Keimzellen der Revolution 9783205109730, 3205080971, 9783205080978


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Keimzellen der Revolution
 9783205109730, 3205080971, 9783205080978

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RICHARD GEORG PLASCHKA MATROSEN • OFFIZIERE • REBELLEN KRISENKONFRONTATIONEN ZUR SEE 1900-1918 II

VERÖFFENTLICHUNGEN DES ÖSTERREICHISCHEN OST- UND SÜDOSTEUROPA-INSTITUTS Band XIII HERAUSGEGEBEN VON RICHARD GEORG PLASCHKA GESAMTREDAKTION DER REIHE: KARLHEINZ MACK

R I C H A R D GEORG P L A S C H K A

MATROSEN OFFIZIERE REBELLEN KRISENKONFRONTATIONEN ZUR SEE 1900-1918 TAKU • TSUSHIMA • CORONEL/FALKLAND POTEMKIN" • WILHELMSHAVEN • CATTARO

II. BAND Keimzellen der Revolution

1984

H E R M A N N BÖHLAUS N A C H F .

WIEN - KÖLN - GRAZ

Gedruckt mit Unterstützung durch den Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung und die Hochschuljubiläumsstiftung der Stadt Wien

CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek Plaschka, Richard Georg: Matrosen, Offiziere, Rebellen: Krisenkonfrontationen zur See ; 1 9 0 0 - 1 9 1 8 ; Taku, Tsushima, Coronel-Falkland, „Potemkin", Wilhelmshaven, Cattaro / Richard Georg Plaschka. - Wien ; Köln ; Graz: Böhlau, Bd. 2 Avantgarde der Revolution - 1984. (Veröffentlichungen des österreichischen Ost- und Siidosteuropa-Instituts ; Bd. 13) ISBN 3-205-08097-1 NE: österreichisches Ost- und Südosteuropa-Institut [Wien] : Veröffentlichung des österreichischen Ost- und SüdosteuropaInstituts.

Alle Rechte vorbehalten ISBN 3-205-08097-1 Copyright © 1984 by Hermann Böhlaus Nachf. Gesellschaft m.b.H., Graz - Wien Satz: Fotosatz Rizner, Salzburg. Druck: StiepandruckgesmbH., 2544 Leobersdorf

INHALT

I. Band: Faktoren der Expansion

Vorwort Einleitung

I.

7 13

1. „Hochstraße des Erdballs" 2. Die Stunde der Kriegsflotten 3. Die Entwicklung des 19. Jahrhunderts: Antrieb, Geschoß und Panzerung 4. Die Front der Großkampfschiffe

24 35

Taku

47

A. Vis-à-vis dem Aufruhr gegen die „fremden Teufel" 1. Struktur und Herausforderung der Boxerbewegung 2. Religiöse und wirtschaftliche Einbruchzonen 3. Die Herrscherin in der verbotenen Stadt

47 47 57 62

B. Die Flotte als Interventionsbasis 1. Wachdetachements für die Gesandtschaften 2. Durchbruchsversuch in die Hauptstadt 3. „Kein einziger der .himmlischen Soldaten' e n t k a m . . . " 4. Ultimatum vor Taku: „Der letzte Termin für ihre Übergabe..."

71 71 74 83 89

C. „Wann immer Du einen Fremden triffst, erschlage i h n . . . " 1. En Hai: „Ich schoß den ersten S c h u ß . . . " 2. Kämpfe in Tientsin und Peking 3. Um Eingrenzung der Interventionsvorhaben 4. Im Zeichen von Ausrottung und Befreiung

13 20

98 98 102 108 113

6

Inhalt D. „Pardon wird nicht gegeben..." 1. Großaufmarsch der Mächte 2. Gegen Pei-t'ang und Shan-hai-kuan 3. Paraden, Plünderungen, Rivalitäten 4 kein heiliger Krieg..."

II. Tsushima

121 121 128 132 141 145

A. Aufbruch an der Ostsee 1. „Zdravijazelaem, Vaäe Imperatorskoe Velicestvo!" 2. Um Schiffe und Besatzungen 3. „ . . . à l'Extrême-Orient"

145 145 151 163

B. Marsch der Verfemten 1. „Geschwader des tollen Hundes" 2. Von Tanger zur Lüderitzbucht 3. Um das Kap der Guten Hoffnung nach Sainte-Marie

170 170 177 186

C. Vor Madagaskar 1. Im Treibhausklima von Nossi-Bé 2. Um Disziplin und Gefechtsbereitschaft 3. Im Kreuzfeuer der Kritik: der Admirai 4. Um Kohle und Strategie

196 196 201 209 215

D. Vor der Küste Annams 1. Über den Indischen Ozean 2. „Überall jagt man uns fort" 3. Die Ankunft des III. Geschwaders und die Anfahrt Richtung Tsushima

227 227 233

E. Die Schlacht 1. „Am heutigen hohen Feiertage der heiligen Krönung Ihrer Majestäten..." 2. „Haufen aus Fleischfetzen und Knochen" 3. Zersprengt, kapituliert, versenkt 4. Gericht und Untersuchungskommission 5. Admirai im Zwielicht

251

III. Coronel und Falkland 1. 2. 3. 4.

Maritime Präsenz Operationsfeld Pazifik „Mit Gottes Hilfe ein schöner Sieg" „It was magnificent"

Anmerkungen zum Band I

242

251 261 269 278 286 297 297 303 310 320 333

Inhalt

7

II. Band: Keimzellen der Revolution

I.

II.

„Potemkin"

9

A. Unter den Vorzeichen des Widerstands 1. Paraden und Tumult 2. Agitationsherd Sevastopol' 3. Impulse aus Sankt Petersburg 4. Tanz auf dem Vulkan

9 9 13 19 30

B. Die Revolte in der Tendra-Bucht 1. Schiffe, Stände, Konfrontationen 2. Die Fleischstücke auf dem Aufbaudeck 3. „Schlagt die Drachen! Schlagt die Parasiten!"

36 36 45 51

C. Auf der Reede von Odessa 1. „Vor Euch liegt der Leichnam eines brutal getöteten M a t r o s e n . . . " . . . . 2. Das Massaker auf der Richelieutreppe 3. Zweimal Demonstration - Begräbnis und Beschuß 4. Aug in Aug mit dem Geschwader 5. Irrfahrt im Schwarzen Meer

57 57 63 70 75 82

Wilhelmshaven

91

A. Die Herausforderung der ersten Kriegsmonate 1. Formen und Traditionen - Flottenbesuch in Kiel 2. Erste Krisen zwischen Back und Messe 3. „Sieh dich vor, John Bull..."

91 91 97 105

B. Das Erlebnis der Schlacht 1. „.. .the Huns were in sight..." 2. Aufeinanderprall und „Crossing the T" 3. „Schlachtkreuzer ran an den Feind, voll einsetzen!" 4. Rechnung und Gegenrechnung

110 110 119 124 130

C. Der Durchbruch zum Aufbegehren 1. „.. .wird die Saat des Hasses in die Halme schießen..." 2. Politik, Partei, Protestaktionen 3. Der Lostag der „Prinzregent Luitpold"

135 135 140 146

Inhalt

8 III. Cattaro

155

A. Das Geschwader im Süden 1. Generalstreik 2. In Reservestellung 3. Klagen und Anklagen 4. Gegenklagen und Kriegsartikel

155 155 158 161 167

B. Die Ordnung zerbirst 1. Der Fall des Flaggenschiffs 2. „Gäa" und „Kaiser Karl V I . " 3. .„Helgoland' naprijed!" 4. Die Entwicklung auf den Zerstörern und Torpedobooten 5. Die Forderungen

174 174 178 182 187 192

C. An den Dämmen der Disziplin 1. „Helgoland" und „Novara": Noch führen Offiziere 2. „Versteht Mannszucht einzuführen..." 3. Ultimatum des KHK 4. „La bandiera rossa trionferà!"

198 198 205 211 218

D. Die Krisis 1. „Kronprinz Erzherzog Rudolph" unter Beschuß 2. Der Seefähnrich 3. „Novara" bricht aus 4. „ . . . e i n Glas Wein a conto der Freiheit!"

227 227 232 235 244

E. „Bei jeder Revolution muß Blut f l i e ß e n . . . " 1. Letztes Aufbäumen 2. „Falls bis morgen 3. II. 10h vorm " 3. Die Revolte erstickt 4. „Im Namen Seiner M a j e s t ä t . . . "

250 250 255 261 269

Nachwort

279

Anmerkungen zum Band II

295

Anhang 1. 2. 3. 4. 5. 6.

Schiffsskizzen Schiffsstände Rangbezeichnungen der Seeoffiziere Quellen- und Literaturverzeichnis Bild- und Lageskizzennachweis Personenregister

337 346 354 355 379 385

Die Richelieutreppe in Odessa, 1905

I. „POTEMKIN"

A. Unter den Vorzeichen des Widerstands 1. Paraden und Tumult 22. August 1904. In Krasnoe Selo fand der „Vysocajsij smotr", die „Allerhöchste Revue" vor dem Zaren, statt. Aufmarschierende Regimenter, Brigaden, Divisionen, Einheiten der Garde, den Linie. Das Paradeprogramm gibt das bunte Bild der ausgerückten Truppen wieder. Der Paradekommandant: „Ego Imperatorskoe Vysocestvo...", „Seine Kaiserliche Hoheit, der Oberkommandierende der Garde und des Petersburger Militärbezirks". Sämtliche Militärattaches waren nach Krasnoe Selo geladen. 1 Treffen auf Treffen der Einheiten, die zu den zarentreuesten zählten: Verbände der Infanterie, Artillerie, Kavallerie, der Schulen, als Kern das Gardekorps unter Führung von Generaladjutant Generalleutnant Fürst Vasil'cikov. Die stolze Reihe der Leibgarderegimenter vorneweg, traditionsschwere Namen, engste Inhaber-Zuordnung zur Zarenfamilie, Adel in den Offizierskorps, geballter Ausdruck all dessen, was die militärische Feudalität des Reiches ausmachte. Infanterie - die beiden Gardeinfanteriedivisionen, die 1. mit dem Preobrazenskij-Regiment „ä la suite Seiner Majestät", dem Semenover, dem Izmajlover und dem Leibgarde-Jägerregiment; die 2. Division mit dem Moskauer und dem Grenadierregiment, mit dem Pavlover und dem Finnländischen Regiment; dann die Gardeschützenbrigade, darunter das I. Bataillon „Seiner Majestät" unter Generalmajor Fürst Trubeckoj und das IV. „der Kaiserlichen Familie" unter Generalmajor Baron Vietinghoff; Bespannungen und Geschütze - die Gardeartillerie, deren 1. und 2. Brigade, die 1. unter „Seiner Hoheit" Generalmajor Herzog von Mecklenburg-Strelitz, weiters die Gardeschützen-Artilleriedivision. Nun Pferde, Reiter, die Treffen der Gardekavallerie: die 1. Gardekavalleriedivision mit ihren drei Brigaden: die 1. mit dem Chevaliergarderegiment „Ihrer Majestät der Kaiserin Marija Feodorovna" - zur Parade in weißen Kollern und gelb glitzernden Metallhelmen mit dem kaiserlichen Doppeladler - und dem Leibgarde-Reiterregiment, die 2. Brigade mit den Gardekürassieren - den Regi-

10

I. „Potemkin": Unter den Vorzeichen des Widerstands

mentern „Seiner Majestät" und „Ihrer Majestät der Kaiserin Marija Feodorovna ä la suite Seiner Majestät", die 3. Brigade mit den Gardekosaken „Seiner Majestät" und dem Ataman-Regiment „Seiner Kaiserlichen Hoheit des Großfürsten-Thronfolgers" und der Gardesotnie der Uralkosaken „Seiner Majestät"; die 2. Division mit zwei Brigaden, grüne Waffenröcke - das Grenadierregiment zu Pferd, blaue Ulankas - die Gardeulanen „Ihrer Majestät der Kaiserin Aleksandra Feodorovna", dann wieder das Grün der Waffenröcke der Gardedragoner und aufglänzend die Front der Schimmel, Schabracken, Attilas und. Pelzmützen der Gardehusaren „Seiner Majestät"; vor den Regimentern die Kommandeure, so bei der 2. Division Generalmajor Baron Budberg an der Spitze der Grenadiere zu Pferd, Oberst Fürst Orlov an der Spitze der Ulanen, nochmals ein Generalmajor Herzog von Mecklenburg-Strelitz an der der Dragoner, Oberst Fürst Engalycev an der der Husaren. Im Paradefeld weitere Brigaden, Infanterie und Artillerie, darunter die Reitende Gardeartilleriebrigade; schließlich die Einheiten der Zentren militärischer Erziehung - der Schulen: der Militärbildungsanstalten, der Pauls-Kriegsschule, der Nikolaus-Ingenieurschule, der Petersburger Junkerschule, je eine Eskadron und eine Sotnie der Nikolaus-Kavallerieschule, je zwei Batterien der Michaelsund der Konstantin-Artillerieschule, eine Eskadron der Kavallerieoffiziersschule und eine reitende und eine Fußbatterie der Artillerieoffiziersschule. 2 Ordnung und Gehorsam - hier war die Welt des Zaren noch unangetastet. Schon die Tage vorher hatten ihn bei Paraden und Besichtigungen, in den Messen und an der Rennbahn gefunden. 19. August. Der Zar erschien beim Regimentsfest des Preobrazenskij-Leibgardeinfanterieregiments. Parade des Regiments im Lager von Krasnoe Selo. „Die Parade des Regiments und der ganzen Gardeartillerie war glänzend...", notierte der Zar selbst. Anschließend fand in der Offiziersmesse „ein großes Frühstück mit zahlreichen Gästen" statt. „Gegen Abend", berichtete der österreichisch-ungarische Militärattache Hauptmann Prinz Hohenlohe ergänzend, „wohnte Seine Majestät den Offiziersrennen bei und fuhr hierauf nach Peterhof zurück." 20. August: „Am 20. Vormittag besichtigte Seine Majestät wie alljährlich die Petersburger Militärschulen aller drei Waffengattungen auf dem Krasnoer Exerzierplatze." 21. August: „Am 21. um 6 Uhr abends", berichtete der österreichisch-ungarische Militärattache weiter, „hielt Seine Majestät den feierlichen Umritt im Lager ab, woran sich der Zapfenstreich schloß." 3 Der Zar bei seinen T r u p p e n . . . Revuen, Galopprennen, Frühstückstafeln... Aber Rußland stand im Krieg, in einem zunehmend schweren Krieg gegen Japan im Fernen Osten. Und über die Entwicklung auf dem Kriegsschauplatz hinweg-

1. Paraden und Tumult

11

zutäuschen vermochten diese Veranstaltungen nicht. Wohl war die Armee des Zaren seit der Abkehr von Zwangsrekrutierung und fünfundzwanzigjähriger Dienstpflicht und der Übernahme der allgemeinen Wehrpflicht im Jahre 1874 zur zahlenmäßig stärksten Armee der Welt herangewachsen. Und in diesem Krieg mit Japan waren die Massen erstmals auch voll ins Spiel gekommen. Ein Krieg neuer Dimensionen kündigte dort im Fernen Osten seine erschreckenden Möglichkeiten an, mit Gräben und Stacheldrahtverhauen und Feuerwalzen. Die bereits erlittenen Rückschläge aber machten deutlich, wie unzulänglich die russische Armee den Übergang zum Massenheer bisher bewältigt hatte. Der Bevölkerung, dem Volk im europäischen Rußland, bot sich unter dem Druck des Krieges ein zunehmend ernüchtertes Bild des Militärs. Und der Kontrast zu jenen Revuen war, zumindest für Augenblicke, kurz zuvor selbst schon in den Straßen von St. Petersburg augenscheinlich geworden: Reservisten des I. Korps, die die Straßen der Hauptstadt vor ihrem Abtransport zur Front einige Tage hindurch „im wahren Sinn des Wortes unsicher machten". Wohl nicht eben Soldaten erster Linie, zeichnete Prinz Hohenlohe ihr Bild, „Soldaten, die dem Train, den Intendanzen, Spitälern usw. zugeteilt waren, immerhin trugen sie aber d a s . . . graugrüne Uniformhemd der auf dem Kriegsschauplatz befindlichen Truppen"; und unter ihnen, man konnte es nicht anders nennen, „Jammergestalt e n . . . meist schwer betrunken", einige wankend, bettelnd, einer flehend, ihm etwas zu geben - „bevor ihn die Japaner erschössen". 4 Und die Bevölkerung erlebte weiters die beklagenswerten Gestalten der Verwundeten, auf ihrer oft wochenlangen Heimreise in den Bahnen, immer wieder vorzeitig aus den überfüllten Spitälern entlassen, unversorgt, zerlumpt, selbst mit dem Nötigsten nicht ausgestattet. Aber die Bevölkerung sah nicht nur diese Gestalten, die der Krieg im Fernen Osten ausgespien und wieder zurückgeworfen hatte in ihre europäische Heimat, die Bevölkerung fragte auch, und bisher vergeblich, nach den Toten, nach den Gefallenen: keine Verständigung der Angehörigen, keine Verlustlisten, die Aufschluß gegeben hätten. Die Führung schien es, so notierte der österreichisch-ungarische Militärattache zu dieser Frage, kaum zu kümmern: „Hier denkt man heute ebensowenig an derlei, als man es vor 100 Jahren tat, indem man heute genau wie damals den Soldaten nur als Kanonenfutter betrachtet; kommt er eine gewisse Zeit nach beendetem Feldzuge nicht wieder, so muß das den Angehörigen genügen, um zu wissen, daß er eben im Kriege gefallen oder irgendwie an einer Krankheit verstorben ist." Auch dieses Verhalten der Behörden stachelte den Widerwillen gegen diesen Krieg auf: „Daß hiedurch die ohnehin gegen diesen höchst unpopulären Krieg überall bestehende Gereiztheit nicht gemildert wird, ist selbstverständlich." 5 Sicher, wo der Zar inspizierte, bekam er noch ein anderes, vom bereits außer

12

I. „Potemkin": Unter den Vorzeichen des Widerstands

Kontrolle geratenen Elend ungetrübtes Bild zu sehen. So auch als er im November in Lowicz, Suwaiki, Dünaburg und Vitebsk zum Abtransport auf den Kriegsschauplatz bereitgestellte Truppen des XVI. Armeekorps besichtigte. Und dies, obwohl es in einer Reihe von Garnisonen der Militärbezirke Warschau und Wilna anläßlich der Einziehung von Reservisten aufgrund offensichtlichen Versagens der Militäradministration zu Ausschreitungen gekommen war - „da die einberufene Mannschaft tagelang weder verpflegt noch bekleidet werden konnte, nachdem in den hiezu bestimmten Depots durchaus nicht alles enthalten war, was organisationsgemäß darin hätte vorhanden sein sollen". Nur „während der Anwesenheit Seiner Majestät", so meldete der österreichisch-ungarische Militärattache wieder, sprach man über alle Orte, in denen die Besichtigungen stattfanden - „dank den umfassenden Vorbereitungen" - dort habe „musterhafte Ordnung geherrscht". 6 Aber nur wenige Tage nach den Zareninspizierungen nächst der ostpreußischen Grenze zeigte fern im Süden am Schwarzen Meer ein Vorfall, wie rasch man auch von den Soldaten aus schon bereit war, an dieser Ordnung zu rütteln. Am 16. November rotteten sich dort in den Marinekasernen von Sevastopol' Matrosen der Equipagen zusammen. Bereits am Morgen dieses 16. hatte Unruhe die Equipagen-Unterkünfte erfaßt: Eine Änderung in der Ausgangsscheinregelung sei eingetreten. Es sei Weisung da, so hieß es unter den Matrosen, daß man die Kaserne nicht mehr mit den bisherigen weißen Passierscheinen verlassen könne, sondern daß man am Kasernentor nun rote Scheine vorweisen müsse. Aber die roten Scheine würden gar nicht ausgegeben. Die Erlaubnis dazu müsse der diensthabende Offizier erteilen. Der Stadtausgang schien damit blockiert. Die Matrosen waren verbittert: „Dieser Befehl traf uns wie ein Donnerschlag." 7 Abends, nach Dienstschluß, sollte der angespeicherte Widerwille sich Bahn brechen: Am Tor der 2. Division staute sich eine Matrosenmenge von rund 300 Mann. Schon gab es vorne an der Wache ersten Wortwechsel mit dem diensthabenden Offizier, dann Beschimpfungen und Pfiffe. Und klirrend landete ein Stein im Glas einer Laterne - einem Signal gleich. Denn nun schoß die Erregung hoch, tönten Rufe: „Ha, rote Scheine - wir werden euch rote Scheine geben! Schlagt sie! Hurra!" und „Zerbrecht die Tore!" 8 Aufbrausender Zorn, der in Lärm und Zerstörung im Kasernenbereich mündete: Steine flogen, Bretter, Prügel, alles, was zur Hand war. Und Fenster, Türen, Tore, Laternen splitterten. Immer mehr Matrosen strömten hinzu, immer stärker schwoll das Toben an: Von Hurraschreien angefeuert, wurden nun selbst die Offizierswohnungen erbrochen. Auch dort gingen Scheiben und Geschirr in Trümmer, und Bettzeug fing Feuer. Und die Zerstörungswut erreichte selbst die

2. Agitationsherd Sevastopol'

13

Fensterscheiben der Räume des Seekriegsgerichts. - Und die Offiziere? - Die sah man zunächst gar nicht, sie hätten sich, so hieß es, versteckt. Dem diensthabenden Hornisten, der die Trompete ansetzte, Alarm zu blasen, wurde diese gleich entrissen; aus anderer Ecke erscholl ganz anderer Klang: die Marseillaise. Und alles Gewoge übertönende Rufe: „Zum Gefängnis! Die Genossen befreien! In die Stadt, in die Stadt! Die Gewehre zur Hand und in die Stadt!" 9 Aber schon waren erste Gegenmaßnahmen angelaufen: Alarm beim benachbarten Brester Infanterieregiment und Alarm und Eingreifbefehl für die Unteroffiziersschüler vom Kreuzer „Pamjat' Merkurija". Und die ersten Salven pfiffen über die Köpfe der aufbegehrenden Matrosen. Und einen hörte man aufschreien. Sie liefen auseinander, in Richtung der Equipagen. Noch gab es empörte Rufe: „Zu den Gewehren! Wir werden es ihnen zeigen, den Verfluchten! Wie können sie auf ihre eigenen Leute schießen!?" Aber die Geschlossenheit der Bewegung war gesprengt. 10 Im Hof erschienen Assistenz-Einheiten, Offiziere. Noch war der Zorn nicht gänzlich gebrochen. Noch flog ein Stein gegen einen Micman: „Weg mit dir, du Blutsauger!" Bis 11 Uhr nachts hielt die Unruhe an. Die Reaktion der Führung: Verhaftung der mutmaßlichen Rädelsführer, Aburteilung, Strafkompanie, Straf arbeit. 11

2. Agitationsherd Sevastopol' Das Unruhezeichen war für die Führungsspitze eher überraschend gekommen. Der Befehlshaber der Schwarzmeerflotte, der Vizeadmiral Cuchnin, schien bisher mit der Haltung seiner Mannschaften nicht unzufrieden gewesen zu sein: Zwar hatte er sein Kommando im Süden erst im laufenden Jahr übernommen. Aber einem Besucher, dem deutschen Marineattache Korvettenkapitän Paul Hintze, gegenüber hatte der Admiral noch eben in diesem November die Matrosen gelobt: „Sie sind leichter beweglich und erregbar als unsere Leute im Norden, aber nicht so halsstarrig wie jene und unschwer zu lenken...", und er setzte hinzu: „ . . . ihre körperlichen Vorzüge werden Sie selbst gesehen haben." In letzterer Hinsicht mußte der Deutsche dem Admiral recht geben: Es waren - und das in höherem Maß als bei der Baltischen Flotte - hier im Süden „nahezu durchwegs große, gut gewachsene, kräftig gebaute L e u t e . . . " 1 Aber „unschwer zu lenken..."? - Sicher, noch war die Bewegung spontan, rasch aufgeflammt, aber auch rasch zusammengefallen gewesen, die Matrosen

14

I. „Potemkin": Unter den Vorzeichen des Widerstands

zwar leicht „erregbar", aber gegenüber den einsetzenden Gegenmaßnahmen auch wieder nicht allzu „halsstarrig". Insofern schien ihr Befehlshaber, der Admiral ¿uchnin, sie nicht unrichtig eingeschätzt zu haben. Und auch im Marineministerium in St. Petersburg sah man keinen Grund zu besonderer Beunruhigung. Dem vorsprechenden deutschen Marineattache gegenüber jedenfalls versuchte man den Vorfall zu bagatellisieren: den gerichtlichen Erhebungen nach wäre es nichts als „ein weit getriebener Urlaubsskandal". 2 Die Matrosen aber sollten sich in den folgenden Monaten als schwerer lenkbar erweisen, als die Marineführungsstellen in St. Petersburg und selbst die in Sevastopol' zu dieser Zeit noch vermuteten: Mißbehagen griff Platz, Unzufriedenheit, die zu Aufbegehren und Widersetzlichkeit überleitete, daraus entspringend konspirative Ansätze, Widerstandshaltung, in die bereits parteipolitische Lenkung einströmte. Und für die in dieser Richtung agitierenden Parteikreise hatte die im November aufgeflammte Unruhe durchaus einen beachtenswerten Stellenwert: weil sie die Matrosen an die Möglichkeit des Protestes gewöhnte". 3 Und unzufrieden zu sein, zu protestieren, hätten die Matrosen, so meinten sie, Grund genug. Und ihre Unzufriedenheit begann gleich bei ihrem Befehlshaber, dem Vizeadmiral Öuchnin. Mit der Ernennung ¿uchnins, so hieß es unter den Matrosen, hätten die Gegensätze zur Führung sich erst richtig verschärft, ¿uchnin, so wußten die ideologisch Geschulten es auszudrücken, dieser „typische Vertreter einer degenerierten Bürokratie, hat mit seinen rücksichtslosen Anordnungen, unsinnigen Befehlen und idiotischen Reden die Matrosen sehr aufgebracht und damit einen der Agitation günstigen Boden geschaffen". Und jene „rücksichtslosen Anordnungen" und „unsinnigen Befehle" hätten eben bis zu jener umstrittenen Ausgangsbeschränkung für die Matrosen geführt; die Reden und Ansprachen des Admirals, gegen die Sozialdemokratie gerichtet, hätten letztlich nicht Abkehr von der Partei, sondern gegenteilige Wirkung erzeugt.4 Aber nicht nur das Verhältnis zum Befehlshaber, das Verhältnis der Matrosen zu den Offizieren ganz allgemein schien gestört. Sie, die Offiziere, seien brutal, sie mißbrauchten ihre Vorgesetztenstellung, ihnen fehle jedes Verständnis für eine menschenwürdige Behandlung der Untergebenen. Nicht einmal vor körperlicher Züchtigung mache man halt: Ohrfeigen und Fußtritte gebe es für die Matrosen. Außerdem nehme das Ausmaß an Strafen zu: Arrest und Soldkürzungen. Die Folge: Der Gehorsam der Matrosen wäre „nur ein scheinbarer, aus Furcht vor Strafe auferlegter.. ." 5 Ja, so murrten die Matrosen, wie Ryzij, „Auf alles, was ein Offizier tat, konnte der Matrose nur antworten: .Jawohl' oder ,Nein, Euer Hochwohlgebo-

2. Agitationsherd Sevastopol'

15

ren'". Und dies schien nur ein Ausfluß ihrer, der Matrosen grundsätzlichen Bewertung zu sein: „ . . . die meisten Offiziere betrachteten den Matrosen als ein zweibeiniges Stück Vieh, das man schlagen, als Rindvieh oder Dummkopf beschimpfen konnte.. ." 6 Über ähnliche Beurteilungen, die er seitens russischer Offiziere gehört hatte, notierte - aufschlußreiche Ergänzung der Matrosenaussagen - selbst der deutsche Marineattache: Von „dumm und faul", aber von „gutem Herz" höre man noch die älteren Generale und Admirale über die Mannschaft reden, aber die jüngeren Offiziere, die der Dienst täglich mit der Mannschaft zusammenführe, sprächen oft genug von „Biest" und „Canaille". 7 Die Matrosen ihrerseits waren nun im Gegenzug nicht weniger wählerisch in der Bezeichnung der Offiziere: Sie nannten, so berichtete wieder Ryzij, „in ihrem Milieu bei Gesprächen die Offiziere nicht anders als nur .drakony' oder ,gady"' - Drachen oder Scheusale. 8 Die Klagen und Anklagen, die Beschwerden und Verdächtigungen der Matrosen sollten, genährt vom gestörten Verhältnis zum Offizier, in den folgenden Monaten immer zahlreicher und immer lauter werden. Die Unzufriedenheit ging von den materiellen Bereichen ihres täglichen Lebens aus: Menage und Unterbringung. Die Menage-Beschreibungen, die kursierten, waren - ist man sich auch ihres aggressiven Akzents bewußt - schlimm genug: Schon am Morgen die „kasa", der Brei, eine - so die Vorhaltung widerliche Mischung aus fauligen Graupen, Salz und Wasser, übelriechend nach dem Kessel; der „borsc" an Fasttagen mit unappetitlichen Fischen, wurmigen Pilzen, einigen Rüben, kaum etwas Kohl; der „borsc" an Fleischtagen nicht viel besser, kein echtes Fleisch, vielmehr Flachsen und Leber, und auch diese wieder angefault. 9 Und besser als die Menage beurteilte man auch die Unterbringung nicht. Die Matrosen hätten auf unreinen, verwanzten Pritschen zu schlafen, der Raum in miserabler Beleuchtung einer Lampe, kein Tisch, um auch nur Briefe zu schreiben, zum Baden komme man zu selten, Freizeit gebe es zu wenig, und daß man Bücher lese, scheine überhaupt unerwünscht. Selbst der Arzt begegne dem sich krank Meldenden unfreundlich und mit Härte: „Du Simulant, du willst dich von der Arbeit drücken, du willst dem Dienst auskommen!" 1 0 Und schon murrten sie auch über die Einschränkungen des Landgangs Schikanen, wie man meinte: Den Matrosen sei es verboten, die beiden großen Boulevards der Stadt zu betreten. Und dann wollte der Admiral ¿uchnin den Matrosen das Betreten der Stadt überhaupt nur mit besonderer Erlaubnis, mit jenen roten Passierscheinen, erlauben. Das war nicht nur eine Einschränkung gewesen, das hatten sie als Beleidigung empfunden: Damit wären sie ja schlechter als die Landratten, als die Soldaten vom Landheer gestellt gewesen, und denen gegenüber hatten sie sich als Matrosen immer noch überlegen gefühlt. 11

16

I. „Potemkin": Unter den Vorzeichen des Widerstands

Da kam über dem Mißbehagen und Räsonieren der Ruf zur Gegenaktion auf: „Genossen, wie lange sollen wir noch schweigen und solche Niederträchtigkeiten von unseren Vorgesetzten ertragen?" 12 Der Unzufriedenen und Aufbegehrenden nahm sich vor allem die Sozialdemokratische Arbeiterpartei an. Und die Partei eröffnete dem Widerwillen und der Auflehnungstendenz breitere Aspekte, stellte die ideologische Verbindung zur Bewegung her, die ganz Rußland erfassen sollte: Es gehe grundsätzlich um ein freieres Leben und um eine bessere Zukunft bei den Matrosen wie bei den Arbeitern. Die Offiziere seien nichts anderes als „die Verkörperung des absolutistischen Regimes". Mehr noch: Das Offizierskorps sei „selbst ein wesentlicher Teil dieses absolutistischen Regimes". „Wem, wenn nicht ihnen", den Offizieren, brächte dieses Regime Nutzen? Wer, wenn nicht sie, zöge Vorteil aus diesem korrupten Gewaltregime? Der umfassende Schluß: „Der Absolutismus der Flotte" sei „nur der Widerschein des Absolutismus des Landes". 1 3 Seit Monaten war die Partei an der Arbeit. Seit 1903 hatte sie die Verbindungen zu den Equipagen verdichtet, vor allem seit die Sozialrevolutionäre nach der Zerschlagung ihrer örtlichen Organisation zurückgefallen waren. Die harte Disziplin des Kasernenlebens, die schwelende Unzufriedenheit mit der eigenen Lage, mit den Offizieren, die immer wieder sich abhebende „bewußte" Aufgeschlossenheit einer Reihe von Matrosen boten Anhaltspunkte für die Agitation. 14 Sozialdemokratische Vertrauensmänner hatten die Besatzungen der Kriegsschiffe durchsetzt. Versammlungswellen machten mit den Zielen der sozialdemokratischen Bewegung vertraut, Broschüren und Proklamationen verbreiteten, Resolutionen verdeutlichten sie: „ . . . wir verlangen die Abschaffung des absolutistischen Regimes und an seiner Stelle die demokratische Republik..." Der in Ostasien tobende Krieg gegen Japan gab zusätzliche Propagandanahrung: „Wir wissen, daß der Zar in seinem persönlichen Interesse den Krieg unternommen hat. Deshalb fordern wir dessen unverzügliche Einstellung... Unsere Befreiung ist nahe, deshalb rufen wir in unsere Reihen... alle diejenigen, welche das absolutistische Regime unterdrückt... unser Kampf wird fortdauern bis zur Befreiung der Menschheit von der kapitalistischen Ausbeutung... Nieder mit der Autokratie, mit dem Zaren an der Spitze! Nieder mit dem Krieg! Es lebe die Konstituante!... Es lebe der Sozialismus!" 15 Ein Forderungskatalog faßte die nächstliegenden Wünsche der Matrosen zusammen: Verkürzung der Dienstzeit in der Flotte von sieben auf drei J a h r e . . . Festlegung der Arbeitszeit... Erhöhung der Besoldung... Verbesserung der Absicherung bei Unfall- und Krankheitsfällen... Kontrolle der Ausgaben für die Mannschaftskost... Abschaffung des militärischen G r u ß e s . . . Zivilgerichtsbarkeit in der Flotte... 1 6

2. Agitationsherd Sevastopol'

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Versammlungen bildeten die Basis der Propagandatätigkeit - den Kontakt von Mann zu Mann, der Parteifunktionäre zu Arbeitern und Matrosen. Innerhalb relativ kurzer Zeitabstände, fast jede Woche, waren Treffen angesetzt. Und schon die Treffpunkte trugen den Hauch des Abenteuerlichen, des Heimlichen in sich: draußen „in Schluchten hinter den Hügeln in der Umgebung von Sevastopol'". Die Themen mündeten immer wieder in das gleiche große Anliegen: Abschütteln des „Jochs der Autokratie". Ein auffallender personeller Akzent unter den Organisatoren: die Studenten - „Studenten, die ihre Kräfte für die politische A u f k l ä r u n g . . . einsetzten". Mit dem Schwung der Jugend, der Unbekümmertheit, ohne Rücksicht auf mögliche Konsequenzen: „Sie fürchteten weder Gefängnis noch Zwangsarbeit." 17 Und die Niederlagen in jenem Krieg im Fernen Osten gaben der Agitation zunehmenden Auftrieb. Nicht nur, daß man die Offiziere im Hinterland der Niedertracht und der Korruption zieh, ihnen wurde nun auch Unfähigkeit und Feigheit in der Führung im Krieg zugeschrieben. Die Autorität der Offiziere wurde damit weiter untergraben, der Respekt nahm noch mehr ab, und der Mut zum Widerspruch nahm im gleichen Maße zu. Randbemerkungen in der Formation zu Mitteilungen der Offiziere wurden häufiger. Die Zustimmung der Mannschaft für die Vorlauten wurde dreister. Insubordination durfte auf Beifall selbst im Block der Angetretenen rechnen. 18 Den Behörden und ihrem Nachrichtenapparat war die um sich greifende Bewegung, waren die Aktivitäten der Parteiorganisation, ihre Propaganda und deren Folgeerscheinungen nicht entgangen. In der Stadthauptmannschaft in Sevastopol' registrierte der GendarmerieRittmeister N. A. Vasil'ev schon am 27. Januar 1905 Anzeichen kommender Unruhe. Seine Agenten hielten ihn über Streikvorbereitungen der Sevastopol'er Arbeiter auf dem laufenden, wobei auch das Eingreifen der Matrosen der Flotte immer wieder in Erwägung gezogen sei: „Die Arbeiter zählen auf die Sympathie und Unterstützung der Matrosen." Mit gutem Grund, wie der Rittmeister feststellen konnte, denn die Matrosen selbst faßten Unruhe-Aktivitäten auch ihrerseits ins Auge: In ihren Reihen sei die Rede und gebe es Agitation „in Richtung erneuter Unruhen", die aber „ausgeprägteren Charakter" haben sollten als die am 16. November 1904. Deutlich wurde auch, was man unter solchem ausgeprägten Charakter sich vorstellte: „Im Matrosenmilieu kursieren Gerüchte, daß man sich beim Ausbrechen der Unruhen mit scharfen Patronen versorgen und den Unruhen mit der Waffe in der Hand anschließen soll." Und man erfuhr schließlich, gegen wen, gegen welchen Gehaßten man die Waffe in erster Linie zu richten gedachte: „Es ist beabsichtigt, das Haus des Befehlshabers der Schwarzmeerflotte unter Beschuß zu nehmen und ihn zu töten." 1 9

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Planmäßig, so registrierten auch die Behörden, schienen die Matrosen von parteipolitischer Propaganda erfaßt zu werden. Im Februar berichtete der Stadthauptmann Konteradmiral Spickij geheim an den Innenminister über das Einschreiten seiner Behörde gegen eine zum Großteil von Matrosen besuchte politische Versammlung am 19. des Monats in der Nähe der Stadt. Mißtrauisch hatte man die Aufschrift der dort verstreuten Flugzettel notiert: „Was ist politische Freiheit?" 20 Der geschäftsführende Leiter der Sevastopol'er Gendarmerie, Oberstleutnant A. P. Bel'skij, ergänzte dazu in einem Sammelbericht für Februar und März: In diesen beiden Monaten hätte „die Sevastopol'er sozialdemokratische Organisation verstärkte Versuche" unternommen, „ihre Tätigkeit zu entfalten". Zielrichtung ihrer Propaganda seien vor allem „die Hafen- und Stadtarbeiter und die Truppen der örtlichen Garnison" gewesen - unter den letzteren wurden neben den niederen Chargen des 49. Infanterie-Ersatzbataillons insbesondere die Matrosen als angesprochen hervorgehoben. Die Sevastopol'er Sozialdemokratie, so glaubte der Oberstleutnant zu erkennen, entfalte nun besondere Aktivität, weil sie aufzuholen habe: Sie zeige sich bestrebt, „zu Straßenunruhen und Arbeiterstreiks aufzurufen", denn es wären ihr Vorwürfe wegen mangelnder Unruheansätze gemacht worden. Dies sei der Grund für das nun anhebende propagandistische Trommelfeuer in Wort und Schrift: über Versammlungswellen, darunter auch Matrosenversammlungen, über Proklamationen, gedruckte ebenso wie hektographierte, wobei erstere vor allem aus Odessa bezogen, letztere in Sevastopol' und Umgebung selbst hergestellt würden. 21 Schon wußten die Sicherheitsbehörden auch über erste Folgen, über Disziplinverstöße geschlossener Truppenkörper in der Öffentlichkeit zu berichten. Als Mitte April - am 17. und 18. - Matroseneinheiten, die für Libau bestimmt waren, am Bahnhof Sevastopol' einwaggoniert wurden, geriet die Ordnung ins Wanken. Auf dem Bahnsteig versuchten die Matrosen, „regierungsfeindliche Lieder" anzustimmen, und man vernahm den Ruf „Nieder mit dem Krieg!" 22 Und „regierungsfeindlich" schien dem Konteradmiral Spickij auch eine Versammlung, die am 1. Mai stattgefunden hatte und die von rund 300 Teilnehmern, jungen Leuten, darunter auch Heeressoldaten und Matrosen, besucht worden war. Die Behörde hatte eingegriffen: 81 Teilnehmer waren festgenommen worden. 23 Versammlungen, Disziplinverstöße, Flugzettel - „Regierungsfeindlichkeit". Was waren die zentralen, beispielgebenden Impulse, die die Matrosen in den Stützpunkten der Flotte am Schwarzen Meer in solche Unruhe versetzten?

3. Impulse aus Sankt Petersburg

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3. Impulse aus Sankt Petersburg Nährboden der Bewegung war eine tief einschneidende, sozial und wirtschaftlich bedingte Krise. Voll Beklemmung, voll Ungeduld, voll Unrast und Zorn, je nach Partei oder Stand, blickten sie auf ihren Staat: ein Reich, in dem die Jahre einer noch nicht bewältigten, unzureichenden Bauernbefreiung und einer überhitzten Industrialisierung stürmisch zu Konsequenzen auf sozialem und politischem Gebiet drängten. Ein Reich streng autokratischen Zuschnitts, das nun widerhallte von Forderungen - auf sozialem Gebiet nach besseren Lebensbedingungen: Landreformen für die Bauern, mehr Lohn, weniger Arbeitszeit für die Arbeiter; auf politischem Gebiet nach den Grundrechten, nach mehr Freiheitsraum, nach Freiheit der Person, nach Gewissens-, Rede- und Versammlungsfreiheit, weiters nach demokratischer Neuordnung der örtlichen und regionalen Volksvertretungen und nach Errichtung einer gewählten gesetzgebenden Versammlung. Ein Reich in innenpolitischer Bewegung, wechselnd die Gruppenkonstellationen, Reformer und Revolutionäre, Liberale und Radikale, Aktionskerne unter Studenten und in Intelligenzkreisen, unter Arbeitern und Bauern, und Ausläufer vermutete man selbst im Offizierskorps; anschwellendes gewaltsames Vorgehen auf dem Land, bis zu Brandstiftungen, Gewalttaten; Streikbewegungen in den Städten, mit zunehmender Politisierung der Aktionen; Terror: Pistolen* und Bombenattentate, Pogrome reaktionärer Geheimbünde. „Vielerorts fand schon brudermörderisches Blutvergießen statt", hatte L. N. Tolstoj schon 1902 in seinem Brief an den Zaren die Zukunftsperspektive eröffnet, „und allenthalben bereitet sich Neues und noch Schrecklicheres vor und wird nicht ausbleiben können." 1 Dazu nun der Krieg, der Krieg in der Ferne, den man leichtfertig provoziert hatte, um imperialistischer Ziele, um Koreas willen; die Hiobsbotschaften nun vom Kriegsschauplatz in der Mandschurei, zuerst die Bedrohung, dann der Verlust Port Arthurs, die Entrüstung der Öffentlichkeit über die Niederlagen, die Empörung über die Korruption in der Verwaltung, auch in der Militärverwaltung; dieser ganze Krieg, den manche als geeignetes Gegenmittel gegen die Revolutionsanfälligkeit angesehen hatten und der nun nicht die erwartete patriotische Aufbruchstimmung, sondern vielmehr und zunehmend radikal die Infragestellung des Systems mit sich brachte. Und all dem gegenüber der Repräsentant dieses Systems, der Zar, ein schwächlicher, willensschwacher Mann, alles andere als ein „Selbstherrscher", ein Kaiser, der seine Hauptstadt verließ, der nach Peterhof und Carskoe Selo auswich und der mit vagen Versprechungen über unzureichende Reformen niemandem mehr ein Halt und niemandem mehr eine Hoffnung war. Schon Ende 1904 hatte der österreichisch-ungarische Militärattache Hauptmann Prinz

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Hohenlohe aus St. Petersburg berichtet: Es werde zu Unruhen kommen, und der „größte Teil der Unzufriedenheit" werde sich gegen denjenigen kehren, den man auch für den Ausbruch des Krieges verantwortlich mache - „direkt gegen die Person Seiner Majestät des Kaisers". Waren die Truppen, so erwogen in diesem Zusammenhang bereits die Militärs, noch eine verläßliche Barriere im Sinn der Staatsführung? - Und die Antworten beinhalteten bereits ernste Zweifel, ob im Falle der zu erwartenden inneren Unruhen „sich die Truppen und ihre Führer blindlings wie bisher zum Werkzeuge der Aufrechterhaltung des bestehenden Systems gebrauchen lassen" würden. 2 In den bewegten Tagen der ersten Monate des Jahres 1905 richteten die Augen der Repräsentanten der Staatsgewalt sich darum immer wieder nicht ohne Sorge auf das Militär. Noch im Januar, am 19. Januar, beunruhigte Attentatsalarm St. Petersburg: anläßlich der Jordanfeier, des traditionellen Festes der Wasserweihe. Als der Zar mit Gefolge aus dem Winterpalais zur Jordankapelle schritt, gab von den drei jenseits der Neva aufgestellten Batterien der Gardeartillerie ein Geschütz statt des blinden Salutschusses einen Kartätschenschuß ab. Aus dem tief gerichteten Geschütz schlugen die Geschosse auf das Eis des Flusses, Geller trafen die Kapelle wie die Front des Winterpalais, verletzten unten einen Schutzmann und zertrümmerten oben Fensterscheiben. „Die Fahne des Marinekorps", notierte der Zar, „wurde durchlöchert." Zwar hatte die Zeremonie an der Neva ihre normale Fortsetzung genommen, Erregung und Gerüchte jedoch blieben. Ein Attentatsversuch? Im Militärbereich? Ergebnis der Untersuchung: Fahrlässigkeit. Bei Schießübungen am 17. Januar war eine Kartätschenladung im Rohr vergessen worden - „nachlässige Inspizierung der Geschütze". Ein Militärgerichtsverfahren folgte. 3 Aber schon waren in diesen Tagen die Weichen auch für befohlene scharfe Schüsse gestellt... Eben griff in St. Petersburg eine Streikwelle wie ein Brand um sich. Aus relativ geringem Anlaß: In den Putilov-Werken waren einige Arbeiter - „vier unserer Genossen" - entlassen worden. Die Antwort der Belegschaft: In Arbeiterversammlungen am 9. und 15. Januar hatten sie die Wiedereinstellung der Entlassenen, die sich „mehr als andere" um die „Arbeiteranliegen gekümmert" hätten, und im Gegenzug die Entlassung des zuständigen Werkmeisters gefordert. Einfluß von außerhalb des Betriebes: In der zweiten Versammlung am 15. - so hieß es noch in einem Bericht der geheimen Staatspolizei vom selben Tag — wären bereits auch werkfremde Personen aufgetaucht, „darunter drei jüdische Intelligenzler und drei Jüdinnen, offenbar Studentinnen". Und schon hätten sie versucht, den Streik zu politisieren: so „die Forderungen mit roten Fahnen vorzubringen u n d . . . noch die Forderung nach politischer Freiheit hinzuzufügen". 4

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Der Streik hatte sich rasch ausgeweitet: Am 16. Januar erfaßte die Bewegung von den drei ursprünglich bestreikten Werkstätten aus die gesamten PutilovWerke. Am 18. Januar meldete man die erfolgte Ausweitung auf die Obuchovund die Semjannikov-Werke, die Werkstätten der Warschauer Eisenbahn, die Patronenfabrik und die Neue-Admiralitäts-Werft. Auch die Baltische und die Nevskij-Werft waren erfaßt. Am 20. streikten nach einer Aufstellung der Industrieabteilung des Finanzministeriums in 150 Betrieben rund 88.000 Arbeiter. 5 Auch die Forderungen waren umfassender geworden: so Einführung des Acht-Stunden-Tages, Arbeit in drei Schichten, Lohnerhöhung für ungelernte Arbeiter, Verbesserungen im sanitären Bereich. In den Polizeiberichten tauchte als für die Formulierung der Forderungen zunehmend verantwortlich der Name eines Priesters auf, des Vaters Georgij Gapon. Er war Führer der „Vereinigung der russischen Fabrikarbeiter Petersburgs", die noch als zarentreu und nicht ohne Verbindung zu den Behörden, vor allem zur Polizei, galt. Aber die Entwicklung der Ereignisse steigerte die Dynamik auch dieser an sich loyalen Aktionsbasis. In den elf Distriktsgruppen der Vereinigung bereitete man einen Petitionsmarsch zum Zaren vor. 6 Parallel trommelte bereits das Petersburger Komitee der Russischen Sozialdemokratischen Arbeiterpartei mit gesteigerten Zielen: „Warum sperrt man unsere besten Genossen ein", hieß es in einem Flugblatt vom 5. Januar, „und verschickt sie nach Sibirien? Warum dürfen unsere Flugblätter, unsere Arbeiterzeitungen und -bücher nicht offen gedruckt werden...? Warum tritt die Polizei bei Arbeitsniederlegungen und Streiks nicht zu unserem Schutz, zum Schutz unserer Interessen auf, sondern im Gegenteil zur Verteidigung der Fabriksherren und ihrer Interessen?" Die geforderte Konsequenz: „Es ist hoch an der Zeit, daß wir den unerträglichen Druck von Polizei- und Beamtenwillkür abschütteln! Wir brauchen politische Freiheit, Streik-, Koalitions- und Versammlungsfreiheit; wir brauchen freie Arbeiterblätter. Wir brauchen eine Volksselbstverwaltung.. ," 7 Das politische Ziel der Sozialdemokraten war mit der demokratischen Republik vorgezeichnet. Und sie trauten sich zu, sie durchzusetzen: „Und glaubt uns, Ihr Herren Fabriksbesitzer, wenn die ganze russische Arbeiterklasse aufsteht, dann w i r d . . . ,die zaristische Autokratie, von Bajonetten umgeben, in Staub zerfallen'." 8 Von Bajonetten u m g e b e n . . . Bajonette sollten das System schützen, als die „Vereinigung" nun für Sonntag, den 22. Januar, zu einer gewaltigen Demonstration aufrief. Die Behörden waren informiert worden. Dem Zaren sollte eine Petition überreicht werden. In den Führungskreisen St. Petersburgs hatte man, wie es der österreichisch-ungarische Militärattache formulierte, noch leicht pikiert reagiert: „Abgesehen davon, daß Seine Majestät in Carskoe weilt, geht es doch

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wohl nicht an, daß die Arbeiter ihn einfach zu einer bestimmten Stunde ad audiendum verbum bestellen.. ." 9 Die Hauptstadt aber schien gerüstet. St. Petersburg fand sich in acht Überwachungsbereiche eingeteilt. Die zum Einsatz befohlenen Einheiten waren am Morgen des 22. Januar in ihre Bereitstellungsräume ausgerückt, meist, so macht der Dispositionsplan für diesen Tag deutlich, Einheiten des Gardekorps. Es war der Kern jener Truppen, die im August in Krasnoe Selo paradiert hatten: Bataillone und Kompanien des Pavlovsker und Preobrazenskij-, des Izmailover und Semenover, des Moskauer und des Finnländischen Garderegiments, der Gardegrenadiere und der Gardejäger, weiters die Gardesappeure und die Gardeequipage; den Bereichen zugeteilt auch Eskadronen und Sotnien der Gardekavallerie: der Ulanen und Dragoner, der Gardekosaken und des Atamanregiments, des LeibgardeGrenadierregiments zu Pferd, des Leibgarde-Reiterregiments und des Chevaliergarde-Regiments; zusätzlich Einheiten der Linie: vom 89., 90., 91., 93., 96. und 198. Linienregiment. 10 Man hatte nichts unversucht gelassen, auch die Truppen propagandistisch zu unterlaufen. Am Vortag noch, am 21. Januar, hatte das Petersburger Komitee der Russischen Sozialdemokratischen Arbeiterpartei ein Flugblatt „An die Soldaten!" herausgegeben: „Soldaten!", hieß es darin, „Am Sonntag wird das Volk auf den Platz vor dem Winterpalast kommen, um vom Zaren die Freiheit zu fordern." Der Zar werde diese Forderung ablehnen wollen - mit Hilfe der Soldaten, und: „Er wird Euch befehlen, auf das Volk zu schießen." Appell an die Soldaten: „Weigert Euch, auf Eure Brüder zu schießen und sie zu schlagen, gehorcht nicht den Offizieren..." Mehr noch: „Soldaten! Holen wir uns gemeinsam die Freiheit!" und: „Es lebe die Freiheit!... Nieder mit der Autokratie!" 1 1 Der 22. Januar trieb in ein Kräftemessen: Zehntausende, die über Aufforderung der „Vereinigung" in Bewegung gerieten; Frauen, Kinder, Neugierige, die am Rande beteiligt waren; Gottesdienste, die in den elf Distriktsgruppen den Auftakt gaben; sich ballende Gruppen und Marschsäulen, die die Straßen füllten; konzentrische Anmärsche, Ströme, die sich gegen 2 Uhr in Richtung Winterpalais bewegen sollten; unbewaffnet, „mit leeren Händen", mit Zarenbildern, Kirchenfahnen und Ikonen; Demonstranten, die an diesem Tag noch an den Zaren und seine Hilfe glauben wollten; Forderungen, die zwar schon radikale politische Zielrichtungen und den sozialistischen Einfluß in der „Vereinigung" verrieten, die aber noch in Bitten gekleidet waren. 12 „Gosudar'!" In ehrwürdiger Anrede, mit „Erhabener Herrscher!", wollten die Arbeiter in der von jenem Popen Gapon und einem Arbeiter unterzeichneten Petition sich an den Zaren wenden. „Wir, die St. Petersburger Arbeiter und Einwohner verschiedener Stände, unsere Frauen, Kinder und unsere hilflosen alten

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Eltern kommen zu Dir, erhabener Herrscher, um Gerechtigkeit und Schutz zu suchen. Wir sind verarmt, werden unterdrückt und mit Arbeit, die über unsere Kräfte geht, überbürdet, man schmäht uns, man erkennt uns nicht als Menschen an, man behandelt uns wie Sklaven..." Die Folge: „Wir haben keine Kraft mehr, erhabener Herrscher. Es ist die Grenze des Duldens erreicht." Die aus der Lage entwickelten Forderungen: Nun wollten sie sich nicht mehr bloß an die Werkverwaltungen wenden, die jede Bitte „als Verbrechen" gewertet hätten, nun wollten sie den Zaren selbst anrufen, und sie reklamierten, was sie vorbrachten, für das gesamte Volk - in drei weitgespannten Forderungsgruppen. Und forderten sie in der ersten Gruppe die Freilassung der politischen Häftlinge, die Freiheit der Person, Rede-, Presse-, Versammlungs- und Gewissensfreiheit, Gleichheit vor dem Gesetz und Ministerverantwortlichkeit, so in der zweiten die Abschaffung der indirekten Steuern, die Abschaffung der Loskaufzahlungen, billige Kredite und „allmähliche Übergabe des Bodens an das Volk" und natürlich die Beendigung des Krieges, und schließlich in der dritten die Freiheit der Arbeitergewerkschaften und den Acht-Stunden-Tag. Der Zar könne, so hieß es abschließend in der Petition, wenn er ihnen, den Arbeitern, helfe, „Rußland glücklich" machen, würde er ihrer Bitte jedoch kein Gehör schenken, „so werden wir hier auf diesem Platze vor Deinem Palast sterben". 13 Das Sterben sollte an diesem sonnigen Wintersonntag manchen näher sein, als sie denken mochten. Salven vor dem Narva-Tor. Gegen einen Zug von nahezu 5.000 Menschen, die „Schütze, o Herr, Deine Gemeinde" sangen, an deren Spitze ein Polizeioffizier mit Polizeibeamten schritt. Ein warnendes Trompetensignal, das vom Gesang übertönt worden war. Knatternde Schüsse, panischer Schrecken, Flüchtende, Verwundete, Sterbende. Auch der Polizeioffizier war gefallen. Zuflucht im nächsten Krankenhaus, dem Alafusov-Krankenhaus: „Das Schauspiel war grauenhaft", berichtete Dr. D'jackov. „Wir legten Verbände an, und der Geistliche erteilte die heilige Kommunion. Einige verschieden, während sie verbunden wurden. Die Lebenden lagen neben den bereits Verstorbenen. Diejenigen, die ihre rechte Hand nicht bewegen konnten, bekreuzigten sich mit der linken. Einer verschied in meinen Armen, nachdem er sich bekreuzigt hatte, mit den Worten: ,Der Kaiser hat uns verlassen.'" 14 Salven gegen einen Demonstrationszug an der Troickij-Brücke. Drei Arbeitervertreter aus dem Zug hatten verhandeln wollen. Die Schüsse kamen schneller. Kavallerie hieb auf die Flüchtenden ein. Und die Dragoner griffen auch die an, die bereits die Verletzten zu bergen versuchten. Die Angaben der Gefallenenzahlen divergierten: Zehn Tote vermeldeten die Sozialdemokraten sofort, auf 48 kam ein Ausschuß von Petersburger Rechtsanwälten nach Zeugenaussagen spä-

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ter allein auf diesem Platz. Graf Witte verfolgte vom Balkon seiner Wohnung aus, wie die Menge „zurückflutete, wobei etliche Tote und Verwundete... getragen wurden, Erwachsene und Kinder". Kosakenattacke auf der Schlüsselburger Straße. Ein Zug von 5.000- 10.000. Ein Arbeiter, der Arbeiter Petrov, an der Spitze des Zuges hatte den Kosakenoberst über den friedlichen Charakter der Demonstration aufzuklären versucht. Blinde Salven von Infanterieeinheiten und Säbelhiebe mit flacher und scharfer Klinge der Kosaken sollten den Zug zerstreuen. Die Masse des Zuges widerstand, wich über die Neva stadtwärts aus. 15 Attacke im Bereich der Nikolaev-Brücke. Eben war noch Leutnant Fürst Kropotkin von der 5. Eskadron der Gardeulanen mit seinem Zug einer herankommenden Menge entgegengesendet worden, sie zum Auseinandergehen aufzufordern; dazwischen preschte eine fliehende Menschengruppe, rund 100 Personen, von Kosaken, dann auch von den Ulanen verfolgt, mit flachen Säbelhieben angegriffen; anschließend Beschimpfungen und Spott gegenüber der haltenden Eskadron. Errichtung zweier Barrikaden durch die zurückgeschlagenen Arbeiter: aus Telegraphenmasten, Kandelabern und Ziegeln und quer über die Straße gespanntem Telegraphendraht, auf den Barrikaden rote Fahnen; auf den Fahnen Aufschriften: „Es lebe die politische Freiheit!" und „Es lebe der Sozialismus!"16 Zerreißprobe vor dem Winterpalais. Hier sollte die Petition überreicht werden. Noch hatte der Hauptaufmarsch, als der gewaltige Strom der Arbeiter sich gegen 2 Uhr den Nevskij-Prospekt herunterwälzte, ruhigen Charakter. Ein Offizier der Chevalier-Garde, deren Eskadronen eingreifbereit unter dem großen Schwibbogen hielten, sah die Situation noch gelassen: „ . . . ein Mann aus der Menge gab ihm", so erzählte der Offizier später Hohenlohe, „als er sich eine Zigarette anzünden wollte, mit großer Bereitwilligkeit Feuer". 17 Dennoch kam es zum Aufeinanderprall: als die Demonstranten auf den Truppenkordon auf dem Palastplatz stießen. Dort standen Kompanien des Preobrazenskij-Leibgarderegiments. Sie hatten laut Dispositionsplan zusammen mit Einheiten der Pavlovsker, der Chevalier-Garde, der Gardekosaken und des Leibgarde-Reiterregiments den 8. Überwachungsbereich - die „Admiraltejskaja cast'" - unter Generalmajor Scerbacev zu sichern: insgesamt 23A Bataillone, 8 Eskadronen und 2 Sotnien. 18 Die Preobrazency waren unter Oberst Del'sal' mit drei Kompanien mit Front Admiralität und Aleksandr-Park aufgestellt. Die 3. Sammelkompanie stand um 2 Uhr gemeinsam mit einer Halbeskadron gegen die Spitze der Demonstration im Einsatz: zum Abdrängen der Menge entlang dem Parkgitter. Die Menge widerstand - „aneinandergepreßt und sich am Gitter haltend".

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Nicht ohne Gegenwehr: Ein Offizier wurde, so sah es der Schlosser Michailov, vom Pferd gerissen. Unter herausfordernden Zurufen: Nein, sie würden nicht auseinandergehen, so hörten es die Offiziere, „selbst wenn man auf sie schießen würde". Und die Soldaten mögen sich darüber im klaren sein: Ihnen werde es nach der Militärzeit ebenso schlecht ergehen, wie es jetzt den Arbeitern gehe. Einer in der Menge registrierte die Verhärtung: „Die Arbeiter warteten starrsinnig auf den Zaren. Irgend jemand sagte, daß sich der Zar nicht in Petersburg befände. Die Mehrheit glaubte es nicht." Denn auf dem Palais wehe die Fahne. Und provokante Worte flogen den Soldaten aus nächster Nähe um die Ohren. Oberst Del'sal' nahm die 3. Kompanie, sie von der Menge zu lösen, um 120 bis 130 Schritt zurück. Der Lärm schwoll an. Die Menge vergrößerte sich. Aus dem Aleksandr-Park überstiegen Zuströmende den Zaun. Die Zurufe nahmen zu, wurden herausfordernder; einzelne traten schreiend vor: Wieso die Soldaten hier seien und nicht im Krieg? „Zu diesem Zeitpunkt", heißt es im Bericht des Regimentskommandeurs und des Regimentsadjudanten weiter, „erhielt Oberst Del'sal' von Generalmajor Scerbacev den Befehl Seiner Exzellenz des Korpskommandanten, das Feuer zu eröffnen." Nochmals versuchte nun die Gardekavallerie, darunter in einer zweiten Welle auch die Leibkosaken, mit blankem Säbel die Demonstranten abzudrängen: ohne Ergebnis, „die Menge blieb stehen und schrie und pfiff laut". Oberst Del'sal' ritt an die Menschenmauer heran: Er warnte, „daß nach drei Signalen auf sie geschossen werden würde". Da schwenkten sie ihre Mützen: „So schießt doch!" und: „Wen werdet ihr denn dann nach Japan schicken?" Drei Trompetensignale: „Trompetensignale mit Intervallen", betonte der militärische Bericht. Auch in der Menge hörte man die Signale mehrmals. „Allgemeines Schweigen. Alle sahen sich an. Aufmunternde Stimmen: ,Das ist zum L a c h e n . . . Das ist nicht möglich.'" Schießbefehl des Obersten an den Kommandanten der 3. Sammelkompanie. Die Menge starrte in die Gewehrmündungen: „Die erste Reihe der Soldaten des Preobrazenskij-Regiments kniete nieder und legte an. Niemand rührt sich, aber die Gesichter sind bleich geworden, viele bekreuzigen sich." Und der Hauptmann Mansurov, letztes und auslösendes Glied in der Befehlskette, ließ feuern: „Eine Salve in Richtung auf .die Ecke des Aleksandr-Parks", über Befehl des Obersten eine zweite „etwas weiter rechts". Es traf sie wie ein Schock: „Die Salve geht in das Volk, das sich in der Nähe des Gartens und darin aufhält, geht in die Menge der Neugierigen und in eine Gruppe spielender Kinder. Die Menge erstarrt. Einige denken, es seien Schreckschüsse. Aber ringsherum auf dem Platz und hinter dem Gitter des Gartens stürzen Tote und Verwundete nieder. Von den Bäumen fallen die Jungen wie getötete Spatzen... Irgendeiner wimmert mit lauter Stimme. Ein Teil der Menge duckt sich plötzlich und

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entflieht seitwärts. Die Soldaten machen eine Wendung und feuern eine Salve in die Richtung der Admiralität und der Palastbrücke. Eine weitere Wendung nach links und eine Salve in Richtung auf das Generalstabsgebäude, in die fliehende Menge." Auseinanderpreschende Menschen. Nochmals der Zeuge: „Die Leute fangen an zu schreien. Ein zunehmendes Murren erhebt sich über dem P l a t z . . . " Tote und Verletzte, die zurückblieben; Zivilisten, die sie wegzuschaffen trachteten; Militärärzte der eingesetzten Einheiten, die - so der Bericht des Preobrazency-Kommandeurs — sich der Verwundeten mit annahmen. Man sprach von siebzig, von hundert Toten, von einer Unzahl von Verletzten. 19 Auslaufende Meldungen: die Barrikaden auf der Vasilij-Insel. Nachwehen in den Straßen: Zugriff der Menge auf Epauletten, mißhandelte Offiziere. Einer der Passanten berichtete: „Das Volk stürzte sich in voller Wut auf die Offiziere, die zufällig durch die Straßen kamen, warf sie von ihren Kutschen herunter, zerfetzte ihnen die Epauletten und entriß ihnen die Säbel. Überall erschollen Schreie: .Mörder, Henker! Ihr seid vor den Japanern geflohen und schießt auf die eigenen Leute.' Auf dem Nevskij, in der Gogol'-Straße, auf der Morskaja, auf der Gorochovaja gab es Menschenansammlungen, die durch die aufgestachelte Kavallerie mit blankem Säbel auseinandergetrieben wurden." Ein Offizier vom Moskauer Garderegiment, mit seiner Einheit auf Assistenzeinsatz, ging auf dem Nevskij-Prospekt mit gezogenem Revolver gegen Zivilisten vor, die auf seine Soldaten eingeredet hatten, ließ seine Einheit das Feuer eröffnen. Schüsse fielen auch von der Polizeibrücke. Auch Hohenlohe erlebte den Ausbruch: „ . . . bemächtigte sich der Menge eine ungeheure W u t . . . " , Offiziere seien, „war nicht militärische Hilfe sogleich zur Stelle, erschlagen oder auf das entsetzlichste mißhandelt worden". Und: „Am Nevskij wurde ein General durch Messerstiche schwer verwundet und an anderen Stellen sah man Offiziere in den Händen der Menge, ohne daß man ihnen rechtzeitig Hilfe bringen konnte." 2 0 Echo des Tages noch in nächtlichen Zusammenstößen. Um Mitternacht nochmals bei der 5. Eskadron der Gardeulanen: im Einsatz, so berichtete der Eskadronchef Rittmeister Nazimov, gegen „Radaumacher, die einen Weinladen... erbrochen hatten". 20 Verhaftungen. In dunklen Straßen und Höfen wurde eine Gruppe „chuligany", Rowdies, verfolgt. 21 Draußen in Carskoe Selo schrieb der unglückliche Zar angesichts der eingelangten Meldungen am 22. abends in sein Tagebuch: „Ach Gott, wie schmerzlich und schwer ist es!" Am selben Abend noch hielt das Petersburger Komitee der RSDRP in einem Flugblatt Abrechnung mit dem Herrscher: Der Zar hätte das Vertrauen der Arbeiter getäuscht. Er sei verantwortlich für die Zernierung des

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Palais und die Schüsse. Und sein Militär sei zwar „nicht imstande, die Japaner zu besiegen, doch friedliebende russische Menschen besiegt es leicht". 22 Bilanz der Partei: 150 Tote hätte der „Sieg des Zaren über das Volk" gekostet, erfuhren die St. Petersburger über ein Flugblatt. Die daraus resultierende Forderung: „Es lebe der Generalstreik!" und „Doloj carja-ubijcu!" - Nieder mit dem Mörderzaren! „Das an der Herrschaft befindliche Untier", faßte die „Iskra" zusammen, hätte eben noch einmal „seinen Rachen aufgesperrt", bereits „das Herannahen des Endes" fühlend. Die „Erfahrung vom 9. (22.) Januar" sei, „daß selbst kolossale militärische Kräfte nicht imstande sind, Massen von Hunderttausenden an der Herrschaft über die Straße zu hindern". Ein Auftrieb: „Der 9. (22.) Januar hat allen gezeigt, daß nicht nur das revolutionäre Volk keine Erfindung der Sozialdemokratie, sondern auch, daß der Volksaufstand keine Illusion derselben ist." Die Revolution sei angebrochen: „Und das wäre ein erfolgloses Ende der Revolution? Nein, das ist die Revolution selbst, nicht die beendete, sondern die erst beginnende.. ." 23 Bilanz der Militärbehörden: Unbefriedigendes Zusammenwirken mit den Polizeikräften - zwischen Militär und Polizei hatte es mangelnde Übereinstimmung gegeben. Und die Demonstration war von Anfang an unter Polizeikontrolle gestanden. Ein nun neu eingesetzter Generalgouverneur des Petersburger Gouvernements, Generalmajor D. F. Trepov, sollte bessere Voraussetzungen schaffen: „Um die Maßnahmen zur Unterdrückung der Unruhen zu vereinheitlichen. ..", erklärte der Zar. Ein General, der zwar „nicht formell,... doch tatsächlich Diktator" war, notierte Graf Witte. Unbefriedigend war allerdings auch die militärische Führung gewesen. Die Befehlshaber der Petersburger Truppen, der kommandierende General des Militärbezirks Großfürst Vladimir ebenso wie der kommandierende General des Gardekorps Fürst Vasil'cikov galten als den Anforderungen nicht gewachsen. Und zweifellos sprach auch das blutige Ergebnis der an sich friedlichen Demonstration nicht eben für ihre Umsicht. Aber dem Fürsten Vasil'cikov, so hieß es, würden selbst „seine besten F r e u n d e . . . kaum die Fähigkeit zutrauen..., irgendwelche an ihn herantretende militärische Aufgaben mit Aussicht auf Erfolg lösen zu können". 2 4 Die Sorge galt jedoch nicht nur dem Verhältnis zur Polizei, der Führungsschwäche, sondern auch der Unzulänglichkeit der Truppenstärken. Man überschlug - da man die Rekruten nicht rechnen konnte - die relativ geringen Truppenstände der Hauptstadt: Die acht Regimenter der beiden Gardeinfanteriedivisionen, ein Reserveinfapterieregiment und zehn Bataillone aus Pleskau und Reval des XVIII. Korps stellten zusammen 14.000 Mann. Hinzu kam an

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I. „Potemkin": Unter den Vorzeichen des Widerstands

Kavallerie: die 1. und 3. Brigade der 1. Gardekavalleriedivision - Chevaliergarderegiment und Leibgardereiter, die beiden Kosakenregimenter und die Uralkosakensotnie - , aus Peterhof die 1. Brigade der 2. Gardekavalleriedivision das Gardegrenadierreiterregiment und die Gardeulanen - und von der 2. Brigade der Division das Gardedragonerregiment, insgesamt rund 2.800 Reiter. An Artillerie standen von der 1. und 2. Gardeartilleriebrigade, der Gardeschützenartilleriedivision und der Reitenden Gardeartilleriebrigade 19 Batterien mit 142 Geschützen zur Verfügung. Hinzu kamen technische Truppen und Feldgendarmerie. Insgesamt konnte man in St. Petersburg mit rund 20.000 Mann rechnen. Und dies schien den Militärbehörden angesichts möglicher Zusammenstöße nicht eben viel. 25 Eine die Januar-Demonstrationen abschließende Geste des Zaren, von General Trepov inspiriert, eher hilflos, naiv: Nikolaus II. empfing am 1. Februar in Carskoe Selo eine Arbeiterdeputation. In einem Saal des Großen Palais, besetzt mit Soldaten des Chevaliergarderegiments. Eine Zeremonie - „von der Umgebung Seiner Majestät des Kaisers in der Weltabgeschiedenheit von Carskoe" ausgedacht „und mit wenig Geschick" in Szene gesetzt, vermerkte auch Hohenlohe kritisch. Niemand aus der Deputation durfte das Wort ergreifen. Der Zar sprach von erfolgter Aufwiegelei und Meuterei und der Notwendigkeit, Geduld zu haben, und verließ dann sofort den Saal. Der Akt blieb einseitig. Man gab sich zwar freundlich: Die Arbeiter wurden bewirtet und anschließend heimbefördert. Das Ergebnis war dennoch enttäuschend, konnte unter den gegebenen Umständen nicht anders sein. Schon die Auswahl der Deputation war verfehlt gewesen: „Die Arbeiter wurden von den Fabriksherren bestimmt, von mancher Seite wird auch behauptet, es seien verkleidete Polizeiagenten unter ihnen gewes e n . . . " Mißtrauen und Vorwurf trafen schließlich die Delegierten. Und schon hörte man aus den Betrieben, daß „der betreffende Arbeiterdelegierte von seinen Mitarbeitern als ,Spion und Verräter' bezeichnet wird.. ." 2 6 Anfang Februar schien in St. Petersburg die Ruhe wiederhergestellt. Die Truppen, so konnten die Behörden trotz gegenteiliger Presseberichte im wesentlichen noch feststellen, hatten sich in ihrer Haltung überall, so auch in Warschau, das neben St. Petersburg ein weiterer besonders neuralgischer Platz war, „als vollständig verläßlich erwiesen". Allerdings wurde auch die Armee und selbst das Offizierskorps erneut mit systemfeindlicher Propaganda unterlaufen. Ein Flugblatt: „Offiziere des russischen Heeres!... Fragt Euer Gewissen, wo Euer Platz ist, bei den Unsinnigen, welche stets bereit sind, Blut zu vergießen, oder bei dem schwer leidenden Volk?" Und konkreter die Fragestellung: „Ist Euer Platz bei denen, die sogar fürchten, ein Bittgesuch anzunehmen, oder bei dem ganzen ehrlichen, opferwilligen Rußland?" - Und die eindringliche, selbst

3. Impulse aus Sankt Petersburg

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den Ehrenstandpunkt ansprechende Antwort: „Wenn Ihr Ehrenmänner seid, so erhebt nicht die Hand gegen Wehrlose, nehmt kein Geld vom Volke für sein Blut, das Ihr vergießt, wendet Eure Waffen gegen die Feinde des Volkes!" 27 Der österreichisch-ungarische Militärattache, ebenso wohlinformiert wie scharf analysierend, zog beklemmendes Resümee: Die Arbeiterschaft werde die nächste Gelegenheit abwarten, „die Tumulte von neulich mit mehr Erfolg zu wiederholen". Der bereits rollenden Agitation biete sich „ein nur zu günstiges Feld": „ . . . die Ereignisse auf dem Kriegsschauplatze,... die desolaten Verhältnisse in der Verwaltung sowie die Unfähigkeit der leitenden Kreise, Abhilfe zu schaff e n . . ." Was allein dagegen wirken könne, sei „die Furcht vor der bewaffneten Macht". Was dennoch zu erwarten sei: „ . . . abermals Unruhen, diesmal vielleicht nicht in den Städten, sondern auf dem Lande." Inzwischen - „wie zum Beweise, daß unter der Asche das Feuer weiterglimmt" - fast kein Tag, „an dem nicht an irgendeinem Orte Rußlands ein Mordanschlag auf einen höheren Beamten gemacht wird". 28 Die Erwartungen sollten Bestätigung finden. Die Attache-Berichte reihten die Bilder der Bewegung aus unmittelbarem Erleben und aus Mitteilungen erster Hand. Bomben in St. Petersburg. In einem Zimmer des Hotels „Bristol": Ein Mann flog in die Luft - sichtlich bei der Bombenherstellung. Das von ihm verfolgte Ziel, so nahm die Polizei an: der Generalgouverneur. „Ich ging am Morgen nach der Explosion mit einem Bekannten in das Hotel .Bristol' und konnte mich selbst von der entsetzlichen Gewalt des Sprengstoffes überzeugen. Im Zimmer war alles zertrümmert, und der Verfertiger der Bombe war an die Decke des Zimmers geschleudert und in Stücke gerissen worden." Übergreifen der Bewegung auf das flache Land: „Aus allen Teilen des Reiches kommen Nachrichten von Ausschreitungen bewaffneter Bauernscharen, die plündernd das Land durchziehen." Selbst kaiserliches Gut war erfaßt: In den kaiserlichen Waldungen von Spala veranstalteten die Bauern ausgedehnte Treibjagden. „ . . . das Forstpersonal muß dem ruhig zusehen, da es selbst viel zu schwach ist, um dies gewaltsam zu verhindern, Truppen aber hiefür nicht disponibel sind." Konnte man dies alles, so begann man sich in St. Petersburg zu fragen, im wesentlichen noch als Folgeerscheinung des Krieges werten? Man mußte die Frage bereits verneinen: „Durch baldigen Frieden kann die Gefahr, die diese Bauernbewegung in sich birgt, verringert werden, indem die Regierung dann freie Hand hat, ihr energisch entgegenzutreten..." Aber, so urteilte Hohenlohe, „aus der Welt schaffen" ließe sich diese Entwicklung „selbst nach dem Friedensschlüsse nicht mehr, und unter ihren Folgen wird das europäische Rußland vielleicht schwerer leiden, als durch den Krieg im Fernen Osten." 29

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Der neu ernannte Generalgouverneur von St. Petersburg, General D. F. Trepov, unterstrich in einem Gespräch die anscheinende Ausweglosigkeit der Lage: Das Land sei im Augenblick „in einem derartigen Fieberwahne befangen..., daß man die Leute überhaupt durch gar nichts mehr zufriedenstellen k ö n n e . . . " „Geben Sie", äußerte der General im Februar, „heute die Konstitution, so wird man die Revolution verlangen, bewilligen Sie diese, wird alles nach Anarchie schreien, und wird auch diese sanktioniert, nun so wird erst noch etwas anderes gefordert werden." 30 Und der General teilte damit die Ansicht jener, die das Niederschlagen einer Erhebung jedenfalls für zweckmäßiger hielten als das Nachgeben gegenüber jedweder Forderung.

4. Tanz auf dem Vulkan Die Petersburger Gesellschaft aber warf sich in diesen Wochen in ein unglaublich wirklichkeitsfremdes Kontrastprogramm: Feste am Rande des Kriegselends, die Champagnerflasche neben der Bombe: Faschingsausklang die „Butterwoche": „ . . . niemand ließ sich abhalten, dieselbe in gewohnter Weise zu feiern, Theater und Restaurants waren überfüllt, und im Yacht-Klub hatte man den gewiß ungewöhnlichen Anblick, sehr hochgestellte Personen, die sich in diesem Augenblick sicher mit anderen Dingen zu befassen gehabt hätten, die ganze Nacht Baccarat spielen zu sehen." Die Bürokratie - ein Morast: „ . . . sofern nur das physische Wohlbehagen gewahrt bleibt und die Gehalte und ,Nebenbezüge' regelmäßig einlaufen, so lange wird die vielverzweigte Bürokratie nicht das Geringste an ihren Lebensgewohnheiten ändern, mag auch inzwischen das Reich zugrunde gehen." Die zentrale militärische Führung - provokant leichtfertig: „Geradezu unerhört ist es aber, daß sämtliche Büros des Generalstabes durch vier Tage geschlossen blieben." - Hohenlohe erbat Eintritt: „ . . . alles verschlossen?" - Der Portier: „ . . . vier Tage ,Ferien'!"... Ferien? - „Und das zu einer Zeit, wo die Armee eine der blutigsten Schlachten der Kriegsgeschichte auskämpfte, zu einer Zeit, wo täglich Hunderte von Personen in Angst und Sorge Nachrichten von ihren Angehörigen zu erhalten wünschen!" 1 Vor solchem Hintergrund konnte die revolutionäre Bewegung nur gewinnen. Auch im weiteren Frühjahr hielt die Unruhe an: „Aufruhr und Plünderungen auf dem Lande und Bombenattentate in den Städten." Zentrum: St. Petersburg. Ein Student, als Dienstmann verkleidet, mit Revolver und Bombe in der Tasche. Sein Ziel: erneut der Generalgouverneur. Seit drei Tagen hatte er in der Großen Morskaja gelauert. Seine Nervosität und sein aufgeregtes Benehmen hatten ihn verraten...

4. Tanz auf dem Vulkan

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Zwei Attentäter, als Droschkenkutscher getarnt, als zwei „izvözciki", ebenfalls mit Bomben ausgestattet, Gelegenheit zu einem Anschlag als Fuhrdienstleute suchend... Der sensationellste Fall: ein Fräulein Leont'eva, „eine junge Dame aus bester Familie", „in der Familie des Generals Mosolov, des Kanzleichefs des Hofministers Baron Fredericks" verkehrend - „ . . . bei Durchsuchung ihres Zimmers fand man ganze Stöße anarchistischer Schriften, Sprengstoffe und einige bereits fertiggestellte Bomben". 2 Und die Arbeiter? - Auch bei ihnen schien „die Ruhe durchaus nicht hergestellt". Ihre Forderungen wurden nur massiver. Ihre Streikaktionen waren gezielt, trafen empfindliche Stellen der Rüstung, so die Torpedobootswerft in Riga. Und schon sah man nach Ostern die Schließung der Putilov-Werke vor. 3 Und der Kaiser selbst, der Hof? - „Seine Majestät", wußte Prinz Hohenlohe zu berichten, „ist von Carskoe aus mehrfach zur Hahnenbalz nach Gacina gefahr e n . . . " ; natürlich unter „umfassendsten Sicherheitsvorkehrungen", und zwar „indem die betreffenden Reviere im Umkreise von zwei bis drei Werst von Jägern und Truppen umstellt waren". Man lebte weiter zwischen Schlössern und Jagden: „Ihre Majestät die Kaiserin-Mutter ist nach Gacina übersiedelt..." Und „Auch Großfürst Vladimir begab sich wiederholt zur J a g d . . . " Und Großfürst Kirill sah man ebenfalls in einem Jagdhaus. 4 Dazwischen Truppen-Revuen: So die Verabschiedung der MG-Abteilungen der Garde. Sie gingen nach Ostasien ab, mit Abschiedsparade vor dem Zaren. Die, welche die Einheiten sahen, gewannen deprimierenden Eindruck: „nicht mehr die geringste Spur kriegerischer Begeisterung." Russische Offiziere erklärten „unter vier Augen": „Es sei schwer zu sagen, was peinlicher gewesen sei: die vollkommene Interesselosigkeit, mit der die Majestäten Offiziere und Mannschaften verabschiedet hätten, oder die sichtlich geringe Lust, mit der die Abteilungen und ihre Führer sich anschickten, in den Krieg zu ziehen." 5 Dennoch klammerte sich die Führung an eine Hoffnung: eine Erfolgsmeldung aus Ostasien, Erfolg an der Front, zu Lande oder zur See - im April und Mai hatte man noch darauf gezählt. Dieser Erfolg, so erwartete man, würde den Druck in der Auseinandersetzung im Inneren verringern. Vor allem käme der Kaiser selbst aus der Schußlinie der Agitation, in die er zunehmend geriet - als Hauptverantwortlicher für den Krieg, für dessen Niederlagen wie für dessen Fortsetzung. Schon fürchtete man aus diesem Grunde auch, die weiteren Anschläge würden „mehr und mehr der kaiserlichen Person gelten.. ," 6 Im Mai analysierte Prinz Hohenlohe die Situation: Kein Zeichen einer „von innen kommenden Besserung der Verhältnisse" festzustellen - das Damoklesschwert neuer Unruhen war nicht gewichen. Es war dazu wohl auch zuwenig geschehen: „Es genügt eben nicht, die Ruhe mit Polizeimaßregeln herzustellen,

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wenn nichts oder so gut wie nichts zur Sanierung der Verhältnisse geschieht." Gab es zumindest Ansätze zu solcher Sanierung? - „An Ukasen und Befehlen in dieser Richtung ist allerdings kein Mangel, ihre Zahl wird höchstens durch jene der Komitees und Kommissionen übertroffen, die die von höchster Stelle erfließenden Willensmeinungen und Entschließungen durchzuberaten haben." Die Ansätze aber blieben in der „Umsetzung dieser zur Beratung anbefohlenen Reformen ins praktische Leben" stecken. Eine wiedergegebene Äußerung des Ministers des Inneren: „ . . . die Hauptsache sei, daß man sich nicht übereilen dürfe, den Kommissionen sei also ans Herz zu legen, ja alles gründlich durchzuberaten, bevor irgendein Entschluß gefaßt w e r d e . . . " Und dies in einem Augenblick, da „nur ein rasches Handeln der Regierung, woraus wenigstens Wille, die Reformen auch praktisch durchzuführen, für jedermann erkenntlich wäre, ein Weitergreifen der umstürzlerischen Bewegung im Inneren" hintanhalten konnte. 7 Der letzte Faktor, auf den man unter diesen Umständen immer wieder baute: das Militär - als Besatzungsmacht im eigenen Land, als Korsett des Systems. Zwei für diesen Zweck hervorzuhebende Verbände: Garde und Kosaken. Das Gardekorps bildete das Gros der Garnison der Hauptstadt. Sollte - eine naheliegende Frage - in Anbetracht des wenig glücklichen Kriegsverlaufs ein Großverband wie dieses Korps nicht an die Front abgehen? - Noch am 22. Januar hatten die Demonstranten darüber gespottet. An die Entsendung des Gardekorps aus St. Petersburg und ebenso des Grenadierkorps aus Moskau nach Ostasien aber würde man, so erwog man in der militärischen Führung, mit Ausnahme einiger Spezialeinheiten der Korps „wohl erst in allerletzter Linie denken". Der Grund war ein zweifacher: „ . . . trotz der vielen Phrasen, die gewohnheitsgemäß immer wieder an diese beiden Armeekorps gerichtet werden", war „deren Wert als Feldtruppe wohl sehr gering anzuschlagen". Ganz anders ihr Wert im Inland: Sie bildeten, so unterstellte man, und so urteilten auch ausländische militärische Beobachter, in dieser Zeit und gerade in ihren Standorten „eine militärische Kraft, auf die man sich bei Niederwerfung innerer Unruhen gewiß unbedingt verlassen" konnte. Bei einer primären Heranziehung von Linientruppen gerade in die Hauptstadt wäre man sich dieser letzteren Eigenschaft schon weniger sicher gewesen. 8 Verläßlich im Sinne der Regierung schienen freilich auch und in besonderer Weise die Kosaken verbände. Im April wurden noch zwei Regimenter Donkosaken in die Dörfer rund um Petersburg verlegt: Zwei Regimenter zweiten Aufgebots - die Regimenter 27 und 28. Sie sollten vor allem für jene Zeit einsatzbereit sein, da die Gardetruppen wie alljährlich ihre Lagerperiode in Krasnoe hätten und statt des sich auf dem Kriegsschauplatz befindenden I. Korps Truppen des XVIII. Korps den Garnisonsdienst in der Hauptstadt versehen würden. Und die

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Kosaken galten für „Ordnungsaufgaben" als besonders geeignet, als besonders ausgewiesen, „bei allfälligen Unruhen in Petersburg und den Vororten die Ordnung aufrechtzuerhalten.. ." 9 „Zur Aufrechterhaltung der Ordnung" wurden damals Kosakenregimenter zweiten Aufgebots in verschiedene Städte, die durch Unruhen gefährdet schienen, „im Inneren Rußlands und im Kaukasus", verlegt. Und man war der Meinung, daß das Auftreten der Kosaken einiges dazu beigetragen habe, daß „die gefürchteten Daten des 1. Mai sowohl neuen als alten Stiles" in diesem Jahre 1905 an sich ruhig verlaufen waren. Außer in Warschau war es nirgends „zu größeren Ruhestörungen gekommen", auch nicht in St. Petersburg. Nur „die täglichen Attentate auf höhere und niedere obrigkeitliche Personen" blieben weiterhin „ein deutliches Memento". Die Ruhe wurde bewahrt - die Kosaken in ihren Einsatzorten waren es zufrieden. Ihre Regimenter waren ohne Train mobilisiert worden, aber sie erhielten Löhnung und Geld zur Pferdebeschaffung. Zweifellos, sie waren verläßlich, und mehr noch, sie waren gefürchtet, sie waren eine Geißel: „Ich habe Abteilungen dieses ,Korps der Rache'", notierte Hohenlohe, „mehrfach die Straßen durchziehen sehen und begreife vollkommen, daß ihr Anblick den Manifestanten die Lust zu demonstrieren gründlich benommen hat". „Korps der Rache" - Vorgehen ohne Rücksicht: Da kam keine andere Truppe heran, auch die Garde nicht: „Ein Parlamentieren der Volksredner mit diesen .Hütern der Ordnung' oder ein Haranguieren derselben, wie man es sich mit den Gardetruppen erlauben konnte, erscheint in diesem Falle ganz ausgeschlossen; seitens der Kosaken dürfte wohl irgendwelche Rücksichtnahme auf die Demonstranten nicht zu erwarten sein." Der Militärattache wähnte damit konzentrierte größere Aufstände zumindest zunächst blockiert, sah darin nicht ohne Respekt selbst eine letzte Chance der Autokratie: „Es liegt eine kolossale Kraft der Regierung in der Möglichkeit, solche Truppen in beliebiger Höhe in Städte und Industriezentren verlegen zu Vönnen, Truppen, die das willenlose Organ für jede beliebige Repressivmaßregel darstellen." 10 Würden diese Maßregeln überall durchschlagen? - Inzwischen war die Gegenseite in volle Bewegung geraten, bis tief in das Land, bis in den Süden, bis an das Schwarze Meer, nach Odessa. Und man wollte Widerstand leisten trotz der drohenden Gegenmaßnahmen, trotz des militärischen Aufgebots. Und man wollte Widerstand leisten nicht zuletzt und gerade gegen den Zaren. Impulse, die man den Jännerereignissen in St. Petersburg entnahm, Flugblätter der RSDRP, die nun in Odessa zum Streik aufriefen: „Genossen! Das Petersburger Proletariat hat entsetzliche, blutige Tage durchgemacht! Die Zarenregie-

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rung hat den Petersburger Arbeitern ein Blutbad bereitet..." Und sie, diese Zarenregierung, hätte „stets grausame Abrechnung mit dem inneren Feind gehalten, wie man in Rußland alle anständigen, mutigen Bürger nennt..." Die geforderte Reaktion: „Die einzige Antwort auf dieses neue Verbrechen der Autokratie möge ein mächtiger und furchtbarer Aufschrei des fest geschlossenen Proletariats sein: .Nieder mit den Mördern! Nieder mit der Räuberbande und dem Zaren an der Spitze!'" Der offene Kampf möge eingeleitet werden: „Es lebe der Generalstreik!" 11 Zug um Zug erfaßte die Bewegung die Betriebe, präsentierte ganze Forderungskomplexe. Die Darstellungen der örtlichen Amtsstellen spiegeln zugleich deren Besorgnis. Noch im Februar berichtete der stellvertretende Staatsanwalt des Chersoner Bezirksgerichts über den anhebenden Streik in den Maschinenwerkstätten der Französischen Werft in Nikolaev, über die Streikforderungen 8-Stunden-Tag und Lohn- und Akkordprämienerhöhung, Abzug der Polizei von den Werkstätten und Unantastbarkeit der Arbeitervertreter, Unantastbarkeit der Person streikender Arbeiter und Streik- und Versammlungsfreiheit, Redeund Pressefreiheit. Und im März mußte derselbe Staatsanwalt neben dem Anhalten des Streiks in den Werkstätten der Französischen Werft bereits von der Erweiterung des Streiks durch Rollkommandos berichten: Da seien eines Tages knapp nach Mittag durch die Tür des Umanskij-Betriebes „an die 30 Mann mit dem Ruf hineingestürzt ,Weg von der Arbeit, Streik!'" Die Folge: weitere Ausstände, aber in einer der nächsten Nächte auch Verhaftung von Arbeiterdelegierten - 49 von 80 wurden festgenommen. 12 Aus Odessa selbst hatte der Leiter der Gendarmeriebehörde noch im März vom einsetzenden Streik in den Eisenbahnwerkstätten berichtet. Der Stadthauptmann gab wenig später einen Überblick: Druck der Arbeiter der Val'tuchFabrik, die Arbeitszeit von WA Stunden um zumindest eine Stunde zu reduzieren; Streik jüdischer Arbeiter; Schließung von Schulen, so wie die Universität bereits geschlossen war; Schließung der Sokolovskij-Schule für Elektrotechnik, nachdem die Schüler ein Schulstatut und Verbesserung des Lehrkörpers verlangt hatten; Schließung der Kunstschule nach einsetzender Unruhe in den Zeichenklassen; Unruhe auch in der Kaiser-Nikolaus-I.-Handelsakademie, hervorgerufen durch Proklamationen: „Nieder mit der Autokratie!" Der Stadthauptmann warnte: vor der Stimmung der Massen, die bedrohlich würde; vor zunehmenden Waffenkäufen, besonders dem Ankauf von Revolvern; vor augenscheinlicher Gehässigkeit gegenüber Offizieren. Ansammlungen ballten sich: Aggressive Äußerungen, die während eines politischen Prozesses aus der Bank der Angeklagten gefallen waren, hätten die Erregung in den revolutionären Kreisen weiter hochgepeitscht. Der Zustand gebe zu ernster Besorgnis Anlaß, wenn auch die Ordnung mit

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Hilfe der Exekutive noch aufrechterhalten werde. Die Polizeireviere seien durch Truppen verstärkt. Und die Astrachan'-Dragoner aus TiraspoP seien zur Unterstützung herangezogen worden. Wenig später ergänzte wieder der Leiter der Gendarmerieverwaltung: Mit Mühe hatte man durch Entgegenkommen Ausstände von Bäckerei- und Tabakarbeitern überwunden. Im Odessaer Hafen aber lagen Dampfer mit ungelöschter Ladung. Als Kern der aufbegehrenden Hafenarbeiter hätten sich die Georgier erwiesen. 13

B. Die Revolte in der Tendra-Bucht 1. Schiffe, Stände, Konfrontationen Im Herbst 1904, nach den Manövern, übte der Befehlshaber der Schwarzmeerflotte, Vizeadmiral Cuchnin, in einem ausführlichen Befehl Kritik: Er gab seiner Unzufriedenheit mit der Schlagkraft der ihm unterstellten Verbände und Einheiten Ausdruck. Woran es ihm vor allem zu mangeln schien, das waren die Initiative in der mittleren Führung und der Ausbildungsgrad der Besatzungen. Zur Initiative in der Führung: Jeder Kommandant müsse mitdenkend in den Verband eingeordnet sein, müsse für seine verantwortliche Rolle soweit vorbereitet sein, „daß ihm für jede Bewegung nur eine Andeutung des Admirals" genüge; der Kommandant müsse vorauszusehen trachten, was geschehen würde und was erfolgen solle, der Befehl des übergeordneten Verbandsführers hätte nicht viel mehr als ihm das zeitliche Einsetzen der Bewegung zu annoncieren. Und was ist demgegenüber der Fall? - Die Kommandanten seien von Instruktionen und Weisungen „bis in die kleinsten Details" abhängig, sie seien daran gewöhnt, angetrieben zu werden; man mißverstehe sogar die Signale, geschweige denn daß man Verständnis für eine Lage und deren Entwicklung aufbringe. Die Folge: mangelnde Manövrierfähigkeit der Flotte, Undurchführbarkeit kühner taktischer Bewegungen. Zum Stand der Ausbildung: Man müsse den initiativen Geist in der Flotte pflegen, man müsse zum Seemannsgeist erziehen, man müsse die Energie in Offizier und Mann steigern. Aber was geschieht? - Man denke an „Erleichterung des Dienstes", man fördere die Bequemlichkeit, man vernachlässige die Ausbildung, und wo man sie vorwärtstreibe, gerate man allzusehr ins Theoretische. Was tut daher not? - Man müsse lernen, den Bauern zum Seesoldaten umzuformen, ihn dazu zu erziehen - in der Entwicklung seiner Behendigkeit und seiner Findigkeit, seines Muts und seiner Liebe zum Seewesen. 1 Auch in St. Petersburger Marinekreisen nahm man die außergewöhnliche Initiative des Admirals Cuchnin in Sevastopol' zur Kenntnis. Mehr als seinen Vorgängern schien ihm daran gelegen, die Schwarzmeerflotte „zu einem brauchbaren Kriegswerkzeug zu machen - und zwar nicht für den Krieg auf dem

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1. Schiffe, Stände, Konfrontationen v

Schwarzen Meer, sondern auf dem Ozean". Stand bisher fürCuchnins Verbände vor allem die Vorbereitung auf einen Krieg gegen die Türkei im Vordergrund, auf den Kampf mit deren Flotte und auf Anlandungen auf deren Festland, so wurden die Übungen und Diensteinteilungen nun in einen breiteren Rahmen gestellt: „ J e t z t . . . verlangt der Oberkommandierende", so notierte der deutsche Marineattache, „daß die ganze Flotte im Verbände fahren kann, daß die Torpedoboote Aufklärung, Sicherung und Hochseekampf kennen und können." 2 Zwar schien die Bedachtnahme auf Hochsee-Einsatz für die Situation, in der sich Rußland befand, so außergewöhnlich wieder nicht: Rußland stand im Krieg, und noch waren im Fernen Osten die großen Entscheidungen nicht gefallen. Noch war man im europäischen Rußland allerdings auch verleitet, die eigenen Möglichkeiten in diesem Krieg zu überschätzen, die drohenden Gefahren zu verkennen, den ganzen fernen Krieg als Auseinandersetzung am Rande abzuqualifizieren, deren Entscheidung zu eigenen Gunsten fallen würde und müßte, sobald nur das heranzuführende überlegene Kräftepotential zur Wirkung käme. Sicher, im Seekrieg hatte nicht zuletzt die Pazifische Flotte durch die Japaner bereits schwere Schläge erlitten. Aber ein aus der Baltischen Flotte gebildetes II. Pazifisches Geschwader war eben - zum Teil rund um Afrika, zum Teil durch den Suezkanal - unterwegs auf den Kriegsschauplatz. Ein Eingreifen der Schwarzmeerflotte war ernstlich freilich nicht vorgesehen. Denn noch galt der Londoner Vertrag von 1870, der die Meerengen für fremde Kriegsschiffe sperrte und der die Schwarzmeerflotte nach wie vor in ihren Heimatgewässern einschloß. Demgemäß mußte wohl auch die frisch aufgeflammte Diskussion um die Dardanellen-Durchfahrt der Russen ohne Belang bleiben. 3 Die russische Marine - die Besatzungen waren sich dessen bewußt - war respektabel. Ihre Seestreitkräfte waren in drei Flotten geteilt: die Baltische, die Schwarzmeer- und in Ostasien die Pazifische Flotte. Aber die drei Teile waren zu gegenseitiger taktischer Unterstützung nicht in der Lage. Insgesamt waren die russischen Kräfte den Japanern am Beginn des Krieges überlegen gewesen: mit 15 Panzerschiffen, 19 Kreuzern und 38 Zerstörern waren sie sechs Panzerschiffen, 25 Kreuzern und 21 Zerstörern der Japaner gegenüber gestanden. Japan aber hatte die Konzentration auf den strategischen Schwerpunkt für sich zu nützen vermocht, obwohl selbst das Verhältnis der Panzerschiffe im Fernen Osten zunächst noch 7:6 für die Russen gestanden war. Rußland schien noch im Herbst 1904 bestrebt, im Flottenbau gewaltige Anstrengungen auch für die Zukunft zu unternehmen. Man wollte erstrangige Flottenmacht bleiben. Auf den Schreibtischen im Marineministerium in St. Petersburg stapelten sich die Pläne. Das Ende des Jahres erstellte Flottenbauprogramm, auf fünf Jahre berechnet, war zwar noch in stetem Wandel begriffen,

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I. „Potemkin": Die Revolte in der Tendra-Bucht

ließ jedoch die Zielstrebigkeit in Richtung neu zu gewinnender Seeposition nicht übersehen: Allein zehn Panzerschiffe und 27 Panzerkreuzer waren vorgesehen. 4 Die Größe der Gesamtflotte fand ihren Niederschlag auch in den Ständen. Die russische Marine zählte im März 1905 rund 69.000 Mann - ohne Reserven. Der Hauptteil davon mit rund 48.500 Mann war der Baltischen Flotte und da vor allem dem Stützpunkt Kronstadt, aber auch Libau, Reval, St. Petersburg, Sveaborg und Archangel'sk zuzuzählen. Neben der Baltischen stand die Schwarzmeerflotte mit den Stützpunkten Sevastopol' und Nikolaev mit rund 14.000 und die Fernost-Flotte mit den Stützpunkten Vladivostok und Port Arthur mit noch rund 6.500 Mann zu Buche. Zu den Aktivständen traten die einberufenen Jahrgänge der Flottenreserve der Baltischen und Schwarzmeerflotte - insgesamt mehr Mannschaften als im Hinblick auf die hohen Stände an Aktiven notwendig gewesen wären. Aber man suchte „Spezialisten", und, so wußte nach Korvettenkapitän Hintze der Marineminister überraschend die gehandhabte Großzügigkeit in der Mobilisierung zu erklären: „Um nicht ungerecht zu sein, haben wir alle Reservisten einberufen." 5 In diesem Gesamtrahmen bildete die Schwarzmeerflotte, die die Südwestflanke des Reiches zu decken hatte, einen zwar zu dieser Zeit dem Kriegseinsatz entzogenen, aber materiell und personell dennoch beachtlichen Faktor. Den Schwerpunkt auch dieser Flotte stellte der Panzerschiffverband dar. Als sein Kern galt die „Imperatrica-Ekaterina-II"-Klasse aus 1886/87 mit „Ekaterina", „Sinop", „Cesma", weiters aus 1890/92 „Dvenadcat' Apostolov", „Georgij Pobedonosec", vier davon rund 11.0001. Beachtliche Konstruktionen ihrer Zeit: Immerhin war „Georgij" im Vordertreffen der Welt mit elektrisch betriebenen Munitionsaufzügen und Turmantrieben, und auch die schweren Kaliber mit 30,5 cm hatten in den Jahren der Indienststellung viel Aufsehen erregt. Hinzu kam die „Tri Svjatitelja", 1893, 12.800 t, ebenfalls mit 30,5 cm ausgestattet, und die mit 9.0001 leichtere „Rostislav", 1896, mit 25,4-cm-Bewaffung. Noch war die Schwarzmeerflotte in ihrem Schiffsbestand freilich in Entwicklung begriffen. Drei Panzerschiffe waren in Bau oder eben in Fertigstellung: 12.700 und 13.000 Tonnen, alle mit 30,5-cm-Kaliber versehen, „Knjaz* Potemkin Tavriceskij", „Svjatoj Jevstafij" und „Ioann Zlatoust", erstere 1900 von Stapel gelaufen, die beiden letzteren seit 1903 auf Kiel. Und das eben erstellte Flottenbauprogramm sah auch für das Schwarze Meer weitere Verstärkungen vor. 6 Der Baufortschritt an den Schiffen in den Werften aber, das war nicht zu übersehen, stagnierte. Vor allem seit Ausbruch des Krieges hatte das Marineministerium sich auf die Entwicklung der auch für den Fernost-Einsatz in Betracht kommenden Baltischen Flotte konzentriert. Hinzu kam, daß das Arbeitstempo der Werften am Schwarzen Meer zurückhaltend beurteilt wurde: Sie hatten in

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den letzten Jahren und Jahrzehnten zweifellos beachtenswerte Leistungen erbracht, jedoch, so ließ sich der deutsche Marineattache vernehmen, „ . . . in summa muß gesagt werden, daß diese Werften gut und solide arbeiten, aber nach altertümlichen Mustern und sehr, sehr langsam". 7 Die Stände waren der materiellen Ausstattung durchaus entsprechend. Sie wiesen für das Jahr 1905 für die Schwarzmeerflotte - ohne Reserven - immerhin rund 14.000 Mann aus: in Sevastopol' in den Equipagen 28 bis 36 allein rund 11.000, zusätzlich mit den Schulen insgesamt rund 12.500 Mann; in Nikolaev in der Equipage 37 und mit steigenden Detachierungen aus Sevastopol' den Rest. 8 Der Flottenführer, Admiral Cuchnin, galt als energisch und konsequent. Die Kritik des Admirals vom Herbst 1904 würde, so war anzunehmen, in Folgerungen münden, den Bereitschaftsgrad seiner Einheiten zu heben: durch Verbandsübungen und verstärkte Indiensthaltung der Schiffe. Dieser Bereitschaftszustand bedeutete für die auf Reede liegenden Panzerschiffe der Flotte, daß sie binnen 24 Stunden nach Empfang eines entsprechenden Befehls imstande sein sollten, gefechtsbereit in See zu gehen. Denn nur ein Teil der Besatzungen, ein Drittel bis die Hälfte, befand sich an Bord. Der andere Teil war an Land kaserniert. Die Herstellung der Gefechtsbereitschaft binnen 24 Stunden wurde allerdings in Zweifel gezogen: im Hinblick auf die personelle Bereitschaft des rasch eingeschifften Besatzungsteiles ebenso wie im Hinblick auf die zu diesem Zeitpunkt gegebene materielle Verfassung der Schiffe. Mannschaften, um eine Verbesserung der Bereitschaftsstruktur herbeizuführen, standen allerdings zur Verfügung - „die Kasernen sind voll" - , und auch an Offizieren herrschte kein Mangel. 9 Wie stand es um die Offiziere? Vermochten sie - im Sinn des Regimes - zu führen, mit Überzeugungskraft zu führen? - Der deutsche Marineattache Korvettenkapitän Hintze versuchte im Rahmen seiner engen Kontakte sich über die Haltung der Offiziere ein Bild zu machen. Deren Einstellung zur Person des Zaren trat dabei in den Vordergrund. Der Grundton, wenn die Offiziere vom Zaren sprachen, schien nicht Respekt, sondern Mitgefühl, ja Mitleid. Der Blick richtete sich auf die Führungsschwächen ihres Obersten Befehlshabers. Ein erster Vorbehalt: „Mangel an Einsicht" - Er, der Zar, „läßt sich alles vormachen und glaubt den Schönfärbern mehr als dem nüchternen Urteil". Die betrübliche Konsequenz: „Auf der ersteren Gerede hin erteilt er seine Befehle, unter deren Folgen Millionen leiden." Ein weiterer Vorbehalt: „ . . . zu große Nachsicht und Güte." Eine immer wieder auftauchende Kritik: nicht ausreichendes Sich-Durchsetzen, mangelndes Durchgreifen - „Ja, wollte der Kaiser einmal dreinschlagen..." Rückschluß auf die Einstellung des Offizierskorps: Man würde „lieber einen Ivan den Schreckli-

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chen auf dem Throne sehen und dulden als den jetzigen wohlwollenden Herrscher". Besondere Anhänglichkeit, besondere Hingabe gegenüber der Person des Zaren? - Solche persönliche Bindung an den Herrscher wäre nur bei Offizieren festzustellen, „die zu seiner unmittelbaren Umgebung gehören". „Sparsam" mit solchen Erklärungen waren auch diese. „Äußerungen der Ehrerbietung" in bezug auf den Zaren waren unter den Offizieren selten. Und „Ausbrüche des Enthusiasmus", so der Attaché, „habe ich nie gehört, selbst nicht bei Festen vorgeschrittener Stunde." Das bedeutete insgesamt: „Das Offizierskorps scheint seinem Allerhöchsten Kriegsherrn ohne große Wärme, ohne besondere Scheu, ohne hohe Schätzung gegenüberzustehen, allein mit der herkömmlichen und bis zu einem gewissen Grade instinktgemäßen Ehrfurcht vor dem angestammten Herrscher." Und damit löste sich die Bindung von der Person: „In dieser Empfindung liegt viel Unpersönliches: Sie gilt mehr dem Kaiser schlechthin als Nikolaj II." Und: „Sie würde - allein - kaum stark gegen einen Wechsel in der Person des Herrschers protestieren." Selbst die mit in Betracht zu ziehenden extremen Lagen, die einkalkulierte Gefahr, „daß die gegenwärtige Bewegung zur Ermordung des Zaren führen könnte", waren nicht geeignet, die Bindung hochzureißen: „Die Möglichkeit wurde achselzuckend hervorgehoben oder zugegeben, über die Folgerungen wurde geschwiegen." 10 Als zum Äußersten entschlossener Schrittmacher des Zaren konnte sein Offierskorps nicht eingestuft werden. Für den Zaren zu überzeugen, in seinem Sinn überzeugend zu führen, zu motivieren, vermochten diese Offiziere sichtlich nur in begrenztem Maß. Wie stand es mit den Unteroffizieren? Vermochten sie, wo es an Motivation in der Führung der Offiziere mangelte, auf einer unteren Ebene zumindest disziplinare Absicherungen zu gewährleisten? - Die Aussage eines deutschen Technikers aus dem Bereich der Baltischen Flotte aus den Jahren 1904 und 1905, der freilich das vergleichsweise sehr selbstbewußte deutsche Unteroffizierskorps vor Augen hatte, streift diese Beziehung. Das Verhältnis der Unteroffiziere zur Mannschaft schien eher legerer Art: „Sie duzen s i c h . . . " mit der Mannschaft, aber noch mehr, sie „prügeln sich sogar ganz ungeniert". Die Folge: Befehle durchzusetzen, seien „eigentlich erst die Deckoffiziere in der Lage". Allerdings: „ . . . im Wachtdienst verschafft auch der Unteroffizier sich Disziplin." Ein Vorfall: Ein Matrose hatte einen Unteroffizier „durch Schläge mit einer Teekanne am Kopf verletzt..." Die Ahndung: „ . . . nur drei Tage Arrest." Frei-

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lieh auch „einige kräftige Schläge ins Gesicht" vom Ersten Offizier. Und Schläge wieder waren keine Ausnahme: „Geschlagen w u r d e . . . beim kleinsten wie beim schwersten A n l a ß . . . " u Und die Mannschaften? - Die Marinezentralbehörden unterstrichen: Die Mannschaften der Flotte könnten in ihrer Zuverlässigkeit als zweifelsfrei angesehen werden. Im Norden, in Libau, wären im Bereich des Geschwaders Nebogatov zwar Unzukömmlichkeiten vorgekommen. Aber die Hälfte der Geschwaderbesatzungen, so wurde betont, wären Reservisten gewesen. Und die Beurteilung der Mehrzahl der russischen Seeoffiziere lautete: Ein Mann, der seine sieben Jahre aktive Dienstpflicht hinter sich gebracht hatte, der sei eben nach neuerlicher Einberufung „an Bord von Kriegsschiffen nicht mehr zu verwenden". Mehr noch: „Es sind richtige Revolutionäre, diese Reservisten." 12 Im Norden aber gab es selbst in St. Petersburg weitere Hinweise auf mangelnde Disziplin: Die Kasernen seien nun dicht belegt. Nicht immer reichten die Aufsichtsorgane aus. Die Folge: „ . . . die Straßen ständig voller spazierender Matrosen." Der entsprechende Motivationsaspekt für ein Aufbegehren aus Offiziers. sieht - Korvettenkapitän Hintze berichtete darüber: „Die Leute sind unbeschäftigt, langweilen sich, kommen mangels körperlicher Ermüdung darauf zu denken, schließen Bekanntschaften mit Anhängern der revolutionären Propaganda und gelangen so allmählich unter dem Eindrucke des Geistes der Zeit in eine Gemütsverfassung, die nur der unmittelbaren Anregung bedarf, um zu einem Ausbruch wider dies langweilige und ungesunde Leben zu führen." 1 3 Auch der Marineminister Admiral Avelan wird später den Nährboden für revolutionäre Überlegungen im Müßiggang zu erkennen meinen: „Aus ihrer Heimat brachten sie vielleicht schon unruhige Ideen mit; in der Zeit der unfreiwilligen Muße brüteten sie darüber." 1 4 Es sei nicht nur der Müßiggang, der die Haltung beeinträchtige? Es gebe Beschwerden über die Verpflegung? - Die Marinebehörden dementierten die Berechtigung auch solcher Vorhaltungen. Der Marineminister Avelan winkte ab: Klage über schlechte Ernährung wäre „leerer Vorwand"; „ . . . jedermann kann sich an Bord unserer Schiffe und in unseren Kasernen davon überzeugen, wie gut und reichlich unsere Leute essen". 15 Der deutsche Marineattache sekundierte als wohl nicht voreingenommener Beobachter: Die Beköstigung in der russischen Marine gelte als gut, freilich auch nach relativem Maßstab — „in überwiegender Mehrzahl... besser und reichlicher als daheim". Schließlich das ins Auge springende Argument: „Daß es den Leuten gut geht, sieht man ihnen auch an." 1 6 Die Mannschaft sei unsicher für den Fall der Infragestellung des Regimes? Korvettenkapitän Hintze gab in der Einschätzung der Haltung der Marinemann-

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schaft rückblickend noch einigem Optimismus Raum: „Die Gemeinen" würden doch noch „wie eine Herde ihren gewohnten nächsten Vorgesetzten f o l g e n . . . " Freilich mit einer Ausnahme: den „sozialistisch und nihilistisch Angegangenen". Und freilich mit dem Vorbehalt von deren Zahl: „ . . . es fragt sich, ob deren Zahl genügend groß ist, um ausschlaggebend zu wirken." 17 Noch hoffte man auch auf einen Sieg: Ein Sieg in Ostasien würde den Unmut vergessen lassen, neuen Auftrieb geben? - Ende Mai setzte Tsushima den furchtbaren Kontrapunkt: die Vernichtung des II. Pazifischen Geschwaders. Ein weiteres Menetekel für den korrupten Staat und sein Regime: Schiffe, die man, so nahm man die bittere Kunde auf, in ihr Verderben geschickt, Brüder, so hieß es unter den Matrosen, die man leichtfertig in den Tod gesandt h a t t e . . . Die Schreckensnachricht mußte die Folgebereitschaft weiter herabsetzen. Die Niederlage war nur noch eine letzte Bestätigung. Der Antagonismus schwelte seit Monaten. Die Offiziere vor der Front ihrer Einheiten mußten die Verhärtung in der Gegenüberstellung immer öfter zur Kenntnis nehmen. Und die Schwarzmeerflotte war wesentliches Zentrum dieser Entwicklung geworden. Dies hatte sich schon im März beispielhaft in einer Kontroverse auf dem Schulschiff „Prut" gezeigt. Und dies führte zu Zielvorstellungen, die die Offiziere nicht einmal ahnten. Der „Prut"-Kommandant, Kapitän Baranovskij, wußte von der sozialdemokratischen Propaganda, die auch auf die Besatzung seines Schiffes einwirkte. Im März, am Palmsonntag, nach dem Gebet, wandte er sich, um dieser Entwicklung zu begegnen, in einer Ansprache an seine Mannschaften: „Matrosen! Ich weiß, daß ihr in der Umgebung der Stadt zu Versammlungen geht und dort staatliche Angelegenheiten und eure Nöte besprecht, daß ihr Proklamationen und Schriften lest, die von Juden geschrieben sind." Der Kommandant wollte es verhindern: „Laßt das sein!" 18 Der Kommandant riet, die Matrosen mögen solche Überlegungen ihren Vorgesetzten und den Behörden überlassen. Und er verurteilte die Einmischung von Parteiseite: „Das ist eine Schmach!" Und er wandte sich gegen die, die ihm die Initiatoren der ganzen Unruhe zu sein schienen: „Dazu hetzen euch Juden auf." Und er warnte eindringlich vor den möglichen Folgen: „Wenn einer von euch ertappt wird und vor Gericht kommt, werde ich nicht mit der Hand zucken, um euch das Todesurteil zu unterschreiben." Aber die Zeiten waren vorbei, da die Gegenseite zu solchen Vorhaltungen schwieg. Die Organisierten unter den Matrosen nahmen die Auseinandersetzung auf, antworteten, öffentlich, in einer Proklamation - „von der sozialdemokratischen Matrosenorganisation" und „an den Kapitän Baranovskij". Punkt für Punkt wollten sie diesem Kapitän Baranovskij ihre Meinung deutlich machen:

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„Du hast gesagt, daß es eine Schande ist, in die Umgebung der Stadt zu Versammlungen zu.gehen, daß die Proklamationen von Juden geschrieben werden, daß sie uns zum Verrat am Zaren aufhetzen." Und sie setzten dagegen: „Wir sagen, daß jeder anständige Mensch sich an den Versammlungen außerhalb der Stadt beteiligen muß, um dort frei seine Notlage zu besprechen." Und sie nahmen sich der Juden an: Er, der Kapitän, nenne die „evrei" abwertend „zidy" „Wir sagen, daß die Juden genau solche anständige Leute sind wie alle russischen Bürger." Er habe ihnen vorgehalten, daß sie „den Zaren verraten" - ja, hier wollten sie keinen Zweifel lassen: „Wir erklären, daß wir gegen den Zaren und die ganze zaristische Bande von Cuchnins, Baranovskijs und anderen kämpfen - gemeinsam mit allen russischen Arbeitern unter der Führung der Sozialdemokraten." Und schließlich zur Auseinandersetzung um die letzte Konsequenz: „Du hast uns erklärt, daß Dir die Hand nicht zucken würde, um unser Todesurteil zu unterschreiben." Das könne nicht überraschen: „ . . . das wissen wir, Du bist doch ein gedungener Henker!" Die Gegenrechnung: „Aber wisse, daß wir Revolutionäre sind und daß uns die Hand nicht zucken wird, um einem Nikolaj, einem Cuchnin und allen Verbrechern, die sich im Blut des Volkes baden, die Schlinge um den Hals zu legen." Es war naheliegend, daß die Organisierten der „Prut"-Matrosen ihr Papier mit einer gewissen Selbstgefälligkeit betrachteten, naheliegend auch, daß sie dem Wort die Tat, der Proklamation den Widerstand folgen lassen wollten. Und sie fühlten sich bestärkt, als im Juni Maschinenschüler von der „Ekaterina" an Bord kamen, die von jenem Panzerschiff schon ein gerütteltes Maß an Widerstandshaltung mitbekommen hatten. Schon konnte ein vergleichsweise geringer Anlaß diese Haltung unterstreichen, wie in jenem Fall, da ein Maschinenschüler, von einem Unteroffizier wegen eines nicht vollzogenen Befehls tätlich attackiert, zurückschlug. Und schon mündete diese Haltung in Debatten um den Flottenaufstand, zu dem Zeitpunkt, da „das ganze Geschwader sich vor Tendra versammeln würde". 1 9 Flottenaufstand... der entscheidende Schritt, ein faszinierendes Ziel. Flottenaufstand... Wie ein Fanal tauchte der Gedanke daran immer wieder auf den Schiffen der Schwarzmeerflotte auf, regte die Phantasie der Verwegensten an, reizte zum Debattieren, zum Durchspielen. Im Juli, zur Zeit der großen Seemanöver, sollte der Aufstand ausbrechen. Das Beginnzeichen: Zwei Signalraketen von Bord der „Imperatrica Ekaterina II". Das Nahziel: Die VerschwörerMatrosen auf den Schiffen sollten die Offiziere festnehmen und das Schiffskommando an sich reißen - „im Namen des Volkes". Das ersehnte Fernziel: das Übergreifen des Flottenaufstandes auf das Ufer, auf das Festland, auf das Heer,

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auf ganz Rußland. Der sinnlose Krieg gegen Japan sollte damit ein Ende finden, die allgemeine Unruhe den Impuls zur großen Revolution geben. 20 Sie diskutierten, gerieten ins Schwärmen, suchten wieder Boden: Konnten sie es wagen? Liefen sie nicht Amok? War es richtig, daß die Flotte zum ersten Schlag ansetzen sollte? - Zwei wesentliche Gründe führten die Befürworter ins Treffen: die gegebene Mannschaftsbasis und die einzuschlagende Strategie. Die Matrosen wären schon aufgrund der gezielten Rekrutierung - vielfach Arbeiter aus Industriebetrieben - , aber auch aufgrund der Kontakte zu Arbeitern an Land, so in den Werften, die dem Sozialismus am weitesten geöffnete militärische Mannschaftsgruppe. Und Kriegsschiffe müßten sich als Kern eines Aufstandes zudem widerstandsfähiger, aber auch beweglicher, elastischer erweisen als eine Heerestruppe an Land: jedes Panzerschiff ein taktisch selbständiges Machtinstrument, „eine Festung mit riesigem Vorrat an Kampfmitteln". 2 1 Wer könnte sich dagegen stellen? - Doch nur wieder ein anderes Schiff, ein ähnlicher „Seegigant" könnte als echter Widerpart gegen ein revolutionäres Panzerschiff auftreten. Aber würde es dazu kommen? — Man war sich sicher, daß kein Schiff dies tun, vielmehr daß, hätte nur ein Schiff das Signal gegeben, die Flotte insgesamt in revolutionäre Bewegung geraten würde. Und keine Frage, über diese revolutionäre Flotte müßte es dann auch möglich sein - nochmals der Sprung schon ins Visionäre - , die ganze Schwarzmeerküste Rußlands in Brand zu setzen... Schon wurde mit konkreten Vorstellungen die Auslösung des Flottenaufstandes durchdacht: am besten bei Nacht. Bei Nacht, zur festgesetzten Stunde, würden sich auf allen Schiffen die Verschwörer auf die schlafenden Offiziere stürzen, sie b i n d e n . . . Und dann? Der Gedanke der Realisierung des Aufstandsplans warf auch schon die Frage des Schicksals der Offiziere auf. Kein Zweifel, daß man sich ihrer, sobald das Signal zum Aufstand von „Ekaterina" gegeben würde, zu entledigen hätte. Über das Wie waren die Meinungen noch geteilt. Die einen wollten sich damit begnügen, ihnen die Schulterstücke herunterzureißen, sie gefangenzusetzen. Die anderen wollten sie töten, zumindest die am wenigsten beliebten - die Revolution, das sei keine Frage, werde ihre Opfer verlangen. Und diese Opfer brauche man sogar, allein schon um die Masse der Unschlüssigen mitzureißen. Über das Schicksal der Offiziere führte für die Ideologiebewußten der Weg bereits zum greifbaren Sieg: „Wenn die kleinen Zaren von gestern überall in den Staub geschmettert wären, wenn die Matrosen sehen könnten, wie leicht es war, mit ihnen fertig zu werden", spiegelte sich bei Fel'dman die Erwartung, dann würde „kochende Empörung" um sich greifen, der Aufstand alle erfassen, „und ein mächtiges Kampfinstrument, ein Geschwader, wäre in der Hand der Revolution". 2 2

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2. Die Fleischstücke auf dem Aufbau deck Ende Juni 1905 lag in SevastopoP das neue Panzerschiff „Knjaz' Potemkin Tavriceskij" unter Dampf: 1898 auf Kiel gelegt, 1900 von Stapel gelaufen, eben noch in der Werft, nun fertiggestellt, war es dem Linienschiffsgeschwader zugeteilt worden. Die Bauzeit war nicht kurz gewesen. Das Ergebnis: „Urbild des Linienschiffes", urteilte der deutsche Marineattache, wie man es „für das Schwarze Meer nötig und passend" ansah - 12.700 t; in der äußeren Erscheinung gedrungen, in den Abmessungen relativ breit; mit vier 30,5-cm-, 16 15,2cm-, 14 7,5-cm- und sechs 4,7-cm-Geschützen artilleristisch stark ausgestattet; der Antrieb aus 22 Belleville-Kesseln gespeist, für Kohle und - in der vorderen Gruppe - für Öl angelegt, die Geschwindigkeit mit 16 sm bemessen; die Besatzung mit 741 Mann vorgesehen. Bereitschaft zur Auflehnung gab es auf der „Potemkin" schon von der Werftzeit her. Da waren viele Matrosen mit Zivilarbeitern in Verbindung gekommen und damit auch mit sozialistischer Propaganda. Arbeiter aus Nikolaev und Sevastopol' waren es gewesen, und von den Matrosen vor allem Maschinisten und Heizer und Mannschaften in SpezialVerwendungen, die bei gemeinsamer Arbeit auf dem Schiff auch gemeinsame politische Interessen entdeckt hatten. Die Matrosen erhielten Propagandamaterial, „illegale Literatur und verschiedene Proklamationen". Und die Tage des Januar mit ihren Ereignissen im fernen St. Petersburg hatten den gemeinsamen Gesprächen zusätzliche Aktualität verliehen. 1 Allzu groß war zwar die Zahl derer, die direkte parteigebundene Verbindungen unterhielten, gerade nicht: 15 oder 20 mögen es gewesen sein, die geheime sozialistische Versammlungen, besonders die speziellen Matrosenversammlungen, besuchten. Flugblätter, Broschüren, Zeitungen schufen und erweiterten an Bord die Ebene der Sympathisanten, wohl einige Hundert, immerhin eine Basis, zunehmend reaktionsbereit, von manchen schon als „ein richtiger Bienenstock" angesehen. Und bald sprach man vom Kern der „Bewußten": „Im Vorfrühling des Jahres 1905", berichtete Ryzij aus dem Kreis der Mannschaft, „hatte der bewußte Teil der Matrosen der .Potemkin' die Notwendigkeit einer Revolution in Rußland bereits vollkommen begriffen." 2 Die Erscheinungsformen der steigenden Aktivität: mündliche Agitation, Flugblattverteilung, demonstrative Reklamation. Mündliche Agitation: Da fiel der Heizer Nikiskin auf, Vasilij Zacharovic Nikiskin - religiös, idealistisch, redebegabt, fast ein Prediger, der auch voll Enthusiasmus vortragen konnte. Daneben weniger Gewandte im Wort, die eher durch ihre entschlossene Art wirkten. Unter ihnen der Maschinenquartiermeister Evgenij Karpovic Reznicenko, der zugleich die Verbindung zur Küstenorganisa-

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tion der RSDRP, der Russischen Sozialdemokratischen Arbeiterpartei, aufrechterhielt.3 Dabei der Maschinenquartiermeister Denisenko, der Maschinenschüler Zaulosenov, der Maschinist Kulik. Unter ihnen, wenn auch eher am Rande noch, der Torpedoquartiermeister Afanasij Nikolaevic Matjusenko, der kleine Mann mit den vorstehenden Backenknochen, manchmal sogar von den „Organisierten" als unsicher eingestuft. Erst später sollte er zum Anführer der Aktion, nach FePdman zum „Schalthebel des .Potemkin'-Aufstandes" werden.4 Flugblattverteilung: Unvermittelt, überraschend forderten die Propagandapapiere die Matrosen heraus. So fanden sie am Morgen des Weihnachtstages, als sie erwachten, auf ihren Decken Flugblätter der Partei. Zwar waren diese Schriften technisch nicht perfekt, waren über primitive Maschinen geheimer Pressen gelaufen, äußerlich wenig einnehmend, oft kaum leserlich, und im Inhalt, so klagten „Potemkin"-Matrosen, nicht selten mit unverständlichen Ausdrücken angereichert. Dennoch, so meinten die Aktivisten zu erkennen, erfüllten sie ihren Zweck, weckten Neugier, Interesse: Die Matrosen lasen, nahmen die Hinweise auf. Demonstrative Reklamationen: Zeitlicher Ausgangspunkt waren die Minuten nach dem Antreten zum Abendgebet, nach Abschluß der Abendfeier auf dem Achterschiff: Verweigerung des Befehls des Wachoffiziers wegzutreten; anhebendes, sich verstärkendes Gemurmel, dazwischen mit lauter Stimme aus den letzten Reihen Ausrufe, Vorwürfe, Forderungen. Dann erst zerstreute sich die Mannschaft. Das Ergebnis der Aktionen: Erfolge wie Gegenmaßnahmen. Die Aktivisten hoben hervor, erste Erfolge ihrer Forderungen erzielt zu haben, so auf dem Verpflegungssektor, in der Qualität des Brotes. - Gegenmaßnahmen: Der Kommandant der „Potemkin" griff ein mit Warnungen, Freizeitreduzierungen, Disziplinarstrafen. Er wies auf die Pflicht zum Gehorsam, auf die Folgen des Ungehorsams hin - bis zur Todesstrafe. Er reduzierte die dreistündige Mittagspause: Die Mannschaft empfand es als Versuch, Gespräche und Diskussionen einzuschränken. Er zeigte sich zurückhaltend bei der Landgangerlaubnis: Die Matrosen klagten über zunehmende Schwierigkeiten, Ausgang in die Stadt zu erhalten. Wurde bei einem Matrosen Propagandamaterial gefunden, so drohte überhaupt Arrest. Manche mußten schließlich das Schiff verlassen: Der Kommandant ließ unerlaubter Propaganda verdächtige Matrosen ausschiffen. 5 Tief im Schiffskörper aber gärte es in kleinen Zellen weiter. Und wenn abends nach dem Kommando „Lieder singen und sich unterhalten" am Oberdeck Lachen und Gesang zu hören waren, fanden sich irgendwo in den unteren Etagen, in der Batterie, im Maschinenraum, die Vertreter des Untergrunds - die

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Revoluzzer. Nicht viele, fünf, sechs oder ein paar mehr. Gruppiert um ein Dameoder Dominospiel. Und kam ein Unerwünschter daher, wurde intensiv gespielt; war es „einer von den eigenen Leuten", wurde weiterdiskutiert. 6 Die Gespräche der Aktivisten kreisten um den Aufstand. Nicht ohne Ehrgeiz: „Wenn schon die ,Potemkin' das stärkste Panzerschiff in der Flotte i s t . . . , dann müssen wir auch den Aufstand als erste beginnen..." Nicht ohne konkret zu werden: so in der Frage, „was ein jeder im ersten Augenblick des Aufstandes zu tun habe". Erste Rollenverteilung, „ . . . je nachdem, wozu ein jeder imstande war" - Offiziere festnehmen, Gewehre und Patronen besorgen, Wachen auswechseln. Jedenfalls hätte der Dienst weiterzugehen: Ja, er müßte „in voller Ordnung weiterversehen werden". „In voller Ordnung", aber ohne Offiziere. Und schon stand auch auf der „Potemkin" das Schicksal der Offiziere zur Diskussion: Einige gab es auch hier, die rasch auf Tod plädierten, „daß man alle umbringen solle". Andere bremsten: „Umbringen solle man nur die Schlimmsten, d. h. die Reaktionäre." 7 Die Propaganda der Partei, der Russischen Sozialdemokratischen Arbeiterpartei, hatte gewirkt. Die Aktivisten hatten sie wörtlich genommen. Nun war das Sevastopol'er Parteikomitee - vermutlich in den ersten Maitagen - von den Zirkelgesprächen auf der „Potemkin" verständigt worden und sollte zu dem, was diesen paar Matrosen durch die Köpfe gegangen war, Stellung beziehen. Aber die Partei zuckte zurück. Sie mochte sich mit den etwas abenteuerlichen Überlegungen, mit dem raschen, unsicheren Sprung nicht identifizieren, blieb eher abweisend: Die Matrosen wurden darauf hingewiesen, „daß ein Aufstand auf nur einem Panzerschiff oder in der ganzen Flotte für die allgemeine Sache der Revolution in Rußland zuwenig wäre". Dazu, man müsse verstehen, würde eine viel breitere Basis notwendig sein: „Es müßten sich gleichzeitig in ganz Rußland die Arbeiter, die Bauern, die Armee und die Flotte erheben." Das Komitee, in dem Menschewisten und Bolschewisten freilich nicht ganz in Übereinstimmung waren, wobei die Bolschewisten selbst einer Teilerhebung wie der in der Flotte das Wort redeten, scheute in seiner Gesamtheit vor der Billigung der Einzelaktion jedenfalls zurück. Man berief sich, was in solchem Fall das Praktikabelste zu sein schien, auf Weisungen. Es würden zu jener breiten, großen Revolution, so hieß es, die nötigen Weisungen schon noch ergehen: „Man riet uns, bis zu einem solchen Augenblick zuzuwarten, d. h. bis zu einer Instruktion von der Küste aus." 8 Die Matrosengruppe, von der Partei solcherart im konspirativen Elan gebremst, sah zum Vorpreschen auch wieder keinen Grund mehr: „Bei der Abfahrt der ,Potemkin'", erinnerte sich Ryzij, „dachten wir gar nicht daran, einen Aufstand auf dem Schiff ohne Anweisung von der Küste zu beginnen." 9

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Am 25. Juni 1905, um die Mittagszeit, lichtete die „Knjaz' Potemkin" Anker, nahm langsam Fahrt auf und passierte die Sevastopol'er Hafenausfahrt - „mit dem vorschriftsmäßigen Signal und Gruß". Das Panzerschiff nahm Kurs Nordwest. Sein Ziel: die 150 Meilen entfernte Tendra-Bucht. Die Tendra-Insel, zwischen Sevastopol' und Odessa gelegen, war mit ihrer Bucht ein beliebter Ankerplatz anläßlich von Flottenübungen. Ein Torpedoboot unter Kommando des Leutnants Baron Clodt von Jürgensburg begleitete die „Potemkin": das 100-t-Torpedoboot Nr. 267. In der Tendra-Bucht sollte das Panzerschiff - es hatte scharfe Munition an Bord - die heuen Rohrfutter seiner 30,5-cm- und 15,2-cm-Geschütze einschießen, zeitgerecht, bevor die vorgesehenen Hauptmanöver der Schwarzmeerflotte begannen. Für das Torpedoboot waren dabei Zieldarstellungsaufgaben vorgesehen. 10 Ganz verdrängt hatten die Parteiaktivisten auf dem nun in Fahrt befindlichen Panzerschiff den Gedanken an die Revolution freilich auch nicht. Denn gerade um jene Hauptmanöver waren auf den Schiffen vor Sevastopol' immer wieder die Gedanken an einen möglichen Ausgangspunkt für einen allgemeinen Aufstand gekreist. Und deshalb waren gestern, am Abend vor der Abfahrt der „Potemkin", noch Matrosen der „Ekaterina" und der „Sinop" an Bord gekommen. Sie hatten im Gespräch mit den „Potemkin"-Gesinnungsgenossen die Frage nach der Verläßlichkeit des Panzerschiffes aufgeworfen - nach der Verläßlichkeit in ihrem Sinn. Als stärkster Einheit der Flotte mußte der Haltung der „Potemkin" wesentliche Bedeutung zukommen. Das Schiff konnte für Sieg oder Niederlage der revolutionären Aktion entscheidend sein. Und gerade diesbezüglich hatten die Freunde von den anderen Schiffen Bedenken gezeigt: Die „Potemkin"-Mannschaft galt in ihrem Sinn als rückständig. Die „Potemkin" hatte besonders viele Rekruten in der Mannschaft, d. h. die Mannschaft bestand nahezu zur Hälfte aus Neueingezogenen des letzten Jahres, aus Matrosen, die zu einem guten Teil eben erst aus ihren Dörfern gekommen waren, noch unter dem zwingenden Eindruck der an Bord herrschenden Disziplin, noch nicht verläßlich ergriffen von revolutionärer Propaganda, noch nicht erfaßt von „jenem stumpfen Haß gegen die Offiziere", wie er den älteren Jahrgängen schon viel stärker zu eigen geworden war. Und neben diesen Rekruten schienen auf der „Potemkin" überhaupt die jüngeren Assentierungsjahrgänge relativ stark vertreten. Nur rund 100 Mann älterer Jahrgänge konnten als potentieller Kern einer revolutionären Bewegung in Rechnung gestellt werden. Würde das genügen? Die Besucher von der „Ekaterina" und der „Sinop" hatten nun angeregt, während des Aufenthaltes in der Tendra-Bucht die Verläßlichkeit der „Potemkin" zu klären: am besten auf einer Versammlung an Land in den Tendra-Wäldern. Die „Ekaterina", die den Aufstand führen sollte, wäre nach der binnen kurzem

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angenommenen Rückkehr der „Potemkin" nach Sevastopol' vom Ergebnis zu verständigen. Und davon wieder würde es wesentlich abhängen, ob die Hauptmanöver, zu denen unmittelbar darauf die Schiffe auslaufen sollten, zugleich zu jenem Aufstand führen könnten. 11 Aber die Revolte auf der „Potemkin" war näher, als alle zusammen annehmen konnten. Der Morgen des 26. Juni sah die „Potemkin" vor der Insel Tendra. Um 1 Uhr mittags lichtete das Begleittorpedoboot Anker: Es hatte Auftrag, nach Odessa zu fahren. An Bord des Bootes befand sich ein Kommando von der „Potemkin", der Leutnant Makarov mit einigen Matrosen. Sie sollten in Odessa Vorräte einkaufen. Um 10 Uhr abends kehrte das Torpedoboot zurück. Die eingekauften Lebensmittel wurden auf die „Potemkin" gebracht, Säcke voll Mehl und Kolonialwaren, dazu Wein und Delikatessen für die Messe. Die ebenfalls eingekauften Fleischvorräte wurden auf das Aufbaudeck verfrachtet, die großen Fleischstücke an Haken aufgehängt, um während der Nacht frisch zu bleiben. Aus Odessa aber brachten die Matrosen auch revolutionäre Kunde mit. Einige des „Odessa"-Kommandos erzählten es ihren Kameraden, die Nachtdienst in der Küche machten: Es sei Generalstreik in der Stadt. Er sei in vollem Gange. Sie hätten aus diesem Grunde nicht einmal alle ihre Einkäufe besorgen können. 12 Nachts noch gab es Gespräche unter den Aktivisten im Untergrund des Schiffes: vom Streik in Odessa, den die von dort Zurückgekehrten erlebt hatten, und vom eingekauften Fleisch, das angeblich schlecht sein solle. Schon wurde im Sinne der Unruhen in Odessa die Frage nach einer Aktion in die Debatte geworfen, aber man kannte die Aufforderung der Partei zu warten, nur passiver Widerstand sei zweckmäßig, den könne man anwenden, und gegebenenfalls werde man den Börse aus diesem stinkigen Fleisch ablehnen. 13 Der 27. Juni begann laut Dienstvorschrift: Tagwache, Morgengebet, Deckreinigen. Matrosen mit aufgekrempelten Hosen und Ärmeln, mit Eimern und Schrubbern. Einer dieser Matrosen am Aufbaudeck merkte als erster den üblen Geruch: Er rührte von dem am Vortag eingekauften Fleisch. Gleich waren weitere Matrosen da: Sie umstanden die rohen roten Fleischstücke, merkten, daß sie voll weißer Maden waren, und begannen zu räsonieren und zu schimpfen. Die Stimmen wurden lauter, der Lärm zog weitere Matrosen an, die Menge am Aufbaudeck wuchs. Einer sagte es dem anderen, erinnerte sich Starcev-Siskarev, und schon hieß es quer durch das Schiff: „Eine Frechheit! Man will uns mit Würmern füttern!" Und vor den madigen Fleischtrümmern oben drängten sich mehr als hundert Mann, begehrten auf, protestierten. 14

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Ein Oberbootsmann kam heran. Hörte die Schimpfkanonade: „ . . . nicht einmal meinem Hund vorsetzen", „ . . . nicht einmal für Schweine gut genug", „ . . . nicht einmal die Japaner würden uns so ein Zeug zu essen geben" und „Werft das stinkende Zeug über Bord!" Der Oberbootsmann wollte dazwischentreten: „Was, eure Kameraden in Port Arthur haben Hundefleisch gegessen, und ihr findet Rindfleisch schlecht?" „Sind wir in Port Arthur?" - Der Oberbootsmann gab Befehl auseinanderzugehen. Nur wenige gehorchten. Und schreiend verlangten sie den Arzt: Der Arzt, der Schiffsarzt solle das Fleisch untersuchen. Der Schiffsoberarzt kam, der Kollegienrat Doktor Smirnov. Der Kommandant hatte es befohlen. Die Matrosen verstummten. Der Dr. Smirnov setzte den Zwicker auf, „näherte seine Nase dem Fleisch", so sagte Matjusenko aus, „roch daran", wandte sich an die Matrosen, die ihn sagen hörten: „Nichts ist's. Es ist Sommer. Das Fleisch ist nicht schlecht, man braucht es nur in ein wenig Salzwasser zu waschen und die wurmigen Teile wegzuschneiden." Und Matjusenko gab noch Smirnovs Kommentar wieder: „Man hat die Besatzung verwöhnt, deshalb wurde sie zum Feinschmecker." Die Matrosen murrten. 1 5 Der Kommandant, vom Schiffsarzt unterrichtet, hielt es an der Zeit, die Diskussion zu beenden. Befehl des Kommandanten: Auseinandergehen! Weiterer Befehl: Ein Unteroffizier als Posten zum Fleisch! Und die Namen derjenigen Matrosen, die etwa kommen sollten, das Fleisch anzusehen, hatten notiert zu werden. Die Matrosen begehrten auf: Die Untersuchung des Schiffsarztes sei eine Komödie gewesen, eine Provokation. Die einsetzende Agitation partei-organisierter Matrosen heizte die Stimmung weiter an. Wo der Unteroffizier an Oberdeck Posten bezogen hatte, aber war bald nur noch ein Teil des Fleisches. Der andere Teil war abgeholt, kochte bereits in den Küchenkesseln. Zu Mittag sollte es Börse geben, Börse aus diesem Fleisch... Blitzschnell grassierte nun die Parole: Man werde das Ausfassen der Suppe verweigern - „Eßt nicht den Börse mit dem verdorbenen Fleisch!" und „ . . . die Suppe wollen wir nicht.. ,". 1 6 Und der Kommandant hat das Abkochen dieser Suppe bewilligt? - Nun, es war nicht zum ersten Mal, daß Matrosen über die Verpflegung murrten, und von „Fleisch mit Würmern" war auf den Schiffen der Schwarzmeerflotte unter den Matrosen schon dann und wann die Rede gewesen - bisher war es dabei immer noch „ohne ernstere Konflikte abgegangen". - Der Kommandant konnte sich darüber kaum im klaren sein, was manche schon zu erkennen meinten: „ . . . er sieht nicht, daß er auf einem Vulkan steht". 17 Gegen Mittag riefen die üblichen Signale die Mannschaften auf: „Arbeit einstellen! Zum Mittagessen fertig machen!" und: „Branntwein hinauf!" und: „Die

3. „Schlagt die Drachen! Schlagt die Parasiten!"

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Besatzung zum Mittagessen!" Manche griffen nach der Wodka-Ration, manche nicht; aber keiner langte nach den „baki", den Schüsseln für den Börse, um dem Kommando: „Mittagessen ausgeben!" zu entsprechen. 18 12 Uhr. In der Messe Sesselrücken. Die Offiziere setzten sich zu Tisch. In den Messedecks dagegen Protesthaltung, teils lautes Räsonieren. Einige Matrosen lärmten, warfen die Eßbestecke auf den Tisch. Andere zogen sich in einen Winkel zurück. Aber keiner, der an den offenen Ausgabeluken seinen Börse geholt hätte. Der Wachoffizier, der Erste Offizier erschienen. Die Köche wußten nicht viel zu melden: Die Matrosen seien nicht bereit, die Suppe anzurühren, sie äßen Brot. Und sie forderten Zwieback, Butter und Tee. 19 Der Erste Offizier, Kapitän 2. Ranges Giljarovskij, trat vor. Noch nicht lange an Bord, aus dem Krieg im Fernen Osten gekommen. Selbst wütend auf „die Unfähigen" oben, aber Gehorsam fordernd ohne Vorbehalt nach unten. Nun wollte er den Lärm übertönen: „Ruhe, hört ihr! Was fällt euch ein? Ihr benehmt euch miserabel! Warum eßt ihr euren Börse nicht?" - Wortfetzen, die dem Kapitän um die Ohren flogen: „Weil das Fleisch stinkt!", „Eßt es doch selbst wir bleiben bei Wasser und Brot!" 2 0 Kapitänskajüte. Nochmals sprach der von der anhaltenden Unruhe benachrichtigte Kommandant mit den beiden Schiffsärzten: Chefarzt Dr. Smirnov und Assistenzarzt Dr. Golenko. Nochmals bestätigte Dr. Smirnov, daß das Fleisch gut und daß die Widersetzlichkeit der Mannschaft unberechtigt sei. Unberechtigt - Kapitän Golikov schloß damit Konzessionen aus: Pfeifsignal. Appell auf dem Achterdeck. „Alle hinauf!", „Nach Wachen antreten!" 21 v'"

3. „Schlagt die Drachen! Schlagt die Parasiten!" Achterdeck. Die Mannschaft angetreten, an beiden Seiten, bis über die Höhe des achteren 30,5-cm-Turms - Matrosen, Maate, Bootsmänner, rund 670 Mann. Der Wachoffizier, „bleich und verstört" auf- und abgehend, dann der Erste Offizier. Schließlich: „Smirno!" - Stillgestanden! Der Kommandant der Kapitän 1. Ranges Golikov. 1 Sie sahen ihn vor sich, er bestieg das Ankerspill inmitten des Achterdecks: von etwas mehr als Durchschnittsgröße, mit seinem graumelierten breiten Bart - „v forme lopatki", in Schaufelform, vermerkte Ryzij - , unbeliebt, ein typischer „Drache", mit Aristokratenmanieren. 2 Nun hörten sie den Kommandanten, „stolz, kaltblütig" hätte er sie angesprochen: „Poslusajte, matrosy!" - Hört zu, Matrosen! - Warum sie nicht mittagessen wollten? - „Man hat frische Vorräte gebracht, das Fleisch von vollkom-

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I. „Potemkin": Die Revolte in der Tendra-Bucht

men einwandfreier Qualität, der Doktor hat es überprüft und es für völlig geeignet zum Kochen befunden." Wohl habe es Maden daran gegeben. Aber „wenn es Maden gibt, die die Fliegen hinterlassen haben, so macht das nichts, der Schiffskoch braucht nur das Fleisch in heißem Wasser abzuwaschen, und es wird wieder frisch". Der Kommandant warnte sie jedoch auch vor den „Hetzern" an Bord: „Ich weiß, daß es unter euch nichtsnutzige Kerle gibt..." und: „Für Hetzer ist unter euch kein Platz. Liefert sie aus!" und nochmals nachdrücklich: „Ich wende mich an euch. Liefert die Anstifter und Aufrührer aus!" Golikovs Ansprache gipfelte in einer Drohung. Er wies auf die Folgen hin, die Verstöße gegen Ordnung und Disziplin in der Kaiserlichen Marine nach sich zu ziehen hätten, was Aufruhr auf einem Kriegsschiff bedeute. An Stricken gäbe es auf dem Schiff genügend Vorrat. Und: „Für alle diejenigen, die ihren Vorgesetzten nicht gehorchen wollen, ist das d a . . . " Und der Kommandant zeigte mit dem Finger auf den Rahnock. - „Höoo!" fuhr da eine Stimme aus den hinteren Reihen dazwischen. Die Rede Golikovs mündete in eine Aufforderung: Wer bereit sei, den Börse zu essen, möge vortreten zum Turm. 3 Nur einige wenige machten den Anfang - Bootsmänner, Maate, Werkführer. Die Matrosen zögerten. Kamen sie? Zu wenige, zu langsam. Der Kommandant steigerte sich in Zorn: „Vorwärts, vorwärts, beeilt euch!" Aber die Matrosen murrten. Rufe wurden laut: „Friß selber das Fleisch mit den Würmern!" Mag sein, daß sie im Übertreten begriffen waren. Zwischen Sich-Fügen und Verharren. Zweifellos aber hatte die Ordnung gelitten. Der Kommandant hatte sich nicht voll, zumindest nicht überzeugend durchgesetzt. Um nachzustoßen, um Remedur zu schaffen, griff die Führung nach ihrem letzten Mittel: dem Ruf nach der Wache. „Wache heraus!" - Auf das Ankerspill sprang jetzt der Erste Offizier, der Kapitän 2. Ranges Giljarovskij. Groß, herrisch, hoch aufragend über die Menge. Mit tiefgehaktem Säbel. Schlüsselfigur nun an der Wende zur Eskalation. 4 Im Gleichschritt, mit aufgepflanztem Bajonett, geführt von einem Oberbootsmann, kamen die Matrosen des Wachkommandos an. War es Bluff? Sollte es ein Exempel werden? Jedenfalls schien nun der Geist des Aufbegehrens gebrochen: „Es ist unnütz, noch weiter darauf zu bestehen . . . " Die Masse der Matrosen war hinübergetreten zum Turm. Den letzten Zögernden, zögernd Vortretenden, 20 oder 30, aber stellte sich der Erste Offizier gegenüber: „Nein, es ist gut, bleibt nur auf euren Plätzen!" Und es kam der Befehl an die Wache, sie zu umstellen, und der Befehl an den Wachoffizier, die Persenning herbeischaffen zu lassen.

