokens), der patronymische Genitiv Scha(a)ps bildet ein Nest um 525 Heinsberg (0,83‰/32 Tokens). Bei Typ Schaaf betreffen die größten Vorkommen von Schaaf die PLZ 767 Germersheim (1,79‰/75 Tokens) und 744 Gaildorf (1,64‰/21 Tokens), von genitivischem Schaafs die PLZ 415 Grevenbroich (0,09‰/6 Tokens) und 478 Krefeld (0,08‰/6 Tokens).
107
Hirten
Typ Schaaff konzentriert sich in den PLZ 685 Viernheim (0,34‰/10 Tokens) und 669 Pirmasens (0,20‰/10 Tokens), Schaf bildet ein Nest im PLZ 669 Pirmasens (0,24‰/12 Tokens). Typ Schaap 291 Typ Schaaf 4348 Typ Schaaff 119 Typ Schaf 136
Karte 39: Schaap, Schaaf, Schaaff, Schaf
Diminutiva: Mit ≥ 50 Tokens treten auf: Schäflein 119 (Nest um Schweinfurt), Schäfle 82 (Baden-Württemberg) und Schäfgen 73 (Nest in Mayen). Schapke 96 und Schepke 87 (beide im nördl. Dtld. verstreut) können sowohl Diminutiva zu Schaap als auch zu slaw. Kurzformen aus Czepan < Stephan oder slaw. zaba 'Frosch' sein. Vierte Nebenkarte (K. 40): Sie gilt FamN zu mhd. geia 'Ziege' und geiaer 'Ziegenhirt'. Namen wie Geiß werden i.d.R. indir. BerufsN für den Ziegenhirten sein, können aber auch einen armen Bauern meinen oder durch ziegenartige Eigenschaften motivierte ÜberN darstellen. Daneben sind auch Konkurrenzen mit Patronymen zu RufN mit Erstglied Gis- (Gis[bert], vgl. Familiennamen aus ruFnamen) möglich.
108
Familiennamen nach Berufen: Landwirtschaft
Typ Geis 4567 Typ Gaiser 3028 Typ Geisert 360 Typ Geißner 96 Typ Gaisbauer 344 Typ Gaissmaier 226 Typ Geismann167
*
Karte 40: Geis, Gaiser, Geisert, Geißner, Gaisbauer, Gaissmaier, Geismann
Die Abfrage G(e|a)(i|y)(ss?|ß)e?n?(ert?|m(e|a)(i|y)e?r|baue?r|mann?)? ergibt 61 Types/9715 Tokens, von denen folgende als einschlägig kartiert werden: Typ Geis 7 Types/4567 Tokens: Geis(s) 2064+676, Geiß 1694, Gais(s) 88+7, Geys 20, Gaiß 18. Typ Gaiser 7 Types/3028 Tokens: Gais(s)er 1458+123, Geis(s)er 817+131, Geißer 351, Gaißer 133, Geyser 15. Typ Geisert 7 Types/360 Tokens: Geis(s)ert 176+23, Geißert 78, Gaißert 39, Gais(s)ert 1+33, Gaysert 10. Typ Geißner 4 Types/96 Types: Geißner 64, Geis(s)ner 20+11, Gaisner 1. Typ Gaisbauer 4 Types/344 Tokens: Gais- 214, Geis(s)- 82+12, Geißbauer 36. Typ Gaissmaier 17 Types/226 Tokens: Gais(s)- 2+80, Gaißmaier 41, Geisemeyer 33, Geisemeier 16+12, Gaiß- 22, Gais(s)mayer 4+2, Geismayr 4, Geißmeier 3, Gaißmeyer 2, Gaisemaier 1, Gaißmeier 1, Gaissmeyer 1, Geiss- 1, Geißmair 1. Typ Geismann 5 Types/167 Tokens: Geis(e)- 140+3, Gei(ss/ß)- 3+19, Geysman 2. Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 5-40, entspricht 0,02‰-3,82‰.
Hirten
109
Der Asterisk in Baden-Württemberg ersetzt das Symbol des PLZ 722 Freudenstadt mit 7,20‰/346 Tokens für Typ Gaiser und 0,06‰/3 Tokens für Typ Geis, um die übrigen Kreise besser hervortreten zu lassen. Bei Typ Geis ist Geis v.a. im Raum Aschaffenburg und in Mainfranken konzentriert, Gei(ss/ß) westl. anschließend in Südhessen und in der Pfalz. Gais findet sich verstreut in ganz Mittelund Süddtld., Gai(ss/ß) bildet ein Nest um Wäschenbeuren, Geys konzentriert sich in Fürstenfeldbruck. Bei Typ Gaiser bildet Gaiser ein großes Nest im Raum Freudenstadt (s.o., Asterisk), Geiser konzentriert sich im Raum Heinsberg Mönchengladbach, ansonsten mischen sich Geiser und Gai(ss/ß)er in BadenWürttemberg; Gei(ss/ß)er bestimmt die Vorkommen in Nordbaden sowie in den Räumen Kassel und Hof. Geyser tritt nestartig um Erkelenz auf. Typ Geisert (zum Antritt von -t vgl. morphologie, K. 244) begegnet in Nordbaden und der südl. Pfalz (vgl. Familiennamen aus ruFnamen), Typ Geißner v.a. im nördl. Bayern. Typ Gaisbauer konzentriert sich im Raum Deggendorf - Passau, ist sonst in Süddtld. verstreut, einige Vorkommen auch im südl. Westfalen. Typ Gaissmaier konzentriert sich in den Räumen Friedrichshafen und Ulm, Typ Geismann im Ruhrgebiet und nordwestl. Westfalen, einige Vorkommen finden sich weit entfernt in Bayern verstreut. Die nördl. Vorkommen sind wohl eher WohnstättenN (vgl. ZoDer 1968 I, 556) oder Patronyme zu RufN wie Gis[bert], da in Westfalen andere Wörter für 'Ziege' gelten, s.u. Doch vgl. die südwestfäl. Vorkommen von Typ Gaisbauer. Gei(ß/ss)ler 5934+1151 (v.a. Sachsen, Thüringen, auch sonst häufig im mittleren und südl. Dtld.) kann im Obd. und Westmd. in Einzelfällen den Ziegenhirt meinen, ist aber (wie Geisler 5357, v.a. nördl. Dtld.) i.d.R. Patronym zum RufN Giselher (vgl. Familiennamen aus ruFnamen); denkbar ist im Einzelfall auch ÜberN zu mhd. gīseler 'Kriegsgefangener, Geisel' oder zu mhd. geiseler 'Geißler, Flagellant' oder indir. BerufsN zu mhd. geisel 'Geißel, Peitsche' für den Peitschenmacher oder Fuhrmann. FamN mit Ziege und Hattel: Im nördl. Dtld. gilt mundartlich statt Geiß das Wort Ziege (könig 2005, K. 210). Als BerufsN tritt es eindeutig in Ziegenhirt 39 auf, s.o. bei der ersten Nebenkarte, sowie in Ziegenme(i/y)er 7+43, Nest im Raum Alfeld; ferner in Ziegner 467, das in Sachsen konzentriert ist; sodann in Ziegener 81, Raum Berlin - Potsdam. Zieger 1285 begegnet einerseits im mittleren Sachsen (Döbeln - Meißen - Riesa), andererseits im nördl. Baden (Nest in Schwetzingen). Die sächs. Vorkommen betreffen eindeutig den Ziegenhirten oder -halter (hellFritZsch 2007a, 309), die nordbadischen liegen im (heutigen) Dialektgebiet von Geiß. Sie können sich trotzdem auf Ziege beziehen, da dieses Wort ursprünglich "südl. der heutigen Geiß-Ziege-Grenze bis zu einer Linie
110
Familiennamen nach Berufen: Landwirtschaft
Straßburg - Nürnberg - Eger verbreitet" war (könig 2005, 211). Denkbar wäre auch ein indir. BerufsN für den Hersteller von Ziechen (mhd. ziech(e) 'Bett-, Kissenbezug', nieD 1924b, 96). Kaum in Frage kommt Motivation durch mhd. ziger 'Quark' (so z.B. DuDen Famn 2005, 743), da dieser Ausdruck nur im Südalem. gebraucht wird. Dagegen konzentriert sich Ziegerer 57 hauptsächlich im Allgäu und ist daher indir. BerufsN für den Käsehersteller. Ziegert 684 mit t-Antritt an Zieger (vgl. dazu morphologie, K. 244) ist überall, hauptsächlich aber in der Nordhälfte von Dtld. verstreut. Vor 1945 war der Name v.a. auch in Schlesien verbreitet (gen-evolu.de, 11.01.13). Ziege 206, v.a. in Brandenburg konzentriert, und Zieg 66, Nester in Gelnhausen und Schweinfurt, können durch den Beruf des Ziegenhirten oder -halters motiviert sein, aber auch den armen Bauern bezeichnen oder ÜberN nach ziegenartigen Eigenschaften sein. Die häufigsten sonstigen ÜberN (≥ 100 Tokens) sind Ziegenbein 426, v.a. im südl. Niedersachsen, -balg 353, Raum Dresden - Bautzen, -horn 162, Thüringen und südl. Sachsen-Anhalt, und -fuß 117, Nester in Heilbad Heiligenstadt und Lünen. Hattler 98 (Nester in den PLZ 786 Rottweil und 894 Dillingen/Donau), umgelautet Hettler 383 (nördl. Baden-Württemberg und südl. Hessen) sind nach brechenmacher 1957-63 I, 664, 711 BerufsN zu mundartlich hattel 'Ziege' für den Ziegenhalter oder -hirt. Bei Hettler können ÜberN zu mundartlich hättlen 'mit kleinen, kurzen Schritten gehen' konkurrieren. Fünfte Nebenkarte (K. 41): Neben Ochsenhirt (s. erste Nebenkarte) treten wesentlich häufiger Oechsner und Oechsler auf. In spätmittelalterlichen lat.-dt. Vokabularien wird bubulcus meist als ochsenhirt (mit Varianten rinder-, kuhhirt) übersetzt (Voce xquo II, 363; Vocopt II, 182), im Vocct I, 190 variieren ochshirt und ochsener. Oechs(n/l)er kann neben dem Ochsenhirten (vgl. Ochsenknecht 16, verstreut im Nordwesten) auch den Ochsenhalter meinen (vgl. Ochsenbauer 67, Nest nördl. von Deggendorf). Als entrundete Form tritt Exner auf. Die Streuung dieses FamN über ganz Dtld. ist v.a. dadurch bedingt, dass er vor 1945 in Schlesien beheimatet war, "als markanter F[am]N der schlesischen Berglandschaft" (bahlow 1953, 104). Neben dem Ochsenhirten bzw. dem mit Ochsen pflügenden Bauern können laut ZoDer 1968 I, 411 bei Echsler auch HerkunftsN zum SiedlungsN Echsel (Westfalen) vorliegen, bei Oechsner und Ossner (ebd. II, 244, 262) zu den SiedlungsN Oechsen (Thüringen) und Ossen (Schlesien und Ostpreußen). Die Abfrage (Oe?|Ö|E)(chs|x|ss|ß)e?(n|l)ers? (≥ 10 Tokens) ergibt 18 Types/ 4902 Tokens: Typ Oechsler 458: O(e)chsler 23+302, (Oe/Ö)xler 26+71, Öchsler 36.
111
Hirten
Typ Oechsner 597: O(e)chsner 84+283, Öchsner 213, Oexner 17. Typ Oßner 99: O(ss/ß)ner 39+60. Typ Exner 2916: Exner. Typ Exler 460: Ex(e)ler 335+104, Echsler 21. Typ Essner 45: Essner. Typ Essler 327: E(ss/ß)ler 247+80. Typ Oechsler 458 Typ Oechsner 597 Typ Oßner 99 Typ Exner 2916 Typ Exler 460 Typ Essner 45 Typ Essler 327
*
Karte 41: Oechsler, Oechsner, Oßner, Exner, Exler, Essner, Essler
Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ; Kreisgröße 5-40, entspricht 0,011,74‰. Der Asterisk im nördl. Baden-Württemberg ersetzt das Symbol des PLZ 687+688 Schwetzingen+Neulußheim mit 2,59‰/140 Tokens für Typ Oechsler, 0,02‰/1 Token für Typ Oechsner und 0,02‰/1 Token für Typ Exner, um die übrigen Kreise besser hervortreten zu lassen. Daneben betreffen die größten Vorkommen von Typ Oechsler die PLZ 865 Aichach (0,52‰/18 Tokens), 866 Neuburg/ Donau (0,49‰/26 Tokens) und 894 Dillingen/Donau (0,48‰/11 Tokens), von
112
Familiennamen nach Berufen: Landwirtschaft
Typ Oechsner die PLZ 971+972 Ochsenfurt+Veitshöchheim (1,67‰/110 Tokens). Typ Oßner bildet ein Nest im PLZ 841 Dingolfing (1,00‰/38 Tokens). Exner tritt massiert in den PLZ 028 Görlitz (1,31‰/32 Tokens) und 065 Sangerhausen (0,68‰/30 Tokens) auf. Die größten Vorkommen von Typ Exler betreffen die PLZ 484 Rheine (0,96‰/64 Tokens) und 490 Osnabrück (0,27‰/17 Tokens). Essner ist verstreut mit einer Häufung im PLZ 554 Bingen/Rhein (0,16‰/8 Tokens). Typ Essler streut über ganz Dtld. Zur Varianz chs/x/ß/ss vgl. konsonantismus, K. 334 (Ochsen-, Oxen-, Ossen-), ebd. S. 734-736 zur Verbreitung des Simplex Ochs und der Komposita mit Bestimmungswort Ochsen-. Sechste Nebenkarte (K. 42): Typ Senn 866 Typ Auch 729 Typ Höer 272
Karte 42: Senn, Auch, Höer
Die Karte widmet sich selteneren, regional gebrauchten Bezeichnungen für den Hirten. Senn/Senner (< mhd. senn#re) bezeichnet den Alphirten, Auch/Auchter (< mhd. ūhte 'Nachtweide') steht i.d.R. für den Nacht- bzw. Frühweidehirten,
Hirten
113
kann aber in seltenen Fällen auch WohnstättenN für denjenigen sein, der an einer Nachtweide wohnt. "Der Weideplatz, die Aucht, mit abgefallenem t die Auch, war gesetzlich festgelegt" (brechenmacher 1957-63 I, 47). Höer (< mhd. hōder 'Hüter, Hirt') findet v.a. in md. Mundarten Verwendung (ZoDer 1968 I, 691; Hüt(h)er 415+1117 (v.a. westmd.) bezieht sich nach Ausweis der häufigsten Komposita Holzhüt(h)er 185+1 (verstreut in gesamten nördl. Dtld.), Buschhüter 135 (Nest um Mönchengladbach) usw. nicht auf Hirten, sondern auf andere Aufsichtsfunktionen). Die Abfrage Senn(er|e?mann?)?s?|(Au|U)cht?e?r?s?|H(oe?|ö)d?ers? (≥ 10 Tokens) ergibt 11 Types/1867 Tokens: Typ Senn 866: Senn 646, Senner 220. Typ Auch 729: Auch 406, Auchter 270, Uch 34, Ucher 19. Typ Höer 272: Hö(d)er 127+12, Ho(d)er 61+56, Hoeder 16. Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ; Kreisgröße 4-45, entspricht 0,011,29‰. Bei Typ Senn bildet Senn ein Nest in den PLZ 796 Rheinfelden (1,23‰/50 Tokens) und 795 Lörrach (0,91‰/34 Tokens), Senner konzentriert sich in den PLZ 868 Landsberg/Lech (0,46‰/21 Tokens) und 555 Bad Kreuznach (0,38‰/18 Tokens). Bei Typ Auch bildet Auch ein Nest in den PLZ 707 Fellbach (1,17‰/50 Tokens) und 711 Gärtringen (0,75‰/28 Tokens), Auchter tritt massiert in den PLZ 885 Mengen (1,29‰/15 Tokens) und 734 Aalen (0,65‰/41 Tokens) auf, Uch bildet ein Nest in und um Bamberg. Bei Typ Höer konzentrieren sich die Formen mit d-Ausfall, Hoer und Höer, auf die Räume Görlitz und Ahlen, die Varianten mit d, Ho(e)der und Höder, finden sich verstreut in ganz Dtld. Weitere Namen: Senne 311, Nester in den PLZ 317 Hameln und 591 Bergkamen, ist wohl ÜberN zu nd. senne 'Sehne', kann aber auch Wohnstätten- oder HerkunftsN zur gleichlautenden Landschaft in Ostwestfalen oder zu entsprechenden SiedlungsN sein. Auchtor 30, verstreut im Raum Augsburg, könnte Variante zu Auchter sein. Komposita mit Bestimmungswort Aucht- (vgl. brechenmacher 1957-63 I, 47) sind heute nicht mehr nachzuweisen. Nach DuDen Fam n 2005, 100 ist auch Aut(h) 4+845 "durch Ausfall des h aus mhd. uhte, uohte 'Nachtweide' entstandener Berufsübername". Der FamN bildet ein Nest im PLZ 361 Fulda. Die o.g. Deutung ist fraglich, da Auth in Hessen nicht als FlurN nachgewiesen ist. Es dürfte eher Patronym zu RufN-Kurzformen wie Odo, Udo sein, vgl. den FamN Uth 272, der u.a. im gleichen Raum verbreitet ist. (Aut(h)enrieth 415+21, Autenried 7, Raum Pforzheim - Stuttgart - Heilbronn - Ulm, ist Wohnstätten- und HerkunftsN zu Flur- und SiedlungsN 'Ried, das zur Aucht dient'). Halder 817,
114
Familiennamen nach Berufen: Landwirtschaft
Halter 674 kann auf mhd. halt#re 'Hirte' zurückgehen, wird aber seiner Verbreitung nach meist WohnstättenN 'an/auf der Halde' sein, s. herkunFts- und wohnstättennamen, K. 241 (Halder, [Winter]halder). 5. Historische Sondierung Hauptkarte. Probstei: Herder 1479-1501 (laut we 'Hirte') we 280. Barth: Herderi 1350, Herden 136170, Herd 1408, Hert 1419, Herder 1462 (alle laut mü Patronyme) mü 21, 79, 219. Greifsw.: Herders 1370 nü 31. Riga: Herder 1413-18 (laut Fey 'Hüter der Gemeindeherde' oder Patronym) Fey 165. Ostfalen: Hirde = Herde 1366, Hirt 1426, Hirte 1585 Zo I 751. Limb.: Hirte 1372 schö 210. Gießen: Hirthin (Gen.) 1469, Hirten (Gen.) 1569 le 41. Arnsb.: Hird 1513 mul 133. Grünberg: Herdenß (Gen.) 1478, Hertten 1482, Herdin 1495, Herrt, Hirden 1496 k n 23. Hüttenb. Ld.: Heirten 1532-75, Hirth 1532, 1593, Hirten 1568, Herdten (Gen.) 1599 wo 41, 43. Kaisersl.: Hirt 1780, Hirth 1787, Hirthin (fem.) 1799, Hirt 1800 br 399. Jena: Herde 1406-1525 (laut a p wohl zum RufN Herdegen oder zum SiedlungsN Herda bei Eisenach) a p 113. Vogtld.: hirten 1400 h e 1992, 105. Grimma: Hirthin (fem.) 1801 na 167. Oschatz: Hirte, Hirtt 16. Jh., Hierte 1548 ne 1970, 47, 115, 178, 187, 212; Hirde 1507/08 ne 1981, 220. Liegnitz: Herdein 1290, Herden 1328, Herdan 1341-90 (alle laut ba verschliffen aus dem fränk.-thür. PersonenN Herdegen) ba 1975, 58. Breslau: Hirten 13./14. Jh. r ei 102. Schlesien: Herdan 1383, 1388 (beide laut ba zum fränk.-thür. PersonenN Herdegen) ba 1953, 41f. Esslingen: Hirte 1279, Hierten (Gen.) 1354, hirt 1383, hirtin (fem.) 1392 be 215. Freib. i.Br.: Hirt 1488 DZ 103. Baar: Hirt ab 1225, Herter 1267, 1353, H(rter 1398, 1441, Herder 1441 ni 83. Zürich: Hirto 1325-35, Herder 1442, Herter 1532, Hirt 1642-86 scho 86, 88f. Liechtenstein: Hiertin (fem.) 1730, Hirtin (fem.) 1747 str III 366. Freib. i.Ü.: Hirt 13881555, Hirtz 1391, Hiertz 1401 (Hi(e)rtz laut st entweder Genitiv von Hirt oder zu mhd. hir(e)z 'Hirsch') st 143f. Graubünden: Hirt 1786, Hirth 1790, Herter 1825 (Letzteres laut hub "zu Herde oder zum häufigen O[rts]N Hard") hub 682. Ansbach: Herd(n)ers (Gen.) 1479 schä 119. Nürnb.: Hirte 1324, 1326, Hirt 1392-1461 sche 162. Regensb.: Hertt 1326, Hirtinn (fem.) 1327, Hirt 1338, Hiert 1345, Hiertten (Gen.) 1346, Herten (Akk.) 1347, Hirtt 1348 ko 1990, 72. Sudetenld.: Hirt 1376, Hirte 1386 sch 1957, 142; Hirtte 1460, Hirtt 1483, Hiert 1531 sch 1973, 140. München: Hertter 1368, 1395 ei 263, 276. Waldviertel: Herder 1485 (laut po WohnstättenN zu 'Hart, Wald') po 85. Wien: Hiert 1486-1500 li 314.
6. Hinweise Zur Verbreitung von Hirt/Herter vgl. in Nachbarländern: Hirt Luxemburg Elsass/Lothringen Schweiz Österreich
16 1 1145 250
Herter 0 5 178 11
Hirten
115
Daten nach: Luxemburg: Einw. 1930, i nstitut granD -D ucal 1989; Elsass/ Lothringen: Telef., pagesjaunes.fr, 07.01.13; Schweiz: Telef., verwandt.ch, 07.01.13; Österreich: Telef., Geogen At, CD-Rom, 2005. Zur Verbreitung von Geiss/Gaissmayr/Gais(s)bauer in Österreich vgl. hohensinner 2011a, 99-101; steFFens 2013, 166 (K. 119 Gaul, Geiß, Hinkel, Maus, Ochs, Schaaf). m. schmiDt-Jüngst
116
Familiennamen nach Berufen: Landwirtschaft
Typ Nonnenmacher 836 Typ Nonnenmann 188 Typ Berschneider 514 Typ Berstecher 133 Typ Püttschneider 52
Karte 43: Nonnenmacher, Nonnenmann, Berschneider, Berstecher, Püttschneider
Tierkastratoren
117
1.5 Tierkastratoren 1. Fragestellung Dokumentiert werden BerufsN aus Bezeichnungen für Tierkastratoren. Diese "gibt es seit der Antike. In der frühen Neuzeit konnten sie zwar vereinzelt zunftfähig sein, doch war das Gewerbe nicht hoch angesehen. Die Kastration von männlichen Schweinen und Rindern mittels Werkzeugen (Messer oder Kastrierzangen) dürfte im Mittelpunkt gestanden haben" (steFFens 2013, 147). "Schweinezucht war ein zentraler Faktor mittelalterl. Ökonomie, auch in den Städten […]. Kastriert wurden alle Schweine, die zur Mast, nicht zur Zucht vorgesehen waren" (kunZe 2004a, 127). Daher handelte es sich um einen wichtigen Beruf. In den Vokabularien tritt lat. castrator u.ä. mit entsprechenden dt. Übersetzungen jedoch nicht auf. Die Hauptkarte gilt den Namen zu mhd. nunne, nonne 'verschnittene Sau', mhd., mnd. bēr 'Eber' sowie nd. putt 'Ferkel', teils in Kombination mit mhd., mnd. snīden 'abschneiden' oder mhd. stechen, mnd. steken 'mit scharfem Werkzeug abtrennen'. Die Bezeichnung der Klosterfrau ist wegen ihres Keuschheitsgelübdes auf das verschnittene weibliche Schwein übertragen worden (k luge/seebolD 2002, 628, 655). Weitere BerufsN für den Schweinekastrator präsentiert die erste Nebenkarte, und zwar zu mhd. gelze, galze 'unfruchtbare, verschnittene Sau' und/oder mhd. līhten 'kastrieren'. Das Verb mhd. heilen kann auch 'verschneiden, kastrieren' bedeuten. Dazu gehören dir. BerufsN wie Heiler, Hailer, Hoyler, Heuler und Varianten. Ihnen ist die zweite Nebenkarte gewidmet. 2. Quantitative Datenbasis Abfrage: N(u|o)nn?e.*|(P|B)(ä|ae|ee?|ie)h?re?n?schn.*|(P|B)(ue?|ü)tt?z?schn.*| (B|P).*st(ee?|ae|ä)(ch|c?k)ers? ergibt 124 Types/2726 Tokens. Nach Ausschluss nicht einschlägiger Namen verbleiben: Typ Nonnenmacher 6 Types/836 Tokens: Nonne(n)macher 23+624, Nunner 114, Nunnenmacher 46, Nonner 26, Nonenmacher 3. Typ Nonnenmann 3 Types/188 Tokens: Nonnen- 176, Nun(n)enmann 7+5. Typ Berschneider 6 Types/514 Tokens: Ber(n)- 145+127, Bier- 120, B(ä/ae)r110+3, Beerschneider 9. Typ Berstecher 7 Types/133 Tokens: Be(e)r- 59+31, Bär(en)- 16+9, Pern- 10, Be(h)renstecher 6+2. Typ Püttschneider 4 Types/52 Tokens: Püt(t)- 7+42, Putz- 2, Puttschneider 1. 3. Qualitative Datenbasis Bei Nonnenmann sind Patronyme zum fries. RufN Nonno aufgrund der Verbreitung der heutigen FamN kaum anzusetzen (anders bei Nonnemann, Nunne-
118
Familiennamen nach Berufen: Landwirtschaft
mann s.u. unter 4.); doch können ÜberN für den Hörigen eines Nonnenklosters konkurrieren. 4. Details und Ergänzungen Kartentyp: absolut; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 4-40, entspricht 1-107 Tokens; PLZ innerhalb der Städte einzeln ausgewiesen. Vorkommen pro zweistellige PLZ: Dokumentationstabelle (a = Nonnenmacher, b = Nonnenmann, c = Berschneider, d = Berstecher, e = Püttschneider). PLZ
a
b
c
d
‰ ges.
e
PLZ
a
b
c
d
‰ ges.
e
01
0
0
8
0
0
0,02
34
2
0
0
0
0
0,01
04
5
0
7
1
0
0,03
35
2
0
1
1
0
0,01
06
0
0
1
0
0
0,01
38
4
0
2
0
0
0,01
07
1
0
35
0
0
0,19
39
0
0
2
0
0
0,01
09
0
0
1
1
0
0,01
40
4
1
0
0
0
0,01
10
5
0
1
1
0
0,02
41
1
0
1
3
0
0,01
12
2
0
8
1
1
0,04
42
3
0
1
0
0
0,01
13
2
0
1
0
0
0,01
44
3
0
3
0
9
0,04
14
3
0
2
0
0
0,02
45
5
0
0
0
1
0,01
15
3
0
1
0
0
0,03
46
1
0
1
0
0
0,01
16
0
0
8
0
0
0,05
47
1
0
7
0
0
0,02
17
3
0
1
0
0
0,03
48
5
0
1
0
2
0,01
18
2
0
0
0
0
0,01
49
4
0
0
1
3
0,02
19
1
0
0
0
0
0,01
50
7
0
0
1
0
0,02
20
0
0
1
0
0
0,01
51
0
0
1
2
0
0,01
21
2
0
4
0
0
0,02
52
3
0
4
0
0
0,02
22
3
0
8
0
0
0,03
53
6
1
1
0
1
0,01
23
2
1
1
0
0
0,01
55
20
1
1
2
0
0,08
24
5
0
5
0
0
0,02
57
1
0
1
0
0
0,01
25
6
0
2
0
1
0,03
58
0
0
1
0
16
0,04
26
3
0
3
0
0
0,02
59
2
0
5
0
11
0,04
27
1
0
1
2
0
0,01
60
5
0
3
0
0
0,05
28
0
0
3
0
0
0,01
61
1
0
1
0
0
0,02
29
1
0
1
0
0
0,01
63
14
0
1
0
0
0,03
30
0
0
1
1
0
0,01
64
1
0
15
1
0
0,05
31
3
0
0
0
0
0,01
65
8
0
2
0
0
0,03
32
2
0
1
0
0
0,01
66
5
1
8
5
0
0,04
33
0
0
0
0
5
0,01
67
26
1
6
0
1
0,09
119
Tierkastratoren
PLZ
a
b
c
d
‰ ges.
e
PLZ
a
b
c
d
‰ ges.
e
68
23
0
0
0
0
0,11
84
8
0
4
3
0
0,07
69
23
0
2
0
0
0,14
85
11
0
9
0
0
0,06
70
22
2
2
10
0
0,14
86
10
1
6
1
0
0,05
71
64
24
2
44
1
0,40
87
5
2
2
0
0
0,05
72
79
10
2
15
0
0,29
88
44
0
1
1
0
0,15
73
31
8
3
12
0
0,15
89
8
1
2
4
0
0,06
74
46
1
8
0
0
0,15
90
5
0
43
0
0
0,17
75
78
103
0
2
0
1,10
91
4
3
22
0
0
0,08
76
39
20
3
0
0
0,16
92
32
0
113
0
0
0,85
77
5
0
0
0
0
0,03
93
23
0
18
2
0
0,22
78
7
1
0
4
0
0,04
94
2
0
1
0
0
0,01
79
14
2
1
6
0
0,07
95
4
0
2
0
0
0,03
80
10
2
9
0
0
0,08
96
5
0
49
0
0
0,26
81
17
0
12
2
0
0,11
97
14
0
0
2
0
0,05
82
10
2
6
2
0
0,08
98
0
0
4
0
0
0,04
83
1
0
11
0
0
0,04
99
2
0
3
0
0
0,02
Details: Die größten Vorkommen von Typ Nonnenmacher betreffen die PLZ 752 Niefern-Öschelbronn (35 Tokens/1,21‰), 721 Rottenburg/Neckar (35 Tokens/ 0,52‰) und 923 Neumarkt in der Oberpfalz (28 Tokens/0,67‰), von Typ Nonnenmann die PLZ 753 Calw (67 Tokens/1,61‰), 752 Niefern-Öschelbronn (13 Tokens/0,45‰) und 751 Pforzheim (13 Tokens/0,29‰), von Typ Berschneider die PLZ 923 Neumarkt in der Oberpfalz (79 Tokens/1,90‰), 922 Amberg (33 Tokens/0,69‰) und 963 Kronach (31 Tokens/1,33‰), von Typ Berstecher den PLZ 710 Sindelfingen (34 Tokens/0,61‰) sowie von Typ Püttschneider den PLZ 587 Menden (Sauerland) (13 Tokens/0,25‰). Bei den Typen Nonnenmacher und Nonnenmann finden sich von den Varianten mit u Nunner geballt im Raum Neumarkt in der Oberpfalz, Nunnenmacher verstreut in Oberschwaben und im Breisgau, Nun(n)enmann bei Karlsruhe. Die Vorkommen von Typ Berschneider in der Grenzregion zwischen Thüringen und Bayern betreffen in Thüringen Bärschneider (Saalfeld/Saale), in Bayern Bernschneider (Kronach). Im Raum Neumarkt in der Oberpfalz begegnen Berschneider und Bierschneider. Be(e)rstecher bildet ein Nest im Raum Stuttgart - Herrenberg. Weitere Namen: Nunnemann 47 und Nonnemann 41 liegen abseits von Typ Nonnenmann v.a. in Norddtld. verstreut. Hier handelt es sich wohl vornehmlich um Patronyme zum fries. RufN Nonno oder ÜberN für den Hörigen eines Nonnen-
120
Familiennamen nach Berufen: Landwirtschaft
klosters. Ähnliches gilt für Nonn(e) 470+27 (Nest im Raum Andernach). Ein weiterer BerufsN für den Schweinekastrator ist Mohrenstecher 36 (Raum Kerpen Bielefeld), zu mhd. mōre 'Zuchtsau'. Pagenstecher 34 (in ganz Dtld. verstreut) meint den Pferdekastrator oder -schlachter, zu mnd. page 'Pferd'. Stecher 1569 (Schwerpunkt in Ober- und Niederbayern, ansonsten verstreut), Stecker 693 (verstreut) können sich auf den Tierkastrator beziehen, doch bestehen vielfältige Konkurrenzen, u.a. mit BerufsN für den Fechter oder den Metzger. Möncher 20 (Nest in Gotha), zu mhd. mün(e)chen, mnd. mon(ne)ken 'zum Mönch machen; kastrieren, verschneiden', bezeichnet ebenfalls den Tierkastrator. Als latinisierte Variante erscheint Castritius 28 mit Nest in und um Darmstadt. Erste Nebenkarte (K. 44): Mhd. gelze, galze bezeichnet die unfruchtbare, verschnittene Sau. Dazu gehören dir. und indir. BerufsN für den Schweinekastrator wie Gölzer, Gölz mit Varianten. Besonders in den Regionen um Sankt Wendel, Wetzlar und Groß-Gerau sind diese noch durch mhd. līhten 'kastrieren' verdeutlicht worden (Typ Gölzenleuchter). Weiter nach Norden ausgreifend findet sich dann häufiger einfaches Leuchter, Lichter. Die Abfrage (G(ä|ae?|ee?h?|ö|oe)lt?(z|s)e?n?e?r?)?((L|l)(eu|e?i)chtn?ers?)? ergibt 52 Types/3921 Tokens. Als einschlägig werden kartiert: Typ Leuchter 3 Types/438 Tokens: Leuchter(s) 289+22, Leichter 127. Typ Lichter 2 Types/563 Tokens: Lichter(s) 482+81. Typ Gölzenleuchter 10 Types/257 Tokens: Göl(t)zenleuchter 91+1, Gelz(en)leichter 76+10, Gelze(n)leuchter 2+65, Gel(z/s)enlichter 6+1, Goelzenleuchter 3, Gölzenlichter 2. Typ Gölzer 9 Types/350 Tokens: Göl(t)zer 168+61, G(e/ä)lzer 75+6, Gel(t)ser 14+1, Goel(t)zer 7+7, Galser 1. Typ Gölz 15 Types/1641 Tokens: Göl(t)z 1032+68, Gels(e) 141+43, Gel(t)z 86+62, Gal(t)s 1+96, Gal(t)z 35+3, Goel(t)z 31+4, G(ö/oe)ls 28+3, Gelze 8. Leuchter kann HerkunftsN zum SiedlungsN Leuchte (Nordrhein-Westfalen) sein. Bei Lichter(s) konkurrieren BerufsN zu mhd. lieht 'Kerze' für den Kerzenzieher bzw. -händler, WohnstättenN zu Toponymen mit mhd. lieht 'licht, hell', ÜberN zu mhd. lieht 'hell, strahlend', zu mnd. luchter, lichter 'links', zu mhd. līht 'leicht, leichtfertig, unbeständig', mnd. licht 'leichtsinnig, leichtfertig' oder HerkunftsN zu SiedlungsN wie Lichta, Lichte (Thüringen), Licht (Rheinland-Pfalz). Gölzer und Gölz können vereinzelt und in den betreffenden Regionen HerkunftsN zu den SiedlungsN Göls (Schleswig-Holstein), Golßen, Golzow (Brandenburg), Golzen (Sachsen-Anhalt), Goltzscha, Göltzscha (Sachsen), Golz, Goltzen (Polen)
121
Tierkastratoren
sein, Letzteres zudem ÜberN zu mhd. golze, kolze 'Hose, Fuß- bzw. Beinbekleidung' oder zu niedersorb. gólc 'Knabe, Bursche, Knecht'. Unberücksichtigt bleiben u.a. Lichtner 450 (in ganz Dtld. verstreut), wohl meist HerkunftsN zu SiedlungsN wie dem häufigen Lichtenau (Brandenburg, Sachsen, Thüringen, Nordrhein-Westfalen, Bayern, Baden-Württemberg), sowie Leuchtner 67 (Nest bei Baden-Baden) und Leichtner 14 (verstreut im Süden von Dtld.), bei denen eine Zuordnung zu mhd. līhten 'kastrieren' fraglich erscheint. Unsicher und nicht kartiert sind auch G(ö/oe)lzner 27+3, Gaeltzner 7 (alle verstreut), Göltzner 5 (Nest bei Weimar) und Gelsner 2 (verstreut). Typ Leuchter 438 Typ Lichter 563 Typ Gölzenleuchter 257 Typ Gölzer 350 Typ Gölz 1641
Karte 44: Leuchter, Lichter, Gölzenleuchter, Gölzer, Gölz
Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 3-40, entspricht 0,013,46‰. Die größten Vorkommen von Typ Leuchter betreffen die PLZ 521 Herzogenrath (0,84‰/36 Tokens), 522 Stolberg (Rheinland) (0,70‰/27 Tokens) und 632 NeuIsenburg (0,38‰/10 Tokens), von Typ Lichter die PLZ 546 Bitburg (3,39‰/96
122
Familiennamen nach Berufen: Landwirtschaft
Tokens), 544 Morbach (0,86‰/28 Tokens) und 542 Trier (0,58‰/23 Tokens), von Typ Gölzenleuchter die PLZ 645 Mörfelden-Walldorf (0,67‰/29 Tokens), 666 Merzig (0,66‰/41 Tokens) und 356 Dillenburg (0,42‰/19 Tokens), von Typ Gölzer die PLZ 278 Lemwerder (0,69‰/5 Tokens), 664 Homburg (0,56‰/30 Tokens) und 554 Bingen/Rhein (0,53‰/26 Tokens) sowie von Typ Gölz die PLZ 695 Hemsbach (2,78‰/37 Tokens), 732 Kirchheim unter Teck (1,71‰/92 Tokens) und 731 Wäschenbeuren (1,53‰/17 Tokens). Bei Typ Leuchter bestimmt Leuchter(s) die Vorkommen in und um Aachen sowie im Ruhrgebiet, Leichter diejenigen bei Frankfurt/Main. Bei Typ Lichter findet sich Lichter in der Eifel und an der Mosel, Lichters im Ruhrgebiet. Bei Typ Gölzenleuchter kommt Gölzenleuchter verstärkt in und um Groß-Gerau vor, Gelzleichter in und um Sankt Wendel, Gelzenleuchter in und um Ehringshausen. Bei Typ Gölzer begegnen Gölzer und Gälzer im Hunsrück, Gölzer zusätzlich in und um Blieskastel, Gelzer, Göltzer und Gelser streuen über ganz Dtld. Bei Typ Gölz werden die Vorkommen an der Bergstraße und im Raum Kirchheim unter Teck von Gölz bestimmt, diejenigen im Emsland von Gels; Galts konzentriert sich im Raum Esens - Wittmund, Gel(t)z bildet ein Nest in und um Perl, Göls eines bei Freising, Göltz begegnet in der Südpfalz und östl. von Stuttgart, Gelse, Galz und Goelz sind verstreut. Weitere Namen: Geldmacher 435 kann neben dem Münzer auch den Schweinekastrator meinen (s. morphologie , K. 67). Leuchtmann 236 (verstreut mit Schwerpunkt im Ruhrgebiet) und Leichtmann 20 (verstreut) beziehen sich ebenfalls auf den Beruf des Tierkastrators, bei Leuchtmann konkurrieren allerdings HerkunftsN zum SiedlungsN Leuchte (Nordrhein-Westfalen). Zweite Nebenkarte (K. 45): Sie gilt den dir. BerufsN für den Tierkastrator zu mhd. heilen 'verschneiden, kastrieren'. Bei dieser seit Mitte des 14. Jh. im Obd. bezeugten Spezialbedeutung handelt es sich vermutlich um eine "Lehnbedeutung von l[at]. sānāre 'dem männlichen Tier durch Wegschneiden der Hoden die Wildheit nehmen' (d.h. es l[at]. sānus 'gesund' im Sinne von 'zahm, brauchbar' machen) und damit ein[en] Ableger von heilen" (k luge /seebolD 2002, 402; vgl. auch brechenmacher 1937d, 42f., nieDerhellmann 1983, 89-91). So urkundet 1417 in Freiburg "Clewinus […] dictus Nunnenmacher alias Heyler" (brechenmacher 1957-63 I, 638). "Luther gebraucht für castrator Sewheiler" (ebd.). Die Abfrage H(a|e|o)(i|y|u)lers? ergibt 8 Types/1623 Tokens. Nach Ausschluss von Hauler 143 (in und um Ehingen/Donau) verbleiben:
123
Tierkastratoren
Typ Heiler 852: Heiler 800, Heilers 26, Heyler 26. Typ Hailer 364: Hailer 312, Hayler 52. Typ Hoyler 150: Hoyler. Typ Heuler 114: Heuler. Typ Heiler 852 Typ Hailer 364 Typ Hoyler 150 Typ Heuler 114
*
Karte 45: Heiler, Hailer, Hoyler, Heuler
"Im Mhd. kommt Heiler zuweilen, bes. in gehobener Sprache u. religiöser Umwelt […] als 'Arzt' vor; doch nennt sich der auf fremden Hochschulen gebildete Arzt nie Heiler, wie auch die Übers. von Heiler in der Regel sanator oder remediator lautet" (brechenmacher 1957-63 I, 637). BerufsN für den (Tier-)Arzt (vgl. K. 214) liegen also nur in Einzelfällen vor. Außerdem können WohnstättenN 'am kleinen Hau/Holzschlag' konkurrieren (gottschalD 2006, 238, 244). Heuler dürfte aufgrund seines Verbreitungsschwerpunkts aus Heiler gerundet sein (vgl. Vokalismus, K. 220-222). Kartentyp: absolut; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 4-40, entspricht 1-59 Tokens; PLZ innerhalb der Städte einzeln ausgewiesen.
124
Familiennamen nach Berufen: Landwirtschaft
Der Asterisk ersetzt das Symbol des PLZ 687+688 Schwetzingen+Neulußheim mit 153 Tokens/2,83‰ für Typ Heiler und 1 Token/0,02‰ für Typ Hailer, um die übrigen Kreise besser hervortreten zu lassen. Daneben betreffen die größten Vorkommen von Typ Heiler die PLZ 766 Bruchsal (25 Tokens/0,62‰), 691 Heidelberg (19 Tokens/0,22‰) und 868 Landsberg/Lech (17 Tokens/0,37‰), von Typ Hailer die PLZ 874 Kempten (Allgäu) (28 Tokens/0,54‰), 732 Kirchheim unter Teck (15 Tokens/0,28‰) und 737 Esslingen/Neckar (12 Tokens/0,20‰), von Hoyler die PLZ 732 Kirchheim unter Teck (44 Tokens/0,82‰) und 730 Göppingen (36 Tokens/0,65‰) sowie von Heuler die PLZ 974 Schweinfurt (18 Tokens/0,30‰) und 977 Karlstadt (10 Tokens/0,21‰). Heilers bildet ein Nest in und um Greven, Heyler begegnet gehäuft in der Region Neckarsulm, Hayler konzentriert sich in den Räumen Kirchheim unter Teck und München. Weitere Namen: Heilmann 4057 (Pfalz, südl. Hessen, nördl. Bayern, Sachsen) ist i.d.R. Patronym zu RufN wie Heil[mann] oder zu Heil, einer im MA im Raum Worms - Mainz - Frankfurt/Main beliebten Kurzform von Heinrich. Dagegen wird Heilemann 789 (Nest bei Stuttgart) in diesem Verbreitungsgebiet von brechenmacher 1957-63 I, 683 als BerufsN des Tierkastrators angesetzt, allerdings mit Konkurrenz von Patronymen aus Hainlemann (< Heinrich). Heilbock 44 (Nest bei Waldkirch) meint den verschnittenen Bock. DuDen Famn 2005, 112 führt Batz 800 u.a. für den Schweinekastrator an, zu niedersorb. batś(o) 'verschnittenes Schwein'. Doch tritt der FamN im östl. Dtld. so gut wie gar nicht auf; er bildet stattdessen ein großes Nest im Raum Erlangen - Forchheim - Bamberg, kleinere Konzentrationen finden sich auch in den Räumen Kassel und Duisburg Wuppertal. Daher wird es hauptsächlich ÜberN zu mhd. batze 'Batzen' sein. 5. Historische Sondierung Hauptkarte, erste und zweite Nebenkarte. Es werden nur die das Westmd. und Obd. betreffenden Nummern 19 bis 32 sowie 44 bis 65 des Quellenverzeichnisses sondiert. Limb.: Gelczenlichter 1371 schö 40. Arnsb.: Heiler 1603 (laut mul 'Heiler, Arzt') mul 169. Hüttenb. Ld.: Leichter 1547 wo 56. Friedberg: Gelczinlichter 1378 a r 66. Homb.: Göls 1749, Göltz 1768, Geltzer 1843; Heiler 1689 se 63, 66, 79. Kaisersl.: Heyler 1721 br 398. Darmst.: Geltzinlichtirz 1338, Geltzenlichter 1454, Gelczinlichter o.J. h ah 39f. Maulbronn: Hailer 1523-1608, Heiler 1536, Hayler 1558-1608, Heyler 1597, Hailler, Hayller 1603 hu 679. Esslingen: nunnenmacher 1502; gölse 1387; hailer 1395, hailler 1429 be 186, 210, 279. Freib. i.Br.: Nunnenmacher 1472; Gelser 15. Jh. (laut DZ zu gelsen 'schreien, heulen') DZ 107, 123. Baar: Nunnenmacher 1401; Heiler 1409 ni 87. Freib. i.Ü.: Nunnenmacher 1417; Heyler 1417 st 136, 149. Graubünden: Gelzer 1871 hub 766. Ansbach: Nunnenmachner 1388-1467; Leichter vor 1742 schä 156, 178. Nürnb.: Nunnensnider 1363, Nunner 1370
Tierkastratoren
125
sche 239. Sudetenld.: Nvnner 1392; Byrschniter 1412; Gelczl 1367, Gelcz 1368; Lichter 1409 (laut sch zu mhd. lieht 'hell') sch 1957, 59, 107, 193, 222; Nvnner 1491; Heuler um 1470 sch 1973, 137, 217. Waldviertel: Göls 1467 (laut po zu mhd. gels 'Schall, Geräusch') po 69.
6. Hinweise brechenmacher 1937d, 38-43; kunZe 2004a, 126f.; nieDerhellmann 1983, 8991; steFFens 2013, 146f. mit K. 104 (Gelzenleuchter, Gelzleichter, Gölzenleuchter, Gölzer) und K. 105 (Heiler, Nonnenmacher). F. Fahlbusch
126
Familiennamen nach Berufen: Nahrungsmittelgewerbe
Typ Pfister 3800 Typ Pfisterer 1440 Typ Pister 598 Typ Pistor 419 Typ Pistorius 427
Karte 46: Pfister, Pfisterer, Pister, Pistor, Pistorius
Müller, Bäcker
127
2 Nahrungsmittelgewerbe 2.1 Müller, Bäcker 1. Fragestellung Die häufigsten FamN aus dem Beruf des Bäckers sind in Vokalismus, K. 48 (Beck, Böck), morphologie, K. 38 (Beck, Becker) dokumentiert. Die Hauptkarte hier trägt die Verbreitung von FamN zu lat. pistor 'Bäcker' nach. Es handelt sich einerseits um Namen aus dem Lehnwort mhd. phister, das ursprünglich den Bäcker bzw. Müller im Verbund mit Adelshöfen und Klöstern bezeichnete. "Als der Begriff auch für denjenigen Bäcker angewandt wurde, der nicht mehr zugleich Müller war, stand er zunächst vorrangig für den Hersteller von Feingebäck, der aus der hoch entwickelten Backkunst der Klöster in den städtischen Kommunen übernommen worden war" (nölle-hornkamp 1992, 98f.), dann als allgemeine obd. und ostmd. Bezeichnung des Bäckers. Andererseits handelt es sich um Latinisierungen deutscher BäckerN aus der Zeit des Humanismus (morphologie, K. 339 (Pistor u.a.), K. 340 (Pistorius u.a.)). Gegenüber Beck(er) machen die Namen aus mhd. phister insgesamt nur einen geringen Anteil aus; immerhin herrscht Pfister(er) in den PLZ 974/975 (Raum Schweinfurt) etwa zu 60% vor, im PLZ 723 (Raum Balingen) zu 56%. Da in morphologie, K. 38 nur die Simplizia der Typen Beck/Becker behandelt sind, stellt die erste Nebenkarte ergänzend die häufigsten Komposita mit Grundwort -beck(er) 'Bäcker' dar. Die zweite Nebenkarte dokumentiert die häufigsten Komposita mit dem Grundwort -brot, die sich auf den Bäcker beziehen, die dritte BerufsN zu mhd. simel(e), semel(e) 'Weizenmehl, -brot', heute 'Semmel'. Die vierte Nebenkarte grenzt die Verbreitungsräume von FamN ab, die aus den mit mnd. stūt, stute bzw. mit mhd. mutsche benannten Brotsorten entstanden sind. Im Anschluss an die vierte Nebenkarte werden im Text zahlreiche weitere häufigere Bäcker-FamN aufgeführt, etwa zu mhd. prēze 'Brezel', mhd., mnd. vlade 'Fladen', mhd. krapfe 'Krapfen', mhd. kuoche, mnd. koke 'Kuchen', mhd. leip 'Brotlaib' und mhd. wecke, mnd. wegge 'Wecken'. FamN aus dem Beruf des Müllers sind ausführlich dokumentiert in Vokalismus, K. 112-122 (Müller(s), Möllker(s), Miller(s), Müllner, Mülders, -müller usw.), morphologie K. 61 (Grützmacher, Grützner, Grüter, Grütter), K. 275, 277 (DoppelN mit M(ü/ö/i)ller), K. 299-304 (Zurmühlen, Thormählen usw.), K. 322 (Schütrumpf), K. 338 (Molitor). Hier werden ergänzend auf der fünften Nebenkarte BerufsN zu mhd. kürn(e), mnd. querne 'Mühle, Mühlstein' dokumentiert, sodann auf der sechsten BerufsN, die auf mhd., mnd. mel 'Mehl' beruhen. Im Text finden sich Hinweise zu BerufsN mit mhd. klīe, mnd. kli(g)e 'Kleie' und mit
128
Familiennamen nach Berufen: Nahrungsmittelgewerbe
mhd. stoup, mnd. stof '(Mehl-)Staub'. Die siebte Nebenkarte gilt FamN aus dem Beruf des Ölmüllers. 2. Quantitative Datenbasis Abfrage: Pf?h?istn?(e|o)r.* (≥ 5 Tokens) ergibt 16 Types/6738 Tokens. Nach Ausschluss von Pfisterhammer 31 (Oberbayern), HerkunftsN zum SiedlungsN Pfistersham bei Landshut und des FremdN Pistora 23 (verstreut) verbleiben: Typ Pfister 3800: Pfister(t) 3669+9, Pfistner 105, Pfistermeister 17. Typ Pfisterer 1440: Pfisterer 1440. Typ Pister 598: Pister(er) 343+12, Pisters 114, Pistner 107, Pisternick 22. Typ Pistor 419: Pistor 396, Pistor(i/y) 17+6. Typ Pistorius 427: Pistorius. 3. Qualitative Datenbasis Es liegen keine Konkurrenzen vor. 4. Details und Ergänzungen Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 4-50, entspricht 0,015,67‰. Vorkommen pro zweistellige PLZ: Dokumentationstabelle. PLZ
Pfister
Pfisterer
Pister
Pistor
Pistorius
‰ ges.
PLZ
Pfister
Pfisterer
Pister
Pistor
Pistorius
‰ ges.
01
14
3
0
0
10
0,08
19
1
0
1
0
1
0,03
02
2
0
0
0
1
0,02
20
7
3
0
0
0
0,11
03
3
0
0
0
0
0,03
21
6
2
2
1
4
0,05
04
5
2
0
3
7
0,05
22
17
3
3
7
4
0,08
06
6
5
0
5
3
0,04
23
8
0
0
0
3
0,04
07
15
0
3
6
2
0,14
24
17
4
0
2
1
0,06
08
2
1
0
0
18
0,10
25
3
2
1
3
2
0,04
09
1
0
0
1
10
0,04
26
4
0
4
2
1
0,02
10
21
5
3
9
9
0,16
27
4
1
3
6
1
0,04
12
19
1
2
4
4
0,09
28
11
2
5
1
1
0,07
13
5
0
2
3
6
0,06
29
3
1
5
1
0
0,03
14
10
3
0
5
3
0,08
30
6
3
2
2
3
0,06
15
6
2
1
1
0
0,06
31
10
7
2
8
10
0,11
16
12
1
2
0
2
0,10
32
3
1
7
3
3
0,05
17
1
0
0
0
0
0,01
33
0
4
6
5
6
0,06
18
3
0
0
3
0
0,04
34
9
1
11
2
18
0,14
129
Müller, Bäcker
PLZ
Pfister
Pfisterer
Pister
Pistor
Pistorius
‰ ges.
PLZ
Pfister
Pfisterer
Pister
Pistor
Pistorius
‰ ges.
35
43
4
12
3
6
0,19
69
34
96
3
9
7
0,83
36
8
0
0
8
1
0,09
70
60
95
3
3
1
0,59
37
54
0
2
0
1
0,19
71
62
131
7
5
5
0,60
38
10
1
2
4
3
0,04
72
351
26
0
1
0
1,01
39
11
0
0
3
5
0,08
73
72
104
8
2
1
0,52
40
18
3
4
0
5
0,08
74
35
164
11
2
3
0,61
41
15
1
52
1
0
0,21
75
19
79
5
0
0
0,61
42
2
3
2
15
17
0,13
76
104
36
30
14
5
0,49
44
9
5
5
9
6
0,07
77
15
23
2
2
1
0,25
45
5
5
2
6
3
0,04
78
55
18
4
2
0
0,29
46
0
0
0
2
0
0,01
79
164
34
2
2
6
0,60
47
12
0
18
8
0
0,09
80
41
23
1
4
5
0,29
48
3
1
3
3
1
0,03
81
53
21
3
1
5
0,30
49
10
3
10
0
10
0,07
82
69
31
1
0
5
0,38
50
9
1
13
5
5
0,08
83
20
38
0
6
1
0,25
51
9
2
4
6
1
0,07
84
10
3
1
0
1
0,06
52
4
1
7
2
1
0,04
85
62
56
0
5
0
0,34
53
43
2
12
4
3
0,15
86
106
41
8
3
5
0,42
54
6
0
1
0
8
0,08
87
79
9
5
2
0
0,53
55
12
3
7
2
3
0,09
88
80
16
4
1
4
0,36
56
11
2
1
32
16
0,20
89
83
37
4
0
0
0,50
57
9
0
4
18
1
0,14
90
102
10
3
11
3
0,44
58
3
3
0
11
5
0,06
91
237
36
4
8
2
0,79
59
6
5
7
5
2
0,05
92
18
7
2
7
1
0,21
60
28
17
3
4
5
0,30
93
9
14
3
3
0
0,16
61
24
4
2
7
1
0,22
94
12
25
1
0
0
0,16
63
65
6
89
10
1
0,38
95
22
1
4
24
0
0,26
64
27
2
13
2
13
0,22
96
186
0
1
10
1
0,96
65
34
16
2
19
2
0,20
97
722
21
5
4
1
1,93
66
37
5
12
2
88
0,29
98
20
0
0
1
0
0,20
67
37
23
60
4
3
0,34
99
16
1
3
3
8
0,11
68
78
60
55
1
6
0,97
Details: Die größten Kreise von Typ Pfister betreffen die PLZ 723 Balingen (5,55‰/181 Tokens), 975 Kolitzheim (4,60‰/118 Tokens) und 974 Schweinfurt (4,42‰/261 Tokens). Pfistner bildet ein Nest im Raum Gaggenau. Bei Typ Pister beruhen die Vorkommen von Karlsruhe bis Mannheim auf Pister(er), im Raum Erkelenz - Mönchengladbach auf dem patronymischen Genitiv Pisters, im Raum
130
Familiennamen nach Berufen: Nahrungsmittelgewerbe
Aschaffenburg - Mömbris auf Pistner, Formen ohne Lautverschiebung (Pister-) dominieren gegenüber Pf- in den unterfränk., südhess., pfälz. und nordbadischen PLZ 637, 638, 643, 644, 646, 670, 671, 674, 676, 678, 763, 764. Pisternick (verstreut) ist wohl Zusammensetzung mit einer Kurzform des RufN Nikolaus. Zu Pfisterer s. morphologie, K. 110 (Pfisterer, Segerer u.a.), zu Pistor ebd., K. 339 (Sartor, Pistor u.a.), zu Pistorius ebd., K. 340 (Fabricius, Pistorius u.a.). Weitere Namen: Pistoor 48 (Ostfriesland) ist nach morphologie, S. 736 Variante zu Pastoor und wird nicht kartiert. Erste Nebenkarte (K. 47): morphologie, K. 38 dokumentiert das Verhältnis der FamN Beck/Becker. Bei Komposita mit -beck (1903 Types/50658 Tokens) und -becker (200 Types/4726 Tokens) muss in jedem Einzelfall geprüft werden, ob sie sich auf den Bäcker beziehen oder auf andere Berufe (z.B. Pottbecker 'Töpfer', s. K. 76, Pannenbecker 108, Ruhrgebiet, 'Dachziegelbrenner' usw.) bzw. ob sie sich auf Bäche beziehen (h erkunFts- und wohnstättennamen, K. 271 (Beeck, Becks u.a.), K. 273 ([Kol]beck u.a.). Die folgende Karte konzentriert sich auf die Verbreitung der häufigsten Komposita, bei denen ausschließlich oder überwiegend BäckerN vorliegen. Dabei wird analog zu morphologie, K. 38 Typ -beck farblich mit Blau-, Schwarz- und Grüntönen von Typ -becker mit Rot-, Braun- und Gelbtönen abgesetzt. Brodbeck, mhd. brōtbecke meint den Sauerteig- oder Schwarzbrotbäcker im Unterschied zum Feinbäcker (seltenes Brodbecker 5 (Mainz) wird nicht eigens kartiert). Schlotterbeck beruht auf alem. Schlotter 'saure Milch'. Bei Neu- und Wei(s/ss/ß)beck(er) kommen aufgrund ihrer Verbreitung WohnstättenN 'am Bach' kaum in Frage, vgl. h erkunFts- und wohnstättennamen, K. 273. Weißbeck ist der Bäcker von Weiß-, also Weizenbrot. Nicht kartiert ist der eindeutig auf 'Weizen' bezogene, aber seltene Typ Weizenbeck, Weißenbeck, s. bei K. 19. Grobecker gehört zu mnd. grofbecker 'Grob-, Roggenbrotbäcker' (minderfrequentes Grobek 13 (verstreut) wird nicht eigens kartiert). Platzbecker geht wohl auf lat. placentarius 'Kuchenbäcker' zurück und steht für den Weißbrotbäcker (linnartZ 1958a, 173). Zu Kuchenbecker s. bei der vierten Nebenkarte. Die Abfrage (Bro|Schlo|N(eu|ei|ey|ie|au)|Wei|Gro|Pla). *(b|p)(e|ae?|ä|ö|oe) (c?k|k?k)(ers?)? (≥ 5 Tokens) ergibt 58 Types/3679 Tokens. Als einschlägig werden kartiert: Typ Brodbeck 7 Types/894 Tokens: Brodbe(c)k 29+804, Bro(d)tbeck 11+17, Brodback 17, Brobeck(er) 11+5. Typ Schlotterbeck 2 Types/401 Tokens: Schlotterbe(c)k 14+387.
131
Müller, Bäcker
Typ Neubeck 2 Types/259 Tokens: Neubeck 254, -böck 5. Typ Weißbeck 4 Types/272 Tokens: Weißbeck 147, Weis(s)beck 77+38, Weisbek 10. Typ Neubecker 3 Types/336 Tokens: Neu- 213, Nie- 95, Neibecker 28. Typ Weisbecker 7 Types/292 Tokens: Weis(s)becker 175+22, Weißb(e/ä)cker 50+24, Weis(s)bäcker 10+6, Weisbeker 5. Typ Grobecker 3 Types/228 Tokens: Grob(b)ecker 202+13, Grobek 13. Typ Platzbecker 2 Types/130 Tokens: Platzbecker 117, -bäcker 13. Typ Brodbeck 894 Typ Schlotterbeck 401 Typ Neubeck 259 Typ Weißbeck 272 Typ Neubecker 336 Typ Weisbecker 292 Typ Grobecker 228 Typ Platzbecker 130
Karte 47: Brod-, Schlotter-, Neu-, Weißbeck, Neu-, Weis-, Gro-, Platzbecker
Kartentyp: absolut; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 4-40, entspricht 1-72 Tokens; PLZ innerhalb der Städte einzeln ausgewiesen. Die größten Kreise von Typ Brodbeck betreffen die PLZ 726 Nürtingen (55 Tokens/1,36‰), 725 Metzingen (50 Tokens/1,18‰) und 710 Sindelfingen (41 Tokens/0,73‰), von Typ Schlotterbeck die PLZ 727 Reutlingen (38 Tokens/0,83‰), 721 Rottenburg/Neckar (28 Tokens/0,42‰) und 737 Esslingen/Neckar (18 To-
132
Familiennamen nach Berufen: Nahrungsmittelgewerbe
kens/0,29‰), von Typ Neubeck die PLZ 074 Rudolstadt (16 Tokens/0,88‰), 768 Landau (Pfalz) (15 Tokens/0,25‰) und 987 Neuhaus am Rennweg (12 Tokens/0,60‰), von Typ Weißbeck die PLZ 917+918 Weißenburg+Wellheim (16 Tokens/0,36‰) und 732 Kirchheim unter Teck (10 Tokens/0,19‰), von Typ Neubecker die PLZ 633 Dreieich (32 Tokens/1,12‰), 587 Menden (Sauerland) (26 Tokens/0,50‰) und 667 Saarlouis (13 Tokens/0,22‰), von Typ Weisbecker die PLZ 636 Büdingen (56 Tokens/1,01‰) und 648 Groß-Umstadt (12 Tokens/0,34‰), von Typ Grobecker die PLZ 374 Herzberg (Harz) (33 Tokens/ 1,43‰) und 371 Northeim (23 Tokens/0,33‰) sowie von Typ Platzbecker die PLZ 524 Alsdorf (18 Tokens/0,35‰), 525 Heinsberg (16 Tokens/0,41‰) und 418 Erkelenz (14 Tokens/0,33‰). Weis(s)beck und Weißbecker sind verstreut, Niebecker bildet ein Nest in und um Iserlohn. Weitere Komposita mit -beck(er) 'Bäcker' (≥ 50 Tokens): Fesenbeck 57, -beckh 6, Vesenbe(c)kh 1+5 (Raum Kraichtal), nördl. anschließend (Raum Sinsheim Bruchsal) Fe(ß/ss)enbecker 20+5, zu mhd. vese 'Getreidehülse; Dinkel', bezeichnen den Bäcker von Dinkelbrot. Bei den Formen ohne -er konkurrieren FamN von "aus Holland (Wesembeck = Wiesenbach) eingewanderte[n] Sippen, die sich bei uns Vesenbeck schrieben" (brechenmacher 1957-63 I, 453). Haverbe(c)k 11+68, Haferbeck(er) 18+27, Haberbeck 32 (alle Westfalen, Niedersachsen, Schleswig-Holstein) meinen nach brechenmacher 1957-63 I, 626 und linnartZ 1958a, 85 den Bäcker von Haferbrot, nach bahlow 2005, 214 und ZoDer 1968 I, 686 sind es HerkunftsN zu SiedlungsN wie Haverbeck (bei Hameln, Burgsteinfurt, Damme, Lingen), vgl. 1348 Godeke de Haverbeke (ebd.). H(ü/ue)benbecker 61+1 (Hamburg, Schleswig-Holstein), H(ü/ue)penbecker 37+1 (Nordostdtld.), Hübbe(c)ker 1+8, Hübeker 6 (alle Raum Krefeld - Geldern) sind nach gottschalD 2006, 252 und linnartZ 1958a, 103 BerufsN für den Bäcker von Hippen (s. bei der vierten Nebenkarte) Jungbeck 94, -b(ä/ae)ck 16+2, -b(ö/oe)ck 10+1 (alle südöstl. Bayern), Jungb(e/ä)cker 38+3 (Rheinland, zwischen Mainz und Düsseldorf) und Kleinbe(c)k 6+99, -b(ö/oe)ck 11+3, -becker 2 (alle Raum Rottenburg/Neckar - Pforzheim Stuttgart), Kleinebeck(er) 15+18 (Westfalen) meinen den jungen Bäcker (brechenmacher 1957-63 II, 56). Kohlenbeck 82 (Raum Montabaur), Kohlbecker 76 (Raum Gaggenau), Kohlenbecker 21 (Raum Stuttgart) stellen am ehesten BerufsN des Bäckers dar, der mit Holzkohle backt (linnartZ 1958a, 122), während bei Ko(h)lbeck 890+92 (Südostbayern) WohnstättenN 'am Kohlbach' wahrscheinlicher ist, s. herkunFts- und wohnstättennamen, K. 273 ([Kol]beck u.a.).
Müller, Bäcker
133
Bei Limbeck 193 (Räume Essen und Schwetzingen - Mannheim; zusammen mit Lim(b/p)öck 9+7 auch Südostbayern) und Limb(e/ä)cker 46+6 (Raum Plauen Greiz - Zwickau) dürften die Fälle in Essen und Bayern Herkunfts- bzw. WohnstättenN sein (vgl. SiedlungsN Limbeck bei Soltau; h erkunFts- und wohnstättennamen, K. 273). Für die ostmd. Fälle nimmt h ellFritZsch 2005, 67; ders. 2007a, 158f. am ehesten BerufsN an, wahrscheinlich zu mhd. linde 'lind, weich' für einen Bäcker, der weiches oder wenig gesalzenes Brot backt; dies ist auch für die nordbadischen Fälle wahrscheinlich. Schleenb(e/ä)cker 78+20, Schlienbecker 25, Schlenb(ä/e)cker 9+1, Schlehenb(e/ä)cker 2+1 (alle Raum Wetzlar - Gießen - Lohra) stellen r amge 2013, 285f. zufolge BerufsN für den Bäcker von Kuchen mit Wildpflaumen (mhd. slēhe 'Schlehe, Wildpflaume'). Zu Weckbecker s. bei der vierten Nebenkarte. Wittb(e/ä)cker 51+1 (Westfalen, nordwestl. Niedersachsen) kann den Weißbäcker meinen, doch konkurrieren Herkunfts- oder WohnstättenN zu SiedlungsN wie Wittbeck bei Celle oder Wittbek bei Husum. Wittenbeck 77 ist wegen seiner Streuung über ganz Dtld. schwer zu klären. Zweite Nebenkarte (K. 48): Viele FamN mit mhd., mnd. brōt 'Brot' beziehen sich als dir. oder indir. BerufsN auf den Bäcker. Andere können ÜberN nach Essgewohnheiten sein, z.B. Brodesser (s. K. 380) oder Truckenbrodt 270, Druckenbrod(t) 24+11, Trockenbrodt 21, Trukenbrod 19 (alle Raum Suhl - Coburg), Truckenbrod 34 (bei Tuttlingen), Treu(ge)brodt 31+6 (Berlin, Brandenburg), zu mhd. trucken, trocken, mnd. droge, druge 'trocken' für bedürftige Menschen, im Gegensatz zu Butterbrod(t) 18+103, -brot 4, Botterbrod(t) 14+38 (alle Raum Hildesheim - Hannover - Petershagen; daran westl. anschließend in Westfalen Butterweck (s. bei der vierten Nebenkarte) oder Weichbrod(t) 2+287, -brot 6 (alle in der Nordhälfte von Dtld.), zu mnd. wekebrōt 'mit Fleischbrühe aufgeweichtes Brot'. Zembrod(t) 65+30, -brot 11 (Oberschwaben), Zimbrod(t) 17+1 (Raum Nürnberg), Zubrod(t) 138+3 (Dreieck Mannheim - Frankfurt/Main - Tauberbischofsheim) sind ÜberN für einen "der zum Brot noch etwas (Schmalz, Käse, Butter) haben muss" (brechenmacher 1957-63 II, 852). Brodwolf 56 (Raum Nürnberg) ist wohl ÜberN für einen Menschen mit Wolfshunger; ähnlich motiviert ist Brodschelm 77 (Raum Passau - München; brechenmacher 1957-63 I, 226). Durch weitere Lebensumstände sind motiviert: z.B. Früh- 46, Frö(h)brodt 4+27 (alle Berlin, Brandenburg) und Morgenbrod(t) 33+46 (Raum Suhl) für den Frühaufsteher oder -arbeiter, Müßigbrod(t) 6+58, Müssigbrodt 25 (alle
134
Familiennamen nach Berufen: Nahrungsmittelgewerbe
Nordhälfte von Dtld.) für den, der sein Brot ohne Mühe erwerben kann, sowie Eigenbrod(t) 181+221, -brot 7 (alle im Raum Hünfeld - Biedenkopf - Marsberg), kontrahiert Einbrod(t) 2+98, Engbrodt 6 (alle in Sachsen-Anhalt), spirantisiert Eichenbro(t/d) 4+3 (verstreut) für den, der sein eigenes Brot backt. Dreibrodt 87 (Sachsen-Anhalt) und Siebenbrodt 59 (Raum Uelzen - Lüneburg - Dannenberg Lüchow) beziehen sich nach ZoDer 1968 I, 389; II, 606 auf eine Abgabepflicht oder eine karitative Gabe. Die Karte dokumentiert die Verbreitung der häufigsten (≥ 150 Tokens) Komposita mit Grundwort -brot (und Varianten), die sich auf den Bäcker beziehen: Weisbrod, zu mhd. wīabrōt, mnd. witbrod 'Weißbrot', wobei auch mhd. wei` 'Weizen' hereinspielen kann; Gutbrod, das sich generell auf die Qualität oder speziell auf die Verwendung von Weizenmehl beziehen kann (vgl. die komplementäre Verbreitung von Weis- und Gutbrod); dasselbe gilt für Schönbrodt; Rückbrodt, zu mhd. rocke, rogge 'Roggen' bzw. ruckin Adj. 'aus Roggen', bezieht sich auf den Schwarzbrotbäcker. Typ Weisbrod 1111 Typ Gutbrod 584 Typ Schönbrodt 192 Typ Rückbrodt 150
Karte 48: Weisbrod, Gutbrod, Schönbrodt, Rückbrodt
135
Müller, Bäcker
Die Abfrage (Wei(ss?|ß)|Witt|G(u|o)(d|t)|Sch(ö|oe)n|R(o|ue?|ü)).*bro(dt?|th?) (≥ 5 Tokens) ergibt 21 Types/2042 Tokens. Nach Abzug des Bindestrich-DoppelN Wittmer-Eigenbrodt 5 verbleiben: Typ Weisbrod 9 Types/1111 Tokens: Weisbrod(t) 448+124, Weißbrod(t) 93+221, Wittbrodt 96, Weissbrod(t) 30+60, Weißbrot 24, Weisbrot 15. Typ Gutbrod 3 Types/584 Tokens: Gutbrod(t) 538+36, Gutbrot 10. Typ Schönbrodt 3 Types/192 Tokens: Schönbrod(t) 34+152, Schoenbrodt 6. Typ Rückbrodt 5 Types/150 Tokens: Rückbrod(t) 12+71, Ruckenbrod 47, Roggenbrodt 15, Ruckenbrot 5. Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 4-45, entspricht 0,011,35‰. Die größten Kreise von Typ Weisbrod betreffen die PLZ 985 Suhl (1,35‰/21 Tokens), 671 Schifferstadt (1,31‰/56 Tokens) und 563 Nassau (1,01‰/41 Tokens), von Typ Gutbrod die PLZ 728 Eningen unter Achalm (0,87‰/18 Tokens), 727 Reutlingen (0,55‰/25 Tokens) und 731 Wäschenbeuren (0,54‰/6 Tokens), von Typ Schönbrodt den PLZ 061 Halle/Saale (0,36‰/29 Tokens) sowie von Typ Rückbrodt den PLZ 765 Baden-Baden (0,18‰/9 Tokens). Weißbrodt bildet ein Nest in Suhl und ist ansonsten wie Weißbrod und Weissbrod(t) verstreut, Weisbrodt bildet ein Nest bei Deidesheim, Wittbrodt begegnet im Nordwesten. Gutbrodt ist verstreut, Schönbrod bildet ein Nest in und um Aachen. Bei Typ Rückbrodt beruhen die Vorkommen nördl. des Mains auf Rück-, südl. des Mains (v.a. in Baden-Württemberg) auf Rucken- und Roggen-. Bei -brod(t) herrscht generell d im Südwesten vor und nimmt nach Norden sowie Osten hin kontinuierlich ab: d
dt
0
28%
72%
1
13%
87%
2
14%
86%
3
25%
75%
4
27%
73%
5
43%
57%
6
58%
42%
7
73%
26%
8
55%
45%
9
45%
55%
PLZ
Weitere BerufsN für den Bäcker (≥ 50 Tokens): Hartebrodt 48, Hartbrod 10 (beide verstreut), für den Bäcker oder den Armen; Kuchenbrod(t) 92+1, -brot 2 (Un-
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Familiennamen nach Berufen: Nahrungsmittelgewerbe
terfranken, Nest im Raum Hammelburg); Kuhlbrodt 83 (Nordostdtld.), vielleicht zu mhd. kugel, mnd. kogel 'Kugel', also Rundbrot; Vorbrod(t) 12+75 (Raum Quedlinburg - Wernigerode - Helmstedt) bezieht sich auf mhd. vorbrōt 'Brot, das vorab gebacken wird, Kuchen, Pastete'; Weckbrod(t) 10+38, Wecke- 15, Wegbrod 27 (alle Raum Dresden), zu mhd. wecke 'keilförmiges Backwerk'. Die Simplizia Brod(t) 425+396, Brot(h) 30+4, Brood 5 sind v.a. innerhalb einer Linie Stuttgart - Neustadt (Weinstraße) - Boppard - Bad Hersfeld - Würzburg beheimatet und beziehen sich auf den Bäcker; im Einzelfall sind Konkurrenzen mit ÜberN zu mhd. brōde 'schwach' denkbar. Brod(t)mann 332+87, Brotman(n) 3+9 (alle Niedersachsen, Baden-Württemberg) können sich auf den Hersteller, Verkäufer oder Empfänger (der in jemandes Brot steht) beziehen, ebenso mit dem RufN Merkel (s. morphologie, K. 212) kombiniertes Brodmerkel 84 (Raum Pommersfelden - Bamberg). Brodhäcker 64 (Raum Worms) könnte sich auf das Zerkleinern des Brotes beziehen, während Brodhage 57, Bro(d)thage 5+44, Bro(d)thagen 5+26 (alle verstreut im Nd.) am ehesten HerkunftsN zu Brodhagen (Mecklenburg) sind; Bro(d/t)hag 39+4 (Baden-Württemberg) gehört dagegen nach brechenmacher 1957-63 I, 226 zu mhd. hagen 'Zuchtstier' und ist (analog zu Brodwolf, s.o.) ÜberN des Fressers. Brod(t)korb 337+6, Brotkorb 19 (alle in ganz Dtld. verstreut, vor 1945 in Schlesien häufig; gen-evolu.de, 15.07.15) meint nach DuDen Famn 2005, 159 den Bäcker oder Verkäufer, nach brechenmacher 1957-63 I, 226 einen, der viel Brot isst. Zu Brotbeck s. erste Nebenkarte, zu Brodesser K. 380. Dritte Nebenkarte (K. 49): Dokumentiert werden dir. und indir. BerufsN zu mhd. simele(e), semel(e), mnd. sēmel(e) 'Weizenmehl, -brot), mhd. semeler 'Weizenbrotbäcker'. Bei Sim(m)(e)l sind im Einzelfall auch Patronyme zu Kurzformen des RufN Simon mit Diminutivsuffix -(e)l denkbar. Semmelmann kann sich auf den Bäcker oder Händler beziehen, Semmelhack auf den Händler (s. bei K. 196). In den heutigen Dialekten bzw. in der Umgangssprache ist Semmel in Bayern und Österreich als Bezeichnung des Brötchens üblich (könig 2005, 239). Die Abfrage S(e|i)mm?e?l.* (≥ 5 Tokens) ergibt 58 Types/4957 Tokens. Als einschlägig werden kartiert: Typ Semmel 192: Sem(m)el 38+154. Typ Semmler 2476: Sem(m)ler 395+2081. Typ Simmel 432: Simmel 297, Sim(m)l 71+64. Typ Simmler 183: Sim(m)ler 13+157, Simmeler 13. Typ Semmelmann 337: Semmelmann. Typ Semmelhack 167: Semmelhack 90, -haa(c)k 11+66.
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Müller, Bäcker
Typ Semmel 192 Typ Semmler 2476 Typ Simmel 432 Typ Simmler 183 Typ Semmelmann 337 Typ Semmelhack 167
Karte 49: Semmel, Semmler, Simmel, Simmler, Semmelmann, Semmelhack
Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 3-45, entspricht 0,022,49‰. Die größten Kreise von Typ Semmel betreffen die PLZ 635 Gelnhausen (0,78‰/ 51 Tokens) und 971+972 Ochsenfurt+Veitshöchheim (0,23‰/15 Tokens), von Typ Semmler die PLZ 653 Eltville/Rhein (1,27‰/51 Tokens), 923 Neumarkt in der Oberpfalz (1,10‰/46 Tokens) und 353 Gießen (1,07‰/47 Tokens), von Typ Simmel die PLZ 943 Straubing (1,67‰/73 Tokens), 750 Bretten (0,76‰/22 Tokens) und 934 Cham (0,63‰/23 Tokens), von Typ Simmler die PLZ 884 Biberach/ Riß (0,41‰/26 Tokens), 539 Zülpich (0,28‰/12 Tokens) und 523 Düren (0,17‰/ 10 Tokens), von Typ Semmelmann die PLZ 931 Regenstauf (0,73‰/42 Tokens), 943 Straubing (0,71‰/31 Tokens) und 954 Bayreuth (0,53‰/28 Tokens) sowie von Typ Semmelhack die PLZ 253 Elmshorn (1,16‰/46 Tokens), 254 Pinneberg (0,40‰/24 Tokens) und 255 Itzehoe (0,34‰/15 Tokens). Bei der Verteilung von m/mm lassen sich keine deutlichen räumlichen Tendenzen ausmachen. Sim(m)l begegnet im südöstl. Bayern. Semmelhaack konzentriert sich im Raum Hamburg Itzehoe.
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Weitere Namen: Sem(m)le 86+2 (Raum Geislingen an der Steige - Ulm) ist wohl aus diminuiertem schwäb. Semmel-le kontrahiert. Semmelroggen 32 (in und um Göttingen), -rogge 40, -rock 20 (beide mittleres Dtld.), -roch 17 (Kulmbach) meinen nach ZoDer 1968 II, 598 einen Bäcker, der Semmeln aus einem Gemisch von Weizen- und Roggenmehl backt. Direkt südl. schließen im Raum Kassel Witzenhausen Semmelroth 180, -rodt 15, -rath 8 an. ZoDer (ebd.) vermutet eine Entstellung aus Semmelroch, doch ist Herkunfts- oder WohnstättenN (oder eher Analogie an solche) zu erwägen, da sich die Typen [Klapp]rodt, [Klapp]roth exakt in diesem Raum konzentrieren (herkunFts- und wohnstättennamen, K. 132). Simmelbauer 67 (in und um Pocking), Semmelbauer 44 (Raum Cham), Semmelmayr 12, -meier 10, -mayer 8, -maier 3 (alle Oberbayern) beziehen sich wohl auf Weizenanbau, Semmelbeck 12 (Raum Speyer) meint den Bäcker. Vierte Nebenkarte (K. 50): Dokumentiert werden FamN, die von Bezeichnungen zweier regional verbreiteter Brotformen ausgehen. Auf mnd. stūt, stute 'Oberschenkel' geht mnd. stute(n) zurück, ursprünglich ein schenkelförmiges Brot, dann jedes feinere Weißbrot ohne Rücksicht auf die Form (schleswig-holsteinWB IV, 915-917). Mhd. mutsche, mutschelīn bezeichnet Weißbrot verschiedener Art, aber stets in kleinen Stücken gebacken (schwäbWB IV, 1826; pFälZWB IV, 1487). Die Namen werden i.d.R. den Bäcker, manchmal vielleicht den Liebhaber des Gebäcks meinen. Die Abfrage Stuh?(dt?|tt?h?)e?n?|M(i|ue?|ü)tsche?l?l?e?r? (≥ 5 Tokens) ergibt 23 Types/4013 Tokens. Als einschlägig werden kartiert: Typ Stute 848: Stut(h)e 768+11, Stutte 69. Typ Studt 524: Studt. Typ Stuth 350: Stuth 177, Stu(h)t 70+70, Stutt 33. Typ Mutschler 1037: Mutschler 949, Mutscheller 88. Typ Mitsch 521: Mitsch 335, Mutsch 96, Mütsch 90. Typ Mitschele 194: Mitschele(n) 142+17, Mütschele 35. Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 3-40, entspricht 0,011,75‰. Bei Typ Stute begegnet Stute in Westfalen, Stutte bildet ein Nest im Raum Siegen. Die größten Kreise von Studt betreffen die PLZ 238 Bad Oldesloe (1,37‰/ 63 Tokens), 677 Waldfischbach-Burgalben (0,69‰/16 Tokens) und 229 Ahrensburg (0,76‰/26 Tokens); die Vorkommen in der Pfalz befinden sich mitten im Verbreitungsraum von Staudt (Rheinland-Pfalz, Südhessen, s. h erkunFts- und wohnstättennamen, K. 348) und sind undiphthongierte Varianten von mhd. stūde 'Staude'. Bei Typ Stuth dominiert Stu(h)t in Schleswig-Holstein, Stuth in Mecklenburg-Vorpommern, Berlin und Brandenburg, Stutt ist im Nordwesten
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verstreut. Bei Typ Mutschler erstreckt sich Mutschler von Freiburg i.Br. über Reutlingen nach Ulm, Mutscheller findet sich im Dreieck Singen (Hohentwiel) Meßstetten - Hohentengen. Bei Typ Mitsch lösen sich von Westen nach Südosten ab: Mutsch (Raum Trier - Bitburg), Mitsch (Raum Heppenheim - Schwetzingen Heilbronn), Mütsch (Raum Schöntal - Künzelsau). Zu Mitsch s. auch Dräger 2013, 232-234. Typ Mitschele erstreckt sich von Karlsruhe (Mitschele) bis Stuttgart (Mütschele). Typ Stute 848 Typ Studt 524 Typ Stuth 350 Typ Mutschler 1037 Typ Mitsch 521 Typ Mitschele 194
Karte 50: Stute, Studt, Stuth, Mutschler, Mitsch, Mitschele
Weitere Namen: Nicht kartiert sind Stude 237 (v.a. zwischen Göttingen und Halle/Saale), Studte 71 (Raum Celle - Braunschweig - Wolmirstedt), Studen 44 (südl. Westfalen). Sie schließen am Südrand der kartierten Typen an, reichen aber in den hd. Raum hinein. Hier kommen Varianten zu mnd. stute(n), aber auch wie bei den pfälzischen Studt (s.o.) WohnstättenN zu mhd. stūde, mnd. stude 'Staude' in Frage. Stutenb(ä/e)cker 5+4 findet sich im Rheinland. Stude- 57, Stu(d)t- 1+3, Stutenmund 2 (Raum Hamburg, Schleswig-Holstein) sind nach bahlow 2005, 506f. auf das Brot bezogene ÜberN. Studt- 50, Stut(e)- 34+3, Stuth- 23, Stuht-
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mann 5 (Westfalen, Niedersachsen) könnten sich auf den Verkäufer von Stutenbrot beziehen, ZoDer 1968 II, 693 nimmt WohnstättenN an. Mutschelknaus(s) 15+4, -knauß 1 bezieht sich nach brechenmacher 1957-63 II, 300 auf jemanden, der gerne die "knusperige Anschnittstelle" der Mutscheln aß. Muschler 183 (Raum Schnelldorf - Nürnberg - München), Muscheler 18 (Raum Singen (Hohentwiel)), Mischler 142 (Pfalz, Südhessen) und Muschel 54 (Raum Ravensburg) gehören wahrscheinlich zu mhd. mutsche, während bei Mutz 833 (v.a. Baden-Württemberg, sonst in ganz Dtld. verstreut), Mützel 360, Mitzler 27 (Raum Würzburg - Bad Kissingen - Schweinfurt), Mitzel 184 (Baden-Baden), Mutzel 136 (Bayerisch-Schwaben) und Mutzl 63 (Bayern südl. der Donau) Ableitungen von mhd. mutsche, von mhd. mutze 'Mütze; kurzes Oberkleid' und frühnhd. muz 'kleiner Mensch; Dummkopf' konkurrieren. Eindeutig auf das Gebäck bezogen ist Motzenbäcker 22 (Ludwigshafen - Mannheim; brechenmacher 1957-63 II, 288), während bei Motz 1021 (v.a. Südwestdtld., ansonsten verstreut) mit BerufsN des Bäckers (nölle-hornkamp 1992, 115) ÜberN zu mundartlich motz 'Schlamm, Schmutz', mutzen, motzen 'verdrießlich sein' konkurrieren. Weitere häufigere FamN, die den Bäcker betreffen (in alphabetischer Reihenfolge): Zu Backhaus s. Vokalismus, K. 283 (Backhaus, Backhus, Backes, Backs). Auf den Betreiber oder Anwohner eines Backofens beziehen sich Backofen 187 (Sachsen), wohl auch Bachofer 121 (Raum Stuttgart), Bachofner 88 und Bachofen 1 (beide Süddtld.), ebenso Back(h)off 33+35 (Backoff vorwiegend im südl. Sachsen-Anhalt, Backhoff häufig in Niedersachsen, hier v.a. konzentriert im Raum Braunschweig; nach ZoDer 1968 I, 182 ein Backhaus im Hof eines Bauern). Überschneidungen mit den Herkunfts- oder WohnstättenN Bachhofer 159 (Oberschwaben, hier zum SiedlungsN Bachhofen bei Wangen (Allgäu); Raum Nürnberg) sind von der Verbreitung her unwahrscheinlich. Die FamN Backof 68 (Raum Speyer) und Bachhofen 10 (Nordrhein-Westfalen) sind schwer zuzuordnen. Auf mhd. prēze, prēzel, brēzel 'Brezel' beruhen als indir. BerufsN Bre(t)z 4+930, Pretz(e) 159+15 (Bre(t)z und Pretz konzentriert im westmd. Raum, verstreut in Süddtld., Pretze im östl. Sachsen beheimatet). Im obd. Raum gelten dagegen Bretzel 89, Prezel 9 (beide Baden-Württemberg), Bretzl 7 (Bayern) und Pretzl 189 (Bayern, Nest in Teublitz). Dagegen ist Pretzel 193 (verstreut im nd. Raum) Herkunfts- oder WohnstättenN zu Toponymen wie Pre(t)zel(l) (ZoDer 1968 II, 330) oder Patronym zu Kurzformen des RufN Pretzlaf (FamN Pretzlaf(f) 2+78, -law 8, Bretzlaff 18; alle v.a. im nd. Raum verstreut). Dir. BerufsN des Brezelbäckers sind Bre(t)zer 6+40 (v.a. Raum Worms), Bre(t)zler 2+103, Pre(t)zler 2+3 (alle Raum Stuttgart - Schwäbisch Gmünd), daran östl. anschließend als "echt
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schwäb. Form von Bretzler" (brechenmacher 1957-63 I, 215) Bre(t)zger 23+77 (Raum Aalen - Heidenheim - Nördlingen), daran wiederum östl. anschließend Bretzner 31, Pretzner 8 (Bayern). Dagegen bleibt bei Pre(t)zer 35+265 (verstreut, v.a. in Norddtld.) die Etymologie offen. Deeg 792 (konzentriert im nördl. Württemberg sowie in Unter- und Mittelfranken; sodann zusammen mit Taig 39, Teig 16, Daig 37 in Oberfranken) kann wegen dieser Verbreitung weder indir. BerufsN zu mnd. dēch 'Teig' noch ÜberN zu mnd. dege 'gedeihlich, gut, tüchtig' sein (DuDen Famn 2005, 181). hellFritZsch 2007a, 51, 269 setzt für die vogtländischen Deeg, Tech, Theeg usw. slaw. Patronyme an, doch kommt dies für die übrigen Vorkommen von Deeg nicht in Frage. Zu Sauerteig s.u. Zu Failer s.u. bei Vocha(t)zer. Auf mhd., mnd. vlade 'Fladen, flaches Brot u.ä.', mhd. vlader 'Kuchenbäcker' beruhen Flad 464 (Raum Tuttlingen - Reutlingen), Flaadt 18 (Raum Freiburg i.Br. - Waldshut-Tiengen, sonst zusammen mit Fladt 55 im Südwesten verstreut), Flade 450 (Sachsen, sonst verstreut), Flader 225 (v.a. Raum Düsseldorf Bochum, sonst im nd. Raum verstreut). Klar von Flader getrennt findet sich südl. einer Linie Köln - Cottbus Fladerer 219 (v.a. Hessen, Bayern). Im Einzelfall sind Konkurrenzen mit BerufsN zu mhd. vlader 'gemasertes Holz' oder zu mhd. vlāder 'Fischnetz' denkbar. Bei Flath 390 (Nester in den Räumen Heppenheim (Bergstraße) - Höchst (Odenwald) und Scheibenberg - Seiffen (Erzgebirge) ist in Südhessen Variante zu Fladt möglich, in Sachsen fraglich; hier evtl. ÜberN zu mhd. vlāt 'Sauberkeit, Schönheit'. Hebel 944 wird in den Lexika hauptsächlich als BerufsN des Bäckers zu mhd. (obd.) hebe(l) 'Hefe, Sauerteig' erklärt. Dies trifft für die im Raum Kempten - Memmingen - Mindelheim - Marktoberdorf zusammen mit gerundetem H(ö/oe)bel 554+61 konzentrierten Vorkommen zu. Sonst ist der FamN aber zusammen mit Hebbel 134 v.a. in Rheinland-Pfalz, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Schleswig-Holstein anzutreffen, in der Pfalz und in Südhessen ebenfalls zusammen mit H(ö/oe)bel, in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt mit Höbbel 109. In diesen nicht-obd. Gebieten dürfte es sich i.d.R. um Patronyme zu Kurzformen von RufN wie Hadu[brand], im nd. Raum auch um Metronyme zum weiblichen RufN Hebel(e) (ZoDer 1968 I, 687) handeln. Hefel 21, nach brechenmacher 1957-63 I, 676 "die echt schwäb. Form von Hebel" tritt im Westen von Dtld. mit Nest im Raum Münster auf, wo eine solche Zuordnung fraglich wird. Inwieweit FamN auf mhd. hip(p)e, mnd. hip 'Hippe, Waffel, zusammengerollter Kuchen u.ä.' zurückgehen, ist schwer abzusichern. Hipp 1572 (konzentriert zwischen Tuttlingen und Reutlingen sowie im Allgäu; sonst im Südwesten verstreut)
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meint den meisten Lexika zufolge den Waffelbäcker; nach berger /etter 1961, 214 und brechenmacher 1957-63 I, 721 ist es aber Patronym zu RufN-Kurzformen von Hildebrand u.ä. bzw. Hubert. Hippenstiel 114 (südl. Westfalen), Heppenstiel 40 (Raum Karlstadt) sind eindeutige BerufsN zu mhd., mnd. hep(p)e, frühnhd. hippe 'Sichelmesser'; von da her lässt sich auch für Hipp zusätzliche Konkurrenz durch Bezug zu diesem Instrument annehmen. Patronyme und diverse BerufsN konkurrieren auch bei Hippe 846 (verstreut, häufiger im Raum Bielefeld, im südl. Sachsen-Anhalt und in Ostsachsen), sodann bei den Diminutiva Hippchen 199 (Saarland), Hippel 288 (verstreut), Hippeli 147 (Raum Bad Neustadt/Saale; HumanistenN im lat. Genitiv?), Hippele(in) 39+37 (westl. Bayern; die FamN mit l evtl. auch Patronyme zu Hildebald/Hippold oder Hippolyt). Bezug zum Gebäck oder zur Sichel ist möglich bei Hipper 140 (Raum Ehingen - Ulm - Augsburg - München) und Hippler 707 (verstreut; vor 1945 in Ostpreußen häufig, gen-evolu.de, 31.07.15). Hornaff 37 (Raum Mosbach (Thüringen)), Hornuf(f) 40+62 (Raum Dresden), Hornauf 30 (ostmd. Raum), Horneffer 48 (Raum Celle - Peine) gehören zu frühnhd. hornaff(e) 'hörnchenförmiges Gebäck'. Dagegen ist Hornef(f) 37+130 (Horneff in Südhessen mit Nest bei Darmstadt, Hornef verstreut) wegen seiner Verbreitung wahrscheinlich HerkunftsN zum Fluss- und SiedlungsN Horloff (um 951 Hurnufa, um 1263 Hornifa), Stadtteil von Hungen in der Wetterau. Auf mhd. krapfe (md. krappe) 'Kralle, Haken' geht die Bezeichnung Krapfen für hakenförmiges Gebäck zurück. Bei entsprechenden FamN konkurrieren BerufsN zu hakenförmigen Geräten, ÜberN zu "hakigen", d.h. zänkischen oder verwachsenen Personen sowie BerufsN zum Gebäck: Krapf 1071 (Raum Bebra Rotenburg/Fulda - Würzburg - Haßfurt; zusammen mit Krapfl 73 in der Oberpfalz, sonst in der Südhälfte von Dtld. verstreut). Bei FamN mit pp konkurrieren zusätzlich noch ÜberN zu obd., md. krapp 'Rabe' (brechenmacher 1957-63 II, 106) für den Schwarzhaarigen: Krapp 1061 (Räume Köln - Wuppertal, Großostheim, Bamberg - Lichtenfels, hier auch Krappmann 192); genitivisches Krappen 93 (Mönchengladbach), Kraps 48 (Raum Duisburg); Krappe 159 (in Norddtld. verstreut), Kreppel 166 (Räume Limburg/Lahn - Bad Camberg, Nürnberg, München), Krappel 75 (Raum München, sonst in Südwestdtld. verstreut). FamN zu mhd. kuoche für den Kuchenbäcker sind in Vokalismus, K. 68 (Küchler, Kiechle) und K. 138 (Küchler, Kuchler) dokumentiert. Die betreffenden BerufsN schließen "die Handwerksbereiche des Fladers, Pfefferküchlers, Lebzelters, Oblaters und Konditors" mit ein (nölle-hornkamp 1992, 102). Als weitere FamN kommen hinzu: Kuchenbecker 733, -b(ä/ae)cker 69+6 (v.a. im Norden von Dtld. verstreut; vor 1945 war der FamN in West- und Ostpreußen beheimatet; gen-evolu.de, 21.06.15). Kuch 979 konzentriert sich innerhalb einer Linie Karls-
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ruhe - Montabaur - Frankfurt/Main - Nürnberg - Ulm - Rottenburg/Neckar, Kuche 131 streut in der Nordhälfte von Dtld., der schwache patronymische Genitiv Kuchen 31 ist im Raum Aachen zu finden. Auf mnd. koke 'Kuchen' beruhen Ko(c)ke 305+17, Kau(c)ke 241+10, Koo(c)k 150+22, Koe(c)k 8+73, Koe(c)ke 4+22, Kooke 22 (alle Nordrhein-Westfalen; Kauke v.a. Raum Arnsberg; Kau(c)ke und Koo(c)k reichen ins angrenzende Ostfalen hinein). Überschneidungen mit BerufsN zu mnd. kok 'Küchenmeister, Koch' (konsonantismus, K. 325 (Koch, Kock)) sind möglich. Kauck 101 (Hessen, Nest im Raum Birstein) und Kauk 90 (verstreut) können wegen ihrer Verbreitung nicht zu 'Kuchen' gehören; ihre Etymologie bleibt unklar. Nd. Kocker(s) 44+22, Kö(c)ker 6+2, Koeker 4 (alle Nordrhein-Westfalen) zählt linnartZ 1958a, 122 zu den BerufsN des Kochs, doch vgl. u. Panköker. Als Grundwort in Komposita findet sich mhd. kuoche, mnd. koke v.a. in mhd. phankuoche, mnd. pannekoke 'Pfannkuchen, fladenartiges Gebäck u.ä.': Pan(n)koke 423+15, Panko(c)k 59+13, Pankauke 49, Pannekoike 15, Pantekoek 13, Panköker 7, Pannekoek 3 (alle Raum Bochum - Hamm - Bielefeld) und klar davon getrennt verhochdeutschtes bzw. hd. Pfannkuch(e) 191+213 (Raum Bad Karlshafen - Kassel - Wabern), Pfann(e)kuchen 178+3 (Räume Ilsenburg (Harz), Mainz - Offenbach/Main und zusammen mit Pfankuchen 14 Wuppertal), Pfankuch(e) 22+10, Pfannkoch 13, Pfannekuch(e) 8+1, Pfannenkuch 3 (alle verstreut). Ferner findet sich Lebkücher 92 (Raum Ludwigshafen - Albisheim/ Pfrimm - Worms), das vielleicht auf aus lat. lībum 'Fladen' entlehntem Leb- beruht und den Hersteller von Pfefferkuchen und anderem flachem Backwerk meint. Rechtsrheinisch schließen Lebküchner 47 (Nest im Raum Miltenberg, von dort nach Südosten ausstrahlend) und Lebküchler 4 (Schwetzingen) an, Lebkuchen 16 ist verstreut, ebenso gleichbedeutendes Lebzelter 8; daraus vereinfachtes Letzelter 133 begegnet im Raum Saarbrücken - Pirmasens - Germersheim; zu mhd. zelte s.u. Weitere FamN sind (Oe/Ö)lkuch 54+1, Oelkoch 5 (alle im Raum Heidenheim). Sie beziehen sich wohl auf Schmalzgebäck. Opferkuch 124 (Raum Geislingen an der Steige - Stuttgart - Aalen) meint den Hostienbäcker, Spe(h)nkuch 52+25, Spä(h)nkuch 27+1, Spenkoch 16, Spa(e)nkuch 1+1 (alle Raum Würzburg; zu mhd. span 'Span; hobelspanförmig' oder zu mhd. spen 'Milch'?) gehen auf eine Art Streuselkuchen zurück, Stopfkuchen 48 (Raum Gera - Leipzig) bezeichnet nach DuDen Fam n 2005, 650 ein "Reststück vom Kuchenteig, in das die übrig gebliebenen Rosinen, Butter- und Zuckermengen hineingestopft werden". Auf mhd. leip 'Brotlaib' beruht als indir. BerufsN des Bäckers Laib 322 (Raum Böblingen - Stuttgart - Ulm). Laible 406 (Baden-Württemberg, Nest bei Ulm) wird bei brechenmacher 1957-63 II, 144 zu mhd. loubelīn 'kleine Laube, bedeckter Raum vor dem Haus' gestellt, von DuDen Famn 2005, 413 aber als Di-
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minutiv zu Laib, wofür die Verbreitung beider FamN im gleichen Raum spricht. Leib 831 (Südhälfte von Dtld., Nest im Raum Gießen) kann auf mhd. leip 'Brotlaib' zurückgehen, doch konkurrieren v.a. Patronyme zu Kurzformen von RufN wie Leip[old] und evtl. auch ÜberN zu mhd. līp 'Leib, Leben'. Dies gilt ebenfalls für die Diminutiva Leibl 320 (Bayern), Leible 138 (Baden), Leibel 121 (im Südwesten verstreut) und Leiblein 82 (Raum Walldürn). Of(f)enloch 210+45 (in und um Bürstadt) kann sich auf Bäcker, aber auch auf Metallschmelzer, Heizer usw. beziehen. Zu Pfanzelt(er) s. bei Zelte. Sauertei(g/ch) 323+2 (Raum Sonneberg - Coburg) unterscheidet den Sauerteigoder Schwarzbrotbäcker vom Feinbäcker, z.B. vom Hersteller süßer Backwaren, vgl. Sü(ß/ss)enbecker 5+2, Sü(ß/ss)ebecker 5+1 (alle verstreut). Auf mhd. strützel 'längliches Brot von feinem Mehl' beziehen sich Stri(e)tzel 219+390, Striezel 29 (alle in ganz Dtld. verstreut; vor 1945 östl. von Oder und Neiße beheimatet, gen-evolu.de, 09.05.15), Stritzl 55 (Bayern). Vocha(t)zer 37+15 (Raum Pfullendorf - Krauchenwies), Voche(t)zer 39+4 (alle Raum Wangen (Allgäu) - Isny (Allgäu), sonst verstreut), Vogges(s)er 15+40, Voges(s)er 27+1, Voggetzer 5 (alle Bayerisch-Schwaben) beruhen auf mhd. vochenze 'eine Art Weißbrot' und bezeichnen den Bäcker, der "nur das ihm gelieferte Getreide mahlen lassen u[nd] verbacken darf", im Gegensatz zum Failer 106, Vailer 2 (Räume Sigmaringen - Albstadt, Augsburg), der Brot auch feil haben, d.h. verkaufen darf (brechenmacher 1957-63 I, 481). In den heutigen Dialekten bzw. Umgangssprachen heißt das Brötchen im Südwesten Weck(en), Weckle (könig 2005, 239). Zugrunde liegt mhd. wecke, wegge, mnd. wegge 'Keil; keilförmiges Backwerk'. Darauf beruhen als dir. BerufsN des Bäckers Weckler 112 (Raum Gießen) und Weggler 46 (Raum Tuttlingen). Wecker 1038 (Nest im Raum Paderborn, sonst in ganz Dtld. verstreut) kann im Einzelfall den Weckenbäcker meinen, geht aber i.d.R. im nd. Raum auf mnd. weker '(Nacht-)Wächter' zurück, im hd. Raum auf mhd. wacker 'wach, tüchtig'. Eindeutig sind Weckbecker 80 (Raum Polch - Andernach - Koblenz) und Weggebakker 26 (Emsland, Ruhrgebiet). Auf den Bäcker oder Verkäufer beziehen sich Weckmann 266 (Rheinland-Pfalz, Hessen, Nordrhein-Westfalen), klar davon getrennt We(c)kenmann 55+211 (Württemberg, Nest im Raum Balingen), Weggenmann 113 (Raum Ulm - Biberach/Riß), We(c)ke- 13+40 (Baden-Württemberg), Weggemann 10 (Schleswig-Holstein). Indir. BerufsN sind Weck 1298 (v.a. Raum Köln - Solingen, Südhessen, Südwestsachsen, sonst überall verstreut), Wecke 394 (v.a. Nordrhein-Westfalen, südl. Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, östl. Sachsen), Wegg(e) 27+116 (Westfalen, Hessen) und die patronymischen Genitive Weggen 124 (Niederrhein), Wecken 24 (südl. Niedersachsen), Weckes 59 (Raum Krefeld),
Müller, Bäcker
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Wecks 59 (Nordwestdtld.). Doch konkurrieren in allen Fällen mit ck im nd. Raum Patronyme zum RufN Wed(d)e(c)ke(n) (zu Widu[kind] mit k-Diminutivsuffix), ÜberN zu mnd. wek 'wach, munter', oder zu wēk 'zart, weich'. Auch im hd. Raum sind vereinzelt Patronyme zu einem RufN Wecko (brechenmacher 1957-63 II, 752) denkbar. Im fränk. Teil Bayerns beheimatet sind die auf den Bäcker bezogenen Diminutiva Weck(e)l 7+112, Weggel 101; Wecklein 69 konzentriert sich im Raum Schweinfurt. Zu Weckbrodt s. bei der zweiten Nebenkarte, zu Weckesser s. K. 380. Als Grundwort in Komposita findet sich mhd. wecke, wegge, mnd. wegge (≥ 20 Tokens) in Altweck 67 (Raum Mengkofen - Aufhausen - Straubing); Butterweck 362, Butterwegge 117 (alle konzentriert im Raum Korbach - Lippstadt Paderborn - Warburg - Kassel, verstreut in Nordrhein-Westfalen), Botterweck 29 (Raum Heinsberg - Mönchengladbach), Butterweg 3 (verstreut); Muschweck 37 (Nürnberg; zu mhd. mutsche, s. vierte Nebenkarte); Spitzweg 44, -weck 28 (beide Raum München - Freising); Zerweck 101, Zerrweck 27 (beide Raum Stuttgart), Zerwek 5 (Sachsen, Sachsen-Anhalt), Zerweckh 4 (Raum Karlsruhe), zu mhd. zern 'verzehren' oder zerren 'zerreißen, entzweibrechen'. Als südl. Gegenstücke zu Pankoke, Pfannkuche (s.o. bei kuoche) finden sich v.a. FamN zu mhd. zelte 'flaches Backwerk, Fladen'. Eindeutig ist Lebzelter (s.o.), bei den anderen FamN sind Konkurrenzen mit BerufsN zu mhd. zelt 'Zelt' für den Zeltmacher möglich: Zelter 63 (Raum Koblenz - Düsseldorf), Zeltner 248 (Nordbayern), Zelt 179 (Nest Raum Frankenthal (Pfalz), sonst verstreut). Während Zeltner in Bayern nördl. der Donau gilt, finden sich südl. der Donau auf mhd. phanzelte 'Pfannkuchen u.ä.' beruhendes Pfanzelt(er) 238+26, Pfandzelt(er) 8+19, Pflanzelt 2. Fünfte Nebenkarte (K. 51): Zu FamN aus dem Beruf des Müllers s. die Verweise oben unter 1. Die folgende Karte dokumentiert ergänzend BerufsN zu mhd. kürn(e), mnd. querne 'Mühle, Mühlstein'. Im Einzelfall sind Konkurrenzen mit HerkunftsN zu SiedlungsN wie Kirn bei Bad Kreuznach und bei Münchham oder Kürn bei Regensburg denkbar. Die Abfrage (K|Qu)(ü|u?e|i)rners? (≥ 5 Tokens) ergibt 6 Types/2532 Tokens. Nach Abzug von Kerner (s. K. 189) verbleiben: Typ Kirner 670: Kirner. Typ Kürner 233: K(ü/ue)rner 231+2. Typ Querner 122: Qu(e/i)rner 117+5. Kartentyp: absolut; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 4-50, entspricht 1-57 Tokens. Die größten Kreise von durch Entrundung aus ü entstandenem Kirner betreffen die PLZ 803-819 München (36 Tokens/0,07‰), 830 Rosenheim (33 To-
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Familiennamen nach Berufen: Nahrungsmittelgewerbe
kens/0,53‰), 781 Schramberg (20 Tokens/0,50‰) und 845 Altötting (20 Tokens/0,48‰). Typ Kürner konzentriert sich v.a. in den PLZ 792 Breisach/Rhein (42 Tokens/0,71‰) und 720 Tübingen (34 Tokens/1,06‰). Querner begegnet am häufigsten in und um Dresden. Typ Kirner 670 Typ Kürner 233 Typ Querner 122
Karte 51: Kirner, Kürner, Querner
Sechste Nebenkarte (K. 52): Dokumentiert werden FamN zu mhd., mnd. mel 'Mehl'. Die Karte zeigt die Verbreitung der drei häufigsten Fälle: Mehl, indir. BerufsN des Müllers, im Einzelfall auch des Mehlhändlers oder Bäckers; im Nd. können WohnstättenN zu FlurN wie Mehl[feld] oder indir. BerufsN zu mnd. mele 'Trog' konkurrieren (ZoDer 1968 II, 134); Mehlhorn, indir. BerufsN nach einem hornförmigen Mehlbehälter (DuDen Famn 2005, 453) oder SpottN in der Bedeutung 'Mehlwurm' (naumann 2005, 193); Mehlhose und -hase, zu mhd. hose, mnd. hose, hase 'Hose', nach der mehlbestäubten Hose des Müllers. Die Abfrage Mee?h?l(h(oo?|aa?)se?|horn)? ergibt 9 Types/3893 Tokens: Typ Mehl 1894: Mehl 1866, Me(e)l 8+20.
