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German Pages 593 Year 1994
Jahrbuch für Recht und Ethik Annual Review of Law and Ethics Band 2 (1994) Herausgegeben von B. Sharon Byrd Joachim Hruschka Jan C. Joerden
Duncker & Humblot · Berlin
Jahrbuch für Recht und Ethik Annual Review of Law and Ethics Band 2
Jahrbuch für Recht und Ethik Annual Review of Law and Ethics Herausgegeben von B. Sharon B y r d · Joachim H r u s c h k a · Jan C . Joerden
Band 2
Duncker & Humblot · Berlin
Jahrbuch für Recht und Ethik Annual Review of Law and Ethics Band 2 (1994) Themenschwerpunkt:
Zurechnung von Verhalten Imputation of Conduct Herausgegeben von B. Sharon Byrd Joachim Hruschka Jan C. Joerden
Duncker & Humblot · Berlin
Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Jahrbuch für Recht und Ethik = Annual review of law and ethics. — Berlin : Duncker und Humblot. Erscheint jährl. - Aufnahme nach Bd. 2 (1994) ISSN 0944-4610 NE: Annual review of law and ethics Bd. 2. Zurechnung von Verhalten. - 1994 Zurechnung von Verhalten = Imputation of conduct / hrsg. von B. Sharon Byrd . . . — Berlin : Duncker und Humblot, 1994 (Jahrbuch für Recht und Ethik ; Bd. 2) ISBN 3-428-08038-6 NE: Byrd, B. Sharon [Hrsg.]; Imputation of conduct
Alle Rechte, auch die des auszugsweisen Nachdrucks, der fotomechanischen Wiedergabe und der Übersetzung, für sämtliche Beiträge vorbehalten © 1994 Duncker & Humblot GmbH, Berlin Fremddatenübernahme und Druck: Berliner Buchdruckerei Union GmbH, Berlin Printed in Germany ISSN 0944-4610 ISBN 3-428-08038-6
Preface The conference articles included in this volume were originally presented at a symposium organized by the editors of the Annual Review of Law and Ethics on the topic "Imputation of Conduct in Law and Ethics", which was held at the Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg from October 3 to October 9, 1993. Participants included lawyers and philosophers from Germany, Spain and the United States: Arno Baltes (Erlangen), Gunther Biewald (Jena), Β. Sharon Byrd (Augsburg), Angelika Drescher (Erlangen), Maximilian Forschner (Erlangen), Mark F. Grady (Los Angeles), Klaus Günther (Frankfurt am Main), Thomas E. Hill, Jr. (Chapel Hill), Hans-Ulrich Hoche (Bochum), Hagen Hof (Hannover), Joachim Hruschka (Erlangen), Jan C. Joerden (Frankfurt an der Oder), Ujala Joshi Jubert (Barcelona), Leo Katz (Philadelphia), Matthias Kaufmann (Erlangen), Urs Kindhäuser (Rostock), Diego-Manuel Luzón Pena (Alcalâ de Henares), Santiago Mir Puig (Barcelona), Jeffrie G. Murphy (Tempe), Ulf rid Neumann (Saarbrücken), Thomas Nisters (Freiburg), Nelson Potter (Lincoln), Andrews Reath (Raleigh), Gottfried Seebaß (Konstanz), Peter Stanglow (Erlangen), Franz Streng (Erlangen), Mark Timmons (Memphis), Friedrich Toepel (Rostock). The editors wish to express their gratitude to the Volkswagen-Stiftung (Hannover) for generously financing the symposium and to the Dr. Alfred VinzlStiftung (Erlangen) for their charitable auxiliary support. We also wish to thank the University of Erlangen, which in 1993 celebrated its 250th anniversary, and in particular its Rektor, Professor Dr. Gotthard Jasper, for providing extensive support in conducting the symposium. Finally, our special thanks go to Frau Ayke Darius at the Institute for Criminal Law and Legal Philosophy in Erlangen and to Frau Ingrid Bührig and Frau Heike Frank at our publisher's Duncker & Humblot in Berlin for their assistance in the publication of this volume. The third volume (1995) of the Annual Review of Law and Ethics will primarily concentrate on the issue of "Human Rights and the Rule of Law". The Editors
Inhaltsverzeichnis Tagungsbeiträge Gotthard Jasper: Gruß wort des Rektors der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nümberg aus Anlaß des Symposions über „Zurechnung von Verhalten in Recht und Moral" bei einem Empfang der Teilnehmer im Erlanger Schloß am 4. Oktober 1993 3 Grundlagen der Zurechnung — Basic Issues of Imputation Mark F. Grady: Modern Accident Law Does Not Fit Corrective Justice Theory
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Hans-Ulrich H oche: Zur Komplementarität von Freiheit und Notwendigkeit des menschlichen Handelns 37 Matthias Kaufmann: imputabilitas als Merkmal des Moralischen. Die Diskussion bei Duns Scotus und Wilhelm von Ockham 55 Jeffrie
G. Murphy: Cognitive and Moral Obstacles to Imputation
67
Ulf rid Neumann: Die Moral des Rechts. Deontologische und konsequentialistische Argumentationen in Recht und Moral 81 Nelson Potter: Kant on Obligation and Motivation in Law and Ethics
95
Mark Timmons: Evil and Imputation in Kant's Ethics Zurechnung und Verantwortung
113
— Imputation and Responsibility
Klaus Günther: Individuelle Zurechnung im demokratischen Verfassungsstaat Thomas E. Hill, Jr.: Kant on Responsibility for Consequences
143 159
Joachim Hruschka: Das Opferverhalten als Schlüssel zum System der Sachentziehungsdelikte 177 Leo Katz: Evading Responsibility: The Ethics of Ingenuity
191
Santiago Mir Puig: Die Zurechnung im Strafrecht eines entwickelten sozialen und demokratischen Rechtsstaates 225 Thomas Nisters: Aquinas on Passions and Diminished Responsibility
239
Andrews Reath: Agency and the Imputation of Consequences in Kant's Ethics
259
VIO
Inhaltsverzeichnis
Regeln der Zurechnung — Rules of Imputation Β. Sharon Byrd: Putative Self-Defense and Rules of Imputation. In Defense of the Battered Woman 283 Jan C. Joerden: Wesentliche und unwesentliche Abweichungen zurechnungsrelevanter Urteile des Täters von denen des Richters 307 Ujala Joshi Jubert: Actio libera in causa: Ordentliche oder außerordentliche Zurechnung? 327 Urs Kindhäuser: Zur Rechtfertigung von Pflicht- und Obliegenheitsverletzungen im Strafrecht 339 Diego-Manuel Luzon:, Actio illicita in causa" und Zurechnung zum Vorverhalten bei Provokation von Rechtfertigungsgründen 353 Gottfried
Seebaß: Handlungstheoretische Aspekte der Fahrlässigkeit
375
Friedrich
Toepel: Error in persona vel objecto und aberratio ictus
413
Abhandlungen Karlfriedrich
Herb ! Bernd Ludwig: Kants kritisches Staatsrecht
Uwe Meixner: Eine Explikation des Begriffes der Zurechnung
431 479
Jesus-Maria Silva-Sänchez: Probleme der Zurechnung bei impulsivem Handeln 505
Diskussionsforum Jan C. Joerden: Muß dieses Buch gelesen werden? — Zum Erscheinen der deutschen Ausgabe von Helga Kuhse / Peter Singer: Should the Baby Live?
529
Ulrich Ν ortmann: Über einen vermuteten Zusammenhang von Müssen und Wollen — Diskussion der Monographie von Hans-Ulrich Hoche: Elemente einer Anatomie der Verpflichtung 539
Rezensionen Stephen Buckle: Natural Law and the Theory of Property: Grotius to Hume (Mary Gregor) 555 Stanley Fish: There Is No Such Thing as Free Speech and It's a Good Thing, Too ( Drew Christie )
558
Inhaltsverzeichnis
IX
Hasso Hofmann: Legitimität gegen Legalität. Der Weg der politischen Philosophie Carl Schmitts, 2. Aufl. (Matthias Kaufmann)
563
Adriaan T. Peperzak: Hegels praktische Philosophie. Ein Kommentar zur enzyklopädischen Darstellung der menschlichen Freiheit und ihrer objektiven Verwirklichung ( Kenneth R. Westphal)
565
Gottfried Seebaß: Wollen (Uwe Meixner)
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Autorenverzeichnis
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Hinweise für Autoren
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Information for Authors
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Tagungsbeiträge
1 Jahrbuch für Recht und Ethik, Bd. 2 (1994)
Grußwort des Rektors der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg aus Anlaß des Symposions über „Zurechnung von Verhalten in Recht und Moral" bei einem Empfang der Teilnehmer im Erlanger Schloß am 4. Oktober 1993. Gotthard Jasper Verehrte Kolleginnen und Kollegen, meine Damen und Herren, es ist mir eine Ehre und Freude, Sie alle hier im markgräflichen Schloß, dem Sitz des Rektorates der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nümberg, begrüßen zu dürfen. Ich heiße Sie alle recht herzlich willkommen. Mein besonderer Willkommensgruß gilt den Referenten Ihrer Tagung, insbesondere den auswärtigen und ausländischen unter Ihnen, die dieser Tagung internationales Flair verleihen. Meine Begrüßung gilt ferner dem Vertreter des Verlages Duncker & Humblot, dessen Haus im eben erscheinenden ersten Band des Jahrbuchs für Recht und Ethik das letztjährige Symposion Ihres Kreises dokumentiert hat und Ihre jetzige Tagung im zweiten Band edieren wird. Mit dem herzlichen Dank für dieses verlegerische Engagement verbinde ich den Dank an die Herausgeber dieses Jahrbuches und die Organisatoren Ihrer Tagung. Wissenschaftlicher Fortschritt und wissenschaftliche Produktivität leben von der lebendigen Kommunikation und persönlichen Begegnung; sie zu organisieren und dann zu dokumentieren ist keine leichte Aufgabe. Daß Herr Kollege Hruschka mit seinen Mitstreitern, Frau Byrd und Herrn Joerden, sie übernommen hat, dafür gilt es zu danken. Sie sind nach Erlangen gekommen im Jahr der 250. Wiederkehr der Universitätsgründung. Ihr Symposion ist damit Teil unseres Jubiläumsprogramms, worüber ich mich sehr freue. Wir wollen in diesem Jahr nicht nur rückblickend feiern, sondern uns auch den Aufgaben der Gegenwart und Zukunft stellen. Ihr Nachsinnen über das Verhältnis von Recht und Ethik allgemein und die Zurechnung von Verhalten in Recht und Moral halte ich — gerade im Zeitalter von Wertewandel und Werteverfall — für außerordentlich aktuell. Den hier sich stellenden Fragen im Dialog zwischen Rechtswissenschaft und Philosophie nachzugehen, ist wichtig und aktuell, was den reflektierenden Blick zurück in die Geschichte philosophisch juristischen Denkens eben gerade nicht ausschließt. Die intensive Beschäftigung, die Ihr Symposion dem großen Philosophen Kant widmet, veranlaßt mich zu der universitätshistorischen Bemerkung, daß die Erlanger Universität schon früh die Bedeutung des Königsberger Philosophen erkannt 1*
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hatte. Er erhielt einen Ruf nach Erlangen, nutzte ihn jedoch nur, um sich in Königsberg eine Professur zu erhandeln. Auch Hegel bekam übrigens einst einen Ruf auf einen altphilologischen Lehrstuhl an unserer Universität. Er ging aber lieber nach Heidelberg, wo man ihm gleichzeitig einen Lehrstuhl für Philosophie angeboten hatte. Auch Fichte hat einige Semester in Erlangen gelehrt und Schelling hielt 1821 bis 1823 in Erlangen Vorlesungen. Die Verknüpfungen zwischen Philosophie und Recht waren freilich in der Frühgeschichte der Universität außerordentlich eng. Der vor genau 250 Jahren auf die zweite Professur der Juristischen Fakultät berufene Andreas Elias Roßmann zum Beispiel gehörte sowohl der Juristischen als auch der Philosophischen Fakultät an. Er behandelte in seinen Vorlesungen nicht nur Themen aus fast allen juristischen Teildisziplinen, sondern las auch über Geschichte, insbesondere Kirchengeschichte, sowie über „Logik, besonders praecepta probabilium". Auch der Inhaber des fünften juristischen Lehrstuhls — die Fakultät startete 1743 mit fünf Lehrstühlen —, Johann Justin Schierschmidt, war zugleich Professor in der Philosophischen Fakultät, und zwar für „practische Philosophie", dort las er empirische Psychologie, Natur- und Völkerrecht, Logik und Metaphysik sowie jus sociale. Schierschmidt hatte in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts einen erheblichen Einfluß. Er lehrte 35 Jahre an unserer Friderico-Alexandrina. Nicht weniger Bedeutung hatten in der frühen Universität der Pandektist Christian Friedrich Glück oder — für unser Thema einschlägiger — die Rechtsphilosophen Georg Friedrich Puchta und vor allem Friedrich Julius Stahl, der in Erlangen als Ordinarius von 1834 bis 1840 wirkte. Ich will die Aufzählung einschlägiger bedeutender Namen hier nicht fortsetzen. Der universalere Zuschnitt der Professuren, die unbekümmerte Überschreitung der Disziplingrenzen hat heute, im Zeitalter der Spezialisierung, eine nicht zu verkennende faszinierende Wirkung. Sie sollte uns ermuntern, in immer neuen Anläufen das interdisziplinäre Gespräch, die interdisziplinäre Problemlösung zu suchen. Es ist ein Vorzug der Institution Universität, die die ganze Vielfalt wissenschaftlicher Disziplinen in sich birgt, daß sie die Chance und Möglichkeit zu solcher interdisziplinärer Zusammenarbeit bietet. Die Friedrich-AlexanderUniversität ist aus dieser Perspektive heraus besonders stolz darauf, daß sie als einzige klassische Universität in Westdeutschland im Jahre 1966 eine Technische Fakultät mit inzwischen fünf ingenieurwissenschaftlichen Studiengängen und über 5500 Studenten gründete. Dabei war die Auffassung maßgebend, daß die technisch-wissenschaftlichen Disziplinen in den Kanon der klassischen Universitätsfächer hineingehören, und zwar zum beiderseitigen Vorteil. Wir hoffen, die sich hier bietenden Chancen zu nutzen und davon alle Fakultäten profitieren zu lassen, was freilich nicht ohne Anstrengung gelingen kann. Ihr Symposion ist lobenswert auf dieses Disziplinübergreifende hin angelegt, und darum empfinde ich Ihre Tagung als eine besonders schöne Blüte im Strauß
Grußwort
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unseres Jubliläumsprogramms. Ich wünsche Ihnen einen produktiven und ertragreichen Verlauf für Ihr wissenschaftliches Programm und einen schönen Aufenthalt im herbstlichen Erlangen.
Modern Accident Law Does Not Fit Corrective Justice Theory Mark F. Grady
I. Corrective vs. Distributive Justice As is well known, Aristotle distinguished between corrective and distributive justice. Distributive justice is concerned with the just distribution of goods among members of society. Aristotle's idea was that distributions should be justified according to merit. 1 In his Nicomachean Ethics , Aristotle explains that if one person injures another by an act of injustice, the injury is wrongful, and rectification in some form is required, even if the injurer is a better person than the victim. 2 Hence, corrective justice is concerned with the rectification of wrongs, for instance, batteries or, possibly, negligently inflicted wrongs. This article is concerned with whether either corrective or distributive justice can account for accident law. Most legal philosophers now believe that Aristotle's notion of corrective justice can explain accident law. The major parts of this article criticize this view. On the other hand, most legal philosophers believe that Aristotle's notion of distributive justice is inadequate to explain or justify accident law. This article adopts their view. Finally, the conclusion explains where we are left in the theory of accident law if Aristotle's ethical theories are not good guides. The focus here is on American law, but I believe that my argument probably also applies to other systems of accident law, for instance, German accident law.
II. Weinrib's Relational Theory and his Critique of Other Corrective Justice Theories Ernest Weinrib, a leading corrective justice theorist, has argued that corrective justice specifies a mode of justice, not the content of the decision rule by which ι Aristotle , Nicomachean Ethics Book V at 1130b (J. A. K. Thomson trans, rev. ed 1976) (rev. trans, by H. Tredennick). 2 See Richard A. Posner, The Economics of Justice 73 (1983) [hereinafter Economics of Justice]. Posner's corrective justice theory is considered infra text accompanying note 62.
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Mark F. Grady
corrective justice is achieved.3 Thus, in Weinrib's view, corrective justice rules could have several potential forms. Nevertheless, Weinrib stresses that not every type of liability rule can conform to the requirements of his theory. Although Ernest Weinrib's theory of corrective justice is not the only one, it is a leading theory and an ideal starting point for this discussion. The keystone of Ernest Weinrib's theory — and he argues of Aristotle's theory as well — is the requirement of "bipolarity." According to Weinrib, corrective justice is "essentially bipolar." He writes, "Corrective justice treats the defendant's unjust gain as correlative to the plaintiff's unjust loss. The disturbance of the [prior] equality [between them] connects two, and only two, persons. The injustice that corrective justice corrects is essentially bipolar." 4 Weinrib argues throughout his work that for law to satisfy corrective justice it must focus relentlessly on the two parties who are immediately affected by the transaction that has led to the lawsuit — in tort, the injurer and the victim. Weinrib criticizes other theories of law for their failure to satisfy his "bipolarity" criterion. These criticisms, especially his criticism of Richard Posner's theory, make the stringent requirements of Weinrib's own theory clear. Richard Posner has argued that a concern with economic efficiency is consistent with Aristotle's idea of corrective justice. 5 Posner's detailed theory of tort law, which he developed with William M. Landes,6 hypothesizes that courts decide tort cases as if they were seeking to maximize social wealth. Posner's theory of the economics of justice, which Weinrib criticizes, seeks to put Landes's and his detailed economic theory of tort into a broader philosophical frame. Weinrib offers three criticisms. First, Weinrib says that Posner's concern with economic efficiency magnifies the moral unattractiveness of utilitarianism, because wealth maximization "retains utilitarianism's suspect consequentialism and aggregation while discarding the comprehensiveness and the neutrality which give utilitarianism whatever plausibility it has." 7 Weinrib argues that it would be wrong for 3 Ernest J. Weinrib , "Corrective Justice," 77 Iowa L. Rev. 403 (1992). 4 Id. at 410. According to Weinrib , this bipolarity affects all aspects of doing corrective justice. He writes, "[T]he bipolar nature of corrective justice has many aspects. Corrective justice embraces: a bipolar conception of interaction that relates the doer of harm to the sufferer of that harm; a bipolar conception of injustice as a violation of quantitative equality; a bipolar conception of damage as a loss by the plaintiff correlative to the defendant's gain; a bipolar conception of the quantitative equality of the litigants; and a bipolar conception of the remedy as the annulment of the parties' correlative gain and loss." Id. at 411. 5 Posner, Economics of Justice, supra note 2, at 73-74. Ronald Dworkin, on the other hand, has maintained that Posner's own economic theory of tort inevitably rests on distributive justice and is deficient for that reason. Ronald Dworkin, Law's Empire 286 et seq. (1986). 6 William M. Landes & Richard A. Posner, The Economic Structure of Tort Law (1987) [hereinafter Economic Structure]. 7 Ernest J. Weinrib, "Toward a Moral Theory of Negligence Law," 2 J. Law & Philos. 37, 44 (1983) [hereinafter Moral Theory].
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courts to decide accident cases by aggregating different persons' interests. If people are allowed to use aggregative justifications, they would be permitted to act so long as the gains to themselves and third parties outweigh the losses to the person who was hurt. In this way, someone seeking to attain many interests would be able use other people as her instruments. Since Posner's theory justifies this type of aggregation by the courts, Weinrib argues that Posner's theory is wrong. Second, Weinrib stresses that Posner's theory "conceives of negligence as an offence against a maximizing scheme rather than as an injury against a particular victim, and plaintiff's compensation is regarded not as an entitlement but as a bounty to induce his cooperation in the process of maximization." Weinrib argues that this focus on the negligence rule as a social-wealth-maximizing scheme is incompatible with corrective justice because under a proper conception of its requirements "the plaintiff has a right to the restoration of the antecedent equality, and his standing is not merely an administrative adjunct to the process of imposing costs on the defendant." 8 Posner's main defense is that a hypothetical agreement by parties to maximize social wealth is a reasonable bargain that could be imputed to injurers and victims before they know which they will be. He says that if potential victims and injurers would agree to be bound by the rule of negligence (if, for instance, it is social wealth maximizing), then this liability rule can be justified using notions of corrective justice. Nevertheless, according to Weinrib's third criticism, this aspect of Posner's theory is also deficient, because hypothetical exchange is not the same as real exchange, presumably because hypothetical exchange is much less voluntary. 9 Weinrib has criticized the traditional Legal Realist theories of accident law 1 0 in much the same way that he has criticized Richard Posner. 11 Weinrib correctly notes that many Legal Realists have thought that the justification for accident liability is to provide insurance for underinsured victims. He takes Justice Traynor's statement in Escola v. Coca-Cola Bottling Co.12 as typical. In that famous exploding bottle case, Traynor wrote that compensation of the victim was justified partly because "the cost of an injury and the loss of time or health may be an overwhelming misfortune to the person injured, and a needless one, for the risk of injury can be insured by the manufacturer and distributed among the public s Id. 9 Weinrib writes, "[T]here is no plausible argument for having tort litigation mirror an actual exchange, as the theory requires, since the ethical foundations of the hypothetical exchange differ from those of the real exchange which it is supposed to mirror. Id. at 45. 10 See, e. g., Leon Green , "Tort Law: Public Law in Disguise," 38 Tex. L. Rev. 1, 258 (1959). ί See Ernest J. Weinrib , "The Insurance Justification and Private Law," 14 J. Legal Stud. 681 (1985) [hereinafter Insurance Justification]. i2 150 P. 2d 436 (Cal. 1944).
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as a cost of doing business."13 Weinrib argues that "deploying insurance considerations to resolve tort disputes thus entails an instrumentalist and legislative conception of law." Moreover, the Legal Realists' insurance justification for tort drains the parties' relationship of the immediacy that it should have in tort adjudication. As Weinrib writes, "Attention is no longer confined to the interaction of doer and sufferer [of harm]. The status of one of the parties as an insured assumes paramount importance, and insurance becomes the lens through which the relationship between the litigants is refracted." 14 Hence, the Legal Realist theory of tort also fails to set the bipolar focus that Weinrib argues is the first requirement of a corrective justice theory of tort. Finally, Weinrib has criticized Jules Coleman's theory of tort. 15 Up until recently, Coleman had argued that corrective justice required that tort law annul wrongful gains and wrongful losses, and, unlike Weinrib, Coleman had argued that there was no necessary connection between the injurer's wrongful gain and the victim's wrongful loss.16 For instance, a driver's negligent speed might provide the driver with a wrongful gain that would not correspond to any wrongful loss sustained by a victim, as when the driver does not crash. According to Coleman, since there is no necessary connection between wrongdoer and victim, it would not violate norms of corrective justice for some third party, such as the state, to rectify the imbalance. Indeed, under his more recent theory of tort, 17 Coleman continues to claim that state rectification would be proper, which Weinrib has again criticized on the ground that it impermissibly introduces the consideration of a third party. 18
I I I . The Impossibility of a Bipolar View of Accident Adjudication Weinrib's corrective justice theory is plausible when it is applied to most batteries and other intentional torts. Even in this setting, however, there are some problems that Weinrib has not addressed, but for the most part they seem to be problems that he could overcome. Consider the intentional-tort doctrine of "transferred intent," which at first seems a problem for Weinrib's bipolar focus. As is well known, a party's intent i3 Id. at 441 (Traynor, J., concurring). Traynor seems to have thought that the tort system could effectively compete with the private provision of insurance, ι* Weinrib, "Insurance Justification," supra note 11, at 683. is See Ernest J. Weinrib, "Non-Relational Relationships: A Note on Coleman's New Theory," 77 Iowa L. Rev. 445 (1992). See Jules L. Coleman, Markets, Morals, and the Law (1988). ι 7 See Jules L. Coleman, "The Mixed Conception of Corrective Justice," 77 Iowa L. Rev. 427, 443-44 (1992). 18 See Ernest J. Weinrib, "Non-Relational Relationships: A Note on Coleman's New Theory," 77 Iowa L. Rev. 445 (1992).
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to batter or assault one party will "transfer" to the contact that actually results. 19 For instance, in Manning v. Grimsley, 70 the plaintiff brought an action for battery against the famous American baseball pitcher, Ross Grimsley, and his then employer, the Baltimore Orioles. At the game at which the plaintiff was hurt, some of the hometown fans — Boston Red Sox fans — were seated behind a wire mesh fence in the right field bleachers. Grimsley was a relief pitcher for the visiting team and was warming up in the bullpen located near the bleachers. The hometown fans continuously heckled him. On several occasions Grimsley gave the hecklers dirty looks. At the end of the third inning, Grimsley's catcher left the bullpen. Grimsley wound up as though to pitch toward the bullpen plate one last time. Nonetheless, the ball traveled from Grimsley's hand at more than 80 miles an hour at a right angle to the path to the plate and directly toward the hecklers in the bleachers. It went through the wire mesh fence and hit the plaintiff, who may or may not have been a heckler, but who was seated in the same area as the hecklers were. The district court found that since the defendant had not intended to hit the plaintiff, but only intended to frighten third parties (the hecklers), the plaintiff could not recover on a battery theory. The First Circuit reversed on the ground that the intent to assault the hecklers would transfer to make a battery against the plaintiff. 21 It might seem that Weinrib's bipolar theory would strain to justify the result in this case, which nevertheless seems right, because the defendant's intent relative to a third party was critical. If the defendant had not intended to frighten the third parties, there would have been no battery. 22 Despite the apparent difficulty, Weinrib can still justify the result using his bipolar focus. The defendant's vindictive pitch was a wrong to all who were in the stands and therefore was a wrong to the plaintiff, who was the one actually hit. This understanding commits no impermissible aggregation in Weinrib's frame. Because we do not have to balance a gain to one person against a loss to someone else, we are able to maintain the bipolar focus. Nevertheless, when we pass from intentional torts to
19 One now classic case is Singer v. Marx, 301 P. 2d 440 (Cal. Dist. Ct. App. 1956) (Zeppo Marx's nine-year-old son liable when he threw a rock to hit or scare another child, but struck plaintiff instead). 20 643 F. 2d 20 (1st Cir. 1981). 21 In Manning v. Grimsley, the plaintiff originally had two counts in his complaint: one for battery and the other for negligence. The trial court directed a verdict for the defendants on the battery count and sent the negligence count to the jury. Somewhat inexplicably, the jury returned a verdict for the defendants on the negligence count. The plaintiff then appealed the trial court's directed verdict on the battery count. As noted in the text, the U.S. Court of Appeals for the First Circuit held that the trial court erred in directing a verdict on the battery count and remanded it for a trial. The negligence court thus fell out of the case with the jury's defense verdict on it. 22 See Maytnier v. Rush, 225 N. E. 2d 83 (111. App. 1967) (ball that accidentally slipped from pitcher's hand and struck plaintiff in grandstand did not even amount to actionable negligence).
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accidental ones, the difficulties for Weinrib's corrective justice theory increase tremendously. In Cooley v. Public Service Co.23 the plaintiff was talking on the telephone when a loud noise came over the line and injured her. A thunderstorm had been passing through and it had broken one of the defendant's 2300-volt power transmission lines, which had dropped onto the plaintiff's telephone line, and her receiver converted the large amount of electricity into a deafening squelch. In her negligence action against the power company, the plaintiff maintained that the defendant should have insulated its power line or should have placed a guard basket underneath it. Moreover, her evidence indicated that either of these precautions would have prevented her injury. The defendant's evidence indicated, however, that either of these precautions would have increased the risk of electrocution to pedestrians on the sidewalk below the power line. When an electric wire is broken, the safest thing is for it to touch ground as soon as possible. This will create a short circuit that will stop the electricity and prevent anyone from being electrocuted. The precautions that the plaintiff wanted the defendant to use would have reduced the probability that a broken line would ground itself harmlessly and would have increased the probability that a swinging live wire would have created a deadly trap for any pedestrian who inadvertently offered herself as a conductor to the ground. 24 The court nonsuited the plaintiff using an argument that Weinrib's theory cannot accommodate. It held that the increased risk to pedestrians from the precautions outweighed the reduction in risk to the plaintiff herself, saying: "To the extent that the duty to use care depends upon relationship . . ., the defendant's duty of care towards the plaintiff is obviously weaker than that towards the man in the street." 25
23 10 A. 2d 673 (Ν. H. 1940). 24 Of a totally insulated wire, the court said: "[A] wholly insulated wire might lie twisted in such fashion that the current would not ground. Since the circuit-breaker would not operate, the wire would remain alive, becoming a threat to the life of any passer-by who inadvertently touched its end." Id. at 676. 25 Id. Here is the full passage from which the quotation in the text was taken: In the case before us, there was danger of electrocution in the street. As long as the Telephone Company's safety devices are properly installed and maintained, there is no danger of electrocution in the house. The only foreseeable danger to the telephone subscriber is from noise — fright and neurosis. Balancing the two, the danger to those such as the plaintiff is remote, that to those on the ground near the broken wires is obvious and immediate. The balance would not be improved by taking a chance to avoid traumatic neurosis of the plaintiff at the expense of greater risk to the lives of others. To the extent that the duty to use care depends upon relationship ( Garland v. Boston & M. Railroad , 76 Ν. H. 556, 567, 86 A. 141, 46 L.R.A., N.S., 338, Ann. Cas. 1913 E, 924), the defendant's duty of care towards the plaintiff is obviously weaker than that towards the man in the street. The defendant's duty cannot, in the circumstances, be to both. If that were so, performance of one duty would mean non-performance of the other. If it be negligent to save the life of the highway traveler at the expense of bodily injury resulting from the fright
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Cooley v. Public Service Co. creates more difficulty for Weinrib than does Manning v. Grimsley, because in the negligence case the court reached its result by sacrificing the plaintiff's interest so as to enhance the interest of third parties to the litigation, namely, pedestrians on the street. The court's concern for third parties, and, still more, the court's aggregation of their utility with that of the plaintiff, violates Weinrib's bipolar focus. Hence, Weinrib might have to say that the Cooley case was wrongly decided — that it should have been a case of liability. Nevertheless, this would be an unattractive conclusion. Suppose that the defendant had insulated the wires, and someone had died of electrocution from a wire that would have safely grounded if the insulation had been left off. I assume that Weinrib would say that this would be a case of liability, because the insulation posed a great risk to pedestrians. The power company would then be liable whether it insulated or not; moreover, depending on whether the plaintiff was a telephone user or a pedestrian, the court would point to the presence of insulation or to its absence as the wrong connecting the power company to its victim. This result would make the defendant's conduct inevitably "wrongful." Weinrib has criticized strict liability theories of tort — such as Richard Epstein's causal theory 26 — precisely on the ground that they assign liability in the absence of a wrong or of a meaningful choice to avoid a wrong. 27
and neurosis of a telephone subscriber, it must be equally negligent to avoid the fright at the risk of another's life. [. ..] Id. The court conceded that there may have been some device that would have prevented loud noises without increasing the risk of electrocution, but noted that the plaintiff had not suggested such a device and that it was her burden to do so. I have argued in favor of this allocation of the burden of persuasion in Mark F. Grady , "Untaken Precautions," 18 J. Legal Stud. 139, 143-47 (1989) [hereinafter Untaken Precautions]. Indeed, in an earlier case that was otherwise similar to Cooley , the plaintiff won by suggesting a noise dampening device (a grounded lightning arrester) that would not have increased the risk of electrocution. Southwestern Telegraph & Telephone Co. v. Abeles, 126 S.W. 724 (Ark. 1910). See generally Annotation, 99 A.L.R.3d 628. 26 See Richard A. Epstein , "A Theory of Strict Liability," 2 J. Legal Stud. 151 (1973); Richard A. Epstein , "Defenses and Subsequent Pleas in a System of Strict Liability," 3 J. Legal Stud. 165 (1974). 27 Weinrib has written: Since the Kantian account of negligence takes hold at the level of conduct and ties its notion of propriety in action to a moral theory, it provides a positive reason for shifting losses in accordance with it. The wrongfulness of the action, consisting here of the defendant's self-preferential violation of the equality he ought to have accorded to the plaintiff, supplies a ground for the restoration of the antecedent equality which was wrongly disturbed. Negligence constitutes the measure of wrongfulness which justifies judicial intervention. But strict liability looks to results, and, unless one is upholding strict liability on consequentialist grounds, there may be nothing either moral or immoral about differences in results. They may merely be different states of the world, and on a nonconsequentialist view they may in themselves not provide a positive reason, or even a prima facie one, for using the machinery of state to effect a change. If corrective justice is regarded as operating against a baseline of equality of result, there must be
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Although it may be possible to retain Weinrib's bipolar focus when theorizing about intentional tort cases, when we pass over into the realm of accident law we encounter a welter of cases, like Cooley , which seem to require consideration of third parties. Another such case is Lucchese v. San Francisco-Sacramento R.R., 28 where the plaintiff was a passenger in a truck that was approaching railroad tracks as the defendant's train was traveling down them. The engineer sounded the whistle, but the plaintiff's driver still did not yield. At that point the engineer had a choice of throwing loose the "dead man's grip" or of using an (unspecified) even faster method for stopping the train. The engineer used the slower method, because he knew that his train was filled with passengers who would be injured if he stopped the train in the faster way that would have avoided the collision with the plaintiff. The court held that the engineer's decision was reasonable and did not subject his employer to liability. Again, consideration of the third parties' interest — in this case, the passengers' — was critical to the result, which would have been different had they not been present. In Cooley and Lucchese, the courts reduced the defendants' obligations to plaintiffs because of the presence of third-party interests. The converse situation is even more common, but equally troubling for Weinrib's theory. Often, the courts will increase a defendant's obligations to the plaintiff because of their recognition that third parties also have a stake in the same obligation, albeit for different reasons. Indeed, as I have argued elsewhere, 29 courts determine negligence by seeing whether the cost of precaution is greater or less than the reduction in risk, not just to the plaintiff, but to others as well. If the sum of (foreseeably) reduced risks exceeds the cost of precaution, courts will find a breach of duty. In Keith v. Bearden 30 the plaintiff was injured when the car he was driving struck runaway horses that immediately before had been hiding in dense brush next to the road. The injured driver sued both the owner of the horses and the local agency that was responsible for maintaining the parish roads — the "police jury." He claimed that the police jury was negligent in failing to cut back the willows that allowed the horses to hide before their final rush into the plaintiff's path. If the court had considered only the interests of the two parties at bar, it seems doubtful that it could have found that it was a breach of duty to fail to cut willows. What is the probability that runaway horses will hide in them? Ex ante the accident, it must have been vanishingly small. Nevertheless, in finding the police jury jointly liable with the horse owner (for a portion of the damages), the court stressed the number of third parties who would also benefit from a some positive reason for restoring the status quo ante beside the fact that it is the status quo ante. Weinrib, "Moral Theory," supra note 7, at 60. 2s 289 P. 188 (Cal. Dist. Ct. App. 1930). 29 See Grady, "Untaken Precautions," supra note 25, at 146-47. 30 488 So. 2d 1071 (La. App. 1986).
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more careful trimming policy, including the owners of disabled vehicles that might be struck, pedestrians walking down the road, and people who might need to use the shoulder in an emergency (the uncut willow reduced the available parking space).31 Again, although the court's justification seems reasonable, it violates the bipolar focus. In his article on the impropriety of the insurance justification as a basis for tort decisions,32 Weinrib argues that U.S. courts are more likely to consider third parties than British and Commonwealth courts. Nevertheless, the leading case of In re Polemis 33 makes clear that British courts also look beyond the bipolar focus. Polemis concerned the explosion of the plaintiffs' steamship while the defendants had chartered it. The arbitrators, who were the triers of fact, agreed that the charterparty would make the defendants liable if the ship had been destroyed through the defendants' or their agents' negligence. They also found that the accident occurred while the defendants' stevedores were unloading the ship in Casablanca. While discharging cargo the stevedores inadvertently knocked some wooden boards into the hold. These boards, when they hit below, somehow created a spark that ignited a cargo of benzine, which exploded and destroyed the ship. The arbitrators found that the dropping of the boards was negligent, because some damage to the ship might be expected, but they specifically found that "the causing of the spark could not reasonably have been anticipated from the falling of the board." The question for the British Court of Appeal was whether a judgment for the plaintiffs could be upheld when the type of harm that happened (explosion harm) was not foreseeable from the vantage of the negligent act (dropping the boards). The Court of Appeal held that the arbitrators' findings would support negligence liability, and this judgment necessarily entailed a holding that it is proper to aggregate diverse risks. For if the court did not rely on risks other than the explosion risk, it could not have supported the finding of negligence, because the explosion risk was unforeseeable under the undisturbed arbitrators' findings and therefore ineligible to establish a breach of duty, which is a first requirement of negligence liability. Indeed, in his speech, Lord Scrutton, L. J., stressed the propriety of adding together all of the foreseeable risks reduced by the defendant's untaken precaution: "In the present case it was negligent in discharging cargo to knock down the planks of the temporary staging, for they might easily cause 31 The court said: [T]he foliage posed additional risks beyond the factual confines of this case. The foliage could just as easily have blocked a motorist's view of a deserted or disabled vehicle or a person who happened to be walking or jogging down the road. There is also evidence in the record to indicate that the foliage was so dense in places that it actually prevented the use of the shoulder for emergency purposes. Id. at 1079. 32 Weinrib , "Insurance Justification," supra note 11. 33 [1921] 3 Κ. B. 560 (C. Α.).
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some damage either to workmen, or cargo, or the ship." He meant that it was negligent to let the boards drop, because the stevedores could have reasonably foreseen that dropped boards might dent the ship, harm cargo from impact, or bang workers down below. The workers and the cargo owners, both of whose interests the court aggregated with the plaintiff's interest, were third parties to the litigation and therefore beyond the bipolar focus. The court's consideration of these third-party interests seems to violate Weinrib's bipolar focus. 34 In negligence litigation, courts often consider the conflict between the plaintiff's interest in having a precaution taken and the contrary interests of third parties who would be better off if the precaution were not taken. Courts also consider whether third-party interests would be secured by the same precaution for which the plaintiff has argued and which can justify the use of the precaution when the plaintiff's interest, by itself, is insufficient to do so. These cases are a criticism of Weinrib's theory, or else his theory is a criticism of them. Although it may be possible to retain Weinrib's bipolar focus in intentional tort cases, negligence cases often raise questions of social responsibility, and any prescriptive theory that urges courts to ignore the social dimensions of a case seems unwise. Indeed, as I have argued elswhere, 35 the central role of negligence law is to regulate the social consequences of the use of technology. 34 The later case of Overseas Tankship (U.K.) Ltd. v. Morts Dock & Engineering Co. (The Wagon Mound (No. J)), [1961] A.C. 388 (P.C.), overruled Polemis on its facts, but not on the question of whether it is proper to consider third-party interests in negligence litigation. In that case the defendants' negligence was to let bunker oil escape from their ship into Sydney harbor. The Privy Council assumed that the escape of the oil was negligent, because it would foreseeably cause damage as muck. Nevertheless, the trial court found that it was not foreseeable that the bunker oil, when spread on water, would ignite and burn the plaintiffs' dock, which is what actually happened. The Privy Council held that if the fire risk was not foreseeable as of the time of the negligence (the escape of the oil), the plaintiffs could not recover for fire damage, though they could recover for the much lesser amount of muck damage (a somewhat hypothetical amount because the wharf had been destroyed by fire, muck and all). Because the Privy Council disallowed recovery for unforeseeable harm, its Wagon Mound holding was inconsistent with the prior Polemis case, which the Privy Council said, in any event, it would not follow. On the question of whether third party interests may be considered, Wagon Mound (No. I ) seems to affirm Polemis, because it would have been impossible for the Privy Council to reach the foreseeability question unless it assumed that there had been some negligence by the defendant. Since fire risk was unforeseeable, that risk would be ineligible to create a breach of duty. Moreover, it seems doubtful that, in determining that the muck risk rendered the defendants' act negligent, the Privy Council neglected the other property and ships in Sydney harbor that were foreseeably dirtied in the same way as the plaintiffs' wharf. Indeed, if the plaintiffs' own wharf was the only one that would have been foreseeably dirtied by the defendants' muck, it could have been doubtful whether the defendants' discharge of the oil was negligent in the first place. In any event, the Privy Council stressed that the muck had "spread over a considerable part of the bay." 35 Mark F. Grady, "Why Are People Negligent?: Technology, Nondurable Precautions, and the Medical Malpractice Explosion," 82 Nw. U. L. Rev. 293 (1988) [herein-
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IV. Weinrib's Defense of the Learned Hand Formula and His Attack on Strict Liability By 1983, when Weinrib published his first important article on negligence law, he used the then-current economic theory as his jumping off point. 36 This early article was a precursor to Weinrib's fully developed relational theory, which is critiqued above. In this early piece, Weinrib argues that Kant's philosophy could explain the negligence rule just as well as economic theory. Indeed, Weinrib argues that since Kant's moral philosophy is ethically superior to economic theory, any explanation based on it is preferable. Significantly, Weinrib assumes that the Learned Hand formula is an accurate model of negligence law. The first economic theory of negligence — Richard Posner's theory published in 1972 37 — saw the Learned Hand formula 38 as the center of all negligence litigation. The formula provides that a defendant will be liable for a harm only when the cost of avoiding it ("B" for burden) was less than the magnitude of the harm ("L") discounted by the probability that the harm would occur ("P"). Richard Posner theorized that "Hand was adumbrating, perhaps unwittingly, an economic meaning of negligence. Discounting (multiplying) the cost of an accident if it occurs by the probability of occurrence yields a measure of the economic benefit to be anticipated from incurring the costs necessary to prevent the accident." 39 The next year John Prather Brown published his game-theoretic model of the negligence rule, which was also based on the Learned Hand formula. 4 0 Brown's model provides that an actor is immune from negligence liability if she has used precaution up to the point where further precaution would have greater costs than benefits. Later, William Landes and Richard Posner published a series of articles 41 and finally a book 42 that developed and extended Brown's model, which by the early 1980s had become the basis of the orthodox economic after Nondurable Precautions]; Mark F. Grady , "Better Medicine Causes More Lawsuits, and New Administrative Courts Will Not Solve the Problem, Book Review of Paul C. Weiler, Medical Malpractice on Trial" (1991), 86 Nw. U. L. Rev. 1068 (1992). 36 See Weinrib, "Moral Theory", supra note 7. 37 See Richard A. Posner, "A Theory of Negligence," 1 J. Legal Stud. 29 (1972) [hereinafter Theory of Negligence]. 38 The formula comes from Judge Learned Hand's opinion in United States v. Carroll Towing Co., 159 F.2d 169 (2d Cir. 1947). See also Conway v. O'Brien, 111 F.2d 611 (2d Cir. 1940). 39 Posner, "Theory of Negligence," supra note 37, at 32. 40 John P. Brown, "Toward an Economic Theory of Liability," 2 J. Legal Stud. 323 (1973). 41 William M. Landes & Richard A. Posner, "Joint and Multiple Tortfeasors: An Economic Analysis," 9 J. Legal Stud. 517 (1980); William M. Landes & Richard A. Posner, "The Positive Economic Theory of Tort Law," 15 Ga. L. Rev. 851 (1981); William M. Landes & Richard A. Posner, "Causation in Tort Law: An Economic Approach," 12 J. Legal Stud. 109 (1983). 42 Landes & Posner , Economic Structure, supra note 6. 2 Jahrbuch für Recht und Ethik, Bd. 2 (1994)
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theory of tort. In 1980 Steven Shavell and Mitchell Polinsky published important articles that became the foundation of comparisons between negligence liability and strict liability. 43 Their work was also based on John Brown's model of the Learned Hand formula. In order to work out his comparison between Kant's philosophy and economics, Weinrib uses the facts of the early English negligence case of Vaughan v. Menlove. 44 The plaintiff sued the defendant, his neighbor, after the defendant's hayrick spontaneously combusted, spreading fire to plaintiff's adjacent property where it destroyed his farm buildings and cottages. Even before the fire, the plaintiff had seen that the defendant had built his hayrick in the wrong way and for five weeks repeatedly warned the defendant about it. The defendant always answered that his property was insured, and that "he would chance it." Finally, to get some peace, the defendant made an aperture or chimney through the rick; but in spite of, or perhaps because of, this precaution, the rick finally burst into flames and ultimately destroyed the plaintiff's property, just as the plaintiff had feared it would. Although the defendant's attorney argued that the defendant should be excused because he was mentally challenged, the trial court told the jury that it should answer whether the defendant had behaved "with such reasonable caution as a prudent person would have exercised under such circumstances." The jury returned a verdict for the plaintiff. The defendant appealed on the ground that the trial court had misdirected the jury. 4 5 The English Court of Common Pleas held that the trial court did not misinstruct the jury and that the evidence was sufficient to support the plaintiff's verdict below. In this early piece Weinrib glosses Kant's categorical imperative as prohibiting people from acting in ways that prefer themselves to others. Hence, if a defendant uses too little precaution in building a hayrick, he selfishly prefers his own interest to that of his neighbor. Although the Vaughan case is famous for embracing the "reasonable person" standard, which made the defendant liable even though he was actually mentally challenged, Weinrib more or less disregards this aspect of the case and uses its facts as a springboard for his analysis of the Learned Hand formula. He argues — correctly — that orthodox economists would determine, employing the formula, how much precaution the defendant must use in building his rick. The formula would say that the defendant had an obligation to use a cost-effective amount of precaution, no more and no less. Weinrib then sets out to prove that Kant's philosophy would require a similar « See Shavell , "Strict Liability Versus Negligence," 9 J. Legal Stud. 1 (1980); Polinsky, "Strict Liability vs. Negligence in a Market Setting," 70 Am. Econ. Rev. 363 (Papers & Proceedings May 1980). 44 132 Eng. Rep. 490 (C.P. 1837). 45 The defendant's attorney argued that the jury should have been asked whether the defendant had acted bona fide to the best of his judgment; if he had, the defendant "ought not to be responsible for the misfortune of not possessing the highest order of intelligence."
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amount of precaution and, therefore, would be an alternative justification for the formula. His argument takes the form of a thought experiment similar to one originally proposed by Baron Bramwell dissenting in a nineteenth century English railroad fire case.46 Weinrib argues that it would clearly violate the categorical imperative for the defendant to have used zero precaution in building his hayrick. Equally, for the plaintiff to insist that the defendant use the maximum precaution would also violate the categorical imperative, because the plaintiff would then be preferring himself to the defendant, which would be just as bad as the defendant's use of zero precaution. Weinrib then hypothesizes that if the defendant owned the plaintiff's property next door, as well as his own property, he could not possibly prefer himself, because he would then bear all of the burdens and benefits of his own hayrick design. There would be no "other" over whom the defendant could prefer himself. Since the Learned Hand formula would naturally recommend itself to a sole owner of land with a possibly dangerous hayrick — it requires only a reasonable amount of construction cost — Weinrib concluded that the formula, or something very much like it, would be actually used by a 46 Bamford v. Turnley, 122 Eng. Rep. 25, 33 (Exch. Ch. 1862). In that case the majority, against Baron Bramwell's views, held that a sparking locomotive was not subject to strict liability, but was subject only to negligence liability. Here is Bramwell's dissenting argument: The public consists of all the individuals in it, and a thing is only for the public benefit when it is productive of good to those individuals on the balance of loss and gain to all. So that if all the loss and all the gain were borne and received by one individual he, on the whole, would be a gainer. But whenever this is the case — whenever a thing is for the public benefit, properly understood — the loss to the individuals of the public who lose will bear compensation out of the gains of those who gain. It is for the public benefit that there should be railways; but it would not be unless the gain of having the railway was sufficient to compensate the loss occasioned by the use of the land required for its site; and accordingly, no one thinks it would be right to take an individual's land without compensation, to make a railway. It is for the public benefit that trains should run, but not unless they pay their expenses. If one of these expenses is the burning down of a wood of such value that the railway owners would not run the train and bum down the wood if it were their own, neither is it for the public benefit that they should if the wood is not their own. If, though the wood were their own, they still would find it compensated them to run trains at the cost of burning the wood, then they obviously ought to compensate the owner of such wood, not being themselves, if they burn it down in making their gains. So in like way in this case a money value indeed cannot easily be put on the plaintiff's loss, but it is equal to some number of pounds or pence, £10, £50 or what not: unless the defendant's profits are enough to compensate this, I deny that it is for the public benefit he should do what he has done; if they are, he ought to compensate. In the article discussed in the text, Weinrib acknowledged his debt to Bramwell. The same thought experiment was also proposed by Ronald H. Coase in his famous article, "The Problem of Social Cost," 3 J. Law & Econ. 1 (1960). Coase wrote: "A landowner who has control of a large tract of land may devote his land to various uses taking into account the effect that the interrelations of the various activities will have on the net return of the land, thus rendering unnecessary bargains between those undertaking the various activities." Id. at 16. Nevertheless, Bramwell and Coase used the unificationof-ownership hypothetical to prove an economic point. Weinrib's approach is novel because he uses the same hypothetical to clarify a point under Kant's philosophy. 2*
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sole owner who could not possibly prefer himself to others. If the hayrick owner's land is then divided, and he behaves in the same way as before, the moral quality of his decision is not affected. I f his behavior was not self-preferring before the division of his property, it would not be self-preferring afterward. Weinrib concludes that the thought experiment demonstrates that the Learned Hand formula, despite its utilitarian appearance, could be viewed as a universalizable maxim. In effect, Weinrib's thought experiment permits courts to aggregate utilities over the two parties to a negligence lawsuit. Nevertheless, in his subsequent work, Weinrib has continued to insist that for courts to aggregate utilities of third parties poses a special threat to deontological reasoning, and it is easy to see his point. A court that reaches its decision by balancing the interests of Tom, Dick and Sarah, as well as those of the parties at bar, is obviously behaving in a utilitarian (or economic) way, and not in a way that is congenial to Kant's philosophy or to any other deontological view of ethics. Throughout his article, Weinrib assumes that the Learned Hand formula is a good and relatively comprehensive theory of the negligence rule. The last section of his article is an attack on the liability rule of strict liability as incompatible with Kant's philosophy. Here Weinrib has two arguments. The first is that the negligence rule is more compatible with liberty because it focuses on conduct and choice. When an actor has made no voluntary choice, he has not preferred himself, but might be liable under strict liability. Weinrib characterizes his second argument against strict liability as "more fundamental," and he has developed it in his subsequent work. This argument says that only the wrongfulness, or self-preferential nature, of a defendant's act creates a positive reason for shifting losses back to him. When a defendant's act has not been self-preferential, no correction is required. Since, under Weinrib's view, negligence assesses liability only when there has been a self-preferential wrong — a violation of the Learned Hand formula — he argues that the formula is compatible with a Kantian view of corrective justice. Moreover, because strict liability sometimes requires a defendant to pay damages even when she has not violated the Learned Hand formula, this latter rule sometimes requires loss shifting even in the absence of self-preferential behavior. For this reason, Weinrib argues that strict liability is incompatible with Aristotle's notion of corrective justice. Weinrib's corrective justice argument against strict liability becomes an argument against the real negligence rule, once we understand that much behavior that the courts find to be negligent does not violate the Learned Hand formula. Indeed, recent work by economists indicates that the rule that courts call negligence has important aspects of strict liability. The strict liability pocket within the negligence rule creates problems for anyone seeking to explain or justify negligence liability using a corrective justice theory.
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V. The Real Negligence Rule with its Pocket of Strict Liability Although early economic theories of tort stressed the Learned Hand formula and its standard of reasonable care, more recent economics work has uncovered a "pocket of strict liability" within the negligence rule. Indeed, the pocket is large, and it creates a problem for corrective justice theories, which must explain negligence liability as a social judgment that repairs a prior wrong. Many acts that courts find negligent do not entail a wrong, still less self-preferential behavior. In economics circles, the Learned Hand formula has often dominated discussions of the negligence rule. Nevertheless, from an early point the economic literature has also contained a conflicting subtheme of strict liability within the negligence rule. As early as 1974, economist Peter A. Diamond wrote in his own theory of liability rules 47 that "in some circumstances people will be careless some of the time no matter how much effort they invest in trying to be careful." 48 Diamond called this idea "stochastic precaution." 49 In this context, "stochastic" means "random"; Diamond meant that people randomly fail to achieve due care even when they are trying to achieve it. A few years later, Landes and Posner developed this idea, adding to Diamond's idea their own view that an omniscient court would judge people by their precaution plans, if reasonably carried out, and forgive injurers their random or inevitable negligence. Nevertheless, since courts face positive "measurement costs" to distinguish random negligence from the more intentional kind, Landes and Posner argue that courts impose liability for both types. 50 Finally, in their book on tort law, Landes and Posner returned to the theme of random negligence and instanced a driver who tries not to stray 4 7 Peter A. Diamond, "Single Activity Accidents," 3 J. Legal Stud. 107 (1974) [hereinafter Diamond]. Diamond generously stated that his work was greatly influenced by the earlier work of Guido Calabresi, particularly The Costs of Accidents (1970), and Guido Calabresi ά Jon Τ . Hirschoff, "Toward a Test for Strict Liability in Torts," 81 Yale L. J. 1055 (1972). See id. at 107, η. 1. All work in the area of liability rules has been influenced by Calabresi's pioneering efforts. Nevertheless, Diamond's contribution was highly original in its own right, and many of the later developments of the literature received their first expression in Diamond's pathbreaking article. 48 Diamond, supra note 47, at 124. 49 Id. at 123. so Landes and Posner wrote: As emphasized by Peter Diamond, care has a stochastic (random) element. For example, suppose that a potential injurer tries to achieve a level of care y*, but his realized care is y = y* + e, where e is a random error term with a mean of zero. Although £(y), the injurer's expected care, is y*, there will be instances when e will be negative and y will fall below y*. If an injury occurs when y 2 Ibid.
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(2) Punishment presupposes imputability for crime, and the criterion of punishment must be appropriately respectful of the moral personality of the individual being punished, in Kant's view. Both legal imputability and the required respect in punishing individuals entail that such individuals be moral persons capable of inner freedom. (3) A l l individuals within a state are citizens (though, infamously, some are merely "passive citizens"), and therefore all (even the passive ones) are potential active participants in determining legislatively their own destiny, and the bearers of the rights of citizens, both of which again presuppose personhood and a moral nature. (4) Kant may be intending to make this very point (that legal rights presuppose inner moral freedom) when he writes 13 "Like the wooden head in Phaedrus' fable, a merely empirical doctrine of Right is a head that may be beautiful but unfortunately it has no brain." I suggest that what the proposed analogy means is just that the "brain" or essence of any doctrine of right has to be found in a presupposed inner ethical nature that is within the mind of human beings, viz., those included with the scope of any doctrine of Right. The doctrine of this inner moral nature, which is the subject, for example, of the Critique of Practical Reason, is not a merely empirical doctrine of Right, but an a priori doctrine of the principles of pure practical reason that must be presupposed. Attempts to find justification of such rights in a merely empirical doctrine are inevitably radically incomplete. (5) In the same spirit, Kant a little later is developing the point that the universal law of Right makes no demands of the agent concerning appropriate moral motivation: " . . . instead, reason says only that freedom is limited to those conditions in conformity with the Idea of it and that it may also be actively limited by others; and it says this as a postulate incapable of further proof." 14 Mary Gregor in her translation puzzles over this use by Kant of the term "postulate" (Postulat), My suggestion is this: Kant is first emphasizing that the two motivational systems are distinct: the inner self-restraint, and the outer restraint by others. Then his point is that the phenomenal, empirical, juridical system is unprovable on its own terms, i. e., without leaving the empirical and juridical and going back to the underlying a priori inner rational principles that must be presupposed. It is because the empirical system is unprovable on its own terms that it gets called a "postulate." For all of these reasons, let us take the fact that the juridical presupposes the ethical, outer freedom presupposes inner freedom, as demonstrated in what follows.
13 Ibid., VI, 230. ι 4 Ibid., VI, 231. 7*
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Now, this way of introducing the contrast between the ethical and the juridical, as well as how Kant goes on to develop each realm, suggests that what we are talking about here is two separate and distinct realms of freedom, each with its appropriate and distinct though related ethical principles. This helps us to see Kant's entire moral philosophy as a doctrine built around the basic importance of the value of freedom. This may seem surprising, for even as comprehensive a discussion of Kant's doctrine of freedom as Henry Allison's recent and important book, does not include any discussion of the realm of law and external freedom as part of such a total Kantian doctrine; he limits himself to discussing inner, ethical freedom, and its metaphysical character and basis. Allison has recently written "Kant's Doctrine of Obligatory Ends" 15 as his account of Kant's theory of freedom as it gets extended to the determination of the moral ends or goals of action. In the same vein, Allison might well consider the Rechtslehre doctrine that I am writing about here as another such basic and important extension. If I am right in what I just said in the previous paragraph, about how external freedom presupposes internal or moral freedom, then Allison is right to center his attention on the more central and more basic topics indicated that he takes up in his book, for they form a set of necessary conditions for the present discussion. And yet for the sake of completeness, he might well have extended that discussion to include the topics of the present paper. I regard myself as writing this paper in an Allisonian spirit, building on the conclusions of his important book here, and providing one more chapter in the story of Kant's practical philosophy as a philosophy of human freedom and its implications. In fact, it is a kind of companion piece to Allison's "Kant's Doctrine of Obligatory Ends," since that essay centered on a central doctrine of the Tugendlehre, and the present essay centers in a similar way on the Rechtslehre. One aspect of these two realms of freedom that goes back to the topics of Allison's book has to do with the idea of causality. Kant speaks of "causality" in connection with the operations of pure practical reason, in a work like the Critique of Practical Reason. He is thinking of the inner moral motivation that is the motivation of action from duty as a sort of free noumenal cause, which, since it is modeled upon moral categorical imperatives that have a logical/ motivational shape incompatible with the essentially hypothetical character of phenomenal causal relations, must be produced by, and have its origin in noumenal free causes. When we argue from the phenomena of moral consciousness, back to the source of such conscious contents, we have arrived at what Kant in the second Critique calls the "fact of pure reason."
>5 This essay is in the 1993 volume (volume 1) of Jahrbuch für Recht und Ethik, pp 7-23. The book mentioned above is: Henry E. Allison, Kant's Theory of Freedom, Cambridge: Cambridge University Press, 1990.
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The basic principle of Recht is an adaptation of the "universal law" formulation of the categorical imperative into a principle that is limited to external action, and that makes no assumptions about purely moral motivation: "Any action is right if it can coexist with everyone's freedom in accordance with a universal law, or if on its maxim the freedom of choice of each can coexist with everyone's freedom in accordance with a universal law." 16 Now although he mentions maxims in this statement, Kant goes on to add that one can't require another to act on such a maxim, for the only concern here is with external action, since nothing else than that could possibly impair another's freedom. And it is further added that someone who hinders one in the free and rightful exercise of her own freedom wrongs her, and with considerable emphasis Kant insists that the doctrine of Recht can say nothing about the agent's appropriate motives. In a point we will come back to, it is also immediately argued that the existence of this realm of external freedom entails an authorization to hinder those whose actions interfere with the freedom of others, since "Right and authorization to use coercion therefore mean one and the same thing." 17 I said in the last paragraph that the statement of the basic principle of Recht is derived from the general statement of the categorical imperative, e. g., one of the "universal law" formulations in the Grundlegung. Such a derivation is suggested by the fact that the Grundlegung is an earlier work, and the statement of the categorical imperative there seems broader and more general. But yet the derivation may in fact go in the other direction. The universal law principle of ethics makes the most sense in the realm of external action that affects others; it is only there that it is a moral principle with a real cutting edge, i. e., a principle that enables us to conclude that certain actions are wrong. It appears impossible to derive most characteristically ethical duties, especially duties to oneself, from this principle alone. Any action, insofar as it is only self-regarding, could "be willed as a universal law," and hence the universal law criterion seems to exclude no such actions as forbidden. Kant perhaps partially concealed this fact from himself in 1785 by invoking extraneous teleological considerations in the arguments for the first and third examples of the Grundlegung. 18 When we look at things this way, we might conclude that the universal law principle of morality was in the first instance a social principle of moral and political equality and that the "derived" version of the principle is the broader, more general one we are more familiar with from the Grundlegung. There in another reason for thinking that in a sense the external political aspect of morality comes first, at least in 16
Kant, Metaphysics of Morals, VI, 230. The quotation marks are Kant's, π Ibid., VI, 232. >8 See Kant, Groundwork of the Metaphysics of Morals, IV, 421-4. For more on problems with using the universal law formulation in this passage to derive duties to oneself, see my "What Is Wrong with Kant's Four Examples," Journal of Philosophical Research, Volume XVIII (1993), pp. 213-229.
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the order of knowledge. Kant writes that the first principle of law is analytic, that of ethics synthetic. 19 When we move from considering outer to inner freedom, he says, then "the concept of duty is extended beyond outer freedom." 20 The extension takes place by ends that are also duties being laid down. However, the considerations mentioned may not be conclusive, and so for present purposes I leave it an open question which version of the principle came first in Kant's thinking, and in the general order of human knowledge, and I also leave unresolved the issues just raised about the effective scope of a universal law principle, e. g., whether it can successfully encompass duties to oneself. So we have not one but two realms of freedom that are of concern for Kant, and his moral theory has two distinct parts to relate to two distinct realms of human action, the inner and the outer, the noumenal and the phenomenal. Because these two realms are conceived in a number of ways as parallel to each other, we can learn about each by comparing it with the other. I will follow this technique in the remainder of this paper, but with the emphasis on the realm of external freedom, since less has been said about Kant's philosophy of law as a development of this part of his theory. This understanding of what Kant is up to is supported by his discussion of external freedom later in the Rechtslehre ,21 where he writes that "There is Only One Innate Right," adding, "Freedom (independence from being constrained by another's choice), insofar as it can coexist with the freedom of every other in accordance with a universal law, is the only original right belonging to every man by virtue of his humanity." This freedom involves innate equality we are told. 2 2 The thing that might seem surprising about what I have just said, at least surprising to the reader of the more familiar Kantian works such as the Grundlegung and the second Critique is that Kant's moral philosophy in those works seems to be nothing more than a doctrine of inner freedom; now we learn of a surprising extension of the doctrine, one we could hardly have anticipated. Suppose that the Kantian doctrine were not extended in this way. What would have been lost or omitted? Well, most obviously, the whole of Kant's political philosophy. But why not say: The provision of mere external guarantees, for such things as property and personal rights, goes well beyond ethics, and is therefore not relevant. Kant's response seems to be: It cannot be irrelevant, for it is a part of human freedom. And in fact underlying positive law by way of support or critique is the natural law, and there are questions about legal wrongs to others because underlying them are serious moral wrongs. 19 Kant, Metaphysics of Morals, VI, 396-7. 20 Ibid., VI, 396. 21 Ibid., VI, 237. 22 Ibid.
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The idea that the juridical and the ethical are conceived by Kant as parallel realms of freedom is supported by the fact that there are significant parallels between Kant's arguments in the Tugendlehre for the claim that there must be ends that are at the same time duties, and the argument for the indispensability of recognizing property rights in the Rechtslehre. Here is the argument from the Recthslehre that there must be property and property rights: It is possible for me to have any external object of my choice as mine, that is, a maxim by which, if it were to become a law, an object of choice would in itself (objectively) have to belong to no one (res nullius) is contrary to rights. For an object of my choice is something that I have the physical power to use. If it were nevertheless absolutely not within my rightful power to make use of it, that is, if the use of it could not coexist with the freedom of everyone in accordance with a universal law (would be wrong), then freedom would be depriving itself of the use of its choice with regard to an object of choice, by putting usable objects beyond any possibility of being used; in other words, it would annihilate them in a practical respect and make them into res nullius, even though in the use of things choice was formally consistent with everyone's outer freedom in accordance with universal laws. But since pure practical reason lays down only formal laws as the basis for using choice and thus abstracts from its matter, that is, from other properties of the object provided only that it is an object of choice, it can contain no absolute prohibition against using such an object, since this would be a contradiction of outer freedom with itself. 23 And here is one of the arguments from the Tugendlehre least one end which is at the same time a duty:
for there being at
What, in the relation of man to himself and others can be an end is an end for pure practical reason; for pure practical reason is a capacity for ends generally, and for it to be indifferent to ends, that is, to take no interest in them, would therefore be a contradiction, since then it would not determine maxims of actions either (because every maxim of action contains an end) and so would not be practical reason. But pure reason can prescribe no ends a priori without setting them forth as duties, and such duties are then called duties of virtue. 24 This argument aims to show that if we have pure practical reason, that is, if we have moral capacities, and if there are hence categorical imperatives, then these moral rules must prescribe ends; such rules prescribing ends set them forth as duties, and such duties are called duties of virtue. There is an analogous earlier argument also in the Tugendlehre ,25 which similarly presupposes the existence of categorical imperatives. It then goes on to show that unless there are some ends that are at the same time duties there could be no categorical imperatives, 2
3 Ibid., VI, 246. Ibid., VI, 395. 2 5 Ibid., VI, 385.
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and hence no morality. In the Rechtslehre argument for external property just quoted above, the supposition that there are some objects that it is not possible to take possession of contradicts the assumption of external freedom. So, in brief, both arguments have the form of a reductio , and both are reductios on the assumption of an appropriate and relevant kind of freedom. What we learn from the quoted Rechtslehre argument is that there is a realm of outer freedom, which has its own basic principles. Now, suppose that somehow we rejected this realm of outer freedom as part of a complete practical philosophy. What would be the implications? I take it the realm of inner freedom would remain, and most of the things that are forbidden by criminal law (e. g.s, murder, assault, theft, fraud) would remain morally forbidden. But we would be without enforcement mechanisms, and without a doctrine of rights answering to perfect duties to others. We might, as a kind of anthropological fact of life, have laws and states, and enforcement authorities, but they would have no relation to morality. There would be no rights and wrongs about such external institutions; the proper doctrine of external relations would be one of anarchism, in the etymological sense of that word, i. e., the absence of any relevant (moral) principle. The total theory of morality would be the existing theory of inner freedom that is the center of attention in the Grundlegung, the second Critique and the Tugendlehre . This would amount to a doctrine of partial moral scepticism, about the scope of possible moral principles, and it is obviously a doctrine not accepted by Kant.
III. Now consider how this idea of a realm of external coercion to maintain external freedom works. The main way it works, at least that Kant discusses, is through the state institution of punishment. Kant, as soon as he gives the principle of right,26 immediately writes about how "Right is Connected with an Authorization to Use Coercion." 27 This is because those whose actions hinder the rightful use of freedom of another should be hindered in that wrongful behavior. Hindering those who hinder is defending freedom, and therefore is right: "Hence there is connected with Right by the principle of contradiction an authorization to coerce someone who infringes upon i t . " 2 8 So Kant concludes, " A strict right can also be represented as the possibility of a fully reciprocal use of coercion that is consistent with everyone's freedom in accordance with universal laws." 29 The only meaning of the word "strict," it appears, is that if A wrongs Β, Β is not to 26 Ibid., VI, 230. 27 Heading of Section D, Ibid., VI, 231. 28 Ibid., VI, 231. 29 Heading of Section E, with some capitals omitted, Ibid., VI, 232.
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appeal to A's moral sense, but to the penalty to be paid for wrongdoing, i. e., appropriate punishment. Now the connection between these "hindrances" and Kant's later, separate discussion of punishment is not explicit. The word "hindrance" might suggest mere interference to prevent the completion of an act of, e. g., rape or burglary, rather than after-the-fact punishment. But hindrance in that first sense would be an unusual occurrence, since most rapists and burglars take pains to assure that others are not around who would interfere with their intentions. The only sort of systematic hindrance Kant ever discusses and regards as basic or important is punishment. In fact, he says, in an Appendix to the Rechtslehre added to the second edition, "The mere Idea of a civil constitution among men carries with it the concept of punitive justice belonging to the supreme authority." 30 The importance of this institution makes sense when we consider the main purpose of the state, the one which puts us all under a moral obligation to leave the state of nature, viz., the guarantee of rights (it is property rights Kant discusses in the most detail) that are assigned in the state of nature, but can be assured only under state enforcement. Punishment is the main instrument of state enforcement. One might ask how punishment hinders. Once a given rape or burglary has been completed, it can hardly be hindered. The answer, it seems, is that punishment of such acts hinders through deterrence , presumably both specific and general. The essential purpose of the state, the basis of our moral obligation to leave the state of nature, is that it guaranteed us in our rights, and the power and authority to punish, as the major way Kant thinks of to do this, is therefore, as the quote above indicated, of the essence of the state. Deterrence is a ideological, goal-oriented function of punishment, and so quite clearly punishment is a state institution that has essential teleological roles. It might seem out of keeping with the spirit of Kant's moral philosophy, that rights should be guaranteed by the providing of extraneous, non-moral, pathological incentives for abstaining from wrongdoing. But "rights" themselves are aspects of external freedom, and hence would be maintained by what Kant calls external incentives such as deterrence through punishment. Such non-moral incentives are not discussed in the Grundlegung, the second Critique , or the Tugendlehre , but they are present in the Rechtslehre. In their accounts of Kant's theory of punishment as having these aspects of deterrence both Don Scheid and Sharon Byrd are correct, and Samuel Fleischhacker, who defends the more traditional pure retributivist account, is incorrect. Not only 30 Ibid., VI, 362. This makes it clear that punishment is one essential sort of "hinderance" in Kant's view. But perhaps there are other important forms of hinderance, or coercion, such as taxation, or regulation. If this is correct, "hinderance" or "coercion" are broader terms with "punishment" a name for but one specific form of coercion. This point was made orally by Klaus Günter in the discussion of this paper at the Erlangen conference.
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does Kant write about and give an exposition of this function of punishment, as Scheid and Byrd both clearly indicate, but such a function is a central, indeed essential function of the state, in Kant's view. So Fleischhacker's wish to understand the deterrent effects of punishment as mere by-products is incorrect. The element of punishment that is set by the retributive idea of the lex talionis, according to Kant, is the amount and kind of punishment that is appropriate for a given offense; in determining this, Kant tells us that teleological considerations are not to be taken into account.31
IV. Now let us turn to some of the limits on the use of external coercion. I will mention five such limitations. The source of each of these limitations is the limitation not of the inherent possible scope of moral precepts, but rather a limitation on the second element of all lawgiving, the incentive. The fact that there are such limitations makes clear the systematic way in which Kant carries through in the Rechtslehre his idea that any "Gesetzbegung" requires both precept and incentive. (1) There is no properly established system of (external) rights in a state of nature, prior to entering a civil commonwealth. It is this fact which creates the very obligation to enter a civil commonwealth. In a state of nature there are of course no effective laws with enforcement provisions that forbid antisocial and harmful actions. The system of external incentives would not and could not exist in such a circumstance. Our property rights in a state of nature Kant maintains would be provisional rights based on natural right conceptions. This limitation on the existence of external right would also be found, Kant seems to indicate, whenever an existing state dissolves, for whatever reason, so that the state has effectively gone out of existence. (2) There is a second important limit that is indicated soon after the quotation with which this paper began, a limit to external duty. Kant writes, Duties in accordance with rightful lawgiving can be only external duties, since this lawgiving does not require that the Idea of this duty, which is internal, itself be the determining ground of the agent's choice; and since it still needs an incentive suited to the law, it can connect only external incentives to it. 3 2 31 See Don Scheid, "Kant's Retributivism", Ethics 93 (1983), 262-282, p. 263; B. Sharon Byrd, "Kant's Theory of Punishment: Deterrence in its Threat, Retribution in Its Execution," Law and Philosophy, I: 151-200, 1989; Samuel Fleischacker, "Kant's Theory of Punishment," Kant-Studien 1988, reprinted in Howard Lloyd Williams, editor, Essays on Kant's Political Philosophy (1992, Chicago: University of Chicago Press), pp. 191-212. Fleischacker, although he claims to be dealing primarily with the "American" (see note 12 on p. 208 in Williams) literature on this topic, does not mention either Scheid or Byrd, both of whom have views opposed to his. 32 Kant, Metaphysics of Morals, VI, 219.
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It is obvious that external coercion cannot be effective in forcing us to adopt certain motives or ends of action; motives and goals, as inner states of mind, are beyond the reach of such external incentives. In contrast, the realm of the ethical includes all duties, though the internal ethical incentive must not be an element in external legislation. " A l l that ethics teaches is that if the incentive which juridical lawmaking connects with that duty, namely external constraint, were absent, the Idea of duty by itself would be sufficient as the incentive." 33 (3) Not even all external duty is covered by Recht . Ethical lawgiving proper is that lawgiving that cannot be external, even when the duty involves external action, as for example in the case of duties of benevolence, with again the distinctive characteristic of ethical lawgiving being the character of the incentive. 3 4 Any duty, even a duty to external action, is a duty of ethics and not a juridical duty so long as the only appropriate incentive which governs the duty is an internal incentive. (4) Another factor that interestingly limits the full reach of obligation, or at least the related concept of imputation is "the magnitude of the obstacles that had to be overcome." 35 : The greater the natural obstacles (of sensibility) and the less the moral obstacles (of duty), so much the more merit is to be accounted for a good deed, as when, for example, at considerable self-sacrifice I rescue a complete stranger from great distress . . . Hence, the state of mind of the subject, whether he committed the deed in a state of agitation or with cool deliberation, makes a difference in imputation... 36 These passages might seem surprising because, at least with respect to external freedom, they seem to show Kant headed towards a theory of degrees of responsibility, something that the doctrine of the categorical imperative in the Grundlegung, might have seemed to take to be excluded. Remember, this doctrine of the degrees of freedom is true only of external duty and obligation. So when we assess action in accord with criteria of phenomenal duty, Kant is not as dour a moralist as earlier he might have appeared to be, since he appears to allow for partially excusing conditions being created by strong counter incentives to juridically required actions. Thus the directive seems to be when considering phenomenal legal imputability, to take into account all motives of the same (phenomenal) sort. Kant's view appears then to be that when we are evaluating actions phe33 ibid., VI, 220. 34 Ibid., VI, 220-221. It might be urged that this limitation on the scope of the reach of law arises not from facts about the character of the legal incentive, but rather from limits on the correct scope of the related precepts, so that the appropriate incentive here simply follows the precept. But this seems not correct. The precept by itself only specifies what is to be done, eg., "Give assistance to those in need." The question of whether the precept is one of law or ethics just is a question not about the precept but about what incentive is appropriate. 35 Ibid., VI, 228. 36 Ibid.
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nomenally, with reference to imputability, we should take into account the totality of sensible motives. Such a view is at least roughly in accord with moral and legal "common sense," which allows for extenuating circumstances that reduce the level of responsibility. Such a conclusion also sits well with Kant's essays in philosophy of history, which look at human conduct from a descriptive point of view rather out of keeping with the core moral philosophy. It may not sit so well with Kant's espousal of the lex talionis , which, as a qualitative criterion for correct punishment, might not seem to allow for quantitative diminutions based on degrees of responsibility. 37 (5) There is another part of Kant's doctrine which indicates a limit to punishability created by the inability to provide an adequate incentive against a crime. This is the second of the cases Kant discusses in an appendix to the introduction to the Rechtslehre, on "Equivocal Rights." The case is one where after a shipwreck I push another from a log not big enough for both of us, leaving him to drown, and enabling me to save myself. He has done me no wrong; objectively I am guilty of murder. This is what gets called "the right of necessity."38 Kant thinks there really is not a right of necessity, though no court would assess the death penalty to such a "murder." The maximum penalty under law is death, and that is also the result of a failure to push the other person off the log, and the legal penalty is more uncertain than the natural result. So the law fails because in such a case the incentive fails; the situation is comparable in some respects to the defective motorcycle helmet law. In writing about Kant's ethical philosophy I have used this passage to indicate that it is Kant's view that moral responsibility presupposes the availability of an adequate incentive. This is perhaps the clearest textual indication that Kant is willing to trim the size of an obligation to fit the more limited pattern of available adequate motives, something he never needs to do when he is working with inner moral motivation.
V. Kant never discusses very much the content of external duty, what we would be required and forbidden to do, according to this principle of Recht. There is a good reason for this, given Kant's general theory. The reason is that our primary moral obligation under Recht is, if we find ourselves in a state of nature, to leave it and enter civil society, in order to assure and guarantee the provisional rights we have in the state of nature. Once we have entered civil society the main content of external duty will be provided by positive law that is enforced by the state. So we might say, all there is to do in terms of juridical obligation is to 37 Jeremy Waldron, "Lex Talionis," Arizona Law Review, Volume 34 (1992), pp. 25-51. 38 Kant, Metaphysics of Morals, VI, 235.
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obey the law. When we look at legal structures in many states, there are certain similarities, together with some significant variations. Such states have laws forbidding murder, rape, robbery, burglary, assault, theft, and such states have provisions for people suing one another when one wrongs another. Still, there are within the positive law of many states unfortunate departures from justice, and it is exactly at such points that the positive law is open to criticism. Women or racial minorities may not have full access to the courts, or rights equal to those of others. There is sometimes an heritary nobility that has special privileges, an example of injustice that Kant actually cites. This reminds us of the fact that Kant does have a natural law sort of view of the state and its laws, even though he seems to weaken this view because of another view he has about the complete and universal moral unacceptibility of violent revolution, no matter how serious the abuses are. I accept the explanation for Kant's (mistaken) views on this issue that are offered by Thomas Pogge.39 According to him Kant was unduly influenced by a mistaken view, which comes from Hobbes, about the absoluteness and completeness required of sovereignty. In this connection also we should recall that there are provisional rights in the state of nature, so that these rights are not conventions that are first created by the commonwealth. VI. One thing that becomes apparent from this perspective: punishment for violations of the criminal law, and perhaps other state sanctions, emerge as being very important to Kant's political philosophy, absolutely central. Punishment in the realm of external freedom is the counterpart of the motive of duty in inner freedom; each are the motivational engines that make possible complete and proper Gesetzgebung in their respective areas of inner and outer freedom. We also now understand better, I hope, how Kant's political philosophy is a continuation of the moral ideas of his more familiar earlier works. We should be reminded by this account, as I've just mentioned, of the fact that Kant has a natural law view of social institutions: the actual institutions are to be compared to the ideal for adequacy and correctness, though a judgment that finds the actual institutions wanting does not undermine the authority of the actual institution, or our obligation loyally to obey it, in Kant's view. The discussion of punishment, which is so central to the whole idea of outer freedom, is illustrative of Kant's way of proceeding. Here as elsewhere in the Rechtslehre he is laying out an ideal system for determining punishment. Actual systems will understandably depart from this ideal, and thereby be subject to justified moral criticism, using the very guidelines Kant presents. 39 See Thomas Pogge, "Kant's Theory of Justice," Kantstudien, 79, pp. 407-433,1988.
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We need to note that although punishment has a deterrence function, and hence there is an important teleological element to the whole theory, the distribution of punishment, i. e., the determination of the appropriate punishment for each crime, is based on non-teleological considerations (something that Kant particularly emphasizes in the appendix passage40 having to do with the respect for the personhood of the individual being punished. It is for this reason that Kant insists that "The principle of punishment is a categorical imperative . . . " 4 l In this presentation of the Rechtslehre as being influenced throughout in its shape and character by the need to provide an incentive, we should find an indirect argument for the importance of the moral incentive in Kant's thinking in the realm of inner freedom, self-constraint, and moral goodness. Kant is a motivational internalist in his moral philosophy through and through. Now, because the inner moral motivation has an a priori source, it is not at all subject to the empirical vagaries of the external incentives, which, as we saw above, in various ways serve to limit the scope of external duty. Such empirical, external incentives may fail empirically simply because a rape or a burglary may be undertaken with no one else around, and the criminal concludes, rightly or wrongly, that he will be able to escape punishment. Such contingent deterrence failures do not limit the scope of external duty, however. Kant's view seems to be that we can always count on an inner moral motivation adequate to assure our ability to do our duty, and hence adequate to insure the imputability of any moral failure; this is the transcendental presupposition of freedom that is basic to Kant's moral philosophy. The principle that Kant famously develops to express this idea is "Ought implies can," which Kant does not use in the contrapositive, as is so often done in 20th century discussions of the same principle. Rather Kant uses it in its original form to assert his view that we can use our inner sense of what our moral obligations are to draw positive conclusions about how far our inner freedom as agents extends.42 The aim of this essay has been to give an exposition of what turn out to be parallel systems of moral law in the Metaphysics of Morals: inner freedom in ethics, and outer freedom in the juridical realm. In our discussion, we have mostly not been attending to the "precept" aspect of lawgiving, but rather to the second element of lawgiving, the incentive, and its implications. We have seen some of the parallels between the ethical and the juridical, and how Kant limits the scope of external obligation to fit the in-principle limits of the external incentive. The Rechtslehre is more than Kant on politics; it is a continuation of his system of moral philosophy as a theory of external, phenomenal freedom, a 40 Kant, Metaphysics of Morals, VI, 362-3. 41 Ibid., VI, 331. 42 See Ibid., VI, 380, for example; the principle is introduced in Religion within the Limits of Reason Alone.
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continuation that in a number of ways parallels his views about moral philosophy as a thepry of inner freedom.
Zusammenfassung Der erste Teil in Kants Werk Die Metaphysik der Sitten, die Rechtslehre, wird üblicherweise als eine politische Abhandlung diskutiert. Aber es gibt Parallelen zwischen Recht (der äußeren Freiheit) und Ethik (der inneren Freiheit) bei Kant. Gesetzgebung ist in beiden Bereichen eine Kombination von Gesetz und Triebfeder. In den Arbeiten, die das eigentliche Herzstück von Kants Tugendlehre behandeln, ist die Freiheit eine innere ethische Freiheit, die auf einer rein moralischen Triebfeder basiert, deren Angemessenheit und Zulänglichkeit eine transzendentale Annahme dieses Teils von Kants Moralphilosophie ist. Die innere Freiheit hat jedoch eine Parallele in Kants Darstellung der äußeren Freiheit. Hier geht es um die Sicherung unserer äußeren Rechte, einschließlich des Rechts auf Eigentum, durch den Abschreckungseffekt einer Strafe für die Verletzung der Rechte Anderer. Wenn wir die Rechtslehre gerade als Teil von Kants praktischer Philosophie verstehen, dann stellen wir fest: (I) Kant geht davon aus, daß gültige juridische Normen stets ausreichende Triebfedern dafür enthalten, daß unser Handeln diesen Normen entspricht. (2) Der Bereich des Rechts, und damit auch der Zurechnung unter Rechtsgesetzen, wird auf unterschiedliche Weise von der Wirksamkeit äußerer Triebfedern zur Abschreckung begrenzt. Das gilt auch für Handlungen, die auf dem sogenannten „Notrecht" beruhen. (3) Zwischen Kants Argumenten in der Tugendlehre für die Erweiterung des kategorischen Imperativs als eines Prinzips für den Gebrauch unserer Freiheit durch die Annahme, daß es Zwecke gibt, die zugleich Pflicht (Tugendpflichten) sind, und dem Argument in der Rechtslehre für die Notwendigkeit der Anerkennung von Eigentumsrechten bestehen signifikante Parallelen. (4) Kants Theorie der Strafe ist, obwohl vergeltungstheoretisch mit Blick auf die Frage der Angemessenheit einer Strafe, jedenfalls auch teleologisch / abschreckungstheoretisch konzipiert, nämlich insoweit, als die Androhung von Strafen Triebfedern für die Befolgung der positiven Rechtsgesetze bereitstellt.
Evil and Imputation in Kant's Ethics Mark Timmons For Kant, moral evil of all sorts — evil that is rooted in a person's character — is manifested in action which, on the one hand, is explicable in terms of an agent's own reasons for action and so imputable, though on the other hand it is, in some sense, irrational. Because such evil is rooted in a person's character, it "corrupts the ground of all maxims" 1 and thus deserves to be called radical evil. Moreover, according to Kant, not only are human beings susceptible to such evil, being evil is an inescapable condition of being human. These claims raise a number of questions, among them the following: (1) How can we explain the possibility of irrational, yet explicable, freely done actions given Kant's views about human agency? (2) What is the nature of radical evil? (3) In what sense is it a corrupting ground of all maxims? (4) What reason does Kant have for claiming that radical evil is an inescapable part of the human condition? There are other questions to be added to this list, some of them addressed in the recent secondary literature, but for the most part I plan to focus on the ones just mentioned. Specifically, my plan goes as follows. Sections I and II are concerned with some basic themes and distinctions pertaining to Kant's theory of action and practical rationality that will provide a basis for understanding his view of moral evil. In section III, I turn to Kant's analysis of moral evil in its various manifestations in order to provide, in section IV, a general characterization of moral evil. In section V, I consider Kant's claim that radical evil corrupts the ground of all maxims, and what this claim implies about the possibility of actions having moral worth. In section VI, I want to consider what we can call Kant's Universality 1 Die Religion innerhalb der Grenzen der Blossen Vernunft VI: 37, 32. All references to Kant's works cite the volume and page number of the Prussian Akademie edition of Kant's works, (Kant's gesammelte Schriften, herausgegben von der Königlich Preußischen Akademie der Wissenschaften, 29 volumes, Berlin, Walter de Gryter & Co. 1902 ff.) followed by the page number of the English translations. The translated works I have used are: The Groundwork of the Metaphysics of Morals (Grundlegung zur Metaphysik der Sitten), translated by H. J. Paton (third edition) New York: Harper & Row, 1965; The Metaphysics of Morals (Die Metaphysik der Sitten), translated by Mary Gregor, Cambridge: Cambridge University Press, 1991; Critique of Practical Reason (Kritik der praktischen Vernunft), translated by Lewis White Beck , Indianapolis / New York: Bobbs-Merrill, 1956; and Religion within the Limits of Reason Alone (Die Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft), translated by Theodore M. Greene and Hoyt W. Hudson, New York: Harper & Row, 1960. 8 Jahrbuch für Recht und Ethik, Bd. 2 (1994)
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Thesis, viz., his claim that necessarily all human beings are radically evil. What is remarkable about the Universality Thesis (UT) is Kant's apparent argument for it: despite the fact that this thesis supposedly holds with strict universality for all human beings and thus would appear to be a necessary truth, Kant defends it on empirical grounds. In his recent book, Henry Allison has argued that the UT represents a synthetic a priori claim, and he proceeds to provide a deduction' for it, something that Kant failed to do. I argue that Allison's deduction does not work, though I am afraid I don't have a deduction of my own to propose on Kant's behalf, nor do I see how to reconcile Kant's own defense of the UT with its alleged a priori status. Kant's UT remains problematic.
I. Maxims, Reasons, and Motivation I interpret Kantian maxims as intentions of an agent which can be properly expressed by statements beginning Ί will. . . .' 2 They concern actions to be done or not done or ends to be achieved, and are adopted by agents for reasons, though due to such factors as ignorance and error on the agent's part, the act of adopting them may fail to be rational. Kant distinguishes between the 'matter' 2 Two comments are in order here. First, my claim that maxims are intentions is controversial. John E. Atwell, Ends and Principles in Kant's Moral Thought, Dordrecht / Boston/Lancaster: Martinus Nijhoff, 1986, pp. 50-51 argues that maxims are not intentions. Onora O'Neill, "Consistency in Action", in: Nelson Τ . Potter and Mark Timmons, eds: Morality and Universality, Dordrecht: D. Reidel, 1985, pp. 161-7 argues that maxims are fundamental intentions — very general intentions that guide agents to accept more specific intentions on the basis of which they perform actions. Space does not permit me to defend my view, but see Barbara Herman , Morality as Rationality, New York: Garland, 1990, ch. 2, and Henry E. Allison, Kant's Theory of Freedom, Cambridge: Cambridge University Press, 1990, pp. 91-4 for a defense of the view I hold. Second, formulations of maxims may include more or less information about the agent's intentions. Focusing, for a moment on maxims of action, what we might call a simple maxim has the form: Ί will if/whenever ', where the first blank is filled with a specification of the action and the second with a specification of the circumstances under which the agent intends to perform the action. However, in Metaphysik der Sitten VI: 385, 189, Kant claims that all actions have ends and what we might call a complex maxim has the form: 41 will if / whenever , in order to \ where the first two blanks are filled as before and the last one mentions whatever end(s) the agent takes this action to serve. I construe complex maxims as a fusion of two distinct maxims: a simple maxim of action plus a maxim of ends. In attempting to understand why an agent performed some action, we often require that the action be related to the agent's ends, and a complex maxim, as I am calling it, expresses this relation. It should be noted that the end mentioned in a complex maxim may or may not represent the agent's most fundamental motive (motivating reason) for adopting a maxim of action. After all, I might intend to enroll in a series of cooking courses with the immediate end of learning fine French cuisine, though my more long range goal (and so what motivates my having this immediate end) is to start my own catering business. One could express this plan as a complex maxim having this form: Ί will , if/whenever , in order to , so that I might bring about
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of maxims and their 'form.' The matter of a maxim is its content, and concerns that action (or end) to be adopted or avoided and the circumstances under which that action (end) is to be performed (pursued) or avoided. In the rest of this section, I want to focus on the 'form' of maxims by considering a number of themes and theses that are central in Kant's theory of practical reasoning. 1. Motivating Versus Justifying
Reasons for Action
Since talk about reasons in connection with intentional action is ambiguous, we can avoid confusion if we make the following distinctions. First, let us call any explanation of an agent's action that makes sense of the action as something the agent did (as opposed to something that happened to the agent) a rationalizing explanation. Rationalizing explanations are explanations in terms of a person's reasons for action, and so explain actions from the agent's perspective. Second, let us call motivating reasons those features of the agent's situation that figure in a rationalizing explanation of her actions. In many cases, perhaps typical ones, there are features of some action and her situation that the agent takes to be a good or adequate reason for her performing that action. For example, if an agent is thirsty and believes that the glass before her contains thirst-quenching liquid, then her reason for drinking the liquid is the complex of her thirst together with her belief about the liquid. But here, my talk of motivating reasons is intended quite broadly to cover not only reasons for action that the agent takes to be good or at least adequate reasons for action, but is also meant to include those factors, such as certain desires, emotions or passions that prompt an agent to do or refrain from certain courses of action, but which the agent does not take to be good or adequate reasons for action. For example, a person with a moral conscience but who has sadistic desires or urges may not take those desires or urges to provide any sort of reason for engaging in the sorts of actions those desires prompt. Again, someone addicted to tobacco and wanting desperately to quit may not take her craving cigarettes, or the enjoyment derived from smoking, to provide her with a reason for smoking. In these cases, we explain the actions of the sadist and the smoker by appealing to motivating considerations — the sadist's strong desire to inflict pain on his victim, and the smoker's craving for a cigarette — though such considerations are not taken by these individuals to be good or adequate reasons for action. They are however motivating reasons, at least in the sense that they are the sorts of factors that figure in rationalizing explanations of people's behavior. We can call motivating reasons for action that the agent takes to be good or adequate reasons, endorsed reasons , and those reasons that the agent does not take to be good or adequate reasons, non-endorsed reasons. In addition to motivating reasons, there are justifying reasons , i. e., those considerations that really are good reasons for an agent to adopt this or that • maxim and act accordingly. I say more about justifying reasons in the next section. *
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2. Two Sources of Reasons for Action For Kant, there are two ultimate sources of reasons (both motivating and justifying) for action: one's own happiness and dictates of morality. Happiness is understood here as the satisfaction of one's desires — desires that arise ultimately from one's sensuous nature. 3 We may call those reasons for action that stem from considerations of one's own happiness, desire-based reasons for action . But, according to Kant, there is a source of reason for action that stems from our nature as rational creatures. That is, for Kant, some reasons for action depend on there being certain substantive principles of rationality, notably, moral principles. Such moral principles, or categorical imperatives, can be understood as principles of rationality telling an agent what maxims it is rational to adopt and act on. Reasons for action stemming from reason itself, we may call reasonbased reasons for action. In providing rationalizing explanations of a person's action, then, we ultimately appeal to desire-based reasons, non-desire-based reasons, or, in cases of overdetermination, reasons of both sorts. 3. The Incorporation
Thesis
As I have already mentioned, according to Kant, we make something our maxim through an act of free choice. This is clear from his official definition of a maxim as "a subjective principle of action . .. [that] contains a practical rule determined by reason in accordance with the conditions of the subject (often his ignorance or again his inclinations).... " 4 Moreover, whatever considerations motivate us to adopt this or that maxim, these considerations are, qua motivating reasons that figure in a rationalizing explanation of maxim adoption, something that the agent chooses. This is made clear in Kant's so-called "incorporation thesis.' This thesis is at the heart of Kant's theory of freedom of the will, and functions to ensure that rationalizing explanations are ultimately not just mechanistic causal explanations of actions. Kant states the thesis as follows: [A]n incentive can determine the will (Willkür) to an action only so far as the individual has incorporated it into his maxim (has made it the general rule in accordance with which he will conduct himself)· 5 3 This is rough and taken at face value is not plausible. No doubt one's happiness depends on the satisfaction of so-called 'informed desires' — those desires that one would have were one to engage in appropriate reflection on her current desires in light of relevant information. 4 Grundlegung zur Metaphysik der Sitten IV: 421, 88n, my emphasis. Also in the Grundlegung at 427, 94 Kant points out that desires and inclinations (settled desires) arise from feelings of pleasure and displeasure, and from these "with the cooperation of reason, there arise maxims." In the Kritik der praktischen der Vernunft V: 79, 82, Kant claims that an interest (which an agent takes up as a result of reflecting on her desires) is the basis, or provides the reason, an agent has for adopting a maxim.
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Incentives, in Kant's terminology are what I have been calling motivating reasons for action. Kant's point here is that in order for any of the sorts of factors, including desires and emotions as well as beliefs the agent has about her situation and action — factors that may figure in a rationalizing explanation of the agent's actions — to count for the agent as a motivating reason, the agent must 'make,' as Kant says in a number of places, that factor a motivating reason. This claim holds not only for those incentives stemming from our sensuous natures, but holds as well for moral incentives that have a purely rational basis. That even reason-based considerations, in order to be motivating reasons, must be incorporated by the agent is made clear when, in characterizing the predisposition to personality as a capacity to be motivated by respect for the moral law (via moral feeling), Kant remarks that such an incentive becomes a motivating reason "only when the free will (Willkür) incorporates such moral feeling into its maxim. . . . " 6 Thus, for Kant, desires (and incentives generally) are not, independently of an agent's choices, motivating reasons for action, though, as I shall explain a bit later, Kant does think that independently of an agent's exerting her free will, certain considerations or incentives are justifying reasons for action. 4. The Structure of Rationalizing Explanations To provide a rationalizing explanation of an action involves citing those motivating reasons of the agent that were effective in bringing about the action in question. Kant's view about the structure of rationalizing explanations is a foundational one, where the terminus or foundation of any complete and full rationalizing explanation of an action is what Kant calls one's disposition (Gesinnung). The pattern of explanation, then, for any action would go as follows. The immediate link explaining why an agent performed some 'outer' action is the agent's intention or maxim of action. Maxims of actions themselves are adopted for reasons, and normally, the immediate link in explaining why the agent adopted some particular maxim of action will involve another maxim(s) the agent has adopted plus certain of the agent's beliefs. In the simplest kind of case, then, what explains (let us suppose) why Alex adopted the maxim of faithfully visiting his aged grandmother is the fact that he intends to impress his fiancee, Gretchen with his (apparent) concern for family, and believes that by visiting his aged grandmother he will indeed impress her. Alex's intention to impress Gretchen represents a maxim of ends, his intention to visit his grandmother represents a maxim of action, and rationalizing explanations typically explain a person's actions (and intentions producing those actions) in terms of goals, ends or projects that the agent has set for himself. Of course, for maxims of ends like the one in question, we can inquire about the agent's motivating reasons for adopting 5 Die Religion innerhalb der Grenzen der blossen Vernunft VI: 23-24, 19. 6 Ibid., VI: 27, 32.
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it, and typically the explanation will be in terms of more general ends the agent has adopted. The resulting picture is a hierarchy of maxims where an explanation of specific maxims of action (where the action is within one's immediate voluntary control) appeals to other maxims organized in a series where the terminus of the series is some very general maxim. If the maxim whose adoption is to be explained involves, in the order of explanation, appeal to the most general maxim pertaining to the aim of one's own happiness, then the maxim (and action flowing from it) stem from desire-based reasons for action. Maxims whose explanation ultimately stem from a maxim to comply with the demands of morality are maxims whose ultimate explanation is in terms of reason-based reasons for action. However, since there are two types of motivating reasons for action, and since in some cases at least one might take there to be two sorts of reasons that bear on explaining some action, one can ask which of these types of reason was actually efficacious and why. For instance, if I have a desire-based reason for doing A, but I also have (and recognize) a reason-based reason for refraining from A, then if I go ahead and do A, then we can ask for a contrastive rationalizing explanation of my action: we can ask why I did A rather than refrain from doing A. In this sort of context, merely citing a series of motivating reasons stemming ultimately from a desire for happiness is not enough for the sort of explanation sought. We want to know, in addition, why the agent, given competing motivating reasons for action, chose to do A rather than refrain from doing A. Explanations that answer this contrastive question may advert to all sorts of phenomena, including such things as lack of willpower, ignorance, and so forth. But here, the terminus of explanation is what Kant refers to as one's disposition, "the ultimate subjective ground of the exercise . . . of man's freedom in general." 7 5. Disposition (Gesinnung) and the Supreme Maxim In addition to the foundational status of one's disposition, there are four other important features characteristic of one's disposition. First, since one's disposition is something that bears directly on the morality of one's character, it can be either good or evil. Second, the moral quality of one's disposition is only revealed in a series of choices in which one is faced with moral obligations. If, on some lone occasion, one does one's duty solely for duty's sake, one does not thereby have either a good or an evil disposition. Thus, were one capable of a God'seye view of people and their motivation, attribution of a good or an evil disposition would require viewing the agent's choices diachronically. Third, since one's disposition concerns the two sources of motivating reasons for action and whether, in cases involving an agent having a moral duty, one does or does not act on the basis of purely moral incentives, there are only two basic motivational orientations associated with the notion of disposition. If one views one's choices 7 Ibid., VI: 21, 16.
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diachronically, then in all cases where one has a duty, either (i) one's sole motivating reason for action is a moral one, or (ii) it is not. This is Kant's socalled character rigorism: with regard to one's disposition (and hence the deepest aspect of one's character) one's disposition cannot fail to have a moral quality, and cannot, at a time, be both good and evil. Fourth, Kant claims that one is responsible for one's disposition; it can be imputed to the agent. This claim is an implication of Kant's theory of freedom: if our adoption of specific maxims can be imputed to us, and if the ultimate subjective ground, as Kant calls it, provides the terminus in any full rationalizing explanation, then this ground must itself be imputed to the agent as something under her voluntary control. Thus, according to Kant, our disposition can be imputed to us as the result of the exercise of one's free choice. Furthermore, since such exercise results in maxim adoption, Kant characterizes an agent's disposition as a maxim, and given its foundational status in the chain of motivating reasons for action, he calls it a 'supreme maxim.' 8 To summarize: Maxims are intentions adopted by agents for reasons. These reasons — motivating reasons — become reasons as a result of an agent's giving them motivational influence (the Incorporation Thesis). There are two species of motivating reason, viz., desire-based and reason-based, and reasons of both sort figure in rationalizing explanations of agent's maxim adoption and resulting action. A full and complete explanation of any action will advert to what Kant calls the supreme maxim, representing one's most fundamental motivating orientation (Gesinnung ) vis a vis the two species of reasons for action. The morality of one's character depends on one's motivational orientation in a manner to be elaborated below. II. Error in Practical Reason Talk about an agent's acting rationally on some occasion is ambiguous, an ambiguity reflected in talk about an agent's reasons for action. If we take the agent's perspective, we can ask whether, from the agent's subjective perspective, some action she performed on some occasion was rational. Here, our answer to this question will focus on what reasons the agent took to be good or adequate ones, whether or not they really are. On the other hand, we might take an external perspective appealing to objective canons and principles of rational conduct in s The apparent tension between construing one's disposition as both the result of an act of free choice (for which, it seems, one must have a reason) and a terminus in a series of motivating reasons is the source of interesting puzzles for Kant's view. Kant recognized the tension and claimed that the choice of one's disposition must be represented as a timeless noumenal act whose rationale must remain inscrutable to us. Here, I pass over this difficult issue, though, following Allison (op. cit. f. 2), pp. 135-140 I am inclined to interpret this doctrine of a timeless noumenal choice in a minimalist way as committing Kant only to a claim about the limits of rationalizing explanations.
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assessing the rationality of an agent's behavior In this section, my remarks will concern objective assessments of rational action. Thus, for an agent to act rationally on some occasion (where the standards or principles of rationality being employed are what I am calling objective principles) involves, at a minimum, her having a good or justifying reason for performing that action on that occasion, moreover a justifying reason that is better or weightier than any other reasons an agent may have that favor doing something else. Furthermore, if the act is to be rational, the agent must act in light of her justifying reasons, where acting in light of such reasons involves reasoning according to principles of practical reasoning — practical principles of the sort that Kant calls "objectively valid" — such reasoning figuring in a rationalizing explanation of the agent's action. As I mentioned in my introductory remarks, for Kant, evil represents a kind of irrationality connected with practical reasoning and action. In this section, I want to focus on just what sort of irrationality is involved in evil doings. Kant distinguishes two sorts of practical principles: subjective practical principles , or maxims, and objective practical principles. Objective practical principles are principles of practical reasoning — principles that govern the rational revision of one's maxims or intentions. As such, objective practical principles can be used to guide revision of one's own set of maxims, they can also be used to judge the rationality of an agent's maxim adoption. Because of their status as standards of practical rationality, these principles are, like principles of logic, objective or valid, as Kant would say, for assessing and guiding the maxims adopted by agents. Furthermore, objective principles reflect considerations in virtue of which one has justifying reasons to perform some action (and hence in virtue of which one has reason to adopt the corresponding intention or maxim to perform that action or adopt some end). Kant's formal principle of hypothetical imperatives — what we may call his principle ofheteronomy — is best interpreted as a principle of practical reasoning counseling an agent to adopt those maxims of action that are necessary for achieving those ends or goals that she has reason to achieve. For example, if I have reason to loose weight and intend to do so, and if reducing my intake of carbohydrates is necessary for my losing weight, then the principle of heteronomy counsels me to either adopt the maxim of reducing carbohydrates or give up my end, on pain of irrationality. Moral evil represents for Kant a kind of practical irrationality. To perform an action that falls short of full rationality is to be guilty of some error or mistake, an error that can often be traced to one's practical thinking. So, evil behavior must involve some sort of error in practical reasoning. I suggest the sort of error involved here concerns an agent violating an objective practical principle. Let me elaborate. We can think of errors in practical reasoning as involving violations of practical principles. There are two sorts of possible error connected with practical thinking corresponding to two phases of deliberation. I f practical thinking aims at revision
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of one's intentions, we can distinguish the phase that precedes the actual revising of one's intentions from the second phase in which one actually engages in revision. In this first phase, there is a process of reflection in which one engages in some or all of the following: envision alternative courses of action, consider possible outcomes of each action, try to vividly imagine what the various possible outcomes would be like, reflect on those considerations that favor doing one act over another, weigh various considerations that favor one action or another in order to determine which considerations provide the best reasons for action, and so forth. I will call those rules that specify what sorts of things one should consider in this reflective phase, rules of reflection. 9 In the second phase of deliberation, one actually revises one's intentions — adopts new maxims, perhaps revises or even rejects current maxims. I will call those rules or principles governing correct revision of one's maxims, principles of revision. Kant's principle of heteronomy, then, can be understood as a principle of revision prescribing how agents ought to revise their set of intentions given certain means-ends connections. Rules of reflection, then, prescribe the various sorts of things one should consider in practical thinking; principles of revision put constraints on how one is to revise one's intentions. Error in practical reasoning can be understood as a violation of one or more of these rules and principles. Interestingly, it would seem that the Kant's principle of autonomy (the Categorical Imperative) functions both as a rule of reflection and as a principle governing correct revision of one's set of intentions. For example, in one place Kant says that the principle of autonomy can be expressed as claiming that "Maxims must be chosen as if they had to hold as universal laws of nature." 10 Moreover, according to Kant, we are to will , i. e., adopt and act on maxims, in accordance with the principle of autonomy. 11 Such passages support the idea that imperatives generally, and specific categorical imperatives in particular, are principles of revision, governing correct modification of intentions. However, other passages where Kant claims that the principle of autonomy functions at least implicitly in people's moral thinking as a "norm of judgment" 12 make clear that Kant also thinks of the principle of autonomy as a rule of reflection, governing correct judgment or belief about moral obligation.
9 See Gilbert Harman , Change in View, Cambridge, MA: The ΜΓΓ Press, 1986, ch. 1, who distinguishes between two phases of practical reasoning (whether theoretical or practical) and consequently between two sorts of errors of reasoning: errors of reflection and errors of revision. He notes that there are other sorts of mistakes that one might make while reasoning, like starting with false beliefs, but these are not, he claims, errors of reasoning. 10 Grundlegung zur Metaphysik der Sitten IV: 326, 104. π Ibid., IV: 416, 84. 12 Ibid., IV: 404, 71; cf. 390, 57.
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It should be clear that the deontic (or as Kant would say, the 'legal') status of actions depends crucially on whether or not the agent violates any of the rules and principles governing correct practical reasoning. Most obviously, if one fails to adopt (and act on) universalizable maxims, then one violates the principle of autonomy — violates a principle of revision. But also, one's action may fail to be rational (and hence is forbidden) if one violates those rules of reflection that would require one to take care in avoiding e. g., bias in formulating maxims for moral consideration. At least both sorts of error can be recognized within Kant's theory of practical reasoning, and, as we shall see below, failure to properly represent the rational weight of moral considerations represents a failure of rationality that is at the root of wickedness. The purpose of this section, and the one preceding it, has been to set the stage for making sense, according to Kant's view of practical reasoning, of moral evil manifested in actions that are imputable (done for reasons) yet irrational. Let us then proceed to Kant's account of moral evil.
I I I . Error and Evil Kant claims that on those occasions where we are morally required to do something, we ought to do what is morally required from the sole motive of duty. Failure to do so involves, then, a kind of error — an error of the sort that indicates, for Kant, moral evil. Moreover, failure to perform one's duty from the motive of duty can be manifested in more than one way. In book I of the Religion , Kant describes three types of moral evil that he labels frailty, impurity, and wickedness. These terms are applied both to actions and to a person's character. If, on some occasion, one fails, through weakness of will, to do what one recognizes one ought to do, one's action exhibits moral frailty. But a single instance of such frailty does not make one a morally weak or frail person, rather, only if such weakness is characteristic of a person's choices is it correct to say that one has a morally weak character. In what follows, the focus will be on prototypical cases of evil action of the sort Kant recognizes. 13 13
There are other alleged types of moral evil that are regularly featured in philosophical discussions, including various forms of moral negligence and amoralism. The case of the amoralist (someone who recognizes that she has a moral obligation to do A, but is not at all motivated to do A) is a particularly interesting one, for Kant, since if one construes Kant as an ethical internalist (according to which, roughly, there is a conceptual connection between obligation and motivation), then one can't allow for the possibility of the amoralist. I think there are broad historical reasons for construing Kant as an internalist (see Mark Timmons, "Kant and the Possibility of Moral Motivation", The Southern Journal of Philosophy 23, pp. 377-98), but also there is some textual evidence. In Die Metaphysik der Sitten VI: 379, 185n, Kant writes: "Yet if man looks at himself objectively (under the aspect of humanity in his own person), as his pure practical reason determines him to do, he finds that as a moral being he is also holy enough to break the inner law reluctantly; for there is no man so depraved as not to feel an opposition
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In order to understand moral evil, we need to answer, in connection with each of these types of evil, the following questions: (1) In what sense does behavior manifesting these failures represent a failure of rationality? (2) How can such irrational behavior be imputed to agents who engage in it? (3) What is the underlying nature of such evils; in virtue of what are frailty, impurity and wickedness evils? and (4) What sorts of psychological phenomena are at work in the production of such these forms of irrational behavior. Most of my discussion will focus on answers to the first three questions; I shall only make some passing remarks in response to the fourth question which obviously calls for a complex psychological story that I cannot delve into here. 1. Moral Weakness Kant describes this kind of character flaw and the choices it manifests as follows: [T]he frailty (fragilitas ) of human heart is expressed even in the complaint of an Apostle, "What I would, that I do not!" In other words, I adopt the good (the law) into the maxim of my will, but this good, which objectively, in its ideal conception (in thesiis an irresistible incentive, is subjectively (in hypothesiwhen the maxim is to be followed, the weaker (in comparison with inclination). The sort of frailty or moral weakness that Kant has in mind is a species of the general phenomenon of weakness of will. Normally, a person manifests moral weakness whenever that person: (i) judges that some action is morally required in some situation; (ii) takes this fact to provide her with an overriding reason for action (i. e., ranks the reason provided by this moral requirement above other, competing reasons); (iii) she consequently incorporates the moral incentive into her maxim, as Kant would say, i. e., she makes the moral incentive a motivating reason for action; (iv) were there no competing reasons, the moral reasons would be sufficient to motivate the agent to perform the required action in the situation; but (v) she fails to act according to what she judges she has most reason to do; yet (vi) her failure can be imputed to her; and (vii) as a result she experiences feelings of guilt and remorse. 14 to breaking it and an abhorrence in himself in the fact of which he has to constrain himself [to break the law]." I read this as claiming that necessarily all moral agents are such that recognition of the moral law is motivating (even though, as Kant goes on to remark in this same passage, other, non-moral motives may get the motivational upper hand on one's moral motivation). Obviously, there is a great deal more to be said about Kant's notion of moral evil than I can hope to cover here. I am not proposing a necessary and sufficient conditions analysis of the concept of moral weakness of will, since, for one thing, I don't think (vii) is a necessary condition of moral weakness, but rather is only associated with typical cases and functions epistemically to indicate that the agent knowingly engaged in moral wrongdoing. So, I intend (i)-(vii) as a description (in partly Kantian terms) of a prototypical case of this sort of failing.
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In what sense, then, does such behavior involve an error in practical reasoning in virtue of which it is irrational behavior? And in what sense can such behavior be imputed to the agent? From what was said in the previous section, the answer to the first question is straightforward. If we view the principle of autonomy as a principle for rationally revising one's maxims, then cases of moral weakness, in which one knowingly fails to revise one's maxims according to this principle result in irrationality. That is, the principle of autonomy requires that agents adopt only universalizable maxims on pain of irrationality, and so one way in which the morally weak person's action is irrational is simply that it is morally forbidden ('illegal', as Kant would say). But there is also another sense in which the morally weak person's action is irrational. Another sort of failure of practical rationality results from what we might call a lack of correspondence between those reasons for action that are the best reasons (in the sense of representing considerations having the most rational weight) and a person's strongest motivating reasons. In talking about justifying reasons for action, we may rank them according to the rational weight they possess. Some justifying reasons for action are weightier than others, and we can talk.about some reasons outweighing (in terms of rational strength) other reasons. In cases of conflicting reasons for action, i. e., where, on some occasion, one reason-R' favors doing some action A, and some other reason R" favors doing sòme other action B, and R' is a better reason than R", let us say that R' overrides R". Talk of some reasons outweighing and overriding other reasons is to be taken, then, as concerning the rational weight or authority of those reasons. When it comes to motivating reasons for action, we can talk about the strength of those reasons, where talk of strength refers to how strongly one is motivated by some consideration. Most obviously, desires vary in degrees of felt strength. In cases where one motivating reason is stronger than some other motivating reason, let us say that the first has (for the agent, on that occasion) motivational dominance over the second. The lack of correspondence I have in mind, then, in connection with weakness of will concerns the relative weight of justifying reasons and their failing to match the relative strength of motivating reasons. That is, we might propose the following Principle of Motivational Correspondence: PMC The strength of one's motivating reasons for action on some occasion ought (rationally) to correspond to the weight of one's justifying reasons for action on that occasion. This principle can be used to explain why any case of weakness of will involves a kind of irrationality; appeal to the requirements of the principle of autonomy, together with PMC, can be used to explain why some particular case counts as a case of moral weakness of will. In cases of the latter sort, then, the principle
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of autonomy provides justifying reasons that outweigh and override any other reasons for action, and insofar as one's choice (and consequent action) is based on non-moral motivating reasons, one's choice (and action) is irrational. As Kant says, in cases of moral frailty the fact that one has a moral reason to act in a certain way, "objectively, in its ideal conception," represents an overriding reason for action, yet it is "the weaker in comparison with inclination." What about imputing such behavior to the morally weak agent? To explain such behavior as something the agent did, and hence as something freely done by the agent, we must be able to explain the action from the agent's perspective, i. e., by appealing to those features of the agent's psychological makeup that would serve as a rationalizing explanation of the behavior. Here, of course, Kant's Incorporation Thesis is important. Recall that according to that thesis, some motivating consideration can become a reason for action only through an agent's making it so. So, it would seem that immoral behavior characteristic of the morally weak agent can be explained in terms of the agent's reasons for action: she does have reasons for acting as she does — considerations bearing on action whose relevance depends on inclination — which she intentionally takes to be a reason for action (and thus, as Kant would say, "incorporates into her maxim"), and which thus provides a rationalizing explanation of her action. Her action (or omission) is thus imputable. But the problem with this sort of rationalizing explanation is that it does not adequately account for the phenomenon in question. We are still left with a puzzle regarding imputation. Although the agent (in the typical case) does have a reason for omitting to do what is morally required, what needs really needs explaining here is why the agent knowingly performed the worse act and not the one backed by the best reasons. To satisfy our constraint on accounting for moral weakness of will, I suggest that we must modify slightly our interpretation of the Incorporation Thesis. My suggestion is that we should allow for two sorts of incorporation, at least when it comes to non-moral motivation. One sort is where inclinations are taken by the agent to be reasons for action. But there is also the case where the considerations bearing on action prompted by inclination are not taken by the agent to be reasons for action, but nevertheless those considerations are allowed by the agent to have motivational push. Notice, that quite apart from the phenomenon of moral weakness, we have to be able to accommodate those cases where the agent acts out of motivational considerations that are not so-called 'endorsed' motivating reasons for the agent. (Recall my examples of the would be non-smoker and the sadist.) I suggest that weakness of will in general, and moral weakness of will, in particular, where what is to be explained (and imputed) is why the agent did what she recognized to be the worse course of action rather than the better, can be explained in terms of the second kind of incorporation. That is, in such cases, there are no considerations that the agent takes to be reasons for doing
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the worse instead of the better act, however, she does allow non-moral considerations to have sufficient motivating strength, and in so doing, her resulting action can be imputed to her. Thus, by broadening the Incorporation Thesis, Kant can ^.account for cases of moral weakness as irrational, but explicable behavior. 15 What then is it about the morally weak agent in virtue of which she is evil? The answer for Kant lies in the sort of disposition of the agent that represents, in the series of rationalizing explanations, the terminus of such explanation. As I explained above, one's disposition represents one's most basic orientation of choice in relation to the two sources of reasons for action. Kant's conception of a morally good finite rational agent is one whose basic orientation is such that whenever one is morally required to perform some action (or omission), the moral incentive is the sole and sufficient motivating reason for action. Given Kant's character rigorism, if one is not morally good, then one is morally evil — has an evil disposition. Thus, the morally weak person has an evil disposition. Moreover, this sort of evil — evil at the level of one's disposition — involves a violation of the obligation to "act in conformity with duty from duty." 1 6 So although actions that manifest moral weakness are irrational for reasons men15 What sorts of psychological mechanisms are at work that would explain why, in cases of moral weakness, the agent allowed certain desires and perhaps urges to have motivational dominance? One might appeal, as some have, to the phenomenon of selfdeception to explain why the agent engages in such behavior. The idea would be that although the agent "knows in her heart" that the action she performs is morally wrong and that this fact about it provides an overriding reason to refrain from performing it, she nevertheless, through some process of self-deception, proceeds on the belief that the action in question is supported by the weightiest reasons and that, consequently, her action is not wrong. Although self-deception may be one mechanism that explains certain sorts of evil behavior, if my characterization of moral weakness is correct, self-deception can't be at the root of morally weak behavior. A morally weak person knowingly performs the worse act and consequently (in normal cases at least) has feelings of guilt. Henry Allison claims that in order to make sense of Kant's degrees of radical evil one must assume that self-deception is at the root of all three degrees and an essential ingredient of radical evil. In the case of moral weakness he claims that one selfdeceptively depicts "what is in reality a free evaluation on one's parts as a 'weakness' for which one is not responsible." Allison (op. cit. f. 2), p. 159. But I find it hard to see why Allison thinks this. The analysis I provide of radical evil does not require that selfdeception necessarily be involved either in connection with the agent's beliefs about the deontic status of the action she performs or about her responsibility for it. One plausible suggestion about the psychological mechanisms underlying self-deception offered by Ronald Milo appeals to lack of willpower on the agent's part. See Ronald D. Milo , Immorality, Princeton: Princeton University Press, 1984. Talk of willpower, for Milo, refers not to some mysterious, hidden capacity that we have for overcoming temptation, but refers rather to a battery of mostly acquired skills (such as reminding ourselves of our reasons for avoiding certain behavior and how we will feel afterwards if we cave in to temptation, and so forth) that we use to manage the influence of our desires and emotions one our choices. However, as I said at the outset of this section, theorizing about the psychological mechanisms at work in cases of weakness of will is not our foremost concern here, and so I leave it open just what sorts of mechanisms (compatible with Kant's view) are operative. 16 Die Metaphysik der Sitten VI: 391, 194.
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tioned above (they flow from non-universalizable maxims of action and violate PMC) they also involve a violation of the principle of autonomy at the level of one's disposition. It is this particular violation of the principle of autonomy, then, that accounts for the irrationality involved in the evil of moral weakness. 2. Moral Impurity Kant describes this form of irrational behavior as follows: [T]he impurity (impuritas, improbitas ) of the human heart consists in this, that although the maxim is indeed good in respect of its object (the intended observance of the law) and perhaps even strong enough for practice, it is yet not purely moral; that is, it has not, as it should have, adopted the law alone as its all-sufficient incentive: instead, it usually (perhaps, every time) stands in need of other incentives beyond this, in determining the will to do what duty demands; in other words, actions called for by duty are done not purely for duty's sake.17 Whereas cases of moral weakness involve immoral or evil wrongdoing, cases of moral impurity do not involve wrongdoing at least as regards the action one performs — the agent acts on a universalizable maxim and so her action is not morally forbidden. However, cases of moral impurity are quite similar to cases of moral weakness in that they manifest the same sort of weakness explained above.18 To see this, we first need to notice that from Kant's description of moral impurity, he has in mind cases where a person does have a moral motivating reason for doing her duty, but she nevertheless, as Kant puts it, "stands in need of other incentives beyond this" in order to do her duty. In other words, for the morally impure agent, although she has made the moral law a motivating reason, and perhaps, at times, does do what is morally required out of her sense of duty, nevertheless, often enough for her, the moral incentive is not sufficient to move her to comply with duty. 19 Now Kant claims that the moral law would always be a sufficient motivating reason for action were there not some other, non-moral motivating reason that the agent allows to have motivational dominance over moral motivating reasons. He writes: "The law, rather, forces itself upon him irresistibly by virtue of his moral predisposition; and were no other incentive working in opposition, he would adopt the law into his supreme maxim as the sufficient determining ground Die Religion innerhalb der Grenzen der blossen Vernunft VI: 29-30, 25. 18 In the Grundlegung zur Metaphysik der Sitten IV: 406, 74, Kant mentions frailty and impurity as modes of human wickedness. 19 For brevity's sake, I am ignoring cases of motivational overdetermination in which an agent does her duty, though she had both moral and non-moral incentives for doing so and incentives of both sort were operative (would figure in a rationalizing explanation of her action). One might claim that in such cases, the agent manifests the sort of moral impurity Kant is talking about here, since the motive of duty was not the sole motive for action.
