Josef Wiesehöfer. Iran – Zentralasien – Mittelmeer. Gesammelte Schriften Teil I: Studien zur Geschichte der Achaimeniden 3447118253, 9783447118255

Josef Wiesehöfer gehört zu den führenden deutschsprachigen Althistorikern und ist ein weltweit renommierter Wissenschaft

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German Pages 254 Year 2022

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Inhalt
Vorwort
Achaemenid Rule and its Impact on Yehud
Bergvölker im antiken Nahen Osten: Fremdwahrnehmung und Eigeninteresse
Ctesias, the Achaemenid Court, and the History of the Greek Novel
„Das Wasser des Königs“: Wohltat, paradiesischer Lebensspender und herrscherlicher Genuss
Die Ermordung des Xerxes: Abrechnung mit einem Despoten oder eigentlicher Beginn einer Herrschaft?
Ein König erschließt und imaginiert sein Imperium: Persische Reichsordnung und persische Reichsbilder zur Zeit Dareios’ I. (522–486 v.Chr.)
Die ‚Freunde‘ und ‚Wohltäter‘ des Großkönigs
Greeks and Persians
Günstlinge und Privilegien am Achaimenidenhof
Herodot und Zypern
Law and Religion in Achaemenid Iran
Nouruz in Persepolis? Eine Residenz, das Neujahrsfest und eine Theorie
‚Reichsgesetz‘ oder ‚Einzelfallgerechtigkeit‘? Bemerkungen zu P. Freis These von der achaimenidischen ‚Reichsautorisation‘
The Medes and the Idea of the Succession of Empires in Antiquity
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Josef Wiesehöfer. Iran – Zentralasien – Mittelmeer. Gesammelte Schriften Teil I: Studien zur Geschichte der Achaimeniden
 3447118253, 9783447118255

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Josef Wiesehöfer. Iran – Zentralasien – Mittelmeer Gesammelte Schriften Teil I: Studien zur Geschichte der Achaimeniden Herausgegeben von Robert Rollinger und Kai Ruffing

PHILIPPIKA

Altertumswissenschaftliche Abhandlungen Contributions to the Study of Ancient World Cultures 159

Harrassowitz Verlag

© 2022, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11825-5 - ISBN E-Book: 978-3-447-39272-3

P H I L I P P I K A

Altertumswissenschaftliche Abhandlungen Contributions to the Study of Ancient World Cultures

Herausgegeben von /Edited by Joachim Hengstl, Elizabeth Irwin, Andrea Jördens, Torsten Mattern, Robert Rollinger, Kai Ruffing, Orell Witthuhn 159

2022

Harrassowitz Verlag . Wiesbaden

© 2022, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11825-5 - ISBN E-Book: 978-3-447-39272-3

Josef Wiesehöfer. Iran – Zentralasien – Mittelmeer Gesammelte Schriften Teil I: Studien zur Geschichte der Achaimeniden Herausgegeben von Robert Rollinger and Kai Ruffing

2022

Harrassowitz Verlag . Wiesbaden

© 2022, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11825-5 - ISBN E-Book: 978-3-447-39272-3

Bis Band 60: Philippika. Marburger altertumskundliche Abhandlungen.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://dnb.de/ abrufbar. Bibliographic information published by the Deutsche Nationalbibliothek The Deutsche Nationalbibliothek lists this publication in the Deutsche Nationalbibliografie; detailed bibliographic data are available on the internet at https://dnb.de/.

Informationen zum Verlagsprogramm finden Sie unter https://www.harrassowitz-verlag.de/ © Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden 2022 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen jeder Art, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und für die Einspeicherung in elektronische Systeme. Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier. Druck und Verarbeitung: Hubert & Co., Göttingen Printed in Germany ISSN 1613-5628 eISSN 2701-8091 ISBN 978-3-447-11825-5 eISBN 978-3-447-39272-3

© 2022, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11825-5 - ISBN E-Book: 978-3-447-39272-3

Inhalt Vorwort........................................................................................ VII Achaemenid Rule and its Impact on Yehud. ..............................................

1

Bergvölker im antiken Nahen Osten: Fremdwahrnehmung und Eigeninteresse...... 15 Ctesias, the Achaemenid Court, and the History of the Greek Novel.................. 29 „Das Wasser des Königs“: Wohltat, paradiesischer Lebensspender und herrscherlicher Genuss. ...................................................................... 45 Die Ermordung des Xerxes: Abrechnung mit einem Despoten oder eigentlicher Beginn einer Herrschaft?...................................................... 61 Ein König erschließt und imaginiert sein Imperium: Persische Reichsordnung und persische Reichsbilder zur Zeit Dareios’ I. (522–486 v.Chr.). ...................... 77 Die ‚Freunde‘ und ‚Wohltäter‘ des Großkönigs.. .......................................... 95 Greeks and Persians.......................................................................... 113 Günstlinge und Privilegien am Achaimenidenhof. ...................................... 143 Herodot und Zypern. . ....................................................................... 163 Law and Religion in Achaemenid Iran..................................................... 185 Nouruz in Persepolis? Eine Residenz, das Neujahrsfest und eine Theorie............. 199 ‚Reichsgesetz‘ oder ‚Einzelfallgerechtigkeit‘? Bemerkungen zu P. Freis These von der achaimenidischen ‚Reichsautorisation‘........................................... 217 The Medes and the Idea of the Succession of Empires in Antiquity.................... 229 Register........................................................................................ 239

© 2022, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11825-5 - ISBN E-Book: 978-3-447-39272-3

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Vorwort Josef Wiesehöfer darf mit Fug und Recht als einer der herausragenden Gelehrten in der deutschen und internationalen Alten Geschichte bezeichnet werden. Er ist ein Wissenschaftler von außergewöhnlichem Format, der seit seiner Dissertation, die er im Jahr 1978 veröffentlicht hat, 1 mit einer Vielzahl von Monographien, Sammelbänden und einzelnen Studien den Gang der Forschung nachhaltig geprägt und richtungsweisend mitbestimmt hat. Dies gilt nicht nur für jenen Bereich, der zweifelsohne den Kern seines wissenschaftlichen Schaffens ausmacht, nämlich die Geschichte Irans und der iranischen Großreiche in der Antike, sondern auch für zahlreiche andere Bereiche wie etwa die antike Sozialund Historiographiegeschichte. In der antiken Wissenschaftsgeschichte darf er zu deren Pionieren gezählt werden, hat er doch schon früh mit einer Studie zu Alfred Kneppe eine Monographie über den Münsteraner Althistoriker Friedrich Münzer vorgelegt. 2 Im Zuge seiner fruchtbaren Forschungstätigkeit hat er in den letzten nahezu 45 Jahren fast 250 Aufsätze verfasst, die ebenso prominent wie an teils eher entlegenen Stellen veröffentlicht worden sind. Seine herausragende Stellung als weltweit renommierter Forscher und international geschätzter Kollege sowie die schiere Anzahl seiner Aufsätze zu den verschiedenen Themen, mit denen er sich in den letzten Jahrzehnten beschäftigte, veranlassten die beiden Herausgeber dieses Bandes dazu, das Projekt der Kleinen Schriften anzustoßen. Geboren wurde diese Idee auf einer Parkbank im Central Park, New York, direkt hinter dem Metropolitan Museum, wo wir unser Vorhaben erstmals Josef Wiesehöfer vorstellten, der sogleich seine Zustimmung erteilte. So bildet der hier vorgelegte Band den Auftakt zu einer Reihe von vorerst vier Bänden, die jeweils den Achaimeniden, dem Hellenismus und Arsakiden, den Sasaniden sowie schließlich der Wissenschaftsgeschichte gewidmet sind bzw. sein werden. Für den vorliegenden Band wurden vom Verfasser kleinere Versehen im Text der Beiträge stillschweigend bereinigt und die einzelnen Aufsätze mit einem kurzen Kommentar über den weiteren Gang der Forschung versehen. Ferner werden dieselben durch einen Index erschlossen, für dessen Erstellung wir Mandy Brandt und Jonas Fischer danken. Bei den editorischen Arbeiten wurden wir trefflich von Sabrina Schropp (vormals Buch­ebner) unterstützt. Herzlichen Dank wissen wir auch dem Harrassowitz Verlag in Gestalt von Ulrike Melzow und Stephan Specht für seine kompetente Betreuung und

1 J. Wiesehöfer, Der Aufstand Gaumātas und die Anfänge Dareios’ I., Bonn 1978. 2 A. Kneppe, J. Wiesehöfer, Friedrich Münzer. Ein Althistoriker zwischen Kaiserreich und Nationalsozialismus, Bonn 1983.

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Vorwort

liebenswürdige, geduldige Begleitung bei der Entstehung des ersten Bandes der Kleinen Schriften. Innsbruck/Kassel im Januar 2022 Robert Rollinger und Kai Ruffing

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Achaemenid Rule and its Impact on Yehud* 1 A. Introduction The history of the Persian Empire, which had its centre in Persis (Old Persian Pārsa, today’s Fars) in south-western Iran, started with the military encounter between the Teispid Cyrus (II) and the Median ‘king’ Astyages around 550 BCE. The empire reached its climax under the Achaemenids Darius I (522–486) and his son Xerxes I (486–465), despite the defeats at Marathon, Salamis and Plataea in battles against Athens and the members of the Hellenic League, and it ended with the astonishing success of Alexander III of Macedon and the murder of Darius III in 330 BCE. The success of the Empire was based on the following factors: a clever royal policy of both granting autonomy and maintaining austere supervision; an ideology that heralded, in images and inscriptions, the idea of a community with a common destiny shared by both the ruler and his subjects, an idea, however, that veiled concrete power structures and hierarchical social relations; last but not least, it was based on a connection of economic and political ethnocentrism – Persians were in key positions and were the main beneficiaries of economic success – with simultaneous royal acceptance of, and support for, cultural and politico-social diversity in the empire. The latter feature was less apparent on the highest political level; rather, it showed itself in regional and local contexts and was reflected in the local and regional élites’ willingness to cooperate. Such open-mindedness of the rulers, which, like its ethnocentric counterpart, was the result of political calculation, was expressed in quite diverse forms: in their financing of offerings in favour of non-Iranian gods in all parts of the empire; in the adjustment of imperial ideology and royal representation to regional models and needs (e.g. in Egypt or Babylonia); in the acceptance of the most diverse local or [172] regional political systems; in the creation of a court style in the fine arts made up of many culturally disparate elements for the purpose of propagating eternal truths. Therefore, if Cyrus the Great and Darius I were eager to present themselves in Babylonia as devoted adherents of Marduk-Bel, they did this primarily to legitimise their rule over the formerly independent Southern Mesopotamia with its own royal traditions. Howev* Wiesehöfer, Josef, Achaemenid Rule and Its Impact on Yehud, in L. Jonker (Hg.), Texts, Contexts and Readings in Postexilic Literature (Forschungen zum Alten Testament, 2. Reihe, 53), Tübingen 2011, 171–185. 1 For the best detailed introductions to the history and the features of Achaemenid rule see Allen, The Persian Empire; Briant, From Cyrus to Alexander; Brosius, The Persians, 6–78; Huyse, La Perse antique; Kuhrt, “The Achaemenid Persian Empire”; Tuplin, “The Persian Empire”; “Herodotus on Persia and the Persian Empire”; Wiesehöfer, Das antike Persien, 25–148; “The Achaemenid Empire”. Kuhrt, The Persian Empire, is an excellent collection of sources (with commentaries).

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Achaemenid Rule and its Impact on Yehud

er, if Cyrus appears as a model king in Greek and Jewish traditions and is regarded as such only too readily in today’s Iran and in today’s Iranian Diaspora, this is proof of both the intention and persuasive power of classical authors and the needs of an ancient as well as modern audience. In view of the political farsightedness of the Achaemenid rulers, who had learned their lesson from their Assyrian and Babylonian predecessors’ failures, it is no wonder that the provincial elites often orientated themselves towards the standards set by the Great Kings. It is no less astonishing to see that the flexibility of the Achaemenid mode of ruling and the wide spectrum of the Persian means of governing did impress many inhabitants of the Empire and that even the consequences of political and military supervision were accepted by many, as long as they guaranteed peace and order, not least on the borders or on the roads of the Empire that stretched, at least for a while, from Libya and Thrace in the west to Central Asia (today’s Uzbekistan) and north-west India (today’s Pakistan) in the east, from the Caucasus in the north to north-east Arabia in the South. The extremely rare rebellions after the foundation of the Empire – with the exception of Egypt – were primarily the result of the political ambitions of high Iranian dignitaries, not to uprisings among the subject peoples. As a rule, satraps (literally “protectors of the Empire”) with administrative, juridical, fiscal and military assignments governed the provinces of “the land of the king”, as the Persian Empire is called in Persian treaties with Greek poleis. They charged and collected tributes, something which can be traced back to the traditions of pre-Persian times and the old land registers, and forwarded one part of the taxes to the centre’s treasuries; they protected the external frontiers and secured  –  together with royal garrisons  –  internal peace. The kings catered to the satraps’ quest for power, which was satisfied not least by the actual heritability of offices and titles, quite successfully with the help of controls and monitoring measures (such as the “Eyes and Ears of the King” of the Greek tradition), by the fostering of satrapal competition and, if necessary, by military pressure. In contrast to the careers of famous satraps, such as Tissaphernes or Pharnabazus, the administrative structures of the Empire are not easily discernable, for several reasons. First, the royal inscriptions do not present the Empire as an ensemble of administrative units but of “lands” or “peoples” (Old Persian dahyāva). Second, it is hard to translate the titles and names that the Greek authors use for Persian office-bearers and institutions into Persian contexts. And third, it is difficult to identify the borders [173] of the Persian administrative units over which also members of the royal family, regional dynasts, members of the local élites or, in some cases, supra-regional dignitaries could preside. As manifold as the administrative structures were, proof of loyalty was demanded from the subjects: regular taxes and gifts on certain occasions, sometimes rewarded by tax privileges or even royal payments. “The King’s Gold”, partially or entirely minted, served diplomatic purposes as well as the demonstration of the ruler’s special position, in the form of gifts and counter-gifts. As for the military, in the long run garrison and mercenary troops replaced the original farmers’ militia and military colonists (with ‘soldiers’ fiefs’) without the army losing combat strength; the pre­history of the battle of Gaugamela (331 BCE) points to the fact that, if necessary, an imperial army could also be mobilised.

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Achaemenid Rule and its Impact on Yehud

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An exemplary infrastructure and an excellent communication and transport system, whose quality is proven by the Greek and Latin borrowing of the relevant Iranian terms, allowed the quick transmission of royal orders and the fast transport of people and animals for military and economic purposes. Irrigation and water management systems (in Iran: qanats), established and maintained under royal supervision and with royal support, expanded the areas under cultivation in many parts of the Empire and watered the “paradises” (from Old Persian paridaida), i.e. parks, which – with their partly exotic plants and animals, and beside their economic functions – represented the Empire ideologically on a small scale and, at the same time, offered recreation to the king and his dignitaries. It is no wonder then that the authors of the Septuagint tried to translate the “Garden in Eden” with the foreign word paradeisos. It was in Persian times that – thanks to the favourable political and infrastructural conditions – eastern forms of flora and fauna found their way into the world of the Mediterranean. The adoption of Aramaic as the lingua franca of the Empire (“Imperial Aramaic”) not only had strong effects on the development of Near Eastern languages and scripts, but also facilitated communication among the Persian kings’ multilingual subjects. In contrast, Old Persian, the language of the kings, for which Darius I had ordered a special cuneiform script to be created, was limited, by royal approval, to Western Iran and highly official announcements (monumental inscriptions). 2 The kurtaš groups, known to us from the Elamite administrative texts from Persepolis, 3 which had to work on royal commissions (for example, building royal palaces), were also multilingually and multiculturally constituted. Today it is certain that the term kurtaš designates the whole dependent work force under the control of the royal management authorities in Persepolis on whose care they were dependent. [174] Members of the work force were, beside simple (unskilled) workmen, partly properly registered artisans and craftsmen, specialists and employees of a special quality as well as members of various subject peoples. They therefore probably also came from the most varied contexts with different obligations: there were prisoners of war and deportees as well as independent craftsmen and artists, and people who were obliged to work on behalf of the state whenever this work was needed. Without a central imperial law, but rather a judicial system that functioned on the basis of case-by-case decisions and local tradition, the king and his officials dispensed justice and confirmed, granted or rejected prerogatives and privileges. The kings won the support of the mountain and steppes people (of the Zagros and Elburz mountains as well as the north-eastern arid grasslands), who could barely be checked militarily, through their own payments; rioters (and the sanctuaries used by them) were subject to brutal royal revenge and retaliation, just as in the time of the supposedly much more ‘intolerant’ Assyrians. However, now and then the Persian kings might also grant forgiveness, like to the old enemy, the victor of Salamis, Themistocles, or to the insubordinate king of Cypriot Salamis, Euagoras, if that was politically expedient. 2 For the ‘language policy’ of the Achaemenids, see Wiesehöfer, “The Role of Lingua Francas”. 3 For these texts, see Briant, Henkelman and Stolper (eds.), L’archive des Fortifications de Persépolis. See also: http://persepolistablets.blogspot.com.

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Achaemenid Rule and its Impact on Yehud

Equipped with a monarchical charisma (*farnah), the “King of Kings” (Old Persian xšāyaθiya xšāyaθiyānām – a title of Mesopotamian-Urartian provenance became the Iranian king’s title par excellence) presented himself in his trilingual monumental inscriptions as a “Persian, a Persian’s son, an Aryan, of Aryan descent” and as a ruler “by favour of Auramazda” (later also: “by favour of Mithra and Anahita”). He, who did not claim for himself divine parentage, declared that his “law” (dāta) was to bind together all his subjects; thanks to divine favour and his own qualities, he claimed to deserve their loyalty. Introduced into the art of ruling and Persia’s oral traditions by the Magi, religious and ‘historical’ specialists, the former Crown Prince and new “Great King”, as he was also called, was ritually invested after the death of his pre­decessor. He then confirmed or rejected older privileges, dignities and prerogatives. As was expected from him, he repaid benefactors abundantly and met his subjects directly in ceremonially arranged and privilege-based hierarchical meetings as an ‘itinerant king’. As a rule, the Great King appointed his successor – normally the oldest son but now and then also the first son born in the royal family. If no successor to the throne was born to the “wife of the king” (Greek gynê tou basileôs), i.e. of the ‘first’ wife, offspring of other marriages might ascend the throne, but never, however, male relatives of other families, even if they were married to female members of the royal family. Persian kings tried to meet possible threats from the aristocratic side by decidedly endogamous marriages, even between half-siblings. In Iran succession disputes were, as in most monarchical systems, an important moment of crisis; in the Achaemenid Empire [175] they even seem to have been the most prominent one, as is proven by the many regicides. In the case of the death of a king, it was his successor’s duty to provide for a dignified and ritually correct funeral of his predecessor – in the cruciform rock graves of Naqsh-i Rustam or Persepolis. By then the ‘king’s fire’, which had been lit on the occasion of the dead ruler’s accession to the throne, was extinguished and a cult of the dead was set up near the funeral place and financed by the state. 4 The coronation of the new ruler took place at Pasargadae, the old residential place of Cyrus II. On this occasion, too, certain rites of passage had to be observed that were meant to remind the new king of the beginnings of the Empire and the start of the dynasty. The ceremonies ended with the handing over of the royal insignia and the presentation of the new ruler to the public. In view of the crisis potential of a king’s death for the whole empire, it is no wonder that the rulers only rarely exposed themselves to the risk of dying on the battlefield and that Darius III, whom some historians of Alexander’s campaigns praise for his courage, tried to evade Alexander’s reckless attacks at Issus and Gaugamela by retreating.

4 Henkelman, “An Elamite Memorial”.

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Achaemenid Rule and its Impact on Yehud

B.

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The King as Law-Giver Proclaims Darius, the king: By the favour of Auramazda I am of such a kind that I am friendly to right, (but) I am not friendly to wrong. (It is) not my desire that the weak one might be treated wrongly for the strong one’s sake, (and) that (is) not my desire that the strong one might be treated wrongly for the weak one’s sake. (DNb 5–11; transl. R. Schmitt)

Some readers might know these statements: Darius I, King of Kings from 522 to 486 BCE, conceived them for one of his two inscriptions at his cross-shaped rock tomb of Naqsh-i Rustam. The king who takes care of law and justice and who tries to ensure solidarity and a balanced relationship between the strong and the weak is an integral component of Achaemenid royal ideology 5 and a precondition of the idea of a pax Achaemenidica for the equal benefit of both the ruler and his subjects; 6 it was an idea that was heralded throughout the empire with the help of inscriptions and images. At the same time, the quotation introduces Old Persian imperial terminology: the language of the king uses as a word for “right” and “just” or “law” and “justice” the adjective or noun rāsta with the literal meaning “adjusted”, “arranged”, related to Latin rectus (“right”, “correct”, “proper”, “upright”). [176] The so-called lower tomb inscription of Darius Naqsh-i Rustam b (DNb) – a kind of Mirror of Princes but drafted by the ruler himself – does not content itself, as far as law and justice are concerned, with the announcements just quoted; rather, it expands on the idea of a balance of interests and the necessity for fair social relations in the Empire: What (is) right, that (is) my desire. To the man following falsehood I am not friendly. … The man who co-operates, for him, according to the cooperation, thus I care for him; who does harm, according to the harm done, thus I punish him. (It is) not my desire that a man should do harm; moreover that (is) not my desire: If he should do harm, he should not be punished. What a man says about a(nother) man, that does not convince me, until I have heard the statement of both. What a man achieves or brings according to his powers, by that I become satisfied, and it is very much my desire; and I am pleased and give generously to loyal men. (DNb 11–27; transl. R. Schmitt) At first, the quotation reveals who defines what is to be understood by law and justice, and who is responsible for the supremacy of the law thus defined: the Great King himself (by the favour and with the help of the gods; see below). The subjects are right to support the ruler’s efforts to maintain the stability of his rule and of the empire; they are wrong if 5 For the Achaemenid royal ideology, see Wiesehöfer and Rollinger, “Periodisierung und Epochenbewusstsein”. 6 See Wiesehöfer, “Justice and Law in Achaemenid Iran”.

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Achaemenid Rule and its Impact on Yehud

they oppose the ruler and become disloyal, if they follow the “Lie” (Old Persian drauga) and thereby do harm to the inhabitants of the Empire and their king. The ruler is right to provide for a fair order and to take steps against troublemakers. 7 Already in his res gestae from Bisutun, the only, so to speak, ‘historical’ inscription of the Achaemenid kings, Darius had claimed for himself the credit of having restored the right order suspended by the rebel Gaumata and the other so­-called liar kings: through the restitution of confiscated property, the restoration of destroyed places of worship, the suppression of numerous uprisings and the punishment of the lawbreakers. Darius is in good company with such qualities and legislative measures: his Near Eastern royal predecessors had also appreciated these qualities in a ruler and had attributed to themselves the same intellectual gifts and abilities – in Darius’ terms the “ability to judge” (Old Persian ušīy (DNb 28), “discernment” (xraθu) and the “capacity to act” (aruvasta) (DNb 3f.). Like the rulers in Mesopotamia, Darius leaves no doubt about to whom he owes qualities such as the ability to judge or to tell right from wrong, and the mission to take action against lawbreakers: to God or the gods, in the case of Darius to Auramazda, the “Great God”. “By the favour of Auramazda” (Old Persian vašnā Auramazdāha) – this is the tenor of the Bisutun inscription – [177] Darius has gained power against all the odds. Using the words of an inscription of the king from Susa: “Thus was Auramazda’s desire: he chose me as (his) man in all the earth; me he made king in all the earth” (DSf 12–18). However, with God’s help the king is also able to remain in power – by means of his victories over the “Liar Kings” 8; he has thus become the deputy of God on earth – however, without being God’s son or having god-like qualities, i.e. unlike the rulers of Egypt and at times also those of Mesopotamia. Auramazda never withdrew his support for Darius in the course of the latter’s regency: “By the favour of Auramazda” the king has become friendly to right (DNb 6–8), by the favour of the same god, “who created this marvellous (creation) that is seen, who created blissful happiness for man, who bestowed wisdom and ability upon Darius, the king” (DNb 1–5). In his upper tomb inscription Darius concludes: “… that which has been done, all that by the favour of Auramazda I have done”, or even: “I was able to do” (DNa 48–50). In other words, as the king’s success is owed to divine favour, it is at the same time a further demonstration of the ruler’s election by God and the legality of his claim for ruling. This corresponds to the fact that Darius’ opponents are characterised as “followers of the Lie”. They are people who plan to unsettle or even overturn God’s good creation whose security the king guarantees. However, since Auramazda is interested in the king’s success, the latter is able to beat his enemies decisively (cf. DB I 94f.). 9 Conversely, it is also true that whoever reveres Auramazda is immune to the temptations of the “Lie”, to rebellion as well as to offences against God’s good creation (XPh 35–41). If Darius proclaims in his inscription from Persepolis: “May Auramazda protect this country from the (enemy) army, from crop failure (and) from 7 We may find analogous ideas in Early Mesopotamia; however, they seem to have been stimulated in Achaemenid. Cf. Pongratz-Leisten, “‘Lying King’ and ‘False Prophet’”. 8 Stausberg, Die Religion Zarathusutras, 165. 9 Ahn, Religiöse Herrscherlegitimation, 300.

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Falsehood!” (DPd 15–18), this is, on the one hand, proof that an attack of foreign enemies can also threaten the God-given peaceful order and thus justifies royal retaliatory action; on the other hand, it proves that the ruler, in a good Near Eastern manner, is obliged to act as a good “gardener” who provides for prosperity for both the land and the people. Like their Near Eastern predecessors, Darius and his son Xerxes, to whom we owe the largest number of the monumental inscriptions, are part of a cosmic framework; as Auramazda’s representatives on earth and rulers by God’s favour they try to help law and justice to become established, to destroy the evildoers, who follow the “Lie”, and to perpetuate Auramazda’s good creation – with God’s help – in the shape of a political and economic order of peace. It is exactly this idea that the Achaemenids stress most in their inscriptions and their imagery. [178] The fact that the Persians’ imperial ideology and their ideology of ruling is obliged to former Near Eastern traditions and models is particularly apparent in the royal Persian announcements from Mesopotamia itself: for example, in the text fragment of a Babylonian copy of the Bisutun inscription which replaces the name Auramazda with that of Bel. In his famous cylinder inscription, the Teispid Cyrus the Great, on the one band, places himself in the traditions of the preceding legitimate Kings of Babylon but, on the other hand, does not present himself as a descendant of those rulers but as the son of Persian forefathers. 10 Cyrus, selected and legitimised by Bel-Marduk, restores on God’s command the lost universal order, which the last Chaldean king Nabonidus had destroyed by his misdeeds; he provides for peace and joy in the newly conquered land and thus finds favour in the eyes of the God of his new subjects. There are numerous connections between the Ancient Near Eastern and the Achaemenid forms of royal legitimisation, not least in the area of its theological-religious foundation and in the field of the indispensable royal commitment to law and justice, i.e. in the area of legal argumentation. However, the Persian kings never simply copied Ancient Near Eastern traditions and models; rather, they set out in new directions to legitimise their power, above all, as Gregor Ahn has rightly put it, in the field of the “Ausdrucksformen und Bilder dieser Legitimation” (means of expression and imagery). 11 Here one is particularly reminded of the palace reliefs of Persepolis – the throne-bearer and tribute-bearer reliefs as well as those of the royal hero who overcomes monsters – that give a spectacular impression of a “mythical and trans-historical ideal world of perfect rule” 12. The king is in the centre of the earthly part of Auramazda’s creation; at least in the art of the reliefs and of the palaces’ outer walls in Susa and Persepolis the power of the king  –  who is mostly depicted as enthroned – seems to be “consolidated and removed from the world of military daily life – it is no longer necessary to defend it, in any case, not against human opponents.” 13 The royal hero defeats hybrid creatures as representatives of evil; represent10 Ahn, Religiöse Herrscherlegitimation, 136. For the early history of the Persian Empire, see the fundamental study of Henkelman, The Other Gods Who Are. 11 Ahn, Religiöse Herrscherlegitimation, 307. 12 Stausberg, Die Religion Zarathushtras, 167. 13 Stausberg, Die Religion Zarathushtras, 167.

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atives of the subject peoples and the military carry his throne; he no longer needs, as in Bisutun, to step upon his defeated enemies, and above him hovers – symbolised by the winged figure on the reliefs – the royal farnah as a token of divine election and support. 14 On the other hand, even if the subjects’ submission – in any case, in the art of the palace walls and the royal tombs – is not an explicit subject of Achae[179]menid imagery, it is nevertheless implicitly taken for granted: on the reliefs in the form of throne and tribute bearers, in the inscriptions in the form of hints to the rewarding of loyal “servants” (Old Persian bandakā), whom the Greeks denounce as douloi (“slaves”) of the Great King. Michael Stausberg has compared the relationship between God and king to the relationship between king and subjects, and has used for both of them the term “vertical solidarity”  –  thereby following Jan Assmann. 15 Such a term is surely appropriate; however, in the case of the Achaemenids, it must be complemented with the idea that the king is also putting himself under pressure: he has to provide for law and justice for his subjects, to guarantee internal peace and prosperity, and to defend the empire’s inhabitants from foreign enemies. The loyalty of the subjects – an important theme of the inscriptions and the reliefs – can rightly be demanded by Darius and his successors because the kings – thanks to the qualities lent to them by Auramazda – are able to perform the duties asked for by the same god. Hence the ruler has every right to punish disloyalty strictly, for it is directed against a person who, in the name of God and by his command, only wants and does the best for his subjects. In their inscriptions Darius and Xerxes use the Old Persian term drauga for all the acts that oppose the God-given rule of the Achaemenid kings, a rule that guarantees peace, prosperity, law and order. The word is borrowed from the religious-ethical vocabulary of Zoroastrianism, but with the Persian kings it stands for political disloyalty, for turmoil and rebellion; followers of the drauga, such as the “Liar Kings” of the monument of Bisutun, sin against the divinely prescribed order. The assumption has even been expressed that Darius, in his fight against the followers of the drauga, might have compared himself to the Avestan hero Θraetaona, who was able to kill the horrific dragon Dahaka. If this is so, the monster-defeating royal hero of the Persian reliefs and seal impressions might be the pictorial expression of that idea. 16 However, it should be noted that the Avestan counterpart of the term draoga-, aša­ (“Justice”, “Order”, “Truth”), in its Old Persian form ṛta- is absent in Darius’ inscriptions; it only appears in the famous Daivā inscription of his son Xerxes (XPh 41.51.54) and probably refers – as in certain Avestan contexts (cf. Yt. 8.15) – to the proper adoration of God. After all, the term ṛta- is a component of the most popular throne name of Achaemenid times, Artaxerxes (Old Persian Ṛtaxšaçā; literally: “he, whose rule is characterised by truth / justice”). Besides, other throne names of the Achaemenid kings also contain – in contrast to those of the Teispid clan – Avestan terms or are even part of the Avestan onomastic corpus. 14 For the ‘winged man’ and other Achaemenid symbols, cf. (with partly different views) Garrison, “Visual Representation of the Divine’”. 15 Stausberg, Die Religion Zarathushtras, 168. 16 Stausberg, Die Religion Zarathushtras, 169.

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It was Michael Stausberg who particularly clearly indicated how the Achaemenids politically transformed Younger Avestan religious-ethical con[180]cepts. This is true for the idea of Auramazda as the God who bestows and secures lordship as well as for the political transformation of dualistic concepts. Thus, draoga-, which is part of the world of ethics and morality, now becomes drauga in the sense of a “potential destabilization of God-given political rule” 17, and the Avestan “followers of demons” (daēuuaiiasna-; daēuuaiiāz-) become – in the inscription XPh – people who, in the course of their rebellions, ask for the wrong, demoniacal help of their local gods and who try to forcefully resist Xerxes’ anti-demoniacal, i.e. Mazda-worshipping, religious policy that is wished for by the gods and tries to prevent people from following the drauga and to preserve ṛta-. If Xerxes, as it were, copies the lower tomb inscription of his father (DNb 1–49) in his inscription XPl, this is sufficient proof that Darius’ political announcements were meant and understood as eternal and programmatic messages. With Xerxes’ request to his subjects: “… obey that law (dāta), which Auramazda has established! Worship Auramazda at the proper time and in the proper ceremonial style!” 18 (XPh 49–51), we get to know another central term in Achaemenid legal terminology: dāta. This word (literally: “that which was laid down/settled”), and even the whole admonitory message of the king, also reminds us of an Avestan text which says that a person who despises Ahura Mazda, the Aməša Spəntas (“Beneficent Immortals”), Mithra, the law (dāta-), Rašnu and justice is not able to win the favour of Ahura Mazda, the Beneficent Immortals and Mithra (Yt. 10.139). As the law of God, which became the law of the king, demands empire-wide observance, the Old Persian term dāta attained universal importance: the Babylonians, the speakers of Aramaic, the Jews and the Armenians took it over as a loan word (dātu, dāt or dat), while numerous people adopted it as a component of their names or their juridical titles. In contrast, the Old Persian feminine noun framānā (“command”, “order”) clearly lags behind in importance. It is no wonder then that a “law” of such a legal scope, which Darius reminds us of in his upper tomb inscription, must have impressed many inhabitants of his empire: the Great King does not just publish decrees, does not just give orders and commands; no, he provides his subjects with an integral well-intentioned, well-articulated, well-balanced and well-founded system of behavioural patterns that meet Auramazda’s expectations, that help to impose and guarantee law and justice to the benefit of all and that, in the end, provide – in the words of Xerxes (XPh 54–56) – for the fact that he who obeys that law and worships Auramazda becomes both “blissful (while) living and blessed (when) dead”. The close relationship between the divine and the royal dāta is also stressed in the rescript of Artaxerxes I, quoted in chapter 7:12–26 of the book of Ezra, which mentions the “Law of your (i.e. Ezra’s) God” and [181] the “Law of the King” in the same context, while the books of Daniel (6:9, 13, 16) and Esther (1:19) underline the inviolability of the dāta of the Medes and Persians. It is no wonder then that the expression “the law of the king” (dātu ša šarri) is also found in Babylonian documents, but only from the time of Darius I 17 Stausberg, Die Religion Zarathushtras, 170. 18 See Rollinger, “Herodotus”.

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onwards, thus from the time of the man who gave decisive significance to the term dāta. However, Babylonian economic and legal texts normally refer to concrete Achaemenid statutory regulations, not to the legal system on the whole. 19 We are not able to determine exactly the degree of the subjects’ approval, acceptance or rejection of the royal Achaemenid order of peace. However, an uncritical glorification of Persian rule that is often linked to modern post­colonial needs is as inappropriate and anachronistic as a simple and essentialist contrasting of “Greek/European freedom” or “Greek/European individualism” and “Oriental despotism”, which still lies behind many comments on European identity. Achaemenid rule was astonishingly successful for more than two hundred years, thanks to royal endeavours to maintain the wellbeing of the kings’ subjects, thanks to the high degree of autonomy granted and structural “tolerance”, but not least also thanks to the strict and partly severe supervision by the imperial centre. It came to a surprising end because of the outstanding military and tactical talent of a military opponent, not for lack of internal cohesion or because of insurmountable administrative or economic crises. The fact that Alexander of Macedon regarded many of its institutions and policy frameworks as exemplary and worth emulating made scholars think of him as the “last Achaemenid” 20. At the same time, it explains the Achaemenid share in the later Near Eastern world-empires of the Seleucids, Parthians and Sasanians. C.

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The region of the former kingdoms of Israel (Samaria) and Judah (Yehud) had been part of the Neo-Babylonian Empire for decades when the Teispid Cyrus was able to defeat the last Chaldean king Nabonidus and to take over his dominions in the West. After the division of the former Neo-Babylonian Empire into the provinces of Babylonia and Ebir-Nari, probably in the first years of Xerxes I, Yehud and Samaria became part of the province of Transeuphratene. At present we cannot ascertain whether Yehud (and Jerusalem) [182] was in the beginning administratively dependent on Samaria (and its ‘governors’) or had governors and institutions of its own. However, the conflicts between Samaria and Jerusalem in the course of the rebuilding of the temple and in the time of Nehemiah, the fact that Nehemiah is the first official to be called “governor in Judah” (pæchāh bə’æræş jəhûdāh: Nehemiah 5:14), and that governors of Yehud are only attested in epigraphic sources from 407 BCE onwards, speak in favour of the first theory. However, as for the rivalry between Samaria and Jerusalem, one should not forget that in the course of the quarrel between the Jewish and Egyptian communities on Elephantine the

19 Schmitt, “Dāta”. 20 Briant, Alexander the Great. 21 For the history of Yehud in Persian times, see Gerstenberger, Israel in der Perserzeit; Lipschits and Oeming (eds.), Judah and the Judeans in the Persian Period; Lipschits, Knoppers and Albertz (eds.), Judah and the Judeans in the Fourth Century B.C.E.

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governors of Judah and Samaria not only showed a common interest in the welfare of their compatriots in Egypt, but had combined forces and acted jointly. Although Judah’s importance for the development of a Jewish consciousness and community in the early Second Temple period may seduce biblical scholars into overestimating the region’s relevance for Persian imperial policy, one should not forget that Palestine was a major land-bridge and that its route network must have been highly responsible for the demographic expansion and economic growth of Persian-period Palestine. Besides, Persian fortified places in Yehud and Idumea must have served to police communications with Egypt. Apart from the “governors of Yehud” and the “(High) Priests” in Jerusalem, we know of at least two other high civil officials of the province, a “prefect” (sgn) and a “judge” (dyn). Persian-period sources distinguish between “judges of the king” (with Persian names), probably with life tenure, and “judges of the province”, most probably local judges with a special expertise in local judicial affairs. 22 The segans are mostly thought of as the highest-ranking officials under the governor, being in charge of the economic administration of the province and superior to the “treasurers” (gnzb’), who were possibly collecting taxes in coins/metals, and the “tax collectors” (GBY’), who were perhaps collecting taxes in kind. The excavations at Ramat Raḥel, which brought to light an intensive building programme at the site and an unusual concentration of yhwd stamp impressions on jar handles, point to the fact that this old administrative centre had probably now become the most important tax collection centre of Yehud. 23 The Aramaic ostraca from Idumea of the 4th century BCE not only tell us that tax-collecting practices did not change before and after Alexander (probably also not in Yehud); together with other sources, they also testify to the collection of a land tax in kind (“tithe”) to be stocked in “storehouses” or “storerooms”. Such “storerooms” were also part of the Second Temple complex in Jerusalem. Thirdly, the ostraca seem also to attest to taxes on craftsmen and on trade, particularly on slave trade. Fourth-century [183] BCE Judah also knew a poll tax of a didrachm, which helped to develop the use of coins and changed Jerusalem into a “kind of ‘public treasury’, ‘national bank’, and ‘monetary workshop’” 24. This role of the temple is probably one of the reasons for the political and economic power of the Jerusalem High Priest in Hellenistic times. Nehemiah’s efforts to rebuild the city walls of Jerusalem seem to have partly relied on the employment of a(n imperial) corvée labour force so well attested in other parts of the empire. With respect to Nehemiah’s and Ezra’s missions – the dating of the latter still highly disputed – some Achaemenid institutions come to light: Nehemiah, cup-bearer to Arta­ xerxes (I), not only describes how he obtained permission to go to Jerusalem to look after the rebuilding of parts of the city wall and to provide for other remedial actions; he also tells us about ‘royal passports’ (Elamite halmi) and royal ‘elite guides’ known from the Persepolis Fortification Tablets. His refusal of the ‘governor’s bread’ (additional demands he could have imposed on the local population) is of course meant to emphasise his special 22 For the administration of Judah, see Lemaire, “Administration”. 23 Lipschits et al., “Palace and Village”, 34–37. 24 Lemaire, “Administration”, 60.

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caring character; however, this episode and other remarks in the books Ezra-Nehemiah clearly testify to extreme social differences and conflicts in Judah. Apart from his building and administrative activities, Nehemiah’s social and religious reforms also might have found support from the Persian authorities, since they could help to prevent social and political unrest shortly after the Persian reprisals on Cyprus and in Egypt. The same motive might also apply to the Persian support of Ezra who, regardless of the fact whether his mission took place in 458 or in 398 BCE and regardless of the text he brought with him and that he later read aloud, was sent by the Persian authorities in order to institute a kind of new ‘legal’ system with the help of the “law (dāt) of the god of heaven”. Besides, Ezra was able to take voluntary returnees with him, to procure money from the king for the adornment of the temple and to achieve tax exemption for the cult officials. The granting of these three privileges was quite a common Achaemenid practice to secure peace and order in the empire. D. Bibliography Ahn, G. Religiöse Herrscherlegitimation im achämenidischen Iran. Die Voraussetzungen und die Struktur ihrer Argumentation. Acta Iranica 31 – Troisième série: Textes et mémoires, 17. Leiden/Leuven: Brill, 1992. Allen, L. The Persian Empire. London: The British Museum Press, 2005. Briant, P. Alexander the Great and His Empire. Princeton: Princeton University Press, 2010. — From Cyrus to Alexander. A History of the Persian Empire. Winona Lake, Ind.: Eisenbrauns, 2002. Briant, P., Henkelman, W. and Stolper, M. W. (eds.). L’archive des fortifications de Persé­ polis. État des questions et perspectives de recherches. Paris: De Boccard, 2008. Brosius, M. The Persians. An Introduction. London: Routledge, 2006. Garrison, M. “Visual Representation of the Divine and the Numinous in Early Achaemenid Iran: Old Problems, New Directions.” In Iconography of Ancient Near Eastern Religions. Vol. I. Edited by C. Uehlinger and F. Graf. Leiden: Brill, in press. Gerstenberger, E. S. Israel in der Perserzeit. 5. und 4. Jahrhundert v.Chr. Biblische Enzyklopädie 8. Stuttgart: Kohlhammer, 2005. Henkelman, W. “An Elamite Memorial: the šumar of Cambyses and Hystaspes.” Pages 101–172 in A Persian Perspective: Essays in Memory of Heleen Sancisi- Weerdenburg. Achaemenid History XIII. Edited by W. Henkelman and A. Kuhrt. Leiden: Nederlands Instituut voor het Nabije Oosten, 2003. — T he Other Gods Who Are. Studies in Elamite-Iranian Acculturation Based on the Persepolis Fortification Texts. Achaemenid History XIV.  Leiden: Nederlands Instituut voor het Nabije Oosten, 2008. Huyse, P. La Perse antique. Paris: Les Belles Lettres, 2005.

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Geschichtsschreibung. Edited by J. Wiesehöfer and T. Krüger. Stuttgart: Franz Steiner Verlag, 2012. Addendum For Yehud in Persian times, see now also the contributions in the anthology: C.  Fre­ vel/K.  Psychny/I.  Cornelius  (eds.), A ‘Religious Revolution’ in Yehud?: The Material Culture of the Persian Period as a Test Case, Göttingen 2014.  –  For Ramat Raḥel, cf. the most recent article by M. Oeming, in: WiBiLex (https://www.bibelwissenschaft.de/ wibilex/das-bibellexikon/lexikon/sachwort/anzeigen/details/ramat-rahel/ch/51e5d4a0cfae6dafab09f1bff0fe6296; last access: 27.12.2020).

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Bergvölker im antiken Nahen Osten: Fremdwahrnehmung und Eigeninteresse* In einer Protestnote aus Anlass des ersten Jahrestages der Verschleppung des PKK­Vorsitzenden Abdullah Öcalan im Februar 1999 führte Hasan Bozkaya, der sich wegen seiner Beteiligung an der Besetzung des griechischen Konsulates in Leipzig zu verantworten hatte, in der Untersuchungshaft in Berlin-Moabit u.a. folgendes aus: „Kurdinnen und Kurden bilden das größte Volk auf der Welt, dem sein Selbstbestimmungsrecht vorenthalten wird. Soweit man die Geschichte der Kurden zurück verfolgen kann, war dieses Volk der Unterdrückung ausgesetzt, wie auch immer wieder Kurdinnen und Kurden um ihre Freiheit kämpften. (…) Unsere Vorfahren sind die Meder, die bereits in der zweiten Hälfte des neunten Jahrhunderts vor unserer Zeitrechnung in der Geschichtsschreibung erwähnt werden und die dreihundert Jahre später die erste medische Großmacht nach Vernichtung des assyrischen Reiches errichtet haben. Mit dem Untergang des assyrischen Reiches verbindet sich eine lebendige und für uns wichtige kurdische Legende: Der Newroz-Mythos. Er berichtet, wie der kurdische Schmied Kava sein Volk durch das Entfachen eines großen Feuers zum Widerspruch gegen die assyrische Tyrannei aufruft und so die Befreiung von dem grausamen Herrscher Dehak erkämpft wurde.“ 1 Die These der Abstammung der Kurden von den Medern wird bis heute von vielen Kurden vertreten und gepflegt. Unabhängig von dem Problem der Verifizierung von Ethnogenese und Ethnizität antiker und zeitgenössischer Völker(schaften) und dem modernen Phänomen des ethnischen Nationalismus, d.h. „der Geschichte der politischen Aneignung und Manipulation ererbter Namen und Symbole der Vergangenheit mit dem Ziel, eine Gegenwart und eine Zukunft zu schaffen“ 2 (imagined communities) 3, sind sich alle führenden Sprachwissenschaftler darin einig, dass selbst aus sprachwissenschaftlicher Sicht kein Weg von den Kurden zu den Medern der Antike führt. 4 Es verwundert nicht, * Wiesehöfer, Josef, Bergvölker im antiken Nahen Osten: Fremdwahrnehmung und Eigeninteresse, in: S. Conermann/G. Haig (Hg.), Die Kurden – Studien zu ihrer Sprache, Geschichte und Kultur (Asien und Afrika, 8), Hamburg 2004, 11–26. 1 www.nadir.org/nadir/initiativ/azadijinfo18/03.htm 2 Geary 2002,176. 3 Anderson 1991. 4 MacKenzie 1961: M. wies nach, dass ‚Kurdisch‘ einen starken südwestiranischen Einschlag besitzt, während es sich beim Medischen um eine nordwestiranische Sprache handelt. Zaza und Gurani wiederum zählen zur nordwestiranischen Sprachgruppe, und viele der Unterschiede zwischen den

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dass das tür[12]kische Außenministerium auf einer eigenen Internet-Seite diese Verwerfung der Meder-Theorie durch die Iranistik genüsslich zitiert. 5 Die Sprachwissenschaft hat allerdings auch die in diesem Medium aus gutem Grund unterschlagene These vertreten, dass die Sprecher der altkurdischen Sprache ursprünglich südlich von den Medern im Gebiet des Zagros-Gebirges gesessen und sich später im östlichen Anatolien niedergelassen hätten. 6 Unter historisch-geographischen und onomastischen Gesichtspunkten werden in der Althistorie und Sprachwissenschaft heute vor allem zwei Völkerschaften der Antike als ‚Vorfahren‘ der Kurden gehandelt: die vor allem von dem griechischen Historiker Xenophon in seiner Anabasis erwähnten Karduchen und die von dem Geographen Strabon, einem Zeitgenossen des Augustus, und anderen genannten Kyrtier, wobei die meisten Gelehrten aus onomastischen Gründen letzteren den Vorzug geben möchten. Ziel dieses Beitrages ist allerdings nicht, solche – im Lichte neuerer Erkenntnisse zur Ethnogenese von Völker(schafte)n – nicht weniger problematischen Abstammungstheorien zu diskutieren, sondern ihnen anhand der Meder, Karduchen und Kyrtier die Beziehungen der ‚Bergvölker‘ des Zagros zu den staatlichen Autoritäten jenes Raumes in der Antike zu erläutern. Die Meder oder: Ein Reich verschwindet von der Bildfläche 7 Bei ihnen, die in den griechischen Quellen als Mῆδοι, in den altpersischen als Mādā erscheinen, handelt es sich um eine westiranische ethnolinguistische Bevölkerung, deren nordwestiranische Sprache nur indirekt durch Lehnwörter und Namen in der Nebenüberlieferung (achaimenidische Königsinschriften, neubabylonische und neuassyrische Keilschrifttexte) vom 9. Jahrhundert an bezeugt ist. 8 Bis heute besitzen wir kein eigenes Schriftzeugnis der Meder, und es ist die Frage, ob sie selbst ihre Sprache je schriftlich haben aufzeichnen können. 835 v.Chr. als Feinde der Assyrer in den Annalen Salmanassars III. zuerst erwähnt 9, machten die Meder, von denen nur die im Westen Mediens lebenden ‚Stämme‘ von den Assyrern zeitweilig unterworfen werden konnten, ihren mesopotamischen Nachbarn immer wieder zu schaffen und gaben unter ihrem Anführer Kyaxares dem Assy-[13]rerreich Ende des 7. Jahrhundert (zusammen mit den Babyloniern) schließlich gar den Todesstoß. 10 In Kämpfen gegen die kleinasiatischen Lyder sollen die Meder, so berichtet uns der griechische Autor Herodot, bis zum Beginn des 6. Jahrhundert ihr

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nördlichen („Kurmanci“) und südlichen („Sorani“) Dialekten des Kurdischen erklären sich durch den großen Einfluss des Gurani auf letzteren (Kreyenbroek 1992, 70f.). www.mfa.gov.tr/grupe/egjego3/05.htm. Kreyenbroek 1992, 70. Die Mederforschung ist mit einer 2001 in Padua veranstalteten Tagung in ein neues Stadium getreten. Vgl. Lanfranchi/Roaf/ Rollinger 2003. Schmitt 1989, 87–90. Zum frühen Mederbild der assyrischen Zeugnisse siehe Radner 2003. Reade 2003.

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Territorium bis zum kleinasiatischen Fluss Halys ausgedehnt haben (Hdt. 1,74); dort habe eine von dem Naturphilosophen Thales von Milet vorhergesagte Sonnenfinsternis zu einem vorzeitigen Ende der Auseinandersetzung geführt. Als einige Jahrzehnte später der Meder Astyages dem Perser Kyros unterlag, wurden die Meder Untertanen der Perser. Lange Zeit galt es als ausgemacht, dass die Meder zu einer Art Reichsbildung in der Lage gewesen waren, an der sich dann die Perser orientierten; darauf schienen Herodot mit seinem Logos vom Aufstieg des Deiokes zum medischen König (1,96ff.) 11 sowie das antike Schema von der Abfolge der Weltreiche, in dem die Meder als Nachfolger der Assyrer und Vorläufer der Perser erscheinen 12, ebenso zu verweisen wie die militärischen Erfolge der ‚Mederkönige‘ Kyaxares und Astyages im Kampf gegen Assyrer und Lyder. In den letzten Jahren sind allerdings grundsätzliche Zweifel an der Existenz eines Mederreiches geäußert worden. Diese machen sich fest sowohl an einer neuen Bewertung des herodoteischen Meder-Logos 13, als auch an den Informationen der mesopotamischen Zeugnisse und dem kaum mit einer Großreichsbildung zu vereinbarenden bisherigen archäologischen Befund aus den medischen, assyrischen und syrischen Territorien. 14 Zunächst zu Herodot: Im ersten Buch seiner Historien beschreibt er „wie in einem Lehrbuch sophistischer Staatstheorie“ 15 wie die Meder, nachdem sie sich von der assyrischen Herrschaft befreit hatten, der Tyrannis eines der Ihren verfielen. Ein politisch ambitionierter und kluger Mann namens Deiokes nutzt seine Rolle als Schlichter in Streitfällen und das Bedürfnis seiner Landsleute nach Ruhe und Ordnung dazu, sich zum Alleinherrscher aufzuschwingen. Er legt sich eine Leibwache zu, umgibt seine Stellung mit einer sakralen Aura und verleiht ihr durch den Bau der Residenzstadt Ekbatana auch einen architektonisch angemessenen Ausdruck. Unter Deiokes‘ Nachfolgern steigert sich die Macht der Meder, erfährt aber durch die Invasion der Skythen einen vorübergehenden Rückschlag. Nach deren blutiger Vertreibung ist der Mederkönig Kyaxares dann sogar in der Lage, Niniveh zu erobern und der Herrschaft der Assyrer [14] ein Ende zu setzen. Im Westen Asiens aber stößt die Expansion des Mederreiches an ihre Grenzen; es muss sich mit einem Ausgleich mit den Lydern zufriedengeben. Wie Kroisos in Lydien, so verspielt allerdings auch Astyages, der letzte medische König, den Herodot als Prototypen eines orientalischen Despoten darstellt, die vom Vater ererbte Großmachtposition an den Perser Kyros. Freiheit und Knechtschaft bilden für Herodot die entscheidende Alternative, die sich den Völkern Asiens stellt, solange sie in der Lage sind, ihr Geschick selbst zu bestimmen. Doch die Chancen der Freiheit unter monarchischer Herrschaft scheinen für den Herrscher wie seine Mitbürger prekär zu sein: Machen letztere sich vom Willen und von der sittlichen Qualität des Herrschers abhängig, erliegt ersterer nur allzu oft der 11 Bichler 2000, 235–237. 12 Wiesehöfer 2003a; Wiesehöfer 2003b. 13 Sancisi-Weerdenburg 1988; 1994; 1995 und zahlreiche Beiträge in: Lanfranchi/Roaf/Rollinger 2003. 14 Vgl. etwa Kuhrt 1995 sowie die Beiträge von Jursa, Lanfranchi, Liverani und Rollinger, in: Lanfranchi/Roaf/Rollinger 2003; anders: Roaf 2003. 15 Bichler/Rollinger 2001, 86.

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Verlockung, das Recht zu beugen und seine Mitbürger zu ohnmächtigen Untertanen zu erniedrigen. 16 Nicht nur der Entwurf der Meder-Geschichte Herodots erweist sich als ein griechischer; neuere Untersuchungen haben zeigen können, dass der griechische Autor, von den Namen Kyaxares und Astyages, dem medischen Sieg über die Assyrer und dem persischen über die Meder einmal abgesehen, kaum wirklich historische Kenntnis von den Medern (übrigens nicht einmal von Ostanatolien und dem Halysbogen) besaß. 17 Die Rekonstruktion historischer Ereignisse im Sinne einer modernen Geschichtswissenschaft von ihm zu fordern, hätte Herodot zudem zutiefst verstört. Nicht darin, sondern im Aufzeigen der Verlockungen der Macht auf der Folie der griechisch-orientalischen Auseinandersetzungen, hatte schließlich sein literarisch-politisches Anliegen bestanden. Mit dem gewohnten Bild von der medischen Großreichsbildung vertragen sich auch weder der archäologische Befund noch der der zeitgenössischen mesopotamischen Überlieferung: Solange nicht bei den Ausgrabungen in Ekbatana/Hamadan, die allerdings durch die moderne Überbauung stark behindert werden, spektakuläre Funde aus medischer Zeit gemacht werden 18, bestimmen die befestigten Plätze von Nush-i Jan, Godin und Baba Jan Tepe das Bild, alle zwischen Kermanshah und Hamadan gelegen. Bei allen kann man nun für das 8. und 7. Jahrhundert eine Phase stetigen Wachstums der Anlage in Form des Ausbaus ‚öffentlicher‘ Gebäude beobachten, auf die in der ersten Hälfte des 6.  Jahrhunderts (d.h. in der angeblichen medischen Großreichszeit) die Aufgabe der Plätze folgt. 19 In den assyrischen Texten wiederum erscheinen die Meder als eine lose Verbindung von ‚Stämmen‘, die sich nur wenig von anderen Zagros-Völkerschaften unterscheiden und von lokalen Befehlsträgern angeführt werden, die untereinander keine politisch-militärischen Absprachen treffen. Es ist zwar möglich,  [15]  bei diesen Gemeinschaften im Zagros an der Peripherie des Assyrerreiches im Laufe der Zeit einen Prozess der sekundären Staatenbildung zu beobachten, doch verweist kein einheimisch-zeitgenössisches Zeugnis auf die Existenz einer allgemein anerkannten medischen Herrscherdynastie. 20 Man hat deshalb in Anlehnung an Herodot die Ausbildung einer solchen Zentralherrschaft in die letzte Phase assyrischer Herrschaft unter Assurbanipal und seinen Nachfolgern (670–615) verlegen wollen, für die es für den Zagrosraum keine Überlieferung gibt, doch hatte sich Herodot ja gerade in seinen überprüfbaren Teilen als wenig zuverlässig erwiesen. Etwas anders verhält es sich mit den beiden herodoteischen Nachrichten von der Zerstörung Ninivehs (Hdt.: Nίνος Πόλις) durch medische Truppen unter Kyaxares (1,106) und von der Desertion der Truppen des Astyages in den Kämpfen gegen den Perser Kyros (1,127f.). Beide Ereignisse werden durch babylonische Chroniken bestätigt 21, allerdings ist daraus noch nicht die Existenz eines medischen Großreiches ab16 17 18 19 20 21

Bichler 2000, passim. Rollinger 2003. Sarraf 1997 und 2003. Liverani 20003. Lanfranchi 2003. Grayson 1975, 90–96 (Chronik 3: „Fall of Niniveh Chronicle“); vgl. Glassner 1993, 193–198. – Grayson 1975, 104–111 (Chronik 7: „Nabonidus Chronicle“).

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zuleiten. Archäologische Surveys in den ehemals assyrischen Territorien in Nordmesopotamien und Syrien zeigen dort nämlich die Babyionier als politische Autoritäten, und auch in den babylonischen Texten ist von einem Mederreich nicht die Rede: Stattdessen werden die Meder als irreguläre, plündernde Scharen gekennzeichnet, die nicht nur die assyrischen, sondern auch die babylonischen Städte heimsuchen und sich nach getaner Arbeit immer wieder in ihre Kernterritorien zurückziehen. 22 Aus diesem Überlieferungsbefund darf man vielleicht für die Geschichte Mediens und der Meder die folgenden Schlüsse ziehen: Eine erste Phase (750–670 v.Chr.) ist bestimmt durch medische ‚Stämme‘ im Zagrosgebiet, die – durch gemeinsame Sprache und ähnliche ökologische und ökonomische Lebensbedingungen bestimmt – lokale Autoritäten, aber noch keine einheitlichen politischen Strukturen kennen. Residenzen der medischen „Stadtherren“, wie sie die assyrischen Zeugnisse nennen, waren kleine befestigte Siedlungen mit Vorrats-, kultischen und zeremonialen Gebäuden, während die einfache Bevölkerung wohl in Dörfern bzw. Camps lebte. Basis wirtschaftlichen Auskommens der Meder war vermutlich die Transhumanz als hochentwickelte Form des Pastoralismus sesshafter Bauernkulturen, doch müssen angesichts des in den ‚Städten‘ angesammelten Reichtums und der dort konzentrierten Autorität andere wirtschaftliche Faktoren hinzugekommen sein: Zu denken ist etwa an die Aufzucht und den Export von Pferden, für die Medien in der gesamten Antike bekannt war, doch ist wohl noch entscheidender die medische Kontrolle der sog. Khorasanroute gewesen, die Mesopotamien mit Zentralasien verband, eine Kontrolle, die die anderen Zagrosvöl[16]kerschaften nicht auszeichnete. Die vorübergehende Besetzung und Verwaltung von Teilen Mediens durch die Assyrer unter Sargon in den beiden letzten Jahrzehnten des 8. Jahrhundert dürfte dann Vorbild und Anstoß gewesen sein für den Prozess sekundärer Staatenbildung in diesem Raum zwischen 670 und 610 v.Chr., wie er in den Verträgen des Assyrerkönigs Asarhaddon mit den immer noch selbstständigen, untereinander zerstrittenen medischen Entitäten aufscheint. Irgendwann vor 615, dem medischen Angriff auf das assyrische Kernland, muss sich dann entweder die Etablierung einer gesamtmedischen Königsherrschaft (nach gängiger Anschauung) oder, eher, die vorübergehende Anerkennung des Kyaxares als Anführers einer vereinten medischen Streitmacht vollzogen haben. Dass sich aus dieser Stellung tatsächlich so etwas wie eine dynastische Abfolge von Mederkönigen (in der Nachfolge Herodots) ableiten lässt, ist zu bezweifeln: Die Aufgabe der befestigten Siedlungen Nush-i Jan, Godin und Baba Jan Tepe, die Desertion der medischen Truppen des Astyages im Krieg gegen die Perser, das Fehlen schriftlicher medischer Überlieferung sowie die babylonische Autorität in Nordmesopotamien in der dritten Phase medischer Geschichte (zwischen 615 und 550 v.Chr.) sprechen wohl eher für eine lockere Konföderation medischer ‚Kleinstaaten‘ unter einer allein situativ bestimmten oder nur mit begrenzter Gewalt ausgestatteten zentralen Autorität. Trifft diese Rekonstruktion medischer Geschichte zu, dann waren die Perser zumindest politisch-administrativ nicht die Erben der Meder, müsste die kaum zu bestreitende besondere Rolle der Meder im Achaimenidenreich neu begrün22 Kuhrt 1995; Rollinger 2003.

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det werden. Möglicherweise haben die ethnisch-linguistische Verwandtschaft zwischen Medern und Persern, der eigenhändige Sieg des Kyros über Astyages und die besondere Bedeutung der medischen Magier als Träger und Bewahrer mündlicher iranischer Tradition gemeinsam zu diesem Prestigegewinn beigetragen. Über die Lyder und ihre griechischen Untertanen in den westkleinasiatischen Küstenstädten dürfte sich die Kunde von den Medern auch in Hellas verbreitet haben, wobei bis heute unklar bleibt, warum auch die Perser dort noch unter diesem Namen gefasst werden (so sprach man in der Perserkriegszeit etwa von μηδισμός, um die Kollaboration von Griechen mit den Persern zu kennzeichnen, bezeichnete gar die Auseinandersetzungen selbst als ‚medische Kriege‘). 23 Eine letzte Bemerkung zu den Medern: Sie betrifft die Verbindung, die der eingangs zitierte kurdische Funktionär in seiner Protestnote zwischen dem Untergang des Assyrerreiches und dem Newroz-Mythos herstellte. Nach diesem kurdischen Mythos gab es einen despotisch-‚satanischen‘ König namens Zohak (bzw. Dehak), der zwei schlangenförmige Tumore an seinen Schultern mit den Hirnen von Kindern zu behandeln pflegte. Der damit beauftragte Funktionär [17] hatte jedoch Mitleid mit den Kindern, ließ jeweils eines von ihnen in die Berge entkommen und behandelte den König stattdessen mit dem Hirn eines Schafes. Die überlebenden Kinder in den Bergen wurden zu Stammvätern und -müttern des kurdischen Volkes. Kava, ein Schmied aus der Stadt, dessen neun Söhne Zohak hatte töten lassen, setzte schließlich der verbrecherischen Herrschaft des Königs ein Ende: Er sammelte die Kinder aus den Bergen um sich, stürmte den Palast, zündete ihn an und tötete den Tyrannen in den Trümmern. Dies geschah angeblich am 21. März, dem Neujahrstag des Jahres 612 v.Chr., in dem Jahr, in dem – historisch – die Meder Niniveh eroberten. 24 Natürlich verdankt sich das Datum der Revolte des Mythos der 1923 publizierten babylonischen Chronik vom Untergang Ninivehs 25, und die Erzählung von Zohak und Kava hat ihre iranische Parallele in der Erzählung von Zohak und Faridun im ‚Königsbuch‘ des großen Epikers Firdausi. Allerdings wird die Geschichte von Zohak und den entflohenen Kindern bereits im 10. Jahrhundert von dem islamischen Historiker Mas‘udi mit der Entstehung der Kurden in Verbindung gebracht, bevor sie dann ihren beredtesten Ausdruck im persischen Epos Sharafnameh im 16. Jahrhundert findet. 26 Spiegelt sich in dieser Erzählung allein die gleichsam archetypische Auseinandersetzung zwischen den an stetiger politisch-militärischer Kontrolle des Zagros interessierten Reichen der Ebene und den auf ihre Unabhängigkeit bedachten Bergvölkern wider? Oder hat eine so entscheidende Zäsur in der Geschichte Mesopotamiens und Irans wie der Fall des Assyrerreiches doch seine Spuren in der iranischen Überlieferung hinterlassen? Die Frage ist wohl kaum zu lösen. Ich komme zu meinem zweiten Fall:

23 24 25 26

Tuplin 1994. Grayson 1975, 94 (Chronik 3, Zz. 38–46). Die Tontafel B(ritish) M(useum) 21901 wurde veröffentlicht von Gadd 1923. Charmoy 1868–1875 (mit allen wichtigen Hinweisen zum Mythos).

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Die Karduchen oder: Des Großkönigs pfleglicher Umgang mit den Völkern der Zagros 27 „Diese [die Karduchen], sagten sie [die gefangenen Einheimischen], wohnten oben in den Bergen, seien kriegerisch und dem Großkönig nicht untertan; ein königliches Heer von 120000 Mann sei einmal in ihr Gebiet eingedrungen, wegen des gefährlichen Geländes sei aber keiner zurückgekehrt. Sooft sie jedoch mit dem Satrapen der Ebene Verträge schlössen, verkehrten ihre Leute mit jenen und jene mit den ihren.“ (Übers. W. Müri) [18] Wie bereits erwähnt, hat die ältere Forschung die hier von Xenophon in seiner Anabasis (3,5,16) vorgestellte, in den nördlichsten Ausläufern des Zagros (den Καρδούχεια ὄρη [Diod. 14,27,4]) wohnende ‚Völkerschaft‘ als ‚Vorfahren‘ der Kurden ansehen wollen. Der griechische Historiker beschreibt die Karduchen, die sich 401 v.Chr. den auf dem Rückmarsch befindlichen griechischen Söldnern des persischen Prinzen Kyros in den Weg stellen (4,1–4,3), als in Dörfern lebend und Ackerbau, Weinanbau und Viehzucht sowie handwerkliche Tätigkeiten betreibend. Besonders hervorgehoben wird ihre militärische Bedeutung als Bogenschützen und Schleuderer. Auffällig an Xenophons Darstellung der Karduchen sind vor allem zwei Dinge: Zum einen das angeblich prekäre Verhältnis zwischen den Bergvölkern des Zagros und den persischen Großkönigen (3,5,16; Diod. ib.), zum anderen die – gleichsam naturgegebene – Aggressivität des Bergvolkes (Xen. an., ib.), die die griechischen Söldner im übrigen ausgiebig zu spüren bekamen. Auf beides möchte ich im folgenden näher eingehen und dabei mit den Beziehungen zwischen Großkönigen und Bergvölkern beginnen, Beziehungen, die eine spezifisch ‚achaimenidische‘ Note auszeichnete. Ausgangspunkt meiner diesbezüglichen Überlegungen, die ich Ihnen am Beispiel der besser bezeugten Völkerschaften des südlichen Zagros, vor allem der Uxier, präsentieren möchte, sind Xenophons Bemerkung, die Karduchen seien dem Großkönig nicht untertan (βασιλέως οὐκ ἀκούειν), und die von ihm übermittelte Aussage von Dorfbewohnern der Ebene, sie verkehrten jeweils nach Abschluss eines Vertrages mit dem Satrapen der Ebene mit den Bergbewohnern und jene mit ihnen (ὁπότε μέντοι πρὸς τὸν σατράπην τὸν ἐν τῷ πεδίῳ σπείσαιντο, καὶ ἐπιμιγνύναι σφῶν τε πρὸς ἐκείνους καὶ ἐκείνων πρὸς ἑαυτούς). Ähnliches wird – durch den Historiker Arrian (3,17,1–2) – von den Uxiern berichtet, auf die Alexander d.Gr. auf seinem Persienfeldzug im Jahre 330 v.Chr. stößt: „Nach seinem Aufbruch aus Susa überschritt Alexander den Pasitigris und brach in das Land der Uxier ein. Von diesem Volk war der im Flachland lebende Teil (οἱ μεν τὰ πεδία οἰκοῦντες) dem Satrapen der Persis untertan und ergab sich nun Alexander, die sogenannten Berguxier (οἱ δὲ ὄρειοι καλούμενοι Ὀύξιοι) hingegen hatten sich den Persern noch niemals gefügt und auch jetzt zu Alexander Boten geschickt, sie würden ihn auf seinem Zuge nach der Persis mit seinem Heer nur durchlassen, 27 Maßgeblich für das folgende: Briant 1982.

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falls er ihnen zahle, was stets auch der persische König für diese Erlaubnis gezahlt habe. Alexander wies sie ab mit der Aufforderung, sie möchten an den Paß kommen, in dessen Besitz sie sich die Kontrolle jeglicher Zufahrt nach der Persis anmaßten. Dort könnten sie sich von ihm das Geforderte abholen.“ (Übers. G. Wirth) [19] Nachdem Alexander die Uxier in einen Hinterhalt gelockt und ein Massaker an ihnen verübt hat, heißt es bei Arrian (3,17,6) zynisch: „Das also war ihr Geschenk von Alexander, und nur mit vielen Bitten brachten sie es hinterher so weit, daß sie unter Zahlung jährlicher Steuern in ihrem Lande wohnen bleiben durften. Ptolemaios, der Sohn des Lagos, berichtet, die Mutter des Dareios habe sich bei Alexander dafür eingesetzt, er möge doch das Völkchen in seinem Lande leben lassen. Die Steuer, die sie alljährlich zu entrichten hatten, betrug 100 Pferde, 500 Transporttiere sowie 30000 Schafe; Geld nämlich besaßen die Uxier nicht, auch Ackerbau ließ sich in ihrem Lande nicht treiben. Die meisten von ihnen führten ein Hirtendasein.“ Dass die Uxier nur eines von mehreren Bergvölkern waren, deren besondere Beziehungen zum Großkönig Alexander nicht anzuerkennen gedachte, beschreibt der Alexanderhistoriker Nearchos (FGrH 133 F 1 c. 40,6–8): „Ebenso [wie die Uxier] wohnen die Marder als Nachbarn neben den Persern – auch sie sind Räuber (λησταί) – und die Kossaier neben den Medern. Alle diese Völker unterwarf Alexander … Er gründete Städte, damit sie ihr Nomadentum aufgäben und Pflüger und Landarbeiter würden (καὶ πόλησας ἐπέκτισε τοῦ μὴ νομάδας ἔτι εἶναι αλλ̓ ἀροτῆρας καὶ γῆς ἐργάτας). Denn so hätten sie etwas, um dessen Besitz sie fürchteten, und würden einander keinen Schaden zufügen.“ (Übers. G. Wirth) Aus anderen Zeugnissen wissen wir, dass Marder und Kossaier (wie die Uxier der Ebene, die den sesshaften Teil der Völkerschaft ausmachten) sehr wohl auch Ackerbau betrieben (Marder: Curt. 5,6,17; Strab. 16,1,18; Ail. var. 1,34; Kossaier: Arr. 7,15,1–3); da die griechischrömischen Autoren die Bergvölker mit ihrem Streben nach und ihrer tatsächlich erreichten Unabhängigkeit jedoch als natürliche Feinde politischer Ordnung erscheinen lassen wollen, unterschlagen sie kurzerhand diesen Teil einer pastoralistischen Lebensweise, die ja gerade durch die Kombination von Ackerbau und Viehzucht, von temporärer bzw. partieller Sesshaftigkeit und temporärem bzw. partiellem Nomadismus geprägt ist. 28 Mit einer ähnlichen Wirkabsicht stellen diese Autoren die persischen Großkönige (anders als Alexander) auch als den schwächeren Teil der Beziehung zwischen Herrschern und Bergvölkern dar: Anstatt Tribute fordern zu können, müssen sie Zahlungen leisten bzw. Geschenke geben (vgl. Nearch. FGrH 133 F 1g; Strab. 15,3,4) und die Unabhängig28 Briant 1982, 94–112.

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keit der Völkerschaften anerkennen (vgl. Xen. an. 3,5,16). In Kämpfen gegen sie ziehen die Könige den kürzeren, selbst 120000 Soldaten sind – nach Aussage der Gewährsleute Xenophons (ib.) – nicht in der [20] Lage gewesen, die Karduchen zu bezwingen. Wirft man allerdings einen genaueren Blick auf die Zeugnisse, dann erkennt man zunächst einmal, dass fast alle griechisch-römischen Autoren mit der antiken Milieutheorie arbeiten, die eine Verbindung herstellt zwischen dem Klima, der Beschaffenheit des Bodens und dem Naturell der auf ihm lebenden Menschen – hier zwischen dem rauen Klima, dem kargen Boden und der Aggressivität und dem Räuberunwesen der Bergvölker. Zum anderen wird zwischen den Zeilen deutlich, dass die Zagros-­Völkerschaften sich weder außerhalb des Systems der persischen Administration befinden (Uxier: Arr. 3,17,1; Curt. 5,3,4), noch – wie unterstellt – die großen Heeresstraßen kontrollieren 29; außerdem sind sie den Großkönigen durchaus zu Diensten: Als Schleuderer und Bogenschützen, aber auch als reguläre Soldaten unterstützen sie etwa Dareios III.  bei Gaugamela (Diod. 17,111,4–6). Dies alles schließt Konflikte zwischen Großkönigen und Bergvölkern nicht aus, 30 deutet aber bereits an, dass das Ziel persischer Politik nicht die endgültige Unterwerfung oder Sesshaftmachung der Zagros-Völkerschaften war, sondern im Gegenteil die Reproduktion bzw. Verstetigung der spezifischen politischen und ökonomischen Verhältnisse in den Gebirgsregionen. Wie vertragen sich nun aber damit die Geschenke bzw. Zahlungen des Großkönigs an die Bergvölker? Der Bericht Arrians (3,17,1–2) liefert  –  trotz seiner Über- und Verzeichnungen – die Erklärung: Jedes Jahr trafen sich offensichtlich der Großkönig oder der Satrap als sein Repräsentant vor Ort an einem vorher vereinbarten Platz mit den Stammesführern; vermutlich in einer elaborierten Zeremonie ging dort ein Austausch von ‚Geschenken‘ vor sich: Als Gegengabe für seine materiellen Zuwendungen (Arr.: τὰ γέρα; Nearch./Strab. Φόροι/μισθοί/δῶρα) erhielt der Herrscher landesübliche Gaben (Pferde, Schafe etc.) sowie die Zusicherung der Loyalität der Ethnie und ihr Versprechen, im Notfall militärische Hilfe zu leisten. Beide Seiten müssen großes Interesse an dieser Art Übereinkunft gehabt haben, garantierten die Zahlungen des Herrschers doch den Bergvölkern den Zugang zu Edelmetallen und – als eine Art ‚Kaufpreis‘ – den Absatz des Herdviehüberschusses, ihren ‚Stammesführern‘ die nötige interne Autorität 31, dem Großkönig Sicherheit nach innen und militärische Unterstützung nach außen. Dass bei dieser Art Austausch bei aller gegenseitigen Wertschätzung der Vertragspartner und bei allen Sonderrechten der Bergvölker dennoch das magister-minister-Verhältnis zwischen Oberherrn und Untertanen gewahrt blieb, ist ange[21]sichts der Macht der Großkönige kaum zu bezweifeln. Es war diese Form der für beide Seiten äußerst vorteilhaften gegenseitigen Anerkennung, auf deren Einhaltung die Uxier auch beim neuen König Alexan29 Ib., 84–87. 30 Hier ist etwa an die in zahlreichen Zeugnissen erwähnten Auseinandersetzungen zwischen den Großkönigen und den Kadusiern zu erinnern; allerdings gibt es dabei so gut wie keine Hinweise auf die Ursachen der Auseinandersetzungen, widersprechen sich unsere Quellen im einzelnen z.T. sogar (vgl. Briant 2002, 732f.). 31 Briant 1982, 92f.

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der gehofft hatten, und es war ihr Vertrauen gewesen, das der Makedone, für den sich großkönigliche Stellung und Autonomie der Bergvölker nicht vertrugen, zu seinem eigenen Vorteil missbraucht hatte. Auf längere Sicht erfolgreich war Alexanders Strategie im übrigen nicht, im Gegenteil: Weder ihm noch seinen hellenistischen Nachfolgern gelang es, die Bergvölker endgültig zu unterwerfen und den Untertanen in den Ebenen gleichzustellen. 32 Die politische Weitsicht der Perserkönige beim pfleglichen Umgang mit Karduchen, Uxiern und Kossaiern erwies sich so einmal mehr. Die Kyrtier oder: Der Großkönig benötigt militärische Spezialisten Zu den Völkerschaften der Bergregionen Mediens und der Persis, mit denen es die hellenistischen Könige zu tun bekamen, zählten auch die Kyrtier, die inzwischen häufig als eigentliche ‚Vorfahren‘ der Kurden bezeichnet werden. Sie, über die wir nur wenig wissen, möchte ich Ihnen nun zum Schluss meines Beitrages vorstellen. Strabon (11,13,3; vgl. 15,3,1) erwähnt sie zusammen mit den Kadusiern, Mardern und Tapyrern und weist ihnen als Wohnsitze sowohl die Berge von Media Atropatene (Asarbaidschans) als auch die der Persis (Fars) zu. Ähnlich wie Xenophon die Karduchen, so charakterisiert Strabon die Kyrtier als Migranten und Räuber, und auch ihre militärische Qualifikation als Schleuderer verbindet sie mit ihren weiter westlich wohnenden Nachbarn. Als solche waren sie begehrte Spezialisten in den Heeren hellenistischer Könige und Usurpatoren, etwa des aufständischen ‚Generalstatthalters‘ Molon gegen seinen seleukidischen Oberherrn Antiochos III. 220 v.Chr. (Pol. 5,52,5), später dann eben dieses Königs in seinem Krieg gegen Rom 190 (Liv. 37,40,9.14). Kyrtier verstärkten schließlich auch die Verbände des pergamenischen Herrschers und Römerfreundes Eumenes II. im sog. ‚3. Makedonischen Krieg‘ Roms gegen den Antigoniden Perseus 171 v.Chr. (Liv. 42,58,13). Aufgabe der Schleuderer – im Heere Antiochos III. bei Magnesia betrug ihre Anzahl immerhin 8000 – war es während einer Schlacht im übrigen zumeist, durch einen Hagel von Steinen auf die gegnerischen Linien den Kampf zu eröffnen. Die militärische Taktik der Bergvölker in heimatlichem Gelände verdeutlicht der Bericht Xenophons über die Auseinandersetzung seiner Söldner mit den Karduchen. Dort heißt es (4,3): [22] „Als die (griechische) Nachhut an einer Schlucht angelangt war, die man erst zu überschreiten hatte, um dann steil aufzusteigen, wälzten die Barbaren ganze Wagenladungen größerer und kleinerer Steine hinunter, die im Rollen gegen die Felsen schlugen und auseinanderfuhren; man konnte sich dem Einstieg überhaupt nicht nähern …. Sie waren nämlich flink, so daß ihnen auch aus der Nähe die Flucht gelang; denn sie trugen nur Bogen und Schleudern. Sie waren ganz ausgezeichnete Bogenschützen. Ihre Bogen maßen nahezu drei Ellen, die Pfeile mehr als zwei Ellen. Die Sehnen spannten sie beim Schießen so, daß sie mit dem linken Fuß gegen das 32 Besonders bekannt ist der bei Diodor (19,19,2–8) überlieferte Versuch des Antigonos Monophthalmos aus dem Jahr 317 v.Chr., das Gebiet der Kossaier zu durchqueren.

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Abb. 1: Iranische Bergvölker im Altertum (nach Briant 2002, 727).

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untere Ende des Bogens traten. Ihre Pfeile durchdrangen die Schilde und die Panzer. … Als die Karduchen sahen, daß nur noch wenige (Griechen) übrig waren, … da nun drangen sie mutig an und begannen mit Schleuder und Bogen zu schießen. Die Griechen stürmten, den Paian anstimmend, im Laufschritt auf sie los; jene aber warteten sie nicht ab. Ihre Bewaffnung paßte ja auch nur für das Gebirge, für Überfall und Flucht, genügte aber für das Handgemenge nicht.“ (Übers. W. Müri) Angesichts dieser Taktik und dieser militärischen Fähigkeiten, angesichts auch der Vertrautheit der Bergvölker mit dem unwegsamen Gelände ihrer Heimatregionen nimmt es nicht wunder, dass die Perserkönige sich um ein geregeltes Auskommen mit den Karduchen und ihren Nachbarn bemühten, dass sie und auch ihre hellenistischen Nachfolger nur allzu gern die Dienste der Völkerschaften des Zagros in Anspruch zu nehmen geneigt waren. Welche Gegenleistungen Molon, Antiochos und Eumenes allerdings für die Dienste der kyrtischen Schleuderer zu erbringen hatten, ob sie sich bei allem eher am persischen oder am alexandrischen Vorbild orientierten, darüber können wir nur Vermutungen anstellen. [23] Zusammenfassung Die Bergvölker des Zagros, unter ihnen die vermeintlichen ‚Vorfahren‘ der Kurden, die Kyrtier, pflegten besondere Beziehungen zu den politischen Autoritäten der Reiche der mesopotamischen Ebene und des iranischen Hochlandes. Als Pastoralisten mit einer sesshaften und einer ‚nomadischen‘ Komponente nutzten sie die ökologischen Gegebenheiten ihrer Heimatregion in optimaler Weise und waren doch zugleich in der Lage, sich allzu strenger Aufsicht zu entziehen. Im Gegensatz zu Alexander, dessen Versuche der Unterwerfung und Sesshaftmachung der Bergvölker scheiterten, anerkannten die persischen Großkönige und vielleicht auch ihre seleukidischen Nachfolger deren besondere Stellung zum Zwecke der Konsolidierung des Reichsganzen; unter Wahrung ihres Anspruchs auf politische Oberhoheit sicherten sie sich durch regelmäßige ‚Geschenke‘ das Wohlverhalten und die Loyalität der Karduchen, Uxier, Marder und Kyrtier und konnten so im Notfall auf deren militärischen Beistand zählen. Von den Bewohnern der Zagros­ Regionen haben nur die Meder, gleichfalls vermeintliche Vorfahren der Kurden, später die Elymaier, vorübergehend überregionale Autorität ausüben können, ohne allerdings zu einer wirklichen Großreichbildung in der Lage gewesen zu sein. Literaturverzeichnis Anderson 1991 = Anderson, B., Imagined Communities. Rev. ed. London/New York 1991. Bichler 2000 = Bichler, R., Herodots Welt. Berlin 2000. Bichler/Rollinger 2001 = Bichler, R./Rollinger, R., Herodot. Hildesheim 22001. Briant 1982 = Briant, P., État et pasteurs au Moyen-Orient ancien. Cambridge/Paris 1982.

