202 44 21MB
German Pages 269 [272] Year 1998
Klaus Haller
Katalogkunde Eine Einführung in die Formal- und Sacherschließung 3. erweiterte Auflage
K G Säur München 1998
Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Haller, Klaus: Katalogkunde : eine Einführung in die Formal- und Sacherschließung / Klaus Haller. - 3., erw. Aufl. - München : Saur, 1998 ISBN 3-598-11364-1
©
Gedruckt auf säurefreiem Papier Printed on acid-free paper
Alle Rechte vorbehalten / All Rights Strictly Reserved K. G. Saur Verlag, München 1998 Part of Reed Elsevier Printed in the Federal Republic of Germany
Dieses Werk - oder Teile daraus darf nicht vervielfältigt, in Datenbanken gespeichert oder in irgendeiner Form - elektronisch, photomechanisch, auf Tonträger oder sonstwie - übertragen werden ohne die schriftliche Genehmigung des Verlags. Fotosatz: Bild & Satz Schiessel, Grafrath Druck/Binden: Strauss Offsetdruck, Mörlenbach ISBN 3-598-11364-1
Vorwort Die vorliegende „Einführung in die Katalogkunde" ist im wesentlichen das Ergebnis meiner Unterrichtstätigkeit an der Bayerischen Bibliotheksschule und am Fachbereich Archiv- und Bibliothekswesen der Bayerischen Beamtenfachhochschule. Natürlich sind auch viele Erfahrungen und Überlegungen aus der praktischen Berufstätigkeit in der Bayerischen Staatsbibliothek eingeflossen. Seit der 1983 in zweiter Auflage erschienenen „Katalogkunde: Formalkataloge und formale Ordnungsmethoden" hat sich durch die elektronische Datenverarbeitung die Arbeit in den Bibliotheken und insbesondere im Bereich der Katalogisierung einschneidend verändert. Einerseits ist ein gewisser Entwicklungsprozeß noch nicht abgeschlossen (Regelwerke, Datenformate, Einbindung in den allgemeinen Informations- und Kommunikationsprozeß), andererseits ist das Wissen sowohl um konventionelle als auch um elektronische Kataloge auch in „unsicheren Zeiten" nicht verzichtbar. Entsprechend versteht sich die „Einführung" als Hilfe für Unterricht, Fortbildung und Praxis in Zeiten des Umbruchs und der Entwicklung. Sie möge deshalb auch denen dienen, die nicht unmittelbar mit der Katalogisierung zu tun haben, aber Zusammenhänge erkennen wollen und Entscheidungen zu treffen haben. Kataloge und Katalogisierung sind ein bibliothekarisches Geschäft, das zwischen pragmatischem Vorgehen und wissenschaftlichem Anspruch steht. Es kommt also vor allem auf ein vernünftiges Abwägen an, weil Kataloge und Katalogisierung weder eine Wissenschaft für sich noch ein bibliothekarischer Selbstzweck sind. In einer Zeit, in der Information und Kommunikation ganz überwiegend durch die Technik der Datenverarbeitung und öffentlich zugängliche Netze organisiert, strukturiert und beeinflußt werden, ist es wichtig, geeignete Normen und Standards einzusetzen. Im Dienste einer sinnvollen Erschließung sind Kataloge traditionell Instrumente, die auf Normierung setzen, auch wenn der Begriff „Normierung" in diesem Zusammenhang erst jüngeren Datums und durch die Datenverarbeitung neu in das bibliothekarische Blickfeld geraten ist. Onlinekataloge sind den konventionellen Katalogen als Erschließungs- und Nachweisinstrumente weit überlegen; auf Regeln und Standards kann deshalb aber nicht verzichtet werden. Die Globalisierung von Information und Kommunikation wirkt sich selbstverständlich auch voll auf Kataloge und Katalogisierung aus. Aus der Sicht des einzelnen Katalogs einer Bibliothek hat sich Normierung lokal leichter verwirklichen lassen. Heute kommt es darauf an, die Katalog 5
Vorwort arbeit auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene im notwendigen Umfang zu normieren. Der Schwerpunkt der „Einführung" liegt beim Alphabetischen Katalog. Fragen der Sachkatalogisierung werden nur in dem Umfang berücksichtigt, als sie zum allgemeinen Verständnis notwendig sind. Die Lektüre kann das Studium der Regelwerke natürlich nicht ersetzen, sie setzt jedoch die Kenntnis der Regelwerke in Grundzügen voraus. Manche Sachverhalte werden an mehreren Stellen des Buches in jeweils anderem Zusammenhang angesprochen. Die Beziehungen zwischen solchen Stellen übernehmen Hinweise in runden Klammern - etwa „(—»• 1.4.6 Suche im Onlinekatalog)" - und das Register. Ausgewählte Literaturhinweise stehen bei den betreffenden Abschnitten. Herzlich bedanken möchte ich mich bei meinen Kolleginnen Dr. Claudia Fabian und Dr. Ingrid Rückert, die den Text in der Entstehungsphase kritisch durchgelesen, mir wertvolle Hinweise und Anregungen gegeben und teilweise beim Formulieren von Passagen kompetent und liebenswürdig geholfen haben. Im März 1998
6
Dr. Klaus Haller
Inhalt 1
Allgemeines zu Katalogen
16
1.1 Notwendigkeit von Katalogen Exkurs: Katalog
16 17
1.2 Funktionen der Kataloge 1.2.1 Bestandserschließung Exkurs: Titel 1.2.2 Vermittlung von Literatur 1.2.3 Versorgung des Ausleihsystems 1.2.4 Inventarisierung des Bestandes 1.2.5 Bibliothekarisches Arbeitsinstrument
19 20 21 30 31 31 32
1.3
32
Ordnungsprinzipien
1.4 Fragen an Kataloge 1.4.1 Formale Fragen Exkurs: Titelblatt 1.4.2 Inhaltliche Fragen Exkurs: Schlagwort 1.4.3 Stichwörter 1.4.4 Kombinierte Suche 1.4.5 Bibliographische Fragen 1.4.6 Suche im Onlinekatalog 1.4.7 Benutzerforschung
37 37 37 41 43 45 49 49 51 61
1.5 Das Katalogsystem 1.5.1 Haupt-und Teilkataloge 1.5.2 Spezialkataloge 1.5.3 Dienst-und Publikumskataloge 1.5.4 Katalogabbruch
64 65 66 67 69
1.6 Verbundkataloge 1.6.1 Allgemeines 1.6.2 Zentralredaktion 1.6.3 Fremddatenübernahme 1.6.4 Dublettenprüfung
70 71 73 74 77 7
Inhalt 2
Formale Ordnungsmethoden und Zeichensatz
80
2.1 Ordnungsalphabet Exkurs: Alphabet und Alphabetisieren
81 82
2.2 Deutsches Ordnungsalphabet 2.2.1 Umlaute Exkurs: Trema 2.2.2 Scharfes ß 2.2.3 Akzente und diakritische Zeichen 2.2.4 Groß- und Kleinbuchstaben 2.2.5 Nichtlateinische Buchstaben 2.2.6 Symbole und sonstige Zeichen 2.2.7 Ligaturen 2.2.8 Abbreviaturen 2.2.9 Ältere Ordnungsalphabete 2.2.10 Typographische Besonderheiten
84 84 87 88 89 90 90 91 92 93 95 95
2.3 Nichtdeutsche Ordnungsalphabete 2.3.1 Ordnungsalphabete mit Erweiterungen nach dem Z . . . . 2.3.2 Ordnungsalphabete mit Einfügungen
96 97 98
2.4 Zahlenfolge 2.4.1 Bedeutung von Zahlen für die Ordnung 2.4.2 Bestimmungen der RAK 2.4.3 Maschinelles Ordnen von Zahlen
100 101 104 104
2.5 Alphabetisieren 2.5.1 Methode Wort für Wort 2.5.2 Methode Buchstabe für Buchstabe 2.5.3 Buchstaben und Zahlen
107 109 111 112
2.6 Unicode
113
2.7 Ordnung der Eintragungen in konventionellen Katalogen . . . . 2.7.1 Ordnungseinheiten 2.7.2 Bei der Ordnung zu übergehende Teile Exkurs: Artikel 2.7.3 Sonstige Elemente für die Ordnung
115 116 119 119 122
8
Inhalt 3
Ausgewählte Probleme des Alphabetischen Katalogs
123
3.1 Bibliographische und besitzerspezifische Daten
123
3.2 Bibliographische Beschreibung 3.2.1 Aufnahme der Titel nach den Preußischen Instruktionen 3.2.2 International Standard Bibliographie Description 3.2.3 Unterschiedliche Stufen der Titelaufnahme 3.2.4 Kategorisierung von Katalogdaten 3.2.5 Beschreibungssprachen für elektronische Dokumente. . . 3.2.6 Metadaten
126 129 130 133 135 138 139
3.3 Nichtlateinische Schriften 3.3.1 Begriff der Transliteration 3.3.2 Begriff der Transkription 3.3.3 Bestimmungen der R A K 3.3.4 Praktische Probleme
142 142 143 143 144
3.4 Rechtschreibung
144
3.5 Eintragungsarten
150
3.6 Die Frage der Haupteintragung
155
3.7 Literarische Einheit und bibliographisches Prinzip
160
3.8 Aufgaben des Alphabetischen Katalogs Exkurs: Alphabetischer Katalog 3.8.1 Katalogtheorie 3.8.2 Aspekte des Listenkatalogs 3.8.3 Aspekte des Zettel- oder Kartenkatalogs 3.8.4 Aspekte des Onlinekatalogs
167 172 174 176 177 177
3.9 Katalogpflege
178
9
Inhalt 4
Regelwerke
180
4.1 Allgemeines zu Regelwerken
180 182
Exkurs: Ansetzung 4.2 Regeln für den Alphabetischen Katalog
186
4.3 Preußische Instruktionen
201
4.4 Anglo-American Cataloguing Rules
202
4.5 Regeln für den Schlagwortkatalog
205
5
215
Normdateien
5.1 Allgemeines zu Normdateien
215
5.2 Gemeinsame Körperschaftsdatei
217
5.3 Personennamendatei
219
5.4 Zeitschriftendatenbank
224
5.5 Schlagwortnormdatei
228
6
232
Retrospektive Katalogisierung
6.1 Allgemeines 6.2 Retrospektive Katalogisierung 6.2.1 Verzeichnis der im deutschen erschienenen Drucke des 16. 6.2.2 Verzeichnis der im deutschen erschienenen Drucke des 17. Exkurs: Fingerprint 6.2.3 Sonderbestände
232 232 Sprachbereich Jahrhunderts Sprachbereich Jahrhunderts
233 235 238 239
6.3 Retrokonversion 6.3.1 Altbestandsprogramm der Deutschen Forschungsgemeinschaft 6.3.2 Sonstige Konversionsprogramme 6.3.3 Imagekatalog
241
6.4 Retrospektive Digitalisierung
247
10
242 244 245
Inhalt 7
Zentralkatalog
249
8
Kreuzkatalog
250
9
Standortkatalog Exkurs: Geschichtliches zum Standortkatalog
252 252
9.1 Signaturvergabe Exkurs: Buchformat
254 255
9.2 Funktion als Sachkatalog
257
10
259
Register
11
Abkürzungen
Die folgenden Abkürzungen werden im Text manchmal auch ohne Auflösung verwendet. Die Liste enthält vor allem in der Fachliteratur gebräuchliche Abkürzungen für Sachverhalte, Projekte, Standards, Institutionen und dergleichen. AACR AK ANSI ASCII BIBOS BVB BVBB CERL CIP DBV DC DIN DOI EN GBV
GKD HBZ HE HEBIS HTML ICCP IFLA
Anglo-American Cataloguing Rules [Zitierform der Second Edition: AACR-2] Alphabetischer Katalog American National Standards Institute [Bezeichnung für Normen der USA] American Standard Code for Information Interchange Bibliotheks-Organisations-System Bibliotheksverbund Bayern Bibliotheksverbund Berlin-Brandenburg (Kooperativer Bibliotheksverbund) Consortium of European Research Libraries Cataloguing-in-Publication Deutscher Bibliotheksverband Dublin Core Deutsches Institut für Normung [Bezeichnung für deutsche Normen] Digital Object Identifier Euro-Norm Gemeinsamer Bibliotheksverbund der Länder Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein und Thüringen Gemeinsame Körperschaftsdatei Hochschulbibliothekszentrum Nordrhein-Westfalen Haupteintragung Hessisches Bibliotheksinformationssystem Hypertext Markup Language International Conference on Cataloguing Principles, Paris 1961 [auch zitiert als „Pariser Konferenz"] International Federation of Library Associations 13
Abkürzungen IMCE ISBD ISBN ISMN ISO ISRN ISSN MAB MARC Meta-Lib NE OCLC OCR OPAC OSI PI
PND RAK RAK-ÖB RAK-WB RLIN RSWK SGML SWB SWD SWK SyK UKMARC UNIMARC URL USMARC 14
International Meeting of Cataloguing Experts, Kopenhagen 1969 [auch zitiert als „Kopenhagener Treffen"] International Standard Bibliographie Description International Standard Book Number International Standard Music Number [für Notendrucke] International Standard Organization [Bezeichnung für internationale Normen] International Standard Technical Report Number International Standard Serial Number Maschinelles Austauschformat für Bibliotheken [zweite Ausgabe zitiert als M A B 2 ] Machine Readable Catalog(ue) Metadaten-Projekt deutscher Bibliotheken (Metadata Initiative of German Libraries) Nebeneintragung Online Computing Library Center (Dublin, Ohio) Optical Character Recognition Online Public (oder: Patron) Access Catalogue Open Systems Interconnection Instruktionen für die alphabetischen Kataloge der preußischen Bibliotheken [auch zitiert als „Preußische Instruktionen"] Personennamendatei Regeln für die Alphabetische Katalogisierung Regeln für die Alphabetische Katalogisierung in öffentlichen Bibliotheken Regeln für die Alphabetische Katalogisierung in wissenschaftlichen Bibliotheken Research Libraries Information Network Regeln für den Schlagwortkatalog Standard Generalized Markup Language Südwestdeutscher Bibliotheksverbund Schlagwortnormdatei Schlagwortkatalog Systematischer Katalog United Kingdom Machine Readable Catalogue Universal M A R C Format Uniform Resource Locator United States Machine Readable Catalogue
Abkürzungen V D 16 V D 17 WLN Vw ZDB
Verzeichnis der im deutschen Sprachbereich erschienenen Drucke des 16. Jahrhunderts Verzeichnis der im deutschen Sprachbereich erschienenen Drucke des 17. Jahrhunderts Western Library N e t w o r k Verweisung Zeitschriftendatenbank
15
1 Allgemeines zu Bibliothekskatalogen 1.1 Notwendigkeit von Katalogen Eine Bibliothek wird wesentlich durch den Umfang und die Ordnung ihres Bestandes charakterisiert. Von einer Bibliothek kann eigentlich erst dann gesprochen werden, wenn der Bestand eine gewisse Größe hat und die Dokumente des Bestandes erschlossen sind. Erschlossen wird der Bestand durch eine bestimmte Ordnung. Diese Ordnung bezieht sich auf • die Aufstellung des Bestandes und • die Kataloge. Bei der Aufstellung wirkt sich diese Ordnung als eine bestimmte Abfolge der Bücher und Nichtbuchmaterialien aus. In den konventionellen Katalogen zeigt sich die Ordnung als eine Reihung der Katalogkarten beziehungsweise der Eintragungen, die Gleiches oder Zusammengehöriges an einer Alphabet- oder Systemstelle zusammenführt. In Onlinekatalogen wirkt sich die Ordnung in der Art, Form und Anzahl der Suchbegriffe aus, die nach bestimmten Regeln den Datensätzen als Attribute zugeordnet werden. Kataloge sind notwendig, wenn • die Bücher und Medien unsystematisch, also ohne Bezug auf den Inhalt, aufgestellt sind, • der Bestand eine bestimmte Größe überschreitet, • gezielte Fragen über den Bestand unabhängig von der Art der Aufstellung beantwortet werden sollen, • es um übergreifende Informationen unabhängig vom Bestand einer einzelnen Bibliothek geht. Da Bibliotheken heute im allgemeinen nur einen Teil der Informationen, die gesucht werden, selbst vorhalten können, ist es erforderlich, den Zugang zu anderen Informationen zu schaffen. Diesen Zugang eröffnen Kataloge anderer Bibliotheken, die über elektronische Netze erreichbar sind, und der Zugriff auf elektronische Dokumente, die nicht zum Bestand der jeweiligen Bibliothek gehören. Auf diese Weise entsteht eine virtuelle Bibliothek, die ein möglichst großes Angebot an eigenen und fremden Informationen bereithält. Geschichtlich betrachtet war die Aufstellung des Bibliotheksbestandes nach einer geeigneten inhaltlichen Ordnung bis ins späte 18. Jahrhundert die erste bibliothekarische Aufgabe. Die Erstellung von Katalogen schloß sich als zweite bibliothekarische Aufgabe an. Als erster Katalog wurde ein Standortkatalog angelegt, der die Bücher in der Reihenfolge ihrer Aufstellung verzeichnet und nach16
1.1 Notwendigkeit
von
Katalogen
weist. Da die Bücher nach einem bestimmten inhaltlichen Plan aufgestellt waren, war der Standortkatalog ein standortgebundener Systematischer Katalog, also ein Sachkatalog. Ergänzend kamen alphabetische Verfasser-Register oder Indizes als Vorläufer des Alphabetischen Katalogs hinzu (—» 9 Standortkatalog).
Exkurs:
Katalog
Das deutsche Wort Katalog leitet sich ab vom altgriechischen KOCC&ÄOYCX; (katälogos) beziehungsweise vom lateinischen „catalogus" und bedeutet Aufzählung, Verzeichnis, Liste, Register. In der Literatur der Antike jedoch werden die Bibliothekskataloge im Griechischen als „pinakes" und im Lateinischen als „indices" bezeichnet (vgl. Blank, Horst: Das Buch der Antike. 1992. S. 142, 160). Im allgemeinen Sprachgebrauch versteht man heute unter Katalog ein alphabetisch, numerisch oder sachlich geordnetes Verzeichnis von Begriffen, Daten, Einzelstücken oder Gegenständen, die unter einem räumlichen, zeitlichen oder sonstigen Gesichtspunkt vereinigt sind. Beispiele dafür sind: Kataloge von Bildern, Briefmarken, Büchern, Münzen, Waren. Kataloge im engeren Sinn können Verzeichnisse von Bibliotheken, Museen, Auktionen, Ausstellungen und anderen Sammlungen sein. Im übertragenen Sinn spricht man auch von einem Katalog von Fragen, Forderungen, Aufgaben, Funktionen, Tätigkeitsmerkmalen, Wünschen und dergleichen. Als bibliothekarischer Fachbegriff ist das Wort Katalog in fast allen europäischen Sprachen verbreitet, beispielsweise: englisch „catalog(ue)", französisch „catalogue", italienisch „catalogo", niederländisch „catalogus", polnisch „katalog", russisch „KaTajior", spanisch „catalogo". Die Anglo-American Cataloguing Rules (AACR-2) definieren den Begriff „catalogue" folgendermaßen: „Catalogue. 1. A list of materials contained in a collection, a library, or a group of libraries, arranged according to some definite plan. 2. In a wider sense, a list of materials prepared for a particular purpose, e.g., an exhibition catalogue, a sales catalogue." Um die äußere Form des Katalogs zu bezeichnen, kommt es im bibliothekarischen Bereich zu Zusammensetzungen wie Bandkatalog, Kapselkatalog, Blattkatalog, Zettelkatalog, Kartenkatalog, Buchkatalog, Mikrofichekatalog, Onlinekatalog. Der für Benützer eingerichtete Onlinekatalog wird im allgemeinen mit der englischen Abkürzung OPAC für „Online Public/Patron Access Catalogue" bezeichnet (—> 1.4.6 Suche im Onlinekatalog). Um die innere Form oder die Art des Bibliothekskatalogs zu charakterisieren, kommt es zu den heute üblichen Bezeichnungen Alphabetischer Katalog 17
1 Allgemeines
zu
Bibliothekskatalogen
(—> 3.8 Aufgaben des Alphabetischen Katalogs. Exkurs: Terminologisches zum Begriff „Alphabetischer Katalog"), Schlagwortkatalog (—> 4.5 Regeln für den Schlagwortkatalog), Systematischer Katalog und Standortkatalog (—> 9 Standortkatalog). In der Form des Onlinekatalogs ist der Bibliothekskatalog nur noch im übertragenen Sinn ein „Verzeichnis". Der Onlinekatalog ist eine Datenbank mit strukturierten Datensätzen für Bücher und sonstige Bibliotheksmaterialien, die nach verschiedenen Suchkriterien oder Attributen und mit verschiedenen Suchmethoden auffindbar und auch als Verzeichnis ausgebbar sind. In der Gestalt von Indizes und Registern als Hilfsmitteln für die Suche hat sich der ursprüngliche Charakter des Verzeichnisses als einer Liste erhalten.
Aufstellung und Kataloge ergänzen sich gegenseitig, denn die Aufstellung ermöglicht • die Suche nach Büchern im Rahmen der Aufstellungssystematik, • das direkte Prüfen, ob das ausgesuchte Buch den Vorstellungen des Benutzers entspricht; entliehene Bücher stehen aber nicht am Standort, und ein Buch kann nur unter einem Aspekt aufgestellt und nachgewiesen werden. Die Kataloge ermöglichen dagegen • die formale und die sachliche Suche, • das indirekte Prüfen anhand der bibliographischen Beschreibung, ob das ausgesuchte Buch den Vorstellungen des Benutzers entspricht; auch entliehene Bücher sind nachgewiesen, und das Buch kann unter mehreren Aspekten erschlossen werden; • den unmittelbaren Zugriff auf den Text, wenn es sich um im Onlinekatalog nachgewiesene elektronische oder digitalisierte Dokumente handelt. Die Ordnung des Bestandes wird durch die Kataloge erreicht, denn durch die Kataloge • wird jedem Buch (Dokument) ein bestimmter Standort in der Bibliothek zugewiesen (Standortnummer, Signatur), • kann ein Buch (Dokument) unter verschiedenen Aspekten aufgefunden werden. Kataloge sind zur Benutzung und Verwaltung einer Bibliothek unabdingbar. Ein im Katalog nicht nachgewiesenes beziehungsweise nicht aufgefundenes Buch ist einem nicht vorhandenen beziehungsweise nicht erworbenen Buch gleichzusetzen. 18
1.2 Funktionen der Kataloge
1.2 Funktionen der Kataloge Die Funktionen oder allgemeinen Aufgaben der Bibliothekskataloge sind, • den Bestand im Sinne eines Inventars nachzuweisen, • den Bestand zu erschließen, • Kenntnisse über Literatur zu vermitteln, • das (automatisierte) Ausleihsystem zu versorgen, • ein wirksames bibliothekarisches Arbeitsinstrument zu sein. Geschichtlich betrachtet waren Kataloge zunächst Instrumente ausschließlich für den Bibliothekar. Die ersten Publikumskataloge sind erst seit Ende des 19. Jahrhunderts entstanden (—» 1.5.3 Dienst- und Publikumskataloge). Erst die Technik des elektronischen Katalogs hat ein geeignetes Instrument für Bibliothekare und Benutzer geschaffen. Der Benutzer hat mit dem Onlinekatalog eine größere Freiheit zu entscheiden, wie und was er sucht, weil er auch über die Möglichkeit der Postkoordination der Suchbegriffe verfügt, während die Suche in konventionellen Katalogen stark durch eine Präkoordination geprägt ist. Die Häufigkeit der Katalogbenutzung hängt unter anderem davon ab, in welcher Art die Bücher aufgestellt sind, in welchem Umfang sie frei zugänglich sind (Freihandaufstellung), wie groß der Bestand ist, in welcher räumlichen Verbindung sich Kataloge und Bücher befinden, ob für das Bestellen ein gewisser „Signierzwang" besteht, ob und in welcher Weise im elektronischen Benutzerkatalog Titelsuche und Bestellen zusammen angeboten werden können. In dem Umfang, in dem die innerhalb und außerhalb der Bibliothek abfragbaren maschinenlesbaren Kataloge zugenommen haben, ist auch die Bereitschaft der Benutzer gewachsen, selbst im Katalog zu suchen. Die notwendigen Kenntnisse im Umgang mit einem PC werden inzwischen auf fast allen Stufen der schulischen Ausbildung und beruflichen Fortbildung vermittelt; sie gehören zum Handwerkszeug der wissenschaftlichen und oft auch der beruflichen Arbeit. Die Beschaffung von Informationen über das öffentlich zugängliche Netz nimmt laufend zu. Wie schon bei den konventionellen Katalogen ist auch bei den elektronischen Katalogen der häufige Umgang die beste Voraussetzung, um bei der Suche die eigenen Fachkenntnisse erfolgreich einzusetzen und geeignete Suchstrategien zu entwickeln. Onlinekataloge bieten im allgemeinen gegenüber konventionellen Katalogen auch die Möglichkeit, einzelne Aufnahmen oder Trefferlisten auszudrucken. Über C D - R O M und öffentlich angebotene Netzzugänge kann der Benutzer auch auf bibliographische Informationen und Bestandsnachweise anderer Bibliotheken zugreifen. All diese Möglichkeiten machen es für Benutzer besonders attraktiv und interessant, selbst in den Katalogen zu suchen. Mit Hilfe der Da19
1 Allgemeines zu
Bibliothekskatalogen
tenverarbeitungstechnik kann er die Bibliothek aktiver und effektiver gebrauchen. Er hat eine größere Gelegenheit, die gesuchten Informationen selber und früher zu erhalten als in konventionellen Katalogen.
1.2.1 Bestandserschließung Die Kataloge sind das Fundament der Bestandserschließung. Sie sollen möglichst schnell und zuverlässig über den Bestand Auskunft geben. Was Kataloge leisten können, hängt von den zugrundeliegenden Regelwerken und von der physischen Form der Kataloge (Kartenkatalog, Listenkatalog, Onlinekatalog) ab. Ausgehend von den wichtigsten Fragen, die an Bibliothekskataloge gestellt werden (—» 1.4 Fragen an Kataloge), unterscheidet man • die vom Titel ausgehende formale Erschließung (Formalerschließung) und • die vom Inhalt ausgehende inhaltliche Erschließung (Inhaltserschließung oder Sacherschließung). Entsprechend wird die bibliothekarische Tätigkeit als Formalkatalogisierung (descriptive cataloguing) und Sachkatalogisierung (subject cataloguing) bezeichnet. Unter dem Titel versteht man im allgemeinen die Daten, die der Hersteller der Publikation (Verfasser, Herausgeber oder Verleger) in der Titelei oder an einer spezifischen Stelle des Dokumentes beigibt. Der Titel ist einerseits eine Hilfe, eine bestimmte Publikation identifizieren und zitieren zu können, andererseits ein Mittel, zum Kauf anzureizen. Die formale Erschließung setzt voraus, daß die Titeldaten erfaßt, interpretiert und gegebenenfalls ergänzt werden. Die sachliche Erschließung setzt voraus, daß der Inhalt unabhängig von den Titeldaten analysiert und in geeignete Begriffe (Schlagwörter oder Notationen) umgesetzt wird. Die verschiedenen Fragen, die an Bibliothekskataloge gestellt werden, haben in der Vergangenheit zu den verschiedenen Arten von Katalogen geführt, nämlich Formalkatalogen und Sachkatalogen. Unter den konventionellen Katalogen bietet der Kreuzkatalog die Möglichkeit, den Alphabetischen Katalog und den Schlagwortkatalog in einem gemeinsamen Alphabet zu ordnen, weil die Suchbegriffe beider Kataloge im wesentlichen aus Wörtern bestehen (—> 8 Kreuzkatalog). „Titel" und „Inhalt" sollten sich idealerweise entsprechen. Der Titel eines wissenschaftlichen Werkes sollte möglichst knapp und verständlich den Inhalt angeben. Manchmal werden jedoch Fassungen und Formulierungen gewählt, wie sie sonst nur für Werke Schöner Literatur und Essays üblich und sinnvoll 20
1.2 Funktionen der
Kataloge
sind. Solche Titel wollen zum Kaufen und Lesen anreizen und beschreiben den Inhalt erst im „Untertitel" (Zusatz zum Hauptsachtitel). Beispiele: Phönix aus der Asche Armenien 80 Jahre nach dem Genozid Staples or strawberries? Competencies for a new working and learning environment Schwarze Spuren auf weißem Grund Fragen, Methoden und Ergebnisse der Schreibprozeßforschung im Uberblick Problematisch sind Titel wissenschaftlicher Werke, die in der gesamten Titelfassung nicht erkennen lassen, worum es eigentlich geht, oder den Inhalt „aufreißerisch" oder metaphorisch formulieren. Für die Stichwortsuche in Onlinekatalogen verursachen solche Titel in der Regel irrelevante Treffer. Unter Inhalts- oder Sacherschließung versteht man Methoden und Verfahren zur inhaltlichen Beschreibung von Dokumenten. Bei der bibliothekarischen Sacherschließung werden unterschieden • die verbale Inhaltserschließung, die auf natürlich-sprachlichen Bezeichnungen (Schlagwörtern, Deskriptoren), und • die klassifikatorische Inhaltserschließung, die auf Notationen hierarchischer Klassifikationssysteme beruht. Eine andere Qualität als die traditionellen formalen und sachlichen Suchbegriffe der konventionellen Kataloge stellt im Onlinekatalog das Stichwort (keyword) dar. Es dient sowohl der formalen als auch der inhaltlichen Erschließung. Anders als das genormte und formalisierte Vokabular der Schlagwörter spiegeln die Stichwörter die Vielfalt sowohl der sprachlichen Ausdrucksmöglichkeiten als auch der Sprachen überhaupt. Je nach Fragestellung und Vorkenntnissen kann sich das bei der Katalogsuche mehr oder weniger vorteilhaft auswirken (—» 1.4.3 Stichwörter).
Exkurs:
Titel
Das deutsche Wort Titel kommt vom lateinischen Wort „titulus" (Uberschrift, Aufschrift, Inschrift). Abgesehen von den vielen weiteren Bedeutungen, in denen das Wort Titel verwendet wird, ist der Titel der „Name" eines Werkes der Literatur, der Musik oder der bildenden Kunst. Der Titel ist die kürzeste Beschrei21
1 Allgemeines
zu
Bibliothekskatalogen
bung eines Buches oder eines entsprechenden Dokumentes. Heute ist der vom Autor oder vom Verleger gewählte Titel ein fester, gesetzlich geschützter Bestandteil des betreffenden Werkes. Im allgemeinen, aber auch im bibliothekarischen Bereich kommt das Wort Titel in unterschiedlichen Bedeutungen vor. So werden die Bezeichnungen „Titel" und „Sachtitel" häufig gleichbedeutend verwendet. Mit „Titel" wird manchmal auch die Gesamtheit aller Angaben auf dem Titelblatt oder auch das Titelblatt selbst bezeichnet. Die RAK-WB (§§ 20 - 22) definieren so: Als Titel eines Werkes bzw. einer Ausgabe wird bezeichnet: a) der Sachtitel zusammen mit der Verfasserangabe, d.h. mit der Angabe der Verfasser, Urheber und sonstigen beteiligten Personen und Körperschaften; b) der Sachtitel allein, wenn für das Werk bzw. die Ausgabe keine Verfasser, Urheber und sonstigen beteiligten Personen oder Körperschaften genannt oder ermittelt sind. Als Sachtitel wird eine sachliche Benennung eines Werkes bezeichnet. Als Zusatz zum Sachtitel werden Erläuterungen, Erweiterungen oder Einschränkungen der sachlichen Benennung bezeichnet, die in Zusammenhang mit der sachlichen Benennung des Werkes genannt sind. Die Bezeichnungen Sachtitel, Zusatz zum Sachtitel und Verfasserangabe sind bereits in den Preußischen Instruktionen üblich. Die RAK verwenden „Titel", um die Bestimmungen für die Eintragungen und für die Ordnung zu formulieren. Dabei ist mit „Titel" zum einen der Sachtitel allein und zum anderen „Verfasser oder Urheber und Sachtitel" gemeint. Es wäre allerdings präziser und allgemein verständlicher, wenn für die Formulierung der Regeln nur „Sachtitel" (anstelle von „Titel" und „Sachtitel") verwendet würde, um die Mehrdeutigkeit von „Titel" zu vermeiden. Denn im außerbibliothekarischen Bereich wird das Wort Titel für den Sachtitel allein, den Sachtitel mit dem Zusatz und die Gesamtheit aller Daten auf dem Titelblatt verwendet. Dieser Gebrauch entspricht der Umgangssprache, die es zuläßt, in der Bibliothek oder im Buchhandel nach einem bestimmten „Titel" zu fragen. In D I N 1429 (Entwurf März 1996) wird „Sachtitel" als „der eigentliche Titel einer Veröffentlichung" definiert und „Untertitel" als „ein Wort oder eine Wortgruppe, die den Sachtitel eines Dokumentes ergänzt und auf der Titelseite erscheint". Mit „Untertitel" werden hier die Elemente bezeichnet, die nach den R A K (und auch schon nach den PI) „Zusatz zum Sachtitel" benannt werden. Die AACR-2 definieren den Sachtitel so: „Title. A word, phrase, character, or group of characters, normally appearing in an item, naming the item or the work contained in it." 22
1.2 Funktionen der Kataloge Der Sachtitel ist eine Benennung, die einem Werk beziehungsweise der Ausgabe eines Werkes (vom Verleger, Verfasser, Herausgeber oder Ubersetzer) beigegeben oder durch die ein Werk bekannt ist, also ein sogenannter Zitier- oder auch Kurztitel. Sachtitel, Zusätze zum Sachtitel und Verfasserangabe stehen normalerweise auf der Titelseite des Buches oder Titelstelle eines entsprechenden Dokumentes. Durch die Anordnung und/oder die typographische Gestaltung sind sie meistens deutlich voneinander abgehoben. In den Veröffentlichungen sind im wesentlichen zwei Typen von Titeln zu finden: •
Die einzelnen Teile des Titels sind grammatisch verbunden. Der Titel kann auch in der Art eines Satzes abgefaßt sein. Dieser Typ ist die ältere Form. Der Verfassername wird entweder mit „von" (im Englischen mit „by", im Französischen mit „par", im Italienischen mit „di") angeschlossen oder im Genitiv vorangestellt. Die Angabe des Verfassers mit „of" im Englischen oder „de" im Französischen ist seltener und wird normalerweise nur für Sammlungen verwendet. Beispiele: Nöthiger Vorrath zur Geschichte der deutschen Dramatischen Dichtkunst, oder Verzeichniß aller Deutschen Trauer-, Lust- und Singspiele, die im Druck erschienen, von 1450 bis zur Hälfte des jetzigen Jahrhunderts, gesammlet und ans Licht gestellet, von Johann Christoph Gottscheden. Leipzig, 1757 Wallenstein ein dramatisches Gedicht von Schiller Tübingen, 1800 Die Musikforschung Herausgegeben von der Gesellschaft für Kassel, Jahrgang 1 (1948) -
Musikforschung
Anicii Manlii Severini Boethii Philosophiae Consolatio Edidit Ludovicus Bieler Turnhout, 1975 Des Herrn Christian Ewald von Kleist sämtliche Werke Berlin, 1780 The Works of John Dryden Berkeley, California, Volume 1 (1956) 23
1 Allgemeines zu
Bibliothekskatalogen
Asimovs New Guide to Science New York, 1984 Daneben gibt es auch Titel, bei denen der Name des Verfassers in die Sachaussage des Sachtitels eingebunden ist und nicht abgetrennt werden kann. Beispiele: Das Eugen-Roth-Buch Lachen mit Paul Simmel Die Briefe Goethes an Schiller Aus Shakespeares bunter Tierwelt •
Die einzelnen Teile des Titels sind nicht grammatisch verbunden. Die stereotyp wirkende Abfolge ist im allgemeinen: Verfassername, Sachtitel, Zusatz zum Sachtitel. Dieser Typ ist die jüngere Form. Die für die bibliographische Beschreibung wichtigen Daten sind deutlich getrennt für sich angegeben, betont durch neue Zeilen und bei älteren Titeln auch durch abschließende Punkte. Diese Form wird auch gewählt, wenn anstelle der Verfasser Herausgeber genannt werden. Beispiele: Gerhard Hauptmann. Der Sonnenaufgang. Soziales Drama. Berlin, 1889 Alfred Döblin Berlin Alexanderplatz Die Geschichte vom Franz Berlin, 1929
Biberkopf
The Plastids Their chemistry, structure, growth and inheritance John T. O. Kirk Richard A. E. Tilney-Bassett Amsterdam, 1978 Edgar Topritzhofer (Hrsg.) Marketing Neue Ergebnisse aus Forschung und Praxis Wiesbaden, 1978
24
1.2 Funktionen George Mikes und andere Die Schweiz Herausgegeben von Raffael Rüschlikon-Zürich, 1978
der
Kataloge
Ganz
Winfried Joch; Josef Wiemeyer (Hrsg.) Bewegung und Gesundheit Theoretische Grundlagen, empirische Befunde, Münster, 1995
praktische
Erfahrungen
Neben diesen beiden Titeltypen kommen auch Mischformen vor. Grundsätzlich ist es beim Katalogisieren notwendig, jeden Titel zu analysieren; manchmal muß sogar eine grammatikalische Redaktion vorgenommen werden. Für die praktische Katalogisierungsarbeit legen die Regelwerke fest, welche Teile als Bestandteile des Sachtitels gelten und welche Teile des Sachtitels bei der alphabetischen Ordnung und damit auch für die Suche unberücksichtigt bleiben sollen. Einige einfachere Beispiele zeigen, daß Verfassernamen und Umfangsangaben nach den R A K - W B zwar als Teil des Sachtitels anzugeben sind, bei der Ordnung, bei der Suche oder beim Zitieren aber unberücksichtigt bleiben. Uhlands Gedichte und Dramen Ordnungssachtitel: Gedichte und Dramen Briefe und Notizen Robert und Clara Schumanns Ordnungssachtitel: Briefe und Notizen Schillers Werke in zwei Bänden Ordnungssachtitel: Werke MAPKOY T. nOAIOYAAKH H MAXH THX KPHTHX XTO PEOYMNO Ordnungssachtitel: Mache tes Kretes sto Rethymno The works of John Dryden Ordnungssachtitel: Works The Complete Woodcuts of ALBRECHT DÜRER Ordnungssachtitel: Complete woodcuts Scriptorum rerum Bohemicarum tomus primus Ordnungssachtitel: Scriptores rerum Bohemicarum Bericht über das 59. Geschäftsjahr Ordnungssachtitel: Bericht über das Geschäftsjahr 25
1 Allgemeines
zu
Bibliothekskatalogen
Im Sachtitel enthaltene Namen von Körperschaften, die als Urheber des betreffenden Werkes gelten, werden - im Gegensatz zu Namen von Verfassern (vergleiche die obigen Beispiele „Uhland", „Schumann", „Schiller" , „Poliudakes", „Dryden" und „Dürer") - stets als Teile des Ordnungssachtitels aufgefaßt. Beispiele: Veröffentlichungen
des Museums für Vor- und
Frühgeschichte
Verordnungsblatt für die Dienstbereiche richt, Kunst und Sport, Wissenschaft und
der Bundesministerien Forschung
University
History
of California
Publications
in
für
Unter-
VDI-Berichte Field Columbian
Museum
Publications
Schwierig sind Titel, die aus einem generellen Sachtitel und einem Körperschaftsnamen bestehen, grammatisch aber als nicht verbunden aufzufassen sind. Die R A K betrachten in diesen Fällen den Körperschaftsnamen zwar als „zum Sachtitel zu ergänzen", jedoch nicht als Teil des Sachtitels. Beispiele: Deutsche Gesellschaft für Asienkunde Mitteilungen Ordnungssachtitel: Mitteilungen Stifterverband für die Deutsche Jahrbuch Ordnungssachtitel: Jahrbuch
Wissenschaft
Während beim oben genannten englischsprachigen Beispiel Körperschaftsname und genereller Sachtitel („Field Columbian Museum publications") ohne weiteres als ein Sachtitel aufgefaßt werden können und nach den R A K auch so aufzufassen sind, wenn alle Teile in gleicher Typographie erscheinen, ist dies bei den deutschen Beispielen („Mitteilungen" und „Jahrbuch") aus sprachlichen Gründen nicht möglich. Die R A K sehen in diesen Fällen jeweils einen zu ergänzenden Urheber, lassen als Sachtitel aber nur „Mitteilungen" beziehungsweise „Jahrbuch" gelten. Die PI kannten zwar keine körperschaftlichen Urheber, nahmen aber in solchen Fällen aus guten Gründen an, daß der Sachtitel wie „Mitteilungen [der] Deutsche[n] Gesellschaft für Asienkunde" beziehungsweise „Jahrbuch [des] Stifterverbandfes] für die Deutsche Wissenschaft" zu behandeln ist. Die Suche unter dem Sachtitel wäre in solchen Fällen unproblematischer, wenn der „zum Sachtitel zu ergänzende Urheber" als Teil des Sachtitels behandelt würde. Beispiele: 26
1.2 Funktionen der Kataloge Deutsche Gesellschaft für Asienkunde Mitteilungen Sachtitel: Mitteilungen - Deutsche Gesellschaft für Asienkunde
Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft Jahrbuch Sachtitel: Jahrbuch - Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft Die Diskussion über Regelwerksfragen und die Fortentwicklung des Regelwerkes wird sich intensiv mit der Frage beschäftigen, welche Form des Sachtitels in Onlinekatalogen sinnvoll ist. In der Vergangenheit war die Form des „Ordnungssachtitels" von der Suche im Listen- oder Kartenkatalog bestimmt. Für die Suche in Onlinekatalogen sind andere Kriterien zu definieren, weil es andere Suchmethoden gibt. Bei der praktischen Katalogisierung kommt es oft darauf an zu unterscheiden, welche Angaben als Teile des Sachtitels und welche als Teile des Zusatzes zum Sachtitel zu behandeln sind. Die Kriterien der typographischen Gestaltung und der grammatischen Verbindung reichen oft nicht aus. Die R A K - W B (§ 128,6) legen ziemlich detailliert fest, welche Teile als Sachtitel und welche als Zusatz zum Sachtitel anzusehen sind. Beispiele:
Vorlage:
Sachtitel:
BAYERNS POSTWERTZEICHEN 1849-1920
Bayerns Postwertzeichen
Frankrijk 1 9 8 1 - 1 9 8 6
Frankrijk 1981 - 1986
15. Juli 1927.
15. Juli 1927 - Die verwundete Republik
Die verwundete Republik Österreichs Weg ins DollfußSchuschnigginterregnum Der gefährliche Traum: ATOMKRAFT
Der gefährliche Traum: Atomkraft
FOOD & NUTRITION: CUSTOMS & CULTURE
Food & nutrition
Predigten für das gemeine Volk nebst einer Vorrede von sittlicher Bildung an die Seelsorger
Predigten für das gemeine Volk
27
1 Allgemeines zu
Bibliothekskatalogen
Werke in zwei Bänden
Werke
Die Verfassung der République Française vom 27. Oktober 1946
Die Verfassung der République Française
DEUTSCHE U N D P O L E N 100 Schlüsselbegriffe
Deutsche und Polen
China Vielvölkerreich und Einheitsstaat
China
Diese Beispiele zeigen, daß die Abgrenzung von Sachtitel und Zusatz, wie sie sich in der Tradition der Regelwerke oder auch beim Zitieren entwickelt hat, keineswegs immer selbstverständlich und allgemein nachvollziehbar ist. In Onlinekatalogen wird für die Suche unter „Titelstichwörtern" gewöhnlich nicht zwischen Sachtitel und Zusatz unterschieden, vielmehr werden diese Stichwörter zweckmäßigerweise sowohl aus dem Sachtitel als auch aus dem Zusatz zum Sachtitel genommen. Der Informationsgehalt von Titeln wirkt sich unter Umständen gravierend auf die Recherche aus. Während in den Naturwissenschaften Titel in der Regel als geeignete Indikatoren für den Inhalt gelten, trifft dies für die Geisteswissenschaften nicht immer zu. Phantasievolle Formulierungen sind zwar zugelassen und auch gefragt, sie eignen sich jedoch nicht immer für die Suche in elektronischen Katalogen. Für die Katalogisierungsarbeit stellt sich nicht nur die Frage, welche Teile der Vorlage als Sachtitel gelten beziehungsweise zu behandeln sind, sondern auch, welcher von mehreren Sachtiteln als der für die Haupteintragung maßgebliche Sachtitel, nämlich als Hauptsachtitel anzusehen ist. Vom Hauptsachtitel sind nach den RAK-WB (§§ 22 - 34) unter anderem zu unterscheiden: •
„Nebentitel" Weitere auf der Haupttitelseite oder an anderen Stellen der Vorlage (beispielsweise Umschlagtitel, Rückentitel) genannte Titel werden im allgemeinen als „Nebentitel" bezeichnet. So gilt eine der ausgeschriebenen Form korrespondierende Form in einer Initialen- oder ähnlichen Buchstabenfolge als Nebentitel. Beispiel: Zeitschrift für Rechtsvergleichung = ZfRV =
28
Haupttitel Nebentitel
1.2 Funktionen der Kataloge Eine besondere Art Kurztitel sind die für wissenschaftliche und technische Zeitschriften verwendeten C O D E N . Beispiele: Antimicrobial Agents and Chemotherapy CODEN: AMACCQ Russian Journal of Developmental Biology • Official English Translation of Ontogenez C O D E N : RJDEBE2 •
„Paralleltitel" Fassungen des Haupttitels in anderen Sprachen und/oder Schriften werden als Paralleltitel bezeichnet. Beispiel: Karl Grub er Ert tla Val Badia Kunst im Gadertal Arte in Val Badia
•
= Hauptsachtitel = erster Parallelsachtitel = zweiter Parallelsachtitel
„Gesamttitel" und „Stücktitel" Ist eine Ausgabe zugleich Teil eines Gesamtwerkes (eines mehrbändigen begrenzten Werkes oder eines fortlaufenden Sammelwerkes), so wird der Titel des Gesamtwerkes als Gesamttitel und der Titel des Teiles als Stücktitel bezeichnet. Beispiel: Biblische Handbibliothek Band 1 = Gesamttitel Rudolf Schnackenburg • Neutestamentliche Theologie = Stücktitel
•
„Vorliegender Sachtitel" und „Ansetzungssachtitel" Der Sachtitel in der Form der Vorlage wird als vorliegender Sachtitel bezeichnet; ist der Sachtitel aufgrund der Katalogregeln in eine für die Ordnung und Auffindung andere Form zu bringen, so wird er als Ansetzungssachtitel bezeichnet. Beispiel: S. Maria dell'Anima = vorliegender Sachtitel Santa Maria dellA.nima = Ansetzungssachtitel
•
„Einheitssachtitel" Um alle Ausgaben eines Werkes mit unterschiedlichen Sachtiteln identifizieren zu können, wird im allgemeinen ein Sachtitel als Einheitssachtitel für das Werk bestimmt. Beispiel: William Shakespeare • Wie es euch gefällt As you like it
= vorliegender Sachtitel = Einheitssachtitel 29
1 Allgemeines zu •
Bibliothekskatalogen
„Key-title" Als Key-title wird die Benennung bezeichnet, die das International Serials Data System (ISDS) aus dem (den) jeweils vorliegenden Titel(n) für ein fortlaufendes Sammelwerk nach festgelegten Regeln bestimmt und die untrennbar zur ISSN gehört. Der Key-title stimmt jedoch in vielen Fällen nicht mit dem Titel überein, den die RAK-WB als Hauptsachtitel ansehen. Beispiele: ISSN 0046-8428 = IWK. Internationale wissenschaftliche Korrespondenz zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung ISSN 0342-6505 = Ja (Pforzheim) ISSN 0342-8753 = RT + GT. Rangiertechnik und Gleisschlußtechnik ISSN 0440-1417 = Jahrbuch - Altonaer Museum in Hamburg
Eine andere, die Kataloge ergänzende Methode der Bestandserschließung sind allgemeine Bestandsbeschreibungen mit Angaben zu inhaltlichen Schwerpunkten und Umfang des Bestandes. Solche Bestandsbeschreibungen bieten sich besonders für abgeschlossene Sammlungen an. Neuere Beispiele sind das „Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland" (1996 ff) und das „Handbuch der historischen Buchbestände in Österreich" (1994 ff).
1.2.2 Vermittlung von Literatur Texte sind ein wichtiges Mittel für den Transfer von Fachinformationen. Deshalb ist die Literatursichtung eine der ersten Aufgaben des Wissenschaftlers. Dazu gehören systematische Recherchen in Bibliothekskatalogen, das Auswerten von Referateorganen, Zeitschriften, aber auch Methoden, die eher zufällige Funde ergeben wie das Durchlaufen von Buchreihen, das Blättern in Referenzlisten, Gespräche mit Kollegen und das Durchsehen von Verlagsanzeigen. Insgesamt ist es ein reiches Spektrum von Suchstrategien, die im einzelnen Vor- und Nachteile haben. Kataloge können durch den Nachweis von Büchern über Literatur informieren und Literatur vermitteln. Durch Kataloge erhält man Kenntnis von der Existenz bestimmter Bücher. In den meisten Fällen werden im Katalog gezielt bestimmte Titel oder Literatur zu bestimmten Themen gesucht. Konventionelle Kataloge und Onlinekataloge unterstützen diese Suche. Aber auch das scheinbar ziellose und unsystematische Suchen oder Schmökern in Katalogen kann sinnvoll sein. In konventionellen Katalogen kann das Umfeld einer bestimmten Alphabet- oder Systemstelle durch Blättern in die Suche einbezogen werden und 30
1.2 Funktionen
der
Kataloge
unverhofft zu relevanten Treffern führen. In durch Scannen von Kartenkatalogen gewonnenen Imagekatalogen bleibt die Suche durch Blättern erhalten (—> 6.3.3 Imagekatalog). Im Gegensatz zu Bibliographien und Informationsdatenbanken haben Bibliothekskataloge im allgemeinen den Vorteil, daß die nachgewiesene Literatur im Bestand der betreffenden Bibliothek bereitsteht, ein Ausleihvorgang angestoßen oder eine Kopie bestellt werden kann. Vor allem im Bereich der Zeitschriften bieten die Bibliotheken auch die Dokumentlieferung (Kopien von Aufsätzen) auf elektronischem Wege an, so daß auch der Bestand anderer Bibliotheken rasch genutzt werden kann.
1.2.3 Versorgung des Ausleihsystems U m die bibliothekarische Erschließungsarbeit optimal zu nutzen, sind integrierte Systeme für Erwerbung, Katalogisierung und Benutzung entstanden. Ein bei der Katalogisierung im Onlinekatalog angelegter Datensatz soll automatisch auch im Benutzungssystem zur Verfügung gestellt werden. Das Benutzungsoder Ausleihsystem wird durch das Katalogsystem laufend mit Datensätzen versorgt. Im konkreten Fall muß bei einem im elektronischen Benutzerkatalog gefundenen Titelnachweis auch ersichtlich sein, ob und wie das betreffende Buch verfügbar ist. In dem vom elektronischen Benutzerkatalog aus erreichbaren Ausleihsystem kann der Benutzer sich über Vorhandensein und Verfügbarkeit bestimmter Titel informieren, sich auf bestimmte Bücher vormerken, die Leihfrist entliehener Bücher verlängern und den Stand seines Ausleihkontos abfragen. In manchen Onlinekatalogen werden auch beim Buchhändler bestellte oder noch im Geschäftsgang befindliche Bücher nachgewiesen. Auch in diesen Fällen ist die Anzeige des Buchstatus für den Benützer eine wichtige Information.
1.2.4 Inventarisierung des Bestandes Zweck der Inventarisierung ist es, den Bestand durch den Nachweis zu sichern. Ursprünglich hatte die Verzeichnung des Bibliotheksbestandes primär die Funktion der Inventarisierung. Da dieses Inventarverzeichnis die Form einer Liste hatte, welche die Bücher in der Reihenfolge der Aufstellung enthielt, stellt ein solches Verzeichnis die älteste Katalogart dar. Heute teilen sich die Aufgabe der Inventarisierung im allgemeinen der Standortkatalog und das Zugangsbuch, letzteres auch mit haushaltstechnischen und statistischen Angaben.
31
1 Allgemeines
zu
Bibliothekskatalogen
1.2.5 Bibliothekarisches Arbeitsinstrument In der bibliothekarischen Arbeit werden die Kataloge vor allem für die Erteilung von Auskünften über den Bestand, den weiteren Aufbau des Bestandes (Erwerbung), die Revision des Bestandes sowie für die Katalogisierung selbst benötigt. Der Charakter als bibliothekarisches Arbeitsinstrument zeigt sich vor allem in Onlinekatalogen in einer Reihe von Daten, die in der Regel als interne Daten verwaltet werden. Beispiele dafür sind: Identifikationsnummern, Nummern von überregionalen Normdateien, Datum der letzten Korrektur, Herkunft des Datensatzes, Erwerbungsdaten. In bestimmten Fällen kann auch auf in Bibliographien angezeigte, aber nicht erschienene Bücher hingewiesen werden, wenn dies etwa im Rahmen der Pflichtablieferung von Publikationen sinnvoll erscheint. Der am bibliothekarischen Arbeitsplatz verfügbare Onlinekatalog ist in einem nahezu idealen Sinn das zentrale Nachweis- und Arbeitsinstrument. Der Onlinekatalog erlaubt es, einen integrierten Geschäftsgang (mit Erwerbungsund Katalogtätigkeiten) zu organisieren und den Status eines Buches anzugeben, also zu informieren, welche Bücher bestellt, noch im Geschäftsgang, entliehen, nur innerhalb der Bibliothek einsehbar oder gerade beim Buchbinder sind. Im konventionellen Bereich ist all das nur mit mehreren Instrumenten (Katalogen und Karteien) und einem größeren personellen Aufwand zu leisten.
1.3 Ordnungsprinzipien In Bezug auf Kataloge und Aufstellung können vier allgemeine Ordnungsprinzipien unterschieden werden, nämlich • die materielle Ordnung, • die inhaltliche Ordnung, • die formale Ordnung und • die funktionale Ordnung. Diese Ordnungsprinzipien wirken sich in einer Bibliothek unterschiedlich aus und beeinflussen teilweise wesentlich die interne Organisation, die Katalogisierung und die Benutzung. Für die materielle Ordnung ist die physische Form bestimmend. Die verschiedenen Formen wirken sich auf die Aufbewahrung (Aufstellung), die Benutzung, aber auch die Katalogrecherche aus. Die physische Form ist auch in den Katalogdaten zu verankern (-> 3.8 Aufgaben des Alphabetischen Katalogs). Die Unterscheidung von Printmedien, Nichtbuchmaterialien und elektronischen Dokumenten reicht keineswegs aus. Die materielle Ordnung beeinflußt auch die Aufstellung: Buchrückenhöhe und physische Form bestimmen in manchen Bi32
1.3
Ordnungsprinzipien
bliotheken die Signaturvergabe 9.1 Signaturvergabe). Für besondere Materialien kann es zu Sonderkatalogen mit einer besonderen Erschließung kommen (—» 1.5.2 Spezialkataloge). Beispiele für physische Formen von Bibliotheksmaterialien sind: Buch Handschrift Druckschrift (zusammenfassend auch als Printmedien bezeichnet) Monographie (begrenztes Werk) Zeitschrift (wegen der Aufstellung als fortlaufendes mehrbändiges Werk) Zeitung (wegen des größeren Formats) Kleinschrifttum (wegen des geringen Umfangs; Aufbewahrung auch in Schachteln) Landkarte, Plan, Ansicht Globus Tonträger (für Musik, Sprache, Geräusche und dergleichen) Schallplatte Tonband Blindenhörbuch Tonkassette (Kompaktkassette) Kompaktdiskette (Compact Disc) Mikromaterial Mikrokarte (es gibt nur wenige Beispiele aus den 1970er Jahren) Mikrofilm Mikrofiche Blindenschriftträger Bildtonträger (filmische Medien mit bewegten Bildern, mit und ohne Ton) Film (Spielfim, Dokumentarfilm, Lehrfilm) Filmkassette Videokassette Bildplatte Bildliche Darstellungen Foto Kunstblatt (Originalgraphik, Nachdruck) Plakat Projektionsmaterial Dia Diastreifen Arbeitstransparent 33
1 Allgemeines zu
Bibliothekskatalogen
Medienkombination (Kombination mehrerer Materialarten) Buch und Diskette Buch und CD-ROM Buch und Video Tonbildreihe Spiel (jedoch keine Computerspiele) Maschinenlesbares Dokument Diskette (Compact disc) CD-ROM Computerspiele Elektronisches Dokument (Computerdatei im Fernzugriff) Tonträger, Bildtonträger, bildliche Darstellungen und Kombinationen mehrerer Materialarten werden zusammenfassend auch als audiovisuelle Materialien bezeichnet. Nach § 131a der Sonderregeln RAK-NBM wird bei Nichtbuchmaterialien eine allgemeine Materialbenennung in der bibliographischen Beschreibung (im Anschluß an den Hauptsachtitel) angegeben. Als Benennungen werden zusammenfassende Bezeichnungen verwendet, die nur einen allgemeinen Hinweis geben sollen: Bildliche Darstellung, Tonträger, Bildtonträger, Medienkombination, Mikroform, Spiel und Computerdatei. Im Datenformat MAB gibt es das „Segment Veröffentlichungs- und materialspezifische Angaben", um entsprechende Angaben in kodierter Form erfassen zu können. Für die inhaltliche Ordnung ist der Inhalt bestimmend. Der Inhalt wird durch Zuordnung der Dokumente zu einem vorgegebenen Ordnungssystem kodifiziert. Das Ordnungssystem kann eine systematische Ordnung oder eine sachbegriffliche Ordnung sein. Bei der systematischen Ordnung werden die Ordnungsbegriffe ( = Notationen) der Klassifikation entnommen. Zu unterscheiden sind Klassifikationen für die Aufstellung (Aufstellungssystematik) und für standortfreie Systematische Kataloge. Bei der sachbegrifflichen Ordnung werden die Begriffe ( = Schlagwörter) im allgemeinen einer Normdatei, einem Nachschlagewerk oder einem Fachthesaurus entnommen. Weil die Begriffe des Schlagwortkatalogs der natürlichen Sprache entnommen sind, wird diese Erschließung auch als verbale Sacherschließung bezeichnet. Notationen sind im Gegensatz dazu künstlich gebildete alpha-numerische Zeichenfolgen, die nur mit Hilfe der betreffenden Klassifikation verständlich sind. Beispiel: X XE X E 3900 X E 4400 34
= = = =
Theoretische Medizin Hygiene Schulhygiene Krankenhaushygiene
1.3
Ordnungsprinzipien
Manche Aufstellungssystematiken versuchen, insbesondere in öffentlichen Bibliotheken, für die Hauptklassen eine mnemotechnische Bezeichnung zu wählen. Beispiel: Re Ph Ps Pä So Ge
Ku Mu Te
Religion Philosophie Psychologie Pädagogik Sozialwissenschaften Geschichte Ge 5 Deutsche Geschichte Ge5.5 Deutsche Geschichte von 1919 bis 1945 Bildende Kunst Musik Technik
Für die formale Ordnung ist die „Form" der Ordnungs- und Suchbegriffe bestimmend. Diese Merkmale können alphabetisch, numerisch oder alpha-numerisch sein. Beispielsweise ist die Form des Namens „Einstein, Albert" (für die Einordnung oder Auffindung) maßgeblich und nicht der Sachverhalt, daß es sich um einen Physiker handelt. Alle inhaltlichen und formalen Ordnungsmerkmale sind nur nach ihrer Form sortierbar und wiederauffindbar. Die alphabetische Form ist ausschlaggebend primär bei der Aufstellung nach Verfassernamen und sekundär bei der Bildung von Cutter-Nummern. Beispiel für die Aufstellung der Romanliteratur in öffentlichen Bibliotheken nach dem Alphabet der Verfassernamen: AUST BREN COOP DODE DOEB EICH FRIS GOET JOYC KAFK KELL MANN MUSI THOM
Jane Austen Clemens Brentano James Fenimore Cooper Heimito von Doderer Alfred Döblin Joseph von Eichendorff Max Frisch Johann Wolfgang von Goethe James Joyce Franz Kafka Gottfried Keller Thomas Mann Robert Musil Ludwig Thoma 35
1 Allgemeines zu
Bibliothekskatalogen
Beispiel für die Aufstellung nach dem Alphabet der Verfassernamen (beziehungsweise der ersten Ordnungsblöcke der Titelaufnahme) durch Anhängen der Cutter-Nummer an die Notation: BM 4 9 0 0 G 8 8 6 BM 4 9 0 0 M 5 7 5 BM 4 9 0 0 S 8 1 7 BM 4 9 0 0 U 5 7 EC 4 3 5 0 G 8 6 4
LF 1540 A 4 6 5 - 4 , 2
Verfassername: Verfassername: Verfassername: Verfassername:
Johannes Gründel Thomas Merton Friedrich Stegmüller Helga Unger
Verfassername: Reinhold Grimm Titel des mehrbändigen Werkes: Alt-Ägina
Die numerische Form wirkt sich primär bei der Aufstellung nach Numerus currens (Laufende Nummer) und sekundär als Bestandteil von Notationen aus. Da beim Alphabetischen Katalog ausschließlich die Form der Suchbegriffe den Ausschlag gibt und nicht die inhaltliche Bedeutung, wird er auch als Formalkatalog bezeichnet. Für dit funktionale Ordnung ist die Funktion und Benutzung des Bestandes bestimmend. Der Charakter als Präsenzbibliothek, Archivbibliothek (Aufbewahrungspflicht; Pflichtablieferung), Ausleihbibliothek, Forschungsbibliothek usw. beeinflussen die Aufstellung, die Katalogisierung und die Benutzung. Beispiele für die Aufstellung: • Aufstellung in öffentlichen Büchereien nach Belletristik (fiction), Sachbüchern (non-fiction), Kinderbüchern und Nachschlagewerken. • Aufstellung in wissenschaftlichen Bibliotheken in Lesesälen (Präsenzbestand, Freihandaufstellung), Magazinen (Ausleihe), Lehrbuchsammlungen oder Semesterapparaten. Literaturhinweise • Grundriß der Bibliothekslehre / Rolf Kluth. - Wiesbaden, 1970. - S. 46 - 88 n Cutter-Sanborn three figures author table / Charles A. Cutter ; Kate E. Sanborn. - Swanson-Swift revision. - Chicopee (Mass.), 1969 n Systematische Aufstellung in wissenschaftlichen Bibliotheken / Bernd Lorenz. - 2., erweiterte und überarbeitete Auflage. - Wiesbaden, 1993. - (Beiträge zum Buch- und Bibliothekswesen ; 21) • Systematische Erschließung in deutschen Öffentlichen Bibliotheken / Holger Nohr. - Wiesbaden, 1996. - (Beiträge zum Buch- und Bibliothekswesen ; 37) n Allgemeine Systematik für öffentliche Bibliotheken : ASB / Verband der Bibliotheken des Landes Nordrhein-Westfalen, Ausschuß für Systematik. - 3., überarbeitete Auflage. - Bad Honnef, 1981
36
1.4 Fragen an Kataloge
1.4 Fragen an Kataloge 1.4.1 Formale Fragen Die formale Ordnung erlaubt Fragen nach Elementen des Titels in der Form, wie sie auf dem Titelblatt vorkommen. In konventionellen Katalogen werden diese Fragen, abhängig von den Regeln für Haupteintragungen, Nebeneintragungen und Verweisungen, beantwortet durch die Suche unter • dem Namen des Verfassers, • dem Namen des Verfassers und, dem Sachtitel, • dem Namen der Körperschaft, • dem Namen der Körperschaft und dem Sachtitel, • dem Namen des Herausgebers (oder einer sonstigen beteiligten Person), • dem Namen des Herausgebers und dem Sachtitel, • dem Namen einer nicht beteiligten Person (Gefeierte Person, Briefadressat), • dem Sachtitel. Da es sich bei den Suchbegriffen um Elemente des Titels handelt, also Daten, die dem Dokument auf einem Titelblatt, einer Titelstelle oder dergleichen beigegeben sind, wird diese Suche auch als Titelrecherche bezeichnet.
Exkurs:
Titelblatt
Das Titelblatt, manchmal auch kurz nur als Titel bezeichnet, ist erst um das Jahr 1520 zum festen Bestandteil des Buches geworden. Der Titel hatte zunächst die Aufgabe, mögliche Käufer kurz über den Inhalt des Buches zu unterrichten; zugleich sollte er einen Anreiz bieten, das Buch zu lesen beziehungsweise zu kaufen. Im 16. und 17. Jahrhundert diente das Titelblatt in der Form eines Plakates den Buchhändlern auch als selbständiges Mittel der Werbung für Neuerscheinungen. „Was heute Anzeigen und Besprechungen, die Waschzettel der Verleger, Umschläge und Banderolen für die Verbreitung des Buches leisten, mußte damals [nämlich im 16. und 17. Jahrhundert] das Titelblatt fast ganz allein fertig bringen. Es war zugleich Reklame und Plakat für das Buch" (Moriz Sondheim). Zwei Beispiele aus dem 17. Jahrhundert: Der Landtstörtzer: Gusmann von Alfarche oder Picaro genannt/ dessen wunderbarliches/ abenthewr37
1 Allgemeines
zu
Bibliothekskatalogen
lichs vnd possirlichs Leben/ was gestallt er schier alle ort der Welt durchloffen/ allerhand Ständt/ Dienst vnd Aembter versucht/ vils guts vnd böses begangen vnd a n gestanden/ jetzt reich/ bald arm/ vnd widerum reich vnd gar elendig worden/ doch letztlichen sich bekehrt hat/ hierin beschriben wirdt. Durch A E G I D I V M ALBERTINVM, Fürstl: Durchl: in Bayrn Secretarium, theils auß dem Spanischen verteutscht/ theils gemehrt vnd gebessert. Getruckt zu München/ durch Nicolaum Henricum. A N N O M. D C . XV.
L U T H E R U S DEFENSUS, Das ist: Gründliche Widerlegung dessen/ was die Päpstler D. Lutheri Person fürwerffen von seinen Eltern/ Geburt/ Beruff/ Ordination/ Doctorat/ Ehestand/ Unzucht/ Meineyd/ Gotteslästerung/ Ketzerey/ Hoffart/ Sauffen/ Unfläterey/ Unbeständigkeit/ Auffruhr/ Lügen/ Gemeinschafft mit dem Teuffei/ Verfälschung der Schrifft/ Tod/ Begräbniß/ &c. und was sonst seine Schrifften/ Wercke/ Sitten und Reden betrifft. Kürtzlich und ordentlich verfasset Durch Johann Möllern/ der H. Schrifft D. Pastorem der Haupt-Kirchen S. Petri/ deß Ehrwürdigen Ministerii Seniorem, und der Schulen Inspectorem in Hamburg. Zum fünfften mal aufgelegt und gedruckt. Franckfurt am Mayn/ 38
1.4 Fragen an Kataloge In Verlegung Zachariä Märtels/ Buchhändlers in Hamburg. A N N O M D C LXXXIV. Gesetzliche Bestimmungen haben zeitweise die Angabe des Verfassers und des Druckers oder Verlegers ausdrücklich verlangt. Das Titelblatt hatte damit dreierlei Funktionen übernommen: • über Inhalt und Verfasser des Werkes zu informieren, • für Kaufen und Lesen des Buches zu werben, • gesetzlich vorgeschriebene Angaben über Urheber und Hersteller des Buches zu machen. Diese Funktionen führten im 17. und 18. Jahrhundert teilweise zu einer prächtigen und künstlerischen Gestaltung, so daß Titelblätter auch Gegenstand der Kunstgeschichte geworden sind. Seit Beginn des 20. Jahrhunderts hat der Schutzumschlag die Funktion der Werbung übernommen. Besonders bei Taschenbüchern und Broschüren erhielt der Einband eine werbewirksame Aufmachung. Kassetten, Hüllen und Verpackungen von Tonträgern, Videos und anderen Nichtbuchmaterialien haben heute von der Werbefunktion des alten Titelblattes nichts eingebüßt, im Gegenteil: Die graphische Aufmachung steht so im Vordergrund, daß es in der Katalogisierungspraxis darauf ankommt, die für die Katalogisierung maßgebliche „Titelstelle" ausfindig zu machen. Titel und Titelblatt sind ein wichtiges Bindeglied nicht nur zwischen Buchproduzent (Verfasser, Herausgeber, Verleger) und Leser, sondern auch zwischen Katalog und Leser. Das Titelblatt enthält in der Regel die wichtigsten Daten, die der Bibliothekar für die Herstellung der Formalkataloge benötigt. In der Bezeichnung „Titel"-Aufnahme kommt diese Bedeutung sehr stark zum Ausdruck. Eine ältere und heute überholte Bezeichnung für die Titelaufnahme oder das Ergebnis der Formalkatalogisierung ist „Titelkopie". Diese Bezeichnung ruft die Vorstellung hervor, daß der Bibliothekar im wesentlichen den Titel beziehungsweise das Titelblatt nur kopiere oder abschreibe. Normalerweise sind die bibliographischen Daten auf Vorder- und Rückseite des Titelblattes verteilt. Aus verschiedenen Gründen - wohl auch unter bibliophilen Gesichtspunkten - werden die Daten, die im allgemeinen auf der Rückseite des Titelblattes zu finden sind, manchmal auf der letzten Seite des Buches (in der Form des Kolophons) untergebracht. Eine neuere Entwicklung ist (in Deutschland seit 1975) das ClP-Verfahren (Cataloguing-in-Publication), bei dem nach einer Vereinbarung zwischen der nationalbibliographischen Institution eines Landes und den Verlegern die Titelaufnahme bereits vor Erscheinen des Buches erstellt und auf die Rückseite des Titelblattes gedruckt wird. 39
1 Allgemeines zu
Bibliothekskatalogen
Bei den elektronischen Dokumenten (Netzpublikationen) entsprechen dem Titelblatt beziehungsweise der Titelstelle die beigegebenen Metadaten (—> 3.2.6 Metadaten). Literaturhinweise o Das Titelblatt : Ansprache / von Moriz Sondheim. - Mainz, 1927. - (Kleiner Druck der Gutenberg-Gesellschaft ; 5) n The practice of typography : a treatise on title-pages / by Theodore Low De Vinne. - New York, 1972 Q CIP in den Bibliotheken der Bundesrepublik Deutschland / Dieter Wolf / / In: Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie 24 (1977), S. 1 - 18 a D I N 1429, Entwurf März 1996. Titelblätter und Einbandbeschriftung von Büchern
Mit dem Onlinekatalog ist, was die Fragen an Kataloge angeht, eine neue Situation entstanden. Zum einen ist die Titelrecherche nicht mehr so eng an die Bestimmungen des Regelwerkes gebunden, zum anderen werden Zahl und Art der Suchbegriffe wesentlich erweitert. Charakteristisch für die Suche im Onlinekatalog sind in diesem Zusammenhang • die Aufwertung des Sachtitels; die Art der Haupteintragung (Verfasserwerk, Urheberwerk, Sachtitelwerk) ist für die Suche unerheblich, da stets unter dem Sachtitel gesucht werden kann, auch wenn keine Nebeneintragung unter ihm vorgesehen ist (—> 3.6 Die Frage der Haupteintragung); • die Suche unter Elementen des Erscheinungsvermerks (Erscheinungsort, Verlag und Erscheinungsjahr); die unmittelbare Suche unter diesen Elementen läßt Fragen zu, die der konventionelle Katalog nicht beantwortet; die Frage, welche Bücher in einem bestimmten Verlag oder in einem bestimmten Ort oder/und in einem bestimmten Jahr erschienen sind, wird sowohl im Zusammenhang mit alten Drucken als auch für die Suche nach neuester Literatur gestellt; • die Bedeutung formaler Suchkriterien wie Sprache des Werkes, Dokumenttyp (Ausstellung, Dissertation, Enzyklopädie, Festschrift, Kongreß, Landkarte, Notendruck, Schriftenreihe, Unselbständig erschienenes Werk, Vertrag, Wörterbuch, Zeitschrift, Zeitung und dergleichen), Medientyp (Audiovisuelles Material, Kompaktdiskette, CD-ROM, Film, Handschrift, Mikroform, Spiel, Tonträger, Videokassette und dergleichen) und Erscheinungsland; • die Bedeutung von Nummern und dergleichen, die eine Ausgabe durch Ziffern oder Ziffern und Buchstaben nach nationalen oder internationalen Fest40
1.4 Fragen an
•
Kataloge
legungen identifizieren; Beispiele sind: ISBN (International Standard Book Number), ISSN (International Standard Serial Number), ISMN (International Standard Music Number), Reportnummern, International Standard Technical Report Number (ISRN), Normnummern (DIN, EN, ISO), Fingerprint, DOI (Digital Object Identifier), Nummern von Normdaten (PND, GKD, SWD, 2DB), die freie Kombinierbarkeit der Suchbegriffe (—> 1.4.4 Kombinierte Suche).
