Heroisch-Komische Gedichte des Philosophen von Sanssouci: Nebst einem Anhange [Reprint 2022 ed.] 9783112638385


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Heroisch-Komische Gedichte des Philosophen von Sanssouci: Nebst einem Anhange [Reprint 2022 ed.]
 9783112638385

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Heroisch - komische Gedichte

des Philosophen von Sanssouci. 1. Das Palladium. 2. Der Konfödenrtenkrieg.

Nebst einem

Anhänge.

Trier, bei Cyriakus, Maria, Cresceutius, TOiltphitt dem Jüngern. 1791.

I.

Dramatische

Poesien.

Jnhaltöanzeige. i)

Palladium. Ein tröst, G. nur-' und lehrreiches Gedicht. t — 214. 2) Der Konföderirteukrieg. Ein Gedicht. — — — 21L — 304.

Anhang.

I. Dramatische Poesien. 1) Tantalus im PrvzeS. Komödie. 3 — 5». 2) Ludwig xv. in den Feldern Elysiums. Ein Dram». — 53 — 78.

II. Vermischte Poesien. 1) Epistel an meinen theuren Suhm. — — — «) Ueber die Freiheit. Epistel an Lord Baltimore. 3) Epistel an Gottsched. 4) Den Zermalmern. — —

8t — 823

83 — 9t. 92 — 49. 94 — 96.

IV

Inhaltsanzeige. 5) Lied eines Dichters aus gallingsbostel über die Invasion der Franzosen in's Kurfürstenthum Hannover im Jahr 1757- 96 — 100. 6) An den Marquis d'Argens. 101 — 106. 7) Die Choiseullade. Ein Schwank. 107 — 114 8) Epigramme. 115 — 117. 9) Grabschrist auf Voltaire. 117 — 118. 10) Abschiedsbillet an Voltaire. 118.

I.

Da«

Palladium. ei», rrost - nuz»und lehrreiches

Gedicht.

Vorbimchr. •5) er L"arquiS

de Valory

macht den Knoten des ganzen

GeüichtS. Man liiimut an, der Himmel habe ihn mit der seltnen Gabe begnadigt, daß seine Gegenwart der Preussi­ schen Armee Unübenvlndlichkeit verleiht. Die Heiligen, die fiel) in Alles mengen, erösnen daS Geheimnis dem Prinzen Karl von Lothringen. Dieser macht den Entwurf, den Marquis zu entfuhren. Nach einigen fruchtlosen Versu­

kaoerr Franquini statt Valory's dessen Sekretär weg, eine Personaqe, die ihre Rolle in diesem Ge­ dicht so gut wie erne andre spielt. Die Preussen, welche von dem Marquis und der .Zwietracht aufqehezt werden,^we, gen dieser angeblichen Beschimpfung Rache zu innren, licfeint den Sestreichern eine blutige Schlacht. Die.Heiligyr »nischvn sich'gleichfalls von Rechtswegen in dies Treffen. Die Preussen siegen und die Frucht ihrer Bemühungen an diesem Tage ist die Auswechselung d'Arget's gegerr einen chen

d'Arget

Oestreichrschen General, der in diesem Treffen war zum Grfangnen. gemacht worden. Prinz Karl entsagt dem Pron-ft, Vaiory'tt nU entführen, der Groll härt auf Utt-die Eintracht wird nun wirderheraestettt. Sollte irgend ein Schalk von Leser dies Sujet für eine Epopee Nku't heroisch genug finden, so verweisen wir ihn auf daä brr..ü.»ro Gedreht den Ratten krieg, aus das Pult, oder auch auf Pa per le. Sollten auch diese unsterbliche Werke ihn nicht auf andern Ginn bringen können, so wird dec Verfasser sich darllVÄ" zufrieden zü geben wissen. Und d,eS um so mehr, da er überzeugt ist, daß die Nachwelt nicht aufhvren kann, ein Werk zu bewundern, worin man alle Helden zedichie, die feit Noa h'S Zeiten bis auf unsre Tage verfertigt worden sind, zusammengeschmoken findet. Um dieser" Epopee noch mehrereS Gewicht zu verschaffen, wird man die übertriebensten Schmeicheleien, die dcni Der, fassec wegen dieses Produkts geschrieben worden sind, vorandrukken zu lassen nicht ermangeln; und Herr Eulep, der durch Äalkuliren Ein AUgc eiugebüfft har, wird das andre durch Auflösung des wichtigen Problems von dem zahllo­ sen Gelächter verlieren, welches die Welt bei Lesung dieses höchst ernsthaften Werks anfschlageN wird.

Widerruf air

d' Arger. Es thut mir leid, mein armer d'Arget, Daß Dich die unverschämte Muse Zum Ziele ihre» WizeS nein: Du weisst ja, daß der Dichter stetDie stärksten Farben seinem Bild Und manchen Zusaz geben muS. d'Argkt. Zuerst Sekretär in Diensten des Marquis de Valory/ Französischen Gesandten am DerlinerHor ft>. Wie Erstrer auS der Oestreichischen Gefangenschaft rurükkam, erbat Friedrich H ihn sich vom MatgUlö und machte ihn zu seinem Vorleser. Etwa 1751 oder 52 ging er wegen seiner zerrütteten Gesundhettsumstände nach Frankreich, um sich dort wieder herzustellen und dann wieder zu seinem Herrn zurükzukehren. Er fand aber, daß seine vaterländische mildere Luft zu seiner Er» Haltung nötig sei, Deshalb blieb er ih feinet Heimar, wo er nach einem nicht allzulangen Aufenthalte starb, wegen seines biedern KarakrerS vom grossen Könige sehr bedauert.

A. des Uebers» A 1

(

4

)

Dein Name ganz zum Vers gebaut. Schmiegt so bequem sich In mein Lied, Als ob es seine Blende wär'; Und freilich pakk' ich alle« nun. Was schwärmerische Fiktion Und was gigantische Hyperbel Für meinen Helden ausgehekt. Getreulich Deinem Rükken auf. Denn reisst.uns unser Feuer fort, Erzeugt, noch besser: abortirt Der kühne Geist die beissendsten Und schärfsten Züge — wären sie Erdichtung auch, das gilt uns gleich. Wenn nur die Fabel lieblich klingt. Der schönen Kunst zu lügen dankt Homer den allgemeinen Ruhm. Denn seine Werke, fest wie Erz, Sind nur ein glükliches Gemisch Don Märchentrug und Fabelei.

Was weis ich, ob Thersites nicht Ein Mann voll hohen Muke« war, Den nur Homer zur Memme macht, Damit Achilles Heldenruhm Im höhern Lichte glänzen soll?

(

5

)

Nach diesem Leisten hatt' auch ich Die Ehre, Dich als Sodomir Bei Deinem wollustvollen Rektor Zu schildern, um den Zesuiten Gelegentlich eins z» versezen. Dan» lies ich Dich die grosse Tour Nach Sitte durch Europa machen. Und stellte Dich als Ehrenschänder Von mancher jungen Nonne dar. Za, was noch schlimmer ist als dies, Zch malte Dich als Autor, der Die schofelsten Romane schrieb Im ganzen Sybarltenland.

Wenn derwerbammte Dichtertrieb Mit seiner ganzen Wut mich fasst. Bricht aus dem gährenden Gehirn, Als öfnete sich dti Vulkan, Ein Strom von Rauch und Flammen aus, Und nichts hält seine Wogen auf. Zn dieser wilden Schwärmerei, Ein Raub des blinden Ungefährs, Entwischt mir mancher bittre'Scherz,

Doch weis mein Herz kein Wort davon. Zch rate, waS Dich kränkt, nicht wahr? Die Scene, wo Dein Heiliger,

A?

(

6

)

Zuchtrute mehr als Schuzpatron, Deln Lüstchen Dich zu büffen hindert. Dies Beispiel von Enthaltsainkete Zst herrlicher, als jenes, das Numanzens grosser Sieger gab, 3(1 würdig eines Heiligen, Der ohne Keuschheitümakel starb! Auch hab' ich einer wohlbekannten Epistel wegen Niesewurz verdient,

Daß ich In allen Schilderungen Dich So ausgelassen karrlkaturirte.

Za, wie ein Türke hab' ich Dich Traktirt, doch sei nicht böse drum. Es iveis eö ja die ganze Welt Daß wir Poeten Lügner sind; Und weil kein Mensch so höflich ist Und unsern Worten Glauben schenkt; So dacht' ich, ist der beste Weg Dich recht berühmt zu machen, der, Daß Dich ein Dichter schlimmer malt. Als Du es in der That verdienst. Kurz, d'Arger, wer Belehrung heischt Don Deinem Leben, schlägt gewls Mein Lied nicht nach. — Unsterblichkeit

(

7

)

5|t nicht sein Ziel, die Nachwelt nicht. Bald wird eö Azung für den Wurm. Wenn es nach meinem Wunsche geht, So findet dieser dürre SproS Das Kindlein meiner Musse, fern Dom BItkke eines Z o i l u s. Der gieren Grimmes um sich beisst,

Zn tiefer Dunkelheit fein Grab.

Wer aufgebläht vom eitlen Wahn Der Ewigkeit entgegenstrebt. Der geb' in telner Sprache uns Zn künstlichem und holden Sang EntjÜkken oder Unterricht.

Doch ich, der diese herrlichen Talente nicht empfing, gesteh' Sehr gern dies unbegränzte Feld Den glüklichern Poeten zu. Den Maros, Flakkus unsrer Zelt. Vor ihren Zungen fürchte Dich, Mit meiner Muse hat'ü nicht Not, Die scherzend wie ein Kobold nekt. Und ohne um gesunden Sinn Sich viel zu kümmern, alles, was Zhr eben auf die Zunge kommt, A 4

(

8

)

Und zwar in schlechten Versen schwazt. Die aber doch nicht boshaft ist.

Nein, d'Arget, ärgern muS Dich nicht«; Belache Du zuerst den Spas, Denn, glaub'es, meiner Verse Ton Zerschellt unhörbar in der Lust. Den Hals schrie ich mir lieber ab. Eh' ich es litte, daß die Welt Sie je mit ihren Augen säh! Doch wenn durch eine Büberei, Wovor ich wohl mich hüten muS, Das Publikum sie je empfängt. Dann, d'Arget, macht mein Widerruf Dich wieder unbeflekt und rein.