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Müller, Bäcker
Typ Mehlhorn 1528: Me(h)lhorn 39+1489. Typ Mehlhose 245: Mehlhos(e) 10+235. Typ Mehlhase 226: Mehlha(a)se 222+4. Typ Mehl 1894 Typ Mehlhorn 1528 Typ Mehlhose 245 Typ Mehlhase 226
Karte 52: Mehl, Mehlhorn, Mehlhose, Mehlhase
Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 3-45, entspricht 0,012,60‰. Die dichtesten Vorkommen von Typ Mehl betreffen die PLZ 910 Erlangen (2,87‰/77 Tokens), 747 Buchen (Odenwald) (1,01‰/20 Tokens) und 357 Herborn (0,90‰/47 Tokens), von Typ Mehlhorn die PLZ 081 Mülsen (2,50‰/49 Tokens), 093 Hohenstein-Ernstthal (2,10‰/102 Tokens) und 082 Auerbach (Vogtland) (2,07‰/92 Tokens). Mehlhose begegnet v.a. in Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Südbrandenburg, Mehlhase im Raum Gifhorn - Berlin. Meel ist in Baden-Württemberg beheimatet, Melhorn verstreut. Weitere Namen: Me(e)ls 56+12, Mehls 168 finden sich in Nordrhein-Westfalen, Mehls kommt auch in Berlin und Brandenburg vor. Die nordrhein-westfäl. Fälle
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Familiennamen nach Berufen: Nahrungsmittelgewerbe
können patronymische Genitive von Mehl sein, doch konkurrieren WohnstättenN vom Typ Mehlhaus 7, das zusammen mit Mehles 37 im gleichen Raum wie Me(e)ls begegnet, vgl. Vokalismus, K. 283f. (Backhaus, Backes u.a.). Die ostdt. Vorkommen sind Patronyme aus Kurzformen von slaw. RufN wie Milo(slaw). Zu mhd. melwer 'Mehlhändler' zählen Melber 296 (konzentriert im Raum Stuttgart - Heilbronn - Würzburg - Schweinfurt - Bamberg - Ellwangen), mit Antritt von -t (vgl. morphologie, K. 244-250) Melbert 57 (Nest in Lauda-Königshofen, ansonsten verstreut v.a. in Hessen und Westfalen), gerundet Mölbert 50 (Nest im Raum Stockstadt/Rhein). Zu Me(h)ler(s) s. K. 136, zu Mehli(g/ch) s. konsonantismus, S. 656. Als Bestimmungswort in BerufsN-Komposita findet sich Mehl- 'Mehl' (≥ 50 Tokens) in Me(h)lmann 40+316 (Nest in Worms, ansonsten verstreut im mittleren Westdtld.), analog zu Salz-, Biermann usw. 'Mehlhändler' (vgl. bei K. 200); zu Mehltretter s. bei K. 333; Mehlkopf 63, -kop(p) 35+3, -koph 10 (alle Raum Aachen) können sich auf den Kopf des Müllers beziehen, aber auch auf einen BergN oder auf -kauf, vgl. konsonantismus, S. 55f. Zu Mehlstäubl 67, -stäubler 21, -steibl 13, -steubl 3 (alle Raum Altötting - Eggenfelden) s.u. Mehlhaf(f) 15+82 (verstreut) könnte sich, falls süddt. Ursprungs, auf mhd. haven 'Gefäß, Topf' beziehen. Als Grundwort in BerufsN-Komposita findet sich -mehl 'Mehl' (≥ 50 Tokens) in Ha(b/f)ermehl 485+10 (Pfalz, Hessen), umgelautet He(b/f)ermehl 61+29 (Raum Darmstadt); Schönmehl 64 (Raum Mannheim - Worms; vgl. zweite Nebenkarte Schönbrodt), daraus wohl entstanden Schöme(h)l 42+18, Schoeme(h)l 1+2 (alle Raum Bad Kreuznach); Erbsmehl 59 (Thüringen). Diese nach Mehlsorten differenzierten BerufsN sind md. Hinzu kommen die SatzN Machemehl (morphologie, K. 321) und Steufmehl 70, Stoff- 28, Stofmeel 3 ('(ich) lasse das Mehl stäuben'; alle Raum Linnich - Erkelenz). Indir. BerufsN des Müllers zu mhd. klīe, mnd. kli(g)e 'Kleie' sind Klie 384, Kliege 26 (beide v.a. Niedersachsen), vgl. Kliefoth bei K. 328. Kley 1411 (zusammen mit Klei 154 konzentriert im Raum Bielefeld, sonst in der Westhälfte von Dtld. verstreut), Kle(y/i)e 64+53 (Nest im Raum Quedlinburg, ansonsten in der Nordhälfte von Dtld. verstreut) sind dagegen nach Dräger 2013, 175-178 i.d.R. Herkunftsund WohnstättenN zu Toponymen mit mnd. klei, kley(e) 'Lehmboden u.ä.', doch sind auch BerufsN zu 'Kleie' denkbar, vgl. Kleinst(eu/äu)ber 260+4, Kleinsteiber 41, Kleyenst(eu/ei)ber 7+10, Kleysteuber 12 ('der die Kleie aufwirbelt, d.h. vom Mehl absondert'; alle Nest im Dreieck Meiningen - Mühlhausen - Erfurt, sonst verstreut; bahlow 2005, 282; linnartZ 1958a, 117). Zu Klie, Kleefuß s. bei K. 328. Aus Komposita wie Mehlstäubl, Steufmehl, oder Kleinsteuber (zu allen s.o.) geht hervor, dass Namen mit mhd. stoup, mnd. stof 'Staub' bzw. mhd. stöuben
Müller, Bäcker
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'Staub aufwirbeln' sich häufig auf den Müller beziehen, s. Vokalismus, K. 218 (Stauber, Stäuber, Steuber, Stoiber). Dies gilt auch für die folgenden Simplizia; WohnstättenN 'am stäubenden Wasserfall' sind nur im Einzelfall denkbar, vgl. Staub- 6, Stob- 21, Sto(h)wasser 522+42 (alle in der Südhälfte von Dtld.): Staub 1257 (im Saarland konzentriert, sonst in Westdtld. verstreut); Sto(o)f 18+227, Stohf 25 (Raum Berlin - Potsdam). Zu mhd. stöuben gehören Staib 528 (BadenWürttemberg, Nest in und um Pforzheim), Steib 427, Steub 26 (beide Bayern), Steube 390 (Hessen, Nordrhein-Westfalen), Steup 243 (Nest in und um Bad Marienberg), Steybe 36 (Raum Gottmadingen - Friedrichshafen - Isny (Allgäu) Ungerhausen). Die FamN können sich auf den Müller beziehen, aber auch auf unruhige Menschen. Diminutiva zu aus mhd. stoup oder stöuben abgeleiteten Namen sind Staible 56, Stäuble 40, Steible 26, Steuble 3 (alle Südbaden, Bayerisch-Schwaben), Steibli 21 (nördl. Baden-Württemberg mit Nest bei Stuttgart), Steibl 71, Steubl 56, Steibel 39, Stäubl 5, Staybl 2 (alle Bayern). Siebte Nebenkarte (K. 53): Dokumentiert werden FamN aus dem Beruf des Ölmüllers zu mhd. öl(e), ol(e), ole(i), mnd. oli(e), oley, olige 'Öl'. Die Karte zeigt die Verbreitung der Komposita mit -müller, -schläger und -schlägel. Bei Letzterem handelt es sich i.d.R. um indir. BerufsN nach dem Schlagwerkzeug des Ölmüllers, doch kann auch ein altes Nomen Agentis mhd. schlegel 'einer, der schlägt' zugrunde liegen, vgl. Wohlschlegel (K. 167). Die Abfrage (Oe?|Ö|E)h?l.*(schl|m..?ll).* (≥ 5 Tokens) ergibt 47 Types/3348 Tokens. Als einschlägig werden kartiert: Typ Oelschläger 9 Types/1215 Tokens: Oelschl(ä/ae)ger 591+26, Ö(h)lschläger 141+143, Oehlschl(ä/ae)ger 250+27, Ölschlager 14, (E/Oe)lschleger 12+11. Typ Oelschlägel 7 Types/785 Tokens: Oelschl(ä/ae)gel 336+7, (Ö/Oe)lschlegel 28+285, Oehlschlägel 82, (Ö/Oe)hlschlegel 31+16. Typ Ohligschläger 11 Types/614 Tokens: Ohligschl(ä/ae)ger 190+6, Olligschläger 119, Oligschl(ä/ae)ger 94+17, Ol(i/y)schläger 24+44, Oelgeschläger 57, Oeljeschläger 47, Oligschleger 10, Oeljeschlager 6. Typ Oehlenschläger 10 Types/351 Tokens: (Ö/Oe)hlenschläger 74+90, Ohlenschläger 78, Ollenschläger 39, Oldenschläger 16, Ohlenschlager 12, Oelenschläger 7; El(l)enschläger 8+19, Elenschleger 8. Typ Oelgemöller 3 Types/206 Tokens: Oelgemöller 111, Oligmüller 75, Olgemöller 20. Typ Oelmüller 3 Types/109 Tokens: Oelmüller(s) 62+15, Ohlemüller 32. Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 3-40, entspricht 0,021,66‰.
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Familiennamen nach Berufen: Nahrungsmittelgewerbe
Typ Oelschläger 1215 Typ Oelschlägel 785 Typ Ohligschläger 614 Typ Oehlenschläger 351 Typ Oelgemöller 206 Typ Oelmüller 109
Karte 53: Oelschläger, Oelschlägel, Ohligschläger, Oehlenschläger, Oelgemöller, Oelmüller
Typ Oelschläger ist mit all seinen Varianten im Raum Mannheim - Birkenfeld konzentriert, ansonsten verstreut. Die dichtesten Vorkommen von Typ Oelschlägel betreffen die PLZ 951 Selb (1,59‰/68 Tokens), 084 Werdau (0,80‰/26 Tokens) und 950 Hof (0,54‰/10 Tokens), -schlegel dominiert in Nordostbayern, -schlägel in Sachsen. Bei Typ Ohligschläger staffeln sich von Norden nach Süden Oelje(Nordniedersachsen), Oelge- (Raum Osnabrück), Oly- (Raum Moers - Duisburg Kamp-Lintfort), Ohlig- (Raum Dormagen - Eschweiler), Ollig- (Raum Köln Erftstadt), Olig- (Raum Eschweiler - Mendig). Bei Typ Oehlenschläger findet sich Oehlen- im Raum Ludwigshafen - Viernheim - Überherrn, Ohlen- klar davon getrennt im Raum Hofheim (Taunus) - Bad Homburg vor der Höhe, Ollenschläger im Raum Hannover - Hamburg - Schwerin, Öhlenschläger bildet ein Nest im Raum Mörlenbach - Fürth. Bei Typ Oelgemöller herrscht Oelgemöller nordwestl. an Oelgeschläger anschließend im Raum Ibbenbüren - Recke, Oligmüller nordöstl. an Oligschläger anschließend im Raum Essen. Bei Typ Oelmüller
Müller, Bäcker
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begegnet Oelmüller in und um Lemgo und Recklinghausen, Ohlemüller südl. an Ohlenschläger anschließend in und um Bensheim. Weitere Namen: Im Raum Nürnberg - Eckental finden sich als weitere Komposita Ohlwärt(h)er 17+8, Ohlwert(h)er 14+2 zu mhd. -würhte '-werker, -verfertiger'. Oe(h)ler 96+1724, Öhler 276 konzentrieren sich einerseits in den Räumen Offenburg - Schramberg, Karlsruhe - Heilbronn - Stuttgart, andererseits in Ostthüringen und Westsachsen und sind ansonsten verstreut. Oe(h)lers 28+137, Öhlers 16 finden sich in den Räumen Mönchengladbach - Krefeld und Hamburg. Im Hd. handelt es sich um BerufsN des Ölmüllers oder -händlers, im Nd. wohl i.d.R. um Patronyme zum RufN Oe(h)lrich 258+63, Oell(e)rich 194+161, Oe(h)lerich 144+21, Oelrichs 156 (alle Westfalen, Niedersachsen, Schleswig-Holstein, konzentriert an der unteren Elbe, hd. Ulrich). Ohler 526 bildet ein Nest in Baesweiler und tritt darüber hinaus im Raum Neustadt an der Weinstraße - Ludwigshafen Mainz auf. I.d.R. handelt es sich um BerufsN für den Ölmüller; Konkurrenzen bestehen mit BerufsN für den Töpfer zu mhd. ūle 'Topf' (ebner 2015, 517), auch sind, wie bei Oehler, im Einzelfall Herkunfts- und WohnstättenN zu Toponymen wie Oel(e), Ohl(e) (meist 'Ölmühle') denkbar. Auch (Ö/Oe)llers 1+417 (Raum Mönchengladbach), (Ö/Oe)ller 174+53 (Raum Passau, sonst verstreut), (Ö/Oe)llerer 47+17 (Raum Freilassing - München) sind nach ebner 2015, 518 BerufsN des Ölschlägers (ferner des Händlers mit Öl, Seife usw. oder des Seifen- und Kerzenmachers), nach linnartZ 1958a, 164 konkurrieren bei den westmd. Vorkommen BerufsN des Töpfers. Für Oe(h)lmann 685+414 und Ohl(e)mann 339+76 (alle konzentriert in Ostfalen; Oelmann zusätzlich in Südwestsachsen, Ohlmann im Saarland) erwägt ZoDer 1968 II, 245f., 252f. neben BerufsN für den Ölhändler Patronyme zu RufN wie Oe(h)lrich (s.o.), ferner HerkunftsN zu SiedlungsN wie Ohlum (Niedersachsen), schließlich ÜberN zu mnd. ol(de)man 'alter Mann', linnartZ 1958a, 163 für Ohlmann auch BerufsN 'Töpfer'. Olgemann 23 (Raum Unna) dürfte den Ölmüller oder -händler meinen. Oe(h)l 145+540, Ö(h)l 7+107 (in Süd- und Westdtld. verstreut) werden sich i.d.R. auf den Ölmüller oder -händler beziehen; nordwestdt. Vorkommen sowie Oe(h)le 5+37 (Nest im Raum Rheda-Wiedenbrück) und genitivisches Oe(h)len 15+47 (Niederrhein) sind eher Patronyme zu Oe(h)l[rich]. Für O(h)lig 11+388, Ohlich 9 (alle im Raum Offenbach/Main - Koblenz - Leverkusen - Mönchengladbach), O(h)ly 21+200, Ohli 5 (alle hauptsächlich im mittleren Hessen) und die Hauptvorkommen von Ohl 1119 (konzentriert in Südhessen) kommen i.d.R. BerufsN zu 'Öl' in Frage. Auch im nd. Raum finden sich einige Vorkommen von Ohl verstreut, dazu Ohle(n) 445+60; dies sind i.d.R. Patronyme zu einer Kurzform des RufN Ohle[rich], vgl. die be-
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Familiennamen nach Berufen: Nahrungsmittelgewerbe
sonders in Schleswig-Holstein konzentrierten Patronyme O(h)lsen 341+578, Ohls 92. Zu Rüb- und Magsamen, die neben anderen Möglichkeiten BerufsN des Ölmüllers sein können, s. K. 9. 5. Historische Sondierung Hauptkarte. Lübeck: pistor bis Mitte 14. Jh. r e 87. Barth: Pistor 1324, pistor 1324-33 mü 225. Greifsw.: pistor 1302, 1350 nü 45. Riga: pistor 1286-1514 Fey 178. Coesfeld: Pistor 1320 k e 392. Gladbach: Pistor 1312, 1551 tr 38. Neuss: Pister 1557 m e IV 149. Ostfalen: Pistor 1453, Pistorius 1607, 1817 Zo II 306. Aachen: pistoris 1309, vor 1368, Pistrix (fem.) 1320, um 1400, pistor 1320-68, Piistor 1385, Pistor nach 1400 Ja 4f. Köln: Pistor 1139-1240, Pistoris 1159-1284 h a 1949, 361; Bonn: pisters (Gen.) 1348, pister 1383, 1393, pyster vor 1450 bi 275. Heisterbach: pisters (gen.) 1348, pistersen 1364 es 58. Limb.: Pistoris 1453 schö 101. Wetzlar: pistoris 1297 h eg 95. Gießen: Pistor 1276, 1578, Pister 1563, Pfister 1569, Pfisterer 1579, Pistorius 1608 le 60. Arnsb.: Pistor 1225, 1475, pistore 1247, pistor 1280, 1290, Pistore 1282 mul 138. Hüttenb. Ld.: Pfisters (Pl.) 1520, Pistor 1599 wo 69. Friedberg: pistor 1278-1368, Pistor 1318 a r 45. Homb.: Pistori 1694, 1695, Pistor 1767-1840; Pistorius 1696 se 150. Darmst.: Pistorius 1588 h ah 60. Jena: Pistor 1259, 1382, Pistoris 1399 a p 19. Vogtld.: Pistrix (fem.) 1303, Pistoris 1509 h e 1992, 54. Südwestsachsen: Pistoris 1500 h e 2007, 193. Zwickau: Pistoris um 1460 h e 2009, 189 Altenb. Ld.: Pistoris 1290, Pistor 1303, 1353, Pistore 1344, Pistores (fem.) 1443 grü 226. Leipzig: Pistoris 1435-99, Pistor 1453, Pfister 1466-81, Pistorisyn (fem.) 1481 so 128f. Grimma: Pfisterin (fem.) 1802 na 180. Oschatz: Pistor 1320, 1573, Pistoris 1391-1572 ne 1981, 133. Maulbronn: Pfißterer 1523, Pfister 1536-1608, Pfisterer 1546-63 hu 696. Esslingen: Phister 1290-1329, phister 1368, pisther 1456 = pister 1458, pistor 1460, pistoris 1516 be 287. Lahr: Pfistert 1698 pa 36. Freib. i.Br.: phister 1304 DZ 97. Oberrhein: Phister, pistoris 12./13. Jh. pistor 12581304, phister 1274 = pistor 1279, pistor 1275 = phister 1293, pistor 1282 = phister 1299 = pistor 12./13. Jh., pistor 1288 = phister 1293, phister 1290-97, pfister 1292 = pistor 12./13. Jh., Pistor 1297, 1299 soc 511, 525-527. Baar: Pfister 1312, 1408 ni 90. Zürich: Pistor 1229-54, Pfisterli 1254, 1255 bau 291; pistor 1209, 1229, Pfister 1361-1781, Pfisterr 1504 scho 132. Liechtenstein: pistoris 1244, Pfister 1706, 1774, Pfisterin (fem.) 1760 str IV 152. Freib. i.Ü.: Pfister 1384, Phister 1388, 1415 st 149. Zug: Pfister 1380- Ende 15. Jh., Phister 1380, pfister 1425-29, Pfisterli 1527, Phisterr, Pfisterin (fem.) 1524-42, Pfisters 1450- Ende 15. Jh. Fä 292. Graubünden: Pfister 1395-1691, Phister 1638, 1659, Pfester 1694; Pistonus 1328, Pistonius 1329, 1331 (Letztere "[v]ermutl[ich] Verschreibung für Pistorius 'Pfister'") hub 699. Nürnb.: Pfister 1314 = phister 1316, Pfister 1370-1431, Pfisterlein 1419-31 sche 62. Regensb.: pfister 1225, pistor Mitte 13. Jh., phister 1318, Pfisterin (fem.) 1359, Pfisster 1371 ko 1990, 97f. Sudetenld.: Physterus 1360, Pfyster 1377, Phister 1414 sch 1957, 232; Pfisterin (fem.) 1559 sch 1973, 226. München: pistor 1368 ei 283. Tirol: Phistrin (fem.) 1312 Fi 200. Salzb.: Phister 1462, Pfister 1496 Z i 1986, 43. Waldviertel: Pistor 1409, Phister, Pfister 1426-99 po 37, 39. Wien: phister 1422 li 100.
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Müller, Bäcker
6. Hinweise Zur Hauptkarte vgl. in Nachbarländern (Daten nach: Niederlande: Einw. 2007, meertens.knaw.nl; Belgien: Einw. 1998, familienaam.be; Luxemburg: Einw. 1930, i nstitut granD -Ducal 1989; Elsass/Lothringen: Telef., pagesjaunes.fr; Schweiz: Telef., verwandt.ch; Österreich: Telef., Geogen At, CD-Rom, 2005 (jeweils 14.08.15)): Pfister
Pfisterer
Pister
Pistor
Pistorius
Niederlande
61
pf bildet ein Nest im Raum Tauberbischofsheim und findet sich sonst im Md. verstreut. Weitere Namen: Bei FamN wie Kloss 1639 (in ganz Dtld. verstreut), Kloß 1516 (im Ostmd.) sind ÜberN zu mhd. klōa, kloz 'Klumpen, Klotz' durch Gleichungen wie Kloß 1496, 1498 = Klotz 1496 in Zwickau gesichert, aber nicht von Patronymen aus dem RufN Nikolaus zu trennen. Sie werden daher hier nicht kartiert; s. dräger 2013, 178f. mit K. 10 (Typ Klos, Typ Klose, Typ Kloos) sowie K. 21 (Typ Cloos, Typ Klose), K. 28 (Typ Klos, Typ Kloss, Typ Kloß, Typ Klohs). Zu FamN aus mnd. klōt(e), klūt(e) 'Kloß, Klumpen, Erdscholle, -haufen', meist ÜberN nach rundlichem Körperbau, s. konsonantismus, K. 177 (Klut, Kluth). Zu FamN mit mhd. schrolle 'Scholle, Erdklumpen', das metaphorisch für plumpe Menschen verwendet wurde, s. K. 15. FamN zu mhd. schrōt 'Hieb, Schnitt, Wunde; abgeschnittenes Stück (Holz oder Metall), Klotz' sind in ihrer "Hauptmasse" (Brechenmacher 1957-63 II, 565) ÜberN für plumpe Menschen (vgl. vierschrötig). Im Einzelfall können ÜberN zur Bedeutung 'Wunde' konkurrieren, auch Patronyme zum RufN Scroto, Scruto (< Scrot[olf], Scrut[olf] Förstemann 1966, 1310), den Brechenmacher 1957-63 II, 565 noch im 14. Jh. als solchen nachweist. Es finden sich Schroth 1873 (zwischen Karlsruhe, Nürtingen und Nagold, Räume Ludwigshafen und Darmstadt), Schrodt 381 (Raum Frankfurt/Main, sonst verstreut), Schrod 282 (Nest im Raum Rödermark), Schrott 639 (Bayern), Schro(o)t 199+39 (Nordhälfte von Dtld.), mit patronymischem Genitiv Schro(o)ten 34+92 (Niederrhein). Nach Brechenmacher 1957-63 II, 562 sind auch Schraut(h) 330+206, Schraud(t) 146+26 (alle im Dreieck Würzburg - Karlstadt - Schweinfurt) Varianten zu Schroth mit (schwäb.) Diphthongierung ō > au. Doch die Verbreitung fast ausschließlich im fränk. Raum spricht dafür, eher mit nied 1933, 134 von der alten RufN-Kurzform Scruto (s.o.) auszugehen, vgl. die FamN Schraudol(f/ph) 64+32 (Nest in Oberstdorf, verstreut in Südwestdtld.). Diminutiva (zum ÜberN oder zum Patronym) sind Schrott(k/g)e 44+8 (verstreut), Schr(ö/oe)dl 503+11 (Bayern), Schr(ö/oe)del 372+17 (Nester in den Räumen Bayreuth und Nürnberg), Schr(ö/oe)tel 18+13 (Raum Heidelberg, sonst in Süddtld. verstreut), Schrödle 13 (Raum Nördlingen).
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Fünfte Nebenkarte (K. 272): Dokumentiert werden FamN zu mhd., mnd. stolle 'Stütze, Gestell, Pfosten, Klotz; Spitze, Zacke; Bergwerksstollen' und zu mhd. bloc(h), mnd. block 'Block, Klotz, Bohle'. Stoll(e) ist nach Brechenmacher 1957-63 II, 678 "in der Hauptsache" ÜberN für plumpe Menschen. Es konkurrieren BerufsN für den Zimmermann (vgl. Stollenwerk, K. 131) und Herkunfts- bzw. WohnstättenN zu Toponymen in der Bedeutung 'Spitze, Zacke' bzw. 'Bergstollen'. Zur letztgenannten Gruppe gehören Stoller 331 (verstreut, vor 1945 östl. von Oder und Neiße beheimatet, gen evolu.de, 27.11.15), Stöller 4, St(ö/oe)llner 8+1 (Oberbayern, sonst verstreut). Brechenmacher 1957-63 II, 678 verweist bei Stoll hinsichtlich der Motivation als ÜberN für plumpe Menschen ausdrücklich auf den Parallelfall Block. Dieser tritt mit hypokoristischem Umlaut auch als Bl(ö/oe)ck auf. Einige dieser FamN können auch WohnstättenN zu Toponymen wie Block sein, die im Obd. Orte bezeichnen, an denen sich Wolfsfallen befinden, im Nd. aber Ackerstücke, die von Gräben oder Zäunen umgeben sind. Auch Motivation durch die spezielle Bedeutung 'Block, mit dem man die Füße von Gefangenen umschließt' als ÜberN für Gefangene oder Gefängniswärter sind denkbar, doch gilt für diese wohl i.d.R. Bl(ö/oe)cker 389+13 (Hamburg, Schleswig-Holstein), Blocker 5 (verstreut), in West- und Süddtld. Zu Stöcker, Stocker s. Vokalismus, K. 83. Plock wird i.d.R. Variante von Block sein (naumann 2005,78); Konkurrenz mit BerufsN zu mnd. plok 'Untervogt, Gerichtsdiener' und mnd. plōch, plōg 'Pflug' ist möglich. Die Abfrage Stolle?n?s?|(B|P)l(oe?|ö)cke?n?s? (≥ 20 Tokens) ergibt 9 Types/16334 Tokens: Typ Stoll 1 Type/7504 Tokens: Stoll. Typ Stolle 1 Type/2546 Tokens: Stolle. Typ Stollen 1 Type/27 Tokens: Stollen. Typ Block 6 Types/6257 Tokens: (B/P)lock 5654+419, Bl(oe/ö)ck 69+67, Bloecks 26, Blocks 22. Stollen (Nest im Raum Mülheim/Ruhr) kann patronymischer Genitiv sowohl von Stoll als auch von Stolle sein und ist wegen geringer Frequenz nicht mitkartiert. Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 3-40, entspricht 0,035,09‰; Flächen pro zweistellige PLZ, Anzeigeschwelle 0,18‰. Die dichtesten Vorkommen von Stoll finden sich in den PLZ 797 Waldshut Tiengen mit 5,02‰/215 Tokens, 722 Freudenstadt mit 2,66‰/128 Tokens, 896 Schelklingen mit 2,65‰/21 Tokens, 726 Nürtingen mit 2,52‰/102 Tokens, 357 Herborn mit 2,13‰/112 Tokens und 753 Calw mit 2,11‰/88 Tokens; von Stolle in den PLZ 278 Lemwerder mit 3,84‰/28 Tokens, 262 Wardenburg mit 1,78‰/33 Tokens, 277 Delmenhorst mit 1,31‰/101 Tokens, 148 Groß Marzehns mit 1,30‰/13 Tokens und 493 Melle mit 1,00‰/42 Tokens. Von Typ Block sind
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Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Gesamter Körper
(B/P)lock und Bloecks im nd. Raum verstreut, Bl(ö/oe)ck und Blocks in ganz Dtld. Typ Stoll 7504 Typ Stolle 2546 Typ Block 6257
Karte 272: Stoll, Stolle, Block
Weitere Namen: Die nd. Entsprechung zu mhd. stolle ist nach schiller /lüBBen IV, 353 stāle, stal 'Tisch-, Stuhl-, Kistenbein u.a.'. Der FamN Sta(h)le 1+8 (Westfalen) ist selten, Stahl tritt hauptsächlich im hd. Raum auf und meint i.d.R. den Schmied, s. K. 81. Pl(ö/oe)ckl 139+1, Blöckl 22 (alle Raum Schrobenhausen) sind nach Brechenmacher 1957-63 I, 163 Diminutiva zu Block und "als Bauern-Ü[ber]N sogar appellativ geworden: Peter Plöckl = 'irgendeiner' (wie 'Hinz u. Kunz')". Bei Bloch 2162 (v.a. in der Nordhälfte von Dtld. verstreut; Rheinebene von Karlsruhe bis Mainz; Nest im Raum Passau) sind die süddt. Vorkommen Varianten von Block, dazu die ebenfalls im Raum Passau konzentrierten Diminutiva Bl(ö/oe)chl 453+2, ferner Pl(ö/oe)chl 23+2 (in Süddtld. verstreut), Bl(ö/oe)chle 95+6 (Raum Sulz/ Neckar), vgl. die Gleichung Joh. Blocklin 1301 = Joh. Blöcheli 1306 in Aach bei Stockach (Brechenmacher 195763 I, 161). Die weitaus häufigeren Vorkommen
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von Bloch in der Nordhälfte von Dtld. und wohl auch manche Streuvorkommen im Süden (vor 1945 auch oft östl. von Oder und Neiße, genevolu.de; heute in Polen 4117 Einw., moikrewni.pl, je 08.12.15) beruhen einerseits als Patronyme auf der poln. Kurzform Bloch zu RufN wie Błogota oder als HerkunftsN auf dem Ethnonym poln. Włoch 'Welscher, Fremdstämmiger', andererseits auf auch im nd. Raum früh bezeugtem Bloch (vgl. den Beleg Johannes Bloch 1255 in Minden), von zoder 1968 I, 255 als ältere Form von Block gedeutet. Ploch 607 (Nordrhein-Westfalen, Hessen, sonst verstreut) kann Variante zu Bloch oder poln. FamN zu płochy 'leichtfertig, flatterhaft' sein. Sechste Nebenkarte (K. 273): Dokumentiert werden FamN zu mhd. mocke 'Klumpen, Brocken'. Sie werden in der Literatur durchweg als ÜberN für körperlich oder charakterlich plumpe Menschen angesehen. Nach Brechenmacher 1957-63 I, 275 und duden Famn 2005, 464 zählt auch umgelautetes Möck dazu, allerdings sind hier auch gerundete Varianten zu Patronymen aus Mark[ward], Macht[olf] u.a. wie Meck 239 (verstreut mit Häufung im Raum Giengen an der Brenz), Mecke 602 (Raum Hannover Braunschweig - Duderstadt, s. Familiennamen aus ruFnamen) möglich. Auch bei Möckel, Diminutiv zu Mock, können Rundungen aus Meckel 658 (NordrheinWestfalen, Hessen, Ostthüringen, Westsachsen), Meckl 160 (Oberfranken, Oberpfalz, Raum München) hereinspielen, und umgekehrt kann Meck(e)l manchmal aus Möck(e)l entrundet sein. Mockenhaupt enthält nach duden Famn 2005, 464 das Bestimmungswort mhd. mocke 'Klumpen' und ist ÜberN für einen plumpen, ungebildeten Menschen. Denkbar ist auch ÜberN nach einem großen Kopf, vgl. Breithaupt, Breitkopf (bei K. 301). Allerdings begegnen im gleichen Raum (s.u.) auch Mucken- und Mückenhaupt, wohl zu mhd. mucke, mücke 'Fliege', vielleicht für einen besonders kleinen Kopf oder im Sinne von Muckenhirn, s. K. 303. Typ Mockenhaupt wird hier nur unter Vorbehalt mitkartiert; das Verhältnis der wohl zusammengehörigen FamN dieses Typs und ihr etymologischer Ausgangspunkt sind noch zu klären. Die Abfrage M(oe?|ö)cke?l?e?i?n?s?|M(o|ue?|ü)ckenhaupt (≥ 10 Tokens) ergibt 17 Types/5863 Tokens: Typ Mock 3 Types/1878 Tokens: Mock(e) 1781+33, Mocken 64. Typ Möck 5 Types/879 Tokens: Möck(e) 565+47, Moeck(e) 185+23, Möcks 59. Typ Möckel 6 Types/2607 Tokens: M(ö/oe)ckel 2201+57, M(ö/oe)ckl 249+10, Mockel 49, Möcklin 41. Typ Mockenhaupt 3 Types/499 Tokens: Mocken- 409, M(u/ü)ckenhaupt 58+32. Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 3-50, entspricht 0,017,05‰.
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Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Gesamter Körper
Typ Mock 1878 Typ Möck 879 Typ Möckel 2607 Typ Mockenhaupt 499
Karte 273: Mock, Möck, Möckel, Mockenhaupt
Die dichtesten Vorkommen von Typ Mock finden sich in den PLZ 373 Heilbad Heiligenstadt mit 3,38‰/111 Tokens, 999 Mühlhausen (Thüringen) mit 1,36‰/49 Tokens und 976 Bad Neustadt/Saale mit 0,95‰/37 Tokens. Mocken im patronymischen schwachen Genitiv konzentriert sich im Raum Mönchengladbach - Bedburg, Mocke ist im mittleren Dtld. verstreut. Die dichtesten Vorkommen von Typ Möck betreffen die PLZ 728 Eningen unter Achalm mit 3,27‰/68 Tokens, 727 Reutlingen mit 1,07‰/49 Tokens und 721 Rottenburg/Neckar mit 0,90‰/61 Tokens. Etymologisch unsicher sind die Streubefunde in Norddtld., wo eine Zugehörigkeit zu mhd. mocke nicht in Frage kommt, sowie Möcks (Südhessen, sonst verstreut) und M(ö/oe)cke (in ganz Dtld. verstreut). Von Typ Möckel ist M(ö/oe)ckel in Südwestsachsen konzentriert mit den dichtesten Vorkommen in den PLZ 081 Mülsen mit 7,05‰/138 Tokens, 082 Auerbach (Vogtland) mit 5,41‰/240 Tokens, 080 Zwickau mit 3,96‰/107 Tokens, 083 Schwarzenberg (Erzgebirge) mit 2,33‰/97 Tokens und 084 Reichenbach (Vogtland) mit 2,29‰/75 Tokens. M(ö/oe)ckl streut in Bayern, Möcklin findet sich am Kaiserstuhl (vgl. morpho logie, K. 203 [Sütter]lin), Mockel im Raum Düsseldorf - Köln - Aachen und im
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Raum Münster. Von Typ Mockenhaupt bildet Mockenhaupt ein Nest im Raum Siegen - Betzdorf, Muckenhaupt im benachbarten Olpe, Mückenhaupt im Raum Hamm. Weitere Namen: Bei Moch 873 (Nest im Raum Kronau, sonst verstreut; vor 1945 in Schlesien häufig, genevolu.de, 09.12.15), Moche 98 (Streuung in der Nordhälfte von Dtld., Häufung im Raum Dresden) und Mochel 47 (Raum Stuttgart) sind die in Baden-Württemberg konzentrierten Fälle wohl ÜberN zu mhd. mocke, frühnhd. auch moch. Bei den anderen liegen wohl meist poln. Patronyme zur RufN-Kurzform Moch(a) (< Mojsław, Modlibog u.ä.) vor. Die Etymologie von Möchel 81 (verstreut) ist unsicher. Bei Moog 1189 (konzentriert im westmd. Raum; einige Vorkommen in Südbaden), Mook 282 (Raum Frankfurt/Main), Mogk 226 (Wetterau), Moogk 17 (in ganz Dtld. verstreut) sind nach d uden Fam n 2005, 466 Varianten von Mock möglich, i.d.R. aber werden es ÜberN zu mhd. māc, māge 'Blutsverwandter, Verwandter in der Seitenlinie' sein, vgl. Brechenmacher 1957-63 II, 222 unter Maag, 223 unter Mack mit historischen Gleichungen aus Jena: Andres Mog = A. Mag 1406, Hans Mog = Hans Mack 1406, Hans Mog 1425 = H. Mack = H. Mogk 1425. Denkbar sind auch Varianten zu Patronymen wie Ma(a)(c)k, Maag, Magg; zu diesen s. Familiennamen aus ruFnamen. Siebte Nebenkarte (K. 274): Dokumentiert wird die Verbreitung von vier räumlich voneinander getrennten, im Bedeutungsfeld 'Stumpf, Stummel, Strunk' vergleichbarer FamN: zu mnd. stHve 'Stumpf, Rest'; zu mhd. strunze 'Stumpf'; zu mhd. stumbel, stummel, mnd. stumpel 'Stummel, Stumpf, abgeschnittenes Stück'; zu mhd. stunz 'stumpf, abgestumpft, kurz'. Es sind i.d.R. ÜberN für kleine, korpulente Menschen. Zu möglichen Konkurrenzen bei Typ Stüwe s.u. Bei Typ Strunz kommen Konkurrenzen mit ÜberN zu frühnhd. strunze 'verächtliche Bezeichnung einer Frau' (DWB XX, 134) kaum in Betracht. naumann 2005, 263 (u.a.) nehmen bei Strunz Überschneidungen mit ÜberN zu mhd. stranz 'Prahlerei, Hochmut' an (Stran(t)z 420+36, v.a. im Md. und südl. Nd. verstreut). Bei Typ Stommel sind Konkurrenzen mit HerkunftsN zum SiedlungsN Stommeln bei Köln möglich, vgl. Stommel(e)n 2+10, Stummelen 1 (Raum Köln). Bei Stun(t)z konkurrieren indir. BerufsN zu mhd. stunze 'kleiner Zuber' für den Böttcher. Die Abfrage St(ue?|ü)h?(v|w|b|f)e?n?s?|Str?unt?ze?n?s?|St(ue?|ü|i|o)mm?b?p? e?le?n?s? (≥ 10 Tokens) ergibt 23 Types/5424 Tokens. Nach Abzug der nicht einschlägige Fällen Stommelen 10 (s.o.), Stub(e) 12+92 und Stübs 157 verbleiben:
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Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Gesamter Körper
Typ Stüwe 9 Types/2756 Tokens: St(ü/ue)we 975+24, Stübe(n) 273+408, Stüve(n) 340+381, Stu(w/v)e 299+27, Stüfen 29. Typ Strunz 3 Types/1085 Tokens: Strun(t)z 1022+23, Strunze 40. Typ Stümpel 4 Types/638 Tokens: St(ü/i)mpel 303+234, St(i/ü)mmel 87+14. Typ Stommel 1 Type/474 Tokens: Stommel. Typ Stunz 2 Types/200 Tokens: Stun(t)z 153+47. Typ Stüwe 2756 Typ Strunz 1085 Typ Stümpel 638 Typ Stommel 474 Typ Stunz 200
*
Karte 274: Stüwe, Strunz, Stümpel, Stommel, Stunz
Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 2-45, entspricht 0,021,70‰. Der Asterisk nordwestl. von Hamburg ersetzt den Kreis für den PLZ 217 Hemmoor mit 3,32‰/130 Tokens für Typ Stüwe, um die übrigen Kreise besser hervortreten zu lassen. Bei Typ Stüwe ist Stüwe im ganzen nd. Raum verstreut, Stüve in Niedersachsen, Hamburg und Mecklenburg, Stu(w/v)e in ganz Dtld. mit Nest im Raum Nienburg/Weser, Stübe häuft sich in Mecklenburg-Vorpommern und im Raum Peine, Stü(b/v)en ballt sich zwischen Friedrichskoog, Heiligenhafen, Lüneburg und Bremerhaven, Stüfen ist in ganz Dtld. verstreut. Nach Bahlow 1972,
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485 sind diese FamN patronymische schwache Genitive. Solche sind im Verbreitungsgebiet von Stü(b/v/f)en selten (vgl. morphologie, K. 29-30), aber nicht unbekannt (vgl. ebd., K. 31 ([Lang]en u.a.). Borstelmann 1927, 231f. stellt Stüben, Stuve(n) "wahrscheinlich" zu mnd. stove(n) '(Bade-)Stube'. Für diese Deutung spricht, dass sich St(ö/oe)ven 68+3 (Raum Wesselburen - Kiel - Hamburg Bremerhaven), Stöben 10 (Schleswig-Holstein) im selben Verbreitungsraum wie Stü(b/v)en finden, vgl. auch St(ö/oe)we 167+22, St(ö/oe)ve 53+2 (alle im Nd. verstreut). Die dichtesten Vorkommen von Typ Strunz betreffen die PLZ 950 Hof mit 1,47‰/27 Tokens, 951 Lichtenberg mit 1,45‰/62 Tokens, 085 Plauen mit 0,81‰/20 Tokens, 942 Regen mit 0,64‰/17 Tokens und 331 Paderborn mit 0,63‰/60 Tokens. Struntz und Strunze finden sich verstreut. Die dichtesten Vorkommen von Typ Stümpel entfallen auf die PLZ 331 Paderborn mit 0,43‰/41 Tokens und 312 Peine mit 0,35‰/17 Tokens. Dabei tritt Stimpel mit entrundetem Stammvokal i vermischt mit Stümpel auf; St(i/ü)mmel sind verstreut. Stommel findet sich am dichtesten in den PLZ 538 Troisdorf mit 1,08‰/85 Tokens, 537 Hennef/Sieg mit 0,54‰/34 Tokens und 517 Lindlar mit 0,44‰/12 Tokens. Von Typ Stunz findet sich Stunz v.a. im Raum Bad Hersfeld - Eisenach, Stuntz im Westen verstreut mit Häufung im Raum Heilbronn. Weitere Namen: Stü(w/v)ing 8+2 (verstreut) ist nach wenners 1988, 346 Ableitung mit patronymischem -ingSuffix zu Stüwe. Die Zuordnung von St(ü/ue)bing 340+5 (in ganz Dtld. verstreut) ist unsicher; zoder 1968 II, 692 erwägt -ing-Ableitung zu 'Stube' oder HerkunftsN zum gleichlautenden SiedlungsN (mehrfach). Achte Nebenkarte (K. 275): Es folgen FamN zu vier weiteren Wörtern aus dem Bedeutungsfeld 'Stumpf, Stummel, Klotz, Strunk': erstens zu mhd., mnd. strunk 'Strunk, kurzer, dicker Stängel', zweitens zu alem. storz 'Strunk, Stumpf', drittens zu mhd. stotze 'Stamm, Klotz', viertens zu mhd. storre 'Baumstumpf, Klotz'. Brechenmacher 1957-63 II, 684 verweist bei Stor(t)z als Parallelfall ausdrücklich auf Storr, zoder 1968 II, 680 bei Stotz ausdrücklich auf Storre. Es handelt sich i.d.R. um ÜberN für kleine, korpulente Menschen. Störtz kann hypokoristischer Umlaut von Stor(t)z sein, aber auch gerundete Variante von Ster(t)z 438+142 (Nest im Raum Neuwied, sonst verstreut), ÜberN zu mhd. sterz 'Schwanz; Stängel, Stiel' bzw. zu mhd. sterz 'Pflugsterz'. Die Abfrage Str(ue?|ü)n(c?k|gk?)|St(oe?|ö)r?t?z|St(oe?|ö)rrl?e?i?n?s? (≥ 10 Tokens) ergibt 14 Types/5762 Tokens. Nach Abzug von etymologisch unsicherem Störr 159 (nach naumann 2005, 261 Variante von Stö(h)r, s. bei K. 72; Raum Karlsruhe - Freiburg i.Br., Sachsen, sonst verstreut) verbleiben:
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Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Gesamter Körper
Typ Strunk 2477 Typ Storz 1703 Typ Stotz 1113 Typ Storr 310
Karte 275: Strunk, Storz, Stotz, Storr
Typ Strunk 2477: Strun(k/g) 2105+23, Str(u/ü)nck 337+12. Typ Storz 1703: Stor(t)z 1486+146, St(ö/oe)rtz 56+15. Typ Stotz 1113: Sto(t)z 38+1075. Typ Storr 310: Storr(e) 248+26, Störrle 36. Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 3-45, entspricht 0,024,75‰. Die dichtesten Vorkommen von Typ Strunk finden sich in den PLZ 575 Betzdorf mit 3,92‰/144 Tokens, 321 Bad Salzuflen mit 1,36‰/58 Tokens, 320 Herford mit 1,22‰/31 Tokens, 576 Altenkirchen (Westerwald) mit 1,08‰/25 Tokens und 338 Steinhagen mit 1,06‰/30 Tokens. Strunck ist in Nordwestdtld. verstreut, Strung in ganz Dtld., Strünck konzentriert sich zwischen Essen und Leverkusen. Die dichtesten Vorkommen von Typ Storz betreffen die PLZ 787 Schramberg mit 4,69‰/88 Tokens, 785 Tuttlingen mit 3,25‰/109 Tokens, 786 Rottweil mit 2,55‰/81 Tokens, 780 Villingen-Schenningen mit 2,49‰/110 Tokens und 781 Donaueschingen mit 2,25‰/89 Tokens. Stortz findet sich v.a. im mittleren Baden, St(ö/oe)rtz im Dreieck Kaiserslautern - Bensheim - Karlsruhe. Die dichtes-
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ten Vorkommen von Typ Stotz entfallen auf die PLZ 723 Balingen mit 1,29‰/42 Tokens, 724 Sigmaringen mit 1,04‰/47 Tokens, 563 Sankt Goar mit 0,79‰/32 Tokens, 656 Villmar mit 0,73‰/15 Tokens, 725 Metzingen mit 0,71‰/30 Tokens und 727 Reutlingen mit 0,63‰/29 Tokens. Stoz findet sich in Westdtld. verstreut. Die dichtesten Vorkommen von Typ Storr finden sich in den PLZ 557 IdarOberstein mit 0,56‰/18 Tokens, 247 Rendsburg mit 0,48‰/13 Tokens (s.u.) und 864 Zusmarshausen mit 0,42‰/19 Tokens. Diminuiertes Störrle ist im württembergischen Gebiet von Storr eingestreut. Ein kleines Nest Storr findet sich weit entfernt im Raum Rendsburg (s.o.), Storre bildet ein Nest im Raum Göttingen. In beiden Fällen ist, falls sie autochthon sind, die Zugehörigkeit zu mhd. storre unwahrscheinlich. Weitere Namen: Stör(t)zel 78+11 findet sich einerseits in Südhessen, andererseits im Raum Chemnitz - Dresden. In beiden Gebieten häuft sich auch Ster(t)zel 283+9. Es handelt sich um ÜberN zu mhd. sterzel, störzel 'Landstreicher; Bettler; Betrüger', was im Einzelfall Diminutiva zu storz oder zu mhd. sterz 'Schwanz; Stängel, Stiel' bzw. zu mhd. sterz 'Pflugsterz' nicht ausschließt. St(ö/oe)tzel 715+29 bildet ein Nest im Raum Siegen und ist ansonsten in Nordrhein-Westfalen und in Thüringen verstreut. Bahlow 2005, 503 und duden Famn 2005, 651 fassen Stötzel, Brechenmacher 1957-63 II, 685 Stötzel und Stötzle(in) als Diminutiva von Stotz auf. Dies trifft sicher für Stötzle 3 zu (Stötzlein ist in der DFA-Datenbank nicht nachzuweisen); bei Typ Stötzel konkurrieren aber nach zoder 1968 II, 680 Varianten von St(ö/oe)ßel 450+14, St(ö/oe)ssel 178+51 (Pfalz, Südhessen, Oberfranken, Thüringen), BerufsN zu mhd. stœael 'Stößel, Werkzeug zum Klopfen oder Zerkleinern', etwa für Pflasterer oder Salzhändler. Auf mhd. ron(e), mnd. rone 'gefallener Baumstamm, Klotz' beruhen Rohne 353 (Raum Hannover Frankfurt/Oder Görlitz Erfurt) und Rohn 967 (verstreut, häufiger am Niederrhein, in Südhessen und im Raum Rothenburg Ansbach Nürnberg). Es sind i.d.R. ÜberN für korpulente oder rohe Menschen. Konkurrenz besteht mit WohnstättenN zu entsprechenden Toponymen in der Bedeutung 'abgehauener Baumstamm' (zoder 1968 II, 427) und mit HerkunftsN zu SiedlungsN wie Rohna bei Gera oder Rohne bei Weißwasser. Zu FamN zu mhd. stumpf, md., mnd. stump '(Baum-)Stumpf, Stummel' s. konso nantismus, K. 38 (Stumpf, Stumpe, Stumpp), mit mnd. stubbe '(Baum-)Stumpf' s. konsonantismus, K. 6 (Stobbe, Stubbe, Stubbemann). Neunte Nebenkarte (K. 276): Dokumentiert werden FamN zu mhd., mnd. knorre 'Knorren, Auswuchs an Bäumen, am Körper usw.; übertragen: kleiner, dicker Mensch' und zu mhd. knorz, ei-
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Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Gesamter Körper
ner gleichbedeutenden Weiterbildung von mhd. knorre. Es handelt sich i.d.R. um ÜberN für kleine, beleibte Menschen, manchmal vielleicht auch für charakterlich knorrige Personen. Nach zoder 1968 I, 927 konkurrieren bei Knorr HerkunftsN zu einem gleichlautenden SiedlungsN bei Mönchengladbach. Die Abfrage Kn(oo?|a)h?rr?e?n?t?z?s? (≥ 25 Tokens) ergibt 9 Types/5643 Tokens: Typ Knorr 4357: Knorr. Typ Knor 115: Knor. Typ Knoor 39: Knoor. Typ Knorre 301: Knorre. Typ Knorn 382: Knor(r)n 318+64. Typ Knorz 232: Knor(t)z 201+31. Typ Knarr 217: Knarr. Typ Knorr 4357 Typ Knor 115 Typ Knoor 39 Typ Knorre 301 Typ Knorn 382 Typ Knorz 232 Typ Knarr 217
Karte 276: Knorr, Knor, Knoor, Knorre, Knorn, Knorz, Knarr
Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 3-40, entspricht 0,021,76‰.
Körperumfang
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Die dichtesten Vorkommen von Knorr betreffen die PLZ 962 Lichtenfels mit 1,70‰/60 Tokens, 925 Nabburg mit 1,58‰/25 Tokens, 418 Erkelenz mit 1,31‰/ 55 Tokens und 092 Chemnitz mit 1,25‰/35 Tokens. Knor ballt sich im Raum Albstadt - Neu-Ulm - Friedrichshafen - Stockach und ist sonst in ganz Dtld. verstreut, Knoor begegnet im Raum Kalkar - Erkelenz, Knorre zwischen Haldensleben, Gera und Goslar. Bei Typ Knorn streuen Knorn und Knorrn in ganz Dtld. Aufgrund dieser Verbreitung wird es sich höchstens bei den Vorkommen im Rheinland um schwache patronymische Genitive handeln (vgl. morphologie, K. 29-31), bei den anderen Vorkommen um den (früh)nhd. Nominativ Knorren. Von Typ Knorz bildet Knorz Nester in den Räumen Wetzlar, Nürnberg und Bamberg, Knortz ist in ganz Dtld. verstreut. Knarr findet sich im Raum Kulmbach Hof Amberg - Nürnberg und ist von seiner Verbreitung her wohl Variante von Knorr. Weitere FamN: Kn(ö/oe)rr 432+7 (Südhessen, Pfalz, Saarland, Nordbaden, Raum Ansbach - Nürnberg) ist nach zoder 1968 I, 927 Variante von Knorr. Knö(h)r 132+19, Knoer 5 (Württemberg, Bayern) ist nach Bahlow 2005, 288 "wie Knorz u. Knorr = 'Knorren, Knoten', derber Mensch", nach Brechenmacher 1957-63 II, 76 handelt es sich aber um Patronyme zu einem RufN Knöro. Knorsch 23 (Niederrhein, Raum Frankfurt/Main, Großrinderfeld) ist nach nied 1933, 88 Variante von Knorz. Nach Bahlow 2005, 288 ist auch Kn(ö/oe)rig 38+3 (verstreut) ÜberN für derbe Menschen, nach zoder 1968 I, 927 ÜberN zu nd. knörig 'stöhnend' bzw. 'knurrig, brummig'. Hinzu kommen als etymologisch ebenfalls unsichere Varianten noch Knör(r)ich 40+35, Knoerich 8, Kner(r)ich 42+9, Kneerich 8, Kn(ä/ae)hrich 8+2 (alle verstreut). Diminutiva: Kn(ö/oe)rchen 25+4 (Raum Aachen), Knörrchen 12 (Raum Bonn), Knörle 141 (Nester in den Räumen Ravensburg und Kehl/Rhein), Knörl 61 (Raum Bayreuth - Nürnberg), Knör(r)lein 48+11 (Raum Bamberg - Erlangen), Kn(ö/oe)rndel 28+2 (verstreut). In Hinblick auf ihre Bedeutung mit Knorr vergleichbar sind FamN mit mhd. knūre 'Knorren, Knoten, Fels; übertragen auch: plumper Mensch'. Mit Monophthong findet sich Knur 208 konzentriert zwischen Krefeld und Aachen, Knuhr 93 ist dagegen in ganz Dtld. verstreut (vor 1945 in Niederschlesien heimisch, genevolu.de, 15.12.15). Diphthongiertes Knauer(t) 3091+12, Knaur 10 konzentriert sich in Südthüringen, Ober und Mittelfranken und streut ansonsten v.a. im übrigen Bayern sowie im östl. Baden-Württemberg. Nach h ellFritzsch 2007a, 136 besteht "kaum" Konkurrenz mit HerkunftsN zum SiedlungsN Knau bei Altenburg bzw. bei Schleiz. Direkt an das oberfränk. Verbreitungsgebiet von Knauer schließt westl. umgelautetes Kneuer 170 an (zwischen Bad Neustadt/ Saale, Bamberg und Würzburg). In Württemberg findet sich Knäuer 14 (Raum
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Metzingen). Im Saarland, in der Pfalz und im Raum Heidelberg konzentriert ist Knauber(t) 328+12 mit Einschub von b zur Tilgung des Hiats. Zu mhd. knotze 'Knorren' gehören Knotz 76 (Raum Neckarsulm), Knötzele 64 (zwischen Karlsruhe und Bopfingen) und Knötzel 12 (in Norddtld. verstreut). Auf mhd. knospe 'Knorren' gehen Knospe 738 (verstreut mit Häufung in Brandenburg; vor 1945 auch östl. von Oder und Neiße häufig, genevolu.de, 15.12.15), Knosp 96 (Nest im Raum Appenweier Oberkirch Renchen) und Knöspel 29 (verstreut) zurück. Auf mnd. knobbe, knubbe 'Knorren, Auswuchs' beruhen Kn(o/u)bbe 349+48 (in der Nordhälfte von Dtld. verstreut, vgl. konsonantismus, K. 8 (Verbreitung von bb)), Knubben 58 (zwischen Gladbeck und Aachen), ÜberN für kleine, korpulente oder knorrige Menschen. Zehnte Nebenkarte (K. 277): Dokumentiert werden ÜberN zu mnd. knūst 'Knorren, Knolle', i.d.R. für kleine, korpulente oder auch grobe Menschen. Eindeutig zugehörig sind die nd. Vorkommen von Knust. In Knaus hingegen sieht duden Famn 2005, 384 ÜberN zu mhd. knūʒ 'keck u.ä.', gelegentlich auch HerkunftsN zum SiedlungsN Knaus, Ortsteile von Altusried und von Erkheim, beide im Allgäu. Brechenmacher 1957-63 II, 70 aber stellt Knaus zu alem. knūs 'Knorren, Auswuchs' als ÜberN für kleine, untersetzte Menschen, und Knaust sei "eine alte Nebenform von Knaus […]. Wiewohl als nd. angesehen […], ist sie früh auch im Oberd." Die Deutung von Brechenmacher wird durch Mutschelknaus(s) 15+4, -knauß 1 'knorriges Ende des Mutschelbrotes' (Nest im Raum Reutlingen; vgl. K. 50) gestützt. Knaust streut am Südrand von Knust, was für diphthongierte Varianten von Knust spricht. Bei Knaus, Knauß und den südhess. Vorkommen von Knust bleibt offen, wieweit sie durch frühnhd. (nicht nur alem.) knūs oder durch mhd. knūʒ motiviert sind. Die Abfrage Kna?uh?(ss?|ß)t? ergibt 8 Types/3101 Tokens: Typ Knust 993: Knust. Typ Knus 10: Knus. Typ Knaust 205: Knau(s/ß)t 202+3. Typ Knaus 1446: Knaus. Typ Knauß 447: Knau(ß/hs) 304+1, Knauss 142. Wegen geringer Frequenz wird Knus (nordwestl. Niedersachsen) nicht auf der Karte erfasst. Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 3-45, entspricht 0,011,72‰. Knust findet sich im Nd. verstreut sowie in Südhessen. Die dichtesten Vorkommen von Knaus betreffen die PLZ 885 Zwiefalten mit 1,72‰/20 Tokens, 766
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Bruchsal mit 0,85‰/34 Tokens, 767 Kronau mit 0,74‰/31 Tokens und 725 Metzingen mit 0,71‰/30 Tokens, von Typ Knauß die PLZ 736 Schorndorf mit 1,07‰/48 Tokens, 741 Neckarsulm mit 0,55‰/18 Tokens, 713 Waiblingen mit 0,54‰/26 Tokens und 735 Schwäbisch Gmünd mit 0,44‰/22 Tokens. Typ Knust 993 Typ Knaust 205 Typ Knaus 1446 Typ Knauß 447
Karte 277: Knust, Knaust, Knaus, Knauß
Diminutiva (≥ 10 Tokens): Kneisel 468, Knei(ß/ss)el 21+18, Kneu(s/ß)el 38+18, Knäusel 11 (im Westmd. mit Nest im Raum Aschaffenburg und im Ostmd. mit Nest im Raum Gera); Knei(ß/ss)l 511+274, Kneisl 38 (Bayern); Knei(ß/s)le 37+11, Kne(i/u)ssle 32+11 (Raum Ulm). Auch hier ist wie bei Knaus(s), Knauß die Zuordnung zu frühnhd. knūs 'Knorren, Auswuchs' als ÜberN 'kleiner, untersetzter Mensch' (Brechenmacher 1957-63 II, 70-72) bzw. zu mhd. knūʒ 'keck u.ä. ' (z.B. duden Famn 2005, 385; hellFritzsch 2007a, 137) kontrovers. Elfte Nebenkarte (K. 278): Dokumentiert werden FamN zu mhd. knode, knote, mit der ostmd. Nebenform knaut, mnd. knutte 'Knoten'. Es werden i.d.R. ÜberN "für einen kleinen, gro-
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Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Gesamter Körper
ben, plumpen Menschen" sein (naumann 2005, 163). Als Konkurrenzen sind in Einzelfällen bei Knoth(e) nd. ÜberN zu mnd. gen@t 'Genosse' denkbar. Knot und vereinzelt auch Knott können poln. FremdN zu poln. knot 'Docht; Knirps' sein. Knuth wird von Bahlow 2005, 289 unter Verweis auf Knud(t)sen 402+12, Knut(h)sen 10+1 (Schleswig-Holstein) als Patronym zum RufN Knud angesehen; vgl. aber dazu duden Famn 2005, 386f.: "Der nordische Rufname Knut wurde in Deutschland erst seit dem 16./17. Jh. aus Dänemark entlehnt. In den spätmittelalterlichen Urkunden von Hamburg, Lübeck oder Barth, Städte, in deren Bereich der Familienname heutzutage häufig ist, erscheint 'Knuth' noch nicht (vgl. aber die spätere Bildung Knudsen)." Bei Typ Knodel (zu mhd. knödel 'kleiner Knoten; (Speise-)Kloß') können ÜberN für einen beleibten oder groben Menschen mit ÜberN nach der Lieblingsspeise konkurrieren. Die Abfrage Kn(a?u|o)(dt?|tt?h?)e?n?s?|Kn(oe?|ö)(dt?|tt?h?)e?le?i?n? (≥ 10 Tokens) ergibt 22 Types/7615 Tokens: Typ Knuth 3 Types/1814 Tokens: Knuth 1771, Knu(d)t 33+10. Typ Knott 10 Types/3757 Tokens: Knott(e) 1341+36, Knoth(e) 1104+689, Knod(t) 65+252, Knot(e) 17+193, Knode(n) 48+12. Typ Knodel 4 Types/954 Tokens: Knodel 689, Knöd(e)l 118+132, Knötel 15. Typ Knauth 5 Types/1090 Tokens: Knauth(e) 575+213, Knaut(e) 210+53, Knaudt 39. Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 3-45, entspricht 0,011,92‰. Die dichtesten Vorkommen von Typ Knuth betreffen die PLZ 174+175 Usedom+Kemnitz mit 1,92‰/49 Tokens, 248 Schleswig mit 0,99‰/38 Tokens und 185+186 Putgarten+Binz mit 0,88‰/25 Tokens. Knut ist v.a. in der Nordhälfte von Dtld. verstreut, Knudt in den Räumen Hamburg und Flensburg konzentriert. Von Typ Knott ballt sich Knott in Ostbayern mit der größten Häufung im PLZ 943 Straubing mit 1,87‰/82 Tokens sowie im Süden von Nordrhein-Westfalen, wo sich auch Knotte (Nest im Raum Waldbröl) findet. Knod bildet ein Nest im Raum Traben-Trarbach, Knodt im Raum Frankfurt/Main - Darmstadt, Knot ist verstreut. Knoth häuft sich wie Knothe in Nordhessen, Thüringen und Sachsen, Knothe darüber hinaus noch in Sachsen-Anhalt, Knote findet sich verstreut mit Häufung im Ostmd., Knode v.a. in Nordrhein-Westfalen verstreut, Knoden v.a. in den Räumen Prüm und Stuttgart. Von Typ Knodel ballt sich Knodel im Raum Karlsruhe - Heilbronn - Stuttgart, Knödel in den Räumen Stuttgart, Aalen und Nordhausen (Thüringen), Knötel im Raum Nordhausen (Thüringen); alle finden sich sonst verstreut. Knödl begegnet im Raum Schwäbisch Gmünd - Heidenheim an der Brenz und in Bayern. Bei Typ Knauth findet sich Knaut(h) v.a. in Thüringen, im südl. Sachsen-Anhalt und in Westsachsen, Knauthe bildet ein Nest im
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Raum Dresden; Knaute und Knaudt sind verstreut, dabei Knaute mit Häufung im Raum Dresden, Knaudt im Raum Koblenz. Typ Knuth 1814 Typ Knott 3757 Typ Knodel 954 Typ Knauth 1090
Karte 278: Knuth, Knott, Knodel, Knauth
Weitere Namen: Die Diminutiva Kn(ö/oe)tgen 71+6, Kn(ö/oe)dgen 54+2, Knötge 4 sind im Westmd. beheimatet mit Nest im Raum Wittlich. Zwölfte Nebenkarte (K. 279): Dokumentiert werden FamN zu mhd. knouf 'Knoten, Knauf', diminuiert mhd. knoufel, knöufel, sowie zu mhd. knHpe, nach d uden Fam n 2005, 384 einer "mundartlichen Form von knouf". Es handelt sich um ÜberN für kleine, korpulente oder auch für grobe Menschen. Zu Konkurrenzen s.u. Die Abfrage Knau(ff?t?|pp?)|Kn(ö|oe|äu|ae?u|eu|(e|a)(i|y))ff?e?le?i?n?d?t? (≥ 10 Tokens) ergibt 11 Types/4575 Tokens: Typ Knauf 3 Types/2228 Tokens: Knauf(f) 1672+368, Knauft 188. Typ Knöfel 6 Types/1247 Tokens: Kn(ö/oe)fel 674+34, Kneifel(d) 421+33, Kneifl 46, Knöffel 39.
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Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Gesamter Körper
Typ Knaup 2 Types/1100 Tokens: Knaup(p) 901+199. Kartentyp: relativ; Kreisgröße 3-45, Kreise pro dreistellige PLZ, entspricht 0,022,08‰. Typ Knauf 2228 Typ Knöfel 1247 Typ Knaup 1100
*
Karte 279: Knauf, Knöfel, Knaup
Der Asterisk ersetzt den Kreis für den PLZ 346 Schwalmstadt mit 3,78‰/73 Tokens für Typ Knauf und 0,05‰/1 Token für Typ Knöfel, um die übrigen Kreise besser hervortreten zu lassen. Die nächstgrößeren Kreise für Typ Knauf betreffen die PLZ 546 Bitburg mit 2,05‰/58 Tokens, 996 Sömmerda mit 1,50‰/25 Tokens, 373 Heiligenstadt mit 1,22‰/40 Tokens und 343 Kassel mit 1,07‰/59 Tokens. Knauff konzentriert sich im Raum Schwalmstadt und ist sonst verstreut (s. konsonantismus, S. 178), Knauft mit t-Antritt begegnet im Raum Leinefelde, sonst verstreut. Zu Überschneidungen von Knauf und Knopf vgl. die Gleichung Berndt Knauff 1609 = Bernd Knopf 1629 = Bernd Knop 1631 in Magdeburg (zo der 1968 I, 920, 927). Von Typ Knöfel ist Kn(ö/oe)fel im östl. Thüringen und in Sachsen verbreitet, Knöffel v.a. im Md. verstreut, Kneifel ist in ganz Dtld., Kneifl in Süddtld. verstreut, Kneifeld ballt sich im Raum Mannheim - Landau (Pfalz);
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hier liegt wohl Analogie zu den vielen FamN auf -feld vor. Von Typ Knaup findet sich Knaup in Westfalen, besonders in den Räumen Paderborn und Essen, und ist hier aus Knoop (s.u.) diphthongiert sowie im Raum Schweinfurt und in Südhessen, wo es auf mhd. knūpe (s.o.) beruht. Dazu gehört die Variante Knaupp, konzentriert in den Räumen Geislingen an der Steige und Weißenburg in Bayern. Weitere FamN: Knaupe 72 (Nordhälfte von Dtld.) beruht nicht auf diphthongiertem ō, da *Knoope nicht existiert. Nach zoder 1968 I, 920 ist es ÜberN zu nhd. knaup(e) 'Knoten, Geschwür' bzw. 'grober Mensch'. Knof(f) 269+113 (verstreut v.a. in der Nordhälfte von Dtld.), Kno(o/h)f 60+4 (Sachsen), Knofe 72 (verstreut) sind nach z oder 1968 I, 926 Varianten von Knauf, vgl. Conradus Knophe = Conradus Knouf 1381 in Halle (ebd.); nach Brechenmacher 1957-63 II, 74 gehen sie auf eine Nebenform von Knopf zurück. Die mnd. Entsprechung zu mhd. knouf ist knōp, das zugleich 'Knoten, Knauf' und 'Knopf' bedeutet, s. dazu konsonantismus, K. 25 (Knopf, Knopp). Von den dort unter Typ Knopp zusammengefassten Namen sind Knop 2370 und Knoop 1689 im ganzen nd. Raum verbreitet, Kno(o)ps 430+27 mit patronymischem Genitiv im Raum Aachen - Köln - Krefeld und schließen damit nördl. an die hier kartierten Typen Knauf und Knöfel an. Dreizehnte Nebenkarte (K. 280): Dokumentiert werden FamN zu mhd. knolle 'Klumpen, Erdscholle', meist wohl ÜberN für kleine, korpulente oder charakterlich plumpe Menschen, nach Bahlow 2005, 288 auch "alter Bauernname", vgl. Brechenmacher 1957-63 II, 75: "gewöhnliche Schelte für Bauern". Nach duden Famn 2005, 386 ist Knöll Nebenform von Knoll. Die Vorkommen von Knöll im südl. Hessen (nicht die im Raum Stuttgart - Reutlingen) sind aber mit Knell vermischt, das daher auch mitkartiert wird. Knell kann aus Knöll entrundet, aber auch Knöll aus Knell gerundet sein. Knell ist nach Brechenmacher 1957-63 II, 71 ÜberN zu mhd. knellen 'knallen lassen', vgl. den nur historisch belegten Schmiede-ÜberN Knelleisen (ebd.) sowie Kneller 206 (Pfalz und Nordbaden, also im Umkreis von Knell). Das Verhältnis von Knell und Knöll muss vorerst offen bleiben. Knull ist nach naumann 2005, 164 Variante von Knoll. Als Konkurrenzen sind WohnstättenN zu Toponymen mit mhd. knolle, etwa für kleine Anhöhen, denkbar (vgl. südhessisches FlurnamenBuch 2002, 586; dittmaier 1963, 152), dazu wohl Knoller 114 (Bayerisch Schwaben) und Knöller 359 (Raum Karlsruhe - Ludwigsburg Freudenstadt). Knollmann 286 (konzentriert in/um Hüllhorst) ist HerkunftsN zur benachbarten Siedlung Knolle bei Bünde. Bei Knell und v.a. bei Knells besteht Konkurrenz mit Patronymen zu Cornelius, s. Familiennamen aus ruFnamen.
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Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Gesamter Körper
Typ Knoll 6368 Typ Knolle 302 Typ Knöll 583 Typ Knölle 19 Typ Knell 272 Typ Knull 173
*
Karte 280: Knoll, Knolle, Knöll, Knölle, Knell, Knull
Die Abfrage Kn(oe?|ö|e|u)lle?n?s? (≥ 10 Tokens) ergibt 8 Types/7717 Tokens: Typ Knoll 6368: Knoll. Typ Knolle 302: Knolle. Typ Knöll 583: Kn(ö/oe)ll 560+23. Typ Knölle 19: Knölle. Typ Knell 272: Knell(s) 257+15. Typ Knull 173: Knull. Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 3-45, entspricht 0,022,22‰. Der Asterisk in Südwestsachsen ersetzt den Kreis für den PLZ 086 Oelsnitz (Vogtland) mit 3,48‰/36 Tokens für Knoll, um die übrigen Kreise besser hervortreten zu lassen. Die nächstgrößeren Vorkommen von Knoll betreffen die PLZ 883 Bad Waldsee mit 2,19‰/75 Tokens, 868 Landsberg/Lech mit 2,06‰/94 Tokens und 674 Neustadt an der Weinstraße mit 2,01‰/90 Tokens. Knolle findet sich v.a. in der Nordhälfte von Dtld. verstreut mit Häufungen im Großraum Hannover und im Raum Gera. Die dichtesten Vorkommen von Typ Knöll finden sich in den
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PLZ 726 Nürtingen mit 1,11‰/45 Tokens, 648 Dieburg mit 0,96‰/34 Tokens, 647 Erbach mit 0,57‰/17 Tokens, 977 Karlstadt mit 0,57‰/27 Tokens und 767 Wörth/Rhein mit 0,53‰/22 Tokens. Knölle bildet ein Nest östl. von Heilbronn. Knell ballt sich in Rhein- und Südhessen mit den dichtesten Vorkommen in den PLZ 643 Pfungstadt mit 0,48‰/30 Tokens, 552 Ingelheim/Rhein mit 0,45‰/34 Tokens und 646 Bensheim mit 0,21‰/10 Tokens; Knells findet sich in ganz Dtld. verstreut. Knull ist ebenfalls verstreut, häufiger in der Nordhälfte von Dtld. Vierzehnte Nebenkarte (K. 281): Dokumentiert werden FamN aus mhd. mol(le), im 15. Jh. erweitert zu molch 'Eidechse, Molch'. Sie beziehen sich im hd. Raum nach Brechenmacher 1957-63 II, 279 und duden Famn 2005, 465 auf dicke, unbeholfene Menschen. Im nd. Raum konkurrieren ÜberN zu mnd. mol(l) 'Maulwurf'. "Die aus Württ[emberg] über Köln nach Lennep (Remscheid) eingewanderten Moll (1478 Dietrich Moll, B[ürger] zu Lennep) haben im Wappen drei Maulwürfe, da sie irrig von mnd. mol = Maulwurf ausgehen" (Brechenmacher 1957-63 II, 279). Auch indir. BerufsN zu mnd. molde, molle 'Mulde, Gefäß' für den Schnitzer von Holzgefäßen sind im Nd. denkbar, vgl. konsonantismus, K. 115 (Moldenhauer, Mollenhauer). Zudem können HerkunftsN konkurrieren, nach zoder 1968 II, 175 zu Moll bei HagenHaspe. Mohl meint nach Brechenmacher 1957-63 II, 277 einen dicken (auch unfreundlichen) Menschen, ob durch mhd. mol(le) motiviert, bleibt offen. Auf der Karte einbezogen ist Mollenkopf 'Dickkopf'. Brechenmacher 1957-63 II, 279 und Berger /etter 1961, 270 führen den FamN auf schwäb. Molle 'Ochse, junger Stier' zurück, doch wären auch Molche oder andere dickköpfige Tiere als Ausgang denkbar, vgl. alem. Mollenkopf 'Kaulquappe' (BadwB IV, 655). Die Abfrage Moh?ll?(ch)?e?n?s?(kopp?f?f?)? (≥ 10 Tokens) ergibt 13 Types/ 6454 Tokens. Nicht auf der Karte erfasst sind Mol(e) 100+14 (v.a. FremdN verschiedener Provenienz), Molle 258, das wegen seiner starken Streuung kaum auf der Karte erkennbar wäre, sowie Molles 15 (Hamburg, Holstein) und Mohles 35 (verstreut in Süddtld.). Letztere können wegen ihrer Verbreitungsbilder nicht wie Mol(l)s Genitive von Moll sein; ihre Deutung ist offen. Es verbleiben: Typ Moll 5240: Moll. Typ Molls 255: Mol(l)s 88+167. Typ Mollen 90: Mollen. Typ Mohl 257: Mohl. Typ Molch 66: Molch. Typ Mollenkopf 124: Molle(n)kopf 15+109. Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 4-50, entspricht 0,014,87‰.
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Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Gesamter Körper
Typ Moll 5240 Typ Molls 255 Typ Mollen 90 Typ Mohl 257 Typ Molch 66 Typ Mollenkopf 124
Karte 281: Moll, Molls, Mollen, Mohl, Molch, Mollenkopf
Die dichtesten Vorkommen von Moll betreffen die PLZ 733 Geislingen (4,64‰/ 101 Tokens), 885 Zwiefalten (3,43‰/40 Tokens), 744 Gaildorf (2,19‰/28 Tokens), 412 Mönchengladbach (1,99‰/46 Tokens) und 884 Biberach/Riß (1,93‰/ 124 Tokens). Von Typ Molls (starker Genitiv) findet sich Molls zwischen Krefeld und Aachen, Mols in Nordrhein-Westfalen verstreut. Mollen (schwacher Genitiv) ballt sich in den Räumen Rheine und Kaiserslautern. Mohl findet sich in Baden Württemberg, v.a. zwischen Reutlingen und Rottweil, Molch in Sachsen und im Raum Nabburg. Von Typ Mollenkopf bildet Mollenkopf ein Nest im Raum Reutlingen, Mollekopf ist v.a. in Baden-Württemberg verstreut. 5. Historische Sondierung Hauptkarte und erste Nebenkarte. Niederdt.: Smale 1270, Smeling 1273-1383, Smeleke 1306; Droghe 1350, 1385, Droge 1448 Ba 1972, 135, 419f. Lübeck: droghe 1350 r e 99. Harb.: Schmale(n) 1661 r i 129. Barth: Droghe 1388, droghe 1403 mü 81, 125. Greifsw.: Smelinc 1306, Smale 1389 nü 63. Pommern: Smeling 1302 Ba 1982, 80. Riga: Smale 1416; Drog(h)e, Droege, Druͤ ghe 1397-1407,
Körperumfang
717
Drogsche 1406 Fey 210, 229. Coesfeld: Smelinges 1364, Smellinch 1399, Smellinck 1424, 1508, Smelling 1432, 1454, Smeling 1436, 1449, Smelynck 1439, Smelink 1465, Smelinck 1469, 1480, Smellinges 1554 (alle laut k e auch zu mhd. smelenge 'geringe Dienerin'), Smale 1581; de Drughe 1413 k e 447, 450, 468, 486. Gladbach: Small 1577 tr 53. Hattingen: dey Maghere 1389/90, Magher um 1412; dey Druͤ gehe, dey Droghe 1388 Je 79, 82f. Ostfalen: Smelige 1273, Smeling 1355-1405 (beide sowie Schmähling 1817 nach zo auch zu mhd. smelenge 'geringe Dienerin' oder rotwelsch für den Zigeuner), Smale 1431-1513, Schmaell 1625, Schmahlen 1635 = Schmahl 1644, Schmähling, Schmal 1817; dhes magheren 1307, Magher 1330/49, 1420, Mageren 1384, Megir 1436, Magers 1585, Mager 1655; des droghen 1379, Droghe 1385, Drogen 1396, Droge 1448, Droge 1585 = Drögen 1592 z o I 394; II 107f., 529, 532. Köln: Magere 1264 h a 1949, 173. Arnsb.: Magerlin 1347 mul 203. Grünberg: Smale 1480, Smal 1493 k n 50. Hüttenb. Ld.: Mager 1494 wo 59. Friedberg: Smelen 1368 a r 74. Homb.: Schmalen 1766-1807, Schma(h)l 1792-1812; Mager 1698-1819, Megerlein 1730, Maager 1735, 1743 se 125f., 131, 180. Kaisersl.: Mager 1611, Mager(in) 1795 = Magin (fem.) 1800 Br 401. Jena: Schmal 1572 a p 233. Südwestsachsen: Merglin um 1362 = Megerlin 1365 (nach h e etymologisch unklar) h e 2007, 167. Oschatz: Magerr 1565, Mager 1650-99 ne 1970, 68, 212; Schmalle 1597/98, Schmälers (Gen.), Schmäler 1598 (laut ne auch zu frühnhd. schmaln 'lästern, missgönnen'), Schmäl 1895; Mager 1478-1570, Magerr 1544/45, Mahger 1545 ne 1981, 111, 156, 206f., 248, 306. Liegnitz: Megerlyn 1318/30, Mager 1338, 1372 Ba 1975, 88f. Breslau: Magir, Megerlin (Letzterer laut r ei 'Meier') 13./14. Jh. r ei 98, 123. Maulbronn: Mager 1566 hu 691. Esslingen: der Mager 1319, mager 1401, der mager 1403 (nach Be auch zum alten PersonenN Magher) Be 262. Freib. i.Br.: Schmaler 15. Jh. dz 140. Oberrhein: Meierlin 12./13. Jh. = Megerlin 1298 = der meier 1298 (laut soc AmtsN) soc 486, 684. Baar: Mager 1312 ni 53. Liechtenstein: Mager 1779 str IV 50. Graubünden: Schmall 1524 huB 798. Nürnb.: Magerin 1295, Magir 1310, Mager 1312, 1343, Megerlin 1322, 1331, Megerlein 1363-97, Magerl 1449, 1450 sche 215, 219. Regensb.: Maͤ gerll 1339 ko 2014, 59. Sudetenld.: Megerynne 1381, Magryn 1401, Mager 1414 sch 1957, 200; Schmal 1511, Schmöl 1535; Megerl 1425, Moger 1483, Magrl 1491 sch 1973, 198, 261. München: Mägerl 1368 ei 362. Tirol: Maegerlein (Maegerl) 1365, 1370, Magerle 17. Jh., Megerle 1615 Fi 391. Salzb.: Magerl 1529-71 zi 1986, 169. Waldviertel: Mager 1482, Magerl 1499 po 111.
6. Hinweise Vokalismus, K. 103 (Dürr, Dörr, Dirr, Derr); konsonantismus, K. 6 (Stobbe, Stubbe, Stubbemann), K. 38 (Stumpf, Stumpe, Stumpp). Zu Kegel vgl. K. 182. Zu Drum, Trumm s. bei K. 219. FamN aus mhd. schoup, mnd. sch@f 'Bündel, besonders Strohbund, Strohwisch' können u.a. auch zur Benennung dürrer Menschen entstanden sein, s. K. 134. Vgl. auch K. 282-287. ising 1968, K. 27 (fett, feist im 15. Jh.; vereinfacht bei kunze 2004a, 140B); kunze 2004a, 143-146; m arynissen 1995, K. 12 (Den Dunnen/Den Dikken); dies. 2005, K. 6 (Den Dunnen/Den Dikken); steFFens 2013, 162-165 mit Abb. 117 (Breit u.a.), Abb. 118 (Klumb u.a.). F. FahlBusch /k. dräger
718
Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Gesamter Körper
Typ Schlegel 7840 Typ Schlegl 349 Typ Schlögel 322 Typ Schlögl 659
*
Karte 282: Schlegel, Schlegl, Schlögel, Schlögl
Körperliche oder charakterliche Plumpheit
719
1.3 Körperliche oder charakterliche Plumpheit 1. Fragestellung Dokumentiert werden ÜberN, die durch körperliche oder charakterliche Plumpheit motiviert und durch metaphorische Benennung nach keulenförmig verdickten Werkzeugen bzw. Gegenständen wie Flegel, Kolben usw. entstanden sind. In allen Fällen können indir. BerufsN für Hersteller oder Benutzer solcher Geräte konkurrieren. FamN mit mhd. kiule 'Keule u.ä.' und ihre Konkurrenzen sind schon in h erkunFts- und wohnstättennamen, K. 257 (Kaul, Kaulen, Keul, Keulen, Keuler) dokumentiert. Die Hauptkarte hier gilt FamN zu mhd. slegel 'Schlagwerkzeug, Keule, Bengel u.ä.'. Im Text folgen Hinweise zu FamN wie Nirschl und Flegel. Die erste Nebenkarte ist FamN zu mhd. kolbe, mnd. kolve 'Kolben, Keule' gewidmet. In mittelalterlichen lat.-dt. Vokabularien wird ein und dasselbe Schlagwerkzeug teils mit nd. knüppel, teils mit md. klüppel, teils mit obd. knüttel bezeichnet (z.B. Vocexquo II, 172 für lat. antrillus 'Steinmetzschlägel'; II, 1112 für lat. fustum 'Stange, Balken, Schlagwerkzeug'). Die zweite bis vierte Nebenkarte untersuchen die Reflexe dieser Verhältnisse in der Verbreitung entsprechender FamN. Im Anschluss finden sich Hinweise zu FamN aus mhd. bliuwel 'Holz zum Klopfen' und mhd. zoche 'Knüttel, Prügel'. Die fünfte Nebenkarte grenzt die Verbreitungsräume von FamN zu mhd. kī(de)l, mnd. kil und schwäb. speidel 'Keil u.ä.' voneinander ab, im Text folgen Hinweise zu Kegel, Kögel. 2. Quantitative Datenbasis Abfrage: Schl(a?e|ä|oe|ö)ge?ll?e?s? ergibt 11 Types/9170 Tokens: Typ Schlegel 7840: Schlegel 7697, Schl(ä/ae)gel 100+43 Typ Schlegl 349: Schlegl 329, Schl(ä/ae)gl 19+1. Typ Schlögel 322: Schlögel(l) 312+2, Schloegel 8. Typ Schlögl 659: Schlögl 649, Schloegl 10. 3. Qualitative Datenbasis Neben ÜberN für körperlich oder charakterlich ungeschlachte Menschen kommen insbesondere indir. BerufsN in Frage, beispielsweise für Bergleute, Steinmetze, Schmiede, Schlachter, Drescher, Wollschläger oder Ölmüller, vgl. die Komposita unter 4. "Wohnstättenname[n] zu mhd. slegel 'Ort, wo geschlagen, geschlachtet wird (Schmiede, Schlachthaus)'" (duden Fam n 2005, 585) oder zum HäuserN Zum Schlegel sind ebenfalls denkbar, darüber hinaus HerkunftsN zu Siedlungen wie Schlegel (bei Hof, bei Lobenstein, bei Hainichen und bei Zittau).
720
Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Gesamter Körper
4. Details und Ergänzungen Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 2-40, entspricht 0,022,74‰. Vorkommen pro zweistellige PLZ: Dokumentationstabelle. PLZ
Schlegel
Schlegl
Schlögel
Schlögl
‰ ges.
PLZ
Schlegel
Schlegl
Schlögel
Schlögl
‰ ges.
01
209
0
7
5
0,57
36
54
2
3
2
0,31
02
72
0
0
0
0,48
37
78
0
2
1
0,27
03
10
0
0
0
0,10
38
89
5
0
1
0,22
04
267
1
0
5
0,75
39
28
1
0
2
0,13
06
277
1
0
12
0,69
40
52
1
1
4
0,16
07
247
0
11
4
1,34
41
62
0
0
0
0,20
08
163
1
0
3
0,82
42
37
1
0
0
0,11
09
330
3
0
0
1,29
44
87
0
0
0
0,20
10
79
0
3
3
0,30
45
117
0
0
1
0,21
12
88
1
2
2
0,30
46
49
3
0
0
0,17
13
57
0
0
1
0,24
47
49
0
0
6
0,12
14
75
2
2
4
0,31
48
55
0
0
2
0,13
15
35
0
0
0
0,20
49
94
0
0
0
0,22
16
43
3
2
0
0,28
50
53
0
3
0
0,16
17
21
0
0
0
0,11
51
59
0
0
2
0,20
18
47
0
0
0
0,28
52
28
0
0
4
0,10
19
52
2
1
0
0,46
53
59
0
0
1
0,13
20
17
0
0
2
0,21
54
22
0
0
4
0,14
21
63
0
0
0
0,17
55
40
0
6
9
0,19
22
94
1
1
6
0,21
56
59
1
3
2
0,21
23
49
0
0
0
0,20
57
24
0
0
0
0,10
24
85
0
0
4
0,22
58
34
1
0
0
0,09
25
45
0
0
0
0,18
59
61
0
1
1
0,15
26
84
0
0
1
0,19
60
37
2
0
2
0,21
27
51
0
0
0
0,16
61
25
0
0
7
0,19
28
73
0
0
0
0,30
63
155
9
33
11
0,46
29
31
0
0
0
0,15
64
38
2
6
11
0,21
30
63
1
5
1
0,22
65
72
6
8
9
0,25
31
89
0
0
1
0,23
66
55
0
1
3
0,12
32
58
0
0
0
0,17
67
65
4
6
1
0,21
33
57
0
4
1
0,16
68
45
0
0
3
0,23
34
49
1
2
5
0,19
69
38
1
2
7
0,27
35
68
1
2
0
0,20
70
108
4
2
7
0,45
721
Körperliche oder charakterliche Plumpheit
PLZ
Schlegel
Schlegl
Schlögel
Schlögl
‰ ges.
PLZ
Schlegel
Schlegl
Schlögel
Schlögl
‰ ges.
71
106
6
3
6
0,36
86
81
17
51
39
0,48
72
245
6
2
1
0,68
87
54
1
25
3
0,47
73
55
12
7
8
0,22
88
288
0
4
11
1,04
74
89
9
1
9
0,31
89
94
4
18
21
0,54
75
81
1
4
6
0,56
90
67
19
3
15
0,36
76
106
11
0
11
0,33
91
108
18
8
21
0,43
77
47
1
3
1
0,32
92
34
33
7
24
0,57
78
151
0
3
12
0,61
93
22
58
1
30
0,57
79
314
2
1
7
0,91
94
19
9
3
55
0,37
80
61
7
5
17
0,34
95
191
4
1
5
1,02
81
71
18
8
18
0,43
96
57
2
4
8
0,35
82
56
7
23
33
0,43
97
71
3
5
18
0,25
83
50
9
1
19
0,29
98
41
1
0
0
0,39
84
30
15
6
43
0,45
99
173
1
0
6
0,62
85
66
14
5
46
0,37
Details: Der Asterisk bei Hof/Saale ersetzt das Symbol des PLZ 952 Münchberg mit 6,45‰/70 Tokens für Typ Schlegel, um die übrigen Kreise besser hervortreten zu lassen. Die nächsthäufigen Vorkommen von Typ Schlegel betreffen die PLZ 885 Mengen (2,66‰/31 Tokens), 073 Saalfeld/Saale (2,46‰/79 Tokens) und 798 Titisee-Neustadt (2,08‰/55 Tokens), die dichtesten Vorkommen von Typ Schlegl finden sich in den PLZ 930 Regensburg (0,56‰/42 Tokens) und 922 Amberg (0,42‰/20 Tokens), von Typ Schlögel in den PLZ 868 Landsberg/Lech (0,50‰/23 Tokens), 877 Memmingen (0,46‰/22 Tokens) und 636 Büdingen (0,41‰/23 Tokens) sowie von Typ Schlögl in den PLZ 925 Schwarzenfeld (0,95‰/15 Tokens), 843 Eggenfelden (0,65‰/19 Tokens) und 944 Deggendorf (0,48‰/22 Tokens). Schlägel bildet ein Nest in Ediger-Eller und ist ansonsten wie Schlaegel verstreut. Weitere Namen: Schlegler 25 (Pfalz) und Schlöglmann 21 (südöstl. Bayern) beziehen sich wohl auf einen Beruf. Zu Schlegelmilch s. K. 380, zu Schwingenschlögl s. morphologie, K. 325. Die Komposita ≥ 10 Tokens mit dem Grundwort -schlegel stellen alle BerufsN dar. Dabei ist -schlegel in Bruck- und Mühlschlegel offensichtlich mit dem ahd. Suffix -il gebildetes Nomen Agentis 'einer, der etwas schlägt' (vgl. morphologie, K. 42f. zu Käufl und Drechsel), in den anderen Fällen ist dies ebenfalls möglich, aber es können auch von mhd. slegel 'Schlagwerkzeug u.ä.' abgeleitete indir. BerufsN vorliegen: Bruckschleg(e)l 17+33, -schlögl 35 (alle Raum Nürnberg - Regensburg) 'Brückenbauer', vgl.
722
Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Gesamter Körper
mhd. bruckslag 'Brückenschlag, -bau', dazu wohl auch Brockschläger 17 (Raum Mannheim); Mühlschlegel 59 (Süddtld.) 'Mühlenbauer'; Bornschlegel 121, Pornschlegel 44 (beide Nest im Raum Lichtenfels), Bornschlegl 163 (Nieder- und Oberbayern) sind nach Brechenmacher 1957-63 I, 187 ÜberN des Kloakenfegers, nach gottschald 2006, 435 des Abdeckers. Zu Oelschlegel s. K. 53, zu Wohlschlegel s. K. 167. In Bayern begegnet östl. einer Linie Füssen Ingolstadt Weiden in der Ober pfalz der FamN Nirsch(e)l 449+3, mit Fortsetzung in Österreich (63 Telef. Nirschl, Geogen At, CD-Rom, 2005). Nach duden Famn 2005, 482, 484 handelt es sich um einen ÜberN zu einem Werkzeug mhd. norsch, nursch, das bei Brechenmacher 1957-63 II, 332 und duden Famn 2005, 484 als "schlegelartig" beschrieben wird. Mittelalterliche lat.-dt. Vokabularien führen mhd., mnd. vlegel 'Dreschflegel' öfter synonym zu mhd. slegel an (z.B. schlegel vel pflegel für tritula, Vocexquo V, 2792; liBor I, 171 tritula: flegel, schlegel; tigillus: schlegel, flegel; Vocct ii, 1474 tigillus: flegel, schlegel). Als FamN ist Flegel i.d.R. indir. BerufsN des Dreschers nach diesem Arbeitsgerät, oft in abschätzigem Sinne; von daher wird das Wort spätestens seit dem 16. Jh. auch als ÜberN für grobe Menschen verwendet. Fleg(e)l 897+25, Flög(e)l 9+418 und Floegel 99 streuen ohne erkennbare Präferenzen der Schreibweisen e/ö, oe in ganz Dtld., am häufigsten in Nordrhein Westfalen, Niedersachsen, Hamburg, Brandenburg, Berlin und Sachsen. Flegler 173 'Drescher' bildet ein Nest im Raum Wertheim (nied 1933, 49). Erste Nebenkarte (K. 283): Dokumentiert werden Verbreitung und Varianz von FamN zu mhd. kolbe, mnd. kolve 'Kolben, Keule'. Es kann sich dabei um ÜberN für körperlich oder charakterlich plumpe, derbe Menschen handeln. "Der Kolben in der Hand des Narren wird zu dessen wesentlichem Kennzeichen" (h ellFritzsch 2007a, 139), wodurch auch ÜberN 'Narr, dummer Mensch' veranlasst sein können. Es konkurrieren im Ostmd. ÜberN zu frühnhd. kolbe 'Haarschopf', vgl. Degenkolb 345 (Nest im Raum Hof Plauen Oelsnitz), Degenkolbe 159 (nordöstl. daran anschließend bis zu einer Linie Weißenfels - Leipzig - Dresden verstreut) '(ich) bedecke den Haarschopf'. Die Abfrage K(oe?|ö|u)l(b|p|f|v|w)e?n?l?e?i?n?s? (≥ 10 Tokens) ergibt 24 Types/15369 Tokens. Als einschlägig werden kartiert: Typ Kolb 8079: Kolb 7979, Kolp 50, Kulb 50. Typ Kolbe 3886: Kolbe 3618, Kulbe 226, Kolpe 42. Typ Kolf 274: Kolf. Typ Kölbl 1520: K(ö/oe)lbl 1494+26.
Körperliche oder charakterliche Plumpheit
723
Typ Kölbel 603: K(ö/oe)lbel 576+27. Typ Kölblin 232: Kölblin 127, Kölble 105. Typ Kolb 8079 Typ Kolbe 3886 Typ Kolf 274 Typ Kölbl 1520 Typ Kölbel 603 Typ Kölblin 232
Karte 283: Kolb, Kolbe, Kolf, Kölbl, Kölbel, Kölblin
Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 3-50, entspricht 0,025,55‰. Die dichtesten Vorkommen von Typ Kolb betreffen die PLZ 953 Kulmbach (5,35‰/135 Tokens), 955 Neudrossenfeld (4,14‰/41 Tokens) und 954 Bayreuth (3,28‰/174 Tokens), von Typ Kolbe die PLZ 065 Sangerhausen (1,82‰/80 Tokens), 086 Oelsnitz (1,74‰/18 Tokens) und 095 Freiberg (1,21‰/47 Tokens), von Typ Kolf die PLZ 546 Bitburg (0,88‰/25 Tokens) und 537 Sankt Augustin (0,71‰/45 Tokens), von Typ Kölbl die PLZ 941 Tiefenbach (3,37‰/99 Tokens), 945 Wallersdorf (1,98‰/67 Tokens) und 922 Amberg (1,83‰/88 Tokens) sowie von Typ Kölbel die PLZ 084 Werdau (0,83‰/27 Tokens), 082 Auerbach (Vogtland) (0,59‰/26 Tokens) und 085 Plauen (0,45‰/11 Tokens). Bei Typ Kölblin bildet Kölble ein Nest in Kappel-Grafenhausen, Kölblin schließt klar davon getrennt südl. im Breisgau und im Kaiserstuhl an, s. morphologie, K. 203 ([Sütter]lin).
724
Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Gesamter Körper
Kolp ist verstreut, Kulb tritt in Südhessen, Thüringen und Nordbayern auf. Kulbe begegnet im Harz, sonst verstreut, Kolpe im Raum Dresden - Bautzen. Weitere Namen: Komposita ≥ 10 Tokens sind Kolbenschlag 127 (Pfalz und Raum Mosbach; 'Keulenschlag'); Eisenkolb 281 (verstreut, v.a. in Bayern); Föhrkolb 18 (Raum Steinwiesen - Kronach; Etymologie des Bestimmungsworts unklar); Raudenkolb 28 (Nest in und um Karlstadt; Etymologie des Bestimmungsworts unklar); Raus(ch)kolb 27+141 (zwischen Worms und Mainz; zu mhd. rūschen 'rauschen, stürmisch bewegen'?). Zu mnd. kolve finden sich ≥ 10 Tokens nur Kolwe 87 (im Nd. verstreut), Kolwes 35 (Nest in und um Espelkamp). Zweite Nebenkarte (K. 284): Dokumentiert werden FamN zu mnd. knup(p)el 'Knüppel u.ä.', i.d.R. wohl ÜberN für grobe Menschen, im Einzelfall vielleicht auch indir. BerufsN, nach zoder 1968 I, 929 z.B. auf Bauern oder Hirten bezogen, oder über die Spezialbedeutung 'Schlagwerkzeug, z.B. des Steinmetzen' auf diesen oder andere Berufe. Typ Knüppel 1124 Typ Knippel 258
Karte 284: Knüppel, Knippel
Körperliche oder charakterliche Plumpheit
725
Die Abfrage Kn(ü|ue?|i)p(p|f)e?lt?s? ergibt 8 Types/1382 Tokens. Die Fälle ohne/mit Entrundung des Stammvokals sind räumlich deutlich getrennt: Typ Knüppel 1124: Knüppel(s) 1090+16, Knueppel 13, Knüpfel 4, Knuppel 1. Typ Knippel 258: Knipp(e)l 1+256, Knipfel 1. Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 3-40, entspricht 0,010,78‰. Die dichtesten Vorkommen von Typ Knüppel betreffen die PLZ 345 Bad Wildungen (0,78‰/38 Tokens), 174+175 Greifswald+Gützkow (0,49‰/19 Tokens) und 182 Güstrow (0,45‰/17 Tokens), von Typ Knippel die PLZ 544 Morbach (0,64‰/21 Tokens) und 632 Neu-Isenburg (0,61‰/16 Tokens). Knüppels im patronymischen Genitiv bildet ein Nest in Rheine. Dritte Nebenkarte (K. 285): Dem vorwiegend nd. Typ Knüppel entsprechen im mittleren Dtld. FamN, die auf md. klüppel, kloppel, obd. klüpfel, klopfel 'Werkzeug zum Klopfen, (Dresch-)Flegel; Glockenschwengel u.ä.' zurückgehen. Noch Goethe verwendet Klüppel statt Knüppel. Zur Motivation solcher FamN vgl. bei der zweiten Nebenkarte. Auf folgender Karte werden Fälle mit/ohne Lautverschiebung (pf/pp; vgl. konso nantismus, K. 28 (Klopf, Klopp)) durch rot-braune/blau-grüne Farbtöne getrennt. Die Abfrage Kl(ü|ue?|ö|o?e|i)(pp|pf|ff)e?ll?t?s? ergibt 18 Types/2610 Tokens: Typ Klippel 2 Types/777 Tokens: Klippel(l) 776+1. Typ Klipfel 1 Type/87 Tokens: Klipfel. Typ Klöppel 7 Types/709 Tokens: Klöppel(s) 517+27, Kloeppel 33, Klöppelt 21, Klöppl 1; Klepp(e)l 1+109. Typ Klöpfel 4 Types/503 Tokens: Kl(ö/oe)pfel 218+8; Kleffel 188, Klöffel 89. Typ Klüppel 3 Types/253 Tokens: Klüppel(s) 244+5, Klueppel 4. Typ Klüpfel 1 Type/281 Tokens: Klüpfel. Kleffel, Klöffel sind im gleichen Raum wie Klöpfel konzentriert und Variante zu diesem, vgl. DWB XI, 893, 1221 sowie konsonantismus, S. 59. Kartentyp: absolut; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 3-45, entspricht 1-73 Tokens; PLZ innerhalb der Städte einzeln ausgewiesen. Die größten Vorkommen von Typ Klippel betreffen die PLZ 552 Ingelheim/ Rhein (64 Tokens/0,85‰), 554 Bingen/Rhein (27 Tokens/0,55‰) und 544 Morbach (19 Tokens/0,58‰), von Typ Klipfel die PLZ 793 Emmendingen (17 Tokens/0,36‰) und 761 Karlsruhe (9 Tokens/0,12‰), von Typ Klöppel die PLZ 563 Nassau (31 Tokens/0,76‰), 997 Nordhausen (30 Tokens/0,68‰), 567 Mayen (26 Tokens/0,82‰), 564 Montabaur (hier Nest Kleppel mit 26 Tokens/0,63‰) und 046 Altenburg (26 Tokens/0,42‰), von Typ Klöpfel die PLZ 977 Karlstadt (44 Tokens/0,93‰), 986 Ilmenau (35 Tokens/0,80‰) und 361 Petersberg (21
726
Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Gesamter Körper
Tokens/0,36‰), von Typ Klüppel die PLZ 463 Bocholt (19 Tokens/0,34‰), 599 Brilon (16 Tokens/0,52‰) und 598 Arnsberg (13 Tokens/0,35‰) sowie von Typ Klüpfel die PLZ 971+972 Ochsenfurt+Veitshöchheim (73 Tokens/1,11‰), 978 Wertheim (38 Tokens/1,10‰) und 974 Schweinfurt (17 Tokens/0,29‰). Typ Klippel 777 Typ Klipfel 87 Typ Klöppel 709 Typ Klöpfel 503 Typ Klüppel 253 Typ Klüpfel 281
Karte 285: Klippel, Klipfel, Klöppel, Klöpfel, Klüppel, Klüpfel
Vierte Nebenkarte (K. 286): Dem vorwiegend nd. Typ Knüppel und dem vorwiegend md. Typ Klüppel entsprechen im Süden FamN, die auf mhd. knüt(t)el 'Knüttel, kolbenförmige Waffe; Schlägel für Steinmetze und andere Berufe' zurückgehen. Ihre Motivation beruht auf den bei der zweiten Nebenkarte genannten Gründen. "Hennebergisch ist Knüttel […] noch jetzt Schelte für einen groben Menschen" (nied 1933, 88). Die Herkunft und Bedeutung der ostnd. Vorkommen von Knüttel ist noch zu klären. Die Abfrage Kn(i|ü|ue)t?te?lt?s? ergibt 7 Types/2169 Tokens: Typ Knittel 1533: Knit(t)el 20+1513. Typ Knittl 126: Knit(t)l 48+78. Typ Knüttel 510: Knüt(t)el 40+463, Knuettel 7.
Körperliche oder charakterliche Plumpheit
727
Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 3-40, entspricht 0,010,90‰. Typ Knittel 1533 Typ Knittl 126 Typ Knüttel 510
*
Karte 286: Knittel, Knittl, Knüttel
Der Asterisk nördl. des mittleren Mains ersetzt das Symbol des PLZ 977 Karlstadt mit 2,11‰/100 Tokens für Typ Knüttel und 0,02‰/1 Token für Typ Knittel, um die übrigen Kreise besser hervortreten zu lassen. Daneben betreffen die dichtesten Vorkommen von Typ Knittel die PLZ 883 Bad Waldsee (0,88‰/30 Tokens) und 886+887 Überlingen+Meersburg (0,55‰/22 Tokens), von Typ Knittl die PLZ 933 Kelheim (0,90‰/24 Tokens) und 930 Regensburg (0,32‰/24 Tokens) sowie von Typ Knüttel die PLZ 361 Petersberg (0,76‰/44 Tokens) und 976 Bad Kissingen (0,36‰/14 Tokens). Die Streuung von Knittel über ganz Dtld. beruht darauf, dass der FamN vor 1945 v.a. auch östl. von Oder und Neiße verbreitet war (gen-evolu.de, 14.12.14). Weitere Namen: FamN zu mhd. bliuwel 'Holz zum Klopfen; Stampfmühle' können BerufsN des Stampfmüllers sein oder ÜberN für plumpe Menschen.
728
Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Gesamter Körper
Bleuel 281 bildet ein Nest im Raum Fulda, Bleul 282 findet sich v.a. im südl. Hessen und östl. Sachsen, Pleul 57 bildet ein Nest in und um Zwickau, Bläu(e)l 17+5 ist verstreut. Entrundetes Bleile 258 bildet ein Nest in und um Freiburg i.Br. und findet sich häufig zusammen mit Bleyle 22 auch im Raum Stuttgart. Bleil 284 tritt gehäuft einerseits im Raum Stuttgart, andererseits in Niedersachsen auf. Bleyl 173 ist in Südwestsachsen konzentriert, Bleibel 44 mit Nest im Raum Oberndorf/Neckar, Pleil 188 in Südhessen, Plail 127 und Pleyl 28 kommen v.a. in Bayern vor. Nicht umgelautetes Blaul(l) 87+6 bildet ein Nest in und um Ludwigshafen/Rhein, Plaul 252 ist v.a. im Raum Crimmitschau - Halle/Saale - Leipzig beheimatet. Zoch(e) 536+86 wird meist als ÜberN für grobe Menschen angesehen, zu mhd. zoche 'Knüttel, Prügel' (z.B. Brechenmacher 1957-63 II, 865; d uden Fam n 2005, 747; naumann 2005, 294). Dagegen spricht, dass Zoch hauptsächlich im nd. Raum verstreut ist (vor 1945 auch östl. von Oder und Neiße häufig, gen evolu.de, 14.12.14) und Zoche sich im Ruhrgebiet konzentriert. Bahlow 2005, 584 nimmt HerkunftsN zu SiedlungsN wie Zochau (bei Kamenz) an, was für Zocher 615 aufgrund der Verbreitung dieses Namens im Raum Dresden wahrscheinlich ist, nicht aber für Zoch. Es konkurrieren poln. FamN zu altpoln. żoch 'Magen'. Fünfte Nebenkarte (K. 287): Dokumentiert werden FamN zu mhd. kīdel, kīl, mnd. kil 'Keil, Pflock' sowie schwäb. speidel 'Keil u.ä.' (zu Speidel, Speigel s. schwäBwB V, 1502). Sie sind wohl i.d.R. als ÜberN für körperlich oder charakterlich grobe Menschen entstanden. Im Einzelfall können WohnstättenN zu keilförmigen Geländestücken konkurrieren, vgl. Keilacker 7 (Leipzig) und wohl auch Keiler 162 (verstreut), Kei(d/t)ler 41+13 (Nest in und um Ottobeuren), Spei(t/d)ler 4+2 (Württemberg). Die Abfrage (K|Sp)(e|a)(i|y)(dt?|th?|g)?e?lt?s? ergibt 25 Types/11779 Tokens. Nach Ausschluss von etymologisch unklarem Kaigl 2 verbleiben: Typ Keil 7 Types/8459 Tokens: Keil(s) 8052+33, Kail(s) 285+4, Keyl 68, Kayl 14, Keiels 3. Typ Keitel 9 Types/1992 Tokens: Keit(e)l 1+1008, Keid(e)l 49+778, Keydel 91, Kaid(e)l 2+60, Keidtel 2, Keytel 1. Typ Speidel 8 Types/1326 Tokens: Speid(e)l 2+1082, Spei(e)l 84+2, Speitel 81; Speig(e)l 53+20, Spaigl 2. Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 3-50, entspricht 0,035,04‰. Die dichtesten Vorkommen von Typ Keil betreffen die PLZ 644 Bickenbach (5,04‰/35 Tokens), 646 Bensheim (2,90‰/144 Tokens) und 647 Michelstadt
Körperliche oder charakterliche Plumpheit
729
(2,27‰/68 Tokens). Kail, Keyl und Kayl sind verstreut, die Fälle mit patronymischem Genitiv auf -s finden sich von der Eifel bis Mönchengladbach. Bei Typ Keitel dominieren von Würzburg über Bad Neustadt/Saale und Fulda bis Bad Hersfeld Keidel und Kaidel, während einerseits im nördl. Thüringen und südl. Niedersachsen, andererseits im nördl. Baden-Württemberg sowie im Raum Rothenburg ob der Tauber - Ansbach Keitel herrscht. Keydel ist verstreut, Keidl konzentriert sich im Raum Hochheim/Main Geisenheim. Für Ostfalen bemerkt zoder 1968 I, 863: Die "Formen mit […] t sind jünger: Claus Keidel […] 1653 […] = Clauß Keittel […] 1661 […] = Hans Keitel..Claves Sohn […] 1686". Typ Speidel begegnet v.a. in den PLZ 728 Eningen unter Achalm (1,78‰/37 Tokens), 723 Balingen (1,32‰/43 Tokens) und 726 Nürtingen (1,26‰/51 Tokens). Speitel ist in Westdtld. verstreut, Speil v.a. in Süddtld., wo es aus Speidel kontrahiert sein dürfte, einzelne Vorkommen aber auch in Niedersachsen und Schleswig-Holstein, wo ÜberN zu nd. speidel 'Bratspieß; Angelrute' vorliegen könnten. Speigel ist im Süden verstreut, Speigl bildet ein Nest im Raum Cham und streut sonst in Süddtld. Typ Keil 8459 Typ Keitel 1992 Typ Speidel 1326
Karte 287: Keil, Keitel, Speidel
730
Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Gesamter Körper
Weitere Namen: Keilhol(t)z 415+18 (Räume Nürnberg - Forchheim und Erfurt Sondershausen) "ist astiges Holz, zu dessen Bearbeitung Keile nötig sind" (Brechenmacher 1957-63 II, 25), und von daher möglicherweise ÜberN für grobe Menschen. Der FamN Kegel, zu mhd., mnd. kegel 'Kegel, Knüppel; uneheliches Kind', meint nach Brechenmacher 1957-63 II, 23 "in der Hauptsache = ungeformter, bes[onders] grober Mensch […], gewiß nur stellenweise u. vereinzelt = spurius, Bastard". Denkbar sind auch ÜberN für den Kegelspieler, vgl. Keg(e)ler 367+34 (zu mhd. kegeler 'Kegelspieler'; Südhessen, sonst v.a. im nd. Raum verstreut; zu Kögler s. K. 183). Komposita wie Rot(h)kegel 'rote(r) Kapuze(nmantel)' (ebd.) lassen auch Konkurrenzen mit Berufs- oder ÜberN zu mhd., mnd. kogel 'Kapuze(nmantel)' möglich erscheinen. Kegel 1378 ist in ganz Dtld. verbreitet (weniger in Bayern, Thüringen, Mecklenburg-Vorpommern), K(ö/oe)gel 1428+101 mit Rundung von e > ö konzentriert sich einerseits im Raum Bühl (Baden) - Stuttgart - Mannheim - Darmstadt, andererseits zusammen mit K(ö/oe)gl 390+8 in BayerischSchwaben und Oberbayern. 5. Historische Sondierung Hauptkarte. Barth: Sleghel 1387, vor 1424, sleghel 1403 (laut mü evtl. indir. BerufsN für den Zimmermann oder Drescher nach dem Arbeitsgerät) mü 89, 125, 172. Ostfalen: Slegel 1278, Sleghel 1320/30, Sclegel 1345, Slegele 1382, Slegils (Gen.) 1432, Slegell 1523, Schlegels 1610, Schlegel 1744 (nach z o neben ÜberN 'dummer, ungeschlachter Mensch' auch indir. BerufsN zu 'Schlägel', HerkunftsN zu Schlegel in Thüringen, Sachsen, Bayern, Schlesien oder WohnstättenN zu einem Ort, wo geschlagen oder geschlachtet wird, z.B. Schlachthaus oder Schmiede) z o II 516, 518. Braunschw.: Sleghel 1320/30, Slegel 1337, 1340 scha 224. Köln: Schlegel 1147, Slegel 1149, Slegels 1195-98 h a 1949 (laut h a wahrscheinlich BerufsN des Zimmermanns, Steinmetzen oder Fassbinders) h a 1949, 243. Jena: Schlegel 1406-1630, Slegil 1446-1502, Schleger 1447, Slegel 1480-1531, Slegele 1485, Schleigel 1514-20, Schlegelin (fem.) 1531-42, Schlegelnn (fem.) 1555-85 a p 231. Vogtld.: Slegel 1458, Schlegel 1529, 1570, um 1800, Schlägel um 1800 (nach h e HerkunftsN zum SiedlungsN Schlegel in Oberfranken, BerufsN 'Schlägel' oder WohnstättenN zu einem Ort, wo geschlagen wird, z.B. Schmiede, Schlachthaus) h e 1992, 177. Südwestsachsen: Schlegil = Slegil 1430, Schlegell 1475, Slegel 1479, 1492 (nach h e hauptsächlich indir. BerufsN zu 'Schlägel', auch WohnstättenN zu einem Ort, wo geschlagen wird, ÜberN 'grober Mensch' oder HerkunftsN zum SiedlungsN Schlegel nördl. von Hainichen) h e 2007, 232. Altenb. Ld.: Slegil 13371438, Slegel 1421-1511, Schlegel 1519, 1552, Schlegell 1560 grü 421f. Leipzig: Slegil 1396, Slegel 1478, 1481 (nach so auch HerkunftsN zum SiedlungsN Schlegel nördl. von Hainichen und bei Ostritz) so 153. Grimma: Schlegell 1531, Schlegel 17. Jh., 1853, Schlegels (Gen.) 1619, 1627 na 185. Oschatz: Schlegel(l) 1529 ne 1970, 90; Schlegel 1441-1895, Slegil 1460, Schlegelynn 1479, Schlegil, Slegel(l) bis 1600 (alle nach ne auch WohnstättenN zu einem Ort, wo geschlagen wird, oder HerkunftsN zu Schlegel bei Hainichen oder Ostritz) ne 1981,
731
Körperliche oder charakterliche Plumpheit
155, 216, 222, 306. Liegnitz: Slegel 1356-1449 Ba 1975, 118. Breslau: Slegil 13./14. Jh. r ei 119, 129. Schlesien: Slegil 1356-1417/18, Schlegel 1546 Ba 1953, 136. Maulbronn: Schlegel 1536-1608, Schlegell 1553-63, Schlögel 1553, 1566, Schlägel 1553, 1583, Schlegels (Gen.) 1603, Schlögell 1608 hu 702. Esslingen: Slegil 1220, schleglin 1456, schlegel 1460 (alle nach Be indir. BerufsN 'Schlägel', ÜberN, WohnstättenN zu mhd. slegel 'Schmiede, Schlachthaus', BerufsN für den Gefangenenwärter oder Stockmeister) Be 318. Ravensb.: Schlegel 13331423 sa 140. Liechtenstein: schlegels (Gen.) 1397, 1573, schlogel 1465, Schlögel, schlo̊ gel 1516, Schlegel 1544-1803, schlegell 1581, 1778, Schlegels 1626, 1690, Schlögels (Gen.) 1656, Schlägl 1657, Schlägel 1659, Schlegl 1661, Schlegell 1688, 1744, S(c)hlegl 1705 (alle nach str indir. BerufsN zum Schlagwerkzeug oder WohnstättenN zu einem Ort, wo geschla gen wird oder HerkunftsN zum SiedlungsN Schlegel in Sachsen, Bayern, Thüringen, Schlesien) IV 260f. Freib. i.Ü.: Schlegell 1511 = Slegel 1513 st 176. Graubünden: Schlegel 1239-1688, Schliegel 1375, Slegel 1390, Schlögel 1502, 1513, Schlegels 1504, 1514, Schlegli 1524, Schlegell 1590 huB 730. Ansbach: Slegel 1388-1467, Slegelin 1461, Schlegel 1490 (nach schä BerufsN nach dem Schlagwerkzeug oder WohnstättenN nach einer Schmiede oder einem Schlachthaus) schä 204. Nürnb.: Slegel 1286-1450, Schlegel 1392 (nach sche zum Schlagwerkzeug bzw. zu einem Schlachthaus oder einer Schmiede) sche 288. Regensb.: Sleglinn (fem.) 1370 ko 2014, 81. Sudetenld.: Slegel 1337-1403, Sleglini 1362, Slegil 1374, Slegl 1387 (alle laut sch zu mhd. slegel 'schwerer Hammer' für einen Steinmetz) sch 1957, 279; Slegl 1421, Slegil 1441, Slegel 1490, 1500, Ŝlegl 1494, Schlegl 1517, Schlegel 1528, Sslekl, Schlekl 1535, Schlegl 1547 (alle laut sch BerufsN für einen Steinmetz) sch 1973, 260. München: Slegel 1368 (nach ei BerufsN für den Schäffler) ei 415. Tirol: Slegel 14. Jh, 1428, Schlögl 17. Jh. (laut Fi indir. BerufsN nach dem Werkzeug für den Fassbinder, für Bergleute oder andere Berufe) Fi 471. Salzb.: Slegel 1288-1386, Schlegl 1606 (laut zi indir. BerufsN für einen Fleischhauer oder Fassbinder) zi 1986, 216. Waldviertel: S(ch)legl, Schlögl 1354-1499 (laut po indir. BerufsN für den Steinmetz zum Werkzeug) po 148.