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Ctesias, the Achaemenid Court, and the History of the Greek Novel* ** Introductory remarks A book of Ctesias of Cnidus was read, the History of Persia (ta Persika), in 23 books. In the first six books Ctesias deals with Assyrian history and everything that predated Persian history. From book seven onwards, however, he gives a detailed account of Persian history and in his books seven, eight, ten, eleven, twelve and thirteen he describes the history of Cyrus, Cambyses and the Magus, and Darius and Xerxes – and this differs from the Histories of Herodotus in almost every way. And he exposes Herodotus as a liar in many matters and calls him a writer of fables (logopoios). And he is later than him. He says that he was an eyewitness (autoptes) of most of the things he recounts or that, when it was not possible for him to see, he made sure that he personally heard accounts from Persians themselves and that this is how he wrote his history (historian syngrapsai). He not only writes things that are at odds with Herodotus, but in various places he disagrees also with Xenophon, son of Gryllus. He was in his prime in the time of Cyrus, son of Darius and Parysatis, the brother of Artaxerxes upon whom the Persian kingship devolved. (Photius, Library 72 p. 35b35–36a6 (T8 Lenfant); quoted after Llewellyn-Jones/Robson 2010: 100). It has often been stressed, rightly, that – aside from the history of Greek­ Oriental contact – the Achaemenid court is the main topic of Ctesias’ oeuvre, 1 introduced to us in the quotation above by the Byzantine epitomator Photius. This focus has been ascribed to the court being Ctesias’ principal place of residence, which would make the author, a doctor from Cnidus, an eyewitness. Thus it does not come as a surprise that in modern accounts of the Achaemenid court, Ctesias has often been quoted as a [128] principal source for events at and the institutions of that specific court. Nevertheless, modern scholarship rightly distinguishes between the characteristic features and institutions of the Persian court described by Ctesias and others, and the Ctesianic representation and assessment of * Wiesehöfer, Josef, Ctesias and the Achaemenid Court, in: T. Whitmarsh (Hg.), The Romance between Greece and the East, Cambridge 2013, 127–141. ** This is partly a greatly revised and extended English version of Wiesehöfer 2011. For older treatments of the topic, cf. Sancisi-Weerdenburg 1987 and Briant 1989. In recent years, three major works on Ctesias have been published: Llewellyn-Jones and Robson 2010; Wiesehöfer, Rollinger and Lanfranchi 2011. See now also Madreiter 2012. 1 For the Achaemenid court, see Rollinger and Wiesehöfer 2009 and the articles in Jacobs and Rollinger 2010.

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these marks and institutions. 2 It has been agreed that the Greek author tried to draw a specific image of the Persian court that is defined by violence, intrigues and a weak monarch. One must keep in mind that Ctesias’ main work bears the title Persika and describes the sequence of three world empires of the East in twenty-three books: the Assyrian, the Median and the Persian empires, from the legendary creation of the first by Ninus and Semiramis till the eighth regnal year of Artaxerxes II. However, the main focus is on Persian history, the story of which amounts to seventeen books, in contrast to three books apiece on Assyrian and Median history. The Persian section of the work might already have been in circulation as a separate book in antiquity. Scholars normally date its publication to between 393 and 385 BCE. If Ctesias did not stay at the Persian court – we shall consider that problem later on – then the years after 398/7, i.e., the eighth regnal year of Artaxerxes II, would also be possible. Since we can still not be certain about the origin and dates of publication of the many books on Persian history or institutions of the late fifth and early fourth century BCE, we are still unable to reconstruct the wider literary context. The original text of the Persika is lost apart from four smaller direct quotations. The work’s main and most direct way of tradition is via the epitome of the Byzantine patriarch Photius, published in the ninth century CE, and already mentioned above. Other important transmitters of the tradition are Diodorus, Nicolaus Damascenus and Plutarch. However, with all of them we have to reckon with a relatively high degree of distortion of the original because of their specific personal taste and intentions. A large international conference on Ctesias, which took place close to Kiel in 2006 and whose proceedings were published in 2011, 3 was dominated by discussion of the question whether Ctesias has any right to be called an eyewitness of contemporary Persian conditions. During the conference Marco Dorati and others pointed out not only that in Ctesias there are remarkable parallels to the biography of the Greek doctor Democedes of Croton handed down to us by Herodotus, 4 but also that there is no literary or epigraphic support at all for all the biographic details of Ctesias’ life outside the Persika itself, except one very short disputed quote [129] in Xenophon (An. I.8.26f. [T 6aβ Lenfant]: “Ctesias the doctor also says that he treated the wound himself … Ctesias relates how many men in the King’s entourage died; for he was with him.”). Fourth-century orators and historians simply ignore Ctesias, even when they are dealing with questions Ctesias claims to have been involved in. 5 In this chapter, however, I shall attempt an analysis that may lead us to a reappraisal of Ctesias’ view of the Achaemenid court, and may also yield additional clues in the aforesaid debate on the historicity of the author’s stay in the Persian Empire (as well

2 Briant 2002: 256. 3 Wiesehöfer, Rollinger and Lanfranchi 2011. 4 Dorati 1995; 2011; for the relationship between Ctesias and Herodotus, see the different views of Bichler 2004 and Bleckmann 2007. 5 In contrast to Dorati and others, Lenfant 2004: VII–XXII; Stronk 2010: 3–15 and Llewellyn-Jones 2010: 7–17 all are convinced of Ctesias’ status as an eyewitness.

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as bearing on the question of the original version of the Persika). 6 Even so, questions arise: how much information about the court does Ctesias present; what specifically marks this information as Ctesianic; and what intention underlies the author’s presentation of this information? To answer those questions, it is necessary, first, to consider the court as an historical phenomenon. For that, the model of an ‘ideal type’ of court might be a useful yardstick against which the specifically Ctesianic Persian court may be measured. This model has been created with the help of research on mediaeval and early modern European courts and has been briefly summarized by Aloys Winterling quite recently. 7 Ctesias cannot, of course, be expected to sketch the entire panorama of such an ideal court. However, it will nevertheless be informative to see what characteristic features of a court he does describe and assess, and which he mentions only in passing or not at all. Apart from the problem of the literary genre of Ctesias’ work (see below), our author, with his ‘romanticised’ Persian and Indian ‘histories’ and his ‘novelistically thrilling and touching stories’ 8, has sometimes been called a forerunner of the Greek novelists. 9 My article is also intended to contribute to both these debates. The court One might first define ‘court’ – with Winterling – as ‘the extended “household” of a monarch’, i.e. as a ‘spatial, social, economic and stately unit’ of a person who is ‘able to claim successful “political” rule, exceeding that over his own “household” and competing nobles and to dispose thereby monopoly-like of socially rare goods like power, honour and wealth’. 10 The [130] royal ‘household’ exceeds other aristocratic ‘houses’ not least because it contains (whether permanently or temporarily) numerous people ‘who do not belong to that “household” in the original sense of the word’. The original and extended circle of people are responsible for the fact ‘that the social relations at a court differ from those of noble “households” by specific structures of communication and organization as well as by its functions in a general social context’. 11 When we turn to the Ctesianic Persian court, then, the following aspects are to be taken into consideration: a) the way in which the court manifests itself materially, as an ‘itinerant’ or a ‘fixed’ palace (residence); b) the presence of different groups of people at court (which may vary over time): how is the group of people closest to the ruler recruited, and of what members does it consist?; c) the communicative structure of the court, not least the role of royal ‘favour’ and the subjects’ opportunism; d) the function of the court 6 Cf. the caveat of Stronk (2010: 34f.). 7 Winterling 2004; Hirschbiegel 2010. Ancient courts have become a major topic of research in the last few years: see Spawforth 2007; Jacobs and Rollinger 2010; Potter and Talbert 2011. 8 Bichler 2007b: 477. 9 Cf. e.g. Holzberg 1992b: 84; 1996: 629–632. 10 Winterling 2004: 78–79. 11 Winterling 2004: 79.

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in the context of political decision-making and monarchic representation; e) the significance of the court as a place where rank may be manifested for a wider social context. 12 The Ctesianic Persian court It comes as no surprise that most Ctesianic remarks on the Achaemenid court are located in that part of the text for which the author claims first-hand testimony. For this reason the main focus of my analysis will be on the time of Artaxerxes II. The ‘stationary’ and the ‘ itinerant court’ Despite Ctesias’ claims to have resided both at the stationary ant the itinerant court, 13 there is (surprisingly) no observation that one can test archaeologically, or which might be of some evidentiary value for the material structure of a place or a residence. This applies equally to all the substantial residences, of Babylon, Susa and Ecbatana; Persepolis is not mentioned by our author at all (nor in pre-Alexandrian Greek literature in general). If we want an insight into the whole ensemble of the palace staff and the other people ‘at court’, the man from Cnidus is a less than ideal ‘companion’ or ‘tour guide’. [131] The ‘ inner’ and the ‘outer court’ Court research distinguishes an ‘inner court’ of people permanently in the ruler’s personal vicinity from an ‘outer court’ with others whose presence is only temporary. Members of the ‘inner court’ are, of course, the king and the members of his household who are closest to him: his relatives as well as the domestic functionaries. Additionally, there are people who do not count as members of his ‘household’ in the strict sense, but who regard court service or a presence at court (and with it their special role in the ruler’s vicinity) as so attractive that they voluntarily seek the service of the monarch. There are other people whom the king asks or summons to his court. With the help of the members of his household and the other people permanently present, the monarch is generally able to display the court’s ‘stateliness’, in the sense that it clearly amounts to an institution in its own right, and acquires organisational complexity with court offices, favour hierarchies, and so forth. In the end, he may also make it a place of representation, embracing the whole range of forms of symbolic communication, such as art, architecture, ceremony and costume, which legitimise his authority. 12 Winterling 2004: 89–90. 13 Cf. Lenfant 2004: IX–XVI.

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Members of the ‘outer court’ are those whom the king appoints in the distant imperial service (for instance as provincial governors) and whom he supplies with land and income in the provinces. There are others whose interaction he seeks only at the ‘outer court’, and not in the centre of power (for example, potential rivals for the throne). In general, such figures appear at court only irregularly or the court visits them only on certain occasions. If we now turn again to the Ctesianic oeuvre, we recognise that the author only allows us a very narrow view of the personnel at court. He knows the members of the royal family (the king – Ctesias never calls him ‘Great King’ or makes use of other indigenous oriental titles – the heir to the throne, the king’s sons), and the women of the royal ‘household’ (the spouses, the princesses and the concubines) who play such an important role. He locates the latter into certain separate residences, and ascribes to them numerous affairs (cf. Amytis F13 §32; F14 §34.44) and – with respect to Amestris (F14 §39) and Parysatis (for example, F16 §61.66–67) – special cruelty and influence over power. 14 He knows domestic servants of the royal household and at court, with – at least until the time of Darius II – eunuchs playing a special, mostly baleful role, thereby upsetting the usual [132] order of rank. 15 He writes of Greek doctors who, like the author, hold a prominent place; 16 he also mentions, at the end of his report, court offices (like that of the ‘chiliarch’ [azabarites]: F15 §49) and court titleholders (like the ‘table companions’ [homotrapezoi]: F14 §43), without, however, reconstructing the organisational complexity of the court (I shall turn to all that later on). 17 Above all, the characteristic features, institutions and specialists of the political and administrative as well as the economic and fiscal activities of the court remain strangely superficial and colourless. 18 We know from other sources that Persia knew formalised committees for the consultation of the king that consisted of court office holders and special confidants. Although our author is at least acquainted with the king’s ‘friends’ (philoi) and ‘relatives’ (syngeneis), Ctesias’ royal counsellors are mostly individuals who normally give detrimental instead of useful advice. Besides this, virtually no light is thrown on the economic provisioning of the court, and the personal attendance record of its lord. 19 If (as is conventional) one considers the recruitment of the people closest to the ruler as an indicator of the stability of a monarchy, then there is again no real system: their choice seems partly arbitrary, allegiances are fragile, and the cohesion of the court society and the royal supervision of them are barely visible, even if the monarch generally makes the final decision. 14 For the women of the Achaemenid royal family and court, see Brosius 1996; also Briant 2002: 277–186. For the women in Ctesias’ work, cf. Auberger 1993; 1995; Lenfant 2004: CXV–CXVIII; CXX–CXXIII. 15 For the eunuchs at court and the problems of Greek terminology, see Briant 2002: 268–277; Jursa 2011; Pirngruber 2011. – For Ctesias’ eunuchs, see Lenfant 2004: CXV–CXX. 16 Briant 2002: 264–266; Brosius 2011. 17 For the court offices and court officials, see Briant 2002: 258–264; 307–338; Keaveney 2010; Wiesehöfer 2010. 18 See Briant 2002: 422. 19 See Briant 2002: 286–297.

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The ‘outer court’ is also addressed when Ctesias mentions the summoning of family members, of satraps (F13 §11–12; F15 §50) or of the members of the families of high imperial officials, who – as it were – serve as political hostages for the good conduct of their clan chiefs (F14 §42). But here too there is no systematic treatment of the problem. Communication at court A person’s position at court is dependent on royal favour or mercy. 20 The gift of the ruler, it symbolises the personal closeness to and the accessibility of the ruler, and thereby becomes a vehicle for information about the status of a single member of a court society. At court, there is a kind of favour hierarchy – partly because of the shortage of possibilities to interact with the monarch – as well as a competition among courtiers for the king’s favour. [133] Because of that rivalry, there might develop a secondary favour hierarchy (of favourites of the ruler and people in the favourites’ favour), and the rivalry might become more set in the form of factions at court. Courtly hierarchies are generally very unstable. Unexpected rises and sudden falls of individuals are absolutely characteristic for court societies. The competition for favour at court normally leads to opportunistic behaviour or to disingenuous communication, while flattery towards the ruler or intrigues and defamation of competitors are a daily occurrence. These are the communication structures and patterns Ctesias mentions and describes in vivid detail as characteristics of the Persian court. Oaths and other forms of ‘contract’ (dexiosis etc., 21 F9 §8; F14 §34), gifts of the ruler and to the king (F13 §26), common meals (F27 §70) as well as individual careers, positions of trust and sudden falls are said to document the Achaemenid favour hierarchies (cf. the biography of Megabyzus, F14 §37–43, or of the eunuch Artoxares F14 §42–F15 § 54). However disingenuous communication seems to predominate clearly: eunuchs and women, and others too, scheme and intrigue so as to lead competitors astray. 22 Nevertheless, as far as the main characters are concerned, there is no uniformly bad eunuch or woman. King Artaxerxes fakes history (i.e. the story of the death of his brother Cyrus); 23 he rules, rewards and punishes partly extremely arbitrarily but, at the same time, he is an extremely vulnerable person, like the kings before him (because of throne crises, revolts or disingenuous communication of people at court). In particular, Ctesias gives special attention to the sudden rise and fall of favourites (cf. for instance the biography of Megabyzus: F14 §37–43), and it is not by chance that we owe to him particularly impressive and colourful descriptions of the Persian punishments for disloyalty. 24 However, most of those sanctions seem to have sprung up from the author’s 20 Cf. Wiesehöfer 2010. 21 Knippschild 2002; Jacobs and Rollinger 2005. 22 Ctesias presents a particularly vivid picture of the scheming and grueling, but at the same time attractive women (and their somewhat naive victims). 23 Lenfant 2004: CXI. 24 Cf. Rollinger 2010.

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fantasy. To sum up, I would say that Artaxerxes’ Ctesianic court is not marked by internal order, steady rules and dependable communication structures; rather, the uncertainty of positions (including that of the king) and of hierarchies as well as – I quote Montesquieu’s descriptions of the French Early-Modern court – ‘fear of truth, flattery, betrayal, falseness …’ 25 of the people at court determine the scene. The court as the political centre [134] Power is exercised not only by the monarch, but also by those in his vicinity, for instance while trying to influence the ruler, favouring other courtiers whose favour corresponds to their own, or procuring for them access to the king. Corruption and patronage are signs of those possibilities. 26 The monarch himself might have the problem controlling the structures of power and influence. Favourites can become rivals, or perhaps support potential rivals from the ruler’s family. This might result in the fall or even death of the favourite or the king himself. If the latter wants to prevent this from happening, he is forced to become especially distrustful of those who stand next to him and whom he would normally trust the most. At the same time, however, one function of the court is the representation of kingship towards the aristocracy and the representatives of the neighbouring states. This representation is served by the court offices and the court ceremonial as well as the banquets and festivities, the exalted lifestyle and the material splendour of the residence and court. 27 As far as the Ctesianic description of the Achaemenid court is concerned, it becomes apparent that there is in fact very little information about royal power and representation. In fact, the king appears rather as a person who is easily influenced. Many exert that influence, or at least try to do so. Chief among them are the eunuchs, 28 whom Ctesias rightly characterises as ‘chamberlains’, not ‘castrati’; secondly, the female members of the royal household and the court, who also serve in narrative terms to dramatise events and link

25 ‘… le désir de s’enrichir sans travail, l’aversion pour la vérité, la flatterie, la trahison, la perfidie … forment, je crois, le caractère du plus grand nombre des courtisans, marqué dans tous les lieux et dans tous les temps.’ Truc 1961: I,28. 26 Wiesehöfer 2010. 27 Jacobs 2010; Kistler 2010; Henkelman 2010. 28 In Ctesias, the special influence of the eunuchs – who survived only into the reign of Darius II – becomes apparent in the following areas: they transfer the corpses of late kings into Persis and guard the kings’ tombs (cf., e.g., F13 §9; F13 §23); they are involved in the conspiracy of the Magi (however, they also announce it) (F13 §13, F13 §13.15); they are actively involved in the murder of rulers and successors to the throne (F13 §33; F15 §48), but also in the identification of a successor (F15 §50). The vita of Artoxares (F14 §42–F15 §54) symbolises particularly well not only the political possibilities of powerful eunuchs, but also the lability of their special position at court.

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together single episodes; 29 thirdly, the members of an ‘inner circle’ of royal confidants. 30 Lobbyism, patronage, corruption (cf. F30 §73 for Euagoras’ gifts to Satibarzanes), shifting alliances and advancement [135] and loss of social status at court are a regular occurrence. In that regard, Ctesias’ description particularly brings into focus the (in the end totally fruitless) promotion of the king’s brother Cyrus by the queen mother Parysatis and other courtiers (F16 §59), the revenge of the queen mother on the ‘murderer’ of her favourite son (F16 §66–67) and the conflict between Parysatis and the king’s no less cruel (F16 §58) spouse Stateira (F27 §70), a conflict in which the king himself remains conspicuously passive. 31 Moreover, some narrative elements of such scenes remind us of those of Greek novels and perhaps also of post-Euripidean tragedy. Nevertheless, hardly ever are the mechanisms of power and control of the influence really apparent; instead, snatches of gossip and the view through the keyhole predominate. The court as a place of social ranking The ‘inner court’ is also a symbol of social order, a place where social ranking is put on display and different elite groups are integrated. This is true equally for the monarch, those closest to him and the relations between them. The everyday court ceremonial is a reflection of these positions and relations. Ctesias describes this sort of rank manifestation only rudimentarily, for example, when mentioning bearers of special court titles (‘table companion’: homotrapezos), owners of special court offices (‘chiliarch’: azabarites) and close confidants of the ruler. But again one does not have the impression that social ranking at the Persian court distinguished itself by steadiness, reliability and internal order. Intimates of the king come and go, people rapidly reach the king’s favour and lose it again just as quickly; everything seems arbitrary and protean. Ctesias is not very much concerned with the court ceremonial by which social ranking manifests itself in a particular way. Ctesias and his Persika Let us try to draw a conclusion that points at the same time towards the character and effect of the court sections of Ctesias’ work, and his intentions when writing his Persika. 29 Lenfant (2004: CXVI) rightly observed that women increasingly take over the eunuchs’ position as influential members of the court after Artoxares’ death. However, most women of the royal family and the court remain in the shadow of history; only a few of them, like Parysatis and Stateira in King Artaxerxes’ time, enter into highly positions, without however being able to exert decisive political power. 30 At the beginning of each king’s rule, Ctesias mentions the people who are the most powerful ones (megiston de par’ auto edynato etc.; F13 §9–24.33; F15 §48.54). 31 Ctesias only talks about the king’s anger (orge) (F27 §70); only Parysatis’ eunuchs and Ginge, one of her intimates, get punished.

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As we can see, his description of the Achaemenid court is not systematic, and makes no attempt to record [136] historical developments. There is an analogous image of the Persian court beyond those sections of the Persika for which Ctesias himself claims to have been an eyewitness. There are even quite evident overlaps in substance with his view of Assyrian palace life in Babylon from the era of stagnation onwards (i.e. the reigns of Ninyas and Sardanapallus). Ctesias’ portrayal of the court is therefore not a detailed and historically differentiated reconstruction of the specifically Achaemenid form of the ‘inner’ and the ‘outer court’. It may also raise serious doubts about the historical reliability of his description of Persian court life and his characterisation of Achaemenid kings, queens, functionaries and courtiers. Although almost all historians of Achaemenid history do agree on that, this statement, in my view, still needs re-emphasising. Not only has research traditionally relied heavily on Ctesias when seeking, for example, to write biographical sketches of Artaxerxes II and his mother Parysatis, but also popular textbooks still cling to that ‘orientalistic’ view of pre-Islamic Persian monarchy. As regards the character of the court, Ctesias’ description is a mixture of (alleged?) experiences and imaginations; the court appears as a place of regularly returning violent scenarios (conspiracies, revolts, intrigues, longings for revenge, cruel punishments), a place without stability and rules. The domain of an indeed authoritative, but rather double-minded and easily influenced monarch, a playground of scheming people and a ‘dangerous place’ for people of integrity. 32 Dominique Lenfant is certainly right when she states that Ctesias does not follow a self-contained pattern of rise and decadence, but provides us with the image of an empire, a monarchy, a court that are marked by the regular return of certain identical detrimental scenarios. 33 However, this observation does not address the point that the Persian monarchy appears in itself as a weak, often threatened, political institution. Let us return to Ctesias’ presentation of the Achaemenid court. Our main concern should not be to reconstruct historical events or Achaemenid institutions. With Ctesias we can observe the same scholarly line of argumentation as with Herodotus: the blame for his historical faults and historical weaknesses are put on his sources and his informants. 34 However: … with the attempt to do away with obvious embarrassing information at the expense of postulated but not stringently verifiable sources – rumours, court gossip, circulating traditions – one too easily yields to the temptation [137] to build up a hypothetical construct (of Ctesias’ sources) for the sake of the generic term ‘historiography’ and by way of a basic trust in Ctesias’ claim to have been an eyewitness.

32 Lenfant 2004: CXXXVI. 33 Lenfant 2004: CXXXVI. 34 Cf. Stronk 2010: 30: “To blame Ctesias for the nature of his sources seems to be an inadequate way to deal with him.”

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This hypothesis becomes a non-dischargeable debt when it comes to providing evidence for it. 35 Instead of using Ctesias as a source for the reconstruction of the history of events or for the characterisation of Achaemenid institutions we should rather be interested in him as a highly influential source for Greek views of the Orient. Generally, we would love to know more about the cultural and political discourses current in Greece in the first half of the fourth century BCE and in which Persia played a prominent role. 36 They helped to mould the identities of many Greek contemporaries; but they were probably also part of a game of addresses and responses, and they were probably much more diverse than the surviving fragments would have us believe. 37 Recent research on the imagery of that specific period could show that attitudes towards Persia must have been much more diverse than formerly thought, with variations depending on questions of genre, context, the convictions of individual artists and commissioners, and political circumstances. 38 Since Ctesias – in spite of some historically correct observations – can scarcely serve as a source for the reconstruction of Achaemenid court life, we have to deliberate again on two of our introductory questions: to which genre does the Persika belong, and what intention could the author have had with the publication of his work? Is he rightly to be called an historian? Or was Felix Jacoby – who taught Greek and Latin at my own university from 1905 until his forced retirement in 1935 – right when he called him ‘one of the fathers of the historical romance’? 39 It goes without saying that Ctesias is not to be measured against modern theory-governed historiography. But already in antiquity there was argument as to the correct definition of a historian and a poet, and the assigning of Ctesias’ work to a particular [138] genre was felt to be problematic. Compare, for example, Photius’ comment on the pleasure of reading Ctesias with Dionysius of Halicarnassus’ view of both Ctesias and Herodotus in his work On literary composition (De compositione verborum); and the two of them with Demetrius’ so-called ‘Scythian discourse’ in his work On style (De elocutione) in which he praises Ctesias for the expressiveness/vividness (enargeia) displayed in his work: 35 Bichler 2011: 22: ‘Denn mit dem Versuch, sinnfällige Peinlichkeiten zu Lasten postulierter, aber nicht stringent nachweisbarer mündlicher Quellen  –  Gerüchte, Hofklatsch, kursierende Traditionen – aus der Welt zu schaffen, erliegt man in meinen Augen allzu leicht der Versuchung, um des Gattungsbegriffs der Historiographie willen und aus einem Grundvertrauen in Ktesias’ Wort als Augen- und Ohrenzeuge heraus ein riesiges Hypothesengebäude (über Ktesias’ Quellen) zu errich­ ten, das zur uneinlösbaren Hypothek wird, wenn es gilt, dafür Beweise zu liefern.‘ 36 But see now Madreiter 2012. Cf. Stevenson 1997; Binder 2008; Lenfant 2009; Lenfant 2011. 37 I doubt whether one is allowed to speak of ‘Classical Greek self-identity’ or ‘rational identity against the ever-changing yet ever-present external Persian threat’ (Llewellyn-Jones 2010: 55) in the light of the political and ideological heterogeneity of Greece (and sometimes even of individual polis communities). 38 Hölscher 2000. 39 Jacoby 1912: 2064; for the following, cf. the extensive treatment of the topic in Stronk 2010: 36–54 and Madreiter 2012: 118–125.

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This syngrapheus (‘prose-writer’/‘historian’/‘composer’ ?) [sc. Ctesias] is both very clear and simple. For this reason his writing is enjoyable … And he does not take his narrative off into inappropriate digressions like Herodotus. (Photius 72 p. 45a5ff. (T13 Lenfant), trans. J. Robson) The work of both the syngrapheus from Cnidus, Ctesias, and the Socratic Xenophon contains a style (lexis) that is as pleasurable as possible, but it is nevertheless not composed as beautifully as it could be. I am talking generally, and not absolutely, since in the work of the former writers [sc. Thucydides and Antiphon] the arrangement of passages can be pleasurable and in the work of the latter it can be beautiful. Herodotus’ composition (synthesis), however, displays both these qualities: it is both pleasurable and beautiful. (Dionysius of Halicarnassus, On literary composition 10.4f. [T12 Lenfant]) In short this poet (poietes)  –  for it would be reasonable to call him a poet  –  is a master of vividness throughout his work. (Demetrius, On style §215 [T14a Lenfant]) Modern scholars have also argued about the correct characterisation of Ctesias’ work for decades. In recent history, some have considered that the Persika is a kind of ‘fictional historiography’ ( fiktionale Geschichtsschreibung) 40, others that it represents ‘history that places emphasis on exemplary fiction’ (auf modellhafte Fiktion setzende Historie). 41 A third group of scholars would like to suggest the term ‘faction’ for a mixture of facts and fiction with didactic and entertaining purposes. 42 The question was also an important issue at the 2006 Salzau conference. 43 And the editors of the last text editions and translations respectively still have the same difficulties of classification: Ctesias is deliberately blending historical fact and novella-style storytelling in order to create a rich, fluid, and gripping historical drama … We can now regard the work as one in which historiography … is blurred into a kind of creative dramatic historical novella  …  During his years in Persia he observed, asked questions, listened, recorded, and transmitted the rich mixture of authentic Persian stories of kings and dynasties in this unique melange of history, gossip, fantasy, and (tragic) poetry. 44 … we should therefore … constantly bear in mind that we are not facing a historical work stricto sensu, but the didactical work of a ‘poet’, treating historical persons and events in a, perhaps, more or less invented historical context (of which, of course, many or even most parts may be quite accurate). We even might, perhaps,

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Bleckmann 2006: passim. Bichler 2007b: 476. Cf. Holzberg 1996: 629: ‘author of a novel-like historical text’. Cf. Stronk 2007: 44.55. Cf. Wiesehöfer, Rollinger and Lanfranchi 2011. Llewellyn-Jones 2010: 76, 78, 86.

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consider him as a kind of Tragic Historian, 45 a kind of forerunner to that style, a mixture between novel-like literature and ‘genuine’ historiography. 46 Although both quotations testify to the shift in scholarly debate from the ‘historian’ Cte­ sias to the ‘writer/poet’, they nevertheless – in my view unconvincingly – try to save his Persika as a piece of historiography. In her recently published thesis, Irene Madreiter takes over from literary theory (L. Hutcheon) the term ‘historiographic metafiction’ to characterise the Persika. In her view, Ctesias, by his narrative art, might have been capable of captivating generations of readers, and at the same time using the opportunity to play to the gallery by ascribing to himself the prominent role of a doctor and diplomat of the Persian Great King consulting the basilikai diphtherai. 47 Even if I am much more sceptical than many of the other scholars about Ctesias’ life at the Persian court and about the ‘historian’ Ctesias, I fully agree that the author’s affiliation to a specific literary genre, not least to classifications of a modern kind, is a problematic issue. In that sense Ctesias’ work is really ‘indefinable’, 48 or at least it contains a mixture of different  [140]  genres. 49 That Ctesias, like Xenophon in his Cyropaedia, 50 deliberately and probably also extensively used the novella form has recently rightly been underlined by Lloyd Llewellyn-Jones; however, the same author has also made clear ‘that it is impossible to know if the novellas  …  were broken up into several episodes  –  as in Xenophon – or recounted as a complete tale’. 51 The problem whether we should call the 45 Cf. alreadly Marasco 1988: 88. 46 Stronk 2010: 42; cf. Stronk 2007, 2011. See also Marincola 1997: 22: a ‘historical narrative [which] contained much palace intrigue and seems to have frequently shaded into romance’; Whitmarsh 2008: 2: a ‘romanticised Persian history’. 47 ‘Die Persika daher (wenigstens in Teilen) als historiographische Metafiktion zu verstehen, gibt dem Werk jenen Wert zurück, den man ihm nimmt, will man es als Historiographie strictu sensu [sic] lesen. Die res factae werden insofern rehabilitiert, als das Fremde erst existieren muss, damit man es verarbeiten kann, wir also keine reinen Konstruktionen oder Fiktionen vor uns haben. Ktesias’ Persika stellen eine begriffliche Erfassung des historisch Wahrscheinlichen dar, in denen fingierte Quellenangaben (basilikai diphtherai) und konstruierte Biographien Bestandteil seiner Darstellung sinnvoller Abfolgen des Geschehens sind.’ (2012: 124f.). I am not quite sure whether the term historiographic metafiction – which is pointing at a quintessentially post-modern art form with inherent reflections on the qualities of history, examples of anachronism to break illusions or insecure narrative situations as important stylistic devices, and where historical figures are highly fictionalised, and pastiche and parody are central ways of presenting character portraits – is really the right term to be used in this respect. However, I must confess that Madreiter’s way of reconciling res factae and res fictae to me seems quite convincing. 48 Stronk 2010: 47. 49 Bichler (2011: 24): rightfully comments on the genre debate: ‘So steht ein Unstern über dem Bemühen, einen Autor als Historiographen zu würdigen, dessen Werk sichtbar den Anforderungen an dieses Genre nicht genügen will, auch wenn sein literarischer Reiz kaum zu bestreiten ist.’ See also Madreiter 2012: 120. 50 Cyr. 5.1.1–5.1.30; 6.1.30–6.1.55, 4.1–4.20; 7.3.3–7.3.17 (the Panthea novella); cf. Gera 1993: 209. 51 Llewellyn-Jones 2010: 68–76.

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use of the novella-format the beginning of the history of the novel or not depends on the definition of ‘novel’. In the end, we have to ask ourselves what goal Ctesias may have set out to achieve with his Persika. Again, Irene Madreiter is, in my view, able to show quite nicely how Ctesias played with the expectations of his audience by asking them measure the intentions and deeds of his multifaceted oriental characters against the respective Greek norms. Presumably, his audience or readers might have been highly irritated if those characters acted contrary to their expectations, and those irritations might be detected, for instance, in many of Plutarch’s comments on Ctesias’ remarks. Madreiter also claims that  –  apart from Ctesias’ playing with his literary models, not least Herodotus and Hellanicus, 52 and from the historiographically well-known claims of authentication (autopsy, interrogation of witnesses and study of files) – the author might primarily have been concerned with clarifying his own views of an ideal rule and of the possible dangers of Greek poleis’ aspirations for hegemony; one may add, particularly in a time of intensive Greek reflection on the ideal state and the recurring breakdown of negotiations on a long-term koine eirene. Thereby, the Achaemenid Empire would serve as the deterrent example of an absolute monarchy in which the injurious influence of wealth and the informal power of women and eunuchs become apparent. However, in doing so, Ctesias seems to play with different modes of moral behaviour and human action and to avoid black-and-white images. He resorts to means of ironic dissociation just as to those of an entertaining kind. Madreiter also assumes a patriotic Cnidian anti-Persian trait of the work. 53 On the other hand, Ctesias’ on the whole rather stereotyped perspective on the Achaemenid court, although probably actually meant as a warning to his Greek contemporaries, appears rather to have served the prejudices and needs of an ancient as well as a post-ancient readership, who could shape their own identity by distancing themselves from the foreign and the unfamiliar other. Thus Ctesias has helped to lay the foundation of the caricature of an ‘oriental despotism’, to colour that image and to implant it into the heads of Greeks and Romans and their post-ancient admirers. Literature Auberger, J. 1993, Ctésias et les femmes, in: Dialogues d’Histoire Ancienne 19, 253– 272 Auberger, J. 1995, Ctésias et l’Orient: un original doué de raison, in: Topoi 5, 337–352 Bichler, R. 2004, Ktesias “korrigiert” Herodot. Zur literarischen Einschätzung der Persika in: Heftner, G. (ed.), Ad fontes! Festschrift G. Dobesch zum 65. Geburtstag am 15. September 2004, Wien, 105–116 Bichler, R. 2007, Der “Orient” im Wechselspiel von Imagination und Erfahrung: Zum Typus der “orientalischen Despotie”, in: Luther, A./Rollinger, R./Wiesehöfer, J. (eds.), 52 Cf. Bichler 2004; Stronk 2010: 34 who wants to make Aeschylus, Euripides and others part of the game. 53 Madreiter 2012: 125–133.

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Getrennte Welten? Kommunikation, Raum und Wahrnehmung in der Alten Welt (Oikumene, 2), Frankfurt, 467–492 Bichler,  R.  2011, Ktesias spielt mit Herodot, in: Wiesehöfer,  J./Rollinger,  R./Lanfranchi,  G.B.  (eds.), Ktesias’ Welt  –  Ctesias’ World (Classica et Orientalia, 1), Wiesbaden, 21–52 Binder, C. 2008, Plutarchs Vita des Artaxerxes. Ein historischer Kommentar (Göttinger Forum für Altertumswissenschaft. Beihefte, N.F. 1), Berlin Bleckmann, B. 2006, Geschichte als Fiktion. Neue Studien zum Autor der Hellenika Oxyrhynchia (Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen. Philologisch-Historische Klasse, Dritte Folge, 277), Göttingen Bleckmann, B. 2007, Ktesias von Knidos und die Perserkriege: Historische Varianten zu Herodot, in: Bleckmann,  B.  (ed.), Herodot und die Epoche der Perserkriege. Realitäten und Fiktionen. Kolloquium zum 80. Geburtstag von D. Kienast (Europäische Geschichtsdarstellungen, 14), Köln/Weimar/Wien, 137–150 Briant,  P.  1989, Histoire et idéologie: Les grecs et la “décadence” perse, in: Mélanges P. Lévêque, t. 2, Paris, 33–47 Briant, P. 2002, From Cyrus to Alexander. A History of the Persian Empire, Winona Lake Brosius, M. 1996, Women in Ancient Persia (559–331 BC), Oxford Brosius,  M.  2011, Greeks at the Persian Court, in: Wiesehöfer,  J./Rollinger,  R./Lanfranchi,  G.B.  (eds.), Ktesias’ Welt  –  Ctesias’ World (Classica et Orientalia, 1), Wiesbaden, 69–80 Dorati, M. 1995, Ctesia falsario?, in: Quaderni di Storia 41, 33–52 Dorati, M. 2011, Lo storico nel suo testo: Ctesia e sua “biografia”,in: Wiesehöfer, J./Rollinger, R./Lanfranchi, G.B. (eds.), Ktesias’ Welt – Ctesias’ World (Classica et Orientalia, 1), Wiesbaden, 79–110 Gera, D.L. 1993, Xenophon’s Cyropaedia: Style, Genre, and Literary Technique, Oxford Guyot, P. 1980, Eunuchen als Sklaven und Freigelassene in der griechisch-römischen Antike, Stuttgart Henkelman, W. 2010, “Consumed before the King”: The Table of Darius, that of Irdabama and Irtaštuna, and that of his Satrap, Karkiš, in: Jacobs, B./Rollinger, R. (eds.), Der Achämenidenhof  –  The Achaemenid Court (Classica et Orientalia, 2), Wiesbaden, 667–775 Hirschbiegel,  J.  2010, Hof. Zur Überzeitlichkeit eines zeitgebundenen Phänomens, in: Jacobs, B./Rollinger, R. (eds.), Der Achämenidenhof – The Achaemenid Court (Classica et Orientalia, 2), Wiesbaden, 13–37 Hölscher, T. 2000, Feindwelten – Glückswelten: Perser, Kentauren und Amazonen, in: Hölscher, T. (ed.), Gegenwelten zu den Kulturen Griechenlands und Roms in der Antike. Symposion, Heidelberg, 8.-11. April 1999, München/Leipzig, 287–320 Holzberg, N. 1992, Ktesias von Knidos und der griechische Roman, in: Würzburger Jahrbücher 19, 79–84 Holzberg, N. 1996, Novel-like Works of Extended Prose Fiction II, in: Schmeling, G. (ed.), The Novel in the Ancient World (Mnemosyne, Suppl. 159), Leiden, 619–653

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„Das Wasser des Königs“: Wohltat, paradiesischer Lebensspender und herrscherlicher Genuss* 1

Einleitung „Auch diese Geschichte trug sich in Persien zu. Man erzählt, ein Perser namens Sinaites begegnete fern von seinem Hof König Artaxerxes (II.), der den Beinamen Mnēmon trägt. In seiner Hilflosigkeit packte ihn, aus Angst wegen des Gesetzes und aus Ehrfurcht vor dem Großkönig, große Bestürzung, denn er wußte im Moment nicht, was er machen sollte. Da er den anderen Persern nicht nachstehen und nicht die Achtung verlieren wollte, weil er dem König kein Geschenk brachte, lief er rasch, so schnell ihn die Füße trugen, zu dem in der Nähe vorbeifließenden Fluß, der den Namen Kyros trägt. Er bückte sich, schöpfte mit beiden Händen Wasser und sagte: ‚König Artaxerxes, ewig möge deine Herrschaft währen! Für jetzt ehre ich dich, so gut ich es kann; denn du sollst, soweit es mir möglich, nicht ohne ein Ehrengeschenk von mir gehen. Mit dem Wasser des Kyros erweise ich dir meine Ehrerbietung. Wenn du aber zu deinem Lager kommst, werde ich dich mit dem Besten und Kostbarsten aus meinem Hause ehren, und ich werde gewiß nicht hinter irgendeinem der anderen zurückstehen, die dich schon mit Geschenken begrüßt haben.‘  …  Als der König in seinem Quartier angekommen war, schickte er dem Perser ein persisches Gewand, eine goldene Schale und tausend Dareiken und trug dem Überbringer folgende Worte an den Empfänger auf: ‚Der König wünscht, daß du an diesem Goldgefäß deine Freude hast, da auch du ihm eine Freude gemacht hast, als du ihn nicht ohne Geschenk und Ehrung lassen wolltest, sondern ihn so, wie es gerade möglich war, geehrt hast. Er will, daß du mit dieser Schale jenes Wasser schöpfest und davon trinkest.‘“

* Wiesehöfer, Josef, Das Wasser des Königs. Wohltat, paradiesischer Lebensspender und herrscherlicher Genuß, in: A. Richter/U. Hübner (Hg.), Wasser. Historische und zeitgenössische Probleme und Perspektiven in asiatischen und afrikanischen Gesellschaften (Asien und Afrika, 9), Hamburg 2004, 149–164. 1 Die Vortragsform wurde weitgehend beibehalten. Ich habe bei der Vorbereitung dieses Beitrages in besonderer Weise profitiert von: Briant, P., L’eau du Grand Roi, in: Milano, L. (ed.), Drinking in Ancient Societies: History and Culture of Drinks in the Ancient Near East. Padua 1994, S. 4–65.

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„Das Wasser des Königs“: Wohltat, Lebensspender und Genuss

In dieser kleinen Episode, die uns der griechische Schriftsteller Ailian überliefert hat (var. 1,32, Übers. H. Helms) und die sich ähnlich auch bei dem bekannten Biographen Plutarch in seiner Vita Artaxerxes’ II. findet (4,5; vgl. Mor. 174A), sind, gleichsam wie in einem Strauß, die wichtigsten ‚Blumen‘ meines Beitrages zusammengefasst. Ich sage ganz bewusst ‚Blumen‘, weil auch sie in meinem Artikel [150] noch eine Rolle spielen werden. Worum geht es in der Geschichte? Ein Herrscher fährt über Land und begegnet seinen Untertanen; dabei hat er Anspruch auf ihre Wohltaten, ist zugleich jedoch geneigt, diese überreichlich zu vergelten und so seine Superiorität unter Beweis zu stellen. Das Wasser, das der Perser aus dem Flusse Kyros schöpft, dient als Lebensmittel und, wie wir noch erfahren werden, auch als Mittel der Urbarmachung des Landes. Schließlich scheint sich der Großkönig auch um die Versorgung der Untertanen mit Wasser zu kümmern, erlaubt er seinem Untertanen doch die Nutzung des Flusswassers zu persönlichen Zwecken. Wir werden das ‚Wasser des Königs‘ im folgenden in diesen vier Funktionen kennenlernen: als wohltätige Gabe, als Lebensmittel, als fruchtspendenden Saft und als Mittel herrscherlicher Fürsorge. Wasser als Gabe und Lebensmittel Auf den sog. Tributbringerreliefs von Persepolis an den Treppen des Apadana, des königlichen Audienzsaales, der bis zu 10 000 Menschen Platz bot, sind Angehörige der Untertanenvölker abgebildet, die Früchte, Tiere, Schmuck oder Kleidung ihres Landes zum Großkönig bringen. Lange Zeit hat man diese Begegnungen zwischen Untertanen und Herrscher in Persepolis selbst verorten, die Gaben als Tribute und das Datum der Begegnung als Nō Rūz, als das bis heute gefeierte iranische Neujahrsfest, ansehen wollen. Heute weiß man: Die Reliefs sind als zeitlich und räumlich ungebundene Zeugnisse eines königlichen Selbstverständnisses zu interpretieren, das folgendermaßen auf den Punkt zu bringen ist: Der über Land ziehende Herrscher, der aus Sorge um Land und Leute Angelegenheiten der Reichsteile vor Ort zu regeln bemüht ist, hat wegen seiner Fürsorge, aber auch wegen des Gottesgnadentums seiner Herrschaft, Anspruch auf die Gaben der Untertanen; diese erweisen ihm aus freien Stücken diese Wohltat, wann immer sie ihm begegnen. M.a.W., die Untertanen reisen nicht Hunderte oder gar Tausende von Kilometern nach Persepolis, um sich dort am 21. März mit dem König zu treffen; vielmehr sind die möglichen Plätze der Begegnung nicht zu zählen: Sie ergeben sich, wie in unserer Anekdote, eher überraschend; sie können aber auch, wie im Falle offizieller Empfänge des Herrschers durch Dörfer und Städte oder zufälliger Haltestationen des königlichen Trosses, intensive und kostspielige Vorbereitungen sowie aufwendige Versorgungsleistungen nötig machen. Ob der von Ailian vorgestellte ‚Mann von der Straße‘ dabei wirklich den Herrscher zu Gesicht bekam oder ob die Episode nicht eher allein die enge Verbundenheit zwischen dem Großkönig und seinen bandakā, seinen Gefolgsleuten, symbolisieren soll, sei dahingestellt; zahlreiche andere Zeugnisse betonen jedenfalls die räumliche wie zeremonielle Distanz zwischen den nichtaristokratischen Untertanen und dem gleichsam allen Blicken

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entrückten und kaum zugänglichen Herrscher in der festen Residenz oder im Prunkzelt, dem, wenn man so will, ‚wandernden Palast‘ des Perserkönigs. 2 Dies alles ändert allerdings nichts daran, dass zu den Kennzeichen eines guten Herrschers, wie sie in den achaimenidischen Königsinschriften, aber etwa auch in den griechischen Zeugnissen aufscheinen, die systematische Bestrafung der Übeltäter und Aufrührer und die großzügige Belohnung der Wohltäter und loyalen Untertanen gehören. Letztere waren dabei mit ihren Leistungen und (vererbbaren) Vorrechten und Auszeichnungen bei Hofe verzeichnet. Die materielle Belohnung der ‚Wohltäter‘ konnte auf vielerlei Weise geschehen: durch die Gewährung von Abgabenfreiheit, von besonderer Nähe zum König und / oder durch die Zuerkennung von ‚Geschenken‘ in Form von Landbesitz (bzw. dessen Erlösen oder Einkünften), wertvollen Objekten (goldenen Hals- und Armreifen, kostbaren Gewändern, Waffen oder Gefäßen [z.T. mit Inschriften versehen], Pferden mit goldenem [152] Zaumzeug etc.) oder auch nur Anteilen an den Mahlzeiten. Solchermaßen geehrte Personen sind auch auf achaimenidischen Reliefs und anderswo dargestellt, und manches spricht dafür, dass Auszeichnungen dieser Art öffentlich (etwa beim Königsmahl) vorgenommen wurden; Gelegenheiten dieser Art konnten der Geburtstag eines Königs, die Designation des Thronfolgers oder dessen Thronbesteigung sein. Umgekehrt scheinen vormals geehrte illoyale Untertanen auch öffentlich ihrer Vorrechte und Geschenke verlustig gegangen, im ungünstigsten Fall eben auch öffentlich gefoltert und hingerichtet worden zu sein. Die griechische Überlieferung kennt allerdings auch das Motiv des großzügigen, verzeihenden Herrschers. Die polydoria des Großkönigs, das überreichliche Vergelten, ist im iranischen Zusammenhang immer als Vorrecht und Kennzeichen eines weit überlegenen Souveräns und nicht etwa als königliche Leistung in einem durch Egalität, Gleichberechtigung und das Prinzip des do ut des bestimmten reziproken Geschenkaustauschsystem zu verstehen. Allerdings ist bei allem doch auch so etwas wie eine Verpflichtung des Herrschers zu besonderer Großzügigkeit erkennbar. Sie kommt u.a. zum Ausdruck in dem von den Griechen beschriebenen Brauch, zu bestimmten Gelegenheiten Wünsche der Untertanen erfüllen oder, wie in unserer Ailian-­Episode, selbst einfachste Geschenke überreichlich, eben auf königliche Art, vergelten zu müssen. 3 Dass die Könige um den Wert des Systems von Gabe und Gegengabe wussten, verdeutlicht Plutarch in einem seiner Kaiser Trajan gewidmeten Apophthegmata (Sprüche) von Königen und Feldherren, das die Episode mit dem wasserschenkenden Perser wiederaufnimmt (Mor. 172 B):

2 Zum ‚Reisekönigtum‘ der Achaimeniden und den Begegnungen von Untertanen und Herrschern vgl. zusammenfassend: Briant,  P., Le nomadisme du Grand Roi, in: Iranica Antiqua 23, 1988, S. 253–273; Wiesehöfer, J., Ancient Persia, London/New York 22001, S. 3–41, 259–260. 3 Zur Bedeutung und zum Charakter des ‚Geschenkebringens‘ und ‚Geschenkevergeltens‘ s. SancisiWeerdenburg, H., Gifts in the Persian Empire, in: Briant, P./Herrenschmidt, C. (ed.), Le tribut dans l’Empire perse, Paris 1989, S. 129–146; Wiesehöfer, J., Gift-giving, in: Encyclopedia Iranica X, Costa Mesa 2001, S. 607–609.

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„Er nahm es (das Geschenk, J. W.) froh und mit einem Lächeln an, weil er den Vorteil der Ergebenheit des Schenkenden bemaß und nicht den Nutzen des Geschenkes.“ Die Geschichte vom schenkenden und beschenkten Perser besitzt allerdings noch eine zusätzliche Facette: Nicht ohne Grund dient ihm nämlich Wasser als Gabe, dieses in Iran unverzichtbare Elixier, das in der Gluthitze des Landes Leben für Menschen, Tiere und Pflanzen überhaupt erst möglich macht und an dessen Bereitstellung und Pflege dem Herrscher, ist es ihm mit der von den Göttern aufgetragenen Sorge um die Untertanen ernst, besonders gelegen sein muss. Wasser ist zu wertvoll, um es verschwenden oder vernachlässigen zu können, und an der Versorgung der Bevölkerung mit Wasser erweist sich, ob der Großkönig in der Gunst Auramazdās und der übrigen Götter steht. Angesichts dieser Bedeutung des Wassers verwundert nicht, dass, wie die elamischen Tontäfelchen aus Persepolis [153] beweisen, die Perser Flüsse als göttliche Wesen verehrten und die Könige Opfergaben für ihre Verehrung zur Verfügung stellten. 4 „Der Verzehr der Gaben untertäniger Länder am Tisch des Königs, darunter auch des lebensnotwendigen Wassers, macht auch ‚ideologischen‘ Sinn: Indem sie aus allen Teilen des Reiches angeliefert werden, sind sie zugleich Zeichen der allumfassenden Macht des Großkönigs 5; ebendies bestätigt Deinon, ein griechischer Autor des 4. Jh.s v.Chr., wenn er berichtet (FGrH 690 F 23b), „die Könige hätten – außer den anderen Dingen  –  auch Wasser vom Nil und von der Donau kommen und im Schatzhaus niederlegen lassen, gleichsam als Bestätigung der Größe des Reiches und ihrer Herrschaft über alle (οἷον ἐκβεβαιουμένους τὸ μέγεθος τῆς ἀρχῆς καὶ τὸ κυριεύειν ἁπάντων).“ So verwundert es auch nicht, dass sich – gleichfalls Deinon zufolge (FGrH 690 F 12) – Xer­ xes geweigert haben soll, die berühmten athenischen Trockenfeigen zu essen,

4 Vgl. PF 339.1955 (Hallock,  R.  T., Persepolis Fortification Tablets, Chicago 1969). Vgl. Hdt. 1,131: „Sie opfern auch der Sonne, dem Mond, der Erde, dem Feuer, dem Wasser (ὕδατι) und den Winden; vgl. 1,138: „Sie erweisen den Flüssen größte Ehrfurcht (σέβονται ποταμοὺς μάλιστα)“; Strab. 15,3,14: „Besonders aber opfern sie dem Feuer und dem Wasser (ὕδατι)“; Deinon FGrH 690 F 5 gibt an, die Magier „gäben Auskunft über Wesen und Werden der Götter, die aus Feuer, Erde und Wasser (ὕδωρ) bestünden.“ Zum Wasser in den iranischen Religionen s. Boyce, M., History of Zoroastrianism, vol. 1, Leiden/Köln 1975, S. 147–191, zum Opfer an das Wasser dies., Āb-zōhr, in: Encyclopedia Iranica 1, London 1985, s. 48–50. 5 Dies ist wohl auch der Gedanke, der der sog. Burgbauinschrift Dareios’ I. aus Susa (DSf) zugrunde liegt, in der (Kunst)Handwerker aus dem ganzen Reich Materialien aus dem ganzen Reich zum Palastbau nutzen (s. Klinkott, H., Die Funktion des Apadana am Beispiel der Gründungsurkunde von Susa, in: Schuol, M./Hartmann, U./Luther; A. (ed.), Grenzüberschreitungen. Formen des Kontakts zwischen Orient und Okzident im Altertum (Oriens et Occidens, 5), Stuttgart 2002, S. 235–257.

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„solange er sie nicht im eigenen Machtbereich habe, um sie nehmen zu können, wenn er wolle, ohne sie kaufen zu müssen (ἕως ἂν ἐξουσία γένηται αὑτῶι λαμβάνειν ὅταν ἐθέληι, καὶ μὴ ἀγοράζειν).“ So wie das erste Deinon-Zitat durch das Wasser von Nil und Donau den ideologischen Anspruch des Großkönigs auf die Herrschaft über das Riesenreich dokumentiert, so eines seines Zeitgenossen Agathokles von Kyzikos durch das sog. goldene Wasser die besondere Stellung des persischen Kronprinzen (FHG IV 289): „Agathokles berichtet im dritten Buch seines Werkes über Kyzikos, es gebe in Persien Wasser mit dem Attribut ‚golden‘ (χρυσοῦν). Dieses Wasser ergießt sich aus 70 Quellen, und niemand darf es trinken außer dem König und seinem ältesten Sohn [154] (μόνον βασιλέα καὶ τὸν πρεσβύτατον αύτοῦ τῶν παίδων); wenn jemand anderer davon trinkt, wird er mit dem Tode bestraft (τῶν δ‘ ἄλλων ἐάν τις πίη, θάνατος ἡ ζημία).“ Es muss wohl nicht besonders betont werden, dass das Zitat als möglichen Gesetzesbrecher nicht den einfachen Untertanen, sondern den in der Thronfolge übergangenen oder politisch ambitionierten Kronprinzenbruder im Auge hat. Dass die Perserkönige, wenn sie das Wasser der Grenzflüsse oder das ‚goldene Wasser‘ für sich reklamierten und das Wasser der Untertanen tranken, nicht nur ihr ideologisches, sondern auch ihr leibliches Wohl im Auge hatten, beweisen zahlreiche weitere Anekdoten in der griechischen Literatur, in denen das Wasser des Choaspes eine wichtige Rolle spielt. So berichtet Herodot (1,188, Übers. W. Marg): „Wenn aber der Großkönig in den Krieg zieht, ist er von zuhause wohl versehen mit Nahrung und auch mit lebendem Vieh, ja auch Wasser wird mitgeführt aus dem Fluß Choaspes, der bei Susa fließt (ὕδωρ ἀπὸ τοῦ Χοάσπεω ποταμοῦ ἅμα ἄγεται τοῦ παρὰ Σοῦσα ῥέοντος), und von dem allein trinkt der König und von keinem anderen (τοῦ μούνου πίνει βασιλεὺς καὶ ἄλλου οὐδενὸς ποταμοῦ). Er mag reisen, wohin er will, es folgt ihm eine lange Reihe vierrädriger Wagen, mit Maultieren bespannt, die das Wasser dieses Choaspes abgekocht (ἀπεψημένου) in silbernen Gefäßen mitführen.“ Lange Zeit hat man aus dieser und anderen ähnlichen Geschichten geschlossen, das Wasser des Choaspes sei mit dem ‚goldenen Wasser‘ identisch, beides als eine Art ‚heiliges Getränk‘ dem Großkönig vorbehalten gewesen, für den im Gegenzug anderes Wasser wegen seines unreinen Charakters ‚tabu‘ gewesen sei. 6 Viel mehr spricht allerdings dafür, dass der König deshalb das Choaspes-Wasser trank, weil es, wie Ktesias und andere Autoren berichten, selbst nach dem Abkochvorgang „sehr leicht“ (ἐλαφρότατον) und „bekömmlich“ (ἥδιστον) gewesen sein muss (Ktesias FGrH 688 F 37; vgl. Plut. Art. I2,6; Curt. 5,2,9; Plin. n.h. 37,156). 6 Bequignon., Y., Le Breuvage du Grand Roi, in: Revue des Études Anciennes 42, 1940, S. 20–24.

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Der Transport in Silbergefäßen tat das Seinige dazu, die Qualität des Wassers über längere Zeiträume zu garantieren. M.a.W., wie nur der beste Wein seines Reiches, der chalybonische, für ihn gut genug war (Poseid. FGrH 87 F 68), so nur das beste Wasser, das des Choaspes. Dies bedeutet jedoch nicht, dass dieses Wasser und jener Wein allein ihm vorbehalten gewesen seien; vielmehr kamen seiner Stellung eben nur das beste Wasser und der beste Wein zu, aufbewahrt in speziellen, allein für den Herrscher angefertigten Gefäßen, beides – auch gemischt – kredenzt in einem goldenen Gefäß in Form eines Eies (Deinon FGrH 690 F 4). Angesichts der tödlichen Gefahren, die den Großkönigen von Seiten ambitionierter Verwandter [155] drohten, verwundert nicht, dass für das Amt des königlichen Mundschenken nur ein besonders loyaler Mann (Neh. 1,11; Hdt. 3,34; Nik. Dam. FGrH 90 F 66), für das des königlichen Vorkosters nur ein besonders zuverlässiger Bediensteter (Xen. Kyr. 1,3,9) in Frage kam. Den griechischen Autoren diente im übrigen nicht zuletzt der Tafelluxus des Großkönigs mit den allein ihm vorbehaltenen exquisiten Speisen und Getränken dazu, das herrscherlich-barbarische Wohlleben (griech. tryphe) als Zeichen persischer Dekadenz zu brandmarken 7; gleichzeitig waren allerdings viele Hellenen von persischem Luxus und persischem Geld fasziniert, versuchten doch exilierte Politiker wie der Xerxes-Bezwinger Themistokles, aber etwa auch Tausende von unversorgten Söhnen Griechenlands in die Dienste des Großkönigs zu treten, verfielen doch junge Aristokraten in Athen am Ausgang des 5. Jh.s v.Chr. in Mode und Lebensstil, zum Erschrecken der Traditionalisten, der ‚Faszination des iranischen Feindes‘. 8 Auch bei den (nichtaristokratischen) Persern spielte das Wasser seine lebenswichtige Rolle, wie Strabon für die sog. Kardakes, die Jungmannschaften der persischen Infanterie, 9 bezeugt (15,3,18): „Die tägliche Nahrung  …  besteht aus Brot, Gerstenkuchen (μᾶζα), Kardamum [Kresseart], Salzkörnern sowie geröstetem oder gekochtem Fleisch; dazu trinken sie jedoch Wasser (ὕδωρ).“ Strabons Bericht lässt sich durch die elamischen Verwaltungstäfelchen aus Persepolis überprüfen und ergänzen: Danach war Gerste, gemahlen oder geschrotet und dann zu Brot oder Brei verarbeitet, tatsächlich Grundnahrungsmittel, während Fleisch (vornehmlich von Ziegen oder Hammeln, aber auch Geflügel) die Ausnahme bildete und, von spezialisierten Betrieben nach Art der römischen pastio villatica angeliefert, in vielen Varianten die königliche Speisekarte bestimmte. In der Persis wurde nahezu ausschließlich Dattel- oder Traubenwein getrunken, zumeist in ungemischter Form, wie die Griechen 7 Sancisi-Weerdenburg,  H., Persian Food. Stereotypes and Political Identity, in: Wilkins,  J./Harvey, D./Dobson, M. (ed.), Food in Antiquity, Exeter 1995, S. 286–302. 8 Vgl. Wiesehöfer, J., Iraner und Hellenen. Bemerkungen zu einem umstrittenen kulturellen Verhältnis, in: Conermann, S./Kusber, J. (ed.), Studia Eurasiatica.. Festschrift für Hermann Kulke zum 65. Geburtstag (Asien und Afrika, 10), Hamburg 2003, S. 497–524. 9 Briant, P., From Cyrus to Alexander. A History of the Persian Empire, Winona Lake 2002, S. 1036f.; ders., The Achaemenid Empire, in: Raaflaub, K./Rosenstein, N. (ed.), Soldiers, Society and War in the Ancient and Medieval Worlds, Cambridge/Mass. 1999, S. 105–128.

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erstaunt feststellten; eine Art Weinessig diente zusammen mit Salz als Konservierungsmittel. In Elam bevorzugte man dagegen nach Ausweis der Walltäfelchen (Stark)Bier, so dass ein- und dieselbe Person in der Persis Wein, in Elam jedoch Bier in gleicher Menge zugeteilt bekam. Früchte, wie Feigen und Datteln, aber auch Maulbeeren, Pflaumen, Äpfel,  [156]  Birnen und Quitten, Mandeln, Nüsse und Terebinthen finden gleichfalls Erwähnung, andere, die in der Antike als typisch ‚persische Früchte‘ galten (Granatäpfel, Pfirsiche, Zitronate u.a.), kennen wir nur aus der klassischen Überlieferung. Auch Gemüse, Kräuter und Milchprodukte bleiben in den Persepolis-Texten ungenannt oder bilden die Ausnahme (wenn sie sich nicht hinter bislang unerklärbaren elamischen Wörtern verbergen), sind jedoch gleichfalls als Grundnahrungsmittel zu vermuten. 10 Wasser im Paradies „Überdies, sagte Sokrates, kümmert er (der persische Großkönige, J. W.) sich noch darum, daß in den Landesteilen, in denen er wohnt oder die er besucht, Gärten angelegt werden, die sogenannten paradeisoi, voll von allem Schönen und Guten, was die Erde nur hervorbringen mag (πάντων καλῶν τε κἀγαθῶν μεστοὶ, ὅσα ἡ γῆ φύειν θέλει), und in ihnen verbringt er selbst die meiste Zeit, wenn es nicht die Jahreszeit verbietet.“ Besucht man heute die königlich-achaimenidischen Residenzen in Südwestiran, dann kann man, trotz der immer noch imposanten Ruinen, die Pracht und den Zauber ihrer Paläste und Parks, die Xenophon (oik. 4, 13, Übers. G. Audring) hier den Sokrates beschreiben lässt, höchstens erahnen. So lag damals etwa Pasargadai, Residenz Kyros’ d. Gr. und Platz der Königsinvestitur, – ganz anders als heute – in einer faszinierenden Gartenlandschaft, die, von Bewässerungskanälen durchzogen und gespeist, schattenspendende Bäume, exotische Pflanzen und Früchte ebenso aufwies wie Brunnen, Springbrunnen und Wasserbassins. 11 Heute weiß man, dass unter den Achaimeniden versucht wurde, die die Paläste umgebende Landschaft „durch optisch-ästhetische Bezüge in die Architektur einzubinden; die Landschaft und in ihr der kunstvoll gestaltete Garten wurden (so) zur Staffellage, der Bau zur Bühne“ 12. Und so verwundert nicht, dass der Großkönig sich 10 Sancisi-Weerdenburg [wie Anm. 7]; Koch, H., Es kündet Dareios der König … Vom Leben im persischen Großreich (Kulturgeschichte der antiken Welt, 55), Mainz 1992, S. 271–276. 11 Stronach,  D., Pasargadae, Oxford 1978; Boucharlat,  R., The Palace and the Royal Achaemenid City: Two Case Studies – Pasargadae and Susa, in: Nielsen, I. (ed.), The Royal Palace Institution in the First Millennium BC (Monographs of the Danish Institute at Athens, 4), Aarhus 2001, S. 113– 124 und besonders Stronach, D., The Royal Garden at Pasargadae – Evolution and Legacy, in: DeMeyer, L./Haerinck, E. (ed.), Archaeologia Iranica et Orientalis. Miscellanea in honorem L. Vanden Berghe, vol. I, Gent 1989, S. 475–502. 12 Klinkott, H., Die achaimenidischen Satrapen mit ihren Aufgaben und Kompetenzen. Eine Amtsdefinition. Unveröff. Diss. Tübingen 2001, S. 442 (ich danke dem Verf. für die Möglichkeit, die Arbeit einzusehen).

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in Wort [157] und Bild in der Figur des ‚guten Gärtners‘ wiederzufinden sucht, der sein Reich wie einen Garten pflegt, alles in ihm zum Wachsen und Blühen bringt und Krieg und Teuerung von ihm abwendet. 13 Dass der königliche Gärtner (wie der königliche Reichsadministrator und Reichsfeldherr) dabei auch regelmäßige Kontrollen durchführt oder anordnet, sei nicht verschwiegen; Xenophon schreibt dazu (oik. 4,8): „Außerdem aber besichtigt er [der König] selbst das Land, soweit er es durchreist, und überprüft es; soweit er es aber nicht selbst besichtigt, läßt er es inspizieren, indem er zuverlässige Leute entsendet. Und diejenigen von den Befehlshabern (ἄρχοντες), die, wie er bemerkt, ihr Land dicht bevölkert und den Boden bestellt und reichlich versehen mit Bäumen und Früchten, wie er sie jeweils trägt, vorweisen, diesen gibt er weiteres Land dazu, belohnt sie mit Geschenken und zeichnet sie mit Ehrenplätzen aus; wessen Land er aber unbearbeitet und dünn besiedelt sieht, sei es durch Härte, Übermut oder Nachlässigkeit, den bestraft er, enthebt ihn seines Amtes und setzt andere Befehlshaber ein.“ Und wie der Großkönig gleichsam den Reichsgarten versorgt, so der Satrap, der Provinzstatthalter, den Provinzgarten. 14 Kunst und Pracht der realen Satrapengär[158]ten stehen dabei sinnbildlich für die Wohlgeordnetheit und den Reichtum des jeweiligen Reichsteils. Wie treffend und der Zeit angemessen dieses Bild ist, zeigt Xenophons Episode von der Begegnung zwischen dem spartanischen Flottenbefehlshaber Lysander und dem persischen Prinzen und Statthalter Kyros d. J., seinem Gastfreund (oik. 4,20–4,24). „Als Lysander ihn (den Garten,  J.  W.) bestaunte, wie schön die Bäume seien, in wie gleichmäßigem Abstand sie gepflanzt, wie gerade die Reihen der Bäume, wie schön rechtwinklig alle ausgerichtet seien, wie viele angenehme Düfte sie bei ihrem Rundgang begleiteten, sagte er vor Staunen darüber: Zwar bewundere ich all dies hier wegen seiner Schönheit, viel mehr staune ich aber über denjenigen, der dir 13 Fauth, W., Der königliche Gärtner und Jäger im Paradeisos. Beobachtungen zur Rolle des Herrschers in der vorderasiatischen Hortikultur, in: Persica 8, 1979, S. 1–53; vgl. Stähler, K., Der Gärtner als Herrscher, in: Albertz, R./Otto, S. (ed.), Religion und Gesellschaft. Studien zu ihrer Wechselwirkung in den Kulturen des antiken Vorderen Orients I (Alter Orient und Altes Testament, 248), Münster 1997, S. 104–114. 14 Zu den persischen Paradeisoi vgl. zusammenfassend: Kawami,  T.  S., Antike persische Gärten, in: Carroll-Spillecke,  M./Brubaker,  L.  (ed.), Der Garten von der Antike bis zum Mittelalter, Mainz 1992,  S.  81–100; Tuplin,  C., Achaemenid Studies (Historia-Einzelschriften, 99), Stuttgart 1996,  S.  80–131; Uchitel,  A., Persian Paradise: Agricultural Texts in the Fortification Archive, in: Iranica Antiqua 32, 1997, S. 137–144; Debord, P., L’Asie Mineure au IV siècle (412–323 a.C.), Bordeaux 1999, S. 45–47, 118, 185, 247; Bremmer, J. N., Paradise: from Persia, via Greece, into the Septuagint, in: Luttikhuizen, G. P. (ed.), Paradise Interpreted. Representations of Biblical Paradise in Judaism and Christianity (Themes in Biblical Narrative. Jewish and Christian Traditions, 2), Leiden 1999, S. 1–20.

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all das ausgemessen und eingerichtet hat. Als Kyros dies hörte, soll er sich gefreut und gesagt haben: All das, Lysander, habe ich ausgemessen und eingerichtet; es gibt manches darunter – habe er gesagt –, was ich sogar selbst gepflanzt habe. … Wundert dich das, Lysander? Ich schwöre dir bei Mithras, solange ich gesund bin, nehme ich niemals eine Mahlzeit ein, ohne vorher geschwitzt zu haben, entweder im Bemühen um militärische oder um landwirtschaftliche Aufgaben (ὄμνυμί σοι τὸν Μίθρην, ὅτανπερ ὑγιαίνω, μηπώποτε δειπνῆσαι πρὶν ἱδρῶσαι ἢ τῶν πολεμικῶν τι ἢ τῶν γεωργικῶν ἔργων μελετῶν); stets betreibe ich wenigstens eines mit Ehrgeiz.“ Wenn der Satrap Pharnabazos in einer Rede, die gleichfalls Xenophon überliefert (hell. 4,1,15.32), beklagt, die ihm von seinem Vater vererbten Paläste und Parks voller Bäume und jagdbarem Wild seien von den Griechen zerstört worden, dann möchte er demnach damit nicht nur auf den konkreten materiellen Schaden hinweisen, den er erlitten hat, sondern zugleich darauf, dass er sich als ‚schlechter Gärtner‘ erwiesen hat und das Erbe des Vaters nicht zu schützen in der Lage gewesen ist. Nicht zuletzt deshalb verwarfen die Satrapen Dareios’ III. den Plan des griechischen Söldnerführers Memnon nach der Niederlage gegen Alexander d. Gr. am Granikos, die Taktik der ‚verbrannten Erde‘ anzuwenden, um dem Makedonen die Versorgungsgrundlagen zu entziehen (Arr. an. 1,12,9–1,12,10; Diod. 17,18,2–17,18,4; vgl. [später] Curt. 7,4,3–7,4,4). 15 [159] Wie das Beispiel des Pharnabazos beweist, machten nicht nur einheimische und exotische Pflanzen und Bäume den Reiz der Gärten aus, sondern auch wilde Tiere, die in großen Gehegen gehalten und zu bestimmten Gelegenheiten gejagt wurden. So trat schon sehr früh im Achaimenidenreich neben das Bild des Königs als eines ‚guten Gärtners‘ das des Herrschers als eines mutigen und geschickten Jägers, und die Bewährung des Königs auf der Jagd wie im Kriege wurde gleichsam zu einem Bestimmungsfaktor königlichen und aristokratischen Lebens in Iran und weit über Iran hinaus. 16 In einer seiner beiden Grabinschriften (DNb 5–21.40–45) führt Dareios I. aus, was ihn und seine Herrschaft auszeichnet: „Durch die Gnade Auramazdās bin ich so, daß ich das Rechte liebe und das Unrechte hasse. Ich wünsche nicht, daß der Schwache Unrecht durch den Starken erleidet, noch, daß der Starke Unrecht durch den Schwachen erfährt. Was Recht ist, das gefällt mir. Ich bin kein Freund des Lügners. Ich bin nicht jähzornig. Auch wenn ich zornig werde, kontrolliere ich meinen Zorn durch meinen eigenen Willen. Ich beherrsche ihn fest. 15 Vgl. Wiesehöfer, J., Die ‚dunklen Jahrhunderte‘ der Persis. Untersuchungen zu Geschichte und Kultur von Fārs in frühhellenistischer Zeit (330–140 v.Chr.) (Zetemata, 90), München 1994. S. 28. Dies schließt nicht aus, dass auch die vom Großkönig vorgegebene Strategie sowie die Siegeszuversicht des Arsites und sein Wunsch, seine Feldherrenqualitäten unter Beweis zu stellen, eine Rolle gespielt haben. 16 Briant, P., Chasses royales macédoniennes et chasses royales perses: le thème de la chasse au lion sur la Chasse de Vergina, in: Dialogues d’Histoire Ancienne 17, 1991, S. 211–255; Tripodi, B., Cacce reali macedoni tra Alessandro I e Filippo V (Pelorias, 3), Messina 1998.

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Den Mann, der mit mir zusammenarbeitet, ihn belohne ich gemäß seinem Verdienst. Wer Schaden stiftet, den bestrafe ich nach dem Schaden, den er angerichtet hat. Ich wünsche nicht, daß ein Mann Schaden stiftet, und noch weniger, daß, wenn er Schaden stiftet, er nicht bestraft wird. … Als Reiter bin ich ein guter Reiter, als Bogenschütze ein guter Bogenschütze zu Fuß und zu Pferde. Als Speerkämpfer bin ich ein guter Speerkämpfer zu Fuß und zu Pferde.“ Schon in seinem Tatenbericht am Felsen von Bīsutūn hatte Dareios sein Bemühen um Gerechtigkeit betont, hatte gleichzeitig aber auch deutlich gemacht, dass er von seinen Untertanen unbedingte Loyalität erwartete. Dabei wendet er jedoch avestisches (zarathustrisches) Ethos und avestische Konzeptionen ins Politische: So werden etwa „Wahrheit“ (arta) und „Lüge“ (drauga) zu Synonymen für untertänige Loyalität bzw. Illoyalität. Mit den eigenen militärischen Qualitäten spricht Dareios den Gedanken an, dass die persönliche Bewährung (auf der Jagd und im Kampf) einen guten und legitimen König auszeichnet, und dieser Gedanke hat denn auch, im Zusammenspiel mit dem der sog. ‚Wahrheitsliebe‘ des Königs, in die nichtiranischen Teile des Reiches ausgestrahlt und ist, etwa von Herodot (1,136), zum Kennzeichen persischer Erziehung erklärt worden („Ihre Knaben lehren sie, vom fünften bis zum zwanzigsten Jahr, nur drei Dinge: Reiten, Bogen[160] schießen und die Wahrheit sagen.“) Mit diesen persönlichen Vorzügen und dieser Art untertäniger Unterstützung – sowie göttlichem Schutz – ist der König in der Lage, die Gefahren für das Reich abzuwehren und sich so als Verteidiger der Bauern und Fluren zu erweisen. Dareios beschreibt dies in seiner Inschrift DPd (Zz. 15–18) folgendermaßen: „Möge Auramazdā dieses Land beschützen vor dem feindlichen Heer (hainā), Miß­ernte und Hunger (dušiyāra) und der Lüge (drauga).“ Als herausragender Krieger vermag er Invasoren abzuwehren (und die persischen Fluren zu schützen), als Vermittler zwischen der Welt der Götter und der Menschen kann er göttlichen Beistand und Segen erflehen und als guter Landwirt (und Gärtner) trägt er selbst zum Wohlergehen des Landes bei. Zurück zu den Gärten und Wildparks: Das altpersische Wort für Garten, *paridaida-, von dem sich der griechische Terminus πaράδεισος und unser Wort Paradies ableiten, bedeutet eigentlich „das Umzäunte, Ummauerte“. Persische paradeisoi sind daher am ehesten als botanische Gärten mit umzäunten Wildgehegen zu beschreiben, Gärten, in denen man gleichsam en miniature alle Pflanzen und Tiere des Reiches kennenlernen konnte. Zu den von den Königen selbst durchgeführten und an ihren Satrapen geschätzten agrikulturellen Meliorationsmaßnahmen 17 zählte denn nicht umsonst der Import nützli17 Das bekannteste diesbezügliche Beispiel ist sicher Gadatas, der in einem Brief Dareios’ I. (I.v.Magnesia 115) für seine Maßnahmen gelobt wird: „Dafür …, daß Du mein Land besorgst, indem Du die jenseits des Euphrat wachsenden Fruchtbäume in Asiens unteren Landesteilen anpflanzen läßt“ (ὅτι μὲν γὰρ τὴν ὲμὴν ὲκπονεῖς γῆν, τοὺς πέραν Εὺφράτου καρποὺς έπὶ τὰ κάτω τῆς

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cher oder erquickender Pflanzen; so wuchs etwa der von mir bereits erwähnte chalybonische Wein, ursprünglich im Osten des Reiches beheimatet, später auch in der Gegend von Damaskus, wo ihn die Griechen kennenlernten (Poseid. FGrH 87 F 68), fanden in achaimenidischer Zeit auch andere Pflanzen und Tiere den Weg nach Westen (etwa der Reis oder das Haushuhn). Es verwundert demnach nicht, dass Xenophon, der als Söldnerführer Kyros’ d. J. in dessen Krieg gegen den Bruder Artaxerxes II. solche paradeisoi kennengelernt hatte, nach seiner Rückkehr nach Hellas auf seinem Besitz in Skillous, 20 Stadien von Olympia entfernt, einen Garten persischer [161] Art anlegen ließ (Xen. an. 5,3,11–5,3,13) 18, und es wird auch verständlich, warum das Wort *paridaida- als pardes in die hebräische Bibel Eingang fand und als paradeisos in der Septuaginta dann sogar auf den Garten in Eden bezogen wurde (Gen 13,10 u.ö.). 19 In Iran selbst schließlich haben zu allen Zeiten Motive aus der Wasser- und Gartenkultur der Achaimenidenzeit die Bilderwelt bestimmt: vor allem auf Teppichen, Stoffen und keramischen Objekten sind sie noch heute zu finden. Wasserversorgung und Wassernutzung Um ‚paradiesische Zustände‘ zu erreichen, bedurften die meisten Gärten und Wildparks des Königs und der Satrapen, ja selbst die Gemüse- und Obstgärten der einfachen Perser, wie man sich angesichts des Klimas in Vorderasien denken kann, ununterbrochener Pflege und stetiger Bewässerung. Aber nicht nur darauf hatten der König und seine Funktionäre ein Auge, sondern auch auf die Pflege aller Irrigationssysteme und Wasserstraßen des Reiches. Dabei bedienten sie sich in den eroberten Territorien üblicherweise der dort gebräuchlichen Techniken 20 (etwa in Mesopotamien 21 oder Ägypten 22), während sie in Iran das dort bereits seit Jahrhunderten gebräuchliche Qanātsystem ausbauten und weiterentwickelten. 23 Dabei führt ein unterirdischer, mit leichtem Gefälle durch einen

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Άσίας μέρη καταφυτεύων). Die Existenz einer achaimenidenzeitlichen Vorlage der kaiserzeitlichen Urkunde (vgl. Schmitt, R., Bemerkungen zu dem sog. Gadatas-Brief, in: Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik 112, 1996, S. 95–101) ist allerdings in jüngster Zeit bestritten worden: Gauger, J.D., Authentizität und Methode. Untersuchungen zum historischen Wert des persisch-griechischen Herrscherbriefs in literarischer Tradition, Hamburg 2000, S. 205–212; Briant, P., Histoire et archéologie d’un texte: la Lettre de Darius a Gadatas entre Perses, Grecs et Romains, in: Salvini, M./Gusmani, R. (ed.), Licia e Lidia prima dell’ellenizzazione, Roma 2003, S. 107–144. L’Allier, L., Le domaine de Scillonte: Xénophon et l’empire perse, in: Phoenix 52, 1998, S.1–14. Bremmer, J. N. [Anm. 14]. Briant, P., L’État, la terre et l’eau entre Nil et Syr-Darya, in: Annales E.S.C. 57, 2002, S. 517–529. Joannes, F., Les droits sur l’eau en Babylonie récente, in: Annales E.S.C. 57, 2002, S. 577–609. Wuttmann , M ., Les qanâts de. Ayn-Manäwlr (oasis de Kharga, Égypte), in: Briant, P. (ed.), Irrigation et drainage dans L’Antiquite, qanäts et canalisations souterraines en Iran, en Egypte et en Grece. Seminaire tenu au College de France (Persika, 2), Paris 2001, S. 109–136; Manning, J., Irrigation et etat en Egypte antique, in: Annales E.S.C. 57, 2002, S. 611–623. Francfort, H.-P./Lecomte, O., Irrigation et société en Asie centrale des origines a l’époque achéménide, in: Annales E.S.C. 57, 2002, S. 625–663.

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Berghang getriebener, von einer wasserführenden Schicht ausgehender Kanal das gesammelte Grundwasser an einer der menschlichen Nutzung möglichst günstigen Stelle an die Oberfläche und verläuft dann als offener Kanal weiter. Der Ausgangspunkt eines Qanāts liegt gewöhnlich bis zu 100 m unterhalb der Erdoberfläche. Um eine Instandhaltung der Anlagen zu ermöglichen, führen in unregelmäßigen Abständen senkrechte Brunnenschächte auf den Qanāt. [162] Im Zusammenhang seiner – im übrigen nicht ganz korrekten – Beschreibung solcher Qanāte gibt der hellenistische Historiker Polybios einen Hinweis auf die achaimenidische ‚Wasserpolitik‘ (10,28): „Zu der Zeit, als die Perser über Asien herrschten, gaben sie denen, die auf vorher nicht bewässertes Land Quellwasser leiteten, das Recht, fünf Generationen lang dieses Land zu nutzen (ἔδωκαν τοῖς ἐπί τινας τόπους τῶν μὴ πρότερον ἀρδευομένων ἐπεισαγομένοις ὕδωρ πηγαῖον ἐπὶ πέντε γενεὰς καρπεῦσαι τὴν χώραν). Da nun vom Taurus (Elburs, J. W.) viele bedeutende Flüsse herabkommen, nahmen die Bewohner jenes Landes (Hyrkanien, J. W.) alle nur erdenklichen Mühen und Kosten auf sich, um unterirdische Kanäle (τοὺς ὑπονόμους) zu bauen und in ihnen Wasser aus großer Entfernung dorthin zu leiten, Kanäle, von denen heutzutage nicht einmal die Benutzer wissen, wo sie anfangen und woher sie mit Wasser gespeist werden.“ Im Gegensatz zu Babylonien, wo – nach vorachaimenidischer Tradition – der Herrscher die lokale Bevölkerung zu wasserbaulichen Maßnahmen verpflichten konnte, verfolgten die Großkönige in Iran eine andere Politik: Das bislang unbewässerte, dem König zustehende Land wurde der Dorfbevölkerung für längere Zeit zur eigenständigen Nutzung ausgeliehen, wenn diese die zur Bewässerung notwendigen Maßnahmen ergriff und durchführte. Diese Politik muss sich für beide Seiten ausgezahlt haben, sind die Qanāte doch angelegt und über Jahrhun[163]derte genutzt worden. 24 Im speziellen hyrkanischen Fall ging es den Königen allerdings nicht nur um die Erweiterung des bebaubaren Landes und damit um Anreize zu seiner Besiedlung, sondern auch um die militärisch-strategische Sicherung der Heeresstraße zwischen Medien und Baktrien. 25 Man wird wohl nicht fehlgehen in der Annahme, dass die Könige eine ähnliche ‚Wasserpolitik‘ auch in anderen Teilen des iranischen Hochlandes und des Reiches verfolgten. Das marxistische, im Rahmen der Theorie von der ‚asiatischen Produktionsweise‘ geäußerte Theorem, dass dörfliche Gemeinschaften in Asien die Komplexität der Wasserversorgung nicht ohne staatliche Vermittlung hätten regeln können, wird durch das polybianische Beispiel widerlegt. 24 Zur weiteren Geschichte der iranischen Irrigationssysteme s. Christensen, P., The Decline of Iranshahr. Irrigation and Environments in the History of the Middle East 500 B.C. to A.D. 1500, Copenhagen 1993. 25 Zur Polybios-Stelle und ihrer Interpretation s. Briant, P., Polybe X.28 et les qanāts: le témoignage et ses limites, in: Briant, P. (ed.), Irrigation et drainage dans l’Antiquité, qanāts et canalisations souterraines en Iran, en Égypte et en Grèce. Séminaire tenu au Collège de France (Persika, 2), Paris 2001, S. 15–40.