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of his will (Willkur)" 20 So, in cases of moral impurity, although the agent has made the moral law a motivating reason for action, and indeed, it is even sufficient in cases where no other, competing non-moral motivating reasons are operative, the moral incentive fails to be sufficient because of competing reasons that favor not doing what is morally required. If the agent does in fact perform the morally required action, it will only be because, in addition to those non-moral reasons that favor not doing the required action, the agent also has non-moral reasons that favor performing the dutiful action, and these have motivational dominance over the competing reasons. So, for example, my own laziness and the attraction of laying around watching television may be strong enough on some occasion that unless I take myself to have some very good prudential reason for doing A (which just happens to be my duty), I will not do A. In cases where I do have such a prudential reason, I end up doing my duty, but not for moral reasons. Given these remarks, we can characterize the prototypical case of moral impurity as involving an agent who: (i) recognizes that he has a moral requirement to do A in circumstances C; (ii) takes the fact that doing A in C is morally required to provide an overriding reason to act accordingly; (iii) adopts the maxim of doing A in C; however (iv) the agent also has non-moral reasons that are sufficient to move him to do A in C; and (v) these non-moral considerations (rather than moral reasons) figure in a rationalizing explanation of why he adopted the maxim in question.21 If this form of moral evil is irrational, what sorts of errors in practical reasoning are involved? Given my description of this sort of case, the agent need not be violating any rules of reflection: he recognizes that he is morally obligated and he takes that fact to provide an overriding reason for action. The practical error, then, occurs in connection with the principle of autonomy — a violation of a principle of revision. However, unlike the case of moral weakness, an agent whose will manifests impurity on some occasion does not violate the principle of autonomy as it relates to the deontic status of the person's action, but rather violates that principle as it applies to one's underlying subjective principle of motivation, i. e., one's supreme maxim. That is, one violates the obligation to act from the motive of duty. Agents who knowingly fulfill their moral obligations, but who need (at least on occasion) additional motivational spark from nonmoral considerations in order to do so, fail to have a certain orientation of the will, which, for Kant, means that they fail to have the right supreme maxim. 20
Die Religion innerhalb der Grenzen der blossen Vernunft VI: 36, 31. To this characterization we might add that although the agent will not experience feelings of guilt associated with his recognition of the deed as morally required (he did, after, comply with the demands of morality), nevertheless, the agent may experience feelings of guilt associated with the manner in which he complied with duty. The reflective agent will realize that the rational force of moral requirements fails to be matched by his actual motivation. Of course, the agent may not be so reflective, or may engage in a form of self-deception in which he hides from himself his real motivation. However, not all cases of moral impurity need involve such self-deception. 21
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Moreover, like cases of weakness of will, cases of moral impurity violate the principle of motivational correspondence. In those cases where the agent's moral incentives are not sufficient to move her to perform the dutiful act and she needs a non-moral push to do so, the strength of an agent's moral motivating reasons fail to correspond to their rational status as overriding reasons. So, if my characterization of moral impurity is correct, then this sort of evil involves a kind of weakness on the agent's part: like the prototypical morally weak person, the morally impure person's moral motivation is too weak in the face of other, competing concerns to move her to action, though, luckily, she does have sufficient non-moral reason to take up the motivational slack. The essential difference, then, between morally weak behavior and morally impure behavior is one of moral luck — something that impure behavior manifests that morally weak behavior does not. Making sense of how impure action can be imputed is unproblematic (bracketing, for course, questions about imputing one's disposition). Unlike the case of moral weakness, the agent does perform the act that he judges he has most reason to do, even though he does so by luck: one's non-moral reasons for action just happen to move one to perform one's duty. However, there is a moral fault involved here, since the agent fails to comply with a second-order duty to act from duty. This fault concerns one's basic motivational orientation and explains why moral impurity is a species of moral evil. As we saw above in connection with moral weakness, since the maxim of acting from the sole and sufficient motive of duty (in situations where one has moral obligations) fails to be adopted by the agent as his supreme maxim, the agent fails to have a morally good character or disposition, and is thus (given Kant's character rigorism) necessarily morally evil. 3. Wickedness Kant describes wickedness as involving an inversion of the proper ordering of the reasons for action: [T]he wickedness (vitiositas, pravitas) or, if you like, the corruption (corruptio) of the human heart is the propensity of the will to maxims which neglect the incentive springing from the moral law in favor of other which are not moral. It may also be called perversitas) of the human heart, for it reverses the ethical order [of priority] among the incentives of a free will. 2 2 For the morally wicked person, non-moral reasons for action enjoy motivational dominance over moral reasons for action (which may also be true of the morally weak person) but such motivational dominance is principled. That is, not only does the wicked person fail (as in the cases of weakness and impurity) to have 22 Die Religion innerhalb der Grenzen der blossen Vernunft VI: 30, 25. 9 Jahrbuch für Recht und Ethik, Bd. 2 (1994)
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the right supreme maxim, but she has in effect deliberately adopted a supreme maxim that gives priority to non-moral reasons. Whereas cases of moral weakness always involve failing to perform an obligatory action, and cases of impurity are described as cases where the agent fulfills the 'letter' of the moral law and so does the obligatory action, wickedness may or may not involve violations of one's moral obligations. The sort of person who fits Kant's characterization here is someone who: (i) recognizes moral requirements, (ii) not only fails to allow such requirements to have sufficient motivational force, since as Kant says, "in this case no attention whatever is paid to the motivating forces in the maxim," 23 but also (iii) in so denying them their proper motivational role, the agent is committed in a principled way to pursuing non-moral ends, regardless of how they might conflict with moral ends. Making pursuit of non-moral ends a matter of principle is a matter of having adopted a very general maxim that, as Kant would say, deliberately reverses the proper order of the two basic sorts of reasons for action. Kant makes two other claims about wickedness. First, he thinks that wickedness is somehow morally worse than the other two forms. For instance, he claims that as a result of moral evil (represented as something freely chosen), we have a kind of innate guilt of two sorts: "this guilt may be judged in its first two stages (those of frailty and impurity) to be unintentional guilt (culpa), but in the third to be deliberate guilt (dolus) and to display in its character a certain insidiousness of the human heart (dolus malus)." 2* Second, he claims that the wicked person engages in self-deception "in regard to its own good and evil dispositions, and, if only its conduct has not evil consequences . . . does not trouble itself about its disposition, but rather considers it justified before the law." 2 5 How can this 'high octane' form of moral evil be represented as both irrational and imputable? And how can we explain the insidious nature of wickedness that sets it apart from the other two forms? Moreover, how is self-deception involved in prototypically wicked behavior and character? In order to answer these questions, we should note that from what Kant says about wickedness, the wicked person is apparently someone for whom there is a principled failure of moral reasons to have motivational dominance because that person fails to properly represent the rational authority of moral considerations. That is, the wicked person Kant seems to have in mind fails to rank the reasons for action associated with moral requirements over non-moral reasons. 26
23 Ibid., VI: 38, 33. 24 Ibid., VI: 38, 33. 25 ibid., VI: 38, 33. 26 Actually, in Kant there seem to be at least two cases of moral wickedness to sort out. In addition to the case just described where a perverse value judgment is at the
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If this is right, then there is a double sense in which the wicked person is irrational. First, and most obviously, one violates the principle of autonomy as a principle of rational maxim revision in having adopted a maxim that gives practical priority to non-moral reasons for action. Again, this character defect can be imputed to agents since it is represented as something one chooses — a maxim one adopts. Moreover, as we have seen in connection with weakness and impurity, this sort of irrationality is the basis of evil in a person's character. But secondly, in misrepresenting the proper authority of reasons stemming from moral requirements, one is violating a principle of reflection. Recall that principles of reflection govern the rationality of the first phase of practical thinking in which one does such things as consider alternative actions, balance and weigh reasons for various courses of action, and so forth. Moral requirements are overriding reasons for action, and failure to accord them that status in one's practical thinking is in violation of a rule of reflection — a rule in effect requiring that one properly represent to oneself the various weights attaching to those considerations bearing on thought and action. Indeed, this kind of irrationality associated with wickedness is what seems to set this form of evil apart from the other two. That is, whereas in cases of weakness and impurity, the agent at least correctly represents to herself the importance or rational weight attaching to moral considerations vis a vis other, non-moral considerations, the wicked agent fails to properly represent to herself the importance of moral considerations. In short, the wicked agent's choices are based on a perverted value judgment. One likely explanation for this perverted value judgment is self-deception. Since, for Kant, the dictates of morality are experienced as categorical requirements, and indeed are naturally experienced by all agents in this way, it is only through something like self-deception, where one somehow gets oneself to believe that moral requirements do not have overriding authority, that one can end up misrepresenting the true authority of these requirements. Importantly, there are places, particularly in the Grundlegung , where Kant mentions the rational authority of moral requirements and the self-deceptive ploy of "juggling with conscience or with other claims as to what is to be called right, or in trying to determine
bottom of one's evil disposition, there is the case of moral negligence^ where the agent fails to recognize her duty to discharge moral obligations from the motive of duty. The morally negligent person, as I am calling her, may well properly rank moral requirements (requirements featured in common duties to ourselves and others) above non-moral ones, and she may even be disposed to give motivational dominance to moral reasons (perhaps she is moved by a strong sense of sympathy toward others). Her problem is that she fails (perhaps through self-deception) to recognize what Kant claims is the most basic duty regarding one's motivation — to make the moral law the sole and sufficient motive of dutiful action. This case of moral negligence falls under my generic description of wickedness, and some of Kant's remarks in the Religion VI: 38, 33 suggest that this sort of failure is a form of wickedness, though it obviously differs from the case I'm describing in the text. 9*
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honestly for its own instruction the value of various actions. .. . " 2 7 A paragraph later, Kant writes: Man feels in himself a powerful counterweight to all the commands of duty presented to him by reasons as so worthy of esteem — the counterweight of his needs and inclinations, whose total satisfaction he grasps under the name of 'happiness'. But, reason, without promising anything to inclination, enjoins its commands relentlessly, and therefore, so to speak, with disregard and neglect of these turbulent and seemingly equitable claims (which refuse to be suppressed by any command). From this there arises a natural dialectic — that is, a disposition to quibble with these strict laws of duty, to throw doubt on their validity or at least on their purity and strictness. . . . 2 8 Calling into question the authoritativeness (validity) of moral requirements through a process of 'quibbling' with that authority presumably leads, if one is a good enough quibbler, to the sort of perverse value judgment that I claim is at the root of the Kantian conception of wickedness.29 We can sum up this discussion of the three degrees of moral evil by considering how these character traits — frailty, impurity, and wickedness — involve a lack of moral commitment. The morally frail or weak person is someone whose motivating reasons for action are not in accord with her judgments about the authority of moral requirements: consideration of one's moral requirements which one recognizes provide the best reason for action, fails to have motivational dominance over competing, non-moral reasons. Impurity involves a different sort of lack of commitment: one's commitment to perform one's duty does not stem exclusively from moral considerations; one allows non-moral reasons to function as motivating reasons for complying with the demands of duty. Finally, wickedness involves a principled lack of motivational dominance: one not only fails to give motivational dominance to moral requirements, but this failure is based on a value judgment, viz., the judgment that moral requirements are less important than non-moral ones. The fact that this sort of evil involves a perverse value judgment at its root explains why being wicked is to be in a morally worse state than being either weak or impure. In each case, however, there is a failure of moral requirements to have motivational dominance or, put another way, in each such case, one fails to have as one's supreme maxim the maxim of doing one's duty for the sake of duty alone. This failure is what constitutes moral evil and is that in virtue of which each of the three degrees of evil are evil.
27 Grundlegung zur Metaphysik der Sitten IV: 404, 72. 28 Ibid., IV: 405, 73. 29 In the Grundlegung at 424, 92, Kant claims that this natural dialectic (mentioned in the passage just quoted) often has the result that we "permit ourselves a few exceptions which are, as we pretend , inconsiderable and apparently forced on us." (My emphasis.)
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I V . The Nature of Good and Evil Disposition Given the discussion in the previous section, we can define the Kantian notions of good and evil disposition (Gesinnung), Quite simply, to have a good disposition involves having adopted, as one's supreme maxim, the maxim of doing one's duty for the sake of duty (on the relevant occasions) and consequently having a standing commitment to moral concerns that outweighs other, competing nonmoral concerns. Moreover, according to Kant, "Virtue .. . [is] the firmly grounded disposition strictly to fulfil our duty . . . " 3 0 and so this sort of standing moral commitment is the defining characteristic of the morally virtuous person. And, of course, since the possession of one's disposition (good or evil) is imputed to the agent, the notions of a good disposition and good will (as that notion is featured in chapter I of the Grundlegung) are the same. Given Kant's character rigorism, the essence of an evil disposition then, involves a failure to have adopted the moral supreme maxim. A person with an evil disposition lacks a virtuous character. Kant claims that there are two types of non-virtuous character: those persons who merely lack virtue and those whose failure is principled and hence morally vicious. Persons merely lacking in moral virtue exhibit a kind of weakness which, Kant says "is not so much vice (vitium) as rather mere want of virtue, lack of moral strength (defectus moralis) . . . It is when an intentional transgression has become a principle that it is properly called a vice (vituim)" 31 Thus, persons merely lacking in moral virtue exhibit moral weakness and / or moral impurity; morally vicious persons are wicked. Though there is some controversy about how to understand Kant's notion of radical evil (see section VI), this notion would seem to be equivalent to the notions of evil disposition and lack of virtue just described. In the Religion, book I, Kant describes radical evil as a propensity to adopt evil maxims. This propensity, Kant claims, "must in the end be sought in the will (Willkür) which is free, and therefore be imputed,.. . [and so] is morally evil." 3 2 Hence, it must be a maxim, and since it is the "ultimate ground of the adoption or the observance of our maxims," 33 this propensity is one's supreme maxim. Kant describes the nature of this propensity as follows: Hence the distinction between a good man and one who is evil cannot lie in the difference between the incentives which they adopt into their maxim (not in the content of the maxim), but rather must depend upon the subordination (the form of the maxim), i. e., which of the two incentives he makes the condition of the other. Consequently man (even the best) is evil in that he reverses the moral order of the incentives when he adopts them into his maxim. He adopts, indeed, the moral law 30 Die Religion innerhalb der Grenzen der blossen Vernunft VI: 23, 19n. 31 Die Metaphysik der Sitten VI: 390, 194. 32 Die Religion innerhalb der Grenzen der blossen Vernunft VI: 31, 26. 33 Ibid., VI: 32, 27.
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along with the law of self-love; yet when he becomes aware that they cannot remain on a par with each other but that one must be subordinated to the other as its supreme condition, he makes the incentive of self-love and its inclinations the condition of obedience to the law; whereas on the contrary, the latter, ought to have been adopted into the universal maxim of the will (Willkür) as the sole incentive.34 Thus, if my analysis is correct, the concepts of a good disposition, a good will, and a virtuous character are equivalent, as are the concepts of an evil disposition, an evil will, a character that lacks moral worth, and one who is possessed of a radically evil will. In a few places, Kant claims that having an evil disposition "may coexist with a will which in general is good," 35 and in the above quote he allows that "even the best" man may still be evil. This claim may seem to conflict with equating a good will with good disposition, given Kant's character rigorism. But in the Grundlegung, the good will that has unconditioned, absolute worth is a will that has a firmly fixed disposition to do duty for duty's sake, what he calls an 'absolutely' good will. And again, in the Religion Kant defines a good person as one who has "the law as it sole and sufficient incentive . . . always. 36 A will that is in general good , is not absolutely good precisely because the agent allows occasional "moral holidays."
V. Radical Evil and Moral Worth Moral worth is something possessed both by individuals (qua moral agents) and their actions. The moral worth of the individual is determined by that individual's supreme maxim. So, for instance, in the Religion, Kant considers the person whose actions may conform to the letter of the moral law, though they are not done from duty, and writes: "The maxim, then, in terms of whose goodness all moral worth of the individual must be appraised, is thus contrary to the law, and the man, despite all his good deeds, is nevertheless evil." 3 7 The more interesting (and controversial) question about moral worth concerns actions. In the Grundlegung, the moral worth of an action is a matter of its having been performed from the sole motive of duty. Now Kant claims that an evil disposition "corrupts the ground of all maxims," which, given that this sort of disposition is the foundation or ground of all others (it represents the terminus in a rationalizing explanation) means that this disposition (the ground) is corrupt. But it may appear as if Kant is also denying that the actions flowing from such 34 Ibid., 35 Ibid., 36 Ibid., 37 Ibid.,
VI: VI: VI: VI:
36, 31-32. 37, 32; cf: 30, 25. 30, 25. 31, 26.
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a corrupt or evil will can ever have any moral worth. 38 After all, if the moral worth of one's maxim (and the action that flows from it) depends on the kind of motivating reasons that stand behind the adoption of one's maxim, and thus, depends ultimately on one's disposition, then whatever moral quality attaches to one's disposition will be inherited, so to speak, by the maxim in question. Kant, after all, is both a character rigorist and an action rigorist. 39 Thus, it seems to follow that if one has an evil disposition, then all of the maxims one adopts (and actions that flow from it) will be evil, hence not good and so lacking in moral worth. So the argument might go. However, if we characterize having an evil disposition as I have, then it becomes clear how, despite having such a disposition, we may still be capable of performing actions that have moral worth. Lack of a good disposition entails, given Kant's rigorism about character, possession of an evil one. Having an evil disposition is a matter of not having a proper orientation of one's reasons for action: one fails to have a fixed supreme maxim of giving motivational dominance to moral requirements. But such a failing does not entail that one has positively reversed, as a matter of fixed principle, the proper ordering of one's reasons for action; wickedness, that is, is not the only form an evil disposition can take. One might be morally committed to some degree (unlike the wicked person), and even, on occasion, perform some dutiful action because, and only because, it is one's duty, yet one still might, from time to time experience bouts of moral weakness. Of course, someone who was chronically weak of will and was never able to summon the moral effort required to overcome competing, non-moral reasons in the face of duty, would not perform morally worthy actions, since that person would chronically fail to do her duty. But one's moral weakness need not be so extreme. Again, a person can, on occasion, fail to make moral reasons the sufficient motivating reasons for action, and so only conform her action to duty in case she finds non-moral reasons sufficient to motivate her to perform that action. Failure to have adopted a fixed supreme maxim that makes moral requirements sufficient for action is to have an evil disposition. But this does not mean that, on occasion, one might not summon the moral strength to conform to duty for duty's sake without the help of non-moral motivating reasons. 38 In his, "Good and Evil Disposition," Kant-Studien 76, 1985, pp. 288-, Daniel O'Connor writes: "And the disposition (if evil) destroys the worth even of his good acts, showing them to be merely 'legal' not 'virtuous'," p. 293. O'Connor holds that Kant's character rigorism, together with fact that an agent's character is good or evil, entails that actions flowing from that person's character have the same moral quality (good or evil) as her character. Emil Frankenheim ("Kant and Radical Evil," University of Toronto Quarterly 23, 1954, pp. 339-353) on the other hand, writes: "Thus, the motive behind an individual action may be respect for duty; and it may yet flow from an over-all maxim which includes the deviation from duty on other occasions," p. 349. I side with Frankenheim. 39 See Die Religion innerhalb der Grenzen der blossen Vernunft VI: 22, 18.
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What is not possible, on Kant's view, is for someone to have a wicked disposition, and hence a principled devotion to non-moral aims, and yet on any occasion perform an action from the motive of duty. The actions of wicked individuals can never be morally worthy.
VI. The Universality Thesis According to the Universality Thesis (UT), all human beings suffer from the sort of defect in character that Kant refers to as radical evil. As Kant says, "the propensity to evil in mankind is universal, or what comes to the same thing, . . . it woven into human nature." 40 Hence this thesis is one of strict universality; a necessary truth, knowable a priori. Kant claims that the thesis is not true in virtue of the concept of humanity, that is, it is not, in Kant's mind, an analytic truth; so it must be synthetic. And, of course, this means that it is a synthetic a priori statement requiring a special 'deduction.' However, Kant's apparent defense of UT simply appeals to empirical evidence: "That such a corrupt propensity must indeed be rooted in man need not be formally proved in view of the multitude of crying examples which experience of the actions of men puts before our eyes." 41 Perhaps Kant thought that given his audience, he did not need to provide a deduction of the UT, and that a few examples would suffice. 42 If the UT is supposed to be synthetic a priori, we do not find an explicit deduction of it anywhere in Kant's writings. However, Allison attempts to provide the needed, missing argument on Kant's behalf. He writes: The key to this deduction is the impossibility of attributing a propensity to good to finite, sensuously affected agents, such as ourselves (either to the race as a whole or to particular individuals). This impossibility, together with rigorism, entails the necessity of attributing a universal propensity to evil to agents relevantly like ourselves. And since, as we shall see, the impossibility at issue is not logical, (the notion of a propensity to good is not self-contradictory for Kant), the conclusion has synthetic a priori status.43 As I reconstruct Allison's deduction, the main steps are these. First, Allison provides a definition of a propensity to good, and an argument for the claim that human beings are not capable of a such a propensity. Second, this argument serves to defend a crucial premise in Allison's master argument described in the 40 Ibid., VI: 30, 25. 41 Ibid., VI: 32-33, 28. 42 Though two paragraphs after the one containing the quote just mentioned, Kant writes: "But even if the existence of this propensity to evil in human nature can be demonstrated by experiential proofs of the real opposition, in time, of man's will (Willkür) to the law, such proofs do not teach us the essential character of that propensity or the ground of this opposition." Ibid., VI: 35, 30-31. 43 Allison (op. cit. fn. 2), p. 155.
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above passage: from the impossibility of human beings possessing a propensity to good, together with Kant's rigoristic thesis about character, viz., that a person's Gesinnung is either good or evil, to the conclusion that human beings are necessarily evil. Crucial to Allison's deduction is his supporting argument for the claim that human beings are incapable of a propensity to good. The impossibility here concerns the fact that human beings are susceptible to moral requirements. It will be helpful to make this argument (and the master argument) explicit. Allison characterizes the sort of goodness in question this way: [A] propensity to good would consist in a kind of spontaneous preference for the impersonal requirements of morality over one's own needs as a rational animal with a built-in desire for happiness. .. for such an agent, the moral incentive would, as a matter of course, always outweigh the incentive of self-love. Consequently, for an agent blessed with such a propensity, there would be no temptation to adopt maxims that run counter to the law and, therefore, no thought of the law as constraining. Within the Kantian framework, this means that the law would not take the form of an imperative and moral requirements would not be viewed as duties.44 From this passage, we can extract a definition of a propensity to good: (G) An agent has a propensity to good =df: that agent has a spontaneous preference for moral requirements; i. e., lacks a susceptibility to temptation to be motivated by considerations of self-love. So the crucial supporting argument for Allison's master argument can be spelled out as follows: 1. Necessarily, for any finite rational agent, such agents have duties. 2. A duty (by definition) is an action to which we are obligated and thus (by definition) one that we are practically necessitated (constrained) to perform. Therefore (from 1 and 2): 3. Necessarily, for any finite rational agent, such agents are practically necessitated to perform certain actions. 4. An agent is practically necessitated to perform an action only if she is susceptible to temptation (to act from non-moral motives). (This is a conceptual claim about the very notion of practical necessitation.) Therefore (from 3 and 4): 5. Necessarily, for any finite agent, she is susceptible to temptation to transgress duty out of self-love (from non-moral motives). Premise (1) is a synthetic a priori proposition — in fact it is the proposition that Kant attempts to demonstrate in Groundwork III. 4 5 Premises (2) and (4) are 44 Ibid·, 155. 45 For a detailed discussion of this claim see Mark Timmons, "Necessitation and Justification in Kant's Ethics," Canadian Journal of Philosophy 22, 1992, pp. 377-398.
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analytic, and since the conclusion follows from (1) and the other analytic premises, the conclusion is synthetic a priori. The master argument now proceeds as follows: 5. Necessarily, for any finite agent, she is susceptible to temptation to transgress duty out of self-love (from non-moral motives). 6. For any agent who is susceptible to temptation to transgress duty, that agent lacks a propensity to good. (From the definition of propensity to good.) 7. Either a person is good or evil (i. e., either a person's will is characterized by a propensity to good or by a propensity to evil). (Kant's rigorism.) Therefore (from 5-7): 8. Necessarily, all finite agents (all human beings) have a propensity to evil. This deduction, of course, is meant to show that human beings do not, by nature, have a good disposition, therefore, (given Kant's rigorism) they must have an evil disposition by nature. But given Allison's definition of a propensity to good, what this deduction shows (and all it shows) is that human beings are not holy beings. "For finite holy beings (who could never be tempted to violate duty) there would be no doctrine of virtue. .. , " 4 6 But, showing this seems to fall short of showing that all human beings have an evil disposition, in the sense of lacking a proper orientation of the will (at least if my analysis of this notion is correct). That is, there is a gap between the claim that a human being has an ineliminable susceptibility to act from motives of self-love, and the claim that, as a matter of fact, that human beings, in contexts involving moral requirements, at least sometimes fail to act solely from the motive of duty (where, of course, the failure is imputable). The essence (the necessary and sufficient conditions) of an evil disposition or radical evil is the failure of moral motives to have motivational dominance. It is motivational dominance, or lack of it, that is involved in the so-called degrees of radical evil: frailty, impurity, and wickedness. Not only is one tempted to act from motives of self-love, but as a matter of fact, such motives have (at least some of the time) the sort of dominance that should be possessed only by moral motives. This point can be sharpened if we consider the notion of susceptibility to temptation. This notion (as it figures in Allison's deduction) involves essentially two components: (1) first, one freely takes non-moral considerations of self-love to be good reasons for action and thus is disposed to act for such reasons; and thus (2) one is at least capable of failing to give proper motivational dominance to moral requirements. But being capable of failing to give proper motivational dominance to moral requirements is one thing, and actually failing to do so (i. e., adopting as one's supreme maxim "occasional deviation" from the moral law is another. In fact, Allison calls attention to a parallel distinction in connection with Kant's conception of virtue: "Also central to Kant's conception of virtue 46 Die Metaphysik der Sitten VI: 383, 188.
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is the distinction between actual strength of character or self-control and the mere capacity (Vermögen) for it. The latter is possessed by all rational agents, no matter how weak or evil in virtue of their moral autonomy; the former must be acquired through a process of self-discipline." 47 Just as capacity for virtue is a necessary, but not a sufficient condition for virtue, so susceptibility to temptation is a necessary condition (one that holy wills lack) but not a sufficient condition for evil. Allison himself worries that since his deduction really only amounts to showing the human beings are not holy wills, Kant's UT thesis, which seems rather remarkable, is thereby trivialized. He writes: Clearly what is needed at this point in order to put some bite back into the doctrine that there is a universal propensity to evil is a reason, apart from the general principle of rigorism, for regarding the lack of a propensity to good as equivalent to, or at least as entailing, an actual propensity to evil. Fortunately, although Kant never spells out his position with sufficient clarity, the basis for an explanation is provided by the previous analysis. The essential point is that the very fact that we only obey the law reluctantly (ungern) indicates not merely a lack of holiness but also an actual propensity to subordinate moral considerations to our needs as sensuous beings, that is, a tendency to let ourselves be tempted or "induced" by inclination to violate the moral law even while recognizing its authority. 48 This response (to the sort of worry I have been raising) trades on an ambiguity in talk about an actual propensity to subordinate moral considerations to our needs. Taken in one sense, having such a propensity seems equivalent to merely being susceptible to temptation, in which case, again, the UT thesis simply comes to the claim that humans are not holy. Taken in another sense, talk of an actual propensity is equivalent to having chosen the sort of supreme maxim that characterizes an evil will: a maxim in which the incentives of morality and self-love are not properly ordered. The problem is that the claim: (1) finite rational agents are necessarily susceptible to temptation does not entail the claim: (2) finite rational agents necessarily have adopted an evil supreme maxim (and hence are guilty of being radically evil). Moreover I see nothing in Allison or Kant to bridge this gap. In conclusion, Allison's deduction of the Kant's UT fails to show that all human beings are guilty of radical evil in any interesting sense of the term. This conclusion is reinforced by the fact that if Allison's argument is successful, then it is hard to see how we are responsible for our evil natures. It is intelligible 47 Allison (op. cit, fn. 2), p. 164. 48 Ibid., p. 157. It seems that Allison sometimes construes the notion of radical evil merely in terms of susceptibility to temptation (pp. 155ff, 159, 165, and 167), though at other times he seems to be construing radical evil much in the way I have as essentially involving the adoption by the agent of a certain sort of supreme maxim (pp. 147, 151, and 170). It is the first, weaker reading that is involved in Allison's deduction of the UT; the argument won't fly if one instead inserts the stronger reading of radical evil.
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to claim that we are responsible for whatever supreme maxim we have (though the claim is not entirely trouble free). However, it does not seem intelligible to claim that we are responsible for our susceptibility to temptation. Susceptibility to temptation and certain 'natural' characteristics like eye color seem to be on a par. 49 But surely, any acceptable interpretation of Kant's doctrine must preserve Kant's claim that our evil nature can be imputed to us. Of course, underlying Allison's deduction is a reading of good and evil disposition that differs from the one I have proposed. Since Allison's deduction exploits Kant's character rigorism, talk of a propensity to good is being construed as equivalent to having a good disposition. Contrary to how the notions of good and evil disposition were characterized above, this means that having a good disposition is equivalent to being a holy will, and all other wills, even the person of virtuous character, possesses an evil disposition. I have already made my case for analyzing these notions differently. But the issue here really isn't about how exactly to construe Kant's notions of good and evil disposition (and related notions). However we construe them, Kant faces a dilemma. If one construes the notion of radical evil as Allison does, then we have a deduction of UT, but this the thesis so understood fails to show anything interesting and, in particular, severs the connection between radical evil and imputation. On the other hand, if one construes the notion of radical evil as I have, then Allison's deduction fails, since there is a gap between claiming that one is necessarily susceptible to temptation and the claim that one has adopted an evil supreme maxim. 50
V I I . Conclusion With some basic themes and distinctions pertaining to Kant's theory of action and practical reasoning on the table, we proceeded to explore in what sense morally evil actions are imputable, irrational, and evil. This provided a basis for an analysis of Kant's notion of radical evil and related notions (good and evil disposition), which we then employed in connection with questions about the relation between radical evil and moral worth. I argued that radical evil is 49
This analogy was suggested to me by Nelson Potter. 50 There is obviously much more to be said about Kant's doctrine of radical evil in general and the UT in particular. For instance, my discussion of Allison raises the question of just how the UT is to be understood. One interpretation is this: All human beings, qua human, are radically evil — an interpretation which apparently rules out the possibility of human beings ever being able to overcome (in this life) their evil natures. Another interpretation is this: All human beings are born into a state of radical evil — an interpretation that allows for the possibility that human beings can, in this life, overcome their evil natures. The former interpretation fits with Allison's story about radical evil, the latter fits with my own. For a more detailed investigation of these matters, see Mark Timmons, "Good Wills, Holy Wills, and Radical Evil," (manuscript in preparation).
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compatible with the possibility of performing actions having moral worth. Finally, we turned to Kant's infamous claim that all human beings are necessarily evil and considered Allison's attempt to provide the missing deduction of this thesis. I argued that Allison's deduction does not work and that this thesis remains problematic. 51 Zusammenfassung Für Kant manifestiert sich das moralisch Böse in allen seinen Varianten — das Böse nämlich, das im Charakter einer Person wurzelt — in Handlungen, die auf der einen Seite vom eigenen Standpunkt des Handelnden her expliziert werden können und die deshalb zurechenbar sind, die aber auf der anderen Seite in einer gewissen Hinsicht als irrational bezeichnet werden müssen. Weil das Böse im Charakter der Person wurzelt, „verdirbt es den Grund aller Maximen" und verdient deshalb „das radikal Böse" genannt zu werden. Darüber hinaus sind menschliche Wesen nach Kant nicht nur für das Böse anfällig, es ist vielmehr unentrinnbar menschliches Schicksal, böse zu sein. Diese Thesen werfen eine Reihe von Fragen auf, unter ihnen die folgenden: (1) Wie läßt sich, Kants Auffassungen über die Natur menschlichen Handelns vorausgesetzt, die Möglichkeit irrationalen, aber gleichwohl vom Standpunkt des Handelnden her explizierbaren und also freien Handelns erklären? (2) Was ist das Wesen des radikal Bösen? (3) In welchem Sinne verdirbt es den Grund aller Maximen? (4) Warum behauptet Kant, das radikal Böse sei unentrinnbares Schicksal des Menschen? Der Beitrag ist diesen Fragen gewidmet. Er befaßt sich zuerst mit einigen Grundfragen und Grundunterscheidungen von Kants Handlungstheorie und seiner Theorie der praktischen Vernunft (Abschnitte I und II). Das erlaubt uns, Kants Auffassungen über das moralisch Böse zu verstehen. Abschnitt III wendet sich Kants Analyse des moralisch Bösen in seinen verschiedenen Ausprägungen zu, um auf dieser Grundlage eine allgemeine Charakterisierung des moralisch Bösen geben zu können (Abschnitt IV). Abschnitt V befaßt sich mit Kants Behauptung, das radikal Böse verderbe den Grund aller Maximen, und mit ihren Implikationen für die Frage nach dem moralischen Wert von Handlungen überhaupt. In Abschnitt VI geht es um das, was man „Kants Universalitätsthese" (UT) nennen kann, d.i. seine Behauptung, menschliche Wesen seien notwendigerweise radikal böse. In seinem jüngst erschienenen Werk über Kant's Theory of Freedom vertritt Henry Allison die Meinung, UT enthalte einen synthetischen Satz a priori, und er legt eine „Ableitung" von UT vor, was Kant nicht getan hat. Ich versuche zu zeigen, daß Allisons Ableitung nicht schlüssig ist, obwohl ich — leider — keine eigene Deduktion anbieten kann, die Kants These stützt, noch einen Weg sehe, Kants eigene Verteidigung von UT mit ihrem angeblich apriorischen Status in Übereinstimmung zu bringen. Kants UT bleibt problematisch. si I wish to thank Nelson Potter for his comments on an earlier draft of this paper.
Individuelle Zurechnung im demokratischen Verfassungsstaat Klaus Günther
I. Wenn im Strafrecht von der individuellen Zurechnung einer Handlung die Rede ist, insbesondere, wenn es um das Merkmal der „Unrechtseinsicht" geht, fällt auch meistens schnell das Wort „Freiheit". Der Freiheitsbegriff wird dann sogleich immer nur in einem Kontext erörtert: das Verhältnis von Freiheit und Determination. Der Grund liegt auf der Hand: Wenn die individuelle Zurechnung einer Handlung Freiheit des Handelnden im Sinne des Anders-Handeln-Könnens voraussetzt, eine solche Freiheit aber empirisch nicht nachweisbar ist, dann muß das ganze Unternehmen der individuellen Zurechnung sinnlos sein. Nun ist aber die Frage, ob es Freiheit „gebe", nicht beantwortet. Deshalb kehrt man sich davon ab und versucht, eine Legitimation des Strafrechts und der individuellen Zurechnung zu finden, die von der Freiheitsfrage unabhängig ist Κ Die Legitimität individueller Zuechnung wird dann funktional im Hinblick auf präventive Zwecke begründet. Dabei fällt auf, daß die Freiheitsfrage immer so behandelt wird, als habe sie mit dem Recht, dessen Verletzung jemandem zur Schuld zugerechnet wird, nichts zu tun. Dies mochte unproblematisch erscheinen, solange das Unrecht solcher Delikte wie Mord, Vergewaltigung und Raub auf die sittliche Evidenz ihres Verbotenseins gegründet wurde. Solche Delikte sind verboten, ganz gleich, in welcher Rechtsordnung man lebt. Und man kann wechselseitig voneinander erwarten, daß man diese Delikte, von bestimmten Ausnahmen abgesehen, nicht begeht, ganz gleich, in welcher Rechtsordnung man lebt. Wie diese Art der Legitmation des Rechts den Freiheitsbegriff beeinflußte, läßt sich an der Stellung des Verbotsirrtums beobachten. Solange die sittliche Evidenz als Grund für das strafrechtliche Verbot anerkannt war, galt der Grundsatz, daß Unkenntnis des Rechts nicht vor Strafe schütze2. Doch schon der BGH, der in seiner berühmten 1 So, neben vielen anderen, ζ. B. bei Claus Roxin, „Zur jüngsten Diskussion über Schuld, Prävention und Verantwortlichkeit im Strafrecht", in: A. Kaufmann u. a. (Hrsg.), Festschrift für Paul Bockelmann, München 1979, S. 297 f.; Günther Jakobs, „Strafrechtliche Schuld ohne Willensfreiheit", in: Dieter Henrich (Hrsg.), Aspekte der Freiheit, Regensburg 1982, S. 69 ff. 2 Vgl. dazu beispielhaft: A. Dalke, „Ist nach der neuesten Preußischen Strafgesetzgebung noch der Einwand der Unkenntniß des Strafgesetzes zu berücksichtigen?", in: GA
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Entscheidung zur Vorsatztheorie 3 noch einmal das ganze Pathos des freien Willens ausbreitet, rechtfertigt die Ablehnung der Vorsatztheorie beim Verbotsirrtum mit der zunehmend komplexer werdenden Rechtsordnung und ihrer Änderbarkeit durch Gesetzgebung. Wenn das Unrecht nicht schon aus sittlichen Gründen einsehbar ist, sondern aus den kontingenten Entscheidungen eines Gesetzgebers folgt, dann verändern sich die Maßstäbe der individuellen Zurechnung einer rechtswidrigen Tat zur Schuld. Eine rechtswidrige Tat läßt sich dann nicht mehr allein schon deshalb individuell zurechnen, weil der Täter freie sittliche Person ist und sittliche Einsicht besitzt. Was ist dann aber der Grund der individuellen Zurechnung? II. Im folgenden möchte ich zeigen, daß es einen konzeptuellen Zusammenhang zwischen der Art der Legitimation des Rechts und dem Begriff der Verantwortung gibt, der bei der individuellen Zurechnung einer Normverletzung vorausgesesetzt wird. Dieser Zusammenhang besteht freilich nur in dem Fall einer demokratischen Legitimation des Rechts. Er besagt, sehr vereinfacht ausgedrückt, daß die Freiheit, mit welcher der Staatsbürger einer Norm zustimmt, auch die Zurechnung einer Normverletzung zur „Schuld" rechtfertigt. So vereinfacht ausgedrückt, erweckt diese These freilich schon vor ihrer näheren Erläuterung viele mißverständliche Assoziationen und provoziert gravierende Einwände. Auf der Hand liegt der Einwand, daß individuelle Zurechnung aus konzeptuellen Gründen Freiheit voraussetze, aber nichts mit der Legitimität der Normen zu tun habe, deren Verletzung zugerechnet wird. Die Wucht dieses Einwandes wird dann besonders deutlich, wenn man mit Hruschka zwischen Verhaltensregeln und Zurechnungsregeln unterscheidet 4. Es scheint bereits zur Logik unserer normativen Sprache zu gehören, daß wir Handlungen als Normverletzungen gar nicht individuell zurechnen können, ohne Handlungsfreiheit und die Freiheit der Motiv wähl beim Aktor vorauszusetzen5. Auf einer ersten Stufe der Zurechnung müsse Freiheit im Sinne des Anders-handeln-Könnens bereits vorausgesetzt werden, wenn das zugerechnete Verhaltensereignis überhaupt als ein Handeln im Unterschied zu einem physikalischen Ereignis charakterisierbar sein soll. Erst 6 (1858), S. 62 ff. (Error iuris nur bei Polizeivergehen, nicht jedoch bei Verbrechen, weil deren Verbotensein schon aus sittlichen Gründen jedem bekannt sei.) 3 BGHSt 2, 200 f. 4 Joachim Hruschka, „Verhaltensregeln und Zurechnungsregeln", in: Rechtstheorie 1991, S. 449 ff.; ders„Imputation", in: Albin Eser u. George P. Fletcher (Hrsg.), Rechtfertigung und Entschuldigung I, Beiträge u. Materialien aus dem Max-PlanckInstitut für ausländisches und internationales Strafrecht Freiburg Band S 7 / 1, Freiburg i. Br. 1987, S. 121 ff. 5 Eine andere Vesion dieses Arguments findet sich bei Peter F. Strawson, „Freedom and Resentment", in: ders., Freedom and Resentment, and other essays, London 1974, S. 1 ff.
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nachdem ein Verhalten als Handlung einem Aktor zugerechnet worden ist, könne ihre Rechtmäßigkeit oder Rechtswidrigkeit am Maßstab einer Verhaltensnorm gemessen werden, die diese Handlung verbietet, gebietet oder erlaubt. Auf einer zweiten Stufe der Zurechnung werde dann die Rechtswidrigkeit der Handlung dem Aktor zur Schuld zugerechnet. Dabei müsse der Aktor wiederum als freie Person vorausgesetzt werden. Nur so sei das Urteil berechtigt, der Aktor habe trotz seiner Motivation, das Verbotene zu tun, mit dem Bewußtsein der Rechtswidrigkeit auch ein Motiv gehabt, die verbotene Handlung zu unterlassen. So verstanden, implizieren die Zurechnungsregeln der ersten und zweiten Stufe nur einen formalen Freiheitsbegriff, der mit jeder, auch einer illegitimen Verhaltensnorm vereinbar zu sein scheint. Das ist in jedem Fall so bei der Handlungsfreiheit, wie sie auf der ersten Zurechungsstufe vorausgesetzt wird. Anders verhält es sich jedoch mit der auf der zweiten Stufe dem Aktor zugeschriebenen Freiheit der Motivwahl. Ob der Richter, der eine rechtswidrige Handlung zur Schuld zurechnet, berechtigerterweise urteilen darf, der Täter habe mit dem Bewußtsein der Rechtswidrigkeit auch ein Motiv gehabt, die verbotene Handlung zu unterlassen, ergibt sich nicht schon aus der Logik der normativen Sprache. Vielmehr verweist diese auf der zweiten Zurechnungsstufe zumindest implizit — und das ist die These, die ich erläutern möchte — auf die Legitimität der vorausgesetzten (Verhaltens-)norm, die den Richter erst dazu berechtigt, über den Täter das Urteil zu fällen, er habe mit der Unrechtseinsicht auch ein Motiv für das Unterlassen gehabt. Hruschka nimmt diese Voraussetzung denn auch selbst in Anspruch, wenn er im Blick auf Entschuldigungsgründe ausführt, zum Urteil über die Motive des Aktors gehöre auch, „daß ihn [i. e. der Aktor] von der Erfüllung seiner Pflicht kein Gegenmotiv abgehalten hat, für das wir Verständnis aufbringen"*. Die Legitimität der Verhaltensnorm, zu deren Befolgung der Täter sich frei hätte motivieren sollen und können, wird also schon vorausgesetzt. Das ist verständlich, wenn man den von Hruschka umfassend erforschten historischen Einführungskontext der zwei Zurechnungsstufen berücksichtigt. Hier ging es um die Zurechnung von Handlungen, die Verhaltensnormen des Natur- und Vernunftrechts verletzten. Implizit vorausgesetzt wird die Legitimität der verletzten Norm auch in den neueren Analysen zur Sprache der Moral. In dem Maße jedoch, wie die naturrechtliche Legitimität der Verhaltensnormen nachläßt und auch die moralische Evidenz ihrer Geltung innerhalb positiver Rechtsordnungen nicht mehr umstandslos in Anspruch genommen werden kann, wird die Abhängigkeit der individuellen Zurechnung zweiter Stufe von der Legitimität der Verhaltensnormen wieder zum Problem 7. 6 Joachim Hruschka, Verhaltensregeln, a. a. O. (Fn. 4), S. 455 (Erg. u. Herv. von K. G.). . ? Die von Hruschka herausgestellte logische Unabhängigkeit der Zurechnungsregeln von den Verhaltensnormen bleibt von dieser These unberührt; es geht allein um die Frage, ob ein legitimatorischer Zusammenhang zwischen der Legitimität der Verhaltensnorm und der individuellen Zurechnung besteht. 10 Jahrbuch für Recht und Ethik, Bd. 2 (1994)
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Eine sehr einfache, Mißverständnisse hervorrufende Version jener These, die ich ebenfalls gleich zu Anfang erwähnen möchte, weil ich diese Version nicht verteidigen, sondern kritisieren werde, ist von Rousseau und Beccaria in einem anderen, nahe verwandtem Kontext — im Hinblick auf die Rechtfertigung der Todesstrafe — diskutiert worden: Beim Abschluß des Gesellschaftsvertrages stimmten die Vertragpartner auch den Strafen zu, die auf künftige Normverletzungen angewendet würden. Dagegen hat Kant zu Recht geltend gemacht, daß man nicht in der Rolle eines Normverletzers zugleich die Rolle eines Staatsbürgers ausüben könne, der seiner eigenen Bestrafung zustimme: „Ich, als Mitgesetzgeber, der das Strafgesetz diktiert, kann unmöglich dieselbe Person sein, die, als Untertan, nach dem Gesetz bestraft wird; denn als ein solcher, nämlich als Verbrecher, kann ich unmöglich eine Stimme in der Gesetzgebung haben (der Gesetzgeber ist heilig). Wenn ich also ein Strafgesetz gegen mich, als einen Verbrecher, abfasse, so ist es in mir die reine rechtlich-gesetzgebende Vernunft (homo noumenon), die mich als einen des Verbrechens Fähigen, folglich als eine andere Person (homo phaenomenon), samt allen übrigen in einem Bürgerverein dem Strafgesetze unterwirft" 8 . Der Einwand, den Kant vorbringt, bezeichnet auch schon die Schwierigkeiten, die mit jener These verbunden sind. Sie lassen sich in der Form einer Aporie formulieren. Auf der einen Seite gehört es zu den Voraussetzungen eines demokratisch legitimierten Rechts, daß es aus den Gründen, aus denen die am Gesetzgebungsverfahren direkt oder indirekt teilnehmenden Staatsbürger einer Norm zustimmen, auch befolgt werden kann. Es ist der Anspruch der Demokratie, daß es ja gerade keine fremden, durch Gewaltandrohung, Täuschung oder schlichte Übermacht erzeugten Motive für die Normbefolgung geben soll, sondern solche, die sich aus dem „öffentlichen Gebrauch der Vernunft" ergeben. Die Adressaten des Rechts können sich zugleich, indem sie an solchen öffentlichen Kommunikationen und Verfahren gleichberechtigt teilnehmen, als dessen Autoren verstehen; das ist der Kern des Autonomiebegriffs, mit dem Rousseau und Kant die voluntaristische und die platonische Tradition in der Philosophie zusammengeführt haben9. Für die nähere Interpretation dieses Zusammenhangs zwischen Autoren- und Adressatenrolle ist wichtig festzuhalten, daß der Staatsbürgerstatus weder von einer vorpolitischen Autonomiemoral bestimmt wird, aus der sich gewisse, den Normadressaten mit einer moralischen Verantwortung überfordernde Folgen ergeben, noch in der privaten Autonomie, der Freiheit sich selbst in den Grenzen des gleichen Freiheitsrechts Zwecke zu setzen und zu verfolgen, aufgeht. Vielmehr bestimmt sich der Staatsbürgerstatus ausschließlich von den öffentlichen Kommunikationen und Verfahren her. Der Staatsbürgerstatus ist eine Funktion aus den Rechten und Pflichten, die jeder einzelne als Teilnehmer an diesen Kommunikationen und Verfahren hat. s Kant, Metaphysik der Sitten (Rechtslehre), ed. Weischedel, Werke Bd. VI, Darmstadt 1975, A 203 (S. 457). 9 So im berühmten § 47 der Rechtslehre Kants, a. a. Ο.
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Für diese These von einem internen Zusammenhang zwischen der begründeten Zustimmung zu einer Norm und der Verpflichtung, das entsprechende Normbefolgungsmotiv zu haben, sprechen auch eine Reihe anderer Überlegungen. So läßt sich mit Hilfe der Spechakttheorie zeigen, daß die begründete Anerkennung des Geltungsanspruchs, den ein Sprecher gegenüber einem Hörer mit einer Äußerung erhebt, diesen zur Übernahme „interaktionsfolgenrelevanter Verbindlichkeiten" verpflichtet ,0 . Freilich muß man sich vor einer überschwenglichen demokratietheoretischen Interpretationen dieses Zusammenhangs hüten, wenn man die Konsequenz einer totalen politischen Inklusion aller Staasbürger vermeiden will, wie sie zumindest für die antike Tradition des Republikanismus kennzeichnend war. 11 Der Staatsbürgerstatus erschöpft sich nicht in der tatsächlichen aktiven Teilnahme an formellen und informellen politischen Prozessen. Der Anspruch, eine Norm aus den Gründen für ihre Geltung auch befolgen zu können, hat in einer rechtsstaatlichen Demokratie nicht die Bedeutung, daß aus den Geltungsgründen unmittelbar die Normbefolgungspflicht folgte. Vielmehr ist es selbstverständlich, daß die Pflicht zum Rechtsgehorsam auch gegenüber den Normadressaten gilt, die als Normautoren von der Mehrheit überstimmt wurden, die also von den Gründen für die Geltung einer Norm nicht überzeugt wurden, oder gegenüber denen, die passiv geblieben sind, also von ihren politischen Teilnahmerechten gar keinen Gebrauch gemacht und sich an den gesetzgebenden Verfahren nicht beteiligt haben. Staatsbürger zu sein bedeutet lediglich, das subjektive Recht auf Teilnahme an formellen und informellen Verfahren zu haben, in denen von jedem einzelnen Gründe und Gegen-Gründe für den Geltungsanspruch einer Norm verlangt und vorgebracht werden können. Die in solchen Verfahren zustandegekommene begründete Überzeugung einer Mehrheit darf so lange beanspruchen, vorläufig vernünftig zu sein, wie sie sich gegenüber den Gegen-Gründen einer Minderheit bewährt. 12 Auf diese vorläufige Vernünftigkeit allein stützt sich der Anspruch, daß die Norm auch aus den Gründen für ihre Geltung befolgt werden kann — und zwar auch gegenüber denen, die mit ihren Gegen-Gründen die Mehrheit (noch) nicht überzeugen konnten. Aus diesem Anspruch folgt jedoch nicht, daß der Minderheit zugemutet wird, auch die Gründe sich zu eigen zu machen, aus denen die Mehrheit einer Norm zugestimmt hat; ihr wird lediglich zugemutet, die Mehrheitsentscheidung hinzunehmen, weil die Gegen-Gründe vorläufig nicht überzeugten, und Rechtsgehorsam gegenüber der Mehrheitsentscheidung zu üben, aus welchen Motiven auch immer 13. Unter dieser Vorausset-
io Jürgen Habermas, Theorie des kommunikativen Handelns, Bd. 1, Frankfurt am Main 1982, S. 398 ff. n Vgl. dazu Benjamin Constant, „De la liberté des anciens comparée a celle des modernes", in: ders., De l'esprit de conquête et de l'usurpation, (ed. É. Harpaz), Paris 1986, S. 265 ff.; zu ähnlichen Tendenzen in der Gegenwart vgl. Hauke Brunkhorst, Demokratie und Differenz, Frankfurt am Main 1994, S. 97 ff. i2 Vgl. dazu Jürgen Habermas, „Volkssouveränität als Verfahren", in: ders., Faktizität und Geltung, Frankfurt am Main 1992, S. 600 ff. 10*
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zung müssen die Normadressaten ihre virtuelle Rolle als Normautoren nicht preisgeben, wenn sie eine Norm befolgen, deren Geltung ihnen nicht einleuchtet. Ebenso muß man sich vor einer eiligen Übertragung des internen Zusammenhangs zwischen den Gründen für die Legitimität einer Norm und für ihre Befolgung auf das Strafrecht hüten, wenn man sich nicht dem Kantischen Vorwurf ausetzen will 1 4 . Denn auf der anderen Seite gilt es als selbstverständlich und als eine gut begründete Errungenschaft des modernen Rechts, daß es sich gegenüber den Gründen, aus denen der Normadressat das Motiv für seine Normbefolgung bildet, neutral verhält. Die Adressaten des Rechts sollen nur überhaupt das Motiv der Normbefolgung haben; der Inhalt dieses Motivs, seine Begründung und seine Genese sind dem Recht gleichgültig 15 . Diese Neutralität des Rechts gegenüber den Gründen seiner Befolgung ist zum einen eine Konsequenz aus der soeben erläuterten Pflicht der Minderheit, Rechtsgehorsam gegenüber Mehrheitsentscheidungen zu üben. Zum anderen ist die Motivneutralität eine Bedingung für das zum Begriff des Rechts gehörende Merkmal der Erzwingbarkeit. Die Staatsbürger, die einer Rechtsnorm mit Gründen zugestimmt haben, können als Adressaten nicht dazu gezwungen werden, diese Norm auch aus jenen Gründen zu befolgen. Wenn Gründe etwas mit rationaler Einsicht zu tun haben (dies ist eine zumindest nicht abwegige These), dann schließen sich Zwang und rationale Motivation aus. Erzwingen läßt sich nur das Normbefolgungsmotiv selbst. Hegel hat das noch mit Blick auf moralische Motive so ausgedrückt: „Die Staatsgesetze können sich also auf die Gesinnung nicht erstrecken wollen, denn im Moralischen bin ich für mich selbst, und die Gewalt hat hier keinen Sinn" 16 . Wer sich zur Normbefolgung zwingen läßt oder eine Norm aus Furcht, Objekt einer Zwangsandrohung zu werden, befolgt, handelt weder aus Einsicht in die Legitimität des Rechts noch aus moralischer Autonomie — aber er handelt in Übereinstimmung mit dem Recht. Deshalb gilt auch nach wie vor der Hobbes'sche Satz, daß erlaubt ist, was das Recht nicht verbietet. Die Kehrseite der Freiheitsspielräume, die das Zwangsrecht bei der Wahl des Normbefolgungsmotivs eröffnet, ist die Privatauto13
Günter Frankenberg hat mich darauf aufmerksam gemacht, daß auch in diesem Fall eine rechtsstaatliche Demokratie von der Minderheit keinen unbedingten Rechtsgehorsam verlangt. Unter besonderen Voraussetzungen darf eine Minderheit geltende Regeln in einer begrenzten Weise symbolisch verletzen, wenn dies die einzige Möglichkeit ist, die Mehrheit zu einer erneuten Revision ihrer Überzeugung im Lichte der von der Minderheit vorgebrachten Gegen-Gründe zu motivieren: Dies ist der Fall des zivilen Ungehorsams. 14 Zu den gravierenden Unterschieden, die im Verhältnis von Normbefolgungsmotivation und Normlegitimität zwischen Recht und Moral bestehen, s. Klaus Günther, „Möglichkeiten einer diskursethischen Begründung des Strafrechts", in: H. Jung / H. MüllerDietz/U. Neumann (Hrsg.), Recht und Moral, Baden-Baden 1991, S. 205 ff. (208 f.) u. Jürgen Habermas, Faktizität und Geltung, a. a. O., Kap. ΙΠ. 15 Pönalisiert werden nur besondere Motive der Normverletzung, ζ. B. „niedrige Beweggründe". Hegel, Grundlinien der Philosophie des Rechts, ed. Moldenhauer / Michel, Werke Bd. 7, Frankfurt am Main 1970, § 94 Zusatz (S. 181).
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nomie. Das Recht schreibt den Rechtspersonen Handlungsfreiheit (nicht: Willensfreiheit!) zu. III. Diese beiden Seiten scheinen nicht zusammenzupassen und in einander entgegengesetzte Richtungen zu weisen. Wenn es zur Legitimität einer Norm in der Demokratie gehört, daß man die Norm aus den Gründen, aus denen die Staatsbürger ihrer Geltung zustimmen können, auch befolgen kann, dann verhält sich demokratisch legitimiertes Recht zu den Gründen seiner Befolgung nicht neutral, und es muß dem Adressaten die Freiheit zuschreiben, die der Autor bei der Zustimmung für sich in Anspruch nimmt. Wenn es aber zum modernen Recht gehört, daß das Recht die Motive seiner Befolgung freistellt, dann kann es offenbar auf die Qualität dieser Motive nicht ankommen. Wenn aber letzteres gilt, dann ist auch die Art der Legitimation des Rechts unerheblich und es genügt auf der Adressatenseite die Zuschreibung von Privatautonomie; wenn ersteres gilt, dann würden Rechtsnormen keine privatautonomen Freiheitsspielräume eröffnen, sondern vom Adressaten nur das Pflicht-Motiv verlangen. Zu einer Aporie wird dieser Gegensatz freilich nur, wenn man nicht mit Kant zwischen den Rollen des Staatsbürgers als Mitgesetzgeber und der privatautonomen Rechtsperson („Untertan") als Normadressat unterscheidet. Andererseits darf diese Unterscheidung nicht zu einer vollständigen konzeptuellen Unabhängigkeit beider Rollenbegriffe führen, weil dann sogleich die andere Seite der Aporie gelten würde. Demokratische Verfahren garantieren immerhin, daß man eine Norm aus den Gründen befolgen kann, aus denen man ihnen als Staatsbürger zugestimmt hat, wenn man als Normadressat genau das Befolgungsmotiv wählt, das man als Staatsbürger kraft Einsicht in die überzeugenden Gründe haben würde. Aber das Recht stellt dem Adressaten diese Wahl frei. Es verpflichtet den Normadressaten nicht dazu, das öffentlich begründbare Motiv zu wählen, sondern erlaubt auch die Wahl des Befolgungsmotivs aus beliebigen anderen Gründen. Es darf die Freiheit der Motivwahl weder zu der Seite der öffentlich begründbaren Motive hin einschränken noch zu der anderen Seite der nur erzwingbaren Motive. Im einen Fall würde es sich um ein Pflicht-Recht handeln, im anderen um Terror-Recht. Ein Terror-Recht würde sogar die Privautonomie beseitigen. Ich möchte diesen Sachverhalt an einem Beispiel kurz erläutern. Man stelle sich vor, daß das Gebot, im Straßenverkehr rechts zu fahren, in öffentlichen Verfahren dadurch legitmiert wird, daß es im gegenseitigen Interesse aller Betroffenen liegt, sich in einem überschaubaren Straßenverkehr ohne Gefahr für Leib und Leben bewegen zu können. Es ist nun rechtlich ebenso erlaubt, dieses Gebot aus genau diesem Grund zu befolgen, wie es erlaubt ist, es aus dem Grund der Vermeidung kostspieliger Sanktionen zu befolgen oder mit dem Motiv, die Gefahr
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der eigenen Verletzung bei einem möglichen Unfall zu vermeiden oder einfach nur, weil man es gewohnt ist oder heute gerade Lust dazu hat, oder auch, weil man der Überzeugung ist, alle Gesetze seien letztlich von Gott gegeben. Beide, die legitimierenden Gründe und die übrigen mehr oder weniger rationalen, müssen nebeneinander bestehen können. Ein demokratisch legitimiertes Rechtsfahrgebot, erhebt den Anspruch, aus den öffentlich bewährten, legitimierenden Gründen befolgt werden zu können, aber es erzwingt eine Befolgung aus diesen Gründen nicht, sondern erlaubt auch eine Befolgung aus anderen Gründen. Erweitern wir nun dieses Beipiel um den Fall einer tatbestandsmäßigen und rechtswidrigen Norm Verletzung. Ein demokratisch legitimiertes Strafrecht, das der starken Version eines Pflicht-Rechts entspräche, müßte nun dem Täter zum Vorwurf machen, nicht aus Einsicht in die legitimierenden Gründe der Norm gehandelt zu haben. Freilich würde schon eine äußerliche Normbefolgung aus anderen als den legitimierenden Gründen nach dieser Version hinreichen, um den Vorwurf einer schuldhaften Mißachtung des Pflicht-Rechts zu begründen. Ein Strafrecht, das dagegen dem anderen Extrem eines Terror-Rechts entspräche, würde bereits die Festellung einer tatbestandsmäßigen und rechtswidrigen Normverletzung als hinreichende Bedingung für einen Vorwurf und die Verhängung einer Sanktion genügen lassen. Die meisten Schuldtheorien liegen zwischen diesen beiden Extremen. Der psychologische Schuldbegriff begnügt sich mit der Voraussetzung von Handlungsfreiheit; der Täter gilt als zurechnungsfähig, wenn er nur überhaupt motivierbar ist. Präventionsorientierte Schuldtheorien setzten die Legitimität des Rechts zumeist stillschweigend voraus und begründen die individuelle Zurechnung funktional. Keiner Theorie gelingt es aber, den Zusammenhang zwischen Legitimation und Schuld so auf den Begriff zu bringen, daß wirklich die Mitte zwischen beiden Extremen getroffen würde. Ich werde dies im folgenden an zwei verschiedenen Theorien kurz diskutieren, um dann am Ende wenigstens anzudeuten, wo diese Mitte liegen könnte. IV. Die Position, es gebe einen mehr oder weniger engen Zusammenhang zwischen der Art der Legitimation des Rechts und der Zurechnung von Verantwortung, findet sich überall dort, wo Recht und Strafrecht moralisch begründet werden. Deutlich wurde dies während der immer noch andauernden Debatte um die präventionsorientierte Interpretation des Schuldprinzips. Arthur Kaufmann verteidigte in seiner großen Monographie zum Schuldprinzip die Vorsatztheorie mit dem Argument, daß es bei kriminellem Unrecht (delieta per se) „nicht erst des strafrechtlichen Verbots bedarf, um die Pflicht zur Unterlassung solchen Tuns zu begründen. Wer also bewußt solches Unrecht tut, lädt zweifellos sittliche Schuld auf sich" 17 . Auf einer abstrakteren Stufe wird gegenwärtig der Nachweis
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eines Zusammenhangs zwischen Moral und Strafrecht mit den Theorien geführt, die die Geltung des Rechts auf die Autonomie des Subjekts gründen 18 . So hat Rainer Zaczyk versucht zu begründen, warum sich das Recht als äußere Freiheitsordnung nicht von der Autonomie der Subjekte unabhängig machen dürfe: „Denn auf diese Weise wird das Recht als eine dem Einzelnen äußerlich bleibende Macht verstanden; ihre Autonomie fordert es aber, das Recht aus ihrer Selbstbindung heraus zu begründen, d. h. also in einem inneren Zusammenahng mit Autonomie stehend zu begreifen. Der einzelne muß einsehen können, wie weit er mit seiner Freiheit gehen darf 4 1 9 . Daraus folge für die Zurechnung einer Normverletzung, daß dem Täterein Selbstwiderspruch vorgeworfen werden müsse: „indem er Handlungsmöglichkeiten ergreift, die er als Vernünftiger für sich ausgeschlossen hat, negiert er in gleichem Maße seine eigene Vernünftigkeit" 20 . Dann würde eine Rechtsperson aber schon in einen Selbstwiderspruch geraten, wenn sie eine Rechtsnorm aus unvernünftigen Motiven befolgen würde. Diese Position mutet der Rechtsperson also mehr zu als einen bloß äußeren Rechtsgehorsam im Rahmen der Privatautonomie; in der Tat, so Zaczyk, müsse „der Einzelne — auch noch nach Errichtung des Staates — die subjektive Leistung der Konstitution dieser [rechtlichen] Verhältnisse erbringen" 21 . Hier wird die Rechtsperson nicht mit dem Staatsbürger, sondern mit dem autonomen moralischen Subjekt identifiziert. Eine andere Variante dieser Position wird eher außerhalb der S traf rechtslehre in der Tradition des politischen Republikanismus und Kommunitarismus vertreten. Obwohl andere Prämissen als die Autonomie-Moral setzend, zieht sie für die individuelle Zurechnung von Normverletzungen ähnliche Schlußfolgerungen wie diese. Da für diese Tradition die politische Legitimation des Rechts durch aktive Teilnahme tugendhafter Staatsbürger konstitutiv ist, sei sie hier zum Zweck der Abgrenzung herangezogen, um das Mißverständnis auszuschließen, das Postulat eines notwendigen Zusammenhangs zwischen demokraticher Legitimität der Normen und individueller Zurechnung führe unvermeidlicherweise zu einer Position wie dieser. Eine Republik konstitutiert sich nach dieser Tradition als politische Gemeinschaft durch die fortwähende Teilnahme aller Staatsbürger am politischen Prozeß. Die Rechtsordnung, die sich die aktiven Staatsbürger selbst geben, erhält die äußeren Bedingungen aufrecht, unter denen diese sich als politische Gemeinschaft reproduzieren. Dieses Bewußtsein wird auch von den Normadressaten verlangt. Bloß passiver Rechtsgehorsam in der Rolle einer privatautonomen Rechtsperson genügt nicht als Motiv der Normbefolgung. Für Hannah ι? Arthur Kaufmann, Das Schuldprinzip, 2. Aufl. Heidelberg 1976, S. 130. is Vgl. mutatis mutandis die Arbeiten von E. A. Wolff, R. Zaczyk, M. Köhler, F. Herzog u. K. Seelmann. 19 Rainer Zaczyk, Das Unrecht der versuchten Tat, Berlin 1989, S. 147. 20 Ibid., S. 201. 21 Ibid., S. 198 (Herv. K. G.).
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Arendt bedarf es darüber hinaus der „aktiven Unterstützung von Anordnungen, denen die Bürger vorerst einmal ihre Zustimmung gegeben haben" 22 . Wer schuldhaft eine Rechtsnorm verletze, verletze damit zugleich die Konstitutionsbedingungen der politischen Gemeinschaft, der er oder sie selbst angehört. Damit gerät er in einen Selbstwiderspruch, weil er durch seine rechtswidrige Tat die gemeinschaftlichen Bedingungen zerstört, die ihm sein Dasein als aktiver Staatsbürger überhaupt erst ermöglichen und die er selbst als Staatsbürger fortwährend für sich in Anspruch nimmt. Er schließt sich damit gleichsam selbst aus dieser Gemeinschaft aus: „Indem er das Gesetz brach, hatte der Verbrecher sich außerhalb der Gemeinschaft gestellt, die durch diese Gesetze konstituiert war" 2 3 . Nahezu gleichlautend wird diese Deutung gegenwärtig von Alasdair Maclntyre formuliert: „Eine Verletzung der Bindungen des Gemeinwesens durch den Übeltäter muß von dem Gemeinwesen als das erkannt werden, was sie ist, wenn das Gemeinwesen nicht scheitern soll. Der Übeltäter hat sich also in einem ganz entscheidenden Sinn selbst ausgeschlossen, hat durch sein Handeln Strafe herausgefordert" 24 . Hier wird die Rechtsperson als Normadressat unmittelbar mit ihrer Rolle als Staatsbürger identifiziert. Die Folge davon ist, daß sie mit der Normverletzung ihre Staatsbürgerqualifikation verliert, die sie sich als schuldhaft handelnde Person selbst abgesprochen hat. 25
V. Keine Rolle spielt die Staatsbürgerqualifikation dagegen für präventionsorientierte Interpretationen des Schuldprinzips. Dies trifft schon für solche Positionen zu, die unterscheiden zwischen „Schuld" im Sinne des Anders-handeln-Könnens und „Verantwortlichkeit" als Summe aller Merkmale, die den an sich möglichen Schuldvorwurf aus general- und spezialpräventiven Gründen ausschließen oder einschränken. 26 Die Merkmale, die eine strafrechtliche Verantwortlichkeit negativ einschränken, wie die Entschuldigungsgründe, und die Merkmale, die eine strafrechtliche Verantwortlichkeit positiv begründen, wie virtuelle Verbotskenntnis und Schuldfähigkeit, seien nur aus generalpräventiven, in einigen Fällen auch aus spezialpräventiven Gründen zu rechtfertigen. Der präventive Zweck bestimme das Ob und Wie der strafrechtlichen Verantwortlichkeit. 22 Hannah Arendt, Macht und Gewalt, München 1985, S. 42. 23 Ibid., S. 95. 24 Alasdair Maclntyre, Der Verlust der Tugend, Frankfurt a. M./New York 1987, S. 204. 25 Eine etwasflachere Variante davon ist der Vorschlag einiger Bundestagsabgeordneter gewesen, die Möglichkeit der Herausnahme von Heranwachsenden aus dem Erwachsenenstrafrecht gem. § 105 JGG abzuschaffen — mit dem Argument, wer volljährig sei und das Wahlrecht besitze, müsse sich auch strafrechtlich wie ein Erwachsener behandeln lassen. 26 Vgl. statt vieler nur Roxin, a. a. O. (Fn. 1).
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So sehr diese Positionen sich selbst als Begrenzungen des Umfangs der Strafbarkeit verstehen, die sich aus einer Beschränkung des Schuldbegriffs auf einen individuellen sittlichen Vorwurf ergeben würden — indem sie den Rechtsadressaten von den Überforderungen der Rolle als sittliche Person entlasten, versperren sie ihm die Staatsbürgerrolle. Eine funktionale Rechtfertigung der individuellen Zurechnung einer Normverletzung zur strafrechtlichen Verantwortlichkeit spricht den Beschuldigten nicht als Staatsbürger an. Ob und wie individuell zugerechnet wird, richtet sich vielmehr nach den Stabilitätserfordernissen einer als legitim vorausgesetzten Rechtsordnung. Der rechtswidrig handelnde Normadressat wird nicht als ein solcher angesprochen, der die Gründe, die dafür sprechen, die Rechtsordnung zu stabilisieren (indem man, ζ. B., Dritte abschreckt), einsehen könnte. Die Gründe, die eine Verteidigung der Rechtsordnung gebieten und deshalb eine individuelle Zurechnung rechtfertigen sollen, sind nicht an denjenigen adressiert, dem vorgeworfen wird, sich nicht zur Normbefolgung motiviert zu haben. Im Sinne einer strikten integrationspräventiven Deutung des Schuldprinzips hat jüngst Günther Jakobs gegen die o. g. Autonomiethese argumentiert und dabei die Legitimation der Norm und das Schuldprinzip in Zusammenhang gebracht 27 . Schuld im „formellen Sinne" ist nach Jakobs nichts anders als Zuständigkeit dafür, „daß Normbefolgung als vorzugswürdig gilt". 2 8 Verletzt der Normadressat dagegen die Norm, „so wird ihm dies als Schuld zugerechnet, und diese Zurechnung wird zur Stabilisierung der verletzten Norm in der Strafe sichtbar und auch für gewisse Zeit dauerhaft gemacht. Die Stabilisierung der Norm ist Zweck der Schuld". 29 Mit dieser bloß formellen Zurechnung könne jedoch auch eine illegitime Rechtsordnung stabilisiert werden, weil jede Ordnung gegenüber den ihr Unterworfenen den Anspruch der Normbefolgungsmotivation erheben könne; also auch ein Terror-Recht. Die Ordnung müsse daher auch legitim sein. Für Jakobs genügt als Legitimitätserfordernis, daß das Recht gleiche subjektive Freiheitsspielräume schütze, also jeden so behandelt, als verfüge er oder sie über Handlungsfreiheit, mit der jeder „seinen eigenen Kopf verwaltet". 30 Es müsse die einzelnen als gleiche und freie Rechtspersonen anerkennen: „Eine Ordnung ist allenfalls für diejenigen Menschen eine Rechtsordnung, die in ihr eine Stellung als Personen haben, also Träger von Rechten sind". 31 Diese Freiheitsordnung entspringt nach Jakobs nicht der Autonomie, sondern sie ist zeitangemessen. Die Zuschreibung von Handlungsfreiheit sei funktional notwendig für eine Gesellschaft, in der anonyme, ständig wechselnde Kommuni27 Günther Jakobs, Das Schuldprinzip, Vorträge der Rhein.-Westf. Akad. d. Wiss., G 319, Opladen 1993. 28 Ibid., S. 24. 29 ibid. 30 Ibid., S. 34. 31 Ibid., S. 26.
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kationskreisläufe nicht zentral verwaltet, sondern dezentral, von den Kommunikationspartnern selbst, gesteuert würden. 32 Diese Freiheit könnten die Bürger allerdings nur unter der Voraussetzung in Anspruch nehmen, daß sie auch die Normen befolgen, die diese Freiheit für jeden als gleiche Rechtsperson ermöglichen. Das sind, in traditioneller Terminologie, die Gesetze gleicher Freiheit. Als solche Träger des gleichen Rechts auf Freiheit, die sie über diese Freiheit nur verfügen können, wenn sie sich im Tausch zur Normbefolgung verpflichten, wird den Gesellschaftsmitgliedern die „Bûrgerrolle" zugeschrieben. Wenn sie Normen verletzen, verletzen sie die Freiheitsbedingung und damit die Rolle, die sie als Bürger, im Gebrauch der Freiheit, selbst gegenüber anderen in Anspruch nehmen. Darin, daß sie dieser Maske, die sie sich in der „Person" des Bürgers aufsetzen, nach der sie behandelt werden wollen und nach der sie andere behandeln sollen, nicht entsprechen, erschöpft sich für Jakobs Schuld im materiellen Sinne. „Materielle Schuld ist die Rechtsuntreue gegenüber legitimen Normen. Nicht die Festlegung der Binnenorganisation von Subjekten auf eine Norm legitimiert diese, sondern die Zuschreibung an eine Person, sie beanspruche eine Rolle, zu der die Beachtung der Norm gehört, insbesondere die Rolle des in seiner Verhaltensgestaltung freien Bürgers. Synallagma dieser Freiheit ist die Verbindlichkeit, Rechtstreue zu leisten". 33 VI. Es ist also nicht der Staatsbürgerstatus, der die Zuschreibung von Schuld auf dem Weg über die Legitimität der Normen begründet, sondern allein der Status als Rechtsperson unter Gesetzen gleicher Freiheit. Die Rolle des Bürgers ist eine durch soziale und rechtliche Konventionen geregelte und zugeschriebene Rolle neben anderen. Diese Rekonstruktion ist insoweit einleuchtend, wie das Strafrecht den Täter (und die übrigen Normadressaten) nur als Rechtsperson ansprechen darf und dabei auf der subjektiven Seite nicht mehr verlangen darf als das Motiv der Normbefolgung — d. h., in Jakobs Terminologie, den eigenen Kopf und den eigenen Organsationskreis so zu verwalten, daß dabei die Normen befolgt werden. In dieser Hinsicht handelt es sich bei der Schuld um eine Zuschreibung, deren semantischer Gehalt sich in den Merkmalen der privatautonomen Bürgerrolle erschöpft. Sie läßt sich auch als alternativenlos darstellen, weil unsere Gesellschaft nicht anders funktionieren kann, als indem jeder einzelne der ihm zugeschriebenen Bürgerrolle in seinem Verhalten entspricht. Würde gelten, was der Täter mit seiner Normverletzung „behauptet", dann würde die Gesellschaft jedenfalls nicht mehr als eine solche funktionieren, die Privatautonomie im Tausch gegen Normbefolgungsmotivationen gewährt. 32 Ibid., S. 29. 33 Ibid., S. 35.
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Indes ist die Rolle des Bürgers nicht mit den Merkmalen vollständig beschrieben, die ihr von Jakobs zugedacht werden. Sie gilt nur für den liberalen Verfassungsstaat. In demokratischen Verfassungsstaaten ist der Begriff der „Rechtsperson" doppelt codiert. Zum einen als privatautonomer Normadressat, der allein zum äußerlichen Rechtsgehorsam verpflichtet ist, zum anderen als Autor der Norm, der von seinem Recht auf politische Teilnahme in der Weise Gebrauch machen kann, daß er Normen aus Einsicht in Gründe akzeptiert. Nur wenn diese doppelte Codierung gilt, dann läßt sich auch Jakobs' Variante vom Argument des Selbstwiderspruchs aufrechterhalten, wie es von Anhängern der Autonomiethese vorgebracht wird. Jakobs nimmt diese doppelte Codierung nämlich selbst implizit in Anspruch, wenn er sagt, daß der Bürger beim Zusprechen von Schuld als ein Subjekt behandelt werde, „das sich als Bürger definiert hat". 34 Der Bürger muß sich selbst als Mit-Autor seiner Bürgerrolle verstehen können; und das kann er nur, wenn er gleichzeitig Staatsbürger ist. Soll diese doppelte Codierung der Bürgerrolle auch die Zuschreibung von Schuld legitimieren, dann darf man nun nicht wieder in das entgegengesetzte Extrem fallen, indem man dem Täter eine Art moralischen Selbst Widerspruch vorhält. Diese Alternative ist von Jakobs zurecht kritisiert worden. 35 Die doppelte Codierung darf nicht zu der oben bemängelten Identifikation von Autoren- und Adressatenrolle, bzw. Staatsbürger- und (Privat-)Bürgerrolle führen. Der privatautonome Bürger ist nicht dazu verpflichtet, ein Normbefolgungsmotiv zu haben, das aus den gleichen Gründen stammt, aus denen der Staatsbürger die Norm anerkannt hat. Wie läßt sich nun aber gleichzeitig an der doppelten Codierung der Bürgerrolle im demokratischen Verfassungsstaat fest- und die Trennung zwischen Normautor und Normadressat bei der Zuschreibung von Schuld im Fall einer Normverletzung aufrechterhalten? Der gesuchte Zusammenhang, der dem Normadressaten gleichzeitig die privatautonome Freiheit einer Rechtsperson beläßt, ergibt sich aus der Unterscheidung zwischen dem Grund des Schuldprinzips und dem Verfahren seiner Anwendung. Daß eine rechtswidrige Normverletzung überhaupt zur Schuld zugerechnet wird, daß man dem Täter eine fehlende Normbefolgungsmotivation überhaupt vorwerfen darf t läßt sich nur damit rechtfertigen, daß der Normadressat zugleich Normautor ist, der eine Norm aus den Gründen für ihre Geltung auch befolgen kann. 36 Wenn man aus den genannten Gründen auf eine moralische oder funktionale Rechtfertigung des Schuldprinzips verzichten will, bleibt nur diese, daß die Berechtigung, dem Täter eine falsche Motivation vorzuwerfen, darin liegt, daß er als Staatsbürger zugleich Normautor ist. 34 ibid., S. 29. 35 Ibid., S. 28 f. 36 Mit den o. unter II. genannten Kautelen, die sich für diesen Zusammenhang aus den besonderen Bedingungen des Verfahrens einer demokratischen Rechtsgenese ergeben.
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Daraus folgt nun freilich keineswegs, daß dies auch Inhalt und Ziel des Schuldvorwurfs ist. Dann geriete man wieder in die Fänge des SelbstwiderspruchsArguments und müßte dem Täter vorhalten, sich als Normadressat in Widerspruch zu seiner Rolle als Normautor verhalten zu haben. Wie läßt sich aber die Neutralität des Strafrechts gegenüber den Motiven für die Normbefolgung bei der Zurechnung einer Tat zur Schuld bewahren, ohne daß die doppelte Codierung des Bürgerstatus preisgegeben wird, die das Schuldprinzip begründet? Dies ist möglich durch das Verfahren der individuellen Zurechnung. Das entscheidende Merkmal dieses Verfahrens ist die Begründung des Schuldurteils. Im Schuldurteil wird der Täter direkt in seiner Doppelrolle angesprochen. Der geforderte Zusammenhang liegt also nicht im Inhalt des Schuldurteils. Begründet wird nicht, daß der Täter in seiner Lage die Norm aus Einsicht in ihre legitimierenden Gründe hätte befolgen können. Begründet wird lediglich, daß der Täter in seiner Lage die Norm als privatautonomer, handlungsfreier Normadressat hätte befolgen können. Indem ihm gegenüber begründet wird, daß er sich als Rechtsperson anders hätte verhalten können, wird er jedoch zugleich an seine Rolle als Staatsbürger gleichsam erinnert. Denn die Gründe, die zeigen sollen, warum er als Rechtsperson sich anders hätte motivieren können, richten sich ja zugleich an die Einsicht, mit welcher er als Staatsbürger die Anerkennungswürdigkeit der Norm einsehen könnte. Dabei wird dem Angeklagten kein Wechsel von der Bürger- in die Staatsbürgerrolle zugemutet. Die Neutralität gegenüber den Gründen für das Normbefolgungsmotiv zeigt sich daran, daß die Zurechnung zur Schuld in einem negativen Ausschlußverfahren begründet wird. Es wird also nicht positiv begründet, worin die Schuld besteht, sondern es werden nur solche Gründe vorgebracht, die eine Schuld des Täters als freie Rechtsperson ausschließen würden, wenn die Voraussetzungen in der Person und in der Lage des Täters gegeben wären. 37 Das Ergebnis dieses Ausschlußverfahrens ist das Schuldurteil. Und der positive Gehalt dieses Schuldurteils besteht darin, daß es dem Angeklagten in der Rolle als Rechtsperson ansinnt, seine rechtswidrige Tat zugleich aus der Rolle eines Staatsbürgers zu sehen, der auf Gründe anspricht. Würde der Angeklagte diesen Rollen Wechsel tatsächlich vornehmen, dann würde er die Verantwortung für die Normverletzung gegenüber der Rechtsgemeinschaft aller Staatsbürger übernehmen. Aber diese Formulierung bleibt für das Strafrecht und das Strafverfahrensrecht eines demokratischen Verfassungsstaats im Irrealis.
37 Schuldurteile werden auch in nicht-demokratischen Staaten begründet. Gerade dort finden sich in der Begründung aber stets auch sittliche oder politische Vorwürfe, die den Beschuldigten nicht in seiner Doppelrolle als Staatsbürger und Rechtsperson ansprechen.
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Summary In a constitutional democracy, the imputation of a legal violation to an individual must be related to the fact that democratic approval of a norm — under limiting conditions — is coupled with the obligation to follow that norm. The neutrality of modem law toward the quality of motives for following a norm, however, challenges the assumption of such a connection. This challenge is overlooked by those who take the position that individual imputation should be based on the morally autonomous individual's self-contradiction. In contrast, deterrence theories fail to see the other relevant aspect, namely that individual imputation cannot be completely divorced from the perspective of the individual as a citizen, who could indeed follow the norm because of his insight into the reasons for its validity. Individual imputation takes account of this double classification of a person subject to law as citizen and as private autonomous legal subject only if the actor is addressed as citizen in the reasoning given to support the determination of culpability without simultaneously requiring him to actually adopt the perspective of a citizen.
Kant on Responsibility for Consequences Thomas E. Hill, Jr. In The Metaphysics of Morals and also in Lectures on Ethics Kant makes brief, thought-provoking, but puzzling remarks about which results of an action can be imputed to the agent. The most crucial for my subsequent discussion are the following: If someone does more in the way of duty than he can be coerced by law to do, what he does is meritorious (meritum)\ if what he does is just exactly what the law requires , he does what is owed ( debitumJ; finally, if what he does is less than the law requires, it is morally culpable (demeritum). 1 The good or bad results of an action that is owed, like the results of omitting a meritorious action, cannot be imputed to the subject. The good results of a meritorious action, like the bad results of a wrongful action, can be imputed to the subject.2 My aim in this paper is to raise some questions about these (and related) remarks. My purpose in doing so is both to seek a better understanding of Kant's moral theory and to focus thoughts regarding the independent question, how, Kant aside, can moral responsibility for consequences be reasonably determined? The context of the quotations above suggests that Kant was thinking primarily of legal responsibility, at least as far as bad consequences are concerned. My main interest, however, is in questions about moral responsibility. Judgments of moral responsibility, of course, often underlie the attribution of legal responsibility, but they also extend to cases in which legal enforcement is inappropriate. My discussion of Kant's remarks about the imputation of bad results, then, will admittedly move beyond the context with which Kant was mainly concerned in order to consider whether what Kant has to say about legal imputation has a reasonable extension beyond the law. ι Immanuel Kant , Metaphysik der Sitten, Prussian Academy Edition of Kant's gesammelte Schriften, Bd. 6, p. 227. Translated by Mary Gregor as The Metaphysics of Morals, Cambridge: Cambridge University Press, 1991. p. 53. 2 Ibid., Akad., p. 228. Gregor translation, p. 53. These passages are well discussed by Jan C. Joerden, "Zwei Formeln in Kants Zurechnungslehre," Archiv fur Rechts- und Sozialphilosophie, Vol. 1991 LXXVII / Heft 4, and by Andrews Reath, "Kant's Principles for the Imputation of Consequences," in the present edition, volume Π, of Jahrbuch fur Recht und Ethik. Another helpful source is the richly informative, analytical, and scholarly discussion of types of imputation in law, with critical comments on Kant's view, in Joachim Hruschka's, "Imputation," Brigham Young University Law Review, 1986, pp. 669-710.
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Insofar as Kant considered imputation outside the context of the law, he concentrated on imputing credit for bringing about good consequences and on an alleged parallel between the principles for imputing good consequences and the principle for imputing bad consequences. But, for present purposes, I set aside questions about credit and this alleged parallel as well as Kant's thoughts on degrees of responsibility. Instead, my ultimate concern here is with the question: How are we reasonably to determine when (not "how much") a person is morally responsible for the bad consequences of his acts? As a step towards addressing this larger issue, I ask the more immediate question, namely: What answer to the above question can we draw from Kant's remarks regarding imputation, and is that answer reasonable, as it stands? My area of concern may seem puzzling to Kantians, for it seems not to fall squarely into either of Kant's paradigms of law (Rechtslehre) or "ethics" beyond law (Tugendlehre). 3 The cases of moral responsibility for bad consequences on which I want mainly to focus are those in which we judge the following: a person did something morally wrong; this resulted in something bad for someone else; this bad result is the agent's fault; so the agent owes something in response, for example, he ought (morally) to acknowledge legitimate criticism, apologize, and make some compensation to the person whose loss he caused, even though the duty violated and the compensation owed may not be of a kind that a legal system should enforce. Suppose, for example, that, to avoid embarrassment, A tells a lie to Β that has the effect of lowering B's opinion of C's cooking skills, appeal as a lover, etc. Even if legal enforcement is out of the question, A's wrong doing had a bad consequence for C, and so A should "make it up", for example, at least by apologizing and trying to correct B's opinion of C. Or again, if I fail to keep an informal (not legally binding) promise to a friend to keep her informed of a forthcoming event and my failure results in my friend's missing a special evening's enjoyment, then her disappointment is my fault and I ought to try to compensate her somehow. To mention an even more common case, the needless pain and worry suffered by one's spouse or colleague because of an undeserved insult, which one made in a moment of anger, is a bad result that is morally one's fault. Here, though the spouse or colleague may lack grounds for a law suit, it would normally be one's moral responsibility to apologize and make some constructive efforts to restore the relationship. These are cases that seem to fall outside the judicially enforceable duties of the Rechtslehre, and in any case I think that they should not be the business of the law. But they are also not examples of failures to fulfill the imperfect ethical duties that Kant apparently had in mind when referring to meritorious acts. The 3 Both lying and disrespectful insults, two of my examples below, are discussed by Kant in the second part of The Metaphysics of Morals, the Tugendlehre, but what I consider the paradigms are the imperfect duties to adopt the maxims of promoting certain ends.
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first case (the lie) exemplifies Kant's curious category of perfect ethical duties to oneself, and the second (as well as many other cases) do not fall neatly into either of Kant's apparent paradigms in the discussion of imputation, i. e. legally enforceable perfect duties and imperfect ethical (not legally enforceable) duties. Even the third case, a failure of proper respect, is not merely an omission of an optional meritorious deed, even though Kant's discussion of it falls within the Tugendlehre. These oddities, I believe, reflect the fact that there are serious gaps in Kant's system of moral categories, but this is not a claim that needs to be pursued here. 4 The relevant point for present purposes is just that, although my topic is the moral responsibility for bad effects of moral wrong-doing, I do not fully accept Kant's account of the categories of moral wrong-doing.
I. Interpretative Questions Regarding bad results, Kant's claims are these: (1) the bad effects of an act that was owed (exactly required) cannot be imputed to the agent, (2) the bad effects of not doing what is meritorious cannot be imputed,5 (3) the bad effects of a wrong act can be imputed. Already a number of questions arise. What is imputation? In the moral sense, Kant says, it is "the judgment by which someone is regarded as the author (causa libera ) of an action, which is then called a deed (factum) and stands under laws." 6 It can imply "rightful consequences of the deed", e. g. that it warrants punishment or reward; or it can be a mere "appraisal," which apparently is a moral assessment not implying warranted punishment or reward. Judgments that a person did something culpable or meritorious illustrate the former, whereas judgments that a person did something owed or merely permissible would seem to be examples of the second. 4
My suggestion would be that there should be a category of perfect nonjuridical duties to others, where there may be "enforcement" by informal social sanctions as well as by conscience but not enforcement by the state. 5 Presumably, since Kant considers the bad results of not doing what is meritorious not imputable, he would also regard the bad results of all "merely permissible" acts as not imputable. An example of the former would be someone's business losses that result from one's refusal to volunteer a morally optional loan (when the person was not in dire need). By "merely permissible" I mean acts not morally required, not morally forbidden, and not even falling under an imperfect duty, i.e. not "more in the way of duty than duty requires." Examples would include, under normal circumstances, buying an ice-cream cone, playing games with friends, reading a novel, telling jokes, etc. 6 Kant, Ibid., p. 227. Gregor translation, p. 53. In Kant's Lectures on Ethics the account is similar: "To impute responsibility is to judge, in accordance with certain practical laws, how far an action is due to the free agency of a person. Responsibility presupposes free agency and a law." Immanuel Kant, Lectures on Ethics, translated by Louis Infield, Indianapolis/Cambridge: Hackett Publishing Co., 1980, p. 57. Eine Vorlesung über Ethik, hrsg. Gerd Gerhardt, Frankfurt am Main: Fischer Taschenbuch, 1990, p. 66. 11 Jahrbuch für Recht und Ethik, Bd. 2 (1994)
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Basically, then, to impute an act to a person implies that the person did that deed, while satisfying both the general conditions for being a responsible free agent and the specific criteria for having acted freely on the particular occasion. It implies, further, that the act stands in some relevant relation to a moral law or a (morally significant) law of the state. The relation can be "more than the law requires" (meritorious), "less than the law requires" (culpable), or "exactly what the law requires" (owed). This official explanation concerns imputing an action to an agent, but Kant goes on to speak of imputing the "results" or "effects" of acts. What does this amount to? Some act descriptions themselves contain reference to "effects." For example, we might say that "what the butler did" was "to kill the cook" and the effect was "the cook was then dead." 7 Here the act and the so-called "effect" are conceptually inseparable, and so to impute the act is to impute the effect. But, in his discussion of imputing consequences, Kant apparently had in mind cases where the effects (results, consequences) are only contingently related to the acts, as with "the butler killed the cook" and "the dinners were then less tasty" — or, more seriously, "the butler stabbed the cook" and "the cook died." In such cases imputing the act is conceptually distinct from imputing the effects. But what is it to impute the effects? This implies, no doubt, that the effects were a causal consequence of an act (deed) of a responsible agent; i. e. it is, in a descriptive sense, an effect or result of an act of which he or she was the "author" or (causa libera ). But it must imply more than this, for the effects of morally required (owed) acts are said to be not imputable even though they are causal consequences of what a responsible agent does. It is central to Kant's ethical theory that dutiful acts are not identified as those that produce, or even aim to produce, beneficial consequences. Similarly, wrong acts are not to be identified as those that promote, or aim to promote, harmful consequences. Thus dutiful acts can, and often do, in fact have natural effects that are very harmful and "bad." In many cases these bad results will be unforeseen and unintended, as when, due to unknown physiological peculiarities of a particular patient, a doctor's reasonable efforts to save a patient's life result in that patient's death. In other cases the bad results of a dutiful act might have been completely foreseen in advance, for example, when one knows that revealing a certain truth is professionally obligatory and necessary to assure fairness but also that doing so will surely cause great pain to someone. Dutiful acts, then, often have bad consequences even though Kant says that bad consequences are not imputable to the 7 In such cases many would argue, following Hume, that no genuine causal relation exists between the events as described because in genuine causal relations the cause and the effect are logically independent. This seems to be Kant's view as well since he regarded particular causal laws as contingent and empirical. I mention the case of conceptually related "cause" and "effect" only to distinguish it from the cases that are pertinent for discussion.
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agent who acts dutifully. It follows, then, that to impute a bad consequence to an agent's act must be distinct from simply determining that a state of affairs is in fact a bad consequence of the act. Further, to impute the consequence of a deed cannot be to imply that the agent is more or less morally deserving or worthy because of the consequence. This is because moral desert and worth for Kant cannot depend upon contingencies and "luck," whereas whether a particular consequence follows upon a given act does depend on contingencies. Suppose two equally malicious and undeserving agents each drop a boulder from a freeway bridge, intending to kill motorists, but only one boulder happens to land on a passing automobile, killing the driver. The death is imputed to the one whose boulder struck the motorist, but he is morally no worse than the other for what he did. We say that the one person, and not the other, "is to blame for the death" and is guilty of a kind of offense (murder) reasonably punishable more severely than the offense of the other (attempted murder). But, for Kant, the "inner worth" of the two offenders, so far as it was revealed in what they did, was the same. The last case involves a violation of a legally enforceable duty, but that is not essential to the point. Suppose two agents, independently, acted with an equally bad will to embarrass and humiliate an innocent person with malicious (but not illegal) insults and, by luck, only one succeeded in his aim. (The intended insults of the other, we might suppose, fell on deaf ears or were perceived as ridiculous by all who heard them.) In this case, although we can impute bad results only to the agent who succeeded to humiliate his victim, the inner moral quality revealed by that successful agent is no worse than that of the agent who, by luck, failed to humiliate his intended victim. Doing something morally blameworthy, or at least doing something freely (a "deed") which is "less than the law requires," is for Kant a necessary condition of responsibility for bad consequences, but what the consequences of a blameworthy act are, and even whether there are any bad consequences, depend upon empirical contingencies that are independent of what makes the agent blameworthy. It is tempting to suppose that Kant's idea of imputable consequences is identical with the common sense idea of consequences for which a person is to blame, but this, I think, is not evident in the text and would make Kant's thesis less plausible. Normally, of course, the bad results for which we hold someone responsible are also bad results for which we hold him to blame, but the ideas here are not quite the same. Holding someone to blame for an act implies that the agent was at fault, did something morally unworthy, reprehensible, without (full) excuse or justification. Given this, what would it mean to hold a person to blame for the bad results of an act? This is not, I take it, simply to judge both (a) he did a blameworthy act and (b) this act had bad results; it also suggests blameworthiness, fault, reprehensibility for having intentionally caused the bad results or for having let those results come about by not having anticipated and 11*
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taken special steps to avoid them, as one should have.8 Typically one is to blame for damages when one meant to cause them or knowingly and culpably took a risk that one would cause them. But to say that an agent is responsible, or liable, for certain bad outcomes does not imply being to blame for them in this sense. The basic judgment that the agent is responsible for the bad consequences of his deed, I take it, is just that by his deed he has incurred an obligation to try to compensate for damages, rectify the situation, or accept other appropriate costs in response. It is at least conceptually possible, though morally controversial, that a person can be "strictly liable" for utterly unforeseeable consequences, that is, responsible to make compensation or bear other costs even though one has not violated any duty of due care, taken unreasonable risks, etc. Kant's view seems to be that one is not responsible for the bad consequences of one's deeds unless one has done something wrong, and typically this means that one is to blame for one's misdeed as well as responsible for its bad consequences; but this does not mean that one is necessarily to blame for those bad consequences, in the ordinary sense. In any case, for purposes of further discussion, I shall understand "imputable bad consequences" as "bad consequences for which one is responsible" not as "bad consequences for which one is to blame." To summarize, so far it seems that imputable bad consequences are (a) among the causal consequences of a deed, (b) not a measure of the agent's moral worth or desert, (c) consequences for which the agent is responsible (e. g. to compensate or rectify), and (d) usually, but not necessarily, consequences for which the agent is to blame. What more is required for consequences to be imputable? Clearly this is an appropriate relation between the act and its consequences and relevant laws, legal or moral. In the case of bad effects, we might understand this as follows. Bad effects are rightly imputed to an agent within a moral or legal system when the second order precepts of the system determine that, given his situation, the agent's having brought about those effects imposes liability to penalties and/or obligations to make compensation, liabilities that the agent would otherwise not have (e. g. from the deed itself, considered apart from its effects). In a legal system the liability could be to pay restitution or even to serve (more) jail time; in a social morality the liability could include being subject to informal demands for compensation and, in some cases, an obligation to acknowledge the legitimacy of others' resentment and blame for having caused the untoward effects. On this interpretation, then, assuming that a responsible free agent is "author" of a wrong act that has bad consequences, what determines whether in the s The "special steps" here need not be extraordinarily difficult or usual; it might be, for example, simply refraining from speeding when driving on city streets. The point is just that a person regarded as to blame for bad consequences did not merely neglect the general duty "to do what is right" but in particular failed to anticipate and avoid bad results that he should have anticipated.
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particular case those consequences can be rightly imputed to the agent (as liabilities to penalties, etc.) must be relevant rules, or second order precepts, of law or morality. 9 Although, as noted above, "luck" and uncontrolable causal contingencies cannot affect one's inner moral worth , this is not to say that such factors cannot pay a role in the way such rules determine liability. Legislators constructing legal and social codes, and critics assessing them, may have good and just policy grounds for letting such factors influence their decisions as to what penalties and obligations should be attached to various cases of wrongdoing. 1 0 It is arguable, for example, that a fair and reasonable legal system, as well as informal moral attitudes, can (regarding some matters) exact a higher penalty for successful attempts to harm others than for failed attempts, even when the only difference between the cases may be the fortuitous deflection of a bullet by a falling object. The next question, naturally, is: What are the criteria for considering the results of an act to be "bad"? This may seem an obvious matter, and perhaps for most practical purposes it is. But since serious liabilities depend upon the answer, it requires some attention. Surely it is not enough that someone merely does not like the effect of another's wrong act, for then liability would turn too much on the variable whims and tastes of spectators. Damage to permissible interests that everyone has as a rational agent surely should count as "a bad result," but bad results cannot be restricted to these. If, for example, someone's vandalism destroys my (monetarily worthless) personal mementos, causing me only the loss of 9 Here I use Alan Donagan's idea of "second order precepts" as a set of responsibility determining rules that operate in a background of first order precepts that say what is and is not permissible. See Alan Donagan, The Theory of Morality, Chicago: The University of Chicago Press, 1977, chapters 3 and 4, pp. 75-142. It should perhaps be noted how, on the present interpretation, one can understand Kant's idea that the bad effects of any wrong "deed" can be imputed. This suggests the possibility that in some such cases the bad effects are not in fact imputed, perhaps even rightfully not imputed. The most plausible interpretation, in my opinion, would be that the possibility that "can" holds open is just that sometimes there may not be "judges" in a position to make the judgment (imputation) that law or morality authorizes. A criminal may in fact not be apprehended, for example, or a moral offense with harmful consequences may go unnoticed. Actual imputation requires an actual functioning judge (legal or moral), whereas whether an imputation can rightfully be made is determined by the relevant legal or moral rules together with the facts (an agent was "author" of a deed with bad consequences, falling under the rules). Further, note that a distinction can be made between (a) the claim that a bad result is imputable under a given legal or social system and (b) the claim that the bad result is imputable under such a system which is itself justified with respect to the issue at hand. Kant's precepts about imputability, I take it, are meant to characterize the latter. Note that in "On a Supposed Right to Tell Lies from Benevolent Motives" Kant acknowledges that "accident" may affect whether one is punishable. Immanuel Kant, "Uber ein vermeintes Recht aus Menchenliebe zu lugen", Akad. Ausgabe, Bd. 8, p. 427. See "Appendix" of Kant's Critique of Practical Reason and Other Works on the Theory of Ethics, translated by Thomas Kingsmill Abbott (London: Longmans, Green and Co Ltd, sixth edition, 1909), p. 362.
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private enjoyment, even this, surely, should count as a "bad result" of the sort làw and social morality can reasonably take into account.11 Although these few negative points seem obvious, what should count as a bad result will no doubt vary with the context. This is among the things that need to be determined, by appropriate moral and legal reflection, in the process of constructing and assessing the second order laws and moral norms that attach liability to the "bad results" in question. Finally, there are important questions about what counts as a "result" in the morally and legally relevant sense. In effect Kant offers just one, seemingly simple, second order precept for imputing bad results: we can impute bad results when but only when they are caused by an agent's wrong-doing. 12 But are unintended and unforeseen events that are caused, in a descriptive sense, by one's wrong acts always "results" of them, in a relevant normative sense?13 Is an event an imputable consequence even if the event fell outside what any reasonable person could anticipate as a "risk" of the sort of (wrong) activity in question? Does it matter whether other agents are involved in the "causal chain" from the act to the bad result? For example, suppose a trespasser flips a light switch while wrongfully but unmalicious looking around someone else's apartment, thereby triggering a bizarre and unusual chain of natural events leading to the burning of the house. Is the burning of the house to be imputed to the trespasser? Suppose the burning house wakens the neighbor's dog, whose barking arouses his owner, who as a result discovers his daughter in bed with the gardener, who from fright leaps out a window to his death. How much of this is to be imputed to the trespasser? These, of course, are familiar sorts of problems, well discussed by Hart and Honore, Alan Donagan, and no doubt many others. 14 But unfortunately Kant H One might argue that the mementos, as "property", are in a category of things in which every rational person has a permissible interest, but the property value of the mementos might be negligible and the main morally relevant harm might be the personal nonmonetary loss, which is peculiar to the individual. 12 Here I am assuming that, though Kant does not explicitly say so, he does not think that bad results that unfortunately follow from meritorious acts are imputable. This is suggested by the fact that Kant only mentions the good results of meritorious acts (above duty), and he explicitly denies that bad results can be imputed to omissions of meritorious acts. Could choosing to help others beyond what is required always incur liabilities that one could avoid simply by refusing to help in such cases? Also Kant maintains a parallel between imputing good results for meritorious acts and bad results for wrong acts. Without my assumption (i.e. bad results of meritorious acts are not imputable), the parallel would require imputing the good results of wrong acts, which seems bizarre. For example, if you make a fortune because I deceive you into investing in what I take to believe a losing business, then I get the credit? 13 The terms "effect", "result," and "consequence" may be distinguishable linguistically in subtle ways, and for some purposes one might stipulate a distinction (e.g. reserving "consequence" for imputable results). But here I use the terms interchangeably. Each, I suspect, can be used in either a descriptive or a normatively loaded sense.
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simply mentions "bad results" without adding any qualifications. Strictly, given what Kant says, it seems that moral considerations enter, not into determining what counts as a "result" for moral purposes, but only into determining what acts "the law" forbids and whether the agent, at the time of the wrong-doing, satisfied the conditions for being a responsible agent or "author" of deeds.15 This interpretation seems confirmed by Kant's argument in the infamous paper, "On the Supposed Right to Tell a Lie from Altruistic Purposes." There Kant claims that if you told a lie to divert an assassin from killing a friend but then, unexpectedly, the lie led the murderer to the friend, who was then killed, the friend's death can be imputed to you (as well as to the murderer, no doubt). Here neither the fact that the effect was unintended, unforeseen, and highly improbable nor the fact that another agent wrongfully intervened in the causal chain was viewed by Kant as blocking the imputation of the friend's death to the liar. 16 Since he was willing to accept this implication, it seems we must conclude that Kant intended his unqualified second order precept regarding imputation of bad effects to be taken quite literally. That is, assuming they are bad, all results or effects, in the descriptive sense, of an imputable wrong act can be imputed to the agent, regardless of whether or not the bad results were foreseeable, expectable risks, independent of other agents, etc.
II. Questions Regarding the Adequacy of Kant's View If, as it may be, I have misunderstood Kant's position, I welcome corrections, especially insofar as they reveal that position to be more subtle than I have supposed. But rather than pursue matters of interpretation further, I want now to turn to questions about the acceptability of the views I have attributed to Kant. The most general critical questions are these: (1) Are the bad results of wrong acts always imputable ? (2) Are the bad results of acts that are not wrong ever imputable ? To begin with a few remarks regarding (2), one would need to consider the possibility of imputable bad results from (a) doing exactly what duty requires and (b) omitting to do "more than duty requires." These are the cases Kant explicitly addresses. But a thorough discussion would need to consider also the possibility of imputable bad results from (c) doing "more than duty requires"
14 H. L. A. Hart , and AM. Honore , Causation in the Law, Oxford: Clarendon Press, 1959. Alan Donagan, op. cit., pp. 32-52, 112-142. is In saying that, for Kant, moral considerations "enter" the determination of what law forbids, I do not mean to imply that Kant held that immorality is always a sufficient reason for making conduct illegal. Moral considerations, in the broad sense, are relevant, but in a complex way. i6 Op. cit. fn. 10, p. 363.
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and (d) doing what is merely permissible. imputing bad results in any of these cases?
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Regarding (c), Julia Driver has called attention to doubts that might be raised by reflecting on the recent film "Howard's End." 18 Here going "beyond duty" in a well-meant effort to help a man, two well-connected women lead the man to make a (seemingly good) job change that unfortunately proves to be disastrous for him. When later one of the women becomes wealthy by marrying the very person reliance upon whom led to the disaster, we are easily moved to think that she owes something to the poor man whom she tried to help because, though she went beyond duty to do him a favor, her meddling in his life resulted in his poverty. This seems to be a case in which, contrary to Kant, the bad results of a woman's act are imputable to her even though her efforts were meritorious and "beyond duty." The obvious Kantian response, however, seems plausible: If really she did nothing wrong, then his poverty is not her fault; and her passing on credible information and advising a job change was not wrong in itself What prompts the intuitive feeling that the woman owes something to the man whom she tried to help is probably the suspicion that she is guilty of a more subtle wrong. For example, one might argue that she was wrong to induce a vulnerable and ignorant "social inferior" to place such an unqualified trust in her, asking him, in effect, to rely on her to make for him major life-determining choices that he should have been warned to face autonomously. Alternatively, if she was not wrong in doing this, one might argue that, by taking on the role of patron or trustee for a dependent, she incurred a quasi-contractual obligation to help the man when her advice turned out badly. 19 In either case, the source of the subsequent obligation to help, if any, need not be seen as imputation of the bad result of a perfectly innocent act. Are bad results ever imputable if one is "minding one's business" or even "just doing one's duty"? Given that such acts are merely permissible or owed, they are not wrong and so one cannot be "faulted" simply for doing them. 20 But 17 I assume that (a) represents fulfillment of a perfect duty, (b) represents (permissible) omission of a relevant imperfect duty, (c) represents fulfillment of an imperfect duty, and (d) represents acts that are none of the above and yet also not wrong or "less than duty." is An unpublished paper, "Failed Failures." Her role as "trustee" was also complicated by the fact that she gained her wealth by marrying the man about whom her misjudgment causally contributed to the disastrous outcome for the man she advised. In all, the "Howard's End" example may be too complex to be a good test case for a philosophical thesis. 20 More precisely, one cannot be faulted for doing "the acts" identified under the descriptions that accounted for their classification as "merely permissible" or "owed". For example, one cannot be faulted for "playing one's violin at home" or "paying one's debt" per se. But one could be faulted for playing one's violin at home loudly and offkey in order to irritate one's neighbor's or paying one's (huge) debt in pennies in order
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one can do what is permissible or owed in an obnoxious manner and for despicable motives. Perhaps then, one might think, the bad results of doing what is permissible or owed could be morally imputed. Suppose, for example, by law and custom I have a right to burn dry leaves in my yard at any time, but, meanly, I choose to do so only when my neighbors have hung their white linen on their clothesline. When, predictably, the smoke from my fires spoils the fresh scent of their linen, am I not morally responsible for the bad result? Or, consider the professor who dutifully criticizes a struggling student who is failing to meet course standards but who delights in doing so in a cruel and insulting manner. Should he feel no moral responsibility for the student's subsequent misery and depression? In both cases, I think, the agents can be faulted for bringing about bad results, and they should do something, if they can, to make up for the harm they caused. Are these, then, counterexamples to Kant's precept regarding imputability? The Kantian response, again, seems clear, and plausible. What were merely "an obnoxious manner " and "despicable motive " relative to the descriptions under which the acts in question were "permitted" or "owed" tum out, under other descriptions, to be morally wrong acts. For example, considered as "maliciously producing smoke to foul the neighbors' linen," my burning leaves was not morally permissible; and considered as "taking cruel pleasure in insulting and demeaning a student," the professor's criticism was not "owed" or "exactly what duty required." So, given the morally relevant descriptions, the bad results are imputable because the agents did wrong or "less than duty." Although the examples do not constitute convincing counterexamples to Kant's precept, they do provide a lesson. That is, whether Kant's precept regarding imputability is morally acceptable as a working standard depends crucially on how one describes the "acts" in question. At least regarding some moral judgments beyond the law, the precept gives reasonable results when the act description already includes morally relevant features of motive and manner , or why and how one did something (described more thinly). Failure to see this would give false comfort to the callously self-righteous who would too readily wash their hands of responsibility for harms they cause simply by citing the excuse " I am only doing my duty" or " I was just minding my business." In principle, at least, Kant acknowledged that considerations of motive and manner are relevant to moral assessments, for they can be reflected in the agent's maxim , which is what must be tested to see if the agent acts rightly or wrongly. Unfortunately, however, the problem of determining exactly what features belong in the characterization of an agent's maxim notoriously remains as a problem for Kantian moral theory. Another putative counter-example to the thesis that the bad results of dutiful and permissible acts are not imputable concerns what is called "doing the lesser to inconvenience one's creditor. Under the latter descriptions the acts in question are (arguably) wrong.
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evil/' Suppose that one faces what Alan Donagan, following Aquinas, labels a perplexity secundum quid. That is, because one has already done something wrong, one finds oneself now in a situation in which all of one's options are condemned by the primary moral precepts that every innocent person can and should follow without exception.21 Donagan regards this as a "moral dilemma" in which whatever one does will be wrong, an "evil" even if "the lesser one". Kant, as I understand him, would not concede the possibility of such a situation. Instead, he would insist, for all alleged cases of this sort, that the conflict is only in the "grounds of obligation" and that one's actual duty, all considered, given the options, is to act as the stronger ground of obligation requires. 22 Since to do so is a duty, it is also permitted; since the act is permitted, it is not "evil" even though its consequences may be very bad. The peculiarity of such cases is that it seems that the bad consequences should be imputable even though the act itself is dutiful. To illustrate: Suppose a burglar has immorally and illegally broken into a house and knocked over a lamp, which then starts a fire. Wanting to prevent the owner from losing his whole house, he (dutifully) puts out the fire by the only available means, which involve irreparable damage to valued property (e. g. water stains on carpets, books, etc.). Once the fire started, he acted rightly and conscientiously; but some of the results of what he did then were bad and, surely, they are imputable to him. 23 To consider another example, suppose that, having made a solemn promise to drive a friend to a meeting, I knowingly and wrongly make a second promise to do a service for someone else that is incompatible with my keeping the first promise. Seeing that I cannot do both, and sincerely regretful that I got myself into the "dilemma", I conscientiously choose to do what seems less offensive and damaging in the situation, say, breaking the second promise. This is the right thing to do, and so "my duty" in the situation, but surely I am morally liable to compensate for the inconvenience I caused to the second promisee. Like the previous putative counterexamples, I think that these cases can be interpreted in a way that is consistent with Kant's thesis. Although the damage 21 By "innocent" here I mean, of course, not in violation of any moral precepts relevant to the situation, e.g. not having committed any offenses that necessitate further prima facie wrongs to avoid even greater prima facie wrongs. In short, an "innocent" person here is simply one who has not wrongfully put himself or herself into a situation where important grounds of obligation draw against one another. See Alan Donagan, The Theory of Morality, pp. 152-53, 155-56, and "Consistency in Rationalistic Moral Systems", The Journal of Philosophy 81 (1984), pp. 291-309. 22 See Metaphysik der Sitten, Akad., p. 224. Gregor translation, p. 50. 23 The overall or net results for the house owner, we may suppose, were better because the burglar doused the fire than they would have been had he not. But the fact remains that something bad happened as a result of the burglar's dousing the flames and it seems the burglar should be liable to compensate the owner for that damage. Whether or not this is generally the law, it seems a reasonable moral position.
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to the books and carpet in the first case were results of the burglar's dutifully putting out the fire, they can also be seen as consequences of his unlawful entry and knocking down the lamp. So we can impute the bad results to the burglar for his earlier unlawful acts. Since these immoral acts "set up" the situation in which he had no moral alternative but to cause the damage, the damage can be seen as a consequence made "necessary" (in a morally relevant sense) by the initial wrong-doing. Similarly, in the second case, causing inconvenience to the second promisee was made morally necessary by my earlier wrong act of making a morally impermissible promise. Thus, even though it resulted from my dutiful act of keeping the first rather than the second promise, it is imputable as a bad consequence of my (earlier) wrong-doing. The thesis that the bad effects of dutiful and permissible acts are not imputable is subject to another, perhaps more difficult challenge. Why could there not be a moral analogue to strict liability in the law? That is, might there not be cases where a justified moral code, for good reasons, holds a person morally responsible for bad effects even without fault? 24 The judgment could not be pronounced in condemnatory terms, of course, only in terms of liability to pay a price. Whether bad effects can be imputed, as we have seen, does not depend upon whether the agent was morally worse, or less deserving, than otherwise for having caused the bad effects; for luck might have prevented the bad effects without affecting the agent's moral worth. So the fact that luck can play a role in determining liability has already been conceded. Also we have seen that even in standard cases (imputing bad effects for wrong acts) what is imputable must be determined by reference to a (justified) legal or moral code, and thus many crucial factors (such as what counts as a "result", as "bad", etc.) need to be determined in the process of constructing and assessing the codes. These considerations lead one to conjecture, then, that even whether fault (or wrong doing) is necessary for moral liability should be open for decision as one tries, from a moral point of view, to construct or assess specific moral codes.25 The cases that prompt the conjecture are necessity cases of a kind familiar to lawyers. For example, an innocent man pursued by killers takes another's horse as a necessary means of escape; he escapes, but only by running the horse so hard, the horse dies. A seaman pulls his boat up to another's dock in a lifethreatening storm; the dock is thereby damaged, though the seaman was justified in doing what he did. Or, again, a motorist swerves to avoid hitting his own child who has just run into the road, thereby striking a parked vehicle; he damaged the vehicle, even though he only did what he had to do. From a moral point of 24 This speculation then concerns cases which lack one feature in my earlier general characterization of the main subject, in the fourth paragraph of this article. 25 Fairness and justice will constrain the construction of any system, on the Kantian view, and thus will no doubt limit the role of liability without fault, but my conjecture is that this is not absolutely ruled out.
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view, I assume, the agents did what was (at least) permissible. In the last case, and perhaps even in the others, the agent did exactly what duty required. 26 Clearly, assuming they were innocent in falling into their crisis situations, what they did was not wrong, they were not at fault, and they are not morally to blame for the damage they caused. But nonetheless what they did caused the owners of the horse, the dock, and the parked vehicle to suffer losses, which were not their fault either; and, given the dangers, each of the agents gained from what they did. The question is, under a reasonable system of moral principles, should the owners bear the whole loss by themselves or should the agents bear some liability to compensate them? Kantians should reject any suggestion that for pragmatic reasons agents should be blamed and treated as if guilty when in fact they are not. But if innocent liability to compensate for damages can be effectively stripped of the common condemnatory message associated with standard imputation, then there may be no reason in principle why liability cannot be imputed for justified, and even dutiful, acts of the sort described above. And there may be practical reasons for doing so. For example, having everyone know in advance that they are morally obliged to help make up the losses in such cases should have a useful deterrence effect, discouraging facile judgments that necessity justifies (or duty requires) damage to others' interests and instead causing us in crisis situations to look harder for better solutions. By asking the agents to assume or share the costs of the damage they caused, a moral code would be telling them to convey a healing message to those whose interests they have set back. Having done what in normal circumstances would be an insulting disregard for another's standing as a person with rights, the agents need to convey a counter-message, in effect, saying "Though I intentionally benefitted at your expense, I do not discount you as a moral agent and here is some tangible evidence of my sincerity." When not legally compelled, offering compensation might convey this sort of message and thus help to counteract distrust and to restore normal moral relations. 27 Finally, there are many cases that challenge Kant's positive thesis that the bad results of wrong acts are always imputable. 28 The example offered earlier of a trespasser whose minor offense starts a chain of disastrous events is just such a case. By flipping a light switch, which he admittedly had no right to touch, the trespasser caused the house to burn down; and what he did led eventually to a gardener's leaping out of a window to his death. But, whatever the law may say, I suspect that many will agree that it is quite counter-intuitive to suppose that 26 The first two cases will also be cases of doing exactly what duty requires if we add to the stories certain stipulations, for example, that the agents had other-regarding, if not self-regarding, duties not to give up their lives at this time and that there were no other available means to avoid death. 27 This point was suggested by Gerald Postema in conversation. 28 Here I return to question (1) in the first paragraph of section of II of this article.
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the burning of the house and the death of the gardener are the agent's fault and that he is liable to compensate for them. 29 When an effect is completely unintended and unforeseeable, utterly beyond what any reasonable person could anticipate, and when in addition it depends on the voluntary choices of other responsible agents, it may be too incidental and remote for moral sensibility to count it as the agent's fault or responsibility. To take Kant's own example, let us suppose (implausibly) that one would be morally wrong to tell a lie to a would-be killer for the altruistic purpose of saving one's friend's life. (The claim becomes more plausible to me if I imagine that there was another, morally unproblematic means available, equally or more likely to divert the killer.) If it was overwhelmingly improbable in the situation that the lie would lead the killer to the friend, so that no reasonable person would have considered that among the risks of lying in the situation, and given that the murderer killed the friend by his own choice contrary to the liar's full intent and desire, then it seems to me quite bizarre to impute the friend's death to liar. By hypothesis, he did something culpable, but his friend's death is not his responsibility. Even foreseeable consequences in some cases may be not imputable. To take a soap opera style example, suppose that Mary has promised her mother that she will not marry until she is twenty-one but she plans to marry Tom at once, though she is only twenty. She feels (rightly, let us suppose) that she will be wrong to break her promise, even though she plans to do it. Quite independently, Harry, the jealous poet, confronts her with a jilted lover's manipulative threat, saying, " I f you persist in your determination to marry Tom tomorrow, I will burn all the love poems I have ever written." She marries Tom as planned, let us say, and in response Harry burns his quite valuable poems. Here, by hypothesis, Mary did something wrong, and it had a foreseeable bad consequence.30 But Some might argue that the trespasser is liable but only to a small degree. Then they might appeal to Kant's cryptic remarks about degrees of responsibility to try to justify the claim that the liability is small. Since the "moral obstacle of duty" (i.e. the stringency of the moral requirement not to trespass) was relatively small (compared, say, to murder, malicious injury, and even theft), the degree of imputation (Kant implies) tends, other things equal, to be relatively small. Kant says, " . . . the less the natural obstacles and the greater the obstacle from grounds of duty, so much the more is the transgression to be imputed (as culpable)." Metaphysik der Sitten, Akad., p. 228; Gregor translation, pp. 53-54. Strictly speaking, this claim refers to degree of imputation of the deed, not of the bad consequences, but one can perhaps extrapolate to the view that one should be less liable for the bad consequences of less culpable deeds. This sort of argument would make Kant's claim less strikingly counterintuitive, but still I suspect that it goes beyond what most would acknowledge. Some completely unforeseeable consequences of minor offenses, with chains of events including the acts of other agents, seem to me not morally imputable at all. 30 At least this is so if we can assume, as Kant apparently did, that the intervention of an immoral choice of another agent does not break the causal chain, preventing us from calling the bad even a "consequence" of the initial act.
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most of us, I imagine, would hesitate to say that Mary is responsible for the loss of Harry's poetry. Perhaps redescription can remove the problem, but it is not evident how. Admittedly, there is a way of construing "imputable" that would circumvent these last objections, namely, treating imputability to mean merely "satisfying certain necessary conditions for correct imputation." Given this, one might reply to the counter-examples above by saying, "Kant only held that bad consequences of wrong acts can be imputed, that is, they are candidates for correct imputation by virtue of two salient features, the wrongness of the act and the badness of the results; but this does not imply the counter-intuitive result that the loss of Harry's poems should actually be imputed to Mary or that the gardener's death should actually be imputed to the trespasser." The problem with this response is not only that it makes Kant's thesis about the imputability of bad consequences quite weak and indeterminate; the problem is also that it seems at odds with Kant's treatment of the altruistic lie to save a friend from murder. There Kant seems clearly to think that the friend's death, if a causal result of the lie, should be imputed to the liar as something for which he is responsible. In the context Kant's thought experiment would lose its rhetorical force if he were merely to say that the death is imputable to the liar in the weak sense that it meets some, but not all, necessary conditions for its being the liar's responsibility. Kant's point, I take it, is this: if you lie and if, even unforeseeably, it turns out badly, then you are (not "might be") to blame for the disaster, and so it is clear that even the altruistic lie should be avoided. A Kantian revisionist, however, noting that Kant's position about altruistic lies is unsatisfactory in any case, might settle for the weaker sense of "imputability."
I I I . Postscript The only problems and challenges to Kant's position that I raise above are intuitive ones; that is, the charge is merely that its implications conflict with how I, and perhaps "we", would judge moral responsibility for consequences in various cases. Noting such objections is important for moral philosophy, I think, but the problems it flags are merely provisional and tentative ones. The next stage of discussion of these matters should be inquiry as to whether our intuitive judgments can withstand critical scrutiny, can be systematized in a principled way, and can be justified from a clearly articulated fundamental moral point of view. 3 1 The criteria for imputation are, in effect, second order precepts about 31 The Kantian conception of this basic moral point of view has been well discussed, and variously interpreted, by many scholars. My somewhat revisionary account of it is sketched in my Dignity and Practical Reason in Kant's Moral Theory, Ithaca: Cornell University Press, 1992, especially chapters 2, 3,10, and 11, and in "A Kantian Perspective
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how to respond when first order principles of duty are violated (or transcended). As such they should be assessed within the overall context of a system of moral thought that includes, importantly, the basic framework for moral deliberation about what the specific moral precepts should be. What the principles of imputation should be may well depend on what exactly the first order principles are as well as how the moral notions of "consequence" and "free cause" are interpreted. As said before, what counts as a bad result and the role that contingencies and luck may play in fairly assessing responsibility need, ultimately, to be determined at this more comprehensive level of reflection. Intuitive objections provide a starting point for discussion but can not be decisive. Whether Kant's simple formulas about imputation can stand as part of such a moral system, reasonably constructed, remains an open question.
Zusammenfassung In der Metaphysik der Sitten nimmt Kant an, daß die schlechten Folgen einer pflichtwidrigen Handlung dem Handelnden stets zugerechnet werden können, im Gegensatz zu den schlechten Folgen pflichtgemäßer Handlungen, die dem Handelnden niemals zugerechnet werden können. Obwohl es Kant im Kontext der Metaphysik der Sitten offensichtlich auf die juridische Zurechnung ankommt, geht es im vorstehenden Beitrag um die Frage, ob sich Kants Lehre auf die moralische Verantwortlichkeit für schlechte Folgen in denjenigen Fällen übertragen läßt, in denen eine juridische Normdurchsetzung unpassend ist. Und zwar geht es erstens um eine angemessene Interpretation der einschlägigen Textstellen selbst. Etwa: Meint "Zurechnung", daß der Handelnde für die schlechten Folgen seiner Handlung zu tadeln ist, oder meint "Zurechnung" lediglich seine Haftung für den angerichteten Schaden? Was sind die Kriterien dafür, Folgen als "schlechte" Folgen zu bezeichnen? Welches Verhältnis besteht zwischen der Zurechnung von Verantwortlichkeit für schlechte Folgen und dem Urteil über den moralischen Wert oder das moralische Verdienst des Handelnden? Ist "Folge" als operativer Begriff deskriptiv oder normativ zu verstehen? Der Beitrag geht davon aus, daß Haftung, und nicht Tadel, das eigentlich Entscheidende ist und daß, wer pflichtwidrig handelt, für alles Schlechte verantwortlich ist, das von seinen Taten verursacht wird, und zwar gleichgültig, ob es vorhersehbar war oder nicht. Zweitens geht es um vermeintliche Gegenbeispiele zu Kants Theorie. Etwa: Es werden Fälle erörtert, bei denen es so zu sein scheint, daß der Handelnde auch für solche schlechten Folgen haftet, die aus einem erlaubten, einem pflichtgemäßen oder sogar aus einem verdienstlichen Handeln herrühren. Obwohl viele Einwände einer näheren Überprüfung nicht standhalten, gibt es doch Fälle, bei denen die on Moral Rules," Philosophical Perspectives, 6, Ethics, 1992, edited by James Tomberlin, Atascadereo, CA: Ridgeview Publishing Co., 1992.
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Zurechnung der schlechten Folgen einer pflichtwidrigen Handlung immer noch als unplausibel, und andere Fälle, bei denen die Zurechnung der schlechten Folgen einer nicht pflichtwidrigen Handlung immer noch als notwendig erscheint. Solche intuitiven Einwände sind von dem höheren Standpunkt einer systematischen Moraltheorie aus zu beantworten.