1.4.2 Inhaltliche Fragen Die inhaltliche Ordnung erlaubt Fragen zum Inhalt der Dokumente. In konventionellen Katalogen werden die Fragen beantwortet durch die Suche unter • Schlagwörtern (genormten Begriffen der natürlichen Sprache) und • Notationen (alphabetischen, numerischen oder alpha-numerischen Konstrukten, denen in einer systematischen Ubersicht oder Klassifikation bestimmte inhaltliche Bedeutungen zugeordnet sind). Da es sich bei den Suchbegriffen um Begriffe handelt, die meist nicht Elemente des Titels sind, und dem Suchenden nicht bekannt ist, ob es überhaupt ein Dokument für seine Fragestellung, sein „Problem", gibt, wird diese Suche auch als Problemrecherche bezeichnet. Bei der Problemrecherche muß die Frage in die Art und Form der verwendeten Inhaltskennzeichnung umgesetzt werden. Es ist eine spezielle Erfahrung und Kenntnis notwendig, um unter Schlagwörtern und Notationen erfolgreich suchen zu können. Bei der Suche unter Notationen steht durch eine Klassifikation eine hierarchische Ordnung und ein System der Wissensgebiete zur Verfügung, die das ganze Umfeld eines bestimmten Fachgebietes im Zusammenhang darstellt. Gerade für die Suche nach Büchern in Freihandaufstellung zeigen sich die Vorteile der systematischen Ordnung. Bei der Suche unter Schlagwörtern steht die punktuelle Suche nach bestimmten Themen im Vordergrund, da die heute gängigen Schlagwortregelwerke (insbesondere auch die RSWK) dem Prinzip des engsten Schlagwortes verpflichtet sind (—> 4.5 Regeln für den Schlagwortkatalog). In Hochschulbibliotheken werden durchschnittlich bis zu 50 Prozent der Dokumente mit Schlagwörtern erschlossen; bis zu 80 Prozent der Dokumente sind deutsch- oder englischsprachig. In den konventionellen Katalogen hat die getrennte Führung von Formalund Sachkatalogen in der Vergangenheit (anders als in den anglo-amerikanischen Regelwerken und Katalogen) dazu geführt, Personen- und Körperschaftsnamen teilweise nach je eigenen Regeln anzusetzen. Es ist eine wichtige Aufgabe, die in 41
1 Allgemeines zu
Bibliothekskatalogen
den Regelwerken RAK-WB und RSWK bestehenden Unterschiede dieser Art zu beseitigen. Der Einsatz von Normdateien in Onlinekatalogen kommt diesem Anliegen entgegen, weil alternative Ansetzungen in einem Normdatensatz möglich und ohne Umweg suchbar sind. Eine besondere Art inhaltlicher Suchbegriffe stellen Gattungsbegriffe dar. Für alte Drucke gelten sie als ein angemessenes Verfahren der inhaltlichen Erschließung zur Ergänzung der Suche unter Stichwörtern. Teilweise sind es Formalbegriffe wie im Schlagwortkatalog (beispielsweise Bibliographie, Briefsammlung, Kochbuch), teilweise eher weite Sachbegriffe (beispielsweise Architektur, Physik, Theologie). Für das VD 17 werden dreierlei Arten von Gattungsbegriffen vergeben (—» 6.2.2 Verzeichnis der im deutschen Sprachbereich erschienenen Drucke des 17. Jahrhunderts): (1) Allgemeine Begriffe (Biographie, Gelegenheitsschrift, Streitschrift, Wörterbuch, Zeitung und dergleichen), (2) Schul- und Hochschulschriften (Dissertation, Matrikel, Schulbuch und dergleichen) und (3) Fachspezifische Begriffe (Flugschrift, Meßrelation, Emblembuch, Fürstenspiegel, Perioche, Tischzucht, Gebetbuch, Itinerar, Praktik und dergleichen). Ein Beispiel dafür, daß Gattungsbegriffe nicht ohne weiteres der Formaloder der Sacherschließung zugeordnet werden können, sind Festschriften (unter dem Namen der gefeierten Person mit einem Formalsachtitel). Früher wurde in manchen Bibliotheken die Erschließung dem Alphabetischen Katalog und in manchen Bibliotheken dem Schlagwortkatalog übertragen. Ähnliches galt für Kongreßschriften und Ausstellungskataloge. Die RAK erschließen Festschriften unter dem Namen der gefeierten Person mit dem Formalsachtitel „Festschrift". Die RSWK beschlagworten den Inhalt; der Name des Gefeierten kommt deshalb nur dann als Personenschlagwort in Betracht, wenn auch Bibliographisches oder Biographisches enthalten ist. Die RSWK ermöglichen es seit der dritten Auflage (1998), daß Bibliotheken - allerdings nur innerhalb einer lokalen Anwendung - Belletristik, Kinder- und Jugendliteratur, Filme und Videos durch Gattungsbegriffe und Formschlagschlagwörter erschließen. Beispiel: Arztroman ; Text). Literaturhinweise n Regeln für die Katalogisierung alter Drucke / herausgegeben und eingeleitet von Klaus Haller. - Berlin, 1994 S. 47 - 66 (Göttinger Liste der Gattungsbegriffe) n Dezimalklassifikation : DK / herausgegeben vom Deutschen Normenausschuß. - Deutsche Kurzausgabe. 4., vollständig überarbeitete Auflage. - Berlin, 1973 D DIN 31623 Teil 1- 3, September 1988. Indexierung zur inhaltlichen Erschließung von Dokumenten 42
1.4 Fragen an
n
Kataloge
Katalogverbund, Fremddatennutzung • und Online-Benutzerkatalog : Aspekte einer Neuorientierung der Sacherschließung / Heiner Schnelling // In: Libri 38 (1988), S. 237 - 256
Exkurs:
Schlagwort
Die Bezeichnung „Schlagwort" und die davon abgeleitete Benennung „Schlagwortkatalog" sind in der Geschichte der Bibliothekskataloge erst verhältnismäßig spät in der heutigen Bedeutung aufgetreten. Eine frühere Bezeichnung war „Materialwort". Die Bezeichnung „Schlagwort" kommt zwar bereits Anfang des 19. Jahrhunderts vor, wird aber noch im Sinne des (ersten) Ordnungswortes eines Sachtitels verwendet, da nach der grammatischen Ordnung dieses Wort als Vertreter für den ganzen Sachtitel galt. Die Bezeichnungen Schlagwort und Schlagwortkatalog selbst kommen in der heutigen Bedeutung zuerst in der Bibliographie von Carl Georg und Leopold Ost vor: „Schlagwort-Katalog. Verzeichnis der im deutschen Buchhandel erschienenen Bücher und Landkarten in sachlicher Anordnung" (1889 - 1913). Die Sache selbst ist älter und hat sich aus alphabetischen Registern zu systematisch aufgestellten Bestandsgruppen entwickelt. Die älteren Bezeichnungen sind Catalogus realis (Johann Heinrich Hottinger, 1664), Realrepertorium (Gottfried Wilhelm Leibniz, 1665), Realregister (Johann Albrecht Kayser, 1790), Alphabetischer Realkatalog (Friedrich Adolph Ebert, 1811) und Realkatalog (Martin Schrettinger, 1834). Andere Bezeichnungen waren Alphabetischer Materienkatalog oder Materialkatalog. In den USA hat sich die Beschlagwortung mit dem Dictionary Catalogue von Charles A. Cutter (1876) rasch durchgesetzt (—> 8 Kreuzkatalog). Der von 1819 bis 1851 von Martin Schrettinger in der Königlichen Hof- und Staatsbibliothek in München angelegte „Realwortkatalog" ist einer der ersten großen Schlagwortkataloge im deutschsprachigen Raum. Das Schlagwort ist nach Hermann Fuchs (Bibliotheksverwaltung, 1968) „ein möglichst kurzer, aber genauer und vollständiger Ausdruck für den Inhalt einer Schrift". Die RSWK (§ 1) definieren: „Ein Schlagwort ist eine terminologisch kontrollierte Bezeichnung für einen Begriff aus einem Dokumenteninhalt". Die terminologische Kontrolle ist ein zentrales Anliegen der Beschlagwortung. Zum einen wird damit der Unterschied zum Stichwort deutlich, das dem Dokument (Titel oder Text) selbst entnommen wird, zum anderen wird die terminologische Kontrolle als Methode eingefordert. Zur terminologischen Kontrolle gehören vor allem das Konsultieren von Nachschlagewerken, die Differenzierung von Homonymen und Polysemen (durch Homonymenzusätze), die Berücksichti43
1 Allgemeines zu
Bibliothekskatalogen
gung von Synonymen und Quasisynonymen (durch Siehe-Verweisungen), die Vermeidung von Pleonasmen sowie die Hierarchisierung von Begriffen. Für die terminologische Kontrolle wurde in Gestalt zunächst einer Standardschlagwortliste und dann der Schlagwortnormdatei (SWD) ein wirkungsvolles Instrument geschaffen (—» 5.5 Schlagwortnormdatei). Ein Schlagwort kann aus einem Wort, mehreren Wörtern oder einer Verbindung von Wörtern beziehungsweise Buchstaben mit Ziffern sowie Sonderzeichen bestehen und durch einen Homonymenzusatz ergänzt werden. Beispiele: Kultur Wärmekraftwerk
= ein Wort
Bedrohte Tiere Öffentliche Meinung Kauf auf Probe Kap der Guten Hoffnung
= mehrere Wörter
SU-3-Symmetrie Nikon F-401s
= Wörter und Buchstaben mit und Sonderzeichen
Ziffern
Geschichte 1915-1955 Wilhelm & Sander GmbH Venus Venus
= Wörter mit
Homonymenzusatz
Münster Münster Münster Von der Art her werden fünf Schlagwortkategorien unterschieden (—* 4.5 Regeln für den Schlagwortkatalog). Durch diese werden die Verknüpfung einzelner Schlagwörter zu Schlagwortketten und die kategorienspezifische Ansetzung bestimmt: • Personenschlagwort • Geographisches und ethnographisches Schlagwort sowie Sprachbezeichnung • Sachschlagwort • Zeitschlagwort • Formschlagwort Körperschaften und historische Einzelereignisse werden entsprechend der Kategorie der Schlagwörter behandelt, aus denen ihr Name gebildet ist, nämlich wie geographische Schlagwörter oder wie Sachschlagwörter. Anonyme Sachtitel von literarischen und künstlerischen Werken werden wie Sachschlagwörter behan44
1.4 Fragen an
Kataloge
delt, andere Sachtitel wie die Kategorie, in deren Verbindung sie auftreten (Personenschlagwort, geographisches Schlagwort). Sind für einen Sachverhalt mehrere Schlagwörter zu vergeben, so wird eine Schlagwortkette gebildet. Die Reihenfolge der Schlagwörter innerhalb einer Kette richtet sich nach der obigen Aufzählung. Beispiel: Augsburg ; Geschichte 1900-1920 ; Bildband = Geographisches Schlagwort + Zeitschlagwort
+
Formschlagwort
Ursprünglich wurden die Schlagwörter einer Kette durch Schrägstriche getrennt. Die RSWK sehen seit der 3. Auflage (1998) als Trennzeichen jedoch ein Semikolon vor; der Schrägstrich wird nur noch für eine feste Verbindung von Schlagwörtern in Form der Ansetzungskette verwendet. Beispiele: Joyce, James / Ulysses für Person und Werktitel Rom / Villa Medici für Ort und Gebäude Für Kataloge in Listen- oder Kartenform werden bestimmte Schlagwörter einer Schlagwortkette (Grundkette) permutiert, um damit Eintragungen beziehungsweise Sucheinstiege unter allen suchrelevanten Schlagwörtern zu erhalten. Beispiele: Alpen ; Fremdenverkehr Deutschland ; Film ; Geschichte
und und
Fremdenverkehr ; Alpen Film ; Deutschland ; Geschichte
Literaturhinweise • Regeln für den Schlagwortkatalog : RSWK / bearbeitet von der Kommission des Bibliotheksinstituts für Sacherschließung. - 2., erweiterte Auflage. - Berlin, 1991 Die 3. Auflage erscheint 1998 als Loseblatt-Ausgabe. D Liste der Nachschlagewerke zu den Normdateien (SWD, GKD). - Ausgabe Oktober 1996, Stand: 16. August 1996. - Leipzig [u.a.], 1996
1.4.3 Stichwörter Eine neue Qualität des Onlinekatalogs gegenüber den konventionellen Katalogen ist die Suche unter Stichwörtern. Als Stichwörter bezeichnet man gewöhnlich Wörter aus Sachtiteln und Zusätzen zu Sachtiteln. Im allgemeinen erlaubt die OPAC-Software, die Datenfelder (Kategorien) frei zu bestimmen, aus denen die Stichwörter für die Freitextsuche genommen werden sollen. Letztlich kann jedes Wort einer Titelaufnahme für die Suche als Stichwort behandelt werden. 45
1 Allgemeines zu
Bibliothekskatalogen
In einem frühen Stadium der Datenverarbeitung und vor der Installation von Onlinekatalogen gab es verschiedene Versuche, die Stichwortsuche durch automatische Indexierungsverfahren anzubieten. Es gibt verschiedene Methoden, das Stichwort optisch herauszuheben und den Kontext darzustellen. Beim Verfahren der Inversion oder Rotation wird das jeweilige Stichwort an den Anfang gestellt und das Ende der Phrase durch einen Punkt kenntlich gemacht. Es handelt sich um dasselbe Verfahren wie bei der Inversion von Personennamen, bei denen als Inversions- oder Rotationszeichen das Komma verwendet wird. Beispiel: Kunst. Bilder zur abendländischen Kunst. Die Wahrheit über die Kunst. Kleine Enzyklopädie der Kunst. Lebendige Kunst Asiens. Die Kunst aus Mittelamerika. Indianische Kunst des Abendlandes. Der Feigenbaum in der religiösen Beim Verfahren Keyword-in-context (KWIC) steht das ordnungsrelevante Stichwort an einer festen Stelle in der Mitte des Eintrags. Da jeder Eintrag eine feste Länge hat, kann Text links oder rechts vom Stichwort abgeschnitten sein. Beispiel: ALUATING PERMUTED TITLE INDEX TO GOVERNMENT REPORTS . = OTS EV MECHANIZING A LARGE INDEX.= ANIPULATIVE CORRELATIVE INDEX. = AN EXPERIMENT IN THE DESIGN INDEXES AND MACHINES . = PREPARATION OF PRINTED INDEXES BY AUTOMATIC PUNCHED CARD TE VOCABULARIES AND TROPE INDEXES FOR CHEMISTRY. = CORRELATIVE CONFERENCE ON BETTER INDEXES FOR TECHNICAL LITERATURE . = NEW KINDS OF INDEXES . = MACHINES AND INDEXES.= Beim Verfahren Keyword-out-of-context (KWOC) steht das ordnungsrelevante Stichwort isoliert vom Text am Anfang des Eintrags. Der Text schließt sich als Phrase in der natürlichen Abfolge an. Beispiel: Sprache. Gesellschaft für Deutsche Sprache Sprache. Deutsche Gesellschaft zur Erforschung Vaterländischer Sprache und Altertümer Sprache. Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung Sprache. Internationaler Hochschulferienkurs für Deutsche Sprache Sprache. Universität / Seminar für Romanische Sprache und Kultur 46
1.4 Fragen an Kataloge Sprache. Internationaler Kongreß für die Sprache und Literatur Südfrankreichs Diese Verfahren fanden vor allem Eingang im Bereich der Naturwissenschaften (Beispiele: Chemical Abstracts, Biological Abstracts, Dissertations in Physics), wurden aber auch für Textkonkordanzen und von Bibliotheken für K W I C - oder K W O C - K a t a l o g e auf Mikrofiche aufgegriffen. Die in den konventionellen Katalogen ausgeprägte Unterscheidung von Formal- und Sachkatalog beziehungsweise zwischen Alphabetischem Katalog und Schlagwortkatalog spielt für die Suche in Onlinekatalogen eine eher untergeordnete Rolle. Die Suche mit Stichwörtern kann je nach Fragestellung und Zielvorstellung sein • • • •
eine eher einfachere und weniger anspruchsvolle Stufe der Problemrecherche; eine Suche mit nichtnormiertem Vokabular (mit allen damit verbundenen Unwägbarkeiten, Zufälligkeiten und Redundanzen); eine Suche, die Ahnliches erwarten läßt wie Stichwortregister in Büchern; eine hochspezialisierte Suche nach Wörtern (gegebenenfalls in mehreren Sprachen), die für ein bestimmtes Wissenschaftsgebiet oder für Publikationen eines bestimmten Erscheinungszeitraumes charakteristisch sind.
Die Suche mit Schlagwörtern ist dagegen • eine eher anspruchsvollere Suche mit normiertem Vokabular, das ein redundanzfreies und - sofern der gesamte einschlägige Bestand beschlagwortet ist - umfassendes Ergebnis erwarten läßt; • eine Suche, die vor allem bei Titeln greift, deren Fassung über den Inhalt • •
keine oder nur sehr ungenaue Auskunft gibt; eine Suche mit deutschsprachigen Suchbegriffen auch nach fremdsprachiger Literatur; eine Suche mit einem Vokabular, das die gegenwärtig in deutschsprachigen Nachschlagewerken übliche Terminologie aufgreift.
In der Praxis kommt es zu einer gegenseitigen Ergänzung von Stichwort und Schlagwort (—> 1.4.7 Benutzerforschung). Beispiel für unterschiedliche Suchergebnisse in einem Verbundkatalog mit Stichwort- und Schlagwortsuche:
Suchfrage: Stichwörter FARBE+ARCHITEKTUR
Ergebnis: 841 Treffer „Farbe" 1497 Treffer „Architektur" Schnittmenge = 0 Treffer 47
1 Allgemeines
zu
Bibliothekskatalogen
Stichwörter COLOUR+ARCHITECTURE
1 Treffer
Stichwörter COULEUR+ARCHITECTURE
58 Treffer „Couleur" 1990 Treffer „Architecture" Schnittmenge = 0 Treffer
Schlagwörter FARBE+ARCHITEKTUR
207 Treffer (Schlagwortketten) „Farbe" 5964 Treffer (Schlagwortketten) „Architektur" Schnittmenge = 10 Schlagwortketten für folgende 12 Titelsätze:
Arquitectura y color Baugestaltung mit Farbe Les couleurs de l'Europe Color, environment and human response Color in interior design and architecture Ii colore costruito Die Farben der Architektur Kleur en architectuur La materia e il colore nell'architettura romana tra Cinquecento e Neocinquecento Les raisons de la couleur dans les espaces de vie et de travail Putz und Farbigkeit an mittelalterlichen Bauten Über das Farbliche Für den Sucherfolg mit Stichwörtern im Onlinekatalog ist die Definition des Stichwortes von ausschlaggebender Bedeutung. Zum einen ist zu klären, welche Zeichen außer Buchstaben und arabischen Ziffern konstitutiv sind, zum anderen, wo das einzelne Stichwort anfängt und aufhört. Hier spielen die erfaßten Vorlage- und Ansetzungsformen und die eingesetzte Software zur Aufbereitung der Eingabe- und Indexbegriffe eine wichtige Rolle (—»1.4.6 Suche im Onlinekatalog). Die Definition des Begriffes „Ordnungswort" in § 804 der RAK-WB reicht dafür nicht aus.
48
1.4 Fragen an Kataloge
1.4.4 Kombinierte Suche Die Suche im Onlinekatalog wird weitgehend durch die aus den konventionellen Katalogen bekannte Unterscheidung von Titel- und Problemrecherche mit formalen und inhaltlichen Elementen bestimmt, da die Suchbegriffe qualifiziert als Personenname, Sachtitel, Erscheinungsjahr, Schlagwort, Notation und dergleichen eingegeben werden können. Durch die Kombination von formalen und inhaltlichen Suchbegriffen (beispielsweise: Verfasser + Schlagwort, Schlagwort + Erscheinungsjahr) tritt diese Unterscheidung für die Suche allerdings mehr in den Hintergrund. Für die kombinierte Suche und eine sinnvolle Selektion aus größeren Treffermengen sind weitere Suchbegriffe notwendig, die sich auf die Sprache des Dokumentes, das Erscheinungsland, den Medientyp und Dokumenttyp beziehen (—»1.4.2 Inhaltliche Fragen). Manche Onlinekataloge brechen die Suche ab, wenn die Treffermenge eine bestimmte Anzahl überschreitet; in diesem Fall wird keine Schnittmenge der Suchbegriffe gebildet, selbst wenn sich eine geringe Treffermenge ergäbe.
1.4.5 Bibliographische Fragen Eine besondere Art von Fragen an Kataloge sind bibliographische Fragen. Voraussetzung für die Beantwortung dieser Fragen ist • die bibliographische Beschreibung als Bestandteil der Titelaufnahme oder des bibliographischen Datensatzes, • die einheitliche Benennung des betreffenden literarischen oder künstlerischen Werkes, • die Darstellung der Beziehungen zwischen den Aufnahmen oder bibliographischen Datensätzen, die ein bestimmtes Werk betreffen. Die bibliographische Beschreibung ermöglicht eine eindeutige Identifizierung der verschiedenen Ausgaben. Außerdem läßt sie eine gewisse Bewertung des Buches anhand beispielsweise des Umfangs, der Bebilderung, eines Literaturverzeichnisses, des Verlags, der Sprache des Werkes zu. Bibliographische Fragen beziehen sich vor allem auf • andere Ausgaben des Werkes, • andere Titel des Werkes (Einheitssachtitel; Nebentitel; Paralleltitel; Gesamttitel), • Angaben zur Auflage, • Angaben zur Ubersetzung (Originalsachtitel; Ubersetzer; Originalsprache), • den Erscheinungsvermerk (Ort, Verleger, Drucker, Jahr), 49
1 Allgemeines zu • • •
Bibliothekskatalogen
die Umfangsangabe, die Illustrationsangabe (Art und Umfang der Abbildungen), Vorlageformen (soweit nicht identisch mit Ansetzungsformen).
Die bibliographische Beschreibung vertritt in Katalogen, Datenbanken und Bibliographien das betreffende literarische Dokument (—»• 3.2 Bibliographische Beschreibung). Sie wird benötigt für die verschiedensten bibliothekarischen Tätigkeiten (Erwerbung, Katalogisierung, Ausleihe, Auskunft, Bestandserhaltung) und dient Benutzern, Verlegern, Buchbindern und Buchhändlern. Die Beantwortung bibliographischer Fragen erfordert es, im Katalog die Beziehungen zwischen den verschiedenen Ausgaben und Manifestationen eines Werkes darzustellen. Solche Beziehungen bestehen zum Beispiel zwischen Originalausgabe und Ubersetzungen, Originalausgabe und Nachdrucken, Ausgabe als Buch und als Mikroform, Ausgabe und Rezensionen, Original und Bearbeitungen, Textausgabe und Kommentaren, Partitur und Libretto, Notendruck und Tonträger. Da Bibliothekskataloge im allgemeinen nur bibliographisch selbständige Werke nachweisen, können manche bibliographische Fragen nicht beantwortet werden. Traditionell werden Beziehungen zwischen den Ausgaben und Manifestationen eines Werkes in einem vom jeweiligen Regelwerk bestimmten Umfang durch Nebeneintragungen und Fußnoten verknüpft. Eine wichtige Rolle kommt dabei dem Einheitssachtitel zu (—> 3.7 Literarische Einheit und bibliographisches Prinzip). Traditionell wurde auf die bibliographische Beschreibung von Inkunabeln und alten Drucken großer Wert gelegt, um Drucke dieser Zeit eindeutig beschreiben und auch ohne unmittelbaren Vergleich der Exemplare und Ausgaben identifizieren zu können. Charakteristisch dafür sind unter anderem eine ausführliche Angabe der Kollation, der typographischen Besonderheiten und der Zeilenbrechung. Eine Katalogaufnahme nach diesem Verfahren läßt genau erkennen, welche Daten in welcher Form und an welcher Stelle der Vorlage zu finden sind. Ein neuer Ansatz ist die bildliche Wiedergabe als Ergänzung der auf Text beruhenden bibliographischen Beschreibung. In dem Verzeichnis „Deutsche Drucke des Barock 1600 - 1720 in der Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel" (Nendeln, später München, 1977-1996) wurde erstmalig die Abbildung der Titelseite als wesentliche Informationsquelle verwendet. Die bibliographische Beschreibung ist hier nur eine Kurztitelaufnahme. Die Nutzung der digitalen Technik für das Scannen wichtiger Seiten des Buches ist ein Aufgreifen des Wolfenbütteler Verfahrens für die Erschließung älterer Drucke. Durch die Kombination von genormten Suchbegriffen, Stichwörtern und bildlicher Wiedergabe von Titelseiten entsteht ein neues und komplexes Katalog- und Informationsinstrument (—> 6.2.2 Verzeichnis der im deutschen Sprachbereich erschienenen Drucke des 17. Jahrhunderts). 50
1.4 Fragen an Kataloge Überlegungen, Nachweis und Erschließung von Textdokumenten in Onlinekatalogen ganz allgemein durch Images von Titelblättern und Inhaltsverzeichnissen sowie entsprechende Suchbegriffe zu realisieren, sind bisher nicht ernsthaft verfolgt worden. Sie setzen eine technische Ausstattung voraus, die Bibliotheken noch nicht zur Verfügung steht.
1.4.6 Suche im Onlinekatalog Die für Onlinekataloge eingesetzte Software, sei es für die Dienst- oder die Benutzerrecherche, unterscheidet sich bei Bibliotheken, Bibliotheksverbünden, Datenbanken und auch CD-ROMs teilweise ganz erheblich. Einen Standard gibt es weder für die Suchmöglichkeiten, das Indexieren der betreffenden Katalogdaten noch für das Layout auf dem Bildschirm. Der Benutzer muß sich deshalb mit der jeweiligen Software und den durch sie möglichen Suchmethoden vertraut machen. Gefordert werden möglichst leicht und allgemein verständliche Oberflächen mit graphischen Komponenten unter Verwendung einer Maus für das Klicken und Ziehen. Für die Suche in konventionellen Katalogen kommt es darauf an, eine bestimmte Alphabetstelle (im Alphabetischen und im Schlagwortkatalog) oder Systemstelle (im Systematischen Katalog) zu finden, an der bestimmte Titel nachgewiesen sein müßten. Die Kenntnis der alphabetischen Ordnungsregeln ist für eine erfolgreiche Suche entscheidend. Kartenkataloge (analog auch Listenkataloge) erlauben eine Suchtechnik, die auf dem Durchblättern und dem schnellen Durchsehen der Köpfe beruht, verbunden mit einem direkten Zugriff auf die volle Kataloginformation. Das „unsystematische" Blättern, zu dem auch das Betrachten des Umfeldes von Namen, Sachtiteln und Schlagwörtern gehört, bietet die Möglichkeit, unverhofft auf relevante Titel zu stoßen, die man anderweitig nicht gefunden hätte. Für die Suche in Onlinekatalogen kommt es darauf an, die Suchbegriffe über eine Tastatur einzugeben, eine maschinelle Suche nach Datensätzen, die diese Begriffe enthalten, anzustoßen und die als Treffer angezeigten Datensätze auf ihre Relevanz hin durchzusehen. Die gegenüber konventionellen Katalogen wesentlich erweiterten Suchmöglichkeiten werden teilweise durch eine „Fehlerintoleranz" wieder eingeschränkt. Ein Hauptproblem ist vielfach die Kompromißlosigkeit, mit der Suchbegriffe und Indexeinträge abgeglichen werden. Um die Suche möglichst erfolgreich zu machen, sind deshalb Elemente einer Ähnlichkeitssuche und der Vergleich von Wortphrasen vorzusehen. Die Kenntnis, wie Suchbegriffe zu schreiben sind, ist für eine erfolgreiche Suche entscheidend. Im allgemeinen ist davon auszugehen, daß die Schreibung 51
1 Allgemeines
zu
Bibliothekskatalogen
der Suchbegriffe keine grundsätzliche Schwierigkeit bereitet. Um die Suchbegriffe aber möglichst „einfach" schreiben zu können und die Suche möglichst erfolgreich zu gestalten, müssen einerseits die Suchbegriffe in den Suchindizes und andererseits die Sucheingaben in einer maschinellen Prozedur entsprechend aufbereitet werden. Die Suche kann nur erfolgreich sein, wenn der Suchbegriff mit dem Indexbegriff zeichengleich ist. Ein grundlegendes Element der Ähnlichkeitssuche ist die Behandlung der Zeichen. Der Sinn einer Zeichenbehandlung ist es, das Suchergebnis möglichst von der Schreibweise unabhängig zu machen. Dazu gehören zunächst die Bereiche Groß- und Kleinschreibung, diakritische Zeichen und Akzente, Sonderzeichen und Interpunktionszeichen. Für die Eingabe der Suchbegriffe empfehlen sich deshalb folgende Vereinfachungen, die eine entsprechende Indexierung der Suchbegriffe und eine entsprechende Aufbereitung der Sucheingabe voraussetzen: • Die Suchbegriffe können mit Groß- oder Kleinbuchstaben geschrieben werden. Beispiel: Name oder NAME oder name • Anstelle des scharfen ß können auch zwei S geschrieben werden. Beispiel: Gruß oder Gruss • Auf die Schreibung der Akzente und diakritischen Zeichen kann verzichtet werden. Beispiel: ile für lle • Interpunktionszeichen können weggelassen werden. Beispiele: Burgen Schlösser Residenzen für Burgen - Schlösser - Residenzen Kein Öl Moses für Kein Öl, Moses? W A Mozart in Salzburg für W. A. Mozart in Salzburg • Ergänzungsbindestriche können weggelassen werden. Beispiel: Deutsche Plastik der Früh und Hochgotik für Deutsche Plastik der Frühund Hochgotik • Bis-Striche können weggelassen werden. Bis-Striche werden nach den Katalogregeln zwar mit dem Zeichen für den Bindestrich wiedergegeben, jedoch im Unterschied zu diesem mit einem Spatium davor und danach eingegeben. Beispiel: Frankrijk 1981 1986 für Frankrijk 1981 - 1986 • Schrägstriche und Klammern können weggelassen werden. Beispiele: Frankfurt Oder für Frankfurt/Oder und Frankfurt / Oder So isst Europa für So is(s)t Europa In manchen Onlinekatalogen wird beim Indexieren jedes nichtalphabetische und nichtnumerische Zeichen durch ein Spatium ersetzt. Das kann beim Suchen zu Schwierigkeiten führen, wenn der eingegebene Suchbegriff nicht korrekt der er52
1.4 Fragen an
Kataloge
faßten Form entspricht oder das Zeichen weggelassen (und zusammengeschrieben) wird. Beispiele (zur Verdeutlichung wird für ein Spatium das Zeichen u verwendet): Vorlageform:
Suchbegriffe
AlFillustrissimo ...
All'illustrissimo Alluillustrissimo aber nicht: Allillustrissimo
L'église d'Afrique du Nord [Wiedergabe:
eglise d'Afrique du Nord eglise duAfrique du Nord aber nicht: Leglise dAfrique du Nord
-iL'-" église d'Afrique du Nord] See-Elefant
(Stichwörter):
See-Elefant SeeuElefant aber nicht: SeeElefant
Besondere Probleme ergeben sich für die Suche und Indexierung in Onlinekatalogen bei • Bindestrichen, • Apostrophen, • Punkten ohne nachfolgendes Spatium (Abkürzungspunkten), • Zahlen und Symbolen, • Umlauten. Der Bindestrich wird nach den allgemein gültigen Regeln der deutschen Rechtschreibung ohne Spatium davor und danach zwischen die zu verbindenden Teile gesetzt. Beispiele: Mecklenburg-Vorpommern (nicht: Mecklenburg - Vorpommern), deutsch-polnisch, Rhein-Main-Flughafen, Information-Retrieval-Systeme. Die Rechtschreibung des Deutschen läßt anstelle des Bindestrichs auch die Zusammenschreibung zu, wenn die Übersichtlichkeit gewahrt bleibt. Beispiele: Schillermuseum (für: Schiller-Museum), Bachkantate (für: Bach-Kantate), Großglocknermassiv (für: Großglockner-Massiv). Aus typographischen Gründen wird jedoch - besonders in Buchtiteln (bei Schreibung der Bestandteile des Kompositums auf mehreren Zeilen) und Komposita mit Personennamen auf Bindestriche verzichtet. Beispiele: Robert Bosch Stiftung (statt: RobertBosch-Stiftung), Herzog August Bibliothek (statt: Herzog-August-Bibliothek), Bodensee Hefte (statt: Bodensee-Hefte). Die Katalogregeln sehen bei der Wiedergabe der Vorlage und bei der Ansetzung eine Ergänzung des Bindestrichs entsprechend den Rechtschreibregeln vor (vgl. RAK-WB § 204). Für die Suche in Onlinekatalogen ist in diesen Fällen eine doppelte Indexierung zu fordern, das 53
1 Allgemeines
zu
Bibliothekskatalogen
bedeutet: Der Bindestrich ist (ausgehend von der Ansetzungsform) zum einen auszufügen und zum anderen durch ein Spatium zu ersetzen. Beispiele: Ansetzungsform:
Suchbegriffe
(Stichwörter):
Online-Katalog
Onlinekatalog OnlineuKatalog
UV-Strahlen
UVStrahlen UVuStrahlen
Fußball-Vereine im Wettstreit
Fußballvereine im Wettstreit FußballuVereine im Wettstreit
Carl-Friedrich-von-Siemens-Stiftung
CarluFriedrichuvonuSiemensuStiftung CarlFriedrichvonSiemensStiftung
In anderen Sprachen wird der Bindestrich nicht im Sinne der deutschen Rechtschreibung verwendet. Das gilt insbesondere für das Englische, wenngleich es auch hier im Laufe der Zeit eine Entwicklung von der Getrenntschreibung über die Bindestrichschreibung zur Zusammenschreibung gibt (Beispiele: time table, time-table, timetable; year-book, yearbook). Es wäre pragmatisch und unproblematisch, bei Fremdsprachen nur von der Vorlageform auszugehen und wie im Deutschen doppelt zu indexieren. Die R A K - W B sehen jedoch im Englischen ein aufwendiges Verfahren vor, nach dem in bestimmten Fällen stets ein Bindestrich zu setzen oder zusammenzuschreiben ist. Dafür ist ein maßgebliches englisches oder amerikanisches Wörterbuch zu konsultieren (vgl. R A K - W B § 204,3, Anmerkung 4). Der Apostroph wird vorwiegend als Auslassungszeichen für einen oder mehrere Buchstaben verwendet, im Englischen auch zur Kennzeichnung des Genitivs. Er kommt außerdem als diakritisches Zeichen bei der Umschrift nichtlateinischer Schriften vor, beispielsweise für das Weichheitszeichen im Russischen (EopHC H. E J I T > I J H H —» Boris N . El'cin). Die Katalogregeln sehen bei der Ansetzung die Wiedergabe des Apostrophs entsprechend den Rechtschreibregeln der jeweiligen Sprache mit einem vorangehenden oder einem nachfolgenden Spatium beziehungsweise ohne Spatium vor (vgl. R A K - W B § 203,1). Im allgemeinen kann davon ausgegangen werden, daß der Apostroph in den Vorlagen entsprechend der jeweiligen Rechtschreibung mit oder ohne Spatium geschrieben ist. Beispiele: „Photographers' yearbook", „Ew'ger Friede". Wird der Apostroph nur als Interpunktionszeichen behandelt und bei der Indexaufbereitung eliminiert, entstehen vor allem in den romanischen Sprachen wenig sinnvolle Suchbegriffe. Beispiele: Vini d'Italia (als Stichwörter entstehen „Vini" und „dltalia"), D'un siècle à l'autre (als Stichwörter entstehen „Dun", „siecle", „a" und „lau54
1.4 Fragen an
Kataloge
tre"). Um die Suche in Onlinekatalogen günstiger zu gestalten, ist eine doppelte Indexierung zu fordern, das bedeutet: Der Apostroph ist (ausgehend von der Ansetzungsform) zum einen zu entfernen und zum anderen durch ein Spatium zu ersetzen. Beispiele: Ansetzungsform:
Suchbegriffe
(Stichwörter):
->L'-> oca e l'anitra
oca e lanitra und oca e 1 anitra
Cos'è la musica
Cose la musica und Cos e la musica
Ew'ger Friede
Ewger Friede und Ew ger Friede
Who's who
Whos who und Who s who
Que sais-je?
Que saisje und Que sais je
Bei Abkürzungen in der Form von Initialfolgen kann sich die Behandlung von Abkürzungspunkten auf die Suche gravierend auswirken. Die Vorlageformen und die Ansetzungsformen gemäß den RAK-WB (§§ 201; 202) unterscheiden sich gegebenenfalls durch das Weglassen oder Einfügen von Spatien. Wird der Punkt beim Indexieren ausgefügt, so hat das folgende Auswirkungen. Beispiele: Vorlageform:
Wiedergabe in der
G. B. S. anthology
G.B.S. anthology Suchbegriffe
Aufnahme:
(Stichwörter):
G.B.S. anthology GBS anthology aber nicht: G.uB.uS. anthology und nicht: GuBuS anthology K. u. K. Medizinalverein
Wiedergabe in der
Aufnahme:
K.u.K. Medizinalverein Suchbegriffe
(Stichwörter):
K.u.K. Medizinalverein KuK Medizinalverein aber nicht: K.uu.uK. Medizinalverein und nicht: KuuuK Medizinalverein 55
1 Allgemeines
zu
Bibliothekskatalogen
C. G. Jung und die Psychoanalyse
Wiedergabe
in der
Aufnahme:
C.uG.uJung und die Psychoanalyse Suchbegriffe
(Stichwörter):
CuGuJung und die Psychoanalyse aber nicht: C.G.Jung und die Psychoanalyse und nicht: CGJung und die Psychoanalyse Die Wiedergabe gemäß den RAK-WB nimmt auf die Schreibkonventionen Rücksicht. Im allgemeinen wird bei einem abgekürzten Vornamen nach dem Punkt ein Spatium gesetzt (Beispiel: C. G. Jung ...), aber nicht nach sonstigen Initialenfolgen (Beispiele: G.B.S. ...; K.u.K. ...). Zahlen und Symbole wurden in konventionellen Katalogen in einem durch die Ansetzungsbestimmungen festgelegten Umfang für die Sortierung der Sachtitel berücksichtigt. Dabei waren die an ordnungswichtiger Stelle stehenden Zahlen und Symbole als Wörter anzusetzen (Beispiele: Von A - Z Von A bis Z, 10 % Gewinn —> Zehn Prozent Gewinn, Das l x l der Futterpflanzen —» Das Einmaleins der Futterpflanzen, Brisbane in the 1890s —> Brisbane in the eighteen-nineties). Die RAK-WB haben die Bestimmungen in der Weise verändert, daß Zahlen und Symbole für die Haupteintragung im allgemeinen vorlagegemäß und für Nebeneintragungen nur dann als Wörter („in aufgelöster Form") angesetzt werden, wenn sie als erstes Wort am Anfang eines Sachtitels stehen (RAKW B § 206). Damit soll eine gewisse Auffindungshilfe für die Phrasensuche geleistet werden. Für die Eingabe sind Zahlen und Symbole im allgemeinen einfacher als die entsprechenden Wörter. Beispiele: Vorlageform:
Suchbegriffe
80 Tips für tolle Chefs
80 Tips für tolle Chefs Achtzig Tips für tolle Chefs
= NE
1000 PS und mehr Tausend PS und mehr
= NE
§ 131 Grundgesetz Paragraph 131 Grundgesetz
= NE
Fahrenheit451
keine
1000 PS und mehr D e r § 131 Grundgesetz Fahrenheit451
(Stichwörter):
NE
Eine Ausnahme machen die RAK-WB für die in Titeln nicht selten vorkommenden Zeichen „&" und „ + " als Konjunktion. Es wird nämlich für die Nebenein56
1.4 Fragen an
Kataloge
tragung als Wort aufgelöst angesetzt, auch wenn es an zweiter Stelle steht. Beispiele: Vorlageform:
Suchbegriffe
Kunst Sc Computer
Kunst Computer Kunst und Computer
= NE
Food nutrition Food and nutrition
= NE
Flöte Orgelbuch Flöte und Orgelbuch
= NE
Food & Nutrition Das Flöte+Orgelbuch
(Stichwörter):
Für die Stichwortsuche sind Symbole entbehrlich, weil sie als Suchbegriffe im allgemeinen weder sinnvoll noch nötig sind. Für die Phrasensuche in Onlinekatalogen, die eine Suche mit der Zeichenkette der Vorlage erlaubt, wird es im allgemeinen ausreichen, wenn diese Zeichen sowohl aus der indexierten Phrase als auch aus der Suchfrage eliminiert werden. Beispiele: Ansetzung (Vorlageform):
Suchbegriffe
(Stichwörter):
Essen und Trinken von A - Z
Essen und Trinken von A Z
-iDie-i Alpen in Eis + Schnee
Alpen in Eis Schnee
-.Das- Jahr 1870/71
Jahr 1870 71
-.Der- § 37a Abs. 3 GWB als Waffe gegen die Kampfpreisbindung
37 a Abs 3 G W B als Waffe gegen die Kampfpreisbindung
Die Umlaute werden für Bibliothekskataloge im deutschsprachigen Raum im allgemeinen so erfaßt, daß sie maschinell von Buchstaben mit Trema unterscheidbar sind. Deshalb können die Umlaute (für die Suche und für die Ordnung) als Grundbuchstabe + E indexiert werden. In manchen Katalogen sind Wörter mit Umlauten generell in der Form Grundbuchstabe + E erfaßt worden. Bei einer entsprechenden Aufbereitung der Suchbegriffe sind Wörter mit Umlauten über beide Schreibweisen suchbar (—> 2.2.1 Umlaute). Beispiel: Vorlageform:
Suchbegriffe
Ägypten
Ägypten Aegypten
(Stichwörter):
Leisten Systeme diese Aufbereitung der Suche nicht, muß stets die Indexform für die Suche gewählt werden, also: ae statt ä, aeu statt äu, oe statt ö, ue statt ü, ss statt ß. In Katalogen außerhalb des deutschen Sprachbereiches werden Um57
1 Allgemeines
zu
Bibliothekskatalogen
laute meist als sogenannte Tremabuchstaben behandelt; sie sind deshalb nur mit den Grundbuchstaben suchbar, beispielsweise Osterreich —> Osterreich, Süden —» Süden, Bär —» Bar. Nur wenige Systeme sind in der Lage, mit Trema oder als Umlaut erfaßte Buchstaben doppelt zu indexieren, um entsprechende Wörter unter beiden Formen zu finden, beispielsweise Römer —> Roemer und Romer. Bei der Stichwortsuche kommt es darauf an, Datensätze zu finden, in denen das betreffende Stichwort als Suchbegriff vorkommt. Für den Suchenden ist es also wichtig, geeignete Stichwörter zu wählen, häufig vorkommende und weniger charakteristische Wörter jedoch nicht zu verwenden. Um das Antwortzeitverhalten bei der Stichwortsuche zu optimieren, werden in einigen Onlinekatalogen für die Stichwortsuche Stoppwörter festgelegt, die als Suchbegriffe nicht zugelassen sind. Beispiele für solche Wörter sind Artikel, Fürwörter und allgemeine Adjektive. Nachteilig wirken sich Stoppwörter bei der Stichwortsuche nach Titeln aus, für die solche Wörter wesentlich sind. Besteht ein Sachtitel nur aus Stoppwörtern, wäre er nicht mehr suchbar. Beispiele: Der, die, das »Der«, »die«, »das« als Pronomen Der, die oder das? Übungen zum Artikel Einer der dagegen war Einer Als besondere Suchoptionen gibt es auch die Trunkierung am Anfang, in der Mitte und am Ende eines Stichwortes. Beispiele (als Zeichen für die Auslassung wird in den Beispielen ein * verwendet): "'franken für Stichwörter
wie Oberfranken, Unterfranken, Mittelfranken
Oktober für Stichwörter
wie Oktober, October
Oktober"' für Stichwörter wie Oktoberdiplom, Oktoberfest, Oktobergruppe, Oktoberrevolution *Wärme* für Stichwörter wie Sonnenwärmegewinnung, Fernwärmeanschluß, Gebäudewärmebedarf 58
1.4 Fragen an Kataloge Manche Systeme erlauben beim Trunkieren die Unterscheidung von „Zeichenreihe" (beliebig viele Zeichen), „ein beliebiges Wort" oder „ein beliebiges Zeichen". Die Phrasensuche (string search) bietet sich an für die Suche nach Sachtiteln, die genau zitiert werden können. Diese Suche setzt eine Indexierung in der gegebenen Wortfolge voraus. Bietet ein System nur die Stichwortsuche an, kann es bei Sachtiteln, die aus einem einzigen Wort oder aus sehr häufig vorkommenden Wörtern bestehen, zu sehr vielen Treffern kommen. Beispielsweise kann bei Fehlen der Phrasensuche nicht zwischen Sachtiteln, die nur aus einem Wort bestehen (Beispiele: Orts- und Ländernamen wie „München" oder „Griechenland", Schulfächer wie „Deutsch" oder „Mathematik"), und Sachtiteln, die dieses Wort auch enthalten, unterschieden werden. Die Phrasensuche hilft, einen dem Wortlaut nach genau bekannten Sachtitel sehr schnell zu finden. Manche Systeme bieten bei der Phrasensuche sowohl eine (automatische) Rechtstrunkierung als auch eine exakte Suche (exact citation) an. Die Phrasensuche erweist sich als vorteilhaft sowohl für die Suche nach Sachtiteln wie auch nach Personennamen. Die Software öffnet in solchen Fällen im allgemeinen den Blick in den alphabetisch sortierten Index, um Sachtitel und Namen mit dem gleichen Anfang durchsehen zu können. Für Personennamen ist die Phrasensuche überhaupt die geeignete Methode. Beispiel für unterschiedliche Suchergebnisse in einem Verbundkatalog für Stichwort-, Titelanfang- und exakte Phrasensuche (die exakte Suche ist in den Beispielen mit einem abschließenden Punkt gekennzeichnet) : Suchfrage:
Ergebnis:
Stichwort C H R O N O L O G I E Titelanfang C H R O N O L O G I E (automatische Rechtstrunkierung)
1664 Treffer 273 Treffer im Index (hinter einem Treffer im Index können sich mehrere gleichlautende Titel verschiedener Werke oder Ausgaben verbergen) Phrasensuche C H R O N O L O G I E . 19 Treffer (Titel besteht nur aus dem Wort „Chronologie".)
Stichwort ABC 2490 Treffer Titelanfang ABC 413 Treffer im Index Phrasensuche ABC. 112 Treffer im Index (Titel besteht nur aus dem Wort „ABC".) Eine Erschwernis bedeutet es, wenn zwar die Phrasensuche angeboten wird, die nach den RAK mit Nichtsortierzeichen versehenen Wörter jedoch nicht zur 59
1 Allgemeines zu
Bibliothekskatalogen
Phrase gehören. Es erhebt sich die Frage, ob in Onlinekatalogen Nichtsortierzeichen überhaupt sinnvoll sind. Beispiele: -iDer-" Berg der Liebe Suche nur erfolgreich unter: Berg der Liebe Gaulle, Charles -•de-' Suche nur erfolgreich
unter: Gaulle, Charles
->L'-> arpa festante Suche nur erfolgreich
unter: arpa festante
Handelt es sich bei dem am Anfang des Sachtitels stehenden Artikel um einen deklinierten Artikel oder ein mit dem Artikel gleichlautendes Pronomen, führt es zu Problemen, wenn sie bei der Phrasensuche nicht zum Suchstring gehören. Hinzu kommt die Erfahrung, daß bei der Erfassung immer wieder die Kennzeichnung des am Anfang stehenden Artikels übersehen wird. Für die Suche in Onlinekatalogen erweist es sich deshalb als vorteilhaft, wenn Sachtitel mit am Anfang stehenden Artikeln doppelt indexiert werden, das bedeutet: eine Indexierung mit dem Artikel und eine weitere Indexierung ohne den Artikel (—> 2.7.2 Bei der Ordnung zu übergehende Teile. Exkurs: Artikel). Beispiele: Dem Denken abgeschaut
und
Denken abgeschaut
Einer der dagegen war
der dagegen war
Der mit dem Wolf tanzt
mit dem Wolf tanzt
Eine kleine Nachtmusik
kleine Nachtmusik
Der Name der Rose
Name der Rose
Für gewisse Fragestellungen kann es sinnvoll sein, die Suchbegriffe durch Boolesche Operatoren in Beziehung zu setzen. Die wichtigsten Operatoren sind U N D (+), O D E R (/) und N I C H T (-). In Onlinekatalogen werden mehrere Suchbegriffe im allgemeinen automatisch mit dem Operator U N D versehen. Andere gewünschte Operatoren müssen ausdrücklich in der Suchanfrage eingefügt werden. Für die Suche mit Erscheinungsjahren oder anderen numerischen Daten werden im allgemeinen die Operatoren GLEICH (=), VON ... BIS (-), GRÖSSER ALS (>), K L E I N E R ALS ( 1.4.6 Suche im Onlinekatalog). Die eingesetzten Systeme unterscheiden meistens die Dienstrecherche (für die Katalogisierung mit schreibendem Zugriff) und die Publikumsrecherche (für den ausschließlich lesenden Zugriff). Die Unterschiede zwischen den OPACs erklären sich durch die jeweils zur Verfügung stehende Hard- und Software. Sie betreffen vor allem • den Grad der Aktualisierung (laufende Versorgung aus der Katalogisierungsdatenbank; Aktualisierung in bestimmten Zeitabständen), • die Anzahl und Art der Suchbegriffe, • die Anzeige und Vollständigkeit der Aufnahmen, • die Kombinationsmöglichkeiten der Suchbegriffe, • die feld- oder dokumentbezogene Freitextsuche, • die Wahl zwischen Laiensuche oder Expertensuche. Bei der Laiensuche (simple search) werden die Suchbegriffe im allgemeinen in formularartig angeordnete Felder oder Masken eingegeben. Bei der Expertensuche (advanced search) stehen meistens mehr Arten von Suchbegriffen zur Verfügung, die meistens durch Codes zu qualifizieren sind (Beispiel: au=... [Autor], ti=... [Titel], ej = ... [Erscheinungsjahr]); außerdem können Boolesche Operatoren verwendet werden, um die gewünschte Beziehung von Suchbegriffen auszudrücken. Für die Suche im OPAC muß der Benutzer die Suchbegriffe über eine Tastatur eingeben. Dem Blättern im Kartenkatalog entspricht im OPAC das Durchsehen von alphabetisch sortierten Trefferanzeigen (im Voll- oder Kurzformat) und Indizes (für Namen, Stichwörter, Sachtitel und Schlagwörter). Benutzeranleitungen sind für den OPAC besonders wichtig. Bevorzugt werden jedoch Kataloge mit vielen „selbsterklärenden" Elementen, die Nutzung allgemeiner DVStandards und nicht zuletzt Informationsstellen, an denen bibliothekarische Fachkräfte helfen und beraten. 68
1.5 Das
Katalogsystem
Der OPAC ist als eine wichtige bibliothekarische Dienstleistung in die von der Wissenschaft allgemein genutzten Kommunikationsnetze einzubinden, vor allem in das Internet. Damit erfüllt er seine Aufgabe als Benutzerkatalog am wirkungsvollsten, weil der Benutzer den Katalog auch an seinem Arbeitsplatz oder von zu Hause aus in Anspruch nehmen kann.
1.5.4 Katalogabbruch In älteren und größeren Bibliotheken ist der Bestand im allgemeinen nicht in einem Kataloginstrument nachgewiesen. Katalogabbrüche waren in der Vergangenheit keine Seltenheit. Mehrere Alphabetische Kataloge, die nach unterschiedlichen Regeln bearbeitet wurden, sind eher eine typische Erscheinung dieser Bibliotheken. Katalogabbrüche waren normalerweise bedingt durch die Einführung neuer Regeln (beispielsweise den Ubergang von den PI auf die RAK) oder eine andere äußere Form (beispielsweise den Wechsel vom Bandkatalog zum Blatt- oder Kartenkatalog, den Wechsel auf das international übliche Katalogkartenformat 7,5 mal 12,5 cm, die Einführung der Datenverarbeitung mit dem Wechsel auf Mikrofiche- und Onlinekataloge). Eine Umarbeitung der älteren Katalogdaten in eine einheitliche neuere Form war in den meisten Fällen noch nicht zu leisten. Als Ausnahme gilt die Umarbeitung des handschriftlichen Katalogs der Österreichischen Nationalbibliothek Wien: Von 1957 bis 1967 wurde für den Berichtszeitraum 1501 bis 1929 ein maschinenschriftlicher Kartenkatalog erstellt. Im Bereich des Alphabetischen Katalogs erschwerten und erschweren Katalogabbrüche die bibliothekarische Arbeit. Daher ist die Konversion der Alphabetischen Kataloge vordringlich. Bei Sachkatalogen sind Katalogabbrüche allerdings anders zu bewerten: Ältere Schlagwort- und Systematische Kataloge berücksichtigen ein Vokabular und eine Wissenschaftseinteilung, die den älteren Publikationen unter Umständen besser gerecht werden als heutige Fachwörter und Gegebenheiten. Für die sachliche Erschließung älterer Drucke gibt es deshalb verschiedene Ansätze, historisch und philologisch zutreffende Gattungsbegriffe zu verwenden, die gegebenenfalls nur für einen bestimmten Zeitraum gelten. Der Abbruch von Katalogen hat aber auch positive Aspekte, nämlich: • die Anwendung eines neuen Regelwerkes, das den Anforderungen im allgemeinen besser entspricht, • die Einführung neuer Arbeitstechniken und -methoden, einschließlich der Chance, den Buchgeschäftsgang kritisch zu prüfen und gegebenenfalls rationeller zu gestalten, • die verminderte Benutzung älterer, potentiell gefährdeter Band- und Kartenkataloge. 69
1 Allgemeines
zu
Bibliothekskatalogen
Als Kriterien für den Katalogabbruch beziehungsweise für die Abgrenzung des älteren und des neueren Katalogs gibt es zwei Methoden: das Bearbeitungsdatum und das Erscheinungsjahr. Die Entscheidung für eines der beiden Kriterien hängt von der Größe der Bibliothek, vom Umfang der antiquarischen Erwerbungen und von den personellen und technischen Möglichkeiten ab. Kommen noch längere Zeit viele Erwerbungen mit Erscheinungsjahren vor dem Katalogabbruch, empfiehlt es sich eher, nach dem Erscheinungsjahr vorzugehen. Das Kriterium Bearbeitungsdatum hat den Vorteil, daß ab einem festgelegten Zeitpunkt alle zu katalogisierenden Bücher nur im neuen Katalog nachzuweisen sind. Wenn der Abbruch durch die Einführung der Datenverarbeitung bedingt war, haben sich viele Bibliotheken für das Kriterium Bearbeitungsjahr entschieden. Möglichst bald viele maschinenlesbare Nachweise zu haben und die Aussicht, die konventionellen Katalogaufnahmen in absehbarer Zeit zu konvertieren, sprachen für dieses Vorgehen (—» 6.3 Retrokonversion). Das Kriterium Erscheinungsjahr hat den Vorteil, daß bei einer Titelrecherche mit bekanntem Erscheinungsjahr nur in einem Katalog zu suchen ist. Dieses Kriterium ist für die meisten Publikationen eindeutig anwendbar und für Benutzer nachvollziehbar. Allerdings gibt es Bücher ohne beziehungsweise mit geschätztem Erscheinungsjahr sowie Bücher mit verschiedenen Erscheinungsjahren (Originalausgabe und Nachdruck beziehungsweise Faksimile-Ausgabe). Für mehrbändige Werke ist bei beiden Methoden eine besondere Regelung zu treffen, da sich hier der Katalogabbruch gravierend und nachteilig auswirken kann. Für mehrbändige begrenzte Werke mit unterschiedlichen Erscheinungsjahren für die einzelnen Bände, Loseblattausgaben, Schriftenreihen, Zeitschriften und Zeitungen ist deshalb ein doppelter Nachweis oder eine Verknüpfung zwischen altem und neuem Katalog notwendig. Literaturhinweise n Abbruch und Neuaufbau von alphabetischen Katalogen / Joachim Kaubisch // In: Zentralblatt für Bibliothekswesen 91 (1977), S. 562 - 572 D Die Umstellung von Katalogen am Beispiel der Bayerischen Staatsbibliothek / von Klaus Haller // In: Biblos (1988), S. 1 - 14
1.6 Verbundkataloge Die deutschen Verbundkataloge sind nach Vorbildern in den USA als Katalogisierungsverbünde entstanden. In Deutschland schlössen sich als erste Bibliotheken die Universitätsbibliotheken in Regensburg und in Augsburg 1970 zu einem Katalogisierungsverbund zusammen. Die Katalogisierung im Verbund steigerte einerseits die Leistungsfähigkeit der Bibliotheken, weil Doppelarbeit vermieden 70
1.6 Verbundkataloge wird, und sie verbesserte andererseits die Dienstleistung, weil die Literatur bibliotheksübergreifend und deshalb umfassender nachgewiesen wird. Heute wird von den Verbünden erwartet, daß sie auch elektronische Informationsdienste entwickeln sowie das Bestellen von Büchern und die Lieferung von elektronischen Dokumenten (anstelle von Papierkopien) anbieten. Durch den Bestandsnachweis mehrerer Bibliotheken einer Region sind die Verbundkataloge in der Lage, die konventionell geführten Zentralkataloge als Steuerinstrumente der Fernleihe immer mehr zu ersetzen und Erwerbungsabsprachen zu ermöglichen. Ergänzend zu den Bibliotheksbeständen sind auch elektronische Dokumente aus dem Internet in die Verbunddatenbanken zu integrieren. Im DBV-OSI-Projekt wird versucht, die regionalen Verbundsysteme in einem virtuellen Deutschen Bibliotheksverbund zusammenzufassen. Mittels entsprechender Standardschnittstellen soll eine offene Kommunikation der Verbünde (Open Systems Interconnection) erreicht werden, um Katalogdaten in anderen Verbundsystemen oder Datenbanken zu suchen und in das eigene System übernehmen zu können. Dem Endnutzer wird damit die Möglichkeit eröffnet, unter Verwendung einer einheitlichen, ihm vertrauten Benutzeroberfläche in der lokalen Datenbank, in der regionalen Verbunddatenbank, in anderen Verbunddatenbanken und in Fachinformationsdatenbanken recherchieren zu können.
1.6.1 Allgemeines Die Deutsche Forschungsgemeinschaft hat 1980 „Empfehlungen zum Ausbau regionaler Verbundsysteme und zur Errichtung regionaler Bibliothekszentren" veröffentlicht und Vorstellungen über Aufgaben und Ausmaße eines regionalen Verbundes entwickelt. In den regionalen Verbundsystemen haben sich Bibliotheken unterschiedlicher Art, Größe und Aufgabenstellung, vor allem aber die Hochschulbibliotheken zusammengeschlossen. Im allgemeinen sind die Bibliotheken mit Einführung der Datenverarbeitung in den jeweiligen Bibliotheksverbund eingetreten. Die kooperative Katalogisierung und die Nutzung von Fremddaten in einem Verbundsystem mit einer zentralen Katalogisierungsdatenbank hat die Arbeitsweise des Katalogisierens erheblich verändert gegenüber der konventionellen Arbeitsweise im Einzelkatalog. Außer der Katalogfunktion geht es in einem Bibliotheksverbund um einen zentralen Literaturnachweis, die Abstimmung bei der Erwerbung, Online-Bestellverfahren und die Versorgung der lokalen Bibliothekssysteme. Die Verbundsysteme haben sich zwar eigenständig und unterschiedlich entwickelt, sie arbeiten jedoch seit 1983 in der Arbeitsgemeinschaft der Verbundsysteme zusammen, um die Leistung auf technischem und bibliothekarischem Gebiet zu optimieren. 71
1 Allgemeines zu
Bibliothekskatalogen
Das Konzept der zentralen Datenbank für die Katalogisierung und der lokalen Systeme für OPAC, Ausleihe und Erwerbung wird von der D F G empfohlen und liegt auch der Begutachtung von Anträgen für DV-Beschaffungen im Rahmen des Hochschulbauförderungsgesetzes zugrunde. Angestrebt und teilweise schon realisiert ist die aktuelle Versorgung der lokalen Systeme OPAC und Ausleihe mit Daten aus der zentralen Datenbank. Das bedeutet: Wird in der zentralen Datenbank eine Titelaufnahme neu angelegt oder eine vorhandene geändert, so wird der neue Stand automatisch an das lokale System weitergegeben. Die neue Arbeitsweise und Situation des Katalogisierens im Verbundkatalog wird charakterisiert durch • Einrichtung einer Zentralredaktion, • Übernahme von Fremddaten, • Nutzung von Normdateien, • Auswirkungen einer maschinellen Dublettenprüfung, • kooperative und partnerschaftliche Arbeitsmethoden, • die Verantwortung für die Qualität aller Aufnahmen im Verbundkatalog, auch wenn kein eigener Bestand betroffen ist. Die Verbundlandschaft verändert sich gegenwärtig im deutschsprachigen Bereich. Das ursprünglich - entsprechend den Fernleihregionen - regional geprägte Konzept der Bibliotheksverbünde löst sich auf. Die Bibliotheken in den neuen Bundesländern haben sich an bereits bestehende Verbünde angeschlossen. Der Gemeinsame Bibliotheksverbund (GBV) umfaßt die Länder Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein und Thüringen. Der Bibliotheksverbund Bayern (BVB), das Hochschulbibliothekszentrum Nordrhein-Westfalen (HBZ), der Südwestdeutsche Bibliotheksverbund (SWB) und das Deutsche Bibliotheksinstitut Berlin (DBI) haben sich für die Entwicklung eines neuen Verbundsystems in einer Kooperationsgruppe zusammengeschlossen (System Horizon der Firma Dynix). Ab dem Jahr 1999 soll das neue System die bisherigen Systeme ablösen. Die Bibliotheken der Region Berlin und Brandenburg haben sich für ein neues, künftigen Entwicklungen gegenüber möglichst flexibles Modell entschieden. Bei diesem kooperativen Verbundmodell wird im Vergleich zu einem herkömmlichen Verbund der Zentralrechner durch das Netz (Internet), die zentrale Datenbank durch eine verteilte Datenbank und die Recherche durch eine Suchmaschine unterstützt. Die zentralen Funktionen beschränken sich auf einen Server für Fremd- und Normdaten sowie die Suchmaschine. Der Hessische Bibliotheksverbund (HEBIS) und die Deutsche Bibliothek haben das System PICA übernommen. In Osterreich gibt es zwei BIBOS-Verbünde. Es wird angestrebt, für alle wissenschaftlichen Bibliotheken einen gemeinsamen Verbund aufzubauen. In der 72
1.6
Verbundkataloge
Schweiz gibt es mehrere Verbünde. Veränderungen der Verbundlandschaft sind derzeit nicht geplant. Mit dem Projekt OSI gibt es ein technisches Konzept, wie die Verbünde untereinander vernetzt werden können. Noch bestehende Schwierigkeiten spiegeln im wesentlichen die unterschiedliche Arbeitsweise und Konzeption der bisherigen Verbünde wider. Literaturhinweise D Vorschläge zur Weiterentwicklung der Verbundsysteme unter Einbeziehung lokaler Netze / Deutsche Forschungsgemeinschaft, Bibliotheksausschuß / / In: Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie 33 (1986), S. 205 - 214 D Offene Systeme : Die Informationstechnologie der neunziger Jahre / Christine Bossmeyer / / In: Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie : Sonderheft ; 50 (1990), S. 66 - 77 n Empfehlungen zur Migration der deutschen Bibliotheksverbünde / Deutsche Forschungsgemeinschaft, Bibliotheksausschuß / / In: Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie 42 (1995), S. 105 - 136
1.6.2 Zentralredaktion Die Aufgaben einer Zentralredaktion beziehen sich auf die Qualität der Katalogaufnahmen. Das schließt ein: die einheitliche Anwendung der Katalogregeln, die Durchführung von Korrekturen, die Regelung besonders schwieriger Fälle, die Verantwortung für die Nutzung von Fremddaten und die Mitarbeit an Normdateien. Das Ziel ist eine korrekte Aufnahme für alle im Verbund nachzuweisenden Exemplare einer Ausgabe. Es gibt zwei Möglichkeiten der Zentralredaktion: • eine zentrale Organisation mit eigenem Personal (Verbundredaktion, Verbundzentrale) ; • eine dezentrale Organisation mit Personal in den Verbundbibliotheken (verteilte Redaktion). Eine wichtige Frage ist die Korrekturberechtigung. Sie berührt die Arbeitsweise und Organisation des Bibliotheksverbundes. Es gibt mehrere Modelle, die Korrekturbefugnisse zu regeln: • Eine Aufnahme kann nur einmal oder nur in einem begrenzten Zeitraum von der einbringenden Bibliothek korrigiert werden. Danach kann die Aufnahme nur noch von der Zentralredaktion verändert werden. Dieses Modell setzt eine personell stark ausgestattete Zentralredaktion voraus, weil alle späteren Korrekturen (auch Schreibfehler) nur noch von der 73
1 Allgemeines zu
•
•
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Bibliothekskatalogen
Zentralredaktion, in der Regel aufgrund eines Korrekturantrages und ohne das Buch in Händen, durchgeführt werden müssen. Die Mitarbeiter in den Bibliotheken haben (je nach Ausbildung und Qualifikation) unterschiedliche Berechtigungsstufen. Hat ein Mitarbeiter mit einer höheren Berechtigungsstufe eine Aufnahme korrigiert, kann sie von anderen mit einer niedrigeren Berechtigungsstufe nicht mehr verändert werden. Dieses Modell kann auch mit Funktionen verknüpft werden, beispielsweise kann das Andern und Löschen einer Aufnahme oder das Löschen und Hinzufügen bestimmter Felder nur bestimmten Berechtigungsstufen zugeordnet werden. Eine Aufnahme wird nach jeder Veränderung auf eine höhere Berechtigungsstufe gesetzt, so daß sie von immer weniger Mitarbeitern korrigiert werden kann. Eine Aufnahme ist so lange veränderbar, wie sie nicht von einem Mitarbeiter der Zentralredaktion korrigiert beziehungsweise bestätigt worden ist.
Die dargestellten Modelle der Korrekturberechtigung beziehen sich in der Regel nur auf die bibliographischen Daten, jedoch nicht auf Lokaldaten (—» 3.1 Bibliographische und besitzerspezifische Daten). Letztere dürfen grundsätzlich nur von Mitarbeitern der betreffenden Bibliothek verändert oder gelöscht werden. Im Bereich der Lokaldaten gibt es in aller Regel keine Berechtigungsstufen. Bei der Datenerfassung werden in manchen Systemen maschinelle Prüfungen eingesetzt, die auf doppelt vergebene Signaturen aufmerksam machen.
1.6.3 Fremddatenübernahme Unter Fremddatenübernahme im engeren Sinn versteht man die Übernahme von Katalogdaten, die außerhalb des Verbundes entstanden sind und in maschinenlesbarer Form zur Verfügung stehen. Die Verwendung von eingedruckten CIPAufnahmen und anderen in konventioneller Form vorliegenden Titelaufnahmen gehört zu den üblichen Hilfen bei der Katalogisierung, wird aber meistens nicht als Fremddatenübernahme bezeichnet. Auch die „Übernahme" einer im Verbund bereits vorhandenen Aufnahme für das zu katalogisierende Exemplar wird nicht als Fremddatenübernahme bezeichnet. Die Recherche im Verbundkatalog nach einer zu übernehmenden Aufnahme eines anderen Verbundteilnehmers und das Anhängen eines Lokalsatzes gehören zum Standardverfahren. Bei der eigentlichen Fremddatenübernahme können derzeit folgende Verfahren unterschieden werden: • Die Fremddaten werden in einer eigenen Datenbank gehalten. Bei der Katalogisierung wird in der „Fremddatenbank" geprüft, ob eine entsprechende 74
1.6
•
•
Verbundkataloge
Aufnahme vorhanden ist. Im positiven Fall wird die Aufnahme in die Verbunddatenbank kopiert, gegebenenfalls korrigiert und ein Lokalsatz angehängt. Die Fremddaten werden in die zentrale Datenbank eingespeichert. Bei der Katalogisierung wird in der Verbunddatenbank geprüft, ob eine entsprechende Aufnahme vorhanden ist. Im positiven Fall wird ein Lokalsatz angehängt. Die nicht genutzten Aufnahmen verbleiben als bibliographische Information im Verbundkatalog, können aber nach einer angemessenen Zeit maschinell gelöscht werden. Bei der Suche nach zu übernehmenden Aufnahmen wird eine OSI-Recherche durchgeführt. Wird eine Aufnahme in einem der durchsuchten Verbünde beziehungsweise einer der Datenbanken gefunden, kann sie konvertiert, in das eigene System kopiert, gegebenenfalls verändert und um die Lokaldaten ergänzt werden.
Das zuletzt genannte Verfahren wird mit dem Protokoll Z 39.50 allgemein angestrebt. Dies setzt entsprechende technische und bibliothekarische Vorkehrungen voraus. Die bibliothekarische Bewertung der Fremddatenübernahme bemißt sich danach, ob die Fremddaten nach dem eigenen oder einem fremden Regelwerk erstellt wurden. Bei nach dem eigenen Regelwerk erstellten Fremddaten sind Retrieval und Nutzung optimal organisierbar und am rationellsten. Da die Deutsche Bibliothek als nationalbibliographische Institution dasselbe Regelwerk anwendet wie die Verbundkataloge, ist die Übernahme ihrer Daten verhältnismäßig unproblematisch. Untersuchungen mit Aufnahmen nach anderen Regelwerken haben gezeigt, daß die Übernahme solcher Aufnahmen oft nicht rationell ist, weil das Überprüfen und Redigieren mehr Zeit beansprucht als die Neuaufnahme. Aufnahmen, die nach anderen Regelwerken entstanden sind, werden deshalb meist in einer Fremddatenbank gehalten. Die Übernahme von Daten aus dem eigenen Verbund ist bei den Hochschulbibliotheken verhältnismäßig hoch, weil der Bestand in hohem Maße übereinstimmt. Manche Hochschulbibliotheken können insgesamt bis zu 80 Prozent der Titelaufnahmen übernehmen, besonders wenn die Daten der Deutschen Nationalbibliographie und auch der englischsprachigen Länder, als Fremddaten zur Verfügung stehen. In den meisten amerikanischen Bibliotheken gibt es eigene Abteilungen für Original Cataloging und für Copy Cataloging, weil der Anteil an zu übernehmenden Aufnahmen sehr hoch ist und die Datenübernahme zum Normfall gehört. Von den Copy Catalogers werden nur elementare Kenntnisse des Regelwerks und des Datenformats erwartet. N u r bei den verhältnismäßig wenigen 75
1 Allgemeines zu
Bibliothekskatalogen
und hochqualifizierten Original Catalogers sind entsprechende Kenntnisse im Regelwerk, im Datenformat, in den Normdaten und auch in Fremdsprachen notwendig. Fremddaten sind in amerikanischen Bibliotheken stets Daten, die nach einheitlich angewandten Katalogisierungsregeln und Datenformaten erstellt sind, in der Regel also keiner Korrektur bedürfen. Hinzuzufügen sind die Lokaldaten (Signatur in Verbindung mit einer Aufstellungssystematik) und gegebenenfalls auch Sacherschließungsdaten (subject headings der Library of Congress). In den Bibliotheksverbünden der USA - das sind vor allem O C L C , R L I N und W L N - liegt die durchschnittliche Ubernahmequote über 90 Prozent, bei wissenschaftlichen Bibliotheken mit sehr speziellem und auch fremdsprachigem Bestand bei mindestens 80 Prozent. Durch das Angebot der Library of Congress, das in- und ausländische Publikationen sehr breit umfaßt, ist das amerikanische Bibliothekswesen weitestgehend standardisiert. Die einheitliche Katalogisierung hat eine jahrzehntelange Tradition. Die Unterschiede der Bibliotheksverbünde liegen im Bereich der Organisation, des Service, des Umfangs, der Kosten, aber nicht im Bereich der Regelwerke oder Datenformate. In deutschen Bibliotheken gibt es eine Arbeitsteilung von Copy Catalogers und Original Catalogers bisher nur in Ansätzen. Entscheidend und aufwendig ist die Suche nach einem für die Übernahme geeigneten Datensatz und die Berücksichtigung der Normdateien. Das Problem der Datenübernahme in deutschen Bibliotheken ist derzeit • die Akzeptanz und der Nutzungsgrad von Daten aus Ländern mit anderen Katalogregeln und anderen Datenformaten, vor allem aus dem englischsprachigen Raum; • die technisch noch nicht optimalen Bedingungen, Fremddaten unkompliziert in den eigenen Verbund übernehmen zu können; • die unterschiedlichen Entwicklungen in den Verbünden, die auch zu unterschiedlichen Konventionen bei der Regelwerksanwendung geführt haben; • der Aufwand, bei mehrbändigen Werken die hierarchischen Verknüpfungen herzustellen; • der Aufwand, die regionalen Dateien mit den überregionalen Normdateien abzustimmen; • der Aufwand für die Sacherschließung, weil in diesem Bereich sehr wenig Fremddaten vorhanden beziehungsweise unverändert übernehmbar sind. Die meisten Verbünde waren zunächst entweder Offline-Verbünde oder Verbünde, die erst nachträglich aus der Zusammenführung der Katalogdaten einzelner Bibliotheken entstanden sind. Die Verbundkataloge enthalten also Daten nach unterschiedlichem Regelwerkstand und von unterschiedlichem Niveau. Bei der retrospektiven Katalogisierung und der Katalogkonversion sind weitere Da76
1.6
Verbundkataloge
ten entstanden, die nicht immer mit den bereits vorhandenen Daten ausreichend abgestimmt sind. Die Verbünde sind deshalb auch damit beschäftigt, die heterogenen Daten zu bereinigen und dublette Aufnahmen zusammenzuführen. Im Vordergrund steht das Bemühen, die Ansetzungen im jeweiligen Verbund zu kontrollieren und dublette Aufnahmen zu vermeiden. Den Aufnahmen der Deutschen Bibliothek als national-bibliographischer Institution und der Zeitschriftendatenbank als überregionalem Katalogisierungsverbund kommt in diesem Zusammenhang eine besonders wichtige Rolle zu, weil sie die einheitliche Regelwerksanwendung fördern. Wenn die Verbünde künftig die überregionalen Normdateien voll in ihre Arbeit integrieren und die Daten gegenseitig elegant übernehmen können, wird sich die Fremddatenübernahme für die Bibliotheken im deutschsprachigen Bereich mit all ihren Vorteilen auswirken (—» 5 Normdateien). Literaturhinweise • Katalogisierung und Verbundnutzung in den USA / Marion Mallmann-Biehler / / In: Bibliotheksdienst 26 (1992), S. 492 - 507 • Katalogverbund, Fremddatennutzung und Online-Benutzerkatalog : Aspekte einer Neuorientierung der Sacherschließung / Heiner Schnelling / / I n : Libri 38 (1988), S. 237 - 256
1.6.4 Dublettenprüfung Die maschinelle Dublettenprüfung (duplication check) soll verhindern, daß mehrere Aufnahmen für gleiche Exemplare in die Datenbank gelangen. Da Aufnahmen auf zweierlei Weise in die Datenbank kommen, kann man auch zweierlei Arten von Dublettenprüfung anwenden: • Offline-Einspeicherung Beispiele dafür sind die regelmäßige Einspeicherung von Fremddaten und die einmalige Einspeicherung der Daten einer Bibliothek, die einem bestehenden Online-Verbund beitritt; • Online-Katalogisierung Beispiel dafür ist die Neuaufnahme im Online-Verfahren als Standardmethode. Bei der Offline-Einspeicherung muß die Dublettenprüfung auf die Besonderheiten der hinzukommenden Daten (angewandte Regeln, lokale Abweichungen, Datenformat) abgestimmt werden. Bei größeren Datenmengen müssen identische Aufnahmen maschinell zusammengeführt werden. Durch eine falsche Zusammenführung entsteht allerdings Datenverlust bzw. eine Fehlinformation im 77
1 Allgemeines
zu
Bibliothekskatalogen
Katalog. Bei kleineren Datenmengen kann für die als identisch erkannten Aufnahmen ein Protokoll ausgedruckt werden, das intellektuell zu überprüfen ist. Bei der Online-Erfassung muß die Dublettenprüfung nur auf die in der Datenbank angewandten Regeln Rücksicht nehmen; sie kann einfacher als bei der Offline-Einspeicherung sein. Bei entsprechender Identität wird die Neuaufnahme zunächst nicht akzeptiert. Nach einer intellektuellen Prüfung wird entweder ein Lokalsatz an eine bereits vorhandene Aufnahme angehängt oder die Neuaufnahme bewußt eingespeichert, weil die maschinelle Dublettenprüfung zu grob ist und nicht in allen Fällen zum richtigen Ergebnis führt. Bei der Dublettenprüfung muß zwischen Aufnahmen ein- und mehrbändiger Werke unterschieden werden. Die ISBN allein kommt für die Dublettenprüfung (bei neueren Büchern) nicht ohne weiteres in Frage, weil es Verlage gibt, die diese Nummer mehrfach verwenden. Die ISSN ist für die Dublettenprüfung als alleiniges Kriterium geeignet; sie steht aber nur für neuere Periodika zur Verfügung. Allerdings können wegen unterschiedlicher Verfahren beim Splitten zwei oder mehr Aufnahmen in der ZDB die gleiche ISSN haben. Das bedeutet, daß bei komplexen Aufnahmen (beispielsweise bei Titeländerungen) die Dublettenprüfung mit der ISSN nicht möglich ist. Als Beispiel für eine Dublettenprüfung von Titelaufnahmen wird das im Bibliotheksverbund Bayern für die Offline-Einspeicherung beim Aufbau der zentralen Online-Datenbank angewendete Verfahren dargestellt. Hier wurden folgende Teile der Titelaufnahme maschinell verglichen: 1. Ordnungsblöcke der Haupteintragung 2. Ausgabebezeichnung (es werden nur die arabischen Ziffern verglichen, wenn diese fehlen, die ersten fünfzehn Stellen) 3. Erscheinungsort (es werden nur die ersten fünf Stellen geprüft) 4. Verlag (es wird nur geprüft, ob das Feld belegt ist oder nicht) 5. Erscheinungsjahr 6. Umfangsangabe (nur die erste arabische Zahl mit einer Toleranz von + / - 5) 7. Erscheinungsweise (es wird unterschieden zwischen ein- und mehrbändigem Werk, bei mehrbändigen Werken zwischen Schriftenreihe und Zeitschrift oder Zeitung oder zeitschriftenartiger Reihe) Hauptargument: Unterscheidung von mehrbändigem begrenzten Werk und Schriftenreihe 8. Physische Form (Druckschrift, Mikroform usw.) Hauptargument: Unterscheidung von Druck- und Mikro-Ausgabe Die Zusammenführung von Seriengesamtaufnahmen wurde über die Identität der Stücktitelaufnahmen organisiert. So wurden auch Stücktitel, die manche Bibliotheken nicht unter dem Gesamttitel nachgewiesen hatten, mit dem Gesamt78
1.6
Verbundkataloge
titel verknüpft. Für die Zusammenführung von mehrbändigen begrenzten Werken und von Zeitschriften wurden besondere Verfahren entwickelt. Für die Dublettenprüfung der Aufnahmen der Deutschen Bibliothek genügen von den oben genannten Kriterien die Ziffern 1, 3, 4 und 5. Die maschinelle Dublettenprüfung kann sich unterschiedlich auswirken, nämlich: • Die hinzukommende Aufnahme wird angesigelt, das heißt, an die vorhandene Aufnahme wird ein Lokalsatz angehängt; die bibliographischen Daten der hinzukommenden Aufnahme gehen verloren. • Die hinzukommende Aufnahme wird angesigelt. Die vorhandene Aufnahme wird jedoch in einem bestimmten Umfang ergänzt. - Beispiele aus der bayerischen Praxis: Bei Sachtitelwerken wird gegebenenfalls eine N E unter einer Körperschaft ergänzt; bei Stücktiteln wird die Verknüpfung zur Gesamtaufnahme ergänzt. • Die hinzukommende Aufnahme wird angesigelt. Bestimmte Felder der vorhandenen Aufnahme werden überschrieben. Literaturhinweise n Der Duplication-Check im neuen Bayerischen Verbund / Claudia Fabian // In: Bibliotheksforum Bayern 18 (1990), S. 173 - 190 D Dublettenkontrolle in bibliographischen Datenbanken / Markus Reichart ; Michael W. Mönnich // In: Bibliothek 18 (1994), S. 193 - 216
79
2 Formale Ordnungsmethoden und Zeichensatz Formale Ordnungsmethoden bedienen sich der beiden allgemein verbreiteten und bekannten Ordnungsmittel, nämlich der Alphabetreihe und der Zahlenfolge. Die alphabetische und die numerische Ordnung haben traditionell ihre Bedeutung für Kartenkataloge und Listenkataloge sowie für Bibliographien und Nachschlagewerke in Buchform; sie werden aber auch benötigt für alphabetisch geordnete Indizes in elektronischen Katalogen und sortierte Trefferlisten aus Onlinekatalogen. Besonderheiten der traditionellen Sortierung von Ordnungsbegriffen und Katalogaufnahmen wirken sich teilweise auch für die Suche in O n linekatalogen aus. Durch die maschinenlesbare Erfassung und Verarbeitung haben alle benötigten Zeichen in Texten (Buchstaben, Ziffern, Interpunktionszeichen, Symbole und sonstige Zeichen) einen intern-maschinellen „Ordnungswert", der durch eine Binärzahl dargestellt wird. Dieser Binärwert ist jedoch aus praktischen Gründen weder für die Eingabe von Suchbegriffen noch für die Sortierung geeignet. Beispielsweise hat das kleine a einen anderen Binärwert als das große A. Es wäre auch nicht sinnvoll, bei der Suche Interpunktionszeichen zu berücksichtigen, die nur für die Anzeige des Datensatzes erforderlich sind. In maschinenlesbaren Katalogen ist es deshalb notwendig, zwischen mehreren Formen zu unterscheiden, nämlich zwischen der Anzeigeform, den Suchformen und der Sortier- oder Indexform (—> 1.4.6 Suche im Onlinekatalog). Die Bibliotheken haben bei Einführung der Datenverarbeitung für ihre Zwecke Zeichensätze auf nationaler und internationaler Ebene festgelegt. Die verschiedenen Standards definierten die Zeichen auf der Basis von sieben oder acht Bits mit Kodierungsmöglichkeiten für maximal 2 7 = 128 beziehungsweise 2 8 = 256 Zeichen. Abgesehen davon, daß die verschiedenen Standards ( D I N , A S C I I , I S O und dergleichen) die Zeichen verschieden kodieren, reicht die Anzahl von 254 Zeichen für den internationalen Datentausch nicht aus. Deshalb wurde Unicode als ein internationaler Standard erarbeitet, um alle Schriften eindeutig (ohne Umschrift) und einheitlich darstellen zu können (—> 2.6 Unicode). Für den Datentausch muß festgelegt sein, welchen Zeichensatz in welcher Verschlüsselung die jeweiligen Datenformate unterstützen.