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Zu Karl Wittfogels am chinesischen Beispiel entwickelter, von manchen Gelehrten jedoch auch auf Iran übertragener These, dass staatliche Regulation der Bewässerung zu staatlicher Kontrolle über weite Teile der Gesellschaft, zu „orientalischer Despotie“ führe, ist zu sagen, dass für sie zwei Punkte Voraussetzung sind, die nun gerade nicht auf Iran bzw. das Wittfogel unbekannte polybianische Beispiel zutreffen: Zum einen ging es dem Gelehrten um wasserbauliche (‚hydraulische‘, nicht Irrigations-) Maßnahmen großen Stils, die enormer Ressourcen an Kapital und Arbeitskraft bedurften, zum anderen stehen im Mittelpunkt seiner Überlegungen weniger Bewässerungs- als Wasserschutzmaßnahmen, etwa die Beseitigung von Gefahren durch Hochwasser oder Flut. 26 Die archäologische Forschung hat aus achaimenidischer Zeit in vielen Teilen Irans und Afghanistans aber nicht nur Qanāte nachweisen können; auch kleinere Talsperren und Speicherbecken sind entdeckt worden, die offensichtlich neben der Bewässerung des Landes der Kanalisierung des Wassers und der Trinkwasserspeicherung dienen sollten. 27 Nur so und durch die damals noch beobachtbare natürliche Bewaldung ist im übrigen das Bild der Alexanderhistoriker zu erklären, das diese von der Persis, der südwestiranischen Heimat der Achaimeniden, zeichnen. Der römische Historiker Curtius Rufus, der sich auf Zeitgenossen Alexanders beruft, beschreibt dabei die Gegend um Persepolis folgendermaßen (5,4,5–5,4,9): „Am Fuß der Berge dehnt sich dann eine weitläufige Ebene aus, ein fruchtbares und mit vielen Dörfern und Städten bevölkertes Land ( fertilis terra multisque vicis atque urbibus frequens). Durch diese Gefilde wälzt der Araxes die Wasser vieler Gießbäche dem Flusse Medus zu; dieser aber, der kleiner ist als der, den er aufgenommen, ergießt sich, gegen Mittag gewendet, ins Meer. Und kein anderer Fluß ist dem Wachstum von Gras und Kräutern günstiger, da er alle Ufer, die er bespült, mit Blumen überkleidet. Auch Platanen und Pappeln bedecken seine Ufer, so daß, aus der Ferne gesehen, die Ufergebüsche mit den Bergwaldungen zusammenzuhängen scheinen. Denn der umschattete Fluß gleitet im tiefeingeschnittenen Bett dahin, und Hügel überragen ihn, ebenfalls voll luftigen Laubwaldes, da das Wasser bis an ihren Fluß herantritt. Keine andere Gegend in ganz Asien gilt als gesünder (regio non alia tota Asia salubrior habetur).“ 28 Moderne Schätzungen der Bevölkerung der unmittelbaren Umgebung von Persepolis gehen im übrigen von bis zu 44000 Personen aus. 29 Gegenüber dem zentralen fruchtba26 Hunt,  R.  C., Irrigation Systems, in: Encyclopedia of Cultural Anthropology, vol. 2, New York 1996, S. 662–667. 27 Hartung, F./Kuros, Gh. R., Historische Talsperren in Iran, in: Garbrecht, G., Historische Talsperren, Stuttgart 1987, S. 221–274; Kleiss, W., Achaemenidische Staudämme in Fars, in: Archäologische Mitteilungen aus Iran N.F. 21, 1988, S. 63–68. 28 Vgl Strab. 15,3,1 sowie Arr. Ind. 39,2–39,4. Zur Bewaldung dieser Landschaft s.a. Curt. 5,424 29 Sumner, W. M., Achaemenid Settlement in the Persepolis Plain, in: American Journal of Archaeology 90, 1986, S. 3–31.

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ren Hochland beschreibt Strabon (15,3,1) die Küstenregion als „heiß, windig und arm an Früchten, ausgenommen an Datteln“, den Norden als „kalt und gebirgig“. Fazit Fassen wir zusammen: Wasser war im vorislamischen Iran, nicht zuletzt wegen seines Wertes als Lebensmittel und lebensspendender Saft, von herausragender faktischer wie ideologischer Bedeutung. An der Sicherung der Wasserreserven des Landes und der Lebensmittelversorgung der Bevölkerung erwiesen sich die Macht des Großkönigs und die Legitimität seiner Herrschaft. Der Genuss exquisiten Wassers und die Pracht der bewässerten Parks waren Ausweis seines Reichtums und seiner überragenden Stellung, blühende Pflanzen und reichlich vorhandenes jagbares Wild kündeten von der Gunst der Götter. Die traditionelle Wasserbaukunst wurde von den Achaimeniden in einer Weise gepflegt und ausgebaut, dass sie späteren Generationen noch als vorbildlich galt. Das Bild des ‚guten Gärtners‘ und die königliche Jagd in den Wildparks wurden zu Bestimmungsfaktoren herrscherlichen Selbstverständnisses und königlicher Selbstdarstellung, Wasser-, Pflanzen­- und Tiermotive bestimmen bis heute die Bilderwelt der Produkte iranischer Handwerkskunst. Addendum For the Persian king as ‘gardener’ (and possible Ancient Near Eastern models), cf. Briant, P., A propos du roi-jardinier: remarques sur l’histoire d’un dossier documentaire, in: W. Henkelman/A. Kuhrt (eds.), A Persian Perspective. Essays in Memory of H. SancisiWeerdenburg, Leiden 2003, 33–49; Selz, G., “Guter Hirte, Weiser Fürst”: Zur Vorstellung von Macht und zur Macht der Vorstellung im altmesopotamischen Herrschaftsparadigma, in: Altorientalische Forschungen 28, 2001, 8–39. – For Persian gardens and parks, see now also: Boucharlat, R., The ‘Paradise’ of Cyrus at Pasargadae, the Core of the Royal Ostentation, in: L.  Ganzert/J.  Wolschke-Bulmahn  (eds.), Bau- und Gartenkultur zwischen “Orient” und “Okzident”, Munich 2009, 47–64; Boucharlat,  R., Gardens and Parks at Pasargadae: Two ‘Paradises’?, in: R. Rollinger/B. Truschnegg/R. Bichler (eds.), Herodot und das Persische Weltreich (Classica et Orientalia 3), Wiesbaden 2011, 557–574; Gharipour, M., Persian Gardens and Pavilions. Reflections in History, Poetry and the Arts, London 2013; Grob, H.B., Die Gartenlandschaft von Pasargadai und ihre Wasseranlagen (Oriens et Occidens 28), Stuttgart 2017; Knauss,  F.S./Gagošidse,  I./Babaev,  I., Karačamirli: Ein persisches Paradies, in: ARTA 2013/004; Lincoln,  B., “Happiness for Mankind”: Achaemenian Religion and the Imperial Project (Acta Iranica 53), Leuven 2012; Mitchell, C., A Paradeisos at Ramat Rahel and the Setting of Zechariah, in: Transeuphratène 48, 2016, 77–91; Panaino, A., No Room for the “Paradise”? About Old Persian , in: G.P.  Basello/A.V.  Rossi  (eds.), Dariosh Studies II, Napoli 2012, 139–153; Panaino, A., Around, inside and beyond the Walls: Names, Ideas and

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Images of Paradise in Pre-Islamic Iran, in: A. Scafi (ed.), The Cosmography of Paradise, London/Turin 2016, 39–66. A revised and enlarged English version of this article by the author (“Persian paradeisoi – Parts of an Imperial Landscape and Gardens ‘Full of Trees and Wild Animals’”, in: S. Balatti/H. Klinkott/J. Wiesehöfer (eds.), Paleopersepolis (Oriens et Occidens), Stuttgart) appeared in 2021. – For the afterlife of the ‘paradise’, cf. Bremmer,  J.N., The Birth of Paradise, in: Bremmer,  J.N., Greek Religion and Culture, the Bible and the Ancient East, Leiden 2008, 35–55; Scafi, A., Maps of Paradise, Chicago 2013; Tubach,  J./Drost-Abgarjan,  A./Vashalomidze,  S.  (eds.), Sehnsucht nach dem Paradies. Paradiesvorstellungen in Judentum, Christentum, Manichäismus und Islam, Wiesbaden 2010.

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Die Ermordung des Xerxes: Abrechnung mit einem Despoten oder eigentlicher Beginn einer Herrschaft?* 1

I. 

Einleitende Bemerkungen „In diesem Jahre [465/4] faßte in Asien Artabanos, ein gebürtiger Hyrkaner, der sich bei König Xerxes größten Einflusses erfreute und die königliche Leibgarde befehligte, den Entschluß, Xerxes zu beseitigen und das Königtum an sich zu bringen. Er weihte den Eunuchen Mithridates, einen Kammerherrn des Königs und dessen engsten Vertrauten, in das Komplott ein, und dieser, zugleich auch ein Verwandter und Freund des Artabanos, war mit dem Anschlag einverstanden. So wurde denn Artabanos des Nachts von ihm in das Schlafgemach des Herrschers eingelassen, tötete Xerxes und eilte dann zu den Söhnen des Königs. Diese waren ihrer drei an Zahl: Dareios, der Älteste, sowie Artaxerxes hielten sich im Königspalast auf, während Hystaspes zu jenem Zeitpunkt fern weilte; er verwaltete nämlich die Sa­ trapie Baktrien. Nun begab sich Artabanos noch im Laufe der Nacht zu Artaxerxes und teilte ihm mit, daß sein Bruder Dareios zum Mörder am Vater geworden sei und die Königswürde an sich reißen wolle. Er riet ihm daher, ehe jener noch nach dem Thron greifen könne, darauf zu sehen, daß er nicht aus Gleichgültigkeit sich zum Sklaven mache, vielmehr den Mörder des Vaters bestrafe und selbst den Thron besteige. Als Hilfe versprach ihm Artabanos, die königliche Leibgarde zur Verfügung zu stellen. Artaxerxes ließ sich überzeugen und brachte, unterstützt von den Leibwächtern, seinen Bruder Dareios sogleich ums Leben. Angesichts des günstigen Verlaufs seines Unternehmens rief Artabanos seine Söhne zu sich und mit dem Ruf, jetzt habe er die Möglichkeit, die Königsherrschaft zu gewinnen, führte er einen Schwertstreich gegen Artaxerxes. Doch der wurde nur verwundet und erlitt durch den Schlag keinen ernsthaften Schaden; er konnte Artabanos abwehren und mit einem tödlichen Hieb niederstrecken. Nachdem Artaxerxes so wider Erwarten mit dem Leben davongekommen war und am Mörder seines Vaters Rache genommen hatte, übernahm er das Königtum über die Perser. Xerxes fand auf die erwähnte Weise den Tod, nachdem er mehr als zwanzig Jahre die Perser regiert hat-

* Wiesehöfer, Josef, Die Ermordung des Xerxes: Abrechnung mit einem Despoten oder eigentlicher Beginn einer Herrschaft?, in: B. Bleckmann (Hg.), Herodot und die Epoche der Perserkriege: Realitäten und Fiktionen. Kolloquium zum 80. Geburtstag von D. Kienast, Köln 2007, 3–19. 1 Für Anregungen und Hinweise danke ich W. Henkelman (Leiden) und R. Rollinger (Innsbruck).

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te. Ihm folgte Artaxerxes auf den Thron und herrschte vierzig Jahre lang.“ (Diod. 11,69,1–6; Übers. O. Veh) Obgleich unsere antiken Zeugnisse für den Tod des Xerxes nicht eben zahlreich sind – außer Diodor und einem gleich noch zu behandelnden Keilschrifttext berichten nur noch die griechisch-römischen Autoren Ktesias (F 13 (33); 14 (34), pp. 127–129 Lenfant), Aristoteles (Pol. 1311 b 38), Pompeius Trogus (Iust. 3,1) und Ailian (v.h. 13,3) vom gewaltsamen Ende des Großkönigs aus der Dynastie der Achaimeniden –, reichen sie doch aus, einen Blick hinter die Kulissen des persischen Königshofes im Sommer des Jahres 465 v.Chr. werfen und Überle[4]gungen darüber anstellen zu können, von wem und warum Xerxes ermordet wurde. Solche Überlegungen sind schon deshalb reizvoll, weil der iranische Monarch, dessen Niederlage gegen den Hellenenbund bei Salamis 480 v.Chr. noch heute jedem europäischen Schulkind ein Begriff ist, zu den antiken Herrschern zählt, die einen ausgesprochen schlechten Leumund besitzen. Steht vielleicht, so könnten wir uns deshalb fragen, das Attentat auf den Sohn des wohl größten Achaimeniden, Dareios I., in ursächlichem Zusammenhang mit den ihm von griechischen Autoren zugeschriebenen Gewalttaten und Vergehen? Oder ist es Folge ganz anderer, mit der Person des Opfers nur bedingt zusammenhängender Ursachenfaktoren? Und welche Auswirkungen hatte der überraschende Tod des Xerxes auf das innere Gefüge des Perserreiches und die gesamtpolitische Situation im östlichen Mittelmeerraum und in Vorderasien? Ein unverstellter Blick auf Opfer und Täter und die politische Situation der Jahre nach 465 v.Chr. vermag diese Fragen zu beantworten. Zunächst sei jedoch ein kurzer Hinweis auf das Datum des Anschlages erlaubt. II. 

Das Datum des Attentats

Wie eigentlich fast immer in Datierungsfragen der persischen Geschichte, so sind es auch in diesem Fall die Keilschriftzeugnisse aus dem Zweistromland, einer der Kernregionen des Perserreiches, die uns weiterhelfen. Babylonische Texte verlegen den Mord an Xerxes in die Zeit zwischen dem 4. und 8. August des Jahres 465; vermutlich war der 4. Tag dieses Monats der Tag des Anschlages. In einem astronomischen Text (BM 32234) heißt es nämlich: „Am 1[4]. Tag des Monats Ab [des 21. Jahres des Xerxes], Xerxes – sein Sohn tötete ihn.“ 2 Vom 11. August stammt im übrigen der letzte Keilschrifttext, der nach „Xerxes, dem König der Länder“ datiert 3; offensichtlich erreichte die offizielle Nachricht vom Tode des Herrschers bestimmte Schreiber erst mit einiger Verzögerung. Nach Xerxes’ Ableben datierten alle weiteren babylonischen Zeugnisse ausschließlich nach dem Xerxes-

2 Stolper 1988, 196f; Walker 1997, 21. 3 Stolper 1999.

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sohn Arses, der inzwischen den Thronnamen Artaxerxes (altpersisch Ṛtaxšaça) 4 („dessen Herrschaft sich durch Wahrheit auszeichnet“?) angenommen hatte. 5 [5] III. 

Der Mord

Auf die Griechen machte die Nachricht von der Ermordung des Xerxes offensichtlich großen Eindruck, liefen doch bald – neben bildlichen Darstellungen der Tat (?) 6 – auch zahlreiche, z.T. recht unterschiedliche literarische Versionen der Ereignisse am persischen Königshof um. Dabei zeichnen sich die Berichte von Ktesias, Diodor und Trogus (bzw. deren Vorlagen), trotz aller Unterschiede im Detail, gemeinsam dadurch aus, dass sie sich eines Schatzes griechischer heroisch-literarischer Motive bedienen, die wir im übrigen auch in anderen griechischen Erzählungen von Intrigen und Morden am Achaimenidenhof wiederfinden: Ein hochrangiger Verschwörer verschafft sich einen Komplizen bei Hofe, tötet den König im Bett, wird vom Mitverschwörer verraten oder durch ein Mitglied des Herrscherhauses schließlich getötet. Die dynastische Ordnung hat das letzte Wort: Ein Sohn des Königs tritt die Nachfolge des Vaters an und bricht jeglichen verbliebenen Widerstand. 7 Die Nutzung solcher literarischer Motive durch unsere Autoren macht nun zwar nicht von vornherein ihre Berichte unglaubwürdig, spiegelt sich doch etwa die besondere Gefährdung des Großkönigs in seinen Privatgemächern (wo ihm der Schutz durch die Leibwache fehlt) in der griechischen Überlieferung ebenso wider wie in der Palastarchitektur (mit ihren zahlreichen Toren und Türen) und mancher Dienststellung bei Hofe (Vorkoster, Türwächter etc.). 8 Es sind aber die Häufung der Motive und die spezifische narrative Struktur der Erzählungen, die uns zur Vorsicht zwingen und eine detaillierte ereignisgeschichtliche Nutzung der Quellen erschweren. Trotzdem dürfen wir wohl Diodors oben zitierter und vermutlich von Ephoros übernommener Nachricht vertrauen, dass Xerxes – neben seinen illegitimen Kindern – drei Söhne aus der Ehe mit der Königin Amestris besaß. Nach Trogus war der älteste Sohn (und vom Vater anerkannte Kronprinz) Dareios beim Tode des Xerxes noch ein Jugendlicher, sein Bruder Artaxerxes gar ein Kind, doch sprechen die Ereignisse bei Hofe gegen eine solche Alterszuweisung. Viel spricht dagegen dafür, dass Hystaspes, der dritte Sohn, zwar jünger als Dareios, aber älter als Artaxerxes war, befand er sich damals doch – nach Diodor – als Statthalter in Baktrien, von wo aus er (nach Ktesias, der den Aufständischen dort allerdings Artabanos nennt [F 14 (35), p. 128 Lenfant]) erfolglos gegen den Bruder und letztlichen Thronerben Artaxerxes rebelliert haben soll. 9 4 Schmitt 2006, 87–89 zu den Formen dieses Namens in der griechischen Überlieferung. 5 Der ägyptische terminus ante quem für die Thronbesteigung des Artaxerxes ist übrigens der 3.Januar 464 (Cowley, Aramaic Papyri 6). 6 Hölscher 1973, 48f. 7 Zu diesen Motiven vgl. Briant 2002, 563–565. 8 Briant 2002, 255ff. 9 Auf diesen Aufstand bzw. Thronstreit bezieht sich vermutlich auch Plut. Them. 31,3. – Zu Hystaspes vgl. Briant 1984, 75–77.

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Was den Mord an Xerxes betrifft, so hat der Hauptverschwörer der griechischen Überlieferung, der Chef der Leibwache Artabanos, wohl kaum aus eige[6]nem Antrieb gehandelt oder gar selbst den Thron zu besteigen beabsichtigt; zum ersten wäre er in der langen Geschichte des persischen Königshauses der einzige Nichtachaimenide gewesen, der dies versucht hätte, zum zweiten führt ihn keines unserer babylonischen Zeugnisse als Nachfolger des Xerxes auf, zum dritten schließlich – und das ist das entscheidende Argument  –  sprechen unser astronomischer Text und Ailian ausdrücklich von einem Prinzen als Mörder des Xerxes. Eine Beteiligung des Artabanos an einem innerdynastischen Thronstreit im Sinne einer Komplizenschaft ist dagegen durchaus erwägenswert (wenn auch letztlich nicht endgültig beweisbar). Doch wer von den drei Brüdern ist dann der Hauptverantwortliche für den Mord? Zunächst fällt auf, dass der Kronprinz Dareios selbst im Zuge der Verschwörung ums Leben kommt, während sein Bruder Arses (Artaxerxes), der in den antiken Berichten den Tod des Vaters fälschlicherweise am unschuldigen älteren Bruder rächt, in der Verschwörung eine ausgesprochen positiv bewertete Rolle spielt: Wenn er nicht gar von jedem Verdacht der eigenen Vorteilssuche freigesprochen wird, so ist er höchstens der ‚Bauer‘ im intriganten Spiel des Artabanos. Und verdient Artaxerxes nicht wirklich unsere Hochachtung, wenn er den angeblichen Hauptverschwörer Artabanos mit seinen eigenen Händen ‚zur Strecke bringt‘ und bei fast allen antiken Autoren wegen seiner Tapferkeit und Menschenfreundlichkeit gerühmt wird (s.u.)? Andererseits ist dieses überaus positive Artaxerxesbild verdächtig: Da der astronomische Text und Ailian ausdrücklich einen Sohn des Xerxes als Mörder bezeichnen, kommen wirklich nur Dareios und Artaxerxes als Täter in Frage. Schließlich war Hystaspes nach Ausweis aller Quellen während der Verschwörung nicht am Ort des Geschehens. Gegen eine Täterschaft des Dareios spricht zum einen, dass unsere griechischen Gewährsleute ihn ausdrücklich als unschuldig und als Opfer der Intrige des Artabanos bezeichnen. Zum anderen kommt hinzu, dass der Kronprinz mit dem Mord an seinem Vater nicht mehr hätte erreichen können als eine frühere Herrschaftsübernahme; gleichzeitig wäre der Vatermord vermutlich auf den heftigen Widerstand der Brüder und der Xerxesvertrauten bei Hofe und im Reich gestoßen. Deutlich mehr spricht für eine Täterschaft des Arses/Artaxerxes: Er hatte, angesichts zweier älterer Brüder, kaum Aussichten auf den Thron, und die Tötung von Dareios und Artabanos ist durchaus auch als Tat zur Ausschaltung jener Personen interpretierbar, die um die wahren Zusammenhänge wussten: Dareios als loyaler Sohn seines Vaters, Artabanos als Mitverschwörer und ‚Bauer‘ im Spiel des Artaxerxes. Ailian und der Autor unseres provokanten astronomischen Textes hätten dann zwar gewusst, dass ein Königssohn den Mord an Xerxes ausführte, ihn aber nicht benennen können oder wollen; Diodor und die anderen griechisch-römischen Autoren wiederum wären der ‚offiziellen‘ Version des Hofes Artaxerxes’ I. aufgesessen, einer Version im übrigen, die auch durch die ehrenvolle Erwähnung des Vaters Xerxes in den Inschriften des neuen Königs (A 1Pa-b; s.u.) Bestätigung findet. Die Rebellion des Hystaspes in Baktrien schließlich könnte zwar auch eine Reaktion auf seine [7] übergangenen Thronansprüche nach dem Tod von Vater und Bruder, ebensogut allerdings auch der Versuch gewesen sein, beider Tod am dafür verantwortlichen Artaxerxes zu rächen.

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Mit den Ereignissen des Jahres 465 v.Chr. hat man in der Forschung zwei in ihrer Ikonographie identische archäologische Zeugnisse in Zusammenhang gebracht, die jeder Iranreisende kennt. Gemeint sind die berühmten „Schatzhausreliefs“, so genannt nach ihrem antiken Aufbewahrungs- und modernen Fundort, dem „Schatzhaus“ der Achaimenidenresidenz zu Persepolis. 10 Auf ihnen ist im Zentrum der Großkönig, auf einem Thron sitzend, abgebildet; hinter ihm stehen der Kronprinz, Bedienstete und Wachen, vor ihm der Chiliarch, d.h. der Chef der Leibwache, die Proskynese, den Handkuss, vollziehend, und weitere Angehörige der Leibwache. Nun hat Ann Britt Tilia, die Ausgräberin von Persepolis in den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts, zeigen können, dass diese beiden – unvollendeten – Reliefs ursprünglich die jeweilige Stirnseite der Treppenanlagen an der Nord- und Ostseite des Apadana, des großen Audienzgebäudes in Persepolis, geschmückt haben, später aber ins Schatzhaus verbracht und durch – noch heute sichtbare – Darstellungen von Wachsoldaten ersetzt worden sein müssen. 11 Während die Forschung bis heute uneins ist, wer auf den „Schatzhausreliefs“ abgebildet ist – der Großkönig Dareios und sein Thronfolger Xerxes, Xerxes und sein Sohn Dareios oder König und Thronfolger ohne nähere Kennzeichnung 12 –, ist der Streit um den Verantwortlichen für die Auslagerung der Reliefs wohl zugunsten Artaxerxes’ I. entschieden. 13 Allerdings ist in der Frage der Motive dieses Königs für seinen Eingriff in die Konzeption des Apadana das letzte Wort noch nicht gesprochen. Während einige Gelehrte Artaxerxes unterstellen, die Reliefs aus Gründen versetzt zu haben, die mit seinem Verhältnis zu den dargestellten Personen in Verbindung stehen 14, erkennen andere in einer neuen Funktion des Schatzhauses 15 oder in einer veränderten Herrschafts- bzw. Repräsentationsauffassung des neuen Königs die tiefere Ursache für die Verlagerung der „Schatzhausreliefs“. Zu letzteren gehört Meyer, die in den dargestellten Personen Dareios I. und seinen Sohn Xerxes sehen möchte; sie betont, die Verlagerung der Reliefs ins Schatzhaus habe zeigen sollen, „dass der Apadana, der Repräsentationsbau des Dareios, von seinem (Artaxerxes’, J.W.) eigenen Repräsentationsbau, dem Hun[8]dertsäulensaal, abgelöst worden“ sei (die Versetzung der Reliefs selbst interpretiert sie als eine Form der „Ahnenverehrung“). 16 Dagegen hat Sancisi-Weerdenburg die Verlagerung der Reliefs mit der Neukonzeption der Gabenbringer-

10 Die letzte ausführliche und eindrucksvolle Behandlung dieser Reliefs verdanken wir Meyer 2003 (mit der älteren Literatur). 11 Tilia 1972, 175ff. 12 Die diesbezügliche Diskussion ist zusammengefasst in Meyer 2003. Nicht berücksichtigt wurde allerdings Henkelman 1995/1996, der die Ahistorizität der Königsdarstellungen betont. 13 Nicht zuletzt dies ist die besondere Leistung der Arbeit Meyers. 14 Literatur in Meyer 2003, 100 und 117, Anm. 8–11. Vgl. etwa auch noch Wiesehöfer 2005b, 40f. 15 Literatur in Meyer 107 und 118, Anm. 29. Dieser Auffassung ist zu Recht von Meyer widersprochen worden (S. 107). 16 Meyer 2003. Ich habe Bedenken gegen eine solche Interpretation: Wir wissen kaum etwas über die Bedeutung, Funktion und die Nutzung der beiden Thronsäle nach 465 v.Chr. (insbesondere nichts über die konkrete Innenausstattung des Apadana, wo es sehr wohl – anders als Meyer insinuiert (p. 112) – noch Königsdarstellungen gegeben haben kann).

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Abb. 1: Auschnitt aus dem Schatzhausrelief in Persepolis (© J. Wieshöfer).

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darstellungen Artaxerxes’ I. in Verbindung gebracht und aus beidem auf eine veränderte Herrschaftskonzeption dieses Königs geschlossen. 17 Die zahlreichen, dieser ersten blutigen Nachfolgeregelung folgenden, nicht weniger gewaltsamen dynastischen Auseinandersetzungen im Achaimenidenhause lassen erkennen, dass die größte Gefahr für den Bestand der persischen Monarchie bis zum Erscheinen Alexanders nicht von auswärtigen Feinden ausging, sondern von innerdynastischem Streit. Erinnert sei in diesem Zusammenhang nur an die kriegerische Auseinandersetzung zwischen Artaxerxes II. und seinem Bruder Kyros d.J. gegen Ende des 5. Jh. v.Chr., über die der griechische Historiker Xenophon in seiner Anabasis als Augenzeuge ausführlich berichtet. Diese Gefahr haben im übrigen weder die Machtfülle und Autorität des persischen Königtums, noch irgendwelche Thronfolgeregelungen (zugunsten des ältesten oder des ältesten purpurgeborenen Sohnes) je bannen können. Als eine besondere Zeit der Krise schildern die griechisch-römischen Autoren die Zeit zwischen dem Tod eines Perserkönigs und der Thronbesteigung seines Nachfolgers 18: Sie sprechen von ihr als einer Zeit der anomia, der Aussetzung gesetzlicher Zustände, und so verwundert nicht, dass die nächste Umgebung des Königs im Kriege alles tat, um den Tod des Herrschers auf dem Schlachtfeld zu verhindern. Die von seinen engsten Vertrauten initiierte Flucht Dareios’ III. von den Schlachtfeldern in Issos und Gaugamela ist so und nicht mit der Feigheit des Königs zu erklären 19, und auch die angebliche Teilnahmslosigkeit bzw. Passivität des Xerxes auf seinem Thron oberhalb der Bucht von Salamis (Hdt. 8,88) erhält unter diesen und dem Vorzeichen eines dem König gebührenden Verhaltens einen anderen Sinn. 20 Wie die Ermordung Xerxes’ I. (465 v. Chr.) und einiger späterer Könige sowie die erwähnten Vorkehrungen gegen Attentatsversuche bei [10] Hofe beweisen, waren die dynastischen Auseinandersetzungen allerdings nicht immer die Folge des natürlichen Ablebens eines Herrschers. Dass ausgerechnet in der dritten Generation achaimenidischer Herrschaft ein erster Versuch eines ambitionierten Prinzen zu verzeichnen ist, die Thronfolgeregelung zu den eigenen Gunsten zu verändern, kann nicht überraschen. Schon im Neubabylonischen Reich hatte sich ähnliches zugetragen: Dort hatte in der dritten Generation der Schwiegersohn Nebukadnezars, Neriglissar, den eigentlich von Nebukadnezar für die Thronfolge vorgesehenen Sohn Amil-Marduk gestürzt und selbst die Herrschaft übernommen. M.a.W., geht der Übergang vom Reichsgründer zum Reichssicherer in der Regel relativ unproblematisch von statten, so ist dies in der darauffolgenden Generation nicht mehr der Fall: Im Königshaus haben inzwischen mehrere ambitionierte männliche Mitglieder 17 “The change seems to mark an increasing elevation of the holder of the throne and a growing distance between king and aristocracy. … It looks as though the distinction between the king as a ‘king of Parsa’ and the king as ‘king of lands’ was elided” (Sancisi-Weerdenburg 1998, 33). Die Beobachtungen meiner leider viel zu früh verstorbenen Kollegin und Freundin fügen sich gut dem Bild ein, das ich im folgenden von der Regentschaft des Artaxerxes zu zeichnen versuche. – Die Modifikationen der königlichen Baupolitik in Persepolis unter Artaxerxes betont auch Briant (2002, 573). 18 Vgl. Briant 1991. 19 Zu diesem Herrscher und seinem Bild in den Quellen und in der Forschungsliteratur s. nun grundlegend Briant 2003. 20 Vgl. zuletzt Wiesehöfer 2006a.

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der Dynastie Geschmack an der Herrschaft entwickeln können, zugleich aber auch erkennen müssen, dass nur einer von ihnen zum Zuge kommen kann. Der ‚Flaschenhals‘ der Thronfolge führt dazu, dass diese nun durchaus nicht länger unumstritten ist. IV. 

Das Opfer

Reichen die politischen Ambitionen eines seiner Söhne aus, um den Tod des Xerxes zu erklären? Könnten dem König nicht sein nicht zu leugnender militärischer Misserfolg in Hellas und seine ihm von griechischen Autoren unterstellten Missetaten auf dem Griechenlandfeldzug und im Reich zum Verhängnis geworden sein? Ist ein Herrscher, der, nach dem Bericht des griechischen Autors Herodot, die Wasser des unruhigen Hellespontes auspeitschen, die Warnungen seines gutmeinenden Onkels Artabanos in den Wind schlagen und die Heiligtümer auf der Athener Akropolis in Brand stecken lässt, nicht auch gegenüber der nächsten Umgebung zu Brutalität und Despotismus fähig? Bis heute 21 sieht eine breite gebildete europäische Öffentlichkeit in Xerxes den Prototypen eines orientalischen Despoten, unberechenbar, brutal, rücksichts­ und zugleich phantasielos, nicht fähig, dem großen erfolgreichen Vater Dareios das Wasser zu reichen, und verantwortlich für den unaufhaltsamen Niedergang des Perserreiches nach Salamis und Plataiai. Der Thronname des Königs, altpersisch Xšayaršā („der über Helden herrscht“) 22, den die Griechen zu Xerxes verballhornten, muss demgegenüber regelrecht anmaßend klingen. Zuweilen werden ihm allerdings, aufgrund mangelhafter Quellenkenntnisse und gewagter Auswer[11]tungen archäologischer Befunde, Untaten unterstellt, die er nie begangen hat: die Verschleppung oder Einschmelzung der Statue des Stadtgottes von Babylon, Marduk, etwa, oder gar die Zerstörung ebendieser Stadt. 23 Die Forschung zeichnet inzwischen durch Nutzung der indigenen Überlieferung ein deutlich positiveres Bild dieses Königs, eines Herrschers, der das Reich seines Vaters, trotz der Schlappe im Westen, zu sichern und stärken verstand; der sich, darin ganz ähnlich seinen Vorgängern Kyros und Dareios, darum bemühte, durch die Verbindung von gewährter Lokalautonomie und verordneter strenger Aufsicht Aufständen im Reiche vorzubeugen und dabei überaus erfolgreich war; der in seinen inschriftlichen Verlautbarungen – übrigens nur zum Teil (s.u.) – dem Vorbild des Vaters folgte, nicht weil er phantasielos war, sondern weil ihm die Maximen des Dareios (Belohnung des loyalen Untertanen, Bestrafung des Aufrührers) Richtschnur auch des eigenen Handelns waren; der als der große ‚Bauherr‘ in Persepolis der achaimenidischen Kunst und Kultur ‚Weltgeltung‘ verschaffte. Das negative Xerxesbild ohne Grautöne verdankt sich demgegenüber der oberflächlichen Lektüre Herodots und vor allem den Alexanderhistorikern, in deren Werken sich 21 Die folgenden Ausführungen orientieren sich an den Beiträgen von Kuhrt/Sherwin-White (1987), Sancisi-Weerdenburg (1989/2002), Rollinger (2001), Briant (2002, s.v.) und Wiesehöfer (2005a, s.v.; 2005b; 2006a), die ein neues Xerxesbild zu begründen verstanden. 22 Schmitt 2006, 111–113. 23 Kuhrt/Sherwin-White 1987; Rollinger 1998.

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die Propaganda des Makedonenkönigs niedergeschlagen hat. Der Sohn Philipps II. hatte ja schließlich versucht, unter der (für die Makedonen als Verbündete des Xerxes selbst historisch höchst unpassenden) Parole ‚Rache für die Perserkriege‘, griechische Bundesgenossen für den vor allem zum eigenen Vorteil geführten Persienfeldzug zu gewinnen und sie schließlich für die vielen Enttäuschungen dadurch zu entschädigen, dass er alle Gebäude des Xerxes in Persepolis in Schutt und Asche legen ließ. 24 Dem genialen Geschichtenerzähler Herodot ist der historische Missetäter Xerxes, auch wenn dies in vielen Darstellungen immer wieder unterstellt wird, nur sehr bedingt geschuldet. Diesem ist weniger an einer historisch korrekten Charakterstudie des Großkönigs gelegen, als vielmehr daran, an der Figur des Xerxes, den die ältesten unter seinen athenischen Zuhörern sich wie den despotischen Protagonisten der 472 v .Chr. aufgeführten Perser des Aischylos vorgestellt haben dürften, zur Warnung der ähnlich überheblichen Athener die Gefahren unbegrenzter Machtfülle zu veranschaulichen: Der Xerxes Herodots ist nämlich einerseits ein unreifer Machthaber, der „zwischen hochfahrenden Plänen und Sorgen, das Falsche zu tun, schwankt“; andererseits ist er „verblendet (, …) respektiert sein Verlangen nach Herrschaft keine Grenzen auf dieser Welt.“ 25 Es ist demnach kein Unschuldiger, den die listenreiche Gottheit die Träume falsch deuten, die Warnungen seines weitsichtigen und erfahrenen Onkels Artabanos überhören und schließlich militärisch und moralisch auf ganzer Linie scheitern lässt. Der historische Xerxes hatte beschei[12]denere Ziele: Bestrafung der Athener (und ihrer Bundesgenossen) für ihren Bruch des Vertrages mit Dareios von 507/506 v.Chr. und ihre Unterstützung des Ionischen Aufstandes; Rache für Marathon und vermutlich die Neuordnung von Hellas durch die Einrichtung und Unterstützung perserfreundlicher Poleis und ein griechisches System von checks and balances. 26 Die Siege über die Perser hatten große Bedeutung für die zeitgenössischen Athener, die daraus das Recht zur Barbarenverachtung und die Legitimation zur Herrschaft über Hellas ableiteten; als ‚Zeitenwende‘ sehen sie bis heute auch die an, die sie als ‚Geburtsstunde Europas‘ missverstehen. 27 Für Xerxes wiederum waren Salamis, Plataiai und Mykale herbe Rückschläge, allerdings bei weitem nicht gravierend genug, die Stabilität seines Reiches ernsthaft zu gefährden. V. 

Der Mörder als Herrschaftsbegründer

Auch wenn Artaxerxes I., nach Ausweis unserer Zeugnisse, rasch Anerkennung in großen Teilen des Reiches fand, so zeigen doch der Aufstand des Bruders in Baktrien, die von dem neuen König vorgenommene Neuordnung der Hofgesellschaft (Diod. 11,71, 1; vgl.

24 Die Xerxesfixierung Alexanders in Persepolis betont zu Recht Sancisi-Weerdenburg (1991; 1993). Zu Alexander in Persepolis s. zuletzt Seibert 2004/2005. 25 Bichler, in: Bichler/Rollinger 2000, 94. 26 Wiesehöfer 2004a. 27 Wiesehöfer 2005c, 83–110.

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Ios. Ant. 11,185; Plut. Them. 29,5 28) und Artaxerxes’ ‚milde‘ Regentschaft (Diod. 11,71,2; vgl. Plut. Art. 1,1.4,4; Nep. Reg. 1,4 zur Schönheit und Tapferkeit dieses Herrschers 29), zu denen auch die ehrenvolle Aufnahme des aus Athen vertriebenen Xerxesbezwingers Themistokles passt, vermutlich auch die Wahl des neuen Thronnamens 30, dass der neue König nach dem Vater- und Brudermord nicht zur Tagesordnung übergehen konnte und wollte. Hat Sancisi-Weerdenburg mit ihrer Interpretation der Verlagerung der Schatzhausreliefs und der bildlichen Neugestaltung des Herrscher-Untertanen-­Verhältnisses in der Bildkunst von Persepolis recht, dann war von diesem Politikwechsel nicht zuletzt das Verhältnis König-Aristokratie betroffen. 31 Auch Meyers Beobachtungen zur Konzeption des „Hundertsäulensaals“ in Persepolis unterstreichen die ausgesprochen ‚eigenwillige‘ Note in der Herrscherrepräsentation und Herrschaftsauffassung Artaxerxes’ I. 32 Aber nicht nur innen-, auch außen[13]politisch sah sich der neue König zum raschen Handeln gezwungen, hatten doch die Ägypter unter ihrem libyschen Anführer Inaros im Herrschaftswechsel eine günstige Gelegenheit gesehen, die persische Fremdherrschaft abzuschütteln. 33 Dass sich bald darauf auch die Athener und ihre Bundesgenossen zum Zwecke der Schwächung der Macht des persischen ‚Erzfeindes‘ in Ägypten zu engagieren begannen, verschärfte die Lage zusätzlich. Erst 454 v.Chr. gelang es Artaxerxes’ Feldherren und Truppen, den ägyptischen Aufstand niederzuschlagen und die Athener in ihre Schranken zu verweisen. Nach ersten vergleichbaren Rückschlägen ähnlich erfolgreich war der Großkönig auch auf Zypern, das er dem Reich – wiederum gegen athenische Interventionen – endgültig zu sichern vermochte. 34 Als die Athener 449/448 v.Chr. allerdings die Festschreibung der territorialen Interessensphären des Achaimenidenreiches und des Delisch-Attischen Seebundes vorschlugen, stimmte Artaxerxes einem solchen Kompromiss zu. 35 Die Akzentverschiebungen in der Innen- und Außenpolitik kennzeichnen den Herrschaftsantritt des Xerxessohnes als eine Zäsur in der Geschichte des Achaimenidenreiches. Ich möchte allerdings noch einen Schritt weiter gehen und die Regentschaft des Artaxerxes als den eigentlichen Beginn der achaimenidischen Herrschaftsordnung be28 Zur Interpretation von Plut. Mor. 173d.565a (Modifikation des Jagdprocederes und der Bestrafungssitten) s. Briant 2002, 572. 29 Die dem neuen König von der griechischen Tradition zugesprochenen positiven Eigenschaften dürften sich durchaus auch auf seine moderate Außenpolitik (s.u.) beziehen. 30 Briant 2002, 570. 31 Sancisi-Weerdenburg weist in diesem Zusammenhang zu Recht auch darauf hin (1998, 33), dass nach Xerxes die Endogamie, d.h. die Wahl der Königsfrauen aus dem Königshaus, Usus wurde. 32 Meyer 2003, 111f. – Man sollte auch nicht vergessen, dass nach Artaxerxes I. Persepolis ‚alter Palast‘ wurde (vgl. Calmeyer 1990). 33 Zu einem neuen, nach Inaros datierten Ostrakon s. Chauveau 2004 (freundlicher Hinweis J.F. Quack). Zu Inaros vgl. zuletzt Quack 2006. 34 Zum Inarosaufstand, dem athenischen Engagement in Ägypten und dem Zypernkrieg vgl. zusammenfassend Welwei 1999, 97–107 und Briant 2002, 573–583. 973–974 (jeweils mit den Quellenbelegen). 35 Zur Diskussion um die Historizität des Kalliasfriedens und den Charakter eines (möglichen) (informellen) Abkommens s. Welwei 1999, 107. Zu den möglichen Motiven der Perser s. Briant 2002, 579–582.

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zeichnen. Wie komme ich dazu? Zunächst einmal ist zu konstatieren, dass Dareios I. das erste Mitglied des Achaimenidenclans auf dem Perserthron und damit – nach achaimenidischer Auffassung – der eigentliche Reichsgründer gewesen war: Er hatte sich militärisch gegen die von ihm so bezeichneten „Lügenkönige“ und – wenn man Herodot glauben will – auch innerhalb der persischen Stammesaristokratie gegen zahlreiche Widerstände durchsetzen müssen; er hatte das Reich der Teispiden Kyros und Kambyses bis zur Donau und an die Grenzen von Hellas erweitert; er hatte ihm mit seinen administrativen und fiskalischen Reformen einen ersten festen Halt gegeben. Auf diesen Reichsbegründer Dareios hatte auch sein Sohn Xerxes immer wieder in seinen Inschriften angespielt, etwa in der vom Berge Van in Ostanatolien. Dort heißt es (XV 16–27): „Es kündet Xerxes der König: Der König Dareios, mein Vater, hat, dank der Gnade Auramazdas, viel Gutes getan. Und er gab den Befehl, diesen Platz durch eine Inschrift zu kennzeichnen. Da er keine Inschrift hat anbringen lassen, habe ich den Befehl gegeben, diese Inschrift anzufertigen.“ [14] M.a.W., Van, der Hauptresidenzort des alten Urartu und damit Urartu insgesamt ist nun endlich, wie Dareios es gewünscht und wie er es im Falle von Medien (Inschriften vom Berge Elvend und aus Hamadan) und Ägypten (Inschriften aus Suez) selbst veranlasst hatte, als integraler Bestandteil des Perserreiches gekennzeichnet. Schon die Inschriften von Dareios selbst hatten nicht zuletzt ja dazu gedient, ihren Auftraggeber als großen Reichsbegründer und Reichsorganisator zu kennzeichnen. Auch auf die Rolle des Vaters als Initiators großköniglicher Selbstdarstellung – etwa in der Baupolitik – hatte Xerxes in seinen Inschriften angespielt, in denen er sich als Fortsetzer oder gar Vollender der vom Vater in Persepolis und anderswo begonnenen Repräsentationsbauten vorgestellt hatte. Zitiert sei hier die besonders aussagekräftige Inschrift XPf, in der es heißt: „Ein großer Gott ist Auramazda, der diese Erde geschaffen hat, der jenen Himmel geschaffen hat, der den Menschen schuf, der seliges Glück für den Menschen schuf, der Xerxes zum König machte, zum einen König über viele, zum einen Herrn über viele. Ich bin Xerxes, der große König, der König der Könige, der König der Länder, die viele Rassen beherbergen, König auf dieser großen Erde gar fernhin, der Sohn des Königs Dareios, ein Achaimenide. Es kündet Xerxes der König: Mein Vater war Dareios; der Vater des Dareios war Hystaspes mit Namen; der Vater des Hystaspes war Arsames mit Namen. Beide, Hystaspes und Arsames, lebten noch; dennoch war der Wunsch des Auramazda der folgende: Dareios, der mein Vater war, ihn machte er zum König auf dieser Erde. Als Dareios König geworden war, baute er vieles Großartige. Es kündet Xerxes der König: Dareios hatte auch andere Söhne; aber so war der Wunsch Auramazdas: Dareios, mein Vater, machte mich zum Größten nach ihm selbst. Als mein Vater nach dem ihm angewiesenen Platz im Jenseits ging, da wurde ich, durch die Gnade Auramazdas, König an des Vaters Stelle. Als ich König wurde, baute ich viel Großartiges. Das, was mein Vater erbaut hatte, für das trug ich Sorge, und andere Werke fügte ich hinzu. Aber was ich getan

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habe und was mein Vater getan hat, all das haben wir getan durch die Gunst Auramazdas. Es kündet Xerxes der König: Möge Auramazda mich schützen und mein Königreich! Und was von mir gebaut wurde und was von meinem Vater gebaut wurde, auch das möge Auramazda beschützen!“ Wie die Inschriftenanbringung in Van und die Fortsetzung der Repräsentationsbauten in Persepolis, so hatte Dareios dem Xerxes auch die entscheidende Aufgabe der Reichssicherung (dazu die noch ausstehende Rache an Athen) übertragen; abgesehen von der – in seiner Bedeutung weder zu unter-, noch zu überschätzenden – Griechenlandunternehmung war der Sohn dem Verlangen des Vaters erfolgreich nachgekommen. Territorialen Verlusten an der Westgrenze hatte nach 479 v. Chr. ein bis zum Tode des Xerxes durch keine weiteren inneren Unruhen mehr erschüttertes Reich gegenübergestanden. Auf diese erfolgreiche Politik hatte Xerxes auch in seinen Inschriften verwiesen, in denen er sich einerseits – bis in die Formulierungen hinein – an seinem Vater orientiert (XPl = DNb) und sich immer wieder mit Stolz als Sohn und Nachfolger des Dareios und Vollender von dessen politischen und baulichen Maßnahmen zu erkennen gegeben, in denen er andererseits aber auch mit einer besonderen Inschriftentypologie durchaus eigene Akzente gesetzt hatte, wie die berühmte Daivā-Inschrift (XPh) dokumentiert. Ein Tatenbericht wie der des Reichsgründers Dareios aus Bisutun [15] fehlt; er ist angesichts der ungefährdeten Position des Xerxes nicht oder nicht mehr notwendig gewesen. Unter Artaxerxes I.  kommt es nun erneut zu einem Wechsel in der Inschriftenpraxis. In deutlicher Abkehr vom großväterlichen und väterlichen Muster entstehen die klassisch-achaimenidischen Inschriften, zumeist Bauinschriften, die alles Politische und Historische vollkommen aussparen; eine in dieser Hinsicht typische Inschrift ist die babylonische Inschrift A 1Pb, in der es heißt: „Es kündet Artaxerxes der König: Von diesem Palast hat König Xerxes, mein Vater, die Fundamente legen lassen; unter dem Schutz Auramazdas habe ich, der König Artaxerxes, ihn erbaut und vollendet.“ So etwas wie die Bisutun-Inschrift des Dareios, also ein historischer Tatenbericht, und wie die Daivā-Inschrift des Xerxes mit ihren Regeln großköniglicher Religionspolitik sind nun nicht mehr gefragt. Und die unterschiedlichen Rollen und Aufgaben des Großkönigs, der Hocharistokratie und der übrigen bandakā werden nun bildlich-ideologisch und praktisch neu festgelegt (s.o.). Die Außenpolitik des neuen Königs entspricht diesem Muster: Er scheint sich von der Idee der Saturiertheit der Herrschaft und des Herrschaftsgebietes – allerdings unter Einschluss von Westkleinasien, Ägypten und Zypern 36 – leiten gelassen zu haben; eine zwar entschiedene, aber doch deutlich defensivere Außenpolitik 36 Das persische Engagement in Ägypten und Zypern zeigt deutlich, dass Artaxerxes nicht gewillt war, den Verlust dieser Gebiete hinzunehmen. Was die Griechenstädte Westkleinasiens angeht, schreckte er wohl vor einer großen Unternehmung zu ihrer Rückgewinnung zurück. Die Politik Artaxerxes’ I. und Dareios’ II. während des Peloponnesischen Krieges zeigt jedoch deutlich, dass

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ist Frucht dieser Überzeugung, und mit ihr vertragen sich auch die ehrenvolle Aufnahme des Flüchtlings Themistokles, eines vorzüglichen Experten in griechischen Angelegenheiten, und eine Vereinbarung mit dem Gegenspieler im Westen, Athen. Überhaupt zeichnet sich die Herrschaft des Artaxerxes außenpolitisch durch eine, im Vergleich mit der Politik des Vaters, größere Flexibilität aus, wie nicht zuletzt an der Behandlung auch anderer griechischer Exulanten und Grenzgänger, den mannigfachen orientalischgriechischen Kulturkontakten seiner Zeit 37 und der abwägenden Politik des Königs zu Beginn des Peloponnesischen Krieges zu erkennen ist. 38 Allerdings hatte, wie bereits betont, der Vater als Reichssicherer noch ganz andere Aufgaben zu erledigen gehabt, hatte Xerxes zudem mit seiner in dieser Hinsicht erfolgreichen Politik den unverzichtbaren Grundstein für die neue Politik des Sohnes gelegt. Wie sehr Artaxerxes als Persönlichkeit und Herrscher nicht nur in Griechenland, sondern auch innerhalb des Königshauses Eindruck gemacht haben muss, zeigt der Umstand, dass sein Königsname in [16] den folgenden Jahrzehnten zum beliebtesten Thronnamen der Dynastie werden sollte (vgl. Diod. 15,93,1; zu Artaxerxes II.: Plut. Art. 1,1.4,3). Insgesamt vier oder, wenn man Bessos mitzählt, fünf Träger dieses Namens sind in der Überlieferung auszumachen. Dagegen fallen die Namen Dareios (2 weitere Träger) und Xerxes (1 weiterer Träger) deutlich ab. M.a.W., mit Artaxerxes I. trat das Achaimenidenreich nach der Gründungs- (unter Dareios) und Sicherungsphase (unter Xerxes) nun in eine Phase der Ruhe und Konsolidierung. In diesem Zusammenhang sei etwa darauf hingewiesen, dass die Achaimenidenkönige, anders als noch Dareios und Xerxes, nun nur noch dann selbst ins Feld zogen, wenn der Bestand des Reiches oder die Herrschaft des Großkönigs selbst gefährdet waren, wie etwa während des Bruderkrieges Kyros-Artaxerxes II. oder in der Ausnahmesituation des Alexanderzuges. Unter dem neuen König Artaxerxes I. wurden die Grundlagen dafür gelegt, dass die von Dareios und Xerxes in stürmischen Zeiten entworfenen Legitimationsmuster, Einrichtungen und politischen Strategien sich im Alltag bewähren und Festigkeit und Dauerhaftigkeit entwickeln konnten. Anders und zugespitzt formuliert: Erst wenn man in Dareios einen Usurpator erkennt, wird der Blick frei für einen Xerxes, der – dank väterlichen und mütterlichen Erbes – zum eigentlichen Dynastiegründer wird und dem es gelingt, die vom Vater vererbte Herrschaft und das vom Vater übernommene Reich zu sichern; er wird auch frei für einen Artaxerxes, der als eigentlicher Schöpfer genuin achaimenidischer Herrschaftspraxis dem Reich Stabilität und der Dynastie Kontinuität verschafft: Mitte des 5. Jh. sind nämlich die Grundzüge des Regiments der Perserkönige ausgebildet, das sich neben der Flexibilität in außen- und innenpolitischen Angelegenheiten, dem erstaunlichen Ausmaß lokaler und regionaler Autonomiegewährung und der Vorbildhaftigkeit zahlreicher seiner Institutionen durch die strikte Beaufsichtigung von Territorien und Untertanen durch die Zentrale auszeichnet. Mit der vom Großkönig Artaxerxes I. veranlassten nehemianischen Jerusalemunternehmung können wir, dank des das Ziel einer diesbezüglichen Änderung des status quo nicht aus den Augen verloren worden war (vgl. Wiesehöfer 2006b). 37 Miller 1997; Whitby 1998; Wiesehöfer 2004b; Rollinger 2006. 38 Wiesehöfer 2006b.

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Buches Esra-Nehemiah, einen Blick auf diese alltägliche Regierungspraxis in den Provinzen werfen. 39 VI. 

Fazit

Versuchen wir ein Fazit: Der Tod des Xerxes war nicht die Folge seiner Politik in den über zwanzig Jahren seiner Herrschaft, auch nicht die Konsequenz eines despotischen Regimes gegenüber Familie, Hof oder Reich. Er ist vielmehr kennzeichnend für die systemimmanenten Schwierigkeiten einer universalen monarchischen Ordnung beim Übergang von der zweiten zur dritten Generation, bei der sich eine bis dahin nicht gekannte Machtfülle und Autorität in einer Person konzentriert. Mochte auch die Notwendigkeit der Verstetigung dieser Herrschaft [17] innerhalb der Dynastie unbestritten sein, der ‚Flaschenhals‘ der Thronfolge musste immer wieder ambitionierte, jedoch letztlich nicht zum Zuge gekommene Prinzen dazu verleiten, ihr Heil im Bruder- oder gar Vatermord zu suchen. Ein solcher ‚Thronusurpator‘ war Artaxerxes, der Mörder von Vater und Bruder, dem es im Verlaufe seiner Regierungszeit jedoch gelang, die von Großvater und Vater grundgelegten Muster von Herrschaftsauffassung und Regierungspraxis in einem saturierten Großreich in den Alltag zu übertragen und Reich und Dynastie eine Stabilität zu verleihen, die ihr Überleben auf viele Jahrzehnte hinaus gewährleistete. Artaxerxes’ Nachfolger auf dem großköniglichen Thron waren sich der Vorbildhaftigkeit seines Tuns bewusst, wurde sein Thronname doch gleichsam zum Kennzeichen der achaimenidischen Dynastie bis zu ihrem überraschenden Ende im Feldzug des Makedonen Alexander. Literatur Bichler, R./Rollinger, R. 2000, Herodot, Hildesheim. Briant,  P.  1984, L’Asie centrale et les royaumes moyen-orientaux au premier millénaire av. n. è., Paris. Briant, P. 1991, „Le roi est mort: vive le roi! Remarques sur les rites et rituels de succession chez les Achéménides“, Kellens, J. (ed.), La religion iranienne à l’époque achéménide (Iranica Antiqua, suppl. 5), Gent, 1–11. Briant,  P.  2002, From Cyrus to Alexander. A History of the Persian Empire, Winona Lake. Briant, P. 2003, Darius dans l’ombre d’Alexandre, Paris. Calmeyer,  P.  1990, „Das Persepolis der Spätzeit“, Sancisi-Weerdenburg,  H./ Kuhrt, A. (eds.), Achaemenid History IV: Centre and Periphery, Leiden, 7–36.

39 Briant 2002, 583–587; Kessler 2006, 141ff.

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Ein König erschliesst und imaginiert sein Imperium: Persische Reichsordnung und persische Reichsbilder zur Zeit Dareios’ I.  (522–486 v.Chr.)* Abstracts The term “perception of space” has both a geographical-political and practical as well as an ideological aspect: A territory can be explored, arranged, measured, registered and described, but it can also be imagined, pictured symbolically or brought in relation to other spaces, such as the cosmos or the world of the gods. Both was done by the kings of ancient Persia so that it should be no surprise that both aspects dominate this article: the exploring one in a part on the journey of Skylax from the Indus to the Nile, the measuring one in a section on the reform of the realm by Dareios I. and the itineraries of the Achaemenids, and finally the imagining one in a part on Persian ideas of the dimensions of their realm and the earth as a whole as well as on the structuring of this realm with one centre and different peripheral areas. As a closing section it should be permitted to discuss the thesis of the alleged plans for world domination or rather expansionism as determining principle for the royal inscriptions of the Achaemenids. I concetti di percezione e rilevamento dello spazio possiedono un aspetto tanto geopolitico e orientato sull’esperienza, quanto ideologico: un territorio può essere esplorato, ordinato, misurato, accatastato e descritto; esso può essere pero anche immaginato, riprodotto simbolicamente e messo in relazione con altri spazi, quali il cosmo o il mondo degli dei. I re persiani fecero entrambe le cose, e non dovrebbe dunque stupire che questi due aspetti caratterizzino il presente contributo. Esso segue le esplorazioni del viaggio di Scilace dall’Indo al Nilo; rileva in seguito le riforme imperiali di Dario I e gli itinerari degli Achemenidi; immagina infine le rappresentazioni spaziali dell’impero persiano e della terra nel complesso, come la suddivisione della regione geografica dell’impero in un centro e diverse periferie. In chiusura il contributo discute la tesi dei presumibili piani di dominazione del

* Wiesehöfer, Josef, Ein König erschließt und imaginiert sein Imperium: Persische Reichsordnung und persische Reichsbilder zur Zeit Dareios’ I. (522–486 v.Chr.), in: M. Rathmann (Hg.), Wahrnehmung und Erfassung geographischer Räume in der Antike, Mainz 2007, 31–40.

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mondo, ma anche quelli dell’espansionismo inteso quale principio plasmante, delle iscrizioni reali degli Achemenidi. Die Begriffe Raumwahrnehmung und Raumerfassung besitzen sowohl einen geographisch-politischen und praxisorientierten, als auch einen ‚ideologischen‘ Aspekt: Man kann ein Territorium erforschen, ordnen, vermessen, katastrieren und beschreiben, man kann es aber auch imaginieren, symbolisch abbilden und mit anderen Räumen, etwa dem Kosmos oder der Götterwelt, in Beziehung setzen. Beides taten die Perserkönige, und so sollte nicht verwundern, dass beide Aspekte auch diesen Beitrag bestimmen: der erkundende in einem Teil über die Fahrt des Skylax vom Indus zum Nil, der vermessende in einem Abschnitt über die Reichsreformen Dareios’ I. und die Itinerare der Achaimeniden, der imaginierende schließlich in einem Teil über persische Vorstellungen vom Reichsraum und der Erde insgesamt sowie über Einteilungen des Reichsraumes in ein Zentrum und verschiedene Peripherien. Zum Abschluss des Beitrages sei noch eine Auseinandersetzung mit der These der angeblichen Weltherrschaftspläne bzw. des Expansionismus als gestaltendem Prinzip der Königsinschriften der Achaimeniden gestattet. [32] I.

Raumerfassung als Erkundung „Ein sehr großer Teil Asiens ist durch Dareios bekannt geworden. Der wollte gern wissen, wo der Fluss Indos – der beherbergt außer dem Nil als einziger Krokodile – ins Meer mündet, und so sendet er auf Schiffen Männer aus, denen er zutraut, dass sie die Wahrheit sagen, unter ihnen auch Skylax aus Karyanda. Die fuhren ab von der Stadt Kaspatyros und dem Land der Paktyer, immer stromabwärts gegen Morgenröte und Sonnenaufgang hin bis zum Meer, auf dem Meer aber fuhren sie nach Westen, und im dreißigsten Monat kommen sie in demselben Ort an, von dem der Ägypterkönig die Phönizier … losschickte auf die Fahrt um Libyen. Nachdem diese das Land umfahren hatten, unterwarf Dareios die Inder und benutzte dann auch diesen Seeweg.“ 1

Lange Zeit hat man diese Nachricht Herodots über eine von König Dareios initiierte Entdeckungsfahrt auf dem Indus und die anschließende Umsegelung Arabiens mit der Neueröffnung des Necho-Kanals in Ägypten in Verbindung bringen und mit beidem auf die Eröffnung regelmäßiger Handels­- bzw. Schiffsverbindungen zwischen dem Mittelmeer bzw. Unterägypten und Indien bzw. Elam schließen wollen. Schaut man sich den Bericht Herodots und die diesbezüglichen orientalischen Zeugnisse näher an, dann ergibt sich allerdings ein anderes Bild. 2 Mit der Skylax-Unternehmung, die wohl um 518 v. Chr. statt1 Hdt. IV 44; Übersetzung W. Marg. 2 Vgl. Briant, Cyrus 140, 478, 904 (mit der älteren Literatur).

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fand 3, verfolgte Dareios I. ganz offensichtlich zwei Ziele: Einerseits ging es ihm darum herauszufinden, ob die beiden äußeren Punkte seines Herrschaftsgebietes miteinander und mit dem Zentrum zu verbinden seien. Andererseits sollte die Erkundungsfahrt den Weg bereiten für die in Aussicht genommene Eroberung des Industals, des Hinduš der königlichen Inschriften. Gleichzeitig gehört die zitierte Episode bei Herodot allerdings auch zu einer Reihe von Fahrtenerzählungen, die die Pioniertaten der alten Ägypter und der Perser auf dem Höhepunkt ihrer Macht und zugleich Herodots eigene Anschauung über die Gestalt der Erde und der sie umschließenden Meere dokumentieren sollen. Dieser Teil des Werkes 4 ist nun wiederum Teil eines größeren Ganzen. Er ist nämlich eingebunden in das breite Panorama von des Großkönigs europäischen Eroberungen. 5 Wie die ‚Burgbauinschrift‘ aus Susa (DSf) mit ihrem kombinierten Land-Flussweg-Itinerar verdeutlicht, dürften wohl nur selten Schiffe etwa mit Tributladungen oder Handelsgütern den Weg des Skylax in umgekehrter Richtung befahren haben. Was den Kanalbau bei Suez angeht, so haben neuere Untersuchungen erweisen können, dass er wohl in den 490er Jahren stattfand 6 und vor allem dem lokalen Handel (weniger dem Überseehandel) deutliche Impulse verlieh. 7 Mindestens ebenso wichtig wie die praktische Seite des Kanalbaus war die ideologische: Inschriften und Abbildungen der Untertanenvölker auf der Stele von Chalouf (DZ) stehen für die herrscherliche symbolische Übernahme eines Raumes, der von Schiffen des Königs durchmessen wird: „Es kündet Dareios der König: ‚Ich bin ein Perser; von Persien aus habe ich Ägypten in Besitz genommen; ich habe angeordnet, diesen Kanal zu graben, von einem Fluss namens Nil, der in Ägypten fließt, bis zum Meer, das von Persien kommt; dann wurde der Kanal gegraben, wie ich es angeordnet hatte, und die Schiffe fuhren von Ägypten, durch diesen Kanal, nach Persien, zu meiner großen Freude.“ 8 Dass die achaimenidische Herrschaft sich nicht zuletzt auch als Herrschaft zur See verstand, zeigt der Umstand, dass die Bezeichnungen „Schwarzes Meer“ und „Rotes Meer“ als Schöpfungen der Perserzeit anzusehen sind. 9 Die eben zitierte dreisprachige Inschrift von Chalouf dokumentiert nicht nur den Bau des Kanals, sie gehört zugleich, wie Robert Rollinger und der Autor in einem gemeinsamen Beitrag zu zeigen versuchen werden, zum Ensemble der Achaimenideninschriften, die Dareios an markanten Punkten in den Reichsteilen anbringen ließ, als deren Eroberer er sich und seine Vorläufer in der Herrschaft verstanden wissen wollte. Sie gehört damit in 3 4 5 6 7 8 9

Shahbazi, Darius 233 Anm. 218 (519 v.Chr.); Tuplin, Suez Canal 270f. (um 518 v.Chr.). Hdt. IV 36–46. Bichler, Welt 20–24; Briant, Cyrus 479. Vgl. Tuplin, Suez Canal passim. Briant, Cyrus 479. DZc; Übersetzung des Autors. Schmitt, Considerations 222.

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eine Reihe mit den Inschriften aus Ekbatana (Hamadan) (DH) und Van (XV), wobei die letztgenannte Inschrift von Xerxes ausdrücklich im Namen seines Vaters gesetzt wurde. Mit anderen Worten, Medien, Urartu und Ägypten werden als speergewonnenene Länder vorgestellt, während die Persis, Elam und Babylonien, in denen sich solche Inschriften nicht finden, als Territorien erscheinen, für die nicht die Eroberung memoriert, sondern die Legitimität persischer Herrschaft auch nach indigenen Maßstäben betont wird. Es verwundert nun auch nicht mehr, dass es die Sprachen eben dieser drei Reichsteile sind, in denen die wichtigsten Inschriften der Perserkönige niedergeschrieben sind. Dass Elam und nicht Medien zu den bevorzugten Reichsteilen gehört, deckt sich mit der neueren Erkenntnis, dass die Perser ihr Reichsbildungspotential den durch ein eigenes strukturiertes und wohlorganisiertes Reich ausgezeichneten elamischen Nachbarn und nicht der medischen Stammesföderation mit ihrer nur gelegentlichen monarchischen Spitze verdankten. 10 2.

Raumerfassung als Vermessung und Ordnung „Dies tat er in Persien, und dann richtete er zwanzig nomoi ein, die bei ihnen Satrapien heißen. Und als er die Provinzen eingerichtet und die Statthalter eingesetzt hatte, legte er Steuern fest, [33] die ihm zu entrichten waren, Volk für Volk, und ordnete dabei den Völkern ihre Nachbarn zu und schlug über die angrenzenden Völker hinaus den fernen Völkern andere zu, die einen diesen und die andern jenen.“ 11

Im Folgenden beschreibt Herodot, von dem auch dieses Zitat stammt, die nomoi des Perserreiches, die Dareios im Rahmen seiner Reformen neu organisiert haben soll, im allgemeinen von Westen nach Osten. Die Liste besteht aus zwei Teilen, einer Zusammenstellung der nomoi mit den phorospflichtigen Völkern 12 und einer Aufzählung der geschenkebringenden Länder. 13 Im Zentrum eines jeden nomos steht ein Ethnos, dem verwandte, kleinere Völkerschaften, dann aber auch weiter entfernte Nachbarn zugeordnet werden. So sind im ersten nomos die Ionier das zentrale Ethnos, denen die Magneten und Aioler als verwandte, die Karer, Lykier und Pamphylier als entferntere Völker zugeordnet sind. Zu Recht ist betont worden, dass die herodoteische ‚Satrapienliste‘ von der geographisch-ethnographischen Katalogtradition der Griechen inspiriert sei, wobei die einzelnen Regionen ihr spezifisches Kolorit durch die Spezifika der Abgaben erhielten. Deutlich wird auch, dass die ‚Satrapienliste‘ und ihre Rahmung die Expansion des Perserreiches widerspiegeln, wie sie von Herodot erzählt wird: Im Zentrum stehen die Perser selbst, das Herrenvolk, dem Herodot Phorosfreiheit attestiert. Jenseits der fernen Randzonen des Reiches wohnen Völkerschaften, die nur freiwillige Abgaben in Form 10 11 12 13

Wiesehöfer, Master (mit älterer Literatur). Hdt. III 89; Übersetzung W. Marg. Hdt. III 90, 1–96,2. Hdt. III 97, 1–5.

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von Geschenken liefern (Araber, Kolcher, Aithiopen). Eigens notiert Herodot, dass zu den festen Steuerleistungen aus Asien und einem kleinen Teil Libyens später noch neue Steuern hinzukamen, und zwar von den Inseln der Ägäis und den Völkern in Europa bis nach Thessalien hin. Mit diesem Katalog veranschaulicht der Halikarnassier demnach die Macht und Größe des Perserreiches unter Dareios anhand der zahlreichen ethne, die alle zu gewaltigen festen Abgaben an den Großkönig verpflichtet waren. Er schafft dadurch einen Spannungsbogen, der auf eine Bedrohungskulisse für Griechenland hin angelegt ist und der schließlich in Xerxes’ Heeresliste gipfelt. 14 Es ist schon häufig zu Recht betont worden, dass beide Herodotlisten nicht als authentische Satrapienlisten gewertet werden können; auch von den Völkerlisten in den Königsinschriften (s. u.) sind sie deutlich geschieden. Die starke Einbindung der Nomoiund der Heeresliste in das stilistische Geflecht der Erzählung lässt dementsprechend auch kaum Rückschlüsse auf echte achaimenidische Vorlagen zu. Die nomoi können also auch nicht mit den echten Satrapien als Steuereinheiten gleichgesetzt werden. Andererseits ist es jedoch auch verwegen, wie erst kürzlich geschehen, aus der mangelnden Zuverlässigkeit von Herodots Nomoikatalog auf die Ungeschichtlichkeit der administrativen und fiskalischen Reichsreformen insgesamt zu schließen und alle späteren diesbezüglichen Zeugnisse 15 unter der Prämisse auszuscheiden, dass sie alle auf Herodot beruhten. 16 Besonders Platons Text steht dem entgegen, nutzt er doch, im Gegensatz zu Herodot, den älteren und historisch korrekten griechischen Terminus für Tribut, dasmos (und nicht den jüngeren Begriff phoros). Die neue Ordnung des Tributsystems beruhte, wie Herodot und andere Autoren unterstreichen, auf der Festlegung der Erhebungsstandards einerseits, der Bestimmung der Abgabenhöhe und der Durchsetzung regelmäßiger Erhebungen andererseits, d. h. auf Kriterien, die einem Griechen des fünften Jahrhundert v. Chr. nur allzu verständlich waren. Dabei schloss sie eine Orientierung an regionalen oder lokalen Erhebungsmustern keineswegs aus und folgte damit älteren fiskalischen Traditionen. Schließlich muss die Reichsreform auch dann historisch sein, wenn die steuerliche Überbeanspruchung der Untertanen durch den Bau der königlichen Flotte unter Kambyses und Bardiyas bzw. Gaumatas unmittelbar folgendes Abgabenmoratorium authentisch sind. 17 Die Katastrierung der Territorien der griechischen Städte Westkleinasiens, die Artaphernes nach der Niederschlagung des Ionischen Aufstandes durchführte, um Konflikten innerhalb der und zwischen den Poleis vorzubeugen, folgte wohl genauso dem von Dareios gesetzten Beispiel wie die neue Berechnung ihrer Abgaben (nahezu auf dem alten Stand [Hdt. VI 42]). 18 Beide wiederum dienten vermutlich dann auch als Modell für die Festlegung der Beiträge der Mitglieder des Delisch-Attischen Seebundes. 19

14 15 16 17 18 19

Bichler, Welt 286–288. Plat. Leg. 695c; Plut. Mor. 172f; Polyain. VII 11,3; Chr. Pasch. 145c. Jacobs, Bewertung 308. Wallinga, Revolt; Wallinger, Navy. Briant, Cyrus 494–496. Wallinga, Tribute.

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Mit kaum einer anderen Einrichtung haben die Perserkönige so reüssieren können wie mit dem Straßenwesen. Obgleich in vielem älteren Vorbildern folgend, haben die Achaimeniden doch Ausbau, Unterhalt, Pflege und Nutzung der Straßen im Reich in einem Maße vorantreiben können, dass Griechen und Römer sich davon ungeheuer beeindruckt zeigten. 20 Lange Zeit hat man die Reichsstraßen der Achaimeniden fast ausschließlich als Heeresstraßen und Grundlage des Nachrichten- und ‚Post‘wesens ansehen wollen. Neuere Untersuchungen, etwa zu den Keramikfunden aus Phrygien, weisen ihnen nun allerdings auch nicht zu unterschätzende Bedeutung für den Handel und den Warentransport zu. 21 In ihren Beschreibungen der „Königsstraßen“ geben Herodot und die anderen griechischen Autoren der klassischen und hellenistischen Zeit Entfernungen zwischen Orten und Landschaften in Parasangen, also einem persischen Längenmaß, und in Tagereisen an. 22 Des Weiteren nennen sie die Zahl der Karawansereien und Haltepunkte (stathmoi) sowie die Wachposten, denen der Schutz der Straßen anvertraut war. Auch die elami[34]schen Täfelchen aus Persepolis 23 und ein Aršāma-Brief (DAE 67 [AD 6]) bieten Informationen zu den „Königsstraßen“, erstere nicht zuletzt zu der zwischen Persepolis und Susa (mit ihren ca. 20 Haltestationen). Das persische Längenmaß und die Angabe von Tagereisen allein deuten bereits darauf hin, dass die persischen Reichsstraßen vermessen waren und Itinerare zumindest der wichtigsten Verbindungen des Reiches existierten. 24 Die Vermessung wird nun – zumindest für das Zweistromland – bestätigt durch einen einzigartigen babylonischen Text aus der Zeit Kyros’ II. (BM 79746), in dem von der Vermessung eines Stücks einer Königsstraße (in Ellen) mit Hilfe einer Messleine die Rede ist. 25 Auch wenn in diesem Keilschrifttext eher noch auf das neubabylonische denn bereits auf das achaimenidische Vermessungswesen Bezug genommen wird, so kann doch kein Zweifel daran bestehen, dass die Achaimeniden, was die Königsstraßen (harrān šarri) und ihre Vermessung angeht, gelehrige Schüler der Babylonier (und Assyrer) wurden.

20 Zum Straßenwesen der Achaimeniden vgl. zusammenfassend Briant, Cyrus 357–387, 927–930. Zur Bedeutung des persischen Straßenwesens für das griechische und römische s. Kolb, Transport 16f. 21 De Vries, Pottery 453–454; Henrickson, Fieldwork. 22 Vgl. u. a. Hdt. V 52ff.; Ktesias FGrHist 688 F 33; Xen. An. I 2,5f. 23 Koch, Verwaltung. 24 Wenn Megasthenes’ (FGrHist 715) Nachricht über ‚Indien‘ auch für die anderen Straßen des vorderasiatischen Raumes zutrifft, waren die Königsstraßen in Abständen von je 10 Stadien mit Säulen versehen, auf denen die Entfernungen und Abzweigungen verzeichnet waren (apud Strab. XV 1,50 C 708). Dass es eine Art „Meilenstein“ gegeben hat, beweisen das Wort Parasange, das man als „Anzeiger, Verkünder“ gedeutet und als Bezeichnung für den Meilenstein aufgefasst hat (Marquart, Kapitel 4; vgl. Schmitt, Sprachgut 138), und der Fund einer solchen Wegmarkierung in Pasargadai aus frühhellenistischer Zeit (Lewis, Inscription). 25 Jursa, Vermessung. Über die Gründe für die Vermessung sagt der Text allerdings nichts aus.

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3.

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Raumwahrnehmung als Imagination

Auch wenn wir keine der babylonischen mappa mundi 26 vergleichbaren Zeugnisse aus achaimenidischer Zeit besitzen, so gestatten uns die Inschriften der Großkönige doch einen Einblick in ihre Sicht der Welt. 27 Besonders deutlich wird dies an Dareios’ I. Inschriften aus Persepolis und Naqš-i Rustam. Hatten die frühen Inschriften DB und DSm, die die ersten Länderlisten der Königsinschriften enthalten, Persien zwar an erster Stelle, aber gleichberechtigt neben den übrigen Ländern genannt, so weisen die späteren Inschriften DPd und DNa dem Land Persien einen besonderen Stellenwert zu: Es ist das Land des Königs, diesem und seinen bevorrechtigten Untertanen als Teil der guten göttlichen Schöpfung vom Gott Auramazda selbst zugewiesen, ein Land von herausragender Qualität und ein Territorium, von dem die Perser zu den weit entfernten Ecken der Welt auszogen, um dieser eine Zeit der Ruhe und des Wohlstandes zu verschaffen: „Ich bin Dareios, der große König, der König der Könige, König der Länder aller Rassen, König auf dieser großen Erde gar fernhin, der Sohn des Hystaspes, ein Achaimenide, ein Perser, Sohn eines Persers, ein Arier, von arischer Abkunft.“ 28 „Es kündet Dareios der König: Dieses Land Persien, das mir Auramazda anvertraute, das gut ist, gute Pferde und gute Menschen beherbergt, dieses Land, durch die Gnade Auramazdas und dank meiner Person, Dareios, des Königs, fürchtet niemanden.“ 29 „Es kündet Dareios der König: Als Auramazda diese Erde in Aufruhr sah, da vertraute er sie mir an; er machte mich zum König. Ich bin König. Durch die Gnade Auramazdas stellte ich sie wieder an ihren richtigen Platz. Was ich den Menschen sagte, das taten sie, wie es mein Wunsch war. Aber wenn Du denken solltest: ‚Wie zahlreich sind die Länder, die der König Dareios besaß?‘, dann schaue auf die Relieffiguren, die die Thronplattform tragen. Dann wirst Du begreifen, dann wird es Dir bewusst werden: ‚Der Speer des persischen Mannes ist in weit entfernte Regionen gelangt‘, dann wird Dir klar: ‚Der persische Mann hat den Feind zurückgeschlagen weit entfernt von Persien‘.“ 30 Mit anderen Worten, nachdem das Reich des Kyros und des Kambyses Gefahr lief, auseinanderzubrechen, hat es Dareios, dank der Berufung durch Auramazda und dank der 26 Transliteration, Übersetzung und Kommentar dieses Zeugnisses liefert Horowitz, Geography 20–42. 27 Dieser Teil des Beitrages erhielt mancherlei Anregungen durch die Darstellungen von Ahn, Herrscherlegitimation und Kuhrt, Greeks. 28 DNa 8–15; Übersetzung vom Autor. 29 DPd 5–12; Übersetzung vom Autor. 30 DNa 30–47; Übersetzung vom Autor.

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Abb. 1: „Es kündet Dareios der König: Durch die Gnade Auramazdas sind dies die Länder/Völker, die ich in Besitz nahm außerhalb Persiens; ich herrschte über sie; sie brachten mir Tribut; was ich ihnen sagte, das taten sie; mein Gesetz hielt sie (gefestigt). (ostwärts) Medien, Elam, Parthien, Areia, Baktrien, Sogdien , Chorasmien, Drangiana, Arachosien, Sattagydien, Gandhara, Indien, die haomatrinkenden Skythen, die spitzmützigen Skythen; (westwärts) Babylonien, Assyrien, Arabien, Ägypten, Armenien, Kappadokien, Lydien, die Ionier, die Skythen jenseits des Meeres, die Thraker, die peltetragenden Ionier, die Libyer, die Nubier, die Leute von Maka, die Karer.“ (DNa; Übersetzung vom Autor / auf Grundlage von Kuhrt, Greeks 20 fig. 3a, nach Angaben von J. Wiesehöfer und M. Herchenbach neu gezeichnet).

ihm vom Gott verliehenen Fähigkeiten, vor dem Zerfall bewahrt. Zusammen mit seinen persischen Untertanen aus dem Zentrum des Reichsganzen hat es Dareios dann verstanden, alle neuen Gefahren vom Reich abzuwenden. Abgesehen von Persien im Zentrum des Reiches werden alle anderen Länder/Völker, als deren Herr sich der Großkönig Dareios versteht, in immer derselben Ordnung im Reichsganzen verortet. Die Länderlisten beginnen immer mit denen, die in der Nähe der Perser wohnen, und bewegen sich dann fortschreitend von innen nach außen. Dabei zählen sie alle die Völker auf, die dem Willen des Großkönigs gehorchen. Die Zahl und die Reihung der Völker kann variieren, je nachdem, ob die Bewegung sich erst nach Westen oder nach Osten richtet; allerdings beginnt sie immer im Zentrum und nähert sich dann der Peripherie (s. Abb. 1). 31 Die in den Inschriften zum Ausdruck kommende königlich-­persische Weitsicht, mit Persien als dem idealen, in sich ruhenden Zentrum, war augenscheinlich auch Herodot bekannt, schreibt er doch: „Von den Menschen achten sie [sc. die Perser] am meisten die, die ihnen zunächst wohnen – nach ihnen selber, versteht sich –, dann die darauf folgen, und so geht es der Reihe nach weiter mit ihrer Achtung. Am wenigsten halten sie von denen, die 31 Die geographische Umsetzung dieses Schemas (Abb. 1) geht auf Kuhrt, Greeks 20 fig. 3a zurück. Dagegen ist die Inschrift des Xerxes XPh gänzlich anders aufgebaut.

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ganz weit weg von ihnen wohnen, alles in dem [35] Glauben, dass sie selber in allen Stücken bei weitem die besten sind, die andern nur nach diesem Verhältnis teilhaben an der Tüchtigkeit, die entferntesten also die geringsten sind.“ 32 Wie die Länderlisten variieren auch die Reliefdarstellungen der geschenkebringenden Völkerschaften in Zahl und Folge. Die ausführlichsten Darstellungen bieten der Apadana von Persepolis mit 31 Völkerschaften und die Treppenfassade Artaxerxes’ I. am Palast H ebendort mit 30 Delegationen (s. Abb. 2). Eine auf 12 Vertreter verkürzte Karte des Reiches bietet die Treppenfassade Artaxerxes’ III.: 6 Kernländern im Zentrum der Darstellung, um eine mittige Inschrift gruppiert, entsprechen an den Flügeln die jeweils drei am weitesten vom Zentrum entfernten Gebiete. Dasselbe Schema einer die äußersten Eckpunkte des Reiches (Abb. 3) betonenden Reichssicht findet sich auch in den Gründungsurkunden aus dem Apadana in Persepolis. Dort heißt es: „Es kündet Dareios, der König: Dies ist das Reich, das ich besitze, von den Skythen jenseits Sogdiens bis nach Kuš, von Indien (Hinduš) bis nach Lydien, ein Reich, das Auramazda, der größte der Götter, mir anvertraute. Auramazda möge mich und mein Haus schützen.“ 33 Obwohl die Länderliste auf die Nennung der vier äußersten Völkerschaften reduziert ist, sind doch alle Elemente der Herrschaftslegitimation vertreten und wirksam. Dieses zweite Schema der Reichsbeschreibung 34 zeigt wohl am besten, dass es bei den Länderlisten nicht darauf ankam, das Reich mit seinen Untertanenvölkern administrativ oder ethnographisch vollständig zu erfassen. Auch wenn wir die Kriterien der Zahl und Auswahl der Völkerschaften für die Reichsrepräsentation, abgesehen von den vier Ländern an der äußersten Peripherie, nicht wirklich bestimmen können, fest steht, dass in Wort und Bild bestimmte Völkerschaften stellvertretend für die Gesamtheit aller Völker aufgeführt werden. Die Länderlisten illustrieren, dass die einzelnen Länder zusammen das Reich bilden. Der Besitz der Länder im Reich ist wiederum eine Grundvoraussetzung für eine legitime Königsherrschaft, mit anderen Worten, „wer das (ihm von Auramazda anvertraute) Reich (xšaça) hat, ist König (xšāyaθiya).“ 35 Diesen Gedanken setzen die Thronträgerreliefs bildlich um, zeigen sie doch die Vertreter der Völkerschaften des Reiches, wie sie gemeinsam den Thron mit dem Großkönig anheben und den Herrscher im wahrsten Sinne des Wortes ‚auf Händen tragen‘. Dabei muss, wie die Königsinschriften es zum Ausdruck bringen, jedes Land an seinem rechten Platz stehen, um Ordnung und Frieden auf der Erde zu gewährleisten: „… ich stellte 32 33 34 35

Hdt. I 134; Übersetzung W. Marg. DPh 3–10; Übersetzung vom Autor. Vgl. Kuhrt, Greeks 21 fig. 3b. Schmitt, Königtum 392; vgl. Ahn, Herrscherlegitimation 255–258.

