Homerische Versifikationstechnik: Versuch einer Rekonstruktion 3820495851, 9783820495850

In der Homerforschung ist seit den Arbeiten von Milman Parry die Frage nach der Entstehungsweise der Grossstrukturen von

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German Pages 367 [379] Year 1987

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Homerische Versifikationstechnik: Versuch einer Rekonstruktion
 3820495851, 9783820495850

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Homerische Versifikationstechni k. Versucheiner Rekonstruktion

Europäische Hochschulschriften Publications UniversitairesEuropeennes EuropeanUniversityStudles

ReiheXV Klassische Sprachen und Literaturen SerieXV

SeriesXV

Philologie et litterature classiques Classics

Bd./Vol.34

PETERLANG Frankfurt am Main· Bern· NewYork

EdzardVisser

Homerische Versifikationstechnik Versucheiner Rekonstruktion

PETERLANG Frankfurt am Main· Bern· NewYork

CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek Viuer, Edzard: Homerische Versifikationstechnik, Versucheiner Rekonstruktion/EdzardVisser.- Frankfurtam Main; Bern;NewYork: lang, 1987. (Europäische Hochschulschriften: Reihe15, Klassische Sprachen und Literaturen;Bd.34) ISBN3-8204-9585-1 NE: Europäische Hochschulschriften/ 15

ISSN0721-3433 ISBN3-8204-9585-1

© VerlagPeterlang GmbH,FrankfurtamMain1987 Alle Rechtevorbehalten. geschützt. DasWerkeinschließlich aller seinerTeileist urheberrechtlich Jede Verwertungaußerhalbder engenGrenzendes Urheberrechtsge· setzesist ohne ZustimmungdesVerlagesunzulässig und strafbar.Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungenund die Einspeicherung und Verarbeitungin elektronischen Systemen. printedin Germany

MEINER FRAU UND

MEINEN ELTERN

VII

Vorwort Diese Arbeit reicht in ihren Anfängen weit zurück, letztlich bis 1979 zu einer an der Universität Cincinnati von Prof. B. Fenik geleiteten Homerübung, in der die Problematik einer Verbindung von Oral poetry-Theorie mit literarischer Homerinterpretation deutlich zutage trat: weitergehende Oberlemich schliesslich, in gungen zu diese~ Thema veranlassten einer grösseren Arbeit nach Ansatzpunkten für eine solche Verbindung zu suchen. auf dessen Initiative hin mein Aufenthalt in Prof. J. Latacz, Cincinnati zustandegekommen war, bot mir zuerst in Mainz, dann in Basel die Möglichkeit, diese Arbeit bei ihm als Dissertation anzufertigen. Nicht nur dafür schulde ich ihm grossen Dank, sondern auch für seine vielfältige Förderung im Studium, sein persönliches Engagement nicht nur im universitären Bereich sowie für seine Betreuung (nicht zuletzt auch für das genaue Lesen der Korrekturen). Zu danken habe ich auch Prof. Fenik für seine wissenschaftliche Betreuung in Cincinnati, der Studienstiftung des Deutschen Volkes, die mich in Mainz und in Basel grosszügig mit einem Promotionsstipendium gefördert hat, der PhilosoBasel (Max-Geldner phisch-Historischen Fakultät der Universität Fonds) für einen erheblichen Druckkostenzuschuss Prof. J. Delz in Basel filr das Korreferat.

und vor allem

Gewidmet ist dieses Buch meiner Frau Tamara und meinen Eltern, die mir in vielfacher Weise Unterstützung und Hilfe gewährt haben: gerade meine Frau hat in langen Gesprächen, durch viele nützliche Hinweise und - last, not least - durch aufwendige Korrekturarbeit Entscheidendes zur Fertigstellung dieser Arbeit geleistet. Basel/Speyer,

im November 1986

IX INHALT I.

Vorfragen

. . . . . . . . . . . . . . . . .

1. Das Problem der Versifikationstechnik forschung • • . • . . .

in der

Homer1

2. Methodische

Grundlegung

3. Der äussere iliadischen

Rahmen der Tötungsszenen Kampfbeschreibungen

25 innerhalb

der 41

(1) Einleitung.

• • • . • . . .

41

(2) Die

Möglichkeiten.

44

formalen

(3) Die inhaltlichen II.

1

Möglichkeiten

58

DIE TECHNIK DER HOMERISCHENVERSKOMPOSITION 1. Die Verskomposition (1) Entwicklung (a)

innerhalb des

des

generativen

Die metrische

Typus

Modells

Flexibilität

des

66

AI

und AI'

• •

66

Prädikats

66

strukturidentischen Verse E 43: 8 515 • • . • • • • • • • • • a. Nicht-strukturdeterminierende Elemente

78

ß. Strukturdeterminierende

92

(b) Analyse der E 59, Z 32,

y.

Die Rekonstruktion

(2) Ausbau des Modells plexerer Verse (a)

66

anhand

Elemente der



Versgenese

strukturell

78 97

kom102

Einleitung

102

(b) Das Objekt am Versende A 489: 102 - 0 516: 116

102

(c)

123

Zwei Objekte im Basisvers 8 514: 123 - 0 329: 140

(d) Basisvers mit n 463: 145 (e)

Zusammenfassung

fehlendem

Prädikat

155

••••

(3) Umsetzung des generativen Modells auf den gesamten Typus AI/AI' (Stellenkommentar) (a)

Einleitung

(b) Verse mit einem positionsfesten

145

160

• • • • • . • • • • .

160

prosodisch Prädikat

161

invariablen,

(fEEVQPLfEv) .

X

a.

Verse mit der Zäsur B 2 •.•• 0 332: 162 - A 422, M 187: 168 ß. Verse mit der Zäsur B 1 •••. 8 513, Z 20: 173 - A 335: 177 Z 30: 181 - 0 518: 184 - E 842: 187 Z 36: 190 y. Zusammenfassung .•.•.••.

(c) Verse mit einem prosodisch sitionsflexiblen Prädikat

invariablen,

162 173

194 po-

(fnEQ)\IE, xa,tx,a)

Einleitung ß. fnE~VE vor der Versmitte:

196

a.

E69

Z 12, Z 29,

••••••••••••·•

198

y. fnE~vEv/xa,tx,a vor dem Versende 200 M 278, N 170: 200 - ß 785 (d) Verse mit einem prosodisch variablen, poPrädikat (Formen von tAE!v) 210 sitionsflexiblen a.

ß. y.

ö.

E.

Einleitung Die iambische Form lAE vor der Penthemimeres: 0 515 • • • • • • • • • • . Die pyrrhichische Form lAE nach der Hephthemimeres • • • • • • • • Z 35: 220 - 0 340: 222 - Y 382: 224 ~ 457, E 541, 8 256, ß 603: 226 8 273: 230 Die pyrrhichische Form lAE nach der Trithemimeres • • • • • • • • • • . • A 91f.: 232 - 0 339: 238 Die pyrrhichische Form fAE in der Arsis ••. des 1. Metrums: E 144, ~ 209

C. Die trochäische kata

triton

Form EtAEV vor der Zäsur trochaion: E 677, B 520

11. Die Dual form tAt·mv • • • . • • • • E 576: 251 - H 8: 260 - A 328: 262 a. Zusammenfassung ...• 2. Kontrastanalyse: Die Verskomposition in den 'Posthomerica' Typus AI/AI' von Smyrna . . • • • ( 1)

2 31

244

246 249 263

266 266

in den 'Posthomerica' (2) Der Typus AI/AI' (3) Differenzen auf der Ebene der Bildung einzelner 6.624:

2 20

innerhalb des des Quintus

Einleitung

Verse

213





.

274 - 3.300:





.











276 - 3.302-303:

269 274



278

XI

(4) Differenzen in der Verwendung der Verbindung 'ut6c mit dem Genetiv' in der Ilias und den 'Posthomer ica' . . . . . . . . . (5) Zusammenfassung 3. Die Verskomposition

innerhalb

(1) Die inhaltlichen setzungen



des Typus B II

und sprachlichen • •

• •

.

• •

• .

281 286 290

Voraus•

290 294 297 297

• • .

(2) Das generative Prinzip in B II-Versen (3) Die Interpretation weiterer B II-Verse (a) Die monosyllabische Form ßo.A' P 309: 299 - Y 386: 300 (b) Die pyrrhichische Form ßcUe(v) •••• 305 Y 413, Y 486: 305 - 6 501: 308 - A 108: 313 316 (c) Die iambische Form 6cUe: E 537 • (d) Die anapästische Form f6CJ.AE(v): 6 459, z 9, 8 465, 0 433 • • • • . • • • • • • • • 321 (e) Die molossische Form ßEßA~KEL: E 65f., E 72f..

.

. . .

.

. .

.

.

. .

.

. .

.

324

4. Zusammenfassung

327

III.

ERGEBNISSE ....•..

331

IV.

ANHANG:Die prosodischen

V.

LITERATURVERZEICHNIS

345

VI.

VERSREGISTER .•.•

355

Schemata

am Versende

337

1

I.

Vorfragen

1. Das Problem

der Versifikationstechnik

in der Homerforschung

In dieser Arbeit wird der Versuch gemacht, die homerische Versifikationstechnik von einem neuen Ansatz her zu untersuchen. Ausgangspunkt ist die Frage, wie bei der sprachlichen Realisierung eines charakteristischen epischen Erzählmotivs (der Tötungen in der Ilias) der vorgegebene Inhalt versifiziert wird. Gefragt wird also nach der Technik, mittels deren der Iliasdichter das, was er sprachlich darstellen will, in diekalq:,lizierte Form eines dak1 • Ziel der Untersuchung tylischen Hexameters kleidet ist (11 die Erhellung der auf diesem Sektor angewandten Versifikationsprinzipien und - auf dieser Basis - (2) eine Neubewertung von Homers dichterischer Individualität. Der Ablauf

des Versentstehungsprozesses

soll

so genau wie möglich

rekonstruiert werden. Das bedeutet, dass die Einzelstationen, die der Prozess durchlaufen haben muss, zurückgewonnen werden sollen. Um den hierzu neu entwickelten Ansatzpunkt den bisher beschrittenen Wegen gegenüberzustellen, ist eine summarische Darstellung des Forschungsganges in diesem Bereich der Homerphilologie erforderlich. Die Einzelfakten der Forschungsgeschichte, die dem Spezialisten natürlich bekannt sind, werden dabei allerdings nicht einfach aufgezählt, sondern sogleich unter jenem Blickwinkel dargestellt, der die in dieser Arbeit durchgeführte grundsätzliche Neubewertung hervorgebracht hat. Besonderes Augenmerk wird dabei auf den Begriff der Formel gerichtet. 1

Wer die Entwicklung besonders der anglo-amerikanischen Homerforschung in den letzten 50 Jahren nicht im Detail verfolgt hat, muss es befremdlich finden, Inhalt und Form hier derart scharf voneinander getrennt zu sehen. Bei einem Epos wie Vergils Aeneis wäre ein solches Tun in der Tat unmöglich: bei den homerischen Gedichten jedoch liegt, wie die Forschung erwiesen hat, eine spezielle, von späteren Epikern nicht mehr wiederholte (weil nicht mehr bekannte) Technik der Versifikation vor. Diese Technik erlaubte es dem Ilias-/Odysseedichter, bestimmte Inhalte so schnell in Versform umzusetzen, dass er seine Dichtungen aus dem Stegreif heraus schaffen konnte: sie befähigte ihn zur Improvisation. Diese Improvisation stellt einen Mechanismus dar, der als solcher isoliert untersucht werden kann.

2 Die Annahme, Homer habe in seinen Epen bestimmte Techniken improvisierender Verskomposition angewandt, ist nicht neu. Schon 2 Her3 deutlich der und Wolf sprachen sie am Ende des 18. Jahrhunderts 2Die antike_ Homerexegese hat zur Frage der Versifikationstechnik nicht viel beitragen, wenn auch der Terminus a6.oc,xE6LaCELV schon damals auf die homerischen Gedichte angewendet wurde. Derjenige, von dem wir sicher wissen, dass er in Homer einen improvisierenden Dichter sah, ist der Gorgiasschüler Alkidamas; dies geht aus dem Alkidamas zugeschriebenen sog. 'certamen' hervor. Hierin ist beschrieben, wie sich Homer und Hesiod im a6TooXE6LaCELV messen; deutlich gesagt wird es an der einen Stelle, wo von Homers Reise nach Athen zum König Medon die Rede ist (Cert. 278-280 [Allen, Bd. V, s. 236)}: tv 6t ·~ ßOOAEOTnPl~ ~uxoo, ÖVTo, Kat nopo, KaLoutvoo C,XEÖLaOaLAtYETaL (sc. Homer) TOUOÖETou, OT(xoo, (ähnlich auch Allen, Bd. v, s. 222: ÖL' trtG:>v a6.ooxE6twv}. Auch das rhetorische Programm des Alkidamas mit seiner Ablehnung schriftlich bis ins Detail konzipierter Reden belegt diese Sichtweise von Literatur: Homer und Hesiod waren für Alkidamas die Archegeten seiner Art zu improvisieren (s. dazu R. Pfeiffer, Geschichte der Klassischen Philologie, Hamburg im 'certamen' s. 1970, s. 73; zur Funktion der Improvisation die Rezension von E. Vogt zu der Arbeit von K. Hess, Der Agon zwischen Homer und Hesiod, Winterthur 1960, in: Gnomon 33, 1961, 697-703). weitergehende Ausserungen von Alkidamas über eine genaue Technik im Ablauf der Improvisation sind uns allerdings nicht bekannt; Aristoteles berichtet aber in der Rhetorik von einer auffälligen Häufung von Epitheta in Alkidamas' Reden (Rhet. 1405 b 35 - 1406 a 32). Wenn auch der permanente Gebrauch solcher Wörter ein wesentliches Charakteristikum der homerischen Improvisationstechnik ist, sagt diese Obereinstimmung doch nichts über eine detaillierte Kenntnis dieser Technik aus, da Alkidamas als Redner die Epitheta schliesslich nicht zur Wiedergabe des Inhalts in korrekter metrischer Form benötigte. Fortsetzer fand Alkidamas anscheinend nicht. Die alexandrinischen Homerexegeten hatten an Versimprovisation im Zusammenhang mit Ilias und Odyssee offenbar nicht gedacht; jedenfalls ist in den Scholien von auTOQXE6LaoUaTa nur als Ad-hoc-Erfindungen im inhaltlichen Bereich die Rede. Der grösste griechische Epiker sollte wohl nicht Rinder- oder Ziegenhirten an die Seite gestellt werden, die in der Literatur seit Theokrit als die Exponenten improvisierender Dichtung galten; in 'grosser' Dichtung waren Stegreifverse dementsprechend nicht mehr vorstellbar. An dieser Beurteilung hat sich, soweit wir sehen können, in der späteren Antike nichts Grundlegendes mehr geändert. Ohnehin ging nun die griechische Sprachkompetenz mehr und mehr zurück, so dass Improvisation zumal in einem metrisch so komplizierten Vers wie dem daktylischen Hexameter kaum noch bekannt, geschweige denn geübt sein konnte; hier spielt vor allem die Isochronie der Vokale die entscheidende Rolle. 3 Die folgende Nachzeichung des Weges, den die Forschung zur poetischen Technik Homers bis hin zu den Arbeiten von Milman Parry genommen hat, basiert im wesentlichen auf dem Aufsatz von J. Latacz, Tradition und Neuerung in der Homerforschung. Zur Geschichte der Oral Poetry-Forschung, in: WdF Homer, S. 25-44.

3

aus, konnten sich aber für eine Begründung noch nicht auf detaillierte Textanalysen stützen; bei ihnen handelte es sich daher mehr um einen Eindruck, hervorgerufen durch das ungewöhnliche Ausmass von Wiederholungen entweder einzelner Wörter und Wendungen oder auch ganzer Verse und Versgruppen, für das man Parallelen nur in den Improvisationstechniken tungen ausmachen konnte.

mündlicher

Dich-

In seinen 'Prolegomena ad Homerum' zählt Wolf den Dichter der Ilias und der Odyssee nicht zu den 'scriptores', sondern er fasst die antike Bezeichnung ~OLö6, für Homer ganz wörtlich, sieht also in ihm einen Sänger, und das heisst, einen ohne Feder und Papier arbeitenden, seine Verse im mündlichen Vortrag improvisierenden Dichter 4 • Die These, der Stil der homerischen Epen sei wesentlich von der Improvisation geprägt, ist freilich noch älter. Schon 1715 wurde von Th. Parnell Homer unter die 'extempore singers' eingereiht5, und auch Blackwell und Wood, deren Arbeiten besonders Wolf massgeblich beeinflussten, hatten sich in diesem Punkt ähnlich geäussert 6 • Dabei ist über Homer ihnen allen gemeinsam, dass ihre Ansichten als Improvisator mehr auf äusseren Indizien (angebliche Schriftlosigkeit der homerischen Zeit; antike Zeugnisse Analogien mit anzur Entstehung von Ilias und Odyssee; derer, unbezweifelbar mündlich improvisierter Dichtung) als auf exakten Analysen des Homertexts gründen. Wolf hat im argumentativen Fortgang der 'Prolegomena' das Problem der Produktion einzelner Wendungen zugunsten der Frage nach der Entstehung der Ilias als ganzer beiseitegelassen. Damit gaben er und auch die meisten seiner Nachfolger den Grundsatz, Homer aus sich selbst heraus zu erklären, auf; vielmehr wurden nun primär von aussen an den Text herangetragene Argumente dazu benutzt, bestimmte und Odyssee zu beTheorien über die Entstehung von Ilias weisen oder zu widerlegen. In der Folge wurde jedoch - wenn auch im Schatten der sog. Höheren Kritik, die nach versifikatorischen Produktionstechniken nicht fragte, - durch spezielle Untersuchungen zur Sprache und zum Stil Homers das, was bei Herder u.a. noch 4F.A. Wolf, Prolegomena ad Homerum, Halle 1795, cap. 18: ~oLoou, illos non scriptores, sed ~oL6ou, fuisse contendo; cap. 15: ore ••• fundere; cap. 21: carmina .•• memoriter composita. In cap. 24 betont Wolf die Gedächtnisleistungen von aö,oax.E6LaCov,E, (sc. ~oL6o() und stellt sie implizit mit Homer auf eine Stufe. 5

6

Th. Parnell, Essays on the Life, Writings im ersten Band von Popes Ilias-Ubersetzung, into the Life Th. Blackwell,AnEnquiry London 1735: R. Wood, On the Original 2 1775.

and Learning of Homer, London 1715, S. 81.

and Writings of Homer, Genius of Homer, London

4

Eindruck war, systematisch nachgewiesen: um bei der Versgestaltung den rigiden Zwängen des Metrums rasch entsprechen zu können, verwendete der improvisierende Sänger (1) bestimmte Wörter oder Ausdrücke auch dann, wenn sie im Kontext sachlich überflüssig oder sogar sinnwidrig waren, und (2) er variierte auch die Form der Wörter in auffälliger, nicht norm-konformer, manchmal auch norm-widriger Weise. Mehr und mehr zeichnete sich damit die Erkenntnis ab, dass ein wichtiger Unterschied zwischen dem Stil Homers und dem der nachfolgenden Dichter sich aus einem aussergewöhnlich starken Einfluss des daktylischen Hexameters auf 7 Sprach- und Versgestaltung seiner Epen erklärte G. Hermann hatte in seinem Aufsatz 'De iteratis apud Homerum' (Leipzig 1840: wiederabgedruckt in den Kleinen Schriften, vol. 8, S. 11-23) von den auffälligen Wiederholungen in den homerischen Epen auf eine Interdependenz zwischen dem sprachlich-metrischen Rahmen und dem jeweiligen Versinhalt geschlossen. Er versuchte daher, bei der Interpretation der Iterata Aussage und Form aufeinander zu beziehen, die Versform in manchen Punkten als ursächlichen Faktor für die Gestalt dieser oder jener Aussage zu deuten. Mit diesem beispielhaften universellen Ansatz fand Hermann allerdings keine unmittelbaren Nachfolger. Ellendt, H. Düntzer, Danach befassten sich vor allem J.J. K. Witte und K. Meister mit den Besonderheiten der homerischen Versgestaltung. Bei ihnen rückte in zunehmendem Masse die Betrachtung des Metrums in den Vordergrund, während die Berücksichtigung des Inhalts, an dem die einzelnen Besonderheiten beobachtet wurden, zurücktrat. Ihre Arbeiten lieferten wichtige Erkenntnisse zum Einfluss des Metrums auf die Wortwahl, etwa bei Syonymen8 oder den Epitheta ornantia. Während sich Ellendt und Düntzer in ihren Arbeiten im wesentlichen auf einzelne Wörter und Wortformen beschränkten - Düntzer insbesondere auf die Epitheta - , ist 7 Im Laufe dieser Arbeit wird sich zeigen, dass eine solche Behauptung eigentlich falsch ist. Homer bedient sich, wenn er sich in metrischer Form ausdrückt, keiner Sekundärsprache, die er sich filr die Abfassung von Ilias und/oder Odyssee erst aneignen musste, sondern filr ihn dürfte auf Grund seiner epischen Sprachkompetenz das Sprechen in daktylischen Hexametern ähnlich einfach gewesen sein wie das gewöhnliche Sprechen in Prosa, jedenfalls solange es sich um Inhalte handelte, die den Mythos bes. dazu auch s. 287. trafen. 8Als linguistischer Terminus milsste dieser Begriff hier gemieden werden Jvgl. dazu etwa S. Ullmann, Grundzüge der Semantik, Berlin 1972): er ist jedoch in der antiken Terminologie durchaus geläufig (vgl. bes. Aristoteles, Rhet. 1404 b 39 [mit einer Abgrenzung von den Homoionymen)) und wird auch in den Homerscholien regelmässig verwendet, so dass es durchaus gerechtfertigt ist, ihn hier beizubehalten.

5

bei Witte schon die Formel Gegenstand der Betrachtung (Zur homerischen Sprache, II: Zur Entstehung homerischer Formeln, Glotta 1, 1909, 140-1451 VII: Zur Flexion homerischer Formeln, Glotta 3, 1912, 110-117). Witte und nach ihm auch Meister sahen in der Formel eine inhaltlich und metrisch feste Einheit, bestehend aus mindestens zwei Einzelkomponenten, die in einer festen Form im Bewusstsein des Dichters Homer existierte und immer dann, wenn es die metrischen Bedingungen in einem Vers erlaubten, Verwendung fand. Zu einer Neubewertung des homerischen Stils im ganzen und damit z.T. auch Erklärungen der vielen Auffälligkeiten, die die Höhere Kritik zu ihren primär analytischen Schlüssen veranlassten, konnte es in dieser Phase durch den primären Bezug auf die Sprache freilich noch nicht kommen. Ein entscheidender, allerdings in manchem übereilter Fortschritt in der Frage nach dem Verhältnis zwischen sprachlich-metrischer Form und dem jeweiligen Versinhalt wurde danach in den Arbeiten von Milman Parry gehende Analysen

erzielt: (1) einerseits konnte Parry durch einzu der Funktion der Epitheta den bestimmenden

Einfluss des Metrums als wesentliches Merkmal des homerischen Stils erweisen, der sich damit als traditioneller Stil entpuppte (dies in seiner These 'L'!pithete traditionnelle dans Homere, Paris 19281 im folgenden als ET abgekürzt), (2) andererseits hat Parry in seinem Aufsatz 'Studies in the Epic Technique of Oral Verse-Making. I: Homer and Homeric Style, HSCP 41, 1930, 73-147 (im folgenden: Studies I), auf den sich die Parry fortführende Forschung im wesentlichen gestützt hat, die in der These gewonnenen Ergebnisse so schnell samtcharakterisierung des homerischen formelhaften

Stils

umgesetzt,

sicht gegenüber einer solchen mahnen müssen, unberücksichtigt

dass

und radikal auf eine GeStils als eines zur Gänze

viele

Punkte,

die

zur Vor-

völligen Gleichsetzung hätten blieben - Punkte, die weitere

detaillierte Untersuchungen zum Thema 'metrische Form - Inhalt' in der Art von ET erforderlich gemacht hätten. Statt dessen schien seither Begriff

der der

von Parry so energisch in den Vordergrund gestellte Formel (Ausgangspunkt dafür war in ET noch ein be-

stimmter Formeltypus, die sog. formule nom-~pithete, also die feste Verbindung eines bestimmten Substantivs mit einem bestimm9 ten schmückenden Beiwort ) die Eigenheiten des homerischen Stils 9Auch die Definition der Formel, wie sie Parry in auf die Nomen-Epithetonformeln entwickelt hatte fast unverändert in Studies I wiederholt; danach 'a group of words which is regularly used under

ET mit Blick (ET s. 16)wurde ist die Formel the same metri-

6

hinreichend zu erklären: dieser Stil war das Produkt von Formelzusammensetzungen. Damit standen Ilias und Odyssee für Parry und seine Schule stilistisch auf der derselben Stufe wie andere mündDichtung liche Dichtung, so dass Analogien zwischen mündlicher generell

und den homerischen

Epen möglich

und erhellend

schienen.

Parrys Argumentation in Studies I lief dabei in 3 Schritten ab: (1) Durch eine Analyse der verbalen Elemente in den ersten 25 Versen der Ilias und der Odyssee auf ihre metrische Gestalt und Versposition hin versuchte Parry zu zeigen, dass fast alle Elemente im homerischen Vers als formelhaft anzusehen seien, dass also Formelhaftigkeit ein universelles Phänomen 10 in Ilias und Odyssee darstelle (2) Darauf baute er die These auf, die formelhafte Diktion dieser Epen sei die für einen mündlichen Stil typische, da nur für einen mündlichen Dichter diese fast ausschliessliche Verwendung von Formeln als Versbausteine sinnvoll sei. (3) Daraus schloss er, dass bei einer derart evidenten Parallelität Homers zu mündlicher Dichtung eine weitere Detail-Anasei: der gesuchte lyse einzelner Homerverse überflüssig schluss über die Genese der homerischen Epen sei bereits durch Analogien zu mündlicher Epik zu erreichen.

Es kommt bei

dieser

Argumentationsfolge

im wesentlichen

Auf-

auf den

ersten Punkt an: stimmt man Parry hier zu, muss man ihm wohl auch bei seinen beiden weiteren Schritten folgen. In eben diesem ersten Punkt liegt aber der methodische Fehler: dass die Formel eine jeweils in sich als solche fungiert,

feststehende wird durch

Baueinheit die Analysen

des Verses ist und von A 1-25 und a

1-25 in keiner Weise bewiesen: es genügt hier, auf die kritischen Bemerkungen von A. Hoekstra und J.B. Hainsworth in den ersten cal conditions to express a given essential idea'. Diese Definition ist nach Rossi, Poemi omerici, s. 110 trotz vieler späterer Definitionsversuche (vgl. Anm. 24-28) diejenige, die die grösste Gültigkeit beanspruchen kann. 10 Am deutlichsten wird dies von Parry in Studies I auf den Seiten 77 und 78 ausgesprochen: 'in composing he (sc. der improvisierende Sänger) will do no more than put together for his needs phrases which he has often heard or used himself, and which, grouping themselves in accordance with a fixed pattern of thought, come naturally to make the sentence full and finished' ... 'the oral poet expresses only ideas for which he has a fixed means of expression'.

7

Kapiteln

ihrer

Arbeiten

hinzuweisen

11 •

Dass in der Wesensbestimmung der Formel zwischen ET und Studies I ein grundlegender Wandel eingetreten ist, wird besonders deutlich, wenn man genau betrachtet, welche Auffassung von der Natur der Formel im Teilbereich der Nomen-Epithetonformel Parry noch in ET vertreten hatte. Es heisst dort auf S. 105: 'il y a dans chaque formule nom-epith~te (also Verbindungen wie 6toc "AXLÄdeux ÄEUC, n66ac wxüc AXLÄÄEuc, no6apxnc 6toc 'AXLÄÄEUCu.v.a.) elements dont l'un est fixe et l'autre variable. L'element fixe, c'est le substantif, qui [ ••• ) presente presque toujours une valeur metrique bien determinee avec laquelle le po~te est force de compter. L'element variable, c'est l'epith~te, qui peut avoir la mesure que choisira le po~te et qui peut commencer et se terminer en large mesure comme il l'entendra. Celui-ci, par consequent, cree la formule nom-epith~te avec la valeur metrique qu'il veut en ajoutant aux syllables determi.Mes du substantif les syllables x de l'epith~te.' (Hervorhebung von mir). Parry sah hier also noch eine Autonomie der beiden Bestandteile 0

der Formel, die er völlig zutreffend als (1) aus dem metrisch meist invariablen Substantiv und (2) dem in seiner metrischen Form flexiblen Adjektiv bestehend definierte. Hätte Parry diese Erkenntnis mit dem anderen wichtigen Ergebnis seiner Arbeit kombiniert, dass nämlich die Epitheta von Homer ihrem Inhalt nach nicht kontextbezogen verwendet werden, wäre fUr ihn der Schluss wohl unausweichlich

gewesen,

dass

die

im jeweiligen

Kontext

se-

mantische Funktion einer Formel normalerweise im Substantiv allein zu suchen ist. Diese Verwendung der Substantive nach inhaltlichen Gesichtspunkten führt ja gerade dazu, dass sich ihre metrische Form kaum beliebig variieren lässt: ein Name etwa wie der des Idomeneus bedeutet unveränderlich einen Choriambus; will der Dichter also diese Figur agieren lassen, kann er ein Schema - vv - nicht umgehen; er muss es um des Inhalts willen gleichsam in Kauf nehmen. Dass bei der Verwendung des Namens einer Person der Inhalt der Form Ubergeordnet sein muss, erweist sich natürlich im gleichen Moment, in dem wir das Verhältnis umkehren: es wäre absurd anzunehmen, Homer hätte z.B. die Aristie des 11 A. Hoekstra, Flexibility,

Homeric Modifications, S. 13-17,

s.

10-12;

J.B.

Hainsworth,

8

Agamemnon im A nur deshalb Vers

Anfang

am

men, also

dieser

ein

impliziert

nur eine

einzige

falls 0

Szene

steigender

Offenbar

Krieger

zufällig

Ioniker,

also Form,

zwei Formen,

diesem

bei

gegeben,

ein frei

Spatium

wie im Falle

geringe

des

Idomeneus

von Achilleus

Formvariabilität)

visierenden

Darstellung

meneus oder

Achilleus

metrischer solche

Fassen

mit

in einem

Mithin

Bezug auf zweiten

wir diese

in dem Begriff

zur Folge,

diese

dazu

können die

versifikatorischen

Funktion

12

zu einer

festen

sind: Einheit

bis

bei

ihn

heute

nach völlig es erscheint zu verbinden

(bzw. der

ein

impro-

in dem Ido-

hohes

Mass an

kann vom Stegreifsänger Epitheta

nach

(falls

ihrer

Epitheta

ihren

verwendet

Platz

im

Komponenten,

dann ergibt festlegte

er

formalen

funktionalen 12 finden

zusammen,

wie Parry

im Prinzip

beide

die

'Setz'-Vorgang,

Formel,

zusammengefasst

jeweils

also

Immobilität

er die

inhaltlich

der Homerforschung nenten

dass

allen-

Odysseus:

Geschehens,

auftreten,

Beobachtungen der

bestimmten

werden,

Na-

Funktion

(oder

oder

natürlich

Subjekt

komplementär

auswählt.

Vers erst also

kompensiert

beigibt)

Gestalt

als

Determination

nur dadurch

hat

eines

dessen

inhaltliche

AXLAEUt: V V - , "AXLAAEUt: V - - ) . Diese

äusserst

für

in einem

war.

den Namen ihre

wie im Falle

weil

sich,

dass

und wie er wird,

in

zwei ihrer

unterschiedliche

Kompo-

infolgedessen

unsinnig,

und darauf

die

Versi-

Man hat in letzter Zeit immer wieder Versuche unternommen, eine bewusste Verwendung von Epitheta in Ilias und Odyssee nachzuweisen, um so Homer über die gewöhnlichen Stegreifdichter, die es neben ihm ja auch gegeben haben muss, herauszuheben (bes. F. Combellack, Milman Parry and Homeric Artistry, Comparative Literature 11, 1959, 193-208: W. Whallon, The Homeric Epithets, A YCS 17, 1961, 97-142: A. Amory Parry, Blameless Aegisthus. Study of ~uuuwvand other Homeric Epithets, Leiden 1973: P. Vivante, The Epithets in Homer. A Study in Poetic Values, New Haven 1982: vgl. dazu auch Anm. 17). Eine solche Kontextsensitivität der Epitheta kann aber nach Parrys Arbeiten nur als Ausnahme angesehen werden (Hoekstra, Homeric Modifications, S. 9: ' In the field of Homeric Studies Parry's foremost achievement is that he proved, definitely and irrefutably, the traditional character of several systems of noun-epithet formulae for all the chief characters'). Im Rahmen der hier vorliegenden Arbeit ist nur in einem Fall eine solche bewusste Verwendung wahrscheinlich zu machen (Vers Y 413: s. dazu s. 306f.). Vivantes Versuch, die semantische Funktionalität des Epithetons primär auf das Epos als Gattung hin zu beziehen, ändert m.E. nichts an dem grundsätzlichen Problem seiner Funktionsbestimmung: entweder verdankt das stehende Beiwort seine Verwendung sein~m Inhalt oder seiner Form.

9

fikationstechnik Haners aufbauen zu wollen 13 • Denn welcher Faktor würde die Verwendung einer Einheit wie 6to, ·AXLAA&u,, die regulär am Versende steht, festlegen? Wäre die metrische Form, also die adoneische Silbenfolge, der Determinationsfaktor, mussten beide Bestandteile dieser Formel semantisch indifferent sein, um nicht in Widerspruch zu dem Inhalt zu treten, der bereits in den ersten vier Metren enthalten ist. Wäre es dagegen der ganzer, musste man wieder zu der Annahme zurückkehren, Epitheton verdanke seine Existenz Aussageintention; dass es aber so ET evident beweisen können. Damit äquate Bestinunung von Wortgruppen

Inhalt als auch das

im Vers einer spezifischen nicht sein kann, hat Parry in bleibt für eine funktionsadwie 6to, 'AXLAA&ÜC nur noch

eines: die Trennung beider Bestandteile. Der metrische Umfang des Epithetons im konkreten Einzelfall wird nicht vom Substantiv veranlasst, zu dem es granunatisch und inhaltlich gehört, sondern von den ausserhalb dieser sog. Formel im Vers enthaltenen Bestandteilen; sie legen fest, ob, und wenn ja, welches Epitheton zum Substantiv treten soll. Aus dieser These darf nun allerdings sen werden, dass der improvisierende 13Parrys

keinesfalls geschlosSänger das Epitheton

Sprung von der Arbeit an der Formel zu der Arbeit mit der Formel lässt sich gleich zu Beginn von Studies I deutlich festlegen: eine entscheidende Rolle spielt dabei der Begriff 'phrase', der aufs. 73 wie folgt definiert wird: 'the neun has a metrical value which allows little change, but by adding to it an ornamental epithet one can make a phrase'. Hier ist als noch, wie in ET, 'phrase' das Ergebnis der Versifikation. Das ändert sich dann wenige Zeilen später, wo es heisst: 'unless the language stands in the way the poet - or poets - has - or have - a noun-epithet formula (also nach der gerade angeführten Definition eine 'phrase') to meet every recurring Am Schluss dieses Abschnitts steht dann die Aussage, need'. die in Anm 10. zitiert ist, dass nämlich der improvisierende Sänger bei der Versifikation 'phrases' zusanunensetzt. Das Motiv für diesen Sprung ist möglicherweise darin zu suchen, dass in der 'soutenance' seiner Th~se Parry mit dem Slavisten M. Murko zusammentraf, der ihm den Blick auf die Analogiemöglichkeiten mit noch existierender Improvisationsdichtung in Jugoslawien eröffnete; um aber Homer den Guslaren an die Seite stellen zu können, musste bewiesen werden, dass der Grad der Formelhaftigkeit in Ilias und Odyssee dem der serbokroatischen Gesänge entspricht. Zu der Begegnung von Parry und Murko und den Konsequenzen vgl. Parrys eigene Schilderung in Cor Huso: A Study in South-Slavic Song. Extracts, in: MHV, ed. by A. Parry, Oxford 1971, S. 439f.

10

völlig unabhängig von seinem Bezugswort gewählt hätte: vielmehr verhält sich in der Regel ein Substantiv mit nur sehr wenigen Epitheta lexikalisch solidarisch: diese lexikalische heraus festSolidarität ist für den Sänger aus der Tradition offenbar auch in der Homer gelegt. So ist etwa Achilleus bereits vorliegenden Tradition nicht durch besondere Listigkeit ausgezeichnet: daher kam für ihn eine Bezeichnung als noAöun,~c nicht in Frage: sein Beiwort ist n66a.c wxöc. So hat auch jedes andere Nomen einen bestimmten sachlichen (und natürlich auch grammatischen) Bezugsrahmen, der die mögliche Zahl verwendbarer Epitheta limitiert: beim Namen Achilleus sind dies neben dem eben erwähnten n66a.c wxö, im Nominativ noch 6toc/wxöc (je nach vorhergehendem Auslaut) ET und no6apxnc, im Genetiv 8&lo~o und IlnAn~&6&~ (Parry, S. 50 und 71). Diese enge Zusammengehörigkeit von Substantiv und Epitheton spielt aber erst am Ende der jeweiligen Verskomposition eine Rolle: die Entscheidung für das eine oder andere mit dem Bezugsnomen solidarische Adjektiv wird vom Sänger in der Regel erst an dem Punkt getroffen, an dem ihm der Umfang eines in der bisher konzipierten Versstruktur freibleibenden Spatiums erkennbar wird. In diesem Augenblick greift dann die Traditionsgebundenheit der epischen Sprache: fehlt etwa noch ein Trochäus im S_chlussteil, so schliessen 6toc oder wxöc den Namen Achills nahtlos an das vorhergehende an: bei grösseren Spatia finden dagegen die anderen oben erwähnten Möglichkeiten Verwendung. Dementsprechend sollte man bei Versifikationsanalysen zumindest bei den Nomen-Epithetonverbindungen auf den Terminus 'Formel' verzichten und ihn durch den der traditionell vorgegebenen lexikalischen Solidarität des Substantivs mit bestimmten Adjektiven ersetzen. Wenn sich aber Parrys Begriff der Formel in der bisher allgemein akzeptierten Bausteinfunktion als problematisch erweist, werden natürlich auch die daraus von ihm gezogenen Konsequenzen für die ästhetische Beurteilung Homers fragwürdig. Aus der Bausteinfunktion leitete Parry die These ab, dass es unmöglich sei, den Ilias-/Odysseedichter mit seinen individuellen Aussageintentionen von seiner völlig in der Tradition wurzelnden Technik zu trennen, denn 'the poet is thinking in formulas. Unlike the poets who wrote, he can put into verse only those ideas which are tobe found in the phrases which are on his tongue, or at the most he will that

express ideas so like those of the traditional formulas he himself would not know apart. At no time he is seeking

so words for an idea which has never before found expression, that the question of originality in style means nothing to him' (Studies I, S. 146). In der Tat scheint sich homerischer Originalität

die Problematik von Parrys Sichtweise darin zu bestätigen, dass man aus vielen

11 Arbeiten von Gelehrten wie Rothe, Reinhardt, Schadewaldt, Bowra, 14 Lesky oder Heubeck den sicheren Eindruck gewinnt, mit Ilias und Odyssee literarische Produkte von ausgesprochener Originalität und Individualität oft auch im wörtlichen Detail vor sich zu haben - ein Widerspruch zur Annahme einer rein auf vorgeprägtem Material basierenden Verskomposition. Und doch: wir dürfen Homer nicht einfach wie jeden anderen späteren Dichter interpretieren: denn auch wenn die Formel im Parryschen Sinne kaum mehr als universaler Erklärungsfaktor des homerischen Stils dienen kann, bleibt doch das Faktum einer aussergewöhnlich starken Anbindung an die Tradition bis in die Wortwahl hinein bestehen: dass dies mit den Erfordernissen der Versimprovisation zu 'begründen ist, scheint

mir aus ET klar

Dieses

Spannungsverhältnis

hervorzugehen. von Improvisationsgenese

und hervorra-

gender literarischer Qualität macht eine beiden Punkten gerecht werdende Deutung der homerischen Epen natürlich äusserst schwierig; in einem Bereich hat sich jedoch ein gewisser Konsens ergeben, nämlich bei den typischen Szenen. Hier konnte man ein festes, immer wieder bis in den exakten Wortlaut hinein gleiches Inhaltsgerüst herausarbeiten, in dem die traditionellen Voraussetzungen greifbar sind; die jeweilige Ausarbeitung dieses Grundgerüsts wäre dann die Leistung des dichterischen Individuums Homer 15. Aber bei den typischen Szenen sah man sich nicht mit dem 14 Eine ausführliche Liste von Homerforschern, die auf interpretatorischem Wege die poetische Qualität der beiden homerischen Epen herauszuarbeiten bemüht waren (und daher auch meistens schriftliche Abfassung postulierten), findet sich bei Kullmann, Neoanalyse, S. 30, Anm. 68; auch Kullmann selbst ist dieser Gruppe zuzurechnen. 15Die grundlegende Arbeit zu den typischen Szenen stammt von W. Arend (Die typischen Szenen bei Haner, Berlin 1933 [Problemata 7]), von der man auch durch Parrys Rezension (CP 31, 1936, 357-360) in der Oral Poetry-Forschung Kenntnis nahm. Weiterführend sind noch zu nennen: J.B. Hainsworth, Joining Battle in Homer, G&R 13, 1966, 158-166; J. Russo, Homer Against His Tradition, Arion 7, 1968, 275-295 (in deutscher Obersetzung in: der interWdF Homer, s. 403-427) (mit einer guten Diskussion pretatorischen Möglichkeiten, die sich im Bereich der typischen Szenen ergeben); B. Fenik, Typical Battle Scenes, Wiesbaden 1968 (Hermes Einzelschriften H. 21); A. Dihle, Homer-Probleme, Opladen 1970; H. Patzer, Dichterische Kunst und poetisches Handwerk im homerischen Epos, Sitz.-Ber. d.Wiss.Ges. an der a.M. 10, 1971, Wiesbaden 1972: J.W.Goethe-Universität Frankfurt J. Latacz, Homer, in: Der Deutschunterricht 23, 1979, 12-15.

12 Problem der Genese einzelner Verse konfrontiert, da der Dichter hier mit vollständigen Versen arbeiten kann, die in fester Form vorgegeben sind. Sooft er also in einer Improvisationssituation den Gedanken 'nach dem Essen und Trinken' wiedergeben will, dient er sich eines Formelverses, der ihm als Ganzes präsent und daher nicht immer wieder neu generiert werden muss: au,op

tnct

n60LOC xat

t6n,6oc

tE fpov fv.o

(A 469 u.ö.)

beist 16 •

Abgesehen von dem speziellen Bereich dieser typischen Szenen schien es jedoch keine Möglichkeiten zu geben, Parrys Ergebnisse zur spezifisch homerischen Versifikationstechnik mit einer Interpretation zu verbinden, die an Kriterien nicht-improvisierender Dichtung orientiert ist, also die Funktion des einzelnen Wortes gerade mit Bezug auf den jeweiligen engeren Kontext zu deuten suchte; es fehlten ausserhalb der Nomen-Epithetonformeln die Abgrenzungsmöglichkeiten, um das eine Wort als versifikatorisches Hilfsmittel, ein anderes als inhaltlich funktionale Grösse erkennen

zu können.

Die von Parry

gewonnenen

Ergebnisse

(die man im deutschsprachigen

Hainsworth, Russo, Fenik und teilweise auch Patzer befassen sich dabei nur am Rande mit einzelnen Versen oder Verstellen, dafür können sie aber in vielen Fällen szenentypische Grundgerüste aufdecken und gewinnen so wichtige Aufschlüsse über die Gestaltungsmöglichkeiten, die ein improvisierender Dichter auf einem traditionell festgelegten thematischen Sektor hat. Patzer und besonders Dihle nehmen ihren Ansatzpunkt nicht unmittelbar bei den typischen Szenen, gehen aber in der Diskussion der poetischen Technik auch auf die Typizität bestimmter Stellen ein. Für die Erhellung der Versifikationstechnik in weniger fest vorgepräten Bereichen ergaben sich daraus jedoch keine neuen Aufschlüsse. 16Dass solche Verse von Homer wirklich als Einheit verwendet werden, zeigt sich an einem Beispiel: das Epitheton, mit dem das Wort oaxoc von der bukolischen Dihärese bis zum Versende hin ausgedehnt wird, ist in der Ilias regelmässig tn,a66ELOV (H 222, H 245, H 266, A 545): im als Ganzem festgelegten Formelvers hat oaxoc jedoch immer ein Beiwort, das die Schutzfunktion des Schildes hervorhebt (H 219 = A 485 = P 128): Atac 6' tyy68EV ~A8EV ~tDWV OOXOC~Ö,E n6pyov. Diese Dublette, also die Komplettierungsmöglichkeit des abschliessenden Adoneus durch zwei prosodisch absolut gleichwertige Epitheta, dürfte darauf zurückzuführen sein, dass die zweite Möglichkeit an den Vers als ganzen gebunden war, während sich in der ersten Möglichkeit das Epitheton nur als mit oaxoc lexikalisch solidarisch erweist.