Das

Palladium.

Erster Gesang. Zum Heldensange schuf mich nicht Natur, Ein Pfenntgpfeifchen ward mir statt der Tuba, Hin über Berg und Thal stürzt Pegasus, Wenn thn der Gotterfüllte Dichter spornt; Besteig' ich seinen Nakken, wird er gleich Der stätigste und trägste Karrengau!. Unb doch beginne ich mit rauhem Ton Den hochberühmten Kämpen Dalory Kampe in der alten Sprache ein tapfrer Ritter, ein guter Krieger.

A. de- Uebeks. Dalory

(Guido

Louis Henry

MaraniS

deX

Dieser Herr starb den igttn Oktober 1774 auf feinem kandgute Bourgneuf im dreiundachtzigsten Jahre

alS Französischer GeneraNieurenant, Groskreuz deS

Ludwigordens und Gouverneur zu Ryssel.

Friedrich,

Oer Köniz

den er in die beiden ersten Feldzüge be­

gleitete, fchäzre ihn sehr hoch und gab ihm während seiner zweimaligen Gesandschaft, in der er rwölf Iah­

se gebraucht wnrde, davon sehr auffallende Beweise.

A. de- Uebers. A f

(

IO

)

Zu singen, den ein launisches Geschik Zum Brenntschen Palladium erkohr;

Um den der Wunden viele bluteten, Ais ein Husarenschwarm, voll schalk'scher Lisi,

Das Abenteuer, ihn -u rauben, probte. Und dumpfen Hufes um bas Lager schlich.

Du göttlicher, vielschwazender Homer! Du Vater und Orakel der Poeten,

Du Abgott Deiner Herrn Kommentatoren, Ein Viiklein, das uns gähnen macht, wie Du

Mit Deinem Kindsgewäsch! Täusch mir j« Lieb Den Arguöblik des wachen Cerberus!

Entschlüpf des Kerker« grauser Finsternis! Degeistre mich mit immer neuem Sange!

Und leuchte mir mit Deiner Fakkel vor

Zum Helikon! Du lehrtest uns den Grimm

De« wütigen Achill'«, doch dieser Held

So groS sein Ruhm auch

war, der starken

Arms Die Schädel seiner Nebenbuhler gier

Zersplittert' und drSXantus Silberflut Mit Blute färbte — der Achilles war

Zm Grunde doch nur ein erträumter Held. Ganz anders stralt der tapfre yqlory. Zm Schlacht i Gewühl erzog ihn sein Papa.

(

II

)

Daö ist ein Held, den nie der Fabekfchmuk Erreicht — von seinen Thaten geb' ich Euch Nun die glaubhafrtge Histortam. Dich, liebliche Beschüzerln Berlin'S O Herwig, Dich Unsterbliche fleh' ich Für einen Crzrebellen an, der zu K a l v t n e n 6 Fahne schwor. S! senkte doch Dein holdes Antliz durch ein neues Wunder Auf Deinen frommen Vetter Einen Dlik Doll Huld — durch ihn Begeisterung herab! Bet' einen Rosenkranz im Paradies, Und nimm dies Scherzgedicht in Gnaden an. Dir ganz allein gebührt des Werkes Ruhm, Wenn Du ihm Deinen Beistand nicht versagst. Schon hatte Karl, aus Schlesien vere jagt. Sein Heer an einem guten Ort verschanzt. Ä6tl (Alexander) von Lothringen, Bruder gcw serö Franz i,

der so oft gegen den König V0!t

Preussen kommandirte, starb als lezter männlicher Er­ ve deö Teutschen Zweiges der Herzoge von Lothrin­

gen den 4 Und ttlqe vor dem Abendrot den Schimpf,

Und räche Deine Ehr« und den Himmel. Bet diesen Worten fühlt der gute Rarl

Mit neuer Hofnung sich belebt und spricht:

Auf! löschen wir nun diesen Schandfiek auS!

Doch müssen wir dabei piano gehn! Gleich schckiedet man Im Lager einen Plan Und plaudert viel darüber, endlich trägt

Man die Entführung dem Franquint auf.

Ihm roatb die Ehre der Entivikkelung, Und alles rüstet sich jur grossen That. Auf seiner Brükke jauchzt St. tteponiug Und wähnt schon fest, daß er der Sieger sei.

Doch Hedwig lacht mit Fug und Recht darob.

Weis alle«, was sie davon glauben soll. Und spottet über ihren dummen Plan.

Jur lieben Genoveva eilte sie Franquint (Oberst von) Generaladjutant des PrinzenKarl von Lothringen, ein gebonrer Italiener, Beim Angrif von Genua ward er den vierzehnten Mai 1747 von einer Srükkugel getsdrer. In den Feld­ zügen von 1743 biS 1747 hatte er sich den Ruhm eines guten Parteigängers erworben und war ein besondrer Liebling deö gedachten Prinzen. A. d-- Uebrxs.

(

76

)

Und raunte ihr mit kurzen Worten zu: Nie sprach ich Dir Französisch, Schwesterchen, Drum fürcht' ich mich vor Schi izern gar zu sehr Und möchte nicht mit meinem Teutsch > Fran, Mch De« Marquis Denerschatt zum Spotte dienen. Nimm Du babe- die Sorge üba1 Dich Und meld' ihm, daß Franquini, der Barbar, Ihm fürchterliche« Ungiük zubrreiret Und daß er sich im Lager wohlverschanzt Ja klug und vorsichkevoll verhalten soll. Nun sucht dle göttliche Deschüzerin Der Stadt Pari« den dikken Marquis auf. Verwandelt augenbliklich die Gestalt, gAmml ihre« Lande« Tracht und Sitte an, Und formt sich gänzlich nach der Mode um. Stellt Euch die Reize des Adoni« vor Und nemt dazu Apollo'« schlanken Wuchs, Seln blonde«, lange« Haar, so habt Ihr sie.

Ein Feuerauge, eine lose Miene, Ein schalkisch Lächeln schmükte ihren Kopf, Der nach Pariser Kunst gekräuselt war. Die grosse Schleife unter ihrem Kinn, Da« schöngewebte Spizenhemde und Manschetten nach der neusten Art gemacht,

(

77

)

Zhe weisser Strumpf, der bis zur Lende schlich, Ihr kleiner Schuh mit rotem Absaz dran, Zhr Kleid mir breiten Tressen übersä't. Dies aller hob die schöne Bildung sehr. Mik seinem d'Arget promenirte just Der bisse Marqrri» an der Elbe Strand. Miss', sprach sie, Valory, ich liebe Dich, So sehr Du auch von Dirn' zu Dirne läufst, Dein Lelchrsii'n macht mir für Dein Schiksai bange. Und sieh, drum kam ich selbst zu Dir herab. Um einen guten Rat Dir zu ertheilen. Du scherzest ohne Zweifel, kleiner Mllchbart, Du willst mir raren? Geh, du Zunqsernknecht, Magst wohl ein Lteberbriefchen schreiben können! Dersezt der Marquis stolz und ahnet nichts.

Doch sie entgegnet: Denke, was Du willst Nur wisse: stehst D» nicht auf Deiner Hut, So stielt man diele Nacht Dich au« dem Bett; Schon längst ersann der Feind Dir einen Streich Worüber Du nicht wenig staunen wirst.

Doch Valory treibt seinen Scherz damit: „Wie weisst Du denn die Zukunft so genau?

(

78

)

»Mich rauben? — Möchte wohl den SchLkev

sehn, „Der kalten Blute sich an mich wagen will!

„Geh, binde nur Dein Märchen andern aus" —

Schnell offenbarte sich die Glorie vor ihm,

Die heilige nam einen Körper an. So sein, so zart, wie ein subtiler Dunst.

Der gute d'Arget ist darob erstaunt Und unbeweglich steht der 117avc|uts da; Vor Schrek und Angst wird er beinah zu Stein.

Doch sammelt er noch jedes Nestchen Kraft,

Und ächzt, wie einer, den der Bannstuch brükt: Belehre uns. Du schöner Hlmmelöspuhk,

Wer bist Du? Engel oder Teufel? — sprich! Wie ist Dein Name, wenn eö Dir beliebt?

Sogleich versezt die gute heilige: Erkenne, dikker Marquis, Genoveve'n,

Ich kam Dich zu erretten, lieber Sohn, Von der abscheulichsten Verschwörung, die

Sich em Erzschelm von Heilige» ersann.

Und Valory sinkt nieder, kreuzet sich Und schlagt an seine Brust: Auf Dich, ruft er.

Unsterbliche, sez' ich mein ganz Vertraun!

(

79

)

Und dreimal will er ihre Kniee »«.fasse!!.

Doch jedesmal entweicht ihm das Phantom.

Die heilige fliegt schneller, als ein Bliz Davon und jene ungemess'ne Dahn

Scheint feurig von dem Glanz, der ihr entströmt; Ein langer stralender und Heller Streif

Bezeichnet l» den Lüften Ihren Pfad. So fleht man oben an dem Firmament!

Den wohlgeschwänzcen Stern,

der die Pla«

neten

Zn feiner länglichtrunden Bahn begrüsst. Das grosse Himmelsfeld erleuchten Und reissend sich des Astronomen Gukksr

Und seinem Forscherblik entzieh'». Dem scheuen Pöbel bringt dies Phänomen

Die unglükslckwanqre Pest, den Krieg,

Za selbst des Weltalls jähen Umsturz, die Der Astrolog genau vorhergesehn. Auf gleicher Weise lag vor Angst und Furcht, Als ünsre Heilige verschwunden war. Der dlkke Marquis in Betäubung da.

Doch d'Arget steht ihm treulich bet und

bringt Zhn wieder auf die Beine, preist zugleich

(

So

)

Die glükliche Erscheinung mächtig an. Und nun beraten Beide wetöltch sich: »Wa« ist zu thun? Zu unsrer Sicherheit »Verändern wir die Wohnung augenbltk«/ Ein kleiner Flekken lag dem Lager nah. Ein Ort, der gar nicht in Betrachtung kam. Und doch bestimmt, dereinst berühmt zu fein. O Zaromirz, so schlecht zum Ver« gebaut. Wie werd' ich Deinen übelklingenden Fatalen Namen wohl mit manchem Flik Zn meinem Liede hier gebrauchen k-imen? Wie Dein« alte, wüste Mauern malen. Und jene« Abenteuer sonder Gleichen, Da man die dikke Marquioschaft gewi« Zn Fesseln einzuschmieden glaubt« ? Nun, Valory macht' einen Schild'sch en Stretch, Quartirte sich In diesem Flekken ein; Doch theilte man au« grosser Zärtlichkeit Ihm einen Haufen tapfrer Krieger zu. Mit wacher Hut beschirmten sie da« Thor, Daß die« Palladium gesichert sei. O Metsterstük der Klugheit und der Vorsicht!

