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German Pages 168 Year 1975
Linguistische Arbeiten
29
Herausgegeben von Herbert E. Brekle, Hans Jürgen Heringer, Christian Rohrer, Heinz Vater und Otmar Werner
Jürgen Esser
Intonationszeichen im Englischen
Max Niemeyer Verlag Tübingen 1975
ISBN 3-484-10238-1
Max Niemeyer Verlag Tübingen 1975 Alle Rechte vorbehalten. Ohne ausdrückliche Genehmigung des Verlages ist es auch nicht gestattet, dieses Buch oder Teile daraus auf photomechanischem Wege zu vervielfältigen. Printed in Germany
INHALTSVERZEICHNIS
1. PROBLEMSTELLUNG UND KRITIK AN EINIGEN INTONATIONSMODELLEN I.W.
1.1. 1.1.1. 1.1.2. 1 .1.3.
1.1.4. 1.1.5. 1.1.6. 1.1.7. 1.1.8.
1.2. 1.2.1. 1.2.2. 1.2.2.1. 1.2.2.2. 1.2.2.3. 1.2.3. 1.2.4.
1
Taxonomisches Vorgehen (Trager/Smith 1951) ... Sprachlicher Kontrast ve, phonetische Realisation (Pilch 1 970a) Linguistische ve. paralinguistische Bedeutung (Hockett 1958) Norm und Emphase (Wode 1966) Eine grammatische Definition der Intonation {Halliday 1966 u. 1967) Phonologische Beschreibung von Sprecherhaltungen (Pike 1945) Abhängigkeit der Intonationskomponenten
2 2 3 5 7 8 9 10 11 11 11
Argumente gegen die vier Akzentabstufungen Pike (1945) Hockett (1958) Akzentuiert ve. nicht akzentuiert bei sprachlichem Kontrast Vergleich linguistisch relevanter/ auditiv
12 12 14 16 17
phonetisch unterscheidbarer und generativer 18
1.2.5. 1.2.6.
Black board eraser: Ein Fall von Homophonie?
19 21
VI
1.3. 1.3.1. 1.3.2.
1.3.3.
Die prosodische Segmentierung Morphologisch: Wode ( 1 9 6 6 ) Syntaktisch: Bierwisch ( 1 9 6 6 ) Nach Sinneinheiten: Halliday (1966 u. 1967)
2. DIE SEMIOTISCHE BEHANDLUNG DER INTONATION 2.1 .
Allgemeine methodische Vorüberlegungen
2.1.1.
Induktives Vorgehen beim amerikanischen Strukturalismus und bei der Londoner Schule Die Randstellung der Prosodie bei den deduktiven Schulen
2.1.2. 2.1.3. 2.1.4. 2 . 1 .5.
2.2. 2.2.1 .
2.2.2. 2.2.2. 1. 2.2.2.2.
23 23 24 24 26 26 26 27 27
Der axiomatische Charakter deduktiver Prinzipien
29
Sprache und andere Kommunikations arten semiotisch aufgefaßt
29
Intonation semiotisch behandelt Die Relation INDEX R DENOTATION Intonationszeichen Der Relator R als Kommunikationskonvention Exkurs: Das IZ aus der Sicht der
32 32 34 34 35
2.2.3. 2.2.4. 2.2.4.1. 2.2.4.2. 2.2.4.3. 2.3. 2.3.1 .
2.3.1.1. 2.3.1.2. 2.3.2.
Die Begriffe "Denotation" und "Konnotation"
38 38
Logischer und emotionaler Funktionsbereich bei Wodarz (196O) Prosodische Oppositionspaare bei Lee (1955)
3.1.1.
39 4O
Form und Inhalt der Intonationszeichen Prosodische Kategorien Die Überschneidung phonetischer Merkmale in prosodischen Kategorien bei Pilch (197Ob) ....
41 41
Das Konzept der prosodischen Kategorien Drei Klassen von Intonationszeichen
43
3 . INTONATIONSZEICHEN GRAMMATISCHER RELATIONEN 3.1.
37
Grundlagen zur Erklärung abstrakter Strukturen im prosodischen Bereich
41 46 48
48 48
VII
3.1.2.
Relationskonfigurationen
5O
3.1.3.
Komplementarität von Dependenzdarstellungen und Phrasenstrukturen
55
3.1.4. 3.1.5.
3.2. 3.2.1.
Synonymie, Homonymie und identische Zeichen .. IZ grammatischer Relationen und linguistische Gesamtstruktur Probleme bei der Bestimmung von IZ grammatischer Relationen Entscheidungsverfahren zur Bestimmung von H- und D-Spezifikationen
57 6O
61 61
3.2.2. 3.2.3.
Die Ambiguität von "Ambiguität" Nicht relationelle Ambiguitäten
64 66
3.3. 3.3.1.
IZ grammatischer Relationen Liste der Oppositionspaare
67 67
3.3.2. 3.3.2.1.
Auswertung Synonyme IZ
81 83
3.3.2.2. 3.3.2.3.
Homonyme IZ Identische IZ
84 85
4. INTONATIONSZEICHEN DES KONTRASTS
88
4.1.
Das Problem der Norm
4.1.1. 4.1.2. 4.1.3.
Negative Abgrenzung der Norm durch Kontrast Black-box-Charakter der Norm im Intonationsbereich System als Bestandteil der Norm
4.2. 4.2.1. 4.2.2.
Kontrast auf der Ebene des Systems Systembereiche und Norm Bedingungen für Kontrast
92 92 95
4.2.2.1. 4.2.2.2.
Seilers böse Hunde Theoretisch mögliche und systematische Akzentkombinationen
95
4.2.2.3. 4.2.2.4.
4.3.
88 ..
88 89 91
97
Bedingungen für Äußerungen Verzahnung von IZ grammatischer Relationen und IZ des Kontraste (Überlagerung von Akzenten) .
100 102
IZ des Kontraste
106
VIII 5. INTONATIONSZEICHEN DER MAKROSYNTAX 5.1. 5.1.1.
112
5.1.3.
Die Parameter Kondition, Index und Denotation Context, reaponee und relevance bei Gunter ( 1 9 7 2 ) Strukturtypen und Satzfunktionen bei Halliday ( 1 9 6 6 ) Die Frage der deliaaay
113 114
5.2.
IZ der Makrosyntax
119
§»3i
Alternativfrage, tag-questions und Satzgefüge
124
5.1.2.
; BUS VEfcTE'iLUNG VON iNTÖNÄfiÖNgiägieHElH
112 112
SATZ
127
6.1.
Überblick
127
6.2. 6.2.1. 6.2.2. 6.2.3.
IZ des Kontrasts und IZ der Makrosyntax Äußerungsbedingungen Mögliche Fortführungen Beispiele aus der Literatur
128 128 134 137
6.3.
IZ des Kontrasts und IZ grammatischer Relationen 141
6.4.
IZ der Makrosyntax und IZ grammatischer Relationen
144
6.5.
Schlußbetrachtung
144
6.6. 6.6.1. 6.6.2.
Anhang Kurze Zusammenfassung der drei Typen von IZ Beispiel einer Textanalyse
146 146 147
..
LITERATUR
153
REGISTER (eingeführte und erläuterte Begriffe)
157
1.
PROBLEMSTELLUNG UND KRITIK AN EINIGEN INTONATIONSMODELLEN
1.0.
Vorbemerkung
Bis zum Anbruch der transformationell-generativen Periode war die Intonationsforschung immer wieder Gegenstand linguistischer Aktivitäten innerhalb der modernen Sprachwissenschaft. Neue Aufgabenstellungen verlagerten jedoch das Interesse stärker auf theoretische und syntaktische Fragen und brachten etwas Ruhe an der "Intonationsfront". Erst in jüngster Zeit wurde die Diskussion von Intonationsfragen, j e t z t innerhalb des transformationellen Lagers, neu belebt. Die Arbeiten von Bierwisch ( 1 9 6 8 ) , Downing ( 1 9 7 0 ) , Bresnan ( 1 9 7 1 ) , Pope ( 1 9 7 1 ) , Berman/Szamosi ( 1 9 7 2 ) , Lakoff ( 1 9 7 2 ) und Bresnan ( 1 9 7 2 ) setzen sich mit der Frage auseinander, ob gewisse prosodische Regeln als Bestandteil der phonologischen Komponente vor den letzten syntaktischen Regeln Anwendung finden können. Es sind insbesondere Fälle von "möglicher Ambiguität" (Pope 1971:80), die solcher prosodischer Regeln bedürfen. Es ist bemerkenswert, daß in der vortransformationellen Zeit nur Lee (1955) die Schlüsselfunktion prosodischer Oppositionspaare, also Fälle von möglicher Ambiguität, erkannte, während die meisten anderen Intonationsfor1
Der Ausdruck "Intonation" wird in dieser Arbeit nicht zur Beschreibung eines einzelnen Parameters, sondern als Sammelbegriff synonym mit "Prosodie" und "suprasegmentalem Bereich" gebraucht. Diese erweiterte Definition findet sich auch bei Halliday (1966: 1 1 4 ) , der unter diesem Namen tonality, toniaity und tone zusammenfaßt (vgl. 1 . 3 . 3 . ) , und bei Wode ( 1 9 6 6 : 1 3 1 ) , dessen Hauptaugenmerk den Pausen, Akzenten und Tonhöhenphonemen gilt. Der Ausdruck "Intonation" erscheint ferner in den Titeln vieler Veröffentlichungen, auch wenn in den Arbeiten selbst verschiedene Parameter behandelt werden, so z . B . neben den eben genannten bei Bierwisch ( 1 9 6 6 ) , Danes' ( 1 9 6 O ) , Gunter ( 1 9 7 2 ) , Kingdon ( 1 9 5 8 ) , Lee ( 1 9 5 5 ) , Pike ( 1 9 4 5 ) , Pilch ( 1 9 7 0 a ) , Schubiger (1958) und Stockwell ( 1 9 7 2 ) . Diese Situation hat sicherlich damit zu tun, daß der akustische Parameter Grundfrequenz, der am eindeutigsten mit der engen Definition von "Intonation" korreliert, auch bei der Analyse von Betonung und Pause heranzuziehen ist.
scher im wahrsten Sinn taxonomisch jede Sprechäußerung intonatorisch zu klassifizieren suchten. In der vorliegenden Arbeit wird eine semiotische Intonationstheorie vorgestellt, der die Annahme zugrunde liegt, daß sich der gesamte prosodische Bereich nur auf der Grundlage von prosodischen Oppositionen adäquat beschreiben läßt. Neben der oben erwähnten Schwierigkeit, die die prosodischen Oppositionspaare dem Standardmodell der TG bieten, bestehen weitere Unzulänglichkeiten verschiedener anderer Intonationsmodelle, die für eine Neuorientierung der Intonationstheorie sprechen. Im folgenden werden in drei Themenkreisen die zu kritisierenden Punkte vorgebracht, die meiner Ansicht nach eine neue, semiotisch orientierte Intonationstheorie rechtfertigen. 1.1.
Die Intonationskomponenten
1.1.1. Taxonomisches Vorgehen (Trager/Smith 1 9 5 1 ) Der klassische amerikanische Strukturalismus, für den wir stellvertretend Trager/Smith (1951) heranziehen, setzt für den prosodischen Bereich Phoneme an, nämlich vier stress-Phoneme, vier pitc/z-Phoneme, drei terminal junctures und eine internal juncture ( 5 O ) . Die Anlehnung an den segmentalen Phonembegriff führte dazu, daß man glaubte, jeden Punkt einer Äußerung, ähnlich der Verteilung von segmentalen Phonemen, in bezug auf ein Intonationsphonem festlegen zu müssen. Am Beispiel des weak stress-Phonems und der p-ttö/z-Phoneme bei Trager/Smith soll das vom segmentalen Phonembegriff vorbestimmte Denken und die Voreingenommenheit den sprachlichen Daten gegenüber vorgeführt werden. Trager/Smith diskutieren, ob das stress-Phonem einen merkmalhaltigen oder einen merkmallosen Oppositionspartner im weak stress besitzt. Sie führen dann aus ( 3 6 ) : Since it is precisely degree of loudness that we are examining, it cannot be said that these differing softer loudnesses are merely characteristics of the vowels of syllables without /'/. They must be allophones of a phoneme of loudness, in this case a WEAK stress, /"/· Für sie steht also schon von vornherein fest, daß es Phoneme von verschiedenen Lautstärkeabstufungen gibt. (Das Problem der Akzentabstufungen selbst wird in 1.2. behandelt.) Auch bei den pitchPhonemen gehen Trager/Smith von unbegründeten Voraussetzungen
aus ( 4 1 ) : "Also to be noted is the prelinguistic finding that pitch as used in language is heard around a limited number of points rather than as a continuum." Anschließend werden in phonetischer (!) Umschrift die Tonhöhenebenen 1 bis 4 vorgeführt, diese werden dann mit je vier Variationsmöglichkeiten von hoch bis niedrig versehen. Diese Variationen innerhalb der einzelnen Ebenen werden schließlich zu den nun phonemischen ( ! ) Tonhöhenebenen als Allophone eines Phonems zusammengefaßt ( 4 2 f ) . Die linguistische Unangemessenheit eines solchen willkürlichen Verfahrens wurde von Bolinger (1951) nachgewiesen. Sie hat damit zu tun, daß die formalen Aspekte der Intonation nicht mit Bedeutungsinhalten korreliert wurden. Bolinger (1951: 21O) erkannte diesen Sachverhalt schon sehr f r ü h : Oddly, a fact that would delight any other kind of scientist - that semantic value is correlated with formal shape, the surest guarantee that the forms singled out are not accident - seems to strike many linguists on the blind side. Die Komponenten der Intonation müssen also solange dem Z u f a l l oder der Willkür ausgesetzt sein, wie die Bedeutungsseite nicht beachtet wird. Solange die semantischen Inhalte bestimmter Komponenten oder deren Kombinationen nicht definiert sind, sie also beliebig variiert werden können, kann ihnen auch keine präzise linguistische Funktion zukommen. Vorbedingung für eine linguistische Definition ist also eine semantische Definition. Die Distributionspraxis des amerikanischen Strukturalismus läuft zwar bei dem Inventar der Primärphoneme auf funktionale Einheiten hinaus, nicht jedoch bei den Sekundärphonemen wie pitch, stress etc. Es ist vielmehr anzunehmen, daß nicht jeder Stelle eines Sprechkontinuums (taxonomischer Aspekt), sondern nur bestimmten Stellen eine linguistische Funktion zukommt. 1 . 1 . 2 . Sprachlicher Kontrast vs. phonetische Realisation (Pilch 1970a) Will man aus den vorangegangenen Fehlern lernen, so sollte man sich vor der Beantwortung der Frage nach den Komponenten der Intonation darüber Klarheit verschaffen, ob die Beschreibung der Intonation phonetische Realisationen wiedergeben soll oder aber sprachliche Kontraste. Zur Verdeutlichung ziehen wir den Artikel von Pilch "The Elementary Intonation Contour of English" (197Oa) heran. Für das
Englische postuliert Pilch vier Intonationsoppositionen. (NB Wie Kap. 3 bis 5 zeigen, gibt es nicht nur vier, sondern ein Vielfaches davon.) Ich gebe einige seiner Beispiel wieder und versehe sie mit seinen Bezeichnungen: 1. Level stress ^ forestress a white house 'house of / the White Houae (in Washington, white colour' D.C.) 2. Single stress ? level stress Long Island, N . Y . ^ long island "some island which is long 1 3. Postcontour oppositions •permit 'autorization 1 permit 'baby pompano1 conflict (noun) ^ district (noun) 4. Precontour oppositions reO&ll 'call back 1 $ recall 'remember' v devalue / d i v z l j u / devolve / di'vslv/ Die Oppositionstypen 1 und 2 verdeutlichen sprachliche Kontraste. Pilch kann bei diesen Typen jedem seiner Beispiele eine Bedeutung pro Oppositionspartner zuweisen. Das ist bei den Typen 3 und 4 nur scheinbar so. Die von Pilch unter 3 aufgeführten Oppositionen gelten entweder nur "in certain varieties of English" ( 8 8 ) , vgl. •permit, oder sind keine echten minimalen Paare, vgl. conflict ? district. Auch bei den Beispielen unter 4 gibt Pilch Oppositionen an, die jedoch für das Southern British in unterschiedlichen Vokalen liegen oder wiederum keine echten minimalen Paare darstellen. Bei den Beispieltypen 1 und 2 wird der Sprecher also vor eine echte Wahl gestellt, die er - abgesehen z.B. von den fischinteressierten Einheimischen Floridas im Fall permit - bei 3 und 4 nicht hat. Es soll nicht bestritten werden, daß die phonetischen Abläufe der letzten Silbe in conflict und district unterschiedlich sein mögen. Spricht man jedoch conflict mit der Nachkontur von district aus oder umgekehrt, so ändert sich die Bedeutung nicht; dies mag höchstens zu einer unenglischen Aussprache führen. Aussagen über Intonation wie die, daß white house, mit level stress gesprochen, 'house of a white colour 1 bedeutet und mit forestress das "White House in Washington, D . C . ' , erklären einen SPRACHLICHEN KONTRAST; sie gehören zu der Beschreibungsebene des Systems (vgl. 4 . 1 . ) . Aussagen über Intonation wie die, daß das Nomen conflict auf der
zweiten Silbe einen "subsidiary stress" hat oder district einen "weak stress" ( 8 9 ) , beschreiben hingegen eine PHONETISCHE REALISATION; sie gehören zu der Beschreibungsebene der Norm (vgl. 4 . 1 . ) « Intonationen, die einen sprachlichen Kontrast ausdrücken (bei Pilch Oppositionstypen 1 und 2 ) , stellen zwar nur eine Teilmenge der phonetisch realisierbaren Intonationen dar, sie sind dafür aber in der Beschreibung weniger umstritten. Meiner Meinung nach hat gerade der Umstand, daß bei fast allen Arbeiten über Intonation diese beiden Konzepte nicht auseinandergehalten werden, dazu gef ü h r t , daß uns Einsichten in Intonation verborgen geblieben sind, die über die Ebene der Beschreibung hinausgehen. Ich sehe allein in der Beschränkung auf Intonationen, die sprachliche Kontraste manifestieren, eine Möglichkeit, der oben gestellten Forderung nach größerer Beachtung der Bedeutungsseite nachzukommen. Es dürfte klar sein, daß die Berücksichtigung der Bedeutungsseite Konsequenzen für die Komponenten der Intonation hat. Die Oppositionstypen 1 und 2 bei Pilch kommen z . B . mit der Dichotomie akzentuiert / nicht akzentuiert aus. Für die phonetisch exakte Beschreibung der Typen 3 und 4 hingegen benötigt Pilch noch einen subsidiary stress und einen weak stress.
1.1.3. Linguistische vs. paralinguistische Bedeutung (Hockett 1958) Selbst Intonationen, denen sich verschiedene Bedeutungen zuordnen lassen, können noch problematisch sein. Vergegenwärtigen wir uns die Verteilung der an einem Sprechvorgang beteiligten Zeichen.
Segmentale Zeichen akustisch Suprasegmentale Zeichen — — (Intonation) — — optisch
2
Kinetische Zeichen (Gestik u s w . )
linguistisch
paralinguistisch
Eine Definition des Begriffs "Zeichen" erfolgt erst in 2 . 2 . 2 . 1 . Die Darstellung verdanke ich Herrn Professor Standop.