13

Raum, wenn man sie denn Uberhaupt zur Kenntnis nahm, sehr schnell ablehnte; dies geschieht in letzter Zeit zunehmend 17 auch im anglo-amerikanischen Bereich ), fanden nun in zweiver18 schiedenen PositionenihrenNiederschlag : entweder ignorierte man die poetische Originalität und Qualität von Ilias und Odyssee und widmete sich vorwiegend formalen Fragen (so überwiegend die amerikanischen, weitgehend auch die englischen Gelehrten) oder man versuchte, die dichterische Originalität der homerischen Epen mit ihrer festen Verwurzelung in der Tradition durch die These zu verbinden, dass Homer einfach ungleich mehr Formeln kannte als andere Aoiden, so dass Ilias und Odyssee aus diesem Grunde andere Schatten stellen konnten.

improvisierte

Epen dieser

Zeit

in den

Beide Arten der Reaktion sind problematisch: das Ignorieren eines Faktums bedeutet nicht, dass es nicht existiert, und bei der 17

18

So bei Dihle (s. Anm. 16), Patzer (ibid.), H. Erbse, Beiträge 1971; A. Parry, Have We zum Verständnis der Odyssee, Berlin Mit dem zuletzt genannHomer's Iliad? YCS 20, 1966, 177-216. ten Aufsatz hat im anglo-amerikanischen Bereich eine gewisse Abkehr vom sog. 'hard-parryism', d.h. einer Homerinterpretation unter primärer Berücksichtigung metrischer Zwänge, eingesetzt, allerdings ohne eine Methodendiskussion, in der dieses vorgehen begründet worden wäre; so zuletzt auch bei G. Kirk (ed.), A Commentary, vol. I, books 1-4, Cambridge 1985, The Iliad. S. 25. Dass aber Homer doch sehr stark mit einem bestimmten Versifikationssystem gearbeitet haben muss, wird m.E. evident in dem Aufsatz von P. Chantraine, L'emploi des formules dans le premier chant de l'Iliade, REG 45, 1932, 121-154. Zur Problematik in der Bewertung der Epitheta vgl. auch Vivante, a.O. (Anm. 12), S. 171: 'how does he (die Rede ist von C.M. Bowra) reconcile his poetic taste with the theory of formula, particularly in connection with the epithets? What strikes us is an unresolved ambiguity'. Eine dritte Möglichkeit, durch das Erarbeiten einer neuen, rein auf Milndlichkeit bezogenen Poetik diesem Problem aus dem Weg (J. zu gehen (immer wieder von 'hard-parryists' gefordert Notopoulos, Parataxis in Homer, TAPA 80, 1949, 1: A.B. Lord, s. 65: zuletzt wohl c. Moulton, Similes The Singer of Tales, 1977, S. 12), ist sehr diffizil, in the Homeric Poems, Göttingen da sich oft gezeigt hat, dass eine Interpretation Homers nach Kriterien schriftlich konzipierter Literatur ohne weiteres zu guten Ergebnissen führt, solange man nicht jedem einzelnen Wort semantische Funktionalität zumisst. In der Tat ist das Entwerfen einer Art von Formelpoetik schwer möglich (vgl. R. Finnegan, Oral Poetry, Cambridge 1977, s. 130: Latacz, Homer, 20): sollte das hier entworfene Versifikationssystem richtige Ansätze aufweisen, hätten wir allerdings erste Anhaltspunkte.

14 19 anderen Möglichkeit wird das grundsätzliche Problem von Traditionalität und Originalität einfach in ein unerforschbares Niemandsland gedrängt. Ohnehin hat diese Annahme (auch abgesehen von der Tatsache, dass auch hier noch die Formel als Baustein fungiert) wenig fUr sich. Hätte Homer Uber fest vorgegebene AusdrUcke zur regelgerechten Wiedergabe jedes, auch des unbedeutendsten Sachverhalts verfUgt, musste deren Zahl ins Unermessliche ansteigen. Sicher darf man einem Aoiden ganz aussergewöhnliche Gedächtnisleistungen zutrauen, aber eine solche Art der Produktion von Ilias und Odyssee wurde wohl auch dem gedächtnisstärksten Sänger zuviel abverlangen. Er musste nämlich in diesem Fall fUr eine jede 'essential idea' nicht nur eine, sondern gleich mehrere Formeln mit unterschiedlicher metrischer Struktur abrufbereit haben, um fUr sämtliche denkbaren Fälle passendes Material einsetzen zu können: Homer hätte also mindestens zu jedem inhaltlich funktionalen Wort, das in seinen Epen vorkommt, alle theoretisch denkbaren Verbindungen an allen denkbaren Verspositionen mit Abstimmung auf alle möglichen zusammenhänge gespeichert haben mUssen. Als Fazit bleibt also: Komposition nur mit Formeln ist fUr die homerischen Epen schwerlich denkbar, aber ein interpretatives vorgehen ausschliesslich auf der Basis des einzelnen Wortes ist ebenfalls problematisch. Eine Harmonisierung beider Positionen konnte auf Grund des Ausschliesslichkeitsanspruchs beider Positionen bis heute nicht erfolgen. Dies wird deutlich in B. Feniks Besprechung von H. Erbses Buch 'Beiträge zum Verständnis der Odyssee' (Homer and Writing, WUJbb N.F. 2, 1976, 37-47). Erbse konnte vielfach ganz bewusste individuelle Gestaltung durch den Odysseedichter aufdecken und lehnte dementsprechend die Annahme einer im wesentlichen improvisatorischen Entstehung dieses Epos abi Fenik stimmt diesem Ergebnis in gewisser Hinsicht zu, verweist aber methodisch richtig auf das Ausmass offensichtlich doch traditionell geprägten Wortmaterials, das man, will man zu solchen Interpretationen gelangen, wie sie Erbse geleistet hat, scheinbar beiseite schieben muss 2 0. 19

deutlichsten wohl ausgesprochen vonC. Whitman, Homer and the Heroic Tradition, New York 1965, mit dem Satz 'Homer could say anything' (S. 112). Diese Sicht liegt wohl auch bei Chantraine a.o. (Anm. 18) zugrunde, wenn er von einem 'tr~sor immense d'expressions formulaires' spricht (S. 137).

Am

20 Ähnlich

auch A. Heubeck in dem Aufsatz

'Homeric

Studies

Today.

15 Bevor man allerdings oder

auf eine

homerischen

Beschäftigung

gerade

aufweisen.

Besondere

Bedeutung

Parrys

ist

zu prüfen,

Punkt

einige

Originalität welche

von Versgenese

der

Darstellungszu GeboParrys

Lücken und argumentative

fUr den weiteren

Gleichsetzung

ablehnt

Improvisationssituation überhaupt Prüfung ist um so wichtiger, als

in diesem

Schwächen

aus ET vorschnell

mit der poetischen

Epen verzichtet,

möglichkeiten in einer te stehen; eine solche Thesen

Resultate

Parrys

Gang der Forschung und Epengenese

hatte

in Studies

I.

Wie bereits homerischen

auf S. 6 angedeutet, suchte Parry für sein Modell der Versimprovisation auf der Basis von Formeln Analogien;

er fand

in den serbokroatischen

Verse

sie

unbestreitbar

aus dem Stegreif

denn auch von diesem

Ansatzpunkt

homerischen

'oral

Epen mit

lich-stilistischen bar

in einer

Heldenliedern,

So betonte

die er

enge Verwandtschaft

d.h.

Besonderheiten besonderen

entstehen.

aus die

poetry',

in denen

er benutzte

Homers,

Art der Versgenese

die

ihren

hatten,

die

der

sprach-

Grund offenals

Erklärungs-

ansatz für die Genese des gesamten Epos. Gegen dieses Verfahren, das in den auf Parry aufbauenden Arbeiten zur Versifikationstech21 nik Homer kaum kritisiert wurde , müssen jedoch Einwände erhoben werden. gerade

So gibt diesen

es schon

bei test.

die

antike

Punkt betreffendes

Parallelisierung Athen.

für

'Versegenese

4 (347 E)'

illustriert

der Abfassung

seiner

Literaturgeschichte

Zeugnis, s

das gegen

Epengenese'

Plutarch Komödien mit

eine

spricht.

solche

In 'De glor.

die Arbeitsweise folgender

ein

Menanders

Anekdote

(Men.

11 K.-Th.): Aty&,aL Mtvav6pE,

6t xal

.a

MEvdv6Pff>.~v ouv~8wv TLC ctn&tv·

6Lov6oLa,

.bv 6l dnoxplvao8aL· xw~lav· 6' aö.~

oo .~v xw~lav

•v~ ,ooc

~xov6un,aL

.a

xat yäp

~

8Eo6c,

'tyyoc

o~v,

oö n&nolnxac;'

fywyE nEnolnxa

.~v

6Ld8EOLC (ön68&oLc Körte),

6&!

OTLXl6La tnQ.oa.L.

Results and Prospects', B. Fenik, Leiden 1978,

in: Homer. Tradition 1-17.

and Invention,

ed.

21 Eine gewisse Tendenz zur Vorsicht gegenüber dieser Gleichsetzung or 'Aural' Composition the zeigt sich bei J. Russo, Is 'Oral' Cause of Homer'sFormulaic Style, in: OLF, s. 31-71,

16 Danach zu urteilen, scheint filr Menander die Produktion der Verse der Arbeitsgang gewesen zu sein, der ihm an leichtesten von der Hand ging (o,LxlöLa:), während die 6La8&0Lt die eigentliche Arbeit am Stück ausmachte und damit wohl auch den höheren poetischen Wert repräsentiert. Bevor man allerdings Betrachtungen zur Epengenese anstellt, sollte geklärt sein, wie die Teile, aus denen sich das Epos im kleinen zusammensetzt, also die Verse, generiert werden. Hier setzte nun besonders in den letzten 25 Jahren Kritik an Parrys sehr rigidem Modell ein; dennoch blieb seine Funktionsbestimmung der Formel aus Studies I im Prinzip bis heute gültig. P. Chantraine hatte bereits in seiner Rezension zu Parrys These darauf hingewiesen, dass das dort entwickelte Kompositionsmodell primär aus solchen Versen abgeleitet worden war, die ein streng festgelegtes Satzschema aufweisen, wie es vor allem bei den Einleitungen zu den direkten Reden der 22 • Auch hatte Parry Fall ist, also anhand von Sonderfällen dem hohen Grad an Flexibilität, über den eine Nomen-Epithetonformel verfügt, zu wenig Beachtung geschenkt. Diese Ansätze wurden dann aber erst in den 60er Jahren in der Forschung aufgegriffen und präzisiert23; um Parrys Thesen andererseits gegen eine solche Kritik zu verteidigen, versuchte man durch immer neue Bestimmungen des Begriffs 'Formel' auch für weniger schemagebundene Verse Kompositionsmodelle zu entwerfen. Von diesen zahlreichen verschiedenen Definitionen dessen, was eine Formel ist oder welche Funktion sie bei der Verskomposition hat (zu nennen wären neben denen von Labarbe24 22 RPh 3, 1929, 299. Ausführlicher Homeric Modifications, S. 12f., 15f. Dass er nur einen kleinen, hatte, hat Parry auch selbst in

zu diesem Punkt Hoekstra, Hainsworth, Flexibility, S. ausgewählten Teil analysiert ET S. 25 ausgesprochen.

23M. Pope, The Parry-Lord Theory of Classica 6, 1963, 1-21; Hoekstra, 9-18; Hainsworth, Flexibility, S. Dimension of the Homeric Formula,

Homeric Composition, Acta Homeric Modifications, S. 1-22; W. Ingalls, Another Phoenix 26, 1972, 111-122.

24 J. Labarbe, L'Homere de Platon, Lüttich 1949, s. 19: '(la formule est) une locution figee, qui couvre exactement une portion de l'hexametre et que l'usage appelle, au lieu d'une locution originale, chaque fois qu'il s'agit de rendre l'idee precise dont elle est le support, orne ou non'. Hier ist also die Formel ein festgelegter Ausdruck, der jede originale, individuelle Form einer Aussage geradezu überlagert. Die Anlehnung an Parry ist evident; dementsprechend vermochte diese Definition für die Frage nach dem Verhältnis von Traditionalität und Originalität bei Homer keine neuen Erkenntnisse zu bringen.

17

und Bowra 25 besonders die Ansätze von Russo 26 und Patzer 27 1, führte allerdings keine dazu, dass die grundsätzliche Vorstellung einer Verskomposition auf der Basis von Formeln revidiert worden wäre: entweder stützte man sich bei den Analysen weiterhin fast ausschliesslich auf die 'nounepithet formula', also die Formel xa,' tEoxnv, und vernachlässigte dabei die Einbeziehung des weiteren Versinhalts, oder man dehnte den Formelbegriff noch weiter aus, als Parry dies in Studies I getan hatte, so dass am Schluss fast jedes Wort an jeder Versposition als formelhaft bezeichnet werden konnte. 25

Heldendichtung, Stuttgart 1964 (= Heroic Poetry, London 1952), S. 242: 'Eine Formel ist eine Folge von Wörtern, die - mit geringen oder gar keinen Änderungen - jedesmal benutzt wird, wenn die Situation eintritt, von der sie handelt'. Wenige Seiten später fasst Bowra diese Definition noch etwas genauer, wenn er sagt: 'An bestimmter Stelle oder einem bestimmten Zeilenteil wird die gleiche Sache oder gleiche Person immer mit der gleichen Formel belegt' (S. 257). Damit ist die Heterogenität des Parryschen Formelbegriffs erneut aufgenommen: in der ersten Aussage erfasst Bowra im wesentlichen die semantische Funktion der Formel, in der zweiten die Tatsache, dass es nicht das einzelne Wort ist, mit dem der Sänger gewohnheitsmässig arbeitet, sondern dass es Wortgruppen sind; er betont hier also den metrischen Wert der Formel.

26

Russo versucht nicht direkt, eine feste Definition zu geben, sondern bemüht sich darum, den Bereich dessen, was noch als Formel oder formelhaft bezeichnet werden kann, substantiell zu erweitern, wobei er Anregungen aus Studies I aufgreift. So entwickelt er in den Aufsätzen 'A Closer Look at Homeric TAPA 94, 1963, 235-247 und 'The Structural Formula Formulas', 'rhythin Homeric Verse', YCS 20, 1966, 217-240 die Begriffe misch-syntaktische' und 'strukturelle' Formel (z.B. anua,a AUYPQneben xvua,a uaxpa oder öpx~a n~a,abzw. oüAoulvnv, ~ neben 'Av,tÄoxo,, ö,l. Mit diesen Versuchen wurde freilich die Funktion der Formel in der Versbildung immer weniger klar, zumal auch der Inhalt des Verses und des Kontexts, in den die Formeln eingebettet sind, für die Deutung nicht mehr berücksichtigt wurde.

27

Dichterische Kunst und poetisches Handwerk, a.o. (Anm. 15), 15: 'Die Formel ist eine unter gleichen metrischen Bedingungen öfter wiederholte Wortgruppe, die Teil eines festen Satzschemas ist'. Der erste Teil dieser Definition erinnert stark an die von Parry (s. Anm. 9), im zweiten Teil kommt dann aber der Begriff 'Satzschema' neu hinzu. Richtig gesehen ist dabei, dass viele Sätze in Ilias und Odyssee gleiche Wortfolgen haben, doch auch diese Feststellung gilt im wesentlichen nur für stereotype Inhalte, also bei typischen Szenen. Wie sich in dieser Arbeit zeigen wird, kann Homer in der Regel auf solche Satzschemata als Versifikationshilfen nicht zurückgreifen.

s.

18 Unter den Arbeiten zur homerischen Versifikationstechnik, die nach dem Erscheinen von Lords Buch 'The Singer of Tales' im Jahre 1961 publiziert wurden, sind besonders die von J.B. Hainsworth wegen ihrer methodischen Klarheit hervorzuheben. Hainsworth konnte durch sorgfältige Untersuchungen auf dem Gebiet Epithetonformeln nachweisen, dass das Parrysche Modell

der Nomendes ein-

fachen Addierens festgelegter Versbausteine die Komplexität und den Variantenreichtum homerischer Versstrukturen nicht erklären kanni dennoch hielt auch er an der Formel als versifikatorischem Grundelement fest. Das methodische Fundament seiner Untersuchungen war dabei die - von Parry bereits implizit vorausgesetzte - Annahme, dass Substantiv und Beiwort in der 'noun-epithet formula' notwendig Beiwörter

zusammengehören, die Substantive also quasi automatisch nach sich

die entsprechenden ziehen.

Die Variationsbreite in den Nomen-Epithetonverbindungen demonstrierte Hainsworth eindrucksvoll in seinem Buch 'The Flexibility of the Homeric Formula' (Oxford 1968) durch eine detaillierte Analyse der verschiedenen Arten von Veränderung, wie sie durch Ausdehnung (Wahl eines längeren Epithetons) oder sprachliche Abwandlung (verschiedene Flexionsformen) entsteht 28 . Die Teilkomponenten dieser Formeln werden aber weiterhin als Faktoren angesehen, die aus einem engen gegenseitigen Bezug heraus in den Vers gesetzt wurden. Im Gegensatz zu Parry spricht Hainsworth diese Annahme auf s. 61 des eben erwähnten Buches auch deutlich aus: 'The simplest account of modification as a compositional artifice is to assume that a poet desires to use a certain formulaic word-association. He naturally thinks of this in its most familiar form, and this form we may call the primary shape of the formula. If then the primary shape is impossible since the positions in which it might be used are already occupied, the poet adju~§s its shape to make it fit the space that is available • Die Problematik, die mit der Annahme von Formelprototypen (prigut mary shapes) verbunden ist, lässt sich an einem Beispiel demonstrieren. Hainsworth nennt in seinem Buch die Verbindung 28

29

seine Definition ist dementsprechend eine Vereinfachung von der Parrys: 'the genus of formula is thus "a repeated word-group"' (Flexibility, S. 35). vorVgl. auch s. 36 '(a) strong degree of mutual expectancy'. bereitet ist diese Sicht der Kohärenz ausser bei Parry selbst auch bei Page, HHI S. 229f. Kritik daran übt auch Vivante, a.O. (Anm. 12), s. 168f., der dabei allerdings von einem ganz anderen Ansatz ausgeht.

19

alµa. x&AaLv6v als die 'most familiar form' für die Idee 'Blut' und stellt ihr als modifizierte Variante die Junktur alµa x&AaL30 vccpl:, zur Seite ko111111t nach Hainsworth den • Diese Variante improvisierenden Sängern dann in Bewusstsein, wenn die 'reguläre' Verbindung aus metrischen Gründen nicht verwendet werden kapn. dass Homer bei dem Begriff In diesem Modell ist somit impliziert, mitdachte und 'Blut' - für ihn alµa - immer auch ein Epitheton demzufolge auch in den Vers setzte. Wenn wir aber gemäss den Ausführungen von s. 7-9 annehmen, dass doch erst einmal nur das alµa auf Grund seiner inhaltlichen Funktion Eingang Substantiv in den Vers gefunden haben kann - die Wahl des Epithetons ist dagegen durch die anderen, noch verbleibenden Versteile bestimmt), -müssen wir zwangsläufig von einer notwendigen Verbindung 'Substantiv - Epitheton' absehen: das Epitheton kann seine Existenz im Vers nicht dem Substantiv verdanken. Analysieren

wir unter

dieser

sich ten von alµa., ergibt weitergehend verwendbares

Voraussetzung

die Verwendungsvarian-

ein nicht unerheblich grösseres und System, als Hainsworth es ansetzt. Das

Wort alµa wird von Homer immer in Form eines Trochäus verwendet; wenn es, wie in E 113 oder A 267, kein Epitheton neben sich hat, arbeitet der Dichter nur mit eben diesem prosodischen Schema: semantischer und metrischer Wert sind dann durch die Gebundenheit an nur ein Wort kongruent. Der Inhalt 'Blut' kann aber auch je nach den Verhältnissen ausserhalb dieses Begriffes prosodisch variiert werden: der Trochäus lässt sich dabei nicht nur zu den Schemata - v / v - u erweitern, (alµa / x&AQLV&cpl:,1

(alµa / x&AQLV6v)und - u / v - u u sondern auch zu u u / - u (µl:Aav / alµa), zu - v / v (alµa / µl:Aav) und auch zu u - u v / - v (x&AaLV&µa, for instance, to its der mündliche Dichter) assigns preferred position, and can then confidently fit verbal and nominal formulas round it' (S. 68).

60 E.G. O'Neill, The Localization of Word-Types Hexameter. Homer, Hesiod and the Alexandrians, 102-176; bes. 138-159.

in the Greek YCS 8, 1942,

39 tenen

prosodischen

aufgeführt. vollständig den anderen bearbeitet)

Schemata,

gegliedert

nach ihrer

Versposition,

Die beiden homerischen Epen sind allerdings nicht erfasst: O'Neill stützt sich hier ebenso wie bei Autoren (nur Arats Phainomena sind in ganzer Länge auf eine Analyse von 1000 Versen (in der Regel die

Anfänge der einzelnen Werke). Vollständig wiederholte Verse werden dabei nur einmal gezählt. Damit sind bei Hesiod etwa 501 erfasst und auch bei Kallimachos und Theokrit ein relativ hoher Prozentsatz, von der Ilias jedoch nur etwa 6.51 61 • Insofern können O'Neills Daten nur als Tendenzen und nicht absolut gewertet werden: dass aber diese Tendenzen kein falsches Bild zeichnen, belegen die ausserhomerischen Vergleichswerte, die denen von Ilias und Odyssee gentlich werden auch eigene sieren62.

weitgehend vergleichbar sind. GeleAnalysen die Zahlen weiter präzi-

Dies sind die Voraussetzungen fUr den Versuch, in den iliadischen Tötungsszenen den Versinhalt von seiner Form abzuheben

und

61 Ein zweites Problem bei der Brauchbarkeit dieser Daten ist die Tatsache, dass O'Neill die letzte Silbe des Hexameters grundsätzlich lang misst, obwohl Schemata wie u u - u und uu - durchaus verschieden behandelt werden: ein dritter Paion kann sowohl vor der Versmitte stehen und dort zu einer trochäischen Zäsur fUhren als auch vor dem Versende plaziert sein (der Name des Menelaos etwa kommt im Nominativ 19x vor der Versmitte und 41x vor dem Versende vor): ein steigender Ioniker steht dagegen fast ausschliesslich vor dem Versende (der Name des Agamemnon steht 95x an der letzten Versstelle, u u ~ - ). Aus diesem Grund dagegen niemals an der Position findet sich am Schluss dieser Arbeit eine Statistik, in der· die Quantitäten der letzten Silbe nach Länge und KUrze differenziert sind: s. unten die Seiten 337-344. 62 Wenn wir als Beispiel aus O'Neill die DistributiondesSchemas - v u - herausgreifen, dann bestätigt sich das, was auf s. 35-37 über dessen mögliche Positionen gesagt wurde. Auf s. 144 gibt O'Neill in Tabelle 15 für den Choriambus folgende Distributionsfrequenzen an:

l

2 u v

1 l

3

4

! 1

u u 5

V V

-uv-

42.21

37.6% 2.3%

10.4% V U 6 7.5% Die Positionen im ersten Halbvers 80% die bei weitem häufigsten.

sind

also

mit ziemlich

genau

40

so individuelle Aussage von Traditionalität in der Ausgestaltung zu scheiden. Anhand dieses Beispielkomplexes sollten sich dann auch im ganzen neue Aspekte zur Wertung der homerischen Dichtung ergeben: denn bei einem auf Determinanten und Variablen aufbauenden System der Versbildung wird theoretisch wieder die Einzelwortinterpretation möglich, wenn auch beschränkt auf den Bereich der Determinanten. Inwieweit damit eine Möglichkeit eröffnet wird, neue Argumente zur Frage nach der poetischen Qualität von Ilias und Odyssee zu finden, ist hier schwer abzusehen: auf jeden Fall dürfte aber eine derart fundierte Einzelwortinterpretation die Beurteilung des Dichters Homer auf eine sicherere Basis

stellen,

als

sie

bisher

gegeben

war.

41 3. Der äussere iliadischen

Rahmen der Tötungsszenen Kampfbeschreibungen

innerhalb

der

(1) Einleitung Eine vollständige Analyse sämtlicher Tötungsszenen in der Ilias ist trotz ausführlicher Beschäftigung mit dem Thema 163 'Kampf und Tod bisher noch nicht durchgeführt worden. Ein erster Ansatz findet sich zwar in dem Aufsatz von C.R. Beye, Homeric Battle Narrative and Catalogues, HSCP 68, 1964, 345-373, doch hier ist nur eine bestimmte Strukturvariante herausgegriffen (in der folgenden Gliederung unter dem Buchstaben c aufgeführt) und damit nur ein relativ kleiner, wenn auch sehr auffälliger Teil innerhalb des Gesamtbereichs 'Tötung in der Schlacht' erfasst. Eine inhaltliche Aufschlüsselung fehlt bei Beye völlig. In den Schlachtbeschreibungen der Ilias wird geschildert, wie den Kämpfen zwischen den beiden feindlichen Heeren insgesamt 64 54 Achaier und 252 Troer zum Opfer fallen 1 hinzu kommt noch 63 An grösseren Arbeiten, die in neuerer Zeit dazu erschienen ist, wäre zu nennen: W.H. Friedrich, Verwundung und Tod in der Ilias, Göttingen 19561 B. Fenik, Typical Battle Scenes, Wiesbaden 1968 (Hermes Einzelschriften H. 21)1 J. Latacz, Kampfparänese, Kampfdarstellung und Kampfwirklichkeit in der Ilias, bei Kallinos und Tyrtaios, München 1977 (Zetemata 66). Die genannten Verfasser sind allerdings nicht sosehr an der sprachlichen Struktur der Tötungsszenen interessiert als vielmehr an Realien oder poetischen Darstellungsweisen der Schlacht als ganzer. Nur vereinzelt sind auch Anmerkungen zu dem hier gewählten Thema gemacht, bes. in Feniks Arbeit. 64 Bethe, Homer. Dichtung und Sage, Bd. I: Ilias, Leipzig 1914, S. 59 nennt geringfügig abweichende Zahlen (53 Achaier und 189 Troer). Die Differenz für die troische Seite erklärt sich aus der Nichteinbeziehung der pauschalen Zahlenangaben, 189 ist die Zahl der namentlich genannten Gefallenen. Die Abweichung für die achaiische Seite könnte darin begründet sein, dass nicht berücksichder von Ares getötete Periphas (E 842-844) gezählt tigt ist oder dass Hypsenor nicht zu den Gefallenen wird (N 411f., 421-4231 vgl. dazu Anm. 116). Namenslisten der Getöteten finden sich bei Armstrong, The Casualty Lists in the Trojan War, G&R 16, 1969, 30-31, und W. Whallon, Is Hector androphonos?, in: Arkturos. Hellenic Studies presented to B. Knox, Berlin 1979, S. 19, Anm. 1. Die von Whallon aufgestellte Liste enthält dabei einige Fehler. So führt er mit Bezug auf R. Cunliffe, Homeric Proper and Place Names, für Antilochos nur 8 Opfer an: das neunte

42 eine ten. sehr

weitere, der Zahl nach unbestimmte Menge auf beiden SeiDarüber hinaus ist in den Erzählungen der einzelnen Helden häufig vom Tod anderer PersonendieRede, besonders in denen

Nestors, und gelegentlich wird auch auf den Tod des einen oder anderen Kämpfers, der in der Ilias bereits dargestellt wurde, zurückverwiesen. Szenen dieserArtsind jedoch in der folgenden Obersicht nicht erfasst, da man hier nicht von vornherein eine völlige strukturelle Kongruenz mit den Szenen annehmen kann, die den jeweils erreichten Handlungsstand des Iliasgeschehens 65 repräsentieren Die 54 gefallenen

Achaier

sind

alle

mit ihrem Namen genannt;

dagegen bleiben 63 der 252 Troer namenlos: sie sind nur pauschal in Zahlenangaben erwähnt. So tötet Diomedes in der Dolonie zwölf Thraker, deren Namen der Dichter nicht nennt (K 488 66 1, der grosse Aias ebenfalls zwölf Krieger, die alle Feuer an die Patroklos kurz Schiffe der Achaier legen wollen (0 743-746), vor seinem Ende dreimal neun Troer (D 785), und schliesslich bringt Achilleus durch sein Schreien am Wall des Schiffslagers die Kampfreihen der Gegner derart in Verwirrung, dass wiederum (E 230). zwölf Troer fallen Dies die Tötungsszenen, in denen sich der Dichter auf die Angabe einer Zahl beschränkt; die allgemeinen Aussagen, in denen nur konstatierend festgehalten ist, dass ein Krieger mehrere andere folgende: getötet hat, sind in der Ilias E

37f.:

Die Führer

der Achaier

töten

je einen

Gegner 67

ist der namenlos bleibende Wagenlenker Hektors (N 397). Auch den Hektor im fehlen hier Periphas (E 842-844) und Koiranos, Kampf um Patroklos' Leiche tötet (P 610f.). Der Sieg Nestors über Itymoneus, Mulios und Ereuthalion gehört nicht zu den Ereignissen des in der Ilias geschilderten 51-Tage-Ausschnitts; dasselbe gilt für Achills Sieg über E~tion. Schliesslich muss der Name Amphimachos, dessen Ende trotz B 871-875 nicht beschrieben wird, gestrichen werden. 65

zu diesem

Punkts.

auch

s.

54f.

66 wenn nicht die Verszahlen für die ganze Szene angegeben sind, beziehen sich die Angaben jeweils auf die Verse, in denen das erste Verb mit dem Inhalt 'er tötete' bzw. 'er traf' plaziert ist. 67 Man kann bei dieser

Stelle

auch die Ansicht

vertreten,

in den

43 8 341f.:

Rektor tötet beim Nachsetzen immer den jeweils Letzten Agamemnon tötet ständig bei der Verfolgung der Troer Agamemnon tötet den jeweils Letzten Rektor tötet viel achaiisches Fussvolk Der Telamonier Aias vernichtet Männer und Pferde bei der Verfolgung der Troer beim Zusammenstoss mit der Der Lokrer Aias tötet gegnerischen Schlachtreihe die meisten Männer

A 154: A 178: A 304f.: A 497: ~

520:

328: n 306: n 396ff.: 0

~

}

Die Männer töten

einander

Patroklos tötet zwischen vor ihm fliehenden Troer

521:

Achill

Neben diesen

tötet

die

11 allgemein

Troer

gehaltenen

Schiffslager

mitsamt

und Stadt

ihren

Aussagen

die

Pferden

sind

die

Tötungen

68 180 Konstellationseinheiten der 54 Achaier und 252 in insgesamt dargestellt, d.h. es finden sich in der Ilias 180 Szenen des 69 dass ein Krieger einen oder mehrere Gegner im KampfInhalts, folgenden Versen E 38-84 seien alle von den achaiischen Führern getöteten Gegner genannt: dann wäre E 37 nicht zu den allgemeinen Angaben zu zählen. Wahrscheinlicher ist jedoch die Annahme, Homer habe hier nur einen Ausschnitt aus dem Aussage Kampfgeschehen darstellen wollen, um seine allgemeine vom Sieg der achaiischen Seite zu explizieren. Hätte er nämnennen wollen, hätten wohl auch lich in E 38ff. jeden ~yc~v genannt sein müssen. der grosse Aias, Odysseus und Antilochos Zu der für Homer typischen Technik, nach einem Blick auf das Gesamtgeschehen der Schlacht einzelne Ausschnitte zu beleuchselektiven Schlachtten, s. Latacz, KKK s. 76-95, der dieser beschreibung genauer nachgeht (S. 76f.: 'Die Einzelkampfschilderung ist [ ••• ] die Exemplifizierung der komplexiven Massenkampfschilderung'). 68 Den Begriff geprägt 'Konstellationseinheiten' hat w. Nicolai Ilias, Hei(Kleine und grosse Darstellungseinheiten in der darunter Szenen, in delberg 1973: bes. s. 16-31). Er versteht denen eine oder auch mehrere Personen als handelnde Subjekte zusammen mit dem Objekt eine Einheit im strukturellen Bereich darstellen. Es wird sich im weiteren Verlauf dieser Untersuchung zeigen, dass dieser Begriff gerade unter versgenetischen Gesichtspunkten von einiger Bedeutung ist: handelt eine Person in mehreren Sätzen nacheinander, so ist - ausser im ersten Satz-eine weitere sprachliche Repräsentanz dieses Subjekts entbehrlich. 69 Nur an einer Stelle töten zwei Krieger in einer gemeinsamen Aktion

einen

Gegner:

Menelaos

und Meges den Dolops

(0 525ff.).

44 tötet 70 • Zusammen mit den 11 allgemeinen schreibungen ergeben sich so im ganzen 191 Szenen, die Tötung von Kriegern schildert. geschehen

Tötungsbein denen Homer

Innerhalb dieser annähernd 200 Szenen gibt es eine reiche Anzahl an Variationen: einerseits in ihrer inhaltlichen Darstellung (der Tod kann durch einen Speerwurf, Schwertschlag o.ä. herbeigeführt werden), andererseits in ihrer sprachlichen Struktur, die bei der Themenstellung in dieser Arbeit natürlich von primärem Interesse ist und der wir uns daher zuerst zuwenden. (2) Die formalen

Möglichkeiten

Die iliadischen Tötungsszenen lassen sich nach ihrer sprachlichen Struktur in zwei Grundtypen einteilen, aus denen vier Varianten abgeleitet werden können. Die Grundtypen sind: (1) die einfach Konstatierung mit einem Prädikat (im folgenden mit dem Buchstaben A bezeichet); (2) die linear-progressive Deskription mit mehreren Prädikaten 71 • (im folgenden mit dem Buchstaben B bezeichnet) In N 427 ist es dagegen wohl nur eine Person, nämlich Idome~ neus, die den Troer Alkathoos besiegt; die beim Iliasdichter zugrundeliegende Vorstellung war wohl die, dass Poseidon den Alkathoos in eine Art von Starre versetzt hat und Idomeneus ihm daraufhin die tödliche Wunde beibringt. 70Neben diesen Szenen sowie den Rückverweisen gibt es noch einige weitere Tötungsverse, die sehr individuell geformt sind und sich nicht direkt einem Typus zuweisen lassen, so etwa t 309 mit seinem gnomischen Inhalt: fuvoc 'Evu6.A~oc xal TE x,avtov,a xa,tx,a, oder auch n 849 mit zwei Subjekten, von denen eines ein Abstraktum ist:

6.AAaµE µotp'

6Aon xat

AnTOÜC fKTOVEV

ul6c.

Auch diese Verse, bei denen besondere Aussageintentionen zu ganz singulären Strukturen geführt haben, bleiben als Ausnahmen erst einmal unberücksichtigt (zur Besonderheit von n 849 s. auch s. 283f.). 71 Die Buchstaben A und B bezeichnen hier also etwas völlig anderes als in Beyes sog. 'abc-Schema'. Bei ihm stehen diese Buchstaben für eine Kennzeichnung von Einzelkomponenten des Ringkompositionsoder Explikationstypus, hier dagegen für die Strukturtypen als ganze.

45 A unter dem Buchstaben A können alle die Szenen zusammengefasst werden, in denen die Tötung eines Kriegers in einem Satz konstatiert wird, so dass in der Regel Detailangaben - z.B. wie die beiden Kämpfer aufeinandertrafen oder welche Art der Verwundung zum Tode filhrte - hier nicht enthalten sind 7 2 • So ergibt sich filr die sprachliche Struktur dieses Typus der einfache Aufbau. 'A tötete B' bzw. 'A tötete Bund C' usw. Bis zu 9 Opfer eines einzigen Kriegers können namentlich genannt werden (A 299ff., n 415ff., n 692ff.): die höchste Zahl, die Uberhaupt in einer Szene dieser Art vorkommt, beläuft sich auf 27 (n 785), allerdings ohne die Namen der Gefallenen. Das Sub74 75 jekt73, das Objekt , die satzverbindende Partikel sowie das 72

Ausnahmen stellen diejenigen Szenen dar, in denen zwar auch nur mit einem Verb die Tötung eines Kriegers konstatiert wird, dieses Verb aber eine bestimmte Art der Tötung impliziert. Dies ist mehrfach bei oö,av zu beobachten, mit dem die Tötung durch einen Stoss mit dem Speer oder dem Schwert bezeichnet wird (s. dazu das T-Scholion zu 8 414). Die Tötungsszenen, in denen dieses Verb das einzige Prädikat bildet, also der Konstatierungstypus anzusetzen ist, sind in der Ilias A 338, A 421, A 490, 8 511, O 746, P 344: dazu kommt noch A 473 mit einem von ßMEtv gebildeten Prädikat (zur Verwendung von oö,av vgl. auch Anm. 98, zur Verwendung von ßahEtv Anm. 114.

73 Das Subjekt muss natürlich nicht immer explizit genannt werden, sondern kann dann, wenn dieselbe Person über mehrere Konstellationseinheiten hinweg (die in diesem Fall von den Objekten festgelegt werden) handelt, nur durch das Verb repräsentiert sein, so etwa in A 91-93 und A 489-491. Bei den A-Typen kommt es allerdings nur selten vor, dass eine Person in mehreren aufeinanderfolgenden Szenen als Subjekt agiert, woraus folgt, dass bei Aristien einzelner Krieger in der Struktur der jeweiligen Konstellation formale Variation der Tötungsszenen angestrebt wird. 74wenn mehr als zwei oder drei Objekte genannt werden sollen, muss aus Platzgründen die Versgrenze natilrlich überschritten werden, so etwa in E 677-678 mit sieben namentlich genannten Objekten oder in n 415-418 mit neun Namen von gefallenen Troern. In~ 179 fehlt einmal die Angabe eines Objekts, eine bemerkenswerte Ausnahme. 75 Eine Konjunktion, durch die zwei Hauptsätze miteinander verbunden werden, findet sich bei Homer nahezu in jedem Satz: sie ist daher auch in den Tötungsszenen als notwendiger Bestandteil anzusehen, der bei der Versbildung berilcksichtigt werden musste. S. dazu genauer S. 91f.

46 Prädikat

76

dieses

einen

Satzes

sind

bei

diesem

in der Grenze über-

Typus

in einem Vers vereint. Nur selten wird diese schritten und werden diese vier Grundkomponenten auf 77 mehr - Verse verteilt • niemals Regel

B

Der Typus B der

Tötungsbeschreibungen

besteht

zwei

-

aus mindestens

Sätzen, so dass das Aufeinandertreffen der Kämpfenden und ihre Aktionen bzw. die Ergebnisse dieser Aktionen in mindestens zwei, meistens mehr Einzelphasen auseinandergezogen sind. So werden entweder demjenigen Verb, das den eigentlichen Punkt der zwei

Tötung bezeichnet, eines oder mehrere vorangestellt, mit denen der Dichter die Vorgeschichte beschreibt, oder es wird im Detail der Weg der Waffe in den Körper des Gegners nachgezeichnet; nicht selten folgt dann eine Beschreibung des Todeskampfes 78 • 76

Das Prädikat kann im A-Typus gelegentlich fehlen, und zwar dann, wenn durch die Aneinanderreihung von mehreren Tötungsszenen das zuerst genannte Prädikat auch in der folgenden Konstellation leicht ergänzt werden kann wie in Z 30f.: IlL66,nv 6' '06uo&üc Il&pxooLov tE&v6.pLfEv fyx&t xaAx&l~, TEüxpoc 6' 'N>&,öovo. 6tov. Eine andere Möglichkeit, das Prädikat auszulassen, ist dann gegeben, wenn im Ringkompositionstypus C (s.S. 48f.) die im einleitenden Teil nicht beschriebene Handlung in der Fortsetzung nachgetragen wird: n 463 fv&' ~TOL IlOTPOXAOC ~yaXAELTbv 8paouunAOV, öc ~• ~üc &EPonoovtapnn66voc ~Ev dvax,oc, AOOE6t yuta. ,bv ßÖAE v&laLpav xa,ä yao,tpa, Zur Versifikationsanalyse des Prädikats als Resultat fikationstechnik erweist,

77

78

von Il 463, in der sich das Fehlen der spezifisch homerischen Versis.S. 145-155.

Natürlich werden an diese Grundkomponenten häufig Zusätze angehängt, wie dies in Z 30/31 (Anm. 76) zu beobachten ist. Fast immer sind diese Zusätze aber nur A~führungen einzelner Details, die sich auf eine der Basiskomponenten Subjekt, Objekt oder Prädikat beziehen und nicht Basiskomponenten selbst. Bei Dichtung, die nicht in improvisatorischer Versgestaltung wurzelt, sind die Verhältnisse anders. So ist ein besonders auffälliges Beispiel aus den 'Posthomerica' des Quintus von Smyrna für eine Verteilung der grammatischen Grundkomponenten auf mehrere Verse auf S. 285 zitiert. Es ist allein dieser Bereich, in dem der Dichter seiner Gestaltungsphantasie völlig freien Lauf lässt. So gehen manche dieser Beschreibungen über reale Möglichkeiten von Verwundungen weit hinaus, wie Friedrich in seinem Buch über Verwundung und·Tod in der Ilias (s. Anm. 63) überzeugend nachgewiesen hat.

47

Zwei Beispiele

können

Typus B genauer

diese

illustrieren.

bung der Vorgeschichte E 148

verschiedenen Zuerst

(E 148-1511

Möglichkeiten

eines Subjekt

mit einer ist

des Beschrei-

Diomedes):

b 6' "Aßo.v,Q UE•~XETO XQt IlOAÖL6ov, .ouc utv faa', uttQC E(,pu&i\,CVTOC,6vELPOn6AOLO ytpov.oc·

,otc

b ytpWv txplvo,'

oöx tpxoutvoLc

6vclpouc,

IU.Aa o~tQC XPQ,EPOC 6LOU~6nc tEcwpLEEv. zwar ist

die

A-Typus

Verbform

vertreten,

eine

Gestaltung

hier

alle

sind),

o~tQC als

so dass

diese

und ungleich

Für den zweiten

IlPLQUl6nc xa3'

Verse

unter

häufigeren

Nennung der Namen

vtxuv

in dieser

und in

den B-Typus

Fall

können

Kon-

einzu-

die

Verse

6EtL 6oupt•

'06uootoc

t,tpWO'

ta&Aov t,Qtpov,

tpöov.a·

VEXPOC6t ot fxnEOE XELP6c.

aö.~,

~PLnE 6' d~'

das Verbum ßQAAELVim Mittelpunkt

das dx6v,Locv

ist

zu

"AV,LCIIOCQtOAo8wpnE

b 6t AcOxov,

ßcßA~XEL ßouß~vo,

Beispiel

die

nur im Gegensatz

ÖULAOVdx6v,Locv

.oo utv duai:,3',

Auftreffens resultiert:

in einem Vers vereint

in das uc,otxca&sitionstypus eines, wie ich ihn nennen möchte, Explikationstypus bedient. Davon kann man sprechen, wenn die Elemente C 1 und C 3 unmittelbar aufeinanderfolgen und nur durch ein yap am Beginn von C 3 zueinander in Beziehung gesetzt sind. Ein solcher Aufbau liegt etwa in E 38-42 vor 83 81 oieser Typus ist in Beyes 'abc-Schema' so gegliedert: C 1 (= a), C 2 die 'anecdote' ist bei ihm die 'basic information' (= b), C 3 die 'contextual information' (= c). Diese drei Komponenten findet Beye auch in anderen Katalogen der Ilias, verbindet sie aber nicht mit dem Schema der Ringkomposition. 82 s. dazu w. van Otterlo, Untersuchungen über Begriff, Anwendung und Entstehung der griechischen Ringkomposition, Amster7,3): ders., De ringcompositie als dam 1944 (Med.Nederl.Akad. opbouwprincipe in de epische gedichten van Homerus, Amsterdam 1948 (Verh.Nederl.Akad. 51,1: dort zu den Tötungsszenen S. 4144). Zu einer Analyse der Ringkomposition als Gliederungsprinzip für direkte Redens. D. Lohmann, Die Komposition der Reden in der Ilias, Berlin 1970. 83 Auch Beye, Battle Narrative, S. 347 sieht diese Verse als verkürzte Fassung des regulären abc-Schemas an.

50

E 38

}C

1

ni>wT~~ OTP&LV fAQOO&, C 3 6oun~o&v 6t n&oov, c1p6.ß~o&6t T&UX&'tn' aOTQ. Daneben besteht auch die Möglichkeit, C 3 mit einem yap einzualso eine nähere Angabe leiten, dennoch aber einen C 2-Teil, zum Objekt, zwischen das erste und dritte Element zu setzen (A 473-489: 0 638-652). Unter diesen Ringkompositionstypus tungsszenen einordnen, in denen das Form einer Frage nach den Namen der erläuternde Abschnitt, das Element wird die eben gestellte Frage sofort

lassen sich auch solche Tökonstatierende Element in Getöteten erscheint. Der 2, fehlt dann: vielmehr beantwortet. In dieser

Antwort werden dann ausschliesslich Namen genannt: nähere Details zum Ablauf des Geschehens sind nicht enthalten. Diese Struktur weicht zwar von der oben beschriebenen erheblich ab 84 , doch scheint das Grundschema (zuerst der allgemeine Aspekt mit der Konstatierung der Tötung, anschliessend der spezielle mit der Nennung der Namen) am ehesten dem Ringkompositionstypus verwandt zu sein, so dass dieser Frage-Antworttypus als C' bezeichnet werden kann. D Der Typus D stellt

eine Mischung aus linear-progressiver Deskription und Ringkomposition dar. Im ersten Teil wird hier einfach konstatiert, nicht, wie in C, der Tod eines Kriegers sondern

von seinem Anfangspunkt

her

in einzelnen

Phasen

ent-

wickelt, und zwar bis zu dem Punkt, wo die Waffe auf das Objekt trifft (bezeichnet mit dem Verb ßah&tv). Es folgt eine Beschreibung der Person des Opfers: im abschliessenden Teil wird aufwiederum mit einer Form von ßah&tv die Tötungsbeschreibung genommen und zu Ende geführt. Auch D lässt sich schied zu B liegt mitte, 84

der

also in drei Elemente gliedern. dabei in den Angaben zur Person

zu C darin,

dass

es sich

nicht

um eine

Der Unterin der SzenenAddition

zweier

wahrscheinlich ist diese Struktur aus der Form der Museninvokation abgeleitet: jedenfalls legen Verse wie B 484 und B 487 KlK oder h 218-220 diese Annahme nahe (so auch Strasburger, s. 53).