6. Hinweise Zur Hauptkarte und vierten Nebenkarte vgl. in Nachbarländern: Schleg(e)l Schl(ö/oe)gel Schl(ö/oe)gl Schl(ä/ae)gel Knitt(e)l Kn(ü/ue)ttel
Elsass/Lothringen 0+22 0+1 0+0 0+0 0+27 0+0
Schweiz 4+1385 0+0 9+0 2+0 0+22 6+0
Österreich 160+132 94+0 1258+15 15+0 85+63 1+0
Daten nach: Elsass/Lothringen: Telef., pagesjaunes.fr; Schweiz: Telef., verwandt. ch; Österreich: Telef., Geogen At, CD-Rom, 2005 (jeweils 09.05.15). kunze 2000d, K. 13 (Kolb, Schlegel am Bodensee). F. FahlBusch
732
Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Haare und Körperteile
Typ Straub 8117 Typ Struwe 2168 Typ Strube 2030 Typ Strobel 12594
Karte 288: Straub, Struwe, Strube, Strobel
Haarwuchs, Haarfarbe
733
2 Haare und Körperteile 2.1 Haarwuchs, Haarfarbe 1. Fragestellung Haarwuchs und Haarfarbe haben als wichtige Unterscheidungsmerkmale der Menschen zahlreiche ÜberN hervorgebracht. Unter den 70 häufigsten FamN in Dtld. beziehen sich sechs auf die Haare: Schwarz (Rang 19), Krause (Rang 28), Fuchs (für Rothaarige; Rang 42), Weiß (Rang 47), Roth (Rang 56) und Kraus (Rang 69). Die ersten Karten gelten im Folgenden Namen, die den Haarwuchs betreffen. ÜberN für Menschen mit lockigem Haar sind schon dokumentiert in Vokalismus K. 96 (Kroll, Krull), K. 182-184 (Kraus, Kruse, Kraushaar u.ä.) und morphologie, K. 2 (Kraus, Krause, Krauser). Die Hauptkarte gilt ÜberN zu mhd. strūbe, mnd. strūf 'struppig, rau emporstehend (von Haaren und Federn)' sowie mhd. strobel 'struppig'. Erstere sind unter dem Aspekt der Varianz b/v/w/f in konsonantismus, K. 59 (Straub, Struve, Struwe, Strufe) behandelt. Im Folgenden wird zum Zwecke eines Gesamtüberblicks ihr Verhältnis zu den Diminutiva mit lSuffix (Strub-el) sowie zu FamN aus mhd. strobel dokumentiert. Die beiden letztgenannten Fälle sind schwer voneinander zu trennen. Auf der Karte werden die FamN ohne -el zunächst nach dem Stammvokal zu Typen mit Diphthongierung (blau) und ohne diese (rot) sortiert, sodann die monophthongischen Fälle noch in die räumlich deutlich getrennten Hauptgruppen mit v/w/f (dunkelrot) vs. b (hellrot). Die erste Nebenkarte differenziert Typ Strobel der Hauptkarte genauer aus. Hier folgen im Text Hinweise auf weitere den Haarwuchs betreffende ÜberN wie Borst, Glatt, Kandziora, Kreusel, Kutschera, Lock, Rait, Schopf und Zott. Die zweite Nebenkarte gilt ÜberN mit mhd., mnd. rū(ch) 'rau, haarig'. Die dritte Nebenkarte behandelt ÜberN mit mhd., mnd. hār 'Haar', die vierte solche mit mhd. zop(f), mnd. top 'Zopf, Schopf'. Die fünfte und sechste Nebenkarte sind ÜberN für den Kahlköpfigen bzw. für den Bartträger gewidmet. Die weiteren Nebenkarten befassen sich mit ÜberN nach der Haarfarbe: Die siebte stellt das Verhältnis der häufigsten FamN mit 'weiß' (= hellhaarig, blond) und 'schwarz' dar, die achte die ÜberN zu mhd., mnd. rōt, die neunte zu mhd. gel, mnd. gēl 'gelb, blond', die zehnte zu mhd. grā, mnd. grā(we) 'grau', die elfte zu mhd., mnd. grīs(e) 'grau'. Weitere ÜberN werden bei den betreffenden Karten im Text besprochen. 2. Quantitative Datenbasis Abfrage: Str(a?u|äu|a?eu|ü|ue|ie?|oo?e?|ö|ei)(bb?|v|w|ff?)e?n?l?e?i?n? (≥ 10 Tokens) ergibt 54 Types/26038 Tokens. Als einschlägig werden kartiert:
734
Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Haare und Körperteile
Typ Straub 6 Types/8117 Tokens: Straub(e) 6100+1851, Strauf(f) 67+24, Streuf(f) 18+57. Typ Struwe 9 Types/2168 Tokens: Str(u/ü)we 890+77, Str(u/oe)ve 880+34, Strüve(n) 42+88, Strufe 103, Str(u/o)ff 33+21. Typ Strube 8 Types/2030 Tokens: Strube(n) 1489+61, Strub 243, Strübe(n) 107+38, Strob(en) 43+33, Stroebe 16. Typ Strobel 20 Types/12594 Tokens: Strob(e)l 2510+6270, Str(ö/oe)bel 695+50, Streubel 669, Str(ö/oe)bele 569+10, Strub(e)l 70+442, Strieb(e)l 28+333, Streib(e)l 134+208, Straubel 213, Ströbl(e) 184+18, Strübel 128, Strib(e)l 21+26, Strübli 16. 3. Qualitative Datenbasis Zu den Typen Straub, Stru(v/w/f)e, Strube s. konsonantismus, K. 59. Strubel könnte im Einzelfall auch Patronym sein (zu *Strudbald?), jedenfalls ist es als RufN belegt, "z.B. 1280 Hartmann, Strubel, Ulrich u. Friedrich, Söhne des Ritters Gerung von Ofteringen (Waldshut)" (Brechenmacher 1957-63 II, 693). Bei Straubel, Strobel, Ströbel und Strübel besteht zudem Konkurrenz mit Herkunftsbzw. WohnstättenN zu SiedlungsN wie Strobels (Bayern), Strobl (Österreich), Ströbel (Schlesien), Strübbel (Schleswig-Holstein, Baden-Württemberg) bzw. zu FlurN wie Strubel (Calbe/Saale) (zoder 1968 II, 682, 687, 689). 4. Details und Ergänzungen Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 3-45, entspricht 0,056,85‰. Vorkommen pro zweistellige PLZ: Dokumentationstabelle. PLZ
Straub
Struwe
Strube
Strobel
‰ ges.
PLZ
Straub
Struwe
Strube
Strobel
‰ ges.
01
140
9
6
141
0,76
14
48
13
15
43
0,45
02
15
5
0
32
0,34
15
39
9
3
34
0,48
03
11
4
5
11
0,31
16
25
8
9
25
0,40
04
137
11
15
191
0,98
17
15
11
4
40
0,37
06
117
17
77
144
0,84
18
13
22
7
42
0,50
07
51
4
2
161
1,11
19
13
14
7
11
0,38
08
39
5
3
401
2,22
20
6
21
4
23
0,62
09
168
2
14
99
1,09
21
31
66
32
53
0,47
10
39
14
19
62
0,48
22
49
139
44
59
0,60
12
41
18
22
53
0,43
23
22
63
12
29
0,52
13
39
20
17
40
0,48
24
37
261
16
45
0,90
735
Haarwuchs, Haarfarbe
PLZ
Straub
Struwe
Strube
Strobel
‰ ges.
PLZ
Straub
Struwe
Strube
Strobel
‰ ges.
25
24
305
36
13
1,47
64
100
11
4
101
0,78
26
44
25
32
20
0,28
65
98
3
15
85
0,54
27
20
39
22
26
0,34
66
118
12
13
101
0,50
28
15
15
20
30
0,32
67
148
11
33
185
1,04
29
26
24
21
19
0,44
68
106
8
11
141
1,28
30
41
21
52
40
0,48
69
49
5
2
70
0,70
31
50
39
71
34
0,50
70
168
9
13
275
1,71
32
34
15
18
35
0,29
71
147
11
6
236
1,17
33
69
51
13
51
0,47
72
444
3
7
615
2,85
34
44
9
113
34
0,65
73
399
14
7
510
2,59
35
68
2
20
41
0,38
74
244
3
1
287
1,51
36
30
1
66
20
0,60
75
97
5
4
109
1,28
37
15
11
61
26
0,39
76
148
9
10
217
0,99
38
76
19
101
62
0,59
77
109
3
7
96
1,26
39
25
15
72
33
0,62
78
301
2
15
238
2,06
40
41
29
12
31
0,32
79
235
16
129
163
1,52
41
27
10
13
25
0,24
80
88
12
11
230
1,30
42
47
18
18
45
0,38
81
89
4
15
269
1,36
44
57
22
51
57
0,42
82
94
3
21
384
1,80
45
51
43
30
69
0,35
83
46
14
5
251
1,22
46
29
20
17
30
0,30
84
31
2
0
198
1,11
47
64
35
30
83
0,48
85
87
3
10
395
1,40
48
25
37
19
25
0,25
86
145
2
6
628
2,01
49
46
55
41
26
0,40
87
139
1
10
196
1,92
50
84
39
31
70
0,61
88
378
4
15
587
3,38
51
82
18
40
33
0,55
89
190
5
8
523
2,89
52
29
6
17
51
0,32
90
95
3
7
314
1,44
53
84
34
27
72
0,49
91
68
4
7
492
1,58
54
18
5
0
14
0,21
92
27
0
0
273
1,77
55
97
11
46
71
0,79
93
30
2
3
182
1,11
56
52
13
25
92
0,59
94
51
2
3
131
0,81
57
28
39
6
17
0,39
95
32
4
0
341
1,89
58
46
36
15
38
0,37
96
74
0
2
78
0,75
59
55
129
34
42
0,62
97
340
12
3
229
1,50
60
57
6
10
49
0,62
98
37
2
13
15
0,63
61
42
5
7
52
0,63
99
117
8
60
72
0,89
63
292
8
11
148
1,04
736
Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Haare und Körperteile
Details: Typ Straub begegnet am dichtesten in den PLZ 733 Geislingen an der Steige (5,66‰/123 Tokens), 639 Erlenbach/Main (3,74‰/73 Tokens) und 976 Bad Kissingen (3,32‰/129 Tokens). Straube ist nördl. einer Linie Trier - Bad Kreuznach - Suhl - Plauen verstreut. Zu Stru(v/w/f)e und Varianten s. konso nantismus , K. 59. Bei Typ Strube konzentriert sich Strube v.a. im nordöstl. Hessen zwischen Heringen/Werra und Kassel sowie in Ostfalen, Strub am Rhein zwischen Mainz und Ludwigshafen sowie in Südbaden. Strübe begegnet einerseits in Südbaden (vgl. u. Strübi(n)), andererseits in Ostfalen (nach zoder 1968 II, 689 = Strube). Zur Differenzierung von Typ Strobel s. erste Nebenkarte. Weitere Namen: Strupp 370 (v.a. Raum Perl - Trier), Struppe 99 (verstreut) beruhen auf der Nebenform mhd. strūp zu strūbe 'struppig'. Zu Strübing, Strüwing, Strüfing s. konsonantismus, S. 130. Strübig 99 (Ostfalen) ist laut zoder 1968 II, 689 eine Variante von Strübing (s.o.). Strübich 4 (Südbaden), entrundet Striebich 69, Striebig 12 (beide Nest in und um Gaggenau), wird von Brechenmacher 1957-63 II, 693 als ÜberN zu mhd. strūben 'rau emporstehen' angesetzt. Strübin 44 (Südbaden; in der Schweiz Strübi(n) 78+123 Telef., verwandt.ch, 04.01.15) ist südalem. Diminutiv zu Strub. Strubich 26 streut v.a. in der Mitte und im Süden von Dtld. Zu Straubhaar s. dritte Nebenkarte. Erste Nebenkarte (K. 289): Hier wird Typ Strobel der Hauptkarte ausdifferenziert (Abfrage s. dort). Streibel ist in ganz Dtld. verstreut und wird nicht kartiert, um das Kartenbild nicht zu verunklaren. Ebenfalls unberücksichtigt bleibt Straubel (Raum Halle/Saale - Saalfeld/Saale), da es auf der Karte kaum sichtbar wäre. Typ Strobel 2 Types/8780 Tokens: Strob(e)l 2510+6270. Typ Ströbel 3 Types/929 Tokens: Ströb(e)l 184+695, Stroebel 50. Typ Ströbele 3 Types/597 Tokens: Ströb(e)le 18+569, Stroebele 10. Typ Streubel 2 Types/803 Tokens: Streubel 669, Streibl 134. Typ Striebel 6 Types/552 Tokens: Strieb(e)l 28+333, Strübel 128, Strib(e)l 21+26, Strübli 16. Typ Strubel 2 Types/512 Tokens: Strub(e)l 70+442. Kartentyp: relativ; Ausschnitt Süddtld.; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 4-50, entspricht 0,02-6,43‰; Tokenangaben beziehen sich auf Gesamtdtld. Strobel tritt v.a. im Grenzgebiet Thüringen - Sachsen - Bayern, in BayerischSchwaben sowie im südöstl. Baden-Württemberg auf, Strobl außer in Unterfranken in ganz Bayern. Ströbel konzentriert sich zwischen Bayreuth und Schwäbisch Hall, Ströbl ist außer in Unter und Oberfranken in Bayern verstreut, Stroebel streut über ganz Dtld. Ströbele begegnet in Oberschwaben bis zur Schwäbischen
737
Haarwuchs, Haarfarbe
Alb. Streubel findet sich in Sachsen, Streibl in Nieder und Oberbayern. Striebel kommt südwestl. von Baden-Baden sowie im Raum Ulm - Ravensburg - Sigmaringen vor, Strübel v.a. im mittleren Baden-Württemberg. Strubel tritt massiert zwischen Worms und Speyer, Strubl in ganz Dtld. verstreut auf. Die Karte ließe sich erweitern mit Stroppel 175 (Raum Tübingen - Sigmaringen), das Brechenmacher 1957-63 II, 693 als Variante von Strobel anführt. Mit Antritt von -t ist Strobelt 238 konzentriert in Südwestsachsen (s. morphologie, K. 251 (Bergelt, Strobelt u.a.)), Strubelt streut über ganz Dtld. Typ Strobel 8780 Typ Ströbel 929 Typ Ströbele 597 Typ Streubel 803 Typ Striebel 552 Typ Strubel 512
Leipzig
Frankfurt
Nürnberg
Stuttgart
München
Karte 289: Strobel, Ströbel, Ströbele, Streubel, Striebel, Strubel
Weitere Namen: Borst 890 (konzentriert im Viereck Stuttgart - Wiesbaden Würzburg - Aalen), zu mhd. borst(e) 'Borste', kann sich auf borstige Haare wie auf borstigen Charakter beziehen, ebenso Burst 107 (Raum Achern - Karlsruhe). Inwieweit sich Glatt 298 (Mittel- und Südbaden), Glatte 113 (v.a. in Sachsen) auf glattes Haar beziehen (duden Famn 2005, 279), auf eine ebene Wohnstätte (vgl. Glattfeld 15 (Erfurt) und Glattfelder 30 (Baden)) oder einen geschmeidigen Charakter (Brechenmacher 1957-63 I, 564), muss offenbleiben.
738
Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Haare und Körperteile
FamN zu mnd. klatte 'Fetzen' werden in den Lexika als ÜberN teils auf arme oder verwahrloste Menschen bezogen (duden Famn 2005, 378; naumann 2005, 159), teils auf Menschen mit wirrem Haarschopf (Bahlow 2005, 282; Brechenmacher 1957-63 II, 50; gottschald 2006, 290). Klatthaar 12 (Westfalen, SchleswigHolstein) und historische FamN wie Klattenkopp '-kopf', Clattevole 'rauhaariges Fohlen' (Bahlow 2005, 282) sowie mnd. klatwulle 'verfilzte Wolle' sprechen dafür, im nd. Raum Bezug auf die Haare anzunehmen, was im Einzelfall andere Deutungen aber nicht ausschließt: Klatt 3743 (nd. Raum, von Westen nach Osten zunehmend), Klatte 685 (Niedersachsen, Brandenburg, Berlin, Nordrhein-Westfalen), Klat 101 (Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg), Kladt 24 (Raum Mannheim - Darmstadt). Aus mhd. kriuseleht 'kraushaarig, lockig' entstanden oder Diminutiva zu mhd. krūs 'lockig' sind die ÜberN Kreusel 319 (verstreut), Kreu(ß/ss)el 99+20 (v.a. im Raum Suhl bzw. verstreut), Krei(ß/ss)el 58+26 (bei Nürnberg bzw. verstreut), Kräu(ß/s)el 34+17 (Räume Suhl und Nürnberg bzw. bei Bielefeld und Nürnberg), Krey(ß/ss)el 11+3 (Südsachsen). Kreisel 979 ist in ganz Dtld. verstreut (vor 1945 häufig östl. von Oder und Neiße, genevolu.de, 13.02.15). Kreißl 397 begegnet v.a. südl. von Chemnitz, Kreissl 281, Kreisl 144, Kräu(ß/ss)l 20+17 streuen in der Südhälfte von Dtld. Kreis(s)le 26+4, Kreißle 5, Kräusle 3 finden sich zwischen Bodensee und Ulm, Kräußle 9 in und um Landau. Kräu(ß/ss)lein 23+2, Kreu(ß/ss)lein 4+1, Kräuslein 1 sind im mittleren Dtld. verstreut. Im Einzelfall können indir. BerufsN zu mhd. kriuselīn 'kleiner Krug' konkurrieren. ÜberN zu mhd. loc 'Haarlocke' sind Lock 511 (Südwestdtld.), Locke 280 (ganz Dtld. mit Häufung bei Zittau). Bei Mo(h)rlock 622+12 (Nest in und um Pforzheim), Mohrlok 52 (Nest in und um Baiersbronn) kann es sich um ÜberN zu mhd. mōr(e) 'Maure, Afrikaner' für jemanden mit schwarzen Locken handeln. Nach Brechenmacher 1957-63 II, 286 und Bahlow 2005, 347, die auf Marlock 5 (Wertheim) verweisen, kann zudem ein von den Mahren (Nachtgeistern) zerzauster Kopf gemeint sein, nach duden Famn 2005, 467 ist auch Patronym zu einem RufN (mōr +lach) möglich. Zu ÜberN aus mhd. reit 'lockig' s. herkunFts- und wohnstättennamen, S. 313. ÜberN zu mhd. schopf, schoph 'Haarschopf' und WohnstättenN zu mhd. schopf(e) 'Scheune ohne Vorderwand, Vorhalle, Schuppen' sind schwer zu trennen. Eindeutig auf Haare (mhd. grā 'grau' + mhd. schopf, schoph) beziehen sich die Komposita Groschopp 162, Groschupf 100, Groschupp 99, Gro(h)schopf 31+12 (konzentriert in Sachsen), Groschup 51, Grauschopf 25 (beide in Bayern), Groschoff 12 (verstreut). Auf Haare bezogen sind ferner Rotschopf 4, Rauschopf 6 'haarreich', der SatzN Rührnschopf 25 '(ich) bewege den Schopf', wohl auch Breitschopp 9, (B/P)reit- 66+36, Groß- 6 und Ho(ch)schopf 12+3, doch könnte hier
Haarwuchs, Haarfarbe
739
auch ein Schuppen (s.o.) gemeint sein. Sie treten verstreut in der Südhälfte von Dtld. auf, Breitschopf v.a. im nördl. Baden-Württemberg. Die o.g. Konkurrenz besteht auch bei Schopf(f) 962+1 (überall südl. des Mains, mit Konzentrationen in den Räumen Stuttgart und Deggendorf), Sch(ö/oe)pfel 126+3 (Nest in und um Eichstätt), Sch(ö/oe)pflin 269+6 (Nester in und um Lörrach sowie nördl. von Freiburg i.Br.), Schöpfle 20 (westl. Baden-Württemberg), Schöpfl 19 (Ingolstadt). Zu Schopp s. K. 179. Zu Wollenhaupt s. bei K. 301. Zott 395 (Saarland, nordöstl. Baden-Württemberg, südl. Bayern), Zottmann 179 (südl. von Nürnberg), zu mhd. zotte 'Zotte, Flausch' können ÜberN 'mit zottigem Haar' sein oder BerufsN des (Woll-)Webers. Zu poln. kędzior 'Haarlocke, Kraushaar' finden sich mit ≥ 100 Tokens: Kandziora 498 (verstreut), Kendzior(r)a 109+104 sowie Kedziora 134 (alle verstreut mit Schwerpunkt im Ruhrgebiet). Kutschera 591, Kucera 213 (beide verstreut v.a. in der Südhälfte von Dtld.), Kuczera 380 (Ruhrgebiet) können ÜberN zu tschech. kučera, niedersorb. kuźera 'Haarlocke, Lockenhaar' sein, doch besteht starke Konkurrenz mit poln. BerufsN zu altpoln. kuczer, kuczar 'Fuhrmann, Kutscher'. Zweite Nebenkarte (K. 290): FamN mit mhd. rūch, rū(he), rouch, mnd. rū, rūch, rūw 'rau, haarig' sind hinsichtlich der Varianz von intervokalisch Ø/h/w/g in konsonantismus, K. 252 (Raue, Ruhe, Ruwe, Ruge) dokumentiert. Dabei blieben FamN ohne auslautendes -e(n) bzw. mit ch außer Betracht. Die folgende Karte bezieht diese Fälle in einen Gesamtüberblick über diese ÜberN für stark behaarte Menschen mit ein. Diphthongische Typen werden mit grün-blauen Farben von monophthongischen mit gelb-rot-braunen Farben abgesetzt. Ruwe befindet sich im Ruhe-Gebiet und wird daher unter Typ Ruhe subsumiert, Rauhe unter Typ Raue, in dessen Gebiet es eingestreut ist. Für die FamN mit Diphthong werden vier Typen angesetzt, bei denen sich im Süden eine WestOstStaffelung Rau - Rauh - Rauch abzeichnet, während Raue im Ostmd. beheimatet ist. Die ÜberN können auch durch dasselbe Wort im Sinne von 'rau, zottig', ungepflegt, unwirsch' motiviert sein. Rauch und Ruch stellen spirantisierte Varianten von R(a)u(h) dar. "Noch Luther sagt rauch statt rauh. Ausgangspunkt des Namens [Rauch] ist das östl. Mitteldeutschland" (Brechenmacher 1957-63 II, 376). Doch besteht besonders bei den obd. Vorkommen von Rauch Konkurrenz mit ÜberN zu mhd. rouch 'Rauch', etwa für Schmiede oder sonstige Inhaber einer Feuerstelle; vgl. die Diminutive Raichle 254, Räuchle 208, Reuchl(e)in 30+43, Reuchle(n) 8+9 (alle in Württemberg und Unterfranken), die wohl als ÜberN zu mhd. rouch 'Rauch' gehören. Der Huma-
740
Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Haare und Körperteile
nist Johannes Reuchlin aus Pforzheim führt die Rauchfahne im Siegel (Brechenmacher 1957-63 II, 403). Bei Ruh sind im Einzelfall HerkunftsN zum SiedlungsN Ruh (Nordrhein-Westfalen) denkbar, bei Ruhs neben patronymischem Genitiv zu Ruh auch ÜberN zu mhd. ruoa 'Ruß, Schmutz' oder mhd. rus 'grober Bengel, Flegel'. Zu Konkurrenzen zu Ruhe, Ruwe, Ruge s. konsonantismus, K. 252. Typ Rau 8598 Typ Rauch 6508 Typ Rauh 2419 Typ Raue 1019 Typ Ruge 1404 Typ Ruhe 1047 Typ Ruh 940 Typ Ruch 928
Karte 290: Rau, Rauch, Rauh, Raue, Ruge, Ruhe, Ruh, Ruch
Die Abfrage Ra?uc?h?g?w?e?n?s? (≥ 10 Tokens) ergibt 21 Types/23260 Tokens. Nach Abzug von etymologisch unsicherem Raun 37 (Flensburg, Hamburg), Rauw 25 (Hellenthal) und Raus (s.u.), des FremdN Rus 126 (verstreut) sowie des Patronyms Rues 65 (Bodensee; zu Rudolf) verbleiben: Typ Rau 8598: Rau(en) 8196+402. Typ Rauch 6508: Rauch(e) 6429+79. Typ Rauh 2419: Rauh. Typ Raue 1019: Rau(h)e 890+129. Typ Ruge 1404: Rug(e) 107+1183, Rugen 114. Typ Ruhe 1047: Ruhe(n) 795+10, Ruwe 242.
Haarwuchs, Haarfarbe
741
Typ Ruh 940: Ruh(s) 683+257. Typ Ruch 928: Ruch. Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 3-40, entspricht 0,103,67‰. Die dichtesten Vorkommen von Typ Rau betreffen die PLZ 895 Heidenheim an der Brenz (2,04‰/117 Tokens), 753 Calw (2,02‰/84 Tokens) und 662 Heusweiler (1,85‰/65 Tokens), der patronymische Genitiv Rauen findet sich in der Eifel, den nordrheinischen Städten sowie in und um Rheine. Rauch begegnet v.a. in der Südhälfte von Dtld., Rauche im Thüringer Wald, Rauh im Grenzraum Thüringen Sachsen Bayern, in Ober und Mittelfranken sowie in Bayerisch Schwaben. Raue ist in Thüringen, Sachsen und im südl. Sachsen-Anhalt beheimatet, Rauhe in der Nordhälfte von Dtld. verstreut. Zu Ruge, Ruhe, Ruwe s. konsonantismus, K. 252. Ruh begegnet mit Nestern in den Räumen Worms, Freiburg i.Br. und Singen (Hohentwiel). Ruhs ist verstreut, Ruch bildet Nester einerseits bei Bad Hersfeld, andererseits in Südbaden. Weitere Namen: Rau(h)s 144+8 begegnet zusammen mit Rau(ss/ß) 31+71 im Raum Steinfurt - Rheine. Diese Lage und die Varianten mit ss/ß lassen patronymische Genitive von Rau(h) fraglich erscheinen. zoder 1968 II, 363 nimmt stattdessen ÜberN zu mhd. rūaen 'lärmen' bzw. russe 'Geräusch' an. Komposita, in denen sich das Bestimmungswort Rau-, Ru- auf die Behaarung bezieht und nicht z.B. auf raues Gelände wie z.B. in Rauchensteiner 30 (in und um Landshut), Rauchholz 75 (in und um Mannheim, Ruhrgebiet), Rauchegger 17 (verstreut), Rauenbusch 35 (Mittelfranken), Rauwald 25 (verstreut), Ruchhol(t)z 21+19 (nördl. Mecklenburg-Vorpommern, Hamburg), Ruhkamp 60 (Raum Bad Bentheim - Münster) oder auf mhd. rouch 'Rauch' wie in Rauchfleisch 24 (verstreut im Nordwesten von Dtld.) oder auf Pelze wie in Rauhut (s. bei K. 184) sind: Rauchfuß (s. K. 328), Rauchmaul (s. bei K. 317), Rubarth (s. sechste Nebenkarte), Rukopf u.ä. (s. bei K. 301). Offen bleibt die Deutung von Raumann 69 (Westfalen) und Rauchmann 93 (verstreut). Dritte Nebenkarte (K. 291): Die Karte gilt ÜberN mit dem Bestandteil mhd., mnd. hār 'Haar'. Sie zeigt die Verbreitung von sieben räumlich konzentrierten, häufigeren Komposita mit -haar als Grundwort. Typ Flechsenhaar beruht auf mhd. vlehsīn 'flächsern, aus Flachs' bzw. mhd. vlahs, mnd. vlas 'Flachs' und ist ÜberN für Blonde. Bei Typ Schönhaar sind Überschneidungen mit Herkunfts- und WohnstättenN zu Toponymen wie Schönhard(t) (z.B. Siedlungen bei Schwäbisch Gmünd, Schwäbisch Hall, Vilshofen) denkbar, vgl. FamN Schönhardt 158 (Raum Karlsruhe - Stutt-
742
Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Haare und Körperteile
gart - Neuweiler), -hard 12 (verstreut), -hart 7 (Nordrhein-Westfalen). Pfleghardt 13 (Raum Nürnberg), -hart 11, -hard 6 (beide im Allgäu) dürften Varianten zu -ha(a)r darstellen, werden aber nicht mit kartiert. Typ Weißhaar 985 Typ Kraushaar 700 Typ Rothhaar 326 Typ Flechsenhar 241 Typ Pfleghar 225 Typ Glatthaar 217 Typ Schönhaar 149
Köln
Frankfurt Trier Nürnberg
Stuttgart
Karte 291: Weiß-, Kraus-, Rothhaar, Flechsen-, Pfleghar, Glatt-, Schönhaar
Die Abfrage (Wei(ss?z?|ß)|Witt?|(K|C)ra?u(ss?z?|ß)|Roth?|(V|F)l(e|ae?|ä)c?h? (ss?|ß)e?n?|Pflegs?|(K|G)latt|Sch(ö|oe?)n)h(aa?|ä|ae|ö|oe)rl?e?i?n? ergibt 39 Types/2845 Tokens. Nach Ausschluss von unklarem Rothaer 1, Witthörn 1 verbleiben: Typ Weißhaar 10 Types/985 Tokens: Weißha(a)r 8+452, Weisha(a)r 34+311, Weissha(a)r 9+127, Weis(s)zhar 29+1, Wit(t)haar 12+2. Typ Kraushaar 4 Types/700 Tokens: Krausha(a)r 6+678, Krau(ss/ß)haar 3+13. Typ Rothhaar 3 Types/326 Tokens: Roth(h)aar 36+260, Rothörl 30. Typ Flechsenhar 10 Types/241 Tokens: Flechsenha(a)r 57+35, Flasha(a)r 50+28, Flächsenhaar 27, Flachshaar 19, Flaßha(a)r 8+9, Flassha(a)r 1+7. Typ Pfleghar 3 Types/225 Tokens: Pflegha(a)r 142+69, Pflegshörl 14. Typ Glatthaar 3 Types/217 Tokens: Glattha(a)r 17+188, Klatthaar 12.
Haarwuchs, Haarfarbe
743
Typ Schönhaar 4 Types/149 Tokens: Schönha(a)r 7+116, Schönhärl 19, Schoenhaar 7. Kartentyp: absolut; Ausschnitt Südwestdtld.; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 4-55, entspricht 1-122 Tokens; Tokenangaben beziehen sich auf Gesamtdtld. Die dichtesten Vorkommen von Typ Weißhaar betreffen die PLZ 780 VillingenSchwenningen (89 Tokens/2,01‰), 669 Pirmasens (54 Tokens/1,09‰) und 895 Heidenheim/Brenz (26 Tokens/0,45‰), von Typ Kraushaar die PLZ 345 Bad Wildungen (22 Tokens/0,45‰), 671 Schifferstadt (19 Tokens/0,44‰) und 666 Merzig (19 Tokens/0,31‰), von Typ Rothhaar die PLZ 664 Homburg (64 Tokens/1,18‰), 669 Pirmasens (63 Tokens/1,27‰) und 665 Neunkirchen (26 Tokens/0,46‰), von Typ Flechsenhaar die PLZ 647 Michelstadt (25 Tokens/ 0,83‰) und 598 Arnsberg (14 Tokens/0,37‰), von Typ Pfleghar die PLZ 882 Ravensburg (82 Tokens/1,26‰), 880 Friedrichshafen (15 Tokens/0,33‰) und 883 Bad Waldsee (12 Tokens/0,35‰), von Typ Glatthaar die PLZ 787 Schramberg (35 Tokens/1,87‰), 786 Rottweil (16 Tokens/0,50‰) und 880 Friedrichshafen (16 Tokens/0,35‰) sowie von Typ Schönhaar die PLZ 726 Nürtingen (14 Tokens/0,35‰), 763 Pfinztal (13 Tokens/0,32‰) und 737 Esslingen/Neckar (11 Tokens/0,18‰). Weishaar bildet ein Nest im Raum Saarbrücken - Rodalben, Weisshaar eines in und um Villingen-Schwenningen, Weishar ist verstreut. Rothaar konzentriert sich im Raum Saarbrücken - Pirmasens, Rothörl im Raum Augsburg - München. Bei Typ Flechsenhar begegnen die Varianten mit Fla(ch)s-, Fla(ss/ß)- in Westfalen und Nordostdtld., diejenigen mit Fl(ä/e)chsen- im Odenwald (zu Flechsig s.u.). Pfleghaar tritt v.a. am Bodensee auf. Weitere Komposita, von denen mindestens eine Variante ≥ 10 Tokens aufweist (in alphabetischer Reihenfolge): Bößhar 19 und Böshaar 15 (Saarland, Westpfalz) meinen 'schlechtes Haar'. Gehlha(a)r 110+505, Gelha(a)r 87+190, Geelha(a)r 1+158, Gelbhaar 79, Gellha(a)r 3+11, Geilhaar 11 (alle verstreut) gehören zu mhd. gel, mnd. gēl 'gelb, strohblond'. Krauspenhaar 43 (mittleres Dtld.) geht zurück auf mhd. krūsp 'kraus, lockig' (zoder 1968 I, 970). Krum(m)haar 9+79 (südl. Sachsen-Anhalt, sonst verstreut) ist ÜberN für jemanden mit lockigem Haar. Schinhärl 53 (Donauraum von Regensburg bis Passau) beruht auf bair. schin 'schön'. Schlichtha(a)r 4+9, Schlichthörl(ein) 5+2, Schlichthaerle 2 (alle verstreut), Schlichthärle 40 (v.a. zwischen Ulm und Ravensburg), Schlichtherle 111 (Nordhessen; Allgäu) bezeichnen Personen mit glattem Haar; ähnlich auch Schlichtkrul(l) 1+23, Schlichtegroll 8, Schlichtcroll 3 (alle Hamburg, Bremen), zu mnd. sliht 'glatt', slihten 'glätten' und mnd. krul 'Haarschopf', die zoder 1968 II, 522 zufolge SatzN '(ich) glätte (den) Haarschopf' für einen Barbier sind. Bei
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Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Haare und Körperteile
Siebenhaar 479 (Nest zwischen Erlangen und Bamberg), Siebenhar 1, Siebenhörl 15, Siebenhärl 3, Siebenherl 3 (alle in der Osthälfte von Dtld.) handelt es sich um SpottN für einen Menschen mit spärlichem Haar- oder Bartwuchs. Stoppelhaar 11 (verstreut in Niedersachsen) meint den Draht- oder Kurzhaarigen. Straubhaar 35 (verstreut) ist ÜberN 'struppiges, gesträubtes Haar'. Voshaar 16 (Nest in und um Nordhorn) 'fuchs(rot)' spielt auf die Haarfarbe an. Wol(c)kenhaar 36+19, Wulkenhaar 2 (konzentriert im Raum Hamburg, verstreut in Niedersachsen und Schleswig-Holstein) gehören wohl zu 'wellig wie eine Wolke', laut Brechenmacher 1957-63 II, 831 handelt es sich, wie auch bei Wol(c)kenhauer 200+22 (Hamburg, Niedersachsen), um Umdeutungen eines z.B. 1248 in Hamburg belegten RufN Wolquardus, nach Bahlow 2005, 570 ist Wolkenhauer aus -haar entstellter ÜberN nach der Haarform. Haar 979 (nördl. Niedersachsen, Schleswig-Holstein; Großraum Stuttgart) kann ÜberN für jemanden mit auffälligem Haar sein, doch konkurrieren v.a. im Norden Herkunfts- und WohnstättenN zu zahlreichen gleichlautenden Siedlungsund FlurN. Dies gilt auch für Haarmann 1040 (Westfalen), wo noch Konkurrenz mit Patronymen zum RufN Hermann hinzukommt, s. Vokalismus, bei K. 12 und Familiennamen aus ruFnamen. Diminutive wie Härle, Hörl können sich auf die Haare beziehen, doch bestehen Konkurrenzen mit Patronymen aus Kurzformen von RufN wie Her[mann], s. Familiennamen aus ruFnamen. Aus frühnhd. hārich 'behaart' entstanden die ÜberN Harig 551 (konzentriert im Saarland und im Raum Trier; sonst verstreut im Rheinland; südl. Niedersachsen; Lausitz), Haarig 68 (Sachsen), Ha(a)rich 181+46 (Haarich verstreut in der Nordhälfte, Harich in der Südhälfte von Dtld.). Im Norden kann Harig aus Haring 'Hering' abgeschwächt sein. Aus mhd. vlehsīn 'flächsern, aus Flachs' stammen die ÜberN Flechsig 465 (in und um Zwickau), Flechsigs 6, Flächsig 6 (beide verstreut) für blonde Menschen. Vierte Nebenkarte (K. 292): Dokumentiert werden FamN mit mhd. zoph, zopf (md. zop), mnd. top 'Zopf, Schopf'. Sie beziehen sich i.d.R. auf die Haartracht. Die Karte gibt die Verbreitung der häufigsten Komposita mit ihren Varianten wieder: Mnd. sīdentop 'Seidenzopf', ÜberN nach seidigem (zoder 1968 II, 608) oder mit Seidenschmuck geflochtenem Haar (Bahlow 2005, 483); Hotopp 'hoher Zopf' nach aufgeflochtenem Haar; Gratopp 'Grauzopf' für den Grauhaarigen. Die Abfrage (S.*d|H(a|o)|Gr(a|o)).*(z|t)opp?h?f?f?) ergibt 17 Types/1088 Tokens: Typ Siedentopf 4 Types/535 Tokens: S(ie/ei)dentopf 335+10, Siedentop(p) 150+ 40.
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Haarwuchs, Haarfarbe
Typ Hotopp 10 Types/470 Tokens: Hotop(p) 105+278, Hautop(p) 18+13, Hotopf 18, Hatop(p) 8+9, Hattop 11, Hottop 9, Hauttopp 1. Typ Gratopp 3 Types/83 Tokens: Gratop(p) 2+78, Gragetopf 3. Kartentyp: absolut; Ausschnitt Nordostdtld.; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 4-45, entspricht 1-52 Tokens; PLZ innerhalb der Städte einzeln ausgewiesen; Tokenangaben beziehen sich auf Gesamtdtld. Der Asterisk ersetzt das Symbol des PLZ 381 Braunschweig mit 105 Tokens/ 0,79‰ für Typ Siedentopf und 43 Tokens/0,32‰ für Typ Hotopp, um die übrigen Kreise besser hervortreten zu lassen. Bei Typ Siedentopf sind alle Varianten im Raum Wolfenbüttel - Peine - Gifhorn konzentriert, bis auf falsch verhochdeutschtes -topf im Raum Berlin. Bei Typ Hotopp häufen sich fast alle Varianten im Raum Holzminden - Hannover - Braunschweig - Halberstadt, falsch verhochdeutschtes Hotopf ist außerhalb dieses Gebiets verstreut, Haut(t)op(p) mit westfäl. Diphthongierung ō > au in Westfalen. Typ Gratopp begegnet zwischen Hamburg und Rostock. Typ Siedentopf 535 Typ Hotopp 470 Typ Gratopp 83
Rostock
Hamburg Bremen
*
Magdeburg
Kassel Erfurt
Karte 292: Siedentopf, Hotopp, Gratopp
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Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Haare und Körperteile
Weitere Komposita: Griestop 20 (Emsdetten, Sassenberg) gehört zu mnd. grīs(e) 'grau', Güldenzoph 26 (Schleswig-Holstein, Hamburg) meint 'goldener Zopf' (Haarschmuck?, blonde Farbe?), Obertopp 41 (in und um Hamburg) wird von Bahlow 2005, 363 unter die Komposita zu 'Zopf' gerechnet (vgl. Hotopp), Wittop 24 (Raum Bielefeld - Hamm) gehört zu mnd. wit 'weiß'. Zopf(f) 287+2 tritt v.a. in Südhessen, Baden-Württemberg und Bayern auf, diminuiertes Zöpfl 61 bildet ein Nest in und um Ingolstadt, ebenso Zöpfel 22, das ansonsten wie Z(ö/oe)pel 15+3, Zoepffel 12 und Zöpfchen 8 in ganz Dtld. streut. Zöphel 181+11 begegnet in Südwestsachsen, Zoephel 11 in Bayern, Zöpfgen 59 in Niedersachsen. Zopp 109 ist verstreut, Zöppel 34 in Sachsen beheimatet. All diese FamN können im Einzelfall auch metaphorisch durch zopfartiges Gebäck als indir. BäckerN oder durch Lage der Wohnstätte am Zopf, d.h. dem hintersten Ende des Dorfes/Tales etc., motiviert sein. Bei Zopp sind ferner HerkunftsN zu Zopp bei Aachen denkbar. Topp 1179 tritt hauptsächlich zwischen Wuppertal und Hameln auf (Top 170 streut in der Westhälfte von Dtld. und ist i.d.R. türk. FremdN). Da die BerufsN Topf und Töpfer im Ostmd. (s. K. 73f., K. 78) und die relativ seltenen nd. Varianten T(ö/oe)pper 404+83 in der ganzen Nordhälfte von Dtld. verstreut sind, spricht das Verbreitungsgebiet von Topp dafür, dass hier kein BerufsN zu mnd. top 'Topf', sondern (wie bei den östl. benachbarten Sieden-, Hotopp) ÜberN zu mnd. top 'Zopf' vorliegt. Allerdings können WohnstättenN zu mnd. top 'Spitze, das Höchste von etwas' konkurrieren. Fünfte Nebenkarte (K. 293): Lat. calvus 'kahlköpfig' wird in mittelalterlichen lat.dt. Vokabularien meist als kal(e) 'kahl' wiedergegeben (Vocexquo II, 392; stralsVoc 258; liBor I, 542; Vocct I, 211; Vocopt II, 445); im alem. Vocr er 197 aber mit glatzig (ebd. calvitium = Glatz; so auch Vocopt II, 7), und in bair. Handschriften des Vocexquo wird kal(e) durch glatzet kommentiert oder ersetzt. Entsprechend tritt, wie die Karte zeigt, in FamN mhd. gla(t)z 'Kahlkopf' nur im Obd. auf, andere Regionen gehen von mhd., mnd. kal 'kahl' aus. Bei Kahl(e)(r) können HerkunftsN zu SiedlungsN wie Kahl (Unterfranken, Ostpreußen), Kahla (Thüringen, Brandenburg) und WohnstättenN zu FlurN 'kahle Stelle, kahler Baum u.ä.' konkurrieren (vgl. Kahlbaum 37 (verstreut), -bo(h)m 11+23 (in und um Hamburg), Kahlfeld(t) 79+19 (Nordhälfte von Dtld.) u.a.), bei Glatz HerkunftsN zur Ort und Grafschaft Glatz in Niederschlesien (heute Kłodzko; dazu Glatzer 242, Glätzer 94, beide in ganz Dtld. verstreut, vor 1945 in Niederschlesien konzentriert; Bahlow 1953, 84). Zu Glatzel s.u. Die Abfrage Kaa?h?le?r?n?s?c?k?e?|Gl(ae?|ä|e)t?ze?l?e?n?s? ergibt 41 Types/11571 Tokens. Als einschlägig werden kartiert:
Haarwuchs, Haarfarbe
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Typ Kahl 2 Types/4712 Tokens: Kahl 4649, Kaal 63. Typ Kahle 1 Type/2233 Tokens: Kahle. Typ Kahlke 4 Types/360 Tokens: Kahl(c)ke 303+50, Kahle(c)ke 2+5. Typ Kahlen 2 Types/352 Tokens: Kahlen 347, Kalen 5. Typ Glatz 4 Types/1363 Tokens: Glatz(e) 1349+1, Glaz(e) 9+4. Typ Glatzel 8 Types/823 Tokens: Glatz(e)l 31+746, Glatzle 25, Glätz(e)l 8+1, Glazle 6, Glazel 4, Glätzle 2. Typ Kahl 4712 Typ Kahle 2233 Typ Kahlke 360 Typ Kahlen 352 Typ Glatz 1363 Typ Glatzel 823
Karte 293: Kahl, Kahle, Kahlke, Kahlen, Glatz, Glatzel
Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 3-45, entspricht 0,022,77‰. Die dichtesten Vorkommen von Typ Kahl betreffen die PLZ 985 Suhl (2,51‰/39 Tokens), 028 Görlitz (1,63‰/40 Tokens) und 987 Neuhaus am Rennweg (1,49‰/ 47 Tokens), von Typ Kahle die PLZ 315 Neustadt am Rübenberge (1,18‰/79 Tokens), 375 Einbeck (0,89‰/34 Tokens) und 316 Stadthagen (0,63‰/28 Tokens), von Typ Kahlke die PLZ 253 Elmshorn (0,61‰/24 Tokens), 256+257 Gudendorf+Heide (0,40‰/18 Tokens) und 254 Pinneberg (0,33‰/20 Tokens),
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Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Haare und Körperteile
von Typ Kahlen die PLZ 521 Herzogenrath (0,77‰/33 Tokens), 522 Stolberg (Rheinland) (0,47‰/18 Tokens) und 261 Oldenburg (0,40‰/39 Tokens) sowie von Typ Glatz die PLZ 780 Villingen-Schwenningen (1,83‰/81 Tokens), 779 Lahr (1,15‰/43 Tokens) und 825 Geretsried (0,50‰/11 Tokens). Kaal streut in Westhälfte von Dtld., Kahlcke begegnet in Schleswig-Holstein. Bei Typ Glatzel findet sich Glatzl v.a. in Bayern, Baden-Württemberg und Hessen, Glatzle im mittleren Württemberg, Glatzel dagegen in ganz Dtld. (vor 1945 v.a. in Schlesien und im Sudentenland, gen-evolu.de, 28.09.15). Weitere Namen: Nicht kartiert sind Kal(e) 26+83 (verstreut in Westdtld.) als türk. FremdN sowie der Übersichtlichkeit wegen Kahler(t). Kahler 767 ist über ganz Dtld. verstreut. Es kann stark flektiertes Kahl sein, doch konkurrieren HerkunftsN zu Siedlungen wie Kahl (s.o.) und im Nd. Varianten zu Kähler 'Köhler' (s. Vokalismus, K. 42). Kahlert 1595 streut über ganz Dtld.; vor 1945 war der FamN besonders östl. von Oder und Neiße häufig (genevolu.de, 10.09.14). Hier wird i.d.R. t-Antritt an Kahler vorliegen. In Süddtld. sind bei Kahler und Kahlert Überschneidungen mit Kaller(t) möglich, ÜberN für den Schwätzer, s. bei K. 370. Nicht kartiert ist Kahles 128 (Nest im Raum Baden-Baden, verstreut in Süddtld.), das, falls autochthon, hier nicht zu 'kahl' gehören kann; bei Ka(h)ls 93+19, Kales 29 (alle Raum Aachen - Köln - Düsseldorf) ist patronymisch starker Genitiv zu Ka(h)l(e) denkbar. Bei Kahl(e)mann 119+1 (verstreut in der Nordhälfte von Dtld.) konkurrieren ÜberN für den Kahlköpfigen mit Herkunfts und WohnstättenN. Kahlkopf 42 findet sich in West und Ostfalen, Kahlhaupt 2 in Süddtld. Zu ÜberN mit mhd. beschorn 'kahl geschoren, tonsuriert' s. Vokalismus, K. 296 (Pschorn, Beschorner); hinzu kommt Schorn 1650 (konzentriert im Raum Köln - Düsseldorf, sonst verstreut im süddt. Raum). Sechste Nebenkarte (K. 294): Barth 14526 nimmt Rang 116 der häufigsten FamN in Dtld. ein. Nach Brechenmacher 1957-63 I, 75 weisen die ältesten Zeugnisse auf einen ÜberN 'der mit dem Barte', zu mhd., mnd. bart 'Bart'. "Da man seit dem 12. Jh. in der Regel glatt rasiert ging, fiel ein Bartträger zur Zeit der Entstehung der Familiennamen (12. 15. Jh.) auf" (duden Famn 2005, 109). Doch konkurrieren Patronyme aus Kurzformen der RufN Bartholomäus, im Nd. auch aus Barthold (Berthold), zudem WohnstättenN 'der aus dem Haus zum Bart' (Brechenmacher 1957-63 I, 75), im Einzelfall HerkunftsN zu Barth (Vorpommern). Die Verbreitung der FamN vom Typ Barth wird in Familiennamen aus ruFnamen zusammen mit Patronymen der Typen Barthel und Bartl dokumentiert, um alle drei Typen voneinander abzugrenzen. S. dort auch zu Bart(h)mann.
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Haarwuchs, Haarfarbe
Die folgende Karte gilt Komposita, deren Grundwort 'Bart' meint, die zudem (inklusive ihrer Varianten) mit ≥ 50 Tokens begegnen und räumlich klare Konzentrationen aufweisen. Zu Komposita, die verstreut und < 50 Tokens auftreten s.u. Typ Hesselbarth beruht auf der haselnussbraunen Farbe, zu Ru- s. zweite Nebenkarte, Typ Flachsbarth bezieht sich auf flachsgelbe Farbe, Wacker- wohl auf kräftigen Bartwuchs. Bei Braunbart(h) ist Konkurrenz mit Patronymen aus dem RufN Brunwart möglich; der FamN Braunwart(h) 23+222 (Südhessen, BadenWürttemberg, Bayern) tritt in und um Konstanz zusammen mit Braunbart(h) auf. Typ Hesselbarth 738 Typ Rubarth 424 Typ Breitbarth 410 Typ Spitzbarth 328 Typ Flachsbarth 179 Typ Wackerbarth 55 Typ Schwarzbart 79 Typ Braunbarth 77
*
Karte 294: Hessel-, Ru-, Breit-, Spitz-, Flachs-, Wackerbarth, Schwarzbart, Braunbarth
Die Abfrage .*barth?s? (≥ 10 Tokens) ergibt 129 Types/9892 Tokens. Als einschlägig werden kartiert: Typ Hesselbarth 11 Types/738 Tokens: He(ss/ß)elbarth 317+26, H(ä/ae)selbarth 108+22, Hä(ss/ß)elbarth 53+55, Hö(ss/ß)elbarth 17+68, Höselbarth 44, Hasselbarth 15, Heselbarth 13. Typ Rubarth 5 Types/424 Tokens: Rubart(h) 149+204, Raubart 36, Rauchbart 23, Rugbarth 12.
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Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Haare und Körperteile
Typ Breitbarth 2 Types/410 Tokens: Breitbart(h) 77+333. Typ Spitzbarth 2 Types/328 Tokens: Spitzbart(h) 105+223. Typ Flachsbarth 4 Types/179 Tokens: Flachsbart(h) 52+71, Flasbart 34, Flachbart 22. Typ Wackerbarth 1 Type/55 Tokens: Wackerbarth. Typ Schwarzbart 3 Types/79 Tokens: Schwarzbart 43, Schwarzenbart(h) 16+20. Typ Braunbarth 2 Types/77 Tokens: Braunbart(h) 34+43. Kartentyp: absolut; Kreise pro fünfstellige PLZ, Kreisgröße 3-45, entspricht 1-27 Tokens; PLZ innerhalb der Städte einzeln ausgewiesen. Der Asterisk ersetzt das Symbol des PLZ 99986 Oberdorla mit 46 Tokens/ 22,90‰ für Typ Breitbarth, um die übrigen Kreise besser hervortreten zu lassen. Hesselbarth, Häselbarth, Hä(ss/ß)elbarth, Hößelbarth und Höselbarth häufen sich zwischen Saale und Elbe, Rubart(h) und Raubart im Raum Bochum - Detmold - Arnsberg. Breitbarth bildet ein Nest in und um Oberdorla, Breitbart eines südwestl. davon in und um Wildeck. Spitzbarth begegnet v.a. im Grenzgebiet zwischen Sachsen, Bayern und Thüringen, Spitzbart und Flachsbarth sind verstreut, Flachsbart tritt v.a. in Niedersachsen auf, Wackerbarth bildet ein Nest südwestl. von Kassel, Schwarzbart eines im Raum Binswangen, Braunbart(h) eines im Raum Konstanz. Weitere Komposita (≥ 25 Tokens): Gelbarth 27 (in und um Gaggenau), zu mhd. gel 'gelb', meint den Blondbärtigen, Linsenbarth 69 (Thüringen) wohl den Braunbärtigen. Quase- 57 und Quosbarth 11 (beide verstreut) gehen laut zoder 1968 II, 343 auf mhd. quasen 'plaudern, schwatzen', mnd. quasen 'schlemmen, prassen' zurück und bezeichnen den Schwätzer oder den Prasser. Rothbart(h) 146+86 (verstreut) ist ÜberN für einen Rotbärtigen, Spreitzenbarth 35 (südl. Hessen, nördl. Baden-Württemberg) SatzN '(ich) spreize den Bart' und Stechbart(h) 37+30 (verstreut) ÜberN für den Stachelbärtigen. Weckbart 34 (Raum Karlsruhe, Würzburg) ist ungeklärt. Zitterbart 155 begegnet in der Südhälfte von Dtld. Zu Sche(e)rbarth und Hegenbart(h) s. bei. K. 213. Siebte Nebenkarte (K. 295): Weiß (für hellhaarige Menschen; das frz. Lehnwort blond wurde erst im 17. Jh. üblich) und Schwarz gehören zu den häufigsten FamN in Dtld. (s.o. unter 1.). Die Verbreitung ihrer Varianten ist unter diversen grammatischen Gesichtspunkten schon dokumentiert in konsonantismus , k. 66 (Weisshaupt, Witthöft u.a.), K. 203 (Weiß, Witt), K. 205 (Weiskopf, Weiskopp, Wittkopf, Wittkopp), K. 228 (Weiss, Weiß, Weis), K. 237 (Weihs u.a.) bzw. konsonantismus, K. 195 (Schwar-
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Haarwuchs, Haarfarbe
te, Schwart, Schwardt, Schwarten, Schwarting), K. 221 (Schwartz, Schwartze, Schwarz, Schwarze) und morphologie, K. 1 (Schwarz, Schwarze, Schwarzer). Die folgende Karte vergleicht das Gesamtverhältnis der Typen Schwarz und Weiß anhand der häufigsten betreffenden FamN ≥ 300 Tokens. Zu Datenbasis und Konkurrenzen s. die oben angeführten Karten; speziell zu Weis(e) s. konsonantismus, S. 460; zu -haar s. dritte Nebenkarte, zu -kopf K. 301. Die nd. und hd. Typen werden jeweils voneinander abgehoben, um zu zeigen, dass im Falle von Witt die nd. Form reichlich konserviert blieb, im Falle von Schwarte jedoch nur spärlich. Typ Weiß 58580 Typ Witt 22571 Typ Schwarz 57663 Typ Schwarte 957
Karte 295: Weiß, Witt, Schwarz, Schwarte
Die Abfrage Weih?(ss?|ß).*|Witt.*|Schwart?z?.* (≥ 300 Tokens) ergibt 73 Types/ 179357 Tokens. Davon werden als einschlägig kartiert: Typ Weiß 14 Types/58580 Tokens: Wei(ss/ß) 8384+28905, Weise(r) 5958+2864, Wei(h)s 5940+558, Wei(ss/ß)er 1288+1138, Weiße 1068; Weishaupt 1043, Wei(s/ß)haar 311+452, Wei(s/ß)kopf 350+321.
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Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Haare und Körperteile
Typ Witt 8 Types/22571 Tokens: Witt(e) 10535+8147, Wittke 1969, Witting 561, Wittchen 336, Witten 327; Wittkopf 370, Witthöft 326. Typ Schwarz 6 Types/57663 Tokens: Schwar(t)z 44325+3365, Schwar(t)ze 4033+303, Schwarzer 3797; Schwarzkopf 1840. Typ Schwarte 2 Types/957 Tokens: Schwarte 545, Schwarting 412. Kartentyp: relativ; Kreise pro zweistellige PLZ, Kreisgröße 5-50, entspricht 2,738,34‰. Typ Schwarte ist auf der Karte kaum sichtbar, s. hierzu aber konsonantismus, K. 195 (Schwarte, Schwart u.a.). Weitere Namen: Zu FamN mit mhd. rabe(n), mnd. rave(n) 'Rabe', die oft als ÜberN durch schwarze Haare motiviert sind, s. Vokalismus, K. 233 (Rabe, Raab, Rapp), konsonantismus, K. 54 (Rave, Rawe, Raaf). Zu FamN wie Mohr, Moor, Moormann, die, jedenfalls im nd. Raum, hauptsächlich als WohnstättenN zu mnd. mōr 'Moor, Sumpf' motiviert sind, sich aber v.a. in Süddtld. auch als ÜberN zu mhd. mor(e), mnd. mōre 'Mohr' auf schwarze Haar(oder dunkle Haut-)farbe beziehen können, s. h erkunFts- und wohnstättennamen, K. 282f. (dort auch weitere Konkurrenzen). Nicht erwähnt sind dort die Diminutiva, bei denen ÜberN im Sinne von 'Mohr' mit Patronymen zu Kurzformen von RufN wie Mor[hard] konkurrieren. Letzteres ist im Obd., besonders im Schwäb., nach Brechenmacher 1957-63 II, 278 die Regel, da Möhrle hier "weit älter u. verbreiteter als Mohr" ist und daher kaum aus Mohr 'Schwarzer' diminuiert sein kann. Im nd. Raum verstreut sind M(ö/oe)hrke 360+54, M(ö/oe)rke 151+42, Möricke 80, Mörike 54, Mörken 10, Mörcke 19, Mörcke 19, Möreke 7, Moehrcke 5, im Raum Aachen Mörkens 28, in ganz Dtld. Moericke 20, Möhricke 16 und Mörck 9, in Baden-Württemberg konzentrieren sich M(ö/oe)hrle 605+21, Mörle 6, im Raum Nürnberg - Bamberg - Bayreuth begegnet Mö(h)rlein 31+168. Der häufigste metaphorische ÜberN für Weiß oder Grauhaarige geht auf mhd. schimel, mnd. schimmel, schimmink 'Schimmel, weißes Pferd' zurück. Schimmel 1673 begegnet im Grenzraum Thüringen - Sachsen - Bayern, sodann, zusammen mit Schimmele 183, in der Pfalz, in Südhessen und im nördl. Baden-Württemberg, aber auch sonst in ganz Dtld. verstreut. Konkurrenz ist denkbar mit HerkunftsN zum SiedlungsN Schimmel bei Naumburg/Saale. Schimming 271, Schimmelmann 59, Schimmels 43 streuen über ganz Dtld., Schiml 98 massiert sich im Fichtelgebirge, Schim(m)ig 3+22, Schim(m)ich 3+7, Schiming 6 treten v.a. in Nordrhein-Westfalen auf. Schneewei(ß/ss) 375+52, Schneweis 13 (alle verstreut), Schneeweis 193 (Südwestdtld. mit Nest in Bad Orb) sind wohl ÜberN des Weißhaarigen; ebenso
Haarwuchs, Haarfarbe
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Schnee 704 (Nest bei Rottweil, Hessen, Raum Köln - Düsseldorf), wobei bei den verstreuten Vorkommen im Norden HerkunftsN zu Siedlungen wie Schnee (Nieder sachsen, Nordrhein-Westfalen) oder WohnstättenN zu mnd. snēde 'Grenze, Grenzzeichen' konkurrieren. Durch die Haar- oder Hautfarbe motiviert sein könnten auch Schönweiß (doch s. dazu bei K. 19) sowie Kreideweis 27, Kreidenweiß 20, Greidenweis 13 (alle Baden-Württemberg), Kreideweiß 56 (Raum Dessau - Halle/Saale), Krei(d/t)enweis 39+14 (Raum Augsburg Freising). Die häufigsten FamN (≥ 100 Tokens) zu tschech. bílý 'weiß' sind Bilek 295, verstreut; zu poln. biały 'weiß' Bial(l)y 97+33, Bial(l)as 684+434 (Suffix -as oder von poln. białas 'Mann mit weißem Haar'), Bial(l)ek 503+6 (Suffix -ek, evtl. auch von altpoln. białek 'Eiweiß'), Bial(l)uch 23+141 (Suffix -uch), Bial(l)owons 137+38 (poln. wąs 'Schnurrbart'), alle im Ruhrgebiet konzentriert, sonst in ganz Dtld. verstreut. Zu tschech. černý, poln. czarny, czerny 'schwarz' gehören C(z)erny 450+680, v.a. in der Südhälfte von Dtld., Czernik 202 (Suffix -ik oder poln. czarnik 'schwarzes Pferd'; Nordrhein-Westfalen), Czerner 241 (Bayern, sonst verstreut), Tscherner 208 (Suffix -er; in ganz Dtld. verstreut). Achte Nebenkarte (K. 296): Dokumentiert werden ÜberN für Rothaarige mit mhd. rōt, mnd. rode 'rot'. Mnd. rode findet sich unzweifelhaft in ÜberN wie Rodermund (s. K. 316); als Simplex ist es aber nicht zu trennen von ÜberN zu roten Kleidungsstücken (vgl. Rotärmel, bei K. 185, Rodehuth 15, Raum Münster - Paderborn), von WohnstättenN nach rötlichem Gelände (vgl. Rodenstein 70, verstreut in der Nordhälfte von Dtld.) und v.a. von Herkunfts- und WohnstättenN zu mnd. rōt, mhd. (md.) rod 'Rodung'. Die Verbreitung der FamN Rohde, Rode ist in herkunFts- und wohnstätten namen, K. 130 dokumentiert, im Zusammenhang mit HerkunftsN auf Rode-, -rodt, -roth, -rode und Ableitungen wie Röder, -röder (K. 131-135). Bei den Simplizia Ro(h)de dürfte der Anteil der ÜberN für Rothaarige hoch sein (ebd., S. 300). Scharf von Ro(h)de abgesetzt schließen südl. einer Linie Düsseldorf - Kassel Halle/Saale - Cottbus die Typen Rot(h)(e) an, denen folgende Karte gilt. Hier besteht keine Konkurrenz mit RodungsN, weil diese im Süden nicht mit mnd., md. roden, sondern mit mhd. riuten 'roden' gebildet sind. Doch konkurrieren Herkunfts- und WohnstättenN zu zahlreichen Toponymen wie Rot (9 Siedlungen, alle in Baden-Württemberg, müllers ortsBuch), Roth (30 Siedlungen, v.a. in Bayern und Rheinland-Pfalz, ebd.), die i.d.R. auf rötlicher Färbung des Geländes beruhen. Auch Patronyme zu Kurzformen aus RufN wie Rot[her] (s. Familiennamen aus ruFnamen) sind möglich. Nach Brechenmacher 1957-63
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Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Haare und Körperteile
II, 437 geht dennoch die "Hauptmasse dieses Namentyps […] von der Haarfarbe aus". Die Abfrage Roo?h?d?th?e?n?s? ergibt 18 Types/32900 Tokens: Typ Roth 7 Types/26243 Tokens: Rot(h) 109+25445, Root(h) 631+8, Rodt 25, Roht 23, Roodt 2. Typ Rothe 4 Types/6474 Tokens: Rot(h)e 9+6450, Roht(h)e 14+1. Typ Rothen 7 Types/183 Tokens: Rothen 64, Roths 63, Rothes 51, Roots 2, Ro(h)ts 1+1, Rodts 1. Typ Roth 26243 Typ Rothe 6474 Typ Rothen 183
Karte 296: Roth, Rothe, Rothen
Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 3-40, entspricht 0,087,74‰. Die dichtesten Vorkommen von Typ Roth betreffen die PLZ 638 Miltenberg (7,69‰/406 Tokens), 978 Wertheim (6,57‰/227 Tokens) und 086 Oelsnitz (Vogtland) (5,12‰/53 Tokens) sowie von Typ Rothe die PLZ 996 Sömmerda (4,33‰/72 Tokens), 066 Weißenfels (3,01‰/132 Tokens) und 067 BitterfeldWolfen (1,76‰/87 Tokens). Root ist verstreut in Westdtld., Rot v.a. im Süden
Haarwuchs, Haarfarbe
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von Dtld. Auf der Karte kaum sichtbar sind die patronymischen Genitive Rothen (Nest in Unna, ansonsten verstreut), Roths (Vreden; Raum Trier) und Rothes (Raum Düsseldorf). Weitere Namen: Rother 4955 ist relativ gleichmäßig nördl. bzw. östl. einer Linie Aachen - Kassel - Erfurt - Plauen verbreitet, aber auch im ganzen Süden verstreut; vor 1945 war der FamN v.a. in Schlesien beheimatet (gen-evolu.de, 15.02.15). Roter 71 konzentriert sich in und um Cloppenburg, Rot(h)ers 635+13 im Dreieck Bocholt - Münster - Nordhorn. Bei den Fällen schles. Ursprungs handelt es sich i.d.R. um stark flektierte ÜberN zu 'rot' (Bahlow 2005, 435). Bei den nd. Fällen und bei genitivischem Rot(h)ers kommt dies nicht in Frage (hier müsste es Roder heißen, das aber im Süden auftritt, mit Nestern in den Räumen Monschau und Bayreuth, s. herkunFts- und wohnstättennamen, K. 135). Hier liegen Patronyme zum RufN Rother vor. Bei (autochthonen) süddt. Fällen sind Herkunfts- und WohnstättenN zu Toponymen wie Rot(h) (s.o.) möglich. Rot(h)mann 79+621 ist verstreut mit Nestern in und um Fulda sowie in und um Lahr. Am wahrscheinlichsten sind Patronyme zum RufN Rotmann, so auch bei Rothemann 34 (Sachsen) und Rotermann 40 (Raum Meppen - Coesfeld; zu Rother s. Familiennamen aus ruFnamen). Zu den ÜberN Rothbarth, -kopf, -haupt s. bei der sechsten Nebenkarte, K. 301. Zum frequentesten metaphorischen ÜberN für Rothaarige s. konsonantismus, K. 329 (Fuchs, Voß), K. 330f. (Fox, Fuß u.ä.), zu Rothfuchs u.ä. ebd., S. 725. Die beiden häufigsten FamN in Italien sind ÜberN für Rothaarige, Rossi (mehr im Norden) und Russo (mehr im Süden; kunze 2004a, 221, dräger 2011). In Dtld. begegnen Rossi 436, Russo 851 hauptsächlich in Baden-Württemberg, Südhessen und in den Industriezentren am Rhein. Neunte Nebenkarte (K. 297): Dokumentiert werden FamN zu mhd. gel, mnd. gēl 'gelb, blond'. Eindeutig auf die Haarfarbe beziehen sich die Fälle Gehlhaar (s. bei der dritten Nebenkarte) und Gelbarth (s. bei der sechsten Nebenkarte). Die im Folgenden kartierten FamN sind wohl ebenfalls hauptsächlich durch die Haarfarbe motiviert, im Einzelfall vielleicht auch durch Kleidung (s.u. zu Gehlfuss). Konkurrenz besteht mit Metronymen zu Gele, einer Kurzform von Gertrud (s. Familiennamen aus ruFnamen), sodann mit HerkunftsN zum SiedlungsN Geel (Nordost-Belgien; SchleswigHolstein). Im Ostmd. können auch ÜberN für einen fröhlichen Menschen zu mhd. geil 'üppig, fröhlich' konkurrieren; vgl. das Nebeneinander von Gehlfu(ß/ss) 34+10, Gelfu(ß/ss) 6+4 und Geilfu(ß/ss) 54+9, Geilfus 34 (alle v.a. Thüringen, südl. Sachsen-Anhalt). Typ Gehlfuß könnte aber auch durch gelbe
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Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Haare und Körperteile
Beinkleidung motiviert sein (vgl. hellFritzsch 2007a, 79). Gehle ist in seinem Hauptverbreitungsgebiet Paderborn - Gütersloh wohl i.d.R. WohnstättenN zum FlussN Gehle, s. h erkunFts- und wohnstättennamen, K. 65, wird aber hier mitkartiert, weil ÜberN zu mhd. gēl nicht auszuschließen sind. Bei Gehler ist Konkurrenz mit ÜberN denkbar, die aus Göhler 'lauter, ausgelassener Mensch' entrundet sind, s. K. 368. Die Abfrage G(ee?|ä|ae)h?lb?e?n?r?t?h?s?(ing|manns?)? (≥ 10 Tokens) ergibt 29 Types/4446 Tokens. Als einschlägig werden kartiert: Typ Gehlen 1070: Gehlen 950, Ge(e)len 51+69. Typ Gehl 757: Gehl 568, Ge(h)ls 141+11, Gähl 37. Typ Gehle 679: Gehle(s) 620+29, Gähle 30. Typ Gehling 502: Ge(h)ling 56+446. Typ Gehlert 452: Gehlert 437, Gählert 15. Typ Gehler 436: Ge(h)ler 17+283, Gähler 136. Typ Gehlmann 126: Ge(h)lmann 15+111. Typ Gelbe 132: Gelb(e) 62+70. Typ Gehlen 1070 Typ Gehl 757 Typ Gehle 679 Typ Gehling 502 Typ Gehlert 452 Typ Gehler 436 Typ Gehlmann 126 Typ Gelbe 132
Karte 297: Gehlen, Gehl, Gehle, Gehling, Gehlert, Gehler, Gehlmann, Gelbe
Haarwuchs, Haarfarbe
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Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 3-45, entspricht 0,022,25‰. Die dichtesten Vorkommen von Typ Gehlen im patronymischen Genitiv betreffen die PLZ 539 Zülpich (1,49‰/64 Tokens), 521 Herzogenrath (0,87‰/37 Tokens) und 524 Alsdorf (0,85‰/43 Tokens). Geelen findet sich v.a. in Krefeld und Straelen, Gelen in Kamp-Lintfort. Bei Typ Gehl beruhen die Vorkommen im Raum Merzig - Saarbrücken sowie nördl. und östl. der Elbe auf Gehl, im Raum Meppen - Lingen auf Gels, Gähl ist verstreut. Gehle konzentriert sich in den Räumen Gütersloh und Bad Driburg. Gehling mit patronymischem Suffix -ing ist im Viereck Bocholt - Gronau - Rheine - Münster konzentriert, Geling im Raum Vreden Stadtlohn. Stark flektiertes Gehler konzentriert sich im Raum AnnabergBuchholz, Gehlert mit t-Antritt gilt im Raum Aschaffenburg, in Südthüringen und in Südwestsachsen, Gähler findet sich in Dtld. verstreut. Typ Gehlmann tritt einerseits im Raum Coesfeld, andererseits im Raum Sangerhausen auf. Bei Typ Gelbe betreffen die Vorkommen im Raum Heidelberg und in Bayern Gelb, in Thüringen Gelbe. Nicht kartiert ist Gelber 67 (in und um Siegen) und benachbartes Gelbert 104 (in und um Herborn). Gelber könnte stark flektiertes Gelb sein, Gelbert dazu gebildet mit Antritt von -t; doch konzentriert sich das Patronym Gilbert 1028 in diesem Raum (und darüber hinaus in ganz Hessen), sodass Varianten zu diesem wahrscheinlicher sind. Weitere Namen: Zu Fahl, Vahle s. herkunFts- und wohnstättennamen, S. 66. Zehnte Nebenkarte (K. 298): Dokumentiert werden ÜberN zu mhd. grā, mnd. grā(we) 'grau, besonders altersgrau' für grauhaarige Menschen. Bei Typ Grau können im Einzelfall HerkunftsN zu Siedlungen wie Graue bei Nienburg/Weser, Grauen bei Soltau konkurrieren. Typ Groh entstand durch Verdumpfung von mhd. grā > grō. Bei den (wenigen) nd. Vorkommen sind WohnstättenN denkbar, die aus mnd. grove 'Grube' oder mnd. grode 'Grasland' kontrahiert sind. Graichen (historisch Grawichen 1520, 1586, grünert 1958, 353) ist mit Suffix -chen diminuierter ÜberN zu mhd. grā. Nd. Varianten sind hinsichtlich der Varianz von inlautend h/v/w/g schon in konsonantismus, K. 253 (Grahe, Grave, Grawe, Grage) dokumentiert. Im Folgenden werden auch die Varianten mit konsonantischem Auslaut einbezogen. Bei den Typen Grave und Grawe herrscht vielfache Konkurrenz, s. bei der o.g. Karte. Die Abfrage Gr(aa?u?v?w?g?|oo?)h?e?|Graichen (≥ 10 Tokens) ergibt 14 Types/10190 Tokens. Nach Abzug von nicht einschlägigem Groo 97 (verstreut), Groe 11 (mittleres Westdtld.) verbleiben:
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Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Haare und Körperteile
Typ Grau 3963: Grau(e) 3692+271. Typ Groh 2832: Groh(e) 2582+250. Typ Graw 1288: Graw(e) 741+547. Typ Grave 649: Grave. Typ Grage 385: Gra(a)ge 326+59. Typ Grah 246: Grah(e) 197+49. Typ Graichen 719: Graichen. Typ Grau 3963 Typ Groh 2832 Typ Graw 1288 Typ Grave 649 Typ Grage 385 Typ Grah 246 Typ Graichen 719
*
Karte 298: Grau, Groh, Graw, Grave, Grage, Grah, Graichen
Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 3-40, entspricht 0,032,17‰. Der Asterisk nordöstl. von Stuttgart ersetzt das Symbol des PLZ 744 Gaildorf mit 4,70‰/60 Tokens für Typ Grau, um die übrigen Kreise besser hervortreten zu lassen. Die nächsthäufigen Vorkommen von Typ Grau betreffen die PLZ 735 Schwäbisch Gmünd (1,43‰/71 Tokens), 994 Weimar (1,43‰/46 Tokens) und 914 Neustadt/Aisch (1,36‰/39 Tokens). Graue findet sich im Viereck Minden Bremen - Hamburg - Celle. Typ Groh begegnet am dichtesten in den PLZ 633
Haarwuchs, Haarfarbe
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Dreieich (2,06‰/59 Tokens), 950 Hof (1,63‰/30 Tokens) und 961 Hirschaid (1,49‰/93 Tokens). Grohe findet sich v.a. im Dreieck Kaiserslautern Frankfurt/ Main - Heilbronn. Typ Graw streut über den ganzen nd. Raum mit Verdichtung im Ruhrgebiet. Bezüglich Grawe/Graw ist keine deutliche Verteilung ersichtlich. Grave konzentriert sich ganz im Nordwesten, am stärksten in den PLZ 494 Ibbenbüren (0,61‰/40 Tokens), 487 Stadtlohn (0,57‰/16 Tokens) und 496 Cloppenburg (0,51‰/22 Tokens). Typ Grage kommt am dichtesten in den PLZ 237 Eutin (0,69‰/38 Tokens), 247 Rendsburg (0,37‰/10 Tokens) und 242 Preetz (0,32‰/14 Tokens) vor; Graage begegnet im Raum Kiel. Bei Typ Grah sind alle Varianten in und um Solingen konzentriert, Grahe kommt zudem im Raum Braunschweig vor. Graichen tritt gehäuft in den PLZ 046 Altenburg (1,58‰/97 Tokens), 092 Chemnitz (1,18‰/33 Tokens) und 247 Rendsburg (1,07‰/29 Tokens) auf. Weitere Namen: Als schwache patronymische Genitive kommen Graven 55 (Niederrhein) und Gragen 13 (verstreut) in Frage, als starke patronymische Genitive Grages 103 (Raum Nienburg/Weser - Hannover), Grahs 50 (westl. Niedersachsen), Graves 39 (Westhälfte von Dtld.), Graas 38 (Raum Dortmund Hamm), evtl. auch Gras 534 (Nest in und um Boppard, sonst verstreut), doch liegt hier WohnstättenN zu mhd., mnd. gras 'Gras, Weide' näher. Als stark flektierte adjektivische ÜberN (oder mit -hart suffigiert, grünert 1958, 353) kommen in Frage: Grauer 848 (konzentriert im Raum Reutlingen - Stuttgart, sonst verstreut), Grauert 164 (verstreut), Groher 129 (Raum Nürnberg - Amberg), Grager(t) 13+166 (in und um Pritzwalk, ansonsten verstreut), Graver 26 (Ostfriesland), Gravert 138 (Hamburg, Schleswig-Holstein), Grawer(t) 9+98 (östl. Schleswig-Holstein, ansonsten verstreut). ÜberN des Grauhaarigen sind ferner Graumann 909 (Nest im Raum Iserlohn, häufiger in Ostfalen, Hamburg, Schleswig-Holstein, sonst verstreut); Grohmann 1958 (ostmd. Raum, besonders östl. Sachsen, sonst in ganz Dtld. verstreut), Gromann 194 (Südbaden; Raum Nürnberg Breitenbrunn (Oberpfalz)), Gram(m)ann 320+45 (Thüringen, Niedersachsen), Grahmann 178 (Thüringen), Gravemann 78 (westl. Niedersachsen). Zu Groschopp, Grauschopf s. bei der ersten Nebenkarte. Zu Greuel u.ä. s. K. 346. Elfte Nebenkarte (K. 299): Dokumentiert werden ÜberN zu mhd., mnd. grīs(e) 'grau' und dem daraus abgeleiteten Substantiv grīs(e) 'Greis, alter Mann'. Die betreffenden FamN dürften primär durch die Haarfarbe, nur sekundär durch das Alter motiviert sein. Konkurrenzen mit Herkunfts- und WohnstättenN zu mhd. griea, mnd. grīs '(grober) Sand, sandiges Ufer' sind wohl gering; die häufigen entsprechenden SiedlungsN
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Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Haare und Körperteile
Gries treten z.B. fast nur in Bayern und Österreich, einmal in Rheinland-Pfalz auf (zum FlurN Gries in Württemberg vgl. Brechenmacher 1957-63 I, 592), berühren also nicht das Verbreitungszentrum der FamN Gries(e). Dagegen sind Gries(s)er 934+187, Grießer 361 (alle Baden-Württemberg, südlichstes Hessen, westl. Bayern, östl. Thüringen) Herkunfts- und WohnstättenN zu mhd. griea. Im Einzelfall können Griess(e) Patronyme zur RufN-Kurzform Griso (< Chrysogonus) sein; zoder 1968 I, 615 belegt mehrfach Gleichungen wie Criszogonus Herlszem 1552 = Griso von Harlessem 1562. Bei Typ Greis liegen in BadenWürttemberg und Bayern wohl WohnstättenN zu mhd. gereia 'Bezirk' vor (Brechenmacher 1957-63 I, 588). Die Abfrage Gre?ie?(ss?|ß)e?n?s? (≥ 5 Tokens) ergibt 15 Types/5576 Tokens. Als einschlägig werden kartiert: Typ Gries 2632: Gries 2293, Grie(ss/ß) 51+288. Typ Griese 1672: Griese 1637, Grie(ss/ß)e 9+26. Typ Greis 1046: Greis 784, Grei(ss/ß) 55+207. Typ Gries 2632 Typ Griese 1672 Typ Greis 1046
Karte 299: Gries, Griese, Greis
Haarwuchs, Haarfarbe
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Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 3-40, entspricht 0,011,92‰. Die dichtesten Vorkommen von Typ Gries betreffen die PLZ 373 Heilbad Heiligenstadt (1,92‰/63 Tokens), 663 Völklingen (1,59‰/77 Tokens) und 669 Pirmasens (1,23‰/61 Tokens). Grie(ss/ß) hebt sich räumlich nicht von Gries ab. Die dichtesten Vorkommen von Typ Griese betreffen die PLZ 194 Sternberg (1,43‰/8 Tokens), 238 Bad Oldesloe (0,85‰/39 Tokens) und 318 Springe (0,66‰/32 Tokens), von Typ Greis die PLZ 568 Traben-Trarbach (1,12‰/23 Tokens), 784 Konstanz (0,96‰/36 Tokens) und 576 Altenkirchen (Westerwald) (0,82‰/19 Tokens). Greiß tritt besonders in Baden-Württemberg sowie in und um Hamm auf, Greiss nördl. von Stuttgart. Nicht kartiert sind Griesen 23 (Rheinland, Emsland), das wohl patronymischer Genitiv zu Gries(e) ist, während etymologisch unklares Greisen 25 (Schleswig-Holstein) sich nicht ins Gesamtbild einfügt. Zu Griestop s. bei der vierten Nebenkarte. 5. Historische Sondierung Hauptkarte. Niederdt.: Struvewolt 1271, Strûve 1297-1446, Strûving (Strûbing) 1368, Strûveke 1443 (alle laut Ba v.a. ÜberN 'rau, streng') Ba 1972, 482. Probstei: Stroben 1501, Struwe 1860, 1870 we 346. Lübeck: struve 1329 r e 105. Zeven: Straub (Strub) 1634, 1647 Bo 1937, 118. Boizenb.: Struve 1569-1601, Struwe 1570 Fe 91. Barth: Struve 1431-90 (laut mü hauptsächlich ÜberN 'streng'), struven 1440 mü 86, 156, 168. Greifsw.: Struve 1308, Struving 1368, Strubing 1370 (alle laut nü ÜberN nach strengem Charakter oder struppigem Haar) nü 46, 69, 73. Riga: Struve 1384-1497 (laut Fey ÜberN 'streng' oder 'mit struppigem Haar') Fey 211. Coesfeld: Struve 1320 (laut k e zu mnd. struve 'dünnes, krauses Backwerk'; auch ÜberN 'rau, streng') k e 430, 451. Braunschw.: Struven 1337 scha 237. Köln: Struwen 1272, Strůwen 1315 h a 1949, 257. Wetzlar: Strubin 1318 h eg 117. Arnsb.: Strube 1322 mul 210. Hüttenb. Ld.: Straub 1569 wo 87. Homb.: Strobel 1818-19 se 194. Kaisersl.: Strube 1715, Strubi 1721, Straub 1738 Br 410. Darmst.: Strup 1566, Strobell 1567 h ah 51. Mühlhs.: Strube 1375 gr IV 188. Jena: Strube 1554, Straube 1585-1650 a p 262f. Vogtld.: Strobel 1404, 1497 h e 1992, 197. Südwestsachsen: Strupil 1435, Strubil 1448, Strobel 1498 h e 2007, 264. Zwickau: Strube um 1460 h e 2009, 204. Altenb. Ld.: Strube 1420, Straube 1531-71, Streubin 1576 grü 438. Leipzig: Straubig 1446, Strewbing 1478, Strewbingk 1481 so 170. Grimma: strube 15., 16. Jh., Straube 1561-1614, Streube 1567 na 190. Oschatz: Strewbel 1501, Strawbe 1529, Strauwicht 1544 ne 1970, 98f.; Strwbe 1475, Strewbel 1480, Straube 1551, Streubell 1565 ne 1981, 174. Liegnitz: Strobel 1442 Ba 1975, 132. Maulbronn: Strobel 1536-66, Strobell 1553-63, Strobels (Gen.) 1563, Straub 1597-1608 hu 709. Freib. i.Br.: Strvbe 1283, Strubel 1312, Strobel 1370 dz 144. Oberrhein: Strúbin 12./13. Jh., Strubel 1240, Strubo = Strube 1279, Strube 1283-95, Strubin 1288, Strubo 1292 soc 442. Baar: Strubi, Striubin (fem.) um 1290, Strobelin 1473, Strobel 1508, 1609, Strub 1508, 1584 ni 52. Ravensb.: Struobo 1332, Strub 1339-1420, Strubo 1340, 1347, Strube 1379; Strobel 1353, Stroebell 1428 sa
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Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Haare und Körperteile
132. Liechtenstein: Strùb 15. Jh., Strůb 2. Hälfte 15. Jh., 1562, Strub 1461-1803, straub 1536-1649, Straŭb 2. Hälfte 16. Jh., 1652, Straub 1551-1724, Straúb 1589-1781, Streub 1604, Strúb 1650-1806, strúb 1661, Strŭb 1667, 1714, strub 1698, Strueb 1755 str IV 344-46. Freib. i.Ü.: Strubilli 1391, Strubo 1437, Struber 1444 = Strub 1445, Strübi 1580 (alle laut st Patronyme zur RufN-Kurzform Strubo) st 16. Zug: Stroben ca. 1545-85 (laut Fä auch ÜberN 'ruppig im Benehmen') Fä 381. Graubünden: Strub 1479-1832, Struben (Gen.) 1480, Struben (Dat.) 1515, Strubin (fem.) 1531, Strup 1538, Strop 1547, Struob 1586, Straubin (fem.) 1672, Straub 1714-83 huB 815. Ansbach: Strebel 1388-1467 schä 228. Nürnb.: Strobel 1279-1400, Strobelini (Gen.) 1315, Stroͤ blin (fem.) 1392 sche 307. Regensb.: Stroͤ bel 1339, Straubelein = Stroͤ blein 1340, Strůve 1351 ko 2014, 92f. Tirol: strobel 1288, strubl 14. Jh., Stroebel 1308, Strobelinne (fem.) 1312, Strobel 1366 Fi 507f. Salzb.: Stroblo 1330, Strobl 1400-1630, Sträubl 1471, Streibl um 1600 zi 1986, 235f. Abersee: Stroblo um 1330, 1420, Strobl um 1500-1868 zi 1977, 251f. Waldviertel: Strob(e)l 1360-1499, Strebel 1400, Straub 1417, Ströbel 1440, Streibler 1449 po 139. Weinviertel: Strobl 1595-1863, Strobel 1696-1787, Ströblin 1755, Strebel ca. 1822 er III 873. Wien: Strobl 1422-80, Strobels 1435, Strauben (Gen.) 1440 li 581, 584.
6. Hinweise Zur zweiten Nebenkarte vergleiche in Nachbarländern (Daten nach: Luxemburg: Einw. 1930, i nstitut grand -d ucal 1989; Elsass/Lothringen: Telef., pagesjaunes.fr; Schweiz: Telef., verwandt.ch; jeweils 07.07.15; Österreich: Telef., Geogen At, CD-Rom, 2005): Elsass/ Lothringen
Luxemburg
Schweiz
Österreich
Rau
10
44
169
57
Rauch
32
306
345
1763
Rauh
0
6
30
17
Raue
0
0
11
2
Ruge
0
4
10
2
Ruhe
0
1
5
1
Ruh
0
39
170
9
Ruch
0
258
992
21
Zu Weiß-, Schwarz-, Rot-, Kraus-, Wollen-, Rukopf/-haupt s. K. 301. Vgl. die unter 1. sowie in den Einleitungen der zweiten, siebten, achten und zehnten Nebenkarte genannten Karten; ferner Vokalismus, K. 233 (Rabe, Raab, Rapp), K. 296 (Pschorn, Beschorner); konsonantismus, K. 12 (Blank, Plank), K. 54 (Rave, Rawe, Raaf), K. 329f. (Fuchs, Voß u.ä,); herkunFts- und wohnstättennamen, K. 282f. (Mohr, Moor u.ä.). Bei Braun, Bruhn u.ä. ist Bezug auf Augen-, Haut- oder Haarfarbe möglich, s. Vokalismus, S. 442.
Haarwuchs, Haarfarbe
763
dräger 2011b, K. 1 (Rossi, Russo u.a. in Dtld.); dräger /kunze 2009, K. 11 (ÜberN in der Bedeutung 'Kahlkopf'); FahlBusch 2009, 240 (K. Fahl(e), Vahl(e)); kunze 1990/1991, K. 1-7 (FamN aus mhd., mnd. rū(ch)); ders. 2000a, K. 1-5 (FamN aus mhd. blanc); ders. 2000c, K. 1 (Rabe); ders. 2000d, K. 14 (Pflegha(a)r u.a. in Oberschwaben); ders. 2004a, 141, 160f.; kunze /kunze 2003, K. 21 (Kruse, Krus, Krauß, Krause), K. 22 (Schwar(t)ze, Schwar(t)z), K. 23 (Weise, Weis, Weiße, Weiß), K. 24 (Weise, Weis im Ostmd.), K. 25 (Wei(ss/ß)e, Wei(ß/ss) im Ostmd.), K. 26 (Roth, Rothe, Rod, Rohde), K. 29 (Kruse, Krus im nördl. Dtld.), K. 32 (Witte, Witt im nördl. Dtld.); m arynissen 2009, K. 11 (Kaals, Kaalen im Nl.); dies. 2011, K. 2 (ÜberN mit 'weiß' im Nl.); m arynissen/nüBling 2010, K. 23 (die obd. Apokope am Beispiel von Rohde/Rote und Roth); steFFens 2013, 164 mit K. 118 (Kraushaar, Krauskopf u.a.); wenzel 2015, K. 31 (Bělak u.ä.), K. 32 (Kuźer(a), Šerak u.ä.). F. FahlBusch
764
Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Haare und Körperteile
Typ Haupt 6904 Typ Höft 2133 Typ Kopf 2177 Typ Köpf 873
*
Karte 300: Haupt, Höft, Kopf, Köpf
Kopf, Hals, Brust, Bauch
765
2.2 Kopf, Hals, Brust, Bauch 1. Fragestellung Dokumentiert werden ÜberN, die durch Auffälligkeiten des Kopfes, Halses, der Brust oder des Bauchs motiviert sind. Die Hauptkarte gilt dem Verhältnis der Simplizia Haupt, Höft (mhd. houb(e)t, houpt, mnd. hovet, höft 'Haupt, Kopf') vs. Kopf, Köpf (mhd. kopf 'Becher; Kopf'). Die alte Bedeutung von mhd. kopf war 'Becher', was sich in Schröpfkopf erhalten hat und dem FamN Köpfer (s. K. 212) sowie in FamN wie Holzkopf 3 (wohl 'hölzerner Becher'), Maserkopf 4 ('hölzerner Becher'), Stur(t)zkopf 3+15 (= Stürzebecher, s. morphologie, K. 332). "Seit dem 12. Jh. entwickelte sich Kopf 'Becher' zur Metapher für das Haupt. […] Diese zunächst noch wie heutiges Birne oder Rübe abschätzige Metapher setzte sich in der Alltagssprache immer mehr durch und wurde seit Ende des MA. zur normalen Bezeichnung des Kopfes. Gleichzeitig verlor sie die urspr[üngliche] Bedeutung 'Becher'" (kunze 2004a, 143). Die im Mhd. normale Bezeichnung für den Kopf, houb(e)t, wurde dadurch zurückgedrängt und nur noch in gehobener Sprache verwendet. Die erste Nebenkarte überprüft die Verteilung von Komposita mit den Grundwörtern -haupt und -kopf an drei eindeutig auf den menschlichen Kopf bezogenen, häufigen ÜberN (Weis-, Schwarz-, Rot(h)kopf/-haupt). Die zweite und dritte Nebenkarte dokumentieren ÜberN zu Schädel und Hirn. ÜberN wie Schramm werden sich meist auf Narben beziehen, die am Kopf bzw. im Gesicht zu sehen waren (vierte Nebenkarte). Die fünfte Nebenkarte betrifft ÜberN zu Nacken (auf der Karte) und Hals (im Text), die sechste solche zu Brust, die siebte diejenigen zu Bauch. 2. Quantitative Datenbasis Abfrage: H(au|äu|eu|o)(b|p)ts?|H(au|äu|eu|ö|oe?o?)(ff?|v)e?d?th?e?s?|K(oe?| ö|e)pff?e?s? (≥ 10 Tokens) ergibt 19 Types/12087 Tokens: Typ Haupt 5 Types/6904 Tokens: Hau(b/p)t 28+6706, Haupts 118, Hopt 32, Heupt 20. Typ Höft 8 Types/2133 Tokens: H(ö/oe)ft 1351+490, H(eu/au)ft 201+23, Ho(o)ft 22+10, Höfft 18, Höfte 18. Typ Kopf 2 Types/2177 Tokens: Kopf(f) 2151+26. Typ Köpf 4 Types/873 Tokens: K(ö/oe)pf 789+31, K(ö/oe)pff 28+25. Nicht mit abgefragt ist Kopp 8660. Es kann sich zwar im md. und nd. Raum um ÜberN 'Kopf' handeln, vgl. die Komposita in konsonantismus, K. 26 (-kopf, -kopp), doch kommt Kopp v.a. im obd. und westmd. Raum vor. Obd. ist es Patronym zu Jacob, in den anderen Regionen lassen sich ÜberN 'Kopf' nicht von Patronymen trennen.
766
Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Haare und Körperteile
3. Qualitative Datenbasis Zu Köpf vgl. Brechenmacher 1957-63 II, 91: "Es scheint sich um den hypokoristischen Umlaut zu handeln [...]. Eine begriffliche Sonderstellung der umgelauteten Form läßt sich nicht ausmachen." Sowohl bei Haupt als auch bei Kopf konkurrieren mit ÜberN für Menschen mit auffälligem Kopf WohnstättenN zu HäuserN zum Kopf oder zu FlurN 'auf der Anhöhe, Spitze, am Anfang', ferner HerkunftsN zu SiedlungsN wie Haupt oder Höft (beide Westfalen). Haupt und Höft können auch ÜberN für 'den Ersten unter seinesgleichen, den Anführer' sein (Brechenmacher I, 668; zoder I, 683). Bei Kopf ist außerdem indir. BerufsN zu mhd. kopf 'Becher, Trinkgefäß' für den Drechsler denkbar. 4. Details und Ergänzungen Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 2-35, entspricht 0,022,97‰. Vorkommen pro zweistellige PLZ: Dokumentationstabelle. PLZ
Haupt
Höft
Kopf
Köpf
‰ ges.
PLZ
Haupt
10
1
0,73
25
25
Höft
Kopf
Köpf
‰ ges.
7
0
0,40
01
260
02
132
3
6
0
0,94
26
93
27
5
2
0,28
03
52
9
4
0
0,65
27
68
60
32
0
0,51
04
232
17
14
3
0,74
28
52
29
5
0
0,35
11
69
06
130
8
83
0
0,53
29
40
34
6
0
0,40
07
92
9
5
0
0,55
30
102
40
6
1
0,46
08
65
1
0
0
0,32
31
83
42
9
0
0,34
09
110
12
6
0
0,50
32
58
25
1
0
0,24
10
99
34
5
4
0,50
33
83
29
5
0
0,29
12
105
72
16
0
0,61
34
117
11
2
0
0,43
13
77
35
13
0
0,51
35
82
11
48
4
0,41
14
91
27
8
6
0,49
36
37
6
11
5
0,31
15
88
22
4
0
0,65
37
96
7
8
0
0,37
16
71
40
2
0
0,67
38
104
41
8
2
0,36
17
34
94
0
0
0,66
39
61
29
13
0
0,44
18
26
59
6
0
0,54
40
93
16
2
3
0,34
19
38
13
2
0
0,44
41
70
19
2
0
0,29
20
25
6
8
0
0,44
42
72
27
13
0
0,34
21
89
198
47
0
0,87
44
65
27
8
0
0,23
22
107
72
23
1
0,42
45
80
28
17
1
0,23
23
49
94
7
0
0,62
46
49
25
2
1
0,25
24
86
88
14
0
0,48
47
97
15
0
0
0,25
767
Kopf, Hals, Brust, Bauch
PLZ
Haupt
Höft
Kopf
Köpf
‰ ges.
PLZ
Haupt
Höft
Kopf
Köpf
‰ ges.
48
94
29
5
3
0,31
75
44
5
16
9
0,44
49
63
23
5
0
0,21
76
77
16
167
5
0,68
50
71
27
8
3
0,29
77
31
0
393
3
2,51
51
84
15
7
1
0,34
78
33
13
92
6
0,53
52
124
13
3
0
0,44
79
41
9
68
2
0,34
53
109
41
9
8
0,38
80
51
11
21
16
0,37
54
14
3
6
1
0,14
81
46
8
19
21
0,35
55
93
12
32
3
0,49
82
40
9
20
54
0,43
56
135
76
6
0
0,71
83
37
7
14
10
0,26
57
51
3
1
0
0,23
84
22
3
2
10
0,18
58
119
12
5
0
0,37
85
53
9
30
31
0,35
59
71
28
5
0
0,25
86
95
3
22
78
0,51
60
57
11
15
3
0,45
87
31
1
30
158
1,22
61
33
2
17
3
0,33
88
42
4
129
24
0,67
63
99
16
22
6
0,32
89
53
6
30
144
0,92
64
36
8
15
3
0,22
90
42
1
11
2
0,19
65
141
10
7
3
0,44
91
69
6
9
2
0,24
66
43
12
30
0
0,17
92
20
3
32
2
0,34
67
56
18
60
0
0,36
93
18
0
39
3
0,31
68
26
10
12
2
0,25
94
19
10
9
1
0,16
69
19
16
12
9
0,31
95
23
2
6
0
0,16
70
50
3
27
34
0,42
96
24
1
1
0
0,12
71
83
6
28
41
0,46
97
165
11
9
8
0,49
72
64
13
78
36
0,51
98
21
2
3
4
0,29
73
83
9
35
58
0,51
99
214
13
34
1
0,90
74
50
7
27
25
0,31
Details: Der Asterisk ersetzt das Symbol des PLZ 779 Lahr mit 5,06‰/189 Tokens für Typ Kopf, 0,13‰/5 Tokens für Typ Haupt und 0,03‰/1 Token für Typ Köpf, um die übrigen Kreise besser hervortreten zu lassen. Die nächsthäufigsten Vorkommen von Typ Kopf betreffen die PLZ 778 Bühl (1,82‰/79 Tokens), 787 Schramberg (1,65‰/31 Tokens) und 777 Oberkirch (1,58‰/90 Tokens). Typ Haupt begegnet gehäuft in den PLZ 049 Herzberg (1,98‰/42 Tokens), 996 Sömmerda (1,56‰/26 Tokens) und 015 Riesa (1,53‰/37 Tokens). Typ Höft konzentriert sich v.a. in den PLZ 216 Stade (1,71‰/93 Tokens), 567 Mayen (1,20‰/ 38 Tokens) und 217 Drochtersen (1,17‰/46 Tokens), Typ Köpf in den PLZ 876 Kaufbeuren (2,51‰/131 Tokens), 733 Geislingen an der Steige (1,33‰/29 Tokens) und 891 Blaustein (1,23‰/49 Tokens). Hoeft streut in der Nordhälfte von
768
Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Haare und Körperteile
Dtld., Heuft bildet ein Nest im Raum Andernach, Haupts im patronymischen Genitiv konzentriert sich im Dreieck Aachen - Mönchengladbach - Köln. Zu Haupt/Höft und -haupt/-höft s. konsonantismus, K. 64-66. Weitere Namen: Das Diminutiv Häuptle 40 begegnet im südl. Baden-Württemberg. Köpfle 53 bildet ein Nest in und um Osterburken. Erste Nebenkarte (K. 301): Typ Weiskopf 1515 Typ Weishaupt 1769 Typ Schwarzkopf 2015 Typ Schwarzhaupt 89 Typ Rothkopf 309 Typ Rothaupt 183
Karte 301: Weiskopf, Weishaupt, Schwarzkopf, Schwarzhaupt, Rothkopf, Rothaupt
Weis-, Schwarz- und Rot(h)kopf/-haupt sind eindeutig auf den menschlichen Kopf bezogen. Die Karte verwendet für die drei Beispiele drei verschiedene Farben und setzt jeweils die Namen auf -kopf bzw. -haupt mit hellen bzw. dunklen Farbtönen voneinander ab. Dabei treten keine deutlichen Tendenzen in der Verbreitung von -kopf bzw. -haupt zutage. Die Abfrage (Wei(ss?|ß)|Wie?tt?|S(ch)?wart?z?|Ro(d|t)h?)(kopp?f?f?|h(au|o) (b|p)th?|h(oe|ö|eu|äu)ff?th?) (≥ 10 Tokens) ergibt 26 Types/5880 Tokens:
Kopf, Hals, Brust, Bauch
769
Typ Weiskopf 7 Types/1515 Tokens: Weis(s)kopf 350+58, Weißkopf 321; Wittkop(p) 141+242, Wittkopf 370, Witkop 33. Typ Weishaupt 8 Types/1769 Tokens: Weis(s)haupt 1043+62, Weißhaupt 247; Witth(ö/oe)ft 326+16, Withöft 46, Witthoefft 16, Wiethaupt 13. Typ Schwarzkopf 4 Types/2015 Tokens: Schwarzkopf 1840, Schwartzkopf(f) 34+116; Schwarzkopp 25. Typ Schwarzhaupt 1 Type/89 Tokens: Schwarzhaupt. Typ Rothkopf 2 Types/309 Tokens: Rot(h)kopf 12+297. Typ Rothaupt 4 Types/183 Tokens: Rot(h)haupt 82+77, Rot(h)höft 10+14. Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 4-50, entspricht 0,022,21‰. Die dichtesten Vorkommen von Typ Weiskopf betreffen die PLZ 169 Wittstock/ Dosse (1,24‰/17 Tokens), 173 Anklam (0,91‰/34 Tokens) und 906 Pyrbaum (0,90‰/8 Tokens), von Typ Weishaupt die PLZ 880 Friedrichshafen (1,92‰/88 Tokens), 893 Günzburg (1,22‰/32 Tokens) und 886+887 Überlingen+Meersburg (0,92‰/37 Tokens) sowie von Typ Schwarzkopf die PLZ 638 Miltenberg (1,23‰/ 65 Tokens), 633 Offenbach (1,08‰/31 Tokens) und 978 Wertheim (0,90‰/31 Tokens). Schwartzkopf(f) ist verstreut. Schwarzhaupt konzentriert sich im Raum Grebenhain - Hammersbach, Typ Rothkopf v.a. in der Region Neuschönau Deggendorf. Bei Typ Rothaupt bildet Rothaupt ein Nest in und um Aalen und ist ansonsten verstreut, Rothhaupt begegnet hauptsächlich zwischen Taunusstein und Coburg. Zu Details bei Weis- s. konsonantismus, K. 66 (Weisshaupt, Breithaupt, Witthöft, Bredehöft) und K. 205 (Weiskopf, Weiskopp, Wittkopf, Wittkopp). Weitere ÜberN-Komposita mit Grundwort -kopf, die sich eindeutig auf den menschlichen Kopf beziehen, mit ≥ 50 Tokens auftreten und Gegenstücke mit -haupt/-höft aufweisen: Breitkopf 850 (in ganz Dtld. verstreut, vor 1945 hauptsächlich in Schlesien, gen-evolu.de, 23.11.14), Breithaupt 689 (v.a. Südwestdtld.), Bredeh(ö/oe)ft 249+9 (zwischen Bremen und Hamburg), s. konsonantismus, K. 66; (D/T)rehkopf 64+27, Dreikopf 5 (alle Raum Magdeburg - Halle/Saale Leipzig), Drekopf 24 (Mönchengladbach, Wuppertal), Dre(y/i)haupt 89+13 (Raum Gera - Merseburg - Leipzig, sonst verstreut), Dreihäupl 6 (Niederbayern) sind wohl ÜberN zu mhd. drehen, mnd. drei(g)en 'drehen' (gottschald 2006, 160), nach z oder 1968 I, 389, 394 ÜberN zu mnd. droge 'trocken' für einen Schwachkopf; Gro(ß/ss)kopf 1150+130 (verstreut), Grothkop(p/f) 125+54 (Schleswig-Holstein, Hamburg, Grothkopp zudem in Mecklenburg-Vorpommern, Grothkopf vereinzelt in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen), Grotkopp 90 (Schleswig-Holstein, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern mit Nest in und um Eckernförde), Groshaupt 7 (in und um Ditzingen) können auch im übertragenen
770
Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Haare und Körperteile
Sinne einen Angeber meinen; Krauskopf 537 (in und um Biebertal), Kruskop 53 (Niedersachsen mit Nest in und um Bad Bevensen, vereinzelt in RheinlandPfalz), Kraushaupt 2 (Homberg/Efze), 'lockig'; Ruhkopf 96 (Raum Hannover Braunschweig), Rauhöft 56 (Nest in und um Kyritz), Ruch(h)öft 1+51 (Nordostdtld.), Rughöft 18 (Berlin), Rauchhaupt 16 (verstreut), 'rau, haarig', nach zoder 1968 II, 454 auch eine runde Bürste an einer langen Stange; Wull(e)kopf 37+18, Wullkop 7 (Raum Hannover), Wollenhaupt 480 (Raum Kassel, sonst verstreut), 'mit wollig gelocktem Haar'. Zweite Nebenkarte (K. 302): Dokumentiert werden ÜberN mit mhd. schedel, mnd. schēdel 'Schädel' für Menschen mit auffälligem Kopf. Die Komposita mit dem betreffenden Grundwort wie Breitschädel etc. belegen, dass auch beim Simplex mit solchen ÜberN zu rechnen ist, obwohl nach Brechenmacher 1957-63 II, 478, 491 Schädel und Schedel kaum zu heutigem 'Schädel' gehören, sondern Diminutiva zu Schad (s. K. 363) darstellen. Dies trifft sicher zu bei Schädle 253 (Raum Geislingen an der Steige - Memmingen), bei Sch(ä/e)del aber wohl nur zum Teil. Im Südwesten können auch BerufsN zu mhd. schedel 'aus Holz gebundenes Gefäß, Trockenmaß' für den Kleinböttcher konkurrieren, s. Sch(ä/e)dler, Bindschedel auf K. 126. Bei Schöd(e)l handelt es sich laut duden Famn 2005, 596 im Md. um eine Variante von Schöttl (s. K. 199), im bair. Raum um eine gerundete Variante aus Sched(e)l. Im Vogtland ist zwar die Gleichung Erhard Schödel 1591 = Erhard Schöttel 1599 belegt (hellFritzsch 1992, 182), doch könnte hier tt auch umgekehrt eine Variante von d bilden. Nach dem folgenden Kartenbild ist bei Schöd(e)l jedenfalls Rundung aus Sched(e)l am wahrscheinlichsten. Die Karte sortiert die Namen nach dem Stammvokal sowie bei e und ö nochmal nach Formen ohne/mit Synkope von e in der Endsilbe (vgl. Vokalismus, K. 318-322). Die Komposita werden mit dunkleren Farbtönen von den Simplizia abgesetzt. Weischedel ist Variante von Weiß-, Dirschedel wohl ein mit 'dürr' gebildeter ÜberN für jemanden mit einem schmalen Kopf. Die Abfrage .*(S|s)ch(a?e|ä|oe|ö)de?l (≥ 10 Tokens) ergibt 19 Types/2900 Tokens. Nach Abzug von nicht zugehörigem Bindschädel 38 (in und um Kraichtal; 'Küfer, Fassbinder' zu schedlen 'Küferarbeit machen', Brechenmacher 1957-63 I, 142), Mundschedl 13 (in und um Neumarkt in der Oberpfalz) verbleiben: Typ Schädel 888: Sch(ä/ae)del 794+82, Schädl 12. Typ Schedel 585: Schedel. Typ Schedl 288: Schedl. Typ Schödel 489: Sch(ö/oe)del 467+22. Typ Schödl 213: Schödl.
Kopf, Hals, Brust, Bauch
771
Typ [Breit]schädel 179: Breit- 60, Braun- 57, Weißschädel 35, Roth- 15, Großschädl 12. Typ [Wei]schedel 114: Weischedel. Typ [Dir]schedl 93: Dir- 63, Rot- 18, Großschedl 12. Typ Schädel 888 Typ Schedel 585 Typ Schedl 288 Typ Schödel 489 Typ Schödl 213 Typ [Breit]schädel 179 Typ [Wei]schedel 114 Typ [Dir]schedl 93
Karte 302: Schädel, Schedel, Schedl, Schödel, Schödl, [Breit]schädel, [Wei]schedel, [Dir]schedl
Kartentyp: absolut; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 4-50, entspricht 1-90 Tokens; PLZ innerhalb der Städte einzeln ausgewiesen. Die größten Vorkommen von Typ Schädel betreffen die PLZ 741 Neckarsulm (39 Tokens/1,20‰), 075 Gera (20 Tokens/0,45‰) und 691 Heidelberg (18 Tokens/0,21‰), von Typ Schedel die PLZ 963 Kronach (66 Tokens/2,83‰), 877 Kempten (Allgäu) (59 Tokens/1,24‰) und 971+972 Ochsenfurt+Veitshöchheim (19 Tokens/0,29‰), von Typ Schedl die PLZ 956 Marktredwitz (53 Tokens/ 1,56‰) und 926 Weiden in der Oberpfalz (39 Tokens/1,13‰), von Typ Schödel die PLZ 951 Selb (88 Tokens/2,05‰), 950 Hof (42 Tokens/2,28‰) und 952 Münchberg (27 Tokens/2,49‰) sowie von Typ Schödl die PLZ 851 Kipfenberg
772
Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Haare und Körperteile
(14 Tokens/0,63‰) und 850 Ingolstadt (12 Tokens/0,18‰). Breitschädel streut in der Südhälfte von Dtld., Braunschädel begegnet im Raum Koblenz - Trier, Weißschädel ist verstreut, Weischedel im Raum Stuttgart, Dirschedl in der Oberpfalz konzentriert. Schaedel streut in ganz Dtld. Weitere Namen: Die ÜberN Sched(e)l- 470+8 (konzentriert im Dreieck Straubing - Cham - Viechtach), Schöd(e)l- 49+1, Schäd(e)lbauer 4+4 (alle in Bayern) werden wohl durch einen auffälligen Kopf motiviert sein. Dritte Nebenkarte (K. 303): Typ Hirn 403 Typ Hirner 409 Typ Hirnschal 57 Typ Muckenhirn 51 Typ Spitzhirn 46 Typ Thumshirn 44 Typ Glitzenhirn 41 Typ Dirmhirn 37 Typ Spinnenhirn 21
Karte 303: Hirn, Hirner, Hirnschal, Mucken-, Spitz-, Thums-, Glitzen-, Dirm-, Spinnenhirn
ÜberN mit mhd. hirn(e) 'Gehirn, Verstand', in manchen Dialekten auch 'Stirn', können sich auf geistige Fähigkeiten beziehen (vgl. u. Thumshirn) oder auf den Kopf (vgl. u. Glitzenhirn), speziell die Stirn. Nach Brechenmacher 195763 I, 721 gehört zwar der FamN Hirn "kaum je zu Hirn = Stirn, vielmehr zu Ö[rtlichkeits]N wie Horn (hürnîn) oder hore (hürwîn) = Sumpflache. Vgl. […]
Kopf, Hals, Brust, Bauch
773
1294 Gerunch am Hirne […]." Eindeutig das Horn meint der WohnststättenN (A/E)inhirn 2+1 'der im Haus zum Einhorn'. Doch beziehen sich die meisten Komposita auf Hirn, Kopf oder Stirn (s.u.), sodass auch bei den Simplizia damit gerechnet werden kann. Bei Hirner konkurrieren WohnstättenN (s.o.) mit ÜberN zu mundartlich hirnen 'nachdenken, grübeln' (duden Famn 2005, 331). Die Abfrage .*(H|h)irn.* (≥ 10 Tokens) ergibt 34 Types/2841 Tokens. Als einschlägig werden kartiert: Typ Hirn 403: Hirn. Typ Hirner 409: Hirner. Typ Hirnschal 57: Hirnschal(l) 45+12. Typ Muckenhirn 51: Muckenhirn. Typ Spitzhirn 46: Spitzhirn. Typ Thumshirn 44: Thumshirn. Typ Glitzenhirn 41: Glitzenhirn. Typ Dirmhirn 37: Dir(m/n)hirn 25+12. Typ Spinnenhirn 21: Spinnenhirn. Nicht kartiert ist Klingshirn 127 (Raum München - Ingolstadt - Regensburg) '(ich) lasse das Hirn erklingen', was wohl einen ÜberN für einen Haudegen darstellt. Kartentyp: absolut; Kreise pro zweistellige PLZ, Kreisgröße 5-45, entspricht 1-64 Tokens. Die größten Konzentrationen des FamN Hirn befinden sich in den PLZ 92 Amberg (37 Tokens/0,22‰), 72 Reutlingen (36 Tokens/0,10‰) und 98 Suhl (33 Tokens/0,31‰), von Hirner in den PLZ 73 Esslingen/Neckar (60 Tokens/0,17‰), 85 München (40 Tokens/0,11‰) und 89 Ulm (33 Tokens/0,13‰). Hirnschal, mhd. hirn(e)schal 'Hirnschale, Schädel', begegnet in Nordwestdtld. mit Nest in und um Bad Oeynhausen. ÜberN für den Dummkopf sind Muckenhirn ('der Fliegen im Hirn hat'; Baden, Nest in Münstertal), Thumshirn (Raum Heilbronn Nürnberg Neumarkt in der Oberpfalz), Dirmhirn (nach gottschald 2006, 252 'dürres, dummes Hirn'; bei Mühldorf/Inn), Spinnenhirn ('der Spinnen im Hirn hat'; Oberschwaben, v.a. Raum Tettnang Ravensburg). Spitzhirn (Nordbayern mit Nest in Neunburg vorm Wald) bezieht sich auf die Kopfform oder auf spitzfindige Gedanken, Glitzenhirn (in Westdtld. verstreut mit Häufungen in Hessen), zu mhd. glitze 'Glanz', ist wohl ÜberN des Kahlköpfigen. Weitere Namen: Stirn 197 (konzentriert im Raum Öhringen - Schwäbisch Hall Crailsheim, ansonsten verstreut im mittleren Westdtld.) bezieht sich als ÜberN zu mhd. stirne 'Stirn' auf eine auffällige Stirn, vgl. Hartstirn 14 (Zweibrücken Pirmasens) und den SatzN Reibstirn 17 ('(ich) reibe die Stirn'; verstreut). Bei
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Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Haare und Körperteile
Stirner 305 (v.a. nördl. Württemberg, Niederbayern, sonst im Süden verstreut) konkurrieren ÜberN 'der mit der auffälligen Stirn' mit HerkunftsN zu Stirn, Ortsteil von Pleinfeld, und ÜberN zu mhd. stirner 'Landstreicher'. ÜberN zu mnd. sterne 'Stirn' sind wegen Konkurrenz mit 'Stern' nicht sicher zu ermitteln. Vierte Nebenkarte (K. 304): Typ Schramm 11461 Typ Schraml 838 Typ Schrimpf 783 Typ Schrempp 388 Typ Schrempf 265
Karte 304: Schramm, Schraml, Schrimpf, Schrempp, Schrempf
Dokumentiert werden ÜberN, die sich auf (wohl meistens im Gesicht sichtbare) Narben beziehen. Mhd., mnd. narwe, nar(e) 'Narbe' hat nur mit seltenem Narbe 27 (verstreut) Spuren hinterlassen. Umso häufiger sind aber ÜberN zu mhd., mnd. schram(me) 'Schramme, Wunde'. Konkurrenz besteht in Einzelfällen mit WohnstättenN zu mhd. schram 'Felsspalt, Loch u.ä.'. Auf der Karte einbezogen werden FamN zu mhd. schrimpf, md. schrimp 'Schramme, kleine Wunde', wozu wohl auch die FamN Schrempf (Brechenmacher 1957-63 II, 563) und Schrempp gehören. Hier konkurrieren ÜberN für kleine Menschen zu mhd. schrimpfen, md. schrimpen 'schrumpfen, zu Runzeln zusammenziehen'.