Die Schwierigkeit der prosodischen Analyse liegt in der doppelten Funktion, die prosodische Konturen ausüben. Neben möglichen grammatischen Informationen (linguistisch) kennzeichnen Intonationen stets die Haltung des Sprechers zu dem von ihm Gesprochenen (paralinguistisch) . Die Sprecherhaltung kann sowohl akustisch als auch optisch vermittelt werden. Die Grenze zwischen LINGUISTISCHEM und PARALINGUISTISCHEM geht mitten durch den Intonationsbereich. Daß das Nichtbeachten dieser beiden Bereiche auch bei der Bestimmung der Komponenten der Intonation zu Schwierigkeiten führen kann, haben Isaiienko/Schädlich ( 1 9 6 6 : 4 2 ) bei Hockett (1958) überzeugend nachgewiesen. Sie schreiben: Ch.F. HOCKETT illustriert die "intonational phonemes" anhand kurzer Äußerungen, die in ganz bestimmten Situationen vorkommen können und oft eine sehr komplizierte "Bedeutung" haben können. In einem Gespräch zwischen Bill und Jack_antwortet Bill auf Jack's Frage "Where're you going?" mit home I. Diese Intonation hat nach HOCKETT folgende "Bedeutung": "a perfectly matter-of-fact reply, without any implication that Jack really ought to know the answer without asking". Lautet die Antwort ^home^\>, so bedeutet sie: "I d o n ' t particularly want to go home, but there's nothing else left to do". Soil in der Antwort die "Bedeutung" vermittelt werden, die HOCKETT in den Satz kleidet "Of course I ' m going home; what else would you expect me at this hour?", so klingt die Antwort ^home^i (HOCKETT 1958, S. 34-35). Es fragt sich, welche "Bedeutung" die Intonation ^ hätte, wenn Jack's Frage nicht "Where're you going", sondern "What is her name?", und die Antwort nicht ~^home \r, sondern 3joan2| wäre. Gewiß, den von HOCKETT angeführten "Mikrosegmenten können die angeführten Paraphrasen unterstellt werden, doch hängt die "Bedeutung" der Intonationen, wie sie HOCKETT analysiert, nicht allein von der Intonation, sondern vielmehr von der Situation und von der lexikalischen Bedeutung des zugrunde liegenden Wortes ab. Will man der Intonation als einem System informationstragender Elemente beikommen, so kann man nicht von modalen Konnotationen, von stimmungsbedingten Nuancen oder von möglichen Paraphrasen ausgehen. Hockett macht zwei Fehler: Er verwechselt die grammatische Beschreibung einer Äußerung mit ihrem zufälligen Bedeutungsinhalt. Ferner setzen seine Umschreibungen voraus, daß die Intonationen so gut wie ausschließlich emotive Bedeutungen, d . h . Sprecherhaltungen signaDiese Problematik wird im Zusammenhang mit der "Summenbedeutung in 5 . 2 . aufgegriffen. "The so-called EMOTIVE or 'expressive 1 function, focused on the ADDRESSER, aims a direct expression of the speaker's attitude toward what he is speaking about." (Jakobson 1960:354)
lisieren.
1 . 1 . 4 . Norm und Emphase (Wode 1 9 6 6 ) Wode hat sich bemüht, einen Fehler, wie wir ihn Hockett vorwerfen können, zu vermeiden. Mit seinem Konzept der Normalintonation will er die Intonationsmuster beschreiben, die syntaktische Verhältnisse charakterisieren. Die Normalintonation schaltet emphatische Sprechweise aus; sie stellt eine ideelle Größe dar, die als Metaform zwar selten realisiert wird, dafür aber den Rahmen schafft für emphatische Abweichungen, die ein normales Gespräch charakterisieren. Wode versucht, durch Ausschalten des Kontextes bei Informantentests zur Normalintonation zu gelangen. Diese Manipulation der gesprochenen Sprache halte ich für problematisch. Ich glaube, daß es gewinnbringender wäre, nicht schon auf der phonetischen Realisationsebene nach einer Normalintonation zu forschen, sondern eine Erforschung der abstrakten Strukturen anzustreben. Die Problematik der Bestimmung einer Normalintonation von der phonetischen Realisation her besteht darin, daß die Komponenten der Intonation (bei Wode das Modell von Pike 1 9 4 5 ) schon als Beschreibungsapparat vorausgesetzt werden und daß das sprachliche Material in die Form des Beschreibungsapparates gezwängt wird. Schließlich sollte noch kritisch vermerkt werden, daß die Unterscheidung zwischen Emphase und Norm nach keinem linguistischen Kriterium vorgenommen wird. Bei anderen Informanten und einem anderen Beschreibungsapparat könnte die Norm anders aussehen. Wie Pilch unterscheidet auch Wode nicht zwischen der Beschreibung eines sprachlichen Kontrasts und einer phonetischen Realisation. Vgl. z . B . Wodes Pausenregel RP 2 ( 1 9 6 6 : 1 4 2 ) : Satzerweiterungen bilden einen eigenen Sprechtakt. Syntaktisch ergeben sich viele Unterklassen: 1. Adverbien: yesterday / we went to the theatre// Nach der Aufzählung weiterer Beispiele und Unterklassen schreibt er ( 1 4 4 ) : Eine Reihe von mehrdeutigen Morphemfolgen fielen uns a u f : 5
/ bedeutet Innenpause, // Endpause.
his his the the
faith in his own opinion is unshaken // faith / in his own opinion / is unshaken // discussion thereafter grew heated // discussion / thereafter / grew heated //
in his own opinion und thereafter sind in den jeweils ersten Sätzen der beiden Paare Erweiterungen zu faith bzw. discussion, in den zweiten Satzerweiterungen. Leider gehört die Erklärung dieser und weiterer Oppositionen nicht zum integralen Bestandteil der Regel RP 2. überhaupt kommt den Oppositionspaaren keine zentrale Bedeutung zu, sie werden durchweg erst zu Ende jeder Regel behandelt.
1.1.5. Eine grammatische Definition der Intonation (Halliday 1966 u. 1 9 6 7 ) Eine grammatische Definition der Intonation ist von Halliday versucht worden. Von seiner Theorie schreibt Crystal ( 1 9 6 9 : 4 4 ) : The historical importance of Halliday's approach is to suggest a theoretical framework within which the different statements about intonational form and function can be related, something which has not been done successfully so f a r . Diese Beurteilung kann nur als optimistisch bezeichnet werden. In der Tat postuliert Halliday ( 1 9 6 7 : 1 0 ) : "English intonation contrasts are grammatical; they are exploited in the grammar of the language." Dieses Statement muß jedoch auf dem Hintergrund seiner folgenden Definition gesehen werden ( 1 9 6 7 : 1 O ) : "Whenever we describe a language we are concerned with meaning, and all contrasts in meaning can be stated either in grammar or in lexis." Diese sehr weite Definition von Grammatik und damit auch von Intonation läßt keinen Raum übrig für die Unterscheidung zwischen linguistischer und paralinguistischer Bedeutung, wie wir sie in 1 . 1 . 3 . erklärt haben. Daß aber gerade diese Unterscheidung von größter Wichtigkeit für die Intonationsforschung ist, wurde am Beispiel Hocketts dargelegt. Die Abhängigkeit der Komponenten der Intonation von der Bedeutungsseite und hier von der Unterscheidung zwischen linguistischem und paralinguistischem Bereich zeigt sich deutlich bei Halliday ( 1 9 6 6 ) , wo tone 1 und 2 genügen, um prosodische Oppositionen wiederzugeben, die auf der Bedeutungsseite diskret sind, obwohl er fünf tones plus zwei compound tones benutzt. Diese übrigen tones halten graduierbare Bedeutungen auseinander, die paralinguistischen Informationen
entsprechen (vgl. 5 . 1 . 3 . ) . 1 . 1 . 6 . Systeme of contrast (Crystal 1 9 6 9 )
Der gegen Halliday erhobene Vorwurf kann Crystal nicht t r e f f e n , obwohl beide Intonationssysteme miteinander verwandt sind. Das liegt an den von Halliday abweichenden Zielvorstellungen Crystals; dieser schreibt über sein Buch ( 2 8 2 ) : The primary purpose of this book has been to describe the formal prosodic contrasts available in English for the expression of differences in meaning, to see how many systems of contrast there are, and to examine the kinds of interrelationship existing between them and the degrees of systematicness within them. Er sucht also nach kontrastierenden Systemen, ohne sich dabei auf einen Bereich ( z . B . den grammatischen, in einer engeren Definition als bei Halliday) festzulegen. Er würde unsere Unterscheidung linguistisch / paralinguistisch im prosodischen Bereich ablehnen, da er von der Voraussetzung ausgeht, daß seine neun Systeme prosodischer und paralinguistischer Merkmale in einer Skala von Linguistizität ( l - i n g u i e t i a n e e e ) wirksam sind (vgl. 190 u. 1 9 4 ) . Eine solche Skala könnte nach Crystal wie folgt aussehen ( 1 9 1 ) : grammar ·*· 'grammatical' function of intonation ·* ' attitudinal' function of intonation -> prosodic features other than those involved in the definition of intonation (i.e. other than tone and pitch range) ·+· paralinguistic features -*· non-linguistic noises Wird die semantische Seite der Intonation so weit gefaßt (vgl. auch seine detaillierte Aufstellung 3 0 4 f f ) , werden natürlich sehr viele phonetische Daten erfaßt. Dieses Vorgehen als solches kann nicht beanstandet werden. Anders wird es jedoch, wenn Crystal seine statistisch gewonnenen Erkenntnisse mit Syntax korreliert. Wode (1971: 191) hat sich hierzu kritisch geäußert: Schwere Bedenken habe ich gegen CRYSTALS statistischen Ansatz zur Bestimmung der Zusammenhänge von Intonation und Syntax und dem damit verbundenen Normbegriff. CRYSTAL hält diese Verflechtung erst dann für überzeugend nachgewiesen, wenn die syntaktischen Elemente stete mit der gleichen Intonation gesprochen werden ( p . 2 3 9 ) . Da dies bekanntlich nicht der Fall ist, sieht CRYSTAL nur die Möglichkeit, die statistisch häufigste Intonation als Norm eines Syntagmas anzusehen. Dazu wird ergänzt:
10 1
... the unmarked term (Norm) in a prosodic system is in all cases that which occurs in the majority of cases and which carries least attitudinal information 1 ( p . 1 4 1 , Anm. 1 ) . Die beiden Komponenten dieser Definition schließen sich m . E . zwangsläufig gegenseitig aus. Informationstheoretisch gesehen, wäre die Norm als häufigste Intonation (ziemlich) redundant, was aller Erfahrung widerspricht. Wir unterhalten uns in der Regel nicht, um dem Gesprächspartner durch die Intonation Teilnahmslosigkeit oder ähnliches anzudeuten (least attitudinal) oder ihn gar zu langweilen. Die statistisch häufigste Intonation kann gar nicht die emotional ungefärbteste sein. Zur statistischen Behandlung suprasegmentaler Erscheinungen läßt sich allgemein feststellen, daß sie zwar interessante Daten hervorbringen kann, daß die Tendenzen jedoch für den Einzelfall, also ein konkretes sprachliches Beispiel, keine Erklärung bieten können (vgl. hierzu auch Quirk et al. 1 9 6 4 ) . Crystals Ansatz bietet ein weiteres Beispiel dafür, wie notwendig letzten Endes die Unterscheidung zwischen Linguistischem und Paralinguistischem ist. Dies soll keine Abwertung der Forschung im paralinguistischen Bereich bedeuten; man wird nur schwer beides miteinander verquicken können.
1.1.7. Phonologische Beschreibung von Sprecherhaltungen (Pike 1945) Die Abhängigkeit der Komponenten der Intonation von der semantischen Seite wird schließlich auch bei Pike deutlich. Im Unterschied zum System von Trager/Smith berücksichtigt er besonders die attitudinal functions der Intonation im Gegensatz zur Modalfunktion der Satztypen (1O u. 2 1 ) . Trotz gegenteiligen Postulats ist die Anzahl der Tonhöhenphoneme willkürlich ( 2 6 ) : A description in terms of three levels could not distinguish many of the contours—for example, the three contours beginning on low pitch and each rising to a different height. A description in terms of five or six levels would leave many theoretically possible contrastive combinations of pitches unused. The four levels are enough to provide for the writing and distinguishing of all the contours which have differences of meaning so far discovered, provided that additional symbols are used for stress, quantity, pause, general height of the voice, general quality of the voice, and so on. Daß bei einem Fünfer- oder Sechsersystem nicht alle theoretischen Kombinationsmöglichkeiten belegt werden können, scheint mir kein einleuchtender Grund zu sein, da Pike auch beim Vierersystem theoretisch mögliche Konturen nicht belegt. Während Crystal Schwierigkeiten hat, von den prosodischen und paralinguistischen Merkmalen
11
zur grammatischen Funktion zu gelangen, liegt bei Pike ein Problem darin, daß er mit phonologischen Mitteln Sprecherhaltungen beschreiben will.
1 . 1 . 8 . Abhängigkeit der Intonationskomponenten untereinander Aus der bisherigen Diskussion dürfte klar geworden sein, daß die Frage nach den Komponenten der Intonation von den zugrunde liegenden semantischen Größen abhängig ist. Andererseits sind die Komponenten aber auch untereinander abhängig, was in 1 . 1 . 1 . und 1 . 1 . 7 . schon angeklungen ist. Das Problem besteht hierbei darin, daß viele Forscher geneigt sind, ein beobachtbares phonetisches Merkmal mit einer linguistischen Funktion ein-eindeutig zu korrelieren. Unter Hinweis auf die Versuche von Bolinger
( 1 9 5 1 u. 1958a) und Bolinger/
Gerstman ( 1 9 5 7 ) sowie auf Fonagy ( 1 9 5 8 : 3 8 ) , Danes' ( 1 9 6 O : 3 7 ) , Liebermann (1965) und Pilch (1970a:85) muß aber geschlossen werden, daß von phonetischen Merkmalen einfach zu viel verlangt wird, wenn ihnen immer dieselbe Funktion zukommen soll. Die Möglichkeit darf nicht ausgeschaltet werden, daß ein bestimmtes prosodisches Merkmal (oder bestimmte Merkmalkombinationen) sowohl mehrere linguistische als auch paralinguistische Aufgaben zu erfüllen hat. Aus diesem Grund wird es in Kapitel 2 u . a . darum gehen, ein
Intonationsmo-
dell zu erstellen, das dem Ineinandergreifen von prosodischen Formen und Funktionen Rechnung trägt.
1.2.
Die Frage der Akzentzahl
1 . 2 . 1 . Die Problematik Die Frage nach der Anzahl der Akzentstufen im Englischen stellt sich neu im Licht der generativen Phonologie. Der klassische amerikanische Strukturalismus geht von vier Akzentabstufungen aus. Diese Akzentabstufungen sind im wahrsten Sinne taxonomisch, da jeder Silbe in einer Morphemfolge einer der vier Akzente zugeordnet wird. Die Beschränkung auf vier Akzentabstufungen ist willkürlich, da 2 3 1 5 4 man bei einem Wort wie un^ntent^ nal auch fünf Akzentabstufungen vertreten kann. Dagegen ist die Akzentabstufung innerhalb der generativen Phonologie als konsequent zu betrachten, weil sie alle
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theoretischen Akzentabstufungen zuläßt und so bis zu acht oder noch mehr Akzenten kommt, je nach Länge und syntaktischer Struktur der betreffenden Morphemfolge. Es besteht hier kein Unterschied zwischen einer Wort- und einer Satzebene. Während bei der auf vier begrenzten Zahl der Akzentabstufungen im amerikanischen Strukturalismus die Nähe zur phonetischen Wirklichkeit und Anschaulichkeit noch gewahrt wird, sind die nicht mehr im Sprechen nachvollziehbaren zahlreicheren Akzentabstufungen der generativen Phonologie rein theoretischer Natur. Es ergeben sich also folgende Schwierigkeiten: (1) Die traditionelle Auffassung muß darlegen können, warum gerade vier und nicht mehr oder weniger Akzentabstufungen nötig sind. (2) Es muß gefragt werden, ob das Akzentuierungsverfahren der generativen Phonologie (a) rein theoretischer Natur ist, (b) eine phonetische Wirklichkeit darstellen soll oder (c) sprachliche Kontraste widerspiegelt. Schließlich ist mit der Frage der Akzentabstufungen die Unterscheidung zwischen Wort- und Satzakzent eng verknüpft. 1 . 2 . 2 . Argumente gegen die vier Akzentabstufungen im amerikanischen Strukturalismus Pike ( 1 9 4 5 ) , Newman ( 1 9 4 6 ) und später auch Hockett (1958) haben sich nicht von der vorherrschenden Lehrmeinung leiten lassen und differenziertere Betrachtungen angestellt. Bei ihnen spielt bei der Neudefinition der Akzentverhältnisse die wechselseitige Wirkung von Wortakzent und Satzakzent eine ausschlaggebende Rolle. 1 . 2 . 2 . 1 . Pike ( 1 9 4 5 )
Pikes Aussagen Über die Akzentabstufungen ( 8 2 f f ) sind nicht klar gegliedert und zum Teil etwas nebulös. Folgendes ist jedoch festzuhalten. Im Unterschied zu seinen Zeitgenossen unterscheidet er bei der Akzentuierung wie folgt: "Obligatory, Optional, Emphatic; Stressed, Unstressed; Innate Placement, Special Placement" ( 8 2 ) . Die folgende Darstellung soll andeutungsweise Pikes System wiedergeben. Vgl. hierzu die Attacke gegen Chomsky/Halle (1968) von Vanderslice (1970) und auch Hammarström ( 1 9 7 3 ) .
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WORD
PHONEME
SENTENCE
(special attention) special placement
emphatic obligatory
stressed innate lexical stress
optional ^
unstressed
——-^_^
Als hervorstechendste Änderung fällt die Dichotomie phoneme of stress und phoneme of absence of stress a u f . Dem phoneme of stress ist gewissermaßen der emphatic stress übergeordnet, ebenso der special placement stress; beide sollen uns im Moment nicht interessieren. Pike setzt sich besonders mit dem reduced stress ( d . h . dem zweitstärksten Akzent) des Vierersystems auseinander und spricht ihm einen phonematischen Status ab, da er je nach Kontext so stark wie sein Akzentphonem oder so schwach wie sein Nichtakzentphonem sein kann. Auf der Ebene des Wortes will er darum bei mehrsilbigen Einheiten neben dem obligatory stress (sprich stress phoneme) einen optional stress einführen. Für meine Begriffe erkennt Pike richtig, daß der reduced stress und noch schwächere Abstufungen auf der Ebene des Wortes nicht bedeutungsunterscheidend wirksam werden können. Vgl. hesi'tation, 'hesi'tation, ,hesi 'tation. Auf der Ebene des Satzes schlägt Pike folgende Veränderung am Vierersystem von Bloch/Trager ( 1 9 4 2 ) vor ( 1 1 ) : If their reduction [gemeint ist der reduced stress] can be equated with the potential for partial suppression of innate stress because of position in an intonation contour, with the proviso that the suppressed stress, under different intonation conditions, can reappear in normal strength, then a slightly different presentation of the data might achieve a theory that is more easy to handle ... In this case, their symbol [ A ] should be read, not as indicating any specific degree of stress in proportion to their lesser stresses, but rather as indicating innate lexical stresses which have become somewhat (or even totally) suppressed in these particular intonation contexts. Ich glaube, daß Pike hier mit Recht den Finger auf eine schwache
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Stelle des traditionellen Akzentsystems legt. Leider entwickelt er aber keine echte Alternative. So tut Wells ( 1 9 4 7 b : 2 6 6 ) in seiner Rezension Pikes Neuinterpretation des reduced stress Symbols als "morphophonemic symbol" ab. Ich meine jedoch, daß er damit Pikes Kritik herunterspielt. Was Pike offenläßt und was es zu untersuchen gilt, ist die Frage, wann sich ein innate lexical stress auf der Ebene des Satzes als stress phoneme realisiert und wann nicht (vgl. Abb. oben). 1 . 2 . 2 . 2 . Newman ( 1 9 4 6 ) Newman, der sich ebenfalls mit der Beeinflussung des Akzents durch die Satzintonation beschäftigt, hat offensichtlich eine ähnliche Kritik im Auge wie Pike. Er unterscheidet zwischen drei Akzentphonemen: heavy stress, middle stress und weak stress. Das Wort ist im Englischen bei ihm dadurch gekennzeichnet, daß es höchstens e i " n e n heavy stress haben kann. In einem syntaktischen Kontext ist der heavy stress kein konstantes, sondern ein potentielles Merkmal. (Newman trennt also ebenfalls zwischen der Wort- und der Satzebene.) Innerhalb des heavy stress unterscheidet Newman zwei Varianten, die durch intonational units bedingt sind. Der letzte heavy stress in einer intonational unit wird nuclear heavy stress genannt, die vorausgehenden subordinate heavy stress. Newman unterscheidet zwischen folgenden intonational unitsi declarative (\) , interrogational (/) , enumerative (—i) und divisional (y). Erhält ein Wort einen kontrastiven Akzent, so wird es automatisch zum Nukleus der intonational unit. Newman sieht das Verhältnis von nuclear heavy stress und subordi'nate heavy stress wie folgt ( 1 7 7 ) : The nuclear heavy stress, then, is the prosodically heightened variety of the heavy stress phoneme; the subordinate heavy stress is the neutral variety of this phoneme, unaffected by the prosodic factors of intonation or expressive accent. Hier muß nun kritisch angemerkt werden, daß sich Newmans Analyse nur in einem allophonalen Bereich bewegt, daß also die heavy-etressVarianten in komplementärer Verteilung stehen und daher zwar phonetisch, nicht aber linguistisch relevant sind. Newman will durch Kontraste wie die folgenden ein middle stress
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phoneme rechtfertigen.