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das Volk an seinen Platz, so wie vordem Persien, Medien und die übrigen Länder“ 36 oder „… durch die Gunst Auramazdas habe ich dieses Land niedergeworfen und es an den ihm gebührenden Platz gestellt.“ 37 [36] Andererseits hat auch jeder Großkönig die Aufgabe, die Völker an ihren richtigen Platz zu führen und sie als guter Gärtner, Richter und Krieger an diesem Platz zu schützen. Das auf gegenseitiger Unterstützung beruhende Verhältnis des Großkönigs zu den Ländern ist symbolisch in den sogenannten Apadana-Thronsälen in den Hauptresidenzen in Bilder umgesetzt. Aus der sog. Burgbauinschrift aus Susa (DSf) geht hervor, dass der Apadana als eine Komposition landestypischer Ressourcen aus dem ganzen Reich begriffen werden sollte, oder, wie es Hilmar Klinkott formuliert hat, „der Apadana selbst war eine materielle Repräsentation des Reiches wie eine steingewordene Völkerliste.“ 38 Mit anderen Worten, Arbeiter und Künstler aus dem gesamten Reich nutzten Produkte und Werkstoffe des gesamten Reiches, um einen Versammlungssaal für alle Völker des Reiches und den Herrscher als ihren gottgewollten Herrn herzustellen. Da uns Althistoriker in besonderer Weise der Platz der Griechen im Weltbild anderer Völker interessiert, gestatten Sie mir – etwas außerhalb des eigentlichen Gedankenganges – einige wenige diesbezügliche Bemerkungen. 39 Wirft man einen Blick auf die beiden Reichsschemata, das vom Zentrum zur Peripherie sich entwickelnde und das die Grenzgebiete des Reiches betonende, dann verwundert nicht, dass die „Ionier“ (Yaunā) an den äußersten westlichen Rändern des Reiches lokalisiert werden. Gleichzeitig sind sie den Königen allerdings so gut bekannt, dass mehrere Gruppen von Yaunā unterschieden werden. Im ersten Schema erscheinen sie gleich nach den Lydern, üblicherweise in der Begleitung von tribalen Völkern wie den Thrakern und Skythen. Gelegentlich werden 36 37 38 39

DB I 66–67; Übersetzung vom Autor. XPh 33–34; Übersetzung vom Autor. Klinkott, Funktion 249. Vgl. Kuhrt, Greeks 21f.

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Abb. 2: Schema der Völkerdelegation an der Apadana-Osttreppe, Persepolis [37] (nach G. Walser, Die Völkerschaften auf den Reliefs von Persepolis, Berlin 1966, Falttaf. II).

Abb. 3: „Es kündet Dareios der König: Dies ist das Reich, das ich besitze, von den Skythen jenseits Sogdiens, von dort bis nach Kusch [= Nubien]; von Indien bis nach Lydien.“ (DPh; DH; Übersetzung vom Autor / auf Grundlage von Kuhrt, Greeks 20 fig. 3b, nach Angaben von J.  Wiesehöfer und M. Herchenbach neu gezeichnet).

die Hellenen einfach als Yaunā, üblicherweise jedoch als „Ionier des Landes“ (entlang der kleinasiatischen Küste), „Ionier am Meer und jenseits des Meeres“ (die Griechen mit Daskyleion als Zentrum und die Inselgriechen) und peltētragende Ionier“ (Makedonen? Paionen?) bezeichnet. 40 Mit anderen Worten, die „Ionier“ sind ein ‚Volk‘, das Gemeinsamkeiten auszeichnet, das geographisch, politisch und in seiner Tracht allerdings gleichzeitig so vielfältig ist, dass der Großkönig mehrere Gruppen von ihnen seinem Reich einzugliedern genötigt ist. Die eigenartige, schildförmige Kopfbedeckung unterscheidet 40 Es bleibt allerdings die Frage, ob unter Yaunā immer nur Griechen zu verstehen sind (vgl. Klinkott, Yauna). Zu den ‚schildtragenden‘ Ioniern s. nun Rollinger, Yaunā.

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im Übrigen auch auf den Reliefs verschiedene Gruppen von Yaunā. In ihrem sonstigen Habitus sind die Ionier allerdings bildlich kaum von den Karern zu unterscheiden, und wären uns nicht gelegentlich ethnische Benennungen inschriftlich erhalten, so fiele uns dies noch schwerer. Auch die Unterschiede zu den Lydern fallen eher bescheiden aus. Im zweiten Schema mit den vier Eckpunkten fehlen die Griechen im Übrigen ganz. Lydien steht hier stellvertretend für den gesamten westlichen Grenzbereich. An dieser Stelle gilt es noch daran zu erinnern, dass die Länderlisten, anders als es häufig geschieht, nicht historisch in dem Sinne auszuwerten sind, dass sich in ihnen der Gewinn oder Verlust von Reichsterritorien widerspiegele. Die drei griechischen Untertanengruppen sind denn auch alle auf dem Boden des Reiches anzusiedeln und nicht in der Graecia libera. [38] Zu erörtern bleibt ein letztes Problem, das des angeblichen Weltherrschaftsanspruchs der Achaimeniden bzw. des den Inschriften angeblich inhärenten Expansionismus der Perserkönige. Ausgehend von Weltreichsplänen des Xerxes im Rahmen seines Griechenlandfeldzuges, die sie Herodot entnehmen zu können glauben, verweisen zahlreiche Gelehrte in diesem Zusammenhang einerseits auf die Königsinschriften, die diesen Anspruch beweisen sollen, andererseits auf die Idee der Abfolge von Weltreichen, deren Entstehung gleichfalls in eine persische Umgebung transponiert wird. Wie ich im Folgenden zu zeigen gedenke, ist hier ein Umdenken nötig. Neuere Untersuchungen 41 zu den Historien haben zeigen können, wie maßgeblich das intellektuelle Klima im Athen der Seebundzeit für Herodots Perser- und Perserkriegsbild gewesen ist. Sie haben auch deutlich gemacht, wie vielfältig um diese Zeit Perser- und Persiendiskurse waren, die durch Grenzkontakte, aber etwa auch Berichte von Diplomaten, Söldnern und Künstlern angestoßen wurden, in wie unterschiedlichem Maße und wie unterschiedlicher Form sie je nach sozialem Stand und den politischen Gegebenheiten rezipiert und diskutiert, wie sehr sie entsprechend dem Geschmack und den Bedürfnissen von Zuhörern und Betrachtern oder dem Weltbild bzw. der Wirkabsicht von Autoren und Künstlern von eben diesen neu gestaltet wurden. Herodot war ein besonders begabter literarischer Rezipient und Transformator dieser Debatten, so begabt, dass viele von uns noch heute seine Kopie des Perserbildes für das Original halten. Eine solch kritische Distanz oder besser: ein solches rechtes Verständnis für die Wirkabsicht des Literaten Herodot ist besonders angeraten, wo es um die Grundzüge persischer Außenpolitik und die großköniglichen Ziele in den Auseinandersetzungen mit Athen und Eretria bzw. dem Hellenenbund geht. Fest steht dabei vor allem eines. Alle diesbezüglichen, von Herodot oft genug in direkter Rede zitierten, grundlegenden großköniglichen Verlautbarungen sowie die Grundsatzdebatten zwischen den Herrschern und ihren Beratern können nur wenigen Personen bekannt geworden und auch Herodot wohl kaum zur Kenntnis gelangt sein. Allgemein akzeptiert werden auch die herodoteische Gestaltung der großköniglichen Charaktere und seine literarische Schöpfung der Warner- und Traumgeschichten. Darauf deuten nicht zuletzt auch die ‚Unebenheiten‘ im Text, die zwar literarisch und weltanschaulich, aber kaum 41 Diese Diskussionen resümiert Wiesehöfer, Master.

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historisch Sinn machen. Und doch hat man bis heute nur in den seltensten Fällen daraus die Konsequenz gezogen, auch die Hellas betreffenden Verlautbarungen und Entscheidungen dieser Könige im Werke Herodots in ihrer Gesamtaussage, und nicht nur selektiv, quellenkritisch zu hinterfragen. Lassen Sie mich diese Widersprüche im Werk Herodots und die Willkür der Auswahl in der modernen Forschungsliteratur an einigen Beispielen erläutern: So finden einerseits etwa die von Herodot 42 zitierten Vorwürfe der spartanischen Gesandten des Jahres 479 in Athen nur selten Erwähnung, die Athener seien schuld an den Auseinandersetzungen mit den Persern, Vorwürfe, die sich sicherlich auf die von den Athenern gebrochene und gegen Sparta gerichtete athenisch­-persische Vereinbarung von 507/6 beziehen. Andererseits wird oft, wieder unter Berufung auf Herodot, davon ausgegangen, die Athener hätten ihre eigenen damaligen Gesandten desavouiert, weil diese sich der Bedeutung des anlässlich dieses Vertrages vollzogenen „Erde-und-WasserGebens“, d. h. des Versprechens, in Zukunft nicht gegen die Interessen des Großkönigs zu handeln, nicht wirklich bewusst gewesen seien. Natürlich hält auch niemand die herodoteische Unwissenheit des Dareios bezüglich der Athener und seine spätere regelrechte Athenomanie für historisch. 43 Und doch treibt auch in den aktuellsten Darstellungen der Perserkriege keine politische Maßnahme den Großkönig so um wie die geplante Rache an Athen und Eretria. Natürlich glaubt auch kaum jemand an persische Pläne zur Unterwerfung von Hellas bereits vor dem Ionischen Aufstand, obgleich Herodot ausdrücklich davon spricht 44, kaum jemand auch daran, dass die Marathon-Unternehmung bereits auf ganz Hellas gezielt habe. 45 Zugleich hält man aber mit Herodot daran fest, dass nach dem Ionischen Aufstand auch die anderen, unbeteiligten griechischen Städte von Dareios zur Unterwerfung aufgefordert worden seien. 46 Schließlich: Einerseits werden die zu den angeblichen Weltreichsplänen des Xerxes passenden gigantischen persischen Truppenstärken des Griechenlandzuges zu Recht wegrationalisiert, wird auch Herodots Behauptung bezweifelt, die Griechen in Hellas und auf Sizilien seien zeitgleich und in gleicher Absicht von Karthagern und Persern angegriffen worden. Andererseits wird jedoch Herodots Behauptung als historisch akzeptiert, Xerxes habe die Kriegsziele seines Vaters Dareios noch gesteigert, er habe, wenn nicht nach der Weltherrschaft, nach einem Reich, „das an Gottes Himmel grenzt“ 47, so doch nach einer Herrschaft über Asien und Europa, zumindest über ganz Hellas gestrebt. Ein zumeist kurzer, unbestimmter Fußnotenverweis auf den angeblichen persischen Weltherrschaftsanspruch in den Königsinschriften soll dabei einer solchen These zusätzliches Gewicht verleihen. Ein genauerer Blick auf die Anlage des herodoteischen Werkes und auf die orientalischen Quellen erweist jedoch eine solche achaimenidische Außenpolitik und solche persischen Kriegspläne als Phantom. 42 Hdt. VIII 142. 43 Hdt. V 105 „Gib mir, Zeus, dass ich Rache nehmen kann an den Athenern“ bzw. „Herr, gedenke der Athener“. 44 Hdt. III 134ff.; vgl. IV 143; V 31f. 45 Hdt. IX 94. 46 Hdt. VI 48. 47 Hdt. VII 8a–c.

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Zunächst zu Herodot: Das zentrale Thema in den Historien ist die Verlockung und Gefahr von Herrschaft, ist die Frage, wie und warum die Großen dieser Welt ihr erliegen und ihr Expansionsdrang den verantwortlichen Umgang mit Macht vergessen lässt, schließlich: an welchen Gegnern sie scheitern und warum. 48 In diesem Entwurf spielen göttlich gesetzte [39] Grenzen eine wichtige Rolle, deren Überschreiten für den Eroberer fatale Konsequenzen hat. Und so kann nicht verwundern, dass Herodot, angesichts des überraschenden Sieges der Athener und ihrer Verbündeten über die Feinde aus Asien und der inzwischen in Athen virulenten verklärenden Interpretation des Geschehens als eines Sieges freier Polisbürger über geknechtete großkönigliche Untertanen, 49 vor allem auch den Perserkönigen exzessiven Expansionsdrang zuschreibt; dem patriarchalen Gründerheros Kyros ebenso wie dem wahnsinnigen Despoten Kambyses, dem auf seinen eigenen Vorteil bedachten, zugleich großmütigen und willkürlichen Dareios ebenso wie dem ehrgeizigen, aber überforderten Xerxes und dem eitlen Mardonios. Sie alle scheitern schließlich mit ihrer je maßlosen Eroberungspolitik. Kyros gewinnt zwar das untere und obere Asien, versagt sich aber nicht dem Überschreiten der Araxesgrenze in Zentralasien und fällt. Kambyses erobert zwar Ägypten und die Gebiete, die Europa im Süden gegenüberliegen, die schlecht vorbereiteten Feldzüge gegen Karthager und Aithiopen scheitern jedoch kläglich, Rückschläge, die der König durch besondere Grausamkeit zu kompensieren sucht. Dareios schiebt die Grenzen des Reiches bis nach Hellas vor, doch der libysche Feldzug bleibt ebenso erfolglos wie der gegen die Skythen, der nur dank später Einsicht des Königs nicht zu einem Desaster wird; den Ionischen Aufstand und die Verwicklung von Athen und Eretria darin beantwortet Dareios ebenso mit übertriebenen Rachegelüsten wie die Niederlage bei Marathon. Xerxes schließlich ist so verblendet, dass sein Verlangen nach Macht und Herrschaft im Grunde keine Grenzen mehr auf der Welt respektiert. Die Niederlagen in Hellas lassen ihn militärisch, seine Geneigtheit gegenüber weiblicher Intriganz bei Hofe schließlich auch moralisch scheitern. Alle diese herodoteischen Schilderungen großköniglicher Expansionspolitik zeichnen sich dabei durch Rückbezüge und Vorverweise aus: Immer wieder ist der Leser gehalten, das Verhalten des amtierenden Protagonisten mit dem seiner Vorgänger und Nachfolger zu vergleichen, sie in ähnlichen Situationen gleich oder auch unterschiedlich handeln zu sehen. Andererseits lebt die Darstellung aber auch von der graduellen Steigerung der Expansionsgelüste der Achaimenidenkönige. Ist es zu Beginn ‚nur‘ das Gebiet unmittelbar jenseits des Araxes, das erobert werden soll, so am Ende die ganze damals bekannte Welt. Aus allem ergibt sich: Eine Studie der Grundzüge historischer persischer Außenpolitik lässt sich auf der Grundlage einer solchen literarisch-weltanschaulichen Konzeption nicht aufstellen. Deutet nun nicht aber das bei Herodot und Ktesias, im Buch Daniel und in der römischen Literatur 50 anzutreffende Schema einer Abfolge von Weltreichen, dessen Ursprünge von den meisten Gelehrten nach Persien verlegt werden, auf den Weltherrschaftsanspruch der Großkönige? Ich muss gestehen, dass ich diese Meinung bis vor einigen Jahren 48 Vgl. Bichler, Welt 213ff. 49 Vgl. Wiesehöfer, Griechenland. 50 Wiesehöfer, Asien.

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selbst geteilt habe. Heute stellt sich mir der Sachverhalt jedoch folgendermaßen dar: 51 Vermutlich beeinflusst von den Ideen und Ansprüchen altorientalischer Herrscher, die Grenzen des eigenen Reiches mit denen der Welt gleichzusetzen, entwickelte sich ab dem fünften Jahrhundert v.Chr. die Vorstellung von einer Abfolge von Weltreichen. Diese wiederum wurde bereits früh ideologisiert. Die Einführung eines solchen Schemas, das zum ersten Male – als Abfolge von drei Weltreichen (Assyrien–Medien–Persien) – bei Herodot 52 fassbar ist, wird üblicherweise den Achaimenidenherrschern zugeschrieben, doch sprechen sein Fehlen in den Königsinschriften, berechtigte Zweifel an der Existenz eines entwickelten ‚Mederreiches‘ und die Kompatibilität des Modells mit der herodoteischen Sicht der Geschichte der Oikumene dafür, dass es sich dem Halikarnassier verdankt. Während bei Herodot das ganze territoriale Erbe der Vorgängerreiche im Perserreich aufgeht, allein dieses die Herrschaft über ganz Asien zu erringen in der Lage ist und Aufstieg und Fall aller Reiche nicht zuletzt mit den sittlichen Qualitäten der Herrscher korrelieren, spricht Ktesias, bei dem das ‚Drei-Reiche-Schema‘ deutlicher zum Ausdruck kommt, Assyrern wie Persern die Herrschaft über ganz Asien zu. 53 Wie bereits angedeutet, findet sich auch in den Königsinschriften der Achaimeniden kein Hinweis auf das Dreierschema von Weltreichen, ja nicht einmal ein Anspruch auf die Durchsetzung einer Weltherrschaft. Zwar bestimmen die Inschriften in guter altorientalischer und wohl auch avestischer Manier die Herrschaft der Achaimeniden als eine gottgegebene universale Macht, die bis ans Ende des Erdkreises reicht, zwar ist der König vom Gott in sein Amt eingesetzt worden, ist er als Herrscher Treuhänder der von Auramazda geschaffenen Erde und in diesem Sinne auch ein universaler Herrscher, der dem Gott Rechenschaft schuldet. Der Gott hat ihm allerdings nicht den Auftrag gegeben, die ganze Erde in seinem Sinne zu unterwerfen, und die Länderlisten enthalten nur solche Länder, die nun tatsächlich Reichsterritorien waren. Vom König in die Pflicht genommen werden also allein die Völker des Reiches selbst, nur ihr Wohlergehen und ihre Loyalität zählen für die Großkönige; in den Worten des Dareios: „Ein großer Gott ist Auramazda, der alle Götter an Größe übertrifft, der Himmel und Erde schuf und die Menschen schuf, der allen Wohlstand gab den Menschen, die auf ihr leben, der den Dareios zum König machte und dem König Dareios das Königtum verlieh auf diesem weiten Erdboden, auf dem zahlreiche Länder sind: Persien, Medien und die anderen Länder anderer Zungen, der Gebirge und des Flachlandes, diesseits des Meeres und jenseits des Meeres, diesseits der Wüste und jenseits der Wüste. Es kündet Dareios der König: Durch die Gnade Auramazdas sind diese die Völker, die dies gemacht, die sich hier versammelt haben: Persien, Medien und die anderen Länder [40] anderer Zungen, der Gebirge und des Flachlandes, diesseits des Meeres und jenseits des Meeres, diesseits der Wüste und jenseits der Wüste, wie ich ihnen 51 Wiesehöfer, Medes; Wiesehöfer, Daniel. 52 Hdt. I 95,130. 53 Ktesias FGrHist 688 F 1,5.

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den Auftrag erteilte. Alles, was ich getan habe, habe ich getan mit der Gnade Auramazdas. Möge Auramazda mich schützen, zusammen mit allen Göttern, mich und das, was ich liebe.“ 54 Hellas, ganz zu schweigen vom übrigen Europa, bleibt außerhalb des Kreises der Völker, die die Anweisungen der Könige verinnerlichen, die Leistungen der Herrscher für ihr Wohl anerkennen sollen. Zumindest ideologisch scheinen die Großkönige mit ihrer Herrschaft allein über Asien und Ägypten gut haben leben können; und will uns nicht auch die tapfere und loyale karische Königin Artemisia bei Herodot diesen Gedanken übermitteln, wenn sie dem Xerxes nach Salamis rät: „… doch bei den gegenwärtigen Umständen möchte ich meinen, du für deine Person solltest nach Hause zurückkehren, Mardonios aber, wenn er es wünscht und sich anbietet, das auszurichten, solltest du hierlassen.  …  Im einen Fall nämlich, wenn er die Unterwerfung zustande bringt, die er, wie behauptet, vorhat, und wenn günstig für ihn verläuft, was er, wie er sagt, im Sinn hat, so wird der Erfolg, Herr und König, dir gehören; denn deine Knechte haben ihn errungen. Im andern Fall aber, wenn das Gegenteil von dem eintritt, was Mardonios sich denkt, wird das Unglück so groß nicht sein, wenn du nur erhalten bleibst und die dortige Macht, die dein Haus trägt.“ 55 Für uns bedeutet dies alles nichts anderes, als dass wir erstens, was die persische Außenpolitik angeht, allein auf Herodot verwiesen sind, dass wir uns zweitens, wie bereits betont, mit dem genauen, die zeitliche Abfolge beachtenden, Blick auf Ursachen und Anlässe einzelner Konflikte innerhalb der ‚Perserkriege‘ und den so erkennbaren je spezifischen Plänen der Perser bei ihren Kriegszügen sowie schließlich mit der Frage begnügen müssen, welche Pläne Xerxes für ein unterworfenes Hellas gehabt haben könnte. Hier habe ich jüngstens den Vorschlag gemacht, als Xerxes’ Ziel ein Makedonien vergleichbares vasalliertes und im Mächtegleichgewicht befindliches Griechenland unter der Kontrolle perserfreundlicher griechischer Hegemonialmächte zu imaginieren, das dem persischen Reichsterritorium gleichsam vorgelagert gewesen wäre. 56 4.

Fazit

Fassen wir zusammen: Die persischen Großkönige nehmen als von Auramazda eingesetzte „Könige der Länder aller Rassen“ bzw. „Könige auf der ganzen Erde“ die gesamte bewohnte Welt in den Blick. Sie erforschen und vermessen allerdings nur die Territorien, die

54 DPg §§ 1–2; Übersetzung vom Autor. 55 Hdt. VIII 102; Übersetzung W. Marg. 56 Wiesehöfer, Master. Zur Strategie des Xerxes in Hellas vgl. nun Wallinga, Adventure.

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sie tatsächlich beherrschen und beherrschen wollen, sie verlangen untertänige Loyalität nur von denjenigen, als deren von Gott eingesetzte Herren sie sich verstehen. Literatur Ahn,  G., Religiöse Herrscherlegitimation im achämenidischen Iran (Acta Iranica, 31), Leiden/Louvain 1992 Bichler, R., Herodots Welt, Berlin 2000 Briant, P., From Cyrus to Alexander. A History of the Persian Empire, Winona Lake 2002 De Vries,  K., „The Attic Pottery from Gordion“, Oakley,  J.H./Coulson,  W.D.E./Palagia, O. (Hgg.), Athenian Potters and Painters, Oxford 1997, 447–455 Henrickson,  K., in: Voigt,  M.  et al., „Fieldwork at Gordion: 1993–1995“, Anatolica 23, 1997, 1–59 Horowitz, W., Mesopotamian Cosmic Geography (Mesopotamian Civilizations, 8), Winona Lake 1998 Jacobs, B., „Noch einmal zur Bewertung von Herodot, Historien III 89–96, und der altpersischen dahyāwa-Listen“, Dittmann, R./Eder, Ch./Jacobs, B. (Hgg.), Altertumswissenschaften im Dialog – Festschrift für Wolfram Nagel zur Vollendung seines 80. Lebensjahres (Alter Orient und Altes Testament 306), Altenberge 2003, 301–343 Jursa, M., „Von Vermessungen und Straßen“, Archív Orientální 63, 1995, 153–158 Klinkott, H., „Yauna – Die Griechen aus persischer Sicht?“, Klinkott, H. (Hg.), Anatolien im Lichte kultureller Wechselwirkungen. Akkulturationsphänomene in Kleinasien und seinen Nachbarregionen während des 2. und 1. Jts. v. Chr., Tübingen 2001, 107–148 Klinkott,  H., „Die Funktion des Apadana am Beispiel der Gründungsurkunde von Susa“, Schuol, M./Hartmann, U./Luther, A. (Hgg.), Grenzüberschreitungen. Formen des Kontakts zwischen Orient und Okzident im Altertum (Oriens et Occidens, 3), Stuttgart 2002, 235–257 Koch, H., Verwaltung und Wirtschaft im persischen Kernland zur Zeit der Achämeniden, Wiesbaden 1990 Kuhrt, A., ‚Greeks‘ and ‚Greece‘ in Mesopotamian and Persian Perspectives (The Twenty-First J.L. Myres Memorial Lecture), Oxford 2002 Lewis, D.M., „The Seleucid Inscription“, Stronach, D., Pasargadae, Oxford 1978, 160–162 Marquart, J., Das erste Kapitel der Gāθā uštavatī (Yasna 43), Rom 1930 Schmitt, R., „Medisches und persisches Sprachgut bei Herodot“, Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft 117, 1967, 119–145 Schmitt, R., „Königtum im Alten Iran“, Saeculum 28, 1977, 384–395 Schmitt,  R., „Considerations on the Name of the Black Sea: What Can the Historian Learn from It“, Leschhorn, W./Miron, A.V.B./Miron, A. (Hgg.), Hellas und der griechische Osten. Studien zur Geschichte und Numismatik der griechischen Welt. Festschrift für R.P. Franke zum 70. Geburtstag, Saarbrücken 1996, 219–224

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Die ‚Freunde‘ und ‚Wohltäter‘ des Groẞkönigs* 1 Abkürzungen AMI Bibl. Komm. CJ DB Ertr. d. Forsch. FGrHist H. Historia-ES Is.M.E.O. JA M. RAC RE RhM Sbb. ZAW ZDMG

= = = = = = = = = = = = = = = = =

Archäologische Mitteilungen aus Iran Biblische Kommentare The Classical Journal Dareios Bīsutūn Erträge der Forschung F. Jacoby, Die Fragmente der Griechischen Historiker J. Hofstetter, Die Griechen in Persien (AMI, Erg. Bd. 5), Berlin, 1978 Historia-Einzelschriften Istituto Italiano per il Medio ed Estremo Oriente Journal Asiatique M. Mayrhofen, Onomastica Persepolitana, Wien 1973 Reallexikon für Antike und Christentum Paulys Realencyclopädie der Classischen Altertumswissenschaften Rheinisches Museum Sitzungsberichte Zeitschrift für die Alttestamentliche Wissenschaft Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft

In der griechischen Welt war es üblich, Bürgern fremder Staaten, ja sogar ganzen Gemeinwesen den Ehrentitel εὐεργέτης zu verleihen, [8] wenn sie sich um den Staat verdient gemacht hatten. 2 Auch im Achämenidenreich hat es eine ähnliche Auszeichnung gegeben, deren Träger von den klassischen Autoren ebenfalls εὐεργέται genannt werden. Es * Wiesehöfer, Josef, Die ‚Freunde‘ und ‚Wohltäter‘ des Großkönigs, Studia Iranica 9, 1980, 7–21. 1 Es gibt bis heute noch keine zusammenfassende Darstellung der inneren Verhältnisse des Achämenidenreiches, so dass man gezwungen ist, auf die Zusammenstellung bei E.  Meyer, Geschichte des Altertums, IV, I, 3. verb. Aufl., hg. v. H.  E.  Stier, Stuttgart, 1939, 3–89 zurückzugreifen, die allerdings die Neufunde (Keilschriften, Papyri, arch. Material etc.) noch nicht verarbeiten konnte, s. zusätzlich Beiträge zur Achämenidengeschichte, hg. v. G. Walser (Historia-ES, 18) Wiesbaden, 1972; R. N. Frye, Persien bis zum Einbruch des Islam, Zürich, 1962 und zahlreiche Arbeiten von M.  A.  Dandamaev. Soeben erschien: W.  Hinz, Darius und die Perser. Eine Kulturgeschichte der Achämeniden, Bd. II, Baden-Baden, 1979. Leider war es mir nicht möglich, die akkadischen Texte aus Babylonien für diese Arbeit mitheranzuziehen. 2 J. Oehler, „Euergetes“, RE VI, 1 (1907), 978–981; E. Skard, Zwei religiös-politische Begriffe: EuergetesConcordia (Avh. Norske Vid.-Ak. Oslo, hist.-filos. Kl. 1931, 2), Oslo, 1932, 6–66.

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Die ‚Freunde‘ und ‚Wohltäter‘ des Großkönigs

ist schon früher darauf hingewiesen worden, dass an eine Entlehnung des griechischen Titels aus dem iranischen Bereich nicht zu denken ist, sondern dass vielmehr die griechischen Schriftsteller den ihrem Publikum wohlbekannten Ehrennamen εὐεργέτης benutzten, um die persische Ehrenbezeichnung näher zu charakterisieren 3. Herodot (8, 85) hat uns in griechischer Form überliefert, wie die Perser selbst die „Wohltäter“ des Großkönigs zu nennen pflegten: οἱ δέ βασιλέος εὐεργέται ὀροσάγγαι καλέονται Περσιστί. Für die Umsetzung des Appellativums ὀροσάγγαι 4 sind zahlreiche Vorschläge gemacht worden; es dürfte ein medisches *varusanha- „weitberühmt“ widerspiegeln 5. Der Begriff εὐεργέτης findet sich mehrfach in den griechischen Berichten über das Achämenidenreich, und doch ist es nicht leicht, Allgemeingültiges über den Charakter dieser Auszeichnung auszusagen. Dies liegt nicht zuletzt darin begründet, dass unsere Quellen nicht immer, wie im griechischen Raum, genaue Unterscheidungen und Abgrenzungen zu anderen Ehrentiteln, wie φίλος oder ξένος, treffen. Trotzdem soll hier versucht werden, ein wenig mehr Licht in das Dunkel zu bringen, das den achämenidischen Königshof und seine Einrichtungen noch immer umgibt. εὐεργέτης Die wichtigste Aussage, die man über die „Wohltäter“ des Königs machen kann, ist die, dass ihre Namen bei Hof verzeichnet waren.  [9]  Dies überliefern Herodot (8, 85) und Thukydides (1, 129, 3) 6. Nach Herodot wurde der samische Schiffsführer Phylakos, der sich bei Salamis ausgezeichnet hatte, in ein solches Verzeichnis aufgenommen. Auch dem spartanischen Heerführer Pausanias soll, nach Thukydides, von Xerxes diese Ehrung zuteil geworden sein, eine Ehrung, die in jedem Fall mit reichem Lohn verbunden war. So erhielt Phylakos große Ländereien für seine Tapferkeit, Pausanias wurden Gold, Silber 3 Skard, 8. 4 Vgl. Soph. fr. 183; Nymphis (FGrHist 432 F 6) und Hesych s.v. 5 R. Schmitt, „Medisches und persisches Sprachgut bei Herodot“, ZDMG, 117 (1967), 131; vgl. schon M.  Oppert, „Mémoire sur les inscriptions des Achéménides conçues dans l’idiome des anciens Perses“, JA, 4e série, 17 (1851), 266; H. H. Schaeder, „Rez. C. Schmidt – H.J. Polotsky, Ein ManiFund aus Ägypten, Berlin, 1933“, Gnomon, 9 (1933), 347 n. 3; R. Schmitt, Studien zur indogermanischen Dichtersprache, Phil. Diss. (mschr.) Saarbrücken, 1965, 60 und 258 n. 453. s. auch W. Brandenstein – M. Mayrhofer, Handbuch des Altpersischen, Wiesbaden, 1964, 146f. Die Frage wird u.a. auch behandelt bei H. H. Bacon, Barbarians in Greek Tragedy, New Haven, 1961, 69; Gh. Gnoli, Ricerche storiche sul Sīstān antico (Is.M.E.O., Reports and Memoirs, 10), Roma, 1967, 48 n. 2 (mit älterer Literatur) sowie P. Bernard, „Un problème de toponymie antique dans l’Asie Centrale: Les noms anciens de Qandahar“, Studia lranica, 3 (1974), 179f. n. 26. Für die Literaturangaben sei Prof. R. Schmitt herzlich gedankt. 6 Hdt.: Φύλακος δὲ εὐεργέτης βασιλέος ἀνεγράφη. Thuk.: κείσεταί σοι εὐεργεσία ἐν τῷ ἡμετέρῳ οἴκῳ ἐς αἰεὶ ἀνάγραπτος. Vgl. Gadatas-Brief, 15 (zuletzt veröffentlicht von F.  Lochner-Hüttenbach in: Brandenstein-Mayerhofer, 91–98): διὰ ταῦτά σοι κείσεται μεγάλη χάρις ἐμ βασιλέως οἴκωι sowie Hdt. 8, 90.

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und Truppen zugesagt. Aber nicht nur Einzelpersonen, sondern auch ganze Gemeinwesen konnten, ähnlich wie in Griechenland, zu „Wohltätern“ des Großkönigs ernannt werden. Zwei Beispiele seien erwähnt: Die Alexanderschriftsteller überliefern, dem iranischen Volk der Ariaspier sei der Ehrentitel zuerkannt worden, weil sie Kyros bei der Expedition gegen die Skythen beigestanden hätten 7. Es hat den Anschein, als ob der Name „Wohltäter“, wie immer er im Altpersischen gelautet haben mag, sogar den alten Stammesnamen verdrängt hatte, ein Hinweis, aus dem die große Bedeutung einer solchen Ehrung hervorgeht 8. In diesem Fall war übrigens die Auszeichnung mit Steuerfreiheit und anderen Vorrechten verbunden. Ähnlich den Ariaspiern waren auch die Thebaner bei den Großkönigen zu Ehren gekommen, weil sie beim Xerxeszug auf persischer Seite gegen die verbündeten Griechen gekämpft hatten 9, ein Umstand, der ihnen in Hellas große Feindschaft einbrachte 10. In den innergriechischen Auseinandersetzungen, vor allem des 4. Jahrhunderts, zahlte sich ihre Zusammenarbeit mit den Persern dann doch noch aus: Ihre Abgesandten, so berichtet Diodor 11, nahmen am Achämenidenhof auf Thronen vor dem Großkönig Platz und wurden in mehreren Fällen vorteilhaft beschieden 12. Gerade die letztgenannten Beispiele zeigen deutlich, dass eine Aufnahme in das Verzeichnis der „Wohltäter“ diesen die Gunst des [10] Großkönigs nicht nur für den Augenblick der Ehrung, sondern auch ihren Nachkommen für zukünftige Zeiten sicherte 13. Immerhin waren seit der Auszeichnung der Ariaspier durch Kyros ca. 200 Jahre vergangen, als Alexander ihr Gebiet erreichte. Wie hat man sich nun ein solches „Wohltäter“-Verzeichnis vorzustellen? Wenn man Josephus glauben darf, waren die Wohltäter des Königs in einem Buch verzeichnet, in dem die Eintragungen der Könige notiert waren und das neben Bemerkungen über die Taten dieser Könige auch die guten Dienste der „Wohltäter“, ihre Namen und die dafür empfangenen Belohnungen enthielt 14. Man wird nicht fehlgehen in der Annahme, dass es sich bei dem im Buch Esther erwähnten „Buch der Tagesgeschehnisse“ 15 und bei den von Ktesias eingesehenen „königlichen Annalen“ (βασιλικαὶ διφθέραι) 16 um ein und dasselbe

7 Arr. 3, 27, 4; Strab. 15, 2, 10; Curt. 7, 3, 1; Diod. 17, 81, 1. 8 Ibid. 9 Hdt. 7, 132; 9, 2; 9, 67; dazu s. vor allem C. Hignett, Xerxes’ Invasion of Greece, Oxford, 1963, 23ff. und A. R. Burn, Persia and the Greeks. The Defence of the West 546–478 B.C., London, repr. 1970, 345; 545. 10 Hdt. 7, 132; 9, 86–88; R. J. Buck, A History of Boeotia, Edmonton, 1979, 123ff.; J. Wolski., „Μηδισμός et son importance en Grèce à l’époque des guerres médiques“, Historia, 22 (1973), 3ff. 11 17, 14, 2. 12 H. Beister, Untersuchungen zu der Zeit der Thebanischen Hegemonie, Phil. Diss. München, 1970; man denke vor allem an den Friedenskongress in Susa 367. 13 Vgl. die in Teilen Griechenlands angewandte Verleihungsformel: αὐτὸν καὶ ἐκγόνους (Oehler, 980). 14 Ant. Iud. II, 248f. 15 2, 23 (‫ )הַ ּי ִ ָ֖מים ִּדבְ ֵ ֥רי ּבְ ֵ ֛ס ֶפר‬und 6, 1 (‫)הַ ּי ִָ֔מים ִּדבְ ֵ ֣רי הַ ִּזכְ רֹ נֹ ות֙ ֵ ֤ס ֶפר‬. 16 FGrHist 688 F 5 p. 450; die Aufzeichnung wichtiger Ereignisse erwähnen auch Esra 4, 15; Diod. 2, 32; vgl. Hdt. 7, 100; 8, 85.90.

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Die ‚Freunde‘ und ‚Wohltäter‘ des Großkönigs

Buch handelt. Es ist schon früher vermutet worden, dass es in Aramäisch abgefasst 17 und im königlichen Archiv oder der königlichen Bibliothek untergebracht war 18. „Vielleicht handelt es sich nicht um eine Sammlung von ‚Denkwürdigkeiten‘, sondern um Schreiben offizieller Natur, etwa ein Protokollbuch, verwandt mit den Ephemeriden Alexanders, einem offiziellen Tagebuch, das unter persönlicher Kontrolle des Königs geführt wurde und in minutiöser Genauigkeit sämtliche Alexander betreffende privaten und offiziellen Ereignisse, Maßnahmen, Briefe, Gesandtschaften u.s.w. enthielt …“ 19. Oben wurde bereits erwähnt, dass das von den Griechen benutzte Wort εὐεργέτης (bzw. εὐεργεσία) nur eine Übersetzung eines oder mehrerer altpersischer Wörter ähnlicher Bedeutung darstellt. Dies bringt es mit sich, dass aus den Quellen nicht immer ersichtlich ist, ob die Verwendung der Wörter εὐεργέτης oder εὐεργεσία notwendigerweise eine Aufnahme des „Wohltäters“ in das oben genannte Buch miteinschließt. Ebenso gut könnte in den Fällen, in denen nicht ausdrücklich von einer Eintragung die Rede ist, vom griechischen Autor [11] nur bezweckt worden sein, Dienstleistungen dem Großkönig gegenüber zu erwähnen, auch wenn sie nicht bei Hofe notiert wurden. Diese unklaren Fälle sind im anschließenden Verzeichnis mitaufgeführt. Ähnliches dürfte Xenophon gemeint haben, wenn er Kyros den Großen sich selbst einen „Wohltäter“ nennen 20 oder von seinen Untertanen genannt werden lässt 21. Weiterhin unklar bleibt auch, ob Männer wie Syloson oder Themistokles, die sich selbst als „Wohltäter“ bezeichnen 22, wirklich diesen Ehrentitel bekamen und ihre Taten verzeichnet wurden. Art und Umfang ihrer Belohnung lassen letzteres allerdings vermuten 23. φίλος 24 Während im Griechenland der klassischen und hellenistischen Zeit die Bezeichnungen und Ehrentitel εὐεργέτης und φίλος klar zu definieren und damit auch voneinander abzu17 J. Wiesehöfer, Der Aufstand Gaumātas und die Anfänge Dareios’ I. (Habelts Dissertationsdrucke: Reihe Alte Geschichte, H. 13), Bonn, 1978, 39. 18 Wiesehöfer , 40 ff.; vgl. D. Metzler, „Beobachtungen zum Geschichtsbild der frühen Achämeniden“, Klio, 57 (1975), 452 f. Zum persischen Archiv- und Bibliothekswesen s. R. A. Bowman, Aramaic Ritual Texts from Persepolis (The Univ. of Chicago, Oriental Inst. Publ., XCI), Chicago, 1970, 17 (mit Literatur). 19 G. Gerleman, Esther (Bibi. Komm., 21), Neukirchen-Vluyn, 1973, 86f. 20 Kyr. 8, 1, 25. 21 Kyr. 3, 3, 4. 22 Syloson: Hdt. 3, 140; Themistokles: Thuk. 1, 137. 23 Syloson wird in Samos als Tyrann eingesetzt (s. vor allem Hdt. 3, 139–149); Themistokles erhält freien Zugang zum Königspalast, darf den König auf der Jagd begleiten, die Königinmutter besuchen und sich in die Wissenschaft der Magier einweihen lassen; dazu erhält er Lampsakos, Myus und Magnesia (vor allem Plut. Them. 27ff.; vgl. J. Hofstetter, Die Griechen in Persien. Prosopographie der Griechen im persischen Reich vor Alexander (AMI, Erg. Bd. 5), Berlin, 1978, nr. 305 sowie J. Papastavrou, Themistokles (Ertr. d. Forsch., 92), Darmstadt, 1978, 100ff.). 24 Vgl. H. Kortenbeutel, „Philos“, RE XX, 1 (1941), 95–103.

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Die ‚Freunde‘ und ‚Wohltäter‘ des Großkönigs

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grenzen sind 25, ist dies [12] für das Achämenidenreich nicht ohne weiteres möglich. Dies hängt u.a. damit zusammen, dass uns die altpersischen Bezeichnungen fehlen, denn von den klassischen Autoren wurden Umschreibungen aus der griechischen Terminologie gewählt, die ihrem Leserpublikum bekannt waren, uns heute aber nur bedingt Rückschlüsse erlauben. Was den Titel φίλος im griechischen Raum angeht, so ist schon früher die Vermutung geäußert worden, das Achämenidenreich könne hier Pate gestanden haben 26. „Bei einem Überblick über das Material ist  [allerdings]  zu beachten, dass die Bezeichnung Philos nicht immer prägnant zu sein braucht, und dass die Schriftsteller, bei denen sich die Belege finden, häufig geläufige Termini ihrer Zeit auf frühere Zeiten und andere Verhältnisse übertragen“ 27. Wer wagt, in jedem Fall zu entscheiden, ob mit φίλος die Anhänger eines Monarchen oder Staatsmannes gemeint sind oder dessen engste Vertraute? Xenophon berichtet, Kyros habe Kriegsgefangenen versprochen, sie als εὐεργέτην καὶ φίλον zu behandeln, falls sie ihm als Informanten dienten 28. Die Verbindung „Wohltäter und Freund“ lässt nach dem vorher Gesagten mehrere Möglichkeiten der Interpretation offen: a) Beide Begriffe sind deckungsgleich, b) die griechischen Autoren benutzten beide Ausdrücke nach Gutdünken und c) man konnte auch als φίλος zu den εὐεργέται gehören und vice versa. Für die letzte Lösung legt Diodor Zeugnis ab, wenn er berichtet, Tiribazos sei ein μέγιστος … φίλος des Königs gewesen und habe für seine εὐεργεσίαι reichen Lohn 25 Euergetes: „ein Ehrentitel, mit dem in griechischen Städten Bürger fremder Staaten, besonders auch Fürsten und ganze Gemeinwesen, für Verdienste um den Staat ausgezeichnet wurden“. (Oehler, 978). In hellenistischer Zeit erscheint er oft als Beiname von Fürsten und Königen. Philos: „in griechischen Monarchien der klassischen und hellenistischen Zeit wurden die Männer aus der engeren Umgebung eines Königs oder Tyrannen häufig als P.  bezeichnet. In den verschiedensten Lagen ruft sie der König zusammen und legt ihnen seine Pläne zur Beratung vor … In den hellenistischen Monarchien bereitet sich allmählich eine grundlegende Änderung in der Stellung der P. vor … Nun bedeutet der Zusatz τῶν φίλων zu dem Namen eines Mannes lediglich, dass der Betreffende zu der Hofrangklasse der P.  gehört. Die Bezeichnung τῶν φίλων ist ein reiner Titel“. (Kortenbeutel, 95 f.). Zu den Hofrangklassen in hellenistischer Zeit s. M. L. Strack, „Griechische Titel im Ptolemäerreich“, RhM, 55 (1900), 161–190; H. Willrich, „Zum hellenistischen Titel- und Ordens-Wesen“, Klio, 9 (1909), 416–421; M. Trindl, Ehrentitel im Ptolemäerreich, Phil. Diss. München, 1942, bes. 139–149; E. Bikerman, Institutions des Séleucides, Paris, 1938, 40–50; Ch. Habicht, „Die herrschende Gesellschaft in den hellenistischen Monarchien“, Vierteljahresschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, 45 (1958), 1–16 sowie zuletzt L. Mooren, La hiérarchie de cour Ptotémaique. Contribution à l’étude des institutions et des classes dirigeantes à l’époque hellénistique (Studia Hellenistica, 23), Louvain, 1977, bes. 17–73 und J.-D. Gauger, „Zu einem offenen Problem des hellenistischen Hoftitelsystems. Ein persischer Ehrentitel συγγενής?“, Bonner Festgabe Johannes Straub, zum 65. Geburtstag am 18. Oktober 1977 dargebracht von Kollegen und Schülern, hg. v. A. Lippold u. N. Himmelmann (Beihefte d. Bonner Jahrbücher, 39), Bonn, 1977, 137–142. 26 Kortenbeutel, 98; vgl. A. Bouche-Leclercq, Histoire des Lagides, III, Paris, 1906, 105. Auch ägyptischer Einfluss ist angenommen worden: Kortenbeutel, ibid.; H. Donner, „Der ‚Freund des Königs‘“, ZAW, 73 (1961), 269–277; K. Treu, „Freundschaft“, RAC, 8 (1972), 422; s. aber L. Mooren, „Die angebliche Verwandtschaft zwischen den ptolemäischen und pharaonischen Hofrangtiteln“, Proceedings of the XIVth International Congress of Papyrologists: Oxford 1974 (Egypt Exploration Society, Graeco-Roman Memoirs, 61), London, 1975, 233–240. 27 Kortenbeutel, 96. 28 Kyr. 4, 4, 12.

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Die ‚Freunde‘ und ‚Wohltäter‘ des Großkönigs

erhalten 29. Die Tatsache, dass, nach Josephus und Diodor, „Freunde“ des Königs ebenfalls verzeichnet waren bzw. aus einer Liste gestrichen werden konnten, deutet genauso daraufhin wie der Umstand, dass sie gleichfalls mit großen Geschenken, wie Ländereien, Häusern, Städten etc., belohnt wurden 30. Weitere, uns überlieferte Quellenaussagen über die „Freunde“ des Königs zeigen nun deutlich, wann ein εὐεργέτης auch φίλος sein konnte bzw. wann man zu den φίλοι des Großkönigs gezählt wurde: In jedem Fall erscheinen die „Freunde“ in der Umgebung des Königs 31, sitzen [13] mit ihm zusammen zu Tisch 32 oder halten sich an anderer Stelle bei Hofe auf. Xenophon erläutert dies folgendermaßen: „‚Zugleich habe ich [Kyros] beschlossen, daß diejenigen von euch, welche hier bleiben … Ländereien und Häuser dort [in den Provinzen] haben sollen, damit nicht nur die Steuern ihnen hierher entrichtet werden, sondern sie auch, wenn sie dorthin kommen, in ihrem Eigentum absteigen können‘. Mit diesen Worten wies er … vielen seiner Freunde (φίλοι) in den unterworfenen Provinzen … Häuser und Untertanen an, und noch jetzt sind die Nachkommen … fortwährend im Besitz der in verschiedenen Gegenden zerstreut liegenden Ländereien, während sie selbst beim König ihren Wohnsitz haben (αὐτοὶ δὲ οἰκοῦσι παρὰ βασιλεῖ)“ 33. Anders als im Falle des Ehrentitels εὐεργέτης konnte, wenn man Nepos’ in intimam amicitiam pervenisset 34 als Umschreibung des griechischen μέγιστος … φίλος o.ä. auffassen darf, anscheinend auch ein Satrap, hier Tissaphernes, verdienstvolle Leute in seiner Umgebung als „Freunde“ bezeichnen 35. Die Attribute in der Nähe des Ehrentitels φίλος zeigen, dass es, ähnlich wie später in hellenistischer Zeit, auch unter den „Freunden“ Rangklassen gab 36. Wie ein Gastmahl beim Großkönig verlief, haben uns Herodot 37, Xenophon 38 und Deinon 39, am ausführlichsten aber Herakleides von Kyme beschrieben 40; auch aus

29 15, 10f. 30 Ios. ant. Iud. II, 208; Diod. 15, II; zu den Geschenken s. vor allem Xen. Kyr. 8, 6, 4f. 31 U.a. Diod. 15, 60, 7; Ios. ant. Iud. II, 208 sowie vor allem Xen. Kyr. 8, 6, 4f.; im griechischen Raum ist dies auch der Fall (vgl. Anm. 25). 32 Xen. Kyr. 7, 5, 39; 8, 2, 2; 8, 4, 3ff.; vgl. Hdt. 3, 132. 33 Kyr. 8, 6, 4f. Am Fall des Themistokles kann man die Problematik verdeutlichen: Während seines Aufenthalts bei Hofe war er εὐεργέτης und φίλος, später in Magnesia wohl „nur“ noch εὐεργέτης. 34 Alc. 5, 2. 35 Ibid. 36 Vgl. Ausdrücke wie: in intimam amicitiam pervenisset (ibid.), φίλον ἀναγκαιότατον (Ios. ant. Iud. 11, 208), μέγιστον … φίλον (Diod. 15, 10, 3). Andere Bezeichnungen, allerdings wohl nur für den persischen Stammesadel, wie: οἱ ὁμότιμοι, οἱ λογιμώτατοι können hier nicht behandelt werden (vgl. Wiesehöfer, 67ff.). Zur hellenistischen Zeit s. Kortenbeutel, 96. Ob es allerdings eine so entwickelte und feststehende Hofrangklassenhierarchie wie z.B. im ptolemäischen Ägypten gab, wage ich zu bezweifeln. 37 9, 770; vgl. Plat. Alk. 1, 121c. 38 Kyr. 8, 4, 3ff. 39 FGrHist 690 F 24 p. 530. 40 FGrHist 689 F 2 p. 518f.

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seinem Bericht geht deutlich hervor, dass es Rangunterschiede unter den Gästen gab 41. Das Freundschaftsverhältnis war, ähnlich  [14]  dem der Wohltäterschaft, vererbbar 42. Wie der Akt des Freundschaftschließens vor sich gegangen sein könnte, beschreibt Ktesias: Kyros erklärt den Sakenkönig Amorges zum „Freund“ seiner Söhne Kambyses und Tanyoxarkes (= Bardiya-Smerdis): καὶ ᾽Αμόργην φίλον τούτοις τῶν δεξιῶν ἐμβαλλομένων ἐποιεῖτο. 43 Die „Freunde“ des Königs haben, wenn Josephus’ Zeugnis nicht den Ausnahmefall schildert, dem König oder von ihm geförderten Personen nicht nur mit Rat und Tat, sondern auch materiell im Notfall zur Seite gestanden 44. Wie wichtig es für einen König ist, viele und treue Freunde zu besitzen, lässt Xenophon den Kyros in einer langen Rede ausdrücklich betonen 45; beide Seiten, König wie „Freunde“, haben von der Aufrechterhaltung dieser Beziehung viele Vorteile. Über die „Freunde“ gestellt waren anscheinend nur die συγγενεῖς, die „Verwandten“ des Königs; über sie muss an anderer Stelle gesprochen werden. ξένος 46 Während sich die „Freunde“ des Großkönigs fortwährend in dessen Umgebung oder bei Hofe aufhielten, gab es andere, die dem König als “Gastfreunde“ verbunden waren 47. Auch ihr Vorrecht wird materielle Vorteile eingeschlossen haben 48. Den Ehrentitel eines ξένος konnte aber nicht nur der Großkönig, sondern auch ein Satrap vergeben 49. Aus den im anschließenden Verzeichnis angeführten Beispielen geht eindeutig hervor, dass es sich bei der von Persern untereinander oder mit Fremden geschlossenen Gastfreundschaft um ein Partnerschaftsverhältnis handelte, das auf Gegenseitigkeit beruhte und nicht das eine 41 Vgl. Plut. Artox. 5; die geladenen Gäste speisten normalerweise, nach Herakleides, je nach Stellung, außerhalb oder innerhalb der königlichen Speisezimmer. Aber auch die bevorzugte Gruppe blieb vom König durch einen Vorhang getrennt. An Festtagen dagegen aß der Monarch in einem Raum mit allen Gästen zusammen. Zum Trinkgelage waren wiederum nur ca. ein Dutzend ausgewählte Männer zugelassen. 42 Xen. Kyr. 8, 6, 5; Diod. 16, 42, 6. 43 FGrHist 688 F 9 p. 457. 44 Ant. Iud. 11, 9. 45 Kyr. 8, 7, 6ff. 46 Zur „Gastfreundschaft“ in den Kulturen des Altertums s. vor allem: O.  Hiltbrunner,  D.  Gorce,  H.  Wehr, „Gastfreundschaft“, RAC, 8 (1972), 1061–1123 und O.  Hiltbrunner, „Hostis und Ξένος“, Studien zur Religion und Kultur Kleinasiens. Festschrift für F. K. Dörner zum 65. Geburtstag am 28. Februar 1976, hg. v. S. Şahin, E. Schwertheim u. J. Wagner, Bd. I, Leiden, 1978,424–446 (Hinweis E. Schwertheim, dem auch für manch andere Anregung zu danken ist); für den griechischen Raum vgl. E. Berneker, „ξένος γραφή“, RE IX A (1967), 144–179 sowie F. Gschnitzer, „Proxenos, 17“, RE Suppl. XIII (1973), 629–730. 47 Deinon (FGrHist 690 F 19 p. 528 f.); Hdt. 7, 29. Auch sie konnten sicherlich εὐεργέται sein. 48 Hdt. 7, 29. 49 Xen. hell. 4, 1, 29; an. 1, 1, 10f. ; Plut. Ages. 12, 1. Auch die „Gastfreunde“ waren zweifelsohne verzeichnet und ihre Vorrechte vererbbar.

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Die ‚Freunde‘ und ‚Wohltäter‘ des Großkönigs

Mitglied dieser Beziehung gleichsam als Patron, [15] das andere als Schutzflehenden ansah. Hiltbrunner hat die Vermutung geäußert, dass der Begriff dieser Freundschaft zwischen Gleichberechtigten (ξενία) aus dem Osten nach Griechenland gelangt sein könnte, und er hat dafür einige, z.T. sehr alte Beispiele und Vorbilder angeführt 50. Fasst man das Gesagte zusammen, so ergibt sich, dass es im Achämenidenreich mehrere unterschiedliche Rechts- bzw. Freundschaftsbeziehungen zwischen dem Großkönig auf der einen und seinen bevorrechtigten Untertanen bzw. Fremden auf der anderen Seite gab. Ging bei der König-„Wohltäter“-Beziehung die Initiative vom εὐεργέτης aus, für dessen Dienst sich der Herrscher im Nachhinein erkenntlich zeigte, so war es beim König„Freund“-Verhältnis anders: Der König berief in seine Umgebung, wen er dazu ausersehen hatte oder wer auf Grund seiner Abkunft dazu berechtigt war. Beide, König und φίλοι, waren in vielen Fällen voneinander abhängig und unterstützten einander. Im Gegensatz dazu handelte es sich bei der ξενία um eine Beziehung zwischen Gleichberechtigten, die aus völlig freien Stücken dieses Gastfreundschaftsverhältnis aufrichteten. Allen drei Bezugsgruppen, den „Wohltätern“, den „Freunden“ und den „Gastfreunden“ war, was das Achämenidenreich betrifft, gemeinsam, dass ihre Namen bei Hofe verzeichnet wurden und damit ihnen und ihren Nachkommen ein angenehmes Leben gewährleistet war; dies schloss jedoch nicht aus, dass man diese Vorteile verlieren konnte, wenn man sich der Ehrungen als unwürdig erwies. Es gibt noch zahlreiche Hinweise in den Quellen, dass Personen oder Gemeinwesen vom König beschenkt wurden. Allerdings ist es in vielen Fällen kaum möglich, zu entscheiden, ob mit der Belohnung auch eine Eintragung in das Verzeichnis der „Wohltäter“, „Freunde“ oder „Gastfreunde“ erfolgte oder ob man die Geschenke als einmaligen Akt königlicher Dankbarkeit aufzufassen hat 51. Gesondert zu betrachten sind auch, wie oben schon angedeutet, die Fälle, in denen Verwandte des Königs mit wichtigen Posten belehnt oder mit Anteil an der Beute entschädigt wurden 52. Es ist an anderer Stelle auch schon über die Familien und ihre Vorrechte gehandelt worden, die als persische Stammesadelige oder Mitverschwörer Dareios’ I. beim Sturz Gaumātas 522 v. Chr. in bevorrechtigte Posi[16]tionen gelangten 53. Schon zu Kyros’ Zeit bestand ja mit dem persischen Stammesadel ein Abkommen auf gegenseitige Sicherung der Privilegien zu gemeinsamem Nutzen 54. Die riesigen Besitzungen der kleinasiatischen Satrapen, die diesem Adel entstammten, hat Xenophon in seinen Hel-

50 Hostis, 436ff. 51 Diese Fälle sind am Ende des Verzeichnisses aufgeführt (Listen VII und VIII). 52 Dies soll an anderer Stelle geschehen; vgl. K. Latte, „Συγγενεῖς“, RE IV A (1932), 1368; E. Bickermann, „Συγγενής“, RE IV A (1932), 1368f.; Mooren , Hierarchie, 17–73 und die sehr wichtigen Ausführungen von Gauger, 137–158. 53 F. Gschnitzer, Die sieben Perser und das Königtum des Dareios. Ein Beitrag zur Achaimenidengeschichte und zur Herodotanalyse. Vorgetr. am 19. Juni 1976 (Sbb. d. Heidelb. Ak. d. Wiss., phil.hist. Kl., Jg. 1977, Abh. 3), Heidelberg, 1977; Wiesehöfer, 168ff. und Nachträge. Vgl. DB 4, 80–88. 54 Xen. Kyr. 8, 5, 25–27; vgl. Hdt. 1, 206.

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Die ‚Freunde‘ und ‚Wohltäter‘ des Großkönigs

lenika beschrieben 55. Natürlich konnten auch Angehörige des persischen Stammesadels auf Grund besonderer Verdienste zusätzliche Belohnungen vom Großkönig erlangen 56. Zuletzt sei eine Gruppe am Königshof genannt, die gerade in der Zeit der Thronwirren sowie Hofintrigen innerhalb des achämenidischen Königshauses eine nicht zu unterschätzende Rolle spielte, die Eunuchen 57. Ob alle obengenannten Gruppen auch als „Wohltäter“ und/oder „Freunde“ des Großkönigs galten, ist nicht mit letzter Sicherheit zu entscheiden, dürfte aber wahrscheinlich sein. Wie anders ist zu erklären, dass z.B.  die Nachkommen der sechs Mitverschwörer Dareios’ I. so lange Zeit im Besitz ihrer Privilegien blieben! Ihre Namen werden am Königshofe verzeichnet gewesen sein 58. Eine Bemerkung zum Schluss: Wie man weiß, waren gerade auch viele Griechen zu guten Diensten und Freundschaftsbeweisen dem Großkönig gegenüber deshalb geneigt, weil ihnen bekannt war, welche Belohnungen sie erwarteten. In vielen Fällen half der König ein wenig nach, indem große Summen als Bestechungsgelder schon vorher den Besitzer wechselten 59 oder wichtige Positionen und Pfründe versprochen wurden 60. Die innergriechischen Auseinandersetzungen wurden dadurch noch verstärkt oder nahmen dort ihren Ausgangspunkt 61. Im Achämenidenreich wie in den angrenzenden Gebieten war nur zu gut bekannt, was Herodot überliefert hat: „Bei den Persern nämlich wird man wegen einer guten Tat gar sehr geehrt und gerühmt“ 62, ein Satz, der in Dareios’ I. Worten folgendermaßen [17] klingt: „Es spricht Dareios der König: In diesen Ländern belohnte ich den Mann, der loyal zu mir stand“ 63. I. 

Liste der εὐεργέται 64 Name

1. Ariaspier

Herkunft Iran

Quelle Arr. 3, 27, 4 Strab. 15, 2, 10 Curt. 7, 3, 1 Diod. 17, 81, 1

Literatur Bernard, 179f. Gnoli, 48 (Anm.5)

55 56 57 58 59 60 61 62 63

Hell. 3, 1, 12; 4, 12; 4, 1, 33. Ktes. (FGrHist 688 F 13 p. 463); Hdt. 3, 160. Xen. Kyr. 7, 5, 58ff. Plut. pol. Paraggelmata 820 D–E; Hdt. 3, 83 f.; Strab. 11, 14, 15. Vgl. Plut. Artox. 22. Vgl. Thuk. 1, 129, 3. D. M. Lewis, Sparta and Persia (Cincinnati Classical Studies, 1), Leiden. 1977, 27ff. 3, 154: κάρτα γὰρ ἐν τοῖσι Πέρσῃσι αἱ ἀγαθοεργίαι ἐς τὸ πρόσω μεγάθεος τιμῶνται. DB I, 20ff.: θātiy Dārayavauš ḫšāyaθiya: atar imā dahyāva martiya haya āgriya aha avam ubartam aharam. 64 Sie erhebt, wie die folgenden, keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Ebenso wenig kann hier auf die Frage der Historizität der in den Quellen genannten Personen eingegangen werden.

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Die ‚Freunde‘ und ‚Wohltäter‘ des Großkönigs Name

Herkunft

Quelle

Literatur

2. Arkesilaos III.

Kyrene

Hdt. 4, 165

H. 50 65

3. Gadatas

Magnesia

Gad. Brief 15

Lochner-Hüttenbach, 91ff.; zur ap. Namensform: M. 66, 172

4. Konon

Athen

Isokr. Paneg. 155; vgl. Diod. 14, 81, 4–7; Nep. Con. 4, 1f.

H. 183

5. Pausanias

Sparta

Thuk. 1, 129, 3

H. 246

6. Phylakos

Samos

Hdt. 8, 85

H. 266

7. Syloson

Samos

Hdt. 3, 140

H. 301

8. Thebaner

Böotien

Diod. 17, 14, 2

R. J. Buck, A History of Boeotia, Edmonton, 1979, 123ff.

9. Schiffsführer bei Salamis

Hdt. 8, 90

Burn, 463ff. (Anm. 9)

10. ungenannt

Demosth. Philip. 4, 31

II. 

Liste der εὐεργέται oder/und φίλοι 67 Name

Herkunft

Quelle

Literatur

Demaratos

Sparta

Paus. 3, 7, 8

H. 77

Gadatas

Assyrien

Xen. Kyr. 5, 3, 31; 8, 4, 2

H. Volkmann, RE Suppl. X (1965) s.v. G. 1, S. 241; M. 172

Gongylos

Eretria

Xen. hell. 3, 1, 6

H. 123

65 H. = Hofstetter (Anm. 23); die Zahl nennt die Nummer, unter der die betreffende Person in Hofstetters Aufstellung zu finden ist. 66 M.  = M.  Mayrhofer, Onomastica Persepolitana. Das altiranische Namengut der Persepolis-Täfelchen (Sbb. d. Österr. Ak. d. Wiss., phil.-hist. Kl., Bd. 286 = Veröff. d. iran. Komm., Bd. 1), Wien, 1973; die Zahl nennt die Seite, auf der die ap. Namensform zu finden ist. 67 Die Frage ist entweder nicht eindeutig zu entscheiden oder die betreffende Person ist Träger beider Ehrentitel.

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Die ‚Freunde‘ und ‚Wohltäter‘ des Großkönigs Name

Herkunft

Gongylos

Quelle

Nachk. v. 3

Gorgion

Literatur

dto.

H. 124

dto.

H. 125

Histiaios

Milet

Hdt. 5, 11.24; 6, 30

H. 161

Mardochai

Jude

Ios. ant. Iud. II, 208.248f.

Gerleman, 77 (Anm. 19)

Orontes

Baktrien

Diod. 15, 11

J. Miller, RE XVI, I (1939) s.v. O. 6, S. 1164–1166

Prokles I.

Nachk. v. 1

Xen. an. 2, 1, 3; 7, 8, 17

H. 274

Themistokles

Athen

Libanios 15, 40 p. 135 Förster; Nep. Them. 9ff.; Thuk. 1, 137f.; Plut. Them. 27ff.; Diod. 11, 57 u.a.

H. 305; Papastavrou, 97ff. (Anm. 23)

Tiribazos

Diod. 15, 10, 3; 15, 11

H. Schaefer, RE VI A (1937) s.v., S. 1431– 1437; Lewis, 145ff. (Anm. 61)

ungen. Gefangene

Xen. Kyr. 4, 4, 12

III. 

Liste der εὐεργέται oder/und ξένοι Name

Herkunft

Quelle

Literatur

Menon

Larisa

Xen. an. 2, 5, 41; Plat. Men. 78d

H. 219

Proxenos

Theben

Xen.an. 1, 1, 11; 2, 5, 41

H. 277

IV. 

Liste der φίλοι Name

Alkibiades

Herkunft Athen

Quelle Nep. Alc. 5, 2

Literatur H. 12

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Die ‚Freunde‘ und ‚Wohltäter‘ des Großkönigs Name

Amorges

Herkunft Skythe

Quelle

Literatur

Ktes. (FGrHist 688 F 9 p. 457)

Aristazanes

Diod. 16, 47, 3

W. Judeich, RE II, (1895) s.v., S. 876

Bagoas

Diod. 16, 50, 7

F. Cauer, RE II, 2 (1896) s.v. B. 1, S. 2771f.

Demokedes

Kroton

Hdt. 3, 132

H. 79

Idrieus

Karien

Diod. 16, 42, 6

U. Kahrstedt, RE IX, 1 (1914), s.v. I. 2, S. 912

Mentor

Rhodos

Diod. 16, 50, 7

H. 220

Pytharchos

Kyzikos

Agathokles (472 FHG F 6)

H. 282

ungenannt

Ios. Ant. Iud. 11, 9

ungenannt

Xen. Kyr. 7, 5, 39

ungenannt

Xen. Kyr. 8, 1–3; 8, 4, 3ff.; 8, 6, 4f.; 8, 7, 6

V. 

Liste der φίλοι oder ξένοι Name

Herkunft

Lysitheides

Nikogenes ungennant

äol. Aigai

Quelle

Literatur

Diod. 11, 56, 5; Hdt. 7, 29 (dort Name: Pythios); vgl. Plut. Them. 26 (dort Name: Nikogenes)

H. 205

s. 1

H. 233

Herakleides v. Kyme (FGrHist 689 F 2); vgl. Deinon (FGrHist 690 F 24); Hdt. 9, 110; Plat. Alk. 1, 121c; Plut. Artox. 5

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107

Die ‚Freunde‘ und ‚Wohltäter‘ des Großkönigs

VI. 

Liste der ξένοι Name

Herkunft

Quelle

Literatur

Antalkidas

Sparta

Deinon (FGrHist 690 F 19)

H. 18

Apollophanes

Kyzikos

Xen. hell. 4, 1, 29; Plut. Ages. 12, 1

H. 27

Aristippos

Thessalien

Xen. an. 1, 1, 10

H. 40

Pythios

Lydien

Hdt. 7, 29.39 vgl. Liste V, 1

P. Kühler u. K. Ziegler, RE XXIV, I (1963), s.v. P. 4, S. 567f.

Sokrates

Achaia

Xen. an. 1, 1, 11

H. 292

Sophainetos

Stymphalos

Xen. an. 1, 1, 11

H. 293

VII.  Liste der beschenkten Iraner 68 Name

Herkunft

die „7 Perser“

Quelle

Literatur

Esther 1, 14; Plut. pol. Paraggelmata 820 D–E; DB 4, 80–86 u.a.

Gschnitzer, 1ff.; Wiesehöfer, 84ff.; 168ff. (Anm. 53 und 17) Th. Lenschau, RE XVIII, 2 (1946) s.v. O. 1, S. 1866–1868

Otanes u. Familie

zu 1

Hdt. 3, 83f.; Strab. 12, 3, 15; Appian Mithr. 112; Diod. 19, 40, 2; 31, 19, 1f.; Polyb. 5, 43, 2; Flor. 40, 5, 1

Anaphas

zu 1

Diod. 31, 19, 2

Mardonios

zu 1

Ktes. (FGrHist 688 F 13 p. 462)

E. Obst, RE XIV, 2 (1930) s.v. M. 1, S. 1654–1658

Megabyzos

zu 1

Ktes. (FGrHist 688 F 13 p. 463)

Kroll, RE XV, I (1931) s.v. M. 2, S. 122f.; M. 137

68 Hier und in der folgenden Liste sind auch die Personen verzeichnet, die beim Großkönig in großen Ehren standen oder bei ihm großen Einfluss besaßen.

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108

Die ‚Freunde‘ und ‚Wohltäter‘ des Großkönigs Name

Herkunft

Quelle

Literatur

Orontes

zu 1

Strab. 11, 14, 15

H. Berve, RE VIII, I (1939), s.v. O. 7, S. 1166

Zopyros

zu 1

Hdt. 3, 160

K. Ziegler, RE X A (1972) s.v. Z. 1, S. 765–767

Sohn des Artagerses

Kadusier

Plut. Artox. 14

Artasyras

Hyrkanien

Ktes. (FGrHist 688 F 13 p. 459)

O. Puchstein, RE II, 1 (1895) s.v. A. 1, S. 1308; M. 166

Artabanos

Hyrkanien

Ktes. (FGrHist 688 F 13 p. 462)

F. Cauer, RE II, 1 1895) s.v. A. 2, S. 1292; M. 163

Pharnabazos

Xen. hell. 3, 1, 12; 4, 1, 33

Lewis, 52ff.

Tissaphernes

Xen. hell. 3, 4, 12

Ibid.; M. 258

Artibarzanes

Eunuch

Ktes. (FGrHist 688 F 15 p. 469)

M. 165

Artoxares

dto.

dto.

M. 164

Aspadates

dto.

Ktes. (FGrHist 688 F 13 p. 459)

Athoos

dto.

Ktes. (FGrHist 688 F 15 p. 469)

Bagapates

dto.

Ktes. (FGrHist 688 F 13 p. 459)

M. 135

Izabates

dto.

dto.

F.H. Weissbach, RE X, 2 (1919), s.v., S. 1390

Natakas

dto.

Ktes. (FGrHist 688 F 13 p. 462)

Petisakas

dto.

Ktes. (FGrHist 688 F 9 p. 456)

armer Mann

Plut. reg. imp. apoph­theg. 174a

Arbeitsmann

Plut. Artox. 5

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Die ‚Freunde‘ und ‚Wohltäter‘ des Großkönigs Name

Herkunft

ungenannt

Quelle Xen. Kyr. 8, 5, 23ff.; 8, 6, 9f.

Literatur Wiesehöfer, 88 f.

VIII.  Liste anderer beschenkter Personen Name

Herkunft

Quelle

Literatur

Aiantides

Lampsakos

Thuk. 6, 59

H. 8

Alexandros I.

Makedonien

Iust. 7, 4, 1

H. 11

Amyntas

Makedonien

Hdt. 8, 136

H. 14a

Artemisia

Halikarnass

Hdt. 8, 69.87f.

H. 52

Aspasia

Phokaia

Ail. v.h. 12, 1; Plut. Perikl. 24, 11

H. 55

Attaginos

Theben

Hdt. 9, 15f.; Athen. 4, 148e

H. 62

Demos

Athen

Lys. 19, 25

H. 82

Dikaios

Athen

Hdt. 8, 65

H. 85

Entimos

Gortyn

Phanias (296 FHG F 11)

H. 97

Ephialtes

Trachis

Diod. 11, 8, 5; vgl. Hdt. 7, 213 ff.

H. 98

Euphorbos

Eretria

Plut. de garr. 15, 510B

H. 109

Gillos

Taras

Hdt. 3, 138

H. 120

Hermotimos

Pedasos

Hdt. 8, 105

H. 148

Hippoklos

Lampsakos

Thuk. 6, 59

H. 157

Kamisares

Karien

Nep. Datam. 1, 2

W. Judeich, RE IV, 2 (1901), s.v. Datames, S. 2224f.

Klearchos

Sparta

Xen. an. 1, 1, 9; 1, 6, 5

H. 178

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Die ‚Freunde‘ und ‚Wohltäter‘ des Großkönigs Name

Herkunft

Quelle

Literatur

Koes

Mytilene

Hdt. 5, 11

H. 182

Kroisos

Lydien

Iust. 1, 7, 7; Ktes. (FGrHist 688 F 9 p. 456)

J.A.S. Evans, „What happened to Croesus“, CJ, 74 (1978/79), 34–40

Ktesias

Knidos

Plut. Artox. 14

H. 186

Lykon

Athen

Ktes. (FGrHist 688 F 15 p. 470)

H. 201

Mandrokles

Samos

Hdt. 4, 88; Anth. Pal. 6, 341

H. 207

Mania

Dardanos

Xen. hell. 3, 1, 14

H. 209

Memnon

Rhodos

Demosth. 23, 154

H. 215

Metiochos

Chersonesos

Hdt. 6, 41

H. 221

Phalinos

Zakynthos

Xen. an. 2, 1, 7

H. 251

Skythes

Zankle

Hdt. 6, 24; Ail. v.h. 8, 17

H. 290

Theomnestor

Samos

Hdt. 8, 85

H. 308

Xeinagoras

Halikarnass

Hdt. 9, 107

H. 333

Zenon

Kreta

Ktes. (FGrHist 688 F 31)

H. 337

ungenannt

Karien

Plut. Artox. 10; Ktes. (FGrHist 688 F 16 p.473)

ungenannt

Kaunos

Plut. Artox. 14; Ktes. (FGrHist 688 F 16 p. 473)

Tyrannen

Ionien

Hdt. 6, 9

Burn, 212

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Die ‚Freunde‘ und ‚Wohltäter‘ des Großkönigs

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Addendum Today I would be much more skeptical about the use of certain Greek evidence (Xen. Kyr., for example) for Persian realia. For honorary titles in the Achaemenid empire, see now also Wiesehöfer,  J., Das Diadem bei den Achaimeniden: Die schriftliche Überlieferung, in: A. Lichtenberger et al. (eds.), Das Diadem der hellenistischen Herrscher (Euros 1), Bonn 2012, 55–62.

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Greeks and Persians* Introduction In the second half of the sixth century BCE the political map of the ancient Near East changed profoundly. The rival powers of Elam, Media, Babylonia, Lydia and Egypt were supplanted by the Persian empire, the first world empire in history, which, in the course of time, incorporated its predecessors and pushed its borders towards Thrace in the northwest, Sogdia in the north-east, the Indus valley in the south­east and Libya and Egypt in the south-west. The Persian conquest of western Asia Minor under Cyrus, the revolt of the Ionian cities under Darius, and the failure of the Persian invasions of Greece under Datis and Artaphernes at Marathon (490) and under Xerxes at Salamis and Plataea (480– 479) feature prominently in our “European” tradition. Less familiar are the problems posed by the source material for this period and the questions of how, why, and with what consequences Persian rule in western Asia Minor affected existing political, economic, social, and cultural structures. The causes and goals of the Ionian Revolt and Persian Wars, rarely discussed in textbooks or popular accounts, remain a matter of debate, as does the nature of early Greek literary and iconographic representation of the Persians and Persian views of the Greeks. These are the issues to be addressed in this chapter. Understanding Graeco-Persian Contacts Among all the civilizations which the ancient Greeks encountered, the Iranians have a special place in the European imagination as the Greeks’ enemies and opposites. Nineteenth- and early twentieth-century Europeans, whatever their nationality, took it for granted that ancient Greek civilization was indigenous and exemplary, while its Iranian counterpart was strange and alien, Greek culture creative and active, Eastern culture passive and derivative (Hauser 2001a: 93–94). European historical thought, [163] following ancient Greek models, perceived Iran (like the other cultures of the Ancient Near East) as hardly more than a “culture on the fringes of the Mediterranean,” as a kind of outer or even counter-world. This antinomy did not change fundamentally even when the kinship between the Iranian (Aryan) and European languages was recognized, and when theories about “national consciousness” gave rise to a belief in a close affinity between all Indo-Eu-

* Wiesehöfer, Josef, Greeks and Persians, in: K. Raaflaub/H. van Wees (Hg.), A Companion to Archaic Greece, Oxford 2009, 162–185.

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Greeks and Persians

ropean peoples and their shared cultural superiority. True, this resulted in a more positive assessment of the ancient Persians, but it did not change the distinct preference for the art, culture, and government which evolved in Greece (mainly Athens) and was often seen as continuing in a direct line to the present day (Hauser 2001a: 85–90). In Germany, this ideology was replaced, but in part also reinforced, by the National Socialists’ view that the “Aryan” Persians had been adversely affected by the racial and biological influences of the “Semitic” Orient. A negative assessment of “Semites” and “Semitic” cultures was not, of course, an exclusively German phenomenon. After the war – again not only in Germany – the idea of an unbridgeable gap between Persian despotism and Greek love of freedom became predominant (Wiesehöfer 1988; 1990; 2002). Only since the 1980s have interdisciplinary scholarship 1 and the more inclusive discourse of such research topics as cultural diversity, ethnicity, Orientalism, the “strangeness” of Greek culture (Hölscher 1989) promised a paradigmatic change which would treat non-Greek cultures more fairly. At the moment, however, we are again seeing a rejection of such a broader perspective and a revival of Eurocentric constructs of cultural continuity, a trend set off by controversies over the relevance of Classics in Higher Education and by the search for pan-European and/or occidental identities (Hauser 1999). In the process, the real and most lasting legacy of Greek culture, political theory and practice (Flaig 2001), is often pushed into the background. This chapter reviews the political and cultural relationship between Greeks and Persians in pre-classical times in two ways. First, it is concerned with the history of scholarly and popular perceptions of those relations in both Europe and Iran. It seeks to expose the weaknesses inherent in many of those views in light of new ideas about, for example, the invention of tradition, ethnicity, collective identities, and cultural complexity. Secondly, drawing on recent research on the sources (especially Herodotus) and the history of events, it stresses the variety of political and cultural relations between Hellas and Iran and of the Greeks’ perceptions of their mighty neighbor in the East. In this chapter, the term “culture” will be used to mean not only “high” culture, but the whole range of acquired perception, knowledge, ethics, and aesthetics. This is important since the transfer of practical knowledge and techniques, as well as of utilitarian and luxury goods, was a distinguishing mark of Graeco-Persian cultural contacts. Ancient civilizations were shaped by cultural differences, and hardly at all by ethnic characteristics (despite our sources’ occasional claims to that effect). This chapter adopts the concept of “transculturality,” which sees the relationship between cultures as a process of exchange and appropriation, within which what is one’s own and what is foreign is constantly being negotiated. Through loss, selection, innovation, and borrowing something completely new may emerge on both sides (Welsch 1999: 194–213). Finally, cultures must be understood in their historical context. [164]

1 For example, in the Achaemenid History Workshops, beautifully organized by the late H.  Sancisi-Weerdenburg, or in the Melammu conferences, initiated by S. Parpola and others (most recently in Innsbruck in 2002: Rollinger and Ulf 2004a).

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Greeks and Persians

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As far as material culture is concerned, where Classical and Near Eastern archaeology overlap the tendency is still to emphasize the Greek side of cultural contact: “good taste” in art is sometimes attributed only to Greeks, and Iranian interest in or understanding of Greek culture is denied. The Orient may be presented as a “debtor of Greece, and relevant only insofar as it participated in ‘our Hellenic-European evolution’” (Hauser 1999: 334). On the other hand, in our effort to escape the traps of “Orientalism” and “Eurocentrism” (Kurz 2000; cf. Hauser 2001b) and to give the Iranian contribution to cultural contacts and creative processes its due, we may run the risk of underestimating Greek involvement and the appeal to Iranian and indigenous elites of what the Greeks had to offer. Only a careful analysis of the nature, social and cultural contexts, and audiences of literary and artistic genres will enable us to balance imperial Achaemenid influence against regional traditions and fusions of the two. The fact that Near Eastern specialists are now being asked to review the validity of their own, post-colonial, world view (Ostergard 1991) is a welcome development. Historical myths, aimed at securing the identity of groups and peoples, are found in Asian as well as European and Western societies (Conermann 1999). In Iran, for example, a – futile – authoritarian attempt was made to impose the myth of the 2,500th anniversary of Iranian imperial kingship (Wiesehöfer 1999). “National” Iranian interpretations of Graeco-Persian or Irano-Arabic relations, which – like their western (Greek) counterparts – equate ethnic, cultural and “national” identities, and other ideas propagating an allegedly immutable kind of “Iranianism,” are still quite popular in Iran and the Iranian diaspora. The preceding remarks point to further weaknesses of earlier (and the most recent?) historical research. First, terms like “Iran/Persia” or “Greece,” and “Iranian/Persian” or “Greek culture,” tend to obscure the variety of political and cultural “styles” found within the Ancient Near East and Greece. Thus, in Greece, a stock of common cultural and political ideals and institutions 2 coexisted with a wide range of traditions peculiar to particular regions and periods, many of them adopted from abroad and adapted as appropriate. The history of Greece was determined to a large extent by the tension between particularism and the pursuit of hegemony or even empire. Nor was ancient Iran, with a territory far larger than the modern state, ever a culturally homogeneous entity. An example of cultural variety and exchange in the east is the Persian ethnogenesis in an Elamite environment before the foundation of a “Persian” empire by Cyrus (Rollinger 1999). Furthermore, in the military encounters of the Persian Wars Greeks faced not only Iranians, but also other Greeks, Macedonians and all the main peoples subject to the Great Kings (Wiesehöfer 2002). Secondly, for generations before the Persian Wars a variety of ethnic, cultural, and religious communities had been living side by side in Iran and Mesopotamia, and processes of transculturation, of a different kind and intensity, had long been on-going. We know the peoples of antiquity by names which define them primarily as linguistic or cultural 2 It has, however, been rightly stressed that the Persian Wars were crucial for the development of this kind of panhellenism (Hall 2002: 205–20; and ch. 31, below).

