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German Pages 116 Year 1969
ALTDEUTSCHE TEXTBIBLIOTHEK Begründet von Hermann Paul Fortgeführt von G . Baesecke Herausgegeben von H u g o Kuhn
N r . 18
JUDITH Aus der Stuttgarter Handschrift H B XIII 1 1
2. Auflage besorgt von Hans-Georg Richert nach der Ausgabe von Rudolf Palgen
MAX N I E M E Y E R V E R L A G 1969
TÜBINGEN
© M a x N i e m e y e r Verlag Tübingen 1 9 6 9 Alle Rechte vorbehalten. Printed in Germany D r u c k : Karl G r a m m l i c h Pliezhausen Einband von Heinr. Koch Tübingen
EINLEITUNG Von den drei mittelalterlichen deutschen Versionen der JudithGeschichte steht die hier gebotene dem vorgegebenen VulgataText am nächsten. Zunächst und vor allem ging es dem unbekannten Verfasser darum, dieser materien - der heiligen schrifte ein gellt - zu einer deutschen Übersetzung zu verhelfen, und man hat, im ganzen gesehen, den Eindruck, daß ihn dabei ein ähnlicher Grundsatz leitete, wie ihn der Autor des ebenfalls in dieser Handschrift überlieferten ,Esdras und Neemyas' am Ende seiner Arbeit formulierte: Swaz in dem buche stetgeschriben /Des ist nicht underwegen bliben. Diese enge Bindung an den Text beschränkt sich beim Judith-Dichter indes nicht auf das Inhaltliche, sondern bringt stilistische, syntaktische und vokabularische Konsequenzen mit sich. Von hierher wird es verständlich, wenn die Forschung der Qualität dieses Werks gegenüber Vorbehalte angemeldet hat. Von der Arbeitsweise des Autors läßt sich ein treffendes Bild gewinnen, wenn man für eine knappe Judith-Stelle (14,2-4) die Übertragung durch Nicolaus von Jeroschin zum Vergleich heranzieht. Der lateinische Text lautet: erit, cum exierit sol, accipiat unusquisque arma sua et exite cum impetu, non ut descendatis deorsum, sed quasi impetum facientes. Tunc exploratores necesse erit ut fugiant, ad principem suum excitandum ad pugnam. Cumque duces eorum cucurrerint ad tabernaculum Holofernis et invenerint eum truncum in suo sanguine volutatum, decidet super eos timor. Der Übersetzung in den Versen 2009-2028 unseres Gedichts stelle man die Wiedergabe bei Nicolaus von Jeroschin gegenüber (ed. E. Strehlke, Vv. 3323-3345): si sprach: ,Üwir iclich nem und lege sine wäpin an, und so man siet di sunne üfgän so loufit alle üf minen rät mit eime hüwe üz der stat V
und kumit doch hin nidir nicht. Irscheinit öt in der geschieht, als ir in in di büdin wolt loufin und si lüdin, üf daz Holofernis man, di dar an der warte stän, üwir werdin sus gewar und flen in der vär balde so hin mit den mern zu Holoferne irme hern, und so sin weckin wollin, daz si in gar bewollin vindin in sime blüte. Want so wirt irme müte ein vorchte also grüsam zügen, davon in allintsam so gar intget menliche tucht, daz si sich hebin an di vlucht.' Es ist offensichtlich, daß der Judith-Dichter stärker am lateinischen Wortlaut entlangarbeitet und die Freiheit zu eigener Sprache seltener findet. Hering hat auf Grund eines Vergleichs zwischen Vulgata und md. Text festgestellt, daß die Bindung an den lateinischen Text mit fortlaufender Erzählung enger wird. Im Gegensatz zu diesem allgemein zu beobachtenden Verfahren stehen gelegentliche Erweiterungen und Kürzungen des Autors: so übertreffen seine Aussagen etwa bei Personendarstellungen die biblischen Angaben. Ähnlich ist es bei der Schilderung von Kriegshandlungen, von schmerzlichen Stimmungen. Auch greift er zuweilen verdeutlichend ein, um seinem Publikum ein leichteres Verständnis zu ermöglichen. Kürzungen betreffen vor allem Namen und Orte sowie Zahlenangaben und Genealogien. An zwei Stellen, die Hering nicht anfuhrt, hat man den Eindruck, daß moralische Erwägungen Anlaß zur Streichung gaben. So vi
bleibt in der Rede des Holofernes Vv. 1782 ff. der Vers Judith 12,11 unübersetzt: Foedum est enim apud Assyrios, si femina irrideat virum agendo ut immunis ab eo transeat. - In der Rede Judiths an Achior Vv. 1973 ff. wird die Formulierung DeusIsrael, cui tu testimonium dedisti, quod ulciscatur se de inimicis suis (13,27) stark umgewandelt: [ . . . ]got vonlsrahel, dem du / gezugetes, daz er solde / uns helfen, ob er wolde. Ist nun die Darbietung eines möglichst genauen Judith-Texts das Hauptziel des Autors, so will er anderseits doch dem Mißverständnis begegnen, die Judith-Geschichte etwa nur als eine fabula zu begreifen; sie soll durch spirituelles Verständnis von der Welt und ihren eitlen Verlockungen fortführen. Um das zu illustrieren, führt er eine Reihe spiritueller Exegesen an, deren Zufälligkeit und Unangemessenheit mit Hinblick auf den Gegenstand des Buchs befremden: 108 Verse gelten der Exegese der Josephs-Episode Gen 39,7 ff., 136 der spirituellen Ausdeutung Nabuchodonosors und vierer Städte, die Holofernes auf seinem Kriegszug berührt; und nach einem Neueinsatz kommen auf Israel nochmals ganze 16 Verse. Diese Proportionen legen allerdings die Annahme nahe, daß die ursprünglich geplante Anlage des Werks nicht verwirklicht worden ist; die Verse 2687-96 deuten möglicherweise darauf hin. Die Vermutung, daß der erste Teil der Exegese ursprünglich dem ersten Teil der Erzählung angefügt gewesen und erst später an den Schluß gerückt sei (Palgen S. 81, Anm.),läßt sich aus dem Text nicht stützen; der Autor hatte seinem geistlichen Bruder solches auch nicht versprochen, wie de Boor meint. Gegen eine solche chronologische Aufteilung dieser Partien scheint mir zudem auch die Korrespondenz zwischen 2530 und 2687 f. zu sprechen. Über die Datierung dieses Werks hat es eine kurze Diskussion gegeben, in der drei Standpunkte vertreten worden sind: 1. Das Werk selbst gibt nach dem Wortlaut der Handschrift als Zeitpunkt der Entstehung an: do zwei hund s t iar vn tusunt VII
vnd ein vn zwenzic iar ^gangen waren daz wart gevangen Ihesus xpc vn starb durch v n s . . . .
(2768 ff.)
Das hieße also 1254, und bei dieser Datierung beließen es Hering und Palgen. 2. K. Helm hielt aus verschiedenen Erwägungen heraus diesen frühen Zeitpunkt für indiskutabel (Beitr. 43,167 f.; AfdA 44, 149; Helm-Ziesemer 73 f.) und gelangte zu einer neuen Datierung auf Grund der „Korrektur eines paläographisch leicht zu erklärenden Lesefehlers'zwenzz'c statt sibenzic", hielt also 1304 für das Entstehungsjahr der Dichtung. 3. E. Schröder sah selbst das noch als den „allerfrühste(n) termin" (AfdA 44,33) an und schlug die Konjektur dri (für zwei) vor, womit man auf 1354 käme. „Die ,Judith' gehört eher an den ausgang, als an den eingang der litterarischen tätigkeit des Deutschen Ordens." Daß beide angenommenen Schreiberversehen denkbar sind, bedarf keiner Diskussion und vor allem keiner Parallelen, mit denen Helm wie Schröder ihrem Vorschlag Gewicht zu verleihen suchten. Beide Vorschläge sind als Möglichkeiten nicht zu verwerfen, wobei der von Helm nicht nur aus paläographischen Gründen mehr Wahrscheinlichkeit für sich hätte. Fraglich aber will mir scheinen, ob die Notwendigkeit einer Konjektur überhaupt so dringend ist, wie Helm und Schröder es hingestellt haben. Neuerdings erwägt auch de Boor (III, 1,490), die Datumsangabe der Handschrift beizubehalten, weil er eine genuine Beziehung zwischen der Judith und dem Deutschen Orden für fraglich hält; seine diesbezügliche Argumentation überzeugt allerdings nicht: man hat wohl in Betracht zu ziehen, daß das, was de Boor „Stil des Ordens" nennt, nicht in den frühsten Anfängen schon fertig ausgebildet vorliegen mußte, sondern allmählich erst seine Form erhielt. Man könnte vergleichsweise etwa daran denken, daß die Frage, ob persönliche Auseinandersetzungen mit VIII
mißgünstigen Gegnern in die endgültige Fassung eines Werks hineingehören, von der Passional-Überlieferung auch nicht einstimmig beantwortet worden ist. Im übrigen hat der Orden an diesem persönlichen Vertrauensverhältnis zwischen Autor und Adressat, wie es in der Judith Ausdruck findet, so wenig Anstoß genommen, daß das Werk in unveränderter Gestalt — und wie leicht wäre zu ändern gewesen! — mitten unter anderen Bibeldichtungen dieser Gemeinschaft in einem so imposanten Deutschordenscodex Aufnahme fand. Und schließlich ist zu beachten, daß in der Hester, die auch nach de Boor „sicher [ . . . ] in die Zeit der ersten großen Ordensdichtung gehört" (III, 1,490),offenbar etwas Vergleichbares zu finden ist: die Verse 23-58 sind wohl kaum an den im Eingangsgebet zuvor apostrophierten Gottessohn gerichtet, wie K. Schröder annahm, sondern an den Bittsteller, der um die Übersetzung der Hester ersucht hatte; dafür sprechen die hier gewählten Formulierungen (Als du mich lange hast gebeten; daz ichz so lancseim erhebe). Die von Schröder nicht herangezogene Stuttgarter Hs. läßt denn auch den Vers 23 mit einer drei Zeilen hohen Abschnittsinitiale beginnen. Ist meine Annahme richtig, so läge hier ein ähnlicher Aufbau wie bei der Judith vor: Eingangsgebet, Apostrophe an den Bittsteller, Text. Bleibt also die Frage, ob eine Beziehung zum Orden eine Datierung auf 1254 ausschließen muß. Es ist vor allem mit „inneren Gründen" argumentiert worden; damit ist wohl zunächst die fehlende chronologische Übereinstimmung mit den anderen Bibeldichtungen des Deutschen Ordens gemeint wie dann auch überhaupt die zeitlichen Gegebenheiten der Deutschordensdichtung. Speziellere Gründe faßte Helm ins Auge, wenn er auf die „zweifellosen Berührungen der Eingangsverse mit dem Anfang von Väterbuch und Passional" hinwies. Nun steht zwar der Dichter von Väterbuch und Passional mit dem Adonay-Anruf imlnitium nicht allein da, wie der Beginn der obd. Servatius-Legende oder der Anfang der Vaterunser-Auslegung in der Wiener Hs. 2740 zeigen (vgl. auch das Initienverzeichnis von H. Walther, Initia Carminum ac VerIX
suum Medii Aevi Posterioris Latinorum, 1959); und doch wird man die Berührung nicht leugnen wollen. Nur: ist von vornherein eigentlich keine Diskussion darüber erforderlich, wer wen „berührte"? Mir scheinen durchaus „innere Gründe" für die Richtung von der Judith zum Väterbuch, zum Passional und schließlich auch zu Nicolaus von Jeroschin hin zu sprechen. Und wenn Jeroschin die Judith kannte,vereinzelt von ihr sich anregen ließ — mit eime hu, mit eime hüwe (Ju 2017; NvJ 3327) für cum impetu in dem oben zitierten Abschnitt ist ja wohl kaum eine zufällige Übereinstimmung, und es liegt, von chronologischen Erwägungen einmal abgesehen, die Annahme näher, daß Jeroschin sich für die deutsche Wiedergabe eines Judith-Zitats bei einer entsprechenden vollständigen Bearbeitung inspirieren ließ als der Judith-Autor bei ihm —, warum dann nicht auch der PassionalDichter, zumal es sich um eine so exponierte Stelle handelt. Gewiß, die vokabularischen und stilistischen Parallelen zwischen Judith und Ordensdichtung erschöpfen sich darin keineswegs, aber gerade da, wo Gemeinsames anklingt, wirkt der Judith-Autor ungeübter, schwerfälliger, überhaupt auch von Traditionen weniger beeinflußt, die mit so monumentalen Werken wie dem Väterbuch und dem Passional einfach etabliert waren und ihre Einwirkung auf andere Ordenswerke geltend machten. Ich halte es für sehr problematisch, mit Helm etwa anzunehmen, daß der JudithAutor 150 000 Verse Väterbuch und Passional gelesen, von diesem leicht zu imitierenden Stil indes nicht mehr gelernt haben sollte, als sein Werklein vorzeigt. Man denke etwa an das in Ordenswerken seit früher Zeit (beispielsweise in der deutschen Fassung der Statuten) so auffallend häufig verwandte Stilmittel der Paronomasie: die Judith kennt es (79 f., 86 f. u.ö.), aber Art und Häufigkeit seiner Verwendung lassen mit jenen Werken überhaupt keinen Vergleich zu. Und so steht es mit anderen Stil- und formbildenden Elementen auch. Natürlich kann der Autor sich bewußt gegen sie entschieden haben, und sicherlich wäre von hierher eine Datierung auf 1304 nicht unmöglich. Nur fragt sich, ob X
sich bei solch negativem Befund der innere Zwang einer so eingreifenden Konjektur bei der Angabe des Entstehungsjahrs aufrechterhalten läßt. Ich meine, daß überzeugende Kriterien fehlen und es durchaus vertretbar ist, die überlieferte Datierung zu akzeptieren, das Werk also, das in mehrfacher Hinsicht ein Außenseiter ist, getrost an den Anfang der literarischen Aktivität zu stellen, die für den Orden bestimmt war oder gar in seinen Reihen sich vollzog. 1254: ein Jahrzehnt später denkt man sich den Passional-Dichter, einen Altersgenossen des Judith-Autors, bei der Arbeit am Väterbuch, und wer wollte befinden, daß nunmehr — flüssiger, geschickter — etwas möglich ist, wozu zehn Jahre zurück die Voraussetzung gefehlt hätte? Das Werk ist allein in dem Stuttgart-Mergentheimer Deutschordens-Codex erhalten. Diese Handschrift ist am ausführlichsten von A.Hübner in der Einleitung zum J)aniel'(DTM 19) beschrieben worden; der Band enthält zugleich ein instruktives Faksimile der Seite l r , das die wahrhaft monumentalen Abmessungen des Originals nur geringfügig unterschreitet. Die wichtigsten Fakten zur Handschrift fasse ich hier zusammen: Stuttgart, Württembergische Landesbibliothek HB XIII 11. Prachtcodex mit Werken aus dem Deutschen Orden. Alte Signatur auf f. l r : A Col 2, ser. 8. Pergament, 173 Bll., dazu je ein Vorsatzblatt am Anfang und Schluß, bei der Reparatur von 1938 vom Deckel losgelöst. Format etwa 490 x 365 mm. Allgemeiner Annahme zufolge im Deutschordensland entstanden. Ende 14. oder Anfang 15. Jh.; der frühste, kaum aufrecht zu erhaltende zeitliche Ansatz ist 1350-70 (E. Schröder, AfdA 44,32). Die Handschrift setzt sich aus vier ursprünglich selbständigen Teilen zusammen und besteht insgesamt aus 18 Lagen, zumeist Quinternionen. Eine alte Lagenzählung berücksichtigt die vier Einzelteile der Hs.: Kustoden finden sich am Schluß der Lagen 1-4 im dritten und 1-6 im vierten Teil; in den ersten beiden Teilen ist nur die zweite Lage des ersten Teils, ebenfalls am Schluß, mit einem Kustos versehen. Bleistiftfoliierungen fanden sich zunächst XI