Literaturhinweise d
D I N 31624, Mai 1978. Erweiterter Zeichenvorrat für bibliographische Daten bei Verwendung der lateinischen Schriftzeichen D D I N 31628, Oktober 1983. Bibliographische Zeichenvorräte. Zeichenvorratsstufen für die Dateneingabe 80
2.1 o n
Ordnungsalphabet
ISO 5426-1983. Extended Latin Character Set The Unicode Standard, version 2.0 / The Unicode Consortium. - 1. printing. - New York [u.a.], 1996
2.1 Ordnungsalphabet Die Alphabetfolge ist als allgemein bekannte und genormte Reihenfolge eine geeignete Ordnungsmethode. In allen Buchstabenschriften gibt es ein Ordnungsalphabet, das die Buchstaben - unabhängig von deren Schreibweise (Groß- und Kleinschreibung, typographische Besonderheiten, Schriftarten) - in einer feststehenden Abfolge enthält. In einigen Sprachen mit lateinischer Schrift gibt es Ordnungsalphabete, die über die im Deutschen (und in den meisten Sprachen mit lateinischer Schrift) gebräuchlichen 26 Buchstaben hinausgehen (—>2.3 Nichtdeutsche Ordnungsalphabete). In konventionellen Katalogen und Verzeichnissen kommt es darauf an, bei der Suche das Ordnungsalphabet aktiv zu beherrschen. In maschinenlesbaren Katalogen kommt es mehr darauf an, bei der Suche die Suchbegriffe in einer bestimmten Schreibweise selbst einzugeben. Für manche Suchverfahren über Indizes und Wörterverzeichnisse sowie die Durchsicht umfangreicher Trefferlisten ist es jedoch auch in maschinenlesbaren Katalogen notwendig, das zugrundeliegende Ordnungsalphabet zu kennen. Die alphabetische Schrift enthält allerdings auch hybride Elemente. Damit ist die Verwendung von Ziffern, Symbolen oder anderen Zeichen anstelle von Wörtern gemeint. Besonders viele Zeichen und Symbole kommen in mathematischen und naturwissenschaftlichen Formeln vor, die mit den für Bibliothekskataloge üblichen Zeichensätzen teilweise nicht darstellbar sind. Beispiele für nichtalphabetische Elemente: §
für Paragraph
%
für Prozent
&
für und
+
für und oder plus
—
für bis
39
für neununddreißig
C02
für Kohlendioxid
lxl
für Einmaleins oder ein mal eins 81
2 Formale Ordnungsmethoden
und
Zeichensatz
Dieser Sachverhalt ist für Katalogdaten und die Recherche nicht unerheblich: • Bei der Suche ist nicht immer klar, ob als Suchbegriff das Wort oder das betreffende Zeichen beziehungsweise die betreffende Ziffer zu verwenden ist. Altere Regelwerke haben Ziffern und Zeichen als Bestandteile des Sachtitels im allgemeinen in Wörter aufgelöst, also Ansetzungs- beziehungsweise Suchformen gebildet. Die Regelwerke für Alphabetische Kataloge, so auch die RAK, tendieren heute dazu, den Sachtitel möglichst in der vorliegenden Form anzusetzen; das Regelwerk geht dabei von der Annahme aus, daß dieses Vorgehen der Suche nach bekannten Titeln entgegenkommt. Die RSWK setzen möglichst viele Schlagwörter in verbaler Form an, um die Sachverhalte mit den bibliothekarischen Zeichensätzen darstellen zu können und sie als Wörter suchbar zu machen. • Für Ordnungszwecke werden traditionell nur Buchstaben (mit ihrem alphabetischen Wert) und Ziffern (mit ihrem numerischen Wert) herangezogen. Alphabet und Zahlenreihe gelten als allgemein bekannte Ordnungssysteme. Ein Beispiel für die Schwierigkeit, andere Elemente in die Ordnung einzubeziehen, stellt das Verfahren des „National Union Catalog pre-56" dar. Hier erhalten alle nichtalphabetischen Zeichen einen Sortierwert kleiner als der Buchstabe A und sortieren damit am Anfang. • Manche Symbole, insbesondere naturwissenschaftliche Formeln, können nicht oder nur teilweise wiedergegeben werden. In solchen Fällen behelfen sich manche Kataloge damit, die betreffenden Stellen durch drei Punkte (...), den Hinweis „[Formel]" und dergleichen zu ersetzen. • Uber die Tastatur können außer Buchstaben und Ziffern im allgemeinen nur sehr wenige Zeichen und Symbole eingegeben werden. Für elektronische Kataloge ist zu klären, wie mit nichtalphabetischen und nichtnumerischen Zeichen zu verfahren ist. Das wirft Fragen auf, die von den Regelwerken und den in Onlinekatalogen eingesetzten Softwareprogrammen weder einheitlich noch in allen Fällen zweckmäßig beantwortet werden (—> 1.4.6 Suche im Onlinekatalog).
Exkurs: Alphabet und
Alphabetisieren
Systematisch ist die Alphabetfolge (ABC-Reihe) für Ordnungszwecke nach antiken Anfängen erst in der Neuzeit in Gebrauch gekommen. Die Bezeichnung „Alphabet" ist aus der Nennung der ersten beiden Buchstaben des griechischen Alphabets, nämlich „Alpha" und „Beta" (zurückgehend auf das ältere semitische 82
2.1
Ordnungsalphabet
„ Aleph" und „Beth") entstanden. Ursprung und Zweck der Reihenfolge der Buchstaben im semitischen Raum sind jedoch nicht bekannt. Die Technik des Alphabetisierens ist erst aus dem antiken Griechenland überliefert. Die Griechen verwendeten nämlich die Buchstaben auch, um Zahlen zu schreiben: Die ersten neun Buchstaben bezeichnen die Zahlen 1 bis 9, die zweiten neun Buchstaben die Zehner (10, 20, 30 usw.), die dritten neun Buchstaben die Hunderter (100, 200, 300 usw.). Die Technik des Alphabetisierens soll auf Zenodotos, den Begründer der Bibliothek von Alexandria im dritten vorchristlichen Jahrhundert, zurückgehen. Bis ins späte Mittelalter bleibt alphabetisches Ordnen auf die Anordnung nach den ersten Buchstaben des Wortes beschränkt. Ein wesentlicher Grund dafür war, daß Schreibung und Lautung (auch des Lateinischen) nicht normiert waren. Ein Wort konnte also in einer Wortliste keinen fest definierten Platz einnehmen. Ein Hauptinteresse der Humanisten war es deshalb, eine Schreibnorm (für das Lateinische) zu finden, die es erlaubte, Wörterbücher und Enzyklopädien zu erstellen. Die Sprachwissenschaft beschreibt das Alphabetisieren von Wörtern beziehungsweise Buchstabenreihen als ein Zuordnen von Zahlenwerten. Nach der Vorgabe A = 1 , B = 2, C = 3, D = 4 usw. erhält jedes Wort einen Zahlenwert, beispielsweise AFFE = 1665, BACH = 2138, DACH = 4138, IDEE = 9455. Die Ordnung nach dem Zahlenwert ergibt (unter Berücksichtigung der Stellenzahl) die alphabetische Ordnung. Alphabetisches Sortieren läßt sich demnach auf die Grundtätigkeit des Zählens zurückführen. Eines der Probleme für das Alphabetisieren ist die Änderung des Buchstabeninventars, wie sie bei der Übernahme des lateinischen Alphabets in die verschiedenen Sprachen mit lateinischer Schrift auftritt. Es ist zu klären, wie zusätzliche Buchstaben (beispielsweise das i ohne Punkt im Türkischen) und Buchstaben mit Diakritika (beispielsweise Ä und 0 im Dänischen) einzuordnen sind (—» 2.3 Nichtdeutsche Ordnungsalphabete). Im Deutschen ist es bis heute nicht möglich, den Platz der Umlaute und des scharfen ß in der Alphabetreihe einheitlich zu bestimmen. Literaturhinweise • Contributions to a history of alphabetization in Antiquity and the Middle Ages / Lloyd W. Daly. - Bruxelles, 1967. - (Collection Latomus ; 90) n Schrift als Zahlen- und Ordnungssystem - alphabetisches Sortieren / Hartmut Günther //In: Schrift und Schriftlichkeit : ein interdisziplinäres Handbuch internationaler Forschung / herausgegeben von Hartmann Günther ... - Berlin [u.a.]. - (Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft; 10) Band 2 (1996), Sp. 1568 - 1583
83
2 Formale Ordnungsmethoden
und
Zeichensatz
2.2 Deutsches Ordnungsalphabet Das deutsche Alphabet besteht - einschließlich der Umlaute A, O, U und des scharfen ß - aus 30 Buchstaben, die mit Ausnahme des ß als Groß- und als Kleinbuchstaben geschrieben werden. Das deutsche Ordnungsalphabet besteht aus 26 Buchstaben, nämlich: A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z Für Sprachen wie das Englische, Französische oder Italienische genügt dieses Ordnungsalphabet mit 26 Buchstaben, wenn man davon ausgeht, daß Großund Kleinbuchstaben sowie Buchstaben mit und ohne Akzent oder diakritisches Zeichen den gleichen Ordnungswert haben. Im Deutschen sind für das Alphabetisieren noch zusätzliche Regelungen notwendig, da das Ordnungsalphabet den deutschen Umlauten und dem ß keine eigenen Ordnungswerte zuweist. Weitere Regelungen sind erforderlich für nichtlateinische Buchstaben, Symbole, sonstige Zeichen und Ligaturen. Literaturhinweise a D I N 5007, April 1991. Ordnen von Schriftzeichenfolgen (ABC-Regeln) n D I N 5007-2, Mai 1996. Ordnen von Schriftzeichenfolgen. Teil 2: Ansetzungsregeln für die alphabetische Ordnung von Namen • D I N 31638, August 1994. Bibliographische Ordnungsregeln • Regeln für die alphabetische Katalogisierung in wissenschaftlichen Bibliotheken : RAK-WB. - 2., überarbeitete Auflage. - Berlin, 1993 Darin: §§ 801 - 823
2.2.1 Umlaute Die Umlaute werden in Bibliothekskatalogen des deutschsprachigen Raumes traditionell als Grundbuchstabe + E behandelt (vgl. RAK-WB § 803,3). In Bibliothekskatalogen des nichtdeutschsprachigen Raumes werden Umlaute im allgemeinen jedoch wie die betreffenden Grundbuchstaben behandelt. Das hat Auswirkungen auf die Sortierung und die Suche in Katalogen. Im deutschsprachigen Bereich gibt es entsprechend der oben genannten Unterschiede zwei Methoden, die Umlaute beim Alphabetisieren zu behandeln: • Die sogenannte lexikalische Methode ordnet die Umlaute als Buchstaben mit Akzenten und setzt sie den Grundbuchstaben gleich: ä = a, ö = o, ü = u. • Die sogenannte bibliothekarische Methode behandelt die Umlaute als Grundbuchstabe + E: ä = ae, ö = oe, ü = ue. 84
2.2 Deutsches
Ordnungsalphabet
D I N 5007 (Entwurf 1977) sah für die Sortierung der Umlaute in Übereinstimmung mit § 803 der RAK-WB die bibliothekarische Methode vor. DIN 5007, Teil 1 (April 1991) läßt für „Namensverzeichnisse" noch die Sortierung Grundbuchstaben + E bei den Umlauten zu, kündigt jedoch in einer Anmerkung an: „Im Hinblick auf internationale und regionale Bestrebungen sowie im Interesse einer einheitlichen Regelung für das Ordnen von Umlauten sowohl in Namensverzeichnissen wie auch in Nachschlagewerken allgemeiner Art kann bei der nächsten Überarbeitung von D I N 5007 eine Regelung für das Ordnen von Umlauten allein im Sinne der Gleichsetzung mit den Grundbuchstaben notwendig werden." Die Regelung ist nicht unproblematisch, weil die geltende deutsche Rechtschreibung die alternative Schreibweise der Umlaute als Grundbuchstabe 4- E vorsieht und diese sich überall dort durchsetzt, wo die Umlaute im Zeichensatz nicht vorgehalten werden. Die lexikalische Methode ist eingeführt im Bereich der deutschsprachigen Wörterbücher sowie der meisten Nachschlagewerke und Enzyklopädien. Sie ist praktikabel, wenn die Rechtschreibung einheitlich ist, also die Alternativschreibung ae anstelle von ä nicht vorkommt, und zusätzliche Vorschriften die Fälle regeln, in denen sich Wörter nur durch Akzente und diakritische Zeichen unterscheiden, wozu in diesem Fall auch die Umlaute zu zählen sind. Allein die deutsche Sprache enthält eine nicht geringe Anzahl von Wörtern, die sich nur durch den Umlaut unterscheiden. Beispiele: achten / ächten, Bar / Bär, dampfen / dämpfen, fallen / fällen, fordern / fördern, Kur / Kür, lahmen / lähmen, Losung / Lösung, Mull / Müll, nahe / Nahe / Nähe, Odem / Ödem, Sage / Säge, saugen / säugen, Schlager / Schläger, schon / schön, Wahlen / wählen. Als Vorteile der lexikalischen Methode werden angeführt: Erstens, inhaltlich Zusammengehöriges komme durch die Sortierung zusammen (Beispiel: Forst / Förster; Wort / Wörter); zweitens, es sei international verständlicher. Das erste Argument überzeugt nur teilweise, wie ein Blick in ein Wörterverzeichnis zeigt, denn inhaltliche Bezüge können durch die alphabetische Ordnung nicht dargestellt werden. Beispiel: lexikalische Ordnung (ä = a, ö = o, ü = u)
bibliothekarische Ordnung (ä = ae, ö = oe, ü = ue)
Blut Blutbild Blüte Blutegel bluten Blütenstand Blütenstaub
Blüte Blütenstand Blütenstaub Blut Blutbild Blutegel bluten 85
2 Formale Ordnungsmethoden
und
Zeichensatz
ß/»igefäß 5/«tsbruder Blutwurst
Blutgefäß Blutsbruder Blutwurst
Schaerbek Schafberg Schäfchenwolken Schafe Schäfer Schäferei Schafeuter Schaffer, Franz Schäffer, Hugo Schaffhausen Schaffner Schafkäse Schafott Schafschur
Schäfchenwolken Schäfer Schäferei Schäffer, Hugo Schaerbek Schafberg Schafe Schafeuter Schaffer, Franz Schaffhausen Schaffner Schafkäse Schafott Schafschur
D I N 31638 (August 1994. Bibliographische Ordnungsregeln) setzt für die Umlaute „und diesen gleichgesetzten Laute in anderen Sprachen" die Sortierung mit Grundbuchstabe + E fest. Mit der Suche in den Onlinekatalogen tritt neben den Aspekt der Sortierung auch der Aspekt der Suche. Wird der Umlaut wie der Grundbuchstabe indexiert, hat dies zwei Konsequenzen: Erstens können bei der Stichwortsuche Wörter wie Graben / Gräben, Kloster / Klöster, Munster / Münster, Ofen / Ofen nicht unterschieden werden; die Anzahl irrevelanter Treffer wird also erhöht; zweitens wird die Suche erschwert, weil auch die Alternativschreibung Grundbuchstabe + E berücksichtigt werden muß. Die Unsicherheit bei der Suche betrifft in nicht unerheblichem Umfang auch Personennamen (Beispiele: Baer oder Bär, Ucker oder Uecker). Manche Verfasser mit Umlaut im Namen schreiben in nichtdeutschen Publikationen bewußt Grundbuchstabe + E, um Verwechslungen zu vermeiden; eine ähnliche Praxis ist auch beim scharfen ß zu beobachen (Beispiel: Strauss statt Strauß). Das Votum für oder gegen die lexikalische Methode hängt also sehr stark ab von Art und Umfang des zu sortierenden Materials sowie der Anwendung für Sortierung oder Suche (—» 1.4.6 Suche im Onlinekatalog). In einem allgemeinen deutschsprachigen Text, beispielsweise einem Zeitungsartikel, enthalten durchschnittlich knapp zehn Prozent der Wörter einen Umlaut. Die bibliothekarische Methode behandelt die Umlaute philologisch richtig als Doppellaute, was sich auch in der Aussprache erhalten hat. Der Umlaut O wird 86
2.2 Deutsches
Ordnungsalphabet
beispielsweise ausgesprochen, indem die Mundstellung des O eingenommen und ein E gesprochen wird. Das U ist zwar aus den Vokalen U und I (Ausspracheregel: Mundstellung des U, Sprechen des I) entstanden, wurde aber schon sehr früh als UE geschrieben. In Drucken bis Anfang des 19. Jahrhunderts ist die Schreibung der Umlaute als Doppelvokale üblich und zwar auch in der Form mit übergestelltem e. In den Druckschriften hat sich bei großem Anfangsbuchstaben die Schreibung mit nachfolgendem e anstelle der beiden Punkte bis weit ins 19. Jahrhundert erhalten. Zudem werden die Umlaute aus den verschiedensten Gründen auch heute als Grundbuchstabe + E geschrieben. Für Bibliothekskataloge, in denen im allgemeinen Titel aus verschiedenen Zeiten und mit verschiedenen Schreibungen vorkommen, ist es daher notwendig, für Sortierung und Suche die Umlaute in beiden Schreibweisen (als Umlaut und als Grundbuchstabe + E) zu berücksichtigen. Mit Umlaut geschriebene Wörter werden bei maschinenlesbarer Erfassung deshalb anders erfaßt als Buchstaben mit Trema, um sie als Grundbuchstabe + E indexieren zu können. In Katalogen des nichtdeutschsprachigen Bereiches werden die deutschen Umlaute im allgemeinen wie Buchstaben mit Trema behandelt. Bei der Übernahme von Fremddaten aus dem nichtdeutschsprachigen Ausland dürfte der Anteil von Wörtern mit deutschen Umlauten verschwindend gering, also vernachlässigbar sein. Beim Zusammenspielen von Daten unterschiedlicher Herkunft muß jedoch Vorsorge für das Retrieval getroffen worden. So werden in der Datenbank „Hand Press Book" des Consortium of European Research Libraries die entsprechenden Buchstaben doppelt indexiert. Das erlaubt eine Recherche des Wortes Osterreich unter „Osterreich", „Osterreich" und „Oesterreich". Für Kataloge mit überwiegend deutschen Titeln ist allerdings zu bedenken, daß die doppelte Indexierung auch eine erhebliche Anzahl von irrelevanten Treffern zur Folge hat. Beispiel: Die Suche unter dem Personennamen „Müller" bringt als Treffer „Müller", „Mueller" und „Muller".
Exkurs:
Trema
Die in manchen Beiträgen über Ordnungsfragen zu findende Bezeichnung der Umlaute als „Tremabuchstaben" ist philologisch nicht richtig und irreführend. So wie Akzente und Diakritika unterschiedliche Bedeutungen haben, auch wenn sie typographisch in gleicher Weise dargestellt werden (beispielsweise Betonung, offener Vokal, kurzer Vokal), so sind auch die zwei Punkte (oder Striche) auf Vokalen unterschiedlich zu werten. Das Trema (zwei Punkte über dem Buchstaben) dient im allgemeinen als Zeichen für die getrennte Ausprache von zwei nebeneinander stehenden Vokalen. 87
2 Formale Ordnungsmethoden
und
Zeichensatz
Eine Verwechslung, ob es sich um einen Umlaut oder um ein Trema handelt, ist nicht möglich, da es in den einzelnen Sprachen (in lateinischer Schrift) entweder nur das eine oder das andere gibt. Im Deutschen wird das Trema nicht verwendet, auch wenn es Fälle gibt, die das nahelegen könnten (Beispiele: beinhalten, kreieren, Reiseerlaubnis, Seeufer). In § 803,3 der RAK-WB wird festgelegt: „Die Buchstaben ä, ö und ü, auch in der Schreibweise 0, ö und ü, werden stets (zum Beispiel im Dänischen, Deutschen, Finnischen, Slowakischen, Türkischen, Ungarischen und in Umschriften nichtlateinischer Schriften) als ae, oe bzw. ue geordnet. Das gilt nicht für a, o und u mit Trema (Beispiele: zoölogy, Marcelin Léûs)." Diese Bestimmung geht davon aus, daß die Buchstaben ä, ö und ü in den genannten Sprachen einen eigenen Ordnungswert haben und somit von den Buchstaben mit Trema zu unterscheiden sind. Aus praktischen Gründen werden diese Buchstaben also wie die deutschen Buchstaben erfaßt (kodiert) und sortiert. Im Slowakischen beispielsweise kommt nur das ä vor; es bezeichnet ein kurzes a (Beispiele: mäckat', mädlit'), hat einen eigenen Ordnungswert, ist aber kein Umlaut. In den anderen genannten Sprachen haben die betreffenden Buchstaben zwar einen eigenen Ordnungswert, dieser entspricht aber nicht dem Ordnungswert der deutschen Umlaute (—> 2.3 Nichtdeutsche Ordnungsalphabete). Im Französischen kommen zwei Punkte auf einem Vokal nur in der Bedeutung eines Tremas vor (Beispiele: haïr, contigüe, aigüe, Madame de Staël). Im Niederländischen tritt das Trema verhältnismäßig oft auf; es kann bei allen Vokalen vorkommen (Beispiele: naäpen, oliën, meeëten, ruïne, algebraische, coöperatie, zoötomie, vacuüm). Im Spanischen kommt das Trema auf u bei den Diphtongen ue und ui nach vorangehendem g vor (Beispiele: vergüenza, agüista). Für die praktische Katalogisierungsarbeit und das maschinenlesbare Erfassen ist es notwendig, die als Umlaute geschriebenen Buchstaben von den Buchstaben mit Trema zu unterscheiden. Dies sehen die in Bibliotheken des deutschsprachigen Raumes eingesetzten Erfassungs- und Softwareprogramme auch vor, um Suche und Sortierung entsprechend organisieren zu können.
2.2.2 Scharfes ß Das scharfe ß ist beim Alphabetisieren wie ss zu behandeln (vgl. RAK-WB § 803,4). Bei der Suche in Onlinekatalogen soll die Eingabe von ß oder ss zum gleichen Ergebnis führen. Die unterschiedliche Rechtschreibung wirkt sich hier nicht aus. Wenn beim Erfassen der Katalogdaten im zur Verfügung stehenden 88
2.2 Deutsches
Ordnungsalphabet
Zeichensatz das scharfe ß fehlt, werden die betreffenden Wörter mit ss geschrieben. Man muß also davon ausgehen, daß die Katalogdaten auch in der Anzeige nicht einheitlich sind. Im schweizerischen Deutsch wird das scharfe ß nicht verwendet; anstelle des scharfen ß wird stets ss geschrieben. In älteren Texten kommen beide Schreibweisen vor (dreißig und dreissig). Beispiele: Vorlageform:
Suchformen:
Sortierform:
Baßschlüssel
Baßschlüssel Bassschlüssel aber nicht: Basschlüssel
Bassschlüssel
Gruß
Gruß Gruss
Gruss
Die neue deutsche Rechtschreibreform hat für die Schreibung des scharfen ß keine Vereinheitlichung gebracht, da einerseits der bisherige Gebrauch modifiziert beziehungsweise eingeschränkt, andererseits der generelle Ersatz des ß durch ss zugelassen wird. Die manchmal zur Vermeidung von Mißverständnissen zu findende Schreibung mit SZ anstelle von SS (Beispiel: MASZE anstelle von Maße, im Unterschied von Masse), spielt in Katalogen kaum eine Rolle. Die RAK-WB (§ 205,3) legen ausdrücklich fest: Steht in der Vorlage SZ anstelle von ß, so wird SZ als ß angesetzt (und wie ss geordnet). In maschinellen Sortierprogrammen, die keine Aufbereitung für ß = ss kennen, sortiert das scharfe ß als eigener Buchstabe nach dem S. In Unicode hat das scharfe ß eine eigene Codierung.
2.2.3 Akzente und diakritische Zeichen Akzente sind zusätzliche Zeichen, die über, unter oder in Buchstaben geschrieben werden, um die Betonung oder die Aussprache zu regeln. Als diakritische Zeichen werden im allgemeinen Akzente und akzentartige Zeichen verstanden, die bei der Umschrift nichtlateinischer Schriften verwendet werden (—> 3.3 Nichtlateinische Schriften). In Bibliothekskatalogen ist es üblich, Akzente und diakritische Zeichen bei der Alphabetisierung nicht zu berücksichtigen, das heißt, Buchstaben mit solchen Zeichen wie ihre Grundbuchstaben zu ordnen (vgl. RAK-WB § 803,2). Die im deutschsprachigen Bereich eingesetzten Systeme gehen im allgemeinen davon aus, daß Akzent und Buchstabe als zwei Zeichen erfaßt, bei der Anzeige aber zusammengesetzt werden. Für Sortierung und Suche wird nur der Buchstabe (ohne Akzent oder diakritisches Zeichen) herangezogen. Beispiel: 89
2 Formale Ordnungsmethoden Erfassung °a "u 'e
und
Zeichensatz
Suche und Sortierung a u e
Anzeige a [a mit Ring] ü [u mit Trema] e [e mit Accent aigu]
In sehr speziellen Wörterverzeichnissen kann es notwendig sein, Buchstaben mit Akzenten bei der Sortierung zu unterscheiden (vgl. D I N 5007), beispielsweise: Rote, Röte, Röte, Rote.
2.2.4 Groß- und Kleinbuchstaben Die Gleichbehandlung von Groß- und Kleinbuchstaben bei der Alphabetisierung ist in Bibliothekskatalogen selbstverständlich. Für die Eingabe von Suchbegriffen in Onlinekatalogen ist es üblich, Groß- und Kleinbuchstaben zu akzeptieren. Nur in sehr speziellen Verzeichnissen und Wörterbüchern kann es notwendig sein, klein- und großgeschriebene Wörter bei der Sortierung unterscheiden zu müssen (vgl. D I N 5007), beispielsweise: dampfen / Dampfen, nahe / Nahe
2.2.5 Nichtlateinische Buchstaben Nach den RAK-WB (§§ 116,2; 803,5) sind nichtlateinische Schriftzeichen, die in Sprachen mit lateinischer Schrift vorkommen, nach Möglichkeit vorlagegemäß wiederzugeben. Andernfalls müssen sie mit lateinischen Buchstaben umgeschrieben werden. Damit erhalten sie auch einen Sortierwert innerhalb des Ordnungsalphabets. In Fachwörtern werden sie jedoch in aufgelöster (gesprochener) Form angesetzt (§ 206,1). Beispiele: Vorlage:
Wiedergabe:
T H E C O N F L I C T O F AOHA A N D AAH0EIA IN EURIPIDES A N D HIS PREDECESSORS
The conflict of doxa and aletheia in Euripides and his predecessors
e-exchange
Epsilon-exchange
y-Globulin
Gamma-Globulin
Buchstaben aus nichtlateinischen Schriften (etwa Arabisch, Griechisch, Kyrillisch) und einige Sonderbuchstaben in lateinischen Alphabeten stehen in den von Bibliotheken eingesetzten DV-Systemen auch für die Wiedergabe der Vorlage in der Regel nicht zur Verfügung. 90
2.2 Deutsches
Ordnungsalphabet
D a nach den üblichen Regelwerken die Titelaufnahmen - unabhängig von der Schriftart der Vorlage - in lateinischer Schrift zu erstellen sind, müssen die Angaben von Büchern und Dokumenten in nichtlateinischen Schriften umgeschrieben werden (—» 3.3 Nichtlateinische Schriften).
2.2.6 Symbole und sonstige Zeichen Zahlen, Symbole und sonstige Zeichen in Sachtiteln wurden traditionell nach den Regelwerken als Wörter angesetzt (vgl. PI § 214). Die neueren Regelwerke für Alphabetische Kataloge, so auch die R A K - W B , gehen jedoch davon aus, daß der Sachtitel im allgemeinen in der vorliegenden Form angesetzt wird ( R A K - W B § 501). Regelwerke für den Schlagwortkatalog gehen davon aus, daß für die Schlagwörter nach Möglichkeit eine verbale Form gewählt wird (vgl. R S W K §§ 17; 314). Der Verzicht des Umwandeins von nichtalphabetischen Teilen des Sachtitels in Wörter hat Vor- und Nachteile. Ein Vorteil ist: Für die Ansetzung sind keine besonderen Sprach- oder Fachkenntnisse erforderlich. Ein Nachteil ist: Die Suche wird erschwert, weil oft nicht bekannt ist, ob die Vorlage das Wort oder eine entsprechende nichtalphabetische Darstellung enthält. Nichtalphabetische Bestandteile werfen vor allem zwei Fragen auf: Welcher Zeichensatz steht zur Wiedergabe von Vorlageformen zur Verfügung? Und: Wie werden sie bei der Ordnung und Aufbereitung von Suchbegriffen behandelt? (—» 1.4.6 Suche im Onlinekatalog). Die Modifizierung der R A K - W B hat dazugeführt, daß nur noch in wenigen Fällen nichtalphabetische Bestandteile des Sachtitels in aufgelöster Form angesetzt werden (—» 4.2 Regeln für die alphabetische Katalogisierung). Das führt gerade in Onlinekatalogen teilweise zu wenig befriedigenden Ergebnissen, da nur ein am Anfang des Sachtitels stehender nichtalphabetischer Bestandteil auch als Wort suchbar ist. Beispiele:
Vorlage:
Ansetzung für die
Nebeneintragung:
3000 Jahre Buchkunst
Dreitausend Jahre Buchkunst
Die großen 500
- [„500" steht nicht am Anfang]
Die Regelung gilt entsprechend auch für gewöhnlich in aufgelöster Form gesprochene Abkürzungen. Beispiele:
Vorlage:
Ansetzung für die
Nebeneintragung:
St. Jakob in Regensburg
Sankt Jakob in Regensburg
Die Jesuitenkirche St. Michael in München
- [„St." steht nicht am Anfang]
91
2 Formale Ordnungsmetboden
und
Zeichensatz
Besonders nachteilig ist die Bestimmung für die Zeichen „&" und „ + " als Ersatzdarstellung der Konjunktion „und". Nach den RAK-WB werden diese zwar auch dann aufgelöst, wenn sie unmittelbar nach dem ersten Ordnungswort stehen, aber nicht, wenn sie weiter hinten im Sachtitel vorkommen. Beispiele: Vorlage:
Ansetzung für die
Nebeneintragung:
Kunst & Computer
Kunst und Computer
Library resources & technical services
- [„&" steht an dritter Stelle]
Wörterbuch Druck + Papier
- [„ + " steht an dritter Stelle]
Die Alpen in Schnee + Eis
- [ „ + " steht an vierter Stelle]
Nichtalphabetische Teile und nicht aufgelöst gesprochene Abkürzungen in Sachtiteln werden nach den RAK-WB zu Recht nur in vorliegender Form übernommen, wenn sie üblicherweise nicht in aufgelöster Form geschrieben werden. Das gilt für abgekürzte Vornamen, Abkürzungen von juristischen Wendungen, Abkürzungen von Maß- und Münzeinheiten, Folgen von Initialen und ähnliche Buchstabenfolgen, Report- und Normnummern, Benennungen von industriellen Produkten und dergleichen. Merkwürdigerweise gilt das nicht für Jahreszahlen. Für die vorlagegemäße Wiedergabe mathematischer und naturwissenschaftlicher Formeln reicht der in Bibliothekssystemen übliche Zeichensatz meist nicht aus. Die RAK-WB sehen hier eine wenig befriedigende Lösung vor (vgl. RAKWB § 207). Die RSWK setzen Begriffe aus dem naturwissenschaftlichen und technischen Bereich soweit möglich unter einer verbalen Bezeichnung an. Beispiele: Vorlage:
Schlagwortansetzung:
14 C-Methode
Radiokarbonmethode
Eisen(III)chlorid
Eisentrichlorid
FeCl 2
Eisentrichlorid
235 U
Uran-235
2.2.7 Ligaturen Ligaturen sind zwei zusammenhängend gedruckte Buchstaben. Im Deutschen hat sich das scharfe ß als Ligatur aus zwei verschieden geschriebenen S entwikkelt. Andere Ligaturen haben sich als typographische Besonderheit etwa im Französischen (Sœur, Œuvre) oder als Sonderbuchstabe (JE, x) im Dänischen, 92
2.2 Deutsches
Ordnungsalphabet
Norwegischen, Schwedischen und Finnischen erhalten. Als Sonderbuchstabe hat die Ligatur JE in den genannten Sprachen einen eigenen Wert im Ordnungsalphabet (—»2.3.1 Ordnungsalphabete mit Erweiterungen nach dem Z). Nach den RAK-WB (§ 117,3) werden Ligaturen jedoch aufgelöst, also als getrennte Buchstaben behandelt. Beispiele: œuvre [französisch] Vaer beredt [dänisch]
oeuvre —» Vaer beredt
Nach Unicode können diese Ligaturen als eigene Zeichen verschlüsselt werden. Für die Suche ist es zweckmäßig, Ligaturen in der aufgelösten Form zu indexieren. In älteren Verzeichnissen, insbesondere Namensverzeichnissen, kann es vorkommen, daß bestimmte Mitlautverbindungen als Ligaturen behandelt und entsprechend sortiert sind, beispielsweise S, Sch und St. In Katalogen spielt diese Praxis keine Rolle.
2.2.8 Abbreviaturen Abbreviaturen sind eine besondere Art von Abkürzungszeichen in alten Drukken. Sie sind in der Zeit vor dem Buchdruck entstanden, haben sich aber in der Typographie des 15. bis 17. Jahrhunderts noch erhalten. Beispiele: eps dns n9 ds
Die-i unterweysung aines frummen und Christlichen Fürsten ...
Für das VD 16 gilt (—» 6.2.1 Verzeichnis der im deutschen Sprachbereich erschienenen Drucke des 16. Jahrhunderts): Im konventionell erstellten Grundwerk werden die typographischen Besonderheiten vorlagegemäß wiedergegeben, bei der intellektuell hergestellten Ordnung jedoch im Sinne der oben dargestellten Ansetzungssachtitel verfahren. Im maschinenlesbaren Supplement des VD 16 werden zusätzlich Ansetzungssachtitel gebildet. Für das VD 17 gilt (—> 6.2.2 Verzeichnis der im deutschen Sprachbereich erschienenen Drucke des 17. Jahrhunderts): Auf die vorlagegemäße Wiedergabe der typographischen Besonderheiten wird verzichtet; die betreffenden Wörter werden nur nach der heute üblichen Schreibweise wiedergegeben, da die Vorlage in Form des gescannten Titelblattes zur Verfügung steht.
2.3 Nichtdeutsche Ordnungsalphabete In nichtdeutschen Ordnungsalphabeten finden sich Abweichungen, wenn in den betreffenden Sprachen Buchstaben mit diakritischen Zeichen verwendet werden, um Laute darzustellen, für die das lateinische Alphabet mit 26 Buchstaben nicht ausreicht. In Wörterbüchern, Bibliographien, Nachschlagewerken und anderen in Listenform alphabetisch angelegten Verzeichnissen werden eigene Ordnungs96
2.3 Nichtdeutsche
Ordnungsalphabete
alphabete verwendet. Wörter aus Fremdsprachen werden nach den Regeln des jeweiligen Ordnungsalphabets behandelt. Beispielsweise ordnen im Dänischen die deutschen Wörter Aachen und Aal nach dem Z und Uberlingen unter Y.
2.3.1 Ordnungsalphabete mit Erweiterungen nach dem Z Im dänischen Ordnungsalphabet werden die Buchstaben JE (ältere Schreibweise Ä), 0 (ältere Schreibweise Ö) und Ä (ältere Schreibweise AA) nach dem Z angefügt. A B C ... U V W X Y ( = Ü) Z JE ( = Ä) 0 ( = 0 ) Ä ( = Aa) Ordnungsbeispiel: Vidal, Guy Vries, Geert de Va:r beredt Varts, Sten Wachtel, Hellmuth Wulff, Johannes Wyndham, John Würgler Hansen, Christian Wästberg, Per Wölfel, Ursula Waaben, Knud Waarst, Jargen Yde, Nina Zahl, Peter Paul Zwerenz, Gerhard /Egidius, Jens Peter JEro, Leif Kofod Oberg, Gunnar 0dum, Saren 0hrgaard, Per Aagesen, Henrik Ägärd, Erik
—> x —» 0
—> y/ü —> ä ö aa
—> Z —> JE 0/0
—> Aa/Ä
Im finnischen und schwedischen Ordnungsalphabet erhalten die Sonderbuchstaben Ä (ältere Schreibweise Aa), Ä (ältere Schreibweise JE) und 0 ( = 0 ) einen Wert hinter dem Z.
97
2 Formale Ordnungsmethoden
und
Zeichensatz
A B C ... X Y (= Ü) Z Ä (= Aa) Ä (= JE) Ö = 0 Im norwegischen Ordnungsalphabet erhalten die Sonderbuchstaben JE, 0 (= Ö) und Ä (= Aa) einen Wert nach dem Z. A B C ... X Y (= Ü) Z JE (= Ä) 0 (= Ö) Ä (= Aa)
2.3.2 Ordnungsalphabete mit Einfügungen Im spanischen Ordnungsalphabet werden die Sonderbuchstaben CH, LL (doppeltes L) und N (N mit Tilde) nach den betreffenden „Grundbuchstaben" eingeschoben. A B C CH D ... K L LL M N N O ... X Y Z Ordnungsbeispiel: lata lenguado libro luz llama llegada
—*• 1
naipes necio nube na catita
—» n
—» 11
—» n
Im polnischen Ordnungsalphabet werden die Sonderbuchstaben A^ (nur im Inlaut vorkommend), (nur im Inlaut vorkommend), L , N (nur im Inlaut vorkommend), O, S, 2 und Z nach den betreffenden Grundbuchstaben eingeschoben. AABCCDE£F...LLMNISI0Ö...SS...XYZ22 Ordnungsbeispiel:
98
handel hangar hanba
—» n —»n
konwencja konwersacja
—» n
2.3 Nichtdeutsche kon kooperacjy
—»n
lazik laznia la^zka
—» z —» z
Zwierzynski Zeromski
—> Z —» 2
Ordnungsalphabete
—* a —> a^
Im slowakischen Ordnungsalphabet werden die Sonderbuchstaben Ä (kurzes A, nur im Inlaut vorkommend), C, Ö, § und Z nach den betreffenden Grundbuchstaben, das CH nach dem H eingeschoben. Andere im Slowakischen verwendete Buchstaben mit diakritischen Zeichen werden jedoch wie die betreffenden Grundbuchstaben geordnet: ä = a, e = e, i = i, n = n, ö = o, ü = u, y = y. A Ä B C t
D ... H CH I ... O Ö P Q R S § T . . . X Y Z t
Ordnungsbeispiel: dyza dzgän dzavot maznos mazul'a mäckat' mädlit' ozut' osmak östie
—> z —> z
—> a —> ä
—> o —> 6
Im tschechischen Ordnungsalphabet werden die Sonderbuchstaben C, ft, § und Z nach den betreffenden Grundbuchstaben, das CH nach dem H eingeschoben. Andere im Tschechischen verwendete Buchstaben mit diakritischen Zeichen werden jedoch wie die betreffenden Grundbuchstaben geordnet: a = a, e = e, i = i, o = o, ü = u. A B C t D ... H CH I ... R ft. S S ... X Y Z 1 99
2 Formale
Ordnungsmethoden
und
Zeichensatz
Ordnungsbeispiel: cvik cynik Cytologie —» c cabajka —> c caj hysterka hyzdit chab chalupa
—> h —> ch
Im türkischen Ordnungsalphabet werden die Sonderbuchstaben mit diakritischen Zeichen nach den betreffenden Grundbuchstaben eingeschoben; entsprechend werden auch das 1 (ohne Punkt) und i (mit Punkt) behandelt: A B C Ç H I I ... O Ö P P [Q] R S § T U Ü V [W] [X] Y Z Im ungarischen Ordnungsalphabet werden die Sonderbuchstaben Cs, Gy, Ly, Ny, O (O), Sz, Ty, U (U) und Zs nach den betreffenden Grundbuchstaben eingeschoben. Die Sonderbuchstaben Gy, Ny, Sz, Ty und Zs wirken sich auf die Ordnung aber praktisch nicht aus. Bei maschineller Ordnung werden meist nur die Sonderbuchstaben O (O) und Ü (U) berücksichtigt: A B C ... O Ö ( = Ö ) ... U Ü ( = Ü ) ... X Y Z
2.4 Zahlenfolge Die Zahlenfolge ist als allgemein bekannte Reihenfolge eine geeignete Ordnungsmethode für numerische Daten. Am besten eignet sich die Darstellung der positiven, ganzen Zahlen in der Schreibung als arabische Ziffern: 0
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10...
Maschinell können nur die arabischen Ziffern als Zahlen erkannt und behandelt werden. Mit Buchstaben geschriebene römische Zahlen können maschinell nur als Buchstaben beziehungsweise „Wörter" behandelt werden (—» 2.4.3 Maschinelles Ordnen von Zahlen). Beispiele: X V I I and X V I I I Century Italian cembalo and organ music Le X V I I e siècle X V I I Provinciae Belgii sive Germaniae Inferioris ... 100
2.4
Zahlenfolge
XVIII Century Spanish music Villancicos Kultura rosyjska XVIII wieku In Sachtiteln kommen Zahlen als Ziffern und als Zahlwörter vor. Für Sortierung und Suche stellen Zahlen deshalb ein besonderes Problem dar. Bei der Eingabe von Suchbegriffen erscheinen arabische - und im allgemeinen auch römische Zahlen zweckmäßiger. Das würde für die Suche in Onlinekatalogen eher für die Ansetzung von Zahlwörtern in Form von Ziffern sprechen. Aus der Sicht der Erschließung und Auffindung sind in einem bestimmten Umfang Eintragungen unter der jeweils anderen Form sinnvoll.
2.4.1 Bedeutung von Zahlen für die Ordnung Zahlen kommen in beträchtlichem Umfang in den bibliographischen Daten und damit auch als Such- und Ordnungsbegriffe vor. In konventionellen Katalogen spielen Zahlen für die Ordnung eine wichtige Rolle. Die folgende Übersicht zeigt auf, in welchem Umfang Zahlen in Verbindung mit Katalogdaten auftreten. Die nur für interne Zwecke verwendeten Nummern (Nummer von Normdatensätzen, Buchnummer, Identifikationsnummer, Benutzernummer und dergleichen) können hier unberücksichtigt bleiben. Beispiele aus dem Bereich des Alphabetischen •
Erscheinungsjahr 1997 [1952] [ca. 1982] 1697 [i.e. 1967] [1947?]
= = = =
Katalogs:
ermitteltes Jahr geschätztes Jahr verdrucktes Jahr vermutliches Jahr
•
Auflagenzählung 5., aktualisierte und erweiterte Auflage 3. Auflage, 12. - 16. Tsd. 4th edition, 3rd imprint 2. Auflage, Stand 31.12.1973 Editio XXIV juxta typicam Vaticanam
•
Bandzählung Acta Bibliothecae Regiae Stockholmiensis XXX = Zählung der Schriftenreihe 101
2 Formale Ordnungsmethoden
und
Zeicbensatz
Aufstieg und Niedergang der Römischen "Welt II Principat = Zählung der Abteilung Neunter Band = Bandzählung innerhalb der Abteilung (1. Halbband) = Untergliederung der Bandzählung Bandzählung für die Signaturbildung: 2,9,1 N.H-15 = Blattzählung der „Carte internationale du monde" •
Report-, D I N - N u m m e r n und dergleichen BMFT-FB-ID 82-001 D I N 31 634
•
ISBN, ISSN, ISMN und dergleichen ISSN 0721-3433 ISBN 3-8204-1239-5
•
Unterreihe mit Ziffernzählung Europäische Hochschulschriften Reihe XV Klassische Sprachen und Literaturen
= Gesamttitel = Zählung der reihe Bd./Vol. 42 = Bandzählung Ansetzungsform: Europäische Hochschulschriften / 15
Unter-
•
Zahlen im Sachtitel und in den Zusätzen zum Sachtitel 1999 oder der Geist in der Flasche Die 600-Jahrfeier der Stadt Königsee V7 Mirage P-64
•
Datumsangaben in Formals achtiteln Vertrag Verfassung < 1946.12.02>
•
Zählungen und Datumsangaben in Verbindung mit Körperschaftsnamen 65. BACHFEST DER N E U E N BACHGESELLSCHAFT LEIPZIG M Ü N C H E N , 13. bis 19. NOVEMBER 1990 Ansetzungsform des Kongresses: Bachfest
•
Römische Zahlen in Personennamen Ludwig Leo
•
Maßstabsangaben bei Landkarten Topographie 1:50,000 low flying chart Carte internationale du monde au 1:1.000.000
102
2.4 •
Zahlen in Einheitssachtiteln musikalischer Werke Sonaten, VI Kl, BWV 1015 Quartette, Vi 1 2 Va Vc, op. 18
Beispiele aus dem Bereich des
Schlagwortkatalogs:
•
Erscheinungsjahr (für die Ordnung der Eintragungen)
•
Jahresangaben Paris ; Geschichte 1498-1515 Bach, Johann Sebastian ; Kongreß ; München
•
Formeln Arsen(III)-oxid
•
Produkt- und Typenbezeichnungen und dergleichen WordPerfect 6.3 Fortran IV
•
Zählungen in Sachbegriffen Schuljahr 1
Beispiele aus dem Bereich des
Standortkatalogs:
•
Ältere Fachsignaturen 4 P.o.lat. 15 m Mapp. XVI, 14 ip Acad. 2 fb-ll,Suppl.
•
Numerus-currens-Signaturen Z 82.2-9/10 = die Jahrgänge 9 und 10 einer Zeitschrift 93.68-1 = der erste Band eines mehrbändigen begrenzten 97.5834 = einbändiges "Werk
•
Zahlenfolge
Werkes
Signaturen bei systematischer Aufstellung AN 74000 Hl85 GM 7651 H152 G2 0001/8 89-9488 0013/HS 3-8902
103
2 Formale
Ordnungsmethoden
und
Zeichensatz
2.4.2 Bestimmungen der RAK Entsprechend dem Ordnungswort für Buchstaben gibt es nach den R A K - W B (§ 805) die zu ordnende Zahl. Nach Buchstaben oder sonstigen Zeichen vor Ziffern beginnt jeweils eine zu ordnende Zahl. Beispiele: Vorlageform:
Sortierform:
1870/71 1,34 B103az 315-CD 1912.08.05
1870u71 lu34 Bul03uAZ 315uCD 1912u08u05
zwei zwei
Zahlen Zahlen
eine Zahl und zwei eine Zahl und ein drei Zahlen
Ordnungswörter Ordnungswort
Die R A K - W B formulierten die Ordnungsregeln für arabische und römische Zahlen ursprünglich noch im Blick auf den Kartenkatalog, in dem die gewünschte numerische Ordnung beim manuellen Einlegen der Karten berücksichtigt werden kann. Der gültige Regelwerkstand geht eindeutig davon aus, daß römische Zahlen wie Buchstaben geordnet werden ( R A K - W B § 809).
2.4.3 Maschinelles Ordnen von Zahlen Bei der intellektuell hergestellten Ordnung können Zahlen, unabhängig von ihrer Darstellung, in der gewünschten Weise nach ihrem numerischen Wert geordnet werden. Bei einer maschinell hergestellten Ordnung ist das nur zu erreichen, wenn die Zahlen in einer geeigneten einheitlichen Darstellung - gewissermaßen in einer Ansetzungsform - zur Verfügung stehen. Wenn Zahlen wie Wörter linksbündig geordnet werden, kommt es zu einer ungewöhnlichen Reihung, die nur „optisch" nachvollziehbar ist. Beispiel: 1 1027 1998 200 31 4 73 9 Haben die zu ordnenden Zahlen dieselbe Anzahl von Stellen, kommt es zur gewünschten Ordnung, etwa bei (vierstelligen) Jahreszahlen: 104
2.4
Zahlenfolge
1840 1953 1954 1997 2000 Zahlen sind nach ihrem numerischen Wert zu ordnen. Das wird methodisch erreicht, wenn sie rechtsbündig geordnet werden. Beispiel: 1 4 9 31 73 200 1027 1998 Es sind zwei Verfahren bekannt, um Zahlen in maschinenlesbaren Katalogen mit Hilfe einer Sortierform richtig zu ordnen, nämlich: •
(Manuelles) Auffüllen mit Nullen auf eine bestimmte Stellenzahl. Beispiel mit vier Stellen: 1 30 200 1020
0001 0030 0200 1020
Bei mehrbändigen Werken ist es auch notwendig, eine Sortierform für mehrstufige Zählungen zu bilden. Beispiel: 1,1 1,15 2,3 7.2.1 7.2.2 12 •
01 01 02 07 07 12
01 15 03 02 01 02 02
(Automatisches) Voranstellen der Stellenzahl. Dadurch können Zahlen mit höchstens 9 Stellen linksbündig in der gewünschten, numerisch aufsteigenden Art sortiert werden. Die Sortierform wird bei der Anzeige unterdrückt, allenfalls im Internformat angezeigt. Beispiel: 105
2 Formale Ordnungsmethoden 1
11
2
12
3
13
21
221
142
3142
5322
45322
und Zeichensatz = einstellige Zahlen
= zweistellige Zahl = dreistellige Zahl = vierstellige Zahl
R ö m i s c h e Zahlen werden mit Großbuchstaben geschrieben und ordnen in maschinenlesbaren Katalogen deshalb wie Wörter. Bei aufsteigender Schreibweise der Neuner k o m m t bei den Zahlen von 1 ( = I) bis 49 ( = X L V I I I I ) die gewünschte Ordnung durch den alphabetischen Wert zufällig zustande. Aus diesem G r u n d sind gemäß den R S W K (§ 17) römische Zahlen so wiederzugeben. Beispiel: I II III IV V VI VII VIII V i l l i nicht:
IX
X XLVI XLVII XLVIII X L V I I I I nicht:
XLIX
F ü r die Sortierung im Alphabetischen Katalog spielen römische Zahlen eher eine untergeordnete Rolle. Römisch geschriebene Erscheinungsjahre sind als arabische Ziffern wiederzugeben (vgl. R A K - W B § 147,1). Bei der Ansetzung von Personennamen, besonders bei Fürstennamen und Papstnamen, werden traditionell römisch geschriebene Zählungen als Ordnungshilfe vorgeschrieben. Hier reicht die aufsteigende Schreibweise im allgemeinen aus. Soweit in Standortkatalogen römische Zahlen als Bestandteile von (älteren) Signaturen vorkommen, können diese Zahlen maschinell nur nach ihrem alphabetischen Wert geordnet werden. Römische Zahlen als Bestandteil des Sachtitels werden nach den R A K W B in Vörlageform angesetzt (Beispiel: X V I I and X V I I I Century Italian cembalo and organ music) und sind als Buchstaben zu ordnen.
106
2.5
Alphabetisieren
Kommen arabische Zahlen als Bestandteile von Sachtiteln vor, so werden sie in manchen Onlinekatalogen und sonstigen maschinell erstellten Verzeichnissen meistens wie Wörter linksbündig geordnet. Im allgemeinen ist bei der Durchsicht von Indizes dieses Verfahren schnell erkenntlich, wenn auch nicht einsichtig. Beispiel aus dem Stichwortindex einer C D - R O M : lOjaehrigen
—> 1
12
13 137 14 1471 1473 1506 1915 2 24 27 32jaehrigen 35 4 5 7 71 8 abbas abel abend
—*• 2
—* 3
8 —> A
2.5 Alphabetisieren Für das Alphabetisieren gibt es zwei Methoden, nämlich „Wort für Wort" (word by word) und „Buchstabe für Buchstabe" (letter by letter). Die Methode Wort für Wort wird auch als mechanische Wortfolge bezeichnet, um sie von der grammatikalischen Wortfolge zu unterscheiden. Beim Alphabetisieren werden die Wörter nach dem Wert der Buchstaben in der Schreibrichtung von links nach rechts (linksbündig) geordnet. Beispiel: 107
2 Formale
Ordnungsmethoden
und
Zeichensatz
Aal Adam Affe Ahorn Altar Alter altern alternativ AIterserscheinung Altertum Bei der Methode Buchstabe für Buchstabe hat das Spatium als Wortzwischenraum keinen Sortierwert. Beispiel: Ob ich die Freude nie empfunden O blaue Luft nach trüben Tagen O brich nicht, Steg Oft einst hatte sie mich O sanfter, süßer Hauch O Winter, schlimmer Winter In rückläufigen Wörterbüchern wird ausnahmsweise rechtsbündig geordnet. Solche Wörterbücher sind ein wichtiges Hilfsmittel für die Wortbildung. Sie dienen der phonetischen Statistik, phonologischen und orthographischen Untersuchungen sowie der Ermittlung von Wörtern, die sich reimen. Beispiel: Kadenz Dekadenz Kredenz Präzedenz Konfidenz Akzidenz Inzidenz Tendenz Korrespondenz Transzendenz Das für konventionelle Kataloge und Bibliographien entwickelte Alphabetisieren ist ein komplexer Vorgang, da mehrere Bestimmungen zusammenwirken, nämlich: • die Reihenfolge der Buchstaben des Ordnungsalphabetes (—» 2.2 Deutsches Ordnungsalphabet), 108
2.5 • • • •
Alphabetisieren
die Definition der Wortfolge (->2.5.1 Methode Wort für Wort), das Einbeziehen der Zahlen (—» 2.4.2 Bestimmungen der RAK), die zu übergehenden Teile (—> 2.7.2 Bei der Ordnung zu übergehende Teile), die hierarchische Wertigkeit der Ordnungsbegriffe (—*• 2.7.1 Ordnungsbegriffe).
Ein Teil dieser Bestimmungen ist auch für Onlinekataloge wichtig, wenn es um die Sortierung der Begriffe (Namen, Sachtitel, Einzelwörter, Schlagwortketten) in Indizes geht. Literaturhinweis n Rückläufiges deutsches Wörterbuch : Handbuch der Wortausgänge im Deutschen mit Beachtung der Wort- und Lautstruktur / Gustav Muthmann. - Tübingen, 1988
2.5.1 Methode Wort für Wort Die in Bibliothekskatalogen angewendete Methode ist die Ordnung nach Wörtern. Entscheidend ist die Definition dessen, was ein Wort im ordnungstechnischen Sinn ist. Wenn man von der orthographisch korrekten Form ausgeht, kann ganz formal festgelegt werden: Ein neues Ordnungswort beginnt nach einem Spatium (Wortzwischenraum) oder nach einer Zahl. Zusätzlich ist zu regeln, wenn anstelle eines Spatiums oder Buchstabens ein nichtalphabetisches oder nichtnumerisches Zeichen auftritt, beispielsweise Punkt, Bindestrich, Schrägstrich, Klammer. Um einen Bindestrich und einen Bis-Strich unterscheiden zu können, sind nach den RAK-WB vor und nach einem Bis-Strich Spatien zu setzen. Beispiel: Vorlage:
Wiedergabe
Von A-Z 1800-1900
Von A - Z
und
Sortierform:
1800 - 1900
Im Deutschen hat der Bindestrich die Funktion, Wörter zu binden. Die Alternative für den Bindestrich ist die Zusammenschreibung; aus Gründen vor allem der Lesbarkeit und Deutlichkeit kann jedoch auf die Schreibung mit Bindestrich nicht ganz verzichtet werden, beispielsweise: Frage-und-Antwort-Spiel, EsDur-Tonleiter, September-Oktober-Heft, das Gefühl des Noch-nicht-über-dieLippen-Bringens, Erasmus-Grasser-Gymnasium. Um nicht „unsinnige" Ordnungswörter zu erhalten, muß nach den RAK-WB in bestimmten Fällen nach dem Bindestrich ein Spatium eingeschoben werden. Beispiel: 109
2 Formale Ordnungsmethoden
und Zeichensatz
Vorlage:
Wiedergahe und Sortierform:
Bad Dürkheim-Leistadt Jürgen Müller-von Hagen
Bad Dürkheim-uLeistadt Müller-uvon Hagen, Jürgen
Für die Wortfolge ist es wichtig, was als „Wort" im Sinne der Ordnung zu verstehen ist. Im Deutschen „bindet" der Bindestrich zwei oder mehr Wörter zu einem Kompositum, das im Sinne der R A K ordnungstechnisch als ein Ordnungswort zu behandeln ist, auch wenn in der Vorlage - entgegen der geltenden Rechtschreibung - keine Bindestriche gesetzt oder getrennt geschrieben sind. Beispiele:
Vorlageform: Carl von Ossietzky Universität
Sortierform: Carl-von-Ossietzky-Universität [ = CarlvonOssietzkyUniversität]
ROBERT BOSCH STIFTUNG Die AYURWEDA Pflanzen-Heilkunde GEDÄCHTNIS SCHWÄCHE erkennen und behandeln
Robert-Bosch-Stiftung [ = RobertBoschStiftung]
Die Ayurweda-Pflanzen-Heilkunde [ = AyurwedaPflanzenHeilkunde]
Gedächtnisschwäche erkennen und behandeln
U m Textdaten maschinell nach Wörtern sortieren zu können, muß das Spatium einen Wert kleiner als der Buchstabe A haben. Bei der Eingabe von Suchbegriffen in Onlinekatalogen kommt es darauf an, die Spatien und Bindestriche korrekt zu verwenden (—» 1.4.6 Suche im Onlinekatalog). Im Englischen hat der Bindestrich (hyphen oder minus sign) zwar eine ähnliche Bedeutung wie im Deutschen, nämlich Zusammengehöriges zu verbinden, es handelt sich aber nicht nur um Komposita im Sinne der deutschen Grammatik. Bei der Sortierung nach Wörtern wird der Bindestrich im englischsprachigen Bereich deshalb wie ein Spatium gewertet.
110
2.5
Alphabetisieren
2.5.2 Methode Buchstabe für Buchstabe Die Methode Buchstabe für Buchstabe wird manchmal in Verzeichnissen von Textanfängen und in Lexika bevorzugt. Beispiel (aus: Gesangbuch der evangelisch-reformierten Kirchen der deutschsprachigen Schweiz. 1986). Zum Vergleich sind die Eintragungen in der rechten Spalte nach Wörtern geordnet: Ach wie flüchtig, ach wie nichtig Allein Gott in der Höh sei Ehr Allein zu dir, Herr Jesu Christ Alle Menschen müssen sterben Allgenugsam Wesen All Morgen ist ganz frisch und neu Amen. Gott sei gepreiset
Ach wie flüchtig, ach wie nichtig All Morgen ist ganz frisch und neu Alle Menschen müssen sterben Allein Gott in der Höh sei Ehr Allein zu dir, Herr Jesu Christ Allgenugsam Wesen Amen. Gott sei gepreiset
Beispiel (aus: Brockhaus - Die Enzyklopädie. 20. Auflage. Band 5. 1997). Zum Vergleich sind die Eintragungen in der rechten Spalte nach Wörtern geordnet: deutsch Deutsch, André D. Ltd. Deutsch, Babette
deutsch Deutsch, André D. Ltd. Deutsch, Babette
Deutsch, Otto Erich Deutsch-Akademische... Deutsch-Altenburg Deutsch-Amerikanisch... Deutschbalten Deutschbein Deutsch-Belgischer...
Deutsch, Otto Erich Deutsch-Akademische ... Deutsch-Altenburg Deutsch-Amerikanisch ... Deutschbalten Deutschbein Deutsch-Belgischer ...
deutsch-deutsche Grenze Deutsch Drahthaar Deutsche Deutsche Agentur
deutsch-deutsche Grenze Deutsche Deutsche Agentur
Deutsche Presse-Agentur e.V. Deutscher Deutscher Aero Club e.V. Deutscher Depeschendienst Deutsche Rechtspartei
Deutsche Presse-Agentur e.V. Deutsche Rechtspartei Deutsche Rentenbank Deutscher Deutscher Aero Club e.V.
111
2 Formale Ordnungsmethoden
und
Zeichensatz Deutscher Depeschendienst Deutscher Entwicklungsdienst
Deutsche Rentenbank Deutscher Entwicklungsdienst
Das Ordnungsbeispiel aus der Brockhaus-Enzyklopädie zeigt, daß bei der Ordnung Buchstabe für Buchstabe auf die Zusammen- und Getrenntschreibung nach der geltenden Rechtschreibung nicht zu achten ist, daß aber die Ordnung sich bei sehr vielen Eintragungen optisch besser überschauen ließe, wenn nach Wörtern geordnet würde. Beim Lesen werden primär (durch Zwischenräume) getrennte Wörter erfaßt; das Zusammenziehen mehrerer Wörter in eine für die Sortierung maßgebliche Buchstabenfolge wird als Erschwernis empfunden, weil nicht Wörter, sondern Buchstaben zu vergleichen sind. Die mit „Deutsch..." beginnenden Eintragungen erstrecken sich in der Enzyklopädie über 171 Seiten.
2.5.3 Buchstaben und Zahlen In Bibliothekskatalogen und alphabetischen Verzeichnissen gibt es zwei Möglichkeiten, die Wertigkeit von Zahlen und Buchstaben festzulegen: Die arabischen Ziffern können entweder vor oder nach den Buchstaben ordnen. Die RAK-WB (§ 809) und D I N 5007 (Abschnitt 5.1.2.2) sehen vor, daß Zahlen nach den Buchstaben ordnen. Beispiel: Azoren
—» Buchstaben
Zwölf Zylinder 5-Minuten-Diktate 5 x 20 Jahre leben 8mal Wassersport 41 Spaziergänge ... 125jähriges Bestehen ... 100000 Tatsachen aus ...
—> Zahlen
In Bibliothekskatalogen des nichtdeutschen Sprachbereiches werden Zahlen im allgemeinen vor den Buchstaben geordnet. Aus der Sicht der konventionellen Kataloge kommt das Argument, der Alphabetische Katalog sollte mit dem Alphabet (das heißt, mit den Buchstaben) anfangen und nicht mit Zahlen. Dem kann entgegengehalten werden, Zahlen am Anfang vor dem A würden in einer Liste noch am besten auf Eintragungen mit Ziffern aufmerksam machen. Im wesentlichen heben sich die Argumente gegenseitig auf. Da Zahlen und auch alle sonstigen nichtalphabetischen Zeichen in der maschinen-internen Zeichenver112
7.6
Unicode
Schlüsselung vor den Buchstaben kommen, müssen die zu sortierenden Zeichen eigens aufbereitet werden, wenn Zahlen nach Buchstaben ordnen sollen. Die RSWK (§ 809) bestimmen - anders als die RAK - für die Ordnung im Schlagwortkatalog, daß Zahlen vor den Buchstaben ordnen.
2.6 Unicode Durch die Einführung der Datenverarbeitung zeigte sich im Bereich der Information und Kommunikation, welche Bedeutung Zeichensätze und insbesondere Schriftzeicheninventare haben. Da der Computer zu einem konstitutiven Bestandteil eines weltweiten sozio-technischen Systems geworden ist, sind auch die verschiedenen Schriftzeicheninventare in den Bereich dieses Mediums geraten. Einerseits gilt es, die Besonderheiten einzelner Inventare zu integrieren, andererseits müssen bestimmte technische Vorgaben des Systems beachtet werden. Ein Zeichensatz für bibliothekarische Zwecke umfaßt graphische Zeichen und Kontrollzeichen (auch Funktionszeichen genannt). Letztere werden für die maschinelle Verarbeitung der Daten, die Gestaltung von Texten und die Drukkersteuerung benötigt. Beispielsweise enthält der 128er Zeichensatz ISO 8859-1 (Latin-1, Extended ASCII) 34 Kontrollzeichen, 26 Großbuchstaben, 26 Kleinbuchstaben, 10 Zahlzeichen, 9 Interpunktionszeichen und 23 sonstige Zeichen. Jedes Zeichen wird für die maschinelle Verarbeitung als Binärzahl kodiert. Die ersten Computer verwendeten Zeichensätze mit 6 Bits je Byte. Später entstanden Zeichensätze mit 7 und 8 Bits je Byte, die mit 2 7 = 128 beziehungsweise 2 8 = 254 Zeichen für bibliographische Daten besser geeignet waren. Die für bibliothekarische Zwecke notwendigen Zeichensätze entstanden zunächst auf nationaler Ebene, danach auch auf internationaler Ebene im Rahmen der ISO. Heute sind bei der ISO rund 190 Zeichensätze für die verschiedenen Sprachen und Schriften registriert, davon 25 allein für lateinische Schriften. Es gibt zwar eine verhältnismäßig starke Verwandtschaft zwischen den Schriftsystemen der lateinischen Schriftart, ein strukturiertes Verhältnis besteht jedoch nur innerhalb einer bestimmten Sprache. Das zeigt sich sowohl bei der Anzahl und Art von Sonderbuchstaben als auch beim Ordnungswert für das Alphabetisieren (—> 2.3 Nichtdeutsche Ordnungsalphabete). Es erwies sich deshalb als notwendig, einen weltweit akzeptierten Standard für Schriftzeicheninventare zu schaffen, um interkulturell und international Textdaten austauschen zu können. Unicode versucht seit 1988, möglichst alle graphischen Zeicheninventare in einem universellen System auf der Basis von 16 Bits zusammenzufassen. Damit können 2 16 = 65.536 Zeichen verschlüsselt werden. Wegen der besseren Lesbarkeit werden die Unicode-Zeichen in hexadezimaler Schreibweise mit vorange113
2 Formale Ordnungsmethoden
und
Zeichensatz
stelltem „ U + " dargestellt. Beispiel: Ö = Latin capital letter O with tilde, verschlüsselt als U + 0 0 D 5 ) . Für die maschinelle Schriftkodierung ist der Zusammenhang von maschineninterner Kodierung und Ausgabe eines Zeichens wichtig. Im Rahmen von Unicode sind hierfür drei Aspekte relevant: • „Characters" und „Glyphs" Unicode ist eine Tabelle, die Folgen von 16 Bits den Namen von Zeichen („characters") zuordnet. Er ist also keine Software und enthält nur indirekte Angaben über das Aussehen der Zeichen. „Glyphs" sind die Darstellung der Zeichen auf Ausgabemedien wie Bildschirmen oder Druckern; sie werden aus den „characters" durch die „fonts" der jeweiligen Ausgabemedien erzeugt und liegen außerhalb des von Unicode definierten Bereichs. Der „piain text" ist eine reine Folge von Unicode-Zeichen; er ist standardisiert und universell austauschbar. Der „fancy text" enthält demgegenüber auch Informationen über Fonts, Farbe und dergleichen. •
„Spacing" und „Non-spacing" In der maschineninternen Darstellung gibt es zwar nur Folgen von 16 Bits, einige Zeichen sind aber so definiert, daß sie bei der Ausgabe keinen eigenen Platz benötigen, sondern sich auf das nächste vorhergehende Zeichen beziehen, das einen eigenen Platz bei der Ausgabe beansprucht. Beispiel: A wird verschlüsselt als U + 0 0 4 1 ; Ä wird verschlüsselt als U + 0 0 C 5 ; ° (combining ring above) wird verschlüsselt als U+030A. Im allgemeinen bietet Unicode die Buchstaben mit Akzenten und diakritischen Zeichen als eigene Buchstaben an; es hält aber diakritische Zeichen (combining diacritical marks) für den Fall bereit, daß es für einen Buchstaben benötigt wird, der in keinem der angebotenen Zeichensätze vorkommt, oder in einer Sprache Umlaute und Buchstaben mit Trema unterschieden werden sollen.
•
„Direktionalität" Maschinenintern gibt es nur eine „Richtung" für die Anordnung der Bits. Unicode enthält aber spezielle Zeichen, die angeben, ab welcher Stelle die Richtung in der Ausgabe wechseln soll. So ist auch unabhängig von Fonts ein Wechsel der Schriftrichtung möglich, etwa bei Texten mit gemischten Schriftzeichen (beispielsweise Lateinisch und Hebräisch).
Das Prinzip von Unicode ist es, gleich aussehende Zeichen einer bestimmten Schriftart auch in der gleichen Weise zu verschlüsseln. Es gibt also keine eigene Verschlüsselung der deutschen Umlaute. Das Zeichen ü gilt für den deutschen Umlaut, das u mit Trema wie auch für entsprechend geschriebene Buchstaben in anderen Sprachen. Gleich aussehende Buchstaben in verschiedenen Schriftarten werden jedoch verschieden verschlüsselt. Beispiel: 114
2.7 Ordnung der Eintragungen A (lateinische Schrift) A (griechische Schrift) A (kyrillische Schrift)
in konventionellen
Katalogen
U+0041 U+0391 U+0410
Die alphabetische Sortierung ist kein Anliegen von Unicode, da die nationalen Gebräuche zu verschieden sind (—> 2.3 Nichtdeutsche Ordnungsalphabete). Der Sortierwert der Buchstaben ist Sache der jeweiligen Software und kann nur mit Bezug auf eine bestimmte Sprache festgelegt werden. Das bedeutet, daß das Zeichen ü im Englischen anders sortiert wird als im Türkischen oder Norwegischen oder Deutschen. Nach dem Entwurf von ISO 12199 (Alphabetical ordering of multilingual terminological and lexicographical data represented in the Latin aiphabet) ist vorgesehen, alle Buchstaben mit diakritischen Zeichen oder Akzenten nur wie die Grundbuchstaben aufzubereiten und zu sortieren. Dies vereinfacht die Eingabe der Suchbegriffe radikal. Für das Deutsche hätte das bei den Umlauten die Konsequenz, daß viele Wörter bei der Suche nicht mehr unterscheidbar wären (Beispiel: Bar und Bär) und zusätzlich unter der Schreibung mit zwei Vokalen (Beispiel für einen Personennamen: Uberschär, Ueberschär, Uberschaer und Ueberschaer) zu suchen wäre (—> 2.2.1 Umlaute). Literaturhinweise • Das Alphabet in neuen Medien / Rüdiger Weingarten // In: Osnabrücker Beiträge zur Sprachtheorie 50 (1995), S. 61 - 82 • The Unicode Standard, Version 2.0 / The Unicode Consortium. - 1. printing. - New York [u.a.], 1996
2.7 Ordnung der Eintragungen in konventionellen Katalogen Für die Ordnung der Eintragungen in konventionellen Katalogen haben die RAK Ordnungsbegriffe definiert, die es erlauben, die gewünschte Ordnung auch maschinell herzustellen. Die Ordnungsregeln gehen davon aus, daß Personennamen, Körperschaftsnamen und Sachtitel in einem Alphabet geordnet werden. Die anglo-amerikanischen Regelwerke enthalten traditionell keine Ordnungsregeln (filing rules), sind aber sehr stark von den Ordnungsregeln für den Dictionary Catalogue beeinflußt (—» 8 Kreuzkatalog). Die Ordnungsregeln der RAK für den Alphabetischen Katalog werden von den RSWK für den Schlagwortkatalog weitestgehend übernommen. Wichtige Abweichungen im Schlagwortkatalog sind: (1) Zahlen ordnen vor Buchstaben, (2) Eintragungen mit dem gleichen Schlagwort ordnen nach dem Erscheinungs115
2 Formale Ordnungsmethoden
und
Zeichensatz
jähr, wobei das neueste Erscheinungsjahr vorausgeht, (3) bei den Arten von Ordnungsblöcken wird nur zwischen Personennamen und Schlagwörtern der übrigen Kategorien unterschieden, (4) Ordnungshilfen werden als „Homonymenzusätze" bezeichnet.