Wa« denk'st Du, Leser, wohl? — Der Mar, quia lies Die

(

8i

)

Dir Vorberthüre wohl behüten und

Vergas die Hinterpforte ganz und gar.

Ha! diese Unvorsichl erleichterte

Den Anschlag seine« Raube« nur zu sehr. Bernemet tturt, baß unter diesem Dach

Verräterei ihr schändlich Wesen trieb. Gedungen wurde dieser Hütte Wirr Vom Held Franquini, jenem Ungethüme

Da« seine Rolle spielt wie «in Achill.

Fehlt mir Bernini'» Meisterpinsel auch, Sv mach'ich dennoch, lieber Leser, Dir

Bon dem Palai«, der räucherichen Bucht,

Wo jene« dikken Marquis Abenteu'r Sich zutrug, eine leichte Schilderung«

Stell' Dir ein russige« Gebäude vor, Da« nicht die mindeste Verzierung hat, HnD traun! hier athmete kein Ambradüft; Zm ganzen Hause waren nur zwei Zimmer,

Dem guten d'Arget ward da« vorbere. Die hintre Kammer nam der Marquis selbst. Die Nacht begann, in'« Nest kriecht Valory,

Wie eine Ratte schnarcht der dtkke Herr,

Und neben ihm ruht d'Arget, sein Getreuer,

Und in Geschäften seine rechte Hand,

$

(

8i

)

Zn'MorpheuS welchem Arm, nachdem tk «rst Noch seinen Rosenkranz geendet hat.

Da stieg mit rötlichtem Gesicht Vom Himmel Stephan, sein Patron, herab, Und stellte sich zu seinem Haupt an'« Bette; Der gute Gauch lag schon im ersten Schlaf. Du schnarchst ja, rief er, Söhnchen, wie ein Vieh, Da Dich zu fah'n, Franquini naher eilt. Geleitet von dem Schelm Beelzebub.

D'Arget erwacht, sein ganzer Leichnam bebt, Doch da er niemand sieht, so schläft er fort. Sogleich erscheint aus'« neue ihm der Spuhk Und wiederholt die Mähr von Wort zu Wort. Befürchte, schliesst er. Nahe Sklaverei!

Schon brummt die Glokke Zwei nach Mit/ ternacht, Al« schnell ein fürchterlicher Lerm entsteht, Und der Pandur, voll Durst nach Raub, dl« Thür Erbricht und so in d'Arget'o Zimmer stürzt. . Zn der Gefahr behielt der arme Wicht Doch Fassung g'mig, zum Heil für Gallien,

r

83

)

Und da er sich im Schlag gefangen sah, Sa ruft er ihnen ganz pathetisch zu: Wen suchet Zhr? —„Wir suchen den ITIarquie „Und spüren Eurer feinen Politik, «Dem Silberzeug und Euren Möbeln nach." Ich bin der Abgesandte Gallien's, Dersezt darauf der kluge Sekretär, Nemt diesen Sak voll neuer Louisd'or.

Nun plündert« der Haufe alles aus. Und machte flink das ganze Ztminer rein. Doch keiner, war e« Glüksfall »der ward Zhr spähend Falkenauge hier getäuscht. Ging in das dichtbenachbarte Gemach. Dies schrekllche Getümmel drang zum Ohr De« dtkken Marquis, plözlich wacht er auf; Verloren war er ohne Rettung nun Wenn nicht in diesem grausen Augenblik Dom hohen Himmelszelt die Heilige Zu seinem Schuz herabgestiegen wär. Wlld sprang er aus dem Bette, schrle dabei Vor Schrekken auf und wollte nakkend sich In einer Stellung, 61t nicht züchtig war, Den Händen seiner Räuber überliefern. F-

(

84

)

Die gut« Heilige denkt eben noch An ihre göttltchreine Zungftauschafc, Verbirgt ihr schönes Antliz mit dem Ficher Und bltnzt verstolen durch die Stäbe durch. (Kein Alter schüzt da« Weib für Bulerri) Det der Gefahr thut sie ein Wunderwerk, Versenkt den ungestümen, rasenden Marquis in einen festen Tvdtenschlaf.

Indessen schleppte diese grausame Danditenschaae, die in der Ducht das Wild Ertappt zu haben glaubte, d'Arget fort, Zn einem Zustand, wie er aus der Hand Der Bildnerin Natur entsprang und wähnt Durch diesen Pinselstretch sich im Drfiz Des schönen Preussischen Palladiums.

St. Hedwig fliegt indes zur Wache, ruft: Herr Korporal, ach I eilt und sieht uns bei! Geschwind befolget Eure Schuldtgkelc Und jagt den wilden Räuber fern von hier! Zudem nun der Barbaren Haufe schnell Den armen d'Arget durch den Garten schleppt, Und immer plündernd seinen Raub vermehrt, Schikt unser Korporal ihm einen Regen Von mörderischen Kugeln tapfer nach.

(

85

)

> Der Russe tSdtet auf der Bärenjagd Nie eine gleiche Zahl, wie Aaromirz Pandurenseelen In der SchrrkkenSnacht Geradenwegs zum Teufel fahren sah. Du armer -Arget, bist der Feinde Raub, Und Deine Freunde schiessen noch auf Dich. Wer schüjte da mit seinem Hrlferarm Dich wohl In dieser schrekiichen Gefahr? Wer barg Dich unter seinen Fittigen?

Set ruhig, lieber Leser! Sieh, schon steigt St. Stephan eilig nieder vom Olymp, Des guten -'Arget» schüzender Patron. Indem der Tod von aste« Seiten würgt. Dient ihm der edle Heilige zum Schild Und wehrt ihm rechts und links die Kugeln ab. Franquini bleibt indes bei seinem Wahn; Flieht schnell davon und Freude schwellt fein Herz. Schon wünscht er sich zur eitle» Ehre Glük, Die ihm ob seiner Beute werden wird.

Gleich rasch trabt d'Arget barfu» nebenher. Versinkt bis an bk Knie in den Kot Und bebt vor Frost, zerrt wunderlich den Mund

Und mancher Dorn zerrlzr de« blossen Fu«. F r

( ir6 ) Mit ganzer Seele flucht der arme Schelm

Auf das Geschtk, das so mit Menschen spielt.

Schon hatt' ex trabend mehr als eine Melks Ansteter Lästerung zurükgelegt,

Als schwachen Schimmers nun der Tag begann

Und unser Trupp z» jenem Lager flies, Wo das Quartier Franquini's war. Der böse Bube spielt den Höfliche» Und spricht zu d'Arget: Herr Ambassadeur,

Mich schmerzt Ihr Unfall, der, ich muS gesteh»,

Sich von mir Glüklichen allein entspann.

Und daß Sie barfuS, ohne Kleid und Wagen

Die Reife machen mussten, ist fürwahr! Ein kleines Ungemach, Herr Valory. Jedoch zum Trost für diesen bittern Schmerz,

Zur Linderung für Ihren ersten Schrek, Geniessen Sie von diesen Schüsseln hier.

Die gestern Ihre, heut die Meinen find. Und als sie Beide sich verständigten.

Geschah dies, wie Ihr selbst Euch denken Nichts weniger als zur Zufriedenheit. Denn ohne Umschweif that der edle Man» Sogleich ihm das Geständnis, wer er fei,

Doch wie ihm d'Arget jene- Qu.iproquo

(

87

)

Non feinem Unfall auseinander sezt.

So rührt den Austviev beinah der Schlag. „Wie? immer noch bet Helden eine Null?

„Ha! so entreisset dieser lose Hund „Von Franzmann mir durch meinen falschen Gris

„Auf immer heute jeden hohen Glanz

„Von einer herrlichen und schweren That?

„Wer Du auch bist, unsoeliger Betrüger/ „Du RäuZer meines schönsten Heldencuhms,

„Bezahle meinen Unverstand n»d >cirb."

Er spricht's und zieht das lange Mordgewehr, Und schwingt es dreimal über seinen Kopf Und wütend wir der Unmensch schon Mit eins das Haupt Ihm vor die Füsse legen,

Ein alter Ungar hält ihn faust- znrük: „Gemach, Franqmm, Du vergisst Dich hier.

„Nach unsrer Pflicht wird jeder, den wir fsh'ir, „In Barl's des Guten Lager abgeführt.

„Vorzüglich schone dieses Mannes, der „Uns manch Geheimnis offenbaren kann."

Er sprach's; Franquini, zwar nach hartem Kampf, Besiegt sich und (test seinen Sabel ein. F 4

(

88

)

Nun, lieber Leser, möchtest Du wohl gern Don mir erfahren, ob der Ungar nicht Gar eine Heilige gewesen sei. Die unter diesem Schnurbart sich verbarg. Wie Zhr schon of. in diesem Buche saht. Doch muS ich ohne Rükhalt Euch gestch'n. Das; ich eö diesmal nicht enträtseln kann. Denn weislich schweiget über diesen Punkt Mein Chroniker und ginge man -urük SBi* auf Turpinen selbst, so fände sich Zn diesem Labyrinthe doch kein Licht. Glaubt, waö Zhr wollt, es ihm zur Sache nichts. Franquini ändert alsobald den Ton Und dieser wilde Löwe wird So biegsam und so sanft, als wie ein Schaf; Brummt manche leidliche Entschuldigung Sogar sehr traulich dem pariser zu. Nun führet sie der Weg in einen Wald Der dikbelaubt und undurchdringlich war; Nie brach der blijende und holde Stral Der Sonne ein in diese Finsternis.

Und in dem schauerlichsten Dunkel ragt Ein Felsen hoch hervor, ihn schatteten

(

89

>

Cypressen dichtverwachsen, fürchterlich Thut eine Kluft in seinem Schoos sich aus;

Man glaubt da« Thor der Hölle selbst zu sehn.