( 1 ) I have instructions to leave
( " I am to leave instructions' )
(2)
( ' I have been instructed to leave') ( 1 7 9 )
I have instructions to leave
(3) moving van (4) moving van (18O) Ich glaube, mit Hilfe solcher und ähnlicher Beispiele läßt sich ganz allgemein zeigen, daß ein Akzentsystem mit zwei Akzentabstufungen sowohl phonetisch als auch linguistisch unbefriedigend
ist.
Ändern wir die Beispiele (1) und (2) etwas um: (5) (6)
I have communications to leave I have communications to leave
Phonetisch gesehen liegen in communication fünf Akzentabstufungen vor,
im ganzen Satz also mindestens ebenfalls f ü n f . Linguistisch
gesehen ist der middle stress in moving van überflüssig, da das Wort bei Newman ja so definiert sein soll, daß es höchstens einen Hauptakzent trägt. Mit Hilfe von Erweiterungen und Kommutationstests läßt sich nämlich nachweisen, daß Ausdruck (3) aus einem Wort besteht und Ausdruck (4) aus zwei Wörtern.
Man darf sich
nicht von der Orthographie leiten lassen, wenn es um paradigmatische Punkte auf der syntagmatischen Achse geht.
(Vgl. Mulder
1968:71) Es kommt weniger darauf an, daß das zweite Element von (3) einen middle hat.
stress hat,
als daß es
k e i n e n
Es genügt also vollkommen, die Paare (3) bis
heavy streae
(4) wie folgt zu
notieren: ( 3 ' ) moving van ( 4 ' ) moving van War in
(3) die
zugrundeliegende
(= ' W o r t ' ) , so mag sie
grammatischen Relation oder Größe X
in (1) und (5)
sein. Auf die zugrundelie-
gende Struktur braucht jetzt noch nicht eingegangen zu werden. Fest steht jedoch, daß es für die Charakterisierung von (1) und (5) ausreicht zu sagen, daß das letzte Element im Gegensatz zu (2) und Wir sehen hier absichtlich von einer Argumentation ab, die das stress-pattern xx als Indiz für Komposita wertet. Da wir Korrelationen von prosodischen Merkmalen und sprachlichen Inhalten (hier: die Bedeutung 'compound') nur auf der Grundlage von Oppositionen vornehmen, wollen wir einen solchen Zusammenhang erst im größeren Rahmen der Intonationszeichen grammatischer Relationen (Kap. 3) behandeln.
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(6)
keinen heavy stress hat.
1 . 2 . 2 . 3 . Hockett
(1958)
Hockett leitet seine Bemerkungen über das Akzentsystem des Englischen u . a . damit ein, daß er feststellt: "We have no right to speak of an accentual system as well as an intonational system in English ... " ( 4 7 ) Dahinter verbirgt sich die Erkenntnis, daß Satzakzent und Satzintonation die gleiche Aufgabe erfüllen und keine unabhängigen Systeme darstellen. "Accentual system" hat hier nichts mit dem Wortakzent zu tun, darüber äußert sich Hockett etwas später: " ... there is at least a two-way contrast of stress in English, apart from intonation." ( 4 8 ) Es folgt Hocketts Tabelle der stress phonemes, die Ähnlichkeit mit Newmans System aufweist (50): most prominent: next: next: least prominent:
/*/ at center of intonation /'/ elsewhere /*/ no stress phoneme
Auch Newman unterscheidet allophonisch zwischen zwei Arten von primary stress, auch er markiert daneben nur einen secondary stress Im Gegensatz zu Newman setzt Hockett kein Phonem für nicht oder weniger betonte Silben an. Hockett argumentiert ähnlich wie Newman für den secondary stress, nämlich auditiv phonetisch ( 5 0 ) : Each word [gemeint sind operator und operation] still retains three degrees of prominence among its syllables, as described just above. Hence an additional symbol is required. We shall use / V on syllables less prominent than those marked /'/ but more prominent than those with no mark at all. Einige Zeilen später wird aus dem phonetischen Eindruck ein Phonem (50):
The difference between the most and the next most prominent forms part of the intonational system. The remaining contrasts require that we recognize two accentual or stress phonemes. Diese Schlußfolgerung enttäuscht, da Hockett an der o.a. Stelle (48) bei dem "two-way contrast" noch den Unterschied akzentuiert / nicht akzentuiert im Auge hatte.
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1 . 2 . 3 . Akzentuiert vs. nicht akzentuiert bei sprachlichem Kontrast Zusammenfassend
läßt sich folgendes feststellen.
( 1 ) Wie die Bei-
spiele von Pike, Hockett und Newman gezeigt haben, blieb das Dogma von den vier Akzentabstufungen keineswegs während der Blütezeit des amerikanischen Strukturalismus unangefochten.
(2) Bei den drei
genannten Autoren läßt sich jeweils eine Stelle finden, an der die einfache Dichotomie akzentuiert / nicht akzentuiert zumindest naheliegt. (3) Pike, Newman und Hockett untersuchen das Zusammenspiel von Wortakzent und Satzakzent, finden jedoch nur allophonale Varianten heraus; ein zweites stress-Phonem kann so nicht begründet werden. Bolinger ( 1 9 6 4 : 2 8 5 f ) gibt an einer Stelle eine einleuchtende Erklärung, warum man mit nur einer Akzentstärke auskommen kann. In einem System werden die verschiedenen betonten Silben auf drei Ebenen dargestellt: Accented syllable ,Unaccented syllable
(Any stressed syllable can be accented; which ones are depends on the intent of the speaker.)
Stressed syllable ^Unstressed syllable
(Any long syllable can be stressed. Only one, as a rule, actually is this is an arbitrary trait of the language.)
Long syllable
(Long syllables contain f u l l vowels; short syllables contain reduced ones.)
Short syllable
The first and last differences are audible; the middle one is not. Thus in He's a shoe-box manufacturer·,said ., . a shoeUÄ " Q box manufacturer. The syllable shoe stands out because it is accented, and box, man-, and -fac- are distinguished by their length and the fulness of their vowels from -u-, -tur-, and -er·. But without an accent, -fac-, even though it is the stressed syllable of manufacturer·, does not stand out from box or man-, I must warn the reader that this is not the analysis of English stress he is apt to find in textbooks. I offer it because I believe it is more accurate and because it more sharply distinguishes the role of pitch, limiting it to the topmost level, that of accent. Daß Bolinger pitch und accent korreliert, ist
bekannt; diese Tatsa-
che wurde auch von Hockett festgestellt (vgl. 1 . 2 . 2 . 3 . ) . Viel interessanter ist, wie ich meine, die fast funktionalistische Analyse des Satzes He 's a shoe-box manufacturer.
Ein Zitat von Martinet
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(1955:12) sei hier eingeschoben: "An accent should be defined as the setting off of one, and only one, section of the word at the expense of, and in opposition to, the other sections of the same word." Ich glaube, daß man mit dem Eingeständnis, daß nur die Unterschiede auf der oberen und der unteren Ebene hörbar seien, letzten Endes weiter kommt, als wenn man versucht, verschieden betonte und unbetonte Silben auseinanderzuhalten. Wenn wir als Fazit aber nunmehr davon ausgehen, daß die Dichotomie akzentuiert / nicht akzentuiert ausreicht, um linguistisch relevante Unterschiede erklären und ausdrücken zu können, so bleibt die Frage bestehen, wann wir innerhalb einer syntaktischen Fügung (Wörter haben höchstens einen Akzent) mit dem distinktiven Akzent zu rechnen haben und wann nicht. Dieses Problem wird in 1.3. neu aufgegriffen. 1 . 2 . 4 . Vergleich linguistisch relevanter, auditiv phonetisch unterscheidbarer und generativer Akzentabstufungen Kehren wir zu unserer eingangs gestellten Frage zurück, ob der klassische amerikanische Strukturalismus darlegen kann, warum gerade vier und nicht mehr oder weniger Akzentabstufungen nötig sind. Wenn man davon ausgeht, daß die Beschreibung von Akzentabstufungen sich zunächst prinzipiell auf zwei Ebenen (1. die phonetische und 2. die linguistische = phonologische Ebene) vollziehen kann, so fällt auf, wie wir oben sahen, daß im amerikanischen Strukturalismus nicht sauber zwischen diesen Ebenen getrennt wird; es liegt ein level-jumping vor. Dieses Vorgehen kann dem amerikanischen Strukturalismus vorgeworfen werden, da er bei den übrigen, segmentalen Einheiten diese beiden Ebenen auseinanderhält. Gerade wegen des leveljumping ist die Anzahl von vier Akzentabstufungen willkürlich, da, wie oben gezeigt, für die linguistische Relevanz die Dichotomie betont / nicht betont ausreicht, die phonetische Darstellung hingegen mehr als vier Akzentstufen benötigt. Wieviele Akzentabstufungen für eine phonetische Darstellung angesetzt werden können, ist u.a. eine Frage des auditiven Trainings eines Phonetikers. In jedem Fall wird die Anzahl in der generativen Phonologie größer sein als die in der phonetischen Darstellung, da sie alle theoretisch möglichen Akzentabstufungen bei einer syntaktischen Interpretation (labelled bracketing) des phonetischen Materials angibt. Wir können absolute Zahlen bei der Anzahl der
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Akzentabstufungen zunächst umgehen, indem wir die anzahlmäßigen Größenverhältnisse angeben. theoretisch mögliche
tischen Materials Hiermit ist auch eine Antwort für das Problem (2) aus 1 . 2 . 1 . gegeben. Da grammatische Regeln in die Phonetik projiziert werden, sind die Akzentabstufungen bei der generativen Phonologic weder so ausgerichtet, daß sie linguistisch Relevantes unterscheiden ( z . B . im Sinne des Funktionalismus), noch so, daß sie eine phonetische Wirklichkeit widerspiegeln wollen. Chomsky/Halle ( 1 9 6 8 : 2 9 4 Anm. 2) gestehen selbst: In fact, we do not wish to exclude the possibility that under certain conditions distinctions that might be implied by the phonological rules of the language may not actually be realizable. 1 . 2 . 5 . Blaak board eraser: ein Fall von Homophonie? Wir haben oben gesagt, daß für die linguistisch relevante Beschreibung_ die Dichotomie akzentuiert / nicht akzentuiert ausreicht. Diese These muß angesichts einiger Beispiele, die Chomsky/Halle vorlegen, überprüft werden, da ihre syntaktischen Interpretationen des phonetischen Materials unter Umständen linguistische Relevanzen widerspiegeln. Zur Diskussion stehen die Ausdrücke ( 1 9 6 8 : 2 0 f ) : ( 7 ) [ [ black] [ [ n
[
board] [ e r a s e r ] ] ] -.
N[N[Ablack]A[Nb°ardlN]N[NeraSer]N]N 1
-,
-
'board eraser that is black 1
blackboard K * black board
Die vorliegenden Akzent-"Erzeugungen" legen es zunächst nahe, aufgrund der syntaktischen Analyse außer dem Primärakzent zwei weitere Akzentabstufungen anzusetzen, da sonst kein Unterschied zwischen den Äußerungen (7) und (9) bestehen könnte. Verläßt man sich jedoch beim Aussprechen von (7) und ( 9 ) nur auf die Akzentabstu-
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fungen, so wird es zumindest für mich unmöglich, eine unterschiedliche Sprechweise festzustellen. Das hängt damit zusammen, daß in beiden Äußerungen der Hauptakzent in der Mitte liegt und darum ein Vergleich des Akzents des ersten Elements mit dem des dritten unmöglich gemacht wird. Ohne einem Informantentest vorgreifen zu wollen, kann jedoch jetzt schon eine Lösung des Problems versucht werden. Bolinger/Gerstman ( 1 9 5 7 ) haben sich in Testreihen mit einer ähnlichen Frage befaßt. Sie setzten sich mit dem Problem auseinander, wie man zwischen den Äußerungen ( 1 O ) und ( 1 1 ) differenzieren könne. Ich gebe Bolinger/Gerstmans Beispiele in der Notierung von Chomsky/Halle wieder, um leichter Parallelen zu (7) bis (9) ziehen zu können. (10)
[ N [ N [ A lightl A [ N house] N ] N [ N keeper] N ] N ^
( 1 1 ) [ [ light] [ [ 1
house] [ k e e p e r ] 2 3
'LeuchtturmW «.it· G i
] ] meister'
Verzichten wir auf die Kontrastfunktion von light in ( 1 1 ) , so ergibt sich: ( 1 2 ) [ N p [ A light] A [ N [ N house] N [ N keeper] N ] N ] N p 2 1 3
'leichter Hausmeister'
Bolinger/Gerstman haben nachgewiesen, daß in erster Linie für den Unterschied zwischen (10) und ( 1 1 ) nicht Akzentabstufungen, sondern Pausen linguistisch relevant sind. Bei gleicher Zuordnung des Hauptakzents auf light liegt bei (1O) eine Pause zwischen house und keeper vor und bei ( 1 1 ) zwischen light und house. Bolinger/ Gerstmans Beispiele zeigen, daß man mit der Dichotomie akzentuiert / nicht akzentuiert, kombiniert mit einer distinktiven Pause, die Äußerungen (10) und ( 1 1 ) auseinanderhalten kann. Für unsere Beispiele (7) bis (9) kann das nicht ohne Bedeutung sein. Zunächst stellen wir fest, daß die Beispiele (8) und ( 1 O ) , (7) und ( 1 1 ) sowie (7) und ( 1 2 ) identische Ableitungsstrukturen haben. Wenn wir also eine Pause bei (1O) hinter house haben, können wir auch eine bei (8) hinter board ansetzen. Da bei ( 1 1 ) hinter light eine Pause liegt, können wir hypothetisch davon ausgehen, daß sich bei ( 1 2 ) zumindest eine fakultative Pausenstelle am gleichen Ort
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wie bei ( 1 1 ) befindet. Das würde für (7) eine hypothetisch fakultative Pause nach blaok zur Folge haben. Aus den Beispielen ( 7 ) , ( 8 ) , (1O) und ( 1 1 ) geht hervor, daß eine Pause nicht dort vorkommen kann wo nach dem ersten Transformationszyklus die Klammern getilgt werden. Wendet man diese Hypothese auf das noch unerklärte Beispiel (9) an, so ergibt sich daraus eine Pause nach board. Die Sätze (7) bis ( 9 ) ließen sich dann (ohne Ableitungsstrukturen) wie folgt darstellen: ( 7 ' ) black (/) board eraser ( 8 ' ) black board (/) eraser ( 9 1 ) black board (/) eraser Für meine Sprechweise ist die Hinzuziehung der Pause die einzige Möglichkeit, zwischen ( 7 1 ) und ( 9 1 ) zu unterscheiden. Bei ( 8 ' ) ist die Pause redundant, da durch die unterschiedliche Akzentstellung keine Verwechslung mit ( 7 1 ) und ( 9 1 ) möglich ist. Übrigens wird die Pausenstelle bei ( 7 ' ) relevant, wenn man bei (7) die Kontrastfunktion, die in ( 1 1 ) vorkam, benötigt. Dann würde sich ergeben: (13) black / board eraser Für die Problemstellung, die sich aus dem black board eraser ergibt, sei hiermit genug gesagt. Die Behauptung von Chomsky/Halle, daß (7) und (9) nur durch Akzentmuster in bezug auf die Syntax disambiguiert werden, erscheint nunmehr fragwürdig. Ob ein Fall von Homophonie vorliegt oder Pausen anzusetzen sind, wird in Kapitel 3 erörtert. 1 . 2 . 6 . Wort- und Satzakzent Wie in 1 . 2 . 1 . schon angeklungen ist, sollte das Problem der Akzentabstufungen nicht ohne eine mögliche Unterscheidung in zwei unabhängige Akzentebenen, nämlich des Wortes und des Satzes, diskutiert werden. Zunächst wird sich kaum bestreiten lassen, daß die beiden folgenden Oppositionen verschiedene Bereiche sprachlicher Phänomene ansprechen. ( 1 4 ) permit ^ permit (15) I have instructions to leave / I have instructions to leave Bei ( 1 4 ) handelt es sich um einen Unterschied zwischen Wörtern, bei (15) zwischen syntaktischen Relationen. Bei der nächsten Opposition
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liegt jedoch eine Schwierigkeit, die schon in 1 . 2 . 2 . 2 . behandelt wurde. (16) moving van ^ moving van Die mir bekannten Arbeiten über Akzentverhältnisse im Englischen haben übersehen, daß bei einem Oppositionspaar wie ( 1 6 ) ein Unterschied zwischen einem Wort (d.h. einer Position in der Syntax, vgl. unten) und einer syntaktischen Relation besteht. Bei einer prosodischen Definition der Einheit "Wort", wie z . B . bei Hockett ( 1 9 5 8 : 1 6 7 ) , ist eine solche Erkenntnis nicht möglich: "A word is thus any segment of a sentence bounded by successive points at which pausing is possible." Wir ziehen darum Mulders (1971b) Definition heran: "'Word 1 for 'simultaneous bundle of distinctive features in grammar not extending over more than one position.'" Positionen definiert Mulder ( 1 9 6 8 : 7 1 ) als "the points on the syntagmatic axis at which paradigms can be established". Meines Erachtens bietet diese engere» syntaktische Definition von "Wort" die Möglichkeit, die Bereiche Wort- und Satzakzent besser auseinanderzuhalten. Ich definiere darum wie folgt: WORTAKZENT liegt vor, wenn bei einem segmentalphonologisch gleichen Oppositionspaar beide Elemente je ein Wort im Sinne der Mulderschen Definitionen sind. Innerhalb beider Oppositionselemente lassen sich also keine syntaktischen Relationen herstellen. SATZAKZENT ist dadurch gekennzeichnet, daß mindestens eine syntaktische Relation in einem Element eines segmentalphonologisch gleichen Oppositionspaares vorkommt,. Unterschied zwischen (D (2)
Wort Wort
(3)
syntaktische Relation
Wort syntaktische Relation syntaktische Relation
WORTAKZENT SATZAKZENT
Die sich auf Oppositionspaare stützende Definition von Wort- und Satzakzent hat den Vorteil, daß die Unklarheit über die Verteilung der stress-Phoneme (vgl. 1 . 2 . 2 . 1 . ) oder der accented syllables (vgl. 1 . 2 . 4 . ) behoben wird. Ein Hauptproblem der vorausgegangenen Forschung bestand ja darin, daß die im Satz verteilten stress-Phoneme wegen zu großen allophonischen Charakters ihre Identität ein-
23 büßten. In dieser Arbeit soll darum versucht werden, auf funktionalem Wege von den prosodischen Phonemdefinitionen wegzukommen. 1.3.