51 verschiedener Strukturen handelt, sondern um die Aufspaltung einer Struktur. Ein Beispiel für diesen nur wenig gebrauchten Szenentypus ist E 610-617: E 610

,w 6t

neo6v,' tAtnoe µtyac T&AaµwvLoc Atac· } 1 O," 6t \W-A tyyuc twv, xat dx6v,LOE ooupt (IJO.ELV~, B1 xat ßvooE xauaCE, 6oupt ßaA~v xaTa uaCbv 6.pLOTEp6v·

Zu dem finiten Verb, mit dem die Idee 'er tötete' wiedergegeben wird, tritt ein präpositionaler Ausdruck, der nur vom Partizip abhängig gemacht werden kann. Eine Konstellation mit einem derartigen Aufbau entspricht nun weder den für A noch den für B herausgearbeiteten Strukturen, so dass hier von einem eigenständigen

Strukturschema

auszugehen

ist:

dem Typus E mit der

Formel E = A +Partizip.Verwandt ist diese Struktur am ehesten dem C-Schema, da hier Konstatierung und Explizierung die Hauptkomponenten sind. Neben A 320f. sind auch E 579 (C 3 + Part.), M 188f.

und Y 460ff.

(beide

A + Part.)

diesem

Typus zuzuweisen.

An drei Stellen ist die Struktur, in die das Partizip eingebettet ist, noch komplizierter: nach einer Aussage mit einem finiten Verb wird in der Fortsetzung durch das Partizip eine detaillierte

Explizierung

eingeleitet.

so folgt

in E 145 dem

vorhergehenden Vers, der für sich allein einem A-Typus entspricht, ein Partizip ßaJ..wv. Damit wird eine nähere Erläuterung zum Tod der beiden in E 144 genannten Krieger gegeben, und diese zieht ihrerseits eine weitere Explikation im Hinblick auf den

53

zweiten der beiden Gefallenen nach sich (146/147). Diese Erweiterung ist dann aber syntaktisch nicht mehr von der Konsondern als selbständiger Hauptstruktion in E 144f. abhängig, satz gestaltet: lACV "AaTÜvoov xal "Ynctpova, noLµfva Aa/J)V, TOV utv untp uaCoto ßa}..wv xaAx~pct 6ovpt, TOV 6' tTcpov Et~ct µcya¼> xAnt6a nap' ~µov nA"E', dno 6' aöxtvo, ~µov ttpya8cv ~6' dno \IWTOV.

E 144

Hier

fv8'

bricht,

ebenso

wie in N 434f.,

der Zusatz

des Partizips

die strukturelle Geschlossenheit eines A-Typus auf und erlaubt den Zusatz weiterer Angaben; im Prinzip handelt es sich aber auch hier nur um die Erweiterung eines einfachen Grundschemas, mit dem der Iliasdichter auch komplexere Sachverhalte wiedergibt87 F

In Z 7ff. folgt auf das Partizip eine Gliederung, so dass hier das Partizip

dem Typus C entsprechende anstelle eines finiten

Verbs in einem A-Vers steht • .llhnlich verhält es sich in M 378ff.: hier stellt allerdings das Element C 2 keine nähere Erläuterung zum Objekt dar, sondern zu der Waffe, mit der Aias den Epikles tötet, einem Felsbrocken. An diesen beiden Stellen ersetzt also das Partizip sogar eine ganze Struktureinheit. Gleiches gilt auch für diejenigen Verse, in denen das Partizip ein finites Verb mit dem Inhalt 'er tötete' vertritt; die Angabe der Opfer ist dabei immer von allgemeiner Art. Diese Gruppe ist mit dem Buchstaben turierungen

F gekennzeichnet. von Tötungsszenen

Solche relativ sind freilich

komplizierten in der Ilias

Struknicht

oft anzutreffen; es sind Ausnahmen, bei denen man auf besondere Darstellungsabsichten des Dichters schliessen muss. Diese herauszuarbeiten ist hier nicht das Ziel; in diesem Abschnitt geht es nur um eine Bestandsaufnahme der verschiedenen formalen Strukturen in der Darstellung von Tötungen. 87

Besonders deutlich wird die strukturelle Normalität einleitenden Verses E 144 bei einem Vergleich mit~ einem gewöhnlichen A-Vers: E 144

fv8'

fAcv "AaTÜvoov xat

209

fv8'

lAC 8cpalAox6v

~

"Ynctpova,

TC Mu6wva TC

noLµfva 0

dieses 209, Ao.Giv

AOTUnVA6VTC.

54 Als Fazit dieser Analyse ergibt sich folgendes Bild: die Uberwiegende Anzahl der Tötungsszenen ist entweder in konstatierender oder deskriptiver Form gestaltet:Mischformen kommen, abgesehen von der Ringkomposition, selten vor. Im ganzen sind also die strukturellen Mittel, die der Iliasdichter in diesem Bereich einsetzt, eher einfach: erst durch vielfältige Kombination dieser einfachen Strukturen entsteht die grosse Variationsvielfalt in den Schlachtszenen, die Homer so oft nachgerühmt wird. Um das gesamte Material der Tötungsszenen in der Ilias Uberschaubar zu machen, folgt hier eine Liste sämtlicher Szenen dieses Inhalts, gegliedert nach den eben beschriebenen Strukturtypen. A

Zum Typus A gehören 51 Szenen (die 7 Szenen, in denen die nicht namentlich genannt werden, sind unterstrichen): E 37-38 Z 18-19 Z 31

E 541-S53

Z 36 II. 321-322 II. 420-421 II. 490 S 476-477 S 515

H 8-10 II. 328-332 II. 422 11. 491 S 511-S12

0 332-338 0 515-516

n 306 P 344-345 Wie aufs.

Z 20 Z 32-33

S S20 0 339 0 S16-S17 n 396-398 ~

209-210

41f.

bereits

E 608-609 Z 29 Z 33-3S

E 677-678 Z 30-31

92-93 II. 33S 11. 426-427 M 187

11. 304-30S

A 338-342 A 489-490 M 193-194

S S13 0 328 0 339-340 O 518-S19

s S14 0 329-331 0 340 0 746

n 41S-418 ~ S20-S21

n 785

Z 3S-36

II.

angedeutet,

Opfer

sind

diejenigen

Szenen nicht

berücksichtigt, in denen die Tötung Teil einer erzählerischen Rückwendung darstellt, also sich entweder auf Handlungen bezieht, die vor dem in der Ilias beschriebenen hinter den zur Zeit erreichten Stand

Geschehen liegen, oder des Geschehens zurückgeht.

zu der ersten Gruppe gehören etwa alle Tötungsbeschreibungen in den Erzählungen Nestors im A oder Verse wie B 661-663, B 692, Z 186 oder N 696, zur zweiten falls nicht erfasst sind die nicht

nur eine,

sondern

mehrere

304, X 323 oder D 204f. EbenTötungsszenen, in denen das Subjekt

II.

Personen

umfasst,

wie beispiels-

55 weise in der Wendung ol/Tot ö'/xQt cU.A~Aouc tv6.pLCov (I 530, A 337, 8 24, P 413), oder auch die einzige Tötungsszene, die kein aktives Subjekt hat (E 230): f~

öt

XQL T6T'

ÖAOVTO ÖUWÖCXQ ci,C)TCC dpLOToL

88 •

Der Ausschluss dieser letzten Gruppe ist deswegen notwendig, weil die andersartigen Verbformen möglicherweise zu einem ganz anderen Prozess der Versbildung geführt haben könneni immerhin stellen die Formen der 3. Pers. Plur. einen Ausnahmefall in den Tötungsszenen dar. Die Szenen nicht zu berücksichtigen, die hinter den erreichten Handlungsstand zurückgreifen, ist aus demselben Grund geboten: im jetzigen Stadium der Untersuchung ist noch nicht abzusehen, ob nicht durch die Tatsache des Rückverweises auch die Ausformung des Verses verlndert sein kann - etwa durch die Notwendigkeit, Pronomina oder bestimmte Partikeln zu verwenden. Hinzuweisen

ist

im Zusammenhang mit den A-Szenen

noch auf den

Ausschluss solcher Konstellationen wie in A 304 oder n 697, die ebenfalls als Rückverweise aufgefasst sind, auch wenn sie unmittelbar an die Szene anschliessen, auf die sie zurückverweisen. B

Dem Typus B sind A 489-493 E 148-151 E 580-589 H 11-12 8 309-315 A 143-144 A 423-424 M 190-192 N 394-399 88

A E E H K

83 Szenen

zuzurechnen: E 146-147

527-531 152-158 655-662 13-16 455-457

E E Z 8 K

9-19 159-165 21-28 118-123 482-488

A 145-147 A 428-449 M 394-396 N 402-412 89

A A N N

221-240

E 290-296 Z 62-65 8 300-308 K 494-497 A 248-261

575-579 182-187 506-508

M 182-186 N 386-393 N 516-520

Dadurch, dass dieser Vers in der Statistik nicht berücksichtigt ist, ergibt sich eine kleine Differenz zu den aufs. 43f. genannten Zahlen: in der Addition sind es hier nur 190 Szenen in 189 Konstellationen (s. dazu auch die folgende Seite).

89 zur Aufnahme dieser Verse unter die Tötungsszenen (das hier genannte Opfer Hypsenor scheint ja nach der Aussage von Vers N 423 mit dem Leben davongekommen zu sein) s. die Interpretation in Anm 116.

56

C

N 541-544

N 545-549

N 567-575

N 576-580

N 601-618

N 650-655

N 663-672

5 449-452

E 516-519

0 341-342

0 419-421

0 523-524

0 541-543

0 573-578

0 743-746

n 307-311

IT 311-312

IT 313-316

IT 317-319

n 319-325

IT 330-334

IT 335-341

IT 342-344

n 345-350

IT 399-401

IT 401-405

IT 411-414

n 466-469

IT 477-481

IT 586-587

IT 733-743

n 818-822

P 45-50

P 288-303

P 312-315

P 346-351

P 516-524

P 575-581

Y 395-400

Y 401-406

Y 455-456

Y 457-459

Y 472-474

Y 474-477

Y 487-489

~

X 321-330

Für

den Typus

hinter

C, der

35mal

den Versangaben

turelemente Teil, bzw.

116-119

dieser

Ilias

in Klammern

angegeben;

in dem die

in der

die

nähere

Abschnitt

Zahl

auch

2 oder

Information durch

ein

vertreten die

sind

jeweiligen

das

yap

zu einer yap

ist,

ersetzt

Struk-

stehen

Person

für gegeben

wird.

A 457-462

(A/2/B)

A 466-469

A 517-526

(A/yap/B)

E 38-42

(A/yap/B)

E 43-47

(A/2/B)

(A/2/B)

E 69-75

(A/2/B)

E 49-58

(A/2/B)

E 59-68

E 76-83

(A/2/B)

E 576-579

Z 7-11

(E/2/B)

A 93-98

Z 12-18

(A/2/B)

(A/yap/B)

A 473-489

(A/2/E) (A/2/A)

(A/2/B

E 842-844

(A/2/B)

8 256-260

(A/2/B)

A 101-110

(A/2/B)

M 378-386

(E/2/B)

N 170-181

(A/2/B)

N 363-373

(A/2/B)

N 427-435

(A/2/E)

N 434-444

(E/yap/B)

S 442-447

(A/2/B)

8 489-499

(A/2/B)

0 430-435

(A/2/B)

0 638-651

(A/2/B

yap) IT 463-465

(A/2/B)

IT 570-580

(A/2/B)

n 594-599

(A/2/B)

IT 603-607

(A/2/B)

Y 382-388

(A/2/B)

Y 463

Y 478-483

(A/2/B)

Y 484-487

(A/2/B)

~

Diese

35 Szenen

in den Versen über als also

sind

in

N 427-444

Alkathoos

zweimal

Mittelstück

der

den Abschluss

andererseits

das

den Versen

434-444.

ist

Element

yap)

(A/yap/B)

34 Konstellationseinheiten der

C-Typus

verwendet.

gesamten der

(A/2/B)

179-182

den

Szene

C-Konstruktion

bei

So bilden einerseits

eingebunden; Idomeneus' die

Verse

das

in den Versen

C 1, den Beginn

der

Sieg 434-435

Element

C 3,

427-435,

C-Konstruktion

in

57 C'

Der Frageantworttypus 8 273-276

E 703-710 Nicht

Verse,

zu Recht

Ilias

n 692-696.

hier

nur

an 9 Stellen

in der

Ilias

vertreten:

fJ.

496-504

E 533-540

E 611-617

8

0

443-451

n 284-290

P 306-311

P 610-619

Y

407-418.

In der

Form 'A + Partizip'

E 144-145 als

Teil

91

A 320-321

grösserer

gibt

es filr

M 188-189

461-468

den Typus E 4 Belege: 460-462;

Y

Strukturschemata

9 Belege:

E 576-579

(C 31

E 580-582

(BI

A

A 145-146

(BI

M 378-380

(C 11

N 370-373

N 394-399

(BI

N 434-435

(C 31

Y

Der Typus Fist 8

341f.

90

91

92

143-144 457-459

(BI (C 31 (BI.

5x nachzuweisen: A 154

Bei dem zuletzt C 1, so dass ist 92 .

4mal:

sind.

D Der Typus D ist

F

in der

A 299-303 sind

die

getilgt

sich

die parallel zu n 467 Uberlie90 in den Ausgaben als späterer Einschub m.E.

berilcksichtigt

ferten

~

C' findet

A

genannten Z

7 auch

178

A 497

Vers vertritt

in der

Liste

der

das Partizip

C-Strukturen

(Z 7I



Element aufgeführt

zugezogen wurden filr diese Arbeit die Ausgaben von Ludwich, v. Leeuwen, Leaf, Monro-Allen (ed. minorl, Allen (ed. maiorl, Ameis-Hentze, Mazon und Färber (s. Lit.-Verzeichnis). Die Klassifizierung gilt nur filr die Konstellation 'DiomedesAstynoos'i die Fortsetzung in E 146f. mit dem Tod des Hypeiron ist als B-Typus strukturiert. Die odysseischen Tötungsszenen weichen auffällig von den filr die Ilias herausgearbeiteten Strukturen ab. So finden sich im 8 A-Typen in gerade 22. Buch zwei B-Typen (x 81-88, 91-941, 6 Versen (x 266-268, 283-286) sowie ein C-Typus (x 8-2111 Eine besondazu kommt noch ein weiterer B-Typus in w 522-525. ders bemerkenswerte Differenz wird in der Kürze der A-Strukturen sichtbar, die in der ersten Gruppe, die aus vier Konstellationen besteht, mit gerade einem Prädikat auskommt; in der zweiten Vierergruppe sind es immerhin noch zwei Prädikate, die der Odysseedichter hier braucht.

58

(3) Die inhaltlichen

Möglichkeiten

Eine zweite

Möglichkeit,

die

Tötungsszenen

in der

Ilias

zu

klassifizieren, halte, also

besteht in einer Analyse ihrer sachlichen Ineiner Untersuchung unter dem Aspekt, auf welche

und mit welchen Waffen die homerischen Krieger ihre Geg93 ner töten . Auf diesem Sektor ergeben sich acht verschiedene Verwendungsarten der Offensivwaffen; ihre Kennzeichnung erfolgt hier durch römische Ziffern.

Weise

I

Die erste Gruppe (II umfasst Ausssagen, die auf den Inhalt 'A tötete B' oder 'A tötete Bund C' etc. beschränkt sind; eine nähere Angabe wie etwa 'Pfeilschuss' oder 'Speerwurf' fehlt und ist auch in der Bedeutung des Verbs nicht enthalten. Tötungsszenen in dieser wendbar, da der Dichter

Form sind bei ihnen

natürlich sehr vielseitig verkeine Rücksicht auf den Er-

zählkontext zu nehmen braucht, die jeweilige Kampfsituation also dieser Szenen hat. Verse, in keinen Einfluss auf die Gestaltung denen die Tötung so beschrieben wird, sind notwendigerweise dem Strukturtypus A eng verwandt; in der Regel ist auch die Konstatierung inhaltlich nicht weiter differenziert. Identisch sind diese beiden Typen jedoch nicht. So findet sich in manchen Tötungsszenen zwar nur ein Prädikat, dieses impliziert jedoch durch die Bedeutung desVerbsDetailangaben. Verben wie ßaAEtv oder oö.av, bei denen der Gedanke an einen Schuss oder einen Stoss mitgegeben ist, sind mehrfach als einziges Prädikat einer Tötungsszene verwendet. Daneben gibt es dann auch Szenen, die aufwendig als B-Typus strukturiert sind, ohne dass in einer solchen breiten Schilderung ein Verb enthalten wäre, das die spezifische Verwendung einer Waffe bezeichnete. Während so die konstatierenden Strukturtypen A, C 1, C 3, C' und F 89mal in der 93 Trotz intensiver Beschäftigung mit diesem Thema besonders unter archäologischen Gesichtspunkten existiert bisher noch keine systematische Analyse aller iliadischen Tötungsszenen. Zu verweisen ist aber auf das Buch von H. TrUmpy, Kriegerische Fachausdrücke im homerischen Epos, Basel 1950 (dort speziell auf das Kapitel 'Offensivwaffen' auf den Seiten 90 bis 121) sowie auf den Band E 2 der 'Archaeologia Homerica' (H.-G. Buchholz, Kriegswesen, Teil 2: Angriffswaffen, mit Beiträgen und O. Höckmann, Göttingen 1980), in dem viel von s. Foltiny weitere Literatur zu diesem Bereich aufgeführt ist.

59 Ilias

vertreten

sind,

umfasst

der

Inhaltstypus

I 90 Stellen.

Die in I verwendeten Verben sind im einzelnen angaben in Klammern der Strukturtypus):

l:AEL\I ( 23)

t,. 457

(C

1)

E 541 (A) z 35 (A) 8 273 (C')

489 (A) 0 339 (A) 0 516 (A) y 382 (C 1) II.

tEE\IO+>lCEL\I(13)

E 151 (B) z 20 (A) 335 (A) 8 513 (A) ß 692 (C')

II.

ltE(l)\IEL\I( 8)

E 69

(C

1)

(hinter

E 37 (A) E 576 (C H 8 (A) II. 92 (A)

1)

den Vers-

E 144 (E) E 677 (A) 8 256 (C II. 328 (A)

8 520

(A)

0 328

0 340

(A)

0 515 (A)

n 306

(A)

n 603

O> 209

(A)

1)

(A)

(C

1)

E 703 (C') z 36 (A) II. 422 (A)

E 842 (C 1)94 II. 299 (C') M 187 (A)

0 332

0 518 (A)

(A)

Z 12 (C 1)

Z

29

(A)

94 von den Herausgebern ist hier immer die aristarchische Form tEe:v64,LCe:vin den Text gesetzt, das Verb wäre dann mit 'er war dabei, die Rüstung zu nehmen' zu übersetzen. Diese Deutung passt nun sehr gut zum Kontext, basiert aber auf singulären Voraussetzungen: alle anderen Präteritalformen von tEe:vaplCEL\I sind Aoristformen, haben also den Stammauslaut auf -E. Wenn wir noch hinzunehmen, dass die Form tEe:v6,pLEEv schon in den Scholien als 'varia lectio' belegt ist, dann erscheint es zumindest möglich, sie hier als die ursprünglichere zu übernehmen und sie dann auch, der Typologie entsprechend, mit 'er tötete' wiederzugeben. Wir hätten dann in E 842 einen Vers, wie er in den homerischen Tötungsszenen ganz regulär anzutreffen ist; auf eine typologisch festgelegte Gestaltung von E 842-844 deutet dabei auch die Ringkomposition hin. Es ist der homerischen Art des Erzählens jedenfalls angemessener, in E 842 erst einmal die Wiedergabe der Aussage 'Ares tötete den Periphas' zu sehen, bevor man den am Beginn einer Tötungsszene atypischen Inhalt 'Ares nahm Periphas die Rüstung' ansetzt. Ob nun aber auch das tv6,pLCE in E 844 als 'er tötete' verstanden werden muss, ist schwieriger zu entAm passendsten ist m.E. vor der Folie des tf,e:VQPLEEv scheiden. eine Bedeutung, mit der der komplexive Aspekt dieser Verbform zu einem durativen Aspekt verändert wird; demnach wäre das tv6,pLCE mit 'er war mit dessen Tötung befasst' zu übersetzen. Solche Modifizierungen von C 1 zu C 3 sind auch an anderen Stellen der Ilias nachzuweisen; ein gutes Beispiel liefert etwa die Versgruppe E 576-581 (s. dazu S. 250 und 258).

60

gedachte Ergänzung des Verbs in der Bedeutung 'er tötete' oder 'er (8) traf' gedachte Wiederholung des vorangegangenen Verbs (7)

K 488

(B)

N 363

0 638

(C 1)

n 785 (C')

(B)

N 427

(C 1)

0 430

(C 1)

n 463 (C 1 )

p 306

(D 1)

p 610

(D 1 )

y 463

y 478

(C 1)

z

(C 1)

z

18 (A)

z

31 (A)

(C 1)

0 339

(A)

E 608

(A)

8 514

(A)

8 342

(F)

K"tELVELV(3)

K 483

(B)

tva.lpe:Lv

E 43 (C 1)

E 59 (C 1)

8uµov 6.na.ui:>av ( 2)

z

K 495

(B)

ne:A6.Ce:Lvx8ovt

M 194

(A)

n 418

(A)

tE/6.' tmwv w8e:tv (2)

A 143

(B)

A 320

(E)

tva.p(CEL\I (2)

E 155 (B)

E 844

(C 3)

6a.'l:Ce:L\/ ( 1)

A 497

(F)

6AEKEL\I ( 1)

~

521

(A)

ne:Mv

1:,.

517

(C 1)

.

6.nox,:d.ve:Lv

(3)

(3)

(2)

.

(1)

17 (C 3)

tE tnnwv ßf\aa.L ( 1 )

E 163f.

5lLCELVund nicht als 'nehmen' oder 'zu fassen bekommen', was doch seiner Grundbedeutung eher entsprechen 101 wilrde • Auch nE~vEtv wird in den Homerlexika so übersetzt wie die Verben, die sich in der späteren attischen Prosa fUr den Inhalt 'töten' durchgesetzt haben. Bekanntlich leitet sich diese Aoristform zusammen mit dem Präsensstamm 8ELv- aus einem älteren •g~hn-/g~henab, doch diese gemeinsame Wurzel drückt sich

in der Verwendung der

Präsens-

bzw. Aoristformen

nicht

mehr aus: die von der Grundstufe gebildeten Formen zeigen noch die ursprüngliche Bedeutung 'schlagen', während die schwundstufigen ~v-Formen ausnahmslos 'töten' bedeuten 1° 2 • 'EvalpELV schliesslich hat ebenso wie tvap[CELV und t~EvaplCELV nicht direkt etwas mit der Handlung 'töten' zu tun, sondern alle drei Verben bedeuten eigentlich 'die fvapa ausziehen'. Aber auch hier zeigen die Lexika, z.B. schon L. Doederlein in seinem Homerischen Glossarium (Erlangen 1858, No. 2446) und F. Bechtel, Lexilogus zu Homer Halle 1914, s. 123), dass diese Verben häufig dieselbe inhaltliche Funktion zu haben scheinen wie x,ELVELV oder eines 101

seiner

Komposita.

H. Ebeling und Mitarbeiter, Lexicon Homericum, Leipzig 18801885, s.v. atpcw 5. G. Crusius (Vollständiges Wörterbuch zu s.v. den homerischen Gedichten, Hannover 1847) übersetzt atpcw I 6 mit 'erschlagen', G. Autenrieth - A. Kaegi (Schul131920, s.v. wörterbuch zu den homerischen Gedichten, Leipzig atpcw) mit 'erlegen, töten'. Leaf merkt in seinem Kommentar an: '(to slay) is the regular use zu Vers A 328 folgendes of tAEtv in battle-scenes, the notion of "catching, capturing" passing into that of "overcoming" and that again into "slaying"'. Genauso Kirk, Comm. in seiner Anmerkung zu~ 457.

102 Trümpy,

Fachausdrücke S. 98. Eine gewisse Einschränkung muss jedoch insofern gemacht werden, als nE~vEtv an einer Stelle auch für das Schlachten eines Rindes gebraucht wird (~ 776), so dass hier möglicherweise noch etwas von der Bedeutung 'schlagen' (nämlich mit dem Schwert in den Nacken) zu greifen ist.

69 Nun sind freilich diese Obersetzungen nicht das Resultat genauer semasiologischer Studien, und man wird allein im Vertrauen auf ausschliessen dürfen, genaue die Lexika nicht die Möglichkeit Wortfelduntersuchungen könnten vielleicht doch gewisse semantische Unterschiede aufdecken, aus denen sich die jeweilige Verwendung erklären liesse. Dennoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Bedeutungsgehalt eines jeden dieser Verben seine Verwendung determiniert hat, gering. Wenn schon Inhalt und Form der einzelnen Tötungsverse des Typus AI und AI' abgesehen von den Personen identisch sind, kann hier nur noch der Kontext als mögliches Differenzierungskriterium in diesem Zusammenhang nicht von Homer sowohl bei Siegen Krieger verwendet und sind verben

in allen

möglichen

dienen, und auch dieser hilft weiter: A I/A !'-Szenen werden über achaiische mit der ganzen

Kampfphasen

wie über troische Vielfalt der Tötungs-

anzutreffen.

Die Annahme einer synonymen Verwendung der Tötungsverben in A !-Szenen erhält auch dadurch eine Stütze, dass Synoynmie ein wesentliches Charakteristikum der homerischen Kunstsprache ist, d.h. die Auswahl aus einer Gruppe von ihrem Inhalt her relativ eng verwandten Wörtern wird aus formalen und nicht aus semantischen Gründen getroffen. Die Ausdehnung der Synonymie schon von Aristoteles, Rhet. 1404 b 39, als Merkmal für Dichtung bezeichnet - ist in den homerischen Epen sehr gross - wie gross, das hat erst kürzlich H. Paraskevaides durch eine umfassende 103 Studie zu diesem Thema gezeigt • Diese Arbeit beschränkt sich, wie auch die meisten anderen Arbeiten zur Synonymie, auf die 4 Nomina 1° : dass aber auch Verben synonym verwendet sein können, 103

104

H. Paraskevaides, The Use of Synonyms in Homeric Formulaic Diction, Amsterdam 1984. Hier sind allerdings manche Begriffe als synonyme aufgeführt, bei denen genauere Analysen ihrer Verwendung einen spezifischen Gebrauch erweisen könnten: so sind etwa atµa und ßp6Tot m.E. nicht einfach austauschbar.

Schon Milman Parry hatte in ET auf die versifikatorische Funktion der Synonymie hingewiesen (bes. S. 131-145): dieser Ansatz wurde weitergeführt von D. Gray, Homeric Epitheta for Things, CQ 41, 1947, 109-121 (zur Verwendung der verschiedenen Wörter für Schild und Helm), D. Page, HHI s. 270f. (zum Speer), W. Whallon, The Shield of Ajax, YCS 19, 1966, 5-36 (bes. zum Schild, mit dem Ergebnis, dass das Differenzierungskriterium zwischen dcmlc und oaxoc nicht das Metrum ist): erwartet wird eine Arbeit von Th. Jahn, in der auch im Bereich 'Seele - Geist' Synonymiesysteme nachgewiesen werden können.

70

hat H. Fournier können 1° 5 •

bei

den Verben des Sprechens

deutlich

machen

Im ganzen scheint also eine interpretatorische Lösung, warum einmal dieses und einmal jenes Verb oder jene Junktur zur Bezeichnung eines gleichen Geschehens verwendet wurde, nicht möglich zu sein. Warum dann aber diese Vielzahl von Verben? Wenn es in der Regel nicht um ihre semantische Funktion ging, muss die Antwort im formalen Bereich gesucht werden, d.h. im Bereich der Verskomposition und der zu diesem Zweck gebrauchten Technik. Anhand eines

Beispiels

lässt

sich

gut

illustrieren,

wie wichtig

für einen improvisierenden Dichter eine grössere Anzahl metrischer Schemata zur Wiedergabe des Prädikats ist. Man könnte ja auch von einem System ausgehen, in dem einem Sänger nur ~iQ Tötungsverb zur Verfügung gestanden hätte, z.B. xa,ax,&lv&LV. Dieses Verb - so unsere Annahme - hätte dann immer eine feste Position im Vers eingenommen, etwa in der Form xa,tx,av&(v) mit einer Position zwischen der trochäischen Zäsur und der bukolischen Dihärese, wo nahezu sämtliche Wörter mit dem Schema eines zweiten Paions ( u - u u plaziert sind 106 Nach dem Verb würde dann durch die Zäsur C 2 zur Komplettierung des Verses ein adoneisches Schema gefordert, bestehend z.B. aus dem Namen des Subjekts und einem metrisch ausgleichenden Epitheton: 6toc 'AXLAA&uc, 6toc '06uoo&uc oder P. Der Name des Opfers müsste dann zusammen mit der Konjunktion am Versanfang plaziert werden. Nach einem solchen Schema wären dann alle 105

Tötungsverse

des Typus AI

zu bilden;

eventuelle

H. Fournier, Formules homeriques de reference avec verbe 'dire', RPh 20, 1946, 29-68; ähnlich auch Patzer, Dichterische Kunst, s. 15-19 (hier auf die Verben beschränkt, mit denen das Ende einer Rede bezeichnet wird). Dass gerade im Bereich der Verben die Variationsmöglichkeiten der epischen Kunstsprache besonders ausgeprägt sind, hatte schon J. Ellendt (Einiges über den Einfluss des Metrums auf den Gebrauch von Wortformen und Wortverbindungen in Homer, III: Einfluss des Metrums auf den Gebrauch der beiden Genera des Verbums 'Aktiv' und 'Medium', Progr. Königsberg 1861) zeigen können.

106 zur Positionsgebundenheit der einzelnen Wortschemata zusams. 153, zum Schema des zweiten Paions menfassend O'Neill, S. 143, Tabelle 11.

71

Leerräume

könnten

durch

Epitheta

gefUllt

werden.

Eine solche Theorie der Versgenese erscheint auf den ersten Blick möglicherweise ganz plausibel, doch zeigt die praktische Anwendung, dass ein solches Versifikationsaystem zu viele Probleme hervorgerufen hätte: - unter dem Aspekt der Entwicklung einer Improvisationstechnik: erhebliche Monotonie; ein mehrfaches Aufeinanderfolgen von Versen mit diesem Inhalt wäre völlig unmöglich, ohne dass der Dichter seine Zuhörer in kUrzester Frist langweilen wUrde, und das war etwas, was Aoiden, die von ihrer Vortragskunst lebten 107 , unter allen Umständen vermeiden musste; Praktikabilität einer Improvi- unter dem Aspekt grösstmöglicher sationstechnik: metrische Unhandlichkeit: mit nur einem einzigen waren, wie sich an Verb fUr einen so umfangreichen Inhaltssektor einem Beispiel zeigt, Möglichkeiten einfacher Versifikation kaum gegeben: Eine mögliche Aussageabsicht eines Sängers könnte sein, den Sieg eines Achaiers mit dem Namen Polypoites Uber einen Troer namens Astyalos inhaltlich indifferent, formal auf einen Vers eingegrenzt wiederzugeben. In einem solchen Fall käme ein Dichter, der diese Aussage aus dem Stegreif versifizieren wollte, durch eine festgelegte Plazierung des Prädikats in erhebliche Schwierigkeiten. Grundsätzlich könnte bei einer solchen Personenkonstellation nur ein Name vor und ein Name hinter dem Verb stehen; sie beide davor oder dahinter zu plazieren ist aus RaumgrUnden nicht möglich. Damit wäre aber die Produktion eines Hexameters ohne die Zuhilfenahme auffälliger kleiner FUllwörter 8 ausgeschlossen 1° , es sei denn, der Dichter wUrde mit einem der 107

108

Zur sozialen Situation des griechischen Aoiden s. bes. H. Fränkel, Dichtung und Philosophie des frUhen Griechentums, MUnchen 1962, s. 8-15; H. Maehler, Die Auffassung des Dichterberufs im frUhen Griechentum bis zur Zeit Pindars, Göttingen 1963, S. 9-34; A. Thornton, Homer's Iliad: Its Composition and the Motif of Supplication, Göttingen 1984, S. 23-32. Zwar sind nach Parrys Untersuchungen auch Epitheta primär FUllwörter, aber sie erfUllen, anders als Partikeln, fUr das Epos als Ganzes einen konkreten Zweck, indem durch sie einzelnen Personen und Dingen eine Art heroisierender Distanz zur Gegenwart gegeben wird; zudem behält durch sie der Hexameter seine formale Geschlossenheit.

72

semantisch

funktionalen

Elemente

über

Wie seltsam die Strukturen aussähen, solchen Schema gebildet, zeigt unser lichen Anordnungen wären 3 V - V

·Ao-tua.AOV öt

das

Versende

hinausgehen.

würden die Verse nach einem Beispiel. Die drei mög-

xa,tx,avE

oder

1

V V

ö'

•Ao,ua.AOV

oder 1 In allen Versen bon erforderlich;

3 -v

ist

KaTEKTaVEV •AOTUO.AOVx.

zur Komplettierung mindestens ein Monosyllasolche Wörter sind jedoch in der vokalreichen

griechischen Sprache nichtallzuhäufig vertreten und als Wortart meist auf konnektive oder deiktischePartikelnbeschränkt. Eine Technik, die auf der Verwendung dieser Wörter basiert, würde so aus jedem Hexameter ein sehr unruhiges und mit überflüssigen Hinweisen und Betonungen angefülltes Gebilde machen; Flexibilität wäre mit ästhetischer Minderwertigkeit erkauft. Gegen die eben konstruierten dings grundsätzlich Improvisationstechnik das in der Versmitte

Beispielverse

liesse

sich

aller-

einwenden, dass in der Entwicklung der nicht gerade ein Verb gewählt worden wäre, zu plazieren ist, sondern eher eines am

Versende, um so im Bereich davor Namen einschliesslich eventueller

über genügend Raum für Epitheta zu verfügen.

zwei

Eine

solche Verbform wäre etwa tfEWP~EEv, das seine Position regulär 109 ; hier könnte doch eine Plazierung der beiden am Versende hat Namen weiter vorne im Vers leichter möglich sein, und die Genese eines Hexameters wäre dann ohne viel auffälliges Füllmaterial denkbar. Dieses Modell scheint nun wirklich weiterzuführen. Zwar wäre bei der Plazierung des Subjekts an der ersten Stelle erneut ein sehr

ungelenker

Vers entstanden:

1

doch wenn man den Namen des Objekts 109

Zu den Verspositionen

an den Versanfang

von tEEvap~fEv

s.

s.

161.

stellte,

73

wo Wörter mit einem choriambischen Schema besonders häufig pla110 , im Anschluss daran die Konjunktion ziert sind und schliessso wäre ein Hexameter entstanden, der der lich das Subjekt, Verse durchaus nahe kommt und in dem Flüssigkeit homerischer auch die

Zäsuren

'AcrtuaAov 6~

an den üblichen

1

u

Stellen

zu finden

sind:

ßoAunoCTnC tEEvd.pLE&v.

Das noch nicht ausgefüllte iambische Schema vor der Versmitte wäre mit einem kontextneutralen Epitheton wie µtyac (im Nominativ auf Polypoites, im Akkusativ auf Astyalos zu beziehen) einfach

zu füllen

111



Dennoch: so kann Homer nicht vorgegangen sein. In dem so gebildeten Hexameter, der zuerst ganz homerisch wirkt, sind bestimmte, von Homer sonst immer eingehaltene Regeln verletzt. So ist der Name des Polypoites, also das Schema eines steigenden Ionikers, an einer Stelle plaziert, wo in der Ilias sonst so gut wie nie ein solches Wort zu finden ist. Wie aus O'Neills Statistiken hervorgeht, vorgesehen

sind

solche

1 12 • Wenn aber,

Wörter ausschliesslich für das Versende wie in dem oben erwähnten Beispiel,

tE&vd.pLE&v immer am Versende zu stehen hätte, müsste jeder Name mit dem Schema u u - ("AyaµtµVv, ALoµ~6nc) von seiner üblichen Position wegrücken. Das würde bedeuten, dass alle die Möglichkeiten, die zur Erleichterung der Versproduktion normalerweise zur Verfügung stehen, in AI-Versen bei bestimmten Subjekten nicht mehr zu nutzen wären; wiederum wäre die homerische Versifikationstechnik nicht universell, sondern nur partiell verwendbar. 110 111

vgl.

Anm 62 mit den Daten von O'Neill,

S. 144,

Tabelle

15.

Mtyac ist zwar in der Liste der Epitheta bei Parry, ET s. 112 als reguläre Füllung eines iambischen Spatiums angegeben (No. II), es kommt aber in der Funktion eines generell verwendeten Epithetons in Ilias und Odyssee nur zweimal im Akkusativ vor (anders sieht es dagegen mit µtyac in der Funktion einer 'epith~te particularisee' aus, also in Verbindungen wie µtyac T&AaµwvLoC Atac oder µtyac xopuaaCoAOC ·Ex,wP), so dass diese Komplettierung keinesfalls als filr Homer typisch angesehen werden kann.

112 o•Neill,

s. 145, Tabelle 16; vgl. aber die korrigierten Daten für den 3. Paion und den steigenden Ioniker unten S. 341, TaTabelle 16. belle 13, und S. 341f.,

74 Anhand dieser Beispiele ist wohl klar geworden, dass eine solche Rigidität im Bereich des Verba die Versifikation nicht erleichtert, sondern in bestimmten Fällen sogar erschwert; zumindest hätte sie zur Folge, dass der improvisierende Dichter ständig kleine metrische Löcher mit Partikeln zustopfen hätte 113 oder auch den ganzen Apparat, der ihm sonst die Stegreifversifikation überhaupt erst möglich macht, aufgeben musste. Offenbar

um dem entgegenzuwirken

und ein

gewisses

Mass an Flexi-

bilität zu schaffen, existiert im Bereich der Tötungsverben ein Synonymiesystem, das eine Plazierung des Prädikats an vielen verschiedenen Stellen im Vers erlaubt. Diese Annahme basiert dabei auf der relativ geringen Differenz in der Bedeutung der einzelnen Verben, die es Homer möglich machte, sie gleichberechtigt nebeneinander zu verwenden. FUr die Richtigkeit dieser Annahme liessen sich bisher - abgesehen·von der fehlenden Differenzierung der semantischen Inhalte der Tötungsverben in den Homerlexika - zwei wichtige Indizien anführen: (1) die Tatsache, dass Synonymie eine wesentliche

Rolle

in der

homerischen Versifikation spielt. Darauf hatte bereits Parry hingewiesen, und weitergehende Arbeiten haben ein bemerkenswertes Ausmass an synonymer Verwendung von Substantiven und Verben gezeigt (s. Anm. 103-105). Es war ohnehin zu erwarten, dass neben den Epitheta auch bei anderen Komponenten eines Flexibilität Hexameters ein gewisses Hass an metrischer existieren musste; (2) die Verwendung auch solcher Verben, die ihrer Etymologie nach sehr weit von einer Bedeutung 'töten' entfernt sind, in Versen, die inhaltlich und formal genau denen entsprechen, die Bedeutung 'töten' denen ein anderes Verb unzweifelhaft

in hat.

Das wichtigste Indiz ist jedoch, dass die prosodischen Schemata der verschiedenen Verben, die sich innerhalb der Typen AI und AI' finden, fast sämtlich voneinander verschieden sind. Es gibt so gut wie keine zwei gleichwertigen Schemata für Verben etwa gleichen

Inhalts,

113 Schadewaldt

also

keine

Dubletten;

gäbe es solche,

müsste

spricht am Schluss seiner IliasUbersetzung auf S. 425 von 'Füllseln', zu denen der Obersetzer ins Deutsche seine Zuflucht nehmen müsse, wenn er in metrischer Form übersetzen will; ein deutliches Indiz für eine Inkongruenz zwischen Inhalt und Form, die es bei Homer eben gerade nicht gibt.

75

man semantische

Gründe als

Ursache

ihrer

Verwendung annehmen.

Eine Liste dieser Verben, aufgeschlüsselt nach Prosodie, Anlaut und Auslaut macht dies sichtbar; in dieser Liste bedeuten V: vokalischer An- bzw. Auslaut, K: konsonantischer An- bzw. Auslaut, KK: Doppelkonsonanz. Schema mit Anund Auslaut

Verbform

V

V

K

fA'

uu

vu vu

u K u V

fA&V fA&

u-

vv

-V

fA&

-u

K V V

Prosodisches

Schema

J

-

114

uV

nt(l)V& &tA&V &tA& x,&tv&v X"t&tV&

- UK

- uV KK - IJ K

KK

- vv

-vu

V-

u u-

V u u- K KKUu-K

tAtn1v tAt,nv

v-v

K uV vVu

xa,tx,a fTt&(l)V&V

U -

114

V

Ku Vu Vu

UV

u uK V uV

fx,av&v fx,av&

UV vK

- uv

fTt&(j)V&

-

u uK u uK

xa,tx,av&v xa,tx,av&

-

uvV

tvfipa,o 115

-

1n A 473 enthält der Pyrrhichius in der Senkung des ersten Metrums trotz allgemeiner Konstatierung (Typus C 1 [= All als Prädikat die Form fßaA' - wahrscheinlich, um anzudeuten, dass die jetzt beginnende Schlacht sich noch im Bereich des Wurfkampfes bewegt. Ansonsten wird in A-Versen der Ilias ßaA&tv Beleg gemieden: es gibt neben A 473 nur noch einen weiteren erweitert (s. dazu Jachmann, (M 189), dort mit einem Partizip a.O. [Anm. 98], S. 178 u. 186). In der Odyssee ist es dagegen bei nur 15 Tötungsszenen im ganzen 3x im A-Typus zu finden (x 283-286; in v. 283 gesetzt, filr 284-286 zu ergänzen).

115 Es gibt

zu dieser

Verbform

eine

echte

Dublette,

nämlich

76 Prosodisches

Schema mit Anund Auslaut

Verbform

vv-u

vv u-1.1 K V u u- u V

tvä,nt&v tVQPLt&

---

V

-V

U

u v-

-

X

uv-

Schema

---

K -v u V -u u V -UV Vvu

vuu

-

K

fX't&LV&V

--

&uubv d.ttT1Öpa.

- uv

tf.&WPLf&V tl;&VQPLE&

-

V UK

uv-

uu-

K u V V

1 Cmb YOOVQ't fAUO&V 1 fAUO&11 6 unb YOUVQ't

d.ntx'tav&, die immer dann verwendet wird, wenn eine Tötung nicht direkt als Teil des Schlachtgeschehens beschrieben ist. So findet sich d.ntx"tav& nur in Reden, also Erzählbereichen, in denen der Dichter hinter den erreichten Handlungsstand zurückgeht (Z 414, O 440, X 423). Es zeigt sich erneut, dass die Tötungsszenen ausserhalb des eigentlichen Schlachtbereichs z.T. von denen innerhalb dieses Bereichs manchmal doch recht gravierend abweichen. Der konkrete Unterschied zwischen dass das eine einen tv~pa.'to und d.ntx"tav& liegt wohl darin, spezifischen Bezug zum Thema 'Kampf zweier Heere' hat (es bedeutet ja ursprünglich 'die Rüstung nehmen'), das andere dagegen bei jeder Todesart gebraucht werden kann. 116 Eine Deutung von unb yol'.,va't' fAuo& als Repräsentanten der Idee 'er tötete' wurde auf Grund der Verse N 412-423 von Schadewaldt, IlSt s. 103, Anm. 1, und Ch. Michel, ErläuterunHeidelberg 1971, s. 88f. bestritten, da gen zum N der Ilias, es in V. 423 heisst, dass Hypsenor, dem Deiphobos zuvor 'die Knie gelöst' hatte, stöhnt. Aristarch hat das offenbar auch 1 fAUO&problematische O't&vaxov'ta in für ihn nach unb YOOVQ't ein O't&WXOV't&geändert, das dann auf Mekisteus und Alastor als die Männer, die den Hypsenor aus der Schlacht tragen, zu beziehen isti dagegen sprechen allerdings solche Verse wie N 538 und B 432, wo die Aussage des ßapta O't&WX&LVfest mit der im Kampf getroffenen Person verbunden ist. Nun bedeutet aber an allen anderen Stellen das unb yoova't' fAUO&nicht nur 'er brachte ihn zum zusammenbrechen', sondern diese Verbindung wird als einziges Prädikat zur Wiedergabe des Inhalts 'er tötete' gebraucht (A 579 = P 349, O 291, D 498) i Synonymie mit anderen Tötungsverben scheint hier der Regelfall zu sein (vgl. auch das T-Scholion zu D 498). Möglicherweise hat man sich das O't&WXOV'ta in N 423 dann so zu erklären, dass es von Homer aus einer nachträglichen Erkenntnis des konkreten semantischen Wertes von unb yoova't' fAUO&eingesetzt wurde, wobei es ihm aber nicht auf eine Betonung der Tatsache ankam, dassHypsenor verwundet wurde. Vielmehr wäre der Anfang der Konstellation 'Deiphobos - Hypsenor' in einem ganz gewöhnlichen Tötungsschema dargestellt worden (N 411-4121 eine bis auf den Namen des Objekts völlig iden-

77 Bemerkenswert an dieser Liste ist das Uberwiegen des vokalischen Anlauts bei den meisten der Verben, zumal gerade die Formen von tA&tv und tfcvaplC&LV besonders häufig sind (vgl. S. 59). Bei den daktylischen relativ einfach bei den anderen

Formen ist dies wohl aus der Metrik heraus 117 begrUndbar i eine solche Erklärung kommt aber Verbformen kaum in Frage. So ist das Fehlen

eines konsonantisch anlautenden Aquivalents zu tvaPLC&(v) nicht auf metrische Bedilrfnisse zurückzuführen. Quintus v. Smyrna verwendet dafür in den 'Posthomerica' die Form xa,tnc~v&(v), und 18 dies recht oft 1 • Auch Homer kennt diese Verbform, ohne aber in A I/A I'-Versen davon Gebrauch zu machen 1 19 . Festzuhalten ist auch, dass einige Formen wie fA' oder au~ov ännupo. oder fx,&LV&V nur zwei- oder

nt~vc nur einmal, dreimal belegt sind.