nur auf den Bll. 1-26 und 58-95 (Daniel und Maccabäer), jeweils in der rechten unteren Ecke der recto-Seite; außerdem eine zweite Blattzählung in Blei in der rechten oberen Ecke, jeweils die ungeraden Blätter kennzeichnend, aber nur bis f. 13 reichend. Erst nach 1911 ist eine durchgehende Blattzählung (rechts oben mit Bleistift) vorgenommen worden. — Die Durchschnittsmaße des Schriftspiegels sind etwa 3 7 4 x 275 mm. Das Linienwerk ist sauber mit Tinte vorgezeichnet. Dreispaltig, die Einzelkolumne zu 54 Zeilen, Verse abgesetzt. Die Handschrift ist in sehr gleichmäßig wirkender, schöner gotischer Buchschrift geschrieben. An der Niederschrift waren, entgegen der ursprünglichen Vermutung Helms, mehrere Hände beteiligt; Hübner unterschied drei, Hoffmann erwog die Annahme von sechsen. Im ganzen gesehen bleibt sich jedoch der Schriftcharakter die gesamte Handschrift hindurch ziemlich gleich. — Der Codex ist sehr kostbar ausgestattet. Rote Seitenüberschriften finden sich jeweils über der mittleren Kolumne. Große Prunkinitialen zu Beginn der einzelnen Werke bzw. außerdem ihrer Prologe. Von ihnen ist besonders zu erwähnen die TV-Initiale f. 5 2 v c , die Helm als „das braunschweigische wappen" erkannte und zu Luder von Braunschweig in Beziehung brachte (Macc L X X X V I I ff.). Außerdem enthält die Handschrift vier ganzseitige Miniaturen mit Darstellungen zur Apokalypse. Nach dem Verlust der gleichfalls mit solchem Bildschmuck versehenen Handschriften Ms. 891 und 891b der Königsbeiger Universitätsbibüothek im Jahre 1945 stellt die Stuttgarter Handschrift das letzte bewunderungswürdige Beispiel für einen derart prachtvoll ausgestatteten Deutschordens-Codex dar. Weiter finden sich in großer Zahl abwechselnd rote und blaue Abschnittsinitialen mit Zier-und Schnörkelwerk in der Gegenfarbe; sie sind in der Regel drei Zeilen hoch. Am Kolumnenbeginn stehen weit über die Zeilen ausgezogene Zierbuchstaben in der Farbe der Schreibertinte. Verschiedene Gründe, nicht zuletzt die Beurteilung der Miniaturen, sprechen dafür, daß die Handschrift im Deutschordensland entstand und von dort aus zu Anfang des 16. Jh.s in die MerXII
gentheimer Bailei kam, deren Besitzvermerk sie auf f. l r trägt: Biblioth. SeminariiMerg:. Diese Bailei bestand bis 1806. Im Zuge der Säkularisation gelangte die Handschrift 1810 in die Kgl. Handbibliothek und von dort aus 1901 in die Landesbibliothek. Literatur zur Handschrift: Beschreibungen Helms (Macc.-Ausgabe V-VII) und Hübners (Daniel-Ausgabe V-VIII); vgl. auch die handschriftliche Beschreibung Wilhelm Hoffmanns aus dem Jahre 1941 im Handschriftenarchiv der Berliner Akademie. Zur Bildausstattung s. die Arbeit von Toni Herrmann, Der Bildschmuck der Deutschordensapokalypsen Heinrichs von Hesler. Diss. Königsberg 1934. Die Handschrift überliefert folgende Werke: l r a - 2 6 r c : Daniel 5 2 r a - 9 6 r c : Maccabäer ra ra 2 7 - 3 7 : Esra und Nehemia 9 7 r a - 1 7 2 v a : Apokalypse ra vc 3 7 - 4 5 ' Judith Heinrichs von 4 5 v c - 5 1 v c : Esther Hesler Drei Gedichte (Esra und Nehemia, Judith, Maccabäer) sind Unica. Das ist ein seltsames Phänomen, wenn man sich vergegenwärtigt, wie reich die Überlieferung zu anderen im Deutschen Orden benutzten Werken ist, allen voran etwa zu Väterbuch und Passional, aber auch zu Heslers Apokalypse und Nicodemus-Evangelium, zu Jeroschins Chronik u. a., und wenn man bedenkt, welche Mittel der Orden auf die Anfertigung von Handschriften verwendet hat. Man sträubt sich, daraus den Rückschluß zu ziehen, daß diese Dichtungen eine entsprechend geringere Verwendung gefunden haben sollten. Daß es weitere Handschriften der Judith gegeben hat, ist auf Grund einschlägiger Angaben in Inventarverzeichnissen aus Ordenshäusern bekannt (vgl. Helm-Ziesemer 188, Anm. 189). Ebenfalls muß Jörg Stuler Ende des 15. Jh.s eine Handschrift vorgelegen haben, als er seinem Historienbuch eine Prosaauflösung der Judith (und Esther) einfügte, und es läßt sich mit Sicherheit sagen, daß dies in keinem Falle der erhaltene Codex war. Von dieser Prosaversion der Judith soll hier kurz die Rede sein: XIII
Das Historienbuch des Deutschordensritters Jörg Stuler, 1479 geschrieben, ist in der Hs. HB XIII 10 der Württembergischen Landesbibliothek erhalten. In diesem Papiercodex, der insgesamt 364 gezählte Blätter umfaßt, steht die Judith-Prosa auf den Bll. 55 v -68 r ; ihr schließt sich die Prosaauflösung der Esther an, was den Schluß nahelegt,daß Stuler diese beiden Werke in einer Überlieferungseinheit vorfand, wie sie ebenfalls im zweiten Teil der Hs. HB XIII 11 noch erkennbar wird: auf der ersten recto-Seite der zweiten Lage dieses zweiten von vier Teilen nämlich steht unten der Vermerk judith hests. Die von Stuler benutzte Handschrift wird also gleichfalls beide Werke zusammen überliefert haben. — Der Charakter der Prosa-Judith entspricht dem auch sonst von Stuler angewandten Verfahren: er lehnt sich im ganzen eng an den vorgegebenen Text an, wobei er allerdings nur den Judith-Text selbst berücksichtigt, Prolog, Epilog und Spiritualia also übergeht. Er folgt phasenweise dem Text des Gedichts so genau, daß manchmal nur das fehlende Reimwort den Unterschied ausmacht; hierbei kam ihm natürlich der Stil des JudithDichters entgegen, der mit der dichten Anwendung des Enjambements - von Helm-Ziesemer zu Unrecht „mehr dem Ungeschick als bewußter Absicht" des Autors zugerechnet - einer Prosaauflösung geradezu vorgearbeitet hatte. Daneben aber finden sich Partien, wo er von so enger Anlehnung abrückt, mehr den Sinn als den Wortlaut wiedergibt, gelegentlich auch Ergänzungen zur Verdeutlichung einfügt oder auch vermeintliche Fehler korrigiert. Interessant ist in etlichen Fällen der von ihm vorgenommene Wortersatz, der eine eigene Behandlung verdienen würde. Bemerkenswert ist auch, daß Stuler die Verse 2 0 3 5 4 6 zwischen 2004 und 2005 einfügt und damit gegen Gedicht (und Vulgata) eine sehr einsichtige Umstellung vornimmt. Das Ergebnis der Stulerschen Bearbeitung ist ein in vielen Teilen recht passabler Prosatext. Ich führe eine Textprobe im Zusammenhang an (vgl. auch die Beispiele bei Helm-Ziesemer 142 f.), die den Judith-Versen 1949-2004; 2 0 3 5 4 6 ; 2005-34 entspricht und also auch den oben XIV
aus Jeroschin angeführten Abschnitt einschließt. Der Abdruck ist zeilengetreu, die Rubrizierung lasse ich unberücksichtigt: [66 r ] do sprach zu jr Osias der des volckes fürst was gepenedeit seistu dochter des hohen gots für alle weib auf der erden vnd gepenedeit sey got der ge schaffen hot himel vnd erden vnd der dich ge sant hot jii die wunden des fürsten vber das her die vnsser feind woren got hot mit seiner hü lff deinen namen gegrösset vnd deines näm en wert nit fergessen die weil die erde stet do Er dise wort gesprach do sprachen alle die es horten fiat do ward der herczog achior procht für judit die sprach nü sich was der got vö jsrahel hat geton vö dem du gesagt host Er möcht vns gehelffen wen er wollte der hat jn mein hand gegeben Oliferng haupt das du do pey magst mercken das es wor jst als du gesagt host Nun sich hie hab jch das haupt des der durch seinen spot verschmecht der js rahelischen got vnd der dir droet sein schwert [66 v ] solt durch dein seiten gen wen er die jsrahelische vber wünd do achior das haupt sach Er fiel vor vn macht nider do er sich fersan Er kum zu judit vn fiel jr für die füs vnd sprach gepenedeit seystu vor got deinem hern dich süllen vö recht alle menschen loben die deinen name hörn vn das got vö dir gegrösset werd do achior sach was got gewürckt het Er lies vö seinem vngelaube vnd fersties der haiden götte vnd er gelaubt an den jsrahelischen got vnd er lies sich peschneid vnd pelaib mit jn pis an sein ende // von judit // Do sprach judit mein lieben prüder ferne xv
mt mich vnd steckt auf die maur Olof emg haupt gen vnssern feinden wen dy sün auf get so nein ein yecklicher sein woffen an sich vnd ziecht auff sie mit ewr wer vn zie cht nit auf das here düt ewch hin für vn ku mt an sie mit einem geschray wen die lewtt das fernemen so wellen sie jren fürsten weck en jnn den strait wen sie dän sehen wie er Ii gt jn dem plut so wert grosse forcht auf sie vallen vnd wen sie ewch sehen zu ziehen so we rden sie fliehen so jagt jn fleyseclich noch got wert sie noch ewem willen Ewch vnther ew re füs geben Läßt sich nun das ehemalige Vorhandensein anderer Handschriften auch mit Gewißheit erschließen, so ist heute alleinige Basis für die Textherstellung die Stuttgarter Handschrift. Ihre gute Qualität ist allgemein anerkannt. Dennoch wird, wo zwischen Entstehung und greifbarer Überlieferung eine so erhebliche zeitliche Distanz vorliegt, Skepsis am Platze sein. Über diese Zeitspanne zurückzuspringen ist nicht möglich, man wird sich mit einigen Schritten auf die ursprüngliche Gestalt zu begnügen müssen. Hierbei helfen außer den Hinweisen, die die gut 2800 Verse selber zu geben vermögen, der Vulgata-Text und, in schwieriger zu bestimmendem Ausmaß, der Prosa-Text Jörg Stulers. Die ersten beiden Möglichkeiten hat Palgen in seiner Ausgabe von 1924 genutzt, — in zu bescheidenem Maße, wie mir scheint. Denn warum sollte man der Handschrift Ehrerbietung da erweisen, wo die Reimgrammatik die ursprüngliche Gestalt erkennen läßt? So hält sich Palgen etwa bei Formen wie hette, hetten an die Handschrift, wo im Reim selbst sie sich für einfache Konsonanz entscheidet. Ebenso folgt er ihr im Sg. und 2. Plur. Ind. Präs. von soln mit den a-Formen, wiewohl der Reim nicht sie sondern die o-Form wenigstens in einem Falle sichert. Ich habe versucht, die XVI
Konsequenz aus diesen reimgrammatischen Gegebenheiten auch im Versinnern durchzuführen. In Fällen, wo der Reim keinen Ausschlag geben konnte, die Handschrift aber wenigstens in einzelnen Beispielen auf die ursprünglichen Verhältnisse hinzudeuten scheint, habe ich mit gebotener Vorsicht dem Text die Gestalt gegeben, die uns in zahlreichen Handschriften aus der Zeit um 1300 - d. h. also in der frühesten Überlieferungsschicht — im Deutschordensgebiet entgegentritt. Die Möglichkeit besteht, daß ich hier im Einzelfall einmal zu weit gegangen bin; doch meine ich, daß dieses Verfahren im ganzen weniger riskant ist als blindes Vertrauen oder vorschnelles Resignieren gegenüber der erhaltenen Textgestalt. Über Einzelheiten wird unten Auskunft gegeben. Palgen hat den Vulgata-Text zur Korrektur der Überlieferung herangezogen. Daß auch hierbei Vorsicht geboten war, wußte er; nur ging seine Vorsicht nicht selten in unbegründete Ängstlichkeit über, was sich etwa daran zeigt, daß er einige gute Textvorschläge zu Unrecht in den Apparat verbannt. Ich bin hierin etwas weitergegangen und hoffe, die Grenze des Vertretbaren nicht überschritten zu haben; daß sie nicht geradlinig verläuft, liegt bei einem Autor nahe, dem sich Mißverständnisse des lateinischen Texts nachweisen lassen. Ich möchte die Problematik an zwei Beispielen erläutern. V. 284 bietet die Handschrift vf zweinzic tusent vn hundst stunt: das legt eine konjekturale Angleichung an die Angabe der Vulgata nahe (centum viginti milia), weil man angesichts von V. 1053 kaum wird annehmen wollen, daß der Übersetzer die Zahl nur einmal richtig verstanden habe. Andere Überlegungen treten hinzu. — V. 1643 f. ist die Rede davon, daß die Macht Nabuchodonosors in den Händen des Holofernes liege zv strafvnge aller seien gemein / die da leben : das ist sachlich gesehen ein Unfug; die Vulgata-Lesung leuchtet ein: ad correptionem omnium animarum errantium. Die Möglichkeit eines Mißverständnisses ist nicht sehr wahrscheinlich. Dennoch ist die Änderung irren für leben sicherlich ein Zweifelsfall, selbst wenn man XVII
sich die paläographischen Bedenken durch die Annahme eines ieren irgendwo in der Überlieferung zu zerstreuen sucht. Jörg Stulers Text endlich hat nicht selten als willkommenes Korrektiv gedient, häufiger jedenfalls, als der Apparat es erkennen läßt. Die oben angedeuteten Eigenarten der Stulerschen Arbeitsweise zwingen aber dazu, mit Behutsamkeit zu Werke zu gehen; oft besteht deshalb die Funktion des Prosatexts darin, bei einer Divergenz zwischen Vulgata und Gedicht den Ausschlag für eine erwogene Konjektur zu geben. Natürlich war dabei im einzelnen zu berücksichtigen, ob es sich bei dem unmittelbaren Kontext Stulers um eine gedichtnahe oder -ferne Phase handelte. In etlichen Fällen war eine klare Entscheidung nicht möglich. Ich führe ein negatives Beispiel an: V. 201 (Er wolde sin vnde heizen got) lautet bei Stuler (56 1 ): Er wollt gehaissen seingot. Die Vulgata schweigt sich hier noch über den genauen Inhalt der Botschaft Nabuchodonosors aus und referiert ihn erst Judith 3,13 (ut ipse solus diceretur deus ab his nationibus; vgl. V. 449). Hier wie auch an anderen Stellen ist nur vom heizen die Rede; es ist also durchaus möglich, daß Stuler an der ersten Stelle gegen die überlieferte Lesung des Gedichts im Recht ist. Dennoch ist die gegenteilige Annahme nicht auszuschließen; ich habe deshalb von einer Konjektur abgesehen. Über alle Berücksichtigungen Stulers, zum Teil aber auch über Stellen, an denen ich mich gegen die Lesart des Prosatexts entschieden habe, eine andere Entscheidung aber für diskutabel halte, gibt der Apparat Auskunft. So gut wie keine Hilfe wird dem Editor für die Textherstellung durch metrische Erwägungen zuteil. Ein spürbarer Anteil der Verse läßt sich nicht in das überkommene Viertaktschema zwängen, das im Deutschen Orden noch weithin Gültigkeit behielt und auch dem Judith-Dichter als übliche Form erschienen ist. Die Annahme, daß die Schuld daran nicht oder nicht allein der späten Überlieferung zuzuschieben ist, wird dadurch nahegelegt, daß diese Schwierigkeit mit einiger Regelmäßigkeit in VerXVIII