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Greeks and Persians

communities; ethnic affiliations and origins are harder to determine. But the modern insistence on assigning a particular “nationality” would surely have baffled people in the Ancient Near East, and besides: what do collective names and origins really tell us about cultures and attitudes? Only a closer look at [165] the direction, significance and paths of cultural exchange in antiquity will allow us to understand different social milieus and aspects of culture, and to account for “syncretistic” or “hybrid” phenomena such as Achaemenid imperial art where in the course of time something completely new developed. Thirdly, many modern observers – depending on their views on such matters in their own society – consider ethnic variety and social and cultural heterogeneity in imperial societies either an abnormality and handicap or a positive advantage and virtue. In the National Socialist era, for example, German “scholars” regarded the abandonment of the socalled “völkisches Prinzip” (“national principle”), alongside “Rassenmischung” (“racial mixing”), as the root of all evil, a sign of decadence and decline. More generally, European scholarship long after the Second World War continues to compare ancient empires with modern national states (Wiesehöfer 2004a: passim). Instead of passing such judgments, historians ought to describe and analyze the complex processes of creating identities in ancient multi-cultural societies, both at the level of ethnic and religious groups and at the level of the individual. Fourthly, many of the problems raised and deplored so far have their origin not only in the biases of Classicism, Eurocentrism, and “Orientalism,” but also in inadequate use of sources. This applies in particular to material culture and archaeological remains, but to a lesser degree also to the written sources, which contain a great deal more information on relations and interaction between Greeks and Persians than we might expect. It is vital to read the literary and epigraphic texts closely with due consideration of their genre, date of origin, and the world view of their authors – and indeed to read them “against the grain.” The Sources Lydians, Medes, Persians, and Greeks Lydia and the Greeks of Asia Minor under Lydian and Persian rule became part of the literary version of history only with Herodotus’ Histories, written in the 430s and 420s. This work has often been misinterpreted as a “history of the Persian Wars,” but offers much more than that: a picture “of the whole inhabited world in its diversity … of the spaces in which different peoples dwelt, of their different customs and cultural achievements, of their deeds and their fate, in order to take them as models for an understanding of one’s own history – that is, the history of the Greeks – and to make this the focus of universal history” (Bichler and Rollinger 2000: 11). Since Lydian literature and archives have been lost, it is this much later work of art that remains our most important testimony for the Persian conquest of Western Asia Minor. Before Herodotus, the Lydian kings and their capital Sardis had only been mentioned casually by Near Eastern sources (Assyrian royal inscriptions) and Greek poets. While the former emphasized the tributary dependence of

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Gyges and his son, the first kings of the Mermnad dynasty, on Assyria (Aro-Valjus 1999), the latter described Lydia as a rich superpower with a special relation to Hellas but also cited it to illustrate the transitory nature of power and luxury. Later Greek authors saw these dangers [166] confirmed by the fall of Sardis (Bichler 1996; Ehrhardt 2005). Likewise, Herodotus does not present a genuine “Lydian history,” but fits the rise and fall of Lydia into an account of the fortunes of empires and peoples which centers on questions of guilt and fate, force of circumstance, and personal responsibility. For him, the Lydian king Croesus is the first of a group of rulers who increasingly threaten the freedom of the Greeks (1.5.3–1.6.3) but who, blinded by their unlimited power, wealth, luck, and success, ultimately fail because they do not recognize the limits imposed by the gods (1.26–1.92). Herodotus makes Sparta, the hegemonial power in Greece, part of this central idea of his Histories by linking it through an (alleged) alliance to Croesus, the oppressor of Greek freedom in Asia (Asheri 1988: 312; Bichler 1985: 65–68); this treaty therefore corresponds to Athens’ later (historical) arrangement with Darius I (507–506), which  –  temporarily – made the Athenians, too, allies of an Asian superpower which threatened freedom. The history of Lydia between Gyges and Croesus was obviously almost unknown to Herodotus and is only covered in retrospective (1.7–1.25); his account of Lydia ends with comments on local customs (1.93–1.94). Our view of the rise of the Persian empire is also decisively determined by Herodotus’ account. 3 He presents Assyria and Lydia as former rulers over Asia and builds up the Medes as another Asian superpower which alongside the Lydians and the Babylonians succeeds the Assyrians. Herodotus’ “Median story” (medikos logos), with its impressive account of the rise to power of Deioces is a tale “in the spirit of Greek [i.e. sophistic] political philosophy.” 4 Not until Cyrus overthrows the Median king Astyages, defeats Croesus, and puts an end to Babylonian rule, do the Persians make a name for themselves. The legendary story of Cyrus’ exposure, his childhood, and the revelation of his true identity supports the impression of a rapid rise to power, and also makes Cyrus Astyages’ grandson – most probably a Herodotean invention. Cyrus is convinced that tyche, who guides him (1.126) will help him conquer almost the whole continent facing Europe (1.153). By crossing the river Araxes, representing the border of Asia, in his war against the Massagetae, the Herodotean Cyrus also crosses the limits set for him by the gods – comparable to Croesus’ earlier crossing of the Halys and Xerxes’ later crossing of the Hellespont. Thus, the history of the admirable founder of the Persian empire ends in a terrible tragedy (not least because of fatal advice by Croesus). In studying events where Lydian, Persian and Greek history overlap, one must be aware of this particular view of Herodotus and of the nature of his Histories (Bichler 2000). Archaeological research at Sardis and elsewhere and Lydian-Achaemenid coinage also throw light on the transition from the Lydian to the Persian period in Western Asia Minor, but both types of evidence have their limitations:

3 Herodotus on Persians: Rollinger 2003a; Persian foreign policy: Wiesehöfer 2004b. 4 Bichler 2000: 235; Panaino 2003 for an Iranianist’s view of this logos; on Deioces, see Wiesehöfer 2004b; also Dewald 2003.

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only parts of Sardis have been explored or excavated so far, and the problem of who minted the famous gold Croeseïd coins has only recently been settled in favour of Croesus. 5 Ionian Revolt and Persian Wars One of the most important results of the paradigmatic shift in current research 6 has been to make us see that we cannot recover a Persian perspective on the Greeks or the “Greek Wars.” The views attributed to Persians in Greek historiography cannot be treated as such: as Sancisi-Weerdenburg provocatively put it, “Persians on Greeks are  [167]  really Greeks on Persians and therefore Greeks on Greeks” (2001: 340). Attempts to uncover royal plans for Greece or reflections of the military encounters between Greeks and Persians in the pictorial or epigraphic announcements of the Great Kings have remained unsuccessful. Royal inscriptions and lists and reliefs of subject peoples show that the only thing about the Asiatic Greeks which really mattered ideologically to the Achaemenid rulers was that these “Yauna” ranked among their subjects (Kuhrt 2002). In other words, for the Ionian revolt and the Persian Wars Herodotus remains our only informant. Evidence closer to the events, whether poetic (Pindar, Simonides), dramatic (Aeschylus), or pictorial (a painting in the Stoa Poikile, and vase paintings, among other things), does not contribute to a history of events, although it is important for the history of ideas. Later historiographical work (Ctesias, Ephorus, Trogus) or biographies (Nepos, Plutarch), insofar as it does not rely on Herodotus, makes only minor contributions to our knowledge, as do epigraphic and archaeological material. Many scholars have used Herodotus’ Histories as a kind of military log to be quarried for the reconstruction of the motives, plans, and actions not only of the poleis of the Hellenic League, but also of the Persians. The assumption has been that Herodotus derived his knowledge of Persian foreign policy and war aims from close contacts with Persians (Bäbler 1998: 102) or Greek members of the Persian administration (Lewis 1985) who had intimate knowledge of Persian institutions and customs. Recent scholarship has been able to show, however, that Herodotus’ representation of Persian institutions and traditions, beyond the basics of personal names and terminology, is overwhelmingly shaped by a Greek or personal perspective. If Herodotus did have information from good Persian sources, we would have to conclude that he did not understand it or deliberately obscured its meaning. It makes much more sense to suppose that Herodotus instead drew on a range of contemporary Greek views and debates concerning foreign civilizations and traditions – debates initiated by direct contacts across the borders, as well as by the reports of diplomats, mercenaries or artists. 7 Herodotus was actively engaged in such discussions, 8 absorbing and transforming them in his work with such 5 Excavations: Mierse 1983; Greenewalt 1995a; 1995b; Dusinberre 2003. Coinage; Cahil and Kroll 2005. 6 See n. 1, above, and the groundbreaking work of Pierre Briant (2002a; originally 1996). 7 Rollinger 2004; Miller 1997; Hutzfeldt 1999; Hölscher 2000; Thomas 2000: 75–100. 8 See Raaflaub 1987; 2002a; 2002b.

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skill that even today some historians are persuaded that his description of the Persians is an only slightly revised documentary report (e.g. Hammond 1988), and the continuous narrative of events in modern textbooks largely just reproduces Herodotus’ account. We thus become familiar with Herodotus’ version of events before we realize that it is his, and it is difficult to view his narrative with properly critical detachment. (West 2002: 15–16) Yet a critical appreciation of Herodotus’ literary intentions, based on an understanding of the concept of the Histories as a whole, is vital when we are dealing with the principles of Persian foreign policy and goals in the wars with the Greeks. The contents of major pronouncements by the Great Kings, or crucial debates between rulers and their advisors – often quoted in direct speech by Herodotus – cannot have been known to many and probably not to anyone whom the historian was able to contact. It is now also generally accepted that the characterization of the Kings and stories of “tragic warners” and misleading dreams are equally Herodotus’ own creations (Bichler 2000).  [168]  His authorship is betrayed not least by inconsistencies in the text that make literary and philosophical but hardly historical sense. Nevertheless, so far few have drawn the inescapable conclusion that the announcements and decisions of the Persian kings in Herodotus’ work need to be subjected to a systematic, not just selective, critical analysis. For example, modern works often follow Herodotus in accepting that the Athenians gave earth and water to Darius in 507–506 and then instantly broke the relationship thus created (5.73), but rarely mention that Herodotus has Spartan envoys in 479 blame the Persian Wars on the Athenians (8.142), surely referring to this earlier broken agreement. 9 Similarly, no one accepts as historical Herodotus’ portrayal of Darius as initially ignorant of Athenian affairs and later obsessed with Athens ( “O Zeus, grant me my revenge against the Athenians” and/or “O master, remember the Athenians”: 5.105), but even recent studies take it for granted that nothing had higher priority for the Great King than revenge on Athens and Eretria. Hardly anyone believes Herodotus’ claim that the Persian planned the subjection of Hellas even before the Ionian rebellion (3.134ff; cf. 4.143; 5.31–5.32) and that the expedition of Datis and Artaphernes already aimed at all of Hellas (6.94), but many rigidly adhere to his assertion that after the Ionian rebellion even uninvolved Greek cities were ordered by Darius to submit. 10 The gigantic numbers of the Persian forces in Xerxes’ Greek campaign, matching the king’s alleged plans for world domination, have rightly been reduced to more plausible levels (Cuyler Young 1980; Barkworth 1993), and the scenario of a simultaneous threat to the Greeks in both Hellas and Sicily has rightly been deemed unhistorical (Bichler 1985), but scholars still accept Herodotus’ statement that Xerxes not only took over the war goals of his father Darius, but ultimately strove for world domination, for an empire “bordering the sky of Zeus” (7.8a–c; e.g. Harrison 2002: 577). A closer examination of the conception 9 See Welwei 1999: 23, 345 n. 87. On giving earth and water, see Kuhrt 1988. 10 Hdt. 6.48; see the bibliography in Zahrnt 1992: 276ff; Welwei 1999: 350 n. 133.

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of Herodotus’ work and of the eastern sources proves such an interpretation of the principles of Achaemenid foreign policy to be a phantom. Western Asia Minor and the Persian Empire to the End of the Ionian Revolt According to Herodotus’ Histories, Croesus tried to take advantage of the Persian conquest of Media by the former Median “vassal” Cyrus by extending his realm east of the Halys River – previously the frontier between the Lydian and the Median empires (1.6.1; 1.28, 72). However, new studies of the Median “empire” cast doubt on the imperial character of Median rule, a continuing Median presence in Eastern Anatolia, and the historicity of the Halys border. 11 They prefer to speak of a Median confederation of “tribes” that united and formed an alliance with the Babylonians in order to fight against their deadly foes, the Assyrians, but did not set up a lasting empire and did not force the Persians into vassalage. (The Persian model of empire was rather Elamite.) 12 Certainly, much speaks for military conflict 13 and other contacts between Lydians and Medes, which explain the Greek use of the term Medoi for “Persians” and medismos for “collaboration with the Persians, 14 but the Babylonian [169] presence in Northern Mesopotamia, Syria, and Cilicia makes Median rule over Eastern Anatolia unlikely. Finally, the Halys borderline separating the Lydians and Persians is a construct based on information about frontiers of Persian provinces in Anatolia in the fifth century, created by Herodotus because of his preference for conspicuous borderlines that demarcate territories assigned by divine will to specific peoples or empires (Rollinger 2003b: 310–13). When Croesus opened hostilities against Cyrus, a member of the Persian Teispid clan, 15 is uncertain. The Nabonidus Chronicle (II 15–18; Grayson 1975: no . 7, 107–108) has been cited in support of dating the conquest of Lydia and Croesus’ death to the year 547, but this is no longer tenable. 16 The Persian sack of Sardis is, however, archaeologically at-

11 Such doubts are raised in most chapters of Lanfranchi et al. 2003b. 12 For criticism of Persian “vassalage,” see Rollinger 1999; Henkelman 2003; for the Elamite heritage: Vallat 1996; Liverani 2003: 10–11 and in particular Henkelman 2003. 13 Cf. the “night battle” in Hdt. 1.74; not to be linked with the solar eclipse of May 28, 585: Rollinger 2003b: 309–310. 14 Rollinger 2003b: 318 n. 141 rightly stresses the fact that the “Median” terminology is normally used to underline the special character of the dangers coming from the east. 15 For Cyrus’ origins, see TUAT I 409.21 (confirmed by an inscription from Ur). Later inscriptions which make him an Achaemenid (CMa–c; cf. DB I 27–29) were attempts to legitimize the rule of Darius I. The story in Herodotus (1.107–1.108; cf. Xen. Cyr. 1.2.1) which makes Cyrus the son of the Median princess Mandane is meant to offer ideological support for Persian claims to Media and Lydia (for Egypt, see Hdt. 3.2.1–3.2.2). The story of Cyrus’ birth and childhood (Hdt. 1.107–1.121; cf. Justin 1.4.10; Nic. Dam. FGrH 90 F66; Ctes. FGrH 688 F9) has Mesopotamian parallels (Sargon of Akkade) and is Iranian in character. 16 See Rollinger 2008 and 1993: 188–197; Oelsner 1999/2000, esp. 378–379; Schaudig 2001: 25 n. 108. The Chronicle here probably refers to a campaign against Urartu instead.

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tested, and it is highly probable, pace Herodotus, that the last Mermnad king died during this event. 17 Ionian and Aeolian troops probably supported Croesus in his war against the Persians (Hdt. 1.141) as Lydian “vassals.” According to Herodotus, only Miletus was able to reach an agreement with Cyrus that continued the terms previously granted by the Lydians. 18 The historian’s account of Ionian and Aeolian efforts to secure Spartan support and of mutual threats between Spartans and Persians (1.152–1.153) does not make historical sense, but fits well into the overall concept of the Histories: Aristagoras’ later quest for military support in Hellas and Athens’ support for the Ionians thus have earlier counterparts. Once again, Herodotus succeeds in integrating the two Greek hegemonial powers which will eventually defeat the Persians into the earlier history of wars between Greeks and Asian superpowers. Moreover, for the first time, he hints at the Persian kings’ overestimation of their own abilities and their fatal underestimation of the particular qualities of the Greeks. Herodotus has the Persian army withdrawing very quickly (1.153) and leaving the Lydian Pactyes in charge. This might be explained by urgent preparations for campaigns in Eastern Iran or against Babylon, but is hardly conceivable if Lydia had not yet been pacified and Ionia left humiliated by unilaterally imposed peace terms. Therefore, the imposition of such unfavorable terms, and an Ionian request for help from Sparta, if historical at all, make sense only after the failure of Pactyes’ rebellion and the reconquest of the coastal regions by Cyrus’ generals, Mazares and Harpagus. Herodotus’ statement that (only) the gold from Sardis enticed the inhabitants of the coastal cities to join Pactyes’ revolt (1.154), seems to support such a sequence of events. Sardis, with its strategically favorable location, fortifications, proven political and administrative infrastructure, and public spaces, was the obvious place to set up a satrapal residence and the administrative center of Western Asia Minor. From the Persian army’s quick departure to the east, Herodotus’ account and the later parallel in Babylon we can deduce that the Persian king not only kept in post – under the supervision of the Persian Tabalus – numerous locals (like Pactyes) whom he considered loyal, but also took over most existing administrative and fiscal institutions, among them those which regulated the dependent status of the Greek cities. The rebellion of Pactyes which, according to Herodotus, infected wide sections of the population of the region, surprised the Persians and forced Cyrus, despite his other commitments, to act immediately. 19 If we trust Herodotus, the rebellion could [170] only be quashed after several years, but was not supported by those cities and sanctuaries which had negotiated favorable terms with the Persians, or

17 See Greenewalt 1992; Burkert 1985a; Bichler 2000: 251–254; West 2003: 418–420. 18 See Hdt. 1.22. Walser 1984: 14–15 dates Miletus’ agreement with Persia to the time after Pactyes’ rebellion and interprets it as the result of Miletus’ refusal to support Pactyes. 19 Hdt. 1.154–1.169; Plut. Mor. 859 A–B; Justin 1.7.11. For the fate of the Lydians, see Herodotus 1.155.2, with Bichler 2000: 255.

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indeed – like Didyma, Aulae 20 and probably Clarus – had been given privileges by Cyrus, following Croesus’ example. 21 Herodotus gives little information on Persian sanctions against the conquered cities, but reports that Harpagus made them promise to take part in his military campaigns against the Carians and Lycians, against Halicarnassus and Cnidus (1.171). 22 Whether the participation of Lydian and Ionian sculptors and artists in the building of the Persian royal residences at Pasargadae, and later at Susa and Persepolis (see below), 23 was a consequence of Pactyes’ revolt, we do not know. The Persian Oroetes succeeded Tabalus as “governor of the Sardians,” i.e. satrap of Lydia and Ionia (Hdt. 3.120, 127); his residential centers were Sardis and Magnesia-on-the-Maeander (Hdt. 3.121, 126). 24 One of his main duties was probably to defend Cyrus’ possessions in Western Asia Minor against the aspirations of Polycrates of Samos, who – according to Herodotus – reckoned that he would have good prospects “to rule over Ionia and the islands” because of his fleet (3.39; Thuc. 1.13; Strab. 14.1.16). Oroetes remained in office under Cyrus’ son Cambyses; he then eliminated Polycrates (Hdt. 3.120– 3.127), who had helped Cambyses against Egypt but pursued a policy which competed with that of the satrap of Sardis (cf. Diod. 10.16.4). 25 Oroetes tried to exploit the disputed succession to the throne after Cambyses’ death by pushing his border east and having the satrap of Hellespontine Phrygia and his son executed (Hdt. 3.126), but later paid dearly for his opposition against the usurper Darius I (Hdt. 3.126–3.128). The satrap of Sardis is not mentioned among the defeated “liar kings” in Darius’ res gestae, probably since he had not striven for independent rule. We do not know who succeeded Oroetes. 26 It has been supposed that Darius gave decisive influence over the affairs of Western Asia Minor to the satraps of Cappadocia (Debord 1999: 89–91). Perhaps in the 510s, Darius appointed his brother Artaphernes satrap of Lydia; it was this man who in 507–506 received earth and water from the Athenian envoys and who defended the acropolis of Sardis against the rebellious Ionians and their allies. The Elamite Fortification Tablets from Persepolis testify to the importance of the satrapal residence Sardis for the years between 509 and 494, as well as to the close links between Lydia and the imperial centers and the employment of craftsmen from Western Asia Minor in

20 The authenticity of the so-called “Gadatas Letter” (ML12), which mentions the agreement with Aulae, is disputed (cf. Schmitt 1996a with Briant 2003; Gauger 2000: 205–212). 21 For the history of Pactyes’ rebellion, cf. Briant 2002a, 37–38, 882–883 (with the older literature). 22 Cilicia continued to be governed by a dynast who had the title syennesis (Hdt. 1.74; called “king of the Cilicians” by Herodotus 5.118) In Lycia, local dynasts probably had the greatest political say; nominally, however, they had to accept Persian lordship. 23 Nylander 1970; 1974; Roaf 1983; Boardman 2000. Cf. the praise of the Lydian and Ionian sculptors in Darius I’s Burgbau-inscription from Susa: DSf 47–49, 51–52. 24 Achaemenid lists give the name Sparda for Lydia, which seems to represent the Lydian ethnic term Śfarda, “Sardians” (Schmitt 2003a, 293–294). An attempt to distinguish between (early and changeable) “great,” “major,” and “minor” satrapies (Jacobs 1994) is unconvincing. 25 For Polycrates: de Libero 1996: 253–297; Briant 2002a: 52–53, 886; ch 6, above. 26 Balcer 1984: 185, speculates that it was Bagaeus, Darius’ tool in the murder of Oroetes.

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Achaemenid Persis. 27 That Sardis became Xerxes’ military basis and winter quarters in 480 and 479 (Hdt. 8.116; 9.108–9.109) shows its function as administrative, military, and economic center at the same time. In the coastal Greek cities, unlike in other conquered territories, the Persians came across extremely unstable political conditions, due not least to the existence of “isolated aristocrats, tyrants striving for survival, and powerless priests.” The tyrants – not all of them appointed by the Persians – became their contacts and allies: only these autocrats guaranteed a consistent loyal policy, not least because of a personal pledge of loyalty to the Great King, 28 and they more than anyone benefited from Persian backing, since this support secured their position: the overthrow of a tyrant would normally provoke Persian reprisals. 29 No problem in Achaemenid studies has been discussed as intensively and polemically as the so-called administrative and tributary reforms of Darius I.  The main reason [172] for the harsh fundamentalism of this debate lies in the ancient evidence: the very nature and historical value of the two main testimonies – the lists of peoples/countries in Persian royal inscriptions and chapters 3.89–3.94 of Herodotus’ Histories – are highly disputed. Scholars who try to use the lists for dating purposes are opposed by others who deny these lists any historiographical value; scholars who more or less trust Herodotus’ account of administrative and fiscal re-organization of the empire argue with those who are highly skeptical about that account. Among the latter, some dismiss the whole reform, while others believe in a reform but regard Herodotus’ list of twenty satrapies as a Greek construct. 30 In my own view, when Croesus’ “treasures” had been taken to the Iranian treasuries (probably after Pactyes’ revolt), his former subjects were required to pay tribute and to join the army: every conqueror relied on such obligations, and they are presupposed by the grants of privileges and exemptions mentioned above. Therefore – even if Herodotus’ list of satrapies, which follows existing “catalogue” traditions (Bichler 2000: 286–287), is mostly meant to illustrate the territorial extent and economic power of Darius’ empire and is thus useless for a reconstruction of a satrapal reform, and even if one has to accept greater continuity between the rule of Darius and his two predecessors than is usually done (Briant 2002a: 69–70) – there is no reason to deny the authenticity of Darius’ reforms or to dismiss all later evidence for it as derived from Herodotus. 31 The new tributary system, as Herodotus and others emphasize, was designed to regularize assessment standards and the amount and frequency of tax-payments – concerns very familiar to a 27 Cf. the overview in Schmitt 2003a, 293–294. 28 Walter 1993b: 275; cf. 273–275. It is not enough to interpret the Persian appointment of tyrants only as a “rewarding of loyal supporters” (as does de Libero 1996: 415). 29 Hdt. 6.9–6.10, 13 notes that the tyrants flee to Persia after their expulsion; the Ionians interpreted the political system of their cities as joint rule of Persians and tyrants (Hdt. 6.22). 30 For an overview of the debate (and a firm personal opinion), see Jacobs 2003. 31 See Plat. Leg. 695c; Plut. Mor. 172f; Polyaen. 7.11.3; Chron.Pasch. 145 C Dindorf; with Jacobs 2003: 308. Plato’s version is particularly revealing, since unlike Herodotus it uses the older (and original) Greek term for “tribute,” dasmos, rather than the later phoros.

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fifth-century Greek. It did not exclude incorporation of existing regional or local systems. Last but not least, it makes historical sense, if it is true that the building of a Persian fleet had led to overtaxation and to a moratorium on tax (Wallinga 1984; 1987). The survey of the territories of the Greek cities of Western Asia Minor organized by Artaphernes after the Ionian revolt to alleviate conflicts within and between the poleis (Briant 2002a: 494– 496), and the reassessment of their taxes (on almost the same level as before; Hdt. 6.42), probably followed the model of Darius’ reform and subsequently served as the model for the assessments of the contributions of the members of the Delian League (Wallinga 1989). There are no signs of a change in the economic structures of western Asia Minor; even the mint at Sardis was taken over by the Persians. From the beginning of their rule over the region the Persian kings showed much interest in minting, but it has long been a matter of controversy whether Cyrus merely continued to strike, or himself introduced, the gold-and-silver coinage attributed to Croesus (the so-called kroiseioi statêres). 32 Scholars do agree that a new phase in the history of bi-metallic coinage in Western Anatolia began when the Persian dareikoi and sigloi were first struck around 520, on the standard of the kroiseioi. The darics, primarily designed to finance military campaigns and to serve as “gifts,” ultimately became the most important gold coinage in Greece before the Philippeioi of Philip II of Macedon. [173] Scholars have sometimes assumed that economic changes were among the causes of the Ionian Revolt: it has been supposed that the integration of Phoenicia and Egypt into the Persian trade system brought these two regions into competition with the Ionian cities (Miletus in particular), to the Ionians’ disadvantage (Lenschau 1913), or that Darius placed overseas trade in the hands of state-approved entrepreneurs rather than Greeks (Högemann 1992: 290–291). Neither Herodotus’ Histories nor the archaeological evidence speak in favor of an economic crisis in Ionia or Miletus, restrictions on Milesian trade or a preference for non-Greek entrepreneurs. What is more, the abolition of internal borders in the Persian empire ought to have benefited the Ionians and given them an advantage over their rivals in the poleis of Greece. As for Miletus, Herodotus stresses that the city reached its cultural and economic acme under Persian rule (5.28). 33 In pre-Persian times, the city appears to have suffered a series of extraordinarily brutal civil wars over more than two generations, which had only been brought to an end through the mediation of Parians. 34 Against the background of latent tensions within the Ionian cities, documented by Herodotus and other authors, and testified to by the prevalence of Persian-backed tyrannies, a political interpretation of the Ionian Revolt is to be preferred. In this interpretation, the decisive role is played by the endeavors of the tyrant of Miletus, Aristagoras, 32 Hdt. 1.54, 94; IG I3 458.29. A sixth-century gold refinery has been excavated at Sardis: Rarnage and Craddock 2000. For the Croeseïds, cf. note 5. 33 Hdt. 5.28. Although Herodotus presents Miletus’ prosperity as the starting-point of Aristagoras’ excessive quest for power, as well as the root of all evil for the city (Walter 1993b, 268), the prosperity itself should not be doubted. 34 Hdt. 5.28–5.29; Heracl.Pont. fr. 50 Wehrli; Plut. Mor. 298 C–D; cf. Hesych. s.v. aeinauta.

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to secure his power and status in a situation of internal stasis. The tyrant had tried to improve his standing in the city and in the empire by mounting a campaign of conquest against Naxos, but had failed and had annoyed his overlord by underestimating the strategic and economic risk of the operation. To anticipate Persian reprisals and to secure his political position, Aristagoras saw no other choice than to persuade the Ionians to revolt against the Persians and to request external help. An Ionian revolt could only be successful if the Persian-backed tyrants were expelled and the social basis of the rebellion was broadened with the help of political concessions, and this is exactly what Herodotus says happened. “And first [Aristagoras] made a pretence (logôi) of giving up his despotism and gave Miletus equality of government (isonomiê), so that the Milesians might readily join in his revolt; then he did likewise in the rest of Ionia” (5.37). In other words, Aristagoras sought to divert the political and social tensions within the city – perhaps intensified as a result of socially unbalanced taxation, and the example of successful “isonomic revolutions” in Athens and Naxos – into collective action against the Persian overlord (cf. Briant 2002a: 151–152). Despite their final victory, the Persians learned their lesson: the regulation of territorial conflicts between the Ionian cities, the reassessment of tribute, and Persian non-interference in the political reorganization of the cities in 493–492 “benefited” the Ionians and helped to secure internal and external peace (Hdt. 6.42–6.43; Briant 2002a: 493–497). The influence of Persian rule on the culture of Lydia has long been difficult to assess, but a new book on Persian Sardis (Dusinberre 2003) has remedied this problem by demonstrating a quick consolidation of Lydian affairs. This was accomplished by a combination of imperial influence on both ideology and way of life, and a return to, or preservation of, “Lydian” tradition. Such processes of acculturation or transculturation not only permanently shaped the identity and the self-representation of the local and regional polyethnic elites, but were later also partially internalized by [174] the rest of the population and thus became part of local tradition well beyond the downfall of the Achaemenid empire. As we have seen, Miletus “had been at the height of her fortunes” before the Ionian Revolt, “and was indeed the chief ornament of Ionia” (Hdt. 5.28; Gorman 2001). Undoubtedly, Herodotus referred not only to the economic status of Miletus, but also to its role as a cultural center. Scholars used to find it hard to reconcile Miletus’ political attachment to Persia with its intellectually highly stimulating atmosphere (the “Ionian Enlightenment”; see ch. 29, below), but it has long since become clear that the Ionian beginnings of a philosophy of nature, science, and analytical geometry, as well as important progress in the disciplines of geography and ethnography, occurred “in the shadow of the rise of the Persian empire” (Burkert 2003). Ephesus, whose sanctuary of Artemis had probably welcomed the Persians’ arrival and whose “temple of Croesus” (Bammer and Muss 1996) reached its completion under Persian domination (Burkert 2003: 113–115), also took part in this development. It was not initiated by the Persians, but was favored by the absence of internal and external wars and the unification of the oriental world under one ruler. Aside from the possible forced use of specialists after Pactyes’ rebellion and the Ionian revolt, Persian supremacy also opened up lucrative new opportunities for Ionian artists,

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craftsmen, doctors, and members of other professions in the empire, and even at the Great King’s court (Walser 1984: 20–26). The Ionian revolt was a turning point in the history of Ionian-Persian relations, but one which did not affect all cities in the same way as Miletus, which was destroyed and had part of its population deported. Ephesus apparently refused to support the revolt and introduced a political system according to the principles of isonomy in 492 (Heracl. fr. 121 D). And even in Miletus “the element of continuity [prevailed], since the rest of its population was able to preserve its home, traditions and therefore its identity far beyond the years of Persian rule” (Ehrhardt 2003: 18). After the Persian defeats at Salamis, Plataea, and Mycale (480–479), the local enemies of tyranny in many Greek cities of the islands and Asia Minor used the supremacy of the Hellenic fleet to expel their city lords, shake off Persian rule and join the Delian League. Other cities were then or later unwillingly forced into the alliance. The borderline between the territories of the Delian League and the possessions of the Great King never became an “iron curtain.” Papyrological and archaeological evidence testifies to the fact that western Asia Minor remained a zone of intensive cultural contacts and diplomatic networks for the purpose of the maintenance of local peace. 35 The Persian Wars and Persian Plans for Greece The central topic of Herodotus’ Histories is how and why the great figures of this world succumb to the temptations and dangers of rule, why their urge to expand their realm makes them forget the responsibilities of power, and why and against which opponents they ultimately fail. 36 In this conception, divinely set limits play an important role, and the conqueror who exceeds these suffers fatal consequences. Against the background of the Athenian glorification of their surprising victory over the Persians as a triumph of free citizens over servile royal subjects (Wiesehöfer 2002b), Herodotus assigns the full range of qualities of men of power to his Persian characters: the patriarchal founding hero Cyrus, the mad despot Cambyses, the magnanimous and capricious Darius, always seeking his own advantage, the ambitious but overstretched Xerxes, and the vain Mardonius. In the end, they all fail because of their excessive ambition for conquest. 37 It is usually claimed that the notion of three successive world empires of Assyria, Media, and Persia, found in the works of Herodotus (cf. l.95.130) and Ctesias (FGrH 688 F 1.5) and in an expanded form in the book of Daniel and in Roman literature (Wiesehöfer 2003b), derives from the official Achaemenid view of history, intended to underline the

35 Balcer 1985; Miller 1997: 97–108; Whitby 1998b; Wiesehöfer 2004d. 36 Bichler 2000: 213ff gives an excellent summary of this topic with many valuable observations in detail. 37 Raaflaub 2002a argues that Athens’ Sicilian expedition (415–413) may have shaped Herodotus’ views of imperialism and expansionism vs. desire for freedom and political unity.

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legitimacy of Persia as the heir to the empires of the Near East. 38 However, doubts about the historicity of a “Median empire” and new insights into Achaemenid royal ideology force us to reconsider this thesis. First, the “three-­k ingdom” sequence cannot be found in Achaemenid royal inscriptions or other official statements of the Persian kings, and the views of history which the Achaemenids did try to impose on their subject peoples could not have inspired the Herodotean model. The Great Kings regarded themselves as truly “Persian” rulers and not as successors to the Medes. Secondly, the model is neatly compatible with Herodotus’ own view of world history. He makes all the territories of the earlier kingdoms merge into the [176] Persian empire, which alone is capable of ruling “the whole of Asia,” and not merely “upper Asia” or “on this side of the river Halys.” Moreover, he focuses, as we have seen, on the origin, consolidation, erosion, and – in the cases of Assyria and Media – collapse of the Asian empires, which he causally relates to guilt and fate, to the responsibility and compulsion of the rulers in question. 39 Thirdly, later accounts may well be Hellenistic reworkings of Herodotus rather than reflections of an Achaemenid conception; the figure of “Darius the Mede” in the Book of Daniel, at any rate, is modeled after the Herodotean Darius (Wiesehöfer 2005). However, the author of the book of Daniel did diverge from Herodotus insofar as he turned the three Asian empires into real world empires. Although the Great Kings in their inscriptions underline their religious and moral right to world domination, ordained by Auramazda, they do not demand possession of the whole inhabited world, the oikumene. 40 They address only the peoples of the empire, whose well-being and loyalty matter to the Great Kings; the poleis of Hellas, not to mention the rest of Europe, remain outside the world which is asked to internalize the instructions of the kings and to recognize the rulers’ efforts for its well-being: A great god (is) Auramazda, who created this earth, who created yonder heaven, who created man, who created blissful happiness for man, who made Darius king, the one king of many, the one master of many. I (am) Darius, the great king, king of kings, king of the countries containing all races, king on this great earth even far off. … Proclaims Darius, the king: By the favor of Auramazda these (are) the countries which I seized outside Persia; I ruled them; to me they brought tribute. What has been said to them by me, that they did. (DNa 1–21; tr. R. Schmitt) At least politically, the Great Kings seem to have been quite satisfied with their rule over Asia and Egypt alone, an idea which Herodotus’ courageous queen Artemisia seems to convey when she tells Xerxes after Salamis that he has achieved the goal of his expedition by burning Athens, and that any further conquests would be no more than an added bonus (8.102). 38 The following points are discussed in detail in Wiesehöfer 2003a. 39 Ctesias’ slightly different view is best explained as the author’s deliberate play on the version of his famous predecessor: Bichler 2004a; 2004b. 40 Walser 1987.

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Darius had no “European” plans beyond subjecting the coastal regions of Thrace, making Macedonia a vassal, and, later, punishing Eretria and Athens. And that Darius’ son Xerxes had no intention of conquering the western Mediterranean (despite Herodotus 7.8 and Ephorus ap. Diod. 11.1.4–11.1.5) is made perfectly clear by Thucydides: “Ten years afterwards the barbarian returned with the armada for the subjugation of Hellas” (1.18.2). But what about Xerxes’ plans for Greece before and after a victory over the Hellenic League? Herodotus tells us that Mardonius wanted to become “governor of Greece” (tês Hellados hyparchos: 7.6.1), but we may wonder how our author could have known such private information, and should be aware that this motivation is part of a literary portrayal of Mardonius as an overambitious and self-interested advisor of Xerxes. Herodotus’ claim that the Persians aimed at the subjugation and permanent control of Greece as a whole does not make much historical sense. 41 How are we to explain that neither the unbeaten Persian army after Salamis, nor Mardonius after [177] his second occupation of Athens in 479, campaigned against the Peloponnese, where they would probably have been supported by the enemies of Sparta? The Macedonian delegation to Athens (8.136, 140–143) suggests that both Xerxes and Mardonius were primarily concerned with the political and military conduct of Athens, and hoped that, if it changed sides, the remaining members of the Hellenic League and neutral states such as Argos would reach a settlement with the Great King. Lengthy operations far away from the centers of the empire would surely have been doomed to fail, since these would have surpassed the Persians’ rnilitary and logistic capacities. Finally, it is hard to see how the Persians could have made Greece into a satrapy, separated from the satrapy of Thrace by the vassal kingdom of Macedonia: reducing previously autonomous persophile Greek poleis and ethnê to dependent subjects would have alienated support, and it would have been difficult to exercise royal supervision over a distant area of such geographical and political divergence. What the Persians demanded from their neighbors and subject states was a readiness to accept royal rule in the “land of the king” and to recognize the primacy of Persian interests in areas just beyond the empire’s borders, and this could have been ensured simply by placing Greek supporters in leading positions in the most important poleis. The Greek exiles accompanying Xerxes on his campaign are likely to have featured prominently in his plans. The best-known of these characters is the former Spartan king Demaratus, who was undoubtedly meant to become the Persian stakeholder in Sparta. The exact political organization of submissive states was of minor importance to the Persians, as is proven by Mardonius’ measures after the Ionian rebellion (Hdt. 6.43). Such indications in Herodotus’ work fit perfectly with current research on the dynamics of empire which concludes that empires always favor indirect rule (Goldstone and Haldon 2008). A later source, rarely considered in this connection, appears to refer to Persian plans for indirect rule: Demosthenes tells us that the Athenians before Plataea declined a Persian offer, delivered by Alexander of Macedon, “to rule over the rest of the Greeks” 41 Cf. the counterfactual history (“The Persians Win at Salamis, 480BC”) in Hanson 1999a; contrast: Zahrnt 1992; Wiesehöfer 2002.

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(tôn loipôn archein Hellênôn), in return for bowing to the will of the Great King (hypakouein basilei; 6.11). Of course, this alleged Persian offer serves the orator to emphasize the Athenians’ will-power in resistance. Herodotus is unfamiliar with it (but reports an offer of additional territory: 8.140a; 9.7a), and it would certainly have encountered violent opposition from the persophile Thebans and Demaratus of Sparta. On the other hand, the Persians might indeed have been eager to control Hellas with the help of a politically and militarily balanced system of Greek hegemonial powers. By contrast, it seems unlikely that Demaratus or the other friends of Persia would ever have obeyed, and have persuaded their compatriots to obey, a Persian satrap of Greece, who would have been in need of a very large occupation force. Persian Views of Greeks and Greek Views of Persians Mainland Greece remained outside Persian visions of imperial space. The Greek subjects of the Great Kings – called Yauna and divided into three groups, the [178] “Ionians of the land,” “(Ionians) who are on the sea and the peoples beyond the sea,” “pelte-carrying Ionians” – appear in inscriptions among “tribal” peoples such as Thracians and Scythians; on the accompanying reliefs, they are barely distinguished from the Carians and Lydians. In Darius’ vision of the empire, 42 “the Ionians … are not (even) deemed distinctive enough to serve as a significant boundary marker” (Kuhrt 2002: 22). Although this Persian view of the Greeks should not be used to minimalize the importance of the “Greek Wars” for the Persians, it might nevertheless help us to avoid “hellenocentric” traps. As we have seen, Greece’s perception of the Persians was influenced by its impression of Median influence on Near Eastern affairs. Hence the early expansion of the Persian empire was seen as the empire-building of “the Mede” (Xenophanes F 18 D), the Persian wars as ta Mêdika, and Greek collaboration with the Persian enemy as mêdismos. In 472, Aeschylus still presented the Persian monarchs as descendants of an eponymous Medos (Pers. 765). However, many Greeks’ first experience of the Persians was the sight of the Persian army and booty at Marathon, Salamis and Plataea. Contemporary Greek poets who commented on these military encounters stressed the extraordinary threat of the Persian campaigns and the heroism of the Greek soldiers (Hutzfeldt 1999: 16–23). A few years later, Athens’ part in the victories of Marathon and Salamis acquired mythical proportions in Aeschylus’ tragedy Persai. Although the dramatist already philosophized about the contrast between Greek (Athenian) and Persian norms and behavior, the Persian empire’s association with despotism and luxury was a product of later Athenian propaganda. 43

42 DPh 3–8: “This (is) the kingdom which I hold, from the Scythians who (are) beyond Sogdiana, from there as far as Nubia, from the Indus province, from there as “far as Lydia.” 43 Wiesehöfer 2002. Gehrke (2003a) has rightly pointed out that, after the crisis of the Peloponnesian War, the battle of Marathon as an exclusively Athenian victory became much more important for the cultural memory of Athens and for that of antiquity in general.

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In Greek art, the conceptual change in which the “foreigner” becomes the “enemy,” and an asymmetric opposition develops between Greeks and Persians, occurred notably later than the time of the Persian Wars, at a time when Athens developed a highly ideological perspective on its victories. Previously, Attic representations of Graeco-­Persian combat had not shown unique forms of victory but followed the normal contemporary iconography of Greek combat scenes, which were far more numerous than Graeco-Persian battles. 44 Greeks in the Early Persian Empire Persia was the new home of many Greek refugees who became “servants” of the Great Kings after 479, and we also know of pre-war commuters across the border. Those seeking the protection of the king after suffering political reverses at home, included not only the Spartan king, Demaratus, but the Athenian tyrant Hippias, the soothsayer Onomacritus (Hdt. 7.6.3), the Athenian Dicaeus (Hdt. 8.65), and the Sicilian Scythes of Zancle (Hdt. 6.23–6.24, 7.164; Athen. 415–416). Demaratus is said to have been given “land and cities” by Darius (Hdt. 6.70.2), like Pytharchus of Cyzicus by Cyrus (Agathocles Babyl. FGrH 472 F 6.42) and Theomestor and Phylacus of Samos (Hdt. 8.85.2–8.85.3), Xenagoras of Halicarnassus (Hdt. 9.107) and the prisoner-of-war Metiochus, son of Miltiades (Hdt. 6.41.4) by Xerxes. And “the few surviving names of Greeks who moved between worlds must (only) be a small fraction of the numbers of Greeks actually involved” (Miller 1997: 100; cf. 97–108). [179] Apart from the doctor Democedes of Croton in Herodotus’ fairytale-like story (3.129– 3.137; Griffith 1987), Greeks mentioned in the service of Persian kings include sculptors, secretaries, soldiers, and textile workers, mostly of East Greek origin. Most famous are the architect Mandrocles (Hdt. 4.87) and the craftsmen Pytharchus and Nicon who left their graffiti in the quarry near the terrace at Persepolis (Boardman 2000, 131–132). Most of the working gangs mentioned in the Persepolis Tablets were, like the deportees from Miletus (494) and Eretria (490), probably never allowed to return to their homeland. Greeks and Persians, 559–479: A Short History of Events 45 Center of the Persian empire was a region in south-western Iran which bore the Persians’ name (Old Persian Parsa, Greek Persis) and with which they felt a particular affinity. The Persians were not the original inhabitants of Persis, and their ethnogenesis is still a highly disputed matter. Only for the seventh and sixth centuries are we able to lift the veil and see the processes of acculturation between Elamite and Iranian political and cultural entities, acknowledged by Cyrus II when he called himself and his forebears “Kings of Anshan.” 44 Schneider, personal communication. 45 Cf. Briant 2002a; Wiesehöfer 2006.

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Cyrus fundamentally changed the political landscape of the ancient Near East. After winning the territories of the Elamite kingdom, Cyrus defeated Astyages, the leader of the Median confederacy, which, sixty years before, had conquered the Assyrian royal cities. Cyrus successfully expanded his new territory to the north-west and thwarted Lydian plans to profit from the turmoil in the east. Although he failed to induce Lydia’s Greek subjects to desert their king Croesus, Cyrus was able to conquer Lydia. The Lydian king probably died during the siege of Sardis, to survive only in parts of Greek tradition, which mythologically (Bacchylides) or rationally (Herodotus) glossed over the catastrophe and at the same time established the tradition of the “generous victor” Cyrus. That this tradition has nothing to do with reality is proven by the Persian king’s reaction to the rebellion of the Lydian treasurer Pactyes, supported by most of the Greek cities. Cyrus’ generals not only punished the rebel, but also took revenge on his allies: Mazares conquered Priene, enslaved its political elite, and pillaged Magnesia, while Harpagus forcibly took possession of Smyrna, Phocaea, and other cities, securing the whole coastal region up to Lycia. Only Miletus, autonomous in Lydian times, which had supported Cyrus against Croesus and had not been involved in Pactyes’ revolt, was allowed to keep its favored political status. Babylonia, under its king Nabonidus, must have been alarmed at Cyrus’ successes in Elam, Media and Anatolia. What finally caused the fatal confrontation of the two powers, we do not know. After a massacre of Babylonian troops at Opis and the capture of Sippar, Cyrus sent his general Ugbaru ahead to Babylon, which opened its gates to him. Cyrus had probably presented himself beforehand to the priests of Marduk and the city’s elite as the instrument of the god and as a promising political alternative to Nabonidus. His own entry into the city in October 539 took a Babylonian ceremonial form (which the last Pahlavi Shah tried to recall in 1971), as did his [180] first measures in the city and in the region. Cyrus’ cylinder inscription, drafted by Babylonian experts, introduces the new king as legitimate ruler of Babylon, fostered by Marduk, a king who fulfils his duties to the god and the people. This prudent behavior made collaboration of the Babylonian elite with the foreign ruler much easier. It is unclear to what extent Cyrus’ integration of former territories of the Babylonian empire into his own realm followed a Babylonian model or innovated. Despite the Jewish tradition which presents him as Yahweh’s Messiah and as the man who repatriated the exiles and rebuilt the Temple, decisive measures in Jewish affairs were taken only under his successors. However, the fact that our sources report no rebellions in Babylonia or Transeuphratene speaks in favor of a successful policy in the newly conquered territories. This success is confirmed by Cyrus’ conquest of Eastern Iran, probably in the 530s, about which we have no further details. Greek authors tell us that Cyrus died during his wars against the peoples of the steppe and that his corpse was brought to Persis and buried in his newly built residence Pasargadae. The remains of this “garden residence” still bear witness to Cyrus’ use of Near Eastern and Greek artistic models and to the special skill of the king’s artists and craftsmen, including Ionian sculptors. Even if the traditional view of Cyrus, not least thanks to his own endeavors, is much too positive and hides the dark side of the conqueror’s personality and policy, it is clear [181] that the founder of the first world empire in history must have been a man with extraordinary

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abilities. It is no wonder that in Iran and other parts of the ancient Near East numerous stories, modeled after older traditions, bestowed praise on this exceptional ruler. From Cyrus’ time, the Persians had a common border with Egypt, the only other remaining superpower. Its king Amasis tried to meet the Persian threat with an impressive fleet, the support of Polycrates of Samos, then a rival to the Persian satrap at Sardis, and the occupation of Cyprus as a naval base. Cyrus’ son Cambyses responded to these measures by the time- and money-consuming building of a Persian navy, manned by experienced subjects and commanded by Persian officers. He then conquered Cyprus and, crossing the Sinai with the help of Arab tribes, won a victory at Pelusium (525), took Memphis, and captured king Psammetichus III. His success was made complete by the voluntary submission of Libyan territories, the diplomatic securing of Egypt’s southern frontier, and probably also by winning control of the big western oases. Like his father in Babylonia, Cambyses tried to adapt his policy and royal representation to Egyptian traditions and to win the loyalty and support of the Egyptian elite. The career of the Egyptian commander and doctor Udjahorresnet shows how successful he was in that plan. 46 However, reductions in the revenues of some temples, and probably also the later experience of the unsuccessful Egyptian rebellions of 486–485 and 460–454, were responsible for a distorted picture of the foreign conqueror Cambyses in Egypt, as handed down to us by Herodotus: here, the Persian king appears as a brutal, almost mad, despot who shows no mercy and no appreciation of Egyptian customs and traditions. A serious crisis afflicted the empire during Cambyses’ stay in Egypt, as a result of the high economic and military demands he made on his subjects, and probably also as a result of tensions between the king and both the mighty Persian aristocracy and his brother Bardiya. Although both Herodotus and Darius’ res gestae inscribed on the rock of Bisutun (DB) refer to it, the course of this crisis is still disputed. Most probably, Gaumata, a Median magus, left behind as high functionary in Persis by Cambyses, took advantage of the Persian nobility’s unhappiness with the king and his murder of Bardiya to present himself as the king’s brother: he took the throne and gained support by a series of highly popular measures, not least a moratorium on taxes and military service. Other scholars suppose that Bardiya himself revolted against his brother. Whether or not Darius I, to whom we owe the Gaumata-version, and who after Cambyses’ death killed Gaumata/ Bardiya with the help of six conspirators, was a regicide, he surely was a usurper without right to the throne. This is underlined by the fact that he tried to legitimize his rule by linking his descent with Cyrus’ Teispid line, and by the numerous rebellions which he was able to quash only with great difficulty and great brutality (522/521). He would not have been successful without the support of parts of the Persian higher nobility, which had been dissatisfied with both Cambyses and Gaumata/Bardiya: the financial, political and military effort of expansion and empire building had probably led to dissent between monarch, population and aristocracy over the future of the empire and the roles of ruler, nobility, and subjects. That Darius succeeded in securing the cohesion of the empire and 46 Bareš 1999: 38–43; Weinberg 1999.

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in making the aristocracy dependent on his royal family, points to his [182] political and diplomatic skills, his military genius and his unscrupulousness at the same time. Darius’ reign was probably the most important phase of the history of the Achaemenid empire. It was the time of the greatest extent of the realm, decisive fiscal and administrative reforms and the development of a specific Persian ideology of kingship and rule. Unfortunately, our information about events after Darius’ succession to the throne is scanty and highly biased. The Bisutun inscription mentions Darius’ campaigns against Elam and the Scythians of Central Asia (in the second and third years of his reign), but after that the Persian sources fall silent. Only two late-Achaemenid Babylonian chronicles and a few historical details from “Astronomical Diaries” hint at later events in the east. Almost all other relevant historical information is provided by foreign records, hostile or at any rate highly ideologically colored, which almost exclusively deal with Graeco-Persian relations and Greek views of their neighbors in the East. Darius not only expanded the empire, but also guaranteed its military and economic stability. In the west, he incorporated the Cyrenaica (513), Thrace, the strategically important straits, and Samos (519) into the empire, and made Macedon (510 [?] and after 494) and Athens (507/506) acknowledge the Great King’s supreme power in foreign affairs. In the east, he conquered “Indian” territories, and in the north probably regarded the Danube as his frontier, after an unsuccessful campaign against the “European” Scythians (513) beyond that natural border. His later policy of consolidation suffered a bitter setback when in 498 the Ionian cities revolted against their Persian overlord. The rebels won over Caria and the greater part of Cyprus, and, assisted by the Eretrians and Athenians, took Sardis (except the acropolis), setting fire to the city. Only a supreme effort, and disunity amongst the Ionians, enabled Darius to suppress the revolt. Over the next few years steps were taken to safeguard the Ionians’ loyalty for the future, and Darius prepared to punish Eretria and Athens for their role in the revolt (and, in the case of Athens, also for the city’s violation of the treaty of 507/506). The Persian defeat at Marathon (490) was the ignominious end of an otherwise successful expedition in the Aegean, surely not the failed start of a Persian attempt to conquer Greece or even Europe. Historically more important than the Persian setback was the repercussion of the Athenian victory on the internal affairs of the city – the expulsion of the (alleged) friends of the Peisistratids and Persians – and the subsequent emergence of a special Athenian identity. Darius was also drawn into the affairs of Egypt, where the short reign of Cambyses had not provided political stability. The most notable of his many measures were the withdrawal of his predecessor’s fiscal orders, the confirmation of former privileges of sanctuaries and priesthoods, the completion of Necho’s canal, and the sending of naval expeditions to and from Egypt which served to demonstrate the special qualities of Persian rule by emulating past pharaonic feats. Royal images and inscriptions from Egypt – in particular, the texts on the monumental statue of Darius excavated at Susa, but originally put up at Heliopolis – show the king as both a pious, successful Egyptian Pharaoh and a universal ruler. Darius also started the building of the two most impressive Achaemenid residences – first Susa, then Persepolis. The tablets from Persepolis and the Burgbau-inscription from Susa (DSf) reveal the empire-wide importance of those projects: the king

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was seen as mobilizing the labor forces and resources of the [183] whole empire in order to create the residences which he deserved and which gave architectural, pictorial and textual expression to his vision of Achaemenid kingship and Persian rule. Darius’ rockcut tomb at Naqsh-i Rustam with its new cross-shaped form and its inscriptions (DNa, DNb) and reliefs also stresses the king’s role as the gods’ human representative on earth. It was a difficult task for Xerxes (486–465) to protect and preserve Persian rule. Recent scholarship has rightly emphasized that Xerxes’ reign was much more successful than Greek authors want us to believe, acquitting him not only from the charge of having destroyed Babylonian temples and taken away the statue of Marduk, but also from the accusation that he was a man lacking in ideas, a coward, brutal despot and strategic failure all at the same time. Xerxes’ reign did not trigger an irreversible process of decadence and decline in Persian power, as Greek authors of the fourth century claimed. Quick to learn his father’s lessons, Xerxes was highly successful in consolidating the empire through a carrot-and-stick policy, granting local autonomy on the one hand and exercising strict supervision on the other. Culturally, one might even call Xerxes’ rule the highlight of Persian civilization. The king failed, however, to force mainland Greeks to accept Persian power of decision in foreign affairs. Some important Greek poleis and ethnê (Thebes, Thessaly) did join him on his campaign against Greece, while others proceeded tactically (Delphi) or remained neutral (Argos), but thirty or so Greek states formed a Hellenic League against him and, after initial defeats, were ultimately victorious over the Persian fleet (Salamis, 480) and army (Plataea, 479). Even if Athenians and Lacedaemonians, Plataeans and Corinthians, Eretrians and Aeginetans neither fought for Europe against Asia, nor for democracy and humanity against barbarism and despotism, but simply for their independence from foreign rule, the results of their victories were significant. The Persian empire was confined to its territories in Asia Minor (now without the coastal region), the Levant and Egypt; Athens, with the help of its Delian League, became a hegemonial power and a rival to Sparta; and finally the Athenians, and to some extent all Greeks, developed an “anti-barbarian” identity, creating a vision of a “barbarian” counter-world of despotic monarchs and slavish subjects which continues to be influential to this very day. Literature Aro-Valjus,  S.  1999, Gūgu or Guggu, in: Radner,  K.  (ed.), The Prosopography of the Neo-Assyrian Empire I 2, Helsinki, 427–428 Asheri, D. 1988, Erodoto. Le Storie, Libro I (Introduzione e commento), Milano Bäbler, B. 1998, Fleißige Thrakerinnen und wehrhafte Skythen: Nichtgriechen im klassischen Athen und ihre archäologische Hinterlassenschaft, Stuttgart Balcer, J.M. 1984, Sparda by the Bitter Sea, Chico Balcer, J.M. 1985, Fifth Century Ionia: A Frontier Redefined, in: Revue des Études Anciennes 87, 31–42 Bammer, A./Muss, U. 1996, Das Artemision von Ephesus, Mainz

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Günstlinge und Privilegien am Achaimenidenhof* I. 

Einleitende Bemerkungen

Untersuchungen zum mittelalterlichen und frühneuzeitlichen europäischen Hof, der immer stärker als eine von und aus Personen gebildete dynamische Gesellschaft begriffen wird 1, haben zum einen die Verfügungsmacht des Herrschers über gesellschaftlich knappe Güter am Hofe (Nähe zum Herrscher, Status/Ansehen, Einfluss, Titel, Ämter etc.) aufzeigen können, auch wenn nicht ausgeschlossen ist, dass der Monarch bei seinen diesbezüglichen Verfügungen auf gesamtgesellschaftliche Verhältnisse und traditionelle Herrscherrollen Rücksicht nahm oder nehmen musste. 2 Sie haben zum anderen den Blick auf die Attraktivität der Anwesenheit bei Hofe in der Umgebung des Monarchen für einen Personenkreis außerhalb des engeren königlichen „Hauses“ gelenkt, der von der Gnade oder der Gunst des Monarchen im Sinne einer Karriereförderung oder Vorteilsnahme zu profitieren hoffte. 3 Damit ist auch klar, dass in ganz verschiedenen Forschungskontexten ein Zugang zu Günstlingen und Favoriten zu finden ist: Erstens im Rahmen der ‚Adels‘forschung, denn viele Favoriten entstammen dieser sozialen Gruppe 4; zweitens im Rahmen der Hofforschung, das heißt Untersuchungen zum Ort von Kommunikation und Tausch und vor allem zur sozialen Konfiguration, in der der Favorit überhaupt erst zur Geltung kommt. Da Günstlinge – übrigens ein Begriff, der in der Regel von ihren Gegnern benutzt wird  –  immer auch ein ‚Produkt‘ ihres Herrn sind, ist drittens auch die Beschäftigung mit der Organisation von Macht und Herrschaft angesprochen, die das Aufkommen von Favoriten oder eben ihr Verschwinden begünstigt. 5 Eine besondere Gruppe von Günstlingen stellen die Mätressen (als besonders kapriziöser Fall), Konkubinen, ‚Bastarde‘ und ‚Eunuchen‘ dar, was Untersuchungen zu dieser Gruppe zum einen in den Kontext der Forschung zur Legitimation von Herrschaft rückt, zum anderen den Kreis der [510] Hoftitelträger oder Dienst- beziehungsweise Hofämterinhaber überschreiten lässt. * Wiesehöfer, Josef, Günstlinge und Privilegien am Achaimenidenhof, in: B.  Jacobs/R.  Rollinger (Hg.), Der Achämenidenhof – The Achaemenid Court (Classica et Orientalia 2), Wiesbaden 2010, 509–530. 1 Siehe zuletzt Paravicini 2004a und 2007. Zu anderen bzw. ergänzenden Definitionsversuchen siehe Butz/Hirschbiegel 2007, XIf. 2 Butz/Hirschbiegel 2007. 3 Hirschbiegel/Paravicini 2004. 4 Darüber sollte man allerdings die sozialen Aufsteiger und homines novi nicht vergessen. 5 Vgl. Hirschbiegel 2007.

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Günstlinge und Privilegien am Achaimenidenhof

Die Möglichkeit und die Praxis königlicher Gunstbezeugung haben ihrerseits, auch das ist vielfaltig für den europäischen Kulturkreis untersucht worden, Auswirkungen sowohl auf die höfischen Kommunikationsverhältnisse als auch auf die Art und die Stabilität der höfischen Einflussstrukturen. Da die herrscherliche Gunst wegen der begrenzten Interaktionssituationen zwischen Monarch und Personen bei Hofe ein knappes Gut ist, bilden sich dort einerseits Gunsthierarchien heraus, die durch die unterschiedliche Nähe von Personen zum Herrscher (primäre Gunsthierarchie) beziehungsweise zu dessen Günstlingen (sekundäre Gunsthierarchie) bestimmt sind, ergeben sich dort andererseits Gunstrivalitäten, die bis zur Ausbildung regelrechter ‚Parteiungen‘ bei Hofe führen können. Diese können nun ihrerseits dem Herrscher dadurch gefährlich werden, dass sie seine Parteinahme im innerhöfischen Streit erwarten, können ihm aber auch Gelegenheit bieten, die eine gegen die andere Faktion zum eigenen Vorteil auszuspielen. Für Mittelalter und Frühe Neuzeit hat man sogar die Frage gestellt, ob der Günstling nicht sogar eine Art „Schutzschild“ des Herrschers gegen den Hof, gegen die an ihn gerichteten divergierenden Ansprüche, gewesen sein könne. 6 Die Verfügungsmacht des Monarchen über die Verleihung von Gunst und – im Gegenzug  –  seine mögliche Beeinflussbarkeit durch rivalisierende ‚Höflinge‘ haben zur Folge, dass höfische Gunsthierarchien und -faktionen in der Regel sehr labil sind: Unerwartete Karrieresprünge von Favoriten bei Hofe sind für eine Hofgesellschaft ebenso typisch wie der plötzliche Karriereabbruch, das „In-Ungnade-Fallen“ beziehungsweise der „Gunstverlust“. Solcherart Chancen und Risiken des Lebens bei Hofe sind ein wichtiger Grund für das oft beobachtete opportunistische Verhalten von ‚Höflingen‘, das sich etwa in der gesamthöfischen Nachahmung vom König gesetzter Normen, aber auch in individuellem „Nach-dem-Munde-Reden“ äußern kann. Der verständliche Wunsch nach herrscherlichem Lob, nach herrscherlicher Förderung und Nähe ist vielfach mit unaufrichtiger Kommunikation bei Hofe verbunden, die sich dem Herrscher gegenüber als Schmeichelei, dem Konkurrenten um die königliche Gunst gegenüber als Verleumdung ausnimmt. 7 Herrscherliche Gunst kann sich auf vielerlei Weise manifestieren: Symbolisch etwa in der Zuteilung besonderer Kleidung oder besonderen Schmucks, praktisch etwa in der Gewährung der Teilnahme am königlichen Mahl, in der Vergabe von Titeln, Ämtern, Funktionen oder Vorrechten, in der Aufnahme in den „engen Hof“ 8 (was allerdings auch ein Zeichen von [511] königlichem Misstrauen sein kann), in der einmaligen oder regelmäßigen Aushändigung von Geschenken oder in gewährter Verzeihung beziehungsweise erlassener Bestrafung. Die Größe der Gnade beziehungsweise des Gunsterweises ist dabei zumeist abhängig von Rang und Status des Beschenkten, kann aber auch die Bedeutung einer dem Monarchen erwiesenen Wohltat oder die politischen Pläne des Herrschers widerspiegeln. 6 Paravicini 2004b. 7 Winterling 2004, 81f. 8 Zur Unterscheidung von „engem“ und „weitem“ Hof (täglich Anwesende vs. gelegentlich Erscheinende) siehe Winterling 2004, 79f.

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In den Kontroversen um die Definition des Günstlings (in der Mittelalter-­ und Frühneuzeitforschung) spielt eine wichtige Rolle die Frage nach der zeitgenössischen Perzeption dieses Phänomens und damit nicht zuletzt auch die Bewertung der diesbezüglichen Nomenklatur (etwa der Bezeichnung secundus a rege). Methodisch ist in der Regel der Versuch unternommen worden, über biographische zu strukturellen Analysen, über den Einzelfall zur Typologie des Günstlings zu gelangen. 9 Ziel meines Beitrages ist es, einige der eben aufgeführten, für Mittelalter und Frühe Neuzeit erheblich besser dokumentierten, aber eben auch theoretisch-methodisch deutlich reflektierteren Vorüberlegungen für das Beispiel des achaimenidischen Hofes 10 zu nutzen. Dass meine diesbezüglichen Analysen und Überlegungen erst ganz am Anfang stehen, versteht sich dabei von selbst. In besonderer Weise werden in diesem Beitrag die Hoftitel, die Rolle der königlichen Geschenke und die Formen des Gunstentzuges zur Sprache kommen. Ausgewählte Beispiele von Günstlingen, Gunsterweis und Gunstentzug sollen der Veranschaulichung dienen. Es muss wohl nicht gesondert darauf hingewiesen werden, dass mein Thema in besonderer Weise mit dem Problem der Analyse, Bewertung und Nutzung fremder, in der Regel griechischer, Überlieferung verbunden ist, dass biographische Studien zu königlichen Günstlingen (nicht zuletzt zu weiblichen Favoriten) – anders als für Mittelalter und Frühe Neuzeit – in den meisten Fällen an der Beschaffenheit und Wirkabsicht eben dieser Überlieferung scheitern müssen. II. 

Günstlinge und Gunst am achaimenidischen Hof

1.

Allgemeines

Zu den wichtigsten Kennzeichen achaimenidischer Herrscher- und Herrschaftsideologie gehört der Gedanke der überreichen großköniglichen (und göttlichen) Vergeltung untertäniger Loyalität und Kooperation. Königsinschriften und griechische Überlieferung gehen dabei gleichermaßen als  [512]  Regelfall von dem Bestreben der Untertanen aus, dem Monarchen, nicht zuletzt unter dessen Augen, jede nur erdenkliche Unterstützung zukommen zu lassen. Beide Quellengattungen betonen dabei den engen Zusammenhang zwischen untertäniger Loyalität beziehungsweise Illoyalität und herrscherlicher Vergeltung, die Inschriften allerdings eher durch die Hervorhebung der Rolle des Großkönigs als Begründers und Lenkers des Systems von Belohnung und Bestrafung (vgl. etwa DNb 16f.; XPl 16–31), die griechischen Autoren eher durch Hinweise auf die materiellen, politischen oder ideellen Vorteile kooperativen Verhaltens für die Untertanen, überreicher Vergeltung für den Großkönig. Die polydoria des Großkönigs erscheint im achaimenidi 9 Das ist das Ziel von Hirschbiegel/Paravicini 2004. Vgl. auch Elliott/Brockliss 1999; Kaiser/Pecar 2003. 10 Zum achaimenidischen Hof vgl. zuletzt zusammenfassend Briant 2002, s.v. court; Brosius 2007; Wiesehöfer 2011. Grundlegende und allgemeine theoretische Überlegungen zu antiken Höfen finden sich in Winterling 1997, Spawforth 2007 und in zahlreichen Beiträgen in diesem Band.

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schen Zusammenhang in der Regel als Vorrecht und Kennzeichen eines weit überlegenen Souveräns und nicht etwa als königliche Leistung in einem durch Egalität, Gleichberechtigung und das Prinzip des do ut des bestimmten reziproken Geschenkaustauschsystem (wie in Griechenland); 11 und doch leugnen griechische Autoren oft genug die bestimmende Rolle des Herrschers in diesem System von Kooperation und Gunst, wenn sie etwa darauf verweisen, dass der Großkönig ohne sein überreiches Vergelten wohl kaum Loyalität und Hilfe von Seiten der Untertanen habe erwarten dürfen. 12 Die griechischen Autoren geben uns auch zahlreiche Hinweise darauf, dass gute Tat (euergesia) und königliche Gunst (polydoria) in der Regel bei Hofe schriftlich festgehalten wurden (Hdt. 3,140; 8,90; Thuk. 1,129,3; Plut. Them. 13,1; ML 12). Besonders deutlich kommen die Voraussetzungen und Formen herrscherlicher Gunstbeweise in Xenophons idealisiertem Porträt des sich großköniglich gerierenden Thronprätendenten Kyros des Jüngeren am Beginn des Bruderkrieges zum Ausdruck; dort heißt es (Xen. an. 1,9,14–1,9,22) : „Doch die, welche sich im Kriege tapfer erwiesen, ehrte er nach allgemeinem Urteil ganz besonders (diapherontôs timas). Zuerst führte er einen Krieg gegen die Pisider und Myser. Er selbst zog mit zu Felde in diese Gebiete, und wen er freiwillig Gefahren auf sich nehmen sah, den machte er zum Herrscher des unterworfenen Landes; später ehrte er ihn noch mit andern Geschenken (allois dôrois etima). Daraus ersah man, wie er es für richtig hielt, daß die Tüchtigen wirklich reich, die Feigen aber ihre Sklaven würden. Daher gab es für ihn immer eine große Zahl von Leuten, die freiwillig Gefahren auf sich nahmen, wenn sie dachten, Kyros werde es erfahren (hopu tis oioito Kyron aisthêsesthai). Und wenn er merkte, daß sich einer in der Gerechtigkeit hervortun wollte, so lag ihm alles daran, solche Männer reicher zu machen als die, welche in ungerechtem Tun Gewinn suchten. So hatte [513] er nicht nur in andern Bereichen eine gerechte Verwaltung, er verfügte auch über ein zuverlässiges Heer. Denn die Kommandanten und Hauptleute, die um des Geldes willen zu ihm gefahren waren, erkannten, daß bei Kyros treuer Gehorsam ein größerer Vorteil sei als der allmonatliche Sold (kerdaleôteron einai Kyrô kalôs peitharchein ê to kata mêna kerdos). … Darum hieß es auch, Kyros finde für jedes Unternehmen die tüchtigsten Helfer. … Nach meiner Überzeugung hat er, aus vielen Gründen, als ein einzelner am meisten Geschenke empfangen; er verteilte sie aber vorzugsweise unter seine Freunde, indem er auf den Charakter und das besondere Bedürfnis jedes einzelnen Rücksicht nahm.“ (Übers. W. Müri) Unter den timai und dora stechen in besonderer Weise hervor: Geschenke wie Pferde, wertvolle Kleidung, Schmuck, Gefäße, Edelmetalle und Waffen; Ehrungen beziehungsweise Privilegierungen wie Hoftitel, Ämter, Pfründe/Einkünfte aus Landbesitz, Abgabenfreiheit, Ehrenplätze, Anteile an Mahlzeiten oder Heiratsrechte. Unsere Quellen 11 Sancisi-Weerdenburg 1989; Wiesehöfer 2001; Briant 2002, 302–323; Binder 2008, s.v. Gabe. 12 Vgl. etwa Plut. Art. 14,5: Artaxerxes II. versucht, Mithradates, einen der ‚Mörder‘ Kyros’ des Jüngeren, durch Geschenke zum Schweigen zu verpflichten. Vgl. Binder 2008, 233.

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sprechen im Zusammenhang mit diesen Auszeichnungen auch zuweilen von besonderen (öffentlichen) Gelegenheiten und Terminen der Vergabe, unterscheiden zwischen regelrechten Hierarchien der Geschenke und Ehren sowie zwischen einmaligen und regelmäßigen beziehungsweise auf Dauer (zuweilen gar über den Tod des Günstlings/Favoriten hinaus) gewährten Gunstbeweisen. 13 2.

Günstlinge und Favoriten

Eine systematische Untersuchung zu den Günstlingen und Favoriten des Großkönigs bei Hofe liegt bislang nicht vor. Allerdings hat Pierre Briant in seinem gar nicht genug zu lobenden Standardwerk zum Achaimenidenreich im Rahmen des Kapitels „The King’s Men“ bereits wichtige Arbeit geleistet und wichtige Erkenntnisse beigesteuert. 14 In den Blick sind dabei bislang vor allem vier Gruppen von Günstlingen gekommen: die Hoftitelträger, die Dienstamtinhaber, die Konkubinen des Herrschers samt ihrem (illegitimen) Anhang und die ‚Eunuchen‘. Allerdings bleibt in allen vier Fällen, nicht zuletzt wegen der fragmentierten einheimischen und der oft genug topisch-verzerrten fremden Überlieferung vieles unklar. Eunuchen  –  oder das, was die griechischen Autoren darunter verstehen – spielen dabei (auch als Favoriten des Königs) eine ganz spezielle, die übliche Rangordnung durchaus sprengende, zumeist verderbliche Rolle. 15 Die in der Regel als Kollektiv beschriebenen Konkubinen des Königs (pallakai) bleiben dagegen in den Quellen merkwürdig blass 16; eine regelrechte Mätresse des Königs nach [514] frühneuzeitlichfranzösischer Art mit entsprechendem Einfluss und Selbstbewusstsein kennen wir nicht. Die pallakai schenkten dem Großkönig (allerdings illegitime) Kinder (nothoi), von denen aber nur eines, Dareios II., der Sohn einer Babylonierin 17, jemals den Thron bestieg (in Ermangelung eines weiteren echtgeborenen Sohnes Artaxerxes’ I. nach der Ermordung von Xerxes II.). Günstlinge am achaimenidischen Hof sind nie eigenes Thema der antiken Literatur gewesen; vielmehr läuft man ihnen, im wahrsten Sine des Wortes, dann über den Weg, wenn von der polydoria ihres Begünstigers oder der Zurschaustellung von Macht und Luxus durch eben diesen Gunstherrn am (wandernden oder stationären, am ‚engen‘ oder ‚weiten‘) Hof die Rede ist. An diesen Zusammenhängen orientiert sich auch die folgende Gliederung, wobei der Schwerpunkt auf den Angehörigen des ‚engen Hofes‘ liegen wird.

13 14 15 16 17

Binder 2008, s.v. Gabe. Briant 2002, 302–354. Briant 2002, 268–277; Binder 2008, 210f.; Pirngruber 2011. Briant 2002, 277–284. Nach Ktesias (FGrH 688 F 15) war ihr Name Kosmartidene. Die griechischen Autoren geben Dareios wegen dieser Abstammung den Beinamen Nothos (zum Beispiel Plut. mor. 522 F; Paus. 6,5,7).

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148 3.

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Gunsterweise

a) Geschenke (dôra) 18 Unter den Geschenken, die der Großkönig als Dank für geleistete Dienste an Mitglieder der Hofgesellschaft und an Außenstehende vergab und die in der griechischen Literatur geradezu als Kennzeichen persischer Monarchie erscheinen, besitzen wertvolle Kleidung und kostbarer Schmuck eine besondere, geradezu „archetypische“ 19 Bedeutung. Bei den berühmten „persischen“ (Ail. v.h. 1,32) oder „medischen Gewändern“ (Xen. Kyr. 8,3,1– 8,3,3: Mêdikai stolai) 20 waren dabei wohl Farbe und handwerkliche Qualität Ausweis des vom König bestimmten Geschenkewertes (Xen. Kyr. 8,1,40). An solcher Kleidung erkannte man bestimmte Funktionsträger bei Hofe (Xen. an. 1,5,8; Plut. Alex. 18,8), ‚Höflinge‘, die dieses königliche Geschenk nicht nur tragen durften oder wollten, sondern wohl auch mussten. Beim Schmuck stechen goldene Colliers und Armreifen hervor (Plut. Kim. 9,5), die wir auch durch Abbildungen und als Fundstücke kennen. Auch Dolche beziehungsweise Kurzschwerter (akinakês) sowie Gefäße aus Edelmetall zählen zu den literarisch wie archäologisch nachgewiesenen, königlich verliehenen Standes- und Rangzeichen (vgl. Xen. an. 1,8,29; Ail. v.h. 1,22.32). Gunstbeweise [515] konnten aber auch in Geld erfolgen (PT 4 und 5 21; Ail. v.h. 1,22.32). Es hat wegen der Überschaubarkeit der Geschenktypen den Anschein, als ob es bei Hofe immer einen Vorrat an solchen materiellen Belohnungen gegeben habe. b)

Hoftitel (archai) und andere Privilegien (hedrai kai timai) „Darüber hinaus zeichnete er (Kyros II.,  J.W.) diejenigen, die er hervorragende Leistungen vollbringen sah, mit Geschenken (dôra), Würden (archai), Vorrechten (hedrai) und Ehrungen jeder Art (pasai timai) aus. So weckte er in allen den mächtigen Ehrgeiz, sich in seinen Augen so tüchtig wie möglich zu erweisen.“ (Xen. Kyr. 8,1,39; Übers. R. Nickel)

Bei Hofe zählten Hoftitel zu den wichtigsten archai. Sie kamen denen zu, die die griechischen Zeugnisse in der Regel, wenn sie sie nicht mit ihren Titeln, Dienststellungen und Rängen nennen, als hoi peri auton (Xen. Kyr. 8,2,8; an. 1,1,5) oder hoi par autôi (Hdt. 7,5) kennzeichnen; zuweilen finden sich noch hierarchisierende Charakterisierungen dieser Gruppe (Persai hoi aristoi hoi peri auton: Xen. an. 1,6,4). Im Gegensatz zu den euergetai 18 Briant 2002, s.v. gift. 19 Briant 2002, 305. 20 Zu Ailians Hinweis auf eine dorophorikê stolê (v.h. 1,22) schrieb mir Ch. Tuplin (30.5.2007): “I wonder whether in Aelian’s reference … we have the vestiges of a joke. 1.22 as a whole might in the end be related to the sort of material about bribery of ambassadors that swirls around the Susa embassy of 368 and one could imagine an Athenian orator or comic poet quite enjoying the word play of dorodokia and dorophoria.” 21 Vgl. Kuhrt 2007, 641–643.

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beziehungsweise orosangai (< med. *varusanha-: „weitberühmt“ 22) basileôs, die sich am ‚engen‘ und am ‚weiten Hof‘ des Großkönigs, aber auch außerhalb des Hofes oder gar des Reiches aufhalten konnten, erscheinen die philoi (auf philos als Hoftitel verweist Plut. Art. 11,2; vgl. 24,9; Xen. an. 4,4,4) immer in der Umgebung des Königs, also bei Hofe (Diod. 15,60,7; Ios. ant.Iud. 11,208 sowie vor allem Xen. Kyr. 8,6,4f.); sie sitzen mit ihm zusammen zu Tisch (siehe unten) oder halten sich an anderer Stelle bei Hofe auf. 23 Xenophon lässt seinen Kyros (den Großen) diesen Umstand folgendermaßen erläutern (Kyr. 8,6,4f.): „‚Außerdem bin ich der Ansicht, daß diejenigen von euch, die hier ansässig bleiben (tôn enthade menontôn) und denen ich Lasten aufbürde, indem ich sie mit bestimmten Aufträgen zu diesen Völkern schicke, dort [in den Provinzen] Land und Häuser bekommen sollen, um den daraus erwachsenden Gewinn hier [bei Hofe] in Empfang zu nehmen und, wenn sie dorthin reisen, in einer eigenen Residenz unterkommen zu können.’ Das waren seine Worte, und er überließ vielen seiner Freunde (philoi) Häuser und Untertanen in allen unterworfenen Städten, und auch heute noch gehören die Ländereien in den verschiedenen Gebieten des Reiches den Nachkommen der damaligen Eigentümer. Sie selbst aber leben in der Umgebung des Großkönigs (para basilei).“ (Übers. R. Nickel) [516] Wie bei den „Wohltätern“ waren auch die Leistungen der „Freunde“ bei Hofe verzeichnet (Ios. ant.lud. 11,208; Diod. 15,11), und wie bei den orosangai konnte der Ehrentitel philos offensichtlich auch vererbt werden (Xen. Kyr. 8,6,5; Diod. 16,42,6). Auch wenn es wohl noch kaum eine so entwickelte Hofrangklassenhierarchie wie zum Beispiel im ptolemaischen Ägypten gegeben hat, steht doch fest, dass der Achaimenidenhof gleichfalls eine Hierarchisierung von „Freundschaft“ kannte, die die Größe der herrscherlichen Gunst wiedergab (Diod. 16,52,1). Die unterschiedlichen ‚Klassen‘ der philoi spiegeln sich wohl auch in der Art der Tischgemeinschaft mit dem Großkönig wider, doch machen es die inkonsequente Nutzung der diesbezüglichen Termini (syssitos, syndeipnos, homotrapezos) durch die Griechen, die Bearbeitung einer diesbezüglich bedeutsamen Herakleidesnotiz (FGrHist 689 F 5) durch Plutarch (Art. 22,1–22,12) und Athenaios (2,48d–2,48f) 24 und die Tendenz griechischer Autoren, die Isolierung des Großkönigs beim Mahle besonders zu betonen 25, schwierig, einen Hoftitelträger (homotrapezos ?) von sonstigen Mahlgenossen des Großkönigs sauber zu trennen. Dennoch kann kein Zweifel daran bestehen, dass besondere Ehrungen sich auch in der Nähe zum Herrscher beim Mahle und beim Symposium manifestierten (Herakl. Kym. FGrHist 689 F 2; Hdt. 1,133; Strab. 15,3,20; Ath. 4,144b.5,102c). Es verwundert nicht, dass ein Autor wie Plutarch persische Bankette (des Großkönigs wie des Satrapen), bei denen sich soziale Rangordnung 22 23 24 25

Schmitt 1967, 131; Brust 2005, 491–494. Wiesehöfer 1980; Briant 2002, s.v. Benefactor; Friend. Binder 2008, 294–299. Vössing 2004; Rollinger/Wiesehöfer 2009.

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in auffälliger Ungleichbehandlung von Gästen niederschlug (siehe unten; vgl. auch Xen. Kyr. 8,4,1–5.6,11), heftig kritisiert und ihnen das griechische Freundesmahl der Gleichen gegenüberstellt (mor. 616 E). Anders als bei den „Wohltätern“ konnte demnach, wenn man dazu noch Nepos’ in intimam amicitiam pervenisset (Alk. 5,2) als Umschreibung des griechischen megistos … philos (vgl. Diod. 15,10f.) oder ähnlichem auffassen darf, anscheinend auch ein Satrap verdienstvolle Leute in seiner Umgebung als „Freunde“ bezeichnen und eine Gunsthierarchie errichten. Briant hat allerdings zu Recht darauf verwiesen 26, dass im Bereich der Gunsthierarchien bei Hofe ganz offensichtlich Entwicklungen (nicht zuletzt unter Artaxerxes I. [vgl. Plut. Them. 29,5] und Artaxerxes II.) stattfanden. Über den philoi in der Ranghierarchie bei Hofe standen die diademierten (Xen. Kyr. 8,3,13) syngeneis (lat. cognati) des Großkönigs, zu denen unter anderem auch die Schwiegersöhne des Großkönigs (das heißt die mit der Ehre, eine Tochter des Königs heiraten zu dürfen, Ausgezeichneten [Hdt. 7,2.73; vgl. 5,116; Thuk. 1,128; Plut. Them. 13,2; Arist. 9,1f.]) zählten. Anders als noch vor einigen Jahren sehe ich heute – nicht zuletzt unter dem  [517]  Eindruck der gewichtigen Beiträge von Pierre Briant und dem Herausgeber 27 – die Gruppe der cognati/syngeneis, aus denen die Eliteeinheiten des Großkönigs gebildet waren (Diod. 17,20,2.59,2), aus echten wie titularen „Verwandten“ des Großkönigs zusammengesetzt. 28 Wann diese Rangkategorie allerdings geschaffen wurde, ist nicht mit Sicherheit auszumachen. Zuweilen werden wichtige Mitglieder der Hofgesellschaft auch durch spezifischere Dienstämter (nicht: Hoftitel!) ausgezeichnet, etwa als des Königs „Mundschenk“ (Hdt. 3,34; Neh 1,11), des Königs „Waffenträger“ (Lanzenträger: Hdt. 3,139; „Köcherträger“: Ail. v.h. 12,43; vgl. DNc–d mit Reliefs) oder „Steitwagenlenker“ (Hdt. 7,40). Ein interessanter Fall ist Tiribazos (siehe unten), von dem Xenophon berichtet (an. 4,4,4), niemand anderer habe dem König auf das Pferd helfen dürfen (vgl. Plut. Art. 10,1). Ob sich diese Dienstämter, wie im mittelalterlichen Deutschen Reich, zu regelrechten Hof- und damit Ehrenämtern ausgestalteten, ist nicht bekannt. Zahlreich sind die Beispiele in der griechischen Literatur, in denen Angehörige des Hofes (und weitere Untertanen des Großkönigs) sich darum bemühen, unter und in den Augen des Königs die von ihnen erwarteten Dienstleistungen zu erbringen, evtl. sogar, wenn sich Gelegenheit bot, große Taten zu vollbringen, Taten, die ihnen zu königlicher Gunst und damit Rangerhöhung oder Einflussvergrößerung verhelfen konnten. In den Worten Xenophons: „Darüber hinaus zeichnete er  [Kyros]  diejenigen, die er hervorragende Leistungen vollbringen sah, mit Geschenken, Würden, Vorrechten und Ehrungen jeder Art aus. So weckte er in allen den mächtigen Ehrgeiz, sich in seinen Augen so tüchtig wie möglich zu erweisen.“ (Kyr. 8,1,39). In derselben xenophontischen Schrift werden – natürlich zum Zwecke der Hervorhebung des literarischen Protagonisten Kyros  –  die königlichen Erwartungen in einer Art und Weise von den ‚Höflingen‘ (hier:

26 Briant 2002, 308f. 27 Briant 2002, 309f. 781f.; Jacobs 1996, 276. 28 Wiesehöfer 2012. Zum Terminus (Akk.) mar biti, Aram. BR BYT’ („Sohn des Hauses“/„Prinz“) in den Murašû- bzw. Aršāma-Texten vgl. Stolper 1985, 59f.