Dies war Lranqnini's Residenz Hier seine Schrekkensbucht

— ein

Krieger,

schwärm Strömt aus der HLIe seinen Brüdern zu. „Hak guten Tag! sieh da, wie ging es

Euch?

„Habt Ihr geplündert? war die Beute gut? „Wird uns denn auch ein

Theil von Eurem

Raub?»

Man herzet sich, erzählt und räsonirt Viel von Franquini's grosser Heldenthat. Und al« sie unsern d'Arget nakkend sahn, Schrie alles aus: Ha! seht einmal den Schäker!

Auf Ehre, Freund, man hat Dich stink bedient!

Verbargst Du noch ein Goldstük? Immer gieb

Es her; un« schlaue Füchse täuschst Du nicht! Bescheiden schweigt der gute d'Arget still,

Zerrissen — blutig waren seine Füsse, Und alle seine Glieder schier verrenkt; Zum Himmel wendet er sein Aug' viid nimmt

Die Mine eines Supplikanten an.

F s

(

92

)

Arariquini spricht: Hier dieser gute Bursch Ast mein Gefangner, führt ihn in die HLle.

Pflegt sein unb gebt ihm einen Labetrunk! Sogleich vollzog man eifrig den Befehl,

Denn Held Frcmqujni lu'f't das Zandern nicht,

Und von zwei grossen, ältlichen Panduren

Wird d'Arget in der Höle Grund geführt. Gedenkt Euch nun ein schwarzes, dunkles Loch, Wohin noch nie des Tages Schimmer drang;

Auch sah beim Eintritt d'Arget keinen Stich. Nun kam ein ungeheu'r Gewölbe, wo

Zwei Lämpchen zitternd ihm ihr bleiches Licht

Zuflimmctten; er tappt den Führern nach. Ein langer Gang führt durch den Felsen fort Und leitet zu der Räuber Lagerstatt;

Hier duften Dünste stinkend wie die Pest.

Durch Zufall hgt die launische Natur Mit jedem Schauer diesen Ort erfüllt,

Der jene grause Straffeuräuber birgt.

Kulezt trat er in eine Grotte ein. Ihm folgt jrranquin’ und rustr Man fäiv bre ihn!•

Zwei Bauerschönen eilen schnell herbei,

Von denen jede einen Eimer trägt»

(

yr

)

Ergreifen d'Arget, waschen, striegeln ihn

Und parfämiren Ihn von Kopf zu FuS. Gebt ihm ein Kleid! sezt nun Fanquini zu;

Man läuft und rennt; Mätressen, Konkubine« Durchkramen alle Beute In dem Keller,

Die eine reichte ihm ein feines Hemd, Dem Mechel» seine Krause einst gewebt.

Und das man einem Preussen abgerupfr. Die zweite pressc ihm drauf ein Schüchleln an.

Das weiland einem kleiner» Fus gehört.

Die dritte hüllt Ihn in ein Kleid, das viel Zu lang und weit für seinen Leichnam war.

(Lranqnini hatt'es einst amNhcln erschnappt)

Und um das Werk zu krönen, drükt man noch

Ihm tief in's Antliz einen grossen Huf, Da sah er Euch wie ein Bramarbas aus.

Lranquin' beginnt; Mich hungert und mich

durstet; Auf! lasst uns essen, Ihr Holunken Zhr!

Wichst eine lekkre Mahlzeit auf! — Sogleich Erscheinen sogenannte Jungfern, dse

Die Tafeln ordnen und mit langen Kerzen

Von Wachs besezen, einst des Altars Schmuk, Den sich Franquini zngeei.quet hat»

Man stellte schönes Tischgeräte auf, Da« der Pandur dem dikkrn Marqnis stahl; ■ Und d'2Lrget spricht: Dies silberne Geschirr -Hat zu Pari« Germain geformt. Recht gut! Rust Mer, desto grösser ist sein Wert! Und vierzig auserlesene Gerichte Besezen nun den Tisch In einem Kreis. Hier feiste Hammel, dort gerauhte Häuer. Die ganze Gegend muffte zinsbar sein; Der arme Dihm'sche Bauer ward so gut Geplündert, wie de« Feinde« Unterthan. Auf fremde Kosten lebten sie hier hoch. Und mästeten vom Kriegesunglük sich.

Nun. brachte man den schäumenden Cham, pagnrr, Der bald in jedem Glast sprudelte Und Port ä Port und gelblichten Tokaier, Ein« wie da« andere, gestolneö Gut; Und leert die vollen Gläser Schlag auf Schlag Und nun ertönet laute Prahlerei. Doch d Arget versenkt und isst Bon diesem Diebeömal, womit man ihn Bewirtete, mit sichtlichem Verdru«, Geniesst nicht mehr, al« er zun» Leben bruncht.

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)

Drauf, als es spät ward, kamen ihr« Nym, phen; Man herzt und küsset und berauschet sie Zwar nicht mit Liebe, aber doch mit Wein. O werten Freunde, wie vermag ich wohl Euch ihre wüste Freuden treu zu schildern? — Glaubt nicht, daß eine solche Liebe je Die Wonne jenes Zartgefühles kennet l Denkt alles Euch, wozu die Trunkenheit Den thierischen Pandur entflammen kann.

Hier sah man manches Mädchen, tief gebeugt. Mit Zügend und mit jedem Reiz geschmükt. Da« Franquin' und dem kühnen Räubervolk Durch Nervenkrast und tausend Drohungen In dieser Höle schändlich unterlag. Selbst in der Freubenfülle Augenblik Entwand sich noch ihr unschuidsvoller Mund Und Thränen rollte» au« dem schönen Aug' Und Seufzer schwellten Ihren Busen auf. Ihr ängstlich Klagen hätte wohl den Panther Den wilden Tiger selbst besänftiget. Allein die böse Buben, deren Herz Zu sehr verhärtet war, vollführten doch Mit gleicher Unbefangenheit bas Werk.

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Man sollte bei dem grausen Änbltk sagen, Daß Teufel hier die Engel schändeten.

Äesättiget an den bekannten Freuden,

Trieb dieses thierische und wilde Volk DlegrSbste Schwelgerei; sie brachten nun.

Auf falschem Weg, der Venus Opfer dar,

Berauschten in verbotner Liebe sich. Doch müde endlich dieser losen Greuel

(Zu früh kehrt man von diesem Miübrauch um) Durchzechten sie die ganze lange Nacht.

Vor allen zeichnet sich Lranquini aus.

Und so beschlos sich diese Schmauserei.

Als ganz von Kält' erstarrt ein Schwärm Panduren Rapport von einem schinen Fange bringt.

Man hatte aus den nächsten Gegenden

Der Schaafe und der Lämmer viel geraubt; Kapellenkerzen, Hüner, Schweine und Des Pfarrherrs liebes Züngserchen dazu. Auch eine Amtmannütochter schön und rein.

Von den Dukaten sagten sie kein Wort.

Der Eigennuz — das ist nun wohl nichts neues, Macht den Panduren selbst zum Stehlen klug.

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) Sögleich erfolgt die Theilung, undFrauHuinr Begtnnk: Die Mädchen, Freunde, sind für uns, Und den Panduren überlassen wir Die Kühe, Schweine und den Brantewein. Laut brüllt der Haüfe und die Grölte tönt Bon dem Geschrei; der dumpfe Widerhall Summt in der Höle das Getös« nach; Sie rufen insgesammt: wir schlafen nicht? Und der Pandur würgt feiste Schweine ab Und theilt sie dann in gleiche Stükke, sucht Sich Holz, nimmt einen Nagel und entlokt Dem harten Kieselstein durch manchen Schlag Lautknitternd helle Funken, lodernd zündt Der Schwefel nun die Leuchte an. Sogleich Entflammt das Holz, man bratet sich bas Fleisch Und übergiesst es mit geschmolznem Fett, Nimmt dann die Keulen und den Rükken «in Und schmaust, in'S Gras gestrekt, nach Here zenslust Ho wie der Sänger Zlion's uns sagt; Ein jeder war bei seinem Theil vergnügt. Dem barschen Aranquin' führt man nun den Trupp Der süssen, schönen, muntern Dirnen vor. Wovon der Wicht ein grosser Liebling war.

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Und In dec Mille dieser rauhen Krieger

Erscheint mit jedem Zauber angethan Ein junges, liebes, reitendes Geschöpf. Stein, jene Schöne, die dem Mene laus

Entführt ward, deren Raub ganz Asien Zn Waffen brachte, biedern PriamuS

Go manche heisse, bittre Stunde schuf.

Kam diesem holden Mädchen nimmer gleich.

Auch war sie nicht wie Zhr, Ihr Fürsten­ töchter,

Zwar zaubernd, wenn Zhr In der Hoheit prunkt Doch die Zhr jede Anmut, jeden Reiz

Verliert, wennZhrentblisstvomreichenSchinuk Und von Kleinodien Euch blikken lasst, Womit Zhr Eure wahre Züge nur verstrkt.

Sir trat nun unter dieses wilde Volk Und Thränen stürzten ihrer Wang' herab.

Zm Schlaferis man dieses holde Kind

Von ihrer theuren Mutter Seite weg,

Zn einem Kleide, dessen simpler Schmuk

Nicht sehr die Gaben der Natur erhob. Zwar ihr Gewand war rein, doch einfach nur; Schwer engt ihr Mieder einen Busen ein.

Der sanft in erster Blüte stieg und sank, Und

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Und btt dem Lauschenden zwei wogende Und süsse Hügel sehen lies, die halb Die abgetollte Lokke neidisch barg; Der Lilie Glanz, der Rose Glut umzog Zht Antltz, funkelnd wat ihr Schlehenaug, Beredt jedweder Stral, bet ihm entfios. Ein halber Doge« kreiste oben hin; Und dann rin Mund, ber süs zum Küssen lud. Und Sfnete die runde Putpurlippe Di« Liede oder Komus feinet Scherz, So schwellte und entzütle jede Brust Der Silderglanz von ihrem weissen Zahn. Nun denke Dir noch einer Göttin Wuchs, Der Benns Jugend, der C o ch v t s Jus, Der Coch vis FuS. So wie man in der vertraulichen Sprechart einen runden Kopf, der einen starken Am strich von geistvoller Donhomie und Jovialität hat, «inen Doktor - Luther - Kopf nennt, so hies man |u der Zeit, da dies Gedicht verfertigt wurde, ein sehr fein und nett gebildetes Fitschen einen CochvlSe Fus, wiewohl dieser in der That einrig war. Erft viele Dekaden nach dem Abgang der Desirerin dessel­ ben vom Berliner Opcrntheater,bei dem sie sich alerste Tänzerin angestellt befand, bewunderte man eine Ähnliche ausg-reichnete Schönheit ander jungem DeS? p l a c e S (Soloranrerin auf dem mehrerwahncen Thea­ ter) die zulert mit Herrn O ü p o r t, Mitglied derKönigl. Kapelle, verficht war und die den vierten Jünner 1791 nach einer glüklich en Entbindung im sechsundiwmv

G

So hast Du jene- holde» Mädchen- Bild/ Das den Banditen In die Hände fiel.