Das Opferverhalten als Schlüssel zum System der Sachentziehungsdelikte Joachim Hruschka
I. Das Problem Das deutsche Strafgesetzbuch (StGB) unterscheidet bekanntlich zwischen Diebstahl, Betrug und Erpressung und kennt darüber hinaus auch noch den Raub und die räuberische Erpressung. Beschränken wir uns auf die objektiven Tatbestandsmerkmale, dann ist Diebstahl durch die Wegnahme einer fremden beweglichen Sache gekennzeichnet1, wobei „Wegnahme" nach der im einschlägigen Schrifttum allgemein vertretenen Lehre „Bruch fremden und Begründung neuen Gewahrsams an der fraglichen Sache" bedeutet2. Betrug ist nach ebenfalls allgemeiner Meinung die Täuschung einer anderen Person, durch die diese in einen Irrtum versetzt wird, deshalb eine Vermögensverfügung vornimmt und dadurch einen Vermögensschaden erleidet. Auch ein Dritter kann einen Vermögensschaden erleiden, wenn der Getäuschte über das Vermögen des Dritten verfügt 3 . Passen wir die Merkmale der Erpressung dem Betrugstatbestand an, dann ist Erpressung die Anwendung von Gewalt oder die Drohung mit einem empfindlichen Übel, durch die der Erpresste in eine Notlage versetzt wird, weshalb er eine Vermögensverfügung vornimmt, durch die er einen Vermögensschaden erleidet. Auch hier ist es so, daß ein Dritter einen Vermögensschaden erleiden kann, wenn der Erpresste über dessen Vermögen verfügt. Diese Deutung der Erpressung dürfte der heute in der Strafrechts-Literatur jedenfalls vorherrschenden Meinung entsprechen4. Nach dem Gesetz — und der heute herrschenden Lehre — wird ein Diebstahl zum Raub und eine Erpressung wird zur räuberischen
ι § 242 I StGB lautet: „Wer eine fremde bewegliche Sache einem anderen in der Absicht wegnimmt, dieselbe sich rechtswidrig zuzueignen, wird . . . bestraft." 2 Vgl. etwa Lackner, StGB mit Erläuterungen, 20. Aufl. 1993, Rn. 8 zu § 242. 3 § 263 I StGB lautet: „Wer in der Absicht, sich oder einem Dritten einen rechtswidrigen Vermögens vorteil zu verschaffen, das Vermögen eines anderen dadurch beschädigt, daß er durch Vorspiegelung falscher oder durch Entstellung oder Unterdrückung wahrer Tatsachen einen Irrtum erregt oder unterhält, wird . .. bestraft." 4 § 253 I StGB lautet: „Wer einen anderen rechtswidrig mit Gewalt oder durch Drohung mit einem empfindlichen Übel zu einer Handlung Duldung oder Unterlassung nötigt und dadurch dem Vermögen des Genötigten oder eines anderen Nachteil zufügt, um sich oder einen Dritten zu Unrecht zu bereichern, wird . .. bestraft." 12 Jahrbuch für Recht und Ethik, Bd. 2 (1994)
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Erpressung, wenn die Tat unter Anwendung von Gewalt gegen eine Person oder unter Drohungen mit einer gegenwärtigen Gefahr für Leib oder Leben begangen wird 5 . Demgemäß kennt das deutsche Strafrecht als ein spezifisches Sachentziehungsdelikt den Diebstahl, der zum Raub werden kann, und darüber hinaus als weitere Sachentziehungsdelikte die Sacherpressung, die zu einer räuberischen Erpressung werden kann, und den Sachbetrug. Die Fälle der Sacherpressung und des Sachbetruges sind Anwendungsfälle der Erpressung und des Betruges, die sich dadurch auszeichnen, daß die Vermögens Verfügung des Opfers in der Verfügung über den Besitz an einer Sache besteht, oder, in der zum Diebstahl üblichen Terminologie, in der Verfügung über den Gewahrsam an der Sache. Denn schon der schlichte Besitz einer Sache ist ein Vermögensbestandteil, über den verfügt werden kann. Freilich erfassen die Tatbestände der Erpressung und des Betruges auch andere Fälle als die der Sacherpressung und des Sachbetruges. Sachentziehungsdelikte wie Diebstahl, Sachbetrug und Sacherpressung zeichnen sich dadurch aus, daß ein Gewahrsamsinhaber durch das Delikt den Gewahrsam an einer Sache verliert. Deshalb ist Unterschlagung kein Sachentziehungsdelikt, weil die Unterschlagung einer Sache begrifflich voraussetzt, daß der Täter den Gewahrsam an der unterschlagenen Sache zeitlich bereits vor der Unterschlagungshandlung erlangt hat 6 . Häufig geht mit dem Gewahrsamsverlust, den das Opfer erleidet, einher, daß ein anderer, in der Regel der Täter, den Gewahrsam an der Sache erwirbt. Doch gehört die Erlangung des Gewahrsams durch eine andere Person als den bisherigen Gewahrsamsinhaber nicht zum Begriff eines Sachentziehungsdelikts. Darüber hinaus ist jedes Delikt dieser Art dadurch gekennzeichnet, daß der Täter den Gewahrsamsverlust irgendwie bewirkt oder mitbewirkt — daß er dem Opfer die Sache eben „entzieht". Die Tathandlung kann auch noch durch weitere Merkmale charakterisiert sein. Der Täter kann Gewalt oder Drohungen mit einem empfindlichen Übel anwenden oder auch List als Tatmittel einsetzen. Eine andere spezifische Differenz zwischen verschiedenen Arten von Sachentziehungsdeiikten ist die Art der eventuellen Beteiligung des Opfers an dem Gewahrsamsverlust, den es erleidet. Das Opfer kann an dem Gewahrsamsverlust nicht beteiligt, es kann daran aber auch beteiligt sein, sei es durch ein aktives Herbeiführen, sei es durch ein Dulden des Gewahrsamsverlusts. 5 § 249 I StGB lautet: „Wer mit Gewalt gegen eine Person oder unter Anwendung von Drohungen mit gegenwärtiger Gefahr für Leib oder Leben einefremde bewegliche Sache einem anderen in der Absicht wegnimmt, sich dieselbe rechtswidrig zuzueignen, wird .. . bestraft." — § 255 StGB lautet: „Wird die Erpressung mit Gewalt gegen eine Person oder unter Anwendung von Drohungen mit gegenwärtiger Gefahr für Leib oder Leben begangen, so ist der Täter gleich einem Räuber zu bestrafen." 6 § 246 StGB definiert Unterschlagung als „Zueignung einer fremden beweglichen Sache, die der Täter in Besitz oder Gewahrsam hat".
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Die bisherigen Versuche, das System der Sachentziehungsdelikte in den Griff zu bekommen, gehen von den heute vorgegebenen gesetzlichen Straftatbeständen aus — von § 242 StGB (Diebstahl), § 263 StGB (Betrug), § 253 StGB (Erpressung), § 249 StGB (Raub) und § 255 StGB (räuberische Erpressung). Sie „interpretieren" diese Tatbestände und „grenzen" die Delikte solchermaßen voneinander „ab". Die Nachteile einer derartigen Methode liegen auf der Hand. Diebstahl, Betrug und die anderen Delikte so, wie wir diese Delikte heute kennen, sind das vorläufige Ergebnis einer geschichtlichen Entwicklung. Betrachtet man diese Entwicklung, dann zeigt sich sehr schnell, daß die heutigen Tatbestände isoliert voneinander entstanden sind 7 . Nichts rechtfertigt deshalb die Annahme, daß sie das System der Sachentziehungsdelikte bruch- und fugenlos darstellen. Solange wir von den Tatbeständen des heute geltenden StGB ausgehen, solange werden wir uns dem System daher bestenfalls annähern können. Der Grad der Annäherung an das System aber hängt davon ab, wie weit sich die bisherige Entwicklung der Tatbestände an das System angenähert hat 8 . Bei Anwendung der heute üblichen Methoden machen wir uns also vom bisherigen Verlauf der Rechtsgeschichte abhängig, und die Vorläufigkeit des Ergebnisses des bisherigen rechtsgeschichtlichen Prozesses geht notwendig in unsere Untersuchungen ein. Der vorliegende Beitrag schlägt einen anderen Weg ein. Es geht ihm gewissermaßen um eine rationale Rekonstruktion des im Verlauf der Rechtsgeschichte erkennbar gewordenen Systems der Sachentziehungsdelikte. Anders ausgedrückt: Es wird sich herausstellen, daß den Sachentziehungsdelikten, Diebstahl und Raub, Sacherpressung und räuberische Sacherpressung und Sachbetrug, vorpositive Strukturen zugrunde liegen, um deren Analyse es im folgenden geht.
7 Zur geschichtlichen Entwicklung, auch zu den römisch-rechtlichen Begriffen des furtum, stellionatus und der concussio vgl. Hermann-Blei, Strafrecht Besonderer Teil, 12. Aufl., München 1983, S. 169, 215 und 249 f. ^ 8 Der Gedanke ist 1. eine Selbstverständlichkeit und deshalb 2. auch schon früher längst gefaßt worden. Vgl. nur August Hegler, „Das System der Vermögensdelikte", in: Archiv für Rechts- und Wirtschaftsphilosophie IX (1915 / 1916), S. 153 ff., 154. Weitere wichtige Arbeiten zu unserem Thema sind: Horst Schröder, „Über die Abgrenzung des Diebstahls von Betrug und Erpressung", in: Zeitschrift für die gesamte Strafrechtswissenschaft 60 (1941), S. 33 ff.; Harro Otto, „Zur Abgrenzung von Diebstahl, Betrug und Erpressung bei der deliktischen Verschaffung fremder Sachen", in: Zeitschrift für die gesamte Strafrechtswissenschaft 79 (1967), S. 59 ff.; ders., Die Struktur des strafrechtlichen Vermögensschutzes, 1970; Rolf Dietrich Herzberg, „Betrug und Diebstahl durch listige Sachverschaffung", in: Zeitschrift für die gesamte Strafrechtswissenschaft 89 (1977), S. 367 ff. Vgl. auch neuestens Rudolf Schmitt, „Nehmen oder Geben, ist das hier die Frage?", in: Manfred Seebode (Hrsg.), Festschrift für Günter Spendel, Berlin 1992, S. 575 ff. 12*
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I I . Die Strukturen der Zurechnung als Mittel der Analyse Mittel der Analyse sind die Unterscheidung von imputatio facti, applicatio legis ad factum und imputatio iuris, die Unterscheidung von ordentlicher und außerordentlicher Zurechnung und die Unterscheidung von vier verschiedenen Gründen für den Ausschluß der Zurechnung 9. 1. Die Unterscheidung von imputatio facti, applicatio legis ad factum und imputatio iuris 10 a) Zunächst einmal sind die Anwendung eines Gesetzes (einer lex) auf eine Tat (factum) und die Zurechnung dieser Tat zu unterscheiden. Beides sind Urteilsakte. Auch Kant nennt, im Anschluß an Christian Wolff, „ Z u r e c h n u n g " ausdrücklich ein „Urteil". Zum Verhältnis der beiden Urteile heißt es bei Wolff 1 1 : „Ex applicatione legis ad factum intelligitur, actionem esse talem, quae imputari possit." — „Aus der Anwendung eines Gesetzes auf eine Tat erhellt, daß die Tat ein Ereignis ist, das zugerechnet werden kann." Die Stelle besagt, daß jede applicatio legis ad factum die Zurechenbarkeit des factum impliziert, auf das die lex angewendet wird, was im Endeffekt auf die These hinausläuft, daß eine applicatio legis ad factum immer auch eine imputatio facti enthält. Eine imputatio facti ist dabei das, was bei Kant 1 2 generell „Zurechnung" heißt: „Zurechnung (imputatio) ist das Urteil, wodurch jemand als Urheber (causa libera) einer Handlung, die alsdann Tat (factum) heißt.. ., angesehen wird." Wobei „Urheber (causa liberar ersichtlich das frei handelnde Subjekt meint. Kant 13 : „Wir rechnen (etwas) zu, wenn es simpliciter zugeeignet, d. i. als aus Freiheit entsprungen vorgestellt wird." Anders ausgedrückt: Die Zurechnung eines Vorgangs oder einer Untätigkeit als „Tat (factum)" — genauer: als „Vornahme einer Handlung" oder als „Unterlassung einer Handlung" — ist gleichbedeutend mit der Annahme des zurechnenden Urteilers, daß die Person, der er — der Urteiler — den Vorgang oder die Untätigkeit als Tat zurechnet, zu dieser Tat eine Alternative gehabt hat. Wolffs Diktum besagt danach, daß bei der Anwendung eines Gesetzes auf eine 9 Das Folgende habe ich zuletzt in meinem Beitrag „Verhaltensregeln und Zurechnungsregeln", in: Rechtstheorie 22 (1991), S. 449 ff., dargestellt. Vgl. auch „Imputation" in: Brigham Young University Law Review 1986, S. 669 ff. 10 Die Unterscheidung geht wesentlich auf Joachim Georg Daries zurück. Vgl. Institutiones Iurisprudentiae Universalis, Ienae MDCCXXXX, Introduction!s ad lus Naturae et Gentium Pars generalis, bes. §§ 211 ff., und Observationes Iuris Naturalis, Socialis et Gentium, Vol. II Ienae 1754, Obs. XLII, § XXI, und Obs. LI. Dazu meinen „Anhang Π — Zur Entdeckungs- und zur Rezeptionsgeschichte der Unterscheidung von imputatio facti und imputatio iuris" in: Zeitschrift für die gesamte Strafrechtswissenschaft 96 (1984), S. 692 ff. 11 Christian Wolff, Philosophia Practica Universalis . . . Pars prior, Francofurti et Lipsiae MDCCXXXVm (Neudruck Hildesheim, New York 1971), § 598. 12 Kant, Die Metaphysik der Sitten (1797), Akademie-Ausgabe = AA Bd. 6, S. 227. 13 AA Bd. 19 (Reflexionen zur Moralphilosophie), S. 157 R. 6775.
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Tat der Urteiler — jeder Urteiler — von der Annahme ausgeht, daß die Person, auf deren Tat das Gesetz angewendet wird, zu dieser Tat eine Alternative gehabt hat 14 . b) Die imputatio iuris ist das Urteil über die Verdienste der Tat, im weitesten Sinne des Wortes „Verdienst", der sowohl positive als auch negative Verdienste einschließt. Die Anwendung eines Gesetzes auf eine Tat kann eines von drei Ergebnisse haben: Es kann sich herausstellen, daß die Person, auf deren Tat das Gesetz angewendet wird, 1. dem Gesetz gemäß (genauer: der prospektivischen Fassung des angewendeten Gesetzes gemäß) gehandelt hat oder 2. daß sie dem Gesetz zuwider gehandelt hat oder 3. daß sie mehr getan, als das Gesetz verlangt, also supererogatorisch gehandelt hat. Im dritten Fall wird ihr die supererogatorisehe Tat „zum Verdienst" (meritum), im zweiten Fall die gesetzeswidrige Tat „zur Schuld" (demeritum) zugerechnet. In diesen Fällen ist die imputatio iuris also gleichbedeutend mit Lob oder Tadel. Im ersten Fall dagegen hat die Person gerade ihre Schuldigkeit (debitum) getan. Folgt man Pufendorf 15 und Kant 16 , dann findet in diesem Fall keine imputatio iuris statt l7 . Wird ein Zurechnungsurteil dieser Art — eine imputatio iuris — gefällt, dann heißt das, daß die Anwendung des Gesetzes (der lex) auf die Tat schon erfolgt ist. Deshalb besteht auch hier ein Implikationszusammenhang: Die imputatio iuris impliziert die Anwendung der lex auf die Tat. So schon Daries 18 : „Mihi videtur", „quod hic actus (i. e. actus applicationis legis ad factum) imputationi iuris antecedat, et imputationi facti sequatur." — „Mir scheint, daß der Akt der Gesetzesanwendung der imputatio iuris vorangeht und der imputatio facti nachfolgt." Deshalb können wir die imputatio facti im folgenden auch als „Zurechnung erster Stufe" und die imputatio iuris als „Zurechnung zweiter Stufe" bezeichnen.
14 Wolffs Diktum ist die retrospektivische Fassung des bekannteren „»Sollen4 impliziert »Können1". In unverstellter Rede besagt das „,Sollen' impliziert »Können*" beispielsweise, daß ein Befehlsgeber mit der Erteilung seines Befehls stets auch zum Ausdruck bringt, der Befehlsempfänger sei in der Lage, den Befehl zu befolgen: Der Befehl „Schließe die Tür!" impliziert danach die Annahme des Befehlenden, daß der Befehlsempfänger die Tür auch tatsächlich schließen kann. Entsprechend impliziert jede applicatio legis ad factum die Annahme des Applizierenden, der Vorgang, auf den die lex appliziert wird, könne dem Menschen, der in ihn involviert ist, auch — als ein factum, als Tat — zugerechnet werden. 15 Elementa Iurisprudentiae Universalis, Hagae-Comitis MDCLX, Lib. I Def. XX (S. 241 f.). 16 AA Bd. 6, S. 227 f. ι 7 Zu Lob oder Tadel besteht ja auch kein Anlaß, wenn ich der Norm „Du sollst nicht töten!" tagtäglich nachkomme. ι 8 Institutiones, § 225 Sch.
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2. Die Unterscheidung von ordentlicher und außerordentlicher Zurechnung 19 Wenn es keine (der sogleich unter 3 zu besprechenden) Gründe gibt, die die Zurechnung, sei es die Zurechnung erster, sei es die Zurechnung zweiter Stufe ausschließen, dann sprechen wir von „ordentlicher Zurechnung". Ist es dagegen so, daß zwar eine Situation gegeben ist, die einen Grund für einen Ausschluß der Zurechnung liefern würde, machen wir aber die Person, der zugerechnet werden soll, gleichzeitig dafür verantwortlich, sich in dieser (die ordentliche Zurechnung ausschließenden) Situation befunden zu haben, dann sprechen wir von „außerordentlicher Zurechnung". Die Terminologie wird damit der Sprache angepasst, in der ganz allgemein von „ Z u r e c h n u n g " gesprochen wird. Die traditionelle Sprache bezeichnet zwar denselben Unterschied, stellt aber statt auf das Zurechnungsurteil auf die zugerechnete Tat ab. Die ordentlich zugerechnete Tat heißt in der Tradition „actio libera in se", d. i. „an sich selbst betrachtet freie Handlung", während die außerordentlich zugerechnete Tat „actio libera in (sua) causa", d. i. „in ihrer Ursache freie Handlung" heißt. 3. Gründe, kraft deren die ordentliche Zurechnung, erster oder zweiter Stufe, als ausgeschlossen erscheint: Notstand und Irrtum 20 (1) Ein „absoluter Notstand", eine „necessitas simplex seu absoluta" (Danes 21 ) schließt die ordentliche Zurechnung erster Stufe aus. Das bedeutet: der Eintritt respektive der Nicht-Eintritt eines physikalischen Ereignisses, um den es in einem konkreten Falle geht, wird der involvierten Person nicht als „Tat", nicht als „Vornahme einer Handlung" respektive nicht als „Unterlassung einer Handlung", zugerechnet. Beispiel: A stößt den Ellenbogen des Β mit Brachialgewalt („vis absoluta") durch eine Fensterscheibe. Der Ausschluß der ordentlichen Zurechnung (der Zerstörung der Fensterscheibe als Sachbeschädigungshandlung) ergibt sich aus der Regel „Impossibilium et necessariorum nulla est imputatio" (Hutcheson 22 ). (2) Die ordentliche Zurechnung eines Vorgangs als „Vornahme einer Handlung" und die ordentliche Zurechnung des Nicht-Eintritts eines Ereignisses als „Unterlassung einer Handlung" (also wieder die Zurechnung erster Stufe) sind 19 Vgl. dazu Verf., „Ordentliche und außerordentliche Zurechnung bei Pufendorf — Zur Geschichte und zur Bedeutung der Diffenrenz von actio libera in se und actio libera in sua causa", in: Zeitschrift für die gesamte Strafrechtswissenschaft 96 (1984), S. 661 ff.; „Probleme der actio libera in causa heute", in: Juristenzeitung 44 (1989), S. 310 ff. 20 Vgl. dazu Verf., „Rechtfertigungs- und Entschuldigungsgründe: Das Brett des Karneades bei Gentz und bei Kant", in: Goltdammer's Archiv für Strafrecht 138 (1991), S. 1 ff., S. 6 f. 21 Observationes Iuris Naturalis, Socialis et Gentium, Vol. II Obs. LI, S. 166 ff. 22 Bei Celsus Dig. 50.17.185. heißt es „impossibilium nulla obligatio". Bei der retrospektivischen Betrachtung auf einen Vorgang entspricht dem der Satz „impossibilium nulla imputatio". In A System of Moral Philosophy, posthum London MDCCLV, repr. B. Fabian (Hrsg.), Collected Works of Francis Hutcheson Bd. V 1969, S. 229 Fn., bezeichnet Francis Hutcheson den im Text wiedergegebenen Satz als „common maxim".
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darüber hinaus auch stets dann ausgeschlossen, wenn die Person, der die Tat zugerechnet werden soll, die Umstände nicht kennt, die für den Charakter der zuzurechnenden Tat relevant sind. Fälle dieser Art sollen im Anschluß an die Tradition „Fälle einer ignorantia facti" heißen. Beispiel: A könnte den Ertrinkenden retten, wenn er ihm einen Rettungsring zuwerfen würde. Ein Ring ist vorhanden, und A könnte ihn an sich auch ergreifen. Jedoch ist der Ring im Ufersand versteckt, und A weiß das nicht. Auch hier gilt die Regel „Impossibilium et necessariorum nulla est imputatio", weil es für A wegen seines Irrtums unmöglich ist, den Rettungsring zur Rettung des Ertrinkenden zu benutzen. (3) Eine „necessitas cum adiunctione" (Daries), eine Notstandslage „mit Einschränkungen" kann die ordentliche Zurechnung auf der zweiten Stufe ausschließen. Das bedeutet: die Tat wird zwar als „Tat" betrachtet und auch als rechtswidrig beurteilt, aber nicht „zur Schuld" zugerechnet. Beispiele bieten die Fälle einer „vis compulsiva", einer Drohung mit einem empfindlichen Übel und ähnliche Fälle, etwa: A zwingt den Β mit vorgehaltener Pistole, den C mit Schlägen zu traktieren. So einleuchtend der Ausschluß der Zurechnung zweiter Stufe hier sein mag, so schwer ist es, dafür eine Begründung zu geben. Eine Begründung wird wohl nur in einer Parallele zu der Regel „Impossibilium et necessariorum nulla est imputatio" zu finden sein, wie sie Kant bei seiner Behandlung des Brettes des Karneades 23 im Auge gehabt hat, mag es auch sein, daß Kants eigene Formulierung, in einer Notstandslage der hier in Rede stehenden Art könne ein „Strafgesetz" „die beabsichtigte Wirkung" (i. e. den Täter von der Tat abzuhalten) „gar nicht haben", noch als verbesserungsbedürftig erscheint. (4) Schließlich ist die ordentliche Zurechnung einer rechtswidrigen Tat zur Schuld (also ebenfalls auf der zweiten Zurechnungsstufe) ausgeschlossen, wenn der Täter die Norm nicht kennt, die ihm die Vornahme der Handlung verbietet bzw. gebietet. Dies sind die Fälle einer ignorantia iuris. Beispiel: Der Bäcker übertritt das Nachtbackverbot, weil er die Norm nicht kennt, die ihm das Backen zur Nachtzeit untersagt. In den Fällen dieser Art ist es klar, daß die Norm „die beabsichtigte Wirkung" (den Bäcker von der Nachtarbeit abzuhalten) nicht haben kann. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, daß in den Fallkonstellationen (1) bis (4) stets auch eine außerordentliche Zurechnung in Betracht kommt. Bei einer außerordentlichen Zurechnung in den Fällen der Nummer (2) spricht man von „Fahrlässigkeit". § 35 Abs. 1 Satz 2 StGB sieht mit der Gefahrverursachungsklausel und § 17 Satz 1 StGB sieht mit der Vermeidbarkeitsklausel eine außerordentliche Zurechnung vor. Doch bedarf dies hier keiner genaueren Darstellung, da die außerordentliche Zurechnung für die sogleich zu besprechenden Strukturen der Sachentziehungsdelikte keine Rolle spielt.
23 Die Metaphysik der Sitten, AA Bd. 6, S. 235 f.
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4. Ebenfalls nur angedeutet werden kann, daß den beiden Zurechnungsstufen zwei verschiedene Freiheitsbegriffe entsprechen. Die Freiheit, um die es geht, wenn ein Vorgang oder eine Untätigkeit als „Vornahme" oder „Unterlassung einer Handlung" — als „Tat" — zugerechnet wird, ist eine andere als die Freiheit, von der im Zusammenhang mit der Zurechnung „zur Schuld" gesprochen werden kann. Die Differenz läßt sich im Deutschen auch mit der Gegenüberstellung der Wörter „willentlich" und „freiwillig" ausdrücken, die der Differenz zwischen „Wille" und „Wunsch" korrespondiert. Wer „willentlich" handelt, braucht nicht „freiwillig" zu handeln, freilich handelt „willentlich", wer „freiwillig" handelt. Hierher gehört auch das Sprichwort: „Quod quis agat, vel non agat, prout vult agere, vel non agere." Etwa: „Jedermann will das tun, was er tut, und will das nicht tun, was er nicht tut." 24 „Willentlich", wenn auch nicht „freiwillig" handelt, wer in einer Notstandslage der Nummer (3) zu handeln gezwungen ist, während man in einer Notstandslage der Nummer (1) schon gar nicht (in der heutigen Bedeutung des Wortes) „handelt", also auch nicht „willentlich" handelt. Auch die Person, die den Rettungsring nicht findet — siehe oben (2) —, bleibt hinsichtlich der Rettung des Ertrinkenden nicht „willentlich" untätig. In den Fällen der Nummer (4) ist die Zuwiderhandlung gegen die unbekannt gebliebene Norm, in dem Beispiel: die Zuwiderhandlung gegen das Nachtbackverbot, nicht „freiwillig".
I I I . Anwendung dieser Kriterien auf die Sachentziehungsdelikte Was leisten diese Differenzierungen für das Problem, das uns die Sachentziehungsdelikte stellen? Der Grundgedanke, den ich hier vorstellen möchte, ist einfach. Die Strukturen der Zurechnung so, wie sie bisher dargestellt worden sind, beziehen sich auf den Täter einer Tat. Bei den Sachentziehungsdelikten geht es darum, das für den Täter gefundene Modell auf das Opfer der deliktischen Handlung zu übertragen. Ausgangsbasis der folgenden Überlegungen ist die Prämisse, daß von einem Sachentziehungsdelikt jedenfalls dann keine Rede sein kann, wenn der Verlust der Sache dem bisherigen Gewahrsamsinhaber voll zugerechnet werden muß. 24 Ichfinde das Sprichwort bei Ger shorn Carmichael in dem Kommentar zu Pufendorfs De Officio Hominis et Civis, editio secunda Edinburgi MDCCXXIV, Lib. I Cap. I § 10 Note 1. Carmichael verweist dort auf Locke, der in An Essay Concerning Human Understanding (1690; 4 Aufl. 1700), Book Π Chap. XXI § 30 (ed. Peter H. Nidditch, Oxford 1979, S. 249 f.), genauer ausführt, daß zwischen „willing" und „volition" auf der einen und „desire" auf der anderen Seite zu unterscheiden sei. Ganz entsprechend ist auch im Deutschen zwischen „Wille" und bloßem „Wunsch" zu unterscheiden; vgl. auch Kant, Grundlegung zur Metaphysik der Sitten (1785), AA Bd. 4, S. 394, und Metaphysik der Sitten, AA Bd. 6, S. 213.
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Der Bäcker, der am Morgen seine Semmeln verkauft, hat im Endeffekt den Gewahrsam an den Semmeln verloren. Doch begeht der Kunde, obwohl er zweifellos bewirkt oder jedenfalls mitbewirkt, daß der Bäcker den Gewahrsam an den gekauften Semmeln verliert, kein Sachentziehungsdelikt. Denn der Verlust der Semmeln ist dem Bäcker, der die Semmeln ungezwungen und irrtumsfrei herausgibt, voll zuzurechnen. Der Bäcker handelt willentlich und freiwillig. Von einer deliktischen Sachentziehung auf der Seite des Käufers kann keine Rede sein. Dasselbe muß gelten, wenn der Gewahrsamsinhaber den Verlust duldet und diese Duldung ungezwungen und irrtumsfrei geschieht. Beobachtet der Bäcker und läßt er es zu, daß ein Mensch ihm eine Semmel wegnimmt, obwohl er den Gewahrsamsverlust auch ohne Schwierigkeiten verhindern könnte, dann ist die Entfernung der Semmel aus dem Bäckerladen keine (vollendete) Sachentziehung. Der Bäcker handelt willentlich — „Quod quis agat, vel non agat, prout vult agere, vel non agere." — und freiwillig und ist mit dem Gewahrsamswechsel infolgedessen im technischen Sinne des Wortes „einverstanden". Zwar mag er so manche Mentalreservation haben, er mag auch laut erklären, daß er dem Gewahrsamswechsel nicht zustimme. Er mag sich darüber ärgern, daß jemand so frech ist, ihm eine Semmel wegzunehmen, ohne ihn vorher darum zu fragen. Er mag auch ethisch hochstehende Motive dafür haben, daß er nicht eingreift. An seinem Einverständnis ändert das nichts. Angesichts der freiwilligen Zulassung des Gewahrsamsverlusts ist jede Erklärung des Gegenteils ein bloßes venire contra factum proprium, ein Selbstwiderspruch, der an der Tatsache der ungezwungenen und irrtumsfreien Duldung des Gewahrsamswechsels nichts ändert. Das ist heute weitgehend anerkannt 25. Anders ist es, wenn der bisherige Gewahrsamsinhaber an dem Gewahrsamsverlust weder durch eigenes aktives Herbeiführen des Gewahrsamsverlusts noch durch ein entsprechendes Dulden beteiligt ist oder wenn seine Beteiligung an Zurechnungsmängeln leidet. Ist der bisherige Gewahrsamsinhaber in den Gewahrsamsverlust in keiner Weise involviert, dann stehen wir vor einem ersten Typ eines Sachentziehungsdelikts. Hierher gehören die klassischen Fälle des (einfachen) Diebstahls, etwa dann, wenn der vermeintliche Kunde die Semmeln bei einer vorübergehenden Abwesenheit des Verkäufers heimlich aus dem Laden trägt. Ist der Gewahrsamsinhaber in den Gewahrsamsverlust dagegen zwar irgendwie involviert, leidet die Beteiligung aber an Zurechnungsmängeln, dann wird der Charakter des Sachentziehungsdelikts einerseits durch den Charakter des Zurechnungsmangels und andererseits dadurch bestimmt, ob und, wenn ja, wie der Täter für den Zurechnungsmangel verantwortlich zu machen ist. Als entscheidend erweist sich die Differenz zwischen der Zurechnung erster Stufe (dazu sogleich die Nrn. 1 und 2) und der Zurechnung zweiter Stufe (dazu die folgenden Nrn. 3 und 4). 25 Vgl. Lackner Rn. 14 zu § 242.
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(1) Ausgeschlossen ist die ordentliche Zurechnung des Gewahrsamsverlusts — auf der ersten Stufe der Zurechnung — zunächst einmal dann, wenn der Gewahrsamsinhaber zwar körperlich anwesend ist, er vielleicht sogar beobachten kann, wie ihm seine Sachen abhanden kommen, die äußeren Umstände aber so beschaffen sind, daß sein Eingreifen physisch unmöglich ist. Etwa: Der Bäcker ist im Nachbarraum eingesperrt, während man ihm den Laden ausräumt. Fälle dieser Art entsprechen den oben angedeuteten Fällen einer necessitas simplex seu absoluta. (2) Ausgeschlossen ist die ordentliche Zurechnung des Gewahrsamsverlusts — wiederum auf der ersten Zurechnungsstufe — ferner, wenn der Gewahrsamsinhaber bei dem Verlust des Gewahrsams an seiner Sache zwar — durch ein Tun oder Dulden — mitwirkt, er jedoch nicht erkennt, daß ihm die Sache abhanden kommt, und er infolgedessen auch nicht erkennt, daß er dabei mitwirkt. Etwa: Der Bäcker hilft dem vermeintlich guten Kunden beim Hinaustragen eines Sackes mit Ware, ohne zu bemerken, daß es seine (des Bäckers) eigene Ware ist, die der Kunde heimlich in den Sack gepackt hat. Oder: Der Bäcker verhindert nicht, daß ihm seine Ware abhanden kommt, obwohl er dies an sich verhindern könnte, weil er gar nicht bemerkt, daß jemand die Sachen hinausträgt. Diese Fälle entsprechen den Fällen einer ignorantia facti. (3) Ausgeschlossen kann die ordentliche Zurechnung des Gewahrsamsverlusts — jetzt: auf der zweiten Stufe der Zurechnung — aber auch dann sein, wenn der Gewahrsamsinhaber beim Gewahrsam s Wechsel — durch ein Tun oder Dulden — mitwirkt und er darüber hinaus sogar erkennt, daß er bei einem Gewahrsamswechsel mitwirkt. Das gilt zunächst einmal dann, wenn der Gewahrsamsinhaber sich in einer Notlage von der Art einer necessitas cum adiunctione befindet und er die Sache aufgrund dieser Notlage herausgibt. Hierher gehören die Fälle der Sacherpressung, etwa: der Täter droht mit kompromittierenden Enthüllungen und veranlaßt das Opfer dadurch zur Zahlung eines Schweigegeldes. Darüber hinaus gehören auch die Fälle von der Art des Falles von BGHSt. 7, 197 hierher: Die Täterin hatte während des Krieges aus einem Liebesverhältnis mit ihrem Schwager ein Kind bekommen und, um das Verhältnis vor der Familie zu verbergen, einen inzwischen gefallenen Bekannten als Vater angegeben. Später erklärt sie dem Schwager wahrheitswidrig, der vermeintlich Gefallene sei zurückgekehrt und verlange Schweigegeld, sonst werde er die Familie des Schwagers aufklären. Daraufhin zahlt der Schwager das verlangte Schweigegeld26. — In dem Erpressungsbeispiel wie im Fall des BGH befindet sich das Opfer in einer Notlage 27 , 26 Der Fall ist kein Fall einer (Sach-)Erpressung, weil die Täterin dem Schwager nicht im technischen Sinne des Wortes „gedroht", sondern ihn vielmehr „gewarnt" hat. Eine „Drohung" ist allein die Ankündigung eines Übels, auf dessen Eintritt der Drohende sich selbst Einfluß zuschreibt. 27 Im Fall des BGH deswegen, weil der Schwager an die Richtigkeit der Warnung glaubt.
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die dazu führt, daß die Zahlung des Schweigegeldes dem Opfer auf der zweiten Zurechnungsstufe nicht ordentlich zugerechnet werden kann. (4) Ausgeschlossen ist die ordentliche Zurechnung des Gewahrsamsverlusts — wiederum auf der zweiten Zurechnungsstufe — ferner, wenn der Gewahrsamsinhaber eine Sache herausgibt und dabei nicht erkennt, daß er einen Vermögensverlust erleidet. Ist man konsequent, dann entsprechen die Fälle dieser Kategorie den Fällen einer ignorantia iuris, und in der Tat ist der Irrtum, dem das Opfer erliegt, nicht ein Irrtum über die Qualität seiner eigenen Handlung — der Vermögensverfügung —, sondern ein Irrtum über die Bewertung dieser Handlung. Hierher gehören die Fälle des Sachbetrugs, etwa der klassische Fall einer Zechprellerei 28, aber auch beispielsweise der folgende Fall: Der Bankkassierer zahlt bei vollem Bewußtsein dieser Tatsache an den Überbringer eines Barschecks 2000 Mark, ohne zu bemerken, daß der Scheck lediglich über 200 Mark ausgestellt ist. Dabei ist davon auszugehen, daß der Überbringer das Papier vorgelegt hat, ohne den Kassierer über die Höhe des Betrages zu täuschen, auch eine „Täuschung durch Unterlassen" sei mangels Garantenpflicht ausgeschlossen. Es sei lediglich so, daß er den Irrtum des Kassierers ausnützt29. — Sowohl in dem Betrugsbeispiel als auch in dem zuletzt genannten Fall befindet sich das Opfer in einem Irrtum, der dazu führt, daß die vom Opfer vorgenommene Vermögensverfügung auf der zweiten Stufe der Zurechnung als nicht ordentlich zurechenbar erscheint. Wie sind die Fälle dieser vier Gruppen zu beurteilen? In den Fällen der Gruppen (1) und (2) begeht der Täter einen Diebstahl. Die entscheidende Begründung dafür ist die, daß der Gewahrsamsverlust dem Opfer schon auf der ersten Stufe der Zurechnung nicht zugerechnet werden kann. Dabei genügt es, daß die ordentliche Zurechnung als ausgeschlossen erscheint. Darauf, ob der Verlust der Sache dem Opfer vielleicht außerordentlich zugerechnet werden kann, kommt es nicht an. Die Tat bleibt ein Diebstahl auch dann, wenn der Bäcker auf seine Semmeln nicht in ausreichendem Maße aufgepaßt hat. In den Fällen der Gruppen (3) und (4) dagegen wirkt das Opfer beim Gewahrsamswechsel bewußt und willentlich mit. Die Zurechnung ist nicht auf der ersten Zurechnungsstufe ausgeschlossen, und die Herbeiführung des Gewahrsams Wechsels durch den Täter ist aus genau diesem Grunde kein Diebstahl im technischen Sinne des § 242 StGB. Statt dessen kommen für die Fälle der Gruppe (3) der Tatbestand der (Sach-)Erpressung und für die Fälle der Gruppe (4) der Tatbestand des (Sach-)Betruges in Betracht. Wieder genügt es, daß die ordentliche Zurechnung (jetzt: auf der zweiten Stufe) als ausgeschlossen erscheint, und wieder
28 Der Täter täuscht den Kellner über sein Vermögen, die Zeche zu bezahlen, worauf der Kellner die Bestellung ausführt. 29 Deswegen handelt es sich nicht um einen (Sach-)Betrug, obwohl der Irrtum des Kassierers bewirkt, daß die Übergabe der Geldscheine als nicht voll zurechenbar erscheint.
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kommt es nicht darauf an, ob der Verlust der Sache dem Opfer vielleicht außerordentlich zugerechnet werden kann 30 . Dasselbe läßt sich auch durch eine Gegenüberstellung der Begriffe „willentlich" und „freiwillig" ausdrücken, eine Terminologie, die in der heutigen strafrechtlichen Diskussion um die Begriffe der Erpressung und des Betruges bereits eine gewisse Rolle spielt. Der Bestohlene wirkt beim Wechsel des Gewahrsams schon nicht „willentlich" mit, während der Erpresste und der Betrogene dabei „willentlich" mitwirken. Jedoch handelt der Erpresste unter dem Eindruck der Nötigung nicht „freiwillig", und auch das Opfer eines Betruges handelt in einer gewissen Hinsicht nicht „freiwillig". So, wie der Bäcker, der das Nachtbackverbot nicht kennt, zwar „freiwillig" seine Semmeln bäckt, aber nicht „freiwillig" dem Verbot zuwiderhandelt, wirkt auch das Betrugsopfer zwar bei der Gewahrsamsverschiebung „freiwillig" mit, handelt aber, wie man sagen kann und im folgenden angedeutet werden wird, nicht „freiwillig" den Normen der wirtschaftlichen Vernunft zuwider. Die Unterscheidung zwischen Diebstahl und Erpressung nach Zurechnungsgesichtspunkten liefert auch klare und vor allem verständliche Kriterien für die Unterscheidung zwischen Raub und räuberischer Erpressung, wie sie nach der heutigen Gesetzeslage nicht möglich ist. Hat nämlich der Täter die Notstandslage (die necessitas simplex seu absoluta), in der sich das Opfer befindet, in den Fällen der Gruppe (1) herbeigeführt und als Mittel der Wegnahme der Sache eingesetzt, dann wird aus dem Diebstahl ein Raub. Das setzt freilich voraus, daß der Täter Gewalt anwendet, und die Gewalt muß eine vis absoluta sein. Eine vis compulsiva oder eine Drohung können niemals zu der Situation einer necessitas absoluta führen. Ist das aber richtig, dann gibt es die Möglichkeit eines Raubes durch Drohung mit einer gegenwärtigen Gefahr für Leib oder Leben, wie sie § 249 des heute geltenden StGB vorsieht, gar nicht. Das Gesetz ist insoweit irreführend und muß entsprechend geändert werden. In den Fällen der Gruppe (3) dagegen können vis compulsiva und Drohungen mit gegenwärtiger Gefahr für Leib oder Leben als Mittel zur Erzwingung einer Vermögensverfügung eingesetzt werden. Sie machen eine Erpressung zu einer räuberischen Erpressung. Eine räuberische Erpressung, bei der die Gewaltanwendung eine vis absoluta ist, kann es freilich nicht geben. Jede gegenteilige Annahme löst das System auf. Nun sind allerdings nicht alle Fälle, die in die Kategorie (3) gehören, Erpressungsfälle, beispielsweise nicht der Fall von BGHSt. 7, 197, und nicht alle Fälle der Kategorie (4) sind Betrugsfälle, beispielsweise nicht der oben angesprochene Fall des Bankkassierers. Allgemeiner: Weder die Fälle, bei denen der Täter die Notlage, die er dann für seine Zwecke ausnutzt, nicht durch die Anwendung von 30 Dazu, daß auch ein fahrlässiges Verhalten des Opfers auf unser Urteil über die Tat des Täters Einfluß haben kann, vgl. Manfred EUmer, Betrug und Opfermitverantwortung, Berlin 1986, passim.
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Gewalt oder Drohungen, sondern auf eine andere Weise (im Fall des Bundesgerichtshof durch eine „Warnung") herbeiführt, noch die Fälle, bei denen er eine unabhängig von ihm entstandene Notlage ausnutzt, sind Erpressungsfälle, obwohl auch solche Fälle in die Kategorie (3) gehören. Entsprechend: Weder die Fälle, bei denen der Täter den relevanten Irrtum des Opfers, den er dann für seine Zwecke ausnutzt, nicht durch eine Täuschung, sondern anderweitig herbeiführt, noch die Fälle, bei denen er einen unabhängig von ihm entstandenen Irrtum ausnutzt, sind Betrugsfälle, obwohl auch solche Fälle in die Kategorie (4) gehören. Die Schwierigkeiten, die die heutige Strafrechtswissenschaft mit § 253 StGB und insbesondere mit § 263 StGB hat, beruhen zum Teil darauf. Geboten ist hier vor allem eine Redlichkeit im Umgang mit dem Gesetzestext, die anerkennt, daß es Strafbarkeitslücken gibt, und nicht versucht, diese (wirklichen oder vermeintlichen) Lücken durch fragwürdige „Auslegungen" des Gesetzes zu schließen. Die Schwierigkeiten mit den heutigen §§ 242, 253 und 263 StGB beruhen vor allem aber darauf, daß, wie mir scheint, die entscheidende Frage noch gar nicht gestellt worden ist. Ausgangsbasis ist die Feststellung, daß der Zurechnungsausschluß in allen Fällen der Gruppen (3) und (4) nicht auf der ersten Stufe stattfindet. Nun ist es aber so, daß schon die Frage, ob die Zurechnung auf der zweiten Stufe ausgeschlossen sein soll oder nicht, die Annahme des Fragenden einschließt, daß ein System von Regeln angewendet worden ist, im Hinblick auf das sinnvoll von einer Zurechnung und einem Zurechnungsausschluß gesprochen werden kann. Die Frage impliziert diese Annahme genauso, wie jede imputatio iuris eine applicatio legis ad factum impliziert. Gesucht ist damit das System von Regeln, das wir auf das Tun oder Dulden des Opfers, das bei dem Gewahrsamswechsel mitgewirkt hat, immer schon (intuitiv) angewendet haben, wenn wir die Frage der Zurechnung zweiter Stufe diskutieren. Zu denken wäre etwa an die Regeln, denen ein rational handelndes Wirtschaftssubjekt folgt. Erst im Hinblick auf ein solches Regelsystem lassen sich die Fragen, die sich im Zusammenhang mit den Begriffen der Sacherpressung und des Sachbetruges stellen, genau formulieren. Damit stehen wir vor der Aufgabe, dieses Regelsystem auszuarbeiten, eine Aufgabe, die in diesem Rahmen freilich nur gestellt, nicht aber gelöst werden kann.
Summary One way of shedding light on the distinctions drawn between various crimes against property — all involving the deprivation of possession of a movable object — is by considering the victim's participation in the deprivation. First, it may be the case that the victim does not participate in this deprivation at all, for example, because he is not present when it occurs. Second, it may be that the victim is in a situation of necessitas simplex seu absoluta (simple or absolute necessity) at the time of the deprivation, because he is physically unable to
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prevent it, even though he may be present and actually observing it occur. Or, he may assist or tolerate the deprivation in an ignor antia facti, not recognizing that he is being depossessed of his own property. Third, the victim, though actually participating in the deprivation, may be either in a situation of necessitas cum adiunctione (restricted, but not absolute necessity) or acting under ignorance parallel to ignorantia iuris, because he is deceived as to the economic reasonableness of transferring the object to the depossessor. Leaving out the uninteresting first group of cases, the article claims that the differences drawn between the crimes committed by the depossessor depend upon why the victim's participation cannot be (ordinarily) imputed to him. In the second group of cases, the victim's presence or his apparent participation cannot be (ordinarily) imputed to him on the first level of imputation, because he has not willfully tolerated or participated in the depossession. In the third group of cases, the victim's participation in the depossession can be imputed to him on the first level of imputation but not (ordinarily) on the second level, because, although the victim has willfully participated in the depossession, he has not acted voluntarily. The article first discusses the structures of imputation, which were primarily developed during the eighteenth century. It sketches the differences between two levels of imputation and between ordinary and extraordinary imputation, indicating the reasons for excluding ordinary imputation. The article then considers various types of property crimes, all involving the deprivation of possession of a movable object. The claim is made that these crimes can be distinguished on the basis of whether the victim's participation can be imputed to him on the first or second level of imputation. Contemporary German law differentiates between Diebstahl, Erpressung and Betrug (approximately, simple theft, extortion and fraud) thus covering most of the relevant cases in the three groups. Diebstahl generally covers the cases in groups one and two. Erpressung and Betrug cover most of the relevant cases in the third group. Yet the offense definitions of these crimes are historically accidental. Accordingly, they are neither systematically complete, nor do they cover all of the relevant cases. In addition, the article includes a discussion of the differentiation between Raub and räuberische Erpressung (two forms of robbery which are parallel to simple theft and extortion, respectively).
Evading Responsibility: The Ethics of Ingenuity Leo Katz
I. In his book Surely You're Joking, Mr. Feynman, his not-quite-memoirs, the physicist Richard Feynman recounts the following experience: While I was at [a] conference, I stayed at the Jewish Theological Seminary . . . [OJne day — I guess it was a Saturday — I want to go up in the elevator. The elevator comes, I go in, and [a man] goes in with me. I say, "Which floor?" and my hand's ready to push one of the buttons. "No, no!" he says, "I'm supposed to push the buttons for you." " WhatT "Yes! The boys here can't push the buttons on Saturday, so I have to do it for them. You see, I'm not Jewish, so it's all right for me to push the buttons. I stand near the elevator, and they tell me what floor, and I push the button for them."1 What Feynman had with such naivete encountered was the institution of the Shabbes-Goy, the "Sabbath Gentile". Judaism forbids Jews, but not Gentiles, to perform "creative work" — a broadly conceived category — on Sabbath. Over time the custom evolved for Gentiles, not subject to the Shabbes restrictions, to do for Jews what they are forbidden from doing for themselves. Feynman was outraged by the practice. He explains: This really bothered me, so I decided to trap the students in a logical discussion . . . My plan went like this: I'd start off by asking, "Is the Jewish viewpoint a viewpoint that any man can have? Because if it is not, then it's certainly not something that is truly valuable for humanity . .. yak, yak, yak." And then they would have to say, "Yes, the Jewish viewpoint is good for any man." Then I would steer them around a little more by asking, "Is it ethical for a man to hire another man to do something which is unethical for him to do? Would you hire a man to rob for you, for instance?" And I keep working them into the channel, very slowly, and very carefully, until I've got them — trapped! And do you know what happened? They're rabbinical students,right? They were ten times better than I was! As soon as they saw I could put them in a hole, they went twist, turn, twist — I can't remember how — and they were free! I thought
ι Richard Feynman, Surely You're Joking, Mr. Feynman (as told to Ralph Leighton, edited by Edward Hutchings; New York: W. W. Norton, 1985) p. 260.
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I had come up with an original idea — phooey! It had been discussed in the Talmud for ages!2 What here outrages Feynman is the problem of corruption: how can a Jew ask somebody else to do something which he views as sinful to do. Actually, that particular problem has not troubled Judaism much, being disposed of relatively swiftly, if not altogether satisfactorily with the observation that unlike the prohibition against stealing and killing, the commandments of the Sabbath are only meant for Jews and a non-Jew does nothing sinful by breaking them. What has troubled Jewish theologians far more is the problem Feynman does not get into — evasion. If a Jew is not permitted to perform "creative labor" directly, how can he do so indirectly by hiring someone else to do it for him? A Jewish farmer might approach the rabbi and ask what he should do about fruit in his orchard that will spoil unless picked on the Sabbath. The solution sanctioned by the rabbis was for the Jew to sell his unpicked fruit to a Gentile on Friday and have him come on Sabbath to pick it for himself. What is a Jew to do about factories that need running, fields that need tilling, cows that need milking on the Sabbath? A blatant but widely sanctioned way out was to sell them to a Gentile on Friday and repurchase them on Sunday. Another way out was to take in a non-Je wish partner who would perform the appointed tasks on the Sabbath. (An employee would not do, because the work would redound to the benefit of the Jew, but a partner would be fine, because the profits would be divided up so as to allocate that day's share exclusively to the Gentile.) So Feynman's elevator operator was merely continuing a long-standing, much argued about, but multiply blessed tradition of circumvention. 3
II. In a sense Feynman's encounter with the seminarians was but a farcical reenactment of a confrontation that occurred several centuries earlier between another great scientist and another group of casuistical theologians, the scientist being Blaise Pascal and the theologians being the 17th century Jesuits. In reading through several of the Jesuits' moral treatises, Pascal came to be outraged by their relentless preoccupation with making it easy to be a good Christian by telling sinners how to circumvent their moral obligations. He collected what he considered the most alarming and outrageous of such practices in a series of polemical pamphlets that has come to be known as The Provincial Letters. What sorts of things so outraged Pascal? Let us go through the main exhibits in his display case. 2 Id. 3 Jacob Katz , The "Shabbes Goy" (translated by Yoel Lerner) Philadelphia: The Jewish Publication Society, 1989.
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One group of exhibits consists of Jesuitical doctrines designed to subvert basic religious rituals — like hearing mass or fasting. On the hearing of mass, Pascal quotes some advice designed to considerably shorten the time required by this "chore":
One can hear half of one priest's mass, and then the other half of another's, and one can also hear the end of one first and then the beginning of another . . . And I will also tell you that it has even been found lawful : to hear two halves of mass at the same time said by two different priests, when one begins the mass as the othe comes to the Elevation ; because it is possible to pay attention to both sides at the same time, and two halves of a mass make a whole one. .. . From this I conclude that you can hear mass in a very short time, as when, for example, you find four masses going on at the same time, so arranged that one is beginning when the next has reached the Gospel, a third the Consecration, and the last the Communion. [Italics added.]4 Κ this were so, Pascal remarks to the priest who offered the advice, then "it would only take a minute to hear mass at Notre Dame." Quite so, agrees the priest: "You see then," he adds "that [we] have done [our] very best to make it easy to hear mass." More upsetting yet to Pascal are various Jesuitical doctrines bearing on basic questions of morality, most notably perhaps those having to do with killing. The Jesuits agree that it is immoral to engage in a duel; but they suggest ways of getting around that prohibition:
If a gentleman who is challenged to a duel is known not to be devout, and the sins which he is seen constantly committing without any scruples make it obvious that any refusal to duel will be motivated not by any fear of God but by cowardice; and so that it is said of him that he has the heart of a chicken and not of a man . . . [then] to preserve his honor he may be at the spot assigned, not, it is true, with the express intention of fighting a duel, but merely with that of self defence if his challenger comes there to attack him unjustly . And in itself his action will be quite indifferent, for what harm can there be in going to a field, walking about waiting for someone and defending oneself if attacked? And so he is not sinning in any way, since it is by no means accepting a duel if the intention is directed to other circumstances. For acceptance of the duel consists in the express intention of fighting, which this man does not have. [Italics added]5 The Jesuits also agree that one may not aid another in the commission of a crime, but realizing that this is hard advice to take if one is a servant to a master bent on crime, they are quick to offer an expedient: We have considered how hard it is for [servants], when they are men of conscience, to serve dissolute masters. For if they do not perform all the commissions on which they are employed, they lose their livelihood, and if they do obey, they have scruples 4
Blaise Pascal, The Provincial Letters (translation by A. J. Krailshaimer) Penguin Books, 1967, p. 145. 5 Ibid., p. 106. 13 Jahrbuch für Recht und Ethik, Bd. 2 (1994)
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about it. It is in order to relieve these scruples that our . .. Fathers .. . have indicated the services which they can render with a safe conscience. Here are some of them: T o carry letters and presents; to open doors and windows; to help their masters climb up to a window; to hold the ladder while he climbs; all that is permissible and morally indifferent.' It is true that when it comes to holding the ladder they must be threatened more than usual in case of failure to do so. For it is an offence against the master of a house to enter through a window. [And we also] taught servants how to render such services to their masters innocently, by making them direct their intentions not towards the sins of which they are the accessories, but solely to the profit which accrues to them thereby. This is well explained in [the] Compendium of Sins: 'Confessors should note' [it] says 'that absolution cannot be given to servants who perform dishonest commissions, if they consent to their masters' sins; but we must say the opposite if they do it for their own temporal benefit. ' And that is easy enough; for why should they insist on consenting to sins which bring them nothing but trouble?'6 The strategy here employed is a fairly general one, which the Jesuits dub "directing one's intention." Pascal's interlocutor in The Provincial Letters refers to it as a "marvellous principle", a "great method", and has recourse to it repeatedly. The Jesuits invoke this principle as well to defend the sale of church offices, that is, simony: Let us begin . . . with the holders of benefices. You know what traffic there is in benefices nowadays and that, if we had to go by what St. Thomas and the ancient authors have written, there would be plenty of simonists in the Church. And that is what made it so necessary that our Fathers should mitigate things with their prudence . . . If anyone gives a temporal good for a spiritual good (that is, money for a benefice) and gives money as the price of a benefice, this is obviously simony. But if the money is given as a motive inducing the incumbent to resign the benefice . . . it is not simony, even if the person resigning considers and expects the money as his main object... By this means we prevent countless acts of simony. For who in giving money for a benefice would be so wicked as to refuse to form the intention of giving it as a motive to induce the incumbent to resign, instead of giving it as the price of the benefice? No one is abandoned by God to that extent.7 The Jesuits agree that usury (here understood as the lending of money for any amount of interest whatsoever) is bad, but have some suggestsions of how to get around that prohibition as well. One suggestion is for the would-be lender to become a partner in the would-be borrower's business, and to receive his interest in the form of partnership profits: Anyone who is asked for money shall answer in this way: I have no money to lend, but I do have some to put to honest and lawful profit. If you want the sum for which you ask in order to tum it to good account on a fifty-fifty basis, I may agree. 6 Ibid., pp. 98-99. ? Ibid., p. 94.
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It is of course true that since it is difficult to agree about the profit, if you are willing to guarantee me a definite profit, together with security for my principal we shall reach agreement more quickly, and I will let you have the money forthwith. Is that not a very easy way to make money without sinning? . .. Here in my view is the means whereby numerous members of society, who through their usuries, extortions and unlawful contracts provoke God's righteous wrath, can save themselves while making handsome, honest and lawful profits. 8 Another suggestion for getting around the usury ban again draws on the principle of directing the intention. The would-be lender should just make himself think of the interest as a token of gratitude: Usury, according to our Fathers, consists almost solely of the intention of taking this profit as usurious. And that is why our Father Escobar makes it possible to avoid usury by mere shift of intention. . . . It would be usury to make a profit from those to whom one lends if one demanded it as legally due; but if one demands it as due out of gratitude, it is not usury. . . . It is not lawful to have the intention of profiting directly from money lent; but appealing to the goodwill of the person to whom one has lent, media benevolentia, is not usury.9 A final suggestion for beating the usury ban is the socalled Mohatra contract. The would-be borrower "sells" something to the would-be lender for the amount of the loan and by way of repayment with interest he buys it back sometime later at a higher price: Its name is the only strange thing about i t . . . The Mohatra contract is that whereby one buys goods dear and for credit, and simultaneously sells them to the same person cheap and for cash .. . [That is] the Mohatra is when someone who needs twenty pistoles buys goods from a merchant for thirty pistoles, payable in one year, and at once sells them back to him for twenty pistoles in cash.10 The Jesuits agree that lying is bad, but have a variety of doctrines to get around that: One of the most embarrassing problems is how to avoid lying, especially when one would like people to believe something untrue. This is where our doctrine of equivocation is marvellously helpful, for it allows one to use ambiguous terms, conveying a different meaning to the hearer from that in which one understands them himself .. . [A]nd what to do when one cannot find equivocal terms? . .. [Use] the doctrine of mental restrictions . . . One may swear . . . that one has not done something, though one really has done it, by inwardly understanding that one did not do it on a certain day, or before one was bom, or by implying some other similar circumstance, but using words with no meaning capable of conveying this: this is very convenient on many occasions, and is always quite legitimate when necessary, or useful, to health, honour or propriety." "[A]nother safer way of avoiding a lie; after saying aloud ' I swear that I did not do that' you add under
s Ibid., pp. 120-121. 9 Ibid., p. 121. 10 Ibid., pp. 121-122. 1*
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your breath 'that I say' and then go on aloud that I did not do that.' You see that that is telling the truth. 11 Related to this is the the recommendation for circumventing the prohibition on idolatry: [I]η India and China, [we] have even allowed Christians to practice idolatry, by the ingenious idea of getting them to hide under their clothes an image of Christ, to which they are taught to apply mentally the worship paid publicly to the idol Chacim-Choan and their [Confucius]. 12 The Jesuits have no compunction about advertising the prospect of confession and repentance as a way of taking the risk out of sinning. To be sure, in the early days of Christianity there was the problem that the Church still insisted on fairly painful forms of penance. But even then the forerunners of the Jesuits had a good way of easing that pain: "to wait until the imminence of death. Arduous penitential exercises obviously could not be required of a dying man, and his exclusion from economic, military, and martial life would be similarly irrelevant. But formal reconciliation was still possible, and Pope Leo the Great [had] directed that dying Christians be reconciled without the imposition of penitential exercises." 13 The Jesuits agree that assaults are bad but know some ways around this prohibition as well: Someone asks a soldier to assault his neighbor, or to burn down the barn of someone who has offended him; the question is whether in the absence of the soldier, the other person who asked him to commit these outrages should make good from his own pocket the harm caused thereby. My opinion is that he should not. For no one is obliged to make restitution unless he has broken the law. Is he breaking it when he asks someone else for a favor? Whatever is requested of him, he is always free to grant or to refuse it. Whichever way he inclines, it is his will that sways him; nothing obliges him to do it but kindness, sympathy and good nature. If then this soldier does not repair the damage he has done, the person at whose request he offended the innocent must not be compelled to do so.14 Finally, when the Jesuits do not have a good substantive argument for getting around a prohibition, they have a more general fall-back strategy, the doctrine of probabilism. A theological opinion is deemed probable if there is some substantial ground for holding it. Any opinion that is put forth by a Jesuitic scholar or equivalent authority, even if he be the only to hold it, thereby automatically becomes probable: the fact that it is asserted by a respected authority is a substantial enough reason for anyone who finds it convenient, to folow it. When π Ibid., pp. 140-141. 12 Ibid., p. 76. 13 Thomas N. Tender, Sin and Confession on the Eve of the Reformation, Princeton, N. J.: Princeton University Press, 1977, p. 6. 14 Pascal (op. cit. fn. 4), p. 124.
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there is no other strategy available for circumventing a prohibition, this doctrine will usually yield one. All that needs to be done is to find some, however questionable, authority casting doubt on the validity of the prohibition and one is entitled to disregard it. So for instance, although the Jesuits do not by and large endorse killing an attacker in defense of mere property, they acknowledge that there is some biblical support for doing so and such slight support may be used as a bootstrap for making such killings perfectly legitimate. 15
III. How outrageous are the practices advocated by the theologians in the last section? Were Pascal and Feynman right to denounce them as intolerable evasions? In truth, it will turn out, the maligned Jesuitic and Talmudic hairsplitters have the better of this argument. While they may not be right on the details of every one of their opinions, in general the advice they give is far from obviously unsound. Let's consider some of the more controversial samples of their advice. Duelling. The Jesuits say that one can respect the prohibition against duelling and still proceed as follows: go to a place designated by one's challenger, hang around there weapon in hand until attacked, and then defend oneself when that becomes necessary. To see why this is not such an absurd suggestion, consider a modern-day analogue. A Hatfield wants to kill some McCoys. He knows that if he kills them outright he will be found guilty of murder. So he goes about the business of killing them somewhat more deviously. He goes to a gathering of McCoys and identifies himself as a Hatfield. The outraged McCoys immediately turn on him, but he is ready for them with his trusty machine gun and mows several of them down. To justify his actions before the law, he invokes selfdefense. Can he? There is a lively controversy in the criminal law literature over whether he can. The debate actually concerns a much larger genre of cases of which the "contrived self-defense" scenario is only the most exemplary representative, namely cases in which the defendant puts himself into a position where he gets to do what the law would ordinarily forbid, by first making sure he has some kind of legal excuse or justification at his side. Think for instance of the newspaper heiress who hears rumours that there is a gang of terrorists out there planning to kidnap the children of prominent families and to humiliate their parents by forcing the children to perform criminal acts. Imagine that she actually finds the idea of getting to participate in a bank heist alluring, although she would never of course venture to commit one on her own. Indeed she actualy entertains wishful daydreams about the possibility of being kidnapped by this gang, all of which she confesses in great detail to her diary. She grows so enchanted by the is Pascal (op cit. fn. 4), p. 77 and immediately thereafter.
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idea, that she deliberately dissolves her private army of bodyguards hoping to make the gang's job easier. In due course she is kidnapped and compelled at gunpoint to carry out a bank robbery. If she were charged with bank robbery, could she defend on the grounds of necessity, saying that if she had not done what she was asked to do she would have been killed? Does the fact that she "welcomed" being thus forced and she actually made the task of the kidnappers easier — not that they had any idea what was in her mind! — deprive her of the defense? This case too produces contradictory reactions among scholars. Those who would deny a defense in such cases argue that the defendant is really no better than someone who kills both his parents and then asks the court for mercy because he is an orphan: It is only fair that someone who deliberately creates the conditions of his own excuse or justification thereby forfeits them. But others see the matter very differently. You have a right to visit any part of the city you choose, whether McCoys live there or not, and you have no obligation to keep your identity as a Hatfield a secret. I f the others attack you, that's their choice, not something for which you can be blamed. So why should you lose your right of self-defense? Similarly you have a right to live without bodyguards. If you are then kidnapped, again that's the kidnappers' choice, not something for which you can be blamed. So why should you loose your necessity defense? Joachim Hruschka has found an especially felicitous way of making this point. He asks us to think about the person who passes by a gallery, sees a painting he doesn't like, goes in, buys it, and then destroys it. If we are going to say that someone who deliberately creates the condition of his own justifiation thereby forfeits it, it seems we would also have to say that he is guilty of destroying another person's property when he destroys that painting. Why? Because in buying the painting he created the condition of his own justification: the fact that the painting now belonged to him. You have a right to destroy your own paintings and if you want to destroy another's painting you can bring about the destruction of the painting by making it your own first. And since you have a right to defend yourself by killing your attacker if necessary, asks Hruschka, how is making someone attack you so you can kill him different from making someone sell you his painting so you can destroy it? 1 6 I don't mean to settle this controversy. I bring it up only to show that the position of the Jesuits is far from frivolous. The Shabbes Goy. It is all right to do indirectly what you cannot do directly — that's the principle that the Shabbes Goy practice seems to exploit so shamelessly. It is all right to bring about some forbidden result, the principle says, so long as you make sure the causal chain between you and the outcome has a sufficient number of distancing links. Can that be right? In a remarkable number of settings it is, and has proved to be of great practical significance. Joachim Hruschka , Strafrecht nach logisch-analytischer Methode, Berlin: Walter de Gruyter Verlag, 2. Auflage, 1988, p. 353.
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(1) Take the case of Angela who is standing at the end of a movie ticket line and who notices that X is about to fire a .22 automatic at her. She knows that a .22 bullet can kill one person but not two. So she seizes Brenda who is standing next to her and moves her in front as a shield. The bullet kills Brenda. Putting to the side a possible duress defense Angela might have (depending on the background circumstances), she is quite clearly guilty of murdering Brenda. Suppose however that Angela had instead simply leapt aside, again with the result that the bullet kills Brenda rather than her. Now she is not guilty of murder. All she has done, of course is to change the causal relationship between herself and Brenda's death from a direct to an indirect one. That alone serves to radically alter the moral character of her actions: to cause death by "ducking" is all right; to cause death by "shielding" is bad. 17 A detective on my local public television station told his listeners that the key to protecting yourself against becoming a crime victim is to become a "tough target" which criminals will bypass for easier prey. He explained: Here we've got two people. Now these two people have two apartments, and these apartments are right across the back porch from each other. If you went up the back stairs, you will find that they have a common back porch. These two apartments are exactly the same. Except this woman, she went to the pet store and she bought a dog bowl. She bought a big dog bowl. She filled it with water, wrote the word "Killer" on it, and put it outside her door. Now, when Mickey the Moke comes up the back stairs to do one of these apartments, which one is he not going to pick? See how easy it is? Not being selected is the most important thing that you can do. Tough targets are not selected.18 Just to be sure his listeners get the point, he elaborated with a joke: Two guys are in a tent. They're sleeping in the middle of the woods, and a bear starts out to claw his way through the back of the tent. The two guys tumble out of the tent, right in front. One guy jumps up and starts to run, the other guy jumps up and starts to put his gym shoes on. And the first guy says, "What are you putting your gym shoes on for, pal? You can't outrun that bear." And he said, "I don't have to outrun the bear. All I have to do is outrun you." Same lesson. You can't be the weakest one, the most vulnerable one there.19 (2) Relia is suffering from a terminal illness and asks for Harry's help in ending her life. After making sure that Relia really means what she says, Harry wheels in a carbon-monoxide delivery system, puts a face-mask on Relia, and
17 Christopher Boorse and Roy Sorensen, "Ducking Harm", 85 Journal of Philosophy 115 (1988). is Program on KERA-TV, Philadelphia. Air Date: March 1, 1992. Transcript XKERA101. Copyright: 1992 A coproduction for PBS by KERA Dallas/Fort Worth, J March Group and Video Publishing House, Inc. Transcript produced by Journal Graphics, Inc., "Street Smarts: How To Avoid Being A Victim — with Detective J. J. Bittenbinder." 19 Id.
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pulls the lever that causes the gas to start flowing. Notwithstanding Rella's consent, notwithstanding his humanitarian motives, Harry will in most states be found guilty of murder. Suppose, however, that at the last minute Harry had refused to pull the lever and instead asked Relia to do so herself. Now he is only guilty of assisting in a suicide, which is of course considerably less serious than murder. Relia's intervening voluntary action would be deemed to break the chain of proximate causation required to hold Harry guilty of her murder. There is nothing, I should note, artificial or odd about the principle that says that certain voluntary actions break the chain of proximate causation. Imagine a husband about to leave his wife, who threatens to commit suicide if he goes through with his intentions. As he is about to make his final exit from the appartment, his wife climbs to the edge of the windowsill and announces she will jump if he should take one further step. Although he may know with perfect certitude that she will make good on her threat, and perhaps even welcome that outcome (no alimony payments!), he will still not be held legally responsible for her death. Her voluntary actions break the chain of proximate causation. It is this very principle that allows someone to turn murder into assisted suicide. (3) Saul operates some complicated piece of machinery. He knows that if he is ever less than at least moderately attentive, this creates a significant risk of human injury. Whether or not such injury actually results, but especially if it does, we would blame Saul for his recklessness. Saul of course realizes that over the course of a lifetime of operating the machinery he will almost certainly on a few occasions fail blameably and behave somewhat recklessly. He only hopes that on those occasions he will do no harm. Now imagine that Saul were to build a robot to take his place in operating the machinery. The robot is as reliable as Saul, meaning its accident rate in operating the machinery is no higher, and no lower, than Saul's. After the robot has been operating in Saul's place for a while, it does in fact produce an accident, of precisely the kind that Saul's recklessness might otherwise have brought about. Will Saul be blameable for this accident? Most certainly not. He constructed a state-of-the-art robot that was no less safe than anything else he could have used to run the machinery with; and the accident was not caused through any recklessness on Saul's part. Again, by simply changing his causal relationship to the injury someone has managed to greatly change the moral character of the harm he triggers. What Saul does is in fact quite commonplace. Companies routinely cope with the threat of tort liability by replacing human actors for whose predictable recklessness they would be held liable with machinery whose predictable failings are not evidence of recklessness on the part of anyone.20 20 See Mark Grady's article in this very volume.
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(4) Evelyn is pregnant. Nevertheless she continues to indulge freely in a recreational drug that is very likely to do significant damage to her unborn child. To be precise, the effect of the drug is that a high percentage of fetuses exposed to it will be born without index fingers. We would surely be willing to seriously blame Evelyn for what she is doing and may well be willing to punish her criminally as well. Suppose instead that Evelyn is not yet pregnant when she is indulging the drug, but that the drug does genetic damage, and that children born to consumers of the drug have the identically high likelihood of being born without index fingers as those exposed to it during pregnancy. While taking the drug, Evelyn is already planning to have children, but she is willing to reconsider the matter before making a final decision to make sure that she is doing the right thing. When the moment does come, she is perturbed by the possibility that her child will have no index fingers but decides that that is no reason not to conceive. How would we judge Evelyn's conduct under these altered circumstances? Much, much differently, I should think. Her initial decision to consume the drugs is not blameworthy because she is only planning to have a child if when the time comes that is the morally right thing to do. Her subsequent decision to have the child despite the genetic risk is moral because we do not think that folks with genetic risks of such a relatively minor nature should abstain from procreating. So again, by just changing the causal chain around a bit we have dramatically altered the moral character of the actor's conduct. Directing the Attention. The most common device that the Jesuits recommend for bypassing an unpleasant rule is to tinker with one's state of mind. So they tell the servants working for criminal masters to make sure they "direct their intentions not towards the sins of which they are the accessories, but solely to the profit which accrues to them thereby." And they tell the persons making a charitable contribution in hopes of getting a clerical post to be sure they "form the intention of giving it as a motive to induce the incumbent to resign, instead of giving it as the price of the benefice." Why is that not as silly as it sounds? The Jesuits are onto a good point but they are making a hash of it as they try to apply it. The criminal law quite soundly distinguishes between several mental states with which a harm can be brought about. The defendant can do his killing, lying, stealing, and cheating with four fundamentally different attitudes: intentionally, knowingly, recklessly, or negligently. To kill intentionally, the Model Penal Code explains quite unsurprisingly, is to have someone's death as one's "conscious object". To kill knowingly is to be "aware that it is practically certain that [one's] conduct" will produce death. To kill recklessly is to "consciously disregard a substantial and unjustifiable risk" that death will occur. To kill negligently is to impose a "substantial and unjustifiable risk" of death which one should be aware of, but may not actually be. Intentional acts are judged to be morally worse than knowing acts, which in turn are worse than reckless ones,
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which in tum are worse than negligent ones, which in turn are worse than accidental (and therefore not at all blameworthy) ones. Realizing all of this, the Jesuits recommend to a would-be criminal that he make sure he commits his bad act with a less rather than a more culpable mental state. Instead of killing intentionally, they recommend he try doing so only knowingly, recklessly, negligently, or better yet altogether accidentally. But how is one supposed to do that? If I try to kill accidentally — or knowingly, recklessly, or negligently — well, then I have really killed intentionally! It's like trying to deliver a well-planned spontaneous repartee. The Jesuits' advice seems self-defeating. But it can be done. In fact, it can be done in numerous ways. Let's begin by trying to turn an intentional killing into a knowing killing. That requires us to first understand clearly where exactly the difference between these two mental states lies. It is an admittedly elusive difference. Indeed sometimes it seems as though it were impossible to do something knowingly but not intentionally, as illustrated by this English case: Smith was driving a car with a trunk full of sacks of stolen scaffolding clips. A constable noticed the sacks and ordered Smith to pull over to the curb. Smith began to do so, with the constable walking alongside. Then suddenly he accelerated and tried to make a getaway. The constable clung to the side of the car, although it had no running board. He held on for some 130 yards, while Smith zigzagged down the street at a high speed in an effort to shake him off. He finally succeeded. The constable fell into the path of an oncoming car, which killed him. Let us assume (although that was a central issue in the case) that Smith had acted with virtual certainty that what he did would be the death of the constable. Yet he clearly would rather have made his getaway without the constable's getting injured. Had he intended the constable's death? If one intends something to which one knows something else to be inextricably tied, is one not also intending that something else? This case certainly makes it seem that way. 21 But just because there are hard-to-classify cases like this one doesn't mean that there isn't in fact an important difference between acting knowingly and intentionally. First appearances notwithstanding, it really is possible to intend something to which one knows something else to be inextricably tied without also intending that other thing. Take the facts of Serne, a 19th century English case, in which a father set fire to his house to collect the insurance and one of his sons died in the process. Suppose the father knew in advance that someone was virtually certain to die in the fire and he greatly regretted that. 22 We would, I think, describe that killing as knowing rather than intentional. Why do we describe it as knowing rather than intentional? Is it because Serne greatly regrets the death? Almost, but not quite. No one would say that the grandson who kills
21 D. P. P. v. Smith , [1960] A. C. 290. 22 R. v. Serne, 16 Cox Crim. Cas. 311 (1887).
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his grandmother for the inheritance has not killed her intentionally just because he regrets doing so and would rather have gotten the money without having to kill her. The difference between Seme and the grandson is not the regret, but this: When Seme torches his house and kills his son, the death of the son is a mere byproduct of his getting the insurance money he wants. When the grandson kills his grandmother, her death is his very means for getting the inheritance money he wants. (I take the difference between byproducts and means to be a pretty clear one. Nevertheless some readers might wonder: How do we decide whether the defendant who brings about a death in course of pursuing some goal is bringing it about as a byproduct of ox a means toward reaching that goal? We do so by determining whether the defendant, if he had not thought the death to be tied to his goal, would have chosen a different course of action or not. I f burning down her house would not result in the death of his grandmother, the grandson would not be doing it. If burning down his house would not result in killing his son, Seme would still be doing it. Hence the former death is a means and the latter death a byproduct.) You might wonder why it is worth trying to unravel the elusive distinction between intentional and knowing killings. Isn't a knowing killing just as bad as an intentional one? The answer is that under current law — which I take to be a pretty accurate mirror of morality — the distinction matters only a little when it comes to a completed killing, since a knowing killing is only a little less blameworthy than an intentional one. The distinction matters more if the crime doesn't work out as contemplated. Suppose for instance that no one dies, and that Seme's son makes a particularly narrow escape. Is the arsonist guilty of attempted murder? Only if he is deemed to have intended to kill someone, not if he is deemed to merely have foreseen such an outcome. The distinction also matters as to people who helped the arsonist. Suppose the person who sold Seme the kerosene and other wherewithal knew full well what he was up to. If we say that he intentionally helped torch the house, he is guilty as an accomplice. If we say that he did so just knowingly, he is not. We now understand that there is a difference between knowing and intentional killings and that it matters. What then of the Jesuits' suggestion that one can somehow tum one's intentional state into a knowing one? Their idea that one need only "redirect one's attention" to achieve that objective clearly will not work. The grandson who murders his grandmother to inherit her money will not transform his intentional killing into a knowing one by "directing his attention" at the gain that lies at the end of the road rather than the intermediate killing. But there is something else that will work. Consider again Seme. Suppose he had started out by taking out insurance on his son's life and had planned to kill him by burning down their house, figuring that this would be the only reliable way to do so without getting caught. If he went through with this plan it would clearly be an intentional killing. Imagine
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now that just before putting his plan into practice, it occurs to him that he can get just as much money by insuring his house instead. Then he proceeds to torch it, realizing that there is a near certainty that his son will die in the process. Now he has killed his son only knowingly. And he has achieved that goal merely by changing the insurance policy — which is just the result the Jesuits were reaching for. We can use the same technique to turn intentional killings into reckless killings, i. e. murder into manslaughter. Suppose that Seme's initial plan of torching his house and collecting the life insurance on his son had only a sixty percent chance of working, because he knew only of one way to do the job that would cover his tracks and that way of doing it had only a sixty percent chance of resulting in a real conflagration. If Seme's son died in the process, it would be an intentional killing. The fact that his death was not certain from the outset doesn't matter as long as it was the result Seme hoped to bring about. Now imagine that Seme decides to change the insurance policy so it covers his house rather than his son. Again, assume that torching the house only has a sixty percent chance of actually triggering a conflagration, in which case his son is certain to die. If, under this scenario, his son in fact dies, Seme will merely be guilty of a reckless killing, manslaughter, because the death was less than certain and Seme did not hope for it. How would a court react to a defendant who tried to mitigate his guilt in this way? I suspect with the same kind of perplexed uncertainty that they would bring to a case of "contrived self-defense." And that's really enough to prove my point that the Jesuitic suggestion is not patently frivolous. But capitalizing on the distinction between means and byproducts is just one way of implementing the Jesuits' suggestion. An alternative strategy, and one that has been tried by Jesuits and others alike, is "wilful blindness": When a Jew is about to solicit rabbinical advice which he might might find too difficult to comply with, it has not been uncommon for the rabbi to subtly discourage him from getting the advice, on the grounds that "It is better to err inadvertently than deliberately." To put the matter more abstractly: To meet the criteria of any of the required mental states for a crime — intention, knowledge, recklessness or negligence — requires awareness of certain facts. That's not just true of harm which one knowingly commits, but even of harm which one negligently commits: Here of course one need not actually be aware of the harm one is negligently inflicting, but one must be aware of facts which make it reasonable to infer that such harm was about to result from one's actions. What of the defendant who tries to act while keeping his eyes shut to facts an awareness of which would render the actions criminal? Is that feasible? Is it ethical? No case is better at bringing those issue to the fore than that of Albert Speer, Hitler's Armaments Minister and closest deputy, who in the aftermath of the war claimed to have remained wilfully ignorant of the holocaust. This claim of
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ignorance is curious not so much for its wild implausibility but for the fact that Speer doesn't offer it as an excuse, at least not ostensibly. At several occasions in his memoirs, Speer goes to considerable pains to convince the reader of his genuine, if wilful, ignorance, but invariably conjoins it with the admission that of course that doesn't serve to exonerate him one whit. Early on in his memoirs he explains how he came to join the Nazi party: My decision to enter Hitler's part was [a] frivolous [one].... For had I only wanted to, I could have found out even then that Hitler was proclaiming expansion of the Reich to the east; that he was a rank anti-Semite; that he was committed to a system of authoritarian rule; that after attaining power he intended to eliminate democratic procedures and would thereafter yield only to force. Not to have worked that out for myself . . . was already criminal. At this initial stage my guilt was as grave as . . . at the end, my work for Hitler. For being in a position to know and nevertheless shunning knowledge creates direct responsibility for the consequences — from the beginning.23 A bit later he continues along the same line: During the years after my release from Spandau I have been repeatedly asked what thoughts I had on this subject during my two decades alone in the cell with myself; what I actually knew of the persecution, the deportation, and the annihilation of the Jews; what I should have known and what conclusions I ought to have drawn. I no longer give the answer with which I tried for so long to soothe the questioners, but chiefly myself: that in Hitler's system, as in every totalitarian regime, when a man's positionrises, his isolation increases and he is therefore more sheltered from harsh reality; that with the application of technology to the process of murder the number of murderers is reduced and therefore the possibility of ignorance grows; that the craze for secrecy built into the system creates degrees of awareness, so it is easy to escape observing human cruelties. I no longer give any of these answers. For they are efforts at legalistic exculpation. It is true that as a favorite and later as one of Hitler's most influential ministers I was isolated. It is also true that the habit of thinking within the limits of my own field provided me, both as architect and as Armaments Minister, with many opportunities for evasion. It is true that I did not know what was really beginning on November 9, 1938 [i. e. Kristallnacht] and what ended in Auschwitz and Maidanek. But in the final analysis I myself determined the degree of my isolation, the extremity of my evasions, and the extent of my ignorance. I therefore know today that my agonized self-exminations posed the question as wrongly as did the questioners whom I have met since my release [from the Spandau prison]. Whether I knew or did not know, or how much or how little I knew, is totally unimportant when I consider what horrors I ought to have known about and what conclusions would have been the natural ones to draw from the title I did know. Those who ask me are fundamentally expecting me to offer justifications. But I have none. No apologies are possible.24 23 Albert Speer, Inside the Third Reich (transi. Richard and Clara Winston) New York: The Macmillan Company, 1970, pp. 18-19. 24 Ibid., pp. 112-113.
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He offers one very specific illustration of how he maintained his state of wilful ignorance: One day, some time in the summer of 1944, my friend Karl Hanke, the Gauleiter of Lower Silesia, came to see me . . . [S]itting in the green leather easy chair in my office, he seemed confused and spoke falteringly, with many breaks. He advised me never to accept an invitation to inspect a concentration camp in Upper Silesia. Never under any circumstances. He had seen something there which he was not permitted to describe and moreover could not describe. I did not query him, I did not query Himmler, I did not query Hitler, I did not speak with personal friends. I did not investigate — for I did not want to know what was happening there. Hanke must have been speaking of Auschwitz. . . . From that moment on, I was inescapably contaminated morally; from fear of discovering something which might have made me tum from my course, I had closed my eyes. . . . Because I failed at that time, I still feel, to this day, responsibility for Auschwitz in a wholly personal sense.25 Throughout the remaining years of his life, Speer tried hard to sustain this claim of wilful ignorance in the face of mounting evidence to the contrary. Critics pointed out that for an extended period he was in charge of clearing out Jewish appartments in Berlin and had to coordinate his efforts with those of authorities in charge of deportation. They also noted that as Armaments Minister he used a lot of slave labor and was responsible for allocating the materials from which the concentration camp barracks were built. Most importantly, they uncovered evidence that he actually attended a conference at which Himmler spoke very openly about the final solution and addressed Speer by name. Speer went to great pains to rebut the charges, to insist, for instance that he left the conference at which Himmler spoke before the latter began to speak, but that Himmler was under the mistaken impression that he was still in the audience. So keen was Speeer of maintaining his claim of wilful blindness, that when he was called on to testify in a trial of former SS-guards at the Dora concentration camp, he refused credit for a good deed because accepting it would have betrayed too much guilty knowledge: The court had established that in this underground factory for A-4 rockets, prisoners had been hanged 'as a warning measure' to discourage sabotage. Speer had visited Dora on December 10, 1943, a time when preparations were being made to execute inmates 'as a warning measure.' The capo of the crematory, who was also a witness at the trial, testified that Speer had prevented the planned executions. Speer, however, could not remember his good deed — he dared not remember it, for that would have been tantamount to admitting that he had indeed been directly confronted with the atrocities of the Nazi regime. 26
25 Ibid., pp. 375-376. 26 Matthias Schmidt , Albert Speer: The End of a Myth (transi. Joachim Neugroschel) New York: St. Martin's Press, 1984, p. 195.
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It is clear then than Speer was being coy, was playing Marc Anthony, in saying he was not seeking to excuse himself while going to such extraordinary pains to establish his wilful ignorance. He really did think it mitigated his guilt. But did it? Indeed, is wilful ignorance even a conceptually coherent state to be in? There is a paradox here. "[T]he root of the paradox," explains the political scientist Jon Elster is the peculiar feature that the self-deceiver intentionally hides one of his beliefs from himself and professes the other as his official view. The idea of successful self-deception therefore raises two closely related questions: How does one manage to forget intentionally what one 'really* (somehow, somewhere) believes? And having achieved this impossible feat, how does one achieve that of believing at will what one also believes that there are no adequate grounds for believing?27 In a book titled Did the Greeks Believe in Their Myths?, the French historian Paule Veyne expresses his wonderment at a certain Ethiopian tribe that views the leopard as a "Christian animal who respects the fasts of the Coptic church, the observance of which, in Ethiopia, is the principal test of religion. Nonetheless, [the Ethiopian] is no less careful to protect his livestock on Wednesdays and Fridays, the fast days, than on other days of the week. He holds it true that leopards fast and that they eat every day. Leopards are dangerous every day; this he knows by experience. They are Christian; tradition proves it." How can they simultaneously believe both, he asks.28 As Elster goes on to very clearly explain, the paradox can be resolved. Wilful ignorance is not a contradiction in terms. [C]onsider a man who wishes to be promoted and by his wish is led to believe that he is about to receive promotion. We might speak of self-deception here if the evidence available to him points in another direction and he somehow is aware of this, and yet manages to hide this knowledge from himself and believe that promotion is imminent. But it might also be the case that the man has very good grounds for believing himself about to be promoted, but that he arrived at the belief by wishful thinking rather than by a considered judgment on these grounds. Here . . . [t]here is no question of hiding from oneself an unpleasant truth or well-grounded belief, since the well-grounded belief is also the one that the believer wants to be true and indeed believes because he wants it to be true. He has good reasons for believing it, but it is not for those reasons that he believes it. This is not just an abstract possibility, but a configuration often met in everyday life. Surely we have all met persons basking in self-satisfaction that seems to be both justified and not justified: justified because they have good reasons for being satisfied with themselves, and not justified because we sense that they would be just as content were the reasons to disappear. Or, to take he opposite case, consider the congenital pessimist whose valuation of the situation is for once justified by the evidence: he is right and justified, and yet we hesitate to say that he is right 27
Elster, Sour Grapes, Cambridge: Cambridge University Press, 1983 p. 149. Paule Veyne, Did the Greeks Believe in Their Myths (translated from the French by Paula Wissing) Chicago: University of Chicago Press, 1988, p. xi. 28
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and justified. . . . [T]he criteria for rational belief involve looking at the actual causal relation between evidence and beliefs, the mere comparison between evidence and belief being insufficient. 29 What this shows, Elster says is that in some cases at least wishful thinking does not involve self-deception, the cases, namely, in which the belief born of desire is also borne out by the evidence. But then, why should not the same argument apply to other cases? Why could it not be the case that the wishful believer goes directly for the pleasant belief, instead of going through the four-step process of (l)arriving at the well-grounded belief, (2)deciding that it is unpalatable, (3)suppressing it and only then (4)adhering to another more tolerable belief? Or again, why should the repellent force of an unpleasant belief have explanatory privilege over the attracting force of a pleasant belief? 30 Wilful blindness is no doubt a delicate state to keep oneself in. In the case not just of Speer but of Germans more generally, it meant (as the historian Walter Lacqueur points out) that while they "thought that the Jews were no longer alive, they did not necessarily believe that they were dead." 31 If that still seems like an impossible mental feat, just think of the analogous feat we perform every time we watch a play. On seeing Othello express his sorrow over Desdemona's death, we do not say to ourselves (notes the philosopher Kendall Walton) How did Othello, a Moorish general and hardly an intellectual, manage to come up with such superb verse on the spur of the moment, and when immensely distraught? Apparently he is to be credited with an almost unbelievable natural literary flair. .. And isn't it peculiarly inappropriate for Othello to make such a grandiloquent speech in such distressing circumstances? Why does he flaunt his literary skills so pompously? Why do other characters take no notice of his peculiar manner of discourse, or of his astounding literary talent?32 We watch Macbeth and we don't reason like a certain lady in one of James Thurber's satires who tries to convince him that it wasn't Macbeth, but Macduff who killed the king: My companion leaned toward me, her eyes bright, her teacup quivering. "Do you know who discovered Duncan's body?" she demanded. I said I was sorry, but I had forgotten. "Macduff discovers it," she said, slipping into the historical present. "Then he comes running downstairs and shouts, 'Confusion has broke open the Lord's anointed temple' and 'Sacrilegious murder has made his masterpiece' and on and on like that." The good lady tapped me on the knee. "All that stuff was rehearsed," she said. "You wouldn't say a lot of stuff like that, offhand, would you — if you had found a body?" She fixed me with a glittering eye. "I" — I began. 29 Elster, (op. cit. fn. 27), p. 151. so Ibid., p. 152. 31 Quoted in Ibid., p. 152. 32 Kendall L. Walton, Mimesis as Make-Believe, Cambridge, Mass.: Harvard University Press, 1990, p. 175.
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"You're right!" she said. "You wouldn't! Unless you had practiced it in advance. 'My God, there's a body in here!' is what an innocent man would say." She sat back with a confident glare. 33 And in reading James Fenimore Cooper's Leather stocking Tales we are not much offended by the "literary sins" that moved an outraged Mark Twain to write: If [James Fenimore] Cooper had any real knowledge of Nature's ways of doing things, he had a most delicate art of concealing the fact. For instance, one of his acute Indian experts, Chingachgook (pronounced Chicago, I think), has lost the trail of a person he is tracking through the forest. Apparently that trail is hopelessly lost. Neither you nor I could ever have guessed out the way to find it. It was very different with Chicago. Chicago was not stumped for long. He turned a running stream out of its course, and there, in the slush of its old bed, were that person's moccasin-tracks. The current did not wash them away, as it would have done in all other like cases — no, even the eternal laws of Nature have to vacate when Cooper wants to put up a delicate job of woodcraft on the reader. 34 Dodging such inferences is a tricky matter, because most of the time we need to make such inferences for fiction to be even comprehensible to us. We need to be able to assume that the characters in a story have blood in their veins, that the couple described as "strolling in the park [also] eat and sleep and work and play; that they have friends and rivals, ambitions, satisfactions, and disappointments; that they live on a planet that spins on its axis and circles the sun, one with weather and seasons, mountains and oceans, peace and war, industry and agriculture, poverty and plenty; and so on and on and on." 3 5 We are, in other words, supposed to arrange our fictional worlds to be just like the real one up to certain critical points, and at those points to artfully stop short of drawing an unwelcome inference. It is that skill which presumably goes into maintaining a state of wilful ignorance. We display the same skill in blocking natural inferences in the way we cope with the various indispensable forms of legal make-believe, the presumptions, presuppositions, fictions, demurrers, curative jury instructions, alternative holdings, and other artifices of the law. "Everyone is presumed to know the law" is taken to imply that a thief won't be able to argue he didn't know theft was illegal, even if he could make a convincing case therefor. But it is not taken to imply that Miranda warnings are superfluous, that defendants don't need lawyers to represent them, that judicial mistakes must necessarily be wilful — or that law students can be given their final exams on the first day of class. "Everyone
33 James Thurber, "The Macbeth Murder Mystery", in: The Thurber Carnival, New York: Dell, 1962, pp. 81-82. 34 Mark Twain, "Fenimore Cooper's Literary Offenses". To be found for instance in: The Unabridged Mark Twain, Lawrence Teacher ed., Philadelphia: Running Press, 1976, p. 1239, at 1244. 35 Walton (op. cit. fn. 32) p. 142. 14 Jahrbuch für Recht und Ethik, Bd. 2 (1994)
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is presumed innocent until proven guilty" works the same way. It is taken to imply that until proved guilty beyond a reasonable doubt you cannot be punished, stripped of your voting rights or required to wear prison garb in court. It is not taken to imply that you cannot be searched, required to post bail, threatened with prosecution unless you plead guilty to a lesser crime, or found liable in tort for the wrongful death of the person you are "presumed" innocent of killing. We are quite willing to block natural inferences, where it suits our purpose, whether that purpose be the preservation of the theatrical illusion or the wrongful death cause of action. It is this, I take it, that Holmes's famous salvo about the life of the law not being logic was meant to get at. Shutting one's eyes to the logical consequences of something one already knows is of course only the most extreme kind of wilful ignorance. A somewhat less extreme kind is often used in times of war, when the commanding officer is seeking to assemble a firing squad and is unable to find any volunteers. He that no help on their part is required: Does it look like a man is bleeding on the sidewalk? If at all possible, passersby will try to construe him as a drunk in no need of assistance. Well, do these transparent ruses work? We do know that they work at a psychological level: there is such a thing as wilful ignorance. But does it mitigate guilt? Speer clearly is not the only one to think so. His critics who have tried to prove that he was not wilfully ignorant, but fully cognizant, seem to think so too. Most of us often behave as though we thought so. Psychological experiments have shown that even people who feel morally obligated to help strangers in need will go out of their way to construe an ambiguous situation in such a way that no help on their part is required: Does it look like a man is bleed on the sidewalk? If at all possible, passersby will try to construe him as a drunk in no need of assistance. We also know that these ruses often work at a legal level. Lawyers are not allowed to knowingly help their clients commit perjury — but they can do so unknowingly. Lawyers routineley cope with this restriction by trying hard not to ask their clients questions the answer to which might be embarrassing and might bar them from putting that client on the stand. Defense lawyer Richard "Racehorse" Haynes flatly says: " I never [ask] the client what it is that he contends are the facts from his point of view in the initial interview . . . in order to avoid being compromised in deciding whether to put him on the stand. The thing to do is to ask him what he suspects the other side might claim." 36 The law here as so often is a good gauge of our moral intuitions. Forgiveness. " A person may be absolved who admits that the hope of being absolved encouraged him to sin more easily than he would have done without 36 Stephen Gillers, Regulation of Lawyers: Problems of Law and Ethics, Boston: Little, Brown and Company, 3rd ed., 1992, p. 338.
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it," Pascal quotes one Father Bauny as saying. 37 Is Pascal right in thinking it intolerable to grant forgiveness when the sin was only committed because the sinner could count on forgiveness? This problem too has its analogue in modern criminal law. It arises in connection with the criminal law's analogue to the doctrine of forgiveness — the doctrine of abandonment, which the Model Penal Code states thus: "When the actor's conduct would otherwise constitute a [criminal] attempt . . . , it is an affirmative defense that he abandoned his effort to commit the crime or otherwise prevented its commission, under circumstances manifesting a complete and voluntary renunciation of his criminal purpose." Imagine now a would-be assassin contemplating two ways of bringing his plan to fruition. First, he might fire at his target from a distant spot. Since he is not a terrific marksman, he rightly figures that he has only a two-in-three chance of killing his victim. In the alternative, he might ambush his victim from close up and be sure to kill him. The only drawback is that he might have last minute qualms about killing someone whose flesh and blood is in such immediate and palpable proximity. Because of the possibility of such last minute qualms, he figures this undertaking too has only about a two-in-three chance of succeeding. It is at this point that the assassin remembers the doctrine of abandonment: If he tries to kill his victim from a distance and fails — because of his poor aim — he will be guilty of a criminal attempt. If, on the other hand, he tries to kill his victim from close-up and fails — because of his last minute qualms — he will be able to avail himself of the abandonment defense and go scot-free. Or so he thinks. Is he right in thinking this? I think so, but no doubt some criminal law scholars would disagree. But that's all right: Again, I only mean to show that the Jesuitic position is far from frivolous. Lies and Idolatry . The Jesuits' approval of equivocation is really just an extreme application of the right to mislead by silence, which in turn is merely a straightforward application of the act-omission distinction, the rule which says that one is guilty for consequences one causes by acting rather than by failing to act. Defendant may see someone drowning in the middle of the lake. He jumps in to rescue him, takes hold of him and starts to swim back to shore. Suppose he now discovers that the victim is someone he has long regarded as his mortal enemy and decides to dump him. He would probably be within his rights, would probably be guilty of no more than failing to rescue someone, which we don't consider blameworthy enough to punish. To be sure, if he had only discovered who the victim was after having dragged him ashore, it would then be too late to put him back into the water, because that would require not just letting go of him but actually propelling him into the lake. What the Jesuits are, not unreasonably, suggesting is that making an equivocal statement without 37 Pascal (op cit. fn. 4) p. 231. 14*
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following it up with some clarification is the speech analogue to the uncompleted rescue. Abraham Lincoln for one felt quite free to avail himself of this bit of Jesuitic wisdom. When he was running for Congress, his opponent suggested that Lincoln was not a very religious man, that he was something of a free-thinker if not an actual atheist. Herndon's biography of Lincoln leaves little doubt that all this was essentially correct. How did Lincoln cope with these damaging charges? He published a statement in a newspaper that satisfied most people that the charges were unfounded. So had Lincoln lied? Not quite. For in the statement, as later critics noted, he only said that he had "never denied the truth of the Scriptures." Alas, notes Edmund Wilson, "he does not say that he affirms this truth." Lincoln wrote that " I have never spoken with intentional disrespect of religion in general, or of any denomination of Christians in particular," which as Wilson notes doesn't mean he is actually a Christian. Lincoln wrote that he would not support any man for office "whom I know to be an open enemy of and scoffer at, religion" because no man "has the right to insult the feelings, and injure the morals of the community inwhich he may live." Which again falls short of actually refuting the charges of his opponents. Nevertheless it was clearly so taken by the public. 38 We would probably even tolerate more active ways of misleading as still falling within the the general category of harming-by-omission, like the case of the 19th century financier Daniel Drew: [N]othing brought more glee to the Old Bear's craggy features, or made his gray eyes glint more merrily, than the knowledge that he was unloading on a dupe. Henry Clews tells how once on Wall Street, after being severely squeezed in the market, Drew was made the butt of much jesting, especially by a group of young operators who literally laughed in his face. One evening he appeared at a club that the young men frequented, where he seemed to be looking for someone whom he failed to find. Intensely preoccupied, time and again he drew forth from his pocket a big white handkerchief to wipe his brow. Just before he left, one last flurry of the handkerchief tossed out a small piece of paper that, apparently unseen by him, fluttered to the floor, where one of the young men covered it at once with his foot. After Drew had left, they examined it and found an order to his broker to buy all the Oshkosh stock he could get. The young men were electrified: here was advance warning ofa big rise in Oshkosh! Immediately they formed a pool and bought 30,000 shares the next day, following which the stock plummeted, giving them a fearful loss. Of course the slip of paper had been planted and the stock had come from Drew. 39 Although the Jesuits do not remark on it, one can sometimes go so far as to actually tell a substantial and effective lie without incurring much culpability. 38
Edmund Wilson , Patriotic Gore, New York: Oxford University Press, 1962, p. 101. Clifford Browder, The Money Game in Old New York: Daniel Drew and His Times, Kentucky University Press, 1986, p. 117. 39
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If a defendant disguises himself as the husband of his intended victim, enters her bedroom in the middle of the night and induces her to have intercourse, that will generally be considered rape. His pretense in this case negates the validity of her consent. But suppose that instead the defendant were to disguise himself as the wealthy CEO of a fictitious company and to induce her to have intercourse, fully realizing that she would never have done so but for his pretense. That would not be rape; this pretense would not negate the validity of her consent. (The hard case here would be that of Martin Guerre, the protagonist of the old French legend-turned-movie The Return of Martin Guerre. Is the man pretending to be Martin Guerre, Madame Guerre's long-lost husband, guilty of raping her?) You will have no problem surmising what lessons the Jesuits would draw from this .. . What is one to make of the Jesuits' suggestion that it is all right to tell a lie so long as you accompany it by a mental reservation, that it is all right to "swear that one has not done something, though one really has done it, by inwardly understanding that one did not do it on a certain day, or before one was born, or by implying some other similar circumstance." Taken literally, this seems bizarre; but here too there lurks a defensible core behind the apparent absurdity. That defensible core starts to emerge once we look at the Jesuits related acquiescence in idolatry in places where Christianity is forbidden. Remember that in such places the Jesuits approve of hiding the image of Christ under their clothes to which they are then asked "to apply mentally the worship paid publicly to the idol." In other words, what the Jesuits are really recommending is hypocrisy, which, unlike the doctrine of mental reservations, has a lot to be said for it. Admittedly, the Jesuitic position here again is at variance with certain commonplace sentiments, but it has a surprisingly sturdy foundation. The cases that have drawn most attention to the problem of hypocrisy over the last few years have of course been (l)the story of Dan Quayle's attempt to avoid active service in Vietnam while applauding our involvement there, and (2)the story of Jimmy Swaggart railing against pornography while being the habit of consuming it. There is something extremely peculiar about the public outrage at finding someone who doesn't practice what he preaches, because the public isn't outraged by what is being preached or by what is being practiced; it is outraged by the dissonance between the two. The public isn't outraged so much by the fact that Quayle was avoiding active service or that he was applauding the war, but by the fact that he was doing both at the same time. It isn't outraged so much by the fact that Swaggart was consuming pornography or that he was railing against it, but that he was doing so at the same time. Why is that peculiar? Well, if you think the war was a good thing, then presumably you should think Quayle better for having at least applauded it than those who neither served nor applauded. If you think the war was a bad thing, then presumably you should think Quayle better for having at least avoided service than those who both served and ap-
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plauded. Pari passu, for Jimmy Swaggart. In other words, why do we not take this approach to hypocrisy: If the hypocrite preaches what we like but doesn't practice it, well then at least he is better than someone who neither preaches nor practices. If he preaches what we do not like but doesn't practice it, well then at least he is better than someone who both preaches and practices. Or so one would argue in the Jesuits' behalf. Usury. Most of the stratagems that the Jesuits advise for getting around the prohibition on usury are alive and well in today's corporate law, even though the prohibition on usury itself is largely dead. Recall that one way in which the Jesuits suggested one might "lend without actually lending" is to become a partner in an enterprise and take one's return in the form of partnership profits. Under modern corporate income tax law, taxpayers are advised to use the very same stratagem — in reverse. The corporate income tax falls on all profits on a corporation that are left over once its various creditors, most especially its lenders, have been paid off. One way for an investor to escape the corporate income tax, therefore, is to dress up his investment as a mere loan. Another way the Jesuits suggest for getting around the prohibition of usury is the Mohatra contract: The borrower sells something to the lender for the desired sum of money and promises to buy it back from the lender in due time for the original purchase price plus interest. The borrower of course is not called borrower in this transaction but buyer, the lender is not called lender but seller, and the interest is not called interest but resale profit. This is at present not an uncommon way for corporations to get around restrictions that corporate charters may place on their ability to borrow. The charter will rarely go so far as to restrict the corporations ability to freely buy and sell, that being crucial to its mission. Many a corporation has then succeeded in borrowing what funds its CEO's thought it needed by selling some of its assets for the desired amount of cash with an accompanying promise to repurchase the assets in due time for the original price plus "interest". Simony. What about the Jesuits' advice on how to circumvent the ban on simony, the purchase of church offices? The modem-day, secular analogue to the ban on simony is the law against the bribery of public officials. Suppose I give money to my Senator because of his sympathy for a particular industry, section of the state, or economic class to which I belong, or because of his stand on a particular issue of uniquely strong concern to me personally — that's not a bribe. If on the other hand, I tell him that I will only give him the money if he expressly pledges to cast his vote in a particular way, that is a bribe. What the Jesuit would immediately do is to point out to someone who is about to pay a bribe that he can accomplish the same thing by following the first strategy! This is the defensible core behind the Jesuit's advice on simony. Probabilism. The doctrine that you can do anything for which you can find a Jesuitic treatise, however outlandish and unpersuasive sounding, to support
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you could not sound more familiar to a lawyer, as a quote from a statement of a former Commissioner of the Internal Revenue Service will quickly demonstrate: I'm sure that most of you have had the experience that I've had many times in practice in which a client would ask about the taxability of a particular transaction, and you would advise that in your view the matter was taxable, or was not deductible, or was ordinary income rather than a capital gain. The taxpayer would then ask, "Is there any argument at all to take the deduction?" You would say, "Yes, while there are three rulings against it, there is a District Court case in North Dakota that is not exactly on 'all fours' but from which one could draw a little solace." The taxpayer would remark, "What will happen to me if I claim it? Will it constitute fraud? Will I be penalized?" And the answer to that question in the best judgment of the adviser, would be "no." The taxpayer would then say, "Thank you, that's all I wanted to know." 40 He would take the deduction and rely on the fact that the 1RS doesn't have the resources to take a closer look at more than two percent of the returns submitted to it. The rule which he relies on here is the one which says that it cannot be fraud to seek a deduction for which a colorable claim can be made. The law's "colorable" is the Jesuit's "probable." Defense of Property . The Jesuits thought that the way to get around the prohibition against defending your property with deadly force was to combine the doctrine of probabilism with the questionable pronouncements of some scholars that it is all right to use deadly force in defense of property. Under modern criminal law, there is a better strategy. Mildred tries to steal Abigail's car. Abigail has a gun and could stop Mildred by shooting her; but she understands it would be illegal to do so. She knows, however, that Mildred is carrying a knife and that if Mildred were to threaten her with the knife she would then be entitled to make use of her gun. Well, all it takes to get Mildred to use the knife is to interfere with her completion of the car theft: Abigail starts to run in the direction of the car, looking as though she is about to try to take hold of Mildred with her bare hands. Mildred in turn takes out her her knife to protect herself . . . and voila, now Abigail can just pull out her gun and shoot her. So yes indeed, if one is sufficiently roundabout, it is possible to protect one's property with deadly force. IV. All of this shows that all the defects of the Jesuitic position seem to afflict the modern criminal law. But is the Jesuitic position really true? Do the sort of games they advise playing really succeed in insulating you from responsibility for the immoral-sounding results you bring about? I think so — provided you grant me certain plausible premisses. 40 Bernard Wolfman and James P. Holden , Ethical Problems in Federal Tax Practice, Charlottesville, Va.: Michie Company, 2 ed., 1985, p. 59.
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It will turn out that the long-standing debate between two diametrically opposing views of morality — the utilitarians, at the one end, and the deontologists at the other — has acute bearing on this issue. So in order to substantiate my claim about the moral legitimacy of Jesuitic gamesmanship I will need to give a little bit of background — less than a thumbnail sketch, more than a parenthetical — on that debate. Consider the famous hypothetical case of the out-of-control trolley. The trolley in question is heading down an incline, when Edward, its driver discovers that the brakes aren't working. "On the track ahead of him are five people: the banks are so steep that they will not be able to get off the track in time. The track has a spur leading off to the right, and Edward can turn the trolley onto it. Unfortunately, there is one person on the right hand track. Edward can turn the trolley, killing the one; or he can refrain from turning the trolley," which would mean the death of the five. 41 What to do? Nearly everyone here would say that it is all right to turn the trolley, and many would go further and say that it is downright obligatory for him to turn the trolley. I advisedly said "nearly everyone" and not everyone, because there is at least one famous case, involving the British high command during the second World War, in which important decisionmakers took a different view of the matter. As Germany was raining its rocket attacks on London, someone in the British high command had an idea for reducing the number of casualties. He pointed out that the Germans were relying on the reports of a London-based spy-ring to gauge how accurately they were hitting their targets. It so happened that the British had infiltrated that spy-ring and headed it up with a double agent of their own. The proposed idea was for the double agent to tell his German superiors that the rockets had fallen North of London, though in fact they had not. That would then lead the Germans to aim their rockets farther south. The rockets would thus fall on Kent, Surrey, or Sussex and kill far fewer people than if they fell on London. The proposal was rejected as involving too much "playing God." But in this the British were being idiosyncratic. 42 Why does the vast majority that thinks it is all right to turn the trolley think so? Because that minimizes the number of lives lost — seems to be the obvious answer. But that answer immediately invites a challenge in the form of another famous hypothetical, the case of the "utilitarian surgeon". This surgeon has five patients all of whom are at death's door. They are destined to die unless provided with some transplant organs. Two of them need new kidneys; two need new lungs; one needs a new heart. There is no donor far and wide — except for a 41 Judith Jarvis Thompson, "The Trolley Problem," in: Rights, Restitution and Risk, Cambridge: Harvard University Press, 1986, pp. 94-116. 42 Jonathan Glover, Causing Death and Saving Lives, Harmondsworth: Penguin, 1977, 102.
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perfectly healthy patient who walks into the surgeon's office for his annual checkup. On seeing him, the surgeon realizes that he is a walking reservoir of useful spare parts, which, if judiciously redeployed, could save five lives at the price of one. Suppose now the surgeon were to quickly and painlessly kill his healthy walk-in and use his organs to save the other five? If it is all right to minimize lives lost by turning the trolley, why shouldn't it be all right to do the same here too? When confronted by this last hypothetical, many people try to think of reasons why it might not actually minimize the total number of lives lost for the "utilitarian surgeon" to kill his healthy patient. How else can they explain their instinctive revulsion at allowing him to proceed but still defend their sense that it is all right to turn the trolley because it achieves a net saving of lives? They will offer all kinds of reasons why the "utilitarian surgeon", unlike the trolley driver, will not achieve a net saving of lives: If organ-harvesting becomes a common practice, sick people will be afraid to go see doctors for fear that they will be turned into involuntary donors, and many of them will die for lack of treatment. Besides, doctors might make the wrong choices and harvest organs for donees who are too ill to benefit from them. Furthermore . . . You can see how the list of indirect repercussions could be extended indefinitely to show why allowing the utilitarian surgeon to proceed would in the end cost more lives than it saves. But none of those arguments really deal adequately with the case of the utilitarian surgeon. The reason they don't is shown by a variation of the hypothetical invented by Michael Moore. Suppose, he writes S1 is a surgeon who performs transplant operations, harvesting organs from healthy victims whenever it is necessary to do so to effect a net saving of lives. S1 in the near future will harvest such organs from five healthy patients in order to save more than five dying patients. S2 is another surgeon who knows this and knows that the only way to prevent this is to kill SI's husband while he is on the operating table before him (S2). (Si's husband has just been rushed in to S2 for an emergency operation; SI is so attached to her husband that she will not be able to carry on for some time after his death.) S2 also has several dying patients, and should S2 kill Si's husband S2 would use the latter's organs to save as may patients as possible. If killing a patient to harvest his organs is such a great evil, may S2 perpetrate that very evil in order to prevent even more of it from being done at the hands of someone else (SI)? 43 In other words, if you really believed that in general allowing surgeons to engage in organ-harvesting does more harm than good, because of its various indirect repercussions, then you should allow someone to engage in some organharvesting here and now if by doing so you prevent many more such instances of organ-harvesting in the future. 43
Michael S. Moore , "Torture and the Choice of Evils", 23 Israel Law Review 280, 290 (1989).
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What all of this leads up to is this: If you really believe that the reason the trolley driver can tum his trolley is because that minimizes the number of lives saved, then you must, at least under some circumstances, also approve of what the utilitarian surgeon does, at least if the utilitarian surgeon engages in organ harvesting only to prevent many more such instances of organ harvesting in the future. If you are prepared to bite that bullet, then you are a utilitarian at heart. No need to apologize; you are in excellent company — but not in company that includes me. Actually "utilitarian" has come to be considered a somewhat antiquated term; "consequentialist" is the more up-to-date one, and with good reason: minimizing lives lost does not necessarily mean maximizing utility. Many commmitted consequentialists don't just bite this bullet but bite it with relish, and are prepared to generalize from it. What base act would you not commit, to Eradicate baseness? wrote Bertolt Brecht in his play The Measure Taken , If, at last, you could change the world, what Would you think yourself too good for? Who are you? Sink into filth Embrace the butcher, but Change the world: it needs it! 4 4 The play from which these lines are taken tells the story of a young Communist who Brecht means to show was rightly killed by his comrades for being unwilling to commit the small injustices required to eradicate INJUSTICE. [A] group of party workers (agitators).. . have returned from an illegal mission in China (the time is the 1920's) and report the liquidation of a member of their group . . . Inside China the young comrade's inability to control his emotion has four times endangered the illegal party work of the agitators: instead of exploiting the hardships of the coolies pulling the rice boats on the river, he found a way of alleviating their plight and thereby delayed their revolt; unable to bear seeing another man arrested for distributing illegal leaflets for which he himself was responsible, he attacked a policeman, alerted the authorities, and frustrated the party's propaganda; sent to negotiate with a local capitalist who might become an ally in the fight against the imperialists, he was so revolted by the man's vileness that he broke off the talks; and lastly, he could not bear to see the sufferings of the starving unemployed, and in defiance of the party's order he led their premature uprising and thereby disclosed his identity as an emissary of Moscow.45
44 Brecht, The Measure Taken. I have translated it myself, but make some use of the translations by Eric Bentley and Martin Esslin. 45 Martin Esslin, Brecht: The Man and His Work, Garden City, N. Y.: Doubleday and Company, 1959, pp. 294-295.
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It is an intriguing fact that for many years this play was forbidden from being performed in the Communist world. Suppose, however, you are unwilling to bite the consequentialist bullet. Suppose you are unwilling to concede that it is all right for me to commit one great injustice now if by doing so I avert five equally great injustices in the future. You are, that is, unwilling to allow me to engage in one instance of organharvesting of a healthy patient even if by doing so I avert five instances of organharvesting by the patient's spouse. Simmilarly, you are unwilling to allow me to torture the innocent child of a terrorist kidnapper even if by doing so I can get his accomplices to return (and stop the torture of) five other children (belonging to a prominent politician, let us say) they have kidnapped. And you are equally unwilling to allow me to execute an innocent defendant even if by doing so I can appease a lynch mob that will otherwise kill at least five innocent bystanders in a riotous rampage. You do not, in other words, evaluate actions merely by whether they serve to maximize desirable (or minimize undesirable) outcomes, but by whether they are right. That makes you, like me, a deontologist. The tug-of-war between the consequentialist and the deontologist view of such cases has endured and shows no signs of abating. That's because each side has some formidable intuitions backing it. What supports the consequentialist view is a simple canon of rationality: If one thinks that something is undesirable, then the best course of action would seem to be one that minimizes it, and if one thinks that something is desirable, then the best course of action would seem to be one that maximizes it. What supports the deontologist view is the simple, but profound horror we feel at soiling our hands with one horrible deed just to avert others committing a larger number of equally horrible deeds. I have no hope or intention of resolving that dispute here, although much of what I have to say should serve to throw light on it. Let us therefore just assume — that's the premisse I alluded to earlier — that the deontologists are right and the consequentialists are wrong and see what implications this has for the problem of Jesuitic gamesmanship. To track down those implications, consider my own twisted version of the trolley hypothetical. Imagine that Edward, the driver of the unstoppable trolley, cannot make up his mind about what to do, and ends up running over the five instead of the one. Miraculously, he doesn't kill them, but only hurts them badly. Nevertheless, they are certain to die from their injuries unless furnished with certain transplant organs, namely 2 kidneys, 2 lungs, and 1 heart. Suppose now the driver deeply regrets not having turned the trolley and announces: "It would have been all right had I turned the trolley and thereby killed the one for the sake of the five. I hesitated because I wanted to give the matter more thought. Upon reflection, I have decided it would indeed have been better to have killed the one to save the five, and I want to make up for my earlier omission. The victim really isn't entitled to protest: he is giving up nothing other than what I would have been
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entitled to take from him anyway." Does this argument work? Of course not. There is no going back on the decision to run into the five instead of the one. The mere fact that by killing the one we would simply bring about a state of the world we were entitled to bring about minutes earlier does not entitle us to do so now. What this twisted version of the trolley problem, this superimposition of the surgeon scenario on that of the trolley, serves to do is to highlight a feature of the deontologist point of view that tends to go unnoticed — its inherent formalism. The very same result, brought about in one way, is forbidden, but brought about another way is acceptable. The death of one for the sake of many is all right if accomplished by the turning of the trolley, but not if accomplished by carving up the very same person only minutes later in a procedure that is arguably far less painful than being run over by a trolley. This feature of the deontologist point of view casts a radically new light on what the Jesuits are advising. To see this, just imagine that as the trolley is heading down the incline the driver is not initially thinking about turning the trolley at all. He only realizes with regret that he is about to run over five innocent people. Let us suppose, moreover, somewhat crazily, that he realizes that if he runs into them they will be injured in such a way that they can only be saved by getting some transplants, to-wit, a heart, two lungs, and two kidneys. He thinks to himself that it would be nice if one could carve up the single bystander on the other spur and utilize his organs, but he notes with regret that this would not, of course, be morally permissible. Luckily he remembers that he has Father Bauny's treatise with him and he flips to the chapter called "Trolley Problems." Father Bauny points out to him that although he cannot sacrifice the single bystander by utilizing his organs to save the five, he can do so by running him over in the process of avoiding hitting the five, which is what he does. What this leads me to claim more generally is that:
Just as the trolley driver is exploiting the deontological features of his situation t get to a seemingly inaccessible outcome in a more roundabout way, so the parties in the various Jesuitic examples are simply exploiting certain deontological features of THEIR situation to get to a seemingly inaccessible outcome in a more roundabout way . It may sound extreme for me to suggest that there is an analogy between the planning carried out in the realitively concrete real-life situations with which the Jesuits and the criminal law deals and the ridiculously contrived and far-fetched trolley scenario. To make that suggestion less implausible let me immediately point to a very real-life counterpart of the trolley problem in which someone is engaged in planning which exactly mirrors that of the driver and which is very much of the sort we would expect from a Jesuit. Think of a hypothetical hospital administrator who is constantly involved in decisions of medical triage: whether somebody should be put on certain scarce
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life-support systems, whether he should be taken off, who should be put on next, that sort of thing. It will frequently happen that he has put someone on lifesupport who after a few days have passed only stands a modest chance of really benefitting from it, that is, of making an eventual recovery. In that time other patients will have arrived at the hospital who stand a much better chance of benefitting from the very same system, but who will have to be denied access, because a less promising patient is already hooked up to the equipment. The administrator is sorely tempted to just unhook the unpromising patient because he knows he can save several other lives that way while only accelerating the death of one already doomed patient. But he can't. To do that, he realizes, would be pretty clearly tantamount to organ-harvesting. He feels bad about it, but realizes that there is nothing he can do about it. Until, that is, inspiration strikes. He remembers that there are different lifesupport systems on the market. Some of them go on for a long time without needing much servicing or refilling. Others have to be rotated out every few days, replaced by other systems, while they are being serviced. In fact the equipment that requires frequent rotation is a little better than the equipment that doesn't, but most hospitals find it too bothersome to use, so they don't. (It is, let us say, kind of like the difference between contact lenses that can be worn forever and those that have to be taken in and out frequently. The latter may be better but are more bother.) What occurs to the hospital administrator is that if he buys equipment that regularly has to be disconnected and replaced and serviced, he gets a flexibility he didn't have before. Once a patient has been disconnected, and once the decision has to be made whether to hook him back up to the new machine or to use that machine for someone else who is more promising, it's a whole new ballgame. Surely we are entitled to ask before we decide whom to hook up to some life-support system, who would most likely benefit from it, and that way we can forget about the unpromising patient and devote all of our attention to the more promising one. To put the matter differently, with this new equipment the hospital administrator is in the position of the trolley driver rather than the organ-harvesting surgeon. Just as the trolley-driver is entitled to turn his trolley in whatever direction will maximize the lives saved, or minimize the lives lost, so the hospital administrator is surely entitled to wheel his life-support system in whatever direction maximizes the lives saved, that is, minimizes the lives lost. The only difference between the hospital administrator and the trolley driver is that by turning the trolley in a certain direction the driver causes the death of the person in whose direction he turned the trolley and he prevents the death of the person away from whom he turns the trolley. In the case of the life-support system it's the other way around: the administrator causes the death of the person away from whom he turns the life support system and he prevents the death of the person in whose direction he turns the life-support system. But that is not an important difference.
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Fundamentally, the hospital administrator is now like the trolley driver and has the flexibility of the trolley driver as opposed to that of the surgeon. Much Talmudic and Jesuitic advice is of precisely this kind. Just as the hospital administrator tinkers with the causal structure that connects his desire to transfer the life-support system to another patient and his achievement of that desire until it has attained a morally permissible shape, so does the observant Jew when he interposes a Shabbes-Goy between his desire to ride the elevator and the actual operation of that elevator. Something like that is quite obviously going on with Serne, the arsonist, who changes his intentional killing of his son into a knowing killing by replacing the life-insurance on his son with some building insurance. In doing so he reshapes the causal structure connecting him with his son's death in such a way as to turn the death into a byproduct rather than a means of getting the insurance money. Looked at closely, all the other Jesuitic tricks involve similar attempts at causal restructuring.
V. So the Jesuits were right. Big deal. Why is that worth knowing? Because I have not of course been talking about Jesuits at all . . . but about lawyers. Perhaps the most commonplace experience for a lawyer is for a client to say that there is something he would like to do that is ostensibly illegal, or at least subject to heavy taxes, fines, or other burdens and restrictions, and does the lawyer know some way of doing "the same thing" without running afoul of the law? Often the lawyer does. Indeed lawyers have proved infinitely resourceful at coming up with such schemes. "You would like to change your visiting visa into a greencard, but seem to have no grounds for doing so? Well, why don't you make some statement that would cause you to be persecuted in your home country, and then ask for political asylum," the lawyer might say. Or: "You want to make a movie full of steamy sex but don't want to be subject to an obscenity suit? Well, why don't you load it up with some important social message and that way it no longer qualifies as obscene." Or: "You would like to disinherit your wife and leave your property to your children instead, but you realize that that the law automatically awards a fixed percentage of your estate to her? Well, why don't you just give your property away to your children as you see death approaching? Or better yet, why don't you put it all in a joint bank account with your various children, and when you die it goes straightaway to them instead of your wife." Or: "You are self-employed and would like to qualify for unemployment insurance when you run out of work, even though the law does not make unemployment insurance available to the self-employed? Well, why don't you get together with a bunch of other self-employed workers, form a corporation and declare yourself its employees?" Of course, the advice is rarely put this
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crassly and the schemes are rarely quite so straightforward. But that aside, my examples are quite representative. Such schemes raise eyebrows, much as the Jesuits' stratagems do. They are, I believe, no more objectionable. But it will require more of an argument to make that claim stick. 46
Zusammenfassung Der Aufsatz bietet eine Einblick in die Möglichkeiten, Normen zu umgehen — einer Praxis mit, wie gezeigt wird, langer Tradition. Die dargestellten Methoden reichen von einer Beeinflussung des Wissens des Täters, über das Heranziehen „anderer", seien es Menschen oder Maschinen, um die gewünschte aber verbotene Handlung vorzunehmen, bis hin zu Änderungen in den Kausalverläufen. Der Grund für diese Umgehungsmöglichkeiten liegt im Formalismus deontologischer Systeme, die im Gegensatz zu utilitaristischen Positionen gerade nicht auf die Folgen einer Handlung abstellen.
4 6 Which argument I provide in a forthcoming book Ill-Gotten Gains: Evasion, Blackmail, Fraud and Kindred Puzzles of the Law (due out in 1995).
Die Zurechnung im Strafrecht eines entwickelten sozialen und demokratischen Rechtsstaates Santiago Mir Puig
I. Die moderne Verbrechenslehre beruht auf zwei Erfordernissen unterschiedlicher Art: dem einen, daß ein unerwünschter Angriff auf ein Rechtsgut vorliegen muß; dem anderen, daß dieser Angriff einem Täter zugerechnet werden kann. Dies wird heute für jede Straftat vorausgesetzt, aber ich werde nur das Beispiel der Tötung anführen. Bei einem Tötungsdelikt muß ein Individuum ein anderes getötet haben, wobei die objektiven Voraussetzungen eines Rechtfertigungsgrundes fehlen müssen (dies bezeichne ich als einen unerwünschten Angriff auf ein Rechtsgut). Diese Tötung muß aber auch einem willentlichen Verhalten eines Täters zuzurechnen sein, der mit einem bestimmten Grad an Intelligenz und Selbstkontrolle handelt. Nach von Liszts kausal-naturalistischer Auffassung glaubte man, die Unterscheidung dieser beiden Aspekte der Unterscheidung von Rechtswidrigkeit und Schuld gleichsetzen zu können. Heute hat sich die Meinung durchgesetzt, daß selbst die Rechtswidrigkeit eine bestimmte Zurechnungsstufe voraussetzt: die Zurechnung zu einem willentlichen Verhalten. Es kann also behauptet werden, daß gegenwärtig in der gesamten Verbrechenslehre von der Notwendigkeit der Zurechnung ausgegangen wird. Die erste Frage, die hierdurch aufgeworfen wird, besteht in der Notwendigkeit, den Zurechnungsbegriff von den anderen Merkmalen, die für das Vorliegen einer Straftat vorausgesetzt werden, zu unterscheiden. Wie dem von mir eingenommenen Standpunkt zu entnehmen ist, glaube ich, die Voraussetzungen der Straftat in zwei große Kategorien unterteilen zu können: diejenigen, nach denen die Tat als für das Strafrecht unerwünscht bewertet werden kann, und diejenigen, die es ermöglichen, sie einem Täter zuzurechnen. Nach ersteren wird bestimmt, was der Gesetzgeber aufgrund der schweren und ungerechtfertigten Schädlichkeit für die Rechtsgüter als negativ bewertet. Die zweiten, diejenigen, die sich auf die Zurechnung beziehen, entscheiden, ob einem Täter eine derart bewertete Tat als Straftat zugerechnet werden kann. Es wird ζ. B. gesagt, daß eine Rechtsgutsverletzung nicht als Straftat zugerechnet werden kann, wenn der Verursacher von einer unwiderstehlichen Gewalt getrieben wurde, wenn die Tat unter nicht voraussehbaren Bedingungen ausgeführt wurde oder wenn der Täter an einer schweren Geisteskrankheit leidet. 15 Jahrbuch für Recht und Ethik, Bd. 2 (1994)
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Während die Merkmale bezüglich der negativen Würdigung der Tat von mehr oder weniger variablen Bewertungen des jeweiligen positiven Rechts abhängen, mag demgegenüber der Eindruck entstehen, daß die Voraussetzungen der Zurechnung für den Gesetzgeber nicht disponibel sind, weil diese nicht davon abhängen, was dieser will, sondern davon, was angesichts der anthropologischen Konditionierung des Menschen zugerechnet werden kann 1, bzw. daß sie zumindest von invariablen sittlichen Prinzipien abhängen2. Diese Auffassung halte ich für falsch. Die Frage, wann eine Tat als Straftat zugerechnet werden kann oder nicht, hängt auch von relativen Wertungen ab. Ich vertrete tatsächlich die These, daß die Voraussetzungen, die wir heute für die strafrechtliche Zurechnung fordern, einer historisch bedingten Anschauung entsprechen, die von den jeweiligen Wertungen eines bestimmten kulturellen Augenblicks abhängen. Die moderne Auffassung geht in diesem Punkt auf die rationalistische Schule des Naturrechts zurück, die die Straftat als ein Werk des freien Willens des Menschen und in diesem Sinne als eine objektiv und subjektiv zurechenbare Handlung verstand. So darf nach Pufendorf nur das freie Handeln des Menschen diesem als eigenes zugerechnet werden (ad ipsum proprie pertinens). Diese Auffassung flöß entscheidend in die Vorstellungen der Aufklärung ein 3 , aus denen das zeitgenössische Strafrecht entstand. Im 19. Jahrhundert bildete die von Hegel 4 vertretene Idee der subjektiven Zurechnung den Mittelpunkt der Verbrechenslehre seitens der Hegelianer. Nach dem Intervall, das der Naturalismus darstellte, hat der Zurechnungsbegriff in diesem Jahrhundert wieder einen zentralen Platz in der Verbrechenslehre eingenommen. Zuerst geschah dies über die Theorie der objektiven Zurechnung, die der Hegelianer Larenz im Zivilrecht und Honig im Strafrecht einführten, und in jüngster Zeit allgemein dank solcher Autoren wie Roxin, Hruschka und Jakobs. Daß aber in unserer Rechtskultur die Möglichkeit der objektiven und subjektiven Zurechnung für das Vorliegen einer Straftat als notwendig erachtet wird, bedeutet nicht, daß dies in der Vergangenheit immer so war, oder daß in anderen zeitgenössischen Rechtskulturen oder -traditionen die Frage nicht anders gesehen wird. Es bedeutet auch nicht, daß die Entwick1 Der Unterschied zwischen wollen und können wird von Gimbernat Ordeig in „Der Notstand: Ein Rechtswidrigkeitsproblem", in: Welzel-Festschrift, Berlin / New York: de Gruyter, 1974, S. 490 f., als Grundlage für die Unterscheidung von Rechtswidrigkeit und Schuld verwendet. Man beachte die Nuancierung, die diese Unterscheidung meiner Ansicht nach bedarf, in Mir Puig, Función de la pena y teoria del delito en el Estado social y democràtico de Derecho, 2. Aufl., Barcelona: Bosch Casa Editorial, 1982, Fn.