Sätze mit diesen Prädikaten sollen im folgenden erst einmal geklammert werden, da es bei der Entwicklung der Grundzüge

aus-

homerischer Versifikation auf das Typische, auf den Regelfall ankommen mussi erst wenn dieser grundsätzlich erklärt ist, sollte man sich den selteneren Formen und deren Verwendungsbedingungen Zusätzlich

zuwenden. zu den eben angeführten

Verbformen

finden

sich

in

tische Szene ist in A 578-579 und P 348-349 zu finden); den Schluss würde dann ebenfalls eine typische Versgruppe bilden Es wäre dann die Umdeutung des öno (N 421-423 = 8 332-334). youva,' fAuoc von 'er tötete' zu 'er verwundete' erst an dem Punkt bewusst gemacht worden, als die Bergung hinzugefügt wurde. Vielleicht darf man sogar vermuten, dass die Umdeutung dieser Verbindung im N gar nicht auf logischer Einsicht beruhte, sondern auf der Verbindung zweier traditionell vorgegebener Erzählblöcke mit dem Inhalt 'Tötung' und 'Bergung'. 117 Die Arsis (hier nach der antiken Terminologie für den unbetonten Teil des Daktylus/Spondeus gebraucht) wird im homerischen Hexameter öfter durch zwei Kürzen als durch eine Länge ausgefüllt (s. Maas, Greek Metre, § 83f.i genauer bei O'Neill, 24.91 Tabelle 38 [S. 159]: bei 5000 Metren 75.11 Daktylen, Spondeen), so dass der vokalische Anlaut des Verbs in der (= betonter Teil des Metrums) HiatkUrzung eines voranThesis gehenden Langvokals erlaubt oder bei konsonantischem Auslaut eine Positionslänge verhindert. 118 Im ganzen 20x, davon 10x im Schlachtkontext: 1.267, 2.292, 2,369, 6.622, 8.110, 8.300, 10.118, 10.123, 11.20, 11.41. Vgl. dazu auch s. 271f. 119 Die 5 Stellen (Z 183, Z 186, Z 190, Z 423, C 759) sind alle in Rilckverweisen und zugleich, ähnlich wie die Form äntx,av&, ausserhalb des Schlachtkontexts zu finden.

78

diesem 4 Vu KU v-

vvu

Szenenbereich 4

2vv!uv 5 6 UV -uv--v

3

4 5 vu ---vv-

noch folgende

weitere

Prädikate:

tnn~v ooE xaulltE n&AaOEx8ovt nOUAUßo,ECPQ ÖnEAUOEUEVOCxat q)(l(6Lua yuta

c1cp'

6

vv

Diese Junkturen scheinen nun nicht im Prozess der Versbildung zusammengesetzt worden zu sein, sondern wurden wohl als Einheit verwendet, so dass eine generative Analyse, ähnlich wie im Fall der Redeeinleitungen, nur einen kleinen nicht vorstrukturierten Teil erfassen würde; daher bleiben auch diese Verse unberücksichtigt. Im ganzen sind mit diesen verschiedenen Formen für das Prädikat zwar nicht alle prosodischen Möglichkeiten abgedeckt, aber bei den kurzen Schemata scheint doch eine gewisse Vollständigkeit erreicht zu sein. Gleichwohl: es bleiben auch hier einige Löcher, gerade auch, wenn man berücksichtigt, mehrfach in der Ilias belegt sind 120 erklären

lassen

und wie dennoch

dass ja nicht Wie sich alle

auf der Basis

eine Stegreifkomposition von AI-Versen die folgenden Ausführungen zeigen.

dieser

möglich

Gehen wir bei dem Versuch, uns einer Antwort einmal kurz auf die oben erwähnte Möglichkeit

alle Formen diese Fakten

ist,

Verbformen werden

anzunähern, noch ein, das Prädikat

stünde im Typus AI/AI' immer an einer festen Position und höchstens das paragogische v würde eine gewisse Variation insofern ermöglichen, als danach mit einem vokalischen und mit einem konsonantischen Anlaut fortgesetzt werden könnte. In diesem Fall hätte der Dichter in einer Improvisationssituation zuerst das für diesen Szenentypus vorgegebene Verb an die übliche Stelle gesetzt; im weiteren wären alle weiteren Satzteile darum herumgruppiert worden. Wie sich gezeigt hat, dürftederVersifikationsprozess so nicht abgelaufen sein. Vielmehr muss aus der grossen Menge an metrischen Varianten für den Bereich des Prädikats geschlossen werden, dass die Tötungsverben innerhalb des inhaltlich indifferenten Konstatierungstypus keine strukturdeterminierende Funktion im Hexameter gehabt haben. Wenn also Verse mit dieser Aussage einen ganzen Satz (= Vers) umfassen sollten, wurde 120

zur Beantwortung der Frage nach dem Uberwiegen Anlauts bei den Verbformens. s. 263-265.

des vokalischen

79

nicht a priori das Prädikat an eine festgelegte Position gesetzt, sondern andere Bestandteile. Die Auswahl der jeweiligen Verbform dürfte dann in der Regel von den schon vorgegebenen Elementen abhängig gewesen sein. Nun sollte allerdings dieser Schluss, dass das Prädikat nicht als erste Romponente seinen Platz in der metrischen Umsetzung B' erhalten hat, nicht zu der Annahme verder Idee 'A tötete leiten, es hätte seine Position erst am Schluss eingenommen, nachdem alle anderen Satzteile bereits an ihre Stelle getreten waren. In diesem Fall müssten für das Prädikat doch wohl noch mehr prosodische Varianten zur Verfügung stehen, um so jedes mögliche Spatium mit allen denkbaren An- und Auslautmöglichkeiten An welchem Punkt genau also das Prädikat seinen abzudecken. Platz im Vers erhielt, kann hier noch nicht entschieden werden; zu erkennen ist auf Grund seiner Flexibilität nur, dass das Prädikat kein determinatives, sondern ein reagierendes Element bei der Versbildung darstellt. Nachdem nun endlich das Feld für die Versanalysen so weit wie möglich freigeräumt ist, kann jetzt die eigentliche Annäherung an das Thema 'Versifikation eines daktylischen Hexameters mit Hilfe einer bestimmten Improvisationstechnik'eingeleitet werden. Damit rückt als entscheidende Frage tischen und metrischen Determinanten

die Suche nach den semanin den Vordergrund.

(b) Analyse 5 515

Verse

der

strukturidentischen

a. Nicht-strukturdeterminierende

E 43, E 59, z 32,

Elemente

Als Ausgangspunkt sollen in einer ersten Gruppe die Verse analysiert werden, in denen eine Form von tva(pt~v, nämlich tvnpa,o, das Prädikat bildet. Diese Gruppe bietet sich insofern an, als die Form tvnpa,o nur innerhalb von A I und A I' vertreten ist und seine Versposition an allen vier Stellen, an denen es in der Ilias verwendet wird, dieselbe ist. Diese Positionsgebundenheit von tvnpo.,o ist dabei nicht auf diese Wortform beschränkt, sondern bei nahezu sämtlichen Wörtern mit dem Schema v - v u zu

80

finden

121

Die vier E

43/44

• Konstellationseinheiten

mit dem Prädikat

IöoµEvEu, ö' dpa. ~to,ov tvnpo.,o, M~ovo, ut6v, Buov(6nc im nächsten Vers. Wäre TtxTwv als Appellativum anzusehen, müsste 'A,:>uovl6nc als Eigenname und nicht als Patronymikon aufgefasst werden. Namen auf -töne wurden zwar von den Griechen gelegentlich auch als Eigennamen verwendet - das ist deutlich aus dem Inschriftenmaterial abzulesen 134 - , in Homers Epen ist 'Apuovl6nc jedoch der einzige Fall. Am Schluss von E S9 ist also die Struktur 'Vatername im Genetiv+ ut6c' ohne Veränderung gewahrt. In E S9 kann man es noch klarer sehen als in E 43, dass das Objekt erst in diesem Vers mit einer präzisierenden Information individualisiert wurde. Nachdem die Versifikation des Gedankens 'Meriones tötete Phereklos' mit dem Erreichen der bukolischen Dihärese abgeschlossen war, fUgte Homer danach die Geschichte von den Schiffen des Paris an, die schon am Ende des Tötungsverses einsetzen konnte, weil eine Verbindung Ttx'tovoc ut6c gerade einen Adoneus umfasst. Auf den Namen des Ttx'twv folgte dann die genauere AusfUhrung des Gedankens im Relativsatz13S. Auch hier schuf erst der metrische Raum die Bedingungen fUr die nicht notwendigen Ergänzungen im Vers. Ein notwendiger, also Homer bereits fest vorgegebener Zusammenhang zwischen dem Namen Phereklos und den Schiffen des Paris kann daher nur angenommen werden, wenn ein gUnstiger Zufall die gleichberechtigte Plazierung der Namen Meriones, Phereklos, Tekton sowie eines Tötungsverbs in einem Vers ermöglich hätte, der dann auch noch in seiner Struktur völlig den Ublichen Schemata entsprechen kann - m.E. eine unwahrscheinliche Annahme. In E S1S wird das Versende mit einem Namen, also einer, annehmen mUssen, grammatischen Grundkomponente gefüllt. daher zu vermuten, gleichwertig neben wären Bestandteile hier einige GrUnde 133 134 135

dass diese Aussage vom Tod des Periphetes der vom Tod des Prothoon stUnde: beide Aussagen der 'essential idea'. Dennoch sprechen auch für ein sekundäres Hinzutreten des zweiten Ob-

v. Kamptz,

Horn. PN

Belege

Bechtel,

bei

wie wir Es wäre

s.

2S.

Griech.

PN S. S47f.

zur Frage, wer mit dem öc gemeint ist, Phereklos oder - wie schon Aristarch annahm - sein Vater, gibt es nach der hier versuchten Interpretation natürlich nur eine Antwort: Ttx'twv (vgl. dazu auch A. Severyns, Le Cycle Epique dans l'ecole d' Aristarque, Lüttich - Paris 1928, s. 36Sff.).

89 jekts

in der Genese

von s 515.

Der Name von Teukros' vor und ist

daher

erstem

Opfer

möglicherweise

kommt in der

- Evidenz

gen natürlich unmöglich - als singuläre, Grösse anzusetzen 136 . Demgegenüber gibt noch einen zweiten wird in den Versen Periphetes

ist

Tradition war sein

Periphetes, o 638-652

Ilias

ist

bei

nur einmal

solchen

Fra-

Homer schon vorgegebene es jedoch in der Ilias

sein Ende im Kampf gegen Hektor aufwendig beschrieben. Dieser

Homer wahrscheinlich

aus der mythographischen

heraus bekannt gewesen. Wie wir in O 639f. erfahren, Vater Kopreus Bote zwischen Herakles und Eurystheus;

er ist damit ganz eng an prominente Figuren des Mythos angeschlossen. Hier dürfte auch die Verbindung von Vater und Sohn nicht ad hoc geschaffen worden sein, denn der Name von Kopreus' Sohn weist auf die Tätigkeit des Vaters hin: Periphetes bedeutet 137 soviel wie 'der ringsum Sprechende' • Im Vergleich dazu hat der Periphetes ins 515 keine individuellen Konturen, und das bedeutet geringe

nach den Gesetzen Bedeutung

auch darin, im Bereich

dass

als

der homerischen

Krieger.

er von Teukros,

des Bogenschiessens

Dieser dessen liegt,

Poetik: geringe

sehr

Wert äussert

Wert als

sich

Kämpfer eher

im Speerkampf

So ist das zweite Opfer dieses Achaiers gerade wie die vier Silben, die hier den letzten Teil len. Die Verwendung gerade wohl aus einer assoziativen

eine

besiegt

wird.

nur so bedeutend des Verses fül-

dieses Namens erklärt sich dabei Obernahme des bedeutenderen Peri-

136 Daraus sollte allerdings nicht geschlossen werden, dass sich hinter jedem Namen eines kleinen Kämpfers, der nur einmal belegt ist, eine mythographisch festgelegte Grösse verbergen muss. Gerade besonders typische Kriegernamen können durchaus nur 'metri gratia' Eingang in die Ilias gefunden haben; dass aber in 8 515 Prothoon in der Versstruktur eine wichtige Rolle spielt und daher nicht völlig beliebig für den Dichter gewesen sein kann, wird die Versanalyse zeigen. 137 Diese

Annahme wird auch dadurch gestützt, dass die Tötung des Periphetes ihrem Inhalt nach ein altes Stück zu sein scheint. Der Mykener kommt hier nämlich indirekt durch seinen Langschild zu Tode, und die Erwähnung dieses Schildtyps hat D. Gray veranlasst, die Episode vom Tod des Periphetes als 'homogeneouspiece of fourteenth(or even fifteenth-)century tradition' anzusehen (D. Gray, Mycenaean Names in Homer, JHS 78, 1958, 47). Für ein hohes Alter der beiden Namen Kopreus und Periphetes spricht auch, dass der erstgenannte Name zweimal in Linear B auftaucht, einmal in Knossos (KN As 821,2) und einmal in Pylos (PY Es 646,1).

90

phetes. Wir haben in B 515 sogar die Möglichkeit, Gründe zu nennen, warum die Assoziation gerade in Richtung auf den Namen Periphetes gegangen ist. In die Androktasie der Verses 511ff. scheint Homer teilweise Namenmaterial aus den Versen, die in unserer Ilias als N 791f. auftauchen, übernommen zu haben: die Namen Phalkes, Morys und Hippotion sind an beiden Stellen zu finden. Daher könnte der in N 791 erwähnte Polyphetes der auslösende Faktor gewesen sein; darüber legte sich dann aber der Gedanke an Periphetes, der im Mythos eine nicht unbedeutende Figur ist138. Mit dieser Interpretation kann der zweite Name, der als Opfer des Teukros genannt wird, nicht als determinativer Faktor in der Konstituierung dieses Verses angesehen werden, sondern nur als eine Art Füllsel. Durch die Nennung eines zweiten Namens ersparte sich Homer die Angabe von Epitheta zur Person des Prothoon, was Teil seiner Aussageintention gewesen sein dürfte; Teukros dagegen erhält durch seinen Sieg über zwei Gegner eine grössere Bedeutung als bei einer Versgestaltung wie

oder

Somit hat

sich

an allen

bisher

die Versschlüsse wahrscheinlich wurden, als die Grundstrukturen

behandelten

Stellen

ergeben,

dass

erst in dem Moment konzipiert bereits festgelegt waren; inso-

138 Man hat daher ins 515 für das zweite Objekt die Lesart Polyphetes vorgeschlagen, um eine Homonymie mit Periphetes zu vermeiden; die Handschriften bieten jedoch alle einhellig Periphetes, so dass an diesem Namen festzuhalten ist. Schadewaldt (IlSt s. 59, Anm. 1) nimmt für das Ende von S 515 eine Korruptel an, die auf den grossen Periphetes zurückzuführen sei, doch gerade in solchen Fällen der Homonymie bietet die Tatsache einer Beeinflussung der Versgestaltung durch Techniken der Improvisation eine bessere Erklärung: wie wir aus den Untersuchungen zu den serbo-kroatischen Epen wissen, sind solche kleinen Modifikationen von Namen oder auch Homonymie typisch für Stegreifdichtung, da die Vorstellung eines aus dem Stegreif komponierenden Sängers im Hinblick auf Präzision völlig von der eines schriftlich konzipierenden Dichters verschieden ist. Anhand eines ähnlichen Falles (s. dazu S. 238-244) stellt Kullmann, QdI s. 129, Anm. 1 fest: '(Die Umgruppierung dieser zwei Namen [sc. Mekisteus und Echio] ist) Fehler einer falwie sie wahrscheinlich für einen Dichter schen Assoziation, der seine Dichtung [ ••• J mündlich katp:niert, charakteristisch ist'.

91 fern können diese Junkturen keinen 139 des Hauptteils gehabt haben •

Einfluss

auf die

Gestaltung

Noch ein weiteres Element erweist sich in diesen Versen als in seiner metrischen Gestaltung variabel und daher nicht als primäre Strukturierungskomponente: die satzverbindende Partikel. Der Gebrauch von Konjunktionen ist, wie aufs. 33 (mit Anm. 49) angedeutet, mehr oder weniger zwingend geboten. Wenn es auch gelegentlich Asyndeta gibt, so sind sie doch weitaus in der Minderzahl, und im Zusammenhang der Tötungsverse i$t kein Satz zu finden, der nicht in irgendeiner Form eine Verbindungspartikel enthielte. Der Iliasdichter hatte also auch dieses Element bei der Versproduktion zu berUcksichtigen, doch erweist sich hier zum erstenmal, dass der scheinbare Zwang bei näherem Hinsehen eine nUtzliche Hilfe in der Versgestaltung darstellt; ähnliches wird auch bei der Kolonstruktur und den Zäsuren festzustellen 40 sein 1 • Die Position dieser verbindenden Partikeln ist in der Regel die zweite, gelegentlich auch die erste Stelle im Satz. Die damit implizierte Schwierigkeit fUr eine metrisch korrekte Gestaltung wird aber bei diesen Wörtern durch eine erhebliche formale Flexibilität mehr als wettgemacht; erreicht wird dies durch Elision und besonders durch eine Anfügung weiterer, kontextneutraler Partikeln. Schon in einem Vergleich der hier behandelten vier Verse wird diese Flexibilität sichtbar: in E 43, E 59 und Z 32 ist dieser Satzteil in drei verschiedenen Formen realisiert, nämlich in den Dies ist jedoch Schemata K (ö'), K V V (6i:) und K v v V (6' dpa). nur ein Ausschnitt aus den verschiedenen Variationsmöglichkeiten; 139 Die inhaltliche Zweitrangigkeit dieses Versteils gilt allerdings nur fUr die bisher analysierten Verse; generelle Schlussfolgerungen über die Funktion des letzten Versteils können daraus nicht abgeleitet werden. Eine Gesamttypologie für diesen Versteil versucht M. Edwards in dem Aufsatz 'Some Features of Homeric Craftmanship', a.o. (Anm. 45) zu erstellen, aber auch dort fehlen die Bezüge zum Vers als Ganzem. 140 Besonders gut ist P 309; s. dazu s.

dies zu beobachten 299f.

in der Analyse

von Vers

92

eine

Liste aller in der Ilias belegten Verbindungen von 6t mit 141 : dpa. und fntLTQ macht die gesamte Vielfalt sichtbar 6'

K

"' u

K

6t 6' 64:>'

uV

K lJ K

uu

K U

v-

K

u-

V

K

u-

K

6' dpa. 6' fntLT

u-u

K

u-

uV

6'

uu-

K

u u-

V

141

u-u

UV

u-

K u

6' dpa.

1

fnE:LTQ

V

1 6' 64:> fnELT 1

UV

6' 64:>'fntLTQ

Bei den Verbindungen von 6l mit dpa. und fnELTQ kann man davon ausgehen, dass die an 2. Stelle beigefügten Partikeln keine primär inhaltliche Funktion haben, sondern nur zum metrischen Ausgleich dienen. Wie sich im Vergleich der drei oben erwähnten Verse gezeigt hat, sind bei völlig identischer Struktur einmal nur ein 6t, ein andermal ein 6' dpa. gebraucht; eine semantische Differenz ist da wohl kaum auszumachen. zur Bestätigung dieser primär metrischen Funktion des dpa. liessen sich noch viele andere Beispiele anführen; ich beschränke mich hier auf die Verse H 163 und 9 293. Beide haben ein deutlich schemagebundenes Grundgerüst, in das nur die Namen der handelnden Personen eingesetzt werden müssen. Wenn dabei Diomedes als Subjekt fungiert, entsteht folgender Vers (H 163): T~ 6' tnt Tu6ct6nc &,pTo KPQTEP0C ALoµ~6nc, ist Menelaos handelnde Person, lautet der Vers so (W 293): T~ 6' 6.p' tn' ATpci6nc &,pTo favabc McvtAaoc. Die vielfältigen Funktionen dieser Partikel, die J. Grimm in dem Aufsatz 'Die Partikel dpa. im frühen griechischen Epos' (Glotta 40, 1962, 3-41; eine verkürzte Fassung seiner Hamburger Dissertation) beschrieben hat, sind demnach, auch wenn sie vielleicht potentiell in diesem Wort angelegt sind, nicht immer der Grund für ihre Verwendung gewesen, jedenfalls dort nicht, wo dpa. mit 6t verbunden ist; hier entschieden primär die Bedürfnisse der Versifikation. Ahnliches ist auch für die Verwendung von bo. in E 615 und P 578 festzustellen, s. dazu 0

S.

295-297.

Auch fn<Q scheint in der Verbindung mit 6t und 6' dpa. pleonastisch zu sein; bei der meist Punkt für Punkt aneinanderreihenden Erzählweise Homers wäre es eigentlich überall am Beginn einer neuen Szene denkbar, die nicht in einem unmittelbar gleichzeitigen Verhältnis zur vorhergehenden vorgestellt werden soll. So dient auch den serbo-kroatischen Sängern die Partikel 'pa' ('und dann') nur metrischen zwecken, wie Lord, The Singer of Tales aufs. 34 ausführt.

93

Diesen konsonantisch anlautenden Verbindungen steht kein gleichwertiges mit einem Vokal beginnendes System gegenüber; wahrscheinlich deswegen, weil das öt an zweiter Versstelle häufig zur Bildung von Positionslängen beitragen kann. Mehrfach gebrauchte Partikelgruppen mit vokalischem Anlaut finden sich allerdings nicht selten an der ersten Satzstelle, die dann aber in der Regel nicht die erste Versstelle ist; besonders häufig sind hier aÖTa.p fnELTa und fnELTa ö(t). Auch diese Verbindungen sind Teile des Systems, mit dem die improvisierende Versbildung 142 erleichtert wird .

ß. Strukturdeterminierende

Elemente

Nachdem als strukturdeterminierende Elemente bisher das Prädikat, der freie Zusatz am Versende und die satzverbindenden Partikeln ausgeschieden werden konnten, bleiben nur noch die Subjekte und Objekte in den vier Hexametern. Es handelt sich dabei jeweils um Namenpaare: Idomeneus und Phaistos, Meriones und Phereklos, Antilochos und Ableros, Teukros und Prothoon. fungieren, weisen dasselDrei der vier Namen, die als Subjekte be prosodische Schema auf: Idomeneus, Meriones und Antilochos sind alle als Choriambus zu messen. Dieses Schema kann aber nicht auf eine einzige Position im Hexameter fixiert werden (so dass ein Name dieses Typs immer an einer bestimmten Stelle im Vers Auch die gelegentliche Verwendung von fn<a in deiktischer und nicht in temporaler Funktion weist auf eine im Prinzip kontextneutrale Verwendung hin; vgl. dazu die Scholien zu A 547, r 267, I 169, N 586 und 8 129, in denen die Funktion des fnELTa nicht mit UETa TaÜTa, sondern mit ö~ umschrieben wird. 142

Aus der Tatsache, dass diese Partikelnalsprimär vom Metrum determinierte Komponenten angesehen werden müssen, ergibt sich auch, dass man sie meistens nicht einem bestimmten Kolon (s. dazu Anm. 154) zuordnen kann, auch wenn sie in der einschlägigen Literatur, etwa bei Maas oder Fränkel, als Postpositiva, als Appendix zum ersten Kolon angesehen werden; die satzverbindenden Partikeln stehen vielmehr ausserhalb der Kolonstruktur. Mit dieser Einsicht klärt sich auch ein grosser Teil der Probleme, die sich bei den Einschnitten nach dem ersten Kolon in der Gliederung von Fränkel ergeben haben und die dazu führten, dass man die Möglichkeit eines regulären Einschnitts innerhalb des ersten Halbverses überhaupt bestritt.

94 zustehen hätte.So kommt der Name Idomeneua in der Ilias 37x im 1 u v l, 21x an Nominativ vor, davon 13x an der Position l u u 1, 2x an l u v i und 1x an i v u 2. Beim Namen Antilochos, der 31x im Nominativ zu finden allerdings mit einergrösserenKonzentration liche Position: l u u 1 17x, l vu 143 . Bei Meriones schliesslich 1uu11x

l

u u

1

19,

1

u u

1

19,

1

v u

i

ein ähnliches Bild, auf die erste mögl 10x, 1 uu 1 Jx, folgende Distribution: 2; Gesamtsumme 40. Im ganzen ist,

werden also an den 108 Stellen, an denen einer dieser choriambischen Namen im Nominativ vorkommt, diese Schemata in 99 Fällen im ersten oder zweiten Metrum plaziert. Beim Namen Teukros weisen die Zahlen nicht ganz so eindeutig auf diesen Raum hin, dennoch besetzt auch er in etwas mehr als 501 aller Fälle als Spondeus das erste Metrum. Ein zwingendes Gesetz, wonach diese Namen immer an nur eine Stelle im Hexameter gesetzt werden müssten - womit wir unseren archimedischen Punkt in der Versstruktur gefunden hätten - , ist aus diesem Befund nicht abzuleiten, wohl aber eine gewisse Eingrenzung für die prosodischen Schemata der Subjekte auf die erste Vershälfte (die bei Namen wie Achilleus, Agamemnon oder Diomedes, also bakcheischen oder ionischen Schemata, nicht möglich ist). Nach diesen Eingrenzungen bleiben nur noch die Namen zu untersuchen, die im Akkusativ das Objekt der Tötungskonstellation bilden. Weisen Phaistos, Phereklos, Ableros und Prothoon in der Akkusativform irgendwelche prosodischen Gemeinsamkeiten auf? Die Namen haben alle ein verschiedenes Schema (Trochäus, Amphibrachys, Palimbakcheus, dritter Paion) und zeigen auch im Anund Auslaut die grösstmögliche Variationsbreite. Dennoch ist ihnen ein Punkt gemeinsam: sie bestehen entweder ganz aus einem Trochäus oder weisen in den beiden letzten Silben ein trochäisches Ende auf; danach folgt jeweils eine Zäsur kata triton trochaion. 143

Der Grund für die darin zu suchen, ein konsonantisch letzte Silbe eine sich gerade eine Fortsetzung eine

hier

geringfügig veränderte Distribution ist auf diesen Namen im Nominativ unbedingt anlautendes Wort folgen muss, um für dessen Positionslänge zu schaffen; dafür bietet solche Partikel wie 6t an, die zudem in der gewisse Flexibilität garantiert.

dass

95

Die entscheidende Frage ist nun, ob diese Obereinstimmung ein Zufall ist oder ob sich eine gewisse Gesetzmässigkeit dahinter verbirgt, die Teil des Regelwerkes für die Stegreifkomposition von daktylischen Hexametern ist. Eine Antwort auf diese Frage setzt eine Betrachtung der trochäischen bzw. trochäisch endenden Namen im Hinblick auf ihre Versposition voraus. Um aber dabei das umfangreiche Namenmaterial auf eine halbwegs überschaubare Grösse zu bringen, ist eine Eingrenzung auf einen bestimmten Bereich von Namen sinnvoll. Dem gewählten Thema entsprechend, können das nur die Namen von getöteten Kriegern sein, zumal auch für diesen inhaltlichen Bereich die formalen und sachlichen Konstituenten erarbeitet wurden. Wie es sich in Versen mit anderen Inhalten und/oder anderen Strukturen verhält, ist für die erst einmal unerheblich. Analyse dieses Teilbereichs Innerhalb dieses Themenkreises finden sich 5 prosodische Schemata für männliche Personennamen im Akkusativ, die entweder aus der Abfolge - v bestehen oder darauf enden: Schema

-

Schema

V -

V

:

t.e:OKO\I (6 491) ~i:O"tO\I (E 43) TpC)o. (Y 463) •ptyuov (Y 485)

U :

~tPE:KAO\I (E 59) • ,\ßa\lTO. (E 1 4 8) 86\lClp"a, öuo (J)/;),E, 'EpÖAaov, 'EpÖUQVTQ, KAE6ßoUAOV,IlEp(q>Clv,a, npoa6wva, tßtvtAaov

V

~V

UV

ergibt

' P ( Yl,LOV,TPW!l

:

3 -u

4

4 -v

verteilt,

Bild:

~EuxaA(wva, 'InnoMuavTa,

3 2 -u

im Hexameter

2 -u

3

uu

Positionen

In solchen Mittelzäsur Im ganzen

allerdings die

zu ändern,

strukturell

Basisversen die sind

den oben behandelten des Typus AI/AI'

Position dies

wenn man speziell

der

11 Verse,

deter-

Namen in weitaus zu denen

4

auch

hödie

Trotz eines Wortendes nach dem vierten Trochäus kann man hier kaum von einer Verletzung der Hermannschen Brücke sprechen, da in beiden Fällen (E 152 und~ 209) auf den Namen so dass sich ein zweiter Paion ergibt, der ja ein ,E folgt, gewöhnlich an der Position v ! u u zu finden ist (s. Anm. 121 ) •

98 4 mit dem Prädikat

tv~paTo

gehören,

dazu kommen noch die

7 fol-

genden: E 608 /1. 489 8 514 0 329 0 332 0 516 n 463

tva• ·ExTwP öuo (l)WTExa.TtxTav&v, &tö6T& x6.pµnc Ata, öt TPWEOOLVtncU.µEVOC ElAE A6pUXAOV MnpL6vnc öt M6puv TE xat 'InnoTl(j)\la xaTtxTa •ExTwP µtv tTLxlov TE xat 'A,:>x&oCAaovtn&~vE Atv&Cac öt MtöovTa xat ·1aoov tE&v6.pLEEV 6.pxbv ~x~wv, Atac ö' fAE 11.aoMµavTa tva' ~TOL n&TpoxAoc dyaxAELTbv 8paoüµnAov

Der Regel, dass trochäisch endende Namen vor der Versmitte plaziert werden und so eine B 2-Zäsur schaffen, entsprechen nun immerhin 6 Verse: neben den Versen, von denen wir ausgegangen sind (E 43, E 59, Z 32, 8 515), auch noch E 608 und O 332. Die Ubrigen trochäisch endenden Namen im Akkusativ haben verschiedene Positionen: zweimal ! u u 2 u (8 514, O 329), einmal 5 6 6 - u u - IJ (0 516), einmal u u -6 u (D 463) und einmal u -u 489). Schliesst man jedoch die Verse aus, die von der Ublichen an den Gestaltung stärker abweichen (in /1. 489 ist die reguläre, grammatischen Grundkomponenten orientierte Struktur um ein Partinur einen zip erweitert, in o 516 nimmt die Konstellationsbasis Partikeln Halbvers ein, in n 463 weichen die satzverbindenden öt oder fnE LTa ab) , dann ist der erheblich von den Normalformen trochäisch endende Name in 6 von 8 Fällen vor der Mittelzäsur plaziert, eine Frequenz, die es erlaubt, diese Position im inhaltlich indifferenten Konstatierungstypus als Regelfall anzusehen. (/1.

y. Rekonstruktion

der Versgenese

Ausgehend von der Regel, dass Personennamen, die auf einen Trochäus ausgehen, als Objekte die Stelle vor der Zäsur B 2 einnehmen, sind wir nun imstande, ein mögliches generatives Modell für

6 Verse

(E 43, E 59, E 608,

Z 32, B 515,

o 332) zu entwerfen.

Voraussetzung für ihre Gestaltung sind die folgenden nenten: (1) die Tötungsszene soll in einfach konstatierender inhaltlich

nicht

spezifiziert

(2) der Name des Getöteten

geht

wiedergegeben auf einen

KompoForm und

werden;

Trochäus

aus;

99 (3) der Name des Siegers repräsentiert ein Schema, das regelmässig im vorderen Versteil plaziert werden muss oder kann. Daraus resultiert dann folgender Ablauf in der Stegreifversifikation: zuerst erhält der Name des Objekts gewohnheitsmässig seine Position vor der Versmitte. Dieser erste Schritt, darauf ist hinzuweisen, kann allerdings nur getan werden, wenn der Name des Subjekts dem nicht zuwiderläuft, d.h. nicht dieselben Versstellen wie das Objekt beansprucht oder sich mit ihm in seiner Plazierung überschneidet. Konstruiert man beispielsweise den Fall, Idomeneus solle einen Iphidamas töten, könnte der Dichter aus Platzgründen die beiden Namen nicht im ersten Halbvers unterbringen und müsste daher auf eine andere Versstruktur 46 ausweichen 1 • Subjekt und Objekt sind also eng aufeinander bezogeni erst diese beiden Satzteile zusammen legen die Versgestalt fest. Dennoch spielt das Objekt, dessen prosodische Form ja kaum verändert werden kann, anscheinend eine bedeutendere Rolle als das Subjekt, das gelegentlich - bei Namen grosser 147 Kämpfer - über eine gewisse prosodische Flexibilität verfügt Die Beziehung 'Objekt - Subjekt', die der Dichter auf Grund seiner Schulung in der Improvisation nahezu unbewusst herstellt, bildet den Anfang der Versgestaltung. Daran schliesst sich die Integration der Verbindungspartikel an. Mit ihrem aufs. 91 demonstrierten Variantenreichtum lassen sich etliche zwischen beiden Namen freigebliebene Spatia leicht fülleni die Flexibilität im Bereich dieses Satzteils mindert also die Schwierigkeit, Objekt und Subjekt miteinander zu verbinden 148 • 146vgl.

etwa den Aufbau von Mekisteus, die dort beide aufs. 238-244).

o 339 mit den Namen Polydamas und als

Choriambus

erscheinen

(Analyse

147 Dies wird besonders deutlich an den verschiedenen Formen und Verspositionen für den Namen des Odysseus, die auf S. 177 dargestellt sindi ähnliches gilt auch für den Namen Achills. Zudem können viele Eigennamen durch Patronymika substituiert werden ('AXLA[A]Eu, = IlnAnLa6n,1 , was die Flexibilität im Versifikationsprozess weiter erhöht. 148 Gelegentlich kann sich natürlich eine solche Partikel, die ja immer gesetzt werden muss, als Hindernis in der Versbildung erweisen, z.B. dann, wenn auf einen choriambischen Versanfang eine konsonantisch anlautende zweite Komponente im Schema eines dritten Paions folgen soll. Dazu könnte es bei den

100

Das zweite ersten

Hemistich

Teil

orientiert

festgelegten

sich

Strukturen.

schliesst sich an die trochäische eines zweiten Paions an. Dieses damit wird:

eine weitere bedeutende die bukolische Dihärese.

am Versende gänzung

ergibt

sich

in üblicher

nun weitgehend In unserem

Zäsur

an den im

konkreten

Fall

in Form den Vorteil, dass

das

Prädikat

Schema bietet

Einschnittstelle im Vers erreicht Für den verbleibenden Adoneus

daraus

die Möglichkeit

Gestaltung,

die

z.B.

einer

bei

freien

Er-

einem Einschnitt

nach dem vierten Trochäus ganz undenkbar wäre; daher wird eine Form fnE~VE(v) oder xa,tx,a nicht berücksichtigt. Statt eines zweiten Paions wäre allerdings Prädikats vorstellbar, woraus meres

folgte,

Junkturen Dichter

doch dann stünden

für hätte

Abschnitt

auch ein Iambus für die Form des ein Einschnitt nach der Hephthemibedeutend

weniger

die Komplettierung

des Verses

so am Versschluss

noch einmal

individuell

vorgegebene

zur Verfügung; einen

der

grösseren

zu strukturieren.

Die versifikatorische Praktikabilität von tvnpa,o gegenüber einem iambischen Prädikat (fÄEv) zeigt sich auch in einem weiteren schen

Punkt. Während der Auslaut Prädikat keine Rolle spielt

tvnpa,o, nicht

bei einfach

vokalischem durch

der Objekte bei einem paioni(bei konsonantischem Auslaut

Auslaut

ein

ßaÄE(v)

dung von ßaÄ&tv bedeutende

KQ,EK,QVE[v]), ersetzt

werden,

Veränderungen

Details

zur betreffenden

Die Form des Prädikats E 608,

z 32 und 8 515 eine

Versbildung

dar;

eine

an eine Verwendung fällt 150 •

Konstellation

stellt

also

aus primär

da die

Verwen-

anzufügen

Erleichterung

Erleichterung, semantischen

der

müsste zugunsten hätte noch wei-

in den 5 Versen

erhebliche

so grosse

fÄE(V)

in der Struktur

Tötungsszene zur Folge hätte: die Konstatierung der Deskription aufgegeben werden, der Dichter tere

könnte

dass Gründen

149

E 43, bei

E 59, der

der Gedanke sehr

schwer

Namen mehrfach kommen; beide Schemata sind bei Personennamen häufig zu finden. Wie eine solche Klippe manchmal sehr leicht umschifft werden kann, zeigt sich in 8 513 (s. dazu s. 174). 149 150

vgl.

dazu die

Seiten

290-326,

bes.

Die Füllung des zweiten Halbverses fyx&t 6Eu6EV,L ist keine Dublette

294-297.

mit der Verbindung fÄ' zu tvnpa,o öoupt ~ELV~,

101

Während also die Verwendung von tv~pa.o/xa,tx,avc(v) aus den prosodischen Schemata der beiden Namen abzuleiten ist 151 , grenzen diese Verbformen ihrerseits den Umfang des Versschlusses ein, der als freier Zusatz (Z 32: Angabe der Waffe: E 43, E 59: patronymische Angabe: B 515: zweites Objekt: E 608: [analog zu den bisherigen Ausführungen) Epithetonverbindung allgemeinen Inhalts) das schwächste Glied in der Kette bildet: er ist sowohl in Prosodie als auch in der Position allen anderen Komponenten nachgeordnet und in seinem Inhalt sekundär. Unerklärt geblieben ist mit diesem Modell allerdings noch der 6. Vers O 332, genauer gesagt, dessen zweites Hemistich. Dem Schema entsprechend, hätte der Dichter nach dem ersten Objekt ~uu ! x fortsetzen müssen. Eine (Mt6ov,a) mit xa,tx,avc(v) Erklärung ist an diesem Punkt der Arbeit noch nicht wird im Zuge der Analyse von Versen mit dem Prädikat erfolgen

(s.

dazu s.

möglich: sie tEcva.PLEcv

162-167).

dass die homerische VersMit diesem Ansatz hat sich gezeigt, bildung in der Tat als Resultat einer bestimmten Technik zu erklären ist, einer Technik, die den Prozess der Versfikation erheblich erleichtert und damit auch beschleunigt. Die Vielzahl der Verbformen und Partikelkombinationen hat sich darin bisher nicht als Hindernis, sondern als Hilfsmittel erwiesen: ihre erste Aufgabe ist es, der Rigidität der metrischen Grundkomponenten so entgegenzuwirken, dass ein Vers schnell und doch ästhetisch gelungen entstehen kann.

Dieses Ergebnis stützt sich bislang nur auf einen verschwindend geringen Teil aller Iliasverse, und es liesse sich dagegen einwenden, es könnte sich ja auch bei den eben untersuchten Versen um Sonderfälle mit einer ähnlich festen Satzstruktur handeln wie bei den Redeeinleitungen; in diesem Fall wären wir mit unserer Analyse nur unwesentlich über Parry oder auch Hainsworth hinaussondern eine singuläre Ausformung eines zweiten Halbverses in einer Tötungsszene, bei der sowohl das Prädikat als auch die Angabe der Waffe primär inhaltliche Funktion haben (s. dazu die Analyse von E 50 aufs. 304). 151 Die Tatsache, dass die Form tv~pa.o wird als xa,tx,avc(v), beruht nicht

viel häufiger verwendet auf Zufall: s. S. 165f.

102

gekommen.

Dennoch

gibt

es

bei

E 43,

einensignifikantenUnterschied behandelten schiedene

Versen:

zu den die

generative

Grundkomponenten,

und -abschlüssen

E 59,

immer

nur

bisher

Analyse

während eine,

E 608,

das

es

bei

Subjekt,

in

der

umfasste den

S 515

Z 32 und

Forschung hier

4

Redeeinleitungen war.

ver-

103

(2) Ausbau des Modells

anhand

strukturell

komplexerer

Verse

(a) Einleitung Nachdem im vorangegangenen Abschnitt erste Prinzipien improvisatorischer Versgestaltung aufgedeckt werden konnten, wird es in der Fortsetzung darum gehen, die Gültigkeit dieser Prinzipien an Versen zu überprüfen, die in ihrer Struktur erheblich von den eben untersuchten abweichen, und damit zugleich durch eine Ausweitung des behandelten Materials die Basis des Modells zu verbreitern, das Ziel ist ein tieferer Einblick in die Gestaltungsmöglichkeiten auf der Grundlage von Improvisation. Bisher hatte sich das Akkusativobjekt in der Position vor der trochäischen Mittelzäsur als Strukturierungszentrum erwiesen, für eine Oberprüfung und Erweiterung unserer Ergebnisse bieten sich damit besonders die Verse an, die neben E 43, E 59, E 608, z 32 und B 515 noch in der Liste auf S. 97 enthalten sind und bei denen das trochäisch endende Akkusativobjekt nicht der Ausgangspunkt der Versstruktur gewesen zu sein scheint. So stehen in A 489 und O 516 die Namen 66puxAov und AaoMua.vTa am Versende, in B 514 und O 329 'InnoTl~'VCl und 'Apx&o(Aaov als zweites Objekt in der Versmitte. Der Name des Thrasymelos, in n 463 Opfer des Patroklos, ist wiederum ans Versende gesetzt, was diesen Vers aus den übrigen heraushebt, ist das fehlende Prädikat, das vom Rezipientenergänztwerden muss. Diese relative Kompliziertheit in der Struktur könnte darauf schliessen lassen, hier läge keine Stegreifgestaltung mehr vor, immerhin weisen diese Verse neben den ungewöhnlichen Positionen für das Objekt weitere Besonderheiten auf, die auf S. 97 genannt sind. Sollten sich aber auch hier dieselben Prinzipien nachweisen lassen wie in den einfach strukturierten Tötungsversen, dann könnte das Modell der Determinanten und Variablen im Bereich AI/AI' weitgehende Gültigkeit beanspruchen. (b) Das Objekt A 489

In A 489 ist halt

hinaus

am Versende die Erweiterung

bemerkenswert:

über den gewöhnlichen die vier

Grundkomponenten

A I-/A

sind

!'-In-

104

hier vom Iliasdichter noch um die Angabe TpwEOOLVtncUµevoc erweitert. Eine Funktionsbestimmung dieser Aussage, die den Vers enger, als das sonst bei A !-Versen Ublich ist, mit dem vorhergehenden Teil verbindet, muss daher auch den Kontext in die Betrachtung miteinbeziehen. Die Erzählsituation, an die dieser Vers anschliesst, ist folgende: Odysseus hat unmittelbar zuvor den Sokos getötet, wurde aber bei diesem Zweikampf auch selbst verletzt. Diese Verletzung hat ihn in äusserste Bedrängnis gebracht, und er muss um Hilfe gegen die auf ihn zustUrmenden Troer rufen. Menelaos, der seinen Ruf gehört hat, fordert den grossen Aias auf, zusammen mit ihm Odysseus zu Hilfe zu kommen. Als Abschluss dieser Partie unterstreicht ein Gleichnis, wie wichtig in dieser Lage die Hilfe fUr den verwundeten Ithakerkönig ist. Menelaos

und Aias gelangen dann an den Ort, wo sich Odysseus und seine Gegner befinden. An diesem Punkt des Geschehens werden nun von Homer die einzelnen Handlungsfäden für eine kurze Zeit miteinander verschlungen und dann wieder neu geteilt: aus den Erzählsträngen 'Odysseus - Troer' und 'Menelaos - Aias' werden jetzt 'Menelaos - Odysseus' und 'Aias - Troer'. Die 4 beteiligten Personen bzw. Personengruppen ordnen sich also zu neuen Paaren zusammen. Zunächst wird dann das Thema des verwundeten Odysseus zu einem vorläufigen Ende geführt: er und Menelaos treten für längere Zeit von der Erzählbühne ab.