sen auftritt, in denen Namensformen vorkommen (Nabuchodonosor, israhelisch u. a.). Hier wäre ein stärkerer Eingriff zur Beseitigung .unregelmäßiger' Verse einem unkontrollierbaren Neudichten gleichgekommen. Ich habe mich im wesentlichen darauf beschränkt, die selteneren extremen Abweichungen von der überlieferten Normalform zu beseitigen, vor allem also dreisilbigen Auftakt und viersilbige Takte; hierin mehr zu tun, schien mir nicht gerechtfertigt. Es bleiben also genügend Ärgernisse. Den stärksten Eingriff gegenüber der Ausgabe Palgens machte die Gestaltung seines Apparats erforderlich: Palgen hat ihn mit einer solchen Fülle belangloser Mitteilungen belastet, daß der Benutzer das wirklich Erfahrenswerte darin erst suchen mußte. Mit Recht ist bemängelt worden, daß jeder Punkt der Handschrift, jede vw-Abbreviatur, jede Abschnittsinitiale u. ä. im Apparat erscheinen. Der Vorteil für den Benutzer leuchtet nicht ein. Ich habe versucht, den Apparat Wesentlichem vorzubehalten und Mitteilungen des eben skizzierten Formats im folgenden zusammenfassend vorwegzunehmen. Zur Gestaltung von Text und Apparat: Der Text bietet den Wortlaut der Handschrift und behält auch deren Lautstand und Orthographie bei. Ausnahmen: Abgesehen von den beiden großen, prachtvoll ausgeführten Schmuckinitialen am Prolog- und Textbeginn (samt den neben der Spalte weit ausgezogenen Zierbändern) werden die zumeist dreizeiligen Abschnittsinitialen nicht eigens bezeichnet, die zu Beginn jedes von mir gekennzeichneten Abschnitts stehen; weitere Abschnitte habe ich im Gegensatz zu Palgen nicht gesetzt, wozu mich die an der Passional-Überlieferung gemachte Beobachtung veranlaßte, daß eine solche Aufgliederung über Jahrzehnte hinweg von Schreibern im allgemeinen sehr konservativ beachtet und tradiert wird. Dies könnte dafür sprechen, daß hinter der Setzung der Abschnittsinitialen in dieser Handschrift ältere, vielleicht bis zum Autor hinabreichende Unterteilungstraditionen erkennbar werden. Ebenso habe ich vom jeweiligen Hinweis auf die Seitenüberschriften (proXIX
bgus, Iudith) abgesehen. Gleichfalls unterbleibt die Kennzeichnung der Zierbuchstaben zu Kolumnenbeginn. Den Wechsel zwischen Majuskel und mehr oder weniger großer Minuskel am Zeilenanfang habe ich zur Minuskel hin ausgeglichen. Die arbeitstechnischen Hinweise für die verschiedenen mit der Manuskriptanfertigung befaßten Personen (so iudith hests f. 37 r unten, vorgezeichnete Initialen) lasse ich unerwähnt. - Durchgehende Korrekturen des Texts, die offenbar gleichzeitig mit der Beschriftung der Blätter vorgenommen wurden (vor allem also Rasuren), führe ich nur dann an, wenn sie für die betreffende Stelle irgendwelche Aufschlüsse geben könnten. Hingegen lasse ich flüchtige Nachträge (fast durchweg Verschlimmbesserungen) sowie Paragraphoi einer späteren Hand in der Regel unverzeichnet. Zum Text selber ist folgendes zu beachten: Abbreviaturen sind aufgelöst und weder durch Kursivsatz noch im Apparat kenntlich gemacht. Das gilt auch für das häufig verwandte vn, das für und sowie unde steht: eine bewußte Differenzierung zwischen ausgeschriebener und abgekürzter Form ist nicht zu erkennen, eine zufällige Abwechslung indes für den Benutzer bei der metrischen Verwahrlosung des Texts ohne Interesse; aus der gleichen Überlegung heraus habe ich auch ausgeschriebenes und bzw. unde stillschweigend abgeändert, wo metrische Erfordernisse dies nahelegten. Folgende Abbreviaturen werden innerhalb der Judith verwandt: Nasalstrich für n und m, einmal (nam 2189) für en; r-Haken für er, einmal (vnse^e 1316) für r; hochgestelltes a, meistens zu einem w-ähnlichen Doppelhaken entstellt, für ra und ua (z. B. sprach, quam)-, hochgestellte v-Schleife für ur {durch)-, p für per, p für pro; y- für rum (alarum tuarum); irl'm für Jerusalem; ih 'm, ihu für Ihesum, Ihesu; xpc, xpm für Cristus, Cristum. - Zahlreich gesetzte Punkte der Handschrift (zumeist bei Aufzählungen oder syntaktischen Einschnitten nach Enjambement) werden nur da angeführt, wo sie Ausdruck einer syntaktischen Auffassung sind,die der Herausgeber nicht teilt.—Trennung bzw. Zusammenschreibung von Wörtern in der Handschrift sind XX
im Text derart geregelt, daß Substantiva durchweg in einem Wort geschrieben werden, Verbalkomposita dann, wenn die feste Zusammensetzung außer Frage steht; Adverbien des Typs da hin, hie nach, da vor usw. sind nach überwiegendem Gebrauch der Handschrift konsequent getrennt worden, andere wie zuhant,alda, algemeine aus gleichem Grund in einem Wort geschrieben. Stillschweigend ausgeglichen bzw. der Orthographie in Deutschordens-Handschriften aus der Zeit um 1300 angepaßt sind folgende Formen: ph neben pf in entpfahen nach pf; disser (mit Ausnahme des Gen. Sg. Mask. Neutr.) samt Flexionsformen und hette(n) neben hetefnj sowie rittende(n) und ebenso ettelich, da mitte, sitte u. ä. zu Formen mit einfacher Konsonanz; scheppfen zu schepfen; entkein, niemant zu enkein, nieman; das mehrfach auftauchende Endungs-i in der 3. Plur. Ind. Präs. (,sprechent) ist weggelassen; selten fehlende Auslautverhärtung (sig,gewald) ausgeglichen. Gleiches gilt für vereinzeltes seht neben normalem und zu erwartendem secht. Die indefiniten Pronomina swer, swaz sind in der Handschrift häufig um das $ erleichtert; die Rückführung auf den alten Zustand ist nur im Text durch Kursive kenntlich gemacht. Einige geringfügige orthographische Inkonsequenzen (z. B. geschos, vercouft, unzelich) sind ohne Hinweis im Apparat korrigiert. u und v der Handschrift sind im Text nach vokalischer und konsonantischer Qualität geschieden, nicht jedoch das Zeichen/', dessen Differenzierung nach i und / bei Palgen ich aufgegeben habe. Die Orthographie der Eigen- und Ortsnamen ist jeweils für den Einzelfall stillschweigend vereinheitlicht, also etwa vereinzeltes Iudit neben gewöhnlichem, auch vom Rubrikator durchweg verwandten ludith zugunsten der häufigeren Form ausgeglichen. Im vokalischen Bereich habe ich vereinzelt auftauchendes i neben gewöhnlichem ie (beides Langvokal) in Formen wie hi, si, wi nach ie hin ausgeglichen. Gleiches gilt für einmaliges ze (1063) gegenüber sonstigem zu, für einmaliges zovch (1395) gegenüber XXI
zock Seltene Längenkennzeichnung bei o und u (z. B. toeten, suezeri) bleibt unerwähnt. Ebenso habe ich die Kontraktionsformen auf -ei- bei sagen (seite, geseit usw.), die ausnahmslos im Reim erscheinen, allein im Text beibehalten, obwohl das Versinnere die -a/-Formen bietet; dasselbe bei meit gegenüber mait. Die außerhalb des Reims durchweg verwandten a-Formen im Sg. undinder2.Plur. Ind. Präs. zu soln wie das nahezu ausschließlich vom Schreiber gewählte en (Akk. Sg. und Dat. Plur zu er) habe ich zugunsten der durch den Reim gesicherten Formen sol(t) und in ausgeschieden. Gleiches gilt für das Präfix ir- (so durchweg in der Handschrift), für das ich ebenso wie für die selten auftretenden /-Endungen vom Typ gotis, gesprochin die entsprechenden e-Formen eingesetzt habe. Diese Handhabung mag bei einem Autor merkwürdig erscheinen, der so ausgeprägt dialektale Eigenarten wie den «-losen Infinitiv im Reim nicht meidet. Anderseits möchte die ausschließlich erscheinende Präfixform ent-, möchten auch die bei weitem überwiegenden e-Flexionsendungen dafür sprechen, daß wir es bei dem /r-Präfix mit einer Eigenart des Schreibers zu tun haben. Eine sichere Entscheidung ist nicht möglich, doch scheint mir hier das unbedingte Bewahren des handschriftlichen Befunds ein ungerechtfertigt mechamsches Verfahren zu sein, während die Entscheidung gegen ihn immerhin die Gesellschaft einer beträchtlichen Zahl von Handschriften aus dem Ordensgebiet um 1300 findet. Einige Jahrzehnte später mag hierin eine Wandlung aufgetreten sein; man vergleiche etwa E. Johanssons Mitteilungen zu Jeroschin (Die Deutschordenschronik des Nicolaus von Jeroschin. Diss. Lund 1964), speziell zum ent- und er-Präfix, wobei allerdings reinlicher zwischen Dichter und (Stuttgarter) Handschrift zu scheiden wäre. Alle übrigen Uneinheitlichkeiten (etwa das Nebeneinander von Formen wie begonde / begunde) behält der Text bei: auf Grund der Reimgrammatik ließ sich ihnen nicht beikommen, und die für einen Vergleich heranzuziehenden Denkmäler bieten im Reim häufig beide Formen. XXII
Auf diese Weise konnte der Apparat erheblich entlastet werden. Konjekturen, die auf Palgen zurückgehen, sind als solche gekennzeichnet. Dem unmittelbaren Verständnis von Konjekturen, aber auch von nicht leicht einsichtigen Textstellen, besonders auch hinsichtlich der Interpunktion, dienen die Zitate aus Vulgata und Jörg Stuler; soweit es den Vulgata-Text betrifft, habe ich ihre Zahl gegenüber Palgen erweitert und dafür die nhd. Interpretationshilfen erheblich reduziert. Stillschweigend gestrichen habe ich interpretatorische Erwägungen Palgens, die am Text von vornherein und mit Sicherheit vorbeigingen; vgl. etwa zu V. 332: „maeren swv. verkünden? Dann hätte der Dichter praedare als praedicare mißverstanden und 335-37 wäre von maeren abhängig, 334 eine Parenthese." Die allein richtige Auffassung trägt Palgen nunmehr nach: ,JMan hat aber wohl eher an meren zu denken, durch zwangsweise Rekrutierung; vgl. 415 f f . " Stärkere Auffassungsunterschiede gegenüber Palgen, vor allem in der Beurteilung syntaktischer Einschnitte, werden im Apparat registriert. Die Lesarten der Handschrift werden in der dort erscheinenden Form mitgeteilt, doch sind Abbreviaturen im Text (Judith und Stuler) mit zwei Ausnahmen (587, 1192) im Apparat aus drucktechnischen Gründen aufgelöst und durch Kursivdruck kenntlich gemacht. Die Stuler-Zitate sind diplomatisch nach der Handschrift gedruckt; die Rubrizierung ist nicht angedeutet, einfacher Schrägstrich kennzeichnet das Zeilenende.
XXIII
LITERATUR Judith. Ein mitteldeutsches Gedicht aus dem 13. Jahrhundert. Aus der Stuttgarter Hs. zum ersten Male herausgegeben von Rudolf Palgen. Halle: Niemeyer 1924. Vgl. dazu: E. Schröder, in: AfdA 44 (1925), 31-34; A. Götze, in: Litbl. für germ. u. rom. Phil. 47 (1926), 216 f. Max Hering, Untersuchungen über Judith, ein mitteldeutsches Gedicht des 13. Jahrhunderts. Diss. Halle 1907. Karl Helm, Zum md. Gedicht von der Judith. Beitr. 43 (1918), 163-168. - Nochmals die Abfassungszeit der Judith. AfdA 44 (1925), 149. Statt der früheren literarhistorischen Darstellungen zur Judith von Helm und Ziesemer nenne ich hier nur die gemeinsame Arbeit Karl Helm / Walther Ziesemer, Die Literatur des deutschen Ritterordens. Gießener Beitr. zur dt. Phil. Bd. 94. Gießen 1951, 71-74. Helmut de Boor / Richard Newald, Geschichte der deutschen Literatur. Bd. III, 1. München 1962, 489 f. Einen Überblick über die Darstellungen des Judith-Stoffs in der deutschen bzw. in der deutschen und englischen Literatur geben folgende Werke: Edna Purdie, The Story of Judith in German and English Literature. Paris 1927. Otto Baltzer, Judith in der deutschen Literatur. Berlin / Leipzig 1930. Abkürzungen im Apparat: H verweist auf die Dissertation von Hering, P auf die Ausgabe von Palgen; JS steht für die Prosaauflösung der Judith in dem Historien buch Jörg Stulers. Vulg bzw. Ju bezieht sich auf den Vulgata-Text der Judith.
XXIV
5
10
15
20
25
1-4
0 c r a f t , gewaldiger Heloy, von Salem k u n i c Adonay, des eine bekentnisse die t u f e der abysse, die h o h e u n d die breite weiz, die Sterne der himele creiz hat ouch eine gezalt, hohe drivalt, ein gewalt: ich lade dich, herre, mir, daz du mich übest dir nach dem liebesten willen din, also daz du und ich ein sin. min cranke bekentnisse hat des gehucnisse, wie Abraham — des ist vil lanc - , d o er der drier kindre ganc gesach, vil drate er kein in lief und mit gebete an einen rief; swie er da dri personen sach sin gebet er doch an einen iach. also lade ich dich, herre m i n , in den drin personen din und e n t p f a h e dich vorwar einen vol gewaldes gar. ich lade, got vater, dich, daz diner gute minne mich vor alle d e m b e h ü t e , swaz so min gemute von dir vvil virren
auf 12 Zeilen rechts neben der 13 Zeilen hohen Prachtinitiale verteilt. 1 gewaldiges eloy; vgl. 2811. 6 Sterke; Sterne P.
[37rb]
15 ff. vgl. Gen 18,2 f . 26 ursprgl. dine : ein anschließendes r getilgt. 29 ursprgl. veruren: i-Häkchen über v radiert. 1
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und disses buches irren. ich lade ouch dich mir, Ihesu Crist, der gotes einbomer bist und sin wisheit genant, daz von genaden werde erkant din helfe miner sinne kunst alhie zu diser anbegunst. ouch lade ich dich, heiliger geist, daz von der gute volleist, die din siben tugende han, min tumme sele muze entpfan vorchte, kunst, mildekeit, rat, Sterke, wisheit, vernumft, also daz ich daz were volbrenge uf der tugende berc. Vater, sun, heilic geist! warer got, wa din volleist nicht vullemunt ist unde dach, da ist die buunge swach. nu wil ich alhie diz were mit dir buwen uf den berc, da von ane hant gehouwen wart hie vor der stein in gotes art. ouch under deme dache buwe ich ez der vitache, da von hie vor David sprach, als ichz in im geschriben sach: ,in tegmine alarum tuarum sperabo '
39 ff. vgl. les 11,2 und H 4, Anm.2. 50 ff. vgl. Dan 2, 34 u. 44 f . Der Hinweis P.s auf diese Stelle hat zweifellos mehr für sich 2
als H.s Bezug auf Ex 20,25 und Parallelen. 57 „Ps 56,2 in umbra . . . . kontaminiert mit 35,8 in tegmine a.t. sperabunt." P.