3. „Schlagt die Drachen! Schlagt die Parasiten!"

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H a l b laufend, die Persenning, das schwere Segeltuch, schleppend, eilten acht Maate herbei. Die Persenning - altem Brauch auf einem Kriegsschiff gemäß wurde sie im Fall der Exekution über die Todeskandidaten geworfen, um die Hinrichtung möglichst unpersönlich zu halten. 5 V o n der W a c h e an die Reling abgedrängt - der H a u f e n der abgesonderten Matrosen. V o r ihnen die Persenning, die Karabiner der W a c h e , der drohende T o d . V o r ihnen die nun schneidende Stimme des Ersten Offiziers: „ A l l e , die ihren Börse essen wollen, können wegtreten. Jeder, der bleibt, kann erleben, wie wir mit Meuterern in der Marine verfahren!" A u f b ä u m e n unter den Bedrohten. Hilfeschreie: „Schießt nicht!" Gegenbewegung in der Matrosenmenge, die verharrt hatte, unter den Matrosen, die bleich, mit entsetzten A u g e n dem Geschehen gefolgt waren: Erschießen? Nein, das dürfe man nicht zugeben. Bewegung, A u f b e g e h r e n , dem nur noch starr die Doppellinie der W a c h e gegenüberstand. Giljarovskij rief v o m Ankerspill herunter dem neben ihm stehenden Fähnrich etwas zu. Der Schießbefehl? V o n hinten drängten einige Matrosen nach vorn: „ . . . Schießt nicht, K a m e r a d e n ! " U n d Schreie: „ H o l t euch selbst Gewehre und M u n i t i o n ! " Beginnende Revolte. Befehl Giljarovskijs an die W a c h e zu feuern. Schreie dagegen: „Schießt nicht! Es sind j a eure Brüder! Schießt nicht!" Zögern der W a c h e . Nochmals: „ F e u e r ! " - U n d nochmals: „Schießt nicht, wir sind Brüder!" 6 Zorniges A u f b r a u s e n Giljarovskijs - allgemeine Verwirrung. Schreie. Und der erste Schuß. Die Entschlossensten unter den Matrosen, Matjusenko an der Spitze, hatten die W a f f e n k a m m e r in der Zentralbatterie und die Munitionsmagazine gestürmt und erbrochen: „Ergreift die W a f f e n ! G e n u g der Geduld! M a n erschießt unsere Brüder! Nieder mit den Tyrannen! Es lebe die Freiheit!" U n d sie schrien gegen die O f f i z i e r e : „Schlagt die Drachen! Schlagt die Parasiten!" G i l j a r o v s k i j griff nach dem Revolver, einige sahen ihn einem M a n n der Wache das Gewehr entreißen, er feuerte, stürzte dem bewaffneten Vakulencuk nach. Der versuchte sein Gewehr in Anschlag zu bringen - Giljarovskij schoß, Vakulencuk sackte zusammen. Matjusenko tauchte a u f , an der Spitze einer Gruppe bewaffneter Matrosen, legte an, schoß. Der Erste O f f i z i e r blieb tödlich getroffen liegen. 7 Heraufgestürzt an D e c k , nachdem er die Matrosen am Gewehrverteilen hatte hindern wollen, k a m und fiel sogleich der Erste Artillerieoffizier Leutnant Neup o k o e v . Zur Seite gestoßen und niedergeschossen, als er nach einem Gewehr g r i f f , u m Giljarovskij noch beizuspringen, fand der junge Fähnrich sein Ende. Die Leichen wurden über die Reling ins Meer geworfen.

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I. „Potemkin": Die Revolte in der Tendra-Bucht

Der Aufruhr ergriff das Schiff gleich einem Orkan. Überrannt, verschreckt, von einem Gewehrkolben niedergestoßen, fand sich selbst der Schiffspope, der bärtige Vater Parmen: „Weg mit dir, Chaldäer! Weg mit dir, Trunkenbold!" 8 Gewehrsalve vom Oberdeck. Rund 20 Matrosen standen oben. Flucht; Tumult; lärmende Bewegung quer durch die Decks. Immer mehr Bewaffnete. Mit Messern und Bajonetten, mit bloßen Händen rissen sie Patronenkisten auf. Schüsse gellten. Schreiend, brüllend tobten die Aufrührer durch das Schiff: „Nieder mit der Autokratie! Nieder mit dem Zaren!" Und: „Die Offiziere, wo sind die Offiziere?" Und: „Töten wir sie alle! Alle! Alle!" Einige der Offiziere hatten sich in ihren Kammern eingeschlossen, von dort oder noch aus der Messe stürzten sie heraus, hinauf. Aus den Niedergängen sah man sie an Deck eilen — verfolgt, beschossen, verwundet — , sich über die Reling ins Meer werfen. Um aufgetaucht, als Schwimmende, neuerdings Zielpunkt für ein johlendes, knatterndes Scheibenschießen zu sein. Einige erreichten das Torpedoboot. 9 Dazwischen Angstschreie der Matrosen: „Wir fliegen in die Luft!" Offiziere seien dabei, Munition zu zünden, das Schiff zu sprengen. Tumult, Hysterie. Manche sprangen in Panik ins Meer. Kaltblütig wie keiner, mit schußbereitem Revolver, vom Batteriedeck aus beschossen, trat ein Offizier auf dem Achterdeck den Matrosen gegenüber - der Torpedooffizier, der Leutnant Tonn: „Legt die Waffen ab, ihr Narren - ihr werdet alle dafür erschossen werden!" Seinen Torpedowart Matjusenko rief er zu sich. Die Epauletten herunter! - Die Epauletten? „Dummkopf, du hast sie mir nicht gegeben, du wirst sie mir auch nicht nehmen!" Die Begegnung endete im Schußwechsel - Tonn starb in einem Hagel von Geschossen. 10 Aufgestöbert in seiner Kammer, hinter verriegelter Tür - der Chefarzt Dr. Smirnov. Über das Achterdeck schleppte ihn eine Gruppe Matrosen ab, mordbereit, höhnend, er möge doch selbst in das verdorbene Fleisch beißen. 11 „Den Kommandanten her! Wo ist der Kommandant? Wir wollen Golikov haben!" - Herausgeholt aus seiner Kajüte, heraufgebracht auf das Achterdeck der untersetzte Mann - ein kläglicher, erbärmlicher Anblick: ohne Kappe, ohne Hose und Schuhe, nur mit Hemd und Unterhose bekleidet, sichtlich zum Sprung ins Meer bereit. Sein Schicksal ahnend, an dem die Mienen der Matrosen keinen Zweifel ließen. Um Gnade, um Verzeihung bittend, als er nun vor Matjusenko stand. „Ich stehe tief in der Schuld der Besatzung", will Matjusenko ihn selbst gehört haben, „verzeih mir!" - „Ich will nichts von dir", erklärte Matjusenko, „darüber zu entscheiden ist Sache der Besatzung..." Die Mannschaft jedoch war

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gnadenlos, auch und gerade diesem zitternden, jammernden alten Mann gegenüber, der sie jetzt „brat'ja", „Brüder", nannte und der sogar versprach, sich beim Zaren für ihre Pardonierung einsetzen zu wollen. - Nein, fuhren einige dazwischen, am Rahnock hätte er sie hängen zu lassen angedroht. „Hängt ihn an der Rahe auf, dieses Aas!" schrien sie nun. „Genug, genug gewartet!" Und sie bugsierten Golikov hinüber an die Reling, schössen, und sie warfen ihn den anderen gleich ins Meer. 12 Inzwischen hatte das Begleittorpedoboot die Aufmerksamkeit der Revoltierenden auf sich gezogen. Eben noch bereit, Offiziere, die von der „Potemkin" über Bord gesprungen waren, aufzunehmen, riskierte der Kommandant, der Leutnant Baron Clodt, nun die Flucht. Am Bug der „Potemkin" vorbei wollte er die offene See gewinnen, um - sein Boot war ohne Funk - möglichst schnell Meldung machen zu können. Die Flucht des sich mit Volldampf entfernenden Bootes zu verhindern, schössen die „Potemkin"-Matrosen mit leichten Geschützen nach. Und veranlaßten damit den Kommandanten zur Umkehr und gleich auch dazu, sein Boot längsseit an das Panzerschiff heranzuführen. „Kommt herauf und bringt die Offiziere m i t ! . . . " , wurde das Boot von Matjusenko angerufen. Die „Potemkin"-Matrosen grollten über den Fluchtversuch: Sollte man die Bootsoffiziere, die eben an Bord kamen, nicht gleich erschießen? - Erschießen? Die Bootsmatrosen intervenierten. „Nein, es ist jetzt genug Blut geflossen..." Matjusenko und einige Besonnene gaben den Ausschlag. Die Rangabzeichen sollten den Offizieren abgenommen und sie sollten eingesperrt werden. Ein Dutzend zuverlässiger „Potemkin"Matrosen sollte auf das Torpedoboot gehen, und N 267 erhalte ab sofort seine Befehle vom Panzerschiff. N 267 sei jetzt ebenfalls eine Einheit der freien Russischen Marine.. . 1 3 Um 3 Uhr nachmittag war alles vorbei. Von den 19 Offizieren der „Potemkin" waren sieben tot, einer - Leutnant Vachtin - war schwer verwundet. Und die Matrosen? Hunderte der Mannschaft hatten sich zweifellos am Aufstand beteiligt. Der revolutionäre Kern war freilich begrenzter. Als „Revolutionäre, die zu jeder revolutionären Aktion bereit waren", so Ryzij, glaubte man auf rund 70 zählen zu können. In wüstem Zustand noch die Decks: auf dem Achterdeck die hingeworfene Persenning und Kappen, Revolver, Gewehre - und Blutflecken und Blutlachen. Mit Soda und heißem Wasser schrubbten sie das Blut von den Planken. 14 Auf dem Achterdeck ergriff die neue Schiffsführung das Wort, Matjusenko in erster Linie, dazu Nikiskin, Reznicenko: Der Radius der Aktion reiche weit

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I. „Potemkin": Die Revolte in der Tendra-Bucht

über das Schiff hinaus. Die Tat werde nicht vereinzelt bleiben. Das Geschwader werde folgen. Es gehe um die Befreiung ganz Rußlands. Man wußte - aufgrund der Fahrt des Begleittorpedobootes - von den revolutionären Ereignissen in Odessa. Odessa bot sich damit als Ziel: Dort konnte man helfen, die Streikenden unterstützen und Streik und Unruhen zur Revolution hochreißen. Um 4 Uhr war die „Potemkin" dampfklar. Auf Plakaten, die ein Matrose schnell entwarf und die auf dem Schiff während der Fahrt noch ausgehängt wurden, waren die neuen Parolen zu lesen: „Proletarier aller Länder, vereinigt Euch!", „Friede den Hütten, Krieg den Palästen!" und „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit!" 15

C. Auf der Reede von Odessa 1. „Vor Euch liegt der Leichnam eines brutal getöteten Matrosen..." Odessa - seit Wochen und Monaten war die Stadt in Unruhe, seit dem 26. Juni im Aufruhr. Proteste gegen unzureichende Löhne, gegen Überforderung in der Arbeitszeit und Rückständigkeit in den Arbeitsbedingungen hatten zu den ersten, noch örtlich wechselnden Ausständen geführt. Agitatoren, vor allem der Sozialdemokraten, auch der „Bundisten", vom Allgemeinen jüdischen Arbeiterbund, hatten mit Flugzetteln und Reden den Hang zum Widerstand geschürt. Peresyp', die Vorstadt im Norden und Nordwesten, mit Fabrikanlagen und Holzbaracken, emporgeschossenen Industrien und elenden Wohnhütten, diametraler Gegensatz zur großzügig eleganten Innenstadt, war zum Ausgangspunkt der Streikaktionen geworden, die schon im Mai einen ersten Höhepunkt erreicht hatten. Am 19. Mai waren mehr als 10.000 Arbeiter aus 98 Fabriken und Werkstätten im Ausstand gewesen. 1 Dabei waren politische Forderungen keineswegs immer im Vordergrund gestanden. Im Gegenteil, in zahlreichen Betrieben waren die Arbeiter negativ zur „Politik" eingestellt gewesen. Die Tabakarbeiter der Popov-Fabrik hatten die politischen Wünsche aus ihren Streikforderungen überhaupt gestrichen. Oft nur mühsam, kraft ihres parteipolitischen Rückhaltes, kraft ihres Überblicks und ihrer Routine im taktischen Vorgehen hatten „Organisierte" und Agitatoren sich in der Führung der Bewegung durchzusetzen vermocht. Und schließlich waren die Streiks, nachdem die Forderungen zumindest teilweise erfüllt worden waren, überhaupt abgeklungen. 2 Nun war es aber zu neuerlichem Anschwellen der Bewegung und auch schon zu ersten schwerwiegenden Zusammenstößen gekommen. Für den 26. Juni, den Tag, da das Begleittorpedoboot der „Potemkin" Odessa angelaufen hatte, meldete der Staatsanwalt N. M. Levcenko über die neue Entwicklung an seinen Vorgesetzten: „ . . . melde Euer Exzellenz, daß der am 13. (26.) dieses Monats in Odessa begonnene Streik von Arbeitern gegen Abend des gleichen Tages den Charakter von Straßenunruhen angenommen hat." Bewegte Szenen: Ansamm-

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I. „Potemkin": Auf der Reede von Odessa

lungen, Demonstrationszüge, umgeworfene Straßenbahnwagen, Steinhagel, Schüsse, Tote und Verwundete. Am Abend erloschen die Lichter - das städtische Elektrizitätswerk war gestört. Im Hafen wurden Eisenbahnzüge angehalten. Schon rief man nach Waffen. Flugzettel forderten zum Generalstreik auf. An diesem 26. Juni war das bürgerliche Leben in der Stadt ernstlich angeschlagen worden. 3 Für den 27. meldete der Staatsanwalt: „Heute, am 14. (27.) Juni, haben vom Morgen an die Straßenunruhen Massencharakter angenommen." Und: „Von 12 Uhr mittag an sind über Aufforderung der Streikenden alle Geschäfte in der Stadt geschlossen, und der Verkehr der Pferdebahn ist eingestellt." Randalierende, demonstrierende Massen wälzten sich durch die Prachtstraßen der Innenstadt. Abteilungen berittener Polizei und Kosaken versuchten sie da und dort abzudrängen, sie setzten sich nicht überall durch: wütendes Gejohle, splitternde Schaufenster; herausgerissene Pflastersteine, umgeworfene Telegraphenmaste, umgestürzte Gefährte - Straßenbahnen, Droschken, Fuhrwerke - , entstehende Barrikaden; angezündete Omnibusse, brennende Waggons der Pferdebahn, und Reden, Schüsse und Lieder. „ . . . die Bewegung eines großen revolutionären T a g e s . . . " , schwelgte ein begeisterter Student, und in einem Brief aus der Stadt hieß es: „Wir haben richtige Revolution." Dennoch stagnierte die Entwicklung im Sinn der Aufbegehrenden: Die Aufrührer hatten wohl ein paar Sprengladungen, einige hundert Revolver, einige Dutzend Gewehre. Auch war mehr als ein Dutzend Kosaken und Polizisten verwundet oder gefallen. Aber einige Hundert hatten die Arbeiter an Verlusten zu beklagen. Die Aktionen hatten jedoch keinen Durchbruch herbeigeführt. Und es war kein Zweifel, daß die Truppen regierungstreu, daß Amtsgebäude und Kasernen als Leitzentralen und Reservestellungen der staatlichen Autorität und Gegenbewegung unangefochten in der Hand der Truppen geblieben waren. Enttäuschung, Mutlosigkeit hatte am 27. abends die zurückkehrenden Demonstranten erfaßt. Die revolutionäre Bewegung schien in eine Krise zu münden. 4 Der 28. aber brachte neuen Auftrieb. Durch die Straßen schwirrte am Vormittag aufpeitschende Kunde - etwas bisher Unerhörtes: Ein großes Kriegsschiff, ein Panzerschiff sei spät abends in den Hafen eingelaufen, von einem Torpedoboot begleitet; und es stehe unter Matrosenkommando, und es sei bereit, die Arbeiter zu schützen. Und voll Neugier und Erwartung strömten Menschenmengen zum Kai. Von der steilen Uferwand, von der der Ausblick auf den Hafen am besten ist, für die Niedergeschlagenen ein erregendes, ein für sie zugleich verheißungsvolles Bild: über Schornsteinen und Masten der Handelsschiffe, über russischen und fremden Dampfern und Seglern draußen jenseits des Wellenbrechers, so Kirill, „in strahlender Schönheit, unbeweglich und majestätisch, die große schwimmen-

1. „Vor Euch liegt der Leichnam eines brutal getöteten Matrosen..."

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de Festung" - die „Potemkin". Und ihre schweren Geschütze weckten und nährten die Hoffnung, daß die Tage der Wehrlosigkeit vorbei, daß die der Rache nahe seien. 5 Auf der „Potemkin" - seit 22 Uhr des 27. in Odessa auf der äußeren Reede des Hafens ankernd - hatte inzwischen die neue Führungsstruktur sich durchgesetzt: revolutionäre Matrosen auf der Brücke und in der Admiralskajüte, die überlebenden Offiziere unter Bewachung in einer Kabine unter Deck. In der Admiralskajüte hatten sie in dieser Nacht lange, bis zum Morgengrauen, bis gegen 4 Uhr früh debattiert. In den tiefen Lederfauteuils und auf den Sofas des Salons hatten sie es sich bequem gemacht. Der Matrosenführung mußte es um die nächsten Schritte ab dem kommenden Morgen des 28. gehen. Die Fragen der lebensnächsten Bereiche waren zunächst zu lösen: Kohle und Proviant. Die Kohlebestände des Schiffes sollten aufgefüllt, Brot und weitere notwendige Lebensmittel an Bord gebracht werden. Der neuen Ära aber wollte man auch eine dokumentarische Basis verschreiben: eine Bestandsaufnahme, ein Protokoll über den Ablauf des Umsturzes auf dem Schiff sollte verfaßt werden. Bedeutender mußte die Diskussion über das künftige Verhalten des Schiffes sein. Da kamen sie nicht recht weiter. Man verwies neuerlich auf den Plan über einen allgemeinen Flottenaufstand. Die „Potemkin" habe eben nun den ersten Schritt getan. Es sei zu erwarten, daß sich auch andere Einheiten der Flotte anschließen würden. Daher sei umgehend die sozialdemokratische Führung an Land vom Stand der Dinge zu benachrichtigen, damit diese wieder über die Sevastopol'er Organisation alle übrigen Schiffe der Schwarzmeerflotte aktiviere. Und darauf müsse die „Potemkin" warten, gab man sich in der Admiralskajüte nun überraschend passiv: Nein, die „Potemkin" habe zunächst selbst keine offensive Aktion zu setzen. Warten, die Ankunft weiterer Einheiten abzuwarten, sei das Gebot der Stunde. Die künftige Aktion vorzubereiten aber wollte man sich immerhin an die Soldaten der Garnison und an die Einwohner von Odessa wenden - in Form von Proklamationen. Schon setzte sich einer an die Schreibmaschine. Soldaten und Kosaken forderte man zu gemeinsamem Vorgehen auf, die Zivilbevölkerung warnte man vor möglichen Gefahren im Fall der Auseinandersetzung: „Wir bitten alle Kosaken und Soldaten, sofort die Waffen niederzulegen und sich allesamt mit uns zu vereinigen, um für die Freiheit zu kämpfen. Die letzte Stunde unserer Leiden ist gekommen." Und die allgemeine Parole: „Nieder mit der Selbstherrschaft!" Schon wurde die eigene Lage auch als nachahmenswertes Beispiel präsentiert: Man handle selbständig, ohne Vorgesetzte, die Vorgesetzten seien vernichtet worden - „Wir sind schon frei!"

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I. „Potemkin": Auf der Reede von Odessa

Das Schiff unterstrich jedoch auch seinen drohenden Akzent. Die Proklamation enthielt die Warnung, die der Stadtbevölkerung die vernichtenden Möglichkeiten der „Potemkin" wie den Ernst der Stunde vor Augen hielt: Sollte man mit Gewalt gegen das Schiff vorgehen oder sollte es auf Widerstand stoßen, so könne man die friedliebenden Einwohner nur bitten, sich aus der Stadt zu entfernen, denn dann würde Odessa zerstört werden. Gegen fünf Uhr früh bestiegen „Potemkin"-Matrosen ein Dampfboot, um Lebensmittel in der Stadt einzukaufen. Sie besorgten Brot, Kartoffeln und Gemüse, sie warfen im Vorbeigehen die Proklamationen in Fabriks- und Werkstätteneingänge, und sie versuchten mit der Lokalorganisation der Partei in Verbindung zu treten. 6 Einen von der Parteiorganisation hatten sie gleich am Ufer angetroffen. Der Funktionär hörte sie an, ergriff die Gelegenheit, fuhr mit zum Panzerschiff: „Einer der Matrosen, auf einer Schaluppe angekommen, sagte, daß sie jemanden von den Sozialdemokraten brauchten", schrieb der Parteimann später. Und an Bord erscholl seine aufmunternde Agitationsrede: „Ich hielt eine Ansprache über die große Bedeutung des Protestes, der auf dem Panzerschiff erfolgt war. Ich berührte die Ereignisse des 9. (22.) Januar und des Krieges." 7 Nach dem Funktionär ergriff nun Matjusenko das Wort. Er führte zurück zur neuen Situation auf dem Schiff, zur Notwendigkeit auch einer neuen, gefestigten Führungsebene. Er unterstrich die Notwendigkeit einer Wahl - die Schiffsführung sollte durch Wahlen bestätigt und damit mit neuer Autorität ausgestattet werden. Natürlich hatten die Revolutionäre von gestern die Führung des Schiffes in der Hand. Allerdings hatte der Ausfall der gewohnten Befehlsstruktur inzwischen zu Unsicherheiten und Leerläufen geführt - zum Nachlassen der Ordnung. Deutlich war auch, daß bei weitem nicht die gesamte Mannschaft vom Geist des Widerstands und einer daraus resultierenden freudigen Unterstellung unter die Führer der Revolte erfaßt war. Die vorgeschlagenen Wahlen sollten einen möglichen Führungsverfall abfangen. Sie sollten eine Schiffsführung bestätigen, die alle wieder in den Ablauf eines geordneten Schiffsdienstes einzugliedern in der Lage wäre. Denn nicht jeder auf dem Panzerschiff, so hörte man gleich nüchterne Mahnung, dürfe „nach Belieben schalten und walten". Im Gegenteil, Disziplin sei die Voraussetzung für den anhaltenden Erfolg der Revolution: „ . . . es muß Leute geben, die Befehle erteilen, und solche, die sie ausführen, wenn wir siegen wollen." Die Konsequenz: der nun zu wählende „Matrosenrat", ein „Komitee", auch „Schiffskommission" genannt. Die Wahl des Komitees in einer Versammlung auf dem Achterdeck nahm nicht lange Zeit in Anspruch, und sie war ein eher lärmender Vorgang. Aus ihr

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sollten rund 25 Komiteemitglieder hervorgehen, und sie erfolgte durch Benennung und Zuruf. Sie bestätigte an der Spitze die Vertreter des revolutionären Kurses, die der Sache „ergebensten Genossen", wie Matjusenko es gefordert hatte. Aber sie erfaßte auch einige „Spezialisten", für den technischen Dienst notwendige Fachleute, wenn auch deren politische Dynamik eher gering einzuschätzen war. Das Komitee erneuerte sofort zu einem guten Teil die alten Befehlsstrukturen. Oberbootsmänner, Bootsmänner und Maate behielten ihren Rang. Außerdem behielten zwei Ingenieure die Leitung im Maschinenraum. Der Bootsmann Murzak wurde zum „starsij oficer", zum Ersten Offizier, bestimmt. Schließlich aber schien es dem Komitee sogar zweckmäßig, als Kommandanten des Schiffes ausdrücklich einen Offizier einzusetzen - den Leutnant Alekseev. Sicher eher als Symbol, vielleicht als Popanz, einfach deshalb, weil die meisten Mannschaften dem Offizier mehr zu gehorchen gewohnt waren als einem marxistischen Revolutionär. Dennoch ein bemerkenswertes Zugeständnis, selbst wenn man in Betracht zieht, daß Alekseev zwar als unbedeutend, aber als mannschaftsverbunden galt, daß er über die technische Leitung des Schiffes hinaus sichtlich keine Befugnisse erhielt und daß die entscheidenden Fragen des Schicksals seines Schiffes allein vom Komitee bestimmt wurden. Daß er im echten Sinn des Wortes nicht führte, sich eher krank und meinungslos gab, höchstens Verwirrung stiftete, mag richtig sein; ebenso daß bei ihm bald auch die Sorge durchschlug, in Zukunft für sein Verhalten zur Verantwortung gezogen zu werden. Daß er als Offizier jetzt und hier die Kommandantenfunktion überhaupt annahm, sollte Alekseev später mit dem Druck drohender Erschießung begründen. 8 An Land aber hatte die „Potemkin" an diesem 28. über die Flugzettelverteilung hinaus weitere Impulse gesetzt: mit einem Toten, der in diesen Tagen gleichsam zum Märtyrer werden sollte - mit dem Matrosen Grigorij Vakulencuk. Der schwerverletzte Vakulencuk war am 27. abends im Krankenrevier des Schiffes verstorben. Die Nacht über war der Leichnam in der Schiffskapelle aufgebahrt gewesen: brennende Lichter und betende Matrosen rundum. Am Morgen wurde er auf ein Boot gebracht und, mit einer Ehrenwache aus bewaffneten Matrosen versehen, an Land geführt. Unter grauem Zelt, in offenem Sarg, mit über der Brust gekreuzten Armen sollte der Tote am Kai ein eindrucksvolles, aufrüttelndes Memento bilden. Dies unterstrich ein Zettel an der Bluse Vakulencuks, mit dem sich die Matrosen an die Bewohner der Stadt wandten: „Bürger von Odessa! Vor Euch liegt der Leichnam eines brutal getöteten Matrosen, Grigorij Vakulencuk, der vom Ersten Offizier des Eskader-Panzerschiffes ,Knjaz' Potemkin

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I. „Potemkin": Auf der Reede von Odessa

Tavriceskij' getötet wurde, weil Vakulencuk erklärt hatte, ,der Börse ist ungenießbar'. Laßt uns das Zeichen des Kreuzes machen und sagen: .Friede seiner Asche.' Rächen wir uns an den blutrünstigen Vampiren. Tod den Unterdrükkern! Tod den Blutsaugern! Es lebe die Freiheit! Die Besatzung des Eskader-Panzerschiffes ,Knjaz' Potemkin Tavriceskij'. Einer für alle - alle für einen!" 9 Was der Zettel an Fragen offenließ, ergänzten berichtend und erzählend die Matrosen der Totenwache. Die Menge rundum, Streikende und ihre Gesinnungsfreunde, Neugierige und Schaulustige, geriet in Erregung. Ihre Anteilnahme an dem Toten schürte zugleich den Zorn: „Es lebe die Freiheit!" und „Nieder mit dem Zaren!" Zivile Agitatoren nützten die Stimmung, es gab Aufrufe, und aus den aufbegehrenden Gruppen und aus der angestauten Masse löste sich ein Zug: fahnenschwenkend, vom Kai stadteinwärts ziehend. Und ein neues Vertrauensgefühl hatte sie alle beflügelt: der Glaube an das Panzerschiff dort draußen. Denn es würde bald mit all den Kreaturen von Polizisten und Gendarmen, Soldaten und Kosaken kurzen Prozeß machen. Hunderte bewaffnete Matrosen würden an Land kommen. Schwere 30,5-cm-Geschütze würden jeden Widerstand brechen. Das größte Schiff, über das die Schwarzmeerflotte verfügte, stand auf ihrer Seite. In den Bewegungen in den Straßen Odessas, stellten Beobachter fest, lag nun etwas Nervöses, Erwartungsvolles. Denn dem Panzerschiff auf der Reede trauten sie nicht nur aufgrund seiner Stärke, sondern auch aufgrund der anzunehmenden Entschlossenheit seiner Besatzung alles zu: „Da die Matrosen den Rubikon überschritten haben", schrieb Korolenko, „sind sie offensichtlich zu den verzweifeltsten Unternehmungen bereit." Aber es ging auch wieder nicht nur um dieses Schiff. Im Hintergrund sah man schon die gesamte Schwarzmeerflotte auffahren. Die Flotte, so hieß es, würde der „Potemkin" folgen, schnell, ohne viel Umstände, alles sei schon eingeleitet: „Es wird versichert", ergänzte Gusev die Eindrücke, „daß die Matrosen mittels Funk die in Sevastopol' befindlichen Panzerschiffe und Kreuzer zu verständigen vermochten und deren Ankunft von Minute zu Minute erwarten." 10 Und schließlich ging es auch nicht mehr nur um die Flotte. Die revolutionäre Bereitschaft auch an Land - so sah man plötzlich mit neuem Optimismus, genährt von Gerüchten und Wunschträumen - schien ebenfalls unaufhaltsam anzuwachsen: die Bauernunruhen im gesamten Odessaer Bereich, die streikenden Arbeiter in Nikolaev, die sich nach Odessa in Marsch setzen würden, die Heeressoldaten in Odessa selbst, deren Sympathie für die Matrosen immer deutlicher werde, deren Übergehen zur Revolution durchaus möglich sei. Ja, die

2. Das Massaker auf der Richelieutreppe

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Situation für die Regierungsseite sei nun seit der Ankunft dieses so gut wie unangreifbaren Panzerschiffes nahezu aussichtslos geworden, und die Revolution werde wie ein verheerender Brand über all der zarentreuen Kamarilla zusammenschlagen. 11

2. Das Massaker auf der Richelieutreppe Inzwischen hatte der Telegraph nach St. Petersburg gespielt. Der Stellvertretende Innenminister Trepov wandte sich angesichts der Zuspitzung der Lage in Odessa noch am 28. Juni an den Zaren: Die „Potemkin" sei dort eingelaufen, habe sichtlich rebelliert. Der Zar hörte vom Leichnam auf dem Kai, vom Zettel daran, von der Drohung, den „Volksaufstand" zu unterstützen. Zwar habe das Militärkommando bereits Gegenmaßnahmen eingeleitet, Truppen seien in Bewegung gesetzt, Artillerie angefordert. Aber, so erklärte Trepov, außerordentliche Maßnahmen wären erforderlich, er erbitte besondere Befugnisse für den kommandierenden General des Odessaer Militärbezirks, General der Kavallerie Kachanov, und er empfehle - im Einvernehmen mit dem Odessaer Stadtpräfekten - , die Verhängung des Ausnahmezustands zu befehlen. Und der Zar auf Schloß Peterhof, überrascht, bestürzt, telegraphierte an General Kachanov, er möge „die entschlossensten Maßnahmen zur Niederwerfung des Aufstandes in Odessa ergreifen". Und noch am 28. Juni gab er Befehl, zur Gewährleistung der Sicherheit „und zur Beendigung der in Odessa und in den umliegenden Gebieten vorgekommenen Unruhen" über Stadt und Bezirk Odessa den Belagerungszustand zu verhängen. 1 Im Kommandogebäude des Generals der Kavallerie Kachanov in Odessa registrierten die Offiziere aufmerksam die Nachrichten von der Entwicklung der Bewegung im Hafen und in der Stadt. Die Verantwortung, die auf dem kommandierenden General lastete, war angesichts der Erregung in der Bevölkerung und angesichts des Panzerschiffes, dieses hochkonzentrierten Waffensystems in der Hand der aufrührerischen Matrosen, und schließlich angesichts der eingelangten Befehle des Zaren, der ihm alle Vollmachten erteilt hatte, um entscheidend durchzugreifen, nicht gering. Jeder außer Kontrolle geratende Zusammenstoß konnte zu einem furchtbaren Wüten führen. General Kachanov hatte Befehl für die Heranführung von Verstärkungen erteilt. In Odessa ballten sich die Bereitstellungen: Einheiten aus Bender und Tiraspol', aus Ekaterinoslav und Nikolaev - Infanterie, Artillerie, Kosaken, Dragoner. Konnte der kommandierende General sich auf seine Truppen verlassen? Sicher nicht ohne weiters auf die ursprünglich in erster Linie vorhandenen

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I. „Potemkin": Auf der Reede von Odessa

Ersatztruppenteile, auf die einberufenen Reservisten. Schon hatte es auch die sozialdemokratische Parteiorganisation - die Briefnachricht „L" an den „Proletarij" bestätigt es - registriert: „Sie hörten gern und mit Sympathie die sozialdemokratische Agitation an, die völlig offen auf den Straßen betrieben wurde." Und der Grund für diese Haltung: Die Soldaten, selbst aus Landbezirken, glaubten an einen Zusammenhang zwischen den Arbeiterausständen hier und den Bauernunruhen draußen, und schon hatte man die eine oder andere Äußerung vernommen, „daß sie nicht auf Arbeiter schießen würden". Aber da hatte nun der General als Korsett für seine aufmarschierenden Einheiten eine ganz andere Truppe zur Hand: die Kosaken. Verängstigt, verschreckt sahen die Menschen in den Straßen ihnen entgegen: „Frech, brutal, betrunken" kamen sie daher, „drängten die Passanten zur Seite, ritten auf die Gehsteige, drangen in die Menge ein und hieben nach rechts und links mit Reitpeitschen und Säbeln." Und Schlimmeres lag im Bereich der Möglichkeit: „Hätte man ihnen noch ein wenig mehr freie Hand gegeben, so würden sie sich darangemacht haben, die Stadt zu plündern." 2 Unerreichbar für all diese Unbill schien draußen auf der Außenreede das Panzerschiff. Ab dem Vormittag des 28. brandeten aus dem brodelnden Hafenbezirk Fischer- und Ruderboote heran: revolutionäre Aktivisten und Vertreter der Behörden, Sympathisanten und Neugierige, und vor allem letztere. Die Reaktionen der „Potemkin"-Mannschaft spiegelten die Verworrenheit der Lage. Unter den Matrosen wurde erster Zwiespalt in den Gefühlen deutlich - im Vordergrund zwar Freude über die errungene Macht, gesteigertes Selbstvertrauen, und dennoch da und dort schleichendes Unbehagen, in eine Entwicklung mit möglicherweise fatalem Ausgang hineingezogen zu werden. Das, was sie revolutionäres Bewußtsein nannten, den Zug zum revolutionären Ziel, fanden die ankommenden Partei Vertreter, wie sie meinten, jedenfalls nur unzureichend ausgeprägt. Aus den ankommenden Booten aber strömten nun geradezu ungehemmt Zivilisten an Bord. Zunächst, und darüber konnte man sich noch freuen, waren es Helfer: Helfer, die mit einem Dampfer die ersehnten Kohlen brachten; Helfer, die nun gemeinsam mit den Matrosen bei der Kohlenübernahme in Wolken von Kohlenstaub verschwanden, Kohlensäcke schleppten, schufteten. Aber es kamen dann gleich weitere Besucher, in ganzen Trauben, voll Sensationslust, Besucher, die in Decks, Maschinenräume und Türme ausschwärmten, die überall umherkrochen und im Wege standen: aufdringliches Volk - so taxierten es die Matrosen - , Herumfrager und Besserwisser, Gaffer und Großsprecher und - Agitatoren. Agitatoren - auf dem Achterdeck hörte man bereits ihre Reden: vom Kampf des Volkes gegen die despotische Regierung, von der Rolle, die der Arbei-

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terklasse dabei zufalle, von den Zielen, denen dieser Kampf gelte - der politischen Freiheit und dem fernen Ideal der Brüderlichkeit. Agitatoren, Parteifunktionäre - ein neues Element der aufstandstragenden Ebene auf dem Schiff: Parteifunktionäre aus der Stadt, vor allem die der Sozialdemokraten, aber auch vom „Bund", vom „Allgemeinen jüdischen Arbeiterbund". Drei dieser auf dem Schiff erschienenen Funktionäre sollten als Parteiverbindungsleute in den Vordergrund treten und an Bord bleiben: Konstantin Fel'dman, der quirlige, überall eingreifende, fanatische Student, Kirill Brzezovskij, der hochgewachsene Vorsitzende eines städtischen Bezirkskomitees, mit blondem Vollbart und einprägsamer Rede, und jener Genosse I. P. Lazarev mit dem Pseudonym Afanasij von der Odessaer Lokalorganisation, vom Bolschewistenkomitee. Ein Sozialrevolutionär, der ebenfalls an Bord erschienen war, hatte neben den Sozialdemokraten bereits weniger Anklang gefunden. 3 Admiralskajüte: Sitzung des Matrosenkomitees. Die Verbindungsleute der Partei zeichneten mit kühnem, angriffsfreudigem Leitbild die gegebenen taktischen Möglichkeiten: das Panzerschiff als die geeignete Rückendeckung wie Ausgangsposition, die Stadt zu erobern; Matroseneinheiten sollten an Land gesetzt werden, sollten Arbeiter mit Gewehren und Revolvern bewaffnen, sollten angreifen, und die „Potemkin" sollte die Angreifenden mit ihrem Geschützfeuer unterstützen. Der Augenblick sei günstig wie nie, die revolutionäre Begeisterung der Massen müsse genützt werden. Odessa könne jetzt der bahnbrechende Ausgangspunkt, die Basis für anlaufende revolutionäre Aktionen in ganz Rußland werden. 4 Der große Schwung dieser kühnen Vorstellungen aber fand kein Echo, stieß auf Ablehnung. Das Matrosenkomitee zögerte, widersprach. Man solle Angriffsgruppen an Land setzen? - Nein, die Mannschaft könne nicht geteilt werden, müsse geschlossen bleiben; außerdem müsse man auf die Flotte warten. Man solle die Stadt mit Schiffsgeschützen beschießen? - Das werde nicht möglich sein. Man hätte doch keine Ahnung, wo das Hauptquartier und die Truppen lägen, und man habe außerdem keinen geeigneten Stadtplan. Aber gerade für solchen Großeinsatz müsse das Eintreffen der Flotte abgewartet werden. Die Parteifunktionäre wollten es zuerst kaum glauben und dann fast verzweifeln: Die Flotte, die Eskader! Immer wieder stießen sie auf diesen Vorbehalt. Die Matrosen wollten sich mit der „Potemkin" nur als Vorhut fühlen: Ohne Eskader seien sie eben nichts, mit der Eskader allerdings alles. Nicht einmal Waffen an das Volk wollten sie inzwischen abgeben. Nein, abwarten - „Die Eskader!", klagte Fel'dman, „Die Eskader! Wie ein Leuchtturm in der Nacht verzauberte dieses Wort die Gemüter der Matrosen." 5

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Die Parteifunktionäre gaben dennoch nicht auf, rangen weiter um die Mannschaft, um ihr Ziel: „Die Agitation war unser treuester Bundesgenosse." Aber es war bald deutlich, daß es zusätzliche Ursachen für das Zögern des Matrosenkomitees gab. Zunächst wohl die, daß das Komitee die Stimmung der Mannschaft zu berücksichtigen hatte und daß es sich weiterer revolutionärer Ambitionen der „Potemkin"-Mannschaft keineswegs sicher war. Und selbst das Komitee war nun nach der Wahl kein reiner revolutionärer Kern mehr, selbst im Komitee - so registrierten die Genossen vom Land enttäuscht - war die revolutionäre Begeisterung nicht durchschlagend. Und die Aussicht, unzuverlässige Matrosen, die eher an Flucht als an Angriff dachten, als Sturmgruppen am Ufer zu landen, schien nun selbst die Entschlossensten bedenklich zu stimmen. 6 Eine Meldung, die von Deck in die Runde in der Admiralskajüte gelangte, unterstrich diese Unsicherheit: Die Mannschaft sei unruhig, sie wolle die vielen Zivilisten, die an Bord gekommen waren, wieder entfernt sehen. Die Lust an der Solidarisierung zeigte sichtlich Grenzen. Die Parteifunktionäre witterten Gefahr, die Matrosen wollten sich „einkapseln". Kein Zweifel aber auch, daß ein Teil der Mannschaft in seiner revolutionären Haltung dubios war, daß es Matrosen gab, die diesem ganzen aufrührerischen Agitieren und Treiben, die diesem ganzen revolutionären Gehabe gegenüber Distanz halten wollten. Nach außen wurde solche Differenzierung freilich nicht deutlich. Als ein Boot mit bewaffneten Gendarmen an die „Potemkin" herankam und die Gendarmen an Bord kommen wollten, waren sie angesichts der geladenen Gewehre der Wache schnell verabschiedet. Und als ein Dampfboot mit Vertretern der Behörden sich näherte - an den Uniformen erkennbar, vom Hafenkapitän bis zum Gendarmerieoffizier - , war in einem sich quer legenden Boot Matjusenko zur Stelle: „Fahrt sofort zurück, sonst werfen wir euch ins Wasser! Wir brauchen keine Obrigkeit m e h r . . . " Und unter dem Johlen und Zischen der Arbeiter am Kai suchte die bunte Behördendelegation wieder das Ufer. 7 Später noch meldeten sich zwei erfreulichere Uniformträger - Soldaten einer Heereseinheit in der Stadt. Sie berichteten dem Komitee und sprachen zu den Mannschaften: Die Soldaten des Landheeres wollten den Matrosen in ihrem Kampf zur Seite stehen. Natürlich, kam gleich die Einschränkung, würden nicht alle die Fronten wechseln. Aber nicht wenige würden nicht schießen.8 Die Stadt drüben aber hatte den ersten Zusammenstoß schon erlebt. Die zunehmende Erregung der Menschenmenge auf dem Kai, die die Richelieutreppe heraufdrängende Demonstrationsbewegung hatten auslösend gewirkt. Eine Kosakensotnie war angesetzt worden. Die Kosaken nahmen den Menschenstrom an der Spitze und am Fuß der Treppe in die Zange. Oben ritten sie beiderseits des Richelieu-Denkmals mit

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gezogenem Säbel an und - prallten zunächst auf überraschenden Widerstand: eine neu entfachte Entschlossenheit, entgegenfliegende Stöcke und Steine, einzelne bellende Schüsse. Die Kosaken warfen gleichwohl die ersten Wellen des Zuges auf die Treppenmündung zurück. Und Huf und Säbel trieben und wirbelten die Vorderen in die Nachdrängenden hinein, und in die Schlucht der Treppe, ihre 240 breiten Stufen hinab. Dort, auf der Treppe, brach jetzt das Chaos aus. Von oben drückte, Stufe um Stufe herabsteigend, eine abgesessene Kosakenkette, und sie schoß und lud und schoß in die von Panik erfaßte, rotierende, verkeilte, abwärts stürzende Menge. Am Fuß der Treppe aber fuhr nun die zweite Hälfte der Sotnie mit schneidenden Säbelhieben in die entsetzten Haufen, sich Bahn brechend den Kai entlang, der Bahre des Vakulencuk zu. Zusammengeschlagen, zusammengeschossen, kollernd, sich windend, zukkend, lagen auf der Treppe und die Kaistraße entlang zerfetzte Menschenleiber in ihrem Blut. Nur vorn die Bahre des toten Matrosen war unversehrt geblieben. Der Glaube an die neue Stärke, die sie durch das Panzerschiff in ihrem Rükken gewonnen zu haben meinten, hatte die Demonstranten vorwärts gerissen. Die „Potemkin" draußen jedoch war stumm geblieben. Zweifellos nicht auf dem laufenden, spät verständigt, aber auch dann in Warteposition verharrend. Verschreckte Melder zurückweisend - nein, kein Eingreifen, nein, es könne keinen Grund für übereiltes Handeln geben. Die Hauptsorge der Matrosen schien vielmehr ihrem Toten am Ufer, nun der Sicherung der Bestattung des Vakulencuk zu gelten. Eine Verlautbarung des Schiffes wandte sich über den französischen Konsul - mit den Behörden unmittelbar in Verbindung zu treten, sah man keine Möglichkeit - an die „sehr geehrte Bevölkerung von Odessa": Man möge, so lautete das vordergründige Anliegen, dem Begräbnis des Toten keine Hindernisse in den Weg legen. Man müßte sonst das Bombardement eröffnen. Und dazu erwarte man - auch hier der Hinweis auf die alles überdeckende Hoffnung - die Hilfe einiger weiterer Panzerschiffe aus Sevastopol'. 9 Weniger das Gemetzel an Land, vielmehr eine relativ geringfügige Ablenkung von See her scheint die Aufmerksamkeit der „Potemkin" in besonderer Weise auf sich gezogen zu haben. Die Dämmerung sah ein kleines Hilfsschiff, einen Tender, in den Hafen einfahren, 150 t nur, aber immerhin ein Schiff der Flotte: die „Vecha". Die „Potemkin" hatte die Sankt-Andreas-Flagge, nicht die rote gehißt. Der „Vecha"-Kommandant kam nichtsahnend an Bord, sich beim Kommandanten des Panzerschiffes zu melden. Um sich an Deck sofort von Matrosen umringt, verhaftet und, samt seinen ebenfalls herübergerufenen Offizieren, der Schulterstücke und Auszeichnungen entledigt, in der Admiralskajüte vor das Matrosenkomitee gestellt zu finden. Fel'dman hielt einem Staatsanwalt gleich

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I. „Potemkin": Auf der Reede von Odessa

eine Anklagerede, aber die Offiziere hatten Glück: Die Matrosen der „Vecha" hatten schnell für ihre Vorgesetzten interveniert, und es wurde schließlich bloß beschlossen, sie an Land abzusetzen. Noch versuchte vor seinem Abtransport der Kommandant der „Vecha" auf seine Mannschaft einzuwirken, sie auf die möglichen Folgen ihres Verbleibens an der Seite des revoltierenden Panzerschiffes hinzuweisen. Vergebens. Mit den Offizieren der „Vecha" aber ging auch jene Frau mit einem Kind im Arm an Land, die mit dem Tender angekommen war, um hier ihren Gatten zu begrüßen - die Gattin des Kapitäns Golikov. Die Frau sollte noch in der Nacht ihren toten Gatten sehen können. Er lag unter den Offizieren, die das Torpedoboot N 267 am Vortag aus der See gefischt und unterdessen an Land übergeben hatte. Die „Vecha" mit ihrer Mannschaft aber blieb neben der „Potemkin" liegen. „Potemkin"-Matrosen und Parteifunktionäre sorgten auch auf dem Tender für die Neuordnung in revolutionärem Gleis. 10 Der Abend auf der „Potemkin" fand dienstgewohnten Abschluß: Hornsignal „Zum Gebet", Vaterunser an Deck und im Batteriedeck vor dem Heiligenbild. Auch Lazarev, der Vertreter des Odessaer BoFseviki-Komitees, erlebte es: „Das Gebet begann. Ein Matrose betete das Vaterunser vor. Alle entblößten ihre Häupter. Auch wir nahmen unsere Mützen ab." Und der Funktionär gab zu: „Lächeln oder etwas ähnliches wäre fehl am Platze gewesen. Der Augenblick war vielleicht sogar feierlich." Dann schlug nochmals die Stunde der drei anwesenden sozialdemokratischen Funktionäre. Schon war man auch ihrer überdrüssig gewesen, der „Landratten", die nichts wie politisierten, agitierten und beunruhigten. Schon wollte man auch sie lieber ausgeschifft sehen - „Schickt sie an Land!". Da vermochten die drei nun - Geschenk der Rednergabe - in einer Matrosenversammlung aufs neue Vertrauen zu gewinnen, für sich wie für ihre Anliegen. Es war heiß und stickig im Geschützdeck gewesen. Und die Einleitung hatten in negativem Sinn einige der Älteren besorgt, die längerdienenden Unteroffiziere, die Werkführer, ihre Rufe: „Nieder mit den Auswärtigen!" Afanasij nahm alle seine Überredungskunst zusammen: „Matrosen! Ihr müßt uns unbedingt anhören: Wir sprechen nicht im eigenen Namen, sondern im Namen des ganzen russischen arbeitenden Volkes. Ihr als Söhne dieses Volkes müßt sein Wort h ö r e n . . . " Nochmals Widerspruch. Aber keine Frage, daß die Matrosen in den Bann der Worte gerieten. Fel'dman stieß in die politische Dimension der Stunde vor: Maden, Fleisch, Börse und Groll gegen die Offiziere traten zurück, ihre Meuterei gewann für alle erkennbar neuen, weiten Aspekt - verankert in der Unruhe in ganz Rußland, verbunden mit dem Marsch zum Winterpalais in St. Peters-

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bürg, erfaßt als Kampf gegen die Tyrannei, konkret als Vorhut einer gewaltigen Erhebung: Sie seien die Brücke, sie seien die ersten, die es gewagt hätten, „eine Brücke zwischen den zaristischen Kräften der Unterdrückung und den Arbeitern und Bauern, die für ihre Freiheit kämpfen, herzustellen!" Brücke über den Abgrund: da die Leiden der Arbeiter und Bauern, dort die Antwort des Zaren - Peitsche und Blei; da die Anliegen des Volkes, dort die Autokratie; die Autokratie, die auch die Matrosen in den sinnlosen Krieg mit Japan treiben könne. Ihr, der Autokratie, müsse aller Kampf gelten. Aber: „Können die Matrosen sie mit ihren eigenen Kräften besiegen? Nein! Auf wen müssen sie zählen können? Einzig und allein auf das V o l k " . . . Und noch der Nachstoß gegen den in die Stagnation treibenden EskaderGlauben: Ob die Eskader sich mit ihnen, den „Potemkin"-Matrosen, vereinigen werde oder nicht, sei noch nicht gewiß. Gewiß aber sei, daß das Volk drüben in Odessa an ihrer Seite stehe... Bis in die tiefe Nacht währten anschließend an die Reden Diskussionen und Spekulationen der Matrosen. 1 1 Drüben an Land aber gab die Nacht dem verbissenen Argumentieren schauriges Echo: die Hafenanlagen in Flammen, brennende Baracken, in Gluten zusammenstürzende Dächer, dazwischen Gewehrfeuer, Feuerstöße aus Maschinengewehren. An die 6.000 Tote schätzte man für diese Nacht in Odessa - die blutigste Nacht der Revolution von 1905. Das nachmittägige Gemetzel auf der Richelieutreppe hatte eine verzweifelte, aufgebrachte Stimmung entstehen lassen. Gegen Abend hatten die Streikführer zahlreiche umherstreifende Gruppen nicht mehr unter Kontrolle. Am Kai kam es zu ersten Plünderungen. Auf dem Ekaterinaplatz wurde eine Bombe gegen Kosaken geschleudert. Nochmals schien die Stadt sich aufzubäumen: Zusammenstöße, Tote, Verletzte. Hinzu kamen nun antijüdische Ausschreitungen - geschürte Rache an jüdischen Geldverleihern, Geschäfts- und Fabriksbesitzern. Stunde des Lumpenproletariats, der Arbeitslosen, der Vagabunden. Plünderungswellen überrollten nun auch den Hafenbereich, ließen in Lagerhäusern nach Lebensmitteln und Stoffballen und Wein- und Schnapsfässern greifen. Und schließlich hochschlagende Flammen, die das Chaos zum Inferno wandelten. Und vor dem ausgreifenden Feuerorkan, der über die Dächer hinweg auch Schiffe und bis in den Morgen ein Viertel der Stadt erfaßt hatte, wurden selbst auffahrende Feuerwehrfahrzeuge umgestürzt und als Barrikaden benützt. Die Truppen hatten Befehl, die Unruheherde einzuengen und Plünderer zu erschießen. „Säubern" im Hafenbereich: „ . . . von oben hörte man Salve um Salve, und Dutzende und Hunderte Leichname stürzten den Abhang hinunter." Verletzte krümmten sich, erhoben sich und stürzten wieder unter den Kugeln,

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versuchten sich zu verkriechen, verbrannten in den Flammen. Noch inmitten des Gewehrfeuers fuhren Rettungswagen auf. Und mit dem Rückzug der Menge griff vor allem nach Mitternacht das tödliche Jagen noch in die Straßen der Stadt über. Am Morgen würde es kein Erwachen geben in Odessa, notierte ein Bürger, weil kaum jemand „in dieser entsetzlichen Nacht geschlafen" habe. Raub, Flucht und Tod, Soldatenkordons und Gewehrsalven und über allem der zuckende Schein der Brände hatten ihr verzerrtes Antlitz gezeichnet. 12

3. Zweimal Demonstration - Begräbnis und Beschuß Diese Nacht zum 29. Juni sah draußen auf der Reede ein auch weiterhin schweigendes Panzerschiff. Eine furchterregende Festung, und doch voll Unsicherheit: voll Sorge vor etwaigen Angriffen von regierungstreuen Torpedobooten - immer wieder tasteten die Schiffsscheinwerfer in die Finsternis; voll Argwohn der revolutionären Führungsgruppe vor Verrat - die Wachtposten hatten strenge Weisung, besonders auf „Vecha" und das Torpedoboot zu achten. Trotz aller revolutions-optimistischer Reden und Aufrufe Mißtrauen in der revolutionären Führung gegenüber der eigenen Mannschaft, Angst, die „Unverläßlichen" unter den Matrosen - und deren gab es sicher einige Hundert - könnten die Nacht nützen zur Flucht aus dem Bannkreis des Aufruhrs. Dieser Abend des 28. und die Nacht zum 29. Juni ließ auch bei Hof im fernen St. Petersburg die Gedanken noch um die kaum faßbare Meldung aus Odessa kreisen. „Es ist schwer, daran zu glauben", hatte Nikolaus über die „erschütternde Nachricht" eben notiert. Und Prinz Hohenlohe, in Hofkreisen eingeführt wie kaum ein anderer seiner Kollegen, hatte davon erfahren, als er „abends mit Seiner kaiserlichen Hoheit dem Großfürsten Vladimir von einem Diner bei Bekannten in der Umgebung Petersburgs nach Carskoe z u r ü c k f u h r . . . " Der Eindruck war auch hier deprimierend gewesen - nach Tsushima binnen kurzer Zeit eine zweite große Enttäuschung, die die Flotte bereitete: „Der Großfürst war über diese neuerliche Katastrophe ganz gebrochen." 1 Aber „wie gebrochen gewesep" angesichts der Meuterei-Meldung war auch ein zweiter hoher Offizier, so wußte der deutsche Marineattache Korvettenkapitän Hintze wenig später nach Berlin zu berichten: der Befehlshaber der Schwarzmeerflotte, der Vizeadmiral Cuchnin, der in diesen Tagen eben aus Sevastopol' nach St. Petersburg gekommen war. Schon am 29. Juni morgens empfing der Zar die Admirale Avelan und t u c h n i n zur Berichterstattung im Hinblick auf die einzuleitenden Maßnahmen. Cuchnin sollte sich umgehend nach dem Schwarzen Meer zurückbegeben. 2

3. Zweimal Demonstration - Begräbnis und Beschuß

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Hohenlohe war noch am 29. über jene ersten Gegenmaßnahmen der Marineführung gegen die meuternde „Potemkin" unterrichtet: „Alle Schiffe der Schwarzmeer-Eskader wurden nach Odessa b e r u f e n . . . " Allerdings fehle es noch an „Details, wie sich dieselben des genannten Kriegsschiffes bemächtigen werden". 3 In Odessa aber konzentrierten sich zur selben Stunde noch alle Hoffnungen der Revolutionäre eben auf die „Potemkin": „Alles hofft jetzt nur noch auf die Matrosen...", hieß es am Vormittag des 29., sonst würde an Land aller Widerstandswille erlöschen. Aber selbst diese Hoffnung schien nicht sehr begründet, eher dubios. Denn die „Potemkin" hatte am Vortag wohl Proviant und Kohle übernommen, hatte den Grigorij Vakulencuk am Ufer aufgebahrt und die kleine „Vecha" an sich gezogen, aber als Kampfinstrument voll revolutionären Elans hatte sie sich sicher nicht erwiesen. Kein Zweifel demgegenüber, daß laufend militärische Verstärkungen in und um Odessa eintrafen. Und Artillerie, die offensichtlich zur Bekämpfung des Panzerschiffes bestimmt war, wurde nun auch auf dem Ufer in Stellung gebracht. Auf der „Potemkin" aber befaßte das Komitee sich auch jetzt in erster Linie mit einer vergleichsweise zweitrangigen Frage: mit dem Begräbnis des noch immer am Ufer aufgebahrten Vakulencuk. Es sollte mit Trauerzug und auf dem Friedhof stattfinden. Dies konnte freilich nicht ohne Einwilligung der Militärbehörden geschehen. Daher wurde eine Delegation von drei Mann bestimmt, um beim kommandierenden General vorzusprechen und um dessen Erlaubnis für das Begräbnis zu ersuchen. Das Komitee beschloß nun allerdings auch einen weiteren Trennungsschnitt an Bord: die Ausschiffung der überlebenden „Potemkin"-Offiziere. Auf ihre Anwesenheit, wenn auch in Haft, wurde der zutage getretene Mangel an durchgehender revolutionärer Entschlossenheit der Mannschaft zurückgeführt - auf das nach wie vor weiterwirkende Abhängigkeitsverhältnis. Nur der Leutnant Alekseev, die beiden Ingenieure und der Arzt Dr. Golenko hatten zu bleiben, die anderen wurden an Land gesetzt. Auch die höheren Unteroffiziere sah man allerdings als notorisch unzuverlässig an. Sich auch ihrer zu entledigen, wagte man freilich nicht. Ihr Abgang, so kalkulierte man, würde das Vertrauen der Mannschaft in die Schiffsführung allzusehr erlahmen lassen. 4 Inzwischen machte sich die Matrosendelegation, die den kommandierenden General aufsuchen sollte, auf den Weg. Die Abordnung, der auch Fel'dman in Matrosenuniform gesteckt - angehörte, fand die Bahre und Leiche Vakulencuks am Kai zwar mitten unter Trümmern, aber unversehrt vor. Nur die Verwesung hatte unter der Hitzeeinwirkung der Brände schnellen Fortschritt gemacht.

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I. „Potemkin": Auf der Reede von Odessa

Auf ihrem Weitermarsch wurden die Delegierten auch vom Schiffsgeistlichen, dem Vater Parmen, begleitet. Des vorgesehenen Begräbnisses wegen hatte man ihn bei der Ausschiffung der Offiziere noch zurückbehalten. Gleich an der Spitze der Richelieutreppe aber wurde die ganze Gruppe festgenommen. Der kommandierende Offizier der dort stehenden Einheit ließ sie in das Kommandogebäude eskortieren, den Geistlichen nahm er höflich beiseite. Im Hof des Kommandogebäudes harrten, ohne daß sie zu ihrer Mission Stellung hätten beziehen können, die Delegierten der „Potemkin". Nicht ohne Bangigkeit auch, so berichtete Fel'dman, angesichts der gegebenen Szenerie: „Drohend blitzten die Bajonette, scharf tönten die Befehle, Ordonnanzen flitzten hin und her; und irgendwo in der Seele regte sich eine Unruhe, die bald zur Gewißheit wurde, daß uns die Erschießung erwarte." Da tauchte am Aufgang der Schiffspope auf - in Begleitung eines Obersten: Vakulencuk dürfe begraben werden, um 2 Uhr nachts. Die Delegation bat um eine Zeit untertags. Der Oberst ließ sich in keine Diskussion ein: Sie könnten abtreten. Später, nach ihrer Rückkehr auf das Schiff, kam ergänzende Erlaubnis: Vakulencuk dürfe umgehend, um 2 Uhr mittags, begraben werden, und zwölf unbewaffnete Matrosen seien als Geleit gestattet. 5 Durch die Preobrazenskij-Straße und weiter durch die Straßen der Stadt bewegte sich - von Vater Parmen geführt - der Begräbniszug. Niemand in der Bevölkerung hatte über den Zeitpunkt Bescheid gewußt. Aber Tausende folgten dem mit der Andreas-Flagge bedeckten und von zwölf „Potemkin"-Matrosen begleiteten Sarg, bildeten Spalier, harrten auf Baikonen, in Toren und Fenstern, weinten und schluchzten und warfen Blumen. 15.000 wurden geschätzt, und draußen, im Bezirk Cumnaja Gora, „Pestberg", im Volksmund Cumka genannt, stießen nochmals Mengen von Arbeitern, man sprach von weiteren 5.000, zum Zug. Sie zogen in Reih und Glied. Eine indirekte, gewaltige Demonstration. Die Zuschauer am Rande spürten die Spannung: „Es war etwas Beunruhigendes an diesem ungewöhnlichen Begräbnis." Wo war die Polizei? - Uniformierte Polizei war während des Zuges nicht zu sehen. Militäreinheiten, auf die man traf, bezeigten Achtung, salutierten sogar den Toten. Erst draußen, nächst dem Militärfriedhof, sah man auch Polizeiabteilungen. Am offenen Grab leidenschaftliche Reden: Der gegenwärtige Moment sei als „Beginn des Aufstandes" zu werten. Zurufe aus der Menge: „Nieder mit der Autokratie!", „Es lebe die Revolution!" Und selbst einige Reservisten hatte man beim Mitrufen beobachtet. Es war später Nachmittag, als der Sarg ins Grab gesenkt wurde. Noch im

3. Zweimal Demonstration - Begräbnis und Beschuß

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Auseinandergehen erschollen Rufe: „Nieder mit der Autokratie!", und „Hurra"Rufe für die in Richtung Hafen abgehenden zwölf Matrosen, und: „Ergebt euch nicht!" Schon kam auch Sorge um diese zwölf auf: „Allen schien der Gedanke entsetzlich, daß man sie auf hinterhältige Weise aufhalten könnte." In der Tat sollten auf ihrem Rückweg die von der Menge immer wieder akklamierten Matrosen noch unter Feuer genommen werden. Nur neun erreichten den Kai. Wenig später, um halb acht Uhr, aber rollte über der Stadt das dumpfe Dröhnen eines ersten Schusses der „Potemkin". Die Menge, da und dort noch in der Rückbewegung vom Friedhof, zuerst an Salutschüsse für den eben Begrabenen glaubend, stob entsetzt nach allen Richtungen auseinander. 6 „Potemkin". Der Beschluß zur Eröffnung des Feuers war heftiger Diskussion entsprungen: zuerst im Komitee, anschließend in der Matrosenversammlung. Daß sie alle auf diesem Schiff am Rande der Todesstrafe standen, hatte längst an den Nerven der meisten gezehrt, daß sie jetzt die erste aggressive Handlung nach außen setzen sollten, brachte die Meinungen in Widerstreit. Das anhaltende Zuwarten sei angesichts der Opfer dieser Nacht nicht mehr zu rechtfertigen. Außerdem biete eine Befehlshaberbesprechung im Stadttheater, von der man durch Soldaten erfahren hatte, ein einmalig lohnendes Ziel. Die Kerngruppe der Sozialdemokraten führte ihre Argumente zunehmend nachdrücklich ins Treffen - bis zum Druck des Zuspät für ein Zurück: „Kameraden, ihr seid an dem Punkt, wo eine Umkehr noch möglich ist, bereits vorübergegangen." Fel'dman hatte gesprochen, und schon glaubte er angesichts aufbrausender Zustimmung gewonnen zu haben, da schwoll lärmend aus den hinteren Reihen die Gegenbewegung an: „Wir dürfen nicht auf die Stadt schießen!", „Nein, wir dürfen nicht auf unser eigenes Volk schießen!" und „Niemand ist bereit!" und des Parteiagitators überdrüssig - „Schickt ihn vom Schiff!" und „Wir wollen keine Landratten hier haben!" Und manche riefen nach dem „Kapitän". Nervös, dem Augenblick sichtlich nicht gewachsen, aber blieb Leutnant Alekseev auch diesmal eine Figur am Rand. Da erbat für sich der kleine drahtige Matjusenko das Wort. Er appellierte an die Einigkeit, erinnerte an das Blutvergießen, das unter den Arbeitern angerichtet worden war: „Sie gingen hin und starben. Und wir? Eine ganze Festung, ungeheure Kanonen, Hunderte von Waffen sind in unseren Händen, und wir sehen ruhig und schweigend zu, wie man unsere Brüder, die Arbeiter, totschlägt." Der Meinungsumschwung gelang, und den Umschwung besiegelte die eintreffende Nachricht vom Überfall auf ihre Begräbnisabordnung: Drei Matrosen vermißt! Die Begräbnisruhe ohne Warnung gebrochen! 7

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I. „Potemkin": Auf der Reede von Odessa

Nun fühlten sie sich persönlich angegriffen. Die Matrosen nahmen ihre Gefechtsstationen ein. Der „Kapitän" erhielt Befehl, das Schiff bis auf 500 m an den Kai heranzuführen. Die „Potemkin" setzte sich in Bewegung. Um halb acht Uhr krachte der erste Schuß aus einem 15-cm-Geschütz. Ein blinder Schuß, zwei weitere blinde folgten - als Warnschüsse. Schließlich zwei scharfe Schüsse, ebenfalls aus 15-cm-Geschütz. Beide Male meldete der Ausguck Weitschuß. Unsicherheit, aufflammende Diskussion, Vorwürfe: Sicher habe man bereits Zivilisten getötet. Wieso traf man das Theater nicht? Man habe keine entsprechenden Stadtpläne? Die Unsicherheit wuchs, trieb zu neuen Vorschlägen: Man müsse Karten besorgen! Man müsse Verbindung mit der Parteiorganisation aufnehmen! Man müsse ein Ultimatum an Land überreichen! Man müsse aber auf jeden Fall das Schießen abbrechen! Das Komitee besprach den Inhalt des vorzulegenden Ultimatums. Es forderte zunächst freie Bewegung für die Matrosen und ihre Einkaufskommandos in der Stadt - ein Fleischeinkaufskommando war am selben Tag festgenommen worden. Das Ultimatum gipfelte in der Forderung an den kommandierenden General, sämtliche Truppen aus der Stadt zurückzuziehen. Und es drohte im Falle der Nichterfüllung mit dem Bombardement der Stadt am nächsten Tag. Noch am Abend ging eine Matrosenabordnung ab. 8 Die Forderungen entsprachen freilich weder einer etwa erzielten Wirkung durch die Beschießung noch den inzwischen eingetretenen Kräfteverhältnissen. Als Druckmittel war die Kanonade zweifellos enttäuschend gewesen - die Breitseiten, die man nicht ohne Bedenken in der militärischen Führung und verängstigt da und hoffend dort in der Bevölkerung erwartet hatte, waren ausgeblieben. Zwei leicht beschädigte Wohnhäuser waren die Ausbeute. Auch dem General Kachanov konnte die Mäßigkeit des Schießens nicht entgangen sein. Mit seinen frisch verstärkten Einheiten durfte der kommandierende General sich den Revolutionären auf dem Schiff wie in der Stadt gegenüber gewappnet fühlen. Und sie zeigten sich auch zuverlässig, seine Truppen: die aktiven Einheiten wie das 8. Don-Kosaken-Regiment, das 15. Artillerie-Regiment, das 11. Sappeur-Bataillon, aber auch die Einheiten der Reserve wie die Infanterieregimenter 205 und 273 und das Seebataillon. Und gerade die Reserve-Formationen überraschten positiv. Hielt man nämlich in der Parteiorganisation selbst die aktiven Truppen für ansprechbar, dann umso mehr die Reservisten. Man hatte gehört, wie Soldaten in der Pferdebahn und in der elektrischen Straßenbahn gegen ihre Vorgesetzten murrten, wie sie eigene Leute, die auf Arbeiter geschossen hatten, „Judas" nannten, wie sie erklärten, „sie würden sich mit den Matrosen vereinigen, sobald diese in der Stadt erscheinen würden".

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Jetzt aber schien der kommandierende General sich seiner Truppen sicher zu sein. Die vorsprechende Delegation der „Potemkin" ließ Kachanov durch seinen Stellvertreter, General Protopopov, empfangen. Die Matrosen seien gekommen, um Bedingungen zu stellen? Die Antwort des Generals war kurz: Der Befehlshaber wünsche nicht, mit Meuterern zu verhandeln. Und wenn sie meinten, noch mehr Granaten auf die Wohnstätten friedlicher Bürger abfeuern zu sollen, dann würden sie dies vor Gott und dem Zaren zu verantworten haben. Und: „Jetzt könnt ihr gehen, niemand wird euch anrühren." 9 „Ich kann euch nur eines raten: Ergebt euch und bittet um Verzeihung", so hätte der General Protopopov ihnen gegenüber noch hinzugefügt, berichteten die spätabends an Bord heimgekehrten Delegierten. Was? Um Verzeihung bitten? Noch schlug auf der „Potemkin" Entrüstung hoch: „Na, morgen wollen wir sehen, wer um Verzeihung bitten wird." Und ihr ganzer Zorn galt dem abweisenden Befehlshaber: „Wenn er mit uns nicht verhandeln will, wird er mit den 12Zoll-Geschützen zu reden haben!" 1 0

4. Aug in Aug mit dem Geschwader Ihre ganze Hoffnung konzentrierten die Matrosen nun umso mehr auf die Eskader, das Geschwader der übrigen Panzerschiffe, „die Flotte": „Wenn nur die Flotte k ä m e . . . " Dann würde auch dieser General Kachanov einen anderen Ton anschlagen müssen. Dann würde auch dieses enttäuschende, erfolglose Herumliegen zu Ende sein. Dann würde die Entscheidung fallen. Und dieser Entscheidung, die die Flotte herbeiführen würde, fieberte am 30. über eine Unzahl alarmierender Gerüchte nun auch die Bevölkerung drüben in der Stadt entgegen: Das Geschwader habe Sevastopol' verlassen, so hieß es, ja, „nachdem es die Stadt zusammengeschossen hat", weiters, das Geschwader habe auf Ocakov gefeuert, und schließlich, man habe selbst bereits „entfernten Kanonendonner gehört". Und einige wollten das Geschwader schon in der Nähe Odessas gesehen haben. Das Geschwader auf dem Marsch in Richtung Odessa - auf der „Potemkin" zeichnete sich über Funk bereits die Realität ab. Die Morgendämmerung des 30. Juni brachte erregende Meldung: Funkfühlung der „Potemkin" mit dem Geschwader. Zwar hatte man nur Bruchstücke des Funkverkehrs mitzuhören vermocht, unzusammenhängend, im Sinn unverständlich, wenn auch auf „Rostislav" hinweisend, zweifellos aber die Nähe von Einheiten des Panzerschiffgeschwaders signalisierend. Der Morgen sah die „Potemkin" dem zu erwartenden Zusammentreffen entgegenharren. Offen, in welcher Eigenschaft das Geschwader kommen würde, als Freund oder als Gegner.

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I. „Potemkin": Auf der Reede von Odessa

Ein zur Aufklärung ausgesandtes schnelles Dampfboot der Handelsmarine, mit einem Matrosenkommando der „Potemkin" besetzt, brachte klärende Nachricht: drei Panzerschiffe im Anmarsch, zusätzlich leichte Seestreitkräfte, und alle unter der Andreas-Flagge. 1 Die andampfenden Panzerschiffe der Schwarzmeerflotte hatten Befehl, die Affäre zu beenden. In SevastopoP und zwischen Sevastopol' und St. Petersburg hatte der Befehlsapparat gespielt... Sevastopol'. Die Nachricht von der Meuterei auf der „Potemkin" war in Sevastopol' am 28. Juni morgens eingetroffen. Vizeadmiral Krieger, der Chef des Panzerschiffgeschwaders, der den abwesenden Flottenbefehlshaber Vizeadmiral Cuchnin vertrat, war zum angriffsweisen Vorgehen gegen das meuternde Schiff veranlaßt und entschlossen. Die Meuterei sofort niederzuschlagen, schien über den konkreten Fall hinaus auch im Hinblick auf die Anzeichen einer zwar noch unterschwelligen, aber dennoch sich auch für die Führung deutlich abzeichnenden allgemeinen Unruhebewegung auf der Schwarzmeerflotte ein dringendes Gebot. Der Vizeadmiral Krieger, ein Mann, dem ausgezeichnete Beziehungen zu den Zentralstellen in St. Petersburg nachgesagt wurden, kannte auch die Verhältnisse in Sevastopol' aus eigener Anschauung gut: Er stand im dritten Jahr, also relativ lang, auf seinem Posten. Nun hatte er die Kommandanten zu sich auf das Flaggschiff gebeten. Er hatte sich Meldung erstatten lassen über den zuletzt erkennbaren Grad der Zuverlässigkeit der Besatzungen. 2 Ein Schiff schien unzuverlässig, die „Ekaterina II". Eben erst an diesem Morgen hatte deren Mannschaft sich geweigert, nach dem allgemeinen Gebet das Zarenlied anzustimmen - unter Zischen und Pfeifen, so hieß es. Aber der Vorfall war wohl nur ein Symptom. Der „Ekaterina"-Kommandant hatte zudem von einer Bewegung an Bord erfahren, die auch hier die Verhaftung der Schiffsoffiziere ins Auge gefaßt hatte. Admiral Krieger schied die „Ekaterina" aus dem vorgesehenen Operationsverband aus. Um elf Uhr nachts des 28. lichtete der Verband, der die „Potemkin" stellen sollte, Anker: die Panzerschiffe, „Tri Svjatitelja", „Georgij Pobedonosec" und „Dvenadcat' Apostolov", das Kanonenboot „Kazarskij" und vier Torpedoboote. Das Kommando führte der Konteradmiral Visneveckij. Am 29. sechs Uhr abends verließen unter Vizeadmiral Krieger als Deckungsverband für die Kräfte, die auf „Potemkin" angesetzt waren, zwei weitere Panzerschiffe Sevastopol': „Rostislav", das Flaggschiff, und „Sinop", ebenfalls von einigen Torpedobooten begleitet. Visneveckij hatte Weisung, am 30. neun Uhr vormittags vor Tendra mit Krieger zusammenzutreffen: Krieger nahm an, gemeinsam mit einer bis zu dieser Stunde bereits zur Räson gebrachten „Potem-

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kin". Das bisher zögernde, eher unsichere Verhalten des meuternden Schiffes, über das der Vizeadmiral aus Odessa gut unterrichtet war, ließ ihm diese Annahme realistisch erscheinen. Krieger irrte. 3 Selbst in St. Petersburg beurteilte man die Lage zurückhaltender. Mit Spannung verfolgte man in der Admiralität die Einleitung der vorgesehenen Gegenmaßnahmen: die mit den Verhältnissen in der Schwarzmeerflotte Vertrauten nicht ohne Bedenken. Der österreichisch-ungarische Militärattache berichtete: „ . . . es scheint m i r . . . bei dem Geiste, der in der ganzen Eskader des Schwarzen Meeres herrschen soll, zumindest sehr fraglich, ob sich diese Fahrzeuge bestimmen lassen werden, gewaltsam gegen das meuternde Schiff vorzugehen." 4 Vor Odessa. Als der Ausguck der „Potemkin" die anlaufenden drei Panzerschiffe des Geschwaders ausgemacht hatte, lichtete auch das Rebellenschiff Anker. Die Entschlossenheit seines Matrosenkommandos sollte die des Konteradmirals Visneveckij übertreffen. „Potemkin" fuhr gefechtsbereit dem Verband vor dem Hafen entgegen, und manche wollten am vorderen Gefechtsmast für einige Zeit die rote Flagge gesehen haben. Die Geschütze auf die Ankommenden richtend, signalisierte „Potemkin" seinerseits die Aufforderung zur Kapitulation: „Vor Anker legen oder ich schieße!" Die Entfernung der aufeinander zufahrenden Schiffe sank auf 80, 70 und weniger hm. Da wendeten die drei Panzerschiffe des Konteradmirals Visneveckij über 180° und liefen mit äußerster Kraft nach Süden ab. Überrascht, ohne zu verfolgen, wendete nun auch die „Potemkin" und kehrte in den Hafen zurück. Freudig erregt über die Wirkung ihres Auftretens, frohlokkend, in Siegerstimmung ihre Mannschaft: „Unser Admiral hat Angst bekommen." 5 Vor Tendra. Dort beorderte Vizeadmiral Krieger nach dem um elf Uhr verspätet erfolgten Zusammentreffen mit dem Verband seines Konteradmirals die Schiffskommandanten erneut auf sein Flaggschiff. Nach dem erfolglosen ersten Einsatz leitete man sofort und mit sämtlichen Einheiten den zweiten ein: Wenn auch Kampf nach Möglichkeit vermieden werden sollte, die Schiffe gefechtsklar, mit bereitgestellten Prisenkommandos. Odessa. Auf der „Potemkin" hatte die selbstbewußte, frohgemute Stimmung angehalten. In die Mittagspause fiel die Meldung vom Ausguck, daß nun fünf Panzerschiffe im Anmarsch seien. Und ein zweites Mal fuhr die „Potemkin" aus dem Hafen, mit äußerster Kraft dem Verband entgegen, das Torpedoboot N 267 an ihrer Seite. Oben auf der Brücke die revolutionäre Führungsgruppe, Matjusenko an der Spitze. In Doppel-Dwarsformation dampften die fünf Panzerschiffe heran. „Rosti-

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I. „Potemkin": Auf der Reede von Odessa

slav" funkte einen Befehl des Vizeadmirals Krieger: Die „Potemkin" möge sich unverzüglich ergeben. - Die Erwiderung Matjusenkos: Das Geschwader habe beizudrehen und der Befehlshaber an Bord der „Potemkin" zu kommen, „um die Bedingungen für seine Kapitulation entgegenzunehmen". Nochmals appellierte der Vizeadmiral: „Ihr begreift die Schwere eures Vergehens nicht. Ergebt euch sofort! Nur bei unverzüglicher Kapitulation wird euch das Leben geschenkt werden!" - Matjusenko wiederholte seine Aufforderung zur Kapitulation und drohte mit Feuereröffnung. Die Distanz verringerte sich sprunghaft: 50, 40, 30 hm. Ein „Potemkin"Matrose schrieb: „Die mächtige Flotte fuhr mit großer Geschwindigkeit und unverminderter Kraft durch das ruhige blaue Wasser auf uns zu. Es war ein schrecklicher Anblick." - Die Mannschaft harrte, wußte ein anderer von der „Potemkin", „bebend vor Aufregung" auf den Gefechtsstationen, „einige Matrosen nahmen die Mützen ab, bekreuzten sich.. ." 6 Die „Potemkin" steuerte auf die Mittellücke zwischen den beiden Dwarslinien zu. Schnitt ein. Atemlose Stille auf allen Schiffen. Keine Bewegung auf den Decks. Ein „Rostislav"-Matrose sah es voll Enthusiasmus: „Die ,Knjaz' Potemkin' . . . geht stolz und frei wie ein König zwischen uns hindurch. Ihre Kanonen sind immer noch gegen uns gerichtet... kein Mensch zu sehen, als wäre sie verzaubert, als wäre sie ein Gespenst! Nur die Kanonen bewegen sich und lassen das gefaßte Ziel nicht a u s . . . Es war etwas Phantastisches, Märchenhaftes." Die stumme Auseinandersetzung wurde zum Sieg der „Potemkin". Als erste stießen Matrosen von „Georgij Pobedonosec" Deck- und Turmluken auf, schwenkten ihre Mützen: „Hurra die .Potemkin'!" Da liefen rufend und winkend auch die „Potemkin"-Matrosen an Deck. Nochmals, ein zweites Mal aber erfolgte die Herausforderung: Die „Potemkin" schwenkte um 180° und ebenso das Geschwader. Und erneut fuhren sie aufeinander zu, nun in umgekehrten Richtungen. Und wieder passierte die „Potemkin" das Geschwader zwischen den beiden Linien. Doch diesmal triumphierend, mützenschwenkend begrüßt von den Mannschaften der Panzerschiffe. Nur auf der „Rostislav" schien die Besatzung noch auf den Stationen zu sein. Hilflos sahen die Offiziere auf den Brücken der Panzer das Rebellenschiff vorübergleiten. Aber nicht genug damit. Einer der Kolosse scherte aus, verließ die Linie, wechselte die Fronten: „Georgij Pobedonosec". Signal an die „Potemkin": „Die Mannschaft der ,Georgij Pobedonosec' möchte sich eurem Aufstand anschließen." Noch allerdings waren drüben die Offiziere der „Georgij" auf der Brücke, noch deutete ein Hilferuf auf Meinungsverschiedenheiten an Bord. Dem abdampfenden Geschwaderchef jedenfalls gehorchte das Schiff nicht mehr. Beige-

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dreht lagen nun „Potemkin" und „Georgij" in einer Entfernung von rund 800 m voneinander. Ein Matrosenkommando der „Potemkin" machte der unentschiedenen Situation auf der „Georgij" schließlich ein Ende. Die Offiziere wurden verhaftet, der Achselstücke beraubt. Nur einer fiel für seinen Zaren: Leutnant Grigor'kov. Er trat an das äußerste Ende der Kommandobrücke, setzte den Revolver an seine Schläfe, beugte sich weit hinaus und schoß. Die Strömung trieb den Toten a b . . . Jubel der Heimkehrer in Odessa. „Potemkin" und „Georgij" fuhren in den Hafen ein. Der Triumph für die „Potemkin"-Rebellen konnte nicht größer sein: Die Schwarzmeerflotte war ausgerückt, sie zu überwältigen; nun war ihr das nicht nur nicht gelungen, sondern sie hatten ihr noch ein Panzerschiff abgejagt. Und das hieß, sie besaßen jetzt schon einen Verband, ein revolutionäres Geschwader: die beiden Panzerschiffe, das Torpedoboot und die „Vecha". Die Nacht, wie Kirill sie miterlebte, ließ ihre Phantasie hochschießen: „Morgen nehmen wir Odessa ein, erzwingen eine freie Regierung, vereinigen uns mit der Armee zu Lande, organisieren ein Volksheer, gehen gegen Kiev, Char'kov und die anderen Städte los, lassen die Bauernmassen aus den Dörfern sich uns anschließen... Wir kommen nach Moskau, nach Petersburg.. ." 7 Verwirrung in St. Petersburg: „Im Augenblick herrscht hier die größte Beunruhigung wegen des Geschwaders des Admirals Krieger." Mehr noch: „Bestürzung", so berichtete der deutsche Marineattache, hätte das Verhalten der Panzerschiffe angesichts der „Potemkin" hervorgerufen. Noch suchte man nach Begründungen, Beschönigungen: „Es würde dem Charakter Kriegers entsprechen, . . . daß er die erhaltene strikte Ordre möglichst gelinde auszuführen s u c h t . . . " Mag sein, so meinte man, er habe dem meuternden Schiff eine zwölfstündige Bedenkzeit gegeben und die „Georgij Pobedonosec" bei der „Potemkin" „gewissermaßen als Wache" belassen. Mag sein, er sei überhaupt mit dem gesamten Geschwader noch in der Nähe. Er werde, so hieß es wieder aus anderer Quelle optimistischer, die beiden meuternden Schiffe wohl in der Nacht noch attackieren. 8 Aber schon mußten Kenner der Lage, nicht zuletzt der noch in Petersburg weilende Admiral Cuchnin, sich eingestehen, wie brisant die Situation war, und daß die Meuterei sich ausweiten könne wie ein Steppenbrand: „Admiral Cuchnin spricht die ernsteste Befürchtung aus", berichtete der österreichisch-ungarische Militärattache, „daß die ganze Eskader meutert und sich des Schwarzen Meeres bemächtigen werde." Und mit Besorgnis verfolgte man auch etwaiges Echo im Norden, in Kronstadt: Mit Unbehagen verzeichnete man Unruhe unter den Werftarbeitern und Kohlenzubringern; die Kronstädter Matrosen allerdings schienen stillzuhalten. 9

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I. „Potemkin": Auf der Reede von Odessa

„Potemkin". Der 1. Juli stand zunächst im Zeichen der Nachwehen des Sieges. Das Panzerschiff holte einen Kohlendampfer heran und ergänzte seinen Kohlenvorrat. Und das Komitee - ermutigt durch die bestandene Probe gegenüber dem Geschwader - sandte nochmals ein Ultimatum an den kommandierenden General: Neben der reibungslosen Versorgung der Schiffe wurde die Befreiung der politischen Häftlinge, der Rückzug des Militärs aus Odessa und die Einsetzung einer Volksregierung für Stadt und Staat gefordert. Und nach 24 Stunden, so drohte man für den Fall der Nichtbefolgung an, würden Bombardement und Sturm auf die Stadt erfolgen. Doch schon dieser Tag der kühnen Sprache sollte auch den Niedergang einleiten. - Selbst das noch am Vorabend gewählte Komitee auf „Georgij" konnte nicht darüber hinwegtäuschen, daß die revolutionäre Basis auf diesem Schiff eine äußerst schmale war. Die sozialistischen Funktionäre von der „Potemkin", Fel'dman an der Spitze, der nur noch mit heiserer, schwacher Stimme zu sprechen vermochte, versuchten vergeblich, die Gefolgschaft des Schiffes abzusichern. Auch ein von „Potemkin" an Bord gesandtes bewaffnetes Matrosenkommando vermochte nichts zu ändern. Vor allem die Unteroffiziere gewannen auf dem Schwesterschiff allmählich wieder Oberhand. Und bestürzt erkannte man von der „Potemkin" aus auf der „Georgij" plötzlich ein Abschiedssignal: „Laufen aus nach Sevastopol'. Laden Mannschaft der ,Potemkin' ein, uns zu folgen." Und wenig später nahm „Georgij" Fahrt auf in Richtung offenes Meer. Noch einmal vermochte die „Potemkin" sich durchzusetzen. In einer Atmosphäre der Wut, des Hasses, der Beschimpfungen gegen die Verräter: Befehl an „Georgij" zur Rückkehr, Einschwenken der schweren Geschütze auf das abfahrende Schiff. Und „Georgij" gehorchte unter der Drohung der 30,5-cm-Batterien, die auf nur wenige 100 m das Feuer aufzunehmen bereit waren, wendete, kehrte zurück. Aber - neue Überraschung - nicht, wie befohlen, auf ihren alten Ankerplatz. Sie steuerte vielmehr vorbei an der „Potemkin" nun den inneren Hafen an.Und lief - Symbol der Auf- und Übergabe - auf eine Sandbank auf und strandete. Verwirrung auf der „Potemkin". Aus dem Verrat wuchs Enttäuschung,Verzweiflung, Angst. Und schon auch der Schrei nach Rückzug und Kapitulation der „Potemkin" selbst. Mit Vehemenz prallten die Meinungen aufeinander. Was, Kapitulation wollten sie? - Kapitulation, vor wem? - Etwa vor dem Admiral? Oder vor dem kommandierenden General? Um verurteilt und exekutiert zu werden? Nein, das würden sie denn doch nicht wollen. Aber ein anderer Vorschlag gewann rasch an Boden: Ins Ausland! Nach Rumänien! Und aus der Niedergeschlagenheit und Beklemmung schrien sie es befreiend hinaus: „Wir fahren nach Rumänien! Nach Rumänien! Laßt die .Pobedonosec' auf der Sandbank! Die Obrigkeit wird sie alle hängen lassen!"

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Die Obrigkeit hatte schon die Hand nach ihnen ausgestreckt. Als man die Matrosen der „Georgij" drüben an Land führte, trieb man sie durch eine Gasse Kosaken durch: Die Kosaken schlugen mit Reitpeitschen zu. Die „Potemkin" aber lichtete Anker. Fel'dman, Kirill versuchten dazwischenzutreten: Schmach, Flucht, Niederträchtigkeit. „Brüder, Genossen! Was tut ihr? Ihr ruiniert die ganze Sache..." - Die Matrosen ließen sie nicht zu Ende reden, drohten mit den Fäusten. Den besseren Teil der Mannschaft der „Pobedonosec", so bekamen die Matrosen noch vorgehalten, überlasse man dem Henker. - Niemand fühlte sich dafür verantwortlich. Man habe, so meinte man, an sich selbst zu denken. Man übe Verrat an der Revolution! - Die aufreizenden Reden hatten jede Wirkung verloren. Mehr noch, man wurde wütend, grob; man würde sie, die Agitatoren, wenn sie nicht endlich den Mund hielten, über Bord werfen. 10 Die Lust zum Ausbrechen war nicht mehr einzubremsen. „Potemkin" glitt ins freie Meer. In der Ferne über dem Heck des Schiffes verschwand Odessa. Ein Nachflackern der Revolte: In den Odessaer Hafen lief, das Panzerschiff noch hier wähnend, ein Schiff unter roter Flagge ein - die „Prut". Angefacht durch die Aktionen der „Potemkin" hatten auch die „Prut"-Matrosen vor Tendra gemeutert. Die Mannschaft, durch Maschinenschüler von der „Ekaterina" verstärkt, längst sozialdemokratisch durchsetzt, vor Wochen schon aufbegehrend gegen den Kommandanten, mußte als widerstandsanfällig angesehen werden. Schon am 25. Juni, am Tag der Abfahrt der „Potemkin" aus Sevastopol', hatte das Schulschiff Unruhe erfaßt: Von der auslaufenden „Potemkin" wäre, so hieß es, eine Mitteilung erregenden Inhalts eingetroffen - „daß sie nicht mehr mit der Kriegsflagge, sondern mit der roten Fahne nach Sevastopol' zurückkehren würde". Daß dies den Vorstellungen selbst der „Potemkin"-Aktivisten nicht eben entsprach, ist bekannt, daß ein solches Aviso übersandt worden war, immerhin möglich. „Prut" war dann über Tendra nach Nikolaev gegangen, und dort hatte man am 28. morgens davon erfahren, daß die „Potemkin" revoltiert habe, ihre Offiziere erschossen seien und sie in Odessa liege." Zur Vereinigung mit dem Panzerschiff-Geschwader bestimmt, stand „Prut" am 30. Juni und 1. und 2. Juli vor Tendra. Aus Sevastopol' war gemeldet worden, daß auch dort die Matrosen unruhig seien. Da schlug auf der „Prut" die Lust zur Revolte durch: Um V2IO Uhr des 2. Juli drängten 80 bis 100 Matrosen in das Zwischendeck, riefen „Hurra" und gingen daran, Gewehre zu verteilen und das Munitionsmagazin aufzubrechen. Ein Bootsmann, der dazwischentreten wollte - „ . . . er wurde erschossen wie ein böser Hund". Eine Ansprache, zu der sich einer der Meuterer aufschwang: Es gehe um die Revolution! Alles stürzte

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I. „Potemkin": Auf der Reede von Odessa

hinauf an Deck: „Nieder mit den Henkern!" Und oben auf der Brücke fiel ein Fähnrich. Den Ersten Offizier verjagte man mit Kolbenhieben. Der Kommandant, „nicht lebend, nicht tot", gebrochen, erinnerte an Gott, wollte den Schiffspopen eingreifen lassen. „Misch dich nicht in Dinge ein, batjuska", ging die Mannschaft den Geistlichen an, „die dich nichts angehen!" Und: „Du hast gut leben auf Kosten des Volks!" Und ihm das Wort abschneidend: „Schweig..." Dem Kommandanten wurde der Offiziersdolch abgenommen, alle Offiziere verloren Kokarden und Aufschläge, wurden eingeschlossen. Immerhin ließ man sie — wenn auch ohne Messer und Gabel — gemeinsam Mittag essen. Nur den unbeliebten Ersten Offizier sperrte man mit zwei weiteren zu Wasser und Brot in den Schiffsarrest - „ . . . denn dies hatten sie gern auch uns gegenüber praktiziert". Eine Kommission, ein Komitee, wurde gewählt. Und auf nach Odessa! Um etwa 4 Uhr stand man nun vor dem Hafen. Und war bitter enttäuscht: Denn statt des Jubels, statt revolutionärer Vereinigung fand man die gestrandete „Georgij" und keine „Potemkin" mehr. Die „Prut" wendete, zog ab, fuhr Richtung Sevastopol'. 1 2

5. Irrfahrt im Schwarzen Meer St. Petersburg. Mit Genugtuung hatte man die erste positive Meldung über die „Potemkin" entgegengenommen. General der Kavallerie Kachanov hatte mitgeteilt, „Georgij Pobedonosec" habe sich den Militärbehörden ergeben und „Potemkin" den Hafen mit Volldampf verlassen. 1 SevastopoF. Nach SevastopoP war eilig von St. Petersburg nun auch der Vizeadmiral Cuchnin zurückgekehrt. Krieger und Visneveckij wurden abgelöst. Die Schwarzmeerflotte mußte - vom Geist der Rebellion durchsetzt - weitgehend als aktionsunfähig angesehen werden. Eine Gruppe von Offizieren aber meldete sich beim Admiral, entschlossen, für den Zaren und den Tod ihrer Kameraden auf der „Potemkin" Rache zu nehmen. Als „Selbstaufopferungskommando" wollten diese etwa 40 Offiziere das Panzerschiff jagen: auf einem Zerstörer. Der Admiral stellte die „Stremitel'nyj" zur Verfügung, mit 240 t 27 Knoten schnell. Bei Dunkelheit, ohne Lichter verließ die „Stremitel'nyj" mit der Offiziersbesatzung den Hafen. „Potemkin". Das Panzerschiff steuerte einer zunehmend verzweifelten Irrfahrt im Schwarzen Meer entgegen. Noch löste sich auf der Fahrt nach Rumänien die Spannung der letzten Tage: Matrosen an Deck, Gesang und Harmonikaklänge. Noch gab es ebenso phantastische Aktionspläne. So schlug einer vor, ein

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Terrorkommando nächst Sevastopol' abzusetzen, 100 entschlossene Matrosen, die Spitzen des Militärs festzunehmen, zu töten - „natürlich den Cuchnin erstechen" . Noch gab es - wohl um sich trotz des Rückzuges in der revolutionären Haltung zu bestätigen - Entwürfe von Proklamationen: „Ankündigung an alle europäischen Mächte" und „An die ganze zivilisierte Welt", Forderungen nach Einstellung des Krieges und nach einer Konstituante, die aus dem allgemeinen, direkten, gleichen und geheimen Wahlrecht hervorzugehen hätte; dazu fast beschwörende Versicherung: „Nein, wir sind keine Mörder, wir sind nicht die Henker unseres Volkes, sondern seine Beschützer!" 2 Endlich Konstanza. Am 2. Juli gegen Abend lief die „Potemkin" im Hafen von Konstanza ein. Unter russischer Kriegsflagge. Voll Takt und Höflichkeit: Salut an den Hafen und Wachkommando-Antreten für die an Bord kommenden rumänischen Offiziere. 3 Die rumänischen Offiziere, der Hafenkommandant, Kapitänleutnant Negru, und ein Komplimentieroffizier des im Hafen liegenden Kreuzers „Elisaveta", ein Leutnant, hatten sich - neben einem Sanitätsboot - zum Panzerschiff begeben. Als sie das Fallreep heraufgekommen waren, wurden sie an Deck mit angetretenem Wachkommando von 30 Mann und mit allen entsprechenden Ehrenbezeigungen empfangen: Begrüßung durch einen „jungen Mann in Offiziersbluse ohne Schulterstücke"; insgesamt, so meinten die Rumänen, um eine Spur Aufwand zu viel; die Russen schienen sich zunächst „in äußerst erregtem Zutand" zu befinden; das Wachkommando präsentierte, alle rundum riefen „Hurra!" und schwenkten ihre Mützen. 4 Der rumänische Kapitänleutnant, vom Kommandanten des russischen Stationärs im Hafen bereits über die Situation auf der „Potemkin" informiert, gab sich unwissend: Er ersuchte, ihm den diensthabenden Offizier vorzustellen - es gebe keinen. Er bat, dem Kommandanten vorgestellt zu werden - es gebe an Bord auch keinen Kommandanten. Der Rumäne ersuchte, ihm die Ursache für diesen Zustand zu erklären. Der rumänische Kapitänleutnant, nun mit dem ihn begleitenden Leutnant in die Offiziersmesse gebeten, fand sich dort etwa 15 bis 20 Mannschaften gegenüber, auch drei jüngeren Herren in Offiziersblusen. Alle zwar dezent, zuvorkommend: „Alle benahmen sich ordentlich, begrüßten mich militärisch und standen vor mir stramm." Nur als der Rumäne Platz nahm und einen der Russen in Offiziersbluse neben sich ebenfalls Platz zu nehmen aufforderte, setzte sich unaufgefordert auf seine andere Seite ein Matrose. Und dieser begann auch gleich über einen Dolmetsch die auf der „Potemkin" eingetretene Entwicklung auseinanderzusetzen - von dem Essen voll Würmer und dem Kameraden, der für die Meldung darüber habe sein Leben lassen müssen, bis zur Tötung einer

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I. „Potemkin": Auf der Reede von Odessa

Reihe von Offizieren, der Bildung des Matrosenrates und schließlich den Wünschen, die sie nun hier in Konstanza hätten. 5 Die konkreten Wünsche der Russen bezogen sich auf die Verproviantierung: 4001 Kohle, 200 kg Maschinenöl, 2001 Wein, acht Ochsen, Brot für drei Tage berechnet auf 800 Mann - , 40 kg Tabak, 15 kg Zigarettenpapier. Und natürlich würden sie sofort alles bezahlen. Der Rumäne blieb zurückhaltend. Er müsse rückfragen. Und er sprach sie über ihre Pläne an: Was sie denn nun zu tun gedächten? - Sie würden zurückfahren, lautete die Antwort, nach Rußland, sofort, sie seien die Initiatoren einer Bewegung, dort würden andere Schiffe ihrem Beispiel folgen. Der Rumäne riet ab: in einem zweistündigen Gespräch, in dem er sie zu überzeugen suchte, daß „der beste Ausweg für sie das An-Land-Gehen und die Übergabe des Schiffes in unversehrtem Zustand" wäre. Und sie, die Matrosen, würden in diesem Fall auch in Freiheit bleiben. Vergeblich. Der Kapitänleutnant vermochte sie nicht zu überreden. Als sein Boot abstieß, folgten ihm Gewehrsalut, Abschiedsrufe und Mützenschwenken. Aber auch Enttäuschung wegen der Zurückhaltung in der Frage der Verproviantierung des Schiffes: „Sie wollen sich wohl", murrte einer der Matrosen, „telegraphisch mit unserem Zaren in Verbindung setzen." Ein zweiter Besuch an Bord der „Potemkin": kürzer, unverbindlicher, der Kommandant des russischen Stationärs im Hafen, der „Psezuape". Der Kapitän 1. Ranges de Banov war bereits von der russischen Botschaft in Bukarest informiert. Dennoch wirkte er unsicher, verlegen, als er jetzt den Matrosen gegenübertrat und nach dem Kommandanten fragte, verängstigt, als die „Potemkin"Matrosen über die Reling seiner Bootsbemannung zuriefen: „Ist euer Kapitän ein Schuft oder ein ordentlicher Mensch?" Und schließlich sichtlich froh, mit seinem Boot wieder abzustoßen, während von Bord der Spott folgte: „Glückliche Reise! Wir wünschen euch, den morgigen Tag zu erleben!" Die rumänischen Führungsstellen in Konstanza suchten sich dem unheimlichen Gast gegenüber so gut und schnell wie möglich abzusichern: Sie holten zur Verstärkung der Konstanza-Garnison aus Cernavoda zwei Feldhaubitzbatterien und von Sulina über Nacht zwei Hochseetorpedoboote heran. Die Boote hatten Auftrag, im Falle von Feindseligkeiten seitens der „Potemkin" notfalls unter Selbstaufopferung zu attackieren. 6 Die Nacht war unruhig. Das Panzerschiff hatte Erlaubnis bekommen, um Angriffen vorzubeugen, während der Dunkelheit die Seeseite unter Scheinwerferbeleuchtung zu halten. Andererseits war die Absperrung des Russen so ganz lückenlos auch wieder nicht durchgeführt. So ließ man es geschehen, daß „Privathändler der auswärts liegenden ,Potemkin' einige Lebensmittel sowie etwas Kohle gegen gute Bezahlung nächtlicherweise zuführten".

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Der russische Stationärskommandant wieder fühlte sich verunsichert, meinte, er könne angegriffen werden. Sein Schiff wurde noch während der Nacht an einen sicheren Platz geführt. Der Hafenkommandant forderte außerdem zwei Infanteriekompanien für den Hafenbereich an. Morgens um halb 8 Uhr versuchte das russische Torpedoboot, das die „Potemkin" begleitete, in den inneren Hafen einzufahren. Der Kreuzer „Elisaveta" gab einen blinden und einen scharfen Schuß gegen das Boot ab. Das Boot wendete. Es entschuldigte seinen Positionswechsel später mit dem hohen Seegang. Seit 6 Uhr früh verhandelte der Hafenkommandant erneut mit den Matrosen in Richtung Übergabe. Aber wieder ohne Erfolg: Sie waren alle „von dem einen Gedanken beherrscht, daß die Schiffe nicht an Rußland zurückgegeben werden dürften", und sie blieben mißtrauisch im Hinblick auf ihr eigenes Schicksal sie waren nicht überzeugt davon, daß man nicht auch sie ausliefern würde". Das bedeutete nicht, daß nicht ein guter Teil der Mannschaft bereits dazu neigte, an Land zu gehen. Der Kapitänleutnant Negru glaubte bei seinen Verhandlungen schon aufkommende Unsicherheit, ja Uneinigkeit festgestellt zu haben. Und ein nach Konstanza desertierter „Potemkin"-Matrose bestätigte es: Es gebe derzeit etwa 10 Anführer an Bord, die diktierten, dazu etwa 50 Gleichgesinnte hinter ihnen; die Mannschaft aber sei gespalten und uneinig, und mehrere hundert würden am liebsten in Rumänien bleiben. Und dennoch lichtete „Potemkin" Anker. Ohne - die Regierung hatte keine Zustimmung gegeben - die Erlaubnis zum Verproviantieren bekommen zu haben: „Ein freies Land, wie ihr es habt", hatte man den rumänischen Offizieren noch gesagt, „sollte sich schämen, ein Stück Brot Menschen zu verweigern, die dafür kämpfen, was ihr in eurem Lande schon erreicht h a b t . . . " Um 1 Uhr 20 lief die „Potemkin" aus. Die Rumänen waren froh, den „so unbequemen Gast" so höflich - „unter Salutschüssen" - los zu sein. Die „Potemkin" steuerte zur Täuschung zunächst nach Süden, dann nach Nordost und Osten. Ihr nächstes Ziel - nach heftiger Diskussion im Komitee, schließlich des Kohlens und der Nähe der Eskader halber gewählt - war Feodosija. 7 „Der Teufel weiß, was bei der Schwarzmeerflotte vorgeht", notierte der Zar an jenem 3. Juli an der fernen Ostsee, im Schloß Peterhof, zwischen Unsicherheit und Zorn über die gemeldeten Vorgänge im Süden. Und Nikolaus, der am Nachmittag dieses Tages spazierengegangen war, vor dem Tee in der See gebadet und abends eine Spazierfahrt unternommen hatte, erwog bereits die Konsequenzen: „Dafür werde ich die Befehlshaber streng und die Anführer grausam bestrafen müssen." 8 Die Vorgänge im Schwarzmeerbereich aber blieben rotierend.

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I. „Potemkin": Auf der Reede von Odessa

Sevastopol'. Am Tag nach ihrer Odessa-Exkursion stand die „Prut" Einlaß heischend vor dem Hafen. Als sie aus Odessa abgefahren war, hatten die Unentwegten des Matrosenkommandos der „Prut" noch erwogen, die Schiffe in Sevastopol' mit gehißter roter Flagge in die Revolte mitzureißen. Jetzt, als sie vor Sevastopol' hielten und zwei Torpedoboote heranpreschten, wollte keiner mehr die rote Flagge hissen. Im Gegenteil, nun baten sie den „Prut"-Kommandanten, sie in die Bucht zu führen. Und dort standen sie bereits dem Zugriff der Marinebehörden gegenüber: Antreten, Admiralsansprache, Soldaten an Bord, Verhaftungen. 9 „Stremitel'nyj". Rastlos war der Zerstörer dem Panzerschiff nachgejagt. In Odessa hatte er es verfehlt - um kaum einen halben Tag. Als er nun in Konstanza eintraf, war die „Potemkin" wieder eben abgefahren. Wohin? - Das Fahrziel des russischen Panzerschiffs war den rumänischen Hafenbehörden unbekannt. Konstanza. Den Hafenbehörden war der Zerstörer „Stremitel'nyj" um nichts angenehmer als das eben ausgelaufene Panzerschiff. Sie mißtrauten dem Zerstörer ebenso, wie ihnen das hochtrabende Benehmen seines Kommandanten mißfiel. Die Rumänen registrierten: Das Panzerschiff, waren sich die Matrosen auch ihrer Stärke bewußt gewesen, hatte die Regeln internationaler Höflichkeit durchaus beachtet, sein kleiner Verfolger hatte sich grußlos an den Kai gelegt.10 „Potemkin". Die Stimmung der Mannschaft, obwohl sicher nicht einheitlich, schien im freien Meer, wohl teils aus Trotz und teils aus Lust zu neuem Abenteuer, nochmals in ein Aufflammen revolutionärer Gesinnung zu münden. Vielleicht hatte auch ein fatalistischer Akzent an Boden gewonnen. Manche schrieben selbst die Maxime der Vereinigung mit der Eskader schon ab: „Wir treten allein, ohne Hilfe der Eskader in den echten Kampf..." Einige sahen die Würfel nun endgültig gefallen: Rumänisches Exil oder schonungsloser Kampf, war die Frage gewesen - „Wir hatten das Zweite gewählt". Und sie hatten ein Weiteres und Letztes getan: die rote Flagge gehißt. Noch hatten bisher die Gefühle der Verehrung und der Tradition für die alte Kriegsflagge, die Andreas-Flagge, gesprochen. Noch hatten sie sich bisher mit der roten Flagge nicht den Abgrund vor Augen halten wollen, „den sie überschritten hatten", nicht „die Vorstellung vom Galgen". Jetzt wollten sie in Flaggengala und mit gesetzter roter Flagge in Feodosija einfahren. Vor Feodosija. Die „Potemkin" - mächtig noch nach außen, aber innen gezeichnet von der Fahrt als Schiff der Verfemten. Mit schwindenden Kohlenreserven, mit von Salzwasser belegten Dampfrohren, seit Tagen schon ohne Fleischzuteilungen und mit rationierten Mehlvorräten. Am 5. Juli morgens kam die „Potemkin" an. Über Ersuchen eines an Land gesetzten Kommandos fanden

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sich der Bürgermeister und weitere Behördenvertreter auf dem Schiff ein - nun konfrontiert mit den Versorgungswünschen der Matrosen. Zwischen dem Ultimatum des Panzerschiffes und der Drohung der „Potemkin"-Geschütze einerseits und der Gegenorder seiner vorgesetzten Stellen und der abweisenden Haltung der Militärbehörden in der Stadt andererseits erwarteten den Bürgermeister aufregende Stunden. Die Stadtbevölkerung geriet in Panik. Selbst von der „Potemkin" aus Fel'dman erinnerte sich - sahen sie es: „Im Morgengrauen des folgenden Tages bot sich uns ein erstaunliches Bild: die Flucht der Bewohner aus der Stadt. Frauen und Kinder, jung und alt, waren unterwegs und schleppten Bündel und Säcke auf dem Rücken; inmitten dieser wie ein Ameisenzug wimmelnden Menge bewegten sich rasch die Equipagen der Reichen." Ein Teil des verlangten Proviants wurde der „Potemkin" geliefert. Den Rest hatte noch an Land das dazwischentretende Militär beschlagnahmt. Vor allem Kohle und Wasser blieben aus. Da wollten die „Potemkin"-Leute sich selbst helfen und beabsichtigten, sich eines beladenen Kohlenleichters im inneren Hafen zu bemächtigen: Ein Dampfboot mit einem Kommando ging ab, Matrosen kletterten auf den Leichter, seinen Anker zu lichten. Da eröffneten, kaum 100 m entfernt, vom Kai aus Soldaten überfallsartig das Feuer. Salvenfeuer. Tote, Verwundete, Flüchtende; Schüsse auf in das Wasser Gesprungene, auf Schwimmende und Ertrinkende. Rückzug des „Potemkin"Dampfbootes unter Beschuß; Gewehrschüsse auch auf das Panzerschiff. Tumult an Deck: Die Verwundeten drüben, mußte man sie den Soldaten überlassen? War man wehrlos? Schreie nach Rache: „Schlagt sie tot, die Hunde! Schießt auf die Soldaten!" Aber das Drängen, Stoßen und Schimpfen schlug schnell um in den Ruf: „Nach Rumänien! Zurück nach Rumänien!" Genug der Kampagne, Anker auf! Demoralisiert, resignierend, sich im Stich gelassen fühlend, wollten sie nichts als nur noch fort. Draußen auf dem Meer flammte nochmals Diskussion um das Ziel auf: vielleicht Novyj Afon, vielleicht Novorossiisk? Aber den Matrosen schwebte nur noch Rumänien vor Augen: „Nach Rumänien, nach Rumänien! Wir haben keine Kohle und wissen auch nicht, wo wir welche holen k ö n n e n . . . " Und: „Ohne Dampf werden sie uns alle nacheinander fangen und aufhängen!" - „Nach Rumänien!" blieb die Parole. Und zum Zeichen des Abschieds von den Tagen der Revolte warfen sie die rote Flagge über Bord in die See.. , n „Stremitel'nyj" in Feodosija. Drei Stunden nach dem Auslaufen der „Potemkin" fuhr der Zerstörer in den Hafen ein. Er hatte die Buchten der Krimküste entlang abgesucht. Seine Maschinen waren längst überfordert. Er kohlte und nahm erneut die Verfolgung auf. 1 2

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I. „Potemkin": Auf der Reede von Odessa

Irreführende Meldungen selbst in Peterhof. Am 6. Juli war Zar Nikolaus noch der Meinung, die „Potemkin" hätte Jalta angelaufen. Und das Sevastopol'er Geschwader werde sie dort stellen. Voll Ungeduld erwartete der Zar das Ende der Affäre: „Gott gebe es, daß dieser schwere und schändliche Fall bald zu Ende ist." 1 3 Konstanza. Am 7. Juli gegen Mitternacht lief die „Potemkin" erneut in Konstanza ein: fast lautlos gleitend durch die windstille Nacht, der Hafen drüben von unzähligen Lichtern erleuchtet, einschmeichelnde Töne eines Orchesters, die vom Ufer herüberklangen. Deprimiert, entmutigt nach der gescheiterten Aktion in Feodosija die „Potemkin"-Matrosen. Zur Kapitulation aufgrund der bereits früher genannten Bedingungen - unter Übergabe des Panzerschiffes - erklärte sich um 8 Uhr früh eine Delegation bereit. Sie ersuchte den Hafenkommandanten um eine Besprechung auf dem Schiff. Nochmals wurde ihnen die Freiheit zugesichert. Nun gaben sie auf. Um halb ein Uhr wurde die „Potemkin" in den inneren Hafen geführt. Um 14 Uhr am 8. Juli begann - mit Hilfe rumänischer Boote - die Ausschiffung. Mit ihrer Habe beladen, zogen die Matrosen an Land. Nicht alle nahmen die rumänische Gastfreundschaft in Anspruch. Rund 60 Mann, darunter Leutnant Alekseev, wollten nach Rußland zurückkehren. Ein Teil drängte darauf, sofort mit dem Torpedoboot Nr. 267 in See zu gehen. In Feodosija war dem Boot die Trennung von der „Potemkin" und die Rückfahrt nach Sevastopol' noch verweigert worden. Nun nahm der kleine Begleiter Kurs auf den Heimathafen. Auf der „Potemkin" wurde die russische Flagge eingeholt und die rumänische gehißt. Ein rumänischer Kapitänleutnant übernahm das Kommando. Allerdings war das Schiff - Flutventile waren geöffnet worden - auf Grund geraten. Die Bevölkerung von Konstanza aber zeigte den Meuterern ihre Sympathien: Weniger wegen des Aktes der Meuterei an sich, aber aus Antipathie jenem benachbarten Großreich mit seinem autokratischen System gegenüber. Es gab Geschenke, ja Ovationen für die Matrosen. Und aus dem zu dieser Zeit überfüllten Seebad kamen zahlreiche Besucher auf das im Innenhafen nun unter rumänischer Flagge liegende große Schiff. Unter rumänischer Flagge - ihr rasches Hissen auf dem verwaist gewesenen Panzerschiff sollte die wenig später zur Übernahme ankommenden Russen irritieren.14 Am Morgen des 9. Juli traf Konteradmiral Pisarevskij mit einem Panzerschiffverband, „Öesma", „Sinop" und „Tri Svjatitelja", von vier Torpedobooten begleitet, in Konstanza ein. Noch am Vormittag saß Kapitänleutnant Negru, der Hafenkommandant, auf dem Flaggschiff „Cesma" dem russischen Admiral Pisarevskij gegenüber. Der Admiral bot eine Zigarre an: „Nicht wahr, an Bord der .Potemkin' befand sich

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eine ganze Menge Juden?" - Der Rumäne verneinte: Soweit er beobachten konnte, habe er keine bemerkt. Die Russen aber waren empfindlich geworden. Man hatte ihnen nicht gleich die Einfahrt freigegeben. Warum? begehrte nun der Admiral zu wissen. Der Rumäne konterte: „Wir können nicht wissen, ob herankommende Schiffe aufständische sind oder nicht." Man hatte sich russischerseits auch über manches andere noch unangenehm berührt gezeigt: über die gehißt gewesene rumänische Flagge, über die vom Schiff entwendeten beweglichen Kleinigkeiten und über die Aufteilung des Schiffsgeldes, die Matjusenko in Gegenwart der rumänischen Polizei vorgenommen hatte. Und doch mußte das Zarenregime, dessen Ohnmacht im gegebenen Fall dem Nachbar so peinlich deutlich gemacht worden war, Rumänien offiziell noch Dank sagen. 15 Die Rumänen vollzogen die Übergabe des Panzerschiffes nicht ohne deutlichen Hinweis darauf, daß die Russen es nun aus ihren Händen zu übernehmen hätten: „Herr Admiral", lautete ein am 10. in Konstanza für die Russen einlaufendes Telegramm aus Bukarest, „Seine Majestät König Carol von Rumänien wünscht Seiner Majestät dem Kaiser von Rußland das Panzerschiff .Potemkin', das regelwidrig in unsere Gewässer eingelaufen ist und entwaffnet wurde, zurückzugeben." ' Übergabeakt um 2 Uhr 15 des 10. Juli: zehn russische Offiziere und 200 Matrosen übernahmen die „Potemkin". Unter Ehrenbezeigungen wurde die rumänische Flagge eingeholt und die russische gehißt. Dann erschien Admiral Pisarevskij an Bord. Noch war das eingedrungene Wasser auszupumpen. Am 11. Juli um 7 Uhr abends verließ das russische Geschwader Konstanza, die „Potemkin" im Schlepptau eines Panzerschiffs - ein ruhmloser Abgang. 16 Die Zusage der Nichtauslieferung an die „Potemkin"-Matrosen seitens der rumänischen Behörden wurde gehalten. Im Militärgerichtsgebäude in Sevastopol' aber fand gegen die zurückgekehrten Besatzungsmitglieder der „Potemkin" und Mannschaften der „Vecha" und der „Prut" ein Kriegsgerichtsverfahren statt. Das Ergebnis: Sieben Todesurteile, 19 Verurteilungen zum Strafarbeitsdienst in Sibirien, 35 zu Gefängnisstrafen bis zu 20 Jahren. Titov von der „Prut" hatte sich bei der Exekution noch die Binde von den Augen gerissen. Sein Ruf „Es lebe die Freiheit!" mündete in die Salve. Matjusenko riskierte nach einer Amnestieerklärung der russischen Regierung 1907 die Heimkehr. Er wurde verhaftet, zum Tode verurteilt und gehenkt. 17 Der Kaiser von Rußland strafte das Rebellenschiff als solches: Es sollte in Hinkunft seinen stolzen Namen „Knjaz' Potemkin Tavriceskij" verlieren und „Pantelejmon" heißen - ein einfacher Bauernname.

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I. „Potemkin": Auf der Reede von Odessa

Martov in der „Iskra" zog noch Mitte Juli 1905 die nüchterne Bilanz des revolutionären Taktikers: Elf Tage nachdem die „Potemkin" revoltiert hatte, „legte sie die Waffen nieder". Das Ergebnis: „Der erste Versuch eines bewaffneten Aufstandes war nicht gelungen." Das Glück dabei: Die Revolution sei mit „verhältnismäßig wenigen Opfern" davongekommen. Die verbleibende Hoffnung: Selbst der „mißlungene Versuch" werde „revolutionäre W i r k u n g . . . auf die Volksmassen ausüben". 1 8 Die örtlichen Behörden in Odessa hatten diese „revolutionäre Wirkung" des Rebellenschiffes schmerzlich verspürt: Das Erscheinen der „Potemkin" sei für die Stadt „ein echtes Unglück" gewesen, meldete am 5. Juli zusammenfassend der Leiter der Gendarmerieverwaltung. Die Unruhen hätten zweifellos „nicht jene großen Ausmaße erreicht..., die sie erreicht haben, wenn das Panzerschiff nicht gekommen wäre". 19 Ein kritischer Beobachter wie Prinz Hohenlohe aber erkannte bereits die flammende Handschrift an der Wand. Noch am 30. Juni, also noch während der laufenden Revolte, hat er zur drohenden Dimension des Falles berichtet: „Unter den vielen Katastrophen, deren Schauplatz Rußland im Laufe des letzten Jahres war, halte ich diese für die allerernsteste, da es der erste Fall einer Meuterei in so großem Stile ist. Von da bis zu ähnlichen Vorkommnissen in der Armee, in der es ohnehin schon in so vieler Hinsicht gärt, ist nur ein kleiner Schritt; ist dieser Weg aber einmal betreten, dann nähern wir uns mit Riesenschritten einem allgemeinen vollständigen Zusammenbruche des jetzigen Systems." 20

II. WILHELMSHAVEN

A. Die Herausforderung der ersten Kriegsmonate 1. Formen und Traditionen — Flottenbesuch in Kiel Ungetümen gleich glitten die vier britischen Schlachtschiffe in Kiellinie heran, rechts zurückgestaffelt als zweite Kolonne drei Leichte Kreuzer. Es war auf der Höhe des Bülker Feuerschiffs, vor Kiel - am Morgen des 23. Juni 1914. Die Briten wurden erwartet: sieben Motorbarkassen mit deutschen Navigationsoffizieren, die die Schiffe in den Hafen einlotsen sollten, weiters zwei deutsche Seeoffiziere, die den Befehlshabern der Briten, dem Vizeadmiral Sir George Warrender, dem Geschwaderchef, und Kommodore Captain William E. Goodenough, dem Führer der Leichten Kreuzer, als Begleitoffiziere zugeteilt worden waren. Fast gleichzeitig gingen die sieben Boote an den anhaltenden sieben Kriegsschiffen längsseit. Die Offiziere meldeten sich an Bord. Der britische Flottenbesuch anläßlich der Kieler Woche war angelaufen. 1 Flottenbesuch - Höflichkeits- wie Machtdemonstration. Formgerecht war im Mai die Ankündigung beim deutschen Admiralstab über das Auswärtige Amt erfolgt: „Die englische Regierung hat hier angefragt, ob der Besuch des das 2. Schlachtschiffgeschwader befehligenden Vizeadmirals an Bord der ,King George V' nebst der ,Centurion', der ,Ajax' und der ,Audacious' sowie des Kommodore des 1. Leichten Kreuzergeschwaders an Bord der ,Southampton' nebst der .Birmingham' und der .Nottingham' in Kiel vom 23. bis zum 30. Juni genehm sei." Und ebenso formgerecht hatte das Auswärtige Amt die Antwort notiert: „Seine Majestät der Kaiser haben s i c h . . . mit dem Besuch einverstanden zu erklären geruht." 2 Für die Briten war in diesen Sommerwochen Kiel nur Teil einer ganzen Flottenbesuchsoffensive. Sie machten nicht nur in Deutschland Besuch. Sie hatten in diesen Junitagen die Ostsee insgesamt zum Zielbereich eines umfangreichen Flottenbesuchsprogramms gemacht: neben den Deutschen besuchten sie Russen, Dänen, Norweger, Schweden, neben Kiel Kronstadt, Kopenhagen, Christiania, Stockholm. Vier Gruppen von Schlachtschiffen und Kreuzern waren unterwegs.

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II. Wilhelmshaven: Die Herausforderung der ersten Kriegsmonate

Die Reaktion der deutschen Öffentlichkeit: Die Presse reagierte lebhaft und meist mit Sympathie. 3 Man lobte in dem Besuch in Kiel einen Schritt zur Entspannung. Manche wollten darin freilich auch einen Versuch der Auskundschaftung sehen. Und natürlich boten Flottenbesuche auch Gelegenheit für nachrichtendienstliche Ansätze. Darauf wies Mitte Juni auch der deutsche Marineattaché aus London hin: Es sei ihm mitgeteilt worden, es würde auf den britischen Schiffen „außer den etatmäßigen Offizieren auch eine Anzahl von Gästen der Offiziere und Kommandanten mitkommen". Bei „pleasure cruises" sei dies „eine sanktionierte Gepflogenheit in der englischen Marine". Der Marineattaché schloß: „Man wird mit der Annahme nicht fehlgehen, daß sich unter diesen Gästen einige Offiziere der Admiralität oder anderer Dienststellen befinden werden, die ihre Kenntnisse... der deutschen Flotte erweitern sollen, wozu den etatmäßigen Offizieren im Drange der geselligen und sportlichen Veranstaltungen nicht viel Zeit übrig bleiben wird." 4 Im Vordergrund stand aber zweifellos die Geste guten Einvernehmens. Der Marineattaché berichtete vor allem über die Intentionen der Befehlshaber, des Admirais Warrender und des Kommodore Goodenough. „Beide... sehen dem Besuch mit großer und aufrichtiger Freude entgegen, und ich glaube sagen zu können, daß die Stimmung ihrer Offiziere und Mannschaften dieselbe ist." Und weiters: „Admirai Warrender wird bemüht sein, ein möglichst gutes Einvernehmen zwischen den Besatzungen unserer Flotte und seiner Schiffe zu fördern..."5 Möglichst gutes Einvernehmen... Auch die Deutschen zeigten sich bemüht. Der österreichisch-ungarische Marineattaché, Korvettenkapitän Graf ColloredoMannsfeld, ebenfalls in Kiel anwesend, unterstrich: „Sowohl von seiten der deutschen Marine als auch der Stadtvertretung war den Engländern ein sehr warmer Empfang bereitet und ein überreiches Programm an Empfängen, Diners und Mannschafts- und Sportfesten aufgestellt worden." 6 Ein überreiches P r o g r a m m . . . Von seiten der deutschen Flotte lagen das Flottenflaggschiff, das II. und III. Geschwader und einige Kleine Kreuzer im Kieler Hafen. Nur mühsam hatte der Chef des Marinekabinetts den Kaiser veranlassen können, auf das Zusammenziehen weiterer Flottenteile zu verzichten. Anwesend aber waren die ranghöchsten Offiziere der deutschen Marine und - mit Ausnahme des russischen - sämtliche den Botschaften in Berlin zugeteilten Marineattachés. Die Gattin des britischen Admirais war als Gast auf dem HAPAG-Vergnügungsdampfer „Viktoria Luise" geladen. Der zeitlich dichte Programmablauf hielt Gäste und Gastgeber in Atem: eine ununterbrochene, bunte Folge von Empfängen, Aufwartungen und Festessen, Tanzveranstaltungen und Sportwettkämpfen, Sympathie- und Respektbezeigungen, ein Feuerwerk an Formen...

1. Formen und Traditionen - Flottenbesuch in Kiel

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23. Juni. Gegen 9 Uhr lief der britische Verband in den Kieler Hafen ein. Yachten und Boote umkreisten die Schiffe, das Ufer säumten neugierige Zivilisten. Von Laboe an hatte den Verband die weiße Motorbarkasse des Prinzen Heinrich von Preußen begleitet. Der britische Admiral und der Prinz hatten einander „durch lebhaftes Mützenschwenken" begrüßt. Besuchsaustausch auf dem Flottenflaggschiff „Friedrich der Große". Versammelt waren auf „Friedrich" von deutscher Seite sämtliche in Kiel anwesende deutsche Admirale und Kommandanten. Gegenseitiges Vorstellen der Offiziere. Anschließend Empfang beim Prinzen Heinrich im königlichen Schloß. Später an Bord der „King George V" die Marineattaches beider Länder als Gäste beim Lunch. Zur Mittagszeit noch Gegenbesuch des Prinzen Heinrich auf „King George V", in kurzem Zeitabstand folgten der Flottenchef und der Stationschef. Nachmittags Besuch des Admirals Warrender im Yachtklub. Darauf Tee beim Chef der Marinestation der Ostsee Admiral von Coerper. Schließlich Besuch des Tennisturniers um den Kaiserpreis auf den Plätzen vor der Marineakademie. An Bord der „King George V" traf inzwischen der britische Botschafter Sir Edward Goschen ein. 20 Uhr: Diner, gegeben vom Prinzen Heinrich im königlichen Schloß. Vorgeschrieben großer Messeanzug: Messejacke, weiße Weste, Hose mit goldenen Streifen. Gedeckt im Weißen Saal an acht kleinen Tischen. Geladen die höheren britischen Offiziere, die in Kiel anwesenden Admirale mit ihren Gattinnen und einige Vertreter der Holsteinischen Ritterschaft. Allgemeine Beziehungsrichtlinien ab diesem ersten Tag: Zum Zweck der klaglosen Wahrnehmung der Gastfreundschaft der deutschen Offiziere gegenüber den britischen hatte der Flottenchef angeordnet, daß je zwei deutschen Schiffen für die Zeit des Besuches zur Betreuung ein britisches zugewiesen werde. Dessen Offiziere waren zu Frühstücken und Bordfesten zu laden. Außerdem waren die britischen Offiziere zur Benützung der Räume des Marine-Offizierskasinos, seiner Tennis- und Golfplätze eingeladen: Das Kasino hatte die britischen Offiziere gebeten, sich während der Zeit ihrer Anwesenheit als Ehrenmitglieder zu betrachten. Am Rande sogar ein kultureller Aspekt: Der Magistrat der Stadt Kiel war ersucht worden, „für die Gäste eine Festvorstellung oder ähnliches zu veranstalten". Obsorge auch für die Mannschaften: Das „Seemannshaus" sollte seine Räume den britischen Seeleuten öffnen - „zum Besuche einladen und Erfrischungen anbieten". Schließlich wurde die Reitbahn des königlichen Schlosses „von Seiner Königlichen Hoheit dem Prinzen Heinrich von Preußen als Nachtquartier für über Nacht beurlaubte Mannschaften zur Verfügung gestellt". 7 24. Juni. 10 Uhr: Besuch des Admirals Warrender beim Staatssekretär des Reichsmarineamtes, Großadmiral von Tirpitz. Tirpitz hatte seine Flagge auf

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II. Wilhelmshaven: Die Herausforderung der ersten Kriegsmonate

S.M.S. „Friedrich Karl" gesetzt. Der Großadmiral empfing die Gäste am Fallreep, führte sie in seine Kajüte, ließ Sekt servieren. Inzwischen liefen die Vorbereitungen für das Eintreffen des Kaisers. Großer Reinigungsdienst auch auf den britischen Schiffen: „Jetzt wurden noch alle durch die Überfahrt entstandenen Schäden am Farbenanstrich ausgebessert", notierte Kapitänleutnant von Hase, „die Decks gescheuert, die Reling für die Paradieraufstellung der Besatzung durch kleine Kreidestriche in gleichmäßigen Abständen markiert." 8 13 Uhr 30: Ankunft des Kaisers auf S.M.Y. „Hohenzollern" in Kiel. Die Yacht passierte die Holtenauer Schleuse: Mit dieser Fahrt wurde der nun erweiterte Kaiser-Wilhelm-Kanal dem öffentlichen Verkehr übergeben - noch waren allerdings Baggerarbeiten erforderlich, sodaß man vom Passieren von Großkampfschiffen in nächster Zeit noch Abstand nehmen wollte. Zur Ankunft des Kaisers feuerten alle Schiffe den Kaisersalut. Salut aus der Luft: Die „Hohenzollern" umkreisten Flugzeuge und ein Luftschiff. Ein Zwischenfall: Eines der Flugzeuge stürzte ab. „King George". Paradeaufstellung der Briten: auf den Achterdecks die Seesoldaten in roten Röcken, die Matrosen an der Reling. Das Paradereglement: drei Hurras von jedem Schiff, Mützenschwenken der Matrosen, Präsentiermarsch. 9 25. Juni. An diesem Tag gewannen die Regatten einen vielbeachteten Höhepunkt. Am 23. bereits war die Kriegsschiffsbootsregatta gefahren worden. Nun starteten um 9 Uhr morgens die Yachten der 8- und 5-m-Klasse, um 10 Uhr die der 19- und 12-m-Klasse, um 11 Uhr die 15-m-Klasse, um 12 Uhr die Sonderklasse. Das weitere Gesellschaftsprogramm: 12 Uhr Besuch des Kaisers auf dem britischen Flaggschiff. Die Besatzung in Paradeaufstellung an Oberdeck, achtern die Kommandanten der britischen Schiffe und die Offiziere der „King George V", der Kaiser in britischer Großadmiralsuniform. Vorstellung der Offiziere durch Admiral Warrender. Der Kaiser begab sich mit Admiral Warrender zu einem halbstündigen Gespräch in die Admiralskajüte. Abschließend erfolgte die Eintragung in das Besuchsbuch des Flaggschiffs. Vorrecht der Hochgeburt: Vor der Verabschiedung wurde der junge Lord Erskine - dieser in seiner Highlander-Paradeuniform - vom Kaiser kurz ins Gespräch gezogen. Frühstück beim Flottenchef Admiral von Ingenohl in dessen Admiralskajüte: mit Blumen dekorierte Tischchen, Streichorchester, Reden Ingenohls und Warrenders auf die britische und die deutsche Flotte. Das Nachmittagsprogramm konnte nur mit Hilfe der für die britischen Gäste zur Verfügung gestellten Autokolonne des Stationskommandos bewältigt werden.