2.7.1 Ordnungseinheiten Um die Ordnung der Eintragungen abstrakt formulieren zu können, haben die R A K (§§ 802 - 808) Ordnungseinheiten definiert: • Ordnungselemente sind die 26 Buchstaben des deutschen Alphabets und Zahlzeichen. • Ordnungswörter und zu ordnende Zahlen bestehen jeweils aus einem oder mehreren Buchstaben beziehungsweise einem oder mehreren Zahlzeichen; für die Definition ist nicht die grammatische oder mathematische Bedeutung wichtig, sondern formale Gegebenheiten wie Spatien oder andere Trennzeichen. • Ordnungsgruppen bestehen jeweils aus einem oder mehreren OrdnungsWörtern und/oder einer oder mehreren zu ordnenden Zahlen. Bei einem modernen Personennamen besteht die erste Ordnungsgruppe aus dem Familiennamen, die zweite aus den Vornamen; die Ordnungsgruppen werden durch Komma, Spatium getrennt (Beispiel: Bauer, Josef Martin). Bei unselbständig anzusetzenden Körperschaften besteht die erste Ordnungsgruppe aus dem Namen der übergeordneten und die zweite aus dem Namen der untergeordneten Körperschaft; die Ordnungsgruppen werden durch Spatium, Schrägstrich, Spatium getrennt (Beispiel: Verein Deutscher Ingenieure / Arbeitskreis Heizung und Lüftung). Bei fortlaufenden Sammelwerken mit Unterreihen und/oder fortlaufenden Beilagen können die Sachtitel aus mehreren Ordnungsgruppen bestehen; die Ordnungsgruppen werden durch Spatium, Schrägstrich, Spatium getrennt (Beispiel: Münchener theologische Studien / Reihe Dogmatik). •
•
116
Ordnitngshilfen sind Zusätze zur Unterscheidung übereinstimmender Ordnungsgruppen; sie werden in spitzen Klammern angegeben und können bei Personennamen (Beispiel: Oswald ), Körperschaftsnamen (Beispiel: Musée National du Louvre ) und Sachtiteln (Beispiel: Vertrag ) vorkommen. Ordnungsblöcke bestehen jeweils aus einer oder mehreren Ordnungsgruppen einschließlich der zu ihnen gehörenden Ordnungshilfen. Beispiele:
2.7 Ordnung Bauer, Josef Martin = 1 Ordnungsblock,
der Eintragungen
bestehend
aus 2
in konventionellen
Katalogen
Ordnungsgruppen
Verein Deutscher Ingenieure / Arbeitskreis Heizung und Lüftung = 1 Ordnungsblock, bestehend aus 2 Ordnungsgruppen Münchener theologische Studien / Reihe Dogmatik = 1 Ordnungsblock, bestehend aus 2 Ordnungsgruppen Oswald = 1 Ordnungsblock, bestehend hilfe
aus 1 Ordnungsgruppe
und 1
Ordnungs-
Musée National du Louvre = 1 Ordnungsblock, bestehend aus 1 Ordnungsgruppe hilfe
und 1
Ordnungs-
Vertrag = 1 Ordnungsblock, bestehend hilfe
und 1
Ordnungs-
aus 1 Ordnungsgruppe
Asimov, Isaac: Die exakten Geheimnisse unserer Welt = 2 Ordnungsblöcke Alle Eintragungen werden zunächst nach Ordnungsblöcken sortiert. Bei Übereinstimmung der ersten Ordnungsgruppen ordnen Personennamen vor Körperschaftsnamen und diese vor Sachtiteln. Beispiel: Berlin, Irving Berlin, Nils J.
=
Personenname
Berlin Berlin / Statistisches Amt
=
Körperschaft
Berlin
= Sachtitel
Bei Übereinstimmung der ersten Ordnungsblöcke der gleichen Art werden die Eintragungen in folgender Reihenfolge geordnet: 1. Pauschalverweisungen und pauschale Siehe-auch-Hinweise, 2. Namensverweisungen und Namens-Sieheauch-Hinweise, 3. Haupt- und Nebeneintragungen. Beispiel: Herder, Andreas s. Herder, Andreas K.
=
Namensverweisung
Herder, Andreas [Wirkl. Name] s. auch Kritikus
=
Siehe-auch-Hinweis
117
2 Formale Ordnungsmethoden
und
Herder, Andreas:
Zeichensatz = Haupt- und
Nebeneintragungen
Bei Ubereinstimmung der ersten Ordnungsgruppen werden die Eintragungen nach den Arten der ersten Ordnungsblöcke in der nachstehenden Reihenfolge geordnet: 1. Persönliche Namen (eine Ordnungsgruppe), 2. Familiennamen und sonstige Namen mit nachgestellten Bestandteilen (zwei Ordnungsgruppen), 3. Namen von Körperschaften, 4. Sachtitel. Beispiel: Alexander Alexander Alexander Alexander
= persönlicher
Alexander, Alexander, Alexander, Alexander, Alexander,
... Benjamin Franz John White Samuel
=
Name
Familienname
Alexander Alexander der Eroberer Alexander Magnus redivivus
= Sachtitel
Alexander Rubeus
= persönlicher
Name
In den Indizes maschinenlesbarer Kataloge kann die in Listen- und Kartenkatalogen (und ähnlich auch in Nachschlagewerken) bewährte Sortierung der Personennamen erreicht werden, wenn das Komma für Personennamen und die spitze Klammer bei persönlichen Namen einen entsprechenden Sortierwert erhalten. Literaturhinweise • Regeln für wissenschaftliche Bibliotheken : RAK-WB. - Autorisierte Ausgabe. - Berlin, 1983 (Regeln für die alphabetische Katalogisierung ; Band 1) S. 369 ff (SS 801 - 823) • DIN 31638, August 1994. Bibliographische Ordnungsregeln o Datenverarbeitung für Bibliothekare / Hoffmann, Heinz-Werner. - 2., erweiterte Auflage. - Frankfurt am Main, 1985 S. 26 - 45
118
2.7 Ordnung der Eintragungen
in konventionellen
Katalogen
2.7.2 Bei der Ordnung zu übergehende Teile Die RAK-WB (§ 822) sehen vor, bestimmte Wörter bei der Ordnung nicht zu berücksichtigen. Das betrifft insbesondere den am Anfang des Sachtitels stehenden Artikel und die der Ordnungsgruppe der Vornamen nachgestellten Präfixe. Diese bei der Ordnung zu übergehenden Wörter werden in den maschinenlesbar erfaßten Aufnahmen durch paarig gesetzte Nichtsortierzeichen gekennzeichnet. Beispiele: -iDie-i Reise nach Jerusalem ->A-i gallery of her own -•Mark Twains^ Humoristische Schriften LeFort, Gertrud -ivon-i LaFontaine, Jean -ide-i Klenze, Leo -ivon-i Das Nichtberücksichtigen dieser Teile in Namen und Sachtiteln ist in Listenund Kartenkatalogen sinnvoll. Beispielsweise wird dadurch verhindert, daß nachgestellte Präfixe ordnungstechnisch als Vornamen behandelt werden oder sich an den Alphabetstellen „Der", „Die" und „Das" sogenannte Nester bilden. In Onlinekatalogen sind die durch Nichtsortierzeichen markierten Wörter in der Regel keine Suchbegriffe. Deshalb kann der Name „Klenze, Leo von" nur unter „Klenze, Leo" und der Sachtitel „Der Name der Rose" bei der Phrasensuche nur unter „Name der Rose" gefunden werden. Die Regelung, solche Wörter bei der Ordnung zu übergehen, ist in Onlinekatalogen nicht unproblematisch. *
Exkurs:
Artikel
Die Ubergehung des am Anfang des Sachtitels stehenden Artikels hat in Bibliothekskatalogen eine feste Tradition. Sie hat sich bis in die RAK und die AACR erhalten. Bei einfachen Sachtiteln wie „Der Wildtödter", „Die Lachprinzessin", „Das Leben im alten Rom" ist es unerheblich, ob der Artikel beim Zitieren dabei ist oder fehlt. Anders sieht es bei Titeln aus, bei denen der Artikel nicht im Nominativ steht, mit einem Pronomen oder Zahlwort gleichlautend ist oder so charakteristisch ist, daß er beim Zitieren nicht weggelassen würde. Beispiele: 119
2 Formale Ordnungsmethoden
und Zeichensatz
Dem Denken abgeschaut Der, die, das als Pronomen Der die Menschen liebt Der mit einem Auge Der mit dem Wolf tanzt
= Artikel nicht im Nominativ = Pronomen
Einer der dagegen war Einer der entkam Einer, der auszog sich köpfen zu lassen
=
Zahlwort
... die beste Sensation ist das Ewige = Artikel Der, die, das „Der", „die" oder „das"? Übungen zum Artikel D e r der Schönheit zuerkandte Preiß Die beiden Herrn Söhne
charakteristisch
In Katalogen mit grammatischer Ordnung spielte der Artikel erst bei den sogenannten Titeln in Satzform nach den PI eine gewisse Rolle. Allerdings war bei diesen Sachtiteln, deren Wörter nach der gegebenen Reihenfolge geordnet wurden, nur der Artikel zu übergehen, also nicht auch gleichlautende Pronomen und Zahlwörter, beispielsweise „Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer" [„Eine" = Zahlwort], „Das kann ich auch" [„Das" = Pronomen]. Die R A K - W B (§ 822) haben diese Unterscheidung der PI nicht übernommen, sondern festgelegt: „Die bestimmten und unbestimmten Artikel in allen Deklinationsformen und die ihnen in derselben Sprache gleichlautenden Zahlwörter und Pronomina am Anfang jeder Ordnungsgruppe werden bei der Ordnung übergangen, auch wenn sie apostrophiert oder mit dem folgenden Wort durch Bindestrich verbunden sind." Diese - gegenüber den PI - als Erleichterung gedachte Bestimmung scheint sich in Onlinekatalogen aus praktischen Gründen nicht zu bewähren: (1) die Ubergehung des Artikels entspricht nicht dem sonstigen sehr formalen Vorgehen, die Vorlageform zu bevorzugen; (2) es gibt viele Homographe zwischen den Sprachen (Beispiel: „a" ist im Englischen ein unbestimmter Artikel, im Portugiesischen und Ungarischen ein bestimmter Artikel, im Französischen und Italienischen eine Präposition; „de" ist ein bestimmter Artikel im Dänischen, Niederländischen, Norwegischen und Schwedischen, eine Präposition im Französischen, Italienischen, Portugiesischen und Spanischen); (3) flektierte Artikel werden als so charakteristisch empfunden, daß sie (bei der Phrasensuche) von den meisten Benutzern eingegeben werden; (4) die Markierung wird bei der Katalogisierung leicht übersehen.
120
2.7 Ordnung der Eintragungen in konventionellen
Katalogen
Eine Stoppwortliste für Artikel ist nicht sinnvoll, weil sie nur in Verbindung mit der Sprache eingesetzt werden könnte und immer wieder Homophone auftreten. In der Praxis der Verbundkataloge ist deshalb zu beobachten, daß aus gutem Grund Nebeneintragungen für die Form mit dem Artikel in erheblichem Umfang gemacht werden. In alphabetischen Verzeichnissen von Gedicht- und Liedanfängen wird traditionell auch der am Anfang stehende Artikel berücksichtigt. In solchen Verzeichnissen wäre es geradezu befremdlich, wenn der Artikel übergangen würde. Beispiel (aus einem Verzeichnis der Gedichte Goethes): Das züchtige Herz D a ß dein Leben Gestalt D a ß der Deutsche D a ß zu Ulrichs Gartenräumen Dauer im Wechsel Delos' ernster Beherrscher Dem Absolutisten Dem Ackermann Dem Arzt verzeiht! Dem aufgehenden Vollmonde Dem Buchhändler Dem Buchstabensparer Demselben Demut Den Besten Den Zudringlichen Denk an die Menschen Denn was der Mensch Der Abgebildete vergleicht D e r Abschied
121
2 Formale Ordnungsmethoden
und
Zeichensatz
2.7.3 Sonstige Elemente für die Ordnung Bei Übereinstimmung aller für die Ordnung zu berücksichtigenden Ordnungsblöcke werden die Eintragungen nach folgenden Elementen geordnet: • Erscheinungsjahr (numerisch) • (erstgenannter) Erscheinungsort (alphabetisch) • Name des (erstgenannten) Verlegers (alphabetisch) • Ausgabebezeichnung (im allgemeinen numerisch, wenn eine Auflagenzählung oder eine Angabe des Standes mit Datum vorliegt) Aufnahmen für mehrbändige Werke, in denen (beim Gesamtwerk) keine Erscheinungsjahre angegeben werden, gehen den Eintragungen mit Erscheinungsjahren voran.
122
3 Einzelne Probleme des alphabetischen Katalogs 3.1 Bibliographische und besitzerspezifische Daten Bibliographische Daten beziehen sich auf alle Exemplare einer Ausgabe (Beispiele: Sachtitel, Auflagenzählung, Umfangsangabe). Besitzerspezifische Daten oder Lokaldaten beziehen sich nur auf ein bestimmtes Exemplar einer Ausgabe (Beispiele: Zustand des Buches, Signatur). In einem Katalog, der die Bestände mehrerer Bibliotheken nachweist (Verbundkatalog) und beim Datenaustausch ist es notwendig, bibliographische und besitzerspezifische Daten genau zu unterscheiden. In Bibliotheksverbundsystemen werden bibliographische Daten und Lokaldaten deshalb im allgemeinen getrennt als Titelsätze und Lokalsätze verwaltet und über Identifikationsnummern miteinander verknüpft. Als Lokaldaten werden vor allem Signaturen, Standortangaben, Anzahl der vorhandenen Exemplare, zusammenfassende Bestandsangaben (einschließlich Bestandslücken), Besitznachweise, Benutzungsbeschränkungen, Erwerbungsdaten und lokale Sacherschließungsdaten verstanden. Diese Daten können alle Exemplare einer Bibliothek („titelbezogen") oder nur ein bestimmtes Exemplar einer Bibliothek („exemplarbezogen") betreffen. Die wichtigsten Lokaldaten sind: • Signatur Es handelt sich um die aktuelle Aufstellungssignatur des Dokumentes. • Standort Es handelt sich um Angaben, die in größeren Bibliotheken mit mehreren lokalen Organisationseinheiten zur Signatur gehören (Beispiele: Magazin, Lesesäle, Fachbereichsbibliotheken, Institutsbibliotheken, Reserve für besonders kostbare alte Bücher, Einbandsammlung). Bei Hochschulbibliotheken mit einer einheitlichen systematischen Aufstellung ist das Standortsigel im allgemeinen ein Vorsatz zur Signatur. • Zusätzliche Signatur Hat ein Buch für den Standort im Magazin und in einem Lesesaal verschiedene Signaturen, so wird neben der (aktuellen) Lesesaalsignatur die Magazinsignatur im allgemeinen als zusätzliche Signatur verwaltet. • Hinweis auf Mehrfachexemplare Im Regelfall wird für jedes Exemplar ein eigener Lokalsatz angelegt. Bei Lehrbuchsammlungen mit vielen Exemplaren kann jedoch ein einziger Lokalsatz für alle vorhandenen Exemplare angelegt und die Anzahl angegeben werden. 123
3 Einzelne Probleme des alphabetischen •
•
•
•
Katalogs
Lokale Schlagwörter Hier handelt es sich um Schlagwörter, die nur in der einzelnen Bibliothek verwendet werden und nicht dem im jeweiligen Bibliotheksverbund üblichen Regelwerk entsprechen. Lokale Systematische Notation Hier handelt es sich um Notationen, die nur in der einzelnen Bibliothek verwendet werden und nicht dem im jeweiligen Bibliotheksverbünd üblichen Regelwerk entsprechen. Lokale Sonderkennung Beispiele: Angaben zu Sonderbeständen, Provenienzen und dergleichen, die sich nur auf den Bestand einer einzelnen Bibliothek beziehen. Besitzerspezifische Bemerkungen Beispiele für solche Bemerkungen sind: Nr. 52 von 250 Ex. Mit Widmung des Verfassers Verloren durch Benutzer am ... Ersetzt durch Kopie Fehlen S. ... - ...
Durch die automatische Ausleihverbuchung entstehen als neue Art von besitzerspezifischen Daten Ausleihdaten. Beispiele dafür sind: Status des Buches („Buch ausgeliehen", „Buch verfügbar"), Leihtyp („Ortsleihe", „Lesesaal", „Sonderlesesaal"), Buchnummer, Benutzungseinschränkungen, Entleihdaten, Vormerkdaten). Eine neue Qualität von bibliographischen Daten, die über den Umfang der gemäß den RAK anzugebenden Daten hinausgehen, sind in maschinenlesbar geführten Katalogen vor allem Angaben in kodierter Form folgender Art: • Medientyp (materialspezifische Bezeichnungen wie Druckschrift, Handschrift, AV-Dokument, Mikromaterial, maschinenlesbares Dokument, Spiel, Video) • Erscheinungsweise (Angaben wie begrenztes Werk, Zeitschrift, Schriftenreihe, Zeitung, mehrbändiges begrenztes Werk, unselbständig erschienenes Werk, Stücktitel, Loseblattausgabe) • Sprache des Dokumentes (bei Übersetzungen auch ein Code für die Sprache des Originals) • Erscheinungsland (Ländercode; besonders für Zeitschriften) • Zeitspezifische Angaben (Zeitcode für Zeitepochen) • Dokumentart (Angaben wie Ausstellungskatalog, Bibliographie, Comic, Festschrift, Dissertation, Gesetz, Kinderbuch, Kongreßschrift, Lehrbuch, Normschrift, Notendruck, Report, Schulbuch, Wörterbuch) 124
3.1 Bibliographische
und besitzerspezifische
Daten
Das Datenformat MAB bietet Felder für solche Codes im „Segment Veröffentlichungs- und materialspezifische Angaben" an. In konventionellen Katalogen können diese Aspekte nur durch Spezialkataloge berücksichtigt werden (—> 1.5.2 Spezialkataloge). In den Regelwerken fehlen bislang Festlegungen für Codes. Die in den Bibliotheksverbünden vergebenen Codes dienen vorwiegend der Datenselektion; sie sind je nach Zweck weiter oder enger gefaßt. Daten zur Sacherschlieftung können in Verbundkatalogen als besitzerspezifische oder als bibliographische Daten behandelt werden. Schlagwörter gemäß den RSWK in Verbindung mit der Normdatei SWD sollten jedoch als bibliographische Daten behandelt werden, weil sie als Sacherschließungsstandard gelten, der auch von der Deutschen Bibliothek als nationalbibliographische Fremddaten geliefert wird. Andere Sacherschließungsdaten, die nur von einzelnen Bibliotheken und nach verschiedenen Regelwerken erstellt werden, werden im allgemeinen als Lokaldaten behandelt. Gibt es im Bereich eines Bibliotheksverbundes eine einheitliche oder überwiegend eingesetzte Aufstellungssystematik, so können die Notationen auch als bibliographische Daten behandelt werden (Beispiele: die Notationen der Regensburger Systematik im Bibliotheksverbund Bayern; Notationen der ZDB). Bei mehrbändigen Werken sollten die Bände als bibliographische Daten behandelt werden. Bei begrenzten mehrbändigen Werken - und entsprechend auch bei Schriftenreihen mit Stücktiteln - ist das in den Bibliotheksverbünden auch die Regel. In diesem Fall gilt die Gesamtaufnahme als „nicht bestandsfähig", weil die Lokalsätze nur mit den Bandsätzen verknüpft sind. Das bedeutet, es gibt für jeden Band einen bibliographischen Satz und (je nach Anzahl der besitzenden Bibliotheken im Verbund) mehrere Lokalsätze (siehe Graphik nächste Seite). Bei Zeitschriften, Zeitungen und zeitschriftenartigen Reihen orientiert sich die Unterscheidung von bibliographischen und besitzerspezifischen Daten an der Struktur der Z D B (—» 5.4"Zeitschriftendatenbank). Eine bibliographische Aufführung der einzelnen Bände sieht die Z D B nicht vor. Als Lokaldaten werden zusammenfassende Bestandsdaten geführt; sie betreffen für die jeweilige Bibliothek die Grundsignatur, die Bestandsangabe in Form der zusammenfassenden beziehungsweise offenen Bestandsaufführung, die Angabe von Lücken, einen Kommentar zum Bestand und/oder zur Signatur eines Bandes. In den Bibliotheksverbünden wird hinsichtlich der Bandaufführung bei Zeitschriften unterschiedlich verfahren. Manche Verbünde verzichten auf die Einzelbandaufführung. Im Bibliotheksverbund Bayern werden die einzelnen Bände aufgeführt, um das automatisierte Ausleihsystem bedienen zu können. So ist erkennbar, in welchen Bänden Register enthalten sind, welches die buchbinderischen Einheiten sind und dergleichen. 125
3 Einzelne Probleme des alphabetischen bibliographische Daten:
Katalogs
besitzerspezifische
Daten:
Gesamtaufnahme für das mehrbändige begrenzte Werk
Lokaldaten der Bibliothek A Lokaldaten der Bibliothek B Lokaldaten der Bibliothek C
3.2 Bibliographische Beschreibung Bei den Daten für eine Katalogeintragung oder einen Datensatz ist grundsätzlich zu unterscheiden zwischen • Daten, die in konventionellen Katalogen für Einordnung und Auffindung, in Onlinekatalogen für die Suche maßgeblich sind (also formalen und inhaltlichen Daten), und • Daten, die für die formale Beschreibung und Identifizierung der Ausgabe eines Werkes benötigt werden (bibliographischen Daten). Bei den formalen Daten handelt es sich im Sinne des Regelwerks zunächst um die Köpfe (headings) der Katalogaufnahmen, die bei der alphabetischen Katalogisierung entstehen. In den AACR-2 werden diese Daten als „access points" bezeichnet. Im Onlinekatalog umfassen die formalen Daten mehr Suchbegriffe als nur die Köpfe der Eintragungen, vor allem auch Sachtitel, unter denen keine Nebeneintragung gemacht wird, Stichwörter (aus definierten Bereichen der biblio126
3.2 Bibliographische
Beschreibung
graphischen Beschreibung), Erscheinungsjahre, Verlagsorte, Verleger und dergleichen. Bei den inhaltlichen Daten handelt es sich um Schlagwörter beziehungsweise Schlagwortketten und Notationen, die bei der Sachkatalogisierung entstehen. Im weiteren Sinn werden auch diese Daten als Suchbegriffe bezeichnet. Die bibliographischen Daten dienen vorrangig dem Nachweis und der Identifizierung, die formalen und inhaltlichen Daten der Suche und Wiederauffindung von bibliographischen Einheiten. Bibliographische Daten sind in der Regel vorliegende Daten, das heißt Daten, die in der Form, wie sie im Buch vorkommen, verwendet werden. In vereinfachter oder standardisierter Form werden die Daten für den Erscheinungsvermerk und den Kollationsvermerk wiedergegeben (z.B. Angabe des Verlags ohne einleitende oder verbindende Wendung im Nominativ des Firmennamens in möglichst kurzer Form; Erscheinungsjahr in arabischen Ziffern). Fußnoten sind eine Ergänzung in normierter Form zur bibliographischen und inhaltlichen Beschreibung, insbesondere wenn der Sachverhalt nicht aus der sonstigen bibliographischen Beschreibung hervorgeht. Bibliographische Daten sind ein unentbehrliches Hilfsmittel für alle, die mit Textdokumenten umgehen: Autoren, Bibliothekare, Buchhändler, Dokumentare, Studenten, Verleger, Wissenschaftler. Ein Buch oder Textdokument sinnvoll zu zitieren und ein bibliographisches Zitat für eine Suche (in Katalogen, bibliographischen Verzeichnissen und Datenbanken) anzufertigen, gehört zum wissenschaftlichen Handwerkszeug. Für den Nachweis in Bibliothekskatalogen wurden in Zusammenhang mit den bibliothekarischen Regelwerken Standards für die bibliographische Beschreibung entwickelt (—> 3.2.2 International Standard Bibliographie Description). Aus der amerikanischen Katalogisierungspraxis für Kartenkataloge stammt die Dreiteilung der Titelaufnahme in Heading, Corpus und Tracing. In den RAK entsprechen dem • der Kopf, • die bibliographische Beschreibung und • der Nebeneintragungs- und Verweisungsvermerk. Die RAK-WB (§§ 114; 175 - 177; 182) gehen bei der Erstellung der Haupt- und Nebeneintragungen von der Einheitsaufnahme aus, zu der auch der Kopf der Haupteintragung, die bibliographische Beschreibung und der Nebeneintragungs- und Verweisungsvermerk gehören (—> 3.5 Eintragungsarten).
127
3 Einzelne Probleme des alphabetischen Einheitsaufnahme
Katalogs
nach den RAK als Haupteintragung
im
Kartenkatalog:
SIGNATUR
Hauptmann, Gerhart: -•Der-i neue Christopherus : Roman / Gerhart Hauptmann. Aus dem Nachlaß hrsg. und mit einer Einf. versehen von Hans-Egon Hass. - Berlin : Propyläen-Verl., 1965. - 262 S. NE: Hrsg.
Einheitsaufnahme
nach den RAK als Nebeneintragung
Hass, Hans-Egon
im
Kartenkatalog:
SIGNATUR
Hauptmann, Gerhart: -•Der-" neue Christopherus : Roman / Gerhart Hauptmann. Aus dem Nachlaß hrsg. und mit einer Einf. versehen von Hans-Egon Hass. - Berlin : Propyläen-Verl., 1965. - 262 S. NE: Hrsg.
128
3.2 Bibliographische
Beschreibung
Im Onlinekatalog beziehungsweise bei maschinenlesbaren Datensätzen kann man im umfassenden Sinn von Attributen sprechen, die das Dokument beschreiben und unter denen es such- und auffindbar ist. Angeregt durch die digitalen Dokumente werden heute alle Daten, die dem Nachweis, der Auffindung und der Identifizierung von Dokumenten oder Objekten dienen, also „Daten über Daten" sind, als Metadaten bezeichnet (—» 3.2.6 Metadaten).
3.2.1 Aufnahme der Titel nach den Preußischen Instruktionen Nach dem Verfahren der Preußischen Instruktionen werden bibliographische Beschreibung und Nebeneintragungs-Vermerk nicht als getrennte Blöcke wiedergegeben. Vielmehr werden die Hinweise auf Nebeneintragungen (in der Terminologie der PI sind es „besondere Verweisungen") und Verweisungen (in der Terminologie der PI sind es „allgemeine Verweisungen") in die bibliographische Beschreibung eingebracht. Daten aus dem Buch, die nicht auf dem Titelblatt stehen, werden in runden Klammern, Daten von außerhalb des Buches in eckigen Klammern angegeben. Durch verschiedene Unterstreichungen wird geklärt, mit welchem Sachtitel die Haupteintragung und unter welchen Sachtiteln und Personennamen Nebeneintragungen gemacht werden. Aus den Preußischen Instruktionen stammen die normierte Schreibung des Erscheinungsvermerks (Ort: Verleger Jahr beziehungsweise Ort Jahr: Drucker), die runden Klammern um die Gesamttitelangabe, die strikte Trennung von Kopf und bibliographischer Beschreibung. Die Abfolge der Daten im Bereich Sachtitel- und Verfasserangabe hält sich an die Vorlage auf dem Titelblatt. Das entspricht der älteren Praxis, die Titelaufnahme im wesentlichen als „Titelkopie" zu verstehen. Ziel der bibliographischen Beschreibung ist es, das Titelblatt noch rekonstruieren zu können. Das wird durch die unterschiedliche Klammerung unterstützt. Beispiel (siehe nächste Seite): Die Unterstreichung des Wortes „Movements" bedeutet: Die Eintragung ist innerhalb der Nachweise unter dem Verfasser „Darwin, Charles" mit dem in eckigen Klammern angegebenen englischen Originalsachtitel und nicht unter dem deutschen Sachtitel einzuordnen. Die doppelte Unterstreichung des Initialbuchstabens „C" des Ubersetzers bedeutet: Es ist eine Verweisung unter dem Namen „Carus, Julius Victor" einzuordnen, dem als weitere Einordnungselemente zuerst der Verfassername „Darwin, Charles" und dann der Originalsachtitel „The Movements ..." folgen.
129
3 Einzelne
Probleme
Darwin,
des alphabetischen
Katalogs
Charles
Die Bewegungen und Lebensweise der kletternden P f l a n z e n [The M o v e m e n t s a n d h a b i t s of c l i m b i n g plants, deutsch] v o n Charles Darwin. A u s d. Engl, übers, von J[ulius] Victor Carus. S t u t t g a r t : S c h w e i z e r b a r t 1876. 160 S. 8'
3.2.2 International Standard Bibliographie Description Die International Standard Bibliographie Description (ISBD) verfolgt drei Ziele: „The primary purpose of the International Standard Bibliographic Description (ISBD) is to aid international communication of bibliographic information by (i) making records from different sources interchangeable, so that records produced in one country can be accepted easily in library catalogues or other bibliographic lists in any other country; (ii) assisting in the interpretation of records across language barriers, so that records produced for users of one language can be interpreted by users of other languages ; and (iii) assisting in the conversion of bibliographic records to machine readable form." Die I S B D ist zuerst in einer Veranstaltung der I F L A 1969 in Kopenhagen vorgestellt worden und seitdem in mehreren Ausgaben für unterschiedliche Publikationsformen erschienen: I S B D ( G ) : General ISBD(M): Monographie publications ISBD(S): Serials I S B D ( C M ) : Cartographic materials I S B D ( N B M ) : Non-book materials ISBD(A): Older monographic publications (Antiquarian) ISBD(PM): Printed music I S B D ( E R ) : Electronic resources; früher I S B D ( C F ) : Computer Files
130
3.2 Bibliographische
Beschreibung
Die Charakteristika der ISBD sind • die genormte Abfolge der bibliographischen Daten (unabhängig von der Abfolge in der Vorlage), • die strikte Trennung von Vorlage- und Ansetzungsformen (die Köpfe für Haupt- und Nebeneintragungen sind nicht Gegenstand der ISBD), • die Trennung der Daten durch bestimmte Trennzeichen, und zwar Deskriptionszeichen zwischen den Gruppen und Deskriptionszeichen innerhalb der Gruppen. Als Deskriptionszeichen zwischen den Gruppen werden „Punkt, Spatium, Gedankenstrich, Spatium" verwendet. Die Gesamttitelangabe wird in runde Klammern gestellt. Jeweils auf neuer Zeile beginnen die Fußnoten, die Gruppe der ISBN sowie die Aufführung der Bände: Sachtitel- und Verfasserangabe. - Ausgabebezeichnung. - Erscheinungsvermerk. - Kollationsvermerk. - (Gesamttitelangabe) Erste Fußnote. - Zweite Fußnote. - Dritte Fußnote [usw.] Gruppe der ISBN beziehungsweise ISSN und Key-title, Reportnummer und dergleichen Bandaufführung des ersten Bandes Bandaufführung des zweiten Bandes [usw.] Als Deskriptionszeichen innerhalb der Gruppen werden vor der betreffenden Angabe als einleitende Zeichen die Interpunktionszeichen Punkt, Komma, Semikolon, Doppelpunkt, Gleichheitszeichen und Schrägstrich sowie das Pluszeichen verwendet. Um Semikolon und Doppelpunkt von den üblichen Interpunktionszeichen zu unterscheiden, wird ein Spatium jeweils davor und danach eingefügt. Beispiel: Sachtitelu:uerster Zusatz zum Sachtitelu;uzweiter Zusatz zum Sachtitelu/ uVerfasserangabe Erscheinungsortu:i_i Verleger, Erscheinungsjahr Umfangsangabeu:uIllustrationsangabe Die ISBD hat sich mit ihrer analytischen Vorgehensweise, die bibliographischen Daten zu strukturieren, als „EDV-freundlich" erwiesen. Die Datenformate konnten sich an der ISBD orientieren. Für die maschinenlesbar in Datenfeldern (Kategorien) erfaßten Katalogdaten können die Deskriptionszeichen automatisch erzeugt werden. Alle neueren Regelwerke für alphabetische Katalogisierung haben die ISBD übernommen und zwar auf dem zum jeweiligen Zeitpunkt erreichten Stand. So haben die RAK nur die „International bibliographic description for monogra131
3 Einzelne Probleme des alphabetischen
Katalogs
phic publications" (ISBD-M) übernommen. Der Einheitlichkeit wegen werden auch fortlaufende Sammelwerke, für die es eine eigene „International bibliographic description for serials" (ISBD-S) gibt, nach denselben Vorschriften behandelt. - Als Besonderheiten der RAK-WB kommen unter anderem hinzu: • Der Umfang der bibliographischen Daten hängt vom Umfang der Nebeneintragungen ab. Beispielsweise werden Personen und Körperschaften, unter denen nach den RAK-WB-Bestimmungen keine Nebeneintragungen vorgesehen sind, in der bibliographischen Beschreibung nicht aufgeführt. • Die Verwendung von Abkürzungen außerhalb des Sachtitels. Seit 1990 werden die Abkürzungsmöglichkeiten in der bibliographischen Beschreibung unter dem Einfluß des Onlinekatalogs stark eingeschränkt. Die vorlagegemäße Wiedergabe von Körperschaftsnamen und Zusätzen zu Sachtiteln ermöglicht nämlich im Onlinekatalog eine unproblematische Suche unter Stichwörtern. Die für das Verständnis eher hinderlichen Abkürzungen der klein geschriebenen Artikel „d." (für der, die, das, des, dem, den) und „e." (für ein, eine, einer, einen, einem) wurden ebenfalls abgeschafft. Der generelle Trend zu weniger Abkürzungen in der bibliographischen Beschreibung macht die Katalogaufnahme leichter lesbar und verständlicher. • Die Verwendung deutschsprachiger Bezeichnungen und Wendungen in den Fußnoten. Beispiele: Einheitssacht.: ... Parallelt.: ... Text dt. und franz. Enth. außerdem: ... Literaturverz. S. ... - ... Zugl.: Leipzig, Diss., 1968 1. Aufl. u.d.T.: ... Suppl. zu: ... • Die Verwendung deutschsprachiger Bezeichnungen im Kollationsvermerk und in der Illustrationsangabe. Beispiele: S. (für Seiten) zahlr. III. graph. Darst. Außerhalb der Bibliothekskataloge ist die bibliographische Beschreibung gemäß der ISBD vor allem durch Nationalbibliographien und CIP-Aufnahmen bekannt geworden. Viele Zeitschriftenherausgeber schreiben ihren Autoren allerdings noch immer eigene Regeln für das Zitieren von Literaturangaben vor, die sich keineswegs an der ISBD orientieren. DIN 1501 „Titelangaben von Dokumen132
3.2 Bibliographische Beschreibung ten. Zitierregeln" verwendet die Deskriptionszeichen der I S B D , ist aber in der Praxis kaum verbreitet. Die I S B N hat weltweit zu einer Vereinheitlichung der alphabetischen Katalogisierung geführt, die Kategorisierung der bibliographischen Daten unterstützt und den Datentausch gefördert. Zu diskutieren ist die Frage, ob und wie D o p p e lungen zwischen der bibliographischen Beschreibung und den Access points (Namen und Sachtitel für Haupt- und Nebeneintragungen) vermeidbar sind.
Literaturhinweise n n n
General international Standard bibliographic description : I S B D ( G ) ; annotat ed text. - Rev. ed. - München [u.a.], 1992 International Standard bibliographic description for monographic publications : I S B D ( M ) . - Rev. ed. - München [u.a.], 1987 D I N 1505, Teil 2, Januar 1984. Titelangaben von Dokumenten, Zitierregeln
3.2.3 Unterschiedliche Stufen der bibliographischen Beschreibung Im Gegensatz zu den A A C R gibt es in den R A K - W B derzeit nur einen Standard der bibliographischen Beschreibung. Die A A C R dagegen unterscheiden nach dem U m f a n g drei „Levels" der bibliographischen Beschreibung. Den Begriff „Kurztitelaufnahme" kennen die R A K - W B nicht. Der im Englischen übliche Begriff „Short title catalogue", der im Zusammenhang mit Inkunabeln und Frühdrucken entstanden ist, bezeichnet einen Katalog, der im wesentlichen dem RAK-WB-Standard entspricht. Der deutsche Begriff „Kurztitelaufnahme" ist nicht eindeutig definiert, bezeichnet im allgemeinen jedoch eine Aufnahme, die nicht dem „Short title catalogue" entspricht, vielmehr eine Aufnahme mit einem Minimum bibliographischer Angaben. Die R A K - W B bieten dem Anwender nur ganz allgemein die Möglichkeit einer „erweiterten" und einer „verkürzten Katalogisierung". Danach können mehr oder weniger Nebeneintragungen und Verweisungen, mehr oder weniger Angaben bei der bibliographischen Beschreibung gemacht werden. Die Frage, wie ausführlich die bibliographische Beschreibung - unabhängig von den Bestimmungen des Regelwerkes - sein soll, kann nicht generell beantwortet werden. Sie hängt ab von der Art der zu katalogisierenden Dokumente, von den personellen Kapazitäten der Bibliothek, von den Möglichkeiten der Fremddatenübernahme und anderen Aspekten. Aufnahmen der nationalbibliographischen Institution sind im allgemeinen ausführlicher. In Onlinekatalogen ist für die Anzeige der Treffer gewöhnlich ein Kurzformat und ein Vollformat vorgesehen. Für die Durchsicht mehrerer Treffer ist es 133
3 Einzelne
Probleme
des alphabetischen
Katalogs
vorteilhaft, zunächst das Kurzformat zu wählen und erst dann das Vollformat anzufordern, wenn der Umfang der bibliographischen Beschreibung im Kurzformat für die Beurteilung nicht ausreicht. Das Kurzformat wird automatisch erzeugt. Meistens wird es auf die Felder des ersten Verfasser- oder Urhebernamens, des Hauptsachtitels, des Erscheinungsjahres sowie der Signatur beschränkt. Weniger vorteilhaft ist es, wenn der vorgesehene Platz ( = Anzahl der Stellen) für Name und Sachtitel zu gering ist, so daß diese Angaben häufig unvollständig angezeigt werden. In manchen Onlinekatalogen und besonders auf C D - R O M s gibt es als Anzeigeformat auch die detaillierte Form oder formatierte Aufnahme. Anstelle der internen Feldnummern werden allgemein verständliche Bezeichnungen für die bibliographischen Daten verwendet. Beispiel: Verfasser: Sachtitel: Ort: Verlag: Jahr: Umfang: Signatur:
Francisci, Erasmus Die Ehre der Verblichenen alten Heiden, Jüden und Christen Nürnberg Endter 1690 744, 122 S. : III. Ant. 483
oder: Author: Title:
Published: Physical Details: Shelfmark:
134
Francisci, Erasmus Die Ehre der Verblichenen alten Heiden, Jüden und Christen : in vier Conversationen oder Unterredungen etlicher guten Freunde verfasset: Darinn zuforderst die letzte Dienste, so die Griechen, Römer und andre berühmte Heiden ihren Todten erwiesen, hernach die Leich-Bedienungen der alten vormaligen Jüden, und drittens Die letzte Beehrung Christlicher Leichen der alten oder ersten Christenheit ... Aus den rechten Urquellen erörtert werden / durch Erasmum Francisci Nürnberg : Endter, 1690 744, 122 S. : III. Ant. 483
3.2 Bibliographische
Beschreibung
3.2.4 Kategorisierung von Katalogdaten Mit der Datenverarbeitung hat es sich als notwendig und nützlich erwiesen, die (bibliographischen und besitzerspezifischen) Katalogdaten analytisch zu erfassen. So kann man maschinell an den Feldnummern erkennen, ob es sich beispielsweise um den Hauptsachtitel, den Zusatz, den Gesamttitel, den Namen des ersten Verfassers, den Erscheinungsort usw. handelt. Für die Verarbeitung der Daten und die gezielte Suche ist dieses Verfahren unerläßlich. Aus anfänglich zehn sind in den heute gebräuchlichen Datenformaten einige hundert Felder (Kategorien) geworden. Die Datenformate haben sich an den nationalen Regelwerken und an der ISBD orientiert. In Deutschland ist für den Datentausch das „Maschinelle Austauschformat für Bibliotheken" (MAB) entstanden. Das Grundwerk der zweiten Version (MAB2) ist 1995 erschienen. Zunächst war MAB nur für den Austausch bibliographischer Daten gedacht. Inzwischen hat es sich zu einem Kommunikationsformat entwickelt, beispielsweise für den Datentransport zwischen dem regionalen Verbundsystem und den lokalen Systemen. Für diese Zwecke mußte das Format entsprechend erweitert werden. Die Internformate deutscher Verbundkataloge basieren im wesentlichen auf dem MAB-Format. Im einzelnen besteht MAB aus folgenden Datenformaten: MAB-TITEL für bibliographische Titeldaten MAB-PND für Personennamen MAB-GKD für Körperschaftsnamen MAB-SWD für Schlagwörter MAB-LOKAL für Lokaldaten Jedem bibliographischen Element, das für die Katalogverarbeitung benötigt wird und identifizierbar sein muß, wird eine Feldnummer (auch: Kategorienummer) zugeordnet. Ein Datenfeld besteht nach MAB aus der dreistelligen Feldnummer, dem einstelligen Indikator (ein Blank oder ein Kleinbuchstabe), den variablen Daten (Feldinhalt) und dem Feldendezeichen. In einigen Fällen wird ein Feld in Unterfelder aufgeteilt. Beispiel aus dem Segment „Sachtitel- und Verfasserangabe" von MAB-TITEL: 300 304 310 331 333 335
Sammlungsvermerk Einheitssachtitel Hauptsachtitel in Ansetzungsform Hauptsachtitel in Vorlageform Zum Sachtitel zu ergänzender Urheber Zusätze zum Hauptsachtitel 135
3 Einzelne Probleme 341 359
des alphabetischen
Katalogs
Erster Parallelsachtitel Verfasserangabe
Für die Verarbeitung der Feldinhalte bietet MAB verschiedene Möglichkeiten, etwa: - In Feld 030 wird auf Position 12 angegeben, welcher Sachtitel für die Haupteintragung zu verwenden ist (Ordnungssachtitel); nach den RAK kann es der Hauptsachtitel (Feld 310 oder 331) oder der Einheitssachtitel (Feld 304) sein. - Durch einen Indikator (blank, a oder b) wird angegeben, ob unter oder mit dem betreffenden Sachtitel zusätzlich eine Nebeneintragung zu bilden ist: Indikator „a" bedeutet eine Nebeneintragung unter, Indikator „b" eine Nebeneintragung mit dem jeweiligen Sachtitel. Ein Charakteristikum der MAB sind die verschiedenen Arten von Datensätzen, die durch Satztypen gekennzeichnet werden: Hauptsatz Er enthält die Aufnahme eines einbändigen Werkes oder die Gesamtaufnahme eines mehrbändigen Werkes (Satztyp h), die Eintragung in einer Normdatei (Satztyp p für einen Personennamensatz, Satztyp k für einen Körperschaftsnamensatz, Satztyp s für einen Schlagwortsatz) oder Lokaldaten (Satztypen z und 1). Untersatz Er enthält die Bandaufführung mehrbändiger Werke (Satztyp u) oder die Aufführung von Abteilungen eines mehrbändigen begrenzten Werkes (Satz-
typ y)Exemplarsatz Er enthält die Lokaldaten für ein Exemplar eines Werkes oder Lokaldaten, die für mehrere Exemplare gelten (Satztyp e).
Das MAB-Format kann durch Verwendung von Identifikationsnummern sowohl die Beziehungen zwischen Datensätzen einer MAB-Datei (beispielsweise Hauptsätze und Untersätze von mehrbändigen Werken in MAB-TITEL) als auch Beziehungen zwischen Datensätzen verschiedener MAB-Dateien (beispielsweise Hauptsätze aus MAB-TITEL, Schlagwortsätze aus MAB-SWD und Exemplarsätze aus M A B - L O K A L ) darstellen. Für den internationalen Datentausch hat die IFLA das Format U N I M A R C (Universal Machine Readable Catalogue) entwickelt. Alle nationalen Datenformate sollen eine UNIMARC-Schnittstelle besitzen. In Anlehnung an USMARC sind andere nationale Datenformate entstanden, zum Beispiel U K M A R C (in Großbritannien) und C A N M A R C (in Kanada). Es gibt Bestrebungen, die verschiedenen MARC-Formate zu harmonisieren. In den MARC-Formaten wer136
3.2 Bibliographische
Beschreibung
den „Subfields" (Unterfelder, Teilfelder) gebildet, die mit einem Dollarzeichen und einem Kleinbuchstaben beginnen. Beispiel aus dem Segment „Title and Statement of responsibility" von UNIMARC: 200 Title and Subfields: $a $b $c $d $e $f
statement of responsibility Title proper by the same author General material designation Title proper by another author Parallel title proper Other title information (z.B. Zusätze zum Hauptsachtitel) First statement of responsibility
In den folgenden drei Beispielen wird gezeigt, wie bestimmte Titeldaten nach MAB und UNIMARC zu kategorisieren sind:
Kategorisierung
nach MAB
331 335 359 331 359
What is modern mathematics? a guide to teachers in further education Yorkshire and Humberside Council for Further Education Flash and filigree and, The Magic Christian Terry Southern [„The magic Christian" gilt nach den RAK-WB nicht als beigefügtes Werk]
331 359 361
Pour les valeurs bourgeoises par Georges Hourdin Contre les valeurs bourgeoises / par Gilbert Ganne [Für alle Angaben des beigefügten Werkes gibt es nur ein Feld. Deshalb gehört das Deskriptionszeichen Spatium, Schrägstrich, Spatium zum Feldinhalt.]
Kategorisierung
nach UNIMARC
200
$aWhat is modern mathematics ?$ea guide to teachers in further education$fYorkshire and Humberside Council for Further Education
200
$aFlash and filigree$aand, The Magic Christian$fTerry Southern
200
$aPour les valeurs bourgeoises$fpar Georges Hourdin$cContre les valeurs bourgeoises $fpar Gilbert Ganne
Die Datenstrukturen sind noch weitgehend an den traditionellen Katalogformen orientiert. Ein MAB- oder ein MARC-Datensatz ist so aufgebaut, daß maschi137
3 Einzelne
Probleme
des alphabetischen
Katalogs
nell Haupteintragungen, Nebeneintragungen und Verweisungen für Karten- und Listenkataloge gebildet werden können. Aus der Gliederung nach Datenfeldern kann automatisch die ISBD-konforme Einheitsaufnahme gebildet werden. - Die weitere Entwicklung in den Bereichen Onlinekataloge, Datenkonvertierung (Daten aus verschiedenen Formaten), Volltextspeicherung und Onlinekommunikation wird sich wohl auch auf die Datenformate auswirken. Literaturhinweise • M A B 2 : Maschinelles Austauschformat für Bibliotheken / Herausgegeben in Zusammenarbeit mit dem MAB-Ausschuß im Auftrag der Deutschen Forschungsgemeinschaft. - Leipzig [u.a.]. - Losebl.-Ausg. Grundwerk. - 1995 D M A B und die Zukunft von Datenformaten / / In: Bibliotheksdienst 29 (1995), S. 1429 - 1446 n U N I M A R C manual : bibliographic format. - München. - Losebl.-Ausg. ( U B C I M publications : New series ; 14) Grundwerk. - 2nd ed. - 1994 n U N I M A R C und M A B - Strukturunterschiede und Kompatibilitätsfragen / Christine Boßmeyer / / I n : Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie 42 (1995), S. 465 - 489 n D I N 31631, Januar 1884. Kategorienkatalog für Dokumente. Begriffe und Gestaltung
3.2.5 Beschreibungssprachen für elektronische Dokumente Für elektronisch verfügbare Texte und Dokumente haben sich neue Standards herausgebildet. S G M L (Standard Generalized Markup Language) ist eine Beschreibungssprache für Dokumente. Sie benutzt ein System aus Kennungen (tags), um die einzelnen Bestandteile eines Textes zu kennzeichnen. Diese Tags werden in den Text eingesteuert; Markierungszeichen kennzeichnen Anfang und Ende. Für die verschiedenen Dokumentenarten werden entsprechende Dokumenttypen gebildet. H T M L (Hyper Text Markup Language) ist eine HypertextAuszeichnungssprache, basiert auf S G M L und wurde durch das World-WideWeb-Konzept im Internet weltweit verbreitet. HTML-Kennungen geben an, daß es sich beim jeweiligen Element beispielsweise um eine Überschrift (Titel), einen Absatz oder eine Liste handelt. Netz-Browser (Beispiel: Netscape, Internet Explorer) laden, lesen und gliedern die HTML-Informationen und stellen den Text, die Abbildungen und dergleichen auf dem Bildschirm formatiert dar. Das Nebeneinander von bibliographischen Datenformaten und Dokumentformaten spiegelt das Nebeneinander von bibliographischen Datenbanken und 138
3.2 Bibliographische
Beschreibung
Volltextdatenbanken. Beide Arten von Formaten werden sich zunehmend gegenseitig beeinflussen.
3.2.6 Metadaten Für die Verwaltung, Identifizierung und Auffindung elektronischer oder digitaler Dokumente ist es üblich geworden, eine Art bibliographischen Datensatz zu verwenden. Man bezeichnet solche Daten, die ein Dokument beschreiben, auch als Metadaten („Daten über Daten"). Ein elektronisches Dokument im Internet besteht aus einem Kopf mit den Metadaten und dem eigentlichen Text beziehungsweise der eigentlichen Information (Text, Bild, Ton). Suchmaschinen können speziell in diesen Metadaten suchen. Auch Titelaufnahmen in Bibliographien und CIP-Aufnahmen in Büchern sind Metadaten. Genauso wie für herkömmliche Dokumente sind Metadaten für elektronische oder digitale Dokumente und Objekte notwendig, weil diese in den unterschiedlichsten, teilweise nicht miteinander kompatiblen Formen und Formaten vorliegen können, etwa Textdateien, Bilddateien, Sounddateien, Videodateien. Bei großen Datenmengen - und dazu gehören auch die textbasierten Titelaufnahmen in Bibliothekskatalogen - zeigt es sich, daß eine reine Freitextsuche in nicht strukturierten Datensätzen untauglich ist. Es gibt bereits eine größere Anzahl von Formaten für Metadaten beziehungsweise von Konzepten, wie Metadaten anzugeben und abzubilden sind. Beispiele dafür sind: • bibliographische Datenformate im bibliothekarischen Sinn, nämlich MAB, UNIMARC, USMARC usw. • Standard Generalized Markup Language (SGML) • Header der Text Encoding Initiative (TEI) • Dublin Core Set • Warwick Framework Bibliothekarische Katalogdaten sind im allgemeinen Metadaten, die ohne die erschlossenen Dokumente zur Verfügung gestellt werden. Bei der retrospektiven Digitalisierung entstehen jedoch auch Dokumente, die - wie die Netzpublikationen - aus Metadaten und dem Text bestehen (—» 6.4 Retrospektive Digitalisierung). Der Dublin Core Set entstand 1995 als Ergebnis eines Workshops in Dublin/ Ohio und ist inzwischen nicht nur das älteste, sondern auch das am weitesten verbreitete Metadatenformat. Er legt Elemente für die Beschreibung von Dokumenten oder dokumentartigen Objekten (document-like objects) im Fernzugriff fest, um die Identifizierung im Internet und den Zugriff zu erleichtern. Ziel des Dublin Core Set ist es, einen überschaubaren und international verständlichen Satz von Metadaten-Elementen zu definieren, der es Autoren und Informations139
3 Einzelne Probleme
des alphabetischen
Katalogs
anbietern erlaubt, ihre Werke selbst zu beschreiben, und der sich für Suchmaschinen eignet. Der Dublin Core Set empfiehlt folgende Elemente für die Dokumentbeschreibung : Title
Sachtitel, Zusätze zum Sachtitel
Author or Creator
Verfasser, Urheber, Produzent
Subject and Keywords
Schlagwörter, Stichwörter, Notationen
Description
Inhaltsangabe, Abstract
Publisher
Verleger
Other Contributors
Sonstige beteiligte Personen und Körperschaften
Date
Erscheinungsdatum Empfohlen wird die Form J J J J M M T T
Resource Type
Objekt- oder Dokumententyp (Angabe der Begriffe oder Codes nach einer verbindlichen Liste)
Format
Physische Beschreibung der Datei (Angabe der Begriffe nach einer verbindlichen Liste)
Identifier
Identifizierungskennzeichen (ISBN, ISSN, D O I ) Adresse für den Fernzugriff (URL)
Source
Datenquelle, Herkunftsangaben Beispiel: Hinweis auf das zugrundeliegende Printmedium
Language
Sprache des Dokumentes (Angabe der Codes nach einer verbindlichen Liste)
Relation
Beziehung zu anderen Dokumenten, Titel von Bezugswerken
Coverage
Räumliche oder zeitliche Maßangaben Angaben zur Erscheinungsweise
Rights
Copyright-Angaben, Benutzungsbedingungen Redaktionelle Bemerkungen
Die Beschränkung auf diese Elemente wird zunächst als ausreichend empfunden, weil das beschriebene elektronische Dokument selbst als Informations140
3.2 Bibliographische
Beschreibung
quelle herangezogen werden kann. Die Elemente sind grundsätzlich optional und wiederholbar definiert. Es ist (noch) nicht festgelegt, in welcher Struktur die Elemente anzugeben sind und ob und in welcher Form sie im betreffenden Dokument verankert werden sollen. Für einige Angaben (Dokumenttyp, Physische Beschreibung, Sprache) sollten verbindliche Listen zur Verfügung stehen. Man geht davon aus, daß die Produzenten der elektronischen Dokumente - im allgemeinen also der Autor - die Metadaten selbst eingeben. Als Hilfe dafür wird (von verschiedenen Anbietern) eine entsprechende Maske (template) zur Verfügung gestellt. Es ist anzunehmen, daß sich das Erstellen der Metadaten auch auf Art und Umfang der suchrelevanten Daten, insbesondere aber die Formulierung des Titels, auswirken wird. Wissenschaftliche Fachgesellschaften streben teilweise eigene Metadatenformate an, um die Besonderheiten ihres Faches besser einbringen zu können. Vor allem im Bereich der Sacherschließung ist davon auszugehen, daß es zu einer fachspezifischen Erschließung kommt, die sich von der allgemeinen fächerübergreifenden Sacherschließung in Bibliothekskatalogen abhebt. Der Dublin Core Set wird deshalb auch weiterentwickelt werden, beispielsweise durch Subfields und Qualifier. Andere Metadatenformate berücksichtigen auch die Beschreibung von Objekten, Produkten und dergleichen (Beispiel: Resource Description Framework), beschränken sich also nicht wie der Dublin Core Set im wesentlichen auf Textdokumente. Die Zahl der für die Wissenschaft relevanten Dokumente, die ausschließlich als Netzpublikationen oder als Preprints oder auch als Sekundärformen von Printmedien im Internet erscheinen, nimmt ständig zu. Metadatenformate wie der Dublin Core Set erhalten deshalb als netzkonforme Erschließungsmodelle auch im bibliothekarischen Kontext eine Bedeutung. Die deutschen Bibliotheken verfolgen die Entwicklung der Metadaten für Netzpublikationen deshalb im Rahmen des von der DFG geförderten Metadaten-Projektes (Metadata Initiative of German Libraries, Meta-Lib), an dem die Bayerische Staatsbibliothek, die Deutsche Bibliothek, die Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek sowie das Deutsche Bibliotheksinstitut beteiligt sind. Literaturhinweise n An element set to support resource discovery : the State of Dublin Core January 1997 / Stuart L. Waibel, Carl Lagoze // In: International journal on digital libraries 1 (1997), S. 176 - 186 n Metadaten : Beziehungen zwischen Dublin Core Set, Warwick Framework und Datenformaten / Volker Henze ; Michael Schefcik // In: Bibliotheksdienst 1997, S. 413 - 419
141
3 Einzelne Probleme
des alphabetischen
Katalogs
3.3 Nichtlateinische Schriften Traditionell werden Katalogaufnahmen für Bücher in nichtlateinischen Schriften im allgemeinen in lateinischer Schrift erstellt. Für die Umschrift oder Wiedergabe nichtlateinischer Schriften gibt es unterschiedliche Verfahren, die als Transliteration und Transkription bezeichnet werden.
3.3.1 Begriff der Transliteration Als Transliteration wird die Umschrift nach einer Zeichenkonkordanz der beiden Schriften bezeichnet; sie gewährleistet die Retransliteration. Gegebenenfalls müssen diakritische Zeichen verwendet werden, wenn die 26 lateinischen Buchstaben nicht ausreichen. Die Methode der Transliteration gilt als international verwendbar und wissenschaftlich vertretbar. Beispiele für die Verwendung eines diakritischen Zeichens: griechisches E / £ griechisches H / T| kyrillisches H/H
—> E / e —> E / e —> C. / C
Reine Transliteration - also die Wiedergabe eines Buchstabens der nichtlateinischen Schrift durch einen Buchstaben der lateinischen Schrift - ist in den üblichen Umschriftsystemen entweder nicht möglich oder nicht vorgesehen. Bei den Buchstabenschriften gibt es Ausnahmen, etwa bei der Umschrift aus dem Griechischen: ox> % 0 yy JK
—» u —> ch —> th —» ng gk
(aus zwei Zeichen wird ein Zeichen) (aus einem Zeichen werden zwei Zeichen) (aus einem Zeichen werden zwei Zeichen) (Gamma vor Gamma wird als „n" transliteriert) (anlautend; Gamma vor Kappa am Wortanfang wird als „g" transliteriert) JK —*• nk (inlautend; Gamma vor Kappa im Wortinneren wird als „n" transliteriert) der Spiritus asper am Wortanfang als „h" (Ö|XTlpo Homeros; eupetripiov —* heureterion) oder der Umschrift aus dem Kyrillischen: X Iii K) H 142
—» ch —^ sc ju -»ja
3.3 Nichtlateinische
Schriften
3.3.2 Begriff der Transkription Als Transkription wird eine von der Aussprache ausgehende Lautumschrift bezeichnet. In der Regel werden diakritische Akzente nicht benötigt. Weil die Transkription von der jeweiligen Sprache, in die transkribiert wird, abhängt, ist sie international nicht anwendbar. Beispiel für Transkriptionen : HexoB Tschechow Tchékhov Chekhov
= = = =
russische Form deutsche Form französische Form englische Form
Bei den Zeichenschriften (Chinesisch, Japanisch, Koreanisch) ist nur eine Art Transkription möglich, die aber die Originalschrift nicht ganz ersetzen kann. Beispiel: Im Chinesischen hat ein Zeichen mehrere Bedeutungen, die nur durch die Aussprache, sogenannte „Töne", beziehungsweise durch die chinesischen Schriftzeichen eindeutig sind.
3.3.3 Bestimmungen der RAK Nach den RAK-WB (§ 116) sind die Aufnahmen in lateinischer Schrift zu erstellen, also in Umschrift wiederzugeben. Anlage 5 enthält Tabellen für die Umschrift des Kyrillischen und des Griechischen. DIN-Normen gibt es für die Umschrift des Arabischen und des Hebräischen. Entwürfe gibt es für indische Schriften, das Birmanische, das Koreanische, das Syrische, das Tibetische, das Äthiopische, das Armenische, das Georgische und das Kyrillische nichtslawischer Sprachen. Für das Chinesische hat die Pinyin-Methode die Wade-Giles-Methode verdrängt. Diese Methode hat in China vor allem eine Funktion bei der Alphabetisierung (für Wörterbücher, Lexika und dergleichen). Beispiele für die Umschrift aus dem Chinesischen: Zeitschriftentitel „National medical journal of China" Zhonghua yixue zazhi [ = Pinyin] Chung-hua i-hsüeh tsa-chih [ = Wade-Giles] Personenname Deng Xiaoping [ = Pinyin] Teng Hsiao-p'ing [ = Wade-Giles] Die RAK-WB haben sich für die Pinyin-Methode entschieden, sehen aber Nebeneintragungen unter Wade-Giles-Formen vor. 143
3 Einzelne Probleme
des alphabetischen
Katalogs
Die Transliterationstabellen enthalten normalerweise keine Anweisungen für Groß- und Kleinschreibung sowie (für Silben- und Zeichenschriften) keine Regeln für Zusammen- oder Getrenntschreibung.
3.3.4 Originalschrift oder Umschrift Eine Bibliothek muß sich entscheiden für einen umfassenden Hauptkatalog (mit der Folge, alle nichtlateinischen Schriften umschreiben zu müssen) oder für getrennte Schriftkataloge (mit der Folge, für jede Schrift einen eigenen Katalog führen zu müssen). Im ersten Fall muß die Transliteration dem Benutzer bekannt sein, um im Katalog suchen zu können. In Onlinekatalogen gibt es bereits Entwicklungen, beispielsweise im amerikanischen Verbundsystem R L I N , die eine Verwendung von nichtlateinischer Originalschrift und lateinischer Umschrift für Eingabe, Anzeige und Suche vorsehen. Die betreffenden Datenfelder werden jeweils zweifach belegt. Die Doppelung der Daten in Originalschrift und Umschrift ist wünschenswert, um einerseits Daten als Fremdleistungen aus Ländern mit nichtlateinischen Schriften übernehmen und andererseits solche Daten in Kataloge mit lateinischer Schrift integrieren zu können (—» 2.6 Unicode).
3.4 Rechtschreibung Die Rechtschreibung (Orthographie) unterliegt einem ständigen Wandel, auch im heutigen Deutsch. Die neue deutsche Rechtschreibung, die nach einer Übergangszeit von 1998 bis 2005 in Kraft treten soll, hat in der Öffentlichkeit ein überraschend großes Interesse hervorgerufen. Sinn und Unsinn, Für und Wider der Rechtschreibreform wurden heftig diskutiert. Unabhängig von den in diesem Zusammenhang vorgetragenen Argumenten und unabhängig von der Frage, ob die Rechtschreibreform eine Vereinfachung und eine Vereinheitlichung gebracht hat, spiegeln die Eintragungen in Bibliothekskatalogen, soweit in ihnen Titel aus einem längeren Zeitraum nachgewiesen sind, die gesamte Geschichte der Rechtschreibung. Beispiele für verschiedene Schreibungen im Deutschen: Attacke Brot Dublette Ernte Ergebnis Foto Getreide 144
Attaque Brod Doublette Erndte Ergebniß Photo Getraide
3.4 Herd Kanal Zivil deutsch Kaisertum Krönung
Rechtschreibung
Heerd Canal Civil teutsch Kayserthumb Crönung
Eine uneinheitliche Rechtschreibung wirkt sich bei der Suche in Katalogen erschwerend aus. Wer mit älterer Literatur umgeht, weiß um die Vielfalt gerade im Deutschen und muß lernen, damit zurechtzukommen. Auch die unterschiedlichen Schreibweisen von Wörtern des Englischen und des Amerikanischen bereiten bei der Suche in Onlinekatalogen Schwierigkeiten, weil im Katalog nur die jeweiligen Vorlageformen berücksichtigt werden. Beispiele: archaeology / archeology, catalogue / catalog, colour / color, encyclopaedia / encyclopedia. Die deutsche Rechtschreibung bezieht sich nicht nur auf das Verhältnis von Aussprache (Lautung) und Buchstabe, sondern auch auf andere Bereiche der geschriebenen Sprache. Im allgemeinen sind es folgende fünf Bereiche: • Schreibung der Wörter oder „Laut-Buchstaben-Zuordnungen", Beispiele: Faß / Fass, Schiffahrt / Schifffahrt beziehungsweise Schiff-Fahrt, Geographie / Geografie; • Groß- und Kleinschreibung, Beispiel: im folgenden / im Folgenden, • Zusammen- und Getrenntschreibung, Beispiel: Fleischfressende Pflanzen / Fleisch fressende Pflanzen, • Silbentrennung, • Interpunktion. In den Katalogen beziehungsweise bei der Katalogisierung wirken sich nur die Schreibung sowie die Zusammen- und Getrenntschreibung aus. Bei der Schreibung spielt ß oder ss, ebenso die alternative Schreibung der Umlaute (Beispiel: München oder Muenchen) keine Rolle, da dies bei der Sortierung beziehungsweise bei der Indexierung zu berücksichtigen ist (—» 2.1 Ordnungsalphabet). In Katalogen ist die unterschiedliche Schreibweise von Wörtern, insbesondere bei Drucken aus verschiedenen Jahrhunderten, ein bekannter Sachverhalt. In älteren Katalogen haben sich die Bibliothekare bemüht, die unterschiedliche (noch nicht genormte) Schreibweise beim Ordnen der Eintragungen auf eine Form zu vereinheitlichen, um die Auffindung zu erleichtern. Albrecht Christoph Kayser (Ueber die Manipulation bey der Einrichtung einer Bibliothek und der Verfertigung der Bücherverzeichnisse. Bayreuth, 1790. S. 33 - 34) macht auf das Problem der Rechtschreibung in Bibliothekskatalogen folgendermaßen aufmerksam: „In Teutschland sind verschiedene Rechtschrei145
3 Einzelne Probleme des alphabetischen
Katalogs
bungsarten angenommen. Der eine sucht ein Wort im C, der andere im K. Wir haben im Teutschen Substantive, die aus mehreren Wörtern zusammengesezt sind, also in verschiedenen Buchstaben nachgeschlagen werden können. Wahlcapitulation ist ein zusammengeseztes Wort. Manche können demnach eine anonym edirte Wahlcapitulation unter Capitulation also im C, oder unter Kapitulation also im K, noch andere aber können sie unter Wahlcapitulation also im W suchen. Ein Reichs-Staats-Handbuch kann unter R, S und H, ein Reichs-TagsTheatrum kann unter R und T aufgeschlagen werden. Dies führt uns auf eine feinere Regel: alle zusammengesezte Wörter als unzusammengesezte durchaus anzunehmen und daher die Titel iener Schriften, bey welchen sie die Ordnungswörter abgeben, nach dem ersten Buchstaben des ersten von den Wörtern, woraus sie bestehen, im Alphabete zu legen; also Wahlcapitulation unter W, Reichsstaatshandbuch und Reichstagstheatrum unter R. Zur Vorsicht, daß man nie vergesse, und Andere wissen, wie man bey der Legung der Titel zu Werke gegangen, ist erstlich: das ganze Verfahren zu Papier zu bringen und dasselbe dem Kataloge zur Notiz als Vorrede vorzusezen, zweitens: dem Kataloge statt eines Registers ein alphabetisches Verzeichnis aller in demselben vorkommender zusammengesezter und einer verschiedenen Orthographie fähiger Ordnungswörter anzuhängen, wobey man unter den möglichen Buchstaben, unter welchen es gesucht werden möchte, anzuzeigen hat, unter welchen es gesucht werden muß." Kayser empfiehlt also, die orthographischen Probleme mit möglichst vielen Verweisungen (beispielsweise „Capitulation siehe Wahlcapitulation" und „Kapitulation siehe Wahlcapitulation") zu lösen. Sehr modern wirkt Martin Schrettinger (Handbuch der Bibliothek-Wissenschaft. Wien, 1834. S. 46), wenn er schreibt: „Auch die Orthographie des Titelblattes darf nicht verändert werden, wenn sie gleich auffallend fehlerhaft ist; weil sie eben dadurch das Alter, die Auflage, oder irgend eine Eigenthümlichkeit des Werkes charakterisiert. - Eben darum dürfen auch sogar eigentliche Sprachschnitzer, sie mögen vom Verfasser oder vom Setzer herrühren, nicht verbessert; sondern dabei nur durch ein beigesetztes (sie) angedeutet werden, daß sie nicht aus Versehen des Abschreibers entstanden seyen." An anderer Stelle empfiehlt er allerdings für die alphabetische Einordnung, die Schreibvarianten zu vereinheitlichen und ähnlich wie Kayser mit Verweisungen zu arbeiten: „Die verschiedenen orthographischen Formen, worin dasselbe Ordn[ungs-]Wort auf verschiedenen Titelblättern vorzukommen pflegt, werden auf die einzige regelmäßige reducirt, und ... von Einer gangbaren Form des Ordn. Wortes auf die Andere hingewiesen, welcher man nach Gutbefinden den Vorzug eingeräumt hat" (S. 60f.). Die Anzahl solcher Verweisungen wäre in konventionellen Katalogen heute angesichts der Größe Alphabetischer Kataloge wohl nicht mehr zu leisten. Kayser und Schrettinger beschränkten solche Verweisungen außerdem auf das erste 146
3.4
Rechtschreibung
Ordnungswort des Sachtitels. In Onlinekatalogen ist es dagegen schon eher möglich, ältere Schreibvarianten für eine Suche unter orthographisch normierten Stichwörtern zu berücksichtigen. Zusammengesetzte Wörter (Komposita) seien sie mit oder ohne Bindestrich geschrieben - können heute mehrfach indexiert werden. Die Preußischen Instruktionen schreiben vor, die Ordnungswörter „in der zur Zeit üblichen Orthographie" anzusetzen, „insbesondere wird im Deutschen bei schwankendem Gebrauche k und z dem c, t dem th vorgezogen". Von älteren Schreibformen wurde nur „erforderlichenfalls verwiesen". Die Beispiele dazu lauten: Zeitung, ohne Verweisung von Zeytung und Zeittung; Beiträge, Ergebnis, Mitteilung ohne Verweisung von Beyträge, Ergebniß und Mittheilung; Katalog, Dublette, Literatur ohne Verweisung von Catalog, Doublette und Litteratur. In den PI hat sich noch die ältere Praxis erhalten, auch Personennamen in einem bestimmten Umfang orthographisch zu normieren: „Schwankt bei den Vornamen deutscher Autoren die Schreibung zwischen ph und f, c und k, th und t, ä und e, so wird f, k, t, ä gewählt." Die Beispiele dazu lauten: Adolf, Rudolf, Josef, aber: Christoph; Karl, Nikolaus, Kurt, Klara, Viktoria, Berta, Bertold, Günter, Walter, Agidius, Cäcilie. Die RAK-WB legen allgemein für die Ansetzung der Sachtitel und Körperschaftsnamen fest (§ 205,1,Abs. 1): „Wörter, deren Schreibweise bei einzelnen Buchstaben schwankt, und Wörter, die in sprachlich leicht voneinander abweichenden Formen auftreten, werden im allgemeinen bei Sachtiteln in der Form der Vorlage und bei Namen von Körperschaften in der von der Körperschaft gebrauchten offiziellen Form angesetzt." Die Ausnahme betrifft folgenden Fall (§ 205,1,Abs. 2): „Die betreffenden Wörter werden jedoch unter einer (in der Regel der neuesten) Form vereinheitlicht, wenn sich bei ein und demselben Sachtitel oder ein und derselben Körperschaft die Schreib- oder Sprachform gewandelt hat. Die Schreibweise von Personennamen und geographischen Namen, die in Sachtiteln und Körperschaftsnamen, beziehungsweise als Körperschaftsnamen vorkommen, darf nur bei ein und demselben Sachtitel oder ein und derselben Körperschaft vereinheitlicht werden." Beispiele für Sachtitel, die in verschiedenen Ausgaben oder in verschiedenen Bänden in verschiedener Schreibung vorkommen: Biologisches Centralblatt und Biologisches Zentralblatt Critik der reinen Vernunft und Kritik der reinen Vernunft Bei Sachtitelwerken wird eine Nebeneintragung unter der von der Ansetzung abweichenden Form des Sachtitels gemacht, wenn dieser an ordnungswichtiger Stelle Wörter mit schwankender oder gewandelter Schreibweise enthält (S 714,l,c). 147
3 Einzelne Probleme des alphabetischen
Katalogs
Die neue deutsche Rechtschreibung läßt mehr Alternativschreibungen zu als bisher. Die Benutzung der Kataloge wird dadurch nicht erleichtert. Beispiele für Alternativschreibungen sind: Die New Yorker Alptraum Bibliographie Joghurt Panther Trekking Varieté
Die New-Yorker Albtraum Bibliografie Jogurt Panter Trecking Varietee
Es wäre ein zu großer Aufwand, alle Schreibungen durch Nebeneintragungen abzudecken. Die Verweisungen dürften sich nur auf eine bestimmte Sprache beziehen. Beispiele: Thee siehe Tee würde für das Wort „Tee" im Deutschen gelten, nicht jedoch für H o m o graphe in anderen Sprachen, etwa im Niederländischen („Thee" = Tee) oder Englischen („thee" = dich). Variété siehe Varietee würde für das Deutsche gelten, nicht jedoch für das Französische. Für den Onlinekatalog müßten die Stichwörter aus allen indexierten Feldern in normierter Form erfaßt werden. Bei älteren Drucken sind die alternativen Schreibungen u oder v und i oder j ein besonderes Problem. Die R A K - W B versuchen, dies durch einen Ansetzungssachtitel zu lösen. Das bedeutet, daß der Sachtitel in Vorlage- und in Ansetzungsform erfaßt werden muß. Beispiele:
Vorlage:
Ansetzung:
Pfallntzgrauen
Pfalzgrafen
vnnser
unser
jrer
ihrer
iar
Jahr
Außlegung
Auslegung
sendtbrieff
Sendbrief
Herzogthumb
Herzogtum
vom sechs und dreysigsten biß
vom sechsunddreißigsten bis
in das acht und dreyßigste Jar
in das achtunddreißigste Jahr
148
3.4
Rechtschreibung
Die Regeln für Alte Drucke und das MAB-Format (Feld 670 = Sachtitel in abweichender Orthographie, Feld 675 = Stichwörter in abweichender Orthographie) sehen die Möglichkeit vor, sowohl einzelne Stichwörter aus Sachtiteln und Zusätzen als auch den ganzen Sachtitel in heutiger Rechtschreibung zu berücksichtigen. - Beispiele: Vorlage: Haupteintragung: Nebeneintragung:
Türcken biechlin Türcken biechlin Türken-Büchlein
Vorlage: Ansetzungssachtitel:
DISPVTATIO MEDICA DE SYNCOPE Disputatio Medica De Syncope
Auf die Problematik der Bindestrich-Verwendung im Englischen gehen die RAK-WB in den §§ 204 und 205 eher am Rande ein. Eine formale Lösung - zum Beispiel stets gemäß Vorlage anzusetzen und die Schreibung ohne Bindestrich durch Nebeneintragungen abzudecken - hat sich nicht durchgesetzt (vgl. RAKWB § 204,3,Anm. 4). Im Schlagwortkatalog wirkt sich die Rechtschreibreform anders aus als im Alphabetischen Katalog. Im Alphabetischen Katalog wird heute im allgemeinen die Schreibung der Vorlage unverändert übernommen, im Schlagwortkatalog dagegen sind die Schlagwörter nach einer einheitlichen Schreibung unabhängig von der Rechtschreibung des erschlossenen Dokumentes anzusetzen. Im Alphabetischen Katalog kann ein Wort aufgrund verschiedener Vorlagen in verschiedenen Schreibweisen vorkommen (Beispiel: „Foto" und „Photo", „Existentialismus" und „Existenzialismus"), im Schlagwortkatalog müssen die Schlagwörter stets einheitlich geschrieben werden (Beispiel: nicht „Differential..." und „Differenzial...", nicht „Metallverarbeitende Industrie" und „Metall verarbeitende Industrie"). Die RSWK (—» 4.5 Regeln für den Schlagwortkatalog) und Schlagwortnormdatei (SWD) haben sich dafür entschieden, neue Schlagwörter in neuester Rechtschreibung anzusetzen, und bereits vorhandene Schlagwörter gegebenenfalls zu korrigieren sowie durch Siehe-Verweisungen abzudecken. Soweit die neue Rechtschreibung Alternativschreibungen zuläßt, soll es jedoch bei der bisherigen Rechtschreibung bleiben (also „Bibliographie" und nicht „Bibliografie"). Literaturhinweise n Regeln für die Katalogisierung alter Drucke / herausgegeben und eingeleitet von Klaus Haller. - Berlin, 1994 S. 67 - 70 (Orthographische Normierung) o Reform der deutschen Rechtschreibung : Die Neuregelung auf einen Blick / von Klaus Heller. - [Gütersloh] : Bertelsmann, 1996 149
3 Einzelne Probleme •
des alphabetischen
Katalogs
Duden, Rechtschreibung der deutschen Sprache. - 21., völlig neu bearbeitete Auflage / herausgegeben von der Dudenredaktion auf der Grundlage der neuen Rechtschreibregeln. - Mannheim [u.a.], 1996. - (Der Duden ; Band 1)
3.5 Eintragungsarten Die unterschiedlichen Eintragungsarten beruhen auf der Struktur von konventionellen Listen- oder Kartenkatalogen. In der von der IFLA 1961 in Paris veranstalteten International Conference on Cataloguing Principles werden für den Alphabetischen Katalog drei Arten von Eintragungen (kinds of entry) definiert: „Entries may be of the following kinds: main entries, added entries and references. One entry for each book - the main entry - must be a full entry, giving all the particulars necessary for identifying the book. Other entries may be either added entries (i.e. additional entries, based on the main entry and repeating under other headings information given in it) or references (which direct the reader to another place in the catalogue)." Die Funktionen dieser Eintragungsarten werden so umschrieben: 1. The main entry for the works entered under authors' names should normally be made under a uniform title. The main entry for works entered under title may be either under the title as printed in the book, with an added entry under a uniform title, or under a uniform title, with added entries or references under the other titles. The latter practice is recommended for the cataloguing of well-known works, especially those known by conventional titles. 2. Entries under other names or forms of name for the same author should normally take the form of references-, but added entries may be used in special cases. 3. Entries under other titles for the same work should normally take the form of added entries-, but references may be used when a reference can replace a number of added entries under one heading. 4. Added entries (or in appropriate cases references) should also be made under the names of joint-authors, collaborators, etc., and under the title of works having their main entry under an author's name, when the title is an important alternative means of identification. Die RAK-WB unterscheiden gemäß §§ 181 - 193 nach dem Modell des Kartenbeziehungsweise Listenkatalogs folgende Eintragungsarten: •
150
Haupteintragung „Die Haupteintragung ist der vollständigste Nachweis für eine vorhandene Ausgabe. Für die Haupteintragung wird die Einheitsaufnahme im allgemei-
3.5
Eintragungsarten
nen unverändert verwendet. Nachtragungen und bibliographische Ergänzungen werden jedoch vermerkt. " •
Nebeneintragung „Nebeneintragungen sind zusätzliche Nachweise für eine Ausgabe. In Nebeneintragungen kann - je nach Art der Katalogführung - auf Nachtragungen und bibliographische Ergänzungen verzichtet werden. Als Nebeneintragungen erhält die Einheitsaufnahme einen zusätzlichen Kopf. " Ordnungstechnisch werden ein- und zweiteilige Nebeneintragungen unterschieden. Einteilige Nebeneintragungen sind Nebeneintragungen unter (1) Sachtiteln, (2) Verfassern von Sachtitelwerken, (3) Urhebern, die weder im Sachtitel genannt noch zum Sachtitel zu ergänzen sind, (4) sonstigen beteiligten Personen und Körperschaften, (5) nicht beteiligten Personen und Körperschaften. Beispiel zu (4): Camus, Albert Gesammelte Erzählungen / Albert Camus. Dt. von Guido Meister. Ordnungsblöcke
der HE:
1. O B = Camus, Albert 2. O B = Gesammelte Erzählungen
Ordnungsblöcke der NE: 1. O B = Meister, Guido 2. O B = Camus, Albert 3. O B = Gesammelte Erzählungen
Zweiteilige Nebeneintragungen sind Nebeneintragungen unter Personen und Körperschaften. Der häufigste Fall sind Nebeneintragungen unter zweiten und dritten Verfassern bei Verfasserwerken und zweiten und dritten Urhebern bei Urheberwerken, bei denen der zweite Ordnungsblock der Haupteintragung auch der zweite Ordnungsblock der Nebeneintragung ist. Beispiel: Bondy, François Deutschland und Frankreich : Geschichte einer wechselvollen Beziehung / François Bondy ; Manfred Abelein. Ordnungsblöcke
der HE:
1. O B = Bondy, François 2. O B = Deutschland und Frankreich
Ordnungsblöcke der NE: 1. O B = Abelein, Manfred 2. O B = Deutschland und Frankreich
Bei anderen zweiteiligen Nebeneintragungen stimmt keiner der beiden Ordnungsblöcke mit einem Ordnungsblock der Haupteintragung überein. Das Datenformat MAB bezeichnet solche Nebeneintragungen als „Nichtstandardmäßige Nebeneintragungen". Beispiel: 151
3 Einzelne Probleme des alphabetischen
Katalogs
Falk, Paul -•Das-" Mozartbuch / von Paul Falk. Enth. außerdem: Mozart auf der Reise nach Prag / Eduard Mörike Ordnungsblöcke der HE: 1. OB = Falk, Paul 2. OB = -iDas-i Mozartbuch
Ordnungsblöcke
der NE:
1. OB = Mörike, Eduard 2. OB = Mozart auf der Reise nach Prag •
Verweisung „Verweisungen sind Auffindungshilfen für Eintragungen. Sie weisen auf Eintragungsstellen oder auf Anfänge von Einordnungsstellen von Haupt- und Nebeneintragungen hin. Verweisungen können sein: Namensverweisung, Verweisung anstelle von Nebeneintragungen, Pauschalverweisung." Verweisungen anstelle von Nebeneintragungen sind zwar platzsparend (insbesondere bei mehrbändigen Werken), sie zwingen aber den Benutzer in aller Regel, die Haupteintragung mit den vollständigen Angaben und der Signatur aufzusuchen. Beispiele für die Struktur von Verweisungen anstelle von Nebeneintragungen : Name des zweiten Verfassers: Sachtitel —> Name des ersten Verfassers: Sachtitel Sachtitel —» Name des Urhebers: Sachtitel Pauschal-Verweisungen sind problematisch, weil sie in Listen- und Kartenkatalogen nicht an der Stelle ordnen, an welcher der betreffende Sachtitel oder Namen zu suchen ist. In Onlinekatalogen sind diese Verweisungen obsolet und besser durch ausführliche Verweisungen beziehungsweise Nebeneintragungen zu ersetzen. Beispiel für eine Pauschalverweisung: Nursery-school ... —» Nursery school ...