Die prosodische Segmentierung
Wenn man unterstellt, daß innerhalb eines Wortes - wenn überhaupt nur die Dichotomie akzentuiert / nicht akzentuiert linguistisch relevant ist, so bleibt die Frage offen, wie sich die distinktiven Akzente innerhalb syntaktischer Fügungen verteilen. D . h . es muß untersucht werden, welche Denotationsunterschiede grammatischer Art durch das Setzen von Akzenten ausgedrückt werden können. Es hat sich gezeigt, daß damit in einer Reihe von Fällen die Pausensetzung zusammenhängt. Eine exakte Definition der sprachlichen Einheiten, die einen Akzent erhalten oder von einem Akzent zusammengehalten werden, wurde jedoch noch nicht gefunden. 1 . 3 . 1 . Morphologisch: Wode ( 1 9 6 6 ) Wode gibt Akzentuierungsregeln für syntaktische Gruppen (seine K-Regeln), die lediglich dadurch definiert sind, daß sich Satzerweiterung, Subjekt und Prädikat in syntaktische Gruppen gliedern lassen, und zwar "durch eine Reihe von Kriterien" ( 1 4 0 ) . Die aufgeführten Kriterien unterscheiden jedoch nur fakultative von obligatorischen syntaktischen Gruppen. Später muß der Leser zu dem Schluß kommen, daß sich hinter syntaktischen Gruppen Wortklassen in Gestalt von Kernen oder Erweiterungen verbergen, in denen außer bei K 2 {on earth), K 3 (blackbird) und K 4 {gentleman farmer) keine syntaktischen Relationen zum Ausdruck kommen. Nebenbei zeigen gerade K 3 und K 4, daß Wodes syntaktisches Modell nicht die beiden in Frage kommenden Klassen deuten kann: K 3 {blackbird} In dieser Klasse fassen wir alle diejenigen syntaktischen Gruppen zusammen, die aus zwei oder mehr zueinander in endozentrischer Relation stehenden Wörtern bestehen, und zwar so, daß nur das erste dieser beiden Wörter betont ist. ( 1 6 8 ) K 4 (gentleman farmer} Zu dieser Klasse gehören alle diejenigen Manifestationen von syntaktischen Gruppen, die aus zwei zueinander in endozentrischer Relation stehenden Wörtern bestehen, und zwar so, daß beide Wörter betont sind. (172)
24
Das Problem der Akzentgruppen wurde von Wode nicht syntaktisch gelöst. Die Grenzstellen verbinden pro- oder enklitisch die nach den Regeln K unbetonten Silben mit den betonten. Eine sprachliche Relevanz, die von der Pausensetzung unabhängig ist/ vermag ich nicht zu erkennen. Wode argumentiert, daß in "he found ^ it in his pocket //" (187, ^ markiert hier die Konturgrenze) eine emphatische Verzerrung entstehe. Warum zwischen found und it nur eine Konturgrenze, nicht jedoch eine Pause bei einer emphatischen Verzerrung anzusetzen sein soll, bleibt unerklärt. Bis auf die Kennzeichnung der Silben in Doppelfunktion (unbetonte Silben, die gleichzeitig zu zwei Konturen gehören) stellen die Akzentgruppen die oben beschriebenen syntaktischen Gruppen dar; sie bilden die Struktur seiner später behandelten Tonhöhenkonturen. 1.3.2. Syntaktisch: Bierwisch ( 1 9 6 6 ) Auch Bierwisch bestimmt in seiner Arbeit über Intonationsverhältnisse im Deutschen Grenzstellen, die denen von Wode nicht unähnlich sind. Das Augenmerk liegt jedoch weniger auf morphologischen als syntaktischen Bedingungen. Seine Phrasierungseinheiten werden nämlich dadurch gewonnen, daß die Konstituenten der Oberflächenstruktur mit Grenzsymbolen entsprechend der Konstituentenhierarchie geordnet werden. Die lexikalischen Kategorien erhalten Akzentmerkmale; die akzentlosen Phrasen werden pro- oder enklitisch mit der Nachbarphrase höheren Indexes verbunden. Die Grenzelemente, die die Phrasierungseinheiten bestimmen, markieren zunächst mögliche Pausen. Welche Pausen realisiert werden, hängt von einem außersprachlichen Parameter ab. Die Vor- und Nachteile einer solchen Variabilität liegen auf der Hand. Sprechgeschwindigkeit und andere Performanzfaktoren können auf diese Weise gut erklärt werden. Auf der anderen Seite ist dadurch, daß alle möglichen Pausenstellen syntaktisch und eine engere Auswahl durch den außersprachlichen Parameter bestimmt sind, das eigentliche Problem nicht gelöst. Uns interessieren ja gerade Fälle, wo eine Pause stehen muß. 1.3.3. Nach Sinneinheiten: Halliday ( 1 9 6 6 u. 1967) Waren die beiden vorangegangenen Phrasierungsversuche morphologisch-
25
-syntaktisch orientiert, so kann der von Halliday als nach Sinneinheiten ("units of Information", s . u . ) orientiert bezeichnet werden. Halliday, der drei unabhängige Wahlmöglichkeiten für die Intonation im Englischen ansetzt, bezeichnet mit tonality die Wahl der Einheiten, in denen die iones (Tonbewegungen) an bestimmten Stellen (tonicity) wirken. Die Einheiten selbst heißen tone groups. Diese sind nur innerhalb des theoretischen Systems von Halliday definiert, nicht aber durch sprachliche Wirklichkeit ( 1 9 6 7 : 1 8 ) : " ... the tone group bears no fixed relation to any of the grammatical units of spoken English." An anderer Stelle sagt er ( 1 9 6 6 : 1 1 9 ) : "The tone group can be thought of as representing a unit of information, and the speaker is free to choose how many units of information he is conveying and where he divides them." Die freie, nicht in Regeln faßbare Wahl des Sprechers überläßt die sprachliche Invarianz, die ja Ziel der linguistischen Beschreibung ist, dem Z u f a l l . Beim Problem der Segmentierung sollte deshalb darauf geachtet werden, daß die Performanzebene (oder utterance level) nicht ad hoc in den Intonationsregeln Eingang findet.
2.
DIE SEMIOTISCHE BEHANDLUNG DER INTONATION
2.1.
Allgemeine methodische Vorüberlegungen
2 . 1 . 1 . Induktives Vorgehen beim amerikanischen Strukturalismus und bei der Londoner Schule Wir haben festgestellt, daß im amerikanischen Strukturalismus die einzelnen Komponenten der Intonation und ihre mehr oder minder große Identifizierung mit segmentalen Phonemen im Vordergrund des Interesses standen. Die Arbeiten der Londoner Schule befaßten sich ebenfalls mit den Komponenten der Intonation, jedoch auf einer mehr phonetischen Ebene der Darstellung. Beide Richtungen können, was ihre Methoden angeht, als induktiv bezeichnet werden; es werden Regeln aus Einzelfällen hergeleitet. Die auch bei einer Beschreibung involvierte Theorie hat jedoch im amerikanischen Strukturalismus einen höheren Grad an Abstraktion. Damit ist gemeint, daß bei der Korrelation von phonetischer Manifestation und Bedeutung Hilfsgrößen wie Phonem oder Morphem verwendet werden. Die Forscher um Daniel Jones betrachteten intonatorische Erscheinungen als außerhalb der Phonemtheorie liegend. Der Kreis um J.R. Firth war hingegen bemüht, die engere Phonemtheorie für den prosodischen Bereich zu erweitern: The motive behind this extension of the scope of the phoneme has been the theoretical principle that all phonetic differences anywhere and of any sort in utterance that can be shown to be contrastive, or distinctive in the same phonological environment, must be assigned to an appropriate phoneme or phonemes, whose linguistic status is essentially the same as that of the first recognized segmental consonant and vowel phonemes, although the phonetic phenomena involved are of different kinds. (Robins 1967:151) Neuere Arbeiten über Intonation wie etwa die von Crystal (1969) und Halliday ( 1 9 6 7 ) , die in der Tradition von Firth stehen, suchen ziemlich nahe an der phonetischen Realisationsebene nach Oppositio-
27
nen oder Kontrasten. Um mit Haas ( 1 9 6 6 : 1 1 7 ) zu sprechen, könnte man sagen, daß hierbei keine "reduzierende" Methode angewandt wird: The f i r s t task, then, of linguistic description - somewhat analogous to the chemist's attempt to 'explain 1 the puzzling variety of material things - may be said to be a reductive one: the task, namely, of reducing the practically infinite variety of utterances to a relatively few recurrent relations of a relatively few recurrent elements.
2 . 1 . 2 . Die Randstellung der Prosodie bei den deduktiven Schulen Wenn wir im Moment die transformationellen Analysen außer Betracht lassen, fällt a u f , daß die Vertreter der deduktiven Schulen prosodische Erscheinungen nicht in ihre Systeme aufnehmen. Martinet ( 1 9 6 0 ; 1 9 6 3 : 5 1 u. 74) weist darauf hin, daß die Intonation nicht im Rahmen der zweifachen Gliederung der Sprache funktioniere und als Ausdrucksfunktion bzw. als Kontrastfunktion nicht distinktiv oder oppositiv sei. Hjelmslev ( 1 9 3 6 : 5 f ) , der zwischen den Glossemen "cenemateme" (Ausdrucksfigur), "pleremateme" {Inhaltsfigur) und "prosodeme" unterscheidet, spricht dem letzteren eine charakterisierende Funktion zu, während die beiden erstgenannten konstituierende Funktion haben. Je nach Sprache hat der accent, der bei Hjelmslev eine sich über eine Kette von Silben erstreckende Erscheinung ist,
einen glossematischen Wert oder auch nicht; d.h. nur solche
Veränderungen der Akzentverhältnisse, die einen Bedeutungswandel mit sich bringen, haben einen glossematischen Wert. Im Moment verdient es festgehalten
zu werden, daß hier die Funktionalität von
sprachlichen Erscheinungen von der Semantik abhängig gemacht wird. Dies scheint typisch zu sein für die deduktiven Methoden, wie die von Saussure, Hjelmslev oder Martinet, die von bestimmten Prinzipien ausgehen. Auf Grund solcher Prinzipien können strengere linguistische Maßstäbe angelegt werden als bei der Distributionsmethode. Bevor man sich für eine der beiden Methoden, induktiv oder deduktiv, entscheidet, müssen mögliche Auswirkungen bedacht werden.
2 . 1 . 3 . Induktive oder deduktive Methode? Die INDUKTIVE METHODE wird als
eine Verallgemeinerung verstanden.
Sie soll diejenigen Forschungsmethoden bezeichnen, die einmal eine Beobachtung im Sinne einer Bestandsaufnahme vornehmen (Korpus) und
28
die zum anderen dazu geneigt sind, das vorgefundene Material eher zu verteilen ( z . B . durch Substitution), als auf einer höheren Ebene auszuwählen; es wird gewissermaßen von unten nach oben gearbeitet, wenn wir mit unten die Ebene der sprachlichen Manifestation veranschaulichen wollen. Die Distributionspraxis läuft im segmentalen Bereich auf funktionale Einheiten hinaus, weil Größen wie Phonem, Morphem oder Wort vorausgesetzt werden. Haas ( 1 9 5 4 ) hat darum darauf hingewiesen, daß eine Distributionsanalyse nicht nur Elemente verteilt. Die Substitutionspraxis kann nur funktionieren, wenn die Einheiten, innerhalb derer die Substitutionen vorgenommen werden, schon bestimmt sind. Hier wird durch die Größen wie etwa Morphem, Wort, Phrase oder Satz das an Definition nachgeholt oder auch nur stillschweigend anerkannt, was bei einer deduktiven Methode ausdrücklich formuliert werden würde. Im suprasegmentalen Bereich ist es jedoch äußerst schwierig, die Einheiten, die Voraussetzung für die Distribution sind, zu bestimmen. Wegen der mehr-mehrdeutigen Relationen zwischen dem segmentalen und dem suprasegmentalen Bereich halte ich ein induktives Vorgehen für die Lösung der in Kapitel 1 aufgeworfenen Probleme für wenig erfolgversprechend. In einer Ad-hoc-Oefinition wollen wir kurz die DEDUKTIVE METHODE als diejenige charakterisieren, bei der anfängliche theoretische Überlegungen ("Modelle") zur Richtschnur der Untersuchung gemacht werden. Bei der deduktiven Methode scheint mir die Gefahr, in Detailproblemen steckenzubleiben, geringer zu sein. Bei der Erforschung prosodischer Eigenschaften hat ein fehlender linguistischer Maßstab zu einer Atomisierung des Gegenstandes geführt. Der Streit, ob Tonhöhen, Akzentmuster oder Konturen bei einer Systematisierung relevanter sind, mag als Beispiel gelten. Die linguistische Behandlung der Materie ist dabei leicht aus der Hand geglitten und hat zu akustischen, auditiven oder psycholinguistischen Spezialuntersuchungen geführt. Schon Hjelmslev (1963;1970:5) hat diese Tatsache beklagt: And it can be argued that despite all this many-sided study, one point of view about language has been neglected and, at Vgl. Hjelmslev ( 1 9 4 3 ; 1 9 6 3 : 1 3 ) : "progression from class to component" oder Martinet ( 1 9 6 4 : 3 1 ) : " ... illustrated by reference to existing phenomena, but deductively arrived at when starting from a definition of language as a doubly articulated set of vocal habits."
29 that, the one that seems the most important and the most natural - the linguistic point of view. Was wäre demnach eine rein linguistische Beschreibung? Ich glaube, daß deduktive Methoden, wie die der Prager oder Kopenhagener Schule, ein größeres Maß der Beschränkung auf das rein Sprachliche gewährleisten können. Die Vielfältigkeit sprachlicher Erscheinungen muß einfach auf die wichtigsten Prinzipien reduziert werden. Es ist darum nötig, den Begriff "sprachlich" einzuengen. Saussure und Hjelmslev haben das indirekt mit ihren Konzepten vom sprachlichen Zeichen getan. 2 . 1 . 4 . Der axiomatische Charakter deduktiver Prinzipien Man muß sich darüber im klaren sein, daß eine solche Einengung oder Definition des Forschungsgegenstandes zunächst ein willkürlicher Akt ist, denn es sind durchaus andere Definitionen möglich. Die transformationell-generative Richtung oder die Richtung der generativen Semantik lenken ebenfalls durch bestimmte Prinzipien die Forschung von vornherein in bestimmte Bahnen. Solche Prinzipien können wir Axiome nennen. Dies soll andeuten, daß solche Grundannahmen nicht bis ins letzte Detail bewiesen werden können, daß ihre Anwendung jedoch eine Menge von Erscheinungen erklären kann. Das Konzept von sprachlichen Zeichen beispielsweise ermöglicht es, viele Beobachtungen in einer konsistenten Theorie zusammenzufassen. Denselben Anspruch würden wohl auch Transformationsgrammatiker erheben. Ich erwähne diese beiden Strömungen, da sie beide deduktiv arbeiten und also eine Theorie vor die Auswertung der Daten stellen. Im Fall der transformationell-generativen Richtung gehen manche Arbeiten kaum über die Theorie hinaus. Die Aufstellung einer Theorie wird aber kaum ohne einen Blick auf die Daten erfolgen (vgl. Diagramm in Mulder 1968:5) . 2 . 1 . 5 . Sprache und andere Kommunikationsarten semiotisch aufgefaßt Doch zurück zu unserer Frage nach der rein linguistischen Beschreibung. Wenn wir auch unterstellen, daß eine Eingangsdefinition die Untersuchung strafft, so bleibt doch noch offen, wie gewährleistet werden kann, daß solche Axiome den rein sprachlichen Kern treffen. Wir wollen und können hier kein Verfahren diskutieren, das uns die
30
beste Definition dessen liefert, was wir mit "sprachlich" bezeichnen. Das Problem wird aber schon übersichtlicher, wenn wir das Phänomen Sprache in einem größeren Zusammenhang sehen. Ein solcher größerer Zusammenhang wäre eine Hierarchie von SEMIOTISCHEN SYSTEMEN, die möglichst viele Arten von Kommunikation umfaßt. Wenn also die Einordnung der natürlichen menschlichen Sprache in ein solches semiotisches System möglich ist, werden durch das System schon Hinweise gegeben, welche Eigenschaften die Sprache haben muß. Eine solche gegliederte Aufstellung von semiotischen Systemen hat Mulder (1968:14) entworfen (siehe Abb. 1 ) . 2 Die menschliche Sprache wird hiernach wie bei Martinet als semiotisches System mit zwei Artikulationen aufgefaßt. Die beiden Artikulationen stehen einmal für grammatische Elemente, d . h . solche, die Form und Inhalt haben, und zum anderen für phonologische Elemente, die nur Form haben. Die in der "doppelten Artikulation" ausgedrückte Charakterisierung der Sprache hat Modellcharakter für deren semiotische Interpretation. Sie kann axiomatischen Status erhalten und zum Ausgangspunkt von weiteren Folgerungen und Definitionen werden. Eine Sprachbeschreibung, die auf diesem Axiom gründet, könnte mit einigem Recht von sich behaupten, rein linguistisch orientiert zu sein. Dies gründet sich einmal auf den allgemeinen Charakter der Definition, der durch den größeren Zusammenhang gegeben wird, zweitens aber auf die Definition von Sprache selbst, die ohne Unterlaß zum Maßstab der eigentlichen Beschreibung wird. Wir können daher die formale Erklärung geben, daß eine rein sprachliche Beschreibung vorliegt, wenn eine Sprachdefinition axiomatischen Charakter für eine Theorie erhält. Innerhalb der von Mulder entworfenen Hierarchie von semiotischen Systemen gewinnt die uralte Unterscheidung von Form und Inhalt eine J . W . F . Mulder (Linguist in St. Andrews, Schottland) wurde hauptsächlich durch F. de Saussure, L. Hjelmslev, A. Martinet und später C. Morris beeinflußt und begreift sich als "axiomatic functionalist". Ihm geht es um die weitere Entwicklung und Anwendung der Theorie von sprachlichen Zeichen. Im Gegensatz zu den meisten Arbeiten, die seit der Indiana-Konferenz von 1962 (vgl. Sebeok et al. 1964) entstanden und "Semiotik" als überbegriff für Linguistik, Paralinguistik, Kinesik, Psychologie, Anthropologie etc. auffassen, benutzt Mulder diesen Begriff in einem engeren, zeichentheoretischen Sinn. "Phonologisch" wird hier also allgemein aufgefaßt und betrifft nicht nur die Phänologie (vgl. Abb. 1 ) .
C (fl
flj
(Ο
υ
•Η -Ρ
(Ο (Ο
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-Λ 3 Ο 0) Λ ·Η tn-P Cn ι—ι nj ο n (N
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CO
(0 g -Η C
C 3 id -P g W 3 0)
v
t- ") zwischen den Gliedern. Formal haben wir: A b & b 7^ a = a y* b. Unsere Notierungskonvention soll sein: "H/H" oder "D^D". Ob es sich bei Interordination und Koordination um je zwei Kerne oder je zwei Erweiterungen handelt, hängt von der Relation des betreffenden Ausdrucks zu einem anderen D oder H ab, da die Relationen selbst mittels Klammerung Bestandteil neuer Relationen werden können. Klammern legen dann fest, daß zuerst die Relation innerhalb der Klammern wirksam werden muß, bevor der umklammerte Ausdruck als Ganzes mit dem außenstehenden Element in Beziehung gesetzt wird. Die Klammerung entspricht darstellungsmäßig einem Stammbaumknoten, der niedrigere Knoten dominiert. Wir wollen nun die bei blaak board eraser möglichen Relationen feststellen. Betrachten wir zunächst die Strukturbäume, die den geklammerten Ausdrücken bei Chomsky/Halle ( 1 9 6 8 : 2 1 ) entsprechen. (Bei Stemmadarstellungen f ä l l t es leichter, Dominanzen zu überblicken als bei geklammerten Ausdrücken.):
mit ist gesagt, daß wir, mit Trubetzkoy, die Relation SubjektPrädikat nicht als eine Relation der Unterordnung beurteilen." Dem prädikativen Syntagma entspricht bei mir die Interordination. Wie wir später sehen werden, t r i f f t sie jedoch nicht nur auf prädikative Syntagmen zu.