Kopf, Hals, Brust, Bauch
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Die Abfrage Schramm?e?l?b?k?e?n?|Schr(i|e)m(b|p)p?f?f? (≥ 10 Tokens) ergibt 19 Types/14745 Tokens. Nach Abzug von Schram(m)ek (s.u.) verbleiben: Typ Schramm 11461: Schram(m) 101+11360. Typ Schraml 838: Schram(m)l 822+16. Typ Schramme 224: Schramme. Typ Schramke 204: Schram(b)ke 180+24. Typ Schrammel 159: Schram(m)el 36+133. Typ Schrammen 156: Schram(m)en 15+141. Typ Schrimpf 783: Schrimpf 772, Schrimb 11. Typ Schrempp 388: Schremp(p) 10+324, Schremb 54. Typ Schrempf 265: Schrempf. Die Typen Schramme, Schramke, Schrammel und Schrammen wären auf der Karte kaum sichtbar und werden daher nur unten im Text besprochen. Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 4-45, entspricht 0,055,75‰. Typ Schramm konzentriert sich in den PLZ 953 Kulmbach (5,67‰/143 Tokens), 952 Münchberg (4,33‰/47 Tokens) und 962 Lichtenfels (3,04‰/107 Tokens), kommt öfter in Thüringen und Sachsen vor und ist sonst wie Schram gleichmäßig über ganz Dtld. verstreut. Vor 1945 war der FamN östl. von Oder und Neiße sehr häufig (genevolu.de, 20.09.14). Typ Schraml tritt massiert im Raum Weiden in der Oberpfalz Kemnath Marktredwitz auf. Die südlichsten Orte in Ober franken, in denen Schramm gegenüber südl. angrenzendem Schraml überwiegt, sind nach Ausweis fünfstelliger PLZ Bayreuth - Warmensteinach - Schwarzenbach/Saale - Selb. Typ Schrimpf ist konzentriert im Dreieck Neuhof - Lauterbach Fulda und im mittleren Dtld. verstreut. Typ Schrempp ballt sich im Dreieck Lahr Renchen - Wolfach, Schremb begegnet im Raum Frankfurt/Main - Bochum. Schrempf bildet ein Nest in und um Bietigheim-Bissingen. Von den nicht kartierten Namen finden sich Schramme und Typ Schramke verstreut in der Nordhälfte von Dtld. Schram(m)el streut im Süden; hier sind Konkurrenzen mit österreichischen HerkunftsN zum dortigen SiedlungsN Schrammel zu beachten (Schrammel 545 Telef. in Österreich, v.a. Niederösterreich, Geogen At, CD-Rom, 2005). Typ Schrammen im schwachen patronymischen Genitiv ballt sich in und um Mönchengladbach. Weitere Namen: Schrame(c)k 209+5 (verstreut), Schramme(c)k 58+22, Sramek 22 (alle Nordrhein-Westfalen, sonst verstreut) stellen ÜberN zu poln. szrama, tschech. šrám 'Schramme, Narbe' dar. ÜberN zu mhd., mnd. schart 'Scharte, Wunde', mhd. schart 'schartig, verletzt' sind Schardt 1177 (Nester in den Räumen Limburg/Lahn - Dornburg und Lichtenfels,
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Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Haare und Körperteile
ansonsten verstreut im mittleren Dtld.), Schart 279 (verstreut mit Häufungen in Bayern), Scharte 136 (verstreut im nördl. Dtld.). Es konkurrieren WohnstättenN im Sinne von 'in/an der Scharte (im Gelände)', evtl. auch indir. BerufsN zu mhd., mnd. schart '(Röst-)Pfanne'. Zu FamN mit mhd., mnd. kra(t)z 'Kratzwunde, Schramme' vgl. Familiennamen aus ruFnamen. Fünfte Nebenkarte (K. 305): Typ Nacke 812 Typ Nack 426 Typ Nacken 240
Karte 305: Nacke, Nack, Nacken
Behandelt werden ÜberN zu mhd. nac(ke), mnd. nacke 'Nacken'. Mit auf den menschlichen Nacken bezogenen ÜberN können Herkunfts- oder WohnstättenN zu metaphorisch so benannten Örtlichkeiten konkurrieren, etwa zum SiedlungsN Nack (Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg); vgl. westFälFna, K. 104 (Nacken). Die Abfrage Nac?kk?e?n?s? (≥ 10 Tokens) ergibt 6 Types/1478 Tokens: Typ Nacke 812: Na(c)ke 115+697.
Kopf, Hals, Brust, Bauch
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Typ Nack 426: Na(c)k 12+414. Typ Nacken 240: Na(c/k)ken 224+16. Kartentyp: absolut; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 3-40, entspricht 1-44 Tokens; PLZ innerhalb der Städte einzeln ausgewiesen. Die größten Vorkommen von Typ Nacke betreffen die PLZ 486 Ahaus (44 Tokens/0,86‰), 331 Paderborn (31 Tokens/0,32‰) und 017 Pirna (25 Tokens/ 0,49‰), von Typ Nack die PLZ 213 Lüneburg (22 Tokens/0,39‰), 274 Cux haven (20 Tokens/0,38‰) und 646 Bensheim (14 Tokens/0,29‰) sowie von Typ Nacken die PLZ 521 Herzogenrath (30 Tokens/0,70‰), 520 Aachen (20 Tokens/ 0,22‰) und 524 Alsdorf (19 Tokens/0,37‰). Nake konzentriert sich in und um Dresden. Komposita, die Nacken als Grundwort enthalten oder enthalten könnten: Hardenacke 82, ÜberN des körperlich oder charakterlich Hartnäckigen, vgl. mnd. hardenacket 'hartnäckig, trotzig', bildet ein Nest in und um Drolshagen, Hardenack 32 eines im benachbarten Olpe, Hartnack(e) 130+15 begegnet im Nordwesten bis zur Elbe, Harnack 534 im nördl. Dtld. v.a. östl. von Weser und Leine. Hasenack 60 (Nest im Raum Schwelm - Ennepetal; zu 'Hase', wohl WohnstättenN); Krum(m)nacker 40+25, Krum(m)nack 56+3 (alle in und um Dortmund; wegen der Endungsvarianz mit/ohne -er WohnstättenN 'am krummen (Berg-) Nacken'); Quakernack 61, Quakenack 4 (beide in und um Bielefeld; zu nd. quack 'Schwächling'?); Rasenack 62 (Nordhälfte von Dtld.; zoder 1968 II, 359 erwägt Zusammensetzung mit mhd., mnd. rasen 'toben'); Röbenack 23, Röpenack 13 (beide verstreut), Röppenack 23 (im md. Raum verstreut), Roepenack 6 (Bruchköbel; nach zoder 1968 II, 417 vielleicht SatzN '(ich) raufe den Nacken'); Stobernack 81 (im md. Raum verstreut; nach zoder 1968 II, 672 zu mnd. stoveren 'stöbern, wegjagen' für denjenigen, der Kopfnüsse austeilt); Tornack 101 (Nest in und um Halle/Saale; Etymologie unklar). Auf mhd., mnd. hals 'Hals' gehen folgende ÜberN zurück (≥ 30 Tokens): Bierhals (s. K. 208), Feinhals 46 (Raum Köln), Kurzhals 417 (Raum Halle/Saale, sonst verstreut), nd. Korthals 345 (verstreut), Langhals 112 (verstreut in der Nordhälfte von Dtld.), Schönhals 302 (Nest in und um Homberg/Ohm, sonst in Westdtld. verstreut), Vol(l)nhals 38+85 (in und um Ingolstadt; SatzN '(ich) fülle den Hals'), Wagenhals 62 (Raum Biberach/Riß - Heidelberg; SatzN '(ich) wage, riskiere den Hals' für einen Draufgänger), Ziegenhals 38 (verstreut in der Nordhälfte von Dtld.; ÜberN oder HerkunftsN zum SiedlungsN Ziegenhals in Schlesien). Auf mhd. genic(ke) 'Genick' beruht Genick 7 (in und um Bonn). Zu Krag(e)(n) s. bei K. 371, zu ÜberN nach Kröpfen s. konsonantismus, K. 27 (Kropf, Kropp).
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Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Haare und Körperteile
Sechste Nebenkarte (K. 306): Typ Brust 1259 Typ Brüstle 543 Typ Brustmann 98
Karte 306: Brust, Brüstle, Brustmann
Dokumentiert werden FamN mit mhd. brust 'Brust; Bekleidung der Brust'. Sie können ÜberN nach einem die Brust betreffenden Merkmal des Körpers bzw. der Kleidung darstellen (vgl. Rothbrust) oder den Hersteller bzw. Träger eines Brustpanzers meinen. FamN zu mnd. borst 'Brust; Brustharnisch' lassen sich nicht sicher ermitteln. Borst 890 (v.a. Raum Frankfurt/Main - Bad Neustadt/Saale Aalen - Stuttgart) kann aufgrund seiner Verbreitung nicht zu mnd. borst gehören, sondern ist ÜberN zu mhd. borst(e) 'Borste' nach einem borstigen Aussehen oder Charakter. Bei den wenigen Vorkommen von Borst im Nd. konkurrieren, falls sie autochthon sind, ÜberN zu mnd. borst 'Mangel' und borste 'Bürste'. Die Abfrage (B|P)r(ue?|ü)st.* (≥ 10 Tokens) ergibt 16 Types/2242 Tokens. Als einschlägig werden kartiert: Typ Brust 2 Types/1259 Tokens: Brust(en) 1240+19. Typ Brüstle 6 Types/543 Tokens: Br(ü/ue)stle 414+20, Brüst(e)l 31+16, Brüstlin 16; Prüstel 46.
Kopf, Hals, Brust, Bauch
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Typ Brustmann 1 Type/98 Tokens: Brustmann. Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 3-45, entspricht 0,012,11‰. Die dichtesten Vorkommen von Typ Brust betreffen die PLZ 977 Karlstadt (1,81‰/86 Tokens), 557 IdarOberstein (1,25‰/40 Tokens) und 666 Merzig (0,76‰/47 Tokens), von Typ Brüstle die PLZ 787 Schramberg (1,33‰/25 Tokens), 777 Oberkirch (1,16‰/66 Tokens) und 754 Mühlacker (0,70‰/16 Tokens) sowie von Typ Brustmann die PLZ 977 Karlstadt (0,30‰/14 Tokens) und 825 Geretsried (0,23‰/5 Tokens). Brüstl begegnet zwischen Stuttgart und Augsburg, Prüstel bildet ein Nest in und um Glauchau. Weitere Namen: Prust 136 ist am Niederrhein konzentriert und im Nd. verstreut, daher kaum Variante von Brust, sondern etymologisch unklar. Bei Rot(h)brust 2+124 (Nest im Raum Mayen - Rieden - Andernach) handelt es sich wohl um einen ÜberN nach einem Kleidungsstück. Siebte Nebenkarte (K. 307): Dokumentiert werden FamN mit mhd. būch, mnd. būk 'Bauch', i.d.R. wohl ÜberN für beleibte Menschen. Die Abfrage (B|P)(ae?u|äu|eu|ei)che?l?e?i?n?s?|Buu?h?c?kh? (≥ 10 Tokens) ergibt 25 Types/9819 Tokens. Als einschlägig werden kartiert: Typ Bauch 2597: Bauch. Typ Bäuchle 5 Types/207 Tokens: B(ä/ae)uchle 122+10, Beuchle(n) 25+14, Beichle 36. Typ Peichl 6 Types/748 Tokens: Peich(e)l 318+20, Beuchel 266, Beich(e)l 32+100, Bäuchl 12. Typ Buhk 4 Types/358 Tokens: Buh(c)k 201+13, Buu(c)k 41+103. Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 3-45, entspricht 0,011,95‰. Die dichtesten Vorkommen von Typ Bauch betreffen die PLZ 083 Glauchau (1,95‰/81 Tokens), 851 Kipfenberg (1,76‰/39 Tokens) und 917+918 Weißenburg+Wellheim (0,94‰/42 Tokens). Typ Bäuchle ist im Viereck Pforzheim Öhringen - Göppingen - Tübingen konzentriert. Bei Typ Peichl streuen alle Varianten in Hessen, Baden-Württemberg und Bayern; die sächs. Vorkommen beruhen auf Beuchel. Bei (B/P)eich(e)l besteht Konkurrenz mit ÜberN zu mhd. bīhel 'Beil' für den Zimmermann, vgl. nied 1933, 25: "Beichel und Beigel sind nur mundartliche Nebenformen von Beil" (Beig(e)l 41+307 begegnet v.a. in Nordbaden und Mittelfranken; Peig(e)l tritt nicht auf). Typ Bukh kommt mit seinen Varianten v.a. in und um Hamburg sowie in Neustadt am Rübenberge vor.
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Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Haare und Körperteile
Typ Bauch 2597 Typ Bäuchle 207 Typ Peichl 748 Typ Buhk 358
Karte 307: Bauch, Bäuchle, Peichl, Buhk
Weitere Namen: Auf der Karte nicht berücksichtigt wird Bu(c)k 105+5446. Der FamN ist einerseits in Württemberg konzentriert und hier Patronym zu einer Kurzform des RufN Burkhard; andererseits begegnet er geballt im Raum Bremerhaven - Hamburg - Lübeck - Kiel sowie verstreut im nd. Raum, wo es sich um Varianten des kartierten Typs Buhk handelt; im Einzelfall sind hier auch ÜberN mit mnd. buck 'Bock' denkbar, vgl. Steenbuck 144, Steinbuck 18 'Steinbock' (beide Hamburg, Schleswig-Holstein). Bauche 69 (Raum Hannover - Alfeld/Leine) ist WohnstättenN 'bei der Buche' (zoder 1968 I, 202f.) und daher nicht auf der Karte erfasst. Als Grundwort erscheint Bauch ≥ 30 Tokens in folgenden Komposita: Gorbauch 46 (md. Raum), zu gor(de)būk 'gegürteter Bauch'? (zoder 1968 I, 593); Hohlbauch 32 (Nest bei Stuttgart), 'eingefallener Bauch'; Küh(l)bauch 107+16 (Baden-Württemberg, Bayern); Kutzsch(e)bauch 47+28, Kutsch(e)bauch 10+2 (alle Raum Zeitz - Leipzig - Dessau), Gutzschebauch 24 (Räume Leipzig und Düsseldorf), dazu wohl auch Kusebauch 109 (verstreut), zu mhd. gugen, gugezen 'sich hin und her wiegen' für einen dicken Menschen mit schwankendem Bauch?
781
Kopf, Hals, Brust, Bauch
(naumann 2005, 176); Riedelbauch 143 (in und um Marktredwitz); zu Roggenbuck, Roggenbauch s. K. 18; Schme(e)rbauch 105+1 (Nest in und um Mühlhausen), zu mnd. smēr 'Fett' für den Fettleibigen; Stahlbuhk 17, -buck 13, dazu auch Stahlbock 105 (alle nördl. Niedersachsen, Hamburg, Schleswig-Holstein), 'Stahlbauch', auf die Rüstung bezogen. 5. Historische Sondierung Zur Hauptkarte s. konsonantismus, K. 64. Eine Sondierung von Kopf ist wegen der unauflösbaren Konkurrenzen bei Kopp (s.o. unter 2.) nicht sinnvoll. Zur ersten Nebenkarte s. zu Witt-, Weißkopf/-haupt konsonantismus, K. 64, K. 203. Hier folgen Belege für Schwart-, Schwarz- und Rot(h)kopf/-haupt. Niederdt.: Swartehovet 1395 Ba 1972, 236. Harb.: Schwartkop 1655, Schwartkopf 1658, Schwartzkopf 1661 r i 130. Pommern: Swartekop 1351 Ba 1982, 82. Hattingen: Rotkop 1365 Je 79, 80. Ostfalen: Swartekoppes (Gen.) 1331, Swartekop 1379, Swertekop 1434 = Swartekop 1442 = Swartekopp 1446, Schwartekop, Schwarzekop 1585, Schwartzkopf 1608, Schwartzkopff 1670, Schwartzkop 1701, von Schwartzkoppen 1725; Rodtkopf 1585 zo II 445, 576. Braunschw.: Swartekop 1400-01 scha 239. Vogtld.: Rotkoppin (fem.) 1414 h e 1992, 169. Breslau: Swarczhawpt, Swarczkop 13./14. Jh. r ei 111. Esslingen: Schwartzkopff 1481 Be 328. Freib. i.Br.: Rotenkopf 1460 dz 138. Baar: Rotenkopf 1441 (laut ni WohnstättenN zum HäuserN (zum) roten Kopf) ni 48. Nürnb.: Swartzkopf 1328 sche 312. Sudetenld.: Swarczhauptil 1379 = Swarczhaup 1380 sch 1957, 292; Rotkopp 1444 sch 1973, 246.
6. Hinweise Zur Hauptkarte vgl. in Nachbarländern (Daten nach Luxemburg: Einw. 1930, institut grand -ducal 1989; Elsass/Lothringen: Telef., pagesjaunes.fr; Schweiz: Telef., verwandt.ch; je 09.05.15; Österreich: Telef., Geogen At, CD-Rom, 2005): Luxemburg Haupt H(ö/oe)ft Kopf K(ö/oe)pf
Elsass/Lothringen
Schweiz
Österreich
4
21
187
307
0+0
0+2
6+0
2+2
4
134
71
534
0+0
0+9
10+4
239+3
konsonantismus, K. 26 (-kopf, -kopp), K. 64 (Haupt/Höft), K. 66 (Weisshaupt, Breithaupt, Witthöft, Bredehöft), K. 205 (Weiskopf, Weiskopp, Wittkopf, Wittkopf). augst 1970; HSS, K. 77 (Graphe für ou in houbet im 14./15. Jh. im Südwesten); kunze 2004a, 142f.; m arinyssen 2010a, K. 3 (Samenstellingen met 'hoofd' in familienamen), K. 4 (Samenstellingen met 'hals' in familienamen). F. FahlBusch
782
Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Haare und Körperteile
Typ Scheel 3823 Typ Scheele 1559 Typ Schill 1701 Typ Schiel 931 Typ Schilli 355 Typ Schille 313 Typ Schölch 240 Typ Schelb 261 Typ Schels 397
Karte 308: Scheel, Scheele, Schill, Schiel, Schilli, Schille, Schölch, Schelb, Schels
Augen, Ohren, Nase, Wange, Mund
783
2.3 Augen, Ohren, Nase, Wange, Mund 1. Fragestellung Dokumentiert werden ÜberN, die durch Augen, Ohren, Nase, Wangen und Mund motiviert sind. Die Hauptkarte gilt FamN zu mhd. schiel, schel, schelwe, schelch, schilch 'schielend, scheel, schief, krumm', mnd. schēl(e) 'schielend', die erste Nebenkarte zeigt FamN, die vom Verb mhd. schilhen, schillen 'schielen' oder vom Substantiv mhd. schilher 'Schieler' abgeleitet sind. Die zweite Nebenkarte ist ÜberN zu mhd., mnd. blint 'blind' gewidmet. Anschließend werden im Text ÜberN mit mhd. oug(e), mnd. oge 'Auge' besprochen. Auf der dritten und vierten Nebenkarte folgen ÜberN mit Ohr und taub, auf der fünften und sechsten solche zu Nase und ihrer metaphorischen Bezeichnung als Zinken. Mit bzw. bei der siebten Nebenkarte werden ÜberN zu Backe und Wange erörtert. Es folgen durch den Mund motivierte FamN. Bei der achten Nebenkarte zum Fall Rotermund werden FamN mit Mund erörtert, die neunte dokumentiert ÜberN mit Maul, die zehnte solche mit der metaphorischen Benennung Schnabel. Die elfte Nebenkarte gilt ÜberN zu alem. Brütsch(e), Brutsch(e) 'verzogener Mund', der Text gibt Hinweise zu weiteren regionalen den Mund betreffenden Beispielen. Die zwölfte Nebenkarte ist ÜberN gewidmet, die sich auf die Zähne beziehen. 2. Quantitative Datenbasis Abfrage: Sch(i|ei?)e?h?ll?(e|i|y)?|Schelb(le)?|Sch(o?e|ö)l(s|ch) (≥ 5 Tokens) ergibt 29 Types/15909 Tokens. Als einschlägig werden kartiert: Typ Scheel 3823: Scheel 3200, Schei(e)l 599+24. Typ Scheele 1559: Scheele 1506, Scheile 53. Typ Schill 1701: Schil(l) 11+1690. Typ Schiel 931: Schie(h)l 893+31, Schiell 7. Typ Schilli 355: Schil(l)i 5+350. Typ Schille 313: Schille. Typ Schölch 240: Schölch. Typ Schelb 261: Schelb(le) 232+29. Typ Schels 397: Schels 327, Schöls 70. 3. Qualitative Datenbasis Im Einzelfall können sich die ÜberN auch auf krummen Körperwuchs beziehen. HerkunftsN zu SiedlungsN wie Scheel bei Lindlar, Schiele bei Ochsenhausen, Schielo bei Gernrode sind in den betreffenden Regionen möglich, bei Schill(e) WohnstättenN zu entsprechenden FlurN (zoder 1968 II, 511). Schölch ist nach nied 1933, 132 "urkundlich Schelch", zu mhd. schelch 'schielend', doch besteht
784
Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Haare und Körperteile
auch die Möglichkeit einer Kontraktion aus den ÜberN Schellig 104, Schöllig 77 (zu mhd. schellic 'auffahrend, schreckhaft'), die im gleichen Raum konzentriert sind. BerufsN zu mhd. schelch 'Kahn' sind ebenfalls denkbar. Schels ist nach duden Famn 2005, 578 ÜberN zum Adverb mhd. schelch(e)s 'schielend'. 4. Details und Ergänzungen Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 3-45, entspricht 0,023,78‰. Vorkommen pro zweistellige PLZ: Dokumentationstabelle. PLZ
Scheel
Scheele
01
39
4
Schill 12
Schiel 11
Schilli 0
Schille
Schölch
Schelb
10
0
1
Schels 0
‰ ges. 0,21
02
13
1
8
9
1
1
0
1
0
0,23
03
19
2
2
2
0
3
0
0
0
0,28
04
30
9
6
5
0
38
0
0
0
0,24
06
48
7
18
9
0
8
0
0
0
0,21
07
13
0
7
9
0
9
0
0
0
0,21
08
12
2
8
3
0
25
0
0
0
0,24
09
13
1
9
1
0
20
0
0
0
0,17
10
75
12
20
7
1
2
0
0
0
0,41
12
89
9
13
19
0
4
0
0
0
0,42
13
75
5
11
2
0
5
0
0
0
0,42
14
45
8
11
7
3
7
1
2
0
0,31
15
40
7
2
1
0
1
0
0
0
0,31
16
71
6
9
1
1
0
0
0
0
0,52
17
93
5
5
0
0
1
0
0
0
0,55
18
134
3
2
7
0
1
0
0
0
0,89
19
62
2
0
0
2
0
0
0
0
0,53
20
22
8
9
1
0
0
0
0
2
0,47
21
103
67
23
11
0
0
0
0
0
0,54
22
162
42
28
8
0
1
1
0
0
0,51
23
277
20
4
2
0
0
0
0
0
1,26
24
294
26
18
1
0
0
1
0
0
0,86
25
126
17
19
5
0
0
0
0
0
0,65
26
49
17
11
11
0
1
0
0
0
0,21
27
45
75
25
4
0
1
0
0
0
0,47
28
30
31
20
6
0
0
0
5
0
0,37
29
23
56
9
9
0
0
0
0
0
0,47
785
Augen, Ohren, Nase, Wange, Mund
PLZ
Scheel
Scheele
Schill
Schiel
Schilli
Schille
Schölch
Schelb
Schels
‰ ges.
30
40
55
9
6
0
2
0
0
0
0,35
31
54
52
21
6
0
1
0
0
0
0,34
32
27
20
15
1
0
2
0
0
1
0,20
33
53
73
9
7
3
1
0
3
2
0,39
34
11
92
34
13
0
0
11
0
0
0,53
35
17
10
27
7
1
0
0
0
0
0,18
36
52
1
4
5
0
0
0
0
1
0,33
37
25
57
65
3
0
1
0
0
0
0,50
38
62
27
12
11
0
0
0
0
1
0,26
39
74
12
8
3
0
1
0
0
0
0,41
40
33
13
9
5
1
2
0
0
1
0,19
41
23
6
13
5
0
1
0
0
0
0,15
42
45
21
5
6
0
1
0
0
2
0,25
44
40
64
6
5
0
3
1
1
0
0,28
45
36
65
5
16
9
8
0
0
0
0,24
46
14
10
12
21
1
1
0
0
0
0,18
47
41
17
5
13
0
4
0
0
0
0,18
48
27
15
2
1
0
0
0
0
0
0,09
49
36
94
4
6
0
1
1
0
0
0,34
50
33
14
12
18
7
4
1
0
0
0,22
51
40
20
7
12
0
1
0
0
0
0,27
52
17
6
6
2
6
1
0
0
0
0,10
53
48
26
8
10
2
1
0
0
0
0,25
54
4
0
3
9
8
0
0
0
0
0,09
55
15
8
15
56
0
1
7
0
0
0,35
56
17
6
9
9
0
2
0
3
0
0,19
57
40
48
0
2
10
5
0
0
13
0,47
58
32
54
4
3
1
0
0
0
0
0,27
59
26
77
15
3
3
4
3
3
0
0,33
60
20
3
4
5
1
2
1
0
0
0,19
61
13
15
8
9
0
0
2
0
0
0,28
63
30
6
8
4
0
1
5
0
2
0,12
64
21
10
8
4
1
1
4
0
0
0,18
65
29
16
12
22
2
0
1
0
1
0,22
66
20
2
18
119
5
44
1
2
2
0,41
67
15
2
17
17
1
0
3
1
0
0,16
68
14
2
13
6
0
1
12
0
1
0,27
69
7
1
6
8
7
0
100
1
1
0,7
786
PLZ
Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Haare und Körperteile
Scheel
Scheele
Schill
Schiel
Schilli
Schille
Schölch
Schelb
Schels
‰ ges.
70
37
2
42
11
4
3
0
2
1
0,38
71
32
5
78
5
8
1
2
2
0
0,37
72
47
3
81
2
2
7
1
10
4
0,44
73
57
6
73
0
2
5
0
0
6
0,41
74
21
2
30
8
1
8
24
15
4
0,31
75
11
3
37
2
0
7
14
2
1
0,49
76
19
2
19
109
12
2
8
5
1
1,50
77
9
3
12
7
182
8
5
7
0
0,38
78
10
6
19
2
22
6
0
18
1
0,30
79
43
9
191
18
25
2
7
163
0
1,23
80
14
6
11
16
2
1
0
3
12
0,24
81
14
8
13
9
4
1
0
0
16
0,22
82
21
6
22
7
0
1
1
1
8
0,24
83
23
0
10
21
0
0
0
1
2
0,22
84
0
2
1
1
1
3
0
2
11
0,09
85
27
2
17
4
2
0
2
0
81
0,39
86
27
6
13
6
1
1
5
4
5
0,17
87
12
1
20
6
0
1
0
1
0
0,26
88
32
1
40
2
5
2
1
0
1
0,27
89
45
0
26
4
0
5
5
0
1
0,34
90
19
5
11
6
0
1
0
0
17
0,22
91
21
6
15
5
2
0
1
1
6
0,16
92
2
0
7
3
1
1
0
0
46
0,35
93
9
1
9
4
0
5
0
0
122
0,78
94
10
0
5
0
0
0
0
0
1
0,06
95
2
0
54
4
0
4
0
0
13
0,39
96
10
2
6
6
0
1
0
0
6
0,15
97
18
4
12
6
0
0
7
0
1
0,14
98
9
0
10
4
1
0
0
0
0
0,21
99
44
1
67
41
0
2
1
0
0
0,53
Details: Die dichtesten Vorkommen von Typ Scheel betreffen die PLZ 185 Bergen auf Rügen (1,60‰/43 Tokens), 235 Lübeck (1,43‰/92 Tokens) und 237 Eutin (1,43‰/79 Tokens). Diphthongiertes Scheil (zoder 1968 II, 493 belegt historische Gleichungen Scheel(e) = Scheil(e)) ist überall im Gebiet von Scheel eingestreut. Typ Scheele gilt, deutlich durch die Elbe von Scheel abgegrenzt, im westl. Nd., am dichtesten in den PLZ 574 Olpe (0,77‰/28 Tokens), 493 Melle (0,76‰/32 Tokens) und 273 Rotenburg/Wümme (0,73‰/40 Tokens). Scheile
Augen, Ohren, Nase, Wange, Mund
787
ist überall eingestreut. Die dichtesten Vorkommen von Typ Schill betreffen die PLZ 792 Breisach/Rhein (1,99‰/117 Tokens) und 372 Eschwege (1,46‰/56 Tokens), diejenigen von Schiel finden sich in den PLZ 765 Gaggenau (1,48‰/72 Tokens) und 556 Kirn (1,27‰/13 Tokens), Schiehl tritt fast nur im Saarland auf. Typ Schilli bildet ein Nest im PLZ 777 Oberkirch (2,43‰/ 138 Tokens). Schille streut hauptsächlich südl. einer Linie Münster - Braunschweig - Berlin mit Ballungen in Sachsen und im Saarland. Schölch ist im PLZ 694 Eberbach (1,98‰/81 Tokens) konzentriert. Typ Schelb tritt häufig in Baden in den PLZ 792 Breisach/ Rhein (1,05‰/62 Tokens), 796 Rheinfelden (Baden) (0,67‰/27 Tokens) und 791 Freiburg i.Br. (0,51‰/12 Tokens) auf. Typ Schels bildet ein Nest im PLZ 933 Kelheim (3,66‰/98 Tokens), Schöls erscheint außerdem noch im Raum Siegen. Weitere Namen: Im Gegensatz zu alem. Schilli ist Schil(l)y 19+89 (Ruhrgebiet) ÜberN zu poln. szyl 'der Schielende' (oder nd. Variante zu Schilling 11991, verstreut; zoder 1968 II, 512). Schie(h)le 1844+29 ist auf der Karte nicht berücksichtigt. Zwar ist im Einzelfall ÜberN zu mhd. schiel möglich, doch handelt es sich i.d.R. um einen aus Schüle entrundeten ÜberN des Schusters, s. Vokalismus, K. 69 (Schüle, Schiele, Schyle). Schehl 175 begegnet weit entfernt von Typ Scheel im Süden des Pfälzer Walds, Sche(h)le 75+3 und Schä(h)le 50+7 kommen im Allgäu vor; sie alle sind etymologisch unsicher. Dagegen treten Schä(h)l 325+9 sowie Schael 181 v.a. in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen auf, teils auch im md. Raum verstreut. Sie werden i.d.R. als Varianten des Typs Scheel angesehen (naumann 2005, 240; wenners 1988, 327). Aus Scheel diminuiertes Scheelke(n) 21+11, Scheelck(e) 5+3, Scheelk 20, Scheil(e)ke 11+6 sind im Raum Bremen - Hamburg beheimatet. Schielke 630, v.a. im nd. Raum, aber auch sonst verstreut, ist höchstens in Einzelfällen ÜberN des Schielenden; i.d.R. handelt es sich (wie bei Zü(h)lke 64+1696, verstreut) um Patronyme zu slaw. RufN wie Suli[mir] oder um ÜberN zu slaw. (z.B. poln. żyłka) 'Ader, Sehne'. Erste Nebenkarte (K. 309): Dokumentiert werden ÜberN, die auf mhd. schilhen, schillen 'schielen', mhd. schilher 'Schieler' zurückgehen. Bei Schiller sind im Einzelfall aus Schilder 509 (in ganz Dtld. verstreut, häufiger südl. der Donau) assimilierte BerufsN denkbar (zu mhd. schilt#re, mnd. schilder 'Schildmacher; Maler'). Die Abfrage Schie?h?ll?(ch)?ers? ergibt 5 Types/9328 Tokens: Typ Schiller 8780: Schiller(s) 8762+18. Typ Schilcher 312: Schilcher. Typ Schieler 236: Schi(e)ler 14+222.
788
Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Haare und Körperteile
Typ Schiller 8780 Typ Schilcher 312 Typ Schieler 236
Karte 309: Schiller, Schilcher, Schieler
Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 3-45, entspricht 0,023,55‰. Die dichtesten Vorkommen von Typ Schiller betreffen die PLZ 942 Regen (3,44‰/92 Tokens), 086 Oelsnitz (Vogtland) (2,61‰/27 Tokens) und 945 Wallersdorf (2,04‰/69 Tokens), von Typ Schilcher die PLZ 869 Schongau (1,29‰/51 Tokens), 824 Garmisch-Partenkirchen (0,75‰/32 Tokens) und 852 Dachau (0,54‰/31 Tokens), von Typ Schieler die PLZ 669 Pirmasens (0,63‰/ 31 Tokens) und 664 Homburg (0,56‰/30 Tokens). Weitere Namen: Scheler 1175 (Nest im Dreieck Neuhaus am Rennweg - Sonneberg - Coburg), Scheeler 66 (verstreut) können im Einzelfall den Schielenden meinen, i.d.R. aber stellen sie zusammen mit Sch(ä/ae)ler 96+9 (Thüringen) BerufsN zu mhd. scheln 'abstreifen, schälen' für den Schäler von Rinde für Gerberlohe oder den Abdecker dar (Brechenmacher 1957-63 II, 482, 495). Glauner 291, zu alem. glaunen 'schielen' (BadwB II, 428) ist im Raum Pforzheim beheimatet.
Augen, Ohren, Nase, Wange, Mund
789
Zweite Nebenkarte (K. 310): Dokumentiert werden ÜberN zu mhd., mnd. blint 'blind'. Blinn(e) ist durch Assimilation aus Blind(e) entstanden, vgl. konsonantismus, K. 118-121, K. 123. Die Abfrage (B|P)lin(dt?|th?).*|(B|P)linn.* ergibt 45 Types/1333 Tokens. Als einschlägig werden kartiert: Typ Blind 470: Blind(t) 446+24. Typ Blinn 263: Blinn. Typ Blindert 101: Blinder(t) 13+88. Typ Blinde 69: Blinde. Typ Blinne 48: Blinne. Typ Blind 470 Typ Blinn 263 Typ Blindert 101 Typ Blinde 69 Typ Blinne 48
Karte 310: Blind, Blinn, Blindert, Blinde, Blinne
Kartentyp: absolut; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 4-50, entspricht 1-63 Tokens; PLZ innerhalb der Städte einzeln ausgewiesen. Die größten Kreise von Typ Blind betreffen die PLZ 745 Schwäbisch Hall (21 Tokens/0,38‰), 715 Backnang (19 Tokens/0,49‰) und 726 Nürtingen (18 Tokens/0,44‰), Blindt bildet ein Nest in und um Pforzheim. Typ Blinn tritt v.a.
790
Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Haare und Körperteile
in den PLZ 664 Homburg/Saar (61 Tokens/1,13‰), 668 Lebach (44 Tokens/ 0,77‰) und 665 Neunkirchen (20 Tokens/0,35‰) auf. Seltenes, stark flektiertes Blinder findet sich im Raum Düsseldorf, Blindert mit t-Antritt im Raum Euskirchen. Blinde ist am häufigsten im PLZ 310 Alfeld/Leine (7 Tokens/0,22‰). Blinne streut in Nordrhein-Westfalen und im Weserbergland. Namen mit mhd. oug(e), mnd. oge 'Auge': Auge 279 tritt v.a. in Nordrhein-Westfalen und im südl. Niedersachsen, sonst verstreut auf; ebenso apokopiertes Aug 62. Konkurrenz ist möglich mit WohnstättenN zu mhd., mnd. ouwe, ouge 'Aue, Wasserlauf, feuchte Niederung u.ä.'. Auch die Komposita (≥ 10 Tokens) begegnen v.a. in einer Zone quer durch die Mitte von Dtld.: Alterauge 57 (Raum Köln Olpe) zu 'Aue'?, vgl. Alterau 3 (Raum Wiesbaden); Augenbraun 12 (Raum Aachen Düsseldorf), ÜberN zu mhd. ougenbrān 'Augenbraue'; Augenreich 38 (mittleres Dtld. und Raum Hamburg), "entstellt < mnd. ogen-rink = Augenlied?", zoder 1968 I, 178; Feinäugle 19 (Oberschwaben); Gans(s)- 117+12, Ganßauge 42 (beide Sachsen; Ganßauge auch weiter verstreut) sind nach neumann 1970, 34 ÜberN 'Gänseauge' oder WohnstättenN zu 'Gansaue', laut ders. 1981, 50 nur 'Gänseauge'; (C/K)ron- 50+25 (Cronauge verstreut v.a. in Nordrhein-Westfalen; Kronauge Nest in Hallenberg), Kranauge 17 (Raum Wuppertal - Finnentrop Hallenberg) 'Kranichauge', evtl. WohnstättenN zu 'Kranichaue'; Liebaug 72 (Raum Suhl); Rothaug(e) 211+55 (Hessen, entlang des Mains); Schwarzäugl 11 (verstreut); Weinaug(e) 44+22 (verstreut). Dritte Nebenkarte (K. 311): ÜberN zu mhd. ōr(e), mnd. ore 'Ohr' werden hauptsächlich durch eine auffällige Form der Ohren motiviert sein. Bei (Ö/Oe)hrle sind im Einzelfall Konkurrenzen mit WohnstättenN zu 'Erle' möglich (Brechenmacher 1957-63 II, 345). Die Abfrage (Oe?|Ö)hr.* ergibt 105 Types/2743 Tokens. Als einschlägig werden kartiert: Typ Ohr 330: Ohr(en) 294+36. Typ Oehrlein 307: (Ö/Oe)hrlein 150+155, Oehrelin 1, Ohrlein 1. Typ Oehrle 129: (Ö/Oe)hrle 22+107. Typ Oehrl 74: (Ö/Oe)hrl 10+64. Kartentyp: absolut; Ausschnitt Süddtld.; Kreise pro fünfstellige PLZ, Kreisgröße 3-45, entspricht 1-23 Tokens; PLZ innerhalb der Städte einzeln ausgewiesen; Tokenangaben beziehen sich auf Gesamtdtld. Die größten Kreise von Typ Ohr betreffen nach Ausweis dreistelliger PLZ die PLZ 745 Schwäbisch Hall (42 Tokens/0,76‰), 915 Ansbach (35 Tokens/0,65‰) und 904 Nürnberg (12 Tokens/0,08‰). Ohren ist außerhalb des Kartenaus-
791
Augen, Ohren, Nase, Wange, Mund
schnitts im Raum Köln - Düsseldorf konzentriert; es kann patronymischer Genitiv zu Ohr sein, aber auch HerkunftsN zu Ohren bei Limburg. Oehrlein und Öhrlein ballen sich im Raum Würzburg - Zellingen, Ersteres tritt darüber hinaus in und um Kulmbach auf. Typ Oehrle konzentriert sich ganz in und um Albstadt, Typ Oehrl im Raum Coburg. Typ Ohr 330 Typ Oehrlein 307 Typ Oehrle 129 Typ Oehrl 74
Hof Frankfurt
Nürnberg
Ulm München Freiburg
Karte 311: Ohr, Oehrlein, Oehrle, Oehrl
Weitere Namen: Bei Oe(h)rke 84+5 (Raum Bad Pyrmont), Ö(h)rke 1+7 (Hamburg, Hannover) sind im Einzelfall diminuierte ÜberN zu Ohr denkbar, es werden aber i.d.R. Patronyme zu Kurzformen von RufN wie Ort[win] vorliegen. Ehrle 352 (Baden-Württemberg), E(h)rl 537+379 (Bayern östl. einer Linie Füssen München - Nürnberg - Coburg) könnten im Einzelfall aus Oehrl(e) entrundet sein (vgl. Gut(h)ehrle 3+2 neben Gutöhrle, s.u.), stellen aber i.d.R. Patronyme zu Kurzformen von RufN wie Er[hart] dar. Komposita mit Grundwort -ohr (≥ 10 Tokens): Breidohr 42 (Raum Leverkusen Bergisch Gladbach); Guthörl 141 (Saarland), Gut(h)öhrlein 54+12 (Raum Schwäbisch Hall - Stuttgart), Guthörle 19, Gutöhrle 15 (beide im Raum Heil-
792
Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Haare und Körperteile
bronn); Hasenohr 82 (Raum Baden-Baden); Rothörl 30 (Raum Augsburg München); Schmalohr 52 (Niederrheinisches Tiefland), Schmalor 32 (verstreut), Schmaloer 23 (Raum Bocholt) sind wohl ÜberN 'kleines Ohr' (nicht zu -lohr, s. herkunFts- und wohnstättennamen, S. 722). Vierte Nebenkarte (K. 312): Typ Taube 1789 Typ Daub 1647 Typ Daube 378 Typ Dauben 113 Typ Dowe 196 Typ Dove 86
*
Karte 312: Taube, Daub, Daube, Dauben, Dowe, Dove
Dokumentiert wird die Verbreitung von ÜberN zu mhd. toup 'taub; stumpfsinnig, närrisch', mnd. dōf 'taub'. Sie werden meist durch schlechtes Gehör veranlasst sein, manchmal auch durch mangelnden Verstand. konsonantismus , K. 55 (Taube, Duve, Duwe) dokumentiert die Varianz b/v/w anhand von ÜberN zu mhd. tūbe, mnd. dūve 'Taube'; bei den Fällen Taub(e), Daub(e)(n) sind Namen zu mhd. tūbe "von ÜberN zu mhd. toup 'taub' nicht zu trennen" (ebd., S. 122). Die vorliegende Karte greift diese konkurrenzbehafteten FamN wieder auf, zumal nach Bahlow 2005, 511 bei ihnen "seltener […] die Taube gemeint" ist, und setzt sie von ÜberN zu mnd. dōf 'taub' ab. Die frequenten Typen Daub und Daube werden
Augen, Ohren, Nase, Wange, Mund
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getrennt kartiert, während seltenes Taub bzw. Tauben unter die Typen Taube bzw. Dauben subsumiert sind. Die Abfrage (T|D)h?(aa?u?|o)(pp?|b|w|v)e?n? ergibt 60 Types/8715 Tokens. Als einschlägig werden kartiert: Typ Taube 1789: Taub(e) 47+1692, Taupp 46, Taupe 4. Typ Daub 1647: Daub 1534, Daab 113. Typ Daube 378: Daube. Typ Dauben 113: Dauben 112, Tauben 1. Typ Dowe 196: Dowe. Typ Dove 86: Dove. Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 4-50, entspricht 0,012,30‰. Der Asterisk ersetzt das Symbol des PLZ 570 Siegen mit 2,83‰/116 Tokens für Typ Daub und 0,02‰/1 Token für Typ Taube, um die übrigen Kreise besser hervortreten zu lassen. Die größten Vorkommen von Typ Taube betreffen die PLZ 047 Döbeln (0,58‰/20 Tokens) und 061 Halle/Saale (0,50‰/41 Tokens); Taube ist insgesamt auffällig über ganz Dtld. verstreut; vor 1945 war es in Ostdtld., v.a. auch in Schlesien und Ostpreußen beheimatet (genevolu.de, 15.10.14). Taub, Taupp konzentrieren sich in Unterfranken. Die nach PLZ 570 (s.o.) nächsthäufigen Vorkommen von Typ Daub betreffen die PLZ 567 Mayen (2,21‰/70 Tokens) und 572 Kreuztal (2,03‰/110 Tokens); monophthongiertes Daab ist im Odenwald beheimatet. Typ Daube konzentriert sich in den PLZ 362 Bad Hersfeld (0,83‰/34 Tokens) und 352 Stadtallendorf (0,43‰/16 Tokens), Typ Dauben entlang des Niederrheins von Bonn bis Duisburg, Typ Dowe in den PLZ 487 Stadtlohn (0,78‰/22 Tokens), 325 Bad Oeynhausen (0,51‰/17 Tokens) und 463 Bocholt (0,41‰/23 Tokens), während Dove klar davon getrennt in den PLZ 484 Rheine (0,59‰/39 Tokens), 272 Verden/Aller (0,19‰/8 Tokens) und 485 Nordhorn (0,17‰/8 Tokens) begegnet. Weitere Namen: Taubmann 307 (Bayern, v.a. Räume Nürnberg und Coburg), Daubmann 33 (Nordbaden), Daubmeier 50 (Bayern) meinen den Tauben; auf den Vogel bezogene Komposita erscheinen als (T/D)auben-: Daubenmerkl 86 (Oberpfalz), Daubenspeck 38 (verstreut im Nordwesten von Dtld.), Taubenkrop 10 (verstreut im Westen von Dtld.). Fünfte Nebenkarte (K. 313): Dokumentiert wird die Verbreitung der häufigsten ÜberN zu mhd. nase, mnd. nese, nase 'Nase'. Bei Ne(e)semann sind im Einzelfall Metronyme zu Agnes denkbar.
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Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Haare und Körperteile
Typ Naas 378 Typ Nase 242 Typ Nesemann 203 Typ Nasemann 115 Typ Langnese 108 Typ Bicknese 91
Karte 313: Naas, Nase, Nesemann, Nasemann, Langnese, Bicknese
Die Abfrage N(aa?e?|ä|ee?)h?se?n?(manns?)?|(Bic?k|Lange?)n..?se?n? ergibt 36 Types/2270 Tokens. Nicht kartiert wird Nees 654, konzentriert in Nordbaden, in der Pfalz, in Südhessen und in Unterfranken, das hier Metronym zum RufN Agnes sein muss. Nur bei Neese 280, Ne(h)se 16+30 (alle im Nd. verstreut), Neesen 115 (Nordrhein-Westfalen) kommen neben solchen Metronymen auch ÜberN zu mnd. nese in Frage, bleiben aber wegen dieser Konkurrenz auf der Karte unberücksichtigt. Als einschlägig werden kartiert: Typ Naas 4 Types/378 Tokens: Na(a)s 89+191, Na(a)hs 74+24. Typ Nase 3 Types/242 Tokens: Na(a)se 183+58, Nahsen 1. Typ Nesemann 4 Types/203 Tokens: Ne(e)semann 162+8, N(ä/ae)semann 29+4. Typ Nasemann 1 Type/115 Tokens: Nasemann. Typ Langnese 7 Types/108 Tokens: Langnese 48, Langn(ä/ae)se 28+18, Langn(ä/a)s 7+2, Langnes(s) 3+2. Typ Bicknese 3 Types/91 Tokens: Bicknese 61, Bickn(ä/a)se 26+4. Kartentyp: absolut; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 4-50, entspricht 1-43 Tokens; PLZ innerhalb der Städte einzeln ausgewiesen.
Augen, Ohren, Nase, Wange, Mund
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Die größten Vorkommen von Typ Naas betreffen die PLZ 647 Michelstadt (43 Tokens/1,44‰) und 523 Düren (33 Tokens/0,57‰), von Typ Nase die PLZ 597 Arnsberg (8 Tokens/0,51‰) und 446 Herne (7 Tokens/0,14‰), von Typ Nesemann den PLZ 210 Hamburg (12 Tokens/0,18‰), von Typ Nasemann die PLZ 345 Bad Wildungen (22 Tokens/0,45‰) und 352 Stadtallendorf (12 Tokens/ 0,32‰), von Typ Langnese die PLZ 395 Stendal (16 Tokens/0,59‰) und 396 Gardelegen (12 Tokens/0,49‰) sowie von Typ Bicknese die PLZ 324 Minden (23 Tokens/0,41‰) und 316 Stadthagen (16 Tokens/0,36‰). Bei Typ Naas ist Nas verstreut, Naas in und um Nideggen und im Odenwaldkreis konzentriert, ansonsten im Südwesten verstreut, Nahs findet sich im Norden von Dtld., Naahs bildet ein Nest im Raum Bonn. Bei Typ Nase ist Nase v.a. in Westfalen anzutreffen, Naase in ganz Norddtld. Bei Typ Nesemann begegnet Näsemann v.a. in Niedersachsen, vereinzelt auch in Nordrhein-Westfalen. Bei Typ Langnese treten Langnese und Langnäse im Raum Berlin - Wolfsburg auf. Bei Typ Bicknese (zu mhd., mnd. bicke 'Spitzhacke') findet sich Bicknese im Raum Minden, Bicknäse östl. daran anschließend im Raum Wolfsburg - Wunstorf. Weitere Namen: Zu Näser, Naeser, Nähser, Berufs- bzw. ÜberN für den Hersteller oder Träger eines Rucksacks, vgl. bei K. 159. Neser 133 ist von der Pfalz bis Nürnberg verbreitet, Neeser 121 im Raum Kitzingen - Bad Mergentheim konzentriert. Hier kämen zusätzlich noch Metronyme zum RufN Agnes in Betracht. Ungeklärt ist allerdings das Verhältnis zu (unklarem) Na(h)ser 305+48, das im Dreieck Würzburg - Ansbach - Heilbronn auftritt und bei dem es sich um ÜberN zu 'Nase' oder um WohnstättenN 'an bzw. auf der (Berg-)Nase' handeln könnte. Folgende Diminutiva werden i.d.R. Metronyme zu Kurzformen des RufN Agnes darstellen, doch sind auch ÜberN zu Nase denkbar, wofür Naske 67 (im nd. Raum verstreut) spricht: Neske 217 (im Nd. verstreut), Nes(ch/g)en 72+15 (Raum Köln). Sechste Nebenkarte (K. 314): FamN mit mhd. zinke 'Zacken, Spitze', frühnhd. auch metaphorisch '(große oder spitze) Nase', werden hauptsächlich ÜberN für Menschen mit auffälliger Nase sein. So belegt Brechenmacher 1957-63 I, 740 im Jahr 1515 in Freiburg den ÜberN Hoppenzinckh 'Nase mit (Pocken-)Narben'. Seit dem späten MA heißt auch ein Holzblasinstrument Zink(en), so dass BerufsN für den Musiker, besonders den Stadtpfeifer, konkurrieren können. FlurN für spitze, zackenförmige oder im Winkel gelegene Landstücke sind ebenfalls häufig anzutreffen. Für entsprechende WohnstättenN wäre allerdings in der Südhälfte von Dtld. Zinker zu erwarten (vgl. morphologie, K. 115-154), das aber nur mit 5 Tokens in Dtld. verstreut
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Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Haare und Körperteile
auftritt (Zinkler 57, verstreut; Zinkner 8, Raum Wesel Oberhausen). Die Karte dokumentiert die Verbreitung der häufigsten Varianten. Die Abfrage Zinc?kh?e?n?l?s? ergibt 7 Types/6036 Tokens: Typ Zink 3879: Zin(c)k 3758+121. Typ Zinke 1799: Zin(c)ke 1735+64. Typ Zinkl 237: Zink(e)l 156+81. Typ Zinken 121: Zinken. Typ Zink 3879 Typ Zinke 1799 Typ Zinkl 237 Typ Zinken 121
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Karte 314: Zink, Zinke, Zinkl, Zinken
Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 2-35, entspricht 0,022,31‰. Der Asterisk in Baden ersetzt das Symbol des PLZ 778 Bühl mit 5,85%/254 Tokens für Typ Zink, um die übrigen Kreise besser hervortreten zu lassen. Daneben betreffen die häufigsten Vorkommen von Typ Zink die PLZ 977 Karlstadt (1,63‰/77 Tokens), 973 Kitzingen (1,62‰/49 Tokens) und 639 Erlenbach/Main (1,54‰/30 Tokens), von Typ Zinke die PLZ 019 Senftenberg (0,87‰/45 Tokens), 063 Köthen (Anhalt) (0,83‰/33 Tokens) und 373 Heilbad Heiligenstadt
Augen, Ohren, Nase, Wange, Mund
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(0,76‰/25 Tokens). Bei Typ Zink findet sich Zinck insbesondere in RheinlandPfalz; bei Typ Zinke ist Zincke im Raum Dresden häufig vertreten und ansonsten verstreut. Bei Typ Zinkl begegnet Zinkl in der Osthälfte von Bayern (Nest im PLZ 925 Schwarzenfeld), Zinkel streut in Dtld. mit Schwerpunkt im Raum Nürnberg - Treuchtlingen. Zinken im schwachen patronymischen Genitiv (oder WohnstättenN 'im Zinken') konzentriert sich im Raum Aachen - Mechernich - Köln. Siebte Nebenkarte (K. 315): Dünnebacke 181 Pusback 62 Bausback 52 Pauseback 23 Hogeback 86 Fettback 44
Karte 315: Dünnebacke, Pus-, Baus-, Pause-, Hoge-, Fettback
Dokumentiert wird die Verbreitung einiger FamN zu mhd. backe und mhd., mnd. wange 'Wange, Backe'. Das Simplex Back 1465 bildet Nester in den Räumen Bad Kissingen und Sankt Leon-Rot, Backe 165 erscheint in der Pfalz. Im Hauptverbreitungsgebiet werden es ÜberN für jemanden mit einer auffälligen Backe sein; nur bei den wenigen Vorkommen im nd. Raum können BerufsN zu mnd. bāk(e) 'Hinterbacke, Schinken' oder aus Baldeke kontrahierte Patronyme zu Kurzformen von RufN wie Balde[win] konkurrieren, die i.d.R. als Baa(c)ke 574+130, Bake
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Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Haare und Körperteile
208 auftreten (alle Westfalen, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt; Baaken 87, Raum Wesel - Krefeld, Backen 51, Backsen 19, beide Schleswig-Holstein). Wange 150 (v.a. Raum Dresden - Chemnitz, ansonsten verstreut) ist ÜberN zu mhd., mnd. wange, Wang 808 (in ganz Dtld. verstreut) dagegen meist chinesischer FremdN. Die Karte gilt den häufigsten eindeutigen Komposita mit Grundwort -back(e) 'Wange'. Eindeutige Fälle mit Grundwort -wang(e) 'Wange' sind nur Paus(e)wang 13+97 (in ganz Dtld. verstreut), Posewang 15 (Raum Hamburg; zu mhd. buaen 'aufschwellen') und Weißwange 115 (Raum Leipzig - Gräfenheinichen - Dessau), Weis(s)wange 1+16 (verstreut). Zu FamN mit mhd. wang 'Hang' s. herkunFtsund wohnstättennamen, K. 242. Aus der Karte geht hervor, dass mnd. bāk(e) nicht nur 'Hinterbacke, Schinken', sondern auch 'Wange' bedeuten könnte, vgl. dazu zoder 1968 I, 186 mit dem Namen Hans Bakenschart, Groß Salze 1407. Die Abfrage .*backe? (≥ 10 Tokens) ergibt 32 Types/1360 Tokens. Als einschlägig werden kartiert: Dünnebacke 181 (wohl 'mager'); Pus- 62, Baus- 52, Pauseback 23 (s.o.); Hogeback 86 ('hoch(stehend)'); Fettback 44. Kartentyp: absolut; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 5-50, entspricht 1-43 Tokens; PLZ innerhalb der Städte einzeln ausgewiesen. Die Vorkommen von Dünnebacke betreffen die PLZ 598 Meschede (43 Tokens/ 1,15‰), 573 Lennestadt (38 Tokens/0,90‰) und 597 Arnsberg (10 Tokens/ 0,64‰), von Pusback den PLZ 214 Winsen/Luhe (10 Tokens/0,19‰), von Bausback den PLZ 979 Bad Mergentheim (11 Tokens/0,26‰), von Hogeback die PLZ 496 Cloppenburg (31 Tokens/0,72‰), 277 Delmenhorst (14 Tokens/0,18‰) und 494 Ibbenbüren (10 Tokens/0,15‰) sowie von Fettback den PLZ 395 Stendal (10 Tokens/0,37‰). Pauseback streut in der Nordhälfte von Dtld. Achte Nebenkarte (K. 316): FamN zu mhd., mnd. munt 'Mund' dokumentiert konsonantismus, K. 159 (Mund, Mundt). Sie sind als Simplizia allerdings von ÜberN zu mhd., mnd. munt 'Schutz, Vormund' nicht zu trennen. Die Namen treten v.a. in der Nordhälfte von Dtld. auf. Im Folgenden werden Komposita mit dem Grundwort -mund präsentiert, die sich auf den Mund beziehen. Die Karte gilt den Varianten des häufigsten Kompositums, nämlich mit Bestimmungswort mhd., mnd. rōt 'rot'. Dabei tritt bezüglich der Kompositionsfuge ein klarer Gegensatz von nördl. Ro(t/d)ermund (rot) vs. südl. Roth(e)mund (grau/schwarz) zutage. Die Abfrage Ro.*mund?t?h? ergibt 25 Types/1753 Tokens. Als einschlägig werden kartiert: Typ Rotermund 6 Types/759 Tokens: Rot(h)ermund 528+158, Rotermundt 40, Rothermundt 18, Rottermund 11, Rohtermundt 4. Typ Rodermund 1 Type/212 Tokens: Rodermund.
Augen, Ohren, Nase, Wange, Mund
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Typ Rothmund 4 Types/480 Tokens: Rot(h)mund 1+463, Rottmund 15, Rotmunt 1. Typ Rothemund 3 Types/160 Tokens: Rot(h)emund 1+148, Rodemund 11. Typ Rotermund 759 Typ Rodermund 212 Typ Rothmund 480 Typ Rothemund 160
Karte 316: Roter-, Roder-, Roth-, Rothemund
Kartentyp: absolut; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 4-45, entspricht 1-43 Tokens; PLZ innerhalb der Städte einzeln ausgewiesen. Die größten Kreise betreffen bei Typ Rotermund die PLZ 282 Bremen (18 Tokens/0,21‰), 288 Stuhr (18 Tokens/0,20‰) und 481 Münster (18 Tokens/0,18‰), bei Typ Rodermund die PLZ 545 Wittlich (20 Tokens/0,41‰) und 386 Goslar (13 Tokens/0,32‰), bei Typ Rothmund die PLZ 886 Überlingen (34 Tokens/0,93‰), 782 Singen (Hohentwiel) (20 Tokens/0,51‰) und 882 Ravensburg (20 Tokens/ 0,31‰), bei Typ Rothemund den PLZ 951 Selb (41 Tokens/0,96‰). Weitere Komposita mit -mund (inkl. Varianten) ≥ 50 Tokens, die sich sicher oder möglicherweise auf den Mund beziehen: Backmund 79 (Würzburg), Etymologie unklar; Bleimund 50 (Bielefeld), Etymologie unklar; Brumund 223 (Nest im Raum Oldenburg Rastede), Brummund(t) 166+28, Bromund 66, Brommund(t)
800
Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Haare und Körperteile
23+18 (alle im nd. Raum) sind nach Bahlow 2005, 77f. wie Brümmer 1595 (nd. Raum) 'Knurrer, Schreier', doch sind eher mit gottschald 2006, 132 Patronyme zum RufN Brunomund anzunehmen, der bei Förstemann 1966, 341 bezeugt ist; Dusem(u/o)nd 56+25 (Raum Wittlich, Saarland), Etymologie unklar; Gold(e)mund 29+23 (Golde- nördl und Gold- südl. des Mains verstreut), wie griech. Chrysostomus ÜberN für jemanden, der gut reden kann?; Hünermund 101 (Raum Heilbad Heiligenstadt), ÜberN 'spitz wie ein Hühnerschnabel' oder nach gottschald 2006, 266 Patronym zu einem RufN Hunimund; Igelmund 74 (Nest in und um Prüm) ist ÜberN 'spitz wie eine Igelschnauze'; Lachmund 297 (südöstl. Niedersachsen, Thüringen), Lachermund 37 (Ruhrgebiet, Baden-Württemberg) sind ÜberN für den Fröhlichen; Rap(p)mund 44+24, Rabmund 6, Rapmundt 3 (Raum Braunschweig - Goslar) sind nach zoder 1968 ii, 348 evtl. ÜberN zu mnd. rapen 'raffen' oder Patronyme zum RufN Ratmund mit Labialangleichung tm > bm; Re(bb/pp)elmund 34+3, Reppermund 21 (Raum Bottrop - Düsseldorf) sind laut g ottschald 2006, 402 'Schwätzer'; Redemund 35 (Ruhrgebiet) ist ÜberN des Gesprächigen, Re(h)mund 4+12 (Raum Düsseldorf; Zweibrücken) kann aus Rede- kontrahiert sein, aber auch Patronym zum RufN Reimund; Rührmund 62 (Raum Oranienburg Berlin) ist ÜberN für den Schwätzer zu mhd. rüeren 'bewegen'; Runte- 47, Rundmund 18 (westl. Westfalen) ist ÜberN 'runder Mund'; Schla(t/d)ermund 50+1 (Raum Hamburg) ist nach Bahlow 2005, 456 "wohl = Schwätzer"; Schmermund 59, Schmi(e)rmund 28+30 (Raum Kassel Fulda - Gießen, Schmi(e)r- außerdem im Rhein-Main-Gebiet) sind ÜberN zu mhd. smieren 'schmunzeln, lächeln' (Brechenmacher 1957-63 II, 537); Stude57, Stut(en)mund 1+2 (Raum Hamburg - Lüneburg) sind nach Bahlow 2005, 506f. ÜberN zu nd. Stut(e), einem Gebäck; S(u/o)rmund 64+15 (Westfalen) ist durch einen missmutigen (mnd. sūr 'sauer') Mund motiviert, im Gegensatz zu Süß- 6, Süs(s)mund 3+1 (Frankfurt/Main, Koblenz, Bremen); Wegemund 61 (Berlin, sonst verstreut) ist ÜberN für den Schwätzer zu mnd. wegen 'bewegen'. Bei den folgenden Diminutiva bleibt offen, ob mhd. munt 'Mund' oder 'Schutz, Vormund' zugrundeliegt. M(ü/ue)ndel 167+4 bildet ein Nest in Kehl, tritt häufiger, zusammen mit Mundel 71, im Raum Hof - Selb - Bayreuth auf, und streut ansonsten in ganz Dtld. Mündlein 111 kommt zwischen Schweinfurt und Stuttgart vor und bildet ein Nest in Sommerhausen, M(ü/ue)ndelein 93+3 ist in Westfalen konzentriert. Mundl 64, M(ü/ue)ndl 41+4 begegnen in Bayern, ein Nest Mundl auch in und um Schorndorf, M(u/ü)ndle 56+3 findet sich im Raum Stuttgart. Neunte Nebenkarte (K. 317): Dokumentiert werden ÜberN zu mhd., mnd. mūl(e) 'Maul, Mund'. Sie sind i.d.R. durch einen auffälligen Mund veranlasst (vgl. u. die Komposita), manchmal wohl
Augen, Ohren, Nase, Wange, Mund
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auch durch Geschwätzigkeit. Im Einzelfall könnten ÜberN zu mhd. mūl 'Maultier' konkurrieren. Maile ist nach Brechenmacher 1957-63 II, 238 WohnstättenN zum FlurN Maile 'kleine Weide'. Doch überschneidet sich das Verbreitungsgebiet mit Mäule 174 'kleines Maul', sodass eher entrundete Varianten von Mäule vorliegen dürften, ebenso bei Meyle 92 (Raum Stuttgart - Bietigheim-Bissingen; Berger /etter 1961, 266f.). Die Abfrage M(a?uu?h?|äu|eu|ai|ay|ey)ll?e?i?n?s? (≥ 5 Tokens) ergibt 32 Types/ 5321 Tokens. Als einschlägig werden kartiert: Typ Maul 3 Types/2857 Tokens: Maul(l) 2796+55, Maule 6. Typ Muhl 8 Types/1298 Tokens: Muhl(e) 581+248, Mull(e) 347+11, Mul(e) 17+65, Mullen 24, Muhlen 5. Typ Maile 10 Types/951 Tokens: Mail(e) 60+472, Mäule(n) 174+13, Meyl(e) 49+92, Mayl(e) 6+68, Meule 10, Meyll 7. Typ Maul 2857 Typ Muhl 1298 Typ Maile 951
Karte 317: Maul, Muhl, Maile
Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 3-45, entspricht 0,012,78‰.
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Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Haare und Körperteile
Die dichtesten Vorkommen von Typ Maul betreffen die PLZ 912 Lauf/Pegnitz (2,78‰/133 Tokens), 361 Petersberg (1,93‰/112 Tokens) und 360 Fulda (1,34‰/ 45 Tokens), von Typ Muhl die PLZ 575 Betzdorf (1,42‰/52 Tokens), 494 Ibbenbüren (0,87‰/57 Tokens) und 396 Gardelegen (0,85‰/21 Tokens) sowie von Typ Maile die PLZ 744 Gaildorf (2,04‰/26 Tokens), 734 Aalen (1,34‰/84 Tokens) und 717 Markgröningen (0,79‰/28 Tokens). Bei Typ Maul findet sich Maull v.a. im Saarland und in Rheinland-Pfalz. Bei Typ Muhl ist Muhle im Raum Osnabrück Vechta Oldenburg Bremen konzentriert, sonst herrscht Muhl (Nest im Raum Siegen). Mulle konzentriert sich im südl. Niedersachsen und streut darüber hinaus im Nordwesten von Dtld., Mule begegnet im Rheinland und ansonsten im Südwesten verstreut. Maile, Mäule, Meyl(e) und Mayle sind im Raum Stuttgart Heilbronn - Aalen konzentriert, Mail erscheint im nördl. Baden. Weitere Namen: Mu(h)lke 23+15, Mulke(s) 23+3 können nd. Diminutiva zu mnd. mūl sein (Bahlow 2005, 348; zoder 1968 II, 191), doch streuen sie in ganz Dtld., wodurch die Deutung fraglich wird. Anders als Typ Maile ist Meul(en) 109+14 im Raum Köln - Düsseldorf konzentriert und WohnstättenN 'bei der Mühle'. Komposita mit Grundwort -maul ≥ 10 Tokens: Hasenmaile 44 (Raum Biberach/ Riß, sonst in Baden-Württemberg verstreut) 'Mund mit Hasenscharte'; Ku(ß/ss)maul 260+166 (Raum Karlsruhe - Stuttgart - Tübingen), Kusmaul 27 (BadenWürttemberg, ansonsten verstreut) meinen den "Inhaber eines kußlich zugespitzten Mundes" (Brechenmacher 1957-63 II, 139); Lexmaul 12 (verstreut im Süden von Dtld.) ist SatzN '(ich) lecke den Mund' für den Schlemmer; Rauchmaul 82 (Raum Halle/Saale - Suhl), zu mhd. rū(ch) 'behaart' für den Bärtigen; Spitzmaul 13 (Düsseldorf, ansonsten verstreut); Schönsmaul 12 (Nest in und um Laufen). Das Wort Fratze wurde nach k luge /seeBold 2002, 313 im 16. Jh. aus ital. frasche 'Possen' entlehnt, und die Bedeutung 'entstelltes Gesicht' erst im 18. Jh. aus Fratzengesicht gekürzt. Das Wort tritt jedoch eindeutig im ÜberN Has(s)enfratz 224+8 (v.a. in Südbaden, hier nach nied 1938, 55 seit dem 17. Jh.; verstreut im Südwesten von Dtld. und in Bayern) für jemanden mit einer Hasenscharte auf; vgl. o. Hasenmaile sowie Hasenschar 4 (Bad Arolsen) 'Hasenscharte'. Zehnte Nebenkarte (K. 318): ÜberN mit mhd. snabel, mnd. snavel 'Schnabel' können durch eine auffällige Beschaffenheit des Mundes (vgl. u. Dürrschnabel), durch Geschwätzigkeit oder durch Esslust (vgl. u. Metschnabel) veranlasst sein. Als Konkurrenzen kommen ÜberN für den Träger von Schnabelschuhen in Frage, die vom späten 14. bis Ende des 15. Jh. Mode waren. Gelegentlich kann ein WohnstättenN nach schnabelförmiger Siedlungsstelle oder nach einem HäuserN vorliegen.
Augen, Ohren, Nase, Wange, Mund
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Die Abfrage Schn(ae?|ä|e)be?le?i?n? (≥ 5 Tokens) ergibt 11 Types/5711 Tokens: Typ Schnabel 1 Type/4800 Tokens: Schnabel. Typ Schnabl 1 Type/459 Tokens: Schnabl. Typ Schneble 9 Types/452 Tokens: Schneb(e)le 144+35, Schnebel 126, Schnäbele 76, Schnebelt 37, Schnäbeli(n) 7+15, Schnaebele 6, Schnebelen 6. Typ Schnabel 4800 Typ Schnabl 459 Typ Schneble 452
Karte 318: Schnabel, Schnabl, Schneble
Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 4-45, entspricht 0,022,88‰. Die dichtesten Vorkommen von Schnabel betreffen die PLZ 950 Hof (2,83‰/52 Tokens), 951 Selb (2,54‰/109 Tokens) und 083 Glauchau (2,07‰/86 Tokens), von Schnabl die PLZ 931 Regenstauf (0,26‰/15 Tokens), 956 Marktredwitz (0,26‰/9 Tokens) und 930 Regensburg (0,25‰/19 Tokens; zur Synkope des e vgl. Vokalismus, K. 322 (Engl, Zettl, Schnabl, Spiegl, Würfl)). Bei Typ Schneble bildet Schneble ein Nest in Gailingen am Hochrhein, Schnebel und Schnebelt mit tAntritt finden sich im Raum Kehl Offenburg, Schn(ä/e)bele tritt v.a. in der Pfalz und in Nordbaden auf.
804
Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Haare und Körperteile
Komposita mit Grundwort -schnabel: Dür(r)- 4+116, Di(e)rschnabel 34+1 (alle Raum Karlsruhe - Rastatt), Durschnabel 14 (verstreut), 'dürr, vertrocknet'; Kronschnabel 105 (Räume Bremen und Stuttgart), -schnabl 280 (Raum Deggendorf Zwiesel), 'Kranich'; Metschnab(e)l 31+6 (Bayern), zu mhd. met 'Met, Honigwein', vgl. Honigschnabel 3 (Raum München); Muckenschnabel 61 (Bayern), -schnabl 31 (Raum Deggendorf - Zwiesel), 'Fliege'; Rauschnabel 36 (Esslingen/ Neckar), 'bärtiger Mund', zu mhd. rū(ch) 'behaart', vgl. konsonantismus, K. 252. Elfte Nebenkarte (K. 319): Auf alem. Brütsch(e), Brutsch(e) 'verzogener Mund' beruhen folgende ÜberN, die durch die Form des Mundes, aber auch im übertragenen Sinn durch einen mürrischen Charakter veranlasst sein können. Die Abfrage Br(ue?|ü|i)tsche?r? ergibt 8 Types/1100 Tokens. Nicht berücksichtigt ist Britsche 57, das zusammen mit Britze 161 im Ostmd. beheimatet und sorabisiertes Patronym zum RufN Fritz(e) ist. Wegen geringer Frequenz wird Britscher unter Typ Britsch subsumiert. Typ Brutscher 412 Typ Britsch 333 Typ Brütsch 187 Typ Brutsche 74 Typ Brutsch 37
Frankfurt
Nürnberg Saarbrücken
Stuttgart Ulm
Karte 319: Brutscher, Britsch, Brütsch, Brutsche, Brutsch
Augen, Ohren, Nase, Wange, Mund
805
Typ Brutscher 412: Brutscher. Typ Britsch 333: Britsch 325, Britscher 8. Typ Brütsch 187: Br(ü/ue)tsch 185+2. Typ Brutsche 74: Brutsche. Typ Brutsch 37: Brutsch. Kartentyp: absolut; Ausschnitt Südwestdtld.; Kreise pro fünfstellige PLZ, Kreisgröße 4-50, entspricht 1-39 Tokens; PLZ innerhalb der Städte einzeln ausgewiesen; Tokenangaben beziehen sich auf Gesamtdtld. Die größten Vorkommen von Brutscher betreffen die PLZ 87541 Hindelang (39 Tokens/18,85‰) und 87561 Oberstdorf (18 Tokens/4,58‰), von Typ Britsch den PLZ 74360 Ilsfeld (15 Tokens/4,85‰), von Typ Brütsch die PLZ 78244 Gottmadingen (31 Tokens/8,10‰) und 78224 Singen (Hohentwiel) (25 Tokens/ 1,63‰), von Brutsche den PLZ 79730 Murg (11 Tokens/4,20‰) sowie von Brutsch den PLZ 88677 Markdorf (8 Tokens/1,62‰). Weitere Namen: Zu Göschl s. Familiennamen aus ruFnamen. ÜberN zu mhd. grans 'Schnabel, Maul', mnd. gransen 'den Mund verziehen, murren u.ä.' sind Grans 108 (konzentriert am Niederrhein, v.a. in Voerde, sonst in Westdtld. nördl. der Mosel verstreut), Granse 49 (Nordostdtld; hier konkurrieren allerdings HerkunftsN zum SiedlungsN Gransee, Kreis Oberhavel, vgl. den im gleichen Raum verbreiteten FamN Gransee 83). Auf mhd. smieren 'schmunzeln, lächeln' geht außer Schmi(e)rmund (s. bei der achten Nebenkarte) ebenfalls Schmi(e)rer 9+360 zurück (konzentriert im nördl. Baden-Württemberg), wohl auch Schmirler 86 (v.a. Bayern; daneben Hessen, südl. Niedersachsen). Auf mhd. smutze(l)n, mnd. smuserlachen 'den Mund zum Lachen verziehen, schmunzeln' beruhen Schmutz(l)er 277+778 (Dreieck Münchberg - Gera Zwickau, sonst verstreut) und Schm(ü/ue)ser 189+4 (Raum Hamburg - Lübeck). Mhd. vlans 'Mund, Maul' ist in den ÜberN Flanz(e) 134+17 (NordrheinWestfalen, v.a. Ruhrgebiet), Flanse 12, Flantz 1 (verstreut) erhalten. Flebbe 202 (konzentriert im Viereck Bad Pyrmont - Nienburg/Weser - Celle Braunschweig) ist ÜberN zu mnd. flebbe '(breiter oder herabhängender) Mund', nach der Form des Mundes oder für schwatzhafte oder mürrische Menschen. ÜberN für den Stummen s. bei K. 364. Zwölfte Nebenkarte (K. 320): Dokumentiert wird die Verbreitung der häufigsten ÜberN zu mhd. zant, zan, mnd. t$n, tant 'Zahn'. Beim Nest Zandt in der Oberpfalz (s.u.) sind HerkunftsN zum SiedlungsN Zant bei Amberg zu veranschlagen.
806
Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Haare und Körperteile
Die Abfrage (Z|Th?)aa?h?n(dt?|t)?e?n?|Z(ae|ä|e)h?nd?l?e?i?n? ergibt 34 Types/6724 Tokens. Als einschlägig werden kartiert: Typ Zahn 5030: Zahn 5023, Zaan 7. Typ Zandt 298: Zan(d)t 97+167, Za(h)nd 21+13. Typ Zehnle 267: Zehnle 232, Zähnle 35. Typ Zahnen 68: Zahnen. Typ Than 194: Than(e) 98+40, Tahn 56. Typ Zahn 5030 Typ Zandt 298 Typ Zehnle 267 Typ Zahnen 68 Typ Than 194
Karte 320: Zahn, Zandt, Zehnle, Zahnen, Than
Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 5-50, entspricht 0,023,37‰. Die dichtesten Vorkommen von Typ Zahn betreffen die PLZ 637 Aschaffenburg (2,31‰/142 Tokens), 687+688 Schwetzingen+Neulußheim (1,56‰/84 Tokens) und 927 Weiherhammer (1,35‰/15 Tokens). Bei Typ Zandt ist Zan(d)t im Raum Mähring konzentriert und streut ansonsten in Bayern, Za(h)nd ist weit verstreut. Zehnle bildet ein Nest in und um Schuttertal, Zähnle begegnet im Raum Ulm Gundelfingen/Donau Günzburg. Zahnen konzentriert sich in der Südeifel.
Augen, Ohren, Nase, Wange, Mund
807
Thane bildet ein Nest in und um Stemwede, Tahn ist im Raum Hannover - Celle Braunschweig beheimatet. Than streut im nd. und md. Raum; im Md. gehört es, falls autochthon, zu 'Tanne'. Tan 399, verstreut, ist meist chinesischer FremdN und daher nicht einbezogen. Weitere Namen: Zendel 63, Zentel 36 (beide im Raum Worms - Mainz, sonst verstreut) könnten aus mhd. zan(t) diminuiert sein, doch besteht Konkurrenz mit BerufsN zu mhd. zindel, zindāl 'Zindel, Seidenstoff, Taft'; Zin(d/t)el 366+228 ist im gleichen Raum konzentriert, Zindel außerdem in Nordhessen, Zintel im Saarland; zur Senkung i > e vor Nasal vgl. Vokalismus, K. 43f. (Binder, Bender). Komposita (≥ 5 Tokens): Silberzahn 81 bildet ein Nest im Raum Weikersheim und ist sonst im Norden Baden-Württembergs verstreut. Silvertant 5, -tand(t) 2+1 findet sich zusammen mit Yserentant 6 ('eiserner Zahn') in Aachen und Köln, Weistand 18 'Weißzahn' ist verstreut. Ob Gerstand(t) 6+29 (Schleswig-Holstein) zugehörig ist, wäre noch zu klären. Zahnweh 43 begegnet im Raum Regensburg Straubing - München, Zahnwetzer 21 (zu mhd. wetzen 'schärfen, schleifen') im Raum Kassel und in Bochum. Zu Zahnbrecher und Zahneißen s. bei K. 214. Der FamN Blecker 219 konzentriert sich einerseits im Raum Wetzlar - Siegen, andererseits im Raum Hildesheim - Hannover - Wolfsburg. Letztere sind BerufsN zu mnd. blēker 'Bleicher, Wäscher, Inhaber einer Bleiche', während die erstgenannten Vorkommen ÜberN zu mhd. blecken 'sehen lassen' darstellen, am wahrscheinlichsten durch das Blecken der Zähne motiviert. Bleckert 117 streut im Nd., besonders im Raum Göttingen, damit liegt i.d.R. t-Antritt an Blecker 'Bleicher' vor (vgl. morphologie, K. 244-250). 5. Historische Sondierung Hauptkarte und erste Nebenkarte. Schiele, auf der Hauptkarte nicht berücksichtigt (s.o. unter 2.), wird mit sondiert. Niederdt.: Schele 1281, 1293, Scheile 1325 Ba 1972, 408. Probstei: Schäel 1655, 1680, Schöel 1690, Schoel 1699-1870, Scheel 1749, 1830; Schele 1411-1630, Schole 1530, 1571, Schoele 1537-1621, Schöle 1642, 1649, Schäele 1669 (bei allen nach we vielleicht Konkurrenz mit Namen zu mnd. schōl(e) 'Schule' oder mit HerkunftsN zu Scheelshof westl. von Plön) we 327. Altes Ld.: Schele 1338-1600, Scheele 1417, 1473 B o 1927, 205. Harb.: Schelen 1667 r i 129. Barth: Schele 1420-23 mü 81, 125, 228. Greifsw.: Schele 1362 nü 63. Pommern: Schele 1281 Ba 1982, 79. Riga: Schele 1290-1300; Schiller 1371 Fey 44, 209. Gladbach: Schilkin 1333, Schilckes 1389, Schels 1569; Schellart 1439, Scheiler 1549 tr 56. Neuss: Schell 1536, Scheils 1541; Schiller 1548 m e IV 151. Ostfalen: Schelen 1266, 1585, Schele 1266-1325, Scielen 1266/1325, Scil 1277/84, dhe schele 1292, Scelen 1321 = Scheyle 1325 = Schelen 1377, Scieleke 1331, Scele 1335, 1347, Schelen (Gen.) 1346, 1352, Scileken 1349, Scheyle 1351, Scele Hoke 1354 = Schelehoͤ ke 1373, Schele 1365-1510, Schyle
808
Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Haare und Körperteile
1366, 1547, Schiele 1368/81 = Schile 1383/1403, Schyle 1376 = Scelle 1386, Scheelen 1377, Schile 1383-1610, Schile 1381 = Scele 1382, der Scheilensmedesche 1397/98, Scheilen 13971450, Shile 1410, Schelehermen 1422, Schelen 1425 = Scheleres 1431, Schilen 1426, Schyle 1432 = Scheldrewus 1443, Schelearndes, Schelejan 1449, Scheile 1450, 1570, Czschuiel 1456, Schelemake 1497, Shile 1510, Scelen 1529 = Schelen 1529/30, Scheyleharns 1539, Schiele 1571, Schehlen 1660, Scheele 1692, Scheile 1703 = Scheln 1704/06, Scheele = Schiele 1709, Scheele = Scheel, Schele, Schöhl 1712, Scheel 1817 (Schiele und Varianten und Schieler können nach zo auch HerkunftsN zu Schiele in Württemberg oder Schielo in Sachsen-Anhalt oder WohnstättenN zum FlurN Schile im Unterharz südöstl. von Harzgerode sein); Scyleres 1330/49 = Scylere 1344, Schiller 1646, 1817 Schillers 1734 (bei allen laut zo Konkurrenz mit BerufsN zu mnd. schilderer 'Schildmacher u.a.', mhd. schilher 'Taft, Schillertaft', ÜberN zu mhd. schilher 'der Schillernde' sowie mit Herkunfts- und WohnstättenN) zo II 493, 498, 507, 511. Braunschw.: Schele 1335-68, Schellen 1355, Schelen 1358; Schellerte 1348, Schelerte 1358, 1359, Schellerten 1395 scha 211f. Köln: Schele 1284; Schelart = Schelarde ca. 120915 h a 1949, 232. Bonn: Schelis 1348, 1352 (laut Bi möglicherweise auch zu mnd. schēl, schēle 'Zwietracht, Unfriede, Streit; Unterschied, Differenz') Bi 343. Heisterbach: Schele 1331, Scheyle 1413, Schelen 1493; Scelairt 1359 es 75. Limb.: Schele (Schelle), Schelle um 1430 (laut schö ÜberN zu mhd. schelle 'Schelle, Schlag', zu mhd. schel 'Schelm, Betrüger' oder zu mhd. schele 'Zuchthengst') schö 115. Wetzlar: Schelo 1252, Schelen 1344 h eg 106. Gießen: Schele 1375, Schel 1502, Schill 1566 le 113. Grünberg: schele 1391, Schele 1405, Schelhenchen 1478, Schilnhenn 1491 k n 50. Hüttenb. Ld.: Schelhenß (Gen.) 1470, Schel 1493 wo 78. Friedberg: Schele 1361 a r 76. Homb.: Schilp 1650-1765; Scheller 1756-89, Schelper 1772-1789, Schiller 1833, Schieler 1843-81 se 177-179. Kaisersl.: Schiller 1606 Br 407. Jena: Scheel 1526-1600 a p 230. Vogtld.: Schil 1521 = Schiell 1541 (laut h e ÜberN zu mhd. schiel 'abgerissenes Stück; Splitter, Klumpen; verächtlich für Schädel, Kopf', evtl. auch ÜberN 'Schieler'); Schiller 1362- um 1800, Schiler 1404, Schieler 1454 = Schiller 1458, Schillers (Gen.) 1526, Schiller = Schilhans 1542, Schüller, Schieler um 1800 h e 1992, 175. Zwickau: Schyel um 1460 (ÜberN außer zu schëlch 'scheel, schielend; schief, krumm' auch zu mhd. schiel 'abgerissenes Stück; Splitter, Klumpen; verächtlich für Schädel, Kopf' oder schiel = schël 'laut tönend; auffahrend, aufgeregt') h e 2009, 197. Oschatz: Schil 1541 (nach ne Konkurrenz mit ÜberN zu mhd. schiel, schel 'laut tönend; auffahrend; aufgeregt' oder zu mhd. schiel 'Splitter, Klumpen; verächtlich für Schädel, Kopf'; Scheler 1575 (nach ne Konkurrenz mit ÜberN zu mhd. scheln 'abstreifen, schälen' für einen Eichenschäler) ne 1981, 152, 154. Liegnitz: schilnde 1360, Schilhans 1378, Schilche 1435; schilher 1343, Schilher 1346 Ba 1975, 117. Breslau: Schel, Scheler 13./14. Jh. r ei 123. Maulbronn: Schill 15581608; Schiller 1536-1608, Schiler 1553 hu 701. Esslingen: Schelch 1270-1401, schels 1396, schelchs 1428 =? Scheltz 1459, 1460, schlechs 1417 (laut Be wohl verschrieben) (bei allen laut Be Konkurrenz mit ÜberN zu mhd. schelch 'Bockhirsch, Riesenhirsch' oder zu schelch 'Nachen', vielleicht also ÜberN für den Schelcher, den Nachenführer; Schelz kann genitivisch sein oder auf das Adverb schelhes 'scheel, schief, verquer' zurückgehen); Schilher 1386, schilher 1391, schilhel (sic) 1452, schiller 1453 = schilharer 1454 = schilherer 1459, schiehlerin (fem.) 1455, 1457 Be 312f., 316. Freib. i.Br.: Schelher 1329, Schiler 1460 dz 139f. Oberrhein: Scheler 1294 soc 528. Baar: Schelble 1364, 1409, Schiel 1599; Schilher 1406, Schiler 1650 ni 54f. Ravensb.: Schilher 1418 sa 132. Zürich: Schelin 1254 (Bau zufolge zu mhd. schel 'schief, schräg; schlecht, böse', Schimpfwort für einen Schielenden; oder
Augen, Ohren, Nase, Wange, Mund
809
-in-Ableitung zu mhd. schellen 'tönen, lärmen' oder zu mhd. scele 'Hengst') Bau 317; Schiller 1392, 1550, Schiler 1525 scho 146. Liechtenstein: von schiel 1460 (bezieht sich nach str auf den Wohnsitz in der Triesner Flur Faschiels, mit Abfall bzw. Umdeutung der unbetonten Anlautsilbe Fa- aufgefasst als von?) str IV 253. Zug: der Schÿlli ca. 1425-29, Schillis (Gen.) 1468, Schilli ca. 1550 (laut Fä zu Schillling gehörig) Fä 330. Graubünden: Schill 1507, 1544, Schieli 1588; Schiller 1771-91, Schillerin 1786 huB 804, 906. Ansbach: Schilher 1388-1467 schä 202. Nürnb.: Schilher um 1300-1496, Schiller 1462-96 sche 272. Sudetenld.: Schilheri 1283, 1363, Schilher 1346-1395, Schiller 1362, Schilcher 1385, Silher 1412, Schilicher 1414 sch 1957, 276; Schilh 1410-30; Schilerinne 1408, Schiler 1443, Schilher 1483, Schiller 1501, Schylher 1552 sch 1973, 257f. München: schelsner 1392, Schelschner 1397, Schilicher 1371, schilher 1390 ei 367. Tirol: Schilher 1266, Schilheres (Gen.) 1288, Schilcher 1364, 1469 Fi 467. Salzb.: Schilcher 1350-1609, Schilher 1496 zi 1986, 214. Waldviertel: Schillich 14. Jh., Schelß, Schölß 1457-99; Schilher, Schiller, Schilli(c)her 1285-1499 po 145, 147. Weinviertel: Schiell 1636-96; Schiller 1499-1822, Schüller 1595-1840, Schueller 1702-51, Schillerin (Fem.) 1703-43, Schüllerin (fem.) 1719-25, Schuller 1732; Schilher 1499-1600, Schieler 1637, Schilcher 1655-1713 (nach er Konkurrenzen mit mhd. schiller 'eine Art Taft, Schillertaft' sowie mit mhd. schuol#r#, schüel#re, -er 'Schüler, Student') er III 786-789. Wien: Schilher 1445 li 523.
6. Hinweise Zur ersten Nebenkarte vgl. in Elsass/Lothringen 43 Telef. Schiller (pagesjaunes. fr), in der Schweiz 115 Telef. Schiller (verwandt.ch), in Österreich 981 Telef. Schiller, 536 Schilcher, 22 Schieler (Geogen At, CD-Rom, 2005) und in Polen 458 Telef. Schiller (moikrewni.pl; jeweils 06.11.14). konsonantismus, K. 159 (Mund, Mundt); ÜberN für Menschen mit tränenden Augen s. K. 386, für Stumme bei K. 364. Brechenmacher 1957-63 II, 139 (zu Kußmaul); kunze 2004a, 142f.; steFFens 2013, 164 (K. 118 Langohr, Stumm u.a.). F. FahlBusch /S. peschke
810
Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Haare und Körperteile
Typ Denk 2416 Typ Lucht 1425 Typ Luchterhand 157 Typ Lorz 1155 Typ Lurz 667
*
Karte 321: Denk, Lucht, Luchterhand, Lorz, Lurz
Hände, Finger
811
2.4 Hände, Finger 1. Fragestellung Dokumentiert werden ÜberN, die sich auf Hände und Finger beziehen. Erstere sind meist durch Linkshändigkeit motiviert. Spätmittelalterliche lat.-dt. Vokabularien geben lat. laevus und sinister im nd. Raum durch lucht wieder (Vocexquo IV, 1467; V, 2513; stralsVoc 290; liBor i, 341, 484). Im hd. Raum erscheint meist link (Vocr er 199; Vocopt II 37, 38). Vocct übersetzt im Elsass lirk (II, 803, 862, 1367), schwäb. Handschriften ändern link oft in glink (Vocexquo iV, 1467; V, 2513; Vocct ii, 862; Vocopt II, 37, 38), bair. Handschriften in tenk (Vocexquo ebd.; liBor I, 728; Vocopt II, 37, 38). In einigen md. und ostobd. Handschriften kommt lenk hinzu (Vocexquo V, 2513; Vocct ii, 803, 862), in einer bair. Handschrift auch lurz (Vocexquo V, 2513). Die Hauptkarte dokumentiert die regional deutlich eingeschränkte Verbreitung der Fälle Denk, Lucht, Luchterhand sowie Lorz und Lurz; im Text finden sich Hinweise zu Locht, Winster sowie Lirk, Lork und Lurk. Die erste Nebenkarte ergänzt die schon in Vo kalismus, K. 336 gegebene Verbreitung von Linke, Link um weitere Ableitungen von mhd. linc, mnd. link 'link, linkisch, unwissend' und die in Südwestsachsen konzentrierten Fälle mit Senkung von i > e vor Nasal. Im Text finden sich Hinweise zu ÜberN, die durch mhd., mnd. hant 'Hand' motiviert sind. Die zweite Nebenkarte gilt ÜberN zu mhd., mnd. vūst 'Faust', die dritte Nebenkarte zu mhd., mnd. vinger 'Finger; Fingerring' und die vierte Nebenkarte zu mhd., mnd. dūme 'Daumen'. 2. Quantitative Datenbasis Abfrage: (T|D)en(c?k|gg?)|Lucht.*|L(oe?|ue?|ö|ü|e)rt?z?(er)? ergibt 66 Types/ 6578 Tokens. Nicht einbezogen werden: Denke 245, da dieser FamN hauptsächlich im md. Raum verstreut und hier Patronym zu Dank(wart) ist; ferner Tenk 88, konzentriert im Dreieck Bottrop - Bocholt - Velen, sowie Teng 30 im Raum Essen; hier handelt es sich um Patronyme zu Kurzformen des RufN Antonius. Auf der Karte sind die konkurrenzbehafteten (s.u. unter 3.) Typen Lucht und Lorz von den eindeutigen Typen Luchterhand und Lurz abgesetzt. Als einschlägig werden kartiert: Typ Denk 5 Types/2416 Tokens: Den(c)k 2239+26, Deng(g) 62+69, Tengg 20. Typ Lucht 3 Types/1425 Tokens: Lucht 1379, Luchte 37, Luchter 9. Typ Luchterhand 2 Types/157 Tokens: Luchterhand(t) 135+22. Typ Lorz 12 Types/1155 Tokens: Lor(t)z 537+244, Lerzer 103, Lör(t)z 82+5, Loer(t)zer 66+13, Lör(t)zer 58+1, Ler(t)z 40+3, Loerz 3. Typ Lurz 4 Types/667 Tokens: Lur(t)z 530+132, Lürzer 3, Lürtz 2.
812
Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Haare und Körperteile
3. Qualitative Datenbasis Die FamN sind hauptsächlich durch Linkshändigkeit motiviert, was im Einzelfall ÜberN für linkische Personen nicht ausschließt. Denkbar sind als Konkurrenz WohnstättenN für Personen, die auf der linken Seite (der Straße, des Tales usw.) ansässig waren, doch spricht das Fehlen eindeutiger WohnstättenN im Sinne von 'rechts' dafür, auch bei 'links' i.d.R. ÜberN anzunehmen. Bei Denk können außerhalb des bair. Raums Patronyme zu Dankwart konkurrieren, s.o. unter 2. Bei Typ Lucht sind auch FamN zu mnd. luht 'Luft' bzw. 'Fenster, Lichtöffnung u.ä.' sowie mnd. luchte 'Leuchte, Leuchtturm' möglich. Bei Typ Lorz können Patronyme zu Kurzformen des RufN Lorenz, umgelautet Lörz, entrundet Lerz, konkurrieren. Das Fehlen entsprechender RufN-Belege und die Verbreitung im gleichen Raum wie Typ Lurz sprechen jedoch eher für ÜberN zu mhd. lerz, lorz, lurz 'link' (nied 1933, 98f.; vgl. Familiennamen aus ruFnamen). 4. Details und Ergänzungen Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 3-45, entspricht 0,012,62‰. Vorkommen pro zweistellige PLZ: Kombinationstabelle (Haupt- und erste Nebenkarte; a = Denk, b = Lucht, c = Luchterhand, d = Lorz, e = Lurz, f = Link, g = Linke, h = Linker, i = Lingg, j = Links, k = Glink, l = Lenk, m = Lenke, n = Lenker). PLZ
a
b
c
d
e
f
g
h
i
j
k
l
m
‰ ges.
n
01
14
3
0
13
1
44
287
3
0
0
0
106
15
1
1,24
02
3
2
0
16
1
21
224
0
0
0
0
8
3
0
1,86
03
2
3
4
12
0
6
83
0
0
0
0
16
13
0
1,39
04
8
10
3
12
0
44
307
2
0
2
4
96
30
5
1,45
06
22
16
1
16
1
52
276
5
1
0
3
38
17
3
1,07
07
8
6
3
10
0
30
280
2
0
0
0
63
19
2
2,16
08
9
3
1
2
2
13
84
2
0
0
0
536
20
1
3,34
09
6
14
0
7
0
32
193
0
0
2
0
100
13
0
1,42
10
11
36
4
14
2
58
136
2
1
5
0
34
9
0
1,11
12
7
23
14
9
3
55
193
6
0
1
1
23
12
0
1,09
13
2
34
7
5
3
35
120
7
0
1
0
25
6
0
1,00
2
0
1
0
33
9
0
1,25
1
0
0
0
23
16
1
1,78
14
4
26
4
8
1
39
215
15
4
13
2
7
0
45
199
813
Hände, Finger
PLZ
a
b
c
d
e
f
g
h
i
j
k
l
m
‰ ges.
n
16
15
13
1
2
0
27
110
3
0
0
0
13
16
0
1,19
17
4
39
25
11
0
30
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2
0
0
0
16
19
0
1,03
18
2
21
7
5
0
38
45
0
0
0
2
17
6
0
0,84
19
2
13
2
3
0
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42
0
0
0
0
10
4
0
1,05
20
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1
1
0
18
25
1
0
0
2
10
0
0
0,75
21
17
46
2
7
2
72
82
1
1
0
5
26
8
0
0,71
22
14
61
2
7
1
101
149
4
0
0
2
47
5
1
0,81
23
3
31
1
9
1
50
60
4
0
0
3
20
7
0
0,78
24
12
170
5
5
1
96
75
5
1
0
0
20
9
1
0,99
25
11
122
2
3
0
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51
1
1
1
1
14
3
0
0,96
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1
16
1
3
2
45
79
11
0
0
0
21
5
0
0,42
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6
29
1
16
1
80
59
4
0
0
1
26
8
2
0,74
28
11
12
6
3
1
31
67
4
0
0
0
22
3
0
0,64
29
1
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1
4
0
39
63
6
4
0
1
12
9
0
0,71
30
1
18
1
7
3
41
121
9
0
0
0
22
14
1
0,74
31
10
20
4
18
1
49
171
9
0
0
0
17
2
0
0,78
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5
11
3
0
2
45
117
9
1
0
0
14
9
0
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10
3
2
2
47
112
13
0
0
0
7
1
0
0,55
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16
0
3
3
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93
23
0
0
0
16
4
0
0,73
35
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0
132
61
131
0
0
4
21
2
0
1,13
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15
3
0
4
0
198
39
20
0
0
0
24
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4
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22
0
5
1
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0
0
1
18
11
0
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2
10
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198
18
0
0
1
38
23
0
0,94
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15
0
2
2
28
136
2
0
0
2
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10
1 0,93
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6
18
0
16
7
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7
0
0
1
20
4
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0,75
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1
14
0
2
3
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56
5
0
6
2
17
5
0
0,63
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13
9
0
2
12
76
84
11
0
1
1
21
9
2
0,73
44
12
23
0
7
9
94
119
14
1
3
0
17
4
1
0,69
45
12
33
3
25
15
143
126
8
0
1
0
58
8
3
0,8
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4
6
2
7
0
58
62
3
0
1
0
17
5
0
0,52
47
14
23
0
17
2
93
107
5
2
10
5
34
3
0
0,70
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1
0
1
46
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14
0
0
0
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2
0
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23
25
3
0
0
40
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9
0
0
3
22
2
0
0,48
50
8
27
1
11
10
110
91
6
2
1
2
13
8
1
0,80
814
Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Haare und Körperteile
PLZ
a
b
c
d
e
f
g
h
i
j
k
l
m
‰ ges.
n
51
7
24
1
3
40
88
91
10
1
0
1
12
7
0
0,90
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5
13
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1
18
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5
3
28
0
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1
0
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33
0
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19
127
123
3
0
1
2
17
10
1
0,81
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0
1
0
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1
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2
0
1
0
1
1
0
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0
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0
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4
1
3
0
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0
1
1,10
56
11
5
0
5
4
236
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5
0
0
0
13
2
0
1,05
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1
3
0
0
2
144
105
7
0
0
0
15
0
0
1,18
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10
24
1
5
6
68
132
20
0
0
0
36
19
0
0,88
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6
11
1
2
0
98
143
14
0
0
0
9
9
0
0,68
60
13
3
0
16
2
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43
9
0
1
0
20
5
0
0,95
61
6
4
0
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4
60
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7
2
0
0
17
1
0
0,97
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94
11
1
27
15
350
86
34
0
0
5
50
1
1
1,50
64
25
4
1
123
1
84
46
5
0
1
0
11
0
0
1,09
65
22
3
2
13
8
152
87
12
0
0
0
34
3
1
0,89
66
15
6
0
5
2
129
35
10
0
21
0
12
1
0
0,46
67
10
12
1
18
6
122
51
13
3
10
0
21
20
0
0,79
68
24
6
0
7
6
115
56
6
3
0
0
4
0
0
1,10
69
13
5
3
8
4
141
33
5
18
1
0
18
1
1
1,40
70
25
9
1
7
2
123
41
7
8
1
0
22
1
1
0,90
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24
7
0
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5
192
77
3
3
0
0
23
1
1
0,99
72
23
2
0
3
6
354
63
6
3
2
2
33
6
0
1,37
73
76
3
0
10
1
143
51
1
0
0
0
34
8
1
0,90
74
58
8
3
24
7
477
32
8
0
0
8
17
0
0
1,80
75
13
9
0
4
0
112
12
3
0
0
0
11
1
0 0,99
76
29
4
1
18
3
236
68
9
3
23
2
25
1
0
1,09
77
3
3
0
2
1
138
20
5
3
0
5
7
1
0
1,12
78
9
11
3
4
16
261
47
4
8
1
0
5
1
0
1,34
79
24
13
0
13
6
226
41
0
5
0
0
13
6
5
0,99
80
64
6
1
6
5
62
44
4
5
0
3
16
2
5
0,85
81
69
4
1
14
15
78
56
5
7
1
2
30
0
6
1,03
82
94
7
1
12
13
97
61
8
9
1
3
36
5
18
1,31
83
87
1
0
4
12
46
53
6
4
8
1
19
7
0
0,95
84
102
0
0
2
11
35
23
6
3
0
0
12
3
2
0,95
85
125
3
1
13
15
86
72
2
4
4
0
37
1
4
1,02
815
Hände, Finger
PLZ
a
b
c
d
e
f
g
h
i
j
k
l
m
‰ ges.
n
86
59
3
3
10
15
215
71
3
8
1
33
44
3
2
1,21
87
68
0
0
1
8
115
52
1
75
0
0
21
1
1
1,91
88
16
2
1
7
4
188
31
2
53
0
0
16
0
5
1,13
89
65
2
0
2
4
152
44
11
3
0
5
10
2
0
1,20
90
45
1
0
40
13
171
63
2
6
1
0
32
10
7
1,34
91
81
7
0
96
13
224
65
3
6
0
0
63
7
1
1,57
92
26
2
0
43
1
35
24
0
0
0
0
34
0
0
0,97
93
79
0
0
2
0
35
22
2
1
0
0
16
3
5
0,85
94
262
1
0
0
0
12
10
0
1
0
0
20
5
0
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95
41
3
1
3
4
21
56
1
1
0
0
69
0
6
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96
19
2
1
58
63
98
66
1
1
0
0
73
3
20
1,96
97
68
10
0
97
194
297
66
2
1
0
1
19
2
3
1,96
98
11
1
0
13
4
15
44
1
0
0
0
14
3
0
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99
11
6
0
17
3
44
186
3
1
4
1
44
34
3
1,22
Details: Der Asterisk südl. von Frankfurt am Main ersetzt das Symbol des PLZ 644 Bickenbach mit 3,02‰/21 Tokens für Typ Lorz und 0,43‰/3 Tokens für Typ Denk, um die übrigen Kreise besser hervortreten zu lassen. Die dichtesten Vorkommen von Typ Denk betreffen die PLZ 941 Tiefenbach (2,62‰/77 Tokens), 945 Wallersdorf (1,36‰/46 Tokens) und 942 Regen (1,12‰/30 Tokens). Denck erscheint vorwiegend im obd. Raum, Deng, Dengg und Tengg treten am Südrand von Bayern auf, besonders im Raum Garmisch-Partenkirchen (vgl. konsonantismus, K. 266 (Egg, sonstige Vokale + -gg, [Li]ngg)). Typ Lucht begegnet am häufigsten in den PLZ 257 Heide (1,18‰/51 Tokens), 245 Neumünster (0,78‰/46 Tokens) und 246 Trappenkamp (0,63‰/13 Tokens). Luchte tritt im Raum Aachen Arnsberg Höxter massiert auf. Luchterhand streut im nd. Raum, Luchterhandt ist in ganz Dtld. verstreut. Typ Lorz ballt sich in den PLZ 644 (s.o.), 923 Neumarkt in der Oberpfalz (0,91‰/38 Tokens), 913 Forchheim (0,89‰/42 Tokens) und 976 Würzburg (0,88‰/34 Tokens). Dabei herrscht Lortz in Südhessen vor und Lorz in Oberfranken. Lörz ist im nördl. Baden-Württemberg verstreut, Lerz findet sich in Thüringen, Lörzer konzentriert sich in Bad Neustadt/Saale, Loerzer streut im Norden von Dtld., Lerzer tritt massiert zwischen Nürnberg und Ingolstadt auf. Typ Lurz ist im Dreieck Tauberbischofsheim - Bad Neustadt - Bamberg konzentriert und ansonsten, ebenso wie Lurtz, im Westen und Süden von Dtld. verstreut.
816
Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Haare und Körperteile
Weitere Namen: Locht 53 tritt einerseits in Schleswig-Holstein auf, andererseits am Niederrhein (im Raum Mönchengladbach genitivisch als Lochten 21). Lochte 143 konzentriert sich im Raum Hannover - Braunschweig. Es kann ÜberN zu mnd. lucht, locht 'links' sein, vgl. eindeutiges Lochterhand 3 und Gleichungen wie Borchardus dictus Sinister 1304 = Borchardus dictus Lochte 1319 (zoder 1968 II, 70). Doch konkurrieren WohnstättenN, vgl. van de Locht 48 (ebd; am Niederrhein kommen nur solche in Frage; deBraBandere 2003, 777). Die zugrundeliegenden Toponyme gehen wohl meist ebenfalls auf mnd. lucht, locht 'links' oder auf die unter 3. genannten konkurrierenden Wörter zurück. Auf mhd. lerc, lirc, lurc 'link' beruhen kann Lirk 19 (südöstl. Bayern, Raum Salzburg). Lur(c)k 79+1 (zusammen mit Lurker 31 Nest in und um Offenburg) ist nach nied 1924b, 50 ÜberN 'link(s)'. Lork 180 (Ruhrgebiet) und Lorke 338 (im md. Raum verstreut) stellen dagegen wohl i.d.R. Patronyme zu Kurzformen des RufN Lorenz mit kDiminutivsuffix dar, vgl. Familiennamen aus ruFnamen. Mhd. winster 'links' ist erhalten in Winster 15 (Berlin, Brandenburg) und Winstermann 32 (Raum Duisburg). Erste Nebenkarte (K. 322): FamN zu mhd. linc, mnd. link 'link, linkisch, unwissend' sind unter dem Aspekt der Endung mit/ohne -e in Vokalismus, K. 336 (Linke, Link) kartiert. Das Bild wird im Folgenden hinsichtlich stark flektierter Fälle auf -er (mit t-Antritt: -ert) und genitivischer Fälle vervollständigt, ferner um Namen aus der frühnhd. Variante g(e)link sowie um Fälle mit Senkung von i > e vor Nasal ergänzt. Diese herrschen in Südwestsachsen vor; in Zwickau und Chemnitz treten sie vor 1500 noch nicht in Erscheinung (hellFritzsch 2007a, 159). Lingg wird wegen seiner markanten Konzentration im Allgäu auf der Karte eigens ausgewiesen, Lingk(e), verstreut im nördl. Dtld., wird dagegen in die Typen Link(e) einbezogen. Bei den Typen Lenk(e) sind vereinzelt Konkurrenzen möglich mit ÜberN zu mhd. lenke 'biegsam', evtl. auch mit Varianten von Lang(e), vgl. K. 256. Die Abfrage (Ge?l|L)(i|y|e)n(g?g|g?c?kh?)e?r?n?t?s? ergibt 64 Types/25758 Tokens. Bei Typ Glink wird Glinke 64 nicht einbezogen; es tritt zusammen mit Glienke 449 verstreut im nd. Raum auf und ist HerkunftsN zu SiedlungsN wie Glien(i/e)cke (mehrfach in Nordwestdtld.). Als einschlägig werden kartiert: Typ Link 5 Types/9319 Tokens: Link 8704, Linck 327, Lingk 246, Linckh 36, Linkh 6. Typ Linke 4 Types/8480 Tokens: Lin(c)ke 8193+263, Lingke 19, Lynke 5. Typ Linker 5 Types/682 Tokens: Lin(c)ker 438+8, Linkert 169, Lyn(c)ker 40+27. Typ Lingg 1 Type/268 Tokens: Lingg.
817
Hände, Finger
Typ Links 8 Types/152 Tokens: Lin(c)ks 61+33, Lin(c)kens 41+5, Linkers 1, Linkes 1; Lenkens 8, Lenkers 2. Typ Glink 1 Type/121 Tokens: Glink. Typ Lenk 2 Types/2924 Tokens: Len(c)k 2821+87, Lengk 12, Lengg 4. Typ Lenke 2 Types/624 Tokens: Len(c)ke 621+3. Typ Lenker 2 Types/134 Tokens: Lenker(t) 126+8. Typ Link 9319 Typ Linke 8480 Typ Linker 682 Typ Lingg 268 Typ Links 152 Typ Glink 121 Typ Lenk 2924 Typ Lenke 624 Typ Lenker 134
Karte 322: Link, Linke, Linker, Lingg, Links, Glink, Lenk, Lenke, Lenker
Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 4-45, entspricht 0,074,83‰. Die dichtesten Vorkommen von Typ Link betreffen die PLZ 747 Buchen (Odenwald) (4,31‰/96 Tokens), 639 Erlenbach/Main (3,07‰/60 Tokens) und 743 Bietigheim-Bissingen (2,29‰/144 Tokens). Zu Lingk s. konsonantismus, K. 287 (Jungk, Lingk, Ringk, Sprungk, Drengk), zu Lin(c)kh ebd., K. 288 (Finckh, Ruckh, [Boe]ckh). Die dichtesten Vorkommen von Typ Linke betreffen die PLZ 073 Saalfeld/ Saale (3,12‰/100 Tokens), 078 Neustadt/Orla (2,48‰/14 Tokens) und
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Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Haare und Körperteile
027 Zittau (2,18‰/99 Tokens). Hinsichtlich k/ck sind weder bei Lin(c)k noch bei Lin(c)ke deutliche räumliche Vorlieben ersichtlich. Die dichtesten Vorkommen von Typ Linker betreffen die PLZ 352 Stadtallendorf (1,41‰/52 Tokens), 353 Gießen (0,73‰/32 Tokens) und 354 Pohlheim (0,43‰/26 Tokens). Linkert ist verstreut, Lynker tritt in Nordrhein-Westfalen, Hessen und Rheinland-Pfalz auf, Lyncker in Baden-Württemberg. Lingg konzentriert sich südl. einer Linie Lindau (Bodensee) - Kempten (Allgäu) - Kaufbeuren, s. konsonantismus, K. 266 ([Li]ngg). Bei Typ Links begegnen klar voneinander getrennt gemischter Genitiv Linkens im Raum Aachen und die starken Genitive Links sowie Lincks (kaum Adverb) im Raum Pirmasens - Landau (Pfalz). Glink bildet ein Nest im PLZ 864 Mering (0,58‰/26 Tokens). Die dichtesten Vorkommen von Typ Lenk betreffen die PLZ 086 Oelsnitz (3,67‰/38 Tokens), 965 Sonneberg (3,40‰/57 Tokens) und 084 Werdau (2,88‰/94 Tokens). Lenck findet sich überwiegend entlang des Rheins sowie im Raum Hamburg. Lenke streut v.a. in Thüringen und im Osten von Dtld. Lenker konzentriert sich östl. von Coburg und im Raum München. Weitere Namen: Linkner 56 (verstreut) ist nach grünert 1958, 394 ÜberN zu mhd. linc, nach zoder 1968 II, 64 HerkunftsN zu SiedlungsN wie Linken. Im Raum Emden - Wiesmoor - Norden tritt Slink 59 (zu mnl. slinc 'links; listig') auf, im Raum Leer - Moormerland als Schlink eingedeutscht. Die meisten Vorkommen von Schlink 363 aber finden sich entfernt davon in NordrheinWestfalen mit Nest in Lage und am Mittelrhein, Schlinck 45 begegnet in der Südpfalz, wo es sich meist um WohnstättenN zum FlurN Schlinke 'abschüssige oder muldenförmige, feuchte Flur u.ä.' (südhessisches FlurnamenBuch 2002, 826) handeln wird, wie auch bei Schlin(c)ke 209+2 (verstreut). ÜberN mit mhd., mnd. hant 'Hand': Handt 360 (verstreut, besonders im nd. Raum), Hand 187 (Saarland, sonst verstreut), Hant 13 (Räume Frankfurt/Main, Nürnberg) können ÜberN für jemanden mit einer auffälligen Hand sein, aber auch WohnstättenN 'im Haus zur Hand'. Hendgen 33, Händ(g/ch)en 13+7 (alle in und um Koblenz; entlang des Niederrheins) sind wohl Diminutiva zu Hand, während bei Händel 964 (v.a. Thüringen, Sachsen, Raum Nürnberg, Nordbaden), Hendel 907 (südl. Dtld. mit Nest in Sachsen), Haendel 110 (Dreieck Hannover - Gelsenkirchen - Erlensee), Hendl 108 (Räume Wuppertal, Nürnberg, sonst verstreut im Süden), H(ä/ae)ndl 47+4 (Raum Nürnberg - Ingolstadt - München) zwar auch Diminutiva zu Hand denkbar sind, aber v.a. ÜberN zu mhd. henel, händel 'Hähnchen' und Patronyme zu Johannes, v.a. bei Stammvokal e auch zu Heinrich, in Frage kommen (vgl. Vokalismus, S. 339). H(ä/ae)ndle 97+13 (Raum Mühlacker Ebersbach/Fils) ist bei einer dort ansässigen Sippe aus Hündle (Patronym zum ahd. RufN Hundlīn) umgeschrieben (Brechenmacher 1957-63 I, 647).