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2 So z. B., wenn Kant, La metafisica de las costumbres, Madrid: Tecnos, 1989 (Einführung von Adela Cortina und Übersetzung und Anmerkungen von Adela Cortina und Jesus Conili), S. 30, die Ermessensfreiheit für die Möglichkeit der Zurechnung als notwendig erachtet. 3 Vgl. Silva / Baldo, „La teoria del delito en la obra de Manuel de Lardizäbal", in: Estudios de Derecho Penai y Criminologia, Madrid: U.N.E.D., 1989, S. 349-351. 4 Vgl. Hegel, Grundlinien der Philosophie des Rechts, Frankfurt /a. M.: Suhrkamp, 1970, § 117: „Die Tat kann nur als Schuld des Willens zugerechnet werden".
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lung des Rechtsbewußtseins hinsichtlich der Bedingungen der strafrechtlichen Zurechnung endgültig abgeschlossen ist. Und all dies ist meiner Auffassung nach nicht nur auf einen Fortschrittsprozeß hinsichtlich der Entdeckung der tatsächlichen Erfordernisse für die Zurechnung einer Straftat zurückzuführen — als ob diese Erfordernisse objektiv für jede Zeit und jeden Ort und unabhängig von den Wertprämissen eines jeden kulturellen Zeitpunkts existierten —, sondern sie beruhen zumindest zu einem beträchtlichen Teil auf einem notwendigen Abhängigkeitsverhältnis zwischen der Zurechnungskonzeption und bestimmten höheren Prinzipien einer jeden Kultur. Zurechnung ist Zuschreibung, nicht Beschreibung, und eine solche Zuschreibung bedeutet eine Wertentscheidung. Diese Entscheidung fällt in verschiedenen Kulturen unterschiedlich aus. Wir können die verschiedenen Konzeptionen der Zurechnung, die eine jede Kultur vertreten hat und tatsächlich noch vertritt, beschreiben. Wir können auch zu der Schaffung einer dieser Konzeptionen aus einer Kultur heraus beitragen, indem wir am kollektiven Prozeß der Werteschaffung jener Kultur teilnehmen. Schließlich können wir auch von unseren kulturellen Prämissen her andere vorherrschende Konzeptionen in anderen Kulturen negativ bewerten. Nur unter dem Gesichtspunkt eines wertenden Objektivismus, der schwerlich mit der empirischen Erfahrung zu vereinbaren ist, kann hingegen behauptet werden, daß es möglich sei, in der valorativen Entscheidung, in der die Zurechnung besteht, einen notwendigen, kulturell nicht bedingten Inhalt zu entdecken. Im Recht primitiver Völker bedeutet die strafrechtliche Verantwortlichkeit nicht nur eine objektive Haftung (oder Erfolgshaftung), sondern auch Sippenhaftung und sogar Haftung der Tiere. Diese Haftungsarten gingen bis ins Mittelalter über das germanische Recht ins spanische Recht ein. Bis vor kurzem hielt sich das versari in re illicita, die gemäßigte kanonische Version der Erfolgshaftung, im deutschen und spanischen Recht. Und noch heute sind im angelsächsischen Rechtskreis Tatbestände der rein strafrechtlichen Erfolgshaftung (der sog. strict liability) zugelassen. Auf die Zurechnung bezogen bedeutet dies also, daß nicht in allen Kulturen für die strafrechtliche Zurechnung einer Tat zu einem Individuum vorausgesetzt wird, daß diese sich als das Werk eines freien Willens zeige. Die Rechtssysteme, die die rein objektive strafrechtliche Verantwortlichkeit zulassen, betrachten für die Zurechenbarkeit als ausreichend, daß der Täter die Tat materiell verursacht hat. Die gleiche Verursachungsstruktur der Zurechnung wurde angewendet, wenn Tiere verantwortlich gemacht wurden. Die Kollektivhaftung kann andererseits darauf begründet sein, daß die Tat Personen zugerechnet wird, die diese gar nicht verursacht haben, jedoch der Gruppe angehören, zu der der Täter gehört. Es gibt aber auch eine andere Begründungs weise für die Kollektivhaftung, indem sie als eine Möglichkeit der präventiven Beeinflussung auf das künftige Verhalten der Gruppe angesehen wird, damit alle Mitglieder die übrigen an der Begehung einer Straftat zu hindern versuchen. Die subjektive Zurechnung, die wir heute in unserem Rechtskreis als unumgänglich im Strafrecht erachten, ist also weder die einzige Art der Zurechnung, die historisch existiert 15*
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hat, noch die einzige zum gegenwärtigen Zeitpunkt existierende. Jedenfalls ist sie nicht die einzige vorstellbare Art der Zurechnung 5. In unserem eigenen Rechtskreis handhaben wir heute verschiedene Zurechnungskriterien hinsichtlich des Schadensersatzes. Hier betrachten wir die objektive Zurechnung als zulässig. Dies verdeutlicht, daß die Voraussetzungen der Zurechnung von der Funktion abhängen, die der sie bedingenden Verantwortlichkeit zugewiesen wird. Der Schadensersatz setzt keine subjektive Zurechnung voraus, weil er weder eine ethisch-rechtliche Vergeltungsfunktion noch eine unmittelbare Präventionsfunktion besitzt, sondern lediglich die des ökonomischen Ausgleichs für den Schaden. Dasselbe gilt, wenn dem Strafrecht keiner dieser Zwecke zugewiesen wird, sondern nur der der Rache oder des bloßen Ausgleichs für das entstandene Leiden. Hierauf werde ich später zurückkommen. Andererseits ist weder die Entwicklung unserer Rechtskultur stehengeblieben, noch wurden alle Konsequenzen gezogen, die hinsichtlich der strafrechtlichen Zurechnung aus den gegenwärtig dem Strafrecht zugewiesenen Funktionen abzuleiten sind. Es ist einleuchtend, daß es beim gegenwärtigen Entwicklungsstand der Verbrechenslehre nicht ausreicht, die Zurechnung im globalen Sinne der Zuschreibung der Straftat als Werk des Täters zu konzipieren. Heute wird allgemein akzeptiert, daß zwischen objektiver Zurechnung, subjektiver Zurechnung und individueller Zurechnung zu unterscheiden ist. Meiner Auffassung nach unterscheidet die herrschende Lehre aber nicht angemessen zwischen den Funktionen des zurechenbaren Verhaltens und des zurechenbaren Erfolgs angesichts der Funktionen, die heute den Strafrechtsnormen zugewiesen werden. Auch ist es noch nicht gelungen, die Voraussetzungen der strafrechtlichen Zurechnung voll dem Handeln komplexer Organisationsstrukturen, einem Charakteristikum der entwickelten Gesellschaften, anzupassen. A l l dies setzt jedoch die vorherige Klärung des kulturellen Rahmens voraus, in den unser Strafrecht eingebettet ist, sowie der Funktionen, die diesem darin zugewiesen werden. Nach meiner Ansicht wird dieser Rahmen in Europa (wenn auch nicht im gesamten Europa und auch nicht nur dort) von der Idee des sozialen und demokratischen Rechtsstaates gebildet (a), so wie er sich in einer entwickelten Gesellschaft darstellt (b). Ein solcher Staatsgedanke (a) gibt die Weriprinzipien vor, innerhalb derer sich das Strafrecht zu bewegen hat. Die Realität einer entwickelten Gesellschaft (b) unterwirft das Strafrecht bestimmten technischen Bedingungen. Im folgenden werde ich die Konsequenzen darlegen, die die valorativen und technischen Vorgaben für die Funktion des Strafrechts und demzufolge für die strafrechtliche Zurechnung haben.
5 Vgl. Jakobs, Der strafrechtliche Handlungsbegriff, München: C. H. Beck 1992, S. 14 ff.
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II. Das Strafrecht stellt eine der Hauptaufgaben des Staates dar. Das Staatsmodell hat die Funktion, das Strafrecht zu beeinflussen. Insbesondere nach dem Zweiten Weltkrieg setzte sich in Europa, wenn auch mit unterschiedlicher Verwirklichung, das Modell des sozialen und demokratischen Rechtsstaates durch. Es handelt sich um eine Synthese des rein liberalen Staates und des sozial-autoritären Staates, die diese früheren Modelle übertrifft. Während der rein liberale Staat allein die Begrenzung der Macht durch das Recht suchte und die staatliche Intervention ablehnte, und der sozial-autoritäre Staat in der Weise reagierte, daß seiner Intervention in das gesellschaftliche Leben keine Schranken gesetzt waren, versucht der soziale und demokratische Rechtsstaat die Notwendigkeit der Intervention in die Gesellschaft (Sozialstaat) mit der Zweckmäßigkeit der Begrenzung staatlichen Handelns durch die formalen Grenzen des Rechts (Rechtsstaat) und den materiellen Grenzen zu vereinbaren, die sich aus seiner demokratischen Orientierung (demokratischer Staat) ableiten. Dieser politische Rahmen kann in der heutigen westlichen Welt als Grundlage für die Analyse und Entwicklung des Strafrechts dienen. Meiner Ansicht nach führt dies zu einem Strafrecht, dessen Funktion eine bestimmten Grenzen unterworfene Prävention von Straftaten ist. Die Präventionsfunktion als Mittel des Schutzes der Gesellschaft ist in der sozialen Schutzfunktion begründet, die dem Sozialstaat zukommt. Der Gedanke des Rechtsstaates verlangt, die Prävention dem Legalitätsprinzip und den sich daraus ergebenden Konsequenzen zu unterwerfen. Das Prinzip des demokratischen Staates und die Achtung, die für die Menschenwürde und die Gleichheit aller Bürger gefordert werden, setzen schließlich der Prävention andere Schranken, die sich aus den Prinzipien der Menschlichkeit, Schuld, Verhältnismäßigkeit und Resozialisierung ergeben. 6 Diese Problemstellung muß für die Theorie der strafrechtlichen Zurechnung Konsequenzen haben. Evidentermaßen fordert das Schuldprinzip im weiteren Sinne eine subjektive und individuelle Zurechnung zur Tat und schließt die Kollektiv- und Erfolgshaftung aus. Dies reicht aber nicht aus, insbesondere wenn auch die Erfordernisse des Legalitätsprinzips als Mittel der Präventionsfunktion berücksichtigt werden. Das Strafrecht des sozialen und demokratischen Rechtsstaates muß tatsächlich seine Präventionsfunktion so ausüben, daß es sich mittels Normen, die bestimmte Bedingungen erfüllen, an den Bürger richtet. Nach der üblichen Auslegung werden dafür zwei unterschiedliche Arten von Normen verwendet: die Primärnormen, auch Verhaltensnormen genannt, die die Tat verbieten, und die Sekundäroder Sanktionsnormen, die die dafür aufzuerlegende Strafe vorsehen. Die Verletzung der Primärnorm stellt die rechtswidrige Tat dar. Um die Sekundärnorm 6 Vgl. Mir Puig, Función de la pena y teoria del delito en el Estado social y democràtico de Derecho, 2. Aufl., 1982, S. 19 ff.; ders ., Derecho penal, Parte General, 3. Aufl., Barcelona: P.P.U., 1990, S. 71 ff.
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und folglich die Strafe anwenden zu können, muß die Verletzung der Primämorm, das Unrecht, vorliegen, aber auch andere Merkmale wie die Schuld des Täters und die Strafbarkeit müssen gegeben sein. Die Voraussetzungen für die Zurechnung müssen also verschieden sein, wenn es darum geht, die rechtswidrige Tat, das heißt die Verletzung der Primärnorm, zuzurechnen, und wenn es um die Zurechnung anderer Voraussetzungen für die Anwendung der Sekundärnorm geht, die die Strafe bestimmt. Beim gegenwärtigen Differenzierungsgrad der Verbrechenslehre genügt es nicht, von Zurechnung der Straftat zu sprechen, sondern die verschiedenen Zurechungsstufen sind zu unterscheiden, die sich aus der Unterscheidung zwischen Primär- und Sekundärnorm ergeben. Die Primärnorm versucht Straftaten vorzubeugen, indem sie den Bürger motiviert, das verbotene Verhalten zu unterlassen. Dies kann nur hinsichtlich willentlicher Verhaltensweisen angestrebt werden, die, soweit sie willentlich sind, einer bewußten Entscheidung des Täters entstammen, worauf die Motivation durch die Norm allein Einfluß nehmen kann. Die Motivationsnorm kann nicht direkt auf die Körperbewegungen des Adressaten einwirken, sondern nur auf seine Willensentscheidungen. Deshalb ist hinsichtlich der Zurechnung der Verletzung der Primämorm der Wille zur Tat (die subjektive Zurechnung) zu fordern. Eine präventiv-motivierende Primämorm kann aber auch nicht direkt erreichen, daß sich der unerwünschte Erfolg, den sie zu verhüten versucht (ζ. B. den Tod eines Unschuldigen), nicht einstellt. Eine solche Wirkung kann nur vermieden werden, indem das willentliche Verhalten verboten wird, das den Erfolg herbeiführen kann. Nur das Verhalten im engen Sinne wird durch den Willen in dem Moment kontrolliert, in dem dieses auf den Körper einwirkt. Der Erfolg stellt sich nach der Willensbetätigung ein. Wenn die Motivationsnorm nur den Willen beeinflussen kann, kann sie nicht auf den Augenblick nach dem Erfolg warten. Die Absicht einer solchen Norm kann nicht sein, Erfolge an sich zu verbieten, sondern nur die willentlichen Verhaltensweisen, die diese verursachen können. Andererseits muß die Fähigkeit des willentlichen Verhaltens, einen unerwünschten Erfolg zu verursachen, in dem Augenblick beurteilt werden, in dem das Verhalten verwirklicht werden soll, das heißt ex ante. Der Bürger hat das Recht zu wissen, ob sein Verhalten verboten ist oder nicht, bevor er dieses verwirklicht. Dies ist ein an das Prinzip der Rechtssicherheit und insbesondere an das Verbot der Nichtrückwirkung des Strafgesetzes geknüpftes Erfordernis. Für die Zurechnung bedeutet dies, daß lediglich das willentliche Verhalten im engen Sinne als Verletzung einer Verbotsnorm, deren Funktion die Prävention über die Motivation ist, zurechenbar ist. Weder das nichtgewollte Verhalten noch der spätere Erfolg, auch wenn er gewollt wurde, können als durch eine solche Norm verboten zugerechnet werden. Man beachte die Verknüpfung zwischen der begrenzten Präventionsfunktion, die dem Strafrecht in einem sozialen und demokratischen Rechtsstaat zugeschrie-
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ben wird, und den Voraussetzungen für die Zurechnung der Verletzung seiner Primärnormen. Wenn dem Strafrecht eine andere Funktion zugewiesen wäre, wie die Verwirklichung der Rache, verstanden als gleicher Schmerz für Täter und Opfer, dann wäre eine motivierende Primärnorm, die unerwünschte Verhaltensweisen vermeiden soll, nicht erforderlich. Folglich wäre auch nicht zu fordern, daß der Täter sein Verhalten willentlich kontrolliert. Weder das Verhalten noch der Wille wären von Bedeutung, sondern nur der dem Opfer verursachte Schaden, den die Strafe dadurch wieder gutzumachen hätte, daß dem unmittelbaren Täter ein gleichwertiges Leiden zugefügt würde. Anders wäre die Situation in einem Strafrecht, dem eine ethisch-rechtliche Vergeltungsfunktion zugeschrieben wird. Diese setzt die Möglichkeit des ethisch-rechtlichen Unwerts der Tat voraus. Dafür wird normalerweise gefordert, daß die Tat das freie Werk eines Menschen ist, das heißt Ausdruck eines willentlichen Verhaltens. Jeder Vergeltungsgedanke geht jedoch von dem zu vergeltenden Erfolg aus, nicht von dem willentlichen Verhalten. Er vertritt nicht eine ex ante, sondern eine ex post Perspektive. Auch wenn für die Vergeltung des Erfolgs gefordert wird, daß dieser das Produkt eines freien Willens ist, geschieht dies nur, um den Erfolg zurechnen zu können. Der Vergeltungslogik zufolge ist das durch die Primärnorm Verbotene der schädliche Erfolg, auch wenn er als solcher nicht vermieden werden kann. Denn nach dieser Logik geht es nicht darum, den besagten Erfolg zu vermeiden, sondern lediglich darum, ihn als das zu kennzeichnen, was vergolten werden soll. Eine motivierende Präventivnorm verbietet hingegen das willentliche Verhalten, weil es das einzige ist, was es direkt zu vermeiden versuchen kann. Während die Verletzung einer Vergeltungsnorm die Zurechnung eines Erfolgs bedeutet, bedeutet die Verletzung einer Präventivnorm die Zurechnung eines willentlichen Verhaltens. Hierbei ist das willentliche Verhalten nicht nur Voraussetzung für die Zurechnung des Erfolgs, sondern selbst Gegenstand der Zurechnung. Dies bedeutet nicht, daß die Zurechnung des Erfolgs in einem präventiven Strafrecht ohne Belang wäre. Dieser ist nicht Gegenstand der Zurechnung, wenn es um die Verletzung der Primärnorm geht, er ist es jedoch in dem Maße, in dem der Erfolg als Voraussetzung für die Anwendung der Sekundärnorm betrachtet wird. Diese bedingt die Auferlegung einer Strafe nicht nur aufgrund der Verletzung der Primämorm (aufgrund eines willentlichen Verhaltens), sondern auch durch das Vorliegen anderer Voraussetzungen. Dazu gehört die Verursachung eines Erfolgs bei den Verletzungs- oder konkreten Gefährdungsdelikten 7. Verschiedene kriminalpolitische Gründe sprechen zugunsten dieser Technik: insbesondere Gründe der Rechtssicherheit, die mit der Beweiskraft des Erfolgs verknüpft sind, sowie der psycho-sozialen Notwendigkeit der Strafe in bezug auf die positive Generalprävention, eine Notwendigkeit, die teilweise davon 7 Hier spreche ich nicht von einem Erfolg im Sinne einer vom Verhalten getrennten Wirkung (die bei den schlichten Tätigkeitsdelikten fehlt), sondern im Sinne des Verletzungserfolgs oder der konkreten Gefährdung eines Rechtsgutes.
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abhängt, welchen Eindruck der Erfolg in der Gemeinschaft verursacht. 8 Neben der objektiv-subjektiven Zurechnung des Verhaltens als Voraussetzung für die Zurechnung der Verletzung der Verhaltensnorm ist die objektive Zurechnung weiterhin vom Erfolg als einer der Voraussetzungen für die Anwendung der Sanktionsnorm zu unterscheiden. Auch die Schuld des Täters ist Voraussetzung für die Anwendung der Sekundärnorm. In der kausalen Deliktkonzeption wird diese als der eigentliche Bereich der strafrechtlichen Zurechnung betrachtet, indem sie der Rechtswidrigkeit gegenübergestellt wird. Es wird von folgendem einfachen Schema ausgegangen: bei der Rechtswidrigkeit wird die Tat als unerwünschter Erfolg mißbilligt, während bei der Schuld festgestellt wird, ob die Tat dem Täter subjektiv zurechenbar ist. Sowohl in der deutschen als auch in der spanischen Lehre hat der Finalismus zur Aufgabe dieses Denkansatzes geführt. Wie von mir hier vertreten, setzt bereits das Unrecht (die Verletzung der Primärnorm) ein willentliches Verhalten voraus, so daß die subjektive Zurechnung (als Vorsatz oder Fahrlässigkeit) notwendig ist, um die Tat als rechtswidrig zurechnen zu können. Dies bedeutet, daß auf dieser ersten Ebene der Verbrechenslehre die Möglichkeit der Zurechnung das mögliche Unrecht selbst bedingt, und es ist nicht nur die Möglichkeit der Zurechnung einer zuvor rechtswidrigen Tat. Freilich wird aber auch von einer Auffassung wie dieser eine Stufe der Zurechnung akzeptiert, die auf das Unrecht folgt und in der Schuld situiert ist. Es handelt sich hierbei um die individuelle Zurechnung, die bestimmte Bedingungen hinsichtlich der Gesundheit, Entwicklung und geistigen Reife, die traditionell in dem Terminus Zurechnungsfähigkeit Inbegriffen sind, voraussetzt, sowie das Fehlen anderer außergewöhnlicher, die Motivation betreffende Umstände. Vom Vergeltungsstandpunkt aus beruht die Begründung dieser Stufe der individuellen Zurechnung auf der Willensfreiheit. Eine Strafe, deren Funktion die Verwirklichung der Gerechtigkeit sein soll, setzt die Mißbilligung voraus, die nur bei einer freien Entscheidung für das Unrecht möglich ist. Bei einem Geisteskranken oder Strafunmündigen wären die geistigen Bedingungen für eine freie Entscheidung nicht vorhanden, durch die sie zum Unwert erklärt und vergolten werden kann. Dies alles ist bestreitbar und beruht auf der Annahme von etwas Unbeweisbarem: daß der menschliche Wille vom Kausalitätsgesetz losgelöst ist. Einer der wichtigen Vorteile eines präventiven Strafrechts liegt darin, daß es diese Frage zu umgehen erlaubt. Allein notwendig für die Prävention über die Strafe (das heißt über die Anwendung der Sekundärnorm) ist, daß der Täter für die motivierende (determinierende!) Wirkung der Strafe empfänglich ist. Wenn aber in einem sozialen und demokratischen Rechtsstaat die Prävention wegen Prinzipien wie dem der Gleichheit zu begrenzen ist, muß außerdem die ungleiche Fähigkeit zur Motivation durch die Strafe berücksichtigt werden, die ζ. B. bei s Vgl. Mir Puig, Derecho penal, Parte General, 3. Aufl., 1990, S. 140 ff., 302 f.
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einer geistig gesunden, entwickelten und reifen Person zum einen und einem Zurechnungsunfähigen zum anderen gegeben ist. Die geringere Motivationsfähigkeit durch Strafe beim Zurechnungsunfähigen läßt diese nicht nur weitgehend unwirksam werden, sondern würde ihre Anwendung in das Gegenteil des Gleichheitsprinzips verkehren, das dazu verpflichtet, die Ungleichen gemäß ihrer Ungleichheit zu behandeln. Das gleiche gilt in den übrigen Fällen, in denen wegen eines anormalen motivationalen Drucks die Schuld fehlt. Es kann also gefolgert werden, daß im Strafrecht eines sozialen und demokratischen Rechtsstaates die in der Schuld inbegriffene individuelle Zurechnung die motivationale Normalität des Täters voraussetzt.9
ΙΠ. Der hohe Komplexitätsgrad der entwickelten Gesellschaften betrifft auch die Voraussetzungen der strafrechtlichen Zurechnung. Ich werde mich hier sehr allgemein mit der Problematik befassen, die durch das immer häufiger auftretende Handeln im Rahmen komplexer Organisationsstrukturen aufgeworfen wird. Es kann sich dabei um juristische Personen, aber auch um Unternehmen oder Organisationen ohne Rechtspersönlichkeit handeln. Bedeutsam ist die Komplexität der Organisation. Das Problem stellte sich anfangs ausschließlich hinsichtlich der Tätigkeit juristischer Personen. Die immer häufigere Verwendung von Unternehmen oder Einrichtungen, die mit eigener Rechtspersönlichkeit ausgestattet sind, warf die Frage ihrer möglichen strafrechtlichen Verantwortlichkeit auf, um auf ihre besondere Gefährlichkeit zu reagieren. Diese beruht teilweise auf der Schwierigkeit, die natürlichen Personen zu identifizieren, die sich hinter der juristischen Person verbergen. Im angelsächsischen Gebiet wurde diese Schwierigkeit dadurch gelöst, daß die juristische Person selbst bestraft wird. In Kontinentaleuropa lehnt man diese Möglichkeit hingegen ab, wenn sich auch in den letzten Jahren eine Tendenz hin zu diesem Weg anzubahnen scheint. Tatsächlich verstößt die strafrechtliche Verantwortlichkeit der juristischen Personen gegen das Prinzip der individuellen Haftung und bedeutet einen gewissen Rückschritt zur Kollektivhaftung, die in primitiveren Rechtssystemen zugelassen ist. Obgleich die juristische Person eine eigene Rechtspersönlichkeit besitzt, die sich von der ihrer Mitglieder unterscheidet, ist evident, daß sie körperlich das Übel der Strafe nicht erleiden kann. Auch wenn es sich um Geldstrafen, eine Suspension oder die Auflösung handelt, die das Vermögen der juristischen Person sowie deren Funktionieren und die Existenz selbst betreffen, kann das tatsächliche Übel, das dies bedeutet, allerdings nur die Personen treffen, denen das Vermögen gehört. Realiter bedeutet dies, daß das
9 Vgl. Mir Puig, Función, S. 96 ff; ders., Derecho penal, S. 586 ff.
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Übel der Strafe über das ganze Kollektiv verhängt wird, unabhängig davon, ob alle seine Mitglieder an der Tat beteiligt waren. Vom Standpunkt der Zurechnung aus kann die strafrechtliche Verantwortlichkeit der juristischen Personen auf zwei verschiedene Weisen begründet werden, die beide bestreitbar sind. Einerseits ist die Verantwortlichkeit der juristischen Person damit zu begründen, daß die Straftat dieser selbst zugerechnet wird. Aber da die juristische Person nicht von sich aus gehandelt haben kann, bedeutet dies, daß ihr zugerechnet wird, was eine andere natürliche Person getan hat. Eine zweite Möglichkeit besteht darin, die Tat allen Mitgliedern der juristischen Person zuzurechnen. Aber dies würde den Charakter der Kollektivhaftung der juristischen Personen bestätigen. Tatsächlich widerspricht der Zurechnungsbegriff als solcher nicht den erwähnten Möglichkeiten. Nach dem Denkansatz, der meinem Beitrag zugrunde liegt, sind die Voraussetzungen der Zurechnung historisch bedingt und folglich nicht ontologisch determiniert. Als normativer, präskriptiver Begriff ist die Zurechnung offen für Wertungen eines jeden kulturellen Zeitpunkts. Die Tatsache, daß ein bedeutender Teil unserer Rechts welt die Möglichkeit der strafrechtlichen Zurechnung bei juristischen Personen zuläßt, während der andere Teil sie ablehnt, beweist tatsächlich diesen valorativen Charakter der Zurechnung. Dies hindert jedoch auch nicht daran, Kritik an einem bestimmten Inhalt der Zurechnung, wie dem hier erörterten, zu üben, sondern gerade das Gegenteil ist der Fall: als valoratives Konzept ist der Zurechnungsbegriff als solcher wertungsfähig. Mein Vorbehalt gegenüber der strafrechtlichen Zurechenbarkeit der juristischen Personen ist nicht ontologisch, sondern vom Rahmen der Wertprinzipien unserer Rechtskultur her begründet, die dagegen sprechen, jemandem etwas zuzurechnen, was er weder verwirklicht hat noch verhindern konnte. Aber diese Prinzipien sollten auch nicht eine Entwicklung der Voraussetzungen der Zurechnung verhindern, durch die sie an die Erfordernisse einer komplexen Gesellschaft angepaßt werden können. Die mit einem unmittelbar schädlichen Verhalten eng verknüpfte Zurechnung, die für das traditionelle Strafrecht charakteristisch ist, ist angesichts neuer Kriminalitätsformen, wie jener, welche die komplexen Organisationsstrukturen ausnutzen, unangemessen. Meiner Auffassung nach ist es notwendig, das Prinzip der individuellen Haftung mit einer gewissen Trennung der strafrechtlichen Zurechnung von der Rechtsgutsverletzung zu vereinbaren. In diesem Sinne scheint mir das Bemühen einiger Bereiche der Lehre in jüngster Zeit annehmbar, die die strafrechtliche Zurechnung der von komplexen Organisationen begangenen Straftaten auf die Idee des Verantwortlichkeitsbereichs stützen. Besser als die fragwürdige Zurechnung zur juristischen Person und / oder zu allen ihren Mitgliedern ist tatsächlich, daß die Tat jenen natürlichen Personen zugerechnet wird, die wirklich dafür verantwortlich sind. Aber die Entscheidung
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über diese Verantwortlichkeit ist in einer komplexen Organisationsstruktur schwieriger, weil, wie Schünemann hervorgehoben hat, in einer hierarchischen und dezentralisierten Organisation wie der eines Unternehmens mit einem gewissen Umfang das Prinzip der Teilung des Handelns und der Verantwortlichkeit herrscht. Das heißt: wer handelt (in dem Sinne, daß er selbst die letzten Handlungen vollzieht), der pflegt nicht der Verantwortliche zu sein, und der Verantwortliche handelt gewöhnlicherweise nicht 10 . Wer die Entscheidungskompetenz hat, der führt die Entscheidungen nicht selbst aus, und umgekehrt. Das Kriterium der unmittelbaren Ausführung, das traditionell als Ausgangspunkt für die Zurechnung der Täterschaft gedient hat, kann dann also nicht angewendet werden. Die Problemstellung ist eher umzukehren, und es sollte davon ausgegangen werden, daß der Hauptprotagonist, dem die Tat als Täter in einer komplexen Organisation zuzurechnen ist, normalerweise nicht derjenige ist, der die Entscheidung ausführt, sondern derjenige, der die Entscheidungsbefugnis hat. Die Zurechnung hängt also davon ab, wer der Verantwortliche des Bereichs ist, aus dem heraus die Tat begangen wurde. Jakobs hat eine interessante Terminologie und Begründung für dieses Prinzip beigesteuert. Um sich auf den von mir gerade erwähnten Verantwortlichkeitsbereich zu beziehen, spricht dieser Autor von Zuständigkeit. Die Tat ist dem Zuständigen des betreffenden Organisationsbereichs zuzurechnen, denn die soziale Organisation beruht auf der Zuteilung verschiedener Rollen, und jeder einzelne hat für die Einhaltung seiner sozialen Rolle einzustehen. Jede Rolle erzeugt bestimmte Erwartungen, deren Nichterfüllung Enttäuschungen verursacht. Es wäre dysfunktional, wenn wir alle uns nicht nur um unsere Rolle kümmern müßten, sondern auch um die aller übrigen. 11 Beispiele lassen sich aus vielen Bereichen des täglichen Lebens finden, wie ζ. B. daß derjenige, der das Essen serviert, nicht der Koch ist: nur letzterer, und nicht die Bedienung, ist für die Qualität des Essens zuständig. 12 Dies ist ganz besonders offensichtlich, wenn die Rollenverteilung klar formalisiert und differenziert ist, wie dies in einem Unternehmen mit einer gewissen Komplexität der Fall ist. 13 Und man bedenke, daß dies einerseits unabhängig davon geschieht, ob es sich formal um eine juristische Person handelt oder nicht, und daß es nicht ausschließlich für den Unternehmensbereich gilt, sondern auch für jegliche komplexe Organisationsstruktur wie die öffentliche Verwaltung oder Mafia-und Terrororganisationen. 10 Vgl. Schünemann, „Cuestiones bâsicas de dogmàtica juridico-penal y de politica criminal acerca de la criminalidad de empresa", in: Anuario de Derecho Penal y Ciencias Penales, 1988, S. 531. π Vgl. Jakobs, Strafrecht, Allg. Teil, 2. Aufl., Berlin/New York: de Gruyter, 1991, 7. Abschn., Rnr. 51 ff. 12 Vgl. Jakobs, „Tätervorstellung und objektive Zurechnung", in: Gedächtnisschrift für Armin Kaufmann, Köln / Berlin / Bonn / München: Heymanns Verlag, 1989, S. 285. In Spanien vgl. Gracia Martin, El actuar en lugar de otro en Derecho penal, Barcelona: Bosch Casa Editorial, 1985, passim.
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Santiago Mir Puig
Die Strafrechtsdogmatik verfügt im übrigen über konzeptuelle Instrumente, mit deren Hilfe dieser Ansatzpunkt konkretisiert werden kann. Insbesondere sind die Konzepte der mittelbaren Täterschaft und der unechten Unterlassungsdelikte nützlich. Die mittelbare Täterschaft ist natürlich dann anwendbar, wenn der für einen Kompetenzbereich Zuständige Untergebene, die in Unkenntnis der Situation sind, mit der Realisierung beauftragt. Meinen Ausführungen zufolge ist sie aber auch anwendbar, wenn die Untergebenen im Rahmen von subalternen oder unselbständigen Funktionen handeln, auch wenn sie ohne Irrtum handeln. Im letzteren Fall ist, abgesehen von der Verantwortlichkeit des Vorgesetzten, zweifelhaft, ob auch die Untergebenen zu bestrafen sind und nach welchem Konzept, oder ob sie, zumindest in einigen Fällen, straffrei ausgehen können. Vielleicht hängt dies vom jeweiligen Delikt ab. Während es Delikte gibt, bei denen die Beteiligung eines subalternen unmittelbaren Täters nicht von Belang ist — wie ζ. B. bei den Delikten gegen die Ehre oder der Fälschung von Dokumenten, bei denen es absurd erscheint, den Angestellten zu bestrafen, der den beleidigenden Brief tippt oder das gefälschte Dokument überbringt —, gibt es andere, wie die vorsätzlichen Delikte, die das Leben oder andere sehr persönliche Rechtsgüter betreffen, bei denen jede Art der Beteiligung relevant ist. In der Wirtschaftskriminalität kommen hauptsächlich die erstgenannten Delikte vor. Meiner Ansicht nach wäre es auf jeden Fall sehr interessant, die Möglichkeit zu untersuchen, die vorgeschlagene Unterscheidung der Delikte zu vertiefen, wodurch eine Kategorie von Delikten aufgezeigt würde, die gegensätzlich zu den eigenhändigen Delikten sind und die nicht nur keine persönliche Verwirklichung in der letzten Phase voraussetzen, sondern die eine solche für den Zuständigen nicht erforderlich und für den Subalternen irrelevant machen. Das unechte Unterlassungsdelikt ist ebenfalls von großem Nutzen, sowohl in den Fällen, in denen der Zuständige sich tatsächlich darauf beschränkt hat, bewußt oder unbewußt die unkorrekte Handlung von Untergebenen nicht zu verhindern, wie auch, wenn die aktive Beteiligung des Täters nicht zu beweisen ist, jedoch die Verhinderungspflicht besteht. Das Problem liegt in der Begrenzung jener Fälle, in denen tatsächlich die Garantenstellung zugelassen werden kann. 14 Das Leitkriterium muß nach dem hier vertretenen Denkansatz die Reichweite der Pflichten des Zuständigkeitsbereichs des Täters sein. Dies erfordert jedoch die Vertiefung der Bemühung zur Konkretisierung, womit die Strafrechtsdoktrin unserer Zeit befaßt ist. Eine solche Konkretisierung ist unausweichlich, wenn man das Bestimmtheitsgebot beachten möchte, das an den materiellen Sinn des Legalitätsprinzips geknüpft ist, und das in einem nicht nur 14 Vgl. Schünemann, in: Anuario de Derecho Penal y Ciencias Penales, 1988, S. 535 ff., wo er darauf verweist, daß die deutsche Rechtsprechung und die herrschende Lehre die Garantenstellung eines Geschäftsinhabers oder des Direktors einer Einrichtung hinsichtlich des Handelns ihrer Untergebenen im Rahmen ihrer Zuständigkeit zulassen.
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sozialen, sondern auch demokratischen Rechtsstaat so wichtig wie die Präventivkraft ist. Summary This article considers the prerequisites for criminal taw imputation of action undertaken within complex organizational structures. The assumption is that rules of imputation, like rules of conduct, are determined by historical and cultural factors. Accordingly, they are not objectively given but rather are relative, depending to a considerable extent on changes in values. The content of rules of imputation cannot be established until one specifies the cultural background and functions of the criminal law. In Europe, this cultural background is defined by principles intrinsic to a democratic, social welfare state governed by the rule of law and by the technical needs of a developed society. The criminal law is responsible for deterring crime and is limited by the idea of punishment based on personal culpability. Imputing the conduct of an organizational body to the organization itself or to all of its members would be a form of collective liability. That type of liability, however, would violate the principle of punishment based on individual culpability. Consequently, an act should be imputed to the person who in fact is responsible for its commission. As is usually true of complex organizations, however, the actor is often not the person responsible for deciding what must be done. In such cases, an adequate criterion needs to be developed for assigning responsibility. It is advisable to rely on responsibility for the particular organizational sector, as determined by the division of labor and definition of managerial roles. The individual responsible for the organizational sector where the act originated should also be held liable under the criminal law.
Aquinas on Passions and Diminished Responsibility (For my grandaunt, Agnes Bauer, murdered in Hadamar) Thomas Nisters
I. In question 77, articles 6 and 7 of the First Part of the Second Part of his Summa Theologiae — a theological textbook written for undergraduates -— St Thomas Aquinas sets about discussing two problems: Problem 1: Is the seriousness of sin lessened by emotion?
1
Problem 2: Does emotion completely excuse one from sin?
2
Neither the first nor the second problem lends itself to a general solution. The following answers seem to be simplistic in that they do not cover the variety of possible cases: 1 Sth I / II, 77, 6 "Utrum peccatum allevietur propter passionem". The English quotations from Aquinas' Summa theologica are taken from the Blackfriars edition (Eyre and Spottiswoode, 1963 -1975). Now and then these quotations are not verbatim but slightly altered. As for the Latin text, I have used the Biblioteca de Autores Christianos edition (Sth I, Madrid 1951; Sth I / I I , Madrid 1962). Sth stands for Summa theologica; the Romanfigures indicate which part of the Summa is meant: I is First Part (Prima Pars); I / II is First Part of the Second Part (Pars prima Secundae); II / Π is Second Part of the Second Part (Pars secunda Secundae). The Arabic numeral coming next denotes the question, then comes the article. Sth I, 19, 7 means: Summa Theologiae, First Part, question 19, article 7. The abbreviation "arg." stands for introductory argument of the article where Aquinas does not speak in his own person but is putting forward counterarguments on his opponent's behalf. The Sed contra is a concise argument in favour of Aquinas' position, by and large borrowed from an authority; c. means Corpus articuli where Aquinas sets out his own solution in a systematic way. In the ad 1, ad 2, and ad 3 he refers back to the introductory arguments subjecting them to closer scrutiny. For a masterly explanation of how Aquinas constructs an article and why Aquinas falls back on that form of a scholastic article to convey his thoughts see Klaus Jacobi : "Der disputative Charakter scholastischen Philosophierens", to appear in: Kölner Universitätsreden 75 (Philosophie und geistiges Erbe des Mittelalters), Köln 1994. Special thanks to Eamonn Lyons and Karin Ascot who as native speakers meticulously read different versions of this paper without losing patience. I am indebted to Klaus Jacobi and Almut Streu for discussing the ideas expressed here. 2 Sth I / Π, 77, 7 "Utrum passio totaliter excuset a peccato".
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Answer ( l a ) : Every emotion lessens the seriousness of sin. Answer (1 b): No emotion lessens the seriousness of sin. Answer (2 a): Every emotion excuses from sin. Answer (2 b): No emotion excuses from sin. I f an agent is driven by sheer envy to harm his neighbour, say by means of malicious slander, we are not prepared to take a lenient view (vs ( l a ) and (2 a)). But we cannot help feeling sympathy for Robin Hood who was in a sense, a criminal out of pity for the destitute. Here we are prone to give a mild judgement (vs (1 b)). Finally: A man is betrayed by his beloved wife. Eventually he happens to catch the two of them red-handed. It comes as a shock to him. Beside himself with red-hot anger he slays them. Five minutes later he stands aghast at the terrible scene of his own deed. To preclude the possibility that an emotion can have a completely exonerating effect (vs (2 b)) in the face of cases like this sounds dogmatic. Having thus disproved the aforementioned general solutions (1 a), (1 b), (2 a), (2 b) a more cautious particular solution should be put to the test, namely: (1 c) Some emotions lessen the seriousness of sin. ( I d ) Some emotions do not lessen the seriousness of sin. (2 c) Some emotions excuse from sin. (2 d) Some emotions do not excuse from sin. But how to distinguish? Which emotions mitigate (1 c)? Which ones do not lessen sin (1 d 1) or even aggravate it (1 d 2)? Which criterion has to be met by an emotion in order that it exonerate completely (2 c)? The underlying idea is in effect to form classes of emotions: mitigating (1 c), aggravating (1 d 2), and exonerating emotions (2 c). But again: How to find a touchstone? One criterion which springs to mind is to draw a line between positive and negative emotions. It is the negative emotion that aggravates. The positive emotion, conversely mitigates.3 That sounds fair enough. Unfortunately, it clashes with the tenet that an emotion as such is neither good nor evil, neither positive nor negative.4 Scanning Aquinas' list of emotions, we shall at first glance find no emotion which is intrinsically good or evil: neither the concupiscible emotions like love (amor), hatred (odium), desire (desiderium, concupiscentia), aversion or disgust (fuga vel abominatio), pleasure or joy (gaudium vel delectatio), and sadness or grief (dolor vel tristitia) are positive or negative without further 3 Cf. Sth Ι / Π , 77, 6, arg. 2 4 Cf. Sth Ι / Π , 24, 1, c.
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qualification. Nor are the irascible emotions good or evil, namely: hope (spes), despair ( desperatio ), fear (timor), confidence (audacia), anger (ira), and calmness, mildness or patience (mitigatio) 5. To say "P hopes to meet Q"; "P grows angry with Q"; "P fears Q" or "P moums over Q" does not entail any moral evaluation. Passions are morally neutral, as it were. But what about emotions like envy, jealousy, malicious pleasure (Schadenfreude), righteous indignation, or pity? To say "Iago envies Othello" is tinged with moral disqualification anyway. Hence, to speak of good or evil, negative or positive emotions, does not seem to be entirely pointless: "a particular kind of emotion may be good or evil by its very nature, because its object is one that is in tune with right reason, or at odds with it". 6 A positive emotion E-pos (passio bona) results when a basic emotion Ε-bas is combined with an appropriate object Ο 1 in tune with right reason. For example, fear (timor) (Ε-bas) of indecent acts (Ο 1) is a good passion, namely shame (verecundia) (E-pos).7 Or, pain (tristitia) (Ε-bas) at the sight of another person's misfortune (de alieno malo) (Ο 1) is called pity (misericordia) (E-pos).8 In line with this theory Aquinas distinguishes positive and negative delight or pleasure (delectatio) and sorrow or pain ( tristitia ): "a pleasure is good when will or sense appetite comes to rest in something which is in agreement with reason; and evil when the striving comes to rest in something which is in disagreement with reason, or with the law of God." 9 Conversely, given "the presence of an evil, then it is a good thing for sorrow or pain to arise from i t . " 1 0 But if the pain (Ε-bas) is due to an object which is in fact good, it is wicked to be pained by it, as in the case of envy (E-neg). 11
5 According to Aquinas mitigatio as opposed to ira does not satisfy the standards of a genuine emotion (cf. Sth I / II, 23,3; I / Π, 46,1, arg. 2 et ad 2). Mitigatio is a borderline case. A systematic list of emotions is to be found in Sth I / Π, 23, 4. For the species of tristitia see Sth I / I I , 35, 8; for those of timor Sth 1/ II, 41, 4; and for those of ira Sth I / I I , 46, 8. 6 " . . . bonum et malum morale possunt pertinere ad speciem passionis, secundum quod accipitur ut obiectum passionis aliquid de se conveniens rationi, vel dissonum a ratione". (Sth I / Π, 24, 4, c.) 7 " . . . sicut patet de verecundia, quae est timor turpis". (Sth I / I I , 24, 4, c.; cf. Sth I / I I , 39, 1, c.) β " . . . et sic est misericordia, quae est tristitia de alieno malo, inquantum aestimatur ut proprium." (Sth I / I I , 35, 8, c.) 9 " . . . ita et in moralibus est quaedam delectatio bona, secundum quod appetitus superior aut inferior requiescit in eo quod convenit rationi; et quaedam mala, ex eo quod quiescit in eo quod a ratione discordât, et a lege Dei." (Sth Ι / Π , 34, 1, c.; cf. Sth I / I I , 39, 1, sed contra) "Et ideo ad bonitatem pertinet ut, supposita praesentia mali, sequatur tristitia vel dolor." (Sth Ι / Π , 39, 1, c.; cf. Sth Ι / Π , 39, 1, sed contra) il " . . . invidia, quae est tristitia de bono alterius." (Sth I / I I , 24, 4, c.; cf. Sth I / I I , 35, 8, c.) 16 Jahrbuch für Recht und Ethik, Bd. 2 (1994)
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So, why not concede that at least the members of this family of emotions are in a position to aggravate or mitigate sin due to their moral quality? This concession, of course, means to limit drastically the class of emotions which can mitigate or aggravate. Passions like desire, anger, hate etc. are ruled out. Aquinas, at any rate, is not prepared to pay this price. His rejoinder to the suggestion that "just as good emotions are meritorious, so too, bad emotions are sinful", that "a good emotion increases merit" and "an evil emotion . . . increases sinfulness" 1 2 is quite brusque: even a good emotion, Aquinas objects, increases merit only if it follows rational decision. If the positive emotion precedes rational decision, "the good work is more a matter of feeling than of decision . . . and has less claim to be called good." 1 3 The same goes for negative emotions: envy does not aggravate, unless it springs from reason and will. If the agent has been irrevocably traumatized by an appalling early childhood, even envy might mitigate. Hence, following Aquinas, it is not the emotion itself, its moral quality, its strength, or something of the kind which endows the emotion with some secret power to mitigate or aggravate sin. What counts instead is the way the emotion relates to reason and will. There are two types of relation between emotion of the sense appetite on the one hand, and reason and will on the other hand: Relation 1: The sense appetite (appetitus (liberum arbitrium).
sensitivus)
precedes free choice
Relation 2: Free choice precedes the sense appetite.14 12 " . . . sicut se habet passio bona ad meritum, ita se habet mala passio ad peccatum. Sed bona passio auget meritum: tanto enim aliquis magis videtur mereri, quanto ex maiori misericordia pauperi subvenit. Ergo enim mala passio magis aggravai peccatum quam alleviat." (Sth I / II, 77, 6, arg. 2) >3 "Ad secundum dicendum quod bona passio consequens iudicium rationis, augmentai meritum. Si autem praecedat, ut scilicet homo magis ex passione quam ex iudicio rationis moveatur ad bene agendum, talis passio diminuii bonitatem et laudem actus." (Sth I / I I , 77, 6, ad 2; cf. Sth I / I I , 24, 3, ad 1) 14 "Appetitus autem sensitivus potest se habere ad liberum arbitrium et antecedenter, et consequenter." (Sth I / II, 77,6, c.) " . . . passiones animae dupliciter se possunt habere ad iudicium rationis. Uno modo, antecedenter .. . Alio modo . .. consequenter." (Sth Ι / Π , 24, 3, ad 1; cf. Sth I, 95, 2, c.; Sth I / I I , 73, 6, ad 2) By the way, the terminology Aquinas makes use of might suggest that there are two independent forces or things sometimes being at odds, at other times operating in perfect harmony. But as Karl Rahner correctly points out, to use nouns like appetitus sensitivus or appetitus rationalis is highly misleading. In the first place it sounds as though human beings are put together of a set of components which are only loosely interlinked. In the second place nouns as sense appetite denote mere potentialities. It is this very person who is angry, sad, etc. and not the person's sense appetite. Terms like these are coined to denote that a person is able to do, suffer, or undergo certain things (cf. Κ. Rahner, Zum theologischen Begriff der Konkupiszenz, in: K. Rahner, Schriften zur Theologie, Bd. 1, Einsiedeln, Zürich, Köln: Benziger Verlag, 377-414, 382-383)
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If the passion of the sense appetite precedes free choice (relation 1), it lessens sin. If reason and will precede the emotion (relation 2), the emotion does not mitigate sin; as often as not it aggravates sin.
II. Let us start with relation 1: How to account for the fact that an emotion influences our decisions or actions? How to explain the forceful, determining influence which the emotion of the sense appetite can have on will and reason? Aquinas' explanation is: a person Ρ wants x, because he or she deems χ to be good and fitting (bonum et conveniens ). 1 5 But "good" and "fitting" are relative terms. What is good or fitting for PI is not of necessity good or fitting for P2. Now, an emotion can transform, so to speak, a person PI to the effect that PI seeks x, which he otherwise never would have done. 16 "In other words: a man in a passion judges something to be right and fitting, a judgement he would not otherwise come to." 1 7 To illustrate his point, Aquinas offers the following example: taking revenge on an opponent who has slighted me appears to be a sweet thing, as long as my anger lasts. But when I calm down I become aware of the inappropriateness of my reaction, perhaps realizing that he did not snub me on purpose, that my anger in fact sprang from some other cause and my opponent's behaviour only triggered off a frustration completely unrelated to him. It suddenly occurs to me that the revenge I was about to take was completely out of order with the seriousness of his slightly offensive behaviour. 18 But again: Are not will and reason superior to sense appetite and its emotions? How can the inferior faculty subject the superior? 1 9 The emotion cannot possibly drag or move the will directly. Only an indirect influence is possible,20 and this to begin with in three ways: 15 " . . . id quod apprehenditur sub ratione boni et convenienti s, movet voluntatem per modum obiecti." (Sth I / I I , 9, 2, c.) "Manifestum est autem quod secundum passionem appetitus sensitivi, immutatur homo ad aliquam dispositionem. Unde secundum quod homo est in passione aliqua, videtur sibi aliquid conveniens, quod non videtur extra passionem existenti . . . " (Sth Ι / Π , 9, 2, c.) i7 " . . . inquantum scilicet homo aliqualiter dispositus per passionem, iudicat aliquid esse conveniens et bonum, quod extra passionem existens non iudicaret." (Sth I / I I , 10, 3, c.) is Cf. Sth Ι / Π , 9, 2, c. 19 " . . . nulla virtus particularis potest facere effectum universalem. Sed appetitus sensitivus est virtus particularis: consequitur enim particularem sensus apprehensionem. Ergo non potest causare motum voluntatis, qui est universalis, velut consequens apprehensionem universalem intellectus." (Sth I / Π, 9, 2, arg. 2) " . . . superior motor non movetur ab inferiori: sicut anima non movetur a corpore. Sed voluntas, quae est appetitus rationis, comparatur ad appetitum sensitivum sicut motor superior ad inferiorem .. . Ergo voluntas non potest moveri a passione appetitus sensitivi." (Sth I / I I , 77, 1, arg. 2) 16*
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Way N° 1: by distraction (per quandam distractionem)
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The emotion of the sense appetite absorbs the available "psychic energy" to an extent that there is little or no energy left for the other faculties of the soul. Unfortunately, Aquinas does not provide an example. But that the object of a strong passion captivates our attention sounds fair enough. Infatuated with an enchanting woman, a man might be incapable of affording sufficient "psychic energy" to be circumspect any more or to foresee what might come of his juvenile behaviour. Way N° 2: by opposition (per contrarietatem ) 22 Sometimes we are very much in two minds. Sense appetite presents an object or an action as sweet and delightful, whereas reason warns us not to seek it, because it is harmful or downright wicked. Or conversely, the emotion, say fear, cajoles us out of x, because it pains us, whereas reason urges us to do or endure χ, for example to help a friend who is jostled by two louts in London Underground 223 . "Hence" Aquinas writes "we sometimes experience that the irascible and concupiscible emotions resist or even fight against reason, in that we perceive or imagine something delightful that reason bans, or we perceive or imagine something as painful, though reason orders us to do it." 2 3 Way N° 3: by bodily changes (per quandam immutationem corporalem)
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An emotion in the strict sense of the word goes hand in hand with some change in the bodily functions. Aquinas maintains that feeling, unlike thinking is a psychosomatic phenomenon.25 This physical transformation (immutatio et 20 " . . . passio appetitus sensitivi non potest directe trahere aut movere voluntatem, sed indirecte potest." (Sth I / I I , 77, 1, c.) 21 Cf. Sth I / Π , 4, 1, ad 3; Sth I / I I , 33, 3, c.; Sth Ι / Π , 77, 1, c.; Sth I / I I , 77, 2, c. 22 cf. Sth I / I I , 4, 1, ad 3; Sth Ι / Π , 33, 3, c.; Sth I / I I , 77, 2, c. 22a Klaus Jacobi drew my attention to the fact that the examples given in this paper are one-sided in that reason always suggests the positive action, whereas emotion tempts us to do what is wrong. But the reverse can happen as well: two louts are about to illtreat a mentally handicapped girl. The scene incenses me. Anger persuades me to intervene immediately. But then spineless reason dissuades me from what would have been right: " I am not strong enough to protect the poor girl, so they would beat me up too. There is not point in trying to help. I am in a hurry anyway. I cannot afford to be late . . . " Here reason proposes what is cowardly, whereas sense appetite represents the better part of my character (cf. Κ. Rahner Fn. 14) 381 ff., 396, 400 f.). But be that as it may, the question still remains how to account for my initialrighteousanger. If it is due to a natural disposition, it is neither good nor evil in terms of moral evaluation. Moral assessment is senseless unless reason and will come into play (cf. Sth I / I I , 18, 5; Sth I / II, 24, 4; Sth I / II, 59, 1; Sth I / Π, 74, 2, ad 2). But if my anger is an outcome of a cultivation of my passions in the long run, the emotion is praiseworthy as it is the result of a moral training of a kind. 23 "Unde experimur irascibilem vel concupiscibilem rationi repugnare, per hoc quod sentimus vel imaginamur aliquod delectabile quod ratio vetat, vel triste quod ratio praecipit." (Sth I, 81, 3, ad 2; cf. Sth Ι / Π , 9, 2, ad 3) 24 Cf. Sth Ι / Π , 33, 3, c.; Sth Ι / Π , 77, 2, c.
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transformatio corporalis 2 6 ) induced by the emotion is sometimes on a par with sleep or drunkenness, which somehow "hampers reason so that one is unable to act freely, as sleep or drunkenness physically disables one for rational accomplishments." 27 The physical transformation completely deprives the agent of the use of reason, "for many men are completely carried out of their minds by excessive wrath or love". 28
III. Though experience at first bears witness to Aquinas' tenet that an emotion now and then deprives an agent completely of the use of reason, 29 we are well advised to be wary about this thesis. To begin with, Aquinas obviously does not stick to the assumption that the emotion sometimes completely paralyses reason when he continues: "This is yet another way in which a man who is emotionally aroused might be moved to make a particular judgement contrary to his general convictions." 30 Despite the emotional uproar reason is still in a position to make a judgement which, at all events, presupposes rationality. Secondly, Aquinas explicitly states that rationality is indispensable to the arousel of certain emotions. Joy ( gaudium ), as a species of pleasure (delectatio) 25 The term "passion" (passio) can be construed in three different ways: passio 1: A subject S receives a quality Q 1 without losing a quality Q 2. In this sense of the word the air suffers when it is illuminated or the soul suffers in thinking. Both are receiving Q 1 without losing Q 2. passio 2: A subject S receives a quality Q 1 and loses Q 2. passio 2.1: Q 1 is good and appropriate for S, say, health for the body or joy (laetitia) for the soul. passio 2.2: Q 1 is negative and inappropriate for S, say, illness for the body or grief and sorrow ( tristitia ) for the soul. Now, the passion of the soul "in which some quality is lost (passio 2), however, always involves some bodily change", for instance blushing, perspiration, contraction of the stomach. ("Passio autem cum abiectione non est nisi secundum transmutationem corporalem". (Sth I / I I , 22, 1, c.)) 26 Sth Ι / Π , 77, 2, c. 27 "Tertio, per quandam immutationem corporalem, ex qua ratio quodammodo ligatur, ne libere in actum exeat: sicut etiam somnus vel ebrietas, quadam corporali transmutatione facta, ligant usum rationis." (Sth I / I I , 77, 2, c.) 28 "Et quod hoc contingat in passionibus, patet ex hoc quod aliquando, cum passiones multum intenduntur, homo amittit totaliter usum rationis: multi enim propter abundantiam amoris et irae, sunt in insaniam conversi." (Sth I / Π, 77, 2, c.) 29 " . . . homo amittit totaliter usum rationis". (Sth I / I I , 77, 2, c.; cf. Sth I / I I , 10, 3, c. et ad 2; Sth Ι / Π , 33, 3, c.; Sth I / I I , 33, 3, c.; Sth I / I I , 34, 1, ad 1; Sth I / I I , 37, 4, ad 3; Sth I / I I , 77, 1, c.; Sth Π / I I , 15, 3; Sth Π / I I , 53, 6) 30 "Et per hunc modum passio trahit rationem ad iudicandum in particulari contra scientiam quam habet in universali." (Sth I / I I , 77, 2, c.)
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presupposes rationality. Hence it is not to be found with animals.31 The same applies to anger or wrath which cannot possibly be stirred up unless reason is brought into play, because the person must relate the revenge to the insult he or she has suffered, something which is possible only by dint of reason. 32 This is obviously at variance with Aquinas' observation that many a man is completely carried out of his mind by excessive wrath. 33 Thirdly: Aquinas assumes that animals and human beings have the emotions in common. 34 Does this assumption not clash with the observation that emotions are at least not without reason? Oddly enough Aquinas wants to have the cake and eat it. In answering the objection that an emotion cannot possibly be intrinsically morally positive or negative because morality is confined to human beings, whereas emotions pervade the animal world too, 35 Aquinas writes that the sense appetite of animals is not obedient to reason or, to be specific, it is not obedient to their own reason. But it is nevertheless guided by some higher reason, namely God's reason which leads the estimative faculty animals are equipped with, which in turn influences their sense appetite.36 Aquinas persuades us that even with animals the passion presupposes reason.
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"Delectamur enim et in his quae naturaliter concupiscimus, ea adipiscentes; et in his quae concupiscimus secundum rationem. Sed nomen gaudii non habet locum nisi in delectatione quae consequitur rationem: unde gaudium non attribuimus brutis animalibus". (Sth Ι / Π , 31, 3, c.) 32 ". . . ira est appetitus vindictae. Haec autem collationem importât poenae infligendae ad nocumentum sibi illatum: unde, in VII Ethicorum (1149 b 1), dicit Philosophus (that is Aristotle, Th. N.) quod syllogizans quoniam oportet talem oppugnare, irascitur confestim. Conferre autem et syllogizare est rationis. Et ideo ira est quodammodo cum ratione." (Sth I / I I , 46, 4, c.) 33 Cf. Sth I / Π, 77, 2, c. P. K. Schmid, Die menschliche Willensfreiheit in ihrem Verhältnis zu den Leidenschaften, Engelberg, Verlag der Stiftsschule, 1925, 189-190, makes short work of this palpable contradiction by simply quoting Sth I / II, 46, 4, ad 1 which, to my mind, fails to settle the problem as well: "An appetitive reaction can include reason in two ways. First, the act may be commanded by reason. This is the case with the will, which is why it is called the rational appetite. Secondly, the act may be motivated by reason and this is the way in which anger includes reason." " . . . motus appetitivae virtutis potest esse cum ratione dupliciter. Uno modo, cum ratione praecipiente: et sic voluntas est cum ratione; unde et dicitur appetitus rationalis. Alio modo, cum ratione denuntiante: et sic ira est cum ratione." 34 " . . . secundo (considerandum est, Th. N.) de actibus qui sunt homini aliisque animalibus communes, qui dicuntur animae passiones." (Sth I / Π, 6, intr.) " . . . passiones non sunt propriae hominum, sed sunt etiam aliis animalibus communes." (Sth I / I I , 24, 1, arg. 1; cf. Sth Ι / Π , 24, 1, ad 1; Sth I / I I , 46, 4, arg. 2; Sth Ι / Π , 74, 3, arg. 1) 35 " . . . nulla species passionum est quae non inveniatur in aliis animalibus. Sed bonum morale non invenitur nisi in homine. Ergo nulla passio animae bona est vel mala ex sua specie." (Sth I / Π, 24, 4, arg. 3) 36 " . . . in brutis animalibus appetitus sensitivus non obedit rationi. Et tarnen inquantum ducitur quadam aestimativa naturali, quae subiicitur rationi superiori, scilicet divinae, est in eis quaedam similitudo moralis boni, quantum ad animae passiones." (Sth I / II, 24, 4, ad 3; cf. Sth I, 78, 4, c.; Sth I, 81, 3, c.)
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Fourthly: Sth I / II, 78, 4, arg. 3 claims that a sin which springs from malice (ex certa malitia) is not more serious than a sin born of a passion (ex passione). The reason is that a person acting out of a passion chooses evil just as much as a person acting from malice. 37 Surprisingly enough Aquinas does not question the assumption that acting out of a passion implies choice. Acting under the influence of an emotion does not differ from an action which originates in malice in that there is no choice at all. The difference rather is that with malice choice is the decisive factor (peccare ex electione) whereas with emotion (ex passione) it is not. Here the emotion takes the lead and guides choice. A person who acts, say, out of anger, acts with choice but not from choice (peccare eligens, non tarnen ex electione). Hence, choice being an act of reason and will, 3 8 rationality is present even when a person acts due to an emotion, though reason in that case is not the key principle to act. 39 Fifthly: Apart from this textual evidence, it is in accord with common experience to concede that reason is deeply interwoven with most if not all emotions. In the first place most emotions are preceded or even induced by some judgement: Ρ is in distress, so I take pity on P; Q is always lucky which is why I envy Q; this snake is highly venomous, it makes me shiver with fear. In the second place quite a few emotions, to say the least, are practical in that they make us prone to act or behave in a specific way: run away, attack, take revenge, cry or shout etc. But even the man driven by red-hot anger recognizes his opponent, chooses the right instrument, say a club, and makes proper use of his weapon. All this involves rationality of a kind which is subsequent to or concommitant with the emotion. To cut a long story short, though the emotion via physical transformation (transformatio corporalis) might have a tremendous impact on reason and will, it fails to block the use of reason absolutely.
IV. The indirect impact of the sense appetite upon will and reason by distraction, by opposition, and by bodily changes primarily engenders three shortcomings: Shortcoming N° 1 : An agent Ρ knows that it is generally forbidden or prescribed to do x. A diabetic is well aware that he should abstain from sugar. Due to the 37
" . . . peccare ex certa malitia est peccare ex electione mali. Sed ille qui peccat ex passione, etiam eligit malum. Ergo non minus peccat quam ille qui peccat ex certa malitia." (Sth Ι / Π , 78, 4, arg. 3) 38 " . . . in nomine electionis importatur aliquid pertinens ad rationem sive intellectum, et aliquid pertinens ad voluntatem". (Sth I / I I , 13, 1, c.) 39 "Ille enim qui peccat ex passione, peccat quidem eligens, non tarnen ex electione, quia electio non est in eo primum peccati principium, sed inducitur ex passione ad eligendum id quod extra passionem existens non eligeret." (Sth I / I I , 78, 4, ad 3)
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all-enticing lure of a dessert, this general knowledge remains dormant at the end of a gorgeous dinner. 4 0 Shortcoming N° 2: Not only the major premiss of a practical syllogism is prevented from entering P's mind on account of the emotion. As often as not the minor premiss is not taken into consideration. To put it technically: the passion hinders that some particular knowledge is considered in actu, though it is known in habitu. Our diabetic knows as a matter of fact that this dessert contains masses of sugar, but his desire helps him to suppress this particular knowledge. It does not cross his mind right now. "A man" to quote Aquinas "who is emotionally aroused, fails to consider in particular what he knows in general, for the emotion hinders such consideration." 4 1 Shortcoming N° 3: Now and then the major and the minor premiss of a practical syllogism are known but the agent falls short of combining them owing to the emotion. Hence no conclusion follows. Passion impedes the particular proposition being subsumed under the general proposition, or to put it another way: on account of the emotion, the application of the general proposition upon a particular proposition is blocked. Aquinas' example sounds a bit weird: sexual desire makes the agent subsume his act of fornication not under the prohibition of extra-marital intercourse, but under the premiss that all sweet things should be sought after. 42 For the sake of completeness we should recall a fourth way in which emotion pulls ( trahere) 43 or moves (movere J44 will and engenders an inclination in it ( inclinare J 45. Way N° 4 by the object of will ( per obiectum voluntatis) There is something clandestine about this mode of influence. So it is hard enough not to fall prey to it. This kind of influence upon the will is of a complex structure and presupposes three steps:
40 " . . . bene potest contingere quod aliquis habeat veram scientiam habitualiter de universali affirmativo, et falsam opinionem in actu de particular! negativo". (Sth I / II, 77, 2, ad 3) 41 "Et hoc modo ille qui est in passione constitutus, non considérât in particulari id quod seit in universali, inquantum passio impedit talem considerationem." (Sth I / I I , 77, 2, c.) " . . . scientia universalis, quae est certissima, non habet principalitatem in operatione, sed magis scientia particularis: eo quod operationes sunt circa singularia. Unde non est mirum si in operabilibus passio agit contra scientiam universalem, absente consideratione in particulari." (Sth Ι / Π , 77, 2, ad 1) "Sed quandoque in his quae per concupiscentiam aguntur, non totaliter tollitur cognitio, quia non tollitur potestas cognoscendi; sed solum consideratio actualis in particulari agibili." (Sth Ι / Π , 6, 7, ad 3) 42 Cf. Sth I / Π, 77, 2, ad 4; Sth I / II, 77, 7, ad 2. 43 Sth Ι / Π , 77, 1, c.; Sth Ι / Π , 77, 6, c. 44 Sth Ι / Π , 77, 1, c. 45 Sth Ι / Π , 77, 6, c.
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Step 1 : The way we perceive or imagine an object χ depends on our emotion "just as the discrimination of taste is dependent on the condition of the tongue." 46 Trapped in his fatal jealousy Othello cannot avert his imagination from a napkin spotted with strawberries. Step 2: The imagination ( apprehensio imaginationis) and the "judgement" which immediately follows sense perception ( iudicium aestimativae) hamper the judgement of reason. Things do not present themselves anymore the way they certainly would have done in the light of a dispassionate point of view (iudicium et apprehensio rationis). 47 Macbeth's judgement is badly distorted by his ardent ambition and premature hope. Fantasies dwelling on a glowing future as Thane of Cowdor and King of Scotland make him work out his chances of eventual success in an unrealistic way. Step 3: Finally, human will is guided by rational judgement. 48 If Macbeth had not judged the Weird Sisters to be reliable, if he had not overestimated his and his wife's staying-power, if he had not underestimated the obstacles, he certainly would not have committed the atrocities he becomes guilty of. In short, via sense perception or imagination and judgement of reason the emotion eventually steers will. V. So far we have only pondered cases of diminished responsibility. The emotion precedes free choice and to a certain extent takes its place or guides it. The action does not exclusively come from free will and spontaneous reason anymore. 49 But sin, in the strict sense of the word, originates in free choice. Hence sin is diminished in due proportion to the emotion supplanting reason and will. But the functioning of will and reason usually does not come to a complete standstill, despite the passion's interference. Therefore the agent is still account"Manifestum est autem quod passionem appetitus sensitivi sequitur imaginationis apprehensio et iudicium aestimativae : sicut etiam dispositionem linguae sequitur iudicium gustus." (Sth I / I I , 77, 1, c.). In his translation (Blackfriars 1969) John Fearson turns round this relation. His reading is: "For it is clear that the emotions of the sense appetite follow the imagination. .. " The latin text suggests a reverse reading: "Manifestum est autem quod passionem appetitus sensitivus sequitur imaginationis apprehensio et iudicium aestimativae . . . " Apprehensio imaginationis et iudicium imaginationis is subject (that which follows) and passionem appetitus sensitivi is accusative object (that which is followed). 47 "Impeditur enim iudicium et apprehensio rationis propter vehementem et inordinatam apprehensionem imaginationis, et iudicium virtutis aestimativae: ut patet in amentibus." (Sth I / U , 77, 1, c.) « Cf. especially Sth Ι / Π , 9, 1; Sth I, 82, 4. 49 Cf. Sth Ι / Π , 10, 3, c. et ad 2; Sth Ι / Π , 24, 3, ad 1; Sth I / I I , 73, 5, c.; Sth Ι / Π , 73, 6, ad 2; Sth I / I I , 77, 6, c.; Sth Ι / Π , 77, 7, c.
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able for his misdemeanour. His sin is imputed to him indirectly (indirecte). He is guilty of not preventing what he should have and could have prevented (potest et debet agere) 50: "In such cases one can either (a) counter the emotional state with a mental diversion, or (b) simply refuse to act in accord with the emotion, since muscles do not move except with the consent of reason". 51 (b) The least the culprit could have done is to say "No!" to what the emotion suggests,52 as it were, as Eve could have said "No!" to the serpent's temptation. (a) At best, reason and will are successful in allaying the emotion itself. 53 Aquinas invokes common experience to back this claim: "Everybody knows by experience that by applying some general considerations, anger or fear can be soothed or stirred up." 5 4 Hence, as long as the emotion is not utterly out of hand the agent is answerable for his omission to intervene. But what about an emotion preceding reason and for all practical purposes paralysing the higher functions of the soul? 55 Here reason and will are incapable of bringing about the dissipation of the emotion (non-(a)). And what is worse, even the ability to say "No!" is lost. 56 The agent is thrall to his passion. Up to a point, the case of an emotion which drives a person out of his or her mind is tantamount to cases of intoxication. But neither an overpowering emotion nor intoxication give carte blanche for actions. Even an overwhelming emotion does not exonerate completely, except in two cases. Case N° 1 : If the overwhelming emotion is not self-inflicted, it excuses from sin. "When the source is in no way voluntary, but only a natural phenomenon such as sickness or the like, the resultant emotional state completely inhibits deliberate decision, then whatever actions follow are not only non-voluntary but also completely sinless." 57 An extreme hyperfunction of the thyroid glands can cause an irascibility which the agent cannot keep in check.
50 Cf. Sth I / I I , 6, 3, c. si "Quandoque vero passio non est tanta quod totaliter intercipiat usum rationis. Et tunc ratio potest (a) passionem excludere, divertendo ad alia cogitationes; vel (b) impedire ne suum consequatur effectum, quia membra non applicantur operi nisi per consensum rationis". (Sth I / I I , 77, 7, c.) 52 Cf. Sth I, 81, 3, c.; Sth Ι / Π , 10, 3, ad 2; Sth 77, 3, ad 3; Sth Ι / Π , 77, 7, c. 53 Cf. Sth I / I I , 77, 7, c.; Sth I / I I , 10, 3, ad 2. 54 "Hoc etiam quilibet experiri potest in seipso: applicando enim aliquas universales considerationes, mitigatur ira aut timor aut aliquid huiusmodi, vel etiam instigatur." (Sth I, 81, 3, c.) 55 Cf.Sth I / I I , 10, 3, c. et ad 2; Sth Ι / Π , 34, 1, ad 1; Sth Ι / Π , 77, 1, c.; Sth Ι / Π , 77, 2, c.; ; Sth Π / I I , 15, 3; Sth Π / Π , 53, 6; see section ΠΙ. for critical remarks. 56 " . . . in potestate quidem voluntatis est assentire vel non assentire his in quae passio inclinât; et pro tanto dicitur noster appetitus sub nobis esse. Sed tamen ipse assensus vel dissensus voluntatis impeditur per passionem". (Sth I / II, 77, 3, ad 3)
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Case N° 2: If the emotion is self-inflicted, the principles regulating the imputation of results or consequences of actions become operative. As a rule Ρ tends to be liable for what ensues from his action χ. Ρ opens the window (x) and a draught slams and breaks the glass door. If Ρ has intended the consequence, he is liable anyway. If not, there are three possibilities to be considered: Did Ρ foresee the outcome? If he foresaw the outcome, he is answerable (possibilty 1). If he did not foresee the effect, there is still another question to be answered: Did the unforeseen consequence ensue by chance (per accidens) or not (per se)l If the latter, Ρ could have foreseen them by meeting the standards of due care. So the effect is imputed to him (possibility 2). If the former, the consequences were by no means foreseeable. Ρ is exonerated (possibility 3). 5 8 This dichotomy also holds good for what ensues from a self-induced overpowering emotion. It exonerates if and only if the consequences were neither intended nor foreseeable. If they were foreseeable, they are voluntary as for their cause (secundum suam causam) 59.
VI. In a nutshell, emotions can mitigate or exonerate as long as the emotion precedes free choice (relation 1). But if reason and will precede the emotion (relation 2), the mitigating, let alone the exonerating effect, is cancelled. On the contrary, here the emotion frequently aggravates. 60 In rough outline, judgement of reason precedes emotion in two modes: Mode N° 1: The influence takes the form of overflow, as it were (per modum redundantiae ): "The higher part of the soul is so strongly bent upon some object that the lower part follows it." 6 1 Though highly misleading due to its quasimechanical overtones, the metaphor does not fail to convey Aquinas' meaning. What he presumably has in mind is this: the sense appetite and its passions, unlike the vermiform-appendix, is neither superfluous 62 nor is it pernicious in
57 "Si vero causa non fuit voluntaria, sed naturalis, puta cum aliquis ex aegritudine, vel aliqua huiusmodi causa, incidit in talem passionem quae totaliter aufert usum rationis; actus omnino redditur involuntarius, et per consequens totaliter a peccato excusatur." (Sth I / I I , 77, 7, c.) 58 Cf. Sth I / I I , 20, 5; Sth I / I I , 73, 8. 59 Sth I / I I , 77, 7, c.; cf. Schmid (Fn. 33), 211. 60 Cf. Sth I / I I , 77, 7, c. 61 "Alio modo (passiones, Th. N.) se habent consequenter (ad iudicium rationis, Th. N.). Et hoc dupliciter. Uno modo, per modum redundantiae: quia scilicet, cum superior pars animae intense movetur in aliquid, sequitur motum eius etiam pars inferior." (Sth I / I I , 24, 3, ad 1; cf. Schmid (Fn. 33), 328-330) 62 Cf. Sth I / I I , 59, 5, c.
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that it obstructs our decisions.63 Otherwise human beings would have been badly designed. Emotions are one aspect of our seeking or shunning things. They are deeply interwoven with will and reason on the one hand and with the bodily functions on the other hand. The emotions being at odds with reason and will is the exception, not the rule. For example, to achieve an object of free choice is pleasant; or, we grow angry if anybody thwarts our plans. Unfortunately philosophers are paying a bit too much attention to self-control or lack of selfcontrol, that is to cases where emotion wrestles with reason and will, so to speak. Philosophers are by and large given to neglect the ordinary case "where man's soul is in perfect harmony" the emotion being in perfect tune with will and reason. The emotion goes hand in hand with the infectious intensity of will. Small wonder that the emotion, being a side-effect of free choice, does not mitigate, still less exonerate. But it does not aggravate either. The emotion simply reveals the intensity of the sinner's will. It is nothing else but a sign (signum). 65 As a sign, in general it is to be handled with delicacy, because most signs do not indicate something else by necessity. Mode N° 2: The emotion can be subsequent to rational judgement in that the emotion is chosen (per modum electionis). A person Ρ wants an emotion to be aroused in his or her heart with a view to act more promptly and with greater ardour. 66 For example, P, not unlike Othello, on purpose focuses his imagination and thought on, say a "handkerchief spotted with strawberries" in order to feed the green eyed monster of his jealousy. In this case the agent in fact makes use of the emotion. So the passion renders the misdemeanour even more despicable. The emotion does not diminish responsibility, but the agent is responsible for his or her emotion. 63 K. Rahner calls attention to the fact that Catholic theology to a frightful extent had fallen prey to a bad-design-anthropology of that kind. At bottom the mistake is to collapse two different distinctions: the distinction between morally positive and negative on the one hand and the distinction between the sensual and the intellectual on the other hand. Identifying the sensual with what is morally negative inevitably leads to the conclusion that "this (sensual) quality immediately resists and fights against what morality demands. Being only resistant to morality the sensual is absolutely at variance with man's innate teleology." "Wenn die Konkupiszenz im theologischen Sinn ausschließlich als Qualität des ,sinnlichen' Teiles des Menschen gedacht wird, und zwar so, daß diese nur zum Bösen hindrängt, also sonst keine andere Funktion hat, dann ist eben diese Qualität ein unmittelbar und ausschließlich gegen das Sittliche als solches Widerständiges, also ein Widerständiges gegen die innere Teleologie des Menschen als ganzen und sonst nichts." (K. Rahner (Fn. 14), 387) 64 Cf. Sth I / I I , 10, 3, ad 2. 65 "Et sic passio existens consequenter in appetitu sensitivo, est signüm intensionis voluntatis. Et sie indicat bonitatem moralem majorem." (Sth Ι / Π , 24, 3, ad 1; cf. Sth Ι / Π , 77, 6, c.) 66 "Alio modo, per modum electionis: quando scilicet homo ex iudicio rationis eligit affici aliqua passione, ut promptius operetur, cooperante appetitu sensitivo. Et sic passio animae addit ad bonitatem actionis." (Sth Ι / Π , 24, 3, ad 1; cf. Schmid (Fn. 33), 330)
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VII. Till now we have postponed discussing a thesis which has been used as an unproven assumption all the time, namely that reason and will are capable of guiding the sense appetite. Aquinas maintains that will and reason in the first place can prevent the arousal of an emotion in advance and in the second place calm or dissipate the emotion when it is "in process" already. If these assumptions turn out to be flawed, most of, what Aquinas teaches on passions and diminished responsibilty fails to convince. So, how to come to grips with the question as to whether the higher faculties of the soul, will and reason, can regulate the emotions of the sense appetite? How to refute the counterposition that the emotions are part of our internal nature and thus proof against any form of influence whatsoever? Aquinas' position that sense appetite obeys will and reason has to cope with cogent counterarguments. Argument (a): Now and then our desires make a nuisance of themselves. Though we desperately want to get rid of them they keep tormenting us with their claims. The emotions lead a life of their own and dare resist will and reason. 67 Argument (b): Our emotions are aroused by our sense perception or by our imagination. When Marc Antony produces Caesar's mantle riddled with holes and stained with blood he eventually stirs up the plebeians' pity, and when confronts us with pictures live from Somalia showing children on the verge of starvation we are choking with compassion. But what we perceive or imagine is not within our power. Hence the ensuing emotion escapes our control as well. 6 8 Despite these arguments Aquinas positively maintains that our emotions are far from resistant against what will orders, though they do not obey as promptly as the limbs do. For a start let us recall that one way to block the outcome of an emotion which does not drive the agent completely out of his or her mind is simply to say "Yes" or "No" to what the emotion suggests, as in the case of self-control. Here will intervenes, making use of its veto. The agent just stops short of carrying out what the emotion tempts him or her to do, without the emotion being modified as such. 69 Unlike animals, with human beings there is a gulf between emotion and action. The animal acts, spurred by its emotion, without further delay. Thus 67 Cf. Sth I, 81, 3, arg. 1; Sth I / I I , 17, 7, arg. 1. 68 " . . . proprium motivum appetitus sensitivi est apprehensum secundum sensum vel imaginationem. Sed non est in potestate nostra semper quod aliquid apprehendamus sensu vel imaginatione. Ergo actus appetitus sensitivi non subiacet imperio nostro." (Sth I / I I , 17, 7, arg 3) 69 " . . . irascibilis et concupscibilis obediunt superiori parti, in qua est intellectus sive ratio et voluntas . . . uno modo .. . quantum ad voluntatem . . . Voluntati . . . subiacet appetitus sensitivus, quantum ad executionem". (Sth I, 81, 3, c.)
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"a sheep runs away the moment it sees a wolf, for in them there is no higher appetite to intervene." 70 Human beings, on the other hand do not act before will gives its consent. The emotion awaits will to give the green light, as it were. 7 1 But that there is something like self-control even Aquinas' opponent freely admits. The tenet in dispute is that reason and will can change the emotion itself ( quantum ad ipsos suos actus) 12. So the opponent urges Aquinas not to beat about the bush but to get straight to the point. Aquinas takes up the challenge especially in Sth I, 81, 3 ("Whether the irascible and concupiscible part of the soul obeys reason?" 73) and in Sth I/ II, 17,7 ("Is it possible for reason and will to command sense appetite" 74 ). To begin with, Aquinas' opponent is quite right when he calls attention to the fact that the emotion of the sense appetite follows (i) sense perception and (ii) imagination (apprehensum secundum (i) sensum et (ii) imaginationem). 15 But (i) sense perception or (ii) imagination do not suffice to induce an emotion. Even with animals an opinion of a kind is requisite. The faculty to form a quasiopinion is called (iii a) virtus aestimativa as for animals. The panic-stricken sheep does not only hear the wolf howl (i), but its guess is that the wolf is an enemy (iii a). 76 Animals are endowed with a natural ability to guess.77 As for human beings, what Aquinas calls vis cogitativa or ratio particularis (iii b) has supplanted the animal's virtus aestimativa .78 For example, I do not only (i) feel the hairy spider crawling up my leg, but I (iii b) guess it to be venomous which brings me out in goose pimples with fear. ?
o "In aliis enim animalibus statim ad appetitum concupsicibilis et irascibilis sequitur motus, sicut ovis timens lupum statim fugit: quia non est in eis aliquis superior appetitus qui repugnet." (Sth I, 81, 3, c.) 71 "Sed homo non statim movetur secundum appetitum irascibilis et concupiscibilis; sed expectatur imperium voluntatis, quod est appetitus superior. In omnibus enim potentiis motivis ordinatis, secundum movens non movet nisi virtute primi moventis; unde appetitus inferior non sufficit movere, nisi appetitus superior consentiat." (Sth I, 81, 3, c.) 72 Sth I, 81, 3, c. 73 "Utrum irascibilis et concupiscibilis obediant rationi". 74 "Utrum actus appetitus sensitivi imperetur". For brevity's sake I shall not subject these dense articles to closer interpretation, although they are worth it. Instead, I shall outline the psychological model which underlies Aquinas' answer, perhaps at the expense of some highly interesting subtleties of his solution. 75 Cf. Sth I / U , 17, 7, arg. 3 et c.; Sth I, 81, 3, ad 2. 76 " . . . appetitus sensitivus in aliis quidem animalibus natus est moveri ab aestimativa virtute; sicut ovis aestimans lupum inimicum, timet." (Sth I, 81, 3, c.) 77 quaedam aestimativa naturalis (Sth I / II, 24, 4, ad 3); for emotions of animals see Sth Ι / Π , 6, intr.; Sth I / I I , 24, 1, arg. 1 et ad 1; Sth Ι / Π , 31, 3, c.; Sth Ι / Π , 34, 1, ad 2; Sth I / U , 40, 3; Sth I / Π , 46, 4, ad 3. 78 "Loco autem (iii a) aestimativae virtutis est in homine .. . (iii b) vis cogitativa; quae dicitur a quibusdam ratio particularis, eo quod est collativa intentionum individualium." (Sth 1,81,3, c.)
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Now reason is not powerless to influence (i) sense perception, (ii) imagination and (iii b) particular opinion. (i) Reason guiding sense perception Needless to say, sense perception is not completely under control. Unless we are magicians the external object must be presented to us. But it is up to us to open or close our eyes. We can turn off the TV because we cannot stand the appalling Somalia-pictures any longer. So we avoid taking pity on the starving. 79 (ii) Reason guiding imagination Though Aquinas knows that it is difficult enough not to focus one's imagination on the object of an emotion, 80 he is confident that reason has a strong bearing on imagination, 81 for example by making up forms of fancy. 82 Aquinas' confidence makes sense: once Iago has dribbled the idea or thought into Othello's mind that Desdemona might be unfaithful, Othello's imagination is "ablazed" and tortures him, in turn deepening his jealousy. Iago is absolutely right when he says: "Dangerous conceits are in their natures poisons, Which at the first are scarce found to distaste, But with a little act upon the blood Bum like the mines of sulphur" (III, 3, 331-4) (iii b) Reason and particular
opinion
Finally, reason is sometimes called upon to modify our particular opinion by applying general propositions in an almost syllogistical way. The opinion that this very spider which happens to sleep on my chest is venomous arouses the emotion of fear. The opinion itself might be the conclusion of a syllogism of a kind:
79 Cf. Sth I / I I , 17, 7, ad 3. so " . . . videmus quod homines in aliqua passione existentes, non facile imaginationem avertunt ab his circa qua afficiuntur." (Sth I / I I , 77, 1, c.) si "Apprehensio autem imaginationis, cum sit particularis, regulatur ab apprehensione rationis, quae est universalis, sicut virtus activa particularis a virtute activa universali." (Sth I / I I , 17, 7, c.) 82 " . . . sensus exteriores indigent ad suos actus exterioribus sensibilibus, quibus immutentur, quorum praesentia non est in potestate rationis. Sed vires interiores, tam appetetivae quam apprehensivae, non indigent exterioribus rebus. Et ideo subduntur imperio rationis, quae potest non solum instigare vel mitigare affectus appetitivae virtutis, sed etiam formare imaginativae virtutis phantasmata." (Sth I / I I , 81, 3, ad 3)
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Thomas Nisters
(1) All hairy spiders are highly venomous. (2) This spider is hairy, indeed. (3) This spider is venomous. Now, if I am cold blooded enough, it might occur to me, that there are some exceptions to (1), say, Lycosa tarantula which is hairy, but not dangerous. Or I recall that a spider's bite can barely pierce human skin. Or I remember that spiders are very beneficial animals preying on pests. These general considerations (universales propositiones vel considerationesj 83 could be vital for the spider on my chest. With any luck they modify my particular opinion for the better and in turn make the initial fear, repulsion, and hostility give way to more tender feelings. So reason, by changing my emotion via particular opinion, eventually prevents me from committing the atrocity of "aranea-cide " which fear and disgust almost impelled me to do. Nonetheless, although reason can modify and guide what we (i) perceive or (ii) imagine (vs argument (a)), and by doing so influence our emotion, argument (b) seems to be valid. It is only to a certain extent that the emotion obeys reason. Often enough the emotion is out of hand. This mainly for two reasons. Reason 1 : Now and then sense perception and imagination are not to be kept in check. Despite my efforts to avoid any contact with my mortal enemy I happen to run into him out of the blue and in a rage I assault him, 8 4 or conversely I am unable to imagine the distress of the famine-stricken people in Somalia and hence fail to take pity on them. 85 Reason 2: It is not only the faculties of the soul (reason and will, sense perception, imagination, and the faculty of forming particular opinion) which make the emotion work (expotentia animaeJ 86. Bodily functions play an eminent role (ex corporalis organi)* 1 as well. These functions limit the power of reason and will over the emotion. According to Aquinas "man is made to God's image in that he is intelligent and free to judge and master of himself." 88 Still man is not omnipotent. Frail and vulnerable as human beings are with reference to their internal and external nature, it is as often as not clemency which they deserve when they stray from the straight and narrow.
83
Cf. Sth I, 81, 3, c. 84 Cf. Sth Ι / Π , 17, 7, c. 85 Cf. Sth I / I I , 17, ad 3. 86 Sth I / I I , 17, 7, c. 87 Sth Ι / Π , 17,7, c. 88 "homo factus ad imaginem Dei dicitur, secundum quod per imaginem significatur intellectuale et arbitrio liberum et per se potestativum" . (Sth Ι / Π , prologus; cf. Sth I, 3, 1, arg. 2 et ad 2; Sth I, 13, 5, arg. 2; Sth Ι / Π , 91, 2, c.)
Aquinas on Passions and Diminished Responsibility
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Zusammenfassung Gefühle können die Schwere der Schuld beeinflussen. Bisweilen mindern sie die Schuldgröße, manchmal vergrößern sie die Schuld und in einigen Fällen entschuldigen sie völlig. Ob ein Gefühl in die eine oder andere Richtung Einfluß nimmt, hängt nicht vom Gefühl selbst ab. Den Ausschlag gibt, wie sich das Gefühl zum Verstand und zum Willen verhält. Wenn das Gefühl dem Verstand und dem Willen folgt, dann erschwert es. Wenn das Gefühl jedoch vorhergeht, dann vermag es die freie Tatherrschaft einzuschränken und subjektive Schuld zu verringern, im Extremfall gar zu beseitigen.
17 Jahrbuch für Recht und Ethik, Bd. 2 (1994)
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I. In his notorious essay, "On A Supposed Right to Lie Because of Philanthropic Concerns", Kant makes a set of claims that have greatly embarrassed many of his supporters. 1 The Murderer in pursuit of the Friend whom you have taken into your house is now at your door, and has asked whether your Friend is there. Not only does Kant hold that it one's duty to be truthful, even in this situation. He also states that the agent who does lie, and thus acts contrary to duty, may be held responsible for any bad consequences that might result. He writes: For example, if by telling a lie you have in fact hindered someone who was even now planning a murder, then you are legally responsible for all the consequences that might result therefrom . . . It is indeed possible that after you have honestly answered Yes to the murderer's question as to whether the intended victim is in the house, the latter went out unobserved and thus eluded the murderer, so that the deed would not have come about. However, if you told a lie and said that the intended victim was not in the house, and he has actually (though unbeknownst to you) gone out, with the result that by so doing he has been met by the murderer and thus the deed has been perpetrated, then in this case you may justly be accused as author [als Urheber] of his death. For if you had told the truth as best you knew it, then the murderer might perhaps have been caught by neighbors who came running while he was searching the house for the intended victim, and thus the deed might have been prevented.2 • Citations of Kant's works are to the page number in the Prussian Academy Edition of I. Kant, Gesammelte Schriften, followed by the page in English translation (where available), with the exception of references to Paul Menzer's edition of Kant, Eine Vorlesung Über Ethik, as noted below. Abbreviations and translations used are as follows: MdS Metaphysik der Sitten, Akad. Ausgabe, Bd. 6. Translated as The Metaphysics of Morals, Mary Gregor (Cambridge: Cambridge University Press, 1992) MP-C Moralphilosophie Collins, Akad. Ausgabe, Bd. 27.1 VE Eine Vorlesung über Ethik, hrsg. Gerd Gerhardt (Frankfurt am Main: Fischer Taschenbuch, 1990). Lectures on Ethics, tr. Louis Infield (Indianapolis / Cambridge: Hackett Publishing, 1980) VRL "Über ein vermeintes Recht aus Menschenliebe zu lügen", Akad. Ausgabe, Bd. 8. Translated as "On a Supposed Right to Lie from Philanthropic Concerns", James Ellington, in Grounding for the Metaphysics of Morals, Third Edition (Indianapolis/Cambridge: Hackett Publishing, 1993) 17*
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To make things worse, Kant appears untroubled by the coincidental nature of the link between the agent's lie (violation of duty) and the bad outcome. In his view, neither the unforeseeability of the consequence nor the fact that its immediate cause was the wrongful act of another agent would suffice to sever the link between the lie and the death of your friend. In this essay, Kant focuses on the legal responsibility (legal liability) of the liar for the bad consequences of a lie, but discussion of a similar case in The Metaphysics of Morals indicates that he would also hold the liar morally responsible for these consequences: For example, a householder has ordered his servant to say, "not at home" if a certain man asks for him. The servant does this and, as a result, the master slips away and commits a serious crime, which would otherwise have been prevented by the guard sent to arrest him. Who (in accordance with ethical principles) is guilty in this case? Surely the servant, too, who violated a duty to himself by this lie, the results of which his own conscience imputes to him.3 In these passages we find Kant relying on the following principles for imputing the consequences of an action to its agent: When an agent acts contrary to a strict moral requirement (a perfect or juridical duty which one may be compelled to perform), all of the bad consequences that occur as a result of that violation, whether foreseeable or not, are imputable to the agent.4 Conversely, no bad 2 VRL 427 / 65: "Hast du nämlich einen eben jetzt mit Mordsucht Umgehenden durch eine Lüge an der That verhindert, so bist du für alle Folgen, die daraus entspringen möchten, auf rechtliche Art verantwortlich. Bist du aber strenge bei der Wahrheit geblieben, so kann dir die öffentliche Gerechtigkeit nichts anhaben; die unvorhergesehene Folge mag sein, welche sie wolle. Es ist doch möglich, daß, nachdem du dem Mörder auf die Frage, ob der von ihm Angefeindete zu Hause sei, ehrlicherweise mit Ja geantwortet hast, dieser doch unbemerkt ausgegangen ist und so dem Mörder nicht in den Wurf gekommen, die That also nicht geschehen wäre; hast du aber gelogen und gesagt, er sei nicht zu Hause, und er ist auch wirklich (obzwar dir unbewußt) ausgegangen, wo denn der Mörder ihm im Weggehen begegnete und seine That an ihm verübte: so kannst du mit Recht als Urheber des Todes desselben angeklagt werden. Denn hättest du die Wahrheit, so gut du sie wußtest, gesagt: so wäre vielleicht der Mörder über dem Nachsuchen seines Feindes im Hause von herbeigelaufenen Nachbarn ergriffen und die That verhindert worden." 3 Mds 431 /221: "Ζ. B. ein Hausherr hat befohlen: daß, wenn ein gewisser Mensch nach ihm fragen würde, er ihn verläugnen solle. Der Dienstbote thut dieses: veranlaßt aber dadurch, daß jener entwischt und ein großes Verbrechen ausübt, welches sonst durch die gegen ihn ausgeschickte Wache wäre verhindert worden. Auf wen fällt hier die Schuld (nach ethischen Grundsätzen)? Allerdings auch auf den letzteren, welcher hier eine Pflicht gegen sich selbst durch eine Lüge verletzte; deren Folgen ihm nun durch sein eigen Gewissen zugerechnet werden." 4 In the Lectures on Ethics, Kant holds that bad consequences are only imputable when they result from violation of a juridical duty which an agent may be compelled to perform, i. e., a violation of a law of the state. Here his concern is with imputation in a legal sense. "Handelt er aber seiner Schuldigkeit entgegen, tut er weniger, als er soll, so wirds ihm imputiert, denn da handelt er wieder frei, ja sogar dem Gesetz, was ihn zu der Handlung necessitiert, entgegen . . . da können ihm alle Folgen legaliter imputiert werden, denn der Schuld entgegen zu handeln ist noch mehr Freiheit." [VE, 68 / 59-60.] "Folglich ist die Handlung die imputirt wird, im juridischen eine böse und
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consequences that result from an agent's compliance with strict moral requirements are imputable to that agent. In the latter case, bad consequences, including those that are imminent and foreseeable, are to be regarded as an "accident", and compliance with duty blocks the imputation of any resulting harms to the agent.5 My principle aim in this paper is to analyze the structure and underlying rationale of Kant's principles of imputation [Zurechnung /, with particular concern for his principles for the moral imputation of bad consequences.6 Among other things, I want to show how Kant's principles make the imputation of actions and consequences a question for practical reason, rather than a straightforward factual, causal or metaphysical issue. For Kant the imputation of actions and consequences is made within the context of, and depends upon, the application of first-order moral norms governing conduct (those setting out strict moral requirements). In addition, I want to suggest that Kant's principles are generally sound, though they need to be qualified in important ways which I take up at the end of the paper. Given the views expressed by Kant in "On a Supposed Right to Lie", an attempt to take his views about imputation seriously may appear a dubious enterprise. Kant's conclusions in this essay are clearly flawed. But their defects are due to his accepting a rigoristic moral principle which makes no allowance for particularities of circumstance and gives insufficient weight to potential consequences and outcomes. The problems, in other words, stem from his conception of what one's moral requirements are in this situation. This essay illustrates the moral incoherence that results when principles that base the imputation of consequences on compliance with duty are applied in conjunction with firstorder moral principles that are insensitive to consequences. But I do not see that it reveals any fundamental defect in Kant's principles of imputation. For Kant, questions of what is imputable can only be resolved after one has determined what an agent's moral requirements in a given situation are. For this reason, his principles of imputation will seem plausible only when applied in conjunction with moral principles which give adequate weight to foreseeable and potential im ethischen Verstände eine gute Handlung . . [ M P - C 290] See also the section "Gründe der imputatio moralis", [VE 69-70/60-61]. However, I assume that his theory may be extended to cover imputation in a broader moral sense, and under "strict moral requirements, I will be including perfect duties, non-performance of which is wrong and blamable, though not legally punishable. If this is not Kant's meaning, then I am suggesting a modification. As will become clear, I also believe that strict moral requirements can include some duties to give aid, or to intervene to prevent harm to others. 5 VRL 428/66. 6 That is, I am concerned specifically with imputation of consequences in moral, rather than legal contexts. In most of the Kant's discussions of this topic, he appears to be concerned with legal contexts. But I believe that Kant adopts the same basic principles for both. And I limit myself to imputation of bad consequences and related judgments of culpability and demerit, and will not take up meritorious imputation.
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consequences of actions and which assign responsibility for avoiding and preventing harms and bad outcomes in a reasonable way. For the purposes of this paper, I will assume without argument that Kant's moral theory may be understood in this way, and that his theory does not require the rigorism displayed in "On a Supposed Right to Lie". 7
II. In the Metaphysics of Morals, Kant explains the concept of imputation in this way: Imputation (imputatio) in the moral sense is the judgment by which someone is regarded as the author (causa libera) of an action, which is then called a deed (factum) and stands under laws.8 Further elaboration is found in the Lectures on Ethics : All imputation is the judgment of an action in relation to certain practical laws, insofar as it arises out of the freedom of the person. Imputation presupposes a free action and a law. We can attribute something to a person, without imputing it to the person; for example, an action may be attributed, but not imputed to a madman or a drunk. Imputation of an action presupposes that it arises out of freedom. To be sure, a drunkard cannot be held responsible for his actions, although he can be held responsible for his drunkenness when he is sober.9 Both actions and their consequences can be imputed. Whether one's action is to one's credit or demerit is determined according to this principle: If someone does more in the way of duty than he can be coerced by law to do, what he does is meritorious (meritum); if what he does is exactly what the law 7
Many writers sympathetic to Kant have argued that his basic principles do not require the position on lying taken in this essay. For discussion of this and related issues see Christine M. Korsgaard, "The Right to Lie: Kant on Dealing with Evil", Philosophy and Public Affairs 15, no. 4, (Fall 1986); Thomas E. Hill, Jr., "Making Exceptions Without Abandoning the Principle: or How a Kantian Might Think About Terrorism", in Dignity and Practical Reason (Ithaca: Cornell University Press, 1992) and "A Kantian Perspective on Moral Rules" in Philosophical Perspectives, 6, ed. James Tomberlin (Atascadero, CA: Ridgeview Publishing, 1992); and Barbara Herman, The Practice of Moral Judgment (Cambridge: Harvard University Press, 1993) especially chs. 4-7. 8 Mds 227/53: "Zurechnung (imputatio) in moralischer Bedeutung ist das Urtheil, wodurch jemand als Urheber (causa libera) einer Handlung, die alsdann That (factum) heißt und unter Gesetzen steht, angesehen wird; . . . " 9 VE 66 / 57: "Alle Zurechnung ist das Urteil von einer Handlung, sofern sie aus der Freiheit der Person entstanden ist, in Beziehung auf gewisse praktische Gesetze. Es muß also bei der Zurechnung eine freie Handlung und ein Gesetz sein. Wir können etwas zuschreiben, aber nicht zurechnen, z. E. einem Rasenden oder Besoffenen können seine Handlungen zugeschrieben, nicht aber zugerechnet werden. Bei der Zurechnung muß die Handlung aus Freiheit entspringen; dem Besoffenen können zwar seine Handlungen nicht, wohl aber die Trunkenheit selbst, wenn er nüchtern ist, zugerechnet werden." Cf. also MP-C 288.
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requires, he does what is owed ( debitum)\ finally, if what he does is less than the law requires, it is morally culpable (demeritum). ]0 Kant's principles for imputation of consequences to an agent are expressed as follows: The good or bad results of an action that is owed, like the results of omitting a meritorious action, cannot be imputed to the subject (modus imputations tollens). The good results of a meritorious action, like the bad results of a wrongful action, can be imputed to the subject (modus imputationis ponens).n Briefly, no good or bad consequences are imputable to an agent who does neither more nor less than is strictly required. Bad consequences are imputed to an agent (as "demerit") when the agent violates a strict moral requirement, and when the bad consequences would not have occurred but for the agent's violation. Conversely, when an agent does more than he or she is strictly required to do, any good consequences that occur are imputable as merit. Legal and moral theorists commonly distinguish different levels of imputation. Imputation at the first level (imputatio facti) is the judgment that an action of a certain kind may be traced or assigned to the free agency of some person. It is thus concerned with what action an agent may be said to have (freely) done, or whether an agent has performed an action of a certain kind. Judgments at this level may be understood as primarily factual, rather than evaluative, though even then, as I will suggest, they are made against the background of sets of norms that pick out certain kinds of actions as salient for evaluative purposes. Imputation at the second level (imputatio juris) is concerned with the evaluation of an agent. Judgments of this second kind presuppose a judgment that the agent has performed (or failed to perform) a certain kind of action, as well as a determination of the normative status of that action by the application of relevant norms or standards. Their aim is to assign to an agent (or to determine whether an agent deserves) praise or blame, credit or demerit, for having performed an action of that kind. 1 2 While these kinds of judgment are analytically distinct, and while it may be important in many contexts to maintain a sharp distinction between these two levels of imputation, they are commonly run together in ordinary moral contexts. >o MdS 227 / 53: "Was jemand pflichtmäßig mehr thut, als wozu er nach dem Gesetze gezwungen werden kann, ist verdienstlich (meritum); was er nur gerade dem letzteren angemessen thut, ist Schuldigkeit (debitumJ; was er endlich weniger thut, als die letztere fordert, ist moralische Verschuldung (demeritum)" n Ibid., 228/53: "Die guten oder schlimmen Folgen einer schuldigen Handlung — imgleichen die Folgen der Unterlassung einer verdienstlichen — können dem Subject nicht zugerechnet werden (modus imputationis tollens). Die guten Folgen einer verdienstlichen — imgleichen die schlimmen Folgen einer unrechtmäßigen Handlung können dem Subject zugerechnet werden (modus imputationis ponens)." Cf. also VE 61 69/59-60; MP-C 289-290. >2 For a clear presentation of these distinctions see Joachim Hruschka , "imputation", Brigham Young University Law Review, pp. 669-710, esp. pp. 672-686. See also the papers by Prof. Hruschka and Prof. Kindhaüser in this volume.
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A single judgment may contain an assessment of what an agent has done, an evaluation of the action, and an evaluation of the agent. ["Liar!"] Indeed we have no particular interest in making judgments of the first kind except insofar as they ground, or are relevant to, more fully evaluative judgments. Our interest in imputability is not theoretical curiosity with what a person has done, but a concern with the moral appraisal of an agent. From Kant's remarks on imputation it is evident, first, that he does not clearly maintain this distinction, and second, that for the most part, he refers to imputation at the second level. That is, the judgments of imputation on which he focuses are a kind of moral appraisal of agents. I will approach Kant's principles of imputation in this light, and will assume that he has in mind a kind of evaluative judgment that attributes either actions or their consequences to an agent in a way that is to the agent's credit or demerit. 13 The imputation of actions is a part of the appraisal of an agent's character, while imputation of consequences to an agent — assigning them to an agent's "account" or "record", as it were — is the assessment of the difference which one's choices have made to what happens in the world, or to put it somewhat grandly, the difference which one has made to the course of human events. Both kinds of judgment concern ways in which one can do well or badly in the exercise of one's agency, and as such are part of the moral record of an agent's "history of action". 14 The basis of such retrospective judgments of merit and demerit are the principles that govern deliberation prospectively. Judgments imputing the consequences of actions become a possibility as soon as we recognize principles which direct us to deliberate with a concern for the ways in which our choices affect what happens (or fail to when they could have). Some of these principles forbid choices that will have bad consequences, or may direct one to perform an action that will achieve an important good or prevent a substantial harm. But in many cases the outcomes assigned moral significance by such norms are only indirectly connected to the aims and goals that we formulate on our own without moral prompting. If I am in a position to alleviate another person's suffering, or an unfortunate situation created by someone else's neglect, that may be a reason to do so. If an otherwise innocent choice that I favor will provide someone else u That is to say that in the rest of this paper, I will be discussing judgments of imputation at the second level. Throughout I am supposing that the imputation of bad consequences of an action to an agent presupposes imputation of the action at both levels. That is, one must ascertain that the agent has performed an action of a certain kind that violates a moral requirement, and is culpable for having done so. Any bad consequences of the action may then be imputed to the agent (subject to the limitations introduced in section V below). 14 For discussion of the concept of moral "record-keeping" see Joel Feinberg, Doing and Deserving (Princeton: Princeton University Press, 1970), pp. 124-128. Cf. also Tony Honoré , "Responsibility and Luck", who argues that responsibility for the outcomes of our actions is essential to an agent's personal identity and character; in The Law Quarterly Review Vol. 104 (October 1988), esp. pp. 531, 537-545.
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with the means or the opportunity, or will simply allow a cruel and malicious action to occur, that is probably a reason to choose differently. The fact that my exerting my influence will keep someone else from a self-destructive act may be a reason to intervene. Sometimes these reasons add up to duties. My point is simply that imputations of consequences (from a moral perspective) evince a concern for, and are attempts to assess, how we have done in relation to the reasons that we have arising out of our ability to make a difference to what happens. Before analyzing Kant's principle for imputing consequences, I will examine the background against which judgments of imputation are made. I will try to clarify how they are judgments of practical reason, rather than simple factual or empirical judgments, by pointing out different things that Kant has in mind in saying that imputation presupposes both freedom and a law. ["Es muß also bei der Zurechnung eine freie Handlung und ein Gesetz sein . . . Bei der Imputation muß also die freie Handlung und das Gesetz verbunden werden." 15 ] First of all, the actions that may be imputed are the voluntary actions of free and responsible agents, which is to say, of agents who have the capacity to understand, apply and follow relevant normative principles. Lunatics and drunkards, when drunk, are not "free agents" in the relevant sense because they lack the psychological capacity to comply with various moral and legal norms. 16 Second, and more importantly, judgments of imputation apply to what Kant terms a "deed" [That or factum]. A deed is a free action which falls under the law. 17 An action is called a deed insofar as it comes under obligatory laws and hence insofar as the subject, in doing it, is considered in terms of the freedom of his choice. By such an action the agent is regarded as the author of its effect, and this, together with the action itself, can be imputed to him, if one is previously acquainted with the law by virtue of which an obligation rests on these.18 Actions that are candidates for imputation to an agent are those which are recognized as deeds by some set of norms, and the last remark suggests in addition that a necessary condition of imputing a consequence or outcome to an
is MP-C 288. Presumably ignorance of the facts also renders one unable to properly apply and act from the norms governing one's circumstances. For a good general discussion of the concept of voluntary actions and moral responsibility, see Alan Donagan, The Theory of Morality (Chicago: University of Chicago Press, 1977), ch. 4. VE 66 / 58: "Eine Tat ist eine freie Handlung, die unter dem Gesetz ist." Cf. MP· C 288. is MdS 223 / 50: "That heißt eine Handlung, sofern sie unter Gesetzen der Verbindlichkeit steht, folglich auch sofern das Subject in derselben nach der Freiheit seiner Willkür betrachtet wird. Der Handelnde wird durch einen solchen Act als Urheber der Wirkung betrachtet, und diese zusammt der Handlung selbst können ihm zugerechnet werden, wenn man vorher das Gesetz kennt, kraft welches auf ihnen eine Verbindlichkeit ruht."
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agent (regarding the agent as its "author") is that it result from a deed of that agent. What, then, are "deeds" and why might Kant think that only deeds and their consequences are imputable? In defining a deed as a free action that falls under a law, what Kant must have in mind is that laws and normative principles, in addition to assigning acts their normative status, establish and define categories of actions that are significant for evaluative purposes. Before we can assess the normative status of an action, there must be some set of norms and social practices which establishes a category of action as a candidate for assessment and which determines what counts as performing or failing to perform that kind of action. In this way, what (if anything) an agent has done in some situation — or what, for evaluative purposes, we recognize an agent as having done — is determined by some set of norms. (And before we can say whether someone has acted well or badly, we must be able to say what the person has done, by bringing the action under descriptions available to us.) Law provides ready examples of what I have in mind. Traffic laws define certain ways of operating a motor vehicle as speeding, reckless endangerment, etc., and thus as liable to penalty. Criminal laws categorize killings as murder, manslaughter, accidental death, and so on, and evaluate them accordingly. Obvious examples outside of the law are the sets of norms that determine what counts as making, breaking and keeping promises, showing gratitude to a benefactor or failing to, or insulting someone and subsequently apologizing, etc. This general observation explains how certain inactions are recognized as omissions, or as actions which one fails to perform. A failure to do something which one could have done becomes an "omission" when there is a set of norms which singles out that kind of action as potentially called for in that situation. It becomes a blamable omission when that action is morally required. But in the absence of some such norms, an inaction has no significance and is not recognizable as anything at all. 1 9 (In any given stretch of time there are an infinite number of possible actions that an agent "did not do", most utterly insignificant.) For example, it only makes sense to say that I failed to help someone when I am in a situation in which helping is appropriate, as specified by norms of beneficence and mutual aid, and in which I am able to help. By Kant's principles, if helping is required and I do nothing, then my failure to help would be imputable to me. I f a harm then results that my help would have prevented, the harm is imputable
19 Kant registers this point in the following passage: " . . . die Folgen aber, die aus der Unterlaßung der ethischen Handlung entspringen, können nicht imputirt werden, weil es nicht als eine Handlung angesehn werden kann, da ich das unterlaße, was ich nicht schuldig war zu thun. Es sind also ethische Unterlaßungen keine Handlungen; juridische Unterlaßungen aber sind Handlungen und können imputirt werden, denn es sind Unterlaßungen deßen, wozu ich durchs Gesetz neceßitirt werden kann .. ." [MP . . . C 290.] I presume that regarding something as an action [Handlung] in this context is the same as regarding it as a deed.
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to me. Similarly, passing the morning watching birds from my veranda is a noteworthy omission when it is my obligation to be lecturing at the university at the same time. A deed, then, is a kind of action recognized as potentially significant for the purposes of evaluation by a set of social, moral or legal norms. Imputation of an action presupposes the judgment that the agent has performed such an action, as performance is defined by the relevant norms and practices. Since imputation is a kind of appraisal of how one has exercised one's agency, it makes sense to hold that we impute actions and the consequences of actions that have been picked out in this way as morally significant. An implication of this theory is that voluntary actions within an agent's control not recognized as significant by any set of norms would not count as deeds (relative to those norms), and would not be the kind of thing that it makes sense to impute. For example, my walking down my street to put a letter in the mailbox is something I do. But since it has no particular moral significance, neither my walking or my way of walking are the kind of thing which we could have any interest in imputing to me (as Kant understands the concept). Of course if, on my way, I notice that my elderly neighbor has collapsed on his front porch and I keep walking, the situation changes: what I have done now falls under a different description. As I idly skip stones in the ocean on a summer evening, no one would impute to me (as a consequence of my action) the ripples that form in the water or the sinking of the stones, though it is certainly true that I have caused them. Again, the situation changes if they are rare stones that my niece has collected for her geology project, which I am thoughtlessly throwing away. In that case, I may be held responsible for ruining her science project, for her subsequent expulsion from school, and for the life of drugs and crime that followed. To summarize, there are at least three different respects in which imputation presupposes some set of laws or practical principles. First, the agents to whom things can be imputed must have the psychological capacity to follow the relevant norms, as well as the knowledge that enables them to apply them properly. In other words, whether an agent is free and the action voluntary depend upon whether the agent is able to apply the relevant norms to his or her circumstances. Second, the candidates for imputation are deeds and their consequences, where deeds are categories of actions and omissions that are recognized as significant by a set of norms. Third, whether an action or one of its consequences is imputable to an agent in a given situation turns on what the agent's moral requirements are and whether or not they have been satisfied. An action is imputed (as blamable) when it is a deed which is a violation of duty; the bad consequences of an action are imputed to an agent when they result from such a violation of duty. (Finally, to these points we might add that such judgments are a moral appraisal of an agent.)
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III. The account given so far makes it clear that imputations of consequences are not the same as causal ascriptions. There is a "factual requirement" that the outcome imputed be a consequence of an agent's action or inaction. But (1) only some of the things that one causes may be imputed, and (2) outcomes may be imputed of which one is not the cause (or the primary cause) in any ordinary sense. To give an example of the first, if a harm is caused either by an action that is morally required or by one that is morally permissible, the harm is not imputable to the agent since he has complied with all applicable moral requirements. Kant gives the example of a general whose orders lead to the death of enemy soldiers. Since he is doing what he is required to do, he is not morally accountable for their deaths. Or take a creditor who causes hardship to a debtor in exercising his right to collect the debt. On the assumption that his actions are fully permissible, the resulting harm would not be imputed to the creditor (though his action may be viewed as its cause).20 The second possibility is illustrated by situations in which an action or omission of an agent, A, that violates a moral requirement leads to a situation in which Β harms C. Here is a series of examples: (a) Imagine that A speaks truthfully to the Murderer [B] and gives him the information needed to locate and kill the Friend [C]. But contrary to Kant, let's classify A's truthfulness as a foolish violation of his duty to preserve the Friend's life, (b) A crafts instructor at a prison [A] carelessly (unintentionally but negligently) includes a sharp knife in the equipment brought to a class. Without the instructor seeing it, a prisoner [B] hides the knife in his clothing, takes it from the class and later uses it to assault and seriously injure a guard [C]. (c) I take my neighbor's power-boat without his permission, while he is away. My neighbor [C] would have lent it had I asked, but would not have approved of my using it without asking. While the boat is tied to my dock, someone [B] steals the outboard motor. (To complicate this example, assume that the same thief would have stolen the motor if I had left the boat at its owner's dock where it belonged.) (d) In an example developed by Bernard Williams, Jim [A], while touring in a Central American country, encounters Pedro [B], a colonel in the right wing army, who has assembled and is about to execute twenty villagers [C] suspected of having sympathies for the rebels. Pedro generously offers Jim the opportunity to shoot one of the villagers, and assures him that he will shoot all twenty if Jim passes this opportunity up. 21 20 Here again it is important that we take into account the foreseeable and potential harms in determining what the general's duties are and what the creditor is morally permitted to do. When the creditor's collection of the debt would cause severe hardship to the debtor, that may impose moral limits on his rights to collect. My assumption about cases of this sort is that Kant's conclusions about the imputability of consequences will be generally reasonable when based on a conception of duty that gives proper to weight imminent harms and other sorts of undesirable outcomes.
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Assume for purposes of argument that, in this situation, Jim is morally required to accept Pedro's offer, but that he declines. In each case, A has violated a moral requirement, and A's doing so has leads to a situation in which Β wrongfully harms C. Common sense would hold that it is B, not A, who is the primary cause of the harm to C, but on Kant's principles the harm is also imputable to A. To put the point in general terms, a judgment of imputation asserts a relationship between an agent and a set of bad consequences that may be expressed as follows: it is the relation that one bears to those bad consequences that result from one's violation of a moral requirement. This relation is not the same as "being the cause o f ' (though, of course, both relations will obtain in cases where one is the cause of the harm imputed). Let me add (without argument) that the conclusions supported by Kant's principles strike me as generally acceptable in these cases, though this kind of example indicates the need for certain qualifications. Some of Kant's remarks suggest that in imputing an action or consequence to an agent, we regard the agent as its "author" [Urheber], so that A would be regarded as author of the bad results in each of the above. 22 This is acceptable as long as we recognize that "author" is not the same as "cause", and allow that an outcome can have several authors. There may be a number of agents who "authorize" an undesirable outcome by, variously, causing or contributing to its production, by creating the conditions that make its occurrence possible, by failing to take measures in their power to avoid or prevent it, etc. (in each case, in violation of some strict duty). Their role in contributing to the outcome may render them blamable to varying degrees. Moreover, imputing an outcome to one agent does not preclude also assigning blame to others. 23 The bad consequences in these examples are also straightforwardly imputable to B, since Β acts wrongly, and since his wrong action is necessary for the occurrence of the harm.
IV. We need to begin considering the underlying rationale of Kant's principles. As we have seen, he appears to hold that all bad consequences that result from a violation of a strict moral requirement may be imputed to the agent, even when they are directly caused by other agents, are unforeseeable, or in some way result from accident or bad luck. Conversely, compliance with duty guarantees the 21 Bernard Williams , "A Critique of Utilitarianism" in Utilitarianism: For and Against (Cambridge: Cambridge University Press, 1973), p. 98-100. 22 See MdS 223 / 50 and 227 / 53, cited above. 23 Note that in the case of the servant who lies at householder's request, Kant says that "the servant too" is guilty: "die Schuld fällt auch auf den [Dienstboten]". [MdS 431 /227] The fact that he made it possible for his master to commit the crime does not diminish the master's guilt.
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agent immunity from imputability, even when bad consequences are imminent and foreseeable. Why should one accept these principles? A response is suggested by Kant's claim that "the key to imputation with respect to consequences is freedom". 24 This remark amounts to the claim that we may impute the consequences resulting from actions that are "freely done" in the sense that the agent is the ultimate source of authority under which that action is undertaken — that is to say, "its author". In this particular context, when Kant refers to an action as free or freely done, he means that an agent acts on reasons that are independent of those laid down by an external authority, which one recognizes as reasons at one's own initiative or discretion — or as we might say, when you act on your own authority. This goes beyond what is ordinarily meant by "free action". 25 But Kant connects free agency to autonomy, and whether an agent is autonomous, as he understands this concept, is a question of whether the agent is subject to requirements laid down by an external authority, or which derive from an external source of reasons. Kant's model of a free agent is that of an agent who is not bound to any external authority and who acts from principles which in some sense originate in his rational capacities (principles which the agent has a share in legislating). When Kant says that "the key to imputation with respect to consequences is freedom", the general idea must be that the subject to whom an action or its consequences may be imputed is the individual agent on whose authority the action is undertaken: we impute to you the actions and consequences of actions that you do on your own authority. 26 This principle can be used to explain why compliance with duty renders an agent immune from blame while violation puts the agent at risk, as well as why good consequences are imputed as meritorious to an agent who does more than duty requires. What Kant means by free actions in this context can be clarified by the contrast with actions that are not free. The primary case of an agent who does not act freely is that of an agent who is subject to, and complies with, an authoritative 24 "Der Schluß also der ganzen Imputation ist in Ansehung der Folgen die Freiheit." VE 69/60; MP-C 290. 25 Clearly this remark introduces a sense in which actions and consequences may only be imputed to agents who act freely which is different from that discussed above. In the first sense, agents acting freely are responsible agents acting voluntarily; in this sense, they are agents who act outside the range of any moral requirements, or who act "on their own authority". To combine these conditions, actions which are potentially imputable are those voluntary actions of responsible agents which are deeds undertaken at the agent's own authority. 26 Of course, we may also impute to you actions, and consequences of actions, done by others at your authority. This allows that some actions that are not done freely (i. e., whose agents do not act freely) are still imputable. If I act under your authority, I do not act freely. But my action, or its consequences, could still be imputable to you. The principle determining when an action or consequence is imputable is that there be some agent on whose authority it is done; this need not be the agent who actually executes the action.