Die vakant gewordene Position des Odysseus in der achaiischen Phalanx wird von Aias eingenommen, doch um den Telamonier in das Kampfgeschehen zu integrieren, fehlt ein Verb, das eine gedankliche Brücke zwischen seiner letzten Aktion, dem Hintreten vor Odysseus (A 486: OT~), und seiner ersten Kampfaktion, der Tötung des Doryklos (A 489: ElAE A6pUKAOV), bilden kann. Solche Uberbrückungen werden in Schlachtszenen nicht selten mit dem Verb dxovTlCELV geleistet, das aber auf den B-Typus beschränkt 52 ist 1 • Wie man am Text ablesen kann, lag es hier nicht in der 152 Ein Beispiel A 575

für

diesen

Ablauf

bieten

die

Verse

A 575-578:

TOV ö' wcoöv tv6no' Eoolµovoc dyAaoc utoc EöpunUAOC nUKLVOLOLßLaC6µevov ßEAtEOOL, OT~ ~a nap' aÖTOV twv,xat dx6vTLOE öoupL (j)O.ELV~ xat ßaAE ~UOLaönv "AnLOOOVO.,noLµtva AaiiiV •••

105

Absicht des Dichters, die Aktion des Aias mit einem B-Typus zu schildern. Angesichts der zu imaginierenden Schnelligkeit, mit der gehandelt werden muss, um den verwundeten Odysseus und den durch die Bergung ungeschUtztenMenelaos zu sichern, wählte er eine knappe Darstellung, also den Typus AI. um die Auch bei dieser poetischen Intention muss Aias jedoch, Troer angreifen zu können, in irgendeiner Form verbal aus seinem Ruhezustand, den er mit dem o.~ vorläufig eingenommen hatte, entfernt werden: das geschieht hier mit dem Partizip tTtO.AUEVo~. Damit ist dieses Attribut wohl nicht von einem sekundären semantischen Wert, dessen primäre Aufgabe in der Verskomplettierung liegt, sondern es bildet die gedankliche Voraussetzung fUr das cIAE ä6puKAOV am Versende. Der Vers A 489 enthält

demnach zwei Aussagen, die in enger gedanklicher Verbindung stehen, nämlich: (1) Aias springt an1 (2) Aias tötet den Doryklos. Zu untersuchen ist nun, ob dieser zweifache Inhalt noch mit Hilfe der Stegreifversifikation in einem Vers unterzubringen ist oder ob er retraktative Gestaltung voraussetzt. Damit nähern wir uns weiter dem Kernpunkt dieser Arbeit, nämlich der Frage, ob auch komplexere Versstrukturen noch als Produkte improvisierender Gestaltung angesehen werden dUrfen oder ob alles, was Uber einfache und schematisch festgelegte Grundstrukturen hinausgeht, gegen Homer als 'oral poet' sprechen muss. Neben den beiden eben genannten Aussageintentionen weist dieser Vers noch eine weitere, dritte Inhaltskomponente auf, die die Versgestaltung zusätzlich kompliziert haben muss: ein Dativobjekt vor der trochäischen Mittelzäsur (TpWEOoLv), also an genau der Position, wo bisher die primär determinativen tivobjekte zu finden waren. Bei einer Einordnung dieses in das Versganze stellt sich zugleich noch das Problem,

AkkusaDativs ob er

von cIAE oder von tn&Aucvo, abhängig zu machen ist - eine für die Einordnung in die Versstruktur natürlich wichtige Frage. Auf den ersten Blick scheint die zweite Möglichkeit näher zu liegen. So wird denn auch in den Obersetzungen von Voss, Mazon,

106

Rupt\, Schadewaldt und Hampe (s. Lit.-Verz.) das TP6>€00LVals Objekt zu tn&Auevoc aufgefasst. In den Scholien und modernen Kommentaren finden sich keine Erläuterungen zu diesem Punktr wahrscheinlich sind auch hier diese beiden nebeneinanderstehenden Wörter als inhaltlich und grammatisch zusammengehörig angesehen. Verse mit einer ungefähr vergleichbaren Struktur sprechen gegen diesen Bezug. Parallel gebaut ist z.B. N 362: "Iöoueveüc TpWeooL ue,&Auevoc 153 tv ~6ßov ~oev.

jedoch

Ameis-Hentze verweisen bei diesem Vers darauf, dass das ToweooL von tv ~ßov ~ev abhängig zu machen sei, und führen zur Begründung den Vers A 544 an:

Hier ist der Bezug des Verbs auf das Objekt vor der Mittelzäsur ganz eindeutig, die gleiche Beziehung innerhalb von N 362 daher wahrscheinlich. Es ist infolgedessen zumindest denkbar, dass auch in A 489 die gleiche Beziehung besteht. Einen weiteren Beleg für diese Sperrung bietet auch O 571; hier tritt ein Partizip zwischen Objekt und Prädikat:

Da in diesem Vers Antilochos angeredet wird, kann sich das Tl)W(i)v auf keinen Fall auf das tE&Auevoc beziehen, sondern muss als partitiver Genetiv zu dvöpa aufgefasst werden. Auch das Modell der Entstehung von A 489 mit Hilfe der Improvisationstechnik spricht eher für eine Abhängigkeit des TpooeooLv von der im Prädikat ausgedrückten Handlung. wt1rden wir nämlich das TpooeooLv tn&Auevoc als inhaltliche Einheit, als Kolon 154 fassen, 153 In einem Scholion

als 154

Variante

e. Fränkel

zu diesem Vers ist zu ue,&Auevoc angegeben.

sogar

die Form tn&Auevoc

hat in seinem Aufsatz über den kallimachischen und homerischen Hexameter von 1926 (a.O. [Anm. 53]) die Zäsuren in einem Hexameter nicht mehr als Ergebnis vorausgesetzter Regeln, sondern als Produkt einer bestimmten Art der Versifikation erklärt. Hiernach stellt dieser Vers nicht einen regellos in seiner Gesamtheit vorgegebenen Gestaltungsrahmen dar, sondern zerfällt in einzelne Teile, die dementsprechend

107 dann wäre weder an der Zäsur

B 1 noch an B 2 ein

Einschnitt,

leichter in der Komposition Uberblickt werden können. Jeder Vers hat normalerweise drei Einschnitte, mithin vier Kola (von Fränkel als 'Sinneinheiten' definiert), so dass im Schema ein Hexameter folgendermassen teilbar ist: 5

l/v/u/I/uu1/u/u!/uu/ A1

A2 A3

A4

B1

B2

C1

uu~x

C2

Weiter ausgefUhrt ist dieses Modell in dem Aufsatz 'Der homerische und kallimachische Hexameter' von 1960 (a.O. [Anm. 53); in dieser Arbeit als 'Fränkel, Hexameter' zitiert) und in dem Buch 'Noten zu den Argonautica des Apollonios' (München 1968), s. 8 Anm. 23 und S. 10 Anm. 25. Sowohl an der Aufteilung in vier Kola als auch an der Definition des Kolons als Sinnabschnitt wurde in der Folge mehrfach Kritik geübt. Die Vierteilung wurde besonders von A. Dale in ihrem Forschungsbericht zur griechischen Metrik (Lustrum 2, 1957, 29ff,) und G.S. Kirk in einer längeren Studie (Some Technical Aspects of Homeric Style, I: The Structure of the Homeric Hexameter, YCS 20, 1966, 76-104) zugunsten einer Zwei- oder Dreiteilung aufgegeben. Bei einer Zweiteilung ist sicher richtig gesehen, dass die Zäsur in der Versmitte, also im dritten Metrum, die wichtigste versstrukturierende Einschnittstelle ist, und mit einer Dreigliederung ist das Problem umgangen, eine klare Zäsur innerhalb des ersten Halbverses annehmen zu müssen, ein Problem, das sich schon daran zeigt, dassFränkel in diesem Abschnitt vier mögliche Zäsurpunkte ansetzen musste (A1 - A4), während er im B- und C-Bereich mit jeweils nur zweien auskam. In der Tat ist im A-Bereich kein typischer Einschnitt feststellbar; dennoch bedeutet das nicht, dass nicht auch das erste Hemistich in der Regel in zwei Abschnitte gegliedert werden kann. Die Flexibilität in der Zäsur ist dabei m.E. auf die satzverbindenden Partikeln zurückzuführen (s. Anm. 142), und wie wir bisher gesehen haben, ist ja gerade der Versanfang für die Strukturierung des gesamten Hexameters bei Homer von einiger Bedeutung1 wenig Zäsurmöglichkeiten würden hier hinderlich sein. Insofern scheint mir auch die Rechtfertigung der Vierkolon-Theorie gegenüber der Kritik von Kirk durch w. Ingalls, The Structure of the Homeric Hexameter, Phoenix 24, 1970, 1-12, in der Annahme fester Zäsurpunkte in der Mitte des ersten Halbverses nicht überzeugend zu sein. Auch für die Kolometrie gilt, was generell bei der Frage der Versgenese zu berücksichtigen ist: in die einzelnen Analysen der homerischen Verse müssen immer auch inhaltliche Kriterien einfliessen1 jeder formale Schematismus bleibt ohne wirklichen Erkenntniswert. Gerade bei der Frage nach der Anzahl der Kola bringt eine Berücksichtigung des Versinhalts gelegentlich Aufschlüsse, die bei blosser Beachtung formaler Prinzipien nicht erreicht werden. Ein Beispiel mag dies illustrieren. Um auf die Problematik von Fränkels Vierkolon-Theorie hinzuweisen, teilt Kirk in seinem oben erwähnten Aufsatz Vers n 426 so: ~ ba. xat 6xtoov / cruv TEUXEOLV/ cU.To xaudCE, Fränkel selbst kritisiert diese Aufteilung und trennt wie

te /

108 etwas, was nach der Fränkelschen ist 155. folgt

(Noten zu den Argonautica,

Kolontheorie

s.

äusserst

selten

10 Anm. 25):

~ ~

/ xat tE 6xtwv / oüv ,cuxcoLv / dA,o xaudCc. Damit gewinnt er eine ausgewogene tetradische Struktur, nur ist unter der Voraussetzung des Kolons als einer inhaltlich definierten Einheit das zweite Kolon nicht sehr sinnvoll abgeteilt: das xnl, mit dern hier die Verben~ und &A,o verbunden werden, kann zusammen rnit cE 6xtwv kaum eine Einheit sein. R. Beekes, der in seinem Aufsatz 'On the Structure of the Greek Hexameter. O'Neill interpreted' (Glotta 50, 1972, 1-10) mit Dale nur die Mittelzäsur als wesentlichen Strukturpunkt anerkennt, teilt daher so: ~ f,o. xat tE 6xtwv / oüv ,cuxcoLv / dA,o xaudCc. Fasst man aber, wie Beekes es hier tut, das ganze erste Hemistich als ein Kolon auf, dann würde dieser Begriff 'Kolon' kaum mehr etwas BP.stimmtes aussagen, da inhaltlich völlig heterogene Elemente in einer Einheit zusammengenommen wären. Bei einer Aufteilung, die primär an inhaltlichen Gesichtspunkten orientiert ist, kommt dagegen folgende Einteilung heraus: ~ f,o. ,'

xat

/ tE 6xtwv / oüv ,cuxcoL v / dA,o xalldCc,

die Inhalte der vier Abschnitte wären dann mit 'sprachs', 'vom Wagen', 'in Waffen' und 'er sprang zu Boden' zu paraphrasieren. Die Konjunktion nimmt eine gewisse Sonderstellung ein, gehört aber doch wohl zum ersten Kolon. So hat vor allem Patzer gezeigt (Dichterische Kunst, s. 15-19), dass die Wendung 'sprachs' immer von einem dazugehörigen 'und' begleitet wird, wobei die jeweilige Form dieses Begriffs prosodisch sehr flexibel ist: neben~ f,o. xal stehen als Varianten zur 6t, Verfügung~ xal, ~c ctTtWv, ~ !D&,o (mit der Konjunktion die auf das erste Wort im anschliessenden Satz folgt),~ f(l)Q,', ••• 6t und~ dp' f~n, ••• 6t (weniger ausführlich, aber im Prinzip gleich auch Fränkel, Noten zu den Argonautica, s. 8 Anm. 23). Die konkrete Auswahl einer Verbindung, in der die Konjunktion direkt an das Prädikat anschliesst, also das ~ f>o. xal, dürfte in n 426 auf die choriambische Determinante tE 6xtwv zurückzuführen sein. Ob aber jedes Kolon wirklich vom Sinn her determiniert ist, erscheint nach den bisher erzielten Ergebnissen durchaus fraglich; gleichwohl ist auch die gegenteilige Position, die Porter in dem Aufsatz 'The Early Greek Hexameter' (YCS 12, 1951, 1-63) eingenommen hat, dass nämlich das Kolon als im wesentlichen rhythmische Einheit zu verstehen sei (S. 17; in etwas veränderter Form auch S. 22; ähnlich Kirk, S. 84), zu sehr vereinfachend; der Inhalt der einzelnen Wendungen spielt für die Kolongestalt sicher auch eine bedeutende Rolle. Eine Funktionsbestimmung, in der beide Aspekte enthalten sind, s.S. 158ff. 155 Einschränkend ist dazu anzumerken, dass einige Verse bei Homer dieser Regel nicht entsprechen. Dies ist z.B. der Fall in Gleichnisversen mit dem Partizip toLx6,cc. Ein Beispiel gibt

109

Ein Vers hat nach Fränkel in der Regel vier Abschnitte, die, abgesehen vom Versanfang (s. Anm. 154), immer einen ungefähr gleichen Umfang aufweisen. Wenn wir A 489 danach aufteilen, dann ergibt sich wiederum eher eine Trennung von Partizip und Dativobjekt. So entspricht eine reguläre tetradische Struktur i

Atac ,' 6t / TpwEOOLV/ tnwEOOLV als Objektbereichs Bezug auf das wäre dann zu nem Anspringen

Modell

als

eine

Xolonfolge

ist also auch die Annahme vertretbar, dass das Dativus incommodi zur Bezeichnung des gesamten dieser Tötungsszene ohne direkten grammatischen Partizip in den Vers gesetzt wurde; der Vers Ubersetzen: 'Aias aber tötete den Troern nach seiden Doryklos'.

Mit dieser grammatischen Einordnung des Oativobjekts ist freiDetermilich noch nichts Uber die Frage nach den semantischen nativa und dem metrischen FUllmaterial ausgesagt. Bei dem Versuch, diese Frage zu beantworten, scheint der einfachste Weg der zu sein, nach leichter zu metrifizierenden Alternativversen ungefähr gleichen Inhalts zu fragen, also Substitutionsproben durchzuführen. Lassen sich solche Alternativverse bilden, so dürften die Xomponenten, um die die einfachere alternative Fassung erweitert ist, aus der Aussageintention des Iliasdichters resultieren. Eine erste einfacher zu versifizierende in dem folgenden Vers:

Diese

Fassung

Alternative

bestünde

würde jedoch

in zwei Punkten von der Aussageintention, wie wir sie fUr A 489 auf Grund seiner Gestaltung annehmen müssen, abweichen: zum einen wäre mit dem fnELTa Aias' Aktion explizit hinter die des Menelaos gestellt worden, während Vers E 560: KanncotTnv tA~T~OLV toLK6TEC (i\JlnA~OL. In den bisher behandelten Versen markierte jedoch die Mittelzäsur den wesentlichen Struktureinschnitt, und dieses Ergebnis wird sich in der Fortsetzung der Analysen weiter bestätigen.

110 es doch gerade an diesem Punkt weit wie möglich Gleichzeitigkeit fehlt das sprachliche der Dichter hier eine

um eine Darstellung geht, die so illusionieren soll. Zum anderen

Mittel zwischen dem o.~ und dem &lAE, wofür Verbform mit der Bedeutung 'er bewegte

sich gegen' braucht, die zugleich eine rasche Aktion impliziert. Für solche Fälle scheint im epischen Sprachgebrauch ein tnaAu&voc bzw. UE,aAu&voc bereitgelegen zu haben ( in der Ilias 12x belegt). Diese Komponente wäre dann als eine der Determinanten entsprechend ihrem prosodischen Schema analog zu den anderen 4 zweiten Paionen an der Position u - uu plaziert worden. Wenn die Regel zutrifft, dass bei Versen des Inhalts 'A tötete B' der Name des Opfers bei einem trochäischen Ende vor die Mittelzäsur gesetzt wird, dann wäre auch unter Einbeziehung der Komponenten 'nach dem Anspringen' ein vollständiger Hexameter leicht zu bilden:

Der erste so konstruierte Halbvers entspricht in seinen einzelnen Teilen (Spondeus, Trochäus, Amphibrachys) etwa der ersten Hälfte von o 649 (•Ex,P ö' 6Eu v6noc): für den zweiten Teil findet sich in E 336 eine nahezu identische Parallele: UE,OAUEVOC6EtL öoupl. Der Verzicht auf diese Variante und die Verschiebung des Namens Doryklos auf das Versende muss demnach aus der Intention her'Troer' in diesem Vers geleitet werden, dass auch der Begriff noch genannt werden sollte. Somit ist auch diese Komponente kein Versfüller, sondern eine semantische Determinante. Für eine solche intentionale Verwendung des TpwEOOLVspricht auch seine Position: das Dativobjekt nimmt mit seinem trochäischen Auslaut eine zentrale Stelle im Vers ein, und zwar die in den bisher analysierten Versen für die Wortfolge wichtigste. Eine primär semantische Funktion erfüllt in A 489 neben der partizipialen Erweiterung zum Verb und dem Subjekt also auch die Erwähnung der Troer; dies wahrscheinlich deshalb, weil der Dichter die Exponenten der Handlungsneuordnung

des folgenden Geschehens an dieser namentlich vorstellen will.

Stelle

111

Die inhaltlichen gewesen sein:

Voraussetzungen

für

diesen

Vers dürften

somit

(1) der Sieg des Aias über seinen Gegner soll als AI-Typus wiedergegeben werden, (2) dieser AI-Vers soll die Aussage enthalten, dass Aias die feindliche Phalanx anspringt; (3) die Troer sollen als eigentlicher Zielpunkt von Aias' Aktion genannt werden, um so die handlungsführenden Parteien explizit festzulegen. Bei einer solchen Aussagedichte ist natürlich die Integration aller Komponenten nicht mehr ganz einfach, vor allem, wenn man hinzunimmt, dass die Person des Doryklos noch gar nicht berücksichtigt wurde, die doch ebenfalls ein Determinativum sein müsste. aus, Gehen wir auch bei der Analyse von A 489 von der Versmitte dann scheint das metrisch rigideste Element das Partizip in der Form eines zweiten Paions zu sein, denn im Vergleich dazu ist der Name der Troer im Dativ viel variabler: im ganzen gibt es S verschiedene Möglichkeiten (Tpc,x,l, Tpc,x,lv, TpWEOOL,TpWEOOLV, nachweisen lassen. Setzt man Tpw&ao'), die sich in der Ilias die Komponenten 'Attacke gegen die feindlich Phalanx' und 'Zielpunkt der Attacke', also tn6..>.µ&vo, und TpW(EO)OL(v) zueinander in prosodische (nicht: grammatische!) Beziehung, ergibt sich in der Responsion isches

auf die

Partizipform

für

den Dativ

ein palimbakche-

Schema.

Bei dieser Bestimmung haben wir allerdings bisher das Subjekt nicht berücksichtigt, das ja, wie wir gesehen haben, die Plazierung anderer semantischer Grundkomponenten etwa in der Mitte ermöglichen muss. Das ist nun bei dem Namen Aias kein Problem: er steht nämlich regulär am Versende - dann immer mit einer rückwärtigen Anbindung an die bukolische Dihärese, Hephthemimeres oder trochäische Zäsur - oder am Versanfang. Das Füllwort zwischen dem Namen im letzten Versteil und der bei der bukolischen Dihärese, die sich in A 489 auf tno.~µEvo, aufdrängt, immer cpa.(6Lµoc (E 617, H 187, P 284, W 779), das hier allerdings die letzte Silbe zips längen würde und damit hier nicht in Betracht

Zäsur ist Grund des A 496, O 419, des Partikommen konn-

112

156 te • Da zudem der Name des Telamoniers noch häufiger als am Versende eine Position an erster verstelle einnimmt (32x), bot sich hier für die Plazierung des Subjekts das erste Metrum an; die Konjunktion stellt in der Form 6t die Verbindung zur Mittelgruppe

her.

Sollte die Versstrukturierung so abgelaufen sein, musste die Verbalisierung des Gedankens 'tötete B' zwangsläufig an den Versschluss rücken. Dann hätte also der Name des direkten Objekts in A 489 nicht die Plazierung der weiteren Komponenten diktiert; die Person des Doryklos muss in ihrer Bedeutung wohl dem Inhalt des 2. und des 3. Kolons nachstehen. Es war also für Homer hier wichtiger, die Attacke des Aias genauer auszuführen, als das Opfer mit dem Namen Doryklos zu benennen. Unter dieser Voraussetzung klärt sich auch das Problem, warum das Prädikat und das Objekt, beides Elemente, die auf den ersten Blick Komponenten mit einer primär semantischdn Funktion sein müssten, in nur einem Kolon zusammengefasst sind. In den bislang behandelten Versen schien diese Struktureinheit immer nur ein inhaltlich funktionales Element (Wort oder Wortbild) zu enthalten; da hier aber der Name des Objekts bei der Konzipierung des Verses offenbar keine Rolle gespielt hat, bestand die Möglichkeit, diesen Satzteil mit dem Prädikat zu einer formalen Einheit

zu verbinden.

Bei einer genaueren Analyse dieses letzten Kolons ergibt sich mithin eine primär an metrischen Bedürfnissen orientierte Komposition. Monosyllabische Namen sind in den Tötungsversen nicht vertreten, und bei den Prädikaten ist nur in einem Fall eine (fA') 157 - sie kommt jedoch monosyllabische Verbform nachzuweisen wegen ihres prosodischen Schemas hier nicht in Frage - ; daher musste der Dichter die nach der Festlegung der ersten vier 156 Homer hätte natürlich auf die Verbindung dAx~µo, Ata, rekurrieren können (M 349 = M 362), aber die Verwendung dieses Epithetons ist offenbar daran gebunden, dass es in die formelhafte Verbindung TEAal,IWv~o, dhx~µo, Ata, fest eingebunden ist; als gewöhnliche Erweiterung zum Namen Aias stünde sie dann nicht zur Verfügung. 157 s. dazu genauer s. 304.

11 3 Metren verbleibenden fünf Silben auf jeden Fall in einem Verhältnis 3:2 aufteilen. Damit hatte er die Wahl zwischen den 6 6 5 Strukturen fx,avE - x, &tAE u - x, - u fn&~VE/xa,tx,a und .2.u u EtA&v. Nun sind trochäische und daktylische Namen 158 in der Ilias nicht sehr zahlreich , jedenfalls seltener vertreten als amphibrachische Schemata. Insofern kam der Teilung 'zweisilbiges Prädikat - dreisilbiger Name' ein gewisser Vorrang im Bewusstsein des Dichters zu (jedenfalls so lange, wie er den Vers aus dem Stegreif produzieren wollte), zumal er mit dem Prädikat am Anfang des Schlusskolons problemlos auf den Auslaut des vorhergehenden Wortes reagieren konnte. So dürfte sich die Abfolge &tAE(v) u - x aufgedrängt haben. Der Name des Objekts kann also, wenn wir nicht einen günstigen Zufall postulieren wollen, keine feste Grösse mehr darstellen, sondern scheint auf Grund seiner prosodischen Gestalt ausgewählt worden zu sein. Homer hätte dann zugunsten einer Wiedergabe anderer Inhalte keine Person genannt, die im Mythos irgendwelche individuellen Konturen hatte, sondern einen mehr oder weniger beliebigen Namen eingesetzt. Gegen diese Annahme scheint allerdings die Tatsache zu sprechen, dass Doryklos im nächsten Vers als Bastardsohn des Priamos bezeichnet wird. Ein solcher Einwand ist hier jedoch nicht zwingend. Eine nähere Bestimmung in dieser Art individualisiert einen Kämpfer nicht so sehr, dass eine Ad-hoc-Einfügung in den Vers ausgeschlossen werden könnte. Homer lässt Priamos selbst sagen, er habe 50 Söhne, von denen 31 aus nicht-ehelichen Beziehungen stammten (Q 495-497), und diese tragen meistens gut griechische Namen. So würde das Publikum Homers wahrscheinlich kaum etwas Auffälliges an dieser Aussage vom Priamiden Doryklos gesehen haben, da es keinen so fest determinierten Kreis von Priamos-Söhnen gegeben zu haben scheint, dass nicht auch einmal eine in der Schlacht ganz unbedeutende Figur als troischer Königssohn benannt sein könnte. Eine gewisse Unbekümmertheit in solchen Zuschreibungen ist wohl auch daran abzulesen, dass in der nachhomerischen Epik noch mehrere Bastardsöhne des Priamos hinzugekommen sind. So zählt Apollodor , Bibl. III 152f., 36 Söhne 158 In der Ilias im ganzen 6x vertreten, dabei immer im daktylischen Schema: AtvLov (~ 210), ·Av,L~ov (A 101), ·Evvouov ·IußPLOV (N 171), ·opu&vov (M 187), •yp,LOV (E 511). (A 422),

114 tf

&AAwvyuvaLx~v

(neben denen von Arisbe

und Hekabe)

auf.

Wenn wir sagen, dieser Name Doryklos sei von Homer ganz spontan an dieser Stelle eingesetzt worden, dann bedeutet dies nicht, er habe diesen Namen ebenso wie die vieler anderer kleiner Kämpfer frei erfunden. Diese Behauptung ist allerdings in der Homerforschung immer wieder gemacht worden, und man kann sie sogar als 'communis opinio' bezeichnen 159. Wovon man bei der Betrachtung homerischer Personennamen sicher ausgehen kann, ist der bewusste Gebrauch von Namen, hinter denen sich eine individuell ausgeprägte mythische Person verbirgt, also Namen wie Achilleus, Hektor, Agamemnon, Odysseus etc. Sie repräsentieren Menschen mit festen Charakterzügen; ihr Handeln und ihr Reden tragen immer das spezifische Signum ihrer Person 1 0 • Es wäre eine absurde Annahme, Homer hätte in der Reaktion auf bestimmte metrische Gegebenheiten einen Achilleus etwas tun oder sagen lassen, was dem von ihm in der Ilias entwickelten Persönlichkeitsbild krass widerspräche. Im Bereich der grossen Kämpfer hat Homer also ganz sicher ihm bereits vorliegende epische Traditionen übernommen, wenn auch die spezifische Charakterisierung sein eigenes Werk sein dürfte 161 , so dass er mit ihnen nicht beliebig umgehen konnte. Bei den kleinen Kämpfern ist es dagegen schwierig, den Anteil traditionell vorgegebener Festlegungen genau herauszuarbeiten; der Begriff 'Erfindung' jedoch ist m.E. auch für diesen Bereich kaum zulässig, wie einige Beispiele zeigen können. So hat die Entzifferung von Linear B die Geschichte einiqer Personennamen, bei denen man zuvor von homerischer Erfindung sprach, um etwa 500 Jahre vor Homer zurückverlängert. Der Name Hektor etwa, der doch so gut zu seiner Funktion in der Ilias passt, ist bereits auf den Täfelchen in der Genetiv159

A. Fick - F. Bechtel, Griechische Personennamen, Göttingen 2 1894, s. 363; Leaf, Komm. zu O 339: 'these lists of unimportant slain are tobe regarded as only extemporised'; F. Lillge, Aufbau und Komposition der ALou~öouc ~OLo,cta, Gotha 1912, s. 54-56; Schadewaldt, IlSt S. 59 Anm. 1: 'Homer erfand auch Namen so gut wie frei'; Strasburger, KlK S. 20 Anm. 1; Beye, Battle Narrative, S. 354: 'random creations'; v. Kamptz, Horn. PN S. 26. 160Wie sehr sich der Iliasdichter bemüht hat, das Handeln und Reden dieser Personen aus ihrer charakteristischen Eigenart heraus zu begründen, hat B. Fenik in dem Aufsatz 'Stylization und Variety. Four Monologues in the Iliad, in: Homer. Tradition and Invention, ed. B. Fenik, Leiden 1978, S. 68-90, überzeugend dargelegt. 161 So hat die sog. 'Neoanalyse' mit ihrer Betonung des traditionellen Charakters der Ilias die thematische Gebundenheit dieses Epos deutlich herausarbeiten können; die Individualität des Iliasdichters muss daher im wesentlichen bei der Durchgestaltung dieser stofflichen vorgaben gesucht werden.

11 5 form e-ko-to belegt 162 , und auch der Name von Odysseus' Gefährten Leukos, dessen Ende im fünften Iliasbuch beschrieben wird, ist nicht, wie häufig angenommen, nur als assoziative Neuschöpfung zu der Insel Leukas (Teil des odysseischen Herrschaftsbereiches) zu erklären 163 i dieser Name ist vielmehr schon in Linear B auf thebanischen Amphoren in der Form re-u-ko-jo belegt (TH Z 849). Derselbe Name findet sich auch auf einer euböischen Inschrift als Vorderglied in dem Personennamen Leukodoros, den Bechtel auf einen mythischen Helden Leukos zurUckfUhrt, der auf Euböa verehrt wurde (Griech. Personennamen, s. 278)1 diese mythische Figur wird man kaum mit einer Randfigur aus der Ilias in Verbindung bringen können. Der Name Leukos ist also sicher vor und neben der Ilias Uberliefert, so dass sich seine Verwendung im Epos eher als Obernahme eines dem Iliasdichter bereits zuvor geläufigen Personennamens erklären lässt, der hier den Vorteil hatte, sich als Gefährtenname des Odysseus gut zu eignen. Aber auch wenn man die Bedeutung der epischen Tradition relativ hoch ansetzt, sollte man doch nicht so weit gehen, zu behaupten, alle Namen der kleinen Kämpfer seien in der Rolle, die sie in der Ilias spielen, fest vorgegeben 164. In einem solchen Fall wären die Schlachtszenen der Ilias fast nurmehr reine Nacherzählungen, an denen der Dichter nichts Eigenes gemacht hätte, eine bei der Anlage und dem Umfang dieses Epos unwahrscheinliche Annahme. Beide Extreme, die totale Determination durch den traditionellen Mythos und die völlige Freiheit zum Neuerfinden, scheinen mir allgemein bei der Gestaltung der Ilias und auch beim Namenmaterial nicht das Richtige zu treffen; vielmehr sind gerade im Zusammenhang mit improvisierender Versifikation die Antworten in beiden Richtungen zu suchen. Wenn das Extemporieren wirklich ein wesentliches Charakteristikum homerischer Dichtung ist, dann können nicht in allen Fällen die Namen kleinerer Helden auf eine dahinterliegende mythographische Tradition zurUckgefUhrt werden, also eine semantische Determinante darstellen, sondern mUssen gelegentlich auch als Resultat einer Responsion auf die Zwänge des Metrums angesehen werden. Unter dieser Voraussetzung hatte jedoch ein improvisierender Sänger kaum die Möglichkeit, Namen neu zu erfinden: Steg162 py Eb 913 und PY Cn 45,3. zu weiteren homerischen Personennamen in Linear B s. M. Ventr is - J. Chadwick, Documents in Mycenaean Greek, Cambridge 2 1973, S. 104-1051 St. Hiller o. Panagl, Die frUhgriechischen Texte aus mykenischer Zeit, Darmstadt 1976, s. 245-256 (mit weiterführender Literatur). 163 So Beye, Battle Narrative, 354. Wilamowitz (Homerische Untersuchungen, Berlin 1884, S. 73), E. Maass (Hermes 24, 1889, 645) und E. Bethe (RhM 62, 1907, 326f.) sahen in Leukos einen eponymen Heroen der Insel Leukas, denken also auch nicht an eine homerische Neuschöpfung, sondern an die Obernahme eines bereits bekannten Namens. 164 so etwa T. Allen, Homer: The Origins and the Transmission, Oxford 19241 A. Gomme, The Greek Attitude to Poetry and History, Berkeley 1954 (S. 7 u. 91.

116 reifkomposition ist nur dann möglich, wenn die einzelnen Wörter nicht erst ad hoc erfunden werden müssen, sondern schon zur Verwendung bereitstehen (vgl. auch s. 26f.). Homer muss also die Namen entweder aus der epischen Tradition oder auch aus seinem persönlichen Umfeld heraus überAspekt könnte gerade nommen haben, und dieser kontemporäre bei der benötigten Menge von Namen kleiner Kämpfer eine wichtige Rolle spieleni eine Vermutung, die bereits D. Mülder geäussert hat: 'Was die Bildung (seil. von Kriegernameni auch Mülder geht offenbar noch von eigenen Bildungen, also Erfindungen Homers aus) betrifft, so denke ich allerdings, dass derartige Namengebung nicht ausschliesslich episch ist, sondern zur Zeit des Dichters reale Parallelen in Adelskreisen genug hatte' (Die Ilias und ihre Quellen, Berlin 1910, s. 246)165. Die Frage nach der Herkunft ist jedoch sekundär, entscheidend für eine Bewertung ist vielmehr, was mit diesem oder jenem Namen eines Kriegers für den Dichter impliziert ist. Hier ist eine Scheidung sinnvoll: (1) in Personen, die aus der mythographischen Tradition heraus dem Dichter eine festgelegte Darstellung vorschreibeni (2) in Namen, die in der Versstrukturierung eine wichtige Rolle gespielt haben müssen und insofern wohl auch mythographisch nicht unbedeutend sein können (der Name des Prothoon in E 515 könnte in diese Kategorie gehören)i (3) in Namen, die für Homer nur ein metrisches Füllschema darstellen. Namen einer der drei Gruppen Bei dem Versuch, die einzelnen zuzuweisen, kommt man dann aber mit pauschalen Antworten nicht mehr weiter, sondern nur mit detaillierten Analysen der Aussageintentionen und der metrischen Gegebenheiten. So war der oben bereits erwähnte Periphetes in O 638ff. als Anführer im mykenischen Kontingent für Homer sicherlich eine Person mit individueller Geschichte166. Das geht aus den Angaben zu seiner Person m.E. klar hervori möglicherweise waren sogar die Umstände, die zu seinem Tod führen, in der Tradition vorgegeben. Anders als diese Figur, die man der 1. Gruppe zuzuordnen hätte, gehört der zweite Peri(E 515) in die 3. Gruppe: er stellt nur phetes der Ilias die Realisationsmöglichkeit eines steigenden Ionikers dar, war. der in diesem Vers noch nicht ausgefüllt An diesem Beispiel ist wohl deutlich geworden, dass generative Versanalysen einen wesentlichen Beitrag für die Beurteilung der poetischen Funktion von Eigennamen liefern. Dort, wo ein Name zu den versstrukturierenden Komponenten gehört, war für den Dichter gerade dieser Name von Interesse. Dies bedingt allerdings nicht automatisch, dass es sich in jedem Fall um mythographisch festgelegte Personen 165

Dementsprechend hat Kullmann dem Gedanken an homerische Erfindungen von Eigennamen mit Recht die grundsätzliche Erwägung entgegengehalten: 'Die Einmaligkeit eines Helden ist noch kein Kriterium für Erfindung durch den Iliasdichter' (QdI S. 130). Dieser Hinweis gewinnt gerade im Zusammenhang mit der improvisatorischen Versgestaltung erheblich an Bedeutung.

166 S. dazu genauer

S. 87-89.

11 7

handeln muss: wie Beye, Battle Narrative, richtig hervorhebt, können auch Wort- und Kontextassoziationen auf die Wahl eingewirkt haben: die Benennung von Idomeneus' Gegner in E 43 dürfte sich auf ein solches Motiv zurückführen lassen. Wo hingegen ein Name als eine der letzten Komponenten in einen Vers gesetzt wurde, waren wohl metrische Gründe ausschlaggebend. O 516

Auch bei der Analyse des nächsten Verses mit einem Akkusativobjekt am Versschluss (O 516) ist eine adäquate Beurteilung der Versgenese nur unter Berücksichtigung des engeren und weiteren Kontexts möglich. Bei der Betrachtung dieser Konstellation 'Aias - Laodamas' fällt zunächst einmal die nicht-stichische Struktur auf: ebenso wie die vorhergehende Konstellation 1 tor - Schedios' umfasst sie 1 ; 2 Verse: 0 515 tvß' ·ExTc.>pµtv fAE txE6{ov, ßEPLµ~6EOC ut6v, dpxbv lk.>x~wv, Atac 6' fAE AaoM1JQvTa, 167 ~yEµ6va TtPUAtwv, "AvT~vopoc dyAabv ut6v. Trotz der beiden Enjambements sind die grammatischen mente jeweils in einem Basisvers vereint: auch hier der Vers die prinzipielle Struktureinheit.

'Rek-

Grundeleist also

Mit der Frage nach einfacheren Alternativen ergibt sich eine intentionale Verwendung des Enjambements, da die beiden Szenen problemlos in einer rein stichischen Abfolge wiedergegeben werden könnten:

fvß' .ExTCilPµtv fAE txEo{ov, ßEpLµ~OEOCut6v, a6Tap b AaoMµavTa xaTtxTavE qxil6Lµoc Atac, 168 ~yEµ6va TtPUAtwv, AvT~vopoc dyAabv ut6v. 0

Für den neu konstruierten Vers zwischen O 515 und O 517, der den semantischen Nukleus der zweiten Konstellation auf einen ganzen Vers ausdehnt und bei dem das Objekt vor der Versmitte steht, sind die einzelnen Versteile auch anderweitig belegbar. 167

168

Zu dem Kommaam Ende von O 516 vgl. Anm. 131. Allerdings ist hier von manchen Herausgebern ein Satzzeichen gesetzt, so von Ludwich und Färber. oer üblichere Ablauf, den Namen des Aias an den Versanfang zu setzen, hätte hier zu einem Raumkonflikt mit dem Namen des Objekts geführt. Die reguläre Ausweichmöglichkeit besteht in solchen Fällen darin~ die Flexibilität des Subjekts zu nutzen und es zusammen mit einem Epitheton in einem anderen Kolon zu plazieren.

118 So bildet ein a6T6.p häufig die Einleitung einer neuen Szene, und nicht selten schliesst sich an diese Partikel ein pleonasti69 sches b an 1 , ohne dadurch eine namentliche Erwähnung des Subjekts im selben Vers zu verhindern. Eine Beispiel dafUr findet sich in B 402:

Parallelen für xaTtxTavE an derselben Position wie in dem eben konstruierten Vers sind in Z 204 und H 90 nachzuweisen. Auch die Komplettierung des letzten Kolons ist ohne weiteres in die170 ser Form möglich: sie ist in der Ilias 6x belegt und stellt Realisierung so gegenüber xaTtxTavEv 6-AxLµoc Atac die übliche dar, die dem Dichter eher in den Sinn gekommen wäre. Der Unterschied zwischen dem neu konstruierten und dem tatsächlich existierenden Vers O 516 besteht natürlich in dem Fehlen der Information, dass der von Hektor getötete Schedios ein Anführer der Phoker war: eine Angabe, die diese Person aus dem Bereich der ganz unbedeutenden Krieger, die weder ein Patronymikon noch eine Beschreibung ihrer Herkunft oder ihres Ranges 171 innerhalb des Heeres erhalten, ein Stückweit heraushebt • Ja, der hier getötete Krieger scheint eine besonders wichtige Gestalt zu sein, denn auch im Schiffskatalog hören wir von einem Schedios als Führer des phokischen Kontingents (B 517). Die Erweiterung über die Versgrenze von O 515 hinaus liesse also auf die Absicht des Dichters schliessen, mit einem Verweis auf diesen nicht unbedeutenden Anführer dem Sieg Hektors ein grösseres poetisches Gewicht zu geben. Diese Aussageintention hätte dann die Erweiterung des Basisverses um ein Hemistich zur Folge gehabt, entsprechend konnte das folgende Zweikampfpaar nur im Rahmen eines zweiten Halbverses vorgestellt und so der 169

170

oieses bist bereits von den antiken Homerexegeten als typisch homerisch, zugleich aber auch von der Ublichen syntaktischen Verwendung der Pronomina abweichend beschrieben worden, wie aus dem A-Scholion zur 18 hervorgeht: auTa.p öoÜpE• ••• fXEL öt ·ounPLKOV xapax.~pa xat ~ oüv T~ dpap~ YPCl.CI>~ xalnEP oöx oöoa 'APLOTOPXELOC"cruvn8EC YO.C-~ noLn•~ tnt ,wv aö,wv µtvoVTL ün6vOLQVnQPtXELV wc nEpL t.tpou ÖLC1AtYOLTO TtPOo8EOELdP8pou xat µETC1AAaEEL ,oO ouvötoµou.

s.s.

110f.

mit Anm. 156.

171 zu einer typologischen Analyse dieses Phänomens bei den getöteten Kriegern der Ilias s. Strasburger, KlK S. 20-42.

119

Name Laodamas trotz seines Versmitte plaziert werden.

trochäischen

Endesnichtvor

der

So hätte die Abfol9e in der Versifikation sein können, aber so ist sie ganz sicher nicht gewesen. Das Motiv fUr den ersten Halbvers kann nicht in dem eben skizzierten Inhalt liegen, denn der Schedios, von dem im Schiffskatalog die Rede ist, fällt nicht des im 15., sondern im 17. Buchi das geht aus der Gleichheit Vaternamens in Bund P eindeutig hervor: an beiden Stellen ist Iphitos als Vater des Schedios genannt. Wenn aber Homer den Iphitiden im O noch nicht sterben lassen wollte, warum dann diese Charakterisierung als FUhrer der Phoker, die diese Ver172 wechslung möglich macht, ja nahelegt? Auszuschliessen ist wohl eine Deutung, nach der es im phokischen Kontingent zwei FUhrer namens Schedios gegeben hätte. Eine derart 'naturalistische' Interpretation wurde die Freiheiten, die ein Dichter bei der Gestaltung seines Stoffes hat, Ubersehen, und auch wenn es sich mit dem Schiffskatalog um ein StUck fest vorgeformter epischer Dichtung gehandelt hat, so hätte doch fUr Homer keine Notwendigkeit bestanden, die dort nur einmal genannte Person ein zweitesmal zu nennen und ihr dann auch noch dieselbe militärische Position zu geben. Im Inhalt der Junktur xov na~MJ.y6vwv in E 577 ), als Hinführung zur trochäischen Zäsur 1 u-u ~ öx' dpLOTOC (Belege: AtTWAWVöx' dpLOTOC/OV in E 843 und O 282). Diese sammen mit dem assoziativen Charakter

Flexibilität deutet zuder Erweiterung von O 515

darauf hin, dass der Name des Schedios nur für den ungefähren Inhalt verantwortlich ist; der genaue Umfang (Versanfang bis B 1) dürfte dann vom zweiten Hemistich in Vers 516 abhängen, also vor allem vom Namen des Konstellationssubjekts, vom Namen Aias, möglicherweise auch vom Namen des Objekts Laodamas. Setzen wir zunächst bei dem Namen an, von dem wir sicher sagen können, dass er eine Determinante darstellt, beim Namen Aias: wenn die Erweiterung zur Basis der Konstellation 'Hektor Schedios' entweder bis B 1 oder bis B 2 reichen kann, ergeben sich zwei mögliche Positionen für das Subjekt: entweder direkt im Anschluss an die Mittelzäsur, die dann auf B 1 festgelegt wird, oder am Versende, dann am ehesten in der Struktur

ü

!

fAt (1)0.(ÖLUOC ACac; in beiden Fällen Name des Opfers inhaltlich beliebig, also durch rien bestimmt. (u)

ö'

wäre dann der metrische Krite-

Die letztgenannte Variante ist in ihren einzelnen Teilen für die Ilias mehrfach belegt, und Homer hätte sie, wäre die Aussageintention tatsächlich so gewesen, wie sie soeben skizziert wurde, sicherlich auch verwendet: denn die andere Variante 4 weist mit der Plazierung des Namens Aias an ein singuläres Phänomen auf. Das Ergebnis hätte dann - mit einem beliebig eingesetzten Namen für das Objekt - so gelautet: EV8' .EKTwP ucv fA€ txcöCov, DEPLUnöcoc ut6v, ACac. äpxov ~Knwv, ~UAOKOVö' fA€ (1)0.[ÖLUOC Hier wäre alles 174

175

in Obereinstimmung

mit gewohnten

Strukturenge-

Zu diesem Begriffs. J. Russo, The Structural Formula, a.o. (Anm. 26). Gegen eine Ausdeutung solcher Strukturen als W. Minton, The Fallacy typisches Merkmal von 'oral poetry' of Structural Formula, TAPA 96, 1965, 241-253. oie in O 515 vorlieqende Variante könntehierihr Vorbild mit äpxov DC1Q)Aay6vwv gehabt haben (s. dazu s. 253 und Anm. 318); das ~Knwv wäre dann als autoschediastische Variante zu deuten.