1. Formen und Traditionen - Flottenbesuch in Kiel

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Zunächst das Sportfest, das die Stadt Kiel zu Ehren der britischen Mannschaften gab: Die Wettkämpfe auf dem städtischen Sportplatz umfaßten Preisschießen, Stafettenlauf, Tauziehen, Fußball. Man sah die Deutschen im Vorteil. Nur im Fußball vermochten die Briten das Gleichgewicht zu halten. Der österreichisch-ungarische Marineattache registrierte, daß „fast alle Preise" an die Deutschen gingen, was „von den Engländern wohl recht schmerzlich empfunden worden ist". Anschließend Gartenfest beim Stadtverordnetenvorsteher. Von Tee und Tanz führte der Weg zum Bordfest auf „Preußen", dem Flaggschiff des II. Geschwaders: dekorierte Decks, nochmals Tanz. 1 0 20 Uhr. Kaiserliche Abendtafel an Bord der „Hohenzollern". Begrüßung durch den Kaiser auf dem Promenadendeck. Uniformen betont schlicht: Messeanzug. Tafel im großen Saal der Yacht: Orchideendekoration. Sitzordnung: Briten und Deutsche abwechselnd, insgesamt 44 Personen, links vom Kaiser Vizeadmiral Warrender, rechts Botschafter Goschen. Nach Tisch Plaudern auf Deck, wobei Kaffee und Zigarren angeboten wurden. An diesem 25. hatte der Kaiser an „His Majesty the King, London", telegraphiert: „I wish to express to you my most heartfelt thanks for the visit to Kiel by the fine s q u a d r o n . . . " Und der Kaiser schloß: „Let us hope and trust that the spirit of true and good fellowship and mutual esteem now existing between the British and German navies may ever last. William I. R . " n Die Ausbeute an beiderseitigen Erkenntnissen vor allem über die technischen Anlagen des Partners blieb begrenzt. Admiral von Ingenohl, der deutsche Flottenchef, verhielt sich gegenüber der Freigabe gegenseitiger Schiffsbesichtigungen durch Offiziere zurückhaltend. Aber auch bei den Briten waren Kommandoturm und Torpedo- und Funkräume für deutsche Offiziere von vornherein nicht besichtigungsfrei und wichtige Apparaturen, wie Feuerleit- und Visiereinrichtungen, entfernt oder mit Holzverkleidungen versehen. Diskussionen ergaben sich über die Zweckmäßigkeit der auf den britischen Schlachtschiffen installierten Doppelprojektoren. 1 2 26. Juni. Admiral Warrender war für diesen Tag vom Kaiser zum Segeln auf dem „Meteor" eingeladen. Um 10 Uhr 15 starteten die großen Yachten zur Wettfahrt. Bekannter Ehrgeiz des Kaisers: Der „Meteor" siegte. Nachmittags „at home" auf „King George": das Bordfest der Briten. Lady Warrender machte die Honneurs. Ein Tanz mehr unter Kanonen. Abends Ball in der Marineakademie zu Ehren der britischen Gäste, gegeben vom Offizierskorps der Ostseestation: „ . . . es war das reine Blumenfest. Bis spät in den Morgen hinein wurde getanzt." 13 An diesem Tag traf auch telegraphische Antwort aus London ein. An „The Emperor, Kiel": „I thank you warmly for the hospitable reception accorded to

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II. Wilhelmshaven: Die Herausforderung der ersten Kriegsmonate

my fleet at Kiel..." und „I heartily reciprocate the sentiments expressed by you with regard to our two navies. George R. I." 14 27. Juni, 13 Uhr. Frühstück der Stadt Kiel im neuen Rathaus zu Ehren der britischen Offiziere. Der Oberbürgermeister Lindemann schloß seine Rede auf die Briten voll vaterländischer Euphorie mit dem Hinweis auf die eben bezeugte Verbundenheit: „ . . . ein neues Band zwischen den Söhnen Albions und Germaniens . . . , das eine glückliche Zukunft immer fester gestalten möge..." Vizeadmiral Warrender erwiderte mit einer Rede auf die Stadt Kiel. Großadmiral von Koester schloß sich mit verbindlich-respektvollen Worten auf die britische Marine an: „Wir haben die englische Marine stets als eine ältere Schwester betrachtet, von der wir viel lernen konnten..." Das durch die Reden ausgedehnte Frühstück gewährte den Briten nur kurze Umkleidepause zur nächsten Veranstaltung: Gartenfest beim Chef der Marinestation der Ostsee. Anschließend wurde Admiral Warrender zur Abendtafel auf die „Hohenzollern" geladen. Und drüben auf der „Viktoria Luise" der Hamburg-Amerika-Linie und selbst auf dem Deck der „King George" tanzte man die Nacht hindurch... 1 5 „ . . . das Odium des Tanzes um das goldene Kalb" hätte die sportbestimmte Kieler Woche bekommen, meinte denn auch kritisch der Chef des Marinekabinetts Admiral von Müller. Die Woche züchte „ungesunden Luxus und ein gewisses Schmarotzen bei den reichen Leuten.. ," 16 28. Juni. Die an diesem Tag im fernen Sarajevo abgefeuerten Schüsse sollten auch den hochschlagenden Vergnügungen in Kiel eine Wende geben. Der Admiral und Lady Warrender waren mittags zum Frühstück bei Großadmiral von Tirpitz geladen gewesen. Für den Nachmittag war Empfang im königlichen Schloß, für den Abend Essen beim Stationschef mit nachfolgendem Ball vorgesehen. Knapp nach Mittag aber traf auf den Schiffen ein vom Kaiser erteilter Befehl ein: „Flagge halbstocks, Toppflaggen halbstocks, österreichische Flagge im Großmast, anläßlich der Ermordung des österreichischen Thronfolgers." Die Kieler Woche änderte ihr Gesicht. Die Regatten wurden zwar fortgesetzt, weitere Tanzfeste jedoch unterblieben. 29. Juni. Am Morgen des 29. reiste der Kaiser ab. Auf dem Bahnhof nahm er die Abmeldung Warrenders und Goodenoughs entgegen. Vormittag fand noch die feierliche Beisetzung des anläßlich der Kaiserankunft mit seinem Flugzeug abgestürzten Kapitänleutnants statt. Mittags war offizielle Tafel auf „King George V": geladen vor allem die deutschen Admirale mit ihren Gattinnen. Der Nachmittag sah ein Mannschaftsfest der Briten im Werfterholungshaus vor, womit sie die ihnen gegebenen deutschen Mannschaftsfeste erwiderten. Vizeadmiral Warrender und Konteradmiral Mauwe sprachen, auf einem Tisch

2. Erste Krisen zwischen Back und Messe

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stehend, zu den Matrosen. Abends war Preisverteilung, in Vertretung des Kaisers durch Prinz Heinrich vorgenommen, anschließend Herrenessen des Kaiserlichen Yachtklubs. 30. Juni. Abfahrt des Besuchsgeschwaders. Auf den deutschen Schiffen war das Signal „Glückliche Reise" gesetzt. Vizeadmiral Warrender funkte beim Auslaufen als Abschiedsgruß an die deutsche Flotte: „Friends in past and friends for ever!" 17

2. Erste Krisen zwischen Back und Messe „ . . . friends for ever" - wenige Wochen später war der Geist der Freundschaft ins Gegenteil verkehrt. Die See war Frontgebiet geworden. Und die Welle nationalen Fühlens und des Patriotismus der ersten Kriegstage hatte auch die Besatzungen der Schiffe der Hochseeflotte erfaßt. 1. August 1914. Erwartung, Spannung kennzeichnete die Stimmung auf den Großkampfschiffen in Wilhelmshaven. Als Herausforderung wurde die drohende Kriegsgefahr, wurden die sich zunehmend deutlich abzeichnenden Frontstellungen empfunden. An Deck sah man die Besatzungen antreten. „Helgoland". 17 Uhr 30: Signal „Alle Mann achteraus!" Der Navigationsoffizier teilte den Beginn des Krieges mit: „Krieg, und zwar vorläufig mit Rußland." Aufspielende Musik, „Wacht am Rhein", Begeisterung. 1 Die Kriegsgefahr hatte sie bereits mit Volldampf durch die Nordsee jagen lassen. Denn vor wenigen Tagen noch, Ende Juli, war „Helgoland" in Norwegen gewesen, tief im Sognefjord: im Begleitverband der Kaiseryacht „Hohenzollern" auf der Nordlandreise des Kaisers. Und dann hatten sie alle rasch die norwegischen Gewässer verlassen, waren mit äußerster Kraft nach Süden gefahren, der deutschen Küste zu. Nun fanden sie in Wilhelmshaven bestätigt, wie ernst die Lage war. Rußland freilich, mit dem sie ab jetzt im Kriege waren, schien ihnen der entscheidende Gegner zur See noch nicht zu sein. Auch Frankreich nicht, von dem nun wenig später bekanntgegeben wurde, daß es mobilisiere. Die alle bewegende Frage zielte auf Großbritannien. Was würde Großbritannien tun? 2. August. „Helgoland" auf der Reede vor Wilhelmshaven. 17 Uhr 30: Der Erste Offizier hielt kurze Ansprache vor der erneut angetretenen Mannschaft: „Die politische L a g e . . . hat sich so verschlimmert, daß wir mit Ausbruch des Kriegs mit England rechnen müssen. Seit heute nachmittag um 4 Uhr ist der telegraphische Verkehr mit England unterbrochen. Was das bedeutet, wird euch wohl klar sein.. ," 2 4. August. „Helgoland". Die Spannung in bezug auf den Kriegseintritt Groß-

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II. Wilhelmshaven: Die Herausforderung der ersten Kriegsmonate

britanniens war weiter gestiegen. Der Tag „erlöste" aus „bangen Zweifeln". Der Kommandant, Kapitän zur See Lübbert, war es, der der Besatzung am Abend des 4. August die Kriegserklärung Großbritanniens bekanntgab: „Denen werden wir zeigen, was es heißt, uns anzugreifen...", erinnerte sich der Matrose Richard Stumpf an seine Worte. „Seht euch die prächtigen Schiffe an, welche ringsherum liegen! Sie alle werden kämpfen, solange noch eine Niete hält und ein Mann lebt. Nieder mit unseren Feinden! Tod und Verderben denen, die unseren Frieden stören! Stimmt mit mir ein in den Ruf: Unser Oberster Kriegsherr, Seine Majestät der Kaiser - hurra, hurra, hurra!" Spontane Zustimmung: „Wie lange ist es her, daß die englischen Kriegsschiffe mit großen Ehren im Kieler Hafen empfangen wurden? Ein paar Tage!" Worum geht es den Briten? „Neid, der elende Geschäftsneid..." Ihr typisches Sprichwort: „Ob recht oder unrecht, es ist mein Vaterland." Ihr Hauptziel: „Die Jagd nach dem Mammon..." Nationale Frontstellung, Kampfentschlossenheit, Siegeszuversicht hatte dann noch die ersten Kriegsmonate durchdrungen: „Mögen sie nur kommen!" Noch freuten sich die Matrosen an gelungenem Übungsschießen auf Scheiben: „Wenn das englische Schiffe gewesen wären..." Dem zu gewärtigenden Hauptschlag gegen Großbritannien sah man voll Hoffnung entgegen: O ja, man würde dem Gegner gewachsen sein - mit den Schiffen, die man fuhr, und mit den Besatzungen, die sie trugen.. . 3 Die strategische und taktische Lage aber versprach nicht leicht die Erfüllung der Hoffnungen, denen sie entgegenfieberten. Die Nordsee war für Schlachtflotten zu einem Seekriegsschauplatz mit begrenzten Möglichkeiten geworden. Die Technik erleichterte zwar die eigenen Führungsaufgaben, erlaubte innerhalb der gegebenen Ausmaße aber auch eine relativ nachhaltige Kontrolle des Gegners: Funk, Flugzeuge, Luftschiffe. Minen und U-Boote beeinträchtigten die Handlungsfreiheit. Ausgedehnte Minenfelder, in ihren Spitzen in immer wieder neuen Aktionen bis an die Häfen des Gegners, besonders der Briten, herangetragen, hemmten die Operationen. Die Versenkung der drei britischen Panzerkreuzer „Aboukir", „Hogue" und „Cressy" durch U 9 am 22. September 1914 hatte zudem bei den Briten Schockwirkung hervorgerufen. Die Kriegsschiffverluste durch U-Boote veranlaßten die Grand Fleet zu zeitweiligem Rückzug: zuerst nach Westschottland, dann nach Nordirland. Inzwischen wurden die Netz- und Balkensperren in Scapa Flow ausgebaut. Die Seeoperationen der Schlachtschiffgeschwader stagnierten. Rund um die Nordsee, vom Kanal über die Orkney- und Shetland-Inseln zur norwegischen Küste hatten die Briten ihren Blockadering um Deutschlands Seezufahrten gezogen. Außerhalb dieses Rings konnten sie, nachdem die deutschen Auslandskreuzer niedergekämpft waren, die Zufuhren aus ihrem weltumspannenden Kolonial-

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reich nahezu ungestört aktivieren: „We have the ships, we have the men, we have the money, too." Innerhalb des Ringes ging es der britischen Flottenführung zunehmend darum, den Gegner in der Deutschen Bucht festzuhalten. Der Krieg der Schlachtflotten in der Nordsee reduzierte sich auf Versuche, Teile des Gegners in überraschende Lagen, in Hinterhalte zu locken. Grand Fleet und Hochseeflotte manövrierten damit zunächst von der Ebene von „Fleets-in-being" aus. Von dieser Ausgangsbasis schritten die Deutschen mit zunehmender Konsequenz zu gesteigerter Herausforderung: Die deutsche Flottenführung versuchte durch allmählich intensivierte Mittel, die in ihren Häfen im Norden der Insel vor allem in Scapa Flow auf den Orkneys - weitabliegenden Verbände der Grand Fleet in erreichbare Nähe zu zwingen: durch Minenattacken, durch Vorstöße Kleiner Kreuzer, schließlich durch Angriffe der Schlachtkreuzer auf die englische Küste selbst. Und hinter den Schlachtkreuzern wurden als Deckung auch Schlachtschiffverbände vorgeführt. 4 Für die Besatzungen der Hochseeflotte bedeuteten selbst diese Vorstöße Erlebnisse der Zuversicht: Erfolgserlebnisse, die als Zeichen der Stärke erlebte Einordnung in die große Gemeinsamkeit der Flottenmacht - die Linienschiffe, voraus die Kreuzer, darüber Luftschiffe und Flugzeuge. Nachtmarsch gegen die britische Küste. Nacht vom 2. auf den 3. November 1914 auf „Helgoland". Alle Lichter gelöscht oder gedämpft durch blaue Glasscheiben. Draußen Schiffe als schwarze, durch das Dunkel treibende Schatten. Innen stampfende Maschinen, vibrierende Wände. Kriegswache aufgezogen. Matrosen in Bereitschaft - sitzend, rauchend, lesend, Skat und Schach spielend, das Unternehmen, die Aussicht, zum Schuß zu kommen, diskutierend. „Immer wieder klang der Wunsch durch, es möchte nicht bei der Beschießung der Küste bleiben, sondern die englische Flotte solle sich zum Kampfe stellen." Anspannung in allen Schiffsbereichen. Unten in den Kesselräumen: die Heizer, unablässig Kohlen in die glühenden Heizlöcher schleudernd. In den Geschützkasematten: „ . . . hie und da kam ein Offizier von der Brücke herunter, sah nach den Geschützen, sprach halblaut mit den Unteroffizieren, gab Anweisungen, tadelte hier und dort was." Auf der Brücke: Ruhelos ging der Kommandant auf und ab, „und die Wachoffiziere und die Ausguckposten suchten mit ihren Gläsern das Dunkel der Nacht zu durchdringen". Kein Laut im Schiff, außer dem surrenden Takt der Maschinen. „Geräuschlos lösten einander um Mitternacht die Wachen ab." Eingehende Meldungen auf der Brücke. Meldung von V 87: „Habe Torpedolaufbahn gesehen." - „Habt ihr's gehört, meine H e r r e n ? . . . Unterseeboote vor uns; alles scharf aufpassen!" Meldung vom Kleinen Kreuzer „Hamburg": „Habe vier Zerstörer an Steuer-

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bord. Darf ich schießen?" - „Ja." Aufflammendes Gefecht: „Die Zerstörer glaubten es wohl mit Freunden zu tun zu haben, denn einer davon ließ einen Scheinwerferstrahl senkrecht zum Himmel leuchten. Als Antwort krachte von der .Hamburg' eine Salve, eine zweite und dritte folgte, bis die Engländer erwiderten. Bei der fünften meldete die ,Hamburg': ,Ein Zerstörer sinkt, die übrigen fliehen.'" Resonanz im Schiff: „ . . . löste frohen Jubel aus." Die Schlachtkreuzer voraus hatten die Ostküste der britischen Insel beschossen. Sie traten den Rückmarsch an. Auch die Linienschiffe gingen auf Gegenkurs: „Es wird also wieder nichts mit uns." 5 Deutsche Schlachtkreuzer beschossen die englische Ostküste bei Great Yarmouth am 3. November und bei Hartlepool, Scarborough und Whitby am 16. Dezember 1914. Britische Schlachtkreuzer hatten schon am 28. August 1914 die deutschen Sicherungskräfte in der Deutschen Bucht überraschend angegriffen. Die Kleinen Kreuzer „Mainz", „Köln" und „Ariadne" gingen verloren. Und an der Doggerbank standen einander am 24. Jänner 1915 fünf britische und drei deutsche Schlachtkreuzer mit einem Panzerkreuzer gegenüber. Erstes Artillerieduell der Großen. Der deutsche Panzerkreuzer „Blücher" sank. Nun, nach dem Gefecht auf der Doggerbank, schwirrten auf den Schiffen der Schlachtflotte in Wilhelmshaven die Gerüchte. Erste Zweifel, keine Aufklärung: Vermutungen über Briten, Flottenchef und Kaiser. Auch die Briten, so hieß es, hätten Verluste gehabt: „Ein Panzerkreuzer versank in den F l u t e n . . . " Auch für die Flottenführung werde das Gefecht Konsequenzen haben: „Der Flottenchef soll abgesägt werden." Und der Kaiser werde kommen, werde sich „die am Kampfe beteiligt gewesenen Schiffe ansehen": „Nun, auf .Seydlitz' kann er ja allerhand zu sehen kriegen." Zweifel, die sich in bezug auf Material und Führung einstellten: die Frage, „was eigentlich der für diesen Zweck längst veraltete .Blücher' bei dem Unternehmen wollte". Und schon beim Vorstoß unlängst „hätte er durch seine Langsamkeit und Schwerfälligkeit alles verdorben". Und versuchten die Vorgesetzten die Unsicherheiten, die Zweifel zu beheben? Nein: „ A l s . . . das Seegefecht stattfand, klärte uns kein einziger Offizier darüber auf. Solche Ungewißheit gibt den besten Nährboden für die greulichsten Geschichten..." Nur eines wirkte beklemmend als Realität: das Begräbnis der Toten der „Seydlitz". 165 Mann allein waren nach einem 34,3-cm-Treffer in den rückwärtigen Türmen D und C des Schlachtkreuzers wie in glühenden Feuerherden binnen Sekunden verbrannt: „Es sind nur wenige Särge nötig gewesen, um die Überreste dieser Unglücklichen aufzunehmen." 6 Dabei waren sich die Matrosen und war sich die deutsche Seite überhaupt im unklaren über die inzwischen eingetretene nachrichtendienstliche Überlegenheit

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des Gegners. Auch der Vorstoß des deutschen Schlachtkreuzerverbandes zur Doggerbank hätte ein Überraschungsangriff sein sollen: Einsatz überlegener Kräfte gegen britische leichte Einheiten. Nur konnte es Überraschungen der Deutschen für die Briten kaum mehr geben. Auch in diesem Fall nicht: 15 Minuten, nachdem Konteradmiral Franz Ritter von Hipper mit drei Schlachtkreuzern und dem Panzerkreuzer „Blücher" am späten Nachmittag des 23. Januar aus dem Jadebusen ausgelaufen war, hatte Vizeadmiral Sir David Beatty mit fünf Schlachtkreuzern und Kommodore Goodenoughs 1. Leichtem Kreuzergeschwader Firth of Förth verlassen, um am nächsten Morgen um 7 Uhr rund 30 Meilen nördlich der Doggerbank und 180 Meilen westlich Helgolands mit seinen überlegenen Kräften den Gegner zu erwarten. Die Ursache für diese prompte Reaktion: Die Briten verfügten über einen weit überlegenen Nachrichten- und Entzifferungsdienst. Sie hatten damit nahezu vollständigen Einblick in die deutschen Vorkehrungen, sie vermochten die deutschen Weisungen geradezu mitzulesen. Die Voraussetzung dazu: Im Rahmen einer Aktion der deutschen Marinestreitkräfte in der Ostsee war am 26. August 1914 der Kleine Kreuzer „Magdeburg" im Nebel auf der Insel Odensholm gestrandet. Das Herannahen überlegener russischer Kräfte hatte zur Sprengung des Schiffes gezwungen. Der Verlust der „Magdeburg" aber hatte eine fatale Folge für die deutsche Seekriegsführung: Die Russen fanden im Wrackbereich ein Codebuch, das zwar wasserdurchtränkt, aber noch lesbar war. Es enthielt auch den deutschen Code für die Nordsee. Die Russen gaben ihn an die Briten weiter. Die Folge: Die britische Funkaufklärung hörte ab nun über die Abhörstationen, die entlang der britischen Ostküste verteilt waren, den deutschen Funkverkehr ebenso mit, wie sie - da die Deutschen ihren Code nie gänzlich änderten - auf kurzem Wege in der Lage war, ihn zu entschlüsseln. Auf diese Weise war auch der Befehl an Hipper für die Doggerbank-Aktion von der britischen Funkaufklärung aufgefangen worden. 7 Die Großkampfeinheiten der Flotte aber büßten 1915 weitgehend ihre Aktivität ein, glitten in ein aktionsloses, eingeschnürtes Dasein: Wartezeit. Schon konnten die Matrosen in den Wilhelmshavener Straßen den Spottvers hören: „Lieb Vaterland, magst ruhig sein, die Flotte schläft im Hafen ein." Noch nahm es der eine oder andere zornig auf: „Denen würde es nicht schaden, wenn ein paar Flieger Bomben auf die Häuser würfen. Dann hätten sie wenigstens Grund zum Maulaufreißen." Die Stagnation der Flotte sollte bei den Besatzungen nicht ohne Folgen bleiben: Sie hatte ein Verflachen der patriotischen Haltung, die vorherrschende Monotonie eine Schwächung der Opferbereitschaft zur Folge. Gab es nicht Alarmierungen? Sorgten sie nicht für Abwechslung, für Bewegung? - Nächtliches Wecken, Einholen der Torpedoschutznetze, Dampf auf, alle Mann im Gefechtsanzug - „das ist die beste Garnitur blau" - , alle übrigen

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Uniformstücke in den Kleidersack, Bänke und Tische der Mannschaft unter Panzerschutz, Koffer der Offiziere in die Kofferlast im Zwischendeck. Ringsum Sammeln der Einheiten. Dann Abbruch der Bewegung. Und weiteres Warten. Zur Monotonie der Abläufe, der Alarmierungen, der Dienstverrichtungen aber schlich sich der Eindruck der Vergeblichkeit. Und er begann am Einsatzwillen zu zehren, ließ Resignation aufkommen. In den Vordergrund der Sorgen und Wünsche drängten längst keine patriotischen Belange mehr, rückten vielmehr die lebensnächsten Bereiche: die Verpflegung, die Zulagen, der Urlaub. Immer häufiger die Meinung: Warum noch die Schlacht? Immer öfter der Wunsch: Es möge gar nicht mehr zu dieser so sehr gesuchten Entscheidung kommen. Noch war es vereinzelter Unmut, der der Ereignis- und Einsatzlosigkeit entsprang. Noch durfte man unterstellen, daß im Augenblick der Herausforderung die Einsatzbereitschaft alle durchdringen würde. Aber schon war es auch die Frage nach dem Sinn des Ganzen, die zu verunsichern begann, die in die provokante weitere Frage mündete: Totschießen lassen - für wen? - „Für die Geldsäcke?" 8 Fragen, denen einer der Matrosen, Richard Stumpf von „Helgoland", in ganzen Erlebnisketten in seinem Tagebuch nachging. - Fragen, die sich auch für die Führung neu stellten. Nahmen die Offiziere sie auf? Steuerten sie dagegen? Die Offiziere wußten keine befriedigende Antwort. Ihr Unterricht vermochte die neuen Fragen in ihrem Kern nicht zu fassen, ging an ihnen vorbei: „.Benehmen gegen Vorgesetzte - Kleiderwirtschaft - Infanteriegewehr 98 - Posten und Wachen - Kriegsartikel' - alles Sachen, die einem zum Halse heraushängen." Nein, die Offiziere vermochten weder die auftauchenden neuen Vorstellungen ganz zu parieren noch mit den eigenen voll durchzudringen. Die Deckungsgleichheit der Ansichten, die Gemeinsamkeit der Haltung erhielt Risse. 9 Der Blick auf die lebensnächsten Bereiche schärfte zudem bald das Bewußtsein für die gegebenen Rang- und Klassenunterschiede. Was aufbrach, war die Kluft zwischen Offizier und Mann. Anklagen der Matrosen. Auslösendes Moment: der Unterschied zwischen Messe und Back - in der Zeit anschwellender materieller Krisen vorrangig der vergleichende Blick auf die Verpflegung. Die Mannschaft, auf stark reduzierte Brotration gesetzt - „es reicht nun nicht mehr zum Sattessen" - , nahm Anstoß daran, wie die Offiziere ihr Leben weiterführten: daß die Offiziere sich „zu keinerlei Einschränkung bequemen" wollten, daß sie „in Saus und Braus" lebten, daß „in der Messe Eß- und Trinkgelage" stattfänden, und dies „fast jede Woche", daß bei diesen Gelagen „sechs bis sieben Gänge aufgetischt" würden und „wenigstens fünf Gänge Fleisch". Als sich aber bei der Musterung drei Matrosen über die nicht ausreichende Brotportion beschwerten, erklärte der Erste Offizier: „Es gibt nicht mehr B r o t . . . "

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Hinzu kam die Klage über den Wucher, der in der Kantine der Mannschaft gegenüber betrieben werde, und wieder eben der Mannschaft gegenüber: Der halbe Liter Bier sei in der Mannschaftskantine durch Preiserhöhung nahezu doppelt so teuer gestellt worden wie in der Messe. Auch die Wurst in der Kantine sei teurer geworden, unverhältnismäßig teurer. Und wo landen die Kantinenersparnisse? - „Die Leute sagen, die Offiziere verfressen sie." Auch Festtage ließen die Unterschiede fühlen. Kaisergeburtstag: der 27. Januar 1916. Festtafel der Offiziere. Fünf Stunden spielte auf „Helgoland" die Bordmusik vor der Messe. Sekt. Hurra auf Seine Majestät. Die Mannschaften grollten: Für sie gab es nur eine Tasse Milchkaffee. Nichts dazu. Auf die Feste in der Offiziersmesse wies auch der Heizer Hans Beckers vom Kleinen Kreuzer „Stettin" hin: Die Verpflegung der Mannschaft hätte nicht mehr den Anstrengungen und dem Kräfteverbrauch entsprochen - „In der Offiziersmesse herrschte jedoch frohes L e b e n . . . Jede Meldung vom Fall einer Festung, jeder Sieg wurde mit großem Hailoh begrüßt und entsprechend gefeiert. Und alle die Geburtstage! Dann knallten die Sektpfropfen, lieblicher Bratenduft entströmte den Messeräumen, und Lieder von Heldengeist und Schlachtenlärm tönten durch das Schiff." Und zum Unbehagen - so wußte wieder Richard Stumpf zu berichten - trat bereits der Spott. Die Offiziere versicherten - so schon 1915 - beim Unterricht: „Wir" - und sie meinten damit das Volk - würden es „noch ein Jahr" aushalten, „sowohl mit dem Brot als auch mit dem Geld". Die Matrosen lachten auf: „Ja, ja, die Offiziere und hohen Beamten halten es sogar noch zehn Jahre aus..."10 Mangel und aufkommender Zwist - so erfuhr man weiter von der „Helgoland" - auch in der Monturfrage: „Aus der Kleiderkammer erhalten wir wegen des Wollmangels schon lange keinen Ersatz mehr für aufgebrauchtes Zeug." Was aber blieb, war die Strenge der „Kleidermusterung". Und dabei wurde verlangt, „daß nur tadellos gutes Zeug getragen wird", und „jedes Fältchen und Fleckchen im Zeug" wurde „bemäkelt". Und wollte einer Einwendungen vorbringen, hieß es vom Divisionsoffizier: „Kümmerliche Ausrede!" und „Nehmt euer Zeug besser in Acht, schont es mehr!" Die Matrosen resignierten: „Ein solches Verfahren verekelt, weiß Gott, die ganze Freude am Dienst." Schon fehlte es an Ansporn für diesen Dienst. Lauter grollten sie auch bald über den Leerlauf der Alarmübungen. Vorhaltungen der Vorgesetzten: „ . . . zu schlapp und langsam..." Die Matrosen blieben unbeeindruckt: „Zur Ü b u n g . . . Da läuft schon keiner mehr, wenn er doch weiß, es ist zur Übung." Informationen, die den Unmut nährten: Zwei Mann erhielten vom Kommandanten je sieben Tage Mittelarrest - sie hatten ihre Schwimmwesten nicht bei sich getragen. Sechs Mann erhielten vom Ersten Offizier je sechs Stunden Straf-

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exerzieren - ihre Schwimmwesten waren durch das viele Tragen undicht geworden. Disziplinare Neueinführung auf „Helgoland": die Exerzierabteilung. Jeder Offizier war zur Einweisung in die Exerzierabteilung berechtigt: „Sie wollen wohl in die Exerzierabteilung?" - Es waren täglich 20 bis 30 Mann, die strafexerzierten . . . Ein Musterfall, die Längerdienenden betreffend: „Ein Heizer erhielt acht Tage Strafexerzieren, weil er zu einem Maschinenmaat gesagt hat: Er wisse etwas besser, denn er sei schon vier Jahre im Heizraum und nicht drei Tage." Und ein Kontra-Fall in der Urteilsbemessung, den die Matrosen vorbrachten: Ein Oberleutnant „hat einen Maschinisten furchtbar ausgeschimpft, erhält dafür vier Wochen Erholungsurlaub wegen .übergroßer Nervosität'." Erste Fälle gröberer Undiszipliniertheit: 20 Mann, die „einfach nicht an Bord kamen. Erfolg: jeder zehn Tage Mittel. Auch mehrere Unteroffiziere waren darunter. . . " Der Unmut gegen diese Ordnung schwoll an, trieb in Überlegungen der Renitenz: „Was wollen ,sie' denn machen, wenn wir nicht mehr wollen? Alle können sie uns nicht einsperren." Und die Drohung mit dem Kriegsrecht? - Seine Warnungen kamen nicht mehr an: „Die Verlesung der Kriegsartikel wird stets mit Hohngelächter und spöttischen Bemerkungen begleitet." Sozialistische Forderungen? - Noch steckten die meisten sie zeitlich weit: nach dem Krieg. Zwar wäre der Zeitpunkt nun der günstigere: „ . . . solange die Kanonen donnern, werden selbst älteste Staatshäupter sozial." Aber noch wirkte bei nicht wenigen der Patriotismus. Noch wollte man unterscheiden „zwischen ,des Deutschen Vaterland' und seinen Offizieren". 1 1 Gegen sie, die Offiziere, schlug der Widerwille immer höher. Ein Kapitänleutnant - das seien 650 Mark Gehalt. Seine Leistung für die Allgemeinheit? - „Er putzt und poliert seine Fingernägel, hält seinen Scheitel in Ordnung und geht nur auf See Wache." - Es gäbe Ausnahmen? Sicher. Aber die wenigen guten Ausnahmen würden auch nichts ändern. Ein Leutnant, 19 Jahre - er bekäme 300 Mark Gehalt: Kann es etwas Besseres geben als die Offizierslaufbahn? Und wissen die, wer ihre „goldenen Tressen und Knöpfe bezahlt"? - „Pöbel und Plebs ist in ihrem Munde alles, was nicht Stern und Streifen trägt." Der Zorn auf die Offiziere nährte ersten Zweifel selbst am Sinn des Sieges: Und was wäre, wenn der Krieg gewonnen würde? Dann würde die herrschende Klasse das Volk doch „ebenso vor den Kopf stoßen wie 1812". Daher der Ruf nach Einigkeit der Unterdrückten, denn: „Solange wir Kleinen uneinig sind, lachen uns die 50.000 Offiziere und Landjunker aus." 1 2 Noch waren es bis in das Frühjahr 1916 keine zusammenhängenden Bewegun-

3. „Sieh dich vor, John Bull,..."

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gen des Widerwillens, noch waren es Einzelfälle aufgestauten Mißbehagens, noch wirkte die Unlust unterschwellig. Noch konnten die Offiziere Gegenbeispiele hochrangiger Leistung, noch durften sie in erster Linie die Macht der äußeren Umstände ins Treffen führen. Aber auch die Offiziere - vertreten in der Aussage des Vizeadmirals von Trotha - mußten zugeben: Das „Zusammenleben an Bord" hatte „eine schwere Belastung erfahren, die mit den Jahren ständig wachsen mußte". Was vermochte unter den gegebenen Umständen die Belastung abzubauen, zumindest phasenweise zu paralysieren? - Das Erlebnis deutlich gemachter Gemeinsamkeit und deutlich gemachten Einsatzsinns: am folgerichtigsten in einer neuen sozialen Gesinnung, am wirkungsvollsten noch immer in der Aktion. Was das anwachsende gegenseitige Verständnisdefizit beheben, die sich bildenden Frontstellungen innerhalb der Schiffe überwinden, die Identifikation der Ziele herstellen konnte, war in erster Linie die ernst zu nehmende und ernstgenommene Herausforderung: unter dem Eindruck der gemeinsam durchzustehenden Gefahren, unter der Inanspruchnahme des gemeinsamen Erfolgswillens. Und freilich waren sich dessen, Trotha wies darauf hin, auch die Offiziere bewußt: die Pflicht ins Spiel bringend, darauf vertrauend, daß, „sobald wir aus dem Hafen herausgingen, um wirklich dem Feinde Schaden zu tun, alle diese Stimmungen wie weggeblasen waren und daß sich das Schiff wieder einheitlich in allen Bestandteilen auf die Zielrichtung einstellte, für die wir letzten Endes doch unsere Pflicht taten". Das Jahr 1916 sollte die Richtigkeit solcher Annahmen noch bestätigen. 13

3. „Sieh dich vor, John Bull,.. Schon die Aktion am 23. und 24. April 1916 hatte die Wiederaufnahme der Vorstöße gegen die englische Küste angekündigt: Ansatz der Schlachtkreuzer gegen Lovestoft und Great Yarmouth, Einsatz von Luftschiffen - damit erste deutsche See-Luft-Aspekte in Operationen großen Stils, Deckung durch das Gros. Nochmals sollte die Beschießung der Küste als strategisches Druckmittel wirken, stärkere britische Verbände zum Eingreifen veranlassen. Endlich Anker auf: Vorneweg die Schlachtkreuzer, die Kleinen Kreuzer. Feierlichkeit, Erwartung - kaum einer vermochte sich dem Eindruck des Augenblicks zu entziehen. Auslaufen der Schlachtschiffe - die Besatzungen im Bann des Aufmarschbildes: „Vier Zeppeline fuhren majestätisch über uns hinweg, umschwärmt von einem halben Dutzend Wasserflugzeugen." Und „ . . . es herrschte auf den Mienen der Leute etwas von jener feierlichen Freude, die an die Tage der Mobilmachung erinnert". 1

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„Helgoland". Der Kommandant versammelte die Mannschaft auf der Back: „ . . . Wir sind jetzt auf dem Wege nach England hinüber, und die Kreuzer werden morgen früh dort einige Städte, Yarmouth und Lovestoft, mit schwerem und mittlerem Kaliber beschießen." Die Schlachtkreuzer würden den Schlag führen. Dann „ . . . haben wir die Aufgabe, den Kreuzern den Rücken zu decken, und hoffentlich haben auch wir das Glück, einigen dieser Burschen zu begegnen. Passieren kann uns j a nichts!" Alle lachten, und sie lachten zustimmend. „Es ist doch wahr, die Schiffe sind so gut gebaut, da kann gar nichts passieren." Auf dem Marsch. „Wiesbaden". Gorch Fock hat den Tag auf dem Kleinen Kreuzer erlebt: „ . . . schießt und jagt es los: eine Weltmacht stürmt auf Tod und Leben hinaus, eine starke Flotte. Da sind wir nur Treiber, und die riesigen grauen Torpedoboote sind nur die Hunde der großen gewaltigen Jäger vom Range einer ,Lützow', einer .Seydlitz', einer ,Derfflinger'! Sieh dich vor, John Bull, sieh dich vor!" Nachtfahrt im Schlachtschiffverband. „Helgoland". Gleichmäßiger Takt der Maschinen, leise klirrendes Deck. Rabenschwarze Nacht: Des Vordermanns weißes „Lichtchen der Hecklaterne der einzige Richtpunkt für den Rudergänger". „ . . . Wache auf der Brücke als Ausguckposten. Überflüssig zu sagen, daß ein jeder mit der äußersten Aufmerksamkeit das Dunkel zu durchdringen suchte." „Wiesbaden". Kaum sichtbar die Torpedoboote nächst dem Kreuzer, nur ihre Schaumwoge weiß leuchtend durch die Finsternis. Hin und wieder aufblitzende Morselichter. Das Schiff aber - „ein feuerspeiender Berg". „Auch unsere Nachbarn sind Vulkane! Ein zorniger Riese mit übermenschlichen Kräften tobt sich aus." Morgengrauen. Die Schlachtkreuzer am Ziel. Der Erste Artillerieoffizier der „Derfflinger" beschrieb es: „ . . . als Englands hohe Küste vor uns auftauchte, als wir die Einzelheiten von Lovestoft und Great Yarmouth ausmachten und wir dann unsere gewaltigen Salven aus den schweren Geschützen auf die Hafenanlagen feuerten." Empörung in Großbritannien. Da hatte „die Straflosigkeit, mit der der Feind unsere Ostküste angegriffen hat, die öffentliche Meinung gleich einem Schock erfaßt". Den Bürgermeistern von Lovestoft und Yarmouth wurde zugesagt, die Flotte werde eine Wiederholung jedenfalls verhindern. 2 War es im April zur Berührung mit schweren britischen Streitkräften nicht gekommen, am letzten Tag des Mai sollte es soweit sein: ein im Sinn des Strategiekonzepts der Hochseeflotte angesetzter Vorstoß nach Norden. Er galt der alliierten Schiffahrt vor der Südküste Norwegens. Die Erwartung: Man werde dadurch schwere britische Gruppen anziehen und angreifen können. Auch das taktische Konzept des deutschen Flottenchefs war offensiv, aller-

3. „Sieh dich vor, John B u l l , . . . "

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dings auch der vergleichsweise geringeren Stärke der Hochseeflotte entsprechend: artilleristisch schlagen, wo man dazu in der Lage war, zusätzlich nach Möglichkeit die Torpedowaffe angriffsweise einsetzen. Dagegen ging das ganze Trachten seines britischen Kontrahenten auf das Artillerieduell aus, am besten auf Parallelkursen, über große, jedenfalls über Torpedoschußweiten möglichst hinausgehende Entfernungen, und selbst für die Zerstörer galt als erste Aufgabe nicht der eigene Vorstoß, sondern der Schutz der Großkampfschiffe vor Torpedoangriffen. 3 Aufbruch am 31. Mai, 2 Uhr morgens. Auf Schilling-Reede lichteten die Schlachtkreuzer Anker: „Lützow", „Derfflinger", „Seydlitz", „Moltke", „von der Tann". Auf „Lützow" eingeschifft der Befehlshaber der Aufklärungsstreitkräfte Vizeadmiral Franz Ritter von Hipper. An den Flanken der Schlachtkreuzergruppe und vor ihnen die Torpedoboote. Vor den Schlachtkreuzern liefen in weitem Bogen die Kleinen Kreuzer der II. Aufklärungsgruppe - „Frankfurt", das Flaggschiff des Konteradmirals Boediker, „Wiesbaden", „Pillau", „Elbing", „Regensburg". Auch ihnen waren Torpedobootsflottillen zugeordnet. Von den Schlachtkreuzern zurückblickend, konnte man weit zurück ihnen folgend das Gros erkennen: 22 Linienschiffe. Die Schlachtflotte war um 3 Uhr 20 ausgelaufen. Voran das III. Geschwader - die modernsten Schlachtschiffe, an ihrer Spitze „König", das Geschwaderflaggschiff. An das III. Geschwader schloß das Flottenflaggschiff „Friedrich der Große", an Bord der Flottenchef Vizeadmiral Reinhold Scheer, ihm folgend das I. Geschwader, die „Helgoland"und „Nassau"-Klasse, schließlich als dritte Gruppe das ältere II. Geschwader, die Schiffe der „Deutschland"-Klasse. Zu beiden Seiten der Linienschiffe fuhren ebenfalls Kleine Kreuzer und Torpedobootsverbände. Der Kurs der gesamten Flotte: westlich von Helgoland und der Amrumbank nach Norden. Was Admiral Scheer nicht bekannt war: Die Briten waren informiert. Die britische Admiralität hatte auch diesmal die deutschen Funksprüche mitgelesen. Noch am 30. war Admiral Sir John Jellicoe, der Befehlshaber der Grand Fleet, benachrichtigt worden, daß deutsche Streitkräfte am nächsten Tag einen Raid nach Norden planten. Die britische Flottenführung hatte demgemäß auch diesmal zielsicher disponieren können: Auslaufen des Gros der Grand Fleet am Abend des 30. Mai von Scapa Flow und Cromarty Firth. Vereinigung der beiden Gruppen auf hoher See am Morgen des 31. Auslaufen der Aufklärungsstreitkräfte von Rosyth ebenfalls am Abend des 30., um ostwärts vorzustoßen. Bei nicht hergestellter Fühlungnahme mit dem Feind sollte bis 14 Uhr die Vereinigung mit dem zu diesem Zeitpunkt nordwestlich stehenden Gros erfolgen. Für diesen Fall war anschließend ein gemeinsamer Raid gegen Horns Riff geplant. 4

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„Lion". Um 21 Uhr 30 am 30. Mai Ankerlichten in Rosyth: das Flaggschiff der britischen Schlachtkreuzer mit Vizeadmiral Sir David Beatty an Bord, das I. Schlachtkreuzergeschwader unter Konteradmiral Brock auf „Princess Royal", dahinter das II. unter Konteradmiral Pakenham auf „New Zealand". Die Schlachtkreuzer wurden begleitet von den schnellen Schlachtschiffen des V. Schlachtgeschwaders unter Konteradmiral Evan-Thomas, der seine Flagge auf „Barham" gesetzt hatte; vom I., II. und III. Leichten Kreuzergeschwader, unter Kommodore Alexander-Sinclair auf „Galatea", Kommodore Goodenough auf „Southampton" und Konteradmiral Napier auf „Falmouth", insgesamt zwölf Leichten Kreuzern; von vier Zerstörerflottillen, bestehend aus insgesamt zwei Leichten Kreuzern und 27 Zerstörern, und schließlich vom kleinen Seeflugzeugträger „Engadine". 5 Nächtliches In-See-Gehen unter „Lions" Führung: „Die Schlachtkreuzer verließen ihre Ankerplätze, nahmen tastend ihren Weg zur unsichtbaren Hafeneinfahrt. Von der Brücke einer jeden turmhohen Schattenmasse konnte durch Ferngläser das Hecklicht des Vordermanns matt wahrgenommen werden, und nach diesem Stecknadelpunkt steuerten sie." Auf der vorderen Brücke des Flaggschiffs der Admiral, der Flaggkapitän, der Navigationsoffizier, der Wachoffizier, „in geheimnisvoller Bewegung" über den schwachen Lichtern von Kompaß und Kartentisch. „Einer nach dem anderen glitten die langen schwarzen Umrisse durch die äußeren Verteidigungsanlagen, Ebenholz-Schattenbilder in einer Schattenwelt." Mit glutleuchtenden Schornsteinen kamen achtern die Begleitzerstörer auf. Der Marsch hatte begonnen: „Die Schlachtkreuzer waren entfesselt." 6

Insgesamt waren beiderseits nun folgende Streitkräfte in See:7 Großlinienschiffe (Schlachtschiffe) ältere Linienschiffe Schlachtkreuzer Panzerkreuzer Leichte (Kleine) Kreuzer Zerstörer, Torpedoboote Seeflugzeugträger Minenleger Tonnen Wasserverdrängung Besatzungen Schwere Geschütze (Briten 30,5 bis 38 cm, Deutsche 28 und 30,5 cm)

Briten 28

Deutsche 16

6 9 8 26 77

1,250.000

60.000 344

5 11 61

660.000 45.000 244

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3. „Sieh dich vor, John Bull,..." Aufgeschlüsselt in die beiden Hauptgruppen ergab sich folgendes Bild:

Aufklärungsstreitkräfte Großlinienschiffe (Schlachtschiffe) Schlachtkreuzer Leichte (Kleine) Kreuzer Zerstörer, Torpedoboote

Briten Beatty 4



6 14

5 5

27

30

1

Seeflugzeugträger Schlachtflotte Großlinienschiffe (Schlachtschiffe) ältere Linienschiffe Schlachtkreuzer Panzerkreuzer Leichte (Kleine) Kreuzer Zerstörer, Torpedoboote Minenleger



Jellicoe 24

Scheer 16 6



3 8 12 50

— —

6 31

1

Allerdings war beiden Flottenbefehlshabern schen -

Deutsche Hipper



dem britischen wie dem deut-

nicht bekannt, daß das Gros des Gegners in See war. A d m i r a l Jellicoe

hatte v o n der Admiralität nur die Nachricht erhalten, die Deutschen beabsichtigten einen A u s f a l l . Das deutsche Flottenflaggschiff, so hieß es irrtümlich und irreführend, befände sich noch in Wilhelmshaven, d. h. auch die deutsche Schlachtflotte. Die Deutschen ihrerseits waren so gut wie überhaupt nicht im Bilde. Zwei deutsche U - B o o t e hatten die Briten zwar vor Rosyth gesichtet, aber in ihrer M e l dung nur von kleineren britischen Flottenteilen in See gesprochen. Luftaufklärung wurde -

nicht zuletzt der Wetterlage wegen -

v o n keiner Seite geflogen.

Die Briten hielten die Flugzeuge ihres Seeflugzeugmutterschiffs zurück, die Deutschen die Zeppeline. 8

„Engadine"

B. Das Erlebnis der Schlacht 1. „ . . . t h e H u n s w e r e i n s i g h t . . . " „Derfflinger". 12 Uhr. Mittagstisch in der Offiziersmesse. Die Panzerblenden der Fenster waren geschlossen. Der auf Kriegswache eingeteilte Teil der Offiziere fehlte. An der Tafel herrschte angeregte Stimmung: Diesmal würde es zum Kampf kommen. Wein- und Biergläser blieben leer: auf Kriegsfahrt kein Alkohol. Die jüngeren Offiziere gingen ab auf Kriegswache. Die Abgelösten trafen ein zu Tisch. Man fühlte sich als Elite: Schlachtkreuzer, Offizierskorps wie Mannschaft die Schiffe „kampferprobt", das Offizierskorps „ausgewählt", die Mannschaft „ausgezeichnet", so das Urteil von Offiziersseite, „noch durch keine schädlichen Einflüsse angekränkelt". Besatzung am 31. Mai auf „Derfflinger": 1398 Mann. „Lion". Vizeadmiral Sir David Beatty, Führer der britischen Schlachtkreuzerflotte, steuerte Ost-Kurs. Er hatte seine drei Leichten Kreuzergeschwader vor dem Flaggschiff in einer 25 Meilen breiten Nordost-Südwest-Aufklärungslinie aufgestellt; dahinter fuhren seine sechs Schlachtkreuzer in zwei Geschwadern zusammengefaßt; zurückgestaffelt noch das V. Schlachtgeschwader: die vier neuen schnellen Schlachtschiffe des Konteradmirals H. Evan-Thomas. Schon im Begriff, sich vereinbarungsgemäß nach Norden zu wenden, Jellicoe und seinem Gros entgegen, erhielt Beatty Funkmeldung von „Galatea": „Feind in Sicht..." 1 „Elbing". Der deutsche Kleine Kreuzer am linken Flügel des Bogens der II. Aufklärungsgruppe hatte um 15 Uhr im Westen einen dänischen Frachtdampfer gesichtet, die „U Fjord". Der „Elbing"-Kommandant detachierte zwei Torpedoboote zu seiner Untersuchung. Gleichzeitig aber hatten auch die britischen Kreuzer „Galatea" und „Phaeton" den Dänen erkannt. Die in Sicht kommenden Briten sprach „Elbing" irrtümlich als Schlachtkreuzer an und meldete: „Feindliche Schlachtkreuzer in W z N." 2 „Galatea". Der Kreuzer, linkes Flügelschiff und Flaggschiff des vor den britischen Schlachtkreuzern laufenden I. Leichten Kreuzergeschwaders, hatte Rauchwolken gesichtet. Näherkommend erkannte er ein dänisches Schiff, von

the Huns were in sight..."

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Die Phasen der Skagerrakschlacht

einem deutschen Torpedoboot gestoppt. „Galatea" gab Meldung: „Enemy in sight, consisting of one destroyer." Und „Galatea" erhöhte ihre Fahrt auf 28 Knoten und eröffnete um 15 Uhr 15 das Feuer. 3 „Lion". Vizeadmiral Beatty ging nun mit seinen sechs Schlachtkreuzern auf Südsüdost-Kurs, erhöhte seine Geschwindigkeit, wollte den Gegner abschneiden, sich zwischen ihn und seine Heimatbasis legen. Evan-Thomas, der Beattys Wendesignal übersehen hatte, fuhr irrtümlich noch einige Minuten weiter nach Norden. Beatty hoffte, auf deutsche Schlachtkreuzer zu treffen und ließ von der „Engadine" ein Aufklärungsflugzeug starten. Dieses meldete zwar deutsche Kreuzer und Torpedoboote an sein Mutterschiff, wurde von den deutschen Schiffen jedoch beschossen, mußte wegen Motorschadens landen, „Engadine" aber war nicht in der Lage, die erhaltenen Meldungen an „Lion" weiterzuvermitteln. Immerhin war es der erste Einsatz eines Flugzeuges von einem Flugzeugmutterschiff aus in einer Schlacht. Der Pilot nahm den sich ihm auf dem Rückflug bietenden Blick auf die eigenen Verbände voll Enthusiasmus auf: „Das Bild aus der Luft auf die Schlachtkreuzer und die Schlachtschiffe der ,Queen-Elizabeth'Klasse mit ihrem Begleitschirm von Leichten Kreuzern und Zerstörern, alles vorwärts jagend, um den Feind abzuschneiden, bleibt unvergeßlich." 4 „Lützow". Vizeadmiral Hipper steuerte nach Feuereröffnung seiner leichten Einheiten Nordwest-Kurs, dem eröffneten Kampf und den gemeldeten Schlachtkreuzern zu. Das britische I. und III. Leichte Kreuzergeschwader gingen, ohne noch die deutschen Schlachtkreuzer gesichtet zu haben, ebenfalls nach Nordwesten zurück, sichtlich um die deutschen Schiffe hinter sich herzuziehen. Beatty

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II. Wilhelmshaven: Das Erlebnis der Schlacht

hatte inzwischen Nordost-Kurs genommen, um den Gegner seinerseits zu stellen. Die Distanz zu Evan-Thomas verringerte sich damit wieder. Die auf konvergierenden Kursen befindlichen Schlachtkreuzergruppen aber mußten aufeinandertreffen. „Derfflinger". 16 Uhr 28: Alarmglocken, Generalmarsch der beiden Tambours, Pfeifen der Maate der Wache: „Klar Schiff zum Gefecht!" Die deutschen Schlachtkreuzer liefen mit höchster Fahrt auf den Gegner zu. Das Gros blieb zurück. Die Torpedoboote vermochten in der hohen Dünung kaum zu folgen. Rasch kamen die beiderseitigen Schlachtkreuzergruppen auf Sichtweite aneinander heran. Keine hatte - mit Ausnahme der irrtümlichen Nachricht von „Elbing" - über die Anwesenheit der anderen vorher Meldung erhalten. Beatty ging auf Ost-Kurs, Hipper den Rückweg abzuschneiden. Hipper wendete und drückte auf Ostsüdost bis Südsüdost, um den Gegner kämpfend an das deutsche Gros heranzuführen. Sechs zu fünf an der Zahl begann das Duell der Schlachtkreuzer. „Derfflinger",. Der Schlachtkreuzer stand in zweiter Position in der deutschen Gefechtslinie. Im vorderen Artillerieleitstand: Erster und Dritter Artillerieoffizier und 21 Mann; Instrumente, Meßgeräte, Richtungweisergeräte, Sehrohr, Telegraph, Kopftelephone; rundum eine 350-mm-Nickelstahlwand als Panzerschutz. Zunächst waren feindliche Leichte Kreuzer gemeldet gewesen. Dann hatte der Kommandant in den Artillerieleitstand durchgeben lassen: „Es sind feindliche Schlachtkreuzer gemeldet worden." Und durch das Sehrohr tauchten sie nun auf: große Schiffe, klar abgezeichnet am Horizont, hoch- und breitbordig, in zwei Kolonnen fahrend. Befehle des Ersten Artillerieoffiziers, Einspielen des Artillerieleitapparates: „16 Uhr 35 Minuten. Schiff dreht Steuerbord! Normalschaltung für Gefecht an Steuerbord! 170 Hundert! 165 Hundert! Schwere Artillerie Panzersprenggranaten! Richtung auf den zweiten Panzerkreuzer von links, 102 Grad! Schiff läuft 26 Seemeilen, Kurs Ost-Süd-Ost! 170 Hundert! Unser Gegner hat zwei Masten und zwei Schornsteine, außerdem einen schmalen Schornstein dicht am vorderen Mast! Schieber links 10! Entfernungsunterschied minus 1! 164 Hundert!" 5 „New Zealand". Der Schlachtkreuzer selbst Sinnbild der reichen Quellen des Empire - ein „Geschenkschiff" des Dominions an das Mutterland von 1912, nun in fünfter Position in der britischen Gefechtslinie. Ein Offizier im Artilleriebeobachtungsstand hoch oben am Fockmast: „ . . . es war noch immer schwer vorstellbar, daß endlich eine Schlacht begann." Und doch waren sie da, die „Hunnen": „I had great difficulty in convincing myself that the Huns were in sightatlast..." Aber auch auf britischer Seite überspielte der technische Apparat die Gefühlsregungen: „Alles schien sehr kaltblütig und mechanisch, keine Gelegen-

1. „ . . . the Huns were in sight..."

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heit, rot zu sehen, lediglich ein Fall kühler wissenschaftlicher Berechnung und wohlüberlegten Artilleriefeuers. Jedermann schien kühl genug, auch im Beobachtungsstand, alle saßen ruhig an ihren Instrumenten und warteten auf den Beginn des Kampfes." 6 „Tiger". Ein Beobachter im Kommandoturm: Einer der wenigen, der in den Bann des Augenblicks geriet, der an seinem Posten dazu auch Gelegenheit hatte. Er nahm es voll Freude auf, „wie herrlich die feindlichen Schlachtkreuzer aussahen, als sie südwärts wendeten, besonders ihr letztes Schiff" - es war „von der Tann" - „erschien wunderschön 1 '.. , 7 „Derfflinger". Der Erste Artillerieoffizier im Artillerieleitstand reagierte ähnlich: In 15facher Vergrößerung sah er die britischen Schlachtkreuzer anlaufen „ . . . ein nervenerregender, majestätischer Anblick, wie das Schicksal selber zogen die dunkelgrauen Kolosse daher". 8 „New Zealand". Auf dem Schiff fuhr auch der Seemannsglaube mit. Auf der oberen Brücke stand der Kommandant, Captain John Green, in einem MaoriKilt aus Binsen, Piu-piu genannt, an der Taille zusammengebunden, in Streifen bis zu den Knien reichend, um den Hals dazu ein Band mit dem grünen Stein „Tiki". Der Kilt war das Geschenk eines Maori-Häuptlings aus der Zeit der Weltreise des Schlachtkreuzers 1913/14, ein Glücksbringer, übergeben mit der Mahnung, der Kommandant müsse es stets tragen, wenn das Schiff ins Gefecht gehe. 9 „Lützow". Feuerverteilung der Deutschen. Um 16 Uhr 40 gab Hippers Flaggschiff das Signal: „Feuerverteilung von links." Noch betrug die Entfernung 187 hm. Admiral von Hipper hatte mit der Reichweite seiner Geschütze zu rechnen: die 30,5 cm von „Lützow" und „Derfflinger" 187 hm, die 28 cm von „Seydlitz" 192 hm, von „von der Tann" 205 hm, von „Moltke" 178,5 hm. Die Reichweite der Briten war höher, erreichte 210, bei „Tiger" 219 hm. Der deutsche Admiral mußte bestrebt sein, die Zone, da nur die Briten feuern konnten, möglichst schnell zu durchlaufen. Um 16 Uhr 45 wendete er demgemäß um zwei Strich nach Steuerbord auf Südsüdost, um in steiler Staffel eine raschere Annäherung an den Gegner herbeizuführen. „Lion". Feuerverteilung der Briten. Vizeadmiral Beatty gab Befehl, das Feuer seiner beiden Spitzenschiffe auf „Lützow" zu konzentrieren. „Queen Mary" als drittes Schiff der britischen Gefechtslinie hätte demgemäß in der zweiten Position der Deutschen „Derfflinger" beschießen müssen. „Queen" nahm das Signal jedoch nicht auf und nahm sich „Seydlitz", das dritte deutsche Schiff, zum Gegner; „Tiger" als viertes Schiff sollte ebenso irrtümlich, gemeinsam mit „New Zealand", die „Moltke" unter Beschuß nehmen. „Lützow". Feuereröffnung der Deutschen. 16 Uhr 48: Die Entfernung zwi-

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II. Wilhelmshaven: Das Erlebnis der Schlacht

sehen den Schlachtkreuzerlinien hatte sich auf 15.088 m verringert. Vizeadmiral von Hipper gab das Signal zur Feuereröffnung. „Lion". Feuereröffnung der Briten. Die Entfernungsmesser der Briten gaben aufgrund der Sichtverhältnisse zu hohe Werte an. Vizeadmiral Beatty zögerte

Das Schlachtkreuzergefecht

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the Huns were in sight.

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noch. Kurz nach den Deutschen eröffnete aber der „Lion"-Kommandant Captain Chatfield das Feuer auf eigene Verantwortung. Die britische Linie folgte. 10 Feuerentfaltung. „Derfflinger". 16 Uhr 52 Minuten 20 Sekunden. Befehl des Ersten Artillerieoffiziers: „Gut, schnell! Wirkung!" „Gut, schnell!" hieß: Die schwere Artillerie erhielt alle 20 Sekunden den Befehl „Salve - Feuern!" Und „Wirkung!" hieß: Die Mittelartillerie hatte nach jeder Salve der schweren Artillerie zwei Salven schnell hintereinander und ab nun dauernd gemeinsam mit der schweren Artillerie zu feuern. Das bedeutete: Das Schiff gab durchschnittlich alle sieben Sekunden eine Salve ab. Die britischen Schlachtkreuzer feuerten deutlich mit Vollsalven: Zentrales Richten und Abfeuern mit dem Percy-Scottschen „firing director". Die Deutschen sahen es: Gleichzeitiges Abfeuern, gleichzeitiges Einschlagen der Geschosse - ein technischer Vorteil für die Briten. Die Deutschen hatten demgegenüber - so urteilten auch die Briten - präzisere stereoskopische Entfernungsmesser als technisches Plus ihrerseits einzusetzen. 11 Artillerieduell. „Tiger": Die Briten konnten vom Kommandoturm aus die Geschosse der Deutschen verfolgen: „Sie erschienen wie große Schmeißfliegen, die gerade auf dich zukamen, jederzeit dich ins Auge zu treffen." 1 2 Die deutschen Artillerieoffiziere sahen drüben bei den Briten die Wassersäulen der Aufschläge aufsteigen - 80 bis 100 m hoch. Und auch sie verfolgten die Antwort: die auf das eigene Schiff gerichteten Geschütze der Türme, die Geschosse - größer werdende schwarze P u n k t e . . . selbst die Einschlagstelle mochte man erraten: vorn, hinten oder im Schiff. Dann ungeheurer Knall der Explosion - beim Aufschlagen auf dem Schiff oder im Wasser. Im Wasser Riesenfontänen, fünf bis zehn Sekunden aufragende Säulen, grün-gelb bis zur Hälfte, wohl Lyddit-Granaten. Der Kampfbeginn sah Feuerüberlegenheit der Deutschen. Nicht nur die Sicht war für die Deutschen vorteilhafter, außerdem der günstigere hellgraue Anstrich der deutschen, der weniger günstige dunklere der britischen Schiffe. Weiters schien die Überlegenheit der deutschen optischen Instrumente, entscheidend aber wohl die Gründlichkeit der Schießausbildung wirksam zu werden. 13 Schon nach den ersten Salven erhielten „Lion" und „Princess Royal" je zwei, „Tiger" vier Treffer, darunter Turmtreffer. Ein Leutnant auf der „Princess Royal": „Sie haben uns eingegabelt..." Der „Tiger"-Artillerieoffizier hielt für 16 Uhr 50 die rasche Folge des deutschen Salvenfeuers fest. Und er wiederholte für 16 Uhr 52: „Die Deutschen schössen schnell..." Und sie schössen sich sichtlich auch schnell ein. Drüben bei den Deutschen hatte „Queen Mary" zwei Treffer auf „Seydlitz" erzielt: der eine in einem mittleren Geschützturm, der die in der Umladekammer

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II. Wilhelmshaven: Das Erlebnis der Schlacht

liegenden Kartuschen zur Entzündung brachte und nahezu die gesamte Turmmannschaft tötete. Allein das sofortige Fluten der Munitionskammern des Turmes rettete das Schiff. „Princess Royal" registrierte: „Nr. 3 of the enemy line has been hit and is on f i r e " . . . „Lion". Um 16 Uhr 54 war die Entfernung zwischen den Linien auf 118 hm gesunken. Nun hatte auch die deutsche Mittelartillerie voll eingegriffen. Um 16 Uhr 57 ließ Admiral Beatty zwei Strich nach Westen abdrehen, um die Entfernung zum Gegner zu vergrößern. Auch Admiral Hipper staffelte einen Strich vom Gegner ab. 14 Die Erbitterung des Artillerieduells von Schiff gegen Schiff nahm zu. „Derfflinger" erzielte zwei schwere Treffer auf „Princess Royal", setzte deren hintersten Turm außer Gefecht. „Lützow" traf den mittleren Turm des „Lion": Die Granate entzündete Kartuschen, tötete die Turmmannschaft bis auf zwei Mann; der tödlich verwundete Turmkommandeur gab noch Befehl, die Munitionskammer zu fluten und rettete damit das Flaggschiff vor dem Schicksal, das kurz darauf „Indefatigable" ereilen sollte. Ein Offizier auf der Brücke des „Lion" blickte zurück: „Das Panzerdach des Turms Q war zurückgefaltet wie eine offene Sardinenbüchse, dicker gelber Rauch zog in Schwaden vom gähnenden Loch, und die Geschütze ragten unbeholfen aufgerichtet in.die Luft." 1 5 Duell bis zur Vernichtung: „von der Tann" und „Indefatigable" waren ineinander verbissen. „von der Tann". Der fünfte deutsche Schlachtkreuzer beschoß nicht das ihm gegenüberstehende fünfte Schiff der britischen Linie, „New Zealand", sondern „Indefatigable", das Schlußschiff der Briten. „New Zealand" blieb dadurch anfangs ohne Beschuß. Um 17 Uhr 03 Minuten, d. h. kaum 15 Minuten nach Feuereröffnung, beobachtete man von „von der Tann" mehrere starke Explosionen im Mittel- und Achterschiff des Gegners, aus ihnen aufsteigend eine gewaltige schwarze Rauchwolke von doppelter Masthöhe. „New Zealand", Vordermann der „Indefatigable". Vom Kommandoturm beobachtete man die eintretende Katastrophe: „Indefatigable" war achtern getroffen worden. Es hatte zwar zunächst einige Rauchentwicklung gegeben, ohne einen Brandherd erkennen zu lassen. Das Schiff war allerdings dem nach Backbord drehenden Vordermann nicht mehr im Kielwasser gefolgt. Gleich darauf schlugen nochmals zwei Granaten auf der Back und im vorderen Geschützturm ein. „Sie schienen beim Aufschlag zu explodieren." Reaktionen blieben aus: „30 Sekunden, in denen es keinerlei Zeichen von Feuer, Flammen oder Rauch gab." Die sichtlich undetoniert durch den Panzer ins Schiffsinnere eingedrungenen Granaten aber führten jene 30 Sekunden nach dem Einschlag das Ende herbei: Stichflammen, Rauchsäulen, die aus dem Schiffskörper jagten und

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the Huns were in sight..."

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„die die Sicht auf das Schiff nahmen", schwere Trümmer, die bis zu 60 m hoch in die Luft flogen. Der getroffene Schlachtkreuzer legte sich nach Backbord über und kenterte sofort: 57 Offiziere und 960 Mann riß er mit sich. Nur drei Mann konnten gerettet werden. 16 Das laufende Gefecht deckte die Katastrophe schnell zu. „New Zealand": „Wir nahmen kaum zur Kenntnis, daß das Schiff verlorengegangen war." Und „von der Tann" blieb nicht gegnerlos: „Der Kommandant gab dann Befehl, das Schlußschiff der feindlichen Linie unter Feuer zu nehmen." 1 7 „Lützow". Die Feuerüberlegenheit der Deutschen hielt an. Besonders „Lion" litt nun unter dem schweren Feuer des deutschen Flaggschiffs. Und Admiral von Hipper wendete um 17 Uhr 10, seine erzielte Überlegenheit zu wahren, nochmals schärfer an den Gegner heran. Den bedrängten britischen Schlachtkreuzern aber nahte von Norden aufkommend wirkungsvolle Hilfe: das V. Schlachtgeschwader des Konteradmirals Evan-Thomas, die vier kampfstärksten Schlachtschiffe der britischen Flotte. Um 17 Uhr 06 schlugen die ersten 38-cm-Salven des Spitzenschiffes „Barham" nächst „von der Tann" ein. Und ein Hagel von Geschossen samt schweren Treffern erfaßte bald den Bereich der deutschen Schlußschiffe. 18 Vizeadmiral Beatty drehte unter dem Eindruck des Eingreifens des Schlachtgeschwaders auch seinerseits erneut um drei Strich Backbord an die Deutschen heran. Die Folge: nicht nur von beiden britischen Gruppen zusammengefaßtes Feuer auf die Deutschen, weitere Treffer vor allem auf „von der Tann", „Moltke" und „Seydlitz", wobei letztere zeitweise unter dem vereinigten Feuer von „Queen Mary" und „Tiger" lag, sondern nochmals auch schwere Feuerschläge der deutschen Schlachtkreuzer gegen die britischen. „New Zealand": „Um 17 Uhr 22 (statt 16 Uhr 22, A . d . V . ) kam das fünfte deutsche Schiff durch Nebel außer Sicht, und das Feuer wurde auf das vierte Schiff verlegt, das fast auf Anhieb eingegabelt war, und wieder wurden Treffer beobachtet." „Derfflinger": Auf der anderen Seite geriet „Lion", von weiteren Treffern und Bränden heimgesucht, für die Schiffe hinter „Lützow" zeitweise außer Sicht. „Derfflinger", deren Erster Artillerieoffizier die „Queen" nun an zweiter Stelle sah, richtete daraufhin sein Feuer zusätzlich zu „Seydlitz" auf jene „Queen Mary", die als eines der stolzesten Schiffe der britischen Flotte den Namen der Königin trug. 19 „Derfflinger". Artillerieleitstand. Ab 17 Uhr 24 schien jede Salve der „Derfflinger" die „Queen" getroffen zu haben. Die um 17 Uhr 26 Minuten und 10 Sekunden gefeuerte Salve fiel bereits in einen losbrechenden Vulkan: Grelle, rote Flammen im Vorschiff des Briten, Explosionen im Vor- und Mittelschiff, hochgerissene schwarze Schiffstrümmer, eine gewaltige, das gesamte Schiff erfassen-

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II. Wilhelmshaven: Das Erlebnis der Schlacht

de Explosion, nach der Mitte zusammenstürzende Masten, aus der Explosion emporsteigend eine 300 bis 400 m hohe Rauchwolke - einer „ungeheuren, schwarzen Pinie" gleich.20 „Tiger", Hintermann der „Queen Mary". Ein Geschützführer beobachtete: „ . . . Jede Granate, welche die Deutschen schössen, schien plötzlich gleichzeitig den Schlachtkreuzer zu treffen. Es war, als ob ein Wirbelwind einen Wald niederschmetterte." Genauer ein anderer „Tiger"-Beobachter: „ . . . Ich sah sie („Queen Mary", A.d. V.) durch eine Salve eingegabelt. Drei Granaten von vier trafen... Die nächste Salve... gabelte sie ein, und zwei weitere Granaten trafen sie." Und dann die Katastrophe: „ . . . ich sah mittschiffs dumpfe rote Glut, und dann schien das Schiff sich zu öffnen wie ein Pusteball, oder ein Giftpilz, wenn man ihn auspreßt. Dann war irgendwo vorne noch eine andere dumpfe rote Glut da, und das ganze Schiff schien nach innen einzubrechen. Die Kamine und Masten fielen nach der Mitte, und der Rumpf wurde nach auswärts geblasen. Die Turmdecken wurden 100 Fuß hoch geworfen, dann war alles Rauch, und ein Stück des Hecks war der einzige Teil des Schiffes, der über Wasser blieb." 21 „New Zealand". Der hinter „Tiger" marschierende Schlachtkreuzer hatte nach Steuerbord ausgeholt und passierte die „Queen" in ihrer Endphase. Vom Kommandoturm aus hatte der Navigationsoffizier das bereits angeschlagene Schiff und die zweite, tödliche Explosion beobachtet. Noch hielt sich das Heck ab dem rückwärtigen Kamin über Wasser, deutlich die sich langsam drehenden Schrauben, kein Feuer an Bord, „ . . . und Mannschaften krochen aus dem Oberteil des rückwärtigen Turmes und dem achteren Aufgang". Da holte der Restteil des Schiffes über und verschwand in einer Explosion: „Am auffallendsten waren die Massen und Massen von Papier, die in die Luft gefetzt wurden, als dieses Achterteil explodierte. Gewaltige Mengen Eisen wurden in die Luft geschleudert, und rund um uns fielen Gegenstände ins Meer. Und da war noch immer hoch oben in der Luft, ich vermute zuletzt 100 bis 200 Fuß hoch, ein Dingi oder eine Pinasse." Das „Prasseln der fallenden Trümmer" nahm auch ein Offizier vom Artilleriebeobachtungsstand der „New Zealand" auf. Und: „Alles, was von der ,Queen Mary' blieb, war eine große pilzförmige Wolke." 22 57 Offiziere und 1.209 Mann wurden mit dem Schiff in die Tiefe gezogen. Von britischen Zerstörern wurden sechs Mann, von einem deutschen Torpedoboot zwei Mann gerettet. „Lion". Auf der Brücke des britischen Flaggschiffs sahen Vizeadmiral Beatty und der Kommandant Captain Chatfield zurück - „um gerade noch das schreckliche Bild zu erblicken...". Beatty, zu Chatfield gewandt: „Heute scheint mit unseren verdammten Schiffen etwas nicht zu stimmen." 23 Die Schlacht ging weiter. „Tiger": „Aus dem Rauch der Explosion tretend,

2. Aufeinanderprall und „Crossing the T"

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gingen wir auf volle Fahrt und nahmen den Platz achtern der ,Princess Royal' ein".. . 24 „New Zealand": „ . . . einige Sekunden später gewannen wir klare Sicht, sahen erneut den Feind und eröffneten wieder das Feuer." Und: „Der Geist unserer Leute war hervorragend", ergänzte der Navigationsoffizier der „New Zealand". „Trotz der Tatsache, daß sie die .Queen Mary' ganz klar in die Luft fliegen gesehen hatten, schien der Gedanke einer Niederlage ihnen nicht in den Sinn zu kommen..."25 Unterdessen waren ab 17 Uhr 20 zwischen den Schlachtkreuzerlinien britische Zerstörer und deutsche Torpedoboote zum Angriff vorgebrochen. In überraschender Gleichzeitigkeit: „Wir fuhren los von unserer Schlachtkreuzerlinie mit 34 Knoten, fast gleichzeitig sahen wir feindliche Torpedoboote, die aus der deutschen Linie hervorstießen." Die flinken Angreifer feuerten Torpedos auf die großen Schiffe, zwangen sie zu kurzen Ausweichmanövern, verbissen sich gegenseitig in Einzel- und Gruppenkämpfe. Da erschien das deutsche Gros, traf die Briten die erregende Meldung: „Schlachtschiffe in Südost!" 26

2. Aufeinanderprall und „Crossing the T" „Southampton". 17 Uhr 33: Kommodore Goodenough, mit seinem II. Leichten Kreuzergeschwader den britischen Schlachtkreuzern vorgestaffelt, sichtete die Spitzenschiffe der Hochseeflotte. Um 17 Uhr 38 funkte er - eine Minute später der Kommandant der „Champion", des Führerkreuzers der 13. Zerstörerflottille, ganz ähnlich - an die Führer der Schlachtflotte und der Schlachtkreuzer: „Feindliche Schlachtflotte in Kiellinie Kurs Nord, Spitze gebildet von .Kaiser'-Klasse, . . . Torpedoboote an beiden Flügeln und voraus. Feindliche Schlachtkreuzer vereinigen sich mit Schlachtflotte von Norden aus." 1 Nun waren Jellicoes und Beattys Vorstellungen, das deutsche Gros sei nicht am Platz, sei in der Jade, aufgehoben. Beatty mußte erkennen, daß er, abgesehen davon, daß er zwei Schlachtkreuzer verloren hatte, von Hipper auch noch in eine gefährliche Lage, ja in eine Falle geführt worden war. Eben noch hoffend, mit seinen verbliebenen vier Schlachtkreuzern und den vier Schiffen des V. Schlachtgeschwaders Hipper von seiner Basis abschneiden zu können, sah er sich überraschend einer Übermacht gegenüber. Was ihm blieb, war schleuniges Absetzen. Allerdings wollte er seinen Rückzug nun seinerseits taktisch nützen: Die deutsche Flotte sollte auf das überlegene Gros der Briten gezogen werden, das rund 50 Meilen entfernt stand. Zug um Zug, Aufprall auf Aufprall, sollte die Schlacht dem Zusammenstoß der Schlachtgeschwader entgegenstreben. 2

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II. Wilhelmshaven: Das Erlebnis der Schlacht

„Lion". Kaum fünf Minuten nach Eingang der Meldungen über das deutsche Gros, 17 Uhr 43, gab Beatty Signal zur Kehrtschwenkung seiner Geschwader. Die britischen Schlachtkreuzer gingen mit höchster Fahrt auf Nordkurs, um rasch Fühlung mit dem eigenen Gros zu gewinnen. Das V. Schlachtgeschwader hatte das Signal nicht sofort verstanden, blieb auf Südkurs und geriet, ehe auch Konteradmiral Evan-Thomas schwenkte, in das Feuer der Spitzenschiffe der deutschen Schlachtflotte. Die Schwenkung „in succession" vor allem dieses Geschwaders brachte eine taktisch kritische Situation - „the turning point", notierte ein „Malaya"-Offizier, „was a very hot corner". 3 „König". 17 Uhr 46: Die Spitzenschiffe des deutschen Gros eröffneten Feuer auf die britischen Schlachtkreuzer, dann auf die Schlachtschiffe des V. Geschwaders. Um 17 Uhr 50 schwenkten auch die deutschen Schlachtkreuzer nach Norden und setzten sich an die Spitze ihrer Schlachtgeschwader. Um 17 Uhr 55 eröffneten sie erneut das Feuer gegen die ablaufenden britischen Schlachtkreuzer. „Seydlitz" erhielt nun einen Torpedotreffer im Vorschiff, vermochte dennoch ihre Position zu halten. Um 17 Uhr 58 sah man Evan-Thomas auf Gegenkurs schwenken und beobachtete Treffer vor allem auf „Barham". Der Kampf hielt in Form der sich nun entwickelnden Jagd nach Norden an. „Helgoland". Im I. Geschwader, ungefähr in der Mitte der Schlachtflotte laufend, sah auf der „Helgoland"-Brücke alles dem vorne in Gang befindlichen Gefecht entgegen. „Da sind sie!" Als erster hatte der Adjutant im Nebel an Backbord die schwach aufblitzenden Mündungsfeuer gesehen. Dann die Rauchwolken. Schließlich Mäste, Dreibeinmaste... In der Kartuschkammer des Turms „Berta" um 18 Uhr. Hitze, dazu vor Erregung gerötete Gesichter. Das Gefecht mußte in Kürze auch für „Helgoland" beginnen. Dazwischen Befehl: „Die Backschaften wegtreten und Abendbrot holen." In aller Eile wurde er befolgt. Dann Meldung von oben: „Der Feind fängt an, sich einzuschießen, die erste Salve 1.000 m zu kurz." Die Nachricht löste - so berichtete ein Matrose - einen Alp: „Heute kommen wir auch zum Schießen, paßt nur a u f . . . " Und: „Ferngefecht an Backbord!" Und: „Ein Kreuzer 9.300 Meter." Dann Salve vom Vordermann. Unmittelbar darauf die erste eigene Salve. „Friedrich der Große". Auf der Brücke Vizeadmiral Scheer. Ab 17 Uhr 50 hatten die Geschwader der Hochseeflotte sich hinter Beattys Verbände gesetzt. Die deutschen Schlachtschiffe fuhren in Linie, vor ihnen nun die Schlachtkreuzer, an deren Spitze setzten sich die Kleinen Kreuzer der 2. Aufklärungsgruppe. Schwere Treffer auf britischer Seite vor allem auf „Lion", „Barham" und „Malaya", auf deutscher auf „Seydlitz" und „Lützow". Auf „Lützow" fielen die Haupt- und Reserve-Funkstation aus. Die Folge: Die Signalverbindung zwischen Scheer und Hipper blieb auf Scheinwerfersignale beschränkt.

2. Aufeinanderprall und „Crossing the T"

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Die Deutschen aber blickten voll Optimismus der Entwicklung entgegen: Sie hatten im Schlachtkreuzergefecht zwei Gegner explodieren sehen, sie hatten ihre Gefechtskraft im wesentlichen bewahrt, und sie wähnten sich nur dem bisher gesichteten Gegner gegenüber - jetzt samt dem eigenen Gros. Sie wußten nichts von der bereits in Lauerstellung befindlichen britischen Schlachtflotte. Den ihrer harrenden Briten gegenüber hatten sie sich auch nicht entsprechend entwickelt. 4 „Iron Duke". Admiral Jellicoe war im Bilde. Er hatte durch Goodenoughs Meldung von der anlaufenden Hochseeflotte erfahren. Erwartungsvoll gab er an die Admiralität die kurze Meldung ab: „Flottenkampf bevorstehend." 5 Admiral Jellicoes Plan: Seine 24 Schlachtschiffe, die in sechs parallelen Liniengruppen Südsüdost-Kurs dampften, acht Panzerkreuzer vor sich, wie einen Wall quer vor die anlaufende Hochseeflotte zu legen. Mit einer zusätzlichen Drehung sollten die Deutschen schließlich von ihren Heimathäfen abgeschnitten werden. Der erste Zusammenprall: Torpedoboote, Zerstörer, Kleine Kreuzer, die britischen Panzerkreuzer gerieten im Vorfeld der Flotten bei unsichtig gewordenem Wetter in schwere Kämpfe. „Wiesbaden" blieb manövrierunfähig liegen, „Pillau" wurde schwer getroffen, nebelte, gewann Anschluß, Torpedoboots- und Zerstörerflottillen fielen übereinander her, „Shark" setzte sinkend die weiße Flagge, und die Panzerkreuzer „Defence", „Warrior", „Black Prince" fanden sich im Feuer der schweren deutschen Spitzenschiffe. „Lützow" hatte binnen drei Minuten das Schicksal der „Defence" entschieden: „ . . . eröffnete ,Lützow' das Feuer um 19 Uhr 16, um 19 Uhr 19 flog der Gegner in die Luft." Der Artillerieoffizier des „Tiger": „ . . . the ,Defence' blew up with an explosion very similar to that of ,Queen Mary'." Keiner der 700 Mann der Besatzung wurde gerettet. 6 „Warrior" und „Black Prince" verließen brennend den Kampfplatz. Und „Warspite" vom V. Schlachtgeschwader, unter dem Feuer der aufkommenden deutschen Schlachtschiffe, von „Kaiserin" in der Ruderleitung getroffen, fuhr im Kreis, bevor sie sich nach schweren Treffern um 19 Uhr 30 aus dem Gefechtsfeld in die zunehmende Dämmerung zu retten vermochte. Sie erhielt Befehl zum Heimmarsch. „Iron Duke". Die Grand Fleet lag trotz eingetretenen Besteckfehlern und Mängeln in den eingehenden Aufklärungsmeldungen dennoch taktisch günstig: die Schlachtkreuzer - Beatty sich ostwärts vorlegend, nun verstärkt durch die drei Kreuzer von Konteradmiral Hoods III. Schlachtkreuzergeschwader - an der Spitze; die 24 Großkampfschiffe des Gros in Gefechtsformation entwickelt; Evan-Thomas, mit seinen verbleibenden drei Schiffen zurückgeblieben als Nachhut; die britische Flotte insgesamt zum klassischen Crossing-the-T-Manöver ansetzend. Die deutsche Spitze wurde nach Osten abgedrückt. 7

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II. Wilhelmshaven: Das Erlebnis der Schlacht

Für die Deutschen eine taktisch beklemmende Situation: jenes „Crossing the T", das den Russen bei Tsushima so verderblich geworden war. Die Folgen: „Die vollen Breitseiten fast der ganzen britischen Linie", hielt Galster fest, schössen sich nun auf die deutschen Schlachtkreuzer und die Spitze ihres vordersten Schlachtschiffgeschwaders ein. Hinzu kam, so mußten die Führer der Hochseeflotte zusätzlich feststellen, daß in der nun eingetretenen Stellung „der Vorteil von Wind und Beleuchtung auf Feindesseite war". 8 Um 19 Uhr 21 waren die deutschen Schlachtkreuzer, inzwischen schon von weiteren Treffern gezeichnet, in das Feuer der östlich von ihnen stehenden drei Schlachtkreuzer Hoods geraten. Die in den weiten Bogen der Grand Fleet steuernden deutschen Spitzenschiffe sahen sich nun einem konzentrierten Feuerorkan aus Nordwest bis Ost gegenüber. Besonders „Lützow" und „König" fanden sich in schwerstem Feuer. Die Gunst der Sichtverhältnisse für die Briten wurde drückend: So konnte „Iron Duke" auf nur 110 hm neun Salven auf die in der Abendsonne hell aufleuchtende „König" abgeben und blieb selbst außer Sicht. „Lützow" bestätigte: „Der Gegner... genoß jetzt voll den Vorteil d e r . . . starken Unsichtigkeit gegen Ost, die ihn völlig verbarg, während wir uns gegen den Abendhimmel deutlich für ihn abgehoben haben müssen. ,Lützow' erhielt jetzt fortgesetzt schwere Treffer, ohne das Feuer erwidern zu können, da vom Gegner nur das Aufblitzen der Salven zu sehen war." 9 Da sollte die Schlacht nochmals einen dramatischen Akzent erhalten, in einem letzten, unmittelbaren Totalverlust bringenden Kampf Schlachtkreuzer gegen Schlachtkreuzer. Um 19 Uhr 29 war der Gefechtsqualm östlich der deutschen Schlachtkreuzer aufgerissen. Und vor „Lützow" und „Derfflinger" stand klar und scharf umrissen ein Großkampfschiff, der Schlachtkreuzer „Invincible", Flaggschiff des Admirals Hood. Auf Parallelkurs und mit auf „Derfflinger" gerichteten Geschützen und eben wieder deckender Salve. Auf 90 hm nahmen „Derfflinger" und knapp darauf „Lützow" das Gefecht auf. Nachdem beide Kreuzer jeweils nach einer Salve eingeschossen waren, wurde die sich verzweifelt wehrende „Invincible" binnen weniger Minuten in schnellen Salvenschlägen niedergekämpft. 19 Uhr 33: Mehrere Explosionen, stürzende Masten, durch die Luft wirbelnde Schiffsteile, in die Höhe schlagende Flammen und neuerliche Explosionen, eine schwarz aufsteigende Rauchwolke. 10 „Derfflinger". Der Erste Artillerieoffizier rief es durch das Telephon: „Unser Gegner ist in die Luft geflogen!" Und durch das Schiff pflanzte sich donnerndes Hurra fort. Noch war der Gegner nicht verifiziert. Aber „Scharnhorst" und „Gneisenau" und die Falklandinseln schienen gerächt. Die „Invincible" zog Admiral Hood und die Besatzung von 1.025 Mann mit in die Tiefe. Nur sechs Mann, auf ein Floß gerettet, sollten von einem britischen

2. Aufeinanderprall und „Crossing the T"

Jellicoe f o r m i e r t Kiellinie

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123

BeattyS Ä ' Hood ^ Defence ' W a r r i o r 19-19 x^Worspite Wiesbaden

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in Divisionen

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i 8230-10973m

. , ,—t, Scheer I.Gefechts- — V ) } ' kehrtwendung / 19.35 y r ^ O

Hipper 19.30 \

2.Gefech1sKehrt w e n d u n g 19.55

v

Beatty

Jellicoe - ^ d r e h f ab

Torpedoboot angriffe

19.45 L u t z o w Hipper

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19.00 f $ f

HI.Geschwader I.Geschwader

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Hochseeflotte 19.00

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22. 10

Jellicoe bildet ^ Nacht - F o r m a t i o n Kurs S , 22.00 Beatty

Der Flottenkampf

\

124

II. Wilhelmshaven: Das Erlebnis der Schlacht

Zerstörer geborgen werden. „Inflexible" übernahm die Geschwaderführung. 11 „Indomitable", dritter Schlachtkreuzer des Hood-Geschwaders, passierte um 19 Uhr 35, zwei Minuten nach der Katastrophe, die Untergangsstelle. Aus dem vorderen Turm sah ein Beobachter, was von der „Invincible" geblieben war: „ . . . zwei Schiffsenden, senkrecht über dem Wasser stehend, das Schiff schien mittschiffs in zwei Hälften gebrochen zu sein, jede Hälfte nun auf den Grund gestützt." Man wollte zunächst an ein deutsches Wrack glauben: „Mein Richtkanonier hielt es für einen Hunnen, und die Mannschaft jubelte auf, ich aber konnte am Heck den Namen ,Invincible' lesen, und so wußte ich es besser." Und dennoch ein erhebendes Erlebnis auch für die Briten: „Vier oder fünf Überlebende klammerten sich an treibende Wrackteile an; ich sah nie etwas Herrlicheres als diese wenigen, die uns zujauchzten, als wir vorbeijagten." 12 Der Zerstörer „Badger" nahm sich der sechs Überlebenden an. Auch auf „Badger" dachte man zunächst, es mit Überlebenden eines gesunkenen deutschen Schiffs zu tun zu haben, wollte sie gefangennehmen. Aber es waren sechs Briten, die der Zerstörer auffischte, ein Commander und ein Leutnant darunter: „Es war ein großer Schlag für uns, als er (der Commander, A . d . V.) uns darauf hinwies, daß das Wrack, in dessen Nähe wir waren, die Reste des Schlachtkreuzers .Invincible' seien, und daß wir im Begriffe wären, die einzigen sechs Überlebenden von ihrer Schiffsbesatzung von 1.000 Mann aufzunehmen." 1 3

3. „Schlachtkreuzer ran an den Feind, voll einsetzen!" Inzwischen hatte die Schlacht der Hauptflotten ihre entscheidenen taktischen Konturen gewonnen. Vizeadmiral von Hipper hatte unter dem Druck des konzentrierten feindlichen Feuers bereits um 19 Uhr 26, noch bevor die „Invincible" aus dem Dunst getaucht war, mit seinen Schlachtkreuzern vom Gegner abgestaffelt. Auf „Friedrich dem Großen" begann sich für Vizeadmiral Scheer das Bild zu verdeutlichen. Über Funk hatte der Flottenchef von der 5. Torpedobootsflottille erfahren, daß Gefangene vom Zerstörer „Nomad" ausgesagt hätten, es seien 60 große britische Schiffe in der Nähe, darunter 20 Schlachtschiffe und sechs Schlachtkreuzer. Das rings um die deutschen Spitzenschiffe in ununterbrochener Linie aufleuchtende Mündungsfeuer schien die Meldung zu bestätigen. Der erzwungene Schwenkungspunkt im Bogen konnte im konzentrierten Feuer der Briten zum Krisenpunkt, zur tödlichen Bedrohung werden. Der deutsche Flottenchef erkannte die Gefahr. Er war sich klar über die Notwendigkeit, sich ihr zu entziehen, sich aus der Umklammerung zu lösen. Und zwar sofort. Deshalb der Befehl zur Kehrtwendung - nicht zur Schwenkung, wie sie die Russen noch bei Tsushima sich hatten aufzwingen lassen. 1

3. „Schlachtkreuzer ran an den Feind, voll einsetzen!"

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Signal von „Friedrich dem Großen" 19 Uhr 35: „Gefechtskehrtwendung nach Steuerbord bis zur Herstellung der Kielwasserlinie in entgegengesetzter Richtung." Und die gesamte Flotte führte die Wendung aus, einwandfrei, exakt. Auch die Schlachtkreuzer nahmen Kurs West. Das Manöver war in der gegebenen Situation zweifellos nicht ungefährlich. Die Linie der deutschen Schiffe war zudem vorn gekrümmt, und die Schiffe lagen eben dort unter schwerem Feuer: „Es hätten", so bemerkte ein deutscher Beurteiler, „leicht Kollisionen eintreten können. Aber die Geschicklichkeit der Kommandanten und einiges Glück half mit." In der Folge ein weiterer Vorteil: „Der Feind merkte sogar infolge von Rauchverschleierung nicht, daß eine Kehrtwendung ausgeführt worden war." Ein Manöver, das vor allem in der deutschen Flotte geübt worden war, hatte sich unter schwierigsten Umständen bewährt. „Es wurde", so bestätigten die Briten, „unter Rauchschleiern, die von seinen (Scheers, A. d.V.) Torpedobooten gelegt worden waren, so geschickt ausgeführt, daß binnen vier Minuten die gesamte deutsche Schlachtflotte westwärts dampfte, geradewegs fort von ihren Gegnern." 2 „Iron Duke". Admiral Jellicoe erkannte nur, daß die deutschen Schlachtschiffe im Dunst verschwunden waren. Meldungen seiner Schiffe, obwohl einige Scheers Wendung beobachtet hatten, blieben aus. Nur auf seine eigenen Wahrnehmungen angewiesen, glaubte Jellicoe zuerst an zunehmende Unsichtigkeit, dann an eine kleine deutsche Kursänderung, schließlich an eine größere Schwenkung. Er befahl nach einigen Minuten Kurs Südost, dann Süd; und erst 30 Minuten nach Scheers Manöver ordnete er Kurs Südwest zu Süd an, um den Deutschen einen allfälligen Rückzug abzuschneiden. Das sich zwingend anbietende entschiedene Nachstoßen, das sofortige Blockieren der Rückzugslinie hatten die Briten versäumt. 3 Noch tobte nachgrollend der Kampf. „Wiesbaden" lag zum Wrack geschossen noch immer zwischen den Flotten. Brennend und schwer beschädigt, hatte um 19 Uhr 45 „Lützow" die Linie verlassen. Vizeadmiral Hipper war auf ein Torpedoboot umgestiegen, der „Derfflinger"-Kommandant führte nun für die nächsten Stunden die deutschen Schlachtkreuzer. Bei den Briten erhielt „Marlborough" um 19 Uhr 45 einen Torpedotreffer. „Friedrich der Große." Vizeadmiral Scheer, der feststellte, daß der Gegner ihm nicht gefolgt war und daß er damit wieder Handlungsfreiheit gewonnen hatte, nützte diesen Umstand zu einem erneuten, überraschenden Manöver. Um 19 Uhr 55 gab Scheer Befehl zu neuerlicher Gefechtskehrtwendung um 180° und damit zum Angriff auf den Gegner, diesmal - wie Scheer selbst ausführte - in „bewußter Absicht", „mit einem Stoß gegen die Mitte der feindlichen Linie" und „trotz des .Crossing the T ' " .

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II. Wilhelmshaven: Das Erlebnis der Schlacht

Die Entscheidungsbasis: Scheer hatte sich aus dem Kampf gelöst, war aber damit allein nicht zufrieden. Noch sah der Flottenchef einen endgültigen Abbruch des Kampfes als verfrüht, noch nicht alle Möglichkeiten des eigenen Ansatzes als erschöpft an. Noch waren die Torpedoboote nicht zur Wirkung gekommen. Und noch lag feindwärts die zusammengeschossene „Wiesbaden", der man unter Umständen helfen konnte. Und würde die eben erfolgte Loslösung nicht überhaupt als voreiliger Rückzug gedeutet werden? Zwar hatte auch Scheer ein Meldungsdefizit in bezug auf die Position des Gegners, aber die Gründe für eine neuerliche Kehrtwendung schienen ihm stärker. 4 Nochmals lief die deutsche Flotte an, die Schlachtkreuzer an der Spitze. Und nochmals gerieten die deutschen Spitzenschiffe in das konzentrische Feuer der Briten. Der erneute Stoß sollte keineswegs in eine günstigere Lage als die ursprüngliche führen. Die britische Führung nämlich hatte von der neuen Entwicklung Kenntnis erlangt. Goodenough war mit seinen Leichten Kreuzern dem zurückgehenden Scheer gefolgt. Und er vermochte Jellicoe nicht nur die Position der deutschen Schlacht flotte, sondern auch ihre neuerliche Kehrtwendung zu melden. 5 „Iron Duke". Die nun auf Süd-Kurs gehenden Schlachtschiffe der Grand Fleet waren im Begriff, sich „in artillerietaktisch günstiger Stellung . . . quer vor die deutsche Spitze zu stellen". Nur die auf die „Wiesbaden" vorstoßenden deutschen Boote, die deren Besatzung retten sollten, diese zwar aufgeben mußten, aber im Abdrehen Torpedos abschössen, veranlaßten die britischen Schlußdivisionen abzustaffeln. „Friedrich der Große". Scheer trieb den Offensivstoß gegen die taktisch wohlformierten Briten auf einen waghalsigen Höhepunkt. Um 20 Uhr 13 setzte das Flaggschiff das Signal: „Schlachtkreuzer ran an den Feind, voll einsetzen!" Gleich darauf, um 20 Uhr 15, bekamen die deutschen Torpedobootsflottillen Befehl zum Angriff. „Derfflinger". Die deutschen Schlachtkreuzer, deren Entfernung zum Gegner bis auf 80 hm sank, gerieten in einen mörderischen Feuerhagel der britischen Schlachtschifflinie. Salve auf Salve schlug um „Derfflinger" ein, Treffer auf Treffer ließ den Kreuzer erbeben. Ein 38-cm-Geschoß durchschlug den Turmpanzer des vierten Turms: Von den 78 Mann der Turmbesatzung konnten sich nur fünf retten. Zehn Minuten später durchbrach eine 38-cm-Granate die Turmdecke des dritten Turms. Die gesamte Turmmannschaft von 80 Mann fand den Tod: „Nun schlugen aus beiden achteren Türmen haushohe Flammen gegen den Himmel, mit gelben Rauchmassen vermischt, zwei schauerliche Grabfackeln..." Angriff der Torpedobootsflottillen. In Wellen waren die Flottillen, die 6. und 9., die 5. und 2., gegen den Wall der britischen Großkampfschiffe vorgegangen,

3. „Schlachtkreuzer ran an den Feind, voll einsetzen!"

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hatten im Feuerhagel auf 60 bis 70 hm ihre Torpedos gefeuert, Verluste erlitten, aber auch den Gegner zum Ausweichen gezwungen: Ab 20 Uhr 20 hatten sämtliche britischen Schiffe vor den anlaufenden Torpedos abgedreht. 6 „Friedrich der Große". 20 Uhr 16: Vizeadmiral Scheer befahl, um sich vom Gegner zu lösen, seine dritte Gefechtskehrtwendung. Der eben geführte Stoß, so meinte er, hätte die Briten erschüttert, zum Ausweichen gezwungen. Und er selbst würde seine Geschwader, ohne von unmittelbar nachsetzendem Feind bedrängt zu werden, nun neu rangieren können. „Iron Duke". Nicht nur daß die britische Schlachtflotte vor dem deutschen Torpedoangriff abgedreht hatte, vermochte Jellicoe die neue Situation erneut nicht zu überblicken. Nochmals wähnte er, daß des Gegners „zeitweiliges Verschwinden auf ein Verdichten des Nebels zurückzuführen wäre, und keine Meldung über diese Bewegung der deutschen Flotte" hätte ihn erreicht. Der Kampf der Hauptflotten war damit zu Ende. Noch gab es Gefechtsberührungen von Torpedobooten und Kreuzern, um 21 Uhr 18 auch noch ein letztes Treffen der beiderseitigen Schlachtkreuzergruppen. Vor allem „Derfflinger" und „Seydlitz" erlitten nochmals schwere Treffer. Um 21 Uhr 31 feuerte „Derfflinger" brennend ihren letzten Schuß der Schlacht. 7 „Iron Duke". In zunehmender Dunkelheit wollte auch Admiral Jellicoe den Kampf nicht mehr suchen. Er sah den Tag für beendet an. Die britische Schlachtflotte ging um 22 Uhr auf Südkurs, um 22 Uhr 24 ging der vom Gros westwärts laufende Beatty ebenfalls zum Südkurs über. Jellicoe sah zwar vor, die Schlacht am nächsten Morgen vor Hornsriff zu erneuern: „Die britische Flotte stand zwischen dem Feind und seinen Stützpunkten." Feindberührung während der Nacht zu vermeiden, aber schien dem britischen Flottenführer ratsam: „Ich verwarf sogleich den Gedanken eines Nachtkampfes zwischen den Großkampfschiffen, da er zu einer Katastrophe führen konnte; und zwar erstens wegen der zahlreichen Torpedoboote, zweitens wegen der Unmöglichkeit, feindliche und eigene Schiffe zu unterscheiden." Die von den Briten eingenommene Formation: die vier Schlachtgeschwader nebeneinander, Beattys Schiffe steuerbord voraus, die Kreuzer vorweg und achteraus, die Zerstörerflottillen achteraus - letztere als Schutzschild gegen Angriffe deutscher Torpedoboote. Angriffsweisung hatten die britischen Zerstörer nicht. Jellicoe hielt mit hoher Fahrt auf die ihm bekannte mittlere Minenlücke nördlich von Helgoland zu. Vor ihr wollte er am Morgen Aufstellung beziehen, die ankommende deutsche Flotte stellen und zu neuerlicher Schlacht zwingen. Die achtern laufenden Zerstörerflottillen sollten ihm eine ruhige Nacht sichern, um die Tagschlacht mit ausgeruhter Kraft einzuleiten. Den Gegner vermuteten die

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II. Wilhelmshaven: Das Erlebnis der Schlacht

Briten nord- oder westwärts. Die östliche Minenlücke bei Amrum glaubte Jellicoe gesperrt zu haben: durch Minen - noch während der Nacht gelegt durch den dorthin entsandten schnellen Minenleger „Abdiel" - und drei dort angesetzte UBoote. 8 „Friedrich der Große". 22 Uhr 10. Vizeadmiral Scheer ging mit der Hochseeflotte ebenfalls auf Kurs Hornsriff: „Gros Kurs Südsüdost V* O s t . . . " Die Formation des Deutschen: eine lange Gefechtslinie, zwei Schlachtkreuzer vorn, zwei achteraus. Die Torpedobootsflottillen erhielten Befehl zur Fühlungnahme mit dem Gegner. Die Schlachtkreuzer traten wieder unter Hippers Führung: Erst um 22 Uhr 05 hatte der Vizeadmiral sich mit seinem Stabe auf „Moltke" überschiffen können. Scheer steuerte bei Amrum die östlichste der drei Durchfahrtslükken in die Helgoländer Bucht und die Heimathäfen an. Die befohlene Marschgeschwindigkeit war mit 16 Knoten nicht gering. 9 Der Kurs der Hochseeflotte war direkt gewählt, obwohl Scheer mit Grund vermutete, daß die Grand Fleet auf seinem Wege lag. Der deutsche Flottenchef nahm den nächtlichen Durchbruch in Kauf. Und in der Tat stießen die Deutschen durch die britischen leichten Nachhutkräfte hindurch. Die Konsequenz: eine verwirrende Folge kurzer, heftiger Nahkämpfe. Die Nachtkämpfe setzten mit dem Aufprallen der deutschen 7. Torpedobootsflottille auf britische leichte Verbände um 22 Uhr 50 ein. Die Deutschen verloren in der Folge die Kleinen Kreuzer „Frauenlob", „Elbing" und „Rostock", die Briten fünf Zerstörer und den Panzerkreuzer „Black Prince". „Spitfire", einer der in die Nachtkämpfe einbezogenen Zerstörer. Eben fast gerammt von einem deutschen Kreuzer, sah die erregte „Spitfire"-Deckbemannung den in Flammen stehenden Panzerkreuzer „Black Prince" auf sich zukommen, der sie in der Finsternis nun seinerseits ebenfalls fast gerammt hätte: Brausend war die „Black Prince" vorbeigerast, „und man konnte das laute Krachen und die Hitze der Flammen hören und fühlen. Sie war vom Fock- bis zum Großmast eine Masse Feuer, auf Deck und in den Zwischendecks... Flammen schlugen aus allen ihren Ecken h e r a u s . . . Bald darauf, um Mitternacht, kam eine Explosion aus der Richtung, in die sie verschwunden war." 1 0 „Helgoland" auf dem Nachtmarsch. Zerstörerangriffe: Leuchtende Finger der Scheinwerfer, Flammen aus den Rohren, Salvendonner und Treffer. „ . . . Stücke flogen, und augenblicklich schoß glühende Lohe zum Himmel." An Backbord voraus ein brennendes Schiff. „Ist es ein feindliches oder eines von den unseren?" - Rot glühend vier Stockwerke hoch. Abstürzende Trümmer. Und die Rotglut wandelte sich in Weißglut. Erneuter Zerstörerangriff. Erneut das Spiel der Scheinwerferkegel. Geblendeten Motten gleich liefen die Zerstörer in das Licht. Ohrenbetäubend krachten

3. „Schlachtkreuzer ran an den Feind, voll einsetzen!"

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die Geschütze der Mittelartillerie los. In wenigen Minuten war alles vorbei. Die Zerstörer blieben brennend zurück - eine Feuerallee durch das Dunkel der Nacht. Einer, so sahen es die Matrosen, brannte nicht, „er lag da wie eine verreckte Sau" - weiße Dampfwölkchen aus dem Bauch blasend. Eine letzte Salve: Er sank weg „wie ein Stein". Ein Zerstörer schoß auf die „Nassau" zu. Kollidierte, brach sich Masten und Schornsteine an der Flanke des Linienschiffs, kam frei, erhielt eine Salve: Explosion aus der Mitte, „ein Vulkan flüssigen Eisens, zwei Glutwellen... und zischend fuhr alles in die Tiefe". „ . . . mir zitterten die Knie bei dem Gedanken", berichtete der „HelgoIand"-Matrose Stumpf, daß da soeben einige hundert „junge Menschenleben lebendigen Leibes geröstet" worden waren. Ein Schiff brach durch die deutsche Linie. Zunächst nicht als Gegner erkannt, antwortete es falsch auf das Erkennungssignal. Drei Salven aus an die 30 Rohren ließen es brennend untergehen. 11 3 Uhr 10: Die britische 12. Zerstörerflottille fuhr den letzten Torpedoangriff der Schlacht. In der Morgendämmerung traf ein Torpedoschuß noch das alte Linienschiff „Pommern" - anscheinend eine Munitionskammer: „ein trüber roter Feuerball" - so sah es ein Offizier des Zerstörers „Obedient", mehrere kurz aufeinanderfolgende Explosionen, Flammen bis 50 m hoch auflodernd, eine schwarze Rauchwolke, Funkenregen, mittschiffs brach die „Pommern" auseinander. Die gesamte Besatzung von 844 Mann fand den Tod. 1 2 Abseits der Linie vollzog sich das Schicksal der „Lützow": Selbstversenkung. Während der Nacht mußte der schwer havarierte Schlachtkreuzer aufgegeben werden: „Das Schiff tauchte", heißt es im Versenkungsbericht, „schließlich vorne bei einem Tiefgang von 17 m bis über den Göschstock und die Rohre des Turmes A unter Wasser. Das Wasser lief in die vordersten 15-cm-Kasematten hinein und die Schrauben schlugen aus dem W a s s e r . . . " Die Besatzung „einschließlich aller Verwundeten" wurde auf die längsseit gerufenen Begleittorpedoboote überschifft. Patriotismus auf nächtlicher See: „Mit begeisterten Hurras" wurde „Seiner Majestät, unserer Führer und des treuen Schiffes gedacht". Ein von G 38 abgefeuertes Torpedo ließ „Lützow" kentern und nach zwei Minuten versinken. 13 Ein Gerücht fraß sich unter den Mannschaften weiter: 21 Mann wären im Bugraum der „Lützow" eingeschlossen gewesen. Über die Telephonverbindung hätten sie noch Trost und Hoffnung erfahren: Bald werde man im Hafen sein, sie würden befreit werden. Der Befehl, das Schiff zu versenken, war für die 21 im Bug das Todesurteil. Der Kommandant selbst hätte die harte Pflicht übernommen, den 21 mitzuteilen, daß ihr Leben nur noch wenige Minuten dauern werde. 14

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4. Rechnung und Gegenrechnung Nach kurzer Sommernacht sah der Morgen des 1. Juni beide Flotten im Abmarsch. „Iron Duke". Admiral Jellicoe hatte feststellen müssen, daß seine 6. Schlachtschiffdivision zurückgeblieben war und nicht mehr bei der Flotte stand und daß seine leichten Einheiten zerstreut waren. Zusätzlich irritiert von einer deutschen Funkmeldung zum U-Boot-Ansatz, kam der britische Flottenführer nun zu dem Schluß, daß es „für die Schlachtflotte höchst unerwünscht sei, bei Tageslicht näher an Horns Riff heranzugehen, wie es meine Absicht gewesen war". Um 3 Uhr 30 ging die Grand Fleet auf Gegenkurs und steuerte nach Norden. „Friedrich der Große". Um 4 Uhr morgens stand die Hochseeflotte 15 sm westlich Horns Riff. Admiral Scheer entließ die hart getroffenen Schlachtkreuzer und die älteren Linienschiffe des II. Geschwaders. Noch wartete er auf Meldung über die „Lützow", von der seit 1 Uhr 47 keine Nachricht eingegangen war. Als knapp nach 5 Uhr morgens die Meldung von der Selbstversenkung des Schlachtkreuzers eintraf, gab der Flottenchef für die gesamte Hochseeflotte Befehl zum Einlaufen nach Wilhelmshaven. 1 Nun setzte die Diskussion über Sieg und Niederlage und über die Bedeutung der Schlacht ein. 2 Die Skagerrakschlacht hatte 249 Schiffe mit zusammen rund 1,910.0001 Schiffsraum ins Treffen gebracht. Sie war damit die bis dahin größte Schlacht der Seekriegsgeschichte. Mit Grund konnten die Deutschen auf einen in Zahlen sich abzeichnenden Erfolg hinweisen. In den Hauptquartieren und Befehlsstellen machte man Rechnung und Gegenrechnung auf. Die britische Öffentlichkeit und die Royal Navy waren enttäuscht, die Deutschen frohlockten. Das Stärkeverhältnis in der Schlacht war 8:5 zugunsten der Briten gewesen, die Verluste waren 8:4 zugunsten der Deutschen zu zählen. Das Verlustergebnis: 3 Tote Tonnageverlust Schiffe: Schlachtschiffe Schlachtkreuzer älteres Linienschiff Panzerkreuzer Leichte (Kleine) Kreuzer Zerstörer, Torpedoboote

Briten 6.090 115.000

Deutsche 2.550 61.000

0

0

3

0 3

0

0

4 5

8

4. Rechnung und Gegenrechnung

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Jellicoe - Bennett wies aufschlußreich darauf hin - hatte mit der Frage der versäumten Gelegenheit zu ringen. Hätte er auf Scheers Kehrtwendungen entschlossener reagiert, hätte er weniger Bedenken gegenüber Torpedoangriffen gehabt, hätte er seine Überlegenheit genützt und den in das kreuzende T laufenden Gegner auch im Rücken angegriffen, an seiner Weichstelle der älteren Linienschiffe der „Deutschland"-Klasse - nicht wenige versäumte Chancen sollten dem britischen Flottenführer vorgerechnet werden. 4 Die Einheiten, ihre Besatzungen und die Führung der Deutschen hatten sich zweifellos als respektabel, den Briten als ebenbürtig, in mancher Hinsicht als überlegen erwiesen: letzteres in der Standfestigkeit der Schiffe, in der Feuerkraft der Artillerie, im Grad der Ausbildung. Scheer war auch für den Gegner ein entschlossener „fighter" und als Taktiker Jellicoe ebenbürtig, und Hipper gewann manchem - so Bennett noch 1964 - höchstes Lob ab: „ . . . in Hipper hatten sie den fähigsten Admiral auf beiden Seiten während des ganzen Krieges." 5 Auch Churchill zählte zu denen, die Kritik an Jellicoe übten: „Er hätte nur die vier .Queen Elizabeths' anzuweisen brauchen, die freie Seite des Feindes gesondert anzugreifen..." Und dennoch zog Churchill auch für die britische Flotte und damit für Jellicoe eine Sieg-Bilanz: In seinen Augen im Grunde ein Sieg eindeutige Kampf Überlegenheit auf Seiten der stärkeren Flotte und Ohnmacht auf seiten der schwächeren. Der Eindruck ist nicht von der Hand zu weisen: Die Hochseeflotte war abgeprallt. In Betracht zu ziehen wäre allerdings, so sah Churchill richtig, die Empfindlichkeit der öffentlichen Meinung gegenüber dem Verlust von Großkampfschiffen: Ein solcher Verlust wirkte ungleich schmerzlicher, ja symbolträchtiger, als noch so große, aber in Umfang und Folgerungen nicht gleicherweise erfaßbare und überschaubare Verluste zu Lande. Und Churchill hatte nicht zuletzt anläßlich der Skagerrakschlacht die diesbezüglich enttäuschten Reaktionen der Briten zu erleben Gelegenheit. 6 Den Deutschen wurde allerdings für die Schlacht die taktische Überlegenheit auch vom materiell stärkeren Gegner zugesprochen. 2:1 sieht Bennett in den entscheidenden Phasen das Verhältnis positiven taktischen Verhaltens für die Deutschen ausschlagen. 7 Zurückhaltend bleibt der strategische Aspekt zu beurteilen. Die Skagerrakschlacht ist - so sieht es Galster richtig - als erfolgreicher Ausfall aus einer belagerten Festung zu werten: ein Teilerfolg war beabsichtigt gewesen und errungen worden. Die deutschen Verluste waren zwar überraschend gering, die britische Flotte hatte ihre Überlegenheit aber behalten. Die Umsetzung des taktischen Erfolges in die strategische Ebene war nicht erreicht worden. Jene Überlegenheit der britischen Flotte, die Galster weiterbestehen und Churchill als solche

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auch siegen sah, blieb zweifellos gegeben. Und der Endzustand der Schiffe machte deutlich, wie stark die deutsche Flotte sich verausgabt hatte. Keine Frage, daß - neben den vorderen Schlachtschiffen ihrer Linie - vor allem die deutsche Schlachtkreuzergruppe gelitten hatte: „Lützow" sinkend, „Derfflinger", „Seydlitz", „von der Tann" mit einer Reihe von Ausfällen an schwerem Geschütz, „Moltke" relativ gefechtsklar, aber ebenfalls mit 1.000 t Leckwasser im Schiff. Demgegenüber verfügte Beatty selbst nach dem Totalverlust von drei britischen Schlachtkreuzern - „Indefatigable", „Queen Mary", „Invincible" - und dem Ausscheren eines außer Gefecht gesetzten schnellen Schlachtschiffes - der „Warspite" - noch über fünf relativ kampfkräftige Schlachtkreuzer, freilich mit den beiden Jellicoe verbliebenen und Beatty nun zugeteilten, und drei schnelle Schlachtschiffe. 8 Die geringe strategische Bedeutung des Treffens zeichnete sich in der Folgezeit unübersehbar ab: Die Blockade gegen Deutschland hielt unvermindert an. „ . . . the British blockade", vermerkte Hough, „continued as if nothing had happened." Was blieb, waren die Lehren: Die technische Entwicklung hatte die taktische Führung von Großverbänden unterlaufen. Die Befehlshaber hatten, so war deutlich geworden, im Hinblick auf die gegebenen Geschwindigkeiten und Gefechtsentfernungen Mühe, die wechselnden Lagen unter Kontrolle und aufgrund der eingehenden, nicht immer zuverlässigen Meldungen die Lageentwicklung unter Einfluß zu halten. Noch hatten die Flotten trotz Zeppelinen und Seeflugzeugen die Luftbeobachtung und ihr entsprechende Orientierung nicht auszunützen vermocht. Die Schiffe waren zwar mit Funk ausgestattet, aber vor allem die Briten hatten sich aufgrund der begrenzten Vermittlungskapazität der Apparate nicht zuletzt auf Flaggensignale verlassen. Und Jellicoe hatte eigene Leichte Kreuzer eingesetzt, deren Hauptaufgabe die Wiederholung und Weitervermittlung der auf dem Flaggschiff gesetzten Signale war. 9 Churchill hatte in einem Rückblick auf die Schlacht noch einmal die Gestalt des Admirals hervorgehoben: im Vergleich zum Befehlshaber zu Lande. Dort der Heerführer, mit dem Gefechtsstand in einem Schloß, meilenweit hinter der Front, am Fernsprecher Befehle erteilend; da der Admiral, auf der Brücke, persönlich seinen Verband führend, seine Flagge auf dem Mast zusätzlicher Anziehungspunkt für das Feuer des Gegners, vor unmittelbar und rasch wechselnden Voraussetzungen, vor neuen technischen Möglichkeiten der Waffenwirkung, die ganze Großkampfschiffe binnen Minuten in Explosionen verschwinden ließen, und dennoch immer wieder zu sofortigen Reaktionen gefordert - einem Kriegerkönig des Altertums gleich.

4. Rechnung und Gegenrechnung

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Was Churchill noch so sehr imponiert hatte, der Admiral wie aus einer vergangenen Welt, war zweifellos zugleich Zeichen des Ausklangs, ein Relikt - und Ursache der in der Schlacht deutlich werdenden Führungsschwäche in der Handhabung der Verbände. Es war unübersehbar, wie beide Flottenführer immer wieder im unklaren tasteten, unsicher Uber die Position des Gegners, in entscheidenden Augenblicken auf Vermutungen angewiesen, und nicht selten zusätzlich durch unzutreffende Meldungen irregeführt. Allein die verblüffende Hilflosigkeit des britischen Führers gegenüber der deutschen Position nach der ersten und dritten Gefechtskehrtwendung oder die Unsicherheit des deutschen gegenüber der britischen Stellung in der Einleitung der Hauptschlacht sind sprechende Beispiele. Die Zeit, da ein Admiral eine Schlacht von der Brücke seines Flaggschiffs zu lenken vermochte, wie es elf Jahre zuvor noch Togo bei Tsushima überzeugend getan hatte, ging deutlich zu Ende. Die neuen Dimensionen schraubten die Abhängigkeit von Positionsmeldungen der eigenen Schiffe, besonders der Kreuzer, in die Höhe. Die Methoden der Vermittlung des Feindbildes, dem Flottenführer eine verläßliche Basis für seine Entschlüsse zu bieten, aber erwiesen sich als unzureichend, dem Vernichtungsgrad der konzentrierten Waffen nicht mehr entsprechend. Noch war ein Hauch von Abenteuer, von Hasard über dem Kampfgeschehen gelegen - Rauch und Dunst, die die Sicht begrenzten, Admirale auf den Brükken, die jeweils nur wenige eigene oder feindliche Schiffe erkennen konnten, aufreißender Gefechtsqualm, der binnen Minuten tödliche Entscheidung herbeizuführen in der Lage war, hochkonzentrierte Waffensysteme, die auch schon das Ende des Flottenkampfes im traditionellen Sinn ankündigten. Skagerrak war zugleich die letzte große Schlacht, die die Dimension der Luft - mit Ausnahme des einsamen und wirkungslosen britischen Aufklärers - noch außer Betracht gelassen hatte. 10 Am Morgen des 5. Juni sprach in Wilhelmshaven Kaiser Wilhelm vor den Offizieren und Abordnungen der Besatzungen der Hochseeflotte: „Ein neues Kapitel der Weltgeschichte ist von euch aufgeschlagen. Die deutsche Flotte ist imstande gewesen, die übermächtige englische Flotte zu schlagen." Schon meinte der Kaiser entscheidend weltpolitischen Aspekt zu sehen: „Der erste gewaltige Hammerschlag ist getan, der Nimbus der englischen Weltherrschaft geschwunden." Der patriotische Schluß: „So ruft denn mit mir aus: Unser teures, geliebtes, herrliches Vaterland - hurra, hurra, hurra!" Der Schluß mag auch damals überspitzt geklungen haben. Der Erlebnisfaktor der Schlacht für die innere Haltung der deutschen Mannschaften war dennoch nicht gering anzusetzen. Die Besatzungen hatten vor dem Skagerrak einmal mehr die Kraft der Motivation in Lagen, die zum Äußersten fordern, bewiesen. Und

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II. Wilhelmshaven: Das Erlebnis der Schlacht

auch danach noch hatte das wiedergewonnene Selbstbewußtsein gewirkt. Schon hieß es - so vermerkte der kritische Alboldt - in der Flotte: „Nur alle paar Monate eine Skagerrakschlacht, und alles wäre gut." Und Willi Sachse unterstrich den „gewaltigen Stimmungsumschwung". Aber die Hochstimmung sollte vorübergehend sein und absacken. Ob die Erlebnisse und harten Erfahrungen der Schlacht und schließlich ihre kaum übersehbare Wirkungslosigkeit auf das Kriegsgeschehen in der Tat zu weiteren ähnlichen Unternehmungen lockten, bleibt zweifelhaft. 11

C. Der Durchbruch zum Aufljegehren 1. „ . . . wird die Saat des Hasses in die Halme schießen..." Die Hochseeflotte sank in Passivität zurück. Nach den Überholungen blieb erneut nicht viel mehr als trostloses Üben und Alarmieren, Wach- und Exerzierdienst. Daß die Motivation der Mannschaften erneut in eine Krise trieb, erkannten, so erläuterte der Admiral von Trotha, auch die Offiziere. Auf den Liegeplätzen der Flotte verblaßte die „Aufwärtsstimmung", der patriotische Auftriebseffekt der Schlacht: „ . . . dieses stumpfsinnige Liegen in Wartestellung, immer bereit, sofort herauszugehen, aber doch zu nichts kommend." Und manche gab es, die diese „Aufwärtsstimmung" erst gar nicht recht erfahren h a t t e n . . . Hinzu gesellten sich die mit der Zeit immer deutlicher, immer stärker ins Bewußtsein dringenden Mängel der Unterbringung, die primitiven, beengten, unwohnlichen Lebensverhältnisse in den schwimmenden Festungen: „Die Schiffe hatten in ihrer Eintönigkeit alles hergeben müssen, was an Wohnlichkeit vorhanden war. Selbst die Farbe war abgekratzt worden, damit sie keine Brandgefahr bildet." 1 Aus der Öde solchen Daseins löste sich auf den Großkampfschiffen erneut und mit verstärkter Intensität Resignation, Unlust und Widerwille. Sie durchsetzten die Anforderungen des Dienstes, sie wurden geschürt von einem ständig trostloser sich entwickelnden materiellen Hintergrund, und sie mündeten zunehmend in eine Klassenkampfposition gegenüber den Offizieren. Fördernd kam die enge Berührung mit der politischen Entwicklung und der Notsituation der Heimat hinzu. Die Besatzungen standen in nächster Nachbarschaft mit „dem Leben gewaltig angespannter und überfüllter Industriestätten", und die waren - so unterstrich der Admiral von Trotha den Gesichtspunkt der Offiziere - bereits und immer mehr „durchsetzt mit Kräften zweifelhaftester Art". 2 Die abverlangte unbedingte Einordnungsbereitschaft erlahmte. Die Vorstellung von der Rückkehr ins Zivilleben gewann an Anziehungskraft, die von daheim wirkenden Sorgen gewannen an Gewicht. Unter diesen Umständen wurden „Einreihung und Gewöhnung an die militärischen Formen und deren Z w a n g . . . immer schwerer ertragen.. ," 3 Und manche sprachen die Entwicklung krasser an, sahen bereits Parallelen

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II. Wilhelmshaven: Der Durchbruch zum Aufbegehren

zur Haftpsychose. Der Matrose Stumpf bestätigte: „Das enge Zusammenleben auf den Schiffen zeitigte infolge der langen Dauer des Krieges tatsächlich die selben Erscheinungen." 4 Gefechtsübungen? - Selbst diese Frage riß bereits Gräben auf. Die Führung, die Offiziere argumentierten: Die Kampfbereitschaft, das Laufen des gesamten „Betriebsapparats" jedes Großkampfschiffes mußte ständig neu sichergestellt werden; trotz der Eintönigkeit der Übungen auf Schilling-Reede, trotz ihrer im Vergleich zu früher geringen Anregungen; man mußte schließlich bedenken, daß in den Besatzungen auch laufend Wechsel eintraten, und die Schiffe konnten „ja jeden Augenblick vor die Kampfprobe gestellt werden". 5 Das Echo der Mannschaft kannte kein Verständnis mehr, zielte auf die Offiziere: „Unsere .Herren' haben Langeweile, deshalb soll in Zukunft mehr militärischer Dienst sein. Wir werden zu ü p p i g . . . Nur so zu, das ist recht, um so üppiger wird die Saat des Hasses in die Halme schießen.. ." 6 Was an Dienstverständnis und Einordnungswillen blieb, wurde von der aufkommenden materiellen Not unterlaufen: die immer unzureichender werdende Verpflegslage. 7 Deutschland durchlebte 1916/17 den harten „Kohlrübenwinter". Vor allem in die Großstädte war der Hunger eingezogen. Noch lagen die Verpflegssätze der Marine zwar deutlich über denen der Zivilbevölkerung. Aber auch für die Köche der Großkampfschiffe wurde es zunehmend schwierig, mit den zur Verfügung stehenden Lebensmitteln zufriedenstellende Mahlzeiten herzustellen. Die qualitativ wie quantitativ zurückfallende Verpflegung gab der Kritik weitere Impulse. Und verstärkte die Stoßrichtung gegen die Vorgesetzten, gegen die Offiziere, gegen die Messen. Allein die sichtlich bessere Art der Zubereitung, die Form des Auftragens, das Zugreifen an gedecktem Tisch erregten von der materiellen Substanz abgesehen - Unbehagen. Und nicht ohne Argwohn und Mißtrauen wurden Vergleiche auch und eben in der Substanz angestellt. Die Offiziere argumentierten zunächst mit dem Vergleich zur Zivilbevölkerung. In der Woche vom 6. bis 12. August 1916 empfingen pro Kopf an Verpflegungssätzen: 8 S . M . S . „Markgraf"

Stadt Dresden

Fleisch (frisch und verarbeitet), Speck 1.170 g 4.270 g Brot, Mühlenprodukte und Reis Butter und Fett 150 g 70 g Käse Kartoffeln frisch 1.500 g Kartoffeln gedörrt 135 g 300 g Erbsen

Fleisch mit Knochen Brot, Mühlenprodukte Butter und Fett Käse Kartoffeln Erbsen

125 2.999,5 62,5 16 1.500 37

g g g g g g

1. „ . . . wird die Saat des Hasses in die Halme schießen Dörrgemüse Frischer Weißkohl Sauerkohl Dörrobst Zucker Marmelade und Kunsthonig

80 1.000 250 200 310 575

g g g g g g

Bohnenkonserven Kohlrüben

Zucker Sirup und Kunsthonig

137 62,5 g 25 g

187 g 112,5 g

Zusätzlich war unter besonderen Verhältnissen eine Dampfzulage von 15 Pf. pro Kopf des im Maschinendienst beschäftigten Personals, pro 4stündige Wache, vorgesehen, die als Sonderverpflegung ausgegeben wurde.

Die Matrosen blieben vor solchen Vergleichen skeptisch. Der Matrose Stumpf erklärte: „Das Vorhandensein von gut aufgemachten Küchenzetteln beweist durchaus nicht, daß die Leute das wirklich alles bekommen haben." 9 Und von Deckoffiziersseite ergänzte der Marinesekretär Alboldt: Es wäre nicht so sehr auf die Zahl der Kalorien angekommen, die dem Matrosen zustanden, als vielmehr darauf, „daß diese Kalorien auch richtig in den Topf hineinkamen". 10 Ein konkreter Hinweis in bezug auf Lebensmittelverschiebung auf „Helgoland" schien die Zielrichtung des Argwohns zu bestätigen: „Die Menagekommission hat gleich im Anfang festgestellt, daß 25 Pfund Butter von der Mannschaftsküche in die Offiziersküche gewandert sind." Das Gegenargument des Ersten Offiziers, schon aus der Defensive vorgetragen, die Mannschaften hätten „dafür Margarine bekommen", sie seien „nicht geschädigt worden", konnte entscheidend nicht mehr wirken. 11 Ein bleibender Stachel: Der Anreiz zum Vergleich mit der Offiziersmesse bohrte. Noch argumentierten die Offiziere in Richtung prinzipieller Gleichstellung: „Die Offiziersmesse lebte unter den gleichen Bedingungen, sie hatte mit ihrem Gelde zu wirtschaften und war in bezug auf Mehl, Fleisch usw. ebenso rationiert wie die Mannschaftsverp flegung." Aber es hätte - so gab auch Trotha zu - für die Offiziere manchmal Zubußen gegeben, es hätte der Koch für die Offiziersmesse fallweise Zubesserungen herbeizuschaffen vermocht: „ . . . für eine Offiziersmesse von 20 Herren ist es selbstverständlich leichter möglich, einmal irgendwo etwas für das Geld aufzutreiben, was für die Menge der Mannschaft zu kaufen einfach nicht möglich war; einige Sachen gab es ja immer freihändig." 12 Das Echo der Mannschaft - „Helgoland" als Beispiel: „Wir haben an Bord noch immer ein gutes Hundert, welche nicht wissen, daß Hunger wehe tut. Leute, die noch ihre frischen Brötchen zum Kaffee, mittags Koteletts und abends etwas essen, wonach wir uns zu Mittag die Finger lecken würden. Das sind die Schwerstarbeiter, die den ganzen Tag ihre Fingernägel feilen und das Haar kämmen." Und gleich ins Grundsätzliche zielend: „ . . . ein Mensch mit leerem Magen

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II. Wilhelmshaven: Der Durchbruch zum Aufbegehren

hat ganz andere Gedanken als der Fresser. Wird dieser Krieg Hungers sterben? Fast scheint es so!" Und konkret im Hinblick auf den Unterschied der Back zu den Messen: „In bezug auf gewisse Klassen" sei dies sogar wünschenswert. Da brauchte die ebenfalls beengende Frage der Bekleidung nur noch ergänzend zu wirken. Benötigte man auf Mannschaftsebene neue Sorten, ob Stiefel oder Hemden, so versuchte man sie unter Vorweis irgendwie beschaffter alter „Lumpenfetzen" zu erhalten: „ . . . dieses ist mein bestes Hemd, dieses sind meine Sonntagsstiefel." Kommentar der Matrosen: „Einer, der es mit der Wahrheit hielt, war der Dumme." Hinzu kam auch hier der vergleichende Blick auf den Offizier: „Schau, wie der noch herkommt; unsereiner hat noch nicht einmal ein Paar ganze Seestiefel!" 1 3 Die Risse in den Besatzungen wurden zahlreicher und tiefer. Aus der Mannschaft meldete sich Aversion auch schon gegen das Deck- und Unteroffizierskorps: „Wenn ich so einen Deck- oder Unteroffizier herumlungern sehe", versuchte Stumpf sie einzuordnen, „halte ich oft still und denke darüber nach, wieviel Befriedigung so ein Mensch aus seinem Lebensinhalt schöpft." Und die Offiziere: „Von den Offizieren rede i c h . . . nicht, denn diese sind die geborenen D r o h n e n . . . " Zusammengefaßt: „Die einen betrachten die Arbeit als Reservatrecht für Proleten, die anderen als solches für die Dummen!" Die Abneigung gegen das Offizierskorps aber traf bald das System an sich. „Was kein Buch, keine Zeitung und kein Sozialist vermocht hat", notierte Stumpf als sicher persönlich scharf reagierender, aber wohl insgesamt reaktionstypischer Mannschaftsvertreter, „das gelang dem System des Militärs. Ich habe diese verkörperte Autorität hassen und verachten gelernt wie nichts auf der Welt." Die daraus resultierende Erkenntnis: „Es scheint der Fluch des Militarismus zu sein, daß er sich seine erbittertsten Gegner selbst hochzieht." Die extreme Konsequenz: „Zum Teufel mit dem Offizierspack, sie sollen uns in keinen Krieg mehr hineinreißen!" 14 Die Vertrauenskrise gegenüber der Befehlshierarchie war offensichtlich. Keine Frage, daß auch dort personelle Engpässe aufgetreten, daß auch die Stände im Offiziers- wie Unteroffizierskorps ausgelaugt waren und nicht entsprechend nachbesetzt zu werden vermochten. Nicht zuletzt von den großen Schiffen waren zahlreiche Offiziere, und gerade die der mittleren Jahrgänge, die für den Kontakt mit der Mannschaft wichtigsten, die Oberleutnante und Kapitänleutnante, vielfach abkommandiert worden. Trotha sprach von einem „Verdünnungsprozeß" im Offizierskorps: zunächst die Schaffung der vielen Kleinverbände und Sonderaufgaben, dann „riß der UBoot-Krieg mit seinen gewaltigen Forderungen nur tüchtiger Offiziere und den recht empfindlichen Verlusten... eine immer stärkere Lücke in das mittlere Offi-

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wird die Saat des Hasses in die Halme schießen..."

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zierskorps und fraß dieses für die großen Schiffe einfach auf". Und diese Situation verschärfend wirkten die Abgänge auch vom Unteroffizierskorps: „ . . . herausgezogen für die Besetzung der Beischiffe, Flugzeuge, Torpedoboots-Neuformationen und U-Boote", aber selbst für den industriellen Bereich, als Spezialisten für „Waffenfabriken der Armee und U-Boot-Industrie". Auf der anderen Seite machte sich auf den Schiffen das steigende Selbstbewußtsein der schon jahrelang dienenden Matrosen geltend. Der Einfluß des Unteroffizierskorps „den alten Leuten gegenüber sank ständig und damit auch seine Sicherheit". Der junge Offiziersnachwuchs aber stand Mannschaften gegenüber, „die vielleicht schon im dritten Jahr dienten, als der Krieg ausbrach, und schließlich sechs bis sieben Jahre hintereinander ihren eintönigen Dienst dort zu leisten hatten". 1 5 Die Folge war der aufkommende Widerwille gerade jenen jungen Leutnants gegenüber, denen es nicht selten auch an ausgewogener Erfahrung in der Anwendung disziplinarer Mittel gefehlt haben mag: „Es ist eine tiefe Schande, daß so einem Schnösel, den man noch als Kadett gekannt hat, eine solche Machtbefugnis in die Hand gegeben wird", meldete sich dazu Stumpf. „Er quakt jeden pampig an, und sagt dann einer ein Wort zuviel, stellt er ihn auf den Turm, schickt ihn in den Mast oder meldet ihn zum Rapport." Offizier und Mann aber ging zunehmend die gemeinsame Sprache verloren. Selbst der Jahrestag der Skagerrakschlacht sah die Schere klaffen. Die Ansprache des „Helgoland"-Kommandanten: Die Feinde hätten vor allem das eine Ziel vor Augen, das Band zwischen Kaiser, Heer und Marine zu zerreißen, die Hohenzollern zu stürzen und Deutschland ein „parlamentarisches Regime" aufzuzwingen: „Dann werden, wie dort, die Koofmichs, Advokaten und Zeitungsschreiber regieren." Daher: „Ihr sollt allen denen entgegentreten, die das parlamentarische System in Deutschland einführen wollen, und nie vergessen, daß Deutschlands Größe mit dem Bestände seines Kaiserhauses, seines Heeres und seiner jungen Marine steht und fällt." Die Mannschaften in der Einteilung vermochte der Kommandant damit nicht mehr zu beeindrucken: „Vor dem Worte parlamentarisches Regiment" hatten die Matrosen „keine Angst" mehr. Im Gegenteil: „Man sehe sich die Erfolge an! Fast die ganze Welt liegt mit uns in Fehde, und warum? Weil sie in Wien und Berlin die letzten Hochburgen des autokratischen Absolutismus sehen." Und die Matrosen beharrten: „Um Kriege für die Zukunft zu verhindern, müssen die Völker Europas sich selbst regieren.. ." 16 Die Offiziere argumentierten bereits ins Leere. Was einst Ansporn war, blieb jetzt ohne Reaktion, ja entfachte - auch Trotha hatte es gefühlt - gegenteilige Wirkung: „ . . . die Reden alter Zeiten, die auf Kaiser und Reich, auf der Väter Opfer und Taten, auf soldatischen Stolz und Heldentum hinwiesen, die die Man-

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II. Wilhelmshaven: Der Durchbruch zum Aufbegehren

nestugenden für Kampf und hingebenden Tod wecken sollten.. ,", 17 damit vermochten die Offiziere Gefolgschaft nicht mehr zu erzielen. An Deck setzten sich jetzt ganz andere Parolen durch. Schon lockte die Mannschaft das Beispiel im Osten: „Im Anfang war das Wort! Aber helfen kann uns nur die Tat, jene lebendige Kraft, wie sie uns aus dem Osten hinter den Schützengräben so hell leuchtet. Der Ostsee wäre es gleich, ob hinter dem ins Eis gebrochenen Loche russische oder deutsche Parasiten verschwinden." 18 Überrascht, hilflos registrierte es der Offizier: An Deck brach die Politik herein - bordfremd bisher, verpönt, zurückgewiesen, jetzt „stand diese fremde Macht da, stellte sich zwischen ihn und den Mann". Und griff ihn, den Offizier, an als den, der für das Durchhalten und gegen den Frieden predige, als den, der in Krieg und Sieg in erster Linie den eigenen Vorteil suche und der die Not des Volkes, ja dessen Willen mißachte. Und mehr noch: Er, der Offizier, war sichtlich gefordert, sich der Politik zu stellen, er konnte an ihr „nicht vorbei, er konnte, ohne mit ihr zu kämpfen, nicht wieder heran an seine Mannschaft". Zusammenfassende Wertung - Anfang August 1917 schrieb der Matrose Stumpf in sein Tagebuch: „Wenn ich berufen wäre, über die augenblickliche Stimmung der Flottenbesatzung ein Urteil abzugeben, so würde es im ärztlichen Diagnosestil etwa folgendermaßen lauten: Hochgradige Erregung, hervorgerufen durch gänzlichen Mangel an Vertrauen zu den Vorgesetzten; Zustände der fixen Idee, daß der Krieg nur im Interesse der Offiziere geführt und verlängert wird, und heftige Zornesausbrüche infolge des Umstandes, daß die Mannschaft hungert und darbt, während die Offiziere schlemmen und im Gelde schwimmen." Und schon fügte der Matrose die Frage hinzu: „Ist es da ein Wunder, wenn die Leute endlich das unfehlbare Mittel der Auflehnung ergreifen . . . ?" 1 9

2. Politik, Partei, Protestaktionen Den gezielt geführten Einbruch „der Politik" als solcher zu über- und die kausalen Voraussetzungen des Unmuts an Bord zu unterschätzen, wie es den Offizieren nahelag, wäre verfehlt. Alboldt wollte aufgrund von „Tausenden von Gesprächen auf Schiffen aller Art" den parteipolitischen Wirkungskoeffizienten jedenfalls gering veranschlagen: „Lauter und lauter nur wurde über unsachgemäße Behandlung in fast allen Punkten geklagt, weil die Offiziere mehr und mehr nur noch auf den Vorgesetzten-Standpunkt pochten und ihre Handlungen weniger und weniger den Führer erkennen ließen." Und Stumpf glaubte, wenn man auch „nicht in die Seele eines jeden einzelnen schauen" konnte, gegen entsprechende Einwendungen für 1917 festhalten zu können: „Von einer illegalen Organisation hat es nichts gegeben." 1

2. Politik, Partei, Protestaktionen

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Sicher scheint allerdings, daß in den Reihen der Matrosen politisches Denken zunahm. Und die unausgeglichene Situation auf den Schiffen trieb nicht nur in Debatten über Offiziere, Dienst und Verpflegung, sondern hob in den ersten Monaten 1917 auch die Aufnahmebereitschaft für Fragen an, die von außen auf die Schiffe getragen wurden und die die eigenen Anliegen in einen größeren, erfolgversprechenden Rahmen zu stellen schienen: die Februar-Revolution in Rußland, die Friedensresolution des Reichstages am 19. Juli und die Erwartungen, die man der geplanten internationalen sozialistischen Konferenz in Stockholm entgegenbrachte. Zeitungen und Kneipengespräche, Kontakte mit Werftarbeitern und erste Fühlungnahmen zur Parteiebene öffneten zunehmend neue Orientierungskanäle. Als ansprechendste Parteiebene konnte sich die zu dieser Zeit radikalste präsentieren: die sich eben formierende USPD, die Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands. Im Jänner 1917 waren die opponierenden Reichstagsabgeordneten dieser Gruppe aus der Sozialdemokratie ausgetreten, im April gründeten sie und ihre Anhänger - so der Spartakusbund - ihre neue Partei. Und schon stand in ihrem Programm der Satz: „Baldigster Friedensschluß ohne Annexionen und Kontributionen." Die USPD hatte sich gegen den Krieg gestellt: Dieser Krieg sei ein kapitalistischer, ein imperialistischer Krieg, der dem Arbeiter nur Schaden bringe. Der Arbeiter habe diesen Krieg daher auch nicht zu unterstützen. Aber die Partei lehnte nicht nur den Krieg ab und wollte sein Ende herbeiführen, sie wollte den Krieg, wenn er nun schon geführt wurde, auch gleich als Mittel benützen - für das alte große Ziel der Sozialisten: die Beseitigung der kapitalistischen Herrschaft. Der Krieg sollte diese Beseitigung beschleunigen. Daß dabei zumindest stellenweise an revolutionäre Bewegung gedacht wurde, war naheliegend. Ihre erste Stufe: der Streik. Presse, Flugblätter und Vertrauensleute bildeten das Propagandainstrumentarium. Unter den Presseorganen machte es vor allem die „Leipziger Volkszeitung" deutlich: Der Krieg sei „verbrecherisch", und er sei ohne Rücksicht auf die Kriegslage zu beenden. Die Flugblätter der Partei brandmarkten die „verlogene Legende der vaterländischen Interessen". Die Vertrauensleute als Träger der mündlichen Agitation aber sollten nicht zuletzt auch „die im Felde stehenden Genossen" erfassen. 2 Angesprochen fühlten sich in Wilhelmshaven damit vor allem die Matrosen: offensichtlich in erster Linie Mannschaften des Heizerpersonals, also Vertreter aus den untersten Etagen der Schiffe. Auf dem Schlachtschiff „Friedrich der Große" hatten drei sich als Aktivisten gefunden - Willy Sachse, Max Reichpietsch, Willy Weber; auf „Prinzregent Luitpold" traten zwei in den Vordergrund - Albin Köbis und Johann Beckers. Ende Juni, Anfang Juli nahmen

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II. Wilhelmshaven: Der Durchbruch zum Aufbegehren

Reichpietsch, Sachse und Köbis in Berlin und Kiel Verbindung mit Abgeordneten auf, Anfang August noch der Matrose Calmus von „Rheinland" in Berlin. Der Inhalt der Gespräche ist nicht unumstritten. Die Parteirepräsentanten dürften im Hinblick auf Zellen wie Aktionen in der Flotte Zurückhaltung geübt haben. Die folgenden parteibezogenen Initiativen waren weder auf den Aufbau von Mannschafts-Parteigruppen noch auf eine unmittelbar gesteuerte Mannschaftsbewegung gerichtet. Selbst an Mahnungen zur Vorsicht dürfte es nicht gefehlt haben. Was als bestätigt blieb, war die Zurkenntnisnahme von Beschwerden über Verpflegung und Behandlung der Mannschaften, die Zusage der Übersendung von Propagandamaterial, von Zeitungen, Broschüren und Flugblättern, und die Weitergabe von Adressen von Vertrauensleuten in Kiel, Bremen und Wilhelmshaven.3 Eine neue Dimension erhielt die Bewegung in der Flotte durch die Ausrichtung auf die für August vorgesehene Stockholmer Konferenz, die die Durchsetzung des sozialistischen Friedensprogramms weitertreiben sollte. Nach Rückkehr von seiner Berliner Reise agitierte Reichpietsch im Juli diesen Zielen entsprechend vor allem in zweifacher Richtung: im Sinne sofortiger Dokumentierung des Friedenswillens für die Gegenwart und im Sinne der Bereitschaft zu einer allfälligen Aktion zur Erzwingung des Friedens für die Zukunft. Ersteres sollte durch Eintragung in Listen deutlich gemacht werden - als Anhänger der Friedensbewegung und als Parteigänger der USPD zugleich. Und die Zahl der erfaßten Namen sollte Beweis für die Stärke der Bewegung in der Flotte sein nicht zuletzt als Beweismaterial für die nach Stockholm reisenden Delegierten der USPD. Trotz der relativ geringen unmittelbaren Einwirkung der Partei schien der Flottenführung in einer späteren Stellungnahme die Ausrichtung auf Partei und Stockholm entscheidend: „Gefährlich wurde die Bewegung in dem Zeitpunkt, als die Verbindung mit den Führern der USPD des Reichstages hergestellt war." 4 Der damit zweifellos gegebene politisch-ideologische Rückhalt, die Gewißheit auch, daß „mächtige Männer in Berlin hinter ihnen ständen", konnte das Einschwenken auf die neue übergeordnete Zielrichtung erleichtern: Jene USPDFührer, so sah es die Flottenführung, „wußten unter sorgfältiger Schonung der eigenen Person die Leute in einer ganz bestimmten Richtung einzustellen. Es sollten in der Flotte möglichst viele Unterschriften gesammelt werden, mit denen sie dann als Vertreter ihrer Partei auf der Stockholmer Konferenz den Abgeordneten der feindlichen Staaten gegenübertreten und beweisen wollten, daß die Besatzungen der deutschen Flotte hinter ihnen und ihrem Ziel ständen." Die eingetretene Konsequenz: Mit den Schlagworten „annexionsloser Friede" und „baldiger Friede" wären „weitere Kreise der Besatzungen... leicht zu betören" gewesen.5 •

2. Politik, Partei, Protestaktionen

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Wie leicht, wie gläubig die von den eigenen Vorgesetzten nicht mehr zu motivierenden Matrosen sich jener anderen Meinung zugänglich zeigten, bewies noch Ende Juli eine Versammlung in Wilhelmshaven: Vor Marineangehörigen sprach ein eben zur 2. Torpedodivision eingezogener Reservist, Redakteur der „Leipziger Volkszeitung", Herre. Erstmals stand mit ihm den Matrosen ein politisch erfahrener Mann und gewandter Redner gegenüber, eindrucksvoll in der Ansprache, versiert in der Darstellung und Deutung der aktuellen Vorgänge, von Streik und Generalstreik, USPD und annexionslosem Frieden berichtend, herausfordernd und doch wieder warnend vor gewaltsamem Vorgehen, von den Matrosen als „geistig über sich stehend" betrachtet. Sein Auftreten war nach Weber als „in der Entwicklung wesentlich" einzustufen. 6 Versammlungen in Gastwirtschaften auf dem Land waren es, die die Durchdringung der Besatzungen weitertrieben: im „Tivoli" und im „Deutschen Haus", „Bei Kummer" und im „Banter Schlüssel". Auf den Schiffen wuchs die Zahl der Parteigänger und Anhänger. Rund 5.000 wurden von den Matrosen selbst genannt. Vor allem „Friedrich der Große" und „Prinzregent Luitpold", aber auch „Pillau", „Kaiserin", „König Albert", „Großer Kurfürst", „Kronprinz", „Westfalen", „Ostfriesland", „Helgoland", „Moltke", „Schwaben" und „Ziethen" waren erfaßt, sicher nicht alle mit gleicher Intensität, manche wohl erst im Anfangsstadium. 7 Die gesteckten Ziele? - „Selbsthilfe", demonstrative Willenskundgebungen. Die Aktivisten bezogen in Zukunft im Einvernehmen mit der Partei anzusetzende Aktionen mit ein. Die Richter im späteren Prozeß dehnten den Rahmen der als ins Auge gefaßt anzusehenden Initiativen weiter aus: „ . . . waren sich die Hauptbeteiligten, wie Reichpietsch erklärt, über die letzten Ziele der Bewegung und nötigenfalls der Gewaltanwendung im Falle eines Flottenstreiks auch vollkommen klar und hiezu auch fest entschlossen". 8 Der Druck der „Selbsthilfe" brachte erste Erfolge: erste Mitbestimmung die Menagekommissionen. Diese Mitbestimmungsorgane in der Verpflegungsfrage waren Ausschüsse, in denen auch Mannschaften vertreten waren, und sie hatten über die Qualität und Quantität der Verpflegung zu wachen und waren zudem berechtigt, Beschwerden entgegenzunehmen. Man hatte die Kommissionen nicht leicht durchgesetzt, selbst Reichsmarineamt und Haushaltsausschuß des Reichstages hatten eingegriffen. Die Kommanden fühlten sich überspielt bisher hatten Kommandant, Erster Offizier und Schiffsarzt die Essensprobe vorgenommen. Die Kommanden hatten auch Gefahren signalisiert: Gefahren für die Disziplin - die Kommissionen könnten in Widerspruch zu den Schiffsführungen geraten. Vergebens, die Kommissionen setzten sich durch, galten schließlich als obligatorisch. Die Funktion der Kommissionen aber erlaubte auch gemeinsame Überlegun-

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gen der Vertreter mehrerer Schiffe. Und da in die Menagekommissionen folgerichtig Aktivisten des Gedankens der Selbsthilfe gewählt worden waren, begann sich auf dieser Ebene ein Netz von Vertrauensleuten zu spannen, zwar ohne feste Organisation, zwar lückenhaft, lose, aber doch da und dort spürbar. Und auch schon mit einem gewissen Mittelpunkt ausgestattet, der sich auf dem Schlachtschiff „Friedrich der Große" herausgebildet hatte, auf dem die rührigsten Vertreter der Bewegung daheim waren. 9 Die neue Aktivität der Matrosen aber führte auch schon zu gedrucktem Niederschlag, zu eigenen Flugblättern, zu beachtenswerten Aufforderungen: „Kameraden der Flotte! Im Morgenrot der russischen Revolution erwachen auch Deutschlands Matrosen. Nicht länger mehr wollen wir das Joch der Willkür und des Verrats tragen. Flottenstreiks, Teilaufstände signalisieren uns das Erwachen der M a r i n e . . . " Eine anspruchsvolle Unterschrift: „Euer Zentralkomitee". Der in solcher Sprache und Selbstbezeichnung zur Geltung kommende Anspruch des Komitees war zweifellos überhöht. Die Aufgabenstellung der zunächst nur ansatzweise deutlich werdenden Organisation blieb reduziert: Aufklärung von Mißständen, rasche Reaktion auf solche Mißstände, die allerdings in geschlossenes Auftreten und demonstrativen Widerstand münden konnten. Aus solcher Grundhaltung lösten sich Zug um Zug Aktionen, die gegen Anfang August ihren Höhepunkt erreichen sollten. 10 Man knüpfte an frühere Unmutsäußerungen an. Der Matrose Stumpf hatte auf „Helgoland" Protestaktionen bereits für die Wende August/September 1916 notiert: „Die schlechte Verpflegung und Behandlung hat schon Anlaß zu direkten Gehorsamsverweigerungen ganzer Divisionen gegeben..." Gefährliche Steigerung durch Sabotageakte am Gerät: „ . . . es hat sich dieser Unmut schon soweit verdichtet, daß aus einem Geschütz die Sicherung genommen und die Mittschiffsger angeschnitten wurde." Die eingetretene Folge: „ . . . daß nun bei sämtlichen Geschützen Tag und Nacht Posten stehen." Der vermeintliche Erfolg: „Der Missetäter ist unbekannt, aber die Verpflegung hat eine merkliche Besserung erfahren. Das war ja auch der Zweck.. , " n Ein Obermaat von der „Rheinland" ergänzte: „Im Herbst 1916 zeigten sich die ersten Insubordinationen. Des öfteren wurde abends nach ,Ruh im Schiff' von einer sogenannten Radaukapelle auf der Back ein ungeheurer Lärm veranstaltet." Schon mußte die Oberdecks wache einschreiten. Das Kommando wurde gewarnt, blieb sorglos - „sträflich sorglos", so der Obermaat. Dabei fielen abends auf der Back schon bezeichnende Worte: „Lieber für die Ideale erschossen werden, als für die sogenannte Ehre fallen." 12 Die zunehmenden Mangelerscheinungen gaben den Ansätzen realistischen Akzent. Sachse notierte für März 1917 Widersetzlichkeit auf „Friedrich dem

2. Politik, Partei, Protestaktionen

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Großen" wegen gekürzter Seifenzuteilung. Eine Heizerwache verweigerte den Gehorsam: „,Zwote Wache - an die Arbeit - weggetreten!' Die Heizer und Oberheizer standen still wie die Ölgötzen. Man sah ihnen die Erregung auf den Gesichtern an." Sie meldeten ihre Wünsche. Die Seifenrationen wurden erhöht. 13 Ab Juni 1917 kam es zu einer Ballung demonstrativer „Selbsthilfe"-Aktionen. Eben im Juni ein Akt geschlossener Stellungnahme auf „Helgoland": 90 Zentner Mehl waren verdorben und sollten ausgeladen werden. Die Kuttergäste erhielten Befehl, dies zu besorgen, weigerten sich - alle 30. Auch Drohungen blieben fruchtlos. Die Folge war noch relativ unbedeutend: zusätzlicher „militärischer Dienst", Straf exerzieren. 14 6. Juni: „Prinzregent Luitpold". Hungerstreik. Protest gegen Steckrüben und Dörrgemüse. Ein Heizer - Beckers - berichtete zur Essensverweigerung: „Es hatte sich sofort herumgesprochen, daß kein Essen geholt werden sollte. Es war nichts organisiert, aber jedermann wußte es; es ging auch keiner hin." Reaktion des Ersten Offiziers: „Alle Mann an Deck!" Scharfe Anrede: „Seid ihr verrückt geworden? Was fällt euch ein, das Essen zu verweigern!" - Antwortrufe aus den Matrosenreihen: Die Matrosen müßten täglich Steckrüben essen an Stelle der Verpflegung, die ihnen gestohlen würde. - Der Erste Offizier: Auch die Offiziere müßten Steckrüben essen. - Die Matrosen: Auf die Art wie die Offiziere wollten sie die Steckrüben auch essen. Und sie meinten die Steckrüben zusammen mit Koteletts, wie sie es auf den für die Offiziersmesse bestimmten Tellern gesehen hätten. - Ergebnis: Kein Entgegenkommen. Das von den Backschaften nicht abgeholte Dörrgemüse wurde bis zum Abend aufgehoben, dann weggeschüttet, ohne daß den Mannschaften Ersatzverpflegung ausgefolgt worden wäre. 15 11. Juli: „Friedrich der Große". Dienstverweigerung. Nach einer Nachtschießübung hatten die Mannschaften ihre Brotration für den folgenden Tag verbraucht. Als morgens kein zusätzliches Brot und nur Kaffee ausgegeben wurde, verweigerte die Mannschaft den Dienst, blieb unter Deck. Und sie widersetzte sich auch anschließender Steigerung des Druckes: „Zunächst kam ein Unteroffizier, dann ein Deckoffizier und forderte jeden einzelnen auf, zum Dienst heraufzugehen. Es wurde ihm gar keine Antwort darauf gegeben." - Ergebnis: energisches Durchgreifen des Ersten Offiziers, Erscheinen der Mannschaft an Deck, allerdings auch Ausgabe von Verpflegung. 16 Mitte Juli: „Posen". Beschwerde der Heizerbackschaften beim Oberingenieur: Sie wollten keine „Mairüben", Steckrüben; außerdem wären diese tags zuvor schlecht gewesen. Der Oberingenieur reagierte zornig: „Ihr verfluchten Schweinehunde! Ihr sollt froh sein, daß ihr überhaupt noch etwas zu essen bekommt..."