52 (D
NP
ftX N
/\N
black board-eraser
. N
N
N
blackboard eraser (3)
N NP
N
black board eraser Die Folge black board eraser kann, wie wir sehen, nur die beiden folgenden Strukturierungen (ohne Kategorien) haben:
black board eraser
black board eraser Chomsky/Halle setzen für
(5) zwei Interpretationen an. Wenden
wir unsere Definitionen von Subordination und Interordination an, so ergibt sich für beide Interpretationen, also (2) und ( 3 ) , daß eraser ein Kern ist (notiert " H " ) . Die Relationen zwischen black und board sind jedoch unterschiedlich. Bei (3) wird black als Erweiterung ( " D " ) zu board aufgefaßt. Für black board alleine gilt also "DH". Da black board aber insgesamt als Erweiterung zu eraser fungiert, notieren wir für die Interpretation von (3) " ( D - D . ) H " . Hiermit wird ausgedrückt, daß das "H" von black board selbst noch dominiert wird; im größeren Kontext stufen wir es zu "D" und "D"
53
zu "D "herab. 3 Bei der Interpretation von (5) im Sinne von (2) muß die Relation zwischen black und board eine andere sein als bei ( 3 ) . Mit dem Hinweis darauf, daß black board in der Lesart von ( 2 ) , nicht aber von ( 3 ) , z . B . mit stencil kommutieren kann, läßt sich die Beziehung zwischen black und board bei (2) als Interordination charakterisieren. Gerade weil man für black board, nicht aber für board alleine, stencil setzen kann, sehen wir die Elemente black und board in der Interpretation von (2) als sich unter einer Bedeutung wechselseitig bestimmend an. Weil black board bei (2) als Erweiterung zu eraser auftritt, notieren wir für die Interpretation von (2) " ( D - D ) H " . Soweit die Interpretation von ( 5 ) . Für Chomsky/Halle kommt für die Strukturierung von ( 4 ) nur eine Interpretation in Betracht, nämlich ( 1 ) . Obwohl Teilbaum T ( 1 ) größere Ähnlichkeit mit T ( 2 ) als mit T ( 3 ) zu haben scheint, drücken T ( 1 ) und T ( 3 ) die gleiche Relation aus: Subordination. Es kann zwar z . B .
T(1)
N N
N
board eraser
T (2)
black board
T (3)
NP A'
I
black board
3
4
Koch (1960) spricht in solchen Fällen von Polen und Graden. Er will jedoch Wortklassen bestimmen und definiert Subjekt und Prädikat priori als Pole ( 2 ) : " ... we venture to posit subject and predicate as the only poles of the highest level of an utterance." Die Grade geben Subordination wieder ( 2 ) : "Thus the division into nucleus and satellite may take place on different levels or grades." D r H i Sonst würde sich ergeben: black I board l jstencilj Dies aber entspricht der Interpretation von ( 3 ) , nicht jedoch der von ( 2 ) , die wir suchen.
54
duster mit board-eraser kommutieren (vgl. oben stenoil und blackboard}, aber duster kann auch allein mit eraser kommutieren, weil ein Oppositionspartner wie bei der Interpretation von blaak board (vgl. oben S. 53 Anm. 4) fehlt. Aus diesem Grund kommt für T ( 1 ) nur die Interpretation "DH" in Frage. Die Strukturierung (4) bzw. (1) erhält also die Spezifikation " D g i D . - H ) " . Um die Generalisierungen deutlicher zu machen, die bei der Verwendung von Relationsangaben möglich sind, gebe ich die geordneten Paare, die den Stammbaumknoten von (1) bis (3) entsprechen, mit H- und D-Spezifikationen wieder: (T)
NP(A,N) N(N,N)
(21)
N(N,N) N(A,N)
(3')
N(NP,N) NP(A,N)
DH DH DH H-H DH DH
Wird mit Hilfe von Relationsangaben ein Syntagma bestimmt, so wollen wir im folgenden von RELATIONSKONFIGURATIONEN sprechen. Die drei für blaok board eraser möglichen Relationskonfigurationen sind also: d")
o
'2 v« H) black board-eraser (21 ')
/\ (D
- D)
(
blackboard I eraser stencil J C3") .a
black board eraser
55
Der Unterschied zwischen (1) bis (3) und ( 1 1 1 ) bis ( 3 1 1 ) liegt u.a. darin, daß Interordinationsstrukturen als solche kenntlich gemacht werden können (vgl. D - D ) . Dies ist jedoch nur möglich, weil einerseits zwischen terminalen Knoten und nicht terminalen Knoten unterschieden wird und andererseits Abhängigkeitsverhältnisse nur durch terminale Knoten repräsentiert werden; nicht terminale major categories wie NP und VP finden in der Notierung also keinen Niederschlag.
3.1.3. Komplementarität von Dependenzdarstellungen und Phrasenstrukturen Die von mir vorgeschlagenen Relationskonfigurationen lassen sich ohne weiteres in Dependenzdarstellungen überführen, wie sie von Hays ( 1 9 6 4 ) und anderen angewandt wurden. Relationskonfigurationen basieren auf zwei Arten von Information: einmal auf dem Stemma selbst und zum anderen auf der H- und D-Spezifikation. Diese zwei Informationen werden in einer Hays'sehen Darstellungsweise durch Strukturen zusammengefaßt, in denen alle Knoten direkt auf Elemente der zu beschreibenden Kette projizierbar sind. Vgl. (4) bis ( 5 1 ) · (4)
1 King of England's empire (5)
King of England's empire C
i
King of England's empire
56
(51)
King of England's empire Die interpretative Funktion von H- und D-Angaben wird bei der Darstellung nach Hays von den Etikettierungen eines Hilfsalphabets wahrgenommen. in algebraischer Form werden ( 4 1 ) und ( 5 1 ) wie in ( 4 1 1 ) und ( 5 1 1 ) durch je drei Regelmengen definiert. Die Regeln der
(4")
(i) (ii)
( ±) X, ( X 4 , ; s )
xX J. ( " , x k ) (iü) (5")
Xk(«)
(i) (ii)
(iii)
Xk(")
Form (i) geben das zentrale Element (= Kern) an; Typ (ii) bestimmt die Valenzen der regierenden Elemente, wobei der Platz, an dem das regierende Element steht, durch :: gekennzeichnet ist; Typ (iii) gibt die Elemente an, die ohne abhängige Elemente vorkommen. Die in ( 4 1 1 ) und ( 5 1 1 ) gegebenen Definitionen für Stemmata ( 4 1 ) und ( 5 1 ) sind länger und umständlicher als die Ausdrücke (D 1 D )H aus (4) und H ( D , D „ ) aus ( 5 ) , die dieselbe Information liefern. 6 1 2 Die für IZ vorgesehenen Relationskonfigurationen nehmen eine Mittelstellung zwischen Dependenz- und Phrasenstrukturdarstellungen ein. Wie bei Dependenzdarstellungen werden Relationen nur durch Elemente der Sprachkette ausgedrückt. Da nicht-terminale Knoten zwar angenommen, aber nur durch die Klammerung reflektiert werden, können Strukturen direkt von Phrasenstrukturbäumen übernommen werden; es 5 6
Das Terminalalphabet, das Morphemklassen wie Verb, Nomen, Adverb, etc. enthält, wird hier aus Gründen der Vereinfachung fortgelassen. Schon Robinson (197O:26O) machte darauf aufmerksam, daß gewisse Dependenzregeln umständlicher sind als Phrasenstrukturregeln.
57
werden lediglich die Etikettierungen gelöscht und die Glieder der terminalen Kette mit H- und D-Spezifikationen versehen. Gemäß den von Hays ( 1 9 6 4 : 5 1 9 ) gegebenen Definitionen sind die Grammatik der Relationskonfigurationen und die Phrasenstrukturgrammatik "stark äquipotent", da beide nicht nur gleiche terminale Ketten charakterisieren können, sondern sie auch gleichen terminalen Ketten einander entsprechende Strukturen zuweisen. Baumgärtner ( 1 9 6 5 : 5 1 sowie 1970:52 u. 67) bezeichnet das Verhältnis von Dependenzgrammatik und Konstituentengrammatik als komplementär. Er gibt zu bedenken, daß weder Konstituenz noch Dependenz "allein die gesamte Erklärung der grammatischen Fakten zu leisten vermag" ( 1 9 7 O : 6 7 ) . Auch Robinson (1970) sieht in Dependenzdarstellungen eine notwendige Ergänzung zu Phrasenstrukturen. Für meine Anwendung der Relationskonfigurationen im Intonationsbereich ist folgender Hinweis interessant ( 2 6 0 ) : Phrase-structure grammar creates a problem by creating non-terminal phrase categories that label nodes remote from the part-of-speech categories of the morphemes to which speech and thought are so intimately and immediately related. Hier wird ein psychologischer Hinweis gegeben, der ganz besonders für das Phänomen Intonation gelten muß. Dem Konzept der IZ grammatischer Relationen liegt nämlich die Einsicht zugrunde, daß die Beziehung zwischen Redeteilen nur durch terminale Knoten ausgedrückt werden kann. Wie wir in 3.3. sehen werden, kann mit Hilfe von Relationskonfigurationen (also der Verallgemeinerung durch die Beschränkung auf das rein Relationelle zwischen terminalen Knoten) der syntaktisch konditionierte prosodische Bereich adäquat und konsistent beschrieben werden.
3 . 1 . 4 . Synonymie, Homonymie und identische Zeichen Wie schon angedeutet, spielt auch die Beschreibung von Synonymie bei der Erklärung der oben erwähnten abstrakten Strukturen eine bedeutende Rolle. Zur Verdeutlichung vergleichen wir (6) bis ( 9 ) . Die Phrasenstrukturbäume (6) und (7) sowie (8) und (9) verdeutlichen prosodische Oppositionspaare. Die Bedeutungsunterschiede der einzelnen Paare wollen wir als durch die unterschiedlichen Strukturdarstellungen repräsentiert ansehen. Auf den ersten Blick scheinen kei-
58
ne Gemeinsamkeiten bei den vier aufgezeigten Darstellungen vorzuliegen. Betrachtet man jedoch die eingekreisten Bereiche von (7) und (6)
King of England's empire
King of England's empire (8)
he passed by the bridge (9)
he passed by
the bridge
(8) , so läßt sich zeigen, daß diese Bereiche in bezug auf die in ihnen wirksamen Relationen äquivalent sind. Sieht man von den Etikettierungen der Knoten ab, die von der TG gefordert werden, und bedient sich der in ( l 1 1 ) bis ( 3 1 1 ) gewählten Darstellungsform, so ergeben sich ( 7 1 ) und ( 8 1 ) .
59
(71)
King of England's empire
(8')
[he]
passed by the bridge
Auf der in ( 7 1 ) und ( 8 1 ) dargestellten abstrakten Ebene können (7) und (8) als bedeutungsgleich angesehen werden. Diese abstrakte Darstellungsweise dient dazu, die zahlreichen möglichen Phrasenstrukturen auf relativ wenige, z . T . sich wiederholende Relationskonfigurationen zu reduzieren. Bei der Behandlung von prosodischen Oppositionspaaren und ihrer Interpretation als IZ können die Relationskonfigurationen als Denotationsklassen (vgl. 2 . 3 . 2 . ) betrachtet werden. Da (7) und (8) jeweils Bestandteil einer prosodischen Opposition sind und sie der gleichen Denotationsklasse angehören, bezeichnen wir (7) und (8) als PROSODISCH SYNONYM. Die allgemeine Definition von "Synonym" innerhalb des in 2 . 2 . 1 . gesteckten semiotischen Rahmens geben Mulder/Hervey (1972:3O) wie folgt an: " ... two tentative signs are ... SYNONYMS, if they are denotationally the SAME." über die in (6) bis (9) involvierten prosodischen Kategorien wurde bis jetzt noch nichts gesagt. Ihre Notierung erfolgt in der Weise, daß Dummy-Symbole ( " x " ) für die Elemente stehen, die bei den Relationskonfigurationen durch terminale Knoten ausgedrückt sind. Solche Darstellungen wollen wir PROSODISCHE KORRELATE nennen. Da (6) bis (9) leicht durch unterschiedliche Pausensetzung (und -nichtsetzung) auseinandergehalten werden können, ergibt sich ( 6 1 1 ) bis (9 1 ') . 7
Diese Analyse deckt sich mit dem von Bierwisch (1966) beschriebenen Prinzip, daß Pausen eher Konstituenten höheren Grades trennen als solche niederen Grades.
60
(6ft) ( 7 1l 1f ) (8 ) (911)
King of England's empire xxx King / of England's empire x/xx he passed / by the bridge x/xx he passed by / the bridge xx/x
Es fällt sofort a u f , daß die prosodischen Korrelate von ( 7 1 1 ) und ( 8 ' ' ) identisch sind. Dies bedeutet, daß Relationskonfigurationen verschiedenster Art durch dieselben prosodischen Mittel auseinandergehalten werden können. Ich möchte den in 3 . 1 . 1 . eingeführten Begriff der prosodischen Homonymie so erweitern, daß er auch Fälle umfassen kann, die im segmental-phonetischen Bereich grundverschieden sind, was ja bei den Typen von black board eraser nicht der Fall war. PROSODISCHE HOMONYMIE liegt also dann vor, wenn prosodische KorreQ late die gleiche Form haben. Die allgemeine semiotische Definition von "Homonym" lautet bei Mulder/Hervey ( 1 9 7 2 : 3 O ) : "If two tentative signs are FORMALLY THE SAME but DENOTATIONALLY DIFFERENT ... we call them HOMONYMS." Da (7) und (8) an den gleichen Denotationsklassen teilhaben, wurden die entsprechenden Bereiche als synonym definiert. Da wir außerdem festgestellt haben, daß (7) und (8) wegen Gleichheit auf der (Form-)Ebene der prosodischen Korrelate (also der Ebene, auf der Relationskonfigurationen mit prosodischen Kategorien korrelieren) homonym sind, liegen bei (7) und (8) besondere Verhältnisse vor. Weil (7) und (8) in bezug auf ihre IZ sowohl synonym als auch homonym sind, haben wir es mit IDENTISCHEN IZ zu tun. Mulder/Hervey (1972:30) definieren allgemein: "If two tentative signs are both FORMALLY and DENOTATIONALLY THE SAME ... they belong to one and the same sign." 3.1.5. IZ grammatischer Relationen und linguistische Gesamtstruktur Wenn wir uns noch einmal an das Zitat von Bierwisch aus 3.1.1. erinnern, der eine Erklärung der Intonation im Rahmen der linguistischen Gesamtstruktur fordert, so kann die Erklärung prosodischer Fakten mit Hilfe von Relationskonfigurationen und prosodischen Korrelaten (also mit IZ) dieser Forderung genüge tun. Neben der Moti8
Es muß noch einmal darauf aufmerksam gemacht werden, daß auf Grund der vorangegangenen Definitionen prosodische Homonymie nur dann vorliegen kann/ wenn die Homonyme Bestandteil von prosodischen Oppositionen sind.
61
vierung durch IZ geben (wie wir oben sahen) auch Baumgärtner und Robinson Gründe an, warum Dependenzdarstellungen eine Bereicherung für das etablierte Phrasenstrukturmodell sind. Coseriu ( 1 9 6 9 b : 7 6 ) hat bereits bei dem "Versuch einer Einordnung der TG in den Rahmen einer umfassenden Sprachbeschreibung" darauf hingewiesen, daß Spracherklärung mit H i l f e von Oppositionen, wie es bei IZ der Fall ist, nicht vernachlässigt werden darf. Er schreibt: Zur Intuition des Sprechers gehört nicht nur die materielle und syntagmatische Satzstruktur (als Tiefen- und Oberflächenstruktur) , sondern an erster Stelle - zur Motivierung der Struktur - die Kenntnis der Funktionen, das Funktionell-Oppositive, das Paradigmatische. Deshalb müßte in einer vollständigen Grammatik das Funktionelle berücksichtigt werden, die oppositionellen Syntagmata aber dürfen nicht auf das Kombinatorische reduziert werden. Chomsky ( 1 9 5 7 : 8 6 ) liefert selbst Argumente, die geradezu die Annahme von linguistischen Beschreibungsebenen fordern, wenn damit auf funktionelle Weise "constructional homonymity" erklärt werden kann. IZ grammatischer Relationen bedienen sich einer Beschreibungsebene, die durch die Annahme von synonymen IZ (identische Relationskonfigurationen als Denotationsklassen) u.a. konstruktioneile Homonymie zum Beschreibungsziel hat.
3.2.
Probleme bei der Bestimmung von IZ grammatischer Relationen
3 . 2 . 1 . Entscheidungsverfahren zur Bestimmung von H- und D-Spezifikationen Die Bestimmung der H- und D-Spezifikationen muß Operationen definierbar sein. Dies war bei der Bestimmung der prosodischen Kategorien weder nötig noch möglich. Nicht nötig, weil opponierende Sprechweisen in bezug auf ihr sprachliches "Funktionieren" keinen idiosynkratischen Interpretationen unterliegen können, nicht möglich, weil wir von der mehr-mehrdeutigen Beziehung zwischen linguistischen Korrelaten und phonetischen Merkmalen ausgegangen sind (vgl. 2 . 3 . 1 . 2 . ) . Die angenommene naive Beschreibungsebene zur Herbeiführung von Bezeichnungen bietet zwar keine hundertprozentige Gewähr für den Ausschluß von idiosynkratischen Faktoren, es ist jedoch sehr wahrscheinlich, daß nach dem in 2 . 3 . 1 . 2 . beschriebenen Verfahren bei der Beurteilung durch mehrere Personen ein größeres Maß an Uberein-
62
Stimmung zu erzielen sein wird, als bei den aufeinanderprallenden wissenschaftlichen Auffassungen. Es muß vielleicht noch einmal darauf hingewiesen werden, daß es nicht darum geht, wissenschaftliche Ansichten über Intonationskomponenten in ein naives Gewand zu stecken. Der Aspekt des Funktional-Oppositiven darf nicht vergessen werden. Eine naiv beschriebene sprachliche Opposition sagt m . E . mehr über das Funktionieren einer Sprache aus als ein psychoakustischer oder anderswie gearteter Versuch, einen Fixpunkt in dem mehr-mehrdeutigen Verhältnis von linguistischen Korrelaten und phonetischen Merkmalen zu etablieren. Bei Relationskonfigurationen liegen die Verhältnisse anders. Hier wird auf eine abstrakte Ebene Bezug genommen, bei der die Entscheidungen nicht wie bei Oppositionen oder naiven Beschreibungsmitteln auf der Hand liegen. Die Entscheidungsoperationen zur Bestimmung von H- und D-Spezifikationen werden als Flußdiagramm dargestellt (vgl. Abb. 1 ) . Die Arbeits- und Folgesymbole bedeuten: Eingabe, Ausgabe Verarbeitungsfunktion ja nein
Entscheidung Teilergebnis
Das Kriterium der ersten Verarbeitungsfunktion entspricht Hocketts ( 1 9 5 8 : 1 8 4 ) "privilege of occurrence in larger forms". In der Terminologie von Haas (1954:80) ist das der "semantic value". Die Art des Entscheidungsapparates präjudiziert bestimmte grammatische Relationen. Interordinationsstrukturen (Strukturen ohne bestimmbaren Kern) werden negativ definiert als weder Koordination noch Subordination. So kann z . B . die Relation Subjekt-Prädikat nur als kernlose Struktur identifiziert werden. Diese Analyse steht natürlich im Gegensatz zu der traditionellen Sonderstellung des Subjekts, aber auch der von Tesniere begründeten Sonderstellung des Verbs, wie sie von vielen Dependenzgrammatikern übernommen wurde. Doch Baumgärtner ( 1 9 7 O : 6 4 ) , z . B . , sagt selbst: "Tatsächlich ist die Prävalenz des Verbais mit empiristischen Methoden nicht nachzuweisen." Noch weitere grammatische Relationen werden mehr auf Grund des Formalismus des Entscheidungssystems als
auf Grund von innersprach-
Eingabe de Syntagmas Welcher minimale Teil des Syntagmas kann diese Konstruktion immer vertreten, wenn sie Bestandteil einer größeren Konstruktion wird? Hat dieser Teil zwei oder mehr Elemente? , Kann jedes der Elemente \ das Syntagma in gleicher * Weise vertreten? Kann nur eines der Elemente das Syntagma in gleicher Weise vertreten?