Mir einem Dlik voll hoher Majestäk Trat sie In dieser Buben Milte ein; Doch jene Wilde ohne Menschlichkeit Erhaschten brünstig ihre Beute schon, AIS sich Franquini so veniemen lies i Nicht so betrübt! hübsch lustig, liebes Kind! Lasst uns die traurende Gefangene Durch Liebe trösten—doch, was mich betrift, Ich habe schon genug, nms mir zum Trvz Diesmal bescheiden sein. Dir, d'Arget, soll, zigsten Jahre ihres Alterö am Faulsieber verstarb; einec Künstlerin, welche wegen ihres Talent", ihrer Grazie, ihrer Sittsamkeit und andrer liebenswürdigen Eigen­ schaften den Beifall des HofeS und dieWertfchäzung deS Publikums in hohem Grade genoS. Doch auf unsre Cv* choiö wieder »nrük! Der MargurS d'Argens heuratctc dieselbe mit der Bewilligung >emeS königliche Freundes, der diesem Frauenzimmer wegen threv mannichfachen Talenre und deS Zaubers in ihrem Um­ gänge sehr gewogen war. Meines Wissens lebt diese Dame, deren körperlichen Reize von ihren geistigen weit übertroffen wurden, noch in der Provence, von den dort angesehnen Verwandten ihres ManneS und allen Nachbaren, hohen und geringen, Äusserst geschiizr»

A. des Nebers.

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(Sieh! was Panduren > (Ebelmut vermag) Die« liebe Mädchen sein. -- Nun geh und brich Mit Wollust ihre junge Rose ab.

Und d'Arget fühlt den alten Adam schon. Da dringt dies Angstgeschrei zu seinem Ohr:

„Gerechter Gott! bin ich denn in der ^>8Ue ?“

Za, Liebliche, in dieser Mörderqrnst Ist Franquin' ärger noch, al« Luzifer. »Erbarme Dich, v guter milder Mann,

»Doch meiner Jugend, meines Ungemachs!"

So ächzt die Zirme und sinkt vor ihm hin. »Ich bin verlobt, mein künftiger Gemahl

»Vermag es nicht mir kräftig beizustehn, »0, las Dich, Edier! meine Tugend rühren!"

Sie sprach's und heisse Thränen überströmen

Die Zauberreize ihres Angesichts.

Franquint ruft: Nun so bekröne man Den jungen Bräutigam schon in voraus!

Auf! giesse einen schmukken Franzmann frisch Zn diese herrliche und blanke Form!

Der.gute d'Arget präludirt nunmehr. Und brennt dabei in heilen Flammen auf;

Doch eben da er Im Begriffe war, G i

(

IOO

)

Den süssen Wonnel-echer auszuschlürfen, Erschien ihm schnell sein giithitec Patron. Sogleich erschlast ihm jede Muskelkraft, Plump«! stekt er seinen Degen wieder ein Und flucht St. Stephan heimlich in den Bart. So test an einem Pful die Schnelle oft Den kleinen Kopf aus ihrem Häuschen vor. Kriecht gern bei warmen Sonnenschein im Schlamm; Allein sobald sie ein Geräusch vernimmt, Zieht sie geschwind die steifen Hörner ein Und schrumpfet in ein Klümpchen schier jusann men. So bändigte des Edelmuts Gefühl Zm d'Arget jenes Dämons Bosheit, den Man in der feinen Welt Kupido nennt; Den Moses in dem geschwizreichen Buch Zur Schlange macht, von welcher leider Gotte«! Frau Eva'« Lüsternheit zu viel genor.

Der gute d'Arget, kälter al« ein Eis, Raunt seiner Schönen zu: Du armes Kind! Ha! Deine Tugend macht mein Mitleid warm. Ein Greuel ist mit'« Dich -u schänden — nein Bon mir befürchte fernerhin kein Leid,

(

)

IOI

Vielmehr bezahl' ich Deine Ranzion. Er spricht'«, nimmt ihre Hand und tristet st».

Franquini merkt, daß dÄrget kälter wirb. Und ruft: Wie? macht man es in Frankreich s» Mit Mädchen? Nun, wenn kommst Dn denn

-um Ziel? „Ach! unser trauriges Geschik, mein Herr,

„Steht, edler Krieger, ganz in Deiner Hand. »Soll dieser Engel, der nut Gdtkerretz

„Mit jeder wundervollen Anmut stratt, „Soll der an diesen Unglüksort der Brunst

„Des ersten Wüstlings überlassen sein,

„Der sie umschlingt? Nein, edler Mann, „Nem, ehre doch ihr Alter, ihre Tugend »Und gieb ihr ihre Freiheit wieder."

Geh, armer Fran-mann, bete Dein Bre< vier, Bersezt Lranquini spottend, beut zu Tag Zst Mädchennvljucht eingeführter Brauch. Und doch, entgegnet jener demutsvoll

Und halb -erstreut — mir fällt ein Mittel ein, Bist Du vielleicht ein Freund vom Gold, nun

so

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)

Bezahl' ich Dir mit schönem baaren Gold Di« Freiheit diese« himmlischen Gestirn«.

Der Handel misbehaqt dem Räuber nicht, E« sei, spricht er darauf, wenn Du mir giebst So viel, daß ich damit zufrieden bin. Dann mag die« spröde Ding samt ihrer Tugend

§u ihrem Bräutigam nach Hause gehn. So warst Du Loch, verfluchter Eigennuz

Einmat de« Sterblichen rrsprie-tlch, denn Du rettetest au« des Barbaren Hand Unangetastet in der Mördergruft

Die schöne liebenswürdige Aur-re.

Vierter Gesang. Äöohl ist es gros der Tugend Freund zu sein, Allein in unserm argen Häkulum Set bübisch, lasterhaft, sei nur zugleich Auch liebenswürdig, kömmst Du durch die Welt.

Der gute d'Arget war zu seinem Glük Das eine, wie das andre. Was nunmehr Lranquini'n qnbelrift, von. Schwelgen matt (Denn wähnt nicht, daß ein rauchender Pandur Nur immer kriegt und stets der Wollust fr-hyt, Nichts Iroknet schneller, al« die Liebe aus) Franquini, sag'ich, pfleget seiner Ruh Den ganzen Tag und sammelt neue Kraft; Erloschen war der Leidenschaften Wut; Er schlendert fort, sucht unsern armen. Gauch In seinem Bette auf und spricht, wie folgt;

Mich treibt die liebe Langeweile her Zu Dirmag heute nicht zum Loch hinaus; E« regnet ganz gewaltig, weisst Du was, Berichte mir Del» Leben, Deine Fata Und Deine Thaten, baß ich für. den Faug

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Doch etwas habe, Zhe Franzosen sollt Gar wunderliebltche Erzähler sein.

Und d'Arget spricht auf diese Schmeichelei: „Unendlich schäzbar wäre mir da« Glük, „Könnt' ich Franquini amüsirenZwar „Viel ist an meinem Lebenslauf nicht dran, „Doch einfach, prunklos Hingt er wenigsten«.,, »MetnUnglüksstern, der immer mich verfolgt, „Lies mich, «Herr, von einer Herzogin „Entsprossen werden, und mein Vater war „Ein Unbekannter, dem verborg'»« Giur „Den Busen ineiner Mutter ifnete. „Al« eine unerlaubte Liebeefrucht „Zog man mich fern von meinen Aeltern auf. „Um früh mein Herz zu bilden, ri« man mich „Bon jenen biedern Menschen- fort und wies

„Dem aufgeblähten Knaben seinen Plaz „In einem Jesmterkloster an. „Hier sollt' ich unter den berühmtesten „Doktoren meine Studien vollenden. „Ein Dämon, der mein Unglük stiftete, „Lie« dort mich harte Prüfungen bestehn! „Man fand, daß meine Bildung nicht ganz „schlecht,

„Mein Geist voll Feuer sei — Ein üppiger

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)

„Professor that gar freundlich gegen mich, „Zog mich in seine Zelle, magre da „Ein Anerbieten, da« so schändlich war, „Daß ich mit ernster Stirn' entgegnete: „Geh, scheuelich Ungeheuer, Du empörst „Durch Deine geile Wünsche die Natur! „Geh, suche in Vergessenheit dem Lohn „Der viehischen Begierden zu entgehn!“ „Bald ri« ein andrer eben so mich fort. „Ich stie« ihn von mir, und—er pakte ein. „Doch endlich überfiel mich solcher Schwarm, „Daß mir im Kloster keine Freistatt blieb, „Und ich, der zarte, schwache Knabe noch, „Bon Furcht und Schrekkm eingeschüchtert ward."

„Wie? lasest Du die Weltgeschichte nie? „Da stehst Du Helden mächtiglich berühmt, „Versezt ein andrer, die bald handelnd und „Bald leidend in den Armen ihrer süssen „Und gern bereiten Freunde sich erlabten. „So liebte «inst den Sohn de« Kllni a«, «Der Weiseste der Griechen, Sokrates, „Der doch, so wahr ich bin, nicht schmujigwar. „Nur die« verband Eu r y a i u « und N i su«.

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(

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)

„Noch hundert andre führt' ich Dir wohl an.

„Auch jener Cäsar soll, wie man erjahlt, „Zugleich der Gatte jeder Römerin

«Und jedes Römers Frau gewesen sein. „Doch schlage den

Svetyn nur etwa«

nach

„Und sieh, wie man von den Casaren spricht! „Ihm nach gehörten sie In dies Register,

„Und dienten insgesamt dem schönen Gott „Von YampsakuS — und gnügek Dir noch »nicht

„Das Beispiel der Profanen, dringen wir „Mit Waffen aus der Bibel in Dich ein.