•
152
Siehe-auch-Hinweis „Siehe-auch-Hinweise verknüpfen zwei bzw. mehrere Eintragungsstellen des Kataloges oder geben pauschal Einordnungsstellen an." Pauschale Siehe-auch-Hinweise sind problematisch, weil sie in Listen- und Kartenkatalogen nicht an der Stelle ordnen, an welcher der betreffende Sachtitel oder Namen zu suchen ist. In Onlinekatalogen sind diese Verweisungen
3.5
Eintragungsarten
obsolet und besser durch ausführliche Verweisungen zu ersetzen. Beispiele für pauschale Siehe-auch-Hinweise: Regierungsbezirk ... —> auch unter dem Körperschaftsnamen ohne diese Bezeichnung oder besser als Verweisung: Regierungsbezirk Unterfranken Unterfranken Catalog ... —» auch Catalogue ... oder besser als Nebeneintragung: HE: Catalog of antarctic meteorites •
NE: Catalogue of antarctic meteorites
Namenseintragung „Eine Namenseintragung verzeichnet unter der Ansetzungsform des Namens einer Person oder Körperschaft deren abweichende Namen bzw. Namensformen, von denen verwiesen wird. ... Namenseintragungen können auf Leitkarten oder farbigen Karten den anderen Eintragungen unter der betreffenden Person oder Körperschaft vorangestellt und/oder auch in einem gesonderten Katalog (Namenschlüssel) zusammengefaßt werden, der außerdem alle im alphabetischen Katalog vorhandenen Namensverweisungen enthält." Bei den hier vorgeschlagenen Namenseintragungen steht ein Kartenkatalog vor Augen. In Einzelkatalogen sind sie kaum angelegt worden, sie sind aber die Modellvorstellung für eine Personennamen- und Körperschaftsnamendatei und somit das Vorbild für die Namensätze in Normdateien gewesen (—> 5 Normdateien). Beispiel aus den PMA: Berengarius, Petrus 12. Jh. Namensverweisung(en J.Berengar Berengarius Berenger Peter Petrus Petrus 153
3 Einzelne
Probleme
Beispiel
aus der
des alphabetischen
Katalogs
GKD:
Technische Universität TUG Technical University Graz Technical University Johann-Universität Université Technique Università Tecnica Erzherzog-Johann-Universität < Graz> Graz University of Technology University of Technology Früher —> Technische Hochschule Technische Universität / Institut für Wirtschafts- und Betriebswissenschaft —» Technische Universität Nach den PI werden Hauptzettel und Verweisungszettel unterschieden. Die Methode der Einheitskarte verbreitete sich seit dem Jahre 1908 zunächst in den USA in Verbindung mit dem Druck der Katalogkarten der Library of Congress und dann auch international. In den Bibliotheken der deutschsprachigen Länder hat sich die Einheitskarte (Kopie der Haupteintragung mit dem Kopf für die Nebeneintragung) erst seit den 1950er Jahren mit den technischen Errungenschaften der Bürovervielfältigung durchgesetzt. Das Prinzip der Einheitskarte ist es, für Haupt- und Nebeneintragungen identische Kopien zu verwenden und bei den für Nebeneintragungen bestimmten Kopien den Kopf mit dem jeweiligen Ordnungsbegriff hinzuzufügen (—> 3.2 Bibliographische Beschreibung). Die RAK haben anstelle von Einheitskarte die neutrale Bezeichnung Einheitsaufnahme gewählt, um offen zu lassen, ob ein Karten-, ein Listen- oder ein Onlinekatalog geführt wird. Ein Problem der Einheitsaufnahme in Kartenkatalogen sind Nachträge (bei mehrbändigen Werken) und Berichtigungen, die wegen des Arbeitsaufwandes meist nur bei der Haupteintragung gemacht werden (vgl. RAK-WB § 183). Aus maschinenlesbar erstellten Katalogdaten kann ein Listenkatalog (auf Mikrofiche oder Papier) erstellt werden. Die Methode der Einheitsaufnahme ist hier unproblematisch anwendbar, da bei der Haupteintragung und den Nebeneintragungen die identische Information angeboten werden kann. Dieser Vorteil geht jedoch verloren, wenn Verweisungen anstelle von Nebeneintragungen gemacht werden (vgl. RAK-WB § 190). Im Onlinekatalog entspricht im allgemeinen eine Einheitsaufnahme einem Datensatz (Titelsatz), der - bei Verwendung von Normdateien - mit Datensätzen für Personennamen, Körperschaftsnamen und Schlagwörtern verknüpft sein 154
3.6 Die Frage der
Haupteintragung
kann. Namen und Sachtitel für Eintragungen gelten als Sucheinstiege (access points). Die Unterscheidung von Eintragungsarten ist nicht notwendig beziehungsweise belanglos. Bislang sehen die Datenformate Markierungen im Datensatz vor, aus denen für die Ausgabe als Karten- oder Listenkatalog Haupteintragungen, ein- und zweiteilige Nebeneintragungen sowie Verweisungen erzeugt werden können.
Literaturhinweise D
•
International Conference on Cataloguing Principles : Paris, 9th - 18th O c t o ber, 1961 ; report. - London, 1963 Regeln für die alphabetische Katalogisierung in wissenschaftlichen Bibliotheken : R A K - W B . - 2., überarbeitete Ausgabe. - Berlin. - Loseblattausgabe [Grundwerk]. - 1993 S. 82 ff (§§ 181 - 193)
3.6 Die Frage der Haupteintragung Das Verfahren der Haupteintragung ist aus der Zitierpraxis entstanden. Die Tradition des wissenschaftlichen Zitierens hat das Ziel, mit Hilfe des Zitats die Aufnahmen der zitierten Dokumente in Bibliographien, Katalogen, Datenbanken und dergleichen Nachweisinstrumenten zu finden. Als Minimum für ein Zitat werden im allgemeinen verwendet: •
der Name des einzigen oder ersten Verfassers (ersatzweise der Name einer besonders hervorgehobenen sonstigen Person, beispielsweise der Name des Herausgebers),
• • •
der Sachtitel, der Erscheinungsort, das Erscheinungsjahr.
In der Praxis gibt es keine verbindliche Norm, wie eine Ausgabe oder ein Werk zu zitieren ist. Die D I N 1505, Teil 2 (Titelangaben von Dokumenten. Zitierregeln) hat sich allgemein nicht durchgesetzt. Konventionelle Kataloge stießen mit der Bevorzugung der Haupteintragung sehr schnell an ihre Grenzen, wenn die Zitate nicht ausführlich genug waren und eine bibliographische Überprüfung erforderten. Beispiel für verschiedene Zitierweisen eines Verfasserwerkes: Irmgard Irmgard Irmgard Irmgard Irmgard
Weithase, Weithase, Weithase, Weithase, Weithase,
Sprechübungen, Sprechübungen, Sprechübungen, Sprechübungen, Sprechübungen,
6. neubearb. Aufl., Köln, Böhlau, 1962 6. Aufl., Köln, 1962 Köln, 1962 1962 6. Aufl. 155
3 Einzelne Probleme
des alphabetischen
Katalogs
Irmgard Weithase, Sprechübungen I. Weithase, Sprechübungen Weithase, Sprechübungen Beim Zitieren werden gegebenenfalls Herausgeber wie Verfasser - gewissermaßen als Ersatz für Verfasser - angegeben, aber mit einer entsprechenden Funktionsangabe versehen. Beispiel: Schmidt, H. (Hrsg.): 6000 Jahre Ackerbau und Siedlungsgeschichte im oberen Würmtal bei München, München 1991 Schmid, R., Wesinger, W. (Hrsg.): Nobelpreisträger-Rundschau. Stuttgart 1981
Hirzel,
Bei einem bibliographisch unselbständigen Werk (beispielsweise bei einem Zeitschriftenaufsatz) kommt noch der Titel der Zeitschrift als dem übergeordneten selbständigen Werk hinzu. Beispiele für Zitate aus wissenschaftlichen Publikationen: Hoffmann, H.: Die Sprache als Grundlage des Chorsingens, in: „Musik und Kirche" Heft 5/6, Kassel 1937 Robertson, D. B. (1992), „The Cost of Commonwealth", in: D. A. Coleman (Hg.), Dis-United Kingdom? The Political Economy of Cultural Pluralism, Institute of Economic Affairs, London, S. 122-149 Aus dem Kern des Zitats, nämlich „Name + Sachtitel", ist der Urtyp der Haupteintragung in Bibliothekskatalogen entstanden. Die Einheit von Name und Sachtitel stellt eine kurze und geeignete Identifizierungshilfe dar. Die Kombination von Name und Sachtitel erlaubt es auch, die Vornamen nur mit dem Anfangsbuchstaben anzugeben. So ist es vor allem im Bereich der Naturwissenschaften und der Medizin üblich, Vornamen nur mit dem ersten Buchstaben zu zitieren. Nach DIN 1505, Teil 2 (Zitierregeln) sind der erste Vornamen in voller Form und weitere Vornamen nur mit dem ersten Buchstaben anzugeben; hier hat sich der ursprüngliche Regelwerkstand der RAK-WB erhalten. Die bibliothekarischen Regelwerke haben der Haupteintragung unter dem Personennamen eine große Bedeutung beigemessen, aber auch an die Funktion „Verfasser" gebunden. Das „Verfasserwerk" der RAK - ein Werk, dessen Ausgabe die Haupteintragung unter dem Namen des Verfassers erhält - erfordert im wesentlichen zweierlei: zum einen, daß es sich um einen Verfasser im engeren Sinn (also nicht um einen Herausgeber, Redakteur, Bearbeiter, Kommentator oder dergleichen), zum anderen, daß es sich um eine gemeinschaftliche Arbeit von zwei oder drei Verfassern handelt. Abgesehen von der Dreizahl verlangen 156
3.6 Die Frage der
Haupteintragung
die Bestimmungen über die Haupteintragung also Entscheidungen, die beim Zitieren nicht zu treffen und deshalb unerheblich sind. In Kartenkatalogen anglo-amerikanischer Bibliotheken war nach der Tradition des Dictionary Catalogue stets eine Nebeneintragung unter dem Sachtitel vorgesehen. In deutschen Katalogen - und daran haben auch die RAK nichts geändert - waren Nebeneintragungen unter dem Sachtitel nur in Ausnahmefällen vorgeschrieben. Eine seltene und frühe Ausnahme war „Karl Georgs Schlagwortkatalog" (1889 - 1913), der belletristische Ausgaben unter Sachtiteln nachweist. Die Auffindung von Titeln, deren Verfasser dem im Katalog Suchenden nicht bekannt war, hat im Bereich der öffentlichen Bibliotheken später den sogenannten Titelkatalog entstehen lassen. Dieser war aber auch nur auf Belletristik beschränkt. Erst der Onlinekatalog hat die Suche allein unter dem Sachtitel im umfassenden Sinn ermöglicht, aber nicht als Bestimmung des Regelwerks, sondern als Nutzung der technischen Möglichkeiten. Die Frage der Haupteintragung ist durch den Onlinekatalog wieder in den Mittelpunkt der Diskussion getreten. Zwar ist für die Suche im Onlinekatalog die Unterscheidung von Haupt- und Nebeneintragungen ohne Belang, jedoch ist es in Onlinekatalogen notwendig, die Aufnahmen im Kurzformat (bestehend aus Verfasser, Sachtitel und Jahr) anzuzeigen, Bezugstitel in der bibliographischen Beschreibung zu zitieren und aus maschinenlesbaren Katalogdaten auch Listen- und Kartenkataloge zu erzeugen. In den älteren Regelwerken war die Frage der Haupteintragung von zentraler Bedeutung, weil sie in vielen Fällen die einzige Eintragung und somit auch die einzige Alphabetstelle für das Wiederauffinden war. Die International Conference on Cataloguing Principles (Paris, 1961) hat die drei Eintragungsarten Haupteintragung, Nebeneintragung und Verweisung empfohlen. Damit wurde die Tradition des Kartenkatalogs bestätigt und die Vervielfältigungstechnik von Katalogkarten vorausgesetzt. Für die Haupteintragung wurde die in den anglo-amerikanischen Regelwerken verankerte Praxis festgeschrieben, nämlich die Haupteintragung unter einer Person, einer Körperschaft oder einem Sachtitel. In den Regelwerken des deutschsprachigen Bereiches war es bis dahin - von wenigen Ausnahmen abgesehen - üblich, die Haupteintragung nur unter einer Person oder einem Sachtitel zu machen. Die Empfehlung der I C C P lautet: The main entry for a work should be made under the name of a corporate body (i.e. any institution, organized body or assembly of persons known by a corporate or collective name) (1) when the work is by its nature necessarily the expression of the collective thought or activity of the corporate body (e.g. official reports, rules and regulations, manifestoes, programmes and records of results of collective
157
3 Einzelne Probleme
des alphabetischen
Katalogs
work), even if signed by a person in the capacity of an officer or servant of the corporate body, or (2) when the wording of the title or title-page, taken in conjunction with the nature of the work, clearly implies that the corporate body is collectively responsible for the content of the work (e.g. serials whose titles consist of a generic term [Bulletin, Transactions, etc.] preceded or followed by the name of a corporate body, and which include some account of the activities of the body). Die RAK haben diese Empfehlung aufgegriffen, aber eine Konkurrenz von Person, Körperschaft und Sachtitel weitestgehend ausgeschlossen. Die Entscheidung über die Haupteintragung wird durch eine Rangfolge eindeutig festgelegt: Handelt es sich um das Werk eines Verfassers? Ja —> Verfasserwerk Nein: Handelt es sich um das gemeinschaftliche Werk von zwei oder drei Verfassern? Ja —» Verfasserwerk Nein: Es handelt sich um ein anonymes Werk! Handelt es sich um das Werk eines Urhebers oder mehrerer Urheber? Nein Sachtitelwerk Ja:
Ist der Urheber im Sachtitel genannt oder zum Sachtitel zu ergänzen? Nein —> Sachtitelwerk Ja —» Urheberwerk Wichtig sind für diese Logik vor allem die Begriffe „Verfasser", „gemeinschaftliches Werk", „anonymes Werk" und „Urheber zum Sachtitel zu ergänzen". In diesem Zusammenhang kann es in der praktischen Katalogisierungsarbeit zu Schwierigkeiten beziehungsweise unterschiedlichen Lösungen kommen. In den RAK gibt es einige Bestimmungen, die zu mehr Haupteintragungen unter dem Sachtitel führen. Entweder sind in bestimmten Fällen die Ausgaben als anonyme Werke zu behandeln - was gewöhnlich zum Sachtitelwerk führt oder es wird aufgrund des Materialtyps die Haupteintragung unter dem Sachtitel vorgeschrieben. Gemeint sind • Bücher, die im wesentlichen aus Bildern bestehen (vgl. RAK-WB § 612), • Loseblattausgaben, Schulbücher allgemeinbildender Schulen, Ausstellungsund Museumskataloge, Drehbücher (vgl. RAK-WB § 629), • kartographische Materialien (vgl. RAK-Karten, Anmerkung vor § 601), 158
3.6 Die Frage der •
Haupteintragung
audiovisuelle Materialien (ausgenommen Musikvideos), Spiele und Computerdateien (vgl. RAK-NBM § 697).
Wird im Onlinekatalog auf die bisherige Art der Haupteintragung verzichtet, so ergeben sich folgende Konsequenzen: • Im Onlinekatalog wird die gefundene Aufnahme in ISBD-Form (beginnend mit dem Hauptsachtitel) angezeigt; der Name des Verfassers steht jedoch nicht - wie bisher üblich - hervorgehoben in einer Kopfzeile (in Ansetzungsform), sondern eher „versteckt" in der Verfasserangabe (in Vorlageform). • Die bisherigen Regeln für Haupt- und Nebeneintragungen werden zu Regeln für gleichberechtigte Eintragungen. Es wird nur noch bestimmt, unter welchen Namen und Sachtiteln die Aufnahme suchbar sein soll. • Für generelle Sachtitel ist zu entscheiden, ob Personen- und Körperschaftsnamen zum Sachtitel zu ergänzen sind, beispielsweise: Sämtliche Werke - Friedrich Schiller [Verfasser in Vorlageform zum Sachtitel ergänzt] Oder: Sämtliche Werke - Schiller, Friedrich von [Verfasser in Ansetzungsform ergänzt] Mitteilungen - Astronomische Gesellschaft [Urheber in Vorlageform zum Sachtitel ergänzt] In Zusammenhang mit einer Revision der RAK-WB wurden deshalb folgende Modelle diskutiert: • Haupteintragung generell (ohne Ausnahme) unter dem Hauptsachtitel • Haupteintragung im allgemeinen unter dem Hauptsachtitel, bei Werken eines Verfassers jedoch unter diesem, wenn er auf der Haupttitelseite genannt ist • Haupteintragung im allgemeinen unter dem Hauptsachtitel, bei Werken mit generellem Sachtitel jedoch unter dem ersten bzw. hervorgehobenen Verfasser Grundsätzlich ist bei allen Überlegungen zur Frage der Haupteintragung zu klären, ob es verschiedene Regelwerke für Onlinekataloge und Listen- oder Kartenkataloge geben soll und ob aus maschinenlesbaren Katalogdaten Listenkataloge mit den Haupt- und Nebeneintragungen erstellbar sein sollen. Die Frage der Haupteintragung wird häufig nur unter dem Aspekt des geringsten Aufwandes bei der Katalogisierung gesehen: Die Haupteintragung unter dem Hauptsachtitel erscheint dann als die „rationellste" Lösung; Personennamen und Körperschaftsnamen stehen im Sinne einer Postkoordination für die Titelsuche gleichberechtigt zur Verfügung. Die Suche nach bestimmten Ausgaben betrifft aber 159
J Einzelne Probleme des alphabetischen
Katalogs
nur einen Teil der Fragen an den Katalog. Der Katalog soll auch die Suche nach Werken ermöglichen. Wenn die das Werk charakterisierende Einheit von Verfasser und (Einheits-)Sachtitel aufgegeben wird, kann die Suche nach bestimmten Werken nicht mehr unterstützt werden. Die Frage der Haupteintragung wurde auch in der International Conference on the Principles and Future Development of A A C R (Toronto, 1997) diskutiert. Für die A A C R stellt sich die Frage anders als für die R A K , weil es bei der Haupteintragung auch um den Einheitssachtitel (uniform title) geht. D a im O n linekatalog die konventionelle Unterscheidung von Haupt- und Nebeneintragungen nicht mehr sinnvoll ist, wird an eine Art „work authority record" gedacht, der an die Stelle der traditionellen Haupteintragung tritt und aus der Einheit von „Verfasser + (Einheits-)Sachtitel" besteht (main entry work authority record). In diesem Zusammenhang erhält der Begriff „Werk" eine zentrale Bedeutung.
Literaturhinweise Statement of principles adopted at the International Conference on Cataloguing Principles Paris, October 1961 : annotated edition with commentary and examples by Eva Verona assisted by Franz Georg Kaltwasser, P. R . Lewis, Roger Pierrot. - London, 1971 Q D I N 1505, Teil 2, Januar 1984. Titelangaben von Dokumenten, Zitierregeln o R A K für Online-Kataloge : Vorschläge für eine Reform. - Berlin, 1993. D
G
(dbi-Materialien ; 124) Future libraries, future catalogues / Pat Oddy.- London, 1996 S. 140 - 142 (The vexed question of main entry)
3.7 Literarische Einheit und bibliographisches Prinzip Auf die Frage, was der Alphabetische Katalog leisten soll, bewegen sich die Antworten zwischen zwei Positionen, die etwas verkürzt als „Bibliographie" und „finding list" beschrieben werden können (—> 3.8.1 Katalogtheorie). Traditionell überwiegt die Auffassung, der Alphabetische Katalog solle nicht nur das individuelle Buch als „bibliographische Einheit" nachweisen, sondern von der literarischen Einheit ausgehen und die Beziehungen zu anderen Ausgaben des gleichen Werkes berücksichtigen. Zentrale Begriffe sind in diesem Zusammenhang in der Terminologie der R A K - W B •
das literarische oder künstlerische „Werk" (im Sinne der geistigen Schöpfung),
•
die physische „Ausgabe" (im Sinne der physischen Präsentation eines Werkes),
160
3.7 Literarische Einheit und bibliographisches • •
Prinzip
der „Sachtitel" (im Sinne der inhaltlichen Benennung eines Werkes oder einer Ausgabe), das vorliegende „Exemplar" einer Ausgabe, das der Katalogisierung zugrundeliegt und im Katalog nachzuweisen ist.
Die Begriffe „Werk" und „Ausgabe" gehen davon aus, daß ein Werk in verschiedenen Ausgaben erscheint und eine Ausgabe die Gesamtheit mehrerer bibliographisch identischer Exemplare darstellt. Beispiele: Das Werk „Die Zauberflöte von Wolfgang Amadeus Mozart" manifestiert sich in verschiedenen physischen Formen und in verschiedenen Ausgaben, etwa als handschriftliche Partitur (Autograph), als handschriftliche Partitur (Abschrift), als gedruckte Partitur, als Klavierauszug, als Libretto, als Tonträger, als Musikvideo. Das Werk „Der Zauberberg von Thomas Mann" kann verschiedene physische Formen annehmen und in verschiedenen Ausgaben erscheinen, etwa als handschriftliches Autograph, als Buch, als Hörbuch, als Spielfilm. Die literarische Einheit versucht die Ausgaben eines Werkes in Beziehung zu setzen und zu verknüpfen. Da ein Werk unter verschiedenen Sachtiteln erscheinen kann (beispielsweise verschieden nach Form oder Sprache), wird bei der Katalogisierung ein Sachtitel als Einheitssachtitel (uniform title) bestimmt. Beispiel: Asimovs New Guide to Science (New York, 1984) Isaac Asimov • Die exakten Geheimnisse unserer Welt (München, 1985) Einheitssachtitel: New guide to science Traditionell wird davon ausgegangen, daß Verfassername und (Einheits-)Sachtitel genügen, um ein Werk eindeutig benennen und zitieren zu können. Beispiele: Chelard, Hippolyte André: Macbeth Corti, Claudia: Macbeth Davenant, William: Macbeth Harvey, John: Macbeth 161
3 Einzelne Probleme des alphabetischen
Katalogs
Müller, Heiner: Macbeth Schoenbaum, Samuel: Macbeth Strauss, Richard: Macbeth Täte, Nahum: Macbeth Verdi, Giuseppe: Macbeth Wheeler, Thomas: Macbeth Williams, Gordon: Macbeth Ausnahmen betreffen Werke, deren Verfasser unbekannt sind oder deren Verfasser in unterschiedlicher Funktion beteiligt sind (mixed responsibility). Bei letzteren halten die Regelwerke zunehmend eine Identifikation durch den Sachtitel allein für ausreichend. Nach den Bestimmungen der RAK können die verschiedenen Ausgaben eines Werkes mit Hilfe des Einheitssachtitels verknüpft werden, sei es durch die Angabe in einer Fußnote oder durch Nebeneintragungen. Grundlage bei der Katalogisierung ist eine physische Einheit (Ausgabe). Gesucht aber werden in Katalogen Ausgaben und Werke. Dem Alphabetischen Katalog werden deshalb traditionell drei Aufgaben oder Funktionen zugewiesen, nämlich • der Nachweis von Ausgaben (physischen Einheiten), • der Nachweis von Werken (literarischen Einheiten), • der Nachweis von Personen und Körperschaften (Individuen). Die Beschränkung auf den Nachweis von Ausgaben reduziert den Katalog im Extremfall auf eine „finding list", in der nur unter den vorliegenden Formen der Namen und Sachtitel gesucht werden kann, die den Ausgaben - vor allem auf dem Titelblatt - beigegeben sind. Eine häufige Suche im Katalog ist die Suche nach einem bestimmten „Titel" beziehungsweise nach einer bestimmten Ausgabe. Dieser „Titelsuche" kommt der Onlinekatalog durch seine vielfältigen Sucheinstiege besonders entgegen, die konventionellen Kataloge im allgemeinen weniger. Der Nachweis von Werken setzt voraus, daß das jeweilige Werk - in welcher Ausgabe und mit welchen Titeldaten auch immer - als solches (als eine bestimmte Entität) erkannt wird. Das ist unproblematisch, wenn das Werk in seinen Ausgaben stets denselben Sachtitel aufweist oder der Sachtitel des Werkes als „Originaltitel" in den Ausgaben zu finden ist. Es ist mit mehr oder weniger aufwendigen bibliographischen und literarischen Recherchen verbunden, wenn sich die Titeldaten (einschließlich der Nennung des Verfassers) in den Ausgaben unterscheiden. Dieser Suche nach Ausgaben eines bestimmten Werkes kommt der Katalog entgegen, wenn er die Ausgaben durch den Einheitssachtitel (oder einen geeigneten Ersatz dafür) verknüpft. Setzt man voraus, daß ein Werk eindeutig als solches bestimmbar ist, so hat es die Katalogisierung mit drei Arten von Ausga162
3.7 Literarische Einheit und bibliographisches
Prinzip
ben zu tun: (1) Ausgabe eines bestimmten Werkes, (2) Ausgabe von mehreren Werken (in der Gestalt von Sammlungen und Sammelwerken), (3) Ausgabe eines Teiles eines Werkes. Beispiele: [1] Eduard Mörike • Sämtliche Werke
= Sammlung
[2] Eduard Mörike • Das Stuttgarter Hutzelmännlein Ein Märchen Herausgegeben von Walter Hofstetter
=
[3] Historie von der schönen Lau von Eduard Mörike
Einzelwerk
= Teil eines EinzelWerkes
Im Sinn der Katalogisierungsregeln liegen drei „Werke" vor. [3] ist in [2] enthalten und [2] in [1], weil die „Historie von der schönen Lau" ein Teil des literarischen Werkes „Das Stuttgarter Hutzelmännlein" ist. [1] Die Apostolischen Väter = Aus dem Griechischen übersetzt von Franz Zeller
Sammelwerk
[2] Aus der christlichen Literatur von Johs. Walterscheid
Sammelwerk
=
[3] Die Apostolischen Väter = Sammelwerk Neubearbeitung der Funkschen Ausgabe von Karl Bihlmeyer [4] The doctrine of the twelve Apostles Translated into English by Charles Bigg
=
Einzelwerk
Im Sinn der Katalogisierungsregeln liegen vier „Werke" vor. Das literarische Werk „Didache" (ein anonymes Werk, entstanden um das Jahr 100) liegt in [4] als Übersetzung vor; es ist auch in [1], [2] und [3] enthalten. Der Nachweis von Personen setzt voraus, daß die Person unabhängig von der jeweiligen Nennung in der Ausgabe erkannt wird. In der Praxis ist das nur bei sehr bekannten Personen in Verbindung mit den Werktiteln möglich. Beispiel: [1] Thomas Mann Zeitliche Austrittsbeschränkungen in Tarifverbünden Berlin, 1995 [2] Thomas Mann Library research models New York, 1993 163
3 Einzelne Probleme
des alphabetischen
Katalogs
[3] Thomas Mann Der Zauberberg Frankfurt am Main, 1967 Im Sinne der RAK-WB werden die drei namensgleichen Verfasser einheitlich als „Mann, Thomas" angesetzt. Eine Individualisierung als Person ist im allgemeinen nur bei bekannteren (in allgemeinen Nachschlagewerken nachgewiesenen) Verfassern möglich. In der Praxis kann die Forderung, eine Person stets unter demselben Namen und in derselben Namensform anzusetzen (RAK-WB § 301,1), nur mit Einschränkungen erfüllt werden, da Personen in Ausgaben mit mehreren Namen oder/und in mehreren Namensformen vorkommen. Beispiel: Carl Karl Karl Karl
M. Pembaur Pembaur M. Pembaur Maria Pembaur
Der Verfasser - in diesem Fall ein Komponist, gestorben 1939 - nennt sich in den Ausgaben seiner Werke in vier Namensformen. Der Nachweis unter der Person gelingt nur, wenn die Werke bekannt sind und inhaltliche Recherchen angestellt werden. Trotz der aufgezeigten Schwierigkeiten versuchten und versuchen die Katalogisierungsregeln alle drei Funktionen zu erfüllen, wenngleich es in der Praxis nur für einen verhältnismäßig kleinen Teil gelingen kann. Die AACR-2 sehen zur Unterscheidung gleichnamiger Personen Lebensdaten vor: „Add a person's dates (birth, death, etc.) in the form given below as the last element of a heading if the heading is otherwise identical to another". Beispiele:
164
Smith, John, Smith, John, Smith, John, Smith, John, Smith, John,
19291900 Jan. 101900 Mar. 21837-1896 1836 or 7-1896
Smith, John, Smith, John, Smith, John, Smith, John, Smith, John, Smith, John,
1837?-1896 ca. 1837-1896 1837-ca. 1896 ca. 1837-cvz. 1896 b. 1825 d. 1859
Living person Same name, same
year
Both years known Year of birth uncertain; known to be one of two years Probable year of birth Year of birth uncertain by several years Approximate year of death Both years approximate Year of death unknown Year of birth unknown
3.7 Literarische
Einheit und bibliographisches
Prinzip
Für gleichnamige Personen, die nicht unterschieden werden können, gilt: „If no suitable addition (fuller form of name, dates, or distinguishing term) is available, use the same heading for all persons with the same name" (AACR 22.20A). Die RAK beschränken die Individualisierung auf bestimmte Gruppen, nämlich Personennamen der Antike, Personennamen des Mittelalters, Papstnamen und Fürstennamen. In allen übrigen Fällen werden gleichnamige Personen durch die Ansetzung nicht unterschieden. Nach Anlage 18 der RAK-WB (Liste von Nachschlagewerken für die Feststellung der Gebräuchlichkeit verschiedener Namen beziehungsweise Namensformen von Personen. Prioritätenliste) werden Personennamen bei der alphabetischen Katalogisierung bezüglich der Ansetzung nur überprüft, „wenn die Ansetzungsform aus der Vorlage nicht eindeutig ermittelbar ist, z.B. wenn keine Vornamen genannt sind beziehungsweise wenn sie bei derselben Person in verschiedener Anzahl und Reihenfolge vorkommen". In der Praxis kann dies bedeuten, daß eine Person verschieden angesetzt wird, wenn sie beispielsweise in der einen Vorlage mit einem und in einer anderen Vorlage mit zwei Vornamen vorkommt (etwa: Kerry Abel / Kerry M. Abel), oder der Vorname einer Person in den Vorlagen verschieden geschrieben ist (etwa: Carl / Karl, Willy / Wilhelm). In solchen Fällen werden Doppelansetzungen nur dann vermieden, wenn es sich um sehr bekannte Personen handelt oder der Sachtitel als Identifizierungshilfe herangezogen werden kann. In der im deutschsprachigen Bereich als überregionale Normdatei geführten Personennamendatei werden die Namenssätze nach Möglichkeit „individualisiert" (—> 5.3 Personennamendatei). Das bedeutet: Für mehrere gleichnamige Personen werden auch mehrere Namenssätze angelegt, soweit Lebensdaten oder andere unterscheidende und individualisierende Angaben zur Verfügung stehen. Eine Identifikation der Person nur mit Werk- oder Sachtiteln ist in der PND nicht vorgesehen. Die literarische Einheit hat das Werk im Blick, möglichst unabhängig von der Ausgabe. Die PI ließen sich von dem Prinzip der literarischen Einheit leiten, indem sie die Haupteintragung stets unter beziehungsweise mit dem Einheitssachtitel („Originalsachtitel") vorschreiben. Die RAK geben dem bibliographischen Prinzip einen gewissen Vorrang, indem sie die Haupteintragung im allgemeinen unter beziehungsweise mit dem vorliegenden Sachtitel und Nebeneintragungen mit beziehungsweise unter dem Einheitssachtitel nur eingeschränkt vorschreiben. Im weiteren Sinn gehören auch andere Beziehungen zum Begriff der literarischen Einheit, die aber nicht im Verhältnis von Werk zu Ausgabe, sondern im Verhältnis von Ausgabe zu Ausgabe stehen, nämlich • Bearbeitung und bearbeitetes Werk (Original), • (Selbständig erschienenes) Register zu einem Werk und das betreffende Werk, 165
3 Einzelne Probleme • • • • •
des alphabetischen
Katalogs
Parallelausgaben eines Werkes, (Selbständig erschienener) Kommentar und kommentiertes Werk, Textbuch und Notenausgabe (bei textierten musikalischen Werken), (Selbständig erschienene) Ergänzung oder Fortsetzung zu einem Werk, Rezension und rezensiertes Werk.
In diesen Fällen sehen die Regelwerke je nach Titelfassung meistens auch Verknüpfungen durch Fußnoten oder Nebeneintragungen vor. Als verschiedene Ausgaben gelten nach den RAK auch Nachdrucke (Reprints), Sekundärausgaben (Mikroformen und Blindenhörbücher) und Computerdateien, die sich bei gleichem Inhalt durch die Art (CD-ROM, Diskette usw.) oder das Betriebssystem unterscheiden. Auch gekürzte Ausgaben, Teilausgaben und Auszüge eines Werkes gelten als Ausgaben eines Werkes. Einen Sonderfall stellen Sekundärausgaben dar, denn bei ihnen bilden die Angaben der Primärausgabe die Grundlage der Katalogaufnahme. In der Ausgabebezeichnung wird zusätzlich die physische Form (Beispiele: Mikrofiche-Ausg., Mikrofilm-Ausg., Blindenhörbuch) angegeben, in einer Fußnote spezifische Daten zur Sekundärausgabe wie Erscheinungsvermerk und die physische Beschreibung. Die im Rahmen der IFLA erarbeiteten „Functional requirements for bibliographic records" definieren sehr abstrakt die funktionalen Anforderungen an bibliographische Datensätze primär aus der Sicht der Nutzung. Zugleich sind es Empfehlungen an die nationalbibliographischen Institutionen für einen Mindeststandard an Funktionalität solcher Datensätze. Es werden folgende Entitäten definiert: • Work: a distinct intellectual or artistic creation. • Expression: the intellectual or artistic realization of a work in the form of alpha-numeric, musical, or choreographic notation, sound, image, object, movement, etc., or any combination of such forms. • Manifestation: the physical embodiment of an expression of a work. • Item: a single exemplar of a manifestation. • Person: an individual. • Corporate body: an organization or group of individuals and/or organizations acting as a unit. Personen und Körperschaften gelten als Entitäten, soweit sie an Entstehen oder Realisierung eines Werkes beteiligt oder Gegenstand eines Werkes sind und durch einen Namen „in a consistent manner" identifizierbar sind, unabhängig davon, wie der Name in den Ausgaben erscheint. Weitere Entitäten beziehen sich auf den Inhalt oder Gegenstand des Werkes und gehören in den Bereich der Sacherschließung: concept, object, event, place. Ausführlich dargestellt werden die Attribute der Entitäten als Datenelemente im Sinn der ISBD, die verschiede166
3.8 Aufgaben des Alphabetischen
Katalogs
nen Beziehungen von Entitäten und schließlich die Aufgaben, die diese Entitäten für die Benutzer erfüllen. Literaturhinweise n Literary unit versus bibliographical unit / Eva Verona // In: Libri 9 (1959), S. 79 - 104 • Functional requirements for bibliographic records : final report / IFLA Study Group on the Functional Requirements for Bibliographic Records. München, 1998. - (UBCIM publications : New Series ; 19)
3.8 Aufgaben des Alphabetischen Katalogs Die Aufgaben des Alphabetischen Katalogs werden häufig nur im Zusammenhang mit den konkreten Regelwerken beziehungsweise deren Bestimmungen diskutiert. Das kann aber leicht den Blick für Entwicklungen einengen. Die Geschichte zeigt zweierlei: Erstens berührt die äußere Form des Katalogs seine Aufgaben in einem viel stärkeren Maß als es zunächst wahrgenommen wird; zweitens entstehen immer wieder Erschließungsinstrumente im wissenschaftlichen Bereich, an denen die Bibliotheken nicht beteiligt sind. Die Änderung der Form des Katalogs bedeutet nicht, daß die frühere Form einfach abgebildet wird. Vielmehr wird die neue Form auch die Aufgaben des Katalogs so stark beeinflussen und verändern, daß die Regelwerke nicht mithalten können. Es ist auch eine geschichtliche Erfahrung, daß Regelwerke erst mit einer gewissen Verzögerung auf das reagieren, was sich durch die Änderung der Katalogform ergibt und anbietet. Der immer wieder erhobene Vorwurf, das Regelwerk RAK sei einerseits zu konventionell und andererseits in einer ständigen Veränderung begriffen, ist deshalb nicht zufällig und trifft natürlich auch andere Regelwerke wie die AACR in gleicher Weise. Die Aufgaben (Funktionen) des Alphabetischen Katalogs sollten vor allem unter zwei Aspekten betrachtet werden: • Unter dem Aspekt der Katalogisierung: Was wird katalogisiert? Katalogisiert werden Bücher, Nichtbuchmaterialien und sonstige literarische Dokumente in der Gestalt von physischen Einheiten, die durch Titel identifizierbar sind. Es entstehen die Gegensätze von Buch und Literatur, von Ausgabe und Werk. • Unter dem Aspekt der Benutzeranforderung: Was wird vom Katalog erwartet? Der Katalog wird von Lesern (Nichtbibliothekaren, Studenten, Wissenschaftlern) und Bibliothekaren (für Erwerbung, Auskunft und Katalogisierung) benutzt. Es können sehr unterschiedliche Anforderungen entstehen 167
3 Einzelne Probleme
des alphabetischen
Katalogs
bei Lesern und Bibliothekaren, aber auch innerhalb der Leser und der Bibliothekare. Zu den Unterschieden, die sich aus dem Bestand (Beispiel: Universalbibliothek und Spezialbibliothek) und aus der unterschiedlichen Bedeutung des Titels (Beispiel: Bücher und Nichtbuchmaterialien) ergeben, kommt noch das Problem der Machbarkeit. Bibliotheken der öffentlichen Hand müssen im Rahmen des Haushalts (Personalstellen, Sachmittel, Erwerbungsmittel usw.) arbeiten. Das verlangt einen Ausgleich zwischen dem Wünschbaren und dem Machbaren. Die Katalogregeln stehen also zwischen unterschiedlichen Anforderungen der Leser und Benutzer einerseits, unterschiedlichen Vorstellungen von Bibliothekaren und dem Machbaren andererseits. Bei der Festlegung der Aufgaben spielen auch die Unterschiede und Gemeinsamkeiten von Katalog und Bibliographie eine Rolle. Bei der Bibliographie hat beispielsweise die bibliographische Beschreibung im allgemeinen einen höheren Stellenwert, weil sie - anders als der Katalog - nicht auf ein unmittelbar verfügbares Buch hinweist und der Leser sich allein aufgrund der Beschreibung orientieren und entscheiden muß. In der Tendenz gilt: Der Katalog dient primär der Frage, ob bestimmte Ausgaben im Bestand vorhanden sind; die Bibliographie dient primär den Fragen, welche Ausgaben bestimmter Werke es überhaupt gibt, und welche Werke beziehungsweise Ausgaben bestimmter Verfasser und Urheber nachweisbar sind. Immer wieder kam in der Vergangenheit an die Kataloge die Forderung, auch bibliographisch unselbständige Werke nachzuweisen, weil Zeitschriftenaufsätze die aktuellsten Informationen enthalten. Der Aufgabe der Erschließung von Zeitschriftenaufsätzen haben sich aber im allgemeinen außerbibliothekarische Einrichtungen angenommen und halten sie in Datenbanken bereit. Die Bibliotheken bemühen sich deshalb, Zugang zu den Erschließungsinstrumenten für Zeitschriften zu erhalten, sie in die Informationsvermittlung einzubeziehen und einen Zugang zu den einschlägigen elektronischen Dokumenten zu schaffen. Soweit Bibliotheken als Ersteller von Regionalbibliographien auftreten, bringen sie diesen Anteil teilweise bereits in die Verbundkataloge ein. In einigen Wissenschaftsbereichen ist der Anteil der Veröffentlichungen in elektronischer gegenüber solchen in gedruckter Form gewaltig angestiegen. Bei den Netzpublikationen handelt es sich zu einem erheblichen Anteil um Veröffentlichungen, die in der Vergangenheit als bibliographisch unselbständige Werke erschienen wären. Der Begriff „bibliographisch unselbständig" kann aber auf diese Dokumente nicht mehr angewendet werden. So ist zu erwarten, daß einerseits diese Unterscheidung bedeutungslos wird, andererseits diese hochaktuellen und speziellen Dokumente neue Fragen der Erschließung, des Begriffs „Ausgabe" und der Langzeitspeicherung aufwerfen. 168
3.8 Aufgaben
des Alphabetischen
Katalogs
Eines der ältesten Regelwerke, in dem die Aufgaben des Katalogs definiert werden, sind die „Rules for a dictionary catalog" (1876; 4th edition 1904) von Charles A. Cutter. Er geht aus von den Fragen der Benutzer, nämlich: 1. To enable a person to find a book of which either (A) the author is known. (B) the title is known. (C) the subject is known. 2. To show what a library has (D) by a given author. (E) in a given subject. (F) in a given kind of literature. 3. To assist in the choice of a book (G) as to its edition (bibliographically) (H) as to its character (literary or topical). Um diese Aufgaben zu erfüllen, definiert er unterschiedliche Eintragungen, nämlich Author-entry (für A und D), Title-entry (für B), Subject-entry (für C und E), Form-entry und Language-entry (für F) sowie Angaben zur Ausgabenund Auflagenbezeichnung (für G) und Angaben in Fußnoten (für H). Es ist bemerkenswert, daß Cutter den Katalog als ein umfassendes Instrument versteht, denn die vorgesehenen Eintragungen entsprechen im wesentlichen den Eintragungen sowohl des Alphabetischen Katalogs als auch des Schlagwortkatalogs (—> 8 Kreuzkatalog). In dem von ihm geforderten Katalog sind die in der angloamerikanischen Katalogtheorie bis heute wirksamen Funktionen ausgebildet, nämlich die „finding function" und die „relating function". Traditionell wird im deutschsprachigen Bereich von einem Alphabetischen Katalog erwartet, daß er auf die folgenden drei Fragen antworten kann: (1) Ist ein bestimmtes, dem Verfasser und (oder) dem Sachtitel nach bekanntes Werk in der Bibliothek vorhanden? (2) Welche Werke eines bestimmten Verfassers und (3) welche Ausgaben eines bestimmten Werkes eines Verfassers beziehungsweise welche Ausgaben eines bestimmten anonymen Werkes besitzt die Bibliothek? Diese drei einfach erscheinenden Fragen definieren drei Aufgaben, die den Alphabetischen Katalog zu einem komplexen Instrument machen. Formalmaterielle Aspekte zeigen sich in der Form der Suchbegriffe oder Ordnungsmerkmale (Namen und Sachtitel) und in der Verwendung der bibliographischen Daten der Vorlage (Titel, Erscheinungsjahr, Auflagenzählung usw.). Inhaltlichintellektuelle Aspekte zeigen sich in den Begriffen Verfasser, Werk und Einheitssachtitel. Diese drei klassischen Fragen oder Aufgaben versuchen das bibliographische und das literarische Prinzip zu berücksichtigen (—» 3.7 Literarische Einheit und 169
3 Einzelne Probleme des alphabetischen
Katalogs
bibliographisches Prinzip). Die RAK-WB (§ 101) übernehmen die Formulierung der Aufgaben des Alphabetischen Katalogs aus dem Statement of Principles der International Conference on Cataloguing Principles (Paris 1961), geben dem bibliographischen Prinzip den Vorrang und schränken die literarische Einheit ein: 1. Der alphabetische Katalog einer Bibliothek hat zunächst die Aufgabe nachzuweisen, ob eine bestimmte Ausgabe eines Werkes vorhanden ist. 2. Er hat ferner die Aufgabe, in dem durch diese Regeln gegebenen Umfang nachzuweisen, a) welche Werke eines bestimmten Verfassers oder Urhebers, b) welche Ausgaben eines bestimmten Werkes vorhanden sind. Aus Punkt 1 ergibt sich die Aufgabe, eine Veröffentlichung unter den vorliegenden Daten (= Vorlageformen) nachzuweisen, also insbesondere unter dem vorliegenden Sachtitel und den vorliegenden Namen. Aus Punkt 2,a ergibt sich die Aufgabe, einen bestimmten Verfasser beziehungsweise Urheber unter einem bestimmten Namen in einer bestimmten Form einheitlich nachzuweisen (= Ansetzungsformen), also unabhängig vom vorliegenden Namen und der vorliegenden Form. Aus Punkt 2,b ergibt sich als Aufgabe die Verwendung eines einheitlichen Sachtitels für jede Ausgabe eines Werkes (= Einheitssachtitel). Entscheidend für die Aufgaben des Alphabetischen Katalogs und das Regelwerk sind die Definitionen von „Werk" und „Ausgabe". Das Werk ist die geistige Schöpfung. Die Ausgabe ist die Präsentation beziehungsweise Publikation in einer physischen Form. Die Einschränkungen der Aufgaben betreffen • die Anzahl der Eintragungen unter Personen, Körperschaften und weiteren Sachtiteln; • den Verzicht auf die individuelle Ansetzung der Personennamen; (beispielsweise keine Unterscheidung gleichnamiger Personen, ausgenommen bei Personen der Antike, des Mittelalters und bei Fürsten- und Papstnamen) • den teilweisen Verzicht auf die Auflösung von Pseudonymen; • den teilweisen Verzicht auf Eintragungen mit beziehungsweise unter Einheitssachtiteln; • den teilweisen Verzicht auf die Bestimmung von Einheitssachtiteln; • die Beschränkung auf bibliographisch selbständige Werke. Mit den theoretischen Grundlagen des Katalogisierens hat sich sehr ausführlich Akos Domanovsky (1975) beschäftigt. Mit großer Akribie zeigt er die verschiedenen Aspekte der Formalkatalogisierung („author-title cataloguing") auf, bringt sie in einen logischen Zusammenhang und zieht praktische Konsequen170
3.8 Aufgaben des Alphabetischen
Katalogs
zen. Er unterscheidet „functions" (Aufgaben des Katalogs) und „objects" (Gegenstände der Katalogisierung): The first function: (1) The recording of „books" (2) Elemental objects other than „books" The second function: The recording of „works" The third function: The recording of persons' and bodies' „oeuvres" Wichtige Ergebnisse seiner Untersuchung sind die Feststellung des überwiegend formalen Charakters des Alphabetischen Katalogs, die Bestätigung und Präzisierung der drei Hauptaufgaben, das Festhalten am Konzept der Haupteintragung, die Ablehnung der korporativen Verfasserschaft, das Bewußtmachen der Probleme der Formalkatalogisierung und das Hinweisen auf Hauptfehler in den Regelwerken. Durch den Onlinekatalog treten neue Möglichkeiten, aber auch neue Anforderungen auf. Beispielsweise kam sehr früh die Forderung, in der bibliographischen Beschreibung mehr oder weniger ganz auf Abkürzungen von Wörtern zu verzichten, weil dies die Stichwortsuche erschwert oder einschränkt. Mit der Erweiterung der Suchelemente wird es notwendig, die bibliothekarische Normierung auszuweiten, nämlich auf • Erscheinungsorte, • Verlage, • Erscheinungsjahre (gemäß den RAK-WB § 147 werden Erscheinungsjahre in der christlichen Zeitrechnung mit vier arabischen Ziffern angegeben; für die Suche sollten aber auch Zeitabschnitte, beispielsweise Jahrhunderte, zur Verfügung stehen), • Schreibweisen (zum Beispiel eine orthographische Normierung des Titels oder wichtiger Stichwörter bei Ausgaben aus einer Zeit, in der eine andere oder keine einheitliche Rechtschreibnorm galt). In welchem Umfang und in welcher Weise elektronische Publikationen mit den Begriffen Werk und Ausgabe beschrieben werden können und welchen Stellenwert physische Präsentationen solcher Dokumente (beispielsweise Ausgaben auf Papier und auf CD-ROM) haben, ist noch nicht abzusehen. Zwischen bibliographisch selbständigen und bibliographisch unselbständigen Werken zu unterscheiden, wird für diese Dokumente wohl nicht mehr möglich sein. Eine neue Art von Suchbegriffen sind formale Daten, die gewöhnlich nicht Gegenstand der bibliographischen Beschreibung sind und in verschlüsselter 171
3 Einzelne Probleme des alphabetischen
Katalogs
Form erfaßt werden (—> 3.1 Bibliographische und besitzerspezifische Daten), beispielsweise • die Sprache und/oder Schrift, • das Erscheinungsland, • die Erscheinungsweise, • die physische Form (Medientyp), • die Art der Publikation (Dokumentart), • der Gattungsbegriff. Bisher wurden solche Daten vorwiegend zu Selektionszwecken verwendet. In größeren Datenmengen wird es aber darauf ankommen, solche Codes auch als Suchbegriffe im Onlinekatalog anzubieten. Literaturhinweise n Rules for a dictionary catalog / by Charles A. Cutter. - 4th edition, rewritten. - Washington, 1904. - (Special report on public libraries / U.S. Bureau of Education ; Part 2) D Functions and objects of author and title cataloguing / A. Domanovsky. München, 1975
Exkurs: Alphabetischer
Katalog
Die Bezeichnung „Alphabetischer Katalog" ist bereits im 18. Jahrhundert belegbar; sie ist bis heute die bevorzugte Benennung geblieben. Die Benennungen Catalogus nominalis oder Catalogus personalis verwendet Johann Heinrich Hottinger (Bibliothecarius quadripartitus. Zürich, 1664) und erläutert dazu: „Hic vero authorum nomina exprimit, atque ostendit." Die Aufgabe dieses Katalogs formuliert er so: „Catalogus nominalis, et indicativus sit personarum, et judicativus sive discretivus editionum." Hottinger unterscheidet insgesamt fünf Katalogarten, nämlich Catalogus chronologicus (Ordnung nach den Lebensdaten der Autoren), Catalogus logicus (ein systematischer Katalog), Catalogus theologicus (Ordnung nach der Religionszugehörigkeit der Autoren), Catalogus grammaticus sive alphabeticus (ein Alphabetischer Katalog beziehungsweise ein Schlagwortkatalog) und Catalogus topographicus (Ordnung nach der Herkunft der Autoren). Der „Catalogus grammaticus sive alphabeticus" kann sowohl in der Form des Catalogus realis (Schlagwortkatalog) als auch in der Form des Catalogus personalis (Alphabetischer Katalog) vorkommen. Die Benennung Nominalkatalog wird bis heute in Österreich bevorzugt. In § 101 der RAK wird sie als Alternativbenennung aufgeführt. Bei Johann Georg 172
3.8 Aufgaben des Alphabetischen
Katalogs
Seizinger (Theorie und Praxis der Bibliothekswissenschaft, Grundlinien der Archivwissenschaft. Dresden, 1863) ist diese Benennung noch die gängige: „Der Nominalkatalog hat ganz eigentlich die Bestimmung, den gesamten Bücherbestand in der alphabetischen Ordnung darzustellen. Diese ist unter den mancherlei denkbaren Ordnungen die einfachste, nach welcher der Titel eines jeden bestimmten Buches am leichtesten und schnellsten sich finden läßt. Bei dem in Rede stehenden Kataloge erscheint das Ordnungswort, resp. der Name des Verfassers oder das Materialwort, als die Hauptsache, der Inhalt des Buches aber als das Zufällige (als Zugabe)." Nach Adolph Keysser (Über die Einrichtung der alphabetischen Hauptkataloge öffentlicher Bibliotheken. In: Zentralblatt für Bibliothekswesen 2, 1885, S. 1 - 19) wurde der Alphabetische Katalog „Nominalkatalog" genannt, wenn sich „eine Vereinigung aller Werke eines Verfassers auf einem und demselben Zettel bzw. Blatte" befindet. Martin Schrettinger (Handbuch der Bibliothek-Wissenschaft. Wien, 1834) verwendet den eindeutschenden Begriff „alphabetischer Namen-Katalog", weil er „hauptsächlich dazu bestimmt ist, unter dem Namen eines Verfassers anzugeben, welche Werke von demselben vorhanden seyen". Die Benennung Allgemeiner alphabetischer Katalog wählt Albrecht Christoph Kayser (Über die Manipulation bei der Einrichtung einer Bibliothek und der Verfertigung der Bücherverzeichnisse. Bayreuth, 1790). Er versteht darunter einen Katalog, „der alle in der Bibliothek befindlichen großen und kleinen Werke ohne Rücksicht auf die verschiedenen Zweige der Wissenschaften bloß in derjenigen Reihe anführt, die ihnen der Anfangsbuchstabe ihrer Verfasser, oder, wenn sich die letzteren nicht genannt haben, der Anfangsbuchstabe ihres Ordnungswortes, das heißt, desjenigen Wortes, wonach der Titel eines anonymen Werkes in das Verzeichnis eingetragen werden kann, nach dem Alphabete anweiset." Der Zusatz „allgemeiner" bedeutet hier, daß es sich um einen Hauptkatalog und nicht - wie beim Schlagwortkatalog - um einen Auswahlkatalog handelt (—» 1.5.1 Haupt- und Teilkataloge). Die Benennung Alphabetischer Zettelkatalog weist auf die äußere Form des Katalogs hin. Der Zettelkatalog hat im Laufe des 19. Jahrhunderts den Bandkatalog abgelöst. Carl Dziatzko verwendet diese Benennung sogar im Titel des von ihm erarbeiteten Regelwerkes (Instruction für die Ordnung der Titel im Alphabetischen Zettelkatalog der Königlichen und Universitätsbibliothek zu Breslau. Berlin, 1886); sie wurde auch in die PI übernommen. Die Benennung Verfasserkatalog ist eigentlich die Abkürzung von „Verfasser- und Anonymakatalog". Damit wird ausgedrückt, daß Verfasserwerke und Anonyma, d.h. im Sinn des jeweiligen Regelwerkes als verfasserlos (anonym) zu behandelnde Werke nachgewiesen werden. Ähnlich gibt es auch die Benennungen „Autorenkatalog" oder „Verfasser- und Titelkatalog". Bei letzterer Benennung wird unter Titel der Sachtitel von anonymen Werken verstanden. In Zu173
3 Einzelne Probleme des alphabetischen
Katalogs
sammenhang mit der International Conference on Cataloguing Principles (Paris 1961) wurde entsprechend dem Verfasserkatalog der „Alphabetical author catalogue" definiert. Die Benennung Alphabetischer Titelkatalog ist nach Horst Kunze (Grundzüge der Bibliothekslehre. Leipzig, 1977) im Gegensatz zu Verfasserkatalog, Autorenkatalog, Nominalkatalog und Formalkatalog noch am ehesten zu vertreten, „da er den AK zugleich gegenüber dem alphabetischen Sachkatalog abgrenzt". Als „Titelkatalog" wird in öffentlichen Bibliotheken auch ein Katalog bezeichnet, in dem die Romanausgaben unter den Sachtiteln nachgewiesen sind. Die Benennung Formalkatalog wurde von Hans Trebst (Der heutige Erkenntnisstand in der Formal- und Sachkatalogisierung. In: Zentralblatt für Bibliothekswesen 51, 1934, S. 435 - 451) in die Literatur eingeführt. Trebst wollte damit vor allem eine genauere Bezeichnung vorschlagen, die eine Verwechslung mit dem Schlagwortkatalog ausschließt: „Auch müßte mit der indifferenten und seit dem starken Hervortreten des SWK auch die Benutzerschaft irreführenden Bezeichnung als Alphabetischer Katalog aufgeräumt werden, nahe genug liegt die prägnantere Bezeichnung als Formalkatalog doch wirklich." Heute werden die Bezeichnungen Alphabetischer Katalog und Formalkatalog - entsprechend auch alphabetische Katalogisierung und Formalkatalogisierung gleichbedeutend verwendet. Mit dem Schlagwortkatalog, der in der Form des Karten- oder Listenkatalogs natürlich auch ein „alphabetisch geordneter" Katalog ist, wird er nicht verwechselt. So hat es auch bei der International Conference on Cataloguing Principles (Paris, 1961) keinen Zweifel gegeben, daß mit „catalogue principles" die Grundsätze des Alphabetischen Katalogs gemeint sind. Die Frage der Benennung beziehungsweise die Unterscheidung von Formalund Sachkatalog tritt bei elektronischen Katalogen in den Hintergrund, weil es genügt, vom „Katalog" schlechthin zu sprechen. Die Onlinedatenbank mit den bei der Formalkatalogisierung entstandenen Datensätzen ist die Grundlage des elektronischen Katalogs, in dem mit unterschiedlichen Suchbegriffen aus den Bereichen der Formal- und der Sacherschließung nach relevanten Datensätzen gesucht werden kann.
3.8.1 Katalogtheorie Über Wesen und Aufgabe der Kataloge und ihre Stellung im gesamten Organismus der Bibliothek hat sich Hermann Fuchs (BibliotheksVerwaltung, 1968) folgende Gedanken gemacht: „Der Bibliothekskatalog ist ein Arbeitsinstrument 174
3.8 Aufgaben des Alphabetischen
Katalogs
der Bibliothek und die Tätigkeit an ihm ist ein Teil der bibliothekarischen Verwaltungsarbeit. In seiner Entwicklung spiegelt sich die des Bibliothekswesens wider. Das historische Studium der Kataloge und des Katalogisierens zeigt deutlich, daß die innere Anlage, die äußere Form und die Aufgabe der Kataloge im Laufe der Zeit viele Wandlungen durchgemacht haben: Das Anwachsen der Buchbestände, die äußere Gestalt des Buches, die Einstellung des Lesers zum Buch und zum Lesen und die fortschreitende Entwicklung der Katalogisierungstechnik, all das hat einen großen Einfluß auf den Bibliothekskatalog ausgeübt. Die dadurch verursachten Änderungen in den Katalogen sind oft nur langsam und inadäquat erfolgt, weil über die Natur und die Aufgaben des Katalogs und seine Stellung im gesamten Bibliotheksorganismus keine ausreichende Klarheit bestand, aber auch weil bei den Katalogen die Tradition eine große Rolle spielt. Es liegt in ihrer Natur, daß eine Abweichung von der Tradition, wenn sie bewußt geschieht, eine Umarbeitung des bereits vorhandenen oder einen Neuanfang und damit eine Pluralität der Kataloge nach sich zieht. Bedeutet das erste eine große zusätzliche Aufgabe, so das zweite eine Erschwerung ihrer Benutzung. Aus dieser Situation ist es zu verstehen, wenn die Ansicht Geltung hat, daß man auch mit einem fehlerhaften Katalog arbeiten könne, wenn er nur konsequent fortgeführt werde." Die Kataloggeschichte zeigt, daß es weniger eine Katalogtheorie als Konventionen und Verfahren gibt, die einerseits von den Bestimmungen der Regelwerke und andererseits von der physischen Form und damit auch von den technischen Möglichkeiten abhängen. Die eigentlichen Fragen und Probleme zeigen sich erst - und das gilt in der bibliothekarischen Arbeit nicht nur für die Kataloge - ab einer bestimmten Größenordnung. Die ältesten Kataloge in der Antike und im Mittelalter waren Verzeichnisse im Sinne von Inventaren; sie hatten weniger die Aufgabe, den Bestand zu erschließen, als die vorhandenen Bücher beziehungsweise Buchtitel aufzulisten (zu verzeichnen, nachzuweisen). Diese Kataloge erlaubten aber eine schnellere Übersicht als am Regal, ferner zeigten sie auch die Bücher an, die sich gerade nicht im Regal befanden. Die Vorstellung einer „vollständigen Liste der vorhandenen Buchtitel" hat sich in der Bezeichnung „Verzeichnis" bis heute erhalten, beispielsweise bei den Unternehmen des VD 16 (—» 6.2.1 Verzeichnis der im deutschen Sprachbereich erschienenen Drucke des 16. Jahrhunderts) und des VD 17 (—» 6.2.2 Verzeichnis der im deutschen Sprachbereich erschienenen Drucke des 17. Jahrhunderts). Auch die bis heute gebräuchliche Bezeichnung „Eintragung" weist zurück auf das Eintragen von Buchtiteln in eine Liste. Heute bewegen sich die Meinungen, was die Aufgaben des Alphabetischen Katalogs seien, eher zwischen zwei Extremen, nämlich: „Finding list" oder „Bibliographie" (—> 3.7 Literarische Einheit und bibliographisches Prinzip). 175
J Einzelne Probleme des alphabetischen
Katalogs
Literaturhinweise n
•
Statement of principles : adopted at the International Conference on Cataloguing Principles, Paris, October 1961 / International Federation of Library Associations. - Annotated edition with commentary and examples / by Eva Verona. - London, 1971 Bibliotheksverwaltung / Hermann Fuchs. - 2., verbesserte und vermehrte Auflage. - Wiesbaden, 1968
a
Functions and objects of author and title cataloguing : a contribution to cataloguing theory / by A. Domanovsky. - München, 1975 D e r Katalog und die Theorie oder Ist Ordnung eine halbe Philosophie? : Über Jean M. Perreaults Vorlesungen „The idea of order in bibliography" / Helmut Beck // In: Zeitschrift für Bibliothekswesen 11 (1986), S. 504 - 507
•
Future libraries, future catalogues / Pat Oddy. - London, 1996
D
3.8.2 Aspekte des Listenkatalogs Der (handschriftliche oder gedruckte) Listenkatalog bildet ursprünglich die physische Abfolge der verzeichneten Dokumente oder Objekte ab. Das Problem der Haupteintragung rührt von der Vorstellung, daß jedem Dokument eine bestimmte Stelle im Katalog zukommt. Diese Vorstellung hat sich in der „Katalogtheorie" der Regelwerke noch lange erhalten: Die PI haben zusätzliche Nachweise nur als „Auffindungshilfen" für die Haupteintragung betrachtet; die R A K verzichten auf viele Nebeneintragungen und Verweisungen, weil die Kenntnis der Daten für die Haupteintragung vorausgesetzt wird und die Suche nach möglichst genau zitierten Titeln im Vordergrund steht. Der Listenkatalog stößt an seine Grenzen, wenn es darum geht, laufend die erworbenen Bücher zu verzeichnen, also in das vorhandene Verzeichnis „einzuschieben", und in einer größeren Anzahl von Eintragungen die Auffindung sicherzustellen, also mehrere Eintragungen für einen bestimmten Titel vorzusehen. Ein besonderer Vorteil, den auch gedruckte Listenkataloge aufweisen, ist jedoch das schnelle Überblicken einer größeren Anzahl von Eintragungen. Der Listenkatalog lebt in der Gestalt des Mikrofichekatalogs fort, der aus den maschinenlesbaren Aufnahmen erstellt werden kann. Die technischen Herstellungsmethoden erlauben das „Einschieben" neuer Eintragungen und das Einfügen nahezu beliebig vieler Verweisungen und Nebeneintragungen als „Auffindungshilfen" durch erneutes Ausdrucken. Der Listenkatalog besteht weiter in den regelmäßig erscheinenden Katalogen und Bibliographien in Buchform, insbesondere auch den Nationalbibliographien.
176
3.8 Aufgaben
des Alphabetischen
Katalogs
3.8.3 Aspekte des Zettel- oder Kartenkatalogs Der (handschriftliche, maschinenschriftliche oder gedruckte) Kartenkatalog bildet zunächst den Listenkatalog ab und ist deshalb stark vom Prinzip der Liste geprägt. Wie beim Listenkatalog ist die Erschließung im allgemeinen auf Personennamen, Körperschaftsnamen und Sachtitel beschränkt geblieben. Nachweise unter Verlegern, Erscheinungsorten, Sprachen, Erscheinungsjahren, Erscheinungsweisen (Beispiel: Zeitschriften und Zeitungen), Gattungen (Beispiel: Dissertationen, Festschriften), Medienformen und dergleichen können in Ausnahmefällen nur durch Sonderkataloge und mit einem verhältnismäßig großen Aufwand erbracht werden. Die Möglichkeit des beliebigen Einschiebens neuer Eintragungen wird aber auch für eine tiefere Erschließung durch Mehrfachnachweise genutzt. Die Technik der Einheitskarte und deren Vervielfältigung hat den Kartenkatalog entscheidend verbessert gegenüber dem Listenkatalog. Beim Suchen kommt es darauf an, eine bestimmte Alphabetstelle zu finden. Voraussetzung dafür sind die Kenntnisse des alphabetischen Ordnens sowie Grundkenntnisse des Regelwerkes, nach dem die Ordnungsbegriffe festgelegt werden. Das Blättern ermöglicht eine schnelle Durchsicht. Beim Suchen erhält man ein Gefühl für Größe und Art des Bestandes, so daß man die gefundenen Treffermengen hierzu in Beziehung setzen kann. Die Erschließung ist eindimensional (linear) und präkoordinierend. Das gilt für den Alphabetischen und auch den Schlagwortkatalog. Der Kartenkatalog stößt aus praktischen Gründen an seine Grenzen, wenn es darum geht, an jeder Nachweis- oder Alphabetstelle für einen bestimmten Titel die volle Information zu bieten. So stellen noch die RAK-WB in § 183,2 fest: „In Nebeneintragungen kann - je nach Art der Katalogführung - auf Nachtragungen und bibliographische Ergänzungen verzichtet werden."
3.8.4 Aspekte des Onlinekatalogs Der Onlinekatalog bildet zunächst den Kartenkatalog mit seinen Suchbegriffen (Ordnungsblöcken) ab. Er erlaubt ein beliebiges Hinzufügen von neuen „Eintragungen" und zeigt nach jeder Recherche den vollständigen Datensatz in aktuellster Form an. Die Technik des Suchens über Indizes nutzend, bietet der Onlinekatalog mit der Stichwortsuche ohne zusätzlichen Aufwand bei der Katalogisierung eine tiefere Erschließung an. Damit befreit er die Suche weitestgehend von der Kenntnis der Regelwerke. Beim Suchen kommt es darauf an, geeignete Suchbegriffe einzugeben, eine maschinelle Suche nach Datensätzen, die diese Begriffe enthalten, anzustoßen 177
3 Einzelne Probleme des alphabetischen
Katalogs
und die als Treffer angezeigten Datensätze auf ihre Relevanz hin durchzusehen. Die Kenntnis, wie solche Suchbegriffe zu schreiben sind, ist für die erfolgreiche Suche wichtig (—» 1.4.6 Suche im Onlinekatalog). Durch die Kombination der verschiedensten Suchbegriffe kann die Suche mehrdimensional und postkoordinierend werden. In der integrierten Form mit Ausleih- und Erwerbungsdaten erhält der Onlinekatalog die Funktion eines umfassenden Informationsinstrumentes, das auch über bestellte, ausgeliehene und noch im Geschäftsgang befindliche Dokumente Auskunft gibt. Der Onlinekatalog stößt an seine Grenzen, wenn es darum geht, aus einer sehr hohen Anzahl von Eintragungen eine überschaubare Anzahl relevanter Treffer zu gewinnen. Die Datensätze sind physisch nicht mehr wie im Kartenoder Listenkatalog quantifizierbar. Jede Suche bietet als Ergebnis nur eine Teilmenge von Aufnahmen an, die nicht erkennen läßt, wie vollständig dieses Ergebnis in Bezug auf den Bestand ist. Zukünftige Entwicklungen werden zeigen, (1) ob und in welchem Umfang sich die Technik der maschinellen Verknüpfung von Aufnahmen (Datensätzen), (2) wie sich Suchmaschinen und schließlich (3) wie sich die Vernetzung der Kataloge über Standardschnittstellen auf die Regelwerke und die Katalogtheorie auswirken werden.
3.9 Katalogpflege Traditionell wird unter Katalogpflege die Gesamtheit aller Bemühungen bezeichnet, den Katalog möglichst konsistent und einheitlich zu führen, also gleichartige Fälle stets gleichartig zu behandeln. Die wichtigste Voraussetzung dafür ist ein logisch formuliertes Regelwerk, das auch möglichst viele Einzelfälle abdeckt. Dazu kommen • die Qualifikation und Erfahrung derer, die katalogisieren, und • die Durchführung der notwendigen bibliographischen und inhaltlichen Recherchen; dafür müssen die entsprechenden Bibliographien und Nachschlagewerke vorhanden sein. Konkret bedeutet Katalogpflege: • die Uberprüfung aller Ansetzungsformen bei Neukatalogisaten im eigenen Katalog beziehungsweise in der Normdatei; • die Dokumentation (Beispielsammlung) der praktizierten Interpretationen und der Ergänzungen des Regelwerkes; • das Korrekturlesen der Titelaufnahme, um vor allem Schreibfehler im Onlinekatalog zu vermeiden; 178
3.9 •
Katalogpflege
die Schlußkontrolle oder Schlußredaktion; im Kartenkatalog ergibt sich beim Vorgang des Einlegens eine Möglichkeit, Fehler zu entdecken und zu berichtigen.
In einem Verbundkatalog wird die Katalogpflege weitestgehend von der Zentralredaktion übernommen (—» 1.6.2 Zentralredaktion).
179
4 Regelwerke 4.1 Allgemeines zu Regelwerken Schriftlich fixierte Regelwerke für die Katalogisierung gibt es für einzelne Bibliotheken seit Anfang des 19. Jahrhunderts. Mit der Nutzung von Fremdleistungen (1901 Katalogkartendrucke der Library of Congress) und dem Aufbau von Zentralkatalogen (1899 „Instruktion für die alphabetischen Kataloge der preußischen Bibliotheken und für den preußischen Gesamtkatalog") war es notwendig, die Regeln für die alphabetische Katalogisierung nicht nur als interne Anweisung oder Konvention innerhalb einer Bibliothek zu behandeln. Die Preußischen Instruktionen erhielten für den deutschsprachigen Raum nahezu den Charakter eines nationalen Regelwerkes. Die ALA-Rules (1908) waren das erste internationale Regelwerk; es erschien in einer nordamerikanischen und in einer englischen Fassung. Eine internationale Angleichung der Regelwerke für den Alphabetischen Katalog war das Ziel zweier Veranstaltungen der International Federation of Library Associations (IFLA): • Die Pariser Konferenz 1961: Conference on Cataloguing Principles (ICCP) Hier wurden erstmals auf internationaler Ebene Grundsätze für den Alphabetischen Katalog erarbeitet. Diese Grundsätze betreffen die Aufgaben und Struktur des Alphabetischen Katalogs sowie die Wahl der Haupteintragung. Für die Bibliotheken im deutschsprachigen Bereich waren Haupt- und Nebeneintragungen unter Körperschaftsnamen neu. • Das Kopenhagener Treffen 1969: International Meeting of Cataloguing Experts (IMCE) Hier wurden erstmals auf internationaler Ebene Grundsätze für die Ansetzung von Personennamen und von Körperschaftsnamen festgelegt. Für die Ansetzung von Personennamen der Neuzeit wurde das Staatsbürgerprinzip, für Namen der griechischen und römischen Antike lateinische Namensformen und für Namen des Mittelalters das Sprachenprinzip empfohlen. Auf der Grundlage der Ergebnisse dieser beiden IFLA-Veranstaltungen entstanden nationale Regelwerke für die alphabetische Katalogisierung. Für das deutschsprachige Gebiet wurden die RAK, für den englischsprachigen Raum die AACR erarbeitet. - Ein Regelwerk für die alphabetische Katalogisierung muß Festlegungen in folgenden Bereichen treffen: • Bibliographische Beschreibung, • Ansetzung der Namen und Sachtitel, unter denen Eintragungen gemacht werden, 180
4.1 Allgemeines zu • •
Regelwerken
Anzahl und Art der Eintragungen, Ordnung der Eintragungen (für Listen- und Kartenkataloge).