GEH) Sind keine Teile mehr übrig?
Welcher der übrigen Teile des Syntagmas kann vor allen anderen mit dem bearbeiteten Teil diese Konstruktion immer vertreten, wenn sie Bestandteil einer größeren Konstruktion wird? Hat dieser Teil zwei oder mehr Elemente? 'verträgt es das Syntagma, \ wenn ein beliebiges der *\Elemente wegfällt? / (D-D)
/ Sind alle Teile des \ Syntagmas bearbeitet? Kennzeichnung des D des -ten Zyklus als D n
\ /~
/Ausgabe/ Abbildung 1
64
lichen Zusammenhängen als kernlose Strukturen definiert. Solche Relationen bestehen z.B. zwischen Interjektion und Restsatz, zweistelligem Verb und direktem Objekt sowie zwischen Präposition und Objekt, wenn die Beziehung zum Objekt ausschließlich über eine Präposition hergestellt werden kann. Schließlich muß bei den in 3 . 3 . folgenden Oppositionspaaren davon ausgegangen werden, daß die H-D-Spezifikationen keine umfassenden syntaktischen Analysen darstellen, sondern vielmehr eine Generalisierung, die auf syntaktischen Kenntnissen aufbaut. Daher werden Konstituentenbeziehungen durch den Entscheidungsapparat nicht geschaffen, sondern bloß auf einen Nenner gebracht, der allen syntaktischen Ebenen angemessen ist.
3 . 2 . 2 . Die Ambiguität von "Ambiguität" Bei den drei von Chomsky/Halle angegebenen Bedeutungen für black board eraser ( ( 1 ) 'board eraser that is black 1 , (2) 'eraser for a blackboard' und (3) 'eraser of a black board") ist zumindest die letzte Bedeutung relativ ungeläufig; sie wirkt konstruiert. Vanderslice (1970) hat Mehrdeutigkeiten des Typs black board eraser näher untersucht. Er f ü h r t Beispiele an, bei denen kaum oder kein semantischer Unterschied bei solchen syntaktischen Gruppierungen besteht, (10)
(a) [ N p black[ N board eraser] N ] N p (b)
die
[
N t NP b l a c k
board
JNPeraser]N
(10) entsprechen. 9 ( ( a ) steht für Bedeutung ( 1 ) ,
(b) für
(3).)
Solche Beispiele sind: ( 1 1 ) Electric shock treatment "A shock treatment using electricity is an electric treatment that shocks." (10) ( 1 2 ) Saturday practice group "A group that meets for Saturday practice is a practice group that meets Saturdays."
(9 u. 1O)
Beispiel (1O) ist übernommen von Vanderslice ( 1 9 7 0 : 9 ) , der bei Chomsky/Halles Beispielen in diesem Zusammenhang unwichtige Details fortließ.
65
( 1 3 ) Lunar excursion module "A module for lunar excursion can scarcely be other than an excursion module for the moon." ( 1 O ) Solche Beobachtungen können nicht übergangen werden, zumal auch Gunter ( 1 9 7 2 : 1 9 7 Anm. 3) auf das hier involvierte Problem aufmerksam macht. Er schreibt: The word ambiguity is itself sometimes ambiguous in linguistic discussion, for it expresses two notions that are easy to confuse. First, there is the notion that an isolated form like flying planes can have either of two constituent structures; second, there is the notion that a reader or hearer who actually encounters an expression like flying planes may not know which of its two possible constituent structures is meant. Ambiguity in the first sense may be fairly common in English, but ambiguity in the second sense is not very common except in the isolated sentences that linguists like to speculate on. Daß Linguisten sich Beispiele aussuchen, die in der Umgangssprache relativ selten sind, um theoretisch mögliche Strukturen zu belegen, ist sicher eine faire Beobachtung. Gunter übersieht aber meiner Meinung nach, daß die bei ihm zuerst genannte Art von Ambiguität erst den theoretischen Rahmen schafft und somit Voraussetzung ist für Ambiguitäten seiner zweiten Definition. Mit anderen Worten: Wenn "a module for lunar excursion" dieselbe Bedeutung hat wie "an excursion module for the moon", so bleibt der syntaktische Unterschied entsprechend den in (10) gegebenen Beispielen bestehen. Wenn also bei zwei (oder wie im Fall blaak board eraser drei) opponierenden IZ ein Oppositionspartner nicht so häufig vorkommt, so ändert dies am Status der IZ nichts, da gemäß der funktionalen Zeichendefinition ein Zeichen zu einem anderen Zeichen oder der Abwesenheit eines entsprechenden Zeichens in Opposition steht, über die Häufigkeit der Verwendung der Zeichen oder gar darüber, ob es sich bei diesen Zeichen um Synonyme handelt - wie oben von Vanderslice beobachtet (allerdings synonym im herkömmlichen Sinn und nicht "prosodisch synonym") - wird bei der funktionalen Zeichendefinition nichts ausgesagt. Insofern muß zugestanden werden, daß das funktionalistische Prinzip zu einer anderen Sichtung der sprachlichen Daten führt als etwa der Distributionalismus, der nur ein vorhandenes Korpus untersucht.
66
3 . 2 . 3 . Nicht relationelle Ambiguitäten Neben syntaktischen Mehrdeutigkeiten fand Vanderslice (197O:10) auch lexikalische Polysemie und zufällige Homonymie bei Beispielen des Typs blaak board eraser vor. Civil in ( 1 4 ) civil engineering student ist nach Vanderslice 1 s Auffassung ein Beispiel für "advanced polysemy". ( 1 5 ) Base] H guitar player Bassj
und ( 1 6 ) Red wine sind Beispiele zufälliger Homonymie. Lexikalische Ambiguität verviel facht natürlich die Anzahl der möglichen Deutungen bei den hier diskutierten Komposita. Interessant werden auch solche Fälle sein, bei denen mit prosodischen Mitteln - bedingt durch syntaktische Gegebenheiten (Kondition) - lexikalische Homonymie disambiguiert wird. Hier zu gehört neben ( 1 7 ) civil
. . . , ^ engineering student
auch z . B .
in dem Kontext "How long has he been training?" " --- ".
Da ein pros-
odisches Korrelat xx "for weeks" und xx "four weeks" identifiziert/ haben wir es mit IZ besonderer Art zu tun. Bei der Identifizierung von IZ grammatischer Relationen muß also darauf geachtet werden, ob Ambiguitäten grammatischer Art sind, sie also auf unterschiedlichen Strukturen beruhen, oder ob lexikalische Ambiguitäten involviert sind oder gar beides.
10 Bei manchen Sprechern wird der Unterschied zwischen for und four zusätzlich durch die Vokalqualität bewirkt, z.B. [ a ] : [ o ] .
67
3.3.
IZ grammatischer Relationen
3 . 3 . 1 . Liste der Oppositionspaare Es folgt eine Liste von prosodischen Oppositionspaaren, die syntaktisch, d . h . kontextunabhängig konditioniert sind. Für die Mitglieder einer Sprachgemeinschaft sind solche Oppositionen verbindlich (konventionell) ; sie lassen keine individuellen Variationsmöglichkeiten zu. Größtenteils stammen die Beispiele aus der Literatur, einige verkörpern Gemeinplätze. Sie werden ebenso wie eigene Beobachtungen ohne Quellenangaben a u f g e f ü h r t . Quellen von Oppositionspaaren werden wie folgt vermerkt: CH für Chomsky/Halle ( 1 9 6 8 ) , D für Danes' (196O) , L für Lee ( 1 9 5 5 ) , N für Newman ( 1 9 4 6 ) , TS für Trager/Smith ( 1 9 5 1 ) und W für Wode ( 1 9 6 6 ) ; den Anfangsbuchstaben folgen die Seitenangaben.
Die Darstellungsform berücksichtigt
schon den funktionalen
Aspekt und bedient sich der prosodischen Kategorien, die Notation wurde also durchweg geändert. Den Belegen werden entweder Übersetzungen (notiert ' . . . ' ) oder Erklärungen (notiert - ... -) beigefügt. Wir erinnern uns, daß an Oppositionspaaren nur Zeichen beteiligt sein können. Für die Klassifikation von Zeichen waren die drei Variablen Index, Denotation und Kondition in der Relation 'INDEX R DENOTATION 1 / KONDITION maßgebend (vgl. 2 . 2 . 1 . ) . Bei der Bestimmung von IZ GRAMMATISCHER RELATIONEN sehen wir das prosodische Korrelat als Index an, die Relationskonfiguration als Denotation und die segmentale Lautkette, die für den Typ einer grammatischen Konstruktion steht, als Kondition. Die erste Gruppe umfaßt Oppositionspaare mit nur zwei Relationskomponenten. 1a)
H-H
xic
/ f 3 : / weeks 'wochenlang 1 1b)
DH
ix
/ f S : / weeks 'vier Wochen'
68
2a)
H-H
xx D
0^\
aivil servant ' Beamter' 2b)
DH
xx ,D
aivil servant "höflicher Diener 1 3a)
H-H
xx
1
3b)
Poor Law Armengesetz'
DH
xx
poor law 'schlechtes Gesetz' Einen Sonderfall, der sich jedoch nicht auf der IZ-Ebene auswirkt, stellt 3 ' ) dar. Die unterschiedlichen Akzentstellen in substantive betreffen nämlich nicht den Satzakzent, sondern den Wortakzent (vgl. 11 1.2.6.)· Da Unterschiede im Wortakzent Sache von Lexikoneinträgen sind, also nicht durch syntaktische (im Gegensatz zu paradigmatischen) Verhältnisse konditioniert werden können, repräsentiert das Oppositionspaar 3 1 ) die gleichen IZ wie 3 ) . 3a')
H-H
icx
substantive modification 'Substantiv-Veränderung"
11 Die Betonung des Adjektivs auf der zweiten Silbe wird nicht von allen Sprechern des Englischen vorgenommen. Jones (1917; 1963) vermerkt jedoch s . u . substantive ( a d j . ) : "Generally sab'strntiv when applied to rank, pay, etc."
69
3b')
DH
XX
substantive modification "beträchtliche Veränderung" 4a)
H-H
XX
blackbird "Amsel"
4b)
DH
xx
·
black bird "schwarzer Vogel"
5a)
H-H
x/x
are you reading / Macaulay? "Liest du, Macaulay? 1
5b)
HD
(TS 46) xx
are you reading Macaulay? 'Liest du ein Buch von Macaulay?'
12 In der Literatur findet man sowohl level stress als auch reduced primary plus primary in Opposition zu forestrees'. (i) black bird , , . . . » , . - , ' , ·, . ·, (ii) black bird * U^blaok b^rd Die minimale Veränderung zwischen (i) und (iii) kann als zusätzlicher Akzent auf bird in (i) gegenüber (iii) interpretiert werden und zwischen (ii) und (iii) als Wechsel des Primärakzents von bird in (ii) auf black in (iii). Vgl. zur Problematik Pilch (1970a:84f).
70
Es folgt nun die Gruppe der IZ mit drei Relationskomponenten. 6a) und 6b) zeigen, wie eine Struktur unterschiedlich interpretiert werden kann.
6a)
H(D1D2)
XXX
J wish to see my son a successful doctor - der Sohn ist noch nicht Arzt -
6b)
H (D/D)
xx/x
J wish to see my son / a successful - der Sohn ist schon Arzt -
7a)
(W 151)
doctor XXX
he came in with a surprise which delighted the children - die Überraschung überraschte -
7b)
xx/x
he came in with a surprise / which delighted - der Vorgang überraschte -
8a)
the children
XXX
she sat down on the sofa next to me (W 157) - das Sofa stand in meiner Nähe -
71 8b)
H(D/D)
XX/X
she sat down on the sofa / next to me 'sie setzte sich auf das Sofa neben mich 1
9a)
H(D2D1)
x/xx
he passed / by the bridge (W 167) (a) - in der Nähe der Brücke (b) - mit Hilfe der Brücke -
9b)
xx/x
he passed by / the bridge 'er mied die Brücke 1
10a)
x/xx
king / of England's empire 'König des englischen Reiches*
10b)
XXX
king of England's empire 'Reich des englischen Königs 1 Die Operationen nach dem Flußdiagramm sind bei 10) nur mit roorphonematischen Veränderungen möglich, da wir es nur mit Nomina zu tun haben.
72
xicx
I have instructions to leave (N 179) ich soll Nachrichten hinterlassen' XXX
I have instructions to leave "ich habe Anweisungen abzufahren 1 12a)
(DH) -H
XXX
flying planes can be dangerous 'Flugzeuge zu fliegen kann gefährlich sein 1 12b)
(H-H)-H
XXX
flying planes can be dangerous 'Flugzeuge können gefährlich sein' Die Spezifikationen der Relationskonfigurationen von 12a) und 12b) folgen nicht automatisch aus dem Flußdiagramm. Der linke Kern (H) aus dem ersten Zyklus geht zurück zur ersten Entscheidungsfunktion. Vgl. auch 1 8 b ) f f .
73
13a)
as it
(D
happened
XXX
1D2)H
before
he was eighteen he was sent to a home for juvenile delinquents (W - weil er noch keine achtzehn war 145)
13b)
x/xx
as it happened
14a)
/ before
he was eighteen he was sent to a home for juvenile delinquents "wie es so geschah, wurde er ... '
D
XXX
2(D1H)
black board eraser (CH 2O) 'schwarzer Tafelläppen 1
14b)
(D-D)H
xxx
black board eraser 'Tafellappen 1
14c)
XXX
black board eraser 'Radierinstrument für ein schwarzes Brett 1
74
15a)
XXX
French lady's maid (L 3 5 8 ) - die Dame ist Französin 15b)
XXX
French lady 's maid - das Mädchen ist Französin 16a)
(D
2D1)H
XXX
long lasting blade (W 1 7 2 ) 'Rasierklinge, die lange scharf bleibt 1 16b)
(D/D) H
x/x/x
long / lasting / blade 'lange, dauerhafte Klinge 1 17a)
xx/x
please wire / if I am to come (D 50) - ob ich kommen soll -
75
17b)
XXX
D
please wife if I am to come - falls ich kommen soll -
18a)
D(H-H)
x/xx
Jack / the black man from London went away - Jack ist der Angeredete 18b)
(H/H)-H
(W 16O)
x/x/x
Jaok / the black man from London / went away - Jack ist der schwarze Mann 19a)
x/xx
H-(H-H)
hell and damnation / loyalty and sacrifice
are very precious things (W 1 6 1 )
- Interjektion plus Satz 19b)
(H/H)-H
hell and damnation / loyalty and sacrifice - paarweise Aufzählung -
x/x/x
/ are very precious things
76
20a)
H-(HD)
XXX
she finally got one with a lot of money (W 18O) - einen der viel Geld hatte 20b)
(H-H)D
XXX
she finally got one with a lot of money - sie bekam einen mit Hilfe von Geld 21a)
H-(HD)
XXX
they pointed to a dog who was looking at him - spezifischer Relativsatz 21b)
(H-H)D
xx/x
they pointed to a dog / who was looking at him - additiver Relativsatz 22a)
H-(DH)
hopefully (W 159)
hopefully
x/xx
those who took their chances / at onoe made a great fortune - wurden sofort sehr reich (W 160)
77
22b)
(HD)-H
XX/
those who took their chances at once / made a great fortune - die die Gelegenheit sofort nutzten 23a)
(HD)-H
XXX
some things you know are important (W 144)13 'einige Dinge, die du weißt, sind wichtig 1 23b)
H-D-H
x/x/x
some things / you know / are important 'du mußt wissen, einige Dinge sind wichtig'
24a)
(HD)-H
xx/x
and the children who were lucky / got presents - spezifischer Relativsatz 24b)
H-D-H
(L 352)
x/x/x
and the children / who were lucky / got presents - additiver Relativsatz -
13 Wodes Beispiel lautete "all things you know are important". Auf Informantenreaktionen hin habe ich es wie im Text abgewandelt. Im Gegensatz zu "all things" wäre "all the things" jedoch auch möglich.
78
25a)
D(H-H)
x/xx
later / applications should be sent to my deputy (W 146) 'später sollen Bewerbungen an meinen Stellvertreter gesandt werden' 25b)
(DH)-H
XXX
later applications should be sent to my deputy - spätere Bewerbungen 26a)
H-(HD)
XXX
he is daring to put it bluntly (W 1 4 4 ) 'er wird es wagen, (jetzt, hier vor unseren Augen) die Sache beim Namen zu nennen 1 26b)
(H-H)D
xx/x
he is daring / to put it bluntly 'um die Sache beim Namen zu nennen: er ist wagemutig" Die letzte Gruppe umfaßt Oppositionspaare mit vier und mehr Relation skomponen ten. Wegen der um ein Vielfaches gröBeren Kombinationsmöglichkeiten habe ich bis jetzt noch keine sich wiederholenden Relationskonfigurationen in meinem Material gefunden.
79
27a)
(DH)
xx/xx
H
old men / and women (W 153) 'alte Männer und Frauen 1 27b)
D(H'/'H)
xxxx
old men and women 'alte Männer und alte Frauen' Die Notierung ' / ' soll andeuten, daß ein Element der Sprachkette die Bedeutung des Relationskonnektors / hat. 28a)
H1/1(DH)
xj,xxx D.
police I and army chiefs 'Polizei und Armeeführer 1
28b)
(D'T"D)H
o o o o police \ and army chiefs 'Polizei- und Armeeführer'
80
29a)
H-((D2D.,)H)
14
XXX X
my neighbours are just honest citizens (W 150) - nicht mehr als ehrliche B rger -
29b)
H-( (D/D)H)
xx/x/x
my neighbours are just / honest / citizens - gerechte und ehrliche B rger Hier werden durch prosodische Mittel, die auf syntaktischen Informationen beruhen, die homonymen Lexikoneintr ge just* (Adv.) 'nicht mehr als 1 und just^ ( A d j . ) 'gerecht 1 disambiguiert. 30a)
H1-' (H'/'H)
x/xxxx
two / times three plus one (L 358) '2 Χ ( 3 + 1 ) '
30b)
(Η l
— l
Η) '/Ή
χχχ/χχ
two times three / plus one 1 ( 2 X 3 ) + 1'
14 Es w re auch H - ( D (D H) m glich, wenn n mlich just sich nicht nur auf honest, sondern auf honest citizens beziehen soll.
81
31a)
xx/x/xx
the light comes reeling / spinning / twisting through the mirth - dreht sich durch die Heiterkeit (W 15O) 31b)
xx/x/x/x
H
the light comes reeling / spinning / twisting / through the mirth - windet sich, wirbelt und dreht sich durch die Heiterkeit -
3.3.2. Au swertung Am interessantesten für die Auswertung sind die IZ mit zwei und drei Relationskomponenten. Es folgt darum eine Liste der entsprechenden Relationskonfigurationen. Auch zwei nicht belegte, aber theoretisch mögliche Konfigurationen werden darin aufgeführt. Relationskonfigurationen
H-H DH HD
Belege 2a, 3a, 4a, 5a 2b, 3b, 4b 5b
H
6a, 7a, 8a 9a, 1Oa, 11a 17b
D
13b, 14a, 15b
2(D1H) (HD1)D2 {D
1H)D2 (D1D2)H
7b, 9b, 11b
17a 10b, 13a 14c, 15a, 16a
82
Relationskonfigurationen
Belege
(H-H)D
20b, 21b, 26b
(HD)-H
22b, 23a, 24a
(DH)-H
12a, 25b
(H-H)-H
12b
H-(HD)
20a,
H-(DH)
22a
D(H-H)
18a,
H-(H-H)
19a
H-D-H
23b, 24b
21a, 26a 25a
H(D-D) (D-D)H
14b
HiD/D)
6b,
(D/D)H
16b
(H/HJ-H
18b, 19b
8b
H-(H/H)
Einige Relationskonfigurationen sind zwar permutationsmäßig möglich, scheiden aber wegen der Bedingungen des Entscheidungsapparates aus. So z . B . D \ (HD,.) , D \ (D £,0 H) , (HD2, ) D \ und ( D £»~ H ) D \ , weil ein £ D 2 laut Definition mit einem H keine Beziehung eingehen kann, die enger ist als die zwischen D., und H. Was die nicht belegten, theoretisch aber möglichen Relationskonfigurationen angeht, so scheint es eher zufällig zu sein, daß ich noch keine entsprechenden IZ gefunden habe. Immerhin läßt die große Anzahl von Doppel- und Mehrfachbelegen (Aspekt der Synonymie) erkennen, wie die Sprache auch im prosodischen Bereich ökonomisch arbeitet. Das heißt, einer verhältnismäßig großen Anzahl von Konstruktionstypen (Kondition) steht eine verhältnismäßig kleine Anzahl von prosodischen Sinneinheiten (die Relationskonfigurationen als Denotation) gegenüber. Bei der Gruppe von IZ mit vier und mehr Relationskomponenten ist die Wahrscheinlichkeit relativ gering, auch Synonyme zu finden, da die möglichen Relationskonfigurationen einmal anzahlmäßig um ein Vielfaches größer sind und sie außerdem in dem von mir untersuchten Material im Verhältnis 1:6 unterrepräsentiert waren.