„Was glaubst Du wohl, daß St. Johan,

ncS that, „Als ihn nun I" auf das Bette warf? „Merkst Du es nicht, er war fein Ganymed? „Um allen diesen Gründen mehr Gewicht

„Zu geben, führ' ich noch Don S-anchez qn.

„Lies nur den neunnndzwauzigsten Artikel

„Von jenem göttlichen Traktate, den „Er von der Heurat schrieb, da findest Du,

„Daß Dein Verstand,

ein Neuling nur, 6, „Nur nennen können, name« ihren Plaz „ »Mil gleicher Strenge dreisstg Herrscher ei» » »So siehst Du, baß der Belgier, wiewohl » »E»

(

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)

„ „Er frei sich wähnt, doch nie vermögen wird/ „ „Die Skavenkette ju zerbrechen. Wir „Republikaner sind der Schurken Raub; ,» „Statt Eine-, herrschen tausend über uns „ «Und dennoch glaübt die ganze Welt un­ frei." " „Der Dlkste unter diesen Bürgern lud „Mich in sein Hau« — mit gleicher Artigkeit „Nam Ich da« Anerbieten willig an; „Doch kaum gewahrt mich eine Mazd > so fasst „Sie mich ans ihren breiten Rükken, und „Zerrt mich gemächlich nach der Strasse zu. „Dis an die Thüre ging der tolle Zug; „Hier fiel sie unbarmherzig auf mich los „Und säuberte und wusch mich ziemlich plump „Mit einem grossen Eimet Wasser ab.

„Was soll da« heissen? fragt' Ich sie hierauf. „Da< ist so eine Höflichkeit, versezte sie, „Die bei Euch Fremden allzu nötig ist, „Um Reinlichkeit im Hause zu erhalten. „Hierauf lässt man mich In die Küche gehn« „Seit dreissig Jahren glühte hier kein Brand. »Dies ist wohl, fragt' Ich sie, der Spetsesaal?

(

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)

” "Was sprecht Ihr, Himmel, weich« Lie

» »sterung! „ „Nein, diese Oerter sind nicht zum Gebrauch,

„ „Und wir bewohnen diese Zimmer nte,

„ „Um sie zu schonen, kriechen wir gar gern

„ »Zn unsre Keller, nur die Reinlichkeit „ „DeS Hauses GSttin herrschet hier allein."" „Da überfiel mich eine Wut zu lachen

„Die zu verheimllchen nicht möglich war.

».Mein bittet Bürger, der Satyr» Feind,

»Spricht trokken:

die Franzosen sind

sehr

„läpp'sch!"

„O Sie belieben nur zu scherzen, sagt'

»Ich drauf.

Sogleich geriet der fette Mann

«In Grimm und warf die Treppe michHinab. „Ein Schwarm von Dienern und von Mägden

»folgt „Mir mit dem schallendsten Gelächter nach „Und schrie mir tausend Artigkeiten zu, „Bis man mich ganz aus dem Gesicht verlor.

„Verlassen, rief ich, wollen wir dies Land

„Aufimmer und nach England' s Küstenziehn!

„Und meine Herrn Gefährten stimmten ein; »Sie hatten hier kein günstiger Geschik

(

ü5

)

^»Dei diesem groben plumpen Volk gehäbk. „Auf! lasst uns lieber zu dem Saran gehn! „So riefen alle grimmig auf die« Land. „Noch selben Tags nam uns ein grosses Schif „Da« schwere Lasten über Meere trug, „An Bord; man windet rasch die Anker auf, „Und schäumend führt die graue See uns fort. ,,Der Segel schwoll, wir furchten durch die Fink „Und rasch schwang der Matrose seinen Arm „Nach dem Signal, das der Pilot ihm gab. »Mit freundschaftlichem Hauche schnellte uns „Ein Südwind über daö gebahnt« Meer; „Die Passagiere zechten froh beim Mahl »Und keinem ahnete da« Ungeniach. „Doch plöjllchdrehte sich derWinb und trieb „Geschwärzte Wolken pfeifend über uns; „Der Himmel brauste und die Nacht umzog „Mit dunklen Fittigen das Firmament. ».Bald öfnete sich tief des Meeresgrund „Und ris In seine» Rachen unser Schif, »Bald trug es eine Welle hoch empor »Ium Himmel und der Donner rollte wild;

„Gezakte Bllze zündeten umher „Die Luft. Da knikr der Srurm den Mast, »Mit wütendem Getös stürzt er herab;

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n6

)

„Zn Stätten brlcht das Steuer, ach! und raubt „Dem zitternden Matrosen allen Mut.

„So schwammen wtr ein Raub des wilden

„Sturms,

„Als schnell ein fürchterlicher Knall erscholl» „Auf eine tiefverstekte Klippe flies „Da- lette Schlf, von allen Setten drang „Das Wasser In die Spalten und tfe Wogen

»Zerschellten es in tausend Trümmer schnell.

„Da ächzten meine Kameraden viel „Gelübde zu dem Himmel auf und ich „Sprach meinen Schuzpatron um Beistand an.

„St. Stephan hörte mein Gebet und gab „Mir ein zerbrochneS Ruder in der Angst.

„Für diesmal zieh' ich Dich aus dieser Not,

„So sprach der liebe Heilige zu mir, „Und zwar, weil Du mein Namensvetter bist.

„Auf diesem Trumme reite glüklich fort; „Zum Segel nimm den alten Mantel an

„Und meine Glorie, Freund d'Arget, sei

„Zu Deiner Leitung Dir ein sichrer Stern; „3um Steuer nimm Dein flinkes Hintertheil."

(

)

XI?

„Ach lieber Heiliger, versezt' ich drauf,

„Hier ist doch ttnun! zum Scherzen nicht viel M;

»Mehr Hülfe bitt' ich, weniger Satyre.

„So schwamm ich nun in diesem Aufzug

»fort,

„Und schier verlor mein Leichnam alle Kraft; „Oft überschwemmte mich des Meeres Flut;

„Ich fchlukte wider Willen bittres Salz,

„Und >var aus's neue einem Schifbruch nah, „Ais eine Woge mich zum Ufer trieb.

„Unfern erblikte ich den holden Strand,. „Da strengt' ich jede schlaffe Nerve an, „Und schwamm so glüklich nach Britannien.

„O heil dem Mann, der einen Hafen findt l. Z.a, ruft Franquinr, ewig Schade wär'S

Um Dich gewesen, loser Schwäzer Du! Dein Hell'ger hätt' ein gutes Werk gethan

Wenn er Dich hätt' ersaufen lassen — Doch Fahr immer fort — „Verschlungen von dem

„Meer

„Sind ast« meine Freunde worden — nie

»O Himmel! wird sie dieses Auge sehn. „Vielleicht hat mancher Hering sie zernagt — pÄte starben ohne Beichte, sind verdammt!

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(

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)

„Ich hielt dem Heiligen, was ich gelobt „Und brachte ihm zwei gross« Kerzen dar. „Nun da ich auf das trvkne Erdreich trat „Begann ich so: Die Doggen Engellands „Bewohnen doch fürwahr ein schönes Gau! ,Ledoch, was zaudre ich am Ufer hier? „Nach Lo ndon hin, wer Dritten sehen will! „Ich that'« und sgh' noch an demselben Tag „Die Stadt und präsentirte mich bei Hof.

«Stolz nennt der Dritte seinen König nur „Das Haupt des Volk« — Er lies mich gnädig »vor „Und sprach sodann zu einem Ofiizier: »Zeigt diesem Franzen doch mein Arstnal • ”

»Zch dachte mit*« mit Waffen angefüllt; „Doch sieh, statt dieser Kriegsgeräte fand »Ich Stiefeln ausgestellt und einen Hut.

„Da sprach mein Führer: welch ein heriichey „Und schöner Gegenstand! Den Stiefel trug

„Mein Held bei Malplaquet und diese» Sporn ..Hatt' er auf Hudenard's Gefilde», al« „Er seiner Garde Führer war •*- doch dreht

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)

„Euch einmal um und staunet dieses an. „Die« ist das Schwert, das unser Held am „Main „Bei Dettingen in der Franzosen Blut „Einst furchtbar tauchte — Seht e« nur genau; »Da merkt man noch die Flekke — hier — gebt Acht!

„Ha! unterbrach ich ihn und beugte mich, „Zu viel sah ich des Ungläks meines Volks— „Mein Bltk dabei gefiel dem Hifilng wohl. „Drauf eilte ich, so schnell es ging, davon ,,Unh machte mich sogleich in's Pariement."

„Das Volk hier äst dem alten Römer nach; »Wahr ist's, ein jeder plaudert ganz perfekt, »Das geht, als spräche ein Demosthenes? „Allein im Handeln sind sie nur zu oft „Nicht so probat, und ihre Tugend steht »Nicht immer in dem besten Wohigeruch. „In ihren Reden sind sie frei genug „Und darum doch für Gold nicht minder feil; „Dir.Krone wird vom Kurhut unterjocht.

»Ein schlichter B ritte ist Original; „Je sonderbarer seine Narrheit wirkt, „He mehr beklgschet ihn ha« Publikum. H 4

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»Es wähnet unter seines KänigS Macht

».Nur ki dem Maasse frei zu sein, atü nm»

--Mir seinen Rasereien Nachsicht hat.

»Auch keldet diese trübe Nation

»An jenem unqliiksvollen Spleen — So wis

».Man anderwärts den Einfall hat und nach »Dem Glase fasst, greift man hier nach dem »Strlk,

»Und hängt sich auf.

Kein Tag vergeht,

»Der nicht so eine Mordgeschichte sieht.

»Auch ihre Suren sind noch rauh und wild» »Kein Dichter, der für das Theater schreibt, »Giebt je ein Stük, in welchem er am SchluL

»Noch einen von den Spielern lehen lässt.

„Doch hiziger und wilder sind sie noch »Im Faustkampf ihrer Fechter-^ halbentblisstz

»Sah ich sie wütend mit einander baxen, »Bald bog ihr nervichter und starker Arm.

»Die Schläge ab und bald versezken sie »Sich Beide lödtiiche Veriezungen.