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II. Wilhelmshaven: Der Durchbruch zum Aufbegehren

19. Juli: „Prinzregent Luitpold". Ein zweiter Hungerstreik auf dem Schlachtschiff. Die Backschaften weigerten sich, das Essen abzuholen: Die Mannschaft werde keine Steckrüben essen. - Ergebnis: Es wurde Dörrkohl ausgegeben. 20. Juli: „Pillau". Demonstration durch Abgang vom Schiff. Wegen Ablehnung von Urlaubsansuchen entfernten sich - „Pillau" lag in der Werft - rund 140 Mann vom Kreuzer. Die Mannschaften kehrten erst nach Beendigung der Dienstzeit zurück. Die Bestrafung blieb gering: drei Stunden Strafexerzieren. 17 Noch waren Verpflegs-, Urlaubs- und Dienstfragen im Vordergrund der Forderungsziele gestanden. Aber schon begann man an eine Aktion über den „Kampf um das Hemd" hinaus, an eine Aktion mit viel weiterreichenden Zielen zu denken: ein Demonstrationszug durch die Straßen Wilhelmshavens, ein Zug als Kundgebung für den Frieden, ein zwar unbewaffneter, aber doch dazu geeigneter Zug, „auf die deutsche Kriegführung einen gewissen Druck auszuüben". Der Impuls: die Friedensresolution im Reichstag am 19. Juli. Die Folgerung: „ . . . wenn die Leute oben schon der Meinung sind, daß um den Frieden gekämpft werden muß, dann müssen wir um so energischer vorstoßen, sonst wird aus der ganzen Sache nichts." Die Demonstration sollte zum Ausdruck bringen, „daß die Flotte sich gegen die Fortführung des .Krieges um jeden P r e i s ' . . . wehrt". Wären sich die Matrosen darüber klar gewesen, wurde Jahre später Weber gefragt, daß eine solche Kundgebung schwerwiegende außenpolitische Folgen hätte haben können? - „Selbstverständlich waren wir uns darüber klar; denn das war schließlich der Zweck der Sache." Freilich blieb es nur beim Plan. Inzwischen aber sollten die Aktionen auf „Prinzregent" am 1. August einen Kulminationspunkt erreichen und die Folgen dieser Vorgänge samt Kriegsgericht die weiteren Fäden konspirativen Handelns zerreißen. 18

3. Der Lostag der „Prinzregent Luitpold" Auf der „Prinzregent Luitpold" hatten - in der Mannschaft eifrig besprochen und von Beckers mitgeteilt - die Unzukömmlichkeiten sich in letzter Zeit gehäuft. Ein Maschinistenmaat hätte einen Heizer, der auf Wache rauchte, scharf angegangen: „Ich bringe Sie dahin, wo Sie noch nicht gewesen sind!", und er meinte ins Zuchthaus. Ein Ingenieuraspirant hätte einem Heizer einen homosexuellen Antrag gemacht, um gleich zu hören: „Herr Aspirant sind wohl verrückt." Und: „Deshalb gab es einen großen Krach." Und Ende Juli wäre man mit der Frage an die Matrosen herangetreten, ob sie Kriegsanleihe zeichnen wollten, und es hätte die Antwort gegeben: „Der Krieg hat lange genug gedauert." 1

3. Der Lostag der „Prinzregent Luitpold"

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Und dann gab es am 31. Juli abends, während der Werftliegezeit des Schlachtschiffes in Wilhelmshaven, jene Befehlsänderung für die 3. Heizerwache: Für sie setzte der Divisionsoffizier Ingenieur Hoffmann für 1. August statt Kinodienst eine militärische Übung fest. Nun war Kinodienst in einem der Bordkinos eine beliebte Abwechslung. Man sah einen Film, man redete und schwätzte. Und diese angenehme Dienstzugabe sah man jetzt gestrichen. Um 10 Uhr abends war der veränderte Befehl an die Tafel geschrieben worden. Noch in den späten Abendstunden konspirierten die aufgebrachten Heizer. Sie waren der Meinung, eine Art Anspruch auf eine gemeinsame Kinovorstellung oder einen Ausflug zu haben. Statt dessen war nun ein militärischer Ausmarsch festgesetzt. Und schon hieß es bei einigen: „Das lassen wir uns nicht gefallen!" Und sie würden am nächsten Morgen nicht vor der Gewehrkammer antreten, und sie würden weggehen und das Schiff verlassen. Und schon stand es von unbekannter Hand auf der Befehlstafel geschrieben: „Wenn kein Kino, dann Ausflug ohne Erlaubnis." 2 Die Konsequenz am Morgen des 1. August: Um 9 Uhr verließen 49 Mann heimlich das Schiff, lagerten bis 11 Uhr am Deich und kehrten dann zurück. Die Folge: Der Kommandant bestrafte unter den 49 Mann elf als „Hetzer" mit Arrest: 21 Tage Mittel- oder 14 Tage strengen Arrest, außerdem Degradierung, soweit Oberheizer betroffen waren. Ablehnung wurde laut: Die Bestrafung der so Herausgegriffenen erregte Unwillen, man wollte alle oder jeden zweiten Mann bestraft sehen. Um 2 Uhr beim Kommandantenrapport versuchten die Matrosen ihre Forderung zur Geltung zu bringen. Vergebens. Aufbegehren: „Das lassen wir uns nicht gefallen, dagegen wird protestiert!" Unter diesem Prätext erfolgte eine Besprechung der Menageausschuß-Mitglieder und einiger Vertrauensleute um 7 Uhr - in einem alten Eisenbahnwaggon im Werftgelände. Auch Matrosen von anderen Schiffen wurden geladen, erschienen, von „Friedrich dem Großen" und „Kaiserin", „Kaiser" und „Pillau". Man sprach - Beckers berichtete darüber - von einem allfälligen Sympathiestreik. Und man beschloß einen demonstrativen Ausflug der gesamten „Prinzregent"-Mannschaft vom Schiff am nächsten Morgen. Noch gab es warnende Stimmen: „Das ist viel zu gefährlich. Das legen die als Meuterei aus." Da wiesen andere auf die vor kurzem erfolgte nur geringe Bestrafung für ein ähnliches Vorgehen auf „Pillau" hin. Nur „die Kriegsbereitschaft von drei Stunden", die müsse man einhalten, um nicht unter den Vorwurf meuterischen Verhaltens zu geraten. 3 2. August. Zwischen V2I und V28 Uhr morgens leerte sich das Schiff. Von der rund 1.100 Mann starken Besatzung waren aufgrund der Urlaube zur Liegezeit gegen 800 Mann an Bord. Rund 600 machten die am Vorabend besprochene Absicht wahr und zogen an Land, zum Deich. Der Heizer Köbis hielt eine Rede:

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II. Wilhelmshaven: Der Durchbruch zum Aufbegehren

„Wir sind ausgezogen, um zu p r o t e s t i e r e n . . A b e r er schränkte — im Hinblick auf die „Kriegsbereitschaft" - auch ein: „Wir wollen nicht länger wie die drei Stunden wegbleiben, damit man die Sache nicht ins Gefährliche ziehen kann." Strömender Regen ließ die Protestierenden nach Rüstersiel ziehen. Im Gasthof „Zum weißen Schwan" hielt der Heizer Köbis eine zweite Rede: Die 3. Heizerwache hätte zu bald losgeschlagen. Erst „nach einigen Wochen" wolle man „zum großen Schlage ausholen". Und damit meinte Köbis die Friedensdemonstration. Und er rechnete die Stärke der Bewegung vor: 850 auf „Friedrich dem Großen", 400 auf „König Albert", 350 auf „Westfalen", die gesamte Besatzung der „Pillau". Die Rede überzeugte: „Wir sind die wahren Patrioten. Nieder mit dem Krieg!" und „Wir wollen nicht mehr weiter Krieg führen!" Die Stimmung im Saale stieg. Annahme einer Resolution: Ausdruck der Sympathie für die russischen Matrosen. Man fühlte sich gut, saß vergnügt beisammen: „ . . . ein paar ulkige Vorträge... Es wurde getanzt, einer klimperte auf dem Klavier." 4 10 Uhr: Gendarmerie tauchte auf - der Wachtmeister des Postens Rüstersiel, mit ihm fünf, sechs Gendarmen mit aufgepflanztem Seitengewehr. In der Schankstube traf der Wachtmeister auf rund 20 Mann. Er wolle sie abführen? Da stellten die Matrosen die Gläser hin, wiesen auf den Saal und lachten: „Nichts zu machen, Herr Wachtmeister! Da drin sind noch 600 Mann!" Inzwischen hatte „Prinzregent" Alarm geschlagen. Patrouillen von „Prinzregent" und anderen Schiffen waren in die Stadt ausgeschwärmt. In Rüstersiel redete der Wachtmeister auf die Matrosen ein: „Leute, ich komme nicht als euer Vorgesetzter, ich komme als Freund, als euer Kamerad; laßt euch freiwillig an Bord führen!" - Die Matrosen: „Wir wollen freiwillig an Bord! Wir lassen uns nicht an Bord führen!" Sie wären frei hergekommen und würden frei wieder zurückkehren. Und die Matrosen stellten sich vor dem Gasthof in Gruppen auf und zogen, alte Reservistenlieder singend, in weiterhin strömendem Regen gegen Wilhelmshaven zurück. Der Wachtmeister versuchte seine Leute am Rand des Zuges zu gruppieren, drei- oder viermal. Die Matrosen reagierten jeweils mit „Halt!" und „Posten weg!" Ein Offizier der „Prinzregent" kam per Rad dem Zug entgegen - der Kapitänleutnant von Weyers. Auch von ihm wollten die Matrosen sich nicht führen lassen. Er brachte den Zug zum Stehen: Wenn die Matrosen sich nicht führen ließen, würde er sie führen „wie die Russen". Einer rief: „Da blamiert ihr euch ja selber!" Der Kapitänleutnant schwang sich auf sein Rad und fuhr in Richtung der nahen Seebataillonskaserne, sichtlich, um die Wache zu alarmieren. 5 Nun strebte der Zug rasch dem Schiff zu: „Unter Singen wateten wir durch die Wasserpfützen im Laufschritt." Sie wollten der alarmierten Kasernwache

3. Der Lostag der „Prinzregent Luitpold"

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entkommen. Am Straßenrand tauchten die ausgesandten Patrouillen auf. Die Matrosen im Zug lachten: „Ihr bildet euch noch ein, ihr hättet uns zurückgebracht!" Aber auch ein Rädelsführer, der die Matrosen noch anhalten wollte, der Heizer Beckers, vermochte sich nicht mehr durchzusetzen. Er hatte Bedenken bekommen: „Ich merkte schon, daß der Braten verdorben war, obwohl ich sonst juristisch nicht auf der Höhe war." Und er sprach die Matrosen an: „Wir dürfen nicht an Bord; wir bleiben an Land, bis uns Straffreiheit zugesichert ist." Aber die Matrosen wollten auch auf solche Überlegungen nicht mehr eingehen. Geschlossen zogen sie durch das Werfttor und an Bord. Alle Mann an Deck! - Kaum an Bord, hieß es Antreten. Vom Flaggschiff erschien der Geschwaderchef, Konteradmiral Mauve. Ansprache: „ . . . die Ehre der Flotte, die sie beim Skagerrak erworben, in den Schmutz getreten..." Die Matrosen sollten den Mut haben und die Ursache ihrer Aktion erklären. Die Mitglieder der Menagekommission traten vor. Sie sprachen von der ihnen ungerecht scheinenden Bestrafung. Der Admiral zeigte sich ergrimmt: „Herr Kapitän, ich wundere mich, daß ich von der Bestrafung nichts w e i ß . . . " Der Schluß aber blieb den Matrosen gegenüber drohend: „Die Sache wird noch ein gerichtliches Nachspiel haben!" Und bald nach dem Wegtreten hieß es: „Schiff unter Belagerungszustand; kein Mensch darf von Bord." Und am Fallreep wurden die Posten verstärkt. Der Matrose Beckers, einer der Rädelsführer, schmuggelte über eine zu „Friedrich dem Großen" abgehende Ordonnanz noch einen Kassiber an die dortigen Gesinnungsgenossen - Erinnerung an den verabredeten Sympathiestreik: „Schiff läuft aus, wahrscheinlich unter Belagerungszustand. Wenn in drei Tagen keine Nachricht, dann los!" 6 Noch gab es einen Sabotageakt: Beschädigung der Akkumulatoren. Aber „Prinzregent" lief auf die Reede aus. Und schon griff der Arm der kriegsgerichtlichen Untersuchung auf das Schiff: Verhaftung und Ausschiffen von 18 Mann. Noch erkannten sie den Ernst der Situation nicht ganz, glaubten, nach der Einvernahme bald wieder an Bord zurückzukehren. Noch winkten sie vom angelegten kleinen Dampfer fröhlich den Zurückbleibenden zu. Aber beim Abgang war auf das Fallreep bereits ein Maschinengewehr gerichtet gewesen. Und die nun auch auf den anderen Schiffen einsetzenden Verhaftungen ließen jede Initiative zu einer allfälligen Sympathiemaßnahme in sich zusammenfallen. 7 Noch waren zwar nicht alle Regungen in Richtung Selbsthilfe überhaupt erloschen. Noch ereigneten sich in den nächsten Wochen einige Versuche des Protestes in Verpflegs- und Urlaubsfragen: wegen nicht ausgefolgter Kohlenverpflegungszulage auf „Westfalen", wegen Urlaubskürzungen auf „Rheinland", wegen untergewichtiger Brote auf „Posen". Aber noch im August waren auch die

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II. Wilhelmshaven: Der Durchbruch zum Aufbegehren

Untersuchungen gegen die Verhafteten durchgeführt worden. Und es war ein Feldkriegsgericht des IV. Geschwaders zusammengetreten, vor dem neun Angeklagte sich zu verantworten hatten. 8 Verhöre - „Manchmal wurden wir wohl zwanzigmal am Tage verhört", erinnerte sich Beckers. „Man hat uns fast damit verrückt gemacht." Köbis war auf das ihn erwartende Todesurteil hingewiesen worden. Beckers erinnerte sich an ihn, blaß - „wie wir alle in dieser Zeit": „Ich denke noch an das traurige - oder an das auch trotzige Gesicht von Köbis." 9 In den Anklagen und Gutachten in dem nun laufenden militärgerichtlichen Verfahren gewannen neue Schwerpunkte Raum: Weniger die Frage der Verpflegung und Behandlung, stärker trat die der eingeleiteten politisch-revolutionären Bewegung in den Vordergrund, der Zusammenhang mit der Bewegung auf anderen Schiffen, die In-Frage-Stellung der Schiffe in ihrem „Wert für die Kriegsmacht des Deutschen Reiches", die In-Frage-Stellung „der Schlagfertigkeit der Flotte". Die demonstrativen Aktionen hatten zwar zu keinem umwälzenden Durchbruch geführt. Die Vorfälle waren zeitlich begrenzt gewesen, als flankierender Nachdruck für vorgebrachte Forderungen gedacht. Die konspirativen Fäden, die auch von Schiff zu Schiff gezogen gesehen wurden - mit einer Zentrale auf „Friedrich dem Großen" und Organisationsleitungen auf einigen anderen Schiffen - , aber wurden für stark genug erachtet, eine Reihe von schwerwiegenden Anklagen zur Geltung zu bringen: bis zu Gehorsamsverweigerung, Aufruhr, Meuterei in den Phasen der Vorbereitung, des Versuchs, auch der Tat. Und deswegen hatten nun die Rädelsführer nach dem Militärstrafgesetz die Anträge auf Todesstrafe zu erwarten. 10 Konspirative Fäden - für Beckers ging es letztlich in dem Augenblick auf Tod und Leben, als die Übersendung seines Zettels auf „Friedrich den Großen" aufkam: „ . . . dann los!" Schon in der Voruntersuchung sei, so berichtete Bekkers, der spätere Ankläger Kriegsgerichtsrat Dr. Dobring sofort und zynisch in dieser Richtung nachgestoßen: „Jetzt hoffen Sie nicht auf Gnade; mit Freuden werde ich Ihrer Hinrichtung beiwohnen." Der Zettel wäre nur die Ermahnung an den verabredeten Sympathiestreik gewesen? „Nein", argumentierte die Anklage, „Beckers wollte, daß die Bewegung sich auch auf die übrige Flotte ausdehnte." 1 1 Am Samstag, dem 25. August, fand die Verhandlung vor dem Feldkriegsgericht statt. „Eine Stunde vor Beginn der Verhandlung", erinnerte sich Beckers, „drängten sich ein halbes Hundert Menschen auf dem Gerichtsflur. Waffenklirrende Posten und Gefangene in leichtem Drillichzeug." Drinnen im Saal stand

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das Kruzifix auf dem Richtertisch. Da saßen die Richter, die Anklagevertreter, darunter der gefürchtete Dr. Dobring, die Verteidiger, da saßen hohe Marineoffiziere als Beobachter, auch zwei Marinepfarrer. Draußen vor den Fenstern sah man die strahlende Augustsonne. 12 Die protokollierten Aussagen machten die kritische Situation der Angeklagten deutlich. Mag sein, daß ihnen manche Formulierung in der Voruntersuchung entglitten war. Die Verhandlung besserte ihre Lage nicht. Reichpietsch war bereits gezeichnet: „Daß mir die Ansichten der Partei über die nötigenfalls zwangsweise Durchführung der Beschlüsse der Stockholmer Konferenz im Wege der Gehorsamsverweigerung und des Streiks bekannt waren, gebe ich ohne weiteres zu. Ich gebe ferner zu, daß ich und die anderen Beteiligten zu dieser zwangsweisen Durchführung entschlossen waren." 13 Beckers Chancen zerrannen: „In Aussicht genommen w a r . . . , auf den Wink der Partei in den Generalstreik auf der Flotte einzutreten und den für das Volk geplanten und von diesem betriebenen Generalstreik zu unterstützen. Letzteres insbesondere dadurch, daß der Gehorsam dann verweigert werden sollte, wenn ein Vorgehen mit den Waffen gegen das Volk in Frage käme." 14 Köbis, trotzig, unbekümmert, zeichnete den vorgesehenen Widerstand in seiner bedrohlichen zeitlichen Dimension: „Der Generalstreik sollte so lange dauern, bis die Friedensverhandlungen begonnen hätten." Und Köbis platzte heraus, daß sie sich eben als „Sozialrevolutionäre" gefühlt hätten. 15 Auch die Zeugen brachten keine Entlastung. „Da standen diese .Kameraden'", vermerkte Beckers unwillig, „selber Mitglieder und Vertrauensleute in der Bewegung, und leierten mechanisch eine lange Reihe von belastenden Momenten herunter, ohne scheinbar zu bedenken, daß hier um unsere Köpfe gespielt wurde." Es war Abend, als sich die Ankläger zu ihren Plädoyers erhoben, ihre Anträge stellten - fünf von neun auf Todesstrafe. „Obwohl wir", erinnerte sich Bekkers, „nach dem Vorhergegangenen mit hohen Strafen gerechnet hatten, £0 durchfuhr uns doch ein tiefer Schrecken..." Die Verteidiger erwiderten: voll Eloquenz zum Teil, ließen Hoffnungen aufflackern unter den Angeklagten. Doch machten diese sich schließlich kaum noch Illusionen. Um Mitternacht wurden die Urteile für den nächsten Tag angekündigt. 16 Das Feldkriegsgericht sah die Anführer der Bewegung im Rahmen des Strafgesetzes und Militärstrafgesetzes in todbringender Verstrickung: Landesverrat, kriegsverräterische Aufstandserregung. Landesverrat - sein Tatbestand zielte auf jene, die „der Kriegsmacht des Deutschen Reiches Nachteil" zugefügt hätten. Und es genüge das Bewußtsein, „daß die eigenen Handlungen diese Wirkung haben können". Damit waren die

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II. Wilhelmshaven: Der Durchbruch zum Aufbegehren

Matrosen gestellt: „Die Angeklagten waren sich nach Überzeugung des Gerichts bewußt, daß ihr Verhalten der deutschen Marine Nachteil zufügen konnte." Aufstandserregung - ihr Erfolg wäre nicht, wäre noch nicht eingetreten? „ . . . nicht erst in dem äußeren Losschlagen, in der Gewaltanwendung, sondern bereits bei der Bildung einer bestimmten, landesverräterischen Zielen dienenden Organisation, die auf einen Wink der Leitung jeden Augenblick losschlagen konnte, erkannte das Gericht die Vollendung der kriegsverräterischen Aufstandserregung". 17 Demgemäß ergingen die Urteile im Hauptverfahren. Am 25. August wurde von dem „auf Befehl des Gerichtsherrn und Chefs des IV. Geschwaders zusammengetretenen Feldkriegsgericht... für Recht erkannt": „Wegen vollendeter kriegsverräterischer Aufstandserregungen" fünf Todesurteile - gegen die Obermatrosen bzw. Oberheizer Reichpietsch, Sachse und Weber von S.M.S. „Friedrich dem Großen" und gegen die Oberheizer und Heizer Beckers und Köbis von S.M.S. „Prinzregent Luitpold"; „unter Annahme eines minder schweren Falles" 15 und 12 Jahre Zuchthaus für die Oberheizer Fischer von S.M.S. „Pillau" und Bräuner von S.M.S. „Kaiserin"; „wegen versuchter kriegsverräterischer Aufstandserregung" je zehn Jahre Zuchthaus für die Obermatrosen Bieber und Linke von S.M.S. „Helgoland". 18 Das Gericht befürwortete die Begnadigung zweier Angeklagter, von Sachse und Weber. Beckers wandte sich zusätzlich mit einem Gesuch an den Flottenchef. Köbis hatte sich im Gespräch - so berichtete Weber - noch ruhig und konsequent gezeigt: „Wenn es zur Vollstreckung kommt - es ist bitter, von diesen Leuten noch an die Wand gestellt zu werden, die gar kein Recht dazu haben; aber Opfer müssen bei jeder Bewegung gebracht werden; das Blut wird wirken!" 19 Sachse vernahm aus einer Nachbarzelle noch den Abtransport Köbis' zur Hinrichtung: In der Morgendämmerung auf dem Zellengang Stimmengewirr, „ . . . dann eine einzelne Stimme, es mußte dem schnarrenden Ton nach ein Offizier sein. Er verlas noch einmal monoton das Urteil... Ich konnte nur noch hören, wie er sagte: ,Die Begnadigung des Heizers Köbis ist abgelehnt, das Urteil wird vollstreckt!' Dann war sekundenlang Totenstille... Ich hörte Köbis' klare, feste Stimme: ,Ich bin bereit - über meinen Körper verfügen Sie!' Dann wieder ein eigenartiges Klirren! Ein Schlösserschnappen - Köbis wurde gefesselt. Ein kurzes Kommando, und die Wachmannschaft setzte sich in Bewegung." 2 0 Auf „Helgoland" notierte der Matrose Stumpf zu der erwarteten Vollstrekkung: „Mit ewiger Schande ist die Marine befleckt, wenn sich eine Korporalschaft findet, die sich dazu hergibt." 21

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Der Heizer Beckers erlebte seine Begnadigung: „ . . . Schritte mehrerer Menschen vor meiner Zellentür. Ein Schlüsselbund rasselte. Ein plötzlicher Schrekken fuhr durch meine Glieder. Ich hörte meinen Herzschlag bis in den Mund hinein. - Holt man dich? . . . Ein Schlüssel fuhr ins Schloß, und eilig wurde die Tür geöffnet. Draußen im Halbdunkel des Zellenflures sah ich eine Uniform aufblitzen . . . Jemand rief meinen N a m e n . . . jetzt sah ich einen Offizier, mehrere Soldaten und den Aufseher. Der Offizier nahm mich mit bis zu dem Fenster am Kopfende des Flurs und nach einem kurzen: .Hören Sie zu, Beckers!' - las er mir die Begnadigungsorder vor." 2 2 Der Flottenchef hatte verfügt: „Die gegen die Angeklagten Sachse, Weber und Beckers erkannte Todesstrafe mildere ich auf Zuchthausstrafe von je 15 fünfzehn - Jahren." Gemildert wurden auch die vom Feldkriegsgericht ausgesprochenen Zuchthausstrafen. 2 3 Am 5. September 1917 wurden Reichpietsch und Köbis in Köln-Wahn erschossen. Auf den Schiffen erfuhr die Verpflegung, so stellte Stumpf fest, eine merkliche Verbesserung: „ W i r . . . , die hier geblieben sind, genießen nun die Früchte des O p f e r s . . . Der alte Trick: Zuckerbrot und Peitsche. Die im Zuchthaus sitzen, sind fast vergessen. Von nun ab erhalten fünf Mann ein ganzes Brot." 24 Ein Flugblatt setzte den revolutionären Nachruf: „ . . . ihr revolutionärer Wille hat noch nicht zum Ziel geführt. Aber der deutsche Militarismus wurde doch von ihnen an seinem innersten Mark getroffen." Und: „Die rebellischen Matrosen von Wilhelmshaven haben ihren Klassengenossen ein Signal und ein Beispiel gegeben." 25

III. C A T T A R O

A. Das Geschwader im Süden 1. Generalstreik „In Brest-Litovsk haben die Grafen und Generäle, gestützt auf das Schwert, den Friedenswillen unserer russischen Brüder brutal zurückgewiesen. Die russischen Arbeiter und Bauern haben mit den schärfsten Mitteln des Klassenkampfes, mit Massenstreiks, Meuterei und Straßenkampf, nicht nur für die eigene Freiheit gestritten..." Und schon hörte man zusätzlich, man solle auch in Österreich-Ungarn zu den Waffen greifen, den Kaiser stürzen.. Es waren radikale Parolen, die Mitte Jänner 1918 an die streikenden Arbeiter vor allem in Wien herangetragen wurden und die die Großstreik-Bewegung der Donaumonarchie insgesamt in revolutionäre Bahnen lenken sollten. Würden die Massen ihnen folgen? Die schwierige Versorgungslage hatte schon im Verlauf des Jahres 1917 stellenweise Streiks und Demonstrationen entfacht. Das Jahr 1918 sah nun gleich an seinem Anfang ein Emporschnellen der angespeicherten Bereitschaft zum Widerstand. Der zunehmende Druck des Krieges, die materiell bedrängte Situation, vor allem im Verpflegungsbereich, der Zwang des Kriegsleistungsgesetzes, dazu die sich abzeichnende Aussichtslosigkeit des Ringens an den Fronten und die fieberhaften Friedenserwartungen, die man vielfach in die Verhandlungen in Brest-Litovsk setzte, hatten die Neigung zum Aufbegehren gefördert. Die radikal-sozialistischen Gruppen stießen nach. Ein „Flugblatt zur Lage" rief das „arbeitende Volk" auf: „Schon das vierte Jahr liegen Millionen im Schmutz der Schützengräben, Millionen hungern und darben im Hinterland und gehen an Unterernährung und Tuberkulose zugrunde. Widerspruchslos ertragen wir alle den Jammer und das E l e n d . . . In Rußland wird das Land unter das Volk aufgeteilt, Fabriken und Bergwerke gelangen in den Besitz der Allgemeinheit. Nur der russischen Revolution verdanken wir es, daß es zu Friedensverhandlungen gekommen i s t . . . " Die zu ziehende Konsequenz: „ . . . Wählt Arbeiter- und Soldatenräte!... Zum Kampf für den soforti-

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III. Cattaro: Das Geschwader im Süden

gen allgemeinen Frieden! Zum Kampf für politische und soziale Freiheit! Nieder mit dem Krieg! Nieder mit der Regierung!" 2 Wohl war dies noch ein Verlangen am Flügel. Die Sozialdemokratie reagierte eher verhalten. Dem Ruf nach Frieden gab zwar auch ein Beschlußantrag des sozialdemokratischen Parteivorstandes in Wien Raum: „Die Arbeiterschaft fordert mit leidenschaftlicher Entschiedenheit den allgemeinen Frieden.. ," 3 Am 13. Jänner tagten sozialdemokratische Arbeiterführer in der Hauptstadt: Deutsche und Magyaren, Polen und Südslawen. Sollte der zu erwartende Streik in revolutionäre Bahnen gelenkt werden? Noch wurde revolutionärer Widerstand verneint. Die Wiener Parteiführung, vor allem Dr. Viktor Adler, bremste. Was aus der zu erwartenden Bewegung abgeleitet werden könne, seien Schritte zur Demokratisierung. 4 Den Anlaß zum schließlichen Ausbruch des Streiks gaben die Ernährungsverhältnisse. Die Verpflegssituation hatte sich vor allem in den Industriegebieten der österreichischen Reichshälfte nach Neujahr in unerwarteter Weise verschlimmert. Die inländische Aufbringung an Getreide war weit hinter den Erwartungen zurückgeblieben, Ungarns Liefermengen sanken, und die Zufuhren aus Rumänien stockten, solange die Donau nicht eisfrei war. Das Amt für Volksernährung sah sich genötigt, so wurde am 14. Jänner bekanntgegeben, mit Wirkung vom 17. den Bezug von Kochmehl auf die Hälfte zu verkürzen: auf 165 g für Nichtselbstversorger und auf 225 g für Selbstversorger pro Kopf und Tag. Nur Schwerarbeiter erhielten 264 bzw. 300 g. 5 Noch am 14. Jänner setzte der Streik ein - mit dem Ausgangspunkt Wiener Neustadt, in den Daimler-Motorenwerken - , griff über auf weitere Betriebe, weitere Orte. Ein zweites Startzentrum am 14.: Triest - die Austria-Werften, der Österreichische Lloyd. 6 Am 15. hatte die Bewegung den gesamten Raum Wien erfaßt. Und gewann über Verpflegungsunruhen - ein drittes Startzentrum im Norden: Krakau. Am 16. gab die sozialdemokratische Parteiführung in Wien der Entwicklung, die sie zunächst nicht unter Kontrolle hatte, einen politischen Akzent: „Für die schleunigste Beendigung des Krieges! Für den Frieden ohne offene und ohne verhüllte Eroberungen!" und auch schon: „Für den Frieden auf der Grundlage des unverfälschten Selbstbestimmungsrechtes der Völker!" 7 Am 18. Jänner hatte die Streikbewegung die gesamte Donaumonarchie erfaßt - von Triest bis Krakau, von Linz bis Temesvär. Neben Wien war nun auch Budapest ein Ballungszentrum der Bewegung. Am 19. Jänner gab die Sozialdemokratische Partei Ungarns einen Aufruf heraus: „Wir fordern Frieden, Recht und Brot. Die Regierung muß Garantien abgeben, daß sie dem Elend des Krieges, der Lebensmittelknappheit und der Teuerung ein Ende bereiten will." 8

1. Generalstreik

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Aber keine Frage, daß bei dieser Großstreikbewegung wiederholt und überraschend intensiv jene revolutionären Gruppen deutlich wurden, die links der Sozialdemokratie vorgingen. Radikaler klang in einem Aufruf bereits am 16., was sie an die Streikenden herantrugen: „Die Arbeiter der anderen Länder müssen sich um die rote Fahne der russischen Revolution scharen!" Schärfer griffen die Forderungen zu: „Die Friedensdelegierten sind vom Volke zu wählen! An allen Fronten ist sofort Waffenstillstand zu schließen!" Klarer wollte man sich nun auch von der Sozialdemokratie distanzieren: „Mißtraut jenen patriotischen .Arbeiterführern', die Euch seit dem ersten Tage des Krieges verraten..." Eindeutiger waren Weg und Ziel: „ . . . der Massengewalt des Proletariats wird der Sieg gehören!" 9 Dennoch waren es die sozialdemokratischen Parteien, die schließlich nach Verhandlungen mit den Regierungen in Wien und Budapest das Ende des Streiks herbeiführten: gegen Zusagen in bezug auf entsprechendes Vorgehen bei den Friedensverhandlungen mit Rußland, in bezug auf Ernährungsfragen und den Demokratisierungsprozeß - so für das Gemeindewahlrecht in Österreich, für das allgemeine Wahlrecht in Ungarn. Der am 22. noch in Böhmen aufflammende Generalstreik kreuzte sich bereits mit dem Abebben der Bewegung in den übrigen Gebieten der Monarchie. Und den Streik so oder so zu beenden, rollten auch bereits Truppen an. Aber fern im Süden, auf den Einheiten der österreichisch-ungarischen Kriegsflotte in den Bocche di Cattaro, sollte der Streik wenige Tage später noch sein Echo finden. Unruhe unter den Matrosen schien zunächst in Pola, im Hauptkriegshafen, Platz zu greifen. Auf einigen Schiffen hatte es demonstrative Hurrarufe gegeben. Am 24. Jänner, eben war am 22. auch der Ausstand im Seearsenal ausgebrochen, hatte der Flottenkommandant, der Admiral Njegovan, einen Reservatbefehl erlassen: „Aus den mir erstatteten Meldungen über die in den letzten Tagen auf einigen Schiffen der Flotte vorgekommenen Ruhestörungen muß ich zu meinem Leidwesen schließen, daß unter der Mannschaft einige verblendete Leute existieren, die sich von politisch schlechtgesinnten Menschen verleiten ließen, Ideen zu verbreiten, die jeder kaiser- und königstreue Soldat verwerfen m u ß . . . " Den Hurrarufen setzte der Admiral ein striktes Verbot entgegen: „Bis vor wenigen Tagen war der Ruf ,Hurra' ein Freudenruf, eine erhabene Begrüßung. Die Mannschaft einiger Schiffe hat ihn zu einem Demonstrationsruf umgewandelt. Ich will annehmen, daß damit nur der geringste Teil der Leute einen - wenn auch unlauteren - Zweck verfolgt und die weit größere Menge mit sich gerissen hat. Für die Zukunft verbiete ich derartige Demonstrationen auf das strengste."

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III. Cattaro: Das Geschwader im Süden

Politisierende Matrosen - das war das letzte, so meinte man in der Flottenführung, was man brauchen konnte: „Für uns Soldaten gelten keine Ansichten der Politiker, keine Meinungen über zu errichtende Reiche und über zukünftige Staatsgrenzen. Für uns gilt nur, bereit zu sein, um den Feind bei jeder sich bietenden Gelegenheit zu schwächen und ihm Schaden zuzufügen." 1 0 Der Befehl war - wie es im Begleitschreiben heißt - „in feierlicher Art und in Gegenwart des Schiffsstabes zu verlautbaren". Mehr noch: Das Flottenkommando drang auf zusätzliche Vorkehrungen. „Die Schiffskommandanten", so wurde bestimmt, „wollen für die eingehende einschlägige Belehrung der Mannschaft und Überwachung verdächtiger Elemente Vorsorgen. Der Sicherheitsdienst ist zu verschärfen, die nächtlichen Offiziersinnenrunden sind zu vermehren, Munitionskammern etc. ausgiebig zu überwachen. Es wird auch empfohlen, vom Urlaube einrückende Mannschaften zu visitieren und die Postzensur gut zu handhaben. Von Landgängen haben bis auf weiteres auch Stab, höhere Unteroffiziere usw. zu der für das Gros der Mannschaft bestimmten Stunde einzurücken." Der Befehl erging an das Hafenadmiralat, an das 1. und 2. Geschwaderkommando, das 2. Torpedoflottillenkommando, an das Kommando von S.M.S. „Budapest", das Traingruppenkommando, an das Kommando des Seefliegerkorps und der U-Boote. Den Verbänden in Cattaro, dem Kreuzerflottillenkommando und dem V. Divisionskommando, dem Trainkommando und den Seebezirkskommanden Triest und Sebenico ging der Befehl „zur Kenntnis" zu.

2. In Reservestellung Die Bocche schienen ruhig. Da lagen die Schiffe grau und drohend über dem Spiegel der tief in die Schluchten greifenden Adria-Arme: die Panzerkreuzer „Sankt Georg" und „Kaiser Karl VI.", das alte Schlachtschiff „Monarch", nur noch in Küstenpanzer-Funktion, „Novara" und „Helgoland", die schnittigen neuen Kleinen Kreuzer, kampferprobt von der Otrantostraße her, die Torpedodivisionen, deren Einheiten hier Rast hielten nach hartem Geleit- und Aufklärungsdienst, die Zerstörergruppen, „Balaton" und „Orjen", „Csepel" und „Tatra", „Warasdiner", „Scharfschütze", „Huszär" und „Dinara", die Torpedobootsverbände dazu, österreichisch-ungarische und deutsche U-Boote, die von hier aus zu ihren Feindfahrten ins Mittelmeer ausliefen, ein älterer Kreuzer noch, „Kaiser Franz Joseph I.", dann Sonderschiffe, wie das Wachschiff „Kronprinz Erzherzog Rudolph", das Torpedodepotschiff „Gäa", das Stationsschiff „Kaiser Max", das Werkstättenschiff „Cyclop", der Spitalsdampfer „Africa". Bunt in der nationalen Zusammensetzung die Mannschaft: rund ein Drittel Kroaten und Slowenen, dann Magyaren und Deutsche, Italiener, Tschechen und

2. In Reservestellung

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Slowaken, Polen, Ruthenen und Rumänen. 1 629 wiesen die Schiffslisten auf „Georg" aus, 548 auf „Kaiser Karl", 439 auf „Monarch", je 340 auf „Novara" und „Helgoland", 444 auf „Kaiser Franz Joseph". 2 Seit Monaten schwaiten die Panzerkörper aktionslos um die Bojen. Fleet in being. Seestrategisch sicher nicht ohne Gewicht. Für den Geist der Besatzungen zermürbend. Exerzieren, Alarm- und Gefechtsübungen - und Warten. Warten - auf den Einsatz, der aus der Eintönigkeit reißen würde, auf den Urlaub, den sie längst fällig fanden, auf den Frieden, der jenseits erstarrter Fronten in unbestimmter Ferne schien, Warten auf das Leben, das in diesen vielgerühmten, gleichwohl verdammten Bocche dahinsiechte und ins Nichts zerrann. Der spärliche Landurlaub, die paar Schenken am Ufer, das Bordell in Kumbor - war das das Leben? Von den Streikaktionen im Hinterland, vom Streik in Pola drängte die Unruhe heran, durchsetzte die Leere mit neuen Fragen. Dazwischen schob sich verlockend die Kunde von Wilsons 14 Punkten. Die Nachrichten freilich kamen bruchstückweise, ein paar Zeitungsartikel da, die Erzählung eines eben Eingeschifften dort. Am nachhaltigsten wirkte wohl, was aus Rußland zu vernehmen war: die geglückte Revolution, der spektakuläre Friedensschritt. Und den erregenden Hoffnungen gegenüber in den lebensnächsten Bereichen die Verlorenheit der eigenen Position: die fadenscheinige, abgetragene Montur, der hungrige Magen, die fatale Erinnerung an das übelriechende Gefrierfleisch, damals, als so viele von ihnen die Menage über Bord geworfen hatten. Und dazu der Drill, der Druck, das Orderparieren. 3 Es gärte in den Bocche. Politische Kanäle hatten Kunde davon offensichtlich bis nach Wien geleitet. Der Abgeordnete Dr. Koro§ec schien informiert. Der Abgeordnete sprach um den 25. Jänner - während einer Ausschußsitzung den Linienschiffsleutnant von Reissig an, der, an sich Gesamtdetailoffizier auf „Kaiser Karl VI.", für die Dauer der Delegationssession zur Dienstleistung in die Marinesektion kommandiert worden war. Der Dr. Koroäec wußte von tiefgehender Unzufriedenheit der Bemannung der Flotte zu berichten: über die Behandlung durch die Vorgesetzten, über die Verpflegung und die Urlaubsverhältnisse. Und die Unzufriedenheit könne jeden Augenblick zur Explosion f ü h r e n . . , 4 Es gärte in den Bocche. Da war ein Brief aufgefangen worden. Der Matrose Broz hatte ihn geschrieben, nach Hause, nach Böhmen: Man hätte ihm verboten, eine Annonce in einer Zeitung aufzugeben, um mit Mädchen in Korrespondenz zu treten: „Aber selber treiben sie sich die ganzen Nächte mit Dirnen h e r u m . . . Was mich anbelangt, sind sie mir größere Feinde als irgend jemand anderer. Gott wird es geben, daß der Krieg so ausgeht, wie es gewünscht wird, damit solche Leute ihr tägliches Brot mit ihrer Hände Arbeit verdienen müssen." 5

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III. Cattaro: Das Geschwader im Süden

Es gärte in den Bocche. Die Schenken am Ufer waren Nester des Aufbegehrens und der Konspiration. In das Gasthaus „Zur Post" in Baosic führt uns ein Bericht des Kommandanten von S.M.S. „Gäa". Den Gasthof hätte ein slowenischer Kadettaspirant gepachtet, der in nächster Nähe, in Zelenika oder Castelnuovo, beim Telegraphendepot des XIX. Korpskommandos Kanzleidienste leiste - und die „Post" erfreue sich offensichtlich nicht nur ihrer weiblichen Bedienung wegen großer Beliebtheit bei der Marinemannschaft. „Es i s t . . . festgestellt, daß dort Versammlungen von Slowenen, Kroaten und Tschechen stattfanden . . . " Maschinenwärter Visbarini hätte dort in einer Versammlung eine slawische Rede gehört. Und dem Maschinenwärter Berger, der in dem Gasthaus allerdings eine Kellnerin als Geliebte hatte, wäre einmal nachgerufen worden: „Dir wird es auch schlecht gehen, du deutsches Schwein!" Und mißtrauische Beobachter stellten fest, daß aus einem bestimmten Gasthof in Gjenovic abends meist italienische Volks- und Matrosenlieder erschollen. 6 Aber es wäre einseitig, die Deutschen auszuklammern. Echt wienerisch klang es dazwischen: „Warts nur, Burschen, euch reiß ma den Arsch schon noch aus!" Die Bemerkung galt vier Offizieren, zwei kaiserlich deutschen und zwei k.u.k. Offizieren, und sie fiel wenige Tage vor dem Ausbruch der Revolte gegen Abend auf der Straße bei Gjenovic; ein angeheiterter Matrose von der U-Station hatte sie hingeworfen, der Matrose Dworacek. Ein Maschinenwärter von der „Gäa" hatte die Bemerkung gehört und den Sprecher eruiert. 7 Ein zweiter Zwischenfall auf der Gjenovicer Straße ereignete sich am 27. Jänner: Nächst dem Dampfer „Cleopatra" zog eine Gruppe Matrosen daher. Hart an der Straße stand mit einigen Offizieren der Korvettenkapitän von Gröller. Die passierenden Matrosen leisteten nicht nur keine Ehrenbezeigung, der erste von ihnen, offensichtlich leicht alkoholisiert, schrie: „Abbasso la guerra!" Der Rufer wurde gestellt. Es war der Heizer Giraldi vom Zerstörer „Warasdiner". Er erhielt Befehl, sofort an Bord zurückzukehren, folgte, wurde zum Rapport befohlen, konnte sich an nichts erinnern. 8 Die Aktion kündigte sich an. Ihr Aviso - nicht konkret gefaßt, oft als Gerücht verzerrt - sprang von Schiff zu Schiff. Auf „Karl", deren Mannschaft sich vor einigen Monaten, als der Kreuzer in Pola gelegen war, der damaligen Demonstration auf anderen Einheiten gegenüber beachtlich teilnahmslos verhalten hatte, hörte man von vorgesehenen Krawallen, von einer „Hetz"; daß etwas, daß „es" losgehen sollte, erfuhr man gleicherweise auf den schweren Schiffen wie auf den Torpedofahrzeugen oder unter der Mannschaft des Seeminenkommandos und der U-Station. 9

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3. Klagen und Anklagen „Gäa" war ein Gärzentrum. Als Depot- und Werkstättenschiff für U- und Torpedoboote war die Dienstleistung dort weniger auf den militärischen Dienst im engeren Sinn, mehr auf die Verrichtung der handwerklichen Arbeiten ausgerichtet. Das lockerte notwendig grundsätzlich schon die strenge militärische Disziplin, ganz abgesehen davon, daß manche ältere Arbeiter die straffen Zügel der militärischen Führung sichtlich nur mit Widerwillen trugen. Als Mutterschiff für die Ersatzmannschaften der Torpedoeinheiten, von dem die gesuchten Kräfte immer wieder abgezogen wurden, manche, von den Kommanden weniger erwünschte, aber blieben, bildete „Gäa" auch in dieser Hinsicht ein bemerkenswertes Reservoir. Hinzu kam, daß der Dampfer als Telephonzentrale für den Verkehr zwischen dem Flaggschiff und den Landstationen und als Signalzentrale für Schiffe ohne Telephon fungierte - der nachrichtenmäßige Umschlagplatz wieder gewährte verzweigte Kontakte. 1 Aus solchem Nährboden wuchs der Widerstand, ordnete sich die Abwehrstellung: gegen diesen und jenen Offizier zunächst; gegen einen der Kommissäre, der die Einsicht ins Depositenbuch verweigert hätte; gegen jenen Seefähnrich, der sich binnen einem Jahr hätte 15 Paar Schuhe an Bord anfertigen lassen; gegen jenen Korvettenkapitän, über dessen Befehl immer wieder Lebensmittel fortgeschafft worden wären, der sein Privatmotorboot hätte von Matrosen instandhalten und mit ärarischem Benzin tanken lassen, gegen ihn, der im Zorn einmal mit dem Bajonett des Postens einen Matrosen niedergestochen haben soll, als dieser taumelnd vor Trunkenheit an Bord zurückgekehrt war. 2 Was dem einen galt, wälzte sich als Gerücht in die Runde, fand Widerhall im Nachbarquartier, Ergänzung bei der anderen Division, ein Gegenstück am nächsten Schiff, verdichtete sich zum Protest. Von allen Seiten hakten sie ein, zählten auf, klagten an: Gras sei das, was sie als Gemüse vorgesetzt bekämen, ihr Brot vier Laib pro Tag - , womit man das Geflügel der Offiziersmesse füttere, hieß es von der Flugstation. Mit Ausdrücken wie „Hund", „Schwein" und „Trottel" werde man außerdem traktiert. Und dabei sei das, was die Herren Fliegeroffiziere führten, ein gar flottes Leben, jawohl, die sehe man nicht selten über die Stränge schlagen; da seien sie sogar mit Rotkreuzschwestern geflogen und hätten dem Flaggenschiff den Flug als Übungsflug gemeldet, und sie flögen öfters nach Ragusa, und sie flögen sogar nach Ragusa zum Bordellbesuch. 3 Und die Mannschaft? Was war mit den Weihnachtsliebesgaben vor einem Jahr, da hatte man bei der Kiste mit Champagner, Wein und Likör doch ganz schön durch die Finger gesehen zugunsten der Herren Offiziere, nicht? Ach was übrigens, Champagner

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und Liköre - es geht um viel näherliegende, billigere Dinge, es geht um die tägliche Menage. Da wußte Kovac, Koch der „Monarch", Bescheid: 200 g Fleisch für das Mittagessen, 100 g für das Abendessen würden pro Mann zugewiesen. Aber was für Fleisch! „Dieses Fleisch, wenn es so genannt werden kann, war überhaupt kein Fleisch, sondern lauter Knochen und Flachsen, und zwar deshalb, weil von den Schlegeln die obere Schichte für die Mannschaft abgenommen und das Fleisch für die Offiziersmesse behalten wurde." So wäre es ihm, dem Koch, schon oft passiert, daß er anstatt 33 kg Fleisch bloß 3 kg für ein Nachtmahl zur Verfügung gehabt hätte, alles andere wären Knochen und Flachsen gewesen. Und der zweite Koch, der Matrose Buljanovic, sekundierte gleich: Ja, „von dem Fleisch wurden die besseren Stücke für die Stabsküche behalten, so daß die Mannschaft immer schlechteres Fleisch bekommen h a t . . . " Und einmal, da hätte der Kommissionsunteroffizier der „Monarch" festgestellt, daß bei einer Menage 10 kg Fleisch zuwenig dagewesen wären, und sie wollten die Menage damals nicht nehmen, aber man befahl es, und am nächsten Tag wäre Rapport gewesen, und alle Backgasten, die die Menage nicht genommen hatten, wären bestraft worden. Und auch auf „Georg" glaubten sie, daß einmal 60 Konserven gefehlt hätten. Vom stinkenden Fleisch, vom Gefrierfleisch, erzählten sie dann wieder, das man zu essen ihnen einst zugemutet habe - „das Fleisch hat so gestunken, daß in der Küche nicht auszuhalten war", mengten sich wieder die vom Küchendienst ein. In irgendeiner Lösung hätte man das Fleisch zu waschen versucht, das hätte aber nichts genützt. Die Offiziere sollen es zwar auch gegessen haben, aber für die Messe wäre es eben besser zubereitet gewesen. Die Menage wäre damals vielfach über Bord geworfen worden und hätte jedenfalls nichts anderes verdient.4 Vom Fleisch war es nur ein Sprung zum Brot. Der Matrose Benedek von „Kaiser Max" nahm das Wort: 500 g pro Tag würden ihnen gebühren, 400 g bekämen sie meistens, und einmal habe er seine Portion nachgewogen, da wären es nur 380 gewesen... Ein Maschinenmaat von „Kaiser Karl" stimmte zu: Richtig, jede Brotportion sei um einige Deka schwächer, von der Portion zu 250 g fehlten bis zu 70 g . . . Der Maschinenquartiermeister Mechel von „Georg" trumpfte auf: Als er Inspektionsdienst hatte, hätten sich die Heizer beklagt, sie könnten nicht alles schaffen, da ihnen die Kräfte fehlten - und 10 Kronen hätten Maschinisten ausgegeben, um sich von der Infanterie ein Brot zu kaufen... Und die Offiziere hätten weißes Brot zum Frühstück oder noch besseres Gebäck, kam das Echo von der U-Station. Und einer von der Bäckerei der „Franz Joseph" gab es zu: Der Proviantmeister hätte befohlen, beim Backen zu sparen. Deshalb fielen die Brotportionen etwas kleiner als gebührlich aus. Und das ersparte Mehl benütze man, um an Land zu tauschen.. . 5 Tauschen - da war das Wort, der Tatbestand, den sie für einen ausgemach-

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ten Betrug hielten. Tauschen - man tauschte Brot und Mehl, Teigwaren, Konserven und Kaffee aus Bordbeständen gegen Gemüse, Kartoffeln und Milch, Orangen und Eier, Kälber, Schinken und Hühnchen. Tauschen war das Zaubermittel, das den Tisch der Messen um genau jenes Quantum aufputzte und nahrhafter gestaltete, um das die Mannschaft sich verkürzt und betrogen glaubte, wenn sie vor ihrer dünnen Suppe saß und aus dem Lebensmittelmagazin Säcke und Kisten von Bord wandern sah. „Ich h a b e . . . mit meinen eigenen Augen gesehen, daß der Mannschaftsproviant ans Land geschafft und dafür ganze Kälber und ganze Schinken für die Offiziersmesse angeschafft wurden", warf Tadin, ein Heizer von „Georg", ein. Und einer von der „Novara" erzählte, wie er einmal das war im Mai 17 - losgeschickt worden wäre, mit Fisolen und Kaffee, zwei Schinken einzutauschen, da man „den Offizieren zur Jause nichts zu geben habe". Zur Jause, man höre, zur Jause, und man vergleiche, was man selber vorgesetzt bekäme zur Hauptmahlzeit. Die Kost sei wirklich schlecht und ungenügend, fügte der Profos des Flaggenschiffs hinzu, die Leute hätten bei dem anstrengenden Dienst, wie Korvee und Kohlenladen, Hunger. Und da setze man die Admiralsküche dagegen - „die Admiralsküche", wußte der Küchenmaat Binder von „Georg", „hat elf Personen in Verpflegung, und zwar sieben Offiziere und vier Familienangehörige".-Rationen aber gebe es täglich 25 zu fassen. Auf Grund welchen Rechts? Das wußte der Küchenmaat nicht. 6 Die Offiziere aber tauschten nicht nur für die Messe. Sie schickten auch nach Hause. Der Bordtischler verfertigte die Postkistchen und der Büchsenmacher die Blechdosen. Und deklariert würden die Sendungen nicht als Eßwaren, sondern als Bücher oder Wäsche. Oder die Offiziere schickten sogar einen Matrosen, wie der Linienschiffsleutnant Ferro von „Kaiser Max", der hätte doch dreimal in fünf Monaten den Matrosen Kamenik ins nahe Ragusa gesandt, nach Lapad, jedesmal seiner Gattin einen Koffer voll Lebensmittel zu übergeben, und dazwischen wären noch andere gefahren. Und die Frau hätte dann weiter getauscht, gegen Mehl und Zucker Polstersessel. Und sie glaubten mehr zu wissen: Fuchsfelle hätte man für die Gattin des Kommandanten der „Kaiser Franz Joseph" eingetauscht und eine alte Truhe für den Kommandanten der „Novara" und für den Linienschiffskapitän von „Karl" andere Antiquitäten. Die Lebensmittel wären nicht ärarisch gewesen? Das glaubte keiner und wollte keiner glauben. Aber von „Karl" wußten sie gleich mehr zu berichten: Der Kommandant, als der eben jetzt im Jänner auf Urlaub gegangen war, der hätte für sich und seine Gattin für 22 Tage Proviant mitbekommen. 7 Da stand auch schon die Urlaubsfrage zur Diskussion. Auf „Georg", meldete sich der Matrose Scaramuzza zu Wort, würde die beurlaubte Mannschaft niemals mit Lebensmitteln für die Urlaubstage versehen, erhielte den Gegenwert in Geld ausbezahlt, und würde dadurch zweifach verkürzt: Im Hinterland könne

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der Urlauber sich für das geringe Geld kaum etwas anschaffen, und an Bord kämen die dadurch gesparten Lebensmittel nicht der Mannschaft zugute, sondern den Offizieren, die sie zu ärarischen Preisen erwerben - um damit Tauschhandel zu treiben. Und Urlaub überhaupt, dieses Problem erhitzte die Gemüter erst recht, 10% der Mannschaft sollten gehen können, diese Quote werde nie erreicht. Ja, mitbringen müsse man etwas, eine Ente, einen Schnaps oder eine Flasche Wein für den Profosen, dann könne man wieder Urlaub bekommen, rührten sich die von „Kaiser Max". Und von „Rudolph" einer führte an, wie er beim Rapport abgeblitzt sei: Der Wille des Korvettenkapitäns entscheide, und kein Anspruch. 8 Kein Anspruch - Anspruch, worauf hätte man denn noch Anspruch in der Marine, nicht einmal mehr auf die Montur. Zerschlissen, abgerissen laufe man umher, die Winterbekleidung fehle, die Heizer vor den Kesseln, an der Schwelle von Glut und Seewasser, die Korveeleute bei der Arbeit seien vollkommen unzureichend mit Schuhwerk versorgt. Bloßfüßig habe man die vom Korvee Dienst machen sehen, um die letzten Schuhe für den Ausgang zu schonen. Was wunder, daß die Leute sich gegenseitig schon bestehlen. Aber die Herren Offiziere, die sehe man ihre, der Mannschaft, Montursorten tragen, zurechtgeschneidert natürlich. Der Bordschneider von „Rudolph" wußte es aufzuzählen, welchen Offizieren, Marinebeamten und Stabsunteroffizieren er Hosen und Mäntel aus Mannschaftssorten umgearbeitet habe. Ein Schreiber von „Karl" war informiert, „daß die meisten Offiziere jeden Monat ein bis zwei Paar Halbsohlen gegen eine Bezahlung von 2 K 40 h beziehen". Der Matrose Janacek von „Georg" wollte dreimal beim Rapport vergeblich um neue Schuhe gebeten haben, er wäre abgewiesen worden, es müsse gespart werden. Um die letzten Weihnachten herum aber hätte der Diener des Schiffsleutnants Horn seinem Herrn drei Paar neue Mannschaftsschuhe in seinen Koffer eingepackt. Und dem Steuermatrosen Kaliczynski vom „Cyclop" soll, als er bei der Fassung maulte, „daß die Offiziere unsere Schuhe fassen", der Korvettenleutnant Pizzini vehement über den Mund gefahren sein: Er sei „das letzte Schwein", und der Leutnant werde ihm „die Schuhe über den Kopf werfen". Aber nicht nur die Offiziere und die höheren Unteroffiziere partizipierten an den Mannschaftsbeständen, da gebe es Offiziersdamen, die mit daran beteiligt würden, ganze Familien, auch von Stabsunteroffizieren, denen an Bord die Schuhe gesohlt worden wären. 9 Unzählige Beobachtungen, die man gemacht haben wollte, bauten Stein um Stein das Mosaik des Mißbehagens, reizten zur Auflehnung, Bild auf Bild blendete sich ein, wild, unzusammenhängend, nicht immer zur Gänze kontrollierbar, aber intensiv genug, die Masse in Wallung zu bringen. „Rudolph": Der Linienschiffsarzt Dr. Velebil verwendet die gefaßte Seife nicht nur für den Bedarf des

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Bordspitals... „Cyclop": In der Bordwerkstätte stellt man Möbel für Offiziere h e r . . . „Max": Matrosen müssen für den Quartiergeber eines Betriebsleiters arbeiten... „Karl": Die Boote dürfen nicht mit Dampfkraft gehißt werden, aber wenn der Kommandant und seine Gattin fischen gehen, wird die Dampfbarkasse die ganze Nacht unter Dampf gehalten... „Georg": Statt Landgang wurde gerade jetzt für Montag und Freitag Gewehrexerzieren eingeführt Karl": Ich war 36 Monate Ordonnanz, ich hatte durch 36 Kriegsmonate eine Hauptaufgabe: den Hund meines Korvettenkapitäns zu pflegen... „Cyclop": Ich war Ordonnanz bei unserem Kommandanten, ich mußte seinen Hund mit meiner Seife waschen... „Monarch": Unser Kommandant hat einen Hund, den müssen jede Nacht zwei Matrosen mit einem Boot an Land f ü h r e n . . . „Rudolph": Bei uns hielt ein Schiffsleutnant einen Bären an Bord, der bekam täglich vier Laib Brot und Milch und Z u c k e r . . . „Monarch": Bei uns hält man einen A f f e n . . . 10 Und wie hält man die Mannschaft? Sie fielen ein von Stationen und Schiffen. U-Station: Wir müssen ein Feld bestellen, anbauen mit Kukuruz und Rüben, und die Schweine und Hühner, die damit gefüttert werden, wandern in die Offiziersmesse . . . „Karl": Unsere Kantine führt ein Zivilist, wir werden dort betrogen... „Monarch": Unser Proviantmeister ist während des Krieges ein steinreicher Mann geworden... Von „Georg" her führte man das Verhältnis des Vorgesetzten zum Untergebenen ins Treffen. Quartiermeister A. I. Vacula: Ohne Notwendigkeit wurden die Leute abends alle halben Stunden - bis Mitternacht manchmal - ins Boot geschickt, obwohl nur drei Touren pro Abend vorgesehen s i n d . . . Matrose Ecseri: Bei Kohlearbeiten im Regen verlangte die Mannschaft Regenkleidung. Linienschiffsleutnant Pjerotic ließ das Postenquantum antreten. Wer nicht weiterarbeite, werde erschossen... Matrose Scaramuzza: Bitten beim Rapport können kaum vorgebracht werden, man wird grob behandelt, beschimpft, eingesperrt... Matrose Zanello: Ein Fregattenleutnant stieß einen Matrosen, daß der über eine Stiege stürzte und fast ins Meer f i e l . . . Matrose Lijovic von „Karl": Weil ich einen Fetzen über Bord warf, packte mich der Korvettenkapitän von Poten und stieß mich n a c h . . . Überhaupt der Korvettenkapitän von Poten: Gefürchtet bei der Quartiervisite wie beim Rapport, soll er einmal einem Mitrailleusen-Vormeister eine Ohrfeige gegeben haben, nur weil er ihn beim Dominospiel um Geld erwischt hätte. Geschlagen und beschimpft worden sein wollten sie auf „Karl" auch von den Unteroffizieren. Unteroffiziere von „Georg" aber klagten ihrerseits, sie würden von Offizieren vor dem Mann degradierend behandelt und bloßgestellt, so daß der Respekt verlorengehe. Der allen gemeinsame Geist, der alles durchdringt, ineinandergreifen läßt aus gemeinsamer Einsicht, war unterlaufen. Wo die Disziplin ein Minimum an freiwilliger Übereinstimmung erfordert, waren Reibungsflächen entstanden. 11 Es waren die schweren Einheiten, auf denen Gegensatz sich einstellte. Die

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Offiziere drangen überzeugend vielfach nicht mehr durch. Sie befahlen; führten sie noch? Die Mannschaft gehorchte; folgte sie noch? Das Ausgerichtetsein in den Anliegen, in der Zuversicht, im Opferwillen bröckelte. Die Kontakte schwanden. 12 Die Kontakte blieben auf den leichteren Einheiten gewahrt. Aber der Admiral sei unerreichbar, die „jungen Herren" hätten „zuviel freie Hand", kam die Klage von „Georg". Sie mag ungerecht gewesen sein. Aber selbst Offiziere bezeugten es: Auf den großen Schiffen klaffte der Riß. Und jenseits des Grabens verfolgte die Mannschaft voll Unbehagen die Spielregeln einer Welt, die sie nicht mehr anerkennen wollte. Da seht sie, diese Welt, sogar die Damen haben sich die Herren Offiziere nachkommen lassen in die schönen Bocche, in den Krieg. Und der Herr Admiral von „Monarch" hat sich eine Motorbarkasse als Kaffeehaus eingerichtet und fährt damit spazieren samt Frau und Kindern und einer Baronesse, und die feine Baronesse hätte einmal geäußert, sie könne „diese gemeinen Mannschaftspersonen nicht sehen". 13 Und ins Bordkino lädt man Damen ein, und in der Messe bewirtet man sie, und draußen in der Nacht steht die Bootsbemannung am Fallreep und muß warten, die Gäste an Land zu führen, und in der Batterie vermag die Mannschaft keinen Schlaf zu finden vor Lärm, und es sollen nicht nur Offiziersdamen sein, die an Bord gebeten werden. Oh, sie verstehen zu feiern, die Herren Offiziere, o ja, erinnert euch, wie auf der „Georg" zwei Ordonnanzen den betrunkenen GDO in die Kabine führen mußten, erinnert euch, wie sie singen und lachen und tanzen, und die Bordmusik der „Georg" spielt dazu, und manchmal kommt die Zigeunerkapelle von der „Novara". Oh, die Herren Offiziere leben, „wie man vielleicht auch in Friedenszeiten nicht leben kann". Und da, vor ein paar Wochen, mitten im Zechen - habt ihr es gehört? - , da hat einer dieser Herren, Linienschiffsleutnant von Salvini, die Champagnerflasche in der Hand, es hinausgeschrien voll Übermut: „Noch zehn Jahre Krieg!" 14 „ . . . aber morgen ist schon unser Tag", hatte, als er angetrunken mit dem Boot vom Landgang heimkam, am 31. abends, der „Georg"-Marsgast Knezevic erklärt. „Heute werden wir noch arbeiten, aber morgen ist schon unser Tag" und „Morgen werden wir Gefechtsalarm halten!" Und „Es wird auch morgen sein", hatte einer darauf geantwortet. Und in der Unteroffiziersmesse hatten sie davon gesprochen, „daß es morgen losgehen solle", und in Gruppen waren die Matrosen auf „Georg" herumgestanden, hatten noch den Zeitpunkt beraten, dachten an die Zeit des Gefechtsalarms. Aber da wäre alles bewaffnet, es könnte zum Blutvergießen kommen; nein, die Mittagsstunde sollte es sein, die Stunde, da die Offiziere „kommod und ohne Waffen" in der Messe Platz nähmen, da sollte es losgehen. 15

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4. Gegenklagen und Kriegsartikel Es sollte losgehen... Hatten sie wirklich recht, das Recht auf ihrer Seite? In den Prozeßakten fehlen die Gegenstimmen nicht, häufen sie sich auch nicht gleich den Klagen. „Die Menage am .Rudolph' war gut", hören wir den Linienschiffsarzt Dr. Velebil, einen Tschechen, versichern, „ebenso der Gesundheitszustand der Mannschaft." „Die Menage war in den jetzigen Zeiten zu vertrag e n . . . " , hieß es selbst von „Georg", wobei der Maschinenquartiermeister Michelitsch ergänzte, „daß viele Matrosen mit solcher Kost zu Hause zufrieden wären". „Ich kann mich auf die Kost nicht beklagen", wußte der Deckmarsgast Beram festzustellen, „weil ich als Landmann auf keine bessere gewöhnt bin." „Die Mannschaftskost war im allgemeinen nicht schlecht", faßte der Waffenmaat Miculich zusammen. „Ein Mittagsmahl bestand aus 200 g Fleisch, darunter auch Knochen gerechnet, 150 g Brot, dazu bekam die Mannschaft noch Gemüse, bestehend aus Graupen, Kraut, Bohnen u. dgl. In die Suppe kam abwechslungsweise etwas Mehl, Graupen oder Kartoffel. Wie ich weiß", setzte der Maat hinzu, „ist die Kost bei der Infanterie viel schlechter." Zweifellos bemerkenswerte Aussagen. Daß sie unter Druck zustande gekommen wären, wird man nicht leicht zu argumentieren vermögen. Außerdem - so wurde betont - sei eine echte Kontrollstelle eingerichtet worden: Der Proviant werde auf den Schiffen täglich in Gegenwart der Proviantkommission ausgegeben. Ein Unteroffizier und mehrere Matrosen kontrollieren neben dem Inspektionsoffizier. Auf der der Kommission zur Verfügung stehenden Liste seien der Mannschaftsstand, die auszufolgenden Artikel und deren Menge genau verzeichnet, wurde von Seiten der Marinekommissäre hinzugefügt. Bei gewissen Artikeln, z. B. bei Mehl, sei wohl bis zu 5% Schwund zu berücksichtigen; beim Brot wirke sich die Tatsache, daß es aus sanitären Gründen erst am Tage nach dem Backen ausgefolgt werden dürfe, gewichtsmindernd aus, so daß das nach dem Backen vorhandene vorgeschriebene Gewicht von 500 g sich bis auf 450 g reduzieren könne. Die Argumente der Marinekommissäre hatten Hand und Fuß. 1 Die Marinekommissäre parierten die Angriffe auch in der Monturfrage. Sie wiesen vor, was ausgegeben wurde, sie sprachen von der vorgeschriebenen Gebrauchszeit, und Offiziere würden aus Mannschaftsbeständen nicht mehr beteilt, seit es im Vorjahr verboten worden sei. Die Kommissäre aber wußten mehr: Es käme vor, daß Matrosen ihre Monturen und Schuhe verkauften. Rund 50% der gefaßten Bekleidungsbestände gingen an die Landbevölkerung weiter, schätzte der Gesamtdetailoffizier - GDO - der „Georg". Der „Georg"-GDO unterstrich auch die Korrektheit des Rapports. Es könne jeder zum Rapport kommen, es könne jeder seine Bitte vorbringen, auch sein Urlaubsanliegen, und

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keiner werde dafür bestraft. Und gleich eine zweite Urlaubsfrage: Was das Mitnehmen von Lebensmitteln in den Urlaub anbelangt, wußte der Linienschiffskapitän von Schräm Bescheid. 10 kg privat eingekaufter Lebensmittel könnten mitgenommen werden, von Offizieren wie Mannschaften. Es stünde dem nichts entgegen, daß die Lebensmittel beim Proviantmeister gekauft würden, der privat Lebensmittel einzukaufen habe, da er den Usancen eines Kaufmannes gemäß für die Stabsküche zu sorgen verpflichtet sei. 2 Die Marinekommissäre hatten ihre Aufzeichnungen, stützten sich auf Erlässe und Speisetabellen. Und wiesen nach, daß selbst der Kern der Klagen, der Tausch, seine Berechtigung hätte. Die Urlauberrationen dürften in jenem Ausmaß abgegeben werden, „welches durch die jeweilig in Kraft befindliche Speisetabelle und durch die Zahl der im Bezüge des Schiffskostgeldes und des Relutums stehenden Personen begrenzt wird". Für die Messen wäre damit - ohne die Mannschaft in den ihr gebührenden Zuteilungen zu verkürzen - ein Spielraum in der Versorgung gewonnen worden. Denn die Offiziere und zum Teil auch die Unteroffiziere hätten keinen ärarischen Proviant, und um Geld gebe es wenig zu kaufen in dieser Zeit. Die Kommissäre hatten nicht unrecht. Aber die Einrichtung war eine Improvisation auch mit allen Nachteilen: Einerseits wurde den Offizieren aus zugegeben schwieriger Verpflegslage geholfen, die Mannschaft grundsätzlich nicht benachteiligt; anderseits fühlte die Mannschaft sich in „ihren" Rationen verkürzt - hier spielt nicht zuletzt die Lösung der Frage der Verpflegszuteilung für die Reisetage des Urlaubs herein - , und den Offizieren konnte es schließlich nicht angenehm sein, in die Rolle ungebetener Nutznießer von Mannschaftsrationen zu geraten. Mag sein - und die Quellen sprechen dafür - , daß die getroffene Einrichtung formell gerechtfertigt wie materiell vorteilhaft war; führungspsychologisch, vom Standpunkt des Gemeinschaftsempfindens aus - ein Standpunkt, der im fünften Kriegsjahr zweifellos schon seine Berücksichtigung forderte - war sie jedenfalls verfehlt. Dies umsomehr, als der Tisch der Offiziere noch relativ gut gedeckt schien. Dem Küchenmaat Kosta von der „Novara" zahlten für Mittag- und Nachtmahl der Kommandant 7 K, die übrigen Stabspersonen 4 K 50, die Kadetten 3 K 20, die Stabsunteroffiziere 3 K, das Frühstück kostete 30 h. Was der Maat Anfang 1918 dafür in den Messen noch vorzusetzen vermochte, war bemerkenswert: „Die Mittagsmahlzeiten bestehen aus Suppe, Fleisch mit Gemüse und Sauce sowie einer Mehlspeise (die Stabsunteroffiziere jedoch nur zweimal wöchentlich Mehlspeise), schließlich Käse und schwarzem Kaffee, und das Nachtmahl aus einer Vorspeise (Fisch oder Risotto oder Pasta) sowie einer gebratenen Fleischspeise mit Gemüse, Käse und schwarzem Kaffee." Vielleicht lag auf dem äußeren Eindruck das Schwergewicht. Da war noch ein Rest von Feudalität. Der Kommandant des Kreuzers X machte heute einen Jagdausflug, lud morgen die Baro-

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nin Y zum Essen, war abends bei den Herren von den deutschen U-Booten zu Gast und schoß sich ein paar Tage später mit italienischen Seestreitkräften herum. Aber letzteres war auch schon bei den Kleinen Kreuzern selten. 3 Die U-Boote waren am Feind, die Torpedowaffe erfüllte verantwortungs-und aufopferungsvolle Sicherungsaufgaben. Die Offiziere der schweren Einheiten fanden sich versetzt in monotones Etappendasein. Auch ihr Dienst lief leer. Und mit ihm - das kam bei den Offizieren hinzu - ihr Lebenszweck. Ihr Äußerstes zu geben, hatten sie einst gelobt. Wer brauchte sie noch? Der Kaiser? Das Reich? Bewährung vor sich selbst? Vielleicht trank der eine einmal zuviel. Vielleicht vergriff er sich in der Entscheidung, im Ausdruck. Das könne vorkommen. Aber korrekt, das wollten sie festgehalten wissen, korrekt wäre das Marineoffizierskorps noch immer. Die, die auf den großen Schiffen zur Tat drängten, glaubten, andere Erfahrungen zu haben. Sich mit dem Standpunkt der Offiziere zu befassen, fehlte es an Gelegenheit. Sie zu suchen, war eine Frage des Vertrauens. Im Falle der für die Meuterei entscheidenden Elemente aber war es beiderseitig gering. Die zur Tat Entschlossenen glaubten an nichts - nur an die Stunde des Aufbegehrens. Waren untergründig nationale Kräfte am Werk? Nationale Ein- und Frontstellung waren den Matrosen nicht fremd, spielten allenthalben herein, ließen sie auffahren, wenn der Zorn gegen die anderen ein Ventil suchte, förderten wohl vielfach den Hang zur Widersetzlichkeit, ließen den Schwung nationaler Leidenschaft in ihn einmünden, die Hoffnung, dem nationalen Anliegen zu dienen; gaben vielleicht erst den Anstoß, ihn zur Tat werden zu lassen... Der in die Breite wirkende Beweggrund für die Empörung waren Gefühle und Überlegungen nationaler Art nicht, mögen sie bei manchen auch der tiefere Grund gewesen sein, mögen - wenn man beispielsweise von dem Deutschen Sagner absieht auch in erster Linie Südslawen, Tschechen und Italiener die Aktivisten gestellt haben. 4 Sie ballten, als sie zur Front wurden, die Fäuste auch nicht gegen das, was man das Vaterland nannte. Obwohl der Krieg diesen Begriff schon abgenützt hatte, obwohl dieser Begriff angeschlagen war!^brüchig, verbraucht und verblaßt. Noch achteten sie, die zur Rebellion schritten, die rot-weiß-rote Flagge ihrer Schiffe als gültiges Symbol. Nein, was sie trieb, war mehr die Unruhe als ein Ziel, der Widerspruch gegen das Ausgeliefertsein, dessen Sinn sie in dieser Lage nicht mehr begreifen wollten; sie standen auf gegen diesen Krieg und seine offenbar bevorzugte Kaste, mit der sie immer weniger verband, auch das Letzte und Entscheidende nicht mehr: die Gefahr. Ihren Mut forderte man nicht; aus dem Unmut, über dem die Lichter divergierender Hoffnungen tanzten, schöpften sie die Kraft zur Aktion.

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Es knisterte vor Erwartung am Abend des 31. im weiten Rund der Bai von Teodo. Morgen werde ein „Gefetz" sein, wurde auf „Gäa" gesprochen, und schon um vier Uhr früh dieses Tages hatte ein vom Urlaub einrückender Steuerquartiermeister auf die an die diensttuende Steuerordonnanz gerichtete Frage, was es Neues gebe, von der für den nächsten Tag geplanten Aktion erfahren. Morgen werde eine Revolte ausbrechen, wußte d n „Georg"-Matrose gegen 7 Uhr abends auf Torpedoboot 77 zu erzählen. Und auf „Karl" schrie einer, der angetrunken vom Landgang zurückgekehrt war, noch in der Nacht in der Batterie herum: „Es soll der Krieg aufhören! Die Leute wollen Brot haben!" An Land waren sie beisammen gesessen an diesem Nachmittag und Abend. Der Bootsmannsmaat Luigi Zudich vom Kreuzer „Novara" hatte Moloinspektionsdienst in Gjenovic gehabt. Vor der Kirche hatte er am frühen Nachmittag schon einen Bekannten, einen Heizer von „Georg", getroffen. Ob er Bescheid wisse, hatte der vom Flaggenschiff gefragt. Nein, worüber denn? Nun, die Mannschaft von „Georg" werde am nächsten Tag „losmachen". So, „losmachen" werde sie, was heißt denn das? Das bedeutet, daß die Mannschaft eine Demonstration veranstalten werde. Eine Demonstration, weil die Verpflegung schlecht sei und weil man den Friedensschluß beschleunigen wolle.5 Der Heizer von „Sankt Georg" war weitergewandert, gegen Baosic, der Bootsmannsmaat hatte sich zum Molo gewandt. Es war 4 Uhr, als der Maat den Gasthof nächst dem Ankerplatz der „Gäa" erreichte und dort auf eine verdächtige Versammlung stieß. Rund 50 Matrosen waren da beisammen und diskutierten voll Eifer, und kreuz und quer flogen die Meinungen, deutsch und ungarisch, tschechisch, italienisch und kroatisch. Was ging hier vor? Der Unteroffizier von der „Novara" trat näher. Kein Bekannter. Alle waren sie von anderen Schiffen. Aber aus den Gesprächsfetzen entnahm er, worum es ging. Unzufrieden waren die Matrosen, wie sein Freund, der Heizer von „Georg", es erzählt hatte. Unzufrieden mit der Verpflegung und unzufrieden mit dem langsamen Fortschritt der Friedensverhandlungen. Ja, man werde morgen demonstrieren und den Admiral bewegen, eine Note nach Wien zu senden. In dieser Note würde der sofortige Friedensschluß verlangt werden. Ein Frieden, wie er in den Bedingungen des Grafen Czernin formuliert sei. Nicht Österreich soll die Schuld an der Weiterführung des Krieges treffen. Deutschland stehe dagegen. Gut, da müsse man sich eben von Deutschland trennen. Gegen Abend wurden die Debatten erregter, die Stimmen lauter im Gasthaus am Molo in Gjenovic. Um 6 Uhr kam der Bootsmannsmaat der „Novara" nochmals vorbei. Man habe schon vier Jahre Krieg, hörte er die Matrosen räsonieren, und die Familien zu Hause müßten hungern, und es sei an der Zeit, diesem Zustand ein Ende zu bereiten und Frieden zu schließen. Ja, Frieden müßte es geben, und „Wir wollen Frieden!" lösten sich jetzt die Rufe in allen Sprachen der

4. Gegenklagen und Kriegsartikel

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zusammengewürfelten Nationen aus den Gruppen, und „Hurra!" gellte es dazwischen, und rascher wurden die Gläser leer und wieder nachgefüllt. - Wird keine Patrouille auftauchen, diesen Schwärm hier auseinanderzujagen oder zu verhaften? Nein. Aber einige hatten den Beobachter am Rande bemerkt, kamen herüber zum „Novara"-Maat, redeten ihn an, deutsch, italienisch und kroatisch und sagten es deutlich: Es wird demonstriert. Und sollte ein Schiff vielleicht nicht mithalten, nicht wahr, dann wird es beschossen und versenkt... Der Bootsmannsmaat Zudich hatte genug gehört. Um halb sieben Uhr fuhr er zurück auf die „Novara". Was er in Gjenovic erfahren hatte, erzählte er seinen Kameraden. Manche von ihnen hatten Ähnliches vernommen. O ja, man hatte sogar gehört, „Sankt Georg" werde die rote Flagge hissen. Aber es wäre eben viel getrunken worden an diesem Abend in den Schenken. Sogar freigehalten soll man welche haben. Kein Zweifel, daß die Zivilisten an der Bewegung der Matrosen ihre Freude hatten. Allzu gewichtig wollte man die Dinge unter den Matrosen der „Novara" aber nicht genommen haben. Das behauptete später zumindest der Maat. Und der Steuermatrose Luksic gab ihm recht. Auch er hätte an diesem Abend einiges über die bevorstehende Aktion gehört: Daß auf „Georg" ein Komitee gebildet sei, und dieses Komitee werde am 1. Feber durch Kanonenschuß und Sirenenpfeifen das Zeichen zum Beginn einer Demonstration geben. 6 Auf der Straße bei Kumbor aber blitzte an diesem Abend aus der Erwartung schon der Übermut. Da hatte der Linienschiffskapitän Florio den Oberstabsbootsmann Stivi angehalten. Zwei Unteroffiziere gingen vorbei. „Morgen", warf der eine hin, „werden wir was anderes sehen." Der Matrose Maly von der Seeflugstation, der abends auf dem Dampfer „Pannonia" gewesen war, traf auf dem Rückweg eine Gruppe betrunkener „Georg"-Matrosen. Die erwischten eben einen Seekadetten unter dem Arm und schrien: „Hoch lebe die Freiheit! Morgen wird es losgehen, und wir werden es euch schon zeigen!" 7 Der Linienschiffsleutnant Rudolf Gylek war kaum drei Tage an Bord der „Kaiser Karl". Seine Bestimmung hier lautete auf die eines Artillerieoffiziers. Zunächst aber war der Kommandant auf Urlaub, und der GDO, der Korvettenkapitän von Poten, hatte nach Pola abzugehen, und auch der neue GDO, der Linienschiffsleutnant von Reissig, war abwesend. Als dienstältester Offizier an Bord hatte der Linienschiffsleutnant Gylek nun das Kommando übernommen, dazu den Dienst des GDO und des AO. Die Mannschaft hatte der provisorische Kommandant kaum kennengelernt, einige Unteroffiziere gerade noch, und ein paar Mann waren von der „Wien" mitgekommen. In diese Situation platzte in den Morgenstunden des 1. Februar die Meldung des Waffenmeisters Gembalczyk, auf „Georg", „Gäa" und „Helgoland" seien für die Mittagstunde Demonstrationen vorgesehen, die Bemannungen der „Kaiser Karl" und der

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III. Cattaro: Das Geschwader im Süden

„Novara" aber würden nicht mithalten. Die Mitteilung lenkte die Gerüchte auf den offiziellen Meldeweg. Einen Augenblick lang war die angekündigte Aktion noch mit dramatischen Vorzeichen versehen: Der Linienschiffsleutnant Hartmann von Wartenschild wollte von einer Sympathiekundgebung für 24 Matrosen gehört haben, die an diesem Tag in Pola erschossen werden würden. An solche Begründung jedoch wußte sich später niemand mehr zu erinnern. 8 Eben jenen Linienschiffsleutnant von Hartmann und den Linienschiffsleutnant von Budisavljevic aber sandte der provisorische Kommandant der „Kaiser Karl" jetzt aus zu warnen: ersteren auf „Sankt Georg" und „Helgoland", letzteren auf „Gäa". Auf „Gäa" war man sich, als der Linienschiffsleutnant Budisavljevic an Bord kam, über die Unruhe in der Mannschaft durchaus im klaren. Nicht nur standen gewisse Matrosen unter Verdacht aufrührerischer Konspiration. Aber da war doch eben am Morgen, als kurz nach sieben Uhr - wie gewöhnlich übrigens in Pristanje die Minen gesprengt wurden, über dem Krachen der Explosionen in der Mannschaft die Frage herausgefahren: Was, geht es schon los? Und jetzt diese Nachricht von „Karl". Der Gesamtdetailoffizier wollte klären. Antreten, beide Divisionen! Der Gesamtdetailoffizier trat vor die Mannschaft, forderte sie auf zu sagen, was los sei, ihre Wünsche und Beschwerden offen vorzubringen. Die Mannschaft schwieg. Linienschiffsleutnant Simzig wiederholte seine Aufforderung. Da meldete sich der Matrose 1. Klasse Nikola Bjelic, redete: Sie möchten Frieden, sie hätten traurige Briefe von daheim, das Elend sei groß, ihre Familien hungerten, und viele seien gefallen oder zu Krüppeln geschossen. Und noch ein zweiter sagte es heraus. Der Ton war sachlich, ruhig. Der Gesamtdetailoffizier erwiderte. Er selbst teile den vorgetragenen Wunsch der Mannschaft. Der Kaiser arbeite auch mit allen Kräften daran, zum Frieden zu gelangen. Und er, der GDO, wolle den geäußerten Wunsch dem Kommandanten melden. 9 Und der Kommandant nahm, was ihm mitgeteilt wurde, schwer genug, um hinüberzufahren auf das Flaggenschiff zum Admiral. Auf dem Flaggenschiff hatte inzwischen schon der Linienschiffsleutnant von Hartmann Meldung erstattet. Lange kam der „Gäa"-Kommandant, der Linienschiffskapitän Casa, nicht vor. Die ihn begleitenden Unteroffiziere, die das Motorboot geführt hatten, aber hörten und sahen inzwischen, wie weit es auf „Georg" bereits war: Einer sprach unter der Mannschaft offen davon, daß drei Minuten nach dem Mittagssignal eine andere Flagge gehißt werden und eine Demonstration stattfinden würde. Und als der Admiral erschien und der Wachoffizier „Stellung steuerbord!" rief, da war ein Murren zu hören: „Wir wollen das nicht.. ." 10 Als der „Gäa"-Kommandant an Bord seines Schiffes zurückgekehrt war,

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erfuhr sein GDO, der Admiral habe die Meldung zur Kenntnis genommen, messe aber „der ganzen Angelegenheit keine besondere Bedeutung" bei. Nein, der Admiral wollte zuwarten, „hielt nicht viel von der Demonstration". Der Dr. Korosec in Wien hatte schon Tage vorher die Gefahr angedeutet, der Admiral in Cattaro sah keine Veranlassung vorzubeugen, nahm an, die Demonstration werde sich in Deputationen erschöpfen, und die wollte er empfangen. Denn: „Ich war ziemlich zugänglich für Bitten der Mannschaft." Der Admiral wollte Ruhe bewahren, und Offiziere sollten - um nicht zu provozieren - besser keine Waffen tragen.. . u Auf Deck des Admiralschiffes war die Besatzung angetreten. Der Kommandant, Fregattenkapitän Huber Edler von Scheibenhain, hatte aufgrund der ihm zur Kenntnis gelangten Nachrichten anschließend an den vormittags geübten Gefechtsalarm die Verlesung der Kriegsartikel angeordnet. Über die Reihen der Matrosen hallten die Worte von Meuterei und Empörung, jeder Satz eine Warnung, eine Barriere, eine letzte Erinnerung an die eiserne Klammer, die jedem Trotz die Schwingen schnüren sollte: „Wer sich im Dienste... dem Vorgesetzten mit W a f f e n . . . widersetzt... wird mit dem Tode durch Erschießen b e s t r a f t . . . Wer in Kriegszeit auch nur auf eine ungestüme oder beleidigende Weise die Vollziehung eines Dienstbefehls verweigert... ist ebenfalls mit dem Tode durch Erschießen zu bestrafen... Soldaten, welche in Gemeinschaft mit anderen gegen die bestehende Dienstordnung, gegen Vorgesetzte... sich auflehnen oder sich hiezu auch nur verabreden... machen sich der Meuterei schuldig. Über die Urheber und Rädelsführer ist die Todesstrafe durch Erschießen zu verhängen... Wenn es bei einer meuterischen Zusammenrottung einer Masse bewaffneter M a n n s c h a f t . . . dahingekommen ist, daß eine bewaffnete Gegenmacht zur Herstellung der Ordnung und des Gehorsams für notwendig erkannt wird, so ist Empörung v o r h a n d e n . . . Wenn der Empörung durch Standrecht... Einhalt zu tun für nötig erachtet wird, ist der Teilnehmer, der nach kundgemachtem Standrecht nicht zum Gehorsam zurückkehrt... mit dem Tode durch Erschießen zu bestrafen. Bei einer großen Zahl von Empörern ist diese Strafe an jedem zehnten Mann, den das Los trifft, und an jedem mitschuldigen Offizier, Seekadetten und Unteroffizier zu vollstrecken.. ." 12 Die Worte vermochten, was in den letzten Tagen und Wochen an Widerstandswillen angesammelt war, nicht mehr zu bändigen. 13 Demonstrieren wollte man, zeigen, daß man präsent war und etwas durchsetzen konnte. Auflehnung sei das? Meuterei? Ach was Auflehnung, was Meuterei, das war die alte Leier. Einfach losschnellen lassen mußte man sich. Das Flaggenschiff des Herrn Admirals aber, das sollte auch das Führerschiff der Aktion sein, ihrer A k t i o n . . .

B. Die Ordnung zerbirst 1. Der Fall des Flaggenschiffs Fünf Minuten vor zwölf. Dreißig Matrosen mit Gewehren waren als Wache vor den Offiziersräumen im Achterschiff der „Sankt Georg" postiert. Sie sollten von vornherein - schon durch ihr Vorhandensein - den Offizieren die Lust nehmen, zu den Waffen zu greifen. Auch war durchgegeben worden, die Menage an die Mannschaften nicht zu verteilen, und keiner war dagewesen, der angepackt hätte, als es um die Vorbereitung der Essensausgabe ging... Schon starrten sie, die Freunde, da und dort von den Schiffen rundum herüber: Werden die auf „Georg" auch beginnen? „Wann geht es los? Wir warten auf euch", hatte bereits am Vormittag der Signalgast der „Gäa" sich fragend gemeldet.1 11 Uhr 55: Postenquantum antreten! Das Mittagssignal wurde gehißt... 12 Uhr: Acht Glas, Gebet, Hornruf, die Signalflagge sank, sank langsam auch auf den anderen Schiffen, das Postenquantum trat ab, und über Deck schrillten die Trillerpfeifen der Unteroffiziere... In der Stabsmesse wurden die Stühle gerückt, wie an jedem Tag nahmen die Offiziere an der Tafel Platz. In der Messe des Flaggenstabes setzte die Musik ein zum „Suppenmarsch"... An Deck war es jetzt ganz still, noch drei, vier Sekunden. Augenblicke des Zagens, der Ungewißheit, bevor der Sturm über die Planken fegen sollte. Da - die ersten Schreie, Hurrarufe, vom vorderen Freideck. Von „Gäa" gellten sie zur gleichen Zeit herüber, vielleicht sogar vorher. Aus den Niedergängen stürmten die ersten bewaffneten Matrosen, drei, vier an der Spitze, Bajonette blitzten auf Gewehren, schon luden die Matrosen durch, bewegten sich gegen achter. Da prallten sie mit dem aus der Messe herbeieilenden Gesamtdetailoffizier zusammen. Gewehre in Anschlag. „Was ist denn los!? Gebts die Gewehre weg!" Im selben Augenblick streckte ein Schuß den nach seiner Stirn greifenden Korvettenkapitän Egon Ritter Zipperer von Arbach zu Boden. Mit schwerer Kopfwunde blieb er blutüberströmt liegen.2 Die Meuterei hatte begonnen... „Kameraden, alle hinaus, es wird uns schlecht gehen!" tönte der Ruf hinunter in die Batterie. 3 Und immer mehr Mannschaften drängten mit Gewehr und Bajo-

1. Der Fall des Flaggenschiffs

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nett durch die Niedergänge auf Deck. Unten in der Batterie stürmten Gruppen lärmend zu den Offiziersräumen, schlugen mit den Kolben auf den Boden, einer der Matrosen riß die Türen zu den Offizierskabinen auf. Oben wurde hurra geschrien und in die Luft geschossen, ja es sollte geschossen werden, „ . . . es muß geschossen werden, das macht die richtige Kraft!" orakelte ein tschechischer Heizer am nächsten Tage noch. Und in die Schußlinie geriet auch gleich die Offiziersmesse; man schoß von der Batterie aus durch die verschlossenen Türen und von Deck aus durch die Glaslinsen der Oberlichtluken. Und „Waffen nehmen und hinauf auf Deck!" riß der Matrose Vnuk die Leute bei der Mitteldeckbatterie in Bewegung, und „12 Uhr ist's!" rief er oben und schlug weit ausholend mit einem Gewehrkolben die Wanduhr des Wachoffiziers herunter. Dann splitterten Glasscheiben und die restlichen Linsen der Luken. Und da flogen zerbrochene Gewehre über Bord, und der verhaßte Turnbock flog ihnen nach und ein paar Rettungsringe und das Decklogbuch. Und längst war der Wachoffizier, der Oberstabstorpedomeister Gorsa, von Bewaffneten unter Deck gejagt worden. Und die Arrestanten, die eben ihren Spaziergang an Deck beendet hatten, und auch der vom Dunkelarrest, waren da und frei und mitten in der Demonstration, an deren Spitze bereits. Unter ihnen sollte bald auch der auftauchen, der bis zur Stunde seine Haft auf „Kaiser Karl" verbüßt hatte, der Heizer Bernobich, der mit einem Boot herüberkam. 4 Im Offizierstrakt war eben der Oberheizer Mate Ostojic angelangt. Platz da! hatte der mit einem Gewehr Bewaffnete barsch und geschäftig seine Kameraden angefahren, und gleich war er am Werk gewesen: Aus der Admiralsküche trieb er den Koch hinaus, das Geschirr ging in Trümmer, Töpfe samt Speisen waren umgeworfen, ein paar trugen davon, was ihnen gut schien. In der Stabsküche hatten schon andere gehaust, hatten gegessen, was für die Herren Offiziere bestimmt gewesen war, einiges umzukehren war noch geblieben. Aber da die Offiziersmesse: Service und Gläser verwandelten sich in Scherben. Und in der Profosenkanzlei fegte der Gewehrkolben des wild um sich schlagenden Ostojic die Schreibmaschine vom Tisch und die Bücher aus den Regalen. Mit Mühe wurde die Plünderung der Bäckerei verhindert, wenn es auch Brot „nach Belieben" gab. Oben auf Deck brachen sie mit Tauhacke und bloßen Händen das Handmunitionsmagazin auf - die Herausgabe der Schlüssel hatte der bedrängte Piquet-Unteroffizier zu verhindern gewußt. Stabsmaschinenwärter Farkas, ein Einjähriger, griff in die Verteilung der Patronen und Pistolen ein, bedachte besonders die ruhigeren Elemente, die Ungarn wohl vor allem, „damit nicht alles diese Türken haben", damit die Ungarn sich wehren könnten, „falls die Meuterer gegen uns gehen würden" - erstes Einwirken des landsmannschaftlichen Elements, erster Hinweis auf mangelnde Geschlossenheit. 5

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III. Cattaro: Die Ordnung zerbirst

Inzwischen lag der schwerverwundete Gesamtdetailoffizier bewußtlos an Deck. Keiner - mit Ausnahme eines Unteroffiziers - kümmerte sich um ihn, keiner traute sich, seine Ordonnanz wurde verscheucht. Keiner legte Hand an, ihn hinabzutragen ins Bordspital, als der Stabsarzt Dr. Kobal es befahl. Dem Maschinenbetriebsleiter Dovich, der ihm erste Hilfe leistete, pfiff eine Kugel um die Ohren. Und als die Ärzte - es kam der zweite Arzt von „Kaiser Karl" dazu - sich um den Verletzten annahmen, wurden sie mit schweren Metallgegenständen beworfen, und Schüsse peitschten ihnen nach, als sie den Korvettenkapitän selbst nach unten transportierten. Und als das Motorboot des Kreuzers „Helgoland" längsseit ging, das mit Linienschiffsleutnant von Dietrich auch einen Arzt von „Gäa" brachte, da wurde es von „Georg" aus unter Gewehrfeuer genommen. Arzt? Wir haben selbst einen Arzt! und: Keinen Offizier an Bord lassen! schrien die zum Fallreep stürmenden Matrosen. Den Arzt ließen sie schließlich herauf. 6 Die Kugeln saßen locker in den Läufen. Und es wurde nicht nur in die Luft geschossen. Wer nicht mit von der Partie war, wurde scharf angegangen. Vorgehaltene Gewehre hielten alle in Bewegung. Wer sich zurückziehen wollte, wurde weitergehetzt: „Ihr Leute dürft euch nicht verstecken, sonst wird man ganz anders mit euch umgehen!" Einer, der kein Gewehr hatte, faßte kurzerhand eine Ohrfeige: „Wenn'st kein Gewehr in die Hand nimmst, so sperren wir dich in die Vorbatterie und du bekommst nichts zu essen!" Der Oberheizer Ostojic tauchte wieder auf, auf Deck, in der Batterie, nahm das Gewehr fertig gegen einen Unteroffizier: „Ostojic, bist du verrückt, was machst du?!" Der Heizer zögerte, drückte kurz darauf dennoch ab, nur die geschlossene Sperrklappe rettete den Oberstabsbootsmann Fucich davor, angeschossen zu werden. Als daraufhin ein anderer, der Oberstabsmaschinenwärter Meyer, dem Heizer das Gewehr aus der Hand nehmen wollte - derselbe, der ihn aufgrund von Unkorrektheiten aus der Stabsunteroffiziersküche entlassen hatte - , schoß der Ostojic den Unteroffizier aus nächster Entfernung nieder. Das abprallende Geschoß verletzte zusätzlich einen Matrosen am Unterschenkel. Und als einer dem verwundeten Maschinenwärter - er hatte einen Brustschuß davongetragen - helfen wollte, ins Bordspital zu gelangen, hat auch ihn der rabiat gewordene Heizer bedroht. Und vor der Tür des Spitals jagte er den sich heranschleppenden Angeschossenen zurück, schoß ihm nochmals nach: „Weg, weg, auf Deck!" Sprung in die Raserei. Geplatzt, was sich Gemeinschaft nannte, zerrissen alle Zügel, aufflackernd der Haß. 7 Und dazu spielte die Musik. Die Bordkapelle unter der Leitung des Musikmeisters Jeräbek hatte mittags in der Admiralsmesse zur Tafel konzertiert, hatte eben den ersten Marsch beendet, da war der Inspektionsoffizier Fregattenleut-

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nant Schweyer hereingestürzt, hatte gemeldet, der Gesamtdetailoffizier sei eben von der Mannschaft erschossen worden. Aus war es mit dem Konzertieren beim Admiral, der gleich abbrechen ließ. Sich aufspielen zu lassen, waren jetzt die anderen daran. Da kamen sie schon daher, die Musik zu holen, und auf dem vorderen Freideck fand die Kapelle sich wieder - schmetterte frohe Märsche in die Schüsse und Schreie, in den Wirbel, in das Chaos, und manche wollten, als die rote Flagge am Fockmast in die Höhe ging, die Marseillaise gehört haben.. . 8 Und über all dem heulte die Sirene. Bewaffnete waren im Kesselraum aufgetaucht und hatten das Dampfsirenenventil geöffnet. Polternd, schimpfend, drohend, denn sie kamen schon zum zweitenmal. Nach dem ersten Versuch hatte ein Unteroffizier das Ventil wieder geschlossen. Grölend kam von oben ein Heizer herab, ein Gewehr in der Hand: „Nach Hause, nach Hause gehen wir!" Und in das Peitschen der Gewehrschüsse mengten sich krachend die Geschütze. Daß man mit letzteren auch rasant zu drohen verstand, mußte die mit hoher Fahrt in Richtung Barrikadentor zum Auslaufen ansetzende „Csepel" erkennen, die man mit bellender Warnung aus einer 47-mm-Schnellfeuerkanone zur Rückkehr in die Vertäuung veranlaßte. 9 Jubelnd begrüßte man unterdessen die anlegenden Boote der anderen Schiffe, in allen Sprachen der Monarchie wurde geschwätzt, debattiert, gerufen, geschrien; einer, zwei von der „Gäa" hielten Reden, einer von „Kaiser Karl" auch. Freilich, die Vielzahl der Sprachen war hemmend, gerade jetzt, da alles Hals über Kopf ging. Auch erster nationaler Widerwille entzündete sich an ihr, einer begehrte auf im Übermut: Die Deutschen und Magyaren müßten binnen dreier Tage tschechisch, italienisch oder kroatisch sprechen, sonst würden sie erschossen. Eine Randerscheinung. Daß über dem Schiff, über dem Geschwader schon, die rote Fahne wehte, war entscheidend. 10 Einer schwang einen Offizierssäbel. Wo waren die Offiziere? Wohl hatten sie sich dem ersten Sturm entgegengeworfen, der Menge, die mit dem brüllenden Matrosen Grabar an der Spitze sich gegen die Admiralsräume wälzte. Aber sofort waren sie mehr Gejagte als Jäger. Bedrängt und abgesperrt in einem Batterieraum der Korvettenkapitän von Förster, mit einer knapp fehlenden Kugel bedacht der Schiffskommandant. Und „Platz! Platz!" kam nächst der Kadettenmesse forsch der Deckmatrose Scaramuzza daher und richtete Gewehr samt Bajonett gegen seinen Kommandanten, der es ihm freilich mit den Worten „Was willst du mit dem Gewehr?" und mit raschem Griff entwand." Aber das Schiff hatten der Kommandant und die Offiziere bereits aus der Hand verloren. „Ein Offizier hat hier nichts zu reden", mußte sich der Linienschiffsleutnant Horn sagen lassen, als er einen Matrosen, der ein Gewehr trug, deswegen zur Rede stellen wollte. Und daß die Offiziere bald isoliert werden

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III. Cattaro: Die Ordnung zerbirst

würden, erklärte der zweite Musikmeister Kreibich, „wir werden sie nicht herumlaufen lassen", und „Offiziere einsperren!" schrie einer. Und ein anderer, der Matrose Palecek, wetterte, als zwei Offiziere beruhigend auf die Mannschaft einzusprechen versuchten, voll Zorn: „Offiziere herunter, kein Wort!" Überhaupt sollten die Gespräche mit den Offizieren unterbleiben: Die Offiziere sind unsere Feinde, und die rote Flagge darf nicht gestrichen werden, „sonst wird jeder zweite am Galgen in Castelnuovo hängen!" Die Offiziere traten befehlsgemäß unbewaffnet auf. Aber auch der Erfolg eines Vorgehens mit der Waffe in der Hand schien ihnen zweifelhaft. Sie waren abgeschlagen. Der Schiffsdienst lag in Händen der Mannschaft. Ein eigenes Postenquantum war bestimmt, und zahlreiche Posten mit geladenem Gewehr aufgeführt worden. Bewaffnete Patrouillen sollten an Land gehen. 12 Die Matrosen hatten nach dem Admiral verlangt. Da war er erschienen, auf dem Mitteldeck, ihm zur Seite die Offiziere des Flaggenstabes. Was sie, die Matrosen, wollten? Sie schrien durcheinander. Da trat der Matrose Grabar als Sprecher vor: Sie wollten Frieden haben und nach Hause gehen. Den Frieden, erklärte der Admiral, wolle der Kaiser auch. Grabar griff auf, was sie am meisten brannte, die Behandlung durch die Offiziere, die Verpflegung, brach los in kaum gezügelter Erregung: Die Leute wollten sich nicht mehr sekkieren lassen, es gehe nicht an, daß junge Kadetten alte Familienväter schlecht behandelten. Und die Menage - sie würden hier alle krepieren, und die Familien daheim würden verhungern. Der Admiral verwies den Matrosen an den Rapport. Die Menge brüllte auf. Rapport gäbe es keinen mehr. Und Grabar wetterte darüber hinweg: „Wir sind alle gleich, wir sind Bürger, und wenn ich nach Hause komme, bin ich auch Admiral und werde befehlen." Und Grabar, der italienisch sprach, mischte seine Sätze mit Hurras. Die Menge fiel ein. Und als der Admiral die herbeigeschaffte Mannschaftsmenage gekostet und für gut erklärt hatte, sprach er nur noch ins Leere. Der Herr Admiral werde heute noch Gelegenheit haben, die Mannschaftskost zu probieren... Und in der Tat wurden die Offiziere ab 1. Februar nachmittag aus der Mannschaftsküche verpflegt. 13

2. „Gäa" und „Kaiser Karl VI." Der Funke der Revolte sprang reihum. Wir wissen, daß Linienschiffskapitän Casa, der Kommandant der „Gäa", gewarnt gewesen war. Kurz vor Mittag hielt er sich mit seinem GDO auf dem vorderen Promenadendeck auf, zur Stelle zu sein bei den zu erwartenden Ereignissen. Knapp nach dem Mittagssignal setzten auf dem Vorschiff Hurrarufe ein. Kappenschwenkend hatte sich dort eine Matrosengruppe zusammengefunden. Die Offiziere eilten hinzu, fragten, warum

2. „Gäa" und „Kaiser Karl VI."

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geschrien werde: „Weil alle anderen schreien", und „wir alle wollen den Friedensschluß". Augenblicke später strömte die Mannschaft aus den Niedergängen, stimmte auf Promenaden- und Bootsdeck begeistert in die Rufe ein. Antwort und damit neuer Ansporn kamen von den anderen Schiffen. Ein Taumel erfaßte alle. Zur Erhöhung des Lärmes setzten sie die Sirene in Tätigkeit, und eben als inmitten des Trubels der Linienschiffsleutnant Halavanja dem Kommandanten meldete, die Mannschaft bemächtige sich der Gewehre und Pistolen und der Munition, krachten auf dem Bootsdeck die ersten Schüsse. Vergeblich der Kommandantenbefehl „Postenquantum antreten!" Jegliche Ordnung war überrannt, auch der Gewehre des Postenquantums hatten die Meuterer sich bemächtigt, mit Hacke und Gewehrkolben war der Pistolenkasten aufgebrochen worden. Der Schlüssel zum Handmunitionsdepot befand sich bereits in Händen der Aufständischen, die dabei waren, die Munitionsbestände an die Mannschaft zu verteilen. Schon wehte auch die rote Flagge am Vortopp. Und um die Offiziere, die da und dort beruhigend einzuwirken versuchten, bildeten sich Gruppen, aus denen mit Vehemenz die Klagen der Matrosen vorgebracht wurden. 1 Der unter den Matrosen an sich beliebte GDO, der Schiffsleutnant Simzig, bekam Klagen über Unteroffiziere zu hören, Klagen über seinen Vorgänger, den Korvettenkapitän Zamagna: „Ich habe auf meinem Rücken für Korvettenkapitän Zamagna Säcke Mehl hinausgetragen, und wenn ich für mich eine alte Uniform hinaustrug, wurde ich eingesperrt." Ein anderer fiel ein: „Zwei Hunde vom Stabschef der .Sankt Georg' kriegen täglich 4 kg Brot, und meine Frau mit drei Kindern kriegt nur ein halbes Kilogramm." Unweit vom GDO gingen sie den Seefähnrich Lepetic an, er hätte schlechtes Essen für gut erklärt, er hätte sie ungerecht behandelt. Und dann eine Attacke von Seiten der Kroaten, seiner Landsleute, denen er einmal einen Bogen für eine Sammelaktion, ein Monument für Professor Krek betreffend, abgenommen hatte: „Herr Seefähnrich, es ist nicht von Ihnen schön, daß Sie sich so benommen haben, Sie sind Kroate und Reserveoffizier, und Sie sympathisieren für die Deutschen." 2 Daß die Gespräche angriffsweise geführt wurden, hektisch blieben, ließen die radikalen Elemente sich angelegen sein: „Nicht nachlassen, wir wollen Blut sehen!" Und am Fallreep stand ein alkoholisierter Posten, der selbst „Gäa"-Offiziere nicht an Bord kommen ließ: „ . . . jetzt soll ich einen Offizier an Bord lassen, daß er mich später drückt." 3 Inzwischen hatten radikale Gruppen die Bäckerei gestürmt und 120 kg Brot an sich gerissen. Den Branko Mandic sah man später - mit Gewehr bewaffnet - einige Laibe Brot samt einer kleinen Kiste Munition über Bord ins Meer werfen: Ihn kümmere die Marine nicht mehr, morgen gehe er nach Hause. Dann traf der Zorn die Akten der Gerichtskanzlei: Die Tür der Kanzlei wurde mit Gewehr-

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III. Cattaro: Die Ordnung zerbirst

kolben eingeschlagen, man demolierte die Schreibmaschinen, warf die Akten samt den Gesetzbüchern und Kommentaren in die Werkstätte und verbrannte sie auf einem Schmiedefeuer. Den Gerichtsschreiber, den zwei Matrosen aufgestöbert hatten, führten sie zur Werkstättenluke und zeigten hinunter: „Schaun Sie, was mit Ihrem Gericht gemacht wird!" Längst waren auch die Objekte dieser Akten frei - die Arrestanten - , und die leeren Arrestlokale schienen dazu einzuladen, sie zu demolieren. Aber mitten im Demolieren dachte man sogar an adrettes Auftreten, an eine Art Werbemarsch: Von „Sankt Georg" sollte die Anregung gekommen sein, Paradeuniform anzulegen und mit Musik nach Zelenika zu marschieren, die Landtruppen zum Anschluß zu bewegen.4 Der Kurs an Bord aber blieb hart. Auch die auf der „Gäa" stationierten Zivilarbeiter meldeten sich. Sie forderten Aufbesserung der Menage und der Löhne und mehr Freiheit, das heißt Ausklammerung aus dem Bereich des Profosen, weiters „einen anständigen Ort zum Essen". Die Erfüllung dieser Wünsche sei bereits in Aussicht gestellt worden, entgegnete der Kommandant. Der GDO grollte. Er fände es wenig fair, in dieser Situation auch gleich mit neuerlichen Forderungen der Arbeiter konfrontiert zu werden. Der Arbeiter Wampel konterte: „Wo die anderen für sich etwas verlangen, können auch die Arbeiter für sich etwas verlangen." 5 Als es um das Aufgeben der Radiodepeschen ging, aber erwachte erste Sabotage. Die Telegraphisten verstellten die Apparate. Posten der Revolutionäre besetzten die Kabinen. Aber was offen gefunkt hätte werden sollen - damit auch für die Italiener abhörbar - , die Nachricht von der Revolte, erreichte nicht einmal die benachbarte „Georg". Der Signaldienst der Steuerleute funktionierte ebenfalls nicht verläßlich. 6 Lärmend griff die Meuterei inzwischen weiter. Auf „Karl" - von der Morgenmeldung alarmiert - hatte man bereits gewartet. Der Wachoffizier war verständigt, ein guter Teil des Stabes wußte Bescheid. Auch hier die Weisung des Kommandanten: Keine Revolver, um die Mannschaft „nicht stutzig" zu machen. Den Schiffsleutnant von Hartmann und einen zweiten Offizier sah man gegen 12 Uhr auf Achter stehen und, als die ersten Hurrarufe von „Sankt Georg" herüberschallten, die Bewegungen auf dem Flaggenschiff durch ein Scherenfernrohr beobachten - lachend, wie es heißt. Aber auch auf „Karl" sollte es ernst werden.7 Die an Deck stürmenden Matrosen verhielten sich zunächst zwar durchaus passiv. Aber dann steckte die Erregung auch sie an. Was auf „Georg" und „Gäa" vor sich ging, das Hissen der roten Flaggen, der Lärm, die Kanonenschüsse, das Gewehrfeuer, die Hurras, die aufsteigenden Signalraketen, die Musik, deren Fetzen man herüberhörte, die Sirenen, die dumpf und langgezogen über das

2. „Gäa" und „Kaiser Karl VI."

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Wasser tönten, die anhaltenden Anfragen vom Flaggenschiff, all das war eine ununterbrochen wirkende Herausforderung. Immer lauter, immer entschiedener flogen die Antworthurras von „Karl" zu den meuternden Schiffen hinüber. Die sich unter die Mannschaft mengenden Offiziere vermochten durch ihr Einwirken nur stellen- und zeitweise die sich verdichtende Aktionsbereitschaft im Zaum zu halten. Die „Karl"-Leute würden demnächst verdroschen werden von der „Georg"-Mannschaft, wenn sie nicht auch hurra riefen, hatten manche Matrosen den Offizieren auf ihre Vorhalte zunächst erklärt. Aber nicht nur die Angst trieb sie, es war gleicherweise und wohl vor allem die Lust an der Sache, die sie zunehmend in ihren Bann zog. Auch das um 13 Uhr befohlene Antreten war nicht von nachhaltiger Wirkung gewesen. Sprachenweise hatten die drei Linienschiffsleutnants, der provisorische Kommandant deutsch, der Schiffsleutnant von Budisavljevic kroatisch und der Schiffsleutnant von Hartmann ungarisch, die Mannschaft vorgenommen, sie ermahnt, beruhigt, gewarnt. Vergebens. Die Bewegung gewann Raum. Ihre Wellen rissen die Mannschaft zu den Booten, hinüber auf „Georg" zu fahren, zu sehen, dabeizusein, mitzuerleben, hineinzustoßen in das Herz des Aufstands. Ohne Erfolg hatte Schiffsleutnant Budisavljevic als Kroate sich einzuschalten versucht. Boot 1 wurde gestrichen, stieß ab, 30 bis 40 Mann gingen auf Kurs „Georg". Mit Mühe konnte der dazwischentretende Schiffsleutnant Gylek das Streichen eines weiteren Bootes verhindern. 8 Später kamen ruhigere Leute zum Kommandanten, baten im Namen der Bemannung, auf das Flaggenschiff fahren zu dürfen. Sie erboten sich, verläßlich festzustellen, was dort vor sich gehe. Schiffsleutnant Gylek erteilte die Erlaubnis und stellte die Dampfbarkasse zur Verfügung, verlangte nur möglichst rasche Rückkehr. Dann ließ er die restlichen Boote von der Backspiere, um sie unmittelbar unter seine Kontrolle zu bringen, auf Achter vertäuen. Der Befehl wurde ohne Zögern ausgeführt. Die durch die von „Georg" zurückkehrenden Matrosen gegebenen Berichte ließen keinen Zweifel am Ernst der Lage. Man hatte den Tumult drüben erlebt, von den blutigen Ausschreitungen gehört, aber auch Weisungen mitbekommen: Man soll auf „Karl" ein Komitee wählen, die Bewegungsfreiheit der Offiziere auf das Achterschiff beschränken, sie entwaffnen, ihnen Mannschaftskost vorsetzen und sich im übrigen nach den Befehlen „Georgs" richten. Der Admiral konnte dem „Karl"-Kommandanten über einen auf „Georg" gesandten Konfidenten nur mitteilen, die Stäbe mögen nach eigenem Ermessen handeln. 9 An Bord der „Karl" aber wurden allmählich die von „Georg" abgegebenen Signale bekannt - die Steuerleute hatten sich der sie bedrängenden Mannschaft nicht erwehren können - , die Berichte der „Georg"-Fahrer taten ein übriges. Linienschiffsleutnant Gylek hatte auch bereits der Freilassung der Arrestanten

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III. Cattaro: Die Ordnung zerbirst

zugestimmt und keine Möglichkeit gesehen, die gegen vier Uhr nachmittag gehißte rote Fahne einzuholen. Die von „Georg" aufgestellten Forderungen machten die Runde, wurden auch den Offizieren gegenüber vertreten, Beschuldigungen gegen den ehemaligen GDO, den Korvettenkapitän von Poten, wurden laut, Menage- und Urlaubsfragen aufgerollt, und vor allem das Friedensproblem wurde immer wieder ins Gespräch gebracht. Separatfriede müsse geschlossen werden und, ihn zu erreichen, müsse „jedes mögliche Mittel" angewendet werden: „Wir haben jetzt die Gewalt in der Hand und wir werden es machen." 1 0

3. „,Helgoland' naprijed!" Fieberhaft verfolgten die Revolutionäre von „Georg" aus die Ereignisse auf den anderen Schiffen. Dort lag „Helgoland", das Führerschiff der 1. Torpedoflottille. „Helgoland" geht mit - war das nicht ausgemachte Sache gewesen? „Vorwärts .Helgoland'! .Helgoland' naprijed! Avanti, .Helgoland'!" Ein paar Hurras als Antwort, wenig entschlossen, dünn - und keine rote Flagge. Dann traten sie drüben a n . . . „Helgoland! Helgoland!" Der Matrose Salamun rief verzweifelt hinüber, fuchtelte mit einem Offizierssäbel in derLuft herum und wies aufgeregt auf den Kreuzer, der noch immer das revolutionäre Echo missen ließ. Auch „Gäa" schaltete sich ein, signalisierte an das widerspenstige Schiff: „Bitte um Unterstützung im Interesse der Sache." Es kann doch keinen Zweifel geben, daß wir alle zusammenhalten müssen, ein Abseitsstehen gibt es jetzt nicht mehr, nein, jetzt nicht m e h r . . . Da lösten sich drüben Boote vom Schiff, voll mit Matrosen besetzt, kamen bei „Georg" längsseit - endlich, hurra „Helgoland"! Und da, seht: Auf „Helgoland" wurde eben die rote Flagge gehißt. Bravo „Helgoland"! Das Schiff ging mit. Aber, zum Teufel, was geschah da? Zwei Mann enterten drüben auf, holten die rote Flagge wieder herunter... Was ist los, „Helgoland"? 1 An Bord des Kleinen Kreuzers war die Auseinandersetzung um die Revolte in vollem Gang. „Helgoland" geht mit, schließt sich einer demonstrativen Aktion an - diese Meldung hatte der Kommandant noch am Vormittag dieses Tages über Schiffsleutnant von Hartmann von „Kaiser Karl" erhalten. Der Kommandant war dem Gerücht nachgegangen, hatte verläßliche Unteroffiziere ins Vertrauen gezogen, sie sollten unter der Mannschaft versuchen, Näheres zu erfahren. Das Resultat war negativ gewesen. Dann war es mittags auf den anderen Schiffen zur Auslösung der Aktion gekommen. Man hatte die Hurra-Rufe gehört, den Lärm. Man hatte die in ganzen Trauben sich sammelnden Mannschaften an Deck der Schiffe gesehen und das Hochgehen der roten Flaggen auf den Toppen. Da war auch die „Helgoland"-Mannschaft heraufgeströmt auf

3. „.Helgoland' naprijed!"

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Deck, hatte die Ereignisse auf den anderen Schiffen verfolgt, neugierig, teilnehmend. Und eine Gruppe auf dem Vorkastell hatte hurra gerufen. Andere waren eingefallen. Nein, überzeugend waren diese Rufe nicht, die auch jetzt allenthalben über das Deck des Kreuzers hallten. Und noch verstummten sie, wenn Vorgesetzte in die Nähe kamen. 2 Hornsignal. Antreten! Der Kommandant trat vor die Besatzung. Ein schlanker, sehniger Offizier, dem man den ausgezeichneten Fechter noch ansah. Seeoffizier aus Passion, einer der bestbeschriebenen der Marine, hochbegabt, der von den Ufern ferner Kontinente - aus Australien hatte er auch die Gattin heimgeholt - ein hohes Maß an Weltgewandtheit und Selbstsicherheit mitgebracht hatte, den die Lust zum Wagnis auszeichnete wie die Liebe zur Sache. Er zählte zu denen, die Gehorsam schon deshalb fanden, weil sie anerkannt waren. Der Linienschiffskapitän Erich Heyssler nahm den Kampf um sein Schiff an. Er, der seinen Kreuzer mit Erfolg durch das Gefecht in der Otranto-Straße geführt hatte und der morgen an der Spitze der Gegenbewegung stehen sollte, sprach kurz, abgehackt, eindringlich: „ . . . wollen wir auch jetzt unsere Flagge und unser Schiff hochhalten und zusammenhalten wie im G e f e c h t . . . " Die Mannschaft hatte Vertrauen zu ihm und ging mit, und ein begeistertes Hurra - diesmal auf Schiff und Flagge - dröhnte über das Meer. Aber vielleicht ging es um das Rufen allein, vielleicht rief die Mannschaft heute zu allem hurra. 3 Denn auch von drüben rollten die Rufe. Für ein besseres Leben, für den Frieden, für die Freiheit. Die Mannschaft schwankte. Mag sein, daß das alles unsinnig war, das Werk von ein paar notorisch Unzufriedenen, von ein paar Großsprechern vielleicht, aber der Stachel saß: In manchen Dingen mögen sie recht h a b e n . . . Und stehen sie drüben nicht für alle Kameraden? Anscheinend ging es dort schon hart auf hart. Da war doch ein Signal von „Georg" gekommen: „Bitte Arzt senden dringend" und gleich darauf „Gesamtdetailoffizier angeschossen". Der Kommandant, der eben den Linienschiffsleutnant von Dietrich mit einem Motorboot losgeschickt hatte, die Situation auf „Gäa" zu erkunden, veranlaßte auch ärztliche Hilfe für das Flaggenschiff. Für das Flaggenschiff, das eben an Radio Castelnuovo funkte: „Bitte nach Pola geben. Hier Revolution in Bocche di Cattaro, Pola soll sich ebenfalls anschließen." Und gleich darauf sendete „Sankt Georg" selbst die Nachricht und Aufforderung mit großem Geber hinaus. Aber mit schlecht isolierter Antenne, stellten die Funker auf „Helgoland" fest. Sabotage schien am W e r k . . . So drang der Ruf nicht über die Adria, nicht nach Pola, wo die Kameraden auf den großen Schiffen harrten, auf den Großkampfschiffen der I. Division, an die man zusätzlich gesondert herangetreten war. Und „Helgoland" kam der Weisung, die Depesche zu wiederholen, auch nicht nach. „Helgoland" versagte und schwieg. 4 Aber „Helgoland" raffte sich auf. Allzuviel hatte man in den letzten Stunden

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gehört, gesehen und erfahren. Passierende Barkassen hatten das Neue über Zurufe immer wieder herangetragen bis unter die Bordwand, und - angefacht von der Furcht vor den Geschützen des Flaggenschiffs - sprang die Revolte über die Reling. Matrosen drängten an der Backsperre, wollten in ein Boot, hinüber zur „Georg" zu rudern. Noch versuchte Linienschiffsleutnant Conte degli Alberti, die Bemannung des Bootes zu verhindern. Drüben auf Steuerbord wehrte der Seekadett Prinz Liechtenstein in gleicher Position dem Ansturm. Vergeblich. Sie fuhren. Ein halbes Hundert Matrosen in zwei Booten. Einer wollte in einer Jolle ablegen und hinüberrudern. Noch gehorchte er, der einzelne, als Linienschiffsleutnant Alberti ihn, der schon auf dem Wasser war, zurückrief. 5 Inzwischen entbrannte die Auseinandersetzung um die rote Flagge. Matrosen hatten sie auf dem Vordermast gehißt. Der Gesamtdetailoffizier Korvettenkapitän Milosevic griff ein, die Flagge wurde gestrichen. Auch ein folgender zweiter Versuch mißlang. Unteroffiziere versuchten, auch den dritten zu verhindern. Aber da war die Flagge mit ausgehakter Leine gehißt worden, sie ließ sich von unten nicht einholen. Mannschaften trauten sich dem Befehl zum Aufentern nicht mehr nachzukommen, aus Angst vor den Kameraden, und drohend ragten die klargemachten vorderen Geschütze der „Georg" gegen das Schiff. Der Kommandant kam mit Offizieren nach vorn. Der Linienschiffsleutnant Prohaska und der Seekadett Herrmann enterten auf - die rote Flagge sank. 6 „Georg" antwortete mit massivem Druck. Durch Signal und Zuruf wurde laufend gedroht, das Feuer zu eröffnen. Befehle, die Landaktionen der Revolutionäre betreffend, schoben sich ein. 3 Uhr 20: „20% der Mannschaft 4 h p . m . bewaffnet am Lande stellig machen. Matrosenkommando." 3 Uhr 25: „20 Mann Molo Gjenovic stellig machen. Für Flugstation Mannschaft befreien." Um 3 Uhr 30 neuerliche Drohung: „Anfrage, ob alles bei der Sache ist, sonst wird in zehn Minuten Feuer eröffnet." 3 Uhr 40: „Mannschaft Kommando übernehmen." Wohl blieben die Weisungen unausgeführt, doch steigerte sich die Erregung der Mannschaft bis zu einem Grad, der für jeden Augenblick das Hissen der roten Flagge gegen den Befehl des Kommandanten erwarten ließ. Noch gab es Respekt, Ehrenbezeigung, Stellungnehmen. Die Situation aber beherrschten die schweren Geschütze der 300 m entfernt liegenden „Georg". „Helgoland" vermochte sich der Einwirkung der Revolutionäre immer weniger zu entziehen, nicht der ihrer Parolen und nicht der ihrer Machtmittel. „Helgoland" stand vor der offenen Meuterei. Da entschloß sich der Kommandant, die rote Flagge freizugeben. 7 Vorher sprach der Linienschiffskapitän Heyssler nochmals zur versammelten Mannschaft. Es zeugt von seiner Fähigkeit der Menschenführung, daß er selbst in dieser für die Schiffsführung kritischen Situation nicht als Verlierer, vielmehr

3. „.Helgoland' naprijed!"

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als Gebender auftrat: „Sehe, daß Sie Disziplin bewahren möchten, aber unter Drohungen in schwerer L a g e . . . Will verhindern, daß Schiff beschossen wird und daß Sie sich hinreißen lassen, zu Meuterern und Verbrechern zu werden. Werde Hissen roter Flagge gestatten, doch muß Disziplin aufrecht bleiben..." Um zirka 4 Uhr nachmittag ging am Vortopp der „Helgoland" die rote Flagge hoch. „Das war ein schwerer Entschluß", wird Heyssler Jahre später berichten, „dessen ich mich eigentlich heute noch schäme." Aber er wird gleich hinzufügen, daß er glaube, „damit der Klugheit eine Konzession gemacht zu haben." „Denn es wäre", so wird er seinen Entschluß begründen, „entweder zu einer Beschießung meines Schiffes durch die übermächtigen Meuterer oder zu offenem Ausbruch der Meuterei auf meinem Schiff und, da wir Offiziere (und mit uns ein Teil der Bemannung) zum Widerstand entschlossen waren, sicher zum Blutvergießen gekommen. So ein Kampf gegen die Meuterer wäre ja eine patriotisch schöne Geste gewesen, vermutlich wären wir aber unterlegen, und der Skandal der Meuterei wäre damit unbedingt in die breite Öffentlichkeit und damit auch zur Kenntnis des Feindes gekommmen, was ich noch immer zu vermeiden hoffte." 8 Parallel verliefen die Ereignisse auf der „Novara". - „Alle Mann auf Deck!" hatte der Bootsmannsmaat Zudich laut gerufen, als losgebrochen war, wovon er tags vorher soviel gehört hatte. Und das Lachen würde ihm schon vergehen, erwiderte der Bootsmannsmaat dem Elektromaat Zakel, als der Zudichs Befürchtungen wegen Beschießung durch „Georg" für eine Dummheit erklärt hatte. Die unmittelbare Drohung gegen „Novara" sollte nicht ausbleiben. Aus dem lärmenden Kessel ringsum, aus der Bewegung, die unter hochgehenden roten Fahnen und sinkender Admiralsflagge nach Mittag alle erfaßt hatte, hämmerten die Funk- und Flaggensignale auch auf „Novara" ein: „Bitte um Unterstützung im Interesse der Sache", „Bitte weitergeben: In Bocche di Cattaro ist Revolution im Interesse sofortigen Friedens ausgebrochen", und konkreter bereits: „Freies Manöver" und „Auf feindliche Schiffe Feuer eröffnen". Und aus dem vom Fieber geschüttelten Kreis lösten sich Boote, forderten auf zur Aktion, und von einem sprang im Passieren die Drohung herauf: „Georg" werde das Feuer eröffnen, wenn „Novara" nicht die rote Flagge setze. Und die, die es hörten, glaubten daran oder wollten daran glauben, und einer traute sich, der Steuermatrose Luksic, und lief zum GDO, dem Schiffsleutnant Kastner, und verlangte, die Flagge zu hissen, die Panzerkreuzer würden schießen. Der GDO aber gab kurz zurück: „Und wir werden antworten!" 9 Daß manche die Entwicklung anders lenken wollten, als der GDO sie vorsah,

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war aber keineswegs zweifelhaft. Die Matrosenaktion fand auch an Bord der „Novara" rührige Befürworter, die Lust am Revoltieren, am Sprung über die Grenze des Erlaubten ergriff auch die „Novara"-Mannschaft. Schon erhob sich der Wunsch nach einem Matrosenkommando, und bis tief in die Kesselräume pflanzte sich das Hurra fort, das über die Deckplanken scholl. Und auf leisen Sohlen und geschickt herbeigerufen und zum Teil über lachende Gesichter kam der Groll - wie dort, durch den Matrosen Luksic: Der lobte voll Eifer die Qualität der Verpflegung des Stabes und schilderte sie in Einzelheiten, daß ihnen allen, die herumstanden, das Wasser im Munde zusammenlief... Und gegen 3 Uhr nachmittag stürmten sie, gegen 30 Mann, das große Motorboot, nahmen zusätzlich ein Boot in Schlepp und fuhren hinüber zur „Georg", mitten hinein in das stürmische Zentrum der Bewegung. Und sie gerieten in den Wirbel der turbulenten Vorgänge auf dem Flaggenschiff, erfuhren von den Forderungen der Matrosen, hörten neuerlich die Beschießungsdrohung, falls ihr Schiff die rote Flagge nicht hissen würde. Dann schlugen sie, nach 4 Uhr, den Weg zurück zur „Novara" ein. 10 Sie waren ohne Erlaubnis weggefahren, sie sollten notiert werden, daher am Fallreep anlegen. Warnend riefen es ihnen die Kameraden zu: Sie sollten zur Backspiere fahren, um sich sofort unter der Menge der anwesenden Matrosen zu verlieren. Mit der Pistole in der Hand pflanzte sich der 19jährige Seeaspirant Stephan von Rumenovic an der Backspiere auf: Deutsch, kroatisch und ungarisch rief er der Bemannung des anlegenden Bootes zu, daß er jeden, der hier versuchen sollte, an Bord zu gelangen, niederschießen werde. Das Boot stieß ab. Vorn am Vorkastell begehrte einer der älteren Unteroffiziere gegen die forsche Art des Jungen auf. Umsonst, schon standen sie, die zurückgekehrt waren, angetreten auf dem Achterdeck, dem Kommandanten Meldung zu erstatten. 11 Später aber erzählte der Quartiermeister Zajic, was er auf „Georg" gesehen und gehört habe. Vor allem, daß die Offiziere dort eingesperrt seien und daß auch die Offiziere der „Novara" zum Nachgeben gezwungen werden müßten. Man solle Lärm schlagen, ihnen nicht folgen. Dem hinzutretenden Seekadetten Bosnyakh von Felsöpatakh aber meldete der Quartiermeister vortretend, er habe eben die Mannschaft beruhigt. 12 Der Kommandant, der Fregattenkapitän Johannes Prinz von und zu Liechtenstein, war entschlossen, das Schiff keinesfalls aus der Hand zu geben. Die „Novara"-Offiziere hatten Befehl, im Notfalle gemeinsam mit der Schußwaffe vorzugehen. Der Kommandant war vom Einsetzen der Aktionen auf „Gäa" und „Georg" an sofort der Meinung gewesen, „daß es sich um etwas Ernstes, nämlich um eine Meuterei handle". Aus dieser Sicht hatte er seine Weisungen gegeben: Zwei Signalfähnriche auf vordere Brücke, bewaffnet. Gesamte Bereitschaftsmu-

4. Die Entwicklung auf den Zerstörern und Torpedobooten

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nition, Signalmunition in den Empfangsraum der Offiziersmesse. Schlüssel vom Schlüsselkasten zum Artillerieoffizier. Signalflaggen versperren. Auf die Mannschaft sollte beruhigend eingewirkt werden. Immer wieder war es auch gelungen, die Matrosen an Deck in Schach zu halten. Einmal hatte der Kommandant aufgefordert, um die spontanen Hurrarufe zu durchbrechen, falls es den Matrosen Freude machen würde, geschlossen hurra zu rufen, dreimal hintereinander und sie riefen, worauf zunächst wieder Ruhe eintrat. Um 2 Uhr war befohlen worden: Maschinenmannschaft unter Deck, Arbeiten fortsetzen. Dienstdivision Bordarbeiten, freie Division Manöverschule. Sämtliche Fähnriche waren eingeteilt. Anstände gab es keine. Aber das Grollen war geblieben, die Hurrarufe kamen wieder. Und manche von der Mannschaft wollten selbst gezogenen Pistolen trotzen. 13 Daß „Sankt Georg" mit äußerstem Mißtrauen auf „Novara" blickte, weil „Novara" sich „nicht um die Befehle von ,Georg' kümmere" und die rote Flagge nicht gesetzt habe, hatte der Kommandant bereits bei einem kurzen Informationsbesuch, den er dem „Helgoland"-Kommandanten abstattete, erfahren. Am liebsten wäre der Prinz Liechtenstein selbst hinübergefahren auf das meuternde Flaggenschiff, mit eigenen Augen zu sehen, was los sei, jedoch Linienschiffskapitän Heyssler hatte entschieden gewarnt. Die „Novara"-Rückkehrer von „Georg" aber hatten nicht nur gemeldet, was auf dem Flaggenschiff passiert und was gefordert worden war, und daß der Admiral sich bezüglich der Wünsche der Mannschaft an das Flottenkommando gewandt hätte, sondern auch, „daß im Falle die ,Novara' bis 5 Uhr nachmittags die rote Flagge nicht hissen würde, das Feuer auf ,Novara' von sämtlichen anderen Einheiten eröffnet wird". Und sie schlössen die Bitte an, die Flagge 2, die rote Flagge, freizugeben. Inzwischen hatte um 4 Uhr auch „Helgoland" die rote Flagge gesetzt. Um 4 Uhr 45 befahl der „Novara"-Kommandant, um ein eigenmächtiges Vorgehen seiner Mannschaft aufzufangen, die Flagge 2 auf dem Vortopp zu hissen. Durch die Signalfähnriche. Brausend rollten Hurrarufe über Deck, und Echo schallte von den Einheiten ringsum. 14

4. Die Entwicklung auf den Zerstörern und Torpedobooten Es war gegen 3 Uhr, da kam mit hoher Fahrt ein Zerstörer auf Preidistanz an „Sankt Georg" heran, einer von der schweren 850-t-Klasse, S.M.S. „Csepel", gefechtsklar. Gefechtsstellung gegen das Flaggenschiff. Offensichtlich bereit zu lancieren oder auszulaufen. Auslaufen gegen den Willen der Revolutionäre? Ein Schiff ohne rote Flagge? Die Fahrt war auch auf dem Zerstörer nur mit eisernem Willen durchzusetzen

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gewesen. Da war an diesem 1. Februar vormittag ein Signalbefehl von „Georg" eingelangt: „Heute 3'/2 h p . m . Durzfahrt, Ordre folgt". Dann hatte zu Mittag der Aufruhr jede Diensteinteilung hinweggefegt, auch die der vorgesehenen „Csepel"-Vedette für den Dampferkonvoi nach Durazzo. „Csepel" aber war bereit gewesen zu fahren, das Geschwader der roten Flagge zu verlassen. Wohl hatte der Tumult in der Runde auch die „Csepel"-Mannschaft angegriffen, man hatte hurra gerufen. Der Kommandant hatte die Rufe verboten. Und der Fregattenkapitän Ritter von Pokorny war weitergegangen, trotz der Unruhe, vielleicht gerade ihretwegen: So rasch wie möglich dampfklar! hatte es um 2 Uhr 40 geheißen. Um 3 Uhr: Meldung „dampfklar". Da hatte „Gäa" signalisiert: ,„Csepel' Feuer abbrennen, nicht auslaufen, sonst wird Feuer eröffnet." Und „Georg" hatte ihren vorderen Turm gegen den Zerstörer gerichtet. Die Mannschaft auf „Csepel" war in helle Aufregung geraten, hatte im Auslaufmanöver gezögert. Der Maschinenquartiermeister Haslinger sollte beim Kommandanten intervenieren, vom Auslaufen abzusehen. Er war kaum zum Reden gekommen. „Georg" wird Feuer eröffnen? Schon hatte der Fregattenkapitän den Quartiermeister unterbrochen: „Haben Sie meinen Befehl verstanden? Ist jetzt ,Ankerstationen' oder nicht?" Der Kommandant zog die Pistole. Der Maschinenquartiermeister salutierte und verschwand im Kesselraum I an seinem Dienstplatz. 1 Fregattenkapitän von Pokorny wagte den Husarenritt. Auf Preidistanz an „Georg" heran. Er wollte Befehle oder - sollte er feststellen, daß das Kreuzerflottillenkommando nicht mehr existiere - das Flaggenschiff durch Torpedoschuß versenken. „Georg" und „Gäa" feuerten gegen den Zerstörer je einen Schuß ab. Dann griff das Flottillenkommando ein. Fregattenkapitän Wünschek, der Stabschef der Kreuzerflottille, rief dem „Csepel"-Kommandanten durch das Megaphon den Befehl zu, in die Vertäuung zu gehen und: Feuer abbrennen. Und „Csepel" gehorchte, wendete, kehrte zurück. Ein weiterer Zerstörer preschte vor: „Dinara". „Dinara" war zur Nachtbereitschaft befohlen. Um 15 Uhr 45 ging „Dinara" aus der Vertäuung. „Nicht auslaufen!" hatte man von der „Gäa" herübergerufen und die Geschütze auf die „Dinara" gerichtet. „Dinara" hatte Gefechtsalarm gegeben, passierte „Helgoland" auf Preidistanz. Dann war „Georg" da: „Zurück!", „Nicht auslaufen!", „Apparate wegbacksen!" gellte es aufgeregt von der Brücke und dem vorderen Freideck des Panzerkreuzers zum Zerstörer herüber. Auch in diesem Fall griff der Stabschef der Kreuzerflottille ein, gab selbst den Befehl durch, in die Vertäuung zurückzukehren. „Dinara" wendete. 2 Schon hatte die Springflut Zerstörer um Zerstörer erfaßt. „La mandria del ,Georg' rivolta" - eine Ordonnanz, die in der Offiziersmesse der „Orjen" eben das Mittagmahl zu servieren im Begriffe war, hatte es auf die Frage gemeldet,

4. Die Entwicklung auf den Zerstörern und Torpedobooten

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was das Geschrei und Gejohle draußen zu bedeuten habe. Zunächst der GDO, später auch der Kommandant, Fregattenkapitän Milan Ritter von Millinkovic, mit den übrigen Offizieren kamen auf Deck, sahen, was vor sich ging. Nun, eine Demonstration, wie sie ähnlich in Pola vorgekommen sein soll. Der GDO lächelte, und die umherstehenden Matrosen der „Orjen" lächelten mit. Abwechselnd beendeten die Herren die Mahlzeit. Nein, man brauchte keine Sorge zu haben, die „Orjen"-Mannschaft hielt. 3 Zusätzlich griff der Kommandant ein, ließ antreten: Die Bewegung dürfte mit den Arbeiterunruhen in der Monarchie in Verbindung stehen, die „Orjen" Mannschaft aber hätte bisher Disziplin bewahrt, solle weiterhin ihrer Pflicht eingedenk sein, keine Dummheiten machen wie die demonstrierenden Schiffe, die noch wenig anderes im Krieg geleistet hätten. Die Worte fanden guten Widerhall. Die „Orjen"-Mannschaft stand zu ihren Offizieren. 4 Das Leben an Bord verlief „nach Dienstordnung", die Urlaubermannschaft war an Land gegangen. Nur die Drohungen lasteten über dem Schiff. Und als der Fregattenkapitän von Millinkovic von einer Kommandantenbesprechung auf „Balaton" zurückgekehrt war, teilte er dem GDO mit, „daß die Sache viel ernster stände, als es den Anschein habe". Dementsprechend sei, um die ständigen drohenden Einwirkungsversuche von außen hintanzuhalten, um weiters zu vermeiden, daß meuternde Matrosen wie in anderen Fällen an Bord kämen, die Flagge 2 zu hissen. Und vom Torpedoflottillenkommando wäre die Erlaubnis erteilt worden, nach Einbruch der Dunkelheit die Vertäuung zu verlassen. Die Vorbereitungen hiezu seien in aller Stille zu treffen. Der GDO ging und ließ die Flagge 2 hissen „wie irgendein anderes Signal". Der GDO erklärte dazu, die Flagge werde nur gesetzt, um weitere Belästigungen zu vermeiden, ändere an der alten Treue nichts und es würde daher nicht Hurra gerufen. Die Mannschaft blieb still. 5 Von „Balaton", dem Divisionsführer, war der Anstoß zum Ausbruchsversuch ausgegangen. Um 2 Uhr hatte dort Fregattenkapitän Franz Morin seine Mannschaft antreten lassen: Sie „möge ihrer beschworenen Eidespflicht eingedenk bleiben und sich auch weiterhin ruhig verhalten". Nachmittag hatte sich der Korvettenkapitän Polic von „Tatra" gemeldet: Seine Mannschaft hätte unter dem Eindruck der Drohungen gebeten, die Flagge 2 hissen zu dürfen, da die Flagge bereits auf „Georg", „Gäa", „Helgoland" und „Karl" aufgezogen wäre. Auf „Georg" sollte eine Mannschaftsdeputation abgehen. Der Korvettenkapitän hatte den Bitten seiner Mannschaft stattgegeben. Fregattenkapitän Morin setzte sich mit dem „Orjen"-Kommandanten in Verbindung und gab anschließend die Erlaubnis - unter der Drohung der „Georg"-Türme und „um den Schein eines Einverständnisses aufrechtzuerhalten" - , auch auf „Balaton" die rote Flagge zu hissen.

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Gleich anschließend wurde bei einer Besprechung mit dem Flottillenkommandanten auf „Helgoland" vereinbart, „um die Bemannung dem Einfluß der meuternden Schiffe zu entziehen", die Zerstörergruppen nach Einbruch der Dunkelheit aus der Vertäuung zu führen und vor Bijela zu ankern. Der entsprechende Befehl wurde an die Einheiten ausgegeben. Um 6 Uhr 30 p . m . war ein zweiter Kessel anzuheizen, für 7 Uhr 30 bestand die Absicht, die Vertäuung zu verlassen. 6 „,Tatra' mithalten oder tot!" - „Tatra" war zunächst besonders scharf angegangen worden. Reaktion zeigte der Zerstörer nicht. Der Kommandant, Korvettenkapitän Polic, hatte sofort antreten lassen, hatte eine Ansprache gehalten und auf das Sinnlose einer Demonstration hingewiesen, die das Kriegsende keinesfalls beschleunigen, höchstens verzögern könne. Noch gab es ein dreimaliges Hurra auf Seine Majestät. 7 „Georg" forderte Delegierte an. Der Kommandant bewilligte sechs Mann. Die Neugierde jagte mehr als 30 in zwei Booten hinüber. Einer schwenkte die Kappe und schrie „Zivjela sloboda!" Käme der Feind, so würden sie zwar sofort kämpfen, hatten die Matrosen erklärt, aber als „Georg" seinen vorderen Turm gegen „Tatra" backste und damit seine Forderung, die rote Flagge zu hissen, unterstrich, da bestürmten sie den Kommandanten, die Erlaubnis hiezu zu geben, weil sie, die so viele Aktionen mitgemacht hatten, sich nicht im Hafen zusammenschießen lassen wollten. Korvettenkapitän Polic fand einen Ausweg: Erlauben könne er es nicht, wenn auch nicht verhindern. 8 In gleicher Weise entschied der Korvettenkapitän Potocnik, als die „Warasdiner"-Mannschaft unter der konzentrischen Einwirkung der übrigen Schiffe „sturmreif" geworden war. Nach 6 Uhr wurde auf „Warasdiner" die rote Flagge gehißt. 9 Nur „Huszär" und „Dinara" blieben abseits. Die beiden Zerstörer setzten die rote Flagge vorläufig nicht. Die Springflut schlug auch über den Torpedobooten zusammen. Was aus dem Bogen der großen Schiffe heranjagte, fand jenseits der Vertäuungsplätze an Land seine lärmende Ergänzung. „Torpedobootsbemannungen sich anschließen!" kam von allen Seiten die Parole. Die Mannschaften blieben unberührt. Die Besatzungen, Offizier wie Mann, waren auf den Booten konsigniert. Nach 1 Uhr war Heizbefehl erteilt worden. Man dachte an Auslaufen. Linienschiffsleutnant von Heinrich ließ auf Boot 66 bereits die Torpedos scharf adjustieren. Gegen die Boote brandete vom Land her die Menge an, johlende Trupps, Zivilisten, Arbeiter, halbwüchsige Burschen darunter, Matrosen auch. Die auf den Turbinenbooten vorne stehenden Mannschaften wurden mit Steinen bewor-

2 O f f i z i e r e u n d M a a t e d e r „ P o t e m k i n " . In d e r M i t t e d e r K o m m a n d a n t , K a p i t ä n 1. R a n g e s G o l i k o v , r e c h t s v o n i h m d e r E r s t e O f f i z i e r , K a p i t ä n 2. R a n g e s G i l j a r o v s k i j , a m r e c h t e n Flügel d e r S c h i f f s geistliche, V a t e r P a r m e n

4 D e m o n s t r a t i o n in Odessa a m 28. Juni 1905

6 B e g e g n u n g der „ P o t e m k i n " mit d e m P a n z e r s c h i t ' f g e s c h w a d e r vor O d e s s a

7 Kosaken beim Biwak vor der Kathedrale von Odessa

T p H CBHTHTe-Afl (TF^I

zvi/\TI*TEU/\')

8 Panzerschiff „Tri Svjatitelja"

2 Einheiten der deutschen Hochseeflotte

3 Schlachtschiff „Friedrich d e r G r o ß e " als Begleitung der „ H o h e n z o l l e r n " 1913 in N o r w e g e n

6 a V i z e a d m i r a l Sir D a v i d B e a t t y

6 b V i z e a d m i r a l F r a n z Ritter v o n H i p p e r

7 Schlachtkreuzer „Queen Mary"

8 H.M.S. „Queen Mary" explodiert in der Skagerrakschlacht

10 S . M . S . „Derfflinger" 1917 in der J a d e m ü n d u n g

11 Schlachtschiff „Prinzregent L u i t p o l d "

12 Bug und Heck des Schlachtkreuzers „Invincible" 30 Minuten nach dem Untergang des Schiffes

1 S t e i l w ä n d e d e r B o c c h e di C a t t a r o

2 B e f e s t i g u n g s a n l a g e n in d e n B o c c h e : ein A r t i l l e r i e b e o b a c h t u n g s s t a n d

4 Kohlemachen

5 Panzerkreuzer „Sankt Georg'

6 Kleiner Kreuzer „ N o v a r a "

8 Zerstörer „ T á t r a "

9 M i n e n ü b e r n a h m e auf einem T o r p e d o b o o t . Im Hintergrund S . M . S . „Sankt Georg"

10 a T i t u l a r - B o o t s m a n n A r t i l l e r i e instruktor Franz Rasch

10 b M a t r o s e 1. Klasse M i t r a i l l e u s e n v o r m e i s t e r J e r k o Sizgoric

12 F r e g a t t e n k a p i t ä n J o h a n n e s Prinz von und zu Liechtenstein

4. Die Entwicklung auf den Zerstörern und Torpedobooten

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fen. Revolutionäre Matrosenpatrouillen hatten sich zwischen die Menge geschoben. Auf Befehl von „Georg" hätte man die Feuer abzubrennen. „Abfahren!" rief der 2. Offizier von 67, der Fregattenleutnant von Mahr, der Patrouille auf dem Verbindungssteg zu. Die wiederholte ihren Auftrag. „Abfahren!" rief der Fregattenleutnant noch einmal. Die Menge am Ufer mischte sich ein mit Geschrei und Schimpfworten und drohenden Fäusten. Der Fregattenleutnant ließ die Geschütze bemannen, trat hinter das Maschinengewehr. Die Menge fuhr zurück. Einer legte sein Gewehr noch an, ein Nebenstehender schlug ihm den Lauf in die Höhe. Der Schuß ging fehl. Zwischen den Fensterläden im ersten Stock des nächsten Hauses tauchte noch einer auf. Dann war der Ansturm von Land her verebbt. Patrouillen der Aufständischen zogen vorbei. Sie postierten auf dem Dach des Gasthauses ein Maschinengewehr. Die Torpedoboote schienen ihnen unsicher. Mit Recht. 10 Es werde das Feuer eröffnet werden, wenn nicht binnen einer halben Stunde die rote Flagge gehißt worden sei, rief man aus einem Motorboot der „Georg" den Bootsbemannungen zu. Und „Was ist mit Flottille?" stieß ein Signal von „Gäa" nach. „Schon gewarnt", ließ der Kommandant des Führerboots der 10. Division, der Linienschiffsleutnant Ritter von Jedina, der rang- und dienstälteste Offizier auf den Booten, antworten. Gefechtsalarmsignale drangen herüber, „Georg" richtete seine 7-cm-Geschütze gegen die Boote, hißte das Flaggensignal „Alle Torpedoboote Feuer abbrennen". Und „Torpedoboote sofort abbrennen, sonst schießt ,Sankt Georg'", wurde von „Gäa" mit Megaphon durchgegeben. Im mitgelesenen Signalverkehr zwischen „Gäa" und „Georg" hieß es sogar: „Bitte Offiziere der Torpedoboote verhaften zu lassen, da sie uns lancieren wollen." Schiffsleutnant Jedina besprach mit dem Kommandanten des Bootes 66 die Durchbruchsmöglichkeit. Zweifellos würde ein geschlossener Durchbruch der Boote einen Kampf zur Folge haben. Nur die Tatsache, daß auf „Georg" immer wieder Stabspersonen einzugreifen schienen, so im Fall der „Csepel", ließ den Plan verschieben. Auf seiner Jolle aber ließ sich der Schiffsleutnant Jedina zu „Sankt Georg" rudern, um sich Klarheit über die Zustände dort zu verschaffen und eventuell zum Admiral zu gelangen. Unter Bord des Kreuzers schlugen Matrosen vom vorderen Geschützturm und von den 7-cm-Geschützen her die Gewehre gegen ihn an: „Jolle abfahren und an Bord zurück!" Von einem herankommenden vollbemannten Jollboot aus bat ein Unteroffizier höflich, dem Wunsch der Matrosen nachzukommen, um ein Unglück zu vermeiden. An Bord des Führerboots der 10. Division versammelte der Schiffsleutnant die Kommandanten. Sie sprachen sich in der Mehrheit dafür aus, mit dem Auslaufen zuzuwarten, den Schritt, der zur „allgemeinen Metzelei" führen könnte, noch zurückzustellen. Nur der Kommandant von 66, der Linienschiffsleutnant

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III. Cattaro: Die Ordnung zerbirst

von Heinrich, hatte sich für sofortiges Auslaufen unter rücksichtslosem Einsatz ausgesprochen, wenn nötig für die Versenkung von „Georg", „Gäa" und „Kaiser Franz Joseph". Der Aufstand wäre mit einem Schlage niedergeworfen, andernfalls sei man am nächsten Tag voraussichtlich der Willkür der Meuterer ausgeliefert. Noch aber entschied der Schiffsleutnant von Jedina, von äußersten Maßregeln wäre im Augenblick Abstand zu nehmen, und erteilte Befehl, kleine Feuer zu halten. Nirgends auf den Booten gab es rote Flaggen. Nur mittags, sofort nach Ausbruch der Revolte, hatte eine einen kurzen Augenblick geweht. Auf Boot 77. Der Matrose Petricic - am Abend vorher vom geplanten Unternehmen verständigt - hatte sie am vorderen Antennenmast gehißt, als der angekündigte Signalschuß gefallen war. Der Matrose Petricic hatte hurra gerufen und - war davongelaufen an Land. Später wurde er, der keinen Passierschein hatte, von einer Patrouille der Aufständischen verhaftet. An Bord von Boot 77 aber war es ruhig geblieben. Kein Hurra, und die rote Flagge war über Befehl des Fregattenleutnants 6ap, kaum daß sie gehißt war, eingeholt worden. 11

5. Die Forderungen Im Flottenkommando in Pola notierte man am frühen Nachmittag des 1. die alarmierenden Nachrichten aus Cattaro. Um 2 Uhr 30 p. m. hatte Admiral Hansa seine erste Meldung durchgegeben: „Soweit bis jetzt übersehbar, heute mittag auf allen Einheiten, ausgenommen der U-Bootsstation, bewaffnete Empörung behufs sofortiger Erlangung des Friedens und der Entlassung aus dem aktiven Dienste. Handmunitionsdepot wurde auf ,St. Georg' erbrochen, Arrestanten befreit, Leute bewaffneten sich und nahmen keinerlei Belehrung an, beharren auf ihren Forderungen. Sollten diese nicht angenommen werden, verlassen sie nach drei Tagen den Dienst. Korvettenkapitän Zipperer wurde meuchlings durch Kopfschuß verwundet, Maschinenmeister Bauchschuß, ein Matrose Unterschenkelschuß." Der Admiral schloß mit einem schwer erfüllbaren Vorschlag: „Beantrage sofortige Beurlaubung aller unzufriedenen Elemente." Wenig später war in Pola die nächste Nachricht eingetroffen: „Stab auf den Schiffen mit Waffengewalt interniert. Mannschaft erwartet Antwort auf erste Depesche." Und um 3 Uhr 40 p.m. hieß es: ,„Csepel', die über noch früher ergangenen Befehl auslaufen wollte, von ,Gäa' scharf angeschossen, nicht getroffen. Alles Auslaufen sistiert." Der Admiral, der am ersten Tag der Revolte noch über Funk-, Fernsprech- und Fernschreibverbindungen verfügte, hatte sich auch an das Verteidigungsbezirkskommando gewandt. Selbst für Zerstörer und Torpedoboote sollte jedes Auslaufen gesperrt sein.1

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5. Die Forderungen

Der Mannschaft gegenüber hatte der Admiral Hansa - er war ein zweites Mal an Deck des Flaggenschiffs gebeten worden, und die Mannschaftswünsche waren neuerlich sehr unklar zum Ausdruck gekommen - von einer Deputation, von Vertretern gesprochen, die er empfangen wolle. Die Vertreter sollten ihm die konkreten Wünsche darlegen. Auch die Mannschaft hatte daran gedacht. Der kleine Ungar von „Kaiser Karl", der eine an sich beruhigende Ansprache an Deck der „Georg" gehalten hatte, war dafür eingetreten. Jemand sollte dasein, der die Wünsche zusammenfaßte und an den Admiral herantrug. Und die Mannschaft bestellte ein Komitee. 2 Von Wahl war nicht viel die Rede. Ein paar Unteroffiziere erklärten sich bereit, das Komitee für „Georg" zu bilden, die Bootsmannsmaaten Altheim und Berle an erster Stelle. Sie waren keine Radikalen. Sie hätten es getan in der Absicht - und sie sollten ihre spätere Behauptung durch ihre Handlungen unter Beweis stellen - , den wilden Aufruhr in die Bahnen der Ordnung zu lenken. Im Reduit 19/111 versammelten sich die Mitglieder des „Georg"-Komitees gemeinsam mit den Abgesandten der anderen Schiffe. Sie berieten, formulierten und brachten auf einer Schreibmaschine des Flottillenkommandos schließlich zu Papier, was dem Admiral in klarer Form bisher nicht mitgeteilt zu werden vermochte. 3 Dann meldeten sich die Delegierten der Mannschaftskomitees einschließlich eines Vertreters der Zivilarbeiter der „Gäa" noch abends zwischen 7 und 8 Uhr beim Admiral. Sie überreichten die Liste ihrer Wünsche 4 : „Was wir wollen 1. Maßnahmen zur Einleitung eines sofortigen allgemeinen Friedens. 2. Vollständige politische Unabhängigkeit von anderen Mächten. 3. Frieden auf Grund des russischen demokratischen Vorschlages, ,ohne Annexionen etc.'. 4. Vollständige Abrüstung (Demobilisierung) und Aufstellung der freiwilligen Miliz. 5. Selbstbestimmungsrecht der Völker. 6. Loyale Antwort auf Wilsons Note. 7. Für Angehörige Eingerückter größere Unterstützung und genügende Versorgung mit Lebensmitteln und Bekleidung. 8. Demokratisierung der Regierung. 1. Infolge Unterernährung Weglassen jeder unnötigen Arbeit und Exerzitien. Für Korvees separate Kostzubuße. 2. Mehr Landgang und von längerer Dauer.