122

bildet (Personennamen mit anapästischen oder spondeischen Schemata sind in der Ilias oft anzutreffen), und auch das wiederholte tAE ist nicht so ungewöhnlich, dass sich nicht eine Parallele dazu finden liesse (0 339/340). Dennoch hat sich Homer für die zweite Möglichkeit entschieden, woraus man schliessen könnte, dass der Name des Laodamas als Objekt ein semantisches Determinativum darstellt und so für den Verzicht auf die näherliegende Variante verantwortlich ist. Diese Annahme wird durch die individualisierenden Angaben zur Person des Laodamas anscheinend bestätigt: die Beschreibung in O 517 als ~YElJ.W\I ncuAtwv und "AvT~vopoc dyAabc ut6c lassen auf eine exakter festgelegte mythographische Tradition als beim Priamiden Doryklos schliessen. Bei genauerer Betrachtung ergibt sich aber auch hier ein anderes Bild. So ist die erste Epithetongruppe zwar in dieser Form singulär, dennoch wird darin ein so allgemeiner Inhalt wiedergegeben, dass sie theoretisch für jeden Nichtwagenkämpfer verwendet werden könnte, der ein grösseres Kontingent anführt. Auch der zweite Zusatz individualisiert nicht zwingend. Antenor 176 hat in der Ilias 11 Söhne , eine Zahl, die sich als Summe aus der Addition der Personen ergibt, die als Antenoriden bezeichnet werden, nicht aber, wie im Falle der Priamiden, aus der Erwähnung einer kanonischen Zahl. Demnach ist die Anzahl der AntenorSöhne nicht festgelegt; Homers Publikum würde also die Obernahme eines beliebigen Männernamens für einen Antenoriden kaum als Abweichung von einer ihm geläufigen Tradition zur Kenntnis genommen haben. Auch Laodamas ist also nicht unbedingt eine mythographisch ausgeprägtere Figur als etwa Doryklos; er muss demnach nicht notwendig als Versdeterminante angesehen werden. Wenn aber die hier gewählte, auffällige Position des Namens Aias nicht aus einer inhaltlichen Funktionalität des Objekts resultiert, dann bleibt nur noch eine Erklärungsmöglichkeit: die Position selbst. Hektor, dessen Aktion ja ganz parallel zu der des Aias dargestellt werden 176 zu ihrer Prosopographie s. Kullmann, QdI S. 178-180; I. Espermann, Antenor, Theano und Antenoriden, Meisenheim 1980 (dort zu Laodamas S. 53f.).

123

soll, nahm in Vers 515 die erste Stelle ein, und es ist durchaus vorstellbar, dass auch die Person des Aias diese betonte Position erhalten sollte, um damit eine klare Gliederung beider Szenen in der Form •Ex,(&)(:)~tv - AtQ, 6t zu schaffen. Auf dieser Basis ist folgende Versgenese denkbar: der Wunsch nach einem Enjambement verhinderte die Plazierung des Namens Aias an den gewöhnlichen Positionen. Der Name des Salaminiers und des Lokrers ist in der Ilias 94x im Nominativ belegt, be6 1 2 vorzugt an (39x, • 41.51), (32, = 34.01) und (14, = 14.91). Diese Positionen deckten sich hier nicht mit der Aussageintention, so dass eine singuläre Plazierung gewählt werden musste. Nach dieser vom Typischen abweichenden Gestaltung kehrte Homer jedoch sofort wieder zu den ihm vertrauten Gestaltungsprinzipien zurück: das Spatium zwischen Hephthemiliess sich am einfachsten meres und einem folgenden Zäsurpunkt mit der Verbindung 6' fAE füllen (an 7 Stellen belegt), während 77 andere Verbformen und Zäsurpunkte kaum in Frage kamen 1 • Die Benennung des Gefallenen dürfte dann erst auf diesen Voraussetzungen aufbauen und nach metrischer Konvenienz in adoneischer Form gewählt worden sein. Für eine Abhängigkeit vom Metrum unauffälligen spricht auch, dass es sich hier um einen relativ Männernamen handelt, wie er Homer aus seiner eigenen Zeit geläufig gewesen sein mochte. hängt demDie Verbindung cipxbv ~x~~v für den ersten Versteil entsprechend nur in seinem Inhalt vom Assoziationshorizont zum 178 1 der Umfang, der die Gestaltung letztlich Namen Schedios ab determiniert, ist vom letzten Hemistich bestimmt. 177

•EvcipLCE und fx,ELVEV sind im Gegensatz zu fAE nur selten belegt1 zudem entstünde mit EXTELVEV,das bei Homer nur als Molossus auftaucht, ein Spondeiazon.

178

Gerade auf Grund der Homonymie mit dem zweiten, bedeutenderen Schedios ist eine improvisatorische Genese von di:>xbv ~x~~v relativ sicher. Wie man unter retraktativen Gesichtspunkten mit einer solchen Homonymie umgeht, zeigt die 'varia lectio' •A8nvQt~v, mit der die Doppelung eines PhokerfUhrers Schedios umgangen werden kann (s. dazu auch Schadewaldt, IlSt S. 59 Anm. 1) •

124 Nach dieser Interpretation erkllrt sich die Position für die Namensform ACLOM1,10,v~a ebenso wie bei A6puxAov aus ihrer inhaltlichen Untergeordnetheit. Nicht die grammatische Funktion eines Versteils war demnach für die Plazierung wichtig, sondern seine Inhaltsfunktion. Die Komponenten, die in diesem Bereich von primärer Bedeutung sind, stehen den bislang untersuchten Versen zufolge im Bereich der Mittelzäsur, von der aus die Genese jeweils ihren Anfang genommen zu haben scheint. Im ganzen ist - soviel ist bisher wohl deutlich geworden - bei diesem Erklärungsmodell manches auf Annahmen gegründet, für die eindeutige Kontrollmöglichkeiten fehlen. Nur eine gewisse innere Logik dieser Theorie und eine ständig neue Bestätigung der Interdependenz von Determinanten und Variablen in der Versgenese (wobei wir den Begriff 'Determinante' nicht nur auf den inhaltlichen, sondern auch auf den formalen Bereich [Enjambement!] anwenden müssen) erlaubt den Schluss, dass mit diesem Modell etwas Richtiges über die homerische Art der Versproduktion ausgesagt ist.

(c) Zwei Objekte 8 514

im Basisvers

Die Regel, nach der im Basisvers des Strukturtypus AI ein auf ein trochäisches Schema auslautender Name vor der Mittelzäsur plaziert wird, ist auch in 8 514 verletzt: MnpL6vnc 6t M6puv TE xat

·InnoTtwva

xaTtxTa.

Nach dieser Regel dürfte der Name des Hippotion in der Akku! u u 1 u stehen, sondern sativform nicht an der Position 2 3 müsste die Stelle - v u - u einnehmen. Der Grund für diese Abweichung ist hier allem Anschein nach leicht zu ermitteln: wenn das •InnoTlwva vor der Versmitte plaziert wäre, bliebe für das Subjekt des Satzes, also Meriones, kein Raum mehr am Versanfang, wohin dieser Name - oder besser: der hiermit implizierte hdoneus - in der Regel gesetzt wird 179 179 zu den genauen

Zahlen

beim Namen Meriones

im Nominativ

s.s.

93f.

125

An beiden Positionen, die ein improvisierender Sänger unbewusst mit dem Namen Meriones in Verbindung gebracht bitte ( l u u i und i u u 1 ), wäre eine Oberschneidung mit dem adoneischen Schema für das Objekt unvermeidlich. Daher musste einer der beiden Namen von der üblichen Position wegrücken. Da nun das Schema - uu- u weniger auf den ersten Versteil eingeschränkt 180 und zudem für das Subjekt keine prosist als der Choriambus odische Alternative besteht, behielt der Name des Subjekts die gewöhnliche Position bei, während das Objekt weiter hinten im Vers plaziert werden musste. Bei einer solchen gend vorausgesetzt,

Erklärung haben wir allerdings dass Meriones und Hippotion

stillschweidie inhaltlichen

Determinanten dieses Verses sind. Wie sich inzwischen gezeigt hat, ist eine solche Annahme ohne genauere Betrachtung anderer Versbestandteile, und hier besonders des dritten in diesem Vers genannten Personennamens, unzulässig. r '

'

Wenn wir4 den Namen des Objekts Morys genauer betrachten, erscheint es möglich, die oben postulierte Regel von der starken Positionsfestigkeit der trochäisch endenden Namen auch hier zu bestätigen, und zwar dann, wenn wir das M6puv mit dem folgenden ,E zu einem Wortbild zusammenfügen 181 • Diese Verbindung hätte dann den gleichen prosodischen Auslaut wie der Name 'Inno,lwva., so dass die Verschiebung eines der beiden Namen von der gewohnten Position ohnehin nicht zu vermeiden war. Werden aber diese beiden Komponenten zu einer festen Einheit mit dem prosodischen Wert eines Amphibrachys verbunden, so muss natürlich auch der semantische Gehalt des ,E berücksichtigt werden. In diesem Fall könnte der Name des Morys 182 immer nur 18

°Für die genaueren Angaben s. s. 343, 181 zum Thema Wortbilds. Anm. 144.

Tabelle

22.

182 Auch hier ist eine Annahme, dass dieser Name von Homer ad hoc für diese Stelle erfunden wurde, sehr unwahrscheinlich, da er nicht-griechischen Ursprungs ist (v. Kamptz, Horn. PN s. 3761 A. Scherer, Nichtgriechische Personennamen in der

126

als

der erste

Teil

einer

Verbindung

zweier

Namen gebraucht

werden1 es ergäbe sich dann bei der Verwendung dieses Wortbildes mit dem amphibrachischen Schema jeweils auch der Zwang, ein weiteres Objekt zu nennen. eine Einheit dar, Die Vermutung, das M6puv TE in E 514 stelle gewinnt an Wahrscheinlichkeit, wenn man den Vers N 792 hinzuzieht. Auch hier wird der Name Morys zusammen mit einem zweiten Namen genannt, und auch hier heisst diese zweite Person Hippotion. Es ist dabei auffällig, dass Hippotion im 14. Buch ohne nähere Angaben als Opfer neben Morys auftaucht, während Diese Besonderheit er im 13. Buch als sein Vater figuriert. widerlegt zwar die Annahme eines Wortbildes M6puv TE nicht, deutet aber auf eine Versgestaltung hin, in der die beiden Namen nicht dieselbe inhaltliche Funktion haben. Gegen ein Wortbild spricht allerdings eine grundsätzliche ErTE würde wägung: ein notwendig an diesen Namen angehängtes dessen Verwendbarkeit bei der Integration in einen Vers sehr stark einschränken. Es könnte dann nämlich wegen des nachxal nur ein zweiter Name folgen, der einen vokalifolgenden schen Anlaut und in der ersten Silbe ein Longum enthalten würde. Ohne feste Zusammengehörigkeit von M6puv und TE hätte der Dichter dagegen dreimal mehr Fortsetzungsmöglichkeiten: M6puv M6puv M6puv

TE

xal xat

xal

v!uu K!vu vv!vv

Nun wird zwar in der Ilias bei einem iambischen Namen vor der aber dafür sind Penthemimeres immer mit TE xal fortgesetzt, überhaupt nur zwei Belege vorhanden, nämlich M6puv TE in E 514 und nupLv TE in n 416. Nach anapästischen und daktylischen Namen sind aber die Möglichkeiten voll ausgeschöpft: Ilias, in: Studien zum antiken Epos, hrsg. v. E.A. Schmidt wenn Hou. H. Görgemanns, Meisenheim 1978, s. 39) 1 selbst mer im westlichen Kleinasien gelebt haben sollte, ist es kaum denkbar, dass er im Prozess der Komposition der Ilias lykische oder phrygische Wortstämme mit griechischen Endungen zu neuen Namen !Y§ammensetzte. ·

127 0

329

n 696 E 707

TC xaL ETLxlov •EAQOOV xat •EACVOV XC1l

Aus Gründen der grösseren Flexibilität konnektive Partikel als grundsätzlich Komponenten angesehen werden.

'Al:)XCOLAQOV MOUALOV 'OptoßLOV sollten also Objekt und voneinander unabhängige

Der Name Morys dürfte demnach für den Iliasdichter nur einen Pyrrhichius oder Jambus impliziert haben, und in 8 514 konnte es bei der Intention, dem Morys noch ein zweites Opfer an die Seite zu stellen, wegen der Notwendigkeit, mit einer konsonantisch anlautenden Partikel fortsetzen zu müssen~ nur ein Jambus sein. Betrachtet man die Plazierung dieses ersten Opfers vor dem zentralen Punkt in der Versmitte, so drängt sich der Schluss auf, dass analog zu den Ergebnissen bei den trochäisch endenden Namen auch bei denen, die auf einen Jambus enden, die Position vor der Mittelzäsur versgenetisch determinativ sein könnte. Der Name Morys würde dann auf intentionale Verwendung zurückzuführen sein, eine Vermutung, die sich durch eine Einbeziehung der Verse N 791f. in die Analyse bestätigt. Die Situation vor diesen Versen ist die, dass sich Hektor nach einer Kampfparänese wieder dem Schlachtgeschehen zuwendet. Begleitet wird er nun von mehreren Männern, deren Namen von Homer genannt werden: Palmys, Morys und Askanios. Darüber aus Askani~ hinaus erfährt man auch, dass sie als Heerführer zur Ablösung gekommen sind. Mit diesen Detailangaben gehören diese drei Krieger sicherlich nicht zu den völlig unbedeutenden Figuren, deren Namen im Augenblick ihres Todes, also ihres Ausscheidens aus der Erzählung, genannt werden. Einer der drei, Askanios, ist sogar im Troerkatalog als Anführer der Phryger erwähnt (B 862). Aus diesem im N vorgestellten Personenkreis wurde das erste in 8 514 genannte Opfer ausgewählt. Dass es sich mit der Erwäh-

128 nung des Namens Morys nicht um einen zufälligen Bezug auf N 791f. handelt, wird an den weiteren Namen deutlich. So ist der auch in B 513 in N 791 ein Krieger namens Phalkes erwähnt, wieder auftaucht7 von der Möglichkeit einer engen Beziehung zwischen dem Polyphetes in N 791 und dem Periphetes in B 515 war bereits aufs. 88f. die Rede gewesen. Homer bezog sich demnach in den Versen B 511-522 bei den gefallenen Troernaufeinen dem Publikum bereits vorgestellten Personenkreis. FUr Vers 514 bestand seine Aussageabsicht speziell darin, Meriones parallel zu der vorhergehenden Aktion des Antilochos ebenfalls zwei Gegner erlegen zu lassen. Mit dem ersten, Morys, nahm er dabei offenbar bewusst Bezug auf eine individuelle Person. Da aber noch ein zweites Opfer genannt werden sollte, musste sich an das erste Objekt eine Konjunktion anschliessen, woraus sich eine iambische Repräsentation des ersten Objekts ergab. Auf Grund der inhaltlichen Funktionalität dieses Namens und in Abstimmung mit dem choriambischen Schema des Subjekts stand so das erste Hemistich fest: MnpL6vnc öt M6puv (TE) xaL. Für den zweiten

Namen bot

sich

am ehesten

einer

der beiden

die in N 792 schon neben dem Morys genannt worden waren: mys und Askanios, weniger hingegen der des Hippotion als Morys' Vater. Bei der Plazierung

dieses

zweiten

Objekts

schied

erste Versteil aus, der schon zwei Determinanten Frage kam nur das zweite Hemistich. Wollte

sich

Homer für

den Namen Palmys entscheiden,

an, Pal-

natürlich

der

enthielt7

in

hätte

er

sich unter diesen Voraussetzungen mit erheblichen metrischen Problemen konfrontiert gesehen. Ihn direkt an den ersten Teil anzuschliessen verbot sich durch die daraus resultierende Entstehung

eines

fehlerhaften

dritten

und/oder

vierten

Metrums:

MnpLovnc öt M6puv { TE xat IlO.AllUV} tEEV0.PLEEv. xat IlaÄllUV

129 Bei einer prosodischen Erweiterung des Namens durch theton ergeben sich allerdings bessere Möglichkeiten. ist eine Gestaltung

wegen der Wortstellung direkt mit dem zweiten Vers wie

undenkbar (das xal muss natürlich Objekt verbunden sein), aber in einem

MnPL6vnc öt M6pvv xat scheint

alles

ein EpiZwar

den Regeln

{IlaAµVv ötov} ötov IlaAµvv

fnE~VEV

zu entsprechen.

Dennoch wäre auch eine solche Gestaltung unhomerisch. Zum einen ist da die Verletzung des Wernickeschen Gesetzes, dass 183 die Arsis im vierten Hetrurn nicht positionslang sein darf . Dieser Schwierigkeit könnte der Dichter auch bei der zweiten Variante durch die Wahl eines daktylischen Epithetons aus dem Wege gehen, da für dieses Schema im Akkusativ

nicht nur

dAxLµov gebräuchlich ist1 würde darauf der Name des Palmys folgen, wäre die letzte Silbe des Epithetons gelängt und aus dem Daktylus ein Creticus geworden. Das zweite Problem betrifft die Kolonstruktur. fähr ausgewogene Gliederung müsste man einen dem vierten Metrum postulieren: MnpL6vnc ,' öt / M6pvv / xat doch diese

Pause würde zwischen

Für eine Einschnitt

{ ncU.µvv / ötov} ötov / Il~Aµvv Epitheton

ungenach

fnc~vcv,

und Nomen einschnei-

den, und das ist zumindest bei den kleinen Nomen-Epithetonverdindungen im hinteren Versteil nicht möglich1 hier haben die Beiwörter in der Regel die Funktion, einen für die Füllung des gesamten dritten oder vierten Kolons zu kurzen Namen prosodisch zu strecken, so dass beide Teile zusammen das Kolon bilden. 183

F. Wernicke, Tryphiodorus, Leipzig 1819, s. 173. Eine Begründung für dieses Gesetz gibt Th. Stifler, Das Wernickesche Gesetz und die bukolische Dihärese, Philologus 79, 1924, 323-354.

130

Eine weitere

Möglichkeit

in der Form

MnPL6vnc 6t M6puv T& xaTtxTav& xat

6

U U -

X

würde die Verwendung des Namens Palmys im selben

Vers nicht

er-

leichtern, da ein passendes Epitheton mit dem Schema V u u V bei Homer nicht verwendet ist, und die letzte Möglichkeit, das zweite zieren,

Objekt zusammen mit der Konjunktion würde nicht nur einen Spondeiazon

am Versende zu plazur Folge haben, son-

dern auch ein Prädikat in der Form u - u u erfordern, das ist für den Typus AI nicht belegt (s.S. 75f.).

und

Offensichtlich haben wir mit diesen Erörterungen die Grenzen des Versbildungssystems gestreift: für eine problemlose Umsetzung von drei Namen mit determinierender Funktion fehlen sowohl im Bereich der Prädikate als auch im Breich der Epitheta einige prosodische Möglichkeiten. Es sind allerdings gerade diese Grenzen, die den Weg in das Zentrum der homerischen Versifikationstechnik weisen können. Es hat sich soeben gezeigt, dass zusammen mit dem Subjekt Meriones und einem ersten Objekt Morys der Name Palmys nicht leicht verwendbar ist; es stellt sich hierbei die Frage, ob sich auch ein improvisierender Dichter alle diese Gedanken in der Produktionssituation gemacht haben kann, so dass er schliesslich auf einen weniger naheliegenden Namen ausgewichen wäre, ob also der Versifikationsprozess negativ seligierend zu denken ist. Bevor eine

Antwort

auf diese

Frage

versucht

wird,

soll

erst

noch der zweite Name, der sich zur Komplettierung von 8 514 angeboten hätte, auf eine mögliche Integration in das zweite Hemistich hin untersucht werden, also der Name des Askanios. Immerhin besonders

ist zu vermuten, dass dieser Name hier für den Dichter nahe gelegen hätte, wenn nämlich das ul' 'InnoTLl&)VOC

in N 792 in ul& 'InnoTCwvoc Morys

aufzulösen

wäre und so Askanios a 1 s Br Üder angese h en wer d en müssten 184_

und

184 s0, möglicherweise der Handschrift Vi 2 (olim G) folgend, Ameis-Hentze, ad loc.; Gehring, Index Homericus, s.v. ul&:

131 Welche Ergänzung nitiv entschieden

hier die richtige ist, werden, m.E. sprechen

kann wohl nicht für uta bessere

defiGründe

als für utE. So ergäbe eine Aufteilung der Namen in N 792 mit Palmys einerseits und Morys und Askanios andererseits eine ungewöhnliche Proportion, während man eine Aufteilung, die von uta ausgeht, mit der Berücksichtigung der Versgenese stützen kann. Wären nämlich Morys und Askanios beide Söhne des Hippotion, dann enthielt N 792 mit den Namen und der Epithetongruppe - die dann nicht beliebig sein kann - gleich vier semantische Determinanten, deren so nahtloses Einpassen in den Hexameter als äusserst glücklicher Zufall anzusehen wäre. Hätte dagegen in diesem Vers, aufbauend auf die Namen im ersten Hemistich, ein dritter, nicht fest mit den vorangegandass danach genen verbundener Name den Vers so weit gefüllt, nur noch ein Adoneus zu verbalisieren blieb, dann wäre eine Epithetonverbindung metrisch einfachste

nur zu der letztgenannten Person die Verskomplettierung. Eine parallele Vers-

struktur weist etwa A 263 auf, wo der Zusatz am Schluss ganz eindeutig nur auf die letztgenannte Person zu beziehen ist, obwohl die genannten Personen sicherlich gleichberechtigt nebeneinander stehen:

otov IlE~pl3o6v TE ~puavTa TE, no~µtva Ao/1Jv. Auflösung in uta spricht ausserdem die Verbindung des in B 862 als Führer der Phryger mit Phorkys, nicht mit Morys 185

Für eine Askanios aber

a.O. (Anm. 101), s.v. ut6~1 v. Kamptz, Hom. PN Voss, Rup~, Schadewaldt und Hampe in ihren Obersetzungen. Die englischen Homerforscher ergänzen dagegen uta (so Prendergast in seiner Iliaskonkordanz meistens und [in der Uberarbeitung von Marzullo in ulE geändert] Leaf, ad loc.), ebenso auch Wilamowitz, IuH s. 236, und Mazon in seiner Ausgabe. Ebeling,

s.

185

2521

wären Morys und Askanios in der Vorstellung des Dichters wirklich Brüder, dann würde man erwarten, dass auch Morys als Führer des phrygischen Kontigents genannt sein müsste. der Problematik Michel, a.o. (Anm. 116), s. 130, versucht insofern zu entgehen, als er in den im B erwähnten Phrygern nicht die im N genannten Kämpfer sieht. Das ist jedoch unwahrscheinlich, da sich durch die weitere Verwendung eines

132

Gleichwohl ist die Möglichkeit, Morys anzusehen, nicht völlig

hier als Bruder des von der Hand zu weisen. Bei Askanios

einer solchen Voraussetzung wäre es dann immerhin naheliegend, wenn Homer beide Brüder zusammen Opfer des Meriones hätte werden lassen, da die Verwendung des einen Namens den des anderen leicht hätte nach sich ziehen können. Bei der Umsetzung der inhaltlichen Voraussetzungen (1) Typus AI, (2) Subjekt: Meriones, (3) erstes Objekt: Morys, (4) zweites Objekt: Askanios wäre es freilich sofort zu einem Positionskonflikt zwischen den Namen Meriones und Askanios gekommen, die beide mit ihrem gleichen prosodischen Schema dieselben Verspositionen beanspruchen würden: Wollte der Dichter dennoch beide Namen nennen, so müsste er in diesem Vers von dem System absehen, mit dem er sonst relativ einfach seine Hexameter bauen kann: zumindest ein Choriambus wäre im zweiten Versteil zu plazieren. Ein solches Abweichen von einem sonst üblichen vorgehen ist selbstverständlich nicht grundsätzlich auszuschliessen, zumal sich der Iliasdichter bei der Abfassung seines Epos in einer Situation befand, die es ihm erlaubte, langsamer als in der gewöhnlichen Vortragssituation zu arbeiten. Da er jedoch in Versen mit traditionell geprägten Inhalten wie den Tötungsszenen die Stegreiftechnik meistens beibehalten zu haben scheint, darf man sich auch für 8 514 erst einmal an den versifikatorisch einfachsten Komplettierungsmöglichkeiten orientieren186; dann aber spricht der Positionskonflikt und die dass Homer im KontextbeTeils dieser Namen im E erweist, (im N reich 'phrygische Kämpfer' auf die Namen Askanios als Stadtname Askaniä präsent), Morys und Hippotion mehrfach rekurriert.

186

diese Annahme beUm es noch einmal deutlich auszusprechen: deutet nicht, dass die Ilias als Ganzes unter Bedingungen komponiert sein muss, die denen eines Vortrags vor Publikum entsprachen, sondern nur, dass der Iliasdichter seine Improvisationstechnik, die ihn zur Stegreifvorträgen befähigte, in der Komposition seines Epos nicht völlig zugunsten einer retraktativen Gestaltung aufgegeben hat, so dass die Besonderheiten dieser Art der Versgenese noch an vielen Stellen zu greifen sind. Die Betonung der improvisatorischen Genese gilt freilich erst einmal nur für den Einzelvers; die

133 daraus resultierende Problematik Verwendung des Namens Askanios.

gegen eine

unbewusste,

spontane

Wäre jedoch im Mythos eine feste Verbindung von Morys und Askanios vorgegeben und hätte Homer daher auf beiden Namen bestanden, liesse sich dann eine solche Aussageintention überhaupt in einem einzigen Vers realisieren, ohne die stilistischen Normen des homerischen Epos gravierend zu verletzen? Bei einer Plazierung der beiden Objekte im ersten Halbvers für das Subjekt nur noch (etwa: "AoxavLov 6t M6puv ~c) bliebe Platz im zweiten Teil. Eine solche Versstruktur, die sehr unhomerisch anmutet, zu finden 187 : zwei

ist denn auch in der gesamten Ilias Objekte kommen in einem AI-Basisvers

nicht nur

dann vor, wenn das Subjekt entweder nicht im selben Vers genannt oder im ersten Teil bereits plaziert ist 188 , ein klarer Beleg für die wichtige Rolle, die das Subjekt in dem Prozess der Versstrukturierung

spielt.

Demzufolge

würde ein

improvisie-

render Dichter bei einem Positionskonflikt von metrisch invariablem Subjekt und Objekt unbedingt das Subjekt infolge seiner höheren inhaltlichen Wertigkeit an die gewohnte Position, im Falle des Meriones an den Versanfang, setzen; der des Objekts, also Askanios, müsste einen Platz weiter gegen Ende hin erhalFrage nach dem Aufbau von Szenen und noch grösseren ten ist damit in keiner Weise berührt. 187 vgl. dazu die Analyse von Versen mit einem Namen für stantiv und zwei Namen für das Objekt aufs. 179f.

Einheidas Sub-

188 Diese Tatsache dürfte ihren Grund darin haben, dass gerade der erste Versteil die grössten metrischen Probleme für den improvisatorisch arbeitenden Dichter aufgegeben hat; denn mit dem Anfang wird der zweite Teil schon weitgehend determiniert. Wenn nun einerelativgrosse Menge von Wörtern in einen Vers gesetzt werden sollte, so richtete sich das primäre Interesse des Dichters wohl darauf, mit dem Subjekt und im Normalfall auch mit dem Objekt eine erste Grundstruktur festzulegen. Bei diesen primären Elementen können wir dann die poetische Intention greifen, während ein dritter Name in der Regel als metrisches Füllwort zu interpretieren ist; eine Beobachtung, die sowohl bei der Person des Periphetes in 8 515 als auch bei den Patronymika in E 43f., E 59f. und z 32f. gemacht werden kann.

134

ten.

Dies erglbe

dann folgende

Struktur: uu-x. 6

Es stünde nur noch die Einsetzung des Prädikats aus, das neben seiner semantischen Funktion (es müsste soviel wie 'töten' bedeuten und innerhalb des AI-Typus verwendet sein) noch zwei weiteren Bedingungen zu entsprechen bitte: sein Schema müsste einen dritten Paion, steigenden Ioniker, Palimbakcheus oder Molossus umfassen und konsonantisch anlauten. Erneut zeigt sich im Bereich des Prädikats eine Defizienz an Formen: die drei prosodisch passenden Verbformen fxTELV&(v), tvapLt&(v) und oOTno&(v) lauten alle mit einem Vokal an. Nun bliebe allerdings der Ausweg, das verbliebene Stück am Versende zu teilen und sich die Kontextindifferenz der Epitheta zunutze zu machen. Auf diese Weise kann der Vers doch noch ein scheinbar homerisches Aussehen bekommen:

Ganz den von Homer eingehaltenen Regel entspricht aber auch dieser Hexameter nicht. So ist eine Zäsur unmittelbar nach zu finder Hebung im 5. Metrum nicht sehr häufig in der Ilias den 189, und auch die Stellung des Prädikats wäre ungewöhnlich: tA&tv in der Bedeutung 'töten' ist sonst nirgends fUr den Versschluss belegt7 es kommt dort nur in den Verbindungen 6to, &?A&Vund ox6To, &?AEVvor. Zu den Besonderheiten gehört auch die Position des pyrrhichischen Epithetons, da solche Schemata in nur etwa 101 aller Fälle im 5. Metrum plaziert werden, Epitheta fUr Personen mit diesem Schema sind an dieser Stelle Oberhaupt nicht belegt 190 • Alle diese Argumente sind nun allerdings gend, dass die oben angegebene Alternative 189 oies

s.

wird deutlich

nicht so schwerwiegrundsätzlich un-

im Lokalisationsdiagramm

bei O'Neill

auf

153.

190 Parry nennt an pyrrhichischen Epitheta in ET s. 112, No. I &paou,, XAUT6, und µtya,1 keines dieser drei ist im fünften Metrum plaziert.

135

möglich wäre. Wenn sie der Iliasdichter hier dennoch nicht gewählt hat, so folgt daraus entweder, dass er mit dem Namen Hippotion eine bestimmte Aussageintention verfolgt hat oder dass es die spezifisch homerische Versifikationstechnik ist, die einer uneingeschränktenVerwendungassoziierter Inhalte - in diesem Fall desNamensAskanios - gewisse Grenzen setzt. Sollte der Name des Hippotion bewusst verwendet worden sein, dann wäre wieder ein Zufall dem Dichter zu Hilfe gekommen und hätte es möglich gemacht, in B 514 neben dem Subjekt, dem ersten Objekt, dem Prädikat und der verbindenden Partikel noch ein weiteres Element in den Vers zu integrieren, das Teil der Aussageintention ist. Wenn wir den Zufall so weit wie möglich aus unseren Analysen ausschliessen, dann müssen wir dagegen zu der folgenden Rekonstruktion der Versgenese kommen: nach der Festlegung des ersten Halbverses wurden von Homer die Namen Palmys und Askanios gar nicht in seine Oberlegungen, wie dieser Vers zu komplettieren sei, einbezogen, und zwar deshalb nicht, weil ihm die prosodische Gestalt dieser beiden Namen unter den vom Anfang her gegebenen Voraussetzungen nicht ins Bewusstsein kam. Sollte es zutreffen, dass Homer über weite Strecken seines Epos vom Zorn des Achilleus auf der Ebene des einzelnen Verses extemporiert hat, dann dürfte er sich in der Regel bei der Versproduktion nicht auf ein Verfahren gestützt haben, in dem er die ihm entweder traditionell oder assoziativ vorgegebenen Namen auf die Verwendbarkeit hin ausprobiert hätte1 ein solches negatives Verfahren, in dem solange verworfen wird, bis sich eine passende Möglichkeit ergibt, wäre in der Vortragssituation - für die dieses Verfahren ja eigentlich gedacht war - zu zeitraubend gewesen. Der Versifikationsprozess für metrisch nicht determinative Komponenten ist wohl eher positiv zu denken, d.h. bei diesen oder jenen aus der poetischen Intention heraus entstandenen Voraussetzungen waren dem Dichter metrisch passende - und das bedeutet: auf die Zäsuren abgestimmte - , wie ich sie nennen möchte, Folgeschemata präsent. Diese wohl unbewusst gegenwär-

136 tigen Folgeschemata sind in ihrer Form nicht autark, sondern von den metrischen Determinanten abhängig, dennoch erfüllen sie, anders als die Epitheta, auch eine bedeutende inhaltliche Aufgabe im jeweiligen Szenenkontext, indem sie neben dem Bezug auf das Metrum auch Teile In der Umsetzung

der Aussageintention

auf den konkreten

Fall

repräsentieren.

heisst

das:

Homer

wählte in 8 514 zur Fortsetzung nach der Penthemimeres Namen des Hippotion, weil dieser zur Wiedergabe eines

den zwei-

ten Objekts (dies auch ein Teil der Aussageintention) die einfachste Fortsetzungsmöglichkeit darstellte. Dieser Name wurde nicht in einem bewussten Entscheidungsakt aus dem für diese Stelle assoziativ naheliegenden Material ausgewählt, sondern auf Grund eines Rhythmusgefühls intuitiv an die Determinativa 191 • So ist in diesem Vers der Name des zweiten angeschlossen Objekts offenbar nach den metrischen Voraussetzungen ausgewählt: die Tatsache aber, dass es hier zwei Objekte gibt, scheint aus einer bestimmten individuellen Absicht des Dichters

zu resultieren.

Die Annahme einer

inhaltlichen

Beliebigkeit

für

den Namen des

zweiten Objekts kann man gerademitB 514 recht gut stützen. Bei einem Vergleich dieses Verses mit N 792 ergibt sich nämlich, dass Meriones' Opfer als Vater und Sohn sterben sollen, eine Ansicht, die so in der Homerforschung mehrfach vertreten wurde (Leaf, ad loc: Schadewaldt, IlSt s. 59 Anm. 1 [mit einem Hinweis auf ein weiteres ebenfalls zusammen getötetes Sohn-Paar:Mekisteus - Echion [N 422, O 339]). Wie bereits gesagt, sind Bezüge 192 evident ; hier geht es allerdings 191

192

zwischen darum,

Vater-

N 792 und E 514 ob es wirklich die

Intuitiv heisst dabei aber natürlich nicht irrational. Die Technik der Improvisation beruht auf einem System, muss also auf logische, intelligible Strukturen aufbauen, andernfalls wäre sie weder reproduziernoch lehrbar.

s.s.

127 u. Anm. 185. Es kommt zwar gelegentlich vor, dass der Name einer bereits getöteten Person im weiteren Verlauf der Darstellung noch einmal auftaucht: dementsprechend darf

137

Darstellungsabsicht meinsame Opfer

war, Vater und Sohn als geDiese Frage muss verneint werden.

des Dichters zu nennen.

Die Vorstellung, dass Vater und Sohn gemeinsam am Kampfgeschehen teilnehmen, ist für die Ilias untypisch. In der Regel sind die Väter der kämpfenden Personen entweder bereits tot oder in hohem Alter in der Heimat zurückgeblieben. An VaterSohn-Paaren, die nebeneinander in der Schlacht agieren, gibt es nur 4: Nestor - Antilochos/Thrasymedes, Pylaimenes - Harpalion, 193 Mekisteus - Echion und Peiros - Rhigmos • Nestor nimmt dabei durch sein sehr hohes Alter eine ganz atypische Stellung unter den Achaiern ein, und dieses Alter wird besonders dadurch vorgehoben, dass seine schon erwachsenen Söhne gleichfalls Krieger am Kampf um Troja teilnehmen. Diese Konstellation

herals ist

jedoch eine Ausnahme, und Homer betont dies auch, indem er immer wieder auf Nestors langes Leben hinweisen lässt. Die anderen Paare weichen davon signifikant ab. So sind die anscheinend unlösbaren Probleme, die der Homerinterpretation durch anaPylaimenes und Harpalion aufgegeben werden, als Ecksteine lytischer Homerphilologie hinlänglich bekannt und verbieten es,

hier

von iliastypischen

Darstellungsabsichten

auszuge-

man bei gleichen Namen nicht immer irgendwelche bewussten Bezüge zugrundelegen. So handelt es sich in der Tat bei vielen Homonymien um jeweils verschiedene Personen, aber abgesehen vom Fall Pylaimenes (Tod in E 576, Auferstehung in N 658) sind entweder alle mit dem gleichen Namen bezeichneten Personen nicht individualisiert oder nur einer von ihnen, wie im Falle des Periphetes. Hippotion und Morys sind dagegen an beiden Stellen ihrer Erwähnung durch den Kontext 'phrygische Krieger' deutlich genug als dieselben Personen bezeichnet. 193 Auch Agenor - Echeklos könnten theoretisch als Vater-SohnPaar angesehen werden (Y 474), doch dann müsste sich Homer den Agenor als Antenor-Sohn (h 59, ~ 546, ~ 579) um einiges älter vorgestellt haben als etwa Hektar oder Aineias, die beide noch ganz junge Söhne haben, während Echeklos offenbar als ganz gewöhnlicher Krieger dem Achill unterliegt. Das Paar Antenor - Agenor müsste so die Paare Priamos Hektar und Anchises - Aineias altersmässig weit überragt haben, und davon sagt Homer nichts. Für ihn war die Tatsache, dass er Agenor und Echeklos zu Vater und Sohn gemacht hatte, wohl ohne weitere Bedeutung.

138 194

hen Paare sind wie Morys und • Die beiden noch verbleibenden Hippotion aus den Besonderheiten der homerischen Versifikation heraus zu erklären. Nach den bisher entwickelten Darstellungsprinzipien bietet sich die Deutung an, dass für den Namen des zweiten Objekts in B 514 die Form "InnoTtVO. gewählt wurde, weil sie von der Metrik her die einfachste war. Als der ILiasdichter sie einsetzte, war ihm die Problematik, die sich daraus in Verbindung mit dem in N 792 Gesagten ergab, entweder nicht bewusst oder sie war für ihn so unbedeutend, dass er sie vernachlässigen konnte. Namens lag in seiner Der primäre Grund für die Wahl dieses metrischen Brauchbarkeit, dem musste sich der Inhalt unterordnen. Von diesem Ansatz aus lässt sich die Homonymie bei vielen kleinen Kämpfern erklären: wo es primär auf das prosodische Schema eines Namens ankam, traten inhaltliche Gesichtspunkte in den Hintergrund, und dies fllhrte gelegentlich zu Widersprüchen, die in der Homerinterpretation, als der massive Einfluss der Improvisation noch nicht so klar gesehen wurde, häufig genug dazu fllhrten, auch die gesamte strukturelle Einheit der Ilias in Frage zu stellen. Wie für den Dichter, so war wohl auch für den Rezipienten diese geringfügige Auffälligkeit eines gemeinsamen Todes von Vater und Sohn jedoch kein Problem. Homer verfasste seine Ilias 194

Der vorläufig letzte Versuch von o. Tsagarakis, dieses Problem zu lösen, besteht in der Annahme, dass Pylaimenes' Tod im S. Iliasbuch ja nicht explizit dargestellt sei1 vielmehr handele es sich bei seiner Niederlage gegen Menelaos nur um eine Verwundung, so dass er im N durchaus noch seinen gefallenen Sohn beweinen könne (Hermes 104, 1976, 1-12). Diese Deutung scheint mir verfehlt. Das EAETnv bedeutet in E 576 nichts anderes als 'beide töteten'. Verwundungen werden immer deutlich als solche ausgesprochen, wo dies fehlt, meint der Dichter immer den Tod einer Person, wenn er von ihrem Unterliegen auf dem Schlachtfeld berichtet. Sinnvoller ist m.E. eine Erklärung, wonach in N 658 auf Grund improvisatorischer Gestaltung ein Inhalt dargestellt das hier im Detail darzuwurde, der nicht zu E 576 passt, legen würde zu weit führen.

1 39

sicherlich nicht mit Blick auf die Interpretationskriterien eines Lesepublikums, das imstande war, durch Vor- und Zurückblättern den Text auf völlige inhaltliche Widerspruchsfreiheit hin zu überprüfen; im 8. Jahrhundert war schriftliches Komponieren kaum so selbstverständlich, dass Homer bei der Abfassung der Ilias an eine Rezeption hätte denken können, in der nicht das Fortlaufen der Geschehenskette die wesentliche Rolle spielt, sondern das kleinteilige Betrachten und Analysieren einzelner Szenen auch auf inhaltliche Stimmigkeit hin. Ein Publikum jedoch, das die Darstellung des in der Ilias beschriebenen Geschehens nach Kriterien des mündlichen Vortrags beurteilte, wie sie mit dem gemeinsamen hätte eine solche Besonderheit, Tod von Morys und Hippotion vorzuliegen scheint, kaum beanstandet; dazu ist die Namenfülle in der Ilias einfach zu gross. Die mögliche Genese von s 514 lässt sich nun wie folgt zusammenfassen: nach dem vorhergehenden Vers, in dem vom Sieg des Antilochos über Phalkes und Mermeros die Rede ist, war es die Darstellungsabsicht des Iliasdichters, weitere Troer durch einen grösseren achaiischen Kämpfer sterben zu lassen, und zwar im allgemeinen Konstatierungstypus. Als Sieger bestimmte er den Meriones, der in der Ilias besonders dadurch charakterisiert ist, dass er Troer tötet, die sich auf der Flucht be195 finden , und eben eine solche Fluchtphase liegt am Schluss des 14. Buches vor. Für die Objekte sollten die Namen wiederholt werden, die im 13. Buch für neue troische Bundesgenossen gewählt worden waren. Als erstes Objekt wurde der Name Morys festgelegt. Neben ihm sollte ein zweiter Kämpfer sterben; es lag wohl nahe, seinen Namen aus demselben Umkreis zu wählen wie den des Morys; aus metrischen Gründen wurde er dann Hippotion genannt. Damit vermied nämlich der Dichter eine Zäsur direkt neben der bukolischen Dihärese, wie sie bei einem ebenfalls naheliegenden Namen (Askanios) die Folge gewesen wäre, und der Vers konnte so mit einer gängigen Prädikatform komplettiert werden: bei einem vokalischen Anlaut des Namens mit xa.tx,a, bei einem konsonantischen mit fnc~vcv. 195Fenik,

Battle

Scenes

S. 18.

140 O 329

Diese Rekonstruktion wird allerdings durch den Vers O 329, der eines trochäisch endenden ebenfalls eine Positionsabweichung Namens aufweist, scheinbar widerlegt, denn hier lassen die Namen beider Opfer auf Individuen schliessen: Stichios ist ebenso wie Arkesilaos bereits als Kämpfer bekannt. Stichios birgt zusammen mit Menesthios im N die Leiche des Amphimachos (195f.), Arkesilaos taucht im Schiffskatalog als Name eines boiotischen Anführers auf (B 495). Liegt

also

in diesem

Vers

retraktative Gestaltung stand eingetreten, drei

vor oder ist einmal der glückliche Umsemantisch determinative Namen in einem

Vers plazieren zu können? Eine Entscheidung zwischen diesen beiden Möglichkeiten ist aber nicht unumgänglich, sondern auch dieser Vers kann als ein Produkt improvisatorischer Genese erklärt werden, allerdings nur dann, wenn wir unsere Auffassung von intentionaler Verwendung ein wenig modifizieren. Der inhaltliche Rahmen, Achaier haben sich zur lon unterstützt, verfolgt ein. Alle nun Fallenden ein Führer der Boioter,

in dem O 329 steht, ist folgender: die Flucht wenden müssen, Hektor, von Apolsie, und ein allgemeines Morden setzt sind Achaier, und zwar recht bedeutende: ein enger Freund des Atheners Menesthios

ein Bastardsohn des Oileus, undmit Iason ein weiterer d(>xbc A&nvalwv, der bisher jedoch noch nicht vorgestellt worden war; dann das bereits erwähnte Vater-Sohn-Paar Mekisteus - Echion 196 . Zum Abschluss wird erneut der Tod eines prominenten Boioters geschildert. Die poetische Intention, die in den Versen O 328 0

bis 342 zum Ausdruck kommen soll, liegt auf der Hand; wir finden sie schon im Scholion zu O 328 ausgesprochen: es beginnt hier eine Phase äusserster Not für die Achaier, die der Dichter durch den Rang und die Anzahl der gefallenen Promachoi sowie die

sprachliche

Dichte

der Tötungsszenen

entsprechend

hervor-

196 Eine Erklärung dafür, dass hier nicht betont auf die Tatsache eines gemeinsamen Todes von Vater und Sohn hingewiesen wird, s. aufs. 238-243.

1 41

hebt. Als erster Name eines Opfers wird in dieser Szenenfolge der des Stichios genannt. Dahinter steht wohl eine bewusste poetische Intention, denn der Dichter bezieht sich mit diesem Namen wahrscheinlich auf die Verse N 190-197, in denen Hektors Unterlegenheit gegenüber den Achaiern dadurch deutlich gemacht wurde, dass Stichios und Menestheus den Leichnam des Amphimachos bergen konnten.Dafür kann sich Hektor an dieser Stelle, wo es schlecht um die Sache der Achaier steht, revanchieren: der Stichios, der den Amphimachos vor der Spoliierung bewahrte, wird nun das erste Opfer. Neben dieser poetischen Absicht spielt aber auch das Metrum für die Auswahl der Namen eine bedeutende Rolle. Der gesamte Szenenkomplex, der die Niederlage der Achaier zum Thema hat, soll betont mit Hektors doppeltem Sieg einsetzen, danach soll eine parallele Aktion des Aineias folgen. Damit liegt der Anfang von 0 329 in der Form •ExTc,,ip µtv als nächstliegende Realisation des Gedankens 'Hektor einerseits' bereits fest1 da der Person des Subjekts hier zwei Objekte gegenüberstehen sollen, kann der Name Rektors kaum woanders als an der ersten Versposition stehen (s. dazu s. 122f .) , und daran lässt sich direkt ein µtv anöt geöffschliessen, mit dem der Blick zum korrespondierenden 197 net wird ; für das µtv gibt es unter diesen Voraussetzungen keine prosodisch näherliegende Variante 198 Die entscheidenden Determinanten stehen demnach schon mit der zwei Objekte zu nennen, sowie mit dem einleitenden Intention, Für den ersten Namen der beiden Opfer sind in •ExTc.,p µtv fest. Abstimmung mit den Hauptzäsurpunkten Schemata möglich: - l , u u l , 197

zu der poetischen Funktion s. bes. s. 214 und S. 258.

solcher

folgende prosodische l u und v u 1 u . Das disjunktiver

Strukturen

198 s. dazu die Liste der prosodischen Möglichkeiten bei der Einleitung einer Disjunktion auf S. 148; unter den inhaltlichen und metrischen Voraussetzungen in diesem Vers konnte kommen. nur ein µtv in Betracht

142

schränkt

natürlich

die Auswahl der Namen ein1

die hier möglichen für die Person des finden sich in der ßaAuuv, T&u&pavT',

dennoch

lassen

Schemata noch einen erheblichen Spielraum Objekts zu. An spondeischen Kriegernamen Ilias: 6p~oov, KA&tTov, Mv~oov, Sav&ov, Tp~xov, ~Ax~v (Tioov, TQpov und TDTov

scheiden wegen ihres vokalischen Anlauts aus), an anapästischen Schemata: äauaoov, 66Aona, 6paxtov, 8paotov, KAovtov, ntPLuov, ßp6uaxov, ßp6voov, ßpuTavLv, ETLxtov, Ex&ötov, ~ÖAaxov, Xpoulov (daneben etliche mit vokalischem Anlaut), an Palimbakcheen: Kp~&>va, ~EtöavTa, ~6pxuva, und auch der dritte Paion bietet noch acht passende Namen. Erst an diesem Punkt scheint die poetische Intention ins Spiel 199 zu kommen • Von den Namen der Achaier, die auch nur geringfügig profiliert sind - wir können darauf nur anhand einer vorhergehenden Erwähnung in der Ilias schliessen - , kommen zu diesem Erzählzeitpunkt von der Prosodie her noch folgende Namen in Frage:

Drakios,

Pheidas,

Stichios

und Schedios.