Hände, Finger
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Handlos 157 (Bayerischer Wald; im südl. Dtld. verstreut), Han(d)loser 6+105 (Nest in und um Singen (Hohentwiel)) gehört "schwerlich zu mhd. hantlöse 'Abgabe f. e. Handlehen'", sondern ist ÜberN für jemanden ohne Hand, vgl. "der handlos Schneider" um 1350 Augsburg, Walther der Hantlose 1314 Stuppach, Bahlow 2005, 203. Handfest 65 (südwestl. Bayern) kann ÜberN 'mit starker Hand' sein, aber auch mhd. hantveste 'Verleihungsurkunde, Vertrag' zugeordnet werden. Komposita mit Grundwort -hand (≥ 10 Tokens): Ringhand(t) 61+28 (im Nd. verstreut), wohl ÜberN nach einem auffälligen Ring; Gradehand 36 (Raum Leipzig Bitterfeld), Gradhand(t) 10+18 (alle verstreut); Losehand 22 (verstreut); Einerhand 21 (in und um Würselen); Linkerhand 12 (verstreut); Luchterhand s. Hauptkarte. Bei Werhand 37 (Neuwied, in und um Gevenich) handelt es sich wahrscheinlich nicht um einen ÜberN 'wehrhafte Hand', sondern um eine Variante zu benachbartem Werhan 89 (Raum Trier), das wohl HerkunftsN zum SiedlungsN Großwehrhagen bei Heinsberg ist. Zweite Nebenkarte (K. 323): Dokumentiert werden ÜberN zu mhd., mnd. vūst 'Faust', "wohl für einen Faustkämpfer oder für jemanden, dessen Faust gefürchtet war" (duden Famn 2005, 236), vgl. zahlreiche historische BeiN wie Wende mit der vust (Bahlow 2005, 130; zoder 1968 i, 464) oder Isernfûst 'eiserne Faust' 1277 Stralsund (Bahlow 1972, 181; in der Datenbank des DFA lassen sich keine Komposita auf -f(a)ust mehr nachweisen). Die Abfrage (F|V)(a?uu?h?|äu|eu|ei|ey)ste?n?l?e?i?n?s? ergibt 26 Types/8709 Tokens. Als einschlägig werden kartiert: Typ Faust 4562: Faust 4561, Vaust 1. Typ Fausten 176: Fausten 169, Fusten 5, Vusten 2. Typ Fust 532: Fu(h)st 462+65, Fuust 5. Typ Feustel 1166: Feustel 745, Feistel 406, Fäustel 15. Typ Feistle 297: Feistle 172, Fäustle 77, Feustle 27, Fäustlin 21. Typ Feistl 168: Feistl 162, Fäustl 6. Bei Typ Feustel kommen außer Diminutiva zu Faust (mhd. viustelīn 'kleine Faust') indir. BerufsN zu Fäustel 'Hammer des Bergmanns oder des Steinmetzen' in Frage, doch ist dieses Wort erst seit dem 16. Jh. bezeugt. Feistl(e) stellt nach Brechenmacher 1957-63 II, 427 einen diminuierten ÜberN zu mhd. veia(t) 'dick' (K. 270) dar. Allerdings tritt die in diesem Falle häufiger zu erwartende Schreibung Faistl 6 sehr selten auf (Oberammergau), viel öfter aber begegnen Fäustl(e), Feustle. Das spricht dafür, all diese Namen hauptsächlich als Dimi-
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Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Haare und Körperteile
nutiva zu Faust aufzufassen, was im Einzelfall ÜberN zu mhd. veia(t) nicht ausschließt. Typ Faust 4562 Typ Fausten 176 Typ Fust 532 Typ Feustel 1166 Typ Feistle 297 Typ Feistl 168
Karte 323: Faust, Fausten, Fust, Feustel, Feistle, Feistl
Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 4-45, entspricht 0,022,80‰. Die dichtesten Vorkommen bei Typ Faust betreffen die PLZ 363 Alsfeld (1,81‰/ 73 Tokens), 653 Eltville/Rhein (1,72‰/69 Tokens) und 361 Petersberg (1,69‰/98 Tokens). Der patronymische Genitiv F(a)usten ist im Dreieck Duisburg - Köln Mönchengladbach konzentriert. Fust tritt im Nd. verstreut auf; Fuhst findet sich vorwiegend im Raum Vienenburg - Hannover - Bremen. Feustel ist zusammen mit entrundetem Feistel im Grenzraum von Thüringen und Sachsen konzentriert (v.a. PLZ 079 Zeulenroda), sonst streut Feustel v.a. im nördl. Bayern, Feistel in ganz Dtld. Feistle, Fäustle, Feustle und Fäustlin bilden zusammen ein Nest im Raum Günzburg - Dillingen/Donau - Augsburg. Feistl ist in Oberbayern beheimatet.
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Hände, Finger
Weitere Namen: Faustmann 517 (verstreut), Fustmann 8 (Westfalen) sind wohl ÜberN 'der mit der Faust'. zoder 1968 I, 464 weist (mit Fragezeichen) auf eine mögliche Gleichung Hermen mit der Vust = Hermen Vustman 1406 (Hildesheim) hin. Vor 1945 war der FamN östl. von Oder und Neiße sehr häufig (genevolu.de, 23.10.14). Dritte Nebenkarte (K. 324): Typ Finger 2906 Typ Fingerle 325 Typ Fingerlin 45 Typ Fingerling 27 Typ Finkernagel 150 Typ Fingerloos 28
Karte 324: Finger, Fingerle, Fingerlin, Fingerling, Finkernagel, Fingerloos
Dokumentiert werden ÜberN zu mhd., mnd. vinger 'Finger; Fingerring'. Ob die Simplizia im Einzelfall durch einen auffälligen Finger oder durch einen Fingerring motiviert sind, lässt sich nicht mehr klären. In letzterem Fall kann auch ein ÜberN für einen Goldschmied vorliegen. Nach Brechenmacher 1957-63 i, 465 ist der FamN "in der Hauptsache = Fingermacher = Ringschmied = Goldschmied (1347 Ludeman Vingermakere zu Lübeck […])". Auf der Karte werden daher zum Vergleich auch FamN zu mhd., mnd. vingerlīn, vingerlinc 'Fingerring' ein-
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Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Haare und Körperteile
bezogen, ebenso die Komposita Fingerlo(o)s und Fingernagel (mit der Variante Finker-, vgl. gottschald 2006, 184). Die Abfrage (F|V)in.ernage?l|(F|V)in.ert?l?e?i?n?g?o?o?s? ergibt 35 Types/ 4263 Tokens. Als einschlägig werden kartiert: Typ Finger 2906: Finger(t) 2893+2, Vingert 11. Typ Fingerle 325: Fingerl(e) 9+316. Typ Fingerlin 45: Fingerlin 45. Typ Fingerling 27: Fingerling 25, Vingerling 2. Typ Finkernagel 150: Finkernagel 136, Fingernagel 14. Typ Fingerloos 28: Fingerlo(o)s 2+26. Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 3-45, entspricht 0,021,43‰. Die dichtesten Vorkommen von Typ Finger betreffen die PLZ 351 Lohra (1,36‰/ 19 Tokens), 350 Marburg/Lahn (1,28‰/83 Tokens) und 596 Rüthen (1,21‰/10 Tokens). Fingerle ist einerseits im Raum Stuttgart konzentriert, andererseits im Raum Grünstadt - Bad Dürkheim. Fingerlin begegnet am Hochrhein (Raum Schwörstadt - Rheinfelden), Fingerling bei Bremerhaven und Kassel. Finkernagel konzentriert sich im Viereck Frankfurt/Main - Friedberg - Altenstadt Aschaffenburg. Fingerloos ist verstreut. Weitere Namen: Auf die Finger beziehen sich Einfinger 20 (Berlin), Weißfinger 19 (verstreut), Crumfinger 5 (Raum Düsseldorf). Halbfinger 13 findet sich verstreut, Halfinger 51 tritt im nördl. Baden-Württemberg auf; wegen der weiten Entfernung ist HerkunftsN zum SiedlungsN Halfing bei Rosenheim fraglich und Variante zu Halbfinger wahrscheinlicher. Auf den Fingerring sowie den Träger oder Hersteller von Ringen bezieht sich Gol(d)finger 12+12 (verstreut in Süddtld.). Fünffinger 38 (verstreut in Süddtld.) ergibt als ÜberN wenig Sinn und ist am ehesten HerkunftsN zu einem SiedlungsN wie Fünfing (bei St. Ruprecht, Steiermark) mit sekundärer Angleichung an fünf + Finger (s. kunze/nüBling 2009, 58f.). Vierte Nebenkarte (K. 325): ÜberN zu mhd., mnd. dūme 'Daumen' gehen einerseits auf eine Auffälligkeit des Daumens zurück; Ulrich mit dem Daumen, Graf von Württemberg (gestorben 1265) erhielt seinen BeiN, weil sein rechter Daumen wesentlich größer war als der linke. Andererseits können sie metaphorisch einen kleinen Menschen meinen, s. unten Daumenlang. Konkurrenz ist im Einzelfall möglich mit HerkunftsN zu SiedlungsN wie Daum, Daume (beide Westfalen), bei Du(h)m(e) in
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Hände, Finger
Hessen, Württemberg und Bayern auch mit Patronymen zum RufN Thomas oder mit ÜberN zu mhd. tump 'einfältig'. Die Abfrage D(a?uh?|äu|eu|e(i|y)|a(i|y))me?n?(ling)? ergibt 18 Types/3962 Tokens. Als einschlägig werden kartiert: Typ Daum 2699: Daum. Typ Daume 274: Daume. Typ Daumen 35: Daumen. Typ Duhme 363: Du(h)me 14+349. Typ Duhm 251: Du(h)m 40+211. Typ Deimling 252: Deimling 176, Däumling 69, Deumling 6, Daimling 1. Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 3-45, entspricht 0,012,04‰. Typ Daum 2699 Typ Daume 274 Typ Daumen 35 Typ Duhme 363 Typ Duhm 251 Typ Deimling 252
*
Karte 325: Daum, Daume, Daumen, Duhme, Duhm, Deimling
Der Asterisk in Nordostbayern ersetzt das Symbol des PLZ 963 Kronach mit 4,03‰/94 Tokens für Typ Daum, um die übrigen Kreise besser hervortreten zu
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Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Haare und Körperteile
lassen. Die nächsthäufigen Vorkommen von Typ Daum betreffen die PLZ 647 Michelstadt (2,04‰/61 Tokens), 656 Selters (Taunus) (1,71‰/35 Tokens) und 645 Mörfelden-Walldorf (1,51‰/65 Tokens), von Typ Daume die PLZ 351 Lohra (1,22‰/17 Tokens), 996 Sömmerda (1,14‰/19 Tokens) und 076 Eisenberg (0,52‰/10 Tokens), von Typ Duhme die PLZ 595 Lippstadt (0,39‰/25 Tokens), 333 Gütersloh (0,29‰/18 Tokens) und 442 Dortmund (0,28‰/15 Tokens), von Typ Duhm die PLZ 269 Nordenham (0,57‰/20 Tokens), 396 Gardelegen (0,40‰/10 Tokens) und 266 Oldenburg (0,30‰/18 Tokens). Typ Daumen findet sich v.a. in RheinlandPfalz und NordrheinWestfalen. Bei Typ Deimling bildet Deimling ein Nest in und um Frankenthal (Pfalz) und streut sonst v.a. in den Rheingegenden, Däumling ist obd. Weitere Namen: Daumenlang 17 (Nürnberg), dazu wohl auch Daumerlang 4 (in Süddtld. verstreut), meint den Kleinwüchsigen; der FamN beruht möglicherweise als Klammerform auf mhd. dūmellenlanc 'eine Daumelle lang' (von der Spitze des Daumens bis zum Ellenbogen). Dum(c)ke 996+8 ist in ganz Dtld. verstreut (s. Familiennamen aus ruFnamen). Vor 1945 war Dumke v.a. zwischen Stettin und Danzig konzentriert (gen-evolu.de, 03.11.14). Es kann im Einzelfall mit kSuffix diminuierter ÜberN zu mhd. dūme sein, wird aber meist als diminuiertes Patronym zu RufN wie Thomas oder Doma[slav] angesehen (Bahlow 2005, 105; duden Famn 2005, 205; naumann 2005, 97). Daumke 15 (Hamburg, Schleswig-Holstein) ist aus Dumke verhochdeutscht. Deimel 497 konzentriert sich hauptsächlich in Westfalen (Dreieck Winterberg Dortmund - Paderborn), wo es wohl eine Variante des Patronyms Demel (zu Dietmar) darstellt (s. Familiennamen aus ruFnamen). Kleinere Vorkommen finden sich in der Region Bad Dürkheim - Mannheim und zusammen mit Deiml 46 im Raum München, wo sie wahrscheinlich ÜberN 'Däumlein' sind; so auch Däumel 14 (Thüringen) und Deumel 7 (Hessen). Dümling 41 begegnet bei Bad Königshofen, Dümlein 31 im Raum Lichtenfels - Kronach. Im gleichen oberfränkischen Gebiet sind auch Thümling 55 und Thümlein 30 konzentriert. In dieser Gegend können die Namen nicht zu mhd. dūme 'Daumen' gehören; möglicherweise eher zu mhd. tumel 'Lärm', vgl. K. 370. Däumler 174 ist in und um Nürnberg sowie mit Deumler 9 im Raum Saalfeld/ Saale konzentriert, Deumler findet sich zudem bei Hannover, Daimler 5 in Remscheid, Deimler 4 im Südwesten von Dtld. Sie gelten als ÜberN des Folterknechts, zu mhd. diume(l)n 'Daumenschrauben anlegen, foltern', evtl. auch als ÜberN zu obd. täumeln 'betrügen'.
Hände, Finger
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5. Historische Sondierung Hauptkarte und erste Nebenkarte. Niederdt.: Luchte 1290- um 1400 (nach Ba alle Belege bis auf Luchte 1377, den er zu 'Linkshänder' zählt, zu mnd. luchte 'Leuchte, Laterne', also ÜberN für den Leuchtenmacher), Luchterhand 1326 Ba 1972, 311f. Probstei: Lucht 1840-70 (laut we ÜberN für Linkshänder, HerkunftsN zum SiedlungsN Lucht, WohnstättenN zu altpolabisch L'uchov 'Ort des L'uch' (mit Fragezeichen) oder ÜberN zu mnd. luchte, lochte 'Leuchte' für den Leuchtenmacher) we 303. Lübeck: luchte 1316-38 r e 107. Greifsw.: Luchte 1290 (laut nü BerufsN für den Leuchtenmacher) nü 39f. Pommern: Luchterhand 1326, Luchte 1331 (Lucht laut Ba auch 'Leuchtenmacher') Ba 1982, 61. Riga: Luchterhand 1399-1428; Lenke 14./15. Jh. (laut Fey Patronym zu einem RufN mit dem Namenglied Lant-) Fey 59, 232. Ostfalen: Luchten 1390, to der luchten 1467, Lucht 1474-1601, Luchte 1475, thor luchten 1523, Luchte 1585 (laut zo Konkurrenzen mit HerkunftsN zu SiedlungsN bei Diepholz und bei Bensberg, mit WohnstättenN zu mnd. luchte, lochte 'Leuchte, Laterne' und mit BerufsN 'Leuchtenmacher'); Lynke 1398, Lincke 1525, 1547, Linke 1537, Linken 1571 (laut zo Konkurrenzen mit HerkunftsN zu SiedlungsN wie Linkau (Ostpreußen), Link(e)(n) (Rheinland, Westfalen, Ost preußen) oder mit WohnstättenN zu mnd. link 'Höhenrücken, Abhang, Hügel') zo I 355; II 63, 87. Braunschw.: Lochten 1339, Lochte 1377; Lenkener 1335, 1637, Lenken 1352 scha 157, 160f. Köln: Linc ca. 1170-90, Lincin ca. 1187-1200 (zu mhd. linc, lenk 'link, sporadisch; linkisch, unwissend', wird nach h a keineswegs immer sicher für einen Linkshänder verwendet) h a 1949, 170. Gießen: Lucht 1572; Lincker 1569, Linck 1583 le 120. Hüttenb. Ld.: Linck 1799 wo 57. Friedberg: Lincke 1409 a r 76. Homb.: Lenck 1677-1789, Linck 16781858 se 118f., 121. Kaisersl.: Linckh 1611 Br 401. Darmst.: Loyncker 1527, Linker 1556 h ah 54. Jena: Linncke 1435, Link 1526-66, Linck 1533-50/51 a p 169. Vogtld.: Lencke 1384, 1467, Lenck 1430, Lincke 1542, Lenke, Lenk um 1800 h e 1992, 132f. Südwestsachsen: Lyncke 1423, Lincke 1424, 1479, Linck 1487, 1492, Lingk 1491 h e 2007, 159. Zwickau: Lenkginne (fem.), Lencken um 1460 h e 2009, 180. Altenb. Ld.: Lincke 1315-1487, Lingke 1418-44, Lyncke 1500, Linckner 1554 grü 394. Grimma: Lingke 1579, Linck 1624-1751 na 174. Oschatz: Lingke 1497, Linke, Linck(e), Lingk(e), Linncke, Lyngke, Lynck, Lienck, Lynckynne 16. Jh. ne 1970, 66; Lyncke 1437, Lincke 1467-77, Lingke 1569, Linck bis 1600 (alle laut ne auch WohnstättenN 'auf der linken Seite wohnend'), Lenck 1460 (laut ne ÜberN zu mhd. lenke 'biegsam') ne 1981, 105, 108, 217, 266. Breslau: Lynke 13./14. Jh. r ei 123. Schlesien: lynke = lynkehand 1397, Linkehant 1434 Ba 1953, 132. Maulbronn: Linck 15361566, Linckh 1553, 1558; Glinck 1536-1655, Glünckh 1583, Glinckh 1597, 1603 hu 674, 690. Esslingen: Linke 1323, Linggen (Gen.) 1346, linggin (fem.) 1409, linck 1460 (alle laut Be auch zum RufN Lingo) Be 257. Freib. i.Br.: Linck 1460 dz 133. Baar: der Lingge 1329, 1382, der Lingg 1351, Link 1545 ni 54. Liechtenstein: Lingg 1673, 1836 str IV 32. Freib. i.Ü.: Linck 1475 st 162. Graubünden: Dengk 1415, Denk 1554; Link 1560, 1851 huB 84, 820. Ansbach: Linck 1361-1467, Lincklein 1494 schä 159. Nürnb.: Linke 1323, Linke 1329, Link 1329-1400, Link 1396-1400 = Lyngk 1403, Lynk o.J. sche 211. Regensb.: Tenken (Dat.) 1281, Dench 1329 = Denkke 1329 = Tenkke 1331, Tenkkin (fem.) ca. 1342/43, Denkchen (Dat.) 1353 ko 2014, 96. Sudetenld.: Link 1355-1413, Lenke 1379 (Letzteres laut sch ÜberN zu mhd. gelenke ꞌgelenkig, gewandtꞌ oder zu mhd. linke, lenke ꞌlinksꞌ), Lincke 1392, Linch 1414
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Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Haare und Körperteile
sch 1957, 191, 195; Lenk 1358, 1449, Lincke 1438, 1492, Lynck 1438 = Linck 1443, Lenckin (fem.) 1443, Linck 1482, 1534, Lenkh 1553 sch 1973, 190, 193. München: Tengk 1383, Tänk 1387, Denk 1393 ei 368. Tirol: Tencken (Dat.) 1288, 1420, Tencho 1292, Tenken (Gen.) 14./15. Jh., Teng 1427; Linkcher 1427 Fi 235, 386. Salzb.: Tenkke 1276, Tengk 1415-1500, Tennk ca. 1500, Tenkh 1510, Tenck 1523, Tenk 1578, Denckh, von Tenchen 1579, Dengkh 1603, Dengg 1606, Denckh 1622 zi 1986, 61. Waldviertel: Tenkch, Dennck 1345-1499 po 49. Wien: Tennckch 1433, Tengk 1457-92, Tenkchen (Gen.) 1470, Tenkh 1476, Tenngken 1496 li 149f.
6. Hinweise Zur Haupt- und ersten Nebenkarte vgl. in der Schweiz und in Österreich (Daten nach: Schweiz: Telef., verwandt.ch, 07.01.15; Österreich: Telef., Geogen At, CDRom, 2005): Schweiz Link
Österreich
152
135
Linke
33
98
Lingg
251
61
Denk
23
1063
Deng
8
13
Dengg
8
536
Tenk
0
18
Teng
2
12
Tengg
5
176
In den österreichischen Bundesländern begegnet Denk am häufigsten in Nieder österreich, Oberösterreich und Wien, Deng(g) in Tirol, Salzburg und der Steiermark, Teng(g) in Kärnten. Vokalismus, K. 336 (Linke, Link); konsonantismus, K. 266 (Egg, sonstige Vokale + -gg, [Lin]gg). hohensinner 2011a, 145 (K. Denkmayr, Denk, Tengg); k eintzel-schön 1976, K. 17 (Lurtz, Letz in Siebenbürgen); kunze 2004a, 145; schwarz 1957, Abb. 23 (Link(e), Tenk in sudetendt. FamN des 13./14. Jh.); wenzel 2015, K. 30 (Lěwa u.ä., Karch). Zu Link-, Glink-, Denk- in den obd. Dialekten s. Sprachatlas von BayerischSchwaben, hg. v. Werner könig, Bd. 2, Wortgeographie I, Heidelberg 1996, K. 23; Sprachatlas von Oberbayern, hg. v. Ludwig M. eichinger, Bd. 6, Lexik 2, Heidelberg 2009, K. 37; Sprachatlas von Niederbayern, hg. v. Hans Werner
Hände, Finger
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eroms, Bd. 2, Wortgeographie I, Heidelberg 2003, K. 14 und S. 323-328 (mit Karte FamN Deng(g), Den(c)k). s. peschke/F. FahlBusch
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Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Haare und Körperteile
Typ Fuß 2664 Typ Füssel 1115 Typ Foth 2111
*
Karte 326: Fuß, Füssel, Foth
Beine, Füße, Gangart
829
2.5 Beine, Füße, Gangart 1. Fragestellung Dokumentiert werden ÜberN, die sich auf Füße, Beine, Gang- und Bewegungsarten beziehen. Die Hauptkarte gilt den Simplizia zu mhd. vuoa 'Fuß, Bein', mnd. vōt, vout, voet, voit 'Fuß'. Die erste Nebenkarte vergleicht Komposita mit den Grundwörtern -bein und -fuß, deren Bestimmungswörter identisch sind (Rehbein/Rehfuß usw.). Die zweite und dritte Nebenkarte registrieren weitere häufige Komposita mit -fuß bzw. -bein, soweit sie als ÜberN menschliche Füße bzw. Beine betreffen. Die vierte Nebenkarte gilt dem ÜberN Storch und Varianten, die i.d.R. durch lange Beine oder eine storchartige Gangart des ersten Namenträgers motiviert sein dürften. Die fünfte Nebenkarte ist FamN mit Zeh gewidmet, im Text werden auch solche mit Ferse, Knie und Schenkel besprochen. Weitere Nebenkarten beziehen sich auf ÜberN nach der Gangart: die sechste auf schleichen, die siebte auf schreiten, traben, treten, die achte auf schwankendes Gehen u.ä., die neunte auf Gehen mit Stelzen oder wie mit Stelzen, die zehnte dokumentiert die häufigsten Komposita mit -gang, welche die Art des Gehens betreffen. Die elfte und zwölfte Nebenkarte bringen FamN mit springen und tanzen hinzu, die allgemein die Bewegungsart charakterisieren können, aber auch BerufsN für Boten bzw. Akrobaten sind. Zusätzlich werden im Text FamN zu stolpern, laufen, rennen, hüpfen usw. behandelt. 2. Quantitative Datenbasis Abfrage: (F|V)oo?e?h?d?th?s?z?|(F|V)(ue?h?|ü)(ss|ß)g?e?l?e?i?n? (≥ 5 Tokens) ergibt 46 Types/6069 Tokens. Als einschlägig werden kartiert: Typ Fuß 3 Types/2664 Tokens: Fu(ß/ss) 2085+567, Fussen 12. Typ Füssel 15 Types/1115 Tokens: F(ü/ue)ssel 617+12, Füßl 175, F(ü/ue)ssl 93+5, F(ü/u)ßel 46+16, Fü(ß/ss)le 33+16, Fü(ß/ss)lein 39+5, Fussel 37, Fü(ß/ss)gen 6+7, Füsslin 8. Typ Foth 18 Types/2111 Tokens: Fot(h) 136+811, Vot(h) 14+695, Voet(h) 113+25, Foot(h) 69+12, (F/V)oht 40+30, Vootz 47, Voets 31, Voot(h) 5+25, Voetz 27, Voots 16, Foet(h) 7+8. 3. Qualitative Datenbasis Bei den Typen Fuß und Füssel sind Konkurrenzen mit ÜberN zu mhd. vuhs 'Fuchs' zu beachten; das geht u.a. daraus hervor, dass die meisten Komposita mit Fu(ß/ss)- als Bestimmungswort auf 'Fuchs' bezogen sind, nämlich Fu(ß/ss)broich 37+7, -eder 157+17, -höller 63+15, -stetter 51+0, -winkel 80+10, vgl. konsonantismus, K. 331 (Fuhs, Fuß, Fußhöller, Fußwinkel). Auch Fu(ß/ss)bahn
830
Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Haare und Körperteile
39+8 (v.a. am Niederrhein) könnte sich auf Fuchspfade beziehen. Fu(ß/ss)angel 64+11 (Nest im Dreieck Krefeld - Köln - Brüggen) ist dagegen durch mhd. vuoaangel 'Fußangel, Schlinge' motiviert, evtl. als BerufsN für den Fallensteller. Bei Typ Foth konkurrieren AmtsN zu Vogt, s. bei K. 226. 4. Details und Ergänzungen Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 2-35, entspricht 0,011,74‰. Vorkommen pro zweistellige PLZ: Dokumentationstabelle. PLZ
Fuß
Füssel
‰ ges.
Foth
PLZ
Fuß
Füssel
‰ ges.
Foth
01
15
163
8
0,48
29
4
2
20
0,13
02
3
32
1
0,24
30
13
5
30
0,15
03
1
4
2
0,07
31
22
12
19
0,14
04
28
47
11
0,24
32
16
4
147
0,49
06
59
12
29
0,24
33
6
10
89
0,28
07
13
7
1
0,12
34
11
0
35
0,15
08
4
8
4
0,08
35
29
18
22
0,19
09
15
23
3
0,16
36
115
8
45
0,85
10
23
9
15
0,16
37
15
0
38
0,18
12
17
4
22
0,13
38
15
5
11
0,07
13
9
12
22
0,18
39
8
5
11
0,10
14
17
13
22
0,19
40
26
6
28
0,18
15
4
0
9
0,07
41
27
5
40
0,24
16
4
7
6
0,10
42
29
8
13
0,15
17
4
6
58
0,35
44
25
10
17
0,12
18
3
4
31
0,22
45
40
8
19
0,11
19
1
6
23
0,25
46
17
4
35
0,17
20
7
1
9
0,19
47
31
5
36
0,16
21
21
5
66
0,24
48
7
5
57
0,16
22
31
10
63
0,21
49
3
5
137
0,34
23
6
2
52
0,25
50
135
16
19
0,46
24
9
1
27
0,09
51
62
17
29
0,34
25
17
3
35
0,22
52
151
5
34
0,60
26
31
9
14
0,12
53
122
39
32
0,44
27
7
1
39
0,15
54
5
1
6
0,07
28
7
4
21
0,14
55
3
6
15
0,08
831
Beine, Füße, Gangart
PLZ
Fuß
Füssel
‰ ges.
Foth
PLZ
Fuß
Füssel
‰ ges.
Foth
56
43
8
26
0,25
79
55
6
9
0,20
57
19
2
22
0,18
80
28
21
7
0,22
58
22
7
15
0,12
81
24
7
7
0,15
59
26
6
48
0,18
82
17
25
15
0,20
60
21
12
7
0,21
83
21
10
5
0,14
61
25
3
8
0,22
84
31
45
8
0,41
63
60
33
26
0,27
85
91
29
12
0,37
64
28
3
7
0,14
86
20
20
10
0,13
65
34
16
19
0,18
87
10
8
6
0,13
66
57
12
13
0,17
88
24
17
15
0,19
67
56
13
12
0,22
89
14
16
6
0,14
68
16
2
8
0,13
90
28
24
11
0,22
69
10
1
18
0,17
91
14
11
9
0,09
70
21
13
5
0,15
92
6
36
4
0,27
71
17
6
7
0,09
93
22
11
3
0,19
72
67
13
16
0,25
94
14
4
10
0,12
73
16
10
11
0,10
95
6
2
7
0,08
74
38
14
19
0,20
96
60
10
3
0,35
75
9
2
8
0,11
97
120
7
27
0,40
76
33
9
24
0,16
98
30
5
8
0,40
77
36
2
2
0,23
99
25
5
6
0,13
78
51
5
11
0,25
Details: Der Asterisk ersetzt das Symbol des PLZ 364 Bad Salzungen mit 2,08‰/ 50 Tokens für Typ Fuß, 0,33‰/8 Tokens für Typ Foth und 0,08‰/2 Tokens für Typ Füssel, um die übrigen Kreise besser hervortreten zu lassen. Daneben betreffen die größten Konzentrationen von Typ Fuß die PLZ 523 Düren (1,46‰/85 Tokens), 962 Lichtenfels (1,16‰/41 Tokens) und 533 Bornheim (1,01‰/49 Tokens), von Typ Füssel die PLZ 018 Heidenau (1,14‰/47 Tokens), 926 Weiden in der Oberpfalz (0,84‰/29 Tokens) und 015 Riesa (0,62‰/15 Tokens) sowie von Typ Foth die PLZ 498 Lingen/Ems (1,11‰/48 Tokens), 328 Horn-Bad Meinberg (1,07‰/26 Tokens) und 417 Viersen (0,78‰/21 Tokens). Bei Typ Fuß findet sich Fuß v.a. in Mitteldtld., Fuss im Südwesten von Dtld. Bei den Diminutiva ist Fü(ss/ß)el in Sachsen konzentriert, Füßl tritt im östl. Bayern, Füßle im Südwesten von Dtld., Füssl in der Südhälfte und Füßlein in ganz Dtld. auf, Fussel bildet ein Nest im Raum Euskirchen. Zu den Varianten von Typ Foth (und zu
832
Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Haare und Körperteile
Komposita mit -foth) s. konsonantismus, K. 95 (Foth, -foth, Voth). Die Fälle mit Stammvokal oe (Dehnungs-e) konzentrieren sich am Niederrhein und im Emsland. Voots, Vootz (Niederrhein) stellen patronymische Genitive dar. Nicht zugehörig ist etymologisch unklares Votz 34 (Raum Berchtesgaden). Weitere Namen: Auf der Karte nicht berücksichtigt sind Faut(h) 82+600 und Vaut(h) 58+141, die im Norden zu 'Fuß', im Süden aber zu 'Vogt' gehören, s. konsonantismus, S. 204. Fü(ß/ss)er 105+62 'Fußknecht, -soldat' begegnet v.a. am Niederrhein, Füßer zudem in und um Haßloch. Daher kommen HerkunftsN zum weit entfernten SiedlungsN Füssen (Allgäu) höchstens in Einzelfällen zum Tragen. Bei Füßner 38 (in und um Münster), Füssner 18 (verstreut im Westen von Dtld.) und bei Fü(ss/ß)mann 16+76 (Ruhrgebiet) bleibt die Deutung offen. Fü(ß/ss)ler 93+25 (Raum Karlsruhe) stellt am wahrscheinlichsten gerundete Variante von Fi(ss/ß)ler 98+52 (nördl. von Stuttgart) dar, ÜberN zu mhd. viselen 'nagen' oder fiselen 'liebkosen, den Frauen nachstellen'. Erste Nebenkarte (K. 327): Mhd. vuoa kann außer 'Fuß' in md. und obd. Dialekten auch 'Bein' bedeuten, was sich in einigen Regionen bis heute gehalten hat. Dies überprüft die folgende Karte anhand von FamN-Komposita, in denen das Bestimmungswort gleich ist, als Grundwort aber -bein und -fuß variieren. Dazu wurden mit der Abfrage .*(f|v)uh?(ss?|ß)|.*(f|v)oo?h?e?th? (≥ 20 Tokens) alle einschlägigen Komposita vom Typ -fuß, -foth ermittelt, die mit über 20 Tokens auftreten. Sodann wurde das Ergebnis mit dem der Abfrage .*be(i|y|e|h)n verglichen, ob sich Fälle mit gleichem Bestimmungswort finden. Hinkfuß 20 (verstreut in der Nordhälfte von Dtld.) und Hinkelbein 49 (Südhessen und nördl. Oberrhein, ansonsten verstreut) sind nicht vergleichbar, da Letzteres zu westmd. Hinkel 'junges Huhn' gehört; ebensowenig Schweinefuß 34 (Räume Quedlinburg und Vechta) und Schweinesbein 24 (Nest in und um Weißenburg in Bayern), weil Letzteres etymologisch unklar bleibt. Kartiert werden drei Fälle, bei denen der Bezug zu 'Bein' sicher und eine Verteilung nördl. -bein (rot-gelbe Farbtöne) gegenüber südwestl. -fuß (blaugrüne Farbtöne) ersichtlich ist. Die anderen Fälle werden tabellarisch aufgelistet. Die Abfrage (Hase?n?|Ree?h?|Str(e|a)c?k)((f|v)uh?(ss?|ß)|(f|v)oo?e?th?| be(i|e|h)n) ergibt 23 Types/2909 Tokens: Typ Rehbein 6 Types/1671 Tokens: Rehbe(h/i)n 85+1467, Rebe(h/i)n 81+32, Reebehn 4, Reebeen 2. Typ Rehfuß 4 Types/151 Tokens: Rehfuß 84, Rehfus(s) 21+44, Refus 2.
Beine, Füße, Gangart
833
Typ Hasenbein 2 Types/411 Tokens: Hase(n)bein 17+394. Typ Hasenfuß 4 Types/337 Tokens: Hasenfuß 242, Hasenfus(s) 21+69, Hasenfuhs 5. Typ Strackbein 4 Types/184 Tokens: Stra(c)kbein 6+121, Stre(c)kbein 3+54. Typ Streckfuß 3 Types/155 Tokens: Streckfuß 136, Streckfus(s) 1+18. Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 4-50, entspricht 0,021,48‰. Bei Typ Rehbein findet sich Rehbein gehäuft im Raum Kassel - Eschwege, ansonsten in ganz Dtld. verstreut, Re(h)behn begegnet im nördl. Teil SchleswigHolsteins, Rebein in und um Warstein. Bei Typ Rehfuß konzentriert sich Rehfu(ß/ss) v.a. in Albstadt, Rehfuß zudem im Raum Unna. Hasenbein ist in der Nordhälfte von Dtld. verstreut, Hasenfu(ß/ss) v.a. in den Räumen Künzelsau und Wolfenbüttel konzentriert. Bei Typ Strackbein bildet Strackbein ein Nest in und um Bad Berleburg, Streckbein streut in ganz Dtld., Streckfuß v.a. im Odenwald sowie im südl. Baden-Württemberg. Typ Rehbein 1671 Typ Rehfuß 151 Typ Hasenbein 411 Typ Hasenfuß 337 Typ Strackbein 184 Typ Streckfuß 155
Karte 327: Rehbein, -fuß, Hasenbein, -fuß, Strackbein, Streckfuß
834
Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Haare und Körperteile
Tabelle (alphabetisch) der übrigen Parallelfälle (mit ≥ 20 Tokens bei Typ -fuß): FamN
Etymologie
Lage
Holzfuß 124, Holtfoth 43, Holtvoeth 13
'Holzbein'; bei o(e) Konkurrenz mit 'Holz-, Waldvogt'
Norddtld.
Hölzenbein 71, Hoeltzenbein 18
zu mhd. holzīn 'hölzern'
Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen
Hühnerfu(ß/ss) 24+5, Hühnerfuhs 1 Hü(h)nerbein 156+113, Hue(h)nerbein 3+1 Kranefu(ß/ss) 50+11, Kro(h)nfoth 17+22, (K/C)ronsfoth 16+14, Kranefoed 12, Kronfu(ß/ss) 1+5, Krohnfuß 5
Nordhälfte von Dtld. 'Hühnerbein' Nordrhein-Westfalen
'Kranichbein'
Kronsbein 243 Krum(m)fuß 38+4, Krumfus(s) 6+5 Krum(m)bein 363+14, Krombein 8
Westfalen südl. Niedersachsen 'Krummbein' nordwestl. Thüringen, sonst verstreut
Rauchfuß Rubein 12, Rubehn 8 Sch(ö/oe)nfuß 116+1, Schönefu(ß/hs) 66+2
s. zweite Nebenkarte 'raues, haariges Bein'
'schönes Bein', evtl. 'Fuß'
Schön(e)bein 143+3 Wittfo(o)th 112+8, Wittfoht 46, Wei(ß/ss)fuß 28+1, Wittfo(o)t 4+16, Weissfuss 4
Ziegenbein 426
Süddtld., Niedersachsen, Schleswig-Holstein Südwestsachsen, nd. Raum nördl. Baden-Württemberg, Südhessen
'weißes Bein', evtl. 'Fuß', wohl ÜberN des Müllers
Weis(s)bein 1+2 Ziegenfu(ß/ss) 117+15, Ziegenfuhs 1
verstreut
nd. Raum verstreut Ruhrgebiet, Niedersachsen
'Ziegenbein'
v.a. Niedersachsen, sonst in der Nordhälfte von Dtld. verstreut
Zweite Nebenkarte (K. 328): Sie gilt weiteren Komposita mit -fuß als Grundwort, die mit ≥ 150 Tokens auftreten. Einige von ihnen konzentrieren sich im ostmd. und nordobd. Raum, was durch die Karte dokumentiert wird. Die restlichen Fälle sind im Text besprochen.
835
Beine, Füße, Gangart
Die Abfrage (Schmal|Ka?ul|Ra?uc?h?|Standt?|Goldt?)((f|v)uh?(ss?|ß)|(f|v)oo? h?e?th?s?z?) (≥ 5 Tokens) ergibt 15 Types/2316 Tokens: Typ Schmalfuß 2 Types/739 Tokens: Schmalfu(ß/ss) 694+45. Typ Kaulfuß 2 Types/591 Tokens: Kaulfu(ß/ss) 529+62. Typ Rauchfuß 6 Types/526 Tokens: Rauchfu(ß/ss) 381+55, Ruhfus 49, Raufu(ß/ss) 25+7, Rauhfuß 9. Typ Standfuß 2 Types/258 Tokens: Standfu(ß/ss) 229+29. Typ Goldfuß 3 Types/202 Tokens: Goldfu(ß/ss) 164+33, Goldfuhs 5. Typ Schmalfuß 739 Typ Kaulfuß 591 Typ Rauchfuß 526 Typ Standfuß 258 Typ Goldfuß 202
Berlin
Magdeburg Cottbus
Leipzig Erfurt
Nürnberg
Karte 328: Schmal-, Kaul-, Rauch-, Stand-, Goldfuß
Kaulfuß ist ÜberN zu mhd. kugele, kūle 'Kugel' für einen Menschen mit Klumpfuß, Rau(ch/h)fuß ÜberN zu mhd. rūch, rū(he), ruoch 'haarig, rau' für einen Menschen mit haarigen Beinen, vielleicht auch schon im übertragenen Sinne 'Raubein, grober Mensch'. Bei Standfuß handelt es sich wohl wie bei Standfest 122 (Bayern) und Standhaft 41 (Hessen) um einen ÜberN des Standhaften. Das Benennungsmotiv des ÜberN Goldfuß bleibt unsicher.
836
Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Haare und Körperteile
Kartentyp: absolut; Ausschnitt mittleres Ostdtld.; Kreise pro fünfstellige PLZ, Kreisgröße 3-40, entspricht 1-22 Tokens; PLZ innerhalb der Städte einzeln ausgewiesen; Tokenangaben beziehen sich auf Gesamtdtld. Bei Typ Schmalfuß bildet Schmalfuß ein Nest im Dreieck Zwickau - Auerbach (Vogtland) - Plauen, Schmalfuss streut vorrangig im Süden von Dtld. Kaulfuß ist südl. einer Linie Chemnitz - Radeberg beheimatet, Kaulfuss im mittleren Dtld. Rauchfuß konzentriert sich im Dreieck Sangerhausen - Dessau - Leipzig, Rauchfuss streut in Dtld., die Varianten ohne ch treten außerhalb des Kartenausschnitts in Nordrhein-Westfalen auf. Typ Standfuß findet sich v.a. im Raum Dresden Neustadt (Sachsen), Typ Goldfuß in und um Bayreuth sowie mit einem kleinen Nest außerhalb des Kartenausschnitts bei Heilbronn. Weitere, nicht schon bei der ersten und zweiten Nebenkarte behandelte Komposita mit ≥ 150 Tokens: Barfu(ß/ss) 207+61, -fu(h)s 18+2, -fues 7, -fod 10, -foth 5 (alle in ganz Dtld. verstreut), Barfüß(l)er 10+1 (Bayern) können sich als ÜberN auf bloße Füße, aber auch auf Kontakte zu Barfüßermönchen beziehen. Beifu(ß/ss) 165+61 (verstreut), Beifus 79 (Raum Cloppenburg - Lorup), Beyfu(ß/ss) 44+5 (Raum Schweinfurt - Arnstein) sind laut duden Fam n 2005, 119 ÜberN nach der betreffenden, als Gewürz verwendeten Pflanze, mhd. bībō`. "Dieses Wort wurde im 13. Jh. in Westfalen zu bīfōt 'Bei-Fuß' umgedeutet", weil angeblich "ans Bein gebundener Beifuß vor Müdigkeit auf der Reise schütze" (ebd.). Beilfu(ß/ss) 255+50 (verstreut in der Nordhälfte von Dtld.; vor 1945 im östl. Pommern häufig, genevolu.de, 03.07.15) geht vielleicht als ÜberN auf eine beilförmige Fußform zurück (laut gottschald 2006, 114 stellt es ein Patronym zu einem RufN *Bilifuns dar). Kliefoth 165 (Schleswig-Holstein, MecklenburgVorpommern), evtl. auch Kle(e)foth 31+1, Kleefoot 21 (alle Raum Osnabrück) und Kleefuß 73 (Raum Remagen - Köln) sind ÜberN des Müllers zu mnd. klī(g)e 'Kleie' (nach zoder 1968 I, 905 handelt es sich um ÜberN 'Klumpfuß' zu mnd. kluwen 'Knäuel'). Kuhfu(ß/ss) 294+68, Kuhfuhs 14, Kufus(s) 7+1 (alle im Viereck Detmold - Bielefeld - Rinteln - Hameln sowie verstreut in Mitteldtld.), Kühfuß 92, Kühfuss 37, Kühefu(ß/ss) 13+3, Kiefuß 3 (alle im Raum Stuttgart - Nürtingen Metzingen), Kofoe(t/d) 42+2, Kofoth 34 (alle nordwestl. Westfalen, Raum Papenburg) stellen nach Brechenmacher 1957-63 II, 127 ÜberN für jemanden mit Klumpfuß oder X-Beinen dar, doch konkurrieren indir. BerufsN zu so benannten Brecheisen mit kuhklauenartig gespaltenem Ende. Leichtfu(ß/ss) 103+17, -fuhs 4 (alle Dreieck Wiesbaden - Bad Camberg - Frankfurt/Main), Lichtfu(ß/ss) 45+20 (verstreut; vor 1945 östl. der Oder häufig, genevolu.de, 03.07.15) ist ÜberN des Leichtsinnigen, zu mhd., mnd. līht 'leicht'. Stoltefu(ß/ss) 117+11, -fuhs 7 und
Beine, Füße, Gangart
837
-faut 41 bilden ein Nest im Raum Dortmund - Hamm - Arnsberg, Stolzfu(ß/ss) 2+4 sowie Stollfu(ß/ss) 75+10 und Stolterfoht 20, Stolterfoth 11 streuen in der Nordhälfte von Dtld. Brechenmacher 1957-63 II, 679f. diskutiert das Verhältnis dieser FamN und nimmt für Stoll- 'Klumpfuß' an, für Stolz- und Stolt- ÜberN für Personen mit stolzem Gang, woraus sich später Stolter- im Sinne von 'stolpern' entwickelt habe. Wockenfu(ß/ss) 184+14, Wockenfoth 6 (alle verstreut), zu mnd. wacke 'Spindel', gehen auf entsprechend geformte Beine zurück. Nicht auf Körperteile bezogen sind Lamsfu(ß/ss) 151+26, -fu(h)s 3+9 (alle im Raum Wipperfürth), HerkunftsN zum SiedlungsN Lamsfuß bei Wipperfürth; Papenfuß (zu -vo(i)t 'Vogt'), s. konsonantismus, K. 34; Rothfuß 'Fuchs', ebd., S. 725; Schaufu(ß/ss) 142+10, Scheinfu(ß/ss) 8+3 (alle westl. Sachsen), um 1451 Schauwinfuß '(ich) besichtige, prüfe den Fuß' gehören am wahrscheinlichsten als ÜberN eines Prüfers zu mhd. vuo`, Bezeichnung eines Längenmaßes oder des Gehalts einer Münze (hellFritzsch 2007a, 223). Dritte Nebenkarte (K. 329): Die Karte gilt den Komposita mit Grundwort -bein ≥ 150 Tokens, die nicht schon bei der ersten Nebenkarte behandelt sind und sich auf die Beine des ersten Namenträgers beziehen (also nicht etwa wie Tischbein 72 (südl. Rheinland-Pfalz) oder Kastenbein 49 (Nordhälfte von Dtld.) auf den Beruf des Tischlers usw.). Fünf von ihnen haben als Bestimmungswort ein Adjektiv. Zu den restlichen s.u. Die Abfrage (Lange?r?n?|Krumm?|Hoh?l?)be(i|y|e|h)ns? ergibt 11 Types/2716 Tokens: Typ Langbein 1165: Lang(en)bein 1013+41, Langerbein(s) 61+50. Typ Langbehn 419: Langbehn. Typ Hohlbein 394: Ho(h)lbein 125+269. Typ Krumbein 377: Krum(m)bein 363+14. Typ Hobein 361: Ho(h)bein 263+98. Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 3-40, entspricht 0,013,33‰. Langbein bildet ein Nest zwischen Erfurt und Coburg, Langenbein begegnet am Oberrhein, Langerbein in Westfalen, Langerbeins südwestl. von Mönchengladbach. zoder 1968 II, 14 führt Langerbein als Variante von Lang(e)bein auf, doch wäre auch 'langer Bern[hard]' denkbar. Langbehn häuft sich v.a. im Raum Eutin; auch hier könnte 'langer Bern[hard]' konkurrieren. Bei Typ Hohlbein, zu mhd. hol 'hohl' (für OBeine), tritt Hohlbein gehäuft in und um Mühlhausen (Thüringen) auf, Holbein ballt sich hauptsächlich im Raum Dingelstädt. Krumbein ist ebenfalls in und um Mühlhausen (Thüringen) konzentriert. Hobein 'hohes, langes
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Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Haare und Körperteile
Bein' (zoder 1968 I, 753) häuft sich in den Räumen Hameln und Kassel, Hohbein in der Region Kassel - Nordhausen. Typ Langbein 1165 Typ Langbehn 419 Typ Hohlbein 394 Typ Krumbein 377 Typ Hobein 361
Karte 329: Langbein, -behn, Hohl-, Krum-, Hobein
Weitere Komposita ≥ 150 Tokens sind Kronsbein (s. bei der ersten Nebenkarte), ferner Horlebein 186 (Nest im Raum Aschaffenburg; Etymologie unklar), Otterbein 363 (Nest im Raum Fulda; nach gottschald 2006, 377 zu 'Fischotter'), R(ö/oe)hrbein 167+6 (in und um Hannover; ÜberN zu mhd. roren 'rühren, bewegen', etwa für einen Tanzlustigen). Das Simplex Bein 695 tritt in der nördl. Hälfte von Dtld. auf, darüber hinaus fast nur im südl. Hessen und in der Pfalz. Im nd. Raum wird es sich i.d.R. um Patronyme handeln, die aus Behn diphthongiert sind, einer häufigen RufNKurzform zu Bern[hard], vgl. Vokalismus, K. 239 (Benn, Behn, Beenen) und Familiennamen aus ruFnamen. Im Einzelfall können ÜberN zu mnd. bēn 'Bein' konkurrieren, vgl. Henning mit dem bene 1370 Braunschweig (Bahlow 1972, 78). Bei Beine 556 (konzentriert im östl. Westfalen) und Behne 504 (Niedersachsen)
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Beine, Füße, Gangart
liegt die Ableitung von der RufN-Kurzform Benno wegen des auslautenden e näher als etwa vom Dativ Singular von mnd. bēn 'Bein'. Zu Diminutiva wie Bein(e)(c)ke, ebenfalls Patronyme, s. Vokalismus , K. 240 (Benke, Behnke, Beinke) und Familiennamen aus ruFnamen. Vierte Nebenkarte (K. 330): Typ Stork 3567 Typ Storch 2349 Typ Störk 437 Typ Störch 60 Typ Störkel 182
*
Karte 330: Stork, Storch, Störk, Störch, Störkel
Die Karte dokumentiert die Varianten der ÜberN zu mhd. storc(h), mnd. stork 'Storch'. Sie beziehen sich i.d.R. auf Menschen mit langen Beinen (allerdings fällt auf, dass es (heute) keine FamN vom Typ *Storchenbein gibt) oder mit einer storchartigen Gangart. Im Einzelfall können WohnstättenN 'im Haus Zum Storch' oder HerkunftsN zum SiedlungsN Stork (Hessen) konkurrieren. "Die Form mit ausgehendem -k ist sowohl oberd[eutsch] wie mitteld[eutsch] u. nd.", die Formen mit Umlaut können hypokoristisch oder aus einer alten Nebenform storich entstanden sein (Brechenmacher 1957-63 II, 682f.).
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Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Haare und Körperteile
Die Abfrage St(oe?|ö)rc?(h|k)e?n?s?l?e?i?n? ergibt 22 Types/6595 Tokens: Typ Stork 5 Types/3567 Tokens: Stor(c)k 2357+1142, Stor(c)ks 21+43, Storke 4. Typ Storch 1 Type/2349 Tokens: Storch. Typ Störk 5 Types/437 Tokens: St(oe/ö)rk 33+356, St(oe/ö)rck 3+44, Störcks 1. Typ Störch 2 Types/60 Tokens: St(oe/ö)rch 11+49. Typ Störkel 9 Types/182 Tokens: St(oe/ö)rkel 3+110, St(oe/ö)rkle 1+46, Störc(k/h)le 2+11, Störchel 7, St(o/ö)rckel 1+1. Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 3-50, entspricht 0,025,26‰. Der Asterisk ersetzt das Symbol des PLZ 985 Suhl mit 5,26‰/153 Tokens von Typ Storch, um die übrigen Kreise besser hervortreten zu lassen. Die dichtesten Vorkommen von Typ Stork betreffen die PLZ 648 Groß-Umstadt (2,26‰/80 Tokens), 596 Rüthen (2,06‰/17 Tokens) und 320 Herford (1,94‰/49 Tokens), von Typ Storch neben PLZ 985 (s.o.) die PLZ 361 Petersberg (2,12‰/123 Tokens), 364 Bad Salzungen (1,99‰/48 Tokens) und 360 Fulda (1,88‰/63 Tokens) sowie von Typ Störk die PLZ 785 Tuttlingen (1,82‰/61 Tokens), 883 Bad Waldsee (0,53‰/18 Tokens) und 782 Singen (Hohentwiel) (0,38‰/15 Tokens). Störck tritt hauptsächlich in der westl. Hälfte von Dtld. auf, Störch ist verstreut, Störkel im Dreieck Neu-Anspach - Usingen - Nidderau und Störkle bei Saulgau konzentriert. Zu Stor(c)k s. konsonantismus, S. 639, Storcks bildet ein Nest bei Borken. Weitere Namen: Von der Motivation her vergleichbar sind ÜberN mit mhd. krane(ch), krone, mnd. krān, krōn 'Kranich', vgl. Kranefuß, Kronsbein bei der ersten Nebenkarte. Zu Krone, Krohn, Kronen, Krones s. Vokalismus, K. 346. Mit Stammvokal a finden sich Krahn(e) 1080+29, Kran(e) 156+257, Kraan 17 v.a. im nd. Raum, der schwache Genitiv Kra(h)nen 86+80 begegnet am Niederrhein, Kranich 846 in ganz Dtld., Krannich 680 im Süden des Thüringer Waldes, Kranig 105 in Berlin, Brandenburg sowie Sachsen und Kranick 23 in Norddtld. Fünfte Nebenkarte (K. 331): ÜberN zu mhd. zē(he), zehe, mnd. tē, tee 'Zehe' sind durch den SatzN Reckzeh 153 '(ich) recke die Zehe(n)' (Bahlow 2005, 411 vermutet ÜberN des Folterers) gesichert. Reckzeh streut hauptsächlich im nördl. Dtld. und war vor 1945 v.a. östl. von Oder und Neiße verbreitet (genevolu.de, 11.07.14). Sicher zugehörig ist auch Zeeb, eine schwäb. Dialektform zu 'Zehe'. Bei Zeh(e) dagegen konkurrieren ÜberN zu mhd. z#he 'zäh' (Zäh(e) 318+8 tritt insbesondere im Saarland, im Raum Treuchtlingen und in Südbaden auf). Die Abfrage Zee?h?b?e? ergibt 10 Types/3543 Tokens: Typ Zeh 3 Types/2244 Tokens: Zeh 1968, Zee(h) 12+264.
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Beine, Füße, Gangart
Typ Zehe 1 Type/592 Tokens: Zehe. Typ Zeeb 6 Types/707 Tokens: Zeeb(e) 554+16, Zeb(e) 17+58, Zehb(e) 8+54. Typ Zeh 2244 Typ Zehe 592 Typ Zeeb 707
Karte 331: Zeh, Zehe, Zeeb
Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 3-40, entspricht 0,011,44‰. Die dichtesten Vorkommen von Typ Zeh betreffen die PLZ 951 Selb (1,35‰/58 Tokens), 950 Hof (1,25‰/23 Tokens) und 961 Hirschaid (1,07‰/67 Tokens), von Typ Zehe die PLZ 976 Bad Kissingen (1,44‰/56 Tokens), 977 Karlstadt (1,25‰/59 Tokens) und 975 Kolitzheim (0,78‰/20 Tokens) sowie von Typ Zeeb die PLZ 720 Tübingen (0,87‰/28 Tokens), 721 Rottenburg/Neckar (0,79‰/51 Tokens) und 727 Reutlingen (0,57‰/26 Tokens). Bei Typ Zeh findet sich Zeeh gehäuft in Südwestsachsen und in den Räumen Hof sowie Stuttgart - Ludwigsburg. Zebe und Zehbe streuen hauptsächlich in der nördl. Hälfte von Dtld. Weitere Namen: ÜberN zu mhd. versen(e), mnd. vers(e)ne, verse 'Ferse' sind gesichert durch Kaulfersch 74 (Bayerisch-Schwaben), Kaulfers 52, -vers 25 (beide
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Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Haare und Körperteile
verstreut in der Nordhälfte von Dtld.) 'Klumpferse'. Dazu gehören auch Fersch 329, Versch 37 (beide in Bayern), gerundet Försch 90 (Unterfranken), diminuiert Fersch(e)l 57+6, Verschl 32, Förschl 13 (alle in Bayern). Verse 141 ist in und um Gelsenkirchen beheimatet. Es konkurrieren ÜberN zu mhd., mnd. verse 'junge Kuh', im Norden auch HerkunftsN zum SiedlungsN Veerßen (Stadtteil von Uelzen), vgl. dazu Vers(e)mann 14+78 (nordöstl. Niedersachsen). Knie 409 kann ÜberN zu mhd. knie 'Knie' sein, doch besteht Konkurrenz mit WohnstättenN im Sinne 'an der Weg-, Flusskrümmung'. Der FamN ist verstreut, etwas häufiger tritt er bei Siegen und in BayerischSchwaben auf. Zu ÜberN mit mhd. schenkel, mnd. schinkel 'Schenkel' s. Vokalismus, K. 46 (Schenkel, Schinkel). Sechste Nebenkarte (K. 332): Dokumentiert werden ÜberN zu mhd. slīchen 'schleichen', die sich auf die Gangart des ersten Namenträgers beziehen. Bei Schleich(er) können im Einzelfall HerkunftsN zu den SiedlungsN Schleich/Mosel oder Schleicher in der Nähe von Zwiesel konkurrieren. Bei Schlich(er) sind HerkunftsN zum SiedlungsN Schlich im Kreis Düren oder WohnstättenN zu mhd. slich 'Schlick, Schlamm' aufgrund der Verbreitung der FamN sowie der Verteilung der Varianten -Ø/-er (vgl. dazu morphologie, K. 115-146) wahrscheinlicher als ÜberN zu mhd. slīchen bzw. slich 'langsamer Gang' mit Erhalt des mhd. Monophthongs. Doch werden diese FamN zum Aufweis ihrer Lage hier mitkartiert. Die Abfrage Schl(e|a)?(i|y)che?r?t?s? ergibt 13 Types/7998 Tokens. Als einschlägig werden kartiert: Typ Schleicher 3793: Schleicher. Typ Schleichert 143: Schleichert. Typ Schleich 1224: Schleich. Typ Schlaich 257: Schlaich. Typ Schlich 453: Schlich. Typ Schlicher 253: Schlicher 246, Schlicher(s/t) 4+3. Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 3-50, entspricht 0,014,19‰. Die dichtesten Vorkommen von Schleicher betreffen die PLZ 361 Petersberg (2,84‰/165 Tokens), 985 Suhl (2,75‰/80 Tokens) und 986 Ilmenau (1,66‰/72 Tokens). Schleichert mit Antritt von -t (vgl. morphologie, K. 244-250) begegnet am häufigsten im Raum Fulda Bad Hersfeld. Die dichtesten Vorkommen von Schleich betreffen die PLZ 869 Schongau (2,02‰/80 Tokens), 667 Saarlouis (1,16‰/70 Tokens) und 823 Starnberg (0,96‰/51 Tokens), von Schlaich die PLZ 723 Balingen (2,67‰/87 Tokens), 724 Albstadt (0,60‰/27 Tokens) und 722
Beine, Füße, Gangart
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Freudenstadt (0,29‰/14 Tokens), von Schlich die PLZ 567 Mayen (4,00‰/127 Tokens), 566 Andernach (1,00‰/20 Tokens) und 535 Grafschaft (0,70‰/26 Tokens) sowie von Typ Schlicher die PLZ 677 WaldfischbachBurgalben (0,91‰/21 Tokens), 678 Rockenhausen (0,55‰/6 Tokens) und 669 Pirmasens (0,48‰/24 Tokens). Typ Schleicher 3793 Typ Schleichert 143 Typ Schleich 1224 Typ Schlaich 257 Typ Schlich 453 Typ Schlicher 253
Karte 332: Schleicher, Schleichert, Schleich, Schlaich, Schlich, Schlicher
Weitere Namen: Schlör 280, Schloer 38 werden in duden Famn 2005, 587 zu mhd. slo(g)ier, slei(g)er 'Schleier, Kopftuch' oder zu mnd. slōr 'langsamer, träger Gang' gestellt. Die FamN konzentrieren sich in Unterfranken, sodass ÜberN nach der Gangart nicht in Frage kommen. Am wahrscheinlichsten ist Rundung aus Schle(h)r 27+26, das im gleichen Raum begegnet und nach nied 1933, 131 BerufsN '(Öl)schläger' darstellt. Siebte Nebenkarte (K. 333): Die Karte versammelt einige weitere häufige ÜberN, die sich auf die Gangart beziehen. Sie sind abgeleitet von mhd. schrīten, mnd. schrīden 'schreiten', von
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Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Haare und Körperteile
mhd. draben, traben, mnd. drāven, draven 'in gleichmäßigem Tempo gehen oder reiten, traben' und von mhd. tret(t)en, mnd. treden 'treten, schreiten, tanzen', mnd. trede 'Tritt, Schritt'. Bei Typ Schreiter konkurrieren nach naumann 2005, 250 evtl. Varianten zu Schröter (im Ostmd. 'Transporteur der Bierfässer'; vgl. konsonantismus, K. 100 (Schröder, Schröter, Schröer)). Trede kann ÜberN zu mnd. trede 'Tritt, Schritt' für Menschen mit auffälliger Gangart sein, ferner WohnstättenN zu mnd. trede 'Stufe, Weg u.ä.'. Bei Treder besteht Konkurrenz mit BerufsN für den Treter von Blasebälgen von Orgeln (ebenso bei Tret(t)er) sowie mit WohnstättenN zu mnd. trede (s.o.). Typ Schreiter 1854 Typ Trabert 1141 Typ Trede 485 Typ Treder 643 Typ Tretter 689
*
Karte 333: Schreiter, Trabert, Trede, Treder, Tretter
Die Abfrage ((T|D)ree?h?(dt?|tt?h?)|(T|D)rabb?|Schreitt?)e?r?t?s? (≥ 5 Tokens) ergibt 20 Types/5057 Tokens. Als einschlägig werden kartiert: Typ Schreiter 1854: Schreit(t)er 1826+28. Typ Trabert 1141: Traber(t) 397+549, Draber(t) 169+26. Typ Trede 485: Tre(e)de 401+54, Tredt 19, Trete 11.
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Beine, Füße, Gangart
Typ Treder 643: Treder. Typ Tretter 689: Tret(t)er 20+646, Treeter 18, Drether 5. Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 4-50, entspricht 0,022,74‰. Der Asterisk in Sachsen ersetzt das Kreissymbol des PLZ 094 Annaberg-Buchholz mit 7,61‰/326 Tokens von Typ Schreiter, um die übrigen Kreise besser hervortreten zu lassen. Daneben betreffen die dichtesten Vorkommen von Typ Schreiter die PLZ 095 Freiberg (2,72‰/106 Tokens), 091 Chemnitz (1,43‰/94 Tokens) und 096 Frankenberg (1,13‰/38 Tokens), von Typ Trabert die PLZ 361 Petersberg (2,01‰/117 Tokens), 364 Bad Salzungen (1,66‰/40 Tokens) und 360 Fulda (1,10‰/37 Tokens). Traber begegnet in einem Streifen von Nürnberg bis zum Bodensee, Draber ist verstreut. Trede tritt in Schleswig-Holstein und Mecklenburg auf, Treede im Raum Flensburg - Gelting. Treder streut gleichmäßig im ganzen nd. Raum, Tretter klar davon getrennt in Süddtld., mit Konzentrationen in und um Pirmasens sowie im Raum Marktredwitz Weiden in der Oberpfalz. Komposita mit den Grundwörtern -treter und -tritt (≥ 15 Tokens), die sich auf 'treten' beziehen: FamN
Etymologie
Lage
Blum(en)tritt 352+147
Berufs- oder ÜberN eines mit Blumen bekränzten Tänzers oder eines Blumengärtners; WohnstättenN 'am Blumenweg'
Raum Erfurt - Halle/Saale Leipzig - Chemnitz
Hochtritt 34
ÜberN für den Hochtrabenden
Nordhälfte von Dtld.
Klutentreter 18
SpottN für den Bauern zu mnd. klūt(e) 'Klumpen, Erdscholle'
verstreut
Landtreter 22
?
im Nordwesten verstreut
Leisentritt 60
ÜberN 'Leisetreter'
Zeil/Main
Mehltreter 26
BerufsN des (Tret-)Müllers
Bayern
Rosentreter 392, Rosentritt 52
Berufs- oder ÜberN eines mit Rosen bekränzten Tänzers oder eines Rosengärtners; WohnstättenN 'am Rosenweg'
-treter in ganz Dtld. verstreut, -tritt im Raum Schweinfurt
Siebentritt 125
ÜberN nach einem Bauerntanz mit sieben Sprüngen
Raum Gunzenhausen Nürnberg
Weintritt 62
BerufsN des Winzers oder Kelterers (Bahlow 2005, 552); WohnstättenN 'am Weinweg' oder "nach einer mit Wein überwachsenen Laube am Haus" (Brechenmacher 1957-63 II, 771)
verstreut
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Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Haare und Körperteile
Achte Nebenkarte (K. 334): Sie gilt FamN zu mhd. swenke (Adj.) 'schwingend um sich greifend, schlenkernd', swenken 'hin und her schwingen, schwanken, schlenkern u.ä.' und slenke(r)n in der gleichen Bedeutung. Die Abfrage Sch(w|l)enc?ke?n?r?t? ergibt 14 Types/6377 Tokens: Typ Schwenk 4051: Schwen(c)k 2501+159, Schwen(c)ke 1233+120, Schwenken 38. Typ Schwenker 407: Schwen(c)ker 330+8, Schwenkert 69. Typ Schlenk 523: Schlen(c)k 359+16, Schlenke 148. Typ Schlenker 1396: Schlen(c)ker 1358+3, Schlenkert 35. Typ Schwenk 4051 Typ Schwenker 407 Typ Schlenk 523 Typ Schlenker 1396
* Karte 334: Schwenk, Schwenker, Schlenk, Schlenker
Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 3-40, entspricht 0,022,44‰. Der Asterisk ersetzt das Kreissymbol des PLZ 780 Villingen-Schwenningen mit 4,91‰/217 Tokens von Typ Schlenker und 0,11‰/5 Tokens von Typ Schwenk,
Beine, Füße, Gangart
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um die übrigen Kreise besser hervortreten zu lassen. Bei Typ Schwenk dominiert Schwenk südwestl. einer Linie Duisburg - Hof, Schwenke nördl. davon. Schwenck(e) begegnet v.a. in Hamburg und Schleswig-Holstein, sonst verstreut, vgl. konsonantismus, K. 285 (Franck, [Fi]nck). Schwenker konzentriert sich zwischen Oldenburg, Bremen und Bielefeld, Schwenkert mit t-Antritt (vgl. morphologie, K. 244-250) im Raum Würzburg. Bei Typ Schlenk ist Schlenk in der Südhälfte, Schlenke im Nordwesten von Dtld. verbreitet. Bei Typ Schlenker findet sich Schlenker im südwestl. Baden-Württemberg, Schlenkert in Westfalen. Weitere Namen: Zu Schwenkenbecher s. morphologie, K. 332 (Stürze-, Schmecken-, Schwenkenbecher), zu Schwenkkraus u.ä. s. K. 80. Schwen(c)kel 91+1 (Nest bei Tübingen) wird von Brechenmacher 1957-63 II, 587 als "oberd. Ü[ber]N zu schwenken" gestellt. Schlenkrich 229 (Nest östl. von Dresden) gehört laut g ottschald 2006, 436 zu Schlenk(ert) "mit schleppendem Gange, schlotternd". Schlenkermann 81 begegnet gehäuft in Niedersachen und im Ruhrgebiet, Schlengermann 20 im Raum Köln. Es handelt sich wohl um WohnstättenN zu mnd. slenge 'Gatter, geschlungene Fläche'. Ren(t)schler 174+879 (Nest im Raum Calw) ist nach Brechenmacher 1957-63 II, 401 ÜberN zu spätmhd. rensen 'schaukeln u.ä.' für Menschen mit schaukelndem Gang. Doch konkurrieren Patronyme zur RufN-Kurzform Rensch, s. Familiennamen aus ruFnamen. Neunte Nebenkarte (K. 335): Dokumentiert werden FamN zu mhd. stelze, stülz(e), mnd. stelte 'Stelze, Stelzbein, Krücke, Schemel, auf dem sich ein Gehbehinderter fortbewegt', mhd. stelzer, stulzer, mnd. stelt(en)er 'jemand, der sich mit solchen Hilfsmitteln bewegt'. Konkurrenzen sind möglich mit HerkunftsN zu SiedlungsN wie Stelz (Schweiz), Stelza (bei Vilshofen) und Stelzen (bei Suhl bzw. bei Schleiz) sowie mit WohnstättenN zum FlurN Stelz(e) 'schmaler Acker u.ä.'. Stelzer und Stelzner treten räumlich deutlich voneinander getrennt auf, Stelter und Steltner nicht (s.u.), weshalb sie im Gegensatz zu Stelzer/Stelzner zu einem Typ zusammengefasst werden. Die Abfrage St(e|i|ue?|ü)l(t?z|t)e?n?e?r?s? (≥ 5 Tokens) ergibt 18 Types/6170 Tokens. Nach Abzug von nicht einschlägigem Stülten 34 (Raum Stade), Stult 13 (Nordhälfte von Dtld.), Stilt 11 (verstreut) verbleiben: Typ Stelter 2033: Stelter 1868, Steltner 165. Typ Stelte 244: Stelte 144, Stelten 100. Typ Stelzer 2531: Stel(t)zer 2469+62. Typ Stelzner 628: Stel(t)zner 605+23.
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Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Haare und Körperteile
Typ Stelz 305: Stel(t)z 258+16, Stelze 20, Stelzen 11. Typ Stilz 229: Stil(t)z 174+55. Typ Stulz 142: Stulz. Typ Stelter 2033 Typ Stelte 244 Typ Stelzer 2531 Typ Stelzner 628 Typ Stelz 305 Typ Stilz 229 Typ Stulz 142
Karte 335: Stelter, Stelte, Stelzer, Stelzner, Stelz, Stilz, Stulz
Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 3-50, entspricht 0,023,02‰. Stelter und Steltner begegnen im ganzen nd. Raum. Bei Typ Stelte beruhen die Vorkommen in Westfalen (v.a. Raum Paderborn) auf Stelte, im Raum Heinsberg - Mönchengladbach auf Stelten im patronymischen Genitiv. Die dichtesten Vorkommen von Typ Stelzer betreffen die PLZ 934 Cham (1,91‰/70 Tokens), 644 Bickenbach (1,01‰/7 Tokens) und 734 Aalen (0,72‰/45 Tokens), von Typ Stelzner die PLZ 964 Coburg (0,75‰/29 Tokens), 993 Arnstadt (0,63‰/11 Tokens) und 016 Meißen (0,33‰/14 Tokens), von Typ Stelz die PLZ 611 Bad Vilbel (0,79‰/43 Tokens), 851 Kipfenberg (0,45‰/10 Tokens) und 766 Bruchsal (0,22‰/9 Tokens), von Typ Stilz die PLZ 556 Kirn (2,73‰/28 Tokens), 713 Waiblingen (0,90‰/43 Tokens) und 736 Schorndorf (0,36‰/16 Tokens) sowie
Beine, Füße, Gangart
849
von Typ Stulz die PLZ 779 Lahr (1,12‰/42 Tokens) und 777 Oberkirch (0,30‰/ 17 Tokens). Steltzer ist in der Nordhälfte von Dtld. verstreut, Stiltz vorwiegend in Rheinland-Pfalz und im Raum Stuttgart anzutreffen. Weitere Namen: Diminutiva vom Typ Stelz(e)l(e) werden i.d.R. als entrundete Varianten des ÜberN Stölz(e)l(e) für den Stolzen angesehen. Im Einzelfall sind bei den Namen mit Stammvokal e auch ÜberN des Stelzbeinigen denkbar und daraus gerundete Formen mit ö. Stelzel 64 tritt zusammen mit Stöl(t)zel 350+37, Stoel(t)zel 13+1 im mittleren Baden sowie v.a. in Unterfranken und Sachsen auf, Stelzle 139 begegnet im Raum Ellwangen - Nördlingen - Günzburg, direkt südl. daran anschließend St(ö/oe)lzle 336+3 in Bayerisch-Schwaben, Stelzl 434 findet sich zusammen mit St(ö/oe)lzl 66+6 im südöstl. Bayern. Stelzmann 114, Steltmann 35 (beide Raum Köln - Düsseldorf) stellen nach deBraBandere 2003, 1166 ÜberN des Stelzbeinigen dar, nach zoder 1968 II, 664 gilt das vielleicht auch für Stel(t)zig 395+3 (in ganz Dtld. verstreut). ÜberN zu mhd., mnd. lam 'lahm, gelähmt' sind bei zoder 1968 II, 9 historisch belegt: Lame Fricke 1528 = de lame Frycke 1542; deme lamen Hinrick 1505 usw. Lahm 357 begegnet v.a. in Rheinland-Pfalz (Nest in und um Zweibrücken), sonst im Südwesten verstreut. Lahme 541, Laame 13 konzentrieren sich in Westfalen mit Nest in und um Brilon. Konkurrenz ist denkbar mit Patronymen aus Kurzformen von RufN wie Lambert oder Landmar, vgl. Familiennamen aus ruFnamen. Lahmer 261 tritt gehäuft in Westfalen und Niedersachsen auf, sonst verstreut. Es konkurrieren ÜberN 'der Lahme' mit HerkunftsN zu SiedlungsN wie La(h)m (mehrfach in Bayern), seltener mit Patronymen zu RufN wie Lambert, Landmar. Zehnte Nebenkarte (K. 336): Dokumentiert wird die Verbreitung der häufigsten (≥ 100 Tokens) mit dem Grund wort mhd. ganc 'Art des Gehens' gebildeten Komposita: Irrgang zu mhd. irreganc 'irrer, ruhe-, zielloser Gang'; Freigang zu mhd. vrī 'frei', hier wohl in der Bedeutung 'unbekümmert, sorglos'; Liese-, Leisegang zu mhd., mnd. līse 'leise, sanft' sowie Leingang, wohl zu mhd. līns, alem. leins 'leise, sanft, gemächlich' (FamN Leins(s) 456+12, Leinß 17 (alle Württemberg), Leinsle 73 (Raum Mindelheim Bad Wörishofen)). Na(h)rgang 63+190, in Hessen konzentriert, Nest Nargang in und um Alzey, wird nicht kartiert, weil der FamN etymologisch unklar ist (zoder 1968 II, 203 vermutet mit Fragezeichen WohnstättenN im Sinne 'näherer Gang'). Ebenfalls unberücksichtigt bleibt das RufN-Zweitglied -gang in den Patronymen Weigang 324 (< Widugang; Nordrhein-Westfalen) und Wolfgang 259 (verstreut in Ostdtld. und BadenWürttemberg).
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Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Haare und Körperteile
Die Abfrage (((I|E)h?rr?|Fr...?|L(ei?|ie?|ü|ue)(ss?|ß?)e?n?)|Leins?)gangs? ergibt 18 Types/2637 Tokens: Typ Irrgang 1144: Ir(r)gang 129+969, Er(r)gang 40+1, Ehrgang 5. Typ Freigang 631: Fre(i/y)gang 432+197, Freugang 1, Friegang 1. Typ Liesegang 532: Liese(n)gang 520+1, Ließegang 7, Liesgang 3, Lisegang 1. Typ Leisegang 225: Leise(n)gang 132+14, Leisgang 79. Typ Leingang 105: Leingang. Typ Irrgang 1144 Typ Freigang 631 Typ Liesegang 532 Typ Leisegang 225 Typ Leingang 105
Karte 336: Irr-, Frei-, Liese-, Leise-, Leingang
Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 3-45, entspricht 0,011,80‰. Die dichtesten Vorkommen von Typ Irrgang betreffen die PLZ 934 Cham (1,77‰/ 65 Tokens), 032 Finsterwalde (0,47‰/13 Tokens) und 364 Bad Salzungen (0,46‰/11 Tokens), von Typ Freigang die PLZ 049 Herzberg (1,32‰/28 Tokens), 159 Lübben (Spreewald) (0,51‰/9 Tokens) und 048 Torgau (0,33‰/14 Tokens), von Typ Liesegang die PLZ 997 Nordhausen (1,11‰/49 Tokens),
Beine, Füße, Gangart
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388 Halberstadt (0,37‰/18 Tokens) und 590 Hamm (0,31‰/19 Tokens), von Typ Leisegang die PLZ 961 Hirschaid (0,48‰/30 Tokens) und 913 Forchheim (0,34‰/16 Tokens) sowie von Typ Leingang die PLZ 767 Germersheim (0,79‰/33 Tokens) und 182 Güstrow (0,29‰/11 Tokens). Irgang, Ergang und Freygang sind verstreut, Leisgang konzentriert sich im Raum Forchheim -Rattelsdorf. Weitere Namen: Renner 8054 (Pfalz, Südhessen, Baden-Württemberg, Bayern, Sachsen), Renners 70 im patronymischen Genitiv (nordwestl. Westfalen) beruhen auf mhd. renner 'der hin und her rennt, Bote, Reitknecht'. Bei Rennert 692 (verstreut im mittleren Dtld.) kann t-Antritt an Renner vorliegen (vgl. morphologie, K. 244-250), aber auch Patronym zu Reinhard. Lauf(f)er 1619+241 (Nest im Raum Villingen-Schwenningen, sonst verstreut), Läuf(f)er 430+9 (Räume Freiburg i.Br.; Monschau - Aachen, Südhessen), Leuf(f)er 32+2 (Nordrhein), Leiffer 190 (verstreut), Leifer 21 (Celle), Löper(s) 358+18, Loeper(s) 287+4 (alle im ganzen nd. Raum verstreut) gehören zu mhd. loufer, löufer, mnd. loper 'Läufer, laufender Bote'. Es konkurrieren Herkunfts- und WohnstättenN zu Toponymen mit mhd. louf(e) 'Wasserlauf, Stromschnelle'. Besonders das o.g. Lauf(f)erNest könnte HerkunftsN zu Laufen bei Balingen oder Lauffen bei Rottweil sein. Lauf(f) 376+338, Lauf(f)s 293+109 konzentrieren sich in den Rheinlanden von Mainz bis zur nl. Grenze und werden von deBraBandere 2003, 736 als BerufsN 'Läufer, Bote' angesehen, stellen aber wohl i.d.R Patronyme zu RufN wie Ludolf (linnartz 1958b, 99) dar. Auf mhd. wetteloufer 'Wettläufer' beruhen Wettlauf(f)er 304+5 (Raum Alsfeld - Bad Hersfeld - Kassel), Wettläufer 30 (verstreut). Mhd. sappen 'schwerfällig einhergehen' liegt Sapper 268 (Raum Forchheim - Bamberg; Heidenheim; sonst in Süddtld verstreut), Sapp(e)l 133+22 (Bad Tölz), Sappler 20 (Raum Augsburg) zugrunde. Hotz 1156 (Baden, Südhessen), Hotze(n) 532+6 (nd. Raum, nördl. Thüringen) stellen nach duden Famn 2005, 340 ÜberN zu mhd. hotzen 'schnell laufen, schaukeln' dar. Bei den nd. Vorkommen von Hotze(n) ist dies fraglich; vielleicht liegen HerkunftsN zum SiedlungsN Hötzum bei Braunschweig (1251 Hotselem) oder ÜberN zu nd. hotse 'alte Frau' vor (zoder 1968 I, 783). Zu Hu(ß/ss)(e), ÜberN zu mhd. hussen 'rennen, hetzen', s. Vokalismus, S. 435. Elfte Nebenkarte (K. 337): Nach Bahlow 2005, 493 meinen Sprenger und Spranger dasselbe wie Springer. Zugrunde liegen mhd. sprangen 'springen, aufspringen', mhd., mnd. springen (niederrhein. sprengen) 'springen, tanzen, eilend gehen u.ä.', mhd. springer
852
Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Haare und Körperteile
'Springer, Tänzer, Gaukler'. Entsprechend breit ist das Motivationsspektrum der betreffenden FamN. Sie können sich auf eine auffällige, rasche Bewegungsart beziehen (vgl. morphologie, K. 326 (Spring(ins)feld u.ä.)), auf Tanzfreude oder auf Akrobatik. Hinzu kommen bei Springer Wohnstätten- und HerkunftsN zu Toponymen wie Spring(e)(n) zu mhd. sprinc, mnd. sprink 'Quelle' (vgl. Springborn 242 (Nordostdtld.)), bei Sprenger ÜberN zu mnd. sprenger 'Heuschrecke', ÜberN für einen Reiter (zu mhd., mnd. sprengen 'galoppieren') und HerkunftsN zu Orten wie Spreng (Hessen), Sprenge (Schleswig-Holstein, Niedersachsen), bei Spranger WohnstättenN zum FlurN Sprang 'Quelle'. Unbesehen dieser Motivationsvielfalt dokumentiert die Karte das räumliche Verhältnis der drei FamN-Typen. Die Abfrage Spr(ie?|ae?|ä|e)nge?rt?s? ergibt 6 Types/10128 Tokens: Typ Springer 5215: Springer. Typ Sprenger 4080: Sprenger 4066, Sprenger(s/t) 3+1. Typ Spranger 833: Spranger(s) 831+2. Typ Springer 5215 Typ Sprenger 4080 Typ Spranger 833
*
Karte 337: Springer, Sprenger, Spranger
Beine, Füße, Gangart
853
Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 3-40, entspricht 0,031,95‰. Der Asterisk ersetzt das Symbol des PLZ 086 Oelsnitz (Vogtland) mit 2,61‰/27 Tokens von Typ Spranger und 0,10‰/1 Token von Typ Springer, um die übrigen Kreise besser hervortreten zu lassen. Daneben betreffen die dichtesten Konzentrationen von Typ Springer die PLZ 069 Jessen/Elster (1,09‰/14 Tokens), 835 Wasserburg/Inn (1,03‰/21 Tokens) und 825 Geretsried (0,95‰/21 Tokens), von Typ Sprenger die PLZ 595 Lippstadt (1,21‰/78 Tokens), 588 Plettenberg (1,17‰/27 Tokens) und 599 Brilon (1,04‰/32 Tokens) sowie von Typ Spranger die PLZ 085 Plauen (1,67‰/41 Tokens), 945 Wallersdorf (1,45‰/49 Tokens) und 556 Kirn (0,78‰/8 Tokens). Weitere Namen: Auf mhd. hupfen, hüpfen, mnd. huppen 'hüpfen' beruhen FamN, die sich auf die Gangart oder auf einen Akrobaten beziehen können: H(u/ü)pfer 778+1 (Südbaden, Bayern, Südwestsachsen), Hupf 173 (Nest im Raum Cham), Hüpf(e)l 24+2 (Baden-Württemberg, Südbayern), Hüper(s) 173+21 (Niedersachsen), Hüpper 107 (in und um Olpe), Huper 17 (Schleswig-Holstein). Hupp 500 (Nest im Raum Würzburg) wird von Bahlow 2005, 255 zu 'hüpfen' gestellt, nach d uden Fam n 2005, 344 und nied 1933, 77 ist es Patronym zu Hubert. FamN zu mhd. ūfhupfen 'aufhüpfen, besonders beim Tanz' s. morphologie, K. 316 (Hopfauf u.a.). ÜberN aus mhd. gampe(l)n 'hüpfen, springen, tänzeln' sind Gamp(p) 114+148 (Nest in und um Waldshut-Tiengen), Gamperl 154 (Raum Augsburg - München), Gamper 140 (in ganz Dtld. verstreut), Gampper 80 (Nest bei Stuttgart), mit Antritt von -t Gampert 119 (Raum Lichtenfels - Bayreuth - Hof). Gampe 383, im südöstl. Dtld. verstreut, war vor 1945 auch im Sudetenland und östl. von Oder und Neiße häufig (genevolu.de, 11.06.14). Bei folgenden Namen konkurriert Ableitung von mhd. gampel, gempel 'Scherz, Possenspiel': Gempel 68 (Raum Treuchtlingen - Weißenburg), Gampl 29 (südl. Bayern), Gampel 22 (nördl. Bayern), Gempler 18 (Mittelbaden). Die Zuordnung von Gamber(t) 108+56 (Südwestdtld.) und Gambel 84 (Raum Nürnberg) bleibt offen. In allen Fällen ist Konkurrenz mit Patronymen aus dem RufN Gangbert > Gampert, Gampo denkbar. Zwölfte Nebenkarte (K. 338): Dokumentiert werden FamN zu mhd. tanz 'Tanz', tenzer, tanzer, tenzeler 'Tänzer'. Zu mnd. dans 'Tanz' findet sich als eindeutiger FamN nur Mag(en)dans, s. morphologie , K. 331 (Magdanz u.a.). Bei Typ Denzel konkurrieren dimi-
854
Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Haare und Körperteile
nuierte Patronyme aus dem RufN Den(t)z (< Degen[hard]), doch ist auch Bezug zu 'Tanz' gesichert durch Gleichungen wie Michael Denczel 1513 = M. Dentzer 1515, Blaubeuren (Brechenmacher 1957-63 I, 291). Typ Tänzer 1110 Typ Denzer 902 Typ Danzer 813 Typ Tanzer 308 Typ Denzler 743 Typ Danz 904 Typ Tanz 290 Typ Denzel 874
Karte 338: Tänzer, Denzer, Danzer, Tanzer, Denzler, Danz, Tanz, Denzel
Die Abfrage (T|D)(ae?|ä|e)nt?ze?l?e?r?i?n?s? ergibt 57 Types/7231 Tokens. Als einschlägig werden kartiert: Typ Tänzer 5 Types/1110 Tokens: Tän(t)zer 806+15, Tenzer 228, Taen(t)zer 58+3. Typ Denzer 5 Types/902 Tokens: Den(t)zer 721+51, Dänzer 112, Daen(t)zer 11+7. Typ Danzer 2 Types/813 Tokens: Dan(t)zer 775+38. Typ Tanzer 1 Type/308 Tokens: Tanzer. Typ Denzler 9 Types/743 Tokens: Denzler 390+2, Tän(t)zler 241+3, Tenzler 74, Taen(t)zler 17+2, Dänzler 8, Tanzler 4, Dantzler 2. Typ Danz 2 Types/904 Tokens: Dan(t)z 847+57.
Beine, Füße, Gangart
855
Typ Tanz 2 Types/290 Tokens: Tan(t)z 256+34. Typ Denzel 13 Types/874 Tokens: Den(t)zel 560+12, Danzl 141, Denzl 42, Tänzel 41, Denzlein 25, Denzle 13, Tanzel 13, Tenzel 13, Dänz(e)l 4+5, Taenzel 3, Tänzl 2. Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 3-50, entspricht 0,023,75‰. Bei Typ Tänzer konzentriert sich Tänzer im Dreieck Jena - Halle - Gera, T(e/ae)nzer ist verstreut. Bei Typ Denzer begegnet Den(t)zer in RheinlandPfalz (am dichtesten im Raum Kaiserslautern - Kriegsfeld), Dänzer klar davon getrennt im Dreieck Feuchtwangen - Rothenburg ob der Tauber - Ansbach. Bei Typ Danzer ist Danzer in Bayern, Dantzer außerhalb (v.a. in Hamburg) zu finden. Tanzer konzentriert sich nördl. von Passau. Bei Typ Denzler herrscht Denzler in Baden-Württemberg und Bayern (am dichtesten im Raum Bamberg), T(ä/e)nzler klar davon getrennt in Westsachsen. Danz bildet ein Nest im Raum Schmalkalden, Dantz ist verstreut in der Nordhälfte von Dtld. Tanz bildet ein Nest im Raum Bad Salzungen, Tantz begegnet im Raum Weimar und in Remscheid. Denzel konzentriert sich im südöstl. Baden-Württemberg, D(a/e)nzl in Bayern, Denzlein im Raum Bamberg, Tänzel ist verstreut. Weitere Namen: Tanzmann 110 (v.a. Sachsen) und Danzmann 61 (verstreut im nd. Raum) sind ÜberN des Tanzfreudigen. Aus Tanz latinisiertes Tanzius 20 begegnet in und um Gelsenkirchen. Tan(t)zen 37+77 (Raum Bremen - Nordenham) stellt nach Bahlow 2005, 510 Patronym zum fries. RufN Tank(e) (< Dank[wart]) dar. Zu SatzN s. morphologie, K. 329 (Danzeisen u.a.), K. 331 (Magdanz u.a.). 5. Historische Sondierung Hauptkarte.
Niederdt.: Vot 1293, Votheke um 1300 Ba 1972, 172. Lübeck: fot, voot, vot 1284-1309 r e 102. Altes Ld.: Voht 1392, 1709, Votes 1392, Voeth 1524, Voth 1525, 1696, Voet 1640, 1651, Voets 1640 Bo 1927, 241, 282. Zeven: Vode 1542, Fod 1613, Fode 1808 Bo 1937, 53. Harb.: Foot 1741, Fuß 1792 r i 127. Barth: Voͤ t 1451-1505, vod 1465, voͤ ed 1469, voth 1485, Vot 1490-96 mü 81, 93, 135, 158, 167f., 175, 217. Pommern: voten (Dat.) 1349 Ba 1982, 92. Riga: Vo(e)t 1373-70 Fey 205, 213. Coesfeld: Votes (Gen.) 1413 k e 489. Neuss: Voetges 1501 m e II 66. Hattingen: Voeteken 1391, Voet 1411 Je 80. Ostfalen: Fues 1412, voten (Pl.) 1347/48, Vote 1353, Voet 1428, Voͤ tsche (fem.) 1451, Fuessen 1760 zo I 538. Köln: Vůs ca. 1198-1206, Fus 1207-12 (beide laut h a ÜberN zu 'Fuchs'), Vuez 1233 h a 1949, 276, 278; de Fus 13. Jh. h a 1980, 45. Bonn: vos, vus 1300, vuss nach 1463; voys 1320, 1393, voyss 13981531, voiss 1441-1531, voes 1442, Voyss vor 1450, Voiß, voissz nach 1450, Voiß nach 1550, voess 1574 (alle laut Bi zu 'Fuchs', vielleicht auch zu 'Fuß') Bi 305. Limb.: Vus nach 1355
856
Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Haare und Körperteile
(laut schö zu 'Fuß' oder 'Fuchs') schö 38. Gießen: Fuz 1349 le 114. Arnsb.: Fot 1304, Fuez 1310, Fusse = Fuz 1349, Fuß 1359, Fus 1364-97 mul 196. Friedberg: Fuzechin 1295 = Füszechin 1311 a r 78. Homb.: Voos 1814 se 203. Jena: Fuß 1533-39, Fhues 1556-60 a p 84. Vogtld.: Füssel 1487, Fusel 1536 h e 1992, 83. Altenb. Ld.: Fuß 1418, Fues 1565, Fus 1569, 1593 grü 349. Südwestsachsen: Fuß 1498 h e 2007, 77. Grimma: Fueß 1534, Fuß 1581 na 160. Oschatz: Fucz 1421 ne 1970, 33, 105; Fussel 1567/68 ne 1981, 49. Liegnitz: Füßel 1347, 1411 Ba 1975, 39. Breslau: Fus 13./14. Jh. r ei 111, 141. Maulbronn: Füs 1523, Füess 1553, 1583, Fueß 1583, Füesß, Füeß 1597-1608, Füessz 1608 hu 671. Esslingen: füslin 1383, 1389, fuschs 1428 = Fus 1429, fuß 1429, 1450 Be 182. Freib. i.Br.: Fuͦ s 1340, Fússlin 1470 dz 123. Oberrhein: Vuhseli 1219, Fuhs vor 1267-91, Vúhseli 1271 = Fuhselin 1287 = Fuchseli 1290 = Fuchslin 1290 = Fuchsli 1300, Vulpes 1274 = Fuhs 1279 = Vuhz 1288 = Fuchs 1290-1300 = Vuchs 1291, 1316, Fuseli, Fúhselin 1284, Fúhsin (fem.) 1289 = Wúchsin (fem.) 13. Jh., Fúsli 1290 (laut soc zu 'Fuchs') soc 447f. Ravensb.: Fuoz 1330-31 sa 127. Graubünden: Füssle 1797, Füsli o.J. huB 822. Nürnb.: fuzel 1311, Fuz 1314 = Fuͤ z 1320, fuez 1315, fuz 1316, Fues 1323, fuͤ sel 1328, Fuzzel 1349, Fussel, Fuͤ ssel 1406 sche 125. Sudetenld.: Fussel 1343-1403, Fuesslinus 1360, Fusel 1385-1403, Fusl 1391, Fuss 1395 sch 1957, 101; Ffusselini 1471, Füszel 1488, Fisl 1525, Fues 1525 sch 1973, 98. München: Fus 1368, fuzz 1390 ei 371. Salzb.: Füessl 1498-1520 zi 1986, 91. Abersee: Fuessel um 1520, Füeßel um 1550, Füßl um 1600 (alle laut zi evtl. auch zu mhd. viez 'schlauer Kerl, Teufelskerl') zi 1977, 224. Waldviertel: Fues(s) 1400, 1499; Fuessl 15. Jh. po 66f.
6. Hinweise Zu den Hauptvarianten der elften Nebenkarte vgl. in Nachbarländern: Springer Dänemark Niederlande Belgien Luxemburg
Sprenger
Spranger
70
37
0
802
652
0
41
28
1
0
0
0
Elsass/Lothringen
56
29
1
Schweiz
70
539
3
750
348
23
1485
207
0
Österreich Polen
Daten nach: Dänemark: Einw. 2014, dst.dk; Niederlande: Einw. 2007, meertens. knaw.nl; Belgien: Einw. 1998, familienaam.be; Luxemburg: Einw. 1930, institut grand -ducal 1989; Elsass/Lothringen: Telef., pagesjaunes.fr; Schweiz: Telef., verwandt.ch; Österreich: Telef., Geogen At, CD-Rom, 2005; Polen: Einw., moikrewni.pl (jeweils 14.08.15).
Beine, Füße, Gangart
857
Zur dritten Nebenkarte vgl. Vokalismus, K. 239 (Benn, Behn, Beenen), K. 240 (Benke, Behnke, Beinke), zur vierten Neenkarte ebd., K. 346 (Krone, Krohn, Kronen, Krones), zur Verbreitung von Schenkel s. ebd., K. 46 (Schenkel, Schinkel). Zur Verbreitung von Fuß s. konsonantismus, K. 331 (Fuhs, Fuß, Fußhöller, Fußwinkel) und K. 95 (Foth, -foth, Voth). m arynissen 2010a mit K. 5 (hoog-, pikkel-, spille-, kwakkel-, fijn-, krom-, lang-, blauw-, rood-, spotbeen), K. 6 (krom-, licht-, plat-, haze-, koe-, rouw-, hol-, bar-, witvoet). F. FahlBusch /S. peschke
858
Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Charakter, Verhaltensweisen
Typ Sauer 18099 Typ Suhr 2959 Typ Süß 4767 Typ Söth 717
Karte 339: Sauer, Suhr, Süß, Söth
Wesensart
859
3 Charakter, Verhaltensweisen 3.1 Wesensart 1. Fragestellung Dokumentiert werden einige häufige ÜberN, die sich allgemein auf die Wesensart des ersten Namenträgers beziehen. Die Hauptkarte gilt FamN mit sauer und süß, die durch ein unsympathisches oder sympathisches Wesen veranlasst sind. Sauer nimmt Platz 97 unter den häufigsten FamN in Dtld. ein. Die erste Nebenkarte faltet den auf der Hauptkarte zusammengefassten nd. Typ Söth in seinen wichtigsten Varianten aus. Im Text folgen Hinweise zu ÜberN mit bitter und herb. Die zweite Nebenkarte erörtert das Verhältnis von ÜberN zu mhd. sleht und mnd. sliht. Die dritte und vierte Nebenkarte skizzieren ÜberN mit böse (im Text Hinweise zu ÜberN mit übel, mnd. quāt und mhd. wirsic 'übel, böse') bzw. mit gut (im Text Hinweise zu bieder). Die fünfte Nebenkarte dokumentiert den Fall Wohlgemuth, und im Text folgen weitere auf die Wesensart bezogene Komposita mit Wohl- bzw. mit -mut(h). Die sechste Nebenkarte versammelt negativ (z.B. Unglaub) und positiv (z.B. Unverzagt) charakterisierende ÜberN mit dem Präfix Un-. Die siebte Nebenkarte erörtert ÜberN, die durch ein abschreckendes Wesen motiviert sind, am Beispiel von Namen mit Gräuel. Im Text werden weitere Namen mit ähnlicher Bedeutung erörtert. 2. Quantitative Datenbasis Abfrage: Sa?uu?h?e?re?r?n?t?s?|S(ü|ue?|ie)(ss?|ß)e?|S(ö|oe|eu)th?e? (≥ 5 Tokens) ergibt 46 Types/26915 Tokens. Als einschlägig werden kartiert: Typ Sauer 7 Types/18099 Tokens: Sauer(t) 16152+28, Saur 1095, Saure(n) 342+178, Sau(e)rer 126+178. Typ Suhr 10 Types/2959 Tokens: Suhr(e) 2129+178, Suer(s) 183+5, Su(h)ren 76+151, Sure(s) 99+45, Su(u)r 76+17. Typ Süß 11 Types/4767 Tokens: Süß(e) 3505+213, Süss(e) 628+33, Sie(ß/ss) 132+75, Sues(s) 12+75, Süs 66, Sueß(e) 22+6. Typ Söth 8 Types/717 Tokens: Seut(h)e 93+192, S(ö/oe)th 168+20, S(ö/oe)te 80+48, S(ö/oe)the 49+67. 3. Qualitative Datenbasis Sauer und Suhr sind i.d.R. ÜberN zu mhd., mnd. sūr 'sauer, herb, bitter' für missmutige Menschen. WohnstättenN zu mnd. suder 'süd' sind bei Komposita wie Suhr[hoff], verhochdeutscht Sauer[hoff] häufig, s. Herkunfts- und WoHnstättennamen, K. 190 (Suhr- 'süd', Suhr- 'sauer', Suhr- (mehrdeutig)), K.
860
Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Charakter, Verhaltensweisen
191 (Sauer- 'süd', Sauer- 'sauer', Sauer- (mehrdeutig)). Im Nd., dem Verbreitungsraum dieser Komposita, sind analog zu West(er), Ost(er), Nord(er) auch für die Simplizia Suhr, Sauer entsprechende WohnstättenN zu veranschlagen. Auch WohnstättenN für jemanden, der an einem Grundstück mit saurem Boden wohnt, sind denkbar, außerdem indir. BerufsN zu mnd. sūr 'Essig' für einen Essighersteller oder -händler. Bei Sur besteht vereinzelt Konkurrenz mit indischen FremdN. Typ Süß beruht auf mhd. süeʒe, suoʒe, mnd. sōte 'süß, angenehm, freundlich u.ä.'. Bei Süß können im Einzelfall WohnstättenN zu Toponymen mit ahd. sioʒ 'Weideland' und HerkunftsN zu SiedlungsN wie Süß bei Bebra und Amberg konkurrieren. 4. Details und Ergänzungen Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 2-35, entspricht 0,085,67‰. Vorkommen pro zweistellige PLZ: Dokumentationstabelle. ‰ ges.
PLZ
Sauer
Suhr
1
1,02
22
148
165
20
37
0,77
32
0
1,46
23
71
72
17
12
0,72
106
240
14
35
1,01
PLZ
Sauer
Suhr
Süß
01
272
20
105
02
182
4
Söth
Süß
Söth
‰ ges.
03
48
1
8
0
0,57
24
04
200
34
86
1
0,88
25
52
140
16
86
1,15
06
198
12
58
2
0,64
26
105
172
7
5
0,66
07
69
19
71
1
0,82
27
98
128
22
6
0,82
08
43
32
197
0
1,35
28
92
48
25
6
0,70
09
72
12
373
0
1,78
29
97
33
13
1
0,70
10
134
24
32
3
0,69
30
158
53
11
11
0,72
12
147
15
44
5
0,68
31
180
82
34
7
0,78
13
127
34
17
1
0,74
32
79
22
38
23
0,48
14
112
18
28
1
0,59
33
124
50
30
24
0,59
15
93
4
34
2
0,75
34
389
12
48
39
1,59
16
81
19
16
0
0,68
35
374
12
66
3
1,29
17
56
31
20
1
0,56
36
421
2
11
0
2,21
18
39
68
12
3
0,72
37
206
14
15
10
0,82
19
46
23
13
1
0,69
38
188
21
40
3
0,59
20
26
24
6
4
0,68
39
104
11
15
3
0,57
21
120
188
22
19
0,91
40
172
23
41
4
0,70
861
Wesensart
‰ ges.
PLZ
Sauer
6
0,52
72
367
6
42
4
1,12
28
33
0,94
73
317
11
70
1
1,10
57
37
48
0,77
74
290
14
56
1
1,02
216
34
34
19
0,54
75
109
11
21
1
0,86
46
88
26
10
2
0,40
76
276
17
174
5
1,21
47
166
55
40
10
0,60
77
260
10
8
2
1,65
48
112
77
9
24
0,52
78
157
15
22
4
0,73
49
107
184
11
4
0,72
79
190
40
44
3
0,77
50
222
27
28
13
0,80
80
130
4
67
4
0,78
51
233
37
44
6
1,02
81
142
6
84
2
0,86
52
267
19
14
1
0,94
82
143
9
105
2
0,93
53
226
45
23
26
0,73
83
95
5
37
2
0,54
54
94
2
10
0
0,58
84
73
2
54
1
0,62
55
263
9
52
2
1,14
85
165
10
85
2
0,75
56
303
9
32
1
1,11
86
229
0
87
1
0,81
57
225
6
19
2
1,08
87
92
3
24
0
0,66
58
260
60
22
66
1,11
88
104
5
28
0
0,48
59
182
34
27
15
0,62
89
212
8
36
2
1,02
60
192
9
18
1
1,12
90
161
3
76
0
0,83
61
163
1
16
6
1,12
91
225
13
165
0
1,12
63
996
8
53
2
2,40
92
86
0
199
0
1,68
64
283
22
39
0
1,25
93
173
3
110
8
1,51
65
292
18
58
4
0,99
94
54
4
355
4
1,84
66
449
3
62
5
1,06
95
62
2
85
0
0,75
67
338
9
96
3
1,22
96
322
7
40
0
1,79
68
237
2
41
1
1,35
97
814
5
60
0
2,25
69
439
5
29
1
2,61
98
106
10
6
0
1,14
70
174
9
18
0
0,74
99
164
5
35
3
0,72
71
232
18
38
2
0,85
PLZ
Sauer
Suhr
Süß
41
123
15
19
42
212
41
44
199
45
Söth
Suhr
Süß
Söth
‰ ges.
Details: Die dichtesten Vorkommen von Typ Sauer betreffen die PLZ 638 Miltenberg mit 5,49‰/290 Tokens, 637 Aschaffenburg mit 5,47‰/336 Tokens und 692 Sandhausen mit 4,34‰/175 Tokens; von Typ Suhr die PLZ 217 Hemmoor mit 1,71‰/67 Tokens, 247 Rendsburg mit 1,62‰/44 Tokens, 497 Meppen mit 1,38‰/63 Tokens und 257 Marne mit 1,34‰/58 Tokens; von Typ Süß die PLZ
862
Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Charakter, Verhaltensweisen
094 Annaberg-Buchholz mit 5,21‰/223 Tokens, 924 Schwandorf mit 4,07‰/76 Tokens, 925 Nabburg mit 3,54‰/56 Tokens und 942 Regen mit 2,96‰/79 Tokens; zu Typ Söth s. erste Nebenkarte. Zur Differenzierung von Typ Sauer s. Vokalismus, K. 315 (Sauer, Saur) und ebd. S. 730 (Sau(e)rer). Dort nicht berücksichtigt ist Saure (Nordhessen, Westfalen) und der schwache patronymische Genitiv Sauren (Raum Aachen - Mönchengladbach). Bei Typ Suhr konzentriert sich Suhre im Raum Osnabrück, Sur im Raum Meppen, Suur in Moormerland; Suer und Su(h)ren (patronymischer schwacher Genitiv) sind im ganzen Gebiet von Typ Suhr verstreut, Sure in Westfalen. Von Typ Süß findet sich S(ü/ue)ße v.a. in Sachsen und Thüringen mit Nest im Raum Rudolstadt, Süsse in ganz Dtld. verstreut; Sie(ß/ss) mit Entrundung von mhd. üe > ie ist überall südl. des Mains verstreut, Sieß v.a. in der Oberpfalz und in Oberbayern, Siess v.a. in der Oberpfalz und im Raum Tübingen. Weitere ÜberN: Su(ß/ss) 45+36 (verstreut mit Häufungen in den Räumen Bad Langensalza und Kraichtal) geht im Md. auf eine Variante des Adjektivs süß zurück (BrecHenmacHer 1957-63 II, 706), anderswo kann das mhd. Adverb suoʒe 'süß' zugrundeliegen. Sü(ß/ss)er 88+134 ist zusammen mit Sie(ss/ß)er 4+4 im Raum Herrenberg - Calw - Stuttgart konzentriert. Wahrscheinlicher als stark flektierter ÜberN zu mhd. süeʒ ist hier Wohnstätten- oder HerkunftsN zu den unter 3. genannten Toponymen, vgl. BrecHenmacHer 1957-63 II, 706. HerkunftsN ist auch Sü(ß/ss)ner 76+62 (Südhessen, Bayern). Sü(ß/ss)en 65+18 bildet ein Nest in und um Südbrookmerland (Ostfriesland) und ist Patronym zum ostfries. RufN Siso, Sise (< Sieg[fried]). Die Diminutiva Suhr(c)ke 63+33, Surke 27 sind im Raum Hamburg - Lüneburg konzentriert, Säu(e)rle 4+2, Seyerle 64 im Raum Stuttgart - Göppingen, Se(y/i)erlein 41+6 im Raum Ansbach - Nürnberg. Saurle 10 und Seyrl 7 finden sich in Oberbayern, Seyerl 6 in Münster (Westfalen), Seyerlen 5 bei Stuttgart, Seierl 2 in Mannheim. Das Diminutiv Sü(ß/ss)el 14+15 findet sich v.a. im Raum Homberg/Ohm - Frankfurt/Main, Süßle 38 im Raum Freiburg i.Br., Süssle 11 verstreut, Sü(ß/ss)lin 20+5, Süsselin 3 v.a. im Raum Freiburg i.Br. - Bad Säckingen, Süßl 25 in München und Landshut, Sießl 10 in Oberbayern und im Raum Detmold, Söt(h)je 95+8, Soet(h)je 18+4 im Raum Meldorf - Hamburg. Sauermann 1133, konzentriert in Südwestfalen, und daran ab einer Linie einschließlich Bochum - Dortmund - Hamm - Paderborn - Beverungen nach Norden hin angrenzendes Su(e)rmann 618+223 sowie verstreutes Suhrmann 30 sind in Herkunfts- und WoHnstättennamen, K. 190f. als WohnstättenN 'der im Süden
Wesensart
863
wohnt' behandelt, analog zu Wester-, Oster-, Nord-, Sondermann (ebd., K. 192). Doch tritt Sauermann auch im hd. Raum auf, allerdings seltener, hier am häufigsten im Raum Münchberg - Hof (Bayern), wo es ÜberN zu 'sauer' ist. Der Parallelfall S(ö/oe)temann 17+2 (zu mnd. sōte 'süß'; v.a. im PLZ 318 Hameln) spricht dafür, dass auch bei einigen nd. Vorkommen von S(a)uermann ÜberN zu 'sauer' vorliegen könnten. Sü(ß/ss)- 384+72, Sues(s)- 1+3, Suß- 98 und Su(s)smann 14+83 sind in ganz Dtld. verstreut (vor 1945 auch östl. von Oder und Neiße häufig, gen-evolu.de, 19.12.14) und ÜberN 'angenehme Person', ähnlich Süßkind 50, Süs(s)kind 13+7 (verstreut), nach DuDen famn 2005, 657 mit -kind als Kosesuffix. Kaum im Sinne von 'angenehm' aufzufassen sind Süßbauer 61 (Raum Ingolstadt - Neustadt/Donau) und nordöstl. daran anschließendes Su(ß/ss)bauer 124+12 (Raum Kehlheim - Regensburg - Runding), ferner Süßmeier 70, Süßma(i/y)r 41+6, Sü(ß/ss)meir 28+3, Sü(ß/ss)maier 23+1, Sü(ß/ss)meyer 18+4, Sie(ß/ss)meir 15+3, Sie(ß/ss)mayr 15+1, Si(ß/ss)meir 7+3, S(ü/ue)ssmeier 5+1, Si(e)ßmeier 2+3, Siesmayer 2, S(ü/ue)ssmair 1+1, Süssmayer 1. Süßmeyer bildet ein kleines Nest in Bendorf, Sü(ß/ss)meier im Raum Ochsenfurt - Albertshofen und begegnet ferner zusammen mit allen anderen bereits genannten Fällen im Raum Augsburg - München. Nach BrecHenmacHer 1957-63 II, 707 handelt es sich um BerufsN für jemanden, "der den Süßhof bewirtschaftet […]. Süß bezeichnet in solchen Zss. [Zusammensetzungen] oft 'süßes (d.h. trocken aufgewachsenes) Gras'". Sü(ß/ss)enguth 88+48, Sü(ß/ss)engut 20+2 (Raum Neustadt bei Coburg - Rudolstadt - Lobenstein - Plauen - Gera) ist wegen seiner Verbreitung eher HerkunftsN zum SiedlungsN Süßengut bei Hof (Bayern) als, wie naumann 2005, 264 annimmt, ÜberN nach der Redensart "süß und gut". Zu Sauerbre(y/i) 656+273 s. Vokalismus, K. 215. Saueressig 278 (konzentriert einerseits in Ostfriesland, andererseits im Raum Bad Kreuznach - Boppard) und Sauereßig 29 (in ganz Dtld. verstreut) sind BerufsN des Essigbrauers. Zu Sauerwein s. K. 206, Süß-, Sauer-, Suhrbier s. bei K. 208, Sauerhering bei K. 71, Sauerteig bei K. 50, Süßmuth s. unten bei der fünften Nebenkarte. Erste Nebenkarte (K. 340): FamN zu mnd. sōte 'süß, angenehm, freundlich u.ä.' sind auf der Hauptkarte unter Typ Söth zusammengefasst. Sie werden hier nach ihrer Vokalvarianz getrennt kartiert. Abfrage s. 2. Typ Söth 188: Söth 168, Soeth 20. Typ Söte 244: Söt(h)e 80+49, Soet(h)e 48+67. Typ Seuthe 285: Seut(h)e 93+192.