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daz lutet zu dute also: ,ich hoffe in diner vitchen dach.' o welch wunnenclich gemach in dir, herre, buwen ist, wand vullemunt und dach du bist, durch dich, in dir, mit dir ich hie beginne und übe und ende und zie diz werc, doch nicht wan wie du wilt. nu wis, herre, min vrideschilt, Ihesu, min einer vreudentrost, der in der minne uns hast erlost und ane begin und ewic bis. osanna in excelsis! Waz meist din herze suzet, in dem so wis gegruzet, vrunt unde bruder min! in gote ich die clage din habe vernumen in der maze, daz du begerest der straze kegen gote der rechten wisheit. ouch hastu bete an mich geleit, daz ich dich trenke in schöner gift mit deme tränke, den die schrift beslozzen in ir lere hat. owi, owe, ia ist min rat mir selber leider alzustumpf: ich bin ein armer sundenrumpf, zu vinster ist daz herze min, daz mir nicht luchtet wol dar in daz liecht uz der schrifte kern, da von mac ich nicht wol gewern dich nach diner liebe gir.
69 nach bis t radiert.
[37 r c ]
84 armez. 3
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115
ein teil der brunnen sende ich dir, da du der wisheit ursprinc in der bescheidenheite rinc macht schepfen, ob du hast heil der bekentnisse seil und der beheltnisse vaz, so machtu schepfen, trinke daz, daz manigem ist beslozzen vor, der nicht uf der schrifte spor wandert nach der sele sweim, bevint ir suzen honicseim. Nu stille ich diner bete ruch, also daz ich dir tichte ein buch zu dute, so ich beste kan und mirz die gotes liebe gan. des name ist genant Judith', der heiligen schrifte ein gelit ersam und geneme. uf daz ez dir bequeme werde, so wil ich dar in noch me tichtende sin dan in dem buche ist geschriben. wan ich diz werc han getriben in gotes helfe so hin vor untz der herzöge Achior sprichet kein Holoferne, so wil ich von dem buche ge und vremde wandern anderswa, uf daz ich diner liebe da gesamne suze wurtze,
97 manigen. 99 Punkt nach w a n d e r t P. 102 tichte Rasur über t*.
4
106 schrift; Punkt nach gelit P. 112 diz : z auf Rasur.
uo
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140
145
und wil daz also kurtze, daz ich kume schiere heim, und dir den suzen honicseim volenden unde senden, daz ste in g o t e s h e n d e n ! nu heben der schritte samen in gotes namen! amen. Arfaxat was ein kunic genant, der hate under sine hant betwungen vil manic lant, da von wite was bekant sin name under allen vursten. nu begonde in sere dursten nach eren und nach prise: er buwete in siner wise eine stat, lanc, wit und ho, da er vor siner viende dro vrides wolde sin gewis, die nante er Ecbatanis. er liez sie machen veste, so er mochte aller beste,
[37va]
Vulg 1,1
von schonen steinen houwen. man mochte ouch wol schouwen die türme ho getriben da den einen bi dem andren na. dar inne saz vil erlich Arfaxat der kunic rieh vil stoltz an dem mute
120 in zwei Hälften hinter 118. 119. 126 Es folgen zwei leere Zeilen. 127-129 auf 11 Zeilen verteilt wie
136 dro von späterer Hand in do korrigiert. 142 mocht
Uf
5
150
155
160
165
170
175
und lebete in sime gute mit eren, wa er mochte und im zu tune tochte. er hate starke ritterschaft, die waren im bi mit grozer craft und da bi in manigen scharn, swa er zu strite solde varn, willeclichen undertan und sahen in mit vorchten an. Nu was da bi gelegen ein lant, sin name Assyrien genant, da saz ein kunic milde, der hate mit sime Schilde betwungen manchen adelman. des geböte waren undertan bürge, lant und riche. er vur gewaldecliche wa hin sin wille was gekart. im volgete nach vil manic part von rittern unde knechten, die striten und vechten wol mochten mit eren. swar sie Sölden keren, sie waren im mit truwen bi. des was er kune unde vri und truc da bi den mut enpor. er hiez Nabuchodonosor. der kunic wart in ein des gar in sines riches zwelfte iar, daz er den kunic Arfaxat an strite wolde machen mat. er samte sich vil witen.
148 sine. 153 f. scharen : varen.
6
153 nach in Rasur. 169 Punkt nach keren P.
180
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200
205
195 196 198 201
in den selben ziten wart ouch Arfaxat des in ein, daz er im wolde kumen enkein, und besamte sich ouch zuhant. zusamne quamen sie gerant uf einem witen velde. da wart gelt kein gelde, untz von toten wart vil ru. daz velt genant was Ragau, Eufraten dem wazzer bi. da wart Arfaxat eren vri, wand im Nabuchodonosor an sige true den namen vor. Do der kunic sus behielt die walstat und des siges wielt, der im alsus gesche/zen was, in den gedanken er do las und satzte sime herzen vor, daz er die crone wolde enpor uf dem ertriche tragen. daz solde im nieman widersagen: er wolde sin und heizen got. sust begonde er sin gebot senden uber alle lant, die hie nach sint benant: zu Sicilien und Damasco, zu Lybano und Carmelo, zu Cedar und Galyleam, zu Esdrelon und Samariam, iensit dem lordane
geschen. edan aufRasur. nach enpor t radiert. Er / wollt gehaissen sein got JS 56r; vgl. 449 und Ju 3,13:
. . . ut ipse solus diceretur deus ab his nationibus quae potuissent Holofernis potentia subiugari.
7
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220
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235
zu Ierusalem und zu Iesse biz zu den bergen von Morlant. disen allen tet bekant Nabuchodonosoris botschaft, daz er in gebute in craft, wie sie im Sölden undertan sin ane allen valschen wan. do sus die boten quamen und die lute vernamen, von wannen sie waren kumen dar, sie namen ir vil wenic war und horten sie vil deine, sie würfen sie gemeine von iren landen alzuhant. sus quamen sie hin heim gerant und Seiten da die mere, wie ez ergangen were. Do Nabuchodonosor vernam dise wort, ein zorn im quam vil starc in sin gemute. im verswant die gute. er begonde bi der crone und ouch bi deme trone, des er gewaldic were, swern, daz er sich ir wol solde erwern und sie im machen undertan. do diz sust was ergan,
[37vc]
er sante do vil drate nach alle sime rate. die quamen schiere zu im hin.
Vulg 2,2
213 Nabuchodonoris: so über der Zeile nachgetragen. 216 an. 8
225 Vnd: Rasur nach V. 233 f. sweren : irweren.
240
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255
260
265
dar nach sprach er alsus zu in und leite in sine gedanken vur: ,diz ist worden min willekur und bin des worden gar in ein, daz ich alle lant gemein wil mir machen undertan: des sult ir mir bi gestan.' Die rede geviel in allen wol; des was der kunic vreuden vol, daz sie gevolgic waren des. einer hiez Holofernes, den nam Nabuchodonosor uz den andren allen vor und sprach mit Worten sus zu im: .Holofernes, nu nim craft zu dir und var zuhant kein alle die riche uf westerlant und doch kein den sunderlich, die da han versmehet mich und daz han an sie begert; den sol diner räche swert herteclichen Ionen, din ouge sol nicht schonen den steten und den bürgen: du solt sie drinne würgen, untz daz sie dir bekennen mich in zu herren nennen.' Do dise rede alsus ergienc und Holofernes gevienc
241 in ; en aus em radiert. 256 Rasur nach wester. 262 Der Vers steht hinter 261 und 263. 266 nemen; von P beibehalten.
267 rede mit Verweiszeichen am Versende nachgetragen. 268 holfernes: o über der Zeile nachgetragen.
9
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285
290
des herren rede in sinen sin. zuhant er greif an daz begin des daz in der kunic hiez. drate er vor sich samnen liez Assyrien des landes craft. von knechten und von ritterschaft quam da hin vil manige part bereit kegen der herevart, die alle mit im wolden varn. do Holofernes die scharn nach sinem willen hete erweit, do wurden sie zuhant gezelt, als im geboten hate vor der kunic Nabuchodonosor. der vuzgengere zal wart kunt uf zwenzic tusent und hundert ft/sunt, so was der ritenden zal zwelf tusent uberal, die vil gereit waren des, swaz in gebot Holofernes, daz sie da von keine not schiede wan der grimme tot. Do sus gereit was daz her gemein in creftiger wer und sich von sime lande erhuf, zuhant vor an den wec schuf Holofernes als ein man wise dem here genüge spise.
2 6 9 herre. 275 maniche. 2 7 7 f. varen : scharen. 2 8 4 zweinzic; t u s u n t ] stunt; vgl.
1053.
10
Zahlenangabe
der
[38ra]
Vulg in beiden Fällen cent u m viginti milia. Ebenso JS an beiden Stellen x x d a u s e t vnd hundert d a u s e t . 288
was.
300
305
310
315
320
300 302
von rindern, schafen harte vil was da gar ane maze zil, mule unde kemelin, die in dem here Sölden sin soumere zu der tracht, was da ane zalnes macht, sus vur vil creftecliche daz her uz sime riche. von rittern, schützen, knechten, die striten und vechten mochten allenthalben wol, der was daz her geladen vol. sie zogeten ane varen. do sie sus kumen waren an daz ende von Assyrien lant, zum ersten quamen sie gerant besit daz lant Sicilie zu den bergen Ange. Zuhant Holofernes mit gewalt begunde des, daz er gewan die bürge in an, so daz sie musten im die lan, swie vil im der da lac bi. eine houbtstat die hiez Melothi, die brach er mit gewalt in nider; ouch ensumete er nicht sider, er roubete swaz er da begreif, sust nam er den ummesweif;
her; Komma nach sin P. zales; Vulg: in m u l t i t u d i n e m innumerabilium camelorum. Die Konjektur geht von der Annahme aus, daß der Au-
tor das Suffix des tat. Adjektivs nachbilden wollte. 315 Nvhant. 316 g e w a l t : g auf Rasur.
11
325
330
335
340
345
350
er vur von dannen, untz er quam zu Mesopotamyam über Eufraten daz wazzer hin. da merte er aber sinen gewin. er brach unde brante, swa er zu gerante, und roubete man unde vie. die sinen schar er meren lie zu Sicilia unde Iaphet, zu Madian er ouch daz tet. swaz wider sinen hulden was, daz muste dulden den t o t , swa er daz bevant. sust betwanc er die lant, daz sie im waren undertan. zuhant greif er wider an die straze und zogete da bi uf die velt Damasci. da liez er in vil swinder tat alle der velde sat in der snidunge zit verburnen. ouch gebot er sit, daz man alle der boume vrucht nider hiwe sunder zucht. dar nach begonde er geben gebot, daz man die winreben verterbete und versnite gar. do des die lande wurden gewar. die dar umme sazen, wie dise vuren grazen
3 3 0 auf einer Zeile mit 329. 341 zoyte. 12
[38rb]
342
D a m a s c i ] zv damasci; vgl. 2652.
355
360
365
370
375
380
gar ane zucht in mancraft, do wurden sie so zagehaft, daz sie alle gemeine im widerstunden deine, sundervorchte unde leit was under in wit unde breit. Do samenten sich vil drate in eime gemeinen rate kunige unde vursten gar, die der lande namen war Mesopotamyam, Syrie Sobal unde Lybie, und sprachen, waz sie wolden hie zu tun und solden. vil schiere wart der rat volant, so daz von in wart gesant kegen Holoferne botschaft, die im sines zornes craft mit vlehene undergienge und sinen vride entpfienge. die boten quamen so hin zu im und sprachen: .herre, nu vernim unser rede und ouch der, die uns gesant haben her. wir bitten algemeine dich unsern herren eine, daz du din ungemute mit dines vrides gute
Vulg 3,1
kein uns wellest Verliesen und uns zu dienste kiesen.
[38rc]
360 in ] en durch Rasur aus em. 365 Vulg: Syriae scilicet Mesopotamiae et Syriae Sobal et
Lybiae atque Ciliciae; vgl. 454.
13
385
390
395
400
405
410
uns ist bezzer verre, daz wir ane gewerre mit willen undertenic sin dem gewaldigen herren din Nabuchodonosor dem grozen, danne ob wir in verstozen wolden und liden den tot. diser manicvalden not welle wir gerne so genesen, daz wir dir gehorsam wesen; da von soltu uns in vt'\de kumen. wir han zu herren dich genumen. stete, bürge unde lant sol gewaldic sin din hant; pfert, vie unde kemelin, die suln alle dir under sin, und wir selben mit kinden, mit wiben und mit gesinden wollen dir sin undertan, und dinen herren zu herren han welle wir willecliche. du solt uns vrideliche kumen und unsern dienst dir entpfahen gar nach diner gir.' Do dise rede alsus ergienc, Holofernes die straze ane vienc und vur hin alzuhant mit heres craft in die lant. bürge, stete und riche behielt er creftecliche.
395 vns in vri kumen; de über der Zeile nachgetragen. 397 f. du sollt gewalltig sein stet 14
pürg / vnd der land JS 57r. 409 ir gienc; ir auf Rasur. 4 1 0 an.
415
420
425
430
435
440
er merte vaste sine schar von den selben lande« gar: die under in da tochten, daz sie striten mochten in dem lande liberal, der satzte er vil an sine zal. do die lute den gewalt, den er begienc so manicvalt, sahen und vernamen, vil sere sie des erquamen, daz er an in ane zil ubete sinen gewalt so vil. sie giengen im mit gesange enkein uz iren steten algemein und entpfiengen erlich sine kumft mit gesange siner sigenumft. daz half sie doch vil deine: sie mochten algemeine mit nichte sine hertikeit erweichen, er hiez in gereit brechen unde burne stete unde turne. er trette in die velde, die heide und die weide verschriet er und verbrante gar. er nam des gebotes war, daz im hate geboten vor der kunic Nabuchodonosor. der gab im ein sulch gebot, daz er alle die abgot
415 Doppelpunkt nach schar P; Vulg: De universis autem urbibus adsumpsit sibi auxilia-
[38 v a ]
rios viros fortes et electos ad bellum, 416 lande. 439 e r / 15
445
450
455
460
465
470
475
465
16
solden.
— und swaz daz lut hieze heilic - gar verstieze, swa er daz indert vunde, zu sulchem urkunde, daz er got hieze eine und anders nindert keine. Sus vur gewaldecliche Holofernes durch die riche über berc und über tal durch Syriam Sobal und durch daz lant Appamyatn und durch Mesopotamyam und quam gevarn alsus dar na in daz lant zu Gaba. zuhant er sich underwant der stete, die er da vant, mit siner crefteclichen wer. drizic tage er daz her liez ruen unde ligen da, daz sie deste baz dar na mochten unde wolden striten, wa sie solden. Nu was da bi gelegen ein lant, sin name Iuda genant, da saz die israhelische diet. der vreude sich gar verschriet, do sie die warheit horten des, wie dort Holofernes wunders hete vil gestalt und wie er vure mit gewalt und die lute schente, bürge und stete brente. 466
wolden.