Im Bereich der Sacherschließung erreichte die von Melvil Dewey 1876 erstmals vorgeschlagene Klassifikation eine breite und auch internationale Anwendung. Die Dewey Decimal Classification (DDC) erhebt nach mehreren Umgestaltungen heute einen Anspruch auf Universalität. Bemühungen um eine deutsche Einheitsklassifikation scheiterten in den 1970er Jahren. Nach einem Expertengespräch im Jahre 1978 verfestigte sich im deutschsprachigen Gebiet die Meinung, daß der Schlagwortkatalog ein geeignetes Instrument der Sacherschließung, insbesondere auch von Universalbibliotheken ist. Bei systematischer Aufstellung ist der Schlagwortkatalog eine notwendige Ergänzung der bibliothekarischen Sacherschließung. Nach dem Vorbild der RAK entstanden in den 1980er Jahren die RSWK als einheitliches Regelwerk zur Beschlagwortung im deutschsprachigen Gebiet. - Ein Regelwerk für die Bescblagwortung muß Festlegungen in folgenden Bereichen treffen: • Art der Schlagwörter (Schlagwortkategorien), • Form der Schlagwörter (Ansetzung; Bilden von Schlagwortketten), • Anzahl und Art der Eintragungen, • Ordnung der Eintragungen (für Listen- und Kartenkataloge). Innerhalb eines Regelwerkes stellen die Ansetzungsregeln einen zentralen Teil dar. Sie bestimmen ganz wesentlich die Qualität des Regelwerkes. Bei der alphabetischen Katalogisierung können folgende logische Abschnitte unterschieden werden: Entscheidung über Haupteintragung, Nebeneintragung(en), Verweisung(en)
Welcher Name? Welcher Sachtitel?
Ansetzung der Namen und Sachtitel
In welcher Form?
Bibliographische Beschreibung
In welchem Umfang? Aus welchen Quellen?
181
4 Regelwerke Bei der Beschlagwortung können folgende logische Abschnitte unterschieden werden: Inhaltsanalyse des Dokumentes
Welche inhaltlichen Begriffe?
Ansetzung der Schlagwörter
In welcher Form?
Zuordnung und Verknüpfung der Schlagwörter
Welche Schlagwortkategorien? Welche Schlagwortketten?
Die Ansetzung der Namen, Sachtitel und Schlagwörter ist das Ergebnis einer Normierung, die sich geschichtlich betrachtet zunächst nur auf den jeweiligen Katalog in einer Bibliothek bezog, die sich heute jedoch über die regionalen Verbundsysteme und die Fremddatenübernahme auf nationaler und auch internationaler Ebene abspielt. Im Bereich des Schlagwortkatalogs beschränkt sich die normierende Wirkung zunächst nur auf eine bestimmte Sprache. Durch mehrsprachige Thesauri kann jedoch versucht werden, auch hier eine gewisse Internationalisierung zu erreichen. Für die Durchsetzung von Regelwerken und deren einheitliche Anwendung spielen die nationalbibliographischen Institutionen eine wichtige Rolle. Mit den Katalogdaten werden im allgemeinen auch die Regeln und sonstigen Katalogisierungskonventionen übernommen. Das hat sich zuerst und am deutlichsten an den Aufnahmen der Library of Congress gezeigt. Die Diskussion über Katalogisierungsregeln in den Bibliotheken und Bibliotheksverbünden muß in dem Maße zurückgehen, in dem die Katalogdaten als Fremdleistungen übernommen werden können (—» 1.6.3 Fremddatenübernahme).
Exkurs:
Ansetzung
Die Ansetzung der Namen und Sachtitel stellt einen zentralen Vorgang der Katalogisierungsarbeit dar, weil sie sich gravierend auf die Suche beziehungsweise das Wiederauffinden auswirkt. Nach § 24,2 der RAK-WB wird die Bildung der für die Einordnung einer Eintragung zu verwendenden maßgeblichen Form des Na182
4.1 Allgemeines
zu
Regelwerken
mens einer Person, des Namens einer Körperschaft und des Sachtitels als Ansetzung bezeichnet. Aber auch abweichende Formen, unter beziehungsweise mit denen Eintragungen gemacht werden oder von denen verwiesen wird, sind anzusetzen. In den PI ist anstelle von „Ansetzung" und „ansetzen" im allgemeinen von „Einordnung" und „einordnen" die Rede ( PI §§ 30, 78 und 181); die Wendung „werden ... angesetzt" bezieht sich offensichtlich nur auf die grammatische und orthographische Form der sachlichen Ordnungswörter ( PI §§ 181 und 207). Die R A K verwenden den Begriff „ansetzen" eigentlich in zweifacher Bedeutung. Im weiteren Sinn bedeutet „ansetzen" das Bilden der für die Einordnung maßgeblichen Form des Namens und des Sachtitels. Dabei sind die für die Einordnung wichtigen Teile nach den Bestimmungen formal korrekt wiederzugeben. Beispiel: Auf dem Titelblatt steht der Verfassername in der Form „ARTHUR M. H I N D " ; die formalen Bestimmungen sehen die Inversion nach dem Schema „Familienname, Vorname(n)" sowie die Groß- und Kleinschreibung vor, also: „Hind, Arthur M . " Im engeren Sinn bedeutet „ansetzen" aber auch das Bestimmen derjenigen Form des Namens ein und derselben Person beziehungsweise Körperschaft, die für alle Haupt- und Nebeneintragungen dieser Person beziehungsweise Körperschaft maßgeblich ist. Bei der Ansetzung von Sachtiteln ist eine Vielzahl von Sachverhalten zu berücksichtigen, etwa Groß- und Kleinschreibung, Abkürzungen, einleitende Wendungen, Folgen von Initialen, Apostrophe, Striche, verschiedene Schreibweisen und Formen von Wörtern, typographische Besonderheiten, Zahlen, Symbole und Formeln. Die Grundregel der RAK-WB (§ 501,1), nach welcher der Sachtitel „im allgemeinen in der vorliegenden Form" anzusetzen ist, erfährt eine Reihe von Ausnahmen, die der besseren Auffindung dienen. Für Nebeneintragungen erhalten Sachtitel deshalb in einem bestimmten Umfang eine andere Ansetzungsform. Gerade im Onlinekatalog zeigt es sich sehr deutlich, daß die Beschränkung auf Vorlageformen im engsten Sinne für die Suche problematisch ist (—» 1.4.6 Suche im Onlinekatalog). Die RAK-WB unterscheiden deshalb Sachtitel in Vorlageform und in Ansetzungsform. Für die Ansetzungsform gibt es die Möglichkeit des Einfügens von Ansetzungsformen oder der Bildung eines Ansetzungssachtitels. Beispiele: Sachtitel in Vorlageform:
Sachtitel mit eingefügten
Das St.-Annen-Museum in Lübeck
-'Das-' S[ank]t-Annen-Museum in Lübeck
Kunst & Kultur
Ansetzungsformen:
Kunst & [und] Kultur 183
4
Regelwerke
Sachtitel in Vorlageform:
Ansetzungssachtitel:
1001 Nacht
Tausendundeine Nacht
Kunst & Kultur
Kunst und Kultur
Monumentorum Italiae quae a Christianis posita sunt libri I V
Monumenta Italiae quae a Christianis posita sunt
Münchener theologische Studien Reihe A : Patristik
Münchener theologische Studien / A
Die Form des Sachtitels mit eingefügten Ansetzungsformen vermischt die Vorlageform mit der Ansetzungsform. Um in Onlinekatalogen auch die Vorlageform suchbar zu machen, werden nach der aktuellen Fassung der R A K - W B nur noch Ansetzungssachtitel gebildet. Beispiel:
Sachtitel in Vorlageform für die HE:
Sachtitel in Ansetzungsform für die NE:
Das St.-Annen-Museum in Lübeck
-iDas-> Sankt-Annen-Museum in Lübeck
Stehen am Anfang des Sachtitels bei der Ordnung zu übergehende Teile, wird nach den R A K - W B kein Ansetzungssachtitel gebildet. In maschinenlesbaren Katalogen werden die betreffenden Teile durch paarig gesetzte Nichtsortierzeichen markiert. Für Zwecke der Ordnung und Suche werden in diesen Fällen „Ordnungssachtitel" gebildet. Beispiele:
Sachtitel:
Ordnungssachtitel:
->L'-" école des femmes
école des femmes
->Die-> Braut von Messina
Braut von Messina
->Hie hebt sich an der-" geistlich May
Geistlich May
-lUhlands-i Gedichte und Dramen
Gedichte und Dramen
Die R S W K verstehen unter „Ansetzung" die Wahl und sprachliche Formulierung einzelner Schlagwörter sowie ihre terminologische Kontrolle. Hier kommt es vor allem auch darauf an, die in den maßgeblichen Nachschlagewerken ermittelten Begriffe in die vom Regelwerk vorgeschriebene Form zu bringen. Beispiel: Die in der Fachliteratur gefundenen Begriffe sind „Wirtschaftliche Zusammenarbeit", „Wirtschaftliche Kooperation" und „Kooperative Wirtschaftsbeziehungen"; die regelgerechte Ansetzung ist „Wirtschaftskooperation". 184
4.1 Allgemeines zu
Regelwerken
Die Entscheidung über die Ansetzung ist allerdings nicht nur eine Angelegenheit des Regelwerkes, sondern vor allem der Nutzung von bereits vorhandenen Ansetzungen, sei es im jeweiligen Verbundkatalog oder in einer Normdatei. Ein Regelwerk formuliert die Ansetzungsregeln allgemein und erläutert sie durch Beispiele. Deshalb kann es bei Anwendung desselben Regelwerkes zu verschiedenen Ansetzungen kommen. Die im Katalog bereits vorhandenen Ansetzungen beziehungsweise die Ansetzungen in einer Normdatei sind die konkrete und verbindliche Anwendung des Regelwerkes. In konventionellen Katalogen sind die Ansetzungsformen teilweise die einzigen Suchformen, in Onlinekatalogen stehen in größerem Umfang auch die Vorlageformen für die Suche zur Verfügung. In konventionellen Katalogen ist die Suche über eine Verweisungsform ein „Umweg". In Onlinekatalogen kann die Suche so organisiert werden, daß der Einstieg unter der Verweisungsform als gleichwertig empfunden wird.
Für Onlinekataloge gibt es bislang kein eigenes Regelwerk. Die Bestimmungen für die bibliographische Beschreibung, die Ansetzung der Namen, Sachtitel und Schlagwörter, unter denen Eintragungen gemacht werden, sowie die Eintragungsarten wurden aus den bestehenden Regelwerken für konventionelle Kataloge übernommen. Bei den Pauschal-Verweisungen und den pauschalen Sieheauch-Hinweisen hat es sich jedoch gezeigt, daß sie in Onlinekatalogen keinen Sinn machen (—» 3.5 Eintragungsarten). Im Vergleich zu den konventionellen Katalogen erhalten auch die Wahl der Haupteintragung, die Art der Nebeneintragung und die Entscheidung, welche Form die Ansetzungsform und welche die Verweisungsform ist, eine eher untergeordnete Bedeutung. Die Suchmöglichkeiten in Onlinekatalogen und die Notwendigkeit, die Katalogdaten zu strukturieren, beeinflussen jedoch die in der Tradition der konventionellen Kataloge stehenden Regelwerke immer mehr. Die Regelwerke müssen deshalb im Zusammenhang mit Datenformaten, Kommunikationsschnittstellen und internationalen Entwicklungen gesehen werden. Dazu kommt, daß bei weniger Personal- und Finanzmitteln die Katalogisierungsarbeit auch unter dem Gesichtspunkt der Wirtschaftlichkeit zu überprüfen ist. Beim Katalogisieren als einer praktischen Angelegenheit müssen auch die Aspekte der Schnelligkeit und Effektivität beachtet werden. Durch die elektronischen Dokumente und die nur in elektronischer Form nachgewiesenen Dokumente wird die Diskussion über eine Revision der bestehenden oder die Erarbeitung neuer Regelwerke in besonderer Weise beeinflußt. Die nach bibliothekarischen Regelwerken entstandenen Titelaufnahmen sind zu 185
4
Regelwerke
bewerten einerseits im Rahmen der allgemeinen Diskussion über Metadaten (—» 3.2.6 Metadaten) und andererseits mit Rücksicht auf die digitalisierten Dokumente. Auch bibliothekarische und nichtbibliothekarische Datenformate müssen in eine zweckmäßige Beziehung treten. Literaturhinweise • Report / International Conference on Cataloguing Principles : Paris, 9th 18th October, 1961 / International Federation of Library Associations. London, 1963 n Statement of principles : adopted at the International Conference on Cataloguing Principles, Paris, October, 1961 / International Federation of Library Associations. - Annotated edition with commentary and examples / by Eva Verona. - London, 1971 n Das International Meeting of Cataloguing Experts, Kopenhagen 1969 / Franz Georg Kaltwasser / / I n : Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie 17 (1970), S. 1 - 17 n Die Mühen der Ebenen : Regelwerke, Datenformate, Kommunikationsschnittstellen / Klaus-Dieter Lehmann / / I n : Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie 44 (1997), S. 229 - 240
4.2 Regeln für die alphabetische Katalogisierung Die Regeln für die alphabetische Katalogisierung (RAK) entstanden auf dem Hintergrund internationaler Aktivitäten der IFLA und der Kritik an den Preußischen Instruktionen. Die wichtigsten Daten der Entstehung sind: 1965
1965/66 1969/76 1976
1976 1977
186
Es erscheint ein erster Teilentwurf mit Regeln für Eintragungen unter Körperschaften und Ordnung der Eintragungen ( = mechanische Wortfolge). Die Fachkommissionen der D D R und Österreichs beteiligen sich an der Erarbeitung. Erste Vorabdrucke werden veröffentlicht. Es erscheint eine Kurzfassung der Regeln „KRAK" mit Festlegung der Kann-Vorschriften für die Hochschulbibliotheken im Sinne der späteren RAK-WB. Es erscheint eine Ausgabe für die D D R (eine weitere Ausgabe erscheint 1991). Es erscheint eine Ausgabe für die Bundesrepublik Deutschland als Rahmenregelwerk für öffentliche und wissenschaftliche Bibliotheken mit Fakultativ- und Alternativbestimmungen. Sonderregeln fehlen noch.
4.2 Regeln für die alphabetische 1983
Katalogisierung
Ab dem Jahr 1983 erscheint eine Ausgabe ohne Fakultativ- und Alternativbestimmungen als mehrbändiges Werk: Band 1 RAK-WB (1983), Band 2 RAK-ÖB (1986), Band 3 RAK-Musik (1986), Band 4 RAK-Karten (1987), Band 5 RAK-Körperschaften (1988), Band 6 RAK-PMA (Personennamen des Mittelalters; Supplement 1992), Band 7 RAK-PAN (Personennamen der Antike; 1993). Die Sonderregeln in den Bänden 3 und 4 enthalten zusätzliche und modifizierte Paragraphen; sie können nur in Verbindung mit den Bänden 1 bzw. 2 benützt werden. Band 2 (RAK-ÖB) enthält außer den Grundbestimmungen auch alternative Ansetzungen mit deutschsprachigen Formen. Die Bände 6 und 7 enthalten keine Regeln, sondern die verbindliche Anwendung der Ansetzungsregeln im Sinn von Normdateien. Änderungen der Bestimmungen wurden als „RAK-Mitteilung" in der Zeitschrift „Bibliotheksdienst" veröffentlicht.
Seit 1993 erscheint das Regelwerk RAK-WB in einer zweiten überarbeiteten Ausgabe als Loseblatt-Ausgabe, um besser auf Änderungen und Ergänzungen reagieren zu können. Die 2. Ergänzungslieferung 1996 brachte vor allem eine einschneidende Änderung für die Ansetzung der modernen Personennamen. Die 3. Ergänzungslieferung (1998) enthält Regeln für die Namen von Personen aus Staaten mit arabischer, persischer und türkischer Sprache. Als Sonderregeln sind 1996 die RAK-NBM (Regeln für Nichtbuchmaterialien) und 1997 eine revidierte Fassung der RAK-Musik (Regeln für die alphabetische Katalogisierung von Musikdrucken, Musiktonträgern und Musik-Bildtonträgern) erschienen. Ein Desiderat sind weitere Regeln für die Ansetzung von Personennamen aus Staaten mit nichteuropäischen Sprachen sowie differenzierte Regeln für maschinenlesbare Dokumente und Dateien im Fernzugriff. - Einige charakteristische Bestimmungen der RAK sind: •
Staatsbürgerprinzip und Sprachenprinzip Das Staatsbürgerprinzip betrifft moderne Personennamen. Aufgrund der nationalen Gepflogenheiten wird festgelegt, welche Teile des Namens zur Gruppe des Familiennamens und welche zur Gruppe des Vornamens gehören. Das Staatsbürgerprinzip wirkt sich vor allem bei der sprachlichen Form des Namens, der Behandlung von Präfixen und der Behandlung von zusammengesetzten Namen aus (—> 5.3.1 Allgemeines zur Ansetzung von Personennamen). Das Sprachenprinzip betrifft Namen der Antike und des Mittelalters. Aufgrund der Tradition werden altgriechische und byzantinische Namen in latinisierter Form angesetzt. Bei Namen des Mittelalters ist die Sprache ausschlaggebend, in der die Person überwiegend geschrieben hat, er187
4
Regelwerke satzweise die Sprache des Landes, in dem sie überwiegend gewirkt hat. Beispiele: Sprachenprinzip Aischylos [altgriechisch]
• Aeschylus
Thomas von Aquin [lateinisch]
• Thomas
Ludwig XI. [französisch]
• Louis
Staatsbürgerprinzip Peter von der Mühll [Deutscher]
• Mùhll, Peter von der
Vera von der Heydt [Amerikanerin]
• VonDerHeydt, Vera
Antoine-François Prévost d'Exilés [Franzose]
• Prévost d'Exilés, Antoine-François
Joâo Oliveira Martins [Portugiese]
• Martins, Joâo Oliveira
Präfixe Dem Staatsbürgerprinzip folgend werden entsprechend den nationalen Gepflogenheiten Präfixe entweder in der Ordnungsgruppe des Familiennamens angesetzt oder den Vornamen nachgestellt. Die RAK-WB (§§ 314; 315) legen außerdem fest, daß Präfixe mit dem nächstfolgenden Namensbestandteil als ein Ordnungswort behandelt und den Vornamen nachgestellte Präfixe bei der Ordnung nicht berücksichtigt werden. Dies entspricht der Tradition der PI und der Ordnung in konventionellen Katalogen. Beispiele: Vorlage:
Ansetzung:
Antonio Manuel las Heras [Spanier]
LasHeras, Antonio Manuel
Andree ver Heist [Niederländer]
Heist, Andree -iver->
Jean de la Fontaine [Franzose]
LaFontaine, Jean -ide->
Peter von der Mühll [Deutscher]
Mühll, Peter -ivon der -i
Bei geographischen Namen - sei es als Körperschaftsname oder als Bestandteil des Sachtitels - werden Präfixe grundsätzlich mit dem nachfolgenden Wort zu einem einzigen Ordnungswort zusammengezogen. Beispiele: Vorlage:
188
Ansetzung:
Den Haag
DenHaag
Los Angeles
LosAngeles
4.2 Regeln für die alphabetische
Katalogisierung
Le Caire et ses mosquées
LeCaire et ses mosquées
Der Rio de la Plata
-"Der-" Rio de LaPlata
Die Zusammenschreibung der Präfixe mit dem nachfolgenden Wort, wie sie von den RAK und den RSWK gehandhabt wird, ist problematisch, weil sie weder der mechanischen Wortfolge noch den Schreib- und Suchkonventionen entspricht und auch eine Erschwernis bei der Übernahme von Fremddaten aus dem nichtdeutschsprachigen Bereich darstellt. •
Urheberbegriff Im Gegensatz zur anglo-amerikanischen Tradition des „corporate author", haben sich die RAK für einen gemäßigten Begriff des „körperschaftlichen Verfassers" entschieden und den Begriff „Urheber" gewählt. Eine Konkurrenz von persönlichem Verfasser und körperschaftlichem Urheber wird formal ausgeschlossen, da eine Körperschaft nur in Verbindung mit einem anonymen Werk Urheber sein kann: „Als Urheber werden Körperschaften bezeichnet, die - allein oder gemeinschaftlich - ein anonymes Werk oder Teile eines solchen Werkes erarbeitet oder veranlaßt und herausgegeben haben" (RAK-WB § 18). Dieser Sachverhalt „veranlaßt und herausgegeben" wird angenommen, wenn (1) die Körperschaft mit einer bestimmten Formulierung eingeführt wird („Urheberformulierung"); (2) die Körperschaft auf dem Titelblatt an einer bestimmten Stelle steht („Urheberposition"), beispielsweise wie ein Herausgeber im Kopf der Haupttitelseite oder wie ein Verlag im Erscheinungsvermerk; (3) die Körperschaft im Sachtitel oder im Zusatz als aussagendes Subjekt genannt ist, beispielsweise „Journal of the American Psychological Association" oder „Schriftenreihe des Stadtarchivs Augsburg"; (4) der Sachtitel nur aus einem Gattungsbegriff und dem Namen der Körperschaft besteht, beispielsweise „Jahrbuch der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin" oder „Wissenschaftliches Handbuch der Gesellschaft für Biologische Chemie"; (5) Inhalt und Aufmachung der Publikation die Urheberschaft annehmen lassen, beispielsweise „Zehn Jahre Landesverband Einzelhandel Rheinland-Pfalz e.V." (das Werk handelt ausschließlich von Geschichte und Tätigkeit des Landesverbandes); (6) wenn es sich um Verfassungen, völkerrechtliche Verträge, Gesetze, allgemeine Amtsblätter und dergleichen Publikationen einer Gebietskörperschaft oder deren Organe handelt. 189
4
Regelwerke Der Begriff der Urheberschaft wird also weitestgehend an formale Gegebenheiten gebunden. So kann die Frage in Analogie zu persönlichen Herausgebern, nämlich was eine Körperschaft „herausgegeben habe", durch den Katalog nicht beziehungsweise nur eingeschränkt beantwortet werden. Beispiel: Das „Hebammen-Lehrbuch • Bearbeitet von S. von Berlin-Heimendahl ... • Im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheitswesen herausgegeben von Prof. Dr. med. W. Bickenbach" erhält keine Nebeneintragung unter dem Bundesministerium, weil es das Buch „nur" veranlaßt hat. Den Zweck von Eintragungen unter Körperschaftsnamen sehen die R A K mehr unter dem Aspekt der Suche nach Titeln, die primär in Verbindung mit Körperschaftsnamen zitiert und gesucht werden.
•
Ansetzung der Körperschaftsnamen Die RAK verstehen unabhängig vom allgemeinen Sprachgebrauch und juristischen Definitionen unter Körperschaften (a) sämtliche Personenvereinigungen, Organisationen und Institutionen, Unternehmen und Veranstaltungen, die eine durch ihren Namen individuell bestimmbare Einheit bilden, also auch Kongresse, Festwochen und Ausstellungen; (b) die territorialen Einheiten (Gebietskörperschaften) und ihre Organe. Die Grundregel, nach der Körperschaften unter ihrem offiziellen Namen angesetzt werden, erfährt jedoch eine Reihe von Ausnahmen. Offizielle Namen sind manchmal nur mit einem größeren Aufwand zu ermitteln, manchmal gar nicht vorhanden (beispielsweise bei sogenannten historischen Körperschaften) und manchmal für die Suche nicht besonders geeignet (beispielsweise, weil eine andere Form bekannter oder gebräuchlicher ist als die offizielle Form). In dem Bestreben, Körperschaften möglichst unter ihrer offiziellen Form anzusetzen und sich damit „international" zu verhalten, ist der Ansetzungsaufwand im allgemeinen beträchtlich, auf jeden Fall werden auch viele Verweisungsformen notwendig. Das Angebot des Regelwerkes, Körperschaften unter der vorliegenden Namensform anzusetzen, wenn der offizielle Name nicht zu ermitteln ist (RAK-WB § 401,3), wird in der Praxis kaum wahrgenommen. Eine englischsprachige Namensform wird nur bei internationalen Körperschaften für die Ansetzung gewählt, obwohl viele Körperschaften - vor allem in Ländern mit weniger bekannten Sprachen - englischsprachige Namensformen führen. Wichtige Ausnahmen, in denen nicht die offizielle Form gewählt wird, betreffen: (1)
190
Kurzformen Offizielle Kurzformen werden auf internationale Organisationen wie NATO und Unesco beschränkt; Initialen- oder ähnliche Buchstabenfolgen werden nur bei Kongressen und Gebietskörperschaften verwen-
4.2 Regeln für die alphabetische
Katalogisierung
det, wenn diese wesentlich bekannter sind als der offizielle Name. Beispiele: ISPO anstatt Internationale Fachmesse für Sportartikel und Sportmode DDR anstatt Deutsche Demokratische Republik (2) Genormte Namen Für allgemeine und technische Hochschulen des deutschen Sprachgebietes werden die Bezeichnungen „Universität", „Technische Universität", „Technische Hochschule" und „Gesamthochschule" unter Hinzufügung des Sitzes als Ordnungshilfe verwendet. Beispiele: Technische Hochschule Offizieller Name: Eidgenössische Technische Hochschule Zürich Universität Offizieller Name: Ludwig-Maximilians-Universität München (3) Nicht zu berücksichtigende Teile des Namens Hierunter fallen insbesondere der Artikel am Anfang des Namens, soweit sich das Weglassen grammatisch nicht auswirkt, Wendungen juristischen Charakters, substantivische Ortsangaben bei ortsgebundenen Körperschaften und Zusätze wie „Bad". Beispiele: The Library Association —> Library Association Der Bayerische Rundfunk —> Der Bayerische Rundfunk Katholisches Bibelwerk e.V.
Katholisches Bibelwerk
University of Birmingham —> University Bad Reichenhall —» Reichenhall (4) Konventionelle Namen Gibt es bei einer Gebietskörperschaft neben der offiziellen Namensform auch eine geographische oder andere konventionelle Bezeichnung, so wird diese für die Ansetzung gewählt. Beispiele: Republik Österreich —» Österreich Regierungsbezirk Oberfranken —» Oberfranken 191
4
Regelwerke Freie und Hansestadt Hamburg —» Hamburg United States of America —» United States (5) Untergeordnete Körperschaften Bei einer Körperschaft, die einer anderen unterstellt oder zugehörig ist, kommt es je nach Art und Benennung der untergeordneten Körperschaft zu einer selbständigen oder zu einer unselbständigen Ansetzung. Beispiel für eine selbständige Ansetzung: Institut für Milch Verwertung Offizieller Name: Institut für Milchverwertung der Bundesanstalt für Milchforschung Kiel Beispiel für eine unselbständige Ansetzung: Medizinische Akademie / Bibliothek Offizieller Name: Bibliothek der Medizinischen Akademie Lübeck (6)
Organe von Gebietskörperschaften Als Organe von Gebietskörperschaften geltende Körperschaften werden unselbständig als Abteilung angesetzt. Nicht zu berücksichtigende Teile des Namens sind Zugehörigkeitsangaben wie „staatlich", „städtisch", „des Bundes", von Titulaturen abgeleitete Adjektive wie „Königlich" sowie der Name der Gebietskörperschaft bei Organen von Gebietskörperschaften. Beispiele: Sozialamt der Stadt Köln
Köln / Sozialamt
Königlich-Bayerisches Ministerialforstamt —» Bayern / Ministerialforstamt Eidgenössisches Amt für Straßen- und Flußbau —» Schweiz / Amt für Straßen- und Flußbau Je nach Art (Aufgabe) und Benennung (Vorkommen bestimmter Begriffe) werden einige Körperschaften jedoch nicht als Organ behandelt. Beispiele: Stadtbibliothek Hannover —» Stadtbibliothek Bundesinstitut für Arbeitsschutz —» Bundesinstitut für Arbeitsschutz
(7)
192
Ortsnamen Ortsnamen kommen bei der Ansetzung als Gebietskörperschaften, als Ortssitz für ortsgebundene Körperschaften und als Veranstaltungsort für Kongresse und Ausstellungen vor. Beispiel:
4.2 Regeln für die alphabetische
Katalogisierung
14th International Congress of Philosophy, 1968, Vienna Ansetzung: International Congress of Philosophy Eine Bezeichnung kann für mehrere Orte oder für verschiedene Gebietskörperschaften vorkommen. In der Städteliste (RAK-WB, Anlage 16) wird vorgegeben, welche der bekannteren Städte keine Ordnungshilfe erhalten. Unterscheidende Zusätze von sonst gleichnamigen O r ten werden gegebenenfalls auf den charakteristischen Zusatz beschränkt. Beispiele: Münster Münster Münster Münster
México = die Stadt México = der Staat Frankfurt am Main —» Frankfurt Neustadt an der Weinstraße —> Neustadt Besondere Ansetzungsschwierigkeiten bereiten Körperschaften, die den Namen wechseln, sich in mehrere neue Körperschaften aufteilen oder die sich zu einer neuen Körperschaft vereinigen. Die RAK gehen davon aus, daß in den genannten Fällen neue Körperschaften entstehen, auf frühere und spätere Ansetzungen jedoch verwiesen wird. Als Ansetzungshilfen gibt es in den RAK-WB mehrere Anlagen, die teilweise Ansetzungen verbindlich vorgeben (beispielsweise Ansetzungsformen der Gebietskörperschaft Deutschland, Bundesstaaten der USA, Städteliste) oder Begriffe auflisten, die eine selbständige oder unselbständige Ansetzung bewirken. •
Sammlungsvermerk Als Sammlung wird eine Vereinigung von mindestens zwei Einzelwerken oder Teilen von mindestens zwei Einzelwerken eines Verfassers bezeichnet (RAK-WB § 5). Für die Ordnung innerhalb eines Verfassers und eine leichtere Auffindung von Sammlungen werden Nebeneintragungen mit dem Sammlungsvermerk gemacht; dieser besteht aus dem Wort „Sammlung" und bei Ubersetzungen zusätzlich aus einer Sprachbezeichnung. Allerdings wird die Nebeneintragung nur dann gemacht, wenn (a) die Sammlung einen generellen oder einen gemischt-generellen übergeordneten Sachtitel hat, beispielsweise „Werke", „Schauspiele", „Ausgewählte Werke", „Kleines Heine-Brevier"; 193
4
Regelwerke (b) die Sammlung keinen übergeordneten Sachtitel hat; (c) der Sachtitel nur aus dem Namen des Verfassers besteht. Durch den Sammlungsvermerk werden also keineswegs alle Sammlungen eines Verfassers erfaßt. Sammlungen von Gedichten und Sammlungen mit sogenannten spezifischen Sachtiteln wie „Die Sultansrose und andere Erzählungen", „Marx on economics" und „Die Lichtangel • Erzählungen" erhalten keine Nebeneintragung mit dem Sammlungsvermerk. In Listen- und Kartenkatalogen ordnen Eintragungen mit dem Sammlungsvermerk als Block vor Eintragungen mit dem Sachtitel. Für die Suche in Onlinekatalogen hat der Sammlungsvermerk die Funktion eines Formalsachtitels. Beispiel: Schiller, Friedrich -ivon-i [Sammlung] Ausgewählte Werke [Sammlung] Briefe [Sammlung] Dramen [Sammlung] Erzählungen [Sammlung] Gesammelte Werke [Sammlung ] Selected works [Sammlung ] Oeuvres Ausgewählte Werke Balladen -iDie-i Braut von Messina
•
194
Einheitssachtitel Als Einheitssachtitel bezeichnen die RAK denjenigen Sachtitel, der einheitlich für alle Ausgaben eines Werkes bestimmt wird. Um alle Ausgaben eines Werkes mit unterschiedlichen Sachtiteln identifizieren und in bestimmten Fällen „an einer Stelle im Katalog nachweisen zu können", wird im allgemeinen ein Sachtitel in der Ansetzungsform als Einheitssachtitel für das Werk bestimmt (—» 3.7 Literarische Einheit und bibliographisches Prinzip). Bei Ausgaben von Werken der neueren Zeit ist es verhältnismäßig leicht, den Sachtitel der ersten vollständigen Ausgabe in der Originalsprache, also den „Originals achtitel", als Einheitssachtitel zu bestimmen, auch wenn die (bibliographische) Ermittlung manchmal sehr aufwendig sein kann. Schwieriger ist es, Einheitssachtitel für Werke zu bestimmen, für die es keine „erste vollständige Ausgabe in der Originalsprache", also keine Originalausgabe gibt. Die RAK-WB bieten nur für biblische Schriften eine verbindliche Liste (mit lateinischen Einheitssachtiteln) an. Für klassische Anonyma, liturgische Werke und andere heilige Schriften fehlen solche Listen. Für Werke der Antike in griechischer und lateinischer Sprache wurden die Einheitssach-
4.2 Regeln für die alphabetische
Katalogisierung
titel im Rahmen des Projekts TITAN in die Schlagwortnormdatei eingebracht (—> 5.5 Schlagwortnormdatei). Die RSWK bestimmen den Einheitssachtitel für zu beschlagwortende Werke, sogenannte Werktitel, im wesentlichen nach denselben Grundsätzen wie die RAK, bieten aber für die biblischen Schriften eine eigene Liste mit deutschen Einheitssachtiteln an. Der Einheitssachtitel ist vor allem für Werke der neueren Zeit, die aus europäischen Sprachen übersetzt sind, zu bestimmen, bei Verfasser- und Urheberwerken jedoch nur dann, wenn der Einheitssachtitel in der Vorlage genannt oder ohne großen Aufwand zu ermitteln ist (RAK-WB § 504,2,f). Die Nebeneintragung unter dem Einheitssachtitel ist für Sachtitelwerke obligatorisch. Bei Verfasser- und Urheberwerken wird der Einheitssachtitel nur als Fußnote angegeben; eine Nebeneintragung mit dem Einheitssachtitel ist hier nicht vorgeschrieben. Diese Einschränkung hängt noch mit der Form des Kartenkatalogs zusammen, bei dem einerseits die Suche nach Verfasserwerken nur über den Verfassernamen läuft und andererseits der Aufwand für das Erstellen und Einlegen von Nebeneintragungen verhältnismäßig groß ist. In Onlinekatalogen ist dies anders: Alle Einheitssachtitel können in einem bestimmten Feld des Datenformats erfaßt werden; dieses Feld kann für die Suche indexiert und als Fußnote angezeigt werden. •
Formalsachtitel Für Titel, die häufig nicht genau zitiert werden können und deshalb schwieriger auffindbar sind, werden Formalsach titel verwendet, und zwar: (1)
„Vertrag" mit dem Datum des Vertrags für völkerrechtliche Verträge (Abkommen, Akten, Konventionen, Punktationen, Ubereinkommen und dergleichen von zwei und mehr Gebietskörperschaften oder internationalen Organisationen). Mit dem Formalsachtitel wird eine Nebeneintragung gemacht. Beispiel: Europäisches Patentübereinkommen : Übereinkommen über die Erteilung europäischer Patente ; Textausgabe mit Einführung und Sachregister / [Belgien ; Bundesrepublik Deutschland ...]. Hrsg. von Kurt Haertel ... N E : Belgique: [Vertrag ] Deutschland : [Vertrag ]
(2)
„Verfassung" einer Gebietskörperschaft mit dem Datum der Verfassung; dieser Formalsachtitel gilt auch als Einheitssachtitel. Mit dem Formalsachtitel wird die Haupteintragung gemacht. Beispiel: 195
4
Regelwerke Deutschland : [Verfassung ] Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland : vom 23. Mai 1949 ... Bei der Beschlagwortung nach den RSWK werden Verfassungen ebenso erschlossen, allerdings wird als Datum nur das Jahr angegeben. Beispiel: Deutschland ; Verfassung (3)
„Festschrift" für Ausgaben zur Feier oder zum Gedächtnis einer oder mehrerer Personen, nicht jedoch für Körperschaften. Die formale Voraussetzung ist, daß die Namen auf der Haupttitelseite oder in einem Präsentationstitel genannt sind. Mit dem Formalsachtitel wird eine Nebeneintragung gemacht. Beispiel: Beiträge zum Wirtschaftsrecht : Festschrift für Rudolf Isay zu seinem siebzigsten Geburtstag / hrsg. von Eduard Reimer ... N E : Isay, Rudolf: Festschrift Bei der Beschlagwortung nach den RSWK erhalten Festschriften nur dann einen Nachweis unter dem Namen der gefeierten Person, wenn auch biographisches oder bibliographisches Material enthalten ist. Beispiel für die Beschlagwortung (mit Personenschlagwort und Formalschlagwort): Isay, Rudolf; Bibliographie
(4) Formalsachtitel für musikalische Werke Für Ausgaben musikalischer Werke (Notendrucke und Musiktonträger) werden nach den Bestimmungen der RAK-Musik in einem größeren Umfang Formalsachtitel als Einheitssachtitel verwendet, wenn es sich um bestimmte Gattungen, eine bestimmte Besetzung oder Sammlungen handelt. Einerseits können für solche Ausgaben kaum Originalsachtitel ermittelt werden, andererseits werden solche Ausgaben nur ausnahmsweise mit den vorliegenden Sachtiteln gesucht. Beispiel: Johann Sebastian Bach • Neue Ausgabe sämtlicher Werke Formal- und Einheitssachtitel: [Werke] Mozart • Complete Wind Music Formal- und Einheitssachtitel: [Werke / Ausw.] Symphony C major [Jupiter] with the „Fugal Fine" by Wolfgang Amadeus Mozart Formal- und Einheitssachtitel: [Sinfonien KV 551] Johannes Brahms • Trios für Klavier, Violine und Violoncello Formal- und Einheitssachtitel: [Trios, Vi Vc Kl] 196
4.2 Regeln für die alphabetische
Katalogisierung
Horowitz plays Beethoven Formal- und Einheitssachtitel: [Sonaten, Kl Ausw.] Ansetzungssachtitel Aus den bisherigen Änderungen der Bestimmungen zur Ansetzung von Sachtiteln ist die Tendenz erkennbar, den Sachtitel „im allgemeinen in der vorliegenden Form" anzusetzen (RAK-WB § 501,1). Es gibt vier Verfahren, eine von der vorliegenden Form abweichende Form des Sachtitels zu bilden, die für die Suche und Einordnung maßgeblich sind (RAK-WB §§ 129 - 130), nämlich to die Bildung eines Ansetzungssachtitels zusätzlich zum vorliegenden Sachtitel. Beispiele: Sachtitel in vorliegender
Form:
Sachtitel in Ansetzungsform:
8mal Wassersport
Achtmal Wassersport
5 x 20 Jahre leben
Fünfmal 20 Jahre leben
Ier Mai
Premier Mai
The complete works of William Shakespeare
Complete works
(b) das Einfügen von Ansetzungsformen in den vorliegenden Sachtitel. Beispiel: Sachtitel in vorliegender
Form:
Sachtitel mit zungsform:
eingefügter
Anset-
St. Blasien
S[ank]t Blasien
McDowell und seine Kompositionen
M[a]cDowell und seine Kompositionen
Art. 86 EWGV
Artfikel] 86 EWGV
gez. Dr. Meyers
gezfeichnet] Dr. Meyers
Stretch & relax [Text deutsch]
Stretch & [und] relax
(c) das Kennzeichnen von zu übergehenden Teilen des Sachtitels durch paarig gesetzte Nichtsortierzeichen. Beispiele: ->Ein-i Kampf um Rom -"Die-i drei ??? und das Bergmonster 197
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Regelwerke -ilohannis Alexandrini^ commentaria in librum de sectis Galeni -•Hie hebt sich an der-i Sachssenspiegel (d) das Weglassen von Teilen des Sachtitels (Verzicht auf die Wiedergabe des Sachtitels in der vorliegenden Form oder Ersatz durch wiedergebbare Wörter). Beispiele:
Sachtitel in vorliegender
Form:
Sachtitel in
Ansetzungsform:
Dear Scott / Dear Max
Dear Scott - Dear Max
Jahresbericht 1997
Jahresbericht ... [„1997" ist die Bandzählung]
Dietary co3 and co6 fatty acids
Dietary omega 3 and omega 6 fatty acids
34° Ost
Vierunddreissig Grad Ost
In maschinenlesbaren Katalogen wird das Verfahren (b) im allgemeinen nicht angewendet. Das Datenformat MAB sieht ein eigenes Feld für den Ansetzungssachtitel vor. Der Zweck von Ansetzungssachtiteln ist es, die Auffindung möglichst zu erleichtern, wenn die exakte Suche mit der vorliegenden Form nicht zu erwarten ist (—» 4.1 Allgemeines zu Regelwerken. Exkurs: Ansetzung). Die Haupteintragung wird nach dem neueren Regelwerkstand im allgemeinen mit dem Sachtitel in der vorliegenden Form gemacht (RAKWB § 701), Ansetzungssachtitel werden für Nebeneintragungen verwendet (§/14). Die Regeln sehen nur noch wenige Fälle vor, in denen Eintragungen mit beziehungsweise unter Ansetzungssachtiteln zu machen sind. Sie schränken diese Fälle noch dadurch ein, daß die anzusetzenden Teile am Anfang des Sachtitels (in einer bekannteren Sprache) stehen müssen. Bei den anzusetzenden Teilen handelt es sich um (a) gewöhnlich in aufgelöster Form gesprochene Abkürzungen, (b) Zahlen, (c) Symbole und (d) sonstige Zeichen. Das Zeichen für die Konjunktion „und" („&" und „ + ") wird auch aufgelöst, wenn es an zweiter Stelle steht; bei Sachtiteln wie „Wörterbuch Druck + Papier" wird das Pluszeichen bereits nicht mehr aufgelöst (—» 2.2.8 Abbreviaturen). Die genaue Wiedergabe von fachspezifischen Zeichen mathematischer und naturwissenschaftlicher Formeln ist in maschinenlesbaren Katalogen nicht möglich, wenn die verwendeten Zeichen im Zeichensatz nicht zur Verfügung stehen. Die Regeln sehen deshalb vor, nicht darstellbare Zeichen als Spatium anzusetzen (RAK-WB § 207). 198
4.2 Regeln für die alphabetische •
Katalogisierung
Ein- und zweiteilige Nebeneintragungen Es wird unterschieden zwischen einteiligen und zweiteiligen Nebeneintragungen (—» 3.5 Eintragungsarten). Dies ist bedingt durch die Anzahl der für die Ordnung heranzuziehenden Ordnungsblöcke und die in konventionellen Katalogen überlieferten Ordnungsverfahren. In Onlinekatalogen spielt diese Unterscheidung - im Gegensatz zu konventionellen Katalogen - keine Rolle mehr für die Suche oder Auffindung.
Neuere Entwicklungen des Regelwerkes betreffen vor allem die Einarbeitung von Bestimmungen für die Katalogisierung alter Drucke (1995) und die Änderung bei der Ansetzung moderner Personennamen (1996). Bei den modernen Personennamen hatten die RAK-WB unter dem Druck vor allem der Hochschulbibliotheken die Ansetzung in der Weise vereinfacht, daß zweite Vornamen mit dem ersten Buchstaben abgekürzt und dritte und weitere Vornamen nicht mehr berücksichtigt werden. Diese Rationalisierung wurde 1996 aufgehoben. Damit stimmt die RAK-Anwendung in den Bibliotheken mit der Praxis der Deutschen Bibliothek beziehungsweise der Deutschen Nationalbibliographie überein, denn die Deutsche Bibliothek hatte die Vornamenskürzung der RAKWB und der RSWK nicht übernommen. Die Bibliotheken wenden die Bestimmung bereits auf neue, noch nicht im Katalog nachgewiesene Namen an, können aber die alten Ansetzungen nur innerhalb eines längeren Zeitraumes revidieren. In den Verbundkatalogen sind deshalb noch viele Namen gemäß der älteren Regelung angesetzt. Die Überarbeitung der Entwürfe für die Ansetzung außereuropäischer Namen hat begonnen, geht aber nur langsam voran. Die Regeln für Namen aus Staaten mit arabischer, türkischer und persischer Sprache (RAK-ISL) liegen bereits vor. Die Regeln für indische, tibetische und chinesische Namen sind in Bearbeitung. Bei allen künftigen Änderungen der RAK sollte nach Möglichkeit die Entwicklung der AACR (—» 4.4 Die Anglo-American Cataloguing Rules) berücksichtigt werden. Die Regelwerkspflege übernahm seit 1981 eine Kommission des Deutschen Bibliotheksinstituts (DBI). Seit 1992 waren die beim Deutschen Bibliotheksinstitut eingerichtete Kommission für Katalogmanagement sowie die Expertengruppen RAK und RSWK zuständig, in die Experten und Vertreter der Bibliotheksverbünde berufen wurden. Seit 1997 ist beim Deutschen Bibliotheksinstitut eine ständige Konferenz für Regelwerksfragen und eine Arbeitsstelle für Regelwerksfragen eingerichtet. Mitglieder dieser Konferenz sind das Deutsche Bibliotheksinstitut, die Deutsche Bibliothek, die Staatsbibliothek zu Berlin, die Bayerische Staatsbibliothek, die Bibliotheksverbünde, die Einkaufszentrale für Bibliotheken (EKZ) und Vertreter der Sektionen des Deutschen Bibliotheksver199
4
Regelwerke
bandes (DBV). Zur Vorbereitung der Beschlüsse der Konferenz gibt es Arbeitsgruppen, die mit der Klärung bestimmter Fragen der Regelwerke beauftragt werden und die Ergebnisse vorlegen. Erstmalig gibt es damit ein Gremium, das über Formal- und Sacherschließung entscheidet. Die Einführung der elektronischen Datenverarbeitung war für die Bibliotheken im allgemeinen der gegebene Anlaß, auch das Regelwerk RAK zu übernehmen. So erklärt es sich, daß das Regelwerk im jeweiligen Entwicklungsstand übernommen und dementsprechend unterschiedlich angewendet wurde. Die Deutsche Bibliothek begann bereits 1966 mit der elektronischen Datenverarbeitung und legte für viele Jahre eine „RAK-Anwendung der Deutschen Bibliothek" fest. Die Bibliotheken der D D R wurden ab 1975 auf die Regeln verpflichtet, die wissenschaftlichen Bibliotheken Österreichs ab 1988. Die großen Bibliotheken übernahmen die Regeln verhältnismäßig spät: 1982 die Bayerische Staatsbibliothek, 1984 die Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz (Staatsbibliothek zu Berlin), 1992 die Osterreichische Nationalbibliothek. Durch die Möglichkeiten der Fremddatenübernahme wird die Frage nach dem Regelwerk drängender gestellt. Die Aufnahmen der Deutschen Bibliothek haben in den deutschsprachigen Ländern inzwischen Normcharakter. Um auch Daten aus den englischsprachigen Ländern übernehmen zu können, wird immer wieder eine Angleichung der RAK an die AACR gefordert. Für eine rationelle Übernahme von Fremddaten ist ein möglichst hoher Grad an Ubereinstimmung beziehungsweise Kompatibilität der Regelwerke und Datenformate notwendig. Angesichts niedriger Etats und reduziertem Personal in Bibliotheken stehen Fragen der Wirtschaftlichkeit im Vordergrund. Es ist abzuwägen, welchen Aufwand Änderungen im Regelwerk für die Katalogisierung und die Katalogführung haben und in welchem Umfang Altdaten (nach einem früheren Regelwerkstand entstandene Titelaufnahmen) umgearbeitet werden können oder müssen. So stellt sich auch die Frage, wie sich heterogene Daten in einem Katalog auf die Suche auswirken, wenn nach verschiedenen Regelwerkständen und verschiedenen Regelwerken entstandene Aufnahmen sowie aus konventionellen Katalogen konvertierte Titelaufnahmen in einem Onlinekatalog vereinigt sind. Literaturhinweise n Regeln für wissenschaftliche Bibliotheken : RAK-WB. - Autorisierte Ausgabe. - Berlin, 1983 (Regeln für die alphabetische Katalogisierung ; Band 1) S. V - X (Vorwort) • Regeln für die alphabetische Katalogisierung in wissenschaftlichen Bibliotheken : RAK-WB. - 2., überarbeitete Ausgabe. - Berlin. - Loseblattausgabe [Grundwerk]. - 1993 200
4.3 Preußische
•
n
•
Instruktionen
Ergänzungslieferung 1 (1995) Ergänzungslieferung 2 (1996) Ergänzungslieferung 3 (1998) S. III - V (Vorwort), XIX - XXXIV (Einführung) Kolloquium der D F G über die Einführung der neuen „Regeln für die Alphabetische Katalogisierung" (RAK) / Fritz Junginger / / I n : Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie 21 (1974), S. 336 - 344 Regelwerke und Normdateien in Verbundbibliotheken / Klaus Haller / / In: Bibliotheksforum Bayern 16 (1988), S. 3 - 16 Katalogisierung nach den RAK-WB : eine Einführung in die Regeln für die alphabetische Katalogisierung in wissenschaftlichen Bibliotheken / Klaus Haller ; Hans Popst. - 5. überarbeitete Auflage. - München [u.a.] : Saur, 1996. - 327 S.
4.3 Preußische Instruktionen Aus den im Jahre 1899 erlassenen Instruktionen für den Preußischen Gesamtkatalog entstanden die „Instruktionen für die alphabetischen Kataloge der preußischen Bibliotheken" (PI), deren immer wieder nachgedruckte „Zweite Ausgabe in der Fassung vom 10. August 1908" maßgeblich wurde. Die Regeln gehen auf eine Instruktion der Königlichen und Universitätsbibliothek Breslau aus dem Jahre 1847 zurück. Für die praktische Anwendung der Regeln, die häufig nur durch die beigegebenen Beispiele deutlich werden, waren ausführliche Kommentare notwendig (Hermann Fuchs, 1955; Gerhard Rusch, 1964). - Charakteristika der Preußischen Instruktionen - und zugleich Hauptunterschiede zu den RAK - sind • die grammatische Ordnung, einschließlich der problematischen Unterscheidung von Titeln in gewöhnlicher und in Satzform sowie der Behandlung „englischer Komposita"; • die Ansetzung der Personennamen nach der sprachlichen Herkunft des (Familien-)Namens und nicht nach dem Staatsbürgerprinzip; • das literarische Prinzip für die Haupteintragung, also die Haupteintragung mit dem Originalsachtitel (im Sinne der RAK mit dem Einheitssachtitel); • der Verzicht auf Eintragungen unter Körperschaften; • die bibliographische Beschreibung in Form einer „Titelkopie", die grundsätzlich eine Rekonstruktion der Angaben auf der Haupttitelseite zuläßt (—» 3.2.1 Aufnahme der Titel nach den Preußischen Instruktionen). Durch die Möglichkeit, Katalogkarten technisch zu vervielfältigen, wurde seit den 1950er Jahren in den meisten Bibliotheken die Einheitskarte für Haupt- und 201
4
Regelwerke
Nebeneintragungen verwendet, obwohl die PI anstelle von Nebeneintragungen nur „spezielle Verweisungen" vorsehen. Literaturhinweise D Instruktion für die alphabetischen Kataloge der preußischen Bibliotheken : vom 10. Mai 1899. - 2. Ausgabe in der Fassung vom 10. August 1908. - Berlin, 1908 Es gibt mehrere unveränderte Nachdrucke n Kommentar zu den Instruktionen für die alphabetischen Kataloge der Preußischen Bibliotheken / von Hermann Fuchs. - Wiesbaden, 1955
4.4 Anglo-American Cataloguing Rules Die Wurzeln der anglo-amerikanischen Katalogisierungsregeln reichen zurück bis zu Antonio Panizzis Regeln für die British Library (1841) und Charles C. Jewetts Regelwerk aus dem Jahr 1852. Mit den ALA-Rules (Cataloguing Rules for Author and Title Entries), erarbeitet von der American Library Association (USA) und der Library Association (Great Britain), lag im Jahre 1908 das erste internationale Regelwerk vor, das jedoch noch in einer nordamerikanischen und in einer englischen Fassung erschien. Die Regeln waren entscheidend geprägt durch die 1904 in vierter Auflage erschienenen „Rules for a Dictionary Catalogue" von Charles A. Cutter (—> 8 Kreuzkatalog). Die großen Bibliotheken - vor allem Library of Congress und British Museum - übernahmen diese Regeln nicht. Allerdings näherten sich die ALA-Rules und die Regeln der Library of Congress im Laufe der Zeit immer mehr an. Die letzte Ausgabe der ALA-Rules erschien 1949. Die Bemühungen um eine Reform der ALA-Rules trafen seit den 1960er Jahren mit den IFLA-Aktivitäten zusammen. Nach der Pariser Konferenz erschienen die „Anglo-American Cataloguing Rules" in folgenden Ausgaben: • AACR 1967 (zitiert als „AACR-1"). Es erschienen zwei etwas differierende Ausgaben mit dem „North-American Text" und dem „British Text". Die Regeln waren durch die internationale Entwicklung, vor allem aber durch die Empfehlungen der Kopenhagener Konferenz 1969, schnell überholt. • AACR 1978 „Second Edition" (zitiert als „AACR-2"). An der Erarbeitung waren beteiligt die American Library Association, die British Library, das Canadian Committee on Cataloguing, die Library Association und die Library of Congress. Diese Ausgabe beseitigte die früheren Unterschiede zwischen Nordamerika und England. • AACR 1988 „Second Edition, 1988 Revision" (zitiert auch als „AACR-2r"). An der Erarbeitung war jetzt auch das Australian Committee on Cataloguing 202
4.4 Anglo-American
Cataloguing
Rules
beteiligt. Im Vergleich zu den RAK-Ausgaben decken die AACR in einer Ausgabe alle Bereiche ab; sie enthalten also auch die Regeln für Sondermaterialien (Cartographic Materials, Manuscripts, Music, Sound Recordings, Motion Pictures and Videorecordings, Graphic Materials, Computer Files, Three-Dimensional Artefacts and Realia, Microforms) und die Ansetzungsregeln für Personennamen in nichteuropäischen Sprachen. 1993 sind „Amendments" erschienen. • 1997 fand eine International Conference on the Principles and Future Development of AACR in Toronto statt, die sich mit der Weiterentwicklung des Regelwerkes unter den Anforderungen des Onlinekatalogs beschäftigte (Frage der Haupteintragung, die Beziehungen bibliographischer Datensätze, der Begriff „Werk", der Begriff „Ongoing publication" u.a.). Die Anglo-American Rules verstehen sich zwar in erster Linie als ein Regelwerk für den anglo-amerikanischen Sprachbereich und geben deshalb - in der Tradition des Dictionary Catalogue stehend - englischsprachigen Ansetzungsformen den Vorzug, stellen aber Anwendern anheim, anstelle des Englischen auch eine andere Sprache zu bevorzugen: „The rules contain some instances in which a decision is made on the basis of language and in which English is preferred. Users of the rules who do not use English as their working language should replace the specific preference for English by a preference for their working language. Authorized translations will do the same." Englischsprachige Ansetzungsformen werden bevorzugt, wenn die Namen in englischsprachigen Nachschlagewerken (reference sources) üblich sind. Das trifft vor allem auf Personennamen der Antike und des Mittelalters, Fürstennamen, Papstnamen, Körperschaften, Einheitssachtitel für Werke bis zum Jahr 1501 und geographische Namen zu. Beispiele: Horace Francis, of Assisi, Saint Victor Emmanuel II, King of Italy Frederick I, Holy Roman Emperor
=
Personenname
Germany Catholic Church. Diocese of Fulda
=
Körperschaft
Plato: [Republic]
=
Einheitssachtitel
Ansetzungsregeln für Sachtitel gibt es nicht, da die Haupteintragung nach Möglichkeit mit dem Uniform title (Einheitssachtitel) gemacht wird: „A uniform title provides the means for bringing together all catalogue entries, for a work when various manifestations (e.g., editions, translations) of it have appeared under 203
4
Regelwerke
various titles. A uniform title also provides identification for a work when the title by which it is known differs from the title proper of the item being catalogued. The need to use uniform titles varies from one catalogue to another and varies within one catalogue." Die Bestimmung und Ansetzung des Einheitssachtitels nimmt einen breiten Raum im Regelwerk ein. Ob mit dem Einheitssachtitel eine Haupt- oder eine Nebeneintragung gemacht wird, ist eine Frage für Listenund Kartenkataloge und der Ordnungsregeln. Im Online-Katalog spielt diese Frage keine Rolle. Im Vergleich zu den RAK-WB hat jedoch der Einheitssachtitel einen höheren Stellenwert; dies erklärt auch das „Desinteresse" an der Ansetzung von vorliegenden Sachtiteln. Die Bedeutung des Einheitssachtitels läßt sich auch daran erkennen, daß sie Bestandteil der Normdatei der Library of Congress (LC name and series authority records) sind und auch für Serientitel bestimmt werden. Der Collective title ist eine besondere Art des Uniform title. Während die RAK-WB nur die Bezeichnung „Sammlung" verwenden, bieten die AACR eine größere Anzahl von Bezeichnungen für Sammlungen an, nämlich Works (für alle Werke) und Selections (für eine Auswahl) sowie für bestimmte Werkgattungen: Correspondence, Essays, Fragments, Novels, Plays, Poems, Prose works, Short stories, Speeches. Diese Begriffe werden gegebenenfalls durch eine Sprachbezeichnung (Beispiel: Works. Spanish) oder den Zusatz „Selections" ergänzt. Die Vorteile des Prinzips der Haupteintragung werden - gegenüber „alternative headings" - ausdrücklich genannt (AACR-2, 1988, General Introduction): „It will be necessary, however, for all libraries to distinguish the main entry from others when: a) making a single listing, or b) making a single citation for a work (as required for entries for related works and for some subject entries). In addition, the concept of main entry is considered to be useful in assigning uniform titles and in promoting the standardization of bibliographic citation." Die Haupteintragung unter einer Körperschaft wird gemacht, wenn es sich um bestimmte Arten von Veröffentlichungen handelt. Darunter fallen unter anderem auch Gesetze, Gerichtsentscheidungen und liturgische Werke. Formale Bedingungen wie bei den RAK spielen keine Rolle. Insgesamt gesehen kommt es zu sehr viel mehr Haupteintragungen unter Körperschaften als nach den RAKWB. Die AACR enthalten keinerlei Hinweise auf die Ordnung der Eintragungen. Ordnungsregeln (filing rules) gehören im anglo-amerikanischen Bereich traditionell nicht zum Regelwerk.
Literaturhinweise • 204
Anglo-American cataloguing rules / edited by Michael Gorman and Paul M. Winkler. - Second edition, 1988 revision. - Ottawa [u.a.], 1988
4.5 Regeln für den • n
Schlagwortkatalog
Cataloging Service bulletin / Library of Congress, Washington. - Washington 1 (1978) „Principies and Future of AACRr" : Internationale Konferenz in Toronto / Monika Münnich / / In: Bibliotheksdienst 12 (1997), S. 2284 - 2300
4.5 Regeln für den Schlagwortkatalog Die Arbeit an einem einheitlichen Regelwerk für die Beschlagwortung begann in Deutschland 1978. Im Jahr 1984 entschieden sich die Deutsche Bibliothek, die Mehrheit der Verbundkataloge und der öffentlichen Bibliotheken für das im Entstehen begriffene Regelwerk RSWK, das 1986 in einer ersten Auflage erschien. Inzwischen wenden auch Bibliotheken in Osterreich und in der Schweiz die Regeln an. Bereits 1990 erschien eine überarbeitete Auflage. Als hilfreich für die einheitliche Anwendung der RSWK und die praktische Einführung in den Bibliotheken haben sich eine Beispielsammlung (1991) und die Praxisregeln (1992; eine überarbeitete Auflage 1995) erwiesen. Der Vorgang der Schlagwortvergabe besteht im wesentlichen aus der Inhaltsanalyse, der Begriffsfindung für den Inhalt, der Terminologiekontrolle und schließlich der regelgerechten Ansetzung. Das Schlagwort erschließt den Inhalt des Dokumentes unabhängig vom Titel und bedient sich der natürlichen Sprache unter dem Aspekt der Gebräuchlichkeit. Um festzustellen, welche Begriffe gebräuchlich sind, wird eine Reihenfolge von Nachschlagewerken verbindlich festgelegt. Nichtdeutsche Begriffe werden nur verwendet, wenn es keine treffende deutsche Bezeichnung gibt (Beispiele: Software engineering, Management). Für jeden Sachverhalt wird das begrifflich engste Schlagwort gewählt. Neben dem Begriff Schloß gibt es also auch engere Begriffe wie Jagdschloß, Königsschloß, Landschloß, Lustschloß, Herrenhaus oder eine assoziative Bezeichnung wie Palast. Nach der Art der Schlagwörter werden fünf Hanptkategorien unterschieden: •
Personenschlagwörter; sie werden grundsätzlich wie Personennamen im Alphabetischen Katalog angesetzt; jedoch werden verschiedene Personen gleichen Namens voneinander mit einem individualisierenden Zusatz (Homonymenzusatz) unterschieden; dieser Zusatz besteht primär aus einer normierten Berufsbezeichnung und sekundär aus Lebensdaten; bei Namen, die gemäß den RAK-WB individuell und mit Ordnungshilfe angesetzt werden, wird nach Möglichkeit eine deutschsprachige Form gewählt. Beispiele:
205
4
Regelwerke Schmidt, Schmidt, Schmidt, Schmidt, Schmidt,
Hans Hans Hans Hans Hans
cKünstler, 1923->
Ludwig Klemens Nikolaus •
Homonymenzusatz RSWK
Homonymenzusatz entsprechend der der RAK-WB
gemäß
den
Ordnungshilfe
Geographische und ethnographische Schlagwörter sowie Sprachbezeichnungen; Beispiele: USA Aborigines Dänisch
•
Sachschlagwörter; es handelt sich um Allgemein- und Individualbegriffe; Beispiele: Erkenntnistheorie Britischer Kriegsgefangener Humanisierung der Arbeit Audi 100 Diesel
•
Zeitschlagwörter; es handelt sich um Begriffe wie „Geschichte" (auch Geistesgeschichte, Ideengeschichte, Kirchengeschichte, Sozialgeschichte, Vor- und Frühgeschichte) oder „Prognose" mit und ohne Jahreszahlen; Beispiele: Europa ; Geschichte Anfänge-1500 Europa ; Geschichte 800 v.Chr.-1500 Europa ; Geschichte 1848 Italien ; Buchmalerei ; Geschichte 1350-1600 England ; Sozialgeschichte 1580-1680 USA ; Wirtschaft ; Prognose Als Sachschlagwörter gelten jedoch verbale Epochenbezeichnungen (Beispiele: Antike; Gotik; Mittelalter), Bezeichnungen der Geologie (Beispiel: Tertiär), historische Geschehnisse (Beispiel: Oktoberrevolution) und Einzelereignisse (Beispiel: Westfälischer Friede). Als Geographika dagegen gelten Ansetzungsketten aus Geographikum und Sachschlagwort, gegebenenfalls mit Jahreszahlen. Beispiele:
206
4.5 Regeln für den
Schlagwortkatalog
England / Bürgerkrieg Augsburg / Reichstag •
Formschlagwörter; sie beschreiben vor allem Art und Form der Darstellung; die Begriffe sind in einer verbindlichen Liste vorgegeben. Sie kennzeichnen die Erscheinungsweise (Beispiel: Zeitschrift), den Medientyp (Beispiele: Diskette; Videokassette; Audiovisuelles Material), die Art der Aufbereitung (Beispiele: Aufsatzsammlung; Statistik; Tabelle; Zeittafel), die Art der inhaltlichen Darstellung (Beispiele: Bildband; Führer; Kommentar; Wörterbuch) oder auch das fachliche Niveau der Darstellung (Beispiele: Einführung; Ratgeber)
Körperschaftsschlagwörter werden wie Geographika (Beispiel: Erfurt / Sollerscher Musikverein) oder Sachschlagwörter (Beispiel: Industriegewerkschaft Metall) verwendet. Eine besondere Art von Schlagwörtern sind Sachtitel von literarischen und musikalischen Werken, Kunstwerken, Filmen oder Gesetzestexten; sie treten meistens in Verbindung mit Personenschlagwörtern auf, können aber auch in Verbindung mit Geographika oder selbständig vorkommen. Beispiele: Frisch, Max / Stiller Bach, Johann Sebastian / Kantate BWV 11 Mozart, Wolfgang Amadeus / ->Le-> Nozze di Figaro Rembrandt / Susanna im Bade Österreich / Kirchenbeitragsgesetz Metropolis Confessio Augustana Das Schlagwort wird im allgemeinen im Singular gebildet, ausgenommen sind jedoch Völker (Beispiel: Portugiesen), Personengruppen (Beispiel: Präraffaeliten), Gruppen von historischen Einzelereignissen (Beispiel: Napoleonische Kriege), botanische und zoologische Bezeichnungen oberhalb der Gattung (Beispiele: Fossile Wirbellose; Geißblattgewächse), chemische und biochemische Gruppenbezeichnungen (Beispiel: Ungesättigte Fettsäuren), Pluraliatanta (Beispiel: Schulferien) und Quasipluraliatanta (Beispiel: Betriebliche Sozialleistungen) sowie zusammenfassende Bezeichnungen für Wissenschaftsgebiete (Beispiel: Kulturwissenschaften). Als Schlagwort kann gewählt werden ein einfaches Wort (Beispiel: Ethik), ein Kompositum (Beispiel: Exportpolitik), eine Adjektiv-Substantiv-Verbindung (Beispiel: Ausländischer Arbeitnehmer), ein Begriff mit Homonymenzusatz (Beispiel: Schloß ) oder eine Ansetzungskette (Beispiel: Medizin / Fachsprache). 207
4
Regelwerke
Ein bestimmter Inhalt soll stets mit demselben Schlagwort bezeichnet werden. Bei Synonymen muß deshalb auf das verwendete Schlagwort verwiesen werden, um so von nichtgewählten Begriffen auf den bevorzugten Begriff hinzuführen (Synonymie-Verweisung). Beispiel: Wissenschaftliche Fachsprache Wissenschaftliche Sprache Wissenschaftliche Terminologie Wissenschaft / Fachsprache
siehe siehe siehe siehe
Wissenschaftssprache Wissenschaftssprache Wissenschaftssprache Wissenschaftssprache
Als Synonymie-Verweisungen werden auch gebräuchliche Schreibvarianten, Alternativformen und Änderungen der Rechtschreibung behandelt (—> 3.4 Rechtschreibung). Homonyme und Polyseme müssen vermieden werden. Ein Homonymenzusatz sollte vermieden werden, wenn es andere geeignete Begriffe gibt. Beispiel für den Begriff „Krone": Krone
= Grundwort in der allgemeinen Bedeutung (Teil der Insignien, Rangzeichen) = Kompositum
Kaiserkrone Königskrone Zahnkrone aber: Krone Krone Assoziative
Verweisungen:
=
Homonymenzusatz
Krone siehe auch Kranz Kranz siehe auch Krone
Andere Möglichkeiten der Differenzierung sind Adjektiv-Substantiv-Bildungen und Ansetzungsketten. Beispiel: Kette
Kette Kinematische Kette Kette / Schmuck
Grundwort in der allgemeinen Bedeutung (aus einzelnen gleichartigen Gliedern zusammengesetztes Zug- oder Treiborgan) Homonymenzusatz Adjektiv-Substantiv-Bildung Ansetzungskette
Kommt ein Begriff bei mehreren Schlagwortkategorien vor, so erhält das Sachschlagwort im allgemeinen keinen unterscheidenden Zusatz. Beispiel:
208
4.5 Regeln für den
= Sachschlagwort in der allgemeinen, mischen Bedeutung
Lippe Lippe Lippe Lippe Lippe
Schlagwortkatalog
= Geographika
mit
anato-
Homonymenzusätzen
Wird ein Sachverhalt durch ein einzelnes Schlagwort oder eine Ansetzungskette nicht angemessen ausgedrückt, so werden Verknüpfungsketten gebildet, die aus mehreren Schlagwörtern bestehen. Dieses Verfahren wird als präkoordinierende syntaktische Indexierung bezeichnet und soll komplexere Inhalte wiedergeben. Die Syntax hat dabei jedoch nur eine beschränkte Aussagekraft, da die Reihenfolge der Kettenglieder im wesentlichen durch die Art der Schlagwortkategorien bestimmt wird. Durch die präkoordinierende Kettenbildung unterscheiden sich die RSWK von den Indexierungsverfahren in Fachdatenbanken, die Einzeldeskriptoren für eine postkoordinierende Suche vergeben. Allerdings sind auch Verknüpfungsketten zusätzlich für eine postkoordinierende Suche geeignet. Mit Schlagwortketten können vor allem größere Datenmengen in überschaubare Gruppen gegliedert werden. Beispiel: Steuerersparnis ; Ratgeber Altersversorgung ; Steuerersparnis ; Ratgeber Einkommensteuer ; Steuerersparnis ; Ratgeber Immobilienanlage ; Steuerersparnis ; Ratgeber Kapitalanlage ; Steuerersparnis ; Ratgeber Kind ; Steuerersparnis ; Ratgeber Landwirtschaftlicher Betrieb ; Steuerersparnis ; Ratgeber Lohnsteuer ; Steuerersparnis ; Ratgeber Selbständiger ; Steuerersparnis ; Ratgeber Präkoordinierende Schlagwortketten ermöglichen eine möglichst redundanzfreie Suche, weil nach dem Prinzip des engsten Schlagwortes Hierarchisierungen innerhalb der Kette ausgeschlossen werden. Im Hinblick auf die Onlinesuche werden jedoch einige Zugeständnisse gemacht und präzisierende Pleonasmen akzeptiert. Beispiele: Telekommunikationsmarkt ; Marktstruktur „Markt" ist pleonastisch Deutsch ; Phraseologie ; Deutschunterricht ; Ausländer „Deutsch " ist pleonastisch 209
4
Regelwerke
Hierarchische Zusammenhänge werden vor allem bei Sachschlagwörtern durch hierarchische Verweisungen (Siehe-auch-Verweisungen) dargestellt. Sie führen vom Oberbegriff zu den Unterbegriffen. Beispiel: Verkehr siehe auch
Nahverkehr Nahverkehr siehe auch Personennahverkehr Nahverkehr siehe auch Güternahverkehr Nahverkehr siehe auch Nahschnellverkehr
Verwandte Begriffe mit geringen Bedeutungsunterschieden, die weder auf einen Begriff zusammengeführt noch in eine hierarchische Beziehung gestellt werden können, werden mit assoziativen Verweisungen (gegenseitigen Siehe-auch-Verweisungen) verknüpft. Beispiel: Arbeitsmarktpolitik siehe auch Beschäftigungspolitik Beschäftigungspolitik siehe auch Arbeitsmarktpolitik Chronologische Verweisungen stellen bei Teilungen, Zusammenschlüssen oder wesentlichen Statusänderungen von Körperschaften oder Geographika Beziehungen zwischen früheren und späteren Namensformen her. Beispiel: Tschechoslowakei später siehe Tschechische Republik später siehe Slowakei Tschechische Republik früher siehe Tschechoslowakei Slowakei früher siehe Tschechoslowakei Im Unterschied zu den RAK-WB wird jedoch bei sonstigen Namensänderungen die Ansetzung im allgemeinen mit der neuesten Bezeichnung gebildet. Beispiel: RSWK Straßburg / National- und Universitätsbibliothek Straßburg / Kaiserliche Universitäts- und Landesbibliothek siehe Straßburg / National- und Universitätsbibliothek RAK-WB Bibliothèque Nationale et Universitaire Früher —» Kaiserliche Universitäts- und Landesbibliothek 210
4.5 Regeln für den
Schlagwortkatalog
Kaiserliche Universitäts- und Landesbibliothek Später —> Bibliothèque Nationale et Universitaire Das Prinzip des engsten Schlagwortes befreit von hierarchischen Zuordnungen und vermeidet Konflikte bei fächerübergreifenden Themen. Ein Nachteil ist allerdings der Verlust von Zusammenhängen, der durch Verweisungen nur teilweise wettgemacht werden kann. In der 3. Auflage der RSWK wird deshalb empfohlen, den Schlagwortkatalog durch eine Systematik zu ergänzen. Für Zwecke der Terminologiekontrolle werden in der Schlagwortnormdatei bereits Länderschlüssel und Notationen für Sachgebiete vergeben (—> 5.5 Schlagwortnormdatei). Für Listenkataloge können die Glieder einer Kette permutiert werden, um die Sucheinstiege zu erhöhen. Die Reihenfolge der Schlagwörter innerhalb einer Kette (Grundkette) wird im wesentlichen durch die Hierarchie der Schlagwortkategorien bestimmt. Personenschlagwörter, Geographika, Sachbegriffe und Körperschaftsschlagwörter werden gleichberechtigt permutiert; Zeitschlagwörter und Formschlagwörter bleiben jedoch stets am Ende der Kette. Allerdings können manche Formschlagwörter bei entsprechendem Buchinhalt auch als Sachschlagwörter auftreten (Beispiele: Autobiographie, Biographie, Bibliographie). Bei Formschlagwörtern sind Permutationen nur in wenigen Fällen fakultativ zugelassen (Beispiele: Ausstellung, Kongreß, Bibliographie). Beispiel für Permutationen einer Schlagwortkette: USA ; Industriepolitik ; Großbritannien ; Geschichte 1970-1989 ; Aufsatzsammlung Permutationen : Großbritannien ; Industriepolitik ; USA ; Geschichte 1970-1989 ; Aufsatzsammlung Industriepolitik ; USA ; Großbritannien ; Geschichte 1970-1989 ; Aufsatzsammlung Der Schlagwortkatalog ist dem Prinzip der Deutschsprachigkeit verpflichtet. Er schließt sich damit den allgemeinen und fachlichen Nachschlagewerken weitestgehend an. Bei den Namen von Personen und Körperschaften kommt es deshalb teilweise zu Unterschieden zwischen den RSWK und den RAK-WB. Bei den Personennamen gibt es vor allem zwei Bereiche, in denen die Ansetzungen differieren. Biblische Namen, Personen des Mittelalters, Namen von Fürsten und geistlichen Würdenträgern werden gemäß den RSWK unter einer deutschsprachigen Namensform angesetzt; von der Ansetzungsform gemäß den RAK-WB wird verwiesen. Beispiel: 211
4
Regelwerke Klemens Verweisung von der RAK-WB-Ansetzung: Clemens siehe Klemens Nikolaus Verweisung von der RAK-WB-Ansetzung: Nicolaus siehe Nikolaus
Gleichlautende Personennamen für verschiedene Personen werden im allgemeinen durch einen Homonymenzusatz unterschieden. Der Homonymenzusatz besteht in der Regel aus einer normierten Berufsbezeichnung, bei gleicher Berufsbezeichnung zusätzlich aus den Lebensdaten. Sind die Berufe nicht zu ermitteln, werden nur die Lebensdaten verwendet. Ist eine der Personen sehr viel bekannter, kann sie ausnahmsweise ohne Homonymenzusatz angesetzt werden. Als Homonymenzusatz werden auch gebräuchliche Unterscheidungen (beispielsweise Beinamen wie „der Altere") herangezogen. Beispiele: Marx, Karl [1818-1883; dt. Philosoph und Politiker] Marx, Karl [1897-1985, dt. Komponist] Marx, Karl [Lebensdaten unbekannt, dt. Maler] Cranach, Lucas Cranach, Lucas Bei Körperschaftsnamen wird eine deutschsprachige Form beziehungsweise eine Form aus einer germanischen oder romanischen Sprache bevorzugt. Beispiele: RSWK
RAK-WB
Vereinte Nationen / Sicherheitsrat
United Nations / Security Council
Moskau / Institute of Architecture
Moskovskij Architekturnyj Institut
Außerdem werden bestimmte Körperschaften in einer normierten deutschsprachigen Form angesetzt. Beispiel: RSWK Italien / Außenministerium
RAK-WB Italia / Ministero degli Affari Esteri
Bei ortsgebundenen Körperschaften wird der Ort nach den RSWK als Geographikum, nach den RAK-WB jedoch als Ordnungshilfe angesetzt. Beispiel: 212
4.5 Regeln für den RSWK Göttingen / Akademie der Wissenschaften
Schlagwortkatalog
RAK-WB Akademie der Wissenschaften
Die dritte Auflage der RSWK berücksichtigt sowohl die Anforderungen des Retrievals in Onlinekatalogen als auch die Konventionen der inzwischen aufgebauten überregionalen Schlagwortnormdatei. Die RSWK beziehen sich jetzt durchgehend auf die Führung und Nutzung der Schlagwortnormdatei (—* 5.5 Schlagwortnormdatei). Manche Entscheidungen bei Neuansetzungen von Schlagwörtern richten sich an den bereits in der SWD vorhandenen Ansetzungen aus (beispielsweise Kompositum oder Homonymenzusatz). Einige wichtige Änderungen der dritten Auflage sind: •
Schöne Literatur, Musik, Abbildungen von Kunstwerken und AV-Materialien können bei lokaler Anwendung durch Schlagwörter für Entstehungsgebiet, Sprache, Gattung, Zeit sowie Formalschlagwörter erschlossen werden. Beispiel: Swahili ; Roman ; Kenia ; Geschichte 1992 ; Text
•
Bei der Beschlagwortung eines Dokumentes können in Einzelfällen auch Teilaspekte berücksichtigt werden, um besondere Sammelschwerpunkte und Spezialbestände tiefer zu erschließen.