864
Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Charakter, Verhaltensweisen
Kartentyp: absolut; Ausschnitt Nordwestdtld.; Kreise pro fünfstellige PLZ, Kreisgröße 4-50, entspricht 1-40 Tokens; PLZ innerhalb der Städte einzeln ausgewiesen; Tokenangaben beziehen sich auf Gesamtdtld. Der größte Kreis von Typ Seuthe mit westfäl. Diphtongierung ö > eu betrifft den PLZ 58840 Plettenberg mit 40 Tokens. Typ Söth 188 Typ Söte 244 Typ Seuthe 285
Hamburg Bremen
Hannover
Frankfurt
Karte 340: Söth, Söte, Seuthe
Weitere Namen: ÜberN zu mhd., mnd. bitter, mhd. bitterlich, mnd. bitterlik 'bitter(lich)' im Sinne von 'verbittert, heftig, streng u.ä.': Bitterlich s. morpHologie, K. 77 (Bitterlich, Nerlich u.a.), Bitter 1600 (konzentriert in Nordrhein-Westfalen, häufig in den angrenzenden Teilen von Hessen sowie in der Westhälfte Niedersachsens, sonst verstreut); patronymischer Genitiv Bitters 40 (Raum Hamminkeln - Borken); Pitter 95 (Bayern), Bitterle 74 (Raum Ehingen/Donau Ulm), mit patronymischem Suffix -er Bitterer 129 (in der Südhälfte von Dtld. verstreut mit Häufung in der Oberpfalz). Es konkurrieren ÜberN zu mhd. bit(t)er, mnd. bidder 'Bittender, einerseits als Bettler, Almosensammler, andererseits als
865
Wesensart
Bewerber, als Einladender usw.', sodann Patronyme aus Kurzformen von RufN wie Biterolf, Pittheri, im Einzelfall auch HerkunftsN zum SiedlungsN Bitter bei Lüneburg. (B/P)ittermann 617+97 (konzentriert im Raum Lichtenfels - Münchberg - Bayreuth - Nürnberg, sonst verstreut) ist wohl ÜberN zu bitter; ZoDer 1968 I, 248 erwägt auch "graphische Entstellung von Biedermann". Bittersmann 28 (verstreut in Westfalen, Sachsen-Anhalt, Berlin und Brandenburg) ist ungeklärt, ebenso Bitterling 114 (verstreut; "Ü[ber]N für einen Verbitterten?", ZoDer 1968 I, 248). Herb 1138 (Baden-Württemberg, Bayerisch-Schwaben), Herp 105 (Nest im Raum Offenburg) wird bei BaHloW 2005, 229 und DuDen famn 2005, 323 als ÜberN zu mhd. hare, here, harb, herb 'herb, bitter' gedeutet. Jedoch besteht starke Konkurrenz mit Patronymen aus RufN wie Her[bert, -bold], s. familiennamen aus rufnamen. Zweite Nebenkarte (K. 341): Schlicht 1858 Schlichte 206 Schlecht 1711 Schlechte 217
Karte 341: Schlicht, Schlichte, Schlecht, Schlechte
866
Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Charakter, Verhaltensweisen
Dokumentiert werden ÜberN zu mhd. sleht (md. auch sliht), mnd. slicht, slecht 'gerade, eben, glatt', bildlich 'einfach, aufrichtig u.ä.'. Die (positive) Bedeutung 'einfach' sinkt seit dem 15. Jh. bei schlecht zu 'minderwertig' ab, die alte Bedeutung geht im Nhd. ausschließlich auf schlicht über. Das nhd. Adjektiv schlicht ist im 17. Jh. aus dem Verb schlichten zurückgebildet; "[m]ittelhochdeutschniederdeutsche Varianten von schlecht, die ein i enthielten, mögen mitgewirkt haben" (kluge/seeBolD 2002, 809). In FamN begegnen sowohl Schlicht als auch Schlecht "durchweg im guten Sinn" als ÜberN für einfache, rechtschaffene Menschen (BrecHenmacHer 1957-63 II, 518). Auf der Karte tritt eine Verteilung in einen eher nördl. Typ Schlicht(e) und einen eher südl. Typ Schlecht(e) zutage. Bei Schlecht(e) können im Einzelfall ÜberN zu mhd., mnd. sle(c)hte 'Geschlecht, Abstammung' konkurrieren, bei Schlicht(e) WohnstättenN zu mhd. slihte 'ebene Fläche' oder HerkunftsN zu SiedlungsN wie Schlicht (bei Neustrelitz; in Bayern bei Amberg, bei Wasserburg am Inn, bei Hemhof, bei Dachberg) und Schlichte (bei Schramberg). Die Abfrage Schl(e|i)chte?l?e?i?n?s? ergibt 4 Types/3992 Tokens: Schlicht 1858, Schlichte 206, Schlecht 1711, Schlechte 217. Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 3-50, entspricht 0,011,99‰; Flächen pro zweistellige PLZ, Anzeigeschwelle 0,04‰. Die dichtesten Vorkommen von Schlicht betreffen die PLZ 957 Plößberg mit 1,99‰/10 Tokens, 955 Neudrossenfeld mit 1,11‰/11 Tokens, 357 Herborn mit 1,05‰/55 Tokens und 956 Marktredwitz mit 0,79‰/27 Tokens. Schlichte begegnet einerseits verstreut in Nordwestdtld., andererseits konzentriert am Bodensee im Raum Friedrichshafen - Lindau - Ravensburg. Hier dürften am ehesten WohnstättenN zu mhd. slihte 'ebene Fläche' vorliegen. Die dichtesten Vorkommen von Schlecht betreffen die PLZ 934 Cham mit 1,71‰/63 Tokens, 943 Straubing mit 1,30‰/57 Tokens, 707 Fellbach mit 1,10‰/47 Tokens, 942 Regen mit 0,97‰/26 Tokens; von Schlechte die PLZ 016 Meißen mit 0,69‰/29 Tokens, 323 Lübbecke mit 0,44‰/15 Tokens und 011 Dresden mit 0,32‰/15 Tokens. Weitere Namen: Schlichting 2208 ist im Raum Bremerhaven - Hamburg - Lübeck konzentriert, sonst in ganz Dtld. verstreut. Nach BaHloW 2005, 458 ist es im nd. Raum ÜberN "wohl = Schlicht" oder HerkunftsN zum SiedlungsN Schlichting, Kreis Dithmarschen. Die (wenigen) Vorkommen außerhalb des Nd. können, falls autochthon, ÜberN zu mhd. slihtinc 'Schlichter eines Streites' sein. Schlichtmann 164 (Nest in Hemmoor; westl. Münsterland) ist ÜberN 'von geraden, schlichtem Wesen' (ebd.), Schlichter 430 (Nest im PLZ 732 Kirchheim unter Teck, sonst Saarland, Pfalz, Baden-Württemberg, südl. Bayern; andererseits im nd. Raum
867
Wesensart
verstreut) wird i.d.R. von mhd., mnd. sli(c)hten 'glätten, schärfen; schlichten, ausgleichen' abgeleiteter BerufsN für verschiedene Handwerker oder ÜberN des Streitschlichters sein, im Süden auch Wohnstätten- oder HerkunftsN zu Toponymen wie Schlicht(e) (s.o.). Zu Schlechtriem(en) und Schlichtherle, in denen die alte Bedeutung 'gerade, glatt' erhalten ist, s. bei K. 163 bzw. bei K. 291. Dritte Nebenkarte (K. 342): Typ Böse 2801 Typ Bös 1363 Typ Bösen 266 Typ Bösl 1053 Typ Bösel 876 Typ Froböse 625
Karte 342: Böse, Bös, Bösen, Bösl, Bösel, Froböse
Die Verbreitung von ÜberN zu mhd. guot 'gut, tüchtig, gütig, von vornehmem Stand u.ä.' ist unter dem Gesichtspunkt der Varianz t/th schon in konsonantismus, K.178 (Gut, Guth) dokumentiert. Sie treten hauptsächlich in Südwestdtld. auf. Die Karte dokumentiert ÜberN mit mhd. bœse, bōse, mnd. bose, bōs 'böse, schlecht u.ä.'. Sie können sich auf einen schlechten Charakter, aber auch auf unzureichende Lebensverhältnisse oder geringe Herkunft beziehen. Bei Typ Bösel kommen außer Diminutiven zu bœse mit l-Suffix auch HerkunftsN zu
868
Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Charakter, Verhaltensweisen
SiedlungsN wie Bösel (bei Oldenburg, bei Lüchow) in Betracht, darüber hinaus Patronyme zum RufN Boso mit l-Suffix. Zu Boes s.u. Auf der Karte einbezogen wird der häufige ÜberN Froböse (zu mnd. vrō 'früh') für einen früh verdorbenen Menschen. Die Abfrage (B|P)(ö|oe)h?se?l?e?i?n?|Fr(o|a?ue?|ü)h?(b|p)(ö|o?e)se?n? (≥ 5 Tokens) ergibt 31 Types/6984 Tokens: Typ Böse 5 Types/2801 Tokens: B(ö/oe)se 1849+856, P(ö/oe)se 31+45, Böhse 20. Typ Bös 4 Types/1363 Tokens: Bö(h)s 654+44, (B/P)oes 650+15. Typ Bösen 2 Types/266 Tokens: B(oe/ö)sen 180+86. Typ Bösl 5 Types/1053 Tokens: B(ö/oe)sl 832+18, P(ö/oe)sl 192+6, Böhsl 5. Typ Bösel 5 Types/876 Tokens: B(ö/oe)sel 725+61, Pösel 78; Bös(e)le 5+7. Typ Froböse 10 Types/625 Tokens: Fr(o/u)böse 415+19, Frohbös(e) 29+54, Fraubös(e) 5+39, Frob(o)ese 32+16, Früboes 9, Frobös 7. Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 4-50, entspricht 0,024,17‰. Die dichtesten Vorkommen von Typ Böse betreffen die PLZ 384 Wolfsburg mit 0,89‰/48 Tokens, 288 Syke mit 0,82‰/52 Tokens und 293 Winsen/Aller mit 0,73‰/42 Tokens. Die Varianten mit P sind v.a. im mittleren Dtld. verstreut. Typ Bös ist auffällig aufgespalten in nördl. Boes und südl. Bös. Die Grenze wird durch die Mosel gebildet, rechts des Rheins durch eine Linie Koblenz - Kassel Göttingen. Bei Typ Böse hingegen sind ö/oe vermischt. ZoDer 1968 I, 263 weist für Ostfalen nach, dass Boes durch d-Ausfall aus Bodes entstanden sein kann; dies ist Patronym im Genitiv zum RufN Bodo. Bei den Vorkommen von Boes am Niederrhein könnte auch Dehnungs-e vorliegen. Die dichtesten Vorkommen von Typ Bösen im patronymischen schwachen Genitiv betreffen die PLZ 544 Hermeskeil mit 1,78‰/58 Tokens, 543 Konz mit 0,61‰/20 Tokens, 542 Trier mit 0,56‰/22 Tokens und 666 Nonnweiler mit 0,42‰/26 Tokens; von Typ Bösl die PLZ 925 Schwarzenfeld mit 4,11‰/65 Tokens, 924 Schwandorf mit 3,75‰/ 70 Tokens, 927 Schirmitz mit 2,97‰/33 Tokens und 926 Weiden in der Oberpfalz mit 1,67‰/58 Tokens. Dabei begegnet Pösl v.a. im PLZ 925 Schwarzenfeld. Typ Bösel ist dagegen in ganz Dtld. verstreut; die größten Kreise betreffen die PLZ 063 Benndorf mit 0,91‰/36 Tokens, 675 Worms mit 0,44‰/19 Tokens, 997 Sondershausen mit 0,41‰/18 Tokens und 392 Schönebeck/Elbe mit 0,39‰/17 Tokens. Typ Froböse ist im Dreieck Hannover - Braunschweig - Hardegsen sowie bei Bielefeld konzentriert; diphtongiertes Fraubös(e) tritt verstreut nördl. einer Linie Bonn - Kassel - Berlin auf, entrundetes Frobese im Raum Sarstedt - Braunschweig.
Wesensart
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Weitere Namen: Bö(ss/ß) 114+188 und Boe(ss/ß) 21+10 sind in der Pfalz, in Südhessen und Baden-Württemberg konzentriert, mit dem hier ebenfalls konzentrierten Bös vermischt und daher am wahrscheinlichsten Varianten zu diesem. Bo(o)se 126+426, Bohs(e) 39+234 sind in der Nordhälfte von Dtld. verstreut. Hier kommen am ehesten ÜberN zu mnd. bose, bōs 'böse u.ä.' in Frage (Bose ist vereinzelt auch indischer FremdN). Bos 298 tritt zusammen mit Bo(o)sen 65+36 konzentriert am Niederrhein auf und ist wohl auch ÜberN 'böse', doch konkurrieren hier WohnstättenN zu Toponymen mit nl. bos(ch) 'Gehölz'. Boos 2777 ist in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg beheimatet und kann ÜberN zu mhd. bōse 'böse' sein, aber auch Patronym zum RufN Boso, Bosi (förstemann 1966, 329) oder ÜberN zu mhd. bōʒ 'Stoß, Schlag'. Auch HerkunftsN zum SiedlungsN Boos (bei Bad Kreuznach, bei Mayen, bei Memmingen, bei Saulgau) sind im Einzelfall denkbar, doch wäre in solchem Fall im Südwesten eher *Booser zu erwarten (vgl. Boser 131, Südhälfte Baden-Württembergs, Schwaben, Oberbayern). Böser 385 (Nest im Raum Bruchsal), Boeser 32 (Raum Mönchengladbach - Köln) kann stark flektierter ÜberN zu 'böse' sein oder Ableitung zu mhd. bōʒen 'schlagen, klopfen; Kegel spielen', vgl. im Westmd. beheimatetes B(ö/oe)sser 119+31. Bosl 130 (Niederbayern) schließt unmittelbar südl. an das Gebiet von Bösl an und kann wie dieses Diminutiv zu mhd. bœse, bōse oder zum RufN Boso sein; ebenso Bosle 64 (Pfalz) und Bosel 27 (Saarland). Besel 90 (südwestl. Bayern), Besl 267 (nordöstl. daran anschließend) ist aus Bös(e)l entrundet. Dagegen sind Böske 161 (Raum Vechta), Bösken 88 (Ruhrgebiet), Böseke 16 (Nordhälfte von Dtld.), Bösecke 41 (Sachsen-Anhalt, südl. Niedersachsen), Boese(c)ke 6+20, Boeske 31 (alle verstreut) nach ZoDer 1968 I, 280 i.d.R. wie Bese(c)ke 23+167, Bäse(c)ke 6+50 und ihre Varianten (nd., östl. von Weser und Leine) Patronyme zum RufN Basilius; "daneben ist für Ostfalen in seltenen Fällen ein P[ersonen]N Boso bezeugt" (ebd.). Außer Froböse tritt mit ≥ 50 Tokens noch das Kompositum Binne(n)böse 11+23, Binneboese 3, Bimbös(e) 13+10, Bimboes(e) 3+6 auf, ÜberN im Sinne 'innerlich schlecht, verdorben'. Die Formen mit Binnen- sind im nd. Bereich verstreut, die zu Bim- kontrahierten finden sich teils im Raum Frankfurt/Main, teils im Raum Erfurt. Als Bestimmungswort tritt Bös- ≥ 50 Tokens in folgenden ÜberN auf: Böshans 55 (Pfalz), B(ö/oe)sehans 6+5 (verstreut in der Nordhälfte von Dtld.); B(ö/oe)sherz 50+1 (Pfalz, sonst verstreut); Bös(e)wetter 67+28 (Jena - Gera - Zwickau Plauen), Bö(ß/ss)wetter 11+1 (verstreut), wohl ÜberN für einen schlecht gelaunten Menschen.
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Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Charakter, Verhaltensweisen
ÜberN mit mhd. übel(e), mnd. ovel 'übel, böse, schlecht': (Ue/Ü)bel 795+181 (Südhälfte von Rheinland-Pfalz, Südhessen, Nordbayern, Südwestsachsen), Ibel 181 (Bayern; Raum Limburg/Lahn), (Ue/Ü)bele 170+106 (Raum Stuttgart Heilbronn - Göppingen), Ibele 132 (Raum Ravensburg), Uebelein 22 (Raum Nürnberg), Übelein 39 (Raum Bamberg), (Ue/Ü)belin 12+11 (Raum Lörrach Rheinfelden (Baden)), Ibl 34 (Bayern), Uebelen 4 (Bodensee); (Ue/Ü)belmann 20+12 (Raum Sonneberg - Altenkunstadt). (Ue/Ü)belhör 49+214 (verstreut in Baden-Württemberg und Westbayern, Übelhör mit Ballungszentrum im Raum Laupheim - Oberstdorf), Iblher(r) 22+1, (Ü/Ue)belherr 18+11, Ibelherr 17, Übelhor 1, Üblhör 1 (Nordhälfte Bayerns), Uibelhör 11 (Raum Bad Rappenau), Übelher 9 (Raum Gaggenau) sind "kaum je = der Schwerhörige" (BrecHenmacHer 1957-63 II, 709), sondern ÜberN eines bösartigen Herrn. (Ü/Ue)bler 189+135 (Raum Nürnberg - Amberg) und Ibler 171 (Raum Amberg - Regensburg) beruhen auf mhd. übel#re 'Übel-, Gewalttäter'. Ovel 15 (Raum Rheine), Oevel 20 (Raum Soest - Paderborn) und O(e)wel 1+1 könnten ÜberN zu mnd. ovel sein. ZoDer 1968 II, 268 erwägt auch Kürzung aus Wohnstätten- bzw. HerkunftsN wie Ovelgönne 92, O(v/b)elgönner 6+7, Uebelgünn(e) 29+18 (Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen), Wohnstätten- bzw. HerkunftsN zu entsprechenden Flur- und SiedlungsN, z.B. Oevelgönne (Hamburg; bei Neustadt (Holstein)). Auch bei Oebel(s) 188+66 (Raum Aachen - Bonn Köln) wären ÜberN im Sinne von 'übel' denkbar, doch konkurrieren Patronyme aus diminuierten Kurzformen von RufN wie Ot[bert, -brecht] (DeBraBanDere 2003, 913). ÜberN mit mnd. quāt 'böse, schlecht, falsch, zornig' sind schwer zu trennen von WohnstättenN mit mnd. quāt 'Not, Dreck, Unrat'. Ersteres kommt bei Quadejacob 10 (verstreut) und Quademechels 6 (Nordrhein-Westfalen) in Frage, bei den BerufsN Quadschmidt 1 und Quathammer 2 und bei dem ÜberN Quatvasel 4, zu mnd. vasel 'Gezücht, Nachkommenschaft', dazu wohl auch Quadfa(ß/ss) 8+2 (verstreut). Die oben genannte Konkurrenz besteht bei Quade 1125 (im ganzen nd. Raum verstreut), Quad 15 (in der Westhälfte von Dtld. verstreut), Qua(dt/th) 432+4 (Raum Köln - Bonn), Quatz 16 (nordwestl. von Magdeburg), Quaatz 17 (verstreut), Quaden 7 (Raum Aachen - Bonn), Quatmann 61 (Raum Lohne), bei den ÜberN Quad(t)flieg 355+1 (Raum Aachen - Heinsberg - Mönchengladbach), Quadvlieg 4 'böse, lästige Fliege' bzw. 'Schmeißfliege' und bei den WohnstättenN Quadbeck 41 (verstreut) und Quadstege 6 (Niederrhein). Quader 65 (Raum Celle, sonst im Nd. verstreut) ist stark flektierte Form zu quāt 'böse u.ä.', vgl. morpHologie, K. 1 (Schwarzer), K. 3 (Grosser).
Wesensart
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Zu ÜberN zu mhd. wirsic 'schlimm, übel' s. konsonantismus, K. 241 (Wirsing, Wirsching, Firsching). Vierte Nebenkarte (K. 343): Die Simplizia der ÜberN mit mhd. guot 'tüchtig, gütig, von vornehmem Stand u.ä.' sind konsonantismus, K. 178 (Gut, Guth) dokumentiert. Simplizia zu mnd. gūt, gōt 'gut' vom Typ Gud(d)(e) s. ebd., S. 393. Mit Stammvokal o finden sich ≥ 10 Tokens Go(h)de 260+145, Goden 29 (Niedersachsen, Schleswig-Holstein), Good 19 (verstreut, auch engl. FremdN), Gohdes 39 (verstreut), Godt 116 (Nest im Raum Bielefeld), Godde 83 (Nest im Raum Essen), Gott(e) 101+23 (in ganz Dtld. verstreut), Gote 78 (in West- und Süddtld. verstreut), bei denen ÜberN im Sinne von 'gut' möglich sind, aber i.d.R. Patronyme zu Kurzformen von RufN wie Gott[fried] vorliegen (s. familiennamen aus rufnamen); außerdem konkurrieren HerkunftsN zu SiedlungsN wie Gotha, Got(h)en und WohnstättenN zu mnd. gote 'Gosse, Rinne' sowie ÜberN zu mnd. gode 'Taufpate'. Als ÜberN 'gut' kommen wegen ihrer Lage im hd. Raum nicht in Frage: Goth 668 (Nest in/um Ansbach), Gothe 559 (Raum Osterode - Leipzig - Bebra, sonst verstreut), God 70 (Nest nördl. von Freiburg i.Br.). Im Folgenden geht es um ÜberN-Komposita mit dem Bestimmungswort Gut-, sofern sie sich auf die Wesensart des ersten Namenträgers beziehen können. Die Karte gilt dem Fall Gutmann, der nach DuDen famn 2005, 299 ÜberN zu mhd. guotmann 'unbescholtener Mann, Ehrenmann' ist. Doch besitzt das mhd. Wort wie auch mnd. gūde-, gōdeman auch spezifische Bedeutungen von 'freier, ritterbürtiger Mann' über 'Lehnsmann' bis 'zuverlässige Person, deren Urteil in Rechtsangelegenheiten zugezogen wird'. Der FamN kann auch Patronym zu RufN mit dem Namenglied ahd. got, altsächs. god 'Gott' sein, das sich schon früh mit ahd. guot, altsächs. gōd 'gut' und germ. *gauta- 'Gote' mischt (s. familiennamen aus rufnamen). Gütermann ist nach DuDen famn 2005, 299 Variante von Gutermann 'unbescholtener Mann'. Auf der Karte werden der nd. Typ Goth- und die Nester Guder- und Gütermann eigens ausgewiesen, die übrigen Namen zu Typ Gutmann zusammengefasst. Die Abfrage G(ue?|ü|oo?)h?(dt?|tt?h?)e?r?n?mann?s? (≥ 5 Tokens) ergibt 25 Types/4783 Tokens. Als einschlägig werden kartiert: Typ Gutmann 7 Types/3759 Tokens: Gutman(n) 41+2428, Gutt(er)mann 540+38, Guthmann 488, Gute(r)mann 36+188. Typ Gothmann 5 Types/183 Tokens: Gothmann(s) 91+6, God(e)mann 11+68, Godtmann 7. Typ Gudermann 2 Types/109 Tokens: Gude(r)mann 14+95. Typ Gütermann 2 Types/136 Tokens: Güt(h)ermann 121+15.
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Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Charakter, Verhaltensweisen
Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 4-45, entspricht 0,011,92‰. Typ Gutmann 3759 Typ Gothmann 183 Typ Gudermann 109 Typ Gütermann 136
* Karte 343: Gutmann, Gothmann, Gudermann, Gütermann
Der Asterisk bei Freiburg i.Br. betrifft den PLZ 792 Breisach am Rhein mit 4,05‰/ 238 Tokens für Typ Gutmann und 0,19‰/11 Tokens für Typ Gütermann, um die übrigen Kreise besser hervortreten zu lassen. Gutmann ballt sich im südwestl. Baden-Württemberg, Guthmann in den Räumen Mainz, Karlsruhe, Gunzenhausen - Nürnberg - Bayreuth, ansonsten sind beide FamN in der Südhälfte von Dtld. verstreut. Guttmann ist verstreut in ganz Dtld., v.a. im Norden, und war vor 1945 auch in West- und Ostpreußen beheimatet (gen-evolu.de, 09.11.15), Gutermann häuft sich in den Räumen Mühlhausen, Gelnhausen und Biberach an der Riß, Gutemann bildet ein Nest im Raum Meersburg am Bodensee. Bei Typ Gothmann findet sich Gothmann v.a. im Raum Hamburg - Lübeck - Boizenburg, Gothmanns und God(t)mann in Nordrhein-Westfalen, Godemann im Nd. verstreut. Gudermann bildet ein Nest im PLZ 595 Lippstadt und ist mit Gude-
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mann in Westfalen verstreut. Gütermann ballt sich im Raum Ludwigshafen - Bad Bergzabern und nördl. von Freiburg i.Br. Weitere ÜberN mit mhd. guot, mnd. gūt, gōt 'gut' ≥ 50 Tokens, die sich auf die Wesensart des ersten Namenträgers beziehen oder beziehen können: Gutberlet 573, Gutperl 18 (beide konzentriert im Raum Fulda - Bad Hersfeld), Gutberlett 23, Gutperlet 6 (beide verstreut), Gutperle 48 (Viernheim), zur RufN-Kurzform Berlet (< Berthold), s. familiennamen aus rufnamen. Zu Gutfreund und Gutgesell s. bei K. 356 und bei K. 357. Mit Kurzformen des RufN Johannes zusammengesetzt sind Guderja(h)n 44+141, Guderian 241, Godejahn 11, Godian 6, Gudjan 8 (alle im Nd. verstreut), Gudrian 52 (Nordrhein-Westfalen), Gudian 17 (in ganz Dtld. verstreut) und Goedejohann 6 (Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen). Gut- 709 (Südwestdtld. und nd. Raum), Gu(th/tt)- 24+13 (verstreut), Go(o)d29+9, Go(dt/th)knecht 2+6 (alle östl. Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern) beziehen sich i.d.R. auf ritterbürtige junge Männer oder tüchtige Knappen (BrecHenmacHer 1957-63 I, 619), doch mhd. guot knecht "dient auch als allg. lob für einen biedermann u. ehrenmann" lexer I, 1644). Gute(n)- 520+71, Guttenkunst 5 (Nest im Raum Renchen - Nagold, verstreut in Baden-Württemberg), nach DuDen famn 2005, 298 ÜberN zu mhd. kunst 'Kenntnis, Geschicklichkeit' für einen geschickten Menschen, ist eher Metronym 'Kunst (< Konstantin), Sohn der Guta', da der Genitiv Guten- die ursprüngliche Schreibweise ist (BrecHenmacHer 1957-63 I, 615). Zu Gutleber, Gutleben, wohl ÜberN des Genussfreudigen, s. morpHologie, bei K. 333 (Senft-, Wohl-, Schön-, Keuerleben). Got(t)mann 7+365 tritt einerseits in den Räumen Hamm (Westfalen), Hagen und Bad Arolsen auf, andererseits im Odenwald, im Kraichgau und in Nordbaden. Hier sind es Patronyme zu Kurzformen von RufN wie Gott[fried] (s. familiennamen aus rufnamen), bei den nd. Vorkommen sind auch ÜberN 'gut' denkbar. Gut(h)ermuth 380+4 (Nest Raum Fulda, häufig in Südhessen, sonst verstreut), Gudermuth 9 (verstreut) ist ÜberN "für einen stets zuversichtlich gestimmten Menschen" (DuDen famn 2005, 299); nach BrecHenmacHer 1957-63 I, 616 weisen "die älteren Belege […] den starken Genetiv auf": Gut(h)smuths 30+10 (verstreut) 'guten Mutes'. Gutzeit 1246 (in ganz Dtld. verstreut, v.a. im Norden; vor 1945 in Ostpreußen konzentriert, gen-evolu.de, 17.02.15), Guttzeit 149 (in ganz Dtld. verstreut, v.a. mittleres Dtld.), Gutezeit 12 (Nordosten von Dtld.), ist nach DuDen famn 2005, 299 ÜberN zu gut + Zeit "vermutlich für einen fröhlichen, lebenslustigen Men-
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Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Charakter, Verhaltensweisen
schen", nach ZoDer 1968 I, 640 für den Behäbigen, der sich Zeit nimmt. Offen bleibt, ob evtl. balt. FamN hereinspielen. Von mhd. biderbe, mnd. bederve 'tüchtig, rechtschaffen, angesehen', biderman 'unbescholtener Mann' abgeleitet sind die mhd. FamN Biedermann 2424 (BadenWürttemberg, Bayern, Thüringen, Sachsen), Bidermann 32 (Raum Stuttgart Freudenstadt), Biddermann 19 (verstreut), außerdem Bieder 451 (in ganz Dtld. verstreut; vor 1945 östl. von Oder und Neiße häufig, gen-evolu.de, 17.02.15), mit Antritt von -t Biedert 56 (Raum Worms), mit -er-Suffix Biederer 188 (Bayern, Nest in/um Regensburg). Fünfte Nebenkarte (K. 344): Typ Wohlgemuth 2013 Typ Wohlmuth 225 Typ Wollmuth 75
Karte 344: Wohlgemuth, Wohlmuth, Wollmuth
Dokumentiert werden ÜberN zu mhd. wolgemuot, mnd. wolgemōt 'wohlgesinnt, edel'. Einbezogen werden Komposita mit dem Bestimmungswort mhd. wol, mnd.
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wol, wal 'wohl, gut u.ä.' und mit dem Grundwort mhd. muot, mnd. mōt, mūt 'Sinn, Gesinnung, Gemütszustand u.ä.'. Die Abfrage W(oo?|aa?)h?ll?(ge)?m(u|o)th?s? ergibt 10 Types/2313 Tokens: Typ Wohlgemuth 2013: Wohlgemut(h) 50+1956, Wolgemut(h) 3+4. Typ Wohlmuth 225: Wohlmut(h) 12+213. Typ Wollmuth 75: Wol(l)muth 7+50, Wal(l)muth 2+16. Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 3-50, entspricht 0,011,47‰. Die dichtesten Vorkommen von Typ Wohlgemuth betreffen die PLZ 094 Annaberg-Buchholz mit 1,47‰/63 Tokens und 753 Calw mit 0,84‰/35 Tokens, von Typ Wohlmuth die PLZ 864 Zusmarshausen mit 0,38‰/17 Tokens, 836 Dietramszell mit 0,35‰/13 Tokens und 822 Fürstenfeldbruck mit 0,30‰/18 Tokens sowie von Typ Wollmuth den PLZ 170 Neubrandenburg mit 0,35‰/12 Tokens. Weitere Namen: Auf die Wesensart bezieht sich das Bestimmungswort Wo(h)l'gut' in ÜberN ≥ 50 Tokens nur noch bei Wohlleben (s. morpHologie, K. 333 (Senft-, Wohl-, Schön-, Keuerleben)) und bei Wohlgezogen 66 (verstreut, etwas häufiger in Thüringen), Wolzogen 1, Wolzonn 1, zu mhd. wol gezogen 'gut erzogen'. Zu Waltemathe, Woltemate s. morpHologie, K. 337. Fälle wie Wohlfahrt (s. morpHologie, K. 286 (Wohlfahrt, Seyfarth, [Mey]farth)), Wohlrath 137 (Raum Kronach, vgl. Wolfrath 146, Nest im Raum Weiden in der Oberpfalz), Wohlfrom(m) 48+89 (verstreut, häufiger in Baden-Württemberg und NordrheinWestfalen), Wolfrom(m) 63+4 (verstreut in Süd- und Mitteldtld.) sind volksetymologisch umgedeutete Patronyme zu den RufN Wolfhart, Wolfrat und Wolfram. Zu FamN mit -wohl s. morpHologie, bei K. 334 (Grathwohl u.a.). Auf die Wesensart bezieht sich (sicher oder möglicherweise) das Grundwort -mut(h) 'Gesinnung o.ä.' in folgenden ÜberN ≥ 50 Tokens: Bormuth 174 (Nest PLZ 646 Odenwald), wohl ÜberN zu mhd. bōr 'Trotz, Empörung'. Demut(h) 1610+27 (in ganz Dtld. verstreut, selten in Bayern und MecklenburgVorpommern), ÜberN zu mhd. diemüete, diemuot, mnd. dēmōt 'Demut, Milde, Bescheidenheit'. Konkurrenz besteht mit Metronymen zum RufN Demut, Diemut (< Dietmuot), s. familiennamen aus rufnamen. Dommermuth 270, Dum(m)ermuth 1+6 (Koblenz, Montabaur, von da rheinabwärts bis zur Ruhr; einige Vorkommen in Hamburg, Holstein), ÜberN zu mhd. tumb 'einfältig, dumm'. Freimut(h) 46+968 (konzentriert im Raum Eltville, in der Oberpfalz, zusammen mit Freymuth 192 im Raum Bielefeld - Minden und in Ostfriesland; Freymuth
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Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Charakter, Verhaltensweisen
auch häufig im Raum Papenburg), Freiermuth 90 (Pfalz, besonders Raum BadDürkheim), Freyermuth 49 (Saarland, Nest im Raum Saarlouis), Fremut(h) 38+5 (Raum Nürnberg, ansonsten v.a. im süddt. Raum verstreut), Fri(e)muth 1+19, Frymuth 2, Friemoth 2 (alle Westfalen, Niedersachsen, Hamburg), ÜberN im Sinne 'freimütig, standhaft, edel'. Frischmut(h) 2+383 (im Nd. verstreut; auch Raum Erfurt), Frischkemuth 42 (Raum Kropp - Bremerhaven - Hemmoor), Frischgemut 2, ÜberN für beherzte, unternehmungslustige Menschen. Gringmuth 110 (Raum Köln - Essen; sonst verstreut), Ringermuth 8 (verstreut) zu mhd., mnd. (ge)ringe 'klein, gering', ist ÜberN des Kleinmütigen. Zu Gutermuth s. bei der vierten Nebenkarte. Hochmuth 1132 (konzentriert in Südwestsachsen, in den Räumen Regensburg und München, sonst überall verstreut), Homuth 415 (v.a. Norddtld.), Hohmut(h) 4+212 (westl. Sachsen, Nordrhein-Westfalen), Homoth 12 (verstreut in Norddtld.), ÜberN zu mhd. hochmuot, mnd. homōt, ursprünglich 'hohe, edle Gesinnung', im späten MA meist schon negativ 'Übermut, Hochmut'. Lachmuth 118 (v.a. Westfalen), ÜberN für einen fröhlichen Menschen, oder auch weiterentwickelt aus Lachmund (s. bei K. 316). Niemuth 80 (in ganz Dtld. verstreut), nach ZoDer 1968 II, 224 vielleicht ÜberN 'neuer Mut'. Reichmuth 184 (v.a. Raum Bad Freienwalde - Erfurt - Wilthen) ist am ehesten Patronym zum RufN R(e)ichmut (s. familiennamen aus rufnamen). Doch sind ÜberN-Komposita mit mhd. rīche 'vornehm, edel' und mhd. muot nicht auszuschließen. Rein(e)muth 277+89 (konzentriert im Dreieck Mannheim - Mosbach - Karlsruhe), assimiliert Reimuth 80 (Nest im Raum Eschwege) sind i.d.R. Patronyme zum RufN Reinmut (s. familiennamen aus rufnamen), doch sind ÜberN 'von reiner, edler Gesinnung' nicht auszuschließen. Süßmuth 243, Süs(s)muth 1+36, Suessmuth 5, Sismuth 4 (Räume Stuttgart, Duisburg, Salzgitter, sonst verstreut) ist ÜberN 'von liebenswerter Gesinnung'. naumann 2005, 264 (u.a.) erwägt als Konkurrenzen Patronyme zum RufN Sigismund oder Varianten zu Süßmund (s. bei K. 316). Unmuth 93 (im südl. Württemberg konzentriert) ist ÜberN zu mhd. unmuot 'Missmut, Zorn'. Wendelmuth 139 (Thüringen), Wendemuth 95 (Nordwestdtld., Sachsen-Anhalt, Thüringen), Wennemuth 48 (Raum Eschwege), Wengemuth 16 (Raum Sangershausen), Windemut(h) 16+89, Winnemuth 19 (alle Raum Eschwege - Kassel Göttingen, sonst in Westfalen und Niedersachsen verstreut) sind nach DuDen famn 2005, 712 (bezüglich Wendelmuth) ÜberN zu mhd. wandel-, wendelmuot
Wesensart
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'Unbeständigkeit, Wankelmut'; vgl. Wankelmuth 21 (verstreut in Südwest- und Westmitteldtld.). Doch könnten Metronyme zum RufN Wendilmod, Windilmod (förstemann 1966, 1529) konkurrieren (s. BaHloW 2005, 554 unter Wendelken). Wildermuth 377 (konzentriert im Raum Marbach/Neckar, verstreut in Württemberg) ist ÜberN für einen ungestümen Menschen. Sechste Nebenkarte (K. 345): Dokumentiert werden die häufigsten ÜberN mit dem Präfix Un-. Sie beziehen sich meist negativ (Unruh), teils auch positiv (Unverzagt) auf die Wesensart des Menschen. Fälle, die auch körperliche Aspekte betreffen können (Ungeheuer, Ungelenk), sind mit einbezogen. Kartiert werden alle Fälle ≥ 200 Tokens, sofern ihre Verbreitung räumlich eingeschränkt ist. Weitere Fälle werden im Text besprochen. Die kartierten ÜberN sind: Unruh, zu mhd. unruo(we), mnd. unro(u)we 'Unruhe', mhd. ungeruowic 'unruhig'; Unglaub, zu mhd. ungeloube 'Un-, Aberglaube; ungläubig, abergläubisch' für misstrauische oder abergläubische Menschen; Unrath, zu mhd., mnd. unrāt 'Ratlosigkeit; Unheil u.ä.' für hilflose Menschen (vielleicht auch für Unheilstifter); Unfried, zu mhd. unvride 'Unfriede, Unruhe' für unruhige oder aggressive Personen; Ungefug, zu mhd. ungev(uo/üe)ge, unvuoc 'grob, unhöflich'; Unbehaun, zu mhd. unbehouwen 'grob, unhöflich' (Dass hier WohnstättenN etwa im Sinne 'bei/in der unbehauenen Blockhütte' (ZoDer 1968 II, 765) konkurrieren, wird nahegelegt durch entsprechende, auf der Karte nicht einbezogene FamN wie Unbehau 53 (im Md. verstreut), Umbehaue 6 (Ruhrgebiet), Unbehauer 6 (verstreut). ZoDer (ebd.) belegt auch Gleichungen wie Hannese Unvorhowene 1344 = Hannes Unbehowens Erbe 1349 Braunschweig, s. unten Unverhaue); Ungethüm, zu spätmhd. ungetüem(e) (Substantiv und Adjektiv), das sich auf einen monströsen Körper oder Charakter beziehen kann; Unglert 217, zu mhd. ungelēret 'ununterrichtet', kann sich auf den Mangel von Schulbildung, aber auch von Intelligenz beziehen; der FamN tritt im Allgäu im gleichen Raum wie Unsinn auf; Unsinn, zu mhd. unsin(ne) 'Unverstand, Torheit' für törichte Personen. Es fällt auf, dass nicht nur die kartierten Typen Unglaub, Unbehauen, Ungethüm und Unsinn, sondern auch die unten im Text besprochenen Typen Ungelenk und Unrein alle im Raum Ostthüringen, Südwestsachsen und Nordostbayern konzentriert sind. Die Abfrage Un(g?e?ra?uh?e?n?|ge?laube?n?|ra(dt?|th?)|frie?de?n?|g?e?fu. *|geth?(ü|ue?)m|ge?l(ee?|aa?)h?r(dt?|th?)|behaue?n|sinn?) (≥ 5 Tokens) ergibt 29 Types/4975 Tokens: Typ Unruh 8 Types/2103 Tokens: Unruh(e) 1414+62, Unr(a)u 21+368, Ungru(h)e 15+103, Ungru(h/n) 100+20. Typ Unglaub 3 Types/690 Tokens: Unglaub(e) 424+254, Unglauben 12.
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Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Charakter, Verhaltensweisen
Typ Unrath 1 Type/383 Tokens: Unrath. Typ Unfried 1 Type/350 Tokens: Unfried. Typ Ungefug 5 Types/341 Tokens: Ungefu(g/k) 221+11, Unfug 66, Ungefu(ch/g)t 35+8. Typ Unbehauen 2 Types/340 Tokens: Unbehau(e)n 267+73. Typ Ungethüm 3 Types/289 Tokens: Unget(h)üm 5+278, Ungethuem 6. Typ Unglert 4 Types/246 Tokens: Ungle(h)rt 217+5, Ungele(h)rt 13+11. Typ Unsinn 2 Types/233 Tokens: Unsin(n) 98+135. Typ Unruh 2103 Typ Unglaub 690 Typ Unrath 383 Typ Unfried 350 Typ Ungefug 341 Typ Unbehauen 340 Typ Ungethüm 289 Typ Unglert 246 Typ Unsinn 233
Karte 345: Unruh, Unglaub, Unrath, Unfried, Ungefug, Unbehauen, Ungethüm, Unglert, Unsinn
Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 4-50, entspricht 0,012,96‰. Von Typ Unruh bilden Ungruh(e), Ungrue und Ungrun (patronymischer schwacher Genitiv) ein Nest im Raum Rheine, Unruhe ein Nest im Raum Bad Driburg, Unru ist in Nordwestdtld. verstreut, und diphthongiertes Unrau findet sich in
Wesensart
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Westfalen und Schleswig-Holstein. Unglaub ist im Dreieck Plauen - Markredwitz - Bayreuth konzentriert, Unglaube im nördl. Dtld. verstreut. Unrath begegnet am dichtesten in den PLZ 695 Hemsbach (1,13‰/15 Tokens) und 736 Schorndorf (0,71‰/32 Tokens). Unfried findet sich v.a. in Bayern und BadenWürttemberg verstreut. Bei Typ Ungefug bildet Ungefug ein Nest im PLZ 776 Offenburg (0,58‰/19 Tokens) und ist sonst wie alle anderen Varianten verstreut. Unbehaun herrscht in Thüringen mit Nest im PLZ 074 Rudolstadt (2,03‰/37 Tokens), während Unbehauen sich zwischen Stuttgart und Nürnberg ballt. Die dichtesten Vorkommen von Typ Ungethüm finden sich im PLZ 081 Zwickau (1,63‰/32 Tokens; vgl. HellfritZscH 2007a, K. 26). Typ Unglert ist im Dreieck Augsburg - Kempten - Memmingen konzentriert. Bei Unsin(n) begegnen beide Varianten in Thüringen (PLZ 074 Rudolstadt mit 0,87‰/16 Tokens) und in Bayerisch-Schwaben (PLZ 876 Marktoberdorf mit 0,84‰/44 Tokens). Weitere Namen ≥ 100 Tokens: Unertl 103 (Raum Pocking - Vilshofen - Passau), Diminutiv zu mhd. unart 'schlechte Abstammung, schlechte Art'; Ungeheuer 170 (konzentriert im Raum Frankfurt/Main - Eppstein - Schmitten), zu mhd. ungehiure 'schrecklich u.ä.; Ungeheuer'; Ungelenk(e) 93+3, Unglenk 5 (v.a. Thüringen, sonst in ganz Dtld. verstreut), zu mhd. ungelenke 'ungelenk, unbiegsam' für schwerfällige Menschen; Ungemach 286 (verstreut in der Westhälfte von Dtld.), zu mhd. ungemach 'ungestüm, unfreundlich, lästig u.ä.'; Ungerechts 82 (Raum Mönchengladbach - Viersen), Ungerecht 19 (Raum Fulda - Meiningen), Ungericht 52 (Nest im Raum Nagold), zu mhd. ungereht 'ungerecht, schlecht u.ä.', ungericht 'Unrecht, Vergehen'; Un(h)old 131+3 (Nest in den Räumen Ludwigshafen/Rhein und Kaiserslautern, sonst im Südwesten verstreut), nach BrecHenmacHer 1957-63 II, 719 Patronym zum RufN Hunold < Hunwald, was BaHloW 2005, 529 in Frage stellt, ohne eine Alternative vorzuschlagen; möglich wäre auch ÜberN zu mhd. unholt 'feindlich', unholde 'Unhold, Feind, Teufel'; Unrein 201 (v.a. Thüringen, sonst verstreut), zu mhd. unrein 'unrein, böse, treulos, unkeusch'; zu Unseld s. bei K. 383; Untie(d)t 60+257 (Schleswig-Holstein; nordwestl. Niedersachsen, Westfalen), zu mnd. untīd, untīt 'Unzeit, Last', ÜberN für den zur Unzeit kommenden oder den, der schlechte Zeiten durchmacht; auch WohnstättenN ist möglich (BrecHenmacHer 1957-63 II, 721 verweist auf einen westfäl. HofN ton Untiedt bei Steinfurt); hd. Entsprechung ist Unzeitig 139 (in Ostfalen, Hessen, Baden-Württemberg und Bayern verstreut); Un(v/f)erdorben 146+3, Unverdorm 5 (Nester in den Räumen Augsburg bzw. Platting - Osterhofen); Unverfehrt 71, Unverfert(h) 4+54, Unverwert(h) 1+10, Unverfähr(t) 1+6, Unferfert(h) 6+1 (verstreut in der Nordhälfte von Dtld. mit Nest im Raum Osna-
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Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Charakter, Verhaltensweisen
brück), zu mnd. unvorvēr(e)t 'unerschrocken'; Unverhau(n) 124+3 (konzentriert im Dreieck Bad Harzburg - Braunschweig - Helmstedt), zu mhd. unverhouwen 'unverletzt; ungehindert', s.o. Unbehaun; Un(v/f)erricht 265+6 (verstreut v.a. in der Nordhälfte von Dtld.), Unvericht 28, Unfricht 33, Unver(r)ich 3+2 (RheinMain-Neckar-Raum), Unfericht 3, zu mhd. unverriht(et) 'nicht richtig bearbeitet, ungeordnet' für einen unordentlichen Menschen; Unverzagt 390 (verstreut v.a. in Rheinland-Pfalz, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Südniedersachsen), zu mhd. unverzaget 'mutig; ausdauernd'. Siebte Nebenkarte (K. 346): FamN zu mhd. griu(we)lich, mnd. grūwelik 'Schrecken erregend, furchtbar, grauenvoll, grausam' sind in morpHologie, K. 75 (Greulich u.a.) dokumentiert. Sie finden sich v.a. im Westmd. Die folgende Karte ergänzt das Bild um ÜberN zu mhd. (obd.) griuwel (md. grūwel), mnd. grūwel 'Schrecken, Grauen, Gräuel', mnd. grūwel 'Grauen, Furcht' für einen Furcht einflößenden Menschen. Bei Typ Graul konkurrieren HerkunftsN zu SiedlungsN wie Graul bei Schwarzenberg (Erzgebirge) oder Grauel (Schleswig-Holstein), bei Typ Gruhl ÜberN zu mhd. grüllen, grullen 'spotten' oder zu frühnhd. grull 'eine Pelzart' (I. neumann 1981, 61), bei den (wenigen) württembergischen Vorkommen von Gruel HerkunftsN zum SiedlungsN Gruol bei Hechingen (diese lauten aber i.d.R. Gru(h)ler 127+152, Nest im Raum Rottweil), bei Greuel zum SiedlungsN Greuel bei Bergisch-Gladbach. Bei allen Typen mit Diphthong als Stammvokal ist nach gottscHalD 2006, 219 Konkurrenz möglich mit Namen zu mhd. grā 'grau(haarig)' mit l-Diminutivsuffix. Sie können direkt als ÜberN entstanden sein, aber auch als Patronyme, da ein entsprechender RufN Gravilo seit dem 8. Jh. bezeugt ist (förstemann 1966, 667; nieD 1933, 60). Das würde das auslautende -e bei Greule erklären, doch kann es auch auf diminuierte ÜberN wie Gruweli, Grüwilin zurückgehen, wofür der FamN Greulein spricht. Zu Konkurrenzen mit Berufs- oder ÜberN zu mhd. kröuwel s.u. Auf der Karte werden die Namen nach dem Stammvokal sortiert. Die Abfrage Gr(a?e?uu?|äu|eu|(e|a)(i|y))h?w?e?ll?e?i?n? ergibt 27 Types/3832 Tokens: Typ Graul 4 Types/1351 Tokens: Grau(e)l 878+384, Graul(e/i) 67+22. Typ Gruhl 9 Types/985 Tokens: Gruhl(e) 423+264, Gruel(l) 237+6, Grul(l) 1+46, Gruele 6, Gruwel(l) 1+1. Typ Greuel 7 Types/783 Tokens: Greuel(l) 398+5, Greul(l) 237+4, Greule(in) 128+3, Gräul 8. Typ Greil 7 Types/713 Tokens: Greil(e) 636+2, Grail 53, Grail(l)e 18+1, Greyl 2, Grayel 1.
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Wesensart
Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 3-50, entspricht 0,011,74‰. Typ Graul 1351 Typ Gruhl 985 Typ Greuel 783 Typ Greil 713
Karte 346: Graul, Gruhl, Greuel, Greil
Von Typ Graul findet sich Graul hauptsächlich im Raum Braunschweig - Lutherstadt Wittenberg - Saalfeld/Saale, Grauel im md. Raum verstreut mit Nestern in den Räumen Bad Soden-Salmünster und Bad Berleburg, Grauli im Raum Karlsruhe - Eppingen, und Graule bildet ein Nest im Raum Aalen. Von Typ Gruhl findet sich Gruhl zwischen Döbeln, Görlitz und Pirna, Gruhle zwischen Leipzig, Riesa und Chemnitz, Gruel insbesondere in der Nordhälfte von Dtld. verstreut sowie südl. von Stuttgart, Grull in ganz Dtld. verstreut. Von Typ Greuel findet sich Greuel konzentriert im Raum Aachen - Bonn - Bad Münstereifel, Greul in Süddtld. verstreut, und Greule bildet ein Nest im Raum Calw. Von Typ Greil ballt sich Greil hauptsächlich in den PLZ 934 Furth im Wald (1,74‰/64 Tokens), 942 Bayerisch Eisenstein (1,31‰/35 Tokens) und 945 Wallersdorf (0,74‰/25 Tokens), Grail ist in Süddtld. verstreut und Graile im Raum Krumbach (Schwaben) konzentriert.
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Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Charakter, Verhaltensweisen
Weitere Namen: Mit K anlautende Entsprechungen können gelegentlich durch Verhärtung aus G entstanden sein, i.d.R. aber handelt es sich um Berufs- oder ÜberN zu mhd. kröuwel, mnd. krouwel, krauwel 'Gabel mit hakenförmigen Spitzen'. Umgekehrt könnten FamN mit G im Einzelfall auch aus K lenisiert sein. Die Verbreitungsbilder decken sich nicht bei Krau(e)l 239+260 (nd. Raum), Kruel 72 (Nest im Raum Detmold), Kreul 227 (Nest im Raum Bottrop), Krail 61 (Nest im Raum Pforzheim); sie überschneiden sich aber bei Kreuel 26 (Nest südwestl. von Köln), Kreil 401 (in Bayern konzentriert) und Kr(ei/ai)le 81+12 (in Mainfranken massiert). Gre(i/u)ling 240+166 sind in ganz Dtld. verstreut und daher schwer zu deuten; patronymische Ableitung von den oben behandelten Fällen ist denkbar. Greilinger 70 (Ober- und Niederbayern) hingegen ist HerkunftsN zum SiedlungsN Greiling bei Bad Tölz. Aus mhd. vreise 'grausam, schrecklich; Schrecken, Gefahr' können im hd. Raum ÜberN wie Frei(s/ss/ß)(e) entstanden sein; die FamN finden sich aber überwiegend im nd. Raum, wo es HerkunftsN 'der Friese' sind, s. Herkunfts- und WoHnstättennamen, S. 44f. zu einzelnen Fällen mit ei. Eindeutige ÜberN sind: Frais(s) 57+11, Frays 15 (Hessen), Freißlich 7 (südl. Thüringen), das Diminutiv Frei(s/ß)l 44+11 (Oberbayern) und das Substantiv Freis(s)ler 107+19, Freißler 35 (südl. Hessen, nördl. Baden-Württemberg, Bayern), vgl. mhd. vreiser 'Wüterich'. Als ÜberN zu mhd. grimme, grim, mnd. grim 'grimmig, schrecklich, wild' kommen in Frage: Grimm 13534 (Rang 126 der häufigsten FamN in Dtld.; in ganz Dtld. verbreitet, südl. einer Linie Mainz - Erfurt - Dresden häufiger als nördl. davon, selten in Rheinland-Pfalz, Nordhessen, Nordrhein-Westfalen und Vorpommern); Grim 100 (Saarland, Pfalz, Südhessen), Grimme 798 (konzentriert in Niedersachsen und Hamburg), Grimmen 15 im patronymischen Genitiv (Raum Aachen), Grimmig 168 (Nest in Oberkirch, sonst wie Grimmich 5 verstreut). Es konkurrieren Patronyme aus Kurzformen von RufN wie Grim[oald], ferner HerkunftsN zu SiedlungsN wie Grimm(e), Grimma, Grimmen sowie WohnstättenN zum FlurN Grim(m) (ZoDer 1968 I, 617). Letzteres gilt v.a. für Grimmer 1037 (v.a. Südhälfte von Dtld.); im Einzelfall ist hier patronymische Ableitung von Grimm(e) mit Suffix -er oder stark flektierter ÜberN zu mhd. grim(me) denkbar. Grimsehl 102 (Bremen), Grimsel(l) 36+1 (Raum Hildesheim) ist ÜberN 'grimmiger Geselle'. ÜberN zu mhd. grū(we)sam 'Schrecken erregend', mhd. grūs 'Schreckbild, Grausen' sind Grausam (s. morpHologie, K. 80) und Graus(s) 219+6 (v.a. Saarland, sonst im Südwesten verstreut).
Wesensart
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FamN zu mhd., mnd. wilde, wilt 'wild, untreu, fremd, unheimlich u.ä.' sind in Vokalismus, K. 339 (Wilde, Wild) dokumentiert. Zu ergänzen ist Wilden 662 im patronymischen Genitiv, entweder zu ÜberN vom Typ Wild(e) oder zu Patronymen aus der RufN-Kurzform Wilto. Der FamN ist im Dreieck Aachen - Köln Simmerath konzentriert. Zu Wildermuth s. bei der fünften Nebenkarte. Zu FamN mit mnd. wrēt, wrede 'böse, heftig, wild' s. konsonantismus, K. 345 (Wrede, Wried u.a.). 5. Historische Sondierung Hauptkarte und erste Nebenkarte. Niederdt.: Sûre 1293, 1309; Sote 1325, 1330/49 Ba 1972, 454, 486. Lübeck: sote 1316-38 re 100. Altes Ld.: Sure 1524, 1535, Suer 1600, Suhr 1600-1864, Suhren 1640, 1696, Sur, Suren 1640, Snr [sic] 1651, Suhre 1696 (laut Bo alle zu mnd. suder 'südwärts gerichtet' für jemanden, der nach Süden wohnt) Bo 1927, 232f. Harb.: Suhr 1737 (WohnstättenN für den im Süden Wohnenden) ri 186, 241. Barth: Zure 1475 mü 86. Greifsw.: Suren 1409 nü 73. Pommern: Sure 1286 Ba 1982, 88. Riga: Sure, Zure 1337-1413; Sote, Zote, Zute 1383 fey 222. Coesfeld: de Suer 1491, de Sur 1504, Suer 1517-1599, Suren 1540; Sote 1497, 1500 ke 300, 335, 376, 450. Hattingen: Sure 1388/89, Suyr 1475, Saur 1619 Je 88. Ostfalen: Suder 1333, Sure 1353, 1417, Sǔren 1397/98, Sur 1430, Zure 1480, Süyr 1500, Suren 1537, Suere, Suhre 1561, Suer 1585, Saur 1592, Sawr 1605, Sauer 1628, Suer 1689, Suers 1725 (laut Zo alle auch WohnstättenN zu ÖrtlichkeitsN mit mnd. su(de)r 'südl.' möglich); Soten = Sute = SGten 1330/49, Sote 1330/49, Zote 1401 = Sothen 1433, Sote 1453, Zoute 1454, Soitten 1486, Szothe 1498, Soth 1522, Söten 1585, Sotth 1608, Sohten 1624, Seuten 1654, Soyten 1671, Söiten 1689 (evtl. alle auch HerkunftsN zu SiedlungsN Süss, Süs, Süßen) Zo II 478, 603, 699, 703. Bonn: Soyte 1366, Soutte 1368, Soete 1389, Soys 1411, Zoete nach 1411 Bi 348. Limb.: SGre (Sure) 1331, Sure 1356, 1361; Süß 1247, 1461, Suz 1349, Suicz nach 1355 scHö 132. Wetzlar: Suren 1293 Heg 118. Gießen: Sawer 1508, Sauer, Saur 1577 (können laut le alle auch indir. BerufsN für den Schweinehirten sein) le 117. Arnsb.: Sure 1356, 1368, Süers (Gen.) 1491; Suze 1233, Suse 1340, Sus 1354, süsen, Suessen 1491 (alle laut mul auch ÜberN zu mhd. sūs 'sausen, brausen' für einen lauten, sich geräuschvoll bewegenden Menschen) mul 228. Grünberg: Sure 1330, 1334 kn 55. Hüttenb. Ld.: Sauer 1568-1891 Wo 77. Friedberg: Sure 1380, 1403, Suren 1380 ar 79. Homb.: Sauer 1664-1859 se 168. Kaisersl.: Saur 1741, Sauer 1746-1800; Süß 1663-1800, Suß 1676-1712, Süßen 1695, 1697, Sußin 1702, Sußen 1702, 1746, Susen 1748, Sussin 1765, Sues 1799, Süeß 1683, Süs, Süss 1800 Br 406, 410. Vogtld.: Susße 1467, Sueß 1531, Süess 1542, Süß 1593, um 1800, Süße um 1800 He 1992, 198. Südwestsachsen: Suß 1496 He 2007, 267. Leipzig: Sawer 1498, 1499 so 149. Liegnitz: Sower 1429, Sawer 1459 Ba 1975, 114. Breslau: Zawer 13./14. Jh. rei 123. Maulbronn: Sower 1608 Hu 700. Esslingen: suren 1343, sur 1353, 1396, Surer 1362, sure 1381, súrlins (Gen.) 1396, surlerin (fem.) 1407, surer 1458, 1460 (nach Be alle evtl. auch WohnstättenN zu sur, sor 'Salzwasser, Sumpfwasser') Be 307. Freib. i.Br.: SMsse, Süss 1315 DZ 145. Oberrhein: Surer, Súrlin 12./13. Jh.; SFsse 12./13. Jh., Süsse 1300 soc
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Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Charakter, Verhaltensweisen
443. Baar: Sauer 1611, 1636; Súess 1398 ni 61. Ravensb.: Suess 1366 sa 133. Zürich: Suri 1248 Bau 321; Suri 1248, Súry 1467, 1470, Sür: 1589; SGeza 1219, SFsso 1357, SFsß 1467 scHo 162. Zug: Sura 1425-29, Suren 1432-50, Sur 1450- Ende 15. Jh., Surenn 1503, Surinen 1512; SF__in ca. 1380, SF__o, SF__en, Sú_o ca. 1425-29, SFß ca. 1435-50 fä 384386. Graubünden: Suronis 1311, Surio 1319, Sur 1333-1761, Surien (Dat.) 1334, Surge 1339, Surginen (fem., Dat.) 1342, Surgorum 1414, Suer 1626 (Letzterer laut HuB zu Schucher als BerufsN für den Schuhmacher), Zur 1640, Saur 1696, 1706, Sauer 1796; Suza (fem.) 1291, Suzze 1368, Süssen 1400, Sysen 1493, Süss 1506 HuB 721, 834, 851. Ansbach: Sues 1361-64 scHä 230. Regensb.: SFzze 1278 = SFzz 1300, SFzinne (fem.) 1313, Suzze 1317 = Suezz 1320, SFz, SGzze 1322, Zuzz 1348 ("verschrieben für Suzz?"), SFzzin (fem.) 1359 ko 2014, 95. Sudetenld.: Sauer 2. Hälfte 14. Jh., Sawer 1368, Sawr 1373, Saur 1390, Zawer 1417 scH 1957, 267; Susser 1476 scH 1973, 294. München: Saur 1392; Süß 1368 ei 377. Tirol: Sower 1312, Sauren 1356, Sauer 1573; Sieß, Suezz o.J., Su(e)ze 1312, Suezonis (Gen.) 1325, Süß 1330, 1427, Sueß 1547, Siessen 1591 fi 457, 488. Salzb.: Sueß 1606 Zi 1986, 207. Waldviertel: Saur ca. 1490; Suess(e), Süzz 1308-1499, Süeß, Suess 1490, 1499 po 131, 133, 141. Weinviertel: Sauer 1595-1829, Sauerin (fem.) 1679, 1722, Sawerer 1721, Surerin (fem.) ca. 1787 (alle laut er im Bair.-Österr. und besonders in Tirol auch indir. BerufsN für den Hersteller oder Verarbeiter saurer Stoffe wie Sauerteig, Essig etc. oder zu mhd. sū 'Sau' für den Schweinehirten) er III 761. Wien: SFzz 1403, Süssen 1425, Süss 1425, 1453 li 587.
6. Hinweise Zur Hauptkarte vgl. in Nachbarländern: Luxemburg
Frankreich
Schweiz
Österreich
Sauer
22
292
127
789
Saur
4
119
29
11
Suhr
-
76
39
4
Süß
-
-
-
230
Süss
-
234
121
223
Sueß
-
-
-
-
Suess
-
-
27
14
Daten nach: Luxemburg: Telef. 2009, lfa.uni.lu; Frankreich: Geburten 19661990, geopatronyme.com; Schweiz: Telef. 2005, verwandt.ch (je 10.11.15); Österreich: Telef. 2005, Geogen At, CD-Rom. Vokalismus, K. 389 (Wilde, Wild), K. 315 (Sauer, Saur), S. 730 (Sau(e)rer); konsonantismus, K. 178 (Gut, Guth), K. 241 (Wirsing, Wirsching, Firsching), K. 345 (Wrede); morpHologie, K. 75 (Greulich), K. 77 (Bitterlich), K. 337 (Waltemathe, Woltemate); Herkunfts- und WoHnstättennamen, K. 190 (Suhr- 'süd', Suhr'sauer', Suhr- (mehrdeutig)).
Wesensart
885
kunZe 2004a, 146f. (FamN mit Un-); BrecHenmacHer 1957-63 II, 705 (zu Süß); HellfritZscH 2007a, K. 26 (Unget(h)üm). k. Dräger
886
Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Charakter, Verhaltensweisen
Typ Kluge 7046 Typ Klug 4210 Typ Klocke 2199 Typ Klauke 1046 Typ Klauck 563
Karte 347: Kluge, Klug, Klocke, Klauke, Klauck
Klugheit, Tapferkeit, Temperament
887
3.2 Klugheit, Tapferkeit, Temperament 1. Fragestellung Dokumentiert werden häufige ÜberN, die sich auf vorhandene oder fehlende Eigenschaften wie Klugheit, Bildung, Tapferkeit, Tüchtigkeit und Lebhaftigkeit beziehen. Sie sind überwiegend von Adjektiven abgeleitet. Die Hauptkarte gilt FamN zu mhd. kluoc 'fein, zierlich; tapfer; geistig gewandt, klug, listig', mnd. klōk 'behände, gewandt; klug, listig'. Namen, die das Gegenteil meinen, werden im Text behandelt. Die erste Nebenkarte präsentiert den FamN Fromm mit seinen Varianten, zu deren Entstehungszeit bei mhd. vrum, vrom, mnd. vrom(e) noch die Bedeutung 'tüchtig, ehrbar, angesehen' im Vordergrund stand. Die zweite Nebenkarte gilt ÜberN zu mhd. wacker 'wach, tüchtig u.ä.', die dritte ÜberN zu mhd., mnd. snel, bei denen zur Entstehungszeit der FamN besonders die Bedeutung 'tüchtig, tapfer' zu beachten ist. Die vierte Nebenkarte dokumentiert ÜberN zu mhd. kec, quec, quick 'lebendig, lebhaft', die fünfte als negatives Gegenstück ÜberN zu mhd. schiech, schiuch 'scheu, verzagt' (auch 'abschreckend, scheußlich') für den Zaghaften. Weitere ÜberN werden im Text behandelt. Die sechste und siebte Nebenkarte fügen als häufigsten metaphorischen ÜberN für mutige oder starke Menschen den Fall 'Löwe' hinzu. 2. Quantitative Datenbasis Abfrage: (K|C)l(a?u|oo?h?)(g|c?k)e?n?s? (≥ 10 Tokens) ergibt 18 Types/15939 Tokens. Als einschlägig werden kartiert: Typ Kluge 1 Type/7046 Tokens: Kluge. Typ Klug 1 Type/4210 Tokens: Klug. Typ Klocke 7 Types/2199 Tokens: Klo(c)ke 333+1334, Klo(c)k 38+239, Kloo(c)k 70+173, Klohk 12. Typ Klauke 2 Types/1046 Tokens: Klau(c)ke 851+195. Typ Klauck 2 Types/563 Tokens: Klau(c)k 136+427. 3. Qualitative Datenbasis Bei Klug(e) bestehen keine Konkurrenzen. Zu den nd. Typen Klocke, Klauke und Klauck s. unter 4. 4. Details und Ergänzungen Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 2-35, entspricht 0,053,44‰. Vorkommen pro zweistellige PLZ: Dokumentationstabelle (a = Kluge, b = Klug, c = Klocke, d = Klauke, e = Klauck).
888
Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Charakter, Verhaltensweisen
PLZ
a
b
c
d
‰ ges.
e
PLZ
a
b
c
d
‰ ges.
e
01
398
34
6
5
7
1,16
38
168
45
21
9
4
0,57
02
108
9
0
14
7
0,92
39
99
30
20
3
2
0,66
03
50
10
1
26
48
1,35
40
55
55
29
18
4
0,46
04
444
47
6
4
4
1,40
41
50
31
20
13
2
0,37
06
293
43
26
22
5
0,92
42
54
79
36
17
1
0,56
07
103
55
3
5
0
0,86
44
104
39
65
22
2
0,52
08
145
136
3
1
2
1,42
45
122
52
64
32
1
0,50
09
431
23
4
6
0
1,80
46
40
40
28
5
11
0,41
10
98
25
12
11
7
0,54
47
114
47
20
12
0
0,44
12
167
28
16
14
11
0,75
48
45
14
31
12
2
0,23
13
93
34
14
8
11
0,67
49
80
22
45
10
0
0,36
14
143
48
25
16
10
0,90
50
65
103
39
13
7
0,63
15
89
10
17
31
20
0,96
51
45
101
25
14
2
0,59
16
50
30
27
15
7
0,77
52
40
22
31
20
2
0,37
17
62
40
21
12
2
0,71
53
85
104
34
12
6
0,55
18
38
39
37
0
2
0,68
54
26
7
5
0
28
0,36
19
39
11
13
6
2
0,59
55
37
59
7
5
4
0,39
20
23
15
12
1
3
0,61
56
36
33
8
8
8
0,32
21
93
46
35
22
5
0,52
57
46
15
14
74
7
0,67
22
137
49
51
15
20
0,57
58
71
43
37
51
5
0,56
23
39
31
30
2
5
0,44
59
70
39
82
162
1
0,85
24
82
38
44
20
3
0,48
60
36
57
13
1
0
0,55
25
59
28
17
4
2
0,44
61
26
44
7
4
2
0,49
26
59
56
55
14
4
0,43
63
66
250
18
12
0
0,79
27
57
24
24
0
2
0,35
64
42
41
21
5
1
0,40
28
69
27
40
5
3
0,58
65
76
68
15
12
1
0,45
29
71
38
10
39
4
0,80
66
36
90
6
8
184
0,65
30
129
37
28
13
3
0,66
67
48
95
10
1
3
0,43
31
125
57
39
19
4
0,63
68
26
31
5
1
3
0,31
32
57
27
300
4
4
1,16
69
33
14
11
0
1
0,33
33
71
19
189
22
2
0,79
70
34
18
10
5
5
0,28
34
44
52
60
18
3
0,57
71
55
59
5
9
3
0,38
35
45
49
10
5
0
0,31
72
58
33
10
6
0
0,29
36
26
186
4
1
1
1,11
73
71
18
3
3
4
0,28
37
75
10
63
6
1
0,51
74
40
47
10
1
0
0,27
889
Klugheit, Tapferkeit, Temperament
PLZ
c
d
‰ ges.
a
b
e
75
13
24
6
0
0
0,26
76
53
35
23
7
5
0,32
77
12
17
7
2
2
78
32
30
14
3
5
79
63
30
12
6
80
37
23
3
2
81
52
31
2
82
36
31
9
83
38
26
84
30
24
85
46
32
86
45
87
23
PLZ
c
d
‰ ges.
a
b
e
88
24
33
4
3
0
0,21
89
34
35
4
1
2
0,31
0,23
90
49
41
0
1
7
0,33
0,31
91
52
29
4
0
3
0,24
2
0,32
92
4
28
4
0
0
0,20
2
0,26
93
31
22
5
0
3
0,32
6
0
0,33
94
24
17
1
0
0
0,18
2
0
0,28
95
32
104
1
0
0
0,69
2
1
1
0,26
96
57
87
3
2
0
0,72
1
2
0
0,26
97
36
144
2
1
0
0,47
7
4
4
0,26
98
8
20
1
2
0
0,29
40
4
4
1
0,24
99
77
21
11
4
4
0,40
16
10
3
1
0,31
Details: Die dichtesten Konzentrationen von Kluge betreffen die PLZ 095 Freiberg (3,15‰/123 Tokens), 046 Altenburg (1,93‰/118 Tokens) und 092 Chemnitz (1,86‰/52 Tokens), diejenigen von Klug die PLZ 950 Hof (2,45‰/45 Tokens), 361 Petersberg (1,74‰/101 Tokens) und 638 Miltenberg (1,7‰/90 Tokens). Die nordöstlichsten Orte, in denen apokopiertes Klug gegenüber Kluge überwiegt, sind im ostmd. Gebiet Zeulenroda - Greiz - Treuen - Sosa. Die dichtesten Vorkommen von Typ Klocke betreffen die PLZ 326 Lemgo (2,35‰/121 Tokens), 376 Höxter (1,20‰/55 Tokens) und 331 Paderborn (1,10‰/63 Tokens). Klo(c)ke ist im östl. Westfalen konzentriert und sonst im Nd. verstreut, Klo(c)k bildet ein Nest im Raum Leer, Kloo(c)k tritt in Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern auf. Bei Klo(c)ke sind Konkurrenzen mit indir. BerufsN oder WohnstättenN zu 'Glocke' möglich, vgl. konsonantismus, S. 565 sowie H erkunfts- und WoHnstättennamen, K. 432 (Klocke, Glock, Glöckl); doch spricht die Nachbarschaft zu Klauke dafür, hauptsächlich ÜberN 'klug' anzunehmen. Klau(c)ke, aus mnd. klōk diphthongiert, ist in Westfalen konzentriert, besonders im Dreieck Arnsberg - Schmallenberg - Olsberg. Dagegen findet sich Klau(c)k erstens im Saarland, wo es nicht einschlägig sein kann und noch ungeklärt ist; zweitens (mit Klauke) im Raum Cottbus, wo es ein sorb. Patronym zu Nikolaus darstellt (WenZel 1999, 128; Dräger 2013, 166-168 mit K. 42 (Klauck, Klauke, Klocke)). Weitere Namen mit mhd. kluoc: Diminutiva sind Kl(ü/ue)gel 230+7 (v.a. Niedersachsen, Sachsen), Kl(ü/ue)gl 193+2 (mittleres Bayern), entrundet Klieg(e)l
890
Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Charakter, Verhaltensweisen
56+134 (verstreut), Klüglein 50 (nördl. Bayern). Klüglich 48 (verstreut) ist ÜberN zu mhd. klüegelich 'zart, klein, schön u.ä.', Klügling 29 (verstreut) wohl patronymische Ableitung von Klug. Der starke Nominativ Kluger(t) 737+14 (vgl. morpHologie, K. 1-4) findet sich relativ gleichmäßig über ganz Dtld. verstreut; ein Grund dafür liegt darin, dass der FamN vor 1945 in Schlesien und im östl. Sudetenland konzentriert war (gen-evolu.de, 14.08.15). Klug(er)mann 292+10 streut besonders in der Nordhälfte von Dtld., Klughardt 153 (v.a. Bayern, Nest in Marktredwitz) ist laut g ottscHalD 2006, 293 "Weiterb[ildung] nach Art altd[eutscher] P[ers]N" mit Zweitglied -hart, Klugkist 41 (Nest in und um Weener) geht nach BaHloW 2005, 286 auf eine Kurzform Kist von Christian zurück, Klugbauer 26 bildet ein Nest in und um Landshut. Weitere Namen aus dem Bereich 'Klugheit': Bei Fruth 630 (Bayern, konzentriert im Viereck Ingolstadt - Nürnberg - Amberg - Regensburg) handelt es sich um einen ÜberN zu mhd. vruot 'klug, tüchtig, munter'. Gla(a)b 66+401 (Nest bei Aschaffenburg) geht laut DuDen famn 2005, 278 wohl auf mhd. glau, glou 'klug, umsichtig, sorgsam' zurück, was auch nach Dräger 2013, 157-159 (mit K. 38 Glaab, Glab) die am besten begründete Deutung darstellt. Karg(l) 2043+328, Kergl 64 (alle in ganz Bayern) sind ÜberN zu mhd. karc 'klug, listig, schlau; knauserig, unfreigiebig', frühnhd. karg 'geizig'; "letztere Bedeutung dürfte für die Familiennamenbildung im Vordergrund gestanden haben" (DuDen famn 2005, 266). Karge 749, K(ä/ae)rgel 189+33, Kergel 53 finden sich weitab in Brandenburg und Berlin, sonst v.a. im nördl. Dtld. verstreut, vor 1945 waren sie auch östl. von Oder und Neiße häufig (gen-evolu.de, 14.08.15). Bei Karge konkurrieren HerkunftsN zum SiedlungsN Karge (heute Kargowa, Polen). Karger 1248, Kerger 293, K(ä/ae)rger 164+52 streuen gleichmäßig über ganz Dtld.; die FamN waren vor 1945 ebenfalls östl. von Oder und Neiße sowie im Ostsudetenland häufig (gen-evolu.de, 14.08.15). Es besteht Konkurrenz mit Patronymen zum RufN Macarius. Auf dem Substantiv mhd. list 'Weisheit, Klugheit' beruhen die ÜberN List 2017 (in ganz Dtld. verstreut, häufiger in Bayern und Sachsen), diminuiert Listl 454 (Bayern), vielleicht auch List(e)mann 90+72 (v.a. Hessen). Im Einzelfall kommen HerkunftsN zu SiedlungsN wie List (Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Schlesien) in Frage. Sieb(en)list 53+232 (Raum Kaiserslautern - Frankfurt/Main Bad Neustadt/Saale - Schweinfurt - Würzburg - Wertheim), Siebelist 59 (Nest in und um Suhl) stellen (ironische?) ÜberN für einen besonders klugen Menschen dar.
Klugheit, Tapferkeit, Temperament
891
Sinnig 140 (v.a. Region Münchberg - Saalfeld/Saale - Gera) ist ÜberN zu mhd. sinnec, sinnic, mnd. sinnich 'besonnen, klug u.ä.'. ÜberN zu mnd. voge, vuge 'geschickt, klug', aber auch 'klein, gering' sind V(ö/oe)ge 353+64, F(ö/oe)ge 85+55 (alle Westfalen, nördl. Niedersachsen, SchleswigHolstein), Vog(e) 18+158, Foge 31, (F/V)ogh 3+1 (alle im Nd. verstreut). F(ö/oe)gen 69+35 (Nest in und um Manderscheid) gehört von der Verbreitung her wohl nicht dazu, im Gegensatz zu Fu(h)ge 274+78 (v.a. Niedersachsen), Fughe 17 (Nordrhein-Westfalen) und Fu(h)g 48+44 (verstreut). Auf die mhd. Entsprechung vüege geht Füg(e) 159+45 (Räume Karlsruhe, Lauterbach - Fulda) zurück. Zu FamN aus mhd. wīse 'weise' s. konsonantismus, S. 459f. Das Ideal höfischer Bildung fand Reflexe in folgenden FamN: Auf mhd. hübesch, hövesch, mnd. hövesch 'dem Adelshof gemäß, fein gebildet, gesittet' beruhen Hübsch(e) 1064+23 (Räume Bayreuth und Chemnitz, sonst verstreut), Huebsch 13, entrundet Hi(e)bsch 24+189 (alle verstreut), im schwachen patronymischen Genitiv Hübschen 187 (Saarland), diminuiert Hübschle 62 (Raum Pfullendorf), Hüpschle 10 (verstreut), Hübschke 32 (Westfalen), mit Suffix -mann Hübschmann 401 (Raum Nürnberg - Ebermannstadt). H(ü/ue)bscher 751+17 (in ganz Dtld. verstreut; vor 1945 auch östl. von Oder und Neiße häufig, gen-evolu.de, 14.08.15) kann stark flektiertes Adjektiv sein, aber auch auf mhd. hübesch#re 'Höfling, galanter Mann' zurückgehen. Zu FamN aus mhd. hovelich 'gebildet, höfisch u.ä.' s. morpHologie, K. 76 (Gramlich, Höflich, Endlich). Aus mhd., mnd. vīn, fīn 'fein, gebildet, gesittet, schön' stammen die FamN Fein 535 (konzentriert einerseits im Westerwald, andererseits in und um Heidelberg, sonst verstreut), Feine 80 (in und um Sömmerda, sonst verstreut), Fie(h)ne 291+23 (konzentriert in Dortmund und im Raum Hannover - Hildesheim; in und um Hannover auch Fienemann 49), Fiehn 192 (verstreut), Fien 123 (Nest in und um Kehl), Vien 7 (verstreut). Bei Fiene(mann) erwägt ZoDer 1968 I, 485 Konkurrenzen mit WohnstättenN, vgl. den FlurN auf der Viene bei Vienenburg (Harz). Feinen 91 im schwachen patronymischen Genitiv begegnet in der Eifel und in Köln, diminuiertes Feinle 25 bildet ein Nest im Raum Ulm. Als Komposita finden sich Feinbube 39 (verstreut in der Mitte von Dtld.) und Feinäugle 19 (Raum Sigmaringen - Pfaffendorf). Mangel an Bildung und Klugheit: Grob 918 (Südwestdtld., Nest im Raum Gelnhausen) ist ÜberN zu mhd. grop, grob 'dick, stark; unfein, ungebildet'. Dage-
892
Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Charakter, Verhaltensweisen
gen handelt es sich bei Grobe 1053 (West- und Ostfalen, v.a. Raum Hannover Braunschweig) sowie bei Grove (s. H erkunfts- und WoHnstättennamen, K. 255 (Grove, Growe, Gröver)) hauptsächlich um Herkunfts- und WohnstättenN zu mnd. grōve 'Grube', vgl. Steingrobe 56 (Raum Ochtrup). Dass auch ÜberN zu mnd. grof 'dick; unfein, grob' möglich sind, beweist Grovejahn 5 (Raum Hannover Hildesheim; zu Johannes). Grof(f) 66+8 (verstreut v.a. in Südwestdtld.) stellt hier Variante von Graf(f) (s. Vokalismus, K. 21 (Graf, Gräf, Greve)) dar, in Luxemburg ÜberN zu westmd. grof 'dick; unfein' (kollmann 2014, 53f., 64 mit K. 14 (Grob, Grof, Groff)). FamN zu mhd. tump, tum(b), mnd. dum(m) 'dumm, unerfahren, ungelehrt, stumm' lassen sich nur im Fall von Thumshirn (s. K. 303) eindeutig ermitteln. Bei Thum 1379 (Pfalz, Bodensee, südwestl. Bayern), Thumm 833 (mittleres Württemberg), Tumm 58 (im nördl. Dtld. verstreut), Tum 21 (Nest im Raum Kassel) herrschen unauflösbare Konkurrenzen mit Patronymen aus Thomas (vgl. Kaspar Thumm 1510 = Kaspar Thomas 1527, BrecHenmacHer 1957-63 I, 303), bei T(h)um auch mit WohnstättenN zu mhd. tuom, tūm, tōm, md. tum 'Dom'. Am ehesten könnten Dumm 167 (Nordbaden; Raum Köln), Tump 96 (Nest in und um Olpe), Dum 40 (v.a. Raum Düsseldorf - Bonn), Thumb 9 (verstreut) einschlägig sein. ÜberN zu mhd. tul 'dumm, grob' sind T(h)ull 85+401, T(h)ul 2+352, Thul(l)en 5+67, T(h)ule 9+1 und Tholl 246, alle v.a. im Saarland und im Raum Trier Bitburg - Gerolstein - Manderscheid - Wittlich konzentriert, Thull, T(h)ul, Tholl auch in Luxemburg. Als Konkurrenzen kommen WohnstättenN zu FlurN wie Tull bei Echternach in Frage (lfa.uni.lu, 11.01.16). ÜberN zu mhd. tol, dol, mnd. dol(l) 'töricht, unsinnig, vermessen' kann man kaum eindeutig ausmachen; einerseits, weil das mhd. Adjektiv auch positive Bedeutungen wie 'stattlich, ansehnlich, stark, tüchtig' haben kann, andererseits, weil bei entsprechenden FamN zahlreiche weitere Konkurrenzen bestehen, s. konso nantismus, K. 117 (Dold, Dolde, Doll, Dolle). Erste Nebenkarte (K. 348): Dokumentiert werden ÜberN mit mhd. vrum, vrom, mnd. vrom(e) 'tüchtig, ehrbar, angesehen'. Die heutige Bedeutung 'gottesfürchtig' trat erst später in den Vordergrund und spielte bei der Entstehung der FamN noch kaum eine Rolle. Das Substantiv ahd., altsächs. fruma 'Nutzen' kommt als Erstglied in germ. RufN wie Frumold (Zweitglied ahd., altsächs. waldan, waltan 'herrschen') vor; dieser RufN entwickelte sich dann in Anlehnung an das o.g. Adjektiv und das Adjektiv 'hold' zu Frommhold. Inwieweit die kartierten FamN und ihre Diminutiva (s.u.) als ÜberN auf das Adjektiv oder als Patronyme auf Kurzformen von RufN wie Frum[old] zurückgehen, ist nicht mehr zu klären.
Klugheit, Tapferkeit, Temperament
893
Die Abfrage (V|F)r(oe?|ö|u|a)h?mm?.* (≥ 10 Tokens) ergibt 100 Types/12686 Tokens. Als einschlägig werden kartiert: Typ Fromm 2639: From(m) 30+2591, Frumm 18. Typ Fromme 1109: Fromme(n) 1045+46, Frome 18. Typ Frommer 512: Frommer(t) 421+91. Typ Frahm 1554: Frahm 1486, Framm(e) 17+51. Typ Fromm 2639 Typ Fromme 1109 Typ Frommer 512 Typ Frahm 1554
Karte 348: Fromm, Fromme, Frommer, Frahm
Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 3-45, entspricht 0,023,63‰. Die dichtesten Vorkommen von Typ Fromm betreffen die PLZ 373 LeinefeldeWorbis (2,77‰/91 Tokens), 068 Dessau (0,77‰/18 Tokens) und 664 Homburg (0,68‰/ 37 Tokens), von Typ Fromme die PLZ 596 Rüthen (2,06‰/17 Tokens), 330 Bad Driburg (1,23‰/37 Tokens) und 331 Paderborn (0,79‰/51 Tokens), von Typ Frommer die PLZ 786 Rottweil (1,32‰/42 Tokens), 723 Balingen (0,92‰/30 Tokens) und 787 Schramberg (0,91‰/17 Tokens) sowie von Typ Frahm die PLZ 248 Schleswig (3,56‰/136 Tokens), 256+257 Gudendorf+Heide (1,92‰/
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Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Charakter, Verhaltensweisen
86 Tokens) und 247 Rendsburg (1,91‰/52 Tokens). From und Frommert sind verstreut, Frommen konzentriert sich im Raum Düsseldorf - Mönchengladbach, Framme im Dreieck Cloppenburg - Löningen - Saterland. Zu Frahm (nd. o > a) s. auch Vokalismus, K. 27 (Schrader, Frahm u.a.). Weitere Namen: Mit patronymischem -ing-Suffix begegnet Fr(ö/oe)mming 330+14 (in ganz Dtld. verstreut). Bei Frömmig(en) 51+10, Frömmich(en) 1+37 (alle Raum Köthen - Bitterfeld - Eilenburg - Wurzen) handelt es sich um ÜberN zu mhd. vrümec, mnd. vromich 'tüchtig, ehrbar' bzw. zu mhd. vrum, vrom mit Diminutivsuffix -chen. Weitere Diminutiva sind: Frä(h)mke 67+10, Frä(h)mcke 34+14, Främk 2 (alle Raum Uelzen - Hamburg - Lübeck - Lüchow), sodann Fra(h)mke 190+2, Frommke 29, Fröm(c)ke 54+3, Froemke 7, Frömmcke 2 (alle vorwiegend im nd. Raum verstreut), Fromke 48, Frömmke 2 (größtenteils in Westdtld. verstreut), Fröm(b)gen 35+168, Frömmgen 22 (alle in den Rheinlanden zwischen Andernach und Bochum), Frömchen 19 (verstreut). Fröm(m)el 396+266, Frommel 95, Froemel 21 (alle verstreut im Süden und in der Mitte von Dtld.) können mit -el-Suffix diminuierte ÜberN, aber auch aus dem RufN Frumold abgeschwächte Patronyme darstellen. Eindeutige Patronyme sind Frumolt 10 (im Süden von Dtld. verbreitet), From(m)hold 29+380 (Sachsen), Frommol(t/d) 27+24 (verstreut), From(m)holz 18+213 (nd. Raum, vgl. morpHologie, K. 18 ([Arn]holz, [Arn]olds)), Frommelt 384, Frömelt 71 (beide verstreut), Frommeld 42 (v.a. Raum Augsburg - Vöhringen), mit patronymischem -ing-Suffix Fröm(m)ling 75+8 (Raum Hannover - Braunschweig; vgl. Z oDer 1968 I, 531). Frommann 524, Frohmann 137 und Fromann 11 (alle verstreut) gehen auf mhd., mnd. vromman 'rechtschaffener Mann' zurück, vgl. in ähnlicher Bedeutung Frommknecht 175 (Allgäu). Frommeyer 190 (Raum Osnabrück) hingegen wird von ZoDer 1968 I, 531 zu mnd. vrōn(e) 'herrschaftlich, obrigkeitlich' gestellt, als StandesN des unmittelbaren Herrenmeiers auf dem Fronhof. Frombold 17 (Nest im Raum Ludwigshafen) ist wohl Patronym zu einem RufN *Frumibald, Fromkorth 38 (hauptsächlich Pfalz, Saarland) Kompositum mit dem RufN Korth (< Konrad). Frommherz 311 (Südbaden) kann ÜberN mit 'Herz' sein; g ottscHalD 2006, 193 postuliert einen germ. RufN *Frumihart, auf den er genitivisches Frommherz (< -hart-s) und auch den FamN Fröm(m)ert 44+58 (verstreut) zurückführt. ÜberN zu mhd., mnd. strenge 'stark, tapfer, streng, herb, tüchtig u.ä.' sind Streng 659 (konzentriert im Dreieck Würzburg - Coburg - Nürnberg, sonst verstreut), Strenge 317 (Raum Leer - Bremerhaven - Hamburg).
Klugheit, Tapferkeit, Temperament
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Zweite Nebenkarte (K. 349): Sie dokumentiert FamN zu mhd. wacker 'wach, wachsam, munter, frisch, tüchtig, tapfer'. "Der altd[eutsche] V[or]N Wackar kommt nur sehr beschränkt in Frage" (BrecHenmacHer 1957-63 II, 728). Wecker wird ebd. II, 752 als hypokoristischer Umlaut von Wacker angesehen, wobei "das sehr alte Diminutivum Weckerle […] nicht ohne Einwirkung gewesen sein" kann. Konkurrenzen bestehen bei Typ Wecker mit BerufsN zu mhd. wecke 'keilförmiges Gebäck', s. bei K. 50; die westfäl. Vorkommen sind wahrscheinlich BerufsN zu mnd. weker '(Nacht-)Wächter'. Typ Wacker 4038 Typ Wecker 1432 Typ Weckerle 912
Karte 349: Wacker, Wecker, Weckerle
Die Abfrage W(ae?|ä|e)(ck|kk?|gg)h?er.* (≥ 10 Tokens) ergibt 37 Types/7580 Tokens. Von den einschlägigen Fällen werden kartiert: Typ Wacker 2 Types/4038 Tokens: Wacker(s) 3999+39. Typ Wecker 7 Types/1432 Tokens: Wecker(t) 1038+294, Wäcker(s) 44+23, Wek(k)er 10+11, Weggert 12.
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Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Charakter, Verhaltensweisen
Typ Weckerle 10 Types/912 Tokens: Weckerle 463, Wäckerle 120, Wackerl 86, Wackerle 71, Wek(k)erle 58+11, Weckerlein 42, Weck(h)erlin 12+25, Weggerle 24. Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 3-40, entspricht 0,022,93‰. Die dichtesten Vorkommen von Typ Wacker betreffen die PLZ 753 Calw (2,90‰/ 121 Tokens), 574 Olpe (2,31‰/84 Tokens) und 779 Lahr (1,55‰/ 58 Tokens), von Typ Wecker die PLZ 331 Paderborn (1,31‰/75 Tokens), 746 Öhringen (1,07‰/37 Tokens) und 330 Bad Driburg (0,82‰/43 Tokens). Wackers konzentriert sich am Niederrhein. Weckert und Wäcker begegnen in Württemberg und Bayern. Bei Typ Weckerle findet sich W(e/ä)ckerle v.a. in Württemberg, Wackerl hauptsächlich zwischen Augsburg und München, Wackerle klar davon getrennt im Raum Garmisch-Partenkirchen, Wekerle in Baden-Württemberg und im Raum Nürnberg, Weckerlein in der Südhälfte von Dtld. Weitere Namen: Weckermann 149 bildet ein Nest in und um Werne, Wackermann 160 eines direkt daran anschließend zwischen Essen und Wuppertal. Komposita ≥ 20 Tokens: Wackerbarth s. K. 294; Wackerbauer 168 (Nest in und um Landshut, sonst im südl. Bayern verstreut); Wackernagel s. bei K. 90; Wackerzapp 33, -tapp 10 (beide im Raum Mönchengladbach), zu mhd. (md.) zappen, mnd. tappen 'zapfen', ÜberN eines tüchtigen Wirts oder Trinkers. Dritte Nebenkarte (K. 350): Dokumentiert werden FamN zu mhd., mnd. snel 'schnell, behände; tüchtig, munter, tapfer'. Die Abfrage S(ch)?n(o?e|ö)lle?n?s? ergibt 7 Types/6573 Tokens: Typ Schnell 5010: Schnell 4959, Snell 30, Schnöll 21. Typ Schnelle 1488: Schnelle. Typ Schnellen 75: Schnellen 54, Snellen 19, Schnells 2. Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 3-40, entspricht 0,021,67‰. Die dichtesten Vorkommen von Typ Schnell betreffen die PLZ 785 Tuttlingen (1,67‰/56 Tokens), 346 Schwalmstadt (1,50‰/29 Tokens) und 881 Lindau (Bodensee) (1,30‰/38 Tokens). Snell (nl.) ist in Nordwestdtld. verstreut, gerundetes Schnöll begegnet in der Pfalz und in Bayerisch Schwaben. Schnelle konzentriert sich in den PLZ 322 Bünde (1,11‰/30 Tokens), 394 Staßfurt (0,99‰/16 Tokens) und 310 Alfeld/Leine (0,80‰/26 Tokens). Schnellen im patronymischen Genitiv bildet ein Nest im Raum Bad Berleburg und tritt sonst, zusammen mit (nl.) Snellen, besonders im Raum Krefeld auf.
Klugheit, Tapferkeit, Temperament
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Typ Schnell 5010 Typ Schnelle 1488 Typ Schnellen 75
Karte 350: Schnell, Schnelle, Schnellen
Weitere Namen: ÜberN zu mnd. gouwe, gauwe 'rasch, schnell; von schneller Auffassungsgabe, klug' ist Gau 784. Der FamN konzentriert sich v.a. in Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern (vor 1945 auch in Ostpreußen, gen-evolu.de, 14.08.15). FamN zu mhd. swint, swinde, mnd. swinde 'stark, ungestüm, heftig, geschwind' dokumentiert konsonantismus, K. 123 (Schwind, Schwinn). Unberücksichtigt bleiben dort Geschwind(t) 169+5 (Nest in und um Schleiden), Gschwind(t) 361+ 39 (Baden-Württemberg, Südbayern), Geschwinder 54 (Westfalen), Gschwinder 21 (Nest in und um Aalen), zu mhd., mnd. geswinde 'schnell, ungestüm, stark', vgl. Vokalismus, K. 292 (Gsch[wind]). Hurtig 206, ÜberN zu mhd. hurtec 'hurtig, schnell', streut ziemlich gleichmäßig in ganz Dtld. Auf mhd., mnd. rasch 'schnell, behände, kräftig' beruht Rasch 2846 (gleichmäßig über ganz Dtld. verteilt mit Häufung im Allgäu). Im Einzelfall kommen indir. BerufsN zu frühnhd. rasch 'leichtes Wollgewebe' in Frage. Besonders im Nordosten konkurrieren Patronyme aus Kurzformen slaw. RufN wie Rado[mir], vgl. dazu
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Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Charakter, Verhaltensweisen
Raschke mit k-Diminutivsuffix (s. morpHologie, K. 167). Die Variante Raasch 1070 findet sich v.a. östl. der Elbe. Ra(a)sche 1712+9 ist dagegen in West- und Ostfalen konzentriert, Raschen 127 im schwachen patronymischen Genitiv im Raum Bremen und im Rheinland; einige Raschen-Vorkommen im östl. Sachsen müssen, falls autochthon, anders gedeutet werden. Rascher 414 (v.a. Raum Bamberg - Forchheim - Nürnberg, sonst verstreut) kann stark flektierte Form von Rasch sein, eher aber HerkunftsN zu Rasch bei Nürnberg; einige Vorkommen im westl. Sachsen gehören wohl zum SiedlungsN Raschau im Erzgebirge. Roscher 1629 (konzentriert im Raum Chemnitz - Annaberg-Buchholz) stellt nach HellfritZscH 2007a, 212 am ehesten einen mundartlich geprägten ÜberN zu mhd. rasch dar, wobei HerkunftsN zu Raschau konkurrieren könnten. Schneller 995 (Pfalz, Südhessen, Baden-Württemberg, Südbayern) ist nicht kartiert, da Ableitungen mit -er von Schnell zwar möglich, aber weniger wahrscheinlich sind als BerufsN zu mhd. sneller 'Läufer', frühnhd. sneller 'Bogenschütze; Auf- und Ablader; Gaukler' oder ÜberN zu mhd. snellen 'schnalzen; eilen' u.a. Spieth 438 (Nest im Raum Esslingen/Neckar), Sputh 60 (Thüringen) stellen ÜberN zu mhd. spuot 'flink, erfolgreich, tüchtig' dar. Vierte Nebenkarte (K. 351): Sie gilt ÜberN zu mhd. kec, quec, quick 'lebendig, lebhaft'. Bei Kick konkurrieren BrecHenmacHer 1957-63 II, 37 zufolge WohnstättenN zu Kick 'Aussichtspunkt' (Nicol. vom Kicke 1430, Naumburg). Zu Koeck s.u. Bei Typ Queck können die (vereinzelten) nd. Vorkommen indir. BerufsN zu mnd. quek 'Vieh' für einen Viehbauern oder -händler sein. HerkunftsN zum SiedlungsN Queck bei Lauterbach (Hessen) bleiben aufgrund der Verbreitung der FamN unwahrscheinlich. Quick stellt laut BrecHenmacHer 1957-63 II, 361 in der Hauptsache keinen ÜberN für einen lebhaften Menschen dar, sondern "viel häufiger" HerkunftsN zu mhd. gewicke 'Wegscheide, Kreuzweg ', s.u. zu Quicker. Die Abfrage (K|Qu)(e|i|ö|oe|ä|ae)(c?k|ch)e?n?r?t?s? ergibt 77 Types/9857 Tokens. Als einschlägig werden kartiert: Typ Keck 3513: Keck(e) 3384+104, Kek 25. Typ Kick 1180: Kick(e) 1175+5. Typ Köck 846: Köck 765, Koe(c)k 8+73. Typ Kech 129: Kech. Typ Queck 814: Queck(e) 645+114, Qu(ä/ae)ck 33+22. Typ Quick 455: Quick(en) 440+15. Nicht berücksichtigt sind wegen etymologischer Unklarheit Köcke 129 (Raum Halle/Saale), Koecke 20 (in Mitteldtld. verstreut; beide laut ZoDer 1968 I, 932
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Klugheit, Tapferkeit, Temperament
evtl. BerufsN für den Koch oder HerkunftsN), Kök 91 (verstreut; türk. FremdN) und Kecker(t) 111+13 (hauptsächlich im nd. Raum verstreut). Quicker 128 (Nordbaden, Rheinland, sonst verstreut) ist wohl WohnstättenN zu mhd. gewicke (s.o.). Typ Keck 3513 Typ Kick 1180 Typ Köck 846 Typ Kech 129 Typ Queck 814 Typ Quick 455
*
Karte 351: Keck, Kick, Köck, Kech, Queck, Quick
Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 3-50, entspricht 0,025,02‰. Der Asterisk in der Oberpfalz ersetzt das Symbol des PLZ 927 Weiherhammer mit 10,63‰/118 Tokens von Typ Kick, 0,54‰/6 Tokens von Typ Keck und 0,09‰/1 Token von Typ Quick, um die übrigen Kreise besser hervortreten zu lassen. Die dichtesten Vorkommen von Typ Keck betreffen die PLZ 722 Freudenstadt (2,27‰/109 Tokens), 753 Calw (1,85‰/77 Tokens) und 776 Offenburg (1,61‰/53 Tokens). Kecke erscheint in Thüringen und Sachsen. Typ Kick konzentriert sich außer im PLZ 927 (s.o.) noch in den PLZ 926 Weiden in der Oberpfalz (4,04‰/140 Tokens), 925 Schwarzenfeld (2,59‰/41 Tokens) und 924 Schwan-
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Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Charakter, Verhaltensweisen
dorf (1,28‰/24 Tokens). Eine kleine Häufung von Kick (und genitivischem Kicken 11) begegnet weit entfernt im Raum Aachen - Bad Neuenahr. Nach DeBraBanDere 2003, 682 könnten es hier ÜberN für den Schweigsamen sein. Die dichtesten Vorkommen von Typ Köck (Rundung e > ö) betreffen die PLZ 945 Wallersdorf (1,71‰/58 Tokens), 941 Tiefenbach (1,33‰/39 Tokens) und 940 Passau (0,92‰/45 Tokens). Koeck tritt ebenfalls in Südostbayern auf, aber auch am Niederrhein und im Norden verstreut, wo es sich wohl um Varianten zu mnd. kok 'Koch' handelt. Kech bildet ein Nest in Stühlingen. Zu Keckeis(en) s. morpHologie, K. 328. Typ Queck konzentriert sich im Raum Zwickau - Sonneberg; Quecke und Quäck sind verstreut. Typ Quick streut v.a. in Nordrhein-Westfalen, Südhessen und Nordbaden. Weitere Namen: ÜberN zu mhd. vlücke, mnd. vlügge 'flügge, munter, energisch' sind Flügge(n) 1115+56, Fluegge 16, Fligg(e) 74+150 (alle im nd. und md. Raum, östl. der Elbe seltener), Fluck 444 (Baden-Württemberg mit Nest in Geisingen; Raum Wiesbaden - Limburg), Flucke 123 (Raum Heilbad Heiligenstadt), Flück 65 (Nordrhein-Westfalen). Zu Flick s. bei K. 156. Zu mhd. vrech 'mutig, kühn, lebhaft u.ä.' gehören Frech 1166 (Südwestdtld., mit Nest in Königsheim und Häufungen in und um Stuttgart sowie in der südöstl. Pfalz) und Freche 123 (verstreut). Frechen 241 (v.a. Raum Bonn - Düsseldorf) ist HerkunftsN zu Frechen (Rhein-Erft-Kreis). Bei Freudig 76 (Südbaden, Allgäu) und Freudigmann 52 (Raum Reutlingen) handelt es sich nach Ausweis der historischen Schreibweise Fraidigmann (um 1400 in Reutlingen, BrecHenmacHer 1957-63 I, 504) um ÜberN zu mhd. vreidig 'wild, keck, ausgelassen'. Frisch 3229 (südl. Hälfte von Dtld. mit Konzentrationen im Saarland, in und um Heilbronn sowie im nordöstl. Bayern) kann ÜberN zu mhd. vrisch 'frisch, munter, keck' sein, doch konkurrieren, jedenfalls im Südwesten (vgl. BrecHenmacHer 1957-63 I, 508) und im Ostmd. (vgl. HellfritZscH 1992, 81), Patronyme aus Kurzformen von Fried[rich], vgl. familiennamen aus rufnamen. Frische 356 tritt in Westfalen und Niedersachsen auf; ZoDer 1968 I, 527 stellt den FamN zu 'frisch' oder Fried[rich]. Für mnd. vers(ch), varsch 'frisch' sind (heute) keine FamN zu sichern. Fersch 329, Versch 37 kommen fast nur im fränk. Teil von Bayern vor, zusammen mit Förtsch 1219, Försch(l) 90+13 und Ferschl 57. Dabei ist Förtsch ein "noch nicht sicher gedeuteter Name aus Franken" (DuDen famn 2005, 253), die anderen Fälle stellen wohl Varianten dazu dar. Farsch 62 bildet ein Nest in Schweich bei Trier (vgl. den SiedlungsN Farschweiler (um 1200 Varneswilre) bei Trier). Auch hier bleibt die Erklärung offen. Zu Frischmuth s. bei K. 344.
Klugheit, Tapferkeit, Temperament
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Heu(ß/ss) 203+133 (Viereck Wiesbaden - Frankfurt/Main - Groß-Umstadt Lorsch) geht auf mhd. hiuae 'munter, frech' zurück. Es ist vermischt mit Hei(ß/ss) 1989+584, das sich sodann in Nordbaden fortsetzt. Die Hauptvorkommen von Hei(ß/ss) begegnen weit davon entfernt in Bayern, wo es Patronyme zu Matthias sind. Das Verhältnis der südhess.-nordbadischen Vorkommen (Rundung ei > eu oder Entrundung eu > ei?) müsste noch historisch geklärt werden. Heu(ß/ss)en 157+65 (Raum Mönchengladbach - Nettetal - Krefeld - Straelen - Geldern) kann nicht patronymischer Genitiv dazu sein, sondern stellt ein Patronym zum RufN Huso dar (DeBraBanDere 2003, 640). Karsch 804 (verstreut in ganz Dtld. mit Häufung in den Räumen Mönchengladbach - Düsseldorf, Bad Kreuznach und Dresden) wird meist als ÜberN zu mhd., mnd. karsch 'munter, frisch' geführt. Aufgrund der großen Streuung ist jedoch erhebliche Konkurrenz mit dem poln. FamN Karsz (zu altpoln. karsz 'mutig; hochmütig' oder karśniawy 'Linkshänder') anzusetzen. Dagegen handelt es sich bei Kasch 668 (Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern) i.d.R. um ÜberN zu mnd. karsch (zum Ausfall des r s. konsonantismus K. 402-406). Zu FamN mit mhd. rösch(e), rosch 'schnell, frisch, spröde' s. Vokalismus, K. 61 (Rösch, Resch, Raisch). Zenger 515 (Dreieck Nürnberg - Weiden in der Oberpfalz - Regensburg), Zanger 388 (v.a. südl. Baden-Württemberg), Z(e/ä)ngerle 331+61 (Pfalz, Allgäu, Raum Dillingen/Donau), Zangerle 107 (Saarland) sind ÜberN zu mhd. zanger, zenger 'beißend, scharf; munter, lebhaft'. Es konkurrieren BerufsN zu mhd. zange 'Zange' für den Zangenschmied, s. bei K. 84. Fünfte Nebenkarte (K. 352): Mhd. schiuhen bedeutet 'scheu sein, sich scheuen' bzw. 'scheu machen, scheuchen', schiech, schiuch meint 'scheu, verzagt' bzw. 'abschreckend, scheußlich', schiuhe 'Scheu' bzw. 'Scheuche, Schreckbild'. Entsprechende FamN werden hier im Hinblick auf die Bedeutung 'scheu' als Gegenstück zu den vorhergehenden Fällen kartiert, doch sind auch ÜberN für abstoßende Menschen in Rechnung zu stellen. Bei Schaich ist in Einzelfällen Konkurrenz mit Herkunfts- oder WohnstättenN zum FlussN Schaich südwestl. von Stuttgart denkbar. Die Komposita beruhen alle auf der Bedeutung 'scheuen', s. morpHologie, K. 323 (Scheinpflug, Scheungrab, Scheibenzuber, Scheuenstuhl). Die Abfrage Sch(eu|(e|a|o)(i|y))c?h?e?l?e?i?n? (≥ 5 Tokens) ergibt 24 Types/4164 Tokens. Als einschlägig werden kartiert: Typ Scheu 1406: Scheu 1154, Schey 149, Schoy 54, Schay 27, Schei 22. Typ Schaich 1073: Schaich 484, Scheuch(e) 290+14, Scheich 285.
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Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Charakter, Verhaltensweisen
Typ Schaile 214: Schaile 126, Scheile 53, Scheul(e) 8+18, Scheulin 9. Typ Scheichl 90: Scheich(e)l 48+8, Scheuchl 34. Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 3-45, entspricht 0,013,26‰. Typ Scheu 1406 Typ Schaich 1073 Typ Schaile 214 Typ Scheichl 90
Karte 352: Scheu, Schaich, Schaile, Scheichl
Die dichtesten Vorkommen von Typ Scheu betreffen die PLZ 723 Balingen (1,99‰/65 Tokens), 725 Metzingen (1,85‰/78 Tokens) und 678 Rockenhausen (1,48‰/16 Tokens). Schey findet sich überwiegend in der Pfalz, Schoy bildet ein Nest im Raum Balingen - Albstadt. Bei Typ Schaich bestimmt Schaich den größten Kreis im PLZ 726 Nürtingen (2,59‰/105 Tokens), Scheich die Vorkommen in Hessen (PLZ 361 Petersberg: 1,07‰/62 Tokens), Scheuch ist verstreut. Beim diminuierten Typ Schaile herrscht Schaile nordöstl. von Stuttgart vor, Scheile streut in der Nordhälfte von Dtld. und Scheule ballt sich im Raum Augsburg - Kempten. Bei Typ Scheichl sind Scheichl und Scheuchl in Ober- und Niederbayern verstreut.
Klugheit, Tapferkeit, Temperament
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Weitere Namen: Auf mhd. schiech (s.o.) beruhen Schiech(e) 15+111, Schiech(e)l 27+72. Schiechl tritt nur in Bayern auf, die anderen sind verstreut, weil sie vor 1945 hauptsächlich im Sudetenland heimisch waren (gen-evolu.de, 27.08.14). Sch(eu/ei)cher 67+63 (Oberbayern) wird von Ziller 1986, 212 als ÜberN eines scheuen Menschen gedeutet. Scheumann 392 (verstreut im westl. Nd.; Sachsen; Raum Nürnberg) kann ÜberN im Sinne von 'scheu' sein, allerdings konkurrieren aus Scheunemann 1027 (s. Herkunfts- und WoHnstättennamen, K. 411) kontrahierte Formen und HerkunftsN zum SiedlungsN Scheuen, Stadtteil von Celle. Sechste Nebenkarte (K. 353): Durch 'Löwe', mhd. lewe, lebe, löuwe, leu, mnd. louwe, lauwe, lowe, lewe, motivierte FamN werden hauptsächlich ÜberN für beherzte (oder starke) Menschen darstellen. BrecHenmacHer 1957-63 II, 209 ist allerdings folgender Ansicht: "Die Hauptmasse geht von dem im 12./13. Jh. noch überall vorhandenen V[or]N Leo (nicht lat., sondern Vorstufe der viel jüngeren Form Löw!) aus […] Ein kleiner Bestand mag vom Ü[ber]N ausgehen […]". Konkurrenz besteht ferner mit WohnstättenN zum häufigen HäuserN Zum Löwen, bei jüdischen FamN mit Patronymen zum RufN Levi. Zu Löbe s.u. Bei Lau(e) konkurrieren HerkunftsN zu SiedlungsN wie Laue (bei Delitzsch, bei Dresden, bei Beverungen), ÜberN zu mhd. lā(w), mnd. lauer 'lau, mild' und Patronyme zu Kurzformen des RufN Laurentius (Dräger 2013, 214-218), dies v.a. in Schleswig, vgl. Lausen 402 (Raum Flensburg - Schleswig), 'Sohn des Lau' (BaHloW 2005, 308). Die folgende Karte grenzt die Typen mit ö, oe von den Typen mit au, eu ab, die siebte Nebenkarte differenziert sodann die Typen mit au und eu. Die Abfrage L(ö|oe)(w|b)e?|L(a|e)ue? ergibt 12 Types/13920 Tokens: Typ Löw 2974: L(ö/oe)w 2536+438. Typ Löwe 2586: L(ö/oe)we 2102+484. Typ Löb 675: L(ö/oe)b 564+111. Typ Löbe 307: L(ö/oe)be 219+88. Typ Lau 7378: Lau(e) 4145+1840, Leu(e) 806+587. Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 3-40, entspricht 0,024,01‰. Die dichtesten Vorkommen von Typ Löw betreffen die PLZ 957 Plößberg (2,98‰/ 15 Tokens), 647 Michelstadt (2,04‰/61 Tokens) und 667 Saarlouis (1,63‰/98 Tokens), von Typ Löwe die PLZ 016 Meißen (0,95‰/40 Tokens), 068 Dessau (0,94‰/22 Tokens) und 015 Riesa (0,91‰/22 Tokens) sowie von Typ Löb den PLZ 647 Michelstadt (1,80‰/54 Tokens). Typ Löbe streut im ostmd. Raum, wo es sich vielleicht um HerkunftsN zu den SiedlungsN Löbau bei Bautzen, Lübau
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Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Charakter, Verhaltensweisen
bei Tharandt (1560 Löbau) oder Liebau bei Elsterberg (1583 Löbaw) handelt (s. I. neumann 1981, 110). Loew konzentriert sich im Saarland, ansonsten ist bezüglich ö/oe keine deutliche Verteilung ersichtlich. Zu Typ Lau s. siebte Nebenkarte. Typ Löw 2974 Typ Löwe 2586 Typ Löb 675 Typ Löbe 307 Typ Lau 7378
Karte 353: Löw, Löwe, Löb, Löbe, Lau
Weitere Namen: Auf der Karte nicht berücksichtigt sind mögliche Fälle im patronymischen Genitiv. L(ö/oe)wen 1136+160 konzentriert sich v.a. in Ostwestfalen, wo es am wahrscheinlichsten als HerkunftsN zum SiedlungsN Löwen bei Warburg gehört. L(ö/oe)wens 28+15 (verstreut) und L(ö/oe)wes 11+2 (Nest in und um Lippstadt) könnten Genitive des ÜberN Löw(e) darstellen. Bei Löbens 37 (westl. Dtld.), Loebens 10 (Saarland) und L(ö/oe)bs 25+6 (Pfalz) ist Genitiv zu Löb(e) wahrscheinlich, L(ö/oe)ben 13+44 jedoch streut stark, was die Deutung erschwert. Lauen 57 (Nordrhein-Westfalen) kann patronymischer Genitiv von Lau 'Löwe; der Milde' oder Lau[rentius] sein. Dagegen stellt Laun 515 (konzentriert im Dreieck Mainz - Frankfurt/Main - Darmstadt, verstreut in Hessen und Baden-Württemberg) ÜberN zu mhd. lūne 'Laune u.ä.' dar oder laut DuDen
Klugheit, Tapferkeit, Temperament
905
famn 2005, 418 HerkunftsN zum SiedlungsN Leun bei Wetzlar, was sicher für Leun 26 zutrifft, das sich im Umkreis dieses Ortes massiert. Lewe(n) 435+105 (Nordwestfalen), Lewens 17 (Hamburg) sind Patronyme zu einer Kurzform des nd. RufN Lewald (ZoDer 1968 II, 50). HerkunftsN zum SiedlungsN Lewe bei Goslar oder entrundete Varianten von Löwe kommen wegen der Verbreitung dieser FamN kaum in Betracht. Bei Typ Lau sind auf der Karte Lauwe 18 (Nest in und um Grumbach) und Lauw 33 (verstreut) nicht berücksichtigt, da v.a. Letzteres sicher zu 'lau' gehört. Komposita mit Löwe ≥ 10 Tokens: L(ö/oe)wenhaupt 42+5, Löwenmuth 12 (beide im Rheinland zwischen Speyer und Worms), Löwentat 13 (Bochum); Kummerlöw(e) 24+25, -loew 1 (alle in Sachsen) und Stocklöw 23 (v.a. Hessen) gehören nach gottscHalD 2006, 332 zu mhd. löwe 'Gehilfe des Henkers, Gefängniswärter', doch vgl. zu Stocklöw historische FamN (aus RufN?) wie Stockeleff u.a. (ZoDer 1968 II, 674). Siebte Nebenkarte (K. 354): Lau 4145 Laue 1840 Leu 806 Leue 587
Karte 354: Lau, Laue, Leu, Leue
906
Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Charakter, Verhaltensweisen
Die Karte differenziert Typ Lau der sechsten Nebenkarte aus: Lau 4145, Laue 1840, Leu 806, Leue 587. Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 4-45, entspricht 0,022,60‰. Die größten Kreise von Lau betreffen die PLZ 181 Rostock (2,04‰/22 Tokens), 881 Lindau (Bodensee) (2,02‰/59 Tokens; hier wohl WohnstättenN zu mhd. lō 'Gebüsch, (lichter) Wald, Gehölz', s. H erkunfts- und WoHnstättennamen, S. 720) und 243+244 Eckernförde+Mohrkirch (1,07‰/39 Tokens), von Laue die PLZ 068 Dessau (1,16‰/27 Tokens), 375 Einbeck (0,81‰/31 Tokens) und 310 Alfeld/Leine (0,80‰/26 Tokens), von Leu die PLZ 173 Anklam (0,62‰/23 Tokens) und 190 Schwerin (0,58‰/22 Tokens) sowie von Leue die PLZ 147 Brandenburg/Havel (0,91‰/40 Tokens), 391 Magdeburg (0,70‰/29 Tokens) und 395 Stendal (0,55‰/15 Tokens). 5. Historische Sondierung Hauptkarte. Niederdt.: Cloke 1293, 1305 Ba 1972, 271. Boizenb.: Klocke, Kloke 1496-1560 (beide laut fe zu mnd. klocke 'Glocke, Übergewand, PflanzenN', "am nächsten liegt wohl die Bedeutung Übergewand"), Clauck, Kluch 1496, 1585 fe 159, 161. Greifsw.: Cloke 1305, Kloke 1307, Clokesche 1324 ("Gerardus Clokesche ist wahrscheinlich der zweite Gemahl einer ehemaligen Frau Cloke.") nü 68, 78. Pommern: Kloko um 1280 Ba 1982, 51. Riga: Klughe 1330, Kloke 1498 fey 200. Coesfeld: Klocke 1452, 1571, Kloicke 1553, 1561, Kloke 1570, Klock 1571, Clock 1571, 1580, Cloick 1580 (alle laut k e evtl. auch indir. BerufsN für einen Glöckner oder Glockengießer) k e 427. Ostfalen: Kloke 1266/1325, Cloken 1292, Kloken 1330/49, Kl=kynne (fem.) 1368/81 = Klokynnen (fem.) 1371, Clouke 1393, Claugen 1413, Cloike 1416, Klouke 1431, 1564, Clogke 1450, Klocke 1450/51, 1523, Klock 1482 = Kloke 1491 (die drei Letzeren zu mnd. klocke 'Glocke', "zuweilen auch Vermischung inf[olge] graph[ischer] Abart" mit ÜberN zu mnd. kloke 'klug'), Klugk 1607, Klug 1674, 1689, Klauke 1689, 1694, Klaucken 1711 Zo I 894, 910, 915. Braunschw.: Clocke 1312, Kloke 1380 scHa 138. Homb.: Klug 1672-98, Klock 1801, 1828 se 104. Kaisersl.: Klug 1800 Br 388. Vogtld.: Klug 1388, um 1800, Glug 1461, Kluege 1542, Kluge um 1800 H e 1992, 120. Südwestsachsen: Cluge 1426, 1479, Clugin 1432 = Cluge 1437, Cluge 1479 = Klugyn 1492 H e 2007, 136. Zwickau: Kluge, Klug um 1460 H e 2009, 176. Leipzig: Cluge 1466-1499, Clugyn (fem.) 1481 so 82. Grimma: Kluegk 1544, Kluge 1573-1798, Kluges (Gen.) 1622 na 171. Oschatz: Cluge, Clüge 1501 ne 1970, 57; ClFgynn (fem.) 1477, Cluge 1477, 1522, Clugin (fem.) um 1500, Clug 1523, Kluge 1529, 1895, Clugyn (fem.) 1542, Klugynne (fem.) 1546, Klugen 1556, 1576, Klüge 1579 ne 1981, 90, 217, 219, 305. Liegnitz: Kluge 1327, 1369 Ba 1975, 77. Breslau: Cluge, Kluge 13./14. Jh. r ei 123, 134. Schlesien: Kluge = Kluger 1397 Ba 1953, 130. Ravensb.: Klug 1413 sa 138. Sudetenld.: Kluge 1381, Klugin (fem.) 1391, Clugynne (fem.) 1399, Clug 1401, Klug 1415 scH 1957, 167; Clug 1425, Kluge um 1460-1538, Klug 1535-48, Khlug 1552, Klu, Kluch 1553 scH 1973, 166.