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3. Heimaturlaub unbedingt innerhalb 6 Monate einmal in der Dauer von 21 Tagen ohne Reisetage. Für Stab gleiche Bedingungen. 4. Einführung eines menschenwürdigen, rascheren Urlaubertransportes, Erhöhung des Kostgeldes bei Heimaturlauben und eventuell Ausfolgung der Kost in natura. 5. Gerechte Verteilung der Schiffskost. Für Stab und Mannschaft Einheitsküche. 6. Bessere Versorgung mit Rauchmaterialien, für Stab und Mannschaft gleich. 7. Abschaffung der Briefzensur. 8. Berücksichtigung von Spezialforderungen einzelner Schiffe und Boote. 9. Keine irgend geartete Konsequenz dieser Demonstration. Matrosendelegationen sämtlicher Einheiten." Die Zivilarbeiter schlössen sich an und übergaben ergänzend folgende Zusammenstellung5: „Was wir fordern 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10.

Allgemeinen Frieden. Entmilitärisierung, die uns vom Ministerium zugestanden ist. Lohnerhöhung. Mehr Freiheit. Besseres Essen und Kostgeld wie am Lande (fünf Kronen zehn Heller). Unser Urlaubsgeld wie früher und Panatica (Kostgeld, Anm. d. Verf.). Einen menschenwürdigen Raum fürs Essen. Aufhebung der Briefzensur. Daß die Flüchtlingsfamilien nach Hause kommen. Keine Bestrafung der Beteiligten an dieser Demonstration. Komitee der Zivilarbeiter."

Der Admiral nahm zu den grundlegenden Forderungen der Matrosen punktweise Stellung. Die Zusammenfassung liegt vor 6 : „1. Teil (Punkt 1 - 8 ) : Dieser Teil liegt nicht in meiner Kompetenz, ich werde diese Punkte weiterleiten. 11. Teil: ad 1. Die Menge der verabreichten Kost ist von der Marinezentralstelle genau festgesetzt, das Essen ist, wie ich mich selbst überzeugt habe, sehr gut; Erhöhungen der Menge sind in den heutigen Zeiten nicht möglich. Ich werde dafür Sorge tragen, daß das Essen möglichst

5. Die Forderungen

ad 2.

ad 3.

ad 4.

ad 5.

ad 6.

ad 7.

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schmackhaft bereitet wird, doch ist dies in erster Linie Sache der Mannschaftsproviantkommissionen, die Vertrauenspersonen der Mannschaft sind. Diese werden wunschgemäß so oft als möglich das Reglement sagt täglich - gewechselt werden. Unnötige Arbeiten und Exerzitien werden ohnedies nicht vorgenommen; die jetzigen Übungen und das Vornehmen der Alarme einmal in der Woche (Freitag) ist wohl das Mindestmaß; außerdem brauchen die Leute Bewegung. Wird von mir in Erwägung gezogen werden. Ich bin im allgemeinen sehr für möglichst vielen Landgang der Mannschaft, doch findet dieser eine Grenze in den Notwendigkeiten des Dienstes. Die bisherige Zahl von 10% der Bemannung täglich wird sich nicht um vieles erhöhen lassen. Ist gegen die geltenden Bestimmungen und auch wegen der vielen Reisetage nicht möglich, da sonst die Schiffe nicht aktionsbereit sein könnten. Ich werde trachten, daß jeder Mann innerhalb 7 - 8 Monaten gesichert 14 ganze Tage (Reisetage ungerechnet) zu Hause verbringen kann. Zu diesem Zwecke könne eine Urlaubstour bereits wegfahren, während die andere noch auf der Rückreise ist. Bisher kamen die Leute durchschnittlich alle 8 - 9 Monate auf 18 Tage Urlaub, Reisetage inbegriffen. Der Stab hat zweimal im Jahre 14 Tage Urlaub, Die Einführung von Urlauber-Eildampfern nach Fiume ist bereits im Zuge. Das Kostgeld kann nicht erhöht werden, jedoch soll jeder Mann die Kost für die Reisetage in Zukunft in natura mitbekommen. Die ganze Kost mitzunehmen, ist vorläufig nicht möglich, da die Lebensmittel beim Verlassen Ungarns konfisziert werden. Ich werde eine Kommission damit betrauen zu beraten, ob dies auch für die Urlaubstage möglich. Darüber hat die Proviantkommission zu wachen. Einheitsküche für Stab und Mannschaft: „Nein". Darüber entscheidet schon das Dienstreglement, welches von Seiner Majestät sanktioniert ist. Ist nicht möglich, weil zuwenig Rauchwaren da sind. Daß Memphis von den Deutschen billiger bezogen werden als von uns, ist begründet in der wegen Erhaltung der Valuta notwendigen Ausfuhr nach Deutschland. Im übrigen ist der Stab kaum besser daran als die Mannschaft; im Hinterlande ist überhaupt kein Tabak zu haben, Kann ich nicht abschaffen, da dieselbe auf höheren Befehl durchzuführen ist. Die Mannschaft muß einsehen, daß es überall schlechte Elemente geben kann, deren Korrespondenz in Kriegszeiten unbedingt überwacht werden muß. Ich werde jedoch trachten, daß die Zustellung

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der einlangenden Post wegen der Zensur möglichst wenig Verzögerung erleide. ad 8. Ich verstehe diesen Punkt sowie die unklaren Auskünfte darüber nicht. ad 9. Jene Leute, die nur demonstrierten und entgegen den Bestimmungen des Reglements bei mir jetzt erscheinen, werde ich nicht strafen, da sie ja schließlich nur Bitten vorbringen. Von der strengsten Bestrafung der Meuterer jedoch, das sind insbesondere jene, die mit Handfeuerwaffen und Geschützen geschossen haben, und der Rädelsführer kann keinesfalls Abstand genommen werden." Schon vorher hatte der Admiral den in seine Räume gerufenen Delegierten eine um 5 Uhr 50 eingetroffene Depesche des Flottenkommandos zur Kenntnis gebracht: „Der Mannschaft sagen, daß auch unser Kaiser mit aller Kraft für den Frieden arbeitet. Nach neuesten Nachrichten ist in Tarent eine größere Zahl von Schiffen bereit, um eine Aktion gegen unsere Küste zu unternehmen. Der Flottenkommandant fordert die Mannschaft eindringlichst auf, zu ihrer Pflicht zurückzukehren." 7 Pola billigte offensichtlich den notgedrungen aufgenommenen Weg des Argumentierens. Der Admiral Hansa tat schließlich ein Letztes. Er sicherte den Komiteemitgliedern, „wenn sie sich ruhig verhalten und Ordnung schaffen", Straffreiheit zu. 8 Die Delegierten waren mit dem Ergebnis ihrer Vorsprache beim Admiral zufrieden. Admiral Hansa hatte zugesagt, die Forderungen weiterzuleiten, wenn er auch darauf aufmerksam gemacht hatte, daß ein Teil der Wünsche außerhalb des Wirkungsbereiches der Marinekommandostellen liege. Die Delegierten hatten auf der Weiterleitung bestanden. Im übrigen spürten sie den Willen entgegenzukommen. Der Admiral war sichtlich bestrebt, den Weg für die Rückkehr zur Ordnung zu ebnen. Sie wollten versuchen, diesen Weg zu gehen. Am nächsten Tag sollte auf „Georg" im Rahmen des zentralen Komitees erneut beraten werden. Der Mannschaft des Flaggenschiffs wurde, was besprochen worden war, am selben Abend noch mitgeteilt. Einige Komiteemitglieder zogen bereits das Streichen der roten Flagge in Erwägung. Sie prallten auf erbitterten Widerstand. Die Radikalen gewannen erneut die Oberhand. Man wolle die Mannschaft wohl verkaufen? Die lebte noch in Siegerstimmung, die durch die turbulenten Ereignisse am Nachmittag entfacht worden war, genoß den Erfolg, wollte ihn weitergenießen: Morgen, ja „morgen werden wir die Monturen und Tabak verteilen, und wenn er den Schlüssel nicht hergibt (gemeint war offensichtlich der 2. Kommissär, Anm. d. Vf.), so werden wir aufbrechen; sollen die Offiziere einmal Pfeifentabak rauchen.. ." 9

5. Die Forderungen

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Um 9 Uhr abend machte der Musikmeister Kreibich die „Offiziersrunde". Ganz dienstbeflissen unter neuen Vorzeichen. In der Batterie traf er auf den Stabsmaschinenwärter Farkas: „Sie, Farkas, wenn die Runde kommt, da haben Sie ,Habt acht' zu stehen. Morgen kommen Sie zum Rapport!" 1 0 Inmitten der sich überstürzenden Ereignisse gewann die Revolte auch auf „Gäa" ihre organisatorische Form, einen Direktiven erteilenden Kern: das Komitee. Die sich an die Spitze der Bewegung spielenden Aktivisten, die als Vertrauensleute und Gesprächspartner den Offizieren gegenübertraten, aber begnügten sich mit der Delegiertenposition nicht: Sie präsentierten einen Kommandanten, den Matrosen Bajzelj, von der Mannschaft mit Hurra begrüßt. 11 Auf der Kommandobrücke des Dampfers drängten sie sich nachmittags Kopf an Kopf. 30 bis 40 Mann waren dort versammelt. Signal auf Signal wurde in bunter Folge an „Georg" abgegeben. Eines lautete: „Die Marseillaise spielen." 12 Einige Matrosen bezogen Front auch gegen die Unteroffiziere. Grollend wandten sie sich gegen die Litzenträger: Es war Zeit der Abrechnung. Für alle Strenge, für Rapport und Arrest. „Wir brauchen keine längerdienenden Unteroffiziere", hieß es im Komitee. Man sprach davon, die Stabsunteroffiziere auf „Georg" zu internieren. Und es wurde unterstrichen: „Jetzt werden wir kommandieren, wir brauchen keine Unteroffiziere!" Und den Bootsmannsmaat Freißler, der geäußert haben sollte, er werde sich die meuternden Leute merken, den wollte man vor ein Mannschaftsgericht stellen. Einer riß ihm Kappenband und Halsschärpe herunter. Und gehenkt sollte er werden. Aber schließlich konnte man sich nicht einmal einigen, ihn einzusperren. 13 Noch Freitag abend gab es „Gefechtsalarm" - man wollte der Infanterie gegenüber gerüstet sein. Patrouillen waren an Land gegangen. Man hatte sich Zutritt zur Munition verschafft. Während der Nacht versahen die vom Komitee die Runden. Auf Achter-Freideck war ein Wachoffizier eingeteilt. Die Offiziere aber hatten keine Schußwaffen mehr. Sie waren ihnen abends abverlangt worden. Sie hatten sie - ihren guten Willen zu zeigen, wie sie später erklärten ausgefolgt. 14

C. An den Dämmen der Disziplin 1. „Helgoland" und „Novara": Noch führen Offiziere „Helgoland" unter roter Flagge. Wohl waren die Offiziere frei, von der Mannschaft war niemand bewaffnet und der Munitionskammerschlüssel beim Artillerieoffizier in Verwahrung. Aber die, die von der Fahrt zu „Georg" zurückkamen, hatten gesehen, wie weit die Vorgänge auf dem Flaggenschiff gediehen waren, wer dort das Wort und das Kommando führte. Und die Meuterer drüben sandten überdies ihre Sendboten aus: Kreuz und quer fuhren von bewaffneten Matrosen besetzte Boote unter roter Flagge durch die Bucht. Dann kamen die Unteroffiziere zurück, die im Einvernehmen mit dem Kommandanten auf „Georg" gefahren waren. Sie hatten dort nach Möglichkeit mäßigend einwirken sollen. Der Mitrailleusenvormeister Töth brachte vom Komitee eine Weisung „An die Mannschaft" mit, einen handgeschriebenen Zettel: Sofortiger Anschluß der gesamten Mannschaft, Abwarten weiterer Befehle, Wahl eines Komitees und „Die sämtliche Herrn Offiziere werden ersucht, sich sämtlich in der Offiziersmesse zu begeben, und das Weitere ruhig abwarten". Der Mitrailleusenvormeister Töth übergab das Schreiben „An die Mannschaft" dem Gesamtdetailoffizier. Wie sehr man auf die Erfüllung der Komiteewünsche aber bedacht war, wurde deutlich, als die Unteroffiziere Winkler und Zwillinger sich von „Georg" zurückmeldeten. Sie hatten sich als Delegierte der „Helgoland"-Mannschaft ausgegeben, hatten an den Komiteeberatungen teilgenommen, brachten die Liste der Mannschaftsforderungen und waren verhalten worden, auf „Helgoland" ein Matrosenkommando einzusetzen. Kein Zweifel, daß die beiden Unteroffiziere von dem, was sie gehört und gesehen hatten, stark beeindruckt waren. Sie rieten unter allen Umständen zur Vorsicht. „Georg" wäre bereits nahe daran gewesen, gegen „Helgoland" das Feuer zu eröffnen. Linienschiffskapitän Heyssler entschloß sich zu optischem Entgegenkommen: Die Wachoffiziere sollten ihren Dienst ohne Feldbinde versehen, die Boote unter roter Flagge verkehren, Offiziere, um die angedrohte Beschießung zu vermeiden, keine Fahrten in Booten vornehmen. 1

1. „Helgoland" und „Novara": Noch führen Offiziere

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In der Nacht hielten Offiziere Seewache. Scheinwerfer von „Georg" und „Gäa" blieben auf den Kreuzer und die Torpedoflottille gerichtet. Der Kommandant aber sah sich in diesen Stunden einer Mannschaft gegenüber, die nicht mehr unter allen Umständen zu gehorchen bereit war, von der es zweifelhaft schien, ob sie einem eventuellen Einsatzbefehl gegen die meuternden Schiffe nachkommen würde. „Äußerlich war ich ja Kommandant", erklärte später der Linienschiffskapitän Heyssler, „hatte aber das Gefühl," daß ich bei jedem meiner Befehle überlegen mußte, ob er auch befolgt werden würde oder ob er vielleicht auf Widerstand stoßen und Anlaß zum Ausbruch des Konfliktes an Bord geben würde." Womöglich die Mannschaft „über den kritischen Punkt der Versuchung hinüberzuführen", erachtete der Kommandant, der nachts grübelnd und ohne Ruhe zu finden, deprimiert, wie er sich erinnerte, die Bilanz des Tages zog, als das nächste Gebot. In keinem Gesicht hatte er eine Spur von Haß oder Trotz entdeckt. Im Gegenteil: Eine Art ehrfürchtigen Respekt glaubte er festgestellt zu haben, sobald er über Deck gegangen war, bei der Mannschaft wie bei den Offizieren. Sie schienen verstanden zu haben, in welch schwerer Lage er sich befand, erhofften wohl von ihm die befreiende Lösung. Sicher hätte er, spann der Linienschiffskapitän seine Gedanken weiter, wäre es zum Kampf gekommen, die große Mehrzahl für sich gehabt. Dann dachte er noch an das Gespräch mit seinen Offizieren. Sie hatten die Möglichkeit in Erwägung gezogen, nachts einen Lancierapparat klarzumachen und das Flaggenschiff zu torpedieren. „Das wäre wohl ein unauslöschlicher Eklat gewesen", geeignet, hinausberichtet zu werden in die ganze Welt. Und durch die Hand einiger Offiziere, überlegte der Kommandant, hätten Hunderte eigener Leute den Tod gefunden. Ein furchtbarer Offiziershaß wäre die Folge gewesen. Nein. Und außerdem: Das alles hätte sich auch kaum ausführen lassen. Die Lancierapparate waren auf Deck, und das Deck stand die ganze Nacht hindurch unter Scheinwerferbeleuchtung des Flaggenschiffs. 2 Mit dem Hissen des Zeichens der Revolte auf „Novara" schien die rote Front im wesentlichen geschlossen. Sie war es nicht. „Novara" bewies sofort, daß ihre Unverläßlichkeit keineswegs gelitten hatte. „Gäa" hatte signalisiert: „Es sind 20 Mann bewaffnet am Molo ,Gäa' stellig zu machen, die Leute auf der Flugstation zu befreien. Patrouille wird von allen Schiffen beigestellt." Von „Novara" kam weder Antwort noch Patrouille. Auf Signale der meuternden Schiffe zu antworten, hatte der Kommandant verboten. Einer der Matrosen wollte den Befehl durchbrechen, wurde sofort vom signalwachehaltenden Seekadetten Soukop gestellt. Der gleiche Matrose, es war der Steuermatrose Luksic, bat jetzt, signalisieren zu dürfen: „Stabskommando bewilligt nicht Absendung der Patrouillen."

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III. Cattaro: An den Dämmen der Disziplin

Die Bitte wurde abgeschlagen. Der Kommandant traf weitere Vorkehrungen, zog die Zügel fester: „Kleine Boote, Fallreep backbord hissen, Backspieren einlegen, andere Boote achter vertäuen. Kantine gesperrt." 3 Knapp nach 6 Uhr brachte die Dampfbarke der „Georg" zwei Komiteemitglieder des Flaggenschiffes heran. Sie wurden abgewiesen. „Dann werden wir schießen!", waren sie im Wenden zu hören. „Georg" verlangte Mannschaftsabordnungen der einzelnen Schiffe an Bord. Prinz Liechtenstein ließ seiner Mannschaft mitteilen, daß er nichts dagegen habe, falls sie „verläßliche Männer", welche den einzelnen Nationalitäten entnommen werden mögen, zu senden wünsche. Es gab nicht viel Wahl. Der Profos bestimmte sie. Und um 6 Uhr 35 gingen sechs Unteroffiziere in Richtung „Georg" ab. In einem Reduit des Flaggenschiffs lernten sie das hektische Getriebe der Matrosenbewegung kennen, die Reden, die Depeschen, die Wünsche, von den Tabaksorten bis zum Friedensschluß ohne Annexionen; alles zusammengefaßt in einer Liste, die sie in mehrfacher Ausfertigung mitbekamen, als sie das Schiff gegen 21 Uhr verließen; nicht ohne noch den Bericht der vom Admiral zurückkehrenden Delegation erhalten zu haben und nicht ohne versichert bekommen zu haben, daß im Falle eines feindlichen Angriffes die Schiffsstäbe überall wieder in ihre Rechte treten würden. Auf der „Novara" meldeten sie sich beim Kommandanten, berichteten, übergaben ihm die Liste der Forderungen. Der Kommandant und der GDO sahen die sprachenweise Verlautbarung der Forderungen an die Mannschaft für den nächsten Morgen vor. 4 Der Maschinenmaat Adam hatte im Reduit auf „Georg" eine Depesche liegen sehen, die später von „Gäa" durchgegeben wurde: „U-Boote in innere Bocche eingelaufen, Gefahr, daß .Georg', ,Gäa' und .Kaiser Karl' torpediert werden, daher ,Amphitrite' U-Boote vernichten." Es ging um das Depotschiff der deutschen U-Boote. Die Boote waren abends in Richtung Catene ausgelaufen. Ihre Torpedorohre bereiteten der Führung der Matrosenaktion in der anbrechenden Nacht offensichtlich Sorge. Nacht der Spannung und Anspannung auf „Novara" . . . Vom Land her war Gewehrfeuer zu hören. Dann erschollen drei Detonationen aus Richtung Teodo. Eine Dampfsirene heulte auf. Die Scheinwerfer von „Georg", „Gäa" und „Kaiser Karl" leuchteten alle Einheiten, die Barrikade und den Strand ab. Ein Gerücht tauchte auf: „Novara" werde in der Nacht von revolutionären Matrosen geentert werden. Prinz Liechtenstein teilte seine Offiziere zu verschärftem Wachdienst ein. Von den Fähnrichen hatten zwei Brückenwache zu versehen, jeweils zwei oder einer Deckwache. Die Offiziersrunden an Bord verliefen ohne Vorfall. Nur der Kommandant tauchte immer wieder auf aus den Schatten dieser sternklaren Nacht, auf Streifwegen durch sein von Unruhe durchsetztes Schiff. 5

1. „Helgoland" und „Novara": Noch führen Offiziere

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Auf „Csepel" bahnten sich, nachdem der Zerstörer nach seinem Vorstoß zu „Georg" wieder in Vertäuung gegangen war, turbulente Ereignisse an. Der Kommandant hatte sofort nach dem Einlaufen nochmals ausdrücklich erklärt, daß auf „Csepel" die rote Flagge „unter keiner Bedingung" gehißt werden dürfe. Noch am selben Nachmittag waren die Kommandanten der Schwesterschiffe „Balaton" und „Orjen", die Fregattenkapitäne Morin und Millinkovic, auf „Csepel" erschienen: Die großen Zerstörer sollten - „Helgoland" war einverstanden - mit Einbruch der Dunkelheit ihren Vertäuungsplatz nächst Bijela verlegen. Der Maschinenbetriebsleiter der „Csepel" erhielt Befehl, das Schiff bei Sonnenuntergang um 7 Uhr 30 mit zwei Kesseln erneut dampfklar zu stellen. Der Besatzung wurde über Richtung und Zeit des beabsichtigten Auslaufens nichts verlautbart. Ihre Reaktion blieb nicht aus: Gerüchte über gewaltsames Vorgehen gegen „Sankt Georg" und die unmittelbare Bedrohung durch die Geschütze des Kreuzers, die Angst vor dem Kommandanten und seinen Plänen, die Sorge, der zum Äußersten Entschlossene würde, seinen Willen durchzusetzen, widerstrebende Leute auch niederschießen, die Furcht, zum Kampf mit eigenen Schiffen gezwungen zu werden, und wohl auch das aufkommende Begehren, es dann lieber den Matrosen auf den anderen, auf den großen Schiffen gleichzutun und nicht abseits zu stehen, steigerte die Erregung der Mannschaft, die bereits zu den Waffen griff. Und die nun einen günstigen Augenblick nützte, die Offiziere auszuschalten. Eben war der Wachoffizier in die Offiziersräume geeilt, dem GDO Meldung über die Entwicklung zu erstatten, da stürzte über den Offiziersniedergang der auf „Csepel" eingeschiffte Linienschiffsarzt Dr. Kapp herab, der oben heftig bedrängt worden war; hinter ihm schlug der Lukendeckel zu, wurde versperrt, mit Tauen zugebunden - die Offiziere waren abgeschnitten. Die Mannschaft übernahm das Kommando. Auf „Csepel" ging die rote Flagge hoch. Einem Dalmatiner, dem Marsgast ¿avlov, einem kühnen Burschen, der mit der Goldenen und der Bronzenen Tapferkeitsmedaille und mit dem EK II ausgezeichnet worden war, sagte man nach, er habe sie gehißt. 6 Auch gegenüber den Unteroffizieren aber hatte die Mannschaft Bedenken: Bewaffnete Matrosen drangen in die Unteroffiziersmesse ein und nahmen die Pistolen an sich. Und im Artilleriedepot wurden Waffen an die Mannschaft verteilt. Man zog Posten auf, besonders um die eingeschlossenen Offiziere zu überwachen. Später setzte man das ganze Schiff in Verteidigungszustand, brachte auch ein Maschinengewehr oberhalb der Radiokabine in Stellung. Von der nächstliegenden „Orjen" fürchtete man beschossen zu werden. Zur „Orjen" hinüber hatte auch der Kommandant bei der Luke seiner Kabine hinaus seine Pistole abgefeuert, um auf die Situation auf „Csepel" aufmerksam zu machen. Unteroffiziere sorgten dafür, die eingeschlossenen Offiziere über die

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III. Cattaro: An den Dämmen der Disziplin

Vorgänge auf dem Schiff auf dem laufenden zu halten. Die Mannschaft aber trat mit „Georg" in Verbindung. Sie sandte eine Abordnung auf das Flaggenschiff, die sowohl mit dem Matrosenkomitee als auch mit dem Flaggenstab in Fühlung trat - und auch bei letzterem auf Verständnis stieß. Auch der Admiral schien für beruhigendes Vorgehen zu sein: Feuer abbrennen, Offiziere Pistolen abgeben, dann Offiziere freilassen. Der „Csepel"-Kommandant würde solche Weisung nicht glauben, erklärten die Mannschaftsvertreter. Der Fregattenleutnant Schweyer fuhr mit auf den Zerstörer hinüber. 7 Dort hatte inzwischen der Fregattenkapitän Ritter von Pokorny der Mannschaft mitteilen lassen, er werde sich, falls der Niedergang bis 10 Uhr p. m. nicht bedingungslos geöffnet würde, erschießen. Um 9 Uhr 45 traf der Fregattenleutnant Schweyer ein, bereit zu vermitteln. Er bekam den Standpunkt der Mannschaft zu hören, die erklärte, sich durch den bewaffneten Kommandanten und seine Offiziere nicht in ein verderbliches Unternehmen hineinjagen zu lassen. Der Fregattenleutnant verhandelte mit dem „Csepel"-Stab zunächst durch eine Munitionsluke, dann - nach einigen Debatten in die Stabsräume eingelassen mit dem Kommandanten selbst. Das Verhalten der Offiziere errege die Mannschaft, die Pistolen des Stabes sollten abgegeben werden, dann würde der Niedergang geöffnet, auch die Absicht des Admirals ziele auf Beruhigung. Der Kommandant brach die Unterredung ab, solchem Wunsch des Admirals sei er unzugänglich. Fregattenkapitän Ritter von Pokorny wartete zu. Der Fregattenleutnant verließ das Schiff. 8 Die Revolte auf „Csepel" zog Wellen. Die Nachricht davon stieß auf „Orjen" mit der Aufforderung zusammen, je Zerstörer 20 Mann für eine Patrouille auf Molo „Gäa" stellig zu machen. Sie platzte in eine Mannschaft, die ihrerseits durch den Befehl zum Anheizen bereits in vibrierenden Erregungszustand gesetzt worden war und der gleichzeitig drüben auf „Csepel" die um sich schießenden Matrosen die in voller Fahrt befindliche Empörung vorexerzierten. Antreten! Fregattenkapitän von Millinkovic trat nochmals zwischen seine Mannschaft und die Revolte, warnte vor dem Anschluß an die meuternden Schiffe. Er habe vor, nach Risano auszubrechen; wer treu zu bleiben gedenke, dessen Platz sei auf dem Schiff, wer nicht, wer an Land gehen wolle, zum Patrouillendienst, solle gehen. 9 Nein, die Worte ihres Kommandanten überzeugten nicht mehr. Es gab kein Halten, sie wollten losziehen, und sie zogen los, weniger um zu meutern, in Panikstimmung eher, rund 40 bis 50 Mann zuerst, vor allem sämtliche Heizer, die nach Befragen sich auf die Seite der Deckmannschaft stellten, und später gingen wohl noch mehr. Und sie griffen nach den Gewehren, und der Oberheizer Begic baute sich vor dem Fregattenleutnant Szaszkiewicz auf und verlangte

1. „Helgoland" und „Novara": Noch führen Offiziere

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barsch auf kroatisch Munition und sprach von Befreiung der Brüder. Der Leutnant verweigerte die Ausgabe der Munition und verwarnte den Heizer. Der Kommandant trat hinzu, der Heizer wiederholte sein Verlangen, der Kommandant gewährte es, der Leutnant veranlaßte die Ausgabe der Munition. Und an die Maschinen erging der Befehl „Feuer abbrennen". 1 0 Um 7 Uhr 30 sollte dampfklar sein. Kaum war angeheizt, drohte „Georg", jeden auslaufenden Zerstörer zu versenken. Da verlangte auch die „Tätra"Mannschaft, die Feuer abzubrennen. Im Offiziersvorraum redete man auf den Kommandanten ein. Der wollte auf „Balaton" Weisungen einholen. Aber ehe er zurückgekommen war, waren die Naphthadüsen abgestellt. Und um sicherzugehen, wurden von der Mannschaft an den Maschinen- und Kesselluken Posten aufgestellt. 11 Auf dem Führerschiff der Division hatten die Hiobsbotschaften sich gesammelt. „Tatra" meldete 6 Uhr 15, die Bemannung drohe, eher ins Wasser zu springen, als sich beim Auslaufen zusammenschießen zu lassen, und verlange die Rücknahme des Heizbefehls. Von „Orjen" folgte gleich darauf die Meldung: „Kmdt. und Stab S.M.S. ,CsepeP eingesperrt." Im selben Augenblick drang von „Csepel" wildes Geschrei herüber, dazwischen Gewehrschüsse. 12 Als der Lärm abgeebbt war, entsandte Fregattenkapitän Morin einen Offizier, der mit dem eingeschlossenen Stab in Verbindung treten sollte. Der Offizier, Fregattenleutnant von Garzarolli, traf auf vorgehaltene Gewehre und mußte umkehren. Das Torpedoflottillenkommando von den eingetretenen Ereignissen zu verständigen, wurde der Fregattenleutnant Becker beauftragt. Die sinkende Verläßlichkeit der Signalmannschaft, das Unterschlagen zahlreicher Signale, das den Stäben die Lagebeurteilung zunehmend erschwerte, ließ die Absendung eines Offiziers als den einzig sicheren Weg erscheinen, Kontakt zu wahren. Nicht ohne Gefahr: Auf seiner Fahrt nahm man den Fregattenleutnant von „Csepel" aus unter MG-Feuer. Auf „Helgoland" hatte Fregattenleutnant Becker auch über die an Land abgehenden Patrouillen Meldung zu erstatten. Selbst „Balaton" hatte mit Erlaubnis des Kommandanten 12 Mann gestellt, mit Gewehren, allerdings ohne Munition. Als die Mannschaft um 10 Uhr vom Patrouillengang einrückte, war sie auch mit Munition versorgt - von „Gäa". 1 3 Die Matrosen der „Warasdiner" stellten abends ebenfalls eine Patrouille zusammen - ohne Befehl ihres Kommandanten. Auch mit Waffen und Munition hatten sie sich versorgt. Der Korvettenkapitän Potocnik sandte als Patrouillenführer den Steuermannsmaat Felkel mit, der Garantie für Ordnung bot. „Huszär" und „Dinara" hatten die rote Flagge noch immer nicht gehißt. Auf „Dinara" hatten es in der Dämmerung, nachdem Patrouillen von „Georg" und „Gäa" vorstellig geworden waren, einige versucht und die rote Flagge aufgezo-

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III. Cattaro: An den Dämmen der Disziplin

gen. Der Steuerquartiermeister Bittner, der Maschinenwärter Mlnarik und der Torpedomeister Dokoupil hatten sie immer wieder heruntergeholt. „Huszär" überhaupt hatte Ruhe bewahrt. Der Korvettenkapitän Georg Ritter von Wolff konnte mit seiner Mannschaft, von der er in einer Ansprache strikte Einhaltung der Ruhe gefordert hatte, zufrieden sein.14 Auf den Torpedobooten war verschärfter Wachdienst und verschärfter Auslug nach sich nähernden Booten anbefohlen. Die vorderen Stiegen zum Landungssteg hatte man vielfach räumen lassen, um ungebetene Besuche hintanzuhalten. Mit Einbruch der Nacht hatte Linienschiffsleutnant von Jedina den vorzüglich kroatisch sprechenden Fregattenleutnant Graf Draskovich, als Unteroffizier verkleidet, nach Castelnuovo zum Verteidigungsbezirkskommando entsandt, um die Situation der Torpedoboote und deren loyales Verhalten klarzulegen und Erkundigungen einzuholen. Die Mission gelang, und der zurückgekehrte Fregattenleutnant überbrachte wertvolle Nachrichten über die an Land eingeleiteten Maßnahmen. 15 Die Nacht wurde da und dort durch Schüsse unterbrochen, gestikulierend zogen Patrouillen umher, Scheinwerferkegel glitten über die Boote. Noch immer kamen Zurufe, die das Abbrennen der Feuer verlangten. Bei Schiffsleutnant Jedina meldete sich spät noch eine „Gäa"-Patrouille. Die alte Forderung: „Die T-Boote sollen Feuer abbrennen." Dem Schiffsleutnant wollten sie für die Sicherheit der Boote und ihrer Bemannung garantieren. Der Schiffsleutnant Jedina erstrebte Ruhe für die Nacht und gab um 10 Uhr 30 Befehl an die Boote abzubrennen. Einige Torpedoboote standen in dieser Nacht außerhalb des Versammlungsraumes der Flottille. Drei waren ausgebrochen. Die Boote 13, 15 und 17 hatten sich vom Gros abzusetzen vermocht, zu Mittag gleich bzw. nach Einbruch der Dunkelheit. 16 Jetzt lagen sie, die zur 15. Torpedodivision zählten und dem VBK unmittelbar unterstellt waren, in Castelnuovo. Auf Boot 13 hatte es Widerstand gegeben. Zwei Heizer hatten den Befehl zum Anheizen verweigert.17 Das Boot war trotzdem gefahren. Das Boot 79 war - von der Tagesbereitschaft zurückkehrend - auf dem besten Weg gewesen, der Revolte in die Arme zu laufen. „Herr Schiffsleutnant, fahren Sie nicht hinein, dort ist es sehr gefährlich!" Oberstabsgeschützmeister Böse hatte es dem gegen Gjenovic in Fahrt befindlichen Torpedoboot beim Passieren des kleinen Barrikadentores zugerufen. Da hatte man vom Boot aus schon die roten Flaggen auf „Georg", „Gäa" und „Helgoland" gesichtet, dazwischen ein Motorboot mit weißer Flagge. Der Kommandant, Linienschiffsleutnant Lang Edler von Waldthurm „jetzt erst wurde der ganze Ernst der Lage erfaßt" - wußte zwar zuwenig, „um

2. „Versteht Mannszucht einzuführen.

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einen Torpedoangriff auf die meuternden Schiffe zu rechtfertigen", aber doch genug, um mit maximaler Maschinenkraft über Heck fahrend das Barrikadentor zu passieren und gegen Porto Rose zu steuern - wie der Geschützmeister der Flankierbatterie es noch empfohlen hatte. In Rose entsandte der Kommandant einen Offizier auf „Kronprinz Rudolph", Erkundigungen einzuholen. Dessen Meldung: „In Gjenovic ist der Teufel los, man weiß aber nichts Genaues.. ." 18

2. „Versteht Mannszucht einzuführen.. Die Revolte hatte ihren Kern - „Georg", „Gäa" und „Kaiser Karl"; auf „Georg" wirkte ein zentrales Komitee. Sie hatte ihren inneren Kreis, zu dem zusätzlich „Helgoland", „Novara" und die Torpedoflottille - Zerstörer und TBoote - zu rechnen waren. Sie hatte über diesen inneren Kreis hinausgegriffen, Brandherde auch auf den Stationen am Ufer entfacht, auf der U-Boot- und Seeflug-Station, auf den Schiffen vor Teodo - darunter auf „Monarch" - und auf „Rudolph" vor Porto Rose, und sie erreichte selbst die Torpedo- und Flankierbatterien Caballa. Die Radien, die diesem äußeren Kreis im Landbereich die Spannung gaben, waren die Wege der Patrouillen gewesen. Aber da sollten die Matrosen aufkommende Gegenwirkung spüren. Im Bereich des Seeminenkommandos II in Kumbor kam es am Abend zur ersten Berührung mit vorfühlenden Heerestruppen. Nach Einbruch der Dunkelheit war plötzlich Infanterie da. Die Truppen sperrten die Straße. Es waren Einheiten, die das Kriegshafenkommando eingesetzt hatte. Von der Revolte beeindruckt zeigten die Infanteristen sich nicht. Das Zusammentreffen verlief nicht ohne Zwischenfälle. Zuerst fragten die Matrosen bei „Georg" an, wie sie sich zu verhalten hätten. Auch dort war man unsicher. Befehle abwarten - lautete zunächst die Antwort. Dann mengte sich an der Straße einer der Matrosen unter die Infanteristen. Er wollte sie informieren, um was es gehe, daß das alles doch eine Sache der Marine sei, für die die Matrosen allerdings notfalls auch kämpfen würden, und die Infanteristen mögen nicht schießen. Auch der Wachkommandant der Seeminenwache, der Marsgast Schwarz, fühlte sich gedrängt, zur Infanteriemannschaft hinüberzuwechseln. Sichtlich fiel, was er sagte, drüben nicht angenehm auf, denn ein Leutnant verhaftete ihn. Schwarz hätte versucht, des Leutnants Mannschaft zu überreden, sich den meuternden Matrosen anzuschließen. Der Marsgast protestierte gegen die Verhaftung. Er sei Wachkommandant, er müsse zumindest erst seinen Dienst übergeben. Vergebens. Der Leutnant wollte das mit dem Dienst telephonisch schon in Ordnung bringen. Der Marsgast wurde abgeführt. Da griff vom Seeminenkom-

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III. Cattaro: An den Dämmen der Disziplin

mando her der Linienschiffsleutnant Hermann ein. Der Bootsmannsmaat Sklädal hatte ihm gemeldet, die Matrosen seien über die Verhaftung ihres Kameraden derart aufgebracht, daß man mit der Beschießung der Infanterie rechnen müßte. Es wäre wohl am besten, den Schwarz aus der Haft herauszubekommen. Der Linienschiffsleutnant telephonierte, und man gab den Marsgast frei. Kurze Zeit später waren die Rollen vertauscht. Der Infanterieleutnant stand im Wachzimmer der Matrosen. Eine Matrosenpatrouille hatte ihn auf der Straße überraschend gestellt, umringt und hergebracht. Schwarz hatte ihn gleich wiedererkannt. Und der über so viel ausgleichende Gerechtigkeit frohlockende Marsgast ließ den Leutnant, dem man auch die Seitenwaffe abgenommen hatte, deutlich fühlen, daß jetzt er sich in der gleichen Lage befände, in der der Marsgast Schwarz vor kurzem ihm gegenüber gewesen war. Und übrigens, „Herren" gäbe es keine mehr, fügte er gleich hinzu, als er hören mußte, daß einige den Leutnant noch mit „Herr" titulierten. Dann führten sie den Offizier ab - auf „Gäa" hinüber. Einen, den Deckquartiermeister Aras, sah man später noch mit dem Offiziersbajonett. 1 Ein zweiter Zwischenfall. Lärmend und kappenschwenkend war kurz nach Mittag die Straße am Molo Gjenovic herauf, von „Gäa" her, ein Haufen Matrosen und Zivilisten gezogen. Aus schweren Eisenteilen bauten sie nächst dem Gebäude der Ölpresse eine Barrikade. Vor ihr sollte abends einen Wagen des Kriegshafenkommandos sein Schicksal ereilen. Es war der Wagen des Obersten Illuscig recte Jeusceg, Kommandanten der 5. Festungsartilleriebrigade. Eben war das ankommende Auto, in dem neben dem Oberst der Hauptmann Konecny, Kommandant eines Marschbataillons, saß, an eine Matrosenpatrouille geraten, die es vergeblich aufzuhalten versucht hatte. „Vollgas, vorwärts!" hatte der Oberst befohlen, einer der Matrosen wurde vom Kotflügel erfaßt und flog auf die Straße - „Ich bin tatsächlich mit einer Geschwindigkeit von zirka 40 km gefahren", erklärte später der Chauffeur, der Reserve-Korporal Schnurzer. „Aufhalten! Aufhalten! Haltet ihn! Schlagt ihn! Der Chauffeur muß abgeführt werden!", gellte es hinter dem Wagen her, bis er vor der Barrikade mit einem Ruck zum Stehen kam. Matrosen mit Gewehren und aufgepflanztem Bajonett umringten das Auto, stiegen auf das Trittbrett, zwangen den Chauffeur auszusteigen und führten ihn ab - auf „Gäa". Vergeblich hatte der Oberst sich bemüht, ihn aus der tobenden Menge freizubekommen. Der Wagen mußte umkehren. Seine Führung übernahm ein Marineunteroffizier. Zurück blieb neben dem Chauffeur ein Offizierspelz. 2 Die Zwischenfälle durften über den Stand der Dinge nicht hinwegtäuschen. In den kleinen Auseinandersetzungen lag die Entscheidung nicht. Kein Zweifel: An diesem Nachmittag des 1. Februar hatte man einen einmaligen Durchbruch

2. „Versteht Mannszucht einzuführen..."

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erzielt. Die Matrosen waren Herren auf einem guten Teil der Schiffe. Der Sieg aber - sofern man es nicht bei der demonstrativen Tat bewenden ließ und abbrach - wollte erst erfochten sein. Der erzielte Erfolg bedurfte der Absicherung und des Ausbaues. Die Revolte, in die die Demonstration blitzschnell umgeschlagen war, mußte in ihrer nächsten Stufe von ihren Exponenten die volle Bewährung erst fordern: Klare Zielsetzung, umsichtige Führung, verbunden mit dem werbenden Schwung der Leidenschaft. Es ging um die Festigung der Lage auf den gewonnenen Schiffen, um die gezielte Eroberung jener Einheiten, auf denen die Auseinandersetzung noch nicht entschieden war - notfalls wären die zum Machtumsturz nicht ausreichenden Revolutionszellen durch Enterkommandos zu unterstützen gewesen —, es ging um die Disziplin der Kader und das Zusammenschweißen des Geschwaders zu einer verschworenen Aktionseinheit, die allein in der Lage sein würde, dem zu erwartenden Gegenschlag zu trotzen. Die Entscheidung mußte am nächsten Tage fallen. Die Entscheidung in seinem Sinne zu gestalten, hatte das Kriegshafenkommando in den Abendstunden die Dispositionen bereits getroffen. Der Stab hatte rasch und zielstrebig gearbeitet. In weitem Bogen um die revoltierenden Schiffe im Hafen zogen sich die Maschen der Umklammerung zusammen. Von den Bergen herab, den Bocche zu, schoben sich alarmierte Verbände vor, die für den Gegenangriff vorgesehenen Bereitstellungsräume zu beziehen. Der Kriegshafenkommandant, der Feldzeugmeister Oskar von Guseck, war entschlossen, notfalls mit Gewalt zur Raison zu bringen, was gewaltsam die Gesetze der Armee gebrochen hatte. Der Feldzeugmeister, aus dem technischen Dienst hervorgegangen, vor einigen Jahren Befestigungsbaudirektor in Innsbruck, war als streng bekannt „ . . . gegen Untergebene", so lesen wir in der Qualifikationsliste schon für den Oberleutnant, „mit der nötigen Autorität, versteht Mannszucht einzuführen und zu erhalten". 3 Von der Revolte erfahren hatte man im Kriegshafenkommando durch eine Meldung des Verteidigungsbezirkskommandos I um 3 Uhr. Die Bemannungen von S.M.S. „Sankt Georg" und „Gäa" seien offensichtlich in Meuterei begriffen, an Land bei Gjenovic würden Barrikaden errichtet, auf den genannten Schiffen seien „lebhafte Bewegung sichtbar und Gejohle hörbar". Noch hatte das Kreuzerflottillenkommando auf den wohl „vorübergehenden" Charakter der Aktion hingewiesen, das KHK verfügte trotzdem bereits um 3 Uhr 10: „Annahme der Marschbereitschaft für die 4 Makomp. des JR 54 in Kameno und der 4. Komp. des Baons VII bh 2 in Igalo mit der Absicht, sie zur Herstellung der Ordnung am Lande im Räume Kumbor-Gjenovic zu verwenden." 4 Um 4 Uhr meldete der Linienschiffsleutnant von Salvini vom VBK I, „daß die Meuterei größere Dimensionen annehme" und das VBK über Ersuchen des Kreuzerflottillenkommandos verfügt habe, ein eventuelles Auslaufen von Schiffen

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III. Cattaro: An den Dämmen der Disziplin

durch die Küstenbatterien zu verhindern. Feldzeugmeister Guseck ordnete daraufhin um 4 Uhr 20 die Alarmierung des Kriegshafens an und gab an die VBKommanden Befehl, Kräfte gegen die meuternden Flottenteile bereitzustellen. Gleichzeitig erstattete der Feldzeugmeister Meldung an den Kommandierenden General in Bosnien-Herzegowina-Dalmatien. Dem Vorgehen der eigenen Kräfte legte das KHK folgende Absicht zugrunde: „1. ein Landen meuternder Marinemannschaften, speziell bei und nächst Gjenovic, 2. ein Auslaufen meuternder Einheiten gegen See, 3. ein Einlaufen dieser Einheiten in den inneren Hafen (Golf von Cattaro und Risano) unbedingt zu verhindern; 4. gegen die Meuterer mit Waffengewalt vorzugehen, sobald die hiezu erforderlichen Kräfte bereitgestellt sein werden." 5 Die vom KHK ausgegebenen Weisungen leiteten die vorgesehene Gruppierung der Kräfte ein: 4 Uhr 25 nm. erfolgte die telephonische Anordnung, daß „von der Gruppe Obst. v. Böttner 2 Komp. Lst.J.Baon 111/23 mit MG-Zug von Ledenice nach Risano, 2 Komp. Lst.J.Baon V/6 und die 7 cm Gb.Kn.Btt. 2/5 R, dann die Gb.Telf.Abtlg. 35 von Krstac nach Cattaro zu verschieben sind. Obst. Böttner wurde angewiesen, sich nach Risano zu begeben, er wurde dahin orientiert, daß er diese Gruppe im Räume bei Kamenari ehestens zu versammeln hat. Za. 4 h 30 nm. wurde an den Kommandanten der deutschen U-Bootflottille, KKpt. Ackermann, die Aufforderung gerichtet, falls Landart. das Feuer gegen die meuternden Schiffe eröffnet, durch U-Bootangriff in erster Linie die Schiffe Gäa und St. Georg zu versenken, ferner wurde das Abgehen von Cleopatra (Mutterschiff der deutschen U-Boote) in den inneren KH als erwünscht bezeichnet. 4 h 40 nm. Ers.Komp.f.W.u.H.D. in Castelnuovo alarmiert. 4 h 45 nm. Befohlen an den MG.J. Kurs in Igalo, 3 MG zu bemannen und mit der 4. Komp. des Baons V l l / b h . 2 in die Topla-Baracken (bei Castelnuovo) zu entsenden. 4 h 50 nm. Wurde Gmjr. Steinhardt des VBK III über die bisher getroffenen Maßnahmen orientiert und ihm befohlen, die Enge Le Catene mit zwei 15 cm HbBt, einer 8 cm FKnBt M 5 und mit MG zu sperren, nur deutsche U-Boote passieren zu lassen und das ganze Baon IV/13 und, falls noch möglich, eine 15 cm HbBt auf die Westseite der Catene bei Kamenari zu überschiffen. 5 h 15 nm. An EtStatKmdt. in Zelenika, Obstl. Mollini, daß er mit allen verfügbaren Kräften und den bei der TransAbt. des XIX. Kps. befindlichen

2. „Versteht Mannszucht einzuführen..."

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Ma. Komp. ein Anlandgehen der meuternden Marinemannsch. zu verhindern hat. Inzwischen waren vom KHK auch die 4 Ma.Komp. JR 54 aus Kameno und die 4. Komp. VH/bh. 2 aus Igalo, erstere nach Zelenika, letztere nach Topla in Marsch gesetzt worden. 5 h 45 nm. Wurde an die VBKmden I bis III und an Obst. v. Böttner die weitere Absicht des KHK bekanntgegeben, nach Durchführung der bereits angeordneten Verschiebungen... die Meuterer zur Übergabe aufzufordern, eventuell mit Waffengewalt zur Ordnung zu bringen. 6 h nm. Wurde Obst. Illuscig, Kdt. der 5. Fs.A.Brig., angewiesen, das Kmdo. über die nach Zelenika dirigierten Kräfte zu übernehmen." 6 Das Kriegshafenkommando hatte jedoch nicht zuletzt die Sicherheit der Bocche auch nach außen im Auge zu behalten: „Da dem KHK, ohne die Sicherheit des K-Hafens gegen fdl. Landung in Frage zu stellen, nur geringe Kräfte zur Niederwerfung der Empörung zur Verfügung standen, wurde das KSchKmdoDS (Küstenschutzkommando Dalmatien Süd, A. d. Vf.) um Verstärkung ersucht. 5 h 45 nm. Von diesem wurde 1 FHbBt zugesagt und auch zugesendet." 7 Über das an Land übergreifende Vorgehen der revoltierenden Matrosen lag bis 6 Uhr abend im KHK folgendes Bild vor: „Bis 6 h nm. war über die Meuternden bekannt geworden, daß sie angeblich bei Zelenika bewaffnet an das Land gehen wollen (Mldg. 4 h 15 nm. vom EtStatKmdo. Zelenika), daß sie mit MGn einen Umzug auszuführen beabsichtigen, um deutsche und öst.-ung. U-Bootbesatzungen zum Anschluß an die Meuterei zu zwingen, weiters daß sie sich mit Kgf. vereinigen u. Offz. verhaften wollen. (Darunter auch eine Mldg. des deutschen Kkpt. Ackermann, mit der Bitte um starkes mil. Kommando nach Steinbaracken in Kumbor, da deutsche U-Bootsbesatzung nicht bewaffnet sei und Bitte um Abschub der Kgf.)" 8 Gegen Zelenika wußte das Kriegshafenkommando eigene Kräfte in Marsch, an das Etappenstationskommando erteilte es außerdem Befehl, die Kriegsgefangenen umgehend abzuschieben. Um 5 Uhr 45 langte der Befehl des Kommandierenden Generals ein, „alle Marineetablissements, darunter Radiosammeistation etc. an Land zu besetzen und durch eigene Truppen bewachen zu lassen." 9 Die Ausführung wurde eingeleitet. Um 6 Uhr meldete sich das Flottenkommando: „Nach Mldg. Krflkmdos haben sich Marinemannschaften empört und den Stab interniert, ersuche dringend, wenn Landtruppen verläßlich sind, mit ihrer Hilfe und mit Artillerie die Bewegung niederzudrücken." 10 Das Hilfeersuchen der Flottenführung in Pola machte deutlich, daß man auch dort den Ernst der Lage voll erkannt hatte.

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III. Cattaro: An den Dämmen der Disziplin

Abends noch erließ der Feldzeugmeister von Guseck einen zusammenfassenden Befehl: „Falls Ausstandsbewegung der Marinemannschaften morgen 2. II. noch anhalten sollte, wird am 2. II. vormittag zu einer noch bekanntzugebenden Stunde ein Vertreter des KHKdos die Aufforderung an die Ausständischen zur Rückkehr zur Ordnung und Disziplin persönlich übermitteln, wobei eine ca. östündige Frist gestellt werden wird, dieser Aufforderung Folge zu leisten. Nach Ablauf dieser Frist, welche allen Stellen bekanntgegeben würde, haben 1. Gruppe Oberst Illuscig und Oberst Böttner die Ordnung im Räume GjenovicKumbor mit allen Mitteln herzustellen bei Bedachtnahme, daß Flanken Wirkung von der See zu erwarten ist. Hiezu würden dem Oberst Illuscig außer bisherigen Kräften noch eine morgen früh in Igalo eintreffende Haub.Btt. und eine Anzahl von MaKomp. zur Verfügung gestellt werden. Dem Oberst Böttner wird noch das Baon IV/13 unterstellt. 2. Die im I. und III. Vert.Bez. befindlichen Art.-Gruppen hätten das Feuer nach den Weisungen der Vert.Bez. Kommandanten auf die meuternden Einheiten zu eröffnen. Welche Einheiten zuerst unter Feuer zu nehmen wären, wird noch von hier befohlen werden. Feuereröffnung nur über Befehl der Vert.Bez. Kommandanten. 3. Situationsmeldungen sind von den Vert.Bez. Kommandanten, Oberst Böttner und Illuscig von morgen ab 6 h vorm. an stündlich an das KHK zu richten. 4. Eintritt normaler Verhältnisse und Schiffsverkehrs aus der Baja di Topla und Bucht von Risano und Cattaro in die Baja di Teodo und des Landverkehres an der Küstenstrecke wird von hier mitgeteilt werden. Geht an VBK I, II, III. Oberst Böttner Risano, Oberst Illuscig durch Et.St.Kmdo. Zelenika, Kreuzerflottillenkommando, Komm.Gen. in BHD Sarajevo." 1 1 In Sarajevo hatte der Generaloberst von Sarkotic die konkreten Maßnahmen jedenfalls gebilligt. Grollend notierte er nach einem Telephongespräch mit dem Feldzeugmeister von Guseck: Ehe daß man die meuternden Einheiten entweichen lasse, seien sie in den Grund zu bohren, und würden die Schiffe eine gestellte Frist, zur Ordnung zurückzukehren, nicht einhalten, „dann sie mit den Landbatterien zu Paaren treiben.. ." 12 Vom Kreuzerflottillenkommando mengten beschwichtigende Nachrichten sich ein, drängten auf Zurückhaltung. Admiral Hansa, der die Revolte durch Verhandlungen beizulegen hoffte, wähnte sich in den Abendstunden geradezu schon am Ziel: „7 h 45 nm. K.Adm. Hansa telephoniert vom St. Georg durch FlaggLt. Dujmich an KHK, daß Ersuchen gestellt, nicht offensiv vorzugehen, er stehe momentan mit Meuterern in Unterhandlung. Leute auf Gäa seien beson-

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3. Ultimatum des KHK

ders gereizt, es möge niemand in Nähe dieses Schiffes gesendet werden. Das Krflkmdo teilte mit, daß es über den Stand der Unterhandlungen an das KHK Mitteilung machen werde. 8 h 50 nm. Läßt K.Adm. Hansa durch FlaggLt. Dujmich telephonisch mitteilen, daß Meuterei vollkommen beigelegt sei." Knapp nach Mitternacht, um 12 h 10 vm., meldete das Kreuzerflottillenkommando sich nochmals: „ . . . ersuche nichts zu unternehmen, ohne vorheriges Einvernehmen mit Krflkmdo, da sonst Lage nur verschlechtert werden kann." Das KHK blieb während der Nacht dennoch bei seinem Entschluß, „die Bereitstellung der Kräfte für alle Fälle durchzuführen". Nur Oberst Illuscig, der abends gemeldet hatte, daß eine bei Kumbor vorgehende Kompanie mit MGFeuer empfangen worden sei, wurde angewiesen, „nach eig. Ermessen u. nach der Lage zu handeln, jedoch vorläufig Maßnahmen mit aggressiver Tendenz zu unterlassen". 13 Am 2. früh erwiesen die gemeldeten Hoffnungen des Admirals sich als verfehlt. Die Verbindung des KHK mit dem Kreuzerflottillenkommando auf „Sankt Georg" war abgerissen. Jede Antwort blieb aus. Ab 6 Uhr waren auf dem Flaggenschiff Fernschreiber und Telephon von Meuterern besetzt. Depeschen konnten nur unter Kontrolle der Revolutionäre empfangen bzw. aufgegeben werden. 14 Die letzten Nachrichten, die sie, die „Georg"-Stäbe, ordnungsgemäß erreicht hatten, waren der zusammenfassende Befehl des KHK um 2 Uhr und um 5 Uhr eine Depesche des Flottenkommandos. Eindringlich, beschwörend fast ließ man sich aus Pola vernehmen: „ . . . Antrag des Kreuzerflottillenkommandos auf Mannschaftswechsel genehmigt. Flottenkommandant fordert die Mannschaft neuerdings auf, zum disziplinaren Verhalten zurückzukehren, da ja in allen Zeitungen zu lesen ist, daß unsere Regierung den Frieden wünscht, aber die Feinde und besonders die Italiener, die unser Dalmatien und Istrien haben wollen, dagegen sind." 15

3. Ultimatum des KHK Als ob nichts geschehen wäre, zogen in den Morgen des 2. von „Sankt Georg" die zum Fischen eingeteilten Matrosen hinaus. 1 Schon um V28 Uhr aber bat der Admiral die Delegierten zu sich. Aufgrund der vorliegenden Funksprüche legte er ihnen die Maßnahmen dar, wie sie das Kriegshafenkommando eingeleitet hatte, machte sie auf den Ernst der Situation aufmerksam und ermahnte sie, ihr möglichstes zu tun, um Ruhe und Ordnung wiederherzustellen. Falls bis Mittag die Ruhe in vollem Umfang nicht wiedereingetreten sei, müsse er jede weitere Verantwortung und jede Intervention beim Kriegshafenkommando ablehnen. 2

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III. Cattaro: An den Dämmen der Disziplin

Die Delegierten zogen sich zu weiterer Beratung zurück. Der Vormittag sah sie, deren Zusammensetzung im Vergleich zum Vortag manchem Wechsel unterworfen worden war, an der Ausarbeitung einer neuen Forderungsliste. Inzwischen erschien, es war kurz nach 10 Uhr, in der Offiziersmesse der „Georg", wohin die Komiteemitglieder, denen der Platz im Reduit zu eng geworden war, übersiedelten, ein Leutnant von den Landtruppen. Der Leutnant Placek kam als Parlamentär. Der Stabschef der Kreuzerflottille hatte den Besucher den Komiteemitgliedern angekündigt, zunächst wohl den Oberst selber, den der Leutnant hier vertrat. Der Stabschef mag das Eingreifen des Landheeres mit gemischten Gefühlen betrachtet haben, denn zwei anwesend gewesene Mannschaftsvertreter der „Cyclop" wollten den Fregattenkapitän zu den Komiteemitgliedern von der Schande sprechen gehört haben, wenn es heißen würde, die Infanterie hätte bei der Marine Ordnung schaffen müssen, und er habe aufgefordert zu betonen, daß sie selbst auf Ruhe achten würden. 3 Dem der Beratung präsidierenden Elektromaat Stonawski teilte der Leutnant Placek mit, sein Oberst wäre vom Kriegshafenkommando bevollmächtigt und bereit, Abgesandte des Komitees zu empfangen. 4 Der Elektromaat bestimmte drei Mann, den Bootsmannsmaat Berle, einen Arbeiter von der „Gäa" und einen Maschinenmaat, als Delegation mit dem Leutnant an Land zu gehen. Was Oberst Bilek, dem sie vorgeführt wurden, ihnen vorlas und schriftlich übergab, war an die Vertrauensmänner der Matrosen der Kreuzerflottille und des V. Schiffsdivisionskommandos gerichtet und vom Kriegshafenkommandanten gezeichnet. Es war ein Ultimatum: „Ich richte an die Vertrauensmänner... die Aufforderung, mit allen Marinemannschaften zur Ordnung und Disziplin sofort zurückzukehren. Sollte dies innerhalb von 3 Stunden nach Übergabe dieser Aufforderung, worüber an den Delegierten des KH, Geniedirektor Oberst Bilek, innerhalb dieser Frist eine Mitteilung gelangen soll, nicht erfolgen, so werde ich mit allen zu Gebote stehenden Mitteln die Ordnung wiederherstellen." 5 Die Matrosendelegierten unterstrichen dem Oberst gegenüber, sie seien loyal und kaisertreu und wollten Ordnung halten, dazu würden sie jedoch keine Infanterie benötigen. Ihre Dienstverweigerung sei nicht revolutionärer Art, sondern stelle eine Demonstration dar. Im Falle eines feindlichen Angriffes würde das Kommando sofort den Offizieren übergeben werden. Die Delegierten vermochten mit ihren Einwendungen die Tatsache nicht zu ändern, daß das Ultimatum mit der Übergabe der Aufforderung bereits angelaufen war. Die Uhr hatte halb elf gezeigt. 6 Eine Stunde später empfing der Admiral Hansa auf „Sankt Georg" neuerlich die Delegierten. Es sollte zum letzten Male sein. Der Admiral fand sich dabei vor eine neue Forderungsliste gestellt:

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3. Ultimatum des KHK

„Was wir wollen 1. Anerkennung der Delegierten von sämtlichen Kommandos. 2. Verständigung mit Faktoren beider Häuser des Abgeordnetenhauses. Außerdem sollen binnen 14 Tagen Abgeordnete (oder deren Vertrauensmänner) in der Bocche eintreffen, zwecks direkter Verständigung mit den Delegierten der Marine. 3. Die Delegation weist jedwede Verantwortung für stattgefundene Vorkommnisse entschieden zurück und fordert diesbezüglich weitgehendste Garantie. Dieselbe hat darin zu gipfeln, daß kein Mann ohne seinen Wunsch und ohne Wissen der Delegierten von seinem Schiffe bzw. Behörde entfernt wird. Auch darf keiner der Demonstranten in irgendeiner auf die Demonstration bezughabenden Weise disziplinarisch oder gerichtlich belangt werden. 4. Zwecks möglichst weitgehender ungehinderter Verständigung der einzelnen Delegierten untereinander werden dieselben im Hangar XX gelegentliche Besprechungen abhalten, und zwar bis auf weiteres jede Woche einmal. Stab hat Zutritt. Die von der Delegation vorgelegten, die Mannschaft betreffenden Wünsche sind im Einvernehmen mit dem Flottenkommando bzw. Kriegsministerium, Marinesektion zu prüfen und nach Möglichkeit durchzuführen. 5. Falls die Delegierten finden sollten, daß ihren hier gestellten Forderungen in auch nur geringster Weise nicht entsprochen werde, muß dieselbe (recte: müssen dieselben, A. d. V.) für darauffolgende neuerliche Demonstrationen jede Verantwortung ablehnen. Die Delegation betont neuerdings, daß Vorgefallenes nur eine Demonstration vorstelle, welche infolge überhandgenommener Unzulänglichkeiten durch verschiedene Kommanden, die mangelhafte Aufklärung der Mannschaft in bezug auf Friedensziele und Friedensaussichten gewissermaßen improvisiert wurde und die Delegation die Verantwortung für weitere Ruhe nur unter oben angeführten Bedingungen (Punkt 5) übernehmen kann. Jeder Demonstrant hatte und hat den Willen, seine Kräfte zum Schutze des Vaterlandes gegen äußere Feinde jederzeit zu opfern. Diese Vorschläge sollen wortgetreu durch sämtliche Kommanden der vollzählig angetretenen Mannschaft in ihrer Muttersprache verlautbart werden. Am 2. Februar 1918

Die Delegation". 7

Der Admiral wollte auch die neuen Forderungen „wohlwollend entgegennehmen und weiterleiten". Aber der Admiral wollte vor allem die Bewegung beendet sehen. Nochmals warf er sein Angebot der Straflosigkeit in die Waagschale. Falls die roten Flaggen eingeholt werden würden und Zucht und Ordnung wieder einträten und aufrecht blieben, sollten die „bloßen Demonstranten" ungestraft

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III. Cattaro: An den Dämmen der Disziplin

davonkommen - mit Ausnahme der Meuterer, die mit Gewehren und Geschützen geschossen hätten. 8 Die Unterredung beim Admiral unterbrach eine Ordonnanz, die dem wortführenden Delegierten eine Meldung erstattete. Der Delegierte, der hier als Sprecher der Aktion in Erscheinung trat und der gestern noch nicht bei der Delegation gesehen worden war, war höherer Unteroffizier, Reservist: der Titular-Bootsmann Franz Rasch aus Prerau in Mähren, einst als Schiffsjunge zur Marine gekommen, jetzt vom Stande der Beleuchtungsabteilung Kumbor. Die ihm überbrachte Meldung war kurz: „Kronprinz Erzherzog Rudolph" stehe dampf- und gefechtsklar auf seiten der Meuterer. Der Bootsmann hätte, so meinte der aufhorchende Admiral zu bemerken, mit „hoheitsvoller Geste" „Abwarten" befohlen. Wer er eigentlich sei? fragte der Admiral. Der Bootsmann nannte - „nach einigen Ausflüchten" - seine Dienstbestimmung. Was er sich denn zu erreichen einbilde? - „Wir haben jetzt die Macht in Händen und geben sie nicht mehr heraus." - Das sei nur eine unsinnige Einbildung. Alle, wie sie da stünden, einschließlich des Stabes, seien in der Gewalt des Kriegshafenkommandos. Und das würde sicher Ernst machen, und dann werde es zu einem Blutvergießen kommen, das auch vor schutzlosen Opfern nicht haltmachen würde. - Nein, dazu werde es nicht kommen. „Rudolph" werde den Bahnhof Zelenika in Trümmer schießen, und es würden keine Truppen ankommen können. 9 - Admiral Hansa brach das Gespräch ab. Die Delegierten mögen, mit diesem Wunsch entließ er sie, die Mannschaft auffordern, die roten Flaggen sofort einzuholen. Den Erfolg seiner Botschaft an die Matrosen konnte der Admiral bis in seine Wohnräume vernehmen, den Lärm, die Hurrarufe, die Gegenstimmen, das anschwellende Johlen und Pfeifen. Der Bootsmannsmaat Berle und seine Gesinnungsgenossen hatten sich ehrlich eingesetzt. Man hatte die Mannschaft antreten lassen, es wurde dargelegt, was der Admiral zugesagt habe; er habe Straflosigkeit versprochen - ja, mit Ehrenwort, Straflosigkeit für die, die kein gemeines Delikt begangen hätten. Und die Landbatterien würden das Feuer eröffnen, falls man die rote Flagge nicht streiche. - Die rote Flagge einholen? Ihr Symbol? „Nein, nein!" fuhr der Schrei der Matrosen dagegen. Der Bootsmannsmaat Berle trat auf die Brückenstufen, das Ganze sei doch ein Blödsinn, sie mögen sich beruhigen. Die Menge tobte weiter. Der Matrose Ujdur kam, stieß den Maaten von der Stiege: Nein, sie sollten sich nicht überreden lassen, sie hätten schon zuviel riskiert, versprochen werde viel, aber nicht gehalten, und die da geredet hätten, seien gekauft. Und andere meldeten sich zu Wort in stürmischer Zustimmung. Nochmals redete Berle, dem vor Erregung die Tränen herausschössen, auf die opponierenden Matrosen Ujdur und Sizgoric ein, kroatisch, soweit er sich verständigen konnte. Sie mögen doch Verstand

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annehmen und sich beruhigen. Und um den Streit der Sprecher brodelte kochend der Hexenkessel der Meinungen. 10 „Wenn der Herr Admiral sein Wort nicht hält, so könnt ihr mich niederschieß e n . . .", machte sich eine Charge in der Batterie für den Kommandanten stark. „Die rote Flagge bleibt oben!" gellte es an Deck, als einer meinte, es sei gleichgültig, ob „der rote Fetzen" wehe oder nicht, und „Die rote Flagge wird nicht gestrichen!" Ein Fregattenleutnant sprach, wurde ausgepfiffen. Und da und dort schwelte alter Arbeitertrotz. 11 Die Flagge, die die Demonstration zur Rebellion stempelte, blieb. Und sie wehte vom Vortopp und Bugflaggenstock der Schiffe rundum. Und auf die Schiffe waren jetzt die Delegierten zurückgekehrt, die an der Komiteesitzung auf „Georg" teilgenommen hatten. Um ihnen eine angemessene Unterhandlungsfrist mit ihren Mannschaften einzuräumen, verwendete sich der Admiral beim Kriegshafenkommando in eindringlicher Form für eine Verlängerung des durch das Ultimatum gezogenen Zeitraumes um drei Stunden. Unter der Bedingung, daß während dieser Zeit keine Marineformation bzw. Einheit „weder zu Land noch zur See irgendeine aggressive Handlung oder Schiffsbewegung unternehmen wird", wurde vom Kriegshafenkommando die Frist bis 15 Uhr 30, also um zwei Stunden, erstreckt. 12 Unbeirrt hatte inzwischen das Kriegshafenkommando, das trotz der abendlichen und nächtlichen Mitteilungen des Kreuzerflottillenkommandos das Geschwader morgens nach wie vor unter roter Flagge fand, seinen Aufmarschplan weiterverfolgt. Anordnung auf Anordnung hatte die Befehlsstellen verlassen und die aufmarschierenden Verbände zur Front gefügt: „8 h vm. Abschub der Zivilbevölkerung von Meljine ins Kutital, von Castelnuovo nach Sutorina. 8 h 50 vm. Der deutsche U-Bootkmdt. angewiesen, falls Schiffe das Feuer eröffnen sollten, in erster Linie Schiff Gäa und St. Georg zu torpedieren, sonst nach eig. Ermessen zu handeln. 9 h vm. Besetzung der Batt. Lice brdo durch Mannsch. des Fs.A.R. Nr. 5 (persönlich durch AStChef Hptm. Bellic). Anmerkung: Die Batt. war teilweise durch Marinemannsch. besetzt u. mußte verläßlich dem KHK zur Verfügung stehen. 9 h 40 vm. Gmjr. von Steinhardt angewiesen, die Zivilbevölkerung aus Teodo gegen Na duge oder sonst geeigneten Platz abzuschieben. 9 h 55 vm. Obst. Illuscig tlph. angewiesen, die Marine Lfa Batt. auf Sv. Jova zu besetzen. 9 h 55 vm. Mit Reiter die HbB. KSchDS. zur Beschleunigung des Marsches angewiesen u. Obst. Illuscig unterstellt.

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10 h 15 v m . tlph. A n S t a t K m d o . Castelnuovo u n d Zelenika, mit allen B e w a f f neten der Station L a n d e n der M a t r o s e n zu v«rhindern. 10 h 15 v m . A n VBK I, Vi K S c h K o m p . X I V n a c h Igalo zur Verhinderung von L a n d u n g e n u n d als Bedeckung f ü r den Z u g der G B . K n . B t . 2 / 5 R zu verschieben. 10 h 50 v m . A n K K p t . A c k e r m a n n , welcher u m Befehle bittet, d a ß za. 12 h mittags die Krisis der Bewegung eintreten d ü r f t e , u . falls L a n d b a t t . das Feuer e r ö f f n e n sollten, die Schiffe G ä a u . St. G e o r g zu torpedieren. 10 h 55 v m . X I X . K p s k m d o . ersucht, die v o n diesem zur V e r f ü g u n g gestellten Verstärkungen - 2 B a o n e I n f t . ev. eine schw. Batt. über B u d u a n a c h T e o d o senden. 11 h v m . Befehl a n VBK I mit H e e r e s m a n n s c h . die Torpedolancierstationen u . F l a n k i e r b a t t . in der H a f e n e i n f a h r t P a . Kobila zu besetzen. 1 1 h v m . A n G m j r . Steinhardt, M a r i n e p r o v i a n t a m t in T e o d o in Besitz nehm e n . Zeitpkt. nach eig. Ermessen. 11 h 15 v m . w u r d e bekanntgegeben a n VBK I, II, III, O b s t . v. B ö t t n e r . O b s t . Illuscig, d a ß die gestellte Frist 1 h 30 n m . a b l ä u f t . 12 h 15 n m . K H K verlegt S t a n d p u n k t v o n Castelnuovo nach K a m e n o . " 1 3 Die M a c h t a b e r , von der der B o o t s m a n n Rasch dem A d m i r a l gegenüber gesprochen hatte, w u r d e nicht n u r von den L a n d s t r e i t k r ä f t e n her g e f ä h r d e t . Selbst innerhalb des zentralen Komitees auf „ G e o r g " traten S p a n n u n g e n a u f . Sie gingen nicht zuletzt auf die H a l t u n g des W o r t f ü h r e r s der U-Station z u r ü c k . Z w a r wehte a u c h von der M a n n s c h a f t s b a r a c k e II der Station seit dem M o r gen des 2. eine weiße u n d eine r o t e Flagge; die rote Flagge wehte d a r ü b e r hinaus vom Vortopp von S.M.S. „Panther" und „Dalmat" und vom Dampfer „Pannon i a " . Die U - B o o t e allerdings h a t t e n die r o t e Flagge nicht gehißt. Von der Station her war a u f „ G e o r g " zunächst noch ein H ä f t l i n g eingeliefert w o r d e n : Der E l e k t r o m a a t C a p e k . Der h a t t e sich a m 1. mittags, als die Krawalle losbrachen u n d einige M a t r o s e n der U-Station auf dem M o l o H u r r a zu r u f e n begannen, d u r c h seine A u f f o r d e r u n g zur R u h e offensichtlich nicht allseits Sympathien e r w o b e n ; dies u m so weniger, als m a n c h e den T o n des M a a t e n als verfehlt e m p f a n d e n . In der M a a t e n m e s s e h a t t e n sie ihn v e r h a f t e t . Der M a t r o s e D o m j o , die O r d o n n a n z der Messe, ein A n a l p h a b e t , h a t t e den N a m e n genannt, Jezek, der Schneider, der wenig später, als ihm der M a r i n e k o m m i s s ä r Pcfgacnik die Widersinnigkeit der Bewegung vorhielt, sogar in T r ä n e n ausgebrochen war, h a t t e auf den M a a t e n gezeigt. „ N a , Schneider, ist mein Sommerleibl schon fertig?" hatte der M a a t noch g e f r a g t , d a n n war er a b g e f ü h r t w o r d e n , zuerst auf „ G ä a " , d a n n gleich weiter auf das Flaggenschiff. 1 4 A u f dem Flaggenschiff t r a f e n a u c h die Delegierten der U-Station ein. Maschin e n m a a t Foltin war in der F r ü h z u m Leiter des Matrosenkomitees gewählt wor-

3. Ultimatum des KHK

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den, hinzu kamen Vertreter der einzelnen Nationen. Die U-Boot-Mannschaften hatten - getrennt von der Station - einen eigenen Delegierten durch Zuruf gewählt, den Elektromaaten Heinz von U 17. Der Maat hatte sich gleich in seiner kurzen Antrittsrede bemerkenswert eingeführt: Er sei kein Aufwiegler und kein Demokrat, er werde sich allein durch die Vernunft leiten lassen und, was immer geschehen möge, selbst wenn es denen von „Georg" nicht recht sein sollte, sie, die U-Boot-Matrosen müßten mit ihm für sein Tun und Handeln die Konsequenzen tragen und hinter ihm stehen. Er hoffe, sie verständen ihn. Und ob sie wollten, daß er unter diesen Bedingungen auf „Sankt Georg" fahre? Sie wollten. Darauf war der Maat zum Stationskommandanten gegangen, ihm Meldung zu erstatten, und hatte den Gesamtdetailoffizier um ein Boot gebeten. 15 Mit dem Motorboot Nr. 4 - der Elektromaat Heinz hatte ursprünglich sogar dagegen protestiert, daß es unter roter Flagge fahre 1 6 - waren die Komiteemitglieder der U-Station auf „Sankt Georg" gelangt. Dort übernahm Heinz jetzt die Wortführung für die gesamte Station. Und er, der Deutschschlesier aus Odrau, fand sich im Zentralkomitee einem zweiten Schlesier gegenüber, dem Elektromaaten Stonawski, der den Vorsitz führte, einem Polen aus Teschen. Was der Maat Heinz vorzubringen wußte, mag manchem der Anwesenden bedenklich reaktionär geklungen haben. Gegen einige Forderungen des zur Debatte stehenden Programms wandte er zunächst ein, sie würden auf der vorgesehenen Ebene kaum entschieden werden können. Vehement aber stellte der Maat sich gegen die vom Vorsitzenden vorgeschlagene Abschlußformulierung: „Wir wollen unseres abgelegten Eides stets eingedenk sein und das Vaterland verteidigen." Der Punkt stimme nicht, meldete sich der Maat Heinz als einziger zum Wort, „der Punkt stimmt nicht, da ihr ja den Eid schon gebrochen habt, indem ihr euren Offizieren nicht mehr gehorcht!" Die Worte lösten Unbehagen aus, man kam aber um die Einwendung nicht herum und entschloß sich, die Formulierung zu ändern. Später, inzwischen hatte einer von „Kaiser Karl" binnen 48 Stunden Frieden verlangt, stand die U-Station als solche in ihrer Haltung zur Debatte: Ob die Offiziere der Station schon verhaftet seien? Nein, gab der Elektromaat Heinz zurück, und das wäre auch gar nicht notwendig. Stations- und Bootsoffiziere seien korrekt und entgegenkommend und die Bootsbemannung mit den herrschenden Verhältnissen zufrieden. Den Offizieren wäre daher das Befehlsrecht zu belassen. Das Zentralkomitee nahm, was der Maat darlegte, zur Kenntnis und stimmte zu. 17

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III. Cattaro: An den Dämmen der Disziplin

4. „La bandiera rossa trionferà!" „Gäa". Das Depotschiff hatte an die Torpedoeinheiten die Fleisch- und Brotrationen auszufolgen. Bajzelj, der Mannschaftskommandant, sah Samstag früh darin ein wirkungsvolles Druckmittel. Einheiten, die die rote Flagge nicht gehißt hätten, sollten weder Fleisch noch Brot erhalten. Wer nicht revoltieren wollte, sollte auch nicht essen. Vormittag - es war Maria Lichtmeß - war Gottesdienst an Bord angesetzt gewesen. Von der Brücke aber wurde entschieden: Unter roter Flagge findet keine Messe statt. Dann kam Meldung, „Rudolph" werde nachmittag einlaufen. Dafür wollte „Cleopatra" auslaufen. Man erinnerte sich, daß auf dem deutschen U-Boot-Mutterschiff zwei Telegraphisten der „Gäa" Dienst machten. Die sollten zurückgeholt werden. Kommandant Bajzelj und ein weiterer Matrose zogen mit geladenen Pistolen los. Auszurichten vermochten sie bei dem deutschen Kapitänleutnant, der sie drüben empfing, nichts. 1 Immer offenbarer wurde, daß jemand fehlte, dem sie mit Vertrauen zu folgen vermochten - gerade jetzt, da sie sich dem Ultimatum des Kriegshafenkommandos gegenübergestellt fanden. Das zentrale Komitee auf „Georg" mit seinen wechselnden Teilnehmern - „mehr ein Kaffeehaus als eine Beratung", hatte es ein Kritiker eingestuft - war sichtlich keine Institution, die Gewähr für eine feste Führung bot. Hinzu kam, daß es auch im Komitee der „Gäa" unruhig zu werden begann. Der Maschinenwärter Gerim sah sich wegen seiner gemäßigten Haltung angefeindet und dachte bereits daran, sich zurückzuziehen. Ein Mann, wie ihn die Stunde brauchte, schien manchen Aktivisten ein anderes Komiteemitglied zu sein, der Matrose Dal-Min, der vor den Baracken begeistert zu Arbeitern sprach: Von der Nacht, in der er in Zelenika gewesen wäre, von Toten und Verwundeten, und die Truppen seien schon avisiert, und falls die Infanterie doch angreifen sollte, würde „Georg" gegen sie das Feuer eröffnen und die Matrosen würden in Schwarmlinie vorgehen, und „sollte unsere Sache schiefgehen, so habe ich noch für mich zehn Schuß in der Pistole.. ," 2 Ohne rote Flagge kein Proviant - auf „Gäa" hatten es in der Früh die Proviantkommissionen und Köche der Torpedoboote erfahren. Dann hatte Boot 75, das Bereitschaftsdienst gehabt hätte, vergeblich versucht auszulaufen, war auf Preidistanz an „Sankt Georg" herangefahren, vom Schiffsleutnant Dujmich vom Flottillenkommando in die Vertäuung zurückbeordert worden. Später kamen neue Drohungen, die das Hissen der roten Flagge betrafen. Schließlich forderte gegen neun Uhr das Flaggenschiff: „Alle Torpedoboote sofort Vertrauensmann auf .Georg' senden." An eine Lockerung hatte man nur kurz gedacht - als man auf „Gäa" Rufe hörte: „Zivio car, zivio kralj, zivio Czernin!"

4. „La bandiera rossa trionferà!"

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Nach Rücksprache mit den neuerlich auf Boot 61 berufenen Kommandanten sandte Linienschiffsleutnant von Jedina einen verläßlichen Unteroffizier auf „Georg", der folgende Stellungnahme zu übermitteln hatte: „Ich erscheine im Auftrage des rangältesten Kommandanten der T-Boote bei eurem Führer. Es wurde mit den Bemannungen gesprochen - die Leute sind zufrieden. Laßt uns ungeschoren! Falls ihr etwas mit dem Kommandanten besprechen wollt, sollen zwei oder drei Delegierte des Komitees unbewaffnet mit der Jolle herkommen. Freies Geleit zugesichert." 3 Um 10 Uhr 30 erschien ein Unteroffizier als Vertreter des Komitees 4 : Die Bewegung trage keinen staatsfeindlichen Charakter, sei rein demonstrativer Art, etwa einem Arbeiterstreik gleichzuhalten. Man sei auch bereit, die rote Flagge zu streichen, das Komitee vermöge sich jedoch den ungezügelten Elementen gegenüber noch nicht durchzusetzen. Der Unteroffizier sprach von den Verhandlungen mit dem Admiral, die in günstigem Fortschreiten seien. Sollten behördlicherseits später die übernommenen Verpflichtungen nicht eingehalten werden, würde man erneut demonstrieren. Der Mann, der den Korvettenkapitän von Zipperer angeschossen habe, solle bestraft werden. Man hoffe jedenfalls, der politisch unverläßlichen Elemente Herr zu werden, wenn man auch Blutopfer befürchten müsse. Sollte der Feind angreifen, würde die Befehlsführung sofort wieder auf die Offiziere übergehen. Das Komitee, betonte der Unteroffizier, bestehe aus vernünftigen Elementen, die bestrebt seien, Gewalttaten zu verhindern. „Trotzdem ging aus den Reden dieses sehr intelligenten Mannes hervor", vermerkte der Schiffsleutnant von Heinrich, „daß auch er bereits in dem Glauben befangen war, die Erpressung von Zugeständnissen sei ein Vorgang, der schließlich ungeahndet bleiben könne". 5 Im Namen aller Kommandanten gab der Schiffsleutnant Jedina Antwort: Die Torpedoboote würden zuwarten, sie hätten jedoch - in vollkommener Übereinstimmung zwischen Offizier und Mann - die Absicht, sich in keiner Weise an der Bewegung zu beteiligen. Die Mannschaft sei angewiesen, auf Anwürfe nicht zu reagieren. Der Unteroffizier möge Vorsorgen, daß Befehle künftig von den dafür zuständigen Behörden übermittelt und daß Übergriffe hintangehalten würden. Besonders auf „Gäa" wäre Anlaß, nach dem Rechten zu sehen. Der Unteroffizier versprach einzugreifen, wo man es verlangt hatte, begab sich an Deck, ermahnte die Mannschaft zu Ruhe und Gehorsam. 6 Noch ehe der Komitee-Vertreter gegangen war, setzten von „Gäa" aus neuerlich Drohungen ein. Auf einigen Booten stiegen daraufhin rote Flaggen hoch. Die Kommandanten eilten auf ihre Einheiten zurück. Ein paar der Flaggen sanken. Der propagandistische Druck nahm zu: Die Forts des Golfs seien auf Seiten der Revolutionäre, bis Sarajevo alles in Händen der Aufständischen, die feindlichen Flotten hätten ebenfalls zu revoltieren begonnen. Die Geschütze der „Gäa"

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unterstrichen, was gesagt worden war, wurden gegen die Torpedoboote gerichtet, geladen, ein Mann mit erhobener Hand dabei, als wolle er das Zeichen zum Feuern geben, andere zählten die Minuten vor, die bis zum Feuereröffnen noch gewährt würden. Auf dem Molo erschienen Patrouillen. Die Mannschaften der Torpedoboote blieben treu, aber sie zeigten Wirkung. Da erteilten die Kommandanten - um nicht eintreten zu lassen, was sie vorher nicht gebilligt hätten Erlaubnis, die rote Flagge zu hissen. Kurz vor Mittag ließ auch Schiffsleutnant Jedina das rote Tuch auf dem Radiomast von 61 setzen. Ein Sonderschicksal: Boot 92. „La bandiera rossa trionferà!" Die Worte des Deckmatrosen Giovanni Vascotto galten der eben gehißten Flagge auf seinem Boot. Die massiven Drohungen, vor allem die der „Gäa", hatten gewirkt. Auf Boot 92 war der Druck zwar nicht unerwartet gekommen. Ein Signal der „Georg" an „Gäa" war mitgelesen worden: „Ohne Torpedoboote können wir nichts erreichen." Und am Morgen schon, als „Gäa" die Ausgabe von Fleisch und Brot verweigerte, hatte ein Unteroffizier des Proviantschiffes es dem verdutzten Koch von 92, dem Marsgast Salecic zugerufen, wie wenig eine Mannschaft zu erwarten hätte, die nicht unter roter Flagge stehe. Der Marsgast hatte Meldung erstattet, seinem Unteroffizier, auch dem Kommandanten, aber der Linienschiffsleutnant Georg Wellisch hatte nur gelacht: Mittag werde es Konserven geben. 7 Aber es war nicht nur um den Proviant gegangen. Um Kanonen vielmehr, die feuerbereit waren, und die Schwankenden hatten mit zunehmendem Unbehagen und voll Angst die Geschütze und Maschinengewehre der „Gäa" auf sich gerichtet gesehen. Ein paar waren auch schon aus Überzeugung dabei, und alle hatten die durch ein Trombon verkündete Botschaft vernommen, daß jene Torpedoboote zusammengeschossen würden, die nicht binnen fünf Minuten die rote Flagge hissen würden. Und auf der „Gäa" sollte es auch schon Gefechtsalarm gegeben haben, und auf dem Landungssteg hatte man ihre bewaffneten Matrosenpatrouillen auftauchen sehen. 8 Da griffen - der Kommandant war eben zur Besprechung auf Boot 61 - jener Marsgast Salecic und drei, vier andere nach dem roten Tuch. Der Fregattenleutnant Matisz sprang dazwischen, riß ihnen die Flagge aus der Hand. Falls sie Angst hätten, stellte es ihnen der Fregattenleutnant frei, von Bord zugehen. Ja, sie hätten Angst. Und ein paar gingen - hinüber zu den „Gäa"-Matrosen auf der Landungsbrücke. Nach kurzer Zeit kamen sie zurück, entschlossen, die rote Flagge doch zu hissen - und hißten sie. Und zu „Gäa" hinüber tönte ihr Hurra. In diesem Augenblick erschien der Kommandant. Antreten! Linienschiffsleutnant Wellisch versammelte seine Mannschaft um sich: Er wolle nur die Treuen. Wer nicht zu ihm stehe, solle ziehen und das Boot verlassen.

4. „La bandiera rossa trionferà!"

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Schon nach den ersten Worten des Kommandanten sprang der älteste anwesende Unteroffizier, der Maschinenwärter Hermann Stress, zur Flaggenleine hin: „Solange wir an Bord sind, gibt es keine rote Flagge!" Und er riß das eben gehißte Tuch herunter. Neun Mann der Besatzung verließen das Boot, einer lief mit den Schuhen in der Hand - denn mit der Eröffnung des Feuers auf Boot 92 mußte jeden Augenblick gerechnet werden. 9 Aber es war nicht nur die Angst, es war zugleich die Vergeblichkeit des Aufbegehrens, die schmerzte. Als der Landungssteg gestrichen werden sollte, da hatte doch der Marsgast Salecic protestierend erklärt, daß er das nicht dulde, daß er die „Gäa"-Mannschaft holen werde, daß er jetzt Kommandant sei und nicht der Linienschiffsleutnant Wellisch. Das waren Worte geblieben, ohne Resonanz, nur die Drohungen der „Gäa" waren echt. Einer von denen, die gegangen waren - es war der Oberheizer Franz Horäk - , aber wollte nachmittag zurückkehren. Nein, nicht an Bord! Der Steuerquartiermeister Alois Muster jagte ihn davon: Der Kommandant hätte erklärt, solche Leute brauche er nicht. 10 Die Besatzung von 92 ging durch eine Sturzflut von Drohungen. Noch waren eine Zeitlang auch die Torpedoboote 84 und 96 ohne rote Flagge. „Gäa" verkündete: „Die Mannschaft der Boote, welche die rote Flagge gehißt haben, soll an Land gehen, weil auf die anderen geschossen wird." Wenig später verlangte „Gäa" den Kommandanten von 92 an Bord. Geschütze und Maschinengewehre wurden gerichtet. Dann konnte man das Ende der Auseinandersetzung auf Boot 96 verfolgen, die Bewaffneten, die an Bord drangen, die Verhaftung des Stabes, das Hissen der Flagge. „Gäa" kündigte an zu schießen, die auf 96 vorgehende Rebellengruppe verlangte Aufschub, um sich in Sicherheit zu bringen. Zu diesem Zeitpunkt war 92, dessen Mannschaft, die achtern versammelt war, auch jetzt nicht daran dachte, ihren Kommandanten im Stich zu lassen, die einzige Torpedoeinheit, die keine rote Flagge führte. „Gäa", von der Torpedoboot 92 nur durch zwei Boote getrennt war, wiederholte ihre Drohungen. Eine Versammlung auf dem Promenadendeck des Schiffes, zu der auch die Geschützbedienungen gerufen worden waren, lenkte die Aufmerksamkeit ab. Um 1 Uhr 45 p . m . kam der Befehl zum Anheizen. „Bis auf wenige Minuten während meiner dienstlichen Abwesenheit am Vormittage des 2. Feber", so konnte Linienschiffsleutnant Wellisch in seinem Bericht festhalten, „ist auf TB 92, der einzigen Einheit, die rote Flagge nicht gesetzt worden und sie wurde trotz aller Drohungen auch beim Ausbrechen der Boote aus der Vertäuung nicht wieder gehißt." 11 Jetzt trieben auch die Zerstörer der Krisis entgegen. Eine Flut von Nachrichten prasselte an diesem Vormittag über sie herein, Abgesandte brachten sie an

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Bord, Signale vermittelten sie weiter: Der Aufstand greife um sich, habe bereits Sebenico erfaßt, die ganze Küste bis über Mostar hinaus, Pola stehe in Aufruhr, der Flottenkommandant und sein Stab befänden sich im Marinegefangenenhaus, die Sträflinge in Freiheit. In ganz Österreich sei allgemeiner Streik ausgebrochen. Dazu die immer wieder lockende Mitteilung: Die Revolte sei schon international, die deutsche, englische, französische und italienische Flotte seien in Meuterei begriffen. Und in diesem überhitzten Kessel in der Bai von Teodo war man heute vieles zu glauben bereit, alles, wenn es nur das eigene Verlangen stützte, wenn es anfachte und begeisterte und vorwärtstrieb, wenn es in die zuckende Wirrnis die Vorstellung neuer, sei es auch nur vermeintlicher Chancen schleuderte. Und auch die Warnung an die „anderen" fehlte nicht: Das auslaufende Torpedoboot 13 sei von den Batterien auf Punta d'Ostro versenkt worden, und zwei U-Boote mit Mannschaftskommandanten lägen auf Wache vor der Hafeneinfahrt. 1 2 Auf einigen Zerstörern spitzte die Lage sich zu. In der Früh wehte auch auf dem Bug der „Balaton" eine rote Flagge. Dann verdichteten sich die Forderungen nach Mannschaftskomitee und Mannschaftskommando, drängten die Matrosen zur Wahl. Die fiel auf einen allgemein beliebten Unteroffizier, den Steuermeister. Doch der Steuermeister wollte sichtlich nicht, nahm sich der Sache jedenfalls nicht an. Da kam einer zum Zug, der ganz anderen Eifer für die Revolte mitbrachte: der Marsgast Marusic. Marusic hatte schon tags vorher vorgeschlagen, das Postamt Castelnuovo durch „Balaton"-Matrosen zu besetzen. Sein Streben ging auch über die Funktion eines bloßen Vertrauensmannes der Mannschaft gegenüber dem Kommandanten hinaus, in die Rolle eines echten Gegenspielers in der Kommandogewalt wuchs der durch vier Gymnasialklassen gegangene Postaspirant aus dem Görzer Bezirk nicht ohne Genugtuung und Verlangen hinein. Schon stand der Marsgast vor dem Kommandanten, als es um die Herausgabe der Munitionskammerschlüssel ging - man sollte den Landstreitkräften gegenüber verteidigungsbereit sein, „dampf- und gefechtsklar" wäre anbefohlen worden. Der Kommandant hatte antreten lassen, die Mannschaft zur Besonnenheit ermahnt und erklärt, Befehle habe er allein zu geben. Er werde Ausschreitungen an Bord vermeiden, und weichen werde er nur der Gewalt. Der Marsgast blieb korrekt, aber angriffsbereit: Nein, man hätte nichts gegen die Offiziere der „Balaton", es täte ihnen auch leid, Unannehmlichkeiten bereiten zu müssen, aber man müsse jetzt zum Komitee stehen; es seien eben jetzt andere Zeiten, da gleiches Recht für alle herrsche, und - man möge nur an seinen Fall denken er diene nun neun Jahre, habe sich noch keine Existenz geschaffen; und er sei sogar degradiert worden, und das werde er sein ganzes Leben lang nicht vergessen können.. . 13

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Im Mannschaftsraum des Zerstörers war bereits das Forderungsprogramm angeschlagen. Der Kommandant war unter der Mannschaft beliebt, man hatte' den Gedanken, ihn unter Aufsicht zu stellen, verworfen. Nur in der Verköstigung gab es keine Ausnahme: Der Proviantmeister hatte auf „Gäa" nur Mannschaftsproviant erhalten, für die Offiziere gebe es keine Sonderkost mehr. 14 Am Morgen des 2. war auch „Tatra" reif für den Mannschaftskommandanten. Der war rasch gewählt. Es war der Waffenmaat Sparovec. „Wer ist nicht dabei?" hatte der Matrose Kopecky gefragt. Nein, keiner hatte etwas einzuwenden. Die von der Vormittagsbesprechung von „Georg" einrückenden Delegierten meldeten sich bei Korvettenkapitän Polic zurück, übergaben ihm die Liste der Forderungen und die Antwort des Admirals, die der Korvettenkapitän der Mannschaft vorlas und ins Kroatische übersetzte. 15 Ein ausbrechender lauter Streit auf dem Vorkastell aber gab Zeugnis davon, wie weit die Erregung die Matrosen bereits erfaßt hatte. Es ging um die hereinkommenden Signale, die phantastischen Nachrichten, die der Steuermannsmaat Schustek erst gar nicht an die Mannschaft weitergegeben hatte. Einige wandten sich nun gegen ihn, beschimpften ihn, auf „Gäa" werde man ihn abführen oder überhaupt ins Meer werfen. Der Quartiermeister Krivic hielt eine Spielspake in der Hand, und der Schustek verdiene es nicht anders, erklärte er, als ihn der Stabsmaschinenwärter Saiz stellte, und die Spielspake sei noch zu gut. Der Schustek verdiene den Revolver, maulte ein anderer dazwischen. Erinnert euch nur an die Äußerung, die er unlängst erst gemacht hat: Im Hinterland, da sollten alle krepieren... Für 13 Uhr 30 war von „Georg" aus „gefechtsklar" befohlen. Munition wurde bereitgestellt, die Mannschaft besetzte die Geschütze. Die Offiziere eilten herbei. Wer ist der Erste hier? rief der Kommandant. „Niemand, es tut uns leid, daß die Sache so weit gekommen ist", gab einer zurück. An einem 7-cm-Geschütz visierte der Vormeister durch das Zielfernrohr, man munterte ihn auf zu feuern. Die Offiziere rissen sie zurück: „Auf eigene Leute werden wir doch nicht schießen!" Ja, man würde unter Umständen auch auf eigene Leute schießen, man würde antworten. 16 Auch auf „Dinara" war am 2. in der Früh die rote Flagge gehißt worden. Da war die Nachricht durchgekommen, „Gäa" verweigere an „Dinara" die Proviantausgabe 17 ; außerdem hätte „Gäa" ein Ultimatum gestellt: Wenn „Dinara" bis 8 Uhr nicht die rote Flagge gehißt hätte, werde geschossen. Die Matrosen waren in heller Aufregung auf Deck gekommen. Schon hatte man einige unter ihnen mit Gewehren bewaffnet gesehen. Unsicher wohl, denn als einer, der Mitrailleusenvormeister Srdarov, dem Fregattenleutnant Lichtner-Hoyer in die

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Hände gelaufen war, warf der Vormeister Gewehr und Bajonett weg und verschwand. 18 Der Maschinenmaat Haidacher hatte dem Kommandanten vom Begehren der Mannschaft Meldung erstattet. Der Kommandant erschien an Deck. Antreten! Korvettenkapitän Löwe machte nochmals auf die Verpflichtung des geleisteten Eides und auf die Folgen einer Meuterei aufmerksam und stellte dann die Frage, wer für die rote Flagge sei. 19 Die Antwort: „Alle! Alle!" Wer dafür sei, möge vortreten. Ein paar traten vor, es war nicht die Mehrheit. Jetzt forderte der Kommandant sie heraus: Sie trauten sich wohl nicht, er werde sich abwenden. Und während der Kommandant gegen Achter schritt, gewann - nicht ohne Geschrei und nicht ohne Drohung, man könne die anderen nicht im Stich lassen und man müsse Courage aufbringen, nicht nur beim Hurrarufen - die „rote Partei" die Mehrheit. Der Kommandant fragte die ersten nach dem Grund, warum sie die rote Flagge forderten. Alle Schiffe hätten die rote Flagge gehißt, „Dinara" könne keine „Extrawurst" haben. Der dritte in der Reihe war der Oberheizer Loviscek, ein „begeisterter Sozialdemokrat", der regelmäßig eine slowenische Zeitung und die „Arbeiter-Zeitung" las. „Sie sind gegen Kaiser und Vaterland!" - „Nein, Herr Kommandant, ich bin nicht gegen Kaiser und Vaterland." Was man mit der roten Flagge denn wolle? - Man wolle den „baldigen demokratischen Frieden". Der Kommandant ließ die rote Flagge holen, die in der Offiziersmesse deponiert worden war, und sie hissen. Trotzdem blieb man „Dinara" gegenüber mißtrauisch. Samstag gegen 11 Uhr erschien eine Patrouille - rund 20 Mann - , um festzustellen, „was eigentlich mit diesem Zerstörer los sei". Am Vorkastell scharte der Beauftragte die „Dinara"-Matrosen um sich, erzählte ihnen von baldigem Frieden und besserer Menage und warf die Frage des Schiffskommandos auf. - Ja, auf „Dinara" hätten Offiziere das Kommando. - Das ginge nicht, „nun kommandieren Matrosen und nicht Offiziere". Und der älteste Unteroffizier der „roten Partei", der Quartiermeister Marenic, wurde Schiffskommandant. Die nächste Forderung: Wo der Schlüssel zur Munitionskammer sei? Die Patrouille begab sich zum Korvettenkapitän. Der wies sie ab. Die Schlüssel hatte der Torpedomeister Dokoupil. Der Patrouilleführer trat an ihn heran, der Torpedomeister wollte sie nicht herausgeben. Da befahl ihm der Fregattenleutnant Lichtner-Hoyer, die Schlüssel auszufolgen. Die Patrouille zog ab. 2 0 Die Pistolen sollten übergeben werden. Der Quartiermeister Marenic verlange es - der Torpedomeister meldete es in der Offiziersmesse. Man gäbe sie nicht her. Und wenn der Quartiermeister Marenic die Pistolen haben wolle, dann möge er sie selbst holen. Der Quartiermeister Marenic kam nicht. Aber er erschien in der Unteroffiziersmesse. „Gäa" habe die Ausfolgung der Waffen ver-

4. „La bandiera rossa trionferà!"

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langt. Man brauche sie für die eigene Sicherheit, wurde dem Quartiermeister bedeutet. Auch die Unteroffiziere behielten die Pistolen. 21 Die Zügel, in die die Mannschaft auf „Orjen" gefahren war, wurden nicht wieder aufgenommen. Im Verlauf der Nacht, gegen Morgen, waren die Matrosen der Patrouille an Bord zurückgekehrt. Noch am Morgen war ein Komitee gewählt worden. Zuerst hatte man von „Csepel" die schriftlich aufgezeichneten Matrosenforderungen herüberbekommen, hatte sie verlautbart, abgeschrieben, wohl auch die Abschrift dem Kommandanten vorgelegt. Als anschließend die Aktivisten als Komitee in den Vordergrund traten, war die Machtübernahme perfekt. Der Maschinenwärter Myvalt war Kommandant. Myvalt wird später gleich den anderen, die in den Gang der Ereignisse auf „Orjen" bestimmend eingriffen, für sich geltend machen, ihm sei es in erster Linie um die Aufrechterhaltung der Ordnung, um die Weiterführung des Dienstes zu tun gewesen. Denn manche, besonders jüngere Mannschaften, hätten bereits deutlich Neigung zur Disziplinlosigkeit gezeigt. Aber der Maschinenwärter wirkte zweifellos auch im Sinn der Revolte. Er fuhr mit zwei Begleitern hinüber auf das Flaggenschiff, nahm an den Beratungen teil, wußte zwar, als er Mittag zurückgekommen war, nicht viel mehr, als daß man die Befehle der „Georg" zu befolgen hätte, aber er hatte drüben immerhin auch den Leutnant gesehen, der als Parlamentär gekommen war, und er hatte vom Ultimatum Kenntnis erhalten, das man den Meuterern gestellt hatte. Und als ihn der Fregattenkapitän von Millinkovic fragte, was geschehen würde, falls die Landtruppen das Feuer eröffneten, erklärte er prompt, man werde das Feuer erwidern. 22 In dieser Lage faßte der Kommandant einen außerordentlichen Entschluß: Er werde das Schiff verlassen. Vor versammelter Mannschaft erklärte der Fregattenkapitän, man möge es ihm ersparen, zusehen zu müssen, wenn „Orjen" unter diesen Umständen ins Gefecht gehe. Mit dem Fregattenkapitän Millinkovic gingen seine Offiziere von Bord, kurze Zeit später folgte der Maschinenbetriebsleiter. „Orjen" aber machte „dampf- und gefechtsklar". Das Verhalten der Offiziere war ungewöhnlich. Ihr Schritt blieb nicht ohne Mißbilligung. Ihr Motorboot stieß vom Schiff zweifellos in einem Augenblick ab, da die Mannschaft der drohenden Entwicklung zumindest zu einem guten Teil ratlos und uneinig gegenüberstand. „Unsere Stellung war sowohl zur Zeit des Verlassens des Schiffes durch die Offiziere als auch nachher unsicher und u n k l a r . . . niemand von uns wußte, was zu machen (sei, Anm. d. Verf.)", so läßt sich der Maschinenwärter Myvalt vernehmen, ein aufgrund seiner Rolle in diesen Tagen freilich mit Vorbehalt aufzunehmender Zeuge. Das Verlassen des Schiffes durch die Offiziere hätte jedenfalls dazu geführt, daß die Befehle der „Georg"

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„unwillkürlich" befolgt worden wären. „Der Umstand, daß die Offiziere in einem ähnlichen Moment ohne weiteres das Schiff verlassen und die Mannschaft dem eigenen Schicksale überlassen haben", sekundiert nicht ohne Eifer der Untersuchungsführer Oblt. Aud. Dr. Hrdy in seinem Referat, „ist ein Beweis dafür, daß dieselben sich nicht nur nicht bemüht haben, die Kommandogewalt in ihren Händen zu behalten, sondern im Gegenteile, daß sie selbst diese ihnen obliegende Gewalt gänzlich aus den Händen weggegeben haben, ohne vorauszusehen, daß auf diese Weise die letztere ipso facto in die Hand der Mannschaft, insbesondere aber des schon existierenden Komitees übergehen müßte". 2 3

D. Die Krisis 1. „Kronprinz Erzherzog Rudolph" unter Beschuß Vor Porto Rose, hart an den Einfahrtssperren des Kriegshafens, lag als Wachschiff „Kronprinz Erzherzog Rudolph". Das Schiff sollte für die Revolte noch im Feuer stehen. Anfangs freilich gab es dafür wenig Anzeichen. Da hatte als erster der Stabsgeschützmeister Böse von der Flankierbatterie Gjenovic am 1. gegen V2I Uhr gemeldet, auf den Kreuzern herrsche Krawall und „Georg" habe vier blinde Schüsse abgegeben. Die Mannschaft der „Rudolph" war ruhig geblieben. Trotzdem hatte man Vorsichtsmaßnahmen getroffen: Das Handmunitionsdepot wurde entleert, die Schlüssel zu den Munitionskammern wurden in der Kommandantenkajüte deponiert und die Seekadetten zum Telephondienst eingeteilt. Und ohne Zwischenfall gingen gegen 30 Mann als Arbeitsgruppe zum Mehlausladen auf den Bahnhof Zelenika a b . . . Gegen 3 Uhr hatte man von ersten gegen die Meuterei gerichteten Maßnahmen erfahren: „Rudolph" erhielt vom VBK Weisung, keine Einheit auslaufen zu lassen. Werde die Aufforderung zu stoppen nicht sofort befolgt, sei das Feuer zu eröffnen. Der GDO, Korvettenkapitän Homayr, hatte den Befehl an die Kommandanten der Flankierbatterien Caballa und Gjenovic weitergegeben. Außerdem war die Mannschaft der „Rudolph" zum Antreten befohlen und ihr in vier Sprachen mitgeteilt worden, in wie hohem Maße der Kaiser sich für den Frieden einsetze, der allein von den Gegnern verweigert werde. Der Kommandant hatte auf die Pflicht verwiesen und zur Ruhe gemahnt. Die Mannschaft aber hatte bestätigt gefunden, daß etwas im Gange war, und war mißtrauisch geworden. Und einer, der Matrose Tabor, trat aus der Einteilung und verlangte „in unmilitärischer Haltung" Monturen und Schuhe. „Der Mann wurde belehrt und abtreten gelassen." Noch blieb es ruhig. 1 Da kehrte, es war gegen 5 Uhr, das Korvee aus Zelenika zurück. Lärmend und unter Hurrarufen kam der Tender unter Bord, wälzte sich der schreiende Schwärm der Matrosen an Deck. Ein guter Teil war angetrunken. Sie hatten nach der Arbeit in einem Wirtshaus gezecht. Korvee antreten! Der Korvettenkapitän Homayr wurde mit Hochrufen begrüßt. Hochrufe auf den Kommandanten schollen auch dem nach vorn kommenden Linienschiffskapitän Florio entge-

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gen: „Zivio komandant Florio!" Abtreten! Die Korveemannschaft trat ab, aber die anderen Matrosen liefen herbei, und es bildeten sich lärmende, gestikulierende Gruppen. Und da tauchten die Arrestanten auf, sie hatten die morschen Arresttüren eingetreten - die Unruhe war da. Und in die Unruhe donnerte aus der vorderen Schnellfeuerkanone backbord der erste scharfe Schuß. 2 Kommandant und GDO stürzten nach vorn. „Schießt doch nicht, seids Mens c h e n . . . ! " rief der herbeieilende Oberstabsgeschützmeister Rohrer in den Matrosenhaufen am Geschütz. „Wir schießen heut' aus Freude!" erklärte der Mitrailleusenvormeister Pavic, und „nur daß der Krawall größer wird", wollte der Vormeister Dikäcz wissen. Und drei weitere Schüsse jagte „Rudolph" hinaus in Richtung Prevlaka. Wie ein Wall umstanden die Matrosen das Geschütz, die Kisten mit der Bereitschaftsmunition. Der GDO durchbrach die vor ihm aufgebaute Phalanx, stürzte, verletzte sich am Schienbein, noch einmal forderte der Kommandant zum Feuereinstellen auf, dann trat Ruhe ein. Der Oberstabsgeschützmeister Rohrer sorgte für die Entfernung der Züngel der Schnellfeuerkanonen und der Schlagbolzen der 12-cm-Geschütze. 3 Gegen 9 Uhr abend erschien eine Deputation vor dem Schiffskapitän Florio und dem GDO; drei, vier Sprecher, eine Runde Zuhörer, 20 bis 30 Matrosen. Einer war betrunken, hatte eben aufbegehrt: „Laßt mich, jetzt gehe ich auf ihn los!" Es blieb bei den Worten. Es wurden in erster Linie Fragen der Menage und Adjustierung aufgeworfen, Urlaubsfragen und die der Reduzierung der Arbeitskorvees. Man wollte sich im Rahmen des Möglichen bemühen entgegenzukommen. Die Mannschaft trat ab. 4 Die Nacht schien ruhig. Wohl waren unter den Matrosen Drohungen laut geworden, man werde den Geschützmeister Rohrer erschlagen - der Geschützmeister erhielt Befehl, sich vom Schiff zu entfernen - , wohl spielten die Projektoren, um mit „Georg" in Signalverbindung zu treten. Da drängten ein paar Matrosen, an Land zu gehen, und durften schließlich gegen 10 Uhr von Bord. Noch wurde da und dort in nach Nationalitäten sich bildenden Gruppen diskutiert. Aber der Kommandant meinte, freiwillige Posten der Mannschaft festgestellt zu haben. Wäscheposten, Säckeposten, Auslugposten. Und es gab außerdem Offiziersdeckwache und Brücken Wachdienst. Der Kommandant, der bereits an das Zusammenstellen eines Postenquantums aus ergebenen Matrosen dachte, hoffte, das Schiffskommando werde sich am nächsten Morgen voll durchsetzen. 5 Es sollte bei der Hoffnung bleiben. Der nächste Tag brachte den Umschwung nicht für, sondern gegen die Offiziere. Es war wie ein Wirbelwind, als der kleine Bootsmannsmaat Hugo Sagner aus Braunau in Böhmen, der als Urlauber über Nacht an Land gewesen war, mit einem Tender, der am Bug die weiße und am

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Heck die rote Flagge führte, gegen 8 Uhr einrückte. Er, dessen Konduiteliste aus dem Jahre 1916 eine ausgezeichnete Beschreibung aufweist und der immerhin die Silberne Tapferkeitsmedaille 2. Klasse verliehen bekommen hatte, hatte schon auf der Anfahrt keinen Zweifel über seine Entschlossenheit gelassen: „Jetzt sind wir die Herren, da ist es schwarz und weiß." Und er zeigte die Liste der auf „Georg" ausgearbeiteten Programmpunkte. Auf „Rudolph" eingetroffen, machte der Bootsmannsmaat keine Umstände. Er ließ die Mannschaft antreten und verlas die Forderungen, ergänzte mit einer kurzen Ansprache: Die Zeit des Handelns sei da, man möge weniger überlegen, man möge zur Tat schreiten. Und Sagner schritt zur Bildung des Komitees nach Nationalitäten aufgeschlüsselt, 14 Unteroffiziere und Mannschaften. Um 8 Uhr 15 ging am Großmast die rote Flagge hoch und der Kommandowimpel wurde eingeholt. Das Schiffskommando zog Offiziere und Fähnriche vom Wachdienst ein. Es war gar keine Frage mehr, wer auf „Rudolph" das Kommando führte. 6 Aber Sagner erfüllte auch die letzte formelle Voraussetzung. An der Spitze seines Komitees, das mit Pistolen bewaffnet war, erschien er vor dem Kommandanten, erklärte, der Linienschiffskapitän Florio sei vom Kommando des Schiffes enthoben. Das Matrosenkomitee stehe zwar für die Sicherheit des Lebens und Eigentums der Offiziere ein, den Dienst jedoch werde es entsprechend den Weisungen des Zentralkomitees auf „Georg" versehen. Der Kommandant warnte vor den Folgen solchen Vorgehens. Sein Kommando könne er nur über Befehl Seiner Majestät niederlegen. An den Tatsachen änderten die Einwände des Kommandanten nichts. - Und was wäre, wenn das Kommando nicht übergeben werden würde? - „In diesem Falle haben wir von ,Georg' den Befehl erhalten, das Kommando auch mit Gewalt zu übernehmen." Es mit Gewalt zu verteidigen, wollte man sich nicht entschließen. Der Linienschiffskapitän hoffte auf die Verhandlungen auf dem Flaggenschiff. 7 Von dort aber war eben eine Delegation der „Rudolph" unter Führung des Matrosen Vaclav Budil zurückgekehrt. Vom Fortschritt im Sinn der Hoffnungen des Kommandanten hatte der Matrose Budil wenig zu berichten. Im Gegenteil, durch Budil erfuhr die Mannschaft, was im Sinn des „Georg"-Komitees zunächst zu geschehen habe: Isolierung der Offiziere auf dem Achterdeck; Isolierung der höheren Unteroffiziere und der Gagisten, soweit sie sich nicht loyal erklären, in deren Messen; Einführung der einheitlichen Kost; das Benehmen den Offizieren gegenüber hätte allerdings korrekt zu sein, der Dienst wäre weiterzuversehen, gegen den Feind würde man kämpfen, aber man wolle den Frieden. 8 Auf „Rudolph" zögerte man nicht, die Wünsche der „Georg" in die Tat umzusetzen. Zunächst erwirkte man die Herausgabe der Munitionskammerschlüssel. Vor Linienschiffskapitän Florio erschien der Quartiermeister Leh-

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mann. Was würde geschehen, falls die Herausgabe verweigert werde? Sagner ließ mitteilen, er würde die Kammern erbrechen. Der Linienschiffskapitän wies den Ort, wo die Schlüssel in seiner Kajüte verwahrt waren. Die Munitionskammern wurden geöffnet. Dann wurden die Offiziere entwaffnet, es ging sehr korrekt zu dabei: „ . . . ich bitte gehorsamst im Namen des Komitees, mir die Pistole zu übergeben." Ein Funken Respekt noch in der Betonung des Gehorsams im gleichen Augenblick, da man ihn kündigte. Zum Teil freilich hatte man die Pistolen einfach aus den Kabinen genommen. Wie mit den Offizieren verfuhr man auch mit den Stabs- und höheren Unteroffizieren. Vor den Offizierskajüten stand ein bewaffneter Posten. Offiziere durften nur mit Genehmigung des Matrosenkomitees und unter Bedeckung an Land. Und auf der Kommandobrücke wurden Maschinengewehre aufgestellt. Die Telephonverbindungen gingen in die Hände der Matrosen über. Die Offiziere schieden als Mitwirkende aus dem Spiele aus. 9 Der Bootsmannsmaat Sagner verständigte sich telephonisch mit „Georg": Das Ultimatum wäre nicht anzunehmen, eine 48stündige Aktivität zu fordern. Und „Rudolph" werde sich der Eskader anschließen und in die Bai von Teodo einlaufen. „Wir gehen hinein", erklärte Sagner. Der Mannschaft wurde das Ultimatum verlautbart und zugleich die Gegenmaßnahme: Es wäre am besten so, um sich einer Beschießung zu entziehen. Und „Rudolph" heizte an. „Herr Chefarzt, um 2 Uhr nachmittag läuft der .Rudolph' nach Gjenovic aus, bitte rechtzeitig an Bord zu kommen", wurde dem Linienschiffsarzt Dr. Velebil zugerufen, als er, dem es ausdrücklich bewilligt worden war, eben im Begriff stand, das Schiff zu verlassen. Dem Schiffskommandanten aber empfahl eine Abordnung des Matrosenkomitees, im Interesse der eigenen Sicherheit das Schiff zu verlassen und in Rose zurückzubleiben. Der Kommandant wies den Vorschlag ab. 1 0 Gegen Vil Uhr war „Rudolph" dampfklar. Ankerstationen. Gefechtsalarm. Man mußte auf alles gefaßt sein. Aber „Rudolph" fuhr. Donnernd rollten die Hurrarufe über das Meer. Es ging den Brüdern unter roter Flagge entgegen... Da sauste es heran, krachte die Faust dazwischen. „Gleich hinter Spilica fielen die ersten Kanonenschüsse", berichtet ein Augenzeuge, der auf der Kommandobrücke stehende Linienschiffsarzt Dr. Neklan Velebil. 11 „Wir hielten das zunächst für einen Gruß, bei ganz nahem Donner fielen Stücke eines zerschlagenen Rettungsbootes auf uns, und als ich mich zu Sagner umdrehte, lag er mit ausgebreiteten Armen und zerschmettertem Schädel zu meinen Füßen. Und im nächsten Augenblick kam Dvorak auf den Verbandsplatz gelaufen, Vater von sieben Kindern, ein Granatsplitter hätte ihm das Ohr verletzt - von der tödlichen Verwundung (Granatsplitter im Bauch), der er trotz der sofort auf dem

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Lazarettschiff vorgenommenen Operation erliefen sollte, wußte er noch gar nichts. Die Schüsse fielen von den Batterien auf Celo brdo, im ganzen ungefähr 20, und verstummten erst, als .Rudolph' in die mittlere Bai eingelaufen war. Es war eine traurige Einfahrt! Mit der Leiche auf Deck und einigen Verwundeten, mit der Flagge auf Halbmast - die Schiffe begrüßten uns düster und bestürzt. Statt Begeisterung eine fürchterliche Stille - ich sah Tränen in den Augen manches Matrosen, als wir der Leiche die Ehrenbezeigung leisteten, und noch mehr, als der sterbende Dvorak Abschied nahm auf Nimmerwiedersehen." Die Fahrt, die eine Fahrt in den Sieg hätte sein sollen, war eine Todesfahrt geworden. Das Feuer, das auf „Rudolph" eröffnet worden war, schlug in den ganzen Kreis der Meuterei. Und das Donnergrollen der Abschüsse ließ die nahende Gegenaktion erahnen. Das Kriegshafenkommando hatte vom beabsichtigten Auslaufen der „Rudolph" um 13 Uhr erfahren, im selben Augenblick, da der Schiffsleutnant Salvini vom VBK I zu melden wußte, die Delegierten des Matrosenkomitees würden Ruhe und Ordnung wiederherstellen und bäten um eine dreistündige Verlängerung der Frist des Ultimatums. BÄK I hatte, da das Auslaufen die gestellten Bedingungen überschreiten würde, Befehl erhalten, „falls .Rudolph' sich in Bewegung setze, einen Warnungsschuß abzugeben, falls Schiff nicht stoppe, Wirkungsschießen durchzuführen". Um 2 Uhr nm. hatte die 15-cm-Kanonenbatterie auf Lice brdo das Feuer eröffnet. Um 2 Uhr 20 hatte das Matrosenkomitee gedroht, Castelnuovo mit 24-cm-Geschützen zu beschießen, falls das Feuer gegen „Rudolph" nicht eingestellt werde. „Rudolph" hatte einen Volltreffer mittschiffs erhalten. Das Feuer wurde fortgesetzt, bis das Schiff außer Portee und Bestreichung kam. 1 2 Und man hatte nicht erwidert. Aus Selbstdisziplin, schreibt Bruno Frei. Um den Befehl des Zentralkomitees zu befolgen, kein Blutvergießen herbeizuführen. Aufgrund der Verwirrung, des Schocks über die überfallsartig einsetzende Gegenwirkung wohl in höherem Maß. Hatte der resolute Sagner auch knapp vor seinem Ende noch den Befehl erteilt, das 30,5-cm-Turmgeschütz möge das Feuer erwidern, sein Befehl blieb unbefolgt. Und das Zentralkomitee? Wir kennen seine Situation in diesem Zeitpunkt. Elektromaat Heinz, kurz nach Mittag von seinem Kommandanten nochmals auf das Flaggenschiff entsendet, berichtet darüber. Im Zentralkomitee hatte es eben stürmische Auseinandersetzungen über das Streichen der roten Flagge gegeben, das vom Admiral verlangt worden war. Einige waren dafür gewesen, wie der Elektromaat Heinz im Namen der U-Station auch. Sie hatten sich mit ihrer Ansicht im Lärm, da die Matrosen „wild durcheinander schrien", nicht durchzusetzen vermocht. Und die Erregung hatte sich bis zur Siedehitze gesteigert, als der Kanonendonner einsetzte, so daß sie im Komitee „nicht mehr wußten, was

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sie eigentlich selbst wollen". Vergeblich bemühte sich Heinz, die Erlaubnis zu erwirken, die durch Kurzschüsse gefährdeten U-Boote in geschützte Position zu führen. Der Befehl, daß keine Einheit die Vertäuung verlassen dürfe, sollte aufrecht bleiben. 13

2. Der Seefähnrich Von Deck der „Sankt Georg" aus hatten sie die einlaufende „Rudolph" beobachtet, den Volltreffer auch, knapp hinter dem Mast, man hatte ein Boot aus den Krahnen stürzen sehen, ein Brand schien dort ausgebrochen zu sein, starkes Ausströmen von Dampf war sichtbar geworden. Der letzte der der „Rudolph" geltenden Schüsse - das Wachschiff hatte nächst dem Spitalschiff „Africa" Anker geworfen - war bereits über das Achter-Deck der „Georg" hinweggegangen und hatte in rund 35 m Entfernung steuerbord eingeschlagen. Wie gebannt hatten sie, die „Georg"-Matrosen, hinübergestarrt auf das deprimierende Schauspiel, auf das qualmende Schiff der Freunde, um das die Fontänen in die Höhe wuchsen. Heiser schollen ein paar Stimmen, man solle antworten, zurückschießen, aber keiner hatte geschossen, wie gelähmt hatten sie den Angriff nieder- und vorübergehen lassen. Nur gewarnt hatten sie, gedroht. Sie würden Castelnuovo beschießen. Sie taten es nicht. 1 Und doch riß der Kanonendonner - schon im Zusammenhang mit dem Ultimatum hatten die Revolutionäre einen allfälligen Platzwechsel in Erwägung gezogen und auf Anheizen gedrängt, und in den Kesseln brannten schon die Feuer - eine panische Geschäftigkeit in ihnen wach. Auslaufen, auslaufen! 2 Italien spukte nochmals in manchen Köpfen. An Deck schrie einer der Matrosen, ein Istrianer: „Wir werden jetzt Ankerstationen machen und nach Teodo auslaufen, Proviant und Kohle einschiffen und auslaufen Direktion Italien!" 3 Im Kesselraum tauchten sie auf mit Gewehren und aufgepflanztem Bajonett, Heizer griffen nach Waffen und Munition, einem flogen aus den vollen Taschen versehentlich die Patronen in die G l u t . . . An Deck traf man alle Vorbereitungen. Gefechtsalarm. Sämtliche Munitionskammern waren mit Dietrichen geöffnet worden. Und über den meuternden Schiffen kreiste mit roter und weißer Flagge ein Flugzeug der Seeflugstation. Von der Seeflugstation aber traf zu dieser Zeit auf dem Flaggenschiff ein neuer Mann ein, die Führung der Revolte zu übernehmen — ein Offizier: Der Seefähnrich der Reserve Anton Sesan. „Wir brauchen intelligente Leute, um die Sache zu organisieren. Ist jemand unter euch, Einjährige und Leute, die in der Sozialdemokratie gearbeitet

2. Der Seefähnrich

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haben?" Ein Unteroffizier in Bootsmannscharge - es war der Bootsmann Rasch - , der um die Mittagszeit auf der Flugstation eingetroffen war, hatte die Frage gestellt. Man nannte den Fliegermeister. Der wollte nicht; er sei kein Sozialdemokrat, und er habe noch nie in der Politik gearbeitet. Aber da berichtete einer, es gäbe hier auf der Station einen Seefähnrich, der sich zur Bewegung schlagen wolle. Dieser Seefähnrich hatte drüben im bewachten Offizierswohnhaus zuerst dem Matrosen Geyer und dann dem Fliegermeister Resch angeboten, sich den Revolutionären anzuschließen. „Ich halte mit, Sie dürfen nicht glauben, wenn ich strenge war, daß ich nicht mithalte", hatte der Fähnrich zu Resch gesagt. „Ich mußte so sein, damit ich auch hier etwas höre, und ich gebe Ihnen mein Wort, daß ich mithalte. Genügt Ihnen das?" Nein, das genüge nicht, hatte der Fliegermeister geantwortet, dem es nicht geheuer schien, daß nun auch einer der Offiziere mitrevoltieren wollte. Er nehme das nicht auf seine Verantwortung, der Fähnrich müsse bleiben. Der Fähnrich hatte weitergebohrt. Er wolle auf „Georg" fahren: „Schicken Sie mir eine Pistole und geben Sie mir ein Boot!" Der Fliegermeister war ausgewichen, er müsse fragen. 4 Da war der Bootsmann Rasch gerade recht gekommen. Rasch ging zum Fähnrich, der bereits wieder mit dem Unteroffizier Stonawski verhandelt hatte, stellte sich vor, wandte sich direkt an ihn: „Ich habe gehört, Sie wollen mit uns kommen?" - „Ja." - „Dann übernehmen Sie die Führung." - „Ja", erklärte der Fähnrich Sesan und griff nach seinem Mantel. Und „Sehen Sie", wandte er sich an den nebenstehenden Fliegermeister, „Sie wollten mir nicht glauben." Und hinaus ging es auf die Station. Und „Nur durchhalten!" rief der Fähnrich der Mannschaft zu. Und das einsetzende Artilleriefeuer gegen „Rudolph" gab der Szene den Kulissendonner. Zwei Apparate mögen sofort aufsteigen und das feuernde Fort mit Bomben belegen, hatte es noch geheißen, dann stieg der Fähnrich ins Motorboot, um zunächst zur Beleuchtungsstation und dann auf das Flaggenschiff zu gelangen. 5 Wer war dieser Seefähnrich? Er war 1892 in Lopud nächst Ragusa geboren und stammte aus einer Seefahrerfamilie. Der Vater war Handelskapitän gewesen, die Mutter, eine Argentinierin, war gestorben, als Anton und sein Bruder Orlando noch kleine Buben waren. Der Vater heiratete in zweiter Ehe eine Ragusanerin aus einer „wegen ihrer serbophilen Gesinnung bekannten Familie". Der Sohn Anton, der nach Absolvierung der nautischen Schule in Ragusa gleich dem Vater Offizier der Handelsmarine geworden war, Kapitän 1. F., blieb von der politisch-geistigen Einstellung der Mutter wohl nicht ganz unbeeinflußt. Dem k. u. k. Seefähnrich aber wurde mehr nachgesagt. Als er - vor seiner Kommandierung zum Seefliegerkorps - in Sebenico als 2. Offizier auf dem Torpedoboot 29 eingeschifft gewesen war, hätte der Fähnrich Hasard gespielt. Und

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die Schulden, die er bei Kameraden und Zivilisten kontrahiert hatte, wurden mit 15.000 Kronen benannt. Und nicht zuletzt der Schulden wegen soll der Seefähnrich Sesan die mit höheren Gebühren verbundene Kommandierung zu den Fliegern angestrebt haben - um in der Seeflugstation der Bocche im Sturm der Meuterei nun eine neue Laufbahn einzuschlagen. 6 Der Fähnrich führte sich auf „Sankt Georg" mit einer Rede ein. 7 Die einen erklärten, er habe den zum Greifen nahen Sieg der Gegner der roten Flagge unterbunden, er habe „aufreizend gewirkt", die anderen, er habe im Zuge der Auseinandersetzung an Bord ein Gemetzel verhindert. Beides hat manches für sich. Auf jeden Fall waren des Fähnrichs Sesan Worte, die er von der Achterbrücke an die angetretenen Matrosen richtete, ein Aufruf zum Ausharren und — in diesem Sinn ein Erfolg. Er habe gehört, ließ sich der Fähnrich vernehmen, daß an Bord Verwirrung herrsche, er wolle der Mannschaft helfen, ihre Ziele durchzusetzen. Und deshalb übernehme er das Kommando. Es sei wahr, daß die Leute schlecht ernährt seien, und er, der Fähnrich, sei von jeher ebenfalls gegen das Marine-Offizierskorps eingestellt gewesen, weil es die Mannschaft unterdrücke. Aber jetzt wolle er helfen. Er wolle helfen, daß die Lage der Mannschaft gegenüber den Offizieren eine bessere werde. Und es gehe nicht nur darum, es gehe um mehr, es gehe um den Frieden, um einen Frieden auf sozialistischer Basis. Und sie hätten mit dieser Aktion begonnen und sie dürften jetzt nicht nachgeben, sonst wären sie verloren. Und sie dürften um so weniger nachgeben, als die Demonstration alle erfaßt habe, alle, von Triest bis Durazzo. Und man möge ihm vertrauen. Er werde sich mit den Parlamenten der Hauptstädte in Verbindung setzen. Und Gratulationen seien bereits eingetroffen, man habe sie beglückwünscht zu dieser Bewegung. Auch Radiodepeschen aus Italien seien eingelangt, und man werde dort ebenso vorgehen. Nun aber müsse man auf den Schiffen die eigene Macht festigen. Man wolle sich den Offizieren gegenüber zwar korrekt benehmen, aber abgesondert müßten sie werden. Der Fähnrich Sesan sprach in drei Sprachen hintereinander, deutsch, wenn auch brüchig, kroatisch und italienisch. Aber manche verstanden ihn nicht ganz, und manche glaubten, seinen Worten zu entnehmen, er wolle die Schiffe nach Italien führen, und sie murrten, er sei gekauft, und sie riefen dagegen: Nicht nach Italien! und manche schrien: Nach Italien! und manche: Nicht nach Italien, nach Malta! Der Seefähnrich aber erklärte, er selbst sei Österreicher, er werde sie nicht nach Italien führen, denn er wolle Italien nicht bereichern. Und wenn man in Betracht ziehe, den Ankerplatz zu wechseln, dann nur, um dem Feuer der Landbatterien auszuweichen. Angesichts des verschärften Zuges entzündeten die Gegensätze sich aufs

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3. „Novara" bricht aus

neue. Die Revolte mußte weiterbrennen, tiefergreifen oder in sich zusammenbrechen, stillhalten konnte sie nicht. Der Admiral war überzeugt, die Gegenbewegung wachse, sah die loyalen Elemente sich sammeln, Sabotageansätze, Befehlsverweigerungen gegenüber den Revolutionären; hörte von der Reaktion der Matrosen, als Fregattenkapitän Wünschek auf die Gefahr hingewiesen hatte, der Fähnrich werde versuchen, nach Italien auszulaufen: „Das gibt es nicht, im Momente, wo wir auslaufen, wird der Kerl über Bord geworfen." Der Fähnrich seinerseits entschloß sich, die Offiziere des Flaggenschiffs in ihren Räumen abzusperren. Ein Flaggensignal sprang in die Runde: „An alle Schiffe: Weg bleibt wie bisher, dampf- und gefechtsbereit." 8 Das schlug nicht mehr durch. Die große Trennung hatte begonnen. Gegen Mittag hatte „Cleopatra", das Wohnschiff der deutschen U-Station, ihre Vertäuung verlassen, war in die Bai von Risano abgegangen. Dorthin hatten sich früher schon die kaiserlich-deutschen U-Boote zurückgezogen. Sie waren bereit, den Weisungen des KHK nachzukommen. Sie lagen am Nachmittag bereits auf der Lauer. 9 Und dann sprengte die Gegenrevolte die eigenen Reihen.

3. „Novara" bricht aus Der Ausbruch der leichten Seestreitkräfte eröffnete der Revolte letzten Akt. Die Spitze übernahm „Novara". Am Morgen hatte es an Bord des Rapidkreuzers allerdings noch nicht danach ausgesehen. Nach dem Auspurren um 6 Uhr waren drohende Rufe lautgeworden: „Mannschaftskommando!", „Stab achter!", „Stab unter Deck!" - In nächtlich diskutierenden Mannschaftsgruppen war die Auflehnungsbereitschaft der Matrosen angefacht worden. Wo die Rundenoffiziere auf die Gruppen gestoßen waren, auf die Aktivisten in deren Mitte, verstummten die Gespräche, rissen ab. Aber immer wieder waren Schatten durch die gleißenden Lichtkegel der Scheinwerfer gehuscht, die über den Kreuzer tasteten. Das Fieber der Revolte hatte die Matrosen, hatte einen nach dem anderen e r f a ß t . . . Am Morgen aber riß der Befehl sie wieder in die Reihen. Antreten! Alle Mann. Sprachenweise. Der Kommandant befahl, sie gehorchten. Der Kommandant war zu befehlen gewohnt. Seit Jahrhunderten hatten die Seinen dem Kaiser gedient und in dessen Namen befohlen, hatten sich für ihn geschlagen auf den Kampffeldern Europas, für den des Heiligen Reiches, für den von Österreich dann, waren mit Würden, Rängen, Ämtern belohnt worden, und die k. u. k. zehnten Dragoner führten den Namen seines Geschlechts. Mit 17 Jahren Seeaspirant gewesen, hart vor dem Krieg als Marineattache in Rom, dann als Zerstörerkommandant frontbewährt, war der Fregattenkapitän Johannes Prinz von

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und zu Liechtenstein als Nachfolger des Linienschiffskapitäns Nikolaus Horthy de Nagybänya zum Kommandanten des Kreuzers „Novara" ernannt worden. Und noch war der Kreuzer sein Schiff, auch wenn er die rote Flagge führte. 1 Nun waren die alten Ordnungsstrukturen gefordert. Und die Herausforderung traf primär ihn, den Kommandanten. Und er stellte sich. Neben ihm reihten sich seine Offiziere. Die Standesliste nennt sie, die damals zum Stab zählten. Aus aller Herren Ländern waren sie gekommen. Der GDO, der Linienschiffsleutnant Otto Kastner aus Salzburg, Linienschiffsleutnant Ivo von Preradovic aus Pola und Otto Fiala Ritter von Fernbrugg und die Fregattenleutnants Alfons Gwiggner aus Wischau und Georg Pany und Richard Schüber. Und da meldeten sich, flink, blutjung, halb Knaben noch, die Seeaspiranten und die Seekadetten, gläubig, voll Erwartung, achtzehnjährig der Theodor Nowotny, neunzehnjährig der Stephan von Rumenovic, der Viktor Soukop, der Stephan von Szenäsy, der Graf Raimund Montecuccoli... Woher? In Triest, Iglau, Wien, Budapest, Pola gebor e n . . . daheim jetzt auf dem Schiff. Teil der Besatzung, die für „Novara" mit 340 Mann zu Buche stand. Neue, bessere Ufer sollten es sein, zu denen dieser Aufruhr führen würde? Als Vorposten des Ordnungsprinzips sah sich der Kommandant. Was dafürzusetzen war, lag nicht zuletzt bei ihm: sein Einfühlungsvermögen und sein Sinn für das der Lage Angemessene, seine Initiative, seine Haltung. Der Funke Glück wohl auch, im Gefordertsein die jeweils gerade noch mögliche Entscheidung zu treffen. Kurz, knapp flogen seine Befehle über Deck. Die Mannschaft trat an. Der Kommandant hatte befohlen, die Forderungen bekanntzugeben. Lokkend tönten die Sätze vom erweiterten Urlaub, von gleicher Kost für alle, vom Verbot des Tauschhandels, von besserer Unterstützung der Familien daheim, vom baldigen Friedenschließen über die Reihen. Der Kommandant hatte befohlen, nach Nationalitäten Vertrauensmänner zu wählen. Die Wahl vom Vortag sollte auf breitere Basis gestellt werden. 2 Deutsche, Magyaren, Kroaten, Tschechen und Italiener wählten. Nicht die Wortführer der Aktion, eher zurückhaltende Männer kamen zum Zug. So weigerte sich der vorgesehene Vertrauensmann der Kroaten, der Stabsbootsmann Kangrga, die Wahl überhaupt anzunehmen, erstattete zunächst dem Kommandanten Meldung über das an ihn gestellte Ansinnen, und erst nach dessen ausdrücklicher Billigung übernahm er die Funktion. 3 Was das Schiffskommando an Vorkehrungen einleitete, was es an Barrieren baute, immer wieder sollte dennoch mit Vehemenz daran gerüttelt werden. Laufend forderten passierende Boote die „Novara"-Mannschaft auf, ihre Offiziere zu verhaften. Und da und dort begannen sich die Matrosen neuerlich zusammenzurotten.