•
Namen von Autoren der griechischen und römischen Antike sowie Namen von Personen aus Staaten mit chinesischer und japanischer Sprache werden gemäß den RAK-WB angesetzt.
•
Bei nichtdeutschen Ortsnamen werden ergänzende Zusätze - anders als nach den RAK-WB - nicht mehr als Homonymenzusatz behandelt. Beispiel: Santiago de Chile (bisher: Santiago )
•
Bei Sachschlagwörtern aus dem Bereich des Rechts wird Deutschland nicht mehr als pleonastisch angesehen. Beispiel: Deutschland ; Strafrecht
•
Bei Fachausdrücken des Rechts, der Verwaltung und des Schulwesens wird die im jeweiligen deutschsprachigen Staat gebräuchliche Terminologie verwendet. Beispiel: Schweiz ; Fahrnis nicht: Schweiz ; Bewegliche Sache Verweisung: Fahrnis siehe auch Bewegliche Sache 213
4
Regelwerke
•
In einer Kette mit mehreren Sachschlagwörtern können bei Komposita und Adjektiv-Substantiv-Verbindungen pleonastische Bestandteile auftreten. Beispiel: Druckmaschine ; Maschinenlärm ; Lärmbekämpfung [„Maschine" und „Lärm" sind pleonastische Bestandteile]
•
Orte und Ortsteile am Beginn und Ende von offiziellen Körperschaftsnamen werden auch bei ortsgebundenen Körperschaften angesetzt. Beispiel: Sigmarszell / Musikverein Sigmarszell
Literaturhinweise • Regeln für den Schlagwortkatalog : RSWK / bearbeitet von der Kommission des Bibliotheksinstituts für Sacherschließung. - 2., erweiterte Auflage. - Berlin, 1991 n Beispielsammlung zu den Regeln für den Schlagwortkatalog : zugleich eine Einführung in die RSWK. - Berlin, 1991 D Praxisregeln zu den Regeln für den Schlagwortkatalog (RSWK) und der Schlagwortnormdatei (SWD). - 2., überarbeitete und erweiterte Auflage. Leipzig [u.a.], - Loseblatt-Ausgabe Grundwerk. - 1995 o Liste der fachlichen Nachschlagewerke zu den Normdateien (SWD, G K D ) / Bearbeiter: Die Deutsche Bibliothek in Zusammenarbeit mit dem Bibliotheksverbund Bayern, dem Hochschulbibliothekszentrum des Landes N o r d rhein-Westfalen, dem Südwestdeutschen Bibliotheksverbund, dem Gemeinsamen Bibliotheksverbund und dem Verbund der wissenschaftlichen Bibliotheken Österreichs. - Ausgabe Oktober 1996, Stand: 16. August 1996. Leipzig [u.a.], 1996 D Quantitative und qualitative Aspekte der verbalen Sacherschließung in O n line-Katalogen / Gerhard Stumpf // In: Bibliotheksdienst 30 (1996), S. 1210 - 1227
214
5 Normdateien 5.1 Allgemeines zu Normdateien Begriff und Funktion von Normdateien sind erst mit der Einführung der Elektronischen Datenverarbeitung für die Katalogisierung entstanden. Die rationelle Führung von Verbundkatalogen und die Übernahme von Fremddaten erfordern außer einem für alle Anwender verbindlichen Regelwerk Normdateien. Das Regelwerk kann die Ansetzungsregeln nur allgemein formulieren und durch Beispiele veranschaulichen. Die Normdatei wendet die Ansetzungsregeln auf konkrete Fälle an; sie muß die Regeln interpretieren und die „Lösung" im Einzelfall eindeutig und für die Regelwerkanwender verbindlich festlegen. Eine Ansetzung einer Normdatei sollte primär nicht als „richtige" oder „bessere" Ansetzung verstanden werden, weil sie nach diesem Grundsatz ständig zu ändern und neueren Erkenntnissen anzupassen wäre. Aus praktischen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten sollte eine vorhandene Ansetzung in der Normdatei möglichst stabil sein, und andere Ansetzungsmöglichkeiten sollten durch weitere Verweisungsformen berücksichtigt werden. Normdateien betreffen im engeren Sinn die Daten, die der Einordnung beziehungsweise Auffindung dienen (Personennamen, Körperschaftsnamen, Einheitssachtitel, Erscheinungsorte, Verlage, Schlagwörter). Im weiteren Sinn können auch ganze Titelaufnahmen die Funktion von Normdaten haben, beispielsweise die Titelaufnahmen der Deutschen Bibliothek als nationalbibliographischer Institution und der Zeitschriftendatenbank als eines überregionalen Nachweisinstrumentes. Eine Normdatei kann entweder als Informationsdatei oder als integrierte Datei geführt beziehungsweise genutzt werden. Bei der Informationsdatei wird der Normsatz entweder einer konventionellen Liste (Buch, Mikrofiche) oder einer maschinenlesbar geführten Datei (Datenbank, CD-ROM) entnommen. Seit 1997 gibt die Deutsche Bibliothek in Frankfurt die Normdateien PND, GKD und SWD auch auf einer CD-ROM heraus. Für die Nutzung kann die Normansetzung aus der Normdatei abgeschrieben oder kopiert werden. Eine maschinelle Verknüpfung zwischen Normsatz und Titelsatz gibt es bei diesem Verfahren nicht. Diese Methode wird beispielsweise in den Bibliotheken der USA angewendet. Sie impliziert, daß Änderungen an den Ansetzungsformen seltene Ausnahmen sind, um den Anderungsaufwand bei den Nutzern möglichst gering zu halten, beziehungsweise daß geeignete maschinelle Verfahren für Korrekturen in den Titelsätzen zur Verfügung stehen. Bei der integrierten Datei sind der Normsatz und der Titelsatz durch eine Identifikationsnummer (Normsatznummer) maschinell verknüpft. Dabei kön215
5
Normdateien
nen mehrere Titelsätze mit einem bestimmten Normsatz verknüpft sein. Beispiel: Die Ansetzungsform eines bestimmten Personennamens ist mit mehreren Titelsätzen verknüpft, wenn es mehrere Ausgaben der Werke dieses Verfassers gibt. Für die Nutzung wird der gewünschte Normsatz gesucht und dessen Identifikationsnummer entweder in den Titelsatz geschrieben oder maschinell kopiert. Die Vorteile der integrierten Datei können sein: • Das einmalige Erfassen, Speichern und Korrigieren der Ansetzungs- und Verweisungsformen in den Normsätzen ist rationeller als die mehrfache Arbeit in den Titelsätzen. • Das Online-Retrieval kann günstiger organisiert werden. Vor allem kann bei der Suche unter einer Verweisungsform automatisch auf die Ansetzungsform umgelenkt werden. • Die Kongruenz zwischen der Normdatei und der integrierten Datei kann (über die Normnummer) maschinell organisiert werden, wenn alle Änderungen (beispielsweise Änderungen der Ansetzungsform oder Hinzufügen weiterer Verweisungsformen) an den Normdaten maschinell an die Nachnutzer weitergegeben werden. Die Nachteile einer integrierten Datei können sein: • Durch die Verknüpfung von Titelsatz und Normsatz entsteht ein zusätzlicher Aufwand beim Katalogisieren. Vor allem bei der Formalkatalogisierung kann es aufwendiger sein, wenn anhand der Vorlageformen die zugehörige Normform nicht ohne weiteres ermittelt oder erkannt werden kann. Durch eine integrierte Datei entsteht ein Zwang zur Normierung, der entsprechende Recherchen bei jedem Katalogisierungsvorgang erfordert. • Das Mehrdateiensystem (Titeldatei und Normdateien) bedeutet technisch einen erhöhten Aufwand, der auch für den Datentransport beispielsweise aus einer zentralen Datenbank in ein Lokalsystem zu leisten ist. Allgemein gesagt sind die Vorteile einer integrierten Datei die Nachteile einer Informationsdatei und umgekehrt. Es kann sich auch als Vorteil erweisen, wenn nicht alle Titelsätze mit Normsätzen im Sinn einer integrierten Datei verknüpft sind. Beispielsweise kö.nnten Personennamensätze nur für Personen angelegt werden, für die es mehrere Namen oder Namensformen gibt oder besondere Ansetzungsschwierigkeiten auftreten. Untersuchungen in verschiedenen Verbundkatalogen haben ergeben, daß es für rund 80 Prozent der Autoren nur eine Ausgabe gibt, also auch der Name nur in einer einzigen Form vorkommt. Ein Normsatz besteht im allgemeinen aus der Ansetzungsform (Normansetzung), den Verweisungsformen, Erläuterungen zur Ansetzungsform (beispiels216
5.2 Gemeinsame
Körperschaftsdatei
weise Lebens- oder Wirkungsdaten der Person) und Hinweisen zu verwendeten Nachschlagewerken. Um die Nutzung der Normdateien in den Verbundkatalogen künftig besser organisieren zu können, bedarf es einer Online-Schnittstelle für die Normdateien. Dafür ist ein technisches Konzept zu entwickeln, das einerseits integrierte Dateien in allen Verbünden voraussetzt und andererseits eine Spiegelung der überregionalen Normdatei in den Verbünden realisiert. Wird für einen konkreten Katalogisierungsfall keine Normansetzung gefunden, müßte ein Normsatz über das Protokoll Z 39.50 in der überregionalen Normdatei angelegt werden und dieser anschließend in der regionalen Datei sofort zur Verfügung stehen. In die anderen regionalen Dateien käme dieser neue Normsatz über die OnlineSchnittstelle als automatische Datenreplikation. Bei diesem Verfahren würden alle Neuansetzungen aus den Verbünden unmittelbar und vollständig in die betreffenden Normdateien eingebracht werden. Die qualitativen und quantitativen Folgen für die Normdateien sind schwer abzuschätzen. Deshalb werden auch Modelle diskutiert, bei denen nicht alle Neuansetzungen aus den Verbünden in die überregionalen Normdateien kommen. Die Nutzung der Normdateien als Informationsdateien bleibt davon unberührt. Literaturhinweise n Kommunikation, Normung und Kataloge / Klaus Haller // In: Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie 37 (1990), S. 403 - 421 n Die Mühen der Ebenen : Regelwerke, Datenformate, Kommunikationsschnittstellen / Klaus-Dieter Lehmann // In: Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie 44 (1997), S. 229 - 240
5.2 Gemeinsame Körperschaftsdatei Der Nachweis unter Körperschaftsnamen im Alphabetischen Katalog geht ursprünglich auf Vorschläge von Charles C. Jewett („Smithsonian report on the construction of catalogues of libraries, and their publication by means of separate, stereotyped titles") aus dem Jahr 1853 zurück. Seit Charles A. Cutters Regelwerk aus dem Jahr 1876 wurden Eintragungen und insbesondere auch Haupteintragungen unter „Corporate authors" (körperschaftlichen Verfassern) ein fester Bestandteil der alphabetischen Katalogisierung in den USA. Im deutschsprachigen Bereich wurden Eintragungen unter Körperschaften erst durch die RAK eingeführt. Die PI kannten nur ausnahmsweise Eintragungen unter dem Namen der Firma für Verkaufskataloge, Prospekte und dergleichen, soweit kein Sammler oder Verfasser genannt ist. Durch die International Conference on Cataloguing Principles (Paris 1961) wurde der teilweise mißverständliche Begriff 217
5
Normdateien
des „Corporate author" in den anglo-amerikanischen Regelwerken durch „Corporate body" ersetzt, weil die Übertragung des Verfasserbegriffs auf Körperschaften international keine Zustimmung fand. Auch die in den anglo-amerikanischen Regelwerken übliche Unterscheidung von Societies (Ansetzung unter dem Namen) und Institutions (Ansetzung unter dem Ortssitz) wurde abgeschafft. Diese Praxis hatte dazu geführt, daß ein Großteil der Körperschaften unter einem Ortssitz angesetzt wurde. Die RAK haben den Grundsatz der Pariser Konferenz übernommen, Körperschaften unter ihrem Namen anzusetzen. Im allgemeinen ist es aufwendiger, den Namen einer Körperschaft anzusetzen als den Namen einer Person, denn • der offizielle Name ist in vielen Fällen schwer oder nicht zu ermitteln; • der offizielle Name ist oft nicht der gebräuchliche Name; • Körperschaften können im Vergleich zu Personen viele Namen haben, beispielsweise Abkürzungen, in andere Sprachen übersetzte Namen, mehrere offizielle Namen (vor allem bei internationalen Körperschaften); • Körperschaften können ihren Namen ändern; • durch Zusammenlegungen und Teilungen entstehen neue Körperschaften mit neuen Namen; • Körperschaften können anderen Körperschaften untergeordnet, unterstellt, zugehörig und dergleichen sein, was im Namen unterschiedlich zum Ausdruck kommt. Mit der Anwendung der R A K stellte sich die Ansetzung von Körperschaftsnamen in den Bibliotheken des deutschsprachigen Gebietes als ein neues Problem. Die Staatsbibliothek zu Berlin, die Deutsche Bibliothek Frankfurt und die Bayerische Staatsbibliothek München begannen teilweise vor Einführung der RAK damit, Körperschaftsnamen für Eintragungen anzusetzen. Seit 1973 führten diese drei Bibliotheken ihre Körperschaftsansetzungen zu einer „Gemeinsamen Körperschaftsdatei" (GKD) zusammen, um anderen Bibliotheken eine Ansetzungshilfe zu geben. Im selben Jahr begann die Staatsbibliothek zu Berlin mit dem Aufbau eines überregionalen Zeitschriftennachweises, der später zur Zeitschriftendatenbank (ZDB) wurde. Da im Zusammenhang mit Zeitschriften verhältnismäßig viele Körperschaften vorkommen, konnten die damals neuen RAK-Bestimmungen intensiv erprobt werden. Bei der Ansetzung der Körperschaften zeigte es sich, daß die Regeln in der Praxis noch vieler Ergänzungen und Präzisierungen bedurften, so daß die RAK-WB sehr stark durch die Arbeit der ZDB beeinflußt wurden. Die GKD wird als Online-Datenbank im Deutschen Bibliotheksinstitut in Berlin geführt und von den Partnerbibliotheken laufend gepflegt. Die Partnerbibliotheken bringen aus ihrem Bereich neue Normsätze ein, sie führen Korrektu218
5.3
Personennamendatei
ren, Löschungen und Umlenkungen aus. Seit 1997 ist der Österreichische Verbund als vierter Partner hinzugekommen. Allgemeine redaktionelle Arbeiten übernimmt die Staatsbibliothek zu Berlin. Für eine konventionelle Nutzung erscheinen Ausgaben auf Mikrofiche und auf CD-ROM. Für die maschinelle Nutzung gibt es regelmäßige Lieferungen der Neuansetzungen und Korrekturen an die Verbundkataloge und sonstigen Nutzer. Die maschinelle Nutzung setzt eine eigene integrierte Körperschaftsdatei und die Verwendung der GKD-Nummer (= Identifikationsnummer, Normsatznummer) voraus. In den integrierten Körperschaftsdateien der Verbundkataloge gibt es sowohl Normsätze der GKD (erkenntlich an der GKD-Nummer) als auch mit der GKD (noch) nicht abgeglichene Körperschaftssätze (ohne GKD-Nummer). Die Verbünde nutzen die GKD, indem sie regelmäßig die neuen und geänderten Normsätze erhalten. Nicht alle Verbünde liefern jedoch neue Ansetzungen an die GKD. Lieferungen aus den Verbünden werden in einem Batchverfahren in die GKD eingebracht. Dabei müssen die gelieferten Namensformen mit den GKDFormen maschinell abgeglichen werden: (a) Ansetzungsform mit Ansetzungsform, (b) Verweisungsform mit Ansetzungsform und (c) Verweisungsform mit Verweisungsform. Tritt Identität bei a auf, wird der gelieferte Satz abgewiesen. Treten Identitäten bei b und c auf, müssen die Protokolle intellektuell überprüft und die gelieferten Daten gegebenenfalls redigiert werden.
5.3 Personennamendatei Die Ansetzung von Personennamen ist eines der grundlegendsten und ältesten Anliegen des Alphabetischen Katalogs. Der Grundsatz, eine bestimmte Person stets unter demselben Namen und unter derselben Form anzusetzen, wird deshalb immer wieder zitiert und eingefordert. Es ist allerdings nicht einfach oder selbstverständlich, diesem Grundsatz bei der praktischen Arbeit immer gerecht zu werden, weil • es für manche Personen mehrere Namen gibt (Pseudonym, Mädchenname, Ehename, Künstlername, Spitzname, Ordensname, Adelsname und dergleichen); • manche Namen in verschiedenen Formen vorkommen (Umschrift, Latinisierung, Orthographie, Kürzen und Weglassen von Namensteilen und dergleichen); • manche Personen sich unterschiedlich nennen (mit einem oder mehreren Vornamen, mit aufgelösten oder abgekürzten Vornamen), und es deshalb unklar ist, ob es sich um dieselbe Person handelt. 219
5
Normdateien
Die allgemeine Forderung, die Namen nach dem Gebrauch des Autors anzusetzen, ist verständlich, aber nur teilweise erfüllbar, weil dieser Gebrauch in den meisten Fällen nicht feststellbar, vom Autor nicht immer beeinflußbar oder auch schwankend ist. Da sich Personennamen nach Zeiten, Sprachen, Ländern und Struktur unterscheiden, sind eine Reihe von Gesichtspunkten zu berücksichtigen, nämlich • die zeitliche Einordnung des Verfassers (Antike, Byzanz, Mittelalter, Neuzeit), • die sprachliche Herkunft des Namens (Umschrift, Präfix, Patronym, Verwandtschaftsbezeichnung), • die Art und Struktur des Namens (persönlicher Name, Vor- und Familienname, zusammengesetzter Name, Fürstenname, Name eines geistlichen Würdenträgers), • die nationale Gepflogenheit der Namensgebung und Namensansetzung (Staatsbürgerprinzip), • die Zitierweise des Namens in Allgemeinenzyklopädien, fachlichen Nachschlagewerken und sonstigen Publikationen. Eine internationale Annäherung bei der Ansetzung von Personennamen brachte das International Meeting of Cataloguing Experts (Kopenhagen 1968). Für Namen der Neuzeit in Staaten mit europäischen Sprachen wurde das Staatsbürgerprinzip als maßgebliches Verfahren festgelegt. Es wirkt sich vor allem bei zusammengesetzten Namen und Namen mit Präfixen aus. Personennamen der griechischen Antike werden traditionell in lateinischer Form angesetzt. Bei Personennamen des Mittelalters ist die Sprache, in welcher der Autor (überwiegend) geschrieben hat, ausschlaggebend. Die Unterschiede bei der Ansetzung kommen unter anderem zustande, wenn (1) verschiedene Nachschlagewerke verwendet werden, (2) nur die Daten der Vorlage verwendet werden, (3) die Identität der Person anhand der Angaben in der Vorlage nicht erkannt wird, (4) in Abhängigkeit vom jeweiligen Bestand entschieden wird. Die RAK gehen grundsätzlich davon aus, daß gleichnamige Personen in der Ansetzung nicht unterschieden werden. Hinter diesem Grundsatz stehen drei Annahmen: • Die Namensgleichheit verschiedener Personen spielt für die Suche in Katalogen keine Rolle, weil der Name in Kombination mit dem Sachtitel unmißverständlich ist. • Die Ergänzung des Namens durch individualisierende Zusätze ist für Benutzer nicht ohne weiteres nachvollziehbar. • Die Individualisierung der Namen gelingt nur für einen Teil der Personen. Bei bestimmten Gruppen von Personennamen kommt es nach den RAK-WB 220
5.3
Personennamendatei
durch Ordnungshilfen zu individualisierten Ansetzungen, nämlich bei Personen der Antike und des Mittelalters, Namen von Fürsten und geistlichen Würdenträgern. Nach den RSWK werden alle Personennamen individualisiert, indem Personenschlagwörter Homonymenzusätze erhalten, wenn mehrere Personen den gleichen Namen haben. Die Individualisierung schlägt sich also stets in der Ansetzung nieder. Bei der Sacherschließung liegt - im Gegensatz zur Formalerschließung - ein Dokument vor, das sich inhaltlich mit der betreffenden Person beschäftigt, also auch entsprechende Hinweise enthält, die als individualisierende Angaben verwendbar sind. Rund 80 Prozent der Namen sind in Katalogen nur mit einem Titel verknüpft. Die Frage, ob sich verschiedene Personen hinter einem Namen verbergen, tritt also nur im Bereich von rund 20 Prozent der Autoren auf. Die RAKWB haben 1995 (als Anlage 18 des Regelwerkes) eine Prioritätenliste vorgelegt, die eine Rangfolge der Nachschlagewerke vorgibt, nach der die Gebräuchlichkeit verschiedener Namen beziehungsweise Namensformen festgelegt wird. Sie haben damit das Nachschlagewerksprinzip der RSWK übernommen. Im einzelnen wird folgendes bestimmt: „Im Bereich der alphabetischen Katalogisierung werden Personennamen nur überprüft, wenn die Ansetzungsform aus der Vorlage nicht eindeutig ermittelbar ist, z.B. wenn keine Vornamen genannt sind bzw. wenn sie bei derselben Person in verschiedener Anzahl und Reihenfolge vorkommen." Für alle Personennamen steht die PND an erster Stelle der Prioritätenliste. Eine Personennamendatei für ältere Namen bis 1850 wurde seit 1989 aus den maschinenlesbaren Titeldaten erstellt, die in München und Göttingen bei der Altbestandskonversion entstanden sind (—» 6.3.1 Altbestandsprogramm der Deutschen Forschungsgemeinschaft). Dabei sind zunächst aus etwa 800.000 Titelsätzen etwa 180.000 Namensätze erzeugt worden. Als Identifikationsmerkmale wurden bis zu zehn Sachtitel mit Erscheinungsjahren hinzugefügt; sie stammen aus den Titelsätzen, aus denen die Namen übernommen wurden. Die Daten wurden in einer Online-Datenbank im Deutschen Bibliotheksinstitut in Berlin gehalten und als Informationsdatei vor allem bei der Altbestandskonversion genutzt. Die Redaktion dieser Namen bis 1850 übernahm die Bayerische Staatsbibliothek. Fertig redigierte Bereiche sind die Personennamen des Mittelalters (PMA; auch in Buchform veröffentlicht als Band 6 der RAK-WB) und die Personennamen der Antike (PAN; auch in Buchform veröffentlicht als Band 7 der RAK-WB). In diesem Bereich sind die Namen individualisiert. In einem Bemerkungsfeld stehen Lebensdaten, Wirkungsdaten und sonstige Angaben zur Identität der Person. 221
5
Normdateien
Seit 1995 wird die PND als Datenbank in der Deutschen Bibliothek in Frankfurt gehalten, um sie zu einer umfassenden Personennamendatei auszubauen und die entstandenen Normansetzungen mit den sonstigen Dienstleistungen der Deutschen Bibliothek anzubieten. Seit 1997 sind auch die Titel der Deutschen Bibliothek mit PND-Sätzen verknüpft. Neue Namen aus dem Altbestandsprogramm der DFG kamen laufend hinzu (—» 6.3.1 Altbestandsprogramm der Deutschen Forschungsgemeinschaft). Die Datei wurde angereichert durch Namen des osteuropäischen und islamischen Bereiches sowie Namen von Musikschaffenden aus der Bayerischen Staatsbibliothek (1995), die Namen der Deutschen Bibliothek (1997), die Namen der Zentralkartei der Autographen und Nachlässe (ZKA) in der Staatsbibliothek zu Berlin (1997) sowie die Personennamen aus der SWD (1998). Damit ist der Erstaufbau der PND abgeschlossen. Neue Namen werden nur noch online eingebracht. Wird die Ansetzung für eine bestimmte Person sowohl in der Formalkatalogisierung (RAK-WB) als auch in der Sacherschließung (RSWK) benötigt, wird in der PND ein einziger Normsatz angelegt, der die unterschiedlichen Ansetzungen ausweisen kann, sofern dies von den Regelwerken her notwendig ist (—» 4.5 Regeln für den Schlagwortkatalog). Anfang 1998 belief sich die Anzahl der PND-Sätze auf knapp zwei Millionen. Die DFG unterstützte seit Anfang 1995 im Sinn einer Startfinanzierung den Aufbau der überregionalen Personennamendatei. Projektteilnehmer sind die Deutsche Bibliothek, die Bayerische Staatsbibliothek (für die Grundredaktion vor allem der älteren Namen), das Hochschulbibliothekszentrum Nordrhein-Westfalen (für die Grundredaktion vor allem der neueren Namen) und die Staatsbibliothek zu Berlin (für die Namen aus der Nachlaß- und Autographenkatalogisierung). Nach dem erarbeiteten Modell werden in der neuen PND zwei Arten von Namensätzen unterschieden: • Tn-Sätze (T = Thesaurus, n = Name) für Personennamen, die nicht individualisiert angesetzt sind; das bedeutet: Ein Tn-Satz gilt für alle Personen mit derselben Namensansetzung. • Tp-Sätze (T = Thesaurus, p = Person) für Personennamen, die individualisiert angesetzt sind; das bedeutet: Ein Tp-Satz gilt nur für eine bestimmte Person; haben mehrere Personen denselben Namen und dieselbe Ansetzung, werden mehrere Tp-Sätze mit unterscheidenden Merkmalen - im wesentlichen sind dies Lebensdaten - angelegt. Tp-Sätze gibt es für Personen, die (1) gemäß den RAK-WB individualisiert anzusetzen sind, (2) gemäß den RAK-WB zwar nicht individualisiert anzusetzen sind, für die jedoch eigene Normsätze mit individualisierenden Angaben gewünscht werden, (3) nach den RSWK für die SWD oder von der Zentralkartei 222
5.3
Personennamendatei
der Autographen und Nachlässe (ZKA) angesetzt sind. Den Anwendern steht es frei, individualisierte oder nichtindividualisierte Namensätze zu nutzen. Beispiele aus der Personennamendatei 005 Tp 100 Gryphius, Petrus = Ansetzungsform = Quelle für die Ansetzungsform 101a LoC-NA; Rep.Font. V,240 = Verweisungsformen 200 Petrus 200 Gryphius, Petrus 200 Griffi, Pietro 200 Griffo, Pietro 200 Pietro 200 Pietro < G r i f f o 200 Petrus 300a 1469-1516 = Indikator a: Lebensdaten 310u Aus Pisa = Indikator u: Sonstige Angaben zur Person 899 Gryphius, Petrus: Ortaio. - [1509] 899
Gryphius, Petrus: De officio collectoris in Regno Angliae
005 100 101a 200 200 300a 310j
Tp Pagel, Julius Leopold DB, SWD Pagel, Julius Pagel, J. L. 1851-1912 Dt. Medizinhistoriker
= = Quelle für die
Ansetzungsform Ansetzungsform
= Indikator a: Lebensdaten = Indikator j: Berufsbezeichnung
Bei den individualisierenden Angaben in Tp-Sätzen handelt es sich aus Sicht der Formalkatalogisierung um nichtnormierte, gewöhnlich der Vorlage entnommene Angaben, die helfen sollen, die richtige Ansetzung zu wählen. Beispiel: -
In der Vorlage steht „von J. Pagel". In der PND gibt es einen Tn-Satz „Pagel, Julius" und einen Tp-Satz „Pagel, Julius Leopold" (mit einer Verweisung von der Form ohne den zweiten Vornamen). Handelt es sich dabei um einen Medizinhistoriker mit den Lebensdaten 1851 - 1912, lautet die Ansetzung „Pagel, Julius Leopold". Handelt es sich nicht oder nicht mit Sicherheit um den Medizinhistoriker, ist zu prüfen, ob der Tn-Satz für die Ansetzung herangezogen werden kann.
In einer Personennamendatei machen eigentlich nur Tp-Sätze einen Sinn, weil sie die Ansetzung eindeutig regeln, wenn der Vorlage entsprechende individuali223
5
Normdateien
sierende Angaben zu entnehmen sind. Das Problem einer Personennamendatei ist es, die Individualität durch Angaben ausdrücken zu müssen, die gewöhnlich bei der Formalkatalogisierung nicht benötigt werden und oft der Vorlage auch nicht zu entnehmen sind. Traditionell werden in einem Katalog die Sachtitel herangezogen, um zu entscheiden, um welche Person es sich handelt, beziehungsweise welche Ansetzung zu wählen ist. Eine Personennamendatei zwingt dazu, auch „einfache" Namen, die keinerlei Ansetzungsprobleme aufwerfen (Beispiele: Wilhelm Busch; Karl Marx), bei der Formalkatalogisierung zu recherchieren. Literaturhinweise n Überlegungen zum Aufbau einer Personennamendatei / Klaus Haller / / I n : Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie : Sonderheft 50 (1989), S. 93 - 104 n Entwicklung und Aufbau der Personennamendatei in Deutschland : Bericht über Konzeption und Realisierung seit 1989 / Claudia Fabian // In: Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie 42 (1995), S. 605 - 615 Q Die überregionale Normdatei für Personennamen (PND) : Bericht zum Projektstand September 1995 / Reinhard Rinn // In Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie 42 (1995), S. 617 - 637
5.4 Zeitschriftendatenbank Der Aufbau eines überregionalen Standortnachweises von Periodika aus den Beständen deutscher Bibliotheken begann 1973 in der Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz Berlin. Seit 1989 werden die Katalogdaten online in die Zeitschriftendatenbank (ZDB) eingebracht. Für die Ansetzung der Körperschaftsnamen wird die GKD als integrierte Normdatei genutzt, die parallel zur ZDB aufgebaut wurde (—* 5.2 Gemeinsame Körperschaftsdatei). Die ZDB wird als Mehrdateiensystem im Deutschen Bibliotheksinstitut geführt. Die Hauptdateien sind die Titeldatei, die Körperschaftsdatei und die Bestandsdatei; an weiteren Dateien gibt es die Kongreßschriftendatei, die Mikroformendatei, die Bibliotheksdatei und die Mailboxdatei. Vom ursprünglichen Standortnachweis hat sich die ZDB zu einem Instrument für den Leihverkehr und für die Katalogisierung entwikkelt. Die ZDB-Aufnahmen gelten als Normaufnahmen. Nachgewiesen sind die Bestände von über 3.000 Bibliotheken mit etwa 900.000 Titeln. 370 Bibliotheken sind dem Leihverkehr angeschlossen. Etwa 100 Bibliotheken gelten als Datenbankteilnehmer, die laufend ihre Bestände aktualisieren. Die teilnehmenden Bibliotheken sind in einer Arbeitsgemeinschaft (AGDBT) zusammengeschlossen, in der regelmäßig Katalogisierungsfragen be224
5.4
Zeitschriftendatenbank
sprachen werden. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert die Einarbeitung von Spezialbeständen in die ZDB; die Bibliotheken müssen sich jedoch verpflichten, ihre Daten weiterhin selbst zu pflegen. Die ZDB versteht sich als überregionales Verbundsystem, in das die Bibliotheken ihre Aufnahmen mit Angaben zu Bestand und Standorten im allgemeinen selbst einbringen. Die Staatsbibliothek zu Berlin übt die Funktion einer Zentralredaktion aus. Für Datenhaltung, Katalogerstellung, Datenlieferung und Systementwicklung ist das Deutsche Bibliotheksinstitut zuständig. Für einige Bibliotheken war die Mitarbeit bei der ZDB der Einstieg in die EDV-Katalogisierung; erst später führten diese Bibliotheken die EDV für die Monographienkatalogisierung ein. So entstanden in diesen Bibliotheken zunächst getrennte Nachweisinstrumente für Zeitschriften und Monographien. In den inzwischen entstandenen Katalogverbünden werden die Zeitschriftendaten aus der ZDB in regelmäßigen Abständen in die regionalen Datenbanken eingespeichert. Die Bibliotheken können die Daten der ZDB auch auf Mikrofiche und CD-ROM erhalten. Für die Recherche steht die „Recherche-ZDB" als Datenbank zur Verfügung, die regelmäßig aktualisiert wird und eine Online-Bestellung von Aufsatzkopien anbietet. Der Benutzer der ZDB soll nach einer erfolgreichen Titelrecherche unter den angebotenen Besitznachweisen eine Bibliothek festlegen, bei der er den gewünschten Zeitschriftenartikel bestellen möchte. Dafür ist es notwendig, aufgrund der Bestandsangaben zu erkennen, ob der betreffende Band oder Jahrgang in der jeweiligen Bibliothek vorhanden ist. Um eine Bestellung automatisch an eine Bibliothek weiterleiten zu können und dabei Fehlbestellungen zu vermeiden, müssen die in der ZDB vorhandenen Bestandsangaben maschinell interpretiert werden. Eine Untersuchung der Bestandsdaten in der ZDB hat ergeben, daß bis zu 90 Prozent maschinell richtig interpretierbar sind. Die Aufnahmen der ZDB weisen einige Besonderheiten auf, die sich teilweise durch das Material ergeben. Bei fortlaufenden Sammelwerken, insbesondere aber bei Zeitschriften und Zeitungen, treten im Erscheinungsverlauf Änderungen des Sachtitels, der Zusätze zum Sachtitel, des Erscheinungsortes und des Verlags auf; für das Zitieren des Bestandes können verschiedene Zählungen vorkommen (beispielsweise Zählung nach Bänden oder Jahrgängen, Zählung nach Erscheinungsjahren oder Berichtsjahren, Zählung des Gesamtwerkes, einer Unterreihe, einer fortlaufenden Beilage oder einer weiteren Folge). Die in der Regel zunächst ungebundenen Hefte und Teile einer Zeitschrift oder Zeitung werden in den Bibliotheken zu unterschiedlichen Zeitpunkten und in unterschiedlichen Einheiten gebunden. Manche Bibliotheken ersetzen fehlende Bände oder Jahrgänge durch Nachdrucke oder Mikroformen. Einige Besonderheiten von ZDBAufnahmen sind: 225
5 • •
Normdateien Der Erscheinungsverlauf wird als bibliographische Angabe wiedergegeben. Es gibt nur die offene und die zusammenfassende Bandaufführung (vgl. RAK-WB § 173). Beispiele: 1.1997 1.1928 - 14.1943/44; 15.1946/48 (1949) 1.1979 - 5.1983
• •
•
•
Bibliotheken mit automatischer Ausleihverbuchung müssen deshalb die Daten zu den Einzelbänden für das Lokalsystem (OPAC oder/und Ausleihsystem) eigens erfassen. Die Bestandsdaten der Bibliotheken werden als Lokaldaten verwaltet. Als Signatur wird nur die Grundsignatur angegeben (also nicht die Individualsignaturen der einzelnen Bände). Für mehrere Standorte einer Zeitschrift (zum Beispiel ungebundene Hefte im Zeitschriftensaal, jüngere Jahrgänge in Freihandaufstellung, ältere Jahrgänge im Magazin) oder mehrere Exemplare einer Zeitschrift müssen entsprechend mehrere Signaturen angegeben werden. Ländercodes werden nach ISO 3166 (Codes for the representation of names of countries; deutsche Fassung DIN EN 23166) vergeben. Damit können Kurztitellisten nach Ländern erstellt werden. Grobnotationen werden nach einer eigenen Systematik vergeben. Die Notationen dienen statistischen Zwecken, der Selektion nach weiter gefaßten Fachgebieten und der Eingrenzung des Suchergebnisses bei Recherchen in der Online-ZDB. Die Sacherschließung in den Teilnehmerbibliotheken wird dadurch nicht ersetzt.
Die in der ZDB nachgewiesenen Bestände umfassen fortlaufende Sammelwerke, also Zeitschriften, Zeitungen und zeitschriftenartige Reihen. Teilweise sind auch Schriftenreihen (jedoch ohne Stücktitelaufnahmen) und Kongreßfolgen nachgewiesen. Die Abgrenzung von Zeitschriften, Zeitungen und zeitschriftenartigen Reihen gegenüber anderen mehrbändigen Werken ist in einigen Fällen problematisch. Das bedeutet: Es ist oft nicht eindeutig zu bestimmen, was die Bibliotheken in der ZDB nachweisen sollen. Die RAK-WB (§§ 8 - 12) unterscheiden innerhalb des Oberbegriffs „Fortlaufende Sammelwerke" zwischen Zeitungen, Zeitschriften, zeitschriftenartigen Reihen und Schriftenreihen. Die Definitionen gehen von der Erscheinungsweise und dem Vorkommen von Stücktiteln aus. Aus der Sicht der Katalogisierung ist es wichtig, ob regelmäßig Stücktitel vorkommen oder nicht. Aus der Sicht der Erwerbung ist es wichtig, ob im Abonnement bezogen wird oder nicht. Schriftenreihen haben stets Stücktitel, sie werden aber eher „in Auswahl" gekauft als im Abonnement erworben. In der Praxis gibt 226
5.4
Zeitscbriftendatenbank
es „Mischformen". Gemeint sind Zeitschriften und zeitschriftenartige Reihen, deren Teile (Hefte, Bände) teilweise oder überwiegend oder stets Stücktitel haben. Es gibt fortlaufende Sammelwerke, •
deren Teile Stücktitel haben und vom Verlag her auch schon gebunden angeboten werden, aber eine Zählung aufweisen, die - wie bei Zeitschriften üblich - eine regelmäßige Erscheinungsweise ausdrückt. Beispiele: Radiologie clinics of North America Volume 34 • Number 6 • November 1996 [Erscheint regelmäßig zweimonatlich] Traverse Zeitschrift für Geschichte • Revue d'histoire 1996/3 3. Jahrgang • 3e Année [Erscheint regelmäßig dreimal im Jahr]
•
deren Gesamttitel einen auf eine Zeitschrift hinweisenden Begriff wie „Zeitschrift", „Bulletin" oder „Journal" enthalten, deren Teile aber stets Stücktitel haben. Beispiele: Journal of addictive diseases Journal of history and politics Journal of children in contemporary society Zeitschrift für Spielmusik The Metropolitan Museum of Art bulletin
Für die katalogmäßige Behandlung ist es unerheblich, ob es sich gemäß den RAK-WB um eine Zeitung, eine Zeitschrift, eine zeitschriftenartige Reihe oder eine Schriftenreihe handelt. Entscheidend ist, ob die Teile Stücktitel haben oder nicht. Die RAK-WB (§ 110,3,a und 110,2,e) stellen es in das Ermessen der Bibliothek, auf Stücktitelaufnahmen oder Gesamtaufnahmen zu verzichten: -
-
Auf die Gesamtaufnahme wird verzichtet, wenn von einer Bibliothek ein Nachweis aller vorhandenen Stücke unter dem Gesamttitel nicht für erforderlich gehalten wird (z.B. bei Verlegerserien). Auf die Stücktitelaufnahme wird verzichtet, wenn es sich um ein Werk aus Literaturgruppen handelt, die in einer Bibliothek nicht durch Stücktitelaufnahmen erfaßt werden sollen.
Der Verzicht auf die Gesamtaufnahme kann im Onlinekatalog durch die Indexierung der Gesamttitelangabe ausgeglichen werden. Der Verzicht auf die Stücktitelaufnahme dagegen bedeutet eine erhebliche Reduzierung der Formal- und der 227
5
Normdateien
Sacherschließung. Man muß davon ausgehen, daß die Bibliotheken bei den „Mischformen" unterschiedlich verfahren und deshalb der Bestandsnachweis in der ZDB nicht vollständig ist. Vor allem bei Schriftenreihen entsteht ein nicht zutreffender Eindruck über die Bestandssituation, weil einige Bibliotheken nur solche Gesamttitel melden, bei denen Stücktitel nicht oder nur ausnahmsweise vorkommen. Die Verfahren in den Verbundkatalogen sind noch sehr unterschiedlich. In einigen Verbünden können zu ZDB-Aufnahmen Stücktitel angelegt und mit der Gesamtaufnahme verknüpft werden. In anderen Verbünden sind die Stücktitelaufnahmen für einzelne Zeitschriftenhefte (insbesondere für Kongreßberichte gemäß § 110,2,g der RAK-WB) mit der Gesamtaufnahme maschinell nicht verknüpfbar, dafür werden Einzelbandaufführungen (gemäß § 171 der RAK-WB) gemacht. Literaturhinweise n II E aktuell / Staatsbibliothek zu Berlin, Preußischer Kulturbesitz : Mitteilungen aus der Abteilung Überregionale Bibliographische Dienste (II E). Berlin 1995 n Der Beitritt des Bibliotheks-Verbundes Bayern (BVB) zur Zeitschriftendatenbank (ZDB) / Wiese, Hermann // In: BFB 23 (1995), S. 3 - 30 o Einführung in die Zeitschriftendatenbank (ZDB) / Deutsches Bibliotheksinstitut DBI ; Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz SBB-PK. - Stand: April 1996. - Berlin, [1996] D Untersuchung zur maschinellen Interpretation der Bestandsdaten in der Zeitschriftendatenbank (ZDB). - Berlin, 1996. - (dbi-Materialien ; 147)
5.5 Schlagwortnormdatei Die Regeln für den Schlagwortkatalog (RSWK) können grundsätzlich nur eine allgemeine Anweisung für die Beschlagwortung der konkreten Fälle geben. Die Anwendung der Regeln in mehreren Bibliotheken und Verbünden sowie die Forderung, die Schlagwortdaten auch als Fremddaten übernehmen zu können, machen es notwendig, mit einem terminologisch kontrolliertem Vokabular im Sinne eines Thesaurus zu arbeiten. Deshalb entschieden sich die ersten Anwender, die Deutsche Bibliothek und der Bibliotheksverbund Bayern, 1984 noch während der Entstehung des Regelwerkes und zwei Jahre vor Erscheinen der ersten Ausgabe der RSWK im Rahmen eines Projektes eine „Standardschlagwortliste" zu erstellen. Sie bildete die Grundlage für die spätere Schlagwortnormdatei (SWD). Seit 1995 wird die SWD als Online-Datenbank bei der Deutschen Bibliothek geführt. Am Aufbau beteiligen sich als Partner inzwischen die Bibliotheksver228
5.5
Schlagwortnormdatei
bünde in Deutschland und Österreich. Seit 1998 werden die Personenschlagwörter in der PND (—> 5.3 Personennamendatei) geführt, um eine gemeinsame Nutzung und Pflege mit den Ansetzungen aus der alphabetischen Katalogisierung sicherzustellen. Der größte Zuwachs an Neuansetzungen kommt aus dem Bereich der Personennamen. Die Hälfte der Neuansetzungen insgesamt kommt aus dem Bibliotheksverbund Bayern. Die Schlagwortnormdatei enthält in der Form von Schlagwörtern und Ansetzungsketten gemäß den RSWK einen terminologisch kontrollierten Wortschatz. Das Ziel der SWD ist es, • für jeden Begriff eine Bezeichnung (Deskriptor) festzulegen, die den Begriff eindeutig vertritt (Festlegungskontrolle); • Synonyme möglichst vollständig zu erfassen (Synonymiekontrolle); • Homonyme und Polyseme besonders zu kennzeichnen (Homonymiekontrolle); • die erforderlichen hierarchischen Verweisungen zu bestimmen; • die begriffsinhaltlichen Überschneidungen und Beziehungen durch assoziative Verweisungen darzustellen sowie die chronologischen Verweisungen festzulegen. Die SWD bietet den Anwendern das normierte Vokabular, sie kann aber weder die Qualität der Inhaltsanalyse noch die Wahl der zutreffenden Schlagwörter und Schlagwortketten für die zu erschließenden Dokumente bestimmen. Die Deutsche Bibliothek bietet die von ihr erstellten Titelaufnahmen mit SWD-konformen Schlagwortdaten und den entsprechenden SWD-Nummern an. Dadurch ist eine maschinelle Kontrolle und Pflege der Schlagwortansetzungen möglich. Die Bibliotheksverbünde führen gewöhnlich eine eigene Schlagwortdatei, die mit der überregionalen Normdatei teilweise manuell, teilweise maschinell abgestimmt wird. Die SWD-Partner bringen Neuansetzungen nach den vereinbarten Konventionen online in die SWD ein. Für eine präzise Anwendung enthalten die Normsätze die Angabe der Quelle für den Begriff sowie bei Bedarf Definitionen, Benutzungshinweise und redaktionelle Bemerkungen zu den Schlagwortbegriffen. Ergänzend zur Verweisungsstruktur gibt es eine „Systematische Liste der SWD-Notationen" mit 36 Hauptgruppen und rund 300 Untergruppen. Sie dient vor allem der Kontrolle und Durchsicht aller Schlagwörter zu einem bestimmten Fachbereich. Mehr als 200 Ländercodes kennzeichnen die geographischen und ethnographischen Schlagwörter, die Sprachbezeichnungen, die Personenschlagwörter sowie die Sachschlagwörter mit geographischem Bezug und die Körperschaftsschlagwörter. Die Schlagwörter sind entsprechend den Schlagwortkategorien durch Indikatoren gekennzeichnet. Die wichtigsten Kategorien eines Schlagwortnormsatzes sind: 229
5
Normdateien 800
Hauptschlagwort mit Indikator p = Personenschlagwort t = Werktitel g = Geographikum, Ethnographikum, Sprachbezeichnung, Bauwerk außerhalb eines Ortes s = Sachschlagwort c = Geographikum als erster Bestandteil einer orts- oder ländergebundenen Körperschaft k = Individualnamen einer nicht ortsgebundenen Körperschaft z = Zeitschlagwort f = Formschlagwort
801 802 803 804 805
Erstes Unterschlagwort Zweites Unterschlagwort Drittes Unterschlagwort Viertes Unterschlagwort Fünftes Unterschlagwort
808a Quelle 808b Definition, Erläuterung 808c Benutzungshinweise 808d Redaktionelle Bemerkungen 810 811
Systematiknummer Ländercode
820
Alternativformen für Öffentliche Bibliotheken (analog 800 bis 805)
830 845 850
Siehe-Verweisung auf den Begriff in Feld 800 Mehrgliedrige Siehe-auch-Verweisung auf den Begriff in Feld 800 Siehe-auch-Verweisung vom unmittelbar übergeordneten Begriff auf den Begriff in Feld 800 Assoziative Siehe-auch-Verweisung von einem verwandten Begriff auf den Begriff in Feld 800 Frühere Benennung. Später-siehe-Verweisung auf den Begriff in Feld 800 Spätere Benennung. Früher-siehe-Verweisung auf den Begriff in Feld 800
860 870 880
Beispiel für einen 800s 808a 230
Kunstraub Lex. Kunst
Normsatz: = = Quelle, herangezogenes
Normschlagwort Nachschlagewerk
5.5 808b 810 850s 860s
Schlagwortnormdatei
Massenhafte Wegnahme von Kunstwerken, z.B. im Zusammenhang mit Kriegen = Erläuterung 7.7a- 13.1a = Systematik Raub = hierarchische Siehe-auch-Verweisung vom Oberbegriff Kunstdiebstahl = assoziative Siehe-auch-Verweisung
Der Bezug zu den Normdateien PND und G K D bemißt sich nach den Gemeinsamkeiten beziehungsweise Unterschieden der Regelwerke RAK-WB und RSWK. Die meisten Gemeinsamkeiten bestehen naturgemäß im Bereich der Personennamen. Bei unterschiedlichen Ansetzungen von Personennamen wird die jeweils andere Ansetzung als Verweisung übernommen. Gleichlautende Personennamen werden nach den RSWK durch Homonymenzusätze unterschieden. Die Individualisierung der Namen schlägt sich also in der Ansetzung nieder. Vorrangig werden normierte Berufsbezeichnungen verwendet. Beispielsweise lautet der Homonymenzusatz für Feldherren, Generäle und andere militärische Funktionen „Soldat", für Minister, Präsidenten, Abgeordnete und andere politische Amter „Politiker". In der Rangfolge der Nachschlagewerke für Personennamen aus den deutschsprachigen Ländern steht die PND an erster Stelle. Bei Körperschaftsnamen steht die G K D an erster Stelle der Informationsquellen. Allerdings sind die GKD-Ansetzungen entsprechend den RSWK zu strukturieren. Bei fremdsprachigen Körperschaften hat eine deutsche Namensform den Vorzug. Bei Körperschaften, die weder einer germanischen noch einer romanischen Sprache entstammen, wird eine GKD-Verweisung in einer solchen Sprache gewählt. Im Rahmen des DFG-Projektes TITAN wurden die Einheitssachtitel von Werken der Antike in die SWD eingebracht. Die Ansetzung der Personennamen stammt aus der PND, Teilbereich PAN. Die Einheitssachtitel (Werktitel) gelten in gleicher Weise für die alphabetische Katalogisierung und die Beschlagwortung. Literaturhinweise • Strategien zukünftiger Terminologiearbeit / Martin Kunz // In: Dialog mit Bibliotheken 7 (1995), S. 23 - 37 n Die Schlagwortkatalogisierung an der Bayerischen Staatsbibliothek und deren Beitrag zur Schlagwortnormdatei (SWD) : Gegenwart und Zukunftsperspektiven / Michael Mücke // In: Bibliotheksforum Bayern 24 (1996), S. 313 - 333 n TITAN - eine neue Normdatei / Rita Riedl // In: Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie 40 (1993), S. 457 - 460
231
6 Retrospektive Katalogisierung 6.1 Allgemeines Eine Working Party on Retrospective Cataloguing des Council of Europe hat 1989 die beiden folgenden Definitionen erarbeitet: • Retrospective catalogue conversion (abbreviated as „retro-conversion") means changing already existing catalogues from a traditional into a machinereadable form. • Retrospective cataloguing means original cataloguing of older library collections which have not been catalogued in the past. Die erste Definition betrifft alle Projekte, die heute als Katalogkonversion bezeichnet werden. Da die meisten Projekte die älteren Bestände betreffen, spricht man auch von Altbestandskonversion. Die Grundlage bilden die konventionellen Kataloge, nicht das Buch; die Titelaufnahmen entstehen ohne Autopsie. Die zweite Definition betrifft alle Aktivitäten der retrospektiven Katalogisierung. Sie kann sich auch auf die Bestände, die bereits konventionell katalogisiert wurden, beziehen. Die Grundlage bilden die Bücher; die Titelaufnahmen entstehen mit Autopsie der Bücher. Es sind also zwei Methoden der Bestandserschließung zu unterscheiden, und zwar eine mehr oder weniger aufwendige Neukatalogisierung (Retrospektive Katalogisierung) sowie die Übernahme vorhandener Katalogisate (Retrokonversion). Die Entscheidung für oder gegen Autopsie der Bücher bestimmt den Arbeitsaufwand und das Ergebnis ganz erheblich.
6.2 Retrospektive Katalogisierung Bei der retrospektiven Katalogisierung geht es um die Neukatalogisierung von Bibliotheksbeständen beziehungsweise bestimmten Teilen von Bibliotheksbeständen, weil die bisherige Erschließung nicht ausreichend oder nicht vollständig ist und die Katalogaufnahmen in eine neuere technische Form gebracht werden sollen. Im deutschsprachigen Bereich kommt der retrospektiven Katalogisierung eine besondere Bedeutung zu, weil es für die ältere Zeit keinen umfassenden nationalbibliographischen Nachweis gibt. Traditionell übernehmen in Deutschland die drei großen Universalbibliotheken - die Staatsbibliothek zu Berlin, die Deutsche Bibliothek in Frankfurt und Leipzig sowie die Bayerische Staatsbibliothek in München - gemeinsam die Funktion einer „virtuellen" Nationalbibliothek. 232
6.2 Retrospektive
Katalogisierung
6.2.1 Verzeichnis der im deutschen Sprachgebiet erschienenen Drucke des 16. Jahrhunderts Das älteste Projekt der retrospektiven Katalogisierung ist das „Verzeichnis der im deutschen Sprachgebiet erschienenen Drucke des 16. Jahrhunderts (VD 16)". Es ist ein wichtiger Baustein für eine retrospektive deutsche Nationalbibliographie. Seit 1969 haben die Bayerische Staatsbibliothek München und die HerzogAugust-Bibliothek Wolfenbüttel mit Förderung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft ihre einschlägigen Bestände konventionell neu katalogisiert. Für die Katalogisierung wurde zu Beginn der Arbeiten ein eigenes Regelwerk erstellt, weil die RAK noch nicht vorlagen und die Besonderheiten der diplomatisch getreuen bibliographischen Beschreibung berücksichtigt werden sollten (Zeilenbrechung, Groß- und Kleinschreibung, Abbreviaturen und dergleichen). Im Grundwerk werden etwa 90.000 Titel verzeichnet. Der Buchkatalog umfaßt drei Abteilungen: • Abteilung I: Verfasser, Körperschaften und Anonyma Veröffentlicht in Buchform mit kopierten Katalogkarten, Band 1 (1983) - 22 (1995) • Abteilung II: Herausgeber, Kommentatoren, Übersetzer und literarische Beiträger Veröffentlicht in Buchform als Register zu Abteilung I, Band 1 (1997) - 2 (1997) • Abteilung III: Druckorte, Drucker und Verleger Veröffentlichung in Buchform als Register zu Abteilung I, 1999 In einer zweiten Phase, die 1989 begann, werden neue Titel aus weiteren ausgewählten Bibliotheken für ein Supplement bearbeitet. Diese noch konventionell auf Katalogkarten erstellten Titelaufnahmen wurden von einer Firma durch Abschreiben konvertiert; sie werden in der Bayerischen Staatsbibliothek redaktionell bearbeitet. Weitere neue Aufnahmen werden online in die VD-16-Datenbank eingebracht. Das Supplement wird als Datenbank über das öffentliche Netz zur Verfügung gestellt. Die Schätzungen, wie viele Titel es für den Bereich des VD 16 gibt, sind sehr unterschiedlich; sie reichen von 120.000 bis 150.000 Titel ohne Sondergruppen wie Einblattdrucke, Notendrucke und Landkarten. In einer parallelen Phase wurde zu den Aufnahmen des Grundwerkes (aus der ersten Phase) die „Besitzstandsdatei" maschinenlesbar erstellt. Sie enthält unter der jeweiligen Nummer des VD 16 (und dem Namen des Verfassers, des Urhebers oder bei Anonyma des Ordnungswortes des Sachtitels) die Sigel und Signaturen der besitzenden Bibliotheken, die ihre Bestände gemeldet haben. An dieser zunächst in der Herzog-August-Bibliothek erstellten Datei wird in der 233
6 Retrospektive Katalogisierung Forschungs- und Landesbibliothek Gotha und in der Bayerischen Staatsbibliothek weitergearbeitet, um weitere Bestände vor allem aus den neuen Bundesländern einzubringen. Für die Veröffentlichung der Abteilungen II und III wurde entgegen der ursprünglichen Planung die Registerform gewählt; die Basis dafür ist die Besitzstandsdatei. Deshalb enthält sie auch alle sonstigen beteiligten Personen, literarischen Beiträger, Drucker, Druckorte und Erscheinungsjahre. Beispiel für eine Aufnahme in Abteilung I des VD 16 D341
Decimator, Heinrich [RS] Poematum || M. HENRICI || DECIMATORIS || GIFFHORN ENS IS || Libri IIII.||. . . || LIPSIAE || Excudebat Abraham Lam-||berg, Impensis Iohan. Francken. || ANNO M. D. XCVI. || [1] , 182 Bl. , D.8° Beitr. : Heinrich Bolschen, Johannes Eckstadt, Kaspar Bolschen, Martin Hortulanus , Andreas Brand, Jakob Apel, Johannes Decimator, Friedrich Absdorf, Jakob Diegk, Karspar Lilgenzweig, Urban, Decimator, Ulrich von Münsterberg, Ludolph Bolschen, Johannes We i dl i ng, Andreas Fiedler, Johannes Hartwig, Eustachius Metzel, Meinrich Meibom, Christoph Donauer. Wf 157.15 Poet. (1)
Beispiel für eine Eintragung in Abteilung II des VD 16 Absdorff, Friedrich Decimator, Heinrich D 341 Beispiel für eine Aufnahme in der maschinenlesbaren Besitzstandsdatei: D 341 Decimator, Heinrich Beitr.: Absdorf, Friedrich; Bolschen, Heinrich; Bolschen, Kaspar; Bolschen, Ludolph; Brand, Andreas; Decimator, Johannes; Decimator, Urban; Diegk, Jakob; Donauer, Christoph; Apel, Jakob; Eckstadt, Johannnes; Hartwig; Johannes; Hortulanus, Martin; Lilgenzweig, Kaspar; Maibom, Heinrich; 234
6.2 Retrospektive
Katalogisierung
Metzel, Eustachius; Münsterberg, Ulrich von; Fiedler, Andreas; Weidling, Johannes Halle UB: CL 2030 P.o.lat.1680u Mü SB: 157.15 Poet. (1) Wf: QuN 683(2) Wf:
Literaturhinweise n
Das VD 16 und die Umstellung auf die elektronische Datenverarbeitung / Irmgard Bezzel und Claudia Fabian // In: Bibliotheksforum Bayern 23 (1995), S. 303 - 323 n Verzeichnis der im deutschen Sprachbereich erschienenen Drucke des XVI. Jahrhunderts : VD 16 / hrsg. von der Bayerischen Staatsbibliothek in Verbindung mit der Herzog-August-Bibliothek in Wolfenbüttel Bd. 1 : Abt. 1, Verfasser, Körperschaften und Anonyma. - 1983. - S. XI XXX (Geschichte und Struktur des VD 16; Einführung in die Benutzung) n Verzeichnis der im deutschen Sprachbereich erschienenen Drucke des XVI. Jahrhunderts : VD 16 / hrsg. von der Bayerischen Staatsbibliothek in Verbindung mit der Herzog-August-Bibliothek in Wolfenbüttel Bd. 23 : Abt. 2, Register der Herausgeber, Kommentatoren, Ubersetzer und literarischen Beiträger ; Bd. 1. A - K. - 1997. - S. II - XI (Einführung)
6.2.2 Verzeichnis der im deutschen Sprachbereich erschienenen Drucke des 17. Jahrhunderts Für ein „Verzeichnis der im deutschen Sprachbereich erschienenen Drucke des 17. Jahrhunderts (VD 17)" wurde eine ausführliche Studie an der Universitätsbibliothek München erstellt. Eine von der Deutschen Forschungsgemeinschaft unterstützte Installationsphase begann im Juli 1994. Unter der Federführung der Bayerischen Staatsbibliothek sind die Staatsbibliothek zu Berlin, die HerzogAugust-Bibliothek Wolfenbüttel und das Bayerische Forschungszentrum für Wissensbasierte Systeme (FORWISS) beteiligt. Die Hauptphase, deren Dauer auf rund zehn Jahre veranschlagt ist, hat im Juli 1996 begonnen. Außer den Partnerbibliotheken werden auch assoziierte Bibliotheken mit einschlägigen Beständen einbezogen; in der Anfangsphase sind es folgende Bibliotheken: Forschungs- und Landesbibliothek Gotha (betreut von München), Sächsische Landesbibliothek / Universitätsbibliothek Dresden (betreut von Berlin) und Universitäts- und Landesbibliothek Halle (betreut von Wolfenbüttel). Für die Katalogisierung steht eine gemeinsame Datenbank zur Verfügung. Um die vorhandenen maschinenlesbaren Daten zu nutzen, wird der vom DBI 235
6 Retrospektive
Katalogisierung
erstellte Retro-VK als Datenressource in die Katalogisierungsarbeit einbezogen. Die Bibliotheken gehen bei der Auswahl der Drucke je nach den lokalen Gegebenheiten unterschiedlich vor, nämlich entweder alphabetisch (nach dem Alphabetischen Katalog) oder systematisch nach Fachgruppen (nach dem Standortkatalog). Für die externe Internet-Recherche stehen die Daten zusätzlich auf einem Server zur Verfügung. Die entstandenen Katalogdaten können auch an die Verbundregionen abgegeben werden. In der Regel ist aber davon auszugehen, daß durch die Altbestandskonversion (—» 6.3 Altbestandsprogramm der Deutschen Forschungsgemeinschaft) in den Verbundkatalogen Aufnahmen für Bestände aus dem 17. Jahrhundert bereits vorliegen. Die Verbundkataloge müssen sich deshalb entscheiden, ob und wie die VD-17-Aufnahmen übernommen werden sollen. Für besondere Forschungsvorhaben wird es jedoch günstiger sein, in der V D - 1 7 - D a tenbank selbst zu recherchieren, da sie einen über die Bibliotheken des betreffenden Verbundes hinausgehenden, umfassenderen Bestand anbieten kann. Als Regelwerk werden die R A K - W B mit den zusätzlichen Bestimmungen für Alte Drucke verwendet. Besonderheiten der Erschließung sind: • der Fingerprint (Feld 578) • Gattungsbegriffe (Feld 710) nach einer besonderen Liste mit rund 140 Begriffen (Beispiele: Dissertation, Drama, Emblembuch, Festbeschreibung, Gebetbuch, Itinerar, Leichenpredigt, Tischzucht, Wörterbuch) •
die orthographische Normierung von relevanten Stichwörtern aus dem Sachtitel und den Zusätzen zum Sachtitel (Feld 675); zu den relevanten Stichwörtern gehören auch Ortsnamen, Beispiel: Dreßden —» Dresden.
•
Nebeneintragungen unter den Namen von literarischen Beiträgern (Feld 198) und Widmungsempfängern (Feld 199); diese Namen werden in eigenen Feldern nur in Vorlageform erfaßt.
•
Nebeneintragungen unter nicht beteiligten Personen bei sogenannten Personalschriften (Beispiele: Name des Verstorbenen bei Leichenpredigten, Namen der Eheleute bei Hochzeitsschriften) die normierte Ansetzung von Druckort / Erscheinungsort (Feld 413a) und Drucker / Verleger (Feld 414a) nach einer speziell für das V D 17 erarbeiteten Normdatei
•
•
die Angabe von Schrift und Sprache des Textes in codierter Form (Feld 516)
Beispiel für eine Aufnahme aus dem VD 17 (in gefelderter 100 104b 105
236
Form):
Hoffrock, Henricus Utterodt zu Scharffenberg, Hans Andreß ->von-i Ütterodt, Hans Andreß ->von-i // Utterodt ZumScharpffenberg, Hans Andreß ->von-i
6.2 Retrospektive 198 199
331
359 410a 412a 413a 414a 425 433 435 516 578 675 710
Katalogisierung
Sandius, Henricus // Clemmius, Gabriel // Herr, Johannes // Estlerus, Johannes Henricus // Caesar, Daniel // Zerbst, Martin Ütterodt zum Scharffenberg, Hans Andressen // Utterodt zum Scharffenberg, Wolffgang Sigmund // Soltz, Jost Trotten zu und auf // Boyneburg, Rab von Euthanasia Das ist/ Selige Sterb-Kunst/ Aus den Trostreichen Worten/ des Versiculs im 31. Ps. In deine Hände befehl ich/ [et]c. Bey der ansehnlichen Sepultur Des Weyland Wohledlen ... Hans Andreßen von Utterodt/ zum Scharpffenberg uff Wenigenlupnitz/ [et]c. So den 21. Octobris Anno 1642. ... von hinnen geschieden ... Gehalten durch M. Henricum Hoffrocken ... Gotha Schmid Gotha Schmidt, Peter 1643 [24] Bl. 4° = Bibliographisches Format //Sde = Sprachencode n.nd rtkt Rnen ebmi C 1643A = Fingerprint Sterbekunst = Orthographisch normiertes Stichwort Leichenpredigt = Gattungsbegriff
Als zusätzliche Information werden durchschnittlich vier Seiten des Druckes (Schlüsselseiten, key pages) gescannt. Dazu gehören normalerweise die Seiten mit Titelangaben, Widmungen und Druckersignets. Die Bilddaten werden entweder durch direktes Scannen der Bücher oder Scannen der betreffenden Seiten vom Mikrofilm gewonnen. Im Anschluß an eine Recherche über die Textdaten können die Bilddaten (Images) für die gewünschten Titel am Bildschirm aufgerufen werden. Vorarbeiten für dieses Verfahren und die technologischen Grundlagen war das Projekt „Einbindung der bildlichen Darstellung des Titelblattes in die Katalogrecherche" an der Universitätsbibliothek Augsburg, in dem Titel aus dem Altbestand gescannt und mit den entsprechenden Titelaufnahmen verknüpft wurden. Literaturhinweise: • Ein Weg zu einem VD 17 : Untersuchungen über eine Verzeichnung der deutschen Drucke des 17. Jahrhunderts / Wolfgang Müller // Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie 37 (1990), S. 201 - 221 • Die Drucke des 17. Jahrhunderts im Deutschen Sprachraum : Untersuchung zu ihrer Verzeichnung in einem VD 17 / Wolfgang Müller. - Wiesbaden, 1990. - (Beiträge zum Buch- und Bibliothekswesen ; 31) 237
6 Retrospektive n
Katalogisierung
Das Verzeichnis der im deutschen Sprachraum erschienenen Drucke des 17. Jahrhunderts / Dörr, Marianne // Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie 43 (1996), S. 409 - 421
Exkurs:
Fingerprint
Der Fingerprint ist eine Methode, um alte Drucke auch ohne Autopsie eindeutig identifizieren zu können. In maschinenlesbaren Katalogen können damit identische Exemplare zusammengeführt und verschiedene Ausgaben getrennt werden. Bei alten Drucken reicht die übliche bibliographische Beschreibung in manchen Fällen nicht aus, um verschiedene Ausgaben unterscheiden zu können. Ausgangspunkt war die Überlegung, daß die im Zeitalter der Handpressen zahlreichen Modifikationen am Seiten- und Zeilenumbruch erkennbar sind. Ende der 1960er Jahre wurde der Fingerprint erstmals im Rahmen eines Altbestandskatalogisierungsprojektes in Großbritannien eingesetzt. 1973 wurde ein „Standard for a Fingerprint" auf einem IFLA-Kongreß vorgestellt. 1984 erschien eine Ausgabe des Regelwerkes in englischer, französischer und italienischer Sprache. 1986 bis 1988 wurde der Fingerprint im Rahmen einer DFG-Studie zur Realisierung des V D 17 erprobt. 1992 erschien eine deutschsprachige Ausgabe des Regelwerkes. Nach der Grundregel werden von vier festgelegten Seiten der Vorlage aus den beiden untersten Zeilen je zwei Zeichen entnommen, zu Vierergruppen zusammengefaßt und durch zwei Indikatoren sowie das Erscheinungsjahr ergänzt. Der erste Indikator gibt an, welcher Seite die Zeichen der dritten Gruppe entnommen sind, der zweite Indikator gibt die Form des Erscheinungsjahres an. Beispiel:
Vorlage
(Haupttitelseite):
ARS G V B E R N A N D I , C O M P E N D I O SCRIPTA. P E R R. P. F. I. I O A N N E M A I E S V M A R I A , Carmelitam Discalceatum Galaguritanum, C O N G R E G A T I O N I S S. E L I A E Pneposkum Generalem. C O N G R V I T V N I V E R S I S , Q V I quouis nomine gubernant. C O L O N L E , Apud Ioannem Crithium, A N N O M . D C . X I V .
Fingerprint: a - u - i - p - i - m . d e e r 3 1614R Erste Gruppe von der ersten Rectoseite nach dem Titelblatt: Die beiden letzten Zeichen der letzten Zeile: aDie beiden letzten Zeichen der vorletzten Zeile: u-
238
6.2 Retrospektive
Katalogisierung
Zweite Gruppe von der folgenden vierten Rectoseite: D i e beiden letzten Zeichen der letzten Zeile: iD i e beiden letzten Zeichen der vorletzten Zeile: pDritte Gruppe von der Seite 13: D i e beiden letzten Zeichen der letzten Zeile: iD i e beiden letzten Zeichen der vorletzten Zeile: m. Vierte Gruppe von der folgenden Versoseite: D i e beiden letzten Zeichen der letzten Zeile: de D i e beiden letzten Zeichen der vorletzten Zeile: er Erster Indikator als Hinweis auf die Quelle der dritten Gruppe ( „ 3 " für Seite 13): 3 Erscheinungsjahr: 1614 Zweiter Indikator für die Art des Erscheinungsjahres („A" für arabische, „ R " für römische Zahl): R F ü r die Ermittlung des Fingerprints sind noch eine Reihe von Festlegungen notwendig. Sie betreffen unter anderem: Wahl der Seiten, Zeilen und Zeichen; E r satz für Zeichen der Vorlage, die im verwendeten Zeichensatz nicht vorhanden sind (Beispiel: griechische Buchstaben, Abbreviaturen); mehrbändige Werke; Einblattdrucke; fehlendes Erscheinungsjahr.
Die Methode des Fingerprints
stößt an ihre Grenzen bei nicht richtig gebundenen Exemplaren und zeilengetreuen Nachdrucken mit demselben Erscheinungsjahr.
Literaturhinweise n
I S B D ( A ) : International Standard bibliographic description for older m o n o graphic Publications (Antiquarian). - 2. rev. ed. - München [u.a.], 1991
•
Fingerprints : Regeln und Beispiele / nach der englisch-französisch-italienischen Ausgabe des Institut de Recherche et d'Histoire des Textes ( C N R S ) und der National Library o f Scotland übersetzt und eingeleitet von Wolfgang Müller. - Berlin, 1992
6.2.3 Sonderbestände Zu den Sonderbeständen an Druckwerken zählt man vor allem Inkunabeln, E i n blattdrucke, Notendrucke und Landkarten. D i e nach zeitlicher Schichtung und Sprachbereich vorgehenden Projekte V D 16 und V D 17 haben solche Sonderbestände nicht berücksichtigt. Es ist sinnvoll, solche Sonderbestände in eigenen Projekten zu erfassen, weil die zeitliche Schichtung nach Jahrhunderten hier 239
6 Retrospektive
Katalogisierung
nicht angebracht ist und bei der Katalogisierung Eigenheiten des Materials zu berücksichtigen sind. Ein Beispiel für die retrospektive Katalogisierung von Spezialbeständen unter fachlichen Gesichtspunkten ist das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderte und 1989 begonnene Projekt „Erschließung historisch wertvoller Kartenbestände". Bei diesem Unternehmen wurden die alten Landkarten bis zum Erscheinungsjahr 1850 der Bayerischen Staatsbibliothek München, der Staatsbibliothek zu Berlin und der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen neu katalogisiert. Für die einheitliche Bearbeitung wurden die Regelwerke RAK-Karten und R S W K mit einigen materialspezifischen Modifikationen zugrundegelegt. Bei den Atlanten erstreckt sich die Erschließung auf jede enthaltene Karte (im Sinne einer Stücktitelaufnahme). Für die sachliche Erschließung wurden geographisch-topographische Schlagwörter vergeben, ergänzt durch Bezeichnungen des Kartentyps, beispielsweise Biblische Karte, Himmelskarte, Klimazonenkarte, Pilgerkarte, Seekarte. Die Daten werden zentral in einer Datenbank beim Deutschen Bibliotheksinstitut verwaltet. Beispiel für eine Altkarten-Auf
nähme:
Chorographia Bavariae : Beschreibung Des Lanndts und Loblichen Fürstenthumbs Obern und Nidern Bayern u. sambt denn umbligenden anstössen anderer Herrschaften Darinen die Stät, Märckht, Clöster, Schlösser, Dörffer, Gebürg, Wälldt, Wasserfluß, See, Weyer und anders auf das fleissigest verzaichnet seyen ; [gewidmet] Illustrissimo Et Sereniss. Principi Ac Dn. D. Alberto Com. Palatino Rheni, Superioris Infer.que Bavariae Duci / [Philipp Apian]. [In Kupfer gestochen durch Peter Weiner]. - [Nach dem Orig.-Holzschnitt von Philipp Apian 1568]. [Ca. 1:140 000] [München], [1579]. - 1 Kt. auf 22 Bl. : Kupferstich ; Gesamtgr. 156 x 59 cm Maßstab in graph. Form (Miliaria Germanica Communia, Maiuscula). Titelkartusche oben. - Mit Ubersichtskt. N E : Weiner, Peter; Apian, Philipp SW: Bayern Literaturhinweis n Der bundesdeutsche Inkunabel-Census : ein Teil des Incunable Short Title Catalogue (ISTC) / Reinhard Horn und Gertrud Friedl / / In: Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie 38 (1991), S. 368 - 383 • Die Erschließung historisch wertvoller Kartenbestände : Ziele, Verlauf und Bilanz eines Förderprogramms der Deutschen Forschungsgemeinschaft / Günther Wiegand / / I n : Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie 40 (1993), S. 22 - 31 240
6.3
Retrokonversion
6.3 Retrokonversion Die Retrokonversion konventioneller Kataloge wurde durch mehrere Studien vorbereitet, in denen sowohl Art und Umfang der Bibliotheksbestände als auch die Qualität der (meist historischen) Kataloge untersucht wurden. Nach Einführung der Elektronischen Datenverarbeitung in den Bibliotheken, die sich zunächst nur auf die neu erworbenen Bücher und Medien auswirkte, erhob sich die Forderung, auch den in den konventionellen Katalogen erschlossenen Altbestand in maschinenlesbare Form zu bringen. Um die Kosten der Katalogkonversion in vernünftigen und realisierbaren Grenzen zu halten, wurde empfohlen, die Bücher nicht autoptisch zu bearbeiten, also bei der Katalogisierung nicht vom Buch, sondern von den bereits vorhandenen (konventionellen) Katalogen auszugehen. Die Qualität der so entstandenen Aufnahmen entspricht bei diesem Vorgehen der Qualität der konventionellen Aufnahmen. Die konvertierten Aufnahmen spiegeln also auch ältere lokale Regelwerke und Katalogisierungspraktiken und stellen sich meistens als eine mehr oder weniger heterogene Menge dar. Diese Heterogenität kann in einem Onlinekatalog in einem gewissen Maße jedoch ausgeglichen werden durch die Suche unter Stichwörtern und ganz allgemein unter Elementen des Titels, die in konventionellen Katalogen (insbesondere bei grammatischen Ordnungsregeln) für die Suche nicht zur Verfügung standen. Literaturhinweise D Retrospektive Konversion : theoretische und praktische Ansätze zur Uberführung konventioneller Kataloge in maschinenlesbare Form in den USA, Großbritannien und der Bundesrepublik Deutschland / Ludger Syré. - Berlin, 1987. - (dbi-Materialien ; 66) • Katalogsituation der Altbestände (1501 - 1850) in Bibliotheken der Bundesrepublik Deutschland einschließlich Berlin (West) : eine Studie im Auftrag der Deutschen Forschungsgemeinschaft / Erdmute Lapp. - Berlin, 1989. (dbi-Materialien ; 82) • IFLA journal : officiai quarterly journal of the International Fédération of Library Associations and Institutions. - München [u.a.] Volume 16 (1990), No. 1: Special issue on rétrospective conversion a Retrospektive Katalogkonversion in einem Verbund / Hansjürgen Maurer // In: Tradition, Organisation, Innovation : 25 Jahre Bibliotheksarbeit in Freiburg ; Wolfgang Kehr zum 60. Geburtstag / hrsg. von Albert Raffelt. - Freiburg im Breisgau Band 1 (1991), S. 165 - 192
241
6 Retrospektive
Katalogisierung
6.3.1 Altbestandsprogramm der Deutschen Forschungsgemeinschaft Die ersten Überlegungen zur retrospektiven Katalogkonversion wurden in der Bayerischen Staatsbibliothek München und der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen im Jahre 1979 mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft angestellt. Die Ergebnisse sind in ein breit angelegtes Programm zur Konversion konventioneller Katalogdaten bis zum Erscheinungsjahr 1850 eingegangen. Während man in München vom Alphabetischen Katalog ausgehen konnte (handschriftlicher Bandkatalog bis Erwerbungsjahr 1840), bildete in Göttingen der Systematische Standortkatalog (handschriftlicher Bandkatalog bis zum Jahr 1945, „Realkatalog") als der für die ältere Zeit vollständigere Katalog die Basis. Das Vorgehen in München und Göttingen ist typisch geworden für spätere Projekte dieser Art an anderen Bibliotheken in Deutschland: • Die Redaktion beschränkt sich im allgemeinen auf die Ansetzung der Personennamen gemäß den RAK-WB. München und Göttingen haben von Anfang an ihre Ansetzungen abgestimmt. Sie wurden die Grundlage für die überregionale Personennamendatei (—» 5.3 Personennamendatei). • Die Daten werden nach MAB strukturiert. • Die Daten werden in den jeweiligen regionalen Verbundkatalog eingebracht und stehen damit auch den Verbundteilnehmern zur Verfügung. In der Bayerischen Staatsbibliothek wurden etwa 550.000 Titel (bis zum Erscheinungsjahr 1840) und in der Niedersächsischen Landes- und Universitätsbibliothek etwa 710.000 Titel (bis zum Erscheinungsjahr 1945) konvertiert. In das von der D F G geförderte Programm für die Altbestandskonversion für Drucke bis zum Erscheinungsjahr 1850 wurden noch folgende Bibliotheken einbezogen: • seit 1989 Universitätsbibliothek Tübingen (174.000 Titel), Landesbibliothek Stuttgart (170.000 Titel), Zentralkatalog Köln (280.000 Titel bis zum Jahr 1800 mit Nachweisen für etwa 70 Bibliotheken), • seit 1990 Universitätsbibliothek München (300.000 Titel), Herzog-AugustBibliothek Wolfenbüttel (415.000 Titel), • seit 1992 Universitätsbibliothek Dresden (280.000 Titel), Universitätsbibliothek Halle (320.000 Titel), Universitätsbibliothek Leipzig (400.000 Titel), • seit 1993 Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek Weimar (300.000 Titel), • seit 1996 Staats- und Stadtbibliothek Augsburg (120.000 Titel), Universitätsund Landesbibliothek Jena (350.000 Titel, zusätzlich 60.000 in den Zweigbibliotheken), Universitätsbibliothek Rostock (180.000 Titel).