„Erspare mir bk grause Schilderung,

„Franquinl, besser ich erzähle Dir, »Welch ein besondres Fest ich dort geschaut

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„Ganz London dringt sich schier hinzu —

man siehe „Aus einer grosse Wiese Kops an Kopf.

»Die schnellsten Rosse ihrer Skulerei'n „Umfliege» dreimal diesen grossen Plan -,Und streiten um der Schenkel Flüchtigkeit.

»Was mein'st D» denn, wer nun den Preis

erhalt? ->Dn denkst vielleicht das Thier, das ihn gewann-? »So sollt' es zwar nach allem Anschein sein,

„Allein ein richterlicher Ausspruch theilt

»Ihn seinem faule» Herren zu.

»Bald ward ich mit den Britten mehr 6# kannr.

„Sie führten mich in manches gute Hauö, »Bisweilen auch in schlechte, die so sehr

„Dem raschen, jungen Mann gefärlich sind.

»Dem Liebeödrang, den man zu dämpfen nicht. »Vermag, folgt bittre Reue nach; man kaust

„Den Augenbltk der Schwäche theuer hier ' „In dieser Stadt sind der Aebkissinnen

„Nicht wenige. In ihren Tempeln dient „Die Schaar der Priesterinnen Vesta'S, bje »Zhr heil'geö Feuer leider nur zu bald

„Erlöschen lies; dies, ahndete erzürnt

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)

„Wie man erzählt, die Göttin, machte iHv

„Mit einem bösen Gifte ein Geschenk. „Ach! nur zu wahr, auch ich — ich kaun davon „Ein Liedchen singen! lang und grausam blieb

„Mir immer die Erinnerung daran.

„Die Herren Britten haben Billionen

»3u kommandiren — ein Tresor gehört „Zu den gewöhnlichsten der Dinge; selbst „Der Bettler schwelget hier im Ueberstus."

Ha, welch em Land! bricht HeldFranquü

in aus.

Warum zum Teufel kriegt man nicht mit ihm? Das wäre klüger, als mit diesen Preussen,

Dem Lumpenvolk, das nichts als seinen Helm Und seinen Degen hat; die SÄofclhelden!

Da lohnte sich's der Britten kühnen Schwarm Zu plündern — Doch nun, borget, fahre fort!

„Ich machte einen tollen Streich, man hles „Mich einen schäbichten. Französischen Hund. -,Das wurmte mich gewaltig, daß ein Wicht,

„Em Bube mir den Ehrentitel gab. „Du willst Dich rächen, dies beschlos ich fest,

,.Und da ich doch der ganzen Race nicht

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„Metn Heldenfeuer fühlen lassen konnte

„So wollt' ich mich aller» mit einem raufen« „In London siehet man den Pöbel oft

„Für einen Schilling sich mit Fäusten bläu'n;

„Bisweilen trift man unter diesem Pak

„Auch manchen Lord und manchen Herzog an.

„Lasst sehen, sprach ich, ob der Franzmann wohl,

„Hier drükt' ich tkef den Hut in'ö Angesicht,

„Ein Narr und eine feige Memme sei

„Ich fuhr just durch die City, siehe da „Schimpft mich ein.Jemand ganz gewaltig aus; „Schnell sprang ich aus dem Wagen und sogleich

„Stürzt' ich, entflammt von heisser, wilder Wut, „Mit aller Macht auf meinen Gegenparr.

„Arm gegen Arm und Knie an Knie warf ich

„Zu Boden ihn mit manchem derben Schlag. „Sein Blnr entströmt, und der Kolossuö ziert „Mir einem grossen Hökker seine Stirn.

„Ich glaubte schon, es wäre mit ihm aus. „Das Volk strömt zu, klatscht in die Hände-

schreit, Hit», die Attliadr von Löndon,

21. des Ueüe^

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)

„Doch da tch mir nichts GntS vermute» wär,

„So reist' ich tiocy dieselbe Nacht davon.

„2(nf einem Schis kam ich nach Portugal

„Und sah daselbst des KöniaS Mönchspalast. „Der Fürst erhielt das seltne G!ük von Rom,

„Daß ihm voll Milde die Erlaubnis ward, „Die Messe selbst zu fingen.

Da sein Geist

„2(n nichts so sehr, als an her Kirche hing,

„So steckt er nie die wollnstvolle Hand „Nach andern Mädchen, als »ach Nonnen aus.

„Des Königs Zepter ist der Weihwedel;

„Er giebt Gescze nur in Portugal: „Der Bürger, Bauer, Edelmann und Pfaff' „Sie alle zittern vor des Webels Macht.

„Drauf sah ich mir ein grosses Kloster an, „Das er den Kapuzinern bauen lies ;

„Ein Volk, das in der That Kredit verdient,

„Für das er volle Zärtlichkeit empfand. „Hier that man mir den Vorschlag, ob ich yicht „Mich elitkapuzm lassen wollt«, doch »Ich lehnte alsobald den Antrag ab. „Wie? wollt Ihr denn, vcrsrzr' tch ungestüm,

„Daß dieser Kerker mich begraben soll?

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)

„Und kurz, um die verwünschte Bude schnell „Mtt Mönchen zu bevölkern, wählte man „Gewaltsam hundert Grenadiere aus, „Die tn der Kutte ihre Metten näselten „Und mit Berdruö auf sich die Geissel schwangen. „Doch ich besorgte, daß man wider Willen „Den frommen Nasenron mir lehren möchte, „Erqrls das Weite und kam Herstich froh »In Spanten nach wenig Tagen an.

„Hier glaubt' ich mich vor jedem L-id ge< schirmt, „Doch das Geschik, das stets mir feindlich war, --Verfolgt mich noch bis jezt mit gleicher Wut. »Ick) fühlte, böser Amor, detue Macht. „Am Gitter eines Klosters sah ich einst „Zu meinem Weh ein himmlisches Geschöpf, „Ein Nönnchen, jung und sanft — da fasste ich „Au meinem Unglük den Enrschluö, zurük „Zu kehren und die Liebliche zu schau'«. „Ein schlauer Priester stand mir treulich bei; „Er war der Kupler (zürne nicht darob!) „Und schäfte mir gar bald Geleqenhm „Dies schöne Wunder in der Nah zu sehn.

„Die Holde gab mir drauf ein Rendezvous. „Auf einer Letter stieg ich in das Kloster.

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„Doch was das schlimmste war, so harr' ich noch „Ein Denkmal von der bösen Brittin, da«

„Mit schauderhaften Schmerzen mich durchschlich

„Und jede Wonne mir vergiftete.

„Wie machtest Du, verräterischer Gott, „An jenem schwarzen Tage mich so blind!

„Vermag man wohlzu denken, wenn man liebt? „Den Weisesten schasst Du zum Thoren um,

„Denn die Vernunft erliegt der Allgewalt, «De« Gitlertrieb«, der unser Herz beherrscht.

„So überwand der Liebe Tyrannei „Und meiner Sinnen schmeichelhafte Wur „Die schlummernde und sterbende Vernunft; „Zch dachte nicht an meinen Zustand mehr,

„Begann den frevelhaften Angrtf und „Sank hin vor meiner lieben Heiligen. „Deglükke endlich mein« Leidenschaft,

„Du Göttliche, der nicht« an Reizen gleicht —

„Zwar ihre Schaam bestürzte ansang« mich, „Al« sich ihr schönes Auge unruhvoll

„Verschlo« (ihr Herz war ohne Falsch und Hehl)

„Doch nüzle ich 6t« süssen Augenblike. „Noch inniger al« erst drang ich in fle.

„Nein, Holde, Dich zu weigern, ist'« zu spät;

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»Zu viel gabst Du mir schon Gehör, »So sprach ich war e« Liebe, oder trieb »Der Wollust Schwäche ihre Scham davon, »Kurz, blinde Zärtlichkeit nam ihren Plaz „Und rächte sich an der Entflohenen.

„0 denke Dir da« Maas der Seeligkeit, „Dar ich mit meiner Sittlichen genes! »Verbot«^ Freuden, heisse Liebesglut, »Die« alles sachte meine Flamme an. »Und nun, da ich zum Heiiigthuin gelangt, „Ward aus der lieben Nonne eine Frau. „Doch, grosse Götter! welche Frevelthat, „Entsezen haucht mir noch mein Undank ein, „Wie theuer, Schwester Amidon, hast Du „Das Liebesspiel mit Reu undSchmerz bezahlt! „Mit tiefer Schaam denk' ich daran, mein Herr, „Der Vesta fürchterliche Rache wakd „Durch mich dem göttlichen Geschöpf zu Theil.

„Der süssesten Befriedigung gen«„Ich diese Nacht und eh' der Morgen kam, „Dackt' ich aus meinen Rükzug. Tausendmal „Sprach unser Mund ein zärtlich Lebewohl! „Und stets umschlossen wir uns fester noch.

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»Auch ordneten wir alles fleissig an „Zum Wiedersehn nach Liebender Gebrauch. „Nun ging es fort, doch meine Leiter brach; „Mit greulichem Geräusch stürz' ich hinab „Und alle« Blut in meinen Adern starrte „Sogleich strömt au« dem Kloster ein Getümmel. „Was für ein Lerm? — Was geht hier vor? *— so tust „Der Schwestern Zunft mit kreischendem Ger schrei.

„Wir wenn in dunkler Nacht flch ein Getös „Erhebt, der Wolf fich in den Schafstall wagt, .FliklaS erwacht und aus der Hütte stürzt, „Rasch seinen grossen Dornenstok ergreift, „Und grosse Kiesel nach dem Räuber schnellt, „Der mit gestrekten Läufen schnell entflieht. „(Der Schäfer jagt mit seinem Spiz ihm nach „Und schlägt ihn nieder, wenn er ihn erhascht!)

„So lag ich stumm und ohne Athemzug ,.Zm Augrnblik vom Klostetschwarm umringt, „Der Himmel weis, wie man mit mir verfuhr! „Ein Nönnchen rief: Ha! seht den bösenWicht! „Der Bube schändet unser Heiligthum „Und schwärzet unsers Schasstalls Leumund an. „Mit

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»Mit Bitterkeit fegte eine andre zu: »Mein süsser Heiland, welch ein Auftrit. Ach! „Ich bin der Meinung, liebe Schwesterchen, „Daß nun ihn gleich in ein Gefängnis bringt „Und dort am Morgen diesen Schelm befragt. „Sonst klagt, Zhr wisst es selbst, die arge Welt ylltis arme Nonnen voller Bosheit an. „Das ganze Kloster billigt diesen Rat „Und schleppte mich halbtodt und schier erstarrt „In eine» nahen Kerker, doch ruft mich „Der Schmerz in's Leben wiederum zuräk.