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Chrysantas) verinnerlicht, die man nur als ‚vorauseilenden Gehorsam‘ charakterisieren kann (8, 1,5f.): „‚Wir wollen … uns selbst, soweit es notwendig ist, Kyros zur Verfügung stellen. Man muß nämlich auch dies wissen, daß sich Kyros nichts ausdenken kann, was er nur zu seinem eigenen und nicht zu unserem Vorteil nutzen wird, da wir dieselben Interessen und dieselben Gegner haben.’ … Und man beschloß, daß sich die Adligen stets bei Hofe aufhielten und sich Kyros voll zur Verfügung stellten, bis er sie fortschickte. Wie sie es damals beschlossen hatten, so verhalten sich auch heute noch die Untergebenen des Großkönigs in Asien. Sie dienen am Hofe der Mächtigen.“ (Übers. R. Nickel) [518] An anderer Stelle im Werk (8,1,16–8,1,21) wird allerdings deutlich, dass es der König ist, der die Spielregeln bestimmt: Er erwartet die Anwesenheit bei Hofe ebenso wie den Gehorsam gegenüber herrscherlichem Gebot. Bei Abwesenheit des Königs konnten die potentiellen Günstlinge davon ausgehen, dass zuverlässige Informanten (pistoi) ihm über ihre Leistungen Bericht erstatten würden (vgl. Xen. oik. 4,6–4,10). 29 Briant hat zu Recht darauf hingewiesen, dass Xenophon in seinem Werk den Prozess beschreibt, den man in zahlreichen monarchischen Systemen beobachten kann: die allmähliche Verwandlung einer Erb- beziehungsweise Abstammungsaristokratie in einen Dienst- beziehungsweise Hofadel. 30 Dabei ist einerseits der Zwangscharakter der Verpflichtung, bei Hofe erzogen zu werden, zu dienen beziehungsweise sich in der Nähe des Großkönigs aufzuhalten, unübersehbar  –  ‚Höflinge‘ sind dabei oft genug Geiseln für das Wohlverhalten ihrer Angehörigen (vgl. Diod. 17,23,5) –, bietet sich andererseits diesen Personen aber auch die Chance, Favoriten des Herrschers zu werden, über den König beziehungsweise die eigene Stellung bei Hofe Prestige und Einfluss zu gewinnen und gegebenenfalls sogar zugunsten von Angehörigen zu nutzen (vgl. Xen. an. 2,4,1). Die oben bereits erwähnte Aufzeichnung von Hoftiteln, Dienstämtern und Vorrechten und die Entstehung eines Dienstadels machen deutlich, dass es bei Auszeichnungen und Privilegierungen nicht nur um die einmalige Anerkennung erbrachter Leistungen ging, sondern auch darum, das besondere Gunst- beziehungsweise Vertrauensverhältnis zwischen König und Günstling im Falle andauernder Loyalität des Favoriten zu beider Vorteil zu perpetuieren (vgl. Hdt. 3,160: bis zum Lebensende des Günstlings Zopyros), durchaus auch über den Tod des Günstlings hinaus, dessen Nachkommen dann – bei gleicher Dienstfertigkeit – in die Rolle des Vorfahren schlüpfen konnten (Hdt. 7,106, allerdings auf den hyparchos Maskames bezogen). Wenn Ktesias im Zusammenhang mit dem Regierungsantritt eines neuen Herrschers jeweils diejenigen Personen aufzählt, die megistos/dynatos/megas/ischys par autôi gewesen seien (FGrHist 688 F 13.15 u.ö.), dann mag sich darin die persische Sitte widerspiegeln, nach der Königsinvestitur die Privilegierun-

29 Zu den königlichen Zuträgern vgl. zuletzt Binder 2008, 217f. 30 Briant 2002, 326f.

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gen des Vorgängers (und damit die Gunsthierarchien aus dessen Regierungszeit) zu bestätigen oder zu modifizieren. 4.

Gunstverlust und Gnadenerweis

Generell gilt wohl auch für das Achaimenidenreich – wie für andere monokratische Systeme –, dass der Günstling verpflichtet war, in seiner Dienstfertigkeit dem Herrscher gegenüber nicht nachzulassen (vgl. Xen. Kyr. 8,4,5). So verwundert auch nicht, dass die Labilität der Stellung eines Günstlings [519] oder Favoriten auch für Persien vielfach belegt ist. Nicht zuletzt zwangen die zahlreichen Thronstreitigkeiten innerhalb des Achaimenidenclans die Günstlinge eines ermordeten oder verstorbenen Herrschers zu entschiedener Stellungnahme, und es verwundert nicht, dass mancher von ihnen dabei auf das falsche Pferd setzte (besonders gut bezeugt ist hier natürlich der Fall der Vertrauten Kyros’ des Jüngeren). Aus der Gunst des Großkönigs fallen konnte man allerdings auch bereits zu Lebzeiten des Monar­ chen: im Falle von Ungehorsam beziehungsweise Illoyalität, mangelndem Einsatz für die Sache des Königs oder einfach nur aufgrund der Verleumdungen von Rivalen (siehe unten). In solchen Fällen ging man zugleich auch der Geschenke, Positionen und Privilegien (sowie natürlich auch des Einflusses) verlustig, durch die man früher ausgezeichnet gewesen war. Ein besonders eindrucksvolles Beispiel ist die herodoteische Novelle von der Bestrafung des Pythiossohnes (7, 38f.), in der sich der Gedanke widerspiegelt, dass allein der Herrscher über Art und Weise sowie Zeitpunkt der Begünstigung eines diensteifrigen Untertanen entscheidet (vgl. Plut. Art. 14,5–14,10). Ktesias (FGrHist 688 F 40) sieht die (allerdings nicht lebensbedrohliche) atimia eines in Ungnade gefallenen Favoriten in der erzwungenen Benutzung von tönernem Geschirr (anstelle goldener oder silberner Becher) symbolisiert. Spiegelt sich in der Erzählung Diodors vom Prozess des Tiribazos (15,8,3–6.11,1f.) das tatsächliche achaimenidische Procedere einer Günstlingsüberprüfung, dann spräche dies – zumindest in seinem Falle – für eine gewissenhafte Evaluation der Verdienste und Fehler eines königlichen Favoriten (zu Tiribazos siehe unten). Wie die Gunstbezeugungen fanden die Prozesse und Bestrafungen illoyaler Untertanen und gefallener Günstlinge in der Regel öffentlich statt, wie der Beitrag von Rollinger in diesem Band über das Strafgericht beweist. Ebenso zahlreich wie die Fälle von atimia sind in der griechischen Literatur aber auch jene, in denen ein der ‚Ehrlosigkeit‘ verfallener Mann – ein Günstling bei Hofe, ein Funktionär in den Provinzen oder ein ehemaliger Reichsfeind  –  vom Großkönig in Gnaden (wieder)aufgenommen wird und seine alte Stellung wiedererhält (vgl. Ail. v.h. 6,14). Allerdings gilt es im Einzelfall zu klären, ob solche Berichte historisch oder nicht vielmehr einem herrschaftsideologischen beziehungsweise Idealstaats-Diskurs zuzurechnen sind. 5.

Gelegenheit der Gunstbeziehungen und der Zurschaustellung von Gunsthierarchien

Die griechischen Zeugnisse lassen keinen Zweifel daran, dass Gunstbezeugungen und Gnadenerweise in der Regel in aller Öffentlichkeit – öffentlich zumindest im höfischen

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Zusammenhang – stattfanden. Unter solchen Gelegenheiten ragen drei spezifische und eine unspezifische heraus: zum ersten das sog. Königsmahl, dessen persische Bezeichnung (< *taug-) [520] Herodot als tykta 31 wiedergibt (9,110) und das jährlich am Geburtstag des Königs gegeben wurde 32; zum zweiten die Feierlichkeiten zur Thronbesteigung (Ktes. FGrH 688 F 15); zum dritten der Tag der offiziellen Ernennung des Thronfolgers (Plut. Art. 26,5); zum vierten schließlich (zum Teil angeordnete) Festivitäten im Allgemeinen. Allerdings werden in den griechischen Quellen die Gunstbezeugungen bei der ersten und dritten Gelegenheit näher spezifiziert und damit dem Bereich der allgemeinen Günstlingsbelohnung entzogen: Beim „Königsmahl“ (basilêion deipnon) ist der König gehalten, Wünsche der Untertanen zu erfüllen; er wird hier demnach zwar als Gunstgewährer, gerade aber nicht in seiner Rolle als die Person bei Hofe vorgestellt, die die Verfügungsmacht über die Gunstbezeugung besitzt. Im dritten Fall geht es ausschließlich um die Erfüllung der Bitte des Thronfolgers, soweit sie nicht die Möglichkeiten des Herrschers überschritt (anper ê dynaton). 33 Es bleiben die vom König ausgerichteten Festivitäten, die der Belohnung oder Rangerhöhung verdienter Untertanen dienten: Herodots Bericht von der Ehrung des Megabazos en Persêsi (4,143) und die öffentliche Ehrung des Mordechai im Buche Esther (6,8f.) mögen darauf ebenso verweisen wie der Umstand, dass der Fall eines Günstlings im Bestrafungsakt in der Regel gleichfalls öffentlich veranschaulicht wurde. Die Nutzung von Banketten 34 zu Gunstbeweisen (nicht zuletzt zum Geschenkegeben) ist für das Achaimenidenreich gut bezeugt (vgl. Xen. Kyr. 8,2,2–4.4,6.6,11; vgl. an. 1,9,25f.; Ail. v.h. 12,1). Gastmähler und Symposien dienten aber in noch viel ausdrücklicherer Weise der Zurschaustellung von Gunsthierarchien. Davon legen die nach achaimenidischem Vorbild gestalteten Bankette Alexanders des Großen in Opis (Arr. 7,11,8) und Peukestas’ in Persepolis (Diod. 19,22,2f.), bei denen die Nähe zum König (Opis) beziehungsweise zu den Altären in der Mitte (Persepolis) Ausdruck der Rangstellung eines Teilnehmers war, ebenso Zeugnis ab wie die berühmte (in anthropologischer Hinsicht fast archetypische) Beschreibung der diesbezüglichen Funktion eines Festmahls Kyros’ II. durch Xenophon in seiner Kyroupaideia (8,4,3–8,4,5): „Wenn die geladenen Gäste zum Essen eintrafen, ließ Kyros jeden einzelnen nicht an einer beliebigen Stelle der Tafel Platz nehmen, sondern denjenigen, den er am meisten schätzte , setzte er an seine linke Seite, weil von dort eher ein Anschlag zu erwarten ist als von der rechten Seite her; den zweiten setzte er an seine rechte Seite, den [521] dritten wieder an seine linke und den vierten an seine rechte Seite und so weiter, wenn es noch mehr Gäste waren. Deutlich zu machen, wie sehr er jeden einzelnen schätzte, schien ihm deshalb so wichtig zu sein, weil die Menschen 31 Brust 2005, 655–657. 32 Sancisi-Weerdenburg 1989, 132–135. 33 Zur Problematik der Historizität des Brauches der doppelten Bindung des Großkönigs (Zwang zur Einforderung und Erfüllung eines Wunsches; vgl. Hdt. 9, 108–9,112; Plut. Art. 26,5) siehe Binder 2008, 339f. 34 Briant 2002, 286–297.

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dann, wenn sie meinen, daß besondere Leistungen nicht bekannt gemacht werden und auch keine Belohnungen nach sich ziehen, offensichtlich nicht mehr miteinander wetteifern. Wo aber, wer sich hervortut, auch als der Beste herausgestellt wird, da lassen sich alle zweifellos gern auf einen Wettstreit ein. Deshalb ließ Kyros auch deutlich erkennen, wer in seinen Augen den höchsten Rang hatte, indem er damit schon bei der Zuteilung des Sitzplatzes und des Standortes begann. Allerdings erfolgte die Zuweisung eines Sitzplatzes nicht für immer, sondern Kyros erhob es zum Gesetz, daß man durch gute Leistungen auf einen ehrenvolleren Platz vorrücken konnte und, wenn man in seinem Einsatz nachließ, auf einen weniger ehrenvollen Platz zurückgehen mußte. Er scheute sich aber nicht, denjenigen, der den ersten Platz innehatte, in aller Öffentlichkeit mit einer Vielzahl von Vergünstigungen zu bedenken. Diese zur Zeit des Kyros getroffenen Maßnahmen haben, wie wir feststellen, so auch heute noch Bestand.“ (Übers. R. Nickel) 6.

Höfische Rivalität und unechte Kommunikation

Der von Xenophons Kyros erwünschte und geförderte Wettstreit um seine Gunst zwischen den Personen bei Hofe wird in den antiken Quellen als ein Charakteristikum des Achaimenidenhofes beschrieben. Dieser Wettstreit stärkte in der Regel die Stellung des Monarchen durch die für ihn erbrachten Dienstleistungen und durch seine letztendliche Entscheidungsmacht in Gunstvergabefragen, konnte aber auch negative Konsequenzen zeitigen, wie die griechischen Autoren immer wieder betonen: Bei ihnen bilden zum einen enttäuschte Günstlinge ein Reservoir potentieller Verschwörer, führen zum anderen Gunstrivalitäten zu ‚unechter Kommunikation‘ zwischen den Beteiligten: Schmeichelei gegenüber dem Herrscher (nicht zuletzt gegenüber einem entscheidungsschwachen und beeinflussbaren wie dem ktesianischen Artaxerxes II.), Verleumdung beziehungsweise Provokation gegenüber dem Rivalen machen den Hof des Perserkönigs zu einem gefährlichen Ort – für alle Beteiligten. In ganz besonderer Weise kommt dieses Bild in den beiden bekanntesten griechischen Beschreibungen des Achaimenidenhofes zum Tragen: der ktesianischen und der plutarchischen Schilderung des Lebens am Hofe Artaxerxes’ II. nach der Schlacht bei Kunaxa (wobei Plutarch sich zwar auch am Bericht des von ihm heftig kritisierten Knidiers, in noch stärkerem Maße aber wohl an den Persika Dinons und anderen Vorlagen (etwa Herakleides von Kyme) orientierte. 35 [522] Allein schon eine grobe Beschreibung des Inhalts von Plut. Art. 14–19 charakterisiert den Hof als gefährlichen Ort: (Art. 14): Nach der Schlacht von Kunaxa belohnt Artaxerxes II. die Männer, die ihm treu ergeben gewesen sind, Überläufer und Lügner bestraft er maßvoll. Die beiden am Tode des Kyros beteiligten Soldaten werden mit Geschenken zum Schweigen gebracht, um die offizielle Version (der König selbst habe seinen Bruder getötet) verbreiten zu können. Ein Karer bei Hofe bezichtigt den Monarchen der Lüge 35 Zu Ktesias siehe zuletzt Lenfant 2004 und Wiesehöfer/Rollinger/Lanfranchi 2011. Zu Plutarch nun grundlegend: Binder 2008.

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und verfällt daraufhin der Rache des Artaxerxes und der Parysatis. – (15): Mithridates, der – nach Ktesias – erste Beteiligte am Tode des Kyros, wird bei einem Gastmahl von einem Eunuchen der Parysatis in einer Art und Weise provoziert, dass er gleichfalls öffentlich den König der Lüge bezichtigt. – (16): Mithridates’ Äußerungen gelangen über den Eunuchen Sparamizes und Parysatis zum König, der daraufhin Mithridates auf grausame Art hinrichten lässt. – (17): Der Großkönig verliert in einem Würfelspiel den Eunuchen, der den Leichnam des Kyros verstümmelt hat, an seine Mutter Parysatis. Diese lässt ihn daraufhin grausam hinrichten – das dritte Opfer ihrer Rache für den Tod des Lieblingssohnes.  –  (18/19): Artaxerxes lässt auf Betreiben seiner Gemahlin Stateira die griechischen Söldnerführer des Kyros hinrichten. Die Opposition zwischen Königinmutter und Königin steigert sich bis zur Ermordung der Stateira durch Parysatis. – Unabhängig von der Wirkabsicht des griechischen Biographen, dem Problem des Umgangs Plutarchs mit seinen Vorlagen und den zahlreichen topischen Verzerrungen in der Vita Artaxerxes’ II. tauchen in diesen Kapiteln doch zahlreiche typische Elemente einer von Günstlingen eines Königs mitbestimmten Hofgesellschaft auf: etwa der aufgrund seiner Verdienste vom Monarchen reich beschenkte ‚Höfling‘ (Mithridates), der die Zeichen der Gunst öffentlich trägt und sich von einem anderen Mitglied der Hofgesellschaft provozieren lässt 36; oder die (vom König geehrte) Person (der Karer/Kaunier), die nicht erkennt, dass Kritik am König tödlich enden kann; oder der Herrscher, der – konfrontiert mit Parteiungen bei Hofe – nicht weiß, wem er wann seine Gunst schenken oder entziehen soll. Gunstrivalitäten und unechte Kommunikation werden von den griechischen Autoren oft auch im Zusammenhang des Dilemmas von Mitgliedern der Hofgesellschaft beschrieben, sich zwischen der Loyalität zum König und der zu Mitgliedern der eigenen Familie (Nep. Dat. 7,1; Diod. 15,91,3) oder zu Mitverschwörern (Hdt. 3,71; Diod. 15,91,1) entscheiden zu müssen. Die Gefährdung des Königs durch Entscheidungen in Gunstangelegenheiten, zugleich aber auch die Einflüsse labiler Gunstverhältnisse auf einen Favoriten deutet wiederum Plutarch an (Art. 27,7–27,9): [523] „Von seinen mehreren Töchtern hatte der König dem Pharnabazos die Apama, die Rhodogune dem Orontes, dem Tiribazos die Amestris zu geben versprochen. Den anderen hielt er Wort, Tiribazos aber betrog er, indem er selbst die Amestris heiratete, und verlobte statt ihrer dem Tiribazos seine jüngste Tochter, Atossa. Als er sich aber auch in diese verliebte und sie heiratete, wie schon berichtet ist, war Tiribazos vollkommen gegen ihn verbittert, da er auch so schon nicht gelassen von Charakter, sondern unausgeglichen und zu Verrücktheiten geneigt war. Daher konnte er weder, wenn er obenauf war und zu den ersten zählte, noch wenn er gestrauchelt und in Verachtung gefallen war, den Wandel in Ruhe ertragen, sondern, wenn er in Ehren stand, schuf er sich Feinde durch Hochmut, und im Unglück war er nicht bescheiden und ruhig, sondern schroff und trotzig (dio kai nyn men euhêmerôn homoia tois prôtois, nyn de proskruôn kai skorakizomenos, udemian epheren emmelôs 36 Zu Mithridates: Binder 2008, s.v. Mithridates; zum Karer/Kaunier: Binder 2008, s.v. Kaunier.

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metabolên, alla kai timômenos ên epachthês hypo chaunotêtos, kai to koluomenon u tapeinan oud’ hêsychaion, alla trachy kai agerôchon eiche).“ (Übers. K. Ziegler) 37 III. 

Günstlinge und Gunst bei Hofe: Einige Beispiele

1.

Themistokles trifft Günstlinge bei Hof „Am andern Tag rief der König in aller Frühe den Rat seiner Vertrauten (hoi philoi) zusammen und ließ dann Themistokles vor sich kommen. Dieser machte sich auf das Schlimmste gefaßt, als er bemerkte, wie die Höflinge (hoi epi thyrais), sobald sie seinen Namen erfuhren, haßerfüllte Schmähungen (kakôs legontas) gegen ihn ausstießen. Ja als er am Chiliarchen Roxanes vorbeiging, hörte er diesen … mit einem unterdrückten Seufzer sagen: ‚Du schillernde griechische Schlange, des Königs guter Geist hat dich hierher geführt!‘ … Themistokles bat (den König, J.W.) um ein Jahr Frist, und nachdem er in dieser Zeit die persische Sprache hinlänglich erlernt hatte, konnte er sich mit dem König ohne Dolmetscher unterhalten. Die Außenstehenden (hoi men ektos) ließ er dabei im Glauben, ihr Gespräch drehe sich ausschließlich um Angelegenheiten Griechenlands. Da aber der König gerade in jener Zeit die Einrichtungen am Hofe und die Zusammensetzung des Rates (pollôn de kainotomumenôn peri tên aulên kai tus philus hypo tu basileôs) vielfach umgestaltete, zog er sich den Neid der Großen (hoi dynatoi) zu; denn sie hegten den Verdacht, daß er vor dem König ein freies Wort auch über sie gewagt habe.“ (Plut. Them. 29,1–29,5; Übers. K. Ziegler) [524]

Themistokles begegnet am Hofe Artaxerxes’ I. den „Leuten des Tores“, Höflingen, die den Zugang zum Herrscher kontrollieren. Er begegnet aber auch den Mächtigsten bei Hofe, dem Chiliarchen und den dynatoi, denen die zunehmende Vertrautheit zwischen Artaxerxes und dem Sieger von Salamis verdächtig ist, die um ihre Stellung fürchten, weil es einen (verleumderischen) Rivalen geben könnte und weil der Monarch selbst ihnen mit seinem Revirement von Einrichtungen und Gunsthierarchien die Labilität ihrer Ränge und Positionen deutlich gemacht hat. 38 2.

Tiribazos: Aufstieg und Fall eines Günstlings

Tiribazos ist eine der bekanntesten Figuren persischer Geschichte. Als Satrap von Armenien (?) riet er Artaxerxes II. zur Schlacht bei Kunaxa (Plut. Art. 7,3), rettete ihm dort das Leben (Plut. Art. 10,1) und gewährte den griechischen Söldnern des Kyros freien Durchzug durch das Land des Großkönigs (Xen. an. 4,4,4–4,4,6). Als Karanos in Kleinasien 37 Binder 2008, 344–346. 38 Zu Themistokles am Königshof siehe Keaveney 2003, 39–67.

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verwies er 392 athenische und spartanische Gesandte an den Großkönig, verhalf Antalkidas zum Flottenbau und verhaftete Konon als Verräter (Xen. hell. 4,8,12–4,8,16; Diod. 14,85,4; Plut. Ages. 23,2). Vorübergehend abberufen, kam er 388 nach Lydien zurück, brachte Antalkidas zu Artaxerxes und verlas 386 in seiner Residenz den griechischen Gesandten den „Königsfrieden“ (Xen. hell. 5,1,30f.). Nachdem er zusammen mit Glos den Euagoras bei Kition besiegt hatte, verhandelte er mit dem König von Salamis und wurde deswegen von Orontas (wegen apostasis) angeklagt (Diod. 15,8). 384 rettete Tiribazos den persischen Großkönig im Kadusierkrieg (Plut. Art. 24,4–24,9) und soll deswegen freigesprochen und hoch geehrt worden sein. Später soll er dann an einer Verschwörung des Thronfolgers Dareios gegen Artaxerxes beteiligt gewesen sein und in ihr schließlich den Tod gefunden haben (Plut. Art. 24.27–29; Diod. 15,8f.). 39 Wir hatten Tiribazos schon im Rahmen des von Orontas gegen ihn angestrengten Prozesses kennengelernt, bei dem ihn die königlichen Richter in einem vom König initiierten aufwendigen Verfahren freisprachen (Diod. 15,11,1f.): „Der erste führte aus, er halte die Vorwürfe für fraglich, während die Wohltaten (euergesiai) nicht zu bestreiten seien. Der zweite meinte, daß, obgleich die Anklagen zweifellos wahr seien, nichtsdestoweniger die Wohltaten die Vergehen (harmatia) überträfen. Der dritte stellte fest, er habe die Wohltaten nicht berücksichtigt, weil Tiribazos dafür ja vom Großkönig vielfach größere Gunstbeweise und Ehren (charites kai timai) erhalten habe, daß aber, bei getrennter Überprüfung der [525] Vorwürfe, festgestellt werden könne, daß der Angeklagte ihrer nicht schuldig sei. Der König lobte die Richter für ihre gerechte Entscheidung und wies dem Tiribazos die höchsten Ehren zu (hai nomizomenai megistai timai).“ (Übers. O. Veh) Auch wenn die Biographie des Tiribazos, die wir in erster Linie Diodor und Plutarch verdanken, nach den Mustern einer Heldensage gestaltet ist und die Unverfügbarkeit des Schicksals dokumentieren soll, so enthält sie doch einen für unser Thema wahren Kern: Der Monarch ist Herr des Verfahrens; er fordert die Richter auf, gründlich zu untersuchen, er stellt ihnen nicht nur die Anklage, sondern auch die Unterlagen zur Verfügung, die die bisherigen Verdienste des Tiribazos um die Sache des Königs dokumentieren, er befragt die Richter einzeln nach ihrer Meinung und er rehabilitiert den Angeklagten durch Zuweisung neuer Gunst. Den Verleumder Orontas verstößt er aus der Gruppe der Freunde und zeigt ihm deutlich seine atimia auf (Diod. 15,11,2). Allerdings wird die Gefährlichkeit des Eingriffs des Königs in Gunsthierarchien gleichfalls am Beispiel des Tiribazos deutlich: Der über die königliche Heiratspolitik enttäuschte engste Vertraute des Monarchen soll zum Initiator eines Mordkomplotts gegen den Großkönig und zum Attentäter geworden sein (Plut. Art. 28f.). Der Anschlag wird jedoch verraten, die Rebellen, unter ihnen der Thronfolger Dareios und Tiribazos, werden getötet. 39 Zu Tiribazos siehe Briant 2002, 321f.

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158 3.

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Bagoas: Der ränkeschmiedende Eunuch 40

Das wohl bekannteste Beispiel eines Aufstiegs und Falls eines Favoriten ist der berühmte Bagoas, „ein äußerst dreister und frevelhafter Mann“ (Diod. 16,47,4), der unter Artaxerxes III. an der Wiedereroberung Ägyptens teilnahm, Oberbefehlshaber der Oberen Satrapien und wichtigster Mann bei Hofe wurde (Diod. 16,50,8). Diodor behauptet, der König habe nichts mehr ohne Bagoas’ Rat entschieden und der Eunuch sei schließlich zum kyrios tês basileias geworden. „Und nach Artaxerxes’ Tod (B. hatte ihn vergiften lassen, J.W.) bestimmte er jeweils den Thronfolger und übernahm alle Funktionen des Herrschers abgesehen vom Namen.“ Karriere und Sturz des Bagoas, der später auch Großkönig Arses aus dem Wege räumen ließ, bevor er dann selbst durch den von ihm (B.) designierten Nachfolger Dareios (III.) ausgeschaltet wurde, verdeutlichen, auch wenn sie Diodor zur Charakterisierung der (dekadenten) Perserherrschaft dienten, in besonders anschaulicher Weise die Labilität von Günstlingskarrieren ebenso wie die Gefährdung des Monarchen durch unechte Kommunikation und Illoyalität von Personen der engsten Umgebung. Vor einem treulosen Favoriten konnten [526] den König, wie vor einem hinterhältigen Sohn, letztlich auch keine Türwächter, Leibwächter oder Vorkoster schützen. Wie sehr Aufstieg und Fall des Bagoas auf die Zeitgenossen und späteren Generationen Eindruck machten, zeigen die Bagoasanekdote bei Ailian (v.h. 6,8) und der Eunuchenname im Buche Judith (12,11) ebenso wie Plinius’ des Älteren Bemerkung, Bagoas sei das persische Wort für einen Eunuchen gewesen (n.h. 13,41). Literatur Binder 2008: C. Binder, Plutarchs Vita des Artaxerxes. Ein historischer Kommentar (Göttinger Forum für Altertumswissenschaft, Beih. N.F. 1), Berlin/New York 2008. Briant 1989: P. Briant, „Table du roi, tribut et redistribution chez les Achéménides“, in: Briant, P./Herrenschmidt, C. (eds.), Le tribut dans l’Empire perse, Paris 1989, 35–44. Briant 2002: P.  Briant, From Cyrus to Alexander the Great. A History of the Persian Empire, Winona Lake 2002. Brosius 1996: M. Brosius, Women in Ancient Persia (559–331 BC), Oxford 1996. Brosius 2007: M.  Brosius, „New out of Old? Court and Court Ceremonies in Achaemenid Persia“, in: Spawforth, A.J.S. (ed.), The Court and Court Society in Ancient Monarchies, Cambridge 2007, 17–57. Brust 2005: M. Brust, Die indischen und iranischen Lehnwörter im Griechischen (Innsbrucker Beiträge zur Sprachwissenschaft, 118), Innsbruck 2005. Butz/Hirschbiegel 2007: R. Butz/J. Hirschbiegel (Hgg.), Hof und Macht. Dresdner Gespräche II zur Theorie des Hofes (Vita Curalis, 1), Berlin 2007.

40 Zu Bagoas siehe Diod. 16,47–50.17,5; Ail. v.h. 6,8. Vgl. Guyot 1980, 189f.; Briant 2002, s.v. Bagoas; Llewellyn-Jones 2002, passim.

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Günstlinge und Privilegien am Achaimenidenhof

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Günstlinge und Privilegien am Achaimenidenhof

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Winterling 1997: A.  Winterling  (Hg.), Zwischen „Haus“ und „Staat“. Antike Höfe im Vergleich (Historische Zeitschrift, Beih. 23), München 1997. Winterling 2004: A. Winterling, „‚Hof‘. Versuch einer idealtypischen Bestimmung anhand der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Geschichte“, in: Butz, R./Hirschbiegel, J./Willoweit, D. (Hgg.), Hof und Theorie. Verstehen durch Erklären eines historischen Phänomens (Norm und Struktur, 22), Köln et al. 2004, 77–90.

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Herodot und Zypern* Reinhold Bichler in Freundschaft zugeeignet I. 

Zypern im Werk Herodots

Geschichte und Kultur Zyperns spielen im Werk Herodots, der wohl nie die Insel besucht hat, allerdings um ihre geographische Lage 1 und einige wenige ihrer sprachlichen und kulturellen Eigentümlichkeiten wusste, 2 eine eher untergeordnete Rolle. Anders als zu erwarten, bleibt etwa die lange Geschichte der Nachbarschaft unterschiedlicher ethnisch-­linguistischer Bevölkerungsgruppen, nicht zuletzt der Griechen und Phoiniker, nahezu unberücksichtigt. 3 Trotz ihrer recht maßgeblichen Rolle in den Auseinandersetzungen des sogenannten Ionischen Aufstands werden auch die Rolle und das Schicksal der kyprischen Städte und ihrer Stadtherren eher beiläufig behandelt. In unser Blickfeld tritt die Insel im zweiten Buch der Historien, in dem der Halikarnassier erwähnt, Zypern sei dem ägyptischen König Amasis – als erstem Herrscher – tributpflichtig geworden (II 182) 4 und die Oberherrschaft über die Insel sei dann unter Kambyses auf die Perser übergegangen (siehe unten). Der Perserkönig habe dann auch sogleich Schiffe der Kyprier in seiner Kriegsflotte eingesetzt (III 19). Es ist erst der Ionische Aufstand, bei dessen Schilderung Herodot einzelne kyprische Akteure und Siedlungen hervortreten lässt: Außer den Bürgern von Amathus hätten sich die Kyprier in ihrer Gesamtheit den Aufständischen

* Wiesehöfer, Josef, Herodot und Zypern, in: R.  Rollinger/Brigitte Truschnegg/R.  Bichler  (Hg.), Herodot und das Persische Weltreich (Classica et Orientalia 3), Wiesbaden 2011, 717–734. 1 So kennt er etwa die Kleiden, Inseln nahe des nordöstlichen Kaps des Apostels Andreas (V 108), lokalisiert sie allerdings falsch. 2 Er weiß um die Tradition der argivischen Abstammung der Kurier (V 113), um die Besonderheiten des kyprischen Griechisch (V 9), um die in Griechenland längst unübliche Nutzung von Streitwagen (V 113) und um die Beziehungen des salaminischen Königs Euelthon nach Delphi und Kyrene (I 162). 3 Vgl. einzig die knappe Bemerkung in VII 90: „Sie [die Kyprier] stammen von folgenden verschiedenen Völkerschaften: die einen von Salamis und Athen, die andern von Arkadien, von der Insel Kythnos, von Phönikien, von Aithiopien, nach den eigenen Angaben der Kyprier.“ Zur Frage der aithiopischen Ahnen vgl. Lonis 1980; Petit 1998; 2004b, 15–17; Hermary 2002, 281f. und Karageorghis 2004, 4. 4 Dies wird in Teilen der neueren Forschung durchaus bestritten; stattdessen glaubt man eher an eine kyprisch-ägyptische Allianz (Reyes 1994, 69–84).

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angeschlossen (V 104). 5 Die treibende Kraft dieser antipersisch-kyprischen Koalition sei Onesilos, der ehrgeizige Tyrann von Salamis, gewesen (V 104). So wie er das Unheil des Krieges für die Insel heraufbeschwor, so leitete, nach anfänglichen Erfolgen der Aufständischen (V 112f.), 6 der Verrat des Stadtherrn von Kurion, Stasanor, die Niederlage der Kyprier gegen die Perser ein (V 113). Letztlich blieb so die wiedergewonnene Unabhängigkeit Zyperns eine [718] flüchtige Episode (V 104.108–115). Der von Onesilos vorübergehend aus der Herrschaft verdrängte salaminische Stadtherr Gorgos und beider Bruder Philaon spielen dann später als persischer Flottenbefehlshaber bzw. Schiffskommandant in der Schlacht von Salamis noch eine Rolle (VII 98; VIII 11). Allerdings lässt Herodot an der geringen Kampfmoral der Kyprier keinen Zweifel (VIII 68.100). Die wenigen ethnographischen Informationen betreffen die Kopfbedeckung und Kleidung der kyprischen Könige und Matrosen bei Salamis (VII 90) und die in Teilen der Insel anzutreffende Sitte der Tempelprostitution (I 199). 7 II. 

Perser und Phoiniker vs. Griechen des Mutterlands und kyprische Griechen?

1.

Problemstellung

Zwar nicht den Historien Herodots (siehe unten), aber doch modernen Darstellungen kyprischer Geschichte der klassischen Zeit liegt zuweilen immer noch, oft „vor dem Hintergrund der historischen und aktuellen Erfahrungen der griechischen Zyprioten mit fremden Völkern und Staaten“, 8 ein Konfliktdeutungsmuster zugrunde, das auf der Insel von einem gleichsam unauflöslichen Gegensatz zwischen Persern und Phoinikern auf der einen und Griechen auf der anderen Seite bestimmt ist. 9 Will man in dieser Frage zu eigenständigem Urteil gelangen und Herodots diesbezügliche Stellungnahmen (etwa V 116: „Nachdem also die Kyprier ein Jahr frei gewesen, waren sie nun erneut Knechte geworden“) vorurteilsfrei prüfen, ist es sinnvoll, zunächst die allgemein anerkannten geographischen, demographischen und politischen Voraussetzungen und Bestimmungsfaktoren kyprischer Geschichte jener Zeit zu benennen und zu beleuchten: vor allem die Bevölkerungs- und Siedlungsstruktur der Insel sowie ihre politische Verfasstheit, ihre sozialen Strukturen und ihre kulturelle Prägung. Nach einem kurzen historisch-chronologischen Überblick über die Geschichte Zyperns in klassischer Zeit sollen dann die für unser Thema entscheidenden Fragen beantwortet werden: 5 Die Reden der aufständischen Ionier und Kyprier vor der Schlacht beim kyprischen Salamis hat Stylianou (1992, 426) mit den Reden der Helden der Ilias verglichen. 6 Zur Figur des listigen Knappen des Onesilos, der diesem einen anfänglichen Sieg verschaffte, vgl. Bichler 2000, 306 Anmerkung 9. 7 Zur Problematik antiker Quellen zur Tempelprostitution vgl. nun Scheer 2009. 8 Mehl 1996a, 380 Anmerkung 6. 9 Vgl. noch Karageorghis 2004. Kritik an diesem Bild äußerten vor allem Maier (1985; 1994) und Wiesehöfer (1990; 2000), zuletzt zusammenfassend Zournatzi 2005 und Schollmeyer 2009.

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1. Liegen den Handlungsmustern und -strategien der politisch Handelnden Prinzipien zugrunde, die sich aus der Zugehörigkeit zu einer Abstammungs- und/oder Kulturgemeinschaft ableiten lassen? Sind die Interessen von politisch Handelnden und Bevölkerung als identisch zu beschreiben? 2. Wie stellt sich das Verhältnis zwischen persischen Oberherren und kyprischen Untertanen dar? Welche spezifischen Interessen hatten die Großkönige auf der Insel, wer waren ihre Ansprechpartner und Verbündeten dort und wie verhielten sich die Perser in innerkyprischen Konflikten? 3. Welche anderen auswärtigen Mächte stritten mit den Persern um den Einfluss im östlichen Mittelmeerraum und wie wirkte sich ihre Politik auf die kyprischen Herrschaftsverhältnisse aus? 4. Welche Rolle spielt das Werk Herodots in diesen Fragen? [719] 2.

Bedingungsfaktoren kyprischer Geschichte in klassischer Zeit

Vor allem drei Bevölkerungsgruppen waren in dieser Epoche von Bedeutung: Erstens die sogenannten Eteokyprer, besser, die Sprecher bzw. Nutzer der – uns noch unverständlichen – eteokyprischen Sprache, mit dem Zentrum Amathus in klassischer Zeit; 10 zweitens die Griechen, wie die dritte Gruppe, die Phoiniker, längst zu Einheimischen geworden, in ihrer Eigen- wie auch in der Fremdwahrnehmung deutlich von den Griechen des Mutterlandes geschieden, mit eher begrenzten Kontakten dorthin bzw. mit spezifischen Merkmalen auf den Feldern von Religion, Mythos, Fest- und Schriftkultur. 11 Ihre wichtigsten Siedlungen waren Marion, 12 Soloi und Lapethos an der Nordküste, Salamis im Osten, 13 Kurion 14 und Paphos 15 im Südwesten und Golgoi, Idalion, Tamassos, 16 Ledra und Chytroi im Innern der Insel. Der wichtigste der inzwischen 19 epigraphisch nachgewiesenen phoinikischen Siedlungsplätze war ohne Zweifel Kition, 17 daneben ist phoinikische Besiedlung vor allem noch in Idalion, Tamassos, Marion und besonders Lapethos nachzuweisen, d.h. in unmittelbarer städtischer Nachbarschaft zum griechischen Bevölkerungselement. 18 Ob man trotz des Umstandes, dass in keinem der kyprischen Königrei10 Zuletzt Tuplin 1996, 74–76 (mit Hinweisen auf die Zeugnisse und die ältere Literatur). In letzter Zeit wurden Zweifel laut an einem hohen Alter der eteokyprischen Sprache und eines eteokyprischen ‚Volkes‘ (vgl. etwa Reyes 1994, 13–17.22, der beider Entstehung in die Zeit Euagoras’ I. verlegen möchte; siehe auch Mehl 1996a, 378). Vgl. aber die klugen Einwände gegen diese These von Tuplin (1996, 76). 11 Tuplin 1996, 68–74. 12 Childs 1997; Lewandowski 2010. 13 Karageorghis 1999; 2010. 14 Morstadt 2010. 15 Zur Geschichte der Könige von Paphos vgl. zuletzt Maier 2007. 16 Zu Idalion und Tamassos siehe zuletzt Matthäus 2010. 17 Zusammenfassend: Yon 2006. 18 Tuplin 1996, 66–68.

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che ethnische und kulturelle ‚Reinheit‘ bzw. Eindeutigkeit anzutreffen ist und vielfach multiple kulturelle Vorlieben (nicht zuletzt bei den Eliten) das Bild bestimmen, davon sprechen kann, dass „Greek and Phoenician communities in Persian period Cyprus were still essentially separate“, 19 ist doch mehr als zweifelhaft. 20 Die kyprische Silbenschrift in ihren verschiedenen Varianten war das gebräuchliche Schriftsystem auf der Insel. Sie wurde sowohl für die schriftliche Abfassung von Texten im kyprischen Dialekt des Griechischen (dem östlichen Vertreter des arkado-kyprischen Sprachzweiges) benutzt als auch für solche in Eteokyprisch. 21 Die griechische Alphabetschrift, immerhin seit dem Ende des 8. Jahrhunderts in Griechenland selbst nachgewiesen,  [720]  kam erst relativ spät in offiziellen Gebrauch, in Salamis am Ende des 5. Jahrhunderts, in Paphos sogar erst unmittelbar vor dem Ende der Perserherrschaft. 22 Daneben sind auch Inschriften in phoinikischem Alphabet, vor allem aus Kition und Lapethos, bekannt. 23 Seit der Späten Bronzezeit wurde die Geschichte Zyperns bestimmt durch rivalisierende Königreiche unter lokalen Dynastien, die sich eines gewissen Maßes an Unabhängigkeit von den jeweiligen Oberherren der Insel – Assyrern, Ägyptern, Persern – erfreuten. 24 Letztere etwa gestanden ihnen lokale Autonomie und das Münzregal zu, verlangten im Gegenzug aber regelmäßige Abgabenentrichtung und Heeresfolge, genauer: die Stellung von Schiffen und Besatzungen für den Kriegsfall. Die politische Situation im 4. Jahrhundert scheint in einer Bemerkung von Diodor auf: Auf der Insel gab es neun wichtige Poleis; daneben kleine Städtchen (mikra polismata), die von den neun Poleis abhängig waren. Jede dieser Poleis besaß einen König, der ihr vorstand, ansonsten aber Untertan des Perserkönigs war. (XVI 42, 4) Über die politische und administrative Organisation dieser Königreiche unter persischer Herrschaft sind wir nur unzureichend unterrichtet. Vermutlich in Nachahmung der Stadt­königtümer im syrisch-kanaanäischen Raum entstanden, 25 standen auch noch in 19 Tuplin 1996, 67. 20 Besonders augenfällig sind multiple Identitäten in Amathus, wo ‚eteokyprischer‘ Sprachgebrauch, phoinikische Präsenz (im kultischen und ideologisch-herrschaftlichen Kontext; siehe unten) und Hellenisierungstendenzen zugleich nachweisbar sind. Vgl. Fourrrier/Petit-Aupert 2007; Alpe 2007; Stylianou, in: Stylianou/Schollmeyer 2007; Petit 2007b. Zum Problem der „identitées croisées“ auf Zypern vgl. Fourrier/Grivaud 2006. 21 Ausgabe: Masson 1983 (11961); zur Schrift und ihrem Vorkommen vgl. Mitford/Masson 1982; Bazemore 1992. 22 Tuplin 1996, 72–73. 23 Guzzo Amadasi/Karageorghis 1977; Masson/Sznycer 1972; Sznycer 1985; Mehl 1996, 378 (mit weiterer Literatur). 24 Zuletzt Seibert 1976; Maier 1985; Wiesehöfer 1990; Maier 1994; Tuplin 1996, 15–79. Eine Zusammenfassung des archäologischen Befundes in diesen ‚Königreichen‘ bieten die Beiträge des Katalogs: Lembke 2010. Zum Charakter kyprischer Stadtkönigtümer bis um 500 v.Chr. vgl. Mehl 2009 (2010). 25 Vgl. die Diskussion bei Demand 1996, 9–11.

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klassischer Zeit an der Spitze der kyprischen Städte ‚Könige‘. Manch griechischem Betrachter (vor allem des 4. Jahrhunderts) erschien ein solcher basileus bzw. tyrannos, umgeben von seiner einflussreichen Verwandtschaft, den anaktes bzw. anassai (Aristot. fr. 526 Rose; Eust. Il. XIII 582), und Angehörigen anderer führender Familien und, zumindest in Salamis, geschützt durch die Überwachungsmaßnahmen und quasi polizeilichen Aktivitäten der sogenannten kolakes (Klearch. fr. 19 Wehrli) wie das Abbild eines griechischen Tyrannen oder gar eines orientalischen Despoten (vgl. Klearch. fr. 19 Wehrli  [Paphos]; Antiphan. fr. 200 Kassel/Austin  [Paphos]; Athen. VIII 349c–f; 352d; Diog. Laert. IX 10,58–59 [Salamis]). Die Forschung früherer Jahrzehnte hat sich durch diese antike Wertung ihrerseits prägen lassen und sowohl das kyprische als auch das phoinikische Königtum unter dem Muster ‚orientalischer Despotismus‘ subsumiert; 26 zugleich wurde den griechischen Stadtkönigtümern oft auch der Charakter von poleis abgesprochen. 27 Die von den kyprischen basileis [721] errichteten Paläste, von denen bislang die Exemplare aus Vuni, Palaipaphos, Amathus, Soloi und Idalion bekannt sind, 28 die Gräber der Könige aus Salamis mit ihren reichen Beigaben, 29 aber etwa auch die überlieferte Repräsentation der Herrscher und ihr Auftreten in der Öffentlichkeit bezeugen nun tatsächlich zugleich den fürstlichen Machtanspruch wie die Orientierung an den Vorbildern aus den Großreichen der Nachbarschaft; 30 nur in Paphos war der König im übrigen zugleich Oberster Priester, hier der Aphrodite in ihrer paphischen Erscheinungsform. 31 Man kann jedoch nur davor warnen, aus diesen Ansprüchen und diesem Verhalten der Könige – oder etwa aus Isokrates’ Schilderung der Machtergreifung des Euagoras in Salamis (IX 31–32) 32 – auf eine einfache Dichotomie zwischen Herrschern und Beherrschten zu schließen: Nicht nur sind methodisch eine lokal und zeitlich differenzierte Bewertung des Verhältnisses von 26 Besonders explizit zu fassen bei Gjerstad 1948, besonders 498–500, aber auch bei späteren Autoren (Literatur bei Demand 1996, 9 Anm. 13). Schollmeyer (2009, 42) hat vor kurzem diese Sichtweise in die „Mottenkiste nationalhistorisch-antisemitischen Gedankengutes des 19. und frühen 20. Jhs.“ verbannen wollen, doch liegt ihr meines Erachtens mehr der klassizistische Gegensatz „freiheitsliebendes Griechentum/Europa“ hier, „despotischer Orient/Asien“ dort zugrunde, aktualisiert durch zeitgenössische Konflikte auf der Insel. 27 Vgl. die Diskussion bei Demand 1996. Man kann in diesem Zusammenhang ihrer Forderung: „the investigation of the polis as a city-state should be separated from the search for the predecessor of the democratic system among the Greeks, and set in its rightful place in the context of state development in the first Millenium Mediterranean“ (S. 15) nur beipflichten. – Noch anders Mehl 1998, 156, der für Zypern von einer „Stadtkönigs-Autokratie“ spricht und angesichts der Gemeindestruktur in den phoinikischen Städten phoinikisches Vorbild bestreitet. 28 Maier 1989a; 2007, 24. 29 Karageorghis 1967. Zum Kammergrab der Könige Echetimos und Timocharis von Paphos (4. Jahrhundert) vgl. Maier 2007, zu anderen kyprischen Königsgräbern (Tamassos etc.) Matthäus 2007. 30 Petit 1991; Tuplin 1996, 60–65; Stylianou, in Stylianou/Schollmeyer 2007; Matthäus 2007. Zu ‚Achaimenidischem‘ im kyprischen archäologischen Befund siehe Zournatzi 2008. 31 Maier 1989b. 32 Hier agieren nur die Bewerber um den Thron, die Freunde und Helfer des bisherigen Stadtfürsten (hoi peri ton tyrannon) sowie die Gefährten des Euagoras; die Bürger der Stadt sollen nur zugeschaut und Ruhe gehalten haben.

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basileus und Gemeinde (polis) und die Aufdeckung topischer Tyrannenkritik vonnöten, 33 sondern die archäologischen und epigraphischen Zeugnisse selbst geben nähere, wenn auch keinesfalls befriedigende Auskunft über soziale und politische Strukturen in den kyprischen Städten. 34 3.

Geschichte Zyperns in klassischer Zeit: Ein Überblick

Werfen wir nun einen kurzen Blick auf die Geschichte der Insel und ihrer Bewohner in der uns hier interessierenden Zeit: Wann Zypern unter persische Herrschaft gelangte, ist nicht genauer zu bestimmen als durch ein Datum ante quem, nämlich 525, als der Perserkönig Kambyses II. seine erfolgreiche Invasion Ägyptens begann und dabei, Herodot zufolge (III 13.19.26), auf kyprische Schiffe zurückgreifen konnte. Einiges spricht dafür, dass die Insel erst kurz zuvor den Ägyptern hatte abgerungen werden können. 35 498 schlossen sich die meisten kyprischen Stadtkönige den ionischen Aufständischen an, nachdem diese um Hilfe nachgesucht hatten (Hdt. V 104.108–115). In Salamis schickte zum Zwecke des Abfalls Onesilos seinen Bruder, den König Gorgos, der sich solchem Ansinnen widersetzte, ins Exil und nutzte die Situation zur – allerdings erfolglosen – Belagerung des persertreuen  [722]  Amathus; im Zuge des persischen Gegenschlags verlor er jedoch in der entscheidenden Schlacht gegen die Truppen des Großkönigs in der Ebene von Salamis Leib und Leben, nachdem der König von Kurion und dann auch die Salaminier die Seiten gewechselt hatten. Salamis öffnete daraufhin dem alten König Gorgos seine Tore, von den sich weiterhin den Persern widersetzenden Städten leisteten Soloi (Hdt. V 115) und Paphos am längsten Widerstand; die eindrucksvolle persische Belagerungsrampe in Palaipaphos zeugt noch heute vom letztendlich erfolglosen Bemühen seiner Bewohner. 36 Schon 494 kämpften kyprische Flotteneinheiten wieder auf persischer Seite vor Lade (Hdt. VI 6), ebenso beim Feldzug des Xerxes gegen Griechenland (Hdt. VII 89–90; Diod. XI 3,7), fielen bei beiden Gelegenheiten aber eher durch ihre Misserfolge denn durch besondere Tapferkeit auf (Hdt. VI 6; VII 195; VIII 11.68.100; Diod. XI 18,6–19,1). Die vo33 Kyprische Tyrannis: Athen. VIII 149e–f; Diog. Laert. IX 10, 58–59; Plut. mor. 449E; Plin. nat. VII 23; Val. Max. III 3, ext. 4; Cic. Tusc. II 22; nat. deor. III 333; vgl. die Kritik am Polizeistaatsbild Gjerstads (im Salamis der Nacheuagoraszeit) bei Reyes 1994, 3–4.25 und Demand 1996, 14–15. 34 So lassen die Gräber in Salamis (und Bestattungen an anderen Plätzen auf Zypern) eine zumindest dreiteilige Gesellschaftsstruktur erkennen (Rupp 1989, 356–360; Demand 1996, 13; Matthäus 2007), beweist die berühmte Inschrift aus Idalion (Masson 1983: ICS 217) das Zusammenwirken von König und polis bei der Verpflichtung von Ärzten zur Behandlung von Verwundeten nach der vergeblichen Belagerung der Stadt; Gjerstads Versuch, dieses Handeln als Ausdruck demokratischer Entwicklung (unter athenischem Einfluss) zu deuten ( 1948, 498), kann nicht überzeugen. 35 Watkin 1987; Wallinga 1987, 67; Tuplin 1996, 16. 36 Erdmann 1977; Maier 1984, 22; Maier/Karageorghis 1984, 193ff.; Maier 1996; Maier 2008. – In einigen unterworfenen Städten scheinen vorübergehend persische Truppen stationiert worden zu sein (Diod. XI 44,2); der in diesem Zusammenhang postulierte Sitz eines persischen Befehlshabers in Paphos (Schäfer 1960) mag ebenso gut die Residenz eines paphischen Königs des späten 6./frühen 5. Jahrhunderts gewesen sein (Maier 1989b, 17; Maier 1996).

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rübergehende Besetzung der Insel im Frühjahr 478 durch eine griechische Flotte unter dem spartanischen Regenten Pausanias blieb Episode (Aischyl. Pers. 891–892; Thuk. I 94; Diod. XI 44,1–44,2), die persische Herrschaft über die Insel dauerte, selbst nach der erneuten persischen Niederlage am Eurymedon (vgl. Ephor. FGrHist 70 F 192; Diod. XI 60,5–60,6), fort. Zweimal scheiterten in den folgenden Jahren die Athener und ihre Bundesgenossen bei dem Versuch, Zypern dem Großkönig abzuringen: 460/59 (?) machte das Desaster in Ägypten (vgl. Thuk. I 104; M–L 33), 450/49 der Tod Kimons während der vergeblichen Belagerung von Kition (Thuk. I 112; Diod. XII 3–4; Plut. Kim. 18–19) allen athenischen Großreichträumen im östlichen Mittelmeerraum ein Ende. 37 Zypern blieb, abgesehen vom Zypern-Krieg des Euagoras von Salamis in den 80er Jahren des 4. Jahrhunderts und vom phoinikischen Aufstand gegen Artaxerxes III. um die Mitte desselben Jahrhunderts, auf die noch einzugehen sein wird, persischer Besitz bis zum Alexanderzug. Innerkyprisch ist vor allem eine Entwicklung des 5. Jahrhunderts überliefernswert: Irgendwann um 450 (?) unterwarf Kition aus eigener Kraft das benachbarte Idalion, nachdem an einem ersten vergeblichen Versuch noch persische Truppen beteiligt gewesen waren (Masson 1983: ICS 217). 38 Eine neue Phase kyprischer Geschichte begann 411 mit der bereits erwähnten Usurpation der Macht in Salamis durch Euagoras (Herkunft: Diod. XIV 98,1; Isokr. IX 18); mit einer kleinen Schar von Parteigängern gelang es ihm, den seit 415 regierenden Stadtkönig phoinikischer Abstammung (Diod. XIV 98: aus Tyros; Theopomp. FGrHist 115 F 103,2: aus Kition), Abdemon, zu vertreiben (Isokr. IX 26–32; Diod. XIV 98). Exzessive militärische Rüstungen (Isokr. IX 47) schufen im folgenden die Voraussetzung für Euagoras’ expansive Außenpolitik, auf Zypern selbst (Diod. XIV 98,1), aber auch im Konzert der [723] Mächte des Mittelmeerraumes. Nichts spricht allerdings dafür, dass diese Politik in ihrer Planung kurzfristig oder auf Dauer gegen den Großkönig gerichtet sein sollte: 39 die Unterstützung Athens im Peloponnesischen Krieg (Getreidelieferungen: Andok. II 20 – Ehrungen: IG I3 113; Dem. XII 10; Isokr. IX 54) war nicht dergestalt, dass sie die persische Politik, die damals Sparta bevorzugte, konterkarierte; die erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem Athener Konon gegen Sparta zu Beginn des 4. Jahrhunderts (Isokr. IX 52–56; Xen. hell. II 1,29 – Ehrungen: IG II2 20 mit Ergänzungen SEG XXIX 86; Paus. I 3,2; Isokr. IX 57) fand, unter den geänderten Vorzeichen spartanisch-persischer Feindschaft, sogar die ausdrückliche Zustimmung Artaxerxes’ II. (Diod. XIV 38,2). Euagoras scheint aus allem die berechtigte Hoffnung abgeleitet zu haben, auch die von ihm 37 Zur angeblichen Eroberung von Marion vgl. Wiesehöfer 1990, 246–247. Der Widerstand von Marion, Kition und Salamis gegen Athen beweist ebenso wie Diod. XII 4,2 (Salaminier als symmachoi der Perser) die enge Verbindung Zyperns (oder zumindest dieser Städte bzw. ihrer Könige) mit Persien. 38 Den unklaren archäologischen Befund (Zerstörungen auf der Westakropolis oder allmähliche Aufgabe dieses Platzes?) und die Problematik der Datierung erläutert Tuplin (1996, 45). – Die Inkorporierung von Idalion in das Territorium von Kition fand statt unter König Ozbaal, der sich selbst, im Gegensatz zu seinem Vater Baalmelek, als „König von Kition und Idalion“ vorstellt (Maier 1985, 34). Vgl. auch Hadjicosti 1997. 39 Costa 1974.

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geplante Salaminische Hegemonie über Zypern werde auf großkönigliches Wohlwollen stoßen; umso überraschter war er (Isokr. IX 58), als ein Hilfegesuch der drei sich ihm verweigernden Städte Kition, Soloi und Amathus (Ephor. FGrHist 70 F 76; Diod. XIV 98,2–98,3) Artaxerxes 391 dazu bewog, massiv zugunsten der Euagoras-Gegner in die Auseinandersetzungen auf der Insel einzugreifen (Diod. XIV 98,4–98,6). Warum er dies tat, begründet Diodor folgendermaßen: Der König entschloß sich, das Bündnisangebot von Amathus, Soloi und Kition anzunehmen, nicht nur, weil er verhindern wollte, daß Euagoras noch mächtiger würde, sondern auch, weil er um die strategischen Vorzüge von Zypern und die große Seemacht der Insel wußte, mit deren Hilfe er in der Lage sein würde, Asien schon im Vorfeld zu schützen. (XIV 98, 3) Dass die spartanische Gefahr den Persern damals gebannt schien, mag als weiterer Grund für das persische Vorgehen gegen Euagoras hinzugekommen sein. In der ersten Phase der Auseinandersetzung zwischen Euagoras und den Persern konnte sich der König von Salamis nicht nur behaupten, sondern darüber hinaus Unterstützung von außerhalb (Ägypten, Athen, Araberscheich) anwerben (Diod. XV 2,3–2,4; Theopomp. FGrHist 115 F 103); allerdings kann keine Rede davon sein, dass er und seine Verbündeten damals den Persern nahezu die gesamte Levante und Teile Südkleinasiens hätten abnehmen können, wie Isokrates behauptet (IV 161–162; IX 62). 40 Auch von einer Eroberung der feindlichen Städte Kition, Soloi und Amathus wissen wir, trotz möglicher salaminischer Erfolge auf der Insel (Diod. XIV 110,5), nichts. Mit dem „Königsfrieden“ begann für Euagoras eine Entwicklung zum Schlechteren, wurde in dem Vertrag doch nicht nur Zypern ausdrücklich dem Großkönig zugesprochen (Xen. hell. V 1,31), sondern wurden auch persische Kräfte zur Bekämpfung des illoyalen Stadtkönigs selbst freigesetzt (Diod. XIV 110,5). In einer Seeschlacht vor Kition besiegt (Diod. XV 3–4), sah sich Euagoras bald darauf in seiner Residenzstadt eingeschlossen. Es spricht für die Tatkraft und das diplomatische und militärische Geschick des Königs, dass er sich trotz dieser widrigen Umstände erst 381 geschlagen geben musste. 41 Die von den Persern gefundene Lösung beließ Euagoras in seiner [724] Stellung, allerdings mit der Auflage, wie früher Abgaben zu entrichten und Gehorsam zu leisten (Diod. XV 9,2). 42 Nach der Ermordung des Euagoras und seines ältesten Sohnes Pnytagoras (Theopomp. FGrHist 115 F 103,12) übernahm im Jahre 374/3 der zweite Sohn, Nikokles, die Re-

40 Vgl. Briant 1996, 668–671. Van der Spek (1998, 240–251) denkt an die Eroberung von Teilen Phoinikiens (Tyros) und Kilikiens. 41 Zur Datierung der Auseinandersetzung und des Kriegsendes siehe Tuplin 1996, 9–15 sowie Briant 1996, 671.1017 (jeweils mit älterer Literatur). Auf das Jahr 381 als Datum der Kapitulation scheint der babylonisch-astronomische Text BM 33478 (= Sachs/Hunger 1988, No. –440) zu verweisen (van der Spek 1998, 240–251). 42 Zur Wertung dieses Vertrages als Erfolg des Euagoras bei Diod. XV 8,2–3; 9,2 siehe unten.

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gierungsgeschäfte (Diod. XV 47,5); 43 er ist vor allem bekannt geworden durch seine enge Beziehung zum athenischen Redner und Publizisten Isokrates, der ihm drei Reden über den Wert monarchischer Ordnung widmete (Isokr. II.III.IX). Nikokles (Isokr. II.III.IX) und der gleichfalls als ‚Griechenfreund‘ (Theopomp. FGrHist 115 F 114; IG II2 141) bekannte Straton I. von Sidon in Phoinikien 44 waren in den sogenannten ‚Großen Satrapenaufstand‘ von 362–360 verwickelt (Diod. XV 90,3; 92,3–92,4), der, wie wir heute wissen, so groß nicht war, 45 in dessen Zusammenhang aber beide eines gewaltsamen Todes starben (Straton: durch die Hand seiner Frau [Hieron. adv. Jovin. I 45]; Nikokles: im Gefängnis [Theopomp. FGrHist 115 F 114; Max. Tyr. XIV 2). 46 Ansonsten bleibt für diese Zeit noch zu erwähnen, dass damals der König von Tamassos, Pasikypros, sein Königreich für 50 Talente an Pymiathon von Kition verkaufte (Duris FGrHist 76 F 4); 47 statt der elf des 5. Jahrhunderts gab es nun auf Zypern nur noch die von Diodor (XVI 42,4) erwähnten neun Stadtkönigtümer von des Großkönigs Gnaden. Der Herrscher von Kition trug nun den Titel „König von Kition, Idalion und Tamassos“. Als Ende der 50er Jahre Phoinikien und Ägypten zum Kampf gegen den Großkönig Artaxerxes III. zusammenfanden (Diod. XVI 40,3–41,4), 48 verbündeten sich auch die kyprischen Könige mit ihnen und erklärten ihre Unabhängigkeit (Diod. XVI 42,5). Doch wieder war das Glück nur von kurzer Dauer: Die persischen Gegenrüstungen begannen 346 und endeten erfolgreich 343. An der Spitze der persischen Flotte und Söldner, die das Intermezzo kyprischer Unabhängigkeit beendeten, standen mit dem Karer Idrieus, dem Athener Phokion und dem vertriebenen salaminischen König Euagoras II. Männer, die aus ganz unterschiedlichen Gründen zum Zwecke der Unterwerfung Zyperns im Auftrag des Großkönigs zusammengefunden hatten (Diod. XVI 42,6–42,9); zur bitteren Enttäuschung des Euagoras wurde in Salamis dann aber der aufständische und nun wieder gefügige König Pnytagoras von Artaxerxes im Amt belassen (Diod. XVI 46,2–46,3). Erst im Makedonen Alexander erwuchs den Persern ein Jahrzehnt später ein [725] Gegner, dem sie nicht gewachsen waren: Als dieser die phoinikischen Seebasen Dareios’ III. unter seine Kontrolle brachte, gab er damit auch den Königen von Zypern das Zeichen zum erneuten Abfall vom Großkönig (Arr. an. II 43 Diod. bezeichnet ihn fälschlich als Eunuchen. Dieses Versehen kam wohl dadurch zustande, dass bei Theopomp als Mörder des Euagoras der Eunuch Thrasydaios genannt wird, zugleich aber Nikokles als Nachfolger des Euagoras gut belegt ist; durch die Zusammenziehung seiner Vorlagen wurde Nikokles dann vermutlich zum Eunuchen. 44 Interessant ist der bei Theopomp FGrHist 115 F 114 und Anaximenes FGrHist 72 F 18 geschilderte Wettstreit zwischen beiden um höfische Pracht und höfischen Luxus, der im Sinne ‚orientalischer Dekadenz‘ gedeutet wird, im Lichte der Nachahmung großköniglichen Lebensstils allerdings Sinn ergibt (Briant 1996, 690–691). 45 Vgl. zuletzt Briant 1996, 675ff., 1018ff. 46 Tuplin (1996, 44) weist allerdings, unter Berufung auf Isokr. XV 67, darauf hin, dass für Nikokles’ Tod mit 354/3 nur ein terminus ante quem zur Verfügung stehe und der Tod nicht unbedingt mit antipersischem Verhalten des Königs in Verbindung stehen müsse. 47 Duris erwähnt nicht Pasikypros’ Herrschaftsbezirk, doch geht aus den Inschriften Pymiathons hervor, dass es Tamassos gewesen sein muss (vgl. Corpus Inscriptionum Semiticarum (CIS) I 92, 8. Jahr: Kition und Idalion; Donner/Röllig 1962, 32, 21. Jahr: Kition, Idalion und Tamassos). 48 Vgl. Briant 1996, 701–704; 1030–1031.

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20,3; Plut. Alex. 24,2); Schiffe aus Salamis, Amathus und Kurion beteiligten sich kurz darauf an der Einschließung des auf seine Autonomie bedachten Tyros (Arr. an. II 20,9; 22,2). Politisch änderte sich mit dem Sieg Alexanders für die Zyprer kaum etwas; waren sie zuvor Dareios III. untertan gewesen, so nun dem Makedonenkönig. Neben eigenen Münzen schlugen sie allerdings nun auch solche des neuen Oberherrn. 49 Die Auseinandersetzungen zwischen den Diadochen um die Macht im östlichen Mittelmeerraum ordneten dann die kyprischen Verhältnisse von Grund auf neu: Binnen 12 oder 13 Jahren nach Alexanders Tod waren fast alle Stadtkönige von der Bildfläche verschwunden, die meisten durch Gewaltanwendung seitens Ptolemaios’ I. 50 Im nun ptolemäischen Zypern traten an ihre Stelle königliche Funktionäre und Offiziere sowie bürgerschaftliche Magistrate. 51 Doch dies ist nicht mehr unser Thema. III. 

Motive und Interessen der handelnden Personen: Fallstudien (auch zu Herodot)

Es bleiben die eingangs gestellten Fragen nach den Motiven und Interessen der handelnden Personen und der Bedeutung von Ethnizität und kultureller Prägung für die Geschichte Zyperns in klassischer Zeit. Zur Beantwortung der Fragen sind drei bereits kurz erwähnte historische Situationen oder Konstellationen, darunter auch eine von Herodot geschilderte, stellvertretend noch einmal näher zu beleuchten: – das Verhalten des ‚eteokyprischen‘ Amathus während des Ionisch-Kyprischen Aufstandes 498, – die sogenannte ‚Rehellenisierung‘ von Salamis nach der Machtergreifung des Euagoras 411 und – die Beziehungen zwischen den Großkönigen und dem phoinikisch geprägten Kition. Zu unserem ersten Fall: Wie man Herodot entnehmen kann, schlossen sich alle kyprischen Städte mit Ausnahme von Amathus, nachdem sie der salaminische Usurpator Onesilos vom Erfolg der Sache überzeugt hatte, dem Aufstand der Ionier an, als die Einnahme von Sardeis endgültigen Erfolg zu versprechen schien (V 104.108–115); 52 mit anderen Worten: Nicht die ethnische und/oder kulturelle Scheidung in Phoiniker und Griechen war für diese Entscheidung maßgeblich, sondern die Erwartung, aus dem Krieg als unabhängige Stadtstaaten hervorgehen zu können. Wie das Beispiel der Brüder Gorgos und Onesilos in Salamis zeigt, deren Großvater im übrigen den phoinikischen Namen Siromos (Hiram) trug (V 104), 53 entzweite der Streit zwischen Befürwortern und Gegnern dieser Politik bzw. zwischen Optimisten und Pessimisten auch die Angehörigen einzelner Herrscherfamilien. Auch der Umstand, dass zusammen mit dem persischen Landheer die

49 50 51 52

Destrooper-Georgiades 1993; 2007. Collombier 1993; Mehl 2004; Flourentzos 2007. Zu den Ptolemäern in Zypern vgl. Mehl 1995a, b; 1996a, b, c; 1998. Wenn Karageorghis (2004, 3) versucht, (das phoinikische!) Kition ebenfalls als der kyprischen Sache gegenüber illoyal zu erweisen, dann widerspricht dies eindeutig Hdt. V 104. 53 Bichler 2000, 118 Anmerkung 34.

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phoinikische Flotte zur Rückeroberung der Insel antrat, 54 ließ die phoinikischen Zyprer nicht an [726] der gemeinsamen Sache zweifeln; die Verräter (Hdt. V 113), der Stadtfürst Stasanor von Kurion und die Salaminier (wohl Gefolgsleute des entmachteten Gorgos), kamen aus den Reihen der Graeco-Kyprier. Dass Onesilos, und nur er allein, den Aufstand gegen die Perser zum (letztlich erfolgreichen?) 55 Kampf gegen das unbeteiligte Amathus nutzte (Hdt. V 104ff.), 56 darf nicht als Abrechnung mit einem ‚Perserfreund‘ missverstanden werden, sondern ist als eine Episode in einem vermutlich älteren Konflikt zwischen den beiden Städten zu begreifen; nicht umsonst hat denn wohl auch  –  trotz des Streites mit Onesilos – der wiedereingesetzte Gorgos der von den Amathusiern geschändeten Leiche seines Bruders (Hdt. V 114) Respekt verschaffen wollen und auf die Frevler entsprechenden Druck ausgeübt. 57 Spielte das ethnisch-kulturelle Moment beim Aufstand gegen den Großkönig augenscheinlich keine Rolle, so wohl doch bei der innerkyprischen Auseinandersetzung: Es spricht viel dafür, dass beim Krieg zwischen Salamis und Amathus, bei dem militärisch um den Ausbau bzw. die Bewahrung der eigenen politischen und wirtschaftlichen Machtstellung gerungen wurde, ideologisch auch der Gegensatz zwischen dem altkyprischen Amathus und dem griechischen Salamis betont wurde, der in so vielen antiken Zeugnissen aufscheint. 58 Wenden wir uns dem zweiten Beispiel zu, der Machtergreifung des Euagoras in Salamis im Jahre 411: Irgendwann während des 5. Jahrhunderts war die Dynastie der Stadt, die sich vom Ajaxbruder Teukros herleitete (Diod. XIV 98,1; Isokr. IX 19), durch einen Phoiniker aus Tyros gestürzt worden (Isokr. IX 19–20). Dessen Herrschaft schildert Isokrates, dem wir die ausführlichste Schilderung salaminischer Geschichte in seinem Enkomion auf Euagoras verdanken, 59 in den düstersten Farben: Er habe die Stadt ‚barbarisiert‘ und die ganze Insel dem Großkönig ausgeliefert (IX 20). Konnte sich Euagoras, der teukrische Abkunft für sich in Anspruch nahm, unter dessen Nachkommen in Salamis noch sicher fühlen, so nicht mehr unter dem Mörder und Nachfolger des letzten Königs dieser Dynastie, Abdemon, dem in den Quellen, wie bereits betont, tyrische oder kitische Abkunft bescheinigt wird. Von diesem Abdemon als politischer Rivale betrachtet, floh Euagoras nach Soloi in Kilikien (Isokr. IX 26–27), bevor er 411 zum Sturz des Gegenspielers nach 54 Bei Herodot agiert in der Land- und Seeschlacht um Zypern nur die phoinikische Flotte „als eine von außen kommende Macht in persischem Dienst“ (Bichler 2000, 117). Wallinga (2005, 13) weist zu Recht darauf hin, dass die Kyprier – nach Hdt. V 109 – den Ioniern den Vorschlag machten, ionische Schiffe auszuleihen und zu bemannen: Dies zeuge einerseits von der Vertrautheit der Inselbewohner mit den ionischen Triremen, beweise andererseits aber, dass die kyprischen Schiffe damals den Rebellen nicht zur Verfügung gestanden hätten, weil sie in Kilikien stationiert gewesen seien. 55 So Petit 2004b, 12f. 56 Zur langen Dauer der Belagerung vgl. Petit 2004b, 9f. 57 So deutet Tuplin (1996, 44) die Episode der Heroisierung des Onesilos durch die Amathusier. Vgl. Petit zu ethnologischen Parallelen (2004b, 14f.) und Root 2007, 210 zur Bedeutung der Bienen. 58 Vgl. Tuplin 1996, 75–76. Zur Königsideologie von Amathus Anfang des 5. Jahrhunderts siehe Petit 2004a; 2006. 59 Neuer Kommentar zu diesem Werk: Alexiou 2010.

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Salamis zurückkehrte und die Stadt, wie Isokrates betont, zu einem Zentrum hellenischer Kultur machte und zu nie dagewesener militärisch-politischer Größe führte: Nachdem er die Herrschaft in der barbarisierten Stadt übernommen hatte, die sich, da von Phoinikern regiert, weder den Griechen gegenüber als gastfreundlich noch als mit den Künsten vertraut erwiesen, noch einen Handelsplatz oder Hafen besessen hatte, befreite sie Euagoras von allen diesen Mängeln. Zudem gewann er viel zusätzliches Territorium hinzu, umgab alles mit neuen Mauem, baute Trieren und [727] vermehrte noch auf andere Weise die Macht der Stadt so, daß sie keiner der griechischen Städte länger unterlegen war  …  Bevor Euagoras den Thron bestieg, verhielten sich die Bewohner (von Salamis) Fremden gegenüber so feindselig und abweisend, daß sie als die besten Herrscher die ansahen, die die Griechen am grausamsten behandelten. Heute jedoch haben sie sich so geändert, daß sie sich gegenseitig zu übertreffen versuchen in freundlichem Verhalten gegenüber den Griechen. Die Mehrzahl von ihnen wählt ihre Frauen aus unseren Reihen … und es macht ihnen mehr Freude, griechische Güter zu besitzen und griechischen Einrichtungen zu folgen als ihren eigenen … (IX 47–50) Es muss nicht besonders betont werden, in welchem Maße sich das aus der Rückschau gezeichnete Euagorasbild des Isokrates der allgemeinen Wertschätzung des Salaminiers in Athen und des Redners Vorstellungen von den Vorzügen einer an ethische Normen gebundenen monarchischen Herrschaftsform verdankt: In der Politik des Euagoras hatte Isokrates die Möglichkeit eines Bündnisses zwischen Besitzenden und Herrscher und die Chance des Schutzes des uneinigen und angeblich bedrohten Griechentums gegenüber den Barbaren angedeutet gesehen. Dass in diesem Bild die phoinikischen Vorläufer des Euagoras und der Großkönig als Barbaren, ja Griechenfeinde, der Stadtherr selbst als Freiheitsheld und Vertreter panhellenischen Gedankengutes erscheinen, darf nicht verwundern. An seinen Taten gemessen war Euagoras allerdings weder ein Griechenfreund noch ein Barbarenfeind aus Prinzip, und als solchen haben ihn auch nicht die Griechen aus Soloi, die seine Expansionspolitik bekämpften, und die Perser, die ihn im Amt beließen, angesehen. Dass Euagoras an griechischer Paideia genuines Interesse gezeigt hatte und dass im Kampf um die Stadt und um die Insel in bestimmten Situationen ideologisch die ‚griechische Karte‘ gespielt worden sein könnte, soll dabei nicht in Abrede gestellt werden. Unser letztes Beispiel: Von allen Städten der Insel war Kition die ‚phoinikischste‘, wie der epigraphische, archäologische und onomastische Befund beweisen. 60 Und eben dieses Kition soll sich ja dann auch – nach Ansicht mancher Gelehrter 61 – aus eben diesem Grunde einer besonderen Wertschätzung der Großkönige erfreut haben. Manches scheint auf den ersten Blick nun tatsächlich auf ein solch herzliches und unbedingtes Vertrauensverhältnis zu verweisen: Wurde etwa nicht das vornehmlich griechisch besiedelte Idalion von Medern (d.h. Persern) und Kitiern zugleich belagert und später von 60 Yon 1992; 2004; Hadjisavvas 2007; Guzzo Amadasi 2007. 61 Literatur in Maier 1985 und 1994.

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den Kitiern unterworfen? War Kimon nicht bei der Belagerung von Kition gestorben? Hatte Artaxerxes dieser Stadt nicht gegen Euagoras seine Hilfe zukommen lassen? Einige Gegenfragen vermögen nun allerdings Zweifel an der These eines prinzipiellen persischkitischen Zusammengehens zu wecken: Hatte sich nicht auch Kition am Ionisch-Kyprischen Aufstand beteiligt? War von Kimon nicht auch das griechische Marion belagert worden, waren demnach nicht vor allem strategische Gründe für Kimons Verhalten maßgeblich gewesen? Werden mit Soloi (griechisch), Amathus (eteokyprisch) und Kition (phoinikisch) nicht eher diejenigen Städte als Gegner des Euagoras genannt, die bei einer salaminischen Herrschaft über die ganze Insel besonders verloren hätten? Kition als maßgeblicher Stützpunkt persisch-phoinikischen Zusammengehens gegen die Inselgriechen ist ein Phantom. Aber auch dies bedeutet [728] nicht, dass zuweilen nicht auch von Kition und seinen Gegnern die ethnisch-kulturellen Unterschiede zwischen den Städten betont werden konnten, allerdings im innerkyprischen und nicht im überregionalen Zusammenhang: König Milkyaton von Kition jedenfalls rühmt sich in einer phoinikischen Inschrift 62 seines Sieges über die Salaminier und Paphier, den er durch ein griechisches tropaion verewigt habe. Die griechischen Gegner – wohl der Euagoraszeit – werden durch ein Denkmal eigener Façon gedemütigt. Stellen wir nun erneut die Fragen a) nach den Interessen der Beteiligten, der kyprischen Stadt- wie der persischen Großkönige, b) nach der Bedeutung ethnisch-kultureller Faktoren für die Geschichte der Insel im 5. und 4. Jahrhundert und c) nach Herodots Stellungnahme in dieser Frage, dann darf man folgendes festhalten: Eine vorurteilsfreie Bewertung der Überlieferung muss die These von einer persisch-phoinikischen Allianz zur Unterwerfung der graeco-kyprischen Städte auf der Insel und zur Unterdrückung philhellenischer Einstellungen verwerfen. Entscheidend für die Geschichte Zyperns in klassischer Zeit waren die – vermutlich schon in vorpersischer Zeit virulenten und von Herodot auch deutlich benannten – Interessengegensätze und Konflikte zwischen den und innerhalb der kyprischen Stadtstaaten, die sich strategischen und machtpolitischen Überlegungen der jeweiligen Dynasten verdankten und nicht durch ethnische oder kulturelle Identitäten grundbestimmt waren. Zahlreich sind zudem, und auch hier hilft Herodot weiter, die Beispiele für friedliches griechisch-phoinikisches Zusammenleben und Tendenzen der Assimilation und Akkulturation: 63 im Bereich der Nomenklatur etwa, wo sich in Tamassos im 4. Jahrhundert ein Mann phoinikisch Menachem und griechisch Mnases nennt (Masson 1983: ICS 215) und wo die Königsnamen nicht immer Kennzeichen auch der ethnischen Bestimmung eines Fürsten sind; 64 im Schriftexperiment mit griechisch-phoinikischen Mischtexten in griechischer Schrift; in Weihungen von Griechen an phoinikische und von Phoinikern an griechische Götter; in der Übernahme phoi-

62 Yon/Sznycer 1992. 63 Die meisten der folgenden Beispiele sind angeführt bei Tuplin 1996, 66–67, der sie aber nicht zu hoch veranschlagen möchte. 64 Zu Recht betont von Seibert 1976, 25–27; vgl. Maier 1985, 34–36.

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nikischer Herrschersymbolik durch ‚graeco-kyprische‘ oder ‚eteokyprische‘ Könige; 65 in den Anzeichen für eine ‚Hellenisierung‘ des ‚eteokyprischen‘ Amathus im 4. Jahrhundert; in der Heirat des letzten Salaminischen Königs Nikokreon mit einer Phoinikerin, deren Name griechisch als Biothea erscheint; 66 in der von ethnischen Überlegungen freien Vorliebe für attische oder phoinikische Keramik schließlich an den verschiedensten Plätzen der Insel. In diesem Zusammenhang sei auch daran erinnert, dass Herodot die Kleidung aller – ethnisch-linguistisch ja durchaus heterogenen – Kyprier in der Schlacht bei Salamis, abgesehen von den ‚Turbanen‘ der Könige und den Kopfbedeckungen der Matrosen, 67 als „hellenisch“ bezeichnet (VII 90). Selbst Isokrates [729] gesteht ja in seiner Schilderung der Entwicklung in Salamis unter Euagoras (IX 50) Tendenzen der Assimilation ein, allerdings (selbstverständlich) nur einseitige, die die Überlegenheit der griechischen Kultur unter Beweis stellen. Solche ‚Grenzüberschreitungen‘ relativieren die Bedeutung der Grenzen, sind allerdings kein Beweis für einen ethnisch-kulturellen melting-pot im vorhellenistischen Zypern, in dem so etwas wie gemein-kyprische Identität hätte entstehen können. 68 Ethnizität barg nicht per se Konfliktstoff in sich und war kein entscheidender Faktor bei der Bildung von Allianzen und der Benennung von Feinden; sie konnte aber durchaus zuweilen, etwa in der ideologischen Begründung von Auseinandersetzungen, eine Rolle spielen. Konflikte zwischen den Städten bzw. Stadtherren auf der Insel erleichterten die Herrschaft der Perser über ihren wichtigen Stützpunkt im östlichen Mittelmeerraum. Phoinikische Könige mögen dabei, aufs Ganze gesehen, in der Tendenz loyaler gewesen sein als griechische, weil sie kaum auf Unterstützung von außerhalb hätten zählen können. Umgekehrt mag Loyalität zum Großkönig als Richtschnur des Handelns wegen der besonderen Beziehungen zu den  –  unabhängigen  –  Poleis des Mutterlandes in mancher griechischen Stadt bzw. bei manchem griechischen Dynasten zu mancher Zeit weniger ausgeprägt gewesen sein, weil man auf auswärtige Hilfe hoffte setzen zu können. Zum Konflikt kam es aber nur in Ausnahmefällen. Ein Beispiel persisch-phoinikischer Koalition gegen eine griechische Stadt beweist weder eine prinzipielle persische Unterstützung der Phoiniker noch eine systematisch antigriechische Politik der Achaimeniden: Wie diese nichts unternahmen beim Sturz des Abdemon in Salamis, so betrieben sie auch keine Politik der Ersetzung griechischer Stadtkönige durch phoinikische. Die Politik der Großkönige war  –  nicht nur auf Zypern  –  frei von ideologischen bzw. ethnisch-kulturellen 65 Das augenscheinlichste Beispiel dafür ist der Königssarkophag aus Amathus (Stylianou, in Stylianou/Schollmeyer 2007; vgl. Petit 2006), der den Stadtkönig (des beginnenden 5. Jahrhunderts) in einem zeremoniellen Kontext abbildet, der zahlreiche Anregungen, etwa aus Phoinikien und Ägypten, aufnimmt, zugleich aber zu etwas Eigenem zusammenbindet. Der Sarkophag ist damit einerseits Zeugnis für die „interkulturelle Kontaktsituation“ (Schollmeyer), andererseits für den Reichtum der Eliten auf der Insel. 66 Athen. VIII 349e–f; 352d; vgl. Mehl 1996a, 383–384. 67 Vgl. zur Emendation des Herodottextes Petit 2004b, 17f.; Tuplin 2007, 70.82 Anmerkung 16. 68 So, zu Recht, Collombier 1992 und Tuplin 1996, 67, doch erscheint mir letzterer in seiner Absicht, Ethnizität als politischen und kulturellen Faktor (gegen Maier 1985) herauszustellen, seinerseits zu apodiktisch zu argumentieren.

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Prämissen, vielmehr am pragmatischen Prinzip der Belohnung von Loyalität und der Bestrafung von Illoyalität orientiert. Wer Abgaben entrichtete und Heeresfolge leistete, konnte sich des Wohlwollens des Großkönigs gewiss sein; selbst reumütige Rebellen wurden zuweilen, wenn es opportun erschien, in Gnaden wiederaufgenommen, wie die Beispiele Euagoras I.  oder Pnytagoras beweisen. In innerkyprische Konflikte mischte sich der Perserkönig nur in Ausnahmefällen ein, wenn etwa ein übermächtiges Salamis außer Kontrolle zu geraten drohte; wenn überhaupt seine Stellungnahme gefragt oder vonnöten war, dann entschied er sich für die Partei, von deren Unterstützung Persien am ehesten profitieren konnte. IV. 

Herodot und Zypern: Ein Fazit

Herodot, dessen Ziel es ja nicht war, in seinen Historien einem stereotypen HellenenBarbaren-Gegensatz das Wort zu reden, sondern der den athenischen Zeitgenossen, über die Darstellung der tieferen Ursachen der Perserkriege hinaus, am Beispiel der Perserkönige die Gefahren menschlicher Hybris aufzeigen wollte, ist auch in den Zypernteilen seines Werkes, die größtenteils in den Zusammenhang des Ionischen Aufstandes und des Xerxeszuges gehören, nicht topischen Orientklischees aufgesessen, sondern bei seinem eigentlichen Thema geblieben: Nicht die Herkunft von Personen bestimmt in einem multikulturellen Zypern das Handeln der kyprischen Protagonisten, sondern ihr Charakter: Der Usurpa[730]tor und Kriegstreiber Onesilos etwa ist Grieche, wird für seine Hybris jedoch von den Göttern ebenso bestraft wie der Perser Xerxes. Bei aller Sympathie für die Ziele der Aufständischen lässt Herodot doch keinen Zweifel daran, dass es die Rivalitäten der Stadtherren waren, die die kyprische Geschichte der Perserkriegszeit maßgeblich bestimmten. Warum der Halikarnassier uns allerdings nicht mehr Informationen über die politischen und kulturellen Eigentümlichkeiten Zyperns bietet, die ja doch entscheidend sind für ein rechtes Verständnis von Geschichte und Kultur der Insel, werden wir wohl kaum wirklich ergründen können. Literatur Alexiou 2010 = Alexiou, E. 2010: Der ‘Euagoras’ des Isokrates. Ein Kommentar (Untersuchungen zur antiken Literatur und Geschichte, 101) (Berlin). Alpe 2007 = Alpe,  L.  2007: La question du sanctuaire de Limassol-Komissariato, in: Hommage à A. Caubet (Centre d’Études Chypriotes, Cahier 37) (Paris) 265–282. Bazemore 1992 = Bazemore, G.C. 1992: The Geographic Distribution of Cypriote Syllabic Inscriptions, in: Acta Cypria III (Göteborg) 63–96. Bichler 2000 = Bichler, R. 2000: Herodots Welt (Berlin). Briant 1996 = Briant, P. 1996: Histoire de l’Empire perse (Paris). Childs 1997 = Childs, W.A.P. 1997: The Iran Age Kingdom of Marion, in: Bulletin of the American Schools of Oriental Research 308, 37–48.