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„Georg" signalisierte dazwischen: „Die rote Flagge ist am Fockmast zu führen. Komitee." „Gäa" begehrte auf: „Warum versehen Wachdienst Offiziere? Einen verläßlichen Unteroffizier bestimmen. Komitee ,Gäa'." 4 - „Novara" gab keine Antwort. Einmal raffte sich einer verzweifelt auf, wollte das Schweigen brechen, Aktivität nachweisen, signalisierte an „Gäa": „Regelung des Wachdienstes hat begonnen. Komitee , Novara'." 5 Es blieb beim Signal. Es gab kein Komitee. Und den Wachdienst versahen Offiziere, waren sie auch Gegenstand von Zielübungen der Mannschaft vorbeifahrender Boote. Um 7 Uhr 45 war allgemeine Schiffsreinigung angeordnet. Die Vertrauensmänner baten, die Leitung des Dienstes zur Gänze übernehmen zu dürfen. Der Kommandant lehnte ab. Jeder habe seine Obliegenheiten zu erfüllen. Die Vertrauensmänner kamen wieder. Sie ersuchten, den Signaldienst übernehmen zu dürfen. Der Kommandant gewährte Einsicht in die Signalaufzeichnungen, alles weitere schlug er ab. Die Signalfähnriche wurden zwar eingezogen, um sie nicht zu isolieren, den Signaldienst sollten die Steuerleute in normaler Weise versehen. Die Wachorgane hatten bis auf weiteres - wie es auf „Helgoland" eingeführt worden war - keine Dienstabzeichen zu tragen. 6 Um 8 Uhr 05 gingen die Vertrauensmänner auf „Georg" ab, um dort an den Verhandlungen teilzunehmen. Maschinenmaat Helldoppler, der von den deutschen Matrosen gewählt worden war, vertrat die „Novara"-Mannschaft auf der Versammlung in der Offiziersmesse und dann vor dem Admiral. 7 Sie erfuhren vom Ultimatum. Sie eilten zurück auf die „Novara". Um 12 Uhr 30 legte das Motorboot mit den Delegierten an. Sie begehrten, sofort mit der Mannschaft zu sprechen, ohne Zeitverlust, für einen Bericht an das Schiffskommando sei zunächst keine Zeit. Der Kommandant lehnte ab. Die Vertrauensleute erschienen wie befohlen vor ihm zur Meldung: Ultimatum des Kriegshafenkommandanten an die Schiffe, bis 1 Uhr 30 p . m . zum Zeichen bedingungsloser Übergabe die rote Flagge einzuholen, widrigenfalls die Landbatterien das Feuer eröffnen würden. Auf „Georg" hingegen sei man zum Widerstand und zu keinerlei Konzessionen entschlossen. Auf Schiffe, welche die rote Flagge einholten, würden „Sankt Georg" und „Kaiser Karl VI." ihrerseits das Feuer eröffnen. Die Delegierten hätten Auftrag, sich mit der Mannschaft in Verbindung zu setzen, die Mannschaft um ihre Entscheidung zu befragen und die Entscheidung sofort an das Flaggenschiff weiterzuleiten. Der Admiral würde das Kriegshafenkommando informieren. 8 Der Fregattenkapitän Prinz Liechtenstein übernahm die Entscheidung selbst. Er gab den Delegierten Befehl, der Mannschaft seinen Auftrag mitzuteilen: „Flagge 2 wird jedenfalls eingeholt, Zeitpunkt wird anbefohlen werden. Acht

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Kessel heizen, Lenzen, Torpedos, Nebelapparate bereiten. Auf ,Novara' schießende Schiffe werden durch Torpedoschuß versenkt..." Der Kommandant war entschlossen, sich von den meuternden Schiffen zu lösen, die Zone der zweifachen Beschußdrohung zu verlassen und seinen Kreuzer in die innere Bucht zu führen. Die Vertrauensleute reagierten mit geteilter Meinung: Die einen wollten losfahren, wie der Kommandant es vorsah, die anderen hatten Bedenken, verwiesen auf die Feuerkraft der Panzerkreuzer. Der Kommandant hielt seinen Befehl aufrecht. Minuten später stand die Mannschaft an Deck. Erfuhr von der Entscheidung, die auf sie zukam, der sie ausgeliefert war, vom zweifachen Ultimatum, von dem des Kriegshafenkommandos und des „Georg"-Komitees, von der Alternative der Wahl zwischen dem Feuer der Land- und der Schiffsbatterien. Auslaufen - ein paar votierten dafür. Zu wenige, die dafür waren. Drüben lagen drohend „Georg" und „Karl" mit ihren schweren Geschützen, tausend Meter die eine, nicht mehr als 350 m die letztere entfernt. Man brauche sie nicht zu fürchten? Man werde sie anlancieren, falls sie das Feuer eröffnen sollten? Die würden sicher vorher alles kurz und klein schießen. Und standen die Freunde von den Schiffen schließlich nicht näher als die Landstreitkräfte? Das Gros stimmte für die rote Flagge, sie soll bleiben, und stimmte für „Georg", mit der man gegen die Landtruppen kämpfen wolle, ja, kämpfen, wenn notwendig, und man schrie danach, Gefechtsalarm zu geben - Gefechtsstellung gegen die Infanterie! Waffen! Munition! Aber da war der Kommandant. Über ihn kamen sie nicht hinweg. Der Kommandant, den keiner anzugreifen wagte und dem sie dennoch sich nicht zu folgen trauten auf dem Weg, über den er sie nicht im Zweifel gelassen hatte.Und den zu begehen er entschlossen war, selbst gegen schwere Geschütze. Und an dessen Ende die rote Flagge gefallen sein würde. Schon war der Befehl an den Stab da: „Anker zum Schlüpfen lassen, Maschine bereiten." An „Georg" war signalisiert worden: „Hälfte Kesselzahl geheizt, Schiffspumpen. ,Novara 4 ." Und je ein Offizier und zwei Fähnriche wurden zur Bug- und Vortoppflagge 2 eingeteilt - die Flaggen wären über Befehl des Kommandanten einzuholen.9 Da ergriff die Matrosen, die sich unentrinnbar einer zweifachen Feuerbedrohung ausgeliefert sahen, die Angst. Um in Minuten anzuschwellen zur Panik. „Alles verlor in der Panik den Kopf", berichtet der Heizer Francesco Apolonio. „Ich war in verschiedenen Notlagen auf der ,Novara' und habe mehrere Seegefechte mitgemacht, aber niemals traf mich eine so große Furcht und Verwirrung wie an jenem Tage." Und „Ich habe unter ihnen Leute, welche in stärkstem feindlichem Feuer ihre Kaltblütigkeit bewahrt haben", sagt der Schiffsleutnant von Preradovic von den „Novara"-Matrosen, „vor Angst zittern gesehen." Vergeblich versuchte der Schiffsstab, auf die Mannschaft einzuwirken. Schon waren

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einige dabei, die achter vertäuten Boote zu stürmen. Scharfe Befehle riefen die Flüchtenden an das Fallreep zurück, da schnitt die Weisung des Kommandanten dazwischen: „Wer Angst hat, kann das Schiff verlassen." 10 Sie stürzten in wilder Hast zu den Booten, einer fiel, andere sprangen ins Meer, um fortzukommen, so rasch wie möglich. „Leute, seid nicht so feig! Langsam einsteigen!" klang die Stimme des Kommandanten über die Fliehenden hinweg. Und Boote, Jollen und Motorboot verließen den Kreuzer, 200, vielleicht 250 Mann. 1 1 Vergeblich versuchte eine herankommende armierte Motorbarkasse von „Kaiser Karl" entgegenzuwirken und die Ausschiffung der Matrosen aufzuhalten - sie mußte selbst Mannschaften übernehmen. Unterdessen machte der Schiffsleutnant Preradovic oben an Deck die Torpedoausstoßrohre klar, um befehlsgemäß auf den ersten Schuß von „Georg" oder „Kaiser Karl" das feuernde Schiff anzulancieren. 12 Die Motorbarkasse von „Karl" aber kam ein zweites Mal. Voll mit Bewaffneten. Und diesmal mit konkretem Auftrag: „Georg" hatte signalisiert, eine Patrouille zu entsenden. Sie sollte die sichtlich dampfklar machende „Novara" auffordern, nicht auszulaufen, man würde es mit Waffengewalt verhindern. „Karl" hatte eine Patrouille von 28 Mann entsendet, mit scharf geladenen Gewehren. Auch ein paar geflüchtete „Novara"-Matrosen, die eben auf „Karl" gelandet waren, hatte man eingeteilt. Der sie führende, mit einer Pistole bewaffnete Unteroffizier, der Marsgast Viktor Vidläk, fand, als er — in der Barkasse aufrecht stehend - an „Novara" heranfuhr, die Pistole des Kommandanten auf sich gerichtet. Ein Schuß aus der Pistole des Unteroffiziers knallte in die Luft. 1 3 Fregattenkapitän Liechtenstein, der annahm, die „Karl"-Matrosen, die ihre Gewehre in Anschlag hielten, wollten seine an Bord verbliebene Mannschaft zu weiterer Meuterei veranlassen, verbat das Anlegen des Bootes am Vorschiff, dirigierte es zum Fallreep. Die drohende Pistole in seiner Hand ließ am Ernst seiner Weisungen keinen Zweifel. Am Fallreep erwartete der Kommandant, neben ihm, gleichfalls mit gezogenen Pistolen, Schiffsleutnant Preradovic und einige Kadetten, den Patrouillenführer. Das Boot mit der Mannschaft mußte sofort wieder abstoßen und warten. Der Marsgast Vidläk meldete sich „gehorsam" im Auftrag des „Kommandierenden" der „Kaiser Karl": Ein Auslaufen der „Novara" würde man nicht dulden, „Novara" würde laut einer von „Georg" durchgegebenen Weisung beschossen werden, von „Sankt Georg" und „Kaiser Karl". Für sein Schiff hafte er, erklärte der „Novara"-Kommandant. Und er werde so vorgehen, wie er es für richtig halte. Er habe keine Angst und außerdem die Lancierapparate klar gemacht. Feindseliges Verhalten würde mit Torpedieren beantwortet. Und im übrigen, so meinte der Prinz Liechtenstein, wäre er selbst

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längere Zeit auf „Kaiser Karl" eingeschifft gewesen, stehe mit den Offizieren dort auf freundschaftlichem Fuße und könnte sich ein feindseliges Verhalten der „Karl" nicht erklären. Der Marsgast nahm, was der Fregattenkapitän ihm mitteilte, zur Kenntnis und ging. Dem Weggehenden trug der Prinz noch einen Gruß auf, an den Schiffsleutnant Budisavljevic, und im übrigen wünsche er eine glückliche Reise! 14 „Alle Mann zur Bugflagge!" hatte inzwischen der Heizer Marton gerufen, eine Matrosenmauer sollte das Streichen der Bugflagge 2 verhindern. Das war gar nicht beabsichtigt. Aber die Flaggenleine der Vortoppflagge 2 wechselte der GDO vom Vorkastelldeck auf die Brücke. Drei Matrosen, die von der Mannschaft zur Bewachung der Leine bestimmt worden waren, faßten ihn an den Händen, wollten ihn hindern. Der Schiffsleutnant schüttelte sie ab. Und oben auf der Brücke stand Raimund Montecuccoli als Wachkadett, voll Eifer bedacht, sie von Unbefugten freizuhalten. 15 Inzwischen war „Rudolph" unter Beschuß in die Bai eingelaufen, hatte in der Nähe „Novaras" nächst Baosic geankert. 16 Das meuternde, angeschossene Schiff hatte die Nähe der Freunde, die Reihen unter roter Flagge gesucht, sie fester zu schließen im Widerstand. Im selben Augenblick sprengte eines der Schiffe diese Reihe, revoltierte gegen die Revolution. Um 2 Uhr 10 war „Novara" fahrbereit, ließ kurz darauf Anker schlüpfen, setzte sich zwischen Land und „Karl" und „Rudolph" in Bewegung gegen Catene. 17 Die Mannschaft? Die, die an Bord geblieben waren, hatten sich direkt oder indirekt dem Kommandanten und seiner Aktion zur Verfügung gestellt. Die Erlaubnis, das Schiff zu verlassen, hatte den Trennungsstrich gezogen. Wohl blieb er nicht ganz undurchbrochen. Noch flackerten Sabotageakte auf. Man fand das Außenventil der Munitionskammer IV geöffnet. Und beim Auslaufen erwies sich die Kupplung beim Handsteuer verstellt. Noch vor dem Auslaufen hatten die Offiziere die rote Flagge einholen wollen. Der Kommandant, darauf bedacht, keinen feindlichen Akt der meuternden Schiffe zu provozieren, hatte es verboten. Beim Passieren der „Kaiser Karl" wurden die Vortopp- und die Bugflagge 2 gestrichen. In Catene kam der Korvettenkapitän Ackermann von den deutschen U-Booten an Bord. Fregattenleutnant Gwiggner wurde abgesendet, telephonische Verbindung mit dem Kriegshafenkommando aufzunehmen. Und schon meldete sich - „Novara" befand sich in der Bai von Morinje - Castelnuovo per Funk: „Das Schiff, welches nach Cattaro eingelaufen ist, soll bekanntgeben, ob es der Flagge 1 oder 2 angehört." Auf „Novara" aber gab es bereits Gefechtsalarm: Als um 4 Uhr 10 „Helgoland" in die innere Bucht einlief. Doch auch „Helgoland" hatte die Flagge der Meuterer gestrichen.. , 18

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Knapp nach „Novara" hatte „Helgoland" Anker gelichtet. Auf „Sankt Georg" hatte der Kommandant durch einen Unteroffizier mitteilen lassen, daß er sich außerhalb des Schußbereiches der Landbatterien begebe. Der Kreuzer steuerte die Enge von Catene an, passierte die deutschen U-Boote und strich die rote Flagge. Das zweite der großen Schiffe, das offen abgefallen war. Dabei war es auch an Bord der „Helgoland" auf des Messers Schneide gestanden. Dem Einholen der roten Flagge hatte die Mannschaft nur zögernd zugestimmt. Die Offiziere hatten den Kreuzer kaum mehr, vielleicht gerade noch unter ihrer Befehlsgewalt. „Stark beeinflußt" wäre die Mannschaft bereits gewesen, heißt es im Kommandantenbericht, und „Hätte Zustand nicht mehr lange ausgehalten, Teil der Mannschaft war zweifellos dem Abfalle nahe, selbst manche verständige und verläßliche Unteroffiziere schienen schwankend.. ." 19 Am Morgen waren von „Helgoland" die am Vortag eingeteilt gewesenen Unteroffiziere zur Komiteesitzung gefahren. Jedoch von Delegierten begleitet, die nach Nationalitäten ausgewählt worden waren. Zugleich hatte der Kommandant einen verläßlichen Unteroffizier ausgesandt, die Lage auf den Torpedobooten zu erkunden. Der Maat hatte Mittag gemeldet, die Mannschaften dort stünden loyal zu den Offizieren, „müssen unter Drohungen von ,Gäa' und .Sankt Georg' nach außen Schein w a h r e n . . . Sie haben auch rote Flagge hissen müss e n . . . " Die vom Flaggenschiff zurückkehrenden Delegierten hatten vom Ultimatum des Kriegshafenkommandos berichtet. Auf „Georg" gebe es wilden Aufruhr, die „Georg"-Matrosen seien entschlossen, den Kampf aufzunehmen. Zusätzlich hatte in der eigenen Mannschaft - durch einige Aktivisten geschürt - der Widerstandswille gefährlich zugenommen. 20 Donnernd fuhren die Lagen dazwischen, die drüben bei Spilica der „Rudolph" galten. Schon hatte der Kommandant den Befehl zum Anheizen gegeben, neuerlich hatte er das Wort an die Mannschaft gerichtet, die Notwendigkeit dargelegt, den Ankerplatz zu wechseln. Die Mannschaft gehorchte. Drüben heizte die „Novara". Und es heizten die Torpedoeinheiten. „Georg" erhob Einspruch, signalisierte dazwischen: „Zustand bleibt." Es gab kein Halten mehr. „Novara" hatte bereits Anker gelichtet. „Helgoland" folgte. „Georg" hatte „Helgoland" die Bewilligung selbst noch erteilt. Vor Passieren der Catene rief der Kommandant die Mannschaft zur Entscheidung auf: Mit den Meuterern oder mit ihm, für oder gegen die rote Flagge. Die Flagge wurde eingeholt. Zwischen Catene und Morinje hat „Helgoland" Anker geworfen. Linienschiffskapitän Heyssler versammelte seine Mannschaft: Man sei nun von den Drohungen der Meuterer frei, er habe die Mannschaft bisher davor bewahrt, Verbrechen zu begehen, rechne auf unbedingte Treue. Ein Hurra auf Kaiser und Flagge. Ein Unteroffizier sprang vor: Ein dreifaches Hurra auf den Kommandanten! Er hatte sie wiedergewonnen. Der Kommandant versprach, bei den zu

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erwartenden Untersuchungen für seine Matrosen einzutreten. Da kannten sie kein Wanken mehr, auch dann nicht, als die beiden Kreuzer und die Torpedoflottille jetzt Gefechtspositionen gegen die Meuterer bezogen. 21 Den Kleinen Kreuzern folgten die Torpedoboote. Um 1 Uhr 45 hatte Schiffsleutnant von Jedina den Torpedobooten Heizbefehl erteilt. Die Fahrt der „Rudolph", die doppelseitige Beschußdrohung, die zunehmende Erregung ringsum ließen den Moment einer radikalen Lösung gekommen erscheinen. Der Linienschiffsleutnant sah den Ausbruch vor. Er bat die Bootskommandanten zu sich. Ein Komiteemitglied der „Georg" überbrachte eben einen Befehl des Flaggenschiffs: Drei Boote hätten zur Sicherung der revoltierenden Schiffe gegen eigene und deutsche U-Boote auszulaufen. Diesen Befehl zu nützen, wurde gleich darauf in der Kommandantenbesprechung vereinbart: Die Boote 66, 71 und 61 hätten vorerst zu dritt die Vertäuung zu verlassen, 66 und 71 sich derart zu postieren, daß auf die geringste feindselige Haltung hin „Georg" sofort anlanciert zu werden vermochte. 61 hätte an „Georg" auf Preidistanz heranzugehen und „Georg" das Abgehen sämtlicher Torpedoboote in schußsichere Vertäuung bekanntzugeben. Würde das Flaggenschiff sich dagegenstellen, hätten sämtliche Torpedoboote zum Angriff gegen die revolutionären Schiffe vorzugehen und unter Androhung der Versenkung das Streichen der roten Flagge zu erzwingen, im Weigerungsfalle „Georg", „Gäa" und „Franz Joseph" anzulancieren. Im „glatten" Fall wäre Vereinigung mit „Helgoland" und „Novara", die ebenfalls heizten und „auf deren guten Geist zu hoffen war", anzustreben. 22 An der Haltung der Bootsbemannungen gab es kaum Zweifel. Sie standen vorbehaltlos zu ihren Kommandanten, die im engen Einvernehmen mit ihnen ihre Entscheidungen trafen, versicherten die Offiziere ihrer Ergebenheit. 23 Boot auf Boot löste sich aus der Vertäuung. 66 an der Spitze hatte im Alleingang einige kritische Minuten hart vor dem Bug der „Georg" zu überstehen. 61 erschien steuerbord des Flaggenschiffes, teilte das Abgehen der Boote in schußsichere Vertäuungsplätze mit. „Georg" zögerte, Gegenbefehle kamen: „Alle Torpedoboote auf Preidistanz", die Torpedoboote sollten in Vertäuung zurückgehen, kleine Feuer halten. Sie kümmerten sich nicht darum. Sie zogen davon, gegen Morinje, „Helgoland" und „Novara" zu. Auch das verwaiste Boot 96 darunter. Der 2. Offizier vom benachbarten Boot 77 hatte das Kommando übernommen. Die roten Flaggen der Boote sanken. Vor Lepetane fertigte eine Landstation ab. Da kamen schon Zerstörer nach: „Huszär" als erster . . . 2 4 Erst während der Nacht war auf „Huszär" die rote Flagge gehißt worden. Und am Vormittag des 2., als „Georg" zwei Vertreter zur Besprechung anforderte, hatte der Kommandant erklärt, wenn jemand hinüberginge, dann sollten es

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nur die besten Unteroffiziere sein, „die Einfluß zu nehmen hätten, daß die Leute Vernunft annehmen". Freilich fehlten auch die Gegner nicht: Der Oberheizer Giovanni Chicco, der erklärt hatte, alle, die hurra riefen, wollten kein Militär und wünschten den baldigen Frieden, und wenn bisher der Geschützmeister die Leute eingesperrt hätte, in Zukunft würden die Leute den Geschützmeister einsperren; und sie würden ihn dem Komitee auf „Gäa" übergeben. Aber Chicco, der mit einer roten Kokarde an der Kappe herumlief, war angetrunken. Die Verbitterung gewann das Gros der Mannschaft nicht. Der Korvettenkapitän hatte „Novara" und „Helgoland" heizen sehen und hatte Befehl gegeben, auch den Zerstörer so schnell wie möglich dampfklar zu machen. Vom Lande wurde Öl herbeigeschafft, das Heizen zu beschleunigen. Dann war es soweit. „Huszär" löste sich aus der Vertäuung und fuhr mit ganzer Kraft in Richtung der Enge von Catene. „Dinara" und „Warasdiner" folgten. 25 Auf „Gäa" bemannte man die achteren 12-cm- und die 7-cm-Geschütze und richtete sie auf die Zerstörer. Signale wurden ihnen nachgejagt, sie zurückzuhalten. Vergebens. Auf „Huszär" war alles auf Gefechtsstationen, der Nebelapparat klar, die Offiziere angewiesen, bei Beschießung sofortige Erwiderung sicherzustellen. Auf der Höhe von „Rudolph" wurde über Befehl des Kommandanten die rote Flagge eingeholt. In der Enge Catene wurde „Huszär" vor Lepetane über Zuruf eines Artillerieoffiziers gestoppt. Ob die Zerstörer vollkommen verläßlich seien? Der „Huszär"-Kommandant bejahte. Sie passierten. - Da kam „Dinara", ebenfalls bereits ohne rote Flagge. 26 Unter Hurrarufen hat auch „Warasdiner" die Catene passiert. Auf „Tatra" waren Vorbehalte. Zwar hatte es beim Auslaufen keinen Anstand gegeben. Im Gegenteil, als „Ankerstationen" befohlen war, hatte sich der Mannschaftskommandant bei Korvettenkapitän Polic gemeldet: Der Korvettenkapitän möge das Kommando wieder übernehmen. Man wollte aus dem Bereich der eigenen Batterien gelangen. Auch die rote Flagge war über Befehl des Kommandanten anstandslos gestrichen worden. In der Catene, als „Tatra" auf ihre Verläßlichkeit angesprochen wurde, hatte Korvettenkapitän Polic antreten lassen, die Mannschaft vor die Wahl gestellt: in die innere Bucht einzulaufen oder zu den meuternden Schiffen zurückzukehren. „Hinein, hinein, Herr Kommandant!" Nur einzelne hatten gerufen: „Zurückkehren!" Und einige hatten gemurrt, man lasse die Kameraden im Stich, und einen hörte man schimpfen: „Gott verflucht, man hat uns betrogen, doch man wird es nicht mehr!" 27 Klarheit auf „Balaton". Sie kam zwar spät, der Widerstand der Mannschaft aber war überwunden. 28 Neue Fronten waren gezogen. Noch einmal waren an diesem Tag die revolutionären und die gegenrevolutionären Kräfte frei zur Entfaltung gekommen.

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Im KHK war um 14 Uhr 50 ein Befehl des Kommandierenden Generals in B. H. D. eingetroffen. Dem Befehl entsprechend sollte mit dem Einsetzen „schärfster Maßnahmen" bis zum Eintreffen der „Erzherzog"-Division zugewartet werden. Ergäbe sich die Notwendigkeit, könne das Kriegshafenkommando allerdings nach eigenem Ermessen vorgehen. Das Matrosenkomitee wurde verständigt. Das Feuer würde unter der Bedingung nicht eröffnet werden, daß jegliche Bewegung der Schiffe unterbleibe, ebenso hätten die Marineabteilungen zu Land ihren Aufenthaltsort nicht zu ändern. „Bedingungen werden erfüllt", hatte das Komitee um 16 Uhr 30 geantwortet. 29

4. „ . . . ein Glas Wein a conto der Freiheit!" „Karl" hatte sich aufgebäumt gegen das Reißen der Front. Die „Novara" hatte es zu spüren bekommen. Als der Tumult auf dem Kleinen Kreuzer ausgebrochen war und die Hilferufe herüberdrangen, hatten die „Karl"-Matrosen voll Zorn und Entsetzen hinübergestarrt - auslaufen wollte „Novara" anscheinend, auslaufen und womöglich aggressiv werden gegen „Karl", „Karl" anlancieren vielleicht. Geflüchtete „Novara"-Matrosen, die man eben herübergeholt hatte, hatten es berichtet. Anlanciert werden - das fehlte noch! Aber sie, die von „Karl", waren bereit, hatten Gefechtsalarm, standen an den Geschützen. Und sie wollten es den Herren drüben zeigen. Ein Boot mit einer Patrouille hinüber! Der Marsgast Vidläk hatte sie geführt. Am Bug der Motorbarkasse war der Matrose Drabanski gestanden, hatte geschrien: „Sprengt sie in die Luft! Schießt sie zusammen!" 1 Umsonst der Aufwand, die Erregung. Die Motorbarkasse war zurückgekommen - ausgerichtet hatte sie nichts. Der „Novara"-Kommandant hatte Waffe gegen Waffe gesetzt. Und „Novara" lief aus. Sie harrten an den Geschützen, die Geschütze waren gerichtet, die Munition lag bereit; sie schickten die Offiziere unter Deck, zu deren Sicherheit, wie sie sagten, stellten sie in der Offiziersmesse unter Bewachung. Aber „Novara" lief aus - mit gegen „Karl" gebacksten Lancierrohren. Sie waren gefechtsbereit, aber sie schraken zurück, wie sie machtlos der Beschießung der „Rudolph" gegenübergestanden waren; machtlos, wie vormittag schon der „Cleopatra" gegenüber, dem deutschen U-Boot-Mutterschiff, als es gegen Risano ausgelaufen und vorbeigedampft war, da man ihm hurra zugerufen hatte und „Rote Flagge hissen!" und da die Mannschaft der „Cleopatra" nicht reagiert und man sie ausgepfiffen hatte. Einer war schon bereitgestanden am 47-mm-Geschütz - und hatte dann doch nicht geschossen. Und machtlos, obwohl gefechtsbereit, mußte man jetzt zusehen, wie sich Einheit auf Ein-

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ein Glas Wein a conto der Freiheit!"

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heit entfernte, nach „Novara" „Helgoland", die Torpedoboote, die Zerstörer, unter roter Flagge noch, und doch schon im Zeichen der Trennung. 2 Schließlich sollte in den Nachmittagsstunden die Gegenaktion die Revolte überrollen. „Schon nach Beschießung der .Rudolph' nahm ich einen Umschwung in der Stimmung der Leute wahr", berichtet der Kommandant. Drohend lastete das Ultimatum mit der zu erwartenden Beschießung durch die Landbatterien über Gesprächen und Entschlüssen. Für das Auslaufen agierende Offiziere und ihnen ergebene Mannschaften rissen tiefe Keile in die Front der Revolutionsanhänger. Parteien bildeten sich, hin- und hergerissen von den Parolen und Drohungen, vielfach von der Angst bestimmt, je nachdem, ob man die Geschütze der „Georg" oder die der Landbatterien als gefährlicher einschätzte. Meinungsverschiedenheiten erschütterten selbst das Komitee. 3 Schritt um Schritt gewann die Offizierspartei wieder an Boden. Der Panzerkreuzer heizte, war gegen 18 Uhr dampfklar und setzte sich in Bewegung. 4 Otok war das Ziel. Otok war nach den Überlegungen des Kommandanten der geeignete neutrale Ort, in angemessener Entfernung sowohl vom Unruhezentrum als auch von der ebenfalls meuternden „Monarch" in Teodo, aber auch von den in die innere Bucht ausgelaufenen Einheiten, von denen, die unter roter Flagge gefahren waren und von denen „Kaiser Karl" nicht wußte, ob sie unter Offizierskommando stünden oder nicht. Gegen den scheidenden Kreuzer waren die Geschütze von „Rudolph" gerichtet, und auch „Georg" drohte mit Beschießung. Das Kommando auf „Karl" aber war mit dem Augenblick, da der Panzerkreuzer sich in Bewegung gesetzt hatte, auf die Offiziere übergegangen. 5 Um 18 Uhr 30 lief „Kaiser Karl" bei Otok ein. Nach dem Abendessen ließ der Kommandant die Komiteemitglieder durch eine Ordonnanz in die Offiziersmesse rufen. Die Wünsche der Mannschaft sollten durchbesprochen werden. Rund zehn Mann kamen herein. Ihnen traten als Gesprächspartner die drei Linienschiffsleutnants Gylek, von Budisavljevic und von Hartmann gegenüber. Punkt für Punkt wurden die Forderungen erörtert. Die Verhandlung wurde „von beiden Seiten", so notierte der Kommandant, „in einem ruhigen und entgegenkommenden, von Seiten der Mannschaft respektvollen Tone geführt". Manche Punkte wurden gestrichen oder geändert. Dann unterschrieben die Offiziere. Generelle Straflosigkeit zuzusichern, hatten sie sich nicht entschließen können. Auch formell übernahmen nun die Offiziere das Kommando. Noch widerstrebten einige aus dem Komitee, die rote Flagge streichen zu lassen. Sie wurde dessenungeachtet in der gleichen Nacht eingeholt. 6 „Africa". Noch ein Schiff wechselte den Ankerplatz: Der Spitalsdampfer „Africa". Als die leichten Einheiten ausgelaufen waren, hatte der Kommandant Marinestabsarzt Dr. Roth den Entschluß gefaßt, sich in Richtung Bijela zurück-

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zuziehen. Die Heizer hatten den Gehorsam verweigert, wollten nur mit Zustimmung der „Georg" an die Ausführung des Befehls gehen. Der Kommandant hatte bei „Georg" angefragt. Endlich war die Antwort gekommen: „Ankerplatz wechseln". Aber gegen Abend erschien auch Bijela bedenklich. Es lag genau zwischen den Fronten der Schiffe mit und ohne Revolutionsflagge. Der Kommandant sandte zwei Unteroffiziere auf „Georg". Sie sollten Erlaubnis für „Freies Manöver" erwirken. Die Erlaubnis wurde erteilt. „Africa" lief aus. Ohne rote Flagge und unter ihrem Kommandanten. 7 Kritischer hatte sich die Lage am 2. auf anderen Schiffen entwickelt. „Franz Joseph". Das Hurra, das auf „Franz Joseph" am 2. in der Früh der Wunschliste des Komitees galt, war bereits unter roter Flagge erschollen. Sie war um 6 Uhr früh - über abermalige dringende Aufforderung von „Georg" - am Vortopp gehißt worden. „Franz Joseph" hatte damit im Block der Revolution Tritt gefaßt. Als mittags der Kommandant sich neuerlich einzuschalten versuchte, war er abgeprallt. Da hatte die Mannschaft sich bereits Eingang in die Waffen- und Munitionsdepots verschafft. 8 Das Kommando war vollkommen in die Hand der Mannschaft übergegangen. „Monarch". Auf Deck kam es zu einem erregten Auftritt, als der bei der Mannschaft wenig beliebte Chefarzt Dr. Fritz, dem schon am Abend vorher eine Hängematte und ein Eisenstück nachgeschleudert worden waren, im Jähzorn auffuhr und einen Matrosen beim Kragen packte. Der Zellengast Zitko benützte die nächste Gelegenheit, den Arzt, wenn auch nur für kurze Zeit, im Bordspital einzuschließen. Kurz nach 9 Uhr trat ein, was kaum mehr zu verhindern war: „Matrosen rote Flagge hissen!" war von einer vorbeifahrenden „Gäa"-Barkasse gerufen worden, und „Wenn ihr Hilfe braucht, dann wendet euch an uns!" Und am Vortopp von „Monarch" ging die rote Flagge hoch. Als ein Unteroffizier dagegen remonstrierte, hieß es unmißverständlich: „Probieren Sie sie nur einzuholen!" 9 „Kaiser Max". Daß sie keine Ordnung hielten, konnte man zumindest von denen von „Kaiser Max" nicht sagen. Der Waffenmeister Medved berichtet, wie „peinlichst vorgesorgt" wurde, „die Ordnung an Bord aufrechtzuerhalten", und bestätigt weitgehend die Angaben des Vertrauensmannes Schmidt, er habe die Posten verstärkt und vermehrt, so z. B. vor der Proviantkammer Posten aufgeführt. Dem Kantineur soll der Ausschank von alkoholischen Getränken verboteft gewesen sein, und bei der Schiffskassa will Schmidt selbst Wache gehalten haben. Pistolen zwar hatte man für eine Patrouille ausgegeben. Es gab auch Gerüchte, „Kaiser Karl" werde „Max" angreifen, falls sie nicht mithalten würde. Und wohl dürfte das Verbot des Alkoholausschanks nicht übermäßig streng gehandhabt worden sein - abends in der Batterie fiel der Matrose Marchesan

4. „ . . . ein Glas Wein a conto der Freiheit!"

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dem Waffenmeister betrunken um den Hals: „Herr Waffenmeister, gehen wir trinken ein Glas Wein a conto der Freiheit!" 10 „Cyclop". Auch auf „Cyclop" wehte die rote Flagge. Und der Kommandant sah keine Möglichkeit, dem zögernden Geschützmeister zu verbieten, was alle verlangten: Pistolen und Gewehre samt Munition für die Matrosen. Allerdings wurden nur Diensthabende damit versehen, so Stabsunteroffiziere, Fallreepposten, Signalgasten, Telephon- und Moloinspektion. Auch die in der Offiziersmesse aufbewahrten Pistolen samt Munition wurden sichergestellt. Damit war der Machtwechsel auf dem Schiff vollzogen. Daß das Offiziersnachtmahl auch auf „Cyclop" im Mannschaftskessel landete, hatte nur noch abrundenden Charakter. 11 U-Station. Da kam eine Patrouille von „Georg"-Matrosen unter Führung des Bootsmannsmaaten Altheim, rund 30 Mann. Sie waren zuerst auf „Panther" gewesen. Dann hieß es, sie hätten die Offiziere der Station zu entwaffnen und zu internieren. Mit dem Titular-Elektrowärter Pachor waren sie - ein paar blieben auf „Panther" zurück - zur Offiziersbaracke, zur Baracke IV, gezogen. Vor der Mannschaftsbaracke II hatte der Bootsmannsmaat von „Georg" der herandrängenden Mannschaft noch eine kurze Ansprache gehalten: Sie sollten keine Angst haben, die Matrosen, von Triest bis Durazzo sei alles mit ihnen, und Wien und Prag und Budapest hielten auch mit, überall habe man für den Frieden losgeschlagen, auch in Italien und Frankreich, nur von England wisse man noch nichts Genaues; jetzt müsse man nur durchhalten. Dann standen der Bootsmannsmaat Altheim und der Elektrowärter Pachor, zwei Unteroffiziere hinter sich, in der Offiziersmesse, vor den Offizieren, die nach dem Abendessen noch bei Tisch beisammensaßen. Und Pachor meldete sich „militärisch ganz einwandfrei" und „respektvoll". Er eröffnete dem Fregattenkapitän von Racic den Befehl des Matrosenkomitees, die Offiziere hätten ihre Wohnungen nicht zu verlassen und dies wäre auch ihrer Sicherheit halber empfehlenswert. Von der Abgabe der Waffen wurde nicht gesprochen, ja der Elektrowärter ließ sich mit den Offizieren sogar in eine Diskussion ein. Es gehe nicht um eine Revolution, sondern um eine Demonstration, die den Friedensschluß beschleunigen solle. Und im Falle eines feindlichen Angriffs würden die Herren Offiziere selbstverständlich sofort gebeten werden, das Kommando wieder zu übernehmen. Eine Demonstration, gab der Fregattenkapitän zurück, wäre wohl eine falsche Bezeichnung für eine Bewegung, bei der auf Offiziere geschossen, ärarisches Gut beschädigt und der Gehorsam gegenüber den Vorgesetzten verweigert werde - das sei Meuterei. 12 Dem Matrosen Zanchi, der schon nachmittags Waffen für die Mannschaft verlangt hatte, und einigen anderen Matrosen, die gemeinsam vor der Baracken-

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III. Cattaro: Die Krisis

tür gewartet hatten, war dieses Auftreten nicht energisch genug. Die Waffen wenigstens! Die Waffen abnehmen! Der Patrouillenkommandant von „Georg" weigerte sich. Er schnallte seine Pistole ab, übergab sie dem aufgebrachten Zanchi: „Machts, was ihr wollts!" Der Matrose Zanchi stürmte hinauf zu den Offizieren, in die Messe, rund 10 bewaffnete Matrosen polterten ihm nach. Die Aufforderung nach unverzüglicher Waffenabgabe wurde auch nicht mehr ganz korrekt vorgetragen. Gefangene sollten sie sein? Er würde jeden, brauste der Schiffsleutnant Hudecek auf, der ihn am Verlassen der Baracke hindern sollte, über den Haufen schießen. Und die Pistolen wollten sie nicht herausgeben. Der Fregattenkapitän erklärte einfach, sie hätten keine. 13 Da zogen sie in die Kabinen, und die Ordonnanzen führten sie, und sie fanden 6 Pistolen und zwei Jagdgewehre. „Siehst du", will später einer den Matrosen Zanchi renommieren gehört haben, „die Patrouille von ,Georg' hat die Pistolen nicht bekommen, und ich hab' sie gekriegt; mir haben's die Diener gezeigt und gesagt, sie befanden sich unter dem Kopf- und Fußende der Bettmatratzen. Die Diener haben mir auch die Zimmer aufgesperrt." Vor der Offiziersbaracke wurden Doppelposten mit Gewehr und aufgepflanztem Bajonett aufgezogen, vor dem vorderen und vor dem rückwärtigen Eingang. 16 Mann mit zwei Wachkommandanten bildeten das Postenquantum. Und verhaftet hatte man auch den „unverläßlichen" Elektromaaten Heinz. 14 Seeflugstation. In der Seeflugstation war am Morgen des 2. regelmäßiger Dienst angesetzt gewesen. In der Tischlerei hörte der Fliegermaat Csernus allerdings, als er den Fliegerquartiermeister Kirac wegen Nichtarbeit gestellt hatte: Gestern hätte er, Kirac, eben auf „Gäa" gehen müssen, und nicht jede Bemannung sei eine Hure wie die der Flugstation. - So, und was wolle man mit dem Krawall erzielen? - Was erzielen? Den Frieden natürlich. Und wenn es nicht zum Frieden komme, dann würde alles niedergemacht und kurz und klein geschlagen werden. Und die Flugzeuge, die brauche man dann sowieso nicht mehr, die würden ins Feuer geworfen. Und zu einem anderen Fliegermaat gewendet, als der ihn aufforderte, an der Reparatur einer Maschine mitzuarbeiten: „Was glauben Sie, daß ich so dumm bin wie Sie?" 15 Einer von der Flugstation war besonders aktiv. Der Elektromaat Stonawski, der um 8 Uhr in Richtung „Georg" abgeflogen w a r . . . Zwei Apparate mögen aufsteigen, das feuernde Fort mit Bomben zu belegen, hatte der Fähnrich Sesan befohlen. Ein Apparat startete. Die Fliegerquartiermeister Dudinszky und Grabowiecki saßen darin. Dudinszky, den man angetrieben hatte, er müsse fliegen, er sei tapfer, er habe die Silberne Tapferkeitsmedaille er flog seiner Aussage nach mit, um zu verhüten, daß ein eigenes Fort von eige-

4. „ . . . ein Glas Wein a conto der Freiheit!"

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nen Fliegern angegriffen werde. Die Bomben warf er in der Tat nicht. Und „Georg" meldete er nach der Landung, er habe die Batterien wegen des Nebels nicht ausmachen können. 1 6 Einen Probeflug hatte es noch gegeben an diesem Tag, über Befehl des Fliegermeisters. Mit L 132. Das Flugzeug war tags zuvor unklar gemeldet gewesen. Ein roter und ein weißer Wimpel flatterten jetzt daran. Um nicht beschossen zu werden... 1 7 Flankier- und Torpedobatterie Caballa. Auf seinem Kommandostand in Caballa hatte der Linienschiffsleutnant Wassich am 1. nachmittags den lauten Tumult nur aus der Ferne vernommen. Recht eindringlich allerdings am Abend von „Rudolph" her, durch deren Kanonenschüsse vor allem die Mannschaft der Torpedobatterie unruhig wurde. Und „Rudolph" war immerhin mit drei 30,5cm- und sechs 12-cm-Geschützen bestückt, und seinen Matrosen traute man manches zu. Am 2. morgens dann war die Caballamannschaft mit fliegenden Fahnen zu den Revolutionären übergegangen. Mit fliegenden Fahnen wörtlich - der Zug der Matrosen, der sich in Richtung „Rudolph" in Bewegung setzte, nachdem der Stabsgeschützmeister sich nicht mehr durchzusetzen vermochte, singend und hurra schreiend - nur Posten und Wachunteroffizier blieben zurück - war unter einer roten und einer weißen Fahne marschiert. Die von der Flankierbatterie rissen die Bemannung der Torpedobatterie mit. Am Molo stellte sich ein „Rudolph"-Matrose ein, der Matrose Kastelanic, und hielt eine Rede. Caballa werde, so betonte er abschließend, einen neuen Kommandanten bekommen und zwei Delegierte und zwei Komiteemitglieder, und die zusammen könnten befehlen und sonst niemand. 18

E. „Bei jeder Revolution muß Blut

fließen..."

1. Letztes Aufbäumen „Novara", „Helgoland", die Torpedoflottille hatten den Sperrkreis der roten Flagge verlassen. Teile der „Novara"-Mannschaft, die gefolgschaftsunwilligen Matrosen, denen der Kommandant es freigestellt hatte, von Bord zu gehen, und die in wilder Hast ihrem Kreuzer den Rücken gekehrt hatten, sammelten sich jetzt auf „Georg" - nicht eben erwünschte Gäste; Gäste, die man lieber loswerden wollte, um sie nicht verpflegen zu müssen. Die deutschen U-Boote, die sichtlich in Angriffspositionen eingewiesen waren, beunruhigten. Der Matrose Janacek lud seine Pistole und ließ sich hinüberführen. „Als er zu den Booten kam", berichtet der ihn begleitende Maschinenmaat, „überbrachte er den Befehl, die Deutschen sollen auf ihren normalen Ankerplatz gehen. Der Kommandant fragte nur, von wem der Befehl sei, und als Janacek sagte, vom Matrosenkomitee, gab er keine Antwort mehr, fuhr aber auch nicht w e g . . . " In einem Reduit der „Georg" wußte Janacek später zu erzählen, er habe noch erfahren, die deutschen U-Boote würden nur auf den entsprechenden Befehl der österreichischen Regierung warten, und zwei Torpedorohre seien schon geladen... 1 Daß sie auf Befehl der österreichischen Regierung ihren Platz einnähmen und deren Befehle zu achten sich angelegen sein lassen würden, ließ man auf den deutschen U-Booten auch einen zweiten Besuch wissen: die Bemannung der Dampfbarkasse des Kreuzers „Kaiser Karl". Auch auf „Karl" hatten die U-Boote Erregung hervorgerufen, auch die „KarP'-Matrosen hatten protestieren wollen, und auch sie kehrten unverrichteter Dinge zurück. 2 In der Admiralskajüte des Flaggenschiffes stand inzwischen der TitularBootsmann Rasch den dorthin berufenen, zum Teil dorthin abgedrängten Offizieren gegenüber. 3 „Meine Herren", so war der Bootsmann zu hören, „wir haben das Kommando übernommen. Sie werden aufgefordert, sich in die Kabinen zu begeben, wo Sie bewacht werden." Der Admiral fuhr ihm ins Wort: Warum der Seefähnrich nicht hier erscheine? - „Der Herr Kommandant ist momentan zu sehr beschäftigt", erklärte Rasch, „und hat mich beauftragt, mit den Offizieren

1. Letztes Aufbäumen

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zu sprechen." — Ja was sie denn überhaupt noch wollten? - „Sofortigen Frieden - wir haben die Macht und geben sie nicht mehr aus den Händen, bis nicht der Friede geschlossen ist." - Wie der Bootsmann sich das vorstelle, fragte ihn der Admiral weiter. Rasch zuckte die Achseln. Ob er sich der Konsequenzen bewußt sei, wenn der augenblickliche Zustand aufrecht bleibe und die Landstreitkräfte eingreifen würden? - „Bei jeder Revolution", gab darauf der Bootsmann Rasch zurück, und das Wort „Revolution" war damit erstmalig vor dem Admiral vorgebracht worden, „bei jeder Revolution muß Blut fließen, mir ist es auch egal, ob ich heute oder morgen gehenkt werde, die gesamte Marine steht auf unserer Seite." Nochmals versuchte es der Admiral: Ob sie denn kein Vertrauen zu ihren Offizieren hätten, um ihnen ihre Wünsche vorzubringen? „Nein, das Vertrauen haben wir verloren, denn sie können uns keine Zugeständnisse machen - sie sind nicht schuld daran, sondern nur das System im Staate, es ist genauso wie in Rußland, mit dem System muß gebrochen werden." Der Admiral beendete das Gespräch: Nun trage die Mannschaft die Verantwortung für alle kommenden Ereignisse. Die Offiziere waren ab nun von Deck abgeschnitten. Die Niedergänge waren von bewaffneten Posten besetzt. Sie hatten Befehl, auf jeden auf Deck kommenden Offizier zu schießen. Nach einigem Hin und Her sich kreuzender Weisungen hatte man auf „Georg" die Feuer gelöscht. Worum es dem Komitee in diesen Stunden vor allem ging, war, die Igelstellung der meuternden Einheiten zu halten. 4 Nach Wien und Budapest aber jagten die Revolutionäre jetzt ihre Hilferufe hinaus. Nach Wien an den Abgeordneten Adler, nach Budapest an den Grafen Kärolyi, uneinheitlich im Inhalt, einheitlich nur in der Bitte um rasche Intervention. Sie durchstießen den Kreis der Abschirmung nicht. Sie sollten ihr Ziel nie erreichen. 5 Die beiden Telegramme lauteten: „An das Abgeordnetenhaus Wien, zu Händen des sozialdemokratischen Abgeordneten Dr. Adler. Alle in der Bucht von Cattaro befindlichen Schiffseinheiten und Landstationen haben einheitliches Matrosenkomitee bei gleichzeitiger Übernahme des Oberkommandos gebildet. Dieses wünscht ehestens mündlichen Gedankenaustausch mit sozialdemokratischen Abgeordneten aller Nationen behufs sofortiger Einleitung allgemeinen Friedens auf Grundlage: Selbstbestimmungsrecht der Völker. Von unbedingtem Prinzipe geleitet, jegliches Blutvergießen zu vermeiden, bedauert es alles Vorgefallene und die feindseligen Infanteriebewegungen, da dieselben durch ihr Einschreiten eine allgemeine bewaffnete Empörung hervorrufen würden. Das Matrosenkomitee bittet um sofortige diesbezügliche Inter-

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III. Cattaro: „Bei jeder Revolution muß Blut fließen..

vention beim Kriegsministerium. Der derzeit herrschende Zustand wird bis Einigung mit eintreffenden Abgeordneten unbedingt aufrechterhalten. Allgemeiner Wunsch ist, daß zu den Abgeordneten Dr. Adler, Abg. Stanek, Tresic-Pavicic, Pittoni und ein Abgeordneter des Polenklubs zählen. Für Vertretung der Ungarn wird zugleich der Abgeordnete Herr Graf Kärolyi erbeten. Matrosenkomitee." 6 „An die Partei des Grafen Kärolyi! Budapest. Triumphierend über die freie Ausübung des geraden menschlichen Gedankenganges wenden wir uns an Euer Hoch wohlgeboren mit der Bitte, daß, abgesehen von allen Nationalitätsinteressen unter uns, das heißt auf Grund der allgemeinen Übereinstimmung, den Weiterlauf dieser unhaltbaren Verhältnisse für genug haltend, haben wir einstimmig die weitere Fortsetzung des Krieges als beendet erklärt, wir, die gesamte ungarische Mannschaft der k.u.k. Kreuzerflottille. Auf unserer Station in der Bucht von Cattaro haben wir ohne alles Blutvergießen auf allen Schiffen die unmittelbare Verfügungsgewalt an uns gerissen, laut welcher wir sofortigen Friedensschluß, ohne Annexion, auf sozialer Grundlage verlangen. Untertänigst erbitten wir die Unterstützung Euer Hochwohlgeboren und zugleich dringendst die Herbeisendung von Delegierten. Derselbe Aufruf erging auch an den Führer der sozialen Partei des österreichischen Abgeordnetenhauses. Mit der Versicherung unserer unerschütterlichen Treue und uns Ihrem Vertrauen anempfehlend mit vaterländischem Gruß das Zentralmatrosenkomitee." 7 Das Kriegshafenkommando war ersucht worden, die „radiotelegraphische Verbindung mit Wien, Budapest, Prag und Agram" herzustellen. Noch um 10 Uhr 30 abends hatte sich das Matrosenkomitee gemeldet: „ . . . es wünsche sofortige galvanische Verbindung mit beiden Abgeordnetenhäusern Wien und Budapest und ersuche, radiotlg. Meldungen dorthin nicht zu stören." Noch am nächsten Tag, am 3. früh, forderte „Georg" von der Radiostation Klinci die Weiterleitung der Depeschen unter der Drohung, andernfalls das Feuer gegen die Station zu eröffnen. Das Komitee versuchte auch die Landstreitkräfte zu erreichen: „Kameraden! (Infanterie) - Da wir zu der Überzeugung gelangt sind, daß Ihr über den Zweck unserer Demonstration nicht voll unterrichtet wurdet, sehen wir uns gezwungen, Euch folgende, auch an beide Abgeordnetenhäuser gerichtete Kundgebung vorzulegen.. ." Die Artilleristen der Batterien in den Bergen, die Soldaten der ihre Bereitstellungsräume beziehenden Infanterieverbände sollten angesprochen wer-

1. Letztes Aufbäumen

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den, sollten den Notruf von den Schiffen an die Abgeordneten in den Hauptstädten hören, die Aktion begreifen, überlegen, ob sie zum Kampf antreten sollten, ob sie es d u r f t e n . . . 8 Doch was sich noch einmal werbend nach außen wandte, fand sich in seinem Zentrum, auf dem Flaggenschiff, bereits vom Abfall zerfressen. Nicht nur, daß Magyaren und Deutsche mit Grund zu Mißtrauen Anlaß gaben, wurde auch die Absperrung der Offiziere nachrichtenmäßig durchbrochen. Immer wieder erreichten mündliche Berichte, Telephondepeschen, Zettel oder Briefe die verbotenen Zonen des Stabes. 9 Auch jener Brief, der schon zur Gegenaktion überleitete: „Will mit diesem Schreiben sämtliche Herren Offiziere beruhigen, und als Beweis für unsere Treue zu Vaterland und Kaiser wollen wir morgen im Laufe des Vormittags trachten, die Herren Offiziere frei zu machen und das Kommando wieder an den Stab überlassen... Im Namen der Stabsunteroffiziere, höheren Unteroffiziere, deutschen und ungarischen Bemannung.. ," 10 Noch drohte man allerdings an diesem Samstag abend mit Erschießen für Nichtbefolgung von Komiteebefehlen. Noch zerriß der Heizer Kriz mit Pathos seine Arbeitsbluse: „So viel ist mir mein Leben wert!" Und in der Unteroffiziersmesse erzählte aufwendig der Proviantmeister Carlo Corich, drüben an Land werfe die Infanterie die Gewehre weg und halte zu den Matrosen, und dem Kommandanten der „Gäa" hätte er, er selbst, heute ins Gesicht gespuckt. 11 Aber im Reduit, wo sich einige Unteroffiziere zusammengefunden hatten, lag auf dem Tisch eine Depesche, die von „Helgoland" gekommen war: „ . . . wer Catene passiert, wird versenkt..." Und der Palecek, der mittags noch begeistert „Mir, mir!" gerufen hatte, weinte in dieser Nacht und klagte, daß alle verloren seien, und seine Frau sei doch in anderen Umständen. 1 2 Verzweifelte Suche nach einer Lösungsmöglichkeit auf „Gäa". Man sprach vom Auslaufen und dachte an das Torpedoboot 11, und man erwog - als man vom Seefähnrich auf „Georg" erfahren hatte - , das Kommando einem Seefähnrich vom eigenen Stande, dem Seefähnrich Petrarca aus Persano zu übertragen. Der zeigte wenig Lust. Abends aber trat die Gegenbewegung zum Vorstoß an. Die Unteroffiziere bildeten eine nahezu geschlossene Front, die Maschinenunteroffiziere gewannen auch die Heizer. Der Bootsmannsmaat Rojec, Komiteemitglied, fuhr noch einmal auf das Flaggenschiff hinüber, zu erkunden, wie es mit dem Aufstand stehe. Es stehe gut, erklärte er nach seiner Rückkehr gegen 10 Uhr - mit einer Miene, die am Gegenteil keinen Zweifel ließ. 13 Im Damensalon des Schiffes verhandelten sie über Stunden mit den letzten

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Aktivisten. Paral, leicht betrunken, leistete hinhaltenden Widerstand: Eine einmal begonnene Sache solle zu Ende geführt werden; man könne „Sankt Georg" nicht im Stich lassen, müsse zumindest die Antwort aus Wien abwarten; und übrigens habe er die ganze Mannschaft hinter sich, und die Eskader aus Pola werde auch mithalten und die Infanterie nicht schießen. Langsam machten sie den Paral mürbe. Er ging schließlich schlafen, man solle machen, was man wolle. Dann gaben auch die letzten auf. Auch Bajzelj, der Revolutionskommandant, der jetzt eben gegen Mitternacht sich einfand, mit dem Matrosen Göckler und dem Hornisten Bortolazzi, vom Land zurück, wo sie am Abend im Bordell gewesen waren. Bajzelj war müde und am Tisch eingeschlafen. Bortolazzi hatte sich am hartnäckigsten gewehrt: Er habe zwei Brüder verloren, seine Mutter sei krank und er wolle wenigstens das Versprechen haben, „daß seine Mama nicht verhungert"; und auch er wolle nicht, „daß .Georg' meine, wir hätten ihn verraten". Die Maaten hatten sich durchgesetzt. Sie wandten sich noch einmal den Deckmatrosen zu. Vor den Offiziersräumen stellten sie bereits in ihrem Sinn verläßliche Posten auf. Und sie weckten und unterrichteten um 1 Uhr nachts den GDO. 1 4 Da erschien an Bord der „Gäa" der Seefähnrich Sesan. Begleitet von Bootsmann Rasch und einem Matrosen. In den Abendstunden war er bereits einmal kurze Zeit an Bord gewesen, hatte beim Weggehen die nächst dem Fallreep stehenden Matrosen gefragt, warum die „Gäa"-Seefähnriche Lepetic und Petrarca denn nicht mithielten. Und beim Absteigen hatte er noch gerufen: Wenn alle einig blieben, werde man siegen. Jetzt setzte sich der Seefähnrich mit den bereits zum Abfall entschlossenen Maaten im Damensalon zusammen. Der Fähnrich war schweigsam, der Bootsmann Rasch führte das Wort. Sie, die jetzt bereits um ihren Kopf spielten, zeigten die Depesche an die Sozialdemokraten, redeten dem Ausharren das Wort, die Abgeordneten würden kommen und in die Verhandlungen eingreifen. „ . . . ihre Ausführungen liefen auf eine Lahmlegung der Flotte für längere Zeit hin" (hinaus, A. d. V.), erinnerte sich einer der Teilnehmer an der Unterredung. Einer für alle, alle für einen - hatte der Fähnrich Sesan nochmals zusammengefaßt, ehe er um 3 Uhr herum mit Rasch das Schiff verließ. Um 6 Uhr wollte er wiederkommen. Die Maaten der „Gäa" hatte er nicht mehr überzeugen können. Im Gegenteil: Er war knapp der Gefangennahme entgangen. Der GDO, dem die Anwesenheit des Fähnrichs gemeldet worden war, hatte Weisung gegeben, die Revolutionsführer möglichst lang aufzuhalten, um sie eventuell zu verhaften. Man wollte jedoch Blutvergießen vermeiden, und die drei Revolver, mit denen der Seefähn-

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rieh bewaffnet gewesen wäre, ließen es den Unteroffizieren nicht geraten erscheinen, ihn gewaltsam festzuhalten. Auch das Vorhaben, ihm am Backbordfallreep den Weg abzuschneiden, schlug fehl. Über den Landungssteg ging der Seefähnrich Sesan mit dem Bootsmann Rasch ungehindert von Bord der „Gäa", die sich in diesem Augenblick bereits von seiner Führung losgesagt hatte. 15 Zurück von den Dreien, die angekommen waren, blieb nur der Begleitmatrose, ein Ungar, der bat, auf „Gäa" bleiben zu dürfen. Er sei bloß mitgeschleppt worden, er kenne diesen Seefähnrich nicht, obwohl er fünf Jahre an Bord wäre, der Fähnrich sei auf „Georg" fremd, vielleicht ein Spion. Der Matrose Dal-Min setzte am Morgen noch zu einem verzweifelten, jedenfalls vergeblichen Verhaftungsversuch in der Flugstation an, fraglich, ob mehr auf Festnahme oder Warnung des Seefähnrichs berechnet. 16

2. „Falls bis morgen 3. II. 10 h vorm

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Der endgültige Termin des Ablaufs des Ultimatums stand fest: 3. Feber 10 Uhr vormittag. Der entsprechende Befehl wurde - nach Herstellung des Einvernehmens mit dem Kommandierenden General in B.H.D. - um 10 Uhr abend vom Kriegshafenkommando ausgegeben. „Falls bis morgen 3./II. 10 h vorm. die Meuterer nicht zur Ordnung und Disziplin zurückgekehrt, die 2 Kommanden Kreuzerflottillenkommando und V. Schiffsdivision wieder eingesetzt, sämtliche Offiziere auf ihren Posten, was auch (richtig: durch, A. d. Verf.) Kreuzerflottillenkommando und V. Schiffsdivision an die Einheiten VBK I, Gruppe Ackermann, Gruppe Eisler (Heyssler, A. d. Verf.), dann an VBK III zu signalisieren und von je einem bevollmächtigten Offizier der Schiffe Georg, Gäa, Monarch, Rudolph und Karl VI. an Oberst Illuscig in Kumbor, des Schiffes Monarch an VBK III Lastua zu melden ist, wird das KHKdo die befohlenen Anordnungen ad Op. 2354 vom 2./II. durchführen und haben, falls keine weiteren Befehle kommen, alle Kommanden morgen 3./II. 10 h vorm. auf Grund dieses Befehles zu handeln. VBK I erhält Auftrag, mit einfahrender Division Fühlung zu nehmen, in Kenntnis zu setzen und in die Baja di Topla zu lotsen und Mitwirkung vereinbaren. Ansonsten gilt der Befehl, im Falle aggressiver Bewegung zu Wasser und zu Land mit Feuer einzusetzen. VBK I verständigt hievon VBK II, III, Oberst Illuscig, Oberst Böttner, Kommando Ackermann, Kommando Eisler (Heyssler, A. d. V.), Kreuzerflottillenkommando, V. Schiffsdivision. Kriegshafenkommando Op. Nro. 3035.' ll

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Inzwischen hatte das Kriegshafenkommando an Land noch folgende Maßnahmen eingeleitet: „3 h 25 nm. An VBK I: Die zwei Marineflankierbtt. Kobila und Lustica, sowie die Torpedolancierstationen Kobila und Lustica durch Mannschaften des Fs.A.R. 5 besetzen zu lassen. 3 h 30 nm. An Et. St. Komdo Zelenika: Bewaffnete in Zelenika organisieren. Anlandgehen Meuterer verhindern. 3 h 45 nm. Komm.Gen. und XIX. Korps gebeten, Flieger mit Bomben zu entsenden. 4 h 45 nm. Hptm. Weissmann des KHK zum Stationskommandanten von Igalo bestimmt, hatte dort das Kommando über sämtliche Truppen zu übernehmen, Landen der Meuterer verhindern, eintreffende MaKomp. und zwar 3 zu Obst. Illuscig, 1 zum BÄK I Kobila zu dirigieren, Rest baonsweise sammeln und dann zu Oberst Illuscig senden. 6 h 10 nm. Da Vermutung vorlag, daß Matrosenkomitee Verbindung mit Wien suche, vom Komm.Gen. um Einstellung des Zivilverkehres in die Bocche gebeten. Matrosenkomitee hatte Freigabe der Post an die Schiffe gefordert. Die zur Postabholung 2./2. vorm. nach Castelnuovo mit Tender unter roter Flagge angekommenen Postunteroffiziere wurden verhaftet. Matrosenkomitee bot für die zu erhaltende Post Freilassung des von ihnen gefangenen Lt. Deutsch an. - Post wurde nicht ausgegeben. 6 h 20 nm. Hb. Btt. Dalmatien Süd von Igalo zu Oberst Illuscig dirigiert. 8 h 20 nm. 6 MaKomp. eingetroffen. 3 zu Oberst Illuscig, 1 zum Et. St. Komdo Zelenika, 1 zu BÄK I dirigiert, 1 in Igalo belassen. 10 h 30 nm. Flieger von Komm.Gen. und XIX. Korps für 3./2. 10 Uhr vorm. mit schwersten Bomben zur Wirkung gegen in der Bucht von Gjenovic liegende meuternde Schiffe erbeten.. ." 2 Um 7 Uhr 20 abends hatte sich nochmals das Matrosenkomitee gemeldet: Es versicherte, Ordnung zu halten, und bat, jedes Blutvergießen zu vermeiden. Um 10 Uhr hatte von der Telephonstation Morinje aus der Linienschiffskapitän Heyssler angerufen. Er stellte sich mit den in die inneren Bocche eingelaufenen Seestreitkräften dem Kriegshafenkommando zur Verfügung. Der Generalstabschef informierte den Linienschiffskapitän über das mit 10 Uhr a. m. des nächsten Tages befristete Ultimatum. Sollte es zum Angriff kommen, erklärte der Linienschiffskapitän Heyssler, werde die 1. Torpedoflottille mitwirken. Zeichen zum Angriff für die Einheiten der Marine würde das Feuereröffnen der Landbatterien sein. Im selben Sinn würden die deutschen U-Boote eingreifen.3

2. „Falls bis morgen 3. II. 10 h vorm.

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Für den 3. 2. gab das KHK um 23 Uhr 36 demgemäß noch folgende Anordnungen aus: ,,a) Kmdt. S.M.S. Helgoland angewiesen, falls es morgen 10 h vorm. zu einer Aktion kommen sollte, unterstützend mitzuwirken... b) Gend. in Morinje durch Wachmannschaft aus Risano verstärkt. c) Angeordnet, daß avisierte Minen für deutsche U-Boote in Igalo auszuladen und über Kameno - Crkvice nach Morinje zu schaffen seien. d) Ausgabe von Verpflegsweisungen für Gruppe Oberst Böttner und Seestreitkräfte des LSchKpt. Heyssler sowie für die evakuierte Zivilbevölkerung. (Letztere wurde aus ärar. Vorräten verpflegt)." 4 Die Landfront stand: 24 Kompanien, 3 Streifkommanden, 10 MG, 74 Geschütze. Unter dem Kommando des Linienschiffskapitäns Heyssler hatte in der inneren Bucht sich ein schlagkräftiger Verband gefügt. Schiff auf Schiff, Boot auf Boot hatten einlaufend ihren Führerkreuzer mit Hurra begrüßt: „Huszär", „Dinara" und „Warasdiner", „Tatra" und „Balaton", die Torpedobootsgruppen. Noch fehlten am frühen Abend „Orjen" und „Csepel". Sie sollten kommen. Und der Linienschiffskapitän glaubte, sich seiner Streitmacht auch sicher zu sein, „ . . . da sie sich einmal von den Meuterern losgemacht und zu ihnen in Gegensatz gestellt h a t t e . . . Dazu kam, daß die Flottille jetzt abgesondert und unter meinem unabhängigen Kommando stand und der alte Korpsgeist der Torpedoflottille wieder auflebte." 5 Die Gefechtspositionen waren ausgegeben: „Novara" ankert derart vor Catene, daß einlaufende Schiffe, ohne vorher in der Lage zu sein, auf größere Distanz das Feuer zu eröffnen, torpediert werden können. Ein Zerstörer und zwei Torpedoboote übernehmen die Bewachung von Catene, eines der Boote legt als Lancier- und Beleuchtungsstation in Lepetane an. Jedes Catene ansteuernde Schiff - mit Ausnahme der beiden noch ausständigen Torpedoeinheiten - ist bei Androhung der Torpedierung zur Umkehr aufzufordern. Schiffe, die die Anordnung nicht befolgen, sind sofort zu torpedieren. Die nicht eingeteilten Einheiten der Torpedoflottille ankern unter Land mit kleinen Feuern und halber Kesselzahl. Und der Radiooffizier auf „Helgoland" war eben dabei, einen Geheimschlüssel für alle bei Morinje versammelten Einheiten auszuarbeiten. Die meuternden Schiffe sollten über die eigenen Dispositionen im unklaren bleiben. Korvettenkapitän Ackermann von den deutschen U-Booten hatte sich an Bord der „Helgoland" eingefunden und die Verteilung seiner sieben Boote gemeldet. Heyssler berichtet, wie er, der sich für selbständiges Vorgehen stark

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genug fühlte, den Bundesgenossen vorerst zurückhielt, um Materialverluste und einen Eklat zu vermeiden - und nicht zuletzt aus Prestigegründen: „Ich mußte daher dem mir sonst recht befreundeten und stets liebenswürdigen ,Ackermännchen' (er war ein kleines Männchen) seine mörderischen Absichten untersagen." Die unter roter Flagge standen, ahnten, was sich zusammenballte. Noch in den Nachmittagsstunden hatte „Georg" gerufen: „Auf Befehl Matrosenkommando alle Einheiten sofort alte Vertäuungen einnehmen. Matrosenkommando." Es war zu spät. Und als abends die Nachricht eingetroffen war, „Kaiser Karl" sei in Bewegung und „Sankt Georg" im Begriff, ebenfalls Anker auf zu gehen, da hatte „Helgoland" jenen Funkspruch abgegeben: „Wer Catene passiert, wird versenkt. 1. Torpedoflottillenkommando." 6 Zwei hatten gefehlt. Um 19 Uhr war „Orjen" nachgekommen. Um 20 Uhr 25 war als letzte die verdächtige „Csepel" vor den Sperrbooten in der Catene gestanden. „Orjen", der Zerstörer, der kurz nach Mittag von seinen Offizieren verlassen worden war. Die hatten sich in Baosic zunächst im Quartier des Linienschiffsleutnants Mitterwallner aufgehalten, hatten die Batterie gesucht, die oberhalb des Ortes Stellung bezogen haben sollte, hatten dann das Anheizen und Auslaufen der Torpedoeinheiten festgestellt und sich entschlossen zurückzukehren. Da kam ihnen nächst dem Molo bereits der Quartiermeister Kutälik entgegen, sie zu ersuchen, auf das Schiff zu kommen. 7 Rat- und führungslose Stunden hatte die Mannschaft durchlebt, zwischen Verteidigungsbereitschaft, Beschuß der „Rudolph" und Auslaufen der Kleinen Kreuzer und der Torpedoflottille. „Dampfklar" war von „Georg" befohlen worden, doch das Auslaufen schien auch wieder nicht im Sinn der Revolutionäre zu liegen. Aber es hatte die „Orjen"-Matrosen, für die ihr Komitee doch nicht die eindeutig vertrauenswürdige Autorität gewesen war, schließlich den Schwesterfahrzeugen nachgezogen. Sie wollten fort und sie verlangten nach den Offizieren. Wo waren sie? Man wollte nicht ohne sie auslaufen. Man eilte, sie zu suchen. Eine Patrouille ging an Land, fand nur den Maschinenbetriebsleiter. Nicht genug, man wollte auch den Kommandanten. Nochmals suchen. Schon kam Gegenorder von der mißtrauisch reagierenden „Georg" herein: „Orjen" und „Csepel" hätten Feuer abzubrennen und am Liegeplatz zu verbleiben. Eine Warnung aus einer „Georg"-Barke kam hinzu: Man solle die Offiziere lieber einsperren statt sie eingreifen lassen. Dennoch fuhr die nächste Patrouille ab, stieß beim Molo auf die zurückkehrenden „Orjen"-Offiziere, machte Meldung, führte sie an Bord. Weiterheizen, seeklar! Der Kommandant übernahm die Führung. Kein Zweifel, daß es dem Auslaufen entgegenging. War die Mannschaft zu gehorchen

2. „Falls bis morgen 3. II. 10 h vorm.

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bereit, selbst gegen den Befehl des Flaggenschiffs? Der Maschinenwärter Myvalt erhielt Weisung, die Mannschaft zu befragen. Alle wollten sie fahren, einstimmig. Manche zweifelten wohl noch, hatten Angst vor den „Georg"-Geschützen. Wer Angst habe, könne zurückbleiben und an Land gehen. Keiner ging. 8 Ankerstationen. Einige zögerten wieder, debattierten, agitierten: Soll man sich zusammenschießen lassen? Schimpfworte flogen um die Ohren der Gehorchenden, Drohungen, über Bord werde man sie werfen. Nochmals eine Verzögerung: Der Marsgast Stasic weigerte sich, die Schlüssel zum Werkzeugdepot auszufolgen, als ein Hammer zum Losmachen von der Boje benötigt wurde. Nein, der Befehl zum Auslaufen müsse von „Georg" gegeben werden. 9 Trotz allem warf „Orjen" um 17 Uhr 30 los, nahm Kurs auf Catene, entfernte sich aus dem Geschützbereich der meuternden Schiffe. Die rote Flagge wurde gestrichen. Der „vollste Gehorsam" kehrte zurück. Mit Vorbehalt. Die Ereignisse wirkten nach. Abends, vor Morinje, da der Fregattenleutnant Meniga Seewache hielt, traf er eine debattierende Gruppe am Geschütz. Es sei schon gut, hie und da zu zeigen, daß die Mannschaft auch eine Macht haben könne, erklärte eben der Matrose Mate Kandic, daß die Mannschaft nicht einfach eine Null sei. Der Leutnant stellte ihn. Er sei sich seiner Rede wohl bewußt, entgegnete der Matrose. Der Leutnant ließ ihn abtreten, schickte ihn zur Ruhe. 10 Freudestrahlend hatte eben noch vor Gjenovic der Heizer Vitali die Pistolen der „CsepeP'-Offiziere zur Mannschaft der „Orjen" hinübergezeigt und die Pistolen auf die Planken geworfen, um sie dann erst aufbewahren zu lassen. Die Offiziere hatten die Pistolen über nochmalige Intervention des Fregattenleutnants Schweyer, der in der Messe über den Aufregungen dieser Tage zusammengebrochen war, ausgefolgt und waren freigelassen worden. Es war 13 Uhr 45 gewesen. 11 Aber schon befahl der Kommandant die Mannschaft zum Antreten. Seine Vorhalte, seine Erklärung, er hätte „Georg" zu torpedieren beabsichtigt, blieben nicht ohne Widerspruch. „Georg" führe immerhin die Flagge des Kaisers, und an Bord seien B r ü d e r . . . Und während der Kommandant sprach, stand hinter ihm der Matrose 1. Klasse Petar Jerat, mit gezogener Pistole, ein entschlossener Dalmatiner, der vor kurzem erst einem Unteroffizier auf den Einwand, sein Verhalten könne ihm den Kopf kosten, geantwortet hatte, wenn es so weit sei, werde er fünf andere und dann sich selbst erschießen. Nach wir vor wehte über dem Zerstörer die rote Flagge. Und als ein Matrose von „Gäa" erschien und zum Widerstand gegen die Landtruppen -aufforderte, war „Gefechtsalarm" gegeben und die 10-cm-Geschütze waren klargemacht worden. Und noch als „Csepel" dann doch ausgelaufen war, in Richtung innere

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III. Cattaro: „Bei jeder Revolution muß Blut fließen..."

Bucht, ihrer Flottille nach, eben jetzt, bevor „Warasdiner" sie gestoppt hatte, stand auf der Kommandobrücke hinter dem Kommandanten ein Bewaffneter aus dem Kreis der Meuterer... Aber schon glaubte der Kommandant an Bord der „Warasdiner" mitteilen zu können, daß er seines Schiffes sicher sei. Die rote Flagge wurde gestrichen, drei Hurra-Rufe auf seine Majestät, letzter verebbender Widerspruch. 12 Ein Offizier der „Csepel" wurde auf „Helgoland" befohlen. Was, die „Csepel"-Offiziere haben ihre Waffen noch nicht? Linienschiffskapitän Heyssler reagierte scharf: „Csepel" hat vor Cattaro anzulegen oder zu ankern. Hat mit einem Geheimschlüssel, der dem Kommandanten gleichzeitig mitgeteilt wird, von Cattaro zu melden: „,Csepel' kaisertreu". Läuft die Meldung nicht ein oder anders verschlüsselt als vereinbart, wird „Csepel" um 4 Uhr früh angegriffen und versenkt. Da gab es keine Vorbehalte mehr. Um 11 Uhr 25 p. m. langte der Funkspruch im vereinbarten Schlüssel ein: „,Csepel' kaisertreu". 13 „Scharfschütze". In dieser Nacht lag einer der Zerstörer abseits von seiner Flottille. „Scharfschütze" war in Castelnuovo. 14 Über Befehl des VBK wurde „Scharfschütze" von der Besatzung geräumt. Wie mittags schon die hier liegenden Torpedoboote... Die Nacht verbrachten die Matrosen des Zerstörers und der Torpedoboote 13, 15, 65 und 79 im Lager von Igalo. Die Torpedobootsmatrosen waren nur widerwillig von Bord gegangen. Einer auf Boot 15 wollte sogar abstimmen. Bis der Korvettenleutnant Bonnettä erschien - ihm gegenüber redete der Heizer Natlacen noch vom Hissen der roten Flagge - , dann der Bootskommandant Linienschiffsleutnant Cerri, der antreten ließ und strikten Befehl zum Verlassen des Bootes erteilte. Der wurde widerspruchslos befolgt. Auf Boot 13 ging der Linienschiffsleutnant von Lang, Kommandant von 79, gegen zwei Mann mit gezogener Pistole vor. 15 In dieser unruhigen Gesellschaft bildete die Mannschaft des Torpedobootes 65 einen festen Block. Schon mittags vor Castelnuovo hatten die Matrosen des Bootes, als man von 13 herüberrief, daß gleich die rote Flagge gehißt werde und „ . . . Ihr müßt auch mithalten!", abgewunken. Ihr Boot hatten sie, um notfalls verfügbar zu sein, als letztes geräumt. In Igalo verloren sie über die fatale Unterkunft in einer alten Holzbaracke „nie eine Klage", „alle Befehle wurden raschestens und freudig befolgt", engster Kontakt zum Vorgesetzten; ihr Kommandant, der Linienschiffsleutnant von Ferro, konnte nur von „tadelloser Haltung" sprechen. 16

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3. Die Revolte erstickt

3. Die Revolte erstickt Nacht der erlöschenden Revolte. Letzte Versuche, da die Fronten schon formiert waren quer durch die Schiffe. Verhandeln und Drängen, zwischen Hadern und Rechten aufkeimende Hoffnung und aufkommende Angst. Schemen tauchten aus der Finsternis. Tastende Scheinwerfer, Wachen auf den Brücken, leise klirrende Patrouillen. Befehlsstellen mit surrenden Telephonen. Gefangengesetzte Offiziere in ihren Kajüten, evakuierte Zivilisten in den Bergen, schimpfende Matrosen in den Baracken von Igalo. Einem Gespensterschiff gleich glitt der Panzerkreuzer „Kaiser Karl" durch die Dunkelheit. Die Revolte hatte das Schiff überwunden, von der Gegenrevolte sollte es dennoch nicht angenommen werden. Um Mitternacht schon hatte Linienschiffsleutnant Gylek an „Helgoland" die Meldung übersandt, der Kreuzer wäre wieder in der Hand seines Kommandanten, er erbäte Befehle. Der Schiffsleutnant hatte Matrosen geschickt, da er noch nicht wußte, wer an Bord der „Helgoland" das Kommando führte. Die Antwort des Linienschiffskapitäns Heyssler war kurz: „,Karl VI.' hat sich bis heute 10 Uhr a . m . dem Kriegshafenkommando bedingungslos zu ergeben, wird sonst 10 Uhr a. m. versenkt. Auf weitere Unterhandlungen lasse ich mich nicht ein." Die Härte, mit der der Führer der Torpedoflottille „Karl VI." entgegentrat, erklärte Heyssler in seinem Bericht: „Will keine stärkeren Schiffe in von uns besetzte Bucht lassen, auch wenn Meuterei beendet wäre. Sonst könnten schließlich aus Angst vor Ultimatum alle hereinkommen und hier die frühere Lage, in der meuternde Schiffe Oberhand hatten, sich wiederholen. Sie sollen draußen kapitulieren.. Und um 3 Uhr 20 funkte „Helgoland" an „Georg", „Gäa" und „Karl VI.": „Schiffe, welche sich nicht dem Kriegshafenkommando bedingungslos ergeben, werden heute 10 Uhr a. m. versenkt. Torpedoflottillenkommando". 2 Und selbst als „Kaiser Karl" mitteilte, sie wolle durch Catene nach Ljuta einlaufen, sich mit der Torpedoflottille zu vereinigen, als Torpedoeinheiten und UBoote zwischen 4 und 5 Uhr früh meldeten, der Kreuzer stehe bereits vor Catene, sei befehlsgemäß angehalten worden, kam abweisende Anordnung: „Karl" möge einen bevollmächtigten Offizier an VBK III senden, in dessen Nähe sie liege, solle per Funk die bedingungslose Übergabe an Kriegshafenkommando, „Helgoland" und „Cleopatra" melden und auf ihren alten Ankerplatz bei Otok zurückgehen. 3 Zurück ins Niemandsland. Zur Kapitulation gezwungen, da die Revolte schon besiegt war. Für den Kommandanten keine beneidenswerte Situation. Die Abweisung, das Kreuzen zwischen den Fronten mußte die Revolutionäre von gestern herausfordern. Sie ließen nicht auf sich warten. Auf dem vorderen Frei-

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deck versuchten sie zu agieren, man möge sich wieder den Meuterern anschließen, die Offiziere in den Kabinen einsperren. Die gereizte Grundstimmung bot fruchtbaren Boden. Als der Kesselwärter bei der nächtlichen Fahrt einen der Heizer zur Eile gemahnt hatte, war der aufgefahren voll Zorn: „Jetzt mit mir langsam sprechen, s o n s t . . . " Und manche hatten ihre Hoffnung daran geklammert, die III. Division werde zur Unterstützung der Meuterer kommen.. . 4 Die III. Division... Um die kreisten in dieser Nacht auch die Gedanken des Generalobersten von Sarkotic in Sarajevo: „Möchte womöglich kein Blutvergießen haben", notierte der Kommandierende General in sein Tagebuch, „aber wie, wenn die Erzherzogdivision auch infiziert ist?! Dann wird die Situation noch schlimmer. Hoffentlich ist sie intakt." 5 Nacht über der Haubitzbatterie auf dem Kamm des Kobilarückens, 450 m über dem Meer. Vier moderne Haubitzen in Mittelpivotlafetten. Oberleutnant Nowotny verbrachte die Nacht in der Batteriestellung. Zwei Maschinengewehre hatte er heraufbekommen und ein paar Kisten Handgranaten. Um gegen einen Handstreich gewappnet zu sein. Die Batteriekommandanten hatten strenge Weisungen. Es war befohlen worden, „bei persönlicher Verantwortung und kriegsgerichtlicher Untersuchung voll gezieltes Feuer auf alle auslaufenden Fahrzeuge zu richten". Die Schärfe des Befehls wäre am Widerstand der Mannschaft wohl zuschanden geworden, überlegte der Oberleutnant. Aber die Artilleristen hatten keinen Augenblick gewankt: „Die Leute verurteilten die Haltung der Matrosen mit ernsten Worten." Kein Sympathiebeweis für die Revolutionäre da unten, kein Widerspruch ihm gegenüber. „Und wie um ihre Ergebenheit zu bekunden", meinte der Oberleutnant gemerkt zu haben, hatten sie sichtlich jeden Befehl mit besonderem Eifer ausgeführt. 6 Als Übung hatte man hier oben die Bewegung, das Sirenengeheul, die Hurrarufe, die gedämpft heraufdrangen, zunächst angesprochen. Bis sämtliche Batteriekommandanten zu ihren Telephonstationen beordert worden waren und das Gruppenkommando Kobila „in eigener Person" sich gemeldet hatte: „Seid ihr alle da, meine Herren? Also - kein Schiff darf den Hafen verlassen. Wenn eines auszulaufen versucht - Schuß vor den Bug. Einfahrende Schiffe nicht behindern. Was eigentlich los ist, wissen wir nicht. Hauptsache - rasch feuerbereit sein. Habt ihr verstanden?" Feuerbereit waren sie sofort gewesen. Ganz verstanden hatten sie erst, als der Befehl durchgegeben worden war: „Elemente auf Gjenovic bestimmen." Jetzt war kein Zweifel mehr gewesen: die Matrosen meuterten . . . Depesche auf Depesche hatte die Verschärfung der Lage bestätigt: „ . . . Jedes Fahrzeug, das die Linie Kobila - Caballa zu passieren trachtet, wird beschos-

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s e n . . . Schußelemente bestimmen für Planquadrat 1172, 59 rechts, 82 h o c h . . . Der Punkt erwies sich durch den Distanzmesser betrachtet als recht harmlose Kote oberhalb der Marinestation K u m b o r . . . Elemente vorbereiten auf . R u d o l p h ' . . . Torpedobatterien haben sich angeschlossen... Bewaffnetes Matrosendetachement dringt gegen Scheinwerferanlage v o r . . . Hydroplan startet bei Hangar K u m b o r . . ." 7 Sie hatten die Fahrt der „Rudolph" beobachtet, die Schüsse, die donnernd und brausend an den Wänden widerhallten, die weißen Fontänen um das grüne Schiff da unten, die Einschläge, die Treffer, später den Ausbruch der leichten Einheiten. Sie waren auf einen Kampf zwischen Land- und Schiffsbatterien gefaßt gewesen... Um 2 Uhr früh war eine Telephondepesche durchgegeben worden: Um 6 Uhr sollte die III. Division aus Pola einlaufen... Grau gab die Nacht den Morgen frei. Sie hielten scharfen Auslug. „Noch bedeckten leichte Nebel den Spiegel der See. Da lösten sich weit draußen vor der Halbinsel Molonta einzelne schwarze P u n k t e . . . Sie kamen! Es dauerte nicht allzu lange, und wir konnten die Einheiten der in voller Fahrt befindlichen Eskader unterscheiden. Es waren die drei Linienschiffe der ,Erzherzog'-Klasse... begleitet von 15 leichten Fahrzeugen. Sie fuhren die Küste entlang, und ein dumpfer Lärm drang bis zu uns herauf. Die Nebel zerteilten, hoben sich, blau und sonnig umfing der Morgen Berge und T ä l e r . . . " War es Freund oder Gegner, der da kam? „Durch das Glas richteten sich suchende Blicke auf die Mastspitzen — sie zeigten österreichisch-ungarische Kriegsflagge. Die Eskader lief bei Mamula in den äußeren Hafen ein, verschwand zwischen den Höhenrücken Kobila-Lustica, erschien wieder in der Bucht von Igalo. Wir ließen das Glas nicht von den Augen, sahen ihnen direkt aufs Deck. Starker Lärm stieg auf, man hörte Kommandos durch Megaphone. Kaum waren die Großen hereingeleitet, als die Kleinen, die sie wimmelnd umkreisten, in Kiellinie a b f u h r e n . . . Die drei graublauen Schlachtschiffe lagen knapp nebeneinander... Drohend ragten aus den Doppeltürmen die Vierundzwanziger." 8 Die III. Division bildeten die Schlachtschiffe „Erzherzog Karl", „Erzherzog Friedrich" und „Erzherzog Ferdinand Max", 10.6001, vier 24-cm-, zwölf 19-cmGeschütze. Der Vizeadmiral Karl Seidensacher, der sie führte, hatte freibleibende Weisung, in den Bocche „nach eigenem Ermessen" zu handeln. Der Verband hatte am 2. 8 Uhr morgens Pola verlassen. Außerhalb des Wellenbrechers war die Mannschaft durch einen Befehl des Admirals über die Mission des Unternehmens unterrichtet worden. Bei Punta d'Ostro hatte sich am 3. in der Früh der Linienschiffskapitän Klein im Auftrage des Kriegshafenkommandos an Bord des Flaggenschiffs gemeldet. Dann liefen die Schiffe ein. Sie waren gefechtsbereit. Es war halb acht Uhr früh am 3. Februar. 9

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Auch von der inneren Bucht aus traten sie an. Um 7 Uhr 09 vm. hatte VBK III dem Kriegshafenkommando bereits gemeldet, daß um 6 Uhr 50 Linienschiffsleutnant von Hartmann mit Bevollmächtigung von „Karl VI." erschienen sei, die bedingungslose Übergabe des Schiffes mitzuteilen. „Karl" erhielt Befehl, „mit Kriegsflagge und weißer Flagge in der Bucht von Krtole... vor Anker zu gehen". 10 Kurze Zeit später wurde auf „Helgoland" der letzte Schlag vorbereitet. Linienschiffskapitän Heyssler gab um 8 Uhr die Angriffsdispositionen für die Torpedoflottille aus: „.Helgoland', ,Novara', Kielwasser, .Helgoland' eventuell Torpedo auf ,Monarch' lancieren. .Warasdiner'-Gruppe: Sobald .Monarch' unschädlich oder sich ergeben, ein Fahrzeug ihn mit Lancierapparat bedrohen, andere bei Einnahme des Arsenals Teodo von See aus mitwirken. Jedina-Division: Sobald .Monarch' unschädlich, .Kaiser Karl VI.', der sich schon ergeben hat, für alle Fälle in Schach halten. Wellisch-Division (ohne 85): Greift .Rudolph' an, falls er sich nicht schon ergeben hat (Flagge 2 eingeholt), versenken. Joris-Division: Sobald .Georg' unschädlich, bei Einnahme des Küstenstriches Gjenovic durch die Truppe von See mitwirken, gleichzeitig ,Gäa', die sich schon ergeben hat, in Schach halten, falls Rückschlag eintritt, jedoch .Gäa' nicht versenken. 11 ,Tatra',,Balaton': bleiben hinter den Kreuzern. ,Orjen', TB 85, zu denen später ,Csepel' stößt, bewachen Catene und verhindern, daß sich meuterische Einheiten (auch Verkehrsdampfer) in innere Bucht flüchten. Bei Lancierungen Achtung auf deutsche U-Boote, welche ebenfalls angreifen. Schiffe, welche schießen oder die Geschütze gegen unsere Einheiten richten (mit Ausnahme ,Gäa'), versenken." 12 Um 9 Uhr waren die Einheiten der 1. Torpedoflottille einschließlich „Novara" dampf- und gefechtsklar. In diesen Stunden vollzog sich das Schicksal der Revolte auf den Schiffen im Zentrum. „Gäa" war gefallen. Das Antreten um 7 Uhr war das Ende gewesen. Vor der angetretenen Bemannung, den bewaffneten Stab zur Seite, sprach der Kommandant: Die Offiziere hätten auf Bitten der loyalen Mannschaft den Befehl wieder übernommen, die vernünftigen Elemente, mit deren Hilfe die Rückkehr zu normalen Verhältnissen möglich geworden sei, hätten die Oberhand behalten. Nach nationalen Gruppen wurde die Frage gestellt, ob jeder mit dem Streichen der

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roten Flagge einverstanden sei. Keiner widersprach. Und durch die morgendliche Bucht tönten die Hurras. Auf Seine Majestät, auf den Kommandanten, den GDO und den Stab. Daß man die Flagge 2, um „Georg" nicht zum Feuereröffnen zu veranlassen, noch nicht einholte, änderte nichts. Der GDO meldete telephonisch dem Generalstabschef des KHK, daß die Ordnung auf „Gäa" wiederhergestellt sei. 13 Es hatte freilich einigen Widerstand gegeben. Vom Ausharren hatte man noch allenthalben gesprochen an diesem Sonntagmorgen, von der verspielten Chance, nach Italien zu fahren. Und um auf „Georg" zu schießen - wie der Kommandant es als eventuelle Abwehrmaßnahme angedeutet hatte - , werde man keineswegs an die Geschütze gehen. Aber das waren nur Reminiszenzen. Der wiedereingeführten militärischen Ordnung vermochte sich keiner zu entziehen. Nur nachmittag, als die erste Gruppe der Verhafteten abgeführt wurde, sollte noch der Heizer Branko Mandic grollen: „Schaut, Leute, . . . wäre es nicht besser gewesen, weiter auszuhalten, jetzt werden unsere Brüder weggeführt." Einer fuhr ihn an: „Gib acht, Kleiner, was du sprichst, halt's Maul!" 1 4 „Monarch". Noch am Abend des 2. hatten auf „Monarch" die Revolutionäre die Waffen der Offiziere gefordert. Der Kommandant hatte abgelehnt. In der Nacht bahnte sich der Umschwung an. Im Komitee, das, keineswegs einig, sich in den Sitzungen langsam zu dem Entschluß durchrang, der alten Ordnung zuzusteuern. Früh sollte die entscheidende Abstimmung vorgenommen werden. Der Stab aber war vom Kommandanten für die Zeit des vom Komitee vorgesehenen Antretens, um 7 Uhr früh, mit Pistolen klar befohlen worden. Als die Komiteemitglieder der versammelten Mannschaft auf Deck vom drohenden Ultimatum Mitteilung machten, als sie die Verantwortung zurücklegten und ein Teil der Mannschaft umzuschwenken im Begriffe war, ein Teil noch einwarf, daß es kein Zurück geben könne, da baute sich plötzlich - vom GDO, der durch die Tür der achtersten Kasematte die Vorgänge beobachtet hatte, eingewiesen - der Kommandant vor der Mannschaft auf. 1 5 In scharfen Worten forderte der Linienschiffskapitän von Schräm die verdutzten Matrosen auf, sich um ihn zu scharen und die Verräter und Schufte nach vorn zu jagen. Sein Ruf „Ich übernehme das Kommando des Schiffes!" wurde bereits mit Hurra beantwortet. Und „Rote Flagge einholen!" hieß es gleich darauf. Und der GDO und der Fregattenleutnant Graf Pachta rissen das rote Tuch vom Mast. Dem Hoch auf den Kaiser folgten Hurrarufe auf den Kommandanten, der auf Anfrage versprach, sein möglichstes zu tun, die Straflosigkeit der Komiteemitglieder zu gewährleisten. 16 Linienschiffskapitän Schräm, dem jetzt vom Divisionsstabchef die Abschrift des Ultimatums des KHK überreicht wurde, befahl anzuheizen. Ankerstationen,

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Lösung der Vertäuung, bereit, gemeinsam mit der unter Krtole kreuzenden „Kaiser Karl" gegen „Georg" und die noch meuternden Schiffe vorzugehen. Korvettenkapitän Dolezal ließ achtern das Maschinengewehr bemannen, passierende Fahrzeuge zum Einholen der roten Flagge zu zwingen. Die beiden Dampfbarkassen, von Seeaspiranten geführt, hatten den gleichen Befehl, außerdem sollten sie fremde Fahrzeuge von „Monarch" überhaupt abhalten. Von der Brücke rief der Kommandant mit Megaphon „Cyclop" und „Kaiser Max" an: „Sofort rote Flagge einholen!" Beide folgten.. , 17 „Rudolph". Am Sonntag früh auch hier der Umsturz. Vor dem Kommandanten erschien das Komitee: Die rote Flagge sei eingeholt, die früheren Zustände mögen wieder eingeführt werden. Das Komitee übergab auch die Munitionskammerschlüssel. Der Sprecher des Komitees selbst hatte vorher auf das Nachlassen der revolutionären Haltung anderer Schiffe hingewiesen und das Streichen der roten Flagge der angetretenen Mannschaft gegenüber befürwortet. 1 8 „Franz Joseph". Der Kreuzer hatte die rote Flagge relativ spät gehißt, zählte zu den letzten, die sie strichen. Sonntag früh waren die Delegierten nochmals auf „Georg" gewesen, hatten die bitteren Nachrichten mitgeteilt erhalten, vom Ultimatum, von den eingeholten Flaggen auf „Helgoland" und „Novara", vom Abfall der „Karl", und selbst „Monarch" schien schon in die Gegenfront einzuscheren. Die Mannschaft an Bord der „Franz Joseph" schwankte, war uneinig. Eine halbe Stunde Bedenkzeit. 19 Da trat nach 10 Minuten der Bootsmannsmaat Nagy auf den Plan, ließ die Mannschaft antreten und erklärte trocken, langes Überlegen sei unter den gegebenen Voraussetzungen überflüssig, man könne sich nur darauf einigen, die rote Flagge zu streichen und zur alten Ordnung zurückzukehren. Ein paar Neinstimmen gellten dazwischen, „My Cesi nechceme!" - Wir Tschechen wollen nicht! - hieß es, dann wieder der Stabsbootsmann Colovic: „Kameraden, ihr müsset einsehen, daß ihr im Stiche gelassen seid!" - „Aha, jetzt .Kameraden'", höhnte einer. „Die Flagge einholen!" schrie der Bootsmann. Und jetzt, da sie eben auch auf „Georg" gestrichen worden war, sank auch auf „Franz Joseph" das rote Zeichen vom Mast. Antreten! Die Offiziere übernahmen das Kommando. Korvettenkapitän Stenner hielt, nachdem er Waffen und Munition hatte abgeben lassen, eine versöhnliche Ansprache: Er wisse, daß sie alle unter Zwang gestanden seien, er habe sich die Ermächtigung geben lassen, disziplinar gegen die Ruhestörer vorzugehen, er wolle von Anzeigen absehen. Es sollte nicht dabei bleiben. 20 U-Boot-Station. Noch Sonntag früh war eine Patrouille gekommen. „Georg" habe befohlen, daß nicht gearbeitet werden dürfe. Die Akkumulatoren auf U 23

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wären daher abzustellen. In die Debatte noch platzte die Nachricht, „Sankt Georg" habe Signal gesetzt, die rote Flagge zu streichen. Da sank das rote Tuch auch im Bereich der U-Station. 21 „Sankt Georg". Letzte Stunden der Revolte auf dem Admiralskreuzer. Kurz nach 7 Uhr waren die in den Golf einlaufenden Schlachtschiffe auch von „Sankt Georg" aus gesichtet worden. Noch hatten manche gehofft, die Mannschaften dort würden zu den Revolutionären stehen, und noch gaben unter Deck einige die Parole aus, die rote Flagge werde keinesfalls gestrichen, lieber würden sie krepieren. Nein, die Flagge werde nicht eingeholt, erklärte auch der Matrose Ujdur, der sich über den Ausgang der Aktion allerdings keine Illusionen mehr zu machen schien: Das ganze werde ihn so oder so den Kragen kosten. Und der Waffenquartiermeister Zuzek resignierte bereits und murrte schließlich auf den Vorhalt, man werde sich doch nicht von den eigenen Schiffen zusammenschießen lassen, ihm sei schon alles gleich. Der Bootsmann Rasch aber hatte die Entscheidung hinausgeschoben: Man müsse das Eintreffen und die weiteren Befehle des Seefähnrichs Sesan abwarten. Und der Fähnrich sollte um halb neun Uhr kommen... Der Seefähnrich... Wo war der Seefähnrich? Abends hatte man ihn, von Posten begleitet, noch kurz auf der Straße nächst der Mannschaftsbaracke der Seeflugstation gesehen. „Wir verlieren!" hatte er schnell dem Fliegermeister Resch zugerufen. Dann hatte die Nacht ihn verschlungen. Wir wissen von seinen Gesprächen auf „Gäa". Am Morgen des 3. hatte der Fliegermeister erfahren, der Fähnrich sei um 5 Uhr auf die Station gekommen, habe sich zum Schlafen hingeworfen, sei um 6 Uhr wieder geweckt worden. 22 Gegen 8 Uhr standen sie vor dem Flugzeug K 207: Sesan, Stonawski, Grabowiecki und ein Unteroffizier von „Georg". Der Elektromaat Stonawski sprach zur Mannschaft. Er sprach von den Schiffen aus Pola, von denen man nicht wisse, auf welche Seite sie sich schlagen würden. Es könne zum Kampf kommen, meinte der Elektromaat, und es könnte auch die Station beschossen werden, und wer Angst hätte, solle sich auf „Georg" einschiffen. Dann waren sie abgeflogen, in Richtung „Sankt Georg" zunächst. Sie würden, wie sie sagten, dem Flottenverband entgegenfliegen. Aber sie hatten wohl schon mehr vereinbart. Als der Quartiermeister Grabowiecki seine Fliegersachen fertig machte, da hatte ihn sein Zimmerkamerad, der Fliegermaat Schneider, gefragt, was er zu unternehmen gedenke. „Jetzt soll es schon niemanden den Kopf kosten", hatte der andere darauf erwidert, „es ist schon alles gleich." 23 Der Bootsmann Rasch auf „Sankt Georg" hatte auf den Kommandanten Sesan vergeblich gewartet. Das Seeflugzeug K 207 hatte den Golf von Cattaro um

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8 Uhr 25 verlassen, war über Traste abgeflogen und um 8 Uhr 45 im Süden außer Sicht gekommen. Die vom KHK eingeleitete Verfolgung durch in Albanien stationierte Landflieger und über die Seeflugstation Durazzo blieb erfolglos. 24 An Deck des Flaggenschiffs vollzog sich zur gleichen Stunde der letzte Akt der Meuterei. Um 8 Uhr 45 wurden durch Hornruf alle Mann an Deck befohlen: Abstimmung über die rote Flagge. Oh, sie hatten vorgearbeitet, sie hatten gewühlt, sie hatten die verzweifelte Stimmung ausgenützt, sie, diese Kreaturen von Habt-acht-Stehern, hatten die innere Front des Widerstands zermürbt. Und soweit es ihnen möglich war, von ihrer Absperrung aus, hatten am Morgen auch die Offiziere eingewirkt. Die Waffen sollten zur Abstimmung abgelegt werden, hatte die Parole gelautet, um Blutvergießen unter allen Umständen zu vermeiden. Und die Revolutionäre hatten die Waffen hergegeben, und die anderen, ein paar Unteroffiziere vor allem, hatten sie beiseite geschafft und eingesperrt. Die von der Gegenaktion hatten ein Weiteres getan: Die Posten mit ihr ergebenen Mannschaften besetzt. Und am achteren Niedergang zum Admiralsvorraum meldete der als Wache aufgezogene Matrose 1. Klasse Gottfried Gölles den versammelten Offizieren: „Melde gehorsamst, ein Deutscher steht auf Posten!" Da war der Einjährig-Freiwillige Farkas. Gleich am Morgen, gegen sieben Uhr, als er im Heizerraum den Dienst einteilen wollte, hatte er einen heftigen Zusammenstoß gehabt. Der Heizer Kriz war hinzugekommen, hatte ihn angerempelt: „Sie, wenn Sie noch lange hier tschakulieren, dann werden Sie noch etwas erleben, jetzt werden wir Ordnung machen!" Da trieb der Titular-Bootsmann Guttenberger die Mannschaft aus der Batterie an Deck, nicht ohne Widerrede: „Sie, passen Sie auf, sonst ist auch für Sie Platz unten!", und gemeint war der A r r e s t . . . Und oben auf Deck wandte Farkas sich inzwischen an Deutsche und Ungarn: „Kinder, vielleicht wird uns der Herrgott helfen, und wir werden doch die rote Flagge streichen, wenn es auch Blut kosten w i r d . . . " Und der Musikmeister Jeräbek redete auf den Bootsmann Rasch ein, den Hort des Widerstands. 25 Von der achteren Brücke aus prasselten noch einmal die Ansprachen über die versammelte Mannschaft. Farkas sprach und Jeräbek und noch einer der Unteroffiziere, deutsch und ungarisch, italienisch und tschechisch. Farkas betonte, man wolle es in letzter Stunde noch im guten versuchen, mit Wünschen könne man sich an die Kommandanten wenden, unter roter Flagge sei nichts mehr zu erreichen, sie müsse gestrichen werden. An Steuerbord mögen die sich sammeln, ließ Jeräbek sich vernehmen, die für das Streichen seien, an Backbord, wer dagegen sei. Als vierter Redner trat der Matrose Ujdur auf die Brücke, sprach noch einmal

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dagegen: Wir dürfen nicht nachgeben, was wir begonnen haben, müssen wir vollenden. Wir dürfen uns nicht verkaufen lassen gleich den anderen. Die rote Flagge darf nicht gestrichen werden! Der Heizer Ujdur hatte das Ende nicht abzuwenden vermocht. Immer mehr gingen auf Steuerbord über. Dort stieg die Erregung, bellten Rufe: „Nieder mit dem roten Fetzen!" Die „Backbord-Partei", erst weit über 100 Mann stark, schmolz zusammen. Zum Schluß blieben einige wenige übrig, der Heizer Kriz unter ihnen. Der spuckte aus, trotzte noch, schimpfte: „Pfui, die Matrosen sind Feiglinge!" Er werde den Kampf allein weiterführen. Der Bootsmann Rasch aber nahm die Entscheidung zur Kenntnis: ruhig, obwohl ihm klar gewesen sein mußte, was seiner harrte: „Ich ergebe mich" und „Flagge streichen! Die Majorität hat entschieden." Und während der Stab unter den Rufen: Offiziere heraus! über die von einem Bootsmannsmaat geöffneten Niedergänge des achteren Freidecks an Deck eilte, meldete sich der Bootsmann Rasch unten dem aus seiner Wohnung tretenden Admiral als Gefangener — mit theatralischer Geste, wie der Admiral festgestellt hat; mit Würde, wie die Freunde meinten. Über der Ansprache des Kommandanten, über den Worten des Admirals, über dem Hurra auf Seine Majestät aber harrte gleich einer dunklen Wolke das Gericht. Die Ausschiffung der Beschuldigten begann. 120 waren es noch am selben Tag auf „Sankt Georg". Den Heizer Kriz fanden sie gegen halb elf, versteckt im Kohlendepot, ganz erschöpft, das Gewehr noch bei sich.. , 26 Um 9 Uhr 10 a. m. hatte das Kreuzerflottillenkommando an das KHK die Meuterei als beigelegt gemeldet. Trotzdem liefen um 10 Uhr noch „Helgoland", „Novara" und die Torpedoeinheiten aus Catene gegen die Bai von Teodo aus und nahmen ihre Bestimmungsplätze ein. Linienschiffskapitän Heyssler, von der erfolgten Kapitulation zwar bereits informiert, blieb selbst dann zurückhaltend, als jetzt „Sankt Georg" signalisierte: „Alle Einheiten alte Vertäuungsplätze einnehmen." „Helgoland" gab zurück: „Bitte um Entsendung eines Offiziers zur Orientierung, verlasse mich nicht auf Signale oder Radiodepeschen, bleibe bis dahin angriffsbereit." Um 10 Uhr 37 kam ein Offizier des Flaggenschiffs an Bord der „Helgoland", das Ende der Meuterei zu melden.

4. „Im Namen Seiner Majestät.. „Seine k.u.k. Apostolische Majestät geruhten, dem Kriegshafenkommandanten in Castelnuovo die Rechte eines zur Strafverfolgung zuständigen Kommandanten auch über die in seinem Befehlsbereiche befindlichen Seestreitkräfte

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III. Cattaro: „Bei jeder Revolution muß Blut fließen..."

allergnädigst zu übertragen und diesen Kommandanten sowie alle anderen zuständigen Kommandanten der Landmacht und der Kriegsmarine zu ermächtigen, im standrechtlichen Verfahren gefällte Urteile ohne Einholung einer höheren Entscheidung selbst zu bestätigen." Noch am 3. Februar war diese Weisung über die Militärkanzlei des Kaisers ergangen, war am 4. um 143 Uhr nachts in Cattaro eingetroffen. Und sie hatte dem Kriegshafenkommandanten zusätzlich zu verfügen erlaubt, „daß auf die Dauer der außerordentlichen Verhältnisse die Strafe des Schließens in Spangen als Strafverschärfung, das Anbinden als Ordnungsstrafe und als Strafverschärfung im Bereiche des KH. Cattaro sowohl bei Land- als bei Seestreitkräften wieder angewandt werden darf". 1 Am 4. Februar hatte der Feldzeugmeister von Guseck über die Grundtendenz der einzuleitenden Maßnahmen notiert: „1. Wiederherstellung von Zucht und Ordnung. 2. Rasche Aburteilung der Meuterer. Folgt die Strafe nicht möglichst rasch der Tat auf dem Fuße, so ist sie auch nicht wirksam... Immerhin müssen alle Urteile unbedingt richtig und begründet sein und die Schuldigen treffen..."2 Das Wort hatten die Richter. Von mehreren hundert ausgeschifften Matrosen wurden 40 Mann vor ein Standgericht gestellt - „wegen Verbrechens der Empörung", „weil es bei einer am 1. Februar 1. J. nach Verabredung des größten Teiles der in der Bucht von Cattaro befindlichen k.u.k. Kriegsmarine und sodann entstandener Zusammenrottung einer Masse bewaffneter Marinemannschaft auf den Schiffen der V. Dion., der Kreuzerflottille und den dem Kriegshafenkommando unterstellten Schiffen durch die in Anwendung gebrachten gewaltsamen Mittel dahin gekommen ist, daß eine bewaffnete Gegengewalt zur Herstellung der Ordnung und des Gehorsams herbeigerufen werden mußte und die Marinemannschaft erst am 3. Februar 1. J. zum Gehorsam zurückgekehrt ist.. ." 3 Am 6. Feber hat Feldzeugmeister von Guseck die entsprechende Anordnung unterzeichnet. Ab 7. Feber 10 Uhr 40 hat das k.u.k. Kriegshafengericht in Cattaro als Standgericht getagt. Den Vorsitz führte der Major d. R. Ehrenhöfer, Verhandlungsleiter war Oberleutnant-Auditor Dr. Novak, als Beisitzer fungierten die Landsturmhauptleute Kluge und Dr. Stark und der Oberleutnant d. R. Dr. Lenkey; Schriftführer war der Leutnant d. R. Dr. Menkes. Die Anklage vertrat Oberleutnant-Auditor Dr. Pollak, als Verteidiger wirkten Oberleutnant-Auditor Dr. Gjurgjevic, Oberleutnant-Auditor Secco, Oberleutnant d. R. Fürst, Oberleutnant d. R. Moor und der Advokat Dr. Mitrovic. Auf der Anklagebank: „Tit. Bootsmann Franz Rasch und 39 Cons." Es ging um Kopf und Kragen. Sie kämpften um ihr Leben. Rasch: „Es ist nicht wahr, daß ich angestiftet h a b e . . . " Grabar: „Ich bin unschuldig. Ich habe

4. „Im Namen Seiner Majestät..."

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weder aufreizende Reden gehalten noch geschossen..." Tadic: „Ich bin absolut unschuldig... Die Stabsunteroffiziere sind die eigentlichen Triebfedern gewesen. .." Bajzelj: „Ich fühle mich unschuldig. Die Schuldigen sind nicht h i e r . . . " Berti: „Ich habe nicht gehetzt, nicht agitiert, auch keine Propaganda geführt. Es sind bloß 14 Mann der italienischen Muttersprache an Bord. Wir Italiener haben den Offizieren versprochen, ihnen treu zur Seite zu stehen..." Manche gingen wohl zum Angriff über, wie Kriz, der gegen die Menage und den Tausch, gegen das Vorenthalten von Zulagen bis zum Fehlen der Seife wetterte: „Seife zum Waschen erhielten wir überhaupt nicht", berichtete er aus eigenem Bereich. „Als ich mich deshalb beschwerte, wurde ich mit drei Tagen .Dunkel' bestraft. Bis 12 Uhr mittags war ich beim Einheizen. Die Diensteinteilung ist vier Stunden Dienst, acht Stunden frei, ich jedoch war 16 Stunden im Dienst. Als ich nun vor Müdigkeit einschlief, erhielt ich vom Korvettenkapitän Laufberger wieder zwei Tage ,Dunkel'. Als ich mich nun beim Kommandanten beschweren wollte, bekam ich vier Tage .Dunkel' und wurde degradiert." Abgesehen von solchen Attacken blieb die Linie der Verantwortung konstant: Zwang der Verhältnisse, mitgerissen von „den anderen", unter Drohung „der anderen", aus Angst vor den Kanonen der „Georg" oder der „Gäa" oder der „Monarch" , 4 Dann wurden die Zeugen aufgerufen. Der Admiral Hansa ließ die Szenen auf dem Flaggenschiff nochmals deutlich werden, manche entlastende dazwischen, wie die, da die Mannschaft sich gegen den Feind „noch besser als früher" zu schlagen zusagte, da er der Aktion die Bezeichnung „Demonstration" zubilligte, aber auch die, da Rasch von „Revolution" sprach, mit einem Staberl in der Hand und nicht „Habt acht", da schließlich Grabar erklärte, sie wären „alle gleich". 5 Der „Georg"-Kommandant stellte fest: „Das Schiff war meiner Ansicht nach durch die Unruhe als taktische Einheit ausgeschaltet." Hauptmann Oljaca, der stellvertretende Generalstabschef des KHK, erweiterte: „Der Kriegshafen war militärisch ganz ausgeschaltet.. ." 6 Und Zeuge folgte auf Zeugen, Schiffskommandanten, Seeoffiziere, Militärbeamte, Unteroffiziere, Matrosen. Um einige begann die Schlinge sich enger zu ziehen. Rasch war gezeichnet, Grabars Position glitt ab. Sizgoric wurde zweifach, durch den Fregattenleutnant Schweyer und den Oberstabstorpedomeister Gorsa, als derjenige schwer belastet, der den Korvettenkapitän von Zipperer angeschossen habe. Schweyer: „Sizgoric hat das Gewehr geladen und auf Zipperer auf 3 bis 4 m einen Schuß abgefeuert. Ich ging dem Zipperer auf zirka 5 Schritte nach." Und auf ausdrückliches Befragen nochmals: „ S i z g o r i c schoß auf Zipperer, das beschwöre ich." Und Gorsa: „Sizgoric... hat um 12 Uhr Ol Minute den Korvettenkapitän Zipperer angeschossen. Das habe ich genau gesehen. Ich stand damals als Wachoffizier auf vier Schritte Entfernung von ihm." Dann traten jene Zeugen vor die Barre, die das Schicksal des Mate Brnicevic

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III. Cattaro: „Bei jeder Revolution muß Blut fließen..."

in Händen hielten. Deckmatrose Hampu: „Ich habe gesehen, wie Brnicevic einen Schuß aus dem Geschütz gegen ,Csepel' abgefeuert hat. Ich war dabei, stand drei Schritte entfernt, und zwar rückwärts von ihm bei den Munitionskästen. Ich sah ihn, als er sich nach dem Abfeuern umdrehte. Ich habe ihn genau e r k a n n t . . . " Beim Geschütz hatten den Brnicevic auch der Quartiermeister A. I. Schneller und der Matrose Schulze gesehen und der Deckmatrose Kollar und dann wieder ganz konkret der Heizer Szabo: „Den Brnicevic kenne ich. Ich stand auf Deck und habe gesehen, wie Brnicevic das Geschütz abgefeuert hat." Brnicevic wehrte sich verzweifelt, versuchte abzuwälzen: Battisteila habe geschossen, nicht er. Szabo blieb bei seiner Aussage: „Ich habe Sie gesehen, ich habe gute Augen." Der Verhandlungsleiter ermahnte den Zeugen, die volle Wahrheit zu sagen. Szabo hielt seine Aussage aufrecht. 7 Und andere traten auf, ihre Aussagen griffen hinüber nach der Anklagebank, rissen Lücken in die Verteidigung, zerstörten da und dort leise aufkeimende Hoffnung. Szekacs hatte den Schuß auf den Fregattenleutnant Mahr gleich gestanden. Bajzelj fand seine hervorstechende Rolle im Komitee ins Gedächtnis gerufen, sein Auftreten mit gezogener Pistole, Ujdur seine kroatische Rede, seine Aufforderung zur Waffenabgabe der Offiziere, einen Anschlag auf den Kommandanten. Salac sah sich an seine Arbeit am Geschütz, Maresch an seine Gespräche erinnert, und auch Berti fand sich einer agitationsreichen Laufbahn gegenüber, die mit seiner eigenen Aussage wenig gemeinsam hatte. Ein kurzer Satz schon konnte entscheidend treffen, und manche Handlung von ehedem bekam hier im Gerichtssaal eine bedenklich bedrohliche N o t e . . . 84 Zeugen waren gehört worden. Die Verteidiger legten Verwahrung dagegen ein, als am letzten Verhandlungstag mehrere Zeugen weggeschickt worden waren. Die Verteidiger hatten Anträge auf weitere Einvernahmen gestellt. Das Standgericht erachtete den Tatbestand für genügend geklärt - wohl drängte auch die Zeit - und wies die Anträge ab. Verteidiger Oberleutnant-Auditor Dr. Gjurgjevic protestierte im Namen aller Verteidiger, sie fühlten sich in ihren Rechten verkürzt. Dr. Mitrovic erhob die Beschwerde der Unzuständigkeit des Standgerichts - die Präklusivfrist sei nicht eingehalten worden. Nach Beratung schied das Standgericht daraufhin 18 Angeklagte aus dem standgerichtlichen Verfahren aus. Um 3 Uhr 30 früh am 10. Feber wurde das Beweisverfahren geschlossen. Der Militäranwalt erhielt das Wort zum Plädoyer: Der Beweis, „daß sämtliche Angeklagte das ihnen zur Last gelegte Verbrechen der Empörung gemäß § 167 MStG begangen haben", sei erbracht worden. Der Oberleutnant-Auditor Pollak stellte den Antrag auf Bestrafung und sinngemäße Anwendung des Gesetzes. 8 Die Verteidigung replizierte. Auch nicht für einen Angeklagten sei mit

4. „Im Namen Seiner Majestät..."

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Bestimmtheit der Beweis des von ihm begangenen Verbrechens der Empörung erbracht worden. Der Beweis der Schuld der Angeklagten wäre innerhalb der vorgesehenen Frist nicht möglich gewesen. Das Standgericht möge die Strafsache ins ordentliche Verfahren überleiten. Um 4 Uhr 50 früh erklärte der Vorsitzende die Verhandlung für geschlossen. Die Angeklagten wurden abgeführt. Das Standgericht zog sich zur Beratung zurück.Um 6 Uhr früh war das Urteil gefällt: „Im Namen Seiner Majestät des Kaisers von Österreich und Apostolischen Königs von Ungarn! Das k.u.k. Kriegshafengericht als Standgericht in Cattaro h a t . . . über die gegen d i e . . . Angeklagten wegen Verbrechens der Empörung nach § 167 M.Stg. erhobenen Anklage vom 6. Feber 1918... des Kriegshafenkomdos Cattaro und den vom Ankläger gestellten Antrag auf Bestrafung zu Recht erkannt: Franz R a s c h . . . Anton G r a b a r . . . Jerko Sizgoric... Franz Bajzelj... Mate Brnicevic.. .Ludwig Szekacs... sind schuldig..." Die Begründung: „ . . . weil es bei einer am 1. Feber 1. J. nach Verabredung des größten Teiles der in der Bucht von Cattaro befindlichen k. u. k. Kriegsmarine und sodann entstandenen Zusammenrottung einer Masse bewaffneter Marinemannschaft auf den Schiffen der V. Dion, der Kreuzerflottille und den dem Kriegshafenkommando unterstellten Schiffen durch die in Anwendung gebrachten gewaltsamen Mittel dahin gekommen ist, daß eine bewaffnete Gegengewalt zur Herstellung der Ordnung und des Gehorsams notwendig erkannt wurde und tatsächlich Land- und Seestreitkräfte herbeigezogen werden mußten, wobei die Angeklagten Franz Rasch, Anton Grabar, Jerko Sizgoric, Franz Bajzelj, Mate Brnicevic und Ludwig Szekacs bis zu dem Zeitpunkte, wo die Gegengewalt schon in Bereitschaft stand, die Teilnahme an dem Verbrechen fortsetzten; hiedurch haben sie das Verbrechen der Empörung nach § 167 M.Stg. begangen..." Der Richtspruch: „ . . . werden h i e f ü r . . . Franz Rasch, Anton Grabar, Jerko Sizgoric, Mate Brnicevic - nebsj: Degradierung bzw. Rückversetzung zum Matrosen des niedersten Soldes... und nebst dem Verluste aller Ehrenzeichen... Zum Tode durch Erschießen verurteilt. Gemäß § 3 0 8 . . . M.St.P.O. wird die Reihenfolge der Hinrichtung folgendermaßen festgesetzt: 1. Anton Grabar, 2. Mate Brnicevic, 3. Jerko Sizgoric u. 4. Franz Rasch." Zwei Angeklagte - Bajzelj und Szekacs - wurden zu Kerkerstrafen verurteilt, zwei freigesprochen. Bei 14 Angeklagten war das Gericht der Meinung, daß die Herstellung des Beweises der Schuld „innerhalb des stattgefundenen fristgebundenen Verfahrens" nicht möglich war. 9 Aus dem Beratungsprotokoll des Standgerichtes ist zu ersehen, daß die

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Schuldsprüche einstimmig gefaßt wurden. Einhellig fiel auch die Beratung über die Straffrage aus. Hauptmann Dr. Stark hatte in vier zusätzlichen Fällen für Schuldspruch gestimmt, zweimal gemeinsam mit Hauptmann Kluge, in einem Fall mit Major Ehrenhöfer und einmal allein. Gemeinsam mit Hauptmann Kluge hatte er sich auch gegen den Freispruch des Angeklagten Zuzek ausgesprochen. Oberleutnant Dr.Lenkey hatte vergeblich seine Stimme für den Freispruch des Angeklagten Maresch geltend gemacht. 10 Am selben 10. Feber trat das Gericht zur Beratung über die Begnadigungsfrage zusammen. Der zugezogene Militäranwalt Oberleutnant-Auditor Dr. Pollak stellte den Antrag, sämtliche zum Tode Verurteilte einer Begnadigung für würdig zu erachten. Danach sollte Franz Rasch zu einfachem Kerker in der Dauer von 15 Jahren, verschärft durch Fasten und hartes Lager jedes Vierteljahr, Anton Grabar zu 12, Mate Brnicevic und Jerko Sizgoric zu je 10 Jahren mit gleicher Verschärfung begnadigt werden. Der Verhandlungsleiter und Oberleutnant Dr. Lenkey schlössen sich diesem Antrag an. Hauptmann Dr. Stark stellte einen Gegenantrag: Nur Anton Grabar sollte begnadigt, eine Kerkerstrafe von 8 Jahren über ihn verhängt werden. Der Hauptmann hatte die Mehrheit der Richter für sich. Der Vorsitzende Major Ehrenhöfer und Hauptmann Kluge hatten für des Hauptmanns Stark Antrag Stellung genommen. Indes vergebens. Feldzeugmeister von Guseck hat am 10. Februar noch das Urteil bestätigt: „Die Todesstrafe ist an allen vier zum Tode Verurteilten zu vollziehen." Der Feldzeugmeister war von der Schuld der Verurteilten überzeugt. Der Feldzeugmeister dachte an die Disziplin. Den Verteidigern, die bei ihm vorgesprochen hatten, hätte er, so erzählte man, geantwortet: „Ich bin für die Disziplin verantwortlich; Sie haben Ihre Pflicht getan, meine Herren, ich muß meine tun." 1 1 In fliegender Hast hatte namens der Verteidigung Dr. Mitrovic am 10. schon, als das Urteil noch nicht kundgemacht war, über das Kriegshafenkommando ein Telegramm an den Kaiser abgesandt: „ . . . Es besteht begründete Vermutung, daß einige Angeklagte zum Tode verurteilt w e r d e n . . . " Dr. Mitrovic hatte von verletzten Gesetzesbestimmungen, von Justizmord gesprochen, bat, „den Vollzug der eventuellen Todesstrafen nicht zuzulassen und die Verurteilten zu begnadigen". 12 Die Exekution zerriß jeden Rettungsfaden. Um 5 Uhr früh am 11. Feber wurde das Urteil kundgemacht. Im Garnisonsarrest, in einem dunklen Korridor, beim Schein von Petroleumlampen, verlas der Major Ehrenhöfer den aus den Zellen geholten Delinquenten den Richtspruch. „Im Namen Seiner Majestät des Kaisers von Österreich und Apostolischen

4. „Im Namen Seiner Majestät..."

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Königs von U n g a r n . . . zum Tode durch Erschießen verurteilt." Grabar, Sizgoric, Brnicevic fuhren bebend zusammen. Nur Rasch blieb äußerlich ruhig, fand Worte der Entgegnung: „Meine Herren, nach meiner Meinung ist das ein Justizmord." Der Major Ehrenhöfer vermochte seine Bewegung kaum zu unterdrükken, wandte sich an den kroatischen Feldkuraten, der durch in der gleichen Nacht ihm überbrachte schriftliche Order herbeibefohlen worden war: „Hochwürden, jetzt haben Sie den schweren Dienst, die Leute vorzubereiten." Es blieb wenig Zeit für den letzten Trost. Und nur noch eine letzte H o f f n u n g flackerte: vielleicht würde der Kaiser doch n o c h . . . Grabar, Sizgoric und Brnicevic beichteten und kommunizierten; Rasch blieb abseits. Er wolle nicht beichten, aber er wolle erzählen, erklärte Rasch, der sich als Tscheche bekannte, aber sich lieber deutsch verständigen wollte mit dem kroatischen Priester. Sozialdemokrat sei er, und er sprach von der Sonne, die groß und hell in Rußland aufgehen werde. 1 3 „Am Richtplatz zum zweitenmal kundgemacht den Verurteilten Franz Rasch, Anton Grabar, Jerko Sizgoric und Mate Brnicevic.. ," 1 4 , lautet der Vermerk auf der schriftlichen Urteilsausfertigung. Auf dem Richtplatz unterhalb der Friedhofsmauer des kleinen Dorfes Skaljari. Es war 6 Uhr 50 am 11. Feber. Regenschleier, Wolkenfetzen hingen tief unter den Bergspitzen. Niemand hatte, als die Delinquenten herausgeführt worden waren, sich auf der Straße oder auch nur an den Fenstern zeigen dürfen. Nur den Vertretern des Gerichts und jetzt dem Peloton standen die vier gegenüber. Ein ungarischer Hauptmann führte das Kommando. Rasch hatte gebeten, ihm die Augen freizulassen: Mit offenen Augen sei er stets durchs Leben gegangen... Noch einmal war Grabar zu hören gewesen, er habe Frau und Kind, er bat um M i t l e i d . . . Vergebens. Drüben murmelte der Priester leise Gebete in die Stille - die auch kein Kommando zerschnitt. Nur Raschs Ruf: „Das ist ein Justizmord!" und „Es lebe die Freiheit!" Trommelwirbel. Dann krachte die Salve. Das Kommando hatte der Hauptmann mit gezogenem Säbel gegeben. Zweimal hatte das Peloton das Kommando nicht angenommen. Der H a u p t m a n n hatte seine Soldaten verwarnt. Einer der Schützen war ohnmächtig zusammengebrochen. Rasch, Sizgoric und Brnicevic waren sofort tot, nur Grabar bäumte sich noch in schwerer Verwundung. Zwei Soldaten wurden vorbefohlen, ihn niederzuschießen. 15 Die Folgen durchfurchten die nächsten Tage, Wochen, ja M o n a t e . . . Pola. In der Sammelstelle Pola lief ein Telegramm für das Flottenkommando ein: „Es ist Allerhöchster Befehl, daß über die gewissen Begebenheiten nicht

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III. Cattaro: „Bei jeder Revolution muß Blut fließen..."

gesprochen werde. Erbitte Weisungen an Kommandos ergehen zu lassen, daß Urlauber, und zwar Stab und Mannschaft, im Hinterlande darüber schweigen..."16 Cattaro. Schon am 7. Feber hatte der Kommandierende General in B.H.D., Generaloberst Freiherr Sarkotic von Lovcen, Kriegshafen und Schiffe inspiziert. Am 10. Feber war Admiral Erzherzog Karl Stephan im Golf gewesen. Die Disziplin auf den Schiffen schien gut. Mannschaftsdeputationen hätten bereits eine Aktion gegen den Feind verlangt, die Schiffe vom Makel der Revolte reinzuwaschen. Schon sprach man von einer „wohltuenden Operation an einem kranken Körper". Generaloberst von Sarkotic, der die Haltung der Marineoffiziere wohl anerkannte, aber warnte, drängte auf „schärfere Militarisierung", engeren Kontakt zwischen Offizier und Mann, verwies voll Sorge auf die nationalbetonte, monarchiefeindliche Propaganda im Land, wollte Staatspolizei in die Bocche, auch nach Ragusa und Spalato dirigiert sehen: „Der Offensive der Hochverräter müßte überall sofort und energisch entgegengetreten werden, damit es nicht zu spät wird." 17 Rund 800 Mann waren als verdächtig ausgeschifft worden. Manche persönliche Fehde mag bei der Zusammenstellung der Namenslisten ihren Niederschlag gefunden, manche Beschuldigung auf Revanche beruht haben. Weitausholend wälzte das Verfahren sich durch die letzten Kriegsmonate. Gegen rund 600 Empörer wurde das ordentliche gerichtliche Untersuchungsverfahren durchgeführt. Gegen 392 Beschuldigte sollte Anklage erhoben werden. 18 Flugzettel der Alliierten tauchten auf: „Slawen! Soldaten, Seeleute, Arbeiter und Bauern! Das Zentralkomitee der Bocche di Cattaro, welches seinen Sitz nach Rom verlegt hat, wendet sich neuerlich an E u c h . . . Überlaufet von der Front, meutert auf den Schiffen, sprenget die Fabriken in die L u f t . . . Auf den Kriegsschiffen in Cattaro muß die Bewegung erneut und entwickelt werden... Dieser Aufstand muß auch in Pola, Sebenico, Fiume und überall verbreitet werden, wo sich Kriegsschiffe b e f i n d e n . . . Nieder mit der österreichisch-ungarischen Monarchie!" Die Flugzettel wurden im Bereiche des XIX. Korpskommandos abgeworfen. Sie waren gezeichnet von bekannten Namen. Es waren die Namen der am dritten Tag der Meuterei mit dem Flugzeug K 207 Geflohenen: Sesan, Grabowiecki und Stonawski. 19 Im Juni wandte die Verteidigung sich an den Kaiser, die Einstellung des Verfahrens oder die Aufschiebung der Klageerhebung bis nach Kriegsende zu erreichen. Der Advokat Dr. Mitrovic sparte nicht mit drastischer Schilderung: „Mehr als 500 Matrosen erwarten noch die Entscheidung über Leben und Tod. Alle sind in Cattaro und in der Nähe von Cattaro in verschiedenen Festungen und Arresten untergebracht. Abgesehen von den psychischen Qualen, die diese Beschul-

4. „Im Namen Seiner Majestät.

III

digten peinigen, haben sie im Winter die Kälte und den Hunger erdulden..., jetzt im Sommer werden sie die hiesige tropische Hitze und den Hunger durchleben müssen. Ihren physischen und psychischen Zustand kann man nicht beschreiben. Die schöne und blühende Jugend dieser Leute verfault in engen Räumen der Festungen und Arreste, anstatt sich für Euere Majestät und für das Vaterland zu o p f e r n . . . Heilige M a j e s t ä t ! . . . aus dem Ergebnisse der Standrechtsverhandlung und aus dem, was der Verteidigung sonst bekannt ist, kann die Verteidigung mit ruhigem Gewissen behaupten, daß es sich im vorliegenden Falle um keine illoyale und antipatriotische - ja nicht einmal um eine im wahren Sinne des Wortes .meuterische' - Bewegung, sondern um eine in nicht zu billigender Form veranstaltete Demonstration gehandelt h a t . . ." 20 Das Echo sollte durch den Reichsrat hallen. Die Abolition des Verfahrens gegen die Matrosen zu erreichen, hatte im Reichsrat in Wien am 8. Oktober der Abgeordnete Dr. Korosec eine dringliche Anfrage eingebracht. Schwere Vorwürfe leiteten seine Ausführungen ein: „Die Bewegung hat ihren Grund in den gewissenlosen Schlemmereien der hohen Offiziere, während die Mannschaften Hunger litten und schweren Dienst leisten mußten. Die Behandlung der Leute durch die Vorgesetzten war eine erniedrigende..." Einen Tag später lehnte der Minister für Landesverteidigung entsprechende Schritte ab: „Die Tat der Marinepersonen, gegen die gegenwärtig die Hauptverhandlung im Zuge ist, stellt sich keineswegs als so harmlos dar, wie man nach Schilderung der Anfrage glauben sollte, sie war vielmehr eine der schwersten gewaltsamen Auflehnungen gegen die Pflicht der militärischen Disziplin..." Wütend fuhren die Abgeordneten dem Minister in die Rede. In den nächsten Tagen rollten die Angriffe. Abgeordneter Dr. Dulibic: „ . . . Diese Verhandlung, meine Herren, war eine F a r c e . . . Und nach einer solchen Schandtat sind vier Menschen erschossen w o r d e n . . . Ein solches Vorgehen, meine Herren, spricht Hohn jedem Gesetz, spricht Hohn jedem Menschlichkeitsgefühl, jedem Rechtsgefühl, spricht Hohn jedem E h r g e f ü h l . . . " Abgeordneter Dr. Schacherl: „ . . . Man kann mit ruhiger Überzeugung sagen, daß es sich hier um einen ganz gewöhnlichen Racheakt, um eine Lynchjustiz gehandelt hat, die sich nicht einmal notdürftig in die Fetzen des Gesetzes und der Strafprozeßordnung gehüllt hat." 2 1 Es waren die Abschiedsworte für die k.u.k. Marine vor dem Forum der Volksvertretung. Wohl aber wurde am 17. Oktober 1918 das Verfahren gegen 348 Angeklagte eingestellt. Nur gegen Rädelsführer, Haupttäter und Unteroffiziere sollte es weitergeführt werden. 22 Das Ende stand bevor. Und dennoch sollte dieses Ende an der Stätte der Rebellion nicht ein der Rebellion entsprechendes sein. Die letzten Tage sanken weg. Im Rund reißende Fronten, meuternde Trup-

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III. Cattaro: „Bei jeder Revolution muß Blut fließen..."

pen, Auflösungserscheinungen. Auf der „Viribus unitis" in Pola hatte der Gesamtdetailoffizier sich angesichts der gehorsamsverweigernden Mannschaft erschossen. In Cattaro führte seit März als Kommodore Linienschiffskapitän Heyssler die Kreuzerflottille, zu der auch die III. Schwere Division zählte, die Schiffe der „Erzherzog"-Klasse. Zum Hafenadmiral war Konteradmiral von Voncina ernannt worden. Cattaro harrte voll innerer Spannung, aber noch in Disziplin. Die deutschen U-Boote verließen den Hafen, zogen heimwärts. Abgeordnete stellten sich ein. Lange Stunden hindurch riß die Verbindung nach außen, das Flottenkommando antwortete nicht mehr. Man wußte nicht einmal, ob schon Waffenstillstand eingetreten oder noch Krieg war. Da traf der Befehl des Kaisers ein: Übergabe der Flotte an den südslawischen Nationalrat. Das Ende war da. Das Ende in Cattaro trug noch einen Akzent des Abschieds. Konteradmiral von Voncina, der rangälteste Seeoffizier im Golf, Kroate, galt als kaisertreu. Der Admiral befahl das Einholen der Flagge für den 1. November 8 Uhr früh unter Salut und Spiel. Stumm, im Bann des Augenblicks, standen selbst die slawischen Matrosen in den Reihen. Die alte k.u.k. Flagge auf den Einheiten im Golf von Cattaro sank, während Offiziere und Mannschaft in Paradeaufstellung angetreten waren, unter den Klängen der Volkshymne und unter den Schlägen von 21 Schuß. 23

NACHWORT Die Zeit, die die Impulse zum Bau der Panzer- und Schlachtschiffe geweckt hatte, die Ära des Imperialismus, bestimmte auch die Funktionen der Schiffe vom „showing the flag" und von der „Kanonenbootdiplomatie" bis zum Kampf um die Seeherrschaft. Und sie baute ebenso die Verhaltensfelder der Besatzungen auf, der Offiziere wie der Mannschaften. In den sechs ausgewählten Krisenkonfrontationen sollten diese Verhaltensformen im Rahmen von im Prinzip bis heute geltenden Flottenfunktionen und von in drei Flotten ablaufenden Widerstandsaktionen verdeutlicht werden. I. Die globale Perspektive der gewählten ersten drei Modellfälle sollte die machtpolitischen Spannweiten und die auch daraus resultierenden Beanspruchungen und Einstellungen der Besatzungen hervortreten lassen. Deutlich heben sich aus den Fällen Taku 1900, Tsushima 1905 und Falkland 1914 zunächst die grundsätzlichen Fragen seewärts gerichteter Ansprüche im Hinblick auf Seeherrschaft, Seemacht und Seestützpunktpolitik ab. Die „Seeherrschaft" als Zustand, der in einem bestimmten Seegebiet die Kontrolle der Seeverbindungen sicherstellt: Die Selbstverständlichkeit, die Seeherrschaft weltweit auszuüben, war die Basis für die Möglichkeiten der alliierten Flotte vor China 1900; die Fähigkeit oder Unfähigkeit, sie in der Japanischen See zu gewinnen, stellte sich als eine der entscheidenden Fragen für Rozestvenskij; die Gewißheit, sie weder im Pazifik noch im Atlantik zu besitzen, war eine der Handlungsmaximen für Spee. Die „Seemacht" als Fähigkeit, die Nutzung der See zum eigenen Vorteil zu wahren: Vor allem die Kombination zweier Elemente, von Flotte und seestrategisch-geographischer Position, erwies sich als geeignete Machtmittelgruppe, der Ausübung von „Macht zur See" Nachdruck zu verleihen. Seemacht fand ihren Ausdruck in der nahtlosen Wechselbeziehung der beiden Elemente im Krisenmanagement vor Taku. Sie zeigte Abbauerscheinungen im Falle der Unzulänglichkeit des einen der beiden Elemente: in der Absenz zielentsprechender seestrate-

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gisch-geographischer Position für das II. Pazifische Geschwader auf seinem Marsch in Richtung Tsushima und ganz grundsätzlich in der Schwäche der Stützpunktlagen Rußlands, Deutschlands und Österreich-Ungarns gegenüber den Weltmeeren. Im Falle Tsingtau erwies sich - nicht zuletzt aufgrund des Verlustes leistungsfähiger Verbindung zur Heimatbasis und vom japanischen Landangriff abgesehen - die Umwandlung der maritimen Friedenspräsenz in eine seestrategische Position im Krieg als nicht realisierbar. Stutzpunktpolitik als Vorkehrung, um logistische Bedürfnisse von Flottenverbänden in Küstenbasen zu decken: Reichweite, Ausdauer und operative Mobilität der Verbände wurden dadurch wesentlich mitbestimmt, die Aufrechterhaltung überseeischer, global konzipierter Macht entscheidend beeinflußt. Stützpunkte boten abgesicherte Gelegenheit zu Brennstoffübernahme und Reparaturen, zu Vorrats- und Munitionsergänzung, zur Erholung der Besatzungen und zu ihrer medizinischen Versorgung. Was internationale Kooperation im Stützpunktbereich zu bieten vermochte, wurde deutlich in den alliierten Anmärschen in Richtung Taku. Welche Unsicherheiten und Entbehrungen ihr Fehlen zur Folge hatte, zeigte die Fahrt des russischen II. Pazifischen Geschwaders und seine Begleiterscheinungen ebenso wie der Raid des deutschen Ostasiengeschwaders. Was in diesen Fällen einzuschalten blieb, waren Aushilfen: mitgeführte Versorgungsschiffe, Werkstattschiffe; Kohleübernahme aus herandirigierten Kohleschiffen in fremden Häfen oder auf hoher See; Anlaufen improvisierter Ankerplätze im Fall der Russen, Vorbereitung von „Niemandshäfen" und Etappenstationen im Fall der Deutschen. Daß Mannschaften über Monate ohne Landgang blieben, mußte die psychologische Situation zusätzlich erschweren. Die aufgezeigten Fälle Taku, Tsushima und Falkland aber verdeutlichten auch die Variabilität der Interventionsmöglichkeiten, die Eskalation des Einsatzes von Einheiten und Schiffsverbänden. Sie reichten für die Schiffe von der Präsenz mit kolonial- und außenpolitischer Funktion bis zur Krisenintervention und zum Seekrieg. Und sie umspannten für die Besatzungen den Dienst an fernen Ufern und die Abenteuer in fremden Welten ebenso wie die Herausforderung ihrer Machtüberlegenheit - bis zum Plündern - , aber im Aufbruch nationalpatriotischer Gefühle und im Annehmen traditionellen Pflichtbewußtseins auch die Bereitschaft zum Opfer.

1. Präsenz mit außenpolitischer Funktion a) Die Friedenspräsenz allgemein-demonstrativen Charakters: die Selbstdarstellung maritimer Macht, die „mobile Souveränität", wie sie vor allem im Flottenbesuch zum Ausdruck kommt - so der britische Flottenbesuch in Kiel 1914, im selben Jahr der britische Kreuzerbesuch in Tsingtau und der deut-

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sehe Kreuzerbesuch von Port Arthur und Taku; in kolonialpolitischer Funktion der Besuch von Pagan und Saipan, der Truk-Inseln und von Ponape. b) Die Friedenspräsenz mit konkret-demonstrativer Signalwirkung, verbunden mit psychologischem Druck: das Anzeigen der Fähigkeit, den Partner gegebenenfalls mit militärischen Machtmitteln zu erreichen - so in der Anfangsphase der Schiffsversammlung der Mächte vor Taku, so die Begleitung des II. Pazifischen Geschwaders zwischen Vigo und Tanger durch britische Einheiten, so die Präsenz europäischer Kriegsschiffe in ihren China-Häfen überhaupt. 2. Die Krisenintervention Eine in ihren Grundzügen typische Krisenintervention entwuchs dem Aufmarsch der alliierten Flotteneinheiten vor Taku. Als Repräsentanten ihrer Mächte hatten, abgeschnitten von den Gesandten in der chinesischen Hauptstadt und - mit Ausnahme der Japaner - weit entfernt von ihren Regierungsbefehlsstellen, die Admirale an der Pei-ho-Mündung agiert: vor sich einen Krisenherd, der einer revolutionären radikalen Bewegung entsprungen war, die in offensivem Vorgehen nun die Angehörigen ihrer Mächte auf dem Festland zu verschlingen drohte; für die Admirale eine Rebellenbewegung, der gegenüber es galt, Leben und Eigentum ihrer Landsleute, freilich auch die in China gewonnenen Positionen der Mächte zu wahren; unter Demonstration der eigenen Macht - bis zu deren Anwendung, bis zum Einsatz der Waffen. Im Rahmen des ihnen vorgezeichneten und von ihnen so verstandenen Rollenbildes haben die Admirale in technischem Sinne nicht ohne Umsicht gehandelt, so - die Protokolle der Befehlshaberkonferenzen machen es deutlich - in ihrem Streben nach Eingrenzung des Konflikts, so selbst in ihrer taktischen Beurteilung der Frage der Forts am Ufer. Daß sie schon zufolge ihrer grundlegenden Disposition vom 5. Juni gegebenenfalls zu „Kommandoaktionen" unter Gewaltanwendung - mit oder ohne Zustimmung der chinesischen Regierung und mit der ganzen Völkerrechtsproblematik solcher Aktionen belastet - entschlossen waren, ist zu vermerken. Und freilich bleibt im Hinblick auf den Erfolg hinzuzufügen, daß dieser insgesamt wohl gegeben, daß die SeymourExpedition als Teilaktion aber ein Debakel war und daß auch die Gesandtschaften in Peking sich wohl nur aufgrund der zweifellos zurückhaltend dosierten Kampfführung der chinesischen Truppen zu halten vermochten. China hatte auch die Grenzen der Möglichkeiten einer Intervention deutlich werden lassen. Für das Vorgehen der Alliierten hatten sich folgende, sich in ihrer Durchschlagskraft steigernde Möglichkeiten ergeben: a) Eindringen in fremde Hoheitsgewässer - notfalls mit Waffeneinsatz - , so der Ansatz der Alliierten im Bereich der Pei-ho-Mündung.

282 b) Anlandung von Landeeinheiten unter Inkaufnahme begrenzter lungen - so das Vorgehen der alliierten Expeditionsverbände Richtung Tientsin und Peking, das Ultimatium gegenüber den die Führung eines „begrenzten Kriegs", die Okkupation von Chinas.

Nachwort

Kriegshandab Taku in Taku-Forts, Teilgebieten

3. Der Seekrieg a) Der Kreuzer krieg: Seine Fragen stellten sich als die Möglichkeit des zur See Schwächeren für das deutsche Ostasien-Geschwader. Dieselbe Überlegung verband man im II. Pazifischen Geschwader nach dem Untergang des I. Geschwaders und dem dadurch herbeigeführten Verzicht auf Suche nach einer Schlachtentscheidung um die Seeherrschaft mit dem Durchstoß nach Vladivostok und einer von dort her abgestützten Bekämpfung des japanischen Nachschubs in Richtung asiatisches Festland. Coronel und Falkland unterstrichen - allerdings die Gegebenheiten des Kreuzerkrieges bereits überschreitend - in ihrem konsequenten Durchschlagen die Unerbittlichkeit des Seekriegs auch an dieser Front. b) Die Schlacht: Noch war man der Meinung, daß die Frage der Seeherrschaft vor allem durch die Schlacht entschieden werde. Tsushima schien dies zu bestätigen. Nachdem der Kampf zur See zunächst eng küsten- und stützpunktverbunden geführt worden war, erreichte er mit dem Heranführen des II. Pazifischen Geschwaders im großen Aufeinanderprall seine Klärung. Die Artillerie hatte sich als schlachtentscheidende Waffe, die Schlacht als Kulminationspunkt des Systems der Seekriegführung, der Krieg zur See aber unter den Augen einer angespannt harrenden Welt als entscheidendes Kriegsmittel präsentiert. Mahan registrierte die wesentliche Lehre im strategischen Bereich: Die Teilung der Gesamtflotte, wie sie bei den Russen vorgenommen worden war, die Aufspaltung - und das gelte selbst schon für Friedenszeiten - in Teilflotten, die schwächer sind als der mögliche Gegner, dies sei der entscheidende Grund für die russische Niederlage gewesen: „Daß die gesamte Marine Rußlands, auf dem Kriegsschauplatz vereint, ausreichend, ihre Hälfte aber wahrscheinlich unzureichend, sicher gewagt sein würde, war gleicherweise klar." Daß Seeschlachten vergleichsweise schonungslose, ja mörderische Auseinandersetzungen blieben, hat Tsushima ebenfalls bewiesen. Mehr als jeder andere zielte der Kampf zur See auf die Vernichtung des Gegners ab, mit aller technischen Präzision, mit aller psychologischen Ausrichtung auf „den Tag": Coronel und Falkland haben es 1914 erneut bestätigt. Wer zur Übergabe schritt, wie Nebogatov 1905, geriet ins Zwielicht. Und Führungsstärken und -schwächen ebenso wie die Führungswirksamkeit des Verbandsführers mußten 1904/05 auf-

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grund der monatelangen Anfahrt, der Haltungsbelastungen der Besatzungen und der der Schlacht folgenden Untersuchung besonders und geradezu modellhaft deutlich werden. Skagerrak zeigte einen letzten Höhepunkt und auch schon die Zäsuren: obwohl die Gesamtkräfte im Treffen standen und explodierende Großkampfschiffe auf den Grad der Vernichtungsintensität hinwiesen. Aber die mit Tsushima nochmals hochgespielte Entscheidungserwartung erfüllte sich nicht. „Strategisch war Jutland weder verloren noch gewonnen", registrierten Stevens und Westcott mit Grund, denn die Lage zur See wäre darnach dieselbe wie zuvor gewesen, sah auch Holloway H. Frost für die Briten „die schwer abzuwägende und abzuschätzende moralische Grundlage ihrer Vorherrschaft zur See" mit der Schlacht für verloren an. Die seestrategischen Positionen des voll angelaufenen Wirtschaftskrieges hatte sie nicht zu ändern vermocht. Zwar sollte die Diskussion um die taktischen Ansätze im Treffen aufflammen: so gegebenenfalls Scheers Versäumnis, in der Anfangsphase die gemeldeten britischen Schlachtkreuzer „auf die Mitte zu nehmen", oder die Frage der zweiten Gefechtskehrtwendung, so Beattys unzureichende Befehlsübermittlung gegenüber Evan Thomas und die Frage seiner Kehrtschwenkung nach Norden, so Jellicoes Abdrehen nach Backbord vor dem deutschen Torpedoangriff, sein unterlassener Versuch „to cut o f f whole of enemy's battle-fleet" und seine Scheu vor den Nachtgefechten. Entscheidend aber war die besonders in der britischen Führung fühlbare Defensivkonzeption, war auch die Nachtfahrt nach Süden ein bemerkenswert ins taktische „Durchschlagen" zielender Entschluß. Über den Einsätzen lastete ab nun zunehmend die Sorge vor dem Risiko, vor dem Verlust der kosten- und nationalprestige-intensiven Großkampfschiffe. Die Schlachtflotten, die zu kühnem Vorbrechen gebaut schienen, für „den Tag", wurden erneut in die eher statische Rollenstruktur des Positionskrieges eingeordnet. Noch einmal hatte die Schlacht bei den Deutschen freilich das Selbstbewußtsein auch der Besatzungen gehoben. Allerdings um binnen kurzem nur umso beklemmender wieder dem bedrückenden allgemeinen Kriegsbild Raum zu geben und in den Mannschaften der Großkampfschiffe zunehmend Kräfte freizusetzen, die den Sinn des Krieges überhaupt in Frage stellen wollten.

II. Die Infragestellung barg der Massenakzent der Kriege 1904/1905 und 1914/1918 bereits in sich. Die längst angestauten gesellschaftspolitischen Konflikte der Zeit fanden auf den Schiffen ihre verschärfte Widerspiegelung, drängten aus den notwendig komprimierten Formen an Bord und aufgrund des Druk-

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kes der Kriegsumstände auf Entladung: in erster Linie die Konflikte zwischen den Sozialrevolutionären und den beharrenden, konservativen Kräften, im Weltkrieg flankierend beeinflußt von den Bewegungen im Sinn der deklarierten westlichen demokratischen und nationalen Prinzipien; Konflikte, die einander ebenso überschnitten wie sie die geltende politische Ordnung vor allem in ihrer vertikalen Bevölkerungsschichtung nachdrücklich in die Angriffszone rückten. Im Inneren des Landes aber hatte der Krieg die sozialen Ausgliederungen bis zu Gegenbewegungen verschärft. Er ließ die latenten gesellschaftspolitischen Differenzierungen als Gegensätze krisenhaft deutlich werden und stellenweise gewaltsam aufklaffen: in Rußland 1905 unter dem vorherrschenden Akzent von Unruhen in Stadt und Land, Folgen von seit Jahren andauernden Überforderungen und Unterlassungen im Industrialisierungsprozeß und Begleiterscheinungen unzulänglicher Bauernpolitik, nun Aufbäumen der Industriearbeiter gegen die so deklarierte Ausbeutung der Arbeitskraft, der Bauern gegen die erstickenden Belastungen - Streiks, Brandschatzungen, Attentate; in Deutschland und Österreich-Ungarn 1917/18 unter dem Akzent der durch den Krieg entstandenen Not- und Erschöpfungslagen, der offensichtlichen Aussichtslosigkeit weiterer Kämpfe, der aufkommenden radikalisierenden Strömungen die Reduzierung des Durchhalte- und Sieges willens, die Forderung nach Frieden, nach einem Frieden, wie nicht zuletzt die Bol'äeviki in Rußland ihn - wenn man, so wieder die Radikalen, nur die nötige Entschlossenheit aufbringe - als erreichbar gezeigt hätten. Die revolutionären Ansätze auf den Schiffen in Tendra, Wilhelmshaven und Cattaro entsprangen in erster Linie und weitgehend parallel der sozialen Ebene. Revolutionäre Ansätze, zu verstehen im Sinn von Eugen Rosenstock-Huessy: im Inhalt radikal, im Werbungsradius weit ausholend, letztlich ebenso auf eine „Totalumwälzung" wie auf eine Umwälzung ausgerichtet, „die sich der Welt mitteilen will". Revolutionäre Ansätze, zu verstehen auch im Sinn von Karl Griewanks Begriff, der der Revolution als historisches Phänomen drei Voraussetzungen zuordnet: den „stoßweisen und gewaltsamen", wohl den zumindest gewaltdrohenden Vorgang; die soziale Basis, die „in Gruppen- und Massenbewegungen, meistens auch in offenen Widerstandshandlungen derselben" deutlich wird; schließlich das positive Ziel „im Sinne einer Erneuerung, einer Weiterentwicklung", eine „programmatische Idee oder Ideologie". Die Motivationsstruktur war im Wandel des Kriegsbildes zum Krisenbild verankert, in der einschneidenden Wirkung der materiellen Bedrängnis, in der Verschärfung der Konturen über die ideologischen Perspektiven und in der Radikalisierung der Bewegung über die deklarierte Klassenkampfsituation.

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1. Der Wandel des Kriegsbildes zum Krisenbild Noch hatte man am Beginn des 20. Jahrhunderts den Krieg grundsätzlich nicht als Krise in Betracht gezogen. Noch hatte man sich auf Freiheits- und Befreiungskriege berufen, noch hatte man dem Krieg Inhalte und Formen im Sinn des 19. Jahrhunderts zuschreiben wollen - von Heinrich von Treitschke über Maurice Dide bis Fedor MichailoviS Dostoevskij, der den Krieg von 1877 noch als positive Kraft erkennen und begrüßen wollte: „Der Krieg hebt den Geist des Volkes . . . der Krieg ist in unserer Zeit unentbehrlich; ohne Krieg würde die Welt untergehen oder wenigstens sich in einen schmutzigen Schlamm verwandeln." Durch den Krieg werde „die historische Gerechtigkeit . . . an den Völkern vollzogen," hatte Rudolf Steinmetz gelehrt. Wohl in grausamer Form: „Er ist der Staatenrichter und -henker . . . " Aber auch in beflügelnder Weise: „Es gibt nichts Großartigeres, nichts Erhebenderes und nichts Nützlicheres als dieses unerbittliche Urteil!" Und Othmar Spann hatte noch 1912 den Krieg „jetzt und für absehbare Zukunft" als unentbehrlich dekretiert, zwar als „ein Unheil", „aber ein notwendiges und ein solches mit den fruchtbarsten Funktionen". Denn folgerichtig und gerechterweise wäre Preußen in seinen „verrotteten Zuständen" bei Jena 1806 unterlegen, Österreich 1866, Frankreich 1870, Rußland 1905 . . . Der Kriegsbeginn 1914 sah in den beteiligten Staaten in überraschender Breite nationale Gefühlsregungen hochschlagen - der Ausmarsch zugleich als Ausbruch aus den Konventionen, aus dem Alltag, als Hinwendung zum Außergewöhnlichen, zum Elementaren erlebt, als Aufgehen in neuen Gemeinsamkeiten, in neuen Anfängen, als Aufbruch der Jugend idealisiert, durch Eid und Segen darüber hinaus als transzendent, als gottgewollt vorgezeichnet. Und wo der Gleichmut herrschte oder gar erster Widerwille glomm, dort setzten der Anruf der Pflicht und der Gehorsam noch klare Weichen. Vom Großartigen und Erhebenden, vom Idealisierten und Gottgewollten, vom Zug zur neuen Gemeinsamkeit in notwendiger Verteidigung war im Kriegsbild jener breiten Bevölkerungsschichten 1905 in Rußland wie 1917/18 in Deutschland und Österreich-Ungarn wenig geblieben. Und selbst die Zugkraft der patriotischen Verpflichtung zeigte Abnützungserscheinungen. Die mit dem Krieg verbundenen nationalen oder staatlichen Zielvorstellungen, soweit sie konkret überhaupt vorhanden gewesen waren, hatten sich für die geforderte Einsatzund Opferbereitschaft als nicht allgemein ausreichende Motivation erwiesen. Und die Kriegsabläufe hatten sich nicht, wie selbst von den Generalstäben erwartet worden war, als kurz und stürmisch präsentiert. An die Stelle idealistischer Kampfbegeisterung war an der Front schon 1904/05 ein erstes Erlebnis des vor allem materiell bestimmten Krieges und ab 1914 das jahrelange stumme, verzweifelte Durchhalten angesichts der erdrücken-

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den technischen Maschinerie des modernen Krieges, der Materialschlachten und der Massenvernichtung getreten. Der Vernichtungskrieg moderner Prägung, der „totale Krieg", wie er schon im Nordamerikanischen Bürgerkrieg 1861—1865 phasenweise zu erkennen gewesen war, hatte eingesetzt. Und mit ihm war die Desillusionierung gekommen, die Hilflosigkeit vor dem Chaos dieses Krieges, die Furcht vor seiner mörderischen Gewalt, angesichts von Massensterben und Massengräbern die Angst vor dem Sinnverlust der Existenz; nicht mehr durchschlagend auf breiter Ebene und mitten im Geschehen die Sinndeutung aus den neu formulierten subjektiven Motivationspositionen - der Mythos des Kampferlebnisses, die Bewährung in der Konfrontation mit dem Feind, mit dem Tod, der Tod als Heldentod zugleich die Möglichkeit letzter Sinnerfüllung des Lebens. 2. Die Basiswirkung der materiellen Bedrängnis Den realistischen Hintergrund für das Kriegsbild der Schiffsmannschaften bildeten vor allem während des Weltkrieges in Deutschland und ÖsterreichUngarn die Mangelerscheinungen in den lebensnächsten Bereichen, in erster Linie in den Verpflegungszuteilungen. Die als unzureichend und minderwertig angeprangerte Verpflegung auf den Schiffen in Wilhelmshaven wie Cattaro spiegelte die Not auf dem Ernährungssektor, in die Deutschland und ÖsterreichUngarn nach mehreren Kriegsjahren geraten waren: Die sich verstärkenden Klagen über Fleisch-, Gemüse- und Brotrationen wurden zu Anklagen. Vergleichende Hinweise der Vorgesetzten auf die schlechteren Zivil- und Heeresrationen weitgehend gleichlautend in allen drei Fällen - fanden keinen Widerhall. Flankierend wirkten weitere Noterscheinungen: Auf den deutschen und österreichisch-ungarischen Einheiten setzten Beschwerden über unzulängliche Ausstattung mit Montursorten ein. Klagen über mangelnde Schuhzuteilungen kamen hinzu. Schließlich waren Artikel des täglichen Bedarfs wie Seife Mangelware geworden. Auch von den russischen Matrosen in SevastopoP wurden, wenn auch sparsamer, Klagen über die Verpflegung laut; immerhin lag die Veranlassung für den „Potemkin"-Aufstand in einer umstrittenen Fleischration. War dabei auch die verbale Reaktion der Vorgesetzten überraschend ähnlich der in Wilhelmshaven und Cattaro, so war hier doch weniger die Not als die als solche angeprangerte Unfähigkeit und Böswilligkeit der Repräsentanten „des Systems" von Anfang an im Vordergrund. Urlaubsfragen hatten für die russischen Matrosen vor allem im Zusammenhang mit dem erschwerten Stadtausgang eine widersetzlichkeitsfördernde Rolle gespielt. Für die deutschen und österreichisch-ungarischen Mannschaften stand neben dem Landgang die Termingerechtigkeit des Heimaturlaubs auf der Liste ihrer Forderungen.