Pheidas und Drakios sind Namen, die nur in einem Kurzkatalog (N 690ff.) vorkommen, und zuvorganz ohne nähere Angaben zu Herkunft oder Abstammung. Sie sind wahrscheinlich deswegen an dieser Stelle genannt, um auch dem Menestheus einige Gefolgsleute zur Seite zu stellen 200 . Vielleicht liegt in N 690 bis 692 auch eine spätere attische Zutat vor. Somit bleiben als stärker profilierte Kämpfer noch Stichios und Schedios. Wie schon zu O 516 ausgeführt wurde, gibt es in der 199Genau dieses vorgehen ist es, in dem sich Improvisation und Retraktation am deutlichsten unterscheiden. Bei improvisatorischer Komposition unterwirft sich der Dichter diesem zwang: neben der ersten poetischen Intention kann keine zweite, ebenso wichtige stehen, sondern die Möglichkeiten, Determinanten im Vers zu plazieren, nehmen nach den ersten Primärkomponenten immer weiter ab. Ein retraktativ arbeitender Dichter würde dagegen durch Enjambements oder Umstellung einzelner Komponenten versuchen, doch mehrere Intentionen in einem Hexameter zum Ausdruck zu bringen, in diesem Fall: neben •ExTWP utv metrisch nicht leicht anzufügende Namen (z.B. Pheidas und Klonios) einzusetzen. 200 s. dazu Michel, a.O. (Anm. 116), s. 121.

143 Ilias zwei Krieger namens Schedios, vun dtmen nur di:,r Iphi tide, der im Schiffskatalog und beim Kampf um die Leiche des Patroklos genannt wird (dort als Herrscher von Panopeus), eine vom Mythos her festgelegte Person zu sein scheint. Der Name Schedios w-äre also bedeutend genug, um hier als Opfer Rektors zu figurieren, allerdings hat er - im Gegensatz zu Stichios - nicht die auf S. 141 beschriebenen engen Bezüge zur Person des Siegers. Aus diesem Grund dürfte Stichios den Vorzug erhalten haben. Auch in O 329 einem zweiten legenheit des vertreter für wohl auch für

war dem Dichter offenbdr ~ Opfer nicht gi:,nug; mit sollte noch deutlicher die kriegerische UberPriamiden gerade auch in der Funktion als Stelldie troische Sache betont werden: dasselbe gilt 201 Aineias •

Der zweite Achaier, der hier dem Rektor zu unterliegen hatte, durfte offenbar ebenfalls kein unbedeutender Krieger sein: für Homer bot sich so erneut einer von den Namen an, die schon einmal zuvor genannt waren. Bei der hier gegebenen metrischen Ausgangsposition (mit Subjekt und erstem Objekt wird die Penthemimeres als Strukturpunkt erreicht) haben folgende Schemata Vorrang vor anderen:

xal

K -4 u u

XQL

V

TE xat TE xat xat

4 v-uu v!uv.2u 2 v K!uu

.

u .! uu

tEEvain EEv / 8uµbv dmrupa tEEVQPLEEv/ 8uµbv dnnupa tEEva1:>LEEv/ 8uµbv dnnupa fnETLOTOC sehen von der Tatsache, dass so die Vervollständigung des Verses mit dem Prädikat schwierig wäre (s. dazu weiter unten), entspricht

aber

vor allem

die Wiedergabe

des Prädikativs

mit

npwTLOTOCnicht dem, was für Homer normalerweise nahegelegen hätte. Diese Adjektivform ist in der Ilias nur einmal im Nominativ belegt und dort mit einem steigernden noAÖ verbunden Typologie (8 442), was in M 378, einem stark von inhaltlicher geprägten Vers, kaum gebraucht worden wäre: dem einen Beleg für

202

~TLTov6' lAEV 'I~LT(wva nähere Angaben zum Objekt in den 3 folgenden

Versen

209

In vier weiteren Konstellationen ist der Name des Objekts im gleichen, sondern erst im nächsten Vers genannt:

nicht

212 b.

457

'AVTLAOXOCTpwc.,v fA&Vdvöpa. xopuaTnv,

nplj)TOCö' ta3Abv tvl

E

541

npo\16.xoLaL, 8aAuaLdönv

'ExtTU.Mov

fv8' aÖT' AtvElac b.ava/1,v fAEV dvöpa.c dpCaTouc, U{E b.LOXAf\OC,Kpn8wva TE 'Opa(AOX6V TE

8 256

dAM nOAU nplj)TOCTp&x.,v fAEV dvöpa. xopuaTnv, ~pa.öµovtönv 'AytAaov, b µtv ~uyaö' fTpanEv tnnouc

n 603

fv8'

aÖ MT1PL6VT1C Tp&x.,v fAEV dvöpa xopuaTnv,

Aa6yovov,

8pa.auv utöv

Unmittelbar auffällig bei bisher behandelten Versen

·ovnToPOC, ~c b.LOC LPEUC / XTA.

dieser Liste ist die in der Regel

im Vergleich ausführlichere

gestaltung der Tötungsszene sowie die relativ tung mit einem fv8a. Aus diesen Unterschieden

zu den Aus-

häufige Einleisollte allerdings

nicht einfach auf andere Prinzipien in der Versbildung geschlossen werden. Der Umfang der einzelnen Szenen hängt vielmehr von der Aussageintention

für

die

Person

des Objekts

ab.

Diese Objektspersonen vorgegebene Grössen

sind offenbar und infolgedessen

wand 'verarbeitet'. im Umfang ausdrückt,

Aus dieser grösseren Bedeutung, die sich erklärt sich zugleich die häufige Präsenz

des fv8a: eine so eingeleitete bedeutendes Gewicht im Ablauf

meistens mythographisch mit entsprechendem Auf-

Szene erhält der Erzählung,

entsprechend keine ganz unbedeutenden Konstellationen mitgegebene Stoffülle dung vorgegebener Folgeschemata der Verse zu verhindern. Diese Konsequenzen

für

diesem Bereich werden können, Strecken siert, sein

seines erheblich

Krieger. scheint

Die mit diesen so eine Verwen-

zur einfachen Komplettierung Tatsache hat natürlich wichtige

die Homerinterpretation;

denn wenn auch in

noch improvisatorische Prinzipien aufgedeckt dann ist die Annahme, Homer habe über weite Epos auf der Ebene des Einzelverses fester

begründet,

als

dies

bisher

improvider Fall

konnte.

Auf einige eingegangen lich

immer ein relativ und die Opfer sind

211 genannten Verse braucht nicht weiter der aufs. ausführzu werden; so sind A 489 und O 516 bereits

besprochen

worden

(S.

102-113

bzw. s.

116-123).

Den For-

213 ist, wird melvers o 328, der in n 306 noch einmal wiederholt man kaum unter generativen Gesichtspunkten analysieren können; denn solche als Ganzes festgelegten eines längeren Verdichtungsprozesses los mit semantischen

Determinanten

Verse sind mehr oder gefüllt.

als Endprodukt weniger lücken-

Von einer

jeweils

neuen Zusammensetzung können wir daher nicht ausgehen; vielmehr wiederholte der Sänger einfach den gesamten Vers immer dann, wenn er auf seine 'essential idea', in diesem Fall die Einleitung einer Androktasie, rekurrieren wollte.

ß. Die iambische Der erste untersucht 'Hektor 0

Form f~& vor der Penthemimeres:

0

515

Vers, der in diesem Abschnitt auf seine Genese hin werden soll, ist der Basisvers der Konstellation - Schedios':

515

Hier ist die Wortfolge ten Versen vergleichbar: reicht

bis

schliesst

in das 2. Metrum, den ersten

ten Teil füllen son des Objekts. bietet gerade Schwierigkeiten; Verbform

noch einigermassen den bisher behandeldie Gruppe 'Subjekt+ Konjunktion'

Objekt Trotz

dieser ein

in Prosodie

Halbvers

darauf

folgt

das Prädikat

mit der Penthemimeres;

und individualisierende dieser vordergründigen

und beden zwei-

Angabe zur PerJlhnlichkeit

Vers in der Deutung seiner Genese grösste erstes Indiz ist die Singularität der und Position.

Als erste inhaltliche Determinante ist das Subjekt vorauszusetzen. Der Name Hektors hat zwei Hauptpositionen im Vers, ent1 des Namens in weder oder 1 - . Damit weicht die Stellung 0 515 von dem ganz typischen Bild ab, allerdings ist die Plazierung Sie ist

Gestaltung. an - ~ kein Indiz für eine retraktative in immerhin noch 26 der 202 Verse mit der Form •ExT~P

belegt (12.91). Für diese Verschiebung verantwortlich ist das fvaa, das in seiner Funktion als Selektionssignal die erste Versstelle einnehmen muss. Die Plazierung

des Subjekts

im Anschluss

daran

ist

sicherlich

214 bewusst

gewlhlt,

um die handelnde

ben1 gerade Hektor bewirkt ja rungen, die der Dichter auch sprechend nimmt auch Hektors grosse Aias, die erste Stelle (0 516):

was sich 4 als

Person

deutlich

hervorzuhe-

in der Schlacht wichtige Verändesprachlich unterstreicht. DementPendant in dieser Szenenfolge, der in seiner Konstellation ein

auf Grund der singulären Position bewusste Hervorhebung deuten liess

seines (s.s.

Namens an 121f.).

die Verbindung tv&' •Ex~wP schliesst sich in O 515 ein wei~tv teres Determinativum an1 denn die Verwendung des folgenden ist sicher das Ergebnis einer poetischen Absicht, die in diesem Fall darin besteht, auf die folgende Konstellation mit dem Subum so die völlige Parallelität der jekt Aias vorauszuweisen, 279 beiden Protagonisten zu illusionieren • Da unter diesen Umstanden keine andere metrische Variante zur Bezeichnung der Disjunktion möglich ist (vgl. die möglichen Formen aufs. 148), steht so ein erstes Kolon in der Gestalt tv&' •Ex~wP ~tv fest.

An

Für das zweite Determinativum Namen des Objekts zu denken,

wäre zunächst natürlich an den doch hier stellt sich das Problem

279 Hieraus ergibt sich die Interpretation, dass Homer mit dieser Parallelität das Ende der troischen Uberlegenheit im Kampf um die Schiffe andeuten wollte: zwar besiegt Bektor zwei Achaier, aber anders als in O 332ff., wo anschliessend auch Aineias zwei Gegner überwindet, halten nun die Achaier dagegen, da Aias ebenfalls einen Gegner töten kann und auch Menelaos und Meges siegreich sind. Der Umschwung im Geschehen durch das Eingreifen des Patroklos scheint damit schon am Schluss des O vorbereitet zu werden. Dass die Parallelität von Hektors und Aias' Aktion nicht genauer ausgeführt ist, könnte mit den Möglichkeiten Homers für die sprachliche Abbildung solcher Inhalte zusammenhängen, vgl. dazu die Arbeit von Th. Zieli~ski, Die Darstellung gleichzeitiger Ereignisse im antiken Epos, Philologus, Suppl. VIII, 3. Heft, Leipzig 1899 und T. Krischer, Formale Konventionen der homerischen Epik, München 1971, s. 91-129. Krischer orientiert sich in seiner Darstellung an den Möglichkeiten der Improvisation1 insofern scheint mir sein Ansatz besser zu sein als der von s. Bassett (The Poetry of Homer, Berkeley 1938, s. 38-42), der für diese homerische Darstellungsweise ästhetische Kriterien verantwortlich macht. Vgl. aber auch Anm. 325.

215 der Homonymie mit dem bekannteren Schedios, dem Iphitiden (s. dazu genauer s. 117f.). Da ein Perimedes-Sohn namens Schedios sonst nicht mehr auftaucht, ist dieser Name wohl eher autoschediastisch als mit bewusstem Bezug auf eine mythographisch ausgeprägte Figur eingesetzt worden; auslösender Faktor dürfte der Iphitide Schedios, allem Anschein nach eine schon im vorhomerischen Mythos existente Grösse, gewesen sein. Die Annahme einer inhaltlichen Beliebigkeit für die Person des Objekts erschwert allerdings eine Rekonstruktion der Versgenese erheblich. Es wäre doch - so scheint es - unter dieser Voraussetzung das Nächstliegende gewesen, an das fv&' •Ex,(1)1) utv einen iambischen oder amphibrachischen Namen anzuschliessen. Dieser Name hätte nun allerdings mit einem Vokal anlauten müssen, um das utv nicht zu längen; es ist aber unter den Kriegernamen der Ilias keiner mit einem iambischen Schema und einem vokalischen Anlaut zu finden, und beim Amphibrachys ist es mit (n 694, Y 474). So wäre die Füllung des •ExexAov gerade einer zweiten Kolons mit einem Personennamen unter Bedingungen der Improvisation offenbar nicht eben naheliegend gewesen. Es ist aber auch eine zweite Möglichkeit denkbar, dass nämlich das zweite Kolon mit einem amphibrachischen Prädikat gefüllt würde. Dafür käme die Form fne~ve(v) durchaus in Frage; das dritte und vierte Kolon könnte man sich dann in der Form 'zweiter Paion für einen Namen+ Adoneus für eine individualisie~ende Angabe' vorstellen. Nun hatten allerdings die Analysen im vorangegangenen Kapitel gezeigt, dass diese Verbform nicht als Amphibrachys, sondern zusammen mit dem satzverbindenden Element als dritter Paion verwendet wird; andererseits haben wir in o 638 einen Beleg für fne~vE als Amphibrachys allein, und wenn man die beiden Fortsetzungsmöglichkeiten zu entweder fne~ve(v) oder fAE vergleicht, dann hätte eigentlich fne~ve(v) den Vorzug vor fAE erhalten müssen. Zwar sind beide Formen in dieser Hinführung auf die Mittelzäsur singulär, aber das amphibrachische Verb hätte ein sehrvieleinfacheres Folgeschema nach sich gezogen. Homer hat also in O 515 in der Fortsetzung nach dem ersten Kolon eine

216

einfachere geben,

Komplettierung

zugunsten

und das würde bedeuten,

haltlich funktional ist. der Homonymie zusammen.

einer

dass

Diese

komplizierteren

der Name des Schedios

Deutung

passt

Wenn wir uns der Person des Schedios etwas finden wir eine zweifache Individualisierung: des Perimedes, Anführer haltliche

zum anderen,

aufge-

im ersten

nun aber

in-

nicht

mit

genauer zuwenden, so einmal als Sohn

Hemistich

von O 516,

als

der Phoker. Die erste Detailangabe lässt kaum auf inFunktionalität schliessen: Perimedes ist keine bedeu-

tende mythische Figur. Der Name findet sich für des Odysseus (Ä 23, µ 195), für einen Kentauren hesiodeischen (Apollodor,

einen Gefährten in der ps.-

der Penelope Aspis (V. 187), für einen Freier 280 ), für einen Sohn des Eurystheus Epit. 7, 28

(Apollodor, Bibl. II 168) und für einen mythischen auf Demetrios Argos (Schol. zu y 267, zurückgehend ron). Keiner von ihnen heraus unverwechselbare Anschluss

kann als wichtige, aus der Tradition Figur gelten; Homer scheint also im

an die mit dem Namen des Objekts

meres den Vers ganz auf der Basis komplettiert 2 v v 1 y v zu nennen

zu haben. ut6,, ist

sind

etwa

Sänger aus von Phale-

seiner

erreichte

Hephtherni-

Improvisationstechnik

Ein Versschluss mit der Struktur in der Ilias nämlich häufig zu finden:

'Av,nvopo,

ulE

(B 822.N

M 99),

ßEPLnPEO'

ut6v (A 563, ulL (ß 177), KanavnLOV ut6v (E 108), TEÄalJ,WVLOV A 591) oder 'Avöpa(µovo, ut6, (B 638, O 281). Am Versende von

o 515 herrschen

also

gewohnte,

traditionelle

Strukturen

Schedios erhält im Anschluss an die Bezeichnung als Perimedes noch eine weitere nähere Charakterisierung

cipxo, ~xnwv. mation 280

vor.

Sohn des als

Es handelt sich bei der Anbindung dieser an den Basisvers o 515 erneut um ein 'unperiodic

Inforenjam-

Die Namen dieser laut Odysseen 247-251 108 Freier bieten eine gute Ergänzung zu den Männernamen, die wir aus der Ilias, der Odyssee oder den Fragmenten des epischen Kyklos kennen. Es sind nämlich die meisten unter ihnen denen ähnlich, die uns aus der homerischen Epik geläufig sind, ähnlicher als denen, die wir aus späteren Inschriften kennen. MBglicherweise erhält daher dieser Katalog bei Apollodor noch Namen aus frühen, heute verlorenen epischen Gedichten.

217 bement',

d.h.

grammatischen

Basisvers

und Zusatz

stehen

in keinem notwendigen

Bezug zueinander.

Wie aufs. 119f. ausgeführt wurde, ist es nicht dieser Zusatz gewesen, der für die Mittelzäsur und damit die Gesamtstruktur ist, sondern entscheidend war der von o S16 verantwortiich nach der Versmitte. Für die Name des Aias in der Fortsetzung versübergreifende Information zu O S1S blieb damit ein Spatium vom Versanfang bis zur Penthemimeres, welches Angabe eines hohen militärischen Ranges füllte.

Homer mit der Dadurch wurde das

Objekt in seiner Bedeutung erhöht und auf diese Weise letztlich auch das Subjekt; vorgegebenes Schema für ein solches Spatium ist die Abfolge dpxbc (u) 1 v-~ 2. Für den zweiten

Namen dieser

Struktur

boten

sich

von der Pros-

odie her mehrere Namen an: 'A&r,\ICltwv, BoLwTwv, Ma.yv~Twv, Mup~L66vwv und ~x~wv, sachlich aber bestand zu der letztgenannten Form kaum eine Alternative. Frage, weil sie im Magneten

o

(nur einmal

So kamen die Myrmidonen deshalb nicht noch gar nicht am Kampf teilnehmen; die erwähnt

(B 7S6])

waren wahrscheinlich einfach präsent zu sein. Die Boioter

und wohl auch die Athener

zu unbedeutend, um autoschediastisch schieden wohl aus dem Grund aus,

weil sie erst kurz zuvor, in O 330, mit Stichios verloren hatten. Als metrisch passende, zugleich thematischen Vorgabe entsprechende Komplettierung Halbverses

wurde so ~x~wv

in

einen Führer aber auch der des ersten

ausgewählt.

Man darf dann auf Grund dieser 0 516a sei vor o S1S konzipiert,

metrischen Konvenienz vermuten, also im Geiste angepeilt worden;

denn so kann der Name des Schedios als Produkt einer Assoziation erklärt werden und die Schwierigkeit der Homonymie dieses Namens - die antike Homerexegeten bezeichnenderweise durch eine Textänderung zu beseitigen suchten - halbwegs befriedigend gelöst werden.

Von den dpxot

nämlich

Schedios

~wx~wv, die wir bisher

und Epistrophos

kennengelernt

(B S17) hätten

beide

haben, sehr

zurFüllungvon O S1S eingesetzt werden können (vorausgesetzt, Gedanke an einen Führer der Phoker ist wirklich dem Einsetzen konkreten

Namens vorausgegangen):

einfach der eines

218

(

t>.E: tx.E:6tov, v tnE:..ox.oc: Tpwwv lAEV t:.a.va/1,vlAEV fv3' a.ÖT' AtvEla.c: Tpwwv lAEV 6.>..>..a TtOAUnpl.i>TOC: Tpwwv lAEV fv3' a.ö MT'IPL6vnc: 0

die Fortsetzungen t:. 4 58 E 542 8 257

n 604

sind

dagegen

dvöpa dvöpac: dvöpa dvöpa

sehr verschieden

XOPUOTf\V 6.ploTouc: XOPUOTf\V xopuOTfiv, gestaltet:

to3AOV tvl TtPO'l,W.X,OLOL, 8a.AUOLaÖT'IV 'EX.tTtWAOV utE ALOXA~OC:,Kpf\&,va TE 'Qpa(>..ox6v TE ~paö~ovlönv 'Ayt>..a.ov• b ~tv ~Öya.6' fTPQTtEVtnnouc: Aa.6yovov, 3paouv utov ·ovi'\TOPOC:, öc: ALOC:LPEUC:/ XTA.,

die einzigen Gemeinsamkeiten sativ und eine patronymische

sind hier Angabe.

der Personenname

im Akku-

Vergleicht man die Basisverse miteinander, so wird unmittelbar deutlich, dass sie hinter der Penthemimeres nach einer gleichen Struktur geformt sind, die auf Grund ihrer Kontextindifferenz ein Folgeschema zu sein scheint:

J

l>..Ev { dvöpa xopuoTnv Tpwwv t:.a.va.li>v dvöpa.c: 6.ploTouc:. Bei einer Analyse dieser Konstellationen geht es also nicht allein um das l>..Ev als Prädikat, sondern um eine Art vorgeprägter Wendung, die diesen Satzteil auf Halbverslänge ausdehnt. Inn 603f. sind die Bedingungen, unter denen diese Verbindung verwendet ist, wohl am einfachsten zu fassen. Die semantischen Grundkomponenten sind: (1) der Name Meriones als der des Subjekts; (2) eine betonte Verseinleitung mit der Funktionanzudeuten,

dass

nach einem Sieg der troischen Seite (Glaukos über Bathykles) in der Gegenbewegung die Achaier zum Zuge kommen, also die Verbindung

fv3'

a.Ö;

228 (3)

der Name Laogonos

als

der des Objekts,

eines

Kriegers,

der

Angabe, dass sein Vater der durch die individualisierende des idäischen Zeus war, hinreichend als semantisches Priester Determinativum kenntlich ist; (4) Strukturierung nach C, d.h. im ersten Vers ein gewöhnlicher A !-Typus.

FUr das Subjekt gelmässige in anderer keiten bei es somit

bleibt

im 1. Metrum als

re-

Position nur noch das 2. Kolon, da Namensäquivalente prosodischer Form und damit andere PlazierungsmöglichMeriones nicht vorkommen; für das erste Hemistich gibt

zu fva•

aö Mnp~6vnc keine

Der Name des Objekts tisch,

nach der Einleitung

ist

Alternative.

prosodisch

und so war es unter

mit dem des Subjekts

Improvisationsbedingungen

iden-

sehr

proble-

matisch, diesen Satzteil ebenfalls gen. In einem solchen Fall scheint

noch im Basisvers unterzubrinsich Homer regelmässig der

Technik

verbleibenden

bedient

textneutralem märdeterminante Prosodie neutral

zu haben,

den hier

Raum mit kon-

Material auszufüllen, während das Objekt als Priim nächsten Vers ohne Schwierigkeiten die seiner

nach vorgeschriebene Position einnehmen konnte. Kontextsind in der Verbindung TpW(.i)V fAEV dv6pa xopucrcnv die Kom-

ponenten

dvnp

(die

Schlacht

wird

in der

Regel von Männern ausge-

tragen) und xopuo.nc (die Männer tragen alle eine Rüstung), textvariabel das TpW(.i)v,welches prosodisch mit der anderen

konMögvöllig identisch ist (die Differenz im An4 Versen keine Rolle). Kontextfunktional ist

lichkeit 6avoi1Jv fast laut spielt in allen jeweils nur die fest eingebettet Trotz

Prädikatform fAEV, die hier in einen Halbvers ist und so problemlos verwendet werden kann.

des andersartigen

ähnlich

zu denken.

blemlos

an die

Anfangs

Zwar hätten

Penthemimeres

ist hier

die die

Genese

von E 541f.

Namen der Objekte

anschliessen

können,

ist

es ein

Name mit der Struktur

eines

pro-

in diesem

würde aber der Basisvers kein Prädikat enthalten, und diese lichkeit besteht nur in C 1-Versen oder ganz eng miteinander bundenen A !-Konstellationen. In 6 457f.

ganz

dritten

Fall Mög-

ver-

Paions,

229 der

sich

nicht

direkt

mit den Determinativa

npli)Toc (nächstliegende Gestaltung: binden liess: der Name Antilochos die

Penthemimeres

mit [-xoc] eine einer Gestaltung npwToc 6'

aber Länge;

'AvTtAoxoc

und

ltt>C>Toc6' 'AvTlAoxoc) verkönnte sich zwar nahtlos an

anschliessen, irrationale

'AvTtAoxoc

es entstünde ähnliches

fAEv atxµnT~v

dann in

würde auch

"ExfnwAov

bei

288

eintreten. Möglicherweise

lag hier

auch noch ein

zweiter

das Objekt

aus dem Basisvers

herauszunehmen.

ist

Ilias

vertreten:

in der

von Sikyon Reichtum

so genannt,

auf eine

beiden

Träger

könnte

traditionell

nideus290 Platz die

289

290

bei

ihrem

sein:

457 nicht

in einem gewöhnlichen Penthemimeres ist

auf dieselbe

Figur

auseinanderzuhalten ein

der

schon

Heeresfolge hin. Um die 289 , 'AYXLOLa6nc,

Damit wäre dann

Paion,

sondern

wegen seines haben

konnte

Weise anzuschliessen

Genese

von seinem

Patronymikon

den König von Sikyon

Basisvers

keine

von der

vorgegebene

dritter

der König

Erzählung

Freikauf

8aAuaLa6nc.

nur ein worden,

in Y 296 wird

Namen jeweils

für

des Antilochos

assoziiert

Bei 8 256f. 288

im Mythos bereits

gewesen

das Opfer in~

von seinem

anzunehmen

vor,

Der Name Echepolos

dazugehörige

des Namens Echepolos

hinzugesetzt Objekt

und die

und besonders

deuten

für

noch einmal

Grund dafür

ein

für

das

Erasmo-

Umfangs kaum und hier

an

wäre.

wie bei~

457f.;

für

ungewöhnlich an diesem Vers wäre auch die Position des Prädikats: wie aus der Liste aufs. 210 hervorgeht, ist das pyrrhichische fAE nirgendwonachder Penthemimeres plaziert. Die Tatsache, dass der im~ erwähnte Echepolos zu der Partei der Troer gehört, spricht nicht gegen diese Deutung. Homer hat ja den BewohnerndieserStadt, solange es sich nicht um ganz aus dem Mythos heraus festgelegte Personen handelt (Priamos oder Paris stehen für solche Figuren), meistens griechische Namen gegeben, die nicht unbedingt ursprünglich in dem der Ilias zugrundeliegenden Zusammenhang gestanden haben, sondern sich auf festland-griechische oder auch kretische Mythen bezogen (es wäre hierzu etwa an den Zusammenhang zwischen Idomeneus und Phaistos in E 43 zu erinnern). vgl.

Hephaistion,

Encheiridion

15, 2-4

(p.

47f.

Consbruch).

230 einen notwendigen Zusammenhang von Patronymikon und Namen haben wir hier allerdings keinen Anhaltspunkt. Die Dominanz vorgegebener Strukturen zeigt sich im Basisvers noch einmal sehr deutlich: Diomedes, schon zuvor Subjekt, ist auch in e 256 die handelnde Person, der Verzicht auf eine erneute Nennung dieses Namens als Subjekt führte aber nicht zu einer Veränderung der Satzstruktur, sondern der Raum, der im Normalfall für den Namen des Subjekts vorgesehen ist, wurde hier zur Wiedergabe des Inhalts 'als erster' genutzt. In allen 4 Versen, in denen das Objekt in seiner Position verschoben ist, waren also keine inhaltlichen Gründe ausschlaggebend, sondern die Schwierigkeit, sein prosodisches Schema an die übrigen Determinanten anzupassen. Hätte ein Dichter, der nicht nach improvisatorischen Prinzipien vorgegangen wäre, den Wunsch gehabt, alle grammatischen Grundelemente in einen Vers zu sezten, so wäre ihm dies vielleicht möglich gewesen; ein retraktativ komponierender Dichter hätte ohnehin das Versende nicht als die Gestaltung so stark determinierende Grenze angesehen, sondern je nach Aussageintention die einzelnen Sätze ohne weiteres darüber hinweg laufen lassen. Für Homer scheint dagegen diese Grenze eine feste Grösse in der Verskomposition gewesen zu sein; um sie bei metrisch so diffizilen Inhalten wie in den eben diskutierten Versen zu erreichen, wurden daher auch solche kontextneutralen Elemente eingesetzt, mit denen ein Prädikat in AI-Versen den Raum eines ganzen Halbverses einnehmen konnte. Die den semantischen Nukleus dieser Verbindung erweiternden Teile dürften dabei noch nicht sehr lange im Kontext dieser Folgeschemata gestanden haben, da das xopuo~nc hier offenbar in der jüngeren Bedeutung 'Krieger' und nicht in der 291 älteren 'Helmträger' gebraucht ist • 8 273

Der letzte Arsis

Beleg für die Verwendung der Verbform

des 4. Metrums findet

291 Vgl. Trümpy, Fachausdrücke,

sich

s.

in 8 273:

49.

lAE in der

231 Als Einleitung zu den Gefallenenkatalogen des Typus C' (s. s. 50) sind Verse dieses Inhalts in ihrer Form weitgehend vorgeprägt, da hier, ähnlich wie bei den Rede-Einleitungen, nur eine oder zwei Determinanten zu berücksichtigen sind. Die einzige Variationsmöglichkeit besteht jeweils darin, das Subjekt entweder im selben Vers oder - bei besonderen Aussageintentionen - erst nach dem Basisvers zu nennen. Die Variante ohne Subjekt n 692 vorzufinden:

im Basisvers

fvaa ,lva npG'i,ov, ,lva o' öo,a,ov

ist

in E 703, A 299 und

tEcvai>LEav; tEEVai>LEcv; { tEEvai>Lfac;

Auch die Variante mit dem Subjekt im Basisvers ist im zweiten Hemistich variabel, um so die Integration verschiedener Namensformen zu ermöglichen. Nach der Penthemimeres kann, wie in 8 273, mit dem kontextvariablen Tj)6)(i)V(gegebenenfalls durch 4avaii>v ersetzbar), an die Hephthemimeres herangeführt werden, um dann das Prädikat an einer häufig dafür benutzten Stelle, der Arsis des 4. Metrums, einsetzen zu können. Das letzte Kolon müsste dann eine trochäische, spondeische, amphibrachischeoderbakcheische Namensform aufnehmen, die mit einem Epitheton an die Kolongrenze C 2 angeschlossen wird. Welche Gestaltungsprinzipien bei anderen Schemata anzuwenden wären (etwa bei choriambischen oder steigend ionischen Namen), kann auf Grund fehlender Belege nur vermutet werden; am wahrscheinlichsten ist wohl auch hier die Annahme eines formelhaften Basisverses ohne Raum fUr das Subjekt, das erst im folgenden Vers als erstes Determinativum an den gewöhnlichen Positionen zu plazieren wäre.

o.

Die pyrrhichische

Form fAE nach der Trithemimeres

Nachdem sich gezeigt hat, dass die Position eines pyrrhichischen Prädikats nach der Hephthemimeres ein typisches Element in improvisatorisch gestalteten Tötungsversen sein dürfte,

232 sind

nun die weiteren

ist, auf ob dieses

Stellen,

an denen

diese

Form verwendet

ihre Entstehung hin zu untersuchen, um festzustellen, Ergebnis auch für die übrigen Positionen gelten

kann. A 91f.

Einen

ersten

Beleg

für

fA& nach der Trithemimeres

A 91. Der Kontext, in dem diese Verse stehen, Agamemnons im ersten Teil des elften Gesanges.

wieder

den einzelnen

Iliasdichter Bei einer

typische solchen

Art,

Zweikampfszenen

setzt mit Nach diesem Homer aber

zu; eine

den Erzählstandpunkt

Exemplifizierung

in

ist die Aristie Die vom achai-

ischen Heer ausgehende Peripetie in der Schlacht 292 v. 84/85 ein : die troische Phalanx zerbricht. kurzen Blick auf das Gesamtgeschehen wendet sich sofort

haben wir

für

den 293 zu wechseln •

des Schlachtablaufs

enthält

die erste Szene immer an irgendeiner Stelle das Prädikativum TtP,oc (bei einer Androktasie mit wechselnden Subjekten) beziehungsweise n,::,li>,ov (bei einer Aristie mit wechselnden Objekten294,

dem hier

Die Problematik sich

hier

turen, die abweichen:

gewählten

Szenentypus).

in der Rekonstruktion

schon bei signifikant

einem Blick

der Versgenese

auf die

von den regulären

einzelnen

zeigt

Satzstruk-

Gestaltungsformen

292 Zu dieser Art komplexiver Massenkampfschilderung s. Latacz, KKK S. 82f. Dieser kurze Blick auf das Gesamtgeschehen beweist m.E. deutlich, dass der Iliasdichter, so wie es Latacz in dem ebengenannten Buch ausgeführt hat, ganz konkrete Vorstellungen von einem Schlachtablauf gehabt haben muss; sonst hätte er wohl kaum Agamemnons Aristie, die er mit einer Rüstungsszene ganz pointiert eingeleitet hat, mit diesem Blick auf das Gesamtgeschehen unterbrochen, sondern hätte sich für diesen Komplex ständig an der Hauptperson der Szene orientiert. Der Anführer des achaiischen Heeres kämpft also nicht in einem 'luftleeren' Raum, sondern tritt in einem ganz konkreten Stadium in die Schlacht ein: Agamemnon tötet Troer, die sich auf der Flucht befinden. 293 Fenik, Battle Scenes, s. 15; Latacz KKK s. 82-93. 294

Vgl. neben dem eben analysierten Vers Y 386 auch E 38, Z 5, A 217, N 170, ß 284 u.a.

6

457,

233 A 90

T~uoc OLE&vmit einer Plazierung im 4. Kolon am nächsten, folglich hätte das 2. Kolon das Epitheton aufzunehmen. Nach Parrys Liste in ET 112 Nr. XVII stehen aber sämtliche Epitheta mit einem adoneischen Schema am Versende, d.h. Homer setzt inhaltlich beliebige Elemente in der Regel nicht vor die trochäische Zäsur. Demzufolge müsste 6' tnl - -~ 6' dp' die Reihenfolge umgekehrt werden: auf das-~ tn' hätte das Prädikat zu folgen. Aber auch hier sind homerische Vorbilder ausgesprochen selten: tF.cv6.i:>LE&ist nur einmal, in einem zurückverweisenden Satz, vor der Versmitte plaziert (X 376). Quintus hat also in 3.300 durch die Kombination •für den Aristiekontext vorgesehenen Anbindung für Katalogverse + metrisch determinantes Objekt' eine Konstellation geschaffen, die von Homer auf Grund ihrer potentiellen metrischen Problematik a priori gemieden würde, es sei denn, ihm wäre ganz speziell an einer solchen untypischen Gestaltung gelegen.

Zu fragen einer

bleibt

noch,

doch für die

Ilias

warum nun Quintus

häufig

bezeugten

das 2. Kolon nicht Verbform

mit

tEcv6.i:>LE&v

278 Epithesehr einfach komplettiert, sondern in ein spondeisches ton und ein amphibrachisches Prädikat geteilt hat, zumal er tf&Wi>Lf&v sonst immer vor der Mittelzäsur plaziert (2.243, 6.618, 11.87). Der Grund dafür könnte darin vermutet werden, dass Quintus die konsonantisch endende Variante T~ ö' dp' tn', die ja vor tf&v~Lf&v benötigt wird, nicht geläufig war: sie ist in den 'Posthomerica' nur 1x zu finden und an dieser Stelle (6.384) durch Konjektur hergestellt; die Kodizes weisen eindeutig die Lesart T~ ö' tnt auf. Diesem einen möglichen Beleg steht an 7 Stellen die Form mit dem vokalischenAuslautgegenüber. Daher scheint die einfachere Vermeidung des Hiats in der Teilung des adoneischen Spatiums gelegen zu haben; denn eine Verbform, die durch konsonantischen An- und Auslaut das 1. und das 3. Kolon in einem Wort hätte verbinden können, ist für die iliadischen Tötungsszenen, Quintus' Vorbild in diesem thematischen Bereich, nicht belegt (s.s. 74f.). 3.302303

In 3.302-303 ist der Tötungsvers mit dem Subjekt Odysseus und dem Objekt Oresbios auf zwei Verse verteilt, wobei sich die Basis in V. 303 befindet; sie wird mit der Verbindung dlMPt ö' dp' aÖT~ eingeleitet. Die gesamte Konstellationseinheit ist dabei als C-Typus strukturiert, von der die Verse 302f. den ersten, konstatierenden Teil bilden. Auch der Anfangsvers dieser C-Struktur entspricht auf den ersten Blick homerischer Gestaltung. So steht der Name des Objekts Oresbios an der für einen zweiten Paion einzig regulären Position; die 'anecdote', also die näheren Details zur Person des Opfers, setzt nach einer Hauptzäsur (C 2) ein; der ganze Vers schliesslich lässt sich problemlos in 4 Kola einteilen: DPTtocula / öa.LE&v / 'OptoßLov,

/ öc TE ll,O.xtövnc

Abweichend ist nur die Satzeinleitung am Schluss von V. 302, die sich aber in homerischer Wortwahl durch ein aÖTQP tn<a substituieren liesse. Aber auch hier ders verfahren.

wäre ein improvisierender Dichter vermutlich anEr hätte nämlich V. 302 durch ein adoneisches

279 Epitheton zu b6ov komplettiert, um so die Versgrenze zu erreichen, die ja für ihn den entscheidenden Strukturierungspunkt darstellt. Der nlchste Vers wlre dann bei inhaltlicher Funktionalitlt des Namens und der patronymischen Angabe (unter Verwendung eines unhomerischen 1. Metrums) am einfachsten so zu bilden:

So könnte dann das nlchste Elemente in dieser C-Struktur wiederum mit einem eigenen Vers einsetzen. Im ganzen wlre dann eine Abfolge entstanden, die den homerischen Gestaltungsprinzipien weit mehr entspricht als das zweifache Enjambement 338 • Für Quintus ist dagegen die Versgrenze offenbar kein fester Einschnitt, mit dem er seine Versgestaltung organisiert, denn er war jederzeit in der Lage, in der Komposition auch hinter diese Grenze zurückzugehen und die Bildung des vorhergehenden Verses an die Fortsetzung anzupassen. Ein weiterer signifikanter Unterschied zwischen Quintus und Homer wird in der Verwendung des Verbs, das in 3.303 das PrlDieses Verb ist zwar dikat bildet, also &J.ttELV, sichtbar. scheint aber dennoch nicht synmehrfach in der Ilias belegt, onym mit anderen Verbformen des Typus AI verwendet zu sein, im da es an allen Stellen eine ganz prägnante Konnotation 339 Sinne von 'zerhauen, zerstückeln' hat • Anders bei Quintus. In seinem Epos spricht schon die Frequenz bei der Verwendung von &J.ttELV gegen eine hervorgehobene inhaltliche Funktion dieses Verbs (in allen Formen 49x belegt1 in 338

Dass ein C-Teil nicht mit der versgrenze abschliesst, findet sich in der Ilias nur zweimal: in Y 463 und Y 478, wo die Strukturen ohnehin völlig von den regulären Bildungen abweichen. Die Analyse scheinbarer anderer Ausnahmen wie E 43f. oder E 59f. hat gezeigt, dass auch hier die Versgrenze der für die jeweilige Gestaltung entscheidende Punkt gewesen sein muss (s.S. 81-87). 339S. LfgrE s.v. <te:Lv: • 'ausserE 434 stets emotional gefärbt'. Ein gewisses 'Aufweichen' in der Bedeutung ist schon im Hornerlexikon des Apollonios spürbar (57, 25: 6e:6a.Ly~evoL· Te:&vnx6TECtv noAtiu,>.

280 der

Iliaa

nur 11x),

und gerade

bei

einer

Betrachtung

von 3.303

ist von auffälliger Wildheit, mit der Odyaaeua den Oresbios tötet, nichts zu spüren. So wird im dritten Teil dieser Szene die Aktion des Siegers mit einem neutralen 6a.witELV zusammengefasst, und auch in der weiteren Fortsetzung kommen nur die gewöhnlichen 'Posthomerica' eine

Verben wie &uµbv AÖELVoder XTELVELVvor. In den dient somit dieses Verb, das in der Ilias auf

besondere

inhaltliche

Funktion

hindeutet,

nur der

formalen

Noch eine weitere Besonderheit weist in 3.302 auf eine position ohne Stütze durch eine bestimmte Technik hin,

Verskomnämlich

Variation.

die

vokalisch

Endung von ut6,

auslautende

Auslautistkein.Einzelfall,

sondern

133x ut6v gegenüber

Beim homerischen

diese

Art der Veraproduktion

wieder.

diz dafür, dass dieses zum überwiegenden Teil

Wort analog konsonantisch

Wenn ein

Appellativum

te prosodische dann,

Gestalt

so wurde aufs.

'economy' leichtere

im Akkusativ Verwendbarkeit

bestätigt

sich

Dominanz des konsonantischen Nominativ ut6c. 340

eine

bestimmte

dass

ist

Auslauts

die ja wird. bestimm-

Plazierung

Name oder

identisch

bei

eine

In-

hat,

es im Zuge der

dieser

Annahme durch

besondere

weiteres

zu anderen Nomina, enden, verwendet

im Vers zu ermöglichen diese

ein

im Nominativ

prosodisch

umgekehrt. die

nämlich

ausgeführt,

Bedeutung,

genau

Distribution

Sie ist

und damit 264f.

von einiger

Appellativum sächlich

ein

in den 'Posthome-

Sx ula und 1x utta

Epos spiegelt

Name oder

stellt

Dieser

für ula und 12 für utta stehen in der Ilias ist das Verhältnis

rica' die Regel dar: 64 Belegen nur 5 Belege für ut6v entgegen; bei

im Akkusativ.

dieses

ist, um eine 340 , und tat-

die weitgehende

ut6v

entsprechend

dem

Aus diesem Okonomiestreben heraus erklärt sich auch, dass die Epitheta oder Epithetongruppen, wenn sie in der Versmitte stehen, fast immer auf einen Konsonanten ausgehen (eine Ausnahme stellt nur das Beiwort tnnnAaTa dar, das allerdings selten gebraucht wird); am Versschluss dagegen, wo der Auslaut keine Rolle spielt, sind mehrfach auch vokalische En~ö, TE µtya, TE, (&oii>) dT&AavTOC •ApnL, dungen zu finden: tnLElXEAOC d&avaTOLOL, ßPOTOAOLY~tooc ·ApnL.

281 Der Dichter der 'Posthomerica' verfügt demgegenüber nicht über ein solches System lautlicher Wechselbeziehungen von Nomina und Verben, ob konsonantischer oder vokalischer Auslaut, spielt für ihn nur eine geringe Rolle, da er durch Retraktation die Versgestaltung viel leichter auf bestimmte inhaltliche Kriterien ausrichten kann. Während so der erste Halbvers von 3.303 bei Homer wahrscheinlich ßPTtocutbv fnE~VEV gelautet hätte, kehrt Quintus mit dem konsonantisch anlautenden Verb und dementsprechend vokalisch auslautenden Substantiv diese Abfolge um341

(4) Differenzen in der Verwendung der Verbindung Genetiv' in der Ilias und den 'Posthomerica'

'ut6c mit

Das Ziel der Kontrastanalyse ist für die Genese des einzelnen Verses mit diesen Ausführungen bereits erreicht: die vorab postulierte Verschiedenheit zwischen Quintus und Homer hat sich für die Verskomposition bestätigt, auch bei anscheinend fast gleich gestalteten Versen waren in der Bildung wesentliche Differenzen auszumachen. Anhand eines weiteren Punktes soll diese Verschiedenheit mit Blick auf die Gesamtheit beider Epen demonstriert werden: zu diesem Zweck wird ein in beiden Epen häufig belegter Typus von Verbindungen zweier Wörter auf ihre Integration in den Hexameter untersucht. In der Liste der AI-Verse mit amphibrachischem Prädikat auf den Seiten 272 und 273 findet sich in Vers 13.213 die Umschreibung eines Personennamens durch ut6c mit dem Genetiv des Vaternamens, in diesem Fall des Neoptolemos durch utbc •Ax~A~oc, wobei die

beiden

Bestandteile

durch

eine

Partikel

(6t)

und ein

341 Die Annahme, Quintus hätte ein System benutzt, bei dem nun umgekehrt die Verben regelmässig konsonantisch anlauten würden, ist natürlich unsinnig, denn die konsonantischen Ausvor allem laute der Personennamen können ja im Griechischen im Nominativ auf keine Weise umgangen werden. Bei ihm .ist nur die Abstimmung von Substantiven und Adjektiven einerseits und Verben andererseits nicht in der Weise perfekt wie bei Homer1 ein weiteres Distinktionskriterium zwischen improvisierendem und retraktativ arbeitendem Dichter.