83
3 . 3 . 2 . 1 . Synonyme IZ Es folgt nun die Liste der synonymen IZ: Beleg
la 2a 3a 4a 5a
DENOTATION
INDEX
(Relationskonfiguration)
(prosodisches Korrelat)
H-H
xx
H-H
XX
H-H
XX
H-H
XX
H-H
x/x
1b 2b 3b
DH
XX
DH
XX
DH
XX
4b
DH
XX
6a 7a 8a
H(DlD ) H ( D . , D 2)
XXX
H ^ D 2)
XXX
9a 10a
H(D2D
x/xx x/xx
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136 hörte akustisch verstanden, er will aber durch seine Echofrage eine mögliche Fortführung andeuten oder ankündigen. Bei Äußerungen mit der Satzfunktion "Implikation" und "Reklamation" wird keine Vervollständigung der Äußerungsfolge durch den Angeredeten erwartet (obwohl sie sich ergeben k a n n ) ; Ziel des Elementes "nicht final" ist nur, eine mögliche Fortführung anzudeuten oder anzukündigen. Die Unterscheidung "andeuten" vs. "ankündigen" bringt zum Ausdruck, daß es in das Belieben des Sprechers einer zu möglichen Fortführungen fähigen Äußerung gestellt ist,
die Information der möglichen
Fortführung sprachlich zu realisieren ("ankündigen") oder auch nicht ("andeuten"). Oft kann die nicht realisierte mögliche Fortführung als Ellipse einer zur ÄußerungsStruktur parallelen Konstruktion stehen. Vgl. das Beispiel von Bierwisch ( 1 9 6 6 : 1 5 2 ) : 2 1 1 1 1 Klaus wohnt in München und iah wohne in Berlin Anst. Fall Eine formale Beschreibung der möglichen Fortführungen ist schwierig. Da es oft zu ihrem Wesen gehört, Aspekte, die noch nicht im Kontext oder in der Äußerung evident waren, zutage zu fördern (oder auch nur anzudeuten), erscheint eine Beschreibung in solchen Fällen fast unmöglich. Eine bescheidene Unterklasse der möglichen Fortführungen, bei denen eine Beschreibung möglich ist, sind die gerade erwähnten Fälle, wo bei Äußerung und möglicher Fortführung parallele Konstruktionen vorliegen. Bis jetzt betrachteten wir nur Fälle, in denen mögliche Fortführungen sprachlich realisiert werden können, Danes' (1967:510) macht jedoch auf eine Erscheinung aufmerksam, bei der eine mögliche Fortführung sprachlich realisiert werden muß; wird vorausgesetzte Information kontrastiv hervorgehoben, muß die neue Information innerhalb einer Fortführung sprachlich realisiert werden: It is possible to use a specific non-terminal intonation conDie Satzfunktion "Implikation" wurde nicht in Kapitel 5, Tabelle 2 definiert, da sie durch Kontextangaben nicht so leicht zu manipulieren ist wie die übrigen Satzfunktionen. Echofragen mit AFFStruktur lassen sich durch Veränderung des Kontextes in Sätze mit Implikation transformieren, über die Regelhaftigkeiten solcher Veränderungen ist aber noch zu wenig bekannt. Die Markierungen für Satzgrenzen und Tonhöhen wurden von mir fortgelassen. "Anst." steht für "Anstieg".
137
tour for singling out the Topic of the utterance. E.g. in English: My brother\went to Brighton (implying: 'as for my brother, he . . . ' ) . Eine Gemeinsamkeit der Äußerungen mit möglichen Fortführungen wird schließlich deutlich. Während bei Äußerungen ohne mögliche Fortführung das Paradigma, das mit einem IZ des Kontrasts versehen ist, sich in gegensätzlicher Weise auf etwas außerhalb der Sprachkette bezieht, besteht bei Äußerungen mit möglichen Fortführungen die Möglichkeit, daß ein (häufig gegensätzliches) Verhältnis zwischen zwei Positionen (Paradigmen) der Sprachkette ausgedrückt wird. Dabei ist zu beachten, daß zwischen den beiden Positionen eine Satz- oder Teilsatzgrenze liegt. Diese, auf die Richtung des Kontrasts zielende Unterscheidung deckt sich in etwa mit einer Aussage von Bierwisch ( 1 9 6 6 : 1 5 1 ) : Ein zweiter Typ der Hervorhebung [der erste ist der Primärakzent, den jeder Satz automatisch erhält], den wir Kontrast nennen wollen, ergibt sich, wenn zwei oder mehr Sätze mit parallelen Konstituenten, die aber mit verschiedenen Morphemen besetzt sind, aufeinanderfolgen. Durch das Zusammenwirken von IZ des Kontrasts, IZ der Makrosyntax, Bedingungen und möglichen Fortführungen läßt sich diese Beobachtung jedoch in einen größeren Zusammenhang einordnen. 6.2.3. Beispiele aus der Literatur In den Abschnitten 6.2.1. und 6 . 2 . 2 . wurde der Versuch unternommen, eine möglichst umfassende Beschreibung der Intonationsnorm im Hinblick auf Satzfunktion und Satzakzent zu liefern. In diesem Abschnitt wollen wir den allgemeinen Charakter der Äußerungstypen (dabei sind auch die Satzfunktionen eingeschlossen) und des Gebrauchs des IZ des Kontrasts anhand von einigen Beispielen aus der Literatur zu erhärten suchen. Da in der Literatur Intonationsbeispiele im Kontext seltener sind als isolierte Sätze (die dann jedoch häufig mit möglichen Fortführungen versehen s i n d ) , lassen sich nur relativ wenige der oben aufgeführten Äußerungstypen mit Beispielen belegen. Die im folgenden aufgeführten Satzfunktionen stellen nur jeweils eine von mehreren möglichen Interpretationen dar, die sich theoretisch aus Tabelle 1 und 2 ergeben. Da eine Analyse der Bedingungen der Kontextäußerungen zu weit ausschweifen würde, wurde absichtlich
138 auf die Markierung der IZ des Kontrasts und der Satzfunktionen bei den verbalen Kontextangaben verzichtet. ( l a ) You don't eat that (1b) You don't eat that
(you drink it) ( i t ' s poisonous)
Das erste Beispielpaar stammt von Wells ( 1 9 4 7 b : 2 6 6 ) . Da er keine Tonbewegung für den Schluß der Äußerung definiert (beide Konturen haben bei ihm die Tonhöhenfolge 2 4 4 2 ) , ergeben sich je nach Kontext und IZ der Makrosyntax verschiedene Interpretationen, z . B . : ( 1 a ' ) Kontext: Jemand ist im Begriff, den nur kochbaren Teil einer exotischen Frucht zu essen. NOT EAT
Bedingung: you
leave aside
that
Äußerung: You don't eat that\, (Aussage) da")
Kontext: Jemand ist im Begriff, japanischen Tee mit dem Löffel aus einer Schale zu essen. NOT EAT
Bedingung: you
drink
that
Äußerung: You don't eat that\ (Implikation) Mögliche Fortführung: you drink it oder z.B. you sip it ( 1 b ' ) Kontext: Jemand ist zu essen.
im Begriff,
einen giftigen Pilz
NOT THAT
Bedingung: you eat
this
Äußerung: You don't eat that\, (Aussage) (1b") Kontext: wie ( 1 b ' ) Bedingung: wie ( 1 b ' ) Äußerung: You don't eat that^
(Implikation)
Mögliche Fortführung: it's poisonous oder eat this instead Wegen des hinweisenden Fürwortes that ist es schwierig, von der grammatischen Struktur her einfache, verbale Kontextangaben für die Äußerungen d a 1 ) bis (1b") zu finden. Ständen solche zur Verfügung, so wäre bei ( 1 a ' ) und ( 1 b ' ) statt "Aussage" die Satzfunktion "Ant-
139
wort" zu notieren, ebenso bei
( 1 a " ) und ( 1 b " ) statt "Implikation"
möglicherweise "Reklamation" (falls die Äußerung z . B . eine Verneinung der Kontextäußerung darstellte). Das nächste Beispiel ist
von Lee ( 1 9 5 5 : 3 5 1 ) :
(2a) She won't consult (2b) She won't consult
one doctor FR
one'äoctbr
(no doctor will be consulted) (one will not be enough)
In diesem Beispielpaar kommen unterschiedliche Bedeutungen nur durch unterschiedliche Tonbewegungen zustande. Die Stelle, an der das IZ des Kontraste wirksam ist,
bleibt gleich. Zu möglichen Interpreta-
tionen von ( 2 a ) und ( 2 b ) gehören die
folgenden:
( 2 a ' ) Kontext: She will consult a doctor^
Bedingung:
- she will consult
NOT NO ONE some
doctor
Äußerung: She won't consult one doctor\ (Kontradiktion) ( 2 b ' ) Kontext: w i e ( 2 a ' ) Bedingung:
NOT ONE
she will consult
two
Äußerung: She won't consult one doctor^ Mögliche Fortführung: but two or three Bei der Opposition
( 2 a ) vs.
doctors (Implikation)
( 2 b ) spielt auch der unterschiedliche
Gebrauch von one eine Rolle. Das kommt in den Bedingungen zum Ausdruck. Bei ( 2 a " ) steht one als
indefinites Pronomen im Gegensatz zu
no one, während bei ( 2 b ' ) one als Zahlwort im Gegensatz zu weiteren Elementen der arithmetischen Zahlenfolge steht. Von Danes' ( 1 9 6 0 : 5 1 f ) wurde das folgende Beispielpaar übernommen. (3a)
I have certain proofs
(3b) j have certain proofs
(certain = 'some 1 or ' positive, infallible') (certain = 'positive, infallible, undoubtedly t r u e ' )
Da Danes' auf eine Markierung der Tonbewegung verzichtet, 3
ergeben
"F= f a l l , FR= fall-rise. A superscript dotted line shows that an intonation feature ... must continue for the length marked." (Lee 1955:348 Anm. 16)
140
sich wieder mindestens vier mögliche Interpretationen. ( 3 a * ) Kontext: What can you do to substantiate your claim\, NOT PROOFS
Bedingung: -
have certain
witnesses
Äußerung: J have certain proofs], (3a") Kontext: wie ( 3 a f ) Bedingung: wie ( 3 a ' ) Äußerung: J have certain proofs^
(Antwort)
(Implikation)
Mögliche Fortführung: but they have been doubted ( 3 b ' ) Kontext: What kind of proofs
have you got\.
NOT CERTAIN
Bedingung: - I have
uncertain
Äußerung: I have certain proofs^
proofs (Antwort)
(3b") Kontext: wie ( 3 b ' ) Bedingung: wie ( 3 b * ) Äußerung: I have certain proof'ef (Implikation) Mögliche Fortführung: but they are difficult to explain Bei ( 3 a ) und (3b) können mit Hilfe des IZ des Kontraste, das an zwei verschiedenen paradigmatischen Punkten vorkommt, zwei mögliche Bedeutungen eines Wortes differenziert werden. Lee ( 1 9 5 5 : 3 4 7 ) führt noch das folgende Beispielpaar an: (4a) They don't admit (4b) They don't admit
\jany students [but only students of a certain kind] \any students [They admit no students]
Da die markanten Tonbewegungen nur für any vorgesehen sind, diese also auch die Funktion von Akzenten übernehmen, kommen nur zwei mögliche Interpretationen in Frage (vgl. die Bemerkungen vor den ersten Beispielen). ( 4 a ' ) Kontext: Are students allowed to go there^ Bedingung: They admit SOME students Äußerung: They don't admit any students^ (Implikation) Mögliche Fortführung: only students of a certain kind oder except those who ...
141
( 4 b ? ) Kontext: w i e ( 4 a ! ) NOT ANY
Bedingung:
no
They admit
students
Äußerung: They don't admit any students^, (Antwort) Zum Schluß sei noch daran erinnert, daß die Interpretationsmöglichkeiten lediglich die zitierten Beispiele betreffen. Mögliche andere Stellen, an denen IZ des Kontraste vorkommen könnten, wurden nicht berücksichtigt, ebenso nicht alle möglichen Satzfunktionen. Man bedenke, daß der exemplarische Satz John is in the house bei nur zwei verschieden plazierten Akzenten zu 16 verschiedenen Interpretationen in Tabelle 1 und 2 führte.
6.3.
IZ des Kontraste und IZ grammatischer Relationen
Bei der Diskussion von Tabelle 3 und 4 in Kapitel 4 haben wir schon gesehen, wie sich IZ des Kontrasts und IZ grammatischer Relationen überlagern können. Es läßt sich allgemein feststellen, daß die prosodische Kategorie "'" bei einem IZ grammatischer Relationen auch immer als Formseite (Index) eines IZ des Kontrasts interpretiert werden kann. Vgl. die folgenden Belege aus Kapitel 3: NOT INSTRUCTIONS
Beleg 11a) Bedingung:
- I have
money
to leave
Äußerung: I have instructions to leave NOT LEAVE
Bedingung:
- I have instructions to
stay
Äußerung: I have instructions to leave
12a) Bedingung:
NOT FLYING
NOT PLANES
sinking •
ships •
can be dangerous
• •
Äußerung: Flying planes can be dangerous
142
Beleg 12b)
NOT FLYING PLANES
Bedingung:
ships
can be dangerous
Äußerung: Flying planes can be dangerous
15a)
NOT MAID
Bedingung:
- French lady's
dress
Äußerung: French lady 's maid
15b)
NOT LADY
Bedingung:
- French
house
maid
Äußerung: French lady's maid Wie wir in Kapitel 4 gesehen haben, werden die Verhältnisse komplizierter, wenn der Kontrastakzent (das prosodische Korrelat eines IZ des Kontraste) nicht auf eine Stelle t r i f f t , die schon von einem IZ grammatischer Relationen mit dem prosodischen Korrelat "akzentuiert" markiert wurde, sondern auf eine im Sinne eines IZ grammatischer Relationen unbetonte Stelle. Wir haben bei der exemplarischen Vorführung der Verhältnisse bei black board eraser (Kap. 4, Tab. 3 u. 4) gesehen, daß dies nur so weit möglich ist, als kein bestehendes IZ grammatischer Relationen aufgehoben wird. Während eine Kontrastbetonung z . B . von French sowohl in 15a) als auch 15b) möglich ist, ohne daß der syntaktische Unterschied der Äußerungen aufgehoben würde, führt eine Kontrastbetonung bei 15a) auf lady's und bei 15b) auf maid zu einer Homophonie, bei der weder zwischen den syntaktischen Varianten noch den paradigmatischen Punkten, an denen das IZ des Kontrasts auftritt, differenziert werden kann. Wahrscheinlich haben derartige Uberlagerungserscheinungen dazu geführt, daß manche Autoren der Intonation eine syntaktische Funktion absprechen wollen, so z . B . Bolinger ( 1 9 5 8 c : 3 7 ) : "The encounters between intonation and grammar are casual, not causal." Auch Danes' (196O:50) ist sich nicht über die syntaktische Aufgabe der Intonation im klaren, wenn er schreibt: "It is not clear whether, and to what extent, intonation performs proper grammatical functions or lexical functions." Anschließend diskutiert er das in Kapitel 3 als
143
Beleg 17 aufgeführte Beispielpaar: (5a)
Please wire
(5b)
Please wire if
if
I am to come
J am to come
'Please wire your decision about my coming' 'Please wire in case I am to come'
Zu diesem Beispielpaar stellt sich Danes (1960:50) die folgende Frage: But is it proper to claim that the intonation, together with the juncture, performs an additional grammatical function here? I think not. All that is here signaled by the intonation is the theme-propos organization of utterance. In example [5a] the subordinate clause, if I am to come, is marked as propos, whereas in [5b] it is the verb wire that is signaled as an emphatic propos, while the clause if I am to come contains a thing that is already known from the previous context (or situation) and that is here repeated. In der Tat weist Satz (a) eine TC-Struktur und Satz (b) eine CTStruktur a u f . Dieser Sachverhalt läßt sich auch mit Hilfe von IZ des Kontraste und IZ der Makrosyntax erklären. ( 5 a ' ) Kontext: In which case shall I wire\ NOT WIRE
Bedingung:
- Please
write
Äußerung: Please w'ire\ (Implikation) Mögliche Fortführung: if ( 5 b ! ) Kontext: How shall I let
I am to you know if
I want you to oome\,
NOT WIRE
Bedingung:
- Please
write
Äußerung: Please wire if
if I am to come
I am to come\, (Antwort)
Im Fall ( 5 a ' ) haben wir wieder die Erscheinung, daß eigentlich bekannte Information hervorgehoben wird, um neue Information einzuleiten, vgl. 6 . 2 . 2 . Wie oben ist damit der Umstand verbunden, daß die Information der möglichen Fortführung sprachlich realisiert werden muß. Das Konzept der IZ hätte wenig Sinn, wenn es bloß eine Notdtionsvariante zu bestehenden Intonationssystemen böte. An dem von Danes' vorgelegten Beispiel läßt sich jedoch zeigen, daß Aussagen, wie
144
oben von Bolinger und Danes' zitiert, nicht dem Faktum gerecht werden, daß Intonation sowohl grammatische als auch situationsbezogene Informationen vermittelt und daß darüber hinaus ein und dieselbe Äußerung(snorm) beide Arten von Information beinhalten kann. Wir sahen nämlich in Kapitel 3, daß sich ( 5 a ) und (5b) sehr wohl syntaktisch interpretieren lassen. Das Phänomen, daß eine sprachliche Form als Träger von verschiedenen Arten von Information benutzt wird, ist nicht neu. Seiler ( 1 9 6 0 : 2 9 ) schreibt im Zusammenhang mit den Relationsarten Klasse-Selektor und Nukleus-Satellit "In einem und demselben Syntagma können mehr als
(vgl. 4 . 2 . 2 . 1 . ) :
eine syntaktische
Relation realisiert sein." Die Inanspruchnahme ein und derselben prosodischen Form durch IZ des Kontraste und IZ grammatischer Relationen ist also eine reguläre, wenn auch die Beschreibung erschwerende Erscheinung.
6.4.
IZ der Makrosyntax und IZ grammatischer Relationen
Eine Überlagerung dieser beiden Typen von IZ konnte nur in dem gerade diskutierten Fall und bei den Beispielen
(9) und ( 1 O ) in Ab-
schnitt 5.3. festgestellt werden. Das hängt damit zusammen, daß IZ grammatischer Relationen und IZ der Makrosyntax eigentlich zwei voneinander getrennte Bereiche b e t r e f f e n . IZ grammatischer Relationen kommen innerhalb eines Satzes vor, während IZ der Makrosyntax beim Zusammenwirken mehrerer Sätze (mit Ausnahme der dialogeröffnenden, die aber auch im Dialog vorkommen können) operieren. Die Beispiele von Danes' in 6.3. exemplifizieren das unterschiedliche Zusammenwirken von Haupt- und Nebensatz. Interessanterweise wurde die prosodische Kategorie "distinktive Tonbewegung" sonst nur noch einmal innerhalb der Liste von IZ grammatischer Relationen vergeben.