242
6.3
Retrokonversion
Die Besonderheiten der von der D F G geförderten Konversionsprojekte sind: • Die Qualität der der Konversion zugrundegelegten Kataloge ist sehr unterschiedlich. •
J e älter die Kataloge sind, um so weniger entsprechen die Aufnahmen den heutigen Ansprüchen: lange Sachtitel sind teilweise stark gekürzt; Zusätze zum Sachtitel, Verfasserangabe, Verlag und Umfangsangabe sind häufig nicht vorhanden; Ausgabebezeichnungen werden vereinfacht aufgeführt; teilweise wurden (bei Sammlungen kleineren Schrifttums) Sachtitel fingiert; fehlende Erscheinungsjahre sind nicht ermittelt beziehungsweise nicht geschätzt; die Haupteintragung ist nach Möglichkeit unter einem Personennamen gemacht;
•
•
auf Haupteintragungen unter Körperschaftsnamen wird verzichtet. Die Konversion ist in den jeweiligen Verbundkatalog eingebettet. Das bedeutet zumindest, daß die Ansetzung der Namen innerhalb des Verbundes abgestimmt werden muß. Die Nutzung der konvertierten Aufnahmen ist zunächst auf den jeweiligen Verbund beschränkt. Die Erfahrung zeigt, daß es sehr problematisch ist, bei der Konversion auf andere konvertierte Aufnahmen, manchmal sogar auf Aufnahmen per Autopsie, zurückzugreifen. Wegen der gekürzten Angaben ist es oft nicht möglich, Aufnahmen identischer Ausgaben zu erkennen. Die Möglichkeiten, bei der Altbestandskonversion Fremddaten übernehmen zu können, sind außerordentlich gering. Möglich und von großer Bedeutung ist jedoch die Übernahme der Ansetzungen von Personennamen aus der Personennamendatei (—> 5.3 Personennamendatei).
Literaturhinweise •
n
a
Erschließung alter Buchbestände in Bibliotheken der Bundesrepublik Deutschland / Franz Georg Kaltwasser //In: Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie : Sonderheft ; 43 (1986), S. 163 - 185 Altbestandserschließung in wissenschaftlichen Bibliotheken : ein Förderprogramm der Deutschen Forschungsgemeinschaft / herausgegeben von Klaus Haller, Ekkehard Henschke und Reinhard Rutz. - Berlin, 1995. - (dbi-Materialien ; 143) Der Katalog 1501 bis 1840 der Bayerischen Staatsbibliothek : Konversion, Erschließung, Überführung nach U N I M A R C , Präsentation auf C D - R O M / Claudia Fabian // In: Bibliotheksforum Bayern 24 (1996), S. 341 - 369 243
6 Retrospektive
Katalogisierung
6.3.2 Sonstige Konversionsprojekte Ein erstes großes ausländisches Konversionsprojekt war die Konversion des British General Catalogue of Printed Books to 1975 der British Library. Hier wurden die Aufnahmen 1989/90 von einer Firma abgeschrieben und entsprechend der Typographie in vereinfachter Form kategorisiert; die Ansetzungsformen wurden beibehalten. Die Deutsche Bibliothek hat ihre Titelaufnahmen aus der Zeit vor Einführung der Elektronischen Datenverarbeitung konvertiert. Grundlage der Konversion bildete der Kartenkatalog; eine Firma kategorisierte (nach einem umfangreichen Pflichtenheft) und erfaßte die Daten. Die Namensansetzungen mußten durch die Bibliothek nachträglich angeglichen werden. Die Staatsbibliothek zu Berlin konvertiert die Kataloge ihrer Altbestände mit Hilfe einer Firma seit 1991. Die Namensansetzungen sollen erst nach der Konversion maschinenunterstützt mit der überregionalen P N D abgeglichen und vereinheitlicht werden. Alle wissenschaftlichen Bibliotheken bemühen sich, ihre konventionell nachgewiesenen Bestände auch in maschinenlesbaren Katalogen zu erfassen. Die am häufigsten angewandte Methode ist die Konversion nach dem Modell des DFGAltbestandsprogramms. Die Titelaufnahmen werden zuerst im betreffenden Verbundkatalog überprüft. Ist eine Aufnahme einer anderen Bibliothek bereits vorhanden, so werden die Lokaldaten hinzugefügt, andernfalls wird die konventionelle Aufnahme wie eine Neuaufnahme online in den Verbundkatalog eingebracht. Für diese Arbeit werden teilweise auch einschlägige Firmen beauftragt. Werden die konventionellen Aufnahmen außerhalb des Verbundkatalogs konvertiert und offline erfaßt, kommt es zu einer Einspeicherung in den Verbundkatalog, bei der maschinelle Dublettenprüfungen und anschließend auch manuelle Korrekturen anhand von entsprechenden Protokollen notwendig sind. Seit 1988 richten sich die Planungen und Überlegungen der Bibliotheken im Einklang mit den Empfehlungen des Wissenschaftsrates verstärkt auf die konventionellen Kataloge für die Bestände aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg bis zur Einführung der Datenverarbeitung. Manche Bibliotheken versuchten, die Aufnahmen für alle Bücher in den maschinenlesbaren Katalog zu bringen, die in die Ausleihe gelangten. Bücher mit Erscheinungsjahren vor Einführung der Datenverarbeitung, die als antiquarische Erwerbungen in den Bestand gelangten, wurden in den meisten Bibliotheken ebenfalls maschinenlesbar katalogisiert und in den konventionellen Katalogen nicht mehr nachgewiesen, um den Bestand an maschinenlesbaren Aufnahmen zu erhöhen und die Zahl der zu konvertierenden Aufnahmen nicht mehr zu vergrößern. Für die Katalogrecherche ergibt sich aus diesen Verfahren deshalb das Problem, manche Titel sowohl im 244
6.3
Retrokonversion
konventionellen als auch im Onlinekatalog suchen zu müssen (—» 1.5.4 Katalogabbruch).
Literaturhinweise n n
•
•
Retrospective catalogue conversion : a national study and a discussion based on selected literature / Ann Chapman // In: Libri 46 (1996), S. 16 - 24 Retrokonversion : Konversion von Zettelkatalogen in deutschen Hochschulbibliotheken ; Methoden, Verfahren, Kosten / Deutsches Bibliotheksinstitut. - Berlin, 1993. - (dbi-Materialien ; 128) Retrospektive Konversion, Regelwerk und Online-Katalog / Günther Hädrich / / I n : Tradition und Wandel : Festschrift für Richard Landwehrmeyer. Berlin, 1995. - S. 41 - 57 Retrokonversionsprojekte - Planung und Durchführung : Referate und Materialien aus einer Fortbildungsveranstaltung des Deutschen Bibliotheksinstituts. - Berlin, 1997. - (dbi-Materialien ; 155)
6.3.3 Imagekatalog In der Princeton University Library in den U S A wurde 1994 erstmalig folgendes Verfahren angewandt, um einen Kartenkatalog in eine elektronische Form zu überführen: Die 6,5 Millionen Karten des konventionellen Katalogs bis 1980 für 1,6 Millionen Titel wurden als Bilder gescannt. Das Ergebnis war ein „Image Card Catalogue". Am Bildschirm können die Aufnahmen gesucht werden durch Blättern in den Images nach der alphabetischen Ordnung des Kartenkatalogs oder durch Eingabe von Suchbegriffen (Name oder Sachtitel), die eigens als Einstiegshilfen - vergleichbar den Alphabetbegriffen auf den Schubladen des Kartenkatalogs - erfaßt wurden. Für die Zukunft hofft man, mit Hilfe der automatischen Buchstabenerkennung O C R (Optical Character Recognition) Wörter für eine Freitextsuche im Onlinekatalog gewinnen und die Daten vielleicht auch kategorisieren zu können. In der Nachfolge der Princeton University Library gibt es auch im deutschsprachigen Gebiet eine Reihe von Bibliotheken mit Projekten, ihre Kartenkataloge zu scannen und die so gewonnenen Bilddaten mit Textdaten als Suchbegriffen zu versehen. Bibliotheken, die das Verfahren des Imagekatalogs dem Verfahren der Konversion mit strukturierter Erfassung vorziehen, tun dies, um Zeit und Kosten zu sparen. Beispielsweise kann ein Kartenkatalog mit rund zwei Millionen Karten spätestens in einem halben Jahr in einen Imagekatalog mit Blätterfunktion umgesetzt sein. Bibliotheken, die das Verfahren der Konversion mit strukturierter Erfassung vorziehen, tun dies, um die Katalogdaten in den vorhandenen Onlinekatalog einzubringen und vollständig in die dort vorhandenen Retrievalmöglichkeiten zu integrieren. 245
6 Retrospektive
Katalogisierung
Für die Gewinnung von Textdaten für die Titelsuche gibt es unterschiedliche Verfahren. Bei den bisherigen Projekten können drei Methoden unterschieden werden: • Erfassen von Leitkartenbegriffen des Kartenkatalogs als alphabetische Einstiegshilfen in die Kartensequenz des Kartenkatalogs. Damit steht eine Blätterfunktion zur Verfügung, die eine Suche im Rahmen der Erschließungsstruktur des Kartenkatalogs gestattet. • Maschinelles Gewinnen von Suchbegriffen für ein Freitextretrieval durch eine Schrifterkennungssoftware (OCR) oder unstrukturiertes Erfassen. Da die Ergebnisse der maschinellen Zeichenerkennung (noch) nicht zufriedenstellend sind, gibt es zwei Möglichkeiten, die Suche mit diesen Textdaten zu verbessern: Die für die Suche relevanten Begriffe aus dem Kopf der Katalogkarte werden intellektuell korrigiert oder es wird eine auf probabilistische Verfahren abgestellte Recherchesoftware eingesetzt. Damit steht eine unstrukturierte Suchfunktion (Freitextretrieval) zur Verfügung. • Strukturiertes Erfassen von wenigen ausgewählten bibliographischen Daten (Beispiel: Personenname, Sachtitel, Erscheinungsjahr und Signatur). Damit steht eine eingeschränkte Suchfunktion mit qualifizierten Suchbegriffen zur Verfügung. Erste Beispiele für Imagekataloge im deutschsprachigen Bereich waren Kartenkataloge der Stadtbibliothek Berlin, der Zentralbibliothek Zürich, der Bayerischen Staatsbibliothek München und der Osterreichischen Nationalbibliothek Wien. Imagekataloge werden von den Bibliotheken im allgemeinen auch über das öffentliche Netz für die Titelrecherche angeboten. Die Osterreichische Nationalbibliothek hat nicht nur die Alphabetischen Kartenkataloge 1501-1929 und 1930-1991, sondern auch die entsprechenden Schlagwortkataloge gescannt. Das Projekt der Bayerischen Staatsbibliothek für den Kartenkatalog 1953— 1981 (mit 2,1 Millionen Karten) hat versucht, die Vorteile des Imagekatalogs mit denen der üblichen Konversion zu verbinden. Dabei wurden die Bilddaten durch Scannen gewonnen und Textdaten durch eine strukturierte Erfassung eines Minimalsets von bibliographischen Daten, nämlich bei Haupteintragungskarten Verfassername, Sachtitel, Erscheinungsjahr und Signatur, bei Nebeneintragungskarten nur den Personennamen. Mit diesen Textdaten konnten kurze strukturierte Einheitsaufnahmen gebildet werden, die für die in Onlinekatalogen übliche qualifizierte Suche zur Verfügung stehen und in das automatisierte Ausleihsystem eingebunden sind. Alle weiteren Textdaten wurden unstrukturiert erfaßt. Sie können für ein Freitextretrieval genutzt werden. Das Blättern in den Bilddaten (Images) mit Einstiegen über ein Register der Leitkartenbegriffe 246
6.4 Retrospektive
Digitalisierung
aus dem Kartenkatalog bleibt in der Erschließungsstruktur des konvertierten Katalogs.
Literaturhinweise n
Verbundsystem und Scanningverfahren : Bericht über eine Studienreise zu Bibliotheken in den U S A / Joachim Dietze / / I n : Bibliothek 19 (1995), S. 245 -250 Q Kostengünstige Konversion großer Bibliothekskataloge / Peter Schäuble / / •
In: ABI-Technik 16 (1996), S. 165 - 166 D e r Image-Katalog als alternatives Modell der Konversion: die Konversion des Alphabetischen Katalogs 1953 - 1981 der Bayerischen Staatsbibliothek / Claudia Fabian ; Klaus Haller / / I n : Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie 45 (1998), S. 33 - 54
6.4 Retrospektive Digitalisierung Seit 1995 haben Bibliotheken im deutschen Sprachbereich damit begonnen, ausgewählte Teile des Bestandes durch Scanningverfahren als Volltexte zu digitalisieren. In diesem Zusammenhang geht es um die Erweiterung des Bestandes der „klassischen" Bibliothek zur „digitalen" Bibliothek. Im weiteren Sinn gehören zum Begriff der digitalen Bibliothek sowohl Dokumente, die nur in elektronischer Form erscheinen, als auch Printmedien, die retrospektiv in eine elektronische Form gebracht werden. Die D F G fördert den Aufbau von Digitalisierungszentren in der Bayerischen Staatsbibliothek München und der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen. Mit der Digitalisierung von (zunächst älteren und urheberrechtsfreien) Drucken soll die allgemeine Nutzung von wissenschaftlich wichtigen Publikationen im Netz, die Bestandserhaltung solcher Drucke und die bessere Erschließung ermöglicht werden. In einem ersten Schritt geht es um die Auswahl geeigneter Druckpublikationen (Quellen- und ältere Forschungsliteratur), die günstigsten Verfahren für das Scannen und das Anlegen von öffentlich zugänglichen Dokumentenspeichern. In einem zweiten Schritt ist auch zu prüfen, ob und in welchem Umfang diese Dokumente mit OCR-Verfahren in Volltextdaten umgewandelt werden können. Für die digitalen Dokumente, die anders als bei Printmedien nicht in mehreren Exemplaren zur Verfügung gestellt werden müssen, sind auch geeignete Nachweisinstrumente zu schaffen, die in der Form von Verknüpfungen (Links) aus den jeweiligen Onlinekatalogen unmittelbar zu den elektronischen D o k u menten hinführen.
247
6 Retrospektive
Katalogisierung
Literaturhinweis D Auf dem Weg zur „digitalen Bibliothek" : Digitalisierung als zentraler Aspekt im neuen Aufgabenspektrum wissenschaftlicher Bibliotheken am Beispiel der Universitätsbibliothek Augsburg / Katharina Erber // In: A B I Technik 17 (1997), S. 143 - 153
248
7 Zentralkatalog Der Begriff Zentralkatalog entstand im Bereich des konventionellen Kartenkatalogs. Durch das Melden der Bestände auf Katalogkarten an eine Zentrale konnten zentrale Bestandsnachweise für mehrere Bibliotheken einer Region aufgebaut werden. Die besitzenden Bibliotheken wurden durch Sigel angegeben. Zentralkataloge wurden meist als Auswahlkataloge und nach vereinfachten Regeln (zumindest vereinfachten Einlegeregeln) geführt. Die konventionellen Zentralkataloge sind Nachweisinstrumente für den Leihverkehr. Diese Zentralkataloge stehen teilweise auch als Mikrofiche-Kataloge zur Verfügung. Mit dem Entstehen der Verbundkataloge haben diese immer mehr die Funktion der Zentralkataloge als regionale Nachweisinstrumente übernommen. Sie sind auch Katalogisierungsinstrumente und weisen die Bestände schneller und aktueller nach als die konventionellen Kartenkataloge (—> 1.6 Verbundkataloge). In der Regel sind in Deutschland die nach dem Zweiten Weltkrieg entstandenen regionalen Zentralkataloge zu Verbundzentralen umgewandelt worden, die auch die Funktionen von Zentralredaktionen haben. Die Idee eines nationalen Gesamtkatalogs wurde durch Zusammenführen der maschinenlesbaren Daten realisiert (Deutscher Verbundkatalog; DBI-VK). Zunächst als Mikrofiche-Katalog erschienen, wurde er später vom Deutschen Bibliotheksinstitut als Online-Datenbank angeboten. Aktualisiert wurde er durch Datenbankabzüge der Verbundkataloge in größeren Zeitabständen. Angesichts der Möglichkeiten von DBV-OSI hat diese Form eines überregionalen beziehungsweise nationalen Nachweises seine Bedeutung verloren. Für die Zeitschriften ist mit der Zeitschriftendatenbank (ZDB) ein nationales Nachweisinstrument entstanden, das als Katalogisierungsdatenbank geführt wird (—> 5.4 Zeitschriftendatenbank). In der Regel wurden die Zentralkataloge in der konventionellen Form des Kartenkatalogs nicht mehr weitergeführt, nachdem die wissenschaftlichen Bibliotheken nur noch maschinenlesbar katalogisieren. So sind Zentralkataloge Nachweisinstrumente für die konventionell katalogisierten älteren Bestände. Einziges Beispiel der Konversion ist der Zentralkatalog in Köln. Hier wurde der Katalogteil bis zum Erscheinungsjahr 1800 wegen seiner bibliographisch guten Qualität im Rahmen des Altbestandsprojekts der D F G konvertiert (—» 6.3.1 Altbestandsprogramm der Deutschen Forschungsgemeinschaft). Die besitzenden Bibliotheken erhalten damit maschinenlesbare Aufnahmen ihres Bestandes im Nordrhein-Westfälischen Verbundkatalog.
249
8 Kreuzkatalog Der Kreuzkatalog ist in den USA entstanden. Das erste Regelwerk stammt von Charles A. Cutter (Rules for a printed dictionary catalogue. 1876). Die maßgebliche Fassung der Regeln erschien als vierte Auflage im Jahr 1904. Cutter begründet die Bezeichnung Dictionary Catalogue so: „Dictionary catalogue, so called because the headings (author, title, subject, and form) are arranged, like the words in a dictionary [ = Wörterbuch], in alphabetical order." Im Deutschen hat sich die Bezeichnung „Kreuzkatalog" durchgesetzt, weil er als ein Mischkatalog verstanden wird, in dem der Alphabetische Katalog und der Schlagwortkatalog in einem Alphabet geordnet werden. Im Gegensatz zur anglo-amerikanischen Praxis fehlte in deutschen Kreuzkatalogen meist der Nachweis unter dem Sachtitel („title"). Nach Cutter baut sich der Dictionary Catalogue aus folgenden Eintragungsarten auf: •
• • •
•
•
Author entries Eintragungen unter Namen von Personen (personal authors) und Körperschaften (corporate authors) Title entries Eintragungen unter Sachtiteln und Stichwörtern Subject entries Eintragungen unter Schlagwörtern Form entries Eintragungen unter Bezeichnungen von literarischen Formen und Gattungen (beispielsweise Poetry, Drama, Fiction, Encyclopaedias, Grammars, Periodicals) Language entries Eintragungen unter Form- und Gattungsbegriffen mit vorangestellten Sprachbezeichnungen (beispielsweise English poetry, French periodicals) und unter seltenen Sprachen (beispielsweise Japanese, Kalmuc, Cherokee) Analysis entries Eintragungen für bibliographisch unselbständige Werke
Am weitesten wurden Cutters Regeln in den amerikanischen Public Libraries verbreitet. In Deutschland wurde der Kreuzkatalog im Zusammenhang mit der Sacherschließung beziehungsweise mit dem Schlagwortkatalog diskutiert. Das Prinzip des Kreuzkatalogs hat sich vor allem in Bibliographien und Buchhandelsverzeichnissen gut bewährt. Die Überlegungen, den Kreuzkatalog in Bibliotheken des deutschsprachigen Gebietes einzuführen, stießen immer wieder auf zwei Probleme: (1) die unter250
8
Kreuzkatalog
schiedlichen Ansetzungen im Alphabetischen und im Schlagwortkatalog für Personennamen, Körperschaftsnamen und geographische Namen, (2) die Sortierung in Listen- und Kartenkatalogen bei identischen Suchbegriffen. Insbesondere bei umfangreicheren Katalogen waren sehr differenzierte Ordnungsregeln notwendig. Beispiele: Kassel, Hans Kassel, Hans Kassel
= Verfasser (die Person als Autor) = Personenschlagwort (die Person als dargestelltes Objekt) = Sachtitel
Kassel Kassel und Umgebung
= =
Stadt (Gebietskörperschaft) Sachtitel
Roman, Johan Helmich Roman Roman
= = =
Verfasser Stadt in Rumänien (Gebietskörperschaft) Sachschlagwort
In den 1970er Jahren wurde in den U S A wegen der sehr umfangreichen Kartenkataloge über eine Trennung des Kreuzkatalogs in zwei Teile diskutiert, nämlich in einen Author-and-Title Catalogue und einen Subject Catalogue. Beim Author-and-Title Catalogue entsteht ein Alphabetischer Katalog, der in der Regel auch eine Nebeneintragung unter dem Sachtitel enthält. Die Tradition des Dictionary Catalogue hat sich in den Anglo-American Cataloguing Rules bei der Ansetzung erhalten. Denn wie in einem Nachschlagewerk (Lexikon) werden die Personennamen und geographischen Namen nach Möglichkeit in einer englisch- beziehungsweise nationalsprachigen Form angesetzt. Durch den Onlinekatalog ist das Prinzip des Kreuzkataloges am besten verwirklicht, da er dem Benutzer den gleichwertigen Sucheinstieg über Suchbegriffe des Alphabetischen Katalogs (einschließlich Sachtiteln bei Verfasser- und Urheberwerken sowie Stichwörtern) und des Schlagwortkatalogs ermöglicht. Die unterschiedlichen Ansetzungen zwischen den Regelwerken R A K und R S W K müssen, soweit sie nicht zu vereinheitlichen sind, durch geeignete Verweisungen abgedeckt werden. L iteraturh inweis • Rules for a printed dictionary catalogue / Charles A. Cutter. - Washington, 1876. - 4th édition 1904
251
9 Standortkatalog Art und Funktion des Standortkatalogs stehen in unmittelbarem Zusammenhang mit der Aufstellung des Bibliotheksbestandes und hängen ganz entscheidend von der Art der Aufstellung ab. Im wesentlichen sind drei Aufstellungsarten zu unterscheiden: die systematische Aufstellung, die mechanische Aufstellung und die Gruppenaufstellung. Die Gruppenaufstellung wird im allgemeinen als eine Kombination der mechanischen und der systematischen Aufstellung angesehen. Es gibt kaum eine (wissenschaftliche) Bibliothek, in der ausschließlich die systematische oder die mechanische Aufstellung vorkommt. Wegen des Zusammenhangs mit der Buchaufstellung und der Funktion als Inventarium hat der Standortkatalog gegenüber anderen Katalogen eine ausgeprägte Sonderstellung erhalten. Die einen meinen, daß der Standortkatalog eine eigene Katalogart - neben dem Alphabetischen Katalog und dem Sachkatalog - sei, die anderen, daß er je nach Aufstellungsart eben ein Formal- oder ein Sachkatalog sei. Bei der systematischen Aufstellung werden die Inhalte zugrundegelegt: Bücher und Medien mit gleichem oder ähnlichem Inhalt werden durch die Aufstellung zusammengeführt. Das Ordnungsprinzip ist die Gruppierung. Bei formaler Aufstellung werden formale Aspekte zugrundegelegt: die Bücher und Medien werden nach dem jeweiligen Ordnungsmerkmal eingereiht oder aneinandergereiht. Die wichtigsten formalen Aufstellungsarten sind die alphabetische Aufstellung (beispielsweise nach dem Verfassernamen), die chronologische Aufstellung (beispielsweise nach dem Bearbeitungsdatum = Numerus-currens-Aufstellung) und die Aufstellung nach der physischen Form (—> 1.3 Ordnungsprinzipien). Der Standortkatalog weist die Bücher und Medien vollständig in der Reihenfolge ihrer Aufstellung nach. Er ist deshalb ein Hauptkatalog (—» 1.5.1 Hauptund Teilkataloge). Die Aufgaben des Standortkatalogs sind: • Signaturvergabe (Festlegen des Standortes) • Funktion eines Sachkatalogs (bei systematischer Aufstellung) • Inventarverzeichnis • Revision des Bestandes
Exkurs: Geschichtliches
zum
Standortkatalog
Der Standortkatalog ist die älteste beziehungsweise ursprüngliche Katalogart. In ihm liegen die Wurzeln des Systematischen Katalogs. In den alphabetischen Registern zu den einzelnen Fachgebieten des Systematischen Standortkatalogs zeigen sich die Anfänge des Alphabetischen Katalogs. 252
9
Standortkatalog
Ursprünglich war die Ordnung und Aufstellung nach dem Inhalt der Bücher die erste und vornehmste Aufgabe des Bibliothekars. Eine weitere Aufgabe, die sich zeitlich der Aufstellung anschloß, war die Herstellung eines Kataloges. Ein sehr früher Hinweis für das Anfertigen sowohl eines Standortkataloges als auch eines Alphabetischen Kataloges findet sich bei Gabriel Naudé (Advis pour dresser une bibliothèque. Paris, 1627): „Apres quoy le plus nécessaire seroit de faire deux Catalogues de tous les Livres contenus dans la Bibliothèque, en l'un desquels ils fussent si précisément disposez suivant les divers matieres et Facultez, que l'on peust voir et sçavoir en un clin d'oeil tous les Autheurs qui s'y rencontrent sur le premier sujet qui viendra en fantaisie; et dans l'autre ils fussent fidelement rangez et réduits sous l'ordre alphabetic de leurs Autheurs, tant afin de n'en point acheter deux fois, que pour sçavoir ceux qui manquent, et satisfaire à beaucoup de personnes qui sont quelquefois curieuses de lire particulièrement toutes les oeuvres de certains Autheurs. " Nach dem Vorbild der Universitätsbibliothek Göttingen setzte sich seit Ende des 18. Jahrhunderts an vielen Bibliotheken durch, die Eintragungen in den (systematischen) Standortkatalog der Aufstellung zeitlich vorausgehen zu lassen. Der systematische Standortkatalog (Fachkatalog, manchmal auch Realkatalog genannt) behauptete damit eine dominierende Stellung gegenüber dem Alphabetischen Katalog. Dies führte in manchen Bibliotheken so weit, daß auch die bibliographische Beschreibung im Standortkatalog ausführlicher war als im (nachträglich erstellten) Alphabetischen Katalog. Arnim Graesel (Handbuch der Bibliothekslehre. Leipzig, 1902) sieht die Aufstellung noch in einem unmittelbaren Zusammenhang mit der Katalogisierung, setzt jedoch die alphabetische Katalogisierung an die erste Stelle: „Nach Aufnahme des Bücherschatzes auf Zetteln und nach Fertigstellung der Kataloge ... tritt an den Bibliothekar die Frage heran, wie er den Bücherschatz aufstellen soll. Dies kann auf dreifache Weise geschehen in Ubereinstimmung entweder mit dem alphabetischen Katalog oder mit dem Eingangsjournal oder mit dem systematischen Katalog." Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts stellten die größeren Bibliotheken die Bücher zunehmend mechanisch auf (Numerus-currens-Aufstellung). Damit wich in vielen wissenschaftlichen Bibliotheken die systematische Aufstellung der mechanischen, ebenso der standortgebundene systematische Katalog dem standortfreien systematischen Katalog. Ein Hauptverfechter der mechanischen Aufstellung war am Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts Georg Leyh. Durch die Universitätsgründungen seit den 1960er Jahren hat jedoch die systematische Aufstellung in Zusammenhang mit der Freihandaufstellung auch für größere wissenschaftliche Bibliotheken wieder eine Bedeutung erlangt. Das bibliothekarische Interesse hat sich mit Recht wieder den Fragen der Aufstellungs253
9
Standortkatalog
systematik zugewendet. Der Standortkatalog hat damit die in früheren Zeiten entwickelte Doppelfunktion als sachlicher Bestandsnachweis und als standortbestimmendes Instrument wiedererlangt. Literaturhinweise • Das Dogma von der systematischen Aufstellung / Georg Leyh // I n : Zentralblatt für Bibliothekswesen 29, 1912, S. 241 - 259; 30, 1913, S. 97 - 136 • Bibliothekssystem und systematische Aufstellung / Joachim Stoltzenburg / / In: Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie 14 (1967), S. 298 - 315 n Allgemeine Systematik für öffentliche Bibliotheken : ASB / Verband der Bibliotheken des Landes Nordrhein-Westfalen, Ausschuß für Systematik. - 3., überarbeitete Auflage. - Bad Honnef, 1981 •
Systematische Aufstellung in wissenschaftlichen Bibliotheken / Bernd Lorenz. - 2., erweiterte und überarbeitete Auflage. - Wiesbaden, 1993. (Beiträge zum Buch- und Bibliothekswesen ; Band 21)
n
Systematische Erschließung in deutschen Öffentlichen Bibliotheken / Holger Nohr. - Wiesbaden, 1996. - (Beiträge zum Buch- und Bibliothekswesen ; Band 37)
9.1 Signaturvergabe Bei systematischer Aufstellung ist der Standortkatalog neben der Aufstellungssystematik das Instrument, um die Notation zu vergeben. Für das Bilden der Signatur werden der Notation individualisierende Elemente hinzugefügt. Diese Elemente können durch Cutter-Nummern, Auflagenzählungen, Exemplarzählungen, Buchstabenexponenten und andere Elemente gewonnen werden. Beispiele: Q P 344 B75
Notation mit angehängter Cutter-Nummer (B75)
Q P 344 B75(4)
Auflagenzählung (4. Auflage)
GF5101 L138(6)-2+4
Exemplarzählung (4. Exemplar des 2. Bandes der 6. Auflage)
Bei mechanischer und auch bei Gruppen-Aufstellung ist der Standortkatalog für die Signaturvergabe im allgemeinen nicht nötig. Es kommt lediglich darauf an, eine bestimmte Zahlenfolge (Numerus currens, Jahresringe und dergleichen) zu beachten, um die doppelte Vergabe derselben Nummer beziehungsweise Signatur zu vermeiden. Bei Aufstellung nach Jahresringen (Numerus currens) unterscheiden die meisten Bibliotheken zusätzlich nach Formaten. Beispiele:
254
9.1
Signaturvergabe
98.522
Numerus-currens (Jahresring, fortlaufende Zahl, keine Formatangabe)
72 B 4398
Numerus-currens Zahl)
Mus.pr. 86.192
Gruppenaufstellung (Fachgruppe, Jahresring, fortlaufende Zahl)
4 Art. 801 n
Gruppenaufstellung (Format, Fachgruppe, Buchstabenexponent)
C D 97.153
Aufstellung nach der physischen Form (Kurzbezeichnung der physischen Form, Jahresring, laufende Nummer)
(Jahresring,
Format,
fortlaufende
Manche Bibliotheken drücken die Zusammenbindung von mehreren Bänden durch die Signatur aus, um für jede physische Einheit (Buchbindereinheit) eine individuelle Signatur zu haben. Beispiel: LH 22760 K96-10
Systematische Aufstellung (Notation, Cutter-Nummer, Bandzählung)
Z 75.113-45/46
Gruppenaufstellung (Gruppe, Jahresring, fortlaufende Zahl, Zählung der zwei zusammengebundenen Bände 45 und 46)
Um Signaturdubletten zu vermeiden, gibt es in elektronischen Katalogen Prüfroutinen, die darauf aufmerksam machen, wenn eine Signatur versehentlich ein zweites Mal vergeben wird.
Exkurs:
Buchformat
Als Format eines Buches wird gewöhnlich die Höhe des Buchrückens verstanden. Schon nach den PI war das Format Bestandteil der bibliographischen Beschreibung. Die RAK-WB haben auf die Angabe des Formates verzichtet; für alte Drucke kann jedoch das „bibliographische Format" alter Drucke als Teil des Kollationsvermerks angegeben werden: Umfangsangabe : Illustrationsangabe ; Formatangabe + Begleitmaterial Für die Angabe der Buchrückenhöhe ist es üblich, die Höhe auf volle Zentimeter aufzurunden. Bei ungewöhnlichen Formaten und überwiegender Breite wird das 255
9
Standortkatalog
Format auch in Höhe x Breite angegeben. Durch die PI ist es üblich geworden, folgende Maße zu unterscheiden: Oktavformat bis 25 cm, geschrieben als 8° (heute auch 8 oder A; in manchen Bibliotheken wird auf die Angabe des Oktavformates in der Signatur verzichtet), Quartformat über 25 cm bis 35 cm, geschrieben als 4° (heute auch 4 oder B), Folioformat über 35 cm bis 45 cm, geschrieben als 2° (heute auch 2 oder C), Großfolio über 45 cm, geschrieben als gr. 2°. Diese Einteilung nach der Buchrückenhöhe erlaubt es, insbesondere in Magazinbibliotheken, die Bücher möglichst platzsparend aufzustellen. In manchen Bibliotheken werden für die Einteilung andere Zentimetermaße oder auch Zwischengrößen festgelegt, beispielsweise Klein-Oktav bis 18,5 cm, Oktav bis 22,5 cm und Groß-Oktav bis 25 cm. Die Formatbezeichnungen für die Größengruppen Oktav, Quart und Folio leiten sich ursprünglich vom Vorgang des Faltens des Druckbogens ab. Denn in der Zeit der manuellen Papierherstellung bis Anfang des 19. Jahrhunderts wurde das Buchformat nicht durch das Messen des Buchrückens, sondern durch die Faltung des Papierbogens und die dadurch entstandene Anzahl der Blätter bestimmt. Denn je nach der Art des Falzens entstand eine bestimmte Anzahl von Blättern, nämlich: • das Folioformat 2° (2 Blätter) durch einmaliges Falten des Bogens, • das Quartformat 4° (4 Blätter) durch zweimaliges Falten des Bogens, • das Oktavformat 8° (8 Blätter) durch dreimaliges Falten des Bogens, • das Sedezformat 16° (16 Blätter) durch viermaliges Falten des Bogens, • das Duodezformat 12° (12 Blätter) durch viermaliges Falten des Bogens. Bei den Formaten 2°, 4°, 8° und 16° wird das Papier beim Falten jeweils halbiert. Beim Zwischenformat Duodez mit 12 Blättern wird bei den ersten beiden Faltungen der Bogen gedrittelt, bei den weiteren Faltungen halbiert. Das nach der Faltung des Papierbogens bestimmte Format wird als „bibliographisches Format" bezeichnet; es kommt nur bei Büchern aus handgeschöpftem Papier vor. Aus praktischen Gründen wurden die kleinen Formate 12° und 16° für die Aufstellung in manchen Bibliotheken nicht berücksichtigt. Folglich wurde für diese Kleinformate als Signaturelement das Oktavformat vergeben. Da der Papierbogen je nach Größe des Siebes verschieden groß sein konnte, sind auch die danach bestimmten Formate nur annähernd gleich beziehungsweise die Buchrücken unterschiedlich hoch. Nach den PI war das bibliographische Format in runden Klammern hinzuzufügen, wenn es von dem in Zentimetern gemessenen Format abwich, bei256
9.2 Funktion als Sachkatalog spielsweise: Tarvisii: Bernhardus de Colonia 1478. 4° (2°). Nach den RAK-WB (§ 152a) kann das bibliographische Format bei alten Drucken durch 2°, 4°, 8°, 12° bzw. 16° oder folio, quarto, octavo, duodecimo bzw. sedecimo in der bibliographischen Beschreibung angegeben werden. Bei Querformaten wird diesen Bezeichnungen „quer-" vorangestellt, beispielsweise quer-2° oder quer-folio. *
9.2 Funktion als Sachkatalog Die Bedeutung des Standortkatalogs als Sachkatalog hängt ab von der Bedeutung, die der inhaltlich-systematischen Buchaufstellung beigemessen wird. Aus der systematischen Aufstellung ergeben sich besondere Anforderungen und Probleme: • Doppelstellen Gemeint sind gleiche Sachverhalte, die an mehreren Stellen der Systematik vorkommen. Solche Doppelstellen können unter anderem in der räumlich getrennten Unterbringung, in der Fächerüberschneidung, in den besonderen Forschungsschwerpunkten der Hochschule und in Publikationen zu interdisziplinären Themen begründet sein. • Signatur und Notation Um den gesamten Bestand ohne Rücksicht auf den jeweiligen Standort (Lesesaal, Magazin) im systematischen Standortkatalog darstellen zu können, ist ein einheitliches Signaturensystem notwendig. Neben der eigentlichen Notation sind die Angabe des Standortes (Lokalkennzeichen) und Elemente zur Bildung der Individualsignatur erforderlich. • Zeitschriften Sie können bei den einzelnen Fächern oder geschlossen an einer zentralen Stelle aufgestellt werden. • Schriftenreihen Je nach inhaltlichem Spezialisierungsgrad werden die Stücktitel bei den einzelnen Fächern oder geschlossen aufgestellt. • Formalkategorien Für Publikationen wie Kongreßschriften, Akademieschriften, Festschriften, Bibliographien, Biographien und dergleichen sind im allgemeinen bei den einzelnen Fächern Positionen für formale Klassen vorgesehen. • Dissertationen (außerhalb des Buchhandels) Wegen der großen Anzahl dieser Dokumente, ihrer teilweise geringeren Bedeutung und der Schwierigkeiten, speziellste Inhalte über die Aufstellungs257
9
•
Standortkatalog systematik zu erschließen, werden Dissertationen ganz oder teilweise von der systematischen Aufstellung ausgenommen. Sonderformen Wegen der physischen Form (beispielsweise Landkarten, Tonträger, Mikroformen) oder aus konservatorischen Gründen werden manche Bestände aus der systematischen Aufstellung ausgenommen oder an Sonderstandorten aufbewahrt.
Bei systematischer Aufstellung kann nur ein inhaltlicher Aspekt des Buches berücksichtigt werden. Deshalb gibt es Bibliotheken, die für weitere inhaltliche Aspekte zusätzliche Nachweise erstellen. In diesem Falle darf nur eine Notation signaturbildend sein. Auf diese Weise entsteht gewissermaßen ein standortfreier Systematischer Katalog. Als Ergänzung der Sacherschließung durch systematische Aufstellung bietet sich der Schlagwortkatalog an. Zum einen können dadurch Dokumente und Bestandsgruppen erschlossen werden, die sonst nur durch die alphabetische Katalogisierung nachgewiesen sind, zum anderen wird mit der verbalen Erschließung eine andere Art der Erschließung gewährt, die manchen Nachteil der Aufstellungssystematik ausgleichen kann.
258
10 Register AACR 17, 22, 119, 126, 133, 160, 164-165, 167, 180, 199-200, 202-205, 251 Abbreviatur 9 3 - 9 4 , 233, 239 Abkürzung 5 5 - 5 7 , 91-94, 132, 171, 173, 183-184, 198, 218 Abkürzungspunkt 53, 55 Akzent 52, 8 4 - 8 5 , 8 9 - 9 0 , 114-115 ALA-Rules 180, 202 Alphabetfolge 81, 8 2 - 3 3 Alphabetischer Katalog 20, 36, 42, 47, 51, 61, 6 4 - 6 5 , 68, 6 9 - 7 0 , 82, 9 1 - 9 2 , 101-103, 106, 112, 115116, 123-179, 180, 186-205, 217, 219, 221, 229, 231, 236, 242, 246, 250, 250-251, 252, 253 Alphabetischer Wert 82, 106 Alphabetisieren 8 2 - 8 4 , 88-90, 107109, 113, 143 Altbestandskonversion 221, 232, 236, 242, 243 Altbestandsprogramm 222, 242-243, 244 Alte Drucke 42, 50, 93, 96, 149, 199, 236-238, 255-257 Anglo-American Cataloguing Rules —» AACR Ansetzung (Ansetzen) 29, 42, 44, 5 3 - 5 5 , 77, 9 1 - 9 2 , 101, 106, 147148, 165, 170, 180, 181, 182-214, 215, 218-224, 229, 231, 242-243, 251 Ansetzungsform 48, 50, 54, 55, 104, 131, 135, 148, 153, 159, 165, 170, 178, 183-185, 193, 194, 197-198, 203, 211, 215-217, 219, 221, 223, 244
Ansetzungskette 45, 206-209, 229, 230 Ansetzungsregeln 181, 185, 187, 203-204, 215 Ansetzungssachtitel 29, 94, 96, 148, 149, 183-184, 197-198 Anzeigeform 80 Anzeigeformat 134 Apostroph 5 3 - 5 5 , 183 Arabische Zahl 48, 78, 100-107, 112, 127, 171, 239 Artikel 58, 60, 119-121, 132, 191 Assoziative Verweisung 208, 229, 231 Audiovisuelles Material 40, 66, 207 Auflage 49, 101, 146, 169 Auflagenzählung 101, 122, 123, 169, 254-255 Aufstellung 16-18, 3 1 - 3 6 , 103, 123, 181, 252-253, 254-256, 257-258 Aufstellungssystematik 18, 3 4 - 3 5 , 62, 76, 125, 254, 257-258 Ausgabe 22 - 23, 29, 40, 49 - 50, 73, 78, 123, 126, 131, 147, 150-151, 155-159, 160-171, 194-196, 216, 238 Ausgabebezeichnung 78, 122, 131, 243 Ausleihdaten 124 Ausleihsystem 19, 31, 125, 226, 246 Ausstellungskatalog 42, 124 Auswahlkatalog 65, 67, 249 Bandaufführung 125, 131, 136, 226, 228 Bandkatalog 17, 69, 173, 242 Bandzählung 101-102, 198, 255 259
10 Register Bearbeitung 50, 165 Bearbeitungsdatum 70, 252 Belletristik 20, 36, 42, 67, 157, 213 Benutzerforschung 6 1 - 6 3 Benutzerkatalog 19, 31, 6 8 - 6 9 siehe auch OPAC Berufsbezeichnung 205-206, 212 — 223, 231 Besetzungskatalog 67 Besitzerspezifische Bemerkung 124 Besitzerspezifische Daten 74, 75, 76, 123-126, 135, 136, 226, 244 Besitzstandsdatei 233-235 Bestandsangabe 67, 123, 125, 225 Bibliographie 31, 32, 42, 50, 80, 98, 108, 124, 139, 155, 160, 168-169, 175, 176, 178, 196, 211, 250, 257 Bibliographisch unselbständiges Werk 40, 66, 124, 156, 168, 171, 192, 193, 250 Bibliographische Beschreibung 18, 24, 34, 4 9 - 5 0 , 66, 126-127, 129, 130-134, 138-141, 157, 168, 171, 180-181, 185, 201, 233, 238, 253, 255, 257 Bibliographische Daten 39, 49, 74, 79, 101, 113, 123-126, 127, 131, 132, 134, 135, 139, 169, 246 Bibliographische Fragen 4 9 - 5 1 Bibliographisches Prinzip 160-167, 170 Bibliographisches Format 255, 256, 257 Bildniskatalog 67 Bindestrich 5 2 - 5 4 , 60, 109-110, 120, 147, 149 Biographie 42, 196, 211, 257 Biographischer Katalog 66 Bis-Strich 52, 109 Boolesche Operatoren 60, 68 260
Buchformat 33, 237, 255-256 Cataloguing-in-publication —> CIP Chronologische Verweisung 210, 229, 252 CIP 39, 74, 132 C O D E N 29 Computerdatei 34, 130, 159, 166, 203 Copy Cataloguing 75, 76 Cutter-Nummer 3 5 - 3 6 , 254, 255 Datenbank 18, 31, 50, 51, 65, 67, 68, 71-79, 87, 127, 138, 155, 168, 174, 209, 216, 233, 235, 236, 240, 249 Datenformat 34, 7 5 - 7 6 , 77, 80, 125, 131, 135-138, 139-141, 151, 155, 185-186, 195, 198, 200 Datentausch 71, 72, 73, 74-77, 80, 87, 125, 133, 135, 136, 182, 189, 200, 215, 228, 243 Datum 32, 70, 102, 122, 140, 195196 siehe auch Bearbeitunsgdatum Deskriptionszeichen 131, 133, 137 Dezimalklassifikation 181 Diakritisches Zeichen 5 2 - 5 4 , 83, 84, 85, 87, 89, 96, 99, 100, 114, 115, 142-143 Dictionary Catalogue —» Kreuzkatalog Dienstkatalog 6 7 - 6 9 Digitalisiertes Dokument 18, 139, 186, 247 D I N 22, 85, 86, 90, 102, 112, 132, 155, 156, 226 Direktionalität 114 Dissertation 40, 42, 66, 124, 177, 236, 258 D O I 41, 140
10 Register Dokumenttyp 40, 49, 129, 233, 234, 236, 237 Drucker 39, 49, 129, 233, 234, 236, 237 Druckort 233, 234, 236 Dublette Aufnahme 77 Dublettenprüfung 72, 77-79, 244 Dublin Core Set 139, 141 Einblattdruck 233, 239 Einheitsaufnahme 127-128, 138, 150-151, 154-155, 246 Einheitskarte 154-155, 177, 201-202 Einheitssachtitel 29, 49, 50, 103, 132, 135, 136, 160-162, 165, 169, 170, 194-195, 196, 201, 203-204, 215, 231 Elektronisches Dokument 16, 18, 32, 34, 40, 71, 138-141, 168, 171, 185, 124 Elektronischer Benutzerkatalog —*• OPAC Entität 162, 166-167 Erscheinungsjahr 40, 49, 60, 70, 101, 103, 106, 116, 122, 127, 131, 134, 155, 169, 171, 177, 221, 225, 238, 239, 243, 246 Erscheinungsland 40, 49, 66, 124, 172 Erscheinungsort 40, 67, 78, 122, 131, 135, 155, 171, 177, 215, 225, 236 Erscheinungsverlauf 225, 226 Erscheinungsvermerk 40, 49, 127, 129, 131, 166, 189 Erscheinungsweise 61, 66, 78, 124, 140, 172, 177, 207, 226, 227 Ethnographisches Schlagwort 44, 206, 229 Expertensuche 6 8 - 6 9 Expression 157-158, 166
Familienname 62, 116, 118, 183, 187-188, 220 Feldnummer 134, 135-136 Festlegungskontrolle 229 Festschrift 40, 42, 46, 124, 177, 196, 257 Fingerprint 41, 236, 237, 238-239 Formale Aufstellung 252 Formale Ordnung 32, 35-36, 37, 80-122 Formalerschließung 20-21, 221 Formalkatalog 20, 36, 39, 174 Formalkatalogisierung 20, 39, 170172, 174, 216, 222, 224 Formalkategorien 257 Formalsachtitel 42, 102, 194, 195197 Formatierte Aufnahme 134 Formel 81-82, 92, 103, 183, 198 Formschlagwort 44, 45, 230 Freihandaufstellung 19, 36, 41, 61, 226, 253 Freitextsuche 45, 68, 139, 245, 246 Fremddaten 71, 72, 73, 74 - 77, 77, 87, 189, 200, 215 Fremddatenübernahme 74 - 77, 133, 182, 200, 228, 243 Funktionale Ordnung 32, 36 Funktionszeichen —» Kontrollzeichen Fußnote 50, 127, 131, 132, 162, 166, 169, 195 Gattungsbegriff 42, 69, 172, 189, 236, 237, 250 Gebietskörperschaft 189, 190-193, 195-196, 251 Gemeinsame Körperschaftsdatei GKD Genereller Sachtitel 26, 159, 193 Genormter Name 191 261
10 Register Geographikum 2 0 6 - 2 0 7 , 2 1 2 - 2 1 3 , 230 Geographischer Name 147, 188, 203, 191-192, 251 Geographisches Schlagwort 4 4 - 4 5 , 206, 229, 240 Gesamtaufnahme 7 8 - 7 9 , 125-126, 136, 2 2 7 - 2 2 8 Gesamttitel 29, 49, 7 8 - 7 9 , 102, 135, 227-228 Gesamttitelangabe 129, 131, 227 Getrenntschreibung 54, 112, 144, 145 GKD 41, 135, 154, 215, 2 1 7 - 2 1 9 , 224, 231 Glyph 114 Groß- und Kleinbuchstaben 84, 90 Groß- und Kleinschreibung 52, 81, 144, 145, 183, 233 Grundsignatur 125, 226 Gruppenaufstellung 252, 255 Hand Press Book Database 67, 87 Handschriftliches Dokument 65, 161 Haupteintragung 28, 37, 40, 56, 78, 127-128, 129, 136, 138, 149, 150, 151, 152, 154-155, 155-160, 165, 171, 176, 180, 181, 185, 195-196, 198, 201, 2 0 3 - 2 0 4 , 217, 243, 246 Hauptkatalog 64, 6 5 - 6 7 , 144, 173, 252 Hauptsachtitel 21, 28, 29, 30, 34, 134, 135, 136, 137, 159-160 Herausgeber 20, 23, 24, 37, 39, 155, 156, 189, 190, 233 Heterogene Daten 77, 200 Hierarchische Verweisung 210, 229, 231 Hochschulbibliothek 41, 62, 71, 75, 123, 199 Homograph 120, 148 262
Homonym 43, 208, 229 Homonymenzusatz 43, 44, 116, 2 0 5 206, 207-209, 212-213, 221, 231 Homonymiekontrolle 229 ICCP 150, 157, 160, 170, 174, 180, 217 Image 51, 166, 237, 2 4 5 - 2 4 6 Imagekatalog 31, 2 4 5 - 2 4 7 Images 51, 237, 243, 245 IMCE 180, 220 International Conference on Cataloguing Principles —» ICCP International Meeting of Cataloguing Experts —» IMCE International Standard Bibliographie Description —> ISBD Indexbegriff 48, 52 Indexform 57, 80 Indexierung (Index) 46, 5 1 - 6 1 , 8 6 87, 93, 145-148, 195, 209, 2 2 7 228 Individualisierende Angaben 165, 205, 220, 221, 2 2 2 - 2 2 3 Informationsdatei 215, 216, 217, 221 Inhaltliche Ordnung 16, 32, 34, 35, 41 Inhaltserschließung 20, 21, 34, 42, 6 6 - 6 7 , 76, 123, 125, 141, 1 6 6 167, 174, 181, 200, 221, 222, 226, 228, 250, 258 Inkunabel 50, 66, 133, 239 Integrierte Datei 215, 216, 217 Interpunktionszeichen 52, 54, 80, 113, 131, 145 Inventarisierung 3 1 - 3 2 , 252 Inversion 46, 183 ISBD 130-133, 135, 138, 159, 1 6 6 167 ISBN 41, 78, 102, 131, 133, 140
10 Register ISO 80, 113, 115, 226 ISRN 41 ISSN 30, 41, 78, 102, 131, 140 ISTC 67 Jahresangabe 103 Kartenkatalog 17, 20, 27, 31, 51, 67, 68, 69, 80, 104, 118, 119, 127, 128, 150-155, 157, 159, 177, 179, 181, 194, 195, 204, 244, 245-247, 249, 251 Katalogabbruch 69-70 Katalogbenutzung 19 Katalogkonversion 69, 70, 76, 221, 322-247, 249 Katalogpflege 178-179 Katalogsystem 31, 64-65 Katalogtheorie 169, 174-176, 176, 178 Kategorie —> Feldnummer Key pages 237 Key-title 30, 131 Klassifikation 21, 34, 41, 181 Körperschaft 22, 26, 44, 62, 79, 116, 117, 132, 140, 147, 151, 153, 157158, 162, 166-167, 170, 183, 189-190, 191-196, 201, 203, 204, 210, 212, 214, 217-219, 230, 231, 233, 250-251 siebe auch Gebietskörperschaft, Organ einer Gebietskörperschaft, Untergeordnete Körperschaft, Urheber, Körperschaftsdatei 153, 154, 219, 224 Körperschaftsname 26, 37, 41-42, 96, 102, 115, 116, 118, 132, 135, 147, 154-155, 159, 160, 177, 180, 183, 188-189, 190, 211, 212, 214, 215, 217-218, 224, 231, 243, 251
Körperschaftsschlagwort 207, 211, 229 Kollationsvermerk Umfangsangabe Kombinierte Suche 49 Kommentar 50, 125, 166, 207 Kommentator 156, 233 Kompositum 53 Kongreßschrift 40, 42, 66, 124, 211, 224, 228, 257 Kontrollzeichen 113 Konventionelle Kataloge 16, 19, 20, 30, 32, 37, 40, 41, 47, 51, 56, 6 1 63, 64, 65, 66, 67-70, 81, 95, 101, 108, 112, 115-122, 125, 126, 146, 147, 155, 185, 188, 199, 200, 232, 241-247, 249 Konventioneller Name 191 Konversion —» Katalogkonversion Kopenhagener Treffen —» IMCE Korrekturberechtigung 73 - 74 Kreuzkatalog 20, 61, 250-251 Kurzform 62, 190-191 Kurzformat 68, 133-134, 157 Kurztitelaufnahme 50, 133-134, 226 KWIC 46-47 KWOC 46-47 Ländercode 124, 211, 226, 229, 230 Laiensuche 68-69 Landkarte 33, 40, 43, 66-67, 103, 233, 239-240, 258 Leserkatalog 64, 68 Lesesaal 65, 123, 124, 257 Ligatur 84, 92-93 Linksbündige Ordnung 104, 107108
Listenkatalog 20, 51, 65, 80, 138, 150, 154, 155, 159, 174, 176-178, 211 263
10 Register Literarische Einheit 160-167, 170, 201 Literarischer Beiträger 233, 234, 236 Literaturvermittlung 19, 30—31 Lokaldaten —» Besitzerspezifische Daten Lokalkennzeichen 257 Lokalsatz 123, 74, 75, 78, 79 MAB 34, 125, 135-138, 139, 149, 151-152, 198, 242 Manifestation 50, 166, 203-204 Materialbenennung 34 Materielle Ordnung 32-34 Maßstab 103, 240 Medienkombination 34 Medientyp 40, 49, 66, 124, 172, 207 Mehrbändiges Werk 29, 33, 36, 70, 76, 78-79, 103, 105, 122, 124, 125-126, 136, 152, 154, 226, 239 Mehrdateiensystem 216, 224 Mehrfachexemplare 123 Metadaten 40, 129, 139-141, 186 Mikromaterial 33, 34, 40, 50, 78, 124, 166, 225, 258 Nachdruck 33, 50, 70, 93, 166, 225, 239 Nachschlagewerk 34, 36, 43, 47, 80, 85, 96-97, 118, 165, 178, 184, 203, 205, 211, 217, 220, 221, 230, 231, 251 Namens-Siehe-auch-Hinweis 117 Namensänderung 210 Namenseintragung 153 Namensform 35, 62, 153, 164-165, 180, 182-183, 187, 190, 210, 211-212, 216, 219, 221, 231 Namensverweisung 117, 152, 153, 190 264
Nationalbibliographische Institution 39 Nationalbibliographie 39, 75, 133, 166, 182, 215 Nationalbibliothek 69, 200, 232, 246 Nebeneintragung 40, 50, 56, 66, 121, 126, 127-128, 129, 132, 133, 136, 147, 151-152, 154, 155, 157, 159160, 162, 165, 166, 176, 177, 183184, 193-196, 199, 204, 236, 251 Nebeneintragungsvermerk 127, 129 Nebentitel 28-29, 49 Nichtalphabetische Zeichen 52, 81, 82, 91-92, 109, 112-113 Nichtbuchmaterial 16, 32, 34, 39, 167, 168, 187 Nichtlateinische Schrift 54, 66, 84, 88, 89, 90, 91, 142, 144 Nichtlateinische Buchstaben 9 0 - 9 1 Nichtsortierzeichen 59-60, 119, 184, 197 Nominalkatalog 172 - 1 7 4 Normdatei 32, 34, 41, 42, 63, 72, 73, 76, 77, 125, 136, 153, 154, 165, 178, 185, 204, 215-231, 236 Normierung 171, 182, 236 Notation 20, 21, 34, 36, 41, 49, 62, 124, 125, 127, 140, 211, 226, 229, 254-255, 257, 258 Notendruck 40, 50, 65, 66, 67, 124, 196, 233, 239 Numerischer Wert 83, 104-105 Numerus currens 36, 254-255 O C R 245-246, 247 Öffentliche Bibliothek 35-36, 64, 67, 68, 173, 174, 186, 205, 230 Onlinekatalog 16, 17, 18, 19, 21, 27, 28, 31, 32, 40, 45, 47, 48, 49, 5 1 61, 62-63, 80, 82, 86, 107, 109,
10 Register 110, 119-120, 126, 132, 133, 134, 144, 152, 154, 157, 159-160, 171-172, 177-178, 183-184, 194, 199, 241, 245-247, 251 OPAC 17, 19, 31, 45, 62, 6 8 - 6 9 , 72, 226 Ordnungsalphabet 81-100, 108 Ordnungsblock 36, 78, 115-118, 122, 151-152, 177, 199 Ordnungseinheiten 116-118 Ordnungselement 116 Ordnungsgruppe 116-118, 120, 188 Ordnungshilfe 106, 116-117, 191, 193, 205-206, 212, 221 Ordnungsprinzipien 32, 36, 252 Ordnungsregeln 51, 104, 115-122, 204, 251 Ordnungssachtitel 2 5 - 2 7 , 136, 184 Ordnungswichtige Stelle 56, 147 Ordnungswert 80, 82, 84, 88, 90, 108, 113, 115, 118 Ordnungswort 43, 48, 92, 94, 104, 109-110, 116, 173, 188 Organ einer Gebietskörperschaft 189, 190, 192 Original Cataloguing 75 - 76, 232 Originalausgabe 50, 70, 194 Originalsachtitel 49, 129, 165, 194, 196, 201 Originalsprache 49, 194 Orthographie —> Rechtschreibung Ortskundekatalog 66 Ortsname 192, 213, 236 OSI 71, 73, 75, 249 PAN 187, 221, 231 Parallelausgabe 166 Paralleltitel 29, 49, 132, 136, 137 Pariser Konferenz —» ICCP Partitur 50, 161
Pauschal-Verweisung 117, 152, 185 Pauschaler Siehe-auch-Hinweis 117, 152-153 Permutation 211 Persönlicher Name 118, 220 Person 22, 132, 153, 155, 158, 162167, 183, 187, 196, 205, 212, 219-224, 251 Personalschrift 236 Personenkatalog 66 Personenname 46, 49, 53, 59, 62, 86, 102, 106, 116-118, 135, 147, 156, 165, 170, 180, 187, 199, 201, 203, 205, 211-213, 219-224, 229, 231, 250, 251 Personennamendatei 153, 165, 219 — 224 Personennamennormdatei —> PND Personenschlagwort 44, 45, 196, 205, 207, 211, 221, 229, 230, 251 Phrasensuche 5 6 - 5 7 , 59-60, 61, 119, 120 Physische Form 3 2 - 3 3 , 78, 161, 166, 172 PI 22, 26, 69, 91, 95, 120, 129-130, 147, 154, 165, 173, 176, 180, 183, 186, 188, 201-202, 217, 255, 256, 257 Pleonasmus 44, 209, 213, 214 PMA 153, 221, 165, 203, 220 PND 41, 135, 165, 215, 219-224, 229, 231, 242, 243, 244 Polysem 43-44, 208, 229 Postkoordination 19, 159, 178, 209 Präfix 62, 119, 187, 188-189, 220 Präkoordination 19, 177, 209 Problemrecherche 41, 47, 49, 62, 63 Pronomen 58, 60, 119-120 Publikumskatalog 19, 64, 6 7 - 6 9 265
10 Register RAK 22, 25, 26, 30, 42, 48, 56, 59, 91, 92, 104, 109, 110, 113, 115122, 124, 127-128, 131, 132133, 136, 143, 148, 154, 156, 157, 158-159, 160-161, 162, 164, 165, 166, 167, 172, 176, 181, 183-184, 186-200, 204, 205, 210, 211-213, 217, 222, 227, 231, 236, 242, 255 RAK-Karten 158, 187, 240 RAK-Musik 187, 196 RAK-NBM 34, 159, 187 RAK-ÖB 187 RAK-WB (einzelne Paragraphen) 22, 27, 28, 34, 43, 48, 53, 56, 84, 85, 88, 94, 96, 104, 106, 112, 116, 119, 120, 127, 143, 147, 149, 150154, 158-159, 164, 170, 171, 172, 177, 182-184, 188, 189, 190, 193, 195, 197, 198, 226, 227, 228, 257 Realkatalog 43, 242, 253 Rechtsbündige Ordnung 105, 108 Rechtschreibung 53-55, 83, 85, 8889, 95, 110, 112, 144-150, 171, 208, 219 Regeln für den Schlagwortkatalog —» RSWK Regeln für die alphabetische Katalogisierung —RAK Regelwerke 20, 25, 27, 28, 40, 68, 82, 115, 125, 131, 156, 159, 167, 169, 176-178, 180-214, 241 Regelwerkspflege 199-200 Retransliteration 142 Retrokonversion —> Katalogkonversion Retrospektive Digitalisierung 139, 247-248 Rezension 50, 166 Römische Zahl 100-101, 102, 104, 106, 239 266
Rotation 46 RSWK 41-42, 45, 82, 92, 115, 149, 181, 184, 189, 195, 196, 205-214, 221, 228-231, 251 RSWK (einzelne Paragraphen) 43, 91, 106, 113 Rückläufiges Wörterbuch 108 Sacherschließung —» Inhaltserschließung Sachkatalog 17, 20, 41, 47, 61, 64, 65, 69, 174, 252, 257-258 Sachschlagwort 44-45, 206, 207, 208-209, 210, 211, 213, 214, 229, 230, 251 Sachtitel 22-30, 37, 40, 44-45, 49, 56-60, 62, 91-101, 116, 119-122, 131, 135-136, 147, 148, 149, 152, 155, 156, 157, 158, 159, 161, 162, 165, 170, 174, 183-185, 19, 193194, 198, 207, 220, 224, 225, 250 siehe auch Ansetzungssachtitel, Einheitssachtitel, Formalsachtitel, Genereller Sachtitel, Gesamttitel, Hauptsachtitel, Key-title, Nebentitel, Ordnungssachtitel, Originalsachtitel, Paralleltitel, Stücktitel, Titel, Vorliegender Sachtitel, Werktitel Sammlungsvermerk 135, 193-194 Scannen 31, 50, 237, 245, 246, 247 Scharfes ß 52, 83, 84, 86, 88-89, 92 Schlagwort 20, 21, 34, 41-42, 4 3 45, 47-48, 49, 62-63, 67, 82, 91, 124, 125, 127, 135, 149, 154, 181, 182, 184, 185, 205, 207-209, 211, 215, 229, 240, 250 siehe auch Ethnographisches Schlagwort, Formalschlagwort,
10 Register Geographisches Schlagwort, Körperschaftsschlagwort, Personenschlagwort, Sachschlagwort, Zeitschlagwort Schlagwortkategorie 44, 181, 182, 208-209, 211, 229 Schlagwortnormdatei —> SWD Schlagwortkette 4 4 - 4 5 , 48, 109, 127, 181, 182, 209, 211, 229 Schlüsselseiten 237 Schöne Literatur —> Belletristik Schreibform 147 Schriftenreihe 40, 66, 70, 78, 101, 124, 125, 189, 226, 227, 228, 257 Schriftkatalog 66, 144 Schulbibliothek 64 Sekundärausgabe 166 Signatur 18, 74, 76, 102, 103, 106, 123, 125, 134, 226, 246, 252, 2 5 4 255, 256, 257 Sonderbuchstaben 9 0 - 9 1 , 97-100, 113 Sonderkatalog 33, 64, 177, 65, 6 6 67, 125 Sonderkennung 124 Sonderstandort 258 Sonderzeichen 44, 52 Sortierform 89, 104, 105-106, 109, 110 Sortierwert —* Ordnungswert Spatium 52-56, 108, 109-110, 116, 131, 137, 198 Spezialkatalog —» Sonderkatalog Sprache des Werkes 40, 49 Sprachenprinzip 180, 187-188 Sprachkatalog 66 Staatsbürgerprinzip 180, 187-188, 201, 220 Standortangabe 123
Standortkatalog 16-17, 18, 31, 64, 65, 68, 103, 106, 236, 242, 2 5 2 254, 257 Stichwort 21, 43, 4 5 - 4 8 , 58, 59, 63, 237 Stichwortsuche 21, 46, 57, 58-61, 86, 171, 177 Stoffkreiskatalog 62 Stopp wort 58, 112 Stringsuche —» Phrasensuche Stücktitel 29, 78, 79, 124, 125, 226, 227, 228, 257 Stücktitelaufnahme 78-79, 226, 227, 228
Suchbegriff 16, 19, 20, 21, 35, 36, 37, 40, 41, 42, 47, 49, 50, 5 1 - 6 1 , 62, 63, 68, 80, 81, 82, 90, 91, 101, 110, 115, 119, 126, 127, 169, 171172, 174, 177-178, 245, 246, 251 Suchform 80, 82, 89, 185 Suchmaschine 63, 65, 72, 139-140, 178 SWD 41, 44, 125, 135, 136, 149, 195, 211, 213, 215, 222, 223, 228-231 Symbol 53, 56-57, 80, 81, 82, 84, 91-93, 94, 183, 198 Synonym 44, 61, 65, 208, 229 Synonymiekontrolle 229 Synonymieverweisung 208 Systematische Aufstellung 103, 123, 181, 252, 253, 254, 255, 257, 258 Systematische Ordnung 34, 41 Systematischer Katalog 17, 18, 34, 51, 64, 65, 68, 69, 172, 242, 258, 252, 253, 257, 258 Teilkatalog 64, 65 - 66 Terminologiekontrolle 43-44, 184, 205, 211, 228-229 TITAN 195, 231 267
10 Register Titel 2 0 - 3 0 , 37, 39, 49 Titelaufnahme 36, 39, 45, 49, 72, 74, 75, 78, 91, 96, 127, 129, 133, 139, 178, 185-186, 200, 215, 229, 232, 233, 237, 244 Titelblatt 22, 3 7 - 4 0 , 51, 95, 96, 129, 146, 162, 183, 189, 237, 238 Titelkatalog 64, 68, 157, 173, 174 Titelkopie 39, 129, 201 Titelrecherche 37, 40, 49, 62, 70, 225, 246 Titelsatz 123, 154, 215-216 Titelstelle 23, 37, 39, 40 Tonträger 33, 34, 39, 40, 50, 65, 66, 161, 187, 196, 258 Topographischer Katalog 66 Transkription 142, 143 Transliteration 142, 144 Trema 57, 58, 87, 8 7 - 8 8 , 90, 114 Trunkierung 58, 59 Typographische Besonderheit 50, 81, 9 2 - 9 3 , 9 5 - 9 6 , 183 Übersetzer 23, 49, 129, 233 Übersetzung 49, 50, 124, 163, 193 Umfangsangabe 127, 131, 132, 255 Umlaut 53, 5 7 - 5 8 , 83, 84-87, 8 7 88, 114-115, 145 Umschrift 54, 62, 80, 88, 89, 142, 143, 144, 219, 220 Unicode 80, 89, 93, 113-115 UNIMARC 136-138, 139 Unselbständiges Werk —> Bibliographisch unselbständiges Werk Untergeordnete Körperschaft 116, 192 Urheber 22, 2 6 - 2 7 , 135, 140, 151, 152, 158, 159, 168, 170, 189-190, 233 siehe auch Körperschaft 268
USMARC 136, 139 VD 16 67, 94, 96, 175, 233-235, 239 VD 17 42, 67, 94, 96, 175, 235-237, 238, 239 Verbale Sacherschließung 21, 34, 258 Verbundkatalog 47, 48, 59, 65, 7 0 71, 72, 74-77, 121, 123, 125, 135, 168, 179, 185, 199, 205, 215, 216, 217, 219, 228, 236, 242, 243, 244, 249 Verbundsystem 7 1 - 7 2 , 123, 135, 144, 182, 225 Verfasser 20, 22, 23, 24, 37, 39, 49, 86, 124, 135, 140, 146, 151, 152, 155, 156-160, 162, 164, 168, 169-170, 173, 189, 193, 194, 216, 217, 218, 220, 233, 251 Verfasserkatalog 173 - 1 7 4 Verfassername 23, 24, 25, 26, 3 5 - 3 6 , 37, 129, 134, 135, 155, 161, 183, 195, 233, 246, 252 siehe auch Personenname Verknüpfungskette 209 Verlag 20, 22, 23, 37, 39, 40, 49, 50, 78, 122, 127, 159, 131, 140, 171, 177, 189, 215, 225, 233, 236, 243 Verweisung 37, 65, 117, 129, 133, 138, 146, 147, 148, 152, 153, 154, 155, 157, 176, 185, 211-212, 215, 216, 219, 231, 251 Verweisungsvermerk 127 Virtuelle Bibliothek 16, 71, 232 Virtueller Katalog 65 Vollformat 68, 133-134 Vorlageform 29, 50, 5 3 - 5 7 , 82, 89, 91, 92, 94, 104, 106, 110, 120, 127, 145, 159, 162, 170, 183-185, 197-198, 204, 216, 236
10 Register Vorliegende Daten 127, 170 Vorliegender Sachtitel 29, 165, 170, 196, 197, 198, 204 Vornamen 56, 62, 92, 116, 119, 147, 156, 165, 187-188, 199, 219-220, 221, 223 Werktitel 45, 163, 195, 230, 231 Widmungsempfänger 236 Wissenschaftliche Bibliothek 36, 65, 72, 76, 200, 244, 249, 252, 253 Zahl 40, 44, 53, 56, 78, 80, 81, 82, 83, 91, 100-107, 109, 112-113, 115, 116, 183, 198, 154-255 siehe auch Arabische Zahl, Römische Zahl, zuordnende Zahl Zahlenwert —» Numerischer Wert Zählung 101-103, 105, 106, 122, 198, 225, 227, 254-255 Zahlwort 119, 120 Zahlzeichen 113, 116 ZDB 41, 77, 78, 125, 218, 224-228, 249, 215 Zeichensatz 80-112 Zeilenbrechung 50, 233 Zeitcode 124
Zeitschlagwort 44, 45, 230 Zeitschrift 29, 30, 31, 33, 40, 65, 66, 70, 78, 79, 103, 124, 125, 156, 168, 177, 218, 225, 226, 227, 249, 257 Zeitschriftendatenbank —> ZDB Zeitschriftenartige Reihe 78, 125, 226, 227 Zeitschriftenartikel 156, 168, 225 Zeitung 33, 40, 42, 65, 66, 70, 78, 124, 125, 147, 177, 225, 226, 227 Zentralkartei der Autographen und Nachlässe ZKA Zentralkatalog 71, 180, 249 Zentralredaktion 7 3 - 7 4 , 179, 225, 249 Zettelkatalog 17, 173 Ziffer —» Zahl Zitieren 20, 25, 28, 59, 62, 119-120, 127, 132-133, 155-157, 161-162, 176, 190, 195, 220 ZKA 222-223 Zu ordnende Zahl 104-104, 116 Zusammenschreibung 54, 112, 144, 145 Zusatz zum Sachtitel 22, 24, 2 7 - 2 8 , 131
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Klaus Haller, Hans Popst
Katalogisierung nach den RAK-WB Eine Einführung in die Regeln für die alphabetische Katalogisierung in wissenschaftlichen Bibliotheken 5. überarbeitete Auflage 1996 3 2 7 Seiten. Broschur. DM 5 8 , - / ö S 4 2 3 , - / s F r 5 3 , ISBN 3-598-11305-6 Diese Einführung vermittelt nun bereits in 5. überarbeiteter Auflage alle wichtigen Kenntnisse über die RAK-WB, das maßgebliche deutsche Regelwerk für die alphabetische Katalogisierung. Das Hauptgewicht der Darstellung liegt bei den Bestimmungen über Haupt- und Nebeneintragungen unter Personennamen, Sachtiteln und Körperschaftsnamen sowie deren Ansetzung. Neben den Grundregeln für die Katalogisierung ein- und mehrbändiger Einzelwerke, Sammlungen und Sammelwerke werden auch die Sonderregeln für Kongreßberichte, Bildbände, Bilderbücher, Kunstbände, Ausstellungskataloge, Hochschulschriften, Gesetze, Kommentare, Loseblattausgaben, Schulbücher, Reports und Normen behandelt. Die Einführung ist unverzichtbare Grundlage für die Studierenden der bibliothekarischen Lehrinstitute und die angehenden Bibliothekare in der praktischen Ausbildung. Da alle Regeln durch Beispiele erläutert werden und alle Regeländerungen der letzten Zeit berücksichtigt sind, ist dieses Standardwerk auch für das Selbststudium und für die Weiterbildung bereits im Beruf stehender Bibliothekare besonders geeignet. K-G-Säur Verlag
Postfach 7 0 16 2 0 • D - 8 1 3 1 6 München Tel. (089) 7 6 9 0 2 - 2 3 2 • Fax (089) 7 6 9 0 2 - 1 5 0 / 2 5 0 e-mail: [email protected] • http://www.saur.de
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Leistungsmessung in wissenschaftlichen Bibliotheken Internationale Richtlinien
Herausgegeben von der IFLA Section of University Libraries & Other General Research Libraries. Von Roswitha Polt und Peter te Boekhorst in Zusammenarbeit mit Ramon Abad Hiraldo, Aase Lindahl, Rolf Schuursma, Gwenda Thomas und John Willemse 1998. ca. 172 Seiten. Broschur. DM 7 8 , - / ö S 5 6 9 , - / s F r 7 1 , ISBN 3-598-11387-0 Die IFLA Sektion für Universitätsbibliotheken und andere Allgemeine Forschungsbibliotheken gründete 1990 eine Arbeitsgruppe zur Erstellung eines Handbuchs der Leistungsmessung. Die erarbeiteten internationalen Richtlinien wurden 1996 erstmals in Englisch veröffentlicht. Sie liegen jetzt auch in deutscher Sprache vor, unter Berücksichtigung aktueller Entwicklungen: Ein wertvolles, praxisorientiertes Handbuch für das Management wissenschaftlicher Bibliotheken! Leistungsmessung ist ein Instrument für Qualitätsmanagement und -kontrolle. Zur Bewertung dieser Leistungen dienen bestimmte Kriterien. Für das Handbuch wurden 17 Indikatoren erarbeitet. Sie sind auf alle Typen von wissenschaftlichen Bibliotheken anwendbar, wobei bei der Auswahl die Benutzerorientiertheit im Vordergrund stand. Die Indikatoren bewerten entweder die Qualität der Gesamtleistung einer Bibliothek oder die Qualität einer spezifischen Aktivität oder Dienstleistung. Die Hauptziele des Handbuchs sind, die Akzeptanz der Leistungsmessung als ein wichtiges Werkzeug zu effektivem Management zu fördern, verläßliche Ergebnisse mit vertretbarem Arbeitsaufwand zu ermöglichen, sowie objektive Bewertungsverfahren zur Verfügung zu stellen. K-G • Saur Verlag Postfach 7 0 1 6 2 0 • D-81316 München Tel. (089) 7 6 9 0 2 - 2 3 2 • Fax (089) 7 6 9 0 2 - 1 5 0 / 2 5 0 e-mail: [email protected] • http://www.saur.de