907
Klugheit, Tapferkeit, Temperament
6. Hinweise Zur vierten Nebenkarte vgl. in Nachbarländern (Daten nach: Schweiz: Telef., verwandt.ch, 14.08.15; Österreich: Telef., Geogen At, CD-Rom, 2005): Keck Schweiz Österreich
Kick
Köck
Kech
Queck
Quick
70
27
12
70
2
5
189
56
1782
0
1
0
Dräger 2013, 157-159 mit K. 38 (Glaab, Glab), 166-168 mit K. 42 (Klauck, Klauke, Klocke), 214-218 mit K. 54 (Lau, Laue, Lauer, Laur); WenZel 2015, K. 37 (FamN auf Basis von Mudr- 'klug') f. faHlBuscH
908
Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Charakter, Verhaltensweisen
Typ Freund 6244 Typ Fründt 475 Typ Freundl 362 Typ Feindt 923
Karte 355: Freund, Fründt, Freundl, Feindt
Freundschaft, Feindschaft, Aggressivität
909
3.3 Freundschaft, Feindschaft, Aggressivität 1. Fragestellung Dokumentiert werden FamN, die durch Freundschaft, Feindschaft und Aggressivität motiviert sind. Die Hauptkarte stellt ÜberN zu mhd. vriunt 'Freund, Geliebter, Verwandter', mnd. vrunt, vrent, vrint 'Freund' den ÜberN zu mhd., mnd. vīant, vīent 'Feind; feindlich' gegenüber. Die erste Nebenkarte dokumentiert die häufigsten Komposita mit dem Grundwort -feind; im Text werden weitere Fälle und Komposita mit -feind und -freund besprochen. Die zweite Nebenkarte verzeichnet ÜberN zu mhd., mnd. geselle 'Teilnehmer, Genosse; lustiger Bruder, Zechbruder' und mhd., mnd. selle 'Genosse; Spielgeselle; Handwerksgeselle; Unterlehrer'. Es folgen mit der dritten bis sechsten Nebenkarte ÜberN zu Zorn, Krieg, Streit und Zank. Die siebte Nebenkarte gilt ÜberN zu mnd. prank 'Streit u.ä.', die achte zu mhd., mnd. schade 'Schaden, Beschädigung u.ä.' für jemanden, der Schaden anrichtet oder erfahren hat. Weitere ÜberN werden im Text besprochen, insbesondere nach der sechsten (hd., slaw. Fälle) bzw. der siebten Nebenkarte (nd. Fälle). 2. Quantitative Datenbasis Abfrage: (F|V)r(eu|ei|ey|ü|ue|ie)n(dt?|th?|t?z).*|(F|V)(ei|ey|ieh?|ia)n(dt?| th?|t?z).* (≥ 5 Tokens) ergibt 34 Types/9007 Tokens. Als einschlägig werden kartiert: Typ Freund 3 Types/6244 Tokens: Freund(t) 5939+274, Freind 31. Typ Fründt 4 Types/475 Tokens: Fründ(t) 149+309, Friend 11, Vriend 6. Typ Freundl 2 Types/362 Tokens: Freund(e)l 240+122. Typ Feindt 6 Types/923 Tokens: Feind(t) 273+488, Fiand 74, Feindl 57, Viand(t) 26+5. Feindl (s.u. unter 4.) wäre als eigener Typ auf der Karte kaum sichtbar und wird daher unter Typ Feindt subsumiert. 3. Qualitative Datenbasis Bei FamN wie Freund könnte im Einzelfall auch noch die mhd. Bedeutung 'Verwandter' erhalten sein. Im Raum Aachen sind HerkunftsN zum dortigen SiedlungsN Freund denkbar. Bei (F/V)riend (verstreut) handelt es sich auch z.T. um engl. oder nl. FremdN. 4. Details und Ergänzungen Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 2-35, entspricht 0,022,38‰.
910
Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Charakter, Verhaltensweisen
Vorkommen pro zweistellige PLZ: Dokumentationstabelle (a = Freund, b = Fründt, c = Freundl, d = Feindt). PLZ
a
b
c
d
‰ ges.
PLZ
0,33
37
73
a
b
c
d
‰ ges.
18
0,32
01
112
02
102
1
1
1
0,71
38
40
6
2
7
0,12
03
15
2
0
5
0,22
39
36
1
0
27
0,27
04
85
0
4
10
0,28
40
66
2
5
13
0,25
06
104
2
6
14
0,29
41
26
3
0
17
0,14
07
111
0
13
9
0,69
42
152
8
1
6
0,50
1
9
7
2
0
08
87
0
22
0
0,54
44
97
24
0
12
0,30
09
65
2
6
14
0,33
45
109
4
2
8
0,22
10
63
3
0
11
0,27
46
46
5
0
0
0,17
12
69
5
0
12
0,28
47
57
0
1
7
0,15
13
58
1
2
8
0,28
48
44
7
0
2
0,12
14
85
3
4
12
0,38
49
47
8
3
8
0,16
15
54
0
0
16
0,40
50
69
4
0
15
0,24 0,20
16
42
2
0
13
0,34
51
55
1
0
10
17
35
17
2
3
0,30
52
30
1
3
5
0,12
18
24
19
1
2
0,27
53
97
3
0
14
0,26
19
11
30
1
3
0,37
54
4
1
0
0
0,03
20
7
3
0
8
0,20
55
92
0
2
4
0,34
21
52
17
1
168
0,62
56
92
1
0
2
0,31
22
74
48
3
55
0,37
57
87
0
0
7
0,40
23
36
15
0
8
0,24
58
59
2
1
11
0,20
24
79
2
0
17
0,25
59
58
11
3
9
0,20
25
38
22
2
14
0,30
60
58
2
1
0
0,31
26
40
15
1
4
0,13
61
71
1
4
0
0,45
27
31
6
1
30
0,22
63
354
1
0
29
0,87
28
41
3
1
8
0,21
64
81
1
0
5
0,31
29
33
3
0
9
0,21
65
130
2
1
7
0,38
30
52
8
3
6
0,21
66
32
0
0
6
0,08
31
52
20
3
15
0,23
67
99
4
0
14
0,32
32
35
56
3
4
0,29
68
94
1
4
6
0,50
33
37
23
0
11
0,19
69
63
0
0
2
0,36
34
126
0
0
10
0,44
70
35
3
3
1
0,15
35
136
3
0
7
0,42
71
42
1
3
3
0,14
36
64
0
0
3
0,35
72
50
1
0
2
0,14
911
Freundschaft, Feindschaft, Aggressivität
PLZ
a
73
30
b
c 0
d 6
0
‰ ges.
PLZ
0,10
87
17
2
0
2
0,11 0,14
a
b
c
‰ ges.
d
74
58
1
0
2
0,17
88
38
0
0
3
75
22
1
0
5
0,17
89
36
2
1
4
0,17
76
75
0
2
16
0,24
90
55
1
3
7
0,22
77
17
3
0
11
0,18
91
151
4
6
2
0,46
78
39
0
6
2
0,17
92
12
1
4
1
0,11
79
83
2
1
33
0,33
93
30
1
9
0
0,21
80
51
1
16
0
0,25
94
169
1
6
2
0,78
81
54
7
15
4
0,29
95
26
0
43
1
0,36
82
62
1
6
4
0,25
96
37
1
5
0
0,20
83
66
0
36
3
0,40
97
216
0
2
1
0,57
84
30
0
12
4
0,22
98
44
0
2
4
0,47
85
70
0
25
3
0,28
99
77
2
5
9
0,33
86
56
1
22
4
0,21
Details: Die größten Vorkommen von Typ Freund betreffen die PLZ 941 Tiefenbach (2,38‰/70 Tokens), 637 Aschaffenburg (1,82‰/112 Tokens) und 940 Passau (1,64‰/80 Tokens). Dabei tritt Freundt im nd. Raum etwas häufiger auf als südl. davon, ist im Großen und Ganzen aber verstreut. Entrundetes Freind findet sich in den Räumen Fulda und Bruchsal sowie in Nordrhein-Westfalen. Bei Typ Fründt bildet Fründ Nester in und um Löhne sowie in Büren und ist v.a. in Nordrhein-Westfalen verstreut, während Fründt in Niedersachsen, SchleswigHolstein und Mecklenburg-Vorpommern herrscht, vgl. konsonantismus , K. 156-160 (d/dt nach n). Bei Typ Freundel tritt Freundl in Bayern auf, Freundel schließt in Thüringen und Sachsen an. Bei Typ Feindt bildet Feindt das Nest in Jork bei Buxtehude. Sonst sind Feindt und Feind in ganz Dtld., v.a. im nd. Raum, verstreut. Das Diminutiv Feindl findet sich in der Pfalz und in Baden, die alte Form Fiand, Viand(t) v.a. bei Freiburg i.Br. Weitere Namen: Devrient 52 (meist nl.) findet sich v.a. in der Nordhälfte von Dtld. verstreut. Freundlich 61 tritt in den Räumen Flensburg, Wiesbaden und Ludwigshafen auf (zu ÜberN auf -lich vgl. morpHologie, K. 75-79). Freundlieb 124 (ZoDer 1968 I, 524: "junger jüd. Kunstname?") ist im Ruhrgebiet konzentriert sowie bei Nordhausen. Find(t) 87+121 (Hessen, Pfalz) und Find(e)l 67+27 (südöstl. Bayern) gehören nicht zu 'Feind', weil hier Diphthong ei zu erwarten wäre; eher zu 'finden', vgl. mhd. vindel0n 'Findelkind'.
912
Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Charakter, Verhaltensweisen
Erste Nebenkarte (K. 356): Typ Bauernfeind 1103 Typ Burfeind 504 Typ Neufeind 198 Typ Geigenfeind 52 Typ Zangenfeind 43 Typ Hennerfeind 26 Typ Landesfeind 21
Karte 356: Bauern-, Bur-, Neu-, Geigen-, Zangen-, Henner-, Landesfeind
Die Karte dokumentiert die häufigsten Komposita mit Grundwort -feind. Weitere Fälle (≥ 10 Tokens) und Komposita mit -freund s.u. Die Abfrage .*(f|v)(ei|ey|ie?h?|ia)n(dt?|th?) ergibt 71 Types/2230 Tokens. Unter ihnen begegnen folgende Fälle in mindestens einer Variante mit ≥ 20 Tokens. Sie werden durch weitere Varianten ergänzt: Typ Bauernfeind 10 Types/1103 Tokens: Bauernfeind 691, Bauerfeind(t) 397+8, Bauren(s)feind 1+1, (Kühle-/Steiner-)Bauerfeind 1+1, Weinelt-Bauernfeind 1, Baurerfeind 1, Bauerfind 1. Typ Burfeind 12 Types/504 Tokens: Burfeind(t) 311+125, Buerfeind(t) 27+9, Buhrfeind(t) 13+5, Bourfeindt 5, Burfind 4, (Meier-/Pape-)Burfeind 2+1, Wrieden-Buerfeind 1, Bürfeindt 1. Typ Neufeind 10 Types/198 Tokens: Neu(e)feind 73+69, Niefind(t) 30+11, Neifeind 8, Nievindt 3, (Dapper-/Millat-)Neufeind 1+1, Simon-Neuefeind 1, Tschitschke-Neufindt 1.
913
Freundschaft, Feindschaft, Aggressivität
Typ Geigenfeind 2 Types/52 Tokens: (Gianni-)Geigenfeind 51+1. Typ Zangenfeind 2 Types/43 Tokens: (Wettky-)Zangenfeind 42+1. Typ Hennerfeind 1 Type/26 Tokens: Hennerfeind. Typ Landesfeind 1 Type/21 Tokens: Landesfeind. Kartentyp: relativ; Kreise pro zweistellige PLZ, Kreisgröße 8-58, entspricht 0,01-0,81‰. Bei Typ Bauernfeind findet sich Bauernfeind v.a. in Bayern, Bauerfeind v.a. in der nördl. Eifel sowie in Sachsen. Bei Typ Burfeind konzentrieren sich Burfeind, Burfeindt und Buerfeind im Raum Hamburg - Bremen - Bremerhaven. Bei Typ Neufeind häuft sich Neufeind v.a. im Raum Köln - Düsseldorf, Neuefeind findet sich zwischen Koblenz und Düsseldorf v.a. links des Rheins und Niefind in Niedersachsen. Geigenfeind konzentriert sich im Raum Regensburg, Zangenfeind ist in Oberbayern sowie im Rhein-Main-Gebiet verbreitet. Henner- bzw. Landesfeind finden sich im südöstl. Bayern bzw. südl. von Kassel. Weitere Namen (≥ 10 Tokens) mit -feind und -freund: FamN
Tokens
Etymologie
Lage
Judenfeind
11
Kornfeind
17
ÜberN für Bauern, Drescher, Müller?
verstreut
Bauernfreund
15
BrecHenmacHer 1957-63 I, 81: "meist junge Umstülpung von Bauernfeind"
Saarland, nördl. von Ulm
Sachsen
160
Nordrhein-Westfalen, sonst verstreut
Christfreund
12
Nordrhein-Westfalen
Gottfreund
58
Nest bei Saarbrücken
Bierfreund
Gutfreund
Tausendfreund
Zi(eh)freund
79
234
69+14
evtl. EchoN nach der Anrede "gut Freund"
Nordrhein-Westfalen, Hessen, RheinlandPfalz, Baden-Württemberg
ÜberN für einen kontaktfreudigen Menschen
in ganz Dtld., v.a. im nd. Raum, verstreut
gottscHalD 2006, 458: Patronym zum RufN Severinus; BaHloW 2005, 582: "wohl soviel wie Zieher 'Pfleger, Vormund, Ziehvater'"
Räume Stuttgart und München
914
Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Charakter, Verhaltensweisen
Zweite Nebenkarte (K. 357): Dokumentiert werden ÜberN zu mhd., mnd. geselle 'Teilnehmer, Genosse; lustiger Bruder, Zechbruder' und mhd., mnd. selle 'Genosse; Spielgeselle; Handwerksgeselle; Unterlehrer'. Bei Sell sind nach D uDen fam n 2005, 617 Konkurrenzen möglich mit BerufsN für den Seiler zu mhd. sel 'Seil', bei Selle mit HerkunftsN zu Siedlungen wie Selle(n) (Nordrhein-Westfalen), Sella (Sachsen) oder im Nd. zu Celle (Niedersachsen, vgl. ZoDer 1968 II, 596). Bei Söll kommen HerkunftsN zu Söll am Chiemsee aufgrund der Entfernung zum Verbreitungsgebiet der FamN kaum in Frage. Sell(g/k)e und Sellen werden nicht als eigene Typen ausgewiesen; zu ihrer Verbreitung s.u. Typ Sell 2886 Typ Selle 1266 Typ Söll 693 Typ Gesell 920 Typ Gsell 418
Karte 357: Sell, Selle, Söll, Gesell, Gsell
Die Abfrage G?K?e?(s|S)(e|ö|oe)(l|ll).* (≥ 10 Tokens) ergibt 272 Types/29310 Tokens. Als einschlägig werden kartiert: Typ Sell 2886: Sell 2678, Sell(g/k)e 50+118, Sellen 40. Typ Selle 1266: Selle.
Freundschaft, Feindschaft, Aggressivität
915
Typ Söll 693: Söll(e) 574+103, Soell 16. Typ Gesell 920: Gesell(e) 692+151, Gesellchen 47, Gesele 30. Typ Gsell 418: (G/K)sell 384+22, Gsöll 12. Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 3-45, entspricht 0,022,40‰. Bei Typ Sell tritt Sell gehäuft einerseits entlang der Südgrenzen von Hessen und Thüringen zu Bayern auf (PLZ 637 Aschaffenburg, 977 Karlstadt, 975 Kolitzheim; 965 Sonneberg, 952 Münchberg, 951 Selb), andererseits in Hamburg und Schleswig-Holstein (PLZ 242 Preetz, 241 Kiel), genitivisches Sellen im Saarland, diminuiertes Selke und Selge v.a. in der Nordhälfte von Dtld. verstreut. Die größten Vorkommen von Selle finden sich in Nordrhein-Westfalen und Thüringen. Bei Typ Söll ist Söll auf der Schwäbischen Alb nordwestl. von Ulm konzentriert (PLZ 891 Blaustein) sowie im Grenzraum Bayern - Thüringen Sachsen; Sölle schließt daran im mittleren und nördl. Thüringen (PLZ 076 Eisenberg) an. Bei Typ Gesell tritt Gesell am Rhein mit Nest im PLZ 566 Andernach auf, sodann im Dreieck Hof - Marktredwitz - Bayreuth, ansonsten verstreut v.a. in Nordrhein-Westfalen und Bayern; Geselle begegnet gehäuft im Raum Kassel, sonst verstreut, Gesellchen ist in Rheinland-Pfalz und im Saarland verbreitet, Gesele in Heidelberg, Ulm und Ingolstadt. Bei Typ Gsell (vgl. Vokalismus, K. 294 (Gm[elch], Gs[ell])) finden sich die größten Konzentrationen im Raum Lindau (Bodensee) und im Raum Balingen - Rottenburg/Neckar. Ksell tritt im Raum Mühlacker sowie im Raum Bremervörde auf. Komposita mit dem betreffenden Grundwort ≥ 10 Tokens: Frischgesell 21 (in Norddtld. verstreut) ist BerufsN für den Gehilfen des Frischers, Erzschmelzers, "der das Erz frischt, d.h. durch Einblasen von Luft (Sauerstoff) von fremden Grundstoffen reinigt" (linnartZ 1958a, 72). Gutgesell 281 bezeichnet den guten Gefährten, ballt sich in und um Lichtenfels und ist sonst v.a. in Thüringen verstreut (hier auch Gutsell 29), während Gutgsell 82 ein Nest im Raum Freiburg i.Br. bildet. Hergesell(e) 372+12, Herrgesell 78, Hiergesell 11 zu mhd. hergeselle 'Kriegsgefährte, ritterlicher Gefährte, Gefährte überhaupt', streuen über ganz Dtld. Vor 1945 war Hergesell v.a. östl. von Oder und Neiße verbreitet (gen-evolu.de, 24.07.14). Landsgesell 73 (nördl. Baden-Württemberg) ist vielleicht 'Landsmann'. Liebergesell 67 (verstreut) meint wie Liebermann 816 (Nest in und um Sonneberg) 'angenehmer Mensch'. Lotzgeselle 55 (Nest bei Kassel) wird von gottscHalD 2006, 208 zu Gesell(e) und lotz 'läppisch' gestellt. Taggesell(e) 45+90 bezieht sich auf den zeitweiligen Gefährten und findet sich v.a. in Sachsen.
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Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Charakter, Verhaltensweisen
Weitere Namen: Sellschopp 62 (Raum Hamburg - Kiel - Flensburg), Seldschopf 27 (Aachen), Sellschopf 18 (verstreut) beruhen auf mnd. selschop, selschap 'Gesellschaft, Versammlung u.ä.' für das Mitglied oder den Vorsteher einer Gesellschaft. Zu mhd. günner 'Gönner, Freund, Anhänger' gehört der ÜberN G(ö/oe)nner 270+ 2 (verstreut in Nordrhein-Westfalen, Hessen und im südl. Baden-Württemberg), mit Antritt von -t G(ö/oe)nnert 21+4 (verstreut, v.a. im nördl. Dtld.), Gonner(t) 9+17 (Frankfurt/Main, Unterfranken). Gönnenwein 39 (Raum Stuttgart), Gönnawein 8 (Raum Heidelberg) sind Varianten des Patronyms J(e/ae)nnerwein 47+1 (Oberbayern sowie Nest in Blieskastel), Jennewein 328 (Pfalz mit Nest in Pirmasens; Saarland, mittleres Württemberg) zum RufN Ingenuinus (BrecHenmacHer 1957-63 I, 577, 769). Auf mnd. genōte 'Genosse, Gesellschafter' beruhen wohl Genot(te) 7+6, Gnoth 196, Gnot(t) 7+8, Gno(ß/ss) 15+49, die sich v.a. im Raum Duisburg finden, häufiger auch im südl. Niedersachsen, sonst verstreut. Dritte Nebenkarte (K. 358): Dokumentiert werden ÜberN zu mhd. zurn, zorn 'Zorn, Streit u.ä.', mhd. zorn(e) 'zornig' und mhd. zürner, zorner 'Zornmütiger' (ÜberN zu mnd. torn(e), tarn 'Zorn' sind nicht eindeutig nachweisbar, s. Herkunfts- und WoHnstättennamen, bei K. 427 (Thurm, Thurn, Dorm, Thorn)). Die Abfrage Z(oe?|ö|ue?|ü|i)rn(er?|i(g|ch))?s? ergibt 21 Types/4795 Tokens. Nach Abzug von unklarem Zirni(g/ch) 43+2 (beide in der südl. Hälfte von Dtld. verstreut) und Zirne 1 verbeiben: Typ Zorn 2959: Zorn 2914, Z(ö/oe)rn 35+3, Z(ö/oe)rns 6+1. Typ Zörner 596: Z(ö/oe)rner 554+31, Zorner 11. Typ Zürn 869: Z(ü/ue)rn 707+9, Zirn 152, Zurn 1. Typ Zürner 202: Z(ü/ue)rner 166+5, Zirner 26, Zurner 5. Typ Zornig 123: Zornig 68, Zörnig 55. Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 3-45, entspricht 0,021,33‰. Der Asterisk ersetzt das Symbol des PLZ 742 Leingarten mit 1,55‰/53 Tokens von Typ Zürn, 0,20‰/7 Tokens von Typ Zörner und 0,12‰/4 Tokens von Typ Zorn, um die übrigen Kreise besser hervortreten zu lassen. Die dichtesten Vorkommen von Typ Zorn betreffen die PLZ 979 Bad Mergentheim (0,84‰/35 Tokens), 751 Pforzheim (0,83‰/37 Tokens) und 972 Veitshöchheim (0,79‰/ 49 Tokens), Zörn erscheint im Raum Heilbronn und ist ansonsten verstreut. Die dichtesten Vorkommen von Zörner finden sich in Sachsen-Anhalt und Thürin-
Freundschaft, Feindschaft, Aggressivität
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gen, Zoerner bildet ein Nest im Raum Dortmund. Zürn konzentriert sich außer im PLZ 742 (s.o.) noch im PLZ 721 Rottenburg/Neckar, entrundetes Zirn begegnet im südl. Baden-Württemberg (und mit 31 Telef. in der Schweiz, verwandt. ch, 14.08.14). Zürner massiert sich v.a. im Raum Hof; entrundetes Zirner ist verstreut. Zornig ist in Hamburg und Schleswig-Holstein konzentriert, Zörnig v.a. im nd. Raum verstreut und wohl aus mnd. tornich 'zornig' verhochdeutscht. Typ Zorn 2959 Typ Zörner 596 Typ Zürn 869 Typ Zürner 202 Typ Zornig 123
*
Karte 358: Zorn, Zörner, Zürn, Zürner, Zornig
Weitere Namen: Zornemann 37 (Sachsen-Anhalt, nördl. Thüringen; Dresden) ist nach ZoDer 1968 II, 897 HerkunftsN zu Siedlungen wie Zorn (Hessen). Das Diminutivum Zörn(d/t)lein 15+17 findet sich in und um Nürnberg sowie Kaiserslautern. Vierte Nebenkarte (K. 359): Dokumentiert werden FamN zu mhd. kriec, mnd. krich, kriec 'Streit, Zank, Kampf, Anstrengung u.ä.', mhd. kriege 'störrisch, streitbar', mhd. kriegisch, mnd.
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Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Charakter, Verhaltensweisen
krigich 'widersetzlich, streitsüchtig'. Ebenfalls mit kartiert wird Krieger, wobei hier die Ableitung von mhd. kriegen '(mit Worten) streiten, kämpfen' oder von mhd. krieger 'Kämpfer, Streiter' und die Einschätzung als (eher negativer) ÜberN oder (neutraler) BerufsN offen bleibt. Bei Krieger ist nördl. einer Linie Münster (Westfalen) - Magdeburg - Cottbus im Einzelfall auch Entrundung aus Krüger denkbar (Vokalismus, K. 123). Zur Verbreitung von Kempf, Kämpfer s. morpHo logie, K. 41. Typ Krieger 7502 Typ Krieg 4187 Typ Kriegsmann 303 Typ Kriegisch 223
Karte 359: Krieger, Krieg, Kriegsmann, Kriegisch
Die Abfrage Krie(g|g?c?k)e?r?s?(i?sch|mann)?s? ergibt 14 Types/12215 Tokens: Typ Krieger 2 Types/7502 Tokens: Krieger(s) 7463+39. Typ Krieg 8 Types/4187 Tokens: Krieg(e) 3793+167, Kriegs 121, Krie(c)k 4+85, Krieg(c)k 13+3, Krieke 1. Typ Kriegsmann 2 Types/303 Tokens: Krieg(e)smann 217+86. Typ Kriegisch 2 Types/223 Tokens: Krieg(i)sch 37+186.
Freundschaft, Feindschaft, Aggressivität
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Kartentyp: relativ; Kreise pro zweistellige PLZ, Kreisgröße 4-50, entspricht 0,14-1,29‰. Die dichtesten Vorkommen von Typ Krieger finden sich nach dreistelligen PLZ in den PLZ 557 Idar-Oberstein (2,97‰/95 Tokens), 735 Schwäbisch Gmünd (2,16‰/107 Tokens) und 498 Lingen/Ems (2,06‰/89 Tokens), von Typ Krieg in den PLZ 765 Baden-Baden (4,29‰/209 Tokens), 735 Schwäbisch Gmünd (3,63‰/180 Tokens) und 073 Saalfeld/Saale (2,02‰/65 Tokens). Kriege bildet ein Nest in Georgsmarienhütte. Kriegs streut in ganz Dtld., Krieck bildet ein Nest in und um Saalfeld/Saale. Kriegsmann häuft sich im Raum Frankfurt/Main Schweinfurt, Kriegesmann in Westfalen. Kriegisch ist südl. des Mains, v.a. in Bayern verstreut. Weitere Namen: Kri(e)gel, Kriegl können ÜberN zu mhd. kriegel 'störrisch, streitsüchtig' sein, aber auch aus Krüg(e)l entrundete BerufsN des Töpfers; ihre Verbreitung ist auf K. 79 dokumentiert. Fünfte Nebenkarte (K. 360): Dokumentiert werden ÜberN zu mhd., mnd. str0t 'Streit, Kampf' für streitsüchtige Menschen. Typ Streiter kann als ÜberN des Streitsüchtigen auf mhd., mnd. str0ten 'streiten' beruhen, aber auch StandesN zu mhd. str0ter 'Kämpfer' sein. Konkurrenz besteht mit HerkunftsN zum SiedlungsN Streit (Bayern: bei Frankenhaag, bei Miltenberg, bei Neuenmarkt, bei Wasserburg/Inn; Österreich, Schlesien), ferner mit WohnstättenN zum FlurN Streit für umstrittenes Gelände. Typ Stritt beruht auf "einem alten (mit mhd. strît nicht identischem) Abstraktum Stritt = Streitigkeit, auch Gegenstand der Streitigkeit" (BrecHenmacHer 1957-63 II, 691), vgl. morpHologie, K. 377 (Strittmatter u.a.). Die Abfrage Stre(i|y)(dt?|th?).*|Str(i|ü|ue)tt (≥ 5 Tokens) ergibt 35 Types/4064 Tokens. Als einschlägig werden kartiert: Typ Streit 2353: Streit(h) 2276+15, Streitt 50, Streidt 12. Typ Stritt 266: Stritt 178, Strütt 88. Typ Streidl 245: Streid(e)l 115+12, Streit(e)l 8+97, Streitle 13. Typ Streiter 162: Streiter 145, Streitner 17. Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 3-40, entspricht 0,011,59‰. Die häufigsten Vorkommen von Typ Streit betreffen die PLZ 976 Bad Kissingen (1,52‰/59 Tokens), 546 Bitburg (1,38‰/39 Tokens) und 543 Konz (1,15‰/38 Tokens). Stritt findet sich im Südschwarzwald, daraus gerundetes Strütt konzentriert sich bei Lörrach. Stritt und Strütt setzen sich nach Süden in die Schweiz fort
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Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Charakter, Verhaltensweisen
mit 142+12 Telef., besonders in Tafers und Düdingen (verwandt.ch, 14.08.14). Typ Streidl ist insgesamt im Viereck Isny - Günzburg - München - GarmischPartenkirchen beheimatet, Streitel mehr im Westen, Streidl mehr im Osten. Streiter kommt v.a. in Nordrhein-Westfalen vor. Typ Streit 2353 Typ Stritt 266 Typ Streidl 245 Typ Streiter 162
Karte 360: Streit, Stritt, Streidl, Streiter
Weitere Namen: Nicht kartiert sind Strieth 55 (in und um Rüdesheim/Rhein), Striet 43 (Raum Lingen/Ems - Osnabrück - Steinfurt), Striet(h)er 23+5 (verstreut in Niedersachsen, Sachsen, Bayern, Baden-Württemberg), Striedter 20 (Westerwald), Strietter 14 (Raum Stuttgart), wohl WohnstättenN zu mhd. struot 'Sumpf', was Einzelfälle zu 'Streit' nicht ausschließt, s. H erkunfts- und WoHnstättennamen, S. 664. Auch Stritter 86 (Raum Ingelheim - Mainz - Wiesbaden) ist nicht kartiert, da es weitab liegt von Stritt und eher zu Strieth (s.o.) gehört. Eine hd. Entsprechung zum nd. SatzN Mackeprang '(ich) mache Streit' (morpHologie, K. 321; vgl. u. siebte Nebenkarte) ist der SatzN Hebestreit '(ich) hebe (den) Streit an'. Hebestrei(d)t 715+1 ist im nordwestl. Thüringen konzentriert
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(Raum Heilbad Heiligenstadt - Nordhausen - Sondershausen), im ostmd. Raum verstreut und nach Berlin, Braunschweig, Hannover und ins Ruhrgebiet gewandert; Hebstreit 26 findet sich in Hessen und im westl. Thüringen. Dagegen ist Hebenstreit 474 im östl. Thüringen und in Sachsen häufig, aber auch in ganz Dtld. verstreut. Im Südwesten beheimatet sind Herbstritt 170 (in und um Freiburg i.Br.), Herbstreit 80 (Freiburg i.Br., mittleres Württemberg; Westfalen, Lüneburger Heide), Herbstrith 27, Herbstreith 14 (beide mittleres Baden). Diese FamN sind nach BrecHenmacHer 1957-63 I, 702 aus Hebe(n)streit entstanden. Herbstreuter 19 (mittleres Württemberg) ist dagegen eher HerkunftsN zu SiedlungsN wie Herbstreuth bei Bamberg oder Herbisried bei Memmingen; BaHloW 2005, 230 nimmt dies auch für Herbstritt und -reith an. Sechste Nebenkarte (K. 361): Dokumentiert werden ÜberN zu mhd. zanken, zenken 'zanken, streiten'. Ableitungen als Bezeichnung für streitsüchtige Menschen wurden mit Suffix -er bzw. mit Suffix -el vorgenommen, vgl. morpHologie, K. 42 (Kauf, Käufer, Käufl), K. 43 (Drechsel, Drechsler). Diminutiva zu Zank sind bei Zankl und Zenkel unwahrscheinlich, weil Zank weitab von diesen verbreitet ist (s.u.). Konkurrenz könnte im Einzelfall bestehen mit ÜberN oder WohnstättenN zu mhd. zanke 'Zacken, Spitze'. Die Abfrage Z(ae?|ä|e)n(c?k|gg)e?(n|l)?e?r?t?s? ergibt 29 Types/5613 Tokens. Als einschlägig werden kartiert: Typ Zenker 5 Types/2287 Tokens: Zen(c)ker 2001+8, Zenkner 153, Zenkert 124, Zenkler 1. Typ Zänker 6 Types/498 Tokens: Zänker(t) 389+87, Zaenker(t) 16+1, Zäncker 3, Zänkner 2. Typ Zanker 3 Types/464 Tokens: Zan(c)ker 457+4, Zangger 3. Typ Zankl 3 Types/763 Tokens: Zank(e)l 664+81, Zanggl 18. Typ Zenkel 4 Types/125 Tokens: Zenk(e)l 2+117, Zänk(e)l 4+2. Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 3-40, entspricht 0,011,94‰; Flächen pro zweistellige PLZ, Anzeigeschwelle 0,05‰. Die dichtesten Vorkommen von Typ Zenker finden sich in den PLZ 018 Heidenau (0,83‰/34 Tokens), 979 Bad Mergentheim (0,72‰/30 Tokens) und 095 Freiberg (0,69‰/27 Tokens), Zenkert mit Antritt von -t bildet ein Nest in und um PLZ 979 Bad Mergentheim, Zenkner ist v.a. im mittel- und süddt. Raum verstreut. Zänker bildet ein Nest in und um PLZ 095 Freiberg und ist sonst v.a. in Thüringen, Sachsen-Anhalt und Sachsen verbreitet, Zänkert mit t-Antritt insbesondere in der Osthälfte von Dtld. Das nicht umgelautete Zanker findet sich im Dreieck
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Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Charakter, Verhaltensweisen
Memmingen - Aichach - Geislingen an der Steige mit Nest in Neu-Ulm. Zankl und Zankel ballen sich in der Oberpfalz und in Niederbayern, Zenkel begegnet in Oberfranken. Typ Zenker 2287 Typ Zänker 498 Typ Zanker 464 Typ Zankl 763 Typ Zenkel 125
Karte 361: Zenker, Zänker, Zanker, Zankl, Zenkel
Weitere Namen: Anlauf(f) 483+58, Antlauf 20, Anlauft 19, zu mhd. anlouf Anlauf, feindlicher Angriff', ÜberN für einen streitlustigen Menschen. Die FamN streuen über ganz Dtld.; vor 1945 warem sie besonders in Schlesien häufig (genevolu.de, 08.10.14). Zu poln., tschech. burda 'Krawall, Lärm, Schlägerei; Raufbold' gehören Burda 445, eingedeutscht wohl auch Burde 229, ferner Burda(c)k 44+288, Burdach 59. Die FamN sind in ganz Dtld. verstreut, mit Häufungen in Berlin und Brandenburg sowie im Ruhrgebiet. ÜberN zu mhd. grolle 'Groll, Zorn' für einen zornigen Menschen ist Groll 1572 (konzentriert in Nordrhein-Westfalen, sonst v.a. in der Südhälfte von Dtld. verstreut). Bei den rheinischen Vorkommen besteht Konkurrenz mit HerkunftsN
Freundschaft, Feindschaft, Aggressivität
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zum SiedlungsN Groll bei Breckerfeld (Sauerland), vgl. Grollmann 96 (Ruhrgebiet). Grolle 99 findet sich v.a. im md. Raum verstreut. Von mhd. hader 'Streit, Zank' können ÜberN für streitsüchtige Menschen abgeleitet sein wie Hader 494 (Räume Tschirn - Kronach, Bayreuth sowie Augsburg). Doch konkurrieren ÜberN zu mhd. hader 'Lumpen, Lappen' für den Träger ärmlicher Kleidung oder BerufsN für den Lumpenhändler. Diminuiertes Haderlein 208 konzentriert sich im selben Raum, besonders in Bamberg - Lichtenfels Kronach, nördl. schließt in und um Teuschnitz die Variante Hoderlein 84 an. H(ä/ae)derle 95+2 bildet ein Nest in und um Göppingen. Haderer 224 begegnet in Bayern (Nest nördl. von Mühldorf/Inn) und Baden-Württemberg, umgelautetes Hederer 150 ist v.a. in Bayern, aber auch in Baden-Württemberg und Südhessen verstreut, Häderer 25 bildet ein Nest südl. von Ulm. Hadert 33 mit Antritt von -t streut außerhalb von Bayern. Schurr 1095 (Viereck Ulm - Stuttgart - Schwäbisch Hall - Aalen) ist nach BrecHenmacHer 1957-63 I, 553f. (unter Geschürre) und II, 573 obd. ÜberN für einen hitzigen, jähzornigen Menschen. Nach BaHloW 2005, 471 handelt es sich um einen WohnstättenN zum FlurN Schurr 'Geröllrutsch'. Doch sprechen die im gleichen Raum auftretenden Diminutiva Schü(ü/ue)rrle 99+4 und Schürrlein 25 eher für einen ÜberN. Zu Unfried s. K. 345. Zu mhd. widersatz 'Widerstand, Feindschaft u.ä.' bzw. 'Gegner, Feind' gehört der FamN Wiedersatz 27 (Bayerisch-Schwaben). Auf mhd. widerspān 'Streit, Zank' gehen zurück: Wiederspa(h)n 46+101 (Viereck Idstein - Schotten - Bad Soden-Salmünster - Rüsselsheim), Widerspan(n) 55+7 (verstreut), Wiederspohn 37 (Baden-Württemberg), Wiedersporn 18 (Saarland). Zu Wiedermann s. bei der siebten Nebenkarte. Zank 268 (in ganz Dtld. verstreut; vor 1945 östl. von Oder und Neiße häufig, gen-evolu.de, 08.10.14), Zan(c)ke 172+1 (Nest in Naumburg/Saale, sonst verstreut) können ÜberN zu frühnhd. zank 'Zank, Streit' sein, doch konkurrieren WohnstättenN zu mhd. zanke 'Zacken, Spitze'. Schwer zu deuten sind Zen(c)k 682+6 (Raum Scheßlitz - Bamberg - Forchheim), Zen(c)ke 333+12 (v.a. im nd. Raum). Zenke führt gottscHalD 2006, 541 unter Zank; Zenk wird als Patronym zu slaw. RufN wie tschech. Czenko gedeutet (DuDen fam n 2005, 741). Diese Herleitungen bedürfen wegen der Namenverbreitung allerdings der Überprüfung. Zerrer 130 (Nester in und um Korb (Remstal) sowie in und um Oberkirch), Zörrer 27 (Nester in den Räumen Crailsheim und Karlsruhe) sind ÜberN zu mhd. zerren 'zerren, streiten' für einen streitsüchtigen Menschen. Zerr 651 (Nest in und um Achern, d.h. benachbart zum Zerrer-Nest in Oberkirch; sonst in Dtld. westl.
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Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Charakter, Verhaltensweisen
einer Linie Hamburg - München verstreut) und Zörr 20 (Oberbayern) können ebenfalls den Streitsüchtigen meinen, doch konkurrieren Patronyme zu Kurzformen der RufN Servatius oder Nazarius. Siebte Nebenkarte (K. 362): Dokumentiert werden ÜberN zu mnd. prank 'Kampf, Streit, Zank, Krieg', mnd. pranger 'Zänker'. Die Bedeutung ist gesichert durch den FamN Mackeprang (prankmaker contraversarius […] makeprank, stralsVoc, 334; morpHologie, K. 321 (Macheleid, Machemehl, Mackeprang)), doch sind Konkurrenzen möglich mit ÜberN zu mnd. prank 'Gepränge, Prunk' sowie BerufsN oder WohnstättenN zu mnd. prange 'Pfahl, Stange', bei Prangel auch zu mnd. prangel 'Prügel, Knüppel'. Typ Prange 1508 Typ Prang 954 Typ Prenger 215 Typ Prangen 65 Typ Mackeprang 98
Karte 362: Prange, Prang, Prenger, Prangen, Mackeprang
Die Abfrage .*(P|p)r(ae?|ä|e)n(c?k|g).* ergibt 295 Types/10725 Tokens. Als einschlägig werden kartiert:
Freundschaft, Feindschaft, Aggressivität
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Typ Prange 3 Types/1508 Tokens: Prang(h)e 1404+6, Pranke 98. Typ Prang 5 Types/954 Tokens: Prang 619, Prengel 289, Prangel 31, Prank 8, Prenk 7. Typ Prenger 3 Types/215 Tokens: Prenger 132, Pranger 72, Pränger 11. Typ Prangen 2 Types/65 Tokens: Prangen 38, Prangs 27. Typ Mackeprang 7 Types/98 Tokens: Mackeprang 64, Makeprang(e) 1+20, Mackprang(el) 5+2, Mockprang 5, Mackeprank 1. Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 3-40, entspricht 0,010,99‰. Die dichtesten Vorkommen von Typ Prange betreffen die PLZ 324 Minden (0,59‰/33 Tokens), 599 Brilon (0,42‰/13 Tokens) und 316 Stadthagen (0,40‰/ 18 Tokens). Pranke ist im Nd. verstreut. Bei Typ Prang konzentrieren sich Prang und Prengel insbesondere in Nordrhein-Westfalen und Hamburg (sonst verstreut), Prangel streut im nd. Raum. Bei Typ Prenger treten die umgelauteten Varianten in Nordrhein-Westfalen und im Emsland auf, Pranger begegnet ebenfalls im Emsland und im Raum Lutherstadt Wittenberg. Von den Formen im patronymischen Genitiv findet sich Prangen in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen verstreut, Prangs im Raum Straele - Geldern konzentriert. Zu Typ Mackeprang s. morpHologie, K. 321 (Macheleid, Machemehl, Mackeprang). Weitere nd. Namen: Zu Kret(h)er, Kreiter s. bei K. 27. ÜberN zu mnd. plas 'Unruhe, Zank, Streit' können Plass(e) 432+21, Plaß 364, Plas 26 sein. Doch konkurrieren WohnstättenN zu mnd. plas 'Platz, Stelle, Straße'. Pla(ss/ß) ist v.a. im Raum Paderborn - Detmold - Bielefeld konzentriert, zusammen mit Plas auch im Raum Nordhorn, Plasse findet sich im Raum Celle. Die genannte Konkurrenz gilt ebenfalls für Pla(ss/ß)mann 156+329 (Westfalen, v.a. Raum Bielefeld und Sauerland). ZoDer 1968 II, 309 belegt für Braunschweig die Gleichung Bartell Plasmann 1577 = Bartell Plass 1578. Komposita mit RufN wie Plaßwilm 9 (Westfalen) können ÜberN oder WohnstättenN sein. Zu mnd. picht(e) 'Kampf, Streit' gehört Picht 401 als ÜberN für einen streitlustigen Menschen. Der FamN streut v.a. zwischen zwei Linien Osnabrück Wolfsburg - Prenzlau und Aachen - Gotha - Jena und bildet deutliche Nester in Paderborn und Nordhausen. Auf mnd. wedderman 'Gegner' beruhen Wed(d)ermann 85+31 (Ostfriesland), Widdermann 70 (Nordwestdtld.). Wiedermann 426 ist gleichmäßig über ganz Dtld. verstreut, was eine Deutung des FamN schwierig macht. ÜberN zu mnd. wruk, wrok 'streitsüchtig' s. konsonantismus, K. 345 (Wrede, Wried, Wrage, Wruck).
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Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Charakter, Verhaltensweisen
Achte Nebenkarte (K. 363): FamN des Typs Schädlich sind in morpHologie, K. 78 (Wunderlich, Schädlich) dokumentiert. Sie treten v.a. im Raum Auerbach (Vogtland) auf. Die folgende Karte zeigt die Verbreitung der ÜberN, die aus den Substantiven mhd., mnd. schade 'Schaden, Beschädigung u.ä.', mhd. schade 'Schädiger, Feind' oder dem Verb mhd., mnd. schaden 'schaden' entstanden sind. Es handelt sich um ÜberN für Personen, die Schaden anrichten oder evtl. auch erfahren haben. Schader, Schäder werden bei gottscHalD 2006, 424 und BaHloW 2005, 446 als ÜberN 'Schädiger' angeführt. Konkurrenzen sind im Einzelfall denkbar mit ÜberN oder WohnstättenN zu mhd., mnd. schade 'Schatten' sowie HerkunftsN zu Siedlungen wie Schaden (Bayern), Schadau (West-, Ostpreußen). Typ Schade 6362 Typ Schad 3000 Typ Schaden 164 Typ Schader 336 Typ Scheder 380
Karte 363: Schade, Schad, Schaden, Schader, Scheder
Die Abfrage Sch(aa?e?|ä|e)dt?i?e?g?n?e?r?s? ergibt 26 Types/10484 Tokens. Als einschlägig werden kartiert: Typ Schade 6362: Scha(a)de 6259+86, Schadte 13, Schadee 4. Typ Schad 3000: Scha(a)d 1778+247, Scha(a)dt 795+180.
Freundschaft, Feindschaft, Aggressivität
927
Typ Schaden 164: Schad(e)n 3+161. Typ Schader 336: Schader 332, Schadener 4. Typ Scheder 380: Scheder 226, Sch(ä/ae)der 126+20, Schädiger 8. Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 3-40, entspricht 0,024,17‰. Die dichtesten Vorkommen von Typ Schade betreffen die PLZ 362 Bad Hersfeld (3,66‰/149 Tokens), 361 Petersberg (1,58‰/92 Tokens) und 342 Kassel (1,32‰/ 85 Tokens). Schaade begegnet v.a. im nd. Sprachraum. Die größten Vorkommen von Typ Schad betreffen die PLZ 645 Mörfelden-Walldorf (1,46‰/63 Tokens), 884 Biberach/Riß (1,29‰/83 Tokens) und 361 Petersberg (1,29‰/75 Tokens). Dabei ist Schadt besonders in Südhessen konzentriert, Schaad in Rheinhessen und im Rhein-Main-Gebiet, Schaadt im Saarland. Schaden tritt geballt an der Mosel und am Niederrhein auf, wo es schwacher patronymischer Genitiv ist (vgl. morpHologie, K. 20), aber auch verstreut in Württemberg, wo die Erklärung offen bleibt. Schader bildet ein Nest im Raum Bensheim - Lampertheim, Scheder eines in und um Würzburg, Schäder streut v.a. im md. Raum mit Häufung im Raum Würzburg - Oberaurach. Weitere Namen: Von historischen SatzN und Komposita wie Tuenschaden 'tu (den) Schaden', Schademirnicht, Schadeland, Landschad usw. (BaHloW 2005, 446; ZoDer 1968 II, 483) finden sich heute ≥ 5 Tokens nur: Schadewald(t) 138+66, Schadwald 17 (v.a. im nd. Raum verstreut), ÜberN '(ich) schade (dem) Wald', HerkunftsN zu Schadewalde bei Jessen/Elster oder WohnstättenN; Schadebrodt 29 (verstreut), '(ich) schade (dem) Brot', ÜberN für einen Esser oder Bäcker?; Schademann 8 (Mönchengladbach), ÜberN 'Schädiger' (BrecHenmacHer 195763 II, 478) oder WohnstättenN. Schadenfroh 53 steht neben Schattenfroh 26 im Raum Deggendorf - Vilshofen. Ob es sich um ÜberN im Sinne von 'schadenfroh' oder 'schattenfroh' (vgl. Sonnenfroh 55, Nest in Heidenheim/Brenz) handelt, müsste historisch geklärt werden. Habenschaden 28 (Raum Regensburg) ist ÜberN des Geschädigten: '(ich) habe den Schaden'. Schad(e)l 114+96 (v.a. Bayern) kann diminuierter ÜberN zu Schad sein, eher aber Variante von Schäd(e)l für jemanden mit auffälligem Kopf (vgl. K. 302), vgl. Rot(h)schadl 4+3 (Südhessen). 5. Historische Sondierung Hauptkarte. Niederdt.: Vrünt 1267-1413, Vrönt 1323, Fründt (Freunt) 1570/87 Ba 1972, 179. Altes Ld.: Feindt 1357-1864, Vient, Vienth 1524, Viandt 1600, Viendt 1600, 1651, Feind 1651-1821, Feint 1651 Bo 1927, 81f. Zeven: Feindt 1617-23, Viendt 1645-57, Feind 1785 Bo 1937, 51.
928
Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Charakter, Verhaltensweisen
Greifsw.: Vrunt 1331 nü 90. Pommern: Vrünt 1343 Ba 1982, 38. Riga: Vrint 1410; Fiant, Viende 1347-1529 fey 198f., 222. Ostfalen: Vrůnt 1266/1325 = Vrůnde 1308/69 = Frund/ Frŭnd 1368/81, Vrunde 1385, Vrunt 1413, Freunt 1570 = Frundt 1587, Freund 1580, Freundt 1601; Feindt 1689 Zo I 469, 524. Bonn: Frunt 1524 Bi 306. Limb.: Frund 1339 scHö 37. Hüttenb. Ld.: Freund 1660-1706 Wo 29. Homb.: Freund 1720-76; Viandt 1691 se 58, 201. Kaisersl.: Frunt 1319, Freundt 1628, Freund 1797 Br 394. Jena: Freundt 1542-1618, Frundt 1548-1614 a p 81. Vogtld.: Frundt 1492 H e 1969, 230; Frundt 1402, Frund 1438, 1467, Freundtt 1529, Freund 1576, um 1800, Freundel um 1800 H e 1992, 80. Südwestsachsen: Frunt 1482, Freunt 1495 H e 2007, 72. Altenb. Ld.: Frünts 1499, Frunth 1516, Freund 152763, Freundt 1533-78, Frewndt 1596, Freundin (fem.) 1597 grü 346f. Leipzig: Freundt 1482, Frundt 1499 so 39. Grimma: frundt 15. Jh., Frundt 1505, 1531 na 160. Oschatz: Frund 1421 ne 1970, 33. Breslau: Vrunt 13./14. Jh. r ei 112. Esslingen: Frünt 1284, Gefriunde 1362, friuntlin 1457, 1460, freuntlin 1485 Be 179. Lahr: Friunt 1156, Fround 1688 pa 27f. Freib. i.Br.: Fründt 1492 DZ 122. Oberrhein: Frund 12./13. Jh,. Friunt 12./13. Jh., 1156, Frùnt 12./13. Jh., 1284 soc 415. Ravensb.: Fruindli 1393 sa 163. Liechtenstein: frúnt 1342 str III 241. Freib. i.Ü.: Frůnd 1511 st 184. Zug: Frúnd 1435-50 fä 137. Graubünden: Fründ 1371-1698, Fründt 1582-1623, Freundt 1675, Freünd 1682 HuB 833. Ansbach: Freunt 1361-64 scHä 88. Sudetenld.: Frynt 1376, Frewnt 1395; Veindt 1379 scH 1957, 89, 97f. Tirol: Freindt 1775 fi 284. Salzb.: Freund 1606, 1650 Zi 1986, 87. Waldviertel: Freunt 1291 po 65.
6. Hinweise Zur sechsten Nebenkarte vgl. in Österreich (Telef., Geogen At, CD-Rom, 2005): Zenker 72, Zänker 0, Zanker 27, Zank(e)l 303+15, Zenk(e)l 51+4. Zur siebten Nebenkarte vgl. in Nachbarländern (Daten nach: Dänemark: Einw. 2010, dst.dk; Niederlande: Einw. 2007, meertens.knaw.nl; Belgien: Einw. 1998, familienaam.be; jeweils 29.07.14): Dänemark
Niederlande
Belgien
Prange
47
68
7
Pranke
0
0
0
Prang
0
76
0
Prangel
0
5
0
Prengel
245
0
0
Pranger
17
950
45
Prenger
0
498
4
Prangen
1
0
0
Prangs
0
0
0
Typ Makeprang tritt nur in den Niederlanden mit Mackeprang 5 auf.
Freundschaft, Feindschaft, Aggressivität
929
Zu ÜberN im Sinne 'furchterregend, schrecklich' s. K. 346 (Graul, Gruhl, Greuel, Greil). Vokalismus, K. 294 (Gm[elch], Gs[ell]); konsonantismus, K. 345 (Wruck u.a.); morpHologie, K. 41 (Kempf, Kämpfer), K. 76 (Gramlich, Höflich, Endlich), K. 78 (Wunderlich, Schädlich), K. 321 (Macheleid, Machemehl, Mackeprang), K. 377 (Strittmatter u.a.). kunZe 2004a, 147. S. pescHke/f. faHlBuscH
930
Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Charakter, Verhaltensweisen
Typ Stiller 3885 Typ Stille 707 Typ Still 401
Karte 364: Stiller, Stille, Still
Sprachverhalten
931
3.4 Sprachverhalten 1. Fragestellung Dokumentiert werden FamN, die durch sprachliches Verhalten veranlasst sind. Die Hauptkarte verzeichnet ÜberN zu mhd., mnd. still(e) 'still, ruhig, schweigsam'. Im Text folgen Hinweise zu Namen mit Schweig(-) und Stumm(-). Die lat.-dt. Vokabularien übersetzen garrulus mit klaffer, kiffeler, swetzer, smetzer (Vocexquo iii, 1126), klaffer, klefferer, swetzer, smetzer, wescher (liBor I, 531), swetzer (Vocr er 293). Unter loquax finden sich noch kaller (Vocexquo V, 2240), klaffer, schnepper (VocCT I, 833), klepper, spreker, schnepper (liBor I, 530). Entsprechende FamN sind heute relativ selten. Dafür finden sich andere durch Redseligkeit motivierte ÜberN; die erste Nebenkarte dokumentiert sechs räumlich getrennte, je etwa gleich häufige Beispiele (Quack, Schnarr, Schnack, Prothmann, Schnapp, Schmetzer). Der Text bringt weitere ÜberN des Schwätzers. Die zweite Nebenkarte dokumentiert den mehrdeutigen FamN Schaller mit seinen Varianten. Es folgen ÜberN für laute Menschen, zunächst auf der dritten Nebenkarte mit schreien gebildete Namen, auf der vierten sieben räumlich getrennte, je etwa gleich häufige Fälle (Göhler, Braasch, Beger, Rall, Duschl, Kr(e)ischer), auf der fünften ÜberN zu mhd. prelle 'Schreier', auf der sechsten FamN zu mhd. limmen 'brüllen, heulen' und tumel 'Lärm', frühnhd. tum(m)eln 'lärmen; auch: schwanken'. Im Text werden weitere ÜberN für laute Menschen ergänzt. Die siebte Nebenkarte gilt durch Bezug auf eine Krähe veranlassten ÜberN, die auf eine krächzende Stimme oder laute Sprechweise zurückgehen. Die achte Nebenkarte dokumentiert ÜberN für den Stotterer. 2. Quantitative Datenbasis Abfrage: Stille?n?r?s?t? ergibt 7 Types/4993 Tokens: Typ Stiller 3885: Stiller(s) 3829+16, Stillert 40. Typ Stille 707: Stille. Typ Still 401: Still(s) 399+1, Stilles 1. 3. Qualitative Datenbasis Konkurrenzen bestehen mit Patronymen zur RufN-Kurzform Stillo sowie mit HerkunftsN zu Siedlungen wie Still (Elsass, Österreich), Stille (Thüringen, Schweiz), Stiller (Wüstung bei Wallensen), Stillau (bei Ellwangen, BadenWürttemberg). Typ Stiller kann auf dem stark flektierten Adjektiv still beruhen, aber auch auf mhd., mnd. stillen 'beruhigen, beschwichtigen' und den Schlichter von Streitigkeiten meinen, vgl. Stillkrieg 16 (in und um Nürnberg) '(ich) stille (den) Krieg'.
932
Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Charakter, Verhaltensweisen
4. Details und Ergänzungen Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 2-35, entspricht 0,020,98‰. Vorkommen pro zweistellige PLZ: Dokumentationstabelle. PLZ
Stiller
Stille
Still
01
104
4
0
0,28
36
7
2
1
0,06
02
62
6
0
0,45
37
25
17
2
0,15
‰ ges.
PLZ
Stiller
Stille
Still
‰ ges.
03
32
4
1
0,37
38
119
13
2
0,31
04
101
4
1
0,29
39
65
26
7
0,42
06
95
18
0
0,27
40
56
9
1
0,19
07
42
0
1
0,22
41
35
4
6
0,14
08
39
0
0
0,19
42
43
6
1
0,15
09
48
0
1
0,19
44
138
9
9
0,35
10
57
6
3
0,23
45
124
10
12
0,27
12
81
3
2
0,28
46
34
12
3
0,16
13
67
2
0
0,29
47
59
17
11
0,19
14
58
4
1
0,23
48
45
9
3
0,13
15
46
1
0
0,27
49
57
56
3
0,27
16
30
1
8
0,24
50
47
4
7
0,16
17
16
1
4
0,11
51
25
2
5
0,11
18
18
1
0
0,12
52
14
3
0
0,05
19
10
1
1
0,10
53
36
10
8
0,12
20
10
5
4
0,22
54
8
0
5
0,07
21
47
33
4
0,22
55
14
0
3
0,06
22
69
15
5
0,18
56
25
3
44
0,23
23
37
2
0
0,16
57
16
1
17
0,14
24
31
11
11
0,14
58
63
6
18
0,24
25
11
2
6
0,07
59
98
11
8
0,28
26
42
12
0
0,13
60
19
8
5
0,17
27
36
2
1
0,13
61
29
4
5
0,22
28
31
7
0
0,16
63
58
9
3
0,16
29
25
8
5
0,18
64
30
7
4
0,15
30
80
43
1
0,38
65
52
7
0
0,16
31
92
65
0
0,41
66
18
2
2
0,04
32
40
93
1
0,40
67
23
6
4
0,09
33
85
9
4
0,25
68
9
0
1
0,04
34
23
8
3
0,11
69
22
1
2
0,14
35
45
5
3
0,15
70
27
1
1
0,10
933
Sprachverhalten
PLZ
Stiller
Stille
71
39
2
Still 2
‰ ges.
PLZ
Stiller
Stille
0,13
86
55
2
Still 7
‰ ges. 0,17
72
26
4
2
0,09
87
10
1
0
0,07
73
23
6
0
0,08
88
27
0
3
0,10
74
44
2
4
0,14
89
19
2
1
0,09
75
7
1
0
0,05
90
30
0
2
0,11
76
26
3
7
0,10
91
31
1
6
0,11
77
18
1
8
0,17
92
6
0
2
0,05
78
23
5
5
0,12
93
14
0
4
0,09
79
28
5
1
0,09
94
29
0
5
0,15
80
29
5
6
0,15
95
19
1
6
0,14
81
35
3
6
0,16
96
18
0
3
0,10
82
57
1
8
0,23
97
40
0
2
0,11
83
31
2
5
0,15
98
7
0
0
0,07
99
56
5
1
0,21
84
31
0
23
0,26
85
39
0
8
0,13
Details: Die größten Vorkommen von Typ Stiller betreffen die PLZ 395 Stendal (0,73‰/20 Tokens), 045 Delitzsch (0,63‰/21 Tokens) und 029 Hoyerswerda (0,61‰/29 Tokens). Die Streuung von Stiller über ganz Dtld. beruht v.a. darauf, dass der FamN vor 1945 östl. von Oder und Neiße besonders häufig war (gen-evolu.de, 20.07.14). Stillert mit t-Antritt begegnet in Westfalen. Die größten Vorkommen von Typ Stille betreffen die PLZ 495 Bramsche (0,76‰/41 Tokens), 326 Lemgo (0,66‰/34 Tokens) und 394 Staßfurt (0,62‰/10 Tokens). Still findet sich v.a. im Raum Koblenz, im Ruhrgebiet sowie im Raum Landshut. Weitere Namen: Stillich 37 (verstreut), Stillig 31 (südl. Niedersachsen) sind ÜberN zu mnd. stillich, stillik 'still, verborgen'. Stille(c)ke 14+3 (Ruhrgebiet), Stillke 8 (Raum Wernigerode) lassen sich von Sti(e)lke 98+72, Stiele(c)ke 7+11, Stilcke 8 (alle in der Nordosthälfte von Dtld. verstreut) nicht trennen. Nach ZoDer 1968 II, 671 sind es Diminutiva zum ÜberN 'still' bzw. Patronyme zum RufN Stillo, BaHloW 2005, 501 vermutet slaw. Namen. Stilling 96 (in Westdtld. verstreut mit Nest in und um Rheine), Stillings 22 (Raum Gronau (Westfalen) Geldern - Bonn) sind Patronyme zum RufN Stillo. Bei Stillfried 33 (einerseits im Bayerischen Wald und im Raum München, andererseits in Hamburg) sind die südl. Vorkommen wohl HerkunftsN zu Stillfried (Niederösterreich), bei den nördl. könnten wie bei Stillger 257 (Nest in und um Brechen) und Still(e)rich 14+15 (Raum Bamberg - Erlangen) alte RufN konserviert sein. Stillner 28 (Oberbayern) ist wohl HerkunftsN zu Stilln in Oberbayern.
934
Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Charakter, Verhaltensweisen
Schweiger 3518 geht im Obd. i.d.R. auf mhd. sweige 'Viehhof' zurück, s. Herkunfts - und WoHnstättennamen, K. 416 (Schweiger, Schwaiger, Schweier, Schwaier). In anderen Gebieten ist ÜberN für den Schweigsamen möglich, auch bei Schweig 346, Schweigmann 50, Schweig(e)l 78+176, s. ebd. S. 954-956. ÜberN zu mhd., mnd. stum 'stumm', mhd. stumme 'der Stumme' sind Stumm 1085 (Raum Idar-Oberstein - Koblenz - Mainz, sonst in Westdtld. verstreut; steffens 2013, 164 mit K. 118), Stumme 93 (in Norddtld. verstreut). Stummer 381 (v.a. Bayern) ist in Bayern eher Variante zu Stubner 115 (Bayern) 'Bader', s. K. 210, in anderen Regionen kann es auf stark flektiertes stumm zurückgehen. Erste Nebenkarte (K. 365): Dokumentiert werden sechs räumlich voneinander getrennte, etwa gleich häufige ÜberN für den Schwätzer: Quack, zu mnd. quaken 'quaken, schwatzen', wobei allerdings ÜberN zu nd. Quack 'schwacher Mensch' konkurrieren (nach BaHloW 2005, 399 handelt es sich um WohnstättenN 'mooriger Boden'); Schnarr, Schnerr, zu mhd., mnd. snarren 'schnarren, schwatzen', mhd. sner(r)en 'schwatzen' bzw. snerren 'Geschwätz'; Schnack, zu mnd. snacken 'reden, schwätzen'; Prothmann, zu mnd. prōt 'Rede, Geschwätz', proten 'reden, schwätzen'; Schnapp, zu mhd. snap 'Geschwätz', snappen 'schwatzen', wobei allerdings ÜberN zu mhd. snappen 'schnappen, Beute machen' konkurrieren (der SatzN Schnappauf 327 tritt als Nest in und um Teuschnitz auf, d.h. in nächster Nachbarschaft zum FamN Schnapp); Schmetzer, zu mhd. smetzer 'Schwätzer'. Die Abfrage (Schnac?ke?s?|Proth?mann?|Quaa?c?k|Schn(ae?|e|ä)rr?(er)?| Schnapp(er)?t?|Schm(ö|o?e)t?zer) ergibt 25 Types/3124 Tokens: Typ Quack 6 Types/652 Tokens: Qua(c)k 59+540, Qua(c)ken 5+35, Quaa(c)k 7+6. Typ Schnarr 6 Types/641 Tokens: Schnar(r) 54+410, Schner(r) 24+108, Schnerrer 31, Schnarrer 14. Typ Schnack 5 Types/593 Tokens: Schna(c)k 33+405, Schna(c)ke 126+28, Schnackes 1. Typ Prothmann 2 Types/452 Tokens: Prot(h)mann 17+435. Typ Schnapp 3 Types/425 Tokens: Schnapp 386, Schnapper(t) 35+4. Typ Schmetzer 3 Types/361 Tokens: Schme(t)zer 79+210, Schmötzer 72. Kartentyp: absolut; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 3-50 entspricht 1-102 Tokens; PLZ innerhalb der Städte einzeln ausgewiesen. Quack konzentriert sich v.a. im Raum Mönchengladbach - Jüchen und im Saarland, Quak findet sich in Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Hessen und Thüringen verstreut. Bei Typ Schnarr ist Schnarr im Viereck Mainz - Gießen -
935
Sprachverhalten
Fulda - Würzburg konzentriert, Schnar streut in der nördl. Hälfte von Dtld., v.a. in den Räumen Hamburg - Hannover - Hildesheim, Kassel sowie Dortmund. Schnerr begegnet v.a. in Baden-Württemberg und Sachsen. Die größten Vorkommen von Schnack finden sich in Schleswig-Holstein, Schnake bildet ein Nest in und um Hüllhorst. Die Vorkommen von Schnack im Spessart und im Raum Koblenz dürften auf mhd. snāke, schnacke 'Schnake, Mücke' beruhen. Nicht kartiert sind Schnacker(t)z 17+28, Schnackers 8; nach BaHloW 2005, 462 sind es patronymische Genitive zu mnd. snacker 'Schwätzer', doch finden sie sich weit von Typ Schnack entfernt im Raum Köln. Prot(h)mann ist überall, v.a. im nördl. Dtld. verstreut; vor 1945 war Prothmann in Ostpreußen konzentriert (gen-evolu.de, 25.09.14). Nicht kartiert sind Prott(e) 283+112, Prött 20, Pröttel 44 (alle Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen). Sie werden von ZoDer 1968 II, 334f. als ÜberN zu mnd. prōt 'Geschwätz' oder zu mundartlich prot 'trotzig, maulend' gedeutet. Typ Schnapp bildet ein Nest in und um Lichtenfels. Typ Schmetzer ist mit allen Varianten in und um Künzelsau konzentriert. Typ Quack 652 Typ Schnarr 641 Typ Schnack 593 Typ Prothmann 452 Typ Schnapp 425 Typ Schmetzer 361
Karte 365: Quack, Schnarr, Schnack, Prothmann, Schnapp, Schmetzer
936
Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Charakter, Verhaltensweisen
Weitere Namen für den Schwätzer: Zu mhd. bregler 'Schwätzer' gehören Pregler 324 (Bayern), Bregler 158 (Raum Stuttgart - Eppingen, Bayern) und Prägler 13 (verstreut). Zu mhd. klaffer, kleffer, mnd. kleffer 'Schwätzer' finden sich nur Klaffer(t) 34+27 (Raum Lübbenau), Kleffer 2 (Raum Köln). Kleffner 197 (Nordrhein-Westfalen, Nest in Marsberg) ist nach ZoDer 1968 I, 897 Variante zu mnd. kleffer. Zu mnd. klapper, mhd. klapperer 'Schwätzer' findet sich Klapper 1106 am häufigsten in Nordrhein-Westfalen sowie in den Räumen Braunschweig und Wiesbaden - Herborn, sonst überall verstreut. Klapper war vor 1945 in Schlesien häufig (gen-evolu.de, 05.08.14), wo es sich nach BaHloW 1953, 129 allerdings um eine Variante zu mhd. klepper 'Lehenspferd' handelt. Klappert 402 mit Antritt von -t an Klapper bildet ein Nest im Raum Siegen - Freudenberg - Kreuztal, Klapperer 8 findet sich im Raum Nürnberg. Klapp 534 (Raum Kassel; sonst in Hessen und Nordrhein-Westfalen) wird von DuDen famn 2005, 377 und BaHloW 2005, 281 als ÜberN zu mhd. klapf 'Knall, Krach; Geschwätz' angesehen. Zu mhd. kleppisch 'schwatzhaft' gehören Kleppisch 21 (Raum Dresden), evtl. auch Klappi(ch/g) 40+1, Kleppi(ch/g) 35+3 (alle im Odenwald). Zu FamN aus mhd. klingelen 'rauschen, plätschern; schwätzen' s. H erkunftsund WoHnstättennamen, K. 247 (Klinger, Klingler, Klingner). Reder kann ÜberN oder AmtsN zu mhd. red#re 'Schwätzer; Redner, Anwalt' sein, doch bestehen erhebliche Konkurrenzen, besonders mit Patronymen, s. familiennamen aus rufnamen. Schlotter(er) 712+128 (Südwestdtld., Nest in Horb/Neckar) kann ÜberN zu mhd. sloter#re 'Schwätzer' sein, aber auch zu mhd. slote(r)n 'zittern' oder aus Schlatter (vgl. morpHologie, K. 113) verdumpfter WohnstättenN. Schnepper 238 (vgl. o. unter 1.) ist wahrscheinlich i.d.R. HerkunftsN zum SiedlungsN Schneppe (s. bei K. 212), was im Einzelfall ÜberN 'Schwätzer' nicht ausschließt. Auf mhd. spaht 'lautes Sprechen, Geschwätz', speht(er) 'Schwätzer', spehten 'schwätzen' können ÜberN beruhen wie Specht 4890 (gleichmäßig in ganz Dtld. verbreitet), Spechter 6 (verstreut) und Spacht 4 (Uelzen). Allerdings sind sie im Falle Specht nicht zu trennen von ÜberN zu mhd., mnd. speht 'Specht', deren "starke und gleichmäßige Verbreitung sich nur aus der Rolle erklären lässt, die der Specht in der germ. Mythologie (und später im Aberglauben) spielt" (BrecHenmacHer 1957-63 II, 632). Auch WohnstättenN 'der im Haus zum Specht wohnt' sind im Einzelfall denkbar. Mhd. swetzer 'Schwätzer' findet sich in Schwätzer 31, das zusammen mit Schwetzler 36 im Ruhrgebiet begegnet, Schwaetzer 9 findet sich v.a. in der Süd-
Sprachverhalten
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hälfte von Dtld. verstreut, Schwätzler 8 ist im Raum Mönchengladbach konzentriert. Mhd., mnd. waschen 'waschen' hat, bezogen auf die Unterhaltung gemeinsam waschender Frauen, auch die Bedeutung 'schwätzen' entwickelt. Wäsche zu waschen war damals Frauenarbeit; FamN wie Wäscher können sich aber auch auf Männertätigkeiten wie Tuch-, Leder-, Erz- oder Kaldaunenwäsche beziehen, vgl. Steinwascher 28 (verstreut), Lederwasch(er) 4+22 (Oberbayern), Küttelwesch, Köttelwesch, Kuttelwascher (s. bei K. 59). Gleichzeitig können ÜberN für den Schwätzer vorliegen (vgl. garrulus: wescher u.a. liBor I, 531, s.o. unter 1.). Wäscher 233, Wescher 13 und Waescher 6 begegnen in Oberschwaben und im Raum Bad Arolsen, Wascher 225 konzentriert sich v.a. in Nordostdtld. und ist sonst verstreut. Zweite Nebenkarte (K. 366): Dokumentiert werden FamN zu mhd. schaller 'Redner, Schwätzer, Prahler' und mhd. scheller 'Ausrufer'. Sie sind nicht klar zu trennen, sowohl in den Fällen ohne als auch mit Umlaut dürften sich ÜberN für den lauten, redseligen oder prahlerischen Menschen mit AmtsN des Ausrufers mischen (er hatte u.a. den Preis des Weins öffentlich auszurufen, scHeffler-erHarD 1959, 267). Schöller tritt einerseits in Baden-Württemberg (Nest im Raum Balingen) und im Dreieck Schwäbisch-Hall - Schweinfurt - Nürnberg auf, wo es aus Scheller gerundet ist und ÜberN des Schwätzers sein kann, doch bestehen erhebliche Konkurrenzen: "Die Schreibung Scheller geht bis in die Kirchenbuchzeit. Seit dem 16. Jh. wandelt [der Name] sich, um das geschlossene e seines Namens zu wahren, zum Schöller […]. Bei diesem Scheller hat jeder Gedanke an Schelle (= kleine Glocke) […] auszuscheiden. Auf alem. Boden, wo das Quantitätsgesetz nicht zur Auswirkung gekommen ist, kann der Scheller ebenso wohl der Rindenschäler (Eichenschäler) als der Wasenmeister sein, der den gefallenen Tieren die Haut abzieht […]" (BrecHenmacHer 1957-63 II, 496f.). Andererseits tritt Schöller weit davon entfernt im Raum Aachen - Köln - Mechernich auf, wo es Variante von Schül(l)er ist, s. Vokalismus, S. 303f. Die Abfrage Sch(ae?|ä|e|ö|oe)llers?t? ergibt 10 Types/9558 Tokens: Typ Schaller 5197: Schaller(t) 5012+185. Typ Scheller 3367: Scheller(t) 3284+ 82, Schellers 1. Typ Schöller 888: Schöller 742, Schoeller 146. Typ Schäller 106: Schäller(t) 99+5, Schaeller 2. Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 4-50, entspricht 0,025,60‰.
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Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Charakter, Verhaltensweisen
Typ Schaller 5197 Typ Scheller 3367 Typ Schöller 888 Typ Schäller 106
Karte 366: Schaller, Scheller, Schöller, Schäller
Die dichtesten Vorkommen von Typ Schaller betreffen die PLZ 950 Hof (5,44‰/ 100 Tokens), 951 Selb (4,86‰/208 Tokens) und 952 Münchberg (3,23‰/35 Tokens), von Typ Scheller die PLZ 972 Veitshöchheim (1,83‰/113 Tokens), 973 Kitzingen (1,65‰/50 Tokens) und 970 Würzburg (1,18‰/54 Tokens), von Typ Schöller die PLZ 523 Düren (1,07‰/62 Tokens) und 724 Albstadt (0,9‰/41 Tokens). Schallert mit Antritt von -t findet sich v.a. im nördl. Dtld. verstreut, Schellert tritt im Westen von Dtld. mit Häufungen entlang einer Linie Köln Arnsberg - Porta Westfalica auf. Schoeller streut in ganz Dtld. mit Ballungen in den Räumen Hamburg und Düren - Köln. Schäller konzentriert sich in Sachsen und Thüringen sowie im Raum Schwäbisch-Hall - Ansbach. Weitere Namen: Zu mhd. schellic 'laut; auffahrend, wild u.ä.' gehören die ÜberN Schellig 104 (Sachsen; Odenwald), Schöllig 77 (Raum Mannheim - Würzburg Stuttgart), Schällig 27 (verstreut). Schall 1949 konzentriert sich einerseits zwischen Germersheim und Worms, andererseits im mittleren Württemberg. Es kann ÜberN zu mhd. schal 'Lärm, Über-
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mut, Prahlerei' sein. Doch begegnen die Vorkommen im mittleren Württemberg im gleichen Raum wie Schaal 1857 und Schahl 33. Diese sind WohnstättenN zu mhd. schāl(e) 'Bretterverschalung, Treppe, Fleischbank u.ä.', Berufs- bzw. ÜberN zu mhd. schal(e) '(Trink-, Waag-)Schale' oder ÜberN zu mhd. schal 'trübe (auf die Augen bezogen)'. Eine eindeutige Zuordnung von Schall bzw. Schaal ist nicht möglich. Schell 3403 kann einerseits ÜberN zu mhd. schel 'laut; auffahrend, aufspringend' sein, andererseits BerufsN bzw. ÜberN zu mhd. schelle 'Schelle, Glöckchen' für den Hersteller oder Benutzer (etwa als Schmuck an der Kleidung), zudem ÜberN zu mhd. schel 'Schelm, Betrüger'. Schell ist westl. einer Linie München - Nürnberg - Köln verbreitet. Daraus gerundetes Schöll 926, Schoell 28 findet sich im Raum Sonthofen - Stuttgart - Nürnberg - Neumarkt in der Oberpfalz - München. Schelle 591, wahrscheinlich zu mhd. schelle 'Schelle, Glöckchen', ist im Dreieck Garmisch-Partenkirchen - Augsburg - München konzentriert, sonst in ganz Dtld. verstreut. Dritte Nebenkarte (K. 367): Dokumentiert werden FamN zu mhd. schrī(e)n, mnd. schri(g)en 'schreien, rufen' und mhd. schrīer 'Schreier, Ausrufer; Herold'. Schreier kann einerseits von schrīer abgeleitet sein und wäre dann wohl meist ein entsprechender AmtsN, andererseits von schrīen und wäre dann ÜberN für einen lauten Menschen. Schrey kann auf mhd. schrei, schrī 'Schrei, Geschrei' beruhen, als ÜberN für einen lauten Menschen. Schray kann im Schwäb. auf mhd. schrei zurückgehen (vgl. u. Schreivogel/Schraivogel), doch sieht BrecHenmacHer 1957-63 II, 561 den FamN als WohnstättenN an zum häufigen FlurN (in, bei, auf der) Schrai (zu mhd. schrege 'Stangeneinfriedung', vgl. Hans Witwer uff der Schray 1550 in Wertach). Auch bei Gschrey konkurrieren ÜberN für einen lauten Menschen mit WohnstättenN zu mhd. geschrege 'mit Stangenzaun eingepferchtes Stück Land'. Die Abfrage G?e?(s|S)chr(e|a)(i|y)h?g?(er)?s?t? ergibt 12 Types/5474 Tokens. Nach Abzug von Schreit 1 verbleiben: Typ Schreier 6 Types/4564 Tokens: Schreier(t) 2828+6, Schrey(g)er 1720+7, Schrayer 2, Schreiher 1. Typ Schrey 2 Types/532: Schrey 448, Schrei 84. Typ Schray 1 Type/210 Tokens: Schray. Typ Gschrey 2 Types/167 Tokens: Gschrey 120, Gschrei 47. Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 3-50, entspricht 0,013,29‰. Typ Schreier ist am dichtesten in Sachsen, im Oberpfälzer Wald und im Raum Donauwörth - Aichach - Stadtbergen verbreitet, sonst in ganz Dtld. verstreut.
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Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Charakter, Verhaltensweisen
Schreibung ey mischt sich überall mit ei; in der östl. Hälfte von Bayern erreicht ey manchmal über 50%, sonst herrscht überwiegend ei vor. Bei Typ Schrey konzentriert sich Schrey in Nordrhein-Westfalen, Schrei ist in ganz Dtld. verstreut. Schray bildet ein Nest in und um Vaihingen/Enz. Bei Typ Gschrey findet sich Gschrey v.a. im Raum Augsburg - Nürnberg - Weiden in der Oberpfalz Regensburg, Gschrei besonders im Raum Schwarzenfeld und in Schwaben. Typ Schreier 4564 Typ Schrey 532 Typ Schray 210 Typ Gschrey 167
Karte 367: Schreier, Schrey, Schray, Gschrey
Weitere Namen: Wildschre(i/y) 11+5, assimiliert Wil(l)schrey 40+20, Wil(l)schrei 11+23 (alle Raum Neuss - Essen) wird von gottscHalD 2006, 446 wie Hirschgeschrei (heute nicht mehr nachweisbar) als ÜberN unter 'schreien' angeführt. Schraivogel 68 (Oberschwaben, Raum Stuttgart), Schreivog(e)l 99+5 (Allgäu; Raum Buchen (Odenwald); Thüringen), Schreyvogel 9, wohl auch Schreibvogel 14 (beide nördl. Dtld.) sind ÜberN für einen Menschen mit lauter oder krächzender Stimme, vgl. siebte Nebenkarte. Schwäb. wird der Häher nach seinem rauen Geschrei Schreijäck genannt (BrecHenmacHer 1957-63 II, 563). Als ÜberN für einen lauten Menschen finden sich
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Schreieck 137 (Nest in und um Maikammer, verstreut in der Pfalz und in Südhessen), Schreiegg 53, Schreyögg 31, Schreyegg 26 (alle Bayerisch-Schwaben; vgl. konsonantismus, S. 592), Scheij(ä/ae)g 51+1, Schreyeck 37, Schreiyäck 22, -jäck 3 (alle Raum Albstadt - Balingen), Schreya(c)k 10+1 (Hamburg), ferner Schreija(c)k 3+3, Schreyoegg 2, Schreiyäg 1 (alle in Bayern und Baden-Württemberg). Der SatzN Schray(ß/ss)huen 18+14, Schraishuhn 10, Schrayshu(e/h)n 2+2 '(ich) schreie das Huhn (an)' (= verscheuche?) findet sich im Raum Pforzheim - Stuttgart. Vierte Nebenkarte (K. 368): Typ Göhler 1616 Typ Braasch 1299 Typ Beger 911 Typ Rall 802 Typ Duschl 666 Typ Krischer 517 Typ Kreischer 421
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Karte 368: Göhler, Braasch, Beger, Rall, Duschl, Krischer, Kreischer
Dokumentiert werden sieben räumlich voneinander getrennte ÜberN für laute Menschen, wobei die Namen nicht nur durch lautes Sprechen, sondern auch durch Prahlen, Streiten u.ä. motiviert sein können: Göhler, zu mhd. goln 'laut singen, johlen' (es konkurrieren HerkunftsN zu SiedlungsN wie Göhl (Schles-
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Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Charakter, Verhaltensweisen
wig-Holstein), Göhlen (Mecklenburg-Vorpommern); Braasch, zu mnd. brāsch 'Krach, Gebrüll, Lärm' (im Einzelfall konkurrieren HerkunftsN zum SiedlungsN Braasche bei Hitzacker); Beger, zu mhd. bāgen 'schreien, streiten, prahlen'; Rall, zu mhd., mnd. rallen 'schreien, gellend lachen usw.' (BrecHenmacHer 1957-63 II, 369); Duschl zu bair. tuschen 'klopfen, poltern' (DuDen fam n 2005, 207); Krischer und Kreischer, zu mhd. kr0aen, spätmhd. kr0schen 'kreischen, schreien, stöhnen'. Die Abfrage Braa?sche?|B(ae?|ä|e)gert?|G(oe|ö)hlert?|Kr(ei|ey|ai|ay|ie?) schert?s?|R(ae?|ä|e)lle?|(D|T)uschl ergibt 23 Types/6232 Tokens: Typ Göhler 4 Types/1616 Tokens: Göhler(t) 1406+175, Goehler(t) 30+5. Typ Braasch 3 Types/1299 Tokens: Bra(a)sch 433+720, Brasche 146. Typ Beger 6 Types/911 Tokens: Beger(t) 599+106, B(ä/ae)ger 108+28, Bager(t) 49+21. Typ Rall 4 Types/802 Tokens: Rall(e) 628+101, Rell(e) 44+29. Typ Duschl 2 Types/666 Tokens: Duschl 565, Tuschl 101. Typ Krischer 2 Types/517 Tokens: Kri(e)scher 443+74. Typ Kreischer 2 Types/421 Tokens: Kreischer 413, Kreyscher 8. Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 3-40, entspricht 0,024,30‰. Die Asteriske ersetzen die Symbole des PLZ 017 Pirna mit 3,50‰/180 Tokens für Typ Göhler, 0,45‰/23 Tokens für Typ Beger und 0,14‰/7 Tokens für Typ Rall sowie des PLZ 096 Frankenberg/Saale mit 3,59‰/121 Tokens für Typ Göhler, 0,44‰/15 Tokens für Typ Beger und 0,27‰/9 Tokens für Typ Rall, um die übrigen Kreise besser hervortreten zu lassen. Braasch ist v.a. in Schleswig-Holstein und Hamburg konzentriert, Brasch dagegen im ganzen Nd. sowie in Südhessen und Baden-Württemberg verstreut; die Vorkommen von Brasch im Süden können, falls einheimisch, nicht einschlägig sein. Brasche findet sich v.a. im Raum Braunschweig - Wernigerode. Bei Typ Beger ist Beger im Raum Chemnitz Leipzig - Riesa - Dresden konzentriert, Bäger im Raum Mügeln - Riesa, ein kleines Nest auch im Raum Soltau; Begert und Bager sind weit verstreut. Typ Göhler ist südl. einer Linie Chemnitz - Dresden (einschließlich) konzentriert, die Variante mit Antritt von -t gleichmäßig im Göhler-Gebiet verteilt. Kri(e)scher konzentriert sich im Raum Aachen - Düren und streut ins Ruhrgebiet (Krisch(e) 539+68, Kriesch(e) 136+189, alle in ganz Dtld. verstreut, sind nicht einbezogen, da wohl überwiegend Patronyme slaw. Herkunft, v.a. zu poln. Krzysz, zu Christian oder Christoph). Kreischer findet sich im Westmd., v.a. in den Räumen Duisburg, Aachen, Rockenhausen, Saarbrücken und Bruchsal (Kreisch(e) 80+238, Sachsen und Nordrhein-Westfalen, Kreysch 40, verstreut, sind am ehesten HerkunftsN zu Siedlungen wie Kreischa(u) (Sachsen) und daher nicht einbezogen). Rall tritt im
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Dreieck Rottweil - Heilbronn - Ulm auf, Ralle ist im Raum Osnabrück - Bremen Wilhelmshaven verstreut, einige Vorkommen finden sich auch in Sachsen; Relle, nach BrecHenmacHer 1957-63 II, 397 eine Variante von Rall, streut im Westund Ostmd. Duschl ist im Raum Deggendorf - Passau - Freyung konzentriert, Tuschl in Süddtld. verstreut. Weitere Namen: Mit Typ Braasch überschneiden sich teilweise ÜberN zu mnd. bras 'Lärm, Gepränge, Prasserei', vgl. K. 376. Geller 942 ist im Rheinland (besonders in Köln) konzentriert, tritt auch in Rheinland-Pfalz und in Hessen auf, sonst verstreut. Daher wird es sich i.d.R. (wie bei Gellermann 329, Westfalen und Niedersachsen) um HerkunftsN zu Geldern (Niederrhein) handeln, nur bei den verstreuten Vorkommen kommen evtl. ÜberN zu mhd., mnd. gellen 'laut tönen, schreien' in Frage. Gellert 1350 ist in ganz Dtld. verteilt (kaum in Rheinland-Pfalz und Bayern), womit eine Ableitung vom HerkunftsN Geller durch Antritt von -t bei zunehmender Entfernung vom Ausgangsraum (vgl. morpHologie, K. 244-250) oder eine Ableitung von mhd., mnd. gellen mit Antritt von -t offenbleibt. Göller(t) 1086+56, Göler 37, Goeler 2 sind in Rheinland-Pfalz (v.a. Pirmasens), im südl. Hessen, nördl. Baden-Württemberg und nördl. Bayern (v.a. in und um Bamberg) beheimatet. Gerundete Varianten zum HerkunftsN 'aus Geldern' sind wegen der weiten Entfernung von Stadt und Land Geldern unwahrscheinlicher als gerundete ÜberN zu mhd. gellen für laute Menschen. Auch umgelautete Variante zu Goller kommt in Frage, s. bei K. 181. Zu Klenk, das nach BrecHenmacHer 1957-63 II, 59 und DuDen famn 2005, 380 ÜberN für einen lauten, redseligen Menschen ist (zu mhd. klengen, klenken 'klingen lassen, tönen, Lob oder ein Gerücht verbreiten'), aber auch WohnstättenN zu mhd. klinge '(Sturz)bach; Schlucht' mit schwäb. Senkung i > e vor Nasal sein kann, s. Herkunfts- und WoHnstättennamen, K. 246 (Klink, Klenk u.a.). Fünfte Nebenkarte (K. 369): Dokumentiert werden ÜberN zu mhd. prelle 'Schreier', prellen, brellen 'schreien, brüllen'. Zu Brell-, Bröll-, Prellochs 'brüllender Ochse' s. Herkunfts- und WoHnstättennamen, S. 864. Im Einzelfall sind bei den folgenden FamN Konkurrenzen denkbar mit ÜberN zu mhd. prellen 'abprallen, sich schnell fortbewegen u.ä.', bei Pröll zusätzlich mit WohnstättenN zu mhd. brüel 'bewässerte Wiese u.ä.' (vgl. Herkunfts- und WoHnstättennamen, S. 863). Die Karte setzt die frequentesten Typen (mit/ohne -er, mit P-/B-, mit/ohne Rundung e > ö) voneinander ab. Die Abfrage (P|B)r(o?e|ö)lle?r?s? ergibt 16 Types/2829 Tokens: Typ Prell 1022: Prell(s) 1010+12. Typ Prelle 180: Prelle.
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Typ Pröll 550: Pröll(e) 512+3, Proell 35. Typ Brell 298: Brell(e) 260+38. Typ Bröll 111: Bröll(s) 108+1, Broell 2. Typ Preller 586: Preller(t) 582+1, Breller 3. Typ Pröller 82: Pröller 52, Proeller 30. Typ Prell 1022 Typ Prelle 180 Typ Pröll 550 Typ Brell 298 Typ Bröll 111 Typ Preller 586 Typ Pröller 82
Karte 369: Prell, Prelle, Pröll, Brell, Bröll, Preller, Pröller
Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 4-50, entspricht 0,011,91‰. Die dichtesten Vorkommen von Typ Prell betreffen die PLZ 951 Selb (1,89‰/81 Tokens) und 956 Marktredwitz (1,27‰/43 Tokens). Prelle findet sich konzentriert im Raum Hannover. Pröll tritt insbesondere in den Räumen Fürth, Neumarkt in der Oberpfalz und Augsburg auf, Proell v.a. in Nordwestdtld. Brell ist am häufigsten in den Räumen Bad Hersfeld - Fulda, Würzburg, Nürtingen, Bochum und Osnabrück vertreten, Brelle findet sich in der nördl. Hälfte von Dtld. verstreut. Gerundetes Bröll ist v.a. in Bayerisch-Schwaben konzentriert. Preller findet sich am häufigsten im Raum Erfurt - Hermsdorf - Plauen sowie
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Sprachverhalten
entlang einer Linie Lichtenfels - Forchheim - Nürnberg, Pr(ö/oe)ller im Raum Ulm - Donauwörth - Augsburg und verstreut in Oberbayern. Sechste Nebenkarte (K. 370): Dokumentiert werden zwei weitere Fälle von in Sachsen und Bayern häufigen ÜberN für laute Menschen: erstens Limmer, zu mhd. limmen 'brüllen, heulen', zweitens ÜberN zu mhd. tumel 'Lärm'. Frühnhd. tum(m)eln bedeutet einerseits 'lärmen', andererseits 'sich hin- und herbewegen, schwanken', sodass bei diesen Namen offen bleibt, inwieweit sie durch Lärm oder auffällige Bewegungsart motiviert sind. HerkunftsN zur Wüstung Tümmel westl. von Chemnitz kommen nach neumann 1981, 186 kaum in Frage. Bei den tumel-FamN werden die Bildungen ohne/mit -er sowie die jeweils markant verteilten Schreibweisen T versus D voneinander abgesetzt. Typ Limmer 1354 Typ Thümmler 1450 Typ Dumler 1253 Typ Thümmel 772 Typ Dümmel 381
Karte 370: Limmer, Thümmler, Dumler, Thümmel, Dümmel
Die Abfrage (D|Th?)(ue?|ü|i)mm?e?le?r?t?|Limmert? (≥ 10 Tokens) ergibt 30 Types/5210 Tokens:
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Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Charakter, Verhaltensweisen
Typ Limmer 2 Types/1354 Tokens: Limmer(t) 1319+35. Typ Thümmler 9 Types/1450 Tokens: Thüm(m)ler 203+555, Tim(m)ler 33+285, Tüm(m)ler 48+267, Tümmeler 23, Thumlert 18, Tumler 18. Typ Dumler 7 Types/1253 Tokens: Düm(m)ler 185+382, Dum(m)ler 418+59, Dim(m)ler 81+112, Dimmeler 16. Typ Thümmel 8 Types/772 Tokens: Thümmel 402, Timmel 185, Thim(m)el 21+45, Tümmel 49, Thumel 41, Tumele 16, Tummel 13. Typ Dümmel 4 Types/381 Tokens: Dümmel 190, Dimmel 83, Dummel 70, Dumele 38. Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 3-45, entspricht 0,013,25‰. Die dichtesten Vorkommen von Typ Limmer betreffen die PLZ 953 Kulmbach (2,93‰/74 Tokens), 840 Landshut (1,39‰/82 Tokens) und 933 Kelheim (1,35‰/36 Tokens). Bei Typ Thümmler konzentriert sich Thümmler ganz in Südwestsachsen, Tümmler und Timmler schließen im Raum Jena - Halle - Leipzig an und sind auch im nördl. Dtld. weiter verstreut. Thümler findet sich sehr vereinzelt in Sachsen, bildet aber ein Nest weit entfernt im Raum Oldenburg, wo die Herkunft eigens zu überprüfen wäre. Bei Typ Dumler bildet Dumler ein Nest im Raum Marktredwitz (sonst verstreut), Düm(m)ler findet sich v.a. im Raum Nürnberg, Dimmler im Südwesten verstreut. Bei Typ Thümmel ist Thümmel im Raum Chemnitz - Dresden konzentriert, Timmel bildet ein Nest im Raum Freiberg Marienberg. Bei Typ Dümmel beruht das Nest im Raum Bad Urach auf Dümmel. Thim(m)el und Dimmel treten v.a. im Westmd. auf, wo sie wohl Patronyme zu Thimotheus oder Thomas sind. Weitere Namen für laute Menschen: Beller 1006 (v.a. Württemberg, Nordbaden, Südhessen, Unterfranken; Bielefeld - Paderborn - Kassel; zusammen mit genitivischem Bellers 50 auch im Rheinland), Bellert 83 (Mittelbaden, s. morpHologie, K. 246) können ÜberN zu mhd. bellen 'bellen, keifen, zanken' sein. BrecHenmacHer 1957-63 I, 97 sieht darin allerdings südwestdt. BerufsN für den Vogt (< altfrz. baillir 'verwalten'), DZiuBa 1966, 96 nimmt für Freiburg i.Br. auch eine Form von Ballierer 'Edelsteinschleifer' an. Zudem konkurrieren HerkunftsN zu Siedlungen wie Bell (Oberschwaben, Rheinland-Pfalz). Böller 166 (Bayern) wird in H erkunfts- und WoHnstättennamen, K. 226 (unter Typ Pöller) als WohnstättenN zu mhd. bühel 'Hügel' angeführt, doch sind auch gerundete Formen zu Beller denkbar. Buller 646 und Büller 56 sind nach D uDen fam n 2005, 164 ÜberN zu mhd. bullen, büllen 'heulen, bellen, brüllen'. Das trifft sicher für das in Süddtld. ver-
Sprachverhalten
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streute Büller zu, aber nicht für Buller, das hauptsächlich in Westfalen und Niedersachsen beheimatet ist. Hier ist es wahrscheinlich ÜberN zu mnd. bulderen 'poltern, lärmen' sein, vgl. Buldermann 7 (Raum Münster), Bullermann 97 (Raum Vechta - Friesoythe), Bullerjahn 141 (im Nd. verstreut, aus Bulder-, BaHloW 2005, 80). Gra(ss/ß)er 719+117, Grä(ss/ß)er 104+325 können ÜberN zu mhd. grāaen 'schreien u.ä.' sein; beziehen sich aber wohl i.d.R. auf den Grasmäher, s. bei K. 16. Gre(i/y)n 888+12 kann ÜberN zu mhd. grīn 'Geschrei' sein. Der FamN bildet ein Nest in und um Wertheim und begegnet auch in Hessen. Diese Verbreitung lässt zudem HerkunftsN zu Grein bei Neckarsteinach als möglich erscheinen. Weitere Vorkommen in Nordrhein-Westfalen (hier auch Greine 26) könnten Patronyme zum RufN Quirinus sein. Zu Greiner, in FamN wohl meist 'Zänker', s. morpHo logie, S. 596f. Auf mhd., mnd. kallen 'viel und laut sprechen, rufen, schwätzen' beruht der ÜberN Kaller 335 (mittleres Württemberg, Oberbayern, Raum Bamberg; einige Vorkommen im Raum Bielefeld - Osnabrück - Hildesheim - Braunschweig). Konkurrenz besteht bei den nördl. Vorkommen mit HerkunftsN zu Siedlungen wie Kall (Eifel), Kalle (bei Bentheim), Calle (bei Hoya, Meschede, Iserlohn). Ebenso häufig ist Kallert 335 (konzentriert im Raum Ansbach - Erlangen - Nürnberg, sonst in der Nordhälfte von Dtld. verstreut), wohl mit Antritt von -t an Kaller oder reduziert aus frühnhd. kalhart 'Schwätzer', das in den FamN Kallhardt 26 (Raum Bremen, vereinzelt in Baden-Württemberg), Kallart 12 (Nest bei Augsburg) erhalten ist. Überschneidungen mit Kahler(t) sind möglich, vgl. bei K. 293. ÜberN zu mnd. klunden 'poltern, lärmen' für einen lauten Menschen sind Klunder 31 und Kl(ü/ue)nder 549+7, entrundet Klinder(t) 208+2. Sie sind im ganzen nd. Raum verstreut. Klünner 56 (im Nd. verstreut) dürfte aus Klünder assimiliert sein. Klinner(t) 496+237 wird in K. 128 als Variante von Klenner(t) '(Lehm-) Bauhandwerker' dokumentiert, kann aber im Einzelfall auch aus Klinder(t) assimiliert sein. FamN zu mhd., mnd. lūt 'laut' sind nicht eindeutig zu fassen. Bei Lut(h) 2+218 (beide v.a. nördl. einer Linie Wilhelmshaven - Hamburg - Neubrandenburg verstreut sowie in und um Simmern (Hunsrück)), Ludt 180 (in und um Saarbrücken), Leuth(e) 34+75 (Bodensee, mittleres Württemberg, Niederrhein; einige Vorkommen auch in Schleswig-Holstein) konkurrieren Patronyme aus Kurzformen von RufN wie Lud[wig], bei Laut(h) 250+483 (konzentriert in der Pfalz und Südhessen; zusammen mit genitivischem Lauten 78 auch im Raum Aachen Bonn - Duisburg) sind aus Lut(h), Ludt diphthongierte Patronyme möglich, vgl.
948
Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Charakter, Verhaltensweisen
Lautwein 123, Laudwein 91 (beide Trier, Eifel; Völklingen; vgl. familiennamen aus rufnamen. Die FamN Rauscher 2811 (Nest im Raum Reutlingen, sonst gleichmäßig in Baden-Württemberg und Bayern verbreitet) sowie Ruscher 252 (Raum Chemnitz Dresden) werden in den Lexika zu mhd. rūschen 'Geräusche machen' als ÜberN für laute Menschen gestellt. Allerdings ist zu bedenken, dass in Sachsen nicht u, sondern eher au zu erwarten wäre. Konkurrenz ist möglich mit HerkunftsN zu Rausch bei Herrsching oder Traunstein. Bei Rauschert 241 (Nest im Raum Coburg) kann es sich um Antritt von -t an Rauscher oder um ÜberN zu mhd. ruschart 'Bankert, uneheliches Kind' handeln. Zu Ruf(f)er, Rüf(f)er, Röpen, s. bei K. 246. Siebte Nebenkarte (K. 371): Typ Krey 1620 Typ Kreye 723 Typ Krah 1038 Typ Krahe 499 Typ Krähe 252 Typ Kräh 138 Typ Kreh 202 Typ Krege 188
Karte 371: Krey, Kreye, Krah, Krahe, Krähe, Kräh, Kreh, Krege
ÜberN zu mhd. krā(e), krāwe, kr#je, krei(g)e, krewe, kroge, mnd. krei(g)e 'Krähe' (manchmal auch 'Star; Kranich') werden i.d.R. durch eine krächzende, laute
Sprachverhalten
949
Stimme motiviert sein. In eindeutig auf Krähen bezogenen WohnstättenN mit Grundwort -berg, -brink und -kamp begegnet Krähe am häufigsten in folgenden Varianten: Kra(a)(h)-, Kr(ä/ae)(h)-, Kra(i/y)-, Kre(i/y)-, Kre(e)(h)-, Kregen-, Kre(i/y)gen-. Entsprechend wurde die Abfrage formuliert: Kr(ä|aa?|ae|(a|e) (i|y)|ee?)h?g?e? (≥ 5 Tokens) ergibt 24 Types/5005 Tokens. Nach Abzug von Krag(e) (s.u.) verbleiben: Typ Krey 1620: Krey 1272, Kray 233, Krei 102, Krai 13. Typ Kreye 723: Kreye 511, Krei(h)e 176+30, Kraye 6. Typ Krah 1038: Krah 1026, Kraa 12. Typ Krahe 499: Krahe. Typ Krähe 252: Krähe 236, Kraehe 16. Typ Kräh 138: Krä(h) 11+121, Kraeh 6. Typ Kreh 202: Kreh(e) 164+17, Kree 21. Typ Krege 188: Krege 86, Kraege 57, Kräge 45. Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 3-50, entspricht 0,012,32‰. Die dichtesten Vorkommen von Typ Krey betreffen die PLZ 346 Schwalmstadt (0,83‰/16 Tokens), 255 Itzehoe (0,82‰/36 Tokens) und 572 Kreuztal (0,63‰/ 34 Tokens); dabei tritt Krey verstreut mit Ballungen in der westl. Hälfte von Dtld. auf, Kray mit Nest in und um Freudenberg und Krei mit Nest im Dreieck Neuss - Remscheid - Windeck. Konkurrenzen sind denkbar mit HerkunftsN zu Kray (Stadtteil von Essen). Bei Typ Kreye konzentrieren sich Kreye und Kreie im Raum Hildesheim - Hannover - Braunschweig - Salzgitter, Kreye tritt zudem noch im Raum Oldenburg - Bremen auf. Krah begegnet am dichtesten in und um Schlüchtern und südl. von Siegen, Krahe in den Räumen Aachen und Bonn. Krähe ist am häufigsten in und um Calbe/Saale, Kräh begegnet in Bayern mit Nest im Raum Straubing, Kreh in Baden-Württemberg und Hessen mit Nest in Schaafheim. Bei Typ Krege sind alle Varianten im nd. Raum verstreut. Weitere Namen: Aus mhd. krā 'Krähe' entstanden in obd. und md. Regionen durch Verdumpfung ā > ō die FamN Kroh 970, Kroo 40. Sie sind hauptsächlich in der gleichen Region wie Typ Krah beheimatet. Die Verbreitung von Krohe 116 (in ganz Dtld. verstreut; Nest in Löbau) deckt sich dagegen nicht mit der von Typ Krahe. Als Konkurrenzen kommen Varianten zu Groh(e) in Frage, s. K. 298. Nach BaHloW 2005, 294 ist Krage rhein. Variante zu Krahe; der FamN Krage(n) 250+6 begegnet jedoch im ganzen nd. Raum, v.a. östl. von Weser und Leine. Daher wird es sich i.d.R. um ÜberN zu mhd., mnd. krage 'Hals, Schlund, Halsbekleidung' handeln, ebenso bei Krag 95 (Eifel; Raum Marburg; Raum Wiesbaden -Frankfurt/Main; Nürnberg).
950
Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Charakter, Verhaltensweisen
Folgende FamN sind i.d.R. von mhd. kr#(j)en, kr#gen, kreigen, mnd. kregen, krei(g)en 'krähen' abgeleitete ÜberN für laute Menschen: Kreher 962 (einerseits Nest in und um Münster (Dieburg), andererseits im Raum Annaberg-Buchholz Chemnitz; sonst verstreut), kontrahiert Kreer 70 (Raum Bad Kreuznach); Kräher 99 (Viereck Pforzheim - Heidelberg - Gunzenhausen - Dillingen/Donau; Raum Chemnitz - Freiberg); Kreyer 215, Kreier 103, Krayer 183, Kraier 8 (alle Nest im Raum Mayen - Andernach - Bad Neuenahr-Ahrweiler, ay auch verstreut vom Ober- bis Niederrhein, ey, ei in ganz Dtld. bis zur Elbe); Kreger 108 (Nester in den Räumen Kassel, Karlsruhe, Marktredwitz; sonst in der Südhälfte von Dtld. verstreut); Kraiger 25 (verstreut), Kreiger 18 (Hamburg; Essen). Konkurrenzen sind im Einzelfall möglich mit BerufsN zu mnd. krei(g)er, kreger 'kleineres Handelsschiff' und mnd. kregerer 'Ausrufer, Herold', von mnd. kregeren 'schreien, rufen'. Achte Nebenkarte (K. 372): Dokumentiert werden ÜberN zu mhd. stam(m)eler, stem(m)eler, stamerer 'Stammler, Stotterer', mnd. stameren 'stammeln, stottern', stamere, stamelen 'stammelnd, stotternd'. Konkurrenzen sind möglich mit HerkunftsN zu Siedlungen wie Stammen (bei Kassel), Stammeln (bei Düren), Stemel (bei Arnsberg), Stemmen (bei Hannover, Scheeßel, Verden/Aller, Stadthagen, Rinteln), Stemmer (bei Minden; Wüstungen bei Hörsingen, Neuhaldensleben, Magdeburg, ZoDer 1968 II, 664, s.u.). Die Abfrage St(ae?|ä|e)h?mm?e?l?n?(er)?s?t? (≥ 5 Tokens) ergibt 32 Types/ 9743 Tokens. Als einschlägig werden kartiert: Typ Stamer 1839: Stam(m)er 836+564, Stahmer 418, Stammert 21. Typ Stammler 408: Stam(m)ler 27+355, Stam(m)ner 17+9. Typ Stammel 240: Stammel. Typ Stemmer 1514: Stem(m)er 6+1425, Stemmert 21, Stämmer 19, Stehmer 6. Typ Stemmler 1485: Stem(m)ler 146+1158, St(ä/ae)mmler 81+46, Stemmeler 54. Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 3-45, entspricht 0,021,95‰. Die dichtesten Vorkommen von Typ Stamer betreffen die PLZ 229 Ahrensburg (1,95‰/76 Tokens), 238 Bad Oldesloe (1,64‰/75 Tokens) und 236 Bad Schwartau (1,49‰/53 Tokens). Die Varianten Stamer, Stammer und Stahmer sind im Norden überall vermischt. Einige Vorkommen von Stammer finden sich auch im nördl. Baden-Württemberg. Bei Typ Stammler findet sich Stammler hauptsächlich südl. des Mains (einige Vorkommen auch im Rheinland und in Sachsen).
951
Sprachverhalten
Stammel tritt v.a. in und um Köln sowie im Raum Bad Wörishofen auf. Stemmer ist einerseits im obd. Raum konzentriert (v.a. in den Räumen Aichach und Neuburg/Donau), andererseits in Westfalen und im Raum Kassel. Bei den nördl. Vorkommen sind HerkunftsN zu Stemmer und Stemmen (s.o.) wahrscheinlich. Bei Typ Stemmler tritt Stemmler im ganzen Verbreitungsgebiet auf (am dichtesten im PLZ 083 Zwickau). Dagegen ist Stemler konzentriert im Raum Kaiserslautern, Stemmeler im Raum Köln, St(ä/ae)mmler findet sich häufiger in Hessen, sonst in der Nordhälfte von Dtld. verstreut. Typ Stamer 1839 Typ Stammler 408 Typ Stammel 240 Typ Stemmer 1514 Typ Stemmler 1485
Karte 372: Stamer, Stammler, Stammel, Stemmer, Stemmler
Weitere Namen: Eindeutiger ÜberN ist Stammerjohann 78 (Raum Elmshorn Itzehoe). Bei Stammermann 121 (Nest in und um Friesoythe) und Stemmermann 111 (Ruhrgebiet; Raum Beverstedt) wäre noch zu klären, inwieweit es sich um ÜberN oder Herkunfts- bzw. WohnstättenN handelt. Auf mhd. todern (schwäb. dederen) 'undeutlich sprechen, stottern' beruhen die ÜberN Dederer 252, Detterer 24 (beide im Raum Stuttgart - Heilbronn -
952
Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Charakter, Verhaltensweisen
Schwäbisch Hall - Schwäbisch Gmünd). Dederer begegnet auch im nördl. Niedersachsen. Ob diese Vorkommen sowie Dederl 15 (Raum Bayreuth) und Dederle 8 (Rheinland) einschlägig sind, bleibt offen. Im Hauptverbreitungsgebiet von Dederer finden sich Doderer 143 (Nest in und um Murrhardt), Dotterer 56 (Raum Eppingen - Sinsheim) und Dötterer 29 (in und um Ludwigsburg). Totterer 17 ist verstreut. Dotter 230 (Südschwarzwald, Baden, Südhessen, Unterfranken) kann ÜberN zu mhd. todern sein, aber auch zu mhd. toter 'Eidotter' gehören, vgl. den ÜberN (D/T)otterweich 477+1 'weich wie Dotter' (Raum Bamberg - Forchheim). Offen bleibt auch die Herkunft von D(ö/oe)tterl 129+4 (Nest östl. von Bayreuth) und D(ö/oe)derlein 73+3 (verstreut). Auf die Sprechweise bezieht sich Brei(t/d)sprecher 447+6 (nordöstl. einer Linie (einschließlich) Rostock - Neubrandenburg), nach BaHloW 2005, 74 "Beiname der Mecklenburger". Auf frühnhd. munken 'heimlich sprechen', aber auch 'verdrießlich tun' beruhen die ÜberN Mun(c)ker 165+1, Mun(c)kert 89 (alle in und um Nürnberg), Mün(c)ker 627+1 (Nest in und um Kreuztal), Muenker 8, entrundet Min(c)ker 44+4 (alle Südhälfte von Dtld.), Min(c)kert 2+6 (Potsdam). Rauner 464 findet sich v.a. in einem Streifen von Ulm über Augsburg bis München, sodann in Südwestsachsen, im Raum Limburg/Lahn sowie im Ruhrgebiet und ist ÜberN zu mhd. rūnen 'raunen, flüstern'; bei einer weiteren Häufung im sächs. Vogtland handelt es sich aber wohl um HerkunftsN zu Raun (Ortsteil von Bad Brambach). Zu FamN wie Rühr- 62, Rebbel- 34, Redemund 35 s. bei K. 316. 5. Historische Sondierung Hauptkarte. Lübeck: stille 1271 r e 100. Barth: Stille 1391 mü 85f., 230. Ostfalen: Stille 1404-1542, Stylle 1545 Zo II 671. Homb.: Still/Stiel 1842, 1858 se 192. Oschatz: Stieler 17. Jh (ne ordnet Stieler als BerufsN bei Stuhler 'Stuhlflechter' ein) ne 1970, 97, 99, 211; Stiell 1571 ne 1981, 172. Liegnitz: Stille 1354, Stiller 1402 (beide nach BA auch 'heimlich') Ba 1975, 131 Breslau: Stille, Stillo 13./14. Jh., Stilla (fem.) 1364 r ei 56. Schlesien: Stille 1307-1417, Stiller 1402, 1416 Ba 1953, 138. Esslingen: Stulli 1285, Stullin 1286, stulli 1311, stúllin 1365, stil 1428-34, stillin 1459 = stullin 1460 (keine Movierungen) (nach Be bei allen Bezug zu mhd. stil 'Stiel' denkbar) Be 343f. Oberrhein: Stille 1263, 1270 soc 293, 329. Ravensb.: Stilinen (fem.) 1425/8 (nach sa möglicherweise auch zu mhd. stil 'Griff, Stil') sa 141. Sudetenld.: Sstiller 1411 scH 1957, 309; Stillar 1482, Styl 1518, Stiler 1556, Stüller 1558 (bei den Namen mit -er vermutet scH auch stüeler 'Stuhlmacher') scH 1973, 289. München: still 1390 ei 379. Weinviertel: Stiller o.J. er III 864f.