6.5. Schlußbetrachtung Es war das Ziel der vorliegenden Arbeit nachzuweisen, daß Intonationsphänomene wirkungsvoll mit Hilfe der Theorie vom sprachlichen Zeichen erklärt werden können. Dieses Vorgehen ermöglicht es, bei Wahrung der Identität einzelner Erscheinungen doch das Zusammenwirken und den komplexen Charakter (Homonymie und Synonymie) von IZ zu demonstrieren. IZ kommen jedoch nicht in einer Sprache vor, ih-
145
re Annahme und Anwendung erklärt lediglich sprachliche Fakten.'Wie Zeichen überhaupt, gründen auch IZ auf dem Oppositionsprinzip. Die Identifikation von IZ konnte darum nur durch das Sammeln und Aufstellen von Oppositionspaaren erfolgen. Das letzte Kapitel hat jedoch gezeigt, wie Kenntnisse über die Funktion (das System) dazu dienen können, auch Aussagen über die Intonationsnorm (den über das System hinausgreifenden Bereich der Norm) zu machen. Wir sind nun auch in der Lage, den Bereich Intonation innerhalb des von Mulder entworfenen semiotischen Systems (vgl. 2 . 1 . 5 . ) einzuordnen. Da wir es mit drei Typen von IZ zu tun haben, stellt Intonation ein komplexes semiotisches (= Zeichen-) System dar; da zwischen den Typen und den IZ allgemein keine ordnende Beziehung besteht (es gibt keine Syntax der I Z ) , sie vielmehr unabhängig voneinander gleichzeitig "da" sind, handelt es sich schließlich bei Intonation um ein komplexes, ungeordnetes semiotisches System. Ob ein IZ grammatischer Relationen in einer Äußerung vorkommt, kann anhand der Liste in Kapitel 3 geprüft werden. Die Liste ist zwar noch o f f e n , mit jedem dazugefundenen IZ wird jedoch die Wahrscheinlichkeit geringer, weitere zu finden. Schließlich kann die Bestimmung der IZ grammatischer Relationen unabhängig vom Kontext vorgenommen werden. Für die Bestimmung der IZ des Kontrasts und der Makrosyntax und insbesondere der Summenbedeutungen muß der Kontext jedoch einbezogen werden. Da fast alle Sprachtheorien mehr oder minder offen den Zeichencharakter der Sprache anerkennen, fühlt sich die vorliegende IZ-Analyse keiner besonderen Strömung innerhalb der Linguistik verpflichtet, denn Transformationalisten arbeiten genauso mit Zeichen wie Vertreter der Kopenhagener Schule. Ich möchte meine IZ-Analyse als allgemeinen Beitrag zur Sprachbeschreibung verstehen, der einen (heute vielleicht) etwas vernachlässigten Bereich allen, die sich mit Intonation beschäftigen, zur Diskussion stellen möchte. Die IZAnalyse soll nicht die Sprachbeschreibung auf anderen Ebenen ( z . B . Syntax oder Phonologie) ersetzen, sondern - weil sie Bereiche behandelt, die mit anderen Mitteln nur schwer ausgedrückt werden können - ergänzen.
146
6.6.
Anhang
6 . 6 . 1 . Kurze Zusammenfassung der drei Typen von IZ 1) Intonations zeichen grammatischer Relationen KONDITION:
Segmentale Lautkette des Typs einer grammatischen Konstruktion z.B. civil servant
INDEX:
Prosodisches Korrelat, d . h . Anwendung von prosodischen Kategorien z . B . xx
DENOTATION:
Relationskonfiguration z . B . DH
SUMMENBEDEUTUNG: Bedeutung der durch das IZ modifizierten segmentalen Lautkette z.B. 'höflicher Diener' 2) Intonationszeichen des Kontrasts KONDITION:
Paradigmatischer Punkt einer segmentalen Lautkette, der keinen Kontextbeschränkungen unterliegt z.B. He shot himself
INDEX:
prosodisches Korrelat z . B . -1 He shot himself o' Wechselbeziehung zwischen x und einem durch Bedingung spezifizierten y
DENOTATION:
z.B.
y
I V
Bedingung:
X
NOT +1
SHOT
- he
poisoned •
himself
• •
SUMMENBEDEUTUNG: Bedeutung der durch das IZ modifizierten Lautkette ,[das ist eine neue Information]' z.B. 'Er hat sich erschossen [und nicht etwa vergiftet] '
147
3) Intonationszeichen der Makrosyntax KONDITION:
Strukturtyp von Kontext und Äußerung z . B . Is John in the house YNI (Kontext) John is in the house ÄFF (Äußerung)
INDEX:
prosodisches Korrelat z . B . AFF^: John is in the house^
DENOTATION:
Bedeutungskomponente z.B. 'final'
SUMMENBEDEUTUNG: Bedeutung der durch das IZ modifizierten segmentalen Lautkette z.B. 'Antwort'
6 . 6 . 2 . Beispiel einer Textanalyse Text:4 Bill (B) is back from a long business trip. He is in the airport bus. His wife Jane (J) is next to him. There is a big parcel in front of him. J: B: J: B: J: B: J:
( 1 ) Are there presents for us in this parcel, Billt (2) Well, there are presents for the children in i t j " ( 3 ) Only for them T (4) Haven't you got a present for me, toot (5) Well ... yes ... I ' v e got a present for you, too,], ( 6 ) What have you got for me, Billf ( 7 ) Not now, darlingj (8) It's a surprise], (9) All right, Bill? (10) But what have you got for Betty],
B: ( 1 1 ) I ' v e got a lovely little handbag for herj J: ( 1 2 ) Oh, wonderful], ( 1 3 ) And what have you got for JoeJ, B: ( 1 4 ) I ' v e got a big American police car for himj, J:
( 1 5 ) That's nicef ( 1 6 ) But now, Bill, please], what have you got for mej, Als Vorlage diente das Stück "The Surprise" aus Hoffmann et al. (1968:26).
148 B: ( 1 7 ) I've got a real surprise for you, darlingj, a f u r coatj, J: (18) A für coatt (19) But BlllJ, (20) I t ' s the beginning of summer^ Analyse: Die folgende Analyse ist nicht die einzig mögliche Deutung des schriftlichen Materials. Es werden nur solche Notierungen vorgenommen, bei denen prosodische Zeichen ( I Z ) verwendet werden. IZ stellen gewissermaßen Werkzeuge für Sprecher dar, wobei der Arbeitsbereich jedes Werkzeugs (die Funktion) definiert ist. Variationsmöglichkeit besteht in der Anwendung der Mittel. Sie ist abhängig von dem, was der Sprecher erreichen will. Die Variationsmöglichkeiten sind aber nicht unbegrenzt. In Satz (1) kann beispielsweise aus der Lage der bekannten Information nur presents als erfragenswert herausgestellt werden. Dagegen ist es dem Ermessen des Sprechers anheimgestellt, z . B . in Satz (2O) beginning hervorzuheben oder nicht. Da beginning semantisch gesehen (nicht syntaktisch) als Erweiterung zu summer fungiert, könnte man es proklitisch verschmelzen. Ebenso hängt es von den individuellen Vorstellungen eines Sprechers ab, American in Satz ( 1 4 ) hervorzuheben oder nicht. Für ein Kind wird neben der Tatsache, daß es sich um ein Polizeiauto handelt, vor allem entscheidend sein, daß das Auto groß ist. Ein Vater, der solche Prioritäten kennt, wird dann wie in ( 1 4 ) vorgesehen die IZ des Kontrasts setzen. Sammelt aber ein Junge Polizeiautos aus verschiedenen Ländern und fehlt ihm eins aus Amerika, wird ein Vater wahrscheinlich a big American police car akzentuieren. Wir sehen, die Vorstellungen des Sprechers über kontrastwürdige Elemente sind entscheidend. Konventionalisiert sind nur die Mittel, deren er sich bedient. Entsprechendes gilt für die Wahl der IZ der Makrosyntax. Auch hier hängt manches von den Vorstellungen des Sprechers ab. Satz ( 1 8 ) könnte beispielsweise ebenso mit fallender Tonbewegung geäußert werden. Dann führte das IZ "J, final" zu der Satzfunktion "Rekapitulation"; sie gibt keinen Hinweis darüber, ob der Sprecher sich noch weiter zu dem Gehörten äußern will. In diesem Fall wäre mit einer nachdenklichen Pause seitens Jane zu rechnen. Für unseren Text nehmen wir dieses nicht an; die Äußerung wird mit einem IZ "T nicht fi-
149
nal" versehen, und es entsteht die Satzfunktion "Echofrage". Die Kommata im Text erfüllen keine IZ-Funktion; sie wurden vom Originaltext übernommen. Sie sind wichtig für die Sprechgeschwindigkeit. Ist diese groß, werden keine Pausen realisiert, ist sie klein, sind dort Pausen möglich. In Satz (1) ist presents das erfragenswerte Element, das ein IZ des Kontrasts erhält, weil parcel und us ( f ü r "Familie") als bekannt gelten. Aus rhythmischen Gründen, die aber wiederum von der Sprechgeschwindigkeit abhängen, könnte auch parcel einen Akzent erhalten. Von der Informationslage her ist dies jedoch nicht unbedingt nötig. Die YNI-Struktur verlangt das IZ "T nicht f i n a l " ; es ergibt sich die Satzfunktion "Entscheidungsfrage". Nachdem presents in (1) eingeführt wurde, stellt children in (2) die neue Information dar; es wird entsprechend mit einem IZ des Kontrasts versehen. Das IZ "t nicht final" wurde gewählt, um weitere neue Information anzukündigen. Bei der AFF-Struktur ergibt sich also die Satzfunktion "Antwort mit Implikation". Als mögliche Fortführung, die allerdings nicht sprachlich realisiert wird, käme etwa "but I ' v e got also presents for you" in Betracht. Satz (3) kann als Ellipse aufgefaßt werden zu (a) Are they only for them\ . Hier wird them (pronominalisiert für children) in Frage gestellt und nach einer Bestätigung gesucht. Deshalb bleibt das IZ auf dem children entsprechenden Paradigma, nämlich them. Die Funktion ist ähnlich wie bei einer Echofrage (b) They are only for them] Fassen wir (3) als aus (a) abgeleitet a u f , so bewirkt "T nicht final" bei der YNI-Struktur die Satzfunktion "Entscheidungsfrage"; leiten wir (3) aus (b) ab, so führt " t nicht final" bei der AFFStruktur zu "Echofrage". Satz (4) hat vier Informationspunkte, die durch IZ des Kontrasts markiert werden. An haven't ist die Entscheidungsfrage nach dem Zutreffen des ganzen Satzes gebunden. Für Jane stellt in diesem Stadium des Gesprächs present das Hauptinteresse dar. Sie versieht es entsprechend mit einem IZ des Kontrasts. Zusätzlich wird me gegen andere Personen kontrastiert; too fungiert noch als Bekräftigung zu dem hervorgehobenen me. Es liegt jedoch in der Funktion von too begründet, daß es fast immer ein IZ des Kontrasts erhält. Insofern gibt es hier kaum Variationsmöglichkeiten für Sprecher dieser Äußerung. Das IZ "T nicht final" führt wegen der YNI-Struktur zur Satz-
150
funktion "Entscheidungsfrage". Satz (5) weist zu Satz (4) eine parallele Konstruktion auf. Bill wiederholt ihn praktisch unter Verzicht auf Frage und Verneinung (d.h. er bejaht) sowie Austausch von me durch you. Die von Jane in (4) gesetzten Informationspunkte bleiben bis auf haven't in (5) erhalten. Die vorausgegangene YNI-Struktur in ( 4 ) , die AFF-Struktur in (5) und das IZ "| final" ergeben die Satzfunktion "Antwort". In Satz (6) fragt what nach neuer Information; have got, you und for me sind im Dialog schon eingeführt. Also erhält what das IZ des Kontraste. Normalerweise rechnen wir bei WHI-Strukturen mit einem IZ "l nicht final". Der Zusatz Bill läßt es jedoch als möglich erscheinen, Konnotationen - wie auf S. 122 beschrieben - in Form einer möglichen Fortführung anzusetzen. Darum wählen wir "t nicht final" und erhalten als Satzfunktion "Informationsfrage mit Implikation". In Satz (7) bringt das IZ des Kontraste den Gegensatz zwischen dem Wunsch von Jane, jetzt informiert zu werden, und der Absicht von Bill, erst später das Geheimnis zu lüften, zum Ausdruck. Darüber hinaus kann now auch als thematisch angesehen werden, da now in jeder Gesprächssituation latent vorhanden ist. Wir wollen die zweite Interpretation aufgreifen und wählen darum das IZ "T nicht final", um die eigentliche Information erst anzukündigen. Der folgende Satz (8) wird dann als mögliche Fortführung zu (7) aufgefaßt (vgl. S. 1 4 3 ) ; surprise stellt die neue Information dar, es erhält ein IZ des Kontrasts. Die Satzfunktion "Antwort" ergibt sich bei " -l final" aus der WHI-Struktur in (6) und der AFF-Struktur in ( 8 ) . Satz (9) läßt sich schwer funktional erklären. Dieses liegt an dem idiomatischen Charakter von all right. Es gibt im Grund keine Wahlmöglichkeiten. Es sei nur daran erinnert, daß sich all right wie o.k. oder sixteen verhält. Diesen Beispielen ist gemeinsam, daß die angegebene Akzentstelle auf das erste Glied verlagert wird, wenn diesen Ausdrücken etwas folgt, vgl. o.k. Bill und sixteen sixteen 'sechzehnhundertsechzehn'. Wenn wir auch keine Angabe über die Struktur von (9) machen, so kündigt doch das IZ "t nicht final" eine mögliche Fortführung an. In Satz (10) fragt what nach neuer Information, Betty ist im Dia5
Hierauf machte mich Dr. John Davis aufmerksam.
151
log neu. Beide erhalten darum ein IZ des Kontrasts. Wenn wir keine weiteren Implikationen annehmen, können wir "^ nicht f i n a l " und WHIStruktur die Satzfunktion "Informationsfrage" ergeben lassen. Satz
( 1 1 ) liefert die gewünschte neue Information; die pronomi-
nalisierte Form von Betty, her, bleibt unmarkiert. Dafür erhält handbag unbedingt ein IZ des Kontrasts. Es ist
ferner möglich, auch
lovely entsprechend hervorzuheben. Bei little ist
dies unter norma-
len Bedingungen nicht möglich, da little in diesem Fall ein unmarkiertes Pendant zu small ist
und es daher einen geringeren Informa-
tionswert besitzt. Als Satzfunktion ergibt sich wie in (8) "Antwort" In Satz
( 1 2 ) bekräftigt das IZ des Kontrasts die segmentale
In-
formation. Da ( 1 2 ) und ( 1 3 ) in keinem direkten inhaltlichen Zusammenhang stehen, nehmen wir für aus ÄFF 07z, that 's wonderful^, Satzfunktion "Aussage". Satz
( 1 2 ) das IZ " j, final" an. Da wir ( 1 2 ) ableiten können, erhalten wir
( 1 3 ) weist eine zu Satz
als
( 1 O ) parallele Konstruktion auf. Aus
diesem Grund braucht what nicht unbedingt mit einem IZ des Kontrasts versehen zu werden. (Vgl. das unbetonte who in Kap. 6, Tab. 1, Teil 3 ) . Im Gegensatz zu Betty wird nun nach Joe gefragt; Joe erhält ein IZ des Kontrasts. Wie in Satz
(10) haben wir die Satzfunktion
"In-
formationsfrage" . Die IZ des Kontrasts zu Satz
( 1 4 ) wurden schon oben in der Ein-
leitung der Textanalyse erklärt. Darüber hinaus wird in American pol'ioe aar noch ein IZ grammatischer Relationen verwirklicht. Es entspricht Beleg 14a) in Kapitel 3. Zu ihm in Opposition steht - was in diesem Kontext allerdings nicht wahrscheinlich ist - ein hierzu homonymer Ausdruck, allerdings mit der syntaktischen Strukturierung wie in 1 4 c ) . Wie in Satz ( 1 1 ) ergibt sich schließlich die Satzfunktion "Antwort". In Satz ( 1 5 ) wird die neue Information
durch ein IZ des Kontrasts
bei nice hervorgehoben. Das IZ "T nicht final" kündigt eine weitere Äußerung desselben Sprechers an. Wir erhalten also unter Berücksichtigung der AFF-Struktur als Satzfunktion "Aussage mit Implikation". Die erste Kontur in Satz
( 1 6 ) enthält nur Interjektionen. Von der
letzten, please, kann man einen AFF-Satz wie I beg you\, als
zugrun-
deliegend ansehen. Da der Kontext andere Personen ausschließt, wäre in diesem Satz eine Hervorhebung von you kaum möglich. Wohl könnte das IZ des Kontrasts aber beg bekräftigen. Auf diese Weise wollen
152 wir auch das IZ des Kontraste bei please als Bekräftigung motivieren. Wir setzen darum für please eine AFF-Struktur an. Das IZ 11 - final" ergibt dann die Satzfunktion "Aussage". Für die zweite Kontur von ( 1 6 ) gilt entsprechend, was für (13) schon z u t r a f . Die Verteilung der IZ des Kontraste in der ersten Kontur von Satz (17) ist ähnlich motiviert wie in Satz ( 1 1 ) . "j final" bedeutet bei der AFF-Struktur im Hinblick auf die vorangegangene WHI-Struktur "Antwort". Die Akzente von fur coat werden zunächst auf der Ebene des Wortakzents festgelegt (vgl. 1 . 2 . 6 . ) . Da fur a'oat insgesamt eine neue Information darstellt, werden beide durch IZ des Kontrasts markiert. Die zweite Kontur von ( 1 7 ) kann abgeleitet werden aus einem AFF-Satz It's a fur cbat\,. Als Satzfunktion haben wir also "Aussage". Für Satz ( 1 8 ) setzen wir die gleiche zugrundeliegende Form an wie für Satz ( 1 7 ) , Teil 2. Das IZ "T nicht final" führt jedoch zu der Satzfunktion "Echofrage". Satz ( 1 9 ) ist wiederum syntaktisch schwer zu erklären. Er könnte sowohl eine IMP- als auch eine MDL-Struktur haben, da er weder Subjekt noch Prädikat besitzt. In einer Ad-hoo-Weise wollen wir ( 1 9 ) einfach als "Ausruf" werten, der von einem IZ "| final" Gebrauch macht. In Satz (20) kennzeichnen IZ des Kontrasts die neue Information beginning of summer. Das IZ "| final" bewirkt bei der AFF-Struktur die Satzfunktion "Aussage".
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REGISTER
ÄFF = affirmative clause 113 Bedingung 100 deduktive Methode 28 Denotation 33, 37 Denotationsklasse 37 distinktive Tonbewegung, -er Akzent, -e Pause 45 Emphase 111 Funktion 38 Gebrauchsnorm 89 homonym (prosodisch) 6O Homonymie 48 identische (Intonations-) Zeichen 60 IMP = imperative clause 113 Index 33 induktive Methode 27 Interordination 51 Intonationszeichen ( I Z ) 35 IZ grammatischer Relationen 67 IZ des Kontraste 1O9 IZ der Makrosyntax 123 Kommunikationskonvention 33 Kondition 33 Konnotation 37 Koordination 51 linguistischer Bereich 6 Makrosyntax 112 MDL = moodless clause 113
mögliche Fortführung 134 Norm 9O Oppositionsexponent 95 paralinguistischer Bereich 6 phonetische Realisation 5 prosodische Kategorie 43 prosodisches Korrelat 59 Realisierungsnorm 90 Rede 89 Relationskonfiguration 54 Satzakzent 22 Satzfunktion 113 semiotische Systeme 3O sign (linguistisch) 34 signum 34 sprachlicher Kontrast 4 Strukturtypen 113 Subordination 51 Summenbedeutung 119 symbol (paralinguistisch) 34 synonym (prosodisch) 59 System 90 Systembereich 92 WHI = interrogative clause 'wh'-type 113 Wortakzent 22 YNI = interrogative clause yes/no type 113