Vulg 4,1
480
485
490
495
500
505
488
sagen.
do wart ir angest herte, daz er so vur sich kerte und zu Ierusalem queme und ouch den sie da neme und dem tempel tete alda, als er e hete anderswa manchem andern getan, des wart sie angest ane gan. sie wurden des zu rate, daz sie santen drate zwischen Samaryam und Iericho und den luten sage/en so, daz sie die warte vlizeclich hielden und bewarfen sich vor iren vienden suren. sie begonden zuhant muren ire vesten mit grozer ile. ouch samenten sie in der wile korn unde spise. daz taten sie in der wise, daz sie sich kein ir viende scharn mochten deste baz bewarn, da was ein pfaffe under in, gewaldic groz der name sin, Elyachim was er genant, der schreib drate in die lant kein Esdrelon und Dothaym, daz die lute gehorchten im und des mit vlize nemen war, wie sie der berge hohe gar besetzten und bewarten und sich also scharten, daz sie die wege verviengen, 506
[38vb]
sie/. (Pj. 17
510
515
5 20
525
530
535
540
530 18
hoesten.
die in ir lant da giengen. des wart daz volc im gereit: die stige wurden gar verleit, die die viende mochten kumen, als sie von im heten vernumen. Nu hub sich ein groz weinen von in allen gemeinen, zu Ierusalem und anderswar wurden sie der vreuden bar. in iamer lute schrien owe hub sich in der iuden e . sie claiten gote sere, daz man nu sin ere zu Ierusalem wolde rouben und sinen namen touben. sie zugen an sich herine cleit und vasteten mit trurekeit mit kinden und mit wiben. sus taten sie ir liben we durch iamers gebot und schrieten an den hosten got, daz er in der swere were ir helfere und ruchte sie beschirmen vor den ungehirmen, die sie wolden vertriben mit kinden unde wiben von der gotlichen e . daz was ir angest und ir we. Dar nach der pfaffe Elyachim begonde wanderen im durch die israhelische diet.
545
550
555
560
565
570
552
559
creften. im.
mit vlize er den selben riet, daz sie weren stete an vastene und an gebete, so muste ir clage sunder wan uf vor gotes ougen gan, daz er sie muste erhören und ir viende zustoren. ouch sprach er zu in me da bi: ,uch sol in den gedanken si, wie got hie vor mit Moyse ubete siner crefte e , daz er den kunic uberwant, der Amalech was genant; der hate mancraft ubervil gar ane zal und ane zil, der er in grozer kundikeit sich uberhub. daz wart im leit, wand i« dar nach in kurtzer zit mit gebete ane allen strit Moyses gar uberwant. sus werden alle die geschant, die sich kein uch harten, ob ir wollet warten des arbeites, des ir hie
[38 v c ]
begunnen habt, geloubet ez mi!" zu diser trostunge beide aide und iunge begunden sere schrien an got, daz er sie vrien weide von der viende her und in selber were ein wer.
5 6 0
an.
19
575
580
585
590
595
600
gebet, opfer, vaste triben ane raste und swaz sie vurwart mere mochten an gotes ere gelegen, des waren sie gereit in demute mit innekeit. Dar nach ez also verre q u a m , daz Holofernes vernam und wart k u n t die warheit sint, wie die israhelischen kint mit strite im wolden widersten und waz sie heten an gegen, daz sie die wege verleit h e t e n . d o wart er gereit in zorne gar u n m u t i c sa. vor sich die herren rief er da von A m o n und von Moab. er sprach: ,nu saget mir, warab u n d in welchen c r e f t e n si daz volc, daz uns hie liget bi uf d e n bergen aldort. diz mere sol ich von u c h vort h ö r e n , u n d wie der k u n i c genant si, der der selben lant pflege, u n d in welcher c r a f t sie mugen h a b e n ritterschaft. ich wolde wizzen o u c h da bi,
[39ra]
von welchen sachen k u m e n si, daz daz lut nicht gemein uz iren landen u n s enkein mit vreuden ist gegangen und uns hete entpfangen
581 sint f . (P).
20
Vulg 5,1
587 vmvtic : so stets bei un-Präfix vor m.
605
610
615
620
625
630
gar mit vride in ir lant: daz sult ir mir ouch tun erkant.' Nu was der herzöge da von Amon gereit isa, der was geheizen Achior, ein wise man. der trat her vor und sprach: ,wiltu mich hören des, herre min Holofernes, so wil ich dir wol daz sagen und der warheit nicht verdagen, wie ez umme daz volc si, daz uf den bergen hie wonet bi, und wizze daz, daz dir min munt an nichte sol dekeine stunt von dem volke liegen und dich, herre, triegen.' In gote bruder und vrunt min, ich mane mit gedanken dich, daz ich dir in dem prologo sagete da vor also, wanne ich diz ficht getribe vor untz daz der herzöge Achior spreche kein Holoferne, so weide ich von der materien ge. nu ist die stat itzu kumen. in diner liebe, in dinen vrumen in eime gertelin gewesen bin ich untz her, da ich lesen wolde, als ich gelobete e ; daz wil ich lazen nu beste,
630 ff. Der Hinweis P.s auf Ps 79,9-14 überzeugt trotz des
anschließenden 79,14 nicht.
Zitats Ps
21
635
640
645
650
655
660
und wizze, daz ez dir nutzer ist. ich han gesen in dirre vrist dar uz gen ein straze, die mir wol uz der maze behaget: da wil ich loufen hin. got der scherfe mir den sin und hute min in siner wer, daz mich da von icht iage der ber, da von man an dem donrestage liset in hern Davides sage und gote so claget: ,horet, den wingarten zustoret uz dem walde hat der ber.' daz ist der tuvel und sin her, die suiche tat gerne irren; die geruche got hin virren. ouch bitte ich gotes gute, daz sie mich wol behute vor des lewen limmen, der so sere brimmen hie vor kein Sampsone lief, wand ich der sterke bin ein gief, daz ich enkunde in slahen tot und entwerde/i siner not. ich sage dir des die warheit: wil die gotes wisheit mit mir an die straze treten, so wil ich diner liebe ieten uz der schrifte heide der aller besten weide
640 der. 643 dwchstrichenes 645 ff. vgl. Ps 79,14.
22
list nach man.
[39 r b ]
651 ff. vgl. Iudic 14,5 f . 657 daz ich en kvnde slahen tot. 658 entwerte. 664 Punkt nach weide P.
665
670
675
680
685
690
ein teil, der du verneme hie vor. wiltu uf ir vernumfte spor wandern und die vaste iagen, da bi so höre mich dir sagen: wiltuz vor eine fabula han und also blozlich verstan, als ich dir schribe ein mere, — owe daz wurde mir swere und mochte mir wol werden zorn, wand so were gar verlorn die arbeit, die ich leite an dich, des soltu hüten vlizeclich. ich wil wandern, ich bin iunc! hie neme ich den uzsprunc. — Sus laze ich dich gote hie. in min erste rede ich zie, da ich liez Iudith daz buch, ich han vil manchen ummesuch getan nach wurtzen anderswo, wand ich in dem prologo dir in gelubde es mich verbant. der gebreche ist dir wol bekant, wa von ez so kurtz worden ist. nu wil ich in dirre vrist mit gote Iudith volenden und diner hebe senden. du hast vernumen wol da vor, wie der kunic Nabuchodonosor den kunic Arfaxat ubersluc und wie sin mut sich des vertruc
665 Komma nach vor P. 667 Punkt nach iagen P.
670 bioslich. 685 ez.
669
692
wiltv ez.
kvnie mit Verweiszeichen
am
Versende nachgetragen. 23
695
700
705
710
715
720
725
718 24
so hohe, daz er wolde got heizen, und wie er sin gebot also uz santé in die lant, die da vor sint benant, daz sie im aile iehen des, und wie do Holofernes von Nabuchodonosoris geheize in manches landes creize vur gewaldecliche mit craft und die riche - cleine und groze - brachte in not, und wie sin crefteclich gebot burge und stete vellete, und wie die vorchte erschellete die israhelischen diet, so daz ir vreude von in schiet, und wie sie claiten gote groz, daz Holofernis kundic doz wolde ir e touben so und dar zu twingen sie mit dro, daz sie von gote liezen und Nabuchodonosor got hiezen, und wie sie in der wile samenten mit ile spise und murten vesten, und dort, da sie westen, daz die viende in wolden kumen, wie sie dar heten genumen und die wege verleget, uf den bergen verheget. ouch bistu bescheiden des, wie da Holofernes
samneten.
[39rc]
730
735
740
745
750
727
kegen der diet in zorne bram und die vursten vor sich nam von Amon und von Moab und hiez im sagen, warab daz were kumen, daz die diet sich im zuhant ergebe niet. Diz buch liez ich e da vor. do uf stunt der herzöge Achior von Amon und in der stunt sprach: ,herre, mir ist kunt umme daz volc. wiltu mich hören, ich bescheide es dich und wil nicht valsches von im iehen. diz volc von der Caldeen gesiechte ez erst bequam. zu Mesopotamyam wonten von ersten sie, und irre vetre gote die wolden sie nicht anbeten.
Vulg 5,5
sie wurden von ir dienste treten und geloubeten einen got des himels, des selben gebot sie hiez von dannen zogen sit, und dar nach über manche zit, do in der hunger wart bekant, sie vuren zu Egipten lant. da selbes sie ouch waren binnen vier hundert iaren.
P verweist zu bram auf Ju 5,2: et furore n i m i o exarsit in iracundia magna. Die Annahme, daß der Schreiber ein brau
738 739
zumal auch 586 f . nicht lieh übersetzt wird. ez. valschez.
in bram verwandelt
751
in /
habe, ist
nicht zwingend, gerade hier in der Rekapitulation nicht,
754 Ohne Punkt
wärt-
nach iaren P.
25
755
760
gemeret also grozlich sie wurden und unzellich. Dar nach do der kunic Pharao in deme lande Egipto im sie undertan gcmachet hete und liez sie muren die stete
765
und was in da mite herte, daz volc sin schrien do kerte an iren got, der ouch isan mancherleie plage ban liez in vil starker hant
770
775
780
über al daz Egipten lant. dar nach do ez sich vugete so, daz die von Egipto sie würfen uz ir lande hin und die plage horte uf an in, do wolden sie sie aber sider zu irme dienste vahen wider; und daz volc vloch an ir her, der himels got tet uf daz mer, also daz in den ziten daz mer zu beiden siten in alsam ein mure bleib stende. diz volc vor sich treib truges vuzes durch daz mer. die von Egipten mit ir her unzellich volgeten nach dem pfat und wurden an der selben stat mit der vlut bedacket so gar, daz einer nicht genas aldar,
759 sie am Versende mit Verweiszeichen nachgetragen. 762 do sin schrien. 772 f. Komma nach wider und 26
[39va]
vloch, Punkt nach her P, an ir h e r i n ihrer Schar, vgl. 788. JS 58v : vnd das volck floch mit seinem / here.
785
790
795
800
805
810
815
der den nachkumelingen sagete von den dingen. Do iene quamen von dem mer, sie zogeten vor sich mit ir her und quamen kurtzlich dar na in die wüste Syna des berges, da kein mensche nie mochte wonen; da wonten sie. dar in keines menschen vuze wanderten me. ouch suze wurden die suwern brunnen dar zu trinkene der selben schar, vierzic iar got in da gab von himele daz brot her ab, und swa sie vor sich wolden zogen ane geschoz und ane bogen, ane schilt und ane swert, so vacht vor sie ir got vil wert, und vorwar ez was nieman, der diseme volke konde an gesigen untz hin zu der zit, daz sie von gote schieden sit. swie dicke sie ouch daz taten, daz sie gote haten andere dan iren got, so gab ouch sie gotes gebot in roub, in swert, in schänden, swie dicke ouch sie erkanden gebrochen han und was in leit, zuhant so was in gereit des himels got, der in Sterke lie, daz widersten wol mochten sie.
787 f. mere : here. 792 Punkt nach wonen, keiner
[39^]
nach sie P. 809 andre. 27
820
Ouch half in ires gotes craft, daz sie wurden sigehaft da über Chananeum, den kunic, und Iebuseum, Phereseum und Etheum, Eneum und Amorreum, und in Esebon die starken dar
825
beide ir stete und ir lant
830
besaz vi] crefteclich ir hant. also lange untz daz sie nicht sunten vor gotes angesicht, was mit in gwt, wanüf ir got treit haz uf alle bosheit.
Straeten sie n i d e r g a r .
835
840
845
dar über sie ouch waren nuwelich vor disen iaren von dem wege bekumen, den sie heten genumen von gote, den er in e gab, daz sie nicht wanderten dar ab. dem wege sie nicht gehörten; hie von ouch sie zustorten vremde lute in strite. in der selben zite wart ir in getwangen harte vil gevangen und nach irre viende gir gevurt in die lande nicht ir. Nuwelichen aber nu karten sie irme gote zu in der zustreuunge, in der sie
828 svndeten. 829 got; Vulg: Et, usque dum non peccarent in conspectu 28
Dei sui, erant illis bona. (P). wan.
850
855
860
865
870
852
waren zustreuwet, und sint hie geeinet und gestigen nu uf dise berge und han dar zu Ierusalem besezzen in, da die heilige« ir sin. dar umme soltu, herre min, nu da ervarende sin: ob vor ir gotes angesicht die diet zubrochenshabe icht, wir zogen vrilichen dar, wand ir got gibt sie dir gar, sie werden dines gewaldes hant gar untertenic sin erkant; ist aber daz die selbe diet hat bruches kein ir gote niet, so muge wir sten kein in nicht, wand ir got vor sie vicht, so daz wir werden uberstigen und gar sigelos beiigen, sus werde wir zu schänden von der diete handen.' Do dise rede alsus geschach und Achior sie vollen sprach, da stunden bi vil gewis die knechte Holofemis und dachten in der selben zit,
Da die heilige, der heiligen sin. Vulg: ubi sunt sancta eorum; vgl. JS 59r: vnd haben jerusalem die / stat pesessen dorinn vil heyigen sind.
85 3 ff. Vulg: Nunc ergo, mi domine, perquire: si est aliqua iniquitas eorum in conspec-
[39 vc ] Vulg 6,1
tu Dei eorum, ascendamus ad illos, quoniam tradens tradet illos Deus eorum tibi, et subiugati erunt sub iugo potentiae tuae. 857 wir] Vnd. 8 5 8 dir f . 860 s i n / .
29
875
880
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890
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900
878 879
30
daz sie in wolden toten sit. wider einander sprachen sie: ,wer ist der, der sprichet hie die Israhelischen sten vor dem kun/ge Nabuchodonosor und wider siner here danc, lute gar in strite cranc, die ane macht da hin geleit sin an strites wisheit? daz Achior bekenne, wie er uns triege, so welle wi hie bi uf die berge kumen. und wanne wir da han genumen ir gewaldigen und gevangen und daz so ist ergangen, so sol sin Achior gewert, daz in der Assyrien swert sol durchslan, daz von rechte bekennen alle gesiechte, daz Nabuchodonosor si der erden got und da bi ane in anderre keine.' sus sprachen sie algemeine. Von der rede, die zuvor getan da hete Achior, so wart Holofernes gereit gekart in ein unwerdikeit. kein Achior sprach er do: ,wand du uns nu hast also geprophetiret von der schar, daz sie beschirmet werde gar
kvnge. herren; Vulg: et exercitibus eius.
895 902
k e i n e ] si keine. wan.
910
915
920
925
930
von ir gote, uf daz ich des muge nu bescheiden dich, daz dem kun/ge Nabuchodonosor nindert si ein got bevor: wanne wir die lute gar erslan recht alsam einen man, so soltu von der Assyrien swert mit in des todes sin gewert, und der Israhelen schar sol mit dir gen in verlust vil gar. da soltu danne pruven bi, daz Nabuchodonosor si herre gewaldic aleine über die erden gemeine, da sol dine siten mit craft daz swert miner ritterschaft durchgen und du solt vallen under den wunden allen und ligen so biz an die zit, daz du verscheidest mit in sit. denkes du dar über des', sprach aber Holofernes, ,daz din prophecie war si, so soltu vrie von vorchte daz antlitze din also ob du die worte min nicht wenest werden vollenbrachl, als ir mit rede ist gedacht. uf daz du die warheit ervindest, als hie ist geseit,
907 kvnge. 914 dir über der Zeile nachgetragen. 919 dinen.