282 Adverb (aÖT&) der Form utbc die erneut die und bei Homer

gesperrt sind, so dass ein erstes Hemistich in 6' aÖT' ·AXLA~OCentsteht. Es ist diese Sperrung, Differenz zwischen der Versifikation bei Quintus beweist.

In der Ilias wird das Wort fUr 'Sohn' in allen Formen im ganzen 436x verwendet, davon 339x als Apposition, Subjekt oder Objekt mit einem Genetiv zur Bezeichnung des Vaters verbunden. In der Versifikation dieser Verbindungen scheint Homer nun so vorgedas ut6c direkt mit gangen zu sein, dass er nach Möglichkeit dem Genetiv zu verbinden suchte, um dann das so geschaffene Wortbild je nach seinem Auslaut plazieren zu können. In 79 der 339 Fälle ist der Genetiv von seinem Bezugswort gevon 76.71 trennt, so dass sich fUr die Ilias ein Verhältnis Wortbild gegenUber 23.31 Trennung ergibt. In der Uberwiegenden Anzahl der Trennungsfälle ist das sperrende Element ein kontextneutrales Epitheton wie etwa 4AK~l,LOC oder dyAa6c, das als Binnenerweiterung die patronymische Angabe auf Halbverslänge bringt; Beispiele dafUr sind M&VOLTlou4AXL\.LOC ut6c (8x), Eöal~ovoc dyAabc ut6c (Sx), Auxdovoc dy.MlbC ut6c (8x) und Nto342 TOPoC dy.MlbC ut6c (2x) 1 damit können auch diese Gestaltungen als traditionell angesehen werden. Neben daktylischen Epitheta sind auch pyrrhichische Erweiterungen wie ~lAOC oder Taxuc mehrfach belegt (6LoTp&~toc ~lAoC ut6c, •oLA~oc Taxüc ut6c [> "OLA~oc v6aoc ut6c]l, und auch Monosyllaba können sich zwischen die beiden Komponenten schieben, besonders häufig das 6t an der zweiten Satzstelle nach ut6c (z.B. M 188: utbv 6' •Av~LlJO.XOLO). 342 Die erweiternden Epitheta zeigen, wie der Iliasdichter - oder besser: der-/diejenigen, die diese formelhaften Verbindungen geschaffen haben - den Unterschied zwischen Patroklos einerseits und Antiloches, Thrasymedes, Pandaros und Eurypylos andererseits gesehen haben. Patroklos ist durch dAxn ausgezeichnet, ist also ein hervorragender Krieger, was recht gut zu seiner Rolle im 16. Iliasbuch passt (weniger gut vielleicht zu seinem Auftreten im I und A). Die anderen Kämpfer sind von ihrer sozialen Stellung her natUrlich allesamt 'glänzend', treten aber in der Schlacht nicht so hervor.

283 Alle diese Verbindungen sind leicht überschaubaren Struktur bedingungen ohne weiteres zu Junkturen mit einer Struktur mehrfach belegt sind (A 102, A 329: ulE öuw Mfponoc).

auf Grund ihrer immer noch sehr wohl auch unter Improvisationsbilden, vielleicht auch noch 1ulE öuw v u ~ (v)J, die auch M 95: ulE öuw ßpLdµoLo; B 831,

Damit bleiben nur einige wenige Stellen, an denen die Sperrung beider Komponenten nicht mehr durch kontextindifferente oder vom Umfang her sehr kleine Wörter bewirkt wird; hier kann man von einer Einheit in der Verskomposition nicht mehr ausgehen. An Solche Fälle sind in der Ilias im ganzen 14x anzutreffen. 3 Stellen ist das Verb das trennende Element: N 643 ß 849 P 89

fvaa ot utbc tntuTo ßuAaLµfveoc ßo.c,LA~oc dAM µe µotp' 6Ao~ xat AnToOc fxTavev ut6c daßtaTw· oOö' utbv Adßev 'ATpfoc 6Eö ßo~aac,

in weiteren 8 Versen sind es zwei oder mehr sperrende Komponenten, aber auch hier trennen meistens Epitheta oder eine Kombination aus Epitheton+ Partikel die beidenTeilevoneinander (B 564, E 247, M 355, N 427, P 288). Damit bleiben dann mit einer Sperrung von Epitheton+ Verb wieder nur 3 Verse: Z 144 ~ 97 ~

152

Tbv ö' aöa• 'InnoA6XOLO npoanu&i ovoc bezeichnet oder wenn aus dem gewohnten n66o.c ~xuc 'AXLAAEUCin~ 168 ein ~Eyd&u~oc 'AXLAAEUCwird, doch bei diesen wenigen Fällen handelt es sich meistens um besonders herausgehobene Personen, die ihm in seiner Dichtung ständig vor Augen gewesen sind. Infolge dieser aussergewöhnlichen Vertrautheit mit den bei so prominenten Personen obligatorischen Epitheta scheint Homer die kontextuelle Funktionslosigkeit bewusst geworden zu sein, so dass er in einigen wenigen Fällen den Wunsch hatte, nicht die nächstliegende Komplettierungsmöglichkeit in den Vers zu setzen, 343 sondern einen Bezug zum Kontext zu schaffen • Auf das Ganze hin gesehen, sind aber solche Dubletten selten; bei Quintus dagegen scheinen sie regelmässig vorzukommen. (3) Auch die Technik der Verskomposition selbst ist bei Quintus völlig anders als bei Homer. Für ihn als retraktativen Dichter sind die Kolongrenzen keine Hilfsmittel für den Versbau mehr, sondern nur noch Gesetze, die er, wenn er Homer richtig imitieren will, einhalten muss. So sind denn auch Epitheta nicht als kontextneutrale Elemente gebraucht, die bestimmte Wörter auf Kolonlänge ausdehnen, sondern als homerisierendes Beiwerk, das in der Versgenese dieselbe determinative Funktion gehabt haben dürfte, wie es bei Homer die grammatischen Grundkomponenten eines Satzes haben. Dementsprechend haben wir auch bei Quintus keine Möglichkeit, nach (1) semantisch und metrisch determinativen, (2) semantisch erforderlichen, aber metrisch flexiblen sowie (3lsemantisch und metrisch freien Elementen zu trennen. Dies sind im ganzen sehr charakteristische Differenzen; sie zeigen, dass die Verse in den 'Posthomerica' ohne Anwendung des quasi automatisch generierenden Versifikationssystems, wie es in der Ilias vorliegt, entstanden sind. Trotz einer recht home343 Vgl.

dazu die

Interpretation

von

Y

413 auf S. 305-307.

289

risch wirkenden Gestaltung auf der Oberfläche sind die Tiefenstrukturen, auf denen Quintus bei der Versifikation aufgebaut hat, von denenHomersfundamental verschieden.

290

3. Die Verskomposition (1) Die inhaltlichen

innerhalb

des Typus B II

und sprachlichen

Voraussetzungen

Die meisten Tötungsszenen der Ilias sind in der Form linearprogressiver Deskription gestaltet, also einem Typus, in dem das gesamte Geschehen auf zwei, meistens mehr Einzelpunkte aufgeteilt ist. Der 'Peripetie'punkt, an dem die Erzählung von der Person des Subjekts zu der des Objekts wechselt, liegt dabei regelmässig in den Sätzen, in denen das Prädikat das Auftreffen der Waffe auf den Gegner bezeichnet. Das dafür gewählte Verb ist fast ausschliesslich ßa).Etv; nur ganz selten kommen andere Verben vor, die dann auch eine andere Abfolge der Erzählstationen bedingen (s.s. 46-48). Wenn wir hier aus den einzelnen Handlungsstationen gerade den 'Peripetie'punkt zur Analyse auswählen, so deshalb, weil diese Sätze am ehesten den bisher untersuchten vergleichbar sind; immerhin können Formen von ßa.l.Etv sogar in A-Versen gebraucht sein. Zu diesem Verb hinzugesetzt ist in der Regel die Waffe (normalerweise ein Speer). Es gibt zwar Fälle, in denen dieser Zusatz fehlt, aber dann ist auf Grund der allgemeinen Schlachtsituation klar, dass die Aktion mit dem Speer ausgeführt wird. Daher sind unter B II (linear-progressive Deskription; verwendete Waffe: Speer) alle Szenen einzuordnen, in denen ßo,AEtv nicht Stein

ausdrücklich bezogen ist.

auf eine

untypische

Waffe wie Pfeil

oder

Es ergeben sich damit 52 Szenen, die für die folgende Analyse in Frage kommen, also eine grössere Anzahl als alle bisher behandelten Verse zusammen. Mithin ist eine Einschränkung sinnvoll, und, da es primär um den Kotrast zu den AI-Versen geht, auch möglich. Der wesentliche Punkt in diesem Abschnitt ist ja die Frage, ob die Versifikation trotz viel geringerer prosodischer Varianten im Bereich des Prädikats (nur Formen von ßo,AEtv) ähnlich

abgelaufen

ist

wie in den AI-Versen.

291 Für die Umsetzung des Inhalts 'er traf' finden sich in der Ilias 9 verschiedene prosodische Möglichkeiten: neben 8 ver344 • Diese schiedenen Aoristformen auch eine im Plusquamperfekt 9 verschiedenen Formen von ßa,Actv sind 345 : prosodisches V V

1,/

Schema

Schema mit Anund Auslaut

Verbform

Frequenz

K

ß«A'

6x

ß«AE ß«AEV fßa.A'

25x 5x 3x

ß«AE ß«AEV

4x 2x

fßa,AE fßa.AEV

3x 1x

IJ

K

KVU V K IJ V K

vuu V-

KU

K

-v

Ku -K

vv-

Vu V Vv u-

---

K---V

-

V K

-

346

ßEßAfiXE~ 3x

Hier überwiegt nun ganz eindeutig der konsonantische Anlaut (in 45 von 52 Fällen), so dass ein komplementäres Verhältnis der Verben zu den Nomina, jedenfalls im Anlaut, nicht zu bestehen scheint. Neben der geringeren Anzahl an prosodischen Varianten spricht auch dieser Umstand für eine von den AI344 Bei Chantraine, GH S. 437 in resultativer Bedeutung gesehen; wie sich jedoch bei einer näheren Betrachtung dieser Form zeigen wird, dürfte nicht der Aspekt, sondern ihr prosodisches Schema der für ihre Verwendung ausschlaggebende Grund sein (s.S. 324-326). 345 oie Partizipialform ßa.Awv, im ganzen 6x vertreten, wird hier nicht behandelt, da eine Untersuchung in diesem Bereich immer auch das übergeordnete Verb miteinbeziehen müsste, das seinem Inhalt nach häufig nicht zum Themenbereich 'Tötung' gehört, wie dies etwa in z 6/7 (Ata.c [ ••• ) ~&.>ctanxcv / dv6pa. ßa.AwV)oder Y 458 (xay y6vu 6oupt ßa,Ä.cl>v ~PUXO.XE) der Fall ist. 346 oa eine Silbe im Auslaut, die lang und offen ist, metrisch völlig einer kurzen geschlossenen Silbe entspricht (s. dazu s. 264), genügt hier eine Charakterisierung mit 'V' nicht; eher könnte man den Auslaut mit 'K' notieren, denn V a K.

292 Versen

abweichende

Funktion

des

Prädikats

bei

der

Versstruktu-

rierung. Um bei der Bestimmung dieser Funktion auf genau derselben typologischen Ebene wie bei den AI-Versen arbeiten zu können, muss derselbe Rahmen wie bei den bisher behandelten Versen auch für die B II-Verse vorausgesetzt werden können. Die Eingrenzung auf einen Hexameter ist hier jedoch schwieriger, weil der Satz, in dem das Auftreffen des Speeres bezeichnet wird, als Teil eines grösseren Ganzen nicht so eindeutig auf nur einen Vers begrenzt ist. Nur bei den einleitenden Versen des dritten, abschliessenden Teils einer Ringkomposition beginnt der Satz immer am Versanfang, weil das anaphorisch-demonstrative T6v, mit dem auf das Objekt des C 1··Teils zurückgegriffen wird, immer die erste Thesis im Vers beansprucht. Das Herausgreifen nur dieser C 3-Verse für die Analyse ist dadurch legitimiert, dass hier weitgehend dieselbe anderen

Formenvielfalt des Verbs zu beobachten B II-Szenen: belegt sind die Varianten

ist wie in den ßcU.', ß zu sehen ist, lässt sich schwer festlegen. Es ist ZWDindest mlSglich, da diese Wortfolge mit jenen Strukturen eng verwandt ist, in denen im letzten Versteil ein neuer Satz in der Form 'Präposition in Tmesis + Subjekt (oder Subjektsubstitut)' eingeleitet wird. Dann läge im 4. Kolon von P 309 eine Modifikation der Wendung 6LÜ 6' c1un&plcatx~~ vor: da die Angabe der Waffe erst im nächsten Vers folgen sollte, wurde ein kontextneutrales Substitut an die Stelle des Subjekts gesetzt. Auch an dieser komplizierten Struktur sind so erneut sehr gut die Möglichkeiten der homerischen Verstechnik zu erkennen: wo die inhaltlichen Determinanten auf Grund ihrer vorgegebenen Position nicht aneinander anschliessen können und auch eine Füllung durch Epitheta o.ä. relativ schwierig wäre, bewegen sich die Determinanten gewissermassen aufeinander zu, indem gleichsam als Kompromiss ein Punkt in der Mitte zwischen beiden angestrebt wird, so dass die metrische Erweiterung der Determinativa quasi auf beide Seiten gerecht verteilt ist. Entscheidend für den Punkt, an dem sich die Erweiterungen berühren, ist wiederum die Kolongrenze. Diese Art der Verskomplettierung kann aber nur für Verse gelten, in denen zwei Sätze aneinanderstossen; bewegt sich der Dichter auf der Ebene der Gleichung 'Satz= Vers', sind seine Techniken der Verskomplettierung ganz anderer Natur; hier arbeitet er mit den verschiedenen Positionen, die ihm bestimmte Wortgruppen durch ihre metrische Flexibilität zur Verfügung stellen, denn hier spielt die Wortposition keine Rolle: dagegen ist bei einer Aussageintention, zwei Sätze in einem Vers unterzubringen, dieser Faktor ein stark determinierendes Element, dem der Dichter Y 386

Rechnung

zu tragen

hat.

Einen weiteren Beleg für das monosyllabische ßaA' finden wir noch in Y 386, diesmal aber nicht im 1. Metrum, sondern im Anschluss

an die

trochäische

Zäsur:

301 Analyse befassen, ist Bevor wir uns mit der eigentlichen noch auf ein kleineres Problem einzugehen, das nur am Rand mit der Versgenese zu tun hat, nämlich auf das öt, mit dem hier die fUr die Thesis des 1. Metrums nötige Positionslänge geschaffen wird. Diese Partikel, mit der ein Satz in ein adversatives oder konnektives Verhältnis zum vorhergehenden syntaktischen Gebilde gestellt wird, ist in Versen, die einen C 3-Abschnitt einleiten, sonst nicht anzutreffen; denn weil ein solches adversatives oder konnektives Verhältnis zwischen C 2 und C 3 nicht besteht, wird das öt hier gemieden: es würde eine vom Dichter nicht intendierte Verknüpfung beider Teile implizieren. Dementsprechend tritt, wenn zur Längung des T6v ein direkt anschliessendes Determinativum nicht ausreicht, kein ö' oder oder öt - ö' dp' an das T6v heran, sondern ein~• ba; offenbar ist die Partikel dpo. in ihrer inhaltlichen Funktion so schwach, dass sie - anders als öt - beliebig eingesetzt werden kann (Belege in C 3-Versen fUr ba: E 537, E 615 und P 578, für~•: A 459, A 501, Z 9, S 465 und O 433). Als systemkomplettierendes Element zu dpo. fungiert hier utv, mit dem von A 1 aus eine Verbindung zu A 3 geschaffen werden kann, wenn das dort beginnende Element konsonantisch anlautet; bei vokalischem Anlaut tritt uiv dp' an (E 65, E 72; E 45, E 79, E 578). Typs ein Da also öt in den Versen des hier behandelten falsches logisches Verhältnis evozieren würde und zudem die Handschrift Vi 2 das zu fordernde~• bietet, sollte des ö' einsetzen 3 50. man hier wohl doch diese Form anstelle

Als primäre inhaltliche Determinante ist fUr Y 386 die Verbindung t3öc ucucwTa anzusehen, die gewohnheitsmässig vor der Mittelzäsur ihre Position fand. Infolge des vokalischen Anlauts des die Versstruktur am Versanfang 350

plazierte

festlegenden T6v nicht

Elements wie üblich

konnte

das wie immer

gelängt

werden:

es

Die Obernahme des 6' in~ 386 lässt sich möglicherweise aus dem weitgehend parallel gestalteten Vers A 95 ableiten. Dort ist nämlich das öt im Anschluss an A 94 grammatisch sinnvoll verwendet, da auch dieser vorhergehende Vers unmittelbar auf das gegenwärtig geschilderte Schlachtgeschehen bezogen und das Pronomen somit nicht in anaphorischer Funktion gebraucht ist: A 94

~TOL ö y' tE tnru.,v xaTcnCU.ucvoc ~vTloc loTn· TOV ö' taue µEUO,WTQ µET~nLOV 6EtL öoupt / vuf' ••• In Y 384f. sind dagegen die Detailangaben zur Person des Iphition nicht direkt auf das momentan ablaufende Geschehen bezogen; wenn daher in V. 386 Platz fUr eine Partikel war, so konnte es nur das resümierende dpo. und nicht das konnektive öt sein.

302

ist aber gerade dieser vokalische elidierten Form von bo., also~•,

Anlaut, der den Einschub nach sich zieht.

der

Nachdem bereits im vorhergehenden Abschnitt festgestellt wurde, dass in C 3-Versen das Subjekt zu den freien Ergänzungen gezählt werden muss, bleibt als zweites Determinativum in Y 386 nur noch das Prädikat; dessen Prosodie und Position ist allerdings im vorliegenden Fall sehr auffällig, da sie anscheinend keine Bezüge zu wichtigen Kolongrenzen herstellt: Teilt man Y 386 in Kola, so entsteht folgende untypische Struktur:

Eine ganz reguläre Teilung ergibt sich jedoch in dem Moment, in dem man die Verbform mit dem instrumentalen Dativ zu einem Wortbild vereinigt und so den auf die trochäische Zäsur folgenden Einschnitt nicht nach dem 3., sondern nach dem 4. Metrum ansetzt. Sollte dieser Schritt richtig sein, können wir folgende Regel formulieren: wenn bei Versen, die den dritten Teil der Ringkomposition einleiten, das Prädikat nicht im ersten Halbvers stehen kann und dieser erste Halbvers auf eine trochäische Zäsur endet, kann die Verbindung zu den beiden Hauptzäsuren im zweiten Versteil entweder durch ßaA&(v) (zur Hephthemimeres) oder durch ßaA' fyx&t (zur bukolischen Dihärese) hergestellt werden. Die Entscheidung für die eine oder die andere Form wird dabei wohl anhand vertrauter Strukturen für den inhaltlich beliebigen oder auch fest vorgegebenen letzten Versabschnitt getroffen. In Y 386 fehlen Aussageintentionen, die über die Basis des Satzes hinausgehen, so dass sich die pleonastische Ergänzung des Subjekts zur einfachen Komplettierung angeboten haben dürfte; da die Dehnung des Namens Achilleus am Versschluss bei semantischer Funktionalität meistens durch ein trochäisches Epitheton geleistet wird (6toc und wxuc "AXLAA&UC sind in der ganzen Ilias 57x anzutreffen, n6öa.c wxuc 'AXLAA&UC dagegen ausserhalb von Formelversen und Redeeinleitungen nur 4x), ist anzu-

303 nehmen,

dass

beibeliebigerNamensrepräsentation

eine

Assoziation

der bukolischen Dihärese (ßcU.' fyx&t / 6toc ·AXLAAEUC)eher der Hephthemimeres (ßo.AEV / möglich war als eine Assoziation n66a.c ~xuc ·AXLAA&uc). Selbst hier ist also nicht der notwendige Zusammenhang von Epitheton und Substantiv in einer Formel der ausschlaggebende Faktor für die Gestaltung des 3. und 4. Kolons, sondern die Tatsache, dass sich dieses Epitheton als Ergänzung zum Namen des Achilleus häufig findet; stellenbedingt sind hier einmal beide zu einer Grösse vereint. Die Möglichkeit, eine Erwähnung des Speeres als vom Inhalt her nicht primär determinativ aufzufassen, wurde schon ganz am Anfang dieser Arbeit betont (zum 4. Kolon von Z 32; s. dazu s. 79 bis 81), und sie bestätigt sich auch in der Junktur ßcU.' fYXEL. Wenn wir die Strukturtypen B, C 3 und D 3 daraufhin untersuchen, ob in jedem Fall eine Waffe genannt sein muss, so ergibt sich zwar bei Schwert, Pfeil und Stein immer eine sprachliche Repräsentanz, nicht aber beim Speer (s.S. 290). Eine dieser Ausnahmen bilden z.B. die Verse ß 603-607: ß 603

fv6' aö MnPL6vnc TpC:X.,V fAEV dv6pa xopuoTnv, Aooyovov, 6pa.ouv utbv ·ovnTopoc, 6c ALbC tp&uc .I6a.lou tTtTUKTO, 6&bc 6' ~ TlETO 6n'U(f) Tbv ßaA' bnb yvaßlloto xat oOaToc· ~xa 6t 6uµbc ~XET' ~nb µ&At~v, oTuy&pbc 6' dpo. µLv ox6Toc &lA&V. 0

Im allgemeinen erscheint die Waffe bei der C-Struktur erst im dritten Teil, also bei der Beschreibung der Verwundung; ist diese, wie in unserem Beispiel, kurz gehalten, dann kann es auch einmal dazu kommen, dass diese Angabe fehlt. Der Eindruck einer Defizienz in diesen Szenen entsteht dabei allerdings nicht: der Speer spielt im Schlachtgeschehen eine so dominante Rolle, dass er auch dort, wo er einmal nicht explizit erwähnt ist, vom Dichter und auch vom Publikum ganz selbstverständlich ergänzt wird. Insofern scheinen sich ßcU.& und ßaA' fyx&t wirklich gleichberechtigt gegenüberzustehen, so dass nicht ihr jeweiliger Inhalt ihre Verwendung determiniert hat, sondern metrische

304

Bedürfnisse

351



Die in ß«A' fyx&t wahrscheinlich traditionell vorgegebene Verbindung einer monosyllabischen Verbform mit einem instrumentalen Dativ zur Bezeichnung der Waffe könnte dann auch das auffällige fA' in E 50 'ATP&t6nc M&vtAaoc fA' fyx&t 6Eu6&v,L als Teil eines Wortbildes in Form eines zweiten Paions erklären. Die Verbindung fA' fyx&t ist jedoch wohl nicht in der Tradition vorgegeben, da für dieses Spatium gewöhnlich tvnpaTo verwendet wird, sondern muss aus einer bestimmten Aussageintention heraus assoziativ zu ß«A' fyx&L neu geprägt worden sein. Der Grund dafür könnte sein, dass das normalerweise verwendete tvnpciTo schon zweimal in unmittelbarer Umgebung gebraucht wurde (E 43 und E 59): vielleicht sollte aber auch betont werden, dass Skamandrios mit seiner Kunst als Bogenschütze einem Kampf, der von den grossen Kämpfern mit dem Speer geführt wird, nicht gewachsen ist. Gegen eine solche Begründung liesse sich zwar einwenden, einer solchen Aussageintention hätte Homer auch mit einem zweiten Halbvers tvnpciTo 6oupL (l)(l&LV~Rechnung tragen können, aber in dieser Form wäre ja der freie Zusatz am Versende zu einem inhaltlichen Determinativum geworden, und dieser Schritt scheint für Homer schwieriger gewesen zu sein, als das ihm primär geläufige tvnpciTo nach dem Vorbild ßcU' fyx&t durch fA' fyx&t zu substituieren und dann als Determinante zu verwenden. Eine solche Art der Komposition geht nun wahrscheinlich doch über gewöhnliche Improvisation hinaus, die sich ja am metrisch Nächstliegenden orientiert: erneut lässt sich also zeigen, dass Homer zwar sicherlich in der Mehrzahl der iliadischen Tötungsverse die Versifikationsprinzipien angewandt hat, die 351

Die monosyllabische Form ß&A' wird vom Iliasdichter aber auch ohne die zur bukolischen Dihärese führenden Erweiterungen verwendet: in diesen Fällen scheint es mit engem Bezug zu einer Primärkomponente verbalisiert worden zu sein, etwa in Z 428 (ß&A' •ApT&µLc: als zweiter Paion an der regulären u ! u u) oder E 580 (ß«A' ~vtoxov 8&pQnovTa: als Position trochäisch auslautender und iambisch anlautender Halbvers im zweiten Versteil plaziert).

305

ihm als einem mit der Improvisation vertrauten Dichter zu Gebote standen, gelegentlich aber diese Prinzipien zugunsten einer besonderen Aussageintention aufgegeben hat. Dass der Grundstil aber auch hier seinen Einfluss auf die Versgestaltung nicht ganz verloren hat, ist ebenfalls an der Konstellation 'Menelaos - Skamandrios' zu erkennen: Subjekt und Dativobjekt haben beide Epitheta, also primär metrisch funktionale Elemente, neben sich.

(b) Das pyrrhichische

Prädikat

ßa,A&(v)

Bei den verschiedenen Formen des Prädikats im Typus AI war der Pyrrhichius (fAE[v]) am häufigsten belegt: in den B IIVersen liegt mit der Form ßcU&(v) dasselbe Phänomen vor. Während jedoch in den A !-Versen das fA&(v) als Teil einer grossenNengeverschiedener Formen und mit seinem zu den Nomina komplementären An- und Auslaut erst relativ spät bei der Versbildung berücksichtigt werden konnte, nimmt ßcU&(v) bei der Strukturierung des Versganzen eine erheblich bedeutendere Stellung ein und prägt zumindest teilweise dessen Gestalt mit. y 413 y 486

Diese

Annahme bestätigt

sich

erneut

in den Versen

Y 413 und

y 486: y 413

"tOV

y 486

"tOV

ßa.AE µtooov ßaAE µtooov

dxov-rL noöa.pxnc ötoc • Ax.LAA&uc dxov-rL, nayn ö' tv vnöuL X,QAXÖC.

Anhand des Verses P 309 war die Vermutung geäussert worden, in µto(o)oc sei ein primär metrisch funktionales Element zu sehen: anhand von Y 386, dass auch die Erwähnung des Speeres weniger von seinem spezifischen Inhalt als vielmehr vom Metrum evoziert sein müsse. Setzen wir diese Ergebnisse auf Y 413 um, hätten wir dort ausser dem einleitenden Demonstrativum kein weiteres Determinativum mehr, und damit auch keine Möglichkeit, die Struktur dieses Verses auf seine generativen Voraussetzungen hin zu analysieren. Dennoch kann man mit Bezug auf das zu P 309 erstellte Versifikationsmodell ein Stückweit über diese Aporie hinausgelangen.

306 Ab Vers Y 381 ist dargestellt, wie sich Achilleus in die Schlacht begeben und mit Iphition, Demoleon und Hippodamas bislang 3 Troer getötet hat, mit V. 407 wird dann betont das Ende eines vierten Kriegers, des Priamiden Polydoros, eingeleitet, dessen besondere Eigenschaft im Kampf die 4,:,eTn no6li:lv ist (V. 411). Er steht dem Achilleus damit nicht als eigentgreift Homer licher Kämpfer gegenüber, um dies hervorzuheben, zu einer ganz ungewöhnlichen Art der Verwundung: Polydoros wird, als er im Vertrauen auf seine n66EC an Achilleus vorbeistürmt, in den Rücken getroffen, eine Darstellung, für die es so keine Parallele in der Ilias gibt. Vermutlich musste aber diese Beschreibung nicht notwendig am Versanfang einsetzen, sondern es hätte sicher auch die Möglichkeit bestanden, mit einer näheren Beschreibung dieser Wunde dort zu beginnen, wo Homer sonst Inhalte dieser Art zu beschreiben beginnt: in dem Vers, in dem auch die Form von ßa,Aetv steht, also in Y 413. dass die Nennung des Namens Achilleus Daraus ist abzuleiten, hier nicht, wie es sonst in der Regel der Fall ist, primär aus metrischen Gründen erfolgte (vgl. etwa Y 386, P 578 oder E 615), sondern eine bestimmte poetische Funktion hat. Diese Funktion scheint mir jedoch weniger im Namen selbst zu liegen als vielmehr im Epitheton: Achilleus ist, wie immer wieder in der Ilias gesagt wird, noöapxnc, aber, anders als bei Polydoros, ist seine ~PETn nicht nur auf seine Füsse gegründet, so dass er keine Mühe hat, den Priamiden, der sich in seiner vnnln allzuviel auf seine Schnelligkeit zugute hält, leicht zu erlegen. Die Annahme drängt sich auf, dass Homer in Y 413 ein Epitheton, sonst in aller Regel metrisch funktional, mit ganz bewusstem Bezug auf seinen Inhalt verwendet hat. Parallelen dazu sind selten; vielleicht liegt noch in A 488f. etwas Ähnliches vor, wenn dort die Problematik des Zerwürfnisses von Achilleus und Agamemnon in der Gegenüberstellung von n66a.c ~xuc 'AXLAAEUCund na.pnµ&voc schlaglichtartig zusammengefasst wird. Solche Stellen sind aber sicherlich Ausnahmen, und es ist bezeichnend, dass gerade bei Achilleus, einer Person, die häufig präsent ist und dementsprechend häufig den Gebrauch von Epi-

307 theta nach sich zieht, diese Transzendierung vorkommt: der Gedanke an eine semantische Funktionalität dieser sonst primär metrisch bedingten Beiwörter konnte nur durch ihre stete Präsenz infolge improvisatorischer Versifikation entstehen (s. dazu auch s. 288 und Anm. 12). Mit dieser Ausgangsposition musste in das Schlusskolon von Y 413 eine Nennung des Namens Achilleus treten, an den ja das Epitheton gebunden isti allerdings ist damit noch keine Entscheidung über den Umfang des letzten Versabschnitts gefallen: neben der Hinführung zur trochäischen Zäsur mit noMpxnc ötoc "AXLAAEUChätte auch die Verbindung n6öa.c wxuc "AXLAAEUCdenselben inhaltlichen Zweck erfüllen können. Wenn wir uns jetzt dem ersten Versteil zuwenden, so ergibt sich dort nach der ausFestlegung der Determinativa nur ein erstes vollständig gefülltes Metrum, nämlich ~6v ßo.).&(v). Um das freie Spatium in der Mitte zu komplettieren, dürften - ähnlich wie in P 309 die beiden determinativen Bereiche einander angenähert worden sein: der erste Teil durch den Zusatz eines kontextneutralen µtaoov dxov~L, der als ein adoneisches Wortbild möglicherweise vorgeprägt war, der zweite Teil durch die Entscheidung für die längere Epithetongruppe, die damit auch die Mittelzäsur festlegt. Als Variante zur adoneischen Form des kontextneutralen Füllelements wäre im Prinzip auch eine choriambische Form - und so eine Hinführung dieser Position l uv Position

zur Penthemimeres - denkbar (öoupt µtoov). In finden wir dafür zwar keinen Beleg, doch an der 2 ist das choriambische Wortbild öoupt µtoov

in H 145 und N 397 zu finden. Der zweite Halbvers von Y 486 ist demgegenüber das Resultat einer weitgehend konventionellen Darstellungabsicht: direkt auf den Inhalt 'er traf' sollte der Satz 'der Speer stak im Unterleib' die Beschreibung der tödlichen wunde einleiten. Trotz dieses recht umfangreich erscheinenden Inhalts ist die Versifikation auch in nur einem Halbvers relativ einfach, da zwei der drei Grundkomponenten metrisch sehr flexibel sind.

308

FUr den Inhalt 'Speer' sind in der Ilias die Synonyme fyxoc, ö6pu, xaAK6C, atxun, tyxetn und in diesem Kontext auch &K~x~ belegt, fUr den Inhalt 'heftete sich, stak' die Verbformen ( t) nayn, KaTtnnKTo, nennye~, faxe(vl, dveaxe(v), öleaxe(v). Infolge der Variabilität dieser beiden Komponenten muss man fUr die Genese des zweiten Halbverses von einem Wortbild tv vnöuL ( - - v u) als Determinante ausgehen, das hier hinter der üblichen Position (vor der Zäsur C 2) stehen muss, da ja vor dem tv vnöuL noch die Satzverbindung zu plazieren ist. Dahinter trat dann der konsonantisch anlautende trochäische Repräsentant fUr 'Speer', also XaAK6C, davor das Prädikat, das nach der Mittelzäsur immer in der Form nayn erscheint und so eine trochäische Zäsur festlegte (das ebenfalls denkbare tnayn steht in beiden Fällen seiner Verwendung im 1. Kolon). Diese Zäsur wurde dann im ersten Satz tionell vorgegebenen Wortbildes festgelegten TOV ßQA&erreicht.

durch den Zusatz eines tradiutooov dKOVTL zu dem bereits

Da die Erwähnung des Speeres in den Verbindungen ß&A' fYX&L und utooov dKOVTL als primär vom Metrum her bestimmt zu interpretieren war, liegt dieser Schluss auch fUr das Wortbild ß&Ae öoupl nahe, das mit insgesamt 11 Belegen einen regulären Gebrauch anzeigt, während dasselbe Schema - ein dritter Paion in den A !-Versen offenbar nicht traditionell durch eine bestimmte Verbform abgedeckt wurde. A 501

Unter

den hier

angeführten

C 3/D 3-Versen

ist

diese

Verbindung

fUr A 501 und A 108 belegt: 501 A 108 A

T6V ~· 'Oöuoeuc tTapoLO XOAWOÖ.U&VOC ßQA& öoupl /K6paT)v Tov utv öntp uaCoto KaTa OT~Soc ßQA& öoupl.

In A 108 ist diese Prädikatverbindung mit zwei präpositionalen Ausdrücken erweitert - eine für Sätze mit ßaAetv als Prädikat singuläre Konstruktion - , während in~ 501 dem Grundgedanken 'er traf ihn an der Schläfe' die partizipiale Beifügung 'aus Zorn um den Gefährten' zugesetzt ist; der Akkusativ folgt daher erst am Anfang des folgenden Verses.

KaTa utpoc

309

Es handelt sich dennoch auch in diesem Fall nicht um ein notwendiges Enjambement, vielmehr bildet der in 6 501 ausgedrückte Gedanke ('den traf Odysseus, voll Zorn um seinen Gefährten') eine Einheit, die, abweichend von der Typologie, dem Punkt des Auftreffens noch vorausgeht, das übliche Inhaltsschema wurde erst wieder aufgenonunen, als mit der partizipialen Erweiterung war. Diese Trennung durch die Versgrenze die Versgrenze erreicht ist typisch für improvisatorische Versifikation, eine Komplettierung des letzten Kolons in der Form ßcU.e x6ponv ist wohl nur bei retraktativer Gestaltu~g denkbar. deSomit sind für Homer in 6 501 erst einmal drei inhaltlich terminative Komponenten von Wichtigkeit gewesen: (1) die Person des Objekts, in der Form des Demonstrativums in Prosodie und Plazierung bereits feststehend (T6v an ! ), (2) die Handlung (Form von ßa}..etv), (3) das Motiv der Handlung. Die Art und Weise, wie die Komponenten (2) und (3) in den Hexameter einpasst sind, gibt erneut Aufschlüsse über die poetischen Intentionen in diesem Vers. Als von der Metrik her mögliches ben Inhalt wäre auch ein Vers

Aquivalent

mit absolut

ßcU.e 6oupL XOAaaµevoctT6.poLo denkbar, die irrationale Länge an 5 hätte in T 345 an eine recht genaue Parallele:

demsel-

,6v ~• '06uaeüc

~OTQL 66up6µevoc

lTapov ~lAov,

3

ot 6t 6~ 4AAOL / XTA.

In diesem Alternativvers ist aber - im Unterschied zu der tatsächlichen Wortfolge - das Prädikat an der Stelle plaziert, die meistens den metrischen Determinanten vorbehalten ist. Auch bei den Formen von ßaAetv wird das Prädikat nur in dem Fall dort plaziert, wenn die erste Determinante dies erforderlich macht1 das ist jedoch bei der Umsetzung des Gedankens 'aus Zorn um seinen Gefährten' nicht der Fall. Solche Verbindungen geprägte Gestaltung,

zeigen generell eine die dadurch möglich

stark wird,

von der Typik dass die Person,

310

auf die sich der Affekt bezieht (in diesem Fall auf einen Krieger namens Leukos), nicht mit ihrem metrisch meistens nicht einfach in den Vers einsetzbaren Namen präsent ist, sondern mit einem Substantiv: für Kameraden innerhalb einer Kampfformation verwendet Homer regelmässig den Begriff fT«(L)P0C, der durch seine prosodische Flexibilität sehr einfach in einen Hexameter 352 einzubauen ist • Zusammen mit dem Partizip zur Bezeichnung des 353 Zorns ergeben sich denn auch gleich 3 Möglichkeiten einer Wiedergabe: (1) tT6.t:>oLoxo.Ma>&etc (2) tT®OLO xoMl>06.~EVOC (3) xoMl>06.~EVOC tT®OLO. Die erste Variante kam bei der Aussageintention für A 501, in der ja der Inhalt 'aus Zorn' eine zentrale Position einnimmt, nicht in Betracht: die inhaltliche Funktionalität des Partizips liess sich so nicht mit seiner metrischen Gestalt in der nächstliegenden Form zur Deckung bringen: als Determinante müsste es gewöhnlich in der Versmitte plaziert werden, ein Bakcheus wie xoÄCi>&etctritt jedoch gewohnheitsmlssig an den Schluss eines Hexameters. Die beiden anderen Möglichkeiten stehen nebeneinander; aus ihnen sind theoretisch strukturen abzuleiten: ( 1)

352

353

nun gleichberechtigt 5 verschiedene Vers-

5 vu-uv-x

6

• Man vergleiche hierzu die einzelnen Formen von XOÄO(,)oder dxvu~L. Zwar ist bei dem letztgenannten Verb in N 403 eine Ausnahme zu konstatieren c·Aolou ~xvu~evoc), doch hier ist die Angabe des Namens unumgänglich, nachdem die Tötung des Asios durch die Schilderung von Antiloches' Sieg über den Wagenlenker in den Hintergrund getreten ist und die Bezüge nur über die Namen deutlich gemacht werden können. zu einer Analyse der wichtigsten Wörter für 'Zorn' und 'zürGötterzorn bei Honen' im homerischen Epos s. J. Irmscher, mer, Diss. Bertn 1947, Leipzig 1950, s. 4-26. Die vom Stamm xoÄ- gebildeten Wörter bezeichnen danach dasselbe wie das eine 'Spontaneität später übliche 6py~, also einen 'Affekt', des Gefühls'.

Ll;

311 'tOV V u 1 t-rcipo1,o x.0~1,1e:voc uu-x 6 5 6 -r6v t,cJ. 'X.0~1,1EVOC t-rdpo1,o X u-uu2 'tOV uvt-r6,:,01.o V §_ X u x.0Ml>0&1,1e:voc 'tOV uu1 U U 1 V x.0Ml>0&1,1e:voc t-rcipo1.o.

( 2)

(3) (4)

(5)

Werden dazu die nächstliegenden Varianten fUr das Prädikat entsprechendes FUllmaterial in Beziehung gesetzt, entstehen folgende Verse:

und

{ ßtU.e: 6toc '06uaae:vc t-r6,:,01.o x.0M&l06.1,1e:voc 354 ßaAE:V6Ef1. X.C1AX~ -r6v f,' '06uae:bc t-r6,:,01.o x.0Ac.>ad.1,1e:voc ßtU.e: 6oupC -r6v t,a. x.0Ac.>ad.1,1e:voc t-r6,:,01.o ßtU.' ta&AÖC '06uaae:öc 355 'tOV ßtU.e: 6oupl x.0AC&>Od.1,1e:voc t-r6,:,01.o q,CAOLO -r6v e,' '06uae:bc ß6.AE 6oupl x.0~1,1e:voc t-r6,:,01.o. -r6v f,'

( 1)

(2) (3) (4) (5)

Wiederum zeigt sich an diesem Beispiel die enorme Flexibilität Bauhomerischer Versifikation, wenn man nicht von formelhaften steinen in fester Form ausgeht, sondern nach Determinanten und Variablen die Technik der Versbildung analysiert. Bei einem Versuch, aus dieser Anzahl möglicher inhaltagleicher Verse diejenige Variante zu isolieren, die in einem positiv arbeitenden Versifikationsprozess (s. zu diesem Begriff bes. s. 13Sf.) als einfachste C.estaltung anzusehen ist, erweist sich wiederum die Mittelzäsur als der Ansatzpunkt, von dem aus Homer dem Vers ~ 501 seine Struktur gegeben hat. Es bleiben nach genauer Betrachtung dieser Strukturen nur drei Verse Ubrig, die unter Improvisationsbedingungen gleichberechtigt nebeneinander hätten entstehen können: die Nummern (1), (2) und (4), und hier ist die Entscheidung wahrscheinlich auch 354 oieser

Versschluss

355 Theoretisch

hat eine

genaue

Parallele

in

O

433.

ist auch ein Vers -r6v f,a. 'X,OA(000.1,1E:VOC t-r6,:,ou ßaAE 6toc '06uaae:vc denkbar; die Form t-r6,:,ou ist aber in der Ilias nur einmal belegt, hat also Homer ferner gelegen als das 25x verwendete t-r6,:,01.o.

312

durch

eine

Orientierung

an der

Zäsur

im 3. Metrum gefallen.

Die unter (3) angegebene Möglichkeit scheidet aus, weil die monosyllabische Form des Prädikats nur auf der Berücksichtigung einer vollständigen (und darüber hinaus auch noch extrem seltenen) Nomen-Epithetonformel basieren kann, und Versifikation auf einer solchen Basis konnte bisher weitgehend ausgeschlossen 356 werden (5), also die Plazierung des xoACalO'Ci• Die Variante µ&voc tTQPOLO am Versende, kam für den Iliasdichter aus dem aufs. 310 zur Form xoACl)6&Ccbereits angeführten Grund nicht in Frage: bei sovielen Möglichkeiten der Plazierung hätte er die inhaltlich entscheidende Junktur kaum ans Versende gestellt, wo sonst Determinanten nur stehen, wenn auf Grund ihres prosodischen Schemas keine andere Position in Frage kam. Wenn der Kern der Aussage für den Vers, der in der Konstellation 'Odysseus - Demokoon' den Schlussteil der Ringkomposition einleitet, aus den Komponenten T6v und xoACalO'Ciµ&voc mit einem davon abhängigen Begriff für 'Gefährte' im Genetiv besteht, dann ist bei dem Umfang der Determinanten eine Plazierung um die Versmitte das Nächstliegende. Mit dem Wegfallen einer Anordnung xo>..woa.µ&voctTQPOLO, also der Variante (3), die sich um die Penthemimeres gruppiert - neben der oben angegeben Begründung kommt auch noch eine Verletzung der Hermannschen 357 Brücke hinzu - , bleibt als ebenfalls leicht herzustellende Variante ein tTQPOLO XOAwoo.µ&vocmit einer Zäsur nach dem dritten Trochäus: auf diese Weise kann der iambische Beginn des Partizips mit dem trochäischen Ende des abhängigen Genetivs aufgenommen werden. Die weiteren Bestandteile sind entsprechend dem noch verbleibenden Raum plaziert: den Versschluss nimmt das Prädikat in Form 356

S. dazu s.

357

zudem wäre auch eine metrische Besonderheit an zu beobachten, für die wir allerdings in n 269, T 345 und~ 137 eine Parallele hätten, wenn auch nur bei einem pyrrhichischen Beginn des Wortes für 'Gefährte', also bei tTap-.

255-2571

zu taSAÖC "Oöuaa&ÖC Anm. 242. 3

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216 Anm. 227 Anm. 249 216

305-320 u 195

Anm. 309 Anm. 280 Anm. 227

1.320 1.711f.

Od~ssee

).

443

Anm. 339

286

278-281

367

Posthomerica 6.618 6.622

278 Anm. 118

6.624f.

272

6.624 7.104f. 7.369 7.581-585 8.3 8.13 8.86f. 8.110 8.118f. 8.256f. 8.300 8.293f. 9.448

10.80f.

Posthomerica 10.84-86

273

10.118 10.123

Anm. 118 Anm. 118

274-276 272

10.241

284

11.20

Anm. 333 285 284

11 • 36f. 11. 36

Anm. 118 273 226 Anm. 287

284

11.38 11.41

272

11.87

278

Anm. 118 271 286 Anm. 118 273 284 273

11.309 12.247

Anm. 333

13.213f. 13.213 13.297

273

13.513f.

286

Anm. 118

284

2811 286 284