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Law and Religion in Achaemenid Iran* I. θāti Dārayavauš xšāyaθiya: vašnā Auramazdāhā avākarama ami, taya rāstam dauštā ami, miθa nai daušta ami; naimā kāma, taya skauθiš tunuvantahyā rādī miθa kariyaiš, naimā ava kāma, taya tunuvā skauθaiš rādī miθa kariyaiš. (‘Proclaims Darius, the king: By the favour of Auramazda I am of such a kind that I am friendly to righteousness (the righteous), (but) I am not friendly to evil (wrongdoers). (It is) not my desire that the weak one might be treated wrongly for the strong one’s sake, (and) that (is) not my desire that the strong one might be treated wrongly for the weak one’s sake.’) (DNb 5–11; trans. R. Schmitt) Many readers of this article will recognize these sentences; the Achaemenid Darius I, Great King from 522 to 486 BC, drafted them for one of the two inscriptions on his royal tomb on the cliffs at Naqš-i Rustam. The Great King who bears the responsibility for law and justice, who searches for a balance between strength and weakness, is, as we will see, an integral component of Achaemenid–Persian ruling ideology 1 as well as a requirement for the representation of a universal pax Achaemenidica, as conveyed by the king’s [42] inscriptions and the palace reliefs, that benefits both ruler and subject. This quote leads us at the same time into Achaemenid–Old Persian terminology: for the words ‘right’ and ‘wrong’ as well as for ‘law’ and ‘justice’, the language of the king uses the adjective or noun rāsta, which literally means ‘directed’ or ‘regulated’ and is related to the Latin rectus (‘straight’ and ‘upright’). In this chapter the local terminology of the legal sphere will play an important role. The focus of these explanations, however, is on two aspects of the Achaemenid period: first, the previously mentioned characteristics of law, defined by the ruler, and justice, as determined by the ruler, as well as those virtues required from both ruler and subject to * Wiesehöfer, Josef, Law and Religion in Achaemenid Iran, in: A. Hagedorn/R. Kratz (Hg.), Law and Religion in the Eastern Mediterranean. From Antiquity to Early Islam, Oxford 2013, 41–57. 1 This article is a revised and updated version of a German-language article that appeared in Barta, Rollinger, and Lang (2008). Due to the numerous errors in the original English version, which had only been partially corrected despite the author’s comments, the article has been reviewed and modified again for this publication. Wiesehöfer and Rollinger 2012 offer an overview of the most recent research into Achaemenid-era traditions and Achaemenid ruling ideology.

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guarantee them; and second, Achaemenid legal practice as theorized by an imperial law, which has been the subject of intensive scholarly analysis and debate for the past decade. II. The inscription from which the previous quote above is taken, ‘Darius Naqš-i Rustam b’ (DNb), commonly known as a Fürstenspiegel inscription although it was written by the ruler himself, does not limit itself to this passage concerning law and justice; rather it continues to address concepts of social balance and the need for fair conditions in the empire: What (is) right, that (is) my desire. To the man following falsehood I am not friendly […] The man who co-operates, for him, according to the cooperation, thus I care for him; who does harm, according to the harm done, thus I punish him. (It is) not my desire that a man should do harm; moreover that (is) not my desire: if he should do harm, he should not be punished. What a man says about a(nother) man, that does not convince me, until I have heard the statement of both. What a man achieves or brings according to his powers, by that I become satisfied, and it is very much my desire; and I am pleased and give generously to loyal men. 2 (DNb 11–27; trans. R. Schmitt) [43] First of all, this quote makes clear precisely who defines that which is to be understood as law and justice, and who ensures the success of the law thus defined: the Great King himself (with the help of the gods: see next paragraph). To act lawfully on the part of the subjects is to support the ruler in his efforts to provide for the stability of the reign and the empire, while it is unlawful to position oneself against the ruler, to be disloyal, to follow a ‘lie’ (Old Persian [OP] drauga) and to cause damage. Lawful behavior on the side of the ruler is to maintain proper order and to act against those who disturb the peace. 3 In his early report of his deeds from Behistun, which is the only ‘historic’ inscription, so to speak, of the Achaemenid kings that can be attributed to a particular place and time, Darius already claimed to have restored the proper order that was suspended by the rebel Gaumata and the other so-called liar-kings through the restitution of stolen property, the restoration of ruined places of worship, the suppression of countless rebellions, and the punishment of lawbreakers. In attributing to himself the intellectual gifts and 2 taya rāstam, ava mām kāma; martiyam draujanam nai dauštā ami; … martiya haya hantaxšatai, anudim hankṛtahyā avaθā paribarāmi, haya vināθayati, anudim vinastahyā avaθā pṛsāmi; naimā kāma, taya martiya vināθayaiš, naipatimā ava kāma, yadi vināθayaiš, nai fraθiyaiš. martiya taya pari martiyam θāti, ava mām nai vṛnavatai, yātā ubānām handugām āxšnavai. martiya taya kunauti yadivā ābarati anu taumanīšai, avanā xšnuta bavāmi utā mām vasai kāma, utā uθanduš ami utā vasai dadāmi agriyānām martiyānām. 3 Analogous beliefs existed long before this period in Mesopotamian history, but they appear to have experienced a particular impetus in the Achaemenid era, Pongratz-Leisten (2002).

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competences of ‘intelligence’ (OP ušī) (DNb 28), ‘wisdom’ (OP xraθu) and ‘ability’ (OP aruvasta) (DNb 3f.), and also through concrete measures to establish or restore the laws, Darius carried on earlier traditions, since the Ancient Near Eastern rulers before him had emphasized and valued these kingly qualities and these ‘upright’ deeds. 4 As in Mesopotamia, in Achaemenid Iran there was no doubt that the king owed qualities such as the power of judgement and virtue, as well as his duty to act against lawbreakers, to the god or gods: in the case of Darius, it was Auramazda, the ‘great god’. 5 ‘By [44] the favour of Auramazda’, as the Behistun inscription emphasizes, Darius has attained power despite all opposition; in the words of an inscription by this king from Susa: ‘Thus was Auramazda’s desire: he chose me as (his) man in all the earth; me he made king in all the earth’ (DSf 12–18). 6 With the god’s help, moreover, he has also been able to stay in power – by means of a victory over the ‘liar-kings’. 7 As a consequence, he became the representative of the god on earth – admittedly without being the son of a god or possessing godlike qualities himself, as was the case for the rulers in Egypt and occasionally in Mesopotamia. Auramazda never withdrew his support of Darius during the course of his rule: ‘By the favour of Auramazda’, the king has become the friend of justice (DNb 6–8), through the grace of the god ‘who created his marvelous (creation) that is seen, who created blissful happiness for man, who bestowed wisdom and ability upon Darius, the king’ 8 (DNb 1–5). In summarizing, Darius emphasizes in his tomb inscription ‘that which has been done, all that by the favour of Auramazda I have done’, or, rather ‘I

4 Here we think of the law-bringing act of the mīšaram šakānum (‘to establish justice’), that is, the re-establishment of the social balance that had been destroyed in the land (Maul (1998), 70; see Cancik-Kirschbaum (1999), 61; Neumann (2008), 39; Kessler (2008), 73–77). 5 Concerning the role of the gods in Mesopotamia, especially Šamaš and Assur, see Maul (1998); Cancik-Kirschbaum (1999); Loretz (2003); Elsen-Novák and Novák (2006); Neumann (2008); Kessler (2008); Lanfranchi (2008). While Maul is primarily concerned with the role of the Ancient Near Eastern kings, the contributions of Cancik-Kirschbaum (texts) and Elsen-Novák and Novák (images), as well as Lang (2008) (texts), deal mainly with the (Old Babylonian) evidence of the Codex Hammurabi. The articles by Neumann (3rd Mill.), Kessler (Early and Late Babylonian period), and Lanfranchi (Neo-Assyrian period) are more advanced regarding the source materials. As Maul (1998), 77 correctly emphasizes for the first millennium: ‘While the Babylonian kings could only secure the blessing of Marduk through the intermediation of the priest in the context of the New Year festival, in which the gods each year decided and re-affirmed the destiny of the land and the world once more, in the Assyrian New Year festival the Assyrian king – and only he – served as an emissary to his god Assur as friend and ally. When the Assyrian king showed himself to the people in the vestibule of the Assur temple, attired with the crown of the god Assur, it was clear to the Assyrians that the ‘scaring splendor’ (“Schreckensglanz”) of Assur was merged with the figure of the king. The position of the Assyrian king as intermediary between the world of the gods and the world of humans could hardly have been more manifestly illustrated!’ 6 Auramazdām avaθā kāma āha: haruvahyāyā būmiyā martiyam mām avṛnavatā; mām xšāyaθiyam akunauš ahyāyā būmiyā. 7 Stausberg (2002), 165. 8 haya adadā ima frašam, taya vainatai, haya adadā šiyātim martiyahyā, haya xraθum utā aruvastam upari Dārayavaum xšāyaθiyam niyasaya.

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was able to do’ 9 (DNa 48–50). In other words, while royal success is dependent upon divine grace, at the same time it offers proof of the ruler’s divine election and emphasizes the legitimacy of the Great King’s claim to power. This perception is reflected by the fact that people who went to war against Darius are all labeled [45] supporters of the ‘lie’, people who planned to disturb or even overthrow the good world order wanted by God, which is guaranteed by the ruler. ‘The Great King calls upon the assistance of Ahuramazdā as a requirement for his decisive victory against them’ 10 (compare DB I 94–95). The opposite is also true: whosoever venerates Auramazda is immune to the temptations of the ‘lie’, i.e. rebellion, to offending against the god’s good creation (XPh 35–41). When Darius writes in his inscription d from Persepolis, ‘May Auramazda protect this country from the (enemy) army, from crop failure (and) from falsehood!’ 11 (DPd 15–18), on the one hand it shows that attacks by external enemies can threaten the divinely ordained system of peace and justifies the Great King’s retaliatory measures. On the other hand, it demonstrates that the ruler is also charged to serve as a good ‘gardener’ in the proper Ancient Near Eastern manner 12 who makes a prosperous livelihood available to his land and people. Like the Ancient Near Eastern rulers before him, Darius and his actions are incorporated into cosmic structures of order. As the representative of Auramazda and as the ruler by the grace of the god, it is the goal of his rule to support justice and law in the empire, to destroy the evil ones who believe in the ‘lie’, and thus – and the Achaemenids particularly emphasize this aspect in both text and image – to perpetuate Auramazda’s good creation, with the god’s help, in a humane, political-economic system of peace. That the Persian rulers and their ruling ideology are beholden to Ancient Near Eastern traditions and examples is shown particularly clearly in the Great Kings’ statements from Mesopotamia: in the text fragment of a Babylonian copy of the Behistun inscription, which replaces the name Auramazda with the name Bel, 13 and in the celebrated inscription of the Cyrus Cylinder, in which the Teispid ‘unmistakably positions himself in the tradition of the legitimate kings of Babylon who preceded him, but does not attempt to connect himself genealogically with these kings in his formulaic self-introduction, but rather adheres to the bloodline of his Persian ancestors’. 14 [46] Marduk (…), to all the places, whose dwelling-places were in ruins, and to the inhabitants of Sumer and Akkad, who had become like corpses, he turned his mind, he became merciful. He searched through all the countries, examined (them), he sought a just ruler to suit his heart, he took him by the hand: Cyrus, king of Anshan, he called, for dominion over the totality he named his name. … Marduk, the

9 10 11 12 13 14

aita, taya kṛtam, ava visam vašnā Auramazdāhā akunavam. Ahn (1992), 300. utā imām dahyāum Auramazdā pātu hacā haināyā, hacā dušiyārā, hacā draugā. Novák (2002); Elsen-Novák and Novák (2005). Seidl (1999a; 1999b). Ahn (1992), 136.

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great lord, who cares for his people, looked with pleasure at his good deeds and his righteous heart. … I, Cyrus, king of the universe, mighty king, king of Babylon, king of Sumer and Akkad, king of the four quarters, son of Cambyses, great king, king of Anshan, grandson of Cyrus, great king, king of Anshan, descendant of Teispes, great king, king of Anshan, eternal seed of kingship, whose reign was loved by Bel and Nabu and whose kingship they wanted to please their hearts. … The city of Babylon and all its cult-centres I maintained in well-being. The inhabitants of Babylon … I allowed them to find rest from their exhaustion, their servitude I relieved. Marduk, the great lord, rejoiced at my (good) deeds. Me, Cyrus, the king, who worships him, and Cambyses, my very own son, as well as my troops he blessed mercifully. In well-being we (walk) happily before him. (vv. 11–14, 20–22, 25–27; trans. A. Kuhrt) Selected and legitimized by Marduk, Cyrus is commissioned by the god to re-establish the universal order that was lost through Nabonidus’ misconduct, producing peace and happiness for his new subjects and thus being confident that he possesses their god’s favour. Numerous connections exist between the Ancient Near Eastern and the Achaemenid forms of ruler legitimization, especially in their religious foundation and in the royal commitment to justice and law that was necessary to gain legitimacy and that is of particular interest for this chapter, namely in the area of the ‘argumentation of legitimation’. 15 However, the Persian kings were not simply imitating the Ancient Near Eastern traditions; they created their own, particularly, as Gregor Ahn correctly emphasized, in the ‘ forms of expression and images of this legitimation’. 16 Here the reader will naturally think of the palace reliefs of the Achaemenid kings, which convey ‘a mythic-transhistoric, ideal world of consummate authority’. 17 The king stands in the midpoint of the terrestrial part of the universal order created and maintained by Auramazda; at least in the reliefs and on the external palace walls in Susa and Persepolis the power of the – [47] mostly enthroned – king appears to be ‘established and far removed from the military events of the day – it does not need to be defended at all, at least not against mortal opponents’. 18 The royal hero defeats hybrid creatures, the representatives of evil. He is waited on hand and foot by representatives of his subjects and of the military, and it is no longer necessary for him to trample on his earthly enemies as in Behistun; ‘Good fortune’ (OP farnah) is finally with him as a sign of divine selection and support – typified by the winged man in the reliefs. However, even if the subjugation of his people is not explicitly thematized in the images – at least in the art of the external walls of the palace and the royal burial places – it 15 16 17 18

Ahn (1992), 307. Ahn (1992), 307. Stausberg (2002), 167. Stausberg (2002), 167.

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is implicitly present in the reliefs in the form of throne-carriers and gift-bearers and in the inscriptions in the form of references to the rewards of loyal service to the bandakā, whom the Greeks denounced as douloi of the Great Kings. Michael Stausberg correlated the relationship between the god and the king to the relationship between the king and his subjects, and in this context – influenced by Jan Assmann – he spoke of ‘vertical solidarity’. 19 Such a term is certainly applicable, but in the Achaemenid case it must be supplemented with the idea that the king also places upon himself the compulsion to act: he must guarantee his subjects law and justice, he must bestow upon them inner peace and prosperity, and he must protect them from external enemies. Darius and his successors can legitimately demand the loyalty of their subjects – an important theme in the inscriptions and the reliefs – because they are in the position to fulfil the duties set by Auramazda owing to the qualities conferred upon them by this selfsame god. Only in this way does the ruler have every right to punish disloyalty harshly, for, after all, this disloyalty is directed against the one who seeks only the best for his subjects in the name and mandate of the god. Darius used in his inscriptions the Old Persian word drauga (‘lie’) for everything that aligned itself against the divinely chosen authority of the Achaemenid kings, who guaranteed peace, prosperity, law, and order. This term, related to the Avestan word draoga- and probably borrowed from the religious-ethical sphere of Zoroastrianism, stands for subject disloyalty, for insurrection and rebellion; followers of the drauga, such as the so-called ‘liar-kings’ of [48] the monument at Behistun, transgress against the divinely ordained order. It has even been argued that Darius might have compared himself in his battle against the followers of the drauga with the Avestan hero Θraetaona, who was able to defeat the terrifying dragon Dahaka, who practiced draoga. The royal hero of the reliefs and seals who destroys monsters could thus be the visual realization of this belief. 20 In any case, it is correct to emphasize that the Avestan counterpart to draoga-, aša- (‘justice’, ‘order’, ‘truth’) in its Old Persian form ṛta- is missing from Darius’ inscription. It appears only once in the famous Daivā inscription of his son Xerxes (XPh 41, 51, 54) and there it probably refers to the proper worship of the god – similar to certain Avestan contexts (compare Yašt 8.15). In any case the word ṛta- is an element of the most popular throne name of the Achaemenid period, Artaxerxes (OP Ṛtaxšaçā; probably ‘he whose reign distinguishes itself through truth/justice’). By the way, also other names of the Achaemenid line contain Avestan terms – as opposed to the Teispid line – or are directly attested to in Avestan onomastics. Michael Stausberg in the first volume of his History of Zoroastranism demonstrated clearly how the Achaemenids politically transformed younger Avestan religious-ethic concepts. This metamorphosis applies to the conception of Auramazda as a god who bestows and maintains sovereignty as well as to the politicizing transformation of dualistic beliefs. Thus draoga as taken from the field of ethics and morals became drauga, the ‘po-

19 Stausberg (2002), 168. 20 Stausberg (2002), 169–170.

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tential destabilization of the divinely-chosen political order’, 21 and – in the inscription XPh – the Avestan ‘demon-worshippers’ (daēuuaiiasna-; daēuuaiiāz-) became those who request the false, demonic help of their local gods in their rebellion and offer violent resistance to the anti-demonic, that is, Mazda-worshipping and divinely ordained religious policy of Xerxes, who tries to prevent the drauga and to save the ṛta-. Father and son responded to both challenges with their own type of Auramazda worship; however, they never tried to enforce their system of beliefs violently against the rebels or in the entire empire. Stausberg described the politicizing transformation of the Avestan concepts concisely: ‘The king directs his plea to Ahuramazdā, he carries out the will of god, his law concurs with that of the god, and he destroys the demons and is the enemy of drauga-/ druj- par [49] excellence.’ 22 When Xerxes somehow imitates the lower tomb inscription of his father (DNb 1–49) in his own inscription XPl, it shows how timeless and programmatic the political proclamations of Darius were intended, and also understood, to be. All this constitutes the idea of pax Achaemenidica conveyed by the kings, the empire-wide order of peace, an image of the cosmic order of Auramazda. It did not always persuade all subjects in all periods: some did not recognize the prominent position of the ruler, or they did not wish to submit to the roles expected of them or their home provinces. Such subjects almost always subsequently experienced not only the withdrawal of rewards and privileges, but also punishment, in extreme cases mutilation, torture, and execution as ‘servants of the Lie’. 23 Those who humbled themselves, who sought the company of the king or gave him gifts, could benefit from royal generosity. The example of Themistocles, the adversary of Xerxes and the victor of Salamis, shows that even mortal enemies were granted forgiveness and clemency when they requested it on time, if at the same time their advice could be useful to the king. Through the proclamations of Xerxes to his subjects: ‘Obey that law (dāta), which Auramazda has established! Worship Auramazda at the proper time and in the proper ceremonial style!’ 24 (XPh 49–51) we encounter another central term of the Achaemenid ‘legal terminology’: the dāta. This word (literally: ‘the recorded/stipulated’), indeed the entire command of the king, is reminiscent of an Avestan text that means that he who despises Ahura Mazda, the Aməša Spəntas (the ‘beneficent immortals’), Mithra, the law (dāta-), Rašnu and justice, cannot obtain the favour of Ahura Mazdā, the Beneficent Immortals, and Mithra (Yt. 10, 139). Just as the law of the god has now become the law of the king, requiring empire-wide observance, the Old Persian term dāta has acquired universal meaning: the Babylonians, the speakers of Aramaic, the Jews, and the Armenians appropriated it as a loanword (dātu, dāt, or dat), and numerous people adopted it as part of their names or their legal titles. Compared to it the feminine noun framānā (‘order’, ‘command’) that also appears in the inscriptions, takes second place. [50]

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Stausberg (2002), 170. Stausberg (2002), 174. Compare Rollinger (2004). avanā dātā parīdi, taya Auramazdā niyaštāya; Auramazdām yadaišā ṛtācā brazmaniya.

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Proclaims Darius, the king: By the favour of Auramazda these (are) the countries which I seized outside Persia; I ruled them; to me they brought tribute. What has been said to them by me, that they did. The law (dāta) that (is) mine, it held them (thoroughly): Media, Elam, Parthia, Aria, Bactria, Sogdiana, Chorasmia, Drangiana, Arachosia, Sattagydia, Gandara, the Indus province, the Amyrgian Scythians, the Scythians with the pointed caps, Babylonia, Assyria, Arabia, Egypt, Armenia, Cappadocia, Lydia, Ionia, the Scythians beyond the sea, Thracia, the peltê-wearing Ionians, Libyans, Nubians, the Makran people, Carians. 25 (DNa 15–30; trans. R. Schmitt) It is not to be wondered at that a ‘law’ of such importance and such a fundamental nature as that to which Darius refers in his tomb inscription should have made a big impression throughout the empire. The Great King did not simply issue decrees or distribute commands and orders, but rather he gave his subjects a clearly articulated, balanced, and well-founded system of order based on proper behaviour that conformed to the will of Auramazda, established and guaranteed law and justice for the benefit of all, and – in the words of Xerxes (XPh 54–56) – finally granted that the adherent of dāta ‘both becomes blissful (while) living and becomes blessed (when) dead’. 26 The close connection between divine and royal dāta is underlined by the rescript of Artaxerxes I, quoted in the Book of Ezra, 7: 12–26, that refers to ‘the law of your [i.e. Ezra’s] God’ and the ‘law of the King’ in combination, while the Books of Daniel (6: 9, 13, 16) and Esther (1: 19) emphasize the inviolable nature of the dāta of the Medes and the Persians. It is also not to be wondered at that the expression ‘the law of the king’ (dātu ša šarri) is also first found in Babylonian documents, if the author is correctly informed, in the time of Darius I, the man who bestowed decisive importance upon the word dāta. The Babylonian economic and legal texts make reference to actual Achaemenid legal provisions and not to the legal order as a whole. 27 Peter Frei, an ancient historian from Zurich, was inspired by the comprehensive meaning of the word dāta in the royal inscriptions to postulate the adoption of local norm-setting by the Achaemenid imperial centre in a type of ‘imperial law’. He coined the term ‘imperial authorization’ (“Reichsautorisation”) for this occurrence and defined it thus: [51] Under imperial authorisation, I mean that the norms set on a local level of jurisdiction are not simply approved and accepted by the centre, but are adopted and made into its own norms. The local norm is thus made binding and secured in the context of the entire governmental body, i.e. of the empire, as the norm of a higher quality for everyone. 28

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… tayašām hacāma aθanhya, ava akunava; dātam, taya manā, avadiš adāraya … hau utā jīva šiyāta bavati utā mṛta ṛtāvā bavati. Schmitt (1996). Frei (1995), 1.

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In other words, Persian imperial law was created from a multiplicity of all national and regional laws, regulations, and decisions, provided that they were adopted by the Persians through imperial authorization as Persian imperial law. This theory first found adherents in Old Testament scholarship, in which it was believed that the recognition of the Jewish Torah that Ezra allegedly obtained from the Persians could be also interpreted in the context of imperial authorization. The different Jewish groups would have compiled their opinions in the Pentateuch and had them authorized by the Persian imperial government. 29 In contrast to Frei and the adherents of the imperial authorization theory in Biblical Studies, this author is convinced that in the Achaemenid Empire the norms set on a local level were only adopted and ratified on a central level when they were relevant to ruling politics and universally applicable to the entire empire. In those texts that are not from the Hebrew Bible and in Artaxerxes’ rescript in the Book of Ezra, which Frei cited to support his thesis, he finds no evidence that anything like a ‘Persian imperial law’ existed in which local norms were adopted as imperial norms. The author has difficulty with such an idea not only because of his own divergent interpretation of the sources, and because in such circumstances we would then expect to find contradictory regulations in an imperial law, but also owing to the conclusion that would necessarily result from this thesis: that with such a structure the Achaemenid empire differed fundamentally from the other early Great Empires of the ancient world. 30 In recent years the influence of preceding empires on the Persian Empire has been proved conclusively. 31 Is it really plausible that an Achaemenid ruler such as Darius would have created something so unprecedented [52] (a constantly perpetuated collection of laws, a Persian imperial law, or a type of Corpus Iuris Achaemenidicum), while a Lagid ruler such as Ptolemy II, who would certainly have known of such an arrangement, would have abstained from ‘creating a consistent order of law for his reign’? 32 This is not to cast doubt on the law-setting actions of the Persian kings and satraps. In contrast, however, to Roman law-giving on an imperial or provincial level in Late Antiquity, such legal decisions in the Achaemenid Empire were generally issued ‘on a case-by-case-scenario … based on an unsystematically general opinion of the law’ through written decrees and other announcements, 33 and, with the intention of establishing peace under the law to serve political-military, administrative-judicial, and above all fiscal interests. Our sources confirm that the documents that in Babylon or Judaea use the loanword dāta refer to precisely such individual cases, not to an imperial law. Decisions or directives of the Persian authorities and authorized 29 For the status of the discussion, see Watts (2001); Schmid (2006). 30 Cf. the article in this volume: ‘“Reichsgesetz” oder “Einzelfallgerechtigkeit”. Bemerkungen zu P. Freis These von der achaimenidischen “Reichsautorisation”’. 31 For the meaning and influence of the Codex Hammurabi and other Ancient Near Eastern ‘Codices’, that are often mentioned in this context, see Westbrook (1989); Renger (1994); Maul (1998); Hengstl (1999); Cancik-Kirschbaum (1999); Wilcke (2002); Westbrook and Beckmann (2003); Loretz (2003); Neumann (2003). 32 Hengstl (1993), 46. 33 Hengstl (1993), 48.

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local norms were documented and archived (by the state as well as those looking for guarantees), not for the purposes of compiling an imperial law based on local decisions, but, on the contrary, to provide for later verifiability of decisions issued or local norms that had been approved. By the way, such individual decisions were reversible in principle, as the revocation by Darius of Cambyses’ arrangement for the Egyptian temples proves. 34 Only the basic fundaments of Persian reign that were determined through the dāta of the royal inscriptions were unchangeable: the recognition of the ruler as lord, the payment of taxes, and the obligation of military service. The author is not certain if the idea of a transfer of local norms to imperial ones is not also subconsciously based in the perception that a ‘strong empire’ – which the Persian empire was, without question – is also characterized by how it (like a modern nation-state) gathers as many competencies as it can, administering or standardizing centrally as much as possible. In the author’s opinion, the strength of the Achaemenid Empire was founded in the way that the governmental authorities, with the Great King at the head, administered as infrequently as possible on a local level, decisively intervening only in situations in which peace and order could be endangered by non-intervention and in cases that were important for the recognition of the necessity of [53] military service and tax payment. Even in such matters they frequently waited for initiatives from subjects and tried as much as possible to avoid imposing rules. On the contrary, they permitted them to be determined locally and have them authorized on a provincial level and documented for all eventualities. In the areas of cult and religion, local practices were not merely tolerated; instead, the Persian authorities proved themselves to be benefactors and sponsors of native cults and ritual places of worship, both in acknowledgement of the significance of religious convictions and in recognition of the political-ideological and economic ‘power’ of the priesthood and the sanctuaries. Xerxes’ inscription against the daivā with its concentration on the dāta originally established by Auramazda calls to mind – in an Iranian context – the fundamental nature of the cosmic and earthly order and the duty of the subjects to absolute loyalty, which can best be internalized – according to Xerxes – by the veneration of Auramazda. It is not to be wondered at, in view of the Achaemenid skill in dealing with the traditions of their subjects, which admittedly was always accompanied by strict measures of control, that the Persian empire was not destroyed by internal rebellion but was conquered from outside. The Achaemenid ideas lived on, however, in many features of the empires that followed, and many sources that founded traditions have preserved a conception of the merits of the Achaemenid regime for the members of the empire. Even without an imperial authorization of local norms and without an imperial law, many of them wished to observe the dāta of the Great King because they were then rewarded with local legal security and religious and cultic autonomy.

34 Cf. the article in this volume: ‘“Reichsgesetz” oder “Einzelfallgerechtigkeit”. Bemerkungen zu P. Freis These von der achaimenidischen “Reichsautorisation”’, originally pp. 38–41.

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III. To summarize: the Achaemenid kings conceived of themselves entirely in the Ancient Near Eastern manner – as defenders and supporters of law and justice. As those invested with authority by Auramazda and as Great Kings by the grace of the god, their tasks were to ensure that justice prevailed in the empire through the balance between strong and weak, to punish the enemies of justice, and thus to reproduce and to make permanent the good creation of [54] Auramazda – with the god’s help – in a political-economic order of peace. To illustrate these objectives and these self-conceptualizations in word and image, they made use, at least in the Iranian context, of Zoroastrian-Avestan terminology and Zoroastrian-Avestan symbolism in which they politically transformed younger Avestan religious-ethical concepts. This applies particularly to the characterization of disobedient subjects and lawbreakers in need of punishment who were denounced as adherents of the drauga, the lie. The transgression of these people or groups was above all that they had positioned themselves against the alleged divinely ordained political order, and that they had sought to destroy the link between the Great King and his subjects that was ostensibly of use to both and for the good of the entire empire; in other words, they had been disloyal to the ruler. The Old Persian-Avestan word for the divine commandment, as well as derived from it, for the royal one, dāta, is one of the keywords of the Achaemenid royal inscriptions. Owing to its comprehensive meaning, its range, and its divine sanction, but particularly since there were noticeable advantages in the pax Achaemenidica that was built on its observance, this word became not only the hallmark par excellence of the Achaemenid legal order but was also borrowed by countless non-Iranian languages. We should not let ourselves be misled by the term dāta to postulate an Achaemenid imperial law, in which – in contrast to earlier and later Ancient Near Eastern legal systems – local laws were adopted on an imperial level through the actions of an imperial authorization, however. The Achaemenid kings too decided legal cases mostly in accordance with local circumstances on a case-by-case basis. The astute and diplomatic nature of their political actions, featuring rewards more often than punishment, resulted in a reputation for virtuousness and the characterization of their rule as legitimate and fair during their lifetimes as well as afterwards, if not in Greece, then in the central lands of their empire. References Ahn, G. (1992), Religiöse Herrscherlegitimiation im achämenidischen Iran: Die Voraussetzungen und die Struktur ihrer Argumentation (Acta Iranica 31 series: Textes et mémoires 17; Leiden: E. J. Brill). Barta, H., Rollinger, R., and Lang, M. (eds.) (2008), Recht und Religion: Menschliche und göttliche Gerechtigkeitsvorstellungen in den antiken Welten (Philippika 24; Wiesbaden: Harrassowitz).

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Addendum Cf. now also Rollinger, R., Monarchische Herrschaft am Beispiel des teispidisch-achaimenidischen Großreichs, in: S. Rebenich (ed.), Monarchische Herrschaft im Altertum (Schriften des Historischen Kollegs 94), Berlin 2017, 189–215.

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Nouruz in Persepolis? Eine Residenz, das Neujahrsfest und eine Theorie* ** I. 

Einleitung: Die Theorie Der eigentliche Sitz der persischen Regierung, wo die Großkönige ihre Erlasse schrieben, fremde Gesandte empfingen und Audienzen gewährten, scheint nie in Persepolis gewesen zu sein, sondern in Susa und Ekbatana. In Susa residierte der Großkönig während der Herbst- und Wintermonate, verlegte aber die Hofhaltung für die heißen Frühjahrs- und Sommermonate nach dem hochgelegenen Hamadan-Ekbatana. Dagegen besuchte der Monarch mit dem Hof und den höchsten Beamten jedes Jahr einmal die Festung Persepolis in der achämenidischen Stammlandschaft zur Zeit der Frühlingssonnenwende, am 21. März, zum altpersischen Nouruz-Feste. Den Zeremonien dieses Frühlingsfestes scheint die gesamte Anlage von Persepolis mit Empfangshallen und Palästen zu dienen. Es ist eine heilige Stadt, wo sich das einheimische Königsgeschlecht von den ansässigen Stämmen huldigen läßt und Delegationen aus dem ganzen Reich empfängt. … Aus welchen Zeremonien das Nouruz-Fest in Persepolis bestand, ist zum Teil den Reliefdarstellungen an den Empfangshallen zu entnehmen. Offenbar gehörte zum Fest ein großer Gabenzug der Reichsvölker, wobei die Delegationen der Stämme und Provinzen dem Großkönig Neujahrsgeschenke überreichten, ferner der Aufmarsch der persischen und medischen Adligen als Gäste des Reichsherrschers und schließlich ein Appell der königlichen Garde, der 10 000 Unsterblichen. Daß keine griechische Stimme über die Festlichkeiten in Persepolis berichtet, zeigt den exklusiven Charakter des Festes, zu dem offenbar fremde Diplomaten und Gesandte keinen Zutritt hatten. Der Besuch der Feststadt war nur dem iranischen Hochadel vorbehalten, nur für König und Adel war Persepolis bestimmt.

* Wiesehöfer, Josef, Nouruz in Persepolis? Eine Residenz, das Neujahrsfest und eine Theorie, in: E. Dąbrowa (Hg.), Orbis Parthicus: Studies in Memory of Professor Józef Wolski (Electrum, 15), Kraków 2009, 11–25. ** In Erinnerung an meine Begegnung mit Józef Wolski in Krakau, die wegen der Gelehrsamkeit und der Liebenswürdigkeit des bewundernswerten Kenners iranischer Geschichte und Kultur großen Eindruck auf mich gemacht hat. – Der Beitrag beruht, wie sich unschwer erkennen lässt, auf einem Vortrag, den ich an meiner Alma Mater, der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, gehalten habe. – Für eine kritische Lektüre des Manuskriptes danke ich meinem Freund R. Rollinger (lnnsbruck).

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In seinem wunderschön bebilderten Persepolisbuch, das 1980 in Tübingen erschien, hat der frühere Berner Althistoriker Gerold Walser mit diesen Zeilen die Funktion der wohl berühmtesten aller vorislamischen iranischen Stätten durch eine Verbindung von Informationen literarischer Zeugnisse unterschiedlichen Alters und unter[12]schiedlicher Provenienz und eigener Interpretation der Bilderwelt der Reliefs an eben jenem Ort zu beschreiben versucht. 1 Seine Nouruzthese ist dabei nur ein Glied in einer Kette ähnlicher Deutungen, die ihren Ausgang in den Persepolisbeschreibungen frühneuzeitlicher europäischer Reisender nahmen (s.u.) und bis heute in populärwissenschaftlicher Literatur, Internetartikeln, Anzeigen von Reiseveranstaltern oder etwa, in Iran selbst, in Persepolisbesuchen der Einheimischen am Neujahrsfest weiterleben. 2 Auch wenn das Zitat keine Auskunft über die Quellen und Gewährsleute der Theorie meines verstorbenen Kollegen gibt, so hält es doch mancherlei Informationen und Thesen zu Problemen bereit, die uns, neben der Zeugnis- und Zeugenfrage, im folgenden Beitrag beschäftigen werden: zum Charakter des Nouruzfestes, des wohl wichtigsten iranischen Festes überhaupt; zum „Reisekönigtum“ der Perserkönige aus dem Hause des Achaimenes, die das erste Weltreich der Geschichte begründeten, ein Reich, das in den Jahrzehnten zwischen 520 und 330 v.Chr. vorübergehend immerhin vom heutigen Usbekistan und Pakistan im Osten bis nach Bulgarien und Ägypten im Westen reichte; zur Funktion der Residenz Persepolis in der Persis, der heutigen iranischen Provinz Fars im Südwesten des Landes; zu Formen der Herrscherrepräsentation und der Begegnung zwischen Großkönig und Untertanen in ebenjener Zeit. Mit meinem Beitrag verfolge ich ein dreifaches Ziel: Zum ersten möchte ich kurz in die Festkultur eines Landes einführen, das den wenigsten nichtiranischen Lesern persönlich vertraut sein dürfte, dessen Angehörige in durchaus ansehnlicher Zahl – immerhin ca. 100000 allein in Deutschland  –  unter uns leben und die Verbindung zu ihrer Heimat nicht zuletzt auch durch die Feier ihrer landesspezifischen Feste pflegen. Zum zweiten werde ich versuchen, die Genese der Theorie von den Nouruzzeremonien in Persepolis zu erläutern. Drittens schließlich hoffe ich zeigen zu können, dass diese Theorie nicht trägt und dass wir nach anderen, durchaus nicht mit letzter Sicherheit bestimmbaren Funktionsbeschreibungen der eindrucksvollen Terrassenanlage von Persepolis Ausschau halten müssen. Ebensolche alternativen Erklärungen sollen am Ende meines Beitrages stehen. II. 

Das heutige Nouruzfest und seine Wurzeln Today I want to extend my very best wishes to all who are celebrating Nowruz around the world. This holiday is both an ancient ritual and a moment of renewal, and I hope that you enjoy this special time of year with friends and family. In

1 Walser 1980, 8. 2 Stellvertretend für den populären Umgang mit der Geschichte dieses Festes sei hier nur der (englischsprachige) Artikel „Nouruz“ in der Internetenzyklopädie Wikipedia genannt (http://en.wikipedia. org/wiki/Nowruz; eingesehen am 19.3.2009).

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particular, I would like to speak directly to the people and leaders of the Islamic Republic of Iran. Nowruz is just one part of your great and celebrated culture. Over many centuries your art, your music, literature and innovation have made the world a better and more beautiful place. Here in the United States our own communities have been enhanced by the contributions of Iranian Americans. We know that you are a great civilization, and your accomplishments have earned the respect of the United States and the world. For nearly three decades relations between our nations have been strained. But at this holiday we are reminded of the common humanity that binds us together. Indeed, you will be celebrating your New [13] Year in much the same way that we Americans mark our holidays – by gathering with friends and family, exchanging gifts and stories, and looking to the future with a renewed sense of hope. Within these celebrations lies the promise of a new day; the promise of opportunity for our children, security for our families, progress for our communities, and peace between nations. Those are shared hopes, those are common dreams. Mit seiner Botschaft zum Nouruz 2009 hat der amerikanische Präsident Barack Obama darauf aufmerksam gemacht, dass nicht nur viele US-Amerikaner, sondern Millionen von Menschen auf dem Globus dieses Fest als Höhepunkt des Jahresfestkalenders ansehen. 3 In besonderer Weise gilt dies für Menschen iranischer Herkunft. Doch wann und was feiert wer genau? 4 Da sind zunächst einmal die iranischen Zarathustrier, deren Überzeugung es lange Zeit war, dass am Neujahrstag die Gottheit Rapitwin, die sich mehrere Monate im Innern der Erde aufgehalten hatte, um die Wurzeln der Pflanzen vor dem Erfrieren zu schützen, wieder auf die Erde zurückkehre. Sie begrüßt man in Form einer feierlichen Tempelliturgie. Das eigentliche, „große“ Neujahrsfest findet bei den Zarathustriern aber nicht am ersten, sondern am sechsten Tag des Jahres statt, der zugleich als Geburtstag des Propheten Zarathustra gilt und an dem sich auch noch andere wichtige Begebenheiten in der Frühzeit der Geschichte des Zarathustrismus ereignet haben sollen. Gestiftet worden sein soll das Fest vom Urkönig Yima, den nichtzarathustrischen Iranern unter dem Namen Dschamschid bekannt. Allerdings ist zu beachten, dass man bei den Zarathustriern zwei Neujahrstage unterscheidet: den 21. März, den Tag der Frühjahrstagundnachtgleiche, das allgemeine Neujahrsfest in Iran, und das spezifische religiöse Neujahrsfest der Zarathustrier, das im Juli bzw. August gefeiert wird. Dass dies im Sommer geschieht, hat mit dem alten zarathustrischen Wandelkalender zu tun, der ohne automatisch regulierte Interkalation, also die Einfügung von Schaltjahren, auskommt und bei dem dieses Neujahrsfest im Vergleich zum Gregorianischen Kalender alle vier Jahre einen Tag in Richtung Jahresbeginn weiterwandert. Zur Unterscheidung von diesem religiösen Fest im Sommer wird das Neujahr im Frühling auch als „Dschamschids Neujahr“ 3 http://www.whitehouse.gov/the_press_office/Videotaped-Remarks-by-The-President-in-Celebration-of-Nowruz (eingesehen am 22.3.2009). 4 Eine vorzügliche Zusammenfassung der Festbräuche findet sich in Stausberg 2004, 508–532. Ihr verdanken sich auch die folgenden Bemerkungen.

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bezeichnet. Es hat sich bei den Zarathustriern bis heute nicht wirklich als Neujahrsfest gegenüber dem religiösen Neujahr im Juli/August durchsetzen können. Das eigentliche iranische Nouruz am 21. März, dessen Termin sich der Einführung eines genauen Zivilkalenders in Iran durch die Seldschuken im Jahre 1079 verdankt, bei dem der Neujahrstag prinzipiell auf dem Tag der Frühjahrstagundnachtgleiche liegt, hat keinen islamischen Hintergrund, und so hat man mit Recht vermutet, dass die zahlreichen an diesem Fest üblichen Bräuche ältere iranische Traditionen widerspiegeln. Der bekannteste dieser Bräuche, neben der Reinigung des Hauses und dem Kauf neuer Kleidung und Blumen, besteht darin, dass man auf einem Esstuch oder Tisch sieben bestimmte Gegenstände arrangiert, und zwar insbesondere solche, deren Namen im Persischen mit dem Buchstaben Sin (S) bzw. Schin (Sch) beginnen (Haft Sin/Šin); dazu zählen (Sin): vorher angesetzte Weizen-, Gersten- oder Linsen-Keimlinge bzw. ein Gemüse (sabzi), Samen der wilden Raute (sepand), Knoblauch (sir), die Weizen- [14] Süßspeise (samanu), Sumach-Beeren (sommāq), eine Münze (sekke), Äpfel (sib), Essig (serke), eine Hyazinthe (sonbol), Mehlbeeren (senjed), Fenchel (siāh-dāne), eine Uhr (sā‘at) usw.; (Šin): Milch (šir), Wein (šarāb), Zucker (šakar), Kerzen (šam‘), Plätzchen bzw. Süßigkeiten (širini), Glas (šiše), Sirup (šire), kühler Fruchtsirup (šarbat), ein Säbel oder Schwert (šamšir) usw. Darüber hinaus platziert man auf dem Tisch in der Regel einen Spiegel, Kerzen und ein Buch (bei den Zarathustriern das Avesta, bei Muslimen den Koran, bei nationalgesinnten Personen den „Diwan“ des Hafez oder das „Königsbuch“ des Ferdousi), ein Gefäß mit Rosenwasser, verschiedene Brotsorten und Speisen, eine Vase mit Goldfischen sowie Eier, die man z.T. bereits im Vorfeld bemalt hat. Der Tisch bleibt während der gesamten Neujahrsferien, die drei Wochen dauern, aufgebaut. Zu den Neujahrsfeierlichkeiten gehört ein Festmahl, das nach allgemeiner Auffassung aus mindestens drei unerlässlichen Komponenten bestehen sollte: Reis, Gemüse und Fisch. Neben den Broten und Süßspeisen werden für Nouruz noch einige weitere Speisen zubereitet, vor allem Nudelsuppe sowie eine weitere Suppe, ein Hühnchengericht und – in zarathustrischen Kreisen – die üblichen Ritualspeisen. Während der Ferien wird erwartet, dass Familienangehörige, Freunde und gute Nachbarn besucht werden. Am Dienstagabend vor Neujahr werden auf den Dächern, Plätzen oder in Gärten Feuer angezündet, und der Brauch schreibt vor, dass jedes Kind mindestens einmal über ein solches Feuer springen solle. Dieser Brauch, an dem die Kinder viel Freude haben und der von den Autoritäten der Islamischen Republik mit Argusaugen beobachtet wird, erfreut sich inzwischen auch bei vielen Zarathustriern großer Beliebtheit, obgleich er nicht nur unislamisch, sondern auch unzarathustrisch ist, wäre es den Angehörigen dieser Religion in früheren Zeiten doch nie in den Sinn gekommen, über das von ihnen verehrte Feuer hinwegzuspringen. Ebenfalls am Vorabend zum letzten Mittwoch vor Nouruz verkleiden sich die Kinder, klopfen, mit einer leeren Schale und einem Löffel „bewaffnet“, an die Türen der Nachbarn und bitten um Gaben. Es ist verpönt, sie abzuweisen, und die Schüsseln füllen sich mit Nüssen, Pistazien, getrockneten Früchten und anderem Obst oder auch mit Schokolade und hausgemachten Plätzchen, in denen eine Münze versteckt ist. Wie gesagt, Nouruz wird in Iran sowohl von Muslimen als auch von Zarathustriern gefeiert. Aus orthodox-islamischer Sicht ist dieses Fest allerdings eine ambivalente An-

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gelegenheit: Es ist zwar einerseits islamisch legitimiert, andererseits zählt es aber nicht zum Kanon des islamischen Festkalenders, und von Seiten islamischer Autoritäten und Gelehrter gab es häufiger Versuche, Nouruz ganz abzuschaffen oder zumindest die mit diesem Fest verbundenen („heidnischen“) Praktiken einzuschränken. 5 Seit wann ist nun aber das Nouruzfest in Iran nachgewiesen? Kann es bereits den Plänen von Persepolis im ausgehenden 6. Jh. v.Chr. zugrunde gelegen haben? 6 Ich hatte ja bereits erwähnt, dass die Einführung des Festes dem mythischen Urkönig Dschamschid (bzw. Dscham) zugeschrieben wird. Allerdings findet man Legenden dieser Art, [15] aus denen man auf den uriranischen Charakter des Festes geschlossen hat, weniger in den Schriften der zarathustrischen Priester 7 als vielmehr in den Werken muslimischer Gelehrter und Dichter. Unter ihnen ragen in besonderer Weise der Universalgelehrte al-Biruni (973–1048) und der Epiker Ferdousi (935–1020) hervor. Besonders wertvoll ist Birunis Bericht, weil er auf unterschiedliche Interpretationen von verschiedenen, ansonsten oft unbekannten muslimischen und zarathustrischen Gewährsleuten verweist. 8 Da wir davon wissen, dass die offiziös-königliche iranische Version der Geschichte der Welt und der Geschichte Irans, in der Dschamschid eine wichtige Rolle spielt, in sasanidischer Zeit schriftlich grundgelegt wurde, dürfte wohl feststehen, dass Nouruz unter den Königen aus dem Hause Sasans – in welcher Form auch immer, sicher in stark zarathustrischem Gewande – gefeiert wurde. Doch zwischen Sasaniden und Achaimeniden liegen immerhin mehr als 500 Jahre, und wenn man bedenkt, dass den gleichfalls aus Fars stammenden Sasaniden Namen und Geschichte ihrer achaimenidischen Vorläufer nicht mehr bekannt waren, dann bleibt uns nichts anderes übrig, als nach Hinweisen auf Nouruz in achaimenidischer Zeit selbst zu suchen. III. 

Nouruz in Persepolis – die Geschichte einer Idee

Bevor wir dies tun, sollten wir allerdings zuvor klären, wer zu welchem Zeitpunkt denn überhaupt Persepolis mit Nouruz in Verbindung gebracht hat, wem auch Gerold Walser, den ich am Anfang meines Beitrages zitiert habe, diese Idee verdankt. Die ersten Gelehrten, die den königlichen Bauherren von Persepolis, also vor allem Dareios I., seinem Sohn Xerxes und seinem Enkel Artaxerxes I., unterstellten, die Residenz ausschließlich 5 Ein sehr schönes Beispiel für die Bedeutung von Nouruz im heutigen Iran bietet Kennedy (2009: 28): Als zuletzt im Jahr 1990 Ramadan und Nouruz zusammenfielen, folgten die meisten Iraner in Schiras und Umgebung den Bräuchen des Neujahrsfestes, und das politisch-religiöse Establishment dort duldete diese Entscheidung. 6 Die entscheidenden mittel- und neupersischen sowie arabischen Traditionen hat Markwart zusammengestellt, übersetzt und kommentiert (Markwart 1930). 7 Hier ist eigentlich nur der Pahlavi-Text Māh ī Frawardīn rōz ī Xordād zu nennen (vgl. J.M. JamaspAsana, The Pahlavi Texts Contained in the Codex MK Copied in 1322 A.C. by the Scribe MehrÂwân Kaî-khûsrû I, Bombay 1897: 102–108 = Markwart 1930: 742–765b). 8 al-Bīrūnī, The Chronology of Ancient Nations, hg. u. übers. v. C.E.  Sachau, London 1879: 203 = Markwart 1930: 737f.

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oder auch zum Zwecke der Feier des Neujahrsfestes errichtet und in den Reliefs die Zeremonien und Rituale dieses Festes verewigt zu haben, waren der französische Archäologe Roman Ghirshman und sein amerikanischer Kollege Arthur Upham Pope. 9 Schon bald setzte sich diese Idee in der Fach- wie in der populären Literatur durch. Die Reliefs der Thronträger und Gabenbringer wurden dabei gelesen, als ob es sich bei ihnen gleichsam um Photographien tatsächlicher Festabläufe handle, “frozen in stone“, wie meine leider viel zu früh verstorbene Kollegin Heleen Sancisi-Weerdenburg das auszudrücken pflegte. 10 Fast alle Anhänger der Theorie waren sich dabei einig, dass die Idee letztlich auf den Persepolisausgräber Ernst Herzfeld 11 zurückgehe, der einen Nouruzempfang des Gouverneurs von Schiras in Persepolis geschildert habe, bei dem auch Geschenke überbracht worden seien, und der dann die Verbindung zwischen Antike und Neuzeit hergestellt habe. Das Zitat in Herzfelds „Reisebericht“ von 1926 lautet folgendermaßen: [16] Es war eine uralte, erst in den letzten Jahren außer Gebrauch gekommene Sitte, die ich 1923 noch mit Augen sah, daß jeder neue Gouverneur von Schiras im Beginn seiner Amtszeit nach Persepolis kam. Große bunte Zelte wurden auf dem Platz der großen Audienzhalle aufgeschlagen. Dann kamen die Leute aus der Umgegend und brachten ihm Geschenke; mit gleicher Pracht wie auf den Bildern brachten sie die gleichen Gaben: Steinbock und Fettschafe, Wildhühner – Schüsseln mit Pistazien, u.ä. Es war als wären die Reliefs lebendig geworden und als träten sie aus ihrem Rahmen. 12 Schaut man sich das Zitat genauer an, dann erwähnt Herzfeld allerdings nirgendwo das Wort Nouruz, und das mit gutem Grund, fand der Empfang des Gouverneurs in Persepolis doch zwischen dem 26. und 29. November des Jahres 1923, nicht um den 21. März herum, statt und waren die „Gaben“ der Umwohner doch nicht einem Jahreskalenderfest, sondern allein dem Umstand geschuldet, dass Firuz Mirza, der Gouverneur von Schiras, einzig und allein deshalb nach Persepolis gekommen war, um Ernst Herzfeld zu treffen. Herzfeld selbst hat auch später, wenn er sich Gedanken über ein jährlich in Persepolis stattfindendes Fest machte, eher an Mithrakana (Mehregan), ein Herbst­ und Erntefest zu Ehren des Gottes Mithra, des Gottes des Lichtes und des Vertrages 13, gedacht. 14 Im Rahmen der Auseinandersetzung mit Ghirshmans und Popes Ideen wurde auch bekannt, dass die Nouruz-Theorie schon viel älter als bislang angenommen war, sich nämlich schon in Reiseberichten seit dem 17. Jh. findet. 15 Besonders einflussreich war 9 Ghirshman 1957; Pope 1957. In der Forschung läuft diese Idee unter dem Schlagwort „Persepolis – a Ritual City“ um. 10 Sancisi-Weerdenburg 1991: 174. In diesem vorzüglichen Artikel findet sich auch ein Abriss der Forschungsgeschichte. 11 Zu Herzfeld s. den exzellenten Sammelband Gunter/Hauser 2005. 12 Herzfeld 1926: 25. 13 Zu diesem Fest vgl. man Stausberg 2004: 540–549. 14 Angaben in Sancisi-Weerdenburg 1991: 175f. 15 Dies ist eines der wertvollen Ergebnisse des Beitrages von Sancisi-Weerdenburg.

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dabei die Darstellung des englischen Malers Robert Ker Porter, der 1821 die Reliefs aus Persepolis zum einen mit dem von Xenophon in seiner Kyroupaideia (8,3,1–8,3,3) beschriebenen Festzug des Kyros in Verbindung brachte 16, zum anderen mit dem eigenen Erleben eines königlich-kadscharischen Festes an Nouruz. Alle die Reisenden und Gelehrten, die die persepolitanischen Reliefs mit zeitgenössischer Festpraxis an Neujahr verglichen, gingen dabei stillschweigend von einer kontinuierlichen iranischen Nouruzpraxis über die Jahrtausende hinweg aus. IV. 

Nouruz in Persepolis? Zweifel an einer Theorie

Es ist nun nicht so, als seien nicht schon vor diesem Beitrag Zweifel an der Theorie vom Nouruzfest in Persepolis geäußert worden. Zum einen verwies man darauf, dass das Nouruz al-Birunis und das Neujahrsfest heute vieles trenne 17, zum anderen wurde der gleichsam ‚wörtlichen‘ Lesart der Reliefs entgegengehalten, dann müsse man auch [17] annehmen, dass die Speisenträger das Essen nicht durch die Türen, sondern durch die Fenster in den königlichen Palast gebracht hätten, finden sich ihre Abbildungen doch eben dort in den Fensterrahmen. 18 Weiterhin wurde darauf verwiesen, dass sich in einer (zugegebenermaßen späten) griechischen Quelle ein Hinweis darauf finde, dass sich der Großkönig immer im Herbst in Persepolis befunden habe. 19 Diese Textstelle haben die einen genutzt, um die Mithrakana-Theorie wieder ins Spiel zu bringen, doch hat man auch die Meinung vertreten, die Reliefs seien allein als zeit- und raumlose Versinnbildlichung der – alltäglichen und reichsweiten – Begegnung zwischen König und Untertanen ohne konkreten Persepolisbezug zu verstehen. Wir werden darauf zurückkommen. Mit dem griechischen Hinweis auf den König, der sein Reich durchmisst, befinden wir uns aber, da sind sich inzwischen die meisten Gelehrten einig, auf der richtigen Spur, was die Nouruztheorie angeht, da die schriftlichen Selbstzeugnisse der Achaimenidenkönige, die in zumeist drei Sprachen und Schriftsystemen abgefassten Königsinschriften, keinerlei Hinweis auf das Neujahrsfest bereithalten. Was hat es nun mit dem Reisekönigtum der Achaimeniden auf sich? Zu den Kennzeichen persischen Königtums zählt der

16 Zu teispidisch-achaimenidischen Festzügen s.a. Hdt. 7.40f. und Curt. 3,3,8–3,3,25; vgl Calmeyer 1974: 51–54; 1985/86: 79–82. Von besonderer Bedeutung war und ist den Vertretern der These vom Nouruz in Persepolis folgende Bemerkung Xenophons (Kyr. 8,3,34) zum Festzug: Der Auszug des Königs wird heute noch genauso durchgeführt. wie er damals von Kyros eingerichtet worden war, nur dass die Opfertiere fehlen, wenn der König kein Opfer darbringt. (Übers. R. Nickel) Eine Verbindung Festzug-Nouruz postuliert z.B. noch Azoulay 2004: 18 n. 5: Therefore Xenophon may well have described a genuine Persian procession, borrowing aspects from the Persepolitan Nowruz and from military marches. 17 Nylander 1974. 18 Calmeyer 1980. – Den ‚zeitlosen‘ Charakter der persepolitanischen Reliefs betont – neben Calmeyer – vor allem Root 1979 (zur Nouruz-Hypothese s. dort S. 236–240). 19 Strab. 15,1,16; vgl. Athen. 12,513f.

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Brauch des Herrschers, auch außerhalb von Heerzügen in seinem Reich herumzureisen. 20 Vor allem der  –  von den griechischen Autoren als saisonal beschriebene  –  Aufenthalt in den verschiedenen Residenzen hat auf die Nachbarn im Westen großen Eindruck gemacht. Zitiert sei hier nur eine Bemerkung Xenophons in seiner Kyroupaideia (8,6,22) 21: Er selbst aber nahm seinen Wohnsitz in der Mitte des Reiches. Im Winter verbrachte er sieben Monate in Babylon (dieses Gebiet ist nämlich sehr warm); im Frühjahr drei Monate in Susa und im Hochsommer zwei Monate in Ekbatana. Man sagt, er habe auf diese Weise das ganze Jahr über in der milden Wärme und der angeneh­ men Kühle des Frühlings gelebt. (Übers. R. Nickel) Man hat dieses Verhalten des Großkönigs zu Recht auch mit dem Aufenthalt des mittelalterlichen deutschen Herrschers in den Pfalzen des Reiches verglichen. Tut man dies aber, dann wird – neben dem saisonal-klimatischen – auch ein politischer Zug des ‚Reisekönigtums‘ deutlich. Der König beschäftigt sich an den verschiedenen Plätzen (neben den Reichsangelegenheiten) mit den je spezifischen Problemen der Region und nimmt dabei auch den Kontakt mit den dort lebenden Untertanen (bzw. ihren Vertretern) auf. Ähnliches bezeugen nun für den Perserkönig zahlreiche antike Zeugnisse, die ausführlich über seine Reisen, seinen Empfang in den wichtigsten Orten an der Reiseroute und in den Residenzen selbst, aber auch etwa über die Zuschauer an den Straßen berichten. Auch wenn manche Autoren den Eindruck zu vermitteln versuchen, die Reisen und Besuche des Königs seien durch Unmittelbarkeit, Spontaneität und Improvisation gekennzeichnet gewesen, die Wahrheit sah anders aus: Die Reisen wurden [18] minutiös vorbereitet, die Empfange waren als symbolträchtiges Zeremoniell nach alten Traditionen gestaltet; das Geschenkebringen der Untertanen und das Geschenkeausteilen der Könige mochten zwar in der jeweils konkreten Situation spontan geschehen und  –  bei einem beliebten Herrscher – echtes Anliegen sein, waren zugleich aber immer symbolischer Ausdruck des Verhältnisses zwischen Oberherrn und Untertanen. Die Forschung hat neben dem politischen Zug des Reisekönigtums die Frage umgetrieben, ob die Großkönige tatsächlich Jahr für Jahr demselben Reise- und Aufenthaltsmuster gefolgt seien. Ein Vergleich der – in sich widersprüchlichen – griechischen Überlieferung mit den Informationen elamischer Tontäfelchen aus Persepolis aus der Zeit vom 17. bis zum 28. Regierungsjahr Dareios’ I. (505/4–494/3 v.Chr.) hat Zweifel an der Striktheit dieser jährlichen grand tour aufkommen lassen, hat aber zugleich deutlich machen können, dass die Aufenthalte in Babylon und Susa fast immer in Winter und Frühling, diejenigen in Ekbatana in den Sommer und die in Persepolis manchmal in den Frühling und manchmal in den Herbst fielen. 22 Spricht schon dieser Befund gegen ein 20 Zum achaimenidischen Reiskönigtum vgl. besonders Briant 1988; Tuplin 1998; Wiesehöfer 2001, 38–41, 259f.; Briant 2002: 186–189. Briant spricht in diesem Zusammenhang vom „Nomadic King“ and „Itinerant State“. 21 Weitere Belege: Strab. 16,1,16; Athen. 12,513f.; Ail. nat. 3,13; 10,16. 22 Tuplin 1998.

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regelmäßig gefeiertes Neujahrsfest im Frühling in Persepolis, so ist dies in noch stärkerem Maße bei Zeugnissen der Fall, die meine Kollegin Caroline Waerzeggers im Mai 2007 auf einer Konferenz über den Achaimenidenhof in Basel vorstellte und auswertete: Es handelt sich um babylonische Tontäfelchen, die uns Auskunft darüber geben, dass mit Steuerangelegenheiten befasste babylonische Würdenträger und Funktionäre in der Zeit vom 13. Regierungsjahr Dareios’ I. (509/8) bis zur Regierungszeit Dareios’ II. im letzten Viertel des 5. Jh. häufig, wenn nicht regelmäßig, aus Babylonien nach Susa reisten, und zwar ganz offensichtlich nicht aus freien Stücken, sondern, weil es staatlicherseits von ihnen verlangt wurde. Nun ist es so, dass diese reisenden Babylonier immer am Ende eines Jahres nach Susa aufbrachen und im frühen Frühling, auf jeden Fall erst nach der Frühlingstagundnachtgleiche, in ihre Heimat zurückkehrten. Frau Waerzeggers hat nun mit Hilfe einer intensiven Textanalyse und eines Vergleiches der babylonischen mit den eben erwähnten elamischen Zeugnissen zweierlei deutlich machen können: Zum ersten standen die Reisen der babylonischen Würdenträger und Funktionäre in Verbindung mit regelmäßigen Steuerlieferungen aus Babylonien nach Susa; zum zweiten trafen die Babyionier dort häufiger – nur für wenige Jahre ist der jeweilige Aufenthaltsort des Herrschers überhaupt ermittelbar – auf den Großkönig. Fassen wir diesen Teil der Ausführungen zusammen: Ein regelmäßiges in Anwesenheit des Großkönigs in Persepolis stattfindendes Neujahrsfest und damit auch der Bau der Anlage zum Zwecke der Feier dieses Festes sind ausgeschlossen. Wenn überhaupt, dann hat ein solches Fest mit dem König an wechselnden Orten stattgefunden – wenn wir den Vergleich der griechischen mit den einheimischen Zeugnissen bemühen, entweder in Susa oder Persepolis; manchmal dürfte der Großkönig auch am nun für die Perserzeit wirklich gut bezeugten und im babylonischen Zusammenhang legitimatorisch besonders wichtigen Neujahrsfest in Babylon teilgenommen haben. 23 Ekbatana scheidet wohl aus klimatischen Gründen als Ort eines Neujahrsfestes aus. Allerdings gilt es festzuhalten: Schriftlich bezeugt ist die Feier eines iranischen Neujahrsfestes in einer der iranischen Residenzen nicht, und selbst wenn es ein solches Fest am Tage der Frühlingstagundnachtgleiche gegeben hätte, 24 stünde noch lange nicht fest, dass es in Art und Zweck eine Verbindung zum späteren Nouruzfest aufgewiesen hätte.

23 Zum Akitufest vgl. zuletzt Pongratz-Leisten 1998-2001; Bidmead 2004 (der ich allerdings, was ihre Bewertung der Rolle des Xerxes in Babylonien angeht (141f.), nicht folgen möchte). 24 Eine solche Möglichkeit mochten weder Sancisi-Weerdenburg (1991: 201: lt is clear that no Nowruz is attested for the Achaemenid period. This, however. is not proof that it did not exist at that time) noch Briant (2002: 186: ... we must carefully observe that even if the royal artists ... were not charged with describing a festival and its appurtenances realistically, this does not ipso facto imply that the hypothesis of an imperial ceremony must be abandoned... Indeed, none of them [i.e. the Classical sources, J.W.] indisputably corroborates the hypothesis of an imperial festival periodically celebrated at Persepolis (whether or not it took place at the time of the New Year), but some of them describe the bestowing of gifts on the Great King during the relocations of the court) ausschließen.

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Doch wie sind nun die Reliefs aus Persepolis zu deuten, die in Form der Gabenbringer, der speisentragenden Diener und der Thronträger auf Festlichkeiten am Ort zu deuten scheinen? Ist die Theorie regelmäßiger Nouruzfeierlichkeiten in Persepolis in Anwesenheit des Königs ebenso zu verwerfen wie die These vom Bau der Anlage zum Zwecke dieser Feierlichkeiten, dann können die Reliefs nur folgendem Zweck gedient haben: Entweder waren sie dazu gedacht, den Besuchern der Residenz die zu allen Zeiten und in allen Reichsteilen bei Besuchen des Königs stattfindenden Begegnungen zwischen dem großzügigen und auf das Wohl seiner Untergebenen bedachten Herrscher und den loyalen, gabenbringenden oder den König ,auf Händen tragenden’ Untertanen in Erinnerung zu rufen; 25 dann hätten die Bilder legitimatorischen Zwecken gedient und wären, wie fast alle Königsinschriften, nicht im strengen Sinne historisch, sondern symbolisch zu lesen. Oder die Gabenbringer und Thronträger verweisen auf tatsächliche regelmäßige Feierlichkeiten, entweder in Persepolis oder, eher noch, an jeweils dem Ort, an dem der Herrscher sich zum Zeitpunkt des Festes gerade befindet. Die Anbringung der Reliefs mit Gabenbringern und Thronträgern nur in Persepolis hätte dann in beiden Theorien mit dem Umstand zu tun, dass diese Residenz im Heimatland der Achaimeniden alle anderen an legitimatorischer Bedeutung überragte. Nur in der zweiten Theorie wäre überhaupt – neben Festen wie dem in griechischen Quellen bezeugten Geburtstagsfest des Königs oder dem bereits erwähnten Mithrasfest – Platz für ein iranisches Neujahrsfest; mit Persepolis selbst – das beweisen die babylonischen und elamischen Täfelchen – wären diese Feste allerdings nur dann in Verbindung zu bringen, wenn sie auch in Abwesenheit des Königs hätten stattfinden, d.h. wenn etwa die sog. Schatzhausreliefs mit ihren Audienzszenen den Herrscher gleichsam hätten vertreten können. 26 Ich muss gestehen, dass ich der ersten Theorie, der Symboltheorie, zuneige, weil nur sie bildliche und schriftliche Äußerungen der Könige zufriedenstellend zu verbinden versteht. Ich muss weiterhin gestehen, dass mich auch ein Neujahrsfest an wechselnden Schauplätzen und gegebenenfalls sogar ohne Beteiligung des Großkönigs nicht zu überzeugen vermag. Solange ein Fest der Frühlingstagundnachtgleiche, ganz zu schweigen vom Nouruzfest späterer Zeiten, nicht in achaimenidischen Zeugnissen Bestätigung findet, sollten wir Bau und Funktion von Persepolis anders zu erklären versuchen. Doch wie? Damit bin ich beim letzten Teil meiner Ausführungen angelangt. V. 

Die Geschichte des Platzes und seine Funktion 27

Heute weiß man, dass Dareios I. Ende des 6. Jh. die Palastterrasse aufschütten, einen Zugang von Süden anlegen und mit der Bautätigkeit auf der Terrasse (Apadana, Dareiospalast, Schatzhaus) beginnen ließ. Vermutlich hat er den Fortgang der Arbeiten immer wieder selbst kontrolliert, hat sich wohl auch häufiger in Matezzisch, der eigentlichen 25 Calmeyer 1986. 26 Zu diesen Reliefs s. zuletzt Wiesehöfer 2007. 27 Zur Geschichte von Persepolis vgl. zuletzt zusammenfassend Roaf 2007 (mit der älteren Litertur).

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Siedlung, aufgehalten, die bis in die Alexanderzeit erhalten blieb und dann von den Makedonen systematisch geplündert wurde. Zu Dareios’ Zeiten waren hier wohl die Arbeitskräfte aus allen Teilen des Reiches konzentriert, die die Terrassenanlage auf Befehl des Großkönigs errichten mussten. Es verwundert nicht, dass beim Tode des Dareios im Dezember 486 nur ein Teil der Arbeiten ausgeführt war; Dareios’ Sohn Xerxes unterzog sich der Aufgabe, Apadana und Palast seines Vaters zu vollenden, ließ es aber nicht dabei bewenden, sondern begann zusätzliche Bauarbeiten an der Treppenanlage im Nordwesten, am ‚Tor aller Länder‘, seinem eigenen Wohnpalast, dem ‚Harem‘ und wohl auch dem Tripylon. Ganz Persepolis muss zu Xerxes’ Zeiten eine einzige Baustelle gewesen sein. Es ist hier nicht möglich, sich ausführlich mit den von den Griechen vor allem des 4. Jh. in die Welt gesetzten Verunglimpfungen des Xerxes auseinanderzusetzen 28: Ihre berechtigte Verstimmung über die von diesem König als Strafe für athenische Illoyalität befohlene Zerstörung der Akropolis hat ihnen und in ihrem Gefolge vielen klassisch gebildeten Intellektuellen den Blick für die politischen und kulturellen Leistungen des Xerxes verstellt, mit dem eben nicht, wie häufig angenommen, der unaufhaltsame Abstieg des Perserreiches begann, sondern dessen Regierungszeit den eigentlichen Höhepunkt persischer Macht- und Kulturentfaltung darstellte. Auch Xerxes erlebte nicht mehr das Ende all der gewaltigen Baumaßnahmen in Persepolis. Sein Sohn (und wohl auch Mörder) Artaxerxes I. ließ den Palast seines Vaters sowie den „Hundertsäulensaal“ vollenden und einen eigenen Palast errichten; gleichzeitig sorgte er mit der Fertigstellung des Tripylons dafür, dass die zahlreichen Einzelgebäude zu einem harmonischen Ensemble zusammenwuchsen. 29 Es ist nun interessant, dass in Persepolis alle Bau- und Steinmetzarbeiten nach Artaxerxes I.  eingestellt wurden, obgleich manches noch unvollendet war. Die Anlage wurde „alter Palast“ und als solcher auch als Begräbnisplatz der Dynastie genutzt (wie die Gräber Artaxerxes’ II. und III. 30 beweisen). Erst in einer dritten Phase am Ende der Achaimenidenzeit war Persepolis wieder stärker belebt, und es ist ja auch erneute Bautätigkeit (vor allem unter Artaxerxes III.) nachzuweisen. Bedeutung und Bauzustand der Anlage und der in der Ebene liegenden Wohnstadt beim Einmarsch der Truppen Alexanders Anfang 330 v.Chr. werden deutlich in einem Augenzeugenbericht aus der Umgebung des Makedonenkönigs, den uns Diodor (17,70f.) überliefert: Persepolis war die „Mutterstadt“ (metropolis) des Königtums der Perser. Alexander beschrieb sie den Makedonen als verhassteste unter allen Städten Asiens und übergab sie seinen Soldaten zur Plünderung, außer den Palästen. Es war die reichste Stadt unter der [21] Sonne, und die Privathäuser waren im Laufe der Zeit mit jeder Art von Wohlstand (eudaimonia) versehen worden. Die Zitadelle (akra) ist 28 Vgl. zuletzt Sancisi-Weerdenburg 1989/2002; Rollinger 1998; 2001; Henkelmann / Kuhrt / Rollinger / Wiesehöfer 2011; Wiesehöfer 2007. 29 Zum veränderten Bauprogramm unter Artaxerxes I. s. Jacobs 1997; Wiesehöfer 2007: 7–9 (mit der älteren Literatur). 30 Calmeyer 2009.

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bemerkenswert und umgeben mit einem dreifachen Mauerring. … An der Ostseite der Terrassenanlage, 4 Plethra entfernt, ist der sog. „Königshügel“ (oros basilikos), in dem sich die Gräber der Könige befinden. … Über die Terrasse (akra) verstreut waren königliche Residenzen und solche von Feldherren (katalyseis basilikai kai strategikai), mit viel Luxus ausgestattet, sowie Schatzhäuser (thesauroi), für die Bewachung der Kostbarkeiten passend ausgestattet. Die Wohnstadt wurde den erschöpften und über den energischen Widerstand der Perser an den „Persischen Toren“ erbitterten Soldaten gleich zur Plünderung freigegeben (Curt. 5,6,4–5,6,8; Diod. 17,70,1–17,70,6), auf der Terrasse erst vier Monate später, nach Alexanders Zug durch die Persis, bewusst Feuer gelegt, wobei, wenn man den Alexanderhistorikern Glauben schenkt, die verhasste Metropolis des Gegners unterging. Der archäologische Befund macht jedoch deutlich, dass der Platz nur teilzerstört und bald darauf wieder genutzt wurde. 31 Doch was hat Diodor mit seiner Bemerkung, Persepolis sei die „Mutterstadt (metropolis) des Königtums der Perser“ gewesen, zum Ausdruck bringen wollen? Welche Bedeutung war diesem Platz vor dem Brand zugekommen und welcher Sinngehalt steckt demnach in seiner Monumentalarchitektur und in seinen Bildern? Persepolis und Matezzisch waren zunächst einmal Verwaltungszentren der Persis, des Kernlands des Reiches, gewesen. 32 Die durch den Brand im Feuer festgebackenen elamischen Keilschrifttäfelchen geben Auskunft über ein elaboriertes regionales Wirtschafts- und Verwaltungssystem; sie beziehen sich in Form kurzer Verwaltungsnotizen auf die Beschaffung, den Transfer und die Ausgabe von Naturalien in den südwestiranischen Kernlanden, Lebensmittel, die als tägliche, monatliche oder auch Extrarationen an Einzelpersonen und Arbeitsgruppen, aber auch zur Versorgung von Tieren oder zur Ausrichtung von Opfern ausgegeben wurden. Jede der genannten Personen und Gruppen wird in Naturalien ‚bezahlt‘ bzw. versorgt, und darüber wird auf eine so subtile Art und Weise ‚Buch geführt‘, dass man dieses System der Einkünfte und Ausgaben nur als hoch entwickelt bezeichnen kann. 33 In Persepolis (im Schatzhaus?) liefen offensichtlich im 6. und 5. Jh. die Fäden der regionalen Administration zusammen; in der Spätzeit war dieses Gebäude wohl in erster Linie Aufbewahrungsort von Preziosen, Gläsern, Stoffen, Möbeln, Waffen, Kunstwerken und vor allem Edelmetallen, die als Geschenke, Beute oder Abgaben hierhergebracht worden waren. Persepolis war aber nicht nur Verwaltungs- und Wirtschaftszentrum, sondern vor allem auch königliche Residenz, vermutlich aus historischen und ideologischen Gründen die wichtigste von allen. Hier ließen Dareios und seine Nachfolger in Wort und Bild ihre Sicht der Rolle des Königs als Herrscher von der Götter Gnaden und ihre Auffassung vom 31 Zu den Motiven Alexanders s. Sancisi-Weerdenburg 1993; Briant 2002: 1045–1048 und Seibert 2004/2005: 70–72, der die These vom Rachegedanken als Motiv für die Brandstiftung als Kon­ strukt zu entlarven sucht. 32 Zur Verwaltungszone Persepolis und deren geographischen Grenzen vgl. jetzt Henkelman 2009: 312f. 33 Zu den Täfelchen und ihrem Inhalt vgl. zuletzt Henkelman 2008.

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idealen Herrscher-Untertanenverhältnis verewigen. Symbolisiert wird dieses im untertänigen Gabenbringen und Throntragen: Typische Produkte des jeweili[22]gen Volkes oder Luxusgüter werden dem König überbracht, in Banketten verzehrt und wiederausgeteilt; sie dokumentieren damit die Verbundenheit zwischen Herrscher und Untertanen, mag sie nun wirklich gegeben gewesen oder als vom Monarchen verordnet empfunden worden sein. Der König, den seine Untertanen „auf Händen tragen“, konkret: der auf einem gewaltigen Möbel auf seinem Thron sitzende Herrscher, der von Repräsentanten der Reichsvölker getragen wird, ist ein weiteres augenfälliges Thema der persepolitanischen Reliefkunst und symbolisiert ähnlich wie die ‚Geschenkebringer‘ die Autorität des Königs im Reichsganzen; zugleich soll dieses Bild aber noch andere Assoziationen beim Betrachter wecken, wie die Grabinschrift Dareios’ I. aus Naqsch-i Rustam beweist (DNa 38–47): Und wenn du nun denkst: „Wie zahlreich sind die Länder, die König Dareios besaß“, dann betrachte die Bilder derer, die mein gathu tragen, da wirst du erkennen, dann wirst du wissen, dass des persischen Mannes Lanze gar fernhin vorgedrungen ist, dann wirst du wissen, dass der persische Mann fern von Persien den Feind zurückgeschlagen hat. (Übers. R . Schmitt). Eine Legende gilt es noch zu zerstören: Sie sieht in Persepolis eine ‚heilige Stadt‘, die Fremden (vor allem auch den Griechen) immer verschlossen geblieben sei. Davon kann keine Rede sein, auch wenn in der Zeit vor Alexander zumeist Susa als Ziel griechischer Gesandtschaften erscheint. Zumindest die am Bau von Persepolis beteiligten ionischen Künstler und Bauleute werden im Westen vom Glanz der Residenz berichtet haben 34, und es verwundert nicht, dass ein Teil der Forschung die in Persepolis in Stein gehauene Idee der Reichsherrschaft in Teilen des ‚perikleischen‘ Bauprogramms in Athen rezipiert sehen möchte. 35 Fassen wir zusammen: Persepolis (Parsa) symbolisierte Persien und war gleichzeitig Projektion achaimenidischen Reichsverständnisses: Es spielte eine Rolle als Verwaltungszentrum, diente dem König zur Zurschaustellung seiner Macht und seines Reichtums und war mit Materialien und von Arbeitskräften errichtet worden, die aus allen Reichsteilen stammten. An diesem Platz, in Reliefs und Architektur, sollte das Gefühl einer universellen Ordnung vermittelt werden, die auf der einhelligen Unterstützung des Königs durch seine Untertanen beruhte. Die auf den Reliefs abgebildeten gabenbringenden Völkerschaften und sich zu Banketten versammelnden Würdenträger, sie alle werden als Teilnehmer an Zeremonien vorgestellt, die, ob sie nun ort- und zeitgebunden zu verstehen sind oder sich auf reale Festivitäten in Persepolis selbst beziehen, das Zusammenwirken von König und Untertanen zu beiderseitigem Nutzen symbolisieren. In Persepolis ergänzen sich Themen und Motive der Bilder damit zu einem programmatischen Neuentwurf einer spezifisch persischen Königtums- und Reichsidee. 36 Ob es 34 Zu Griechen als Arbeitskräfte im Achaimenidenreich vgl. nun Rollinger/Henkelman 2009. 35 Vgl. Root 1985; Miller 1997: 218–242. 36 Vgl. zuletzt Wiesehöfer 2008a und b sowie Wiesehöfer/Rollinger 2012.

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sich um die gabenbringenden Völkerschaftsdelegationen handelt, um die throntragenden, nach Ethnien geordneten Untertanen, um den königlichen Helden im Kampf gegen Mischwesen oder in Verehrungs- und Gebetshaltung, wie auf den Grabfassaden, [23] für die alten Perser war all dies Ausdruck einer zeitlosen Idee von weltlicher und kosmischer Ordnung, die sich göttlichem Beistand und der gegenseitigen Loyalität von König und Untertanen verdankte. Es ist die gleiche Idee, die sich auch in den dreisprachigen Inschriften widerspiegelt, sei es in ihrer Betonung der Qualitäten des Königs oder der Bedeutung untertäniger Loyalität für den Bestand des Reiches, sei es in den Hinweisen auf göttliche Unterstützung für den König oder auf die große Ausdehnung des Reiches. In der Gründungsurkunde des Apadana (DPh) heißt es in den drei Keilschriftsprachen Altpersisch, Elamisch und Babylonisch gleichlautend: Dareios, der Großkönig, König der Könige, König der Länder, des Hystaspes Sohn, der Achaimenide. Es kündet Dareios der König: Dieses Reich, das ich besitze, von den Skythen jenseits von Sogdien bis nach Äthiopien, von Indien bis nach Lydien, übertrug mir Auramazda, der größte der Götter. Auramazda möge mich und mein Haus schützen (Übers. R. Schmitt). Als wahrheitsliebender, gerechter und tatkräftiger Herrscher von der Götter Gnaden und unter der Götter Schutz war der persische Großkönig nach eigener Einschätzung in der Lage, Invasoren abzuwehren und die persischen Fluren zu schützen, als Vermittler zwischen der Welt der Götter und der der Menschen konnte er göttlichen Beistand und Segen für alle erflehen, als guter Landwirt und Gärtner trug er selbst zum Wohlergehen des Landes bei. Es entspricht dieser Herrscherideologie, dass der König im Gegenzug für seine Leistungen die unbedingte Loyalität der Untertanen zu verdienen und diese notfalls mit Gewalt einfordern zu können glaubt. VI. 

Schluss

Wie die von Alexander teilzerstörte berühmteste aller achaimenidischen Residenzen für einen Iranreisenden, so ist auch die Feier von Nouruz für einen Gastfreund einer iranischen Familie in Europa oder in Iran selbst ungeheuer eindrucksvoll. Dass viele Iraner heutzutage am Tag der Frühlingstagundnachtgleiche oder in den Nouruzferien Persepolis aufsuchen, darf man wohl als glückliche Synthese von historischem Bewusstsein und aktueller Festkultur werten, selbst wenn es eine historische Verbindung von Ort und Fest vermutlich nie gegeben hat.

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‚Reichsgesetz‘ oder ‚Einzelfallgerechtigkeit‘? Bemerkungen zu P. Freis These von der achaimenidischen ‚Reichsautorisation‘* Der Versuch, das Verhältnis von lokaler Autonomie und zentraler Aufsicht im Perserreich aus althistorischer Sicht zu beschreiben, zu analysieren und zu bewerten, kann nur in Auseinandersetzung mit den Thesen meines geschätzten Zürcher Kollegen Peter Frei zu „Zentralgewalt und Lokalautonomie im Achämenidenreich“ 1 geschehen. Auch wenn ich ihm im Ergebnis widersprechen zu müssen glaube, so haben seine Beobachtungen und Gedanken doch meinen Blick für das Problem geschärft und sind mir auch inhaltlich als Herausforderung im besten Sinne des Wortes erschienen. Für die Kontrolle und Sicherung lokaler Normsetzung durch die Zentrale hat Frei im achaimenidischen Kontext den Begriff „Reichsautorisation“ geprägt und ihn wie folgt definiert: „Unter Reichsautorisation verstehe ich, daß die von einer lokalen Instanz gesetzten Normen von einer Instanz der Zentrale nicht einfach gebilligt und akzeptiert. sondern übernommen und zur eigenen Norm gemacht werden. Die lokale Norm wird dadurch im Rahmen des gesamten staatlichen Verbandes, eben des Reiches, als Norm höherer Qualität für alle verbindlich gemacht und gesichert.“ 2 Da Frei die Bestätigung der Normen einer niedrigeren Instanz durch eine höhere Zentrale sowie ihre Übernahme und Verbindlichmachung auf Reichsebene an Fallbeispielen zu erläutern versucht hat, sei es auch mir erlaubt, mich mit einigen dieser Exempla auseinanderzusetzen. Dabei erspare ich mir die Vorstellung der betreffenden Zeugnisse ebenso wie ihre Einordnung in den historischen Kontext, sofern dies nicht für meine Argumentation von Belang ist; Frei hat diese notwendigen Vorarbeiten in vorbildlicher Weise bereits geleistet. [37]

* Wiesehöfer, Josef, ‚Reichsgesetz‘ oder ‚Einzellfallgerechtigkeit‘. Bemerkungen zu P.  Freis These von der achaimenidischen ‚Reichsautorisation‘, in: Zeitschrift für Altorientalische und Biblische Rechtsgeschichte 1, 1995, 36–46. 1 P. Frei, „Zentralgewalt und Lokalautonomie im Achämenidenreich“. Reichsidee und Reichsorganisation im Perserreich, hg. v. P. Frei/K. Koch (Orbis Biblicus et Orientalis, 55), Fribourg/Göttingen 1984, 7–43; eine überarbeitete und erweiterte Fassung des Beitrags steht kurz vor dem Erscheinen und wurde vom Autor bei der Tagung in Frankfurt vorgetragen. Auf diesen Vortrag bzw. seine Bearbeitung für diesen Band beziehe ich mich im folgenden. 2 Zitat aus dem Vortrag in Frankfurt (vgl. Frei, in diesem Band).