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requirement that leaves no latitude or discretion in how to act. Examples would be an agent subject to a strict moral requirement (someone who is bound by a duty to be truthful and is thus not free, or at liberty, to lie), an agent bound by a law or legal arrangement (an agent who is not free to give a good to a someone who needs it because he is contractually bound to give it to another, a judge who is not be free to give a lenient sentence to an offender who may be morally deserving of it, etc.), or an agent who is "under orders" from another agent who has authority over him and has issued a legitimate command.27 If you act "under the authority of the law" by complying with a legitimate requirement, you should not be viewed as the "author" of the action or of its consequences. If you are not "at liberty" to refrain from an action that foreseeably leads to a harm, it makes no sense to impute that harm to you. It would be imputable to the agent on whose authority you act. And if no such agent can be found — say because the requirement is a moral requirement that does not originate in the will of any individual agent — then the bad results are not imputable to anyone, and must be regarded as an "accident". A different way of "acting under the authority of a law" represents a secondary class of actions that are "not free", in this special sense. These are actions which an authoritative law or principle fully permits, which can be justified by citing their permissibility. Examples would be the creditor exercising his right to collect his debt; or someone who takes advantage of a loophole in a legal system to benefit himself at the expense of others, who can justify his action by citing the fact that it is permitted by that law. Kant gives the example of an agent who fails to aid another person in need, who can justify his non-beneficence by noting that giving aid is not strictly required in the circumstances. 28 In general terms, 27 Thus, of the agent who speaks truthfully to the Murderer at the door, Kant says that it was "merely an accident (casus) that the truth of the statement did harm to the occupant of the house, but it was not a free act (in the juridical sense)". "Es war bloß ein Zufall (casus), daß die Wahrhaftigkeit der Aussage dem Einwohner des Hauses schadete, nicht eine freie That (in juridischer Bedeutung)." [VRL 428 / 66] The deaths of the enemy soldiers are not imputed to the general because, given that his action is coerced by the law, it is not considered to be free. "Allein er wird hier betrachtet, insofern seine Handlung nicht frei war, sondern durch das Gesetz gezwungen war; demnach kanns ihm nicht imputiert werden." [VE 67/58. Cf. MP-C 289.] In general, someone who fulfills an obligation is not free. Someone who acts against a law, though he misuses his freedom, acts freely, and the consequences of his actions may be imputed to him: "Sofern der Mensch seine Schuldigkeit tut, so ist er nicht frei . .. Handelt er aber seiner Schuldigkeit entgegen, tut er weniger, als er soll, so wirds ihm imputiert . . . ; er mißbraucht also die Freiheit, und da können ihm alle Folgen legaliter imputiert werden, denn der Schuld entgegen zu handeln ist noch mehr Freiheit." [VE 68/59-60. Cf. also MP-C 289.] 28 VE 68 - 69 / 60. It seems a distortion to say that actions of this sort that are permitted or authorized by morality or law are "not free". The principles in question do not require, but simply leave the agent free to undertake the action in question, and it is up to the agent whether or not to do it. But the point is that actions permitted in this way may be performed under the authority of the principle that permits them, rather than under
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one who does neither more nor less than a law requires acts under the authority of that law (rather than on one's own authority), because one allows the law to limit one's conception of what one has reason to do. In doing no less than the law requires, you acknowledge the authority of the constraints that it sets. In doing no more than is required, you allow its strict requirements to exhaust your conception of what you have reason to do in the way of good actions. To justify this limited conception of what good actions you have reason to do, you can cite the fact that no more is strictly required by the law. You act under authority of the law because in doing neither more nor less than is required, you act in a way that is fully authorized by the law. If it turns out that your actions lead to bad outcomes, it would seem that they should not be imputable to you, but to the authority on which you act. And again, if that authority is the moral law, there is no agent to whom the consequences are imputable, and they must be viewed as an accident. It follows from this interpretation that the two cases of actions that are free in this special sense are actions that are contrary to strict duty and actions that do more than duty requires. This helps explain why Kant holds that only the consequences of such actions are imputable. In acting contrary to a strict duty, you depart from the law and do something which you are not authorized to do. Since you can claim no justification for what you do, you act "under your own authority", and by the principle just stated, are the agent to whom any bad consequences are imputable. Similarly, when you do more than you are strictly required to do, you have broadened your conception of what you have moral reason to do beyond what is narrowly required by the law. Thus, you also act at your own discretion, or on your own authority, and it seems fitting that you should get credit for the good that results. In both such cases you are the agent on whose authority your actions are taken. Accordingly, it makes sense to view you as the author of the consequences, which is to say, to impute the bad consequences of wrongful acts and the good consequences of meritorious acts.29 the agent's own authority. The existence of the permission or authorization allows an agent to shift responsibility for the action away from himself and onto the principle that permits it. The agent might perform the action because, and only because it is permitted (i. e., would not perform it were it not permitted), and can certainly cite the principle for justification. Someone who profits from a legal loophole might say that since he is doing what the law fully permits (and would not do it if it were not permitted), there is nothing wrong with what he does. The problem, if there is one, must lie in the law that permits his act. There is a clear sense in which someone who in this way acts within the scope of a moral or legal principle takes his reasons for action from that principle, and thus "acts under the authority" of that principle. 29 In this section I have suggested that agents who act on a moral requirement (and in a secondary sense, on a moral permission) do not act on their own authority but on the authority of the moral law, and that one acts on one's own authority when one does either more or less than duty requires. But this reconstruction of Kant's theory would appear to conflict with his view that the agents who are subject to moral laws must also be viewed as their legislators. In other words, if moral agents legislate the moral law,
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V. Kant's principles appear to yield plausible and unproblematic results in the range of cases in which what one is required to do is determined by the harms (or other bad consequences) that will foreseeably or may potentially result from one's actions or omissions. The obvious examples are situations in which one has a duty to refrain from a harmful action (because it is harmful); a duty to refrain from an otherwise permissible action that will foreseeably result in an unintended harm in that situation; a duty to avoid creating a risk or a danger to others; a duty to provide aid that would prevent a harm from occurring, etc. Assume that an agent in such a situation violates or fails to comply with the duty, and that as a result, the harm providing the reason for the duty then occurs. By Kant's principles, the harm would be imputable to the agent, and that seems reasonable. 30 In some cases it may be difficult to determine what one's strict requirements are, especially when it is a question of aiding another or intervening to prevent a harm that will be caused by the wrongful action of a third agent. Presumably there are situations in which one can have a duty to prevent a serious harm, even though the risk or threat of harm is created by others. That, however, is the first question. What is potentially imputable is settled by how such questions about the content of our strict requirements are resolved. However there are other kinds of cases in which Kant's principles of imputation seem problematic. Kant's discussion of the Murderer at the Door indicates his willingness to impute bad outcomes that were not foreseeable by the agent at the time of action and bad outcomes that appear accidentally connected to the agent's violation. As we might say, Kant's principles require that the agent be as Kant holds, agents who act on moral requirements do act on their own authority. One way to resolve this problem is to note that moral agents do not legislate the moral law as individuals. It is more accurate to say that the "legislation" that produces moral principles is the collective use of human reason, in which all rational agents participate equally. When an agent acts on moral principles, the action is authorized by those uses of reason that are universally valid (universally justifiable), and the agent is no more or less its author (i. e., the authority on which it is undertaken) than any other moral agent. An agent who does more or less than duty requires acts on his or her own personal authority in virtue of having gone beyond the limits on action established by those uses of reason that are universally valid in the ways pointed out. That is the ground for imputing the consequences of these actions to the agent. But when bad consequences result from actions that are either morally permissible or morally required, responsibility must be shared equally by all moral agents. Either no particular agent is blamable, or no one agent more than any other. I develop an interpretation of Kant's view that the agents subject to moral principles are their legislators in "Legislating the Moral Law", forthcoming in Nous. 30 One may question whether it makes sense to impute an outcome to me which I allowed to occur but did nothing to bring about. In response, it helps to bear in mind that imputation (as understood by Kant) is not the same as causal ascription. And if we judge that there was a strict moral requirement to intervene, we are holding that there are especially strong reasons to take steps to prevent that very harm from occurring. Here it seems reasonable that the harm should "go on the agent's record". 18 Jahrbuch für Recht und Ethik, Bd. 2 (1994)
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"at fault" by violating a strict moral requirement, but not that the imputable outcome be "the agent's fault" in the sense that it is caused by the agent's action (or omission) and results from that feature of the action (or omission) that makes it a violation of duty. 31 While it helps to bear in mind that imputation is not intended to be straightforward causal ascription, it is still troubling that Kant's principles appear to allow the imputation of consequences that were not fully within an agent's control (because unforeseeable, or due to the actions of another) and in which the link between the agent's choice and the resulting harm is accidental. To illustrate the point about accidental harms, let's return to my unauthorized use of my neighbor's boat and consider each of the following outcomes occurring while the boat is under my under my control: (a) While securely moored at my dock, the boat is destroyed by a storm (which would have destroyed it while moored at my neighbor's dock), (b) The boat is damaged beyond repair when I strike a submerged log while operating it safely in normally good water (where my neighbor might also have taken the boat), (c) The boat sinks because of the worsening of a pre-existing defect in the boat, which is due to my neighbor's failure to maintain it properly. (Assume that the existence of the problem was not evident to me, and that I had no reason to expect it.) (d) The boat is destroyed in an accident with another boat, where I am operating safely and the other is clearly at fault, (e) While operating the boat in a normally busy channel in which swimming is both foolish and forbidden, I strike and kill a swimmer. 31 Here I draw on Joel Feinberg's analysis of "his fault" judgments — judgments to the effect that a bad outcome was "his (or her) fault" (sua culpa). See Joel Feinberg, "Sua Culpa", in Doing and Deserving (Princeton: Princeton University Press, 1970), pp. 187-221. Feinberg's initial analysis holds that a harm is a person's fault when (1) the person's action or omission was at fault (violates a duty or is otherwise morally defective); (2) the faulty act (or omission) caused the harm; (3) the act caused the harm in virtue of its faulty aspect. The third, or "causal relevance", condition is designed to rule out accidental connections between a faulty act and the resulting harm, such as a situation in which an unlicensed driver operating a vehicle "in an (otherwise) faultless manner causes an edgy horse to panic and throw his rider." (Ibid., p. 195.) We would not say that it was the driver's fault that the horse threw his rider. Though the driver was at fault in driving without a license, his being unlicensed (the faulty aspect of his conduct) is not what caused the horse to panic. To handle further complications that I will not go into, Feinberg's final analysis of sua culpa is this: (1) The person's action or omission was at fault, and is at fault in virtue of creating an unreasonable risk of harm; (2) the faulty act (or omission) caused the harm; and (3) the harm that resulted falls within the scope of the risk of harm in virtue of which the act was at fault. In other words, the action is at fault in virtue of creating the risk of a certain kind of harm, and the harm that resulted from the action is a harm of that kind. (Ibid., p. 199.) My point above is that while Kant's principles of imputation require that an agent violate a strict duty and that the violation be necessary for the occurrence of the bad results, as stated so far, they do not seem to require that the harm be "the agent's fault" in the sense just given. The issue that needs to be addressed is whether Kant's principles of imputation must be supplemented by some kind of causal relevance condition, and how best to do so within a Kantian framework.
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These examples bring out a noteworthy feature of Kant's principles. A violation of a moral requirement in the past can ground the imputation of bad consequences to an agent even when there is nothing faulty in the conduct that immediately precedes and leads to the bad consequences in question. In each of these examples I am at fault (violate a strict moral requirement) in taking the boat, but beyond that, there is nothing objectionable in my conduct. Had I been using the boat with permission, there would be no grounds for imputing anything bad to me. More generally, there would be no grounds for imputing the bad consequences to me if, in similar circumstances I had acted in the same way and with same results, but no violation of duty on my part led to my being in those circumstances. In this sense, the violation of a duty can make all the difference to whether or not a bad outcome is imputable to the agent. It is because of this feature of Kant's view that it will sometimes impute bad outcomes which are linked accidentally to an agent's violation. In these examples, the features of my action that make it a violation of duty do not appear to be what lead to the bad results. The harms and damages do not result from any carelessness in the way in which I care for and operate the boat, and in that sense, follow from my violation of duty by accident. However, Kant's principles would appear to impute these bad outcomes to me. Is that reasonable? I will address this question by laying out the retrospective reasoning in which Kant's principles might lead one to engage. The background is that one is under a strict moral requirement in some situation. I assume that in deciding what one's requirements are, one must deliberate with a view to the potential and foreseeable outcomes that might follow on various choices, and that consideration of these possibilities plays a role in determining what one is required to do. I stress potential outcomes here, because, given the limits on our abilities to predict and to control the outcomes of our actions, it is rational to give weight to kinds of outcomes that sometimes result in situations similar to the one we are in (possibilities within the normal course of events), even if we have no reason to think them at all likely in our actual circumstances. If one reasons conscientiously and satisfies all applicable requirements, then one has done as well as one can. One acts blamelessly, and there are no grounds for imputing any bad results that may then occur. But someone who violates a strict requirement might engage in the following assessment of what he has done after the fact: "In acting contrary to duty I did something that I should not have done, and moreover, something that I had compelling reason not to do. Since I can act on my judgment of what I have compelling reason to do, I did something from which I could have refrained in the circumstances. Had I acted as I ought, the bad outcome would not have occurred. But since the bad outcome was a consequence of my choice — a choice which in the circumstances I had compelling reason to and was able to refrain from — I must view it as part of the difference that my exercise of my agency has made to the world. That is, I impute it to myself." 18*
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The problem with imputing unforeseeable or accidental harms to an agent is that one appears to be blaming a person for something that was beyond his control, which he could not have prevented in the circumstances. But it is improper to hold someone accountable for an occurrence that he could not have avoided, or could not be expected to have avoided. If that is the objection to Kant's principles, then the line of reasoning just sketched suggests a defense. We could grant that these are cases of unforeseeable or accidental harms, but note that one could have prevented these harms from occurring by complying with one's duty. Moreover, the existence of the duty gave one decisive reason to refrain from the action which in fact led to the harm. Thus one could have acted in a way that would have avoided the bad outcome, and there was a compelling reason in the circumstances to have acted in that way. This reply fits well into a general analysis of the conditions of responsibility. We commonly hold that a basic condition of holding an agent accountable, either for an action or for its consequences, is that the agent have the ability in the relevant circumstances to refrain from that action (or the action that leads to the undesirable consequences). Showing that the agent, at the time of action, was unable to avoid performing the action (and that this inability is not culpable) precludes imputing it to the agent. What does having the ability to refrain from or avoid an action amount to in this context? It involves at least two things. First, the agent must have the general capacity to reason from factual information and ordinary normative principles to conclusions about how to act, and the capacity to act on one's judgment of what one has most reason to do. Second, the agent must, at the time of acting, be in a position to see that there is reason to refrain from the action. What makes one able to see reason to refrain from the action is, of course, quite complex; but very roughly, various factual information and normative principles must be available to the agent, and ordinary reasoning from these facts and principles must support the conclusion that the agent should refrain from the action. The standard excusing conditions come into play when an agent is unable to avoid or refrain from an action that there is compelling reason not to perform. Certain forms of excuse focus on an agent's capacity for practical reason. Various psychological and physical incapacities excuse either because they render an agent unable to deliberate properly or unable to act on one's judgment of what one ought to do. Coercion, threat or duress can excuse because they place an agent in a situation in which the reasons that favor an action (wrongful action) outweigh the moral considerations that normally tell against it. Other forms of excuse focus on an agent's state of knowledge. Culpability may be blocked, for instance, when one acts in ignorance, either of fact or of moral principle or law, when the bad consequences are completely unforeseeable by the agent, or when they occur by accident. These factors excuse (when they do) because they are conditions of an agent, or facts about the agent's circumstances, that prevent the
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agent from seeing that there is reason to refrain from that action in those circumstances. (Here we could say either that there is no reason for the agent to refrain from the action in the circumstances, in the sense that there is no chain of practical reasoning from generally available evidence that leads to the conclusion that the action should not be performed; or we could say that there is no reason of which the agent can be aware.) When I can see that my action is likely to cause some harm — as I am starting to back my car out of my driveway, I notice the five year old from down the street racing down the sidewalk with his tricycle at full throttle — I see reason not to do what I had intended to do. But if I am unable to foresee the likely harm, it cannot figure in my practical reasoning. For example, it is after dark and I do not see the child even after I look up and down the sidewalk, as I normally do due to the ubiquity of neighborhood children. The information that I have provides me with no reason not to move my car. Information that I do not have — that little Frank is speeding down the sidewalk in my direction — would lead me to conclude that I should wait; but since I do not have that information, I cannot reach that conclusion. What I have suggested, briefly stated, is that one can refrain from or avoid an action when one has the capacity to act on one's judgment of what one has reason to do and when considerations available to the agent show that there is reason to refrain from the action in the circumstances. This line of thought helps explain why it is reasonable that a violation of duty make all the difference as to whether or not a consequence is imputable to an agent. When the action that leads to the undesirable outcome is contrary to duty, there is a compelling reason in the circumstances, available to the agent, for refraining from the action. An agent who can see reason to refrain from an action, and can act on his judgment of what he has reason to do is able to avoid the action. By this route one satisfies the common sense condition of responsibility that the agent to whom a wrongful action or bad outcome is imputed have the opportunity to avoid or refrain from the action. The unusual feature of this analysis is that it allows this general condition to be satisfied in certain cases where the bad consequences imputed to the agent are unforeseeable and unexpected. An agent can have a compelling reason for refraining from an action that leads to harm, and is thus able to avoid it, even without having any knowledge, precise or otherwise, of the bad consequences that are ultimately to be imputed. When the harm resulting from an action is foreseeable, the ability to avoid the action is tied directly to one's ability to foresee its harmful consequences. That factual information, along with relevant normative principles, supports the conclusion that there is reason not to perform the action, and thus puts the agent in a position to avoid it. When the harm cannot be foreseen or predicted, or is completely unexpected in the circumstances, comparable factual information cannot figure in the agent's reasoning about how to act. But since the agent is under a requirement not to do the action, the moral considerations available to the agent are sufficient by themselves to support the
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conclusion that there is reason not to perform the action. Since, as it were, the moral considerations put the agent in a position to have avoided the action that led to the undesirable consequences, imputing them to the agent is warranted. 32 Thus, the line of reasoning sketched above can apply to bad consequences that an agent was not in a position see: one did something that one should not have done, and as a result, something bad happened. One could have avoided whatever contribution one made to its occurrence, in the sense that one had a compelling reason in the circumstances to refrain from that action. I find that this line of thought supports imputing the bad results to me in (b) through (d). I wrongly took the boat, and as a result of my doing so, it was damaged. For all I can see, I could have avoided the harms by leaving the boat where it belonged, as I had compelling reason to, and could have done, (c) and (d) add the complication that negligent or reckless acts of others were also necessary for the occurrence of the bad outcome. But, as noted above, imputation of a harm to one agent does not imply that it may not also be imputed to others, or that no other agents are blamable, (a) is problematic because it is likely that the same result would have happened even had I not taken the boat. But there is an epistemological barrier to citing that possibility in order to show that the conditions for imputability have not been satisfied. For all I know, things might have turned out differently had I left the boat where it belonged. Since I cannot rule that possibility out, it seems that I am not in a position to disclaim responsibility. But our reaction to (e) is likely to be different, and examples with this structure point to the need to limit what is imputable to an agent. By what principle should we limit the consequences which an agent may be regarded as authorizing through a violation of duty? The fact that a bad outcome is directly caused by the actions of another agent need not limit imputability, since (I have suggested) there can be strict duties to take measures to prevent harms that may be caused or created by other agents. (Here the limits on our duties to prevent this kind of harm will 32 The fact that these accidents occur as a result of a violation of duty does set them apart from accidents resulting from actions that are perfectly permissible, because the existence of the duty provides a reason to refrain from the action that led to the harm. Imagine that the boat that I damage in example (b) by striking a submerged log is my own. It is true that I could have avoided the accident if I had not taken the boat out that afternoon. But if I felt like taking the boat for a spin, there was no reason in that situation not to. Nothing about my circumstances gave me any reason to refrain from the action that eventually led to the accident, without which it would not have occurred. Part of what places an accident or completely unforeseeable consequence beyond an agent's control, or renders it unavoidable in the circumstances, is that the agent in that situation had no reason to act other than as he did, which is to say, no reason to refrain from the action that in fact led to the harm. What the existence of the requirement changes is that it gives the agent a compelling reason not to perform the action that leads to the bad results in those circumstances. In this sense, accidents resulting from a violation of duty are "avoidable" in a sense in which accidents resulting from permissible actions are not.
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set limits to what is imputable, presumably on the principle that requiring more than a certain degree of aid and intervention would infringe upon autonomy.) Nor must imputability be limited to outcomes that are foreseeable at the time of acting. It is reasonable to expect agents to take into account the possibility of kinds of outcomes that can result in the normal course of events, even if there is no reason to think them likely (and no way to know that they are likely) in their actual circumstances. The problem in (e) is that the reasons for action that I have in virtue of standing under the requirement do not extend to the kind of outcome that actually results. The duty in question does not give me a reason to act in ways that generally avoid that kind of result. (That is, the duty to respect another's property does give me a reason to act in ways that will avoid damage to another's property, but not a reason to act in ways that standardly prevent accidental death: Accidental death is not the kind of occurrence that falls within the scope of that duty.) It would seem that the imputation of bad consequences by Kant's principles should be limited along the following lines: an outcome resulting from a violation of duty is imputable to an agent when the requirement under which the agent stands provides a reason to act in ways that will standardly, or under normal circumstances, prevent or avoid (not result in) outcomes of that general kind. There might be different reasons why compliance with the duty would normally prevent that kind of outcome. It could be because that kind of outcome is not an unexpected result of violations of this duty, within the normal course of events. Or it could be because it is the kind of outcome that it is the (or an) aim of the duty to prevent. Or it could be because it is the kind of outcome whose potential occurrence within the normal course of events figures in the explanation of what one's requirements are, or whose potential occurrence as a result of certain kinds of actions figures in the explanation of why those actions are contrary to duty. To illustrate these possibilities in terms of the above examples, the duty not to use another's property without authorization does give me a reason to act in a way that will standardly avoid damage to that property because: (1) it is not unusual for unauthorized use of another's property to result in damage to that property; (2) damage to another's property (resulting from its use by another) is a kind of outcome which it is the aim of property rights to prevent; and (3) the possibility of damage while being used by another figures in the explanation of why use by others is wrong. 33 Here are three different ways in which compliance with a 33 To return to the Murderer at the door, the scenario that Kant imagines may not be as improbable as it seems. If you believe that truthfulness is unconditionally required in all circumstances, and your Friend knows this, it is not surprising that he would sneak out the back door, since he would expect you to reveal his whereabouts if asked. Common knowledge that people accept certain principles can ground expectations about how they will act in various situations. In a context where most people take truthfulness to be required without exception, the well-intentioned lie could represent a departure from what is normal that could lead to the conjunction of events that Kant imagines. The point, then, is that given Kant's conception of what is required, the kind of outcome
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duty will standardly prevent certain kinds of consequences; perhaps there are other possibilities as well. This is a complex question that is important for the assessment of Kant's principles, and it deserves more discussion that I am able to give it here. 34 Zusammenfassung Nach Kant werden dem Handelnden, der eine strikte moralische Pflicht verletzt, die schlechten Folgen dieses seines Verhaltens stets zugerechnet, und zwar unabhängig davon, ob diese Folgen nun vorhersehbar waren oder nicht. Umgekehrt: Schlechte Folgen, die aus einem pflichtgemäßen Verhalten hervorgehen, sind nicht zurechenbar. Der Beitrag untersucht das Konzept, das diesen Kantischen Prinzipien für die moralische Zurechnung schlechter Folgen zugrunde liegt. Ein Ziel ist es dabei zu zeigen, wie Kant Zurechenbarkeit nicht als ein metaphysisches oder als ein Problem der Kausalität behandelt, sondern als eine Frage der praktischen Vernunft, die im Zusammenhang mit den moralischen Normen erster Ordnung auftaucht. Dies deshalb, weil die Relevanz der Handlungen, die für die Zurechnung in Frage kommen, in erster Linie von den moralischen Normen herkommt, und weil, was zurechenbar ist, von der vorherigen Bestimmung dessen abhängt, was die moralischen Pflichten des Handelnden sind. Die Grundidee der Kantischen Prinzipien besteht darin, daß das Subjekt, dem eine Handlung oder deren Folgen zugerechnet werden, als Urheber der Handlung betrachtet werden muß. Schlechte Folgen einer Handlung sind einem Handelnden, der eine Pflicht verletzt, deshalb zuzurechnen, weil der Handelnde mit der Überschreitung der von der Moral gesetzten Grenzen „aus eigener Machtvollkommenheit" handelt. Unvorhersehbare oder zufällig eintretende Folgen können unter Zugrundelegung dieses Prinzips aus folgenden Gründen zugerechnet werden: Obwohl die Folgen nicht vorhersehbar gewesen sein mögen, hatte der Handelnde, da er einer moralischen Pflicht unterworfen war, doch einen zwingenden Grund dafür und deshalb auch die Möglichkeit dazu, von der Handlung Abstand zu nehmen, die zu jenen Folgen geführt hat. Wenn Kants Prinzipien, hat man ihre Grundlagen erst einmal verstanden, im allgemeinen auch plausibel sind, ist es doch so, daß die Möglichkeit von schlechten Folgen, die mit einer Pflichtverletzung nur zufälligerweise that he imagines would not be an unexpected departure from the normal course of events. It is the kind of possibility that the deliberating agent has a reason to consider (even if there is no way to know that it is likely in the actual circumstances), and the duty to be truthful would give the agent a reason to act in ways that would normally avoid that kind of outcome. 34 This paper was first presented at a conference on "Zurechnung von Verhalten in Recht und Moral" at the Institut für Strafrecht und Rechtsphilosophie, Universität Erlangen-Nümberg in October, 1993, and later given to the Department of Philosophy, University of North Carolina, Chapel Hill. I am indebted to members of both audiences for their comments. In particular, I would like to thank Prof. Thomas E. Hill, Jr., Prof. Gerold Postema, Dr. Cheshire Calhoun and Dr. Friedrich Toepel.
Agency and the Imputation of Consequences in Kant's Ethics
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verknüpft sind, eine Einschränkung der Zurechnung fordert. Der Beitrag schließt mit dem Vorschlag, einen Erfolg, der aus einer Pflichtverletzung resultiert, nur dann zuzurechnen, wenn die moralische Verpflichtung, der der Handelnde unterworfen ist, einen Grund dafür liefert, so zu handeln, daß die Folgen dieses Typs von Handlung normalerweise verhindert oder vermieden werden.
Putative Self-Defense and Rules of Imputation In Defense of the Battered Woman B. Sharon Byrd
Introduction In the past I have made a number of suggestions for justifying the battered woman 1 who kills her sleeping husband, at least in some of the more extreme 1 A "battered woman" is a woman who is subjected to cyclical brutality inflicted by her husband over a number of years. On the battered woman syndrome generally, see Julie Blackman, Intimate Violence: A Study of Injustice, 1989; Angela Browne , When Battered Women Kill, New York: Free Press, 1987; Gewalt gegen Frauen: Ursachen und Interventionsmöglichkeiten, Bundesministerium für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit, ed., Stuttgart: Kohlhammer 1987; Roswitha Burgard, Mut zur Wut, Berlin: Orlanda Frauenverlag, 1988; Charles Ρ. Ewing, Battered Women Who Kill: Psychological Self-Defense as Legal Justification, 1987; Richard J. Gelles &. Murray A. Straus, Intimate Violence, New York: Simon & Schuster, 1988; Cynthia K. Gillespie, Justifiable Homicide: Battered Women, Self-Defense, and the Law, 1989; Edward Gondolf& Ellen Fischer, Battered Women as Survivors: An Alternative to Treating Learned Helplessness, New York: Lexington Books, 1988; Lee Ann Hoff, Battered Women as Survivors, London / New York: Routledge, 1990; Michael-Sebastian Honig, Verhäuslichte Gewalt, Frankfurt a. M.: Suhrkamp, 1992; Abused and Battered: Social and Legal Responses to Family Violence, Dean D. Knudsen / Jo Ann L. Miller eds., New York: Aldine de Gruyter, 1991; Susanne Lindner, Tatort Ehe, Wien: Wiener Frauenverlag, 1992; S. Schechter, Women and Male Violence, Boston: South End Press, 1982; Domestic Violence on Trial, Daniel Jay Sonkin ed., 1987; Lenore E. Walker, The Battered Woman, New York: Harper Perennial, 1979; Lenore E. Walker, The Battered Woman Syndrome, New York: Springer 1984; Lenore E. Walker, Terrifying Love: Why Battered Women Kill and How Society Responds, 1989; Feminist Perspective on Wife Abuse, Kersti Y Ilo / Michele Bograd eds., Newbury Park/London, 1988. For a multitude of reasons, these women find it impossible to leave the relationship. Some of these reasons seem to me to border on heroism, such as fear for their children combined with a willingness to suffer to protect them. Other reasons, such as a generally weak personality and inability to be independent, though not heroic, are at least understandable. Still other reasons lie in defective police protection in "family" matters and the unavailability of social institutions for dealing with this problem. On this latter problem see Martha R. Mahoney, "Legal Images of Battered Women: Redefining the Issue of Separation", 90 Michigan Law Review 1 (1991); Maria L. Marcus , "Conjugal Violence: The Law of Force and the Force of Law", 69 California Law Review 1657 (1981); Kathleen Waits, "The Criminal Justice System's Response to Battering: Understanding the Problem, Forging the Solutions" 60 Washington Law Review 267 (1985); and the entire first issue of 83 The Journal of Criminal Law & Criminology (1992), which contains the following articles: Richard A. Berk et ai, "A Bayesian Analysis of the Colorado Springs Spouse Abuse Experiment", 170-200; Cynthia Grant Bowman, "The Arrest Experiments: A Feminist
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battering cases.2 Primarily these suggestions have revolved around self-defense and necessity, an approach oriented more toward finding and applying suitable conduct rules to avoid unjust conviction of the battered woman. I have recently given some thought, however, to other theoretical solutions to the battered woman's quandary based more on the decision-rules 3 approach and concentrating on the issue of imputation. On one level, the decision-rules approach focuses on the imputation of conduct to a certain actor as his deed. On another level, it concerns the issue of imputing blame to an actor for wrongful conduct he has committed.4 I think a case can be made, at least under the U.S. law approach to self-defense, for the claim that wrongful conduct cannot be imputed to the battered woman who kills her sleeping husband. I shall thus be discussing the issue on the first level of imputation and be less concerned with the imputation of blame for wrongful conduct. Although I believe there are a number of cases where battered women only deserve to be excused for their wrongful conduct,5 I think that argument is somewhat easier Critique", 201 -208; Franklyn W. Dunford, "The Measurement of Recidivism in Cases of Spouse Assault", 120-136; Lisa A. Frisch, "Research that Succeeds, Policies that Fail" 209-216; J. David Hirsche 11 Ira W . Hutchison, III., "Female Spouse Abuse and the Police Response: The Charlotte, North Carolina Experiment", 73-119; Lisa G. Lerman, "The Decontextualization of Domestic Violence", 217-240; David B. Mitchell, "Contemporary Police Practices in Domestic Violence Cases: Arresting the Abuser: Is it Enough?", 241-249; Daniel D. Polshy, "Suppressing Domestic Violence with Law Reforms", 250-253; Lawrence W. Sherman, "The Influence of Criminology on Criminal Law: Evaluating Arrests for Misdemeanor Domestic Violence", 1-45; Lawrence W. Sherman, et al., "The Variable Effects of Arrest on Criminal Careers: The Milwaukee Domestic Violence Experiment" 137-169; Joan Zorza, "The Criminal Law of Misdemeanor Domestic Violence, 1970-1990", 46-72. On the situation in Germany in this regard see, e. g. Familienstreitigkeiten und Polizei, Kriminologische Forschungsgruppe der Bayer. Polizei, ed. München 1991. 2 See, B. Sharon Byrd, "Till Death Do Us Part: A Comparative Law Approach to Justifying Lethal Self-Defense by Battered Women", 1 Duke Journal of Comparative & International Law 169 (1991); B. Sharon Byrd, "Mißhandelte Frauen: Opfer ihrer Männer und Opfer des Strafrechts", Die Familie als zentraler Grundwert demokratischer Gesellschaft, Wilfried Bottke, ed.: Interdisziplinäre gesellschaftspolitische Gespräche an der Universität Augsburg, vol. 3, St. Ottilien: EOS-Verlag, 1994. 3 Conduct rules are rules addressed to a potential actor regarding future conduct and include in the criminal law context prescriptions, prohibitions and justifications for the violation thereof. Decision rules are rules addressed to the judge for the evaluation of conduct that has already occurred. See, for example, Meir Dan-Cohen, "Decision Rules and Conduct Rules: On Acoustic Separation in Criminal Law", 97 Harvard Law Review 625 (1984); Paul H. Robinson, "Rules of Conduct and Principles of Adjudication", 57 University of Chicago Law Review 729 (1990). 4 For an exhaustive study of these two levels of imputation, see Joachim Hruschka, Strukturen der Zurechnung, Berlin /New York: de Gruyter, 1976 Joachim Hruschka, "Imputation", 1986 Brigham Young University Law Review 669 (1986); Joachim Hruschka, "Verhaltensregeln und Zurechnungsregeln", Rechtstheorie 22 (1991), p. 449. 5 See the arguments for excuses in Rocco C. Cipparone, Jr., "The Defense of Battered Women Who Kill", 135 University of Pennsylvania Law Review 427 (1987); Sunny Graff, "Battered Women, Dead Husbands: A Comparative Study of Justification and
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to make. On the contrary, the argument that no wrongful conduct can be imputed to the battered woman at all, seems to me to raise a number of more complex theoretical and moral issues about which many may disagree.6 The two main issues I shall raise are (1) what is the relevance of a mistake as to justifying circumstances under the criminal law, and (2) what is the appropriate standard for judging the reasonableness of the actor's mistake. Neither of these questions can be approached until some clarity is established as to the framework for asking them. I shall therefore begin by discussing two typical cases involving the imputation of conduct to an actor as his deed. I shall then contrast these cases to two typical cases of imputing blame to an actor for his wrongful conduct. It will then be possible to raise the first main issue of the relevance of a mistake regarding justifying circumstances. My position will be that this type of mistake negates the imputation of wrongful conduct to an actor, rather than negating the imputation of blame to him for his wrongful conduct. I shall then move to the second question of the appropriate standard for judging the reasonableness of an actor's mistake as to justifying circumstances. This issue revolves around the question of negligence for making the mistake and is discussed in the United States under the terminology of the "subjective" or "objective" standard of reasonableness. My claim will be that the subjective standard is appropriate for the criminal, as opposed to tort, law. Finally, I shall try to apply the results of my analysis of these two questions to the battered women cases using the typical formulations of the U.S. law of self-defense. 7
Excuse in American and West German Law", 10 Loyola of Los Angeles International and Comparative Law Journal 1 (1988); Cathryn Jo Rosen, "The Excuse of Self-Defense: Correcting a Historical Accident on behalf of Battered Women who Kill", 36 American University Law Review 11 (1986); Note , "Partially Determined Imperfect Self-Defense: The Battered Wife Kills and Tells Why", 34 Stanford Law Review 615 (1982). 6 As far as I can tell, this approach has never been taken in the scholarly literature on this issue. For other approaches see the authorities cited in fns. 1, 5, 7 and: Susan Edwards , "Battered Woman Syndrome", 142 New Law Journal 1350 (1992) discussing defenses of diminished responsibility, provocation, and self-defense in Great Britain and Canada; R. D. Mackay, "Pleading Provocation and Diminished Responsibility Together", Criminal Law Review (1988) 411 ; Martin Wasik, "Cumulative Provocation and Domestic Killing" Criminal Law Review (1982) 29; Glanville Williams, "Domestic Provocation and the Ivory Tower", 142 New Law Journal 381 (1992); Comment, "Provoked Reason in Men and Women: Heat-of-Passion Manslaughter and Imperfect Self-Defense", 33 UCLA Law Review 1679 (1986). ι See Holly Maguigan , "Battered Women and Self-Defense: Myths and Misconceptions in Current Reform Proposals", 140 University of Pennsylvania Law Review 379 (1991) arguing that the problem confronting battered women does not lie in current formulations of the defense of self-defense but rather in trial courts' failure to properly apply self-defense jurisprudence.
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I. The Imputation of Conduct Consider the following typical law school text book case: Alfred falls out of a window landing on and killing Betty below. This type of case is usually discussed under the rubric of the "voluntary act requirement" in the criminal law. Since Alfred has not voluntarily acted to kill Betty, he would not be judged guilty of homicide or, in the language of imputation, we would not impute the act of killing to him as his conduct. Yet the fact that Alfred can no longer control his movement once he is falling through the air is not really the reason we would not impute Betty's death to him. I f Alfred had pointed a loaded gun at Betty and fired it, the movement of the bullet from the gun would also follow the laws of nature and, assuming Alfred changed his mind before the bullet hit its target, he would, in some sense, have "involuntarily" killed Betty in this way as well. It is not the involuntariness of Alfred's movement as he falls through the air, therefore, that is decisive for the imputation of an act of homicide to him, but rather whether that movement was the product of his will to kill another human being. And certainly, if he purposely jumped from the window in order to kill her, we would impute an act of homicide to him. The element of purposeful action, therefore, is central to the issue of whether conduct can be imputed to an actor as his deed and is the first question we must ask when making judgments under the criminal law. A parallel question on the same logical level is raised by the following case: Assume that Clara, a hospital doctor, intends to kill David, one of her patients. David is comatose, suffering from severe diabetes and needs injections of insulin. Clara regularly loads insulin injections and gives them to nurse Everett with the order to inject David at regular intervals. One evening, instead of loading the needle with insulin, Clara loads it with poison and, as is customary, gives it to Everett to inject David during the night. Everett carries out the order and David dies. Can an act of homicide be imputed to Everett as his action? In this case there is no doubt that Everett, unlike Alfred, is acting voluntarily with regard to giving David the injection and it is certainly Everett's purpose to inject David. Still, there seems to be a problem with saying that Everett poisoned David, since it was not Everett's purpose to kill him. When an actor is mistaken as to the nature of his conduct, again the goal-directedness required to impute that conduct to him as his action is lacking. Although we can impute the action of injecting a patient to Everett, we cannot impute the action of killing a patient to him. Now if Everett was responsible for testing the contents of the hypodermic needle each time before actually injecting a patient, we indeed might feel differently about the question of whether Everett killed David. Assuming it was also possible to detect that the needle was loaded with poison rather than with insulin,
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we would say that Everett failed to fulfill his duty of care to David and that it would have been possible for him to avoid David's death. Consequently, even though he did not know he was killing David at the time of his act, one could easily say he could have known had he exercised more care and that it was indeed his duty to exercise this care. Still we would not impute the intentional act of killing David to Everett. Instead, we would attribute carelessness to Everett and the negligent (or perhaps reckless 8) homicide of David. Certainly, the decision to impute negligent as opposed to intentional homicide to Everett is a judgment we make regarding Everett's fault for not knowing the true nature of his conduct. But the same type of judgment could be made in Alfred's case if we felt that it was Alfred's fault for falling out of the window. Suppose Alfred were a wall scaler who liked to practice his daring feats on crowded streets to get as much attention as possible. Furthermore, although he could easily provide some form of protection for the crowds that typically gather below, he is so convinced of his abilities that he does not. If he falls on and kills a bystander, we certainly would impute negligent homicide to him even though the act of killing was itself involuntary. Fault for the involuntariness of conduct or fault for the lack of knowledge as to what one is actually doing, therefore, is an essential element of imputing conduct to a person as his deed. But this issue of fault is very different from the issue of fault relevant when deciding whether to impute blame to an actor for wrongful conduct that has already been imputed to him as his deed.
II. The Imputation of Blame The imputation of blame for wrongful conduct presupposes that the actor has committed some act and that this act is wrongful. The question then becomes whether he can be excused for the wrongful conduct. Much has been written on the theory of excuses. 9 1 shall simply proceed on the assumption that there are good moral and legal reasons, such as duress or necessity, insanity, unavoidable mistake of law, involuntary intoxication, etc., for not imputing blame to an β The common law traditionally differentiates between four mental states that are relevant for the analysis of criminal wrongdoing (mens rea), namely purpose, knowledge, recklessness and negligence, see § 2.02 of the Model Penal Code, American Law Institute, Proposed Official Draft (1962). Recklessness roughly corresponds to the German dolus eventualis. 9 See, for example, George P. Fletcher, Rethinking Criminell Law, Boston / Toronto: Little, Brown and Co., 1978, pp. 798 - 855; H. L. A. Hart, Punishment and Responsibility, Oxford: Clarendon Press, 1968, pp. 28-53; Paul H. Robinson, Criminal Law Defenses, St. Paul: West Publishing Co., 1984, vol. 2, pp. 222-458; George P. Fletcher , "The Individualization of Excusing Conditions", 47 Southern California Law Review 1269 (1974); George P. Fletcher, "Rights and Excuses", 3 Criminal Justice Ethics 17 (1984); Michael Moore, "Causation and the Excuses", 73 California Law Review 1091 (1985).
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individual who commits a criminally prohibited act. Instead of discussing why we excuse, I shall focus my efforts on trying to point out the inherent differences between this type of judgment and the judgment to impute conduct to a person as his deed. I think some confusion exists in the U.S. legal literature on the question of fault. One of the reasons may be that the English language only has one word for "voluntary", whereas German has two, namely "willentlich" and "freiwillig". An act is voluntary in the sense of "willentlich" (perhaps willful) if it is a product of the actor's will. That essentially excludes any irresistible force bringing about the actor's movement. The irresistible force may be physical, as in a case where Alfred is defenestrated and fatally lands on Betty standing below. Moreover, the requirement that an act be voluntary in the sense of "willentlich" requires that the actor knew what he was doing. Lack of knowledge as to the facts surrounding one's action, as in the case of Everett when he does not know and cannot know that the needle is loaded with poison, excludes voluntariness with respect to the killing of David. In these cases, we speak of mens rea or general requirements of culpability, including under the common law: purpose, knowledge, recklessness or negligence. On the other hand, an act is voluntary in the sense of "freiwillig" when no coercive influence is operating on the actor's will to convince him to decide in a certain way. Perhaps, because of the failure to distinguish clearly between these two concepts of voluntariness, issues of culpability get lumped together under some doctrine of excuses. As a result, mistakes of fact, for example, are treated similarly to mistakes of law 1 0 and duress can be absolutely irresistible force or resistible force to which most people, or as is usually expressed in the common law the fictional "reasonable" person, would succumb.11 There is, however, a fundamental difference between the "culpability" that is excluded when an actor is pushed through a window and when an actor is "convinced" by a threat to exercise his will in a way that involves criminally prohibited harm. Similarly, there is a basic difference between the "culpability" that is excluded when an actor does not 10 See the Model Penal Code (op. cit. fn. 8), for example, which has one section for "Ignorance or Mistake" (§ 2.04), including subsection (1) for mistake of fact and subsection (3) for mistake of law. Both provide a "defense" to a criminal charge. This section is located in Article 2 "General Principles of Liability" just as are the sections on the voluntary act requirement (§ 2.01), on the mental state required for "culpability", namely purpose, knowledge, recklessness or negligence (§ 2.02) and all other "defenses" except for justifications (Article 3) and mental disease or defect and immaturity (Article 4). 11 The Model Penal Code (op. cit. fn. 8), § 2.09 provides: "It is an affirmative defense that the actor engaged in the conduct charged to constitute an offense because he was coerced to do so by the use of, or threat to use, unlawful force against his person or the person of another, which a person of reasonable firmness in his situation would have been unable to resist." This section arguably covers both the case in which an actor is pushed with irresistible force out of a window and the case in which the actor is threatened in some way to convince him to commit some criminally prohibited act.
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know what he is doing and when he knows what he is doing but does not know that it is criminally prohibited. Let us now consider several cases that raise the issue of voluntary conduct in the sense of "freiwillig". Suppose Franny threatens to kill George if George does not kill Herbert. Franny has a gun pointed at George's head and if George does not immediately make a decision, Franny will pull the trigger. If George does kill Herbert, then we may exculpate him under a duress defense. But this form of exculpation does not say that George has not acted to bring about Herbert's death. In this case George's pulling the trigger is clearly a product of his will. And he pulls the trigger and kills Herbert for a reason, namely in order to save his own life. Accordingly, all of the requirements for criminal liability have been fulfilled by George. He has acted voluntarily ("willentlich") with the intent to kill another human being. If we have no additional principles of excuse for wrongful conduct in our legal system, George, unlike Alfred and Everett, would certainly be criminally punishable. And excuses do represent something additional rather than fundamental to a system of criminal justice. 12 When conduct cannot be imputed to an individual, we cannot even say that he has committed a crime. Instead he is viewed simply as a moving body driven by physical forces. On the other hand, when blame is not imputed to an individual, we have pity for him because of the situation in which he has committed the crime and recognize that we too probably would not have done any better. 13 It is the possibility of being able to 12 Although a system of criminal justice without excuses might be cruel, it would be at least conceivable to impose liability on someone who merely caused criminally prohibited harm, regardless of the circumstances. A system of criminal justice without a theory of when to impute conduct to an actor as his deed, however, is not conceivable, because there would be no way to specify who caused the relevant harm and thus no way to attach liability. 13 Or as Kant would say, he has not had a fair chance to be deterred by the threat of punishment. In discussing the plank of Carneades case, Kant states: "nun kann ein solches Strafgesetz die beabsichtigte Wirkung gar nicht haben; denn die Bedrohung mit einem Übel, was noch ungewiß ist (dem Tode durch denrichterlichen Ausspruch), kann die Furcht vor dem Übel, was gewiß ist (dem Ersaufen), nicht überwiegen." Immanuel Kant, Die Metaphysik der Sitten, Kant's gesammelte Schriften, Berlin: Königlich Preußische Akademie der Wissenschaften, 1902 ff., vol. VI, p. 235 ("A penal law of this sort could not have the effect intended, since a threat of an evil that is still uncertain (death by judicial verdict) cannot outweigh the fear of an evil that is certain (drowning)." For the English translation of Die Metaphysik der Sitten, I have used the translation by Mary Gregor, The Metaphysics of Morals, Cambridge: Cambridge University Press, 1991. Since the Gregor translation includes the Akademie-Ausgabe pagination, I have not included separate cites to the English edition. In Kant's example, however, the act of pushing someone else off the plank is wrong (not justified), but not punishable (excused). For a thorough analysis of this passage in The Metaphysics of Morals in light of the legal philosophical tradition of the time, see Joachim Hruschka, "Rechtfertigungs- und Entschuldigungsgründe: Das Brett des Kameades bei Gentz und bei Kant", Goltdammer's Archiv für Strafrecht, 1991, vol. 138, p. 1. On the approach taken by Kant toward excuses, see B. Sharon Byrd, "Kant's Theory of Punishment: Deterrence in its Threat, Retribution in its Execution", 8 Law and Philosophy 151, 189-191 (1989). 19 Jahrbuch für Recht und Ethik, Bd. 2 (1994)
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do better, however, that also distinguishes the imputation of conduct and the imputation of blame. When the imputation of blame is at issue, it is always true that the actor could have been a hero. 14 Not so when the imputation of conduct is at issue, where the actor's will is not involved because he is being moved by physical force or is unaware of the nature of his conduct. The parallel case to Everett's mistake of fact, but on the level of voluntariness in the sense of "freiwillig", is the typical case of mistake of law. Suppose Everett knew that the needle was loaded with poison, but thought that euthanasia was not criminally prohibited. David has been comatose for some time and most likely will never regain consciousness. Furthermore, Everett knows that David has left a living will, refusing life support measures. Accordingly, Everett administers the injection of poison on Dr. Clara's instructions. Assume also that Everett has consulted a lawyer on this issue and that the lawyer assured him that living wills are honored in the jurisdiction and that medical personnel are permitted to "help people die". In fact, neither is euthanasia permitted nor are living wills honored in the state. Not everyone may agree on whether Everett in this case should be excused for mistake of law. But certainly there is no question that an act of killing David can be imputed to him. The only question would be whether his mistake as to the legal evaluation of the circumstances was avoidable or not and therefore whether we can impute blame to him for his wrongful conduct. Why am I claiming that it is so important to distinguish in the criminal law between these two forms of imputation? The reaction could easily be that the reasons for not imputing conduct and for not imputing blame are similar in that they always depend on the element of "fault" in some remote sense. The actor could "not help" falling out of the window any more than the actor could "help" responding to extreme duress. Thus, one might argue, we are always concerned with the same issue, namely whether the actor was "culpable" for the harm caused. There has been a good deal of discussion in the common law as to whether it makes any sense to distinguish justifications from excuses.15 The argument ι 4 Admittedly, one can dispute whether an individual can act supererogatorily when only fulfilling his duty, albeit under extreme circumstances. See, for example, Kant (op. cit. fn. 13) 227: "Was jemand pflichtmäßig mehr thut, als wozu er nach dem Gesetze gezwungen werden kann, ist verdienstlich (meritum); . ..". ("If someone does more in the way of duty than he can be coerced by law to do, what he does is meritorious (meritum); ..." Mary Gregor translation (op. cit. fn. 13)). See also Thomas E. Hill, Jr., "Kant on Imperfect Duty and Supererogation", Kant-Studien, vol. 62, 1971; Joachim Hruschka & Jan C. Joerden, "Supererogation: Vom deontologischen Sechseck zum deontologischen Zehneck", Archiv für Rechts- und Sozialphilosophie, vol. 73, 1987, p. 93 et seq.; Jan C. Joerden, "Zwei Formeln in Kants Zurechnungslehre", Archiv für Rechts- und Sozialphilosophie, vol. 77, 1991, p. 525 et seq. i5 See, e. g., Fletcher, Rethinking (op. cit. fn. 9), pp. 759-875; Robinson, (op. cit. fn. 9), vol. 1, pp. 83-101; Joshua Dressler, "New Thoughts About the Concept of Justification in the Criminal Law: A Critique of Fletcher's Thinking and Rethinking", 32 UCLA Law Review 61 (1984); Albin Eser, "Justification and Excuse", 24 American
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for making the distinction is that there is a basic difference between having a right to commit otherwise criminally prohibited harm and merely being shown pity or understanding for breaking down and doing so. The implications of having the right to cause otherwise criminally prohibited harm, for example killing an assailant in self-defense, are that no one can rightfully hinder the self-defender, any third party has the right to assist him and, more importantly for the point I wish to make, the message to the public and to the defendant himself is different in the case of a justification. If the defendant was justified, he did no wrong. I shall suggest that the difference in not imputing conduct to a defendant and not imputing blame to him is equally relevant, for in the former case, he also has "done" no wrong, whereas in the latter he has. Consequently, the implications for the battered woman, I shall claim, is that in killing her sleeping husband, she also has done no wrong and thus need not be the object of pity and understanding. But before making that argument, one needs to decide the highly debated relevance of mistakes as to justifying circumstances.
I I I . Mistakes as to Justifying Circumstances and their Effect on Imputation In an article entitled "A Theory of Justification: Societal Harm as a Prerequisite for Criminal Liability," 1 6 Paul Robinson made a considerable breakthrough in my opinion in the analysis of mistakes as to justifying circumstances. The main purpose of the article was to locate justification defenses in the failure of an actor to cause objective societal harm. One of the main cases Robinson discusses is the burning of a field to create a fire wall and prevent a city from being destroyed by a raging forest fire. Generally, this type of conduct would be justified under a lesser evils defense since the harm caused to the field is significantly less than the harm avoided to the city. Accordingly, Robinson argues, the real basis of the justification is the prevention or minimization of societal harm. But what if the person burning the field was not aware that the city was in danger from a forest fire. Instead, he only wanted to harm his neighbor by destroying the field. Should this make any difference? If the basis of the justification defense is indeed the prevention or minimization of objective societal harm, Journal of Comparative Law 621; George P. Fletcher , "The Right and the Reasonable", 98 Harvard Law Review 949 (1985); George P. Fletcher , "Should Intolerable Prison Conditions Generate a Justification or an Excuse for Escape?", 26 UCLA Law Review 1355 (1979); Kent Greenawalt, "The Perplexing Borders of Justification and Excuse", 84 Columbia Law Review 1897 (1984); Miriam Gur-Arye, Should the Criminal Law Distinguish Between Necessity as a Justification and Necessity as an Excuse?", 102 Law Q. Review 71 (1986); Paul H. Robinson , "Criminal Law Defenses: A Systematic Analysis", 82 Columbia Law Review 199 (1982). 16 23 UCLA Law Review 266 (1975). 19*
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then even the unknowingly justified actor has fulfilled this prerequisite. His motive, Robinson claims, should make no difference because we in society in fact want to encourage people to bum the field in such situations. In parting, Robinson suggests "It is conceded here, however, that a beneficial act done with no knowledge of the justifying circumstances or for bad motive arguably gives rise to an intangible harm similar to that associated with impossible attempts."17 The suggestion that lack of knowledge of justifying circumstances should be treated like an attempt 18 seems to me to make a lot of sense, particularly from the point of view of structural analysis within the criminal law. 1 9 His article faced a fair amount of criticism, however, from George Fletcher, 20 who chose for good reason to focus more on the self-defense cases. Fletcher posits the following hypothetical: "A physician Ρ is about to inject air into the suspect X's veins with the intent to kill him. Ignorant of P's intentions, X decides to use this opportunity to assault him. As the needle is poised, X grabs the physician and begins to choke him." Since X does not have a justificatory intent, Fletcher does not want to give him the benefit of the justification defense. To do so, Fletcher claims, would be collapsing elements of the offense definition with claims of justification for violating the prohibitory norm. Killing an attacker in self-defense would be just like doing something that is not criminally prohibited at all. Fletcher's criticism, however, overlooks the real elegance of Robinson's analysis. Although Fletcher is correct in saying that treating mistakes as to justificatory circumstances like mistakes as to the definition of the offense essentially means collapsing the criminal law norm with the exceptions to that norm, that does not mean that the unknowingly justified actor will be treated like someone who has done nothing wrong. The real insight in Robinson's analysis is the imposition of attempt liability in these cases. As a result, the unknowingly justified actor will be treated just like the actor who thinks an unloaded gun is loaded and shoots it at his victim. In both cases, the actor has in fact caused no objective π Id. at 291. is Presumably Robinson uses the phrase "impossible" attempts to distinguish them from what in the common law sometimes is referred to as "unfinished steps" attempts, the former involving a situation where the actor has done everything he thinks necessary to consummate some criminally prohibited harm but the harm does not occur, the latter involving a situation where the actor is interrupted, by the police for example, before he has finished doing everything he intended to do to bring about the harm. I will use simply "attempt" here to mean the former type of situation. 19 For a detailed discussion of Robinson's theory and the implications it has for mistakes regarding justifying circumstances, see Β. Sharon Byrd , "Wrongdoing and Attribution: Implications beyond the Justification-Excuse Distinction", 33 Wayne Law Review 1289, 1314-1332 (1987). 20 See George P. Fletcher, Rethinking (op. cit. fn. 9) p. 555 et seq. See also George P. Fletcher, "The Right Deed for the Wrong Reason: A Reply to Mr. Robinson", 23 UCLA Law Review 293 (1975).
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societal harm but instead has done something which, if the circumstances were as he supposed them to be, would have resulted in criminally prohibited harm. Fletcher, of course, focuses on self-defense cases rather than on lesser evils cases. Providing a person who does not even know he is being attacked with any benefit from the self-defense justification is clearly problematic. Both physician Ρ and suspect X in Fletcher's example, seem to be equally offensive persons. That makes it more difficult to say that no societal harm has occurred when X assaults P. It makes killing Ρ like killing a fly, Fletcher claims. Accordingly, Fletcher would convict X of the fully consummated offense. But I think the basic problem here is that Fletcher is not really regarding self-defense as a pure justification within his own definition of justificatory defenses. Fletcher rejects any balancing of evils approach toward self-defense. It is not the case that we simply discount the life of the aggressor to come out in favor of the selfdefender. 21 Instead, self-defense is an absolute right to protect oneself against wrongful aggression. If that is so, then X would indeed have a right to protect himself and kill Ρ if necessary. And in Fletcher's example, if X had done nothing to prevent P's attack, X would have died and Ρ would have been subject to prosecution for murder. If, on the other hand, X had known of the attack, then, according to Fletcher, he would not have been acting wrongfully in killing P. Where, from the point of view of the omniscient third party observer, X does have a right to kill Ρ, Ρ does not have that same right to kill X. Fletcher's real problem, it seems to me, is that he is collapsing justifications with excuses. Let us return shortly to our case of Franny threatening to kill George if George does not kill Herbert. This case indeed does involve a possible duress excuse. Because we understand George's fear of death, we might excuse him in this situation if he does kill Herbert. But suppose that George does not know he is being threatened by Franny and he simply kills Herbert to get rid of him. I do not think there is any question here that lack of knowledge of the excusing circumstances bars the excuse entirely. That is because the whole basis of the excuse is the psychological pressure on George. If there is no psychological pressure, there is no reason to excuse. Yet it is Fletcher himself who claims that justifications do not depend on the presence of psychological pressure. Instead, the reason for the justification is that the conduct is not wrongful . If it is not wrongful, then it is permissible to engage in it, just like it is permissible, at least with respect to the prohibition against murder, to shoot empty guns at people and not kill them. The correct comparison is not between the unknowingly justified actor and the unknowingly excused actor, but instead between the unknowingly justified 21 See George P. Fletcher , "Proportionality and the Psychotic Aggressor: A Vignette in Comparative Criminal Theory," 8 Israel Law Review 367 (1973); George P. Fletcher , "The Psychotic Aggressor — A Generation Later", 27 Israel Law Review 227 (1993).
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actor and the actor who thinks the gun is loaded when it is not. In both cases, the objective circumstances indicate that the conduct is not wrongful. It is not wrongful to shoot empty guns and it is not wrongful to ward off attackers. The only thing that makes the actor seem worthy of criminal sanction is the thoughts he has at the moment of the act. The former thinks he is shooting a loaded gun at his victim and the latter that he is attacking someone for no good reason. Admittedly, Fletcher is correct when he states: "The consensus of Western legal systems is that actors may avail themselves of justifications only if they act with a justificatory intent." 22 But he is wrong if he means that not having the justificatory intent requires treating the unknowingly justified actor the same as the unknowingly excused actor. In Germany, the leading opinion in the scholarly literature is that the unknowingly justified actor is to be punished for attempt. 23 It is all the more surprising that Robinson fails to see the relevance of his analysis to the case of putative self-defense. In the case in which an individual believes incorrectly that he is being attacked, Robinson opts for an excuse.24 Both Fletcher and Robinson lament the Model Penal Code and other typical common law definitions of justificatory defenses that justify an individual who believes, or reasonably believes, in the need to use justified force. The problem here, both of them assert, is that the mistaken actor will be justified as long as his mistake was reasonable. Since the putative attacker, however, is not acting wrongfully, he too would be justified in warding off the putative defender. As a result, two people would be justified in doing contradictory things. And since the putative self-defender is wrong, he is objectively causing societal harm in carrying out his defense. I would agree with Fletcher and Robinson that the objective circumstances are of primary relevance in determining whether an actor is justified. Therefore, I would also agree that belief language is inappropriate in a self-defense provision. Still I do not agree that the appropriate defense is an excuse. Instead, I think one again must analyze the problem on the level of the offense definition, just like Robinson analyzes the problem with the unknowingly justified actor. Consider the following two cases. Jeremy thinks he is shooting at a tree stump. Instead it is Katie, who is hit by the bullet and dies. Laura thinks she is being attacked by Maurice. Instead Maurice has a water pistol and is merely trying to be cute. Laura shoots in putative self-defense and kills Maurice. These two cases share a number of things in common. Of primary relevance is that if the situation were as assumed, then no wrong would in fact occur. Jeremy would have hit a 22 George Ρ. Fletcher , Rethinking (op. cit. fn. 9) p. 557. 23 Karl Lackner, Strafgesetzbuch mit Erläuterungen (20th ed. 1993) Munich: C. H. Beck, § 22, note 16; Adolf Schönke Ì Horst Schröder, Strafgesetzbuch Kommentar (24th ed. 1991) München: C. H. Beck, § 32 ff., preliminary note 15 (Theodor Lenckner) and the authorities cited therein. 24 Paul H. Robinson, (op. cit. fn. 9) vol. 2, § 184 (a), p. 398.
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tree stump and Laura would have saved her own life from unlawful aggression. Furthermore, the natural question to ask in both of these cases is whether Jeremy and Laura were negligent in making the mistake. Could they have avoided it had they exercised more care? If not, then one cannot impute the commission of a wrongful killing to them, just as one cannot impute a killing to Alfred who is pushed out of a window onto Betty and as one cannot impute a killing to Everett who unknowingly injects poison into David's veins on Dr. Clara's instructions. Quite different is the parallel case on the excuse level. Returning to George and Franny, suppose George only thinks Franny is threatening to kill him if he does not kill Herbert. Here it is not the case that no wrong would occur if George were not mistaken. Herbert will be the innocent victim regardless of whether Franny is in fact threatening George or George only thinks he is being threatened by Franny. Although here too the question of George's fault for making the mistake would be relevant, it would be relevant on a different level. We would not only ask whether he was at fault in making the mistake but also whether the mistakenly assumed threat was sufficient enough to excuse his wrongful killing of Herbert. Furthermore if George is at fault for getting into the situation of duress, we tend to lose all sympathy for him. In Germany, an actor loses the excuse of duress entirely if he was at fault in getting into the situation. 25 The Model Penal Code, on the other hand, denies the duress defense entirely when the actor was at least reckless in bringing about the situation. If, however, the actor was negligent, then he is to be punished for the negligent offense. 26 Again, this treatment shows the inability of the common law to adequately distinguish between the imputation of conduct to an actor as his deed and the imputation of blame to an actor for his wrongful conduct. If George were negligent in getting into a situation where Franny could threaten to kill him if he did not kill Herbert, he would still be killing Herbert intentionally and not negligently. And if he were negligent, he could have avoided the situation by exercising more care. Why should we want to diminish his culpability for intentionally killing Herbert? If one is serious about distinguishing conduct rules from decision rules, then one has to accept that justifications, as exceptions to norms, are part of the body of conduct rules. If so, then mistakes as to justifying circumstances have to be dealt with like mistakes as to circumstances relevant under prohibitory norms and not like mistakes as to excusing conditions. Accordingly, the unknowingly justified actor who has objectively caused no prohibited harm should be punished as Robinson suggests for an attempt. The real basis for his liability is his evil design. Furthermore, the person who assumes that justifying circumstances exist 25 German Criminal Code § 35 (1). 26 Model Penal Code (op. cit. fn. 8), § 2.09 (2).
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(Laura with respect to Maurice) should be treated like the actor who assumes that he is doing something that in fact is not wrongful (Jeremy with respect to Katie). I f the mistake was unreasonable then it makes sense to impute negligent commission to him.
IV. The Appropriate Standard of Reasonableness One of the most common standards used in the common law for judging almost every form of conduct is that of "reasonableness". 27 The use of this standard essentially turns the issue of liability over to the jury, presumably a group of twelve reasonable people, who are to decide whether they would have acted differently in the particular situation in which the defendant found himself. If so, they impose liability on the defendant, if not, they do not. A major problem with this approach is deciding how to define the defendant's situation. Defining the defendant's situation is essentially deciding 1) what evidence may be presented to the jury and 2) how the jury will be instructed on the relevance of this evidence to the issue of "reasonable" behavior. The different treatment in the United States given the battered woman who kills her sleeping husband illustrates quite well how these two decisions directly bear on the issue of her guilt via the reasonableness standard. Generally, the right to exercise deadly-force self-defense in the United States depends on a reasonable belief that the force is immediately necessary to ward off a danger of death or serious bodily harm. 28 A problem is raised in the battered 27 For a discussion of the reasonableness standard in the battered women self-defense cases see Holly Maguigan (op cit. fn. 7); Elizabeth Schneider, "Particularity and Generality: Challenges of Feminist Theory and Practice in Work on Woman-Abuse" 67 New York University Law Review 520 (1992). 2 8 The Model Penal Code (op. cit. fn. 8), § 3.04 defines self-defense in relevant part as follows: "(1) .. . the use of force upon or toward another person is justifiable when the actor believes that such force is immediately necessary for the purpose of protecting himself against the use of unlawful force by such other person on the present occasion . . . (2) (b) The use of deadly force is not justifiable under this Section unless the actor believes that such force is necessary to protect himself against death, serious bodily harm, kidnapping or sexual intercourse compelled by force or threat; nor is it justifiable if: . . . (ii) the actor knows that he can avoid the necessity of using such force with complete safety by retreating . . . , except that: (1) the actor is not obliged to retreat from his dwelling or place of work, unless he was the initial aggressor . . . " The Model Penal Code does not directly impose the "reasonableness" standard on the defendant's belief in the need for force. In § 3.09, however, it is provided that "(2) When the actor believes that the use of force upon or toward the person of another is necessary for any of the purposes for which such belief would establish a justification . . . but the actor is reckless or negligent in having such belief . . . the justification afforded . . . is unavailable in a prosecution for an offense for which recklessness or negligence . . . suffices to establish culpability." This solution, at least with regard to the false assumption of justifying circumstances, seems to me to be correct. The problem with the Model Penal Code is that the belief language is included at all in the definition of self-defense, with the result
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women cases when the batterer is sleeping at the time he is killed in alleged self-defense. Although I think there are cases where one can indeed argue as an objective matter that exercising deadly-force self-defense was immediately necessary, or at least necessary before the batterer re-awakens, I would like here to focus merely on the battered woman's subjective assumption that the force was immediately necessary. I am thinking of a case in which a woman has suffered serious physical harm accompanied by threats of death over an extended period of time. She may have tried to escape in the past with the result that her husband has found her and beaten her even more brutally. There may be a number of reasons why she is afraid of leaving again — fear that her children will be in danger if left alone with the batterer, fear of being found again and killed, lack of financial means of effective escape, etc. She has just gone through an extended period of brutality and her husband has gone to sleep. Fearing what will confront her when he awakens, and seeing no way out of the situation, she kills him in his sleep. The question for the jury in this case is whether she reasonably believed that the deadly force was immediately necessary. In defining her situation for the jury, some states will 1) exclude evidence of the effects of the battering relationship; 29 2) include evidence of the effects of the battering relationship but instruct the jury to apply an "objective" standard of reasonableness;30 3) include evidence of the effects of the battering relationship and instruct the jury to apply a "subjective" standard of reasonableness.31 My position is that solution 3) applying the subjective standard is appropriate for criminal law determinations. Furthermore, I think confusion as to the exact that the unknowingly justified actor will be liable for the intentionally consummated offense. This solution, as I have indicated above in section HI, seems to be incorrect. Many jurisdictions in the United States do not follow the Model Penal Code and instead insert the reasonableness standard in the definition of self-defense. Here the result is not only that the unknowingly justified actor will be liable for the intentionally consummated offense, but also that the actor who "unreasonably" assumes that deadly force is immediately necessary will also be liable for the intentionally consummated offense. 29 See State v. Thomas , 423 North Eastern Reporter 2d 137 (Ohio 1981) excluding expert testimony on the battered woman syndrome (overruled in State v. Koss, 551 North Eastern Reporter 2d 970 (Ohio 1990)). 30 State v. Norman , 378 South Eastern Reporter 2d 8, 15 (N. C. 1989). 31 State v. Koss, 551 North Eastern Reporter 2d 970, 973 (Ohio 1990); State v. Leidholm, 334 North Western Reporter 2d 811 (N. D. 1983); State v. Stewart, 763 Pacific Reporter 2d 572, 579 (Kan. 1988) claiming to use a two-pronged subjective and objective standard of reasonableness but confusing the honest belief requirement with the subjective standard and applying the "reasonably prudent battered wife" standard as an objective test (rejecting State v. Hodges, 716 Pacific Reporter 2d 563 (Kan. 1986)) to the extent that a purely subjective standard was sanctioned); State v. Gallegos,! 19 Pacific Reporter 2d 1268 (Ν. M. App. 1986) claiming to apply a hybrid standard of subjective and objective reasonableness but also confusing the honest belief requirement with a subjective standard and applying a so-called "objective" test under consideration of circumstances peculiar to the battered woman.
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role of the reasonableness standard leads to the use in the United States of a more or less objective standard of reasonableness.32 This confusion arises, firstly, from equating the reasonableness requirement with an objective standard of behavior, 33 as would be appropriate in the tort rather than the criminal law context. The confusion, I think, rests secondly on the assumption that a subjective standard of reasonableness collapses the requirement that the defendant believe in the justifying circumstances with the standard for judging those beliefs. 34 Finally, the U.S. Supreme Court's decision in Foucha v. Louisiana, 35 and other similar state court decisions pose a newer problem with regard to applying the subjective standard of reasonableness. In Foucha , the Court held that a criminal law defendant acquitted on an insanity defense could not be civilly committed after regaining his sanity even though he remained generally dangerous for society. The argument then is that applying a subjective standard of reasonableness will lead to the acquittal and thus release of dangerous offenders. I shall discuss each of these problems individually. 1. Equating Reasonableness Requirement with Objective Standard of Behavior The first problem of equating the reasonableness standard with a standard of behavior results from failing to distinguish making mistakes from taking risks. I think this distinction is generally understood but tends to get lost in discussions of reasonable or unreasonable mistakes in the criminal law context. In tort law, the reasonableness standard is used indeed to define a minimum of acceptable conduct regarding an individual's adversity or inadversity to risk taking. When economists discuss the issue, they speak in terms of the cost of taking precautions in comparison to the probability of causing a certain amount of harm. This approach indicates that the defendant is considered capable of taking more or less precaution to avoid this harm. In tum, this means that although the defendant may not have intended to cause the harm in the particular case, still he was aware of the alternatives for avoiding potential harm and could have taken them. 32 See Maguigan (op. cit fn. 7) 409-413, 442-448 arguing that in fact most jurisdictions use a mixed standard but label it "objective". See also Table at 464-478 with complete run-down on the use of the objective or subjective standard of reasonableness and on the admissibility of expert testimony on the battered woman syndrome. 33 See, for example, George P. Fletcher, A Crime of Self-Defense: Bernhard Goetz and the Law on Trial, New York: The Free Press, 1985, p. 41 discussing whether the objective or subjective standard of reasonableness is appropriate: "One would think that there would be little dispute about jurors' applying an objective standard of acceptable behavior ." (emphasis added) 34 Id., p. 41: " . . . it is hard to make a case for a subjective standard that enthrones the private judgments of every person. A sensible legislature or judge would not choose a rule that allowed people to escape liability for homicide or attempted homicide simply because they believed in good faith that they were about to be robbed." (emphasis added) 35 112 S. Ct. 1780 (1992).
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The precaution cost analysis, however, is inapplicable to the battered woman problem for two reasons. Firstly, within the framework of her own beliefs, the battered woman acts "intentionally" to kill her husband. At the time she pulls the trigger, she is not engaged in a debate as to what precautions she should take to avoid the criminally prohibited harm. Secondly, the precaution cost analysis assumes that one can calculate probabilities of causing harm with some degree of exactitude. Whereby a dam owner may know the highest water level attained over the past one hundred years and will know how high a dam has to be built to avoid flooding with a particular degree of certainty, 36 no one will ever know whether the batterer would have caused death or serious bodily harm upon awakening. The fact that a relatively high percentage of women homicide victims are indeed killed by their husbands,37 would not provide an adequate basis for a woman to assume that her particular husband posed this risk. The only information she has is that he has not killed her in the past. But this information is completely unsuitable for predicting the possible outcome of the next battering incident. 38 Accordingly, I would suggest that the risk-taking analysis of negligence is inappropriate in the mistake context. This conclusion is not surprising since tort law is aimed at defining minimum levels of acceptable conduct. Harm-causing conduct below this level is the primary basis for tort liability, partly because the legal system is more concerned with compensating the victim, than with casting blame on the tort-feasor. The criminal law, on the other hand, is primarily concerned with the issue of individual guilt. If the particular defendant could not help making the mistake, it may make sense to impose tort liability to maintain a certain minimum standard of behavior and to ensure that the victim is compensated.39 But if that individual did everything within his own abilities to avoid the mistake, it makes no sense to cast blame Qn him in the criminal law context.
36 For an economic analysis of this type of case see Mark F. Grady , "Proximate Cause and the Law of Negligence", 69 Iowa Law Review 363 (1984). 37 A recent Time magazine article (January 25, 1993) reported: "Anywhere from onethird to as many as half of all female murder victims in America are killed by their spouses or lovers, compared with 4% of all male victims .. . [T]he average sentence for a woman who kills her mate is 15 to 20 years; for a man, 2 to 6." 38 Indeed Lenore E. Walker , The Battered Woman (op. cit. fn. 1), p. 29 indicates that without professional assistance, abuse will tend to "escalate to homicidal and suicidal proportions." Consequently, the evidence shows that surviving past violence but staying in the relationship becomes increasingly dangerous as time passes: "As we begin to see more battered women, we also realize the high probability that as the violence escalates, they will eventually be killed by or kill their men." (id. p. 53). See also discussion of separation assault in Martha R. Mahoney (op. cit. fn. 1). 39 That would certainly seem to be the rationale behind strict tort liability.
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2. Collapsing Honest Belief Requirement with Standard of Reasonableness A second major argument against the subjective standard of reasonableness is that it supposedly collapses the belief requirement with the reasonableness requirement and thus essentially abolishes the reasonableness requirement altogether. The rationale behind this argument seems to be that whatever an individual in good faith believes is the only thing he could be said to reasonably believe in a subjective sense. I think that is clearly wrong. Consider the case of Natalie and Otto. Natalie has an I.Q. of 180 and Otto an I.Q. of 80. They both attend mathematics classes together. Both Natalie and Otto believe in good faith that 2 + 2 = 5. If we were to evaluate their performance on a mathematics examination in the form of a grade, it is reasonable to fail both of them. But if we were considering the issue of blameworthiness for the good faith but incorrect belief, I think we could easily come to the conclusion that Natalie is lazy and thus at fault for her mistake, but that Otto is doing the best he can. Thus the good faith but false belief may be reasonable considering Otto's abilities but unreasonable considering Natalie's. In imposing tort liability we may treat them equally (as in giving both a failing grade) because this judgment indicates that their conduct fell below the accepted minimum. In casting blame for the mistake, however, it makes no sense to judge them according to the same standard. 3. Subjective Standard and Acquittal of Dangerous Offenders A third argument against using the subjective standard of reasonableness is that it would permit a not-guilty verdict of potentially dangerous individuals, dangerous because they perceive the world differently from the normal individual. Jeffrie Murphy gives the example of a delusional psychotic who "says he kills in order to protect himself from the death rays emanating from the tongue of Mr. Brown (a dangerous assassin from Mars), . . . " If we apply a subjective standard of reasonableness then we have to apply "the standard of the reasonable psychotic — a standard that invites each member of the jury to ask himself 4 If I were crazy as hell, might I believe that I was under immediate threat of death and that my use of deadly force was necessary to repel the attack against me?'" 4 0 Since, as Murphy points out, the answer would obviously be yes, we would have to acquit dangerous offenders. The acquittal becomes even more problematic under the U.S. Supreme Court's Foucha v. Louisiana 41 decision, since the acquitted but dangerous criminal defendant could not be civilly committed.
40 Jeffrie G. Murphy , "Some Ruminations on Women, Violence, and the Criminal Law", forthcoming in: Jules Coleman, ed.: In Harm's Way: Essays in Honor of Joel Feinberg, Cambridge: Cambridge University Press (1994). 41 112 S.Ct. 1780 (1992).
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My suggestion essentially involves not imputing wrongful conduct to the putative self-defender if the mistake as to the justifying circumstances was subjectively reasonable. A subjectively reasonable mistake as to the justifying circumstances would essentially negate the mens rea required for conviction. If it were the standard generally applied, it would arguably require the acquittal and, under Foucha, release of dangerous individuals, such as the delusional psychotic in Murphy's example. 42 A number of U.S. jurisdictions have already responded to the limitations imposed on the civil commitment of dangerous individuals. Some of them have abolished their diminished capacity defense as a means of negating a required offense culpability element.43 Others have adopted a "guilty but mentally ill" provision to substitute for the mental illness excuse defense and to permit criminal commitment of dangerous offenders. If a defendant is found "guilty but mentally ill", he will generally be awarded the same sentence he would have received on a simple "guilty" verdict. He will then be examined by psychiatrists to determine whether he is in need of treatment, and if so will be criminally committed to a mental health facility. If not, he will serve his full sentence in prison or the part of his sentence remaining after he has regained his mental health. In this way, society can avoid the risk of the "not guilty by reason of insanity" verdict where the defendant must be released from civil commitment as soon as he is sane, even though he still may be dangerous. 44 The first approach of abolishing the diminished capacity defense altogether and barring the introduction of mental disease or defect to negate the mens rea requirement relates more directly to the problem posed for my suggested analysis of battered women cases. Although this approach represents the helplessness occasioned by judicially imposed limitations on civil commitment and not any well-reasoned doctrine of criminal responsibility, 45 it would appear to permit the acquittal of battered women and the conviction of Murphy's delusional psychotic. Battered women who kill their sleeping husbands are not usually suffering from any form of mental disease or defect. Accordingly, there would be no need for the introduction of this type of evidence at trial as there would be for the delusional psychotic. Admittedly, expert testimony on the battered woman syndrome and the effects it has on the woman's belief in her ability to leave the 42 I thank Jeffrie Murphy for his discussion of this issue at the Erlangen symposium "Imputation of Conduct in Law and Ethics", October 3-9, 1993 where I originally presented the first draft of this paper. 43 Paul H. Robinson , "The Criminal-Civil Distinction and Dangerous Blameless Offenders", 83 The Journal of Criminal Law and Criminology 693, 704 (1993). See id. 698-706 for a discussion of the historical development of the insanity defense before and after court-mandated limitations on the use of civil commitment. 44 Id. at 702. 45 See id. passim and Note, "Fourteenth Amendment — The Continued Confinement of Insanity Acquittées", 85 The Journal of Criminal Law & Criminology 944 (1993).
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relationship would be needed. But this testimony relates directly to the objective facts of the case and the effects of the actual, and not imagined, battering relationship on the defendant. In the case of the delusional psychotic, there are no objective data whatsoever for the belief in the death rays emanating from the tongue of Mr. Brown, the dangerous assassin from Mars. Consequently here a psychiatrist is needed to explain that this belief is the product of the defendant's delusions. Here evidence of mental disease or defect to negate mens rea could still be barred without sacrificing the subjective standard for battered women. A counter-argument of course could be made by simply changing Murphy's example to make the delusional psychotic's beliefs based on some odd experiences he has had throughout his lifetime that led him to think that Mr. Brown was a dangerous assassin from Mars. These experiences and the effect they produced on the delusional psychotic, however, would be particular to that specific individual. Battering relationships, on the other hand, tend to generally affect women's perceptions of their ability to flee because of what Lenore Walker describes as the feeling of "learned helplessness".46 According to Walker, experiments on animals and human beings show that this is a normal response on the part of the subject of the experiment to being conditioned that all attempts at avoiding certain unpleasant circumstances are to no avail. Presumably the delusional psychotic's response is not the normal response to the type of experiences he has had in the past, otherwise we would not classify him as psychotic. The battered woman, on the other hand, is not mentally ill as a result of the battering relationship. Applying a subjective standard of reasonableness does not invite a jury to put itself in the position of someone who has psychotic responses to objectively neutral circumstances based on some former factual scenario. Instead it requires the jury to consider what would be a reasonable response for someone subjected to the type of violence battered women are actually exposed to with regard to judging the amount of danger in fact posed on the particular occasion and the likelihood of being able to safely flee. Furthermore, as argued, the subjective standard of reasonableness does not reduce the reasonable belief standard to the actual belief standard. That reduction would be necessary, however, before the delusional psychotic's beliefs could be classified as "reasonable", since these beliefs are indeed only "reasonable" for the particular individual. Accordingly, applying a subjective standard will not permit the acquittal of dangerous psychotics, but will permit the acquittal of the battered woman, who is not insane. When a court refuses to permit the jury to evaluate evidence of the past battering relationship, it essentially asks the jury whether an average woman could reasonably believe that deadly force is necessary to ward off an attack from her sleeping husband. That question borders on absurdity since it excludes Lenore E. Walker , The Battered Woman (op. cit fn. 1) pp. 42-54.
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any consideration of the reasons for the battered woman's fear of serious bodily harm or death. A court that permits the jury to hear evidence of the battering relationship, but instructs the jury to apply an objective standard, essentially tells the jury to ignore the evidence. It is only by applying a subjective standard that one can arrive at a determination of fault in the criminal law context for making the (perhaps false) assumption that circumstances exist warranting the use of deadly-force self-defense.
V. One Solution to the Battered Woman Dilemma I have argued two positions that now need to be synthesized and applied to the battered woman case where the woman mistakenly assumes that deadly force is immediately necessary to ward off a threat of death or serious physical harm. The first argument was that mistakes as to justifying circumstances should be treated like mistakes as to the definition of the offense and not like excuses. The second argument was that the reasonableness standard for judging the mistake should be subjective rather than objective. The effect of the first argument on the battered woman would be that if she in good faith believed that she was in danger of being seriously injured or killed on her husband's awakening and that killing him was the only alternative for warding off the danger then no wrongful conduct should be imputed to her as intentional wrongdoing. The argument essentially is that 1) the imputation of wrongful conduct depends on goal-directed or willful (willentlich) behavior; 2) an individual who is falling through the air or who is mistaken about circumstances constituting the notion of criminal wrong is not acting willfully (Alfred and Everett); 3) circumstances justifying the infliction of otherwise criminally prohibited harm are, as exceptions to criminal law rules of conduct, circumstances constituting the notion of criminal wrong; 4) an individual who mistakenly assumes that justifying circumstances exist is not acting willfully with respect to the criminally prohibited wrong; 5) therefore, wrongful conduct cannot be imputed to that individual. It is extremely important to realize that this argument does not mean that the battered woman in my example is justified (nor is she excused). Instead, she will be treated like nurse Everett who honestly believes that the needle is loaded with insulin rather than with poison. Just as we cannot impute the intentional wrongful killing of patient David to Everett, so too we cannot impute the intentional wrongful killing of the batterer to the battered woman. The next question raised in Everett's case was whether Everett could have discovered that the needle was loaded with poison. This question then moved us to Everett's negligence (recklessness) in making the mistake. If Everett could have detected with a reasonable amount of effort that the needle was loaded
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with poison then the negligent killing of David could be imputed to him. Similarly, if a judge or jury determines that as an objective matter, the battered woman did not need to use deadly force self-defense before her husband awakened, then the question should be raised as to whether she was negligent in making the mistake. If so, then the negligent killing of her husband (not in self-defense) could be imputed to her. If not, then no wrongful conduct could be imputed to her at all as her deed. Consequently, she (although not justified) would not need to be excused. The second argument was that when judging the reasonableness of a mistake as to circumstances constituting the offense definition or as to circumstances constituting a justification for committing a criminally prohibited wrong, a subjective standard of reasonableness should be applied. The argument essentially was that judgments of negligence in the criminal law are different from judgments of negligence in tort law, the former relating to the actor's personal failure to correspond to criminal law norms, the latter relating to a certain minimum standard of behavior and victim compensation. Still, the subjective standard of reasonableness is a standard that differs from the determination of a good faith belief. Consequently, a jury should be permitted to hear all of the evidence regarding the battering relationship and should be instructed to put themselves in the position of the woman when determining whether she could have avoided the mistake as to the need for deadly-force self-defense.
Conclusion I am often asked why I (and many other writers on the battered woman syndrome) cannot be happy with an excuse for these women. After all, if they are excused, they will not be punished. There are several answers to this question. First, I do think there are some cases where a battered woman only deserves to be excused. One of them might be when she knows she could safely leave the relationship but for whatever irrational reason does not. If in such a case she lets herself go and in an emotionally tense moment kills her sleeping husband, then one might want to excuse her. But if she honestly and reasonably believes that there is no other way to safely avoid the threat of harm, then she should not be the object of pity. I believe that the criminal law should be differentiated enough to deal with these two very different cases. Secondly, the major arguments for excusing battered women tend to focus on the "syndrome" aspect of this problem. This in turn makes all women who kill their husbands look like semi-lunatics. Many of these women are not psychotic, but rather rational enough to realize that there is no safe permanent way out of the relationship. Many of them make great sacrifices to maintain as much peace as possible in the family to protect their children. I find the back-door approach
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to this problem — "these women are all crazy anyway" — particularly offensive. And again I think that the criminal law as a powerful tool of social ostracism and personal grief should make more differentiated judgments of personal blame and just deserts. Finally, I think the issues I have discussed are much more far-reaching than the battered woman cases indicated. The criminal law unfortunately is too undifferentiated to deal with a number of problems and particularly the common law tends to collapse all issues into two questions: the guilty act and the guilty mind. I would hope that insistence on more differentiated analysis might lead to more justice in the criminal law.
Zusammenfassung Der Aufsatz liefert Argumente dafür, daß eine „battered woman" (etwa: „geschundene Frau") für die Tötung ihres schlafenden Ehemannes strafrechtlich nicht zur Verantwortung gezogen werden kann, und zwar insbesondere dann nicht, wenn sie irrig Umstände annimmt, die, wenn sie vorlägen, die Handlung der Frau unter Notwehrgesichtspunkten rechtfertigen würden. Die Unterscheidung zwischen der Zurechnung eines Vorgangs als Handlung und der Zurechnung einer rechtswidrigen Tat zur Schuld wird vorangeschickt (I / II). Dann wird die strafrechtliche Relevanz von Irrtümern über rechtfertigende Umstände besprochen. Zwar wird die theoretisch richtige Lösung auch solcher Fälle diskutiert, bei denen der Täter rechtfertigende Umstände verkennt. Doch wird die Betonung auf die Fälle der Putativnotwehr gelegt, wobei die These vertreten wird, daß die irrige Annahme von rechtfertigenden Umständen die Zurechnung des Vorgangs als (vorsätzliche) Totschlagshandlung und nicht erst die Zurechnung zur Schuld ausschließt. Daraus läßt sich entnehmen, daß der Täter, der in Putativnotwehr handelt, strafrechtlich nur dann verantwortlich ist, wenn sein Irrtum auf Fahrlässigkeit beruht (ΙΠ). In den U.S.A. wird die Frage, ob jemand fahrlässig gehandelt hat oder nicht, danach beantwortet, ob eine „reasonable person" in der gegebenen Situation genauso wie der Täter gehandelt hätte. Zur Zeit findet eine lebhafte Diskussion darüber statt, ob dieser Maßstab „objektiv" oder „subjektiv" aufzufassen sei. Anders ausgedrückt: Es wird die Frage gestellt, ob die Geschworenen („objektiv") die Annahmen eines Durchschnittsmenschen oder aber („subjektiv") die eines Menschen mit den persönlichen Merkmalen und Erfahrungen des Angeklagten in ihren Überlegungen darüber heranziehen sollten, ob dieser hypothetische Mensch einem Irrtum wie dem des Angeklagten erlegen wäre. Der Aufsatz spricht sich, was strafrechtliche Urteile angeht, für den „subjektiven" und gegen den „objektiven" Maßstab aus, der statt dessen für die deliktsrechtlichen Urteile der angemessenere zu sein scheint (IV). Die Ergebnisse dieser Argumentationen werden dann auf den Fall der „battered woman" angewandt. Es wird gezeigt, daß die geschundene Frau, die ihren schlafenden Ehemann tötet, 20 Jahrbuch für Recht und Ethik, Bd. 2 (1994)
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nach dem U.S. Model Penal Code unter Notwehrgesichtspunkten gerechtfertigt sein kann. Sollte es im Einzelfall so sein, daß die Frau sich über die Erforderlichkeit der Notwehrhandlung geirrt hat, dann kann ihr die Handlung nur dann zugerechnet werden, wenn der Irrtum im „subjektiven" Sinne fahrlässig gewesen ist (V).
Wesentliche und unwesentliche Abweichungen zurechnungsrelevanter Urteile des Täters von denen des Richters Jan C. Joerden
I. Parallele Urteile von Richter und Täter Jedes Urteil setzt sich (zumindest) aus den folgenden drei Elementen zusammen: (1) dem Urteils gegenständ, (2) dem Urteilsmaßstab und (3) dem Vergleich zwischen (1) und (2), dem Urteilsvollzug. Dies trifft auch auf das strafrechtlich und moralphilosophisch relevante Urteil zu. So gilt für das Strafrecht beispielsweise: Um einer Person eine Verfehlung vorwerfen zu können, bedarf es einer Tat dieser Person (Urteilsgegenstand), einer strafrechtlichen Norm (Urteilsmaßstab) und eines richterlichen Urteils dahingehend, daß jene Tat ein Anwendungsfall der Norm ist (Urteilsvollzug). Dies ist allerdings noch eine recht grobe Skizze; sie bedarf der Verfeinerung, wobei ich hier weiter das Beispiel des Strafrechts verfolge. Eine Verfeinerung dieser Skizze ist schon deshalb erforderlich, weil bereits die Feststellung, wir hätten es mit der oder jener Tat einer Person zu tun, ein erstes Zurechnungsurteil darstellt (imputatio facti), auf welchem das Urteil, es handele sich um eine rechtswidrige und jener Person vorwerfbare Tat, als zweites Zurechnungsurteil (imputatio iuris) aufbaut. Diesen beiden Zurechnungsstufen korrespondierend gibt es zwei verschiedene Arten von Normen, die im Rahmen des jeweiligen Zurechnungsurteils einen Maßstab abgeben: Zum einen diejenigen Normen, die uns sagen, in welchen Fällen wir ein Geschehen ζ. B. als eine Tötungshandlung bezeichnen, und zum anderen diejenigen Normen, die Auskunft darüber geben, ob eine Tötungshandlung (ζ. B.) erlaubt, geboten oder verboten ist. Die erstere Art von Norm möge Erfahrungsregel heißen. Eine Erfahrungsregel bildet den Maßstab für die Tauglichkeit einer Handlung zur Erreichung eines bestimmten Zwecks 1 und ist insofern einem hypothetischen Imperativ vergleichbar. Das äußere Verhalten eines Menschen, das den Tod eines anderen Menschen verursacht, beispielsweise, ist dann keine Tötungshandlung, wenn es keine (objektive) Erfahrungsregel gibt, die uns sagt, daß das betreffende Verhalten regelmäßig den Tod eines Menschen bewirkt. So begeht in diesem Sinne keine Tötungs1 Vgl. dazu auch Joachim Hruschka, Strafrecht nach logisch-analytischer Methode, Berlin/New York: Walter de Gruyter, 2. Aufl. 1988, insbes. S. 402 ff. 20*
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Handlung, wer in dem bekannten Schulbeispiel2 ein Kind auf eine Wiese setzt, in der Hoffnung, es möge von einem Meteoriten erschlagen werden, — und dies selbst dann nicht, falls zufälligerweise ein Meteorit das Kind erschlagen sollte. Denn, wer auf den Eintritt eines Zufalls hofft, handelt nicht zweckgerichtet. Im Beispiel: Das Vertrauen auf einen Meteoriteneinschlag ist kein taugliches Tötungshandeln, eben weil es keine (objektive) Erfahrungsregel gibt, die uns sagt, daß es der Einsatz eines erfolgversprechenden Mittels ist, um einen Menschen zu töten, wenn man diesen auf eine freie Wiese setzt und auf Meteoriteneinschläge wartet. Demgegenüber bedeutet ζ. B. der in Richtung auf einen Menschen abgegebene Schuß mit einer Schrotflinte durchaus ein Tötung handeln, da es eine (objektive) Erfahrungsregel gibt, wonach der Schuß auf einen Menschen mit hoher Wahrscheinlichkeit zu dessen Tod führt. Von dieser Art von Normen zu unterscheiden sind die für das Strafrecht weiterhin relevanten Normen, die festlegen, ob das betreffende Tötungshandeln, um weiterhin dieses Beispiel zu verwenden, nun strafrechtlich erlaubt oder verboten oder gar geboten ist. Diese Normen sind offensichtlich keine Erfahrungsregeln, die Auskunft darüber geben, wie man einen Menschen tötet, sondern sie sind demgegenüber Bewertungsregeln, die einen Maßstab dafür liefern, ob das betreffende Verhalten rechtswidrig ist oder nicht. Diese Bewertungsregeln sind dabei — soweit sie Ge- oder Verbote normieren — kategorischen Imperativen vergleichbar. Im strafrechtlichen Zusammenhang fällt die oben genannten Zurechnungsurteile (imputatio facti und imputatio iuris) der Richter. Er wird ein äußeres Geschehen dann nicht als Tötungshandlung bezeichnen, wenn er keine Erfahrungsregel kennt, wonach das betreffende Verhalten des Täters als zweckgerichtete Herbeiführung des Todes einer Person aufgefaßt werden kann. Genausowenig wird er jenes Verhalten, sofern es auf der ersten Stufe zugerechnet ist, als dem Täter rechtlich vorwerfbar bezeichnen, wenn ihm keine (geschriebene) Regel zur Verfügung steht, die das Verhalten verbietet. Dies allerdings ist nur die halbe Wahrheit. Denn es bedarf im Hinblick auf beide Stufen der Zurechnung (imputatio facti und imputatio iuris) eines weiteren Urteils. Für den strafrechtlichen Zusammenhang ist dieses das Urteil des Täters über sein eigenes Verhalten. Freilich nicht das Urteil ex post, also nach begangener Tat, sondern — insofern anders als beim Urteil des Richters — das Urteil, das der Täter zum Zeitpunkt der Begehung seiner Tat über eben diese Tat gefällt hat. Die Feststellung darüber, daß der Täter dieses Urteil gefällt hat, ist allerdings wieder, jedenfalls im strafrechtlichen Zusammenhang, vom Richter zu treffen. Dies bedeutet jedoch für den vorliegenden Zusammenhang keinen wesentlichen Unterschied. Denn hier kommt es lediglich darauf an, daß stets die Urteile von zwei verschiedenen Personen, und zwar 2 Vgl. einen ähnlichen Fall ζ. B. bei Manfred Burgstaller, Das Fahrlässigkeitsdelikt im Strafrecht, Wien: Manzsche Verlags- und Universitätsbuchhandlung, 1974, S. 43 m. w. N.
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von der objektiven Seite her das des Richters über die Tat und von der subjektiven Seite her das des Täters über seine Tat, erforderlich sind, um zu einem kompletten Zurechnungsurteil zu kommen. Und dies gilt sowohl für die erste Stufe als auch für die zweite Stufe der Zurechnung. Die beiden vom Täter gefällten Urteile heißen auf erster Stufe Tatbewußtsein und auf der zweiten Stufe der Zurechnung Unrechtsbewußtsein. Man wird einem Täter erst dann ein Verhalten als rechtswidrig vorwerfen und (ordentlich) zurechnen, wenn man davon ausgehen kann, daß er überhaupt wußte, was er tat (Tatbewußtsein), und daß er weiterhin erkannt hat, daß das, was er tat, Unrecht ist (Unrechtsbewußtsein). Die Fälle, in denen man ihm im Ergebnis Schuld zurechnet, obwohl er aktuell nicht wußte, was er tat, bzw. nicht wußte, daß er Unrecht tat, dieses aber hätte wissen können, sind hiervon abgeleitete Zurechnungsformen (außerordentliche Zurechnung); auf sie ist hier zunächst nicht weiter einzugehen. Der Grund dafür, daß man für eine vollständige Zurechnung Tatbewußtsein und Unrechtsbewußtsein des Täters fordert, liegt darin, daß nur dann, wenn diese beiden Urteile vom Täter auch selbst gefällt wurden, die Rede davon sein kann, daß er sein an den Tag gelegtes Verhalten hätte vermeiden können, daß er also insofern „frei" 3 war, die betreffende Handlung bzw. den betreffenden Gesetzesverstoß auch zu unterlassen. Damit läßt sich festhalten, daß man es auf beiden Stufen der Zurechnung (imputatio facti und imputatio iuris) jeweils mit zwei Komponenten des Zurechnungsurteils zu tun hat. Zum einen der objektiven Komponente, wie sie dem Urteil des Richters über das betreffende Verhalten entspricht, und zum anderen der subjektiven Komponente, wie sie in dem Urteil des Täters über sein eigenes Verhalten liegt. Beide Komponenten setzen sich jeweils aus den oben genannten drei Elementen Urteilsgegenstand, Urteilsmaßstab und Urteilsvollzug zusammen. Eine Tat kann dem Täter nur dann vorgeworfen und zur Schuld zugerechnet werden, wenn sowohl die objektive als auch die subjektive Seite des Zurechnungsurteils auf jeder der beiden Stufen sich decken. Das Strafrecht hat demnach stets die folgenden vier Urteile in seine Überlegungen einzubeziehen: 1. Das Urteil des Richters darüber, daß mit dem betreffenden äußeren Geschehen eine (ζ. B.) Tötungshandlung vorliegt (objektive Seite der Handlungszurechnung) 4 . 2. Das Urteil des Täters darüber, daß mit dem von ihm bewirkten äußeren Geschehen eine Tötungshandlung vorliegt (subjektive Seite der Handlungszurechnung, oder wie man auch formulieren könnte: „Selbstzurechnung" der eigenen Handlung). 3 Zu den auf beiden Zurechnungsstufen relevanten — unterschiedlichen — Freiheitsbegriffen vgl. auch Joerden, Strukturen des strafrechtlichen Verantwortlichkeitsbegriffs: Relationen und ihre Verkettungen, Berlin: Duncker & Humblot, 1988, S. 32 ff. 4 Hierher gehören die Fragen, die im Strafrecht unter dem Stichwort „objektive Zurechnung" diskutiert werden.
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Jan C. Joerden
3. Das Urteil des Richters darüber, daß die betreffende Handlung rechtswidrig ist (objektive Seite der rechtlichen Bewertung der Handlung, oder wie man auch formulieren könnte: „Kritik der Handlung"). 4. Das Urteil des Täters darüber, daß seine Handlung rechtswidrig ist (subjektive Seite der rechtlichen Bewertung der Handlung, oder wie man auch formulieren könnte: „Selbstkritik") 5 . Eine vollständige (ordentliche) Zurechnung ist — wie gesagt — nur dann möglich, wenn die Urteile unter 1. und 2. einerseits sowie unter 3. und 4. andererseits jeweils deckungsgleich sind. Zwei Urteile sind aber nur dann dekkungsgleich, wenn sie in allen ihren Elementen übereinstimmen. Dies bedeutet, daß zwei Urteiler nur dann deckungsgleiche Urteile fällen, wenn sie (1) denselben Urteilsgegenstand haben, (2) denselben Urteilsmaßstab anwenden und (3) denselben ÜTtQÜsvollzug durchführen. Hier sind nun in vielerlei Hinsicht Abweichungen denkbar, welche zur Folge haben, daß nicht mehr von deckungsgleichen Urteilen der beiden Personen gesprochen werden kann. Und dies selbst dann nicht, wenn sie im Ergebnis beide der Auffassung gewesen sein sollten, dies Geschehen ist (z. B.) eine Tötungshandlung und diese (Tötungs-)Handlung ist rechtswidrig. Solange man die These aufrechterhält, daß ein paralleles Urteil von Richter und Täter auf beiden Stufen der Zurechnung erforderlich ist, wird man sich mit diesen Abweichungen zu befassen haben. Dies natürlich erst recht dann, wenn die Urteile von Richter und Täter auch im Ergebnis differieren. Im Strafrecht werden diese Fragen bekanntlich im Zusammenhang der Irrtumslehre erörtert. Es werden dabei stets die Abweichungen des Urteils des Täters über sein Verhalten von dem Urteil des Richters über das betreffende Verhalten untersucht. Dies ist die für das Strafrecht sinnvolle Perspektive, obwohl selbstverständlich eine Perspektive, die die Abweichung des richterlichen Urteils vom Urteil des Täters in Betracht nimmt, ebenso denkbar wäre. Hält man sich hier aber weiterhin an die strafrechtliche Sichtweise, so lassen sich alle Abweichungen des Urteils des Täters von dem Urteil des Richters als Irrtümer des Täters identifizieren. Diese Irrtümer können in bezug auf alle drei Elemente des richterlichen Urteils auftreten. Zum einen kann es so sein, daß der Täter bei seiner Beurteilung des Geschehens die hierauf anwendbare Regel (Urteilsmaßstab) nicht kennt, oder aber eine andere Regel anwendet als der Richter. Es kann weiterhin sein, daß der Täter zwar dieselbe Regel wie der Richter anwendet, aber den betreffenden Sachverhalt 5 Was vorstehend in bezug auf Handlungen formuliert wurde, gilt entsprechend auch für Unterlassungen. — Weiterhin muß die genannte „Kritik der Handlung" nicht immer ein negativ zu bewertendes Ergebnis haben; dies gilt nur für den Bereich normwidrigen Verhaltens. Man kann die Betrachtung ebenso auf supererogatorisches Verhalten erweitern, wobei g^nz ähnliche Fragen aufzuwerfen sind wie im vorliegenden Zusammenhang. Vgl. dazu näher Hruschka l Joerden, „Supererogation: Vom deontologischen Sechseck zum deontologischen Zehneck", Archiv für Rechts- und Sozialphilosophie 73 (1987), 104 ff. und Joerden, „Supererogation", in: H. Burkhardt und B. Smith (Hrsg.), Handbook of Metaphysics and Ontology, München: Philosophia, 1991, Band 2, S. 875 ff.
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(Urteilsgegenstand) nicht kennt. Und schließlich kann es so sein, daß der Täter zwar die einschlägige Regel kennt und auch den Sachverhalt zutreffend erfaßt, aber nicht erkennt, daß dieser Sachverhalt ein Fall dieser Regel ist, und damit nicht die erforderlichen Schlüsse aus seiner Kenntnis zieht (Urteilsvollzug). Den ersten Fall kann man bezeichnen als Regelirrtum, den zweiten Fall als Sachverhaltsirrtum und den dritten Fall als Einordnungsirrtum. Diese Irrtümer sind nicht nur im Sinne einer Unkenntnis (negativer Irrtum) möglich, sondern auch im Sinne einer irrigen Annahme (positiver Irrtum). Denn der Täter kann etwa eine Regel annehmen, die es objektiv nicht gibt (die also der Richter nicht annimmt). Er kann weiterhin einen Sachverhalt irrtümlich annehmen, der objektiv nicht vorhanden ist. Und schließlich kann der Täter irrtümlich glauben, ein Fall sei einer Regel zu subsumieren, obwohl dies nicht zutrifft. Es gibt deshalb, ebenso wie es negative Regelirrtümer, Sachverhaltsirrtümer und Einordnungsirrtümer gibt, auch positive Regelirrtümer, positive Sachverhaltsirrtümer und positive Einordnungsirrtümer. Es liegt auf der Hand, daß diese Irrtumsarten nun wiederum in den verschiedensten Kombinationen auftreten können. Dem soll hier allerdings nicht weiter nachgegangen werden. Erwähnt sei aber, daß das Strafrecht in den Fällen der genannten positiven Irrtümer, in denen also der Täter (subjektiv) mehr annimmt, als in Wirklichkeit (objektiv) der Fall ist, bei Vorliegen weiterer Voraussetzungen6 von einer Versuchsstrafbaikeit des Täters sprechen wird, während bei den negativen Irrtümern grundsätzlich eine Strafbarkeit wegen Fahrlässigkeitstat in Betracht kommt 7 . Dies jedenfalls, soweit es sich um Irrtümer im Rahmen der ersten Zurechnungsstufe handelt. Im Hinblick auf die zweite Zurechnungsstufe korrespondieren diesen beiden strafrechtlichen Reaktionen zum einen die Klassifizierung des Täterverhaltens als (strafloses) Wahndelikt und zum anderen die Versagung einer grundsätzlich gegebenen Entschuldigung wegen „Rechtsfahrlässigkeit" 8.
II. Die normtheoretischen Verhältnisse zwischen Richterregel und Täterregel Es entspricht der allgemeinen Lebenserfahrung, daß dann, wenn man vollständige Kongruenz zwischen dem Urteil des Richters über das Täterverhalten einerseits und dem Urteil des Täters über sein eigenes Verhalten andererseits verlangte, wie dies bislang vorausgesetzt ist, man in nahezu keinem Fall zu einer Strafbarkeit 6 Insbesondere: Gesetzlich angeordnete Strafbarkeit des Versuchsdelikts und unmittelbares Ansetzen des Täters zur Tatbestandsverwirklichung. 7 Wenn die Strafbarkeit des entsprechenden Fahrlässigkeitsdelikts gesetzlich angeordnet ist und der Täter den genannten Irrtum hätte vermeiden können (Obliegenheitsverletzung). β Vgl. diesen Ausdruck ζ. B. bei Peter Cramer , in: Schänke / Schröder, Strafgesetzbuch Kommentar, München: C. H. Beck, 24. Aufl. 1991, § 17 Rdn. 26.
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wegen eines vollständigen Delikts käme (sondern allenfalls zu einer Strafbarkeit wegen Versuchs- bzw. Fahrlässigkeitsdelikts), da kaum einmal vollständige Dekkungsgleichheit der genannten Urteile in allen ihren drei Elementen gegeben sein wird. Besonders deutlich ist dies im Hinblick auf die Bewertungsregeln: Nur der Richter wird als ausgebildeter Jurist den präzisen Inhalt einer Ge- oder Verbotsregel kennen. Der Täter dagegen wird üblicherweise eine nur ungenaue Vorstellung von dem Regelungsbereich der jeweiligen strafrechtlichen Norm haben. Um als Beispiel die Urkundenfälschung zu nehmen: Der Jurist kennt eine genaue Definition dessen, was unter einer Urkunde im Rechtssinne zu verstehen ist. Eine Definition, die so kompliziert ist, daß ich sie hier in eine Fußnote verbanne 9. Der Täter wird sich dagegen vielleicht unter einer Urkunde vorstellen, es müsse sich dabei um ein notarielles Schriftstück handeln, und er wird sein Verhalten, das auf die Fälschung eines Schriftstückes gerichtet ist, nur dann als Urkundenfälschung betrachten, wenn ihm ein notarielles Schriftstück vorliegt. Wenn er demnach ein solches notarielles Schriftstück fälscht, beurteilt er sein Verhalten als rechtswidrig aufgrund einer Regel, die jedenfalls nicht mit der objektiv maßgebenden Bewertungsnorm (§ 267 dStGB) deckungsgleich ist. Auch auf der Ebene der Handlungszurechnung sind vergleichbare Abweichungen der vom Täter für anwendbar erachteten Erfahrungsregel von der objektiv maßgeblichen Erfahrungsregel denkbar. Um zunächst ein etwas konstruiertes Beispiel zu nennen: Es mag so sein, daß ein Täter sein Opfer durch einen Stromstoß aus einer Gleichstromquelle ums Leben bringt und sich dabei vorstellt, der Strom werde vom Pluspol zum Minuspol fließen, während es objektiv bekanntlich so ist (und ich setze voraus, daß der Richter diese Regel kennt), daß der Strom vom Minuspol zum Pluspol fließt. Zumindest für dieses Beispiel erscheint es offensichtlich, daß man hier die Zurechnung nicht daran scheitern lassen würde, daß die Vorstellungen des Täters über die für sein Verhalten anwendbare Erfahrungsregel von den Vorstellungen des Richters über die anwendbare Erfahrungsregel abweichen. Wenn man sich in diesen und ähnlichen Fällen damit zufriedengibt, daß das fragliche Urteil des Täters nur ungefähr mit dem korrespondierenden Urteil des Richters übereinstimmt, dann müssen Gründe dafür angegeben werden, warum das Täterurteil in dem einen Fall noch als hinreichend parallel zu dem Urteil des Richters angesehen wird, während man dies in anderen Fällen nicht tun würde. Das damit skizzierte Problem tritt offenbar nur dann auf, wenn Richter und Täter jedenfalls im Ergebnis in ihren Urteilen übereinstimmen, dabei aber unterschiedliche Regeln 9 So heißt es etwa bei Karl Lackner, StGB, München: C. H. Beck, 20. Aufl. 1993, § 267 Rdn. 2: „Urkunde ist eine verkörperte Gedankenerklärung, die allgemein oder für Eingeweihte verständlich ist und einen Aussteller erkennen läßt und die zum Beweis einer rechtlich erheblichen Tatsache geeignet und bestimmt ist, gleichviel ob ihr die Bestimmung schon bei der Ausstellung oder erst später gegeben wird".
Abweichungen zurechnungsrelevanter Urteile
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zur Anwendung bringen. Wie einige im Teil ΙΠ. dieses Beitrages zu erörternde Beispiele noch zeigen werden, ist es zudem keineswegs so, daß man jede Differenz zwischen den beiden von den jeweiligen Urteilem angewendeten Regeln als unbeachtlich hinnehmen würde. Es ist deshalb hilfreich, sich zunächst einmal zu vergegenwärtigen, wie überhaupt zwei Regeln, die von zwei verschiedenen Urteilem auf denselben Sachverhalt angewandt werden, sich zueinander verhalten können. Ich werde dabei im Hinblick auf den hier diskutierten strafrechtlichen Zusammenhang die beiden Regeln als einerseits die Richterregel (kurz: RR) und andererseits die Täterregel (kurz: TR) 10 bezeichnen. Wenn man sich auf die Extensionen der Regeln bezieht, dann sind genau die folgenden sieben Konstellationen denkbar 11 : 1. Identität Die einfachste Möglichkeit ist die der Identität zwischen Richterregel und Täterregel. Hier beschreibt die von den beiden Urteilem angenommene Regel dieselbe Menge von Einzelfallen.
2. Exklusivität
(R)
Es kann auch so sein, daß nur der eine Urteiler, hier der Richter (R)y die jeweilige Regel kennt (annimmt); der andere Urteiler, der Täter (7), sie dagegen nicht kennt. TR = leere Menge
10 Bezogen auf den strafrechtlichen Zusammenhang ist dabei für eine solche Betrachtung stets vorausgesetzt, daß die Regel des Täters, d. h. die, die er annimmt, einen objektiv verstehbaren Erklärungswert hat, also gleichsam verobjektiviert und so auf ihren Regelungsumfang untersucht werden kann. Läßt sich ein solcher verobjektivierter Sinn nicht ermitteln, ist stets die Konstellation 2. Exklusivität (R) gegeben, wie sie im folgenden noch dargestellt wird. 11 Die Bezeichnungsweise der unterschiedlichen Konstellationen habe ich im wesentlichen aus dem Aufsatz von Ulrich Klug, „Zum Begriff der Gesetzeskonkurrenz", Zeitschrift für die gesamte Strafrechtswissenschaft, 68 (1956), 399 ff. übernommen; vgl. auch Hruschka (Fn. 1), S. 387 ff. und ders., „Pflichtenkollisionen und Pflichtenkonkurrenzen", in: C.-W. Canaris und U. Diederichsen (Hrsg.), Festschrift für Karl Larenz zum 80. Geburtstag, München: C. H. Beck, 1983, S. 257 ff., 282 ff. — Den nachfolgenden Zeichnungen liegt die Annahme zugrunde, daß jedem Punkt innerhalb eines der Kreise ein Anwendungsfall der durch den Kreis symbolisierten Regel entspricht.
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3. Exklusivität
Jan C. Joerden
(Τ)
Der Konstellation 2. korrespondiert die Möglichkeit, daß nur der jeweils andere Urteiler die Regel kennt. Für den vorliegenden Zusammenhang meint dies, daß der Täter sich die Regel vorstellt, es sie aber objektiv, das heißt aus der Sicht des Richters, nicht gibt.
RR=leere Menge
4. Subordination (R) Denkbar ist ferner, daß die Regel, die der eine Urteiler (hier: R) kennt, die des anderen Urteilers (hier: T) völlig umfaßt; das bedeutet, daß jeder Fall der einen (umfaßten; subordinierten) Regel ein Fall der (umfassenden; subordinierenden) anderen Regel ist, nicht jedoch umgekehrt.
5. Subordination
(T)
In der zu 4. reziproken Konstellation umfaßt die Täterregel die Richterregel vollständig, aber nicht umgekehrt (subordinierend TR; subordiniert RR).
6. Interferenz Weiterhin ist denkbar, daß sich die Anwendungsbereiche der Regeln überschneiden, d. h., daß es Fälle gibt, die von beiden Regeln erfaßt werden, aber auch solche, die nur von der einen oder nur von der anderen Regel erfaßt werden 12 . 12 Die Interferenz ist im übrigen die allgemeinste Beschreibung des Verhältnisses zweier Mengen, da alle anderen Konstellationen als Grenzfälle der Interferenz darstellbar sind.
Abweichungen zurechnungsrelevanter Urteile
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7. Heterogenität Eine Kombination von 2. und 3. ist in der Konstellation gegeben, in der beide Urteiler jeweils eine Regel kennen, diese aber keinen gemeinsamen Anwendungsfall haben.
Θ Θ
Im strafrechtlichen Zusammenhang gibt es Beispiele für jede der dargestellten Konstellationen. Dies soll die folgende Liste zeigen, bei der stets zwischen der 1. Stufe, womit die Stufe der Erfahrungsregeln gemeint sein soll, und der 2. Stufe, die sich auf die Verbotsregeln bezieht, unterschieden wird. Zu: 1. Identität 1. Stufe: Richter (R) und Täter (7) kennen die Regel, daß ein gezielter Herzschuß zum Tode führt. 2. Stufe: R und Γ kennen die Regel, daß das Töten eines Menschen (ohne Rechtfertigungsgrund) verboten ist (vgl. § 212 dStGB). Zu: 2. Exklusivität (R) 1. Stufe: Es gibt die objektive Erfahrungsregel, daß das anhaltende Singen eines hohen Tones in der Nähe eines Champagnerglases in dessen Eigenfrequenz zur Resonanzkatastrophe und damit zur Zerstörung des Glases führt. Τ kennt diese Regel nicht. 2. Stufe: Es gibt eine Regel, wonach es verboten ist, eine neue Ehe zu schließen, solange man noch rechtsgültig verheiratet ist (vgl. § 171 dStGB). Γ kennt diese Regel nicht. Zu: 3. Exklusivität
(T)
1. Stufe: Τ nimmt an, es gäbe eine Regel, wonach man durch intensives Beten den Tod seines Feindes herbeiführen kann. R kennt diese Regel nicht; mit anderen Worten: Es gibt diese Regel objektiv nicht. 2. Stufe: Τ denkt, es sei verboten, ohne Schleier über die Straße zu gehen. Objektiv gibt es diese Verbotsregel (jedenfalls in unserer Rechtsordnung) nicht. Zu: 4. Subordination (R) 1. Stufe: Die objektive Regel lautet: Menschen kann man durch (jede) Injektion des Medikaments M töten. Τ kennt nur die folgende Regel: Menschen kann man durch intravenöse (nicht aber durch intramuskuläre) Injektion des Medikaments M töten.
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2. Stufe: Es gibt die objektive Regel des Verbots von Urkundenfälschungen (vgl. § 267 dStGB); Τ kennt nur eine Regel, wonach es verboten ist, notarielle Schriftstücke zu verfalschen. Zu: 5. Subordination (Τ) L Stufe: Es gibt die objektive Regel, wonach man durch intravenöse (nicht aber durch intramuskuläre) Injektion des Medikaments M einen Menschen töten kann. Der Täter nimmt eine Regel an, wonach man Menschen durch jede Art von Injektion des Medikaments M töten kann. 2. Stufe: Objektiv lautet die Regel: Die unbefugte Ingebrauchnahme von Kraftfahrzeugen ist verboten (vgl. § 248 b dStGB). Der Täter stellt sich eine Regel vor, wonach jede Gebrauchsanmaßung verboten ist. Zu: 6. Interferenz 1. Stufe: Der Täter stellt sich eine Regel vor, wonach die Verabreichung des Mittels A stets tödlich wirkt. Die objektive Regel besagt demgegenüber, daß die Verabreichung des Mittels A nur dann tödlich wirkt, wenn zusätzlich das Mittel Β verabreicht wird. Die objektive Regel besagt weiter, daß es auch Fälle gibt, in denen es (ζ. B. bei schwacher körperlicher Konstitution des Opfers) genügt, lediglich das Mittel Β einzugeben, um das Opfer zu töten. Hiervon weiß der Täter nichts. 2. Stufe: Die objektive Regel lautet: Urkundenfälschungen sind verboten (§ 267 dStGB). Der Täter stellt sich eine Regel vor, wonach es verboten ist, alles Geschriebene zu verändern. (Gegenüber § 267 dStGB vernachlässigt er also die sog. Beweiszeichen, erfaßt aber auch solche Schriftstücke, die keine Urkundsqualität im Sinne von § 267 dStGB haben). Zu: 7. Heterogenität 1. Stufe: Es gibt die objektive Regel, wonach die Verabreichung des Hormons Η (nicht aber dessen Entzug) Schmerzen bereitet. Der Täter stellt sich eine Regel vor, wonach der Entzug (nicht aber die Verabreichung) des Hormons Η Schmerzen hervorruft. 2. Stufe: Es gibt die objektive Regel, wonach es verboten ist, einen geplanten Mord nicht anzuzeigen (vgl. § 138 dStGB). Der Täter stellt sich eine Regel vor, wonach es verboten ist, einen planenden Täter zu verraten; von der objektiven Verbotsnorm weiß er nichts. I I I . Konsequenzen für die Frage der wesentlichen oder unwesentlichen Abweichung des Täterurteils von dem des Richters Wenn es nun um die Frage geht, in welchem Maße das zurechnungsrelevante Urteil des Täters von dem des Richters abweichen darf, wie man — mit anderen Worten — eine wesentliche Abweichung der fraglichen Urteile voneinander von einer unwesentlichen Abweichung dieser Urteile voneinander unterscheiden kann, so liefert das normtheoretische Verhältnis zwischen der vom Richter angewandten Regel (Richterregel) und der vom Täter für anwendbar erachteten Regel (Täterregel) wichtige Hinweise zur Beantwortung dieser Frage. Eine wesentliche Abweichung ist dabei dann gegeben, wenn das Zurechnungsurteil auf der betreffenden
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Stufe insgesamt zu verneinen ist, eine nur unwesentliche Abweichung, wenn man das Urteil des Täters über sein Verhalten als — zwar nicht deckungsgleich, aber doch — hinreichend parallel zu dem korrespondierenden Urteil des Richters ansehen kann und eine Zurechnung deshalb nicht scheitert. Es ist offenkundig, daß in den Fällen, in denen Richterregel und Täterregel identischen Regelungsumfang haben — Konstellation 1. Identität —, kein Abweichungsproblem auftritt (wenn man einmal von dem hier nicht interessierenden Fall einer Kombination von Sachverhaltsirrtum und Einordnungsirrtum des Täters absieht); hier steht deshalb eine vollständige Zurechnung nicht in Frage. Auf der anderen Seite ist ebenfalls klar, daß in den Konstellationen, in denen nur jeweils einer der Urteiler überhaupt eine anwendbare Regel annimmt bzw. kennt — Konstellationen 2. Exklusivität (R) und 3. Exklusivität (T) — eine vollständige Zurechnung scheitert. Dies ist hier schon deshalb klar, weil in diesen Konstellationen Richter und Täter angesichts nur „einseitiger" Regelkenntnis nicht einmal zu demselben Ergebnis ihrer zurechnungsrelevanten Urteile kommen können. Als für den vorliegenden Zusammenhang primär von Interesse verbleiben deshalb die Konstellationen 4. bis 7. Meine These geht nun dahin, daß in Fällen der Konstellation 4. Subordination (R), in denen also die Richterregel die Täterregel vollständig umfaßt, ein dem richterlichen Urteil hinreichend paralleles Urteil des Täters vorliegt, man demnach von einer unwesentlichen Abweichung des letzteren von dem ersteren sprechen kann. Obwohl dies prima facie weniger plausibel erscheinen mag, denke ich, daß dasselbe auch für die Konstellation 5. Subordination (T) gilt, in der die Täterregel in ihrem Regelungsbereich die Richterregel vollständig umfaßt. Für die beiden verbleibenden Konstellationen, in denen sich die Regelungsbereiche von Richterregel und Täterregel entweder überhaupt nicht überschneiden — Konstellation 7. Heterogenität—oder lediglich in einigen Fällen überschneiden — Konstellation 6. Interferenz —, dagegen scheint mir ein hinreichend paralleler Nachvollzug des richterlichen Urteils durch den Täter nicht gegeben zu sein. Hier wäre deshalb von einer wesentlichen Abweichung des Täterurteils von dem des Richters zu sprechen. Ich möchte diese Thesen mit Hilfe einiger Beispiele etwas abstützen, wobei mir der Rahmen dieses Beitrages allerdings nur Andeutungen ermöglicht und ein wirklicher „Beweis" nicht geführt werden kann. Immerhin mögen die folgenden Erwägungen zunächst noch etwas zur Plausibilität meiner Thesen beitragen: Wenn in der Konstellation 4. Subordination (R) die Regel des Täters von der Regel des Richters vollständig umfaßt wird, hat der Täter verstanden, was die Richterregel zum Ausdruck bringt. Denn eine vollständige Umfassung der Täterregel durch die Richterregel bedeutet, daß der Täter seinem Urteil alle die spezifizierenden Eigenschaften zugrunde legt, die der Richter bei seinem Urteilsvollzug verwendet, nur eben noch mindestens eine Eigenschaft mehr. Aber selbst dann, wenn in der Konstellation 5. Subordination (T) umgekehrt die Regel des Täters alle Fälle der (objektiven) Richterregel erfaßt (wenngleich
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nicht umgekehrt), hat der Täter zumindest den Kern dessen verstanden, was die Richterregel zum Ausdruck bringen will. Denn — um die Bewertungsregeln als Beispiel heranzuziehen — der Täter weiß hier jedenfalls auch, daß alle Fälle der objektiv maßgeblichen Regel als verboten zu beurteilen sind, und sein Urteil hat zudem wichtige Elemente der Begründung des objektiven Verbots erfaßt, weil sonst eben nicht alle von der Richterregel umfaßten Fälle in den Anwendungsbereich der Täterregel fallen könnten. Allerdings wird es hier Grenzen geben müssen, wenn nämlich die Täterregel allzu unbestimmt wird: Zwar umfaßt auch eine Täterregel „Alles ist verboten" stets jede denkbare Richterregel; jedoch ist sie so unbestimmt, daß von einer Bewertungsregel im eigentlichen Sinne keine Rede mehr sein kann. Hier liegt im Grunde die Konstellation 2. Exklusivität (R) vor (zu dieser vgl. oben). Wenn indes Täterregel und Richterregel lediglich im Verhältnis der Konstellationen 6. Interferenz oder gar 7. Heterogenität zueinander stehen, kann ein „gemeinsames" Ergebnis eines Urteils von Richter und Täter nurmehr als zufällig betrachtet werden. Bei Heterogenität ist ein entsprechendes Beispiel ohnehin nur bei Hinzutreten von Sachverhalts- und/oder Einordnungsirrtümern des Täters denkbar. Und bei Interferenz hat der Täter eben gerade nicht den Kern der objektiven Regel verstanden, wenn seine Regel nur (gleichsam beiläufig) einige der von der Richterregel gemeinten Fälle mit erfaßt. Doch nun zu den Beispielen. Um zunächst auf den Fall der Tötung eines Menschen mittels Stromschlags zurückzukommen: Es dürfte auf der Hand liegen, daß so, wie Richterregel und Täterregel verstanden werden müssen, sie keinen gemeinsamen Anwendungsfall haben, da der (tödliche) Strom nur entweder vom Minus- zum Pluspol (Richterregel) oder vom Plus- zum Minuspol (Täterregel) fließen kann. Dies würde zunächst bedeuten, daß gemäß vorstehender These kein hinreichend paralleler Nachvollzug des richterlichen (Erfahrungs-)Urteils durch den Täter gegeben ist, wenn dieser bei der Tötung seines Opfers die falsche Stromflußrichtung annimmt. Nähere Betrachtung zeigt allerdings, daß es für die Formulierung einer objektiven Erfahrungsregel vollkommen ausreicht, lediglich den Umstand aufzunehmen, daß Strom ausreichender Stärke zur Tötung des Opfers eingesetzt wird. Es kann die objektive Richterregel deshalb ebensogut formuliert werden: Zur Tötung eines Menschen ist es zweckrational, diesen einem Stromstoß hinreichender Stärke auszusetzen. Über die Flußrichtung des Stroms muß diese Regel demgegenüber keinerlei Auskünfte geben, um als Handlungsanweisung (hypothetischer Imperativ) praktikabel zu sein. Zu dieser Richterregel steht nun die Täterregel, die einen Stromfluß von Plus- zum Minuspol annimmt, aber offenkundig im Verhältnis von spezieller zu allgemeiner Regel, da jeder Fall der Täterregel auch ein Fall der Richterregel wäre (allerdings nicht umgekehrt). Damit liegt ein Fall der Konstellation 4. Subordination (R) vor, für den obiger These entsprechend von einer unwesentlichen Abweichung des Täterurteils von dem des Richters auszugehen ist.