[40 r a ]
921 f. Vulg: et confixus cades inter vulneratos Israel. 927 f. prophecien : vrien.
31
935
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950
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965
hie nach von diser zit soltu me untz ditz geschit dem volke zu gesellet sin, und wan sie mines swertes pin entpfahen, als du hast vernumen, so sol min räche ouch uf dich kumen.' Holofernes aber do sprach zu sinen knechten so, daz sie Sölden nemen hin Achior und vuren in. zu einer stat, lac bi in da und was genant Bethulia, und geben da in genende in der Israhelen hende. die knechte sin daz taten. do sie in so bracht haten hin und begunden nahen den bergen, secht, wo gahen zukegen in wurden gar die der berge hüten dar, die von der Israhelen macht in hüte e waren da gelacht, do dise des wurden innen, zuhant ouch sie mit sinnen karten in den ziten an des berges siten; Achior sie da bunden an einen boum. zu stunden namen ouch sie die widervart hin kein irme herren wart. Nu quamen uz der stat her vor die Israhelen zu Achior;
936 ditz : z rasiert. 32
970
975
980
985
990
995
990
sie losten unde vurten in zu Bethulia der stat so hin. sie namen in inmitten dar under die gemeinen schar und vraiten in der mere, wa von daz kumen were, daz er dort e zu stunden von ienen bleib gebunden. in der selben zit da was ein vurste, hiez Ozias, und ouch ein anderre mit im, der was geheizen Charim. den selben und ouch der gemein sprach ez Achior enkein, wie dort Holofernes gevraget hete unde wes er im do antworte gab und wie sin gesinde in dar ab wolden tot han geslagen.
[40 r b ]
da mite wart er ouch sagen, wie Holofernes zornic gar in dar uf hieze geben dar den Israhelen, wanne er uberwunde sie nach siner ger, daz Achior mit in dar na in der slachtunge ouch verga. ,dar umme mir diz geschach, wand ich alda vor im sprach, daz des himels got si in helfe den Israhelen bi.' do er geseite in dise wort, als gesprochen waren dort, secht, wie daz volc gemeine da
sie/.
33
1000
1005
1010
1015
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1025
vielen an ir antlitze isa iren got anbetende san. daz mit vlize wart getan alda von den gemeinen, mit sufzen unde weinen eintrechteclich daz volc tet kein gote sprechende gebet, sus gemeine sprachen sie: ,got des himels und der erden hie, nu sich an iener kundikeit, die da suchen unser leit, und sich die demut, die wir han, und diner heiligen antlitze an: bewise uns, herre, des bitte wir, daz du die getruwen dir nicht lezest bliben underwegen und daz du die, die sich erwegen und erheben sich von in, niderst, swa die selben sin.' Do sus von den gemeinen daz gebet und daz weinen gewerte den tac uberal in grozeme betrubsal, Achior sie namen do und sprachen trostende in also: ,unserre vetre got, des wort und tugent du hast gesprochen dort, der wirt dir daz wol brengende in mit der widerkerunge sin, daz du me solt sen iener val,
1000 nach an t getilgt. 1027 brengen. 1028 widerkerunge /'. S. v.vicissitudo wie widerkere Pass Köp 34
54,60- Die Annahme eines Mißverständnisses fP) ergibt sich. 1029 sin.
1030
1035
1040
1045
1050
1055
1060
die von in machen grozen schal. wan aber unser got getut uns sinen knechten ein sulch gut, daz er uns ir so machet vri, so laz in, daz er din got ouch si mitten under uns alhie.' do sus gesprachen kein im sie, do nam in heim Ozias, der ir oberste do was, und machte ein abentezzen. die pfaffen umme gesezzen samente er zu im vil gar und azen nach der vaste aldar. hie nach daz volc gemeinlich berufen aber samente sich, in der kirchen alle die nacht betten sie mit andacht an got von himle zumale, daz er sie loste uz der quäle. Holofernes liez sine schar des andren tages zogen dar kein der stat Bethulia. der vuzgengere waren da zwenzic tusent und hundert tusunt; der ritenden was in der stunt zwei und zwenzic tusent gar ane iene, die do hüten dar der gevangenen schar, secht, die bereiten sich gar kein den Israheliten. in den selben ziten zoiten sie kein Bethulia
1030 schal hinter 1029 mit Trennungszeichen.
[40 r c ]
Vulg 7,1
1048 von; JS 6(f: aus der not.
35
1065
1070
1075
1080
1085
und quamen hin vor Belnya biz an die stat zu Celmo, daz kegen Esdrelon lit do. do die Israhelen der schar wurden also vil gewar, sie vielen kein ir gote sider gemeine uf die erde nider; da bi asche namen sie und uf die heubet streuten die, sie betten mit eintrechtikeit, daz got die barmherzikeit bewiste uf sin volc alda. da mite namen sie ouch sa ir wapen unde hüten sich wa sie mochten vlizeclich. Dar nach do Holofernes wanderte al umme under des einen brunnen er do vant, da bi sach er ouch zuhant, wie der brunne kein der stete gekeret sinen vluz hete, von dem suden er in zu nutze quam, do Holofernes daz vernam, do hiez er ane sumen lanc im verschroten sinen ganc. ouch waren da me brunnen noch nicht verre von der muren doch, der liezen die Israhelen holn
1065 f. schare : geware. 1065 isralen.- he mit Verweiszeichen am Versende nachgetragen. 1067 vile. 1074 sie : aus sich rasiert. 36
[40va]
1081 f. stat : hat. 1088 n i c h t / ; Vulg: Erant tarnen non longe a mûris fontes; JS 60v: do woren ach mer / prunen pey der mauren.
und musten doch daz tun verstoln. me sich zu labene holten sie die danne zu trinkene sie. des selben holnes wurden sint vil schiere geware die kint von Moab und von Amon. sie Seiten ouch zuhant da von Holoferne, wie iene geniez heten von der brunne« vliez, und sprachen: ,halt versunnen hüte bi den brunnen, daz wir die Israhelen sit sus gewinnen ane strit, wand swa in der wac abe stet und der gebreche sie ane get, so werden sie vor mudekeit dir ir stat geben hin gereit, die sie wenen, daz man sie gesetzet uf den bergen hie in muge nicht gewinnen an.' der rat duchte gut getan Holofernen und sine schar: eime ieclichen brunnen dar zu hutene uz gesundert wurden ir wol hundert, do dirre hüte läge ergienc wol zwenzic tage, do wurden die cisternen da in der stat Bethulia vergen, also daz dekein wazzer haten die gemein; sie heten sin ioch nicht so vil, 1111 sinen.
1125
1130
1135
1140
1145
daz sie sich eines tages zil geseten mochten wol dar ab, wand manz in bi der maze gab. In der zit zusamne quam so hin vur Oziam daz volc in der stat gemeine, man, wib, groz und deine, und sprachen alle vor im dort in einer stimme dise wort: ,got rechiez zwischen uns und dir, daz sulch ubel habe wir, wand an uns daz getan hastu, daz du nicht in vride spreche zu den von Assyrien lant. da von uns got hat in ir hant verkouft. da von nieman ist, der uns helfe in dirre vrist, wand wir nu vor den ougen in in durste gar gelegen sin. nu samnet daz volc in ein in diser stat algemein und geben uns willeclich da bi alle dem herren Holoferni. uns ist bezzer verre zwar, daz wir gevangen lebendic gar bliben unde loben got
1124 man ez. 1131 rechez; vgl. PAnm. JS 60v: got / rech es zwischen dir vnd vns. 1139 din; Vulg: Et ideo non est qui adiuvet, cum prosternamur ante oculos eorum in siti et perditione magna. 38
[40 v b ]
1144 deme. - Die Annahme einer Verwechslung des Schreibers zw. her stn. und herre swm. auf Grund von Vulg: tradamus nos omnes populo Holofernis ist erwägenswert, entfällt aber wohl wegen des Kasus Holoferni f: da bi/.
1150
1155
1160
1165
1170
1175
danne sterben und also ein spot sin allem vleische, sint ouch wi sen vor unsern ougen hie uns sterben wib unde kint.' da mite sprachen sie ouch sint: ,wir zugen algemeine unserre vetre got eine, der uns nach unsen sunden tu, daz ir die stat gebet nu in die hant Holoferni, uf daz unse ende kurtz si in siner slachtunge swert, daz uns hie vii lange wert in des durstes durrekeit.' do dise rede was geseit, do hub sich weinen, hulen, schal in der kirchen uberai. sie schrieten an got vlizeclich und sprachen alle eintrechteclich: ,gesundet haben kegen dir, herre, mit unsern vetren wir. unrechtes han wir vii getan. nu geruche uns, herre, nicht versman. dine barmherzekeit, got herre, laz uns sin bereit, sint gerecht und milde bist, so genade uns in dirre vrist. in diner zuchtigunge rieh, herre, swaz so wir kein dich han untat begangen, und gib uns nicht gevangen,
1175 ff. Vulg: in tuo flagello vindica iniquitates nostras. 1178 ff. Vulg.: et noli tradere con-
fitentes te populo qui ignorat te.
39
1180
1185
1190
die dich beiehen, in der h a n t , den du bist, herre, u n b e k a n t , daz sie icht durch keinen spot sprechen: „wa ist nu ir g o t ? " ' d o sie von d e m geschreie in iamere mancherleie gesweigete die m u d e k e i t , d o stunt in m u t e s trurekeit der vurste uf Ozias, der ir oberste d o was. mit trenen bevlozzen - der h e t e er vil gegozzen! zu der gemein sprach er in clage: ,o bruder min, noch vumf tage sit des m u t e s eintrechtic
1195
1200
1205
[40vc]
und beitet, wie wir mechtic mugen, der barmherzikeit. waz ob got sin unwirdikeit noch lichte von uns kere und sinen namen ere? ist o u c h , daz da enbinnen nicht uns got hilfet uz dirre n o t e pflicht, nach vumf tagen so t u n wir als e gesprochen h a b e t ir.' Hie nach ez also verre quam, daz in der stat die wort vernam ein witwe, Iudith hiez die. einen man e hete sie, der was Manasscs genant, do der stunt unde bant
Vulg 8,1
1192 vüf; tage am Zeilenende von 1191. e über der Zeile nachgetra1200 vz am Versende mit Verweisgen. zeichen nachgetragen; not, 120h man am Versende mit Verweiszeichen nachgetragen. 40
1210
1215
1220
1225
1230
1235
die garben in den ziten, so man pfliget sniten die gerste, ein hitze do quam uf in, daz er also starb da zu Bethulia in siner stat, und dar na wart er begraben, da ouch e siner vetre lagen me. sechs mande unde dri iar was sin gewesen anec dar Iudith die witwe in der stete. ouch sie ir gemachet hete zu aller oberst uf irme hus eine heimeliche clus, dar inne wonte beslozzen sie mit iren meiden, ouch die witwe hete an sich geleit zu nehest ein herinez cleit. alle tage sie vaste ane den tac der raste und ane die hochzit gemein, die in den Israhelen erschein. ouch was vil schone unde liecht die witwe an dem angesicht. ir hate Manasses ir man gutes harte vil verlan, gesindes, erbes hete sie vil und dar zu groz vie und volle hert der schafe. sie mochte nieman strafe, sie was vermeret in schalle
1217 manden. 1226 herines.
1237 f. schafen: strafen.
41
1240
1245
1250
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1265
under dem volke alle, daz sie vurchtende were got, und durch die mere was nieman, der bose wort mochte von ir gesprechen dort. Secht, do der vrouwen kunt was worden, wie gelobet hete Ozias, daz er die stat gebe sit nach des vumften tages zit, do wart von ir sazuhant nach zwen priestren gesant, Cabri und Carmim hiezen die. die quamen zu ir. do sprach sie: ,waz ist, daz ich han gehört, daz Ozias also dort gehorcht und gevolget hat, daz er geben wil die stat den Assyrien, ob u keine helfe kumet nu binnen den nesten vumf tagen? ' da bi so wart sie ouch sagen: ,und wer sit ir, daz ir hat got versuchet in sulcher tat? die rede ist nicht, daz sie muge uns verbergen oder rüge dekeine barmherzikeit, sunder sie mac me sin gereit vollen erwecken zu vorn und entzünden einen zorn.
1250 zwein. 1263 ff. Vulg: Non est iste sermo, qui misericordiam provocet sed potius qui iram excitet et furorem accendat. 42
[41 r a ]
1264 rüge : zu diesem Verb (Kompositum 2454) vgl.mhd. rüege adj.; DWB 8,1415 und etliche mundartl. Wbb. führen das Verb in der Bedeutung movere, excitare an.
hat ix ein zil uch geseit 1270
un
d den tac ufgeleit
der gotes barmunge und die zit der losunge im gesatzf in dirre vrist? sunder wand er gut ist, 1275
semftmutic und geduldic, so sulle wir buzen schuldic und dar inne in sulchen siten weinende sinen aplaz biten, wand got der wirt nicht alzuhant
1280
ein mensche in zorne enprant. dar umme sulle wir sin gereit in der demutikeit im unser sele neigen und suln uns bezeigen
1285
und bewisen aller meiste in eime geniderten geiste und suln uns so erscheinen, im dienen unde weinen, vlizeclich im sprechen zu,
1290
daz er nach sinem willen tu mit uns die barmunge sin; und als uns ist worden schin betrubnis und in uns gekart ist daz von iener hochvart,
1295
dar inne sie uns han gedreut, daz wir so werden gevreut von unser demut; wand nicht mite wir volgeten unser vetre site
1269 er; Vulg: Posuistis vos tempus miserationis Domini. JS61V: hapt jr got ein zill gesaczt seiner erparmung vnd / vnsser erlösung.
1273 In gesatz; vgl. PAnm. 1292 ist/. 1297 vnd.
43
1300
1305
1310
1315
1320
1325
1300 1305 1311 1316 1321
44
und irre sunde, die da han got verlan und sich getan hin zu den vremden goten und in dienst sich erboten, wand sie begiengen ouch die tat, da von sie got gegeben hat in roub, in swert, in schänden in ir viende handen; wir wizzen aber keinen got dan in aleinen, wir beiten in demuten den sinen trost guten. er wirt von unsen viende« hie uns losen unde strafen sie, unde die sich kein uns her setzen, die wirt nidern er und wirt sie tun ane ere, der unsere got vil here. Nu, ir bruder, die da sit des volkes in dirre zit priestre, wand an uch ist ir aller macht in dirre vrist, ir sult sie ziehen an uwer wort und sult in sagen allen dort, daz sie mit vlize denken dar und unserre vetre nemen war, wie daz versuchet sint die, ob irme gote dienten sie.
sich / vnd in schänden. viende. vnserre. an widerwort. Vulg: Et nunc, fratres, quoniam vos estis
[41rb]
presbyteri in populo Dei, et ex vobis pendet anima illorum, ad eloquium vestrum corda eorum erigite; JS 6 f : so sollt jr sie ziehen an ewr wort.