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In allen Bereichen aber regte zunehmend der Vergleich mit den Verhältnissen auf Offiziersebene das Unbehagen und die Bereitschaft zur Resistenz an. Dabei war es nicht nur das im Schnitt offensichtlich bessere Bewältigen der Mangelsituation auf jener Ebene, sondern auch manches äußere Bild, das zusätzliche Reizakzente setzte: das weiße Gedeck in der Messe, das Auftragen durch die Ordonnanzen, aufspielende Musik, schneidige Trinksprüche . . . 3. Der Ansatz zum Widerstand im Sinn sozialistischer Forderungen Die sozialistischen Parteiideologien stützten den Widerstand gegen den Krieg als imperialistischen Krieg ebenso ab wie die Absicht der Umwandlung der Gesellschaft über den Klassenkampf. Daran ändert wenig, daß in allen drei Fällen die befaßten Parteistellen in bezug auf Auslösung und Nährung der Widerstandsaktionen auf den Schiffen - von einzelnen Aktivisten abgesehen zurückhaltend blieben. Das Leitbild für den Kampf gegen den Krieg konnte in den sozialistischen Parteien aus alten Traditionen schöpfen. Seit 1867 in Lausanne hatten sich die internationalen Kongresse der Arbeiterparteien immer wieder gegen den Krieg gewandt: in Brüssel, London, Paris, Stuttgart, Kopenhagen, Basel. Sie hatten Parolen gegen den Militarismus und „Marinismus", gegen Rüstungen und Kolonialexpeditionen ausgegeben, sie hatten für den Kriegsfall Arbeitsniederlegung, Schiedsgerichte und Schritte der sozialistischen Büros gefordert und angedroht. Die Realität des Vorgehens war freilich hinter den Leitlinien zurückgeblieben. Der Widerstand in Rußland 1905 hatte zwar kriegsgegnerische Argumentationselemente mitaufgenommen. 1914 allerdings hatten die sozialistischen Parteien in den meisten für den Krieg entscheidenden Staaten nicht die Kraft aufgebracht, die selbstgewählten Zielsetzungen einzuhalten. Sie waren entweder in den Sog der bürgerlichen Parteien oder in die Opposition als Minderheit geraten „Zeigt, daß es auch in unseren Reihen keine Fahnenflucht gibt!" und „ . . . wir lassen in der Stunde der Gefahr das Vaterland nicht im Stich" hatte es in Wien und Berlin, ähnlich wie in Paris und Brüssel, zum Teil in London, geheißen; wohl hatten es die russischen sozialistischen Parteien trotz Intervention der französischen und englischen Arbeiterparteien abgelehnt, mit der Zarenregierung auf gemeinsamen Kriegskurs zu gehen. Erst der Verlauf des Krieges sollte in Flügelgruppen Widerstand ins Auge fassen lassen. Von den Treffen der radikalen Gruppen in Zimmerwald und Kiental 1915 und 1916 hatten schärfere, wenn auch von nationalen Tendenzen nach wie vor nicht freie Parolen in die Hauptstädte geklungen. In Wien hatte Dr. Friedrich Adler, ein Fanal zu setzen, den Ministerpräsidenten Grafen Stürgkh erschossen. Nach der Revolution in Rußland im Frühjahr 1917 sollte die Stockholmer als weitere Fortsetzung der Zimmerwalder Konferenz nochmals den Ruf nach

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erfolgversprechenden Kampfmitteln gegen den Krieg und für eine Umwandlung der Gesellschaft, nach organisierten Massenaktionen und selbst nach Einzelrevolutionen aufnehmen. Auch das taktische Konzept gewann vor allem ab 1905 seine abgesteckten Schwerpunktstufen. Noch in den Jahren 1905 und 1906 hatte Lenin in einer Reihe von Aufsätzen - wie „Die Lehren des Moskauer Aufstandes" und „Der Partisanenkrieg" - die eben angewandten Formen der Auflehnung in seine Vorstellungen der Revolutionsentwicklung einzuordnen versucht. Schon zeichnete sich der „Übergang vom Streik zum Aufstand" ab: „Vom Streik und von Demonstrationen zu einzelnen Barrikaden, von einzelnen Barrikaden zu massenweiser Errichtung von Barrikaden und zum Straßenkampf mit den Truppen". Für Lenin war der proletarische Massenkampf mit diesem Übergang zum Aufstand auf dem Weg dorthin, wo „die Revolution im Gebrauch der Angriffsmittel . . . bis zum Letzten gehen wird". Die Zukunft: „ . . . ein erbitterter, blutiger, vernichtender Krieg". Die notwendige Folge: der „Kampf um das Heer". „Kampf um das Heer" - das bedeutete ebenso Kampf um die Flotte. Und gerade auf Schiffen fühlte man sich an einem entscheidenden Hebel: Ein Schiff, ein Geschwader, die Flotte als Aufstandsplattform schien für das System ein ebenso empfindlicher wie für die zum Widerstand Entschlossenen erfolgversprechender Ausgangspunkt eines revolutionären Ansatzes zu sein. 4. Das flankierende Einwirken nationaler Desintegration Für Cattaro bleibt ein zweiter, ergänzender ideologischer Faktor zu berücksichtigen: der nationale. Trat er auch nicht als die Bewegung tragend in Erscheinung - hier erweisen sich manche Beurteilungen vor allem der Zwischenkriegszeit als unzutreffend - , so wurde in einer Reihe von Ansätzen und in der überproportionalen Beteiligung von Südslawen, Italienern und Tschechen seine motivierende Kraft zumindest in Wechselwirkung mit der sozialen dennoch deutlich. Unter den gegebenen Umständen des Krisenbildes des Ersten Weltkrieges hatte die Bindekraft der sprachnationalen Gruppen in der Donaumonarchie sich als steigend, die des Gesamtstaates als sinkend präsentiert - auch diese Entwicklung aus einem jahrzehntelangen Prozeß schöpfend, aber nun vor allem durch die Propaganda der Emigration aus dem Lager der Alliierten zunehmend wirkungsvoll gefördert. In der eintretenden Eskalation mußte die Parallelwirkung der Integrationskräfte in dem Augenblick in für den Gesamtstaat gefährliche Bahnen gelangen, da unter dem Druck der Lage im Inneren die Konkurrenz der integrierenden Kräfte Nation und Staat umschlug in den Gegensatz - d. h. wenn unterstellt wurde, daß das Heil der nationalen Gruppe in der Niederlage des multinationalen Gesamtstaates liege. Damit mußten nicht nur

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Loyalität und Opferbereitschaft für den Staat absinken, sonder sie wandten sich frontal gegen ihn. Erste Ansätze in dieser Richtung hatte es bereits gegeben. Aus nationaler Motivation war das Torpedoboot 11 - nach Meuterei einer Mannschaftsgruppe unter Führung eines tschechischen und eines slowenischen Unteroffiziers schon im Oktober 1917 aus dem Rundendienst vor Sebenico zu den Italienern Ubergelaufen. Und Wilsons Punkte waren ebenso bekannt wie jene Propaganda der Westalliierten, die das Eintreten gegen die Mittelmächte nicht nur zu einer Frage der politischen Gesinnung, sondern letztlich zu einer Frage der Moral stempelte. Vom heiligen Krieg sprach Lloyd George, der mehr sei als eine Auseinandersetzung von Mächtegruppen; in einer Kreuzzugssituation sahen sich die Vereinigten Staaten. Und das Bild von den herrschenden und beherrschten Nationen und vom unwürdigen Herrscherhaus führte, einem Appell zum Widerstand gleich, Orlando besonders gegen die Donaumonarchie ins Treffen: „Ihr wart unterjocht und zerrissen durch Deutsche und Magyaren und unterdrückt durch diese wie jene. Ihr wart getäuscht und betrogen durch das verräterische Haus Habsburg, Ihr hattet das Recht und die Pflicht, dagegen zu revoltieren." 5. Die Übertragung der Klassenkampf-Ideologie auf die Schiffe Die Mannschaften stammten selbst zu einem nicht geringen Teil aus Industriegebieten, waren vor allem in der deutschen und Österreich-ungarischen Flotte oft qualifizierte Facharbeiter - Schlosser, Mechaniker, Zimmerleute - und nicht selten bereits in sozialdemokratischen Parteien organisiert. Ihre Schiffe lagen zudem in Betriebszonen, die Besatzungen standen - so in SevastopoP und Wilhelmshaven - mit Arbeitern an Land, vor allem in den Werften, oder mit Arbeitern auf einem Depotschiff - wie in Cattaro - in Kontakt. Einzelne oder Gruppen hatten oder gewannen an Land Verbindung zu Organisationsstellen von Parteien - dies trifft am wenigsten auf Cattaro zu, wo allerdings die Nachrichten vom Generalstreik in der Monarchie motivierend zu wirken vermochten. Zeitungen, mündliche Agitation, Propagandamaterial - letzteres in erster Linie in Sevastopol' und Wilhelmshaven - vermittelten die sozialistisch-ideologische Orientierung. Entscheidend für das Aufbegehren aber sollte der aufbrechende Gegensatz zwischen Mannschaft und Offizierskorps werden: resultierend aus absinkender Verantwortungsanspannung und bei erhöhten Ständen nicht immer gleicherweise gegebener Fähigkeit, in kritischen Lagen überzeugend zu führen, auf der einen und aus der ebenso abnehmenden Bereitschaft zu folgen auf der anderen Seite. Die Vertrauenskrise fand Nahrung in der zunehmend als Herausforderung empfundenen bevorzugten Stellung der Offiziere, in Übergriffen einzelner von

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ihnen, in ihrem Einstehen für das geltende politische und Ordnungssystem, das man in ihnen geradezu personifiziert fand. Die bevorzugte Stellung sah man im Vergleich der beiderseitigen Verpflegungsrationen, im Unterschied zwischen Back und Messe, in der unterschiedlichen Handhabung der Urlaubsmöglichkeiten und der Monturzuteilungen, im Ausgeliefertsein gegenüber den gegebenen Befehlen und den verhängten Strafen. Die Übergriffe wollte man in der Sinnlosigkeit ganzer Ketten von Anordnungen erkennen, im Auftreten der Offiziere gegenüber der Mannschaft, im Befehlston gerade der jüngeren unter ihnen, in Rücksichtslosigkeit, Schikanen und Handgreiflichkeiten, in Vorfällen, die die Offiziere in den Augen radikaler Matrosengruppen als „Drohnen" und „Drachen" verhaßt machten. Freilich gab es seitens der das Aufbegehren schürenden Matrosengruppen Verallgemeinerungen, Klischeevorstellungen und Fehleinschätzungen. Sicher aber mußten die von den Marineführungen vorgezeichneten Motivationselemente in ihrer Wirksamkeit als absinkend angesehen werden: Die Ausrichtung auf Kaiser und Vaterland, die Berufung auf Gott und Eid verblaßte. Dies umso mehr, als die Offizierskorps Führung vielfach nur noch in der Aufrechterhaltung der Disziplin sahen, als werbewirksame Leitbilder für den Sinn des Einsatzes und Opfers fehlten, als Parteien im Inland wie - im Falle Deutschland und Österreich-Ungarn - Propagandastellen des äußeren Gegners die Möglichkeit des Betreibens gegensätzlicher ideologischer Werbung wahrnahmen. Die revolutionierenden Gruppen hatten sich als sozial Unterdrückte erhoben, hatten das Offizierskorps als Klasse, den Staat als System gefordert. Als messerscharf mußten sich die Abläufe erweisen: aufgrund der besonders verpflichtenden Gebundenheit der Streitkräfte im Sinn der Staatsführung, aufgrund der Befehlsstruktur in militärischen Einheiten im Sinn der Disziplin, aufgrund der gewaltsamen Zugriffsmöglichkeit zu Waffen und Munition, die die Träger der Meutereien im Schwarzen Meer und im Golf von Cattaro wahrnahmen, aufgrund der schwerwiegenden Folgen, die das militärische Strafgesetz für Meuterei und Empörung und dies nicht zuletzt in Kriegszeiten vorsah. Die Wahl der drei Modellfälle inmitten des Krieges und nicht in gleitenden Übergangssituationen zu Kriegsende sollte Ansätze und Grenzen, Stärken und Schwächen der Aufbau- und Ablaufstrukturen - und dies auf beiden Seiten der Linie - möglichst klar hervortreten lassen.

III. Die Analyse der Vorgänge erlaubt ergänzende Einordnung: in Motivations-, Vergleichs- und Führungsfragen.

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1. Es waren einzelne Gruppen, nicht mehr, die in den dargestellten Widerstandsfällen bis zu Auflehnungsaktionen vorstießen, die als Kristallisationszentren wirkten, phasenweise ganze Schiffe und bestimmende Teile der Besatzungen erfaßten, sich im Erfolg erweiterten und in der Krise schrumpften. Insgesamt Aktionen, die schließlich inmitten der noch intakten militärischen Systeme zusammenbrachen. Und trotz mancher Desillusionierung stand in der Motivation auch der Mannschaften in diesen Systemen das dem Bestehenden verbundene oder sich ihm doch zumindest nicht widersetzende Element oft überraschend lange Zeit im Vordergrund, wenn auch abfallend in der Intensität, mit zunehmend fatalistischen Akzenten versehen und zweifellos durch die Vorgaben der Disziplin unterbaut. Aber noch war Loyalität zur staatlichen Gemeinschaft in Rechnung zu stellen - in der Steigerung bis zu jener Sinndeutung, die den Dienst am Staat noch mit dem an einer eigenen Sache identifizierte und die in der Flagge noch ein gültiges Symbol erkannte. Auch diese Leitvorstellungen wurden deutlich - vor allem in Extremlagen. In Aufbruchstimmung: so ab Libau in der Ostsee, ab Wilhelmshaven in der Nordsee, bei der Anfahrt gegen Tsushima, beim Gottesdienst an Bord; in der Spannung der Feindberührung: so vor den Taku-Forts, vor Tsushima, vor Coronel, vor dem Skagerrak; oft in verzweifelter Situation, so in den belagerten Objekten in Peking - dort freilich stark fußend auch in der Forderung der Selbsterhaltung - , besonders ausgeprägt auf sinkenden Schiffen vor Tsushima und vor den Falklands. Und ein Echo solcher als verpflichtend aufgefaßten Beziehung wirkte selbst noch in die Cattaro-Revolte ein, wenn man zusagte, sich im Falle eines italienischen Angriffs sofort wieder unter Offizierskommando zu stellen. Daß die Aktionen des Widerstandes dennoch Folgewirkungen in ihrem Sinn nach sich zogen, daß sie Motivationsfaktor blieben - man denke nur an die „Potemkin" und die russische Flotte - , wird andererseits nicht übersehen werden dürfen. 2. Die beiden Fallgruppen Taku, Tsushima und Falkland und „Potemkin", Wilhelmshaven und Cattaro zeigen in den erfaßten drei Marinen nicht geringe Gemeinsamkeiten in den Funktionsstrukturen der Flotten wie in den Verhaltensmustern der Besatzungen auf. Wo in manchen Bewertungen eigenständige nationale Elemente vermutet worden waren, sind Parallelen zu erkennen. Parallele ökonomische, soziale, bildungs- und erziehungspolitische Entwicklungen führten zu parallelen Erfahrungen und Reaktionen, Präferenzen und Aversionen, Erwartungen und Forderungen von Offizier und Mann. Der Dienst zur See unter gleichartigen Bedingungen verstärkte den Akzent der exemplarischen Vergleichbarkeit. Ergab der kritische Rückgriff auf die Substanz der Sachverhalte auch nicht gänzlich übereinstimmende Verlaufsformen, so gestatten die in Betracht gezogenen Fälle

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dennoch den synthetischen Vergleich - bis zur Einordung in soziale Gefüge und Gegengefüge und bis zum Auf- und Abbau von Vertrauens- und Respektsfeldern. 3. Die Bedeutung der Steigerungsfähigkeit wie die Grenze der Belastbarkeit der psychischen Potentiale im Rahmen von Vertrauen und Respekt zeigten sich in der Verbands- und Schiffsführung ebenso wie in kleinen Besatzungsgruppen, sie konnten auf Fernfahrten und im Kampf zur Belastungsprobe geraten und sich mitten in Rebellionen als emotionsdurchsetzte, rasch umschlagende Spannungsfelder präsentieren. Und nicht zuletzt von solcher Basis war über die Bindung der Disziplin hinaus die Wirkungskraft der Führung abhängig. In den Fällen des Widerstands, in geradezu experimentell „gehorsams-frei" gesetzten Krisenräumen, war die Abhängigkeit der Entscheidungs- und Handlungsspielräume der beiderseitigen Führer von diesen psychischen Voraussetzungen besonders evident. Im entsprechenden Abwägen des Möglichen und des Gerade-noch-Möglichen, im Sich-Ein- und im Sich-Durchsetzen bis zum Abwehren oder Mitreißen aber zeigte sich nicht nur die Kraft einer Bewegung, die einem Flächenbrand gleich ein Schiff erfassen konnte, sondern auch die Wirkungsmöglichkeit kleiner aktiver Gruppen und immer wieder aufblitzend die der Persönlichkeit. Im Seekrieg wie im Widerstand sahen sich die handelnden Personen in oft nicht leicht überschaubare Zonen zwischen Ohnmacht und Tat gestellt. Nach Leopold von Ranke im Erfolg nicht unabhängig von den „allgemeinen Zuständen", aber: „Indem sie, wie man zu sagen liebt, ihre Zeit repräsentieren, greifen sie doch wieder durch einen eingeborenen inneren Antrieb bestimmend in dieselbe ein." Nach Theodor Schieder der Mensch verfangen in der „Vielfalt der Begegnung . . . mit den von ihm geschaffenen und ihn gleicherweise prägenden Strukturen", aber dennoch getragen von der Erkenntnis, daß ihm bei allen Abhängigkeiten jenes „Minimum an Freiheit" bleibt, „das ihn erst zum Menschen macht". Parallelen aber öffnen sich nicht nur in räumlicher, europaregionaler, sondern auch in zeitlicher, in zur Gegenwart aufschließender Hinsicht. Nach wie vor sind es Flottenverbände, die in der Welt Signalwirkung ausüben. Signifikanter als andere Machtmittel erscheinen sie der Außenpolitik der Staaten zugeordnet. Sie weisen auf eigenen Expansionswillen oder auf den Wunsch hin, fremdem Expansionswillen zu begegnen, auf kommerzielle oder politische Interessen. Und nach wie vor zählt die Frage der Einrichtung, Benützung und Aufgabe von Marinestützpunkten zu den aktuellen Problemen der Weltpolitik. Seestreitkräfte intervenierten in internationalen Krisen wie in begrenzten Kriegen der jüngsten Zeit: in Krisenfällen aufsehenerregend in der Kuba-Krise, anläßlich der Aufbringung der „Pueblo" durch nordkoreanische leichte Einhei-

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ten, in der Heranziehung amerikanischer Streitkräfte an den Persischen Golf, im Auftreten sowohl der Vereinigten Staaten als auch der Sowjetunion im Mittelmeer bis heute. In den begrenzten Kriegen in Korea und Vietnam nützten die Amerikaner und ihre Verbündeten Schiffsartillerie beim Küstenbombardement, die kurzfristige Einsatzmöglichkeit trägergestützter Luftverbände und den Ansatz amphibischer Operationen. Und vor der Küste des Libanon deckte 1983/84 ein Verband mit dem Schlachtschiff „New Jersey" angelandete Truppeneinheiten in und um Beirut. Nichts ließ den Niedergang des britischen Empire in den letzten Jahrzehnten dramatischer verfolgen, als der mit dem Verlust der Herrschaftsausübung verbundene Abbau der Marinestützpunkte: der Verlust der indischen Stützpunkte, von Suez, Ceylons, Simonstowns in Südafrika, Malaysias, Kenias, der Versuch eines letzten Festklammerns an Aden und Singapur, die vergebliche Diskussion um die Wahrung von Stützpunkten auch gegen den Willen von lokalen Regierungen, der Verlust selbst Adens und Singapurs, schließlich die Aufgabe der britischen Rolle „East of Suez", der Abschied von der imperialen Machtstellung dreieinhalb Jahrhunderte nach der Gründung der Ostindischen Kompanie. Eine nochmalige demonstrative Versteifung bis zum begrenzten Krieg, fraglich ob mehr als ein Zwischenakt: Falkland 1982. Seestrategische Überlegungen werden auch in Zukunft die Politik der Mächte mitbestimmen. Allerdings haben neue Entwicklungen im Bereich des Antriebs, der Waffen, der Nachrichtentechnik und der Elektronik neue Ansätze im Schiffsbau, in den Typen, in der Taktik und in den Ausbildungsgängen zur Folge. Aber Flottenverbände ziehen wie einst über die Meere, Bereitstellungen der Vernichtung, potentielles Vernichtungsobjekt zugleich; auf ihnen Besatzungen, geprägt vom Dienst zur See, von seiner Herausforderung. Und dennoch eine Zäsur: Angesichts des hochgeschnellten Vernichtungspotentials, des Grauens, das dessen voller Einsatz hervorrufen würde, vermag ein Tag, der „der Tag" wäre, heute weniger denn je eine Lösung zu versprechen. Die verbleibende Hoffnung: Abbau jenes Potentials auch auf den Flotten. Die See aber wird weiterhin Herausforderung bleiben. Und Sinnbild für Gebundenheit und Freiheit und Abenteuer - wie sie Max Beckmann in seinen Bildern erlebte: „Meine alte Freundin, das Meer. Du wirbelnde Unendlichkeit . . . "

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ANMERKUNGEN I. POTEMKIN A. Unter den Vorzeichen des 1. Paraden und Tumult

Widerstands

1 Bericht und Anlage „Vysocajsij smotr", öst.-ung. Mil.-Attaché St. Petersburg, 23. Vili. 1904 KA, RKM/Gstb. 1904,25-7/85. 2 Bericht und Anlage „Vysocajsij smotr", öst.-ung. Mil.-Attaché St. Petersburg, 23. Vili. 1904 KA, RKM/Gstb. 1904, 25-7/85. 3 Bericht öst.-ung. Mil.-Attaché St. Petersburg, 23. VIII. 1904 - KA, RKM/Gstb. 1904, 25-7/85. 4 Bericht öst.-ung. Mil.-Attaché St. Petersburg, 17. VIII. 1904 - KA, RKM/Gstb. 1904, 25-7/83. 5 Bericht öst.-ung. Mil.-Attaché St. Petersburg, 16. XI. 1904 - KA, RKM/Gstb. 1904, 25-7/124; Bericht öst.-ung. Mil.-Attaché St. Petersburg, 17. VIII. 1904 - KA, RKM/Gstb. 1904, 25-7/83. 6 Bericht öst.-ung. Mil.-Attaché St. Petersburg, 16. XI. 1904 - KA, RKM/Gstb. 1904, 25-7/124. 7 J. J. Starcev-Siskarev, Moi vospominanija o vosstanii na bronenosce „Potemkin". In: Revoljucionnoe dvizenie v cernomorskom flöte v 1905- 1907 gg. Vospominanija i pis'ma. Red. P. M. Bogacev. Moskva 1956. 46; Revoljucionnaja bor'ba v Cernomorskom flöte. In: Social-Demokrat 1905/Nr. 13. Nach: Fei'dman, Potemkinskoe vosstanie. Leningrad 1927. 13 f.; Kirill, Unter der Flagge der Revolution. Wien 1908. 16, 29; Sevastopol'skoe vooruzennoe vosstanie v nojabre 1905 goda. Dokumenty i materialy. Institut istorii Akademii Nauk SSR. Moskva 1957. 77. 8 Fei'dman, Vosstanie. 13; Dvizenie. Vospominanija. 46. Bericht Starcev-Siskarev. 9 Fei'dman, Vosstanie. 14; Dvizenie. Vospominanija. 46. Bericht Starcev-Siskarev. 10 Fei'dman, Vosstanie. 14. 11 Fei'dman, Vosstanie. 14; Dvizenie. Vospominanija. 46. Bericht Starcev-Siskarev; Kirill, Flagge. 16, 29.

2. Agitationsherd

Sevastopol'

1 Bericht deutscher Mar.-Attache St. Petersburg, 1. VII. 1905 - BA, MA, RM 3 v. 2850; vgl. Bericht deutscher Mar.-Attache St. Petersburg, 28. IV. 1904 - BA, MA, RM 3 v. 2847. 2 Bericht deutscher Mar.-Attache St. Petersburg, 1. VII. 1905 - BA, MA, RM 3 v. 2850. 3 Fei'dman, Vosstanie. 15.

296

Anmerkungen zu S. 1 4 - 2 0

4 Vosstanie. Dokumenty. 77. 5 Kirill, Flagge. 10, 13 f.; vgl. Jane, The Imperial Russian Navy. 494 - 500. 6 Dvizenie. Vospominanija. 35. Bericht Ryzij. 7 Bericht deutscher Mar.-Attache St. Petersburg, 25. VI. 1905 - BA, MA, RM 3 v. 22; vgl. Jane, The Imperial Russian Navy. 517 ff. 8 Dvizenie. Vospominanija. 35. Bericht Ryzij. 9 Vosstanie. Dokumenty. 75; vgl. Jane, The Imperial Russian Navy. 476 f. 10 Vosstanie. Dokumenty. 76. 11 Kirill, Flagge. 16. 12 Vosstanie. Dokumenty. 73. 13 Kirill, Flagge. 9, 17 f. 14 Fel'dman, Vosstanie. 12 f. 15 Kirill, Flagge. 21. 16 Kirill, Flagge. 23. 17 Dvizenie. Vospominanija. 46. Bericht Starcev-SiSkarev. 18 Kirill, Flagge. 30. - Zur Frage des versteiften Widerspruchs und der einsetzenden Parteiaktivitäten s. besonders: Dvizenie. Vospominanija. 46. Bericht Starcev-Siikarev; Vosstanie. Dokumenty. 86-92. Bericht Rittmeister N. A. Vasil'ev vom 14./27. I. 1905; Bericht Konteradmiral Spickij v. 9./22. II. und 20. IV./3. V. 1905; Bericht Oberstleutnant A. P. Bel'skij vom 14./27. IV. 1905; Bericht Polizeidirektor S. G. Kovalenskij vom 15./28. IV. 1905. 19 Vosstanie. Dokumenty. 86. Bericht Rittmeister N. A. Vasil'ev, 14./27.1. 1905. 20 Vosstanie. Dokumenty. 88 f. Bericht Konteradmiral Spickij, 9./22. II. 1905. 21 Vosstanie. Dokumenty. 90 f. Bericht Oberstleutnant A. P. Bel'skij, 14./27. IV. 1905. 22 Vosstanie. Dokumenty. 90. Bericht Polizeidirektor S. G. Kovalenskij, 15./28. IV. 1905. 23 Vosstanie. Dokumenty. 92. Bericht Konteradmiral Spickij, 20. IV./3. V. 1905.

3. Impulse aus Sankt Petersburg 1 Nikolaj II. Materialy. 117. 2 Bericht öst.-ung. Mil.-AttacheSt. Petersburg, 16. XI. 1904 - KA, RKM/Gstb. 1904,25-7/124. 3 Berichte und Tel. öst.-ung. Mil.-Attache St. Petersburg, 19., 21., 24. I., 23. III. 1905 - KA, RKM/Gstb. 1905, 25-7/7, 18, 30, 47; vgl. Nikolaus IL, Tagebuch. 236. - Die Verhandlung des Militärgerichts fand am 16., 17. und 18. März statt, endete für die schuldig befundenen beteiligten Offiziere mit Ausstoßung aus dem Militärdienst und Festungshaft, für die beteiligten Feuerwerker mit Degradierung und Einreihung in Strafbataillone. 4 Revoljucija. Dokumenty i materialy. 3-10. - Zur Entwicklung zum und am 22. Januar 1905 s.: Revoljucija 1905- 1907 gg. v Rossii. Dokumenty i materialy. Nacalo pervoj russkoj revoljucii. Moskva 1955. 3 - 7 7 . Vor allem die instruktiven Berichte des Oberstleutnants Kremeneckij zur Streikentwicklung, eine Aufstellung des Finanzministeriums über die bestreikten Betriebe, ein Brief von Gusev an Lenin, die „Peticija rabocich i zitelej Peterburga", Flugblätter „Peterburg-

Anmerkungen zu S. 21 - 26

297

skogo komiteta RSDRP", Meldungen des Regimentskommandeurs und des Regimentsadjutanten des Leibgarde-Preobrazency-Regiments und des Chefs der 5. Eskadron des LeibgardeUlanenregiments waren zu berücksichtigen. S. weiters: Bericht öst.-ung. Mil.-Attache St. Petersburg, 25.1. 1905 - KA, RKM/Gstb. 1905,257/19; Nikolaus II., Tagebuch. 237; Tolstoj, Pis'mo L. N. Tolstogo Nikolaju II v. 16.1. 1902. In: Nikolaj II. Materialy dlja charakteristiki licnosti i carstvovanija. Moskva 1917. 117; Witte, Erinnerungen. 2 0 2 - 2 0 6 ; Tel. öst.-ung. Mil.-Attache St. Petersburg, 24. I. 1905 - KA, RKM/Gstb. 1905, 25-7/8; Zeugenbericht nach Le mouvement populaire in: Augenzeugenberichte. 22 f.; weitere Zeugenberichte in: Die blutigen Ereignisse, vor allem D'jackov, 22, Student K., 38 f. 5 Revoljucija. Dokumenty i materialy. 5 - 2 7 . - In die Situation der durch die Streiklagen im Januar berührten marine-relevanten Werke gewährt der Bericht des deutschen Marine-Attaches St. Petersburg, 2. II. 1905 - BA, MA, RM 3 v. 2849, aufschlußreichen Einblick. Mehrtägige Streiks, am 16., 17. und 18. Januar ausbrechend, hatte es vor allem in der Nevskij- und Baltischen Werft, in der französisch-russischen Fabrik und in der Novoe Admiraltejstvo gegeben. Marine-Equipagen wurden zur Besetzung der Anlagen herangezogen. Die Truppen aber wurden knapp. Ein Versuch von Arbeitern, nach St. Petersburg zu ziehen, wurde vereitelt. Weitergearbeitet wurde in der Kronstädter Werft, in der Kaiserlichen Werft in Reval, in Riga, wo freilich schon einige Wochen vorher die deutschen Arbeiter gestreikt hatten, weiters in der Kaiserlichen Werft in Libau. In der Werft in Sevastopol' brannte die Modelltischlerei. Brandlegung wurde dementiert. In Nikolaev und Odessa blieben Marineeinrichtungen unberührt. Insgesamt, so gab die Hauptverwaltung für Schiffbau und Ausrüstung an, beschränke sich der materielle Schaden der Marine aufgrund des Streiks auf die Verzögerung von Bestellungen. Beschädigt sei nichts, „nicht einmal ein Glas sei zerbrochen". Freilich war selbst die Bereitstellung des für Ostasien bestimmten Geschwaders Nebogatov nicht unberührt geblieben. 6 Revoljucija. Dokumenty i materialy. 7; Ereignisse. 7 ff.; vgl. Stökl, Russische Geschichte. 595 f. 7 Revoljucija. Dokumenty i materialy. 11. 8 Revoljucija. Dokumenty i materialy. 10 f. 9 Bericht öst.-ung. Mil.-Attache St. Petersburg, 25. I. 1905 - KA, RKM/Gstb. 1905, 25-7/19. 10 Revoljucija. Dokumenty i materialy. 4 7 - 4 9 . 11 Revoljucija. Dokumenty i materialy. 37. 12 Ereignisse. 8 ff.; vgl. Stökl, Russische Geschichte. 595 f. 13 Revoljucija. Dokumenty i materialy. 2 8 - 3 1 . 14 Ereignisse. 1 2 - 2 2 . 15 Ereignisse. 20, 27 - 30; Witte, Erinnerungen. 204; Revoljucija. Dokumenty i materialy. 62. - An Toten wurden im Alafusov-Krankenhaus 34 genannt, an der Troickij-Brücke 48, dazu an der Brücke rund 100 Verwundete. Die blutigen Ereignisse. 24, 28. 16 Revoljucija. Dokumenty i materialy. 62, 75 f.; Ereignisse. 32. 17 Bericht öst.-ung. Mil.-Attache St. Petersburg, 25. I. 1905 - KA, RKM/Gstb. 1905, 25-7/19. 18 Revoljucija. Dokumenty i materialy. 49, 5 8 - 6 1 . 19 Revoljucija. Dokumenty i materialy. 58 - 6 2 ; Ereignisse. 33 f.; Augenzeugenberichte. 22 f.; Witte, Erinnerungen. 204. 20 Bericht öst.-ung. Mil.-Attache St. Petersburg, 25. I. 1905 - KA, RKM/Gstb. 1905, 25-7/19; Ereignisse. 32, 37 ff.; Augenzeugenberichte. 23.

298

Anmerkungen zu S. 2 6 - 3 3

21 Revoljucija. Dokumenty i materialy. 77. 22 Revoljucija. Dokumenty i materialy. 62; Nikolaus II., Tagebuch. 237. 23 Revoljucija. Dokumenty i materialy. 62; Iskra. Za dva goda. - Beiträge F. Dan u. L. Martov. Zu den Folgen und zur Wertung des 22. Januar vgl.: In: Iskra. Za dva goda. S. Peterburg 1906: Nacalo revoljucii (18 janvarja 1905 g., Nr. 84) (F. Dan). 237-245; Revoljucionnaja stichija i proletariat (18 janvarja 1905 g., Nr. 84) (Martynov). 245-250; Zapozdalyj proekt bezboleznennoj likvidacii absoljutizma (18 janvarja 1905 g., Nr. 84) (Negorev). 250 - 255; Devjatoe janvarja (27 janvarja 1905 g., Nr. 85) (L. Martov) 255-262; V vodovorote revoljucii (3 fevralja 1905 g., Nr. 86) (F. Dan). 262-268. 24 Bericht öst.-ung. Mil.-Attaché St. Petersburg, 25. I. 1905 - KA, RKM/Gstb. 1905, 25-7/19; Tel. öst.-ung. Mil.-Attaché St. Petersburg, 24. I. 1905 - KA, RKM/Gstb. 1905, 25-7/8; Nikolaus II., Tagebuch. 237; Witte, Erinnerungen. 205 f. 25 Bericht öst.-ung. Mil.-Attaché St. Petersburg, 25. I. 1905 - KA, RKM/Gstb. 1905, 25-7/19. 26 Bericht öst.-ung. Mil.-Attaché St. Petersburg, 7. II. 1905 - KA, RKM/Gstb. 1905, 25-7/11; Nikolaus II., Tagebuch. 235, 238; Witte, Erinnerungen. 207. 27 Bericht und Anhang zum Bericht öst.-ung. Mil.-Attaché St. Petersburg, 7. II. 1905 - KA, RKM/Gstb. 1905, 25-7/11. 28 Bericht öst.-ung. Mil.-Attaché St. Petersburg, 7. II. 1905 - KA, RKM/Gstb. 1905, 25-7/11. 29 Bericht öst.-ung. Mil.-Attaché St. Petersburg, 23. III. 1905 - KA, RKM/Gstb. 1905, 25-7/51; vgl. Bericht 6. IV. 1905 - KA, RKM/Gstb. 1905, 25-7/60. 30 Bericht öst.-ung. Mil.-Attaché St. Petersburg, 24. II. 1905 - KA, RKM/Gstb. 1905, 25-7/34; vgl. Stökl, Russische Geschichte. 560.

4. Tanz auf dem Vulkan 1 Bericht öst.-ung. Mil.-Attaché St. Petersburg, 23. III. 1905 - KA, RKM/Gstb. 1905, 25-7/51. 2 Bericht öst.-ung. Mil.-Attaché St. Petersburg, 6. IV. 1905 - KA, RKM/Gstb. 1905, 25-7/60. 3 Bericht öst.-ung. Mil.-Attaché St. Petersburg, 19. IV. 1905 - KA, RKM/Gstb. 1905, 25-7/67. 4 Bericht öst.-ung. Mil.-Attaché St. Petersburg, 19. V. 1905 - KA, RKM/Gstb. 1905, 25-7/76. 5 Bericht öst.-ung. Mil.-Attaché St. Petersburg, 3. V. 1905 - KA, RKM/Gstb. 1905, 25-7/70. 6 Bericht öst.-ung. Mil.-Attaché St. Petersburg, 19. IV. 1905 - KA, RKM/Gstb. 1905, 25-7/67. 7 Bericht öst.-ung. Mil.-Attaché St. Petersburg, 19. V. 1905 - KA, RKM/Gstb. 1905, 25-7/76. 8 Bericht öst.-ung. Mil.-Attaché St. Petersburg, 6. IV. 1905 - KA, RKM/Gstb. 1905, 25-7/60. Die Folge der Bereitstellungen, wie sie Prinz Hohenlohe im Mai noch einschätzte: 1. Niederhalten der Unruhen in den Städten: „Ein größerer Aufstand in Städten, Arbeitersiedlungen etc. scheint... denn auch... mehr oder weniger ausgeschlossen..." 2. Daher verstärkte Widerstandsansätze dort, wo „wegen der ungeheuren Ausdehnung der Gebiete ein rechtzeitiges Eingreifen des Militärs an allen Punkten zur Unmöglichkeit wird": „ . . . ernste Gefahr nur aus jenen Unruhen ..., die draußen im Lande um sich greifen..." 9 Bericht öst.-ung. Mil.-Attaché St. Petersburg, 21. IV. 1905 - KA, RKM/Gstb. 1905,25-7/61; vgl. Bericht 19. V. 1905 - KA, RKM/Gstb. 1905, 25-7/76. 10 Bericht öst.-ung. Mil.-Attaché St. Petersburg, 19. V. 1905 - KA, RKM/Gstb. 1905, 25-7/76.

Anmerkungen zu S. 34 - 38

299

11 Revoljucija. Dokumenty i materialy. 467 - 469. 12 Revoljucija. Dokumenty i materialy. 4 6 9 - 4 7 2 . 13 Revoljucija. Dokumenty i materialy. 4 7 0 - 4 7 7 .

B. Die Revolte in der Tendra-Bucht 1. Schiffe, Stände, Konfrontationen 1 Abschrift einer Weisung des Befehlshabers der Schwarzmeerflotte, Bericht öst.-ung. Mil.-Attaché St. Petersburg, 6. XI. 1904 - KA, RKM/MS, OK 1904, X-6/2. 2 Bericht deutscher Mar.-Attaché St. Petersburg, 24. XI. 1904 - BA, MA, RM 3 v. 2848. 3 Vgl. Zusatz zum Bericht deutscher Mar.-Attaché St. Petersburg, 24. XI. 1904 - BA, MA, RM 3 v. 2848; vgl. Potter, Seemacht. 263. 4 Bericht deutscher Mar.-Attaché St. Petersburg, 8. III. 1905 - BA, MA, RM 3 v. 2849 zum russischen Flottenbauprogramm. Der Marineattaché detaillierte das Programm: 10 Schlachtschiffe (Panzerschiffe), 27 Panzerkreuzer, 12 Geschützte Kreuzer, 30 Geschwader-Torpedoboote, 50 Torpedoboote, 12 Kanonenboote, mehrere U-Boote, mehrere Flußkanonenboote. Die Linienschiffe hatten im Programm jene Größe zuerkannt erhalten, die auf russischer Seite zum gegebenen Zeitpunkt als „geringstmögliche" für ein Panzerschiff als Träger moderner Angriffswaffen bei entsprechendem Schutz angesehen wurde - nämlich 16.000- 17.000 t. 5 Bericht deutscher Mar.-Attaché St. Petersburg, 14. VII. 1905 - BA, MA, RM 3 v. 2850; vgl. Bericht 16. III. 1905 - BA, MA, RM 3 v. 2849; Maitzahn, Seekrieg R.-J. II. 306. - Der Personalgesamtstand der russischen Marine 1905 wurde - ohne Reserven - nach einem Bericht vom 16. III. 1905 mit rund 69.000 Mann ausgewiesen: I. Stand der Baltischen Flotte: Kronstadt: Equipagen 2 - 5 , 7, 1 0 - 12, 16, 17, 19, 20, rund 23.000 Mann, weiters Artillerie-Lehrabteilung, Torpedo-Lehrabteilung, Maschinengewehr-Lehrabteilung, Bootsmannsmaaten-Schule und Maschinenschule. St. Petersburg: Equipagen Garde, 8, 14, 18, rund 7.000 Mann, weiters Personal des KadettenKorps usw. Libau: Equipagen 1, 6, 9, 13, 15, rund 10.000 Mann, weiters Reval und seine Halbequipage, Sveaborg, Archangel'sk, Izora-Werke-Wache, Baku. Insgesamt rund 48.500 Mann. II. Stand der Schwarzmeer-Flotte: Sevastopol': Equipagen 2 8 - 3 6 , dazu Maschinen- und andere Schulen, rund 12.500 Mann, Nikolaev: Equipage 37, mit weiteren Detachierungen aus Sevastopol'. Insgesamt rund 14.000 Mann. III. Stand der Fernost-Flotte: Vladivostok: Sibirische Equipage und Zusatzformationen. Port Arthur: Kwantungsche Equipage. Insgesamt rund 6.500 Mann. Gesamtstand der Marine rund 69.000 Mann. Bericht deutscher Mar.-Attaché St. Petersburg, 16. III. 1904 - BA, MA, RM 3 v. 2849. - Zu den Einberufungen s. Bericht deutscher Mar.-Attaché St. Petersburg, 14. VII. 1905 - BA, MA, RM 3 v. 2850; vgl. Bericht 16. III. 1905 - BA, MA, RM 3 v. 2849; Maitzahn, Seekrieg R.-J. II. 306. 6 Zum Panzerschiffverband der Schwarzmeerflotte s. Bericht deutscher Mar.-Attaché St. Peters-

300

Anmerkungen zu S. 3 9 - 4 2

bürg, 24. XI., mit Zusatz, und 24. XII. 1904 - BA, MA, RM 3 v. 2848. Bes. in bezug auf „Sinop", die im Gegensatz zum Bericht nicht als Neubau zu rechnen ist, vgl. Preston, Großkampfschiffe. 206 - 210. - Zu den Ständen s.: Bericht deutscher Mar.-Attaché St. Petersburg, 16. III. 1905 BA, MA, RM 3 v. 2849; vgl. Bericht 14. VII. 1905 - BA, MA, RM 3 v. 2850. 7 Zusatz zum Bericht deutscher Mar.-Attaché St. Petersburg, 24. XI. 1904 - BA, MA, RM 3 v. 2848. 8 Bericht deutscher Mar.-Attaché St. Petersburg, 16. III. 1905 - BA, MA, RM 3 v. 2849; vgl. Bericht 14. VII. 1905 - BA, MA, RM 3 v. 2850. 9 Bericht deutscher Mar.-Attaché St. Petersburg, 24. XI. 1904 - BA, MA, RM 3 v. 2848. - Im Hinblick auf die Erhöhung des Bereitschaftsgrades der Einheiten der Schwarzmeerflotte erwartete man nicht zuletzt die Lösung der Einheiten aus dem fraglichen Zustand der „armierten Reserve". Bericht deutscher Mar.-Attaché St. Petersburg, 24. XI. 1904 - BA, MA, RM 3 v. 2848. 10 Bericht deutscher Mar.-Attaché St. Petersburg, 10. VII. 1905 - BA, MA, RM 5 v. 1438. - Der Marineattaché vermochte auf seinen täglichen Verkehr mit Offizieren und seine „vertrauten Beziehungen" zu einer Reihe von ihnen zurückzugreifen. „Wir sprechen häufig über gewichtige Themata, auch über solche, die gewöhnlich mit Fremden nicht erörtert werden. Aber die Person des Zaren ist eines der heikelsten." Die Ursache: „ . . . es ist nicht üblich, die kaiserliche Familie zum Gesprächsstoff zu m a c h e n . . . " und: „Es war wohl auch selten ratsam, da eine abfällige Kritik ihre Folgen haben konnte." Schließlich aus Scheu vor der Beurteilung: „Zum Teil mögen die Offiziere nicht gern mit einem Fremden über den Zaren sprechen, weil sie wenig von ihm zu rühmen wissen." Der deutsche Attaché analysierte die Situation der russischen Offiziere gegenüber ihrem Herrscher: „ . . . wie kann der Untergebene freudig und augenblicklich gehorchen, wenn er den Vorgesetzten bemitleidet, das heißt mit Bedauern seine Schwäche feststellt?" Schon gab es Gerüchte auch über eine „gegen die Monarchie gerichtete Bewegung unter den Offizieren". Der deutsche Attaché mochte die Möglichkeit, daß „einige bereit sein" würden, „die Hand zur Beseitigung" des Zaren zu bieten, nicht ausschließen. Allerdings, so fügte der Deutsche gleich hinzu, „die Idee der Ersetzung der Monarchie durch eine Republik" hätte im Offizierskorps „nicht entfernt genug Anhänger, um die Möglichkeit einer Verwirklichung mit deren Hilfe vor Augen zu stellen". 11 Bericht Lepel, 23. VI. 1905 - BA, MA, RM 5 v. 5784. 12 Bericht deutscher Mar.-Attaché St. Petersburg, 1. VII. 1905 - BA, MA, RM 3 v. 2850. 13 Bericht deutscher Mar.-Attaché St. Petersburg. 1. VII. 1905 - BA, MA, RM 3 v. 2850. 14 Bericht deutscher Mar.-Attaché St. Petersburg, 14. VII. 1905 - BA, MA, RM 3 v. 2850. 15 Bericht deutscher Mar.-Attaché St. Petersburg, 14. VII. 1905 - BA, MA, RM 3 v. 2850. 16 Bericht deutscher Mar.-Attaché St. Petersburg, 16. III. 1905 - BA, MA, RM 3 v. 2849. - Das tägliche Verpflegungsgeld pro Mann war nach Häfen verschieden. Für Kronstadt betrug es pro Kopf an Land 8 Kopeken, an Bord 11 Vi Kopeken, dazu Brot und Graupen (Kasa) - „praktisch soviel jeder haben will". 17 Bericht deutscher Mar.-Attaché St. Petersburg, 10. VII. 1905 - BA, MA, RM 5 v. 1438. Vgl. S. F. Najda, Dvizenie; S. F. Najda (Rd.), Voennye morjaki. - Najda hob die Niederlage von Port Arthur als wesentlichen Einschnitt hervor: „Der Fall Port Arthurs war ein gewaltiger Schlag für die Autokratie, aber diese setzte den im Volke unpopulären Krieg fort, nicht so sehr in der Hoffnung auf einen Sieg über Japan, an den fast niemand mehr glaubte, denn als Mittel des Kampfes gegen die heraufziehende Revolution." Najda, Dvizenie v carskom flöte. 105. 18 Istoriceskij archiv. 3/1955. Potemkim. Dokumenty. 125 f.

301

Anmerkungen zu S. 43 - 51 19 Istoriceskij archiv. 3/1955. Potemkin. Dokumenty. 126. 20 Fel'dman,

Vosstanie. 15; Kirill, Flagge. 6.

21 Fel'dman,

Vosstanie. 15; Kirill, Flagge. 8.

22 Fel'dman,

Vosstanie. 15; vgl. Kirill, Flagge. 42 f.

2. Die Fleischstücke auf dem

Außyaudeck

1 Dvizenie. Vospominanija. 37, 46. Bericht Ryzij und Starcev-Siskarev; Kirill, Flagge. 19 f. 2 Dvizenie. Vospominanija. 37. Bericht Ryzij; Kirill, Flagge. 2 5 - 2 8 . 3 Dvizenie. Vospominanija. 38, 67. Bericht Ryzij; Kirill, Flagge. 27 ff. 4 Fel'dman, terei. 20.

Vosstanie. 11; Dvizenie. Vospominanija. 67 f.; Kirill, Flagge. 27 f.; vgl. Hough, Meu-

5 Kirill, Flagge. 2 5 - 3 4 . 6 Dvizenie. Vospominanija. 38. Bericht Ryzij. 7 Dvizenie. Vospominanija. 37 f. Bericht Ryzij. 8 Dvizenie. Vospominanija. 38, 67 f. Bericht Ryzij. 9 Dvizenie. Vospominanija. 38. Bericht Ryzij. 10 Dvizenie. Vospominanija. 68; Hough, Meuterei. 10 f.; Kirill, Flagge. 38 f.; vgl. Bericht öst.-ung. Mil.-Attache St. Petersburg, 8. VII. 1905 - KA, RKM/Gstb. 1905, 25-7/94. Zur Fahrt in die Tendra-Bucht und zur anhebenden Unruhe s. Dvizenie. Vospominanija. Berichte Lakij und Lycev. 54, 68, 72; vgl. nach 72 Lycev, I. A.: Podgotovka i vosstanie na bronenosce „Potemkin". In: Najda, S. F. (Rd.), Voennye morjaki v period pervoj russkoj revoljucii 1 9 0 5 - 1907 gg. 332. - Dvizenie. Vospominanija. Berichte Ryzij, Starcev-Siskarev und Tokarev. 39, 47, 61, vgl. 73. - Fel'dman, Vosstanie. 16 f.; Kirill, Flagge. 3 8 - 4 8 ; Hough, Meuterei. 1 0 - 1 6 ; vgl. Bericht öst.-ung. Mil.-Attache St. Petersburg, 8. VII. 1905 - KA, RKM/Gstb. 1905, 25-7/94. 11 Fel'dman,

Vosstanie. 16; Kirill, Flagge. 40 ff.

12 Dvizenie. Vospominanija. 54. Bericht Lakij; Kirill, Flagge. 44 f.; vgl. Hough, Meuterei. 11. 13 Dvizenie. Vospominanija. 54, 72. Bericht Lakij und Lycev; vgl. nach 72 Lycev, I. A.: Podgotovka i vosstanie na bronenosce „Potemkin". In: Najda, S. F. (Rd.), Voennye morjaki v period pervoj russkoj revoljucii 1 9 0 5 - 1907 gg. 332. 14 Dvizenie. Vospominanija. 47, 61. Bericht Starcev-SiSkarev und Tokarev; Kirill, Flagge. 45; vgl. Hough, Meuterei. 11 f. 15 Dvizenie. Vospominanija. 61. Bericht Tokarev; Kirill, Flagge. 45 f.; Fel'dman, Hough, Meuterei. 12 f.; Kohn, Augenzeugenberichte. 28.

Vosstanie. 16 f.;

16 Dvizenie. Vospominanija. 39. Bericht Ryzij; Kirill, Flagge. 46 ff.; Hough, Meuterei. 14 ff. 17 Dvizenie. Vospominanija. 39. Bericht Ryzij; Fel'dman,

Vosstanie. 17.

18 Dvizenie. Vospominanija. 39, 47, 54, 56. Bericht Ryzij, Starcev-Siäkarev, Lakij, Poltorackij. 19 Dvizenie. Vospominanija. 39, 47, 56, 61. Bericht Ryiij, Starcev-Siskarev, Poltorackij, Tokarev; Fel'dman, Vosstanie. 17; Kirill, Flagge. 48; Hough, Meuterei. 14.

Anmerkungen zu S. 51 - 53

302 20 Hough,

Meuterei. 14 f.; Kirill, Flagge. 52 f.

21 Dvizenie. Vospominanija. 39, 47. Bericht Ryzij und Starcev-Siskarev; Hough, Kirill, Flagge. 50.

Meuterei. 16;

3. „Schlagt die Drachen! Schlagt die Parasiten!" 1 Dvizenie. Vospominanija. 47. Bericht Starcev-Siskarev; Fel'dman, 50 ff.; Hough, Meuterei. 16 f.

Vosstanie. 17; Kirill, Flagge.

2 Dvizenie. Vospominanija. 36. Bericht Ryzij. 3 Dvizenie. Vospominanija. 48. Bericht Starcev-Siskarev; vgl. 39. Bericht Ryzij; 54. Bericht Lakij; 56. Bericht Poltorackij; 61. Bericht Tokarev; Kirill, Flagge. 50 ff.; Fel'dman, Vosstanie. 17; Hough, Meuterei. 17 f. - Die Ansprache Golikovs scheint nach kritischem Vergleich am verläßlichsten Starcev-Siskarev wiedergegeben zu haben. Dvizenie. Vospominanija. Bericht StarcevSiskarev. 47 f. Hinzuzuziehen waren der Bericht Ryzij, 36, 39; Bericht Lakij, 54; Bericht Poltorackij, 56; Bericht Tokarev, 61; an weiteren Unterlagen sind wesentlich: Kirill, Flagge. 50 f f . ; Fel'dman, Vosstanie. 17; Hough, Meuterei. 16 ff. - Noch in oder nach der Ansprache hat nach Tokarev, Kirill, Hough und Fel'dman der Kommandant die Übersendung einer Borsc-Probe zur amtlichen Untersuchung angekündigt. 4 Dvizenie. Vospominanija. 39, 48, 56, 61, 54. Berichte Ryzij, Starcev-Siskarev, Poltorackij, Tokarev, Lakij, Fel'dman, Vosstanie. 17; Kirill, Flagge. 52 ff.; Hough, Meuterei. 18 f., 21 f. Die Berichte über den Zusammenstoß an Deck verlieren angesichts der tumultuösen, für die sich in der Einteilung Befindenden sicher auch unübersichtlichen Szenen an Eindeutigkeit. Der Befehl „Wache heraus!" wurde den Berichten nach entweder durch Nichtvortreten oder mangelndes Vortreten oder zu wenig rasches Vortreten der Matrosen oder durch deren unter Murren und Rufen erfolgtes Vortreten herbeigeführt. Unterschiedlich ist auch die Auffassung, ob der Kommandant oder der Erste Offizier den Befehl erteilt hat. Nach Fel'dman, Poltorackij und StarcevSiskarev rief Giljarovskij die Wache: „Bootsmann, rufe die Wache herauf!"; nach Ryzij, Kirill, Lakij und Tokarev gab Golikov den Befehl. Ob vorher das Kommando „Wegtreten" gegeben worden war, wie Fel'dman behauptet, scheint den vorliegenden Berichten nach eher fraglich. D a f ü r , daß Giljarovskij den Befehl gegeben hat, die Wache herbeizuholen, spricht das Ausscheiden des Kommandanten aus der unmittelbar folgenden Entwicklung an Deck, sein Rückzug, der schwer erklärbar wäre, hätte er vorher selbst die Wache an Deck befohlen. Dvizenie. Vospominanija. 39, 48, 56, 61, 54. Berichte Ryzij, Starcev-Siskarev, Poltorackij, Tokarev, Lakij. Fel'dman, Vosstanie. 17. Matjuäenko nach Kanatchikov, La révolte. 8; Kirill, Flagge. 52 ff.; Hough, Meuterei. 18 f., 21 f. 5 Dvizenie. Vospominanija. 61. Bericht Tokarev; vgl. 56, 73. Bericht Poltorackij; 48. Bericht Starcev-Siskarev; 39. Bericht Ryzij; Kirill, Flagge. 52 ff.; Hough, Meuterei, 18 ff.; Fel'dman, Vosstanie. 17 f. - Nach Hough ließ Giljarovskij die Rädelsführer aussuchen; nach Kirill, Tokarev und Fel'dman ließ er die „Verspäteten" vor dem oder beim Übertritt festnehmen. Gegen die Annahme Houghs spricht, daß der Bootsmann, der angeblich ausgesucht hatte, später von den Revoltierenden nicht belangt wurde. - Dvizenie. Vospominanija. 61. Bericht Tokarev; vgl. 56, 73. Bericht Poltorackij; 48. Bericht Starcev-Si§karev; 39. Bericht Ryzij; Kirill, Flagge. 52 ff.; Hough, Meuterei. 18 ff.; Fel'dman, Vosstanie. 17 f. 6 Fel'dman, Vosstanie. 17 f.; Dvizenie. Vospominanija. 61 f. Bericht Tokarev; Kirill, Flagge. 54 f.; Hough, Meuterei. 21 ff.

Anmerkungen zu S. 53 - 56

303

7 Auch die Eskalation bis zum Schußwechsel sah ebenso verwirrende wie rasch wechselnde Szenen. Dvizenie. Vospominanija. 48, 54, 72, 56 f., 61 f. Bericht Starcev-Siskarev, Lakij, Poltorackij und Tokarev; Fel'dman, Vosstanie. 17 f.; Hough, Meuterei. 2 1 - 2 4 ; Kirill, Flagge. 5 4 - 5 9 ; vgl. Bericht öst.-ung. Mil.-Attaché in St. Petersburg, 8. VII. 1905 - KA, RKM/Gstb. 1905, 25-7/94. - Nach Starcev-Siskarev hatte Giljarovskij mit dem Revolver auf Vakulencuk geschossen, dies bestätigen auch Poltorackij und Tokarev, und war selbst von Matjusenko durch einen Hieb mit dem Gewehrkolben niedergestreckt worden. Kirill, Lakij und Hough berichten von dem einem Mann der Wache durch Giljarovskij entrissenen Gewehr. 8 Zum Tod der Ersten Offiziere in der sich entwickelnden Revolte s.: Dvizenie. Vospominanija. 48, 57, 73. Bericht Starcev-Siskarev, Poltorackij; Hough, Meuterei. 24 f.; Kirill, Flagge. 57 f.; vgl. Fel'dman, Vosstanie. 19; - Bericht öst.-ung. Mil.-Attaché St. Petersburg, 8. VII. 1905 - KA, RKM/Gstb. 1905, 25-7/94. Der Bericht des Attachés, der sich auf die Meldung eines beteiligten Offiziers stützt, spricht von einer „Deputation der Mannschaft", die nach dem Tod des Ersten Offiziers in der Messe erschienen wäre, mit dem Verlangen, ein Dokument zu unterzeichnen, in dem die Offiziere erklären würden, „die Matrosen seien im vollen Rechte und wären für die Ermordung des Kapitäns in keiner Weise zur Verantwortung zu ziehen". Erst nach Ablehnung dieses Ansinnens „drangen die Matrosen gewaltsam in die Offiziersmesse ein, töteten eine Anzahl von Offizieren teils an Ort und Stelle, teils suchten sie sie aus ihren Verstecken im Schiffe hervor und erschossen selbst jene, die über Bord gesprungen waren, noch im Wasser". Das „deputationsmäßige" Vorgehen erscheint zu diesem Zeitpunkt der ersten Welle der Revolte wenig wahrscheinlich, ist später gegenüber dem Rest der Offiziere, wenn auch wohl in weniger formaler Art, - zieht man den deutlichen Wunsch zur Rechtfertigung der Aktion in Betracht - nicht auszuschließen. Auch das Streben des meldenden Offiziers nach Selbstrechtfertigung ist mit in Betracht zu ziehen. 9 Fel'dman, Vosstanie. 18; Dvizenie. Vospominanija. 62. Bericht Tokarev; Kirill, Flagge. 60, 68; Hough, Meuterei. 25 ff., 34. 10 Kirill, Flagge. 61; Fel'dman, Vosstanie. 19; Hough, Meuterei. 28 f.; Dvizenie. Vospominanija. 48. Bericht Starcev-Siskarev. 11 Fel'dman, Vosstanie. 18 f.; Dvizenie. Vospominanija. 48, 54, 57, 62. Bericht Starcev-Siskarev, Lakij, Poltorackij, Tokarev; Kirill, Flagge. 6 0 - 7 0 ; Hough, Meuterei. 2 5 - 3 4 . - Matjusenko und Fel'dman nahmen an, daß man Smirnov sterbend fand, er hätte sich selbst angeschossen. Kirill verwies auf spätere berichtigende Aussagen. Poltorackij spricht von einem Schuß „in die Weichteile der rechten Hüfte", den sich Smirnov beigebracht hätte. 12 Dvizenie. Vospominanija. 39 f., 48, 54. Bericht Ryzij, Starcev-Siskarev, Lakij; Matjusenko nach Kanatchikov, La révolte. 10 ff.; Fel'dman, Vosstanie. 18; Kirill, Flagge. 61 - 6 4 ; Hough, Meuterei. 31 ff.; Kohn, Augenzeugenberichte. 28 f. 13 Zur Frage des Torpedobootes N 267 s.: Fel'dman, Vosstanie. 19; Hough, Meuterei. 3 3 - 3 6 ; Kirill, Flagge. 6 2 - 6 7 ; vgl. Bericht öst.-ung. Mil.-Attaché St. Petersburg. 8. VII. 1905 - KA, RKM/Gstb. 1905, 25-7/94. 14 Zu den Zahlenangaben über die Getöteten und zur Aufnahme der Fahrt in Richtung Odessa s.: Kirill, Flagge. 6 7 - 7 1 ; Dvizenie. Vospominanija. 40, 49, 70. Bericht Ryzij und Starcev-Siskarev; Hough, Meuterei. 26, 36 f., 52. - Die Zahlenangabe der überlebenden Offiziere bei Hough, 26 und 52, ist irreführend. 15 Dvizenie. Vospominanija. 49, 70. Bericht Starcev-Siskarev; Kirill, Flagge. 69 ff.; Hough, Meuterei. 36 f.

304

C. Auf der Reede von Odessa 1. „ Vor Euch liegt der Leichnam eines brutal getöteten

Anmerkungen zu S. 5 7 - 6 2

Matrosen..."

1 Dviienie. Vospominanija. 125; Kirill, Flagge. 7 2 - 7 6 ; Hough, Meuterei. 38-44. 2 Revoljucija. Dokumenty i materialy. ApreP - sentjabr'. 255. 3 Zu den Aufbaustrukturen der Bewegung in Odessa und zum Eintreffen des Panzerschiffes vgl.: Revoljucija 1905- 1907 gg. Dokumenty i materialy. Revoljucionnoe dvizenie v Rossii vesnoj i letom 1905 goda. Aprel' - sentjabr' II. 255. Korrespondentenbericht „Proletarij". Nicht nach dem 14. (27.) Juni 1905; 257, vgl. 462 f. Meldungen des Staatsanwaltes N. M. Levcenko aus Odessa v. 14. (27.) Juni 1905; 258 f. Perlustrierter Brief des E. Al'terman aus Odessa v. 15. (28.) Juni 1905; 259. Bericht A. S. Zagorjanskij-Kisel' v. 15. (28.) Juni 1905. Der Stadtpräfekt von Nikolaev A. S. Zagorjanskij-Kisel' meldete in diesem Bericht an den Stellvertretenden Innenminister Trepov, daß am 27. Juni auch in Nikolaev Kosaken gegen an die 3.000 Streikende eingesetzt worden seien. - Fel'dman, Vosstanie. 8 f.; Dvizenie. Vospominanija. 125. Brief Korolenko; Istoriceskij archiv: Potemkin. Dokumenty. 107. Bericht Gusev; Hough, Meuterei. 38-63; Kirill, Flagge. 72-80, 101 ff. - Vgl. öst.-ung. Mil.-Attaché St. Petersburg, 2. VII. 1905 - KA, RKM/Gstb. 1905, 25-7/86. 4 Revoljucija. Dokumenty i materialy. Aprel' - sentjabr'. 257 ff.; Fel'dman, Vosstanie. 8; Dvizenie. Vospominanija. 125. Brief Korolenko; Hough, Meuterei. 48 ff., 61. 5 Dvizenie. Vospominanija. 125. Brief Korolenko; Fel'dman, Vosstanie. 9; Kirill, Flagge. 101 ff.; Hough, Meuterei. 61 ff. 6 Kirill, Flagge. 106-112; Hough, Meuterei. 5 3 - 6 5 . 7 Istoriceskij archiv: Potemkin. Dokumenty. 109. Briefnachricht eines namentlich nicht genannten Funktionärs. 8 Istoriceskij archiv: Potemkin. Dokumenty. 109, 132. Bericht eines namentlich nicht genannten Parteifunktionärs; Dvizenie. Vospominanija. 40, 68, 48, 54, 72. Bericht Ryzij, Starcev-§i§karev, Lakij; Fel'dman, Vosstanie. 20 f.; Hough, Meuterei. 54-59; Kirill, Flagge. 122-130; vgl. Bericht öst.-ung. Mil.-Attaché St. Petersburg, 8. VII. 1905 - KA, RKM/Gstb. 1905, 25-7/94. Über den Zeitpunkt der Wahl des Matrosenkomitees sind die Aussagen und Meinungen teils ungenau, teils geteilt, nämlich ob der Wahlvorgang noch vor der Abfahrt aus der Tendra-Bucht, während der Fahrt nach Odessa oder am nächsten Morgen in Odessa stattfand. Sicher ergab sich die Machtergreifung und Vorstellung einer revolutionären Schiffsführung sofort nach der Revolte. Es spricht aber manches dafür, daß die Bestätigung durch eine Wahl erst am nächsten Morgen eingeleitet wurde: neben anderen Hinweisen der zeitlich schlüssige Bericht des Parteifunktionärs der Odessaer Organisation, aber auch die überlegte, wohl aufgrund eingetretener Schwierigkeiten erfolgte Aufnahme von Spezialisten in das Komitee, ja die Eingliederung von Offizieren und Unteroffizieren in die Führungsstruktur des Schiffes. 9 Zur Aufbahrung des toten Vakulencuk an Land und zur Stimmungsentwicklung in der Stadt s.: Dvizenie. Vospominanija. 126. Briefbericht Korolenko; Istoriceskij archiv: Potemkin. Dokumenty. 108. Briefbericht Gusev; Revoljucija 1905-1907 gg. Dokumenty i materialy. Revoljucionnoe dvizenie v Rossii vesnoj i letom 1905 goda. Aprel' - sentjabr'. 257 f. Meldung D. F. Trepov an Nikolaus II. v. 15. (28.) Juni 1905; Fel'dman, Vosstanie. 10; Kirill, Flagge. 113 ff.; Hough, Meuterei. 56, 6 4 - 7 3 ; Tel. öst.-ung. Mil.-Attaché St. Petersburg, 29. VI. 1905 - KA, RKM/Gstb. 1905, 25-7/85, und Bericht 8. VII. 1905 - KA, RKM/Gstb. 1905, 25-7/94. 10 Dvizenie. Vospominanija. 126. Briefbericht Korolenko; Istoriieskij archiv: Potemkin. Dokumenty. 108. Briefbericht Gusev; Kirill, Flagge. 115; Hough, Meuterei. 68 f., 73.

Anmerkungen zu S. 63 — 70

305

11 Dvizenie. Vospominanija. 126. Briefbericht Korolenko; Istoriceskij archiv: Potemkin. Dokumenty. 108. Briefbericht Gusev.

2. Das Massaker auf der

Richelieutreppe

1 Zur Frage des Belagerungszustandes, der Haltung der Truppen und des Eingreifens der Parteifunktionäre wie der weiteren Entwicklung auf der „Potemkin" s.: Istoriceskij archiv: Potemkin. Dokumenty. 1 0 9 - 112. Briefnachricht eines nicht Genannten und eines mit „L" Bezeichneten; Revoljucija 1905 - 1 9 0 7 gg. Dokumenty i materialy. Revoljucionnoe dvizenie v Rossii vesnoj i letom 1905 goda. Aprel' - sentjabr'. 257 f., 260, vgl. 463 f. Meldung D. F. Trepov, 15. (28.) Juni 1905, und Befehl des Zaren zu „entschlossensten Maßnahmen" und Verhängung des Belagerungszustandes in Stadt und Bezirk Odessa. - Fel'dman, Vosstanie. 2 2 - 2 6 ; Kirill, Flagge. 112-132; Hough, Meuterei. 6 5 - 8 6 ; vgl. Istoriceskij archiv: Potemkin. Dokumenty. 115, 132. Bericht Lazarev. 2 Istoriceskij archiv: Potemkin. Dokumenty. 111 f. Briefnachricht „L"; Hough, Meuterei. 67, 70 ff. 3 Fel'dman, Vosstanie. 23, 25 f.; Istoriceskij archiv: Potemkin. Dokumenty. 109. Briefnachricht eines namentlich nicht genannten Funktionärs; Kirill, Flagge. 117-125; Hough, Meuterei. 6 5 - 8 4 ; vgl. Potemkin. Dokumenty. 115, 132. Bericht Lazarev. 4 Fel'dman, Vosstanie. 26; Kirill, Flagge. 125 ff. 5 Fel'dman, Vosstanie. 22; Hough, Meuterei. 80 f. 6 Fel'dman, Vosstanie. 23; Kirill, Flagge. 126 ff. 7 Fel'dman, Vosstanie. 24 f.; Kirill, Flagge. 112 f., 126 f. 8 Kirill, Flagge. 131 f.; Hough, Meuterei. 85 f. 9 Kirill, Flagge. 124 f.; Hough, Meuterei. 7 2 - 7 6 ; Istoriceskij archiv: Potemkin. Dokumenty. 109, 132. Briefnachricht ohne Namensnennung. 10 Istoriceskij archiv: Potemkin. Dokumenty. 115, 121, 133. Bericht Lazarev; Kirill, Flagge. 133-136; Hough, Meuterei. 8 6 - 8 9 . 11 Fel'dman, Vosstanie. 28 ff.; Istoriceskij archiv: Potemkin. Dokumenty. 115, 121. Bericht Lazarev; Kirill, Flagge. 136 ff.; Hough, Meuterei. 90 ff.; vgl. Bericht öst.-ung. Mil.-Attaché St. Petersburg, 8. VII. 1905 - KA, RKM/Gstb. 1905, 25-7/94. 12 Dvizenie. Vospominanija. 130 f. Bericht Korolenko; Istoriceskij archiv: Potemkin. Dokumenty. 112. Bericht „L"; Hough, Meuterei. 9 3 - 9 9 ; Kirill, Flagge. 140 f.; Fel'dman, Vosstanie. 32; Revoljucija 1905 - 1907 gg. Dokumenty. Aprel' - sentjabr'. II. 268. Meldung Oberst Kuzubov.

3. Zweimal Demonstration

- Begräbnis und Beschuß

1 Tel. öst.-ung. Mil.-Attache St. Petersburg, 29. VI. 1905 - KA, RKM/Gstb. 1905, 25-7/85; Bericht öst.-ung. Mil.-Attache St. Petersburg, 30. VI. 1905 - KA, RKM/Gstb. 1905, 25-7/93; Nikolaus II., Tagebuch. 247. Zur Benachrichtigung in St. Petersburg und zur Komiteesitzung auf der „Potemkin" vgl.: Revoljucija 1905 - 1907 gg. v Rossii. Dokumenty i materialy. Revoljucionnoe dvizenie v Rossii vesnoj i letom 1905 goda. Aprel' - sentjabr'. 267, vgl. 467. Telegramm des Leiters der Gendarmeriever-

306

Anmerkungen zu S. 7 0 - 7 6

waltung in Odessa L. M. Kuzubov an D. F. Trepov v. 1. Juli 1905. Der Leiter der Gendarmerieverwaltung bestätigt u. a. die Entlassung der „Potemkin"-Offiziere an Land für den 30. Juni. Tel. öst.-ung. Mil.-Attaché St. Petersburg, 29. VI. 1905 - KA, RKM/Gstb. 1905, 25-7/85; Bericht öst.-ung. Mil.-Attaché St. Petersburg, 30. VI. 1905 - KA, RKM/Gstb. 1905, 25-7/93; Bericht deutscher Mar.-Attaché St. Petersburg, 1. VII. 1905 - BA, MA, RM 3 v. 2850; Nikolaus II., Tagebuch. 247; Fel'dman, Vosstanie. 32 f.; Kirill, Flagge. 1 2 7 - 156; vgl. Hough, Meuterei. 58, 92, 99 f. 2 Bericht deutscher Mar.-Attaché St. Petersburg, 1. VII. 1905 - BA, MA, RM 3 v.2850; Nikolaus II., Tagebuch. 247. 3 Tel. öst.-ung. Mil.-Attaché St. Petersburg, 29. VI. 1905 - KA, RKM/Gstb. 1905, 25-7/85; vgl. Bericht öst.-ung. Mil.-Attaché St. Petersburg, 30. VI. 1905 - KA, RKM/Gstb. 1905, 25-7/93. 4 Fel'dman,

Vosstanie. 32 f.; Kirill, Flagge. 1 2 7 - 1 5 6 ; vgl. Hough, Meuterei. 58, 92, 99 f.

5 Fel'dman, Vosstanie. 34; Kirill, Flagge. 150 ff.; Hough, Meuterei. 101 - 104. Zum Begräbnis des Vakulencuk s.: Revoljucija 1905 - 1907 gg. v Rossii. Dokumenty i materialy. Revoljucionnoe dvizenie v Rossii vesnoj i letom 1905 goda. Aprel' - sentjabr'. 264. Korrespondentenbericht „Proletary" unter „L", nicht vor dem 29. Juni; Aprel' - sentjabr'. 269. Meldung Oberst N. M. Kuzubov. Istoriceskij archiv: Potemkin. Dokumenty. 110 ff. Berichte „L"; Fel'dman, Vosstanie. 34; Kirill, Flagge. 1 5 0 - 156; Hough, Meuterei. 101 - 105. Nach Hough, 103 f., hat Matjusenko in nochmaliger Vorsprache im Kommando das Begräbnis für die Zeit um 2 Uhr mittags erreicht, die ursprünglich für 2 Uhr nachts festgesetzt gewesen war. Nach Kirill, 152, brachte die Mitteilung der 2-Uhr-Erlaubnis ein Abgesandter des Kommandos. 6 Istoriceskij archiv: Potemkin. Dokumenty. 110 ff. Berichte „L"; Kirill, Flagge. 152-156; Hough, Meuterei. 104 f.; Revoljucija. Aprel' - s e n t j a b r ' . 269. Meldung Kuzubov. 7 Fel'dman,

Vosstanie. 34 f.; Hough, Meuterei. 1 0 6 - 1 1 1 ; Kirill, Flagge. 1 5 7 - 1 6 0 .

8 Fel'dman,

Vosstanie. 35; Kirill, Flagge. 151, 161 - 165; Hough, Meuterei. 112-116, vgl. 108.

9 Zur Situation des kommandierenden Generals und zur Stimmung der Truppen s.: Fel'dman, Vosstanie. 38; Istoriceskij archiv: Potemkin. Dokumenty. 112. Bericht „L"; Kirill, Flagge. 167; Hough, Meuterei. 116 f.; Bericht deutscher Mar.-Attaché St. Petersburg, 1. VII. 1905 - BA, MA, RM 3 v. 2850. Die genannten Reserve-Einheiten hatten auch früher nicht immer überzeugenden Eindruck hinterlassen: „Ich habe sie im verflossenen Jahr üben sehen", erinnerte sich der deutsche Marineattaché kritikfreudig, „und war sehr erstaunt über ihr unsoldatisches, lotteriges Aussehen und Exerzieren. Die Leute sahen aus wie eine verarmte Schützengilde, die Offiziere noch schlimmer." 10 Fel'dman, Vosstanie. 38; Kirill, Flagge. 167.

4. Aug in Aug mit dem

Geschwader

1 Dvizenie. Vospominanija. 58, 132. Bericht Poltorackij und Korolenko. Fel'dman, Vosstanie. 49; Kirill, Flagge. 171 f.; Hough, Meuterei. 118, 127 f. - Zur Frage der Gegenmaßnahmen s.: Dvizenie. Vospominanija. 58, 132. Bericht Poltorackij und Korolenko. Am 29. abends schon wollte Poltorackij als Funker der „Potemkin" mit der „Ekaterina" Verbindung gehabt haben. „Ekaterina" hätte Befehl sich zu ergeben erteilt, sich dann zu einem Zusammentreffen des Zerstörers „Smelyj" mit dem Torpedoboot Nr. 267 bereit erklärt, eine versuchte Gesprächsbasis, die schließlich nicht zustandekam. - Istoriceskij archiv: Potemkin. Dokumenty. 113 f. Bericht A.

307

Anmerkungen zu S. 7 6 - 8 4

M.; Fel'dman, Vosstanie. 49; Kirill, Flagge. 171 - 179; Hough, Meuterei. 1 1 8 - 1 3 2 . - Bericht deutscher Mar.-Attaché St. Petersburg, 24. XI. 1904 - BA, MA, RM 3 v. 2848. Der deutsche Marineattaché schrieb Vizeadmiral Krieger gute Beziehungen zu den Führungsstellen in St. Petersburg zu, besonders zum dortigen „Adjutantenkreis". Er hätte sich „das Auftreten und die Manieren dieser Clique, man sagt, auch ihren Einfluß bewahrt". Bericht öst.-ung. Mil."Attaché St. Petersburg, 30. VI. 1905 - KA, RKM/Gstb. 1905, 25-7/93; vgl. Bericht deutscher Mar.Attaché St. Petersburg, 1. VII. 1905 - BA, MA, RM 3 v. 2850. 2 Istoriceskij archiv: Potemkin. Dokumenty. 113 f. Bericht A. M.; Kirill, Flagge. 177 ff.; Hough, Meuterei. 125-131; Bericht deutscher Mar.-Attaché St. Petersburg, 24. XI. 1904 - BA, MA, RM 3 v. 2848. 3 IstoriSeskij archiv: Potemkin. Dokumenty. 113 f. Bericht A. M.; Kirill, Flagge. 178 f.; Hough, Meuterei. 1 2 5 - 132. 4 Bericht öst.-ung. Mil.-Attaché St. Petersburg, 30. VI. 1905 - KA, RKM/Gstb. 1905,25-7/93; vgl. Bericht deutscher Mar.-Attaché St. Petersburg, 1. VII. 1905 - BA, MA, RM 3 v. 2850. 5 Kirill, Flagge. 177; Hough, Meuterei. 129 ff. 6 Kirill, Flagge. 179-182; Hough, Meuterei. 1 3 3 - 136. 7 Kirill, Flagge. 188 - 199; Hough, Meuterei. 137 - 145. - Zum Schicksal der Offiziere der „Georgij": Nach Kirill, 194 f., wurden sie an Land gesetzt. Dies bestätigt in seiner Meldung Oberst N. M. Kuzubov. Revoljucija. Dokumenty i materialy. Aprel' - sentjabr'. II. 269. 8 Bericht deutscher Mar.-Attaché St. Petersburg, 1. VII. 1905 - BA, MA, RM 3 v. 2850; Bericht öst.-ung. Mil.-Attaché St. Petersburg, 8. VII. 1905 - KA, RKM/Gstb. 1905, 25-7/94. 9 Tel. öst.-ung. Mil.-Attaché St. Petersburg, 2. VII. 1905 - KA, RKM/Gstb. 1905, 25-7/86; Bericht deutscher Mar.-Attaché St. Petersburg, 1. VII. 1905 - BA, MA, RM 3 v. 2850. 10 Zu den Vorgängen auf der „Potemkin" in der Schlußphase ihres Aufenthaltes in Odessa s. Kirill, Flagge. 195-220; Fel'dman, Vosstanie. 23, 60; Istoriceskij archiv: Potemkin. Dokumenty. 113. Bericht „L"; Hough, Meuterei. 1 5 0 - 1 6 1 . 11 Istoriceskij archiv: Potemkin. Dokumenty. 127. Bericht Cuvil'skij; vgl. Bericht Atamasov. 364 ff. 12 Istoriceskij archiv: Potemkin. Dokumenty. 127 ff. Bericht Cuvil'skij; vgl. Hough, Meuterei. 161.

5. Irrfahrt im Schwarzen Meer 1 Tel. öst.-ung. Mil.-Attaché St. Petersburg, 2. VII. 1905 - KA, RKM/Gstb. 1905, 25-7/86. Zur Lage in Sevastopol' und zum ersten „Potemkin"-Aufenthalt in Konstanza s.: Kirill, Flagge. 2 2 1 - 2 4 8 ; Fel'dman, Vosstanie. 62 f.; Hough, Meuterei. 147 ff., 1 6 3 - 1 6 6 ; Dvizenie. Vospominanija. 1 9 - 2 4 . Berichte Negru, Telegramme Lahovari; Tel. öst.-ung. Mil.-Attaché St. Petersburg, 2. VII. 1905 - KA, RKM/Gstb. 1905, 25-7/86; Bericht öst.-ung. Mil.-Attaché Bukarest, 20. VII. 1905 - KA, RKM/Gstb. 1905, 25-6/40. 2 Kirill, Flagge. 2 2 1 - 2 3 5 ; Fel'dman,

Vosstanie. 62 f.; Hough, Meuterei. 147 ff., 163 ff.

3 Bericht öst.-ung. Mil.-Attaché Bukarest, 20. VII. 1905 - KA, RKM/Gstb. 1905, 25-6/40; Kirill, Flagge. 238 ff.; Hough, Meuterei. 164 ff.; Dvizenie. Vospominanija. 20. 4 Dvizenie. Vospominanija. 20. 5 Dvizenie. Vospominanija. 20 f.

308

Anmerkungen zu S. 8 4 - 9 1

6 Dvizenie. Vospominanija. 19 ff. Berichte Negru, Telegramme Lahovari; Bericht öst.-ung. Mil.Attache Bukarest, 20. VII. 1905 - KA, RKM/Gstb. 1905, 25-6/40; Kirill, Flagge. 238-244. Sichtlich irrtümlich nach dem Bericht des rumänischen Hafenkommandanten nimmt Hough die Uninformiertheit des russischen Stationärskommandanten an, eine Annahme, die freilich auch für die „Potemkin"-Besatzung - wie Kirill zeigt - gegeben schien. 7 Dvizenie. Vospominanija. 21 ff. Berichte Negru, Telegramme Lahovari; Bericht öst.-ung. Mil.Attache Bukarest, 20. VII. 1905 - KA, RKM/Gstb. 1905, 25-6/40; Kirill, Flagge. 246 ff.; Hough, Meuterei. 164 ff. 8 Nikolaus II., Tagebuch. 246 - 249. Bis zum Debakel vor Feodosija s.: Istoriceskij archiv: Potemkin. Dokumenty. 129 f. Bericht Cuvil'skij; Dvizenie. Vospominanija. 50. Bericht Starcev-SiSkarev; Fel'dman, Vosstanie. 6 5 - 7 2 ; Kirill, Flagge. 254-282; Hough, Meuterei. 170- 185; Nikolaus II., Tagebuch. 246-249; vgl. Bericht öst.-ung. Mil.-Attache St. Petersburg, 8. VII. 1905 KA, RKM/Gstb. 1905, 25-7/94. 9 Istoriceskij archiv: Potemkin. Dokumenty. 129 f. Bericht Cuvil'skij; vgl. Bericht Atamasov. 364 ff. 10 Hough, Meuterei. 170; Bericht öst.-ung. Mil.-Attache St. Petersburg, 8. VII. 1905 - KA, RKM/Gstb. 1905, 25-7/94; Bericht öst.-ung. Mil.-Attache Bukarest, 20. VII. 1905 - KA, RKM/Gstb. 1905, 25-6/40. 11 Dvizenie. Vospominanija. 50. Bericht Starcev-Siskarev; Fel'dman, Vosstanie. 65-72; Kirill, Flagge. 254-282; Hough, Meuterei. 171-185; vgl. Bericht öst.-ung. Mil.-Attache St. Petersburg, 8. VII. 1905 - KA, RKM/Gstb. 1905, 25-7/94. - Unter den Gefangenen in Feodosija war auch Fel'dman, der später aus einem Gefängnis in Sevastopol' floh. 12 Hough, Meuterei. 178 f. 13 Nikolaus II., Tagebuch. 249. 14 Dvizenie. Vospominanija. 24 ff. Bericht Negru; Bericht öst.-ung. Mil.-Attache Bukarest, 20. VII. 1905 - KA, RKM/Gstb. 1905, 25-6/40; Kirill, Flagge. 292-296; Hough, Meuterei. 179-184. 15 Dvizenie. Vospominanija. 24 f. Bericht Negru; Bericht öst.-ung. Mil.-Attache Bukarest, 20. VII. 1905 - KA, RKM/Gstb. 1905, 25-6/40; Hough, Meuterei. 180, 183. 16 Dvizenie. Vospominanija. 25 f. Bericht Negru; Hough, Meuterei. 183. 17 Istoriceskij archiv: Potemkin. Dokumenty. 130 f. Bericht Cuvil'skij; Hough, 183- 186.

Meuterei.

18 Iskra. Sbornik statej iz Iskry. 372; Hough, Meuterei. 183; Preston, Großkampfschiffe. 208. 19 Revoljucija. Dokumenty i materialy. Aprel' - sentjabr'. 267 f. 20 Bericht öst.-ung. Mil.-Attache St. Petersburg, 30. VI. 1905 - KA, RKM/Gstb. 1905, 25-7/93.

II. W I L H E L M S H A V E N

A. Die Herausforderung der ersten Kriegsmonate 1. Formen und Traditionen - Flottenbesuch in Kiel 1 Hase, Völker. 3 f. 2 Deutsches Auswärtiges Amt an Chef des Admiralstabes der Marine, 9. V. 1914 - BA, MA, RM 5 v. 1175.

Anmerkungen zu S. 9 2 - 9 7

309

3 Vgl. Bericht öst.-ung. Mar.-Attaché Berlin, 1. VII. 1914 - KA, KM/MS 1914, XII-2/1; Hase, Völker. 2. 4 Bericht deutscher Mar.-Attaché London an Staatssekretär des Reichsmarineamtes, 12. VI. 1914 - BA, MA, RM 5 v. 1175. 5 Bericht deutscher Mar.-Attaché London an Staatssekretär des Reichsmarineamtes, 12. VI. 1914 - BA, MA, RM 5 v. 1175. Der deutsche Marineattaché in London hatte - um ein möglichst weitgehendes Eingehen auf die Besucher und ihre Interessen zu ermöglichen - auch „Persönliches" als Unterlage für das Zusammentreffen besorgt. Daraus entsprang das nach Berlin gemeldete „Signalement" vor allem der beiden Befehlshaber: Vizeadmiral Sir George Warrender, siebenter Baronet von Lochend in Schottland, einer reichen ehemaligen Kaufmannsfamilie aus Edinburgh entstammend, verheiratet mit Lady Maud, Tochter des Earls von Shaftesbury, Schwester des jetzigen Earls. Gute Laufbahn: „Sir George ist 1873 mit 13 Jahren als Kadett in die Marine eingetreten, hat durch seine Abkunft und Heirat eine schnelle Karriere gemacht, er ist vermögend, jugendlich (54 Jahre alt) und gilt als tüchtiger Frontoffizier mit guten Führereigenschaften..." Zum Äußeren: „ . . . gewandt, gut aussehend." Deutscher Kamerad vom Kolonialdienst her: „ . . . ist befreundet mit Admiral Sarnow (aus Ostasien)." Zur Lady Warrender, die ihren Gatten nach Kiel begleitete: spielt „in der Londoner Gesellschaft eine Rolle", singt „auch gut". Parallel die Personalien des Commodore Goodenough: Sohn des Commodore J. G. Goodenough, C. B., C. M. G., einer alten Seeoffiziersfamilie entstammend, mit einer Tochter des Lords Sheffield verheiratet, 1882 Diensteintritt. Hervorzuheben: „War Kommandant .Colossus', als dieses Schiff das bestschießende Schiff der englischen Flotte war." Und: „Er war in Begleitung des Königs, als dieser mit der Königin Indien besuchte." Das „Colossus"-Kommando hat die an sich durchschnittliche Rangtour angehoben: „ . . . gilt als ein tüchtiger, praktischer Frontoffizier ohne besonders hervorragende Eigenschaften..." 6 Bericht öst.-ung. Mar.-Attaché Berlin, 1. VII. 1914 - KA, KM/MS 1914, XII-2/1. 7 Zeitplan für den Aufenthalt der britischen Schiffe in Kiel - BA, MA, RM 5 v. 1175; Hase, Völker. 6 - 1 0 , 19; vgl. Bericht öst.-ung. Mar.-Attaché Berlin, 1. VII. 1914 - KA, KM/MS 1914, XII-2/1. 8 Hase, Völker. 11. 9 Hase, Völker. 13; vgl. Bericht öst.-ung. Mar.-Attaché Berlin, 1. VII. 1914 - KA, KM/MS 1914, XII-2/1. 10 Bericht öst.-ung. Mar.-Attaché Berlin, 1. VII. 1914 - KA, KM/MS 1914, XII-2/1; Hase, Völker. 13-19; Zeitplan - BA, MA, RM 5 v. 1175. 11 Tel. Kaiser Wilhelm, Kiel 25. VI. 1914 - BA, MA, RM 5 v. 1175; Hase, Völker. 17-22. 12 Bericht öst.-ung. Mar.-Attaché Berlin, 1. VII. 1914 - KA, KM/MS 1914, XII-2/1; vgl. Hase, Völker. 16, 24 f. 13 Hase, Völker. 23-26; vgl. Zeitplan - BA, MA, RM 5 v. 1175. 14 Tel. König Georg, Welbeck Alley 26. VI. 1914 - BA, MA, RM 5 v. 1175. 15 Anhang zum Bericht öst.-ung. Mar.-Attaché Berlin, 1. VII. 1914 - KA, KM/MS 1914, XII-2/1; Hase, Völker. 26 ff.; Zeitplan - BA, MA, RM 5 v. 1175. 16 Müller, Der Kaiser. 156. 17 Zeitplan - BA, MA, RM 5 v. 1175; Hase, Völker. 27-33.

310

Anmerkungen zu S. 9 7 - 107

2. Erste Krisen zwischen Back und Messe 1 Die Ursachen. 10. II. 9; Stumpf, Warum. 11. 2 Die Ursachen. 10. II. 10; Stumpf, Warum. 12. 3 Die Ursachen. 10. II. 11 - 18; Stumpf, Warum. 13 - 19. 4 Zur operativen Lage in der Nordsee vgl. insbesondere die entsprechenden Abschnitte in: Naval Operations. History of the Great War. 5 Bde. London 1920-1931; Marine-Archiv (Hg.): Der Krieg zur See 1914- 1918. 7 Bde. Berlin 1922- 1937; Fisher, Memories and Records. 2 Bde. New York 1920; Jellicoe, The Grand Fleet. 1914-1916. New York 1919; Scheer, Deutschlands Hochseeflotte im Weltkrieg. Berlin 1919; Groos, Seekriegslehren im Lichte des Weltkriegs. Berlin 1929; Potter und Nimitz, Seemacht. Hg. der deutschen Fassung: Rohwer, Jürgen. München 1974; Bennett, Naval Batties of the First World War. London 1968. 5 Die Ursachen. 10. II. 59 ff.; Stumpf, Warum. 31, 39. 6 Die Ursachen. 10. II. 35 f.; Stumpf, Warum. 2 3 - 2 6 ; vgl. Potter, Seemacht. 355 f. Als prononciert kritische Stimme vgl. weiters die Schriften von L. Persius. 7 Bennett, Battie. 43; Potter, Seemacht. 355, 360, 401; Groos, Seekriegslehren. 490 f.; Mar. Rundschau Sept./1962. Beiheft 7/8. 50. 8 Die Ursachen. 10. II. 52; Stumpf, Warum. 25, 33 f. - Zur Wendung zur Unzufriedenheit vgl. weiters: Kempf, Dienstbetrieb. In: Marine-Forum. 1/2/81. 10-13; Güth, Von Revolution. 137 ff.; Die Ursachen. 4. 221. Aussage Trotha; vgl. Die Ursachen. 10. I. 59-225. Aussage Alboldt; Beckers, Wie ich zum Tode. 17. 9 Die Ursachen. 10. II. 43. Die Matrosen bedauerten die mangelnde Information: „Es ist ein Jammer, so etwas. Wie sehr interessiert sich selbst der Letzte für alle Ereignisse, die in der Welt vorgehen." 10 Die Ursachen. 10. II. 33-123, 10.1. 59-225; Stumpf, Warum. 21-74; Die Ursachen. 9.11.259 ff.; Beckers, Wie ich zum Tode. 17. 11 Die Ursachen. 10. II. 33-123, 4. 221, vgl. 10. I. 59-225; Stumpf, Warum. 21 - 7 4 . 12 Die Ursachen. 10. II. 99, 123 f. 13 Die Ursachen. 4. 221. Aussage Trotha; vgl. jedoch 9. II. 259, Aussage Beckers.

3. „ Sieh dich vor, John

Bull,..."

1 Zum Angriffsauftakt im April 1916 s.: Hough, Dreadnought. 148 f.; Bennett, Battie. 56 ff.; Groos, Der Krieg in der Nordsee. V. 113-188; Groos, Seekriegslehren. 493; Scheer, Deutschlands Hochseeflotte. 186-194; Hase, Völker. 38-41; Die Ursachen. 10. II. 127 ff.; Stumpf, Warum. 76 ff., vgl. 46; Güth, Von Revolution. 132; Potter, Seemacht. 382. 2 Bennett, Battie. 56; Die Ursachen. 10. II. 127 ff.; Stumpf, Warum. 77 f., 46; Hase, Völker. 39 ff. 3 Bennett, Battie. 57 f.; vgl. Potter, Seemacht. 382. 4 Zum Aufmarsch zur Skagerrakschlacht s.: Hough, Dreadnought. 149 f.; Groos, Der Krieg in der Nordsee V. 189-234; Bennett, Battie. 29, 62-66, 185-188; Jellicoe, The Grand Fleet. 302-324; Potter, Seemacht. 382 f.; Scheer, Deutschlands Hochseeflotte. 195-207; Hase, Sieg. 11, 81; Hase, Völker. 43, 74 f.; Pemsel, Von Salamis. 208 ff.

Anmerkungen zu S. 1 0 8 - 1 1 7

311

5 Bennett, Battie. 62 f. 6 „Bartimeus" in: Bennett, Battie. 62 f. 7 Bennett, Battie. 64 f., 1 8 5 - 188; Pemsel, Von Salamis. 208; Potter, Seemacht. 382. Potter gibt zum Unterschied von Pemsel und Bennett die Zahl der Zerstörer der britischen Schlachtflotte mit 52 an. 8 Bennett, Battie. 6 2 - 6 6 ; Potter, Seemacht. 382 f.

B. Das Erlebnis der Schlacht /.„... the Huns were in sight..." 1 Zum Zusammentreffen der Schlachtkreuzergruppe s.: Bennett, The Battle of Jutland. 5 0 - 7 4 ; Hase, Völker. 45, 7 4 - 8 8 ; Hase, Sieg. 1 4 - 18; The Fighting of Jutland: The Personal Experiences. Bericht von „Galatea". 25 f.; Bericht von „New Zealand". 35 ff.; Bericht von „Tiger". 39; Parkes, British Battleships. 635 ff.; Hough, Dreadnought. 150 f.; Potter, Seemacht. 383 ff.; Bennett, Naval Battles. 1 7 9 - 193. 2 Hase, Sieg. 15; vgl. Bennett, Battie. 69. 3 Fighting. 25 f. Bericht von „Galatea"; Parkes, British Battleships. 636. 4 Bennett, Battie. 73 f.; Bericht „Engadine"-Flugzeug; vgl. Potter, Seemacht. 384; Parkes, British Battleships. 636. 5 Hase, Völker. 8 3 - 8 7 ; vgl. Potter, Seemacht. 384 f. 6 Fighting. 35 f. Bericht von „New Zealand". 7 Fighting. 39. Bericht von „Tiger". 8 Hase, Völker. 88. 9 Fighting. 37. Bericht von „New Zealand". 10 Zum ersten Teil des Schlachtkreuzergefechtes s.: Bennett, The Battle of Jutland. 71, mit Bericht „Lion". 77 f.; The Fighting of Jutland: The Personal Experiences. Berichte von „Tiger". 39, 72; Bericht von „Princess Royal". 32; Hase, Sieg. 1 7 - 2 2 ; Hase, Völker. 26, 90 - 99; Parkes, British Battleships. 636 ff.; Potter, Seemacht. 385; Hough, Dreadnought. 151 ff.; Hovgaard, Modern History. 236 f.; - Zum Schlachtkreuzertreffen insgesamt vgl. weiters: Bacon, Le scandale de la bataille du Jutland. 9 0 - 102; Groos, Der Krieg in der Nordsee. V. 2 3 5 - 2 6 6 ; Jellicoe, The Grand Fleet. 3 2 4 - 3 2 8 ; Scheer, Deutschlands Hochseeflotte. 2 0 8 - 2 1 2 . 11 Bennett, Battie. 71; Hase, Völker. 90 f., 98 f., 26. 12 Fighting. 39. Bericht von „Tiger". 13 Hase, Sieg. 20; Hase, Völker. 93; Potter, Seemacht. 385. 14 Fighting. 32 und 72. Bericht von „Princess Royal" und „Tiger"; Hase, Sieg. 21 f.; Potter, Seemacht. 385. 15 Bennett, Battie. 77 f. Bericht von „Lion"; Potter, Seemacht. 385; Hase, Sieg. 22. 16 Fighting. 37 f. Bericht von „New Zealand"; Hase, Sieg. 22; Parkes, British Battleships. 637; Potter, Seemacht. 385; Hovgaard, Modern History. 237. 17 Fighting. 36. Bericht von „New Zealand". 18 Bennett, Battie. 80; Hase, Sieg. 23; Hovgaard,

Modern History. 237.

312

A n m e r k u n g e n zu S. 1 1 7 - 1 1 9

19 Fighting. 36. Bericht von „New Zealand"; Hase, Sieg. 23 f. 20 Hase, Völker. 100 f.; Hase, Sieg. 26; Parkes, British Battleships. 637. 21 Fighting. 39. Bericht von „Tiger"; Hase, Sieg. 26. 22 Fighting. 38 f., 36. Bericht von „New Zealand". 23 Bennett, Battie. 84; Potter, „Derfflinger".

Uhrzeit

5 Uhr 22 Min. 5 Uhr 22 Min. 5 Uhr 23 Min. 5 Uhr 24 Min. 5 Uhr 24 Min. 5 Uhr 25 Min. 5 Uhr 25 Min. 5 Uhr 25 Min. 5 Uhr 26 Min.

40 45 20 40

Sek. Sek. Sek. Sek.

20 Sek. 45 Sek. 10 Sek.

Seemacht. 385 f.; Hase, Sieg. 25; Hase, Völker. 100. Schießliste

Seitenstellung

Entfernung in hm

52° 51° 52° 52° 52° 52° 52° 52° 52°

140 139 137 135 134 134 132 131 132

Schieber

Befehle für Aufsatztelegraphen usw.

links links links links links links links links links

E-U

10 16 14 14 14 14 14 14 10

- 3! 2 vor! 1 vor! Gut, schnell!

2 vor! Auf unserem Gegner große Explosion! Zielwechsel nach links auf den zweiten Schlachtkreuzer von links!

Schießliste der „Derfflinger" während der Vernichtung der „Queen Mary" Hough wertete „the run to the South": „Hipper mit seinen robusteren Schlachtkreuzern und seinen überlegenen Artilleristen hatte die Partie von 6 : 5 zu seinem Nachteil in 5:4 zu seinem Vorteil verändert." Hough, Dreadnought. 152 f. 24 Fighting. 40. Bericht von „Tiger". 25 Fighting. 36, 39. Bericht von „New Zealand"; Bennett, Battie. 84. 26 Bennett, Battie. 85. Bericht von „Nicator"; Potter, Seemacht. 386; Hase, Sieg. 27 f.

2. Aufeinanderprall

und „Crossing the T"

1 Potter, Seemacht. 387; Bennett, Battie. 86; Parkes, British Battleships. 637 f.; Hase, Sieg. 28; Zu diesem Abschnitt s.: Bennett, The Battle of Jutland. 8 6 - 1 1 1 , . darunter Bericht von „Malaya"; The Fighting of Jutland. The Personal Experiences. Bericht von „Tiger". 75; Bericht Vizeadmiral Beatty. 152; Bericht von „Indomitable". 154; Bericht von „Badger". 160; Gefechtsbericht „Lützow", 8. VI. 1916 - BA, MA, RM 3 v. 11705; Groos, Der Krieg in der Nordsee. V. 2 6 7 - 2 9 7 ; Galster, Skagerraksieg. In: Ursachen. 10. I. 377; Hase, Sieg. 2 8 - 4 0 ; Hase, Völker. 115 ff.; Potter, Seemacht. 387 f., 392; Parkes, British Battleships. 638 f.; Stumpf, Warum. 83 f.; Bacon, Le scandale de la bataille du Jutland. 103 - 109; Jellicoe, The Grand Fleet. 3 2 9 - 3 5 2 ; Scheer, Deutschlands Hochseeflotte. 2 1 2 - 2 2 3 ; Hough, Dreadnought. 153 f.

Anmerkungen zu S. 1 1 9 - 128

313

2 Vgl. Bennett, Battie. 86. 3 Bennett, Battie, 87 f. Bericht von „Malaya"; Potter, Seemacht. 387; Hase, Sieg. 29 f. 4 Hase, Sieg. 3 0 - 3 4 ; Stumpf, Warum. 83 f.; Die Ursachen. 10. II. 140 f.; Parkes, British Battleships. 638; Bennett, Battie. 103, 111. 5 Bennett, Battie. 91; Potter, Seemacht. 388. 6 Gefechtsbericht „Lützow", 8. VI. 1916 - BA, MA, RM 3 v. 11705. Zeit im Zitat (8 Uhr 16 und 8 Uhr 19) richtiggestellt; Hase, Sieg. 36 ff.; Fighting. 75. Bericht von „Tiger". 7 Potter, Seemacht. 392; Hase, Sieg. 35 - 39; Bennett, Battle. 111. 8 Galster in: Die Ursachen. 10. I. 377. 9 Gefechtsbericht „Lützow", 8. VI. 1916 - BA, MA, RM 3 v. 11705; Hase, Sieg. 36, 39; Potter, Seemacht. 392. 10 Fighting. 152. Bericht Vizeadmiral Beatty; vgl. Gefechtsbericht „Lützow", 8. VI. 1916 - BA, MA, RM 3 v. 11705; Hase, Völker. 115 ff.; Hase, Sieg. 39 f.; Parkes, British Battleships. 639; Hovgaard, Modern History. 239. 11 Fighting. 152. Bericht Vizeadmiral Beatty; Hase, Völker. 116 f.; Hase, Sieg. 39 f. 12 Fighting. 154. Bericht von „Indomitable". 13 Fighting. 160. Bericht von „Badger".

3. „Schlachtkreuzer ran an den Feind, voll einsetzen!" 1 Galster in: Die Ursachen. 10. I. 377; Hase, Sieg. 36, 41. Zur ersten Gefechtskehrtwendung Scheers s.: Galster, Skagerraksieg. In: Ursachen. 10. I. 377; Hase, Sieg. 36 - 44; Bennett, The Battle of Jutland. 113 f.; Bacon, Le scandale de la bataille du Jutland. 110-124; Scheer, Deutschlands Hochseeflotte. 227; Potter, Seemacht. 392; Groos, Der Krieg in der Nordsee. V. 2 9 8 - 3 0 7 ; Hough, Dreadnought. 155. 2 Bennett, Battle. 113; Parkes, British Battleships. 639; Galster in: Die Ursachen. 10.1. 377; Hase, Sieg. 42. - Die Angaben des Zeitpunktes der Befehlserteilung Scheers schwanken zwischen 19 Uhr 30 und 19 Uhr 35. Nach Hase wurde das Signal 19 Uhr 33 gesetzt, nach Groos 19 Uhr 35. 3 Bennett, Battie. 114; Potter, Seemacht. 392; Hase, Sieg. 42. 4 Zur zweiten und dritten Kehrtwendung Scheers s.: Bennett, The Battle of Jutland. 1 1 5 - 122; Bacon, Le scandale de Ia bataille du Jutland. 1 2 4 - 130; Galster, Skagerraksieg. In: Ursachen. 10. I. 377 f.; Groos, Der Krieg in der Nordsee. V. 3 1 0 - 3 5 2 ; Hase, Sieg. 4 2 - 5 4 ; Potter, Seemacht. 392 ff.; Parkes, British Battleships. 639 f.; Hough, Dreadnought. 155 f. - Zu den Gefechtskehrtwendungen s. auch: Jellicoe, The Grand Fleet. 3 5 6 - 3 7 1 ; Scheer, Deutschlands Hochseeflotte. 2 2 3 - 2 3 0 . 5 Bennett, Battie. 116; Galster in: Die Ursachen. 10. I. 378. 6 Parkes, British Battleships. 639 f.; Hase, Sieg. 4 5 - 5 1 ; Potter, Seemacht. 394. 7 Bennett, Battie. 122; Hase, Sieg. 54; Potter, Seemacht. 394. 8 Zu den Nachtkämpfen s.: The Fighting of Jutland. The Personal Experiences. Bericht von „Spitfire". 193; Jellicoe, The Grand Fleet. 3 7 2 - 3 9 1 ; Bennett, The Battle of Jutland. 1 2 7 - 153; Bacon, Le scandale de la bataille du Jutland. 1 3 0 - 148; Galster, Skagerraksieg. In: Ursachen. 10.

Anmerkungen zu S. 128 - 135

314

I. 378; Groos, Der Krieg in der Nordsee. V. 351 - 437; Hase, Sieg. 57 - 69; Scheer, Deutschlands Hochseeflotte. 230-238; Stumpf, Warum. 85-92; Parkes, British Battleships. 640, 643; Potter, Seemacht. 394 f.; Hough, Dreadnought. 156; Bennett, Naval Battles. 223-242. 9 Hase, Sieg. 57 f.; Galster in: Ursachen. 10.1. 378. 10 Fighting. 193. Bericht von „Spitfire"; Hase, Sieg. 59 ff.; Potter, Seemacht. 395. 11 Die Ursachen. 10. II. 143 ff.; Stumpf, Warum. 85 ff. 12 Bennett, Battie. 147 f.; Hase, Sieg. 69. 13 Versenkungsbericht „Lützow", 5.VI. 1916 - BA, MA, RM 3 v. 11705. 14 Stumpf, Warum. 92; Die Ursachen. 10. II. 153. - Das von Richard Stumpf wiedergegebene Gerücht über den Tod der 21 Besatzungsmitglieder im Vorschiff der „Lützow" findet im Versenkungsbericht von „Lützow" keine Erwähnung. - Versenkungsbericht „Lützow", 5. VI. 1916 BA, MA, RM 3 v. 11705.

4. Rechnung und Gegenrechnung 1 Potter, Seemacht. 395; Hase, Sieg. 71 ff. 2 Zu den Gegenüberstellungen und Folgerungen s.: Jellicoe, The Grand Fleet. 392-447; Galster, Skagerraksieg. In: Ursachen. 10. I. 379; Bacon, Le scandale de la bataille du Jutland. 150 - 205; Scheer, Deutschlands Hochseeflotte. 243-256; Bennett, The Battle of Jutland. 70 f., 155-172; Persius, Der Seekrieg. 53 - 62; Hovgaard, Modern History. 241; Pemsel, Von Salamis. 212; Parkes, British Battleships. 640 ff.; Groos, Der Krieg in der Nordsee. V. 438-454; Hase, Völker. 160-163; Hase, Sieg. 71-78; Hough, Dreadnought. 156-159; Potter, Seemacht. 395-397; Alboldt, Die Ursachen des Zusammenbruchs der Marine. In: Die Ursachen. 10. I. 98; Bennett, Naval Battles. 243 - 246; Anti-Nautikus, Deutschlands revolutionäre Matrosen. 10. 3 Vgl. Potter, Seemacht. 397; Pemsel, Von Salamis. 212; Bennett, Battie. 155; Hase, Sieg. 76. 4 Bennett, Battie. 171 f.; Hovgaard, Modern History. 241. 5 Bennett, Battie. 161; vgl. Pemsel, Von Salamis. 212. 6 Bennett, Battie. 172; Hase, Völker. 160 f. 7 Bennett, Battie. 161. 8 Vgl. Galster in: Die Ursachen. 10.1. 379; Parkes, British Battleships. 641. 9 Bennett, Battie. 70; Hough, Dreadnought. 158; Potter, Seemacht. 396. 10 Vgl. bes. Bennett, Battie. 70 f.; Hase, Sieg. 163. 11 Alboldt in: Die Ursachen. 10.1. 98; Hase, Sieg. 76 ff.; Anti-Nautikus, Deutschlands revolutionäre Matrosen. 10.

C. Der Durchbruch zum Aufbegehren /.„... wird die Saat des Hasses in die Halme

schießen..."

1 Trotha in: Die Ursachen. 4. 219; Legahn, Meuterei. 18 f.; Neu, Bewegung. 13. 2 Trotha in: Die Ursachen. 10.1. 20.

Anmerkungen zu S. 135 - 140

315

3 Trotha in: Die Ursachen. 10.1. 23. 4 Stumpf in: Die Ursachen. 10.1.44. 5 Trotha in: Die Ursachen. 4. 220 f. 6 Stumpf,

Warum. 132; Die Ursachen. 10. II. 216.

7 Vgl. Legahn, Meuterei. 2 3 - 2 8 . 8 Der Vergleich der Verpflegungssätze S.M.S. „Markgraf"-Stadt Dresden ist: Die Ursachen. 10. I. 13, entnommen. 9 Stumpf in : Die Ursachen. 10.1. 46. 10 Alboldt in: Die Ursachen. 10.1. 73. 11 Stumpf in: Die Ursachen. 10.1. 48 f. 12 Trotha in: Die Ursachen. 4. 220. 13 Stumpf in: Die Ursachen. 10.1. 47; Stumpf,

Warum. 143; Die Ursachen. 10. II. 228.

14 Stumpf, Warum. 114, 132, 148; Die Ursachen. 10. II. 190, 215, 235; vgl. Güth, Der Widerspruch. In: Schiff. 12/1980. 6 8 - 7 1 ; Legahn, Meuterei. 14, 115. - Stumpf unterstrich seinen Widerwillen: sehe ich jeden Tag, wie das Häufchen Tagediebe schlemmt, sich auf den Betten räkelt und am Ersten jeden Monats die blauen Scheine mit einer Miene einsteckt, als ob das nur eine Abschlagszahlung... wäre." Die Ursachen 10. II. 230. 15 Trotha in: Die Ursachen. 10.1. 22 f. und 4. 219 f. 16 Stumpf, Warum. 98, 151 f.; Die Ursachen. 10. II. 238 f. Stumpf notierte für die Rede des „Helgoland"-Kommandanten zum ersten Jahrestag der Skagerrak-Schlacht weitere bemerkenswerte Passagen. Zum Vergleich der sozialdemokratischen Parteien: „Die Sozialdemokraten aller mit uns im Kriege liegenden Länder wollen uns vernichten, sie sind streng national, nur die unserigen sind international." Zur Frage des Militarismus: „Deutsche Gewissenhaftigkeit, Gründlichkeit und Disziplin haben uns bisher siegen lassen. Diese drei Eigenschaften zusammen nennen unsere Feinde den Militarismus." Auch Stumpf war von der Rede nicht unbeeindruckt geblieben: „Wer die ehrliche Begeisterung in den Augen des Mannes gesehen hat, muß sich wohl oder übel sagen, daß vieles wahr, was er gesprochen, und daß er als pflichtgetreuer Diener des Kaisers gar nicht anders sprechen kann. Wäre ich Offizier, würde meine Zustimmung und Bewunderung keine Grenzen finden. Aber mein jetziger Standpunkt, die Überzeugung des besitzlosen Proleten, ist es nie und nimmer." Stumpf, Warum. 151 f.; Die Ursachen. 10. II. 239. 17 Trotha in: Die Ursachen. 10.1. 28. 18 Stumpf, Warum. 143. Die Ursachen. 10. II. 229. Die Sehnsucht nach der Tat verdichtete sich: „Oft habe ich schon gewünscht, daß es die Offiziere noch toller treiben möchten, damit die dünne Rinde, welche unser Aufkommen hindert, zersprengt werde." Die Ursachen. 10. II. 233. 19 Trotha in: Die Ursachen. 10.1. 28; Stumpf,

2. Politik,

Partei,

Warum. 163; Die Ursachen. 10. II. 250 f.

Protestaktionen

1 Alboldt in: Die Ursachen. 10. I. 157; Stumpf in: Die Ursachen. 10. I. 52, 48. - Zur Frage der politischen Dimension s.: Urteil Feldkriegsgericht IV. Geschwader, 25. VIII. 1917. In: Die Ursachen. 10. I. 323 ff.; Flottenbefehl Gg. 6025 B. I., Kmdo. Hochseestreitkräfte, 7. X. 1917. Die Ursachen. 10. I. 141 - 149; Neu: Die revolutionäre Bewegung. 4 - 2 6 ; Legahn, Meuterei. 3 0 - 3 6 ,

316

Anmerkungen zu S. 1 4 - 1 4 6

107 ff.; vgl. Bernhard, Revolutionäre Friedensbewegung. In: Revolutionäre Ereignisse. 140; Güth, Besonderheiten. TP. 1962. 889-898; Deist, Die Unruhen. MR. 1971. 325-343; Czisnik, Die Unruhen. MR. 1970. 641-664; Horn, Mutiny. 9 4 - 168. Als Indiz politischer Abstinenz, das zwar ins nächste Jahr und damit über Prozeß und Hinrichtung des Jahres 1917 hinauswies, aber ihm beachtenswert erschien, vermerkte später Stumpf: „Im Frühjahr 1918 wurde die Marine aufgerufen, die bolschewistischen Aufstände in Finnland zu beseitigen. Da hat sich keiner widersetzt. Alles ging begeistert und freiwillig. Ich weiß noch, wie wir gedrängt haben. Es wird niemand einen Fall der Weigerung nennen können." Im Hinblick auf die Attribute „begeistert und freiwillig" wird freilich die mit der Aktion erhoffte Loslösung aus der zermürbenden „fleet in being"-Situation mit in Rechnung zu stellen sein. Stumpf in: Die Ursachen. 10. I. 52. 2 Neu, Bewegung. 4 ff., 15; Legahn, Meuterei. 30 f.; Die Ursachen. 9. I. 244; 9. II. 266. 3 Neu, Bewegung. 16-20; Legahn, Meuterei. 35 f., 107 ff.; vgl. Bernhard in: Revolutionäre Ereignisse. 140; Die Ursachen. 10. I. 307-315; 9. I. 200-235, 303,243 ff., 31-47. 4 Flottenbefehl, 7. X. 1917. In: Die Ursachen. 10.1. 142; Urteil Feldkriegsgericht IV. Geschwader, 28. VIII. 1917. In: Die Ursachen. 10. I. 323 ff.; Neu, Bewegung. 24 ff. 5 Flottenbefehl, 7. X. 1917. In: Die Ursachen. 10. I. 142. 6 Weber in: Die Ursachen. 9. II. 328; vgl. Urteil Feldkriegsgericht IV. Geschwader, 28. VIII. 1917. In: Die Ursachen. 10. I. 325; Neu, Bewegung. 22 f.; Die Ursachen. 9. II. 263, 270, 290 f. 7 Urteil Feldkriegsgericht IV. Geschwader, 28. VIII. 1917. In: Die Ursachen. 10. I. 325 f.; Neu, Bewegung. 22; Legahn, Meuterei. 44 ff. 8 Urteil Feldkriegsgericht IV. Geschwader, 28. VIII. 1917. In: Die Ursachen. 10.1.326; 9.1.288 - 302. 9 Neu, Bewegung. 16 f.; Legahn, Meuterei. 28,42 f.; Die Ursachen. 9.1. 284-330; 9. II. 268 - 272. 10 Neu, Bewegung. 30; vgl. Sachse in: Die Ursachen. 9. II. 228; Bernhard in: Revolutionäre Ereignisse. 140. - Das Flugblatt „Kameraden der Flotte" ist bei Neu ohne Quellenhinweis veröffentlicht. Die Frage des „Zentralkomitees" beließ Sachse aussageverweigernd noch in seiner Vernehmung 1927 ohne Stellungnahme seinerseits. Die Ursachen. 9. II. 228. 11 Die Ursachen. 10. II. 170. 12 Feuersänger in: Die Ursachen. 9. I. 534. 13 Anti-Nautikus, Matrosen. 15. 14 Die Ursachen. 10. II. 247. 15 Beckers in: Die Ursachen. 9. II. 262 f.; vgl. 9. I. 4. 16 Weber in : Die Ursachen. 9. II. 293; vgl. 9.1. 4; Neu, Bewegung. 32. Neu gibt als Datum den 11. Juli an, bestreitet die Richtigkeit des von Dittmann in Ursachen. 9.1.4, genannten Datums 4. oder 5. Juli, das auch Legahn, Meuterei. 30, übernommen hat, allerdings auch unter Hinweis auf „abermalige Dienstverweigerungen" am 11. 17 Die Ursachen. 9.1. 5; Neu, Bewegung. 32; Flottenbefehl, 7. X. 1917. In: Legahn, Meuterei. 119, bzw. Die Ursachen. 10. I. 143. 18 Beckers und Weber in: Die Ursachen. 9. II. 330 f.; Sachse in 9. II. 245; vgl. Neu, Bewegung. 32 f.; Beckers, Wie ich zum Tode. 44 - 47.; Die Ursachen. 9. I. 275-315; vgl. 9. II. 38-47, 297 f.

317

Anmerkungen zu S. 1 4 6 - 153

3. Der Lostag der „Prinzregent

Luitpold"

1 Beckers in: Die Ursachen. 9. II. 274. - Zur Aktion auf „Prinzregent Luitpold" s. insgesamt: Die Ursachen. 9. II. Aussage Beckers. 2 7 4 - 2 8 0 ; Die Ursachen. 9. I. Referat Dittmann. 5; Beckers, Wie ich zum Tode. 4 8 - 5 5 ; Anti-Nautikus, Deutschlands revolutionäre Matrosen. 17; Legahn, Meuterei. 11; Neu, Die revolutionäre Bewegung. 34 f.; Güth, Besonderheiten. TP. 1962. 8 8 9 - 8 9 8 ; Deist, Die Unruhen. MR. 1971. 325-343; Czisnik, Die Unruhen. MR. 1970. 6 4 1 - 6 6 4 . ; Horn, Mutiny. 9 4 - 1 6 8 . 2 Beckers in: Die Ursachen. 9. II. 274 f.; Legahn, Meuterei. 11. 3 Beckers in: Die Ursachen. 9. II. 274 ff.; Die Ursachen. 9. I. 5; Neu, Bewegung. 34; Beckers, Wie ich zum Tode. 4 8 - 5 5 . 4 Beckers in: Die Ursachen. 9. II. 277; Neu, Bewegung. 35. 5 Beckers in: Die Ursachen. 9. II. 277 ff. 6 Beckers in: Die Ursachen. 9. II. 278 ff. 7 Neu, Bewegung. 35; Beckers in: Die Ursachen. 9. II. 280. 8 Die Ursachen. 9. I. 5 f. 9 Beckers in: Die Ursachen. 9. II. 284. 10 Legahn, Meuterei. 4 2 - 4 6 ; Urteil Feldkriegsgericht IV. Geschwader, 28. VIII. 1917. In: Die Ursachen. 10. I. 328 f.; 9. I. 287 f., 5 2 9 - 5 6 1 , 4 8 9 - 4 9 4 , 6 1 - 7 9 ; 9. II. 338-383, 223, 284 f., 299, 405 f. 11 Beckers in: Die Ursachen. 9. II. 284. 12 Beckers, Wie ich zum Tode. 6 6 - 6 9 . 13 Aussage Reichpietsch in: Die Ursachen. 10. I. 299 f. 14 Aussage Beckers in: Die Ursachen. 10. I. 300. 15 Aussage Köbis in: Die Ursachen. 10. I. 301; Beckers, Wie ich zum Tode. 77. 16 Beckers, Wie ich zum Tode. 8 0 - 9 4 . 17 Urteil Feldkriegsgericht IV. Geschwader, 28. VIII. 1917. In: Die Ursachen. 10. I. 328 f. 18 Urteil Feldkriegsgericht IV. Geschwader, 28. VIII. 1917. In: Die Ursachen. 10. I. 329 f. 19 Weber in: Die Ursachen. 9. II. 331. 20 Anti-Nautikus,

Matrosen. 30.

21 Stumpf, Warum. 168; Die Ursachen. 10. II. 256. 22 Beckers, Wie ich zum Tode. 106. 23 Begnadigungsbefürwortung des Feldkriegsgerichts v. 3. IX. 1917 und Bestätigungsorder. In: Die Ursachen. 10.1. 330 f.; vgl. Beckers in: 9. II. 287; vgl. Herz: 543 f.; Brüninghaus: 9.1. 315 - 320. 24 Stumpf, Warum. 169; Die Ursachen. 10. II. 257; Legahn, Meuterei. 48. 25 Flugblatt „Folgt ihrem Beispiel!" In: Die Ursachen. 10. I. 331.

318

Anmerkungen zu S. 155 - 160

III. C A T T A R O

A. Das Geschwader im Süden 1. Generalstreik 1 Brügel, Geschichte der österreichischen Sozialdemokratie. 5. 336; Dokumente zum Jännerstreik 1918. In: Weg und Ziel. 1953. 1. 55 f.; Hautmann, Die Anfänge. 27. 2 Dokumente zum Jännerstreik 1918: Ein Flugblatt zur Lage. In: Weg und Ziel. 1953. 1. 55 f.; Hautmann, Die Anfänge. 21; vgl. V. M. Turok, Ocerki istorii Avstrii 1918- 1929. Moskva 1955. 27 f. 3 Um Friede, Freiheit und Recht! Der Jänneraufstand. 4; Neck, Arbeiterbewegung. In: Probleme der franzisko-josephinischen Zeit 1848- 1916. 4 9 - 6 5 . 4 Paulovä, Tajny vybor. 388; Pleterski, Prva odlocitev Slovencev za Jugoslavijo. 200. 5 Um Friede, Freiheit und Recht! Der Jänneraufstand. 5; Gratz Wirtschaftspolitik Österreich-Ungarns. 131.

Schüller, Die äußere

6 R. G. Plaschka, A. Suppan, H. Haselsteiner, Innere Front. 1. 61 ff. 7 Arbeiter-Zeitung. Wien, 16. I. 1918. 8 PI, Röpiratgyüjtemeny 1918-1919. 11/11/53/1918. 9 Dokumente zum Jännerstreik 1918. In: Weg und Ziel. 1953. 1. 55 f.; Brügel, Geschichte. 5. 336. 10 KA, MA, PK/MS, XV-4/13, 1918, Nr. 434.

2. In Reservestellung 1 Die damalige nationale Zusammensetzung der Mannschaft der k. u. k. Kriegsmarine gibt Sokol wie folgt an: 34,1% Kroaten und Slowenen, 20,4% Magyaren, 16,3% Deutsche, 14,4% Italiener, 11,0% Tschechen und Slowaken, 3,8% Polen, Ruthenen und Rumänen. Sokol: ÖUS. 692. 2 Sokol, ÖUS. Big. 3 Sokol, ÖUS. 705 f. 4 P/G. A„ E. Nr. 6200/18; vgl. P XIV, 19/11; P II, 125r; vgl. auch P/G. A., Allg. Akt 92. 5 P XX, 1. 6 P/G. A„ Res. Nr. 104; vgl. P VIII, 12/19, 82, 30; P VIII, 30. 7 P VII, 39, vgl. 13 A. 8 PXXI, 1,3. 9 Vgl. P XIV, 13/11/33/57/133 f., 33/27 f.; P XXII, 14/11, 15, 16, 18; P XIX, 2; P V, 13; P VII, 58. Manche Offiziere erkannten wohl die Gefahr. Mitte Jänner, nach Rückkehr von seinem Urlaub, will der GDO der „Gäa", der Linienschiffsleutnant Simzig, festgestellt haben, die Leute wären verschlossen, weniger fröhlich, weniger unbefangen gewesen als sonst, hätten sich oft nach nationaler Zugehörigkeit in Gruppen gesammelt und abgesondert; und wenn ein Vorgesetzter sich näherte, hätten sie geschwiegen. Und der Bootsmann Gunst wußte dem Schiffsleutnant konkret zu melden: In seiner Kabine hätte er am Montag, den 28. früh, vom Vorraum her italienisch

A n m e r k u n g e n zu S. 1 6 1 - 1 6 6

319

sprechen gehört, über den Stabswaffenmeister Baus sei geschimpft worden, und einer hätte hinzugefügt, „es macht nichts, in ein paar Tagen...", und dann wäre wie vom Überbordwerfen die Rede gewesen, „ihn und alle anderen Schweine". P VIII, 19/2 ff., 12/2 f., 20/3, vgl. 30.

3. Klagen und Anklagen 1 P VIII, 12/19 ff. 2 P VIII, 2/15; P VIII, 2/86; P VIII, 2/85/130 f., 132 f., 146/211/214 f., 40, 38/2, 58/6, 70/2, 64/3. 3 P III, 22/11 ff., 23/9, 24/5, 26/4, 33/2 f., vgl. P VIII, 77; P III 26/3 f. 4 P XXIX, 12/3 f.; P XXIX, 20/111; P XXIX, 94/III/VI; P II, 131b/X; P XXIX, 91/III/V, 89/111, 21/11, 12/4; vgl. P XXIV, 15/I/III, D, F, 16/VII; P II, 105 b/4, 104r/5, 137r/4, 113r/3, 146r, 63r, 55r/2. 5 P XXX, 17/4, P XIV, 13/24 f; P II, 131b/X; P VII, 10A/5; P XXVII, 39/4 f. 6 P XV, 30, 32, 39, 47, 54 f., 109, 145 f., 148, 176, 178; P XXIX, 91/II/III, 9/29/24, 17/2, 88/V; P XXXI, 19/9, 24/16, 26/2; P XXVII, 57/2 ff., 30/3 f., 84/2 f., 31/3 f., 61, 29/4, 33/3; P XIV, 13/89/72/50 f./28/25, 33/127 f./136; P II, 34b, 125b/II, 9b, 18b, 30b, 39b, 36b/2., 27b, 6b, 116b, 4r/II, 11 lr, 137r/4, 133r, 146r, 63r, 46r, 9r/4 f., 89r/4, 20/2r/5, 24r, 113r/2 ff., 45r/6f., 32r/2 f.; P XIX, 2/6 f. P II, 30b; P XV, 153; P II, 109b/4; P II, 85r; vgl. Heyssler, dessen Bericht gemäß Gattin und Kinder des Admirals Hansa an Bord des Flaggenschiffs verköstigt wurden. Heyssler, Memoiren. 414. 7 P XIV, 33/147, 13/73; P XXIX, 9/29, 17/2, 94/VII; P XXIV, D; P XXX, 17/4, 28/3, 43d/e; P XXVII, 30/4, 41/4, 84/3, 29/4; P XV, 30; P XIV, 13/120; P XIV, 13/120/73, 33/121. 8 P II, 38b/3; P II, 74r/II. P XXIV, D; P XXX, 17/4, 29/3. 9 P II, 38b/3, 30b, 34b, 27b, 104r/5, 45r/7, 35r/6, 32r/4 f., 116b, 21b/2.; P XIV, 13/147 f.; P XXIV, D, F, 15/I/III, 16/II/IV, 17/10, 25/3; P XXIX, 91/11, 18b; P XXIV, 16/VIII, vgl. 17/10; P XIV, 13/121; P II, 45r/7; P XXXI, 22/16, 24/16; P XXVII, 64, 65, 79; P XIV, 13/148. 10 P XXIV, D, 16/V, 19/7; P VIII, 2/48 f.; P XXX, 17/4; P XIV, 13/120; P II, 113r/4; P XIV, 13/72; P VII, 5A/22 f.; P XXIX, 18b, vgl. 101/9; P XXIV, C, D, 15/111; P XXIX, 9/24, vgl. 21/11. 11 P XXXI, 26/3; P XIV, 13/145 f.; P XXIX, 17/2; P II, 146r; P II, 107r; P II, 38b/3; P II, 36b/2., vgl. 32 b; P XIV, 13/79, vgl. 13/51; P XIV, 13/51/53; P XIV, 13/88/101; P II, 126r/II, 137r/4. 12 P XIV, 21/5; P II, 21b/2, 42r/4 f. 13 P II, 28r/6; P VIII, 2/82 ff. - Heyssler weist in seinen Memoiren auf den „Familienunfug", auf die Aufenthaltsbewilligung für Familienangehörige von Offizieren in der Festung ausdrücklich hin: „ . . . es wurde erlaubt, daß die Familien ihre Rationen von den Schiffen kauften, es gingen also Lebensmittel ans Land, was auf die Mannschaft, deren Rationen ja auch schon gekürzt waren, keinen guten Eindruck machen konnte. Dazu kam, daß ja die Mannschaftsurlauber sahen, wie ihre Angehörigen im Hinterland darbten, wie aber Offiziersfamilien hier aus ärarischen Vorräten verköstigt wurden." Heyssler, Memoiren. 408. 14 P XXIX, 88/I/IV, 89/111, 21/12, 91/11, 20/111; P XXIV, D; P XIV, 13/88 f., 33/59; P II, 136b/2, 34b, l l l r / 4 , 38b/3, 137r/5, 49r, 45r/6, 32r/3 f., 104r/6 f., 55r/2, 28b/3, 46r; P II, 38b/3; P II, 55r/2, 25r/2, 32r, 45r/6, 28b/3, 37b/3f. 15 P II, 73r/2, 151b; P II, 149b/III; P II, 36b/2.

320 4. Gegenklagen und

Anmerkungen zu S. 167 - 175 Kriegsartikel

1 P XXIV, 19/6; P II, 93r; P II, 173r/7; P II, 86r; P II, 73r/IV, 79r/5, 155b/3 f., 87r; P XXIX, 112/4. - Bei gewissen Artikeln wurde bei der Ausgabe wohl ein Manipulationsschwund bis zu 5% berücksichtigt, z. B. bei Mehl; vgl. P II, 79r/5, 73r/IV. Die Brotration konnte ebenfalls weniger als 500 g ausmachen, was einerseits mit der aus sanitären Gründen vorgeschriebenen Lagerung über einen Tag, andererseits mit der notwendigen Ungleichheit der jeweils zu viert gemeinsam gebackenen Portionen begründet wurde; vgl. P II, 79r/5, 140r; P XXX, 43/4; P XXVII, 59/16. 2 P II, 79r/7 f., P XXVII, 73/15; P XXIV, 16/1, 20/1; P II, 155r/4 f.; P XXIX, 101/7. 3 P II, 79r/6; vgl. P XV, 129 f.; P XXVII, 59/11 f.; P XV, 159; vgl. P XXIX, 89/111. Heyssler, Memoiren. 432 ff. und 438 f. 4 Vgl. P XIV, 33/26; P XXVII, 73/17; P VIII, 30; Neri, La Rivolta. 71. 5 P VIII, 54/2, 2/19; P X, 9; P XIV, 33/27 f.; P XV, B. 57 f., vgl. B 41, 81, 97, 145. 6 P XV, 41; P VIII, 30; Neri, La Rivolta. 71 f. 7 P V, 11; P i l l , 25. 8 P XIV, 18/1 f.; P XIV, 18/2, Res. Nr. 106, 33/75/1/87/99; P XIV, 19/2. 9 P VIII, 12/3 f., Res. Nr. 95, 2/20 f., 37/2 f., vgl. 8, 41, 70 und 75. 10 P XIV, 19/2; P II, 124b, 155b; P VIII, 2/92 und 13/2. 11 P VIII, 12/5; P II, 168b; P lb, 8; P II, K 97/18/155b. - Der Konteradmiral Alexander Hansa bestätigte mit seiner Haltung grundsätzlich jenen Charakterzug, den vor mehr als 30 Jahren sein damaliger Vorgesetzter, der Kommandant von S. M. Kanonenboot „Albatros", in die Qualifikationsliste des vor der Seeoffiziersprüfung Stehenden eingetragen hatte: „Gegen Untergebene mäßig strenge, wohlwollend." Und vorher noch, 1882, hatte der Fregattenkapitän Kronowetter von der Korvette „Erzherzog Friedrich" geschrieben: „Gegen Untergebene nachsichtig." Vgl. Qualifikationsliste Alexander Hansa, KA. Wien; Heyssler, Memoiren. 414. 12 P II, 124b, 155b, 133b/III; Eid und Kriegsartikel, Wien 1879, Separatdruck. 13 Vgl. Bericht Nitka, AÜD KSC, Prag; P II, 173r; Neri, La Rivolta. 6 8 - 7 2 .

B. Die Ordnung zerbirst 1. Der Fall des Flaggenschiffs 1 P II, 36b/II, 73r, vgl. 173 r; P II, 73r, 114r;PVIII, 15/11; vgl. Bericht Nitka, AÜD KSC, Prag. 2 P II, 155b, 175r, 143b, 132r, 131b, 165b/III, 141b/II, 139b/III. 3 P II, 75r. 4 P II, 127b/I, 147b/IV, 35b; P Ib, 8/4; P II, 173r; P II, 154 b; - Die Begründung der Mannschaft für das Überbordwerfen des Turnbocks: „Vor 6 Monaten diente der Bock als Turngerät. Damals waren täglich, während die Musik spielte, Übungen, und deshalb haßten die Leute dieses Turngerät." P II, 147b/IV. „ . . . weil wir schon ohnedies einen zu anstrengenden Dienst gehabt haben und fast täglich ermüdet und ausgehungert über diesen Bock springen mußten, was ganz unnötig war und nur zum Spott der Offiziere gedient hat, wenn einer fiel oder sich anschlug, was oft vor-

321

Anmerkungen zu S. 1 7 5 - 1 8 0

gekommen ist." P II, 35b. - P II, 175r. Den Dienst des Wachoffiziers auf „Georg" hatte zu Mittag ersatzweise für den erkrankten Fregattenleutnant Artur Russ der Oberstabstorpedomeister Peter GorSa übernommen. Vgl. P Ib, 8; P II, 4r, 73r, 39r, 14r, 124b, 128b, 140b/III, 142b, 37b, ISr, 77r. 5 P II, 85r, 150r/2, 108r, 128b, 76r; P II, 126r, 133r/II; P II, 126r, 76r, 73r/II, 22r, 105r, 181r; P II, 73r/II, 3r. Für das Zusammenstehen der Ungarn vgl. P II, 101r/I, 119r/IV, 141r/2, 160r/2, 163r, 164r, 109r/2, 130r, 117r, 104r, 127r, 100r, 99r, 45r, 154b, 156b, 131b/III/IV, 121b: „Ich habe die Pistolen den ruhigeren Leuten verteilt, und zwar weil ich dachte, daß diese noch ihrer Sinne mächtig s i n d . . . " , erklärte Karl Farkas später als Beschuldigter vor Gericht. lOlr. „Als er (Farkas, Anm. d. V.) mich erblickte", gab Josef Presser als Zeuge an, „gab er mir ca. 10 Stück Patronen mit der Bemerkung, daß wir Ungarn auch Munition haben, falls die Meuterer gegen uns gehen w ü r d e n . . . " . 160r. „ . . . ich habe wahrgenommen, daß er mehr an die Ungarn Munition verteilte...", sagte Josef Zsigmond aus, und „Farkas gab mir ca. 20 Kartons Patronen mit dem Bemerken, damit wir auch etwas haben, nicht nur diese Viecher", erklärte Alexander Szepessy. 164r. 6 P II, 157r, 152b/I, 120b/II, 101r/II; P XVI, 78; P II, 128b, 141b. 7 P II, 130r, 132b, 99r; P II, 150b/I; P II, 131b/VI; P II, 55r, 90r, 155r, 132b, 82r, 85r. 8 P II, 159r, 46r, 25r/2, 35r, 41r, 14r, 16b, 22b, 98r; P Ib, 29/4; P Ib, 8/2. Die Kriegsflagge blieb gehißt, dies bestätigte Korvettenkapitän von Förster. P II, 124b. Vgl. P II, lOlr, 104r; Statth. Zara 1915-1918, XlXa, Prot. R. 707, Präs. 6/geh. Nr. 160 Res. 9 P II, 132r, 139r, 180r, 54r, 133b; P II, 146/11; P II, 115r, 133b/IV, 131b/XIII, 130r; P Ib, 8/8. 10 P II, 3r/II, 18b, 5b, 7b, 9b, 26b, 6r, 128b. 11 P II, 18b, 128b, 154b, 144b, 125b, 126b; P II, 124b, 135b/II; vgl. Ib, 29/35, 8/3; P II, 154b/II, 141b. 12 P I I , 128b; P II, 74r, 75r; P II, 78r; P II, 133b; P II, 150b; P II, 124b, 125r. - „Das Vorgehen... des Stabes mit Waffengewalt", heißt es im Admiralsbericht, „wäre gänzlich fruchtlos gewesen, hätte unnützes Blutvergießen erfordert, die Lage verschlimmert und den ohnedies schlechten Eindruck im In- und Ausland noch vermehrt." Ib, 8/6. 13 P II, 168b, 3r, lOlr, 121r, 175r, 143b, 38b/3, 36b/2, 37b, 131b/I/II, 25r, 129b. - Das in den Aussagen genannte „Komitee" bezeichnet wohl zunächst den Aktivistenkreis der „Georg" - darunter z. B. Grabar und Ujdur, deren konspirative Verbindung mit Rasch u. a. betont wird. Vgl. Üulinovic, 1918. 65 ff. und Odjeci Oktobra. 199 ff.; Neri, La Rivolta. 66 ff.; Die Problematik mancher Aussagen deutet Stulli, Ustanak mornara. 125, aufschlußreich an. P II, 73r/II.

2. „ Gäa" und „Kaiser

Karl

VI."

1 P VIII, 12/6, Res. Nr. 95/2, 37/4, vgl. 2/21/51 f., 70/4; P VIII, Res. Nr. 95/1, 12/5; P VIII, Res. Nr. 95/2, 12/7, 23, 37/8; P VIII, 29/11, 13/6, 66, 2/22/31/191/213 f., 12/7; P VIII, 75/1; P VIII, 15, 12/9 f., 70/5, 37/6 f. 2 P VIII, 25/4; P VIII, 2/58; P VIII, 37/7 f., 2/74 f.; P VIII, 37/14, 2/76/30 f. 3 P VIII, 17; P VIII, 76/5, vgl. 2/10 f., 79. 4 P VIII, 2/13 f., 64; P VIII, 47; P VIII, 8/5, 15/10, 41/4, 2/75 f., vgl. 2/206; P VIII, 41/4; P VIII, 2/100 f., 8/5; P VIII, 8/4, 15/3, 81.

322

Anmerkungen zu S. 1 8 0 - 1 8 9

5 P VIII, 2/112 f., 12/30 f., 44/1; P VIII, 12/31. 6 P VIII, 33, 53, 2/149 ff., 175 f., 209; P VIII, 36. 7 PXIV, 18/4; P XIV, 13/143. 8 P XIV, 13/59 f., 143 ff., 33/76 f., 18/4 ff., 19/3 ff., Res. Nr. 106; P XIV, 18/5 f., 19/3, 13/144 f.; P XIV, 13/34/140, 33/77, 22/2, 18/7, 19/4. Stulli, Ustanak mornara. 138. 9 P XIV, 13/3, 18/8 f., 19/5; P XIV, 13/5/34/140; P XIV, 13/5, 18/25 f. 10 P XIV, 18/7 f., 10, 19/4 f., 13/30 f., 33/52/56/134/1 f.; P XIV, 19/7 f.

3. „,Helgoland'

naprijed!"

1 P II, 128b, 154b, 18b, 144b; P XVI, Res. Nr. 156, 78, 38. 2 P XVI, Res. Nr. 156, 78; vgl. P XVI, 23, 56. 3 P XVI, 78; Heyssler, Memoiren. 440. 4 P XVI, 78 f. 5 P XVI, 26 f., 35, 37, 46, 56, 58 ff., 65, 70; P XVI, 58, 63. 6 P XVI, 30; P XVI, 34 ff., 38, 42, 44 f., 48, 50, 54, 79. 7 P XVI, 79 f. 8 P XVI, 80, 56; Heyssler, Memoiren. 442. 9 P XV, 127; P XV, 131; P XV, 90, 179, 42. 10 P XV, 41, 65, 68, 72 f., 75, 81, 90 f; P XV, 110; P XV, 76 f., 81, 86, 91, 97 f., 125. 11 P XV, 120, 126. Es war der Deckquartiermeister Ivan Loncaric, geb. 1877, der nochmals versuchte, das Boot zur Backspiere zu dirigieren. Der 19jährige Aspirant stellte den mehr als doppelt so alten Unteroffizier: „Ako se Vi odmah ne umirite, ja cu pucati iz piStolje, ili Vas tuci." (Wenn Sie nicht sofort ruhig sind, werde ich aus der Pistole schießen oder Sie schlagen.) Der holte aus: „Ja cu ti dati, ja cu tebe tuci!" (Ich werde dir geben, ich werde dich schlagen!) Der im Gerichtsakt festgehaltene Text wurde vom Schriftführer sichtlich fehlerhaft wiedergegeben. „Ako Vi niste odmah u miru, ja cu pucati za pistole ili Vas tuci!" - „Ja ti dam, ja cu tebe tuci!" 12 P XV, 76, 68. 13 P XV, 179; P XV, 90; P XV, 86; P XV, 91, 81; P XV, 60. 14 P XV, 91 f., 97; P XV, 86, 98; P XVI, 80; P XV, 179; P XV, 92, 179, 86, 81 f.

4. Die Entwicklung auf den Zerstörern und

Torpedobooten

1 P XVII, Res. Nr. 59; P Ib/8; P XVII, Res. Nr. 59, 21; P XVII, 25, 22, 7. 2 P XVII, 25, 22; P XVII, 25, 19; vgl. Res. Nr. 59; P XXIII, Res. Nr. 29. 3 P XVIII, 111, 101, 89, 70; P XVIII, 55, 58, 80, 28, 70, 95, 101, 89. 4 P XVIII, 28, 55,62, 58, 92; P XVIII, 117, 98, 57, 55,60,51, 111. 5 P XVIII, 70; P XVIII, 117, 111 f., vgl. 101; P XVIII, 112, 105, 51, 108.

Anmerkungen zu S. 190 - 200

323

6 P X I X , Res. Nr. 63, vgl. 10, 11. 7 P XXII, 15, 16, 22, 26, 28, Res. Nr. 66; P XXII, Res. Nr. 66, 28, 14/1. 8 P XXII, 26, 18, 7, Res. Nr. 66, 28; P XXII, 7, Res. Nr. 66, 28; P XXII, 13. 9 KA XV-4/13, 1918, P K / M S Nr. 737, 57 f. 10 KA XV-4/13, 1918, P K / M S Nr. 737, 8 0 - 1 1 0 ; vgl. Kommandantenbericht, ebendort. 11 KA XV-4/13, 1918, P K / M S Nr. 737, 97; P X 9, 10/I/II. Auf Boot 77 versuchten die Arrestanten am 2. II. von der Revolte zu profitieren. Drei meldeten sich zum Rapport und baten - „in militärischer Form" und „wie im Dienstreglement vorgeschrieben" - um Nachlaß ihrer Strafe, auch auf anderen Schiffen wäre solcher Nachlaß gewährt worden. Der Kommandant Linienschiffsleutnant Joris lehnte ab: Nur das Kreuzerflottillenkommando könne solche Anordnung geben. Die Arrestanten nahmen es zur Kenntnis. Vgl. 10/I/II, 6, 7, 8, 11.

5. Die Forderungen 1 KA XV-4/13, 1918, P K / M S Nr. 737, 33 f. Vgl. Sammelstelle Castelnuovo Nr. 534. 2 P II, 168b, 6r, 124b, 8r, 136b. 3 P II, 73r, 74r, 6r, 8r, 168b. 4 KA XV-4/13, 1918, P K / M S Nr. 737, 37. 5 KA XV-4/13, 1918, P K / M S Nr. 737, 41. 6 KA XV-4/13, 1918, P K / M S Nr. 737, 38 ff. 7 KA XV-4/13, 1918, P K / M S Nr. 737, 36. 8 P II, 168b. 9 P II, 6r; P II, 150b/III. 10 P II, 101r/III, 162r, 77r/II. 11 P VIII, 2/32 f., 22/10/208, 18/5, 15/3, 13/7/21 f.; P VIII, 14/3, 21/2 ff.; P VIII, Res. Nr. 95/3. 12 P VIII, 2/23; KA XV-4/13, 1918, P K / M S Nr. 737, 97. 13 P XIV, 33/66; P XIV; 33/104; P XIV, 33/19; P XIV, 33/27; P XIV, 13/121, 55 f., 33/64 f f . / 4 1 / 1 6 f. 14 P X I V , 13/14/159; vgl. P XIV, 33/29 f.; P XIV, 13/14, 21/3; P XIV, 18/12, 33/80, 13/111.

C. An den Dämmen der Disziplin 1. „Helgoland" und „Novara": Noch führen

Offiziere

1 P XVI, Big. 1 ad Res. Nr. 156; P XVI, 80 f., vgl. 21, 40; P XVI, Big. 2 ad Res. Nr. 156. 2 P XVI, 80 f., vgl. 21; Heyssler, Memoiren. 443. 3 P X V , 125, 128; P XV, 179. 4 P XV, 133 f., 149, 59 f., 92, 87, 99; P XV, 180, 91 f., 86 f., 133. 5 Liechtenstein,

Nachlaß; P XV, 180, 133.

324

Anmerkungen zu S. 201 - 2 1 1

6 P XVII, 25, 21, Res. Nr. 59; P XVII, 17, 19, 23, 14, 18, 26; P XVII, 23, 19, 18. 7 P XVII, 18; P XVII, 14; P XVII, 25; P XVII, 7, 14, 20; vgl. KA 15-4/13, 1918, PK/MS Nr. 737, 56. 8 P XVII, 25, 21; P XVII, 20, 21, 19, 25, Res. Nr. 59. 9 P XVIII, 89, 95; P XVIII, 60, 55, 108, 70, 80, 74, 72, 105, 92, 87, 51, 85, 86. 10 P XVIII, 70, 98, 29, 62; P XVIII, 105 f., 46, 102, 117, 98, 107, 116. 11 P XXII, Res. Nr. 66; P XXII, 14, 17, 24/1, 28, Res. Nr. 66, vgl. 10; P XXII, 24/IV, 14/1, Res. Nr. 66, 26. 12 P XIX, Res. Nr. 63. 13 P XIX, 13, 7/II, 10, 12, 17; P XIX, 11; P XIX, Res. Nr. 63, 13, 14, 19, 23, 28, 29, 30, 10. 14 P XXI, 12, 15, 14, 6, 4, 3; P XXIII, 13/1, 7; KA XV-4/13, 1918, PK/MS Nr. 737, 62. 15 KA XV-4/13, 1918, PK/MS Nr. 737, 81 f., 87, 111. 16 P XHIa, 4, 3, 2, 1, 5; P XI, 6/II. 17 P XI, Res. Nr. 108, 6/I/II Nr. 187, 4, 5. 18 P XXXIII, Res. Nr. 1; vgl. P VI, 8, 10, 20, 13, 5, 29.

2. „ Versteht Mannszucht

einzuführen..."

1 P V, 6; P V, 9, 31, 2, 32; P V, 13/XXIX, 19, 11, 26. 2 P VII, 48, 35, Res. Nr. 428, 21, 21A, 56, 23A, 15, 57. 3 KA, Qualifikationsliste Oskar Guseck Edler von Glankirchen. Der KH-Kommandant, aus dem Geniedienst hervorgegangen, war Absolvent der k. k. Technischen Militärakademie zu Wien. 4 P Ib, 33/2. 5 P Ib, 33/3. 6 P Ib, 33/3 ff. 7 P Ib, 33/5. 8 P Ib, 33/6. 9 P Ib, 33/6 f. 10 P Ib, 33/6. 11 P Ib, 33/Blg. 3. 12 Sarkotid, Tgb.; vgl. Stulli, Prilozi. 179. 13 Sammelstelle Castelnuovo, KA XV 4/13, 1918, PK/MS Nr. 534; P Ib, 33/7 ff. 14 P Ib, 8/11,33/9, 8/Blg. 13. 15 P Ib, 8/Blg. 13.