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Nun mag man sich mit einigem Recht fragen, ob für einen so simplen Fall wie den besprochenen der getriebene Aufwand lohnt, liegt das Ergebnis doch relativ klar auf der Hand. Es gibt allerdings Fälle, die im strafrechtlichen Schrifttum diskutiert werden, für die das Ergebnis weniger klar zutage liegt und bei denen — wie mir scheint — die vorgeschlagene Systematik Begründungsdefizite ausgleichen könnte. Nehmen wir zunächst jenes Schulbeispiel13 eines Täters, der sein Opfer von einer hohen Brücke stößt, um es in dem unter der Brücke hindurch strömenden Fluß zu ertränken. Tatsächlich aber bewirkt der Stoß, daß das Opfer im Fallen mit dem Kopf gegen einen Brückenpfeiler schlägt und schon dadurch zu Tode kommt. In diesem Fall, der im strafrechtlichen Schrifttum oft als Fall einer „unwesentlichen Abweichung des tatsächlichen vom vorgestellten Kausalverlauf 4 genannt wird 1 4 , ist es prima facie so, daß die objektiv zu formulierende Erfahrungsregel und die vom Täter subjektiv herangezogene Erfahrungsregel sich in keiner Hinsicht überschneiden. Denn eine Regel über die Tötung eines Menschen durch Bewirken eines Schädelbruchs (Richterregel) hat offenkundig keinen Fall mit einer Regel gemeinsam, die dazu anleitet, wie man einen Menschen durch Ertrinken ums Leben bringen kann (Täterregel). Obwohl deshalb Richter und Täter im Ergebnis darin übereinstimmen, daß durch den Sturz des Opfers von der Brücke eine Tötungshandlung vorgenommen wurde, haben sie doch heterogene Erfahrungsregeln angewandt, um zu diesem Ergebnis zu gelangen. Prima facie wäre deshalb gemäß obiger These von einer wesentlichen Abweichung des Täterurteils von dem des Richters auszugehen. Aber auch hier ist es möglich, die anwendbare Richterregel so zu formulieren, daß sie die Täterregel in ihrem Anwendungsbereich voll umfaßt: Es ist nämlich ganz generell ein taugliches Mittel zur Tötung eines Menschen, wenn man ihn von einer hohen Brücke stürzt. Man braucht für einen „hypothetischen Imperativ", der einem sagt, wie ein Mensch zu Tode zu bringen ist, keine näheren Angaben darüber, ob der Tod des Opfers denn nun durch Aufschlagen auf den Brückenpfeiler oder durch Ertrinken eintreten wird. Vielmehr genügt es zu wissen, daß der Sturz von einer hohen Brücke mit hoher Wahrscheinlichkeit zum Tode des Opfers führt. Diese zuletzt genannte Regel aber steht nun durchaus im Verhältnis der Konstellation 4. Subor13 Vgl. ζ. B. Hans Welzel, Das Deutsche Strafrecht, Berlin: Walter de Gruyter, 11. Aufl. 1969, S. 73. 14 Vgl. z. B. Johannes Wessels, Strafrecht. Allgemeiner Teil, Heidelberg: C. F. Müller Juristischer Verlag, 23. Aufl. 1993, S. 78 / 79; vgl. aber auch Günther Jakobs, Strafrecht. Allgemeiner Teil. Die Grundlagen und die Zurechnungslehre, Berlin / New York: Walter de Gruyter, 2. Aufl. 1991, 8 / 64 ff, der für einen entsprechenden Fall offenbar von einer wesentlichen Abweichung ausgeht (8 / 64), dann aber in einem — wie mir scheint — ganz parallelen Fall, in welchem der Täter seinem Opfer ein zutreffend als tödlich erkanntes Gift eingibt, durch das dem Opfer der Magen verätzt wird, während der Täter gemeint hatte, es werde der Tod des Opfers durch Atemlähmung eintreten, zu dem entgegengesetzten Ergebnis kommt (unwesentliche Abweichung; vgl. 8/66).
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dination (R) zu der Täterregel, da sie den Anwendungsbereich dieser Regel vollständig umfaßt (allerdings nicht umgekehrt). Der obigen These zufolge erscheint die Abweichung des Täterurteils von dem des Richters daher im Ergebnis als unwesentlich. 15 Anders liegt es demgegenüber in folgendem, ebenfalls oft erörterten Fall 1 6 : Der Täter will sein Opfer dadurch töten, daß er es mit einem Gewehr erschießt. Er legt auch auf das Opfer an und drückt ab, schießt aber daneben. Durch den Knall des Gewehrschusses wird eine in der Nähe grasende Herde von Pferden scheu und überrennt das Opfer, das dabei zu Tode kommt. Gehen wir davon aus, daß sich der Fall mit Hilfe einer objektiven Erfahrungsregel beschreiben läßt, die einem sagt, daß es mit hinreichender Wahrscheinlichkeit tödliche Folgen für einen Menschen hat, wenn dieser in der Nähe einer Herde von Pferden steht und die Pferde, durch einen lauten Gewehrknall scheu gemacht und in Panik geraten, ihn überrennen. Es läßt sich zwar darüber diskutieren, ob es wirklich eine solche Erfahrungsregel gibt; sollte man dies verneinen, wäre die Abweichung des Täterurteils von dem des Richters von vornherein eine wesentliche — Konstellation 3. Exklusivität (T) 11. Aber auch dann, wenn man eine solche objektive Erfahrungsregel einmal voraussetzt, bleibt es in diesem Fall bei dem gleichen Ergebnis einer wesentlichen Abweichung. Denn die beiden in Rede stehenden Regeln haben offenbar keinen gemeinsamen Anwendungsbereich. Zwar kann man die per se zur Tötung eines Menschen geeignete Methode anwenden, die darin besteht, durch einen lauten
is Einen Fall der hierzu reziproken Konstellation 5. Subordination (T) bespricht Jakobs (Fn. 14), 8/67: „Der Täter meint, für Kleinkinder seien alle Pilze giftig, und serviert dem Kind eine Portion Dosenchampignons, die — erkennbar oder unerkennbar — verdorben sind." Hier definiert der Täter das Risiko für das Kind „zu weit" (Jakobs, a. a. O.). Seine Täterregel erfaßt alle denkbaren Fälle der objektiv anwendbaren Richterregel (allerdings nicht umgekehrt). Meiner obigen These zufolge läge deshalb ein Fall nur unwesentlicher Abweichung des Täterurteils von dem des Richters vor; Jakobs (a. a. O.) kommt demgegenüber zu einer wesentlichen Abweichung. Zu beachten ist dabei allerdings, daß die Interpretation des Beispiels als eines Falles der Konstellation 5. Subordination (T) voraussetzt, daß es eine (objektive) Erfahrungsregel gibt, wonach die Verabreichung verdorbener Pilze ein taugliches Mittel ist, ein Kleinkind zu töten. Dies ist dann nicht so, wenn die Pilze (objektiv) unerkennbar verdorben sind. In dieser Variante des Falles, die Jakobs — wie ich meine zu Unrecht — mit der Variante, in der die besagte Eigenschaft der Pilze erkennbar ist, gleichbehandelt, liegt im Grunde nur die Konstellation 3. Exklusivität (T) vor, für die ich auch zum Ergebnis einer wesentlichen Abweichung käme. Eine objektive Erfahrungsregel, wonach es ein taugliches Mittel zur Tötung eine Kleinkindes wäre, diesem unerkennbar verdorbene Pilze zu servieren, gilt nämlich nicht. Vgl. z. B. Cramer, in: Schönke ! Schröder (Fn. 8), § 15 Rdn. 55. ι? Wer hier das Bestehen einer objektiven Erfahrungsregel verneint, sollte allerdings beachten, daß dann der Täter im obigen Fall jedenfalls nicht wegen eines Fahrlässigkeitsdelikts bestraft werden kann, da es insofern (mangels Erfahrungsregel) bereits an der objektiven Vorhersehbarkeit des tatsächlichen Kausalverlaufs (und damit des auf diese Weise bewirkten Erfolges) fehlen würde; es verbliebe allein die Versuchsstrafbarkeit.
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Knall eine Herde von Pferden scheu zu machen und das Opfer durch diese Pferde überrennen zu lassen, ebenso wie man die Methode verwenden kann, einen Menschen dadurch zu töten, daß man ihn erschießt, aber beide Methoden bzw. die sie erfassenden Erfahrungsregeln sind nicht gemeinsam anwendbar: Entweder das Opfer stirbt an der Schußwunde oder es wird totgetrampelt (von den Fällen der alternativen Kausalität sei hier allerdings abgesehen)18. Zwischen den beiden Regeln (Richterregel und Täterregel) besteht demnach das Verhältnis der Konstellation 7. Heterogenität 19. Bei heterogenen Regeln aber weichen das richterliche Urteil und das des Täters wesentlich voneinander ab. (Die strafrechtliche Konsequenz ist, daß der Täter allenfalls wegen eines Delikts der versuchten Tötung und eines damit tateinheitlich zusammenfallenden Delikts der fahrlässigen Tötung bestraft werden kann). — Im Unterschied zu dem oben diskutierten Fall des Sturzes von einer Brücke läßt sich auch keine den beiden genannten Regeln übergeordnete objektive Erfahrungsregel angeben, die ebenso die Erfolgstauglichkeit des betreffenden Täterverhaltens beschriebe: Es gibt eben keine (objektive) Erfahrungsregel, wonach es ein taugliches Tötungsmittel wäre, einen lauten Knall zu erzeugen. Etwas andere Überlegungen gelten für den — gleichwohl in diesen Zusammenhang gehörenden — klassischen Fall der sog. aberratio ictus: Der Täter Τ schießt mit Tötungsabsicht auf sein Opfer O l , hat aber schlecht gezielt und trifft den neben Ol stehenden 02 tödlich. Daß dies geschehen könnte, hatte Τ nicht vorausgesehen. Zwar ist es hier so, daß die beiden anzuwendenden Erfahrungsregeln (Richterregel und Täterregel) identisch sind: Um einen Menschen zu töten, ist es erfolgversprechend, ein geladenes Gewehr auf ihn zu richten und abzudrücken (sowohl wird der Richter die Tötung des 02 mit Hilfe dieser Regel beschreiben als auch der Täter diese Regel angeben, wenn er nach seinem „Rezept" für die — geplante — Tötung des Ol gefragt würde). Gleichwohl ist der Nachvollzug des richterlichen Urteils durch den Täter nicht vollständig, da der Täter sich irrtümlich einen
is Selbst wenn man den — seltenen — Fall der alternativen Kausalität einbezieht, ändert dies übrigens nichts am Ergebnis einer wesentlichen Abweichung, da auch dann die jeweiligen Regeln nur im Verhältnis der Interferenz stünden. Näher zu den Fällen alternativer Kausalität vgl. Joerden, Dyadische Fallsysteme im Strafrecht, Berlin: Duncker & Humblot, 1986, S. 151 ff., 181 f., und ders., „OGH JB1 1987, 191 — ein Fall alternativer Kausalität?", Juristische Blätter 110 (Wien 1988), 432-435, jeweils m. w. N. 19 Hier reicht auch die bloße Behauptung, die Gefahr, durch einen Gewehrschuß ums Leben zu kommen, sei eben eine ganz andere Gefahr als die, durch eine Herde von Wildpferden zu Tode getrampelt zu werden, nicht aus. Denn ebensogut ließe sich für den vorangehenden Fall behaupten, es sei eben eine ganz andere Gefahr, an einem Brückenpfeiler zu zerschellen als im Fluß zu ertrinken. Erst das normtheoretische Verhältnis der (Erfahrungs-)Regeln zueinander, mit deren Hilfe überhaupt beurteilt werden kann, ob eine Gefahr und, wenn ja, welche Gefahr jeweils vorlag, gibt hier die Hinweise für eine Abschichtung der einen Gefährdung von der anderen und zugleich einen Maßstab für die Beurteilung des Grades der Abweichung des einen Gefahrurteils von dem anderen. 21 Jahrbuch für Recht und Ethik. Bd. 2 (1994)
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ganz anderen Sachverhalt 20 (Tötung des O l ) als Anwendungsfall der besagten Erfahrungsregel vorstellt, als der Richter dies tut, wenn es um die Tötung des 02 geht. Dieser Befund läßt sich auch nicht dadurch überspielen, daß man eine andere (objektive) Erfahrungsregel angeben könnte, die die Täterhandlung adäquat erfaßt und die der Täter zumindest hinreichend parallel in seinem Urteil berücksichtigt hätte: Es ist schlechterdings kein taugliches Mittel zur Tötung eines Menschen, mit dem Gewehr auf einen neben diesem stehenden anderen Menschen zu zielen und abzudrücken. Daher liegt auch hier eine wesentliche Abweichung des Täterurteils von dem des Richters vor (wieder mit der strafrechtlichen Konsequenz einer Versuchs/Fahrlässigkeits-Kombination) 21. Was bisher nur für die Stufe der Erfahrungsregeln besprochen wurde, gilt nun mutatis mutandis auch für die Stufe der (rechtlichen) Bewertungsregeln 22. Wenn 20
Hiergegen würde die vor allem von Ingeborg Puppe zuletzt in ihrer Schrift Vorsatz und Zurechnung, Heidelberg: Decker & Müller, 1992, insbes. S. 10 ff. vertretene, von der herrschenden Meinung im strafrechtlichen Schrifttum abweichende Ansicht vermutlich einwenden, im Lichte des § 212 dStGB („Wer einen Menschen tötet. ..") sei dieser Sachverhalt kein „anderer" Sachverhalt, sondern ein gleich zu bewertender, weshalb insoweit kein Vorsatzausschluß gegeben sei. Ich denke, daß diesem Einwand nicht mit der einfachen Formel, daß „das gleiche eben nicht dasselbe" sei, begegnet werden kann, wie dies der Sache nach die herrschende Meinung jedoch in aller Regel tut; vgl. dazu noch unten Fn. 21. 21 Ohne daß dem an dieser Stelle weiter nachgegangen werden kann, liegt m. E. allerdings der Grund für den oben in Fn. 20 angedeuteten Streit zwischen herrschender Meinung und Minderansicht im strafrechtlichen Schrifttum über die Beurteilung der aberratio ictus-Fälle tiefer als viele Beiträge dazu dies vermuten lassen. Die Minderansicht (vgl. Fn. 20) wird nie akzeptieren, daß in einem vollständigen Zurechnungsurteil ein objektiv gegebener Sachverhalt nicht auf subjektiver Ebene durch einen gleich bewerteten ersetzt werden kann. Auf der anderen Seite wird die herrschende Meinung stets darauf bestehen, daß für ein vollständiges Zurechnungsurteil subjektiv nur derselbe Sachverhalt berücksichtigt werden kann, der auch die Grundlage der objektiven Komponente des Zurechnungsurteils bildet. (Insoweit sehr klar hierzu der Beitrag von Toepel im vorliegenden Band des Jahrbuchs für Recht und Ethik.) Wie mir scheint, haben beide Auffassungen Recht, allerdings nur in bezug auf je unterschiedliche Strafbegründungsthesen. Wer mit einer Theorie der positiven Generalprävention voraussetzt, daß die Begründung für die Strafzufügung in ihrer Funktion einer Stabilisierung der (verletzten) Norm liege, wird keinen signifikanten Unterschied zum Standardfall einer Nonnverletzung feststellen, wenn in einem aberratio ictus-Fall der Täter einen Menschen töten wollte und durch sein Verhalten auch tatsächlich getötet hat, auch wenn dieser nicht das anvisierte Opfer war: Der „Schaden" für die Normgeltung ist derselbe; ihm kann nur durch die Verhängung einer Vorsatz- und Vollendungsstrafe begegnet werden. Wer sich dagegen einem Vergeltungsmodell der Strafe verpflichtet weiß, wird eher „von Seiten der Opfer" auf den Fall der aberratio ictus sehen: Das tatsächlich getroffene Opfer (respektive dessen Angehörige) kann (können) sich nur über eine fahrlässige Tötung beklagen, da ihm gegenüber der Täter keine feindlichen Absichten hegte. Die von der Kugel verschonte Person dagegen kann dem Täter gegenüber nur den Vorwurf einer versuchten Tötung erheben. Daß es für diese herrschende Meinung primär auf die „Opferperspektive" ankommt, wird besonders dann deutlich, wenn hier derselbe Rechtsgutsträger betroffen ist (Beispiel: Τ will die Vase Vi des Ο zerschießen, trifft aber die danebenstehende Vase V2 desselben Eigentümers, die zerspringt); hier dürfte auch von der herrschenden Meinung sinnvollerweise zu einer vorsätzlich vollendeten Sachbeschädigung überzugehen sein.
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nämlich der Täter aufgrund einer (subjektiv) vorgestellten Norm zur Bewertung seines Verhaltens als verboten gelangt, die im Verhältnis der Konstellation 4. Subordination (R) oder 5. Subordination (T) zu der vom Richter angewendeten (objektiven) Norm steht, so erscheint dieser Nachvollzug des richterlichen Urteils als hinreichend parallel. Man kann insofern deshalb von ausreichendem Unrechtsbewußtsein des Täters sprechen, obwohl ein exakt paralleler Nachvollzug des richterlichen Urteils nicht gegeben ist. Sofern deshalb ein Täter eine Urkundenfälschung i. S. d. § 267 dStGB (Richterregel) begeht, indem er eine notarielle Urkunde fälscht, und dabei zwar die Regelung des § 267 dStGB nicht kennt, wohl aber sein Verhalten aufgrund einer von ihm angenommenen Norm (Täterregel) für verboten hält, derzufolge bloß die Fälschung notarieller Urkunden verboten ist, kann das von ihm gefällte Bewertungsurteil über seine Tat trotz des Unterschiedes zwischen den genannten Regeln hinsichtlich ihres Anwendungsbereiches als hinreichend parallel zu dem des Richters angesehen werden 23 . Denn die richterliche Regel (§ 267 dStGB) umfaßt die (angenommene) Täterregel vollständig; es liegt mithin ein Fall der Konstellation 4. Subordination (R) vor, die Abweichung ist unwesentlich. Und selbst dann, wenn der Täter aufgrund einer (angenommenen) Regel, wonach es verboten sei, jedweden Beweiszwecken dienenden Gegenstand zu verändern, zu dem Ergebnis käme, sein Verhalten sei verboten, ist nur eine unwesentliche Abweichung gegeben. Denn die von ihm (angenommene) Regel umfaßt den Anwendungsbereich der (objektiven) Richterregel (§ 267 dStGB) vollständig (allerdings nicht umgekehrt); es liegt ein Fall der Konstellation 5. Subordination (T) vor. Mit Recht betont deshalb der Bundesgerichtshof 24, „daß das Unrechtsbewußtsein hinsichtlich des einem Erschwerungstatbestand zugrunde liegenden Verbots immer dann vorhanden ist, wenn der Täter das Verbot des Grundtatbestandes kennt oder kennen muß (ζ. B. Verunglimpfung des Bundespräsidenten, § 95 StGB, im Verhältnis zur einfachen Beleidigung, § 185 StGB). In diesen Fällen ist der Grundtatbestand im Erschwerungstatbestand ohne Veränderung seines Wesens enthalten. Der erschwerte Tatbestand ist also lediglich ein Anwendungsfall des allgemeinen. In einem solchen Fall könnte dem Täter nur das Bewußtsein erhöhter Strafbarkeit fehlen, auf das es für die Schuld nicht ankommt." 22 Zu beachten ist allerdings auch hier, daß nicht andere Irrtümer des Täters hinzukommen (etwa Einordnungsirrtümer), die ihn zu einem ganz anderen Ergebnis führen (etwa daß sein Verhalten nicht verboten sei); dann liegt von vornherein kein NachvoMzug, erst recht kein hinreichend paralleler Nachvollzug desrichterlichen Urteils vor. 2 3 Es liegt auf der Hand, daß die mit diesem Fall angesprochene Problematik zumindest einen Teil der Fälle betrifft, für die im strafrechtlichen Schrifttum das Stichwort von der „Parallelwertung in der Laiensphäre" Verwendung findet. Ohne die diesbezügliche Diskussion hier aufgreifen zu können, scheint mir gerade im Zusammenhang der obigen Überlegungen diejenige These vorzugswürdig zu sein, welche die mit der „Parallelwertung in der Laiensphäre" verbundenen Fragen im Bereich der Schuld (imputatio iuris) loziert und nicht bereits im Bereich des Vorsatzes; vgl. dazu auch den in ähnliche Richtung gehenden Beitrag von Urs Kindhäuser, „Zur Unterscheidung von Tat- und Rechtsirrtum", Goltdammer's Archiv für Strafrecht 137 (1990), 407 ff., 423. 2 < BGHSt 10, 35, 42. 21*
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Nichts anderes kann m. E. gelten, wenn die vom Täter angenommene Regel zwar (anders als bei § 9 5 / § 185 dStGB, dem Beispiel des Bundesgerichtshofs) keinen Rückhalt im Gesetz findet, aber gleichwohl die Richterregel vollständig umfaßt 25 . Kommt dagegen der Täter nur aufgrund der Annahme einer solchen Bewertungsregel zu dem Ergebnis, sein Verhalten sei verboten, die zu der objektiven Bewertungsregel im Verhältnis der Konstellation 6. Interferenz oder gar 7. Heterogenität steht (wobei letzteres ohnehin nur denkbar ist, wenn zu seinem Regelirrtum noch ein Einordnungsirrtum hinzutritt), dann kann von einem hinreichend parallelen Nachvollzug des richterlichen Bewertungsurteils keine Rede mehr sein: Die Abweichung ist dann wesentlich. Um zum Schluß hierfür als Beispiel einen für diese Problematik zentralen Fall des Bundesgerichtshofs aufzugreifen 26: Wer sein Verhalten lediglich unter dem Gesichtspunkt des Ehebruchs (vgl. § 172 dStGB alter Fassung) als verboten beurteilt hat 27 , kann nicht ohne weiteres auch wegen Blutschande (§ 173 dStGB alter Fassung) verurteilt werden, selbst wenn die übrigen Voraussetzungen dieser Deliktsverwirklichung durchaus vorliegen. Denn hier besteht zwischen der vom Täter angenommenen Regel, die Ehebruch verbietet, und der (objektiven) Regel, die Blutschande (Inzest) verbietet, allenfalls das normtheoretische Verhältnis der Konstellation 6. Interferenz. Und zwar weil es Fälle gibt, die nur § 172 dStGB a. F. unterfallen, ohne Fälle des § 173 dStGB a. F. zu sein; es Fälle gibt, die nur § 173 dStGB a. F. unterfallen, ohne Fälle des § 172 dStGB a. F. zu sein; und es schließlich Fälle gibt, die von beiden Vorschriften erfaßt werden. Der eingangs aufgestellten These zufolge weicht in Fällen dieser Konstellation das Bewertungsurteil des Täters wesentlich von dem des Richters ab (mit der — auch vom Bundesgerichtshof gezogenen — strafrechtlichen Konsequenz, daß im Hinblick auf das Delikt der Blutschande von einem Verbotsirrtum auszugehen ist, der—nach deutschem Recht — bei Unvermeidbarkeit zur Entschuldigung führt 28 ).
Summary This article proceeds on the assumption that every criminal law judgment to impute is actually composed of four elements. Two of these are judgments 25
Allerdings ist die oben bereits erwähnte Einschränkung zu beachten, daß die Täterregel nicht völlig unbestimmt sein darf („Alles ist verboten" o. ä.), um noch sinnvoll von einem Fall der Konstellation 5. Subordination (T) sprechen zu können. 2 * BGHSt 10, 35. 2 7 Ich gehe dabei — mit dem Gericht — davon aus, daß die Regel, die der Täter bei der Beurteilung seines Verhaltens angewendet hatte, § 172 d StGB alter Fassung (Ehebruch) entsprach. 28 Näher zu den Voraussetzungen einer Entschuldigung wegen Verbotsirrtums jüngst Ulfrid Neumann, „Der Verbotsirrtum (§ 17 StGB)", Juristische Schulung 33 (1993), 793 ff.
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reached by the judge and two are judgments reached by the defendant, namely the judge's and defendant's judgments as to the imputation of an occurrence as an act or omission ( imputatio facti) and the judge's and defendant's judgments as to evaluation (critique) of the act or omission as wrongful (imputatio iuris). Each of these judgments presumes the existence of a rule as the standard of judgment. The imputatio facti presumes a rule of experience, whereas the imputatio iuris presumes a rule of evaluation. It is conceivable that the conclusions drawn in these judgments deviate as between judge and defendant. If so, then the normal rules regarding the relevance of mistakes for the criminal law are applicable. Yet it is also conceivable that the results of these judgments correspond, but that judge and defendant applied different norms to arrive at these results. That is true of those cases discussed in the criminal law literature under the rubric of (1) "essential or non-essential deviation as between the actual causal chain and the causal chain envisioned by the defendant" (whereby when the deviation is non-essential the occurrence will be imputed to the defendant as his act or omission) and (2) "parallel lay assessment" (whereby when the defendant's lay evaluation of the legal relevance of his conduct is, although not identical, still parallel to that made by the law in the person of the judge, his conduct will be imputed to him as wrongful: "Parallelwertung in der Laiensphäre"). This article advances the thesis that the relationship, in a normative-theoretical sense, between the rules applied by the judge and those applied by the defendant provides a standard for deciding when the deviation as between the actual and the previously envisioned causal chain is "essential" or "non-essential" and when the defendant's lay assessment of his conduct is insufficiently or sufficiently "parallel" to that of the judge's. This thesis will be tested on a whole series of classical criminal law cases.
Actio libera in causa: Ordentliche oder außerordentliche Zurechnung? Ujala Joshi Jubert
I. In den Fällen einer actio libera in causa stellen sich dem Strafrechtswissenschaftler theoretisch eine Reihe von Problemen, die scheinbar nicht zu lösen sind. In der Praxis jedoch werden diese Probleme auf sehr konkrete und unzweifelhafte Weise bewältigt: Wer eine actio libera in causa begeht, muß bestraft werden. Eigentlich sollte man sagen, daß die von der Mehrzahl der Strafrechtslehrer vertretene Ansicht, der auch ich zustimme, gerade von dieser kriminalpolitischen Erwägung ausgeht 12 . Wir wollen uns im folgenden jedoch mit einer • Abkürzungsverzeichnis: ADPCP: Anuario de Derecho Penal y Ciencias Penales (Zeitschrift); Aufl.: Auflage; Hrsg.: Herausgeber; Bd.: Band, Bände; Diss.: Dissertation; Fn.: Fußnote; GA: Goltdammer's Archiv für Strafrecht; Jura: Juristische Ausbildung; JuS: Juristische Schulung; JZ: Juristenzeitung; LK-Bearbeiter: Strafgesetzbuch (Leipziger Kommentar), 10. Aufl., hrsg. von H. H. Jescheck, W. Russ, G. Willms, 1985-1988; LL: La Ley (Zeitschrift); PJ: Poder Judicial (Zeitschrift); Rdnr.: Randnummer; S/SBearbeiter: A. Schönke, H. Schröder, Strafgesetzbuch, 23. Aufl., bearbeitet von Th. Lenckner, P. Cramer, A. Eser, W. Stree, 1988; SchwZStr.: Schweizerische Zeitschrift für Strafrecht; SK-Bearbeiter: H.-J. Rudolphi, E. Horn, E. Samson, H.-L. Schreiber, Systematischer Kommentar zum Strafgesetzbuch, 1989; StGB: Strafgesetzbuch; ZStW: Zeitschrift für die gesamte Strafrechtswissenschaft. 2 Hruschka, J., „Der Begriff der actio libera in causa und die Begründung ihrer Strafbarkeit — BGHSt 21, 381", JuS 1968, S. 555 ff.; ders., „Methodenprobleme bei der Tatzurechnung trotz Schuldunfähigkeit des Täters", SchwZStr 90 (1974), S. 58 ff.; ders., „Über Tun und Unterlassen und über Fahrlässigkeit", in: Arthur Kaufmann u. a. (Hrsg.), Festschrift für P. Bockelmann, München 1979, S.421 ff.; ders., „Ordentliche und außerordentliche Zurechnung bei Pufendorf', ZStW 96 (1984), S.661 ff.; ders., Strafrecht nach logisch-analytischer Methode: Systematisch entwickelte Fälle mit Lösungen zum Allgemeinen Teil, Berlin/New York, 2. Aufl. 1988, S. 323 ff.; Neumann, U., Zurechnung und „Vorverschulden". Vorstudien zu einem dialogischen Modell strafrechtlicher Zurechnung, Berlin 1985, S. 269; ders., „Konstruktion und Argument in der neueren Diskussion zur actio libera in causa", in: Strafgerechtigkeit: Festschrift für Arthur Kaufmann zum 70. Geburtstag, 1993, S. 581 ff.; Otto, H., „Actio libera in causa", Jura 1986, S. 426 ff.; Roxin, C., „Bemerkungen zur actio libera in causa", in: W. Küper u. a. (Hrsg.), Festschrift für Lackner, Berlin/New York 1987, S. 307 ff.; Hettinger, M Die actio libera in causa, Berlin 1988, S. 450 ff.; S/S-Lenckner, § 20 Rdnr. 35 ff.; Mir Puig, S., Derecho Penal, Parte General, 3. Aufl., Barcelona, S. 196 ff.; Rodriguez Monta nés, T., „Sindrome de abstiencia y actio libera in causa (Comentario a la STS 3 enero 1988)", PJ 1989, S. 143; Puppe, L, „Grundzüge der actio libera in causa", JuS 1980,
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anderen Frage beschäftigen, nämlich mit dem System von Rechtsregeln, das bei der Zurechnung zum Tragen kommt. Dabei gehen wir davon aus, daß über die Notwendigkeit der Bestrafung grundsätzlich Einigkeit besteht. Zunächst möchte ich hervorheben, daß ich hier ein eher neutrales und weitgestecktes ö//c-Konzept vertrete 3; weitgesteckt in dem Sinne, daß mit dem Begriff diejenigen Situationen erfaßt werden, die in zwei Phasen ablaufen: 1) Zuerst erzeugt der Täter vorsätzlich oder fahrlässig seine Unfähigkeit, strafrechtlich zur Verantwortung gezogen zu werden (actio praecedens). Dabei, d. h. während der Herbeiführung dieses Zustands, sieht er voraus oder sollte doch zumindest voraussehen, daß er in diesem Zustand (Defektzustand) ein konkretes Rechtsgut verletzen wird. 2) In einem zweiten Schritt verletzt der Täter dann das konkrete Rechtsgut (Defekthandlung), wobei er, im Prinzip, strafrechtlich nicht zur Verantwortung gezogen werden kann. Das Konzept ist auch deshalb neutral, weil es keine Beurteilung der verschiedenen Problemlösungen vorsieht. Diese sollten vielmehr unter Berücksichtigung anderer Kriterien, also nicht nur der begrifflichen Kriterien, gefunden werden. Ich vertrete damit die These, daß der geeignete Bezugspunkt einer alic jedes Element der Verbrechenslehre ist, dessen Vorliegen oder Fehlen herbeigeführt werden kann.
II. Die Strafe für die Selbstausschaltung einer strafrechtlich relevanten Fähigkeit, und darauf beruht schließlich das tf//c-Konzept, wurde bisher grundsätzlich aus drei verschiedenen Perspektiven zu erklären versucht 4: S. 347; Behrendt, H.-J., Affekt und Vorverschulden, Baden-Baden, 1983, S. 65 u. 101; Dencker, F., „Vollrausch und der ,sichere Bereich des § 21 StGB,*", JZ 1984, S. 454; SK-Rudolphi, H.-J., § 20 Rdnr. 28 b; Kindhäuser, U. K., Gefährdung als Straftat, Frankfurt 1989, S. 24 ff.; Joerden, J. C., Strukturen des strafrechtlichen Verantwortlichkeitsbegriffs: Relationen und ihre Verkettungen, Berlin 1988, S. 33 ff.; LK-Vogler, § 22, Rdnr. 107; Kühn-Päbst, G., Die Problematik der actio libera in causa, (Diss.), Mannheim 1984, S. 199 ff.; Zimmermann, R., Trunksucht, Breslau-Neukirsch 1934, S. 30; Kolz, H., Die Problematik der actio libera in causa. Zugleich ein Beitrag zur allgemeinen Verbrechenslehre, (Diss.) Frankfurt 1970, S. 81; Maurach, R., „Fragen der actio libera in causa", JuS 1961, S. 378; Schwinghammer, H., Die Rechtsfigur der actio libera in causa und ihr Anwendungsbereich über den Rahmen des § 51 StGB hinaus, (Diss.), München 1966, S. 40; Jakobs, G., Strafrecht Allgemeiner Teil. Die Grundlagen und die Zurechnungslehre, 2. Aufl., Berlin / New York, S. 506 ff.; Constadinidis, Α., Die „actio illicita in causa". Ein Beitrag zu den Voraussetzungen und Grenzen der strafrechtlichen Zurechnung eines Handlungserfolges sowie zur Problematik der provozierten Notwehr, Würzburg 1982, S. 71; Silva Sânchez, J. M. t „La estructura de la ,actio libera in causa4 en los delitos cometidos bajo un sindrome de abstinencia de drogas", LL 22-1-1988, S. 3 ff.; ders., El delito de omisión. Concepto y sistema, Barcelona 1986, S. 260 ff.; Alonso Alamo, M., „La acción „libera in causa"", ADPCP 1989, S. 55 ff. 3 Joshi Jubert, U., La Doctrina de la „actio libera in causa" en Derecho penai (Ausencia de acción ο inimputabilidad provocadas por el sujeto), Barcelona 1992.
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Α. Rein dogmatische Perspektive. Dieser Standpunkt versucht nicht, die Grundlagen der alic zu untermauern, sondern erkennt sie als gültige Figur unseres Strafrechts an. Es geht vielmehr darum, den Zeitpunkt festzulegen, zu dem die Merkmale, die eine Straftat charakterisieren, zusammentreffen: Tatbestandsmäßigkeit, Rechtswidrigkeit und Schuld. Die Lösungsvorschläge sind prinzipiell zwei: Es wird entweder die vorausgehende Handlung (actio praecedens)5 oder aber die Defekthandlung bestraft 6. Die Argumente, die von den Befürwortern oder Gegnern einer der beiden Möglichkeiten verwendet werden, sind rein „intrasystematischer" Art. So wird zum Beispiel argumentiert, daß der straftrechtlich wirklich relevante Sachverhalt in der vorangehenden Handlung liegt. Denn mit ihr wird ja die juristisch mißbilligte Gefahr herbeigeführt, und diese Handlung ist die Ursache des Erfolges. Die andere Seite geht davon aus, daß nur die Defekthandlung wirklich relevant ist, weil die Gefahr schließlich genau in diesem Moment verwirklicht wird, oder aber weil letztendlich die Defekthandlung das geschützte Rechtsgut direkt in Gefahr bringt. Diese Überlegungen können meiner Meinung nach nicht die Grundlagen der alic bilden. Dogmatische Problemstellungen dieser Art können erst dann gelöst werden, wenn bewiesen ist, daß die alic tatsächlich eine gültige, mit unserem Rechtssystem zu vereinbarende Figur ist. Wenn diese Beweisführung bei jeder anderen problematischen Strafrechtsfigur durchgeführt wird, so ist es unverständlich, warum ausgerechnet bei der alic anders vorgegangen werden sollte. Bevor zum Beispiel darüber diskutiert wird, zu welchem Zeitpunkt der Versuch bei der mittelbaren Täterschaft stattfindet, muß zunächst bewiesen werden, daß es sich tatsächlich um eine Form der Täterschaft handelt7. Genauso wenig sollte man versuchen festzulegen, wann der Versuch eines unechten Unterlassungsdelikts vorliegt, ohne vorher die mit den Grundlagen dieser Delikte in Verbindung stehenden Probleme gelöst zu haben. Das gleiche ist nun bei der alic der Fall: Bevor man sich mit den dogmatischen Fragen beschäftigt, sollte erst einmal über die Grundlagen entschieden werden. So sind die Lösungsvorschläge des Tatbestandsmodells und in einigen Fällen auch des Ausnahmemodells mehrheitlich auch nur das: Lösungsvorschläge, die 4 Darüber, Ibid. passim. — Andere Klassifizierung: Hruschka (Fn. 2); Neumann, Arth. Kaufmann-FS (Fn. 2), unterscheidet zwischen Vereinbarkeitsmodellen und Ausnahmemodellen. 5 DazuyJoshiJubert, U. (Fn. 3), S. 165 ff. mit Literaturangaben; Roxin, C., Strafrecht, Allgemeiner Teil, Bd. I, München 1992, S. 576 ff. 6 Jescheck, Η. H., Lehrbuch des Strafrechts, Allgemeiner Teil, 4. Aufl. Berlin 1988, S. 403; Kiihn-Päbst, G. (Fn. 2), S. 199 ff.; Küper, W., „Aspekte der,actio libera in causa4. Ein Dialog", in: J. Kerner u. a. (Hrsg.), lòiminologie — Psychiatrie — Strafrecht. Festschrift für H. Leferenz, Karlsruhe 1983, S. 573 ff. 7 Das gilt für Länder wie Spanien, in denen diese Figur nicht geregelt ist. Auch für das „Tun durch Unterlassen".
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als solche diskutiert werden sollten. Sie können also nicht als Vorschläge betrachtet werden, die die Grundlagen der alic schaffen wollen, gehen sie doch im Gegenteil davon aus, daß es sich bei der alic um eine im jetzigen Strafrecht gültige Figur handelt. B. Verschiedene Lösungsvorschläge, die auf den Theorien zum Schuldbegriff basieren. Wie bereits erwähnt, versuchen in letzter Zeit verschiedene Autoren, eine Antwort auf die Problematik innerhalb des Schuldbegriffs zu finden. Nach Ansicht einiger sollte die Lösung des a//oProblems auf einem funktionalen Schuldbegriff basieren 8, während andere die Ansicht vertreten, daß nur ein im klassischen Sinne verstandener Schuldbegriff die Grundlage für die alic bilden kann 9 . Wie leicht zu bemerken ist, kommt man von demselben Schuldbegriff ausgehend dennoch zu gegensätzlichen Ergebnissen, und von verschiedenen Konzepten ausgehend gelangt man dennoch zur gleichen Erkenntnis. Die vielen Ergebnisse, zu denen man bei der Auslegung des Schuldbegriffs gelangt, sind aber nicht der Grund dafür, daß er nicht dazu herangezogen werden kann, die Grundlagen der alic zu definieren. Die Schuld an sich bildet einfach keine gute Grundlage, weil die alic nicht nur eine Frage der Schuld ist. Wer eine alic begeht, führt etwa die eigene Zurechnungsunfähigkeit herbei, der Defektzustand kann sich aber auch aus der fehlenden Handlungsfähigkeit oder aus dem Mangel an einem anderen konstitutiven Verbrechenselement ergeben. Von unserem Standpunkt aus handelt es sich bei der alic eher um ein Problem globaler Struktur, das sich nicht einer ganz bestimmten Kategorie der Straftat zurechnen läßt. Das soll nicht heißen, daß der jeweils vertretene Schuldbegriff nicht doch in irgendeiner Weise die Entscheidungen beeinflußt, die in den Fällen getroffen werden, in denen es um die Herbeiführung der Schuldunfähigkeit geht. Schlußfolgernd kann man davon ausgehen, daß auch die Theorien, die sich mit den Strukturen der hier behandelten Problematik befassen und auf einem bestimmten Schuldbegriff basieren, nicht dazu dienen, ihre Grundlagen zu definieren. C. Wieder andere schließlich suchen die Antwort auf das Problem im Bereich der Normentheorie. Hier beziehen wir uns vor allem auf die Arbeiten von Hrusch-
8 Streng, F., „Schuld ohne Freiheit? — Der funktionale Schuldbegriff auf dem Prüfstand", ZStW 101 (1989), S. 308 ff.: „ . . . daß Schuld eine Zuschreibung aufgrund von Stabilisierungsbedürfnissen der Mitbürger darstellt . . .", „ . . . eine solche Ausdehnung der Tat i. S. v. § 20 StGB zur Schaffung einer lebensnahen Bewertungseinheit ermöglicht eine zutreffende Bewertung der sozialen Relevanz der Tat und damit eine adäquate Schuldzuschreibung", S. 311. 9 Schünemann, B.t „Die Entwicklung der Schuldlehre in der Bundesrepublik Deutschland, in: H.-J. Hirsch u. a. (Hrsg.), Strafrecht und Kriminalpolitik in Japan und Deutschland, 1989, S. 149 ff.
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ka, Joerden, Kindhäuser und Neumann 10 . Sie alle stimmen darin überein, daß sie jeden Vorschlag von vornherein ablehnen, der auf den Straftatmerkmalen basiert. In diesem Punkt muß man diesen Autoren recht geben; ihre sehr suggestiven Vorschläge verdienen es jedoch, genauer untersucht zu werden. Ich werde im folgenden versuchen, kurz die, meiner Ansicht nach, wichtigsten Merkmale dieser Theorien vorzustellen, um dann die Punkte hervorzuheben, die mir die meisten Zweifel verursachen. Das Strafrechtssystem beinhaltet nicht nur die Pflichten, die in den primären Verhaltensnormen ihren Ausdruck finden. Die Strafrechtsordnung umfaßt außerdem Obliegenheiten. Das Konzept der Obliegenheit, ihre Bedeutung und ihre Herkunft sind umstrittene Fragen. Dennoch herrscht unter den Autoren, die davon ausgehen, daß sich aus der Strafrechtsordnung auch Obliegenheiten ergeben, grundsätzlich Übereinstimmung in den wichtigsten Fragen. Die Pflichtwidrigkeit führt zu einer ordentlichen Zurechnung der Tat, während die Obliegenheitsverletzung eine außerordentliche Zurechnung zur Folge hat. Das kann sich daraus ergeben, daß man eine analoge Anwendung allgemeiner Zurechnungsregeln erlaubt oder auch daraus, daß völlig andere Regeln angewendet werden. Die ordentliche Zurechnung findet dann statt, wenn die Person in dem entscheidenden Moment in der Lage ist, den Erfolg ihres Handelns zu vermeiden oder die vorgeschriebene Handlung durchzuführen. Eine außerordentliche Zurechnung erfolgt immer dann, wenn die fragliche Person im entscheidenden Moment nicht in der Lage ist, den Erfolg ihres Handelns zu vermeiden oder die vorgeschriebene Handlung durchzuführen, die Person aber dafür verantwortlich gemacht werden kann, daß sie sich in dieser Lage des Unvermögens oder der Unfähigkeit befindet. Die außerordentliche Zurechnung dient also dazu, das Zurechnungsurteil in den Fällen des „zurechnungsrelevanten Vorverschuldens" zu treffen und ersetzt ein konstitutives Element der Straftat durch ein Surrogat. Zusammengefaßt erlaubt also die Annahme einer Obliegenheitsverletzung ein Verschulden gegen sich selbst und hilft damit, unverantwortliches Handeln zu verhindern. Für die anschließende Diskussion möchte ich mehrere Fragen stellen: Erstens nach der Herkunft und dem Inhalt der Obliegenheit, zweitens nach dem Rang, den die Obliegenheit innerhalb des Strafrechtssystems einnimmt, und zuletzt nach der Vereinbarkeit dieser Vorschläge mit dem Schuld- und Koinzidenzprinzip. (Ich bin allerdings der Meinung, daß die eventuelle Verletzung des Legalitätsprinzips diese Theorien nicht entwerten würde, denn die Einhaltung dieser Legalität betrifft nur die Möglichkeit, diese Konstruktionen innerhalb des jetzt gültigen Rechts zuzulassen, sagt jedoch weder etwas über ihre konzeptuelle Richtigkeit noch über ihre kriminalpolitischen Auswirkungen aus). 10 Fn. 2
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1. Herkunft und Inhalt der Obliegenheiten: Eine erste Möglichkeit besteht darin, die Obliegenheiten aus den primären Verhaltensnormen, Verboten und Geboten abzuleiten11. Das wirft jedoch Zweifel auf, vor allem bezüglich der konkreten Art und Weise, in der man zu den Obliegenheiten kommt. Es ist nämlich nicht möglich, die Obliegenheiten mittels rein logischer Methoden aus den Pflichten abzuleiten. Von der Primärnorm „Töten ist verboten" ist es sehr schwer, nur vermittels der Logik auf die Obliegenheit „Sich nicht freiwillig der Einhaltung der Primärnorm entziehen" zu kommen. Es wäre zwar auch möglich, auf die Obliegenheit mit Hilfe einer synthetischen Methode zu kommen. Da diese jedoch nicht nur auf logischen Schlußfolgerungen basiert, müßten auch teleologische Argumente herangezogen werden, um ihre Tragfähigkeit nachzuweisen. Diese wiederum zwingen den Juristen dazu, auf einem sehr hohen dogmatischen und kriminalpolitischen Niveau zu argumentieren, will er nicht in den Verdacht geraten, parteiisch zu sein. Eine zweite, ganz andere Möglichkeit besteht darin, die Obliegenheiten aus dem Zweck der Sanktionsnormen abzuleiten12, wenn dieser Zweck darin besteht sicherzustellen, daß die Normadressaten sich zu rechtmäßigem Verhalten motivieren lassen. Dabei möchte ich vor allem darauf aufmerksam machen, daß bei dieser Betrachtungsweise das Ziel der Sanktionsnormen mit dem der Verhaltensnormen übereinstimmt. Wenn andererseits die Obliegenheit in der, und hier wiederhole ich bewußt, Obliegenheit einer Person besteht, bestimmte strafrechtlich relevante Fähigkeiten beizubehalten, dann schränkt man in Wirklichkeit den Handlungsrahmen der Subjekte durch Regeln ein, die eher Verhaltensnormen gleichen. Ein weiterer Einwurf ließe sich wie folgt formulieren: Falls der Täter einer alic keine Primärnorm verletzt (eàìc-Handlungsunfàhigkeit ) und die Obliegenheit von keiner Verhaltensnorm abgeleitet ist, sondern nur von der Sanktionsnorm, dann fehlt, wenn die Obliegenheit verletzt wird, die Voraussetzung für die Wirksamkeit der Sanktionsnorm. Ich glaube, daß sich die Obliegenheit leichter aus den Primärnormen ableiten läßt, wenn man teleologische Überlegungen hinzuzieht, womit ich sagen will, daß die Obliegenheit nicht einfach durch eine Analyse der Pflichtaussage gewonnen werden kann. Es ist notwendig, den Zweck des Strafrechts heranzuziehen, das heißt in erster Linie den Zweck der Primärnorm. Auf diese Art und Weise kann man herausfinden, wo die Pflicht endet und die Obliegenheit beginnt. Setzen wir also für einen Moment die Existenz der Obliegenheit voraus; oder besser, setzen wir voraus, daß der Täter einer actio libera in causa eine Obliegenheit verletzt. Lösen wir mit Hilfe dieser Hypothese unsere Probleme oder werden vielmehr neue aufgeworfen? Sehen wir also, wozu sie führt: Wir benutzen für n Hruschka (Fn. 2); Joerden (Fn. 2). 12 Kindhäuser (Fn. 2).
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unsere Analyse das klassische Beispiel des Täters, der sich betrinkt, um so leichter seinen Feind töten zu können, da er weiß, daß er im Rauschzustand äußerst gefährlich und gewalttätig wird. Nach dem hier analysierten Standpunkt verletzt der Täter direkt keine Pflicht, sondern eine Obliegenheit, nämlich die Obliegenheit, sich nicht in einen Rauschzustand zu bringen, wenn aus einer objektiven ex-ante-Perspektive die Gefahr besteht, daß der Berauschte im Rauschzustand eine tatbestandsmäßige und rechtswidrige Tat begeht13. Diese Obliegenheit leitet sich aus der Primärnorm ab, in unserem Beispiel aus der Norm, die es verbietet zu töten ,4 . Diese Überlegungen werfen einige Zweifel für mich auf, bin ich doch der Ansicht, daß in Fällen wie dem hier analysierten, also in Fällen der alic-Zurechnungsunfähigkeit, das Subjekt vor allem die Primärnorm verletzt: die Merkmale des Unrechtstatbestandes sind gegeben, es handelt sich um eine tatbestandsmäßige und rechtswidrige Tat. Damit möchte ich das Folgende zum Ausdruck bringen: Wenn man, wie die hier analysierte Ansicht, dabei bleibt, daß die tatbestandsmäßige und rechtswidrige Tat die ist, die im Zustand der Zurechnungsunfähigkeit begangen wurde, dann benötigt man kein Surrogat der Primärnorm, da der Tatbestand dieser Norm rechtswidrig erfüllt ist. Vielmehr muß das fehlende Verbrechenselement gesucht werden: Ein Surrogat der Schuld. Mit anderen Worten: Alle Merkmale, die eine Zurechnung auf einer ersten Stufe erlauben, sind vorhanden. Wenn einige Modelle der außerordentlichen Zurechnung von Obliegenheiten sprechen, die von den primären Pflichten abgeleitet sind, und zwar auch in den Fällen der a//c-Zurechnungsunfähigkeit, dann zeigt das, daß auch sie aus ihrer Perspektive heraus richtig einschätzen, daß es sich bei der alic um ein Problem von globaler Struktur handelt. Selbst wenn man akzeptiert, daß die verletzte Obliegenheit ein Surrogat der ebenfalls verletzten Primärnorm ist, stellt sich ein anderes Problem: die Präzisierung des konkreten Inhalts der Obliegenheit. 2. Die Rechtsnatur der Obliegenheiten. Es gibt verschiedene Ansichten zu diesem Thema, man kann aber davon ausgehen, daß es sich um „sekundäre" Verbote und Gebote oder um logische Regeln oder Regeln strafrechtlicher Zurechnung handelt, die die Rechtsnatur einer Metanorm haben15. Hier möchte ich zunächst nur eine Feststellung machen: Wenn die Obliegenheitsverletzung keine Pflichtverletzung beinhaltet, so fehlt die Voraussetzung für die Anwendung der Sanktionsnorm, und das erscheint mir grundsätzlich richtig. Wenn es aber tatsächlich für die Anwendung einer Sanktionsnorm notwendig ist, daß eine Pflicht 13 So Hruschka, Strafrecht, (Fn. 2):"Es ist grundsätzlich untersagt, sich in einen nach § 20 StGB relevanten Rauschzustand zu versetzen, wenn — objektiv ex ante gesehen — die Gefahr besteht, daß der Berauschte im Rausch eine deliktstatbestandsmäßige und rechtswidrige Tat begehen wird", S. 294. 14 Es ist keine analytische Ableitung, sondern eine synthetische. Darüber: Hruschka, Strafrecht (Fn. 2), S. 394. is Hruschka, Strafrecht, (Fn. 2); Neumann (Fn. 2), Joerden (Fn. 2); Kindhäuser (Fn. 2).
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verletzt wurde, dann hat es nur Sinn, die vorgeschriebene Strafe in diesen Fällen zu verhängen, wenn man der Ansicht ist, daß die Obliegenheit auf irgendeine Weise Teil des Verbots ist. Damit möchte ich sagen, daß die Konsequenzen, die aus der Obliegenheitsverletzung gezogen werden, dann zu Recht gezogen werden, wenn sie wie ganz bestimmte Äußerungen der Pflicht an sich verstanden wird; das heißt, wenn sie Teil des Pflichtbegriffs ist. 3. Actio libera in causa, Koinzidenz- und Schuldprinzip. Von dem Moment an, in dem man über das beste System der Zurechnungsregeln diskutiert, sollten keine Zweifel mehr über die Vereinbarkeit der actio libera in causa mit dem Schuldprinzip herrschen. Eine solche Diskussion sollte dem allenfalls vorausgehen. Sollte eine Verletzung des Schuldprinzips angenommen werden, so sollte man auch die Straflosigkeit für diese Fälle vorsehen. Eine ausdrückliche Referenz im Strafgesetzbuch würde das Schuldprinzip auch weiterhin verletzen. Was das Koinzidenzprinzip angeht, sehen die Dinge anders aus. Innerhalb der Rechtslehre herrscht im wesentlichen Übereinstimmung darüber, daß der Täter im Moment der Tat schuldig sein muß. Es geht vielmehr darum, die Bedeutung dieses Prinzips herauszufinden und nachzuweisen, welche Theorie das Prinzip am ehesten respektiert 16. Ich glaube, daß die Gleichzeitigkeit zwischen allen Deliktskategorien bestehen muß: zwischen allen Elementen des Unrechts, zwischen Unrecht und Schuld. Daher kann die „Tat", von der aus man zur Schuldaussage gelangt, nur eine Unrechte Tat sein, und somit können die Theorien, die die Grundlagen der Zurechnung in der actio libera in causa selbst suchen, nur sehr schwer die Forderungen nach Koinzidenz respektieren: Denn in diesem Moment fehlt ein für die Zurechnung wichtiges Merkmal der Straftat. Selbst wenn man das Surrogatskonzept heranzieht, ergeben sich Schwierigkeiten. Wenn ich es richtig sehe, ist es das Ziel des Surrogats, das fehlende Element durch ein anderes zu ersetzen, das ein Verschulden gegen sich selbst begründet. Nur wird dieses andere Element zeitlich im Moment der actio libera und nicht in dem der actio libera in causa verwirklicht.Wenn also die Obliegenheit, die verletzt wird, ein Surrogat der primären Pflicht ist und darin besteht, eine bestimmte Fähigkeit nicht besessen zu haben, so kann das nur im Moment der actio libera gefordert werden, denn das ist der Moment, in dem Unrecht und Schuld gleichzeitig auftreten. Wenn das jedoch der Fall ist, haben wir es nicht mehr mit einem Ausnahmemodell im engsten Sinne zu tun. Und auch den Theorien, die von einem umfassenden Tatbegriff ausgehen, anders als das bei einer Unrechten Tat der Fall ist, gelingt es nicht, das Problem der Forderung nach Koinzidenz zufriedenstellend zu lösen. Wer es für ausreichend hält, die Schuld zum Zeitpunkt der vorbereitenden HandAndere Interpretationen des Koinzidenzprinzips in: Streng (Fn. 8) S. 273 ff.; Schmidhäuser, E., Die actio libera in causa: ein symptomatisches Problem der deutschen Strafrechtswissenschaft, Hamburg 1992; Neumann, U., Arth. Kaufmann-FS (Fn. 2); Kindhäuser, (Fn. 2).
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lung oder sogar vorher zu suchen, nimmt dem Simultanitätsprinzip seinen Inhalt und seine eingrenzende Bedeutung.
III. D. Zurechnungsregeln in Fällen einer actio libera in causa: zwischen ordentlicher und außerordentlicher Zurechnung. 17 Meiner Meinung nach können die Grundlagen der alic nur über ein materielles Identitätsprinzip mit der actio libera in se festgelegt werden, so wie es auch bei der mittelbaren Täterschaft und bei Unterlassungsdelikten der Fall ist. Das heißt, die alic kann insoweit bestraft werden, als sie im gleichen materiellen Sinn einen Angriff auf und eine Gefahr für ein Rechtsgut darstellt, wie jedes andere strafrechtlich verfolgte Fehlverhalten. Andererseits sollte sie formal eine der im Besonderen Teil vorkommenden Tatbestände verwirklichen. Die Rechtslehre hat manchmal herausgestellt, daß die alic der actio libera in se gleichzustellen sei. Das ist zwar grundsätzlich richtig, darf aber nicht dazu führen, beide Konzepte strafrechtlich gleich zu behandeln. Es ist vielmehr wichtig, die Komponenten herauszufinden, die eine solche Gleichstellung ermöglichen würden. Mit anderen Worten: es geht darum, die Voraussetzungen zu finden, die es ermöglichen, den Täter der alic für die Verletzung oder Gefährdung eines Rechtsguts durch eine Defekthandlung zu bestrafen. Wenn man eine actio libera in causa-Situation, eine actio libera in se-Situation und eine Situation vergleicht, in der die Person eine Handlung in einem nicht von ihr herbeigeführten Defektzustand begeht, so kommt man zu folgendem Ergebnis: Der grundsätzliche Unterschied zwischen der ersten Situation einerseits und der zweiten und dritten andererseits ist bei der alic die Herbeiführung der sogenannten Defektsituation durch die Selbstausschaltung einer strafrechtlich relevanten Fähigkeit. Das ist außerdem genau die Komponente, die diese Fälle verwerflich macht. Ich glaube, daß die Herbeiführung der Zurechnungsunfähigkeit die Komponente ist, die eine Gleichstellung ermöglicht, denn in den hier behandelten Fällen ist es tatsächlich diese Herbeiführung, die die Grundlage für die Zurechnung darstellt. Dennoch bleibt selbstverständlich der Gegenstand dieser Zurechnung die Ausführung des Tatbestands von einer ex-post-Perspektive aus betrachtet. Ohne diese vorausgehende Herbeiführung würde die Figur der actio libera in causa nicht existieren. Wer sich zum Beispiel bis zur Zurechnungsunfähigkeit betrinkt und die konkreten Folgen seines Handelns nicht wahrnimmt, ja noch nicht einmal wahrnehmen kann, führt nicht seine Zurechnungsunfähigkeit herbei, und somit fehlt die Komponente, die eine Gleichstellung mit der actio libera in se erlauben würde. Genauer gesagt: Einerseits ist die Herbeiführung des Unfähigkeitszustands wesentlich für das α//c-Konzept, andererseits ist nicht jede Herbei17 Darüber, Joshi Jubert, (Fn. 3).
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führung eine relevante Herbeiführung. Damit die Eliminierung einer strafrechtlich relevanten Fähigkeit (Handlungsfähigkeit, Zurechnungsfähigkeit, usw.) und die nachfolgende Verletzung eines Rechtsgut der Verletzung, die von einem zurechnungsfähigen Subjekt begangen wurde, gleichgestellt werden kann, muß diese Herbeiführung eine Reihe von Bedingungen erfüllen. Dies sind folgende: Objektiv ist es notwendig, daß: 1. die Herbeiführung des Zustands der Unfähigkeit eine direkte Gefahr für ein bestimmtes Strafrechtsgut darstellt, selbst wenn sie mittelbar ist (ex-anteB etrachtungs weise) ; 2. die Schaffung dieser Gefahr muß direkt mit der Herbeiführung in Verbindung zu bringen sein (ex-post-Betrachtungsweise); 3. das Subjekt muß einen Zustand herbeiführen, in dem es ihm in der Folge, sollte kein anderer Faktor auftreten, unmöglich oder fast unmöglich ist (mit einer fast hundertprozentigen Sicherheit unmöglich ist), die von ihm herbeigeführte Gefahrensituation unter Kontrolle zu halten. Diese Bedingungen müssen sowohl bei der actio libera in causa (in agendo und in omittendo) als auch bei den zwei Modalitäten in agendo und in omittendo der omissio libera in causa gegeben sein. Wir vertreten also, daß die Herbeiführung des Zustands der Unfähigkeit gleichzeitig die Schaffung einer bestimmten und konkreten Gefahr für ein ebenfalls bestimmtes Strafrechtsgut und den Verlust der vollen Verantwortungsfähigkeit in bezug auf diese Gefahr bedeutet. Das ist die objektive Seite der Herbeiführung, sie ist aber nicht ausreichend für eine volle strukturelle Gleichstellung mit den anderen Delikten. Dazu werden vielmehr weitere subjektive Merkmale benötigt. So muß subjektiv die Herbeiführung ebenfalls eine Reihe von Bedingungen erfüllen, die sich von der Notwendigkeit ableiten, daß der Handelnde zumindest in der Lage sein muß, die folgenden Extreme vorauszusehen: 1. daß sein Verhalten eine seiner strafrechtlich relevanten Fähigkeiten ausschaltet; 2. daß er mit der Herbeiführung dieses Zustands eine konkrete Gefahr für ein konkretes Rechtsgut schafft; 3. daß er im Defektzustand, also im Zustand der Handlungsunfähigkeit, der Schuldunfähigkeit etc., mit fast hundertprozentiger Sicherheit ein bestimmtes Strafrechtsgut verletzen wird, das er vorher in Gefahr gebracht hat und daß er in diesem vorausgehenden Moment in der Lage ist zu erfassen, daß er im Moment der Tat diese Gefahr dann nicht mehr verhindern kann. Diese Merkmale müssen meiner Meinung nach bei jeder α/z'c-Modalität zusammentreffen. Ist das nicht der Fall, so kann man nicht von der strukturellen Identität mit der actio libera in se sprechen, und somit wäre eine Bestrafung nicht möglich.
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Wenn also die Herbeiführung dieses Zustands oder besser die Autoeliminierung einer strafrechtlich relevanten Fähigkeit des Subjekts diese Bedingungen erfüllt, kann man davon sprechen, daß das Subjekt direkt den Strafrechtsimperativ oder die an die Bürger gerichtete Primärnorm verletzt. Sieht man die Norm als Motivierungsnorm an, die die Bürger dazu motiviert, ein bestimmtes, als direkt gefährlich angesehenes Verhalten zu vermeiden, oder sie dazu bringen soll, ein bestimmtes Verhalten des Rechtsgüterschutzes zu entwickeln, dann ist es tatsächlich unvermeidlich, daß diese Norm auch in Form von Verboten und Geboten alle diejenigen Verhaltenweisen umfaßt, die direkt dazu führen, daß die Fähigkeit, motiviert zu werden, ausgeschaltet wird. Das heißt, Verbote und Gebote beziehen sich auf jene Verhaltensweisen, die direkt und unmittelbar zur Verletzung eines Rechtsgutes führen, das geschützt werden soll. Sie betreffen aber auch jene anderen Verhaltensweisen, durch die das Subjekt die Möglichkeit ausschaltet, durch die Norm angesprochen zu werden. Würde man diesen anderen Inhalt nicht berücksichtigen, so würde man dem Zweck, den die Normen verfolgen, nicht nur weniger Bedeutung geben, sondern ihn vielleicht völlig aufheben. Der Gesetzesumgehung würde damit freie Hand gegeben und jeder könnte sich durch eine entsprechende Vorgehensweise dem motivierenden Charakter der Strafnormen und ihrer korrekten Aufnahme entziehen. Schlußfolgernd kann man sagen, daß die Herbeiführung des Defektzustandes, die die beschriebenen objektiven und subjektiven Bedingungen erfüllt, direkt die Primärnorm verletzt. Daher kann davon ausgegangen werden, daß besagte relevante Herbeiführung die Grundlage der Strafzurechnung bildet.
Summary The article considers the justification for punishing an „actio libera in causa". It proceeds from a broad notion of „actio libera in causa", whereby the term relates to all offense elements whose existence or non-existence can be brought about by the actor. The author is of the opinion that the problem presented here cannot be solved by assuming a purely dogmatic perspective or by relying merely on the concept of culpability. A multitude of difficulties confront even a normative theoretical approach. This type of approach attempts to explain the actio libera in causa by comparing it to the failure to fulfill a condition precedent for obeying a norm (Obliegenheitsverletzung), whereby the condition precedent exists in addition to the duties entailed by the primary rules of conduct. These difficulties relate to deriving the condition precedent itself, to explaining the legal nature of the precedent and to satisfying the principle requiring temporal coincidence between voluntary conduct and prohibited harm. The author contends that punishing an „actio libera in causa" can only be justified if one can show that the actio libera in causa represents an attack on, and a danger for, a legally protected 22 Jahrbuch für Recht und Ethik, Bd. 2 (1994)
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interest in the same sense as is represented by the „actio libera in se". Decisive as to whether this similarity is given is the way in which the actor brought about his inability to be held responsible for the criminal act, namely how he caused his own personal defect. Moreover, the article discusses the objective and subjective requirements relevant for evaluating how this personal defect was brought about.
Zur Rechtfertigung von Pflicht- und Obliegenheitsverletzungen im Strafrecht Urs Kindhäuser
I. Problemstellung Die Frage, die im folgenden zu beantworten versucht wird, lautet: Lassen sich strafrechtliche Obliegenheitsverletzungen rechtfertigen, und — wenn ja — wie verhält sich diese Rechtfertigung zu der Rechtfertigung strafrechtlicher Pflichtverletzungen? Die Beantwortung dieser Frage setzt eine Reihe von Antworten auf grundlegendere Fragen voraus. Zunächst ist zu klären, wie Pflichten im Strafrecht konstituiert und ihre Verletzungen zugerechnet werden. In diesem Kontext wird sich zeigen, daß das Strafrecht bei der Zurechnung einer Pflichtverletzung unter bestimmten Bedingungen eine Ausnahme vom Grundsatz impossibilium nulla est obligatio zuläßt. Diese Ausnahme wird dann gemacht, wenn das Subjekt der Zurechnung eine Obliegenheit verletzt hat. Ein Zurechnungsmodell, das solche Ausnahmen zuläßt, soll skizzenhaft vorgestellt werden. Aus einem Vergleich der Strukturmerkmale von Pflichten und Obliegenheiten wird sich dann unschwer die Ausgangsfrage nach der Möglichkeit und gegebenenfalls nach den Besonderheiten der Rechtfertigung von Obliegenheitsverletzungen beantworten lassen. Die Beantwortung der aufgeworfenen Fragen ist keine spezifisch rechtliche oder gar nur strafrechtliche Angelegenheit, sondern ein Strukturproblem jedes hinreichend ausdifferenzierten Zurechnungssystems, also auch ein Strukturproblem der Moral. Die Beschränkung auf das deutsche Strafrecht ist jedoch insoweit erhellend, als hier — im Gegensatz etwa zu ethischen Systemen — Verbote und rechtfertigende Erlaubnisse wie auch wesentliche Zurechnungsregeln schriftlich fixiert sind und die Probleme zudem große praktische Bedeutung haben. Das Strukturproblem, um das es geht, sei zunächst anhand eines Beispiels verdeutlicht: Der Bademeister Β kann nur unter größter körperlicher Anstrengung den Ertrinkenden E retten. Infolge der Rettungsaktion ist Β so erschöpft, daß er bei einem sich kurze Zeit später ereignenden Notfall nicht mehr rechtzeitig zur Unglücksstelle schwimmen und den Badenden Ν vor dem Ertrinken retten kann. Hat sich Β wegen der Nichtrettung des Ν strafbar gemacht?1 Notwendige Bedin» Strafrechtlich geht es um die Frage, ob sich der Bademeister wegen einer fahrlässigen Tötung durch Unterlassen nach §§ 222, 13 StGB strafbar gemacht hat. Der Bademeister ist auf Grund seiner Dienstaufgaben ein sogenannter Garant für das Leben der Badenden. 2*
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gung der Strafbarkeit des Β ist eine Zurechenbarkeit der Nichtrettung des Ν als rechtswidrige Tötung durch Unterlassen. Ist die Nichtrettung des Ν dem Β nicht in diesem Sinne zurechenbar, so scheidet eine Strafbarkeit von vornherein aus. Beurteilt man den Beispielsfall nach strafrechtlichen Kriterien, so sind zwei Umstände von besonderer Bedeutung. Zum einen ist die Rettung des Ν ein gebotenes Verhalten; Β hatte keine Erlaubnis, diese Rettung zu unterlassen2. Zum anderen hat Β zwar einen Rettungsversuch unternommen, diesen aber nicht erfolgreich durchführen können; Β erkannte zu dem Zeitpunkt, zu dem er hätte wirksam helfen müssen, daß er hierzu, selbst wenn er wollte, nicht (mehr) in der Lage war. Das Zurechnungsproblem in unserem Beispielsfall betrifft somit die Frage, ob Β für den Tod des Ν deshalb nicht strafrechtlich verantwortlich ist, weil er unfähig sein durfte, das Gebot, Ν zu retten, zu erfüllen. Allgemeiner formuliert: Kann die Unfähigkeit zur Befolgung einer Norm gesondert3 erlaubt sein? Zur Vorbereitung der Antwort auf diese Frage bedarf es eines Blicks auf das Verhältnis von Sollen und Können im Strafrecht.
II. Norm und Zurechnung Unter einer Straftat ist die strafrechtliche Verantwortlichkeit für ein bestimmtes verbotenes Verhalten 4 zu verstehen. Daraus folgt, daß die Straftat mit Hilfe zweier Regelsysteme konstituiert wird: zum einen mit Regeln, die die Bedingungen nennen, unter denen ein Verhalten als verboten 5 anzusehen ist, und zum anderen mit Regeln, die die Bedingungen nennen, unter denen Verantwortlichkeit für dieses verbotene Verhalten zugeschrieben wird 6 . Regeln, mit denen etwas als verboten oder erlaubt, schlecht oder gut beurteilt wird, haben sprachlogisch einen vorschreibenden (präskriptiven) oder bewertenden (axiologischen) Charakter und können als (Verhaltens-)Normen bezeichnet werden. Der Inhalt der Normen ist den Strafvorschriften des Besonderen Teils des Strafgesetzbuchs zu 2 Es sind weder die Voraussetzungen einer Notwehr (§ 32 StGB) oder eines rechtfertigenden Notstands (§34 StGB) noch die Voraussetzungen einer rechtfertigenden Pflichtenkollision gegeben; letztere verlangt eine Gleichrangigkeit und Gleichzeitigkeit der zu erfüllenden Pflichten, vgl. unten Abschn. IV und V. 3 Das heißt: Unabhängig von der Geltung der Norm (des Gebots) in diesem Fall. 4 Die Besonderheiten des strafbaren Deliktsversuchs seien im folgenden außer acht gelassen. Beim Versuch geht der Täter irrig davon aus, daß sein Verhalten den Tatbestand eines Verbots erfüllt; der Versuch hat alle Merkmale einer Pflichtverletzung, nur fehlt bei ihm die objektive Realisierung des verbotenen Verhaltens. 5 Die folgenden Ausführungen beschränken sich weitgehend auf Verbote und Erlaubnisse, in die sich Gebote und Freistellungen nach dem Benthamschen Normenquadrat leicht transformieren lassen. 6 Diese Unterscheidung entspricht der Unterscheidung von „conduct rules" und „decision rules"; zu den geistesgeschichtlichen Wurzeln dieser Differenzierung vgl. Hruschka, „Verhaltensregeln und Zurechnungsregeln", Rechtstheorie 1991, S. 449 ff.
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entnehmen7. Zweck der strafrechtlichen Normen ist der Schutz solcher Güter, die die freie persönliche Entfaltung des einzelnen in der Gesellschaft ermöglichen8. Ein Beispiel hierfür ist der Schutz des Lebens durch das Tötungsverbot. Nun sagen die strafrechtlichen Verhaltensnormen lediglich, welche Eigenschaften ein Verhalten aufweisen oder nicht aufweisen soll. Die Verhaltensnormen sagen aber nicht, in welchem Maße ihr Adressat an sie gebunden ist, das heißt, in welchem Maße er sein Können für normgemäßes Verhalten einsetzen muß. Dem Tötungsverbot etwa ist nicht zu entnehmen, was der Täter intellektuell, physisch und psychisch können muß, um den Tod eines Menschen zu vermeiden oder zu verhindern. Die Antwort auf diese Frage geben vielmehr die strafrechtlichen Zurechnungsregeln, also diejenigen Regeln, deren Voraussetzungsteil festlegt, unter welchen Bedingungen Strafe als Rechtsfolge zu verhängen ist: Strafbar ist, wer sich in einer dem Strafzweck widersprechenden Weise von der Verbindlichkeit der Verhaltensnorm distanziert hat. Zweck der Zurechnungsregeln ist die Durchsetzung der faktischen Geltung — das heißt der weitgehend handlungswirksamen Anerkennung — der strafrechtlichen Normen. Strafe ist demnach zu verhängen, wenn der Adressat einer Norm durch sein Verhalten ausdrückt, daß eben diese Norm für ihn nicht gilt, also unverbindlich ist. Durch das Strafübel wird die in der Straftat zum Ausdruck gebrachte Minderung des Anerkennungswertes der Norm symbolisch vergolten. Außerdem soll die Bestrafung deutlich machen, daß der Normwiderspruch des Täters nicht hingenommen wird und daß auf die Verbindlichkeit der Verhaltensnorm weiterhin vertraut werden kann 9 . Um eine Norm handlungswirksam anerkennen zu können, muß der Adressat fähig sein, das Gesollte als Gewolltes in die Tat umzusetzen. Der Adressat muß einerseits physisch und intellektuell in der Lage sein, das Gesollte zu realisieren. Zum anderen muß der Adressat die Norm als das Gesollte erkennen und psychisch zum dominanten Motiv seines Handelns machen können. Die Fähigkeit, ein Ziel intellektuell und physisch zu realisieren, sei Handlungsfähigkeit genannt, und die Fähigkeit, ein Motiv handlungswirksam zu bilden, sei als Motivationsfähigkeit bezeichnet. Diese beiden Fähigkeiten sind die Grundlage der Zuschreibung strafrechtlicher Verantwortlichkeit 10 . Wer handlungsfähig ist, eine Norm zu befolgen, dies aber nicht tut, handelt pflichtwidrig. Und wer die Fähigkeit hat, das Motiv zu bilden und zu realisieren, eine Norm zu befolgen, dieses Motiv aber nicht bildet oder realisiert, handelt schuldhaft. ? Die sogenannten Deliktstatbestände des Strafgesetzbuchs geben den Inhalt der Verhaltensnormen in kontradiktorischer Formulierung wieder. s Zum Begriff des Rechtsguts und seiner Verletzung vgl. Kindhäuser, Gefährdung als Straftat, Frankfurt/M. 1989, S. 137 ff, mit weiteren Nachweisen. 9 Ausführlich hierzu Kindhäuser, „Personalität, Schuld und Vergeltung", Goltdammer's Archiv für Strafrecht 1989, S. 493, 502 ff. 10 Vgl. Kindhäuser (Fn. 8), S. 34 f, 41 ff.
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Die Straftat wird in folgenden logischen Schritten konstituiert. Zunächst wird gefragt, ob das Verhalten 11 des Täters unter den Tatbestand eines Verbots fällt. Wird diese Frage bejaht, so wird die strafrechtliche Verantwortlichkeit für dieses verbotene Verhalten in zwei Stufen zugerechnet. Auf der ersten Zurechnungsstufe wird gefragt, ob der Täter physisch und intellektuell in der Lage war, das verbotene Verhalten im entscheidungsrelevanten Zeitpunkt 12 zu vermeiden und die gesollte Alternative zu ergreifen. Wird auch diese Frage bejaht, so wird das verbotene Verhalten dem Täter als Pflichtverletzung zugerechnet. Die Pflichtverletzung ist der Gegenstand des strafrechtlichen Unrechtsvorwurfs (der strafrechtlichen Rechtswidrigkeit) ,3 . Auf der zweiten Zurechnungsstufe wird dann gefragt, ob es Gründe 14 dafür gibt, daß der Täter, obgleich er doch handlungsfähig war, das Motiv zur Befolgung der Norm nicht handlungswirksam gebildet hat. Diese Ebene der Zurechnung ist die Zurechnung der Pflichtverletzung zur Schuld. Die Bindung des Adressaten an die Norm ist nicht total. Der Adressat einer Norm muß seine Fähigkeiten nur in dem Maße zur Normbefolgung einsetzen, das zur Sicherung der Stabilität einer freiheitlichen Ordnung hinreicht 15 . Es werden deshalb nützliche und Freiheiten respektierende Ausnahmen von der Bindung an die Norm formuliert. Nach den Regeln des sogenannten entschuldigenden Notstands (§ 35 StGB) wird beispielsweise auf der Ebene der Motivationsfähigkeit vom Adressaten einer Norm nicht verlangt, daß er diese Norm auch dann befolgt, wenn er dadurch elementare eigene Güter in Gefahr bringt. Da es im hiesigen Kontext nicht um Schuld und Entschuldigung, sondern um Rechtswidrigkeit und Rechtfertigung geht, seien die folgenden Überlegungen auf die n Zur terminologischen Klarstellung: Unter „Verhalten" ist hier nur das kausale Ereignis, daß ein Mensch sich (nicht) bewegt, zu verstehen. Ein Verhalten wird zur „Handlung", wenn ein Mensch zu diesem Verhalten eine Alternative hat, also dieses Verhalten vermeiden kann. Da der Begriff der Pflicht den Begriff der Handlung impliziert, ist mit der Zurechnung eines Verhaltens als Pflichtverletzung zugleich die Zurechnung des Verhaltens als Handlung verbunden. Weiterhin: In dem vorgestellten Modell sind Sein (= Können) und Sollen (= Norm) zunächst logisch getrennt und werden erst im Begriff der Pflicht (= Bindung an die Norm im Rahmen des Könnens) aufeinander bezogen; der Grundsatz „ought implies can" gilt daher nur für die Pflicht. '2 Der entscheidungsrelevante Zeitpunkt ist der Zeitpunkt, in dem sich die (abstrakte) Norm zur Pflicht konkretisiert, also der Zeitpunkt, in dem der Täter etwa die Intention, ein bestimmtes Tötungsverhalten zu vermeiden, handlungswirksam bilden müßte. Und nicht etwa das verbotene Verhalten als solches. Die Bewertung eines Verhaltens durch die Norm ist nur ex ante ein Grund (für den Normadressaten), dieses Verhalten zu vermeiden, und ex post ein Grund (für den Richter), nach der Verantwortlichkeit für dieses Verhalten zu fragen. ι* Solche Gründe formulieren die Bedingungen, unter denen — entsprechend dem Zweck der Strafe — vom konkreten Täter die Bildung des Motivs zur Normbefolgung nicht erwartet wird, zum Beispiel Geisteskrankheit, Kindesalter oder Gefahr für das eigene Leben; ausführlich hierzu Jakobs, Schuld und Prävention, 1976; dersStrafrecht Allgemeiner Teil, 2. Aufl. 1991, S. 468 ff. i5 Vgl. hierzu aus utilitaristischer Sicht Brandt, Richard B., „A Utilitarian Theory of Excuses", The Philosophical Review 78 (1969), S. 337 ff.
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Zurechnung eines Verhaltens zur Pflichtverletzung konzentriert und der schuldrelevante Bereich der Motivationsfähigkeit ausgeklammert.
I I I . Pflichten und Obliegenheiten Nach dem hier vertretenen normtheoretischen Ansatz sind Verhaltensnormen Verpflichtungsgründe für Handlungen l6 . Der Adressat soll nach Maßgabe seiner Handlungsfähigkeit ein Verhalten, das die Merkmale eines Verbots aufweist, vermeiden. Vermeidet der Norm adressai ein verbotenes Verhalten nicht, so stellt sich die Frage, ob dieses verbotswidrige Verhalten dem Täter als Pflichtverletzung zurechenbar ist. Das primäre Kriterium der Zurechnung eines verbotenen Verhaltens als Pflichtverletzung ist im Strafrecht der Vorsatz 17 . Vorsätzlich handelt, wer sich aufgrund seines aktuellen Wissens und physischen Könnens im entscheidungsrelevanten Zeitpunkt anders verhalten müßte, als er sich tatsächlich verhält, um ein verbotenes Verhalten zu vermeiden. Vorsatz ist mit anderen Worten das Bewußtsein der Vermeidbarkeit eines verbotenen Verhaltens im entscheidungsrelevanten Zeitpunkt. Im Eingangsbeispiel handelte Β insoweit nicht vorsätzlich, als er im entscheidungsrelevanten Zeitpunkt — also dem Zeitpunkt, in dem er hätte zu Ν schwimmen und ihn aus dem Wasser ziehen müssen — nicht davon ausgeht, das gebotene Verhalten noch erfolgreich ausführen zu können. Insoweit scheidet eine primäre Zurechenbarkeit der Nichtrettung als pflichtwidrige Tötung durch Unterlassen aus. Allerdings liegen hier die Dinge so, daß Β seine Unfähigkeit, den Ν zu retten, selbst herbeigeführt hat, indem er seine Kräfte bei der Rettung des E verausgabte. Damit stellt sich die Frage, ob sich Β zurechnungshindernd auf einen Umstand berufen kann, den er selbst bedingt hat. Grundsätzlich gilt: Wer aktuell (= im entscheidungsrelevanten Zeitpunkt) nicht das erforderliche Wissen oder physische Können hat, um eine Norm zu befolgen, handelt nicht pflichtwidrig. Dies entspricht dem Prinzip* 8 impossibilium nulla est obligatio. Hiervon macht das Strafrecht jedoch eine Ausnahme unter der Voraussetzung, daß der Adressat der Norm für seine Handlungsunfähigkeit ver>6 Vgl. auch Raz, Practical Reason and Norms, London 1975, S. 15 ff. 17 Hruschka, Strafrecht nach logisch-analytischer Methode, 2. Auflage Berlin 1988, S. 313 f. und passim, spricht insoweit bei der Zurechnung zum Vorsatz von „ordentlicher" Zurechnung, der er die „außerordentliche" Zurechnung zur Fahrlässigkeit kraft Obliegenheitsverletzung gegenüberstellt; hierzu sogleich im Text. is Der Einfachheit halber und ohne Rücksicht auf die geistesgeschichtlichen Wurzeln werden diesem Prinzip hier alle Formen der Handlungsunfähigkeit subsumiert. Genauer müßte unterschieden werden zwischen necessariorum nulla est obligatio (= Fälle der vis absoluta), ignoratorum nulla est obligatio (Irrtumsfälle) und impossibilium nulla est obligatio (Fälle physischen Unvermögens).
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antwortlich ist. Verantwortlich ist er, wenn er seine Handlungsunfähigkeit ihrerseits hätte vermeiden können, und zwar dann, wenn er in dem von ihm zu erwartenden Maße für seine Fähigkeit zur Normbefolgung Sorge getragen hätte. Diese Erweiterung der Haftung aufgrund zu verantwortender Unfähigkeit — und das heißt strafrechtlich: Fahrlässigkeit — ist grundsätzlich berechtigt. Denn es ist widersprüchlich, eine Norm befolgen zu wollen, ohne auch in der Lage sein zu wollen, hierzu handlungsfähig zu sein. Auch Fahrlässigkeit ist daher Ausdruck mangelnder Normanerkennung. Ein Beispiel für diese sekundäre Form der Zurechnung: Der Täter Τ hantiert mit einem Gewehr, das er irrigerweise für ungeladen hält; ein Schuß löst sich, und eine andere Person wird tödlich getroffen. Ist dem Τ die verbotene Tötung als Pflichtverletzung zurechenbar? Hier mußte Τ aufgrund seiner Einschätzung der Lage nicht anders handeln, als er handelte; er ging ja im entscheidungsrelevanten Zeitpunkt nicht davon aus, daß das Gewehr geladen war. Daher kann dem Τ die Tötung zunächst (primär) nicht als Pflichtverletzung zugerechnet werden. Hier ist jedoch insoweit eine Ausnahme zu machen, als Τ für seinen Irrtum verantwortlich gemacht werden kann. Von jemandem, der mit einem Gewehr hantiert, wird erwartet, daß er sich vergewissert, daß sich kein Schuß lösen und einen anderen treffen kann. Weil Τ dieser Erwartung nicht entsprochen hat, obwohl er dies gekonnt hätte, ist er für seinen Irrtum verantwortlich und kann sich nicht zurechnungshindernd auf ihn berufen; der die Sorgfaltsanforderungen verletzende Irrtum wird vielmehr als Surrogat des Vorsatzes bei der Zurechnung der verbotenen Tötung als Pflichtverletzung behandelt. Nun sind die Vermeidung einer Tötung und die Vermeidung eines Irrtums jeweils Verhaltensanforderungen. Aber zwischen diesen beiden Verhaltensanforderungen gibt es einen wesentlichen Unterschied. Die Vermeidung einer Tötung ist die Vermeidung eines verbotenen Verhaltens. Dagegen ist ein Irrtum als solcher nichts Verbotenes, schon gar nichts strafrechtlich Verbotenes. Strafrechtlich relevant wird die Vermeidbarkeit eines Irrtums vielmehr erst dann, wenn dadurch ein verbotenes Verhalten vermeidbar wird, wenn dadurch also die Fähigkeit zur Normbefolgung ermöglicht wird. Zwischen der Vermeidbarkeit eines verbotenen Verhaltens und der Vermeidbarkeit der Unfähigkeit zur Vermeidung eines verbotenen Verhaltens muß auch terminologisch deutlich differenziert werden. Die Verhaltensanforderung, seine Fähigkeit zur Befolgung einer Norm zu sichern, ist allein eine zurechnungsbegründende Verhaltensanforderung bezüglich der Nichtbefolgung eben dieser Norm. Wer dieser Verhaltensanforderung nicht nachkommt, handelt damit noch nicht verboten, sondern ermöglicht nur die (sekundäre) Zurechenbarkeit einer — wegen des Prinzips impossibilium nulla est obligatio - primär nicht zurechenbaren Pflichtverletzung. Eine Verhaltensanforderung des Inhalts, die Voraussetzungen der Befolgung von Normen zu sichern, sei Sorgfaltsanforderung genannt. Der Unterschied zwi-
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sehen Normen und Sorgfaltsanforderungen ist ein formaler: Sorgfaltswidriges Verhalten ist kein verbotenes Verhalten 19. Sorgfaltsanforderungen können aber vom Gesetzgeber jederzeit formal in Gesetze überführt werden und haben dann den Charakter von Normen 20 . Die Sorgfaltsanforderungen entwickeln sich aus Verkehrsgepflogenheiten, berufsspezifischen Anforderungen und allgemeinen Erwartungen des täglichen Lebens21. Sie haben den Zweck, das Risiko, daß eine Norm nicht befolgt und dadurch ein Schaden an den durch die Norm geschützten Gütern nicht vermieden werden kann, zu reduzieren. Insoweit ist ein sorgfaltswidriges Verhalten ein Verhalten, das die Grenze der verkehrsüblichen Risikotoleranz überschreitet. Auch an Sorgfaltsanforderungen ist jemand nur im Rahmen seines Könnens gebunden. Um diese Form der Bindung terminologisch von der Pflicht abzugrenzen, sei sie Obliegenheit genannt. Wie Normen Verpflichtungsgründe sind, so sind Sorgfaltsanforderungen Gründe für Obliegenheiten. Im Gegensatz zu einer Pflichtverletzung ist die Verletzung einer Obliegenheit als solche aber noch kein rechtswidriges Verhalten, sondern begründet nur die sekundäre Zurechenbarkeit eines verbotenen Verhaltens als Pflichtverletzung. Es versteht sich hierbei von selbst, daß eine Obliegenheitsverletzung nur dann zurechnungsbegründend sein kann, wenn der Täter bei Erfüllung der Obliegenheit auch tatsächlich zur Normbefolgung fähig gewesen wäre 22 . Da man auch an eine Sorgfaltsanforderung nur im Rahmen seines Könnens gebunden ist, ist Voraussetzung der Zurechenbarkeit eines sorgfaltswidrigen Verhaltens als Obliegenheitsverletzung, daß der Täter in der Lage gewesen sein muß, die geforderte Sorgfalt physisch und intellektuell zu erbringen 23. Insoweit 19 Der formalen Unterscheidung korrespondiert allerdings eine strukturelle: Normen sind kategorisch zu befolgen, während Sorgfaltsanforderungen hypothetischer Natur sind; man muß sie nur befolgen, wenn man die Zurechenbarkeit eines verbotenen Verhaltens als Pflichtverletzung vermeiden will. Deshalb sind Sorgfaltsanforderungen, die denselben Effekt haben, auch wechselseitig substituierbar; vgl. hierzu auch Toepel, Kausalität und Pflicht Widrigkeitszusammenhang beim fahrlässigen Erfolgsdelikt, Berlin 1992, S. 35 f. 20 Ein Beispiel hierfür ist das strafrechtliche Verbot, im Zustand alkoholbedingter Fahruntauglichkeit ein Kraftfahrzeug im Straßenverkehr zu führen (§316 StGB); hier hat der Gesetzgeber formal eine bestimmte Form von Handlungsunfähigkeit verboten. Mit der formalen Transformation einer Sorgfaltsanforderung in eine Norm ändert sich freilich auch der Charakter der Verhaltensanforderung: Sie ist nunmehr kategorisch und nicht mehr bloß hypothetisch. 21 Vgl. hierzu Vogel, Norm und Pflicht, Berlin 1993, S. 250 ff. 22 Diese Voraussetzung wird im Strafrecht „Rechts widrigkeits-" oder „Pflichtwidrigkeitszusammenhang" genannt, vgl. nur Küper, Überlegungen zum sogenannten Pflichtwidrigkeitszusammenhang beim Fahrlässigkeitsdelikt, in: Küper (Hrsg.), Festschrift für Karl Lackner zum 70. Geburtstag, Berlin 1987, S. 247 ff. 23 Ist ein Täter zur Vermeidung einer Sorgfaltswidrigkeit nicht in der Lage, kann ihm diese — parallel zur sekundären Zurechnung einer Pflichtverletzung — gleichwohl als Obliegenheitsverletzung zugerechnet werden, wenn er für seine Unfähigkeit wiederum aufgrund einer weiteren Obliegenheitsverletzung verantwortlich ist. Es gibt also auch
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gelten für die Zurechenbarkeit eines sorgfaltswidrigen Verhaltens als Obliegenheitsverletzung grundsätzlich die gleichen Kriterien wie für die Zurechenbarkeit eines verbotenen Verhaltens als Pflichtverletzung. In der gängigen strafrechtlichen Dogmatik wird zwischen pflichtwidrigem und obliegenheitswidrigem Verhalten leider häufig nicht genau differenziert. Dies kann nicht nur wegen der unterschiedlichen präskriptiven Struktur der jeweiligen Verhaltensanforderungen, sondern auch wegen des Gegenstands der jeweiligen Verhaltensanforderungen eine Quelle für Fehlschlüsse und systematische Ungereimtheiten sein. Das pflichtwidrige Verhalten ist immer das Verhalten, das unmittelbar den Verbotstatbestand erfüllt, also die jeweiligen Tatbestandsmerkmale aufweist. Dagegen ist das obliegenheitswidrige Verhalten gegenüber dem pflichtwidrigen Verhalten stets ein Vorverhalten 24; es soll die Vermeidbarkeit des pflichtwidrigen Verhaltens sichern. Bevor sich nun der eingangs genannten Frage, ob und gegebenenfalls wie Obliegenheitsverletzungen gerechtfertigt werden können, zugewandt werden soll, sei noch kurz die Frage gestreift, wie Erlaubnisse im Strafrecht ihre rechtfertigende Wirkung gegenüber Pflichtverletzungen entfalten.
IV. Die Rechtfertigung von Pflichtverletzungen Eine Rechtfertigung ist — pragmatisch gesehen — ein Sprechakt, durch den die pejorative Einschätzung eines Verhaltens widerlegt wird 2 5 . Resultat einer gelungenen Rechtfertigung ist somit, daß das betreffende Verhalten nicht negativ zu bewerten ist. Insoweit ist es ungenau, von einer gerechtfertigten Pflichtverletzung zu sprechen; eine gerechtfertigte Pflichtverletzung ist allenfalls prima facie eine Pflichtverletzung 26. Wenn deshalb im folgenden der Einfachheit halber von primäre und sekundäre Obliegenheitsverletzungen; das Strafrecht nennt sie „bewußte" und „unbewußte" Fahrlässigkeit. Beispielhaft: Ein Autofahrer mißachtet den Hinweis auf eine gefährliche Kurve, kommt ins Schleudern und verursacht einen Unfall mit Körperverletzung (= bewußte Fahrlässigkeit). Übersieht der Autofahrer dagegen das Hinweisschild auf die gefährliche Kurve, weil er in ein Gespräch mit seinem Beifahrer vertieft ist, so ist ihm zwar (primär) seine Unfähigkeit zur Vermeidung des Unfalls wegen der Unkenntnis der gefährlichen Kurve nicht als Obliegenheitsverletzung zurechenbar; da er die Unkenntnis aber wegen seines obiiegenheitswidrigen Gesprächs mit dem Beifahrer zu vertreten hat, kommt insoweit eine sekundäre Zurechnung in Betracht (= unbewußte Fahrlässigkeit). 24 Beim faktischen Normverstoß können Obliegenheits- und Pflichtverletzung nebeneinander einhergehen, etwa wenn der Täter aus Unaufmerksamkeit (Obi iegenheits Verletzung) das Umstoßen einer Vase (Verletzung der Pflicht, fremde Sachen nicht zu beschädigen) nicht vermeidet. Ein Vorverhalten ist die Obliegenheitsverletzung gleichwohl in dem Sinne, daß sich der Täter zunächst obliegenheitsgemäß verhalten muß (= aufmerksam sein muß), um anschließend pflichtgemäß handeln zu können. 25 Vgl. Kindhäuser, Intentionale Handlung, Berlin 1980, S. 172 f; Rehbein, „Entschuldigungen und Rechtfertigungen", in: Wunderlich (Hrsg.), Linguistische Pragmatik, Wiesbaden 1975, S. 288 ff, 310.
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der Rechtfertigung von Pflicht- oder Obliegenheitsverletzungen die Rede ist, so ist dies jeweils im Sinne einer prima facie negativen Verhaltensbewertung zu verstehen. Im Strafrecht gibt es zwei verschiedene Arten von Gründen, durch die der Vorwurf, rechtlich falsch gehandelt zu haben, widerlegt werden kann. Da in der Pflicht Sollen und Können verbunden werden, kann die Rechtfertigung zum einen eine Ausnahme vom Sollen und zum anderen eine Ausnahme von der Bindung an die Norm zum Gegenstand haben. Zunächst zur Rechtfertigung durch mangelndes Sollen: Das Strafrecht kennt nicht nur Verbote, sondern auch Erlaubnisse. Erlaubnisse nennen die Voraussetzungen, unter denen ein an und für sich gegen ein Verbot verstoßendes Verhalten ausgeführt werden darf 27 . Bei der Rechtfertigung durch eine Erlaubnis kollidieren also (bereits begrifflich) zwei Normen, die rechtlich nicht nebeneinander Bestand haben können, mit der Folge, daß nur die Erlaubnis gilt und das Verbot aufgehoben wird 2 8 . Greift eine Erlaubnis ein, so entfällt der Verpflichtungsgrund; der Täter muß (objektiv) sein Verhalten nicht mehr vermeiden. Beispielhaft: Wer sich nach den Regeln der Notwehr (§ 32 StGB) gegen einen rechtswidrigen Angriff verteidigen und hierbei den Angreifer körperlich verletzen darf, hat keinen Grund mehr, der zur Unterlassung der Körperverletzung verpflichtet. Auf den fehlenden Verpflichtungsgrund kann sich der Täter zur Rechtfertigung seiner Pflichtverletzung berufen. Voraussetzung hierfür ist, daß er die Umstände kennt, die sein Verhalten zu einem erlaubten machen29. Im Notwehrbeispiel handelt der Täter demnach nicht pflichtwidrig, wenn er die Umstände des rechtswidrigen Angriffs erkennt. Die andere Form der Rechtfertigung macht eine Ausnahme von der Bindung an die Norm. Hier bleibt das Sollen bestehen, aber der Adressat muß sein Können nicht zur Normbefolgung einsetzen. Diese Form der Rechtfertigung folgt aus dem Umstand, daß auch solche Normen koinzidieren können, deren gleichzeitige Anwendbarkeit nicht bereits aus logischen Gründen ausscheidet, sondern die nebeneinander Bestand haben können; es können mehrere Verbote und/oder Gebote konkurrierend zusammentreffen. Wenn der Täter alle diese Normen befolgen kann, ist ihm jede Nichtbefolgung auch als Pflichtverletzung zurechenbar 30. 26 Und zwar unabhängig davon, ob die Rechtfertigung bereits das Entstehen der Pflicht hindert oder eine bestehende Pflicht wieder entfallen läßt. 27 Erlaubnisse sind nach dem hier vertretenen Modell Berechtigungsgründe für Handlungen. Da Erlaubnisse nicht befolgt werden müssen, bedarf es für die Zurechnung eines Rechts keiner physischen Handlungsfähigkeit; die Zurechenbarkeit eines erlaubten Verhaltens eds Wahrnehmung eines Rechts setzt nur die Kenntnis des Erlaubnistatbestands voraus. 28 Normlogisch gesehen wird die Kollision der Verbotsnorm mit der Erlaubnisnorm mit Hilfe einer Meta-Norm behoben, die besagt, daß unter bestimmten Bedingungen die Erlaubnisnorm der Verbotsnorm vorgeht. 29 Anderenfalls begeht er, wenn dies strafbar ist, einen Versuch des Delikts.
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Anders ist es, wenn der Täter nicht in der Lage ist, eine Norm zu befolgen, ohne eine andere zu verletzen. Jetzt greift das Prinzip impossibilium nulla est obligatio ein, und der Täter hat, wenn er die eine Norm befolgt, einen (rechtfertigenden) Grund, die andere Norm nicht zu befolgen. Wir sprechen in einem solchen Fall von einer rechtfertigenden Pflichtenkollision 31 . Beispielhaft: Ein Bademeister kann von zwei zur selben Zeit Ertrinkenden nur einen retten; dann ist er von dem Gebot zur Rettung des anderen entbunden. Da die Rechtfertigungs wirkung der rechtfertigenden Pflichtenkollision auf dem Grundsatz impossibilium nulla est obligatio beruht, läßt sie die Möglichkeit einer sekundären Zurechnung zu. Die Rechtfertigungswirkung einer Pflichtenkollision kann entfallen, wenn der Täter die Unfähigkeit, beide Pflichten zu erfüllen, aufgrund einer Obliegenheitsverletzung zu vertreten hat. Beispielhaft: Ein Notarzt wird zu einem Unfall gerufen, ohne — entsprechend der von ihm zu erwartenden Sorgfalt — genügend Medikamente und Verbandsmaterial mitzunehmen. Er kann deshalb von zwei Schwerverwundeten nur einen ausreichend versorgen; der andere stirbt. Hier haftet der Notarzt wegen fahrlässiger Tötung durch Unterlassen (§§ 222, 13 StGB). Es liegt keine rechtfertigende Pflichtenkollision vor, obgleich der Arzt im entscheidungsrelevanten Zeitpunkt nur einem von zwei Verhaltensgeboten nachkommen kann.
V. Die Rechtfertigung von Obliegenheitsverletzungen Kommen wir nun zu der Eingangsfrage zurück, ob — und gegebenenfalls aus welchen Gründen — sich Obliegenheitsverletzungen rechtfertigen lassen. Hinsichtlich der Verletzung von Pflichten war zu unterscheiden zwischen einer Rechtfertigung durch eine Erlaubnisnorm und einer Rechtfertigung durch Entbindung von der Verbotsnorm. Es liegt nahe, parallel hierzu auch die Möglichkeit der Rechtfertigung von ObliegenheitsVerletzungen zu konstruieren. Zum einen könnte die Sorgfaltsanforderung als Obliegenheitsgrund infolge einer Erlaubnis entfallen. Zum anderen könnte jemand von einer Sorgfaltsanforderung entbunden werden, wenn er diese nicht ohne die Verletzung anderer konkurrierender Verhaltensanforderungen erfüllen kann. 30 Das ist im Strafrecht alltäglich; wer einen Betrug unter Verwendung einer falschen Urkunde begeht, verstößt zugleich gegen die Verbote des Betrugs und der Urkundenfälschung. Diese Form der Pflichtenkonkurrenz ist für den Täter belastend.- Insgesamt klärend zu den normlogischen Konstellationen: Hruschka, „Pflichtenkollisionen und Pflichtenkonkurrenzen", in: Canaris / Diederichsen (Hrsg.), Festschrift für Karl Larenz zum 80. Geburtstag, München 1983, S. 257 ff. 31 Die konkurrierenden Normen müssen allerdings gleichrangig sein. Wenn zwei Normen konkurrieren, von denen das durch die eine Norm geschützte Gut das durch die andere Norm geschützte Gut wesentlich überwiegt — etwa: Tötungsverbot versus Sachbeschädigungsverbot —, dann geht die höherrangige Norm der niederrangigen vor. Es gibt dann nur eine Pflicht, mithin keine rechtfertigende Pflichtenkollision.
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Zunächst zur Rechtfertigung durch Wegfall des Obliegenheitsgrundes: Sorgfaltsanforderungen sind zwar formal keine Normen, der Sache nach aber durchaus Verhaltensanforderungen. Deshalb ist auch hier eine Rechtfertigung aufgrund der Kollision einer Sorgfaltsanforderung mit einer ihr widersprechenden Erlaubnis durchaus denkbar; ein erlaubtes (= rechtlich positiv bewertetes) Verhalten kann nicht zugleich sorgfaltswidrig (= rechtlich negativ bewertet) sein. Das Kriterium der Rechtfertigung einer Sorgfaltsanforderung kann man erlaubtes Risiko nennen. Denn Sorgfaltsanforderungen sollen das Risiko der mangelnden Befolgbarkeit einer Norm und damit der mangelnden Vermeidbarkeit eines Schadens auf das jeweils sozial tolerable Maß begrenzen. Wird eine Sorgfaltsanforderung durch eine Erlaubnis aufgehoben, so wird damit das Risiko der mangelnden Vermeidbarkeit verbotenen Verhaltens in dem jeweils erlaubten Maße erhöht. Von großer praktischer Bedeutung ist das erlaubte Risiko naturgemäß in Lebensbereichen, in denen gefährliche Handlungen erlaubt sind. Typisch hierfür ist der Straßenverkehr. Wenn es etwa einem Kraftfahrer erlaubt ist, mit seinem Auto eine bestimmte Geschwindigkeit einzuhalten, hat dies eine Einschränkung der Handlungsfähigkeit zur Befolgung anderer Normen notwendig zur Konsequenz. Ein Beispiel: Der Autofahrer A fährt auf einer Straße mit der erlaubten Geschwindigkeit von 50 km/h, kann deshalb einem plötzlich auf die Fahrbahn tretenden Fußgänger nicht mehr ausweichen und verursacht dessen Tod; dies wäre vermeidbar gewesen, wenn A nur 10 km/h gefahren wäre. In diesem Fall liegt nicht etwa die Rechtfertigung einer Pflichtverletzung vor. Der Pkw-Fahrer hat kein Recht, den Fußgänger zu verletzen 32. Die Erlaubnis, auf einem bestimmten Straßenabschnitt mit 50 km/h zu fahren, ist auch keine Norm, die das Tötungsverbot verdrängt. Vielmehr ist es so, daß A im entscheidungsrelevanten Zeitpunkt nicht in der Lage ist, das Tötungsverbot durch Vermeidung der Tötung des Fußgängers zu befolgen. Eine primäre Zurechnung der Tötung als Pflichtverletzung scheidet demnach aus. Eine sekundäre Zurechnung käme in Betracht, wenn das Vorverhalten — das Fahren mit einer Geschwindigkeit von 50 km/h — sorgfaltswidrig gewesen wäre, weil es die Fähigkeit zur Vermeidung einer Tötung erheblich reduzierte. Hier hatte A aber die Erlaubnis, mit seinem PKW 50 km/h zu fahren, und damit auch die Erlaubnis, in diesem Umfang in seiner Fähigkeit zur eventuellen Vermeidung einer Tötung eingeschränkt zu sein. Diese Erlaubnis und die Sorgfaltsanforderung, keine für die Güter anderer riskanten Handlungen vorzunehmen, sind folglich nicht miteinander zu vereinbaren; die Erlaubnis verdrängt vielmehr die Sorgfaltsanforderung. A ist also gerechtfertigt, weil sein Vorverhalten nicht sorgfaltswidrig war — und nicht etwa, weil die Tötung selbst erlaubt war. 32 Vgl. auch Wessels, Strafrecht Allgemeiner Teil, 23. Aufl. Heidelberg 1993, § 15 Π 5 mit weiteren Nachweisen.
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Die Rechtfertigungswirkung des erlaubten Risikos für die Obliegenheitsverletzung resultiert hier aus dem Gedanken, daß eine Handlungsunfähigkeit, die aus der Wahrnehmung eines Rechts notwendig folgt, kein Indiz für mangelnde Rechtstreue des Täters ist. Wer ein Recht wahrnimmt und hierdurch unfähig wird, eventuell eine andere Norm zu befolgen, kann sich auf diese Unfähigkeit auch zurechnungshindernd berufen. Eine Rechtfertigung von Obliegenheitsverletzungen ist jedoch auch möglich durch eine Entbindung von Sorgfaltsanforderungen. Eine solche Konstellation, in der jemand seine Fähigkeit zur Befolgung einer Norm nicht zu sichern braucht, ist zunächst dann gegeben, wenn es zu einer der rechtfertigenden Pflichtenkollision parallelen Konkurrenz von Obliegenheiten kommt. Dies dürfte zwar nur selten der Fall sein, weil sich die Fähigkeit, eine Norm zu befolgen, gewöhnlich unabhängig davon sichern läßt, daß auch die Fähigkeit zur Befolgung einer anderen Norm gesichert werden muß. Fälle sind jedoch denkbar, etwa: Ein Notarzt hat bei einem Unfall mit mehreren Schwerverletzten nicht die Zeit, seine Instrumente nach jedem Eingriff wieder ausreichend zu sterilisieren. Wenn der Arzt nicht jeden Eingriff gleichermaßen sorgfältig vorbereiten kann, dann können ihm die unsorgfältigen Vorbereitungen nicht als Obliegenheitsverletzungen zugeschrieben werden. Weiterhin kommen Situationen in Betracht, bei denen nicht Obliegenheiten miteinander konkurrieren, sondern eine Obliegenheit mit einer Pflicht. Diese Konstellation der Rechtfertigung einer Obliegenheitsverletzung liegt dem Eingangsbeispiel zugrunde. Der Bademeister Β rettet zunächst den Ertrinkenden E und ist deshalb anschließend nicht mehr in der Lage, auch den Ertrinkenden Ν zu retten. Zunächst ist zu sehen, daß dieser Beispielsfall nicht etwa die Konstellation einer rechtfertigenden Pflichtenkollision betrifft. Bei einer rechtfertigenden Pflichtenkollision kann der Täter von zwei (oder mehr) Pflichten nur eine erfüllen; er darf deshalb wählen, welche der Pflichten er erfüllt. Eine solche Konstellation läge dann vor, wenn E und Ν zur gleichen Zeit in Lebensgefahr schwebten und Β nur einem von ihnen helfen könnte. Dann könnte Β entweder den E oder den Ν retten, und die Nichtrettung des jeweils anderen wäre ihm nicht als Pflichtverletzung zurechenbar. In unserem Beispielsfall dagegen muß Β zunächst den E retten; nur bezüglich E liegt der entscheidungsrelevante Zeitpunkt der Gebotserfüllung vor. Ν ist noch nicht in Gefahr, so daß Β auch nicht von der Rettung des E mit dem Argument Abstand nehmen kann, er müsse noch für mögliche andere Rettungen an diesem Tag handlungsfähig sein. Vielmehr gibt es für Β zunächst nur eine Pflicht — die Rettung des E —, und für die hieraus resultierende Handlungsunfähigkeit zur möglichen Rettung weiterer Personen ist er nicht mehr im Sinne einer Obliegenheitsverletzung verantwortlich. Folgt aus der Erfüllung einer Pflicht notwendig die Unfähigkeit, eventuell eine andere Norm zu befolgen, so ist diese Unfähig-
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keit kein Indiz für mangelnde Rechtstreue und der Täter kann sich auf sie mit zurechnungshindernder Wirkung berufen.
VI. Zusammenfassung Die strafrechtlichen Verhaltensnormen sind Verpflichtungsgründe für Handlungen. Der Adressat einer Norm soll nach Maßgabe seiner Handlungsfähigkeit ein Verhalten, das die Merkmale eines Verbots aufweist, vermeiden. Ist er in dem Zeitpunkt, in dem er sich zum Ergreifen der Alternative eines verbotenen Verhaltens handlungswirksam entscheiden müßte, hierzu nicht in der Lage, kann ihm das verbotene Verhalten grundsätzlich nicht als Pflichtverletzung zugerechnet werden. Von diesem Grundsatz macht das Strafrecht jedoch dann eine Ausnahme, wenn der Adressat für seine Handlungsunfähigkeit verantwortlich ist, weil er nicht in dem von ihm erwarteten Maße für seine Fähigkeit zur Normbefolgung Sorge getragen hat (= Fahrlässigkeit). Diese Verantwortlichkeit kann in Abgrenzung zur Pflichtverletzung Obliegenheitsverletzung genannt werden. Wie {prima facie ) pflichtwidrige Verhaltensweisen können auch {prima facie) obliegenheitswidrige Handlungen gerechtfertigt sein. Obliegenheitsverletzungen werden durch das Institut des sogenannten erlaubten Risikos gerechtfertigt. Das erlaubte Risiko besagt, daß der Täter in einem bestimmten Umfang zur eventuellen Befolgung bestimmter Normen unfähig sein darf. Diese Unfähigkeit ist dann nicht obliegenheitswidrig und ermöglicht auch keine Zurechnung eines verbotenen Verhaltens als fahrlässige Pflichtverletzung. Das erlaubte Risiko entfaltet also durch die Rechtfertigung einer Obliegenheitsverletzung eine Zurechnungsausschließende Wirkung bezüglich einer Pflichtverletzung. Das erlaubte Risiko kann zunächst bereits das Bestehen einer Sorgfaltsanforderung beseitigen. Dies ist dann der Fall, wenn die Handlungsunfähigkeit entweder ausdrücklich erlaubt oder notwendige Konsequenz der Wahrnehmung eines Rechts ist. Das erlaubte Risiko kann aber auch unter entsprechender Anwendung des Prinzips impossibilium nulla est obligatio rechtfertigend wirken. In Betracht kommen zwei Konstellationen: Ein Täter ist zum einen dann nicht obliegenheitswidrig handlungsunfähig, wenn seine Handlungsunfähigkeit notwendige Konsequenz der Erfüllung einer konkurrierenden Obliegenheit ist. Und ein Täter ist zum anderen dann nicht obliegenheitswidrig handlungsunfähig, wenn seine Handlungsunfähigkeit notwendige Konsequenz der Erfüllung einer konkurrierenden Pflicht ist.
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Summary Criminal law behavioral norms provide the obligatory bases for actions. The addressee of a norm should avoid prohibited conduct to the extent of his ability. I f at the time he is required to choose an alternative to violating the criminal law he is unable to do so, then his conduct generally may not be imputed to him as a violation of duty. The criminal law, however, does make an exception to this principle when the individual is responsible for being unable to act because he did not exercise the care expected of him regarding his ability to follow the norm (= negligence). This aspect of responsibility can be referred to as the failure to fulfill a condition precedent for obeying a norm (Obliegenheitsverletzung) as opposed to a violation of the norm itself. Just as (prima facie) breaches of duty can be justified, so can (prima facie) failures to fulfill conditions precedent for obeying norms. They are justified as permissible risks. Permitting risk-taking means that an actor is allowed to be incapable to a certain degree of following particular norms. This incapability is then not a failure to fulfill a condition precedent to norm obedience and thus cannot be the basis for imputing the prohibited conduct as a negligent violation of the norm. By justifying the failure to fulfill a condition precedent, permitted risk-taking can thus be effective as a bar to imputation of the breach of duty. Permitted risk-taking can first negate the requirement that one exercise care. That is the case when either the inability to act is expressly permitted or is the necessary consequence of exercising a right. Permitted risk-taking, however, can also provide a justification under application of the principle impossibilium nulla est obligatio. Here, two possibilities come to mind. In being unable to act, an actor does not fail to fulfill a condition precedent to norm obedience if this inability is (1) the necessary consequence of fulfilling a competing condition precedent, or (2) the necessary consequence of fulfilling the requirements of a competing duty.
„Actio illicita in causa" und Zurechnung zum Vorverhalten bei Provokation von Rechtfertigungsgründen Diego-Manuel Luzon 1
I. Einleitung Die Frage der möglichen Zurechnung einer an sich straflosen Tat zum (vorsätzlichen oder fahrlässigen) Vorverhalten des Täters, das die nachherige Tat herbeigeführt hat, wird in der Strafrechtslehre meist anlässlich der actio libera in causa erörtert, also der Fälle, wo es bei der Verwirklichung der Tat — präziser des objektiven Tatbestandes — an der Schuld oder sogar an einer Handlung fehlt, aber diese Lage durch ein vorheriges (vorsätzliches oder wenigstens fahrlässiges) schuldhaftes Verhalten des Täters verursacht („verschuldet") worden ist. Aber auch bei der vorherigen Verschuldung einer zwar tatbestandsmäßigen, aufgrund des Eingreifens eines Rechtfertigungsgrundes aber gerechtfertigten Handlung, wird teilweise von der Lehre die Anwendbarkeit einer der a. 1. i. c. analogen Zurechnungskonstruktion, nämlich der Figur der actio illicita in causa vertreten. Danach wäre die durch das spätere Verhalten erfolgte Verursachung des tatbestandlichen Erfolgs oder überhaupt die Vornahme der tatbestandsmäßigen Handlung wegen des Vorliegens eines Rechtfertigungsgrundes, etwa der Notwehr oder des rechtfertigenden Notstands, an sich erlaubt, also nicht rechtswidrig; hat der Täter aber vorher ungerechtfertigt, vorsätzlich oder fahrlässig, die Rechtfertigungslage und die entsprechende tatbestandsmäßige Handlung selbst herbeigeführt, soll er wegen der rechtswidrigen Schaffung einer Kollisionslage, in der das Opfern schutzwürdiger Rechtsgüter rechtlich geduldet werden muß, für die rechtswidrige (vorsätzliche bzw. fahrlässige) 2 Verwirklichung der Tat haften. Es wird also die fehlende Rechtswidrigkeit der letzten Handlung durch die Rechts1 Abkürzungsverzeichnis ( nur spanische Literatur): ComLP Comentarios a la Legislación Penal (hrsg. v. Cobo), Madrid CP Código Penal (spanisches Strafgesetzbuch) CPC Cuadernos de Politica Criminal (Zeitschrift, Madrid) DP Derecho Penal (Strafrecht) LL La Ley. Revista juridica (Zeitschrift, Madrid) PG Parte General (Allgemeiner Teil) RDCir Revista de Derecho de la Circulación (Zeitschrift, Madrid) REP Revista de Estudios Penitenciarios (Zeitschrift, Madrid) STS Sentencia del Tribunal Supremo (Entscheidung des Obersten Gerichtshofs) 2 Vorausgesetzt, die fahrlässige Begehungsweise ist strafbar. 23 Jahrbuch für Recht und Ethik, Bd. 2 (1994)
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Widrigkeit des Vorverhaltens, das jene herbeiführt, ersetzt und die an sich unverbotene spätere Tätigkeit und ggf. deren Erfolg der ersten Handlung zugerechnet.
Π. Voraussetzung: Bestehenbleiben der Rechtfertigung der späteren Handlung trotz Verschuldens Die Möglichkeit, auf die Konstruktion der a. i. i. c. zurückzugreifen, setzt voraus, daß es wenigstens einige Fälle gibt, in denen trotz Verschuldung der Situation die tatbestandliche Handlung gerechtfertigt bleibt. Denn sonst wäre schon das Nachverhalten in actu rechtswidrig und es bedürfte gar nicht des Rückgriffs auf eine mögliche Rechtswidrigkeit im Ursprung. Diese Rechtfertigung der späteren Handlung trotz Herbeifürung der Rechtfertigungslage wird mehrheitlich anerkannt, wenn auch die Auffassungen bezüglich der Grenzen der Rechtfertigung unterschiedlich sind. So wird etwa bei Notwehr und rechtfertigendem Notstand die Meinung vertreten, daß (zumindest) nicht jede fahrlässige oder gar vorsätzliche Hervorrufung der Notlage das volle Notwehr· oder Notstandsrecht ausschließt. Bei einer provozierten Notwehrlage bleibt m. E. dem Provokateur trotz fahrlässiger, vorsätzlicher oder sogar absichtlicher Provokation das volle Notwehrrecht erhalten, mit der einzigen Ausnahme der Herausforderung zum Zweikampf oder zur einverständlichen Schlägerei (oder deren Annahme). Dies gilt auch bei der Absichtsprovokation, soweit sich das Handeln in den Grenzen des Erforderlichen hält 3 . Denn sogar bei beabsichtigter Provokation ist es keineswegs deutlich und offensichtlich, daß der Provokateur nicht legitimiert ist, Rechtsordnung und Rechtsgüter gegen den Angriff zu verteidigen. Nur bei Herausforderung zum Zweikampf oder zur einverständlichen Schlägerei (oder deren Annahme) ist allen gegenüber offensichtlich, daß die Kämpfer — solange sich der Kampf in den ausdrücklich oder stillschweigend vereinbarten Grenzen hält und nicht einer von ihnen den Kampf aufgibt — auf Rechtsschutz und Rechtsfrieden verzichten, daß sie daher nicht zur Verteidigung der Rechtsordnung und ihrer Rechtsgüter legitimiert sind 4 , daß also für die Rechtsordnung nicht die Notwendigkeit und das Interesse besteht, gerade durch diese Personen verteidigt zu werden. Deren Handlungen sind infolgedessen nicht durch Notwehr gerechtfertigt (obwohl man eine im Rahmen der Strafzumessung zu berücksichtigende Unrechtsminderung aus dem individuellen Aspekt der Notwehr annehmen kann, wenn die Abwehr des Angriffs auf das zur Rechtsgüterverteidigung Erforderliche begrenzt ist) 5 . 3 Siehe dazu unten IV. 2. Und zwar auch dann nicht, wenn nicht beide gleichzeitig einander angreifen, sondern einer der Kämpfer nur defensive Abwehr übt. 5 So, unter einschränkender Anwendung des von Roxin („Die verschuldete Notwehrlage", ZStW 75 [1963], S. 566 ff., 572 ff., 577 ff.) vorgeschlagenen Maßstabes, Luzón, 4
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Beim rechtfertigenden Notstand6 kann man davon ausgehen, daß die beabsichtigte Provokation der Notstandslage oder sogar der Notstandshandlung durch den später bedrängten Täter wegen erhöhter allgemeiner Zumutbarkeit und damit zusammenhängender Änderung der Interessenabwägung zuungunsten des Täters die Rechtfertigung der Rettungshandlung schon ausschließt. Aber diese Gründe liegen nicht vor, wenn bei einer Absichtsprovokation der Provozierende und später rettend Eingreifende einerseits und der Gefährdete andererseits verschiedene Personen sind, es sich also um eine provozierte Notstandshilfe handelt. Übrigens sind auch sonstige vorsätzliche oder — noch klarer — fahrlässige Provokationen der Notstandshandlung wahrscheinlich nicht schwer genug7, um die Interessenabwägungs- und Zumutbarkeitsgesichtspunkte zu Lasten des Bedrängten zu verändern und also die Rechtfertigung der Notstandshandlung als solche auszuschließen.
III. Die entgegengesetzten Thesen der allgemeinen Gültigkeit bzw. Ungültigkeit der Figur der a. i. i. c. 1. Die Verteidiger der Lösung der actio illicita in causa wenden sie meist unterschiedslos sowohl auf die Herbeiführung der Notwehr als auch auf die eines rechtfertigenden Notstandes an 8 . Der Leitgedanke der Konstruktion ist aber so „Légitima defensa y estado de necesidad defensivo", in: ComLP, V, 1985, S. 266, 268 (auch in Luzon, Estudios Penales, Barcelona 1991, S. 154, 156); „Rina y légitima defensa", LL 1989-3, S. 487 ff., 494 ff. (auch in Luzon, Estudios Penales, 1991, S. 161 ff., 168 ff.). 6 Hier lasse ich die Tatsache unberücksichtigt, daß man wenigstens im spanischen Recht angesichts der einheitlichen Regelung des Notstandes zur Rettung überwiegender oder gleichwertiger Interessen in Art. 8,7 CP, der uneingeschränkt die Notstandshandlung zum Schutze beliebiger (eigener oder fremder) Rechtsgüter zuläßt, die „Einheitstherorie" vertreten kann, also die Auffassung, die Notstand immer als Rechtfertigungsgrund ansieht. So eine in der spanischen Lehre sehr verbreitete Meinung: Gimbernat, Estudios de DP, Madrid 1976, S. 118 ff.; Luzon, Aspectos esenciales de la légitima defensa, Barcelona 1978, S. 243 ff.; „Estado de necesidad e intervención mèdica (ο funcionarial) en casos de huelga de hambre, intentos de suicidio y de autolesión: algunas tesis", REP 1987-238, S. 53 Fn. 30 (auch in Luzon, Estudios Penales, 1991, S. 185 Fn. 30); Roldân, CPC 1983, S. 509 ff.; Cuerda, La colisión de deberes en Derecho penal, Madrid 1984, S. 311 ff.; Gómez Benitez, Teoria juridica del delito, DP PG, Madrid 1984, S. 380 ff.; Octavio de Toledo / Huerta, DP PG, 2. Auflage, Madrid 1986, S. 233 ff.; Quintero, DP PG, 2. Auflage, Madrid 1989, S. 477 ff. ( Der Einheitstheorie nicht weit enfemt Mir, DP PG, 3. Auflage, Barcelona 1990, S. 483 ff.). Freilich kann ich hier weder auf die materielle Begründung dieser These noch auf die Auseinandersetzung mit der Gegenmeinung eingehen. 7 Im spanischen Recht sind sie es mit Sicherheit nicht; denn Art. 8,7 Abs. 2 CP verneint ausdrücklich die Rechtfertigung durch Notstand nur dann, wenn „die Notlage absichtlich vom Subjekt provoziert worden ist". β So etwa Kohlrausch ! Lange, StGB, 43. Auflage, Berlin 1961, vor § 51, Π 2, 2 a E, § 53 II, V; Lenckner, GA 1961, S. 301 ff.; ders., Der rechtfertigende Notstand, 1965, S. 104 f.; Schmidhäuser, Strafrecht Allgemeiner Teil, 2. Auflage, Tübingen 1975, 23"
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allgemein formuliert, daß sie schlechthin auf jede unnötige, „schuldhafte" Verursachung einer Lage kollidierender Interessen, die durch Abwägung derselben irgendeinen Rechtfertigungsgrund 9 begründet, angewandt werden könnte. Dies geschieht schon bei den ersten, noch nicht völlig entwickelten Begründungsansätzen der a. i. i. c. So taucht zum ersten Mal bei Kohlrausch / Lange 10 deutlich der Begriff der a. i. i. c. für alle Fälle auf, wo „der Täter die Lage, die an sich die Tat rechtfertigen würde, selber absichtlich herbeigeführt hat, um die Tat unbestraft begehen zu können", z. B. bei absichtlich provozierter Notwehrlage. Ähnlich der a. 1. i. c. liege „hier eine actio illicita in causa vor, d. h. eine im Zeitpunkt des Tuns (z. B. der Verletzung) gerechtfertigt scheinende, letzten Endes aber (in causa also) rechtswidrige Handlung". Nach Kohlrausch / Lange ist der Grund der Strafbarkeit, „daß hier der Zeitpunkt, in dem die schuldhafte rechtswidrige Handlung (die Tötung, Körperverletzung usw.) begangen wird, der ist, in dem mit Tatwillen dolos der ,Rechtfertigungsgrund' geschaffen wird". So sei etwa bei Notwehr das Reizen zum Angriff „rechtswidrig gesetzte Bedingung zum Enderfolg, rechtswidriges und schuldhaftes Töten, Verletzen oder dgl." 1 1 . Bei Lenckner 12 ist noch deutlicher, daß die Nachtat wirklich, nicht nur scheinbar gerechtfertigt ist, denn seiner Ansicht nach stehe dem Provokateur trotz beabsichtigter oder nichtbeabsichtigter, aber rechtlich mißbilligter Provokation dann das Notwehrrecht zu, wenn ein Ausweichen vor dem Angriff nicht oder nur unter ganz erheblichen Gefahren möglich ist, mit der Folge, daß „die Verteidigungshandlung als solche .. . rechtmäßig" sei. Aber diese Handlung könne nicht isoliert gesehen und auch nicht aus dem Gesamtgeschehen herausgelöst werden, sondern man müsse das Verhalten des Provokateurs zu seinem Ursprung zurück verfolgen und schon hier mit der rechtlichen Bewertung einsetzen, was zur a. i. i. c. führe.
S. 358 ff., 360 Fn. 56; Baumann, Strafrecht Allgemeiner Teil, 8. Auflage, Bielefeld 1977, S. 304 ff., 356. 9 So z. B. Eingriffsrechte oder -pflichten eines Amtsträgers. 10 Kohlrausch / Lange (Fn. 8),II2vor§ 51,S. 191 f., § 53 V,S. 205 f. Nach Hruschka, Strafrecht nach logisch-analytischer Methode, 2. Auflage, Berlin/New York 1988, S. 381 m. Fn. 209, taucht zunächst der Ausdruck a. i. i.e., sehr wahrscheinlich von Kohlrausch gebildet, in Liszt / Delaquis, StGB, 27. Auflage, 1927, bearbeitet v. Kohlrausch, 5 zu § 53, auf. 11 Ebenfalls knapp die Begründung bei Schröder, JR 1962, S. 187 f.: Verantwortlichkeit im Wege der a. i. i. c., „weil der Täter vorher Handlungen vorgenommen hat, die einen Vorwurf ihm gegenüber begründen"; S. 189: der Angegriffene habe sich vorsätzlich oder fahrlässig in eine Situation begeben, in der ihm das Ausweichen vor dem Angriff unmöglich sei, und müsse „daher dafür zur Verantwortung gezogen werden, daß er diese Situation geschaffen hat". Himmelreich, GA 1966, S. 136, verteidigt die a. i. i. c. mit dem bloßen Hinweis auf die Lage, in der für den Handelnden vor Beginn des Angriffs die Möglichkeit des Ausweichens nicht mehr besteht, woraus eine Haftung wegen vorsätzlicher oder fahrlässiger Deliktsverwirklichung folge,, je nachdem, ob ihm hinsichtlich der Folgen, d. h. der späteren Rechtsverletzung, Fahrlässigkeit oder Vorsatz vorzuwerfen" sei. 12 Lenckner, GA 1961, S. 301-303, 312.