1330
1335
1340
1345
1350
sie suln denken alsam wie unser vater Abraham wart versuchet u n d uberlanc nach mancher leide u n d e t w a n c daz sint von im was gekart, do er des gotes vrunt wart, sus geschach o u c h Ysaac und Iacob, die m a n c h e n tac versuchet w u r d e n zu stunden und getruwe v u n d e n . die aber da in der geschieht die versuchunge nicht mit gotes vorchte e n t p f i e n g e n , sunder m u r m e l n giengen wider got u n d ungedult h e t e n , die w u r d e n von der schult zustoret, daz sie stürben und von slflMgen verturben.' Do sprach vurbaz I u d i t h : ,wir suln reiten allez dit ungemach, daz wir nu h a n , daz ez alle so getan u n s von unsern sunden si u n d suln ez haben doch da bi vor die m i n n e s t e geiselrute der z u c h t u n g e gotes gute, wand wir gezuchtiget werden nicht zu der Verluste geschieht
1327 suln am Versende mit Verweiszeichen nachgetragen. 1328 viter am Versende mit Verweiszeichen nachgetragen. 1338 der.
1344 siegen; Vulg: et a serpentibus perierunt. (P). 1346 suln am Versende mit Verweiszeichen nachgetragen.
45
1355
1360
1365
1370
1375
1380
sunder zu bezzern und zu vrumen sul wir verslan uns sin kumen.' do diz von ir geredet was, do sprach zuhant Ozias und mit im die priestre dar: ,daz ist albetalle war, waz du hast in dirre vrist gesprochen, wand dar an nicht ist, daz zu strafne si ein wort an deme, daz von dir ist gehört. nu bitte vor uns in dirre vrist, wand du ein heilic wib bist, vurchtes got.' do sprach Iudith: ,als ir bekennet allez dit von gote, daz ich gesprochen han, so sult ir merken isan, ob von gote da bi si, des mir zu tune ist wille bi, und bittet, daz got den rat min Sterke mit der helfe sin. ir sult zu der porten sten die nacht, so wil ich dar uz gen mit miner Abra, so sult i die vumf tage beten hie an got, als ir sprechet e , daz er uf sin volc se von Israhel. ich wil ouch nicht, daz ir mich vraget ichtesicht umme mine tat untz an die stunt, daz ez uch werde von mir kunt.
1371 got. 1376 ich am Zeilenende mit Verweiszeichen nachgetragen. 46
[41rc]
1377 ie. 1378 betten oder beiten.
die wile vor mich nicht gesche wanne gebet, als ich sprach e do sprach Ozias zu ir: ,in vride ganc, got si mit dir in unser viende räche!' sus schieden nach der spräche Ozias und die priestre dan und giengen hin von ir isan.
1385
1390
1395
1400
1405
1410
1415 1403
Do gienc Iudith vil gereit in ir bethus, ein cleit herin zoch an sich sie, ouch nam sie aschen und warf die uf ir houbet und viel sider kegen gote schriende nider. sus tet sie ir gebet da schin: ,herre got des vater min Symeonis, der im ein swert gebest zu einer were wert kegen den vremde«, die e waren entreinere der e , die ouch der iuncvrouwen huf entplosten vil gar dar uf, daz ez schände were, des gebestu vil gewere ir wib in roub und ir kint in gevencnisse sint, gebestu vil gemeinlich den iren roub al under sich zu teilne den knechten din. sust bit ich dich ouch, herre min, daz du mir witwen din helfe last,
vremde.
1410 Komma nicht hier sondern
Vulg9,l
[41 v a ]
nach 1411 P, der fiir 1411 Apokoinu erwägt. 1412 Rasur nach al. 47
1420
1425
1430
1435
1440
1445
der von ersten gemachet hast alle dinc und sie volbrechtes dar nach ie als du gedechtes und daz ist vil wol vollenbracht, swaz dir zu tune was gedacht, herre, alle die wege din vil wol ouch gemachet sin und hast die gerichte din geleit in dine vorbesichtikeit. sich, herre, uf der Assyrien macht, die sie her haben bracht kegen uns in dise nehe, als du vor ouch sehe, herre, uf der Egipten her, da sie gewapent an ir wer dinen knechten liefen na und sich uf ir ritende da und ir stritwagne trösten, die sie doch wenic losten. du sehe uf ir bürge so, daz sie die vinsternisse do veriagete. in der selben stunt hielt ir vuze daz abgrunt, daz wazzer bedachte sie: sus geschehe ouch, herre, hie disen die da trösten sich irre menige grozlich und sich Verlan in disen tagen uf geschoz und uf ir stritwagen, uf grellen ouch in dirre vrist und wizzen nicht, daz du bist
1436 vinsternisse : i-Häkchen über v radiert. 48
1443 Verlan am Versende mit Verweiszeichen nachgetragen.
1450
1455
1460
1465
1470
1475
der eine, der mit sinne von dem anebeginne den strit zustorest mit dime gebot und daz dir ist der name got. erhebe, herre, den arm din und tu dine craft schin über alle ire macht, die sie her haben bracht! in zorne la sie vallen, die sich loben in schallen, daz sie daz hus des namen din wellen entreinende sin und mit ir swerte werfen sider daz horn dines altares nider. nu tu, herre, des bit ich, daz sie mit irme swerte in sich also werden hin geleit, daz gekurtzet werde ir kundekeit. er werde gevangen an mir des strickes siner ougen gir, und du, herre, dar na uz mines mundes minne in sla! gib mir, herre gute, stetikeit in dem mute, daz ich in versmehe gar mit siner macht, die er hat dar, und verkere in gewisse, daz werde ein gehucnisse dem namen din, wand ein wib im benumen hat den lib.
1454 sie am Versende mit Verweiszeichen nachgetragen. 1461 ff. „Der Satz bezieht sich in der Vulgata auf Holofernes.
[41^]
Der Irrtum erklärt sich durch den Einfluß des Plurals von 9,11." P. 1475 wan. 49
1480
1485
1490
1495
1500
15 05
wand in der menie ist, herre, nicht diner crefte geschieht noch in craft der pferde wil din wille gewerde, noch die kundic waren von den ersten iaren gevielen dir nie, herre gut, sunder swer in demut und in semften mute tet kegen dir, herre, sin gebet, wol alle zit geviel dir der. got des himels, schepfer der wazzere und herre ouch ein der creaturen alle gemein: erhöre mich armen, die dich bite und uf der barmunge site din mich verlazen tar! nim, herre, dines Wortes war und gib wort in minen m u n t und gesterke in aller stunt den rat in dem herzen min, herre, uf daz daz hus din muze in heilikeit besten und alle gesiechte dar an sen, daz du, herre got, sist einer und ane dich me keiner.' Do Iudith alsus diz gebet kein gote schriende getet ligende, als hie ist gesaget, do stunt sie uf. zuhant ir maget Abra sie rief unde gie wider in ir hus, da sie
1497 d e n / . 1502 m e ] si me; JS 63
50
r
: das du
Vulg 10,1
herr / seist vnd got allain vnd kainer mer/ / .
1510
1515
1520
1525
1530
1535
1540
tet von ir ir herin cleit. ouch wurden von ir geleit der witwen cleider allesam. sie wusch irn lib, dar nach sie nam mirram gut und streich an sich und zierte sich suberlich. sie tet an sich der vreuden cleit, da mite nam sie ouch gereit vingerlin und stiez die an. des gezierdes wart getan von ir selben vil an ir. sie zierte wol nach ir gir houbt, hals, oren und al irn lib. ouch leite got an daz wib den schin, wand die zierheit was nicht gesehen von itelkeit sunder von tugenden sie gewart, des hete Schönheit an sie gekart got, daz unlideclich sie schinende allen ougen gie. Secht, do nam Iudith ein vaz, mit wine vullete sie daz. olei, brot, kese leite ouch sie uf ir meit Abra unde gie. do sie zur stete portam quam, do vant sie dort Oziam mit den priesteren stan. die gienc vil groz wunder an von irre unmazen Schönheit, und doch als e Iudith geseit hete, vrageten sie sie nicht. sie liezen sie nach der geschieht
[41 v c ]
1521 Rasur nach al; iren. 51
1545
1550
1555
1560
1565
1570
gen und sprachen sus nach ir: ,got unserre vetre gebe dir genade und dines herzen rat Sterke er nach siner tugende tat! Ierusalem muze sin geeret von dir, der name din si in der heiligen zal!' do sprachen zuhant uberal ,fiat!' (daz sprichet: ez muze si) alle die da stunden bi. Betende gienc vor sich alda Iudith mit ir meit Abra. do sie den berc nider sit giengen in der selben zit, so sich der tac vehet an, do begeinten ir isan die wartlute von Assyrien lant. sie hielden sie und ouch zuhant sprachen sie: , war wiltu oder wannen kumestu nu? ' — 4ch bin', wart sie do iehen, ,eine tochter der Ebreen und bin dar umme kumen her dan, wand ich daz wol vernumen han, daz sie gegeben uch werden in roub von den geberden, daz sie uch versmehet han und nicht mit willen undertan sich han da, des sie vunden gereit vor uch die barmherzikeit. von den Sachen ich gedachte — als ich ein teil volbrachte —
1546 1547 52
nam. heiigen.
1549 1551
[42 r a ]
si aus sin rasiert. Bittende.
1575
1580
1585
1590
1595
1600
1605
ich ge zu Holoferni und sage deme da bi ir heimlichkeit und wise im, in welcher wise und in welchem sinne er sie alda gewinne, daz under sime here alle ein man da nicht envalle.' Do die wartman sus gehört von Iudith heten dise wort, do nam sie alle besunder der schonheite groz wunder, die an ir antlitze schein. daz pruveten sie alda gemein und sprachen kein ir: ,des hastu dine sele behalden nu, daz du in disen stunden alsulchen rat hast vunden und quemes zu unseme herren her. vil wol tun dir wirt er, wanne du zu im kumest hin.' do namen sie Iudith mit in und brachten Holoferni sie. mit dem und sie vor in gie, do wart in iren ougen da gevangen Holofernes sa. do ir ouch wurden gewar, die bi Holoferni waren dar, die wurden alle iehen: ,wer versmehet die Ebreen, die so schone wib han hie, daz wir nicht billich kein sie umme die wib striten sullen in disen ziten? ' 53
1610
1615
1620
1625
1630
1635
1611 1626 54
Holofernes da saz in eime vliegennetze, daz was, als er da wolde haben, geworcht von golde, von purpur und von gesteine was ez gemachet reine mit meisterlichen witzen. do in Iudith sach sitzen, alda mit deme gruze viel sie im zu vuze und neic untz an die erden, do liez uf nemen die werden die knechte sin Holofernes; die waren im gehorsam des. Do sprach Holofernes zu ir: ,du solt nicht me vorchten dir in dime herzen, wand ich nie dekeinem manne schaden lie, der sich in dienst bot zu vor dem kunige Nabuchodonosor. enhete nicht daz volc din versmehet daz gebot min, so enhete ich mine hant nicht uf ez erhaben noch uf sin lant. nu aber du her kumen bist, von welchen Sachen daz ist, daz sage mir, daz ist min ger, daz dir geviel zu kumene her.' do sprach Iudith also zu im: ,herre, mich dine maget vernim, waz ich dir sage: got wirt hie
purpura. kvnge.
Vulg 11,1
[42rb]
1637 f. hir: dir; über hir später ein e nachgetragen.
1640
1645
1650
1655
1660
ein vollenbracht dine tun mit di.' do sprach sie me sus da im vor: , lebet Nabuchodonosar, der erden kunic, und sin macht, die in dich ist gar gelacht zu strafunge aller seien gemein, die da irren, wand nicht alein die Iute im werden diensthaft von dir sunder ouch des ackers tier. in alle der werlde ist gemein gekündet, daz du bist gut ein und gewaldic in dem riche sin uberai und die zucht din in allen landen man seit, ouch verborgen nicht geleit, swaz so dir hat Achior von uns geseit hie bevor. unwizzenlich des nicht ist, waz du gehieze im e zu vrist, wie ez im kumftic solde ergan. ez ist um uns also getan, daz wir got erzürnet han, als er uns wizzen hat gelan durch die propheten, daz er
die entsprechende lat. Konstruktion so wiedergegeben ist. JS 64 r: lebet / Nabucho 0 1 1648 got. der erden künig. 1653 was. irren] leben; Vulg: ad correp1661 den, am Zeilenende mit Vertionem omnium animarum weiszeichen nachgetragen; errantium. JS 64 r: zu stroffen alle lewt die do / leben. Vgl. Vulg: per prophetas suos. auch Einleitung. - wand] vnd; vgl. JS 64 r: durch sein knecht 1745 und 1924, wo jeweils die proheten.
1638 tun f.; vgl. PAnm. 1641 eren; Vulg: rex terrae (P). 1644
55
1665
1670
1675
1680
1685
1690
uns gebe durch unser sunde her. dar umme als ich han gesprochen, wand wol wizzen gebrochen kein gote die Israhelen sich verstan, des ist gotes vorchte uf sie verlan. sie ist bestanden sere der hunger und ouch mere von der wazzer durrikeit sint sie nach tot hin geleit. da bi ordenen ouch sie, daz sie toten ir vie und daz blut trinken in der not. daz heilige, daz in got verbot zu rurne mit den henden nicht, daz denken sie durch not geschieht hine gebende sin an korn, an olei, an win und wellen daz zuvuren, daz sie nicht solden ruren. daz sie daz tun in dirre vrist, da von ouch daz gewis ist, daz durch ir missetat ir leben werde in verlust gegeben. daz ich din maget bekant habe und bin da von gevlon her abe. und got hat ouch mich gesant, daz ich diz dir tu bekant. got den bete ich, din maget, an ouch nu bi dir, und din maget gan wirt uz unde gebet tu kein im, so seit er mir nu, wan er ir sunde in gelden wil; so sage ich danne dir daz zil,
1686 gev\oen \ Punkt f . P. 56
[42 r c ]
1695
1700
1705
1710
1715
1720
1725 1696 1702
also daz leitende bin ich durch Ierusalem mitfene dich, so wirdestu, so daz geschiet, haben die israhelische diet als die schaf, die da gan und die keinen hirten han und werden so gestillet, daz einer nicht kein dir billet. diz ist mir von gote kunt worden, der ouch in dirre stunt mich hat alda her gesant, daz ich ez tete dir bekant.' vil wol alle dise wort gevielen Holoferni dort und den sinen albesunder. alle nam sie wunder irre wisheit, die sie sprach, ir ein kein dem andren iach: ,ein wib ist uf der erden nicht so lustsam an dem angesicht, dar zu ouch an der Schönheit und an der rede wisheit.' Do sprach Holofernes: ,got hat wol getan, des gebot dich von dem volke hat gesant, daz du ez gebes in mine hant. und wand din gelubde gut ist — tut mir got nach dirre vrist diz, so wirt er ouch got min und du wirdest in dem huse sin Nabuchodonosoris groz
mitne. Vulg: et non latrabit vel unus contra te.
1715 Rasurnach 1721 wan.
1730
1735
1740
1745
1750
1755
und so wirt dines namen doz dar nach witen erkant über alle irdische lant.' do er gesprach dise wort, dort da sines schatzes hört lac, dar hiez er wonen sie. dar nach satzte er, waz man hie von siner Wirtschaft ir gebe da. do sprach Iudith kein im isa: ,ich mac der spise ezzen nicht, die du mir gibest, so daz icht uf mich kume ein zorn dar abe. des ich mit mir bracht her habe, des ezze ich.' do sprach zu ir Holofernes: ,waz tun wir mit dir, so nicht me ist der spise, die du bracht hast her? ' do sprach Iudith: ,herre min, lebet die sele din, wand ich nicht die spise hie verzere, die ich habe bi mi, e got in miner hant volbracht tut, des mir ist gedacht.' nach den worten do isan in die wonunge hin dan man sie vurte, als Holofernes hiez. do bat Iudith des, wan sie nachtes ufsten wolde und hin vor gen, daz sie des urloub hete und an ir got da bete.
1744 f. Vgl. Anm. zu 1644. 1745 f. hier: mier. 58
1753 wand.