Anmerkungen zu S. 211 - 221

325

3. Ultimatum des KHK 1 P II, 19r. 2 P l b , 8/11 f.; P II, 6r. 3 P XXXI, 24/6, 22/4 f. 4 P Ib, 33/10, 8/12; P II, 3r/II, 6r, 8r. 5 P Ib, 33/Blg. 5. 6 P Ib, 33/10. 7 P Ib, 8/Blg. 14. 8 P Ib, 8/13; P II, 124b, vgl. 131b/VII, 116b/II, 149/III, 6r, 106b. Daß die die Straflosigkeit betreffende Zusage des Admirals später verstümmelt weitergegeben, in der Hitze der Debatten um das Streichen der roten Flagge auch verstümmelt benützt wurde, wäre naheliegend. Daraus würden sich auch die späteren vielfachen Berufungen auf das Admiralswort erklären. 9 P Ib, 8/13 f.; P II, 168b. 10 P II, 6r, 8r, 137r, 73r, 176r, 141r, 128b, 129b/II, 162r, 130r, 108b, 129r. 11 P I I , 133b/V; P II, 133b/VI; P II, 145r; P II, 143b; P II, 105b. 12 P Ib, 8/15, 33/13; P Ib, 33/13 f., vgl. Sst. Castelnuovo. KA XV-4/13, 1918, P K / M S Nr. 534. 13 P Ib, 33/11 ff.; vgl. Statth. Zara 1915-1918, XlXa, Prot. R 707, Präs. 6/geh. Nr. 160 Res. 14 P VII, 3, 5A, 12A, 14A, 18A, 7, Res. Nr. 129; P VII, 24, 9A; P VII, 24, 25, 15A, 9A; P VII, 29, 14. 15 P V I I , 3A, I2A, 8, 24, 31, 1. 16 P V I I , 12A, 8, 1. 17 P VII, 24, vgl. 3A, 31, 1, 34h/i.

4. „La bandiera rossa trionferà!" 1 P Vili, 31, 2/5, vgl. 2/40 f.; P VIII, 2/171; P VIII, 2/177 f., 8/4 f. 2 P VIII, 2/96, 70/6 ff., 13/8 f.; P VIII, 70/9; P VIII, 74. 3 KA 15-4/13, 1918, P K / M S Nr. 737, 103 f.; P IX, Res. Nr. 132; KA 15-4/13, 1918, P K / M S Nr. 737, 82, 89, 100; KA 15-4/13, 1918, P K / M S Nr. 737, 82, 98, 104. 4 KA 15-4/13, 1918, P K / M S Nr. 737, 82 f., 117. 5 KA 15-4/13, 1918, P K / M S Nr. 737, 98. 6 KA 15-4/13, 1918, P K / M S Nr. 737, 83. 7 P IX, 13/1; P IX, Res. Nr. 132; P IX, 3. 8 P IX, Res. Nr. 132, 3. 12. 9 P IX, 14, 3; P IX, 14, Res. Nr. 132, 13/1; P IX, Res. Nr. 132, 13/I/III/IV, 3; P IX, 3 , 4 , Res. Nr. 132. 10 P IX, 13/6/7; P IX, 13/IV, 4, 6.

326

Anmerkungen zu S. 211 - 232

11 P IX, Res. Nr. 132. 12 P X I X , Res. Nr. 63, 11. 13 P XIX, 10, 11, 3, 4, 5, 8, 26, 22, 20, 25, Res. Nr. 63. 14 P X I X , 2, 14; P X I X , 16, 11. 15 P XXII, 17/11, P 18, 14/I/II; P XXII, 28, 23. 16 P XXII, 16, 14/1, 13, 3, 4; P XXII, Res. Nr. 66, 28, 26, 14, 7, 13, 29, 27, 11. 17 P XXIII, 6, 13/V, 13/X, 9. 18 P XXIII, 7; P XXIII, 14, 13/1. 19 P XXIII, 17, Res. Nr. 29, 14, 13/I/IV, 5. 20 P XXIII, 9, vgl. 17, 14, 13/I/II; P XXIII, 15, 16; P XXIII, Res. Nr. 29, 17, 7, 13/1, 14, 15, 16. 21 P XXIII, 14, 17, Res. Nr. 29, 7; P XXIII, 13/1, 7. 22 P XVIII, 95, 74, vgl. 4; P XVIII, 48, 63, 58; P XVIII, 29, 98; P XVIII, 62, 52, 60, 45, 67; P XVIII, 29, 48, 52, 56, 58; P XVIII, 30, 52, 56; P XVIII, 116, 58, 103.

23 P XVIII, 71, 99; P XVIII, 48; P XVIII, 32; P XVIII, 127.

D. Die Krisis 1. „Kronprinz Erzherzog Rudolph" unter Beschuß 1 P XXIV, 31a; P VI, 28, 30; P XXIV, 31a, 17, 8, A7, B, 15/111; vgl. P V, Res. Nr. 131. 2 P XXIV, 15/I/III, 17, D, 16/V/VI/VII, 20; vgl. P V, Res. 131; P XXIV, 31a, 17,15/111,26; vgl. P V, Res. Nr. 131. 3 P X X I V , 15/III/IV, 11,72, 74, 75; P XXIV, 31a, 17; P XXIV, 15/111, 31a; P V, Res. Nr. 131. 4 P XXIV, 10, B, 31a, 17, 16/11. 5 P XXIV, 28, 15/111; vgl. P V, Res. Nr. 131; P XXIV, 26, 31a; P XXIV, 72; P XXIV, 31a, 17, 20, A7. 6 P XXIV, Unterlagen Sagner; P XXIV, 8, 31a, 15/1; P XXIV, 15/1, 31a, 16/11; vgl. P V, Res. Nr. 131; P XXIV, C, 16/11, 31a, B. 7 P XXIV, 31a, 17, A7. 8 P XXIV, A7, 8, 10. 9 P XXIV, 26, vgl. 16/11, 17, E, 31a, 19. 10 P XXIV, A7, D l , F, 15/1; P XXIV, 19, 15 f.; P XXIV, 31a. 11 Närodni politika, 2. 2. 1924. 4; P XXIV, D9, 9/III, 19, 20, 15/I/II, A7; P V, Res. Nr. 131. 12 P Ib, 33/13 f.; KA 15-4/13, 1918, P K / M S Nr. 737, 14 f. 13 P V I I , 1; vgl. 3A. Die „Rudolph" hatte auf ihrer Fahrt der Schlepptender „Büffel" begleitet. Der Schlepptender war vor Rose rund 15 m von „Rudolph" entfernt gelegen, hatte gleich „Rudolph" um zirka 8 Uhr statt der Kriegsflagge eine weiße, statt des Kommandowimpels eine rote Flagge gehißt, die weiße bald darauf wieder gestrichen. Dann war ein handgeschriebener Zettel gebracht worden, in schwungvoller Schrift stand darauf: „Büffel Wasser abholen. Kmdt. wegen Weigerung verhaften. Sonst Gewalt! Matrosenkomitee Rudolph."

Anmerkungen zu S. 2 3 2 - 2 3 9

327

Das Wasser für „Rudolph" sollte in Gjenovic geholt werden. Der Kommandant des „Büffel", Korvettenleutnant der Reserve Oreste Cheracci, hatte sich Abgesandten des „Rudolph"-Komitees gegenüber geweigert, dem Befehl nachzukommen. Unter roter Flagge werde er nicht fahren. Den Augenblick, da der Korvettenleutnant sich auf „Rudolph" begeben hatte, Meldung zu erstatten, benützte der Steuerquartiermeister Krupitza, die Fahrt durchzusetzen. Auf der Kommandobrükke stehend, hatte er die Führung des Schiffes übernommen, hatte „dampfklar" machen lassen und war ausgelaufen. Er war zwar umsonst gefahren, denn eben brachte „Terceste" Wasser für „Rudolph" herbei. Aber Krupitza hatte die Fahrt fortgesetzt, sich befehlsgemäß bei „Georg" gemeldet, Wasser in Baosic genommen und war dann zurückgekehrt nach Rose. Und war gehorsam „Rudolph" gefolgt, als sie sich in Bewegung setzte, blieb in ihrer Nähe, als sie ankerte, und sollte am nächsten Morgen die rote Flagge erst streichen, als sie „Rudolph" strich. P XXV, 6/2; P XXV, 4/2, 2/3; P XXV, 2/Blg./3, 5/2; P XXV, 3/3.

2. Der Seefähnrich 1 P II, 133b/II, 149b, 181r; P Ib, 8/17 f.; P Ib, 33/15. 2 P Ib, 8/18; P II, 137b, 75r, 139b/V, 6b, 150b/II, 164b, 3r/III, 93r, 114/11, 155r, 173r, 142b. 3 P I I , 111b. 4 P i l l , 31/11. 5 P i l l , 31/11/111,23. 6 P i l l , 11; P i l l , Res. Nr. 90. 7 P II, 3r/III, 131b/II/IV/VII, 155b, 35r, 6r, 74r, 159r, 81r, 5b, 121b, 128b, 129b, 125b, 126b, 36b/2, 7b, 22b, 109b, 108b, 114b, 156b, 134b; P Ib, 8/15. 8 P Ib, 8/16 ff.; P II, 126b, 105r/II, 137r; P Ib, 8/19; P Ib, 8/18. 9 P Ib, 8/15, vgl. 33/4; P VIII, 12/13.

3. „Novara" bricht aus 1 P XV, 87, 89, 180; Qualifikationsliste Prinz Liechtenstein. KA. 2 P XV, 180, 87, 43 f., 53, 84, 99, 115, 121, 149, 92, 61. 3 P XV; 84 f., 91 f. 4 P X V , 180 f. 5 Liechtenstein,

Nachlaß; P XV, 180.

6 P XV, 180, 87. 7 P XV, 43, 85, 115, 149. 8 P X V , 181,87,92. 9 P XV, 92; P XV, 53, 61, 93, 115, 135, 137 f., 181. 10 P X V , 137; P X V , 115; P X V , 181, vgl. 135. 11 P X V , 44, 137 f., 155, 181,93, 163; P XV, 36, 53, 62, 87, 100, 166. - Die Angabe im Referat des Oberleutnant-Auditors Dr. Hrdy, die Zahl der das Schiff verlassenden Matrosen betreffend,

328

Anmerkungen zu S. 2 3 9 - 2 4 4

scheint nicht ganz verläßlich, wenn man a) weitere Zeugenaussagen berücksichtigt und b) den Urlauberentfall. Die Matrosen, welche „Novara" verlassen hatten, tauchten in den nächsten Stunden an den verschiedensten Punkten der Bucht auf. Zunächst fast durchwegs in Richtung Land strebend, fand sich eine Gruppe von rund 80 Mann auf „Sankt Georg" ein, wo sie Nachtmahl zu erhalten hoffte, erreichte von dort aus per Dampfbarke mit zwei Booten im Schlepp um 7.30 Uhr abend die „Novara". Einige hatten die Richtung Teodo genommen, rund 20 übernachteten auf „Kaiser Max". Die Dampfbarke „Pluto" brachte am 3. diese Matrosen nach BaoSió. Eine andere Gruppe - sie war mit dem Motorboot unterwegs - war auf Otok, dann die Nacht über in BaoSic festzustellen. Diese Gruppe samt Motorboot und Boot 3 im Schlepp fand sich am 3. gegen 2 Uhr mittag bei der „Novara" ein. Eine weitere Gruppe war bei Obostnik gelandet, zerstreute sich. 17 Mann erreichten zu Fuß Cattaro, meldeten sich, gelangten über „Csepel" am 3. auf ihren Kreuzer. Am 3. wurden auch rund 50 - 60 Mann, die sich um die Mittagszeit auf dem Molo in BaoSic gesammelt hatten, auf „Novara" zurückgeholt. Vgl. P XV, 39, 45 f., 54, 62 f., 94 f., 100, 135 f., 163. 12 P XV, 181, vgl. 155; P XIV, 13/65 ff.; P XV, 115 f. 13 PXIV, 33/11/31 f./66 f./73/110 f., 13/122 f.; P XV, 49, 50 f., 64,79, 122. 14 P XV, 93 f., 116; P XIV, 146; P XV, 94, 116; P XIV, A7. Das Boot der „Karl" mußte über Weisung des Fregattenkapitäns Liechtenstein noch sechs die „Novara" verlassende Matrosen mitnehmen. Vgl. P XV, 49, 51. 15 P XV, 89, 181, vgl. 34; P XV, 106. 16 PXV, 181; vgl. P XVI, 81. 17 P X V , 181. 18 P XV, 93; P XV, 104, 77, 112, 166 f.; P XV, 94, 181, 85. Korvettenkapitän Ackermann hatte gefragt, ob Liechtenstein nicht reichsdeutsche Mannschaft haben wolle. Liechtenstein glaubte eine Spitze zu fühlen: „ . . . ich wies dieses Ansinnen kurz ab." Liechtenstein, Nachlaß. 19 PXVI, 81, vgl. 21. 20 PXVI, 81,40, 21. 21 PXVI, 40, 56, 81. 22 KA XV-4/13, 1918, Nr. 737, 84, 91. 23 KA XV-4/13, 1918, Nr. 737, 84, 98, 101, 105. 24 KA XV-4/13, 1918, Nr. 737, 84, 98, 114, 96; KA XV-4/13, 1918, Nr. 737, 88; P XIII, bl5. Dem Kommandanten von TB 96, Linienschiffsleutnant Scarpa, gelang es, um 16 Uhr „Gäa" zu verlassen. 25 P XX, Res. Nr. 49; P XX, 9/I/IV/V/VII/VIII/IX/X. E. Nr. 255; P XX, E. Nr. 255, 4. 26 P XX, E. Nr. 255, 20/6; P XXIII, 13/III/VII. 27 PXXI, 12; P XXII, 18, 7,26, 28, Res. Nr. 66; P XXII, 28; P XXII, 14/11, vgl. 5,20; P XXII, 21, 20/1; P XXII, 17/1; P XXII, 17/11, 16/11; P XXII, 20/11. 28 P XIX, Res. Nr. 63, 10, 5, 11, 17; P XIX, 26, vgl. 18. 29 P Ib, 33/15 ff., 8/21. Vgl. Sammelstelle Castelnuovo Res. Nr. 972.

Anmerkungen zu S. 244 - 249

329

4. „... ein Glas Wein a conto der Freiheit!" 1 P XIV, 33/11/31 f./66 f./110 f./146, 13/122 f./65 ff.; vgl. P XV, 49 ff., 64, 79, 93 f., 116, 122; P XIV, 33/73, vgl. 13/49 f. 2 P XIV, 18/15 ff., 19/6, 20, 21/3, 23, 24, 13/35 f.; P XIV, 33/56 f., 13/104/138. 3 P XIV, 18/18 f., 19/7, 13/67 f., 33/12 ff./91. 4 P XIV, 33/15, 18/19, 19/7. 5 P XIV, 18/20, 19/7, 33/97 f.; P XIV, Res. Nr. 106, 18/20. 6 P XIV, 18/22; P XIV, 18/21 f., 19/8 f., 33/93/83; P XIV, 19/9 f., 33/93 f./83, 18/22 f. 7. P XXVIII, Res. Nr. 23, 27/5, 26/2/9; P XXVIII, 2 6 / 3 / 5 f., 28, vgl. 20, 14, Res. Nr. 23, 27/3 f. 8 P XXVII, 6/7 f., 94/3, 49/11, 48, 46. 9 P XXIX, 101/14 ff.; 102/6 f., 25/9/10 f., V e r h . / l l ff.; P XXIX, 21/6, 9/20, 88/2, 16b/14; P XXIX, 24/5. 10 P XXX, 58/3, 34/6, 43/4 f.; P XXX, 24/2 f.; P XXX, 34/7; P XXX, 34/10. 11 P XXXI, 33/7, 34/2, 39/3, 22/6 f., 24/8, Res. Nr. 103; P XXXI, Res. Nr. 103, 22/9 f., 24/10 ff., 19/5, 33/2 f./lO, 39/2, 37/2; P XXXI, 24/12, 33/10/11; P XXXI, 33/13/14, 39/2; P XXXI, 34/3, 35, 22/7/12. 12 P VII, 37b/c, 4, 50; P VII, 28; P VII, 50, 51, vgl. 4A; P II, 6r/2; P VII, 28, 29, 4A. 13 P VII, 50; P VII, 10A, 28, 29, 4, 3A, 37c. 14 P VII, 37a/c/d, 4, 13, 3, 2, 5A, vgl. 50; P VII, 24A, 21A, 13A, 10A, 29, 30, 4, 13; P VII, 13A. Die Haltung der Ordonnanzen der U-Station war offensichtlich nicht klar. Negativen Zeugenaussagen, die nicht ohne weiteres auf Mißgunst zurückzuführen sind, steht die eigene Verantwortung und teilweise auch die positive Aussage der Offiziere gegenüber. P VII, 4A, 22, 34e/f, 53, 37c, 50, 30. 15 P III, 29; P III, 33/VIII. 16 P III, 20; P III, 31/111, Res. Nr. 91A, B. 17 P i l l , Res. Nr. 91/B, 3 I / V I . 18 P XXVI, 28/2, 29/2, 3/2, 2/2 f., vgl. 11/3. - Der Linienschiffsleutnant Wassich auf Caballa hatte nicht leicht aufgegeben. Er teilte mit, weder von einer Befehlsgewalt des Zentralkomitees noch von den gestellten Forderungen etwas zur Kenntnis zu nehmen. Und als ihm die Situation gelockerter erschienen war, als „Rudolph" auslief und unter Beschuß genommen wurde, als Gerüchte über das Ultimatum die Runde machten, griff er ein. Den Stabsgeschützmeister Dujmovic bestellte er zu sich, beauftragte ihn, die Mannschaft antreten zu lassen und ihr in seinem, des Schiffsleutnants, Namen den Befehl zu erteilen, die revolutionäre Flagge zu streichen. Die Mannschaft schwankte, widerstand. Linienschiffsleutnant Wassich befahl Geschützmeister und Komitee zu sich. Der Matrose Gomercic begehrte auf: Die Leute hätten sich aufgehalten, der Schiffsleutnant „möge sie nicht mehr sekkieren", er hätte zu befehlen kein Recht. Der Linienschiffsleutnant befahl dessenungeachtet dem Komitee, ihm die Mannschaft vorzuführen. Seine scharfe Ansprache schloß er mit der Aufforderung, ihm nach 15 Minuten Bedenkzeit Meldung zu erstatten. Die Meldung blieb negativ - noch drohte die mögliche Rückkehr der „Rudolph" im Hintergrund. In den nächsten Versuch des Linienschiffsleutnants, sich durchzusetzen, platzte bereits die Meldung vom Auftauchen einer Patrouille der Festungsartillerie unter dem Kommando eines Ober-

330

Anmerkungen zu S. 250 - 257

leutnants. Die Frage der Haltung der Marinestation Caballa war damit entschieden. Ein paar mit Gewehren bewaffnete Matrosen, die anscheinend an Verteidigung gedacht hatten, schob der Linienschiffsleutnant, als er aus dem Wachhaus trat, beiseite. Sie waren es wohl, die im Augenblick der Übergabe flohen, nach Rose, dann weiter mit einem Boot nach Spilica, wo die Situation auch nicht mehr sicher schien, weiter nach Gjenovic, auf „Rudolph" schließlich, auf der sie übernachteten, bis daß auch „Rudolph" am nächsten Vormittag die rote Flagge strich. Da sollten die gehetzten Caballa-Matrosen den Weg zurück einschlagen und sich ihrem Linienschiffsleutnant und der die Station besetzt haltenden Patrouille der Artillerie ergeben. P XXVI, 11/4, 29/4; P XXVI, 11/5, 29/7; P XXVI, 11/6; P XXVI, 2/4.

E. „Bei jeder Revolution muß Blut 1. Letztes Aufbäumen

fließen..."

1 P II, 121b; P II, 146b; P II, 108r. 2 P XIV, 20/4, 33/156, 13/113 f./82/71. 3 P Ib, 8/19 f. 4 P Ib, 8/20 f.; P II, 3r/III, 53r, 74r, 131r; P II, 3r/III, 143r/II, 149r/I, 155r. 5 P Ib, Allg. A . / 9 3 . 6 P Ib, 8. Big. 16; KA XV-4/13, 1918, P K / M S Nr. 534. 7 KA XV-4/13, 1918, P K / M S Nr. 534; P Ib, 8. Big. 17. 8 P Ib, 8/Blg. 15, 33/20; P Ib, 33/21 f.; P Ib, 8/Blg. 18. 9 P II, 10b, 118b, 131b/IV/X; P Ib, 8/21 f. 10 P Ib, 8/Blg. 19. 11 P II, 134r; P II, 133b/V; P II, 74r/II, 75r, 106r, 24r. 12 P I I , 73r/III; P II, 151b. 13 P VIII, 12/14, 13/12 ff., 39/3, 70/10, 2/54 f./105, 105/98/46; P VIII, 2/217/27, 76/2 f. 14 P VIII, 8/6, 2/200/104 f.; P VIII, 70/10 f., 13/15; P VIII, 13/16, 8/7, 12/15. 15 P VIII, 2/27 f.; P VIII, 8/6 f., 13/16 ff., 2/106, 58/7 f., 70/12; P VIII, 58/8; P VIII, 12/15 f., 13/16 f. 16 P VIII, 12/16, 13/19, 2/106; P VIII, 2/124 ff., 12/31 f., 76/4.

2. „Falls bis morgen 3. II. 10 h

vormittag..."

1 P Ib, 33/19/Blg. 7. Vgl. KA XV-4/13, 1918, P K / M S Nr. 543. 2 P Ib, 33/17 f f . 3 P l b , 33/19 f.; P XVI, 82 f. 4 P Ib, 33/20 f. - Der k. k. Hofrat-Bezirksleiter von Budisavljevic berichtete: „Einvernehmlich mit dem Kriegshafenkommandano verfügte ich, aus Sicherheitsrücksichten, die zeitweise Evakuierung der Zivilbevölkerung von Castelnuovo und der nächsten Ortschaften in die zunächst gelegenen Gebirgsgegenden... für deren Verpflegung das Kriegshafenkommando in zuvorkommen-

Anmerkungen zu S. 257 - 262

331

der Weise aus militärischen Vorräten die nötigen Vorsorgen traf." Statth. Zara 1915-1918, XlXa, Prot. R 707, Präs. 6/geh. Nr. 160 Res. 5 P XVI, 81 f. Außer den in Castelnuovo versammelten Torpedoeinheiten lag Boot 97 zu Reparaturzwecken in Teodo. Heyssler, Memoiren. 445 f. 6 P XVI, 82 f.; Heyssler, Memoiren. 446. 7 P XVI, 81 f.; P XVIII, 112, 103, 57. 8 P XVIII, 57, 52, 58, 61,45,96, 109, 88,75,71; P XVIII, 103, 57; P XVIII, 30, 104; P XVIII, 104, 96, 109, 65 f., 110, 81. 9 P XVIII, 88, 81, 67, 93, 71, 90, 117; P XVIII, 116, 63, 88. 10 P XVIII, 117; P XVIII, 89 f., vgl. 52 f. 11 P XVII, 18, 14, vgl. 19, 20, 25, 4, 8, Res. Nr. 59. - Der Fregattenleutnant Schweyer wurde unmittelbar von „Csepel" aus auf Spitalschiff „Africa" eingeschifft. 12 P XVII, 5, 14; P XVII, 18, 19, 26; P XVII, 25, 18, Res. Nr. 59. 13 P XVII, 22; P XVI, Res. Nr. 156; vgl. P XVII, 5, 14. 14 KA XV-4/13, 1918, P K / M S Nr. 737, 74 f. - Die Zeitangabe des „Scharfschütze"-Kommandanten, er habe schon um 7 Uhr 30 auf „Rudolph" die rote Flagge festgestellt, steht im Gegensatz zu „RudoIph"-Angaben. 15 P XHIa, 5, 4, 2, 3, 1; P XI, 7, 6/2, 4, 5, Res. Nr. 108. - Aufschlußreich sind die beiden Pole der Beurteilung des Widerstands der Heizer. Der Kommandant von 13, Linienschiffsleutnant Katziantschitz, schloß seinen Bericht wie folgt: „Das Vorgehen beider ist ein derartig schweres, daß die gerechte Strafe nur Tod durch Erschießen wäre. Ich bitte das Kriegsgericht, die beiden so strenge wie möglich zu bestrafen." Der referierende Militärjurist gelangte zu folgender Ansicht: „Da die den Beschuldigten zur Last gelegten strafbaren Handlungen in keiner Verbindung mit der auf den anderen Schiffseinheiten stattgefundenen Empörung stehen - für welche Strafsache allein dieses Gericht delegiert wurde - , so ergibt sich die Unzuständigkeit dieses Gerichtes in der vorliegenden Strafsache..." Handschriftlich, mit seiner Paraphe gezeichnet, vermerkte zu diesem am 28. und 30. IV. unterzeichneten Referat der Auditoren der Kriegshafenkommandant: „Die Nichtbefolgung der Befehle steht doch im Zusammenhange mit der allgemeinen Empörung. Anklage erheben. Gu." Vgl. P XI. Res. Nr. 108, 8. 16 KA XV-4/13, 1918, P K / M S Nr. 737, 108 f.

3. Die Revolte

erstickt

1 P XVI, 83; P XIV, 18/23, 13/8 f. - In seinen Memoiren nennt Heyssler ein zusätzliches Motiv für sein Vorgehen: „Mit Hinblick auf die besonders freche Haltung, die ich vorher von der meuternden Mannschaft dieses Schiffes beobachtet h a t t e , . . . " Heyssler, Memoiren. 446. 2 P XVI, 83. 3 P XVI, 84; P XIV, Res. Nr. 106. Von den Funkmeldungen des Kreuzers „Kaiser Karl", die von den meuternden Schiffen jedenfalls mitgehört wurden, versprach sich Linienschiffskapitän Heyssler depressive Wirkung auf die Revolutionäre. 4 P XIV, 18/23 f., 21/4; P XIV, 33/43; P XIV, 33/62 f. 5 Sarkotic, Tgb.; vgl. Stulli, Prilozi. 179.

332

Anmerkungen zu S. 262 - 269

6 KA XV-4/13, 1918, PK/MS Nr. 4187, 019. Ein weiterer Bericht unterstreicht diese Mitteilung: Sichtlich bedenkenlos gehorchten auch die Kanoniere einer bei Lastua gegen „Monarch" in Stellung gegangenen Haubitzbatterie. Zu den Batterieoffizieren zählte Leutnant Julius Braunthal, der als Sozialdemokrat seinerseits die Möglichkeit in Erwägung gezogen hatte, die Batterie an die Seite der Meuterer zu führen, aber aufgrund der gegebenen Lage zögerte. Braunthal, Die Matrosenmeuterei. 42 ff. 7 KA XV-4/13, 1918, PK/MS Nr. 4187, 016 f. 8 KA XV-4/13, 1918, PK/MS Nr. 4187, 019 f. ' 9 Sokol, ÖUS. 686; P Ib, 33/22. 10 P Ib, 33/22; P XIV, Res. Nr. 106. 11 P XVI, 83. Linienschiffskapitän Heyssler hatte noch in der Nacht das Kriegshafenkommando und den Korvettenkapitän Ackermann ersucht, „Gäa" von einem allfälligen Angriff auszunehmen, selbst wenn das Schiff nicht kapitulieren sollte. Es sei schwach armiert und werde sich nach einer eventuell' erfolgten Versenkung der revoltierenden Kreuzer sicher ergeben. Das Torpedomutterschiff sollte wegen seiner wertvollen Werkstätte und des eingeschifften Materials, vor allem der Reservetorpedos, nach Möglichkeit erhalten bleiben. 12 P XVI, 87, Res. Nr. 156/Blg. 3. 13 P VIII, Res. Nr. 95/7 f., 12/17 f., 2/11, 13/19; vgl. P Ib, 33/22 f. 14 P VIII, 2/47, 106 f.; P VIII, 2/107, vgl. 13/20; P VIII, 62, 12/16 f./26, 2/47, vgl. 17; P VIII, 50/2, 63, vgl. 69/4, 2/154; P VIII, 24/5, 35, 69/2 f., 19/4, 2/162. 15 P XXIX, 21/8 f.; P XXIX, 101a, 16b/15 f., 23b/15 f., 20/7 f.; P XXIX, 101-a, 90/4, 102/4, 20/6 f. 16 P XXIX, 101/9 ff. - Linienschiffskapitän von Schräm hat sich in der Folgezeit offensichtlich auch konsequent bemüht, seinem nicht zuletzt auf der seinerzeitigen Zusage des Admirals beruhenden Versprechen der Straflosigkeit auch für Komiteemitglieder Geltung zu verschaffen. 17 P XXX, 52/9 f., 34/7 f.; P XXX, 58/3, vgl. 17/3; P XXXI, 24/12 ff., 22/13 ff., 19/7 f.; P XXIX, 101-a. 18 P XXIV, 17, 26, D9, A7, 31a. 19 P XXVII, 7/17 f., 9/11 f. 20 P XXVII, 7/18 f., 9/12 f., 94/7 f., 23/8; P XXVII, 94/8, vgl. 18/5 f.; P XXVII, KB/6, 44/11, 47/9, 45, 6 f., 94/8 f.; P XXVII, 23/10 f., 6/14, 45/7, 44/12. Am 3. abends hatte jemand Sand in die Stabsküche der „Franz Joseph" gestreut. Manche meinten, der Kommandant habe daraufhin seine milde Haltung revidiert. Einer Mannschaftsdeputation, die sich für das Wohlwollen bedanken wollte, soll er mitgeteilt haben, es sei zu spät. 21 P VII, 3A. 22 P II, 3r/IV; P III, 31/11; P II, 124r; P II, 123r. 23 P III, Res. Nr. 91, 28, 22, 31/II/VI. 24 P III, 35, 27, 28, 29, 31/11, 37, 38, 23; P Ib, 8/23 f., 33/23. 25 P Ib, 8/25; vgl. P II, 74r; P II, 101r/II; P II, 75r; P II, 77r/II; P II, 159r. 26 P II, 93r, 89r, 74r/II, 28r/II, 77r/II, 14r/3, l l r / 2 , 8r/2, 6r/3, 3r/IV, 119b, 106b, 133b, 145r, 159r, 173r; P Ib, 8/25; P II, 6r/3; P Ib, 8/26; P II, 149r/2, vgl. 3r/IV.

Anmerkungen zu S. 270 - 274 4. „Irrt Namen

Seiner

333

Majestät..."

1 P Ib, Res. Nr. 19; vgl. PK/MS, 1918, Nr. 534; An, 1914-1918, Wien 1924. 134 f.

Zur Geschichte des Großen Krieges

2 P Ib, 6. 3 P Ib, 9. Laut Anordnung des Kriegshafenkommandanten vom 6. Februar standen folgende Militärpersonen vor dem Standgericht: „1. Titl. Bm. Franz Rasch, 2. M. 2. Kl. Anton Grabar, 3. M. 2. Kl. Daniel Tadic, 4. M. 1. Kl. Simon Ujdur, 5. Hz. 3. Kl. Anton Bernobic, 6. Mus. Mstr. Rudolf Kreibich, 7. Hz. 4. Kl. Josef Kriz, 8. WffQmst. Viktor Zuzek, 9. M. 1. Kl. Jerko Sisgoric, 10. Ohz. Mate Ostojic, 11. M. 1. Kl. Karl Salac, sämtliche von S. M. S. „Sankt Georg". - 12. Hz. 1. Kl. Franz Maresch, 13. M. 4. Kl. Adalbert BoreS, sämtliche von S. M. S. „Kaiser Max". - 14. San.gast Ersildus Dobrec, vom Spitalsschiff der k. u. k. Flotte S. M. Dampfer X. - 15. Maschmaat Rafael Turina, 16. M. 2. Kl. Adam Kalizcinski, von S. M. S. „Cyclop". - 17. Ob.Hz. Josef Skorin, von S. M. S. „Tätra". 18. HzQumst. Stefan Krivic, 19. M. 1. Kl. Peter Jerat, von S. M. S. „Csepel". - 20. Ohz. Felix Lovicek von S. M. S. „Dinara". - 21. Ob.Hz. Johann Chibo Paroi von S. M. S. „Huszar". 22. M. 3. Kl. Kasimir Mavrinac von S. M. B. 74. - 23. FlQuMst. Matheus Kiraz von Seeflugstation Kumbor. - 24. SanGast Nikolaus Ticinovic, 25. QuMst. Vizko Jaza, 26. Mgst. Marko Ljubetic, sämtliche von S. M. S. „Monarch". - 27. Tit. ElWärter Engelbert Pachor, 28. QuMst. Anton Trulec, von UBootStat. Cattaro. - 29. MGast Josef Salecic von Torpedoboot 92. - 30. M. 1. Kl. Paul Ubaldini, 31. G. V. M. 1. Kl. Franz Bajzel, 32. M. V. M. 1. Kl. Mate Brnicivic, 33. M. 3. Kl. Ludwig Szekacs, sämtliche von S. M. S. „Gäa". - 34. M. 3. Kl. Renato Berti, 35. O. H. Boldisor Schwöb, 36. M. G. Viktor Vidläk, 37. M. 1. Kl. Marcello Calligaris, sämtliche von S. M. S. „Kaiser Karl VI.". - 38. El. Vorarb. 2. Kl. Alois Machuta, 39. M. G. Josef Vesely, 40. M. 4. Kl. Kasimir Tabor." Die Namensschreibung folgt in diesem Fall, ohne Rücksicht auf die tatsächliche Form, dem vorliegenden Originaldokument. 4 P Ib, 29/1; P Ib, 29/2; P Ib, 29/23; P Ib, 29/24; P Ib, 29/6; Laufberger seit 1. 8. 17 Fregattenkapitän. 5 P Ib, 29/31 ff. Der Admiral erklärte vor dem Standgericht: „Ich hielt die ganze Bewegung für eine Demonstration." Und er unterstrich: „Die Mannschaft benahm sich mir gegenüber rührend, indem sie mir ein eigenes Nachtmahl gab." 6 P Ib, 29/35; P Ib, 29/68. 7 P Ib, 29/38; P Ib, 29/48; P Ib, 29/49; P Ib, 29/50. 8 P Ib, 29/89. 9 10 11 12

P Ib, 30, 29/Blg. P Ib, 29/Blg. P Ib, 39; P Ib, 29/Blg.; Frei, Die roten Matrosen. 61. In einer Bittschrift an den Kaiser vom 11. II., ergänzt von einer Beschwerde der Verteidigung über das Verhandlungsprotokoll vom 10. III. 1918, erläuterte Dr. Mitrovic die von ihm bezeichneten Gesetzesverletzungen: Auswahl der Angeklagten ohne entsprechende Voraussetzungen, nicht mehr als 18 Minuten im Durchschnitt für die Einvernahme eines Angeklagten oder Zeugen, Abweisung der Anträge auf Vernehmung von Entlastungszeugen, Verzicht auch auf Zeugen, die von der Anklage geführt wurden, zur Vorbereitung der Verteidigung wäre statt der erbetenen zwei Stunden nur eine Frist von nicht mehr als einer Viertelstunde zur Verfügung gestanden, das

334

Anmerkungen zu S. 275 - 277

Recht der Verteidigung auf Frage- und Antragstellung wäre im ersten Teil des Prozesses nicht beachtet worden, die Anklage hätte keine bestimmten Tathandlungen der Angeklagten bezeichnet, die 48stündige Frist des Paragraphen 438, Abs. 3 M. St. P. O. wäre nicht bei allen Angeklagten beachtet, der Antrag des Verteidigers Oberleutnant Fürst auf Zuziehung eines Dolmetschers wäre nicht protokolliert worden. Stulli, Prilozi. 236 ff.; vgl. Frei, Die roten Matrosen. 59 ff. 13 Mündliche Aussage Domherr Niko Lukovic, Prcanj, seinerzeit Feldkurat im Festungsspital Cattaro: Kotor, 8. IX. 1960, und Prcanj, 23. VII. 1962. 14 P Ib, 29/Blg. 15 Mündliche Aussage Domherr Niko Lukovic, Prcanj: Kotor, 8. IX. 60, und Prcanj, 23. VII. 62. 16 PK/MS 1918, ad 737; vgl. PK/MS, XV-4/13, 1918, Nr. 797. 17 Stulli, Prilozi, 181 ff.; Sokol, ÖUS, 692 ff.; P Ib, 8/29. - Als unverläßlich hatten sich offensichtlich auch einige im Bereich des Kriegshafenkommandos Cattaro eingesetzte Einheiten erwiesen. Generaloberst von Sarkotic, in dessen Hauptquatier in diesen Tagen auch Meldungen über eine meuterische Aktion in Mostar eingelaufen waren, berichtet: „Der KH-Kommandant bittet auf Grund der Meldungen des Obersten Böttner, der selbst ein Dalmatiner ist, um Austausch der Ldst. Inf. Bataillone IV/37, VIII/37 und 111/23, welche in den Augen dieser Herren als unverläßlich gelten, gegen ungarische und deutsche Ldst. Inf. Bataillone. Ich unterstütze diese Bitte umsomehr, als ich überzeugt bin, daß diese Bataillone, sukzessive abgelöst und dem einheimischen Milieu entzogen, an einer anderen Front gut entsprechen werden." Stulli, Prilozi. 183. Sarkotic, Tgb. 18 KA XV-4/13, 1918, PK/MS, Standesliste; Sokol, ÖUS. 692. - Unter den 392 Angeklagten waren 167 Kroaten, 81 Italiener, 50 Tschechen, 45 Deutsche und 32 Magyaren, der Rest entfiel auf Polen, Ruthenen und Rumänen. Der verhältnismäßige Anteil an den 392 Angeklagten stellt sich im Vergleich zum Anteil der Nationen an der Marinemannschaft wie folgt: Kroaten und Slowenen 34,1% (Marinemannschaft) und 42,6% (Angeklagte), Ungarn 20,4% und 8,1%, Deutsche 16,3% und 11,4%, Italiener 14,4% und 20,6%, Tschechen und Slowaken 11,0% und 12,7%, Polen, Ruthenen und Rumänen 3,8% und 4,6%. Unter denen, die sich vor Gericht zu verantworten hatten, war auch ein Offizier, der Linienschiffsarzt Dr. Neklan Velebil. An Bord S.M.S. „Erzherzog Karl" hatte der Arzt am 3. Februar, unmittelbar nach Unterdrückung der Meuterei, anläßlich eines kurzen Besuches, vom Verlauf der Ereignisse erzählt. Die sichtlich joviale Darstellung des Tschechen, die Mitteilung, er sei Mittelsperson zwischen Stab und „Bolschewicki" gewesen, er habe eine besondere Stellung eingenommen, und man hätte ihm besondere Vergünstigungen eingeräumt, ja, das Ganze sei eine „Hetz" gewesen, war bei den zurückhaltenden Herren von „Erzherzog Karl" auf wenig Verständnis gestoßen. Korvettenkapitän Fabro hatte Meldung erstattet: „Die Art und Weise, in der Dr. Velebil sich ausdrückte, erzeugte unter den Zuhörern den Eindruck, daß er, obwohl ihm als Arzt eine freiere Stellung wohl zugebilligt werden konnte, dieselbe jedoch in solcher Ausdehnung in Anspruch nahm, daß sich dieses Vorgehen mit dem Pflichtgefühl eines Angehörigen des Marineärztlichen Offizierskorps nicht vereinbaren läßt." Das Flottenkommando hatte prompt reagiert: „LSch. Arzt Dr. Velebil vom Dienste suspendieren und sofort gegen ihn gerichtliche Untersuchung einleiten." KA XV-4/22, 1918, PK/MS Nr. 4472. Seine Unzufriedenheit mit der Art der Untersuchungsführung gegen die beschuldigten Matrosen „durch die fast ausschließlich czechischen Justizoffiziere" äußert Horthy für das Flottenkommando in einem Schreiben vom 22. August 1918. KA XV-4/13, 1918, PK/MS Nr. 5244. 19 P Ib, 64. 20 Stulli, Prilozi. 246; vgl. Frei, Die roten Matrosen. 68 f. 21 Sten. Prot. 1918/XXII/IV. 4450, 4499 f., 4547, 4611; vgl. Frei, Die roten Matrosen. 72 f. Den

Anmerkungen zu S. 277 u. 278

335

sozialdemokratischen Parteivorstand hatte schon in den Tagen unmittelbar nach der Revolte der Leutnant Julius Braunthal über einen geschmuggelten, für Otto Bauer bestimmten Brief verständigt. Der Parteivorstand stellte für den Rechtsschutz der Verhafteten einen Betrag von 5.000 Kronen zur Verfügung. Braunthal, Die Matrosenmeuterei. 41. 22 Am 17. Oktober wurde die nationale Zusammensetzung der verbliebenen 379 Angeklagten wie folgt genannt: 162 Serben und Kroaten, 80 Italiener, 49 Tschechen, 42 Deutsche, 31 Magyaren, 8 Slowenen, 3 Polen, 2 Ruthenen und 2 Rumänen. Die Verhandlung wurde weitergeführt gegen 12 Serben und Kroaten, 6 Italiener, 6 Tschechen, 4 Deutsche, 1 Magyaren, 1 Slowenen und 1 Ruthenen. Stulli, Prilozi. 248. In diesen Tagen, am 20. Oktober, fand die Haltung des Fregattenkapitäns von Millinkovic zur Zeit der Revolte einen späten Niederschlag. Wir wissen, daß der Fregattenkapitän nicht eben glücklich agiert hatte. Er war inzwischen als Verbindungsoffizier des Flottenkommandos im Stabe der Heeresgruppe Boroevic eingeteilt worden. Aus einem Ersuchsschreiben des Gerichtes in Cattaro um Zeugeneinvernahme des Fregattenkapitäns Millinkovic erfuhr man in Udine von den Vorgängen auf „Orjen". Im Heeresgruppenkommando war man noch nach anderen Kategorien und Maßstäben zu urteilen gewohnt. Der Marschall brauste auf. Mit Datum vom 20. ging seine Meldung an das AOK: „ . . . Unter diesen mir erst jetzt zur Kenntnis gekommenen Umständen ist mir die Anwesenheit des Fregattenkapitäns Ritter von Millinkovic in meinem Stabe höchst unerwünscht und stelle ich ihn mit der Bitte um eheste Abberufung zur Verfügung. Ersatz nicht nötig. Boroevic m . p . Feldmarschall." KA XV-4/23, 1918, P K / M S Nr. 6390. 23 Heyssler, Memoiren. 467 f.; vgl. Sokol, ÖUS. 737.

Anhang 1. SCHIFFSSKIZZEN Mit dem Übergang zum Dreadnought und Großkampfschiff erscheint - vor allem der britischen, der der Vereinigten Staaten und traditioneller österreichisch-ungarischer Gepflogenheit folgend für die Linienschiffe der Schlachtflotte die Bezeichnung Schlachtschiff, auch Großlinienschiff, allgemein gerechtfertigt. Bis dorthin war es - abgesehen vom deutschen „Linienschiff" - das meist so benannte Panzerschiff, auch Eskader-Panzerschiff, wie in Rußland noch 1905 oder in Frankreich, das den Kern der Flotte stellte. In den Angaben zu den Schiffsskizzen wurde nur die artilleristische Höchstarmierung der Schiffe genannt. Beim angeführten Besatzungsstand (B.) ist zu berücksichtigen, daß er sich im Krieg und bei zunehmender Ausstattung zu einem guten Teil höher als friedensmäßig vorgesehen erwies: So war der Stand bei „Queen Mary" von 1020 auf 1266, bei „Derfflinger" von 1125 auf 1348 gestiegen. Die Jahreszahl bezeichnet den Stapellauf. Die Skizzen sind im Maßstab 1:1500 gezeichnet. Die Skizzen und Angaben wurden Breyer, Schlachtschiffe und Schlachtkreuzer, 1970, dem Almanach für die k. u. k. Kriegsmarine 1905 und 1918, dem Taschenbuch der Kriegsflotten 1903, 1914/15 und 1917/18, sowie Gröner, Die deutschen Kriegsschiffe, 1966/68, entnommen. Für Ergänzung und Kontrolle der Skizzen bin ich G. Pawlik zu besonderem Dank verbunden.

„Rossija", Panzerkreuzer (R) 12.400 t, 19,7 kn, 4-20,3, 16-15,2, B. 839, 1896.

„Kaiserin und Königin Maria Theresia", Panzerkreuzer (ÖU) 5.200 t, 19 kn, 2-24, 8-15, B. 502, 1893.

338

Anhang

„Zenta", Kleiner Kreuzer (ÖU) 2.3001, 20 kn, 8-12, B. 289, 1897.

i

c•

J f "3

.

1

il

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" .Kaiserin Augusta", Großer Kreuzer (D) 6.0501, 21 kn, 12-15, B. 436, 1892.

13.7001, 18 kn, 4-30,5, 12-15,2, B. 830, 1901.

339

Schiffsskizzen

15.300 t, 18,6 kn, 4-30,5, 14-15,2, B. 830, 1900.

4r-

CJ> •m»-:_

„Avrora", Großer Kreuzer (R) 6.7301, 20 kn, 8-15,2, B. 570, 1900.

12.800 t, 18 kn, 4-25,4, 11-15,2, B. 769, 1898.

340

Anhang

9.9001, 22 kn, 4-20,3, 14-15,2, B. 726, 1899.

„Scharnhorst", Panzerkreuzer (D) 11.6001, 23,8 kn, 8-21, 6-15, B. 764, 1906.

14.3001, 23,8 kn, 2-23,4, 16-15,2, B. 900, 1901.

Schiffsskizzen

„Sankt Georg", Panzerkreuzer (ÖU) 7.4001, 22 kn, 2-24, 5-19, 4-15, B. 629, 1903.

12.7001, 16 kn, 4-30,5, 16-15,2, B. 741, 1900.

12.8001, 17 kn, 4-30,5, 8-15,2, B. 744, 1893.

342

Anhang

29.1001, 24 kn, 8-38,1, 12 (urspr. 16)-15,2, B. 951, 1913.

„King George V", Schlachtschiff (GB) 23.400 t, 22,1 kn, 10-34,3, 16-10,2, B. 900, 1911.

„Indefatigable", Schlachtkreuzer (GB) 19.050 t, 26,7 kn, 8-30,5, 16-10,2, B. 760, 1909.

343

Schiffsskizzen

27.400 t, 28,5 kn, 8-34,3, 16-10,2, B. 1020, 1912.

28.0001, 22 kn, 8-38, 16-15, B. 1171, 1915.

„König", Schlachtschiff (D) 25.800 t, 21 kn, 10-30,5, 14-15, B. 1130, 1913.

344

Anhang

„Prinzregent Luitpold", Schlachtschiff (D) 24.700t, 22 kn, 10-30,5, 14-15, B. 1088, 1912.

„von der Tann", Schlachtkreuzer (D) 19.400 t, 28,1 kn, 8-28, 10-15, B. 911, 1909.

„Invincible", Schlachtkreuzer (GB) 17.6001, 26,6 kn, 8-30,5, 16-10,2, B. 750, 1907.

345

Schiffsskizzen

„Novara", Kleiner Kreuzer (ÖU) 3.5001, 27 kn, 9-10, B. 340, 1913.

2. SCHIFFSSTÄNDE Die Zusammenstellung der Schiffsstände stützt sich als Ausgangspunkt vor allem auf Admiralstab, Kaiserliche Marine während der Wirren in China, und Helmut Pemsel, Von Salamis bis Okinawa. Zeichenerklärung für die Schiffsstände der Seeschlachten: Schiff O 0 ® ©

leicht beschädigt erheblich beschädigt schwerbeschädigt gesunken

I. SCHIFFSSTÄNDE VOR TAKU

A. Am Tage der Eroberung der Taku-Forts (17. Juni) auf Reede und im Pei-ho stehende Kriegsschiffe Deutschland Geschwaderchef: Vizeadmiral Bendemann P II. Admiral: Kapitän zur See Kirchhoff P Großer Kreuzer Großer Kreuzer Großer Kreuzer Kleiner Kreuzer Kanonenboot

„Kaiserin Augusta" „Hertha" P „Hansa" P „Gefion" „Iltis" Frankreich Geschwaderchef: Konteradmiral Courrejolles

Großer Kreuzer Kleiner Kreuzer Kleiner Kreuzer Kleiner Kreuzer Kanonenboot Kanonenboot

„D'Entrecasteaux" „Pascal" „Jean Bart" „Descartes" „Lion" „Surprise"

P P

Schiffsstände Großbritannien Geschwaderchef: Vizeadmiral Sir Edward H. Seymour II. Admiral: Rear-Admiral James A. T. Bruce P Panzerschiff Panzerschiff Panzerkreuzer Panzerkreuzer Großer Kreuzer Kleiner Kreuzer, Jacht Kanonenboot Torpedobootszerstörer Torpedobootszerstörer

p

„Centurion" f 3 „Barfleur" P „Orlando" „Aurora" „Endymion" „Alacrity" „Algerine" „Farne" „Whiting" Italien Ältester Offizier: Fregattenkapitän Casella

Kleiner Kreuzer Kleiner Kreuzer

„Elba" „Calabria" Japan Ältester Offizier: Kapitän zur See Nagemine

Kleiner Kreuzer Kleiner Kreuzer Kanonenboot

„Suma" „Kasagi" „Atago"

Österreich-Ungarn Ältester Offizier: Linienschiffsleutnant Kottowitz Edler von Kortschak Kleiner Kreuzer

„Zenta" Rußland Geschwaderchef: Vizeadmiral Hiltebrandt P II. Admiral: Konteradmiral Veselago p

Panzerschiff Panzerschiff Panzerschiff Panzerkreuzer Panzerkreuzer Großer Kreuzer Panzerkanonenboot Kanonenboot Kanonenboot Kanonenboot Kanonenboot Torpedofahrzeug

„Navarin" „Petropavlovsk" „Sisoj Velikij" P „Dmitrij Donskoj" „Rossija" „Admiral Kornilov" „Gremjascij" „Koreec" „Mandzur" „Bobr" „Giljak" „Gajdamak" 2 Torpedoboote

348

Anhang Vereinigte Staaten von Amerika Verbandsführer: Rear-Admiral Louis Kempff

P

„Newark" p „Monocacy"

Kleiner Kreuzer Kanonenboot

B. Außerdem bis zum Entsatz von Peking (14. August) in nordchinesischen Gewässern befindliche Kriegsschiffe Deutschland Panzerkreuzer Kleiner Kreuzer Kleiner Kreuzer Kanonenboot Torpedoboot

„Fürst Bismarck" „Irene" „Seeadler" „Jaguar" „Taku"

p

Frankreich Panzerkreuzer Kanonenboot

„Vauban" „Bengali" Großbritannien

Großer Kreuzer Kleiner Kreuzer Kleiner Kreuzer Kleiner Kreuzer Kanonenboot, Sloop Kanonenboot Kanonenboot Kanonenboot Kanonenboot Torpedobootszerstörer Flußkanonenboot Flußkanonenboot Flußkanonenboot Torpedoboot

„Terrible" „Pique" „Bonaventure" „Hermione" „Daphne" „Phoenix" „Esk" „Peacock" „Rosario" „Hart" „Snipe" „Woodcock" „Woodlark" „Taku"

Japan Von Anfang Juli an Geschwaderchef: Vizeadmiral Togo II. Admiral: Konteradmiral Dewa P Panzerschiff Panzerkreuzer Kleiner Kreuzer

„Yashima" „Tokiwa" „Takao"

P

F

349

Schiffsstände „Yayeyama" „Yoshino" P „Akitsushima" „Takasago" „Akashi" „Chitose" „Akagi" „Toyohashi" „Tatsuta" „Murakumo" „Shiranuhi" „Kagero" „Chinto" „Chinchiu" „Chimpen"

Kleiner Kreuzer Kleiner Kreuzer Kleiner Kreuzer Kleiner Kreuzer Kleiner Kreuzer Kleiner Kreuzer Kanonenboot Torpedotransportschiff Torpedokanonenboot Torpedobootszerstörer Torpedobootszerstörer Torpedobootszerstörer Schoner Schoner Schoner

Österreich-U ngarn Ältester Offizier: Linienschiffskapitän Ritter Pleß von Sambuchi Panzerkreuzer

„Kaiserin und Königin Maria Theresia"

Rußland Panzerkreuzer Panzerkreuzer Kleiner Kreuzer Kleiner Kreuzer Kanonenboot Torpedofahrzeug Torpedoboot

„Vladimir Monomach" „Rjurik" „Razbojnik" „Zabijaka" „Sivuc" „Vsadnik" „Taku"

Vereinigte Staaten von Amerika Geschwaderchef: Rear-Admiral George C. Remey f 3 II. Admiral: Rear-Admiral Louis Kempff P Panzerschiff Panzerkreuzer Kanonenboot Kanonenboot

„Oregon" „Brooklyn" F „Yorktown" „Nashville"

350

Anhang II. SCHIFFSSTÄNDE IN DER SCHLACHT BEI TSUSHIMA Japan

Rußland

Admiral Togo, Flottenchef und Chef des I. Geschwaders Vizeadmiral Kamimura, Chef des II. Geschwaders Panzerschiff „Mikasa" F Panzerschiff „Shikishima" Panzerschiff „Fuji" Panzerschiff „Asahi" Panzerkreuzer „Nishin" Panzerkreuzer „Kasuga" Panzerkreuzer „Izumo" p Panzerkreuzer „Azuma" Panzerkreuzer „Tokiwa" Panzerkreuzer „Yakumo" Panzerkreuzer „Asama" o Panzerkreuzer „Iwate"

Vizeadmiral Rozestvenskij, Geschwaderchef und Chef der 1. Panzerschiffdivision P Konteradmiral Nebogatov, Chef der 3. Panzerschiffdivision

p

P

Panzerschiff „Knjaz' Suvorov" p ® Panzerschiff „Imperator Aleksandr III" ffi Panzerschiff „Borodino" © Panzerschiff „Orel" ® Panzerschiff „Osljabja" © Panzerschiff „Sisoj Velikij" ® Panzerschiff „Navarin" ® Panzerschiff „Imperator Nikolaj I" P O Panzerkreuzer „Admiral Nachimov" ® Küstenpanzerschiff „Admiral Senjavin" Küstenpanzerschiff „Admiral Usakov" ® Küstenpanzerschiff „Generaladmiral Apraksin" O

0

2 Panzerkreuzer „Dmitrij Donskoj" ® „Vladimir Monomach" ® 6 Große und Kleine Kreuzer ® ® 9 Zerstörer 1 Hilfskreuzer und Beischiffe Von ihren neun Zerstörern verloren die Russen fünf, einer hatte kapituliert, einer erreichte Schanghai und wurde interniert. Kapituliert hatten insgesamt zwei Panzerschiffe („Orel" und „Nikolaj"), zwei Küstenpanzerschiffe („Senjavin" und „Apraksin") und ein Zerstörer. Auf japanischer Seite sanken drei Torpedoboote. Vier Zerstörer und drei Torpedoboote wurden zum Teil schwer beschädigt. Die Russen hatten außer 6000 Gefangenen 5000 Tote und 500 Verwundete zu beklagen, die Japaner 700 Tote und Verwundete. 3 2 14 21

ältere Panzerkreuzer ältere Panzerschiffe Große und Kleine Kreuzer Zerstörer sowie zahlreiche Torpedoboote und Hilfskreuzer

III. SCHIFFSSTÄNDE IN DER SCHLACHT BEI CORONEL Deutschland Vizeadmiral Graf von Spee Panzerkreuzer „Scharnhorst" P Panzerkreuzer „Gneisenau" O 2 Kleine Kreuzer 1 Kleiner Kreuzer: stieß in der Schlußphase der Schlacht hinzu.

P

Großbritannien Rear-Admiral Cradock

P

Panzerkreuzer „Good Hope" P © Panzerkreuzer „Monmouth" © 1 Leichter Kreuzer 1 Hilfskreuzer: wurde in der Anfangsphase der Schlacht aus der Linie entlassen.

Schiffsstände IV. S C H I F F S S T Ä N D E IN

S C H L A C H T BEI D E N F A L K L A N D S

Großbritannien

Deutschland Vizeadmiral Graf von Spee f

3

Vizeadmiral Sturdee

Panzerkreuzer „Scharnhorst" f 3 ffi

Schlachtkreuzer „Invincible" P O

Panzerkreuzer „Gneisenau" ffi

Schlachtkreuzer „Inflexible" o

3 Kleine Kreuzer e ®

Panzerkreuzer „ C a r n a r v o n "

p

Panzerkreuzer „Kent" o Panzerkreuzer „Cornwall" o 2 Leichte Kreuzer 1 Hilfskreuzer

V. S C H I F F S S T Ä N D E IN D E R S C H L A C H T V O R D E M S K A G E R R A K

Großbritannien G r a n d Fleet unter Admiral Jellicoe

m

Schlachtkreuzerflotte unter Vizeadmiral Beatty /— Schlachtkreuzer „Lion" /--' 0

Schlachtschiff (Großlinienschiff) „ B a r h a m "

Schlachtkreuzer „Princess Royal"

Schlachtschiff (Großlinienschiff) „Valiant"

Schlachtkreuzer „Queen M a r y " ffi

Schlachtschiff (Großlinienschiff) „Warspite

Schlachtkreuzer „Tiger" a

Schlachtschiff (Großlinienschiff) „Malaya"

Schlachtkreuzer „New Z e a l a n d " Schlachtkreuzer „Indefatigable" 14 Leichte Kreuzer 27 Zerstörer 1 Seeflugzeugträger

Schlachtflotte unter Admiral Jellicoe Schlachtschiffe (Großlinienschiffe) „Iron D u k e " [ *

„King George V"

„Marlborough"

„Royal O a k "

„Ajax"

„Revenge"

„Superb"

„Centurion"

„Hercules"

„Canada"

„Erin"

„Agincourt"

„Benbow"

„Orion"

„Colossus" o

„Bellerophon"

„Monarch"

„Collingwood"

„Temeraire"

„Conqueror"

„Neptune"

„Vanguard"

„Thunderer"

„St. Vincent"

352

Anhang

„Invincible" ffi

Schlachtkreuzer „Inflexible"

„Minotaur" „Shannon" „Black Prince" ffi

Panzerkreuzer „Hampshire" „Defence" ® „Duke of Edinburgh"

„Indomitable" „Cochrane" „Warrior" ffi

12 Leichte Kreuzer 50 Zerstörer 1 Minenleger Zerstörerverluste: insgesamt 8. Insgesamt Verlust an Toten: 6090. Deutschland Hochseeflotte unter Vizeadmiral Scheer Aufklärungsstreitkräfte Schlachtkreuzer Schlachtkreuzer Schlachtkreuzer Schlachtkreuzer Schlachtkreuzer

P

unter Vizeadmiral von Hipper

p

„Lützow" ^ ® „Derfflinger" 0 „Seydlitz" ® „Moltke" 0 „von der Tann" 0

5 Kleine Kreuzer ffi ffi 30 Torpedoboote Gros unter Vizeadmiral Scheer Schlachtschiffe (Großlinienschiffe) „Friedrich der Große" P „König" 0 „Großer Kurfürst" 0 „Kronprinz" „Markgraf" 0 „Kaiser" o „Kaiserin" „Prinzregent Luitpold"

„Ostfriesland" 0 „Thüringen" „Helgoland" o „Oldenburg" o „Posen" „Rheinland" o „Nassau" o „Westfalen" o

6 Kleine Kreuzer ® ffi 31 Torpedoboote Torpedobootsverluste: insgesamt 5 Insgesamt Verlust an Toten: 2550.

ältere Linienschiffe „Deutschland" „Hessen" „Pommern" ffi „Hannover" „Schlesien" „Schleswig-Holstein"

Schiffsstände

353

Anhang

3. RANGBEZEICHNUNGEN DER SEEOFFIZIERE Stand von 1914, in der russischen Marine der Stand von 1905 mitberücksichtigt k.u.k. Kriegsmarine

Kaiserlich deutsche Marine

Royal Navy

Kaiserlich russische Marine

Österreich-Ungarn

Deutsches Reich

Großbritannien

Rußland

Die C h a r g e eines Großadmirals w u r d e ersi a m 4. M a i 1916 eingeführt

Admiral of the Fleet

Admiral

general-admiral

Admiral

Admiral

admiral

Vizeadmiral

Vice-Admiral

vice-admiral

Konteradmiral

Konteradmiral

Rear-Admiral

kontr-admiral

Linienschiffskapitän

K a p i t ä n zur See

Captain (Commodore)

kapitan 1 ranga

Fregattenkapitän

Fregattenkapitän

Captain

kapitan 2 ranga

Korvettenkapitän

Korvettenkapitän

Commander

Linienschiffsleutnant

Kapitänleutnant

Lieutenant (senior)

Fregattenleutnant

Oberleutnant zur See

Lieutenant (junior)

Leutnant zur See

SubLieutenant

mieman

Fähnrich zur See

Midshipman

korabel'nyj gardemarin

starSij lejtenant (1905 nicht besteh e n d , a b 1909 Oberoffizier, ab 1911 S t a b s o f f i z i e r )

lejtenant

n Rcsmerang K o r v e t t e n vergeben leutnant

Seefähnrich

morskoj kadet

Seekadett

Seeaspirant

Nicht dargestellt Kommodore als Kapt. z. S.: sechs schmälere Streifen

Bei der kaiserlich russischen Marine waren Ärmeldistinktionen nicht üblich

Grundlage f ü r diesen Vergleich war: Marine - Gestern - Heute. 8. 2. Juni 1981. 56 f. fl

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Riiv*hpV R n l ' ü a i a c n v p f c l r a i a p r i p i U n n p H i i a

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1070

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4. QUELLEN- UND LITERATURVERZEICHNIS I. UNGEDRUCKTE QUELLEN UND GEDRUCKTE QUELLENSAMMLUNGEN

Die der Arbeit zugrundeliegenden Aktenbestände und gedruckten Quellenausgaben dungs-, Berichts- und Aussagensammlungen - entstammen folgenden Institutionen:

wie Mel-

A Magyar szocialista munkäspärt központi bizottsägänak pärttörteneti intezete. Budapest. Archiv üstavu dejin Komunisticke strany Ceskoslovenska. Praha. Arhiv Hrvatske. Zagreb. Biblioteka SSSR imeni V. I. Lenina. Moskva. Bundesarchiv. Militärarchiv. Freiburg i. Br. Historijski Arhiv. Zadar. Österreichische Nationalbibliothek. Wien. Österreichisches Staatsarchiv. Kriegsarchiv. Wien. Parlamentsbibliothek. Wien. Pomorski muzeji u Kotoru i Splitu. Universitätsbibliothek Wien. Die Österreichische Nationalbibliothek vermittelte außerdem die notwendige umfangreiche Fernleihe.

BAND I „Admiral Nac/iimov"-Kommandant: Kopija donesenija Komandira krejsera 1 ranga „Admiral Nachimov". In: R.-j.v., Dejstvija flota. Dokumenty. IV. 3. 2. 3 2 3 - 3 3 6 . „/l/maz"-Kommandant: Kopija raporta Komandira krejsera 2 ranga „Almaz" ot 16-go Maja 1905 goda N° 583, na imja Komandira Vladivostokskago porta. In: R.-j.v., Dejstvija flota. Dokumenty. IV. 3. 2. 2 5 7 - 2 6 3 . ,,/lv/wa"-Kommandant: Donesenija Komandira krejsera 1 ranga „Avrora". In: R.-j.v., Dejstvija flota. Dokumenty. IV. 3. 2. 111 - 125. Bevollmächtigter Hamburg-Amerika-Linie: Bericht 1. IV. 1905 - BA, MA, RM. „Brav>y"-Kommandant: Kopija donesenija Komandira éskadrennago minonosca „Bravyj" o boe 14go Maja 1905 g. i proryve vo Vladivostok. In: R.-j.v., Dejstvija flota. Dokumenty. IV. 3. 2. 273-284. „Bravyj"-Kommandant: Kopija raporta Komandira éskadrennago minonosca „Bravyj". In: R.-j.v., Dejstvija flota. Dokumenty. IV. 3. 2. 2 6 7 - 2 7 1 . Cordes: Bericht Peking, 4. VII. 1900 - BA, MA, RM. Daressalam, 2. stellvertretender Gouverneur: Bericht 10. II. 1905 - BA, MA, RM.

356

Anhang

De-Livron, kapitan 2 ranga: Kopija zapiski Flagmanskago Sturmana Kapitana 2 ranga De-Livrona. In: R.-j.v., Dejstvija flota. Dokumenty. IV. 3. 2. 4 7 - 6 6 . De-Livron, kapitan 2 ranga: Pokazanie Flagmanskago Sturmana Kapitana 2 ranga De-Livrona. In: R.-j.v., Dejstvija flota. Dokumenty. IV. 3. 4. 110-112. Demiinskij, miiman: Pokazanie MladSago Flag-Oficera Staba éskadry Micmana Demcinskago. In: R.-j.v., Dejstvija flota. Dokumenty. IV. 3. 4. 124- 136. Deutsche Gesandtschaft Lissabon: Bericht 22.1. 1905 - BA, MA, RM. Deutscher Gesandter Peking: Bericht 31. V. 1900 - BA, MA, RM. Deutscher Geschäftsträger und deutscher Botschafter St. Petersburg: Berichte 1904 und 1905 - BA, MA, RM. Deutscher Mar.-Attaché Paris: Bericht 4. II. 1905 - BA, MA, RM. Deutscher Mar.-Attaché St. Petersburg: Berichte 1904 und 1905 - BA, MA, RM. Deutscher Mil.-Attaché Rom: Bericht 20. VII. 1900 - BA, MA, RM. Deutsches Kreuzergeschwader in Ostasien, Kmdo.: Bericht Nagasaki, 23. V., und Tsingtau, 26. V. 1914 - BA, MA, RM. Deutsches Kreuzergeschwader Taku-Reede, Kmdo.: Bericht 28. VII. 1900 - BA, MA, RM. Deutsches Kreuzergeschwader Taku-Reede: Tagebuch über die Befehlshaberkonferenzen 1900 BA, MA, RM. Dobrotvorskij, kapitan 1 ranga: Otcet Komandira krejsera 1-go ranga „Oleg" Kapitana 1-go ranga Dobrotvorskago o srazenii s japoncami v Vostocno-Korejskom prolive 14-go Maja 1905 goda. In: R.-j.v., Dejstvija flota. Dokumenty. IV. 3. 2. 67-109. Dobrovol'skij, ober-auditor éskadry: Pokazanie Ober-auditora 2-j Tichookeanskoj éskadry Tituljarnogo Sovetnika Dobrovol'skago. In: R.-j.v., Dejstvija flota. Dokumenty. IV. 3. 4. 142- 151. Énkvist, kontr-admiral: Kopija donesenija Kontr-Admirala Énkvista o boe v Korejskom prolive i o plavanii krejserov na Manilu. In: R.-j.v., Dejstvija flota. Dokumenty. IV. 3. 2. 1 - 4 6 . Énkvist, kontr-admiral: Pokazanie Komandujuäcago krejserskim otrjadom 2-j Tichookeanskoj éskadry Kontr-Admirala Énkvista. In: R.-j.v., Dejstvija flota. Dokumenty. IV. 3. 4. 61 - 7 0 . Esmond: Brief nach „Penny Pictorial" - BA, MA, RM. Filippovskij, polkovnik: Pokazanie Flagmanskago Sturmana Korpusa Flotskich Sturmanov Polkovnika Filippovskago. In: R.-j.v., Dejstvija flota. Dokumenty. IV. 3. 4. 106- 109. Gerbich, podpolkovnik: Krejser 1 ranga „Avrora". Pokazanie Staräago Sudovogo Mechanika K.I.M. flota Podpolkovnika Gerbicha. In: R.-j.v., Dejstvija flota. Dokumenty. IV. 3. 4. 385-387. Gerlach, Hellmuth von, (Hg.): Briefe und Telegramme Wilhelms II. an Nikolaus II. (1894-1914). Wien 1920. Grosman (Vladimir), kapitan 2 ranga: Krejser 1 ranga „Admiral Nachimov". Pokazanie Star§ago Oficera krejsera Kapitana 2 ranga Grosmana. In: R.-j.v., Dejstvija flota. Dokumenty. IV. 3. 4. 394 - 400. „Groznyj"-Kommandant: Kopija donesenija Komandira eskadrennago minonosca „Groznyj". In: R.-j.v., Dejstvija flota. Dokumenty. IV. 3. 3. 469-472. JuOcin, Semen: Éskadrennyj bronenosec „Borodino". Pokazanie marsovogo staräiny Semena Juscina. In: R.-j.v., Dejstvija flota. Dokumenty. IV. 3. 4. 211-212.

Quellen- und Literaturverzeichnis

357

Juiöin, Semen: Pokazanie matrosa Semena JuSfina s bronenosca „Borodino". In: R.-j.v., Dejstvija flota. Dokumenty. IV. 3. 2. 291-295. „Kaiserin und Königin Maria Theresia": Berichte 1900 - KA, RKM/MS. KazmZev, lejtenant: Éskadrennyj bronenosec „Osljabja". Pokazanie Vachtennago NaSal'nika Lejtenanta Kazmiieva. In: R.-j.v., Dejstvija flota. Dokumenty. IV. 3. 4. 303-305. Klap'e-de-Kolong, kapitan 1 ranga: Pokazanie Flag-Kapitana Staba KomandujuScago eskadroju Kapitana 1-go ranga Klap'e-de-Kolong. In: R.-j. v., Dejstvija flota. Dokumenty. IV. 3. 4. 79 - 85. Kolomejcev, kapitan 2 ranga: Donesenija o boe 14 i 15 Maja Komandira minonosca „Bujnyj" Kapitana 2 ranga Kolomejceva. In: R.-j. v., Dejstvija flota. Dokumenty. IV. 3.3. 453-466. Kolomejcev, kapitan 2 ranga: Kopija raporta byvJago Komandira minonosca „Bujnyj" Kapitana 2 ranga Kolomejceva, ot 22 Nojabrja (5 Dekabrja) 1905 g. (Kioto, Japonija). In: R.-j.v., Dejstvija flota. Dokumenty. IV. 3.3. 467-468. Knjupffer, miüman: Krejser 1 ranga „Dmitrij Donskoj". Pokazanie Micmana Knjupffer. In: R.-j.v., Dejstvija flota. Dokumenty. IV. 3.4. 440-443. Kollar, LSchlt.: Brief Taku-Reede, 21. und 22. X. 1900 - KA, MA. KravZenko, doktor: Kopija donesenija doktora Kravíenko s krejsera „Avrora". In: R.-j.v., Dejstvija flota. Dokumenty. IV. 3.2. 139- 188. Lebedev, lejtenant: Perecen' voennych dejstvij u Port-Artura v 1904 godu. Sostavil Lejtenant Lebedev. Izdanie Komissii dlja sostavlenija opisanija dejstvij flota v vojnu 1904 - 05 gg. S.-Peterburg 1910. Leont'ev I, lejtenant: Pokazanie Flagmanskago Minnago Oficera Lejtenanta Leont'eva 1-go. In: R.j.v., Dejstvija flota. Dokumenty. IV. 3.4. 113-124. Lepel: Bericht und Ergänzungsbericht 23. VI. und 2. XI. 1905 - BA, MA, RM. Leschanofsky, Seekadett: Tagebuch - KA, MA. Levickij, kapitan 2 ranga: Otíet o boe 14 Maja 1905 g. v Cusimskom prolive Komandira krejsera 2-go ranga „Zemiug". In: R.-j.v., Dejstvija flota. Dokumenty. IV. 3.2. 189- 195. Losev, lejtenant: Zapiska artillerijskago oficera krejsera „Avrora". In: R.-j.v., Dejstvija flota. Dokumenty. IV. 3.2. 127- 137. Maneskij, podpolkovnik: Pokazanie Ober-Auditora Itaba Komandujuäcago Ill-m bronenosnym otrjadom Podpolkovnika Maneskago. In: R.-j.v., Dejstvija flota. Dokumenty. IV. 3.4. 174- 198. Minutes of a meeting of the Senior Naval Officers . . . , Protokolle und Telegramme der Befehlshaberkonferenzen vor Taku 1900. In: Admiralstab, Wirren. Mordovin (Porfirij), polkovnik: Krejser 1 ranga „Dmitrij Donskoj". Pokazanie StarSago Mechanika krejsera K.I.M. flota Polkovnika Mordovina. In: R.-j.v., Dejstvija flota. Dokumenty. IV. 3.4. 436-437. Nebogatov, Kontr-Admiral N.: Pokazanie byvSago Kontr-Admirala Nebogatova KomandovavSago Ill-m bronenosnym otrjadom 2-j Tichookeanskoj eskadry. In: R.-j.v., Dejstvija flota. Dokumenty. IV. 3.4. 4 3 - 6 1 . Nikolaus II.: Das Tagebuch des letzten Zaren von 1890 bis zum Fall. Berlin 1923. Orlov 1, lejtenant: Krejser 1 ranga „Vladimir Monomach". Pokazanie StarSago Sturmanskago Oficera Lejtenanta Orlova 1-go. In: R.-j.v., Dejstvija flota. Dokumenty. IV. 3.4. 407 - 4 0 9 . Öst.-ung. Detachement Peking: Telegramme 1900 - KA, MA.

358

Anhang

Öst.-ung. Eskader-Kmdo. Ostasien: Bericht 15. X. 1900 - KA, RKM/MS. Öst.-ung. Mar.-Attaché Tokio: Berichte 1905 - KA, RKM/MS. Öst.-ung. Mil.-Attache St. Petersburg: Berichte und Tel. 1904 und 1905 - KA, RKM/MS. Ozerov, kapitan 1 ranga: Éskadrennyj bronenosec „Sisoj Velikij". Pokazanie Komandira bronenosca Kapitana 1 ranga Ozerova. In: R.-j.v., Dejstvija flota. Dokumenty. IV. 3.4. 306-320. „Panther": Bericht 16. II. 1905 - KA, RKM/MS. Popov, kapitan 1 ranga: Krejser 1 ranga „Vladimir Monomach". Pokazanie Komandira Kapitana 1 ranga Popova. In: R.-j.v., Dejstvija flota. Dokumenty. IV. 3.4. 402-405. Potemkin, micman: Kopija donesenija Micmana Potemkina o boe 14-go Maja 1905 g. éskadrennago minonosca „Gromkij" s neprijatel'skimi minonoscami. In: R.-j.v., Dejstvija flota. Dokumenty. IV. 3.3. 385-395. Pustau: Bericht 8. X. 1904 - BA, MA, RM. Rozestvenskij, general-ad"jutant, vice-admiral: Kopija raporta General-Ad"jutanta Rozestvenskago. Ijul' 1905 g., Sasebo. Morskomu Ministru. In: R.-j.v., Dejstvija flota. Dokumenty. IV. 3.3. 597-616. Rozestvenskij, general-ad"jutant, vice-admiral: Kopija raporta General-Ad"jutanta Vice-Admirala Rozestvenskago na imja Morskogo Ministra, ot 7 Marta 1906 g. In: R.-j.v., Dejstvija flota. Dokumenty. IV. 3.3. 617-632. Rozestvenskij, otstavnoj vice-admiral Zinovij Petrovic: Pokazanie byvsago Komandujuscago 2-ju Tichookeanskoju éskadroj Vice-Admirala v otstavke R.-j.-v., Dejstvija flota. Dokumenty. IV. 3.4. 9 - 4 2 . Rozestvenskij, Z. P.: K biografii admiralov - Pis'ma Z. P. Rozestvenskago k O. N. Rozestvenskoj. In: More 1911. 2 3 - 6 0 . Russko-japonskaja vojna 1904- 1905 gg. Dejstvija flota. Dokumenty. Otdel IV. 2-ja Tichookeanskaja éskadra. Kniga tret'ja. Boj 1 4 - 15 Maja 1905 goda. Vypusk 2) Donesenija i opisanija ucastnikov boja. S.-Peterburg 1907. Vypusk 3) Donesenija i opisanija ucastnikov boja. S.-Peterburg 1907. Vypusk 4) Pokazanija v Sledstvennoj Komissii. S.-Peterburg 1914. Sablin 1, lejtenant: Kopija donesenija Starsago Minnago Oficera éskadrennago bronenosca „Osljabja" Lejtenanta Sablina 1-go. In: R.-j.v., Dejstvija flota. Dokumenty. IV. 3.2. 297-304. V

SamSev, lejtenant: Eskadrennyj bronenosec „Orel". Pokazanie Starsago Artillerijskago Oficera Lejtenanta Samseva. In: R.-j.v., Dejstvija flota. Dokumenty. IV. 3.4. 265-273. Sedov, Ivan: Eskadrennyj bronenosec „Navarin". Pokazanie signal'Scika Ivana Sedova. In: R.-j.v., Dejstvija flota. Dokumenty. IV. 3.4. 241 f. Seebataillon, I.: Briefe - BA, MA, RM. Semenov, kapitan 2 ranga: Pokazanie Zavedyvajuscago voenno-morskim otdelom staba KomandujuScago éskadroj Kapitana 2 ranga Semenova. In: R.-j.v., Dejstvija flota. Dokumenty. IV. 3.4. 8 5 - 105. Skvorcov (Nikolaj), porucik: Krejser 1 ranga „Dmitrij Donskoj". Pokazanie MladSago Mechanika krejsera K.I.M. flota Porucika Skvorcova. In: R.-j.v., Dejstvija flota. Dokumenty. IV. 3.4. 437-440. Soncov, lejtenant: Kopija donesenija ob ucastii krejsera 1-go ranga „Svetlana" v bojach 14-go i 15go Maja 1905 goda Lejtenanta Soncova. In: R.-j.v., Dejstvija flota. Dokumenty. IV. 3.2. 309-318.

Quellen- und Literaturverzeichnis

359

Spee, Graf von: „Brief von Max", Briefbericht 2. XI. 1914 - BA, MA, RM. Svede, kapitan 2 ranga: Èskadrennyj bronenosec „Orel". Pokazanie Starsago Oficera Kapitana 2 rangaSvede. In: R.-j.v., Dejstvija flota. Dokumenty. IV. 3.4. 2 4 7 - 2 6 5 . „SveZ/ana "-Matrose: Pis'mo matrosa o Cusimskom boe s krejsera „Svetlana". In: R.-j.v., Dejstvija flota. Dokumenty. IV. 3.2. 3 1 9 - 3 2 1 . Vedernikov, kapitan 2 ranga: Èskadrennyj bronenosec „Imperator Nikolaj I". Pokazanie Starsago Oficera Kapitana 2 ranga Vedernikova. In: R.-j.v., Dejstvija flota. Dokumenty. IV. 3.4. 213-221. Zavorin, Vasilij: Pokazanie minno-masinnago konduktora Vasilija Zavorina s bronenosca „Osljabja". In: R.-j.v., Dejstvija flota. Dokumenty. IV. 3.2. 3 0 5 - 3 0 7 . „Zenta": Berichte 1900 - KA, OK/MS.

B A N D II Alboldt, Marinesekretär a. D.: Die Ursachen des Zusammenbruchs der Marine. Gutachten als Sondersachverständiger. In: Die Ursachen des Deutschen Zusammenbruchs im Jahre 1918. Berlin 1928. 10/1. 5 9 - 2 2 5 . Atamasov, I.I.: Vmeste s potemkincami. In: Najda, S.F. (Red.): Voennye morjaki v period pervoj russkoj revoljucii 1905-1907 gg. Moskva 1955. 3 5 8 - 3 8 5 . Bernhard, Hans Joachim: Unveröffentlichte Dokumente zum Aufstand in der deutschen Hochseeflotte im Sommer 1917. In: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. V. 5. 1053 - 1069. Bogacev, P . M . , (Red.): Revoljucionnoe dvizenie v cernomorskom flöte v 1905 - 1907 gg. Vospominanija i pis'ma. Moskva 1956. Cattaro 1918, Prozeßakte - KA, MA P / G . A.; P / I - XXXIII; P / 1 b; KA XV - 4/13. Aktenbestände: Standgericht, Seeflugstation Kumbor, Marinetel.-Magazin Kumbor, Seeminenkmdo. II Kumbor, Flankierbatterie Gjenovic, Flankier- und Torpedobatterie Caballa, U-Station, „Sankt Georg", „Gäa", „Kaiser Karl VI.", „Novara", „Helgoland", „Csepel", „Orjen", „Balaton", „Huszàr", „Warasdiner", „Tatra", „Dinara", „Scharfschütze", „Kronprinz Erzherzog Rudolph", „Büffel", „Kaiser Franz Joseph I.", „Monarch", „Kaiser Max", „Cyclop", „Spitalsdampfer Africa", Torpedoboote, U-Boote. Deutscher Mar.-Attaché London: Berichte April bis Juni 1914 - BA, MA, RM. Deutscher Mar.-Attaché St. Petersburg: Berichte 1904 und 1905 - BA, MA, RM. Die Ursachen des Deutschen Zusammenbruchs im Jahre 1918. Vierte Reihe aus: Das Werk des Untersuchungsausschusses der Verfassungsgebenden Deutschen Nationalversammlung und des Deutschen Reichstages 1919-1928. Berlin 1928. Bd. 4 bis 10: Der innere Zusammenbruch. Dokumente

zum Jännerstreik 1918. In: Weg und Ziel. Wien 1953.

Foretic, Dinko: Nekoliko dokumenata o pobuni mornara u Boki Kotorskoj 1918. In: Istorijski zapisi II. Titograd 1954. 364 ff. Gerasimova, Ju. I.: Bronenosec „Potemkin" v Odesse (pis'ma I. G. Korolenko k V. G. Korolenko). In: Revoljucionnoe dvizenie v cernomorskom flöte 1905-1907 gg. Vospominanija i pis'ma. Moskva 1956. 1 2 2 - 135. Heyssler, Erich: Erinnerungen, unveröffentlicht, in Privatbesitz.

360

Anhang

Kieler Woche 1914, Zeitplan - BA, MA, RM. Kohn, Richard, (Hg.): Die russische Revolution in Augenzeugenberichten. München 1977. Krizman, Bogdan: Novi dokumenti o pobuni mornara u Boki Kotorskoj 1918. In: Historijski zbornik. IX. Zagreb 1956. Lakij, E. G.: Iz vospominanij. In: Revoljucionnoe dvizenie v cernomorskom flöte 1905- 1907 gg. Vospominanija i pis'ma. Moskva 1956. 5 3 - 5 5 . Liechtenstein, Johannes Prinz von und zu: Nachlaß, unveröffentlicht, in Privatbesitz. Lukovic, Domherr Niko: Aussage Kotor, 8. IX. 1960, Prianj, 23. VII. 1962. Lycev, I. A.: Podgotovka i vosstanie na bronenosce „Potemkin". In: Najda, S.F. (Red.): Voennye morjaki v period pervoj russkoj revoljucii 1905- 1907 gg. Moskva 1955. 323-357. Nikolaus II.: Das Tagebuch des letzten Zaren von 1890 bis zum Fall. Berlin 1923. Nitka, Tom: Vzpoura nämornikö v Boce Kotorske. Erinnerungen, unveröffentlicht - AÜDKSC. Öst.-ung. Mar.-Attache Berlin: Berichte 1914- 1918 - KA, KM/MS. Öst.-ung. Mil.-Attachi St. Petersburg: Berichte und Tel. 1904 und 1905 - KA RKM/Gstb. Pankratova, A. M., Sidorov, A. L., Derenkovskij, G. M., (Red.): Sevastopol'skoe vooruzennoe vosstanie v nojabre 1905 goda. Dokumenty i materialy. Moskva 1957. Poltorackij, G. N.: 1905 g. Vooruzennoe vosstanie na bronenosce „Knjaz' Potemkin Tavriceskij". In: Revoljucionnoe dvizenie v cernomorskom flöte 1905-1907 gg. Vospominanija i pis'ma. Moskva 1956. 5 6 - 5 9 . Posser, Josef: Aussage Wien, 8. V. 1962. Revoljucija 1905 - 1907 gg. v Rossii. Dokumenty i materialy. Moskva 1955 ff. Röpiratgyüjtemeny 1918-1919 - PI. RyZij, N. P.: O podgotovke k vosstaniju na „Potemkine". In: Revoljucionnoe dviienie vcernomorskom flöte 1905 - 1907 gg. Vospominanija i pis'ma. Moskva 1956. 35 - 40. RyZij, N. P.: Potemkincy v Rumynii. In: Revoljucionnoe dvizenie vcernomorskom flöte 1905- 1907 gg. Vospominanija i pis'ma. Moskva 1956. 41 - 44. Sarkotic von Lovcen, Stephan Freiherr: Tagebuch, zum Teil veröffentlicht - AH. Skagerrakschlacht, Gefechtsberichte und Versenkungsbericht „Lützow" - BA, MA, RM. Spirakovskij, E. I.: Materialy o revoljucionnoj dejatel'nosti Potemkincev. In: Revoljucionnoe dvizenie v cernomorskom flöte 1905 - 1907 gg. Vospominanija i pis'ma. Moskva 1956. 7 - 34. Starcev, 1.1.: Moi vospominanija o vosstanii na bronenosce „Potemkin". In: Revoljucionnoe dvizenie v cernomorskom flöte 1905 - 1907 gg. Vospominanija i pis'ma. Moskva 1956. 45 - 52. Stumpf, früherer Matrose: Das Verhältnis von Offizier und Mann auf dem Kriegsschiff „Helgoland". Gutachten als Sondersachverständiger. In: Die Ursachen des Deutschen Zusammenbruchs im Jahre 1918. Berlin 1928, 10/1. 4 1 - 5 8 . Stumpf, Richard, Matrose: „Erinnerungen" aus dem deutsch-englischen Seekriege auf S. M. S. Helgoland. In: Die Ursachen des Deutschen Zusammenbruchs im Jahre 1918. Berlin 1928. 10/11. The Fighting of Jutland. The Personal Experiences of Forty-five Officers and Men of the British Fleet. Ed. Fawcett, H. W., R. N„ and Hooper, G. W. W., R. N. London (ohne Jahresangabe). Tokarev, S. P.: Vospominanija o vosstanii na bronenosce „Knjaz' Potemkin". In: Revoljucionnoe dvizenie v cernomorskom flote 1905 - 1907 gg. Vospominanija i pis'ma. Moskva 1956. 60 - 66.

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II. GEDRUCKTE QUELLEN - BERICHTE, MELDUNGEN, BRIEFE, MEMOIREN - UND AUSGEWÄHLTE DARSTELLUNGEN, AUFGESCHLÜSSELT NACH KAPITELN EINLEITUNG U N D

NACHWORT

Almanach für die k. u. k. Kriegsmarine: 1904/XXIV, 1905/XXV, 1918/XXXVIII. Pola o. J. Ansprenger, Franz: Auflösung der Kolonialreiche. München 1966. Arens, E. I.: Morskaja sila i istorija. S.-Peterburg 1912. Bacon, Sir Reginald Hugh Spencer/MacMurtrie, Francis Edwin: Modern Naval Strategy. London 1940. Bennett, Geoffrey: Naval Battles of the First World War. London 1968. Berghahn, Volker R.: Der Tirpitzplan. Genesis und Verfall einer innenpolitischen Krisenstrategie unter Wilhelm II. Düsseldorf 1971. Bidlingmaier, Gerhard, Kapitän z. See a. D.: Seegeltung in der deutschen Geschichte. Darmstadt 1967. Bredt, Alexander: Panzerkreuzer redivivus. Eine vergleichende Studie aus der Geschichte des Kriegsschiffbaus. In: Marine-Rundschau 37/Berlin 1932, 4 4 9 - 4 5 6 . Brennecke/Hader:

Panzerschiffe und Linienschiffe 1860- 1910. Herford 1976.

Breyer, Siegfried: Großkampfschiffe 1905-1970. 3 Bde. München 1979. Breyer, Siegfried: Schlachtschiffe und Schlachtkreuzer 1905 - 1970. München 1970. Clausewitz, Carl von: Vom Kriege (Berlin 1867). Leipzig 1915. CoUedge, J. J.: Ships of the Royal Navy. 2 Bde. Newton Abbot and East Orange, New Jersey, 1969-70. Colomb, P. H.: Naval Warfare. London 1899.

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Hautmann, Hans: Die Anfänge der linksradikalen Bewegung und der Kommunistischen Partei Deutsch-Österreichs 1 9 1 6 - 1919. Wien 1970. Hetés, Tibor / Dezsényi, Miklós: Flottafelkelés Bocche di Cattaroban. In: HadtOrténelmi KOzlemények. Budapest, 1-2/1958. 92 ff. Jadrartska straia. 8-godiSnjica bokokotorske pobune. Februar 1926. Nr. 2. 35. Jadranska strada. Mate Brniìevic. März 1923. Nr. 3. 29. Jadranska strafa. Narodna poòast streljanom junaku. November 1924. Nr. 11. 289. Kalpic, Andjelko: „Les marins Yougoslaves" - O pobuni mornara u Boki Kotorskoj. In: Jugoslovenski mornar 1952. Nr. 2. 40 f. Kalpié, Andjelko: O Kotorskoj pobuni. In: Pomorstvo. Rijeka 1958. Nr. 3. 69 f. Kalpió, Andjelko: Pobuna mornara u Boki Kotorskoj 1. februara 1918. In: Jugoslovenski mornar. 1. Februar 1949. Nr. 2. Krakov, Stanislav: Borba jugoslovenskih mornara za oslobodjenje. In: Almanah Jadranska straza. Beograd 1928/29. 3 ff. Krizman, Bogdan: Detektivi u Boki Kotorskoj. In: GodiSnjak. Pomorski muzej Kotor. X/1962. 339 ff. Krizman, Bogdan: Novi dokumenti o pobuni mornara u Boki Kotorskoj 1918. In: Historijski zbornik. IX. Zagreb 1956. Lukovic, Don Niko: Z n a i a j mornarske pobune 1918 godine. In: GodiSnjak. Pomorski muzej Kotor. 1/1952. 7 ff. Neck, Rudolf: Arbeiterbewegung und soziale Frage 1 8 4 8 - 1916. In: Probleme der francisko-josephinischen Zeit 1848-1916. Ed. Friedrich Engel-Janosi und Helmut Rumpier. Wien 1967. Neck, Rudolf: Österreich im Jahre 1918. Berichte und Dokumente. Wien 1968. Neri, Capitano: La Rivolta di Cattaro. Rovereto 1935. Pahor, Angelo: Piccolo di Trieste. Triest 1., 2., 3., 7., 14., 24. 2. 1934. Paulovà, Milada: Tajny vybor a spolupràce s Jihoslovany v letech 1916- 1918. Praha 1968.

378

Anhang

Perhauc, Rafael: Upor mornarjev v Boki Kotorski. Ljubljana 1976. Pichlik, Karel: Bojovali proti välce. Praha 1953. Plaschka, Richard Georg: Cattaro-Prag. Revolte und Revolution. Kriegsmarine und Heer Österreich-Ungarns im Feuer der Aufstandsbewegungen vom 1. Februar und 28. Oktober 1918. Wien 1963. Plaschka, Richard Georg / Haselsteiner, Horst / Suppan, Arnold: Innere Front. Militärassistenz, Widerstand und Umsturz in der Donaumonarchie 1918. 2 Bde. Wien 1974. Plaschka, Richard Georg: Phänomene sozialer und nationaler Krisen in der k. u. k. Marine 1918. In: Menschenführung in der Marine. Vorträge zur Militärgeschichte, Bd. 2. Herford, Bonn 1981. 50-68. Pleterski, Janko: Prva odloiitev Slovencev za Jugoslavijo. Politika na domacih tleh med vojno 1914-1918. Ljubljana 1971. Sarkotic von Lovcen, Stephan Freiherr: Tagebuch, zum Teil veröffentlicht. Scaramuzza, Antonio: Piccolo della Sera. Triest. 8., 9., 12., 13. 10. 1920. Sokol, Hans Hugo: Österreich-Ungarns Seekrieg 1914-1918. Zürich, Leipzig, Wien 1933. Stenographische Protokolle über die Sitzungen des Hauses der Abgeordneten des österreichischen Reichsrates. Wien 1918. Stulli, Bernard: Prilozi gradji o ustanku mornara u Boki Kotorskoj 1 - 3 Februara 1918. In: Arhivski vjesnik. I. Zagreb 1958. 174 ff. Stulli, Bernard: Ustanak mornara u Boki Kotorskoj. Split 1959. Swoboda, Franz: Traurige Helden des Umsturzes in der Adria. Wien o. J. Tartaglia, Ivo: Pobuna mornara u Boki Kotorskoj. In: Jadranski dnevnik. Split 1936. Nr. 114. 10 f. Um Friede, Freiheit und Recht! Der Jänneraufstand des innerösterreichischen Proletariats. Ed. Vorwärts-Verlag. Wien 1918. Velebil, Neklan: Närodni politika. Praha. 2. 2. 1924. Vesely, Jindfich: Povstäni v Boce Kotorske. Praha 1959. Vujoiieviö, Stanislav: Ustanak mornara u Boki Kotorskoj 1 . - 3 . II. 1918. godine - Biljeske jednog ucasnika. In: GodiSnjak. Pomorski muzej Kotor. 16. Kotor 1968. Winterhaider, Theodor: Die österreichisch-ungarische Kriegsmarine im Weltkriege. München 1921. Zlokoviö, Ignjatije: Bokelji u mornarskoj pobuni 1918. god. In: Godiinjak. Pomorski muzej Kotor. 11/1953. 100 ff. Zlokovic, Ignjatije: Iz mornarske pobune u Boki Kotorskoj. In: Godisnjak. Pomorski muzej Kotor. II /1953. 5 ff. Zlokoviö, Ignjatije: Pobuna mornara u Boki. In: Pomorstvo. Rijeka 1958. Nr. 3. 66 ff.

5. BILD- UND LAGESKIZZENNACHWEIS I. BILDNACHWEIS TAKU 1 Panzerkreuzer „Rossija"

Jane, Fred, T.: The Imperial Russian Navy. London 1899.261.

2 Bewaffnete Boxer

Wilhelmy, Emil: China. 549.

3 Kaiserinwitwe Tz'u-hsi mit Hofdamen

O'Connor, Richard: Der Boxeraufstand. 96/111.

4 Soldat des Mandschu-Heeres

Mabire, Jean: Blutiger Sommer in Peking. Paris 1978. 64/111.

5 Gegen die Fremden gerichtetes Boxerplakat

Connor, Boxeraufstand. 96/V.

6 Provisorische Barrikade im Gesandtschaftsbereich mit russischen Marinesoldaten 7 Sikhs übersteigen die Stadtmauer von Peking

Mabire, Sommer. 128/11.

8 Eine österreichisch-ungarische Marineeinheit im Angriff auf eine chinesische Stellung

Mabire, Sommer. 256/1.

9 Graf Waldersees Einzug in Peking

Connor, Boxeraufstand. 240/1.

Mabire, Sommer. 192/1.

10 Vor dem Tor einer chinesischen Stadt

Connor, Boxeraufstand. 96/VII.

11 Rivalität der Mächte: britische und russische Wachsoldaten auf umstrittenem Gelände des Bahnhofes Tientsin

Connor, Boxeraufstand. 240/VIII.

12 Die Hinrichtung des Attentäters En Hai

Wilhelmy, China. 672.

TSUSHIMA 1 Panzerschiff „Orel"

Westwood, J. N.: Witnesses of Tsushima. Tokyo 1970. 48/11.

2 Panzerschiff „Osljabja"

Kostenko, V. P.: Na „Orle" v Cusime. Leningrad 1968. 144.

380

Anhang

3 Matrosen des russischen Panzerschiffes „Suvorov"

Westwood, Witnesses. 224/11.

4 Matrosen des japanischen Panzerschiffes „Asahi"

Westwood, Witnesses. 224/V.

5 a Vizeadmiral Zinovij PetroviC Roiestvenskij b Admiral Graf Heihachiro Togo

Bruce, George: Seeschlachten des 20. Jahrhunderts. Oldenburg, Hamburg 1976.8. Bruce, Seeschlachten. 8.

6 Panzerschiff „Mikasa"

Westwood, Witnesses. 160/11.

7 Das Auslaufen des II. Pazifischen Geschwaders aus Kronstadt in einer zeitgenössischen Darstellung

Bruce, Seeschlachten. 11.

8 Russische Panzerschiffe kohlend und in Überholung vor Nossi Be

Hough, Richard: The Fleet That Had to Die. London 1958.49.

9 Das II. Pazifische Geschwader passiert Singapur

Hough, The Fleet. 80.

10 Zerstörer „Bedovyj"

Westwood, Witnesses. 48/VIII.

11 Der Untergang der „Borodino" 12 „Orel" im Torpedoangriff Nacht

während

Bruce, Seeschlachten. 17. der Hough, The Fleet. 97.

CORONEL UND FALKLAND 1 Panzerkreuzer „Scharnhorst" 1913 zu Besuch in Hongkong

Bennett, Geoffrey: Die Seeschlachten von Coronel und Falkland. München 1980. 48/1.

2 a Vizeadmiral Maximilian Reichsgraf von Spee b Konteradmiral Sir Christopher Cradock

Bennett, Coronel. 48/1.

3 Panzerkreuzer „Good Hope"

Bennett, Geoffrey: Naval Battles of the First World War. London 1968. 88/11.

4 Vizeadmiral Graf Spee wird nach seinem Sieg bei Coronel in Valparaiso gefeiert. Von links nach rechts: Vizeadmiral Graf Spee, der deutsche Gesandte in Chile von Erckert, ein chilenischer Komplimentieroffizier, Oberleutnant z. See Schliep, Adjutant des Grafen Spee

Bennett, Coronel. 112/IV.

5 S.M.S. „Scharnhorst" auf der Reede von Valparaiso bei Proviantübernahme

Pochhammer, Hans: Graf Spees letzte Fahrt. Leipzig 1924. 64/11.

6 S.M.S. „Dresden" auf der Reede von Valparaiso

Bennett, Coronel. 192/IV.

7 Schlachtkreuzer „Invincible"

Bennett, Coronel. 112/1.

Bennett, Battles. 28/11.

381

Bild- und Lageskizzennachweis 8 Schwimmende Besatzungsmitglieder der „Gneisenau" vor dem Schlachtkreuzer „Inflexible"

Bruce, Seeschlachten. 57.

„POTEMKIN" Die Richelieutreppe in Odessa, 1905 1 Panzerschiff „Potemkin" vor Anker in Konstanza 2 Offiziere und Maate der „Potemkin". In der Mitte der Kommandant, Kapitän 1. Ranges Golikov, rechts von ihm der Erste Offizier, Kapitän 2. Ranges Giljarovskij, am rechten Flügel der Schiffsgeistliche, Vater Parmen 3 Der Aufstand an Deck

Hough, Richard: Die Meuterei auf Panzerkreuzer „Potemkin". 32/1. Hough, Meuterei. 16/11. Hough, Meuterei. 16/1.

Najda, S. F. (Red): Voennye morjaki v period pervoj russkoj revoljucii, 1 9 0 5 - 1907 gg. Moskva 1955. 29.

4 Demonstration in Odessa am 28. Juni 1905

Hough, Meuterei. 144/11.

5 a Matrose Grigorij N. Vakuleniuk b Torpedoquartiermeister Afanasij N. MatjuSenko

Najda, Voennye morjaki. 33. Najda, Voennye morjaki. 35.

6 Begegnung der „Potemkin" mit dem Panzerschiffgeschwader vor Odessa

Najda, Voennye morjaki. 57.

7 Kosaken beim Biwak vor der Kathedrale von Odessa

Hough, Meuterei. 32/11.

8 Panzerschiff „Tri Svjatitelja"

Jane, The Imperial Russian Navy. 280.

WILHELMSHAVEN 1 Die britische „Grand Fleet" im Aufmarsch

Hough, Richard: Dreadnought. London 1965. 138.

2 Einheiten der deutschen Hochseeflotte

Bruce, Seeschlachten. 66.

3 Schlachtschiff „Friedrich der Große" als Begleitung der „Hohenzollern" 1913 in Norwegen

Preston, Antony: Großkampfschiffe des Ersten

4 Schlachtschiff „King George V"

Hase, Georg von: Die zwei weißen Völker. Leipzig 1920. 32.

5 a Vizeadmiral Reinhard Scheer b Admiral Sir John Jellicoe

Bruce, Seeschlachten. 64. Bruce, Seeschlachten. 64.

6 a Vizeadmiral Sir David Beatty b Vizeadmiral Franz Ritter von Hipper

Bruce, Seeschlachten. 30. Bennett, Geoffrey: The Battle of Jutland. London 1964. 48/1.

Weltkrieges. 57.

382

Anhang

7 Schlachtkreuzer „Queen Mary"

Bruce, Seeschlachten. 71.

8 H.M.S. „Queen Mary" explodiert in der Skagerrakschlacht

Bennett, Battles. 184/1.

9 Schlachtkreuzer „Derfflinger" 1918 beim Einlaufen in Scapa Flow

Preston, Großkampfschiffe. 82.

10 S.M.S. „Derfflinger" 1917 in der Jademündung

Preston, Großkampfschiffe. 84.

11 Schlachtschiff „Prinzregent Luitpold"

Bruce, Seeschlachten. 80

12 Bug und Heck des Schlachtkreuzers „Invincible" 30 Minuten nach dem Untergang des Schiffes

Bennett, Battles. 184/1. Bruce, Seeschlachten. 79.

CATTARO 1 Steilwände der Bocche di Cattaro

Plaschka, Richard Georg: Graz, Köln 1963. 32.

2 Befestigungsanlagen in den Bocche: ein Artilleriebeobachtungsstand

Plaschka, Cattaro. 32.

3 Postenquantum

Plaschka, Cattaro. 76.

4 Kohlemachen

Plaschka, Cattaro. 76.

5 Panzerkreuzer „Sankt Georg"

Plaschka, Cattaro. 96.

6 Kleiner Kreuzer „Novara"

Plaschka, Cattaro. 128.

7 Zerstörer „Scharfschütze"

Plaschka, Cattaro. 144.

8 Zerstörer „Tatra"

Plaschka, Cattaro. 144.

9 Minenübernahme auf einem Torpedoboot. Im Hintergrund S.M.S. „Sankt Georg"

Plaschka, Cattaro. 68.

10 a Titular-Bootsmann Artillerieinstruktor Franz Rasch b Matrose 1. Klasse Mitrailleusenvormeister Jerko Sizgoric

Plaschka, Cattaro. 80.

11 Konteradmiral Alexander Hansa im Gespräch mit Linienschiffsleutnant Demeter Konyovits, Kommandant der Seeflugstation Kumbor

Plaschka, Cattaro. 80.

12 Fregattenkapitän Johannes Prinz von und zu Liechtenstein

Plaschka, Cattaro. 132.

Plaschka, Cattaro. 112.

Cattaro-Prag.

Bild- und Lageskizzennachweis

383

II. L A G E S K I Z Z E N N A C H W E I S Band I: S. 43: Der Dreadnoughtbestand mächte

der

Groß-

Potter, Elmar B. / Nimitz, ehester W., Flottenadmiral. Hg. der deutschen Fassung Rohwer, Jürgen: Seemacht. München 1974. 322.

S. 44: Dislokation der aktiven Flotten Herbst/ Ende 1904

Potter, Seemacht. 323.

S. 45: Dislokation der aktiven Flotten Ende 1912

Potter, Seemacht. 329.

S. 95: Der Angriff auf die Taku-Forts

Potter, Seemacht. 317.

S. 185: Die Fahrt des II. und III. Pazifischen Geschwaders

Potter, Seemacht. 269.

S. 259: Die Schlacht bei Tsushima

Potter, Seemacht. 272.

S. 312: Die Schlacht bei Coronel

Potter, Seemacht. 352.

S. 327: Die Schlacht bei den Falkland-Inseln

Potter, Seemacht. 353.

Band II: S. 111: Die Phasen der Skagerrakschlacht

Potter, Seemacht. 388.

S. 114: Das Schlachtkreuzergefecht der Skagerrakschlacht

Potter, Seemacht. 386.

S. 123: Der Flottenkampf in der Skagerrakschlacht

Potter, Seemacht. 391.

S. 353: Kriegshafen Cattaro. Schiffspositionen am 1. 2. 1918.

Plaschka, Richard G.: Cattaro - Prag. Graz, Köln 1963. 160.

In den Skizzen wurden Korrekturen, z. B. im Hinblick auf Daten und Uhrzeiten, vorgenommen.

6. PERSONENREGISTER Ackermann, Rudolf, Korvettenkapitän 11/208, 209,216, 240, 255,257 Adam, Ernst, Maschinenmaat 11/200 d'Addosio, Priester 1/118 Adler, Dr. Friedrich 11/287 Adler, Dr. Viktor 11/156,251,252 Akiyama, Fregattenkapitän 1/275 Alberti, Gaston Conte degli, Linienschiffsleutnant 11/184 Alboldt, Marinesekretär 11/134, 137, 140 Aleksandr Michailovic, Großfürst 1/165 Aleksandra Feodorovna, Zarin von Rußland 1/145, 148 Aleksandrovskij, I. F. 1/34 Alekseev, Admiral 1/111, 166, 168,222 Alekseev, Leutnant 11/61,71,88 Aleksej, Großfürst, Thronfolger 1/145, 167 Aleksej Aleksandrovic, Großfürst, Generaladmiral 1/146, 152, 165,279,280 Alexander-Sinclair, Kommodore 11/108 Altheim, Richard, Bootsmannsmaat 11/193, 247 Anastasij, Schiffsgeistlicher 1/176 d'Anthouard, Baron 1/132 Apolonio, Francesco, Heizer 1. Kl. 11/238 Aras, §ime, Deckquartiermeister 11/206 Aronson, Rechtsanwalt 1/282 Avelan, Vizeadmiral und Marineminister 1/146, 165;11/41, 70 Bajzelj, Franz, Matrose 1. Kl. 11/197, 218, 254, 271,272,273 Banov, Kapitän 1. Ranges 11/84 Baranov, Kapitän 2. Ranges 1/285 Baranovskij, Kapitän 2. Ranges II/42, 43 Barrow, Generalmajor 1/133 Battisteila, Giovanni, Matrose 1. Kl. 11/272 Bauer, Wilhelm 1/34 Beatty, Sir David, Vizeadmiral 11/101, 108, 110, 111, 112, 113, 114, 116, 117, 118, 119, 120, 121, 127, 132,283

Beaumont, Sir Lewis, Admiral 1/210 Bebel, August 1/142 Becker, Hanns, Fregattenleutnant 11/203 Beckers, Johann (Hans), Oberheizer U/103, 141» 145, 146, 147, 149, 150, 151, 152, 153 Begic, Nikola, Oberheizer 11/202 Bellic, Hauptmann 11/215 Bel'skij, A. P., Oberstleutnant 11/18 Bendemann, Vizeadmiral 1/47, 88, 89, 90, 92, 96, 110, 112 Benedek, Georg, Matrose 3. Kl. II/162 Bennett, Geoffrey 11/131 Beram, Vicko, Deckmarsgast 11/167 Berger, Rudolf, Maschinenwärter 11/160 Berle, Johann, Bootsmannsmaat 11/193, 212, 214 Bernobich, Antonio, Heizer 3. Kl. 11/175 Bersenev, Oberst 1/257 Berti, Renato, Matrose 3. Kl. 11/271, 272 Bieber, Obermatrose 11/152 Bilek, Johann, Ing., Oberst 11/212 Binder, Robert, Küchenmaat 11/163 Birilev, Vizeadmiral 1/210,247 Bismarck, Beamter der Zollverwaltung 1/85 Bittner, Johann, Steuerquartiermeister 11/204 Bjelic, Nikola, Matrose 1. Kl. 11/172 Bobjanskij, General a. D., Rechtsanwalt 1/282, 284 Boediker, Konteradmiral 11/107 Bonnettä, Georg, Korvettenleutnant 11/260 Borges, Custödio Miguel de, Generalgouverneur 1/183 Bortolazzi, Amato, Matrose 3. Kl., Hornist 11/254 Böse, Ludwig, Oberstabsgeschützmeister H/204, 227 Bosnyakh von Felsöpatakh, Ivan, Seekadett 11/186 Böttner Edler von Karstboden, Karl, Oberst 11/208, 209, 210,216,255, 257 Bräuner, Oberheizer 11/152

386 BrniÈevic, Mate, Matrose 1. Kl. 11/271, 272, 273, 274,275 Brock, Konteradmiral (Rear-Admiral) 11/108 Broz, Anton, Matrose 1. Kl. 11/159 Bruce, James, Konteradmiral (Rear-Admiral) 1/47, 90, 92, 108 Brzezovskij, Anatolij Petrovic (s. auch Kirill) 11/58,65,79,81 Bubnov, Mifiman 1/175 Budberg, Baron, Generalmajor 11/10 Budil, Väclav, Matrose 1. Kl. 11/229 Budisavljevic von Priedor, Velimir, Linienschiffsleutnant 11/172, 181,240,245 Buljanovic, Ante, Matrose 2. Kl., Koch 11/162 t a g i n , Kapitän 2. Ranges 1/277 Calmus, Matrose 11/142 Candiani d'Oliva, Konteradmiral 1/124 ¿ a p , Karl, Fregattenleutnant II/192 Capek, Johann, Elektromaat 11/216 Carol, König von Rumänien 11/89 Casa, Anton, Linienschiffskapitän 11/172, 178 Casella, G „ Fregattenkapitän 1/47, 92 Castex, Konteradmiral 1/306, 307, 315 èavlov, Baldasar, Marsgast 11/201 Cereteli, Fürst, Micman, Flaggleutnant 1/204, 257 Cerri, Karl, Linienschiffsleutnant 11/260 Chaffee, General 1/133, 140 Chatfield, Captain 11/115,118 Chicco-Paroi, Giovanni, Oberheizer 11/243 Ch'ing, Prinz 1/67, 100 Ch'un, Prinz 1/142 Churchill, Sir Winston 1/313; 11/131, 132, 133 Clappier de Colongue, Kapitän 1. Ranges 1/160,214,232,285,291,292 Clodt von Jürgensburg, Leutnant 11/48, 55 Coerper, von, Admiral 11/93 Coles, Cowper P „ Captain 1/27 Colloredo-Mannsfeld, Hieronymus Graf, als Linienschiffsleutnant österr.-ung. Mar.-Attaché in Japan, als Korvettenkapitän und Fregattenkapitän in Deutschland 1/190;11/92 Colovic, Teodor, Stabsbootsmann 11/266 Conger, Edwin H., Gesandter 1/72 Corbett, J u l i a n s . 1/23 Corich, Carlo, Proviantmeister 11/253 Courrejolles, Konteradmiral 1/47, 75, 76, 88, 90,92, 110

Anhang Cradock, Sir Christopher, Konteradmiral (RearAdmiral) 1/311,313,314,315 Csernus, Stefan, Fliegermaat 11/248 Cuchnin, Vizeadmiral 1/159; 11/13, 14, 15, 36, 37, 39, 43, 70, 76, 79, 82, 83 Cuniberti, Vittorio 1/38 Czernin von und zu Chudenitz, Ottokar, Graf 11/170,218 Dal-Min, Franz, Matrose 3. Kl. 11/218, 255 Davis, Admiral 1/210 Denisenko, Maschinenquartiermeister 11/46 Del'saP, Oberst 11/24,25 Deutsch, Leutnant 11/256 Dewa, Konteradmiral 1/110,280 Dide, Maurice 11/285 Dietrich Edler von Sachsenfels, Richard, Linienschiffsleutnant 11/176, 183 Dikâcz, Istvân, Matrose 4. Kl. 11/228 Dix, C. C „ Leutnant 1/118, 134, 136, 137 D'jackov, Dr., Arzt 11/23 Dobring, Dr., Kriegsgerichtsrat 11/150, 151 Dobrovol'skij, Kapitän 1. Ranges 1/93, 158 Dokoupil, Torpedomeister 11/204,224 Dolezal, Oskar, Korvettenkapitän 11/266 Domjo, Michael, Matrose 2. Kl. 11/216 Doré, Abbé, Priester 1/85 Dostoevskij, Fedor Michailovic 11/285 Dovich, Alfred, Maschinenbetriebsleiter 1. Kl. 11/176 Drabanski, Viktor, Matrose 3. Kl. 11/244 Draskovich de Trakostyan, Georg Graf, Fregattenleutnant 11/204 Dubasov, Vizeadmiral 1/210 Dudinszky, Jânos, Fliegerquartiermeister 11/248 Dujmich, Bruno, Linienschiffsleutnant 11/210, 211,218

Dulibic, Dr. Anton, Abgeordneter 11/277 Dvorâk, Josef, Matrose 1. Kl. 11/230,231 Dworacek, Alois, Matrose 3. Kl. 11/160 Dzeveckij, S. K. 1/34 Ecseri, Franz, Matrose 3. Kl. 11/165 Ehrenhöfer, Eugen, Major 11/270, 274, 275 Engalycev, Fürst, Oberst 11/10 En Hai, Unteroffizier der Mandschu-Truppe 1/98, 101, 102 Enquist, Konteradmiral 1/145, 170, 177, 189,

Personenregister 198,209, 231, 246, 255, 269, 271, 291, 292 Erckert, von, Gesandter 1/318 Ericsson, John 1/25,26, 27 Erskine, Lord 11/94 Evan-Thomas, Hugh, Konteradmiral (RearAdmiral) 11/108, 110, 111, 112, 117, 120, 121,283

Farkas, Karl, E. F., Stabsmaschinenwärter 11/175, 197,268 Favier, Bischof, Apostolischer Vikar 1/69 Fel'dman, Konstantin Isidorovic, Student 11/46, 65, 67, 68, 71, 72, 73, 80, 81., 87 Felkel, Karl, Steuermannsmaat 11/203 Ferro, Archibald Ritter von, Linienschiffsleutnant 11/260 Ferro, Paul Ritter von, Linienschiffsleutnant 11/163 Fersen, Baron, Kapitän 2. Ranges 1/274,278 Fiala Ritter von Fernbrugg, Otto, Linienschiffsleutnant 11/236 Fielitz, Kapitän zur See 1/320, 321 Filippovskij, Oberst, Geschwader-Navigationsoffizier 1/160,265,285 Fischer, Oberheizer 11/152 Fisher, J. A., Lord, Erster Seelord 1/38,40, 323 Fleming, Peter 1/80,118, 133, 137 Florio, Richard, Linienschiffskapitän 11/171, 227, 228, 229 Fölkersam, Baron, Konteradmiral 1/145, 170, 177, 178, 188, 189, 192, 196, 198, 209, 229, 240, 246, 248, 260 Foltin, Julius, Maschinenmaat 11/216 Förster, Rudolf von, Korvettenkapitän 11/177 Fournier, Admiral 1/181,209 Franz Ferdinand, Erzherzog 1/302 Franz Joseph, Kaiser von Österreich, König von Ungarn 1/141, 164 Fredericksz, Graf 1/146 Frei, Bruno 11/231 Freißler, Heinrich, Bootsmannsmaat 11/197 Frey, General 1/49, 65, 66, 133, 135 Fritz, Dr. Wilhelm, Linienschiffsarzt 11/246 Frost, Holloway H. 11/283 Fucich, Josef, Oberstabsbootsmann 11/176 Fulton, Robert 1/25 Fürst, Leopold, Oberleutnant 11/270

387 Galster, Vizeadmiral a. D. 11/123, 131 Gapon, Georgij, Schiffsgeistlicher 11/21, 22 Garrigues, Abbé, Priester 1/85 Garzarolli Edler von Thurnlackh, Albert, Fregattenleutnant 11/203 Gaselee, General 1/116 Gembalczyk, Rudolf, Waffenmeister 11/171 George V, König von England 11/96 Gerim, Ferdinand, Maschinenwärter U/218 Geyer, Oskar, Matrose U/233 Giljarovskij, Kapitän 2. Ranges U/51, 52, 53 Giraldi, Antonio, Heizer 1. Kl. U/160 Gjurgjevic, Dr. Vojislav, Oberleutnant-Auditor U/270, 272 Göckler, Max, Matrose 4. Kl. II/254 Golenko, Dr., Assistenzarzt 11/51, 71 Golikov, Kapitän 1. Ranges 11/51, 52, 54, 55, 68 Gölles, Gottfried, Matrose 1. Kl. U/268 Goodenough, William E., Captain, Kommodore U/91, 92, 96, 101, 108, 119, 121, 126 GorchFock 11/106 Goria, Peter, Oberstabstorpedomeister II/175, 271 Goschen, Sir Edward, Botschafter 11/93, 95 Grabar, Anton, Matrose 2. Kl. 11/177, 178, 270, 271, 273, 274, 275 Grabowiecki, Anton, Fliegerquartiermeister U/248, 267, 276 Green, John, Captain II/113 Grigor'ev, Kapitän 1. Ranges 1/281, 285 Grigor'kov, Leutnant 11/79 Griewank, Dr. Karl, Univ.-Prof. U/284 Gröller, Alexander Ritter von, Korvettenkapitän U/160 Guseck Edler von Glankirchen, Oskar, Ing., Feldzeugmeister U/207, 210, 270, 274 Gusev II/62 Guttenberger, Stefan, Bootsmann II/268 Gwiggner, Alfons, Fregattenleutnant II/236, 240 Gylek, Rudolf, Linienschiffsleutnant U/171, 181,245,261 Haidacher, Josef, Maschinenmaat II/224 Halavanja, Nikolaus, Linienschiffsleutnant 11/179 Hampu, Wasilij, Matrose 1. Kl. II/272 Hansa, Alexander, Konteradmiral II/192, 193,

388 196,210, 211,212,214, 271 Hartmann Ritter von Wartenschild, Gaston, Linienschiffsleutnant 11/172, 180,181,182,245, 264 Hase, von, Kapitänleutnant 11/94 Haslinger, Walter, Maschinenquartiermeister

11/188 Hatori, Fregattenkapitän 1/95 Haun, Fregattenkapitän 1/320 Heinrich, Oswald von, Linienschiffsleutnant 11/190, 192, 219 Heinrich, Prinz von Preußen 1/297; 11/93, 97 Heinz, Wilhelm, Elektromaat 11/217, 231, 232, 248 Helldoppier, Julius, Maschinenmaat 11/237 Henry, Paul, Leutnant 1/119 Hermann, Norbert Edler von, Linienschiffsleutnant 11/206 Herre, Redakteur 11/143 Herrmann, Hugo, Seekadett 11/184 Heuß, Alfred 1/11 Heyssler, Erich, Linienschiffskapitän 11/183, 184, 185, 187, 198, 199, 241, 255, 256, 257, 260, 261, 264, 269, 278 Hillier, Sir Walter 1/129, 130 Hiltebrandt, J., Vizeadmiral 1/47, 88, 90, 91, 92, 96, 111, 286 Hintze, Paul, Korvettenkapitän, deutscher Marineattaché in Rußland 1/152, 154, 160, 161, 162, 178, 212, 238; 11/13, 38, 39, 41, 70 Hipper, Franz Ritter von, Vizeadmiral 11/101, 107, 111, 112, 113, 114, 116, 117, 119, 120, 124, 125, 128, 131 Hirst, Lloyd 1/326, 331 Hobson, John A., General 1/13, 123 Hoepfner, von, Generalmajor 1/127 H o f f m a n n , Ing., Ing.-Offizier 11/147 Hohenlohe-Schillingsfürst, Gottfried Prinz zu, Hauptmann, österr.-ung. Militärattache in Rußland 1/150, 164, 167, 178, 211, 212, 238, 239, 279; 11/10, 11, 20, 26, 28, 29, 30, 31, 33, 70,71,90 Hollmann, Admiral 1/178 Homayr, Albert, Korvettenkapitän 11/227 Hood, Konteradmiral (Rear-Admiral) 11/121, 123, 124 Horák, Frantisek, Oberheizer 11/221 Horn, Friedrich, Linienschiffsleutnant 11/164, 177

Anhang Horthy de Nagybänya, Nikolaus, Linienschiffskapitän 11/236 Hough, Richard 11/132 Hrdy, Dr. Josef, Oberleutnant-Auditor 11/226 Hsien-feng, Kaiser von China 1/63 Huber Edler von Scheibenhain, Leopold, Fregattenkapitän 11/173 Hudecek, Zflenko, Linienschiffsleutnant 11/248 Humbert, König von Italien 1/121, 125 Ignacius, Kapitän 1. Ranges 1/251, 252 Illuscig r e d e Jeusceg, Johann, Oberst 11/209, 210, 211,215,216, 255,256 Ingenohl, von, Admiral 11/94, 95 Jakovlev, Rechtsanwalt 1/282 Janaiek, Ladislav, Matrose 1. Kl. 11/164, 250 Jedina, Hermann Ritter von, Linienschiffsleutnant 11/191, 192, 204, 219, 242 Jellicoe, Sir John, 1900 Captain und Flaggkapitän, im Ersten Weltkrieg Admiral und Flottenbefehlshaber 1/78; 11/107, 109, 119, 121, 125, 126, 127, 128, 130, 131, 132, 283 Jeräbek, Mathias, Musikmeister 11/176, 268 Jerat, Petar, Matrose 1. Kl. 11/259 Jerram, Sir Thomas, Vizeadmiral 1/300, 301, 307 Jezek, Josip, Matrose 4. Kl. II/216 Jonquieres, Konteradmiral 1/236, 240, 246 Jung, Kapitän 1. Ranges 1/203, 223, 242 Jung Lu, General, Chef des Kriegsamtes, Oberbefehlshaber 1/64, 67, 69, 106, 117, 119, 120 Kachanov, General der Kavallerie 11/63, 74, 75, 82 Kaliczynski, Adam, Steuermatrose 11/164 Kamenik, Johann, Matrose 2. Kl. 11/163 Kamimura, Vizeadmiral 1/255, 280 Kandic, Mate, Matrose 1. Kl. 11/259 Kangrga, Peter, Stabsbootsmann 11/236 Kapp, Dr. Josef, Linienschiffsarzt 11/201 Karl Stephan, Erzherzog, Admiral 11/276 Kärolyi de Nagy-Käroly, Michael Graf 11/251, 252 Karpov, Fähnrich 1/276 Kataoka, Vizeadmiral 1/280 Kastelanic, Jure, Matrose 1. Kl. 11/249 Kastner, Otto, Linienschiffsleutnant 11/185, 236

389

Personenregister Kaznakov, Admiral 1/178, 181,210 Kempff, Konteradmiral 1/76, 90, 116 Ketteier, Freiherr von, Gesandter 1/73, 77, 100, 101, 142 Kirac, Mathias, Fliegerquartiermeister 11/248 Kirchhoff, Kapitän zur See, Kommodore 1/109 Kirill, Großfürst 11/31 Kirill (s. auch Brzezovskij) 11/58, 65, 79, 81 Klado, Kapitän 2. Ranges 1/184, 205, 223, 249 Klein, Egon, Linienschiffskapitän 11/263 Kluge, Viktor, Hauptmann 11/270, 274 Knezevic, Krstofor, Marsgast 11/166 Kobal, Dr. Rudolf, Marinestabsarzt II/176 Köbis, Albin, Heizer 11/141, 142, 147, 148, 150, 151, 152, 153 Koch, Seesoldat 1/85, 86 Koester, von, Großadmiral 11/96 Kollar, Ferdinand, Deckmatrose 11/272 Kollaf, Josef, Linienschiffsleutnant 1/73, 86 Kolomejcev, Kapitän 2. Ranges 1/264, 266 Konecny, Hauptmann 11/206 Kopecky, Jaroslav, Matrose 1. Kl. 11/223 Korolenko 11/62 KoroSec, Dr. Anton, Abgeordneter 11/159, 173, 277 Kosinskij, Baron, Leutnant, Flaggleutnant 1/229 Kosta, Franz, Küchenmaat 11/168 Kostenko, V. P., Schiffsbauingenieur 1/148, 155, 191, 194, 214, 274 Kottowitz Edler von Kortschak, Linienschiffsleutnant 1/47, 92 Kovac, Mate, Küchenmatrose 11/162 Kravcenko, Dr., Schiffsarzt, als Autor auch Krawtschenko 1/158, 199, 204, 207, 209, 213, 238 Kreibich, Rudolf, Musikmeister 11/178, 197 Krek, Dr. Gregor, Univ.-Prof. 11/179 Krieger, Vizeadmiral 11/76, 77, 78, 79, 82 Krivic, Stephan, Quartiermeister 11/223 Kriz, Josef, Heizer 4. Kl. 11/253, 268, 269, 271 Kropotkin, Fürst, Leutnant 11/24 Kross, Kapitän 2. Ranges, Flaggkapitän 1/273 Kuang-hsü, Kaiser von China 1/63, 98, 99 Kühne, Kapitänleutnant 1/103 Kulik, Vasilij Pavlovic, Maschinist 2. Kl. 11/46 Kuropatkin, General 1/167 KuroS, Kapitän 2. Ranges 1/274 Kurssei, Werner von, Fähnrich 1/265, 266

Kutàlik, Johann, Quartiermeister 11/258 Kvasnin-Samarin, Rechtsanwalt 1/282 Lamsdorff, Graf 1/165 Lang Edler von Waldthurm, Hans, Linienschiffsleutnant 11/204, 260 Laufberger, Johann, Korvettenkapitän 11/271 Lazarev, I. P. 11/65, 68 Lehmann, Géza, Quartiermeister 11/229, 230 Lenin, V. I. (Ul'janov) 11/288 Lenkey, Dr. Julius, Oberleutnant 11/270, 274 Leont'eva 11/31 Leont'ev, Leutnant 1/285 Lepel 1/192, 193, 213 Lepetic, Michael, Seefähnrich 11/179, 254 Levcenko, N. M., Staatsanwalt 11/57 Lichtner-Hoyer, Gustav, Fregattenleutnant 11/223, 224 Liechtenstein, Johannes Prinz von und zu, Fregattenkapitän 11/186, 187, 200, 235, 236, 237, 239 Liechtenstein, Johannes Prinz von und zu, Seekadett 11/184 Li Hung-chang, Vizekönig 1/102, 104 Lijovic, Ivan, Matrose 4. Kl. 11/165 Lindemann, Oberbürgermeister 11/96 Linevic, General 1/116, 132 Linke, Obermatrose 11/152 Li Ping-heng, Gouverneur von Shan-tung 1/117 LiSin, Kapitän 1. Ranges 1/281, 285 List, Friedrich 1/13 Livron, de, Kapitän 2. Ranges 1/288 Lloyd George, David 11/289 Loviscek, Felix, Oberheizer 11/224 Löwe, Karl, Korvettenkapitän 11/224 Lübbert, Kapitän zur See 11/98 Lüdecke, Kapitän zur See 1/320 Luksic, Nikolaus, Matrose 3. Kl. II/171, 185, 186, 199 Luppis, Johann, Fregattenkapitän 1/32 MacDonald, Lady 1/137 MacDonald, Sir Claude, Gesandter 1/77, 78, 108 Madai, von, Major 1/128 Maerker, Kapitän zur See 1/320 Mahan, Alfred Thayer, Captain, später Admiral 1/47, 289;II/282 Mahncke, Dieter 1/21

390 Mahr von Oraviczabänya, Eugen, Fregattenleutnant 11/191,272 Makarov, Leutnant 11/49 Makarov, Stepan Osipovic, Vizeadmiral 1/151 Maitzahn, Curt Freiherr von 1/287, 289 Maly, Franz, Matrose 2. Kl. 11/171 Mandic, Branko, Heizer 1. Kl. 11/179, 265 Manevskij, Oberstleutnant 1/245 Mansurov, Hauptmann 11/25 Marchesan, Stefan, Matrose 4. Kl. 11/246 Marenic, Martin, Quartiermeister 11/224 Maresch, Franz, Heizer 1. Kl. 11/272, 274 Margueritte, General 1/195 Marton, Gabor, Heizer 1. Kl. 11/240 Martov 11/90 MaruSic, Gabriel, Marsgast 11/222 Matisz, Julius, Fregattenleutnant 11/220 MatjuSenko, Afanasij Nikolaevic, Torpedoquartiermeister 11/46, 50, 53, 54, 55, 60, 61, 66, 73, 77, 78, 89 Mauwe, Konteradmiral 11/96, 149 Mayer-Waldeck, Kapitän zur See, Gouverneur 1/301 McCalla, Captain 1/82 Mechel, Ladislaus, Maschinenquartiermeister 11/162 Mecklenburg-Strelitz, Herzog von, Generalmajor n / 9 , 1 0 Medved, Josef, Waffenmeister II/246 Meniga, Josip, Fregattenleutnant 11/259 Menkes, Dr. Josef, Leutnant U/270 Meyer, Albin, Oberstabsmaschinenwärter 11/176 Michailov, Schlosser 11/25 Michelitsch, Franz, Maschinenquartiermeister 11/167 Miculich, Anton, Waffenmaat 11/167 Millinkovic, Milan Ritter von, Fregattenkapitän 11/189, 201, 202, 225 Milosevic, Alexander, Korvettenkapitän 11/184 Mitrovic, Dr., Advokat 11/270, 272, 274, 276 Mitter wallner, Roland Edler von, Linienschiffsleutnant 11/258 Mizu, Admiral 1/280 Mlnarik, Franz, Maschinenwärter 11/204 Mollini, Oberstleutnant 11/208 Montecuccoli, Raimund Graf, Seekadett 11/236, 240 Montecuccoli, Rudolf Graf, Konteradmiral

Anhang 1/122, 125 Moor, Karl, Oberleutnant 11/270 Morin, Franz, Fregattenkapitän 11/189, 201, 203 Mosolov, General 11/31 Müller, von, Admiral 11/96 Müller, von, Fregattenkapitän 1/306 Murzak, Filipp, Bootsmann 11/61 Muster, Alois, Steuerquartiermeister 11/221 Myvalt, Franz, Maschinenwärter 11/225, 259 Nachimov, Pavel Stepanovic, Vizeadmiral 1/30 Nagemine, M., Kapitän 1/47, 89, 90, 92 Nagy, Karl, Bootsmannsmaat 11/266 Napier, Konteradmiral (Rear-Admiral) 11/108 Natlacen, Eugenio, Heizer 1. Kl. 11/260 Nazimov, Rittmeister 11/26 Nebogatov, Konteradmiral 1/214, 221, 222, 223, 224, 225, 232, 235, 237, 238, 239, 243, 244, 245, 246, 248, 250, 267, 268, 269, 270, 271, 272, 273, 274, 275, 281, 282, 283, 284, 285, 290, 291, 292, 293, 294; 11/41 Negru, Kapitänleutnant 11/83, 85, 88 Nelidov, Leutnant 1/179 Neupokoev, Leutnant 11/53 Nicolas, Oberst 1/197 Nieh Shih-ch'eng, General 1/67, 77, 104 Nikiskin, Vasilij Zacharovic, Heizer 11/45, 55 Nikolaus II., Kaiser von Rußland 1/145, 147, 148, 163, 164, 167; 11/28, 40, 70, 85, 88 Nikonov, Leutnant 1/175 Nishi, Baron, Gesandter 1/84 Njegovan, Maximilian, Admiral 11/157 Novak, Dr. Andreas, Oberleutnant-Auditor 11/270 Nowotny, Theodor, Seeaspirant 11/236, 262 OljaEa, Emil, Hauptmann 11/271 Orlando, Vittorio Emanuele 11/289 Orlov, Fürst, Oberst 11/10 Osman, Pascha, Vizeadmiral 1/30 Ostojic, Mate, Oberheizer 11/175, 176 Pachor, Engelbert, Titular-Elektrowärter 11/247 Pachta Freiherr von Rayhofen, Friedrich Graf, Fregattenleutnant 11/265 Paisij, Schiffsgeistlicher 1/282 Paixhans, Henri-Joseph, General 1/29

Personenregister Pakenham, Konteradmiral (Rear-Admiral) 11/108 Palecek, Ladislav, Matrose 1. Kl. 11/178, 253 Pany, Georg, Fregattenleutnant 11/236 Paral, Peter, Steuerquartiermeister 11/254 Parmen, Schiffsgeistlicher 11/54, 72 Parsons, Charles A. 1/20, 33 Patey, Sir George E., Konteradmiral (Rear-Admiral) 1/307 Pavic, Mitrailleusenvormeister 11/228 Peter der Große 1/163, 283 Persano, Carlo Conte di, Admiral 1/28 Petrarca, Josip, Seefähnrich 11/253, 254 Petricic, Juraj, Matrose 1. Kl. 11/192 Petrov, Arbeiter 11/24 Petrov, Maschinenmeister 1/274 Pisarevskij, Konteradmiral 11/88, 89 Pittoni, Valentin, Abgeordneter 11/252 Pizzini, Johann, Korvettenleutnant 11/164 Pjerotic, Hermann, Linienschiffsleutnant 11/165 Placek, Leutnant 11/212 Pochhammer, Hans, Korvettenkapitän 1/331 Pogacnik, Josef Ritter von, Marinekommissär 11/216 Pohl, Kapitän zur See 1/93 Pokorny, Adolf Ritter von, Fregattenkapitän 11/188, 2 0 2

Polic, Marijan, Korvettenkapitän 11/189, 190, 223, 243 Pollak, Dr. Alfred, Oberleutnant-Auditor 11/270, 272, 274 Popov, A. A., Vizeadmiral 1/32 Poten, Friedrich von, Korvettenkapitän 11/165, 171, 182 Potier, Vizeadmiral 1/131 PotoSnik, Adolf, Korvettenkapitän 11/190, 203 Powell, Sir, Captain, Kommodore 1/124 Preradovic, Ivan von, Linienschiffsleutnant 11/236, 238, 239 Prohaska, Erich, Linienschiffsleutnant 11/184 Protopopov, General 11/75 Racic, Ernst Edler von, Fregattenkapitän 11/247 Raeder, Erich, Vizeadmiral 1/321 Ranke, Leopold von 11/292 Rasch, Franz, Titular-Bootsmann 11/214, 216, 233, 250, 251, 254, 255, 267, 268, 269, 270,

391 271,273,274, 275 Reichpietsch, Max, Obermatrose 11/141, 142, 143, 151, 152, 153 Reissig, Ludwig Stephan von, Linienschiffsleutnant 11/159, 171 Resch, Johann, Fliegermeister 11/233, 267 Ressel, Josef 1/17, 25 Reznicenko, Evgenij Karpovic, Maschinenquartiermeister II/45, 55 Rodionov, Kapitän 1. Ranges 1/202 Rohrer, Johann, Oberstabsgeschützmeister 11/228 Rojec, Franz, Bootsmannsmaat 11/253 Rosebery 1/14 Rosenstock-Huessy, Eugen 11/284 Rost, Marinepfarrer 1/311 Rosthorn, von, Dr., Legationssekretär 1/74 Roth, Dr. Leo, Marinestabsarzt 11/245 Rozestvenskij, Zinovij Petrovic, Vizeadmiral, bis Oktober 1904 Konteradmiral 1/145, 148, 156, 158, 159, 160, 161, 162, 165, 166, 167, 168, 169, 171, 173, 174, 176, 177, 180, 183, 184, 188, 189, 192, 197, 198, 201, 205, 208, 209, 210, 211, 212, 213, 214, 215, 216, 217, 218, 219, 220, 221, 222, 224, 225, 229, 230, 232, 233, 234, 235, 237, 238, 239, 240, 241, 242, 243, 245, 246, 247, 249, 252, 254, 255, 256, 263, 265, 266, 267, 270, 275, 277, 278, 279, 281, 282, 285, 286, 287, 288, 289, 290, 291, 292, 293, 294, 295; 11/279 Rumenovic von Jezeräne, Stephan, Seeaspirant 11/186, 236 Ryzij, Nikolaj Pantelejmonovic, Torpedowart 11/14, 15, 45, 47, 51, 55 Sacharov, General, Kriegsminister 1/165, 167 Sachse, Willi (Willy), Oberheizer 11/134, 141, 142, 144, 152, 153 Sagner, Hugo, Bootsmannsmaat 11/169, 228, 229, 230, 231 Saiz, Karl, Stabsmaschinenwärter H/223 Sajm, Bootsmann 1/264 Salac, Karl, Matrose 1. Kl. 11/272 Salamun, Ferde, Matrose 1. Kl. 11/182 Salecic, Josip, Marsgast 11/220, 221 Salvini Ritter von Meeresburg-Plawen, Linienschiffsleutnant 11/207,208,231 Sarkotic von Lovcen, Stephan Freiherr, Generaloberst H/262, 276

392 Savage-Landor, A. Henry 1/136, 137, 138, 139 Scaramuzza, Antonio, Deckmatrose 1. Kl. 11/163, 165, 177 Scerbacev, Generalmajor 11/25 Schacherl, Dr. Michael, Abgeordneter 11/277 Scheer, Reinhold, Vizeadmiral 11/107, 120, 124, 125, 126, 127, 128, 130, 131, 283 Schein, Kapitän 1. Ranges 1/277 Schieder, Theodor 11/292 Schmidt, Karl, Matrose 1. Kl. 11/246 Schneider, Hans, Fliegermaat 11/267 Schneller, Johann, Quartiermeister 11/272 Schnurzer, Grazian, Reservekorporal 11/206 Schönberg, von, Kapitän zur See 1/320 Schräm, Eugen von, Linienschiffskapitän 11/168, 265 Schüber, Richard, Fregattenleutnant 11/236 Schultz, Kapitän zur See 1/320 Schulze, Ernst, Matrose 1. Kl. 11/272 Schustek, Johann, Steuermannsmaat 11/223 Schwarz, Josef, Marsgast II/205, 206 Schweyer, Gustav, Fregattenleutnant 11/177, 202, 259, 271 Secco, Johann, Oberleutnant-Auditor 11/270 Seidensacher, Karl, Vizeadmiral 11/263 Semenov, Vladimir, Kapitän 2. Ranges, als Autor auch Ssemenow 1/187, 189, 190, 195, 198, 203, 209, 232, 249, 250, 251, 257, 258, 261,265,266, 267,288 Serebrennikov, Kapitän 1. Ranges 1/223 Sesan, Anton, Seefähnrich 11/232, 233, 234, 248, 254, 255, 267, 276 Seymour, Sir Edward, Vizeadmiral 1/74, 75, 79, 80, 81, 82, 83, 86, 87, 98, 103, 105, 109, 111, 116, 129, 131 Silva Nogueira, Joäo Carlos da, Oberleutnant y zur See 1/183 Simzig, Johann, Linienschiffsleutnant 11/172, 179 Sizgoric, Jerko, Matrose 1. Kl. 11/214, 271, 273, 274, 275 Sklädal, Ignatz, Bootsmannsmaat 11/206 Skrydlov, Vizeadmiral 1/129,211 Smirnov, Dr., Schiffsoberarzt 11/50, 51, 54 Smirnov, Kapitän 1. Ranges 1/273, 281, 285 Smith, Francis 1/25, 118 Soden, Graf von, Oberleutnant 1/72, 102 Soukop, Viktor, Seekadett 11/199, 236 Spann, Othmar 11/285

Anhang Sparovec, Anton, Waffenmaat 11/223 Spaun, Admiral 1/178, 181,210 Spee, Heinrich Reichsgraf von, Leutnant zur See 1/320 Spee, Maximilian Johannes Maria Hubertus Reichsgraf von, Vizeadmiral 1/297, 298, 306, 307, 308, 309, 311, 313, 314, 315, 316, 317, 318, 321, 322, 323, 324, 325, 326, 327, 329; 11/279 Spickij, Konteradmiral 11/18 Srdarov, Nikola, Matrose 1. Kl. 11/223 Stanek, Franz, Abgeordneter 11/252 Starcev-Siäkarev, Ivan Ivanovic, Matrose 1. Kl. 11/49 Stark, Dr. Karl, Hauptmann 11/270, 274 Stasic, Anton, Marsgast 11/259 Steinhardt Edler von Radlöw, Hugo, Generalmajor 11/208, 215, 216 Steinmetz, Rudolf 11/285 Stenger, Oberstleutnant 1/178 Stenner, Linienschiffsfähnrich 1900, Korvettenkapitän 1918 11/266 Stevens 11/283 Stivi, Adolf, Oberstabsbootsmann 11/171 Stoeßl, General 1/105, 112 Stonawski, Gustav, Elektromaat 11/212, 217, 233, 248, 267, 276 Stress, Hermann, Maschinenwärter 11/221 Stuart, Generalmajor 1/133 Stumpf, Richard, Matrose 11/98, 102, 103, 129, 136, 137, 138, 139, 140, 144, 152, 153 Sturdee, Sir Dovedon, Vizeadmiral 1/323, 324, 326, 327, 328, 331 Stürgkh, Karl Graf 11/287 Su, Prinz 1/86 Sugiyama, Gesandtschaftskanzler 1/84, 142 Sung Ch'ing, General 1/67 Svede, Kapitän 2. Ranges 1/220, 224, 274, 285 Sventorzeckij, Leutnant 1/294 Symington 1/25 Szabo, Franz, Heizer 1. Kl. 11/272 Szaszkiewicz, Wladimir, Fregattenleutnant 11/202 Szekäcs, Ludwig, Matrose 3. Kl. 11/272, 273 Szenäsy, Stephan von, Seekadett 11/236 Tabor, Kasimir, Matrose 4. Kl. II/227 Tadic, Daniel, Matrose 2. Kl. 11/271 Tadin, Ljubimir, Heizer 1. Kl. 11/163

393

Personenregister Tegetthoff, Wilhelm von, Konteradmiral 1/28 Thomann Edler von Montalmar, Eduard, Fregattenkapitän 1/73, 108 Timby, Theodore R. 1/27 Tirpitz, Alfred von, Staatssekretär, Großadmiral 11/93, 96 Titov 11/89 Tocqueville, Alexis de 1/11 Togo, Vizeadmiral 1/23, 111, 254, 255, 256, 269, 270,275,280, 281,291 Tolstoj, L. N. 11/19 Tonn (Ton), Leutnant 11/54 Töth, Jänos, Matrose 2. Kl. 11/198 Treitschke, Heinrich von 11/285 Trepov, D. F., Generalmajor 11/27, 30, 63 Tresic-Pavicic, Anton, Abgeordneter 11/252 Trotha, von, Vizeadmiral 11/105, 135, 137 Trubeckoj, Fürst, Generalmajor 11/9 Tuan, Prinz 1/67, 84, 98, 100 Tung Fu-hsiang, General 1/67, 77, 84, 102 Tz'u-hsi, Kaiserin-Witwe 1/63, 99, 119 Ujdur, Simun, Matrose 1. Kl. 11/214, 267, 268, 269, 272 Ungern-Sternberg, Micman 1/274 Usedom, von, Kapitän zur See 1/81 Vachtin, Leutnant 11/55 Vacula, Karl, Quartiermeister 11/165 Vakulencuk, Grigorij Nikitic, Matrose 11/53, 61, 62, 67, 71, 72 Vascotto, Giovanni, Matrose 2. Kl. II/220 Vasil'cikov, Fürst, Generalleutnant H/9, 27 Vasil'ev, N. A., Gendarmerie-Rittmeister 11/17 Vedernikov, Kapitän 2. Ranges 1/273 Velebil, Dr. Neklan, Linienschiffsarzt H/164, 167, 230 Veselago, Konteradmiral 1/109 Vidläk, Viktor, Marsgast 11/239, 244 Vietinghoff (Fitingof). Baron, Generalmajor II/9 Vietinghoff (Fitingof). Baron, Kapitän 1. Ranges 1/203 Visbarini, Maschinenwärter 11/160 Visneveckij, Konteradmiral 11/76, 77, 82 Vitali, Niko, Heizer 1. Kl. 11/259 Vladimir, Großfürst, General II/27, 31, 70 Vladimirskij, Leutnant 1/214, 257, 260 Vnuk, Ivan, Matrose 1. Kl. 11/175

Vogak, Oberst 1/76, 79 Vohak, Generalmajor 1/281,282 Volkovickij, Micman 1/274 Voncina, Vitus von, Konteradmiral II/278 Vyrubov, Leutnant 1/191, 214, 215 Waldersee, Alfred Graf, Generalfeldmarschall 1/119, 126, 133, 134, 135, 137, 138, 139, 142 Wampel, Josef, Arbeiter II/180 Warrender, Lady 11/95, 96 Warrender, Sir George, Vizeadmiral 11/91, 92, 93, 94, 95, 96, 97 Wassich, Edgar, Linienschiffsleutnant 11/249 Weber, Willy, Obermatrose 11/141, 143, 146, 152 Wegener, Edward 1/21 Weissmann, Hauptmann 11/256 Wellisch, Georg, Linienschiffsleutnant 11/220, 221 Westcott 11/283 Weyers, von, Kapitänleutnant 11/148 Whitehead, Robert 1/32 Wilhelm II., Deutscher Kaiser 1/125, 126, 133, 218; 11/133 Wilson, General 1/133 Wilson, Thomas Woodrow 11/289 Winkler, Karl, Quartiermeister 11/198 Winterhaider, Theodor Ritter von, Linienschiffsleutnant 1/71, 108 Wirenius, Konteradmiral 1/150, 152, 219 Witte, Graf 1/166, 167; 11/24, 27 Wolff, Georg Ritter von, Korvettenkapitän II/204 Wolkenstein, Rechtsanwalt 1/282, 284 Wünschek, Alfons, Fregattenkapitän 11/188, 235 Yamada, Admiral 1/280 Yamaguchi, Generalleutnant 1/116, 132, 133 Yeh Chu-kui, Konteradmiral 1/72, 96, 97 Yüan Shih-k'ai, Gouverneur, General, ab 1912 Staatspräsident 1/64, 66, 67, 297, 298, 299 Yühsien, Gouverneur 1/114, 120 Zajic, Rudolf, Quartiermeister 11/186 Zakel, Rudolf, Elektromaat 11/185 Zamagna, Heinrich Conte, Korvettenkapitän 11/179 Zanchi, Josef, Matrose 2. Kl. 11/247, 248

394 Zanello, Mario, Matrose 3. KI. 11/165 ZauloSenov, Maschinenschüler II/46 Zipperer Ritter von Arbach, Egon, Korvettenkapitän II/174, 192, 219, 271 Zitko, Josip, Zellengast 11/246

Anhang Zudich, Luigi, Bootsmannsmaat 11/170, 171, 185 Zuzek, Viktor, Waffenquartiermeister 11/267, 274 Zwillinger, Ignaz, Maschinenmaat 11/198