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Die Trilingue vom Letoon in Xanthos 3

Die von den Bewohnern von Xanthos in der Form eines Volksbeschlusses initiierte Stiftung 4 eines Kultes für zwei offensichtlich karische Götter legt auch die näheren Modalitäten der Verwaltung und Ausstattung des Heiligtums fest. Der damalige Satrap, der Karer Pixodaros, durch seine Funktionäre in der Region und vor Ort informiert und durch die Gemeinde selbst angegangen, verleiht als Hoheitsträger der Stiftung Gültigkeit und garantiert ihr Bestehen. Er tut dies nicht, weil ihm an der Regelung religiöser bzw. kultischer Dinge per se gelegen ist, sondern er ist eingeschaltet worden, weil seine bzw. die Angelegenheiten des Großkönigs berührt sind. Diese Angelegenheiten sind administrativ-fiskalischer Natur: Die Bestimmungen über die Ausstattung des Kultes (Überlassung eines Landgutes und Zuweisung eines festen Betrages, Atelie des Priesters) sind von Bedeutung im Rahmen der steuerlichen Veranschlagung der Gesamtgemeinde. Entsprechend müssen Veränderungen (katastraler und/oder personenrechtlicher Art) auch vom Satrapen gebilligt und notiert werden. Wenn Frei nun betont: „Damit ist der Beschluß der untertänigen Gemeinde gewissermassen in die Gesetzgebung des Reiches übernommen, er ist, pointiert ausgedrückt, lokal gültiges Reichsrecht geworden“ 5, dann weist er dem Zeugnis eine Bedeutung zu, die ihm m.E. nicht zukommt: a) Nicht der Großkönig ist mit der Angelegenheit befasst, sondern der Satrap. Er ist es auch, der dafür Sorge zu tragen hat, dass die für seine Provinz festgelegten Abgaben nach Abzug eines im Lande verbleibenden Teils an die Zentrale abgeführt werden 6; auf ein Reichszentralkataster, ein Reichszentralarchiv, das auch die speziellsten lokalen Regelungen notiert, gibt es keinen Hinweis. b) Der Satrap braucht die Informationen als staatliche Autorität, um die fiskalischen Beziehungen zur Gemeinde neu ordnen und auf der Provinzebene entsprechend berücksichtigen zu können; er und seine Nachfolger benötigen sie aber auch, um bei Bedarf, d.h. im Streitfall, vor Ort schlichtend oder entscheidend eingreifen zu können. c) Die Xanthier können in eben diesem Fall darauf vertrauen, dass die Funktionäre des Satrapen oder der Satrap selbst (neben den Göttern) zu ihren Gunsten (bzw. zu Gunsten derer, die sich an den Beschluss halten) eingreifen werden. Sollte ein Satrap seinen diesbezüglichen Verpflichtungen nicht nachkommen, bleibt der Gemeinde die Appellation an den Herrscher mit Hilfe des vom Satrapen Pixodaros ausgestellten Dokuments. 7 Eine

3 H. Metzger/E. Laroche/A. Dupont-Sommer/M. Mayrhofer, Fouilles de Xanthos VI: La stèle trilingue du Letôon, Paris 1979. 4 M. Wörrle, „Epigraphische Forschungen zur Geschichte Lykiens II: Ptolemaios II. und Telmessos“, Chiron 8 (1978), 238. 5 Zentralgewalt, 13; vgl. auch Vortrag Frankfurt (in diesem Band). 6 Ch. Tuplin, „The Administration of the Achaemenid Empire“, Coinage and Administration in the Athenian and Persian Empire, ed. I. Carradice, Oxford 1987, bes. 137–158; J. Wiesehöfer, Das antike Persien (von 550 v.Chr. bis 650 n.Chr.), Zürich/München 1994, 98–102. 7 So wurde der Sachverhalt auch ausführlich schon von P.  Briant interpretiert („Polythéismes et empire unitaire“. Les grandes figures religieuses. Fonctionnement pratique et symbolique dans l’antiquité [Lire les polythéismes, 1], Paris 1986, 434–437 sowie „Pouvoir central et polycentrisme

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solche Erklärung des Sachverhalts fügt sich genau [38] dem Charakter anderer von Frei behandelter – allesamt karischer – Beispiele 8 ein. 2.

Der Grenzstreit zwischen Milet und Myous 9

Auch in diesem Fall sehe ich keinen Beweis für eine „Reichsautorisation“ im Freischen Sinne: Der (nach einem Appell der Städte an den König 10 vom Satrapen einberufene 11 [?]) Gerichtshof des Ionischen Bundes führt ein Untersuchungsverfahren durch, das nur deshalb nicht in ein Urteil mündet, weil die Myesier vorher ihre Sache verlorengeben. Der Satrap wird darüber informiert und bestätigt, dass das Land den Milesiern gehören solle; mit anderen Worten: Eine lokale bzw. regionale Instanz fasst in einem eigenständigen Verfahren ihren Beschluss, und der Satrap ratifiziert ihn, d.h. er erkennt ihn an und notiert ihn und seine politisch-fiskalischen Auswirkungen im provinzialen Archiv. Für den Satrapen ist es bedeutsam, wen er für welches Territorium steuerlich veranschlagen muss; der König ist nur insofern involviert, als er von beiden Parteien um Entscheidungshilfe angegangen wird. Er selbst ist nicht an dem Ausgang des Streites, d.h. den territorialen Regelungen, interessiert, sondern daran, dass der Konflikt im Interesse von Ruhe und Ordnung überhaupt geschlichtet wird. 3.

Die ‚Gesetzgebung‘ des Dareios in Ägypten 12

Frei sieht die seiner Meinung nach in einem der Texte auf der Rückseite der ‚Demotischen Chronik‘ 13 (und bei Diodor 14) angedeutete Kodifikation des geltenden ägyptischen culturel dans l’Empire achéménide“, Achaemenid History I, ed. H. Sancisi-Weerdenburg, Leiden 1987, 5 n. 4a). Andere haben ähnliche Auffassungen vertreten (L. Boffo, „La lettera di Dario a Gadata“, BIDR3 20 (1978), 288 und n. 66; S. Hornblower, Mausolus, Oxford 1982, 122; M. Corsaro, „Tassazione regia e tassazione cittadina dagli Achemenidi ai re ellenistici. Alunce osservazioni“, REA 87 (1985), 85; Rüterswörden [in diesem Band]). 8 Hornblower, Mausolus, 365ff., Inschriften M 5, M 8, M 13. Zu diesen Inschriften vgl. Frei, „Zentralgewalt und Lokalautonomie im achämendischen Kleinasien“, Transeuphratène 3 (1990), 167f. sowie Vortrag Frankfurt (vgl. Frei, in diesem Band). 9 SIG 134; M.N.  Tod, A Selection of Greek Historical Inscriptions, vol. 2, Oxford 1948, Nr. 113, S. 36–39. Zur Inschrift vgl. auch F. Adcock/D.J. Mosley, Diplomacy in Ancient Greece, London 1975, 210–214; L. Piccirilli, Gli arbitrali interstatali Greci. Vol. 1, Pisa 1973, 155–159. 10 Briant, Pouvoir, 4. 11 Ib. 12 Für viele wertvolle Literaturhinweise zu diesem Teil des Beitrags und für zahlreiche Anregungen danke ich J. Hengstl (Marburg). 13 Die sogenannte demotische Chronik des Pap. 215 der Bibliothèque Nationale zu Paris nebst den auf der Rückseite des Papyrus stehenden Texten, hg. und erkl. v. W. Spiegelberg (Demotische Studien, 7), Leipzig 1914, 30–32. 14 Vor allem: I 95, 4f.

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Rechts durch Dareios I. als Parallele zur Rechtsinstitution von Xanthos. Auch hier habe ich Bedenken: Es ist erst neulich wieder betont worden, dass es im Alten Orient (vom Hethiterreich abgesehen) keine Kodifizierung von geltenden Gesetzen und Rechtsordnungen gab, demnach auch kein herrscherliches Stre[39]ben nach Schaffung eines Reichsrechts. Dies gilt auch für das pharaonische (und ptolemäische) Ägypten. 15 Was es in Ägypten im ‚nationalägyptischen‘ Zusammenhang allerdings gab, waren Rechtsbücher, Sammlungen zu Alltagspraxis und Gewohnheitsrecht, die geübtes Recht und allgemeine Rechtsauffassung widerspiegeln. 16 Die Entstehung dieser Rechtsbücher führt in die nationalägyptische Zeit zurück und mag mit der bei Diodor angedeuteten Sorge bestimmter Herrscher um das Recht zu verknüpfen sein. 17 Die Rechtsbücher selbst sind wohl im Tempelbereich entstanden und in besonderem Maße auch von den Interessen der dort tätigen Priesterschaften bestimmt. 18 Auf eine Kodifikation 19 nationalägyptischen Rechts verweist, wie gesagt, nichts 20: Zwar hat auch der Pharao als Herrscher Recht ‚gesetzt‘, doch wie bei allen vorwissenschaftlichen Rechtsordnungen geschah dies ohne kodifikatorische Basis und ohne das Ziel einer ‚Reichsgesetzgebung‘ oder gar Rechtsvereinheitlichung.

15 J. Hengstl, „Zur Frage der Rechtsvereinheitlichung im frühbabylonischen Mesopotamien und im griechisch-römischen Ägypten“, RIDA3 40 (1993), 27–55 (mit weiterer Literatur). 16 Unter den (nur fragmentarisch erhaltenen) demotischen Rechtsbüchern ragt das ‚Rechtsbuch von Hermoupolis‘ hervor (Editio prima: G. Mattha/G.R. Hughes, The Demotic Legal Code of Hermopolis West, Le Caire 1975; vgl. nun auch K. Donker van Heel, The Legal Manual of Hermopolis (P. Mattha): Text and Translation, Leiden 1990); in der uns überlieferten Form auf die Zeit zwischen 300 und 250 v.Chr. zurückgehend, ist es aber vielleicht schon im 8. Jh. v.Chr. entstanden. P. Oxy. XLVI 3285 (2. Hälfte 2. Jh.) geht auf eine griechische Fassung des Rechtsbuches vom Beginn der Ptolemäerzeit zurück, übersetzt aber aus einer anderen als der von Mattha/Hughes veröffentlichten demotischen Version. – Das ‚Rechtsbuch von Tebtynis‘ (um 100–50 v.Chr.; E. Bresciani, „Frammenti da un ‚prontuario legale‘ demotico da Tebtynis nell’Istituto Papirologico G. Vitelli di Firenze“, EVO 4 (1981), 201–215; M. Chauveau, „P. Carlsberg 301: Le manuel juridique de Tebtynis“, The Carlsberg Papyri I: Demotic Texts from the Collection, ed. P.J.  Frandsen, Kopenhagen 1991, 103–127), ein Rechtsbuch unbekannter Provenienz (wohl um 300–250 v.Chr.; W.J. Tait, „P. Carlsberg 236: Another Fragment of a Demotic Legal Manual“, P. Carlsberg dem. I, 93–101) und das sog. ‚Rechtsbuch „S“‘ (T. Mrsich, „Eine Zwischenbilanz zum ‚zivilprozessualen‘ Abschnitt des demotischen Rechtsbuchs ‚S‘ (P. Berl. 13621 Re. Col. II)“, Gedächtnisschrift f. W. Kunkel, hg. v. D. Nörr/D. Simon, Frankfurt 1984, 205–292) sind weitere Beispiele dieser Literaturgattung. 17 Zu dem bei Diodor bereits erwähnten König Menes (1. Dyn.) vgl. I.M.  Lurje, Studien zum alt­ ägyptischen Recht (Forschungen zum Römischen Recht, 30), Weimar 1971, 126ff., zum gleichfalls genannten Bocchoris (24. Dyn.) P.W. Pestman, „L’origine et l’extension d’un manuel de droit égyptien. Quelques réflexions à propos du soi-disant Code de Hermupolis“, JESHO 26 (1983), 14–21. 18 J. Quaegebeur, „Sur la ‚loi sacrée‘ dans l’Égypte gréco-romaine“, AncSoc 11/12 (1980/81) [1982], 227–240; vgl. auch J. Mélèze-Modrzejewski, „Livres sacrés et justice lagide“, Symbolae C. Kunderewicz Dedicatae, ed. J. Kodrebski (Acta Universitatis Lodziensis, Folia Iuridica, 21), Lodz 1986, 11–44. 19 Zum Begriff vgl. W. Ogris, in: Ergänzbares Lexikon des Rechts 55, Dez. 1991. 20 Mélèze-Modrzejewski, Livres; A. Théodoridès, „La formation du droit dans l’Égypte pharaonique“, La formazione del diritto nel Vicino Oriente antico, Napoli 1989, 15.

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Auch Dareios wird in unseren Zeugnissen nicht als Kodifikator vorgestellt, sondern als jemand, der sich einen Überblick über die – an noch zu bestimmenden Orten – geübte Rechtspraxis bzw. die – für sie – geltenden Verordnungen verschaffen will und zu diesem Zweck die „Weisen“ (rmṯ-rḫ) in den Tempeln Nachforschungen anstellen und nationalägyptisches Recht sammeln und aufzeichnen [40] lässt. Dabei ist bemerkenswert, dass a) die unter Kambyses geltenden Rechtsregelungen nicht eingeschlossen sind, und b) eine (für die persische Verwaltung notwendige und gebräuchliche) aramäische Kopie der Sammlung angefertigt wird. 21 Damit wird deutlich, dass Dareios nicht etwa eine Sammlung aller in Ägypten geltender Rechtsregelungen und eine Berücksichtigung der gesamten geübten Rechtspraxis bezweckte, sondern die Erstellung eines Rechtsbuches (von Rechtsbüchern?), in dem (denen?) bestimmtes herrschaftsrelevantes Recht verzeichnet war. Welcher Art es war, deutet der für die ‚Gesetzgebung‘ des Dareios immer bemühte Diodor-Text (I 95, 4f.) an, der – trotz aller Probleme im Detail (etwa der Bemerkung zur Vergöttlichung des Dareios zu Lebzeiten) – wirklich auf die Perserzeit bezogen zu sein und den gleichen Sachverhalt wie die ‚Demotische Chronik‘ zu beschreiben scheint. Bei Diodor wird Dareios nun gerade nicht als ‚Gesetzgeber‘ bezeichnet, sondern es wird nur betont, er habe sich mit den νόμοι der Ägypter beschäftigt (ἐπιστῆναι). 22 Die Art dieser νόμοι 23 erläutert der folgende Satz: Es sind die (vor allem fiskalischen) Regelungen, die Dareios’ Vorgänger Kambyses zuungunsten zahlreicher Tempel getroffen hat (und über die sich die ägyptischen Priester zweifellos bei Dareios beschwert haben). Diodor berichtet weiter, Dareios habe sich von der paranomia des Kambyses absetzen und ein Leben ἐπιεικῆ καὶ φιλόθεον führen wollen, dessen Voraussetzungen er im Studium der „heiligen Bücher“ und im Umgang mit den Priestern kennengelernt habe (ὁμιλῆσαι μὲν γὰρ αὐτοῖς τοῖς ἱερεῦσι τοῖς ἐν Αἰγύπτῳ καὶ μεταλαβεῖν αὐτὸν τῆς τε θεολογίας καὶ τῶν ἐν ταῖς ἱεραῖς βίβλοις ἀναγεγραμμένων πράξεων). 24 In der Überlieferung vom (angeblichen) Lernen vor Ort spiegelt sich demnach Dareios’ Bemühen wider, als gerechter und gottesfürchtiger Herrscher in Ägypten Anerkennung zu finden, ein Streben, das ihm auch die perserfreundlichen zeitgenössischen Zeugnisse unterstellen 25 und das im positiven Dareiosbild der ägyptischen Tradition seine Würdigung fand. 21 Demotische Chronik, 30 Z. 12ff.; in der Übersetzung von E. Seidl, Ägyptische Rechtsgeschichte der Saiten- und Perserzeit (Ägyptologische Forschungen, 20), Glückstadt2 1968, 1f.: „Man schrieb es in ein Buch bis zum Regierungsjahre 19 [des Darius in] Ägypten. [Man tat es (?)] ins Futteral. … Man schrieb seinen Wortlaut in ein Buch in assyrischer Schrift (und in) demotischer Schrift.“ 22 I 95, 4; vgl. Rüterswörden, in diesem Band. 23 Diodor spricht von νόμοι, weil er ‚Rechtsbücher‘ aus dem griechischen Bereich nicht kennt (freundl. Auskunft J. Hengstl, Marburg). 24 I 95, 4f. 25 Man denkt hier natürlich vor allem an die Inschrift des Udjaḥorresnet (Text, Übersetzung und Kommentar bei G. Posener, La première domination perse en Égypte [Bibliotbèque d’Étude, 11], Le Caire 1936, 1ff. 164ff.; deutsche Übersetzung [mit Kommentar] bei E. Otto, Die biographischen Inschriften der ägyptischen Spätzeit, Leiden 1954, 169ff. sowie in TUAT I, 603ff.  [U.  KaplonyHeckel]); auch hier lässt sich übrigens die Gegenüberstellung Kambyses-Dareios beobachten (vgl. zusammenfassend: A.B. Lloyd, „The Inscription of Udjaḥorresnet: A Collaborator’s Testament“, JEA 68 [1982], 166–182).

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Bei Diodor zeigen sich die Gerechtigkeit und Gottesfurcht des Dareios vor allem in der Beseitigung des Unrechts des Kambyses gegenüber den Tempeln; diese Tat macht Dareios zum eigentlichen Begründer legitimer persischer Herrschaft in [41] Ägypten. 26 Werfen wir nun noch einmal einen Blick auf die Texte auf der Rückseite der ‚Demotischen Chronik‘, so fällt zweierlei auf: Erstens steht der Bericht über die Tätigkeit des Dareios in unmittelbarer Nähe zu Auszügen aus Erlassen des Kambyses zur Finanzverwaltung der ägyptischen Tempel 27 und ist von derselben Hand geschrieben 28; zweitens spricht auch der Dareios-Text (wie Diodor) von der „Herzens-Vortrefflichkeit“ des Perserkönigs und führt die dann folgende Episode der Rechtssammlung als konkretes Beispiel dieser Herrschertugend an. 29 Überinterpretiert man die demotischen Zeugnisse, wenn man sie gleichfalls vor allem mit den zwischen Herrschern und Tempeln bis zu Amasis geltenden Rechtsbeziehungen verbindet, und als eine Konsequenz königlichen Studiums der Sammlung die populäre und politisch kluge Zurücknahme der fiskalischen Anordnungen des Kambyses und die Bestätigung alter Vorrechte und Privilegien von Heiligtümern und Priesterschaften ansieht? Nach welcher Art von ‚Recht‘ (hp) sollte Dareios sonst die Priester der Tempel befragt haben? 30 Die Parallelität der ‚ägyptischen‘ Texte zur Inschrift von Xanthos bestünde dann nicht darin, dass auch hier lokales bzw. regionales Recht zur Reichsnorm gemacht wurde, sondern allein darin, dass rechtlich-fiskalische Regelungen– wiederum vermutlich aufgrund untertäniger Initiative  –  zum gemeinsamen Vorteil von Untertanen (hier: ägyptischen Priestern) und zentraler Autorität (hier: Großkönig) in Rechtsbüchern ‚verewigt‘ wurden. Ist die Regelung von Xanthos zunächst einmal nicht über die Satrapieebene hinaus von Bedeutung gewesen, so ist in Ägypten der König wegen der grundsätzlichen Bedeutung der Beziehungen zwischen den Tempeln/ Priestern und dem Herrscher offenkundig selbst tätig geworden. 4.

Der ‚Passah-Brief‘ aus Elephantine 31

Mir ist kein außerbiblisches Zeugnis bekannt, das besagt, ein Achaimenidenkönig habe in den Kultus einer Gemeinde oder einer religiösen Gemeinschaft zu dem Zwecke eingegriffen, von den religiösen Autoritäten vor Ort formulierte religiöse Vorschriften zu billigen, zu verkünden und auf Reichsebene zu ‚autorisieren‘. Dies tut auch Dareios II. (durch 26 Tuplin, „Darius’ Suez Canal and Persian Imperialism“, Achaemenid History VI: Asia Minor and Egypt. Old Cultures in a New Empire, ed. H. Sancisi-Weerdenburg/A. Kuhrt, Leiden 1991, 269. 27 Demotische Chronik, 32f. 28 Ib., 25 n. 2. 29 Ib., 30 Z. 8ff. 30 Ib., 30 Z. 11; ähnlich argumentiert E. Bresciani, ,,Egypt, Persian Satrapy“, The Cambridge History of Judaism (CHJ), vol. 1, ed. W.D.  Davies/L.  Finkelstein, Cambridge 1984, 360f., allerdings bezeichnet sie Dareios ebenfalls als „codifier“. 31 Der Text findet sich zuletzt bei B. Porten/A. Yardeni, Textbook of Aramaic Documents from Ancient Egypt, vol. 1: Letters, Jerusalem 1986, A 4.1, S. 54f., eine deutsche Übersetzung in TUAT I, 253 (W.C. Delsman).

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seinen Stellvertreter, den Satrapen) in Elephantine nicht: Es geht in unserem Fall vielmehr darum, dass die jüdischen Angehörigen einer persischen Militärkolonie die Zustimmung der obersten staatlichen Autoritäten  [42]  einholen zu einer bestimmten Regelung des militärisch-praktischen Alltags der Garnison, der von der Feier des Passahfestes beeinflusst wird. Ziel königlichen Eingreifens ist also nicht die offizielle Verkündigung der Passahvorschriften als religiöser Bestimmungen, sondern die Gewährleistung der Vereinbarkeit von Kultus und Dienst, von erwünschter Glaubenspraxis und angeordneter Verteidigungsbereitschaft. 32 Probleme mit den nichtjüdischen Mitbewohnern oder Nachbarn mögen hinzugekommen bzw. der Anlass für die Bitte um königliche Privilegierung gewesen sein. 33 Für die Formulierung der eigentlich religiösen Bestimmungen könnte die Gemeinde in Jerusalem verantwortlich gewesen sein; ihre Intervention mag dann die positive königlich-administrative Entscheidung (auf dem Dienstwege) bewirkt haben. 34 5.

Ein zusätzlicher Fall: Der ägyptisch-jüdische Konflikt von Elephantine 35

Ende des 5. Jahrhunderts kommt es in Elephantine zu einem Konflikt zwischen den dort wohnenden jüdischen Jahwe-Verehrern und den ägyptischen Chnoum-­Priestern, in dessen Verlauf das jüdische Heiligtum zerstört wird. Die auf mehrfaches Ersuchen der jüdischen Militärsiedler hin ergangene staatlich-persische Entscheidung ist ein bezeichnendes Dokument persischer Religionspolitik: Dem Wiederaufbau des Tempels bzw. Altarhauses stimmt die Verwaltung zu, weil die Juden auf entsprechende Privilegien aus der Zeit des Kambyses verweisen können. 36 In die religiös-kultischen Belange greifen die Perser nicht ein; sie werden von den Jerusalemer Autoritäten entschieden und sehen vor, dass weiterhin Speise- und Weihrauchopfer dargebracht werden können, nicht jedoch Brandopfer, bei denen zuvor wohl auch Widder, die heiligen Tiere des Gottes Chnoum, geopfert worden waren. 37 Religiöse Vielfalt ist im Perserreich durchaus gestattet, lokale und regionale Kultpflege wird sogar häufig genug von den Großkönigen gefördert, allerdings mit drei Einschränkungen: Zum ersten werden die Kultstätten und ihre Territorien fiskalisch erfasst, wobei 32 Briant, Polythéismes, 432f. 33 Ib.; vgl. schon A. Vincent, La religion des Judéo-Araméens d’Egypte, Paris 1937, 253 und Porten, Archives from Elephantine. The Life of an Ancient Jewish Military Colony, Berkeley/Los Angeles 1968, 281. 34 Briant, ib.; Vincent, 257; Porten, „The Jews in Egypt“, CHJ I, 231 u.ö. bezeichnet den Absender des Briefes, Hananiah, als „secretary of Arsames, the Persian satrap of Egypt“. 35 Die betreffenden Briefe wurden zuletzt ediert von Porten/Yardeni, A 4.7–4.10, S. 68–79; eine deutsche Übersetzung findet sich in TUAT I, 254–258 (W.C. Delsman). 36 Porten/Yardeni, A 4.7, Z. 13f.; A 4.8, Z. 12f. 37 Porten/Yardeni, A 4.9, Z. 9; A 4.10, Z. 10f. Zum Charakter der persischen Entscheidung vgl. Briant, Polythéismes, 433f. und ders., „Ethno-classe dominante et populations soumises dans L’Empire achéménide: le cas de l’Égypte“, Achaemenid History III: Method and Theory, ed. A. Kuhrt/H. Sancisi-Weerdenburg, Leiden 1988, 144–147. Vgl. auch Rüterswörden, in diesem Band.

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allerdings Abgabenprivilegien nicht unüblich sind; zum zweiten sind religiös-kultische Konflikte wie in Elephantine unter allen Umstän[43]den zu vermeiden (aus ordnungspolitischen Gründen); zum dritten schließlich müssen die Kultstätten mit Repressalien rechnen, die als Zentren untertäniger Illoyalität gedient haben. Nicht anders sind etwa die Zerstörungen auf der Athener Akropolis zu verstehen, und nicht umsonst berichtet Herodot davon 38, dass schon am Tage danach den athenischen Göttern auf Geheiß des Xerxes wieder geopfert worden sei, allerdings von den exilierten Athenern in seinem Gefolge. 39 6.

Das Beglaubigungsschreiben Esras 40

Im Lichte des bisher Gesagten ergibt sich für Esra 7, 11ff.: Selbst wenn das Schreiben des Artaxerxes im Kern historisch sein sollte, bleibt das Problem, wie sich „das Gesetz deines Gottes und das Gesetz des Königs“ (7, 26) zueinander verhalten. Wenn der König beide als identisch angesehen hätte, warum hat er dann nicht eine Formulierung gewählt wie „Gesetz Deines Gottes, das auch das Gesetz des Königs ist“ o.ä.? Die Regelungen aus Xanthos und Ägypten legen jedenfalls nahe, unter dem „Gesetz des Königs“ allgemein das dāta der achaimenidischen Königsinschriften (s.u.), konkret die königlichen Anordnungen zu verstehen, die es Esra überhaupt erst ermöglichen, in Judäa aktiv zu werden, sowie solche, die den administrativ-fiskalischen Regelungen Esras königliche Autorität verleihen (Esra 7, 11–24). Die königlichen Anordnungen und gebilligten lokalen Normen müssen auf der satrapalen bzw. der Reichsebene vermerkt werden, weil sie Art und Umfang der königlichen Unterstützungsmaßnahmen dokumentieren bzw. in möglichen juristisch-fiskalischen Streitfällen den staatlichen Autoritäten und den Autoritäten in Judäa als Entscheidungshilfe dienen sollen. Für das Autorisierte möchte man an Rechtsbestimmungen denken, die den Alltag der Judäer und ihre Beziehungen zu den persischen Oberherren in fiskalisch-­administrativer Hinsicht regeln und sich dabei aus dem „Gesetz Gottes“ ableiten lassen sollen (was auch immer unter dem „Gesetz Gottes“ zu verstehen ist). Damit ist allerdings ausgeschlossen, dass etwa die Thora auf Veranlassung persischer Autoritäten geschaffen oder zumindest redigiert worden ist; die Perser haben vielmehr die angesprochenen administrativ-fiskalischen Rechtsregelungen als für den Bereich Judäa geltende regionale Bestimmungen ‚autorisiert‘, die die religiöse Autorität Esra als mit dem „Gesetz Gottes“ in Einklang stehend vorgelegt hat. Nur diese für sie selbst politisch-verwaltungstechnisch bedeutsamen Vorschriften interessieren sie, nur sie sind damit Teil des „Gesetzes des Königs“. [44]

38 V 54. 39 Zur Religionspolitik der Achaimeniden vgl. zusammenfassend Briant, Polythéismes und Wiesehöfer, Persien, 71–89, 139–148. 40 Ich verzichte hier bewusst auf die Darstellung der Forschungsdiskussion; man konsultiere dazu den Beitrag von Frei (in diesem Band).

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‚Reichsgesetz‘ oder ‚Einzelfallgerechtigkeit‘? Bemerkungen zu P. Freis These

7.

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Grundsätzliche Bemerkungen zur angeblichen persischen „Reichsautorisation“

Meinen Ausführungen dürften Sie entnommen haben, dass ich sehr wohl der Überzeugung bin, dass im Achaimenidenreich von einer lokalen Instanz gesetzte Normen von einer Instanz der Zentrale gebilligt und ratifiziert wurden, allerdings nur solche, die herrschaftspolitisch relevant waren. Jedoch sehe ich, zumindest in den nichtalttestamentlichen Texten und in Esra, keinen Hinweis darauf gegeben, dass es so etwas wie ein ‚persisches Reichsgesetz‘ gegeben hat, in das auch die lokalen Normen – nun als Reichsnormen – aufgenommen waren. 41 a. Ich habe Schwierigkeiten mit einer solchen Vorstellung nicht nur wegen meiner abweichenden Interpretation der oben angeführten zeitgenössischen Zeugnisse, sondern etwa auch wegen der Annahme, das Achaimenidenreich habe sich mit dieser Einrichtung grundsätzlich von den anderen frühen Großreichen der Antike unterschieden. Gerade in den letzten Jahren ist ja auf vielfache Weise die Beeinflussung des Perserreiches durch die Vorgängerimperien betont worden. Wenn nun etwa neuerdings für die antiken vorrömischen Rechtsordnungen festgestellt wird, „‚unification du droit et particularismes juridiques‘ ist – wörtlich genommen – offenbar für die antike Welt weitgehend ein anachronistischer Gedanke. Rechtsvereinheitlichung ergibt sich dort in der Folge gesetzgeberischer Maßnahmen zufällig; sie ist nicht angestrebt. … Sowohl Hammurapi von Babylon wie die ptolemäischen Herrscher nehmen sich – von Einzelfallentscheidungen abgesehen – nur bestimmter, für ihren Staat existenzieller Bereiche an. … Hammurapi wie die Lagiden widmen sich im wesentlichen ausschließlich der politischen Durchsetzung ihrer Ziele. Die Systematisierung der Rechtsordnung ist ihnen offenbar kein Anliegen, und sie können sich daher bei ihren Akten mit Einzelfallgerechtigkeit begnügen“ 42, dann sollte dies skeptisch machen: Darf man sich wirklich vorstellen, ein achaimenidischer Herrscher wie Dareios habe etwas nie Dagewesenes (eine ständig weitergeführte Gesetzessammlung, ein persisches ‚Reichsgesetz‘) geschaffen, ein Lagidenherrscher (Ptolemaios II.), der eine solche Einrichtung gekannt haben müsste, auf die Möglichkeit; „seiner Herrschaft eine einheitliche Rechtsordnung entsprechen zu lassen“ 43, verzichtet? b. Der altpersische Begriff für ‚Recht‘, ‚Gesetz‘, ‚Anordnung‘, um den es in diesem Zusammenhang geht, ist dāta. Er bezeichnet in den achaimenidischen Königsinschriften 41 Ohne jeden Rückhalt in den Zeugnissen ist damit auch die These von einer systematischen Kodifizierung lokaler Rechte durch die persischen Großkönige, eine These, für die es auch nach Frei (bislang) keine ausreichenden Beweise gibt. 42 Hengstl, Frage, 51–54. 43 Ib., 46.

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sowohl die vom Köng als auch die vom Gott Auramazdā gesetzten Verhaltensnormen rechten Lebens, wobei erstere die politische Ordnung auf Erden, letztere die kosmische Ordnung insgesamt bewahren sollen. 44 Bei dieser umfassenden Bedeutung von dāta als ordnungsstiftender und -garantierender Norm  [45]  verwundert nicht, dass der Begriff als Lehnwort in andere Sprachen übernommen wurde. Man würde ihn aber missverstehen, verstünde man darunter so etwas wie ein niedergeschriebenes ‚Reichsgesetz‘, das u.a. auch Lokalrecht inkorporierte; schon gar nicht ist an reichseinheitliches Recht zu denken. 45 Gegen das dāta vergehen sich die Untertanen vor allem auch dann, wenn sie sich über Anordnungen des Königs und seiner Funktionäre hinwegsetzen, die Ruhe und Ordnung und damit den Zusammenhalt des Reiches bezwecken; dies müssen – das liegt in der Natur der Sache – politisch-administrative, militärische oder fiskalische Bestimmungen sein (zur Abgabenentrichtung, zum Heeresdienst u.ä.). c. Keinesfalls soll eine rechtsetzende Tätigkeit der persischen Könige und Satrapen bezweifelt werden; im Gegensatz aber etwa zur späteren römischen Gesetzgebung auf Reichs- oder Provinzebene ergingen im Achaimenidenreich solche Rechtsentscheide in der Regel „im Wege der ‚Einzelfallgerechtigkeit‘ … aufgrund einer eher unbewussten allgemeinen Rechtsmeinung“ 46 durch briefliche Anordnungen u.a.m. in der Absicht, im politisch-militärischen, administrativ-juristischen und vor allem fiskalischen Interesse Rechtsfrieden zu schaffen. 47 Eben davon künden auch unsere Zeugnisse. Solche Entscheidungen von oben und die Autorisierungen lokaler Normen wurden dokumentiert und archiviert (von staatlicher wie garantiesuchender Stelle), aber nicht zum Zwecke der Erstellung eines an lokalen Besonderheiten orientierten ‚Reichsrechts‘, sondern zur späteren Überprüfbarkeit der ergangenen Entscheide oder gebilligten lokalen Normen. Natürlich waren solche Einzelfallentscheidungen prinzipiell aufhebbar (wie die Anordnungen des Kambyses für die ägyptischen Tempel beweisen); unveränderlich waren allein die durch das dāta festgelegten grundsätzlichen Fundamente persischer Herrschaft: die Anerkennung des Herrschers als Oberherrn, die Zahlung von Abgaben, die Pflicht zur Heeresfolge. d. Ich bin mir nicht sicher, ob die Idee einer Übernahme lokaler Normen als Reichsnormen unterschwellig nicht auch von der Vorstellung geleitet ist, ein ‚starker Staat‘ – und

44 45 46 47

DB I 23; XPh 49.52 – DSe 20 = DNa 21; DSe 37; XPh 18f. = DNa 21. Das tut auch Frei nicht. Hengstl, 48f. Skeptisch bin ich gegenüber der Vorstellung von reichsweiten Edikten in der Art, wie sie Daniel und Esther nahelegen; der Tatenbericht des Dareios und der in die Abschrift aus Elephantine gelangte Abschnitt der unteren Grabinschrift des Dareios (DNb) sind, wie Frei richtig betont, politischideologische Verlautbarungen des Königs, demnach aber kaum mit religiösen Anweisungen an „die Völker und die Nationen und die Sprachen, die auf der ganzen Erde wohnen“ (Dan. 6, 26) zu vergleichen.

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das war das Perserreich ohne Frage 48 – sei auch dadurch gekennzeichnet, dass er (wie ein moderner Nationalstaat) möglichst viele Kompetenzen an sich ziehe, möglichst viel zentral regele oder normiere. M.E. lag die Stärke des Achaimenidenreiches im Gegenteil eher darin begründet, dass die staatlichen Autoritäten mit dem Großkönig an der Spitze möglichst selten vor Ort regelnd und anordnend eingriffen, nämlich nur in Angelegenheiten, von denen bei Nichtbefassung eine Gefährdung von Ruhe und Ordnung seinen Ausgang nehmen konnte [46] (weil sie illoyales Verhalten Einzelner oder von Gruppen oder auch Streit von Untertanen untereinander beförderten) und in Fällen, die für die Anerkennung der Notwendigkeit von Heeresdienst und Abgabenentrichtung wichtig waren. Und selbst in solchen Fällen, das zeigen die Beispiele aus Xanthos und Ionien, wartete man vielfach auf untertänige Initiative, versuchte Regelungen möglichst nicht aufzuzwingen, sondern vor Ort finden zu lassen, um sie dann auf der provinzialen Ebene zu autorisieren und für alle Eventualitäten zu dokumentieren. Im Bereich von Kultus und Religion beließ man es vielfach nicht bei der Tolerierung der vor Ort geübten Praxis (wenn diese sich nicht als herrschaftsgefährdend erwies); in Kenntnis der sinnstiftenden Bedeutung religiöser Überzeugungen, aber ebenso auch in Anerkennung der politisch-weltanschaulichen sowie wirtschaftlichen ‚Macht‘ von Priesterschaften und Heiligtümern, erwiesen persische Autoritäten sich darüber hinaus als Stifter und Förderer einheimischer Kulte und Kultstätten. Es verwundert nicht, dass die Perserherrschaft nicht an inneren Widersprüchen zerbrach, sondern von außen beendet wurde. In manchen Einrichtungen der Nachfolgereiche allerdings lebte achaimenidisches Gedankengut weiter, und manche traditionsstiftenden Zeugnisse haben bis heute eine Vorstellung von den Vorzügen der Achaimenidenherrschaft für die Reichsangehörigen bewahrt. Auch ohne eine ‚Reichsautorisation‘ lokaler Normen (und ohne ein ‚Reichsgesetz‘) haben viele von ihnen das dāta des Großkönigs auch deshalb beachten wollen, weil sie dafür mit Rechtssicherheit vor Ort und religiöser und kultischer Autonomie belohnt wurden.

Addendum For a different view of the “Reichsautorisation”, cf. Schmidt, K., Persische Reichsautorisation und Tora, in: Theologische Rundschau 71, 2006, 494–506 and Schmidt, K./Schröter, J., Die Entstehung der Bibel, Munich 2019, 169–175.

48 Vgl. dazu Wiesehöfer, „Dekadenz, Krise oder überraschendes Ende? Überlegungen zum Untergang des Achaimenidenreiches“, Das Ende von Großreichen, hg. v. H. Altrichter/H. Neubaus, Erlangen 1996, 39–64.

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The Medes and the Idea of the Succession of Empires in Antiquity* ** 1.

Introduction

Both in the Book of Daniel and in the Greco-Roman tradition, starting with Herodotus in the 5th century BC, Media is included in the schema of a succession of empires. While Greek historiography (Herodotus [I, 95; 130], Ctesias [FGrH 688 F 1.5]) explicitly mentions the Assyrians, Medes and Persians as lords of Asia, the sequence of empires in the Book of Daniel is rather obscure and has long been in the focus of a scholarly debate. Most notable to this discussion is the interpretation of Nebuchadnezzar’s dream by Daniel in ch. 2. Since the Babylonian king refuses to tell his dream, the wise man can only know it by divine revelation. The dream concerns a large statue composed of different metals: a head of gold, chest and arms of silver, trunk and thighs of bronze, and feet of iron mixed with clay. 1 Daniel interprets the statue in terms of four kingdoms, in declining succession, and most scholars agree today that the fourth kingdom can be no later than that of Greece (Macedon), since the latest gentile sovereignty acknowledged anywhere in the book is that of the “prince of Greece” in 10:20. As the first kingdom is explicitly identified as the Babylonian one of Nebuchadnezzar, the second and third parts of the statue’s body must be interpreted as Media and Persia. In Dan. 5:31 – 6:28 and again in ch. 9, the mysterious “Darius the Mede” (see below) is said to have reigned between the fall of Babylon and the rise to power of Cyrus of Persia. The theme of four kingdoms, by the way, is taken up again in Daniel’s vision in ch. 7. This time, however, the respective author works with the very different imagery of four beasts coming up out of the sea 2 and with the highly influential apocalyptic end of “dominion”, “glory” and “kingship” of ”one like a son of man”.

* Wiesehöfer, Josef, The Medes and the Idea of the Succession of Empires in Antiquity, in: G. Lanfranchi/M.  Roaf/R.  Rollinger  (Hg.), Continuity of Empire (?): Assyria, Media, Persia, Padova 2003, 391–396. ** I would like to thank my friend Robert Rollinger (Innsbruck) for extensively discussing the topic of the paper with me. 1 For the representation of history by a sequence of metals of declining value in ancient tradition cf. Collins 1993, 162ff. 2 The second beast (“Like a bear. It was raised up on one side. It had three ribs in its mouth between its teeth”, 7:5) is now generally identified as the Median kingdom (Collins 1993, 297f.).

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230 2.

The Medes and the Idea of the Succession of Empires in Antiquity

The “Three-Kingdom” sequence: an Achaemenid or Herodotean view of world history?

The “three-kingdom” sequence of Assyria, Media and Persia has normally been explained as a component of the official Achaemenid view of history, intended to underline the legitimacy of Persia as [392] the heir to the preceding empires of the Near East. 3 The main reasons for that conclusion are the following: a. Since Media neither ruled the Jews nor the Greeks, its inclusion in the sequence of empires both in Herodotus and the Book of Daniel may point to a common source. As Herodotus claims to follow “Persian authorities”, this common source should be a Persian one. b. While it is sometimes suggested that Cyrus himself devised the notion of the succession of three empires (Assyrian, Median, Persian), 4 other scholars have argued instead for a rather late Achaemenid origin of that concept: For Herodotus Babylon is only a city, Assyria the name of the whole province (I, 178, 188; III, 92); Xenophon, in his Cyropaedia, has Cyrus the Great subjugate the Assyrian empire and its capital Babylon for his Median father-in-law (I, 5, 2f.; II, 1, 5; V, 4, 34; VI, 1, 25; 2, 10), and his contemporary Ctesias only knows an Assyrian, a Median and a Persian rule. This gradual neglect of Babylonian importance is said to have its model (or only counterpart?) in the later Great Kings’ renunciation of a depiction of Babylonians on their reliefs. 5 Ctesias’s claim that already the Assyrians ruled over “the whole of Asia” (FGrH 688 F 1.5) could then be interpreted as an attempt (by him? by the Persians?) to let the Persian rule appear even more glorious through a special emphasis on their predecessors’ mighty heritage. 6 c. In southern Mesopotamia itself and within the Jewish sphere, however, Babylonia kept (or regained) its former prominent position. This is underlined by the fact that in the succession schema of the early Hellenistic ”Dynastic Prophecy” (Grayson 1975b, 24–37) Media is replaced by Babylonia, whereas the Book of Daniel substitutes Babylonia for Assyria. d. As precondition for the development of an idea of the succession of empires, Noth has determined the particular fact that one person might twice have experienced the turn from one global reign to another (between 612 and 550 or 539 BC). 7

3 4 5 6

Metzler 1975; Kratz 1991, 197–212 (with earlier publications). Metzler 1975. Calmeyer 1987, 18f. On the (alleged) impact of both Assyrian and Median history and culture on their Persian counterparts see Calmeyer 1994 (Assyria); Tuplin 1994; Briant 1996, 35ff., 908ff. (Media) (all with earlier publications). 7 Noth 1953 (1966), 257f.

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The author must admit that he has shared this view until recently. 8 However, the new discussion about the Median Empire has made him change his mind for the following reasons: a. The “three-kingdom” sequence cannot be found in the Achaemenid royal inscriptions and in other “official” statements of the Persian kings. The Great Kings, from Cyrus onwards, regarded themselves as truly “Persian” rulers 9 and not as successors to their Median predecessors. 10 Apart from that, the [393] Achaemenid view of history – unlike respective tendencies in the Book of Daniel (see below) – is one of progress, not of decadence, regarding one’s own rule superior to that of one’s predecessors. 11 b. Much speaks against the existence of a “Median Empire” which is needed for a mighty imperial heritage acknowledged by the Achaemenids. 12 c. Instead, the model is neatly compatible with the Herodotean view of the history of the oikumene (see below). 13 d. Although we haven’t got any exact evidence for the area and time of influence of the Herodotean model, nothing speaks against its being reworked by both Jews and Greeks in Hellenistic times (see below). As far as Herodotus and Ctesias are concerned, the reasons for their slightly different “three­ k ingdom” sequence lie in the different thematic conception of both writers’ works and in Herodotus’s view of the course of history and civilisation. Ctesias, in his Persika, closely sticks to the “three­ kingdom” schema, puts the main emphasis on royal rule over “the whole of Asia”, and bestows it first on the Assyrians and then on the Persians. In contrast, Herodotus makes the whole territorial heritage of the Persians’ predecessors merge into the Persian Empire. This empire, therefore, with Herodotus, is the only one which was capable of gaining the rule over “the whole of Asia”, and not only over “upper Asia” or the regions “on this side of the river Halys”. Apart from that, Herodotus’ focus is on the historical process of the origin, consolidation, erosion, and collapse of the Asian empires, which he causally relates to guilt and fate, responsibility and compulsion of the governing protagonists, especially the exceptional Persian kings. 14 In Ctesias’s work everything dis-

8 Cf. Wiesehöfer 2003, an article which has been with the editors for more than two years now. 9 Tuplin 1994, 253. 10 Instead, reference to Median “kings” is characteristic of the “liar kings” Fravartish and Ciçantaxma in Darius’s inscription from Bisutun (cf. DBe; DBg etc.). 11 Cf., for example, XPa 1–11: “A great god (is) Auramazda, who created this earth, who created yonder heaven, who created man, who created blissful happiness for man, who made Xerxes king, the one king of many, the one master of many. I (am) Xerxes, the great king, king of kings, king of the countries containing many races, king on this great earth even far off, the son of Darius the king, an Achaemenid.” 12 Cf. the articles of Liverani and others in this volume. 13 Bichler 2000; cf. Momigliano 1983; Mendels 1981. 14 Bichler 2000, 213ff.

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solves into entertaining court gossip and dramatically arranged episodes, the Persian core of which can only hardly be detected. 15 3.

The Hellenistic “Four-Kingdom” schema

Some time after the end of Achaemenid rule the Greek “three-kingdom” model must have become a “four-kingdom” schema, again in a similarly positive shaping. This is suggested by the series of five empires, common to Roman historiography, and by the four kingdoms of Dan. 2, although a series of Assyrians, Medes, Persians and Macedonians/Greeks cannot be verified by our non-Jewish sources. Of the theories on the origin of such a positive succession schema, 16 one may be discarded at once: the view that already in Hellenistic times a negatively connotated fourth empire (the Macedonian-Seleucid one) and a following Asiatic empire of salvation might have been introduced by oriental political opposition. 17 Recent work has shown that the old concept of popular oriental resistance to Hellenism [394] in Mesopotamia and Western Iran is no longer valid. On the contrary, anti-Seleucid opposition and Western Iranian or Mesopotamian efforts to gain political independence can only be detected in the second half of the second century BC. 18 Thus, there are only two possibilities left: first, Alexander – in his quest for succeeding the Persian kings – could have been responsible for the new “four-kingdom” schema. The quotation from Arrian (An. II, 6, 6f.), which seems to suggest this authorship, however, is not a contemporary testimony, but a vaticinium ex eventu, most probably given by Arrian himself in the second century AD. Therefore, much speaks in favour of a Seleucid invention, probably in an Iranian or Syrian context (see below). In Palestine or Mesopotamia one should have expected the Babylonians as the equivalent of the Assyrians (like in the Book of Daniel) or the Medes (as in the “Dynastic Prophecy”). 4.

The Roman “Five-Kingdom” schema

As I have tried to show elsewhere, 19 the Seleucid “four-kingdom” chain most probably was extended by a fifth, the Roman, link in the first century BC, when Pompeius’ reorganisation of the East put a definite end to the Seleucid empire (cf. Cass. Dio, XXXVII, 21, 2 and Plut., Pomp. XLV, 5ff. on Pompeius’ triumph). It is crucial to this view that Aemilius Sura, who is the first Roman author we know of to work with the extended series Assyrians – Medes – Persians – Macedonians– Romans (apud Vell. Pat., I, 6, 6), did not write 15 16 17 18

Briant 1992. I am not at all convinced that Ctesias had ever been to Persia, cf. Dorati 1995. They are presented in Koch 1997, 16ff. Cf., e.g., Swain 1940; similar: Eddy 1961, 20ff., 190f. Babylonia: Szelenyi-Graziotto 1996; Kuhrt 1996; Schuol 2000. Western Iran: Wiesehöfer 1994; 1996. 19 Wiesehöfer 2003.

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in the second, but in the first century BC. The same sequence, with Rome as the fifth empire, is later found in Trogus (Iust., Epit. I, 1, 1ff.; 3, 5f.; 6, 17 – 7, 1; XLI, 1, 1ff.; XLIII, 1, 1f.), Tacitus (Hist. V, 8), Appian (Praef. 9), and Aelius Aristides (XXVI, 91), as well as in Claudianus (De consulatu Stilichonis, III, 159–166) and Rutilius Namatianus (I, 81–92) in Late Antiquity. 5.

The Medes in Jewish tradition

As we have already said, the “four-kingdom” schema requires a date in the Hellenistic era, because the fourth kingdom must be that of the Macedonians/Seleucids. This is not only true for the Greco-­Roman, but also for the Jewish view of the succession of empires. First of all, it is clear that the sequence of kingdoms we find in the Book of Daniel, like its Greco-Roman counterpart, is based on the traditional Herodotean “three-kingdom” sequence. The Book of Daniel, however, probably substituted Babylonia for Assyria for reasons obvious in the context of Jewish history. 20 Most Old Testament scholars are convinced that the sequence of four kingdoms in Daniel’s interpretation of Nebuchadnezzar’s dream (Dan. 2) was composed in times, when Jewish relations with the gentile overlords were generally positive, as there are no hints of persecutions against the Jews. This would lead to a date before the reign of Antiochus Epiphanes. 21 It has rightly been pointed out, too, that Dan. 2 should not be read in the light of the later vision of the beasts of chaos in Dan. 7 with its strong eschatological implications. Dan. 7, the most influential passage in Jewish apocalyptic literature, due to the events in the reign of the Seleucid villain Antiochus IV, sees no chance whatsoever for a successful life of Jews in the service of gentile kings, but strongly yearns for the divine judgement with its preceding destruction of the last gentile kingdom. However, the eschatological hope in Dan. 2, [395] represented by a stone cut from a mountain and meaning the advent of the kingdom of God, is not urgent. It is true that – within this view of history – human kingdoms are considered transitory, that gentile monarchs, who in the present act as God’s agents, often bring about their downfall by idolatry and ὕβρις, but “the final kingdom of God is (only) assured but not imminent. Eschatology is not denied but deferred.” 22 The Hellenistic “four-kingdom” schema is also in the original core of the so-called Fourth Sibylline Oracle with its lengthy “prophecy” of history, portrayed as four kingdoms and ten generations (II. 20, 49f., 54f., 65f., 86f.). The Assyrians are said to have ruled for six generations, the Medes for two, the Persians for one, and the Macedonians in the tenth. In its final compositional stage, closed at about 80 AD, 23 a long passage on the Romans was added. That the sibyl is independent of the Book of Daniel is proven by the fact

20 21 22 23

Collins 1993, 168. Ibid., 174 (with earlier publications). Ibid., 174f.; quotation on p. 175. Merkel 1998, 1064; Gauger 1998, 454; Collins 1974; 1999, 150 (all with earlier publications).

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that it has Assyria, not Babylonia, as its first kingdom. There is some possibility, therefore, that the original oracle might not have been Jewish. 24 6.

“Darius the Mede”

Dan. 6:1 (and again 9:1; 11:1) calls the successor of the killed Chaldean king Belshazzar “Darius the Mede”. 25 Not only is no such person as “Darius the Mede” known to have existed apart from the narrative of Daniel; also, the Babylonian empire did not fall to the Medes but to the Persians. Since, in my view, the popular “four-kingdom” sequence of Hellenistic times required a Median kingdom between the Babylonian/Assyrian and Persian ones, the author of Dan. 6 had to make a Mede conquer Babylon. Whereas the necessity of doing so presented no problem for him, as he could find prophetical passages like Jer. 51:11 (“The Lord has stirred up the kings of the Medes because his purpose concerning Babylon is to destroy it”; cf. Isa. 13:17; 21:2), the identification of the Median conqueror by name did. In the end, he chose the popular name Darius, endowing his character with the virtues and qualities of his famous Persian namesake, who had become famous for his administrative and juridical reforms. 26 There is no need, therefore, to look for other candidates for “Darius the Mede”, and, indeed, no one has so far offered satisfactory reasons why, e.g., Gobryas/Ugbaru or Astyages or Cambyses should have been called “Darius”. 27 [396] 7.

Conclusion

The Herodotean view of a succession of three empires, the third, Achaemenid, one of which was considered a truly universal one, became popular both in the West and in the East. This was the reason why the Seleucids were very much interested in extending the chain by a fourth, i.e. their own, link. It was in the early Seleucid Empire that a Jewish author made use of the new “four-kingdom” schema for his narrative about the wise man Daniel (ch. 2). He then, however, substituted the Babylonian Empire for the Assyrian 24 Collins 1993, 168. 25 The Greek version identifies this king as Xerxes (Papyrus 967) or Artaxerxes (Dan. 5:31), although Darius appears in 6: 1. Confusion may have arisen from the fact that in 9: 1 Darius is said to be the son of Ahasuerus (Xerxes). Cf. Collins 1993, 31, 253. 26 Collins 1993, 31 makes the assumption that Darius may have been chosen as conqueror of Babylon, because he is said, in Herodotus, to have put down two revolts in Babylonia shortly after his accession to the throne. In my opinion, this name was chosen because Herodotus had made Darius I conquer Babylon (III, 153 ff.). If I am right, this would prove that Herodotus was one of the sources of the author of Daniel; and it would also speak in favour of a Herodotean three-kingdoms sequence as a model for the four-kingdoms chain of the Book of Daniel. 27 I agree, as far as “Darius the Mede” is concerned, in almost all aspects with Collins 1993, 30–32, 253. Earlier publications and other opinions are also mentioned on these pages.

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one for reasons of Jewish tradition. Inter alia with regard to this schema and its deferred eschatology, another Jewish author of the second century BC – affected by Antiochus Epiphanes’ sacrileges – worked upon impressive symbolic dream visions of the destruction of the last of the four gentile kingdoms and the passing of government to “the people of the Holy Ones of the Most High” (7:27). As the prerequisite for the transition of power within the “three-“ or “four-kingdom” schema had always been the final downfall of the preceding empire, the Romans could only claim to be rightful heirs to the Macedonians after the dissolution of the Seleucid Empire by Pompeius in 63 BC. And it was from that date on, that Roman historiographers extended the Seleucid “four-kingdom” into a “five­-kingdom” schema with Rome as its last component. The Medes became a link of this chain by the deliberate choice of the Greek writer Herodotus to regard them – together with the Assyrians – as the mighty predecessors of the Persians. Neither in the Greco-Roman nor in the early Jewish tradition did the Medes lose this prominent position and function, although both civilisations had never experienced Median rule. It was only in later Jewish and in Christian literature (cf. Joseph, AJ, X, 10, 4, or Hieron., In Dan. I, 2, 31ff.) that the second kingdom of the Book of Daniel became identified as Medo-Persian, thus depriving the Medes of their independent role in world history. Literature Bichler, R. 2000, Herodots Welt. Der Aufbau der Historie am Bild der fremden Länder und Völker, ihrer Zivilisation und ihrer Geschichte (Antike in der Moderne), Berlin Briant, P. 1992, “Ctesias”, Anchor Bible Dictionary 1, 1211–1212 Briant, P. 1996, Histoire de l’Empire perse, Paris Calmeyer, P. 1987, “Greek Historiography and Achaemenid Reliefs”, Achaemenid History II, Leiden, 11–26 Calmeyer,  P.  1994, “Babylonische und assyrische Elemente in der achämenidischen Kunst”, Achaemenid History VIII, Leiden, 131–147 Collins, J.J. 1974, “The Place of the Fourth Sibyl in the Development of the Jewish Sibyllina”, Journal of Jewish Studies 25, 365–380 Collins, J.J. 1993, Daniel. A Commentary on the Book of Daniel, Minneapolis Dorati, M. 1995, “Ctesia Falsario?”, Quaderni di Storia 41, 33–52 Eddy,  S.K.  1961, The King Is Dead. Studies in Near Eastern Resistance to Hellenism, Lincoln Gauger, J.-D. 1998, Sibyllinische Weissagungen. Griechisch-deutsch. Auf der Grundlage der Ausgabe von A. Kurfeß neu übers. und hg. v. J.-D. G., Düsseldorf/Zürich Graf, D. 1984, “Medism: the Origin and Significance of the Term”, Journal of Hellenic Studies 104, 15–30 Grayson,  A.K.  1975, Babylonian Historical-Literary Texts (Semitic Texts and Studies), Toronto

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The Medes and the Idea of the Succession of Empires in Antiquity

Koch, K. 1997, Europa, Rom und der Kaiser vor dem Hintergrund von zwei Jahrtausenden Rezeption des Buches Daniel (Berichte aus den Sitzungen der Joachim Jungius-Gesellschaft der Wissenschaften e.V., Hamburg, Jg. 15, 1997, H. 1), Hamburg Kratz,  R.G.  1991, Translatio Imperii: Untersuchungen zu den aramäischen Danielerzählungen und ihrem theologiegeschichtlichen Umfeld (Wissenschaftliche Monographien zum Alten und Neuen Testament, 63), Neukirchen-Vluyn Kuhrt, A. 1996, “The Seleucid Kings and Babylonia: New Perspectives on the Seleucid Realm in the East”, Aspects of Hellenistic Kingship, ed. P. Bilde e.a. (Studies in Hellenistic Civilization, 7), Aarhus, 41–54 Mendels, D. 1981, “The Five Empires: A Note on a Hellenistic Topos”, American Journal of Philology 102, 330–337 Merkel, H. 1998, Apokalypsen (Jüdische Schriften aus hellenistisch-römischer Zeit, V), Gütersloh Metzler, D. 1975, “Beobachtungen zum Geschichtsbild der frühen Achämeniden”, Klio 57, 443–459 Momigliano, A. 1983, “The Origins of Universal History”, The Poet and the Historian, ed. R.E. Friedman (Harvard Semitic Studies, 26), Chico, 133–154 Noth,  M.  1953/1966, “Das Geschichtsverständnis der alttestamentlichen Apokalyptik (1953)“, ders., Gesammelte Studien, München 31966, 248–273 Schuol, M. 2000, Die Charakene. Ein mesopotamisches Königreich in hellenistisch-parthischer Zeit (Oriens et Occidens, 1), Stuttgart Swain, J. 1940, “The Theory of the Four Monarchies: Opposition History under the Roman Empire”, Classical Philology 35, 1–21 Szelényi-Graziotto, K. 1996, “Der Kult in Babylon in seleukidischer Zeit – Tradition oder Wandel?“, Hellenismus. Beiträge zur Erforschung von Akkulturation und politischer Ordnung in den Staaten des hellenistischen Zeitalters, hg. v. B.  Funck, Tübingen, 171–194 Tuplin, Ch. 1994, “Persians as Medes”, Achaemenid History VIII, Leiden, 235–256 Wiesehöfer,  J.  1994, Die ‘dunklen Jahrhunderte’ der Persis. Untersuchungen zu Geschichte und Kultur von Fårs in frühhellenistischer Zeit (330–140 v.Chr.) (Zetemata, 90), München Wiesehöfer,  J.  1996, “Discordia et Defectio  –  Dynamis kai Pithanourgia. Die frühen Seleukiden und Iran”, Hellenismus. Beiträge zur Erforschung von Akkulturation und politischer Ordnung in den Staaten des hellenistischen Zeitalters, hg. v. B.  Funck, Tübingen, 29–56 Wiesehöfer, J. 2003, “Vom ‘Oberen Asien’ zur ‘gesamten bewohnten Welt’. Die hellenistisch-römische Weltreiche-Theorie”, Europa, Tausendjähriges Reich und Neue Welt. Zwei Jahrtausende Geschichte und Utopie in der Rezeption des Danielbuches, hg. v. M.  Delgado/K.Koch/E.  Marsch (Studien zur christlichen Religions- und Kulturgeschichte, 1), Fribourg/Stuttgart, 66–83

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Addendum For the early history of the idea of a succession of empires and the role of the Medes in it, cf. now the dissertation of Oellig, M., Die Sukzession von Weltreichen. Zu den Anfängen einer geschichtsmächtigen Idee, Kiel 2019. A slightly revised version of the thesis will be published in 2022 in the series “Oriens et Occidens”.

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Register Namensregister* Abdemon 169, 173, 176 Aemilius Sura 232 Agathokles von Kyzikos 49, 106, 130 Ahasuerus 234 Aiantides 109 Ailianus, Claudius 22, 46–47, 62, 64, 109– 110, 148, 150, 152–153, 158, 206 Aischylos 41, 69, 118, 129, 169 Ajax 173 al-Biruni 203, 205 Alexander I. 128 Alexander III. [der Große] 1, 4, 10–11, 21–24, 26, 53, 57, 67–69, 73–74, 97–98, 153, 169, 171–172, 211–212, 232 Alexandros I. 109 Alkaios von Lesbos 150 Alkibiades 105 Aməša Spəntas 9, 191 Amasis 132, 163, 222 Amestris [Gattin des Xerxes I.] 33, 63 Amestris [Tochter des Artaxerxes II.] 155 Amil-Marduk 67 Amorges [Sakenkönig] 101, 106 Amyntas 109 Amytis 33 Anaximenes 171 Andokides 169 Anahita 4 Anaphas 107 Antalkidas 107, 157 Antiochos Epiphanes 233, 235 Antiochos III. 24, 26 Antiochos IV. 233 Antiphanes 167 Antiphon 39

Apama 155 Aphrodite 167 Apollophanes 107 Appian 107, 233 Ariaspier 103 Aristagoras 121, 124–125 Aristazanes 106 Aristides, Aelius 233 Aristippos 107 Aristoteles 62, 167 Arkesilaos III. 104 Arrian 21–23, 53, 57, 97, 103, 153, 171–172, 232 Arsames [Satrap von Ägypten] 223 Arsames [Vater des Hystaspes] 71 Arses 63–64, 158 Arsites 53 Artabanos [Mörder des Xerxes I.] 61, 63–64, 108 Artabanos [Bruder des Dareios I.] 68–69 Artagerses 108 Artaphernes 81, 113, 119, 122, 124 Artasyras 108 Artaxerxes 8, 190 Artaxerxes I. 9, 11, 61–76, 85, 147, 150, 156, 192– 193, 203, 209, 224, 234 Artaxerxes II. 29–30, 32, 34–37, 45–46, 55, 67, 73, 85, 146, 150, 154–157, 169–170, 174–175, 209 Artaxerxes III. 158, 169, 171, 209 Artemis 125 Artemisia 92, 109, 127 Artibarzanes 108 Artoxares 34–36, 108 Asarhaddon 19 Aspadates 108

* Erstellt von Jonas Fischer.

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Register

Aspasia 109 Assur 187 Assurbanipal 18 Astyages 1, 17–20, 117, 131, 234 Athenaios 109, 130, 149, 167–168, 176, 205–206 Athoos 108 Atossa [Tochter des Artaxerxes II.] 155 Attaginos 109 Augustus 16 Auramazdā 4–9, 48, 53–54, 71–72, 83–86, 91–92, 127, 185, 187–188, 190–192, 194–195, 212, 226, 231 Baalmelek 169 Bakchylides 131 Bagapates 108 Bagaeus 122 Bagoas 106, 158 Bardiya 81, 101, 132 Bel/Bel-Marduk 1, 7, 68, 131, 134, 187–189 Belshazzar 234 Bessos 73 Biothea 176 Bozkaya, Hasan 15 Cassius Dio 232 Chnoum 223 Chrysantas 151 Ciçantaxma 231 Cicero, Marcus Tullius 168 Claudianus 233 Curtius, Rufus 22–23, 49, 53, 57, 97, 103, 126, 205, 210 Dahaka 8, 190 Daniel 9, 90, 126–127, 192, 226, 229–235 Dareios [der Meder] 229, 234 Dareios [Sohn des Artaxerxes II.] 157] Dareios [Sohn des Xerxes I.] 61, 63–65 Dareios I. 1, 3, 5–9, 29, 48, 53–54, 62, 65, 68– 69, 71–73, 77–81, 83–85, 87, 89–91, 102–103, 113, 117, 119–120, 122–124, 126–130, 132–134, 185–188, 190–194, 203, 206–212, 219–222, 225–226, 231, 234 Dareios II. [Nothos] 29, 33, 35, 72, 147, 207, 222 Dareios III. 1, 4, 22–23, 53, 67, 158 ,171–172 Datis 113, 119 Dehak/Zohak 15, 20 Deinon 48–50, 100

Deiokes 17, 117 Demaratos 104, 128–130 Demetrios von Phaleron 38–39 Demokedes von Kroton 30, 106, 130 Demos 109 Demosthenes 104, 110, 128, 169 Dikaios 109, 130 Dinon von Kolophon 154 Diodorus 21, 23–24, 30, 53, 62–64, 69–70, 73, 97, 99–101, 103–107, 109, 122, 128, 149–153, 155, 157–158, 166, 168–171, 173, 209–210, 219–222 Diogenes Laertios 167–168 Dionysios von Halikarnassos 38–39 Dschamschid 201, 203 Duris von Samos 171 Echetimos 167 Entimos 109 Ephialtes 109 Ephoros von Kyme 63, 118, 128, 169–170 Esra 9, 11–12, 74, 97, 192–193, 224–225 Esther 9, 97, 107, 153, 192, 226 Euagoras I. 3, 36, 157, 165, 167–177 Euagoras II. 171 Euelthon 163 Eumenes II. 24, 26 Euphorbos 109 Euripides 36, 41 Eustathios von Thessalonike 167 Faridun 20 Firdausi/Ferdousi 20, 202–203 Florus 107 Fravartish 231 Gadatas 54–55, 96, 104, 122 Gaumātas 6, 81, 102, 132, 186 Gillos 109 Ginge 36 Glos 157 Gobryas/Ugbaru 131, 234 Gongylos 104–105 Gorgion 105 Gorgos 164, 168, 172–173 Gyges 117 Hammurapi 187, 193, 225 Harpagos 121–122, 131 Hellanikos von Lesbos 41 Herakleides Pontikos 124, 126

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Namensregister Herakleides von Kyme 100–101, 106, 149, 154 Hermotimos 109 Herodot 16–19, 29–30, 37–39, 41, 48–50, 54, 68–69, 71, 78–82, 84–85, 88–92, 96–98, 100–110, 114, 116–132, 146, 148–153, 155, 163– 183, 205, 224, 229–231, 233–235 Hesychios von Alexandria 96, 124 Hieronymus, Sophronius Eusebius 171, 235 Hippias [Sohn des Peisistratos] 130 Hippoklos 109 Histiaios 105 Hystaspes [Sohn des Xerxes I.] 61, 63–64 Hystaspes [Vater des Dareios I] 71, 83, 212 Idrieus 106, 171 Inaros II. 70 Isokrates 104, 167, 169–171, 173–174, 176 Izabates 108 Josephus, Flavius 70, 97, 100–101, 105–106, 149, 235 Judith 158 Justinus, Junianus 62, 109–110, 120–121, 233 Kambyses I. 189 Kambyses II. 29, 71, 81, 83, 90, 101, 122, 126, 132–133, 163, 168, 194, 221–223, 226, 234 Kamisares 109 Kava 15, 20 Kimon 169, 175 Klearchos [spartanischer Flottenführer] 109 Klearchos von Soloi 167 Koes 110 Konon 104, 157, 169 Kosmartidene 147 Krösus/Kroisos 17, 110, 117–118, 120–125, 131 Ktesias von Knidos 29–44, 49, 62–63, 82, 90–91, 97, 101, 103, 106–108, 110, 118, 120, 126–127, 147, 151–155, 229–232 Kyaxares 16–19 Kyros [der Jüngere] 21, 29, 34, 36, 52–53, 55, 67, 73, 146, 152, 154–156 Kyros I. 189 Kyros II.[der Große] 1–2, 4, 7, 10, 17–20, 29, 51, 68, 71, 82–83, 90, 97–102, 113, 117, 120–122, 124, 126, 130–132, 148–151, 153–154, 188–189, 229–231 Lagiden 225 Libanios 105 Livius 24

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Lykon 110 Lysander 52–53 Lysias 109 Lysitheides 106 Mandane 120 Mandrokles 110, 130 Mania 110 Mardochai 105 Mardonios 90, 92, 107, 126, 128 Marduk/Marduk-Bel 1, 7, 68, 131, 134, 187–189 Maskames 151 Mas’udi 20 Maximos von Tyros 171 Mazares 121, 131 Medos 129 Megabazos 153 Megabyzos II. 34, 107 Megasthenes 82 Memnon 53, 110 Menachem/Mnases 175 Menes 220 Menon 105 Mentor 106 Mermnaden 117, 121 Metiochos 110, 130 Milkyaton von Kition 175 Miltiades 130 Mithras 4, 9, 53, 191, 204, 208 Mithradates/Mithridates [Mörder Kyros des Jüngeren] 146, 155 Mithridates [Kammerherr des Xerxes I.] 61 Mnases/Menachem 175 Molon 24, 26 Montesquieu, Charles de Secondat 35 Mordechai 153 Nabonid 7, 10, 120, 131, 189 Nabu 189 Namatianus, Rutilius Natakas 108 Nearchos 22–23 Nebukadnezar II. 67, 229, 233 Necho II. 78, 133 Nehemiah 10–12, 50, 73–74, 150 Nepos, Cornelius 70, 100, 104–105, 109, 118, 150, 155 Neriglissar 67 Nikandros von Kolophon 50

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Register

Nikogenes 106 Nikokles 170–171 Nikokreon 176 Nikolaos von Damaskus 30, 120 Nikon 130 Ninus 30 Ninyas 37 Nymphis von Herakleia 96 Öcalan, Abdullah 15 Onesilos 164, 168, 172–173, 177 Onomakritos 130 Oroetes 122 Orontes 105, 108, 155, 157 Otanes 107 Ozbaal 169 Pactyes 121–123, 125, 131 Parther 10 Parysatis 29, 33, 36–37, 155 Pasikypros 171 Pausanias [Sparta] 96, 104, 169 Pausanias [Periegetes] 104, 147, 169 Perseus [Makedonien] 24 Petisakas 108 Peukestas 153 Phalinos 110 Phanias 109 Pharnabazos II. 2, 53, 108, 155 Philaon 164 Philipp II. 69, 124 Phokion 171 Photios I. 29–30, 38–39 Phylakos von Samos 96, 104, 130 Pindar 118 Pixodaros 218 Platon 81, 100, 105–106, 123 Plinius der Ältere 49 Plutarch 30, 41, 46–47, 49, 63, 70, 73, 81, 98, 101, 103, 105–110, 118, 121, 123–124, 146–150, 152–157, 168–169, 172, 232 Pnytagoras 170–171, 177 Polyainos 81, 123 Polybios 24, 56–57, 62, 107 Polykrates von Samos 122, 132 Pompeius [Magnus], Gnaeus 232, 235 Pompeius Trogus 62–63, 118 Poseidonios 50, 55 Psammetich III. 132

Prokles I. 105 Proxenos 105 Ptolemäer 220 Ptolemaios I. 22, 172 Ptolemaios II. 193, 225 Pymiathon von Kition 171 Pytharchos [Handwerker] Pytharchos von Kyzikos 106, 130 Pythios 106–107, 152 Rapitwin 201 Rašnu 9, 191 Rhodogune 155 Roxanes 156 Salmanassar III. 16 Šamaš 187 Sardanapallus 37 Sargon [von Akkad] 120 Sargon II. 19 Sasan 203 Sasaniden 10, 203 Satibarzanes 36 Seldschuken 202 Seleukiden 10, 24, 26, 232–235 Semiramis 30 Simonides 118 Sinaites 45 Siromos 172 Skylax von Karyanda 77–79 Skythes von Zankle 110, 130 Smerdis 101 Sokrates 51, 107 Sophainetos 107 Sophokles 96 Sparamizes 155 Stasanor 164, 173 Stateira 36, 155 Strabon 16, 22–24, 48, 50, 57–58, 82, 97, 103, 107–108, 122, 149, 205–206 Straton I. von Sidon 171 Syloson 98, 104 Tabalos 121–122 Tacitus, Publius Cornelius 233 Tanyoxarkes 101 Teispes 189 Teukros 173 Thales von Milet 17 Themistokles 3, 50, 70, 73, 98, 100, 105, 156, 191

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Ortsregister Theomnestor/Theomestor 110, 130 Theopompos von Chios 169–171 Thrasydaios 171 Thukydides 39, 96, 98, 103–105, 109, 122, 128, 146, 150, 169 Timocharis 167 Tiribazos 99, 105, 150, 152, 155–157 Tissaphernes 2, 100, 108 Trajan 47 Θraetaona 8, 190 Udjahorresnet 132, 221 Ugbaru/Gobryas 131, 234 Valerius Maximus 168 Xeinagoras/Xenagoras von Halikarnassos 110, 130 Xenophanes 129

243

Xenophon 16, 21, 23–24, 29–30, 39–40, 50–53, 55, 67, 82, 98–111, 120, 146, 148–154, 156–157, 169–170, 205–206, 230 Xerxes I. 1, 7–10, 29, 48, 50, 61–76, 80–81, 84, 88–90, 92, 96–97, 113, 117, 119, 123, 126, 128, 130, 134, 168, 177, 190–192, 194, 203, 209, 224, 231, 234 Xerxes II. 147 Yahweh 131, 223 Yima 201 Zarathustra 54, 201–203 Zenon 110 Zeus 89, 119 Zohak/Dehak 20 Zopyros 108, 151

Ortsregister** Achaia 107 Afghanistan 57 Ägäis 81, 133 Ägypten/ägyptisch 1–2, 6, 10–12, 55, 63, 70– 72, 78–80, 84, 90, 92, 100, 113, 122, 124, 127, 132–134, 149, 158, 165, 168–171, 176, 187, 192, 194, 200, 219–224, 225 Akkad 188, 189 Amathus 165–176 Anatolien 18, 71, 120, 124, 131 Anschan 130, 188–189 Apadana 46, 48, 65, 85–87, 208–209, 212 Arabien/arabisch 2, 78, 84, 115, 132, 170, 192, 203 Arachosien 84, 192 Areia 84 Argos 128, 134 Armenien 84, 156, 192 Asarbaidschan 24 Asien/asiatisch 2, 17, 19, 54–57, 61–62, 78, 81, 89–92, 115, 117, 121, 127, 133–134, 151, 170, 209, 229–232 Assyrien/assyrisch 2, 15–20, 29–30, 37, 84, 91, 104, 116–117, 126–127, 131, 187, 192, 221, 230–234 *

Athen/athenisch 1, 48, 50, 68–73, 88–90, 104–105, 109–110, 114, 117, 119, 121–122, 125– 130, 133–134, 148, 157, 163, 168–171, 174, 177, 209, 211, 224 Äthiopien 212 Aulae 122 Baba Jan Tepe 18–19 Babylon/Babylonien/Babylonisch 1–2, 8–10, 16–20, 25, 32, 37, 56, 62, 64, 67–68, 72, 76, 80–84, 96, 113, 117, 120–121, 131–134, 187– 189, 192–193, 206–208, 212, 225, 229–230, 233–234 Baktrien 56, 61–64, 69, 84, 105, 192 Bisutun 6–7, 25, 54, 72, 95, 132–133, 186- 190 Böotien 104 Bulgarien 200 Chalouf 79 Chersonesos 110 Choaspes 49- 50 Chorasmien 84, 192 Chytroi 165 Damaskus 55 Dardanos 110 Daskyleion 87 Delphi 134, 163

Erstellt von Mandy Brandt

© 2022, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11825-5 - ISBN E-Book: 978-3-447-39272-3

244

Register

Disyma 122 Donau 48–49, 71, 133 Drangiana 84, 192 Ebir-Nari 10 Ekbatana 17–18, 25, 32, 80, 199, 206–207 Elam 78, 80, 84, 113, 131, 133, 192 Elburs-Gebirge 3 Elephantine 222–226 Elvend 71 Ephesus 126 Eretria 88–90, 104, 109, 119, 128, 130, 133 Euphrat 10, 54, 131 Europa 81, 89–92, 114, 117, 127, 133–134, 212 Eurymedon 169 Fars 1, 24, 200, 203 Gandara 84, 192 Gaugamela 2, 4, 23, 67 Godin 18–19 Golgoi:165 Gortyn 109 Granikos 53 Griechenland/griechisch 2–4, 8, 10, 15–26, 29–41, 46–50, 53–54, 62–64, 67–69, 72–73, 81–82, 86–89, 92, 96–103, 113–121, 123–134, 145–157, 166, 163–169, 173–176, 195, 199, 205–208, 211, 229–235 Halikarnassos 38–39, 109–110, 122, 130 Halys 17–18, 117, 120, 127, 231 Hamadan 18, 71, 80, 199 Heliopolis 133 Hellas 20, 55, 68–71, 89–92, 97, 114, 117, 119, 121, 127–129 Hellespont 68, 117 Hinduš 79, 85 Hyrkanien 108 Idalion 165–171, 174 Idumäa:11 Indien/indisch 2, 31, 78, 82–87, 133, 212 Indus 77–79, 113, 129, 192 Ionien/ionisch 69, 81, 89–90, 110, 113, 118–128, 131–133, 163, 168, 172–177, 192, 211, 219, 227 Iran/iranisch 1–4, 16, 20, 25–26, 46–58, 62, 65, 95–97, 103, 113–115, 121, 123, 130–132, 185, 187, 194–195, 199 200- 208, 212, 232 Israel 10 Issos 4, 67 Jerusalem 10–11, 73, 223

Judäa 193, 224 Judah 10–12 Kappadokien 84, 122, 192 Karien 106, 109, 110, 133 Karyanda 78 Kaspatyros 78 Kaukasus 2 Kaunos 110 Kermanshah 18 Kilikien 120, 173 Kition 165–166, 169–171, 174–175 Kleinasien/kleinasiatisch 16–17, 20, 72, 81, 87, 102, 113, 116–117, 120–126, 134, 156, 170 Knidos 29, 110, 122 Kreta 110 Kroton 106, 130 Kunaxa 154, 156 Kurion 164–165, 168, 172–173 Kusch 85, 87 Kyme 100, 154 Kyrenaika 133 Kyrene 104 Kyzikos 106, 107, 130 Lampsakos 98, 109 Lapethos 165–166 Larisa 105 Ledra 165 Levante 134, 170 Libyen 2, 78, 81, 113 Lydien 17, 84–85, 87–88, 107, 110, 113, 116–117, 120–122, 125, 129, 131, 157, 192, 212 Lykien 131 Magnesia 24, 98, 100, 104, 122, 131 Makedonien 92, 109, 124, 128, 133, 229, 232 Marathon 1, 69, 89, 90, 113, 129, 133 Marion 165, 169, 175 Media Atropatene 24 Medien 1, 15–20, 24, 30, 56, 71, 80, 84, 86, 91, 96, 113, 117, 120, 126–127, 129, 131–132, 148, 192, 199, 229–235 Medus 57 Memphis 132 Mesopotamien 1, 4–7, 16–20, 26, 55, 58, 115, 120, 186–188, 230, 232 Milet 17, 105, 121, 124–126, 130–131, 219 Mittelmeerraum 3, 62, 78, 113, 128, 165, 167, 169, 172, 176

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Ortsregister Mykale 69, 126 Myous 98, 219 Mytilene 110 Naher Osten 3, 6, 15, 25, 113–116, 127, 129, 131– 132, 230, 187–189, 195, 230 Naqš-i Rustam 4–5, 83, 134, 185, 186, 211 Naxos 125 Necho-Kanal 78 Nil 48–49, 77–79 Niniveh 17–18, 20 Nubien 87, 129 Nush-I Jan 18–19 Olympia 55 Opis 153 Orient/orientalisch 10, 17–18, 29, 33, 37–38, 41, 57, 68, 73, 78, 89, 91, 114–116, 125, 167, 171, 177, 220, 232 Pakistan 2, 200 Palaipaphos  167–168 Palästina 232 Paphos 165- 168 Pārsa 1 Parthien 84, 192 Pasargadae 4, 25, 51, 122, 131 Pedasos 109 Peloponnese 128 Pelusium 132 Persepolis 3–7, 11, 25, 32, 46, 48, 50–51, 57, 65– 72, 82–87, 122, 130, 133, 153, 188–189, 199–212 Persis 1, 21, 24, 50–51, 57, 80, 131–132, 210 Phoinikien 124, 171, 176 Phokaia 109, 131 Phrygien 82, 122 Plataiai 1, 68, 113, 126, 128–129, 134 Priene 131 Rhodos 106, 110 Rom 233, 235 Rotes Meer 79 Salamis 1, 3, 62, 67–69, 92, 96, 104, 113, 126– 129, 134, 156–157, 163–177, 191

245

Samaria 10–11 Samos 98, 104, 110, 122, 130–133 Sardeis 116–125, 131–133, 172 Sattagydien 84, 192 Schiras 204 Schwarzes Meer 79 Sidon 171 Sinai 132 Sizilien 89, 119 Skillous 55 Smyrna 131 Sogdien 84–85, 87, 113, 129, 192, 212 Soloi 165–170, 173, 175 Sparta/spartanisch 52, 89, 96, 104, 107, 109, 117, 119, 121, 128–130, 134, 157, 169–170 Stymphalos 107 Sues 71, 79 Sumer 188–189 Susa 6–7, 21, 25, 32, 48–49, 79, 82, 86, 122, 133, 148, 187, 189, 199, 206–207, 211 Syrien 17, 19, 120, 166, 232 Tamassos 165, 171, 175 Taras 109 Taurus 56 Theben 105, 109, 134 Thessalien 81, 107, 134 Thrakien 2, 128, 133, 192 Trachis 109 Tyros  169, 172- 173 Urartu 4, 71, 80, 120 Usbekistan 2, 200 Van 71, 80 Vuni 167 Xanthos 222, 224, 227 Yehud 10–11, 14 Zagros-Gebirge 3, 16, 18, 21, 26, 28 Zakynthos 110 Zankle 110 Zypern 3, 12, 70, 72, 133, 163–177

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