6. Hinweise Zur dritten und vierten Nebenkarte vgl. in der Schweiz (Telef., verwandt.ch, 07.08.14) und in Österreich (Telef., Geogen At, CD-Rom, 2005):
953
Sprachverhalten
Schweiz
Österreich
Schreier
228
217
Schreyer
158
132
Schrei
6
227
Schrey
3
75
Schray
3
2
Gschre(i/y)
0+0
1+1
Duschl
6
51
Tuschl
0
58
Zu Rühr-, Rebbel-, Rede-, Schlater-, Wegemund sowie Flebbe s. bei K. 316 bzw. bei K. 319. steffens 2013, 164 (K. 118 Stumm u.a.). S. pescHke/f. faHlBuscH
954
Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Charakter, Verhaltensweisen
Typ Schlemmer 1473 Typ Schlömer 1170 Typ Schlimper 312 Typ Schlammer 85 Typ Schlecker 227
Karte 373: Schlemmer, Schlömer, Schlimper, Schlammer, Schlecker
Ess-, Trink-, Schlafgewohnheiten
955
3.5 Ess-, Trink-, Schlafgewohnheiten 1. Fragestellung Dokumentiert werden durch Ess-, Trink- und Schlafgewohnheiten motivierte ÜberN. Die Hauptkarte registriert Bildungen auf -er, die auf mhd. slamp 'Gelage, Schlemmerei', mhd. slemmen, mnd. slom(m)en 'schlemmen, prassen' bzw. auf mhd. slecken, mnd. slicken 'schlecken, naschen' zurückgehen. Die erste Nebenkarte gilt ÜberN zu mhd. demmen 'schlemmen', mnd. demmer, dömer, bair. demmel 'Schlemmer', die zweite Nebenkarte zu frühnhd. schmaus 'Fresserei', die dritte zu mhd. bras 'Schmaus, Mahl', mnd. bras, prass 'Lärm, Gepränge, Prasserei'. Die vierte Nebenkarte grenzt vier weitere räumlich getrennte ÜberN für den Schlemmer voneinander ab (Füller, Schlund, Quaas/Quoos, Dimpfl). Weitere Hinweise zu FamN mit schmecken und frühnhd. bausen 'schlemmen' finden sich im Text. Die fünfte Nebenkarte dokumentiert FamN zu mhd. vrā`, mnd. vrās, vratz 'Fresser, Schlemmer' sowie mhd. slic 'Bissen, Trunk, Schluck; Fresser', ÜberN für den Vielfraß (FamN mit mhd. slucken und slinden 'schlucken, schlingen' im Text). Die sechste Nebenkarte gilt den häufigsten ÜberN des Trinkers mit mhd. trinken, mnd. drinken 'trinken', mhd. tranc, mnd. drenke(n) 'Getränk; Trinkgelage' und mnd. drenker 'Säufer'. Die siebte Nebenkarte gibt die Verbreitung von sechs ÜberN an, die durch Lieblingsspeisen oder -getränke motiviert sind (Potthast, Brodesser, Weckesser, Schlegelmilch, Grieshaber, Eierschmalz), die achte ergänzt ÜberN, die sich speziell auf Schinken beziehen (ÜberN mit Speck finden sich im Text). Bei der neunten Nebenkarte werden ÜberN erörtert, die auf Schlafgewohnheiten zurückgehen; kartiert sind die Fälle Späth und Früh(auf). 2. Quantitative Datenbasis Abfrage: Schleckert?s?|Schl(e|i|ae?|ä|oe?|ö)mm?b?p?p?ert?s? ergibt 16 Types/ 3390 Tokens. Nach Abzug von Schlimmer 123 (v.a. Pfalz und damit nicht zum ostmd. Typ Schlimper gehörig) verbleiben: Typ Schlemmer 1473: Schlem(m)er 25+1206, Schlemper 224, Schlämmer 12, Schlemmert 6. Typ Schlömer 1170: Schlöm(m)er 1040+8, Schloemer 116, Schlomer 6. Typ Schlimper 312: Schlimper(t) 211+100, Schlimber 1. Typ Schlammer 85: Schlammer 80, Schlamber 5. Typ Schlecker 227: Schlecker 227. 3. Qualitative Datenbasis Bei Typ Schlömer sind nach g ottscHalD 2006, 437 Konkurrenzen mit HerkunftsN zu einem SiedlungsN Schlöhm bei Köln möglich. Schlimper(t) ist nach
956
Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Charakter, Verhaltensweisen
BaHloW 2005, 458 ÜberN für den Schlemmer, nach gottscHalD 2006, 437; I. neumann 1981, 156; naumann 2005, 246 und ZoDer 1968 II, 524 aber stark flektierter ÜberN zu mhd. slim(p) 'schief, schräg, verkehrt'. 4. Details und Ergänzungen Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 2-40, entspricht 0,011,81‰; Flächen pro zweistellige PLZ, Anzeigeschwelle 0,05‰. Vorkommen pro zweistellige PLZ: Dokumentationstabelle (a = Schlemmer, b = Schlömer, c = Schlimper, d = Schlammer, e = Schlecker). PLZ
a
b
c
d
e
‰ ges.
PLZ
a
b
c
d
‰ ges.
e
01
12
1
24
1
1
0,09
30
8
5
1
2
0
0,05
02
15
0
2
19
0
0,24
31
8
2
2
0
2
0,05
03
0
0
5
2
0
0,07
32
2
16
4
1
0
0,07
04
8
0
34
0
0
0,11
33
4
14
0
0
0
0,05
06
8
15
0
0
0
0,06
34
40
56
0
1
1
0,31
07
1
0
1
0
0
0,02
35
18
1
0
0
2
0,06
08
4
4
12
0
0
0,10
36
21
5
0
0
0
0,14
09
10
3
106
0
0
0,46
37
2
5
2
2
0
0,05
10
6
6
3
3
1
0,06
38
9
9
2
0
2
0,04
12
6
5
5
3
0
0,07
39
4
0
4
0
0
0,04
13
4
1
4
0
0
0,04
40
19
25
1
1
0
0,13
14
2
3
2
0
1
0,03
41
10
55
0
0
0
0,20
15
6
0
3
1
0
0,06
42
40
21
2
1
1
0,19
16
2
0
1
0
0
0,02
44
12
9
0
0
0
0,05
17
2
0
1
0
1
0,03
45
32
29
0
5
0
0,12
18
2
2
3
0
0
0,04
46
3
2
0
0
0
0,02
19
4
0
0
0
0
0,03
47
10
18
6
0
0
0,07
20
3
7
1
0
0
0,12
48
11
18
0
0
0
0,07
21
5
6
1
0
0
0,03
49
7
159
10
0
0
0,41
22
13
12
5
0
0
0,06
50
18
174
4
1
0
0,54
23
0
3
0
0
0
0,01
51
16
48
2
0
2
0,22
24
20
33
3
0
0
0,14
52
13
75
1
6
0
0,30
25
5
32
0
1
0
0,15
53
51
41
7
0
0
0,23
26
3
79
0
0
2
0,19
54
4
11
0
0
0
0,08
27
12
16
0
0
0
0,09
55
23
12
2
0
1
0,13
28
9
7
1
0
0
0,07
56
77
8
3
0
0
0,29
29
0
1
0
0
0
0,01
57
85
2
0
0
0
0,37
957
Ess-, Trink-, Schlafgewohnheiten
PLZ
a
b
c
d
e
‰ ges.
PLZ
a
b
c
d
‰ ges.
e
58
17
13
0
2
0
0,10
80
33
6
0
0
7
0,18
59
7
43
0
0
0
0,12
81
23
3
2
1
0
0,10
60
3
3
0
0
0
0,04
82
51
5
3
8
0
0,24
61
10
1
0
0
0
0,07
83
37
2
1
1
3
0,16
63
15
8
2
0
1
0,05
84
33
0
0
0
1
0,16
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0
0
0
0,05
85
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2
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1
0,18
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0,09
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1
1
2
5
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7
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1
2
2
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2
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2
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0
0
0
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1
0,03
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0
0
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0,51
69
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2
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1
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1
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1
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6
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0
0
0,02
96
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3
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3
0
0
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0
0
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1
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0
0
0
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1
7
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1
0,08
99
4
1
3
0
0
0,02
79
20
2
1
1
5
0,08
Details: Die häufigsten Vorkommen von Typ Schlemmer betreffen die PLZ 346 Schwalmstadt (1,81‰/35 Tokens), 678 Rockenhausen (1,66‰/18 Tokens) und 564 Montabaur (1,09‰/45 Tokens), von Typ Schlömer die PLZ 501 Kerpen (1,00‰/54 Tokens), 494 Ibbenbüren (0,92‰/60 Tokens) und 496 Cloppenburg (0,90‰/39 Tokens), von Typ Schlimper die PLZ 092 Chemnitz (1,11‰/31 Tokens), 093 Hohenstein-Ernstthal (0,90‰/44 Tokens) und 096 Frankenberg/Saale (0,42‰/14 Tokens) sowie von Typ Schlecker die PLZ 891 Blaustein (0,88‰/35 Tokens) und 892 Neu-Ulm (0,85‰/47 Tokens). Typ Schlammer ist v.a. in den Räumen München - Pfaffenhofen sowie Cottbus anzutreffen, wobei die Ableitung von mhd. slamp jeweils zu überprüfen wäre. Weitere Namen: Schlamp(p) 336+57, Schlamb 6 (alle Nest im Raum Ingolstadt - Donauwörth - Weißenburg, sonst in Bayern und im Dreieck Speyer Bad Kreuznach - Mainz) ist ÜberN zu mhd. slamp 'Gelage, Schlemmerei'. Schlemm(e)162+92 (Nest im Raum Uslar - Northeim - Bad Lauterberg (Harz),
958
Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Charakter, Verhaltensweisen
sonst nördl. des Mains verstreut) wird von ZoDer 1968 II, 519 als ÜberN zu mhd. slim(p) 'schief, schräg, verkehrt' oder zu schlemm 'Gelage' angesehen, von BaHloW 2005, 457 zusammen mit Schlemp(p) 4+15, Schlemb 3 (alle Südwestdtld.) zu mhd. slamp gestellt, ebenso Schlamper, das aber in der Datenbank des DFA nicht auftritt. Schlöcker 19 ist im nördl. Dtld. verstreut und daher kaum gerundete Variante von Schlecker. ZoDer 1968 II, 525 führt für Schlöcker unter vielen verschiedenen Vermutungen auch ÜberN für den Prasser an, zu mnd. sloke 'Kehle, Schlund; Bissen, Trunk', vgl. mnd. slokerich 'gefräßig'. Erste Nebenkarte (K. 374): Typ Demmer 1272 Typ Dömer 294 Typ Demmler 962 Typ Demmel 757 Typ Deml 590
Karte 374: Demmer, Dömer, Demmler, Demmel, Deml
Dokumentiert werden ÜberN zu mhd. demmen 'schlemmen', mnd. demmer, dömer 'Schlemmer', bair. demmel. Bei Typ Demmer könnten Patronyme zum RufN Dietmar aus der nd. Form Det(t)mer (vgl. familiennamen aus rufnamen) konkurrieren. Bei Typ Demmler kommt wegen der Verbreitung Konkurrenz mit
Ess-, Trink-, Schlafgewohnheiten
959
ÜberN zu nd. demeler 'Possenreißer' nur bei vereinzelten nördl. Vorkommen in Betracht. Vokalismus, K. 60 zeigt die Verbreitung der zu Typ Dehmel zusammengefassten FamN De(h)mel, Demmel, Deml u.ä. in Bayern, und zwar als diminuierte Patronyme zum RufN Thomas; dabei wird darauf hingewiesen, dass ÜberN zu bair. demmel 'Schlemmer' konkurrieren. Allerdings konzentriert sich Demmel ganz im südl. Oberbayern, Deml vollständig im Dreieck Regensburg Amberg - Cham; De(h)mel dagegen streut über ganz Dtld., Dehmel überwiegend in der Nord-, Demel hauptsächlich in der Südhälfte. Bei diesen überregional verbreiteten FamN liegt die Deutung als Patronyme nahe, bei den spezifisch bair. Fällen sind (daneben) ÜberN für den Schlemmer nicht unwahrscheinlich. Daher werden (nur) diese hier mitkartiert. Die Abfrage D(e|ö|oe)h?mm?ert?s?|Demm?e?l(ert?s?)? ergibt 19 Types/5078 Tokens. Nach Abzug von Demel 862 (s.o.) und von unklaren Dehmer(s) 336+5 (Baden-Württemberg, Südhessen) verbleiben: Typ Demmer 1272: Demmer(t) 1119+83, Demer(s) 39+30, Demmers 1. Typ Dömer 294: Dö(h)mer 213+70, Doe(h)mer 7+3, Dömmer 1. Typ Demmler 962: Dem(m)ler 101+754, Dem(m)eler 15+92. Typ Demmel 757: Demmel. Typ Deml 590: Deml. Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 3-45, entspricht 0,013,16‰. Die dichtesten Vorkommen von Typ Demmer betreffen die PLZ 575 Betzdorf (1,25‰/46 Tokens), 515 Rösrath (0,79‰/39 Tokens) und 537 Sankt Augustin (0,52‰/33 Tokens), von Typ Dömer die PLZ 482 Dülmen (0,61‰/40 Tokens), 573 Lennestadt (0,59‰/25 Tokens) und 483 Senden (0,48‰/26 Tokens), von Typ Demmler die PLZ 877 Memmingen (1,91‰/91 Tokens), 081 Mülsen (1,07‰/21 Tokens) und 965 Sonneberg (0,83‰/14 Tokens), von Typ Demmel die PLZ 836 Bad Tölz (1,73‰/65 Tokens), 825 Geretsried (1,59‰/35 Tokens) und 835 Wasserburg/Inn (1,12‰/23 Tokens) sowie von Typ Deml die PLZ 924 Schwandorf (3,16‰/59 Tokens), 931 Regenstauf (1,68‰/96 Tokens) und 925 Schwarzenfeld (1,26‰/20 Tokens). Bei Typ Demmer ist Demmer insbesondere im Westmd. mit einer Häufung im Raum Bonn - Siegen vorzufinden, Demmert mit t-Antritt v.a. im Bayerischen Wald, Demers konzentriert sich im Raum Duisburg - Dormagen - Viersen, Demer ist verstreut. Bei Typ Dömer konzentriert sich Dömer zwischen Münster und Siegen, Döhmer in den Räumen Köln, Duisburg und Bielefeld. Bei Typ Demmler begegnet Demmler v.a. in Südwestsachsen sowie zusammen mit Demler und Demmeler im Allgäu. Zur Lage von Demmel und Deml s.o.
960
Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Charakter, Verhaltensweisen
Zweite Nebenkarte (K. 375): Dokumentiert werden FamN zu frühnhd. schmaus 'Fresserei'. "Das nhd. Wort Schmaus bekam seine heutige Bedeutung erst in der Studentensprache des 16. Jh.; ursprünglich bezeichnete es ein unsauberes Essen. Je nachdem, wann der Familienname geprägt wurde, kann er also den 'Fresser' oder den 'genießenden Esser' bezeichnet haben" (DuDen famn 2005, 588). Die Abfrage Schmau(ss?|ß).* (≥ 5 Tokens) ergibt 6 Types/1257 Tokens: Typ Schmaus 730: Schmaus. Typ Schmauß 206: Schmau(ß/ss) 187+19. Typ Schmaußer 177: Schmau(ß/ss)er 160+17. Typ Schmauser 144: Schmauser. Typ Schmaus 730 Typ Schmauß 206 Typ Schmaußer 177 Typ Schmauser 144
Hof
Würzburg
Regensburg
Augsburg
Karte 375: Schmaus, Schmauß, Schmaußer, Schmauser
Kartentyp: absolut; Ausschnitt Südostdtld.; Kreise pro fünfstellige PLZ, Kreisgröße 3-45, entspricht 1-26 Tokens; PLZ innerhalb der Städte einzeln ausgewiesen; Tokenangaben beziehen sich auf Gesamtdtld.
Ess-, Trink-, Schlafgewohnheiten
961
Die häufigsten Vorkommen von Typ Schmaus betreffen (auf dreistellige PLZ bezogen) die PLZ 865 Aichach (63 Tokens/1,84‰), 961 Hirschaid (56 Tokens/ 0,89‰) und 863 Friedberg (24 Tokens/0,47‰), von Typ Schmauß die PLZ 925 Schwarzenfeld (15 Tokens/0,95‰) und 745 Schwäbisch Hall (14 Tokens/0,25‰), von Typ Schmaußer die PLZ 923 Neumarkt in der Oberpfalz (54 Tokens/1,30‰) und 922 Amberg (21 Tokens/0,44‰) sowie von Typ Schmauser den PLZ 911 Schwabach (26 Tokens/0,55‰). Dritte Nebenkarte (K. 376): Typ Brase 664 Typ Prasse 642 Typ Braß 994 Typ Praß 423
Karte 376: Brase, Prasse, Braß, Praß
Dokumentiert werden ÜberN zu mhd. bras 'Schmaus, Mahl', mnd. bras, prass 'Lärm, Gepränge, Prasserei'. Es handelt sich um ÜberN für den Schlemmer, vielleicht auch für laute Menschen. Konkurrenz ist im Einzelfall möglich mit Patronymen zum RufN Ambrosius (D uDen fam n 2005, 152), Berufs- bzw. ÜberN zu mnd. bras(s)e 'Spange, Nadel' oder HerkunftsN zum SiedlungsN Brase
962
Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Charakter, Verhaltensweisen
(Stadtteil von Neustadt am Rübenberge; ZoDer 1968 I, 290f.). Nach BaHloW 2005, 73 liegen WohnstättenN im Sinne von 'Ginster' vor. Die Karte gilt den Namen ohne Suffixe. Zu den Typen mit -er, -ler und -el s.u. Die Opposition mit/ ohne -e wird durch verschiedene Farben (rot/blau) signalisiert, die Opposition B-/P- durch Farbabstufung. Die Abfrage (B|P)raa?(ss?|ß)e?n? ergibt 20 Types/2723 Tokens: Typ Brase 6 Types/664 Tokens: Bras(s)e 383+202, Bras(s)en 15+27, Braase 25, Braße 12. Typ Prasse 3 Types/642 Tokens: Pras(s)e 23+587, Praße 32. Typ Braß 5 Types/994 Tokens: Braß 436, Bras(s) 19+366, Braas 168, Braaß 5. Typ Praß 6 Types/423 Tokens: Pra(a)ß 214+5, Pras(s) 18+161, Praas(s) 23+2. Kartentyp: absolut; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 3-45, entspricht 1-57 Tokens; PLZ innerhalb der Städte einzeln ausgewiesen. Die größten Vorkommen von Typ Brase betreffen die PLZ 293 Bergen (32 Tokens/0,56‰), 324 Minden (32 Tokens/0,57‰) und 315 Neustadt am Rübenberge (28 Tokens/0,42‰), von Typ Prasse die PLZ 027 Zittau (21 Tokens/0,46‰) und 328 Horn-Bad Meinberg (12 Tokens/0,49‰), von Typ Braß die PLZ 664 Homburg/Saar (52 Tokens/0,96‰), 575 Betzdorf (32 Tokens/0,87‰) und 357 Herborn (32 Tokens/0,61‰), von Typ Praß die PLZ 554 Bingen/Rhein (40 Tokens/0,82‰), 447 Bochum (15 Tokens/0,18‰) und 557 Idar-Oberstein (14 Tokens/0,44‰). Weitere Namen: Pra(ss/ß)er 242+35 streut in ganz Dtld., mit Häufungen südl. der Donau sowie in einem Streifen von Bingen/Rhein bis Dresden. Brasser 54 ist südl. der Donau und im Raum Bingen/Rhein damit vermischt. Der ÜberN wird i.d.R. den Schlemmer meinen, im Einzelfall aber vielleicht auch auf die ältere Bedeutung 'Prahler' zurückgehen. Pra(ß/ss)ler 42+73, Bra(ß/ss)ler 19+2 finden sich im Raum Augsburg - Ehingen/Donau - Karlsruhe - Crailsheim - Donauwörth, Bra(ß/ss)eler 23+25 begegnet im Raum Mönchengladbach - Krefeld. Die südl. Vorkommen beruhen laut BrecHenmacHer 1957-63 I, 200 auf schwäb. praßlen 'schlemmen'. Für die rhein. Vorkommen bleibt die Ableitung offen. Sie gehen evtl. auf mundartlich brassel 'unbrauchbare Gegenstände, Unordnung u.ä.' zurück, vgl. Herkunfts- und WoHnstättennamen, S. 416. So wohl auch Brassel 171, einerseits im Raum Bebra - Kassel, andererseits zusammen mit Prassel 70, Praßel 18 und Braßel 16 im Raum Bad Honnef, ansonsten verstreut am Rhein zwischen Remagen und Duisburg. Vierte Nebenkarte (K. 377): Dokumentiert werden vier räumlich deutlich voneinander getrennte ÜberN für den Schlemmer. Auf mhd. vüller 'Schlemmer' beruht der FamN Füller. Nach
Ess-, Trink-, Schlafgewohnheiten
963
DuDen famn 2005, 263 kommen als Konkurrenz Varianten zu Fuller 112 'Tuchwalker' (in ganz Dtld. verstreut) in Frage, doch gilt dies höchstens für Einzelfälle. Das zweite Beispiel betrifft ÜberN zu mhd. slunt 'Schlemmer, Schlinger' bzw. 'Schlund, Abgrund'. Im Einzelfall wären WohnstättenN für jemanden, der am Abgrund wohnt, denkbar. Das dritte Beispiel bilden ÜberN zu mhd. quā`, mnd. quās 'Gastmahl, Schlemmerei'. Hier können auch FamN hereinspielen zu "urslaw. *kvasъ 'Sauerteig; Gärstoff', daraus poln. kwas, tschech. kvas auch '(erfrischendes, berauschendes) säuerliches Getränk', tschech. später auch 'Gastmahl; Schmaus, Festessen', o[ber]sorb. kwas 'Hochzeitsmahl, Hochzeitsschmaus'" (WenZel 1999, 207). Quoos kann Variante von Quaas sein (zahlreiche historische Belege dafür bei grünert 1958, 405f.), tritt aber (heute) außerhalb des Zentrums von Quaas v.a. im nd. Raum verstreut auf und wird daher als eigener Typ kartiert, zumal Z oDer 1968 II, 346 Quo(o)s nicht als Variante von Quaas, sondern als HerkunftsN zu Siedlungen wie Quoos (Sachsen) ansetzt. Das vierte Beispiel betrifft ÜberN zu frühnhd. dempfen 'schlemmen', wozu nach DuDen famn 2005, 184 Dempfl, Dempfel und Dempfle gehören. BrecHenmacHer 1957-63 I, 289 deutet Dempfle(r) allerdings als WohnstättenN zu ahd. tumphilo 'Tümpel, Wasserstelle' (mit Gleichung Klaus Tempflin = Tümpflin 1461 in Waldshut). Auf jeden Fall ist mit Überschneidungen mit WohnstättenN bzw. ÜberN zu mhd. tümpfel 'Tümpel' zu rechnen. Exemplarisch tritt dies bei den Varianten folgender ÜberN für den Biertrinker vor Augen, die teils frühnhd. dempfen, teils mhd. tümpfel, mnd. tümpel näherstehen, wobei semantisch sowohl 'Schlemmer' als auch die metaphorische Bezeichnung 'Tümpel' sinnvoll ist: Bierdümpf(e)l 28+11, -dimpfl 4, -dämpfel 1, -tempfel 17 (alle v.a. Bayern), -tümpfel 44 (Hessen, Thüringen), -tümpel 30 (Thüringen, Berlin), -dümpel 3 (Köln), -timpel 2 (Hamburg). Die Abfrage (F|V)(ü|ue)llert?s?|Schlun(dt?|th?)|(Ku|Qu)(oo?|aa?)h?(ss?|ß)| (D|T)(i|ü|ue|e|ä|ae)mpfe?l?e? ergibt 34 Types/3671 Tokens. Nach Abzug von Timpf 45 (Nordwestdtld.; aus Timp(e) 83+762 'Zipfel' (Nordwestdtld.) falsch verhochdeutscht?) verbleiben: Typ Füller 6 Types/845 Tokens: F(ü/ue)ller 773+5, V(ü/ue)llers 36+2, Füllert 25, Füllers 4. Typ Schlund 3 Types/1060 Tokens: Schlund(t) 799+259, Schlunt 2. Typ Quaas 6 Types/990 Tokens: Qua(a)s 34+695, Quass 130, Quaß 116, Quahs 10, Kuas 5. Typ Quoos 9 Types/236 Tokens: Quo(o)s 26+97, Quo(o)ß 39+43, Quo(o)ss 9+9, Quo(o)hs 9+3, Kuos 1. Typ Dimpfl 9 Types/488 Tokens: Dimpf(e)l 144+41, Dempfle 136, Dempf 123, Dämpfle 25, Tümpfel 13, Dempfel 4, Dämpfel 1, Tempfl 1.
964
Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Charakter, Verhaltensweisen
Typ Füller 845 Typ Schlund 1060 Typ Quaas 990 Typ Quoos 236 Typ Dimpfl 488
Karte 377: Füller, Schlund, Quaas, Quoos, Dimpfl
Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 3-45, entspricht 0,011,44‰. Die dichtesten Vorkommen von Typ Füller betreffen die PLZ 360 Fulda (0,95‰/ 32 Tokens), 977 Karlstadt/Main (0,84‰/40 Tokens) und 972 Veitshöchheim (0,66‰/41 Tokens). Vüllers begegnet im Raum Düsseldorf - Hamm - Borchen, Füllert ist verstreut. Typ Schlund konzentriert sich in den PLZ 961 Hirschaid (0,64‰/40 Tokens), 913 Forchheim (0,63‰/30 Tokens) und 917 Weißenburg (Bayern) (0,58‰/24 Tokens). Dabei herrscht in Thüringen fast ausschließlich Schlundt, in den übrigen Regionen Schlund. Bei Typ Quaas massiert sich Quaas im östl. Thüringen und in Sachsen, alle anderen Varianten sind in Norddtld. verstreut, Quass auch im Süden. Vor 1945 waren Qua(ss/ß) (aber nicht Quaas) in West- und Ostpreußen häufig (gen-evolu.de, 02.10.14). Quoos und Quoß streuen in der Nordhälfte von Dtld., Quooß bildet ein Nest bei Hamm, Quos konzentriert sich in der Lausitz. Bei Typ Dimpfl sind Dempf und Dempfle v.a. im Allgäu beheimatet, Dämpfle begegnet in Oberschwaben und Südbaden, Dimpfl im Raum Cham, Dimpfel bei Karlsruhe.
Ess-, Trink-, Schlafgewohnheiten
965
Weitere Namen: Zu frühnhd. bausen 'schlemmen' gehört der ÜberN Bauser(t) 137+14 (Württemberg; Häufung im Raum Aalen); vgl. den SatzN Bausewein, K. 206. FamN mit mhd. smecken 'schmecken, genießen' ≥ 10 Tokens: Schmeck 163 (Nester in den Räumen Siegen und Kassel) ist ÜberN des Genießers, ebenso Schmeckel 18 (in und um Hamburg). Schmeckebier 53 (südl. Niedersachsen) '(ich) genieße das Bier' stellt einen ÜberN des Liebhabers, evtl. auch des amtlichen Prüfers von Bier dar. Ähnlich motiviert ist Schme(c)kenbecher 1+139 (Räume Speyer und Rottenburg/Neckar). Schmeckpeper 10 (Raum Nienburg/Weser) meint den Liebhaber gewürzter Gerichte. Ze(h)rer 19+240 (Oberschwaben und Bayern, Zerer mit Nest bei Passau) ist nach DuDen famn 2005, 740 ÜberN zu mhd. zerer 'der großen Aufwand macht; Zecher', frühnhd. zerer 'Prasser'. Auf mhd. spīs#re 'der Speise ausgibt bzw. empfängt; Speisemeister bzw. Pfründner' beruhen Speiser 544, Spieser 29 (beide Baden-Württemberg, Speiser mit Nest im Raum Kempten - Oberstdorf). Fünfte Nebenkarte (K. 378): Dokumentiert werden ÜberN zu mhd. vrā`, mnd. vrās, vratz 'Fresser, Schlemmer' sowie zu mhd. slic 'Bissen, Trunk, Schluck; Fresser'. Bei den (wenigen) Vorkommen von Schlick(er) im nd. Raum können WohnstättenN zu mnd. slik, slīk 'Schlick, (Ufer-)Schlamm' konkurrieren. Die Abfrage Fraa?h?(ss?|ß|tz|ts)|Fr(ae|ä|e)(ss?|ß)le|Schlicke?r?s? ergibt 22 Types/3234 Tokens: Typ Schlick 3 Types/1230 Tokens: Schlick(e) 989+238, Schlicks 3. Typ Schlicker 2 Types/576 Tokens: Schlicker 565, Schlickers 11. Typ Fraas 8 Types/980 Tokens: Fra(a)s 56+436, Fra(a)ß 145+148, Fra(a)ss 115+19, Fra(a)hs 53+8. Typ Fräßle 6 Types/102 Tokens: Frä(ss/ß)le 17+38, Fre(ss/ß)le 18+22, Fresle 4, Fraessle 3. Typ Fraatz 3 Types/346 Tokens: Fra(a)tz 114+228, Fraats 4. Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 3-45, entspricht 0,011,42‰. Der Asterisk ersetzt das Symbol des PLZ 952 Münchberg mit 3,50‰/38 Tokens für Typ Fraas und 1,01‰/11 Tokens für Typ Schlick, um die übrigen Kreise besser hervortreten zu lassen. Daneben betreffen die größten Kreise von Typ Schlick die PLZ 669 Pirmasens (0,79‰/39 Tokens), 764 Rastatt (0,76‰/28 Tokens) und 015 Riesa (0,74‰/18 Tokens). Bei den sächs. Vorkommen dominiert Schlick, Schlicke findet sich in der Pfalz, in Nordbaden, im Saarland und im Raum
966
Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Charakter, Verhaltensweisen
Hof. Die größten Kreise von Typ Schlicker betreffen die PLZ 662 Heusweiler (0,94‰/33 Tokens) und 665 Neunkirchen (0,74‰/42 Tokens). Bei Typ Fraas begegnet Fra(ß/ss) im Raum Karlsruhe - Rastatt - Achern, die übrigen Schreibweisen sind im Dreieck Kulmbach - Hof - Marktredwitz konzentriert. Typ Fräßle tritt in und um Freiburg i.Br. auf (vgl. als Gegenstück Trenkle, sechste Nebenkarte). Bei Typ Fraatz findet sich Fraatz im Raum Göttingen, Fratz in NordrheinWestfalen und in Bayern. Typ Schlick 1230 Typ Schlicker 576 Typ Fraas 980 Typ Fräßle 102 Typ Fraatz 346
*
Karte 378: Schlick, Schlicker, Fraas, Fräßle, Fraatz
Weitere Namen: Die SatzN Schlicksupp 93 '(ich) schlucke die Suppe' und Schlicksbier 24 '(ich) schlucke das Bier' sind analog zur Verbreitung von Typ Schlick im Raum Heidelberg - Mannheim bzw. südl. von Frankfurt/Main beheimatet. Schlickmann 95 ist westfäl. und daher wohl WohnstättenN zu mnd. slik, slīk 'Schlick, (Ufer-)Schlamm'. Auf mhd. slucken 'schlucken, schlingen' beruht der ÜberN Schluck 224 für einen Schlemmer; er konzentriert sich im Ruhrgebiet und streut darüber hinaus im Nd.
Ess-, Trink-, Schlafgewohnheiten
967
und im südl. Baden-Württemberg, Schlucke(r) 17+15 ist verstreut. In Hessen und Westfalen findet sich der SatzN Schluck(e)bier 2+187. Der einzige heutige FamN, der auf mhd. slinden 'schlucken, verschlingen' zurückgeht, ist der SatzN Schlindwein 542 '(ich) schlucke den Wein' (Pfalz und Nordbaden mit Nest im Raum Bruchsal). Zu mhd. vre``en, mnd. vreten 'fressen' gehören Fre(ss/ß)er 17+4 (in der Südhälfte von Dtld. verstreut) und Freter 329 (häufiger im Raum Göttingen, sonst v.a. im Nd. verstreut). Ob Fre(ss/ß)el 11+3 (in und um Hamburg; Raum Dresden) und Fresl 10 (in und um München) den Fresser meinen, ist ungewiss. Holtfreter 147, Holtfreder 3, Hollfreter 1 'Holzfresser' (Nordosten, v.a. Raum Stralsund) deutet BaHloW 2005, 246 als scherzhafte ÜberN des Sägemüllers. Fleischfre(ss/ß)er 73+2 streut v.a. in der Nordhälfte von Dtld., am häufigsten im Raum Hamburg. Manfraß meint laut BaHloW 2005, 330 'Mannfresser', d.h. den Mannvertilger bzw. kriegerischen Wüterich. Der FamN tritt in Nordrhein-Westfalen, Südniedersachsen und auf Rügen auf in den Varianten Man(n)fraß 78+12, Man(n)frahs 22+6, Manfras(s) 10+8, Manfrast 7. Bollfras(s) 13+6, Bolfraß 4, Bolfrass 2 beziehen sich nach gottscHalD 2006, 190 auf mnd. bolle 'Gebäck'. Die FamN sind in den Räumen Berlin - Frankfurt/Oder und Bremen beheimatet. Sechste Nebenkarte (K. 379): Dokumentiert werden FamN zu mhd. trinken, mnd. drinken 'trinken', zu mhd. tranc, mnd. drenke(n) 'Getränk; Trinkgelage' und zu mnd. drenker 'Säufer'. Es handelt sich jeweils um ÜberN für trinkfreudige Menschen. Zu den SatzN Trink(h)aus, Drinkut(h), Trinkus s. morpHologie, k. 318 (Trinkaus, Spannaus u.a.), zu Drinkgern ebd., S. 726, zu Saufaus, Supthut, Suppus ebd., S. 691. In morpHologie, K. 318 werden nur die o.g. zweisilbigen SatzN kartiert, die im Westmd. (-aus) bzw. im Raum Rinteln - Porta Westfalica - Stadthagen (-ut(h)) konzentriert sind. Die folgende Karte trägt den aus Trinkaus kontrahierten Typ Trinks nach, der sich im Ostmd. konzentriert. Bei Typ Drenker konkurrieren HerkunftsN zu Siedlungen wie Drenke bei Höxter und WohnstättenN zu mnd. drenke (fem.) 'Viehtränke'. Die Abfrage (T|D)r(ae?|ä|e|i)nc?ke?r?l?e?i?n?t?s? ergibt 41 Types/3088 Tokens. Nicht berücksichtigt werden Trenk 103 (Hessen, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen), Trenker 94 (Oberbayern; Württemberg; Raum Magdeburg) u.ä., i.d.R. WohnstättenN zu mhd. trenke 'Viehtränke'. Einschlägig sind: Typ Trenkle 8 Types/1113 Tokens: Trenkle 394, Tränkle 389, Trenk(e)l 3+230, Tränk(e)l 32+42, Tränklein 15, Traenkle 8. Typ Trinkl 5 Types/608 Tokens: Trink(e)l 426+26, Trinkle(in) 92+29, Trinkerl 35.
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Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Charakter, Verhaltensweisen
Typ Trinks 2 Types/752 Tokens: (T/D)rinks 749+3. Typ Trinker 4 Types/110 Tokens: Trinker(t) 75+28, Trincker(t) 1+6. Typ Trink 4 Types/32 Tokens: Trink(e) 14+8, Drin(c)k 8+2. Typ Drenker 6 Types/171 Tokens: Drenker(s) 95+6, Dren(c)k 57+6, Drenkert 4, Drenks 3. Typ Trink (verstreut) wäre auf der Karte kaum sichtbar und wird daher nicht kartiert. Typ Trenkle 1113 Typ Trinkl 608 Typ Trinks 752 Typ Trinker 110 Typ Drenker 171
Karte 379: Trenkle, Trinkl, Trinks, Trinker, Drenker
Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 5-50, entspricht 0,011,77‰. Bei Typ Trenkle findet sich Trenkle (mit Tränkle) in Südbaden (v.a. Breisgau; analog zu Fräßle, s. fünfte Nebenkarte), Tränkle ansonsten v.a. im mittleren Württemberg, Tränkel im Raum Baden-Baden, Tränkl im südwestl. Bayern, Trenkel in der Nordhälfte von Dtld. verstreut mit Häufung in und um Ballenstedt. Bei Typ Trinkl begegnet Trinkl im Raum Augsburg - München sowie in
Ess-, Trink-, Schlafgewohnheiten
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Thüringen, ansonsten v.a. in Süddtld. verstreut, Trinkle im mittleren Württemberg, Trinkerl in Oberfranken und der Oberpfalz. Die dichtesten Vorkommen von Typ Trinks finden sich in den PLZ 095 Freiberg (0,97‰/38 Tokens), 096 Frankenberg/Saale (0,53‰/18 Tokens) und 075 Gera (0,47‰/21 Tokens). Bei Typ Trinker tritt Trinker in den Räumen Augsburg - München und Hamburg Kiel auf, Trinkert in Nordrhein-Westfalen. Bei Typ Drenker konzentriert sich Drenker im Raum Viersen - Solingen - Ratingen, Drenk im Raum Bad NeuenahrAhrweiler - Krefeld - Lüdenscheid. Weitere Namen: Auf mhd. trankl#re 'Säufer' (Z oDer 1968 II, 747) beruhen Trenkler 398 (v.a. Sachsen und Oberbayern, sonst verstreut), Trin(c)kler 89+11, Trän(c)kler 87+10 (alle Raum Weimar, Tränkler zudem in Bayern verstreut). Trän(c)kner 353+6 (Sachsen, v.a. Raum Dresden, sonst verstreut), Tren(c)kner 147+2, Drenkner 1 (alle Ostfalen) werden von ZoDer 1968 II, 744 als BerufsN zu mhd. trenken, mnd. drenken '(das Vieh) tränken' gedeutet, bei DuDen famn 2005, 674 als WohnstättenN 'bei der Viehtränke'. Offen ist die Deutung von Trinkner 166 (Nest bei Stuttgart). Mit Grundwort -trunk begegnen die ÜberN Früh- 23, Fruh- 7, Sis- 3, Süss- 2, Tieftrunk 13 und der SatzN Suchentrunk 1 '(ich) suche den Trunk' (Sistrunk in Stuttgart und Berlin, Tieftrunk verstreut, alle anderen im Raum München). Trinki(e)s 1+76 (v.a. im Nd. verstreut) lässt sich am ehesten als Variante des Typs Trinkaus (s. morpHologie, k. 318) deuten. Zu FamN mit 'Wein' und 'Bier' s. K. 205-208. Siebte Nebenkarte (K. 380): Dokumentiert werden sechs räumlich klar voneinander getrennte Beispiele für ÜberN, die sich auf bestimmte Speisen oder Getränke beziehen. Von Nordwesten nach Südosten sind dies: Potthast, ÜberN zu mnd. pothar(s)t 'Topfbraten, in kleine Stücke zerschnitten oder gehackt'; die einander benachbarten ÜberN Brodesser und Weckesser, zu mhd. brōte``e 'Arbeiter, der die Kost im Hause empfängt' bzw. für jemanden, der gerne Wecken aß; Schlegelmilch, zu mhd. slegelmilch, slēmilch 'Buttermilch' nach dem entsprechenden Lieblingsgetränk (evtl. auch BerufsN des Milchhändlers); Grieshaber, nach einer typischen Bauernspeise, "ein in der Pfanne aus Grieß, Schmalz u. Eiern gebackenes, während des Schmorens zerschrotenes Gericht" (BrecHenmacHer 1957-63 I, 592); Eierschmalz, "nach einem leckeren Eiergericht, urspr. 'Eierimschmalz'" (ebd., 388). Die Abfrage Potthar?st|Bro.*e(ss?|ß)ers?|We(c?k|gg?)e(ss?|ß)ers?|Schl.*milch| Grie?(ss?|ß)ha(b|f|v|w)er|(E|A).*re?n?schmalt?z ergibt 35 Types/3587 Tokens: Typ Potthast 2 Types/1014 Tokens: Pottha(r)st 962+52.
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Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Charakter, Verhaltensweisen
Typ Brodesser 3 Types/299 Tokens: Bro(d/t)esser 218+2, Brodeßer 79. Typ Weckesser 7 Types/393 Tokens: Wecke(ss/ß)er 320+3, Wekesser 38, Weggesser 16, Wekeser 8, Wegesser 7, Weckeser 1. Typ Schlegelmilch 9 Types/570 Tokens: Schlege(l)milch 14+498, Schle(e)milch 4+21, Schla(ge)milch 20+1, Schl(ö/oe)milch 9+2, Schleglmilch 1. Typ Grieshaber 6 Types/775 Tokens: Gries(s)haber 491+44, Grießhaber 235, Gris(s)haber 3+1, Grißhaber 1. Typ Eierschmalz 8 Types/89 Tokens: Eier(n)schmalz 32+2, Eirenschmalz 30, Eyer(n)schmalz 4+10, Ayr(e)nschmalz 1+7, Ayernschmalz 3. Nicht auf der Karte erfasst ist Schneemilch 100 (südl. von Braunschweig), Variante zu Schle(gel)milch (BrecHenmacHer 1957-63 II, 544; ZoDer 1968 II, 539) oder zu einer Schneemilch genannten, aus Milch und Eiweiß bestehenden Speise. Typ Potthast 1014 Typ Brodesser 299 Typ Weckesser 393 Typ Schlegelmilch 570 Typ Grieshaber 775 Typ Eierschmalz 89
Karte 380: Potthast, Brodesser, Weckesser, Schlegelmilch, Grieshaber, Eierschmalz
Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 4-50, entspricht 0,014,464‰.
Ess-, Trink-, Schlafgewohnheiten
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Die dichtesten Vorkommen von Typ Potthast betreffen die PLZ 376 Höxter (2,37‰/108 Tokens), 330 Paderborn (1,43‰/43 Tokens) und 326 Lemgo (1,18‰/61 Tokens), von Typ Brodesser die PLZ 538 Troisdorf (0,87‰/68 Tokens) und 537 Sankt Augustin (0,62‰/39 Tokens), von Typ Weckesser die PLZ 346 Schwalmstadt (1,09‰/21 Tokens), 979 Bad Mergentheim (0,70‰/29 Tokens) und 352 Stadtallendorf (0,38‰/14 Tokens), von Typ Schlegelmilch die PLZ 985 Suhl (2,09‰/91 Tokens) und 974 Schweinfurt (0,44‰/26 Tokens), von Typ Grieshaber die PLZ 781 Schramberg (2,93‰/116 Tokens), 780 VillingenSchwenningen (2,28‰/101 Tokens) und 777 Oberkirch (0,63‰/36 Tokens) sowie von Typ Eierschmalz die PLZ 869 Schongau (0,43‰/17 Tokens) und 824 Garmisch-Partenkirchen (0,21‰/11 Tokens). Pottharst begegnet im Raum Bielefeld sowie nördl. von Celle, Brodeßer zwischen Essen und Bad Honnef, Wekesser in Westdtld. verstreut. Bei Typ Schlegelmilch bildet Schlegelmilch das Nest im Raum Suhl und ist darüber hinaus v.a. in Thüringen und Unterfranken verstreut. In der Verteilung von Grieß-/Gries(s)haber lassen sich keine deutlichen räumlichen Verteilungen ausmachen. Eierschmalz und Eirenschmalz sind im südl. Oberbayern konzentriert. Achte Nebenkarte (K. 381): Dokumentiert werden FamN zu mhd., mnd. schinke 'Schenkel' bzw. 'Schinken'. Es kann sich dabei um ÜberN handeln, die sich auf ein körperliches Merkmal (vgl. Vokalismus, K. 46 (Schenkel, Schinkel)) oder die Lieblingsspeise beziehen sowie um indir. BerufsN für den Metzger (vgl. K. 57). In Dialekten besonders des obd. Raumes gilt bis heute die Variante Schunke, welche in FamN aber besonders im md. Raum zutage tritt. Die Abfrage Sch(i|ue?|ü)nc?ke?n?s? ergibt 14 Types/5107 Tokens: Typ Schink 6 Types/2081 Tokens: Schink(e) 1106+904, Schinck(e) 37+15, Schin(c)ken 18+1. Typ Schunk 4 Types/2637 Tokens: Schunk(e) 1376+802, Schunck(e) 443+16. Typ Schünke 4 Types/389 Tokens: Schünke 373, Schuenke 14, Schünck(e) 1+1. Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 3-45, entspricht 0,011,41‰. Der Asterisk ersetzt das Symbol des PLZ 964 Coburg mit 2,36‰/91 Tokens für Typ Schunk und 0,10‰/4 Tokens für Typ Schink, um die übrigen Kreise besser hervortreten zu lassen. Daneben betreffen die dichtesten Vorkommen von Typ Schink die PLZ 388 Halberstadt (0,58‰/28 Tokens), 567 Mayen (0,57‰/18 Tokens) und 085 Plauen (0,53‰/13 Tokens), von Typ Schunk die PLZ 664 Homburg (1,33‰/72 Tokens), 563 Nassau (1,11‰/45 Tokens) und 965 Sonneberg
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Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Charakter, Verhaltensweisen
(1,01‰/17 Tokens). Typ Schünke streut v.a. in der Nordhälfte von Dtld. Schink und Schinke sind räumlich nicht deutlich getrennt, dagegen dominiert bei Typ Schunk Schunk in Westdtld. (Schunck in der Pfalz) und im nördl. Bayern, Schunke in Thüringen und nördl. davon. Typ Schink 2081 Typ Schunk 2637 Typ Schünke 389
*
Karte 381: Schink, Schunk, Schünke
FamN mit mhd., mnd. spek 'Speck' können ebenfalls durch die Lieblingsspeise motiviert sein, vgl. Specketer 51 (Raum Bremen - Oldenburg), -esser 9 (Raum Braunschweig). Das Simplex Speck 2100 konzentriert sich v.a. im Raum Rastatt Karlsruhe - Bruchsal, die patronymischen Genitive Specks 47 und Speckens 31 begegnen im Raum Aachen - Köln - Mülheim/Ruhr - Mönchengladbach, Specken 81 bildet ein Nest im Raum Haren/Ems. Außer der Lieblingsspeise kommen viele andere Motivationen in Frage: ÜberN für beleibte Menschen (vgl. Speckhals 21, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt mit Nest in und um Magdeburg); BerufsN des Fleischers (vgl. Speckschneider, BrecHenmacHer 1957-63 II, 633; nicht in der Datenbank des DFA belegt); Herkunfts- und WohnstättenN zu Siedlungen wie Speck(e)(n) (Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Nordrhein-West-
Ess-, Trink-, Schlafgewohnheiten
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falen, Baden-Württemberg, Bayern) oder zu mhd., mnd. specke 'Knüppelbrücke, -damm'. Zu Letzteren vgl. Specker 432 (einerseits nordwestl. Niedersachsen, zusammen mit Speckmann 832; andererseits Raum Konstanz - Tuttlingen - Sigmaringen (hier auch Speker 43) - Herbertingen (hier auch Spö(c)ker 5+101, wohl zum SiedlungsN Spöck bei Saulgau) - Friedrichshafen (vgl. SiedlungsN Speck bei Ravensburg)). Speckner 250 (Oberfranken, ansonsten im südl. Bayern verstreut) ist nach BrecHenmacHer 1957-63 II, 634 WohnstättenN 'bei den Specken = Knüppeldamm'. Diminuiertes Speckle 27 (Allgäu) kann ÜberN oder WohnstättenN sein. Neunte Nebenkarte (K. 382): Auch Schlafgewohnheiten haben zu FamN geführt, vgl. Herm. qui dicitur Somniator 1165 = H. Somnium 1170 = H. Dormitarius 1172 = H. Slefere 1178 in Köln (BrecHenmacHer 1957-63 II, 516): Schläf(f)er 287+12, Schlaefer(t) 6+3, Schläfert 1 begegnen im Raum Kaiserslautern - Bad Kreuznach, sonst südl. des Mains verstreut, Schlefers 17 tritt im Raum Mönchengladbach - Jülich auf. Schlaffer 164 findet sich in Bayern mit Häufungen in und um Amberg, Schlafer 30 erscheint im Raum Karlsruhe - Pforzheim. Nd. Schläper 13, Schlaeper 3 kommen im Raum Köln vor, Schleper(s) 131+6 begegnet im Emsland. Nördl. von Mosel und Main sowie westl. von Elbe und Saale verstreut mit Häufung im Raum Mayen sind Schlaf(f) 222+6, Schlaaf(f) 10+10, der schwache patronymische Genitiv Schlafen 14 tritt massiert im Raum Grevenbroich auf. Im Einzelfall können ÜberN zu mhd. slaff 'schlaff, welk' konkurrieren oder Ethnonyme 'der Slawe'. Um solche handelt es sich jedenfalls bei Diminutiven wie Schläf(c)ke 206+3, Schlaf(f)ke 105+61, Schlaef(c)ke 30+6, die v.a. in der Nordhälfte von Dtld. auftreten. Schläfle 19 (Raum Tuttlingen) ist Diminutiv 'Schläfer'. Süßschlaf 9 findet sich im Raum Langelsheim. Die Karte gilt den ÜberN Späth und Früh(auf), zu mhd. sp#te, spāt(e), mhd. vrüe, vruo. Mnd. vro 'früh' tritt als Simplex selten in FamN auf: Froh 154 (Hamburg, (Schleswig-)Holstein, Mecklenburg, sonst im Nd. verstreut), noch seltener ist mnd. spade(n) 'spät' vertreten: Spa(a)de 24+5, Spad 2 (alle im Westnd. verstreut). Späth und Früh werden sich wohl i.d.R. auf spätes bzw. frühes Aufstehen beziehen. "In der freiherrl[ich] v. Spethschen Familie […] hatte einer den Zunamen Fruouff, ein anderer den Zunamen Spate" (BrecHenmacHer 1957-63 I, 515). Die FamN können aber auch durch andere biographische oder berufliche Motive veranlasst sein, vgl. u. die Komposita. Nach Wenners 1988, 175 herrschen in der Probstei 1490-1860 ausschließlich die Schreibungen Spe(e)(h)t(h), erst 1870 tritt Späth auf. Hier konkurrieren neben ÜberN für den Spätaufsteher ÜberN zu mnd. spēt 'Spieß' und evtl. zu mnd. specht 'Specht' (ebd., 341f.).
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Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Charakter, Verhaltensweisen
Nicht auf der Karte erfasst sind Fry(e) 60+503, Frie(he) 257+197 (alle NordrheinWestfalen, Niedersachsen), Vry(e) 87+2 (Ostfriesland). In manchen Fällen kann es sich um entrundete Varianten von Früh handeln, vgl. Friauf 36, Frieauff 11, Fryauf 1 (alle in der Westhälfte von Dtld. verstreut). Doch gilt dies nur für die wenigen Vorkommen im südl. Dtld., sofern sie autochthon sind. Die Namen konzentrieren sich aber v.a. im Norden, wo der FamN den freien, nicht hörigen Bauern bezeichnet, s. K. 13. Typ Späth 5930 Typ Früh 1260 Typ Frühauf 1248
Karte 382: Späth, Früh, Frühauf
Die Abfrage Sp(aa?e?|ä|e)h?th?e?n?(a?u(ff?|pp?))?|(F|V)r(ue?|ü)h?e?n? (au?(ff?|pp?))? ergibt 34 Types/8442 Tokens: Typ Späth 17 Types/5930 Tokens: Späth(e) 3749+140, Speth 913, Spath 368, Spät(e) 215+128, Spaeth(e) 269+45, Spaet(e) 15+33, Spet 20, Späht 12, Spaethen 10, Speht 6, Spat(e) 2+3, Spaht 2. Typ Spätauf 1 Type/4 Tokens: Spätauf 4. Typ Früh 8 Types/1260 Tokens: Früh(e) 1011+38, Fru(h) 4+99, Fruhen 83, Frühn 19, Frueh(e) 5+1.
Ess-, Trink-, Schlafgewohnheiten
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Typ Frühauf 8 Types/1248 Tokens: Frühauf(f) 1185+6, Früauf(f) 19+22, Fruehauf 11, Fruhauf 3, Frueauf(f) 1+1. Seltenes Spätauf wird nicht kartiert. Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 3-45, entspricht 0,023,79‰. Die dichtesten Vorkommen von Typ Späth betreffen die PLZ 639 Erlenbach/Main (3,69‰/72 Tokens), 918 Wellheim (3,30‰/12 Tokens) und 896 Schelklingen (2,90‰/23 Tokens), von Typ Früh die PLZ 728 Eningen unter Achalm (2,12‰/ 44 Tokens), 778 Bühl (1,04‰/45 Tokens) und 726 Nürtingen (0,89‰/36 Tokens) sowie von Typ Frühauf den PLZ 557 Idar-Oberstein (1,63‰/52 Tokens). Bei Typ Späth tritt Späth am häufigsten in Bayern und Baden-Württemberg auf. Speth streut v.a. in der Südhälfte von Dtld., Spät im Westen und Spaeth zusammen mit den Varianten auf -e in ganz Dtld. Spath findet sich v.a. im Saarland, in Unterfranken sowie in den Räumen Nürnberg und Villingen-Schwenningen. Bei Typ Früh konzentriert sich Früh v.a. in Baden-Württemberg mit Schwerpunkt im Raum Stuttgart - Reutlingen. Fruh begegnet ebenfalls in Baden-Württemberg, der patronymische Genitiv Fruhen im Raum Krefeld - Mönchengladbach. Weitere Namen: Komposita ≥ 10 Tokens begegnen nur mit Früh- als Bestimmungswort, nicht mit Spät(h)-. Sie beziehen sich teils als WohnstättenN auf FlurN: Frühwald 226 (zwischen Nürnberg und Würzburg sowie im Raum Stuttgart) und Frühholz 83 (südwestl. Bayern), Früholz 52 (Raum Langenau; vgl. H erkunfts- und WoHnstättennamen, S. 696), evtl. Frühmark 22 (verstreut). Frühof(f) 7+15 (Raum Essen) gehört jedoch wohl zu mnd. vrī 'frei', vgl. Freihof(f) 28+164 im gleichen Raum. Andere Komposita beziehen sich auf Berufe: Frühwirth 206 (s. K. 203), Frühschütz 75 (südwestl. Bayern), Frühwacht 73 (Raum Aschaffenburg - Hanau), Frühbauer 32 (Göppingen, Augsburg), Frühhaber ('Hafer') 28 (in und um Bayreuth, sonst verstreut), Frühbote 11 (Raum Erfurt) und der SatzN Frühinsfeld 13 (Raum Dortmund). Dagegen ist Frühschulz 13 (verstreut) der Freischulze (ZoDer 1968 I, 532). Auf Lebens- (oder Berufs-)gewohnheiten beziehen sich Frühwein 86 (Nest in und um Rödermark; evtl. konkurrieren volksetymologische Varianten von Patronymen zum RufN Frowin) und Frühtrunk 23 (s. bei der sechsten Nebenkarte), Frühbrodt 46 (verstreut), evtl. Frühb(e)is 30+46 (Räume München, Neustadt an der Weinstraße - Frankenthal), Frühbei(ß/ss)er 37+2 (Raum Nürnberg; zu 'beißen'?), Frühstück 12 (verstreut), Frühsorge(r) 21+76, Friesorger 11 (alle in ganz Dtld. verstreut) und Frühmorgen 44 (Raum Landshut - Kelheim). Als nd. Komposita begegnen Fro(h)riep 38+53, Frohrieb 2 (alle Raum Hamburg - Kiel - Lübeck - Rostock - Schwerin; 'früh reif'), Frobart(h) 22+12 (Nest im Raum Wolfenbüttel; für einen jungen Bartträ-
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Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Charakter, Verhaltensweisen
ger) und Typ Froböse im Sinne von 'früh, jung verdorben': Fro(h)böse 415+54, Fro(h)bös 7+29, Frobese 32, Froboese 16, Froboe(ss/ß) 4+3, Froböß 1, Frohboes 1. Sie sind alle im Raum Bielefeld - Hannover - Braunschweig - Göttingen Alfeld/Leine - Bad Pyrmont konzentriert, nur Frobös tritt im Raum Rendsburg auf. Dazu gehören wohl auch Fraubös(e) 5+39, Friebös(e) 7+15, Frieboes(e) 6+6, Frü(h)bös 2+4 (alle im Nd. verstreut). Baldauf geht auf den RufN Baldulf zurück, wurde aber volksetymologisch schon früh als ÜberN für Frühaufsteher, voreilige oder jähzornige Menschen verstanden, s. konsonantismus, K. 114 (Baldauf, Ballauf). Gleichauf 220 (Raum Donaueschingen, sonst in Baden(-Württemberg) verstreut) ist wie Ge(h)auf 4+29 (Nordostbayern, Thüringen; zu mhd. g#he, gāch 'jäh') wohl ÜberN für den schnell Aufbrausenden, Jähzornigen. Spathelf 74 (Nest in Gutach (Schwarzwaldbahn)), Spothelfer 66 (Nest im Raum Lahr - Seelbach), sonst beide in Baden-Württemberg verstreut, sind ÜberN des säumigen Helfers. 5. Historische Sondierung Hauptkarte. Zu Trinks s. morpHologie, K. 318 (Trinkaus u.a.) Niederdt.: Slömer 1422 Ba 1972, 417. Ostfalen: Schlemmer 1607 Zo II 519. Gießen: Schlemmer 1507 (laut le auch für den, der das Erz vom Schlamm reinigt) le 121. Homb.: Schlemmer 1751-75 se 179. Kaisersl.: Schlemmer 1683-1799 Br 407. Jena: Schlemmer 1499-1585, Schlemmerer 1572 a p 232. Vogtld.: Schlamr 1487, Schlemer 1520, Schlemmer 1600 (alle laut H e auch BerufsN zu mhd. slam 'Schlamm' bzw. slemmen 'von Schlamm reinigen') H e 1992, 177. Südwestsachsen: Slemer 1376, Slemeryn (fem.) 1395 (beide laut H e auch HerkunftsN zu Schlema oder BerufsN zu mhd. slemmen 'von Schlamm reinigen') H e 2007, 233. Altenb. Ld.: Slemer 1512 grü 422. Grimma: Schlemmer 1505-34, Schlehm 1531, Schlem 1534; Schlimper 1849 na 185. Oschatz: Schlimpert 1591/92 (laut ne ÜberN zu mhd. slim(p) 'schief, schräg, verkehrt') ne 1981, 156. Freib. i.Ü.: Schlemmer 1513 st 167. Graubünden: Schlemmer 1664 HuB 838. Regensb.: Sl(mpperl 1370 (laut ko auch zu schlampen 'hinlässig sein, besonders was den Anzug betrifft') ko 2014, 81. Sudetenld.: Slemmerin (fem.) 1525, Sslemer 1535-48, Schlemer o.J. scH 1973, 260.
6. Hinweise Zur Hauptkarte vgl. in Nachbarländern: Niederlande Schlemmer Schl(ö/oe)mer Schlecker
Belgien
Luxemburg
Elsass/ Lothringen
Schweiz
Österreich
0
17
1
19
20
297
50+0
9+7
0+0
0+0
4+0
4+0
0
3
0
0
6
0
977
Ess-, Trink-, Schlafgewohnheiten
Zur ersten und zweiten Nebenkarte vgl. in Österreich: Demmer 116, Demmel 70, Demml 26, Deml 9, Demmler 3; Schmaus 28, Schmauss 6, Schmauß 6. Zur neunten Nebenkarte vgl. in Nachbarländern: Luxemburg
Elsass/ Lothringen
Sp(ä/ae)th
0+0
1+87
68+29
42+1
Fr(ü/ue)h
0+0
0+1
468+7
55+1
Fr(ü/ue)hauf
0+0
0+0
51+2
264+2
Schweiz
Österreich
Daten nach: Niederlande: Einw. 2007, meertens.knaw.nl; Belgien: Einw. 1998, familienaam.be; Luxemburg: Einw. 1930, institut granD -Ducal 1989; Elsass/ Lothringen: Telef., pagesjaunes.fr; Schweiz: Telef., verwandt.ch (jeweils 30.10.14); Österreich: Telef., Geogen At, CD-Rom, 2005. Zu Simplizia und Komposita mit Bier sowie zu Komposita mit dem Grundwort Wein s. K. 205-208, zu Simplizia und Komposita mit Brot bzw. anderen Backwaren s. K. 48-50, zu Fleisch und Wurst s. K. 57f. Zu Busemann 'Trinker' s. K. 65; morpHologie, K. 318 (Trinkaus, Spannaus u.a.) BrecHenmacHer 1937c; Dräger 2013, cD-Rom, 705 (zu Quaas); grünert 1958, K. 19 (Quaas um 1920 in Sachsen; vereinfacht bei kunZe 2004a, K. 148A); kunZe 2004a, 148f. f. faHlBuscH /S. pescHke
978
Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Biographische Merkmale
Typ Kummer 3249 Typ Kümmerle 1232 Typ Kümmerling 234 Typ Kummerer 163 Typ Kümmerer 121
Karte 383: Kummer, Kümmerle, Kümmerling, Kummerer, Kümmerer
Leid, Freude
979
4 Biographische Merkmale 4.1 Leid, Freude 1. Fragestellung Dokumentiert werden FamN, die durch Leid und Freude motiviert sind. Die seltenen FamN Leid 20 (Saarland), Leidt 12 (Raum Bielefeld), Leit(h) 1+8 (im Md. verstreut) sind Patronyme zu RufN wie Leit[hold] (< ahd. liut 'Volk') oder ÜberN zu mhd. leit 'böse, verhasst u.ä.'. Auch Leidi(g/ch) 666+32 (nordöstl. Württemberg; Raum Siegen) geht eher auf mhd. leidic 'böse, widerwärtig u.ä.' zurück, wie die Schreibweise Laidig 107 (nordöstl. Württemberg) nahelegt, als auf mhd. līdic 'leidend'. Die Hauptkarte gilt FamN zu mhd. kumber, kummer 'Schutt, (Trümmer-)Haufen, Unrat', seit dem 12. Jh. zunehmend 'seelische Belastung, Kummer'. Die erste und zweite Nebenkarte gelten FamN mit mhd. sorge 'Sorge u.ä.' und mhd., mnd. nōt 'Not u.ä.'. Die dritte und vierte Nebenkarte registrieren metaphorische Benennungen der Leidtragenden mit 'Träne' bzw. mnd. swerk, swark 'dunkles Gewölk'. Die fünfte Nebenkarte gilt FamN, die sich auf Linderung von Leid beziehen (Trost usw.; im Text weitere wie Nothelfer, Schaffrath). Die sechste Nebenkarte dokumentiert als Gegenstück zur ersten FamN, die durch die Freiheit von Sorgen motiviert sind (Sorgenfrei, Ohnesorge etc.). Die siebte Nebenkarte registriert FamN mit Glück, die achte mit Freude, im Text werden weitere ÜberN für heitere Menschen genannt (zum häufigen ÜberN Fröhlich s. morpHologie, K. 79). Als Beispiel für metaphorische Benennung fröhlicher Menschen dient die neunte Nebenkarte zu mhd. lērche, lerche, mnd. lēwerk(e) 'Lerche'. 2. Quantitative Datenbasis Abfrage: K(ue?|ü|i)mm?b?er.* ergibt 119 Types/6271 Tokens. Als einschlägig werden kartiert: Typ Kummer 3 Types/3249 Tokens: Kummer(s) 2945+4, Kummert 300. Typ Kümmerle 11 Types/1232 Tokens: Kümmerl(e) 21+555, Kümmerle(i)n 31+9, Kümmerlin 42, Kuemmerle 5, Kuemmerlin 1; Kimmerl(e) 45+521, Kimmerlin 1, Kimmerly 1. Typ Kümmerling 3 Types/234 Tokens: K(ü/ue)mmerling 220+2, Kimmerling 12. Typ Kummerer 1 Type/163 Tokens: Kummerer. Typ Kümmerer 1 Type/121 Tokens: Kümmerer. 3. Qualitative Datenbasis Die ursprüngliche Bedeutung 'Schutt, (Trümmer-)Haufen, Unrat' ist in manchen Dialekten und Toponymen erhalten (kunZe 2006b, 187f.). FamN werden jedoch
980
Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Biographische Merkmale
i.d.R. durch die Bedeutung 'Leid, Kummer' motiviert sein, sowohl im Sinne des Bekümmerten als auch im Sinne des sich Kümmernden. Als Konkurrenzen kommen Wohnstätten- oder HerkunftsN zu SiedlungsN wie Kummer (bei Mühldorf in Oberbayern; bei Leipzig) sowie Patronyme zu RufN wie Gundomar, Kunemar in Frage. Zu Kummerer s.u. unter 4. 4. Details und Ergänzungen Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 3-40, entspricht 0,023,22‰. Vorkommen pro zweistellige PLZ: Dokumentationstabelle (a = Kummer, b = Kümmerle, c = Kümmerling, d = Kummerer, e = Kümmerer). PLZ 01
a
b
113
c 0
d 1
‰ ges.
e 0
0
0,29
PLZ 29
a
b
20
c 1
d 3
‰ ges.
e 0
0
0,11
02
53
0
0
0
0
0,35
30
48
1
3
1
0
0,16
03
28
0
0
0
0
0,28
31
40
2
5
0
0
0,12
04
116
4
5
0
0
0,34
32
44
4
0
0
0
0,14
06
145
0
0
1
0
0,35
33
13
3
2
0
0
0,05
07
42
0
9
0
0
0,26
34
20
4
0
1
0
0,07
08
45
1
2
1
0
0,23
35
21
0
2
0
0
0,07
09
47
0
3
0
0
0,19
36
16
7
2
0
0
0,13
10
33
12
1
2
0
0,17
37
25
1
6
0
0
0,10
12
35
3
2
2
1
0,14
38
47
1
0
0
0
0,11
13
33
1
0
0
0
0,14
39
34
0
0
0
0
0,15
14
28
5
4
0
0
0,13
40
24
3
1
0
1
0,08
15
20
0
0
2
0
0,12
41
19
3
0
0
0
0,07
16
16
0
2
0
0
0,10
42
23
1
0
0
0
0,07
17
32
0
0
0
0
0,17
44
27
0
0
0
0
0,06
18
26
0
0
0
0
0,15
45
37
1
0
0
0
0,07
19
9
0
0
0
0
0,07
46
15
1
0
0
1
0,05
20
9
2
0
0
0
0,12
47
25
4
4
1
0
0,08
21
33
0
1
1
1
0,09
48
36
1
0
0
0
0,08
22
49
9
5
1
1
0,13
49
23
0
1
1
0
0,05
23
17
2
0
0
0
0,08
50
21
7
0
0
2
0,09
24
27
2
0
0
0
0,08
51
21
2
0
0
0
0,08
25
21
0
0
1
0
0,08
52
52
5
1
0
0
0,18
26
38
1
0
3
0
0,10
53
27
8
1
0
0
0,08
27
18
1
0
2
0
0,07
54
3
0
0
0
0
0,02
28
11
1
0
1
0
0,04
55
15
5
4
1
0
0,08
981
Leid, Freude
PLZ
a
b
c
d
‰ ges.
e
PLZ
a
b
c
d
‰ ges.
e
56
7
0
1
0
1
0,02
79
49
67
0
31
2
0,43
57
3
5
0
0
0
0,03
80
24
10
3
0
0
0,13
58
19
1
2
0
0
0,06
81
18
7
4
1
2
0,12
59
29
1
0
1
0
0,07
82
9
26
1
2
0
0,13
60
20
3
1
0
0
0,13
83
22
16
3
0
0
0,15
61
17
5
0
0
1
0,14
84
17
1
1
6
1
0,11
63
31
7
2
0
5
0,10
85
25
5
3
9
0
0,12
64
26
7
0
2
1
0,13
86
59
36
2
0
1
0,25
65
51
14
4
3
0
0,20
87
13
36
0
1
1
0,29
66
13
2
6
0
0
0,04
88
15
67
0
0
0
0,28
67
26
5
3
0
2
0,10
89
48
57
1
1
0
0,42
68
19
15
1
0
0
0,16
90
38
17
2
7
0
0,22
69
10
6
1
0
1
0,11
91
44
15
6
45
1
0,3
70
22
71
4
1
8
0,38
92
136
12
0
0
0
0,87
71
51
111
7
3
9
0,53
93
23
2
3
0
0
0,15
72
48
236
0
10
2
0,80
94
10
8
1
0
0
0,08
73
33
68
1
0
4
0,29
95
21
8
1
0
0
0,16
74
34
99
13
4
64
0,61
96
24
1
4
3
0
0,15
75
25
18
1
1
0
0,28
97
42
3
14
1
8
0,18
76
37
18
3
3
0
0,17
98
176
0
36
1
0
2,00
99
105
0
24
0
0
0,44
77
13
14
3
2
0
0,19
78
49
21
0
2
0
0,27
Details: Die dichtesten Vorkommen von Typ Kummer betreffen die PLZ 985 Suhl (2,46‰/107 Tokens), 987 Neuhaus am Rennweg (2,11‰/42 Tokens) und 922 Amberg (1,52‰/73 Tokens). Kummert mit Antritt von -t (vgl. morpHologie, K. 244-250) massiert sich im Raum Amberg in der Oberpfalz und ist sonst v.a. im Nordosten verstreut. Typ Kümmerle konzentriert sich in Baden Württemberg, v.a. im Raum Rottenburg/Neckar - Reutlingen - Stuttgart - Heilbronn, Kümmerle dabei mehr in und um Heilbronn, entrundetes Kimmerle mehr in Rottenburg/ Neckar, Reutlingen und im Raum Dillingen/Donau. Kimmerl findet sich im östl. sowie südl. Teil Bayerns. Kümmerlin bildet ein Nest im Raum Emmendingen, vgl. morpHologie, K. 203 ([Sütter]lin), Kümmerlen (wohl aus der Diminutivendung mhd. -līn abgeschwächt) begegnet in und um Stuttgart, Kümmerl ist in Bayern verstreut. Typ Kümmerling konzentriert sich im PLZ 987 Neuhaus am Rennweg (1,44‰/27 Tokens). Nach ZoDer 1968 I, 1005 meint der FamN einen bekümmerten oder verkümmerten Menschen; ZoDer verweist zudem darauf, dass das Wort Kümmerling besonders in Franken und der Oberpfalz die Gur-
982
Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Biographische Merkmale
ke (lat. cucumer) bezeichnet. Das auffällige Nebeneinander von Kummer und Kümmerling im PLZ 987 könnte aber auch auf einer Unterscheidung Senior/ Junior beruhen. Kummerer begegnet einerseits im und um das Fränkische Seenland, andererseits im Südschwarzwald. Hier könnten BerufsN für Flößer (alem. Kummer 'zusammengeschwemmter Holzhaufen') konkurrieren. Kümmerer begegnet in Nordwürttemberg in und um Schwäbisch Hall. Weitere Namen: Nicht kartiert ist Kommer 329 (Nest in und um Balingen, sonst verstreut, mit Commer 109 auch in der Kölner Bucht). Es kann nach Ausweis historischer Belege mit Kummer wechseln (kunZe 2006b, 188); im Schwäb. ist Senkung von mhd. u > o vor Nasal häufig. Konkurrenz besteht mit ÜberN zu mhd. komen, kumen 'kommen' für den Neuankömmling (vgl. Herkom(m)er 398+2, Nest im Raum Schwäbisch Gmünd, sonst v.a. im Obd. verstreut; der Name der Gmünder Sippe Herkommer kann allerdings auch HerkunftsN zum SiedlungsN Herkheim bei Heilbronn sein, BrecHenmacHer 1957-63 I, 704). Mhd., mnd. kumbernisse 'Bedrängnis' führte zum ÜberN Kumbernu(ß/ss) 13+7 (Raum Lübeck - Wismar), Kummernu(ß/ss) 14+2 (in Norddtld. verstreut). Kummermehr 58 (Raum Worms - Speyer) ist ungeklärt (zu 'vermehren'? FlurN?). Unsicher sind auch Kimmer 113 (Nest in Kehl, sonst v.a. im Westmd. und in Sachsen verstreut), Kümmer 43 (bei Frankfurt/Main und Dresden), Kümmert 38 (Nest im Raum Gemünden/Main - Hammelburg). BaHloW 2005, 302 stellt Kümmer zu Kummer, doch bleibt der Umlaut unerklärt. Trauri(g/ch) 168+4 (Nest im Raum Cham, sonst verstreut im östl. Bayern), Trauer 117 (verstreut), T(h)rur 5+2 (Hünfelden) sind ÜberN zu mhd. trurec, truric, mnd. trorich 'traurig', mhd. trūre 'Trauer'. Zum SatzN Trauernicht, der sich im Sinne von 'ich traure nicht' auf einen "Feind des Trübsinns" beziehen kann (BaHloW 2005, 511), im Sinne von 'traure nicht!' auf einen Tröster (BrecHenmacHer 195763 I, 339), s. morpHologie, K. 314. Nimmerfroh 59 ist in Hessen und im Großraum Stuttgart verstreut. Unseld 419, Unsöld 190 (beide konzentriert im Raum Ulm), Unselt 53 (Nest in und um Renningen) wird von DuDen fam n 2005, 682 als ÜberN zu mhd. uns#lde 'Unglück, Unheil' aufgefasst. Nach BrecHenmacHer 1957-63 II, 719 gehört der FamN aber "der Aussprache nach" nicht zu mhd. s#lde, sondern zu mhd. selde, sölde 'Wohnstatt mit zugehörigem Grund und Boden' (vgl. K. 7). Dazu bemerkt wiederum BaHloW 2005, 529, wohl wegen der Vorsilbe Un-, "gibt keinen Sinn", und vermutet BerufsN zu mhd. unslit, unslet 'Unschlitt' für den Talg-, Unschlitt-, Seifenhändler. Protze 419 (Raum Dresden - Pirna - Bautzen), Pro(t)z 402+2 (Berlin, Brandenburg, sonst verstreut) sind ÜberN zu niedersorb. proca, obersorb. próca 'Mühe,
983
Leid, Freude
Anstrengung; Gram, Kummer'. Es konkurrieren Patronyme zu westslaw. Kurzformen des RufN Prokopius (vgl. Procopius dictus Protz 1400, naumann 2005, 214). Erste Nebenkarte (K. 384): Typ Sorg 1496 Typ Sorge 1232 Typ Sorges 66 Typ Sörgel 696 Typ Sorger 335
Karte 384: Sorg, Sorge, Sorges, Sörgel, Sorger
Dokumentiert werden ÜberN zu mhd. sorge 'Sorge, Besorgnis, Kummer, Furcht', i.d.R. für einen mit Sorgen beladenen Menschen (vgl. die Gegenstücke Sorgenfrei, Ohnesorge usw., sechste Nebenkarte), im Einzelfall auch für einen fürsorglichen Menschen oder Vormund. Es konkurrieren HerkunftsN zu Siedlungen wie Sorge (mehrfach in Hessen, Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt), Sorga (Hessen, Thüringen), Sorg (mehrfach in Bayern). ZoDer 1968 II, 626 sieht in den nd. Vorkommen von Sorge nur HerkunftsN bzw. WohnstättenN zu FlurN, besonders mit mhd. zarge 'Rand', die wegen geringen Ertrags an 'Sorge' angeglichen wurden. Sörgel wird von gottscHalD 2006, 457 und linnartZ 1958b, 235f. als gerundete Variante von Sergel 69 (verstreut), Sergl 50 (nördl. von München),
984
Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Biographische Merkmale
Patronym zum RufN Sergius, aufgefasst. Doch belegt H ellfritZscH 1969, 250 im Vogtland schon für das Jahr 1298 die Namenform Sorgelin, sodass Ableitung von mhd. sorge oder sorgen 'bekümmert sein' mit Suffix -el wahrscheinlicher ist; BrecHenmacHer 1957-63 II, 627 nimmt als Grundlage das Iterativ sörgeln 'sich dauernd Bekümmernis machen' an. Das Kartenbild "könnte nun ein Indiz sein, wie auch immer entstandenes Sörgel als regional bevorzugtes Heteronym von Sorg(e) aufzufassen" (kunZe 2006b, 186). Die Abfrage S(oe?|ö)rg.* ergibt 91 Types/4891 Tokens. Nach Abzug von FremdN wie Sorgalla 140 (v.a. in der Nordhälfte von Dtld. verstreut), Komposita wie Sorgenfrei (s. sechste Nebenkarte) und Bindestrich-DoppelN werden kartiert: Typ Sorg 1496: Sorg. Typ Sorge 1232: Sorge 1216, Sorgius 16. Typ Sorges 66: Sorges 33, Sorgen 33. Typ Sörgel 696: Sörgel 618, Soergel 75, Sorgel 3. Typ Sorger 335: Sorger(s) 311+7, Sörger 12, Sorgert 5. Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 3-45, entspricht 0,011,93‰. Die dichtesten Vorkommen von Typ Sorg betreffen die PLZ 735 Schwäbisch Gmünd (1,31‰/65 Tokens), 734 Aalen (1,10‰/69 Tokens) und 882 Ravensburg (0,92‰/60 Tokens). Sorge ist v.a. im Dreieck Rudolstadt - Neuhaus am Rennweg - Saalfeld/Saale konzentriert, sonst in der Nordhälfte von Dtld. verstreut (vgl. zum Verlauf der e-Apokope-Grenze Vokalismus, K. 335-363). Latinisiertes Sorgius ist in der Südhälfte Baden-Württembergs verstreut. Bei den Fällen mit patronymischem Genitiv begegnet stark flektiertes Sorges in Nordrhein-Westfalen, schwach flektiertes Sorgen im Raum Trier. Beim Diminutiv Sörgel betreffen die größten Kreise die PLZ 086 Oelsnitz (1,83‰/19 Tokens), 950 Hof (1,25‰/23 Tokens) und 912 Lauf/Pegnitz (1,24‰/59 Tokens), Soergel tritt v.a. in Baden-Württemberg und Bayern auf. Typ Sorger ist stark verstreut, die dichtesten Vorkommen finden sich in den Räumen Koblenz und Frankfurt/Main. Zweite Nebenkarte (K. 385): Dokumentiert werden ÜberN für notleidende Menschen, die mit mhd., mnd. nōt 'Not, Bedrängnis, Mühe' gebildet sind. Sie konkurrieren mit Patronymen zu Kurzformen von RufN wie Not[ger], [Ger]not. Einbezogen werden zudem ÜberN zu mhd. nōthaft 'leidend, bedürftig', ferner zu mhd. nōtdurft, mnd. nōt(t)roft, nōtorft 'Notwendigkeit, Bedürfnis, Bedürftigkeit'. BrecHenmacHer 1957-63 II, 329 verzeichnet die Gleichung Haimer Noutturfft 1525 = Haymer Nouthafft 1525. Bei nd. Fällen wie Nothdorf, Nodorf, Notrof sind Überschneidungen mit
985
Leid, Freude
HerkunftsN zum SiedlungsN Norddorf (Stadtteil von Erwitte) möglich, vgl. auch HerkunftsN mit erhaltenem r Nortrup 13, Norddorf 2, Nortorf 1 (alle im Nordwesten von Dtld. verstreut), Northrup 4 (Erlangen). Die Fälle, die sicher oder wahrscheinlich ÜberN für den Notleidenden sind, werden auf der Karte je nach Endung mit/ohne -t in die Typen Nothdurft bzw. Nottorf sortiert. Die Abfrage Noh?(dt?|tt?h?d?)?r?(u|o)r?f.*|Nod?tt?h?(haf.*)? ergibt 49 Types/ 2155 Tokens. Als einschlägig werden, mit Ausnahme der Bindestrich-DoppelN, kartiert: Typ Nothdurft 13 Types/686 Tokens: Nothd(u/o)rft 596+4, Notd(u/o)rft 26+1, Nod(u/o)rft 14+3, Notorft 12, Nohdurft 10, Nohturfft 9, Nothdurfter 8, Notdurfter 1, Notdurfth 1, Nothurft 1. Typ Nottorf 9 Types/133 Tokens: Nottorf 59, Notrof(f) 1+24, Nothrof(f) 12+6, Nodorf(f) 14+3, Nothdorf 13, Notdurf 1. Typ Nothaft 4 Types/340 Tokens: Nothaft 264, Nothhaf(f)t 74+1, Notthaft 1. Typ Noth 3 Types/463 Tokens: Not(h) 1+384, Nott 78. Typ Nothdurft 686 Typ Nottorf 133 Typ Nothaft 340 Typ Noth 463
Karte 385: Nothdurft, Nottorf, Nothaft, Noth
986
Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Biographische Merkmale
Kartentyp: absolut; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 3-45, entspricht 1-52 Tokens; PLZ innerhalb der Städte einzeln ausgewiesen. Die größten Vorkommen von Typ Nothdurft betreffen die PLZ 311 Hildesheim (31 Tokens/0,39‰), 736 Schorndorf (26 Tokens/0,58‰) und 737 Esslingen/ Neckar (25 Tokens/0,41‰), von Typ Nottorf den PLZ 212 Sevetal (20 Tokens/ 0,37‰), von Typ Nothaft die PLZ 945 Wallersdorf (51 Tokens/1,51‰), 944 Deggendorf (45 Tokens/0,99‰) und 822 Fürstenfeldbruck (14 Tokens/0,23‰) sowie von Typ Noth die PLZ 062 Merseburg (20 Tokens/0,43‰), 792 Breisach/ Rhein (16 Tokens/0,27‰) und 998 Gotha (13 Tokens/0,19‰). Nothhaft findet sich v.a. in Bayern mit Nest in den Räumen Marktredwitz und München, Nott v.a. in Hessen und Nordrhein-Westfalen. Dritte Nebenkarte (K. 386): Typ Tran 1543 Typ Trenn 270 Typ Thräne 66
Karte 386: Tran, Trenn, Thräne
Die Karte gilt FamN zu mhd. trahen, trān, spätmhd. trēne, mnd. trān 'Träne, Tropfen'. Sie können sich auf weinerliche und bekümmerte, aber auch auf trief-
Leid, Freude
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äugige Menschen beziehen. Als Typen werden die Fälle ohne/mit Umlaut getrennt, bei Letzteren mit/ohne Apokope des -e. Die Abfrage (Th?|D)r(ä|ae?|ee?)h?ne?n? ergibt 21 Types/1879 Tokens: Typ Tran 7 Types/1543 Tokens: Tran(e) 1284+1, Thran 186, Trahn 19; Drahn 49, Dran(e) 1+3. Typ Trenn 10 Types/270 Tokens: Trenn 115, T(h)rän 1+81, T(h)ren 1+44, T(h)raen 1+9; Drähn 9, Drehn 7, Dren 2. Typ Thräne 4 Types/66 Tokens: Thräne 45, Drähne 16, Thraene 4, Trene 1. Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 3-45, entspricht 0,010,52‰. Die größten Kreise von Typ Tran betreffen die PLZ 565 Neuwied (0,52‰/20 Tokens), 746 Öhringen (0,41‰/14 Tokens) und 751 Pforzheim (0,31‰/14 Tokens). Dabei findet sich Tran in der Westhälfte von Dtld., Thran in Niedersachsen und im Raum Neuwied, Trahn im Norden von Schleswig-Holstein; Drahn ist v.a. im Raum Hamburg konzentriert. Bei Typ Trenn ballt sich Trenn in und um Eberswalde und ist ansonsten verstreut, Thrän im Dreieck Kassel - Erfurt - Suhl, Thren zwischen Bad Friedrichshall und Würzburg. Bei Typ Thräne sind alle Varianten v.a. im Raum Magdeburg - Wolmirstedt - Haldensleben verbreitet. Weitere Namen: Diminuiertes Tröndle 631 (Raum Bad Säckingen - WaldshutTiengen, sonst mit Troendle 18 im Südwesten von Dtld. verstreut) ist entstanden durch Rundung aus Trehenlin (so z.B. im Jahr 1244 in Basel). Die Varianten Trendle 13, Drändle 6, Trendli(n) 4+2, Tr(ä/oe)ndlin 1+4, Traendlin 1 treten zwischen Basel und Freiburg i.Br. auf. Nach gottscHalD 2006, 495 ist Thränhar(d)t 1+22 (verstreut) eine Weiterbildung zu 'Träne' mit dem RufN-Glied -hart. Mhd. zaher, zeher 'Zähre, Träne' (vgl. den historischen FamN Zährauge, BrecHenmacHer 1957-63 II, 844) lässt sich in heutigen FamN nicht sicher nachweisen. Zähr 30 (v.a. im Raum Bautzen), Zaher 57, Za(h)r 6+47 (stark verstreut) sind unsicherer Herkunft. Vierte Nebenkarte (K. 387): Mnd. swerk, swark bedeutet 'dunkles Gewölk'. In entsprechenden FamN dürfte das bildlich im Sinne von 'Leid, Kummer' aufgefasst sein (Schwerkolt 15, verstreut im nördl. Dtld., ist WohnstättenN 'am/im finsteren Gehölz'). Die Abfrage S(ch)?w(ee?|aa?|oe?|ö)r(c?k|gg?)e?n?s? (≥ 5 Tokens) ergibt 11 Types/1292 Tokens: Typ Schwark 1161: Schwark(e) 941+19, Schwarck(e) 188+13. Typ Schwerk 88: Schwerk(e) 44+19, Schwerg 18, Schweerke 7. Typ Schwörke 43: Schwörke 27, Schworck 10, Schwoerke 6.
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Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Biographische Merkmale
Typ Schwark 1161 Typ Schwerk 88 Typ Schwörke 43
Karte 387: Schwark, Schwerk, Schwörke
Kartentyp: absolut; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 3-40, entspricht 1-30 Tokens; PLZ innerhalb der Städte einzeln ausgewiesen. Die dichtesten Vorkommen von Typ Schwark betreffen die PLZ 237 Eutin (30 Tokens/0,54‰), 182 Güstrow (25 Tokens/0,66‰) und 241 Kiel (22 Tokens/0,21‰). Bei Typ Schwark tritt ck im Raum Lübeck - Schwerin - Rostock am häufigsten auf, vgl. konsonantismus, K. 290 ([Stor]ck u.a.). Typ Schwerk ist in ganz Dtld. verstreut; dabei findet sich Schwerk insbesondere im Raum Berlin, Schwerke im Raum Gelsenkirchen, Schwerg ist im Raum Pirna am häufigsten vertreten. Bei Typ Schwörke sind Schwörke und Schworck in ganz Dtld. verstreut. Fünfte Nebenkarte (K. 388): Durch Linderung von Leid motiviert sind FamN zu mhd., mnd. trōst 'Vertrauen, Zuversicht; erteilter Trost, Schutz, Hilfe', personifiziert 'Tröster, Helfer', und mhd. trAster, mnd. trōster 'Tröster, Helfer'. In Nürnberg ist die Namengleichung H. Trost 1363 = H. Tröster 1370 beurkundet (scHeffler-eHrHarD 1955, 92f.). Im Obd. können Trost und Tröster auch die spezielle Bedeutung 'Bürge' tragen.
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Leid, Freude
Trost(-) ist schon im Ahd. als RufN bezeugt (Trostilo, Trostheri u.a.), sodass bei Typ Trost auch Patronyme zu solchen RufN vorliegen können. Dies ist bei Trostel und Trostmann ebenfalls denkbar, neben Ableitungen von mhd., mnd. trōst. Getrost ist Partizip zu mhd. getrAsten 'trösten'. Die Abfrage Tr(oo?e?|ö)h?st(e?l|er|mann)?|Getrost ergibt 12 Types/4302 Tokens: Typ Trost 2681: Tro(o)st 2509+159, Tröst 13. Typ Tröster 1172: Tröster 1117, Tro(e)ster 2+53. Typ Trostel 179: Trost(e)l 45+112, Tröst(e)l 21+1. Typ Trostmann 166: Trostmann. Typ Getrost 104: Getrost. Typ Trost 2681 Typ Tröster 1172 Typ Trostel 179 Typ Trostmann 166 Typ Getrost 104
* Karte 388: Trost, Tröster, Trostel, Trostmann, Getrost
Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 3-45, entspricht 0,012,69‰. Der Asterisk südl. von Stuttgart ersetzt das Symbol des PLZ 728 Eningen unter Achalm mit 3,56‰/74 Tokens für Typ Tröster, 0,10‰/2 Tokens für Typ Trost
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Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Biographische Merkmale
und 0,05‰/1 Token für Typ Getrost, um die übrigen Kreise besser hervortreten zu lassen. Die nächsthäufigen Vorkommen von Typ Tröster betreffen die PLZ 573 Lennestadt (1,64‰/69 Tokens) und 727 Reutlingen (0,87‰/40 Tokens). Die dichtesten Vorkommen von Typ Trost betreffen die PLZ 656 Selters (Taunus) (2,69‰/55 Tokens), 851 Kipfenberg (1,26‰/28 Tokens) und 373 Heilbad Heiligenstadt (1,25‰/41 Tokens), von Typ Trostel die PLZ 716 Ludwigsburg (0,42‰/28 Tokens) und 853 Freising (0,39‰/18 Tokens). Bei Typ Trost findet sich Troost im Nordwesten von Nordrhein-Westfalen, Tröst, wohl Umsetzung des alten Längenzeichens oe in ein Umlautzeichen, begegnet in ganz Dtld. Bei Typ Tröster streut Troester in der Westhälfte von Dtld. Bei Typ Trostel ist Trostl in und um Moosburg/Isar konzentriert, südöstl. davon bildet Tröstl ein Nest in Schwindegg. Trostmann ballt sich im Raum Gerstungen und ist sonst in der Nordhälfte von Dtld. verstreut. Getrost tritt v.a. östl. des Rheins zwischen Darmstadt und Hockenheim auf. Nicht kartiert ist Drost 900 (verstreut). Es wird i.d.R. aus Droste apokopiert sein, vgl. K. 228, im Einzelfall sind Varianten zu Trost möglich (kunZe 2006b, 191). Weitere Namen: Nothelfer 256 (konzentriert v.a. in Oberschwaben sowie im Raum Kerpen - Frechen - Köln) wird meist als ÜberN 'Helfer in der Not' angesehen (BrecHenmacHer 1957-63 II, 330), bei linnartZ 1958a, 162 und gottscHalD 2006, 369 aber speziell als 'Arbeiter, den der Meister tageweise zur Aushilfe nimmt'. Helfer 721 (Nester in Rheinstetten und im Raum Augsburg - München), Helfert 304 (in und um Heppenheim (Bergstraße)) und Helfers 168 (Raum Nienburg/ Weser - Hannover) beruhen auf mhd. helf#re 'Helfer, Gehilfe'. Bei Helf(f) 373+69 (konzentriert in der Pfalz, im Raum Koblenz und im Ruhrgebiet; ansonsten im Westen und Süden von Dtld. verstreut) bleibt offen, ob es ÜberN zu mhd. helfe 'Helfer' ist oder Patronym zu Kurzformen des RufN Helfrich (ahd. helfa 'Hilfe, Beistand' + rīhhi 'Herrschaft; mächtig'). Dieselbe Konkurrenz gilt für Hilf(f) 154+15 (Hilff nur im Nordwesten, Hilf auch in der Südhälfte von Dtld. verstreut), gerundet Hülf(f) 36+18 (Hülf im Raum Nürnberg, Hülff im Raum Kerpen). Helfmann 191 (konzentriert in Südhessen) meint nach BaHloW 2005, 224 den Helfer. Zu Spathelf, Spothelfer s. bei K. 382. Der SatzN Schaffrat(h) 3+1042, Schafrath 4 (konzentriert in den Räumen Aachen - Köln - Krefeld und Hohnstein) '(ich) schaffe Rat' kann entsprechend des Bedeutungsspektrums von mhd. rāt nicht nur das Ratgeben, sondern auch andere Hilfeleistungen meinen (zu evtl. Konkurrenzen s. Herkunfts- und WoHnstättennamen, S. 306).
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Leid, Freude
Sechste Nebenkarte (K. 389): Als Gegenstück zur ersten Nebenkarte werden hier ÜberN mit mhd., mnd. sorge 'Sorge, Besorgnis, Kummer, Furcht' dokumentiert, welche die Abwesenheit von Kummer und Besorgnis, vielleicht auch Sorglosigkeit bezeichnen. Bei Sorgenicht bleibt offen, ob der FamN durch Sorgenfreiheit oder Sorglosigkeit motiviert ist, bei Kleinsorge, ob durch besonders wenig Sorgen oder durch Sorgen um Kleinigkeiten. Typ Ansorge 1285 Typ Ohnesorge 730 Typ Sorgenfrei 407 Typ Sorgenicht 57 Typ Kleinsorge 424
Karte 389: Ansorge, Ohnesorge, Sorgenfrei, Sorgenicht, Kleinsorge
Die Abfrage Sorg.*|.*sorge?n? ergibt 120 Types/6697 Tokens. Als einschlägig werden kartiert: Typ Ansorge 1285: Ansorg(e) 288+979, Ahnsorg(e) 1+16, Anesorge 1. Typ Ohnesorge 730: Ohnesorg(e) 173+472, Ohnsorg(e) 15+70. Typ Sorgenfrei 407: Sorgenfrei 357, Sorgenfrey 50. Typ Sorgenicht 57: Sorgnit(t) 14+15, Sorgenicht 23, Sorgenit 5. Typ Kleinsorge 424: Kleinsorg(e) 52+349, Kleinsorgen 23.
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Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Biographische Merkmale
Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 4-50, entspricht 0,011,77‰. Die dichtesten Vorkommen von Typ Ansorge betreffen die PLZ 985 Suhl (1,45‰/ 63 Tokens), 986 Ilmenau (0,69‰/30 Tokens) und 996 Sömmerda (0,66‰/11 Tokens), von Typ Ohnesorge die PLZ 374 Herzberg (Harz) (1,17‰/27 Tokens), 668 Lebach (0,53‰/30 Tokens) und 893 Günzburg (0,53‰/14 Tokens), von Typ Sorgenfrei die PLZ 925 Schwarzenfeld (1,77‰/28 Tokens), 924 Schwandorf (0,54‰/10 Tokens) und 246 Trappenkamp (0,53‰/11 Tokens), von Typ Sorgenicht den PLZ 426 Solingen (0,30‰/15 Tokens) sowie von Typ Kleinsorge die PLZ 599 Brilon (0,78‰/24 Tokens), 573 Lennestadt (0,57‰/24 Tokens) und 574 Olpe (0,49‰/18 Tokens). Bei Typ Ansorge findet sich Ansorge in ganz Dtld. (vor 1945 häufig im Sudetenland und in Schlesien, gen-evolu.de, 10.12.14), Ansorg im südwestl. Thüringen mit Nest in Zella-Mehlis, ferner im Raum Worms. Bei Typ Ohnesorge begegnet Ohnesorge v.a. in Mitteldtld. im und am Harz, ansonsten verstreut, Ohnesorg tritt in und um Ramstein-Miesenbach sowie zwischen Augsburg und Ulm auf, Ohnsorge ist verstreut. Bei Typ Sorgenfrei dominiert die Schreibung mit i im Viereck Kiel - Lübeck - Hamburg - Stade und im Oberpfälzer Wald, die mit y fast ausschließlich im Raum Hamburg. Zu Typ Sorgenicht vgl. morpHologie, S. 682. Bei Typ Kleinsorge ist Kleinsorge v.a. im Westen von Dtld. zu finden, mit Konzentrationen im Sauerland, im Raum Bad Pyrmont und im südl. Niedersachsen, Kleinsorg im Raum Köln. Vgl. auch Sondersorg 9 'ohne Sorge' (Raum Köln) und Unsorg 9 (Treuchtlingen). Zu Frühsorge(r) s. bei K. 382. Siebte Nebenkarte (K. 390): Dokumentiert werden FamN zu mhd., mnd. g(e)lücke 'Glück, Geschick, Zufall'. Sie beziehen sich auf Menschen, die glücklich sind (vgl. 1404 Peter Glückhaft, Konstanz, BrecHenmacHer 1957-63 I, 571; zu Glücklich s.u.) oder irgendein Glück erfuhren (vgl. historisch Seltenglück, nieD 1938, 75). Glücker (mit Antritt von -t Glückert) ist nach BrecHenmacHer 1957-63 I, 571 "Abkömmlingsform von Glück", nach gottscHalD 2006, 212 konkurrieren WohnstättenN zu mhd. gelück 'Lücke'. Zu Glückler s.u. Die Abfrage Gl(ü|ue)ck.* ergibt 62 Types/3268 Tokens. Als einschlägig werden kartiert: Typ Glück 2384: Gl(ü/ue)ck 2367+10, Glücke 7. Typ Glücks 98: Gl(ü/ue)cks 97+1. Typ Glücker 70: Glücker. Typ Glückert 150: Gl(ü/ue)ckert 149+1. Typ Glückler 157: Gl(ü/ue)ckler 156+1.
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Leid, Freude
Typ Glück 2384 Typ Glücks 98 Typ Glücker 70 Typ Glückert 150 Typ Glückler 157
Karte 390: Glück, Glücks, Glücker, Glückert, Glückler
Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 4-50, entspricht 0,011,88‰. Die dichtesten Vorkommen von Typ Glück betreffen die PLZ 728 Eningen unter Achalm (1,83‰/38 Tokens) und 787 Schramberg (1,76‰/33 Tokens). Zudem tritt Glück im Dreieck Greiz - Neustadt/Orla - Hof häufig auf. Der patronymische Genitiv Glücks begegnet im Raum Krefeld - Moers - Duisburg. Glücker(t) und Glückler sind im Dreieck Würzburg - Fulda - Haßfurt zu finden (Glückert ist v.a. nördl. von Schweinfurt konzentriert, Glücker im Raum Würzburg, Glückler bei Fulda), wo es sich um Varianten desselben Namens handeln dürfte (Ableitung von Glück); Glückler tritt zudem im Dreieck Villingen-Schwenningen - Hechingen Sigmaringen auf, wo es wahrscheinlich Variante von Glöckler 'Glöckner' darstellt, das sich im gleichen Raum findet (vgl. konsonantismus, S. 567). Weitere Namen: Nicht umgelautetes Gluck 5 ist in der Nordhälfte von Dtld. verstreut. Über ganz Dtld. streuen Glücklich 75, Glück(s)mann 29+23 und Glückse(e)lig 51+1. Mit Zweitgliedern germ. RufN gebildet sind Glückschal(d/t) 4+14
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Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Biographische Merkmale
(v.a. Bayern, Hessen) und Glückhardt 17 (Lingen). Der FamN Godglück 75, Gutglück 12, Godelück 1 (im Nd. verstreut, v.a. in Stralsund und Hamburg) kann sich auf einen glücklichen Menschen beziehen oder EchoN zum Wunsch 'gut Glück' sein. Auf mhd. s#lic, mnd. sēlich, sālich 'glücklich, gesegnet, gut u.ä.' beruhen ÜberN wie Se(e)lig 914+1191, Se(e)lich 31+1, Se(e)liger 1244+1062, für einen glücklichen oder wohlgearteten Menschen. All diese Namen sind relativ gleichmäßig v.a. in der nördl. Hälfte von Dtld., aber auch im Süden verstreut. Se(e)liger war vor 1945 östl. von Oder und Neiße häufig (gen-evolu.de, 04.01.15). Gottse(e)lig 127+17, Go(d/t)selich 1+4 konzentrieren sich im Raum Mannheim - Sankt LeonRot, zu Glückselig s.o., Se(e)ligmann 267+28 ist verstreut. Schanz 1632 (konzentriert im mittleren Baden-Württemberg und in Südhessen, sonst verstreut), Schan(t)ze 497+17 (v.a. Nordhessen, Sachsen), Schantz 323 (v.a. Pfalz), Schan(t)zen 11+1 (in und um Bonn) können im Einzelfall ÜberN zu mhd., mnd. schanz(e) 'Glück, Glücksfall' sein, sind aber i.d.R. WohnstättenN zu mhd. schanze 'Schanze, Schutzbefestigung'. Achte Nebenkarte (K. 391): Dokumentiert werden ÜberN zu mhd. vröude, mnd. vroude, vro(u)wede 'Freude, Frohsinn' für frohgesinnte Menschen (zu Fröhlich s. morpHologie, K. 79). Die Abfrage (F|V)reud.* ergibt 91 Types/4957 Tokens. Die meisten sind Herkunfts- und WohnstättenN wie Freudenberg 1468 (Nest im Osten von Sachsen, sonst verstreut), Freudenberger 637 (konzentriert im Viereck Frankfurt/Main Würzburg - Heilbronn - Haßloch), Freudenstein 448 (Nest in den Räumen Kassel und Bad Füssing), Freudenthal 338 (verstreut im Norden Niedersachsens mit Nest in und um Buxtehude), Freudenthaler 66 (verstreut in Baden-Württemberg und Bayern) usw. Nicht berücksichtigt werden auch die Fälle Freudig 76 (Südbaden, Oberallgäu) und Freudigmann 52 (Nest in und um Reutlingen); es handelt sich um ÜberN zu mhd. vreidic 'wild, keck', s. bei K. 351. Als einschlägig werden kartiert: Typ Freudenreich 462: Freudenreich. Typ Freude 402: Freude 362, Freud(t) 38+2. Typ Freudl 90: Freud(e)l 64+26. Typ Freudenmann 175: Freude(n)mann 65+108, Freudmann 2. Typ Freudensprung 56: Freudensprung. Kartentyp: absolut; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 3-50, entspricht 1-33 Tokens; PLZ innerhalb der Städte einzeln ausgewiesen. Die größten Vorkommen von Typ Freudenreich betreffen die PLZ 896 Schelklingen (15 Tokens/1,89‰), 543 Konz (15 Tokens/0,46‰) und 325 Bad Oeyn-
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Leid, Freude
hausen (11 Tokens/0,33‰), von Typ Freude die PLZ 493 Melle (26 Tokens/ 0,62‰), 494 Ibbenbüren (13 Tokens/0,20‰) und 520 Aachen (12 Tokens/0,13‰), Freud erscheint in der Westhälfte von Dtld. verstreut mit Schwerpunkt in Hessen. Typ Freudl tritt v.a. im nördl. Baden-Württemberg und in Hessen auf; die Verteilung Freudl/Freudel lässt keine deutlichen Präferenzen erkennen. Bei Typ Freudenmann sind alle Varianten in und um Burladingen südl. von Reutlingen konzentriert. Freudensprung bildet ein Nest in und um Bamberg. Typ Freudenreich 462 Typ Freude 402 Typ Freudl 90 Typ Freudenmann 175 Typ Freudensprung 56
Karte 391: Freudenreich, Freude, Freudl, Freudenmann, Freudensprung
Weitere Namen: Freuer 131, Frauer 36 (Bremen, Hamburg, sonst verstreut v.a. im Nordosten und in Baden-Württemberg) stellen nach BaHloW 2005, 147 ÜberN zu mhd. vrouwen, vröuwen 'frohmachen, sich freuen' dar, doch ist diese Deutung unsicher, vgl. ZoDer 1968 I, 524, der, mit Fragezeichen, Patronyme vermutet. Freudenmacher 28 findet sich in und um Neustadt an der Weinstraße, Freudenschu(ß/ss) 12+6 ist in Südwestdtld. verstreut. Auf mhd. geil#re 'fröhlicher Mensch' können Ge(i/y)ler 437+50 (Raum Kehl Offenburg; zusammen mit Geilert 160 auch im östl. Thüringen und westl.
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Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Biographische Merkmale
Sachsen), Ga(i/y)ler 162+16 (Bayern) beruhen. Doch konkurrieren ÜberN zu mhd. gīl#re 'Bettler, Landstreicher' und mhd. gīlen 'übermütig sein, spotten'. ÜberN zu mhd. geil 'mutwillig, fröhlich' (mnd. geil 'kräftig, munter') sind Ga(i/y)l 562+6, Ge(i/y)l 446+8, Geilen 285 (alle im westmd. Raum konzentriert, Geil und Gail auch im Raum Augsburg - München). Auf mhd. scherz 'Scherz, Vergnügen, Spiel' und dem entsprechenden Verb scherzen gehen die ÜberN Scherz 521 (in ganz Dtld. verstreut), Schertz 76 (in und um Saarbrücken), Scher(t)zer 895+10 (Nest in und um Nürnberg, Bayern, Südwestsachsen) zurück. Lustig 674 (in ganz Dtld. verstreut) ist ÜberN zu mhd. lustic, mnd. lustich 'angenehm, heiter, vergnügt'. Bei Herklo(t)z 7+501 (konzentriert im mittleren Sachsen) handelt es sich nach DuDen famn 2005, 325 wohl um einen ÜberN für einen stolzen Menschen zu mhd. hēr 'vornehm, stolz' + kloz 'Klumpen'. "Da im Osterzgebirge hehr vereinzelt auch die Bedeutung 'fröhlich, lustig' hat, könnte man auch an die Bedeutung 'fröhlicher Kerl' denken" (ebd.). Aydin 2545 (Süd- und Westdtld.) ist FremdN zu türk. aydın 'hell, glücklich, fröhlich'. Wes(s)ely 173+425, Wesseli 10, Vesel(y/i) 156+81 (verstreut v.a. in der Südhälfte von Dtld.) stellt ÜberN zu tschech. veselý 'froh, fröhlich' dar. Neunte Nebenkarte (K. 392): Fröhliche, besonders sangesfreudige Menschen wurden oft metaphorisch nach Vogelbezeichnungen benannt. Zur Verbreitung entsprechender FamN s. Vokalismus, K. 318 (Vogel, Vogl) und K. 344 (Finke, Fink, Finken), dort auch Angaben zu Konkurrenzen. Als weiteres Beispiel werden im Folgenden ÜberN zu mhd. lērche, lerche, mnd. lēwerk(e) 'Lerche' kartiert. Außer ÜberN für fröhliche Menschen sind indir. BerufsN für Vogelfänger und -händler möglich, vgl. Pesco Miterlerch 'P. mit der Lerche' = P. Lerch 14. Jh. in Olmütz (scHWarZ 1937, 191f.). "Die Lerchenjagd war noch im 18. Jh. ein leidenschaftlich betriebener Sport" (BrecHenmacHer 1957-63 II, 175). Auch WohnstättenN 'bei der Lärche' (mhd. lerche) und HerkunftsN zu SiedlungsN wie Lerch (bei Mühldorf in Oberbayern), Lerche (bei Hamm in Westfalen) oder Lercha (bei Meißen) können konkurrieren. Die Abfrage L(e|ä|ae|ö|oe)ri?che?l?e?|Lec?h?wa?e?ri?c?ke?n?s? ergibt 18 Types/4748 Tokens: Typ Lerch 8 Types/3694 Tokens: Ler(i)ch 3219+33, Lerch(e)l 214+4, Lärch 6; Lörch 195, Loerch 22, Lörchel 1. Typ Lerche 4 Types/921 Tokens: Ler(i)che 912+4, Lörche 4, Lärche 1.
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Leid, Freude
Typ Lerchen 2 Types/22 Tokens: Lerchen 21, Lörchen 1. Typ Lewark 4 Types/111 Tokens: Le(h)wark 50+19, Lewrick 33, Lewerken 9. Kartentyp: relativ; Kreise pro dreistellige PLZ, Kreisgröße 4-50, entspricht 0,021,50‰. Die dichtesten Vorkommen von Typ Lerch betreffen die PLZ 351 Lohra (1,50‰/ 21 Tokens), 373 Heilbad Heiligenstadt (1,43‰/47 Tokens) und 686 Lampertheim (1,21‰/27 Tokens). Diminuiertes Lerchl findet sich bei Mannheim und im Raum München, gerundetes Lörch tritt v.a. in Baden-Württemberg auf. Typ Lerche ist v.a. im nördl. und östl. Dtld. verstreut. Lerchen begegnet in Köln und bei Koblenz. Typ Lewark ist überall im nd. Raum verstreut. Typ Lerch 3694 Typ Lerche 921 Typ Lerchen 22 Typ Lewark 111
Karte 392: Lerch, Lerche, Lerchen, Lewark
5. Historische Sondierung Hauptkarte. Riga: Kumer 1370-73 fey 225. Ostfalen: Kummern 1412, Kummer 1450-1522 Zo I 1005. Jena: Komer 1406-1525, Kommer 1406-1542, Kummer 1462-1542, Komerin (fem.) 1499-
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Familiennamen nach persönlichen Merkmalen: Biographische Merkmale
1506 a p 158. Vogtld.: Komer 1388, Kummer 1467, um 1800, Chommer 1514 H e 1992, 128. Südwestsachsen: Kummer 1378, Kumherre 1395 = Kuͤ mher 1416 (alle laut H e evtl. auch HerkunftsN zu Kummer südöstl. von Schmölln) H e 2007, 148. Altenb. Ld.: Kummer 1496 grü 146. Leipzig: Kommer 1497, 1499 (laut so auch ÜberN zu altsorb. komar, komor 'Mücke, Stechmücke') so 85. Grimma: Kummer 1811 na 173. Oschatz: Kummer 1586 ne 1970, 62; Kummerynne 1473, Kummer 1506, Kommer 1551, Cummer = Kummer 1570, Komeryn, Kümmer bis 1600 ne 1981, 99. Esslingen: Kumber 1279, kumber (kumer) 1377-78, kumberin 1378, kumer 1460; kümlerin 1365, kümmerlin (kimmerlin) 1393-94, kümerlin 1397, kumlin 1417 (alle laut Be auch Patronyme zu den RufN Gundomar oder Khunemar) Be 246f. Freib. i.Br.: Kumberli 1281, Kúmerli, Kúmirli 1282 DZ 132. Oberrhein: Kúmberli 12./13. Jh., Chumber 1288, Kúmberlin 1293, Komberlin 1298 soc 149. Baar: Kumber 1324, Kumerli 1329, Kummer 1379, Kümmerlin (älter Kúmberli) ab 1401, Kümmerle 1439-1570, Kummerer ab 18. Jh. (alle laut ni zu mhd. kumber 'Schutt, Last, Kummer', auch 'gerichtliche Beschlagnahme, Verhaftung') ni 75. Ravensb.: Kumber 1359, 1368, Kuimberli 1364-1401, Kuimbrin 1435 sa 138. Liechtenstein: Kümmerlin 1801 str III 466. Freib. i.Ü.: Kummer 1301, 1367, Kummere 1385, 1422 (alle laut st Patronyme zu den RufN Gumar, Gundomar) st 79. Graubünden: Kümerleins (Gen.) 1400, Kümerle 1766, 1767, Kimmerli 1770, Kümmerli 1783, Kümerlin 1786 HuB 826. Nürnb.: Chummer 1288, 1318 (laut scHe ÜberN für einen Rechtlosen) scHe 198. Regensb.: Chumerel, Chuͤ mmerl 1326, Chůmmer 1368 = Chuͤ merl 1370, Chumer 1370, Chůmer 1371 ko 2014, 54. Sudetenld.: Kumerin 1385, Kummerl 1396, Kommer 1405 scH 1957, 182; Komer 1427, Kumr 1506 scH 1973, 181. Tirol: Chumber 1307, 1368, Chummerlein 1386, Chummer 1389, Kumer 1405 fi 374. Waldviertel: Chumer 1360, K(h)um(b)(p)er 1360-1499 po 102.
6. Hinweise Zur Hauptkarte und ersten Nebenkarte vgl. in Nachbarländern: Niederlande Kummer
Luxemburg
Belgien
Elsass/ Lothringen
Österreich
Schweiz
88
12
75
28
1177
726
K(ü/ue)mmerle
0+0
0+0
0+0
0+0
10+0
4+0
K(ü/ue)mmerling
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4+0
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