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Die Rechtswidrigkeit der Handlung in causa folge daraus, „daß der Täter schon vorher mit der Provokation die entscheidende Ursache für die spätere Zwangslage gesetzt hat, den Angreifer verletzen zu müssen"13. Außerdem weist Lenckner auf die Parallele zu der Figur der mittelbaren Täterschaft durch ein rechtmäßig handelndes Werkzeug hin 1 4 . In ähnlicher Weise schlägt Baumann vor, bei absichtlicher, in sonstiger Weise vorsätzlicher oder fahrlässiger Provokation einer Rechtfertigungslage unter Anwendung der a. i. i. c. auf das frühere Verhalten des Täters, das für den Gesamtablauf kausal ist, mit der Begründung abzustellen, daß sich die Rechtfertigung der Zweithandlung lediglich auf diese Handlung selbst beziehe, nicht aber vom Täter früher gesetzte und für den Gesamtablauf kausale Handlungsweisen decke; beim früheren Verhalten liege somit eine rechtswidrige Tatbestandserfüllung vor, denn der Rechtfertigungsgrund betreffe diese Handlung nicht 15 . Auch nach Baumann kommt noch die Ähnlichkeit mit der Konstruktion der mittelbaren Täterschaft durch einen rechtmäßig handelnden Tatmittler hinzu, denn der in causa nicht gerechtfertigte Täter benütze sich selbst als ein in actu gerechtfertigtes Werkzeug 16 . Andere Autoren vertiefen die Begründung der a. i. i. c. So sieht Schmidhäuser, der auch die Parallele zur mittelbaren Täterschaft durch ein rechtmäßig handelndes Werkzeug zieht, den Grund der Rechtswidrigkeit der causa, des Ursprungs darin, daß die Provokation unerlaubt oder in unangemessener Weise die Rechtsgüter des Provozierten in eine Verletzungsgefahr durch die Abwehr des Angriffs bringe, das vorhergehende provozierende Verhalten also rechtsgutsgefährdend und endlich -verletzend und durch nichts gerechtfertigt sei 17 . Dementsprechend spricht er von der „unrechtsbegründende(n) Schaffung einer Notlage" 18 . Aber vor allem seit Bertel wird der Akzent auf die Bedeutung der ungerechtfertigten Verursachung der Notlage (oder Zwangslage: Lenckner) gelegt. Bertel legt über 13 Trotzdem muß man darauf hinweisen, daß bei nicht absichtlicher, an sich rechtlich erlaubter Provokation Lenckner, Ibid., S. 309 f., die volle Rechtfertigung einräumen will und nicht die a. i. i. c. anwendet. Dies bedeutet, daß nach seiner Auffassung die Ersthandlung nie ausschließlich wegen des Setzens einer Ursache für die Zwangslage rechtswidrig ist. Die Rechtswidrigkeit der Ersthandlung ergäbe sich vielmehr entweder — bei der Absichtsprovokation — aus der Addition dieser Ursachensetzung und der bösen Absicht oder — bei der nicht absichtlichen Herbeiführung der Zwangslage — aus der Addition der Ursachensetzung für die Zwangslage und der rechtlichen Mißbilligung der Ersthandlung selbst. 14 Lenckner, Ibid., S. 307 Fn. 31. is Vgl. Baumann, MDR 16 1962, S. 349 f.; ders. (Fn. 8), 304 ff. (Notwehr), 356 (rechtfert. Notstand). Anders jedoch Baumann / Weber, Strafrecht Allgemeiner Teil, 9. Auflage, Bielefeld 1985, S. 308 f.: Ablehnung der Rechtsfigur der a. i. i. c. mit Ausnahme der Fälle, in denen der Provozierte nicht verantwortlich handelt. 16 Baumann, MDR 16 1962, S. 350; ders. (Fn. 8), S. 304. ι? Schmidhäuser, Strafrecht Allgemeiner Teil, Tübingen 1970, S. 279 f.; ders. (Fn. 8), S. 358 ff. «8 Schmidhäuser, Strafrecht Allgemeiner Teil, Tübingen 1970,S. 281; ders. (Fn. 8), S. 361.
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die unterschiedliche Bedeutung der Provokations- und der Abwehrhandlung folgende Gedanken dar, die von ihm dann auch leicht auf die Nostandsebene übertragen werden können: „Die Verteidigung ist rechtmäßig, weil sie einen Interessenkonflikt in der von der Rechtsordnung gewünschten Weise löst... Die Provokation dagegen hat den Konflikt, der dann durch die Verteidigung des Provokateurs gelöst wird, überhaupt erst geschaffen, und das ist etwas wesentlich anderes. Sicher muß die Rechtsordnung interessiert sein, daß Konflikte, in denen rechtlich geschützte Interessen aufeinanderprallen, in ihrem Sinn gelöst werden. Aber sie kann gewiß kein Interesse haben, daß jemand solche Konflikte mutwillig provoziert, mit dem Ergebnis, daß sie dann ein Rechtsgut preisgeben muß, um ein anderes zu erhalten" 19 . Daher verstoße ein solches Verhalten gegen das „Verbot, andere an Leib und Leben, am Vermögen oder anderen Rechtsgütern zu gefährden" 20. In derselben Richtung äußern sich z. B. auch Schröder 21 (vorsätzliche oder fahrläsige Haftung für die Herbeiführung einer Notwehrlage, denn den Täter treffe der Vorwurf, durch ein widerrechtliches Verhalten eine Situation herbeigeführt zu haben, in der die Rechtsordnung gezwungen ist, ihm das Recht der Abwehr zur Verfügung zu stellen), Lenckner 22 („hier ist es auch kein Widerspruch, wenn das Recht — gezwungenermaßen — den Interessenkonflikt i. S. des Provokateurs löst, dies aber zugleich zum Anlaß repressiver Maßnahmen gegen ihn macht, weil er diesen Konflikt heraufbeschwören hat") oder Küper 23 2 4 . Küper beschränkt sich zwar auf die Prüfung der Anwendbarkeit der actioillicita-Lehre auf den verschuldeten rechtfertigenden Notstand, da er zugibt, daß es bei der provozierten Notwehr spezifisch notwehrbedingte Gegenargumente — vor allem, daß das Vorverhalten erst durch die Veranlassung eines vom freien Entschluß des Provozierten abhängigen rechtswidrigen Angriffs die Kollisionsla19 Bertel, „Notwehr gegen verschuldete Angriffe", ZStW 84 (1972), S. 15; S. 15 f.: beim übergesetzlichen Notstand sei es „durchaus kein Widerspruch, wenn die Rechtsordnung eine Handlung rechtfertigt, weil sie ein geringeres Übel herbeiführt, um ein größeres abzuwenden, eine andere Handlung desselben Täters aber mißbilligt, weil sie es zu eben dieser Situation hat kommen lassen"; S. 16: dem Provokateur werde vorgeworfen, „daß er eine Situation geschaffen hat, wo die Rechtsordnung, um sich zu behaupten, Rechtsgüter des Angreifers preisgeben muß" (ähnlich S. 26). Übrigens schränkt Bertel (S. 17 f., 20, 26 ff.) den Vorwurf auf sozial inadäquate, unerlaubte Handlungen ein. 20 Bertel, Ibid., S. 32. 21 Schröder, JuS 1973, S. 160 f. 22 Lenckner in: Schänke / Schröder, StGB, 24. Auflage, München 1991, § 32 RN 61. Hier wird freilich die a. i. i. c. nur bei Veranlassung des Angriffs eines unfrei Handelnden anerkannt, während bei früheren Auflagen (so z. B. Lenckner in: Schönke / Schröder, StGB, 21. Auflage, München 1982, § 32 RN 57,60) diese Einschränkung nicht stattfand. 23 Küper, Der „verschuldete" rechtfertigende Notstand. Zugleich ein Beitrag zur „actio illicita in causa", 1983, S. 42 ff., passim. 24 Von dieser Linie etwas abweichend die Begründung Arzts, Festschrift f. Schaffstein, Göttingen 1975, S. 83: „Die actio illicita in causa ist geeignet, die dogmatisch-konstruktive Begründung dafür abzugeben, den Verteidiger, der ursprünglich Zeit gehabt hatte, den Staat einzuschalten, diese Zeit aber nicht genutzt, sondern sich ,grundlos' in Gefahr begeben hat, in diese Gefahr — bildlich gesprochen — umkommen zu lassen".
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ge herbeiführt — geben kann, die eine Anwendung der a. i. i. c. hindern oder erschweren 25. Aber beim Notstand schaffe das herbeiführende Vorverhalten unmittelbar die Gefahr und dadurch die Konfliktlage. Dies rechtfertige eine ganz verschiedene Bewertung von Erst- und Zweithandlung, denn während die Abwehrhandlung als Lösung eines akuten Interessenkonflikts positiv bewertet und erlaubt werde, träfe diese Rechtfertigung und positive Bewertung auf das Vorverhalten, das den Konflikt und somit die Notwendigkeit der Rechtsgutverletzung erst schaffe, nicht zu. Deshalb sei, obwohl die Bewirkung des tatbestandlichen Erfolgs durch die Abwehrhandlung letztlich erlaubt und gestattet werde, der Erfolg der rechtswidrigen Vortat, der rechtswidrigen Herbeiführung der Kollisionslage und der daraus resultierenden Rechtsgutsverletzung zurechenbar 26. 2. Bei der Kritik der Lehre der actio illicita in causa werden einerseits Argumente benutzt, die spezifisch für die Notwehrsituation sind. Der wichtigste Einwand ist m. E., daß dem — sogar absichtlichen — Provokateur die Tatherrschaft über den Geschehensablauf und damit die Täterqualität für das Verletzungsdelikt fehlt, da es der freie Entschluß des Provozierten ist und also in seinen Händen ( und auch in seiner Verantwortlichkeit) liegt, sich von der Provokation hinreißen zu lassen, zum Angriff zu übergehen und sich hierdurch der Gefahr einer durch Verteidigung hervorgerufenen Verletzung auszusetzen27. Andererseits aber wird ein allgemeines Argument vorgetragen, das gegen die Anwendung der a. i. i. c. auf die „Verschuldung" irgendwelcher Rechtfertigungssituationen spricht: Wie Roxin 28 zunächst dargelegt hat, müßte sich die Rechtswidrigkeit der causa aus dem angestrebten und bewirkten Enderfolg herleiten lassen, dies sei aber nicht möglich, da die Letzthandlung und ihre Konsequenzen rechtlich erlaubt und genehmigt seien. Die Provokationshandlung (etwa eine Hänselei) könne als solche nicht rechtswidrig sein und könne auch nicht dadurch rechtswidrig werden, daß sie eine rechtmäßige, positiv zu bewertende Handlung beabsichtige oder veranlasse. Daran ändere sich nichts, wenn die Provokation, ζ. B. eine vergangene Beleidigung, doch selbst rechtswidrig wäre, denn das spezifische Unrecht des Nachverhaltens, etwa der Körperverletzung, könnte sie erst durch die Beabsichtigung (bzw. vorausgesehene oder voraussehbare Bewirkung) einer rechtswidrigen Körperverletzung erlangen, nicht aber wenn der Verletzungsakt gerechtfertigt sei. So komme man durch die a. i. i. c. „zu dem merk25 Küper (Fn. 23), S. 40 f., 48 Fn. 144. 26 Küper, Ibid. S. 42 ff. 27 So Roxin, ZStW 75 (1963), S. 551, 553, der — hier für fahrlässige Provokationen —das Argument vorbringt, die objektive Sorgfalt brauche sich nicht auf die Verhinderung freier und bewußter Selbstgefährdungen anderer richten; Bockelmann, Festschrift für Honig, 1970, S. 21; ähnlich Kratzsch, JuS 1975, S. 439: der Provokateur könne nicht für etwas verantwortlich gemacht werden, „was ausschließlich in den Verantwortungsbereich desssen fällt, der der Provokation nicht widerstanden hat". 28 Roxin, Ibid., S. 546-548.
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würdigen Ergebnis, daß ein Verhalten, dem in keiner Phase des Geschehens etwas Rechtswidriges anhaftet, als strafbares Delikt erscheint" 29. Hinzu kommt als zweiter allgemeiner Einwand, daß die Rechtfertigung und Erlaubtheit der Letzthandlung des Provozierenden nur scheinbar sei, wenn dieser schließlich doch für die Rechtsgutsverletzung bestraft würde 30 . 3. Gegen diese Einwände bestehen die Anhänger der a. i. i. c., wie oben dargestellt, darauf, daß es keineswegs widersprüchlich sei, die letzte Phase der Handlung als konfliktlösend für rechtmäßig zu halten, die Vorhandlung aber, soweit sie unnötig, also ungerechtfertigt den Konflikt auslöse und somit die Gefahr der Verletzung eines anderen verursache 31, als rechtswidrig anzusehen und an sie den Erfolg, die Rechtsgutsverletzung anzuknüpfen. Küper geht noch einen Schritt weiter und meint, daß der tatbestandsmäßige Erfolg der rechtswidrigen konfliktund gefahrschaffenden Vorhandlung eben deshalb zugerechnet werden könne, obwohl beim verschuldeten rechtfertigenden Notstand nicht nur die Letzthandlung erlaubt sei, sondern es sogar beim Erfolg um einen „erlaubten", „nicht mißbilligten" Erfolg, um eine mit der Anerkennung der Notstands- und Eingriffsbefugnis verbundene „rechtliche Billigung des Erfolgs" handele, denn in der Notstandslage werde die Schutznorm, die die Unversehrtheit der Objekte garantiert, zu Lasten dieses Rechtsgutes suspendiert 32.
IV. Stellungnahme: Nichtanwendbarkeit der a. i. i. c. bei Rechtfertigung des Erfolgs (bei Ausschluß des Erfolgsunwerts) und grundsätzliche Anwendbarkeit der a. i. i. c. bei Rechtfertigung nur der Handlung (bei Ausschluß des Handlungsunwerts) 1. Schon vor mehreren Jahren habe ich in verschiedenen Veröffentlichungen die These vertreten, daß die a. i. i. c.-Lösung auf die Fälle der Herbeiführung eines den Erfolgsunwert ausschließenden Rechtfertigungsgrundes unmöglich anwendbar ist, sie dagegen bei vorsätzlicher oder fahrläsiger Herbeiführung eines Rechtfertigungsgrundes, der nur den Handlungsunwert, nicht aber den Erfolgsun29 Roxin, Ibid., S. 548. Mit ähnlicher Kritik auch die überwiegende Meinung, vgl. z. B. Bockelmann (Fn. 27), S. 26; Hruschka, JR 1979, S. 127; Constadinidis, Die „actio illicita in causa", 1982, S. 57 ff. In Strafrecht Allgemeiner Teil I, München 1992, S. 431, vertritt Roxin die These, daß es widersprüchlich sei, ein und dieselbe Handlung — den Schuß — sowohl als rechtmäßig wie auch als rechtswidrig anzusehen. 30 Roxin, Strafrecht Allgemeiner Teil I, München 1992, S. 431, bezeichnet die a. i. i. c. als einen verwirrenden Umweg: denn wenn man den Provokateur bestrafe, sei „die Zubilligung der Notwehr ohnehin nur scheinhaft"; hinsichtlich des verschuldeten rechtfertigenden Notstands vgl. S. 472 (siehe auch unten in und bei Fn. 43). 31 Hruschka (Fn. 29), S. 127 f., ist dagegen der Auffassung, daß die Schaffung einer vermeidbaren Gefahr allenfalls die Einführung eines — heute nicht vorhandenen — Gefahrdungstatbestandes rechtfertigen würde. 32 Küper (Fn. 23), S.41-47.
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wert beseitigt, angewandt werden kann. Dieselbe Lösung gilt entsprechend für die Fälle der mittelbaren Täterschaft durch ein rechtmäßig handelndes Werkzeug, wenn also der die gerechtfertigte Letzthandlung vornehmende Täter nicht der Provozierende selbst, sondern ein Dritter ist 33 . Dies setzt voraus, daß es zwei Sorten Rechtfertigungsgründe gibt, die danach unterschieden werden können, ob sie auch den Erfolgsunwert 34 entfallen lassen oder nur den — subjektiven oder objektiven — Handlungsunwert, nicht aber das Bestehenbleiben eines unwerten, rechtlich unerwünschten Erfolgs ausschließen. Zur ersten zählt etwa die Notwehr, die Eingriffsrechte oder -pflichten eines Amtsträgers bei tatsächlichem Vorliegen ihrer Voraussetzungen, das Pfandrecht oder die rechtfertigende Einwilligung des Rechtsgutsinhabers. Eine Rechtfertigung nur der Handlung gibt es ζ. B. im rechtfertigenden Notstand, wo der Erfolg trotz allem ein — wenn auch kleineres — „Übel" 3 5 , also ein unwerter, rechtlich unerwünschter Erfolg bleibt, aber wegen der Rettungsqualität der Handlung und der Interessenabwägung kein objektiver Handlungsunwert vorliegt. Weitere Beispiele sind das erlaubte Risiko in Fällen von Körperverletzungs- oder Todeserfolgen bei Autorennen oder gewalttätigen Sportarten, die Ehrverletzungen aus Wahrnehmung berechtigter Interessen, wo die Gewährleistung bestimmter Interessen wie Freiheit, Unterhaltungsspiele, Meinungs- und Äußerungsfreiheit dem Risiko bestimmter Verletzungen vorgeht; ferner die Erfüllung von Amtspflichten oder Ausübung der aus dem Amt resultierenden Befugnisse bei sorgfaltsgemäßem Glauben an das Vorliegen ihrer tatsächlich nicht bestehenden Vorausetzungen, wie ζ. B. bei der Festnahme eines unschuldigen Tatverdächtigen oder bei der Verurteilung eines unschuldigen Angeklagten aufgrund falscher Beweise und Zeugenaussagen. In all diesen Fällen entfällt nur der Handlungs-, nicht aber der Erfolgsunwert, was nicht ausschließt, daß die Handlung völlig erlaubt ist und u. U. nicht nur positiv bewertet, sondern sogar als Pflicht auferlegt wird. 2. a) Wenn der Rechtfertigungsgrund den Erfolgsunwert ausschließt, der Erfolg also nicht negativ, sondern manchmal sogar positiv bewertet und gebilligt wird, so bedeutet dies, daß das betroffene Rechtsgut im konkreten Fall nicht schutzwürdig ist (Verwirkung des Schutzes aufgrund des — normalerweise verantwortlichen — Verhaltens des Rechtsgutsträgers). In diesem Fall ist es unmöglich, im 33 Vgl. Luzon, Aspectos esenciales de la légitima defensa, 1978, S. 121-126, 249262; „Estado de necesidad (incompleto) en un delito imprudente, Comentario a STS 5.2.1985", RDCir 1985, S. 213 Fn. 2 (auch in Luzon, DP de la Circulación, 2. Auflage, Barcelona, 1990, S. 140 Fn. 2); ComLP V, 1985, S. 235, 253 f., 267 f.; REP 1987-238, S. 53 ff.; „Indicaciones y causas de justificación en el aborto", CPC 1977, S. 648 f.; „El error sobre causas de justificación: algunas precisiones", LL 1989-3, S. 580 f.; Estudios Penales, 1991, S. 78 f., 125 f., 142 f., 155 f., 185 ff., 348 f. 34 Bei Kenntnis der Lage entfällt dann auch den Handlungsunwert, es sei denn, das Gesetz fordert ausdrücklich außerdem eine bestimmte Finalitat oder Motivation als Rechtfertigungselement. 35 Dies wird von Küper (Fn. 23), S. 46, trotz seiner These der Billigung des Erfolgs (vgl. oben Fn. 32) zugegeben.
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Wege der a. i. i. c. den die Rechtfertigunslage, etwa eine Notwehrlage, „fahrlässig" oder „vorsätzlich" Provozierenden für die Endhandlung verantwortlich zu machen. Erstens, weil in den meisten Fällen dem — eventuell sogar mit entsprechender Absicht handelnden — Provokateur eines Angriffs (bzw. dem Polizisten, der einen Dritten zu einer Straftat provoziert, die die Festnahme des Täters begründet) die Tatherrschaft und somit die Täterschaft fehlt, da er nur zur Begehung eines Angriffs (oder einer Tat) reizt, die völlig vom verantwortlichen Entschluß des Provozierten abhängt. Dies wäre nur anders bei Provokation eines nicht oder nicht voll verantwortlichen Angreifers oder Täters. Zweitens — und das ist das wichtigere Argument, da es alle überhaupt möglichen Fälle betrifft — kann die, wenn auch objektiv zurechenbare Verursachung eines nicht negativ bewerteten, sondern rechtlich gebilligten, erwünschten oder gar geforderten Erfolgs keineswegs ein rechtswidriges Verletzungsdelikt ausmachen, mag die provozierende Handlung auch noch so unnötig den Angriff oder die Begehung einer Straftat und dadurch die Gefahr einer Verletzung des Angreifers oder einer Freiheitsentziehung des Straftäters hervorgerufen haben: Denn es geht eben um die Gefahr der Verwirklichung eines positiven, rechtlich wertvollen Erfolgs und gerade nicht um die Gefahr einer erlaubten Endhandlung, die einen rechtlich unwerten Erfolg hätte. Die Verletzung trifft in concreto wegen seines Verhaltens rechtlich nicht geschützte Güter des Angreifers bzw. Täters; im Gegenzug wird bei Notwehr die Verteidigung der Rechtsordnung und des angegriffenen Rechtsguts oder bei polizeilicher Festnahme des Täters die Ermöglichung der Strafverfolgung erlangt. Da es Handlungsunwert nur bezogen auf die bezweckte oder sorgfaltswidrige Bewirkung eines Erfolgsunwerts geben kann 36 , der objektive Handlungsunwert und auch der „Intentionsunwert" (die zur Rechtswidrigkeit der provozierenden Ersthandlung notwendig wären) sich also allein aus der Geeignetheit oder sogar dem Bestimmtsein einer Handlung zur Bewirkung eines rechtlich unwerten Erfolgs (oder Sachverhalts) ableiten läßt, kann eine Veranlassungshandlung, die (jetzt abgesehen vom Aspekt der Provozierung der versuchten Tat — des Angriffs — eines anderen) letztlich zu einem wertvollen Erfolg führt, unmöglich — soweit es den Verletzungstatbestand betrifft — rechtswidrig sein. Deshalb läßt sich mit einer (vermeintlichen) actio illicita in causa keine rechtswidrige Körperverletzungs- oder Tötungshandlung bzw. Freiheitsberaubung begründen, wenn jemand, und sei es sogar absichtlich, einen anderen zu einen rechtswidrigen Angriff gegen ihn oder einen Dritten reizt und dann den Angreifer in Notwehr tötet oder verletzt, oder wenn ein Polizist jemanden zur Begehung 36 So Rudolphi, Festschrift f. Maurach, Karlsruhe 1972, S. 55,65; Cerezo, Anmerkungen zur Übersetzung von Welzel, Das neue Bild des Strafrechtssystems: El nuevo sistema del DP, Barcelona, 1964, S. 44 f. Fn. 10; Luzón, in: ComLP, V, 1985, S. 253; Estudios Penales, 1991, S. 142.
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einer Straftat provoziert und ihn dann verhaftet. Auch ist es kein Diebstahl, wenn der Pfandgläubiger seinen Schuldner, der ökonomische Schwierigkeiten hat, davon überzeugt, es sei für ihn (den Schuldner) besser, seine Schulden nicht auszugleichen, und sich anschließend kraft seines Pfandrechts einer Sache des Schulners bemächtigt. Aus denselben Gründen kann nicht eine (rechtswidrige) mittelbare Täterschaft durch ein rechtmäßig handelndes Werkzeug angenommen werden, wenn jemand durch die Provozierung eines rechtswidrigen Angriffs einer nicht oder nicht voll verantwortlichen Person (andernfalls hätte der erste keine Tatherrschaft) einen Dritten zu einer rechtmäßigen Verteidigung und somit zum Bewirken eines rechtlich gebilligten Erfolgs zwingt. b) Dies bedeutet nicht, daß der absichtlich handelnde Provokateur straflos bleibt. Einerseits ist zu bedenken, daß er sich meist wegen seiner schon vorher bestehenden Erwartung des geplanten nachherigen Angriffs mit milderen Mitteln verteidigen könnte und es aus Böswilligkeit nicht tut, die Erforderlichkeit des tatsächlich eingesetzten Notwehrmittels also fehlt. (Dies wird seltener bei bloß vorsätzlicher ober bewußt fahrlässiger Provokation der Notwehrlage vorkommen.) 37 Andererseits kann die Ersthandlung rechtswidrig hinsichtlich der Provozierung eines Angriffs oder (zur polizeilichen Festnahme) einer Straftat sein, nicht jedoch hinsichtlich der Provozierung der nachträglichen Notwehr- oder Festnahmehandlung, wie die Anhänger der a. i. i. c. meinen. Obwohl die h. L. die Strafbarkeit des agent provocateur ablehnt, ist das Reizen eines anderen zu einem rechtswidrigen Angriff oder zur Begehung einer Straftat, mag auch der Provokateur die Vollendung verhindern wollen, eine indirekte Anstiftung zu einem tauglichen oder — seltener — zu einem untauglichen Versuch 38 , bei Provozierung zum Zweck der nachherigen Festnahme eventuell sogar zur vollendeten Tat. Das bedeutet die Förderung einer Gefährdung zumindest der Rechtsordnung, manchmal auch fremder Rechtsgüter (Unrechtsteilnahmetheorie), was nicht im Sinne der präventiven Zwecke des Strafrechts sein kann, es sei denn, daß ein Rechtfertigungsgrund gerade diese Provokation deckt. Dem wegen des nicht die Vollendung bezweckenden Willens und der Gefahrreduzierung herabgesetzten Unrecht kann man bei der Strafzumessung Rechnung tragen. 3. a) Die Lage ist ganz anders, wenn eine Rechtfertigungssituation „verschuldet" wird, die nur den Handlungsunwert, nicht aber den Erfolgsunwert beseitigt. Hier ist die Konstruktion der a. i. i. c. grundsätzlich anwendbar — vorausgesetzt, es handelt sich um ein Erfolgsdelikt ohne gesetzlich beschriebene Ausführungshandlung, denn sonst könnte der nullum-crimen-Satz die Subsumtion der Provokationshandlung samt ihrer Folgen unter den entsprechenden Tatbestand hindern 39 .
37 Vgl. Luzon, in: ComLP, V, 1985, S. 269; Estudios Penales, 1991, S. 156 f. 38 Luzon, in: ComLP, V, 1985, S. 269; Estudios Penales, 1991, S. 157. 39 Siehe näher unten V.
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Paradigmatisch dafür ist der Fall des verschuldeten rechtfertigenden Notstands. Hier wird zur angemessenen Lösung des Konflikts unter Abwägung aller Interessen die Notstandshandlung wegen ihrer Rettungseigenschaft nicht negativ bewertet und darum genehmigt, der Erfolgsunwert bleibt aber bestehen: die Erfolgsbewirkung mag erlaubt sein, aber der Erfolg ist rechtlich ein Übel, etwas unerwünschtes. Der durch einen Notstandseingriff Verletzte hat durch sein Verhalten den Schutz seiner Rechtsgüter nicht verwirkt, und in der Tat wird diesen Rechtsgütern nicht jeder rechtliche Schutz entzogen: daher sieht Art. 20,2 span. CP zugunsten des Verletzten eine zivilrechtliche Haftung der Person vor, deren Interessen gerettet werden (und nicht etwa eine Haftung des Handelnden). Demgemäß geschieht bei einer fahrlässigen oder einfach vorsätzlichen Herbeiführung eines rechtfertigenden Notstandes und auch bei einer absichtlichen Provokation einer Notstandshilfe Dritter, wo trotz Provokation die Rettungshandlung als solche erlaubt ist, folgendes: Die Herbeiführungshandlung schafft unmittelbar die Gefahr für das zu rettende Interesse und somit die Zwangslage, die mit größerer oder geringerer Intensität zur Verletzung des minderwertigen Rechtsguts zwingt und dadurch den nachträglichen Tatverlauf bestimmt (mittelbare Schaffung einer Gefahr für das verletzte Rechtsgut), so daß hier grundsätzlich keine Schwierigkeiten für die Bejahung von Tatherrschaft (bei vorsätzlichem Handeln) und Täterschaft auftauchen. Außerdem verursacht die Ersthandlung auf objektiv und subjektiv zurechenbarer Weise ungerechtfertigt einen Erfolgsunwert 40, sei er auch unmittelbar von einem ohne Handlungsunwert ausgeführten Verhalten verursacht worden. Die Verbindung eines Vorverhalten mit vollem Handlungsunwert — weil hier eine vorsätzliche oder fahrlässige Gefährdung bezogen auf einen Erfolgsunwert ohne den Grund der Rechtfertigung der Endhandlung vorliegt — mit dem Erfolgsunwert macht die volle Rechtswidrigkeit der Vorhandlung samt ihrer Folgen i. S. des Verletzungstatbestandes aus. Die Verantwortung richtet sich nach dem Bestehen von Vorsatz oder Fahrlässigkeit hinsichtlich des Enderfolgs 41, nicht hinsichtlich der Schaffung der notstandsbegründenden Gefahr. Das erklärt die Tatsache, daß es auch dann bloß eine fahrlässige Haftung geben kann, wenn im letzten Stadium die betreffende Notstandshandlung vorsätzlich (i. S. eines „neutralen" Vorsatz) gewesen ist. Nähert sich z. B. ein L K W in gefährlicher Weise einer engen Brücke, obwohl aus der Gegenrichtung ein vorfahrtberechtigter Bus entgegenkommt, und sieht sich der LKW-Fahrer, um nicht unter Lebensgefahr für mehrere Menschen mit dem Auch Dencker, JuS 1979, S. 782, redet davon, zum Vorverhalten „den unwerten Erfolg zuzurechnen". Küper (Fn. 23), S. 50 ff., läßt die Anwendbarkeit der a. i. i. c. beim fahrlässigen Erfolgdelikt wegen seiner tatbestandlichen „Offenheit" (S. 57) zu, verneint sie aber beim vorsätzlichen Erfolgsdelikt (S. 59 ff.), denn dessen Begehung erfordere mehr als bloßes Bewirken des Taterfolges, und die Vorhandlung habe noch nicht den Sinn des Ausführungsbeginns, sondern der straflosen Vorbereitung. Dies scheint mir nicht überzeugend zu sein (vgl. näher unten V).
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Bus zusammenzustoßen, dazu gezwungen, nach rechts auszuweichen und einen dort stehenden Fußgänger zu verletzen, so handelt er bei der unmittelbaren Verursachung der Körperverletzung durch die Letzthandlung, das Ausweichen, mit direktem Vorsatz (zweiten Grades) oder mit bedingtem Vorsatz. Diese Tat ist aber durch Notstand gerechtfertigt und es entfällt daher der Handlungsunwert. Letztlich wird jedoch durch die fahrlässige, nicht durch Notstand gedeckte Vorhandlung der negativ bewertete Körperverletzungserfolg objektiv zurechenbar verursacht. Deswegen haftet der Täter hier für eine fahrlässige Tat 4 2 (§ 230 StGB). b) Auch ist bei solchen den Handlungs-, nicht aber den Erfolgsunwert ausschließenden Rechtfertigungsgründen aus den erwähnten Gründen die Rechtsfigur eines mittelbaren Täters durch rechtmäßig handelnden Werkzeug durchaus anwendbar. Deren Annahme etwa im Fall der Herbeiführung einer rechtmäßigen (aber materiell ungerechten) Verurteilung eines Unschuldigen durch falsche Aussagen hat deswegen nie Schwierigkeiten bereitet. c) Zum Schluß muß ein letzter kritischer Einwand Roxins 43 gegen die Anwendung der a. i. i. c. beim verschuldeten rechtfertigenden Notstand geprüft werden: „Auch rechtspolitisch verdient die actio illicita in causa keinen Beifall. Wenn der Täter sich nämlich sagen muß, daß er bei Vornahme der Rettung zwar wegen der Rettungshandlung gerechtfertigt, wegen seines Vorverhaltens aber bestraft wird, wird er die Rettung meist unterlassen, um sich nicht strafbar zu machen. Der Rechtsordnung muß aber an einer Rettung und damit an der Bewahrung der höherwertigen Interessen gelegen sein, so daß sie durch eine Bestrafung mit Hilfe der actio illicita in causa ihren eigenen Zielen entgegenarbeiten würde!". Gegen diesen Einwand läßt sich folgendes vorbringen: Im Fall des fremde Rechtsgüter betreffenden Notstands, also der Verursachung einer Gefahrenlage für Interessen unbeteiligter Dritter stimmt es nicht, daß der Täter, der die Gefahrenlage vorsätzlich oder fahrlässig geschaffen hat, nun die ein kleineres Übel bewirkende Rettungshandlung mit dem Zweck unterlassen kann, sich nicht wegen der a. i. i. c. strafbar zu machen. Erstens wird sich, wenn der Täter nicht eingreift und auch kein anderer die Rettungshandlung vornimmt, die von ihm begründete Gefahr einer noch schwerwiegenderen Rechtsgutsverletzung verwirklichen und er müßte wegen einer schwereren vorsätzlichen bzw. fahrlässigen Straftat haften. Gerade weil der Rechtsordnung an der Bewahrung der höherwertigen Interessen gelegen ist, sieht sie für den Fall der Verwirklichung der vom Handelnden geschaffenen Gefahr einer Verletzung des höherwertigen Interesses, also für die Verwirklichung des größeren Übels, eine höhere Strafe als die der auch zur Ersthandlung zurechenbaren Verletzung des minderwertigen Interesses entsprechende Strafe vor. Der Täter wird also an der Vornahme der Rettungshandlung, 42 So Gimbernat, „Dos aspectos de la imprudencia etc.", in: Delitos contra la seguridad del träfico y su prevención, Univ. Valencia 1975, 123 ff.; Luzon, RDCir 1985, S. 213 Fn. 2 (auch in Luzon, DP de la Circulación, 2. Auflage, Barcelona 1990, S. 140 Fn. 2). « Roxin (Fn. 30), S. 472.
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die das kleinere Übel verursacht, keineswegs rechtlich gehindert, sondern ist umgekehrt zu dieser angehalten, wenn er die Erzeugung eines schwereren Erfolgsunwertes und die entsprechend höhere Bestrafung vermeiden will. Zweitens kann sich der Täter durch Nichteingreifen im Moment der Gefahr auch nicht dann nicht der Strafe entziehen, wenn statt ihm ein Dritter die das kleinere Übel zufügende Rettungshandlung vornimmt. Denn die Ersthandlung des Täters erzwingt durch die Schaffung der Gefahr und der Kollisionslage die Rettungshandlung des Dritten und determiniert somit seine (mangels eines Handlungsunwerts erlaubte) einen Erfolgsunwert verursachende Handlung; deswegen ist der Ersthandelnde als — vorsätzlich bzw. fahrlässiger — mittelbarer Täter durch ein rechtmäßig handelndes Werkzeug für die vom Dritten direkt bewirkte Rechtsgutsverletzung, die einen Erfolgsunwert darstellt, verantwortlich. Also würde sich der Gefahrschaffende in einer solchen Lage sowohl durch sein späteres Tun als auch durch sein Nichtstun und Zurücktreten vor dem Eingriff eines Dritten gleichermaßen strafbar machen. Dies bedeutet, daß er die Bestrafung nicht durch ein Unterlassen einer eigenen Rettungshandlung vermeiden kann und er deswegen keinen Anlaß zur Nichtrettung des vom ihm gefährdeten Rechtsguts hat. Übrigens will die Rechtsordnung, daß das gefährdete höherwertige Interesse entweder vom Täter oder von Dritten gerettet wird, vorzugsweise aber durch einen Eingriff des Ersthandelnden, da diesem wegen seiner Gefahrschaffung eine besondere Abwendungspflicht obliegt, deren Nichterfüllung Haftung aus einer Begehungstat begründet, während der unbeteiligte Dritte zur Rettung bloß eine Befugnis oder höchstens eine einfache Handlungspflicht aus echten Unterlassungstatbeständen (etwa aus § 323 c StGB) hat. Jedenfalls wird der Täter eher an einer eigenen Rettungshandlung trotz ihres strafbarkeitsbegründenden Effekts interessiert sein, weil er sich so besonders intensiv bemühen kann, die schwerwiegendere Verletzung und damit die höhere Strafe mit Sicherheit zu vermeiden und um gleichzeitig zu versuchen, eine möglichst kleine Verletzung des minderwertigen Interesses mit einer entsprechenden Milderung bei der Strafzumessung zu erreichen, was möglicherweise ein Eingriff eines Dritten nicht schaffen würde. Bei einem eigene Rechtsgüter betreffenden Notstand ist die Lage freilich anders. Wenn der Täter nicht zur Rettung eines von ihm selbst gefährdeten eigenen Rechtsguts aktiv eingreift, ist er für seine Selbstverletzung nicht strafrechtlich verantwortlich. Aber in den meisten Fällen geht es um eine Gefahr für ein eigenes Interesse, das das andere, zur Rettung des eigenen zu beeinträchtigende Interesse erheblich überwiegt. So wird normalerweise die Aussicht einer verhältnismäßig milden — bei bloßer Fahrlässigkeit noch milderen — Strafe, die nach der a. i. i. c. dem Täter wegen der Verletzung des minderwertigen Rechtgutes auferlegt würde, nicht ausreichend sein, um der Furcht des Täters vor dem Verlust seines Leib oder Lebens oder eines wichtigen Gutes entgegenzuwirken. Letztlich wird man also trotz der Strafe, die wegen der verwerflichen Bewirkung eines Erfolgsunwerts durch die Vorhandlung gerechterweise auferlegt werden muß, das kleinere Übel vorziehen und das größere Übel vermeiden, ein
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Verhalten, dem auch die Rechtsordnung trotz der Provozierung (außer bei besonders schwerer — absichtlicher — Provokation des Bedrängten) den Vorzug gibt. Kurz: Man kann in diesen Fällen problemlos den Täter für seine a. i. i. c. bestrafen: der Täter wird dennoch eher daran interessiert sein, die das höherwertige Interesse rettende Notstandshandlung vorzunehmen und die Bestrafung ist außerdem gerecht. V. Anwendungseinschränkungen aus den Tatbestandsmäßigkeitserfordernissen? 1. Bei der vorsätzlichen oder fahrlässigen Herbeiführung eines allein den Handlungsunwert ausschließenden Rechtfertigungsgrund ist also prinzipiell eine Bestrafung wegen vorsätzlicher bzw. fahrlässiger Tat durch die a. i. i. c.-Konstruktion materiell, d. h. von einem das Unrecht und die kriminalpolitischen Interessen betrachtenden Standpunkt aus, durchaus begründet. Es könnte aber ein formelles Hindernis gegenüber der Anwendbarkeit der a. i. i. c. geben, wenn sich das gesamte Verhalten trotz des Handlungsunwerts der Veranlassungshandlung und der Verursachung eines Erfolgsunwerts nicht den Tatbestandserfordernissen anpasste. Oben (IV. 3 a) habe ich schon daraufhingewiesen, daß bei Delikten mit gesetzlich beschriebenen Ausführungsweisen der nullum-crimen-Satz die Subsumtion des Verhaltens unter den entsprechenden Tatbestand hindern könnte, während es bei den reinen Erfolgsdelikten keine besonderen Probleme mit der Tatbestandsmäßigkeit zu geben scheint. So meinen denn auch manche Autoren, daß die Anknüpfung einer Bestrafung an das Vorverhalten gemäß der a. i. i. c. schon an der Struktur der Tatbestände scheitere, die ein tatbestandsspezifisch geartetes Verhalten und nicht eine bloße Erfolgsverursachung fordern: die Setzung einer Ursache für die spätere gesetzlich beschriebene Handlungsweise durch Begründung einer Notstandslage sei selbst eben noch nicht diese tatbestandsmäßige Handlungsweise, so daß der Versuch der Subsumtion der bloßen Verursachung unter die im Tatbestand beschriebene Handlung gegen das Analogieverbot verstoße. Demnach sei im „Unfallflucht-Fall" 44 die Verursachung eines Verkehrsunfalls mit bedingtem Vorsatz — auch hinsichtlich der Notwendigkeit, später zur Vermeidung von Prügeln fliehen zu müssen, — keine Unfallflucht nach § 142 StGB, auch kein Beginn einer solchen, und im Fäkalienfall 45 sei entgegen dem BayObLG das fahrlässige Befahren eines unbefestigten Feldwegs vom einem mit Unrat schwer beladenen Lkw kein Ablagern von Abfällen i. S. der §§ 4 1, 18 I Nr. 1 AbfG 4 6 . 44 BGH v. 11.10.1968, VRS 36 1969, 23 45 BayObLG v. 26.5.1978, NJW 1978, 2046. 46 So Roxin (Fn. 30), S. 472, unter Berufung auf Küper (Fn. 23), S. 101, 154 ff. (hier freilich zweifelnd hinsichtlich des Fäkalienfalls), und Dencker (Fn. 40), S. 783. Küper,
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Diese Lösung scheint abgesehen von Einzelfällen ziemlich überzeugend. Die Nachhandlung, die die tatbestandlich geforderte Begehungsweise verwirklicht, ist von einem den Handlungsunwert ausschließenden Rechtfertigungsgrund — etwa Notstand — gedeckt, also nicht rechtswidrig; darum kann aus ihr keine Verantwortung folgen. Und das veranlassende vorsätzliche oder fahrlässige Vorverhalten, das Handlungsunwert aufweist und zu einem Erfolgsunwert führt, also „materiell" Unrecht darstellt, ist an sich unter die tatbestandliche Ausführungsweise nicht subsumierbar, also nicht tatbestandsmäßig. Freilich könnte man daran denken, diese Schwierigkeiten für die Anwendung der actio illicita in causa in solchen Tatbeständen in Analogie zur actio libera in causa zu überwinden 47. So wird von einem guten Teil der Varianten der a. 1. i. c.-Lehre, sowohl von Vertretern des ,Ausnahmemodells" als auch innerhalb des „Tatbestandsmodells"48 (oder mit anderer Terminologie, von der „Vorverlegungstheorie", aber auch teilweise von der „Versuchslösung" 49), bei vorsätzlicher oder fahrlässiger Herbeiführung eines die Tatbegehung verursachenden Zustands der Schuldunfähigkeit die Anwendung der a. 1. i. c.-Konstruktion auch auf Delikte mit tatbestandlich beschriebenen Ausführungsweisen und nicht nur auf reine Verursachungsdelikte vertreten. Für das Ausnahmemodell (oder die Schuldvorverlegungstheorie) bereitet diese Lösung keine Schwierigkeiten, denn nach ihm wird der eine bestimmte Ausführungsweise fordernde Tatbestand durch die (schuldlose) Zweithandlung erfüllt und nur die Schuld wird ausnahmsweise nicht während der (Unrechts)Tatbestandsbegehung, sondern im früheren Zeitpunkt der defektbegründenden (Unzurechnungsfähigkeit schaffenden) Ersthandlung festgestellt. Aber auch vom Standpunkt des Tatbestandsmodells aus, nach dem die Zurechnung schon an das die Schuldlosigkeit herbeiführende Verhalten anknüpft, das als eine vorsätzliche oder fahrlässige Verursachung des tatbestandsmäßigen Erfolges — also bei Vorsatz als ein erfolgsverursachender Versuch — und somit als eine zur Zeit der Begehung schuldhafte Tatbestandsverwirklichung betrachtet wird, halten manche Anhänger dieses Modells die a. 1. i. c. auch bei Tatbeständen mit bestimmten Begehungsmodalitäten für anwendbar, denn die
a. a. O., stellt schon auf den S. 50-55 seine Ablehnung der Anwendung der a. i. i. c. auf fahrlässige Delikte mit bestimmten typisierten Begehungsmodalitäten mit der Begründung (S. 54 f.) dar, daß, da wegen des Prinzips „nullum crimen sine lege" die Rechtswidrigkeit einer Tat im Strafrecht an die Grenzen des jeweiligen Tatbestandes gebunden sei, es unzulässig sei, unter Verzicht auf die Kongruenz von tatbestandsmäßigen und rechtswidrigen Verhalten durch die Verbindung einer tatbestandsmäßigen, aber nicht rechtswidrigen Notstandstat mit einer fahrlässigen und materiell rechtswidrigen, aber nicht (voll) tatbestandsmäßigen Vorhandlung eine Art „Mischtatbestand" zu bilden, den das Gesetz nicht kenne. 47 Diese Möglichkeit behandeln (i. E. aber verneinend) Dencker (Fn. 40), S. 783; Küper (Fn. 23), S. 52 ff. 4 » So die später sehr verbreitete Bezeichnung Neumanns, Zurechnung und „Vorverschulden", 1985, S. 24 ff. 49 Formulierungen von Küper (Fn. 23), S. 82 ff.
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Strafbarkeit erfordere nicht, daß der Täter (seil, alle) die Besonderheiten der Tatbestandshandlung in zurechnungsfähigem Zustand verwirkliche 50 . Auf die eine oder andere Weise wird also auf die — oder wenigstens auf die vollständige — zeitliche Übereinstimmung von Schuld und Verwirklichung des Unrechtstabestandes verzichtet. Dennoch scheint es unzulässig, dieses Verfahren auf die Fälle der actio illicita in causa zu übertragen und auf die zeitliche Übereinstimmung von Tatbestandserfüllung und Rechtswidrigkeit zu verzichten, indem man als Verwirklichung der Besonderheiten des Tatbestands hinsichtlich der Ausführungshandlung die nichtrechtswidrige, etwa durch Notstand gerechtfertigte Zweithandlung genügen läßt, für die Frage der Rechtswidrigkeit aber auf die (einen Handlungsunwert aufweisende und der Erfolgsunwert verursachende) veranlassende Ersthandlung abstellt, die nach dem Ausnahmemodell gar nicht tatbestandsmäßig oder nach dem Tatbestandsmodell bei Delikten dieser Art nicht völlig tatbestandsmäßig wäre. Einerseits kann eine gerechtfertigte Tatbestands Verwirklichung nie Verantwortung nach sich ziehen 51 , andererseits kann es im Strafrecht kraft des nullum-crimenSatzes kein Unrecht ohne Tatbestandserfüllung, sondern nur tatbestandsmäßiges Unrecht, also Kongruenz von tatbestandsmäßigem und rechtswidrigem Verhalten geben, da die Tatbestandsmäßigkeit „nicht allein das logisch-systematische, sondern auch das rechtsstaatliche ,Prius' der Rechtswidrigkeit" ist 52 . 2. a) Deswegen läßt sich in formeller Hinsicht — vom Standpunkt der Tatbestandsmäßigkeit aus — die Anwendbarkeit der actio illicita in causa nur bei reinen Verursachungs- oder Erfolgsdelikten annehmen, die keine spezielle Handlungstypisierungen haben53. Bevor man jedoch diese These endgültig bestätigen kann, muß noch die dieses Ergebnis teilweise ablehnende Auffassung Küpers überprüft werden, der sich eingehend mit dieser Frage befaßt 54. Nach Küper müsse beim vorsätzlichen Erfolgsdelikt der tatbestandliche Erfolg einer schon an sich tatbestandsmäßigen, also schon den Beginn der Ausführung und somit einen Versuch darstellenden Handlung zugerechnet werden. Freilich verursache die vorsätzliche Herbeiführung einer Notstandslage dolos den späteren Erfolg, aber Begehen einer Tat sei doch etwas anderes als bloßes Verursachen so So etwa Roxin (Fn. 30), S. 579. 5» Abgesehen davon, daß nach der auch von mir geteilten Auffassung vom Bestehen eines Gesamtunrechtstatbestandes (Lehre von den negativen Tatbestandsmerkmalen, vgl. Luzon, Aspectos esenciales de la légitima defensa, 1978, S. 251 Fn. 443; „El error sobre causas de justificación: algunas precisiones", in: Estudios penales, 1991, S. 72 ff.; „Concurrencia aparente ο real de error sobre presupuestos ο sobre limites de una causa de justificación", in: Estudios penales, 1991, S. 97 ff.) eine gerechtfertigte Verwirklichung bloß der positiven Tatbestandsmerkmale nicht einmal den Gesamtunrechtstatbestand erfüllt. 52 So die Argumentation bei Küper (Fn. 23), S. 55. 53 So Dencker (Fn. 40), S. 782. 54 Küper (Fn. 23), S. 55 ff., 59-89. 24 Jahrbuch für Recht und Ethik, Bd. 2 (1994)
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des Erfolges: die tatbestandsmäßige Handlung fange erst mit dem Versuch, d. h. mit dem unmittelbaren Ansetzen zur Verwirklichung des Tatbestandes an, während das vorsätzliche, den Notstand auslösende Vorverhalten lediglich eine Vorbereitungshandlung, also Vorstufe der tatbestandsmäßigen Handlung sei 55 . Die zum tatbestandsneutralen Gebiet der Planung und Vorbereitung gehörenden Handlungen, wie etwa der Kauf des Beils, verlören diese Neutralität nicht schon deshalb, weil sich der Erfolg, etwa die mit diesem Werkzeug bewirkte Sachbeschädigung, letzlich auch auf sie zurückführen lasse56. Küper gibt zu, daß die Provokationshandlung eine gewisse Gefährlichkeit für das schließlich verletzte Rechtsgut besitze57, daß „der Täter willentlich-bewußt eine Gefahr für eigene Güter schaffe, die ihn dann — seinem Plan entsprechend — 'zwinge', das fremde Eingriffsgut im Notstand (rechtmäßig) zu verletzen, wenn er nicht in dieser Situation die Gefahr mit ihren Folgen eben doch hinnehmen wolle" 5 8 , und daß die Tatherrschaft des Täters über die Zweithandlung „durch den Abwehrzwang psychologisch reduziert" werde 59. Trotzdem aber fehle der Vorhandlung die Unmittelbarkeit des Ansetzens, denn nach der Provokation müsse zunächst noch ein Erfolg in Form einer Gefahr für die eigenen Rechtgüter eintreten und schließlich noch die Zweithandlung, die Gefahrenabwehr erfolgen. In dieser Hinsicht sei entscheidend, daß mit der Begründung der Notstandssituation das Geschehen keineswegs bereits „aus der Hand gegeben" werde, sondern der Täter den entscheidenden Schritt der Rettungshandlung noch selbst tun müsse, worüber „er allein kraft seiner — wenn auch durch den Abwehrzwang psychologisch reduzierten — Tatherrschaft'" bestimme60. Auch bestehe hier keine Parallelität zwischen diesen Fällen der actio illicita in causa und den Rechtsfiguren der vorsätzlichen actio libera in causa und der mittelbaren Täterschaft, bei denen, wenn es siçh um Erfolgsdelikte handele, als Versuch schon die provozierende Handlung anerkannt werden könne. So werde bei der a. 1. i. c. für den Versuch der Eintritt der totalen Schuldunfähigkeit, nicht nur der verminderten Schuldfähigkeit vorausgesetzt. Dies bedeute, daß der Täter über das spätere Geschehen die Herrschaft verloren habe, was bei der a. i. i. c. eben nicht der Fall sei. Bei der mittelbaren Täterschaft werde teilweise bereits die auf den Tatmittler einwirkende Handlung des mittelbaren Täters als Versuchsbeginn erachtet, weil allein dessen Aktivität, nicht diejenige des (analog einer Naturkraft agierenden) Werkzeugs über den Anfang der tatbestandsmäßigen Ausführung entscheiden könne. Bei der a. i. i. c. dagegen agiere der Handelnde in beiden Geschehensphasen — auch in der zweiten, der Gefahrenabwehr — als Täter, der den Handlungsablauf ohne Einschaltung einer Mittelperson direkt beherrsche, „in der Hand" behalte61. 55 Küper, 56 Küper, 57 Küper, 58 Küper, 59 Küper, 60 Küper,
Ibid., Ibid., Ibid., Ibid., Ibid., Ibid.,
S. 59-64. S. 62. S. 65. S. 70. S. 72. S. 70-72.
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Anscheinend könne es aber eine Ausnahme in Fällen geringfügiger zeitlicher Distanz zwischen Gefahrbegründung und Abwehrhandlung geben, denn bei derart zeitlicher Unmittelbarkeit und engem zeitlichem Zusammenhang bildeten die Teilakte nach natürlicher Lebensauffassung eine Einheit und man könne schon die Herbeiführung der Gefahrenlage als Anfang der tatbestandsmäßigen Begehung werten. Aber gerade dies hätte die merkwürdige Konsequenz, daß dann zugleich ein „gegenwärtiger" rechtswidriger Angriff auf das Schutzobjekt vorläge, gegen den sich dessen Träger in Notwehr wehren dürfe. Da dies eine Rechtfertigung der „Notstandshandlung" unmöglich mache, sei diese also nicht schon „in causa", sondern „in actu" rechtswidrig 62 . Aus alledem folgt für Küper, daß die vorsätzliche actio illicita in causa bei provoziertem rechtfertigendem Notstand unannehmbar sei. Da aber die fahrlässigen Erfolgsdelikte „zur Vergangenheit hin offen" seien und nicht die zeitliche Grenze des unmittelbaren Ansetzens wie die Vorsatztaten enthielten, bleibe immerhin der Rückgriff auf eine fahrlässige actio illicita in causa möglich, d. h. es könne die vorsätzliche Schaffung einer Notstandslage, die letzlich zum Verletzungserfolg hinführe, als Grundlage einer Fahrlässigkeitshaftung benutzt werden, denn dieses Vorverhalten mißachte auch das im Fahrlässigkeitstatbestand mitenthaltene Verbot, „sorglos", d. h. ohne angemessene Rücksicht auf fremde Güter, verletzungsträchtige Kollisionslagen zu schaffen 63. b) Dem kann m. E. nicht gefolgt werden. Freilich muß es zur Anwendbarkeit dera. i. i. c. auf Vorsatztaten eine nicht nur vorsätzliche, Handlungsunwert aufzeigende, sondern schon tatbestandsmäßige Vorhandlung geben, der die Verursachung des Erfolgsunwerts zugerechnet werden kann. Aber die vorsätzliche Provokation eines nur den Handlungsunwert ausschließenden Rechtfertigungsgrundes stellt bereits einen Versuch, also eine tatbestandsmäßige Handlung dar. Führt der Täter durch seine Handlung eine Kollisionslage herbei, in der er sich zu einer (den Handlungsunwert ausschließenden, aber doch einen Erfolgsunwert verursachenden) Handlung gezwungen sieht, so ist die Vornahme dieser Küper, Ibid., S. 72-78. Auf den S. 81 -87 lehnt er übrigens eine parallele Anwendung der Begründungsmodelle zur a. 1. i. c. auf die a. i. i. c. ab, sowohl der „Versuchslösung", weil die Vorhandlung noch kein unmmitelbares Ansetzen zur Tatbestandsverwirklichung, also noch kein Versuch sei, als auch der „Vorverlegungstheorien", weil — wie er schon ( m. E. an sich richtig, siehe oben den Text bei Fn. 52) auf S. 55 darlegt — das Gesetz eine Art „Mischtatbestand" aus einer tatbestandlichen, aber nicht rechtswidrigen Notstandshandlung und einem vorangehenden, zwar unzulässigerweise notstandsbegründenden, aber noch nicht tatbestandsmäßigen Tun nicht kenne und mit diesem Verfahren auf die gebotene Kongruenz von tatbestandsmäßigem und rechtswidrigem Verhalten verzichtet werden müßte. 62 Küper, Ibid., S. 78 ff. 63 Vgl. Küper, Ibid., S. 60,68 f., 81, 88 f. Auf S. 88 besteht er darauf, daß das Ergebnis nicht unbefriedigend sei, weil bei bestimmten Arten vorsätzlicher Provokation der Notstandslage die Interessenabwägung zur Folge haben könne, daß schon die Rechtfertigung in actu ausgeschloßen sei. 24*
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Zweithandlung eben nicht frei, liegt deren Auswahl oder Unterlassung nicht völlig in der freien Enscheidung, „in der Hand" des Täters. Der Mangel an Freiheit kann einerseits aus dem psychologischen Zwang wegen der die Notstandslage begründenden Gefahr für eigene wichtige Rechtsgüter resultieren. Andererseits aber kann er auch auf einem rechtlichen Zwang zum Handeln beruhen: wenn etwa die Notstandsprovokation eine Gefahr für fremde Rechtsgüter schafft, ist der Herbeiführende, will er eine Haftung für den etwaigen Verletzungserfolg vermeiden, zur Notstandshandlung rechtlich verpflichtet. Dies ist die Begründung dafür, daß der Täter schon bei der Provokationshandlung — wenigstens ansatzsweise — die Tatherrschaft über den weiteren Geschehensablaufs einschließlich der Nachhandlung besitzt, und dies wiederum bedeutet ein unmittelbares Ansetzen zur Verwirklichung des Erfolgstatbestandes, den Anfang der Ausführung, also einen (tatbestandsmäßigen) Versuch 64 . Möglicherweise ist es richtig, zur Bejahung eines beendeten Versuchs zu fordern, daß der Geschehensablauf bereits völlig den Händen des Täters entglitten ist. Zur Bejahung eines unbeendeten Versuch ist dies aber nicht nötig. Für diesen genügt vielmehr der Beginn der Ausführungshandlung, der bei reinen Erfolgsdelikten schon mit einem durch die ( die direkt verletzende Zweithandlung überdeterminierende) Zwangschaffung den Geschehensverlauf beherrschenden Verhalten vorliegt. Auch bei der mittelbaren Täterschaft durch ein rechtmäßig — etwa in rechtfertigendem Notstand — handelndes Werkzeug wird die Tatherrschaft des mittelbaren Täters und somit der Anfang seiner Tatausführung durch die Schaffung einer Zwangslage für den Tatmittler, der nicht frei über die Tatbegehung entscheiden kann, begründet, und es ist für die Tatherrschaft des Hintermanns nicht nötig, daß sich der Tatmittler in einem Zustand totaler Schuldunfähigkeit befindet. Die Parallelität zur Lage der a. i. i. c. ist also vollkommen: der Provokateur der Notstandslage für eigene oder fremde Rechtsgüter benützt sich in der Tat als rechtmäßig (ohne Handlungsunwert bei der unmittelbarer Verursachung eines unwerten Erfolgs) handelndes Werkzeug. Daher ähnelt diese Provokationshandlung überhaupt nicht der bloßen Vorbereitungshandlung, wie etwa dem erwähnten Beispiel des Kaufens eines Beils zum Zwecke einer späteren Sachbeschädigung oder Körperverletzung, wo der Täter auch nach dem Kauf noch frei über die Tatausführung oder deren Nichtvornahme entscheiden kann 65 . Der Provokation kann also, als tatbestandsmäßiger Unrechter 64 In demselben Sinne für die vorsätzliche Notwehrprovokation (die ich hingegen, wie oben dargestellt, für untauglich hinsichtlich der Anwendbarkeit der a. i. i. c. halte) Lenckner (Fn. 12), S. 304 f.; so grundsätzlich auch Bertel (Fn. 19), S. 25 f. 65 Küper (Fn. 23), S. 65, rechtfertigt die Betrachtung der Notstandsprovokation als bloße Vorbereitungshandlung damit, daß „solches Handeln, trotz gewisser »Gefährlichkeit', die soziale Ordnung regelmäßig noch nicht schwerwiegend tangiert, . . . und sich der Täterwille in diesem frühen Stadium zudem beliebig ändern kann". Aber gerade letzteres trifft nicht zu: wegen des vom Täter geschaffenen Zwangs — der sogar in einer rechtlichen Handlungspflicht bestehen kann — kann sich der Täterwillen nicht beliebig ändern.
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(Handlungsunwert enthaltender) Versuch, die von ihr bestimmte (beherrschte) Verursachung des Erfolgsunwerts durchaus zugerechnet werden. Schließlich muß noch darauf hingewiesen werden, daß es nicht stimmt, daß die Herbeiführung der Notstandslage, wenn sie selbst schon einen Versuch darstelle, zugleich ein gegenwärtiger rechtswidriger Angriff auf fremde Rechtsgüter wäre, gegen den sich deren Träger in Notwehr verteidigen dürfte, so daß die „Notstandshandlung" schon in actu rechtswidrig wäre 66 . Denn nicht jeder Versuch muß auch schon ein notwehrbegründender gegenwärtiger Angriff sein 67 : Durch die Provozierung der Notstandslage, die bereits einen Versuch ausmacht, werden die Rechtsgüter des Dritten noch nicht i. S. eines Angriffs gefährdet; der Angriff auf dessen Güter (und deren Gefährdung) beginnt erst dann, wenn der Provozierende unmittelbar zur Vornahme der Notstandshandlung ansetzt, diese aber ist als solche wegen Ausschluß des Handlungsunwerts- gerechtfertigt, also auch kein rechtswidriger Angriff, gegen den Notwehr zulässig wäre. Aus dem Gesagten folgt, daß auch vom formellen Standpunkt der Tatbestandsmäßigkeit aus bei den reinen Erfolgsdelikten keine Hindernisse für die Anwendung der actio illicita in causa sowohl auf die vorsätzliche als auch auf die fahrlässige Herbeiführung eines den Handlungs-, nicht aber den Erfolgsunwert ausschließenden Rechtfertigungsgrundes — vorbildlich des rechtfertigenden Notstands — vorliegen. Summary Criminal legal theory is concerned with the possibility of using the concept „actio illicita in causa" ( a.i.i.c .), to impute a subsequent justified act to an actor's previous conduct, when that conduct brought about the conditions for the justification itself. This issue is raised in an attempt to clarify whether the actor can be criminally punished for the previous conduct. The concept of the actio illicita in causa is similar to the accepted legal notion of the actio libera in causa. Employing the a.i.i.c. assumes that there are at least some cases where the otherwise criminally prohibited second act remains justified. That is usually true for most cases of self-defense following provocation of the attack as well as for negligently, intentionally and sometimes even purposely caused situations where an act in necessity is justified. After discussing the divergent scholarly opinions on the general validity or invalidity of the a. i. i.e. construction, the author makes the following two claims: 1) From a substantive point of view, namely one that considers the actual wrong inherent to the conduct as well as the criminal policy issues involved, the concept 66 Dieses von Küper für Fälle zeitlicher Unmittelbarkeit der Notstandshandlung (siehe oben bei Fn. 62) gebrauchte Argument hat zunächst Roxin (Fn. 27), S. 548, für die Notwehrprovokation vorgebracht. 67 So mit Recht Bertel (Fn. 19), S. 21.
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of the a.i. i.e. cannot be employed with respect to the provocation of justifying circumstances when the justification excludes the wrong otherwise inherent to the consequences of the act. Such a case is presented when the circumstances justifying self-defense or the obligatory well-founded arrest of an individual are provoked. That is so because the provocation leads to a legally approved result and there can be no wrong attached to an act that brings about a positively valued result. The concept of the a.i.i.e. can be substantively applied only in cases where the justifying circumstances are provoked when the justification merely excludes the wrongfulness inherent to the act but not to the consequences of the act, as is paradigmatically the case with necessity as a justification. Only in these cases can the wrongful consequences of the unjustified act (the wrongful act) be imputed, namely the act which caused (intentionally or negligently) the wrongful consequences. 2) From a formal point of view with respect to the act as satisfying the elements of the offense definition, one has to distinguish two separate sub-classes within this latter class. The a. i. i. c. is permissible for purely result-oriented offenses where the first action, which brings about the justifying circumstances, can in itself be classified as a criminally punishable attempt which is the controlling factor for the later occurrences and to which the criminally prohibited wrong can be imputed. Contrarily, the a.i.i.e. is impermissible for offenses when the offense definition includes a specific description of the manner of commission because the first action does not fulfill this requirement and, although the second action does, it is — as indicated — justified.
Handlungstheoretische Aspekte der Fahrlässigkeit Gottfried Seebaß
I. Risikominderung und Verhaltenskontrolle Daß die moderne Welt unsere Lebensmöglichkeiten nicht nur verbessert und erweitert hat, ist heute unübersehbar geworden. Kaum ein Tag vergeht, an dem wir nicht mit Nachrichten konfrontiert werden, die auch die Negativfolgen hervortreten lassen. Zu diesen gehört das Leben aller mit erhöhten, zunehmend schwerer zu kalkulierenden Risiken. Manche dieser Risiken werden durch ihren Nutzen auf gewogen. Kaum jemand ζ. B. wird heute noch die Auffassung eines deutschen Gerichts aus dem Jahre 1861 teilen, das den Betrieb einer Eisenbahn wegen der bestehenden Unfallgefahr für rechtswidrig erklärte. 1 Ebenso hebt die Tatsache, daß Medikamente von einigen Menschen mißbraucht werden, das Interesse der Mehrheit an ihrer heilsamen Verwendung nicht auf. Andere Risiken dagegen erscheinen zu groß, um gesellschaftlich tolerabel zu sein. Die Gefahren der Kerntechnik und der Gen- oder Biotechnik im weiteren Sinne sind die bedeutendsten Beispiele. Kritisch sind aber auch so alltägliche und scheinbar harmlose Dinge wie die uneingeschränkte Verwendung von Waschmitteln, Lacken und Autos. Es ist nicht selbstverständlich, daß die gegenwärtige Belastung unserer Gewässer durch Haushaltschemikalien vertretbar ist oder daß wir uns die bislang akzeptierte Gefährdung aller Teilnehmer am Straßenverkehr dauerhaft leisten sollten. Ähnliches gilt für andere Lebensbereiche. Ein Mittel, Risiken einzudämmen, ist die Einführung geeigneter Normen und sie unterstützender Kontrollmaßnahmen, rechtlicher wie moralischer. Vorschriften für die Altlastentsorgung, Geschwindigkeitsbeschränkungen, Promillegrenzen und vorgeschriebene Sicherheitstests gehören dazu, aber auch moralische Regeln, die zu Umsicht und Rücksicht mahnen, wie das Schuldiktum „quidquid agis, prudenter agas et respice finem". Die Normierung muß nicht formell sein. Die informelle moralische Ächtung des Rauchens am Arbeitsplatz durch die Belegschaft ζ. B. kann ebenso effektiv sein wie eine Vorschrift des Arbeitgebers oder ein Bundesgesetz. Auch die Verhängung von Sanktionen, positiven wie negativen, ist nicht notwendig für ein wirksames Normensystem, wie das Zivil1 Vgl. Friedrich-Christian Schroeder, „Die Fahrlässigkeitsdelikte. Vorbeugung und Behandlung der Täter", in: Zeitschrift für die gesamte Strafrechtswissenschaft 91 (1979), S. 257.
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recht und Teile der Alltagsmoral zeigen. Doch können soziale und psychologische Sanktionsmechanismen auch im Spiel sein, wo manifeste Strafen und Belohnungen fehlen. Die Wirksamkeit moralischer und rechtlicher Normen überhaupt steht außer Frage. Die Frage ist nur, ob sie genügt, um die Risiken der modernen Welt im gewünschten oder benötigten Umfang abzubauen. Kritiker wie Hans Jonas haben das für die tradierte Moral beweifelt. 2 Ein Teil der Schwierigkeiten liegt dabei darin, daß in modernen Gesellschaften vielfach keine Einigkeit über die Werte herrscht, die darüber entscheiden, welche Ereignisse und Risiken sozial unerwünscht sind. Dieses Problem, dessen Bedeutung offenkundig ist, möchte ich hier als ein nachgeordnetes ausklammern. Mir geht es um die Funktionsfähigkeit des Systems der normativen Verhaltenskontrolle. Könnte es sein, daß dies System zwar geeignet ist, Kleingruppen und traditionelle Gesellschaften gegen riskantes Verhalten zu schützen, nicht aber moderne Großgesellschaften? Grundlos ist diese Befürchtung nicht. Denn die Risiken sind hier großenteils nicht einmal von Experten, geschweige denn von gewöhnlichen Bürgern sicher zu kalkulieren. Teilweise sind die Negativfolgen so gravierend, daß sie eigentlich nicht nur unwahrscheinlich gemacht, sondern vollständig ausgeschlossen werden sollten. Normen aber sind dazu offenbar nicht imstande, unabhängig vom Grad der mit ihnen verknüpften Sanktionen. Zudem sind die Handlungsabläufe und Rollenverteilungen in modernen Gesellschaften so komplex, daß der einzelne kaum in der Lage ist, den eigenen Beitrag richtig einzuschätzen. Viele fühlen sich daher überfordert und reagieren, je nach Temperament, mit resigniertem oder leichtsinnigem Fatalismus. Sind solche Haltungen oder die Handlungen, die daraus entspringen, jedoch persönlich vorwerfbar? Zweifel sind angebracht. Wenn das Schuldprinzip zu Recht in unser Moral- und Rechtssystem eingeführt wurde, weil normative Verhaltenskontrolle nur bei Personen Sinn macht, die „grundsätzlich normativ ansprechbar 4' sind,3 muß dann, so ist zu fragen, dieselbe Grundsatzüberlegung heute, wo diese Ansprechbarkeit offenbar weithin fehlt, nicht zu der radikaleren Konsequenz führen, daß das tradierte System nicht nur modifiziert, sondern prinzipiell revidiert werden muß? Nun, mir scheint, daß diese Folgerung, die ein modischer „Postmodernismus" nur allzu bereitwillig ziehen will, weit über das Ziel hinausschießt und in jedem Fall nicht begrüßt, sondern mißtrauisch aufgenommen werden sollte. Denn was sind di e Alternativen! Sollen wir uns etwa, wenn normative Kontrolle ausscheidet, fatalistisch mit den bestehenden Risiken abfinden? Und wenn nicht, welche Möglichkeiten verbleiben uns? Offensichtlich nur zwei: entweder wir fahren die „Modernität" unserer Welt soweit zurück, daß die Risiken wieder durchschaubar und die Individuen normativ ansprechbar werden, oder wir nehmen sie hin und 2
Hans Jonas, Das Prinzip Verantwortung, Frankfurt: Suhrkamp, 1984. 3 Vgl. Claus Roxin, „Zur Problematik des Schuldstrafrechts", in: Zeitschrift für die gesamte Strafrechtswissenschaft 96 (1984), S. 652 f.
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ersetzen die ineffektiv gewordene normative Kontrolle durch nichtnormative Maßnahmen, die ein Verhalten jenseits des tolerablen Risikos objektiv unmöglich machen. Beide Methoden, speziell die zweite, werden in Teilbereichen natürlich immer schon praktiziert. Doch sie sind kein Ersatz für die normative Verhaltenskontrolle im ganzen. Denn teilweise sind sie impraktikabel, teilweise bergen sie ihrerseits intolerable Risiken für die menschliche Freiheit und Selbstentfaltung. Aus der modernen Gen- oder Kerntechnik können wir aussteigen und den Straßenverkehr, wenn wir wollen, zurückdrängen. Doch man wird kaum in die Zeit vor der Erfindung des Motors und vor dem Beginn der Tier- und Pflanzenzüchtung zurückgehen können. Man kann den Zugriff auf spaltbares Material, Dioxine und mutagene Substanzen in Zukunft vielleicht so schwer machen wie den Zugang zu Schweizer Nummernkonten oder den Goldreserven von Fort Knox heute schon. Aber kann man ihn vollständig ausschließen oder die Produktion weltweit verhindern? Wer garantiert, daß die Wachleute, die unsere Kernkraftwerke und genetischen Datenbanken vor terroristischen Angriffen schützen sollen, nicht selbst zu Terroristen werden? Oder sollte der Staat sich, um jedes Mißbrauchsrisiko auszuschließen, willfährige Funktionäre auf genetischem oder neurostimulativem Wege schaffen? Und wer, selbst wenn man Horrorszenarien wie diese anvisiert, sollte die Legislative und die Exekutive in einem solchen Staat besetzen, wenn nicht verantwortungsvolle Personen, die ihrerseits durch Normen geleitet sind? Die Folgerungen sind klar. Wo immer nötig, müssen wires, wo immer möglich, sollten wir es beim tradierten System der normativen Verhaltenskontrolle belassen. Ich habe an anderer Stelle zu zeigen versucht, daß prinzipiell, mag die praktische Durchführung bislang auch ausstehen, nichts dagegen spricht, dieses System (partiell ergänzt durch die erwähnten Alternativen) so auszugestalten, daß die benötigte Risikominderung auch in modernen Großgesellschaften erreicht wird. 4 Das wichtigste Mittel dazu liegt schon seit langem bereit. Es muß nur auf die Bedingungen der modernen Welt abgestimmt, effektiviert und konsequent angewandt werden. Das Grundprinzip lautet: Handlungsrisiken, die objektiv nicht zu verringern sind, lassen sich subjektiv dadurch mindern, daß man die Sorgfalt beim Handeln erhöht. Hohe, unkontrollierbare Risiken kann man, sobald sie als solche bekannt sind, vollständig meiden, weniger gravierende durch behutsames Vorgehen und geeignete Schutzmaßnahmen beherrschbar machen. Unbekannte oder nicht kalkulierbare Risiken kann man schrittweise ausloten oder ebenfalls meiden. Voraussetzung dafür ist nur, daß die Handelnden informiert und geschickt genug sind, um risikomindernd eingreifen zu können, oder besonnen genug, um die Finger von Dingen zu lassen, die sie nicht überblicken, abschätzen oder 4
Gottfried Seebaß, „Kollektive Verantwortung", in: Allgemeine Gesellschaft für Philosophie in Deutschland (Hrsg.), Neue Realitäten. Herausforderung der Philosophie, Berlin: Technische Universität, 1993, Bd. I., S. 17-24; ders., „Moralische Verantwortung in der wissenschaftlich-technischen Welt", erscheint in: Zeitschrift für philosophische Forschung 48 (1994). — Vgl. zur Sache auch Anm. 52 unten.
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beherrschen können. Messer, Gabel, Schere und Licht sind nichts für kleine Kinder, Operationen am offenen Herzen nichts für Medizinstudenten im zweiten Semester oder gelernte Chirurgen, die zittrige Hände bekommen haben. Jede Gesellschaft trägt dem Rechnung, indem sie Kinder zu Umsicht und Rücksicht erzieht und ein sorgsames, selbstkritisches Verhalten auch bei Erwachsenen durch ihr Moral- und Rechtssystem fördert. Sollte es daher nicht möglich sein, auch die erhöhten, objektiv unkontrollierbaren oder nicht kalkulierbaren Risiken der modernen Welt dadurch subjektiv beherrschbar zu machen, daß man die Sorgfaltspflichten erweitert und ihre Erfüllung durch geeignete Maßnahmen sicherstellt: präventive, retributive und reformative?
II. Fahrlässigkeit als rechtliches Problem Tatsächlich scheint das moderne Recht diesen Weg eingeschlagen zu haben. Denn im Einklang mit der fortschreitenden Technisierung und Differenzierung der Gesellschaft ist die Fahrlässigkeit zunehmend ins Zentrum seines Interesses gerückt. Diese spielt nicht nur bei der zivilen Schadenshaftung eine bedeutende Rolle, sondern bildet auch unter den Straftaten inzwischen die größte Gruppe. Allerdings gilt das für die Rechtspraxis wesentlich mehr als für die Rechtstheorie und die Gesetzgebung. Hier besteht, wie es scheint, Nachholbedarf und zuvor Klärungsbedarf. Rechtstheoretisch strittig ist nicht nur die dogmatische Frage, ob die Fahrlässigkeit der Tatbestandsebene zugehört und völlig objektiv (durch Kriterien der Risikoerhöhung z.B. 5 ) definiert werden kann, oder ob man sie zugleich, wie früher ausschließlich, auf subjektive Merkmale gründen muß, die nur die Schuld des Täters betreffen. 6 Strittig ist auch ihre Bindung an korrespondierende Sorgfaltspflichten, teilweise sogar, abweichend von der herrschenden Meinung, die Bindung an das Kriterium der Sorgfalt selbst.7 Dem Theoriestreit entspricht, 5 Einschlägig für das deutsche Strafrecht ist z. B. der Vorschlag von Claus Roxin, „Pflichtwidrigkeit und Erfolg bei fahrlässigen Delikten", in: Zeitschrift für die gesamte Strafrechtswissenschaft 74 (1962), S. 431 f.: „Man prüfe, welches Verhalten nach den Grundsätzen des erlaubten Risikos dem Täter nicht als Pflichtverstoß hätte zugerechnet werden dürfen. Damit vergleiche man die Handlungsweise des Angeklagten. Und nun stelle man fest, ob bei der konkreten, zur Beurteilung stehenden Sachgestaltung die Chance des Erfolgseintritts durch das unkorrekte Täterverhalten gegenüber dem erlaubten Risiko erhöht worden ist." — Für das angelsächsische Strafrecht vgl. Christina T. Sistare, Responsibility and Criminal Liability, Dordrecht: Kluwer, 1989, S. 127 ff. 6 Zur historischen Entwicklung vgl. Egbert UweJungclaussen, Die subjektiven Rechtfertigungselemente beim Fahrlässigkeitsdelikt, Göttingen: O. Schwarz, 1987, Teil A. — Für den Diskussionsstand im neueren Strafrecht vgl. Hans-Heinrich Jescheck, Aufbau und Behandlung der Fahrlässigkeit im modernen Strafrecht, Freiburg: H. F. Schulz, 1965, S. 7 ff.; ders., Lehrbuch des Strafrechts, Berlin: Duncker und Humblot, 31978, S. 456 ff.; Peter Cramer in: Schönke-Schröder: StGB, München: Beck, 241991, § 15 Rn. 110 ff.; Claus Roxin, Strafrecht. Allgemeiner Teil, Bd. I, München: Beck 1992, S. 679 ff.
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soweit sie ihn nicht hervorruft, die randständige Behandlung und weitgehende Unbestimmtheit der Fahrlässigkeit im Gesetz. Das Bürgerliche Gesetzbuch definiert den Begriff zwar en passant, bietet aber nicht mehr als das unspezifizierte Sorgfaltskriterium und den generellen Hinweis, daß dieses mehr oder weniger restriktiv sein kann. 8 Das Strafgesetzbuch gibt überhaupt keine Begriffsbestimmung. Reform Vorschläge aus den 60er Jahren, die (anknüpfend an eine Formulierung des Reichsgerichts) die persönliche wie situative Fähigkeit des Handelnden und seine Verpflichtung zur Sorgfalt als Kriterien einführen wollten, 9 wurden mit Rücksicht auf die unabgeschlossene Theoriebildung nicht ins Gesetz übernommen. Bei dieser Offenheit ist es geblieben. Im Fall der „actio libera in causa" erweist der Gesetzestext sich sogar als manifest uneinheitlich und widersprüchlich. Denn um die Strafbarkeit, wie gewünscht, auch in Fällen sicherzustellen, in denen eine Notstandslage (§ 35 A. 1 S. 2 StGB) oder ein Zustand der Schuldunfähigkeit (§ 323 a) vom Täter selbst, vorsätzlich oder fahrlässig, herbeigeführt wurden, werden die zuvor anerkannten, generellen Entschuldigungsgründe (§ 35 Α. 1 S. 1 und § 20) willkürlich eingeschränkt. 10 Diese Situation, die der Rechtsprechung weitgehende Freiheit gibt, mag in der Praxis Vorteile haben. Theoretisch bleibt sie unbefriedigend. Die vergrößerte judiziale und rechtsdogmatische Flexibilität wird erkauft durch die Gefahr der Rechtsuneinheitlichkeit, wo nicht der Willkür. Verdacht muß zudem die Tatsache wecken, daß die Vertreter unterschiedlicher Ansätze gewöhnlich beteuern, daß diese praktisch auch nicht zu wesentlich anderen Urteilen führen als die bisherige Rechtsprechung und andere Theorien. Denn wenn das zutrifft, können die Differenzen offenbar nicht so bedeutend sein, daß es sich (theorieästhetische Fragen 7 So etwa Friedrich-Christian Schroeder, „Die Fahrlässigkeit als Erkennbarkeit der Tatbestands Verwirklichung", in: Juristenzeitung 44 (1989), S. 776-780; Günther Jakobs, Strafrecht. Allgemeiner Teil, Berlin: de Gruyter, 21991, Abschn. 9 Rn. 1 ff.; Roxin, 1992 (Anm. 6), S. 681 f. — Vgl. auch Abschnitt IV Anm. 30 und Abschnitt V Anm. 36. Für die herrschende Meinung im deutschen Zivilrecht vgl. die BGB-Kommentare, jeweils zu § 276: Richard Alff, in: RGRK, Berlin: de Gruyter 121976, Rn. 15; Manfred Löwisch, in: Staudinger, Berlin: de Gruyter, l21979, Rn. 16; Peter Hanau, in: Münchener Kommentar, München: Beck, 21985, Rn. 74; Manfred Wolf, in: Soergel, Stuttgart: Kohlhammer, 121990, Rn. 68.73 ff. — Für das deutsche Strafrecht vgl. Jescheck, 1965 (Anm. 6), S. 7 ff.; ders., 31978 (Anm. 6), S. 458-467 ff.; Cramer,™ 1991 (Anm. 6), § 15 Rn. 116 ff. — Für vergleichbare Auffassungen im angelsächsischen Recht vgl. Herbert L. A. Hart, The Concept of Law, Oxford: Clarendon, 1961, S. 128-130, und Sistare, 1989 (Anm. 5), ch. 7. s § 276 A. 1 S. 2 BGB: „Fahrlässig handelt, wer die im Verkehr erforderliche Sorgfalt außer acht läßt." 9 „Fahrlässig handelt, wer die Sorgfalt außer acht läßt, zu der er nach den Umständen und nach seinen persönlichen Kenntnissen und Fähigkeiten verpflichtet und imstande ist [...]." RGSt 56, 349, zitiert nach Jürgen Baumann / Ulrich Weber, Strafrecht. Allgemeiner Teil, Bielefeld: Gieseking, 91985, S. 431 Anm. 10. Die leicht abgewandelten bzw. verkürzten Reformtexte finden sich ebd., S. 430. 10 Vgl. dazu vor allem Joachim Hruschka, Strafrecht nach logisch-analytischer Methode, Berlin: de Gruyter, 21988, S. 37 ff., 291 ff.
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beiseite gesetzt) lohnen sollte, große Debatten um sie zu führen. Gibt es jedoch, wie zu vermuten steht, einen sachlichen Unterschied, muß er sich letzlich auch in den Urteilen niederschlagen. Die bisherige judiziale Harmonie wäre dann nur eine scheinbare, die darauf zurückgeht, daß die Kriterien nicht klar genug formuliert oder die Fallgruppen zu klein gewählt wurden. Umgekehrt wird man sich kaum darauf berufen können, daß Ungereimtheiten wie die Behandlung der „actio libera in causa" im deutschen Strafrecht nur deshalb auftreten, weil die Kriterienfragen nicht konsequent genug von der Gesetzesebene auf die judiziale und rechtsdogmatische verlagert wurden. Wäre dies so, müßte das englische Judizialrecht mit diesen Problemen deutlich besser zurechtkommen, was jedoch nicht der Fall ist. 11 Mit welchem Hintergrund wir auch an sie herangehen und auf welcher Ebene wir sie auch immer ansiedeln: die begrifflichen Probleme gleichen sich offenbar, und die Rechtstheorie wie die Gesetzgebung bleiben deshalb gefordert, Klarheit in dieser Sache zu schaffen. Daß das bislang nicht erreicht worden ist, wird manchmal damit begründet, daß die Fahrlässigkeit erst in jüngerer Zeit Beachtung gefunden habe und rechtstheoretisch unerforscht sei. 12 Doch das ist kaum überzeugend. Die Unterscheidung fahrlässiger und vorsätzlicher Delikte geht auf das römische Recht zurück, 13 und auch die Differenzierung verschiedener Fahrlässigkeitstypen und der Rekurs auf das Sorgfaltskriterium sind relativ alt. Letzteres findet sich ζ. B. schon im 16. Jahrhundert in der Kriminalordnung Karls V . 1 4 Die fahrlässige „actio libera in causa" kann der Sache nach wenigstens bis ins 17. und terminologisch immerhin bis in die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts zurückverfolgt werden. 15 Überhaupt ist das Problembewußtsein in der Zeit nach der Aufklärung relativ weit entwickelt. Adam Smith ζ. B. gibt in seiner 1759 erschienenen Theory of Moral Sentiments eine differenzierte Beschreibung dreier Stufen der Fahrlässigkeit, die er mit Hilfe der Kriterien der Sorgfalt und des Billigkeitssinns gegeneinander abgrenzt. 16 Und 11 Vgl. dazu Herbert L. A. Hart, Punishment and Responsibility, Oxford: Clarendon 1968, S. 136 ff.; Anthony Kenny , Freewill and Responsibility, London 1978, S. 47 ff., 85 ff.; R. Antony Duff \ Intention, Agency and Criminal Liability, Oxford: Blackwell 1990, ch. 7. !2 So etwa Karl Heinz Gössel, „Die Fahrlässigkeitsdelikte. Vorbeugung und Behandlung der Täter", in: Zeitschrift für die gesamte Strafrechtswissenschaft 91 (1979), S. 270276; vgl. zur Sache auch Roxin, 1992 (Anm. 6), S. 679 Rn. 2. 13 Vgl. Erwin Deutsch, „Die Fahrlässigkeit als Außerachtlassung der äußeren und der inneren Sorgfalt", in: Juristenzeitung 43 (1988), S. 993 f.; Jungclaussen, 1987 (Anm. 6), S. 2 ff. Jungclaussen, 1987 (Anm. 6), S. 6. >5 Vgl. Hruschka, 21988 (Anm. 10)S. 343-350; ^„„Ordentliche und außerordentliche Zurechnung bei Pufendorf \ in: Zeitschrift für die gesamte Strafrechtswissenschaft 96 (1984), S. 661-702. Vgl. Adam Smith, The Theory of Moral Sentiments, Π, 3, 2. — Smith's Ausdrücke dafür sind „care" und „sense of what is due to his fellow-creatures". Die Fahrlässigkeit bezeichnet Smith durchweg als „negligence", schließt dabei aber auch jene stärkeren Formen ein, die im angelsächsischen Recht heute „recklessness" heißen.
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vom Beginn des 19. Jahrhunderts an, stimuliert durch Anselm von Feuerbachs Bestimmung der Fahrlässigkeit als willensabhängige Verletzung von Sorgfaltspflichten, ist der Begriff in der Rechtswissenschaft kontinuierlich erörtert worden. 1 7 Gleichwohl hat die Diskussion bislang zu keiner Klärung geführt, die eine präzisere, gesetzlich fixierbare Begriffsbestimmung möglich gemacht hätte. Warum? Liegt es an unüberwindlichen sachlichen Schwierigkeiten? Liegt es nur daran, daß eine solche Klärung als nicht so dringlich empfunden wurde, weil die Rechtspraxis anscheinend ohne sie auskommt? Oder könnte es sein, daß eine genauere Bestimmung deshalb ausblieb, weil die Gesetzgebung wie die Rechtstheorie bislang vor einer konsequenten, systematischen Normierung fahrlässigen Verhaltens zurückgeschreckt sind? Alle drei Gründe dürften beteiligt sein. Die Zurückhaltung gegenüber einer systematischen Einbeziehung ins Recht ist zweifellos nicht nur pragmatisch begründet. Sie entspringt vielmehr der Befürchtung, daß dieser Schritt dazu zwingt, die Fahrlässigkeitshaftung stark zu erweitern. Auch wenn man deshalb noch nicht bis zur (tendenziell totalitären) Charakter- oder Gesinnungshaftung zurückgehen muß, ergibt sich doch die Gefahr, daß die persönliche Freiheit und die Bereitschaft aller Bürger zur wissenschaftlichen, technischen und wirtschaftlichen Innovation unerwünscht eingeschränkt wird. Solche Befürchtungen sind legitim. Denn ohne Zweifel gilt es hier abzuwägen zwischen den Freiheitsbeschränkungen und sonstigen Negativfolgen, die durch zu starke, und denjenigen, die durch zu schwache Haftung für riskantes Verhalten bedingt sind. Doch das heißt nicht, äaß man Abstriche bei der Begriffsklärung machen muß und diese nicht systematisch anwenden sollte. Im Gegenteil, nur wenn wir Klarheit darüber haben, was „Fahrlässigkeit" ist und in welchen Formen sie auftritt, können wir Festsetzungen darüber treffen, welche Formen wir rechtlich, welche moralisch und welche wir überhaupt nicht normieren und sanktionieren wollen. Die Schwierigkeiten der Sache und die bestehende Rechtspraxis und Gesetzgebung sollten den Theoretiker, zumal den Rechtsphilosophen, jedenfalls nicht daran hindern, sich um größere begriffliche Klarheit und Systematik zu bemühen.
ΠΙ. Das System der normativen Verhaltenskontrolle Voraussetzung für ein angemessenes Verständnis ist eine Verständigung über das System der normativen Verhaltenssteuerung und seine handlungstheoretischen Grundlagen. Dieses System, das für unser Moral- und Rechtssystem konstitutiv ist, ist maßgeblich durch Aristoteles' Theorie des zweckrationalen Handelns und die Augustinische Willenstheorie bestimmt. Seine Einzelheiten und internen Differenzierungen können hier außer Betracht bleiben. Ich beschränke mich auf die wichtigsten Punkte. «7 Jungclaussen, 1987 (Anm. 6), S. 6-66.
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Normen werden eingeführt, die durch entsprechende Werte fundiert sind. 18 Sie wenden sich in der Form von Aufforderungen (Geboten und Verboten) an menschliche Individuen. Diese müssen, um durch sie ansprechbar zu sein, über bestiflimte Eigenschaften verfügen. 19 Sie müssen erstens fähig sein, willensbestimmt zu handeln. Das heißt: sie müssen wollen können, und ihr Wille muß das, was sie tun, kausal beeinflussen können. 20 Viele unserer Verrichtungen, körperliche wie geistige, sind nicht willensbestimmt. Diejenigen, die es sind, erweisen sich dadurch als Handlungen in einem prägnanten Sinn. Nicht alle willensbestimmten Handlungen allerdings werden willensabhängig ausgeführt, d. h. unter Bedingungen, in denen sie nicht aufgetreten wären, hätte der Handelnde sie nicht gewollt. Nur in diesem Fall ist er handlungsfrei. Normative Verhaltenskontrolle setzt Handlungsfreiheit voraus. Das ist die zweite entscheidende Eigenschaft. Denn die Kontrolle wendet sich an den Willen und hat nur dann eine Chance auf Erfolg, wenn das betroffene Individuum handeln kann, wie es will; schließlich soll es willentlich für die Normenerfüllung sorgen. Handlungsfreiheit allein genügt jedoch nicht. Der Adressat der Forderung muß auch fähig sein, praktische und theoretische Überlegungen anzustellen, orientiert an den Normen wie an seinen Eigeninteressen, und er muß fähig sein, sein Wollen und nachfolgendes Handeln von diesen Überlegungen leiten zu lassen. Er muß also, drittens, neben der Handlungsfreiheit auch Willensfreiheit besitzen, verstanden als Fähigkeit zur überlegungsabhängigen Willensbildung. 21 Beide Freiheiten können eingeschränkt sein oder gänzlich fehlen. Entsprechend reduziert sich, temporär oder 18 Zum Zusammenhang zwischen Werten und Normen im allgemeinen vgl. Gottfried Seebaß, Wollen, Frankfurt: Klostermann, 1993, S. 271 f. Anm. 133. Die spezielle Form der Einführung und der Fundierung kann hier offen bleiben. Philosophische und religiöse Vorgaben mit universalem Anspruch kommen als Begründung ebenso in Betracht wie Begründungen, die nur begrenzte Gültigkeit haben (zeitliche, räumliche oder kulturund gruppenspezifische), gesetzesförmige schriftliche Normen ebenso wie informelle moralische Normen oder Regeln der Etikette. Ich möchte meine Ausführungen mit diesen Differenzierungen nicht belasten. Der Einfachheit halber kann man ein simples rechtspositivistisches Modell zugrundelegen, das auf gesetzliche Normen beschränkt ist, deren Geltung sich ausschließlich daraus ergibt, daß der Gesetzgeber sie rechtskräftig für eine bestimmte Zeit und einen bestimmten Kreis von Personen beschließt, schriftlich fixiert und die Exekutive und Judikative mit ihrer Durchsetzung beauftragt. Individuen, die sie nicht oder nur in beschränktem Maße besitzen, Kinder ζ. B., sind nicht oder nur eingeschränkt normativ ansprechbar und unterliegen insoweit auch nicht den Aufforderungen. Von den Komplikationen des Modells, die dadurch entstehen, sehe ich im folgenden ab. 20 Die Kausalität des Zusammenhangs wird von manchen Philosophen bestritten. Ich halte die vorgebrachten Argumente allerdings nicht für überzeugend (vgl. Seebaß, 1993 (Anm. 18), Kap. VI, 2). Mehr als ein kausaler Beitrag des Wollens, der nur unter geeigneten Zusatzbedingungen kausal hinreichend ist, muß nicht vorausgesetzt werden. Darin unterscheiden sich menschliche Willenshandlungen nicht von anderen Kausalzusammenhängen. Die Freiheitsprobleme, die durch die Bindung an Zusatzbedingungen entstehen, betreffen nicht das kausale Modell als solches. 21 Für diesen Begriff der Willensfreiheit vgl. Seebaß, 1993 (Anm. 18), Kap. VI, bes. S. 227 ff.
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dauerhaft, die Beeinflußbarkeit der Individuen durch Normen. Ob und wie weit sie gegeben ist, bleibt empirisch ebenso offen wie der Verlauf und der Ausgang konkreter Willensbildungsprozesse. Diese können natürlich und sollen es, müssen aber nicht unbedingt dazu führen, daß ein Aufforderungsadressat will, was von ihm verlangt wird. Und genausowenig muß er sich letztendlich so verhalten, wie es dem eigenen, überlegten Wollen entspricht: Irrationalität und Willensschwäche sind möglich. Forderungen des Rechts und der Moral unterscheiden sich von Zuständen des Wollens durch die Art ihrer Geltung und ihre Begründung. Willenszustände gründen sich auf die Stellungnahme einer Einzelperson und gelten nur subjektiv. Rechtliche und moralische Forderungen dagegen bringen die objektive, überindividuell bindende Stellungnahme einer Gesellschaft oder Gruppe zum Ausdruck. Sie gleichen dem Wollen allerdings darin, daß sie auf etwas gerichtet sind, das „der Fall sein kann oder nicht4', und den Anspruch erheben, daß es „der Fall sein möge". Dieses „Etwas" bezeichne ich mit den heute geläufigen philosophischen Fachausdrücken entweder als einen „Sachverhalt" oder (orientiert speziell am Inhalt von Sätzen) als eine „Propositionabgekürzt „p" 22 Willenssätze und Imperative gleichen Aussagesätzen darin, daß sie einen propositionalen Gehalt haben und sich auf etwas beziehen, das wahr oder falsch sein kann. Ihre Differenz liegt darin, daß Aussagesätze diese Wahrheit als gegeben hinstellen, Imperative und Willenssätze dagegen als etwas, das wahr sein oder wahr werden soll. Ein Beispiel aus dem Rechtsbereich soll die Zusammenhänge verdeutlichen. Rote Ampeln dürfen nach der Straßenverkehrsordnung (§ 37 StVO) nicht überfahren werden. Imperativisch ausformuliert enthält diese Verkehrsregel die Forderung an jeden Fahrer: (Rl)
Wenn immer du an eine Ampel kommst, die auf Rot steht, fahre nicht weiter!
Verhält sich der Fahrer im Anwendungsfalle korrekt, wird die Aussage wahr, daß er die Ampel nicht überfährt. Der Imperativ wiederum fordert, daß sie wahr werden möge. Und wenn der Fahrer der Forderung folgt, ist auch sein Wille darauf gerichtet, daß die Aussage wahr wird. Dieselbe Proposition, derselbe Sachverhalt ist also zugleich Gegenstand einer Forderung, eines Wollens und einer Aussage. Doch worin genau besteht er? (Rl) artikuliert eine Konditionalregel, dem Imperativ geht ein Wenn-Satz voraus. Das könnte so aufgefaßt werden, 22 Beide Ausdrücke sind interdefiniert, verknüpft durch die sogenannte „Korrespondenztheorie" der Wahrheit. Eine Proposition, ein wahrheitsfähiger Satzinhalt, ist genau dann wahr, wenn der vom Satz beschriebene Sachverhalt wirklich, d. h. eine Tatsache ist. Ich lege diese Definition zugrunde, verbinde mit ihr jedoch aus Gründen, die ich an anderer Stelle entwickelt habe, keine Behauptung über die Priorität der Sprache (vgl. Gottfried Seebaß: Das Problem von Sprache und Denken, Frankfurt 1981).
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als erginge auch seine Forderung nur hypothetisch und bezöge sich nur auf den Sachverhalt des Nichtweiterfahrens. Doch das ist falsch. Es hieße ja, daß ein Fahrer, der gerade keine Ampel vor sich hat oder eine auf Grün stehende, nicht der Forderung unterliegt oder der Regel nicht folgt, wenn er erlaubtermaßen weiterfährt. Aber das tut er natürlich. Jede Regel, die gilt und nicht nur (wie ein Gesetz in der Beratungsphase oder ein Katastrophenplan vor der Verkündung des Notstands) als möglicherweise gültige aufgefaßt wird, erhebt keine hypothetische, sondern eine kategorische Forderung, die ihre Adressaten durchgängig bindet. 23 Machen wir dies für unsere Verkehrsregel explizit, so erhält sie die Form: (R2)
Sorge dafür, daß folgende Situation nie eintritt: (1) eine beliebige Ampel χ zeigt Rot; und (2) du überfährst χ !
Der propositionale Gehalt des Imperativs wird also nicht durch Satz (2) allein, sondern durch (1) und (2) gemeinsam gebildet. Die Forderung und das von ihr bestimmte, korrekte Wollen und Handeln beziehen sich nicht auf den isolierten Sachverhalt des Nichtweiterfahrens, sondern auf einen komplexen Sachverhalt, und zwar auf einen, der generell und negativ gefaßt ist. A l l dies ist keine Besonderheit des gewählten Beispiels, sondern hat prinzipielle Bedeutung. Zwei Dinge vor allem müssen wir festhalten. Erstens bekommen wir es bei der Analyse des willentlichen und normengeleiteten Handelns nicht nur mit positiven, sondern auch mit negativen Sachverhalten zu tun, mit Propositionen der Formen „/?" genauso wie „ - ρ". Vielfach ist diese Differenzierung ohnehin insignifikant. Wer das Licht ausknipst, bewirkt die „Nichterhellung" des Zimmers genauso wie dessen „Dunkelsein". Liegenbleiben kann ebensogut eine Handlung sein wie Aufstehen und Gehen. Ein Mensch, der bei der entscheidenden Abstimmung nicht die Hand hebt, kann nicht weniger Schuld oder Verdienst auf sich ziehen wie ein Mensch, der sie hebt. Die geläufige Trennung zwischen Begehungen und Unterlassungen ist deshalb, handlungstheoretisch betrachtet, ohne Fundament. Entscheidend ist beidemal nur, ob etwas abhängig vom Wissen und Wollen dessen geschieht, der als Handelnder in Betracht steht. Ob er aktiv 23 Trotz ihrer ähnlichen Formulierung sind Konditionalregeln wie (Rl) nicht mit hypothetischen Imperativen im Sinne Kants zu verwechseln. Hypothetische Imperative („wenn du X willst, mußt du Y tun") binden die Aufforderung zum Tun des Mittels an das bestehende Wollen des Zwecks und artikulieren kein rechtliches oder moralisches Sollen. Die Rede vom „Müssen" bezieht sich entweder auf die rein theoretische Notwendigkeit, die das Eintreten des Zweck-Ereignisses (kausal, naturgesetzlich, technisch oder anderswie) an das Eintreten des Mittel-Ereignisses koppelt. Oder sie betrifft (falls man von so etwas überhaupt reden will) ein „Gebot der Vernunft", das die Adressaten auf eine zweckrationale Willensbildung und entsprechende Praxis festlegt. Hypothetisch ist dann natürlich nicht die generelle „ A u f f o r d e r u n g zur Zweckrationalität", sondern nur die spezielle Forderung, ein bestimmtes Mittel für einen geeigneten Zweck zu ergreifen; nur dessen Wahl ist an bestehende volitive und epistemische Prämissen gebunden.
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interveniert oder passiv bleibt; ob er ein Negativum oder ein Positivum mit seinem Verhalten verwirklicht; und ob es sich bei dieser Verwirklichung um eine Änderung handelt oder ein Fortdauern des schon bestehenden Zustands oder Prozesses: all dies ist prinzipiell ohne Belang. 24 Wer einen anderen verbal beleidigt oder vom Stuhl stößt, verhält sich falsch. Ebendies gilt aber auch für jemanden, der einen Bekannten nicht grüßt oder der in der U-Bahn nicht aufsteht, um einem Gehbehinderten Platz zu machen — vorausgesetzt jedenfalls, daß er es absichtlich tut, d. h. mit und in Abhängigkeit von seinem Wissen und Wollen. Entschuldigt ist er nur dann, wenn er (wie der Kurzsichtige ohne Brille) die Situation nicht richtig erfaßt hat, wenn er (wie der Gelähmte oder Gefesselte) am korrekten Verhalten gehindert wird, oder wenn er (wie der Schlafende oder Narkotisierte) überhaupt nichts erkennen und wollen kann. Die Hinfälligkeit der Positiv / Negativ-Unterscheidung betrifft jedoch nicht nur das Wollen und Handeln, sondern auch alle Forderungen, die sich auf die Verwirklichung von Propositionen bzw. Sachverhalten beziehen. Sie zeigt, daß Gebote, Verbote und Erlaubnisse aufs engste zusammenhängen und eigentlich nur verschiedene Formulierungen für ein und dieselbe Sache sind. Es ist verboten, Ampeln bei Rot zu überfahren, also geboten, vor ihnen zu stoppen, und ebendamit erlaubt, bei Abwesenheit einer roten Ampel weiterzufahren. „Verboten, daß ρ " bedeutet soviel wie „geboten, daß nicht p", „erlaubt, daß p " entweder soviel wie „nicht verboten, daß p" oder „weder geboten noch verboten, daß ρWenn wir negative und positive Sachverhalte, negierte und nichtnegierte Propositionen in Rechnung stellen, können wir uns im Prinzip auf einen deontologischen Ausdruck beschränken. Ich halte „geboten, daß . . . " für die beste Wahl und symbolisiere demgemäß Gebote mit "G[/?]", Verbote mit „G [-/?]".
24 Das zeigt auch der sogenannte „ Weichenstellerfair, der in der rechts wissenschaftlichen Literatur als Gegenbeispiel zitiert wird. Wer die Möglichkeit dazu hat und es gleichwohl mit Wissen und Willen unterläßt, zwei Gleisarbeiter dadurch zu retten, daß er einen steuerlos auf sie zurollenden Waggon auf ein freies Gleis umleitet, ist zweifellos für das Geschehen verantwortlich. Daß er sich passiv verhält und nicht aktiv interveniert, ist irrelevant, nicht anders als bei jeder unterlassenen Hilfeleistung (§ 323 c StGB) oder jedem Totschlag durch Unterlassen (§§212, 13 StGB). Entschuldigt man aber oder fordert sogar die Untätigkeit des potentiellen Weichenstellers für den Fall, daß auch das zweite Gleis nicht frei ist, sondern besetzt durch zwei (oder auch nur durch einen) gefährdete(n) andere(n) Arbeiter, so liegt der Grund dafür keineswegs in der vermeintlichen Sonderstellung des Unterlassens. Er liegt vielmehr in der Forderung, daß Menschen nicht in der Weise „dem Rad des Schicksals in die Speichen greifen" sollten, daß sie darüber entscheiden, welche von mehreren, normativ gleichgestellten Personen von einem als solchen unvermeidlichen Übel getroffen werden. Entfällt die Gleichstellung oder die Unantastbarkeit der „Entscheidungsgewalt des Schicksals'4, ändert sich auch die moralische oder rechtliche Einschätzung. Der tatenlos gebliebene potentielle Weichensteller ist dann genauso verantwortlich wie der Mensch, der durch sein Nichtheben des Arms bei der entscheidenden Abstimmung dafür gesorgt hat, daß A anstelle von B, der beim Heben des Arms betroffen gewesen wäre, zu Tode kam. Die Form der Handlung ist beidemal ohne Belang. 25 Jahrbuch fur Recht und Ethik, Bd. 2 (1994)
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Zweitens müssen wir festhalten, daß wir es in der Regel nicht nur mit atomaren, sondern mit komplexen Sachverhalten zu tun haben, die mehrere Teilsachverhalte umfassen. Wichtiger noch als Komplexe, bei denen die Teilsachverhalte (wie bei der nicht überfahrbaren roten Ampel) koordiniert sind, sind Komplexe, bei denen sie in einer Folgebeziehung stehen. Jede Handlung hat viele Folgen, genau genommen unendlich viele. Kausale Folgen gehören dazu, aber keineswegs nur kausale. Die Tatsache, daß jemand am höchsten Punkt seines Gartens einen Baum pflanzt, kann nicht nur die kausale Folge erwünschter Begrünung haben, sondern auch die nichtkausal-faktische Folge, daß er ihn einen Meter entfernt vom Grundstück des Nachbarn pflanzt, dem er damit, als nichtkausal-rechtliche Folge, Ersatzansprüche verschafft. Wer einen Wahlzettel ankreuzt, bringt mit seiner Handbewegung kausal ein Kreuz hervor, das die konventionelle (nicht kausale) Folge haben kann, als Votum für eine bestimmte Person zu zählen und deren Stimmanteil mathematisch (nicht kausal) auf mindestens 5 % zu bringen. Auch Sanktionen werden nicht nur und in jedem Fall kausal mit der kritischen Handlung verknüpft. Meist ist der Eintritt der Folge an mehrere Bedingungen gebunden, von denen die Handlung nur eine ist. Entsprechend reduziert sich ihr Anteil und die Verantwortlichkeit des Handelnden — vorausgesetzt jedenfalls, daß die Restbedingungen nicht als „Normalbedingungen" oder als situativ bereits „gegebene" Bedingungen gelten. 25 Ähnliche Anteilsminderungen können sich daraus ergeben, daß mehrere Personen mitwirken. Vor allem aber resultieren sie daraus, daß die Folgebeziehungen nicht deterministisch sind, sondern probabilistisch. Das ist der Regelfall. Auch bei einfachen, routiniert ausgeführten Handlungen des Alltags, wie das Einschalten des Lichts oder das Schreiben des eigenen Namens, ist der Eintritt des intendierten Erfolgs nicht absolut sicher, sondern abhängig davon, daß gewisse Kontingenzen nicht eintreten. Ein Fettfilm auf dem Papier verhindert die Unterschrift, Stromausfall die erwartete Zimmerbeleuchtung. Dabei ist es in praktischer Hinsicht irrelevant, ob die Beziehungen wirklich nichtdeterministisch sind oder den Handelnden nur so erscheinen, weil sie die realen Zusammenhänge nicht kennen. Im alltäglichen Leben jedenfalls, bei genauer Betrachtung aber auch in wissenschaftlich-technischen Kontexten, bilden die deterministischen Handlungszusammenhänge nur die beiden Extremfälle innerhalb des Gesamtbereichs der probabilistischen. Formal und summarisch ausgedrückt: die Wahrscheinlichkeit eines beliebigen Sachverhalts „p", der als mögliches Resultat von Handlungen in Betracht steht, liegt in der Regel bei ,,Prob(p) < 1/ > 0" und nur im Grenzfall bei „Prob(p) = 1" bzw. „Prob(p) = 0".
25
Zur Bindung kausaler Zusammenhänge an Normalbedingungen und gegebene Bedingungen vgl. John Leslie Mackie: The Cement of the Universe, Oxford: Clarendon, 1974, ch. 3 und 5, sowie Herbert L. Α. Hart! Α. M. Honoré: Causation in the Law, Oxford: Clarendon, 21985.
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Formal stellt jede Handlung einen Komplex von Folgen dar, der sich fortschreitend weiter verzweigt. Am Anfang stehen jeweils eine oder mehrere elementare, direkt ausgeführte Handlungen, die man als „Basishandlungen" bezeichnen kann. 26 Nur soweit der Handelnde auch ihre Folgen kennt, weiß er, was er tut bzw. tun konnte. Und nur wenn er dies weiß, kann er feststellen, ob zu den Folgen Sachverhalte gehören, die Gegenstand moralischer oder rechtlicher Normen sind. Die Funktionsfähigkeit des Systems der normativen Verhaltenskontrolle hängt also wesentlich davon ab, daß die Adressaten über die nötige Folgenkenntnis verfügen. Fehlt sie, muß sie erworben werden, d. h. der Adressat muß die Folgen ermitteln. Dabei geht es sowohl um die (früher gelegenen) „Mittel", durch die ein gewollter Sachverhalt als „Zweck" herbeigeführt werden kann, als auch um dessen (später gelegene) „Nachfolgen" und um die „Nebenfolgen" der Mittel. Die Gesamtheit der Folgen jeder elementaren Intervention bzw. Unterlassung, die dem Handelnden situativ möglich ist, bildet zusammen mit dieser jeweils eine der „konkreten Optionen", die er zu diesem Zeitpunkt besitzt und von denen er eine verwirklichen muß.27 Eine rationale Entscheidung ist eigentlich nur zwischen solchen Optionen möglich. 28 Alle beteiligten Sachverhalte müssen auf ihren (rechtlichen, moralischen oder persönlichen) Wert hin untersucht und danach eine Bilanz für sie erstellt werden, indem man die einzelnen Werte gegeneinander aufrechnet und in Beziehung zu der Wahrscheinlichkeit setzt, mit der sie innerhalb der Optionen eintreten.
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6 Vgl. Arthur C. Danto, „Basic Actions", in: American Philosophical Quarterly 2 (1965), S. 141 -148; Alvin I. Goldman, A Theory of Human Action, Englewood Cliffs: Prentice-Hall, 1970, ch. 1-2. 27 Verwirklichen muß er eine, da seine Optionen, wenn man die Unterlassungen konsequent einbezieht, den Möglichkeitsspielraum erschöpfen. Allerdings muß er, entgegen einer Behauptung der Existenzphilosophie, nicht unbedingt eine von ihnen wählen, sondern dies nur dann tun, wenn er sich ihrer bewußt wird und willentlich handelt (vgl. Anm. 28). 28 Ein rationales Wesen kann sich bei der Entscheidung für oder gegen eine bestimmte Handlung nicht auf gewisse Teile beschränken, sondern muß alle Sachverhalte in Rechnung stellen, die zu ihr gehören, zumindest soweit sie bekannt bzw. erkennbar sind. Darauf stimmt es sein Wollen und Handeln ab. D. h. das unbedingte Wollen von Teilen der Option, speziell des originär verfolgten Zwecks, überträgt sich, abhängig von der Erkenntnis der übrigen Teile, als ein bedingtes Wollen auf diese selbst und die fragliche Option im ganzen. Für die Mittel ist die Rationalität und weitgehende Selbstverständlichkeit dieses Schrittes schon immer betont worden (vgl. auch Anm. 23). Für die Nebenfolgen und Nachfolgen dagegen läßt sich das nicht sagen, weder im Blick auf die Sache noch auf die Literatur (vgl. Seebaß, 1993 (Anm. 18), S. 15 f., Anm. 9-14.105.119.226.261). Rational ist der Schritt in allen Fällen, erfolgt aber keineswegs automatisch und ergibt sich schon gar nicht begrifflich aus der Gewolltheit eines Teilsachverhalts und der Erkenntnis der mit ihm verbundenen Folgen (vgl. auch Anm. 40). Die Tendenz der neueren Rechtstheorie, das Willenskriterium bei der Abgrenzung verschiedener Handlungsformen weitgehend durch das Kriterium des Wissens bzw. der Erkennbarkeit zu ersetzen (vgl. Abschnitt V Anm. 36), kann daher nur in der Beschränkung auf durchgängig rational agierende Individuen plausibel erscheinen. 2
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Natürlich kann kein Mensch, ehe er handelt, dieses Modell einer vollständig rationalen Entscheidung erfüllen. Niemand hat unbegrenzte Überlegungsfähigkeiten oder könnte sie, wenn er sie hätte, in der verfügbaren Zeit zur Anwendung bringen. Überdies ist die Anzahl der Optionen zu jedem Zeitpunkt unübersehbar groß, die der Folgen ohnehin indefinit. Die meisten Folgen bleiben uns in der Praxis unbekannt, und die bekannten sind vielfach unklar in ihrer Eintrittswahrscheinlichkeit und ihrem Wert, so daß genaue Bilanzen schwer zu erstellen sind. Hinter dem Ideal absoluter Rationalität bleiben wir also allemal weit zurück. Auf der anderen Seite aber ist kein Mensch so irrational, daß er ohne Folgenkenntnisse handelt oder, wenn er in Überlegungen eintritt, nichts unternimmt, um eine bessere Entscheidungsgrundlage zu gewinnen. Normale Menschen sind weder extrem rational noch extrem irrational. Das gilt für ihr alltägliches Handeln ebenso wie für ihr Handeln im expliziten Bezug auf rechtliche oder moralische Normen. (Die vielzitierte Unterscheidung Max Webers zwischen „Gesinnungs-" und „Verantwortungsethik" ist deshalb, sachlich gesehen, ebenso irreführend wie die vielzitierte Unterscheidung zwischen „deontologischen" und „konsequentialistischen" Moraltheorien.) Bei den Extremen sollten wir uns nicht aufhalten. Die eigentlich interessanten Fragen betreffen nicht sie, sondern die Verschiebungen innerhalb des Bereichs, der normalen Menschen zugänglich ist. Hier gibt es signifikante Unterschiede und Verbesserungsmöglichkeiten: nicht nur im Hinblick auf die Normenorientierung der Individuen, sondern auch auf ihre Fähigkeit oder Bereitschaft, in Überlegungen einzutreten mit dem Ziel, ihre Optionen kennenzulernen, wertmäßig zu bilanzieren und gegeneinander abzuwägen, sowie ihr Wollen und Handeln nach dem Ergebnis zu richten. Und wo immer die Annahme berechtigt ist, daß Defizite, die Menschen in dieser Hinsicht aufweisen, nicht ein für allemal festgelegt sind, sondern sich durch geeignete Normen und Kontrollmaßnahmen verbessern lassen, liegt m. E. der Anwendungsbereich einer sinnvollen, präventiv wirksamen Fahrlässigkeitshaftung. Diese These möchte ich im folgenden ausführen.
IV. Fahrlässigkeit als Überschreitung normierter Risikogrenzen „Fahrlässig", wenn wir dem Duden folgen, bedeutet im alltäglichen Sprachgebrauch etwa soviel wie „die gebotene Vorsicht, Aufmerksamkeit, Besonnenheit fehlen lassend".29 Diese Definition ist nicht allzu weit entfernt von der Formulierung in § 276 BGB (Anm. 8) und inhaltlich durch sie mit abgedeckt. Die drei 29 Vgl. Duden. Deutsches Universalwörterbuch, Mannheim: Bibliographisches Institut, 1989, S. 480. Der ältere Sprachgebrauch scheint eher den Aspekt der gebotsunabhängigen Trägheit ins Zentrum gestellt zu haben. Das Grimmsche Wörterbuch jedenfalls (Bd. ΙΠ, Leipzig 1862, Sp. 1260) gibt zwei relevante Kriterien. Es definiert „Fahrlässigkeit" als Haltung dessen, der „träge ist sich zu bewegen, zu fahren" oder der „die dinge fahren lässt, gehn wie sie wollen".
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zentralen Begriffe des Duden („Vorsicht", „Aufmerksamkeit", „Besonnenheit") lassen sich mühelos unter dem vom Gesetz verwendeten Gattungsbegriff der „Sorgfalt" zusammenfassen, und die deontologischen Ausdrücke „geboten" und „erforderlich" bedeuten das gleiche. Beide Merkmale, das des Gebotenseins und das der Sorgfalt, sind nach dem Sprachgebrauch konstitutiv für den Begriff der Fahrlässigkeit, so daß an ihrer Relevanz eigentlich nicht zu zweifeln sein sollte. 30 Zweifelhaft bleibt ihre Spezifizierung. Was bedeutet die Rede von „Sorgfalt" und welche Formen der Sorgfalt wie des Gebotenseins sind kriteriell für fahrlässiges Verhalten? Generell läßt sich das nicht beantworten. Es hängt vom Gegenstandsbereich und vom Interesse ab, insbesondere davon, ob moralische oder rechtliche, straf- oder zivilrechtliche Gebote gefragt sind. Im folgenden kann es also nicht darum gehen, den oder die einzig angemessenen Begriffe der Fahrlässigkeit zu entwickeln, sondern nur darum, den Rahmen abzustecken, innerhalb dessen speziellere Begriffsbestimmungen möglich sind. Dieser Schritt ist durch den Überblick über das System der normativen Verhaltenskontrolle vorbereitet. Beide Merkmale können durch ihn erläutert werden. Beginnen wir mit dem Merkmal der „Sorgfalt" und fragen wir zunächst, wann Sorgfalt nicht erforderlich ist. Die naheliegende Antwort lautet: überall da, wo „nichts schiefgehen" kann. Das ist bei elementaren Handlungen, Basishandlungen vor allem, normalerweise der Fall. Willentlich „ja" sagen oder nicken kann jeder Mensch, folglich auch Gebote, die dies zum Inhalt haben, problemlos erfüllen. Bei den Handlungsfolgen aber ergeben sich Schwierigkeiten. Ob Β ein Nicken von A tatsächlich als Zustimmung auffaßt und dadurch, als dessen Beauftragter oder Ermächtigter, zu Tätigkeiten veranlaßt wird, die zu Ergebnissen führen, zu deren Realisierung A verpflichtet ist, ist durch das Nicken von A allein nicht festgelegt. Diverse Zusatzbedingungen sind erforderlich, deren Eintritt zweifelhaft ist. Wer sicher gehen will, muß den Verlauf des Geschehens im Auge behalten, Vorkehrungen treffen und eventuell reaktiv eingreifen. Ähnliches gilt für die Ausführung geplanter, eigener Handlungen. Wer einen Zahlungstermin nicht versäumen will, muß sich Kalendernotizen machen; wer den Frühzug erreichen will, muß sich den Wecker stellen. Genereller gesagt: Sorgfalt ist immer da am Platz, wo die Folgebeziehungen oder der Eintritt der Handlung so unsicher sind, daß die Verwirklichung des Erstrebten fraglich bleibt.
30 Vgl. oben Abschnitt Π Anm. 7, sowie Anm. 34. — Zwei Gründe vor allem bedingen die Irrelevanzauffassung mancher Strafrechtstheoretiker. Erstens gehen sie von der Annahme aus, daß der Rekurs auf das Sorgfaltskriterium entbehrlich ist, weil das (in § 16 StGB allein angesprochene) Kriterium des „vermeidbaren Nichtwissens" für die Praxis genügt (vgl. Abschnitt V Anm. 36). Zweitens sind sie der Überzeugung, daß rechtliche Gebote sich sinnvollerweise nur auf schutzwürdige Rechtsgüter beziehen sollten, nicht auf Verhaltensweisen, die sie gewährleisten oder aufs Spiel setzen. Der erste Grund ist nach dem oben Gesagten (Abschnitt Π) für uns ohne Belang. Der zweite ist emstzunehmen, erweist sich jedoch, wie unten gezeigt werden soll (Abschnitte VI-X), nicht als stichhaltig.
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Strenggenommen ist das fast immer der Fall. Die meisten Handlungszusammenhänge, die unseren Alltag bestimmen, sind eben probabilistisch und nicht deterministisch. Wenn wir den deterministischen Fall als Grenzfall des probabilistischen auffassen, können wir sagen, daß Sorgfalt nötig ist, wo immer die Realisierungswahrscheinlichkeit des kritischen Sachverhalts zu gering ist bzw. die seiner NichtVerwirklichung zu groß, um sich auf sie verlassen zu können. Die Dinge gleichwohl „fahren zu lassen", wie sie gehen, wäre in diesem Fall zu riskant. Ein Zuviel an Risiko aber setzt voraus, daß eine normierte Grenze besteht, deren NichtÜberschreitung gefordert wird. Bezeichnen wir diese Grenze mit „/", so können wir für einen erwünschten Sachverhalt „p" den intolerablen Risikozustand mit „Prob(p) < /" oder „Prob(- p) > /" angeben, für einen unerwünschten mit ,,Prob(p) >/" oder „Prob(-p) < / " . 3 1 Die beiden Grenzfälle, „ P r o b ( p ) = l " bzw. „Prob(p) = 0", sind dabei formal mitabgedeckt. Es bleibt denkbar, gewissen Sachverhalten einen so großen Wert oder Unwert beizumessen, daß ihre Realisierung bzw. Nichtrealisierung absolut sicher sein muß, auch wenn dies nicht der Normalfall ist. Indem wir das Merkmal des „Gebotenseins" zu dem der „Sorgfalt" hinzunehmen, werden wir somit von selbst zu der geläufigen Formel geführt, wonach ein Verhalten genau dann fahrlässig ist, wenn es Risiken schafft, die über die zulässigen Grenzen hinausgehen. Daß Risiken nicht schlechthin verboten sind, sondern erlaubte von unerlaubten getrennt werden, hat gute Gründe. Da die meisten unserer Handlungen, bedingt durch ihre probabilistische Folgenstruktur, mehr oder weniger risikoreich sind, wäre es wenig sinnvoll, jedes Risiko ausschließen zu wollen. Verbote oder Gebote, die dies zum Inhalt haben, wären praktisch nicht zu erfüllen. Selbst ein so hohes Gut wie das menschliche Leben läßt sich nicht völlig von Handlungsrisiken frei machen. Entsprechend ist die Normierung auch hier nicht strikt, d. h. •
3i Zwei Erläuterungen sind angebracht. Erstens müssen die Risikogrenzen nicht präzise bestimmt sein, sondern können mehr oder weniger vage ausfallen. Die Konstante „/" kann bei „0.10027" oder „ca. 0.1" ebenso liegen wie bei exakt „0.1". Oder „/" kann als Variable aufgefaßt werden, die einen bestimmten Spielraum besitzt, frei floatend etwa zwischen 0.09 und 0.11. In der Praxis haben wir es höchst selten mit scharfen Grenzen zu tun, sondern mit unscharfen und meist auch nur überschlagsmäßig berechneten. An ihrer Relevanz und Funktionstüchtigkeit ändert das aber nichts. Zweitens ist zu beachten, daß Wahrscheinlichkeitsmaße wie „/" eine Resultante aus diversen Faktoren darstellen, die in ihnen nivelliert sind. Das Unfallrisiko, das ein Autobahndrängier durch sein dichtes Auffahren schafft, ist teils durch die physikalischtechnischen Wahrscheinlichkeiten, teils durch die (ihrerseits von diversen Faktoren bestimmte) Wahrscheinlichkeit mitbedingt, daß der Vordermann plötzlich bremst, teils aber auch durch das (ebenso multifaktorielle) Risiko, daß der Drängier nicht rechtzeitig oder nicht sachgerecht reagiert. (Vgl. dazu auch Urs Kindhäuser, Gefährdung als Straftat, Frankfurt: Klostermann, 1989, S. 103 f.) Handlungstheoretisch sind solche Faktoren auseinanderzuhalten. Auch mögen einige von ihnen für die Schuld des fahrlässig Handelnden von Bedeutung sein. Für die Fahrlässigkeit als solche sind sie jedoch, bezogen auf das allein interessierende Unfallrisiko, irrelevant. Hier kommt es lediglich darauf an, daß die erlaubte Risikogrenze vom Handelnden überschritten wird, gleichgültig aus welchem Grund.