Vulg 12,1
[42^]
1760
1765
1770
1775
1780
1785
do sprach er wider sine man, daz sie wol dries uz gan und ouch in gan solde, wanne sie beten wolde. do stunt uf ie des nachtes sie, in ein tal da bi sie gie gelegen bi Bethulia unde toufte sich alda in einem wazzerbrunnen und gienc hin wider versunnen; kegen gote ir gebet mit allem vlize sie do tet, daz er ir helfe tete schin zur erlosunge des volkes sin. so sie die zit danne vertreib, so gienc sie heim unde bleib reine, untz daz sie neme sit ir ezzen an der vesperzit. Des Vierden tages hie na do machte ein abentezzen da den knechten sin Holofernes. einen knecht hete er, des name der was Vagio. zu deme selben also wart Holofernes iehen: ,ganc zu iener Ebreen und rat ir, daz sie welle si mit willen wonende mir bi.' do gienc er san hin zu Iudith und sprach aldort kein ir dit: ,ein gute meit sol sich nicht Schemen,
1758 driez; „ Mißverständnis von
per triduum 12,6."P.
[42 Vb]
1768 sie/,
1778 het.
59
1790
1795
1800
1805
1810
1815
sie enlaze ir wol gezemen, daz sie ge zu dem herren min und da vor den ougen sin geeret si und dar na trinke und ezze in vreuden da.' do sprach Iudith: ,wer mac ich sin, daz ich deme herren min widersage? ich wil tu, swaz in gut dunket nu, und swaz behegelich im ist, daz wirt mir aller best die vrist gar miner tage.' sanzuhant leite an sich Iudith ir gewant. sie stunt uf und zierte sich wie sie mochte vlizeclich und quam vor Holofernem gen. do er ir antlitze wart an sen, sin herze sere erschrac zuhant, wand er in ir gir was enprant. Do er sie sus an gesach, 4z und trine', zu ir er sprach ,alhie in disen stunden, wand du hast hie vunden genade in minen ougen nu.' ,herre', sprach im Iudith zu, 4ch trinke, wand min sele ist gegrozet in dirre vrist hüte also sere vor dir me wan alle tage mins lebenes e .' sazuhant nam vor sich daz Iudith und tranc da und az,
1788 enlaze : en vor der Zeile
1799 mine.
mit Verweiszeichen nachgetragen.
1816 mines.
60
daz ir gemachet ir maget hete. 1820
1825
1830
1835
1840
1845
1850
Holofernes an der stete wart kein ir vro und tranc win so vil, daz er die tage sin nie eines tages hete me sin getrunken da vor e . Do ez an die spate gienc, des gesindes ieclich vienc die straze heim und gienc hin vur. Vagio sloz zu die tur und gienc hin ouch. under des lac an dem bette Holofernes unde slief vil trunken da. do sprach Iudith zu Abra irre meide: ,ganc hin vur unde hüte vor der tur.' do stunt Iudith unde tet vor dem bette ir gebet weinende mit innekeit und doch da bi mit stillikeit. alsus sprach sie: ,got herre min, tu mir dine helfe schin! herre, in dirre zit so sich uf min arbeit, des bit ich! von Israhel got herre du, als du gelobet hast tu nu: erhebe Ierusalem die stat mit der helfe diner tat, und daz ich truwete mit dir mugen gesehen, daz tu mit mir.' Nach disen worten Iudith gienc zu sinen houbten, da hienc an einer sul ein swert. zuhant do daz Iudith da vant,
Vulg 13,1
[42 v c ]
61
1855
1860
1865
1870
1875
1880
sie machte ez schiere bare und begreif bi dem hare Holofernem. do diz geschach, kegen gote sie aber sprach: ,von Israhel got herre, Sterke nu mich in dirre zit itzu!' sie erhub daz swert menlich und sluc ez vil genendeclich. zwene siege sie im gab und sluc im daz houbet ab. do sie im daz ab gesluc, da mite duchte siez genuc. sie gab ez irre meit Abra und nam daz vliegennetze da. sie giengen dar uz vil gereit beide nach der gewonheit, als sie da vor ouch pflagen. die volc dar umme lagen, nieman irrete iren ganc. sus namen sie den ummeswanc umme die gezelt des heres al kegen der stat durch den tal. Do sie was kumen an daz tor, do stunt sie unde sprach da vor: ,tut uf die pforten, wand got ist mit uns, der in dirre vrist in Israhel begangen hat grozen tugentlichen rat.' do ir stimme horten die man binnen der porten, vil drate sie liefen und die priestre riefen.
1864 sie ez.
1872 nam; (P). 62
1877 wan; ist am Zeilenende 1878.
von
] 885
1890
1895
1900
1905
1910
1915
do ouch daz die vernamen, vil drate sie dar quamen; ouch drungen zu dem schalle die lute in der stat alle, wand sie verzwivelt heten gar, daz sie icht wider queme dar. da bi wurden sazuhant umme sie die liecht enprant. da mite stunden gemeine umme sie groz und deine. Do gienc sten uf die hosten stat under in da Iudith unde bat ir eine stilnisse halden. do swigen iunge und alden. mit dem und sie hielden dit swigen, do sprach Iudith alda den luten allen zu: .lobet unsern herren nu, der nicht lezet underwegen, die zu hoffene an in pflegen, und hat an mir siner meit
[43 r a ]
volbracht die barmherzikeit, die er gelobte und beschiet von Israhel des huses diet und hat erslagen in der hant min den viant des volkes sin in dirre nacht.' zuhant dar na wisete sie in daz houbet da und sprach zu in in der vrist: ,diz houbet Holofernis ist, des vursten der Assyrien her
1893 gemeine] die g. 1895 hoesten.
1910 vient. 1914 hovbt. 63
1920
1925
1930
1935
1940
und houbtmannes irre wer. diz vliegennetze, daz ist da er inne e zu vrist lac in siner trunkenheit. da von sluc in vil gereit got mit eines wibes hant, als uch hie worden ist bekant. lebet ouch unser herre got, wand mich alda sin gebot und der engel sin so hat behütet wol in dirre tat hin gende, blibende ouch alda und wider kumende dar na, daz er vor allem meine mich hat behütet reine, sine maget, und da bi böser bewollenheite vri und hat geleitet in miner kumft mich in siner sigenumft zu miner entwerdunge und uwerre losunge. bekennet im von rechte gemein alle gesiechte, wand er ist gut! in ewikeit ist sin barmherzikeit.' zuhant daz volc allez tet kegen gote sin gebet und sprach zu ir gemeinlich:
1923 Lobet ouch vnsern herren got. Vulg: Vivit autem ipse Dominus, quoniam custodivit me angelus eius. Die gleiche Konstruktion 1640 und 1744 mit Entsprechung im lat. Text. P sieht den über64
lieferten Text hier als bewußte Änderung des Dichters an. Vgl. JS 66r: lobet / got der mich mit seiner gewalt vnd sein eng / el mich pehüt haben.
1945
1950
1955
1960
1965
1970
,got der hat gesegenet dich durch sine tugent, wand er hat in dirre vrist in siner tat zu nichte durch dine hande bracht unse viande.' Do sprach zu ir Ozias, der des volkes vurste was: ,gebenediet sist, tochter, du vor dem hosten gote nu über alle wib gemeine uf der erden eine.' alsus sprach er ouch da bi: ,got gebenediet si, der da liez gewerden den himel und die erden, der dich in dirre stunde gesant hat in die wunde des vursten unser viende her, der da houbt was irre wer, wand er hat mit der helfe sin gegrozet so hüte den namen din, daz din lob zu keiner stunt abe si von der menschen munt.' do er volsprach dise wort und daz volc sie hete wol gehört, sie sprachen an der selben stat alle: ,fiat, fiat!' Hie nach der herzöge Achior wart gerufen ouch her vor, zu dem sprach Iudith: ,sich nu, got von Israhel, dem du
1952 hoesten. 1954 eine] dv eine.
1974 G o t : t , das einem i ähnelt, aus n rasiert. 65
1975
1980
1985
1990
1995
2000
2005
gezugetes, daz er solde uns helfen, ob er wolde, der hat hienacht in der hant min aller der houbt, die ungeloubic sin, abe geslagen da. daz du da bi merkes, daz dem also si, so sich, diz ist vil gewis daz houbet Holofernis, der kundeclich durch sinen spot versmete der Israhelen got und dich da mite entvreute, daz er den tot dir dreute, wand er sprach: „in den ziten sol min swert durch dine siten gen, wan ich mit creften da daz volc von Israhel geva." ' mit dem und Achior gesach daz houbet, an im geschach, daz er amechtic viel dar nider sere erschrocken, unde sider, do er sin macht wider nam, hin vor Iudith er quam und viel da vor ir vuze. er sprach mit worten suze: ,gefcenediet so sist du vor gote dime herren nu, und in allen gezelden Iacob sol din ere wesen und din lob. ouch swa din name wirt erhört, da wirt got uf dich gegrozet dort.' Do sprach Iudith dem volke zu: ,brudre min, höret mich nu
1979 Punkt nach geslagen. P erwägt Streichung von da. 66
1988 din. 1999 Genediet.
[43rc]
Vulg 14,1
2010
2015
2020
2025
2030
2035
und henget uf die muren kegen uwern vienden suren daz houbt, und so man danne se die zit, daz die sunne uf ge, so neme an sich ein ieclich sine wapne und gemeinlich zöget uf sie mit uwer wer und zöget nicht also uf daz her, daz ir uch weret hinderwart, sunder ot die vorvart nemet an sie mit eime hu. so danne die wartlute an u dise dinc gesehen, so wirt des not geschehen, daz sie irn vursten an der zit wellen wecken in den strit. so die aber kumen dar und da werden des gewar, wie der lib Holofernis besult mit sime blute is, ligende als ein stoc, isa vellet uf sie gotes vorchte da. wan ir sie danne zu ziehen vor uch secht und vliehen, so iaget vlizeclichen na allenthalben hie und da. got under uwern vuzen hie nach uwer ger wirt toten sie.' Do Achior die macht gesach, die von gote da geschach, den irrenden gelouben liez er vil gar und verstiez, der an der heiden gote lac,
2027 Punkt nach stoc. 67
2040
2045
2050
2055
2060
2065
2070
nicht me er des selben pflac. er geloubte an got und besneit sich nach der gewonheit der iuden, und da mite er wart mit in ein volc vorwart und swaz von im quam lute untz an den tac noch hüte. Hie nach do der tac uf quam, Holofernis houbt man nam und hienc ez uf die mure enpor; ir ieclicher zoch do her vor und nam die wapne sin an sich, dar nach sie gemeinlich zogeten uz vil vaste mit geschrei und mit gebraste. do diz die wartmanne sahen, sie begonden sere gahen hin zu Holoferni. die lute, die im waren bi und wonten in sime gemache, die wurden bi im mache von in selben ein gebracht, daz er da von wurde entwacht, wand sie da nicht getursten von Assyrien des vursten gemach an clopfene mun noch dar in gen, sin tur uf tun. do aber die obersten quamen dar, die herren uz der Assyrien schar die sprachen den kemereren zu: ,gat zu im, wecket in uf nu, wand die muse han genumen sich uz ir holren und sin kumen
2062 Rasur nach wurde. 68
2065 f. mven : tuen.
[43™]
2075
2080
2085
2090
2095
2100
und turren uns in dirre zit locken kein in in den strit.' Do gienc hin in Vagio nach den Worten, er stunt do vor dem ummehange. do er gestunt nicht lange, zusamne er die hende sluc, wand er in mutes wane truc, daz Holofernes hete Iudithen in dem bette mit im. do er aber nicht sich horte regen, nach der geschieht do enbeite er nicht lanc: er erhub den ummehanc uf unde sach aldar. do er aber wart gewar, wie da lac unwerde Holofernes an der erde besult in dem blute sin und daz sin houbt nicht da was schin, zuhant mit grozer stimme er schrei weinende und reiz entzwei die cleit sin und lief drate dort da wonunge hate Iudith, und do er der nicht vant, lute schriende zuhant hin vor zu dem volke er lief: ,ein ebreischez wib', er rief, ,die hat schände', sprach er san, 4n Nabuchodonosoris hus getan.
2082 Iudithten. 2084 Rasur nach horte; Komma nach geschieht P.
2088 aber am Versende mit Verweiszeichen nachgetragen. 2100 ebreisches. 69
2105
2110
2115
2120
2125
2130
nu secht, wie lit unwerde Holofernes an der erde und sin houbt ist an im nicht! do die herren die geschieht horten und daz groze leit, do rizzen sie abe ire cleit. ouch viel ein vorchte unlidelich uf sie alle gemeinlich. sie wurden betrübet sere. do sie dise mere vernamen, von geschrei ein doz wart under in alda so groz, daz im nicht was geliche. ir vreude wart entwiche. Dar nach do die gemeine groze unde deine horten, waz da was gesehen und mochten wol die warheit sen, do zugienc in an der tat beide sin unde rat. die vorchte todes valle heten sie groz alle, und so groz, daz sie in nicht konden haben Zuversicht, sunder swaz sie heten trost, daz sie mochten werden erlost, den leiten sie vil gar an vlucht und namen ot der viuehte zucht. sie vluhen also vaste vor sich ane raste, daz einer zu dem andren nicht sprach vor dem wandren,
[43vb]
Vulgl5,l
2103 Nach wi 1 rasiert.
2111 Punkt f. nach sere P. 70
2121 zvrgienc; „tat für stat.?"/'.
2135
2140
2145
2150
2155
2160
2165
sunder gar gesweiget und die houbt geneiget vluhen sie ot vaste hin und liezen vil gar hinder in allez daz sie heten an schätze und an gereten. Do der Israhelen schar die Assyrien sahen dar, daz sie vluhen vaste, zuhant mit gebraste als die unverzageten sie in nach iageten mit grozem geschreie in stimmen mancherleie, mit rufene und mit hulen, mit swerten und mit kulen vaste vlizeclich in na, und wand die Assyrien da unordenlich vor vluhen, in der vlucht sich wite zuhen, so volgeten in einer schar in nach die Israhelen dar, und swaz sie da bestrichen der, die vor in wichen in grozer vliehender not, die crencten sie untz in den tot. do sante Ozias sine boten in daz lant uz den roten isa in alle die stete, swaz man da stritendes hete, daz daz queme in den strit; des waren vil vro in der zit beide stete unde lant. swaz man stritendes da vant,
2168 da stritendes.
2170
2175
2180
2185
2190
2195
die sante man gewapent na. sie slugen vaste hie und da, sie iageten und noten, slugen unde toten in mancherleie wunde die viende untz an die stunde, daz sie uz ir lande würfen hie ir viende. sus wart da vri die israhelische diet. die in dem strite waren niet, die giengen in den ziten da uz der stat Bethulia in der Assyrien gezelde, der vil was an dem velde, und namen da harte geil des roubes ein vil michel teil. dar nach in der zite, do iene von dem strite quamen vrolich geriten und ir viende vil versniten heten, do namen sie in alle vil des roubes hie. des vihes was unzellich. do nam so vil ii ieclich, daz sie alle wurden rieh von roubes bürden. Der bischof Ioachym von Ierusalem nam do zu im die priestre sin und quam isa in die stat Bethulia, als er da wolde sehen
2173 manicherleie.
72
2175 f. hi / vri: nach beiden Wörtern ein e getilgt. 2179 Sie.
2200
2205
2210
2215
2220
2225
Iudith. do diz was geschehen und Iudith zu im uz gegie, in einer stimme seinte er sie und sprach ir lobes mere: ,du bist Ierusalemes ere, die vreude Israhelis bistu!' ouch sprach er alsus me dar zu: ,dines volkes wirdekeit du bist, wand du hast in dirre vrist manheit getan an dir schin, daz gesterket ist daz herze