„Und als da« Kloster unsern ganzen Spa« „Erfuhr, da stand e« schlimmer noch für «n«. »Sahst Du noch nicht, mir welcher Grausam« »feit »Der Ha« der werten Geistlichkeit verfolgt?

„Es giebt in Spanien ein Tribunal, »Da« halb Prälaten und halb Mönche hat „Und jedem armen Laien furchtbar ist; „Da« nie begnadigt, immer nur verdammt „Und da«, aus blosser Llebe gegen Gott „Zum Heil der Seele Deinen Leib verbrennt. „Von hundert Scheiterhaufen steigt die Glut »An diesem Unglükeort zum Himmel auf. 3

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„Vor diesen Richterstuhl warb ich geschleppt. „Ein Mann mit einem Kauzgestchte kreischt „Mir folgende betrübte Worte vor: „Hai lasterhafter Bube fürchtest Du „Nicht de« gerechten Himmel« Eifersucht? „Geschändet hast Du Jesu Christi Braut „Und nicht genug, daß unser lieber Herr „Von Dir sich musste krönen lassen, theilst „Du ihr noch jene« böse Uebel mit. »Ha! Frevler! sprich, so gingst Du denn so „weit „In Deiner Wut, die keiner höher trieb „Und brachtest selbst Dein lasterhafte« Gift „In da« gebenedeite Paradies? „Darum soll morgen, den Ungläubigen „Zum Schrekken, Beine Haut, Du Bösewicht, „Aus'« festlichste gebraten werden. Die« „Heischt Urtheil und heischt Recht. Er sprach'«, „sogleich „Ergriffen mich di« Sbirren und ich ward „In mein Gefängnis wieder transporkirt.

„Mein trübe« Schiksal ging mir durch den „Kopf. „Dem bösen Brennen war ich niemal« gut, „Und fühlte noch tum Sterben keinen Drang \ „Zch flehte drum, zu.meinem Schuzpatron;

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*3i

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„Ach/ mein Beschirme?/ lieber Stephan, „sprich „Willst Du mich denn ft grausam morden sehn? „Wenn ich an England'« Küste« nur mit „Müh „Einst landete, wenn Deine Rrttermacht „Mir ihren Beistand damals nicht entzog, „Wenn meine Kerzen Deinen Altar schmükten, „Ach! ft verla« mich nicht in dieser 91et. „Da« Paradies ist ja von Znngfertt voll „Und schier sieht man htenteden keine mehr. „Ich für mein Theil, ich wollte Eine nur „Und diesen Ph-nix, (selten sieht man ihn.') „Fand ich in jenen -den Klostermauern, „Dem Orte meines UnglükS, wie Du weisst. „Ach lieber, guter Heilige! braucht's denn . „So vielen Lärm, ob eine Iungserschaft „Mehr oder weniger zu finden sei? „Gewisse Leute nicht geringen Ruf« „Sind überdies dabei sehr skrupul-S, „Behandeln sie für v-llig abgeschmakk „Und für ein Diqg, das gar nicht eristirt.

„Und hätt' ich dennoch eine weggeschnappt, „Run, Heiliger, beneide mich nicht drum,

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„Es war dir erste Blume, die ich brach. „Wenn D» mir glaubst, ach! so errette mich.

»Ich fiel zur Erde und de« Himmels Gunst „Erhörte mich; de« Kerker« fester Grund „Erkrachte; au« der Mauer sprang voll Glanz „St. Stephan und begann: Mein lieber »Sohn, „Im Buch i der Zukunft la« ich da« Geschik, „Das über Deine Lebrnstagewacht. „Biel Ungemach bereitet e« Dir noch, iiDoch stehn Dir auch der Ehren viel bevor. „Zn einer unbekannten Epopee »Maro tisch en Geschmak« wird einst Dein „Nam »Besungen werden — Jezt verachte dann „Dies tolle, schwärmerische iDlutgericht. „Du bist nun sicher unter meinem Schuz, „Jedoch versprich, daß Du quartaliter „Zu meinem Altar neue Opfer bringst. „Und ich gelobt' eS: fertig war der Kauf. „Da ist kein Schurke, ist kein Herz so schwarz, „Da« nicht geraden Weg« zum Himmel fährt, »Da« Fegefeuer seitwärts liegen lässt

-iTlnd't nur rin Hetl'ger seinen Schnitt dabei,

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Ganz Nicht! e« will ja jeder leben, Freund! Ich meine auch, man mu« dem Schuzpatron

Ein klein Präsentchen in die Hände drükken;

Denn ohne Sporteln eine Heiligkeit 5ft, spricht Lr-nquim, nicht der, Rebe wert.

„Der gute Herl'ge nimmt die Fesseln ab, „Und wir dies vorgeht, schläft Im Augenblik „Der Kerkermeister fest und schnarchend ein.

„St. Stephan wirft ein Zesuttenkleid „Um meinen Leichnam und der Riegel rauscht,

„Sogleich erifnet sich die Thür: Nun fort!

„Sezt er hinzu, beschleunige die Flucht,

„Und fass« die Gelegrnheit-beim Schopf! „Drauf gab er mir noch seinen Sergen mit.

„Wie eilt' ich nicht, daß ich ln'S Freie kam! „Der ist ein Narr, der sich zum -weilen Mal

„Von diesem Eulenvolk, erwischen lässt!

„So wie ein leichter Hirsch, den im Gebüsch „Der Wetdemäaner flinker Schwarm umgiebt,

„Wenn er dem Todesstreiche nahe ist, „Noch mutvoll sammlet sein« ganze Kraft „Und raschen Sprungs die Neze überfliegt.

„Nicht mkrder schnell eilt' ich au« Spa« nten,

„War über meinen Unfall..ganz bestürzt,

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»Bejammerte mein klägliche« Geschik »Und sries auf nichte, als Kutten nnd Kapuzen, „So kam ich endlich nach Italien.

„Wie ganz verschieden ist dies Welsche Land „Von jenem Latium des Alterthume!

„Die schönen Künste, liefe Wissenschaft, „Und Menschengeist und Würde, alles neigt

„Sich, wie es scheint, zum nahen Untergang,

»Umringt von Trümmern dünkt der Welsche „sich, „Auf feine Ahnen, seinen Ursprung stolz, „Noch stets der alte Bürger Rom'6 zu seinz

„Prälaten, Aebte, Mönche, Prtesterschast „Sie alle brüsten sich noch mit dem Ruhm »Der Helden, denen sie entsprossen sind.

„Versuch's und sprich mit einem Pantalon, „Gleich führt er Dir Augustus Tage an

„Und Cicero'« und Kosmo's von Florenz »Der jede schöne Kunst dem Grab entris,

„Doch über seine Zeiten schweigt er klug. „Der Abkömmling vom Kato und Emti „Gelobet sich dem Gott der Harmonie;

»Mamit er fein ein Liedchen trillern kann

„So schneid't man ihm den Quell de« Lebens ak

„Und übertüncht mit Farbe» mancher Art

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)

„Wird der Kapaun dann ein Theaterheld. „Die Nymphe Echo hat sie adoptier;

„So ausgearket ist das Nömervolk!

„Doch mu6 ich es gestehn, ein Bischof war „In Nom, ein Souverän, ein grosser Mann;

„Ern Geist voll Kraft und Macht, der schier an

„Reiz „Den Weisen jener hohen Vorzeit gleicht.

„Ein Herrscher ohne Schwäche, ein Prälat

„MltTrug und Ränken unbekannt. Ihm streut „Die Kirche und die Musen- selbst

„Den süssen Weihrauch, den er ganz verdient. „Gern hätt' ich länger noch bewundrungövoll

„Sein Angesicht geschaut, da loderte „Die Kriegesflamme auf und rief mich schnell

„In mein geliebtes Vaterland zurük. „So kam ich denn zn meinen Sybariten,

„Die war es Grille oder war es Gunst, „Zum Lohn für die Erfindung des PantinS,

„Mich jenem dikken Marquis zugesellten. „Nun wisst Ihr selbst,mein Herr,das Abenteu'r,

?>DaS mich in jener unglüksschwainjern Nacht

„In Eure Hände, leider! fallen lies. Was das betrift, das braucht eö weiter nicht! Wer, spricht Franquini, hellt Gefangner istWird morgen siegen! Schon seit langer Zeit

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Zst dies der Krieger allgemeine- Loos. DesinnstDuDich, wie Karl der Fünfte einst

Zm Felde Franz den Ersten kaperte?

Wie Tallard, al-ihn Marlborough besiegt

Vor langer Weile schier in England starb? Und weisst Dn noch, wie jener KönigSdrech«ler,

Der Marschall, der mit dreissig Sekretären Zugleich ein halbe- hundert Dinge trieb. Dort In Hannover drauf gefangen ward Und nun mit Einmal allen Mut verlor?

Auch könnt' ich Dir noch jenen Donquixot Von Norden nennen, jenen König, den Der Grossultan in Bessarabien

Mit kleiner Mühe in Verwahrung hielt.

Allein Franquini, tust ihm d Arget zu. Ich bin ja nicht Soldat, was kümmert mich Denn Euer Streit ? Was geht der Krieg mich an ?

Mir stekt fürwahr kein General im Kopf. Auf folge mir, der Rebensaft giebt Trost

Für Traurige, spricht Jener, sollst e- sehn. Wie man bei uns den Kummer hinterspült. La-, lieber Leser, nur Franquini'n zechen Jude« baß meine Muse sich erholt.

Und au- der H i p p o k r e n' einSchiükchen nimmt» Ach! würde Dir da- Kleinod doch zu Theil,

Da-, trauter Leser, d'Arget einst bes«-.

Fünfter

Gesang.

^$Zu hören, die mir schier entfallen war. „Ich wagt' e«, strengte jede Nerve an, „Die ungangbare Mauer zu ersteige» „Und sei eö, daß mein Arm mich rettete, „War e« nicht eine« Dämon