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es gibt eine, wenn auch geringe, Toleranzschwelle. Das gilt in beiden denkbaren Hinsichten. Der Blick auf eine Armbanduhr wird nicht dadurch zu einer intolerabel riskanten Handlung, daß die minimale Wahrscheinlichkeit besteht, daß das vom Uhrglas reflektierte Sonnenlicht zufällig einen vorbeikommenden Autofahrer blendet, der deshalb einen Fußgänger überfährt. 32 Das faktisch tolerierte Tötungsrisiko im Straßenverkehr liegt derzeit sogar noch erheblich höher. Umgekehrt aber kann auch der professionelle Gunkiller sein Tun nicht deshalb als ein tolerabel riskanteshinstellen, weil sein gezielt abgefeuertes Geschoß, nicht anders als unsere Asphalt-Boliden, nicht absolut sicher trifft, sondern durch heftige Windböen abgelenkt oder durch eine plötzliche Drehung des Opfers unwirksam gemacht werden könnte. Was solche Extremfälle pointiert hervortreten lassen, ist auch in weniger extremen erkennbar. Jeder Produzent oder Verkäufer von Waren weiß, daß er mit „Ausreißern" rechnen muß, bedingt durch Materialfehler oder menschliche Nachlässigkeit. Er haftet dafür durch Warenersatz, handelt im allgemeinen aber nicht fahrlässig, wenn er die Auslieferung defekter Waren in Kauf nimmt. Dieses Risiko, ohne das der moderne Handel nicht möglich wäre, ist sozial tolerabel. Doch es gibt Grenzen. Der Versandleiter eines Buchclubs etwa, der eine so schlechte Verpackung duldet, daß die Remittendenquote auf 50% steigt, handelt zwar nicht im zivil- oder strafrechtlichen, wohl aber im geschäftlichen Sinne fahrlässig und wird ebendeshalb bald seinen Posten los sein. Die Hersteller von Nahrungsmitteln und Medikamenten wiederum sind, über ihr Eigeninteresse hinaus, auch gesetzlich zu Kontrollen verpflichtet, die den Verkauf defekter Waren weitgehend ausschließen. Die Prinzipien, nach denen Risikogrenzen festgesetzt werden, sind auf einer allgemeinen Ebene relativ klar. Zum einen muß, wie bei jeder praktischen Überlegung, die Wahrscheinlichkeit der verschiedenen Folgen berechnet und in Beziehung zu ihrem Wert gesetzt werden: je höher der Unwert, desto geringer das tolerable Risiko, und umgekehrt. Die hohe Wahrscheinlichkeit, daß Strohhalme von heimkehrenden Erntewagen auf die Straße fallen, ist sozial tolerabel, nicht jedoch die geringe Wahrscheinlichkeit, daß ein Giftmülltransporter ein Faß verliert. Zum anderen sind auch die Möglichkeiten und Kosten der Risiko Vermeidung in Rechnung zu stellen. Dabei geht es nicht nur um das, was objektiv (physikalisch, technisch, wirtschaftlich u. a.) möglich ist. Es geht auch um den subjektiven, personal und situativ gebundenen Möglichkeitsspielraum der Handelnden. So handelt ein zufällig mitreisender Arzt, der einem von einer Schlange gebissenen Reisegenossen kein Serum spritzt und dessen Todesrisiko damit nicht mindert, ebensowenig fahrlässig, wenn seine Unterlassung darin begründet ist, daß ein geeignetes Serum noch nicht entdeckt oder noch nicht als Heilmittel eingeführt wurde, wie wenn sie darin gründet, daß das verfügbare Serum am Ort nicht greifbar ist oder er selbst nicht eingreifen kann, weil auch er vom Gift gelähmt 32 Die Anregung zu diesem Beispiel verdanke ich Michael J. Zimmerman , „Negligence and Moral Responsibility", in: Nous 20 (1986), S. 208.
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ist. Relativ auf die Umstände fällt oder steigt die soziale Tolerabilität des Risikos. Wie differenziert dies geschieht, bleibt offen. Die Gesellschaft kann kasuistisch verfahren und individuelle Differenzen berücksichtigen, muß es aber nicht, sondern kann Normalitätsstandards einführen, die den Einzelfall nivellieren. Im Prinzip ist sie frei, die Grenzen so festzusetzen, wie es ihren Interessen und Möglichkeiten entspricht. Generell läßt sich nur sagen, daß sinnvolle Risikogrenzen immer dort liegen, wo (1) der Wert oder Unwert von Handlungsfolgen groß genug ist, um eine Erhöhung bzw. Verminderung ihrer Realisierungswahrscheinlichkeit geboten erscheinen zu lassen, und (2) diese Wahrscheinlichkeitsänderung den Betroffenen möglich und zumutbar ist.
V. Fahrlässigkeit und Vorsatz Eine Konsequenz des skizzierten Konzepts der Fahrlässigkeit betrifft ihre Abgrenzung gegenüber dem Vorsatz. 33 Wenn die gegebene Darstellung richtig ist, kann die Besonderheit des vorsätzlichen (absichtlichen, geplanten) Handelns nicht darin liegen, daß die Folgen hier, anders als beim fahrlässigen Handeln, absolut sicher sind. Beide Handlungstypen erfüllen vielmehr, wenn das erlaubte Risiko überschritten ist, die Kriterien der „Fahrlässigkeit". Diese stellt insofern keine Spezies neben dem Vorsatz dar, sondern ein Genus, das ihn als Sonderfall mitumfaßt. 34 Genauer gesagt: „fahrlässig" im definierten Sinne sind sämtliche Typen des (risikoüberschreitenden) Handelns, die sich unter dem Gesichtspunkt der fehlenden oder vorhandenen, mehr oder weniger weitgehenden Vorsätzlichkeit auf Seiten des Handelnden gegeneinander abheben lassen. Allen liegt ein Kontinuum von Wahrscheinlichkeiten zugrunde, das vielfältige Unterteilungen zuläßt. 35 Der Vorsatz des professionellen Gunkillers etwa, der seine Opfer mit 33 Im folgenden orientiere ich mich an einem weiten Begriff des „Vorsatzes", der in etwa dem Sprachgebrauch im deutschen Recht entspricht, ohne mich auf eine bestimmte dogmatische Konzeption festzulegen. Eingeschlossen sind damit nicht nur die Phänomene der „Vorsätzlichkeit" im engeren Sinne, d. h. das Überlegen und Planen für die Zukunft und entsprechende geplante Handeln, sondern auch alle Erscheinungen des absichtlichen Handelns, gleichgültig ob es auf Überlegung und Planung beruht oder nicht. Ich unterstelle dabei, daß von „Vorsatz" nur im Bezug auf Handlungen die Rede sein kann, die eine Zweck-MIttel-Beziehung enthalten, also nicht im Bezug auf elementare Handlungen (Basishandlungen) unabhängig von ihren Folgen. w Verbal hat Jakobs (21991 (Anm. 7), Abschn. 9 Rn. 4) also recht, wenn er erklärt, die „Fahrlässigkeit mit ihren positiven Merkmalen [sei] gegenüber dem Vorsatz der generellere Begriff'. Irrig ist nur, daß er die Gemeinsamkeit nicht in der Wahrscheinlichkeitsstruktur des Handelns begründet (vgl. Anm. 35), sondern sich ausschließlich an die Erkennbarkeit hält (Anm. 36) und die Kriterien der Sorgfalt sowie der Willenslage beim Handeln eliminiert (Anm. 7). Auf die phänomenale und begriffliche Verarmung, die dies zur Folge hat, sollte der Rechtsphilosoph sich nicht einlassen. 35 Daß die Gemeinsamkeit zwischen Vorsatz und Fahrlässigkeit hier ihren Grund hat, ist auch in der Rechtstheorie nicht unbemerkt geblieben; vgl. etwa Baumann / Weber, 9 1985 (Anm. 9), 401 f. und Roxin, 1992 (Anm. 6) § 11 Rn. 76.
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einer Trefferwahrscheinlichkeit von 0.999 erledigt, unterscheidet sich zwar in der Risikohöhe, nicht aber in seiner Handlungsstruktur von der Rücksichtslosigkeit des Hasardeurs, der sein Leben auf einen Münzwurf setzt, oder vom Leichtsinn des Autobahndränglers, dessen Tötungsrisiko gegenüber sich selbst oder anderen vielleicht bei 0.001 liegt. Und wenn wir die Frage der Tolerabilität des Risikos vollständig außer Betracht lassen, können wir auch die Unbekümmertheit einer Mutter in unser Kontinuum einreihen, die ihr Dreijähriges im Freien spielen läßt, ohne das (wenngleich astronomisch geringe und tolerable) Risiko ausgeschlossen zu haben, daß es dort von einem Meteoriten erschlagen wird. Mehr noch. In allen erwähnten Fällen können die Folgenstruktur und die relevanten Wahrscheinlichkeiten dem Handelnden bekannt und situativ bewußt sein, ohne daß dies den Unterschied zwischen vorsätzlichem und nicht vorsätzlichem Verhalten aufhebt. Das aber heißt, daß rein epistemische Kriterien ebenfalls ausscheiden. Offenbar kann die gesuchte Differenz nicht einfach darin festgemacht werden, daß nur der vorsätzlich Handelnde um das Risiko seines Handelns weiß. 36 Denn man würde natürlich nicht sagen, daß der Autobahndrängler, der das Risiko kennt, aber niemanden töten will, vorsätzlich auf den Tod eines Menschen zusteuert — geschweige denn die Mutter, die ihr Kind im Wissen um das Meteoritenrisiko im Freien spielen läßt! Können wir aber anstelle des epistemischen den volitive η Zustand des Handelnden als den einzig entscheidenden hinstellen, also die Vorsätzlichkeit einer Handlung ausschließlich darin festmachen, daß der Handelnde ein bestimmtes, riskant heraufbeschworenes Ergebnis will? Offenbar auch nicht. Der jüngere Bruder des Kronprinzen mag diesen in der diabolischen Hoffnung zu einem Spaziergang überreden, daß er dabei von einem Meteoriten erschlagen wird; dennoch wird man ihm, trotz des vorhandenen Tötungswillens, schwerlich eine versuchte oder (sollten die Sterne der angestrebten, veränderten Erbfolge günstig sein) sogar vollendete Vorsatztötung zuschreiben wollen. Auch eine intendierte Handlungsfolge muß, so scheint es, ein Minimum an Wahrscheinlichkeit besitzen, um sich als Objekt einer Vorsatzhandlung zu qualifizieren. 37 36 Für eine solche Auffassung vgl. Hruschka, 21988 (Anm. 10), 435 ff.; Jakobs, 21992 (Anm. 7), Abschn. 9 und, wenngleich weniger weit gehend, Kindhäuser 1989 (Anm. 31), S. 91 -106. Vgl. zur Sache auch Anm. 28 und 40. 37 Der Vorsatz allerdings kann nur verneint werden, wenn die Wahrscheinlichkeit sehr gering ist. Nicht einschlägig ist hier ζ. B. der Fall eines Boxers, der im Wissen um das bestehende Risiko und mit diesbezüglichem bösen Willen, wenn auch mit sportlich korrekten Mitteln, seinem unterlegenen Gegner eine tödliche Gehirnblutung beibringt (vgl. Rolf Dietrich Herzberg, „Die Sorgfaltswidrigkeit im Aufbau der fahrlässigen und der vorsätzlichen Straftat", in: Juristenzeitung 42 (1987), S. 538). Denn hier ist die Realisierungswahrscheinlichkeit relativ hoch und vielleicht nicht einmal wesentlich niedriger als bei einem („direkt vorsätzlichen") Giftmord, der nicht professionell ausgeführt wird, oder bei einer („bedingt vorsätzlichen") Tötung durch das Werfen von MolotowCocktails. Wenn der böswillig tötende Boxer straflos bleibt, so ist die wenig honorige Wahrheit vielmehr, daß Morde und sonstige Vorsatztötungen dieses Typs in einer Gesellschaft, die Kampfsportarten mit tödlichem Risiko (Boxen, Motorrennen, Ski-Abfahrtslauf
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Die gängige Gegenüberstellung von Vorsatz und Fahrlässigkeit erweist sich demnach als begrifflich schief, und dies in mehrerer Hinsicht. Sie verkennt die grundlegende strukturelle Gemeinsamkeit, die alle Handlungen aufweisen, die sich durch Einführung normierter Risikogrenzen in „fahrlässige" und „nicht fahrlässige" einteilen lassen. Sie vermischt diese Einteilung mit der Differenzierung von Handlungen unter dem Gesichtspunkt der „Vorsätzlichkeit". Und sie verfährt auch bei der weiteren Unterteilung der beiden Hauptklassen kriteriell uneinheitlich. 38 In Wahrheit erfolgt die gesamte Klassifizierung nicht eindimensional, sondern multidimensional. Für die „Fahrlässigkeit" ist die Einführung normierter Risikogrenzen konstitutiv, für die „Vorsätzlichkeit" (Absichtlichkeit, Geplantheit) nicht, denn hier stehen die volitiven Kriterien und, als Voraussetzung für diese, die epistemischen Kriterien im Zentrum. 39 Zu fragen ist hier also stets, welche Folgen innerhalb einer Option der Handelnde kennt und wie sein Wille sich auf die ihm bekannten verteilt, d. h. welche Folgen er unbedingt will, welche bedingt und welchen gegenüber er indifferent bleibt (vgl. Abschnitt III). Die primären Differenzen ergeben sich hier. Erst danach kommen Unterschiede ins etc.) zu den unverzichtbaren Vergnügungen zählt, ebenso toleriert werden wie nicht vorsätzliche Tötungen und bloße, ohne Fremdbeteiligung eingetretene Unglücksfälle mit Todesfolge. Vgl. auch Abschnitt VII Anm. 48. 38 Das gilt jedenfalls für die klassische, traditionelle Unterscheidung zwischen „ direktem" oder „bedingtem Vorsatz" und „bewußter" oder „unbewußter Fahrlässigkeit" (vgl. Alff, ,21976 (Anm. 7), §276, Rn. 15-17; Baumann ! Weber, 91985 (Anm. 9), S. 398 ff. 437 f.; Wolf 121990 (Anm. 7), §276, Rn. 65 f. S. 111-121.; Roxin, 1992 (Anm. 6), S. 694 ff.). Denn diese Einteilung legt bei den Genera, Vorsatz und Fahrlässigkeit, das Willenskriterium zugrunde, bei den Spezies dagegen im Fall des Vorsatzes das Kriterium der Realisierungswahrscheinlichkeit, verkürzt auf den Gegensatz zwischen „Prob(p)=l" und „Prob(p) /] G[h] .
(G2) (G3)
Die dritte Variante macht die Rede von der „gebotenen Sorgfalt" unmittelbar verständlich. Denn hier sind tatsächlich „sorgsame Handlungen" Gegenstand des Gebots, solche nämlich, die (normalerweise) geeignet sind, die Realisierung des fokal erwünschten Sachverhalts sicher bzw. hinreichend wahrscheinlich zu machen.42 Die Frage ist, ob es nur die Variante (G3) ist, welche die Rede von der „gebotenen Sorgfalt" rechtfertigt, und wenn ja, ob dies ein Grund ist, alle Gebote, die fahrlässiges Verhalten betreffen, in diese explizit handlungsbezogene Form zu bringen. Nun, es ist nicht schwer zu sehen, daß die zuletzt genannte Alternative ausscheidet. Wir können nicht sinnvoll annehmen, daß alle Gebote, explizit oder implizit, direkte Handlungsanweisungen enthalten oder in solche überführbar sind. Gebote sagen zunächst nur, was rechtlich oder moralisch wünschenswert ist und deshalb sein soll, losgelöst von der Frage, ob oder wie es (durch menschliches Handeln oder wie immer) zu realisieren ist. Auch bei gesicherter Realisierbarkeit aber kann man nicht sämtliche Verhaltensweisen aufzählen, die den erwünschten Sachverhalt unter beliebigen Ausgangsbedingungen wirklich oder wahrscheinlich machen. Zudem muß seine Realisierbarkeit nicht gesichert sein. Auch als bloße „Staatsziele" ζ. B. würden Verfassungsartikel, die den Umweltschutz oder die Vollbeschäftigung fordern, den Sinn von politischen Geboten haben, ungeachtet der Tatsache, daß kein Politiker sie vollständig umsetzen kann. Die Erhaltung des menschlichen Lebens, also das NichtSterben ihrer Patienten, bleibt ein medizinischer Imperativ, auch wenn alle Ärzte sich darüber im klaren sind, daß sie ihn letztlich nie erfüllen. Die Überführbarkeit aller Normen in direkte Handlungsgebote bleibt also, praktisch wie theoretisch, eine Illusion. Wenn die Rede von der 41
Der zunächst unspezifizierte Sachverhalt „ p " wird dabei einmal als faktische Folge, einmal als Wahrscheinlichkeitszustand und einmal als Handlung expliziert. Die Explikation kann gestuft erfolgen. Die zunächst ins Auge gefaßte Folge kann selbst eine Handlung oder ein Wahrscheinlichkeitszustand sein, deren Eintritt durch „ä" gefördert bzw. behindert wird. Ich sehe von solchen Komplikationen ab. 42 Die sogenannten „abstrakten Gefährdungsdelikte" des deutschen Strafrechts (Musterfall Meineid, § 154 StGB) gehören in diese Kategorie. Denn hier bilden Handlungstypen den Inhalt des Gebots, nicht Handlungsfolgen oder Wahrscheinlichkeitszustände. Probabilistisch ist ihre Tendenz zur Verletzung bestimmter Rechtsgüter. Diese Tendenz aber ist nur für die Rechtfertigung des Verbots von Bedeutung, nicht für dessen Gehalt. Verboten ist nicht die abstrakte, von der faktischen Rechtsgutverletzungunabhängige Gefährdung „Prob(f) > /", sondern die Realisierung des konkreten Sachverhalts „Λ". Ein abstraktes Gefährdungsverbot dagegen besteht bei den sogenannten „konkreten Gefährdungsdelikten " (Muster: Verkehrsgefährdung, § 315 c StGB). Denn diese lassen sich formal als verbotswidrige Herbeiführung eines Sachverhalts des Typs ,,Prob(/) > z" darstellen. Die Art seiner Herbeiführung, also das risikoschaffende Handeln, ist dabei prinzipiell (wenngleich nicht in § 315 c) irrelevant, ebenso das Faktum der (eventuellen) Rechtsgutverletzung.
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„gebotenen Sorgfalt" richtig ist, dann nur, wenn sie nicht nur für unsere Variante (G3), sondern auch für unsere Varianten (Gl) und (G2) von Bedeutung ist. Ich denke, das ist der Fall. Gebote werden ja nicht in abstracto erlassen, sondern sind an Menschen adressiert, die dafür sorgen sollen, daß das, was sein soll, wirklich wird oder bleibt. Jedes Gebot der unspezifizierten Form „G [p]" enthält deshalb die kategorische Forderung an jeden Adressaten: (GS)
Sorge dafür, daß ρ real ist!
Die „Sorgfalt" der Adressaten ist in gewissem Sinn also immer gefordert, gleichgültig ob der Gebotsinhalt „p" eine Handlung ist oder nicht. Insofern ist die Rede von der „gebotenen Sorgfalt" auch für die Varianten (Gl) und (G2) gerechtfertigt. Mehr noch. Indirekt, wenn auch nicht direkt, sind diese Varianten selbst aufs Handeln bezogen. Denn für gewöhnliche Adressaten können wir anfügen, daß es sich bei der gebotenen „Sorge für p" stets um ein Tun der Betroffenen handeln muß, wenn wir das Unterlassen ebenso dazu rechnen wie das aktive Intervenieren, das nicht vorsätzliche (spontane, gedankenlose oder völlig bewußtlose) Verhalten ebenso wie das bewußte und überlegte Handeln. Mit dieser Spezifizierung kommen wir zu der etwas prägnanteren, aber noch immer sehr allgemeinen Version: (GT)
Tue, was immer erforderlich ist, um ρ zu realisieren!
Jedermann kann (ζ. B.) gesetzlich dazu verpflichtet sein, Verletzten Hilfe zu leisten und sich so zu verhalten, daß kein anderer durch ihn verletzt oder getötet wird. Welches Tun daraus folgt, ergibt sich durch zweckrationale, praktische Überlegungen im Ausgang von den jeweiligen Umständen. Insofern also ist nicht nur die Rede von der „gebotenen Sorgfalt", sondern auch die von einer indirekten „Beziehung" jedes Gebots aufs Handeln gerechtfertigt. Die Offenheit dieses Bezugs, der die Gebote von partikulären, kontingenten Anwendungsbedingungen frei macht und den offenkundigen Vorteil weitgehender kasueller Flexibilität besitzt, markiert jedoch zugleich die entscheidende Schwäche unserer Formulierungen. Als Aufforderungen zur „tätigen Sorge für p" sind sie zu unbestimmt und in der völlig unspezifizierten Form (GT) wohl überhaupt nicht vertretbar. Sie bedürfen der Spezifizierung, und das in zweierlei Hinsicht.
V I I . Implizite Bindung ans praktische Können Einerseits sind sie, trotz ihrer Unbestimmtheit, zu restriktiv. Sie verlangen vom Adressaten ja, alles zu tun, was erforderlich ist, um das Gebotene sicherzustellen. Dazu aber sind Menschen nicht in der Lage. Ihre Möglichkeiten zur Einflußnahme sind objektiv wie subjektiv eingeschränkt, und auch im günstigsten
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Fall ist die Realisierung geplanter Handlungen und beabsichtigter Handlungsfolgen, wie wir gesehen haben, zumeist nicht absolut sicher. Die abstrakte Forderung, daß ein bestimmter Sachverhalt sein soll, läßt sich also nicht vorbehaltlos auf konkrete Adressaten und Situationen beziehen. Das System der normativen Verhaltenskontrolle aber beruht darauf, daß die Gebotsadressaten (in den betreffenden Hinsichten) handlungs- und willensfrei sind. Fehlen diese Voraussetzungen, ist wirksame Kontrolle unmöglich. Man kann es deshalb als eine präsuppositive Bedingung jedes funktionsfähigen, praktikablen Normensystems ansehen, daß seine Gebote an die Prämisse des praktischen Könnens der Adressaten gebunden sind. Ob diese Voraussetzung explizit gemacht wird und, wenn ja, in welcher Form bzw. an welcher Stelle des Normensystems, sind nachgeordnete Fragen. 43 Entscheidend ist, daß sie ins Spiel kommt und den Sinn der Gebote prägt. Das „praktische Können", das hier zur Debatte steht, hat viele Aspekte. Die alltägliche Rede vom „Möglichsein" oder „Können" ist, wie wir seit Aristoteles wissen, 44 vieldeutig und spezifizierungsbedürftig. Und Aristoteles hat zugleich die drei in praktischer Hinsicht wichtigsten Bedeutungen herausgestellt: „Können" im epistemischen Sinne sowie im Sinne von (allgemeinmenschlicher oder individueller) Fähigkeit und Gelegenheit, 45 Wer nicht weiß, durch welche Handlungen ein gebotener oder verbotener Sachverhalt real wird, kann sich nicht normenkonform verhalten, auch wenn er die Norm als solche kennt, 46 gutwillig ist und die Fähigkeit und Gelegenheit hätte, sie zu erfüllen. Wer nicht fähig ist, geeignete Handlungen auszuführen, kann dies trotz vorhandenen Wissens und bestehender Gelegenheit ebenfalls nicht. Entsprechendes gilt für seine fehlende Gelegenheit bei vorhandenen Fähigkeiten und Kenntnissen. Praktikable Gebote stehen explizit oder implizit unter dem Vorbehalt, daß diese Formen des praktischen Könnens gegeben sind. Andernfalls kommen sie nicht oder nur einge4 3 Man kann die Bindung ans praktische Können explizit in die Gebotsformulierungen einbauen, indem man die Bedingungen spezifiziert, unter denen der fokal gebotene Sachverhalt realisiert wird. Man kann Ausnahmeregeln formulieren, die alle Gebote oder bestimmte Teilklassen von ihnen betreffen. Oder man kann es bei abstrakten Geboten belassen und die Bedingungen des praktischen Könnens dadurch ins Spiel bringen, daß man die individuelle Zurechenbarkeit oder Vorwerfbarkeit von Handlungen restringiert. Forderungen, die praktisch völlig unerfüllbar sind, werden normalerweise überhaupt nicht ins Normensystem aufgenommen. Das heutige Recht und die Alltagsmoral bedienen sich all dieser Alternativen. 44 Vgl. Metaphysik V, 5. Aristoteles behandelt dort den Begriff der Notwendigkeit. Dieser ist jedoch mit dem der Möglichkeit modallogisch interdefiniert, analog der zuvor (Abschnitt III) erwähnten Interdefiniertheit deontologischer Ausdrücke. 45 Vgl. Nikomachische Ethik ΠΙ, 1 -3; V, 10; Eudemische Ethik U, 7-9. 46 Epistemische Freiheitsbeschränkungen können sich aus der fehlenden Kenntnis der Optionen ergeben (vgl. Abschnitt III), aber auch aus der fehlenden Kenntnis des Werts bzw. des Gebotenseins bestimmter Sachverhalte. Beide Fälle werden, wenn auch nicht sonderlich systematisch und konsequent, im „Tatbestands-" und „Verbotsirrtum" des deutschen Strafrechts berücksichtigt (§ 16-17 StGB). Beide kommen als präsuppositive Bedingungen der Gebotsgeltung in Betracht. Ich konzentriere mich auf die für meine Zielsetzung wichtigere, sc. die Optionen-Kenntnis.
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schränkt zur Anwendung, und dies normalerweise auch dann, wenn die Beschränkungen nicht explizit formuliert sind 47 und das Gebot sich auf Sachverhalte bezieht, die eigentlich (abstrakt betrachtet) nicht nur wahrscheinlich gemacht, sondern absolut sicher sein sollten. Verdeutlichen wir uns das kurz am Beispiel der Forderung, Verletzten Hilfe zu leisten und andere Menschen nicht zu verletzen oder zu töten. Diese Forderung kann im modernen Straßenverkehr bekanntlich nicht lückenlos erfüllt werden. Deshalb muß eine Gesellschaft, die den Verkehr nicht aufgeben will, ein gewisses Tötungs- und Verletzungsrisiko tolerieren. Die bestehenden Risiken allerdings ließen sich noch erheblich verringern. Ein Beitrag dazu (neben diversen anderen) wäre die Einführung von Geboten, wonach kein Mensch bei Sonnenschein auf seine Armbanduhr blicken, schneller als 5 km/h fahren oder sich ans Steuer eines Autos setzen darf, ohne eine Notarztausbildung absolviert zu haben und einen fahrbaren, umfassend ausgerüsteten Operationssaal als Anhänger mit sich zu führen. Wären wir tatsächlich dazu verpflichtet, alles zu tun, um die primäre Forderung zu erfüllen, müßten wir uns auch zu diesen Maßnahmen verpflichtet fühlen. Faktisch tun wir das natürlich nicht. Der gewöhnliche Autofahrer, der kein Arzt ist und keine entsprechende Ausrüstung bei sich hat, kann einem Schwerverletzten an der Unfallstelle nicht helfen, weil er nicht weiß, welche Maßnahmen ärztlich angezeigt sind, und weil er, auch wenn er es wüßte, nicht die Fähigkeit und Gelegenheit dazu hätte, sie fachgerecht durchzuführen. Obwohl auch dies für ihn vermeidbar gewesen wäre, hätte er umfassend vorgesorgt, wird niemand ihn dafür tadeln, daß er in dieser Situation nicht eingreift und nicht in verschlimmbessernden Aktionismus verfällt. Ebenso wird der Fahrer, der mit erlaubten 20 km/h aufmerksam durch ein Wohngebiet fährt und dem (unvermutbar für ihn) ein unaufmerksamer Fußgänger vor den Wagen läuft, nicht das Gefühl haben, falsch gehandelt zu haben, obwohl er wissen mag, daß er bei 5 km/h die Kollision hätte vermeiden können. Daß wir uns über gewisse Mittel zur tätigen Gebotserfüllung, aktive Interventionen wie Unterlassungen, ohne Skrupel hinwegsetzen, zeigt, wie beschränkt die Geltung ist, die wir de facto mit unseren Normen verbinden. Selbst ein so starkes Gebot wie das der Nichtverletzung und Nichttötung anderer erhebt als praktikable Handlungsanweisung keinen absoluten Anspruch, sondern nur einen bedingten und eingeschränkten, mögen die relevanten Beschränkungen zum größten Teil auch nicht präzise und explizit formuliert sein. 48 47
Die beschränkte Anwendbarkeit bedeutet nicht unbedingt (Anm. 43), daß die Gebote nicht formuliert sind oder ihre Gültigkeit, wegen des fehlenden oder reduzierten praktischen Könnens, verlieren. Auch der Autofahrer, der etwa, weil es in seiner Gegend keinerlei Ampeln gibt, keine Gelegenheit erhält, vor roten Ampeln anzuhalten, so daß er in diesem Sinne nicht halten kann, unterliegt natürlich der Verkehrsregel (vgl. Abschnitt ΠΙ). 4 8 Manchmal allerdings sind sie es. So ist die Tötung oder Verletzung eines Menschen im Krieg oder unter Bedingungen der Notwehr (§ 32 StGB) und des Notstandes (§ 34) stafrechtlich nicht verboten. Ebenso besteht die gesetzliche Pflicht zur Hilfeleistung
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Die unspezifizierten Formulierungen (GT) oder (GS), die wir oben eingeführt haben, bringen die implizite Bindung aller Gebote ans praktische Können nicht zum Ausdruck. Trotz oder gerade wegen ihrer weitgehenden praktischen Unbestimmtheit erweisen sie sich, wenn man sie wörtlich nimmt, als zu restriktiv. Versuchen wir, diese Restriktionen zugunsten ihrer realen Anwendungsbedingungen fallen zu lassen, so gelangen wir anstelle von (GT) zu der spezifizierten Formulierung: (GT') Tue, was immer, unter der generellen Bedingung Β und den speziellen Umständen U zum Handlungszeitpunkt, zu tun erforderlich und (dir zumutbar) zu tun möglich ist, um ρ zu realisieren! Und wenn wir für diese, in (GT') schon relativ differenziert beschriebene, aber bei weiterer Prüfung natürlich immer noch vielfältig spezifizierbare, Form der „tätigen Sorge für p" den handlungstheoretischen terminus technicus „Sorge nach Möglichkeit" einführen, können wir den generellen Sinn adressierter Gebote summarisch so formulieren: (GS7) Sorge nach Möglichkeit dafür, daß ρ real ist!
V I I I . Ausschluß von Zufallserfolgen Auch diese Version ist allerdings mißverständlich. Denn unsere Ausgangsformulierungen (GS) und (GT) sind zwar in einer Hinsicht zu restriktiv, in einer andern aber zu permissiv. Zwei Aspekte sind dabei zu trennen. Der erste betrifft die Rolle des Zufalls bei der Gebotserfüllung. Auch wer „nach Möglichkeit" für die Verwirklichung eines gebotenen Sachverhalts sorgen soll, muß ja nicht mehr tun, als unter den bestehenden Umständen nötig ist. Diese Umstände aber können für die Erfüllung mehr oder weniger günstig sein. Sieht der gebotsgemäß besorgte Adressat, daß der gebotene Sachverhalt „p" auch ohne sein eigenes Tun oder Lassen oder bei nur geringem Einsatz verwirklicht wird, kann er sich entsprechend lax verhalten und seiner Sorgfaltspflicht dennoch nachkommen. Aber auch wenn er sich völlig sorglos verhält und keinen Gedanken auf die Gebotserfüllung verschwendet, hat er gebotsgemäß „für sie gesorgt", falls das Geforderte faktisch eintritt. Dabei kann es sich, prinzipiell, auch um blinden Zufall gehandelt haben (§ 323 c) nicht vorbehaltlos. Die Einführung solcher Bedingungen bedeutet natürlich nicht, daß diese Gebote und Verbote nur hypothetische Gültigkeit haben, keine kategorische (vgl. Abschnitt ΙΠ und Anm. 47). Ebensowenig bedeutet ihr Fehlen in der Gebotsformulierung, daß sie nicht implizit mit im Spiel sind. Sie werden dann nur als selbstverständliche Präsuppositionen des sozialen Verkehrs in Anspruch genommen oder der judizialen Ausgestaltung anheimgestellt, teilweise aber auch (wie bei den tolerierten Tötungsrisiken unseres Straßenverkehrs oder von Kampfsportarten, Anm. 37) schamhilft verdrängt oder verschwiegen.
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oder ein Wunder, bei dem der sprichwörtliche „Schutzengel" des Betroffenen ihn vor den Negativfolgen seiner Fahrlässigkeit bewahrt. Erst wenn der kritische Sachverhalt (aus welchen Gründen auch immer) ausbleibt, wird klar, daß sein sorgloses Verhalten nicht sorgsam genug war, um der Verpflichtung zur „Sorge für p" Genüge zu tun. Nur in diesem Fall, in dem ihn gewissermaßen „das Glück und sein guter Genius" verlassen haben, handelt er inkorrekt, andernfalls korrekt, obwohl sein Verhalten sich nicht verändert. Diese Asymmetrie in der Bewertung menschlicher Handlungen, die in der neueren Moralphilosophie unter dem Stichwort „moral luck" diskutiert wird, 4 9 verweist auf ein Skandalon vieler Normensysteme, die Erfolgstaten anders einstufen als nicht erfolgsgebundene Tätigkeiten. 50 Brecht hat in seiner Erzählung „Der verwundete Sokrates" die positive Variante dieses Skandals, das ungerechtfertigte Lob, vergnüglich ironisiert. Weniger vergnüglich und nicht selten empörend ist die negative Variante, die zufallsbedingte Strafe. Wenn es ausschließlich auf den Erfolg, also die faktische Realisierung bzw. Nichtrealisierung des gebotenen Sachverhalts ankommt und nicht\auf die vorhandene oder fehlende Besorgnis zu seinen Gunsten, wird nicht nur der gebotsindifferente, aber vom Glück begünstigte Leichtsinn normativ honoriert, sondern auch die gebotswidrige Rücksichtslosigkeit oder intendierte Normenverletzung, die zufällig folglos bleiben. Der betrunkene Autofahrer etwa, der glücklicherweise niemand angefahren hat, stünde im Prinzip nicht anders da als der Abstinenzler oder gewissenhaft ins Taxi Umgestiegene, der zufällig verhinderte Gunkiller eventuell sogar besser als der Pazifist, dessen Weigerung, einen Mithäftling weisungsgemäß zu erschießen, den gehorsamsgewohnten Lagerkommandanten derart in Rage bringt, daß ihn der Schlag trifft. Das ist natürlich absurd und korrekturbedürftig. Zwei Bankräuber, die auf Motorrädern mit Höchstgeschwindigkeit durch eine Fußgängerzone flüchten, verhalten sich gleichermaßen verwerflich, auch wenn der eine zufällig keinen Menschen überfährt. Ihm wegen dieses glücklichen Umstands auch noch das Glück einer milderen moralischen oder rechtlichen Beurteilung zukommen zu lassen, ist nicht nur ungerecht, sondern auch irrational unter dem Gesichtspunkt der normativen Verhaltenskontrolle. Die Gesellschaft hat ein legitimes Interesse daran, ein derart rücksichtsloses Verhalten zu unterbinden, nicht aber daran, dem Zufall judizialen Rang zu verleihen. 51 49 Vgl. etwa Bernard Williams, „Moral Luck", in: Proceedings of the Aristotelian Society, Supplementary Volume 1 (1956), S. 115-135; Thomas Nagel, Mortal questions, Cambridge: University Press, 1979, S. 24-38. so Natürlich liegt das Skandalon nur bei der Bewertung. Die handlungstheoretische Unterscheidung ist sinnvoll und hat sich sogar in der Grammatik bestimmter Verben niedergeschlagen (vgl. dazu Gilbert Ryle, The Concept of Mind, London: Hutchinson, 1949, ch. V, 5). Demgemäß macht auch die strafrechtliche Unterscheidung zwischen „Tätigkeitsdelikten", „Erfolgsdelikten" und „erfolgsbezogenen" bzw. „erfolgsqualifizierten Delikten " guten Sinn, solange sie sich auf die Ebene der tatbestandsmäßigen Handlung beschränkt (vgl. Baumann ! Weber, 91985 (Anm. 9), 201-204; Hruschka, 2 1988 (Anm. 10), S. 391-396). 26 Jahrbuch für Recht und Ethik, Bd. 2 (1994)
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Wenn es möglich ist, legitime Steuerungsziele in hinreichendem Maße normativ sicherzustellen, dann nur, wenn die Normierung über den bloßen Erfolg hinaus greift. Wie das geschehen kann, ist im Prinzip schon dargelegt worden (Abschnitt VI): wir dürfen uns bei der Gebotsformulierung nicht nur an unsere simple Variante (Gl) halten, sondern müssen zu (G2) und relevanten Formen von (G3) übergehen. 52 Die Ausreden des verhinderten Gunkillers und des vom Glück begünstigten Trunkenheitsfahrers sind dann ebenso hinfällig wie die notorischen Selbstrechtfertigungen des leichfertigen Kernkraftbetreibers, der sich darauf beruft, daß bislang keine Verstrahlung größeren Ausmaßes eingetreten und ihre Wahrscheinlichkeit verschwindend gering sei. Alle haben sich, gegeben eine der Schadenshöhe entsprechend niedrige Risikogrenze, übermäßig riskant verhalten, indem sie den Zustand ,,Prob(/) > /" herbeiführten, und ebendies ist es, was ihnen verboten ist. Ergänzt und verstärkt werden können Gebote dieses Typs, die unserer Variante (G2) entsprechen, durch Gebote unseres Typs (G3), die sich direkt aufs Handeln beziehen. Zugleich lassen sich, wie bei den Risikogrenzen selbst, Normalitätsstandards einführen, denen der Einzelfall untergeordnet wird. Niemand etwa darf mit einem bestimmten Blutalkoholpegel Auto fahren, auch wenn er größere Alkoholmengen verträgt als der Durchschnitt und zu Recht darauf verweisen mag, daß zur Fahrtzeit niemand mehr unterwegs ist, den er faktisch gefährden könnte. Das Unterlassen von Trunkenheitsfahrten wird hier, ohne Rücksicht auf individuelle Differenzen und situative Besonderheiten, strikt geboten. Ebenso können aktive Interventionen strikt geboten sein. Jeder Autohalter ζ. B. ist dazu verpflichtet, seinen Wagen tumusgemäß zur Sicherheitsüberprü51
Oder doch? Die faktische Ungleichbehandlung dürfte kein Zufall sein, sondern Ausdruck des Rückfalls in den Atavismus der strafrechtlichen Vergeltung oder den Glauben an „Gottesurteile". Ein aufgeklärtes Rechtsdenken sollte sich davon ein für allemal freimachen, trotz der (diskutablen, aber kaum überzeugenden) Argumente, die Scheler zur Rettung der Vergeltungstheorie vorgebracht hat (vgl. Max Sehe 1er: Der Formalismus in der Ethik und die materiale Wertethik, Bern: Francke 51966, Kap. V
§10).
Irrational ist die Differenzierung natürlich nur unter dem Steuerungsgesichtspunkt, der für das Strafrecht entscheidend ist. Als Verteilungsprinzip bei der zivilen Schadenshaftung kann sie bedeutsam bleiben. Wer keinen Schaden angerichtet hat, braucht einen solchen nicht zu ersetzen, mag er die erlaubte Risikoschwelle auch überschritten haben. Umgekehrt muß auch derjenige, der im Rahmen des Erlaubten geblieben ist, angerichtete Schäden ausgleichen. Das moderne Versicherungswesen zeigt allerdings, daß die völlige Entkoppelung des Schadensausgleichs und der Verhaltenssteuerung problematisch sein kann, da sie die Versuchung zum unsozialen „Trittbrettfahren" in sich birgt. 52 Das Strafrecht hat dies seit langem getan, vor allem durch die Einführung von „Tätigkeitsdelikten" (Anm. 50), „abstrakten" oder „konkreten Gefährdungsdelikten" (Anm. 42) sowie von Delikten, bei denen der Versuch und (in einigen Fällen, wie in § 80 und § 149 StGB) auch die Vorbereitung mit Strafe bedroht sind. Hinzu kommen diverse Deliktbeschreibungen, bei denen die relevanten Wahrscheinlichkeiten und Tätigkeiten in Nebenbemerkungen versteckt oder nur implizit in den Texten enthalten sind. Das Instrumentarium zur Formulierung von Geboten, die geeignet sein könnten, die Sorgfalt der Adressaten auch gegenüber den Risiken der modernen Welt hinreichend zu erhöhen (vgl. Abschnitt I), liegt also bereit. Es muß nur systematisch und konsequent angewandt werden.
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fung vorzuführen, gleichgültig ob er tatsächlich ein Sicherheitsrisiko darstellt oder ohne die Vorführungspflicht zu einem solchen geworden wäre. Auch die Forderung von risikomindernden Handlungen kann im übrigen, falls dies praktikabler erscheint, probabilistisch abgeschwächt werden. Nimmt man all diese Revisionen zusammen, ergibt sich folgende Standardversion eines adressierten Gebots: (GS") Sorge nach Möglichkeit dafür, daß folgende Sachlage eintritt: (1) Prob ( / ) > / (2.1) Prob(/ij) >y"i (2.2) Prob(fc 2 )>y 2
(2.n) Prob(h n )>j n \ Zweierlei ist dazu anzumerken. Erstens bleiben die Höhe des erlaubten Risikos und die Zahl der hinzugenommenen direkten Handlungsgebote variabel. Im Grenzfall kann die Gesellschaft es bei Geboten belassen, die der simplen Variante (Gl) entsprechen, also sich nur auf , / ' bzw. „Prob(f) = 1" beziehen. Dabei kommen die nicht gebotstreuen, aber vom Glück begünstigten Adressaten besser weg als die weniger glücklichen. Auch dieses Verfahren, das mehr oder weniger ungerecht und irrational ist, muß nicht dysfunktional sein. Wirksam ist es jedenfalls dann, wenn die zufällige (sorglos oder intentionswidrig zustandegekommene) Gebotserfüllung relativ selten ist und das Wissen der Adressaten um diese Tatsache genügt, um sie hinreichend zur Sorgfalt anzuhalten. So wie der Schrekken des Leichtsinnigen, der erkennnen muß, daß sein Leichtsinn ihn beinahe das Leben gekostet hätte, Grund genug für ihn sein kann, sich künftig anders zu verhalten, so kann das Wissen darum, daß ein bestimmtes Verhalten, würde es nicht vom Zufall begünstigt, eine sanktionierte Gebotsverletzung zur Folge hätte bzw. eine Sanktionsverschärfung, zu seiner sorgsamen Vermeidung beitragen. 53 53 Dieser Gedanke bildet, soweit ich sehe, auch den Hintergrund für die Einführung des strafrechtlichen Begriffs der „Obliegenheit" (vgl. Hruschka, 21988 (Anm. 10), S. 415-419; Kindhäuser 1989 (Anm. 31), S. 65 ff.; Ulfrid Neumann, Zurechnung und Vorverschulden, Berlin: Duncker und Humblot, 1985, S. 261 ff.). Ohne diesen Hintergrund ist der Gegensatz zur „Pflicht" kaum zu verstehen, aber auch mit ihm ist der Begriff nicht unproblematisch. Seine Charakterisierung als „hypothetischer Imperativ" (Neumann, ebd.) nimmt ihm den Gebotscharakter (vgl. Abschnitt ΠΙ Anm. 23) und macht ihn damit konzeptuell überflüssig. Der Motivationsdruck geht dann ja ausschließlich von der Sanktion aus, die einem unglücklichen Ausgang folgt, unabhängig davon, daß er verboten ist. Abgewogen wird das persönliche Handlungsinteresse gegen das Sanktionsrisiko, das sich aus der Wahrscheinlichkeit des Erfolgs, der Effektivität des Sanktionensystems und der Höhe der Sanktion ergibt. Interessant ist der Begriff der Obliegenheit nur, wenn er als> kategorisches Gebot interpretiert wird. Dann aber steht er (wie Hruschka auch eingeräumt hat, ebd.) nicht mehr in prinzipiellem Gegensatz zum Begriff der Pflicht und läßt sich letztlich unter 26+
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Doch es ist klar, daß die Reichweite dieses Verfahrens begrenzt ist. Bei Sachverhalten von hohem Wert oder Unwert kann die Gesellschaft sich darauf allein nicht verlassen. Zudem steht zu befürchten, daß die irrationale und ungerechte Bevorzugung einiger Glückspilze bei Benachteiligung aller Pechvögel generalpräventiv desaströs wirkt, da sie das Vertrauen in das System der normativen Verhaltenskontrolle untergräbt und die Bereitschaft reduziert, überhaupt normengeleitet zu handeln. Zweitens ist zu beachten, daß zu den Handlungen, die im Interesse eines durch sie geförderten, fokal erwünschten Sachverhalts direkt geboten sein können, nicht nur aktive Interventionen und Unterlassungen gehören, die ihn zur Folge haben, sondern auch solche, die seine Verwirklichung vorbereiten, wobei neben körperlichen auch geistige Handlungen in Betracht stehen. Soll der achtlose Elektriker etwa, der die Sicherung wieder hereindreht, ohne daran zu denken, daß sein Kollege noch an der offenen Leitung arbeitet, nur deshalb richtig gehandelt haben, weil es zufällig gerade zu einem Stromausfall kam, der den Risikozustand faktisch verhinderte? Natürlich nicht. Sorgfalt gegenüber dem generellen Gebot der NichtVerletzung und Nichttötung anderer äußert sich auch darin, daß man (im Rahmen des Möglichen und situativ Erforderlichen) nicht unbesonnen loshandelt, sondern sich Kenntnisse über die Folgen und Nebenfolgen verschafft und Vorkehrungen trifft, die eventuelle Verletzungen ausschließen. Um Fälle wie den des achtlosen Elektrikers miterfassen zu können, müssen wir weiter zurückgehen und neben dem Eintritt des Risikozustands und den Verhaltensweisen, die ihn direkt hervorrufen, auch jene Verhaltensweisen verbieten, die indirekt zu
ihn subsumieren. Das Beispiel des „entschuldigenden Notstands" nach § 35 StGB zeigt das. Eine Notstandslage ist, formal gesehen, ein Risikozustand „r", der mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit zu einer Rechtsgutverletzung , / ' führt. Wenn es nicht verboten ist, die Sachlage „r und - f 4 herbeizuführen, wohl aber die Sachlage „r und f 4 , wobei die Entscheidung, ob f aus r entspringt oder nicht, vom Gebotsadressaten nicht zu beeinflussen ist, muß dieser die im Text skizzierte Glückskalkulation durchführen und danach, je nach Wahrscheinlichkeitsgrad, die vorgelagerte Verpflichtung, r nicht herbeizuführen, zweckrational ableiten. In diesem Fall hat die resultierende Obliegenheit den Status eines Gebots. Sie ist eine implizit mit dem Verbot G [ - f] verbundene, rational ableitbare Sorgfaltspflicht, die sich im Prinzip auch explizit formulieren ließe. Im Zivilrecht, aus dem der Begriff der Obliegenheit stammt, ist dieser Zusammenhang noch deutlicher. So wird die Anzeigepflicht des Käufers nach § 377 HGB als Obliegenheit interpretiert (vgl. Hans Josef Wieling, „Venire contra factum proprium und Verschulden gegen sich selbst44, in: Archiv für die civilistische Praxis 176 (1976), S. 346 f.). Der Sache nach aber ist sie nichts weiter als eine verkappte Pflicht des Verkäufers, aus der sich für den Käufer ein (nichtnormativer, Anm. 23) hypothetischer Imperativ gewinnen läßt, der ihm sagt, wie er zu verfahren hat, wenn er Vorteil aus der Rechtslage ziehen will. Der Verkäufer dagegen muß per Gesetz bei fristgerechter Mängelanzeige des Käufers in vollem Umfang haften, andernfalls nicht. Er unterliegt der nicht sanktionierten, aber zivilrechtlich einklagbaren Forderung: (AP) Sorge dafür, daß folgende Sachlage nie eintritt: (1) der Käufer zeigt einen Mangel rechtzeitig an; und (2) du verweigerst die volle Haftung!
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ihm führen oder ihn möglich machen, allen voran das unreflektierte, unüberlegte Loshandeln. Ein simples Beispiel für ein derart erweitertes Verbot wäre: (VI)
Sorge nach Möglichkeit dafür, daß folgende Sachlage nie eintritt: (1) du rufst den Zustand ,Prob(p) > i' hervor; und (2) du hast dich nicht vergewissert, ob ,Prob(p) > i'dazu führt, daß ,Prob(q) > j ' ; und (3) ,Prob(q)>j' ist verboten!
Ich belasse es bei diesem einen Beispiel. Man kann leicht sehen, an welchen Stellen auch solche Gebotsformulierungen zu kurz greifen und wie man darauf reagieren kann. Die Sorgfaltspflichten lassen sich im Prinzip beliebig verschärfen oder erweitern, je nach dem, ob der Gesellschaft dies, bezogen auf den Wahrscheinlichkeitsgrad und den Wert des betreffenden Sachverhalts, wünschenswert und praktikabel erscheint. Hier gilt es abzuwägen und Grenzen zu setzen. Wie wir dabei verfahren, bleibt unserer Phantasie und normativen Gestaltungskraft überlassen. Wichtig ist allerdings, daß wir normativ Farbe bekennen und die mit unseren Geboten faktisch schon immer verbundenen Sorgfaltspflichten offenlegen, sie also, was das Recht betrifft, nicht länger in Nebenbemerkungen unserer Gesetze oder in rechtsdogmatischen Petitessen verstecken.
IX. Vermeidbarkeit situativen Nichtkönnens Die vorbereitenden Formen der Sorge für die Gebotserfüllung haben den zweiten Aspekt schon hervortreten lassen, unter dem auch die bislang eingeführten, verbesserten Gebotsformulierungen auf der Basis von (GS) und (GT) als zu permissiv erscheinen, sc. die fehlende oder nicht systematische Berücksichtigung der Prozesse, die der fahrlässigen Handlung vorausgehen. Gewiß, niemand kann sinnvollerweise zu mehr verpflichtet werden, als zur Erfüllung des Gebots erforderlich und ihm zu tun möglich ist, wobei neben dem objektiven Möglichkeitsspielraum und den geltenden Normalitätsstandards natürlich auch die persönlichen Fähigkeiten des Handelnden und die Umstände zum Handlungszeitpunkt in Rechnung zu stellen sind. Doch die Entlastung durch persönliche und situative Beschränkungen des praktischen Könnens hat Grenzen. Der gewöhnliche Autofahrer, der einem Schwerverletzten am Unfallort nicht die notwendige ärztliche Hilfe geben kann, ist ohne Zweifel entlastet. Anders dagegen, wenn seine Hilfeunfähigkeit nur darin gründet, daß er (der Vorschrift zuwider) keinen Verbandskasten bei sich hat oder als Unfallarzt vom Dienst nicht helfen kann, weil er bei der Ausbildung geschlafen hat, betrunken ist oder seinen Arztkoffer zu Hause vergessen hat. In diesem Fall ist er trotz seines situativen Nichtkönnens nicht entlastet. Warum? Unterschiede in der „Garantenstellung" bestimmter Personen sind hier von nachgeordneter Bedeutung. Denn bis zum gewissen Grade ist jeder Adressat
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eines Gebots „Garant" für seine Erfüllung, auch wenn bestimmte Gebote und Erfüllungsansprüche bestimmten Personen vorbehalten sind. Entscheidend ist etwas anderes. Offensichtlich genügt das Nichtkönnen des Handelnden zum Handlungszeitpunkt nicht, um ihn generell normativ freizustellen. Die ihm als Gebotsadressaten zugemutete „Sorge" beginnt nicht erst, wenn die Verwirklichung oder NichtVerwirklichung des kritischen Sachverhalts unmittelbar bevorsteht, sondern (zumindest in gravierenden Fällen) schon wesentlich früher. So wie es nur einem glücklichen Zufall zu verdanken ist, wenn jemand, der gezielt auf einen anderen feuert oder mit Vollgas durch eine Fußgängerzone rast, keinen Menschen verletzt, so ist das Ausbleiben einer Verletzung ebenfalls nur ein Zufall, wenn sich ein Mensch in den Stadtverkehr stürzt, ohne gelernt zu haben, wie man ein Auto verkehrsgerecht steuert, oder sich vor Fahrtantritt vergewissert zu haben, daß er (als Brillenträger etwa) klare Sicht hat oder (als insulinabhängiger Zuckerkranker) keinen Kollaps am Steuer erleiden wird. Entsprechend erweitem sich unsere Sorgfaltspflichten, zeitlich wie inhaltlich. Sie beziehen sich nicht nur darauf, bestimmte, der Realisierung des primär gebotenen Sachverhalts dienliche Dinge präsent zu tun, sondern enthalten auch die Verpflichtung zur prospektiven Gewinnung der nötigen Kenntnis, Fähigkeit und Gelegenheit. Daß solche Erweiterungen in der Alltagsmoral und im Recht zugrundegelegt werden, steht außer Frage, auch wenn sie größtenteils nicht explizit formuliert und präzise bestimmt sind. Ebenso klar ist jedoch, daß nicht alle Gebote in gleicher Weise betroffen sind und daß soziale Toleranzschwellen und Normalitätsstandards die eingeführten Pflichten begrenzen. Die Prinzipien hierfür entsprechen den früher erwähnten. Ein Kriterium aber kommt nun hinzu, sc. das der antezedenten Vermeidbarkeit des präsent reduzierten oder völlig fehlenden praktischen Könnens. War das Nichtkönnen vermeidbar, ist der Handelnde nicht entlastet, andernfalls ist er es. Die Erweiterung der Sorgfaltspflichten setzt also, differenzierter beschrieben, zweierlei voraus: (1) es muß einen relevanten früheren Zeitpunkt geben, zu dem der Handelnde Maßnahmen ergreifen konnte, die ihn gebotsgemäß in die Lage versetzt hätten, sich später normenkonform zu verhalten, und (2) es muß feststehen, daß sein früheres Können ein Grund ist, um sein späteres Nichtkönnen und Handeln als vermeidbare Pflichtverletzungen aufzufassen, für die er Verantwortung trägt. Beide Prämissen bereiten Probleme. Ich betrachte zunächst die erste und beziehe die zweite später ein (Abschnitt X). Die meisten Risikoüberschreitungen werden nicht bewußt und absichtlich ausgeführt und ergeben sich auch nicht aus mangelnder Fähigkeit oder Gelegenheit, sondern aus einem Zustand (partiellen) epistemischen Nichtkönnens, der seinerseits ebenfalls nicht auf einer vorausgegangenen, bewußten Entscheidung beruht. Beides vielmehr, das Nichtkönnen wie das riskante Verhalten, ist das Ergebnis von Gleichgültigkeit, Gedankenlosigkeit, Vergeßlichkeit, Streß und Ermüdung oder temporär mangelnder Selbstkontrolle, bedingt durch Drogenkonsum oder emotionale Erregung. Der Angetrunkene ζ. B. setzt sich normalerweise nicht in
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der Absicht (oder auch nur in der rücksichtslosen Voraussicht) ans Steuer, dadurch zu einem unkontrollierbaren Risiko für andere Menschen zu werden, sondern ist blind davon überzeugt, er sei noch fahrtüchtig und könne sich dieses Verhalten leisten. Erst im nachhinein oder wenn er tatsächlich verunglückt, wird ihm die Leichtfertigkeit seines Verhaltens bewußt. Ähnliches gilt für Menschen, die ihre Taktlosigkeit erst bemerken, wenn es zu spät ist, oder die erst beim Zerbrechen des kostbaren Glases realisieren, wie achtlos sie mit ihm umgegangen sind. Nachträglich reut es sie vielleicht und sie würden das Geschehene gern ungeschehen machen. Während und vor ihrem Fehlverhalten aber lagen die Dinge anders. Damals waren ihre Fähigkeit zur rationalen Willensbildung und ihre Ansprechbarkeit durch Normen reduziert, ohne daß ihnen dieser Zustand und die Vorgänge, durch die sie allmählich in ihn gerieten, klar zu Bewußtsein gekommen wären. Wenn Menschen aber, fehlerhaft wie sie nun einmal sind, ohne ihr Wissen und Wollen immer wieder in Situationen kommen, in denen sie nicht mehr normativ steuerbar sind, wie kann man hoffen, sie auf ebendiesem Wege, sc. durch rechtliche und moralische Gebote, zu normenkonformem Verhalten zu bringen? Nun, es ist nicht schwer zu sehen, wie das System der normativen Verhaltenskontrolle auf diese Herausforderung reagieren kann. Auch der Zustand verminderter Handlungsrationalität und Ansprechbarkeit durch Normen ist, formal gesehen, ein Risikozustand, der bestimmte Gefahren heraufbeschwört. Folglich muß er verhindert werden, nicht anders als die aus ihm entspringenden konkreten Risikoüberschreitungen und Unwerterfolge. Normativ kann das dadurch geschehen, daß man (im Rahmen gewisser Toleranzschwellen und Normalitätsstandards) sein Eintreten bzw. Wahrscheinlichwerden verbietet und korrespondierende Sorgfaltspflichten ins Spiel bringt. Diese können den Charakter von direkten Handlungsgeboten haben. Niemand, so könnte man festsetzen, darf Drogen einer bestimmten Art oder Menge zu sich nehmen oder sich seelisch und körperlich bis zur Erschöpfung verausgaben, es sei denn, er habe (wie einst Odysseus bei den Sirenen) wirksame Vorkehrungen gegen unkontrollierte Risikoüberschreitungen getroffen. 54 Oder man geht noch einen Schritt weiter und verbietet ermüdende, nachlässigkeitsfördemde Fließbandarbeit ebenso wie riskante Terminfrachten über die Autobahn oder uniimitierten Alkoholausschank in Ausflugslokalen. Spezifizierte Handlungsgebote können dem unbemerkten Hineingleiten in einen Zustand der Steuerungsunfähigkeit entgegenwirken. Wer etwa trotz wiederholter, negativer Erfahrungen anhaltend unfähig ist, den langsamen Verlust seiner Steuerungsfähigkeit während des Alkoholkonsums zu bemerken, kann sich an strikte Regeln halten, die die verträgliche Menge festlegen. Abstrakte Promillegrenzen könnten auf diese Weise konkretisiert werden. Berufskraftfahrer wiederum dürfen 54 Wäre der Vollrauschparagraph des deutschen Strafrechts (§ 323 a StGB) konsequent angelegt und nicht nur ein halbherziger normativer Zwitter, der die (zugrundegelegte, aber nicht explizit anerkannte) Sorgfaltspflicht in der Strafandrohung für ein Erfolgsdelikt versteckt, würde er das „Sich-Berauschen ohne Odysseus-Vorkehrungen" unter Strafe stellen, ergänzt durch andere relevante Faktoren wie „Streß".
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schon heute nur eine begrenzte Zeit am Steuer sitzen, unabhängig von ihren Müdigkeitsempfindungen. Wenn sie es faktisch nicht tun, liegt das nicht daran, daß sie (unwissend und willenlos) immer wieder vergessen, auf ihre Uhr zu blicken, sondern an ihrer mangelnden Rechtstreue bzw. an der Unwilligkeit des Gesetzgebers, die Konkurrenzsituation im Kraftgewerbe angemessen zu regulieren. Inadäquate, halbherzig ausgestaltete Normensysteme, die nicht das gewünschte Ergebnis bringen, können die Funktionsuntüchtigkeit des Systems der normativen Verhaltenskontrolle als solchen nicht unter Beweis stellen. Sollten aber auch adäquat formulierte Gebote und optimal auf die Verhältnisse abgestimmte Sorgfaltspflichten nicht ausreichen, um den durchschnittlichen Adressaten hinreichend zu motivieren, muß man die normative Kontrolle noch immer nicht abschreiben. Denn noch bleibt die Möglichkeit, den Standard der praktischen Rationalität und des Normenbewußtseins in der Gesellschaft auf pädagogischem und reformati vem Wege zu heben. Einen Versuch ist dies allemal wert. Erst wenn all diese Möglichkeiten erschöpft und nicht weiter verbesserungsfähig sind, ist das System der normativen Kontrolle tatsächlich am Ende und muß, wenn die verbleibenden Risiken dauerhaft intolerabel sind, durch andere Maßnahmen ersetzt werden (vgl. Abschnitt I). Bis dahin aber ist es noch ziemlich weit.
X. Vorverlegung und strikte Haftung Meine These ist also, bis zum Beweis des Gegenteils, folgende. Fahrlässiges Verhalten, einschließlich zahlreicher Formen der nicht gewollten und unbewußten Fahrlässigkeit, ist normativ steuerbar, und zwar in genau dem Maße, in dem es zum Objekt von (direkten oder indirekt ableitbaren) Sorgfaltspflichten gemacht werden kann, die den Adressaten zu einem Zeitpunkt erreichen, zu dem er normativ ansprechbar ist, d. h. einem früheren Zeitpunkt, an dem seine Fähigkeit zum rationalen Überlegen und Handeln (noch) nicht beeinträchtigt war. Diese These ist, soweit ich sehe, nicht allzuweit von der Alltagsauffassung und der Praxis in Moral und Recht entfernt. Theoretisch entspricht sie, wenn auch in erweiterter und generalisierter Form, der sogenannten „ Vorverlegungstheorie " bei der strafrechtlichen Deutung der „actio libera in causa", die von der Mehrheit der Rechtstheoretiker vertreten wird, 5 5 in neuerer Zeit jedoch mit gewichtigen Gründen in Zweifel gezogen wurde. 56 Die rechtsdogmatischen und gesetzesinter55 Vgl. die in Anm. 6-7 zitierten Quellen, sowie für die englische Theorie Hart 1968 (Anm. 11) und Kenny 1978 (Anm. 11). 56 Vgl. Hruschka, 21988 (Anm. 10), S. 39-42. 293 ff.; Neumann 1985 (Anm. 53), S. 25 ff.; ders., „Konstruktion und Argument in der neueren Diskussion zur actio libera in causa", in: Fritjof Haft (Hrsg.): Strafgerechtigkeit, Heidelberg: C. F. Müller, 1993, S. 581-593; Kindhäuser 1989 (Anm. 31), S. 120-131; Michael Hettinger, „Zur Strafbarkeit der fahrlässigen actio libera in causa", in: Goltdammers Archiv für Strafrecht 136 (1989), S. 7 ff.
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pretativen Streitpunkte möchte ich hier nicht aufgreifen. Ich beschränke mich auf die Verteidigung der prinzipiellen Möglichkeit, den Zeitpunkt der normativen Ansprache und des Beginns der Sorge für die Verwirklichung des Gebotenen vorzuverlegen. Der Beweis für diese Möglichkeit ist relativ leicht zu führen, wenn man handlungstheoretisch ansetzt und zwei generelle Punkte im Auge behält. Erstens muß man die Kernfrage, um die es geht, sorgfältig von zwei anderen Fragen trennen, die oft mit ihr verbunden werden, ihr aber sachlich vorausliegen. Zunächst muß die Freiheit, speziell die Willensfreiheit, des Handelnden zum relevanten Zeitpunkt gesichert sein, ehe man ihn verantwortlich machen kann. Seine Verantwortlichkeit für das Spätere darf also nicht durch eine Verantwortungsreduktion an einer früheren Stelle eingeschränkt sein. Einwände gegen die Vorverlegung dürfen nicht mit Einwänden verwechselt werden, die gegen die Freiheit als ihre Bedingung gerichtet sind. Nur in dem Maße jedoch, in dem sie bestand, kann die frühere Steuerungsfähigkeit ein Beweis dafür sein, daß die spätere Steuerungsunfähigkeit und ihre Folgen vermeidbar waren. Sodann muß man die Vorverantwortung konsequent auf Fälle beschränken, in denen es nicht zweifelhaft ist, daß es tatsächlich relevante Zeitpunkte gab, zu denen die Handelnden mit ihrer Pflicht konfrontiert wurden und sich frei gegen sie entschieden haben. Ich habe im Vorstehenden zu skizzieren versucht, warum ich glaube, daß dies relativ oft der Fall ist, zumindest wenn man ein konsequent und adäquat ausgestaltetes Normensystem zugrundelegt. Aber natürlich bedeutet das nicht, daß es keine Arten des intolerabel riskanten Verhaltens gibt, bei denen eine solche Rückführung scheitert. Diese Arten markieren die Grenze des Systems der normativen Verhaltenskontrolle. Gewisse Risiken lassen sich eben nicht mehr normativ abbauen, sondern nur dadurch, daß man ihr Eintreten objektiv unmöglich macht. Zweitens aber, und das ist der entscheidende Schritt zur Lösung, muß man die Kernfrage weit genug fassen, um die betroffenen Fälle als Spezies eines generellen Handlungsschemas erkennen zu können, das niemand ernsthaft in Zweifel zieht. Im Kern geht es um die Frage, ob es zulässig ist, Menschen für etwas, das sie im Zustand der Unfreiheit oder völligen Willenlosigkeit tun, deshalb verantwortlich zu machen, weil der Eintritt dieses Zustands auf ihrem freien Handeln beruht. Diese Frage aber ist ohne weiteres zu bejahen. In Fällen, in denen das nachfolgende, unfrei oder willenlos ausgeführte Verhalten einer vorausgegangenen Absicht entspricht, ist das evident. Wer sich entschlossen hat, sein Wandergepäck nicht durch einen dicken Pullover zu beschweren, kann niemandem als sich selbst die Schuld geben, wenn er nach einem Wettersturz frieren muß. Wer freiwillig vom 10-Meter-Brett abgesprungen ist, fliegt willensgemäß ins Wasser, auch wenn er unterwegs Angst bekommt und es nun nicht mehr will. Wer sich aus freien Stücken schlafen legt, schläft freiwillig, obwohl er als Schlafender bewußtlos und willensunfähig ist.
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Gleiches gilt aber auch in Fällen, in denen das Folgeverhalten unabsichtlich geschieht, während der Zustand, der es ermöglicht, auf freiem Handeln beruht. Wer sich auf den Kriegspfad begibt, ohne sich Umsicht angewöhnt zu haben, braucht sich nicht wundem, wenn er in eine Falle tappt. Wer den Atlantik im Faltboot überqueren will und sich nicht mit Schlafersatztechniken vertraut gemacht hat, muß es sich selbst zuschreiben, wenn er schon in der ersten Nacht einschläft und kentert. So auch der Autofahrer, der übermüdet am Steuer einschläft oder sich nach einem Zechgelage ans Steuer setzt. Ob der Betreffende dabei (wie der kenternde Faltbootfahrer) völlig willenlos und bewußtlos handelt, sich also durch seinen Leichtsinn gewissermaßen selbst zum „willenlosen Werkzeug" gemacht hat, 57 oder ob er (wie der betrunkene Autofahrer) noch mit Bewußtsein und Willen agiert, wenn auch mit reduziertem, ist dabei letztlich ohne Belang. Ist er noch rational genug, um sein Verhalten ungefähr richtig einschätzen und willentlich tun oder lassen zu können, ist die Sache ohnehin klar. Ist er es nicht, bleibt er, obwohl situativ entlastet, dennoch für das Geschehen verantwortlich, falls er vermeidbar in diesen Zustand hineingeriet. Wollte man das Schuldprinzip so eng auslegen, daß nur die Schuldfähigkeit während der Tat zählt, könnte man auch den erfolgreichen Gunkiller nicht mehr zur Rechenschaft ziehen. Denn dieser mag wahrheitsgemäß geltend machen, daß er immer dann, wenn sein Finger den Druckpunkt überwindet oder das Geschoß das Opfer erreicht, keine Tötungsabsicht mehr hat, sondern den Dingen steuerungsunfähig zusieht. Was aber tun wir, wenn jemand glaubhaft versichert, daß er in einen Zustand verminderter Steuerungsfähigkeit, auf den sich bestehende, wirksame Sorgfaltspflichten beziehen, faktisch hineingeraten ist, ohne sich jemals gegen die Pflicht entschieden zu haben? Oder was tun wir, wenn der faktische bzw. pädagogisch maximal erreichbare Standard der Rationalität und Normenorientiertheit in der Gesellschaft nicht hoch genug ist, um eine wirksame Sorgfaltspflicht einführen zu können? Müssen wir dann darauf verzichten, erwünschte Sachverhalte mit Geboten zu belegen, für deren Erfüllung die Einzelpersonen verantwortlich sind? D. h. müssen wir sagen, daß die Verantwortung für ihre Realisierung damit nicht mehr beim einzelnen liegt und nur noch bei der Gesamtgesellschaft, die es auf nichtnormativem Wege erreichen muß? Nicht unbedingt, denn es bleibt die Möglichkeit der verantwortungsunabhängigen „strikten Haftung' 1. Partiell wird sie schon immer in Anspruch genommen, auch jenseits der schlichten (zivilrechtlich regulierten) Frage der Schadensverteilung. Sie kommt ins Spiel, wo immer man individuelle Defizite, die die Verantwortung mindern könnten, über den Leisten von Normalitätsstandards schlägt. Das ist aus Praktikabilitätsgründen unvermeidlich, kann jedoch zu gravierenden Ungerechtigkeiten führen und sollte deshalb auf das notwendige Minimum be57 Vgl. Hruschka,
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1988 (Anm. 10), S. 42 f. Anm. 61a, 47 Anm. 65.
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schränkt werden. Gravierender aber als dieser praktische Vorbehalt ist die grundsätzliche Frage, ob strikte Haftung im Rahmen des Systems der normativen Verhaltenskontrolle überhaupt rational ist? Kann man jemanden sinnvoll für eine Normenverletzung haftbar machen, obwohl er, generell oder zum entscheidenden Zeitpunkt, nicht normativ ansprechbar ist? Auf den Einzelfall bezogen sicherlich nicht. Und es wäre auch generell unsinnig, ließe sich keinerlei generaloder spezialpräventiver Nutzen daraus ziehen. Doch das ist offensichtlich der Fall. Strikte Haftung ist oft genug ungerecht und mitunter barbarisch. Dysfunktional aber ist sie nicht, sofern sie dazu beiträgt, die Bereitschaft zur Sorgfalt zu stärken. Wer weiß, daß er sich schon durch den faktischen (wie immer zustandegekommenen) Drogenbesitz ins Unrecht setzt und strafbar macht, wird, sofern er überhaupt auf sanktionierte Gebote reagiert, häufigere und intensivere Kontrollen seines Besitzes auf eventuell darin befindliche Drogen vornehmen. Das ist es vielleicht, was der Gesetzgeber hier erreichen will, ähnlich wie bei der Haftbarmachung für Zufallserfolge (Abschnitt VIII). Besser freilich als dieses umweghafte Verfahren, das inhumane Praktiken und Ungerechtigkeiten heraufbeschwört, wäre die humane und direkte Lösung, sc. die Formulierung geeigneter, den Betroffenen sinnvoll zuzumutender Sorgfaltspflichten.
Summary Can the risks of the scientific technical world be sufficiently delimited in a normative (legal or moral) sense? The answer provided by this article is yes, assuming that the potentials of negligence liability are clarified and its principles consistently applied. An outline of the basic conditions for this endeavor proceeds from the distinctions drawn by the Analytical Theory of Action. "Negligence" is defined as taking risks beyond normative limits. It is treated on this basis (and not on the basis of "foreseeability") as the generic concept for "intention". A normative theoretical justification of "required care" is proffered. The care required is limited, however, on the one hand by its tie to the norm addressee's practical ability. On the other, it is elevated by the consistent, non-random designation of norms on risk-taking and by the systematic inclusion of the ability to have been addressed normatively at an earlier point in time. The question as to whether one can locate responsibility sometime prior to the harm accidentally caused (so-called "Vorverlegungstheorie") will be discussed and (applying general principles of the theory of action) affirmed.
Error in persona vel objecto und aberratio ictus Friedrich Toepel Philosophen werden das vorliegende Thema von John L. Austins Aufsatz „A Plea for Excuses " her kennen. Austin schreibt dort 1 : „ ,1t was a mistake', ,1t was an accident4 — how readily these can appear indifferent, and even be used together. Yet a story or two, and everybody will not merely agree that they are completely different, but even discover for himself what the difference is and what each means." Die von Austin 2 im Anschluß an diese Stelle genannten Beispiele möchte ich durch zwei völlig parallel konstruierte Fälle ersetzen, um zeigen zu können, daß diese Problematik nicht nur auf dem Gebiet der Moral, sondern auch und gerade auf dem Gebiet des Rechts von großer Bedeutung sein kann: Fall 1 A will während eines Faschingsballes seinen Feind Β erschießen. Er schießt auf den Mann mit der Verkleidung, die Β in den vergangenen Jahren immer zu tragen pflegte. In diesem Jahr jedoch hat Β die Verkleidung an C ausgeliehen, der getötet wird. Fall 2 A will seinen Feind Β während eines Faschingsballes erschießen. Er zielt während eines Tanzes auf den B, der seine übliche Verkleidung trägt und den er ausschließlich zu treffen glaubt. Da A sich mit den Figuren des Tanzes nicht auskennt, kalkuliert er jedoch nicht ein, daß im Moment, als er abdrückt, eine unerwartete Drehung stattfindet mit der Folge, daß C in die Schußlinie gerät und an Stelle des Β getötet wird. Die h. M . 3 in der deutschen strafrechtlichen Literatur ist wie Austin der Ansicht, daß man diese beiden Sachverhalte unterscheiden und auch rechtlich verschieden behandeln sollte. Eine Mindermeinung 4 glaubt hingegen, daß die h. M. bezüglich ι Austin, Philosophical Papers, Oxford /New York/ Toronto /Melbourne: Oxford University Press, 3. Aufl. 1979, S. 184 f. 2 Ebd., S. 185 Fn. 1. 3 Roxin, Strafrecht Allgemeiner Teil, München: C. H. Beck 1992, § 12 Rdnr. 144 m. w. N. 4 Puppe, „Zur Revision der Lehre vom „konkreten" Vorsatz und der Beachtlichkeit der aberratio ictus", in: Goltdammer's Archiv für Strafrecht 1981, S. 1; dies., Vorsatz und Zurechnung, Heidelberg: Decker & Müller, 1992, S. 10 ff.; in derselben Richtung Kuhlen, Die Unterscheidung zwischen vorsatzausschließendem und nicht vorsatzaus-
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ihrer Anforderungen an die Vorstellung des Täters grundlegende Fehler enthalte. Ich möchte in dieser Abhandlung zeigen, daß die Mindermeinung nicht nur aufgrund von praktischen Erwägungen, sondern auch vom Standpunkt der Logik aus abzulehnen ist 5 .
I. „Transparenz der Bezeichnungen" Der wichtigste Unterschied zwischen den beiden Fällen ist m. E. der folgende: Im Fall 1 kann man in einem gewissen Sinne durchaus davon sprechen, A habe gewußt, daß er den C töten werde, während im Fall 2 eine solche Aussage ausgeschlossen ist. Sicher ist die Behauptung, A habe im Fall 1 gewußt, daß er den C töten wolle, etwas merkwürdig. Wenn man den A hinterher fragte, so würde er bestimmt antworten: Ich habe nicht gewußt, daß es C war, den ich treffen würde. Aber ein unbeteiligter Beobachter könnte zu Recht sagen, A habe gewußt, daß er den Mann traf, auf den er zielte, und das war nun einmal C. Somit ist es möglich, sowohl zu behaupten, A habe in einem gewissen Sinne gewußt, daß er C treffen würde, als auch, er habe es nicht gewußt. Der Philosoph Quine hat sich mit dieser Problematik in seinem Buch Word and Object beschäftigt. Er führt dort 6 als Beispiel an: Fall 3 Tom glaubt, daß Cicero den Catilina angezeigt hat. Aber er denkt, Cicero als Autor der Reden und Tullius als Autor von De senectute seien zwei verschiedene Personen. Daher verneint er entschieden, daß Tullius den Catilina angezeigt habe. Auch hier kann man wie im Fall 1 sagen, daß Tom in einem gewissen Sinne glaubt, Tullius habe Catilina angezeigt. Quine erklärt die verschiedenen Aussagen mit Hilfe eines von Whitehead und Russell7 übernommenen Ausdrucks, der schließendem Irrtum, Frankfurt a. M.: Peter Lang, 1986, S. 492 f.; Loewenheim, „Error in obiecto und aberratio ictus", in: Juristische Schulung 1966, S. 310 (313 ff.); Zielinski, in: Wassermann (Hrsg.), Kommentar zum Strafgesetzbuch, Reihe Alternativkommentare, Neuwied: Luchterhand, 1990, §§ 15, 16 Rdnr. 64. 5 Entgegen der bisher in der Lit. dazu geäußerten Ansichten, vgl. nur Hettinger , „Die Bewertung der „aberratio ictus" beim Alleintäter", in: Goltdammer's Archiv für Strafrecht 1990, S. 531 (540); Silva-Sanchez, „Aberratio ictus und objektive Zurechnung", in: Zeitschrift für die gesamte Strafrechtswissenschaft Bd. 101 (1989), S. 352 (358). 6 Quine, Word and Object, Cambridge (Mass.): The M.I.T. Press, 1960, S. 145. Auch Donnellan, „Reference and Definite Descriptions", in: The Philosophical Review Bd. 75 (1966), S. 281; ders., „Putting Humpty Dumpty Together Again", in: The Philosophical Review Bd. 77 (1968), S. 203, diskutiert diese Doppeldeutigkeit von Aussagen und gibt seinerseits Kripke, „Speaker's Reference and Semantic Reference", in: French / Uehling / Wettstein (Hrsg.), Contemporary Perspectives in the Philosophy of Language, Minneapolis: University of Minnesota Press, 1979, S. 6, Anlaß, sich mit der Problematik auseinanderzusetzen. 7 Principia Mathematica, Vol. 1, Cambridge: 2. Aufl. 1925, S. 665. *
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sogenannten „referential transparency"', den ich übersetzen möchte mit „Transparenz der Bezeichnungen". Die Frage, ob man bei einer Satzkonstruktion von der Eigenschaft einer „Transparenz der Bezeichnungen" ausgehen kann, stellt sich bei singulären Ausdrücken, bei Sätzen innerhalb von singulären Ausdrücken oder bei Sätzen als Gesamtheiten. Quine 8 spricht genau dann von einer „Transparenz der Bezeichnungen" einer Konstruktion Φ, falls gilt: Wenn ein singulärer Terminus t innerhalb eines Ausdrucks oder eines Satzes ψ(ί) rein bezeichnende 9 Funktion hat, dann hat t auch immer innerhalb der ihn enthaltenden Konstruktion Φ(ψ(φ rein bezeichnende Funktion. Nach Quine bedeutet ein Fehlen der Transparenz der Bezeichnungen immer auch ein Fehlen von Extensionalität10. Die Konstruktion des Glaubens, „a glaubt, daß p" kann auf den ersten Blick entweder die Eigenschaft einer Transparenz der Bezeichnungen haben oder nicht. Wenn wir verneinen, daß der Satz „Tom glaubt, daß Tullius den Catilina angezeigt habe." wahr sei und zugleich „Tom glaubt, daß Cicero den Catilina angezeigt habe." bejahen, so ist die Position „Cicero" hier keine rein bezeichnende. Aber die Position von „Cicero" in dem Satz „Cicero hat Catilina angezeigt." ist eine rein bezeichnende Position. Daraus folgt, wenn wir „Cicero hat Catilina angezeigt." als ψ(ί) ansehen, daß die Konstruktion „ . .. glaubt, daß .. .", Φ(ψ(ή), nach unserer obigen Definition der Transparenz der Bezeichnungen entbehrt. Wenn man andererseits auch „Tom glaubt, daß Tullius den Catilina angezeigt habe." ausschließlich als wahr auffassen will und Toms energisches Kopfschütteln als sprachliches Mißverständnis nicht gelten läßt, dann behält die Position „Cicero" in „Tom glaubt, daß Cicero den Catilina angezeigt habe." eine rein bezeichnende Position, und man kann der Konstruktion „ . . . glaubt, daß . . . " die Eigenschaft der Transparenz der Bezeichnungen zusprechen. Quine 11 weist auf die Möglichkeiten absurder Ergebnisse hin, falls man die Konstruktion „ . . . glaubt, daß . . . " immer als transparent deutet. Er führt ein m. E. plausibles Argument an, bei uneingeschränkter Transparenz dieser Konstruktion könne man aus „Tom » Quine (Fn. 6), S. 144. Engl.: referential. „Bezeichnend" ist hier zu verstehen im Sinne von „auf ein Designatum hinweisend". Deutlicher wäre vielleicht der Ausdruck „designierend" gewesen, der jedoch etwas gekünstelt klingt und den ich deswegen vermeiden wollte. Die Bedeutung stimmt auch mit dem Begriff „referential" überein, wie ihn Donnellan (Fn. 6), in: The Philosophical Review Bd. 75 (1966), S. 281 (285), verwendet, der ihn dem Begriff „attributive" gegenüberstellt. Nach Donnellan, ebd., ist der Zweck einer Beschreibung „attributive", wenn sie etwas darüber aussagt, wer oder was der mit der und der Eigenschaft beschriebene Gegenstand ist. Der Zweck der Bezeichnung sei hingegen „referential", wenn der Zuhörer in die Lage versetzt werden soll, denjenigen oder dasjenige herauszugreifen, von welchem der Sprecher redet, und (Hervorhebung von mir) über diese Person etwas ausgesagt werden soll. Im letzteren Fall sei die Beschreibung nur ein Mittel, um die Aufmerksamkeit des Zuhörers auf eine Person oder einen Gegenstand zu lenken. Jedes andere Mittel, welches diesen Zweck erfülle, ζ. B. eine andere Beschreibung oder ein anderer Name, sei ebenso geeignet, •o Quine (Fn. 6), S. 151. π Ebd., S. 149. 9
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glaubt, daß Cicero den Catilina angezeigt habe." ableiten, daß Tom alles glaubt 12 . Um solche Ergebnisse auszuschließen, empfiehlt Quine 13 der Klarheit halber, den Satz „Tom glaubt, daß Cicero den Catilina angezeigt habe." stets als nichttransparente Konstruktion zu betrachten. Wenn man dennoch bestimmte Ausdrücke rein bezeichnend verwenden wolle, solle man sie sprachlich aus dem Konsekutivsatz herausnehmen, der den Inhalt des Glaubens enthält 14 . Will man ζ. B. „Cicero" und „Catilina" in unserem Fall 3 rein bezeichnende Positionen zuteilen, so kann man dies folgendermaßen ausdrücken: „Bezüglich Cicero und Catilina glaubt Tom, daß sie sich zueinander verhalten als Anzeigender zum Angezeigten." „ . . . glaubt, daß . . . " ist nach Quines 15 eigenen Worten eine der Konstruktionen, welche Russell in „Inquiry into Meaning and Truth" 16 als „propositional attitudes" bezeichnet hat. Was Quine für die Konstruktion „ . . . glaubt, daß herausgefunden hat, soll nach seiner Ansicht auf sämtliche propositional attitudes zutreffen. Da „ . . . gewußt hat, daß . . . " ebenfalls eine solche Konstruktion ist, können wir nunmehr im Fall 1 wie folgt differenzieren, wenn wir Quines Vorschlägen folgen: In „A hat gewußt, daß er C erschießt." hat „C" nach Quines Vorschlag keine rein bezeichnende Funktion. Daher kann man diesen Satz unserer anfänglichen Beobachtung gemäß je nachdem als wahr oder falsch betrachten. Wenn wir den Satz umformen zu „Bezüglich C hat A gewußt, daß er ihn erschießt.", dann soll „C" nach der von Quine vorgeschlagenen Bedeutung eine rein bezeichnende Funktion haben, die nur auf das Objekt C hinweist. In diesem Sinn können wir den Satz im Fall 1 als wahr bezeichnen. Denn A hat das Objekt C wahrgenommen und die Vorstellung gehabt, daß er den Menschen in der Verkleidung, die C trug, töten werde. Nicht hingegen können wir im Fall 2 den Satz „Bezüglich C hat A gewußt, daß er ihn erschießt." als wahr gelten lassen. Denn A hatte auf Β gezielt und die Vorstellung, ausschließlich den Β zu töten. Quine hat uns also mit einem ausgezeichneten Unterscheidungskriterium für die beiden Fälle ausgerüstet. Die Vorstellung des Täters ist für einen deutschen Juristen deswegen relevant, weil man ihm nur dann eine vollendete vorsätzliche Tötung vorwerfen kann, wenn er die objektiven Umstände der Tötung in seine Vorstellung aufgenommen hat. Zumindest muß er nach h. M . 1 7 den Todeseintritt für möglich gehalten und sich damit abgefunden haben. Er hat dann mit der schwächsten Vorsatzform, dem sogenannten bedingten Vorsatz gehandelt. 12 Ebd., S. 149 f. 13 Ebd., S. 149 f. 14 Ebd., S. 150. is Ebd., S. 150. 16 New York: Norton, 1940, S. 210. π Roxin (Fn. 3), § 12 Rdnr. 21 ff. m. w. N.
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Also liegt eine dem Fall 1 vergleichbare Konstruktion vor, wenn gilt: „Bezüglich des tatsächlich getroffenen Objekts hat der Täter zumindest für möglich gehalten und sich damit abgefunden, daß er diesen anderen Menschen durch seine Handlung tötet." Genau dann, wenn dieser Satz wahr ist, stuft die einhellige Meinung im Strafrecht den Irrtum des A, den Β statt des C zu erschießen, für seine Strafbarkeit als irrelevant ein. A wird also nach dieser Auffassung wegen vollendeter vorsätzlicher Tötung 18 bestraft. Der Irrtum des A wird als unbeachtlicher error in persona vel objecto bezeichnet. Eine dem Fall 2 vergleichbare Situation liegt demgegenüber genau dann vor, wenn der Satz „Bezüglich des tatsächlich getroffenen Objekts hat der Täter zumindest für möglich gehalten und sich damit abgefunden, daß er einen anderen Menschen tötet." falsch ist. Hier stuft die h. M . 1 9 den Irrtum des A, den Β statt des C zu treffen, als relevant ein. A kann nach dieser Auffassung nicht wegen vollendeter vorsätzlicher Tötung des C bestraft werden, sondern nur wegen versuchter vorsätzlicher Tötung des Β und eventuell wegen fahrlässiger Tötung des C. Ein Irrtum in dieser Konstellation wird als aberratio ictus bezeichnet.
I I . Zur Frage der Vorsatzkonkretisierungen Am detailliertesten und genauesten wurde die These von der stets beachtlichen aberratio ictus von Puppe 20 kritisiert. Nach Puppe21 ist für den rechtlichen Vorwurf nur die Frage von Bedeutung: Wollte der Täter ein Objekt der tatbestandsmäßigen Gattung verletzen? War dies der Fall und hat der Täter tatsächlich ein Objekt der tatbestandsmäßigen Gattung verletzt, so soll eine ausreichende Übereinstimmung zwischen Vorstellung und Wirklichkeit bestehen, um dem Täter eine vollendete vorsätzliche Tötung zum Vorwurf machen zu können. Fragt man im Fall 2 mit Puppe, ob der Täter ein Objekt der tatbestandsmäßigen Gattung getötet hat und auch eines töten wollte, so muß man hier von einer vorsätzlichen Tötung des C ausgehen. Die Grundlagen ihrer Auffassung hat Puppe in ihrem Buch Vorsatz und Zurechnung am eingehendsten beschrieben. Sie vertritt dort die Ansicht, die Behandlung der aberratio ictus im Strafrecht sei nur ein anschauliches Beispiel für grundlegende methodische Fehler, an denen die gesamte heutige Lehre von der Vorsatzzurechnung kranke 22 . Angesichts der vielgescholtenen Abstraktheit der Tatbestände und Uferlosigkeit der Kausalzusammenhänge versuche man, dem Bedürfnis nach >8 Der Einfachheit halber wird hier nur der Grundtatbestand des Totschlags berücksichtigt und nicht eventuell in Betracht kommende Mordmerkmale. 19 S. oben Fn. 3. 20 S. oben Fn. 4. 21 Puppe (Fn. 4), in: Goltdammer's Archiv 1981, S. 1 (3). 22 Puppe, Vorsatz und Zurechnung (Fn. 4): S. 20. 27 Jahrbuch für Recht und Ethik, Bd. 2 (1994)
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weiterer Einschränkung dadurch Rechnung zu tragen, daß man in der Wirklichkeit und in der Tätervorstellung nach irgendwelchen vorgegebenen Dingen, sogenannten „Konkreta", suche 23 . Puppe ist der Ansicht, daß ihre Auffassung ohne solche Konkreta auskomme. Sie knüpft an die gesetzliche Regelung der hier in Betracht kommenden Art von Irrtümern an, die sogenannten Tatbestandsirrtümer. In Bezug auf solche Irrtümer bestimmt § 16 Abs. 1 Satz 1 StGB: „Wer bei Begehung der Tat einen Umstand nicht kennt, der zum gesetzlichen Tatbestand gehört, handelt nicht vorsätzlich." Puppe glaubt, ein „Umstand" im Sinne des § 16 Abs. 1 Satz 1 StGB sei das, was ein Satz besagt, wenn wir die im Tatbestand vorhandenen Individuenvariablen, wie beispielsweise wer, eine Sache, ein anderer, ein Schaden usw. mit Konstanten belegen. Im Falle einer Tötung lautet der gesetzliche Tatbestand des § 212 Abs. 1 StGB: „Wer einen Menschen tötet . . .". Puppes Ausdruck „Individuenvariable" deutet auf die Übernahme des Sprachgebrauchs der formalen Logik hin. Dort steht eine Individuenvariable für eine Klasse von Individuen, die üblicherweise mit x,y oder ζ bezeichnet wird. Eine Aussage kann man nur darstellen, wenn man die Individuenvariablen mit sogenannten Prädikaten verbindet, die üblicherweise durch Großbuchstaben dargestellt werden. Bei der Lösung der Fälle 1 und 2 interessiert uns A's Vorstellung bezüglich der Tatsache, daß er einen Menschen getötet hat. Wir verwenden daher zur Darstellung des zitierten Tatbestandes des § 212 Abs. 1 StGB das komplexe Prädikat M für „ist ein Mensch und wird getötet". In Verbindung mit der Individuenvariable χ erhalten wir bei der logischen Darstellung dieses Tatbestandsteils dann den Ausdruck Mx für „x ist ein Mensch und wird getötet." Die Individuenvariable χ sollen wir nun nach Anweisung Puppes mit einer Individuenkonstante belegen. Im Fall 2 ist ζ. B. das getroffene Objekt der Mensch C, den wir mit c symbolisieren. Puppes Ausdruck für diesen Teil der Tatbestands Verwirklichung müßte dann Mc lauten für „c ist ein Mensch und wird getötet." 24 Puppe 25 schließt nun daraus: „Ein von Gesetzes wegen gegebenenfalls erforderliches Wissen eines Beteiligten, beispielsweise das Vorsatzwissen des Täters beim Vorsatzdelikt, bezieht sich ausschließlich darauf, daß der so erhaltene Satz wahr sei, daß es also 26 Individuen gebe, die die tatbestandsmäßigen Eigenschaften haben und zueinander in den tatbestandsmäßigen Beziehungen stehen. Darüber hinaus braucht er über diese Individuen nichts zu wissen." Genau vom Konsekutivsatz nach der Hervorhebung an muß dem Inhalt von Puppes Aussage widersprochen werden. Wenn das Wissen des Täters nach Puppes 23 Ebd., S. 20. 24 Vgl. auch Koch / Rüßmann, Juristische Begründungslehre, München: C. H. Beck, 1982, S. 41 ff. 25 Vorsatz und Zurechung (Fn. 4): S. 6. 26 Hervorhebung von mir.
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eigenen Worten in unserem Fall 2 sich darauf bezieht, daß der nach ihrer Beschreibungsmethode erhaltene Satz wahr sei, dann bedeutet das auch, daß sich das Wissen auf die Wahrheit des Ausdrucks „Mc" bezieht, der Teil dieses Satzes ist. Das bedeutet, daß der Täter wissen muß: Auf die Individuenkonstante trifft das Prädikat M zu. Nicht genügt, daß er weiß, es gebe irgendwelche Individuen (Das müßten wir formal darstellen Vx(Mx).), die die tatbestandsmäßigen Eigenschaften haben. Denn dann bezöge sich das Wissen gerade auf die noch nicht durch eine Konstante ausgefüllte Individuen variable x. Puppe selbst sagt aber, daß nach dem Belegen mit Konstanten ein Satz entsteht, der die Umstände des gesetzlichen Tatbestands im Sinne des § 16 Abs. 1 Satz 1 StGB korrekt wiedergibt. Welche Konstanten dies sein müssen, wird beim vollendeten Vorsatzdelikt durch die objektive Verwirklichung des Delikts (den sogenannten objektiven Tatbestand) festgelegt. Objektiv wurde im Fall 2 C getroffen. Deswegen muß sich das Wissen des Täters im Sinne des § 16 Abs. 1 Satz 1 auf „Mc" beziehen. Beipflichten können wir Puppe wiederum, wenn sie 27 anfügt, darüber hinaus brauche der Täter über diese Individuen nichts zu wissen. Aber dennoch muß sich das Wissen auf diese (durch die objektive Tatbestandsverwirklichung festgelegten) Individuen beziehen und nicht auf irgendwelche anderen Individuen. Im Fall 2 bezieht sich diese Vorstellung des Täters bezüglich des Tatobjekts nur auf den Menschen B, den A hier richtig identifizierte. Symbolisch dargestellt kommt in seiner Vorstellung also nur der durch die Individuenkonstante b vervollständigte Ausdruck vor („Mb"). Das Wissen um „Mb" entspricht nicht dem Wissen um „Mc". Denn ein Wissen um „Mc" setzt voraus, daß der Täter um die Existenz des Individuums C weiß und weiß, daß ihm das Prädikat M zukommt. Wenn der Täter nicht weiß, daß c existiert, kann er auch nicht wissen, daß die Individuenkonstante c dem Prädikat M zuzuordnen ist. Und selbst wenn er weiß, daß c existiert, folgt daraus noch nicht, daß c getötet wird. Aus „Mb" läßt sich aber weder das Wissen um die Existenz von c ableiten noch das Wissen darum, daß ihm das Prädikat M zukommt. Somit liegt im Fall 2 ein beachtliches Wissensdefizit im Sinne des § 16 Abs. 1 Satz 1 StGB vor. Daran ändert sich auch nichts dadurch, daß das Verhältnis der Prädikate zu den Individuenkonstanten rein „extensional" zu interpretieren ist 28 . Die Individuenkonstanten werden zwar nicht durch Zuordnung eines speziellen Sinnes, wohl aber durch die Zuordnung von nicht näher bestimmten Individuen gedeutet. Die übrigen Eigenschaften dieser Individuen sind zwar irrelevant, nicht aber ihre Identität 29 . Die Individuenkonstante hat eine rein bezeichnende Funktion ebenso wie Eigennamen30. 27 Vorsatz und Zurechnung (Fn. 4): S. 6. 28 Vgl. nur Stegmüller, Erklärung, Begründung, Kausalität: Probleme und Resultate der Wissenschaftstheorie und analytischen Philosophie, Bd. 1, Berlin / Heidelberg / New York: Springer-Verlag, 2. Aufl. 1983, S. 95. 29 Irreführend ist insofern die oft zu findende Bezeichnung des error in persona als Irrtum über die Identität des Tatobjekts, vgl. z. B. bei Jescheck, Strafrecht Allgemeiner 27'
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Gerade dies stimmt auch mit unserer oben 31 im Anschluß an Quine vertretenen Auffassung überein: Wir hatten das Vorliegen einer aberratio ictus dadurch definiert, daß der Satz „Bezüglich des getroffenen Objekts hat der Täter zumindest für möglich gehalten und sich damit abgefunden, daß er einen anderen Menschen tötet." falsch ist. Den Satzteil „bezüglich des getroffenen Objekts" hatten wir genau deswegen vorangestellt, um zu betonen, daß insoweit eine rein bezeichnende Funktion außerhalb der nichttransparenten Konstruktion „ . . . hält für möglich und findet sich damit ab, daß . . . " vorliegt. Wir hatten auch auf den Zusammenhang einer Transparenz der Bezeichnungen mit der Extensionalität hingewiesen. Jetzt wird verständlich, wie die Beziehung zwischen unserem zuerst im Anschluß an Quine gefundenen Kriterium und Puppes konsequent weitergedachter Interpretation hergestellt werden kann: Genau dann, wenn unser Satz im Hinblick auf den Sachverhalt falsch ist, hat der Täter auch nicht die erforderliche Vorstellung „Mc", wenn c das tatsächlich getroffene Objekt bezeichnet. Anders ist die Situation beim error in persona. Wenn im Fall 1 das Individuum Β mit b bezeichnet wird und das Individuum C mit c, so gilt objektiv hier wiederum Mc. Der A hat das Individuum c als anderen Menschen erkannt, der durch seinen Schuß sterben wird, so daß „ M c " ebenfalls vom Vorsatz umfaßt ist. Denn weitere Eigenschaften von c brauchte der Täter für die Zurechnung nicht zu kennen. Daß er sich außerdem vorgestellt hat, daß der Getötete Β hieß und A's Feind war, ist für den Vorsatz nicht bedeutsam. Es bedeutet nicht einmal, daß der Täter zusätzlich die Vorstellung „ M b " hatte, denn b hat nur die Funktion, das wirkliche Individuum Β zu bezeichnen. Hier hingegen hat A vor der Tat bei der Einstellung des kausalen Instrumentariums für sich unwissend eine Umbenennung vorgenommen. Er heftete dem vor ihm befindlichen C den Namen Β an. Er bezeichnete also das objektiv vorhandene Individuum c mit B. In seiner Vorstellung existiert demnach nicht „Mb", da wir b nur als Bezeichnung für den wahren Β definiert hatten. Man beachte die Möglichkeit, daß der Täter denjenigen trifft, den er ursprünglich treffen wollte und trotzdem eine beachtliche aberratio ictus vorliegt, wie folgender Fall zeigt: Fall 4 Der Täter zielt auf C, den er irrig für seinen Feind Β hält und deshalb töten will. Der Schuß trifft tödlich den in einiger Entfernung von C stehenden Β. A hatte darauf vertraut, Teil, Berlin: Duncker & Humblot, 4. Aufl. 1988, § 29 V 6 a, Nachweise auch bei Rath, Zur strafrechtlichen Behandlung der aberratio ictus und des error in objecto des Täters, Frankfurt a. M. / Berlin / Bern / New York / Wien: Peter Lang, 1993, S. 10. Als unbeachtlich muß man nur die Vorstellung ansehen, das zur Tatzeit anvisierte Tatobjekt sei identisch mit einem vor der Tat anvisierten Tatobjekt. Beachtlich hingegen bleibt die Fehlvorstellung, das zur Tatzeit anvisierte Tatobjekt sei identisch mit dem Tatobjekt, bei welchem durch das kausale Instrumentarium der Erfolg herbeigeführt werde. 30 Stegmüller ( Fn. 28), S. 95. 31 Unter I.
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daß diese von ihm nicht als Β erkannte Person durch den Schuß nicht zu Schaden kommen würde. Der zu beurteilende objektive Umstand lautet hier Mb. Nach der Vorstellung des A soll zwar auch sein Feind Β getötet werden. Dennoch hat er nicht die Vorstellung Mb im Sinne der formalen Logik, da das Zeichen b wiederum rein bezeichnend verstanden werden muß. Es ist nicht der Name oder eine andere Eigenschaft, sondern nur die Bezeichnung des Individuums als solches maßgebend. In diesem rein bezeichnenden Sinne hat A vor der Tat bei der Einstellung des kausalen Instrumentariums gerade eine Tötung des Individuums b ausgeschlossen. Vielmehr legte er vor der Tat fest, daß Β nicht mit b, sondern mit c identisch ist, so daß er subjektiv lediglich die Vorstellung „ M c " besaß, welche für eine vollendete Vorsatztat bezüglich des objektiven Normverstoßes Mb nicht ausreicht. Durch diese formale Argumentation haben wir jedoch nur gezeigt, daß Puppes Darstellung von ihren eigenen Prämissen aus inkonsequent ist. Damit ist nichts darüber ausgesagt, ob man diese Auffassung möglicherweise widerspruchsfrei formulieren könnte. Um den von Puppe gegen Konkretisierungen des Vorsatzes gerichteten Einwand gänzlich auszuräumen, ist es am zweckmäßigsten, wenn wir zeigen, daß es Fälle gibt, in denen auch Puppe selbst nur um den Preis absurder Ergebnisse auf Konkretisierungen verzichten könnte. Ein Beispiel dafür ist: Fall5 Der Täter A möchte am nächsten Tag seinen Feind Β erschießen. Um sich auf der einsamen Waldlichtung, auf der am nächsten Tag das Rendezvous mit Β stattfinden soll, im Schießen einzuüben, zielt er auf etwas, was er in der Dämmerung für einen Baumstumpf hält. In Wirklichkeit handelt es sich um den Menschen C, der tödlich getroffen wird. Wenn die Vorstellung des A sich nicht auf die konkrete Tötung des Menschen C zu dem bestimmten Zeitpunkt beziehen müßte, so stünde auch hier der Annahme einer vollendeten vorsätzlichen Tötung nichts mehr im Wege. A wollte den B, einen Menschen, also ein Objekt der tatbestandsmäßigen Gattung töten, und er hat auch ein solches Objekt, den C, getötet. Natürlich dürften wir sicher sein, daß auch Puppe vor einer so ungeheuerlichen Konsequenz zurückschrecken würde. Es bleibt bloß unklar, mit welcher Begründung sie dies tun würde, außer daß es darauf ankäme, ob der Täter durch die konkrete Handlung zu dem konkreten Zeitpunkt einen anderen Menschen töten wollte. Man darf hier nicht einwenden, daß bei A im vorliegenden Fall die Vorstellung vom Geschehen am nächsten Tag nur in seiner Fantasie existiere, während § 16 Abs. 1 Satz 1 StGB auch nach Puppe eine Vorstellung verlange, die mit Kenntnis gleichgesetzt werden könne. Genausowenig, wie es im Fall 5 eine Beziehung zwischen der Fantasievorstellung des A und der Wirklichkeit gibt, gibt es auch eine Beziehung zwischen der
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Vorstellung des A im Falle 2, Β werde getroffen, und der Wirklichkeit, daß C getroffen wird. Also existiert für Puppe kein Kriterium, um eine Vorstellung, die einer Kenntnis im Sinne des § 16 Abs. 1 Satz 1 StGB entspricht, von einer sonstigen Vorstellung zu unterscheiden. Um nicht auch einen unbeachtlichen vorausgehenden (dolus antecedens) oder nachfolgenden (dolus subsequens) Vorsatz zum Tatvorsatz zu erheben, müßte zumindest die Tötungshandlung konkret als das Schießen zu dem konkreten Zeitpunkt verstanden werden. Bezüglich des Tatobjekts könnte man auf die Idee kommen, die Vorstellung, daß irgendein Mensch getroffen werde, ausreichen zu lassen. Aber wenn man einmal bezüglich eines Teils des gesetzlichen Tatbestandes (der Tathandlung) einen konkreten Bezug anerkannt hat, bliebe unklar, warum man den übrigen Teil anders beurteilen will. Man könnte sich hier auf einen extrem finalistischen Standpunkt stellen. Die von Welzel begründete sogenannte finale Handlungslehre sah den entscheidenden Schwerpunkt des Unrechts einer Straftat in der (finalen) Tatbestandshandlung, nicht im Erfolgseintritt 32 . Diese Lehre hatte Schwierigkeiten, die eigenständige Bedeutung des Erfolgseintritts für das Unrecht zu erklären. Eine extreme Variante eines solchen Standpunkts bestünde darin, den Erfolg für irrelevant zu halten und damit ebenso das verletzte Tatobjekt, bei welchem der Erfolg eintritt. Diese Tatsachen würden nicht zum vom Täter zu beurteilenden Sachverhalt gehören, weil sie auch objektiv für den Unrechtsgehalt der Tat als irrelevant angesehen werden. Es käme dann allein auf das sogenannte Handlungsunrecht an. Genau dadurch aber würde der Erfolgseintritt die bloße Funktion einer sogenannten objektiven Strafbarkeitsbedingung erhalten. Unter diesen Umständen ebnete man den Unterschied zwischen Versuch und Vollendung ein, und für die fakultative Strafmilderung beim Versuch fehlte jede Erklärung 33 .
I I I . Der Vorsatz als Zurechnungskriterium Die in den vorangegangenen Abschnitten gewonnene Auffassung wird bestätigt, wenn man die Zurechnungsstrukturen betrachtet, die in den Fällen der aberratio ictus von Bedeutung sind. Zur Vorbereitung einer solchen Analyse soll im folgenden zunächst die Funktion des Vorsatzes als Zurechnungskriterium erläutert werden. 32
Zur minderen Bedeutung des sogenannten Erfolgsunwerts vgl. Welzel, Das Deutsche Strafrecht, Berlin: De Gruyter, 11. Aufl. 1969, § 18 I 2 a. 33 Strafrechtlich gesprochen wandelte man dadurch ein vollendetes Vorsatzdelikt in ein Untemehmensdelikt um, ergänzt durch die Erfolgsverursachung als objektive Bedingung der Strafbarkeit. Der Erfolg wird hier ähnlich aus dem Tatbestandsgefüge herausgetrennt, wie dies der Risikoerhöhungslehre bei den fahrlässigen Erfolgsdelikten vorzuwerfen ist, dazu Toepel, Kausalität und Pflichtwidrigkeitszusammenhang bei den fahrlässigen Erfolgsdelikten, Berlin: Duncker & Humblot, 1992, S. 165 ff.
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Die Merkmale der Straftat werden nach der hier vertretenen Auffassung durch Verhaltens- und Sanktionsnorm festgelegt 34. Die Verhaltensnorm richtet sich an den Täter. Sie lautet bezüglich § 212 Abs. 1 StGB z. B. „Kein Mensch soll einen anderen töten!" 35 Führt der Täter kausal den Tod eines anderen Menschen herbei, so verstößt er gegen diese Verhaltensnorm. Nach der hier vertretenen Auffassung besteht der Verstoß gegen die Verhaltensnorm des § 212 Abs. 1 StGB demnach aus einer Kausalkette zwischen einem konkreten Täter und einem konkreten Todeserfolg 36 , also aus der Verwirklichung des objektiven Tatbestandes. Die Sanktionsnorm hingegen richtet sich an das Gericht. Sie lautet bei § 212 Abs. 1 StGB „Wer einen Menschen tötet und dabei vorsätzlich, schuldhaft etc. handelt (= Voraussetzungsteil), wird m i t . . . bestraft (= Rechtsfolgeteil)." Der Voraussetzungsteil der Sanktionsnorm ist nur dann erfüllt, wenn u. a. ein Verstoß gegen die Verhaltensnorm festgestellt wird („Wer einen Menschen tötet . . . " ) . Aber der Verstoß gegen die Verhaltensnorm ist nicht das einzige Kriterium dafür, daß der Voraussetzungsteil der Sanktionsnorm erfüllt ist. Es gibt weitere Voraussetzungen dafür, daß der (konkrete) Verstoß gegen die Verhaltensnorm (Das ist der sogenannte Zurechnungsgegenstand37.) dem Täter zugerechnet wird. Diese weiteren Voraussetzungen (die sogenannten Zurechnungskriterien 38) stellen sicher, daß der Täter die Freiheit gehabt haben muß, die Verhaltensnorm zu befolgen oder gegen sie zu verstoßen 39. Denn nur dann beherrschte der Täter den Verstoß gegen die Verhaltensnorm. Nach der hier vertretenen Auffassung sind entsprechend der klassischen Unterscheidung40 zwei Freiheitsstufen zu unterscheiden, die sogenannte Handlungsund die Willensfreiheit 41 . Die Handlungsfreiheit umschreibt die Fähigkeit des Täters, eine andere Handlungsalternative zu ergreifen, wenn sein Wille nicht darauf gerichtet wäre, gegen die Verhaltensnorm zu verstoßen. Bei § 212 StGB ist damit also die Fähigkeit des Täters gemeint, sich so zu verhalten, daß der (konkrete) Mensch nicht getötet wird, welchen der Täter objektiv getötet hat. Die Willensfreiheit hingegen betrifft ausschließlich Probleme, die die heute h. M. 34 Hart, The Concept of Law, Oxford / New York / London: Oxford University Press, 1961, S. 95; Kindhäuser, Gefährdung als Straftat, Frankfurt a. M.: Vittorio Klostermann, 1989, S. 29 ff.; Toepel ( Fn. 33), S. 16 ff. 35 Vgl. auch die Verhaltensregeln bei Hruschka, „Verhaltensregeln und Zurechnungsregeln", Rechtstheorie 1991, S. 449 (450 f.). 36 Bezüglich der Ablehnung von Erfolgskonkretisierungen s. wiederum Puppe, „Der Erfolg und seine kausale Erklärung im Strafrecht", Zeitschrift für die gesamte Strafrechtswissenschaft Bd. 92 (1980), S. 863 (870 ff.); dies., Nomos-Kommentar zum Strafgesetzbuch, Baden-Baden: Nomos, 1. Lfg. 1993, Vor § 13 Rdnrn. 67 ff. 37 Kindhäuser (Fn. 34), S. 71; Toepel, (Fn. 33), S. 19. 38 Kindhäuser (Fn. 34), S. 30 f.; Toepel (Fn. 33), S. 19 f.; vgl. auch die „Zurechnungsregeln" (relativ zur Person, der zugerechnet wird) bei Hruschka (Fn. 35), S. 449 (451). 39 Toepel (Fn. 33), S. 20. 40 Vgl. Hruschka (Fn. 35), S. 449 (451 ff.) zur Zurechnung 1. und 2. Stufe. 41 Toepel (Fn. 33), S.21.
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im Deliktsaufbau bei der Schuld erörtert 42 , und ist für die vorliegende Abhandlung nicht weiter von Bedeutung. Entscheidend ist aber die Ebene der Handlungsfreiheit. Auf dieser Ebene sind wiederum entsprechend einer klassischen Einteilung 43 zwei Arten der Zurechnung zu unterscheiden: die ordentliche und die außerordentliche Zurechnung. Die ordentliche Zurechnung ist dadurch gekennzeichnet, daß der Täter in seiner (hier: Handlungsfreiheit nicht beeinträchtigt ist, also den Verstoß gegen die Verhaltensnorm aktuell beherrscht. Bei der außerordentlichen Zurechnung hingegen beherrscht der Täter den Verstoß gegen die Verhaltensnorm nicht. Es wird ihm aber der Verstoß dennoch zugerechnet, weil dem Täter vorgeworfen wird, daß er aufgrund bestimmter Maßnahmen für die Fähigkeit, den Normverstoß zu beherrschen, hätte Vorsorge tragen können 44 . Ein Grund dafür, daß die ordentliche Zurechnung ausgeschlossen sein kann, ist ζ. B. vorhanden, wenn dem Täter das notwendige Wissen fehlt, um den Verstoß gegen die Verhaltensnorm aktuell zu beherrschen („Ignoratorum nulla est imputatio." 45 ). Ich habe bereits an anderer Stelle nachzuweisen versucht, daß dieser Ausschlußgrund dann vorliegt, wenn nach heute h. M. der Vorsatz ausgeschlossen wird und möchte hier auf meine diesbezüglichen Ausführungen verweisen 46 . Der Vorsatz ist also nach der hier vertretenen Auffassung ein Kriterium ordentlicher Zurechnung, da er das Wissen enthält, welches der Täter zur aktuellen Beherrschung des Verstoßes gegen die Verhaltensnorm benötigt. Jede Fahrlässigkeit ist also außerordentliche Zurechnung. Bezüglich des Wissens um den objektiven Normverstoß stimmt die Grenze zwischen ordentlicher und außerordentlicher Zurechnung mit der Grenze zwischen bedingtem Vorsatz und bewußter Fahrlässigkeit überein 47. Dies soll hier kurz anhand des sogenannten „Sandsackfalles" des BGH illustriert werden: Fall 648 Die Angeklagten Κ und J hatten beschlossen, ihren gemeinsamen Bekannten M zu berauben. Um in Ruhe aus der Wohnung des M Geld und Anzüge zu entwenden, wollten sie ihn mit Gewalt widerstandsunfähig machen. Zunächst beschlossen sie ausdrücklich, dabei auf das lebensgefährliche Würgen des Opfers mit einem Lederriemen zu verzichten und den M nur mit einem Sandsack zu betäuben. Denn sie überlegten sich, daß der 42 Dazu wiederum Hruschka (Fn. 35), S. 449 (455); Kindhäuser (Fn. 34), S. 46 f.; Toepel (Fn. 33), S. 21 ff. 43 Zu deren historischen Wurzeln Hruschka, „Ordentliche und außerordentliche Zurechnung bei Pufendorf \ Zeitschrift für die gesamte Strafrechtswissenschaft Bd. 96 (1984), S. 661 ff.; ders. (Fn. 35), S. 449 (456 ff.). 44 Vgl. Hruschka (Fn. 35), S. 449 (456 ff.). 45 Dazu ebd., S. 454. « Toepel (Fn. 33), S. 23 ff. 47 Toepel (Fn. 33), S. 24 ff. 48 Amtliche Sammlung des Bundesgerichtshofes in Strafsachen Bd. 7, S. 363.
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Sandsack sich beim Anprall gegen den Kopf der Schädelform anpasse und deshalb keine ernsthaften Verletzungen eintreten könnten. Als sie jedoch nachts in das Schlafzimmer des M eindrangen, platzte nach zwei Schlägen auf den Kopf des Opfers der Sandsack, und M geriet mit den Tätern ins Handgemenge. Nunmehr griffen die Täter zum zunächst abgelehnten gefährlichen Mittel des Lederriemens und würgten den M mehrmals, bis er schließlich starb, was sie zwar zu vermeiden gehofft, aber nicht für ausgeschlossen angesehen hatten. Wenn hier die Angeklagten sich damit abfanden, daß ihr Opfer durch das Würgen mit dem Lederriemen starb, so besaßen sie das Wissen, um die Tötung zu beherrschen. Zwar wußten sie vorher nicht sicher, ob die Wirkung des Würgens im konkreten Fall tödlich sein würde oder nicht. Aber alle Möglichkeiten des Geschehensablaufs, die aufgrund dieser Unsicherheit naheliegend erschienen, wurden von ihrer Vorstellung erfaßt und nicht ausgeschlossen. Da sie trotzdem weiterhandelten, erscheint der Tod des Opfers als mit dem Bild übereinstimmend, welches sie sich von der zukünftigen Welt im Hinblick auf die Folgen ihres Handelns gemacht hatten. Den Tod kann man also als Werk der Täter bezeichnen, so daß die Annahme einer vollendeten vorsätzlichen Tötung gerechtfertigt war. So hat der BGH den Fall auch im Ergebnis beurteilt 49 . Vertrauten die Täter hingegen darauf, daß die Wirkung des Würgens nicht tödlich sein werde, so schlossen sie — aus welchen Gründen auch immer — den Tod des Opfers als mögliche zukünftige Folge ihres Handelns aus. Trat der Tod dennoch ein, so war die Prognose der Täter falsch. Ihr Wissen erfaßte diese Entwicklung des Geschehens nicht, und das Geschehen war damit ihrer Kontrolle entglitten. Man könnte den Unterschied bildhaft so formulieren: Beim Vorsatztäter befindet sich der tatsächliche spätere Erfolgseintritt auf zumindest einem der innerlichen Videofilme aufgezeichnet, die die Vorstellung des Täters von der Zukunft enthalten, während er handelt. Beim Fahrlässigkeitstäter ist der Erfolgseintritt entweder überhaupt nicht aufgezeichnet (unbewußte Fahrlässigkeit), oder der Film wird gelöscht, bevor der Täter handelt (bewußte Fahrlässigkeit).
IV. Der Bezugspunkt des Vorsatzes Vorsatz hatten wir im letzten Abschnitt definiert als das Wissen, welches der Täter zur Beherrschung des Verstoßes gegen die Verhaltensnorm benötigt. Im soeben angeführten Fall 6 lautet die Verhaltensnorm des Grunddelikts § 212 Abs. 1 StGB: „Kein Mensch soll einen anderen töten!" Der Verstoß gegen die Verhaltensnorm bestand darin, daß die Täter durch Würgen den Tod ihres konkreten Opfers herbeiführten. Daraus folgt, daß die Täter folgendes erkennen mußten, um den Verstoß gegen die Verhaltensnorm zu beherrschen: Sie mußten wissen, daß ihr Opfer ein anderer Mensch war und daß das Würgen (möglicherweise) Ebd., S. 363.
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die Wirkung hatte, daß dieser andere Mensch getötet wurde. Denn darin bestehen die Umstände, die das konkrete Geschehen als Verstoß gegen die Verhaltensnorm kennzeichnen. Es erscheint natürlich, diese Umstände als das anzusehen, was der Gesetzgeber mit den „Umständen des gesetzlichen Tatbestandes" in § 16 Abs. 1 Satz 1 StGB gemeint hat. Ist dies richtig, so folgt daraus für die Fälle 1 und 2: Im Fall 1 ist zuerst festzustellen, worin der Verstoß gegen die Verhaltensnorm des Tötungsverbots (= hier die Verwirklichung des objektiven Tatbestands des Totschlags) bestand. Dies war die Abgabe des Schusses durch A und der dadurch verursachte Eintritt des Todes bei dem anderen Menschen C. Dann muß bei der Vorsatzprüfung gefragt werden, ob A das notwendige Wissen um die Umstände hatte, weiche das Geschehen als Verstoß gegen die Verhaltensnorm kennzeichnen. Er mußte also zumindest für möglich halten und sich damit abfinden, daß das Tatobjekt ein anderer Mensch war und daß bei diesem Menschen der Tod durch das Schießen des A verursacht werden würde. Dies war — wie bereits erörtert 50 — der Fall. Daß A glaubte, der Mensch, auf den er abdrückte, sei sein Feind und hieße B, ist hingegen eine irrelevante Fehlvorstellung, da sie die Handlungsfreiheit 51 in Bezug auf die Tötungshandlung nicht beeinträchtigt. Anders liegt es bei der aberratio ictus im Fall 2. A hat dort nicht einkalkuliert, daß bei diesem Menschen C der Tod durch das Schießen des A verursacht werden würde. Da dies nicht der Fall ist, kann die Vorstellung des A, den Β zu töten, auch nicht geeignetes Zurechnungskriterium für die Tötung des C sein. Das unterschiedliche Ergebnis ist deshalb plausibel, weil der Tod des C im Fall 2 ebensowenig in der Vorstellung des A enthalten ist wie der Tod des Opfers bei den Tätern in der Variante des Sandsackfalles, in der sie auf das Ausbleiben der tödlichen Wirkung vertrauen. Wie dort beherrscht A daher auch nicht die Tötung des C. Dieser objektive Normverstoß kann ihm daher nicht ordentlich, sondern allenfalls außerordentlich (als fahrlässige Tötung) zugerechnet werden. Daß nach A's Vorstellung Β getötet werden sollte, bedeutet nur, daß er sich einbildete, die Tötung des Β zu beherrschen und deshalb wegen Tötungsversuchs zur Verantwortung zu ziehen ist 5 2 . Die Ansicht Puppes führt dazu, daß die eingebildete Beherrschung des Geschehens zusammen mit einem tatsächlich nicht beherrsch50
S. oben unter I. und Π. Im oben unter III. definierten Sinne. 52 Folgendes weitere Argument verdanke ich Professor Urs Kindhäuser, der es in der Diskussion zu diesem Referat vortrug: Man denke sich das tatsächlich tödlich getroffene Opfer C aus dem Geschehen in Fall 1 und 2 hinweg. Im Fall 1 bestünde nach A's Vorstellung nun kein Anlaß mehr, das Schießen um der Vermeidung eines Verstoßes gegen das Tötungsverbot willen zu unterlassen. Im Fall 2 hingegen ist zusätzlich Β anwesend. Das Motiv eines rechtstreuen Täters, den Schuß zu unterlassen, wäre nach A's Ansicht ausschließlich durch die Gegenwart dieses Menschen begründet. Das Fehlen von C ist dafür irrelevant. Daran sieht man, daß die Vorsatzstrafe sich im Fall 1 ausschließlich an der Rechtsgutsverletzung gegenüber dem tatsächlich getroffenen Objekt C zu orientieren hat, im Fall 2 hingegen ausschließlich an dem von A anvisierten Objekt B. 51
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ten Geschehen so behandelt wird, als ob plötzlich das tatsächliche Geschehen beherrscht würde. Dadurch setzt sie sich dem bereits erwähnten 53 Vorwurf aus, den Unterschied zwischen Vollendung und Versuch einzuebnen. Eine solche Ansicht läßt die Funktion des Vorsatzes als Kriterium für das Vorliegen aktueller Handlungsfreiheit außer Betracht. Dieser Funktion kann man nur Rechnung tragen durch das Erfordernis, daß sich der Vorsatz auf den konkreten Verstoß gegen die Verhaltensnorm beziehen muß 54 . Die von der Mindermeinung vorgenommene Verschiebung der Deliktsstruktur stellt eine Überschreitung des natürlichen Wortsinnes der Erfolgsdelikte und damit einen Verstoß gegen das Analogieverbot im Sinne des Art. 103 Abs. 2 GG dar. Lediglich die klare Abgrenzung des error in persona von der aberratio ictus und die Vereinbarkeit dieser Unterscheidung mit traditionellen Zurechnungsstrukturen plausibel zu machen, hatte sich der Verfasser dieses Beitrags zum Ziel gesetzt. Die weiteren gegen die Beachtlichkeit der aberratio ictus vorgetragenen Argumente treten vornehmlich im Zusammenhang mit juristischen Einzelfragen auf und sind daher im Rahmen eines Symposions über die Prinzipien der Zurechnung weniger von Interesse. Es handelt sich um die Vereinbarkeit dieser Auffassung mit der von der Rspr. gebrauchten Formel für Abweichungen im Kausalverlauf sowie um die Frage einer Beschränkung der aberratio ictus auf Akte sinnlicher Wahrnehmung. Die Diskussion dieser Fragen soll einer von mir bereits geplanten Veröffentlichung vorbehalten bleiben, in der auch die Problematik erörtert wird, wie Fehlvorstellungen beim Zusammenwirken mehrerer Beteiligter (in der juristischen Literatur bekannt als „Rose-Rosahr-Problematik) zu beurteilen sind. V. Zusammenfassung Ein unbeachtlicher error in persona vel objecto liegt genau dann vor, wenn folgender Satz wahr ist: „Bezüglich des tatsächlich getroffenen Objekts hat der Täter zumindest für möglich gehalten und sich damit abgefunden, daß aufgrund seiner Handlung der tatbestandliche Erfolg bei diesem Objekt eintritt." Eine beachtliche aberratio ictus liegt vor, wenn dieser Satz falsch ist, weil der Täter nicht zumindest für möglich gehalten und sich damit abgefunden hat, daß aufgrund seiner Handlung der tatbestandliche Erfolg bei diesem Objekt eintritt, sondern nur, daß er bei einem anderen Objekt eintritt. Im Falle eines unbeachtlichen error in persona beherrscht der Täter den objektiven Verstoß gegen die Verhaltensnorm aktuell. Dieser Verstoß kann ihm daher ordentlich zugerechnet werden. Es liegt eine vollendete Vorsatztat vor. 53 s. oben bei Fn. 32. 54 Dies ist auch dçr Sinn des sogenannten „Referenzprinzips" von Hruschka, Strafrecht nach logisch-analyfischer Methode, Berlin/New York: De Gruyter, 2. Aufl. 1988, S. 8 ff.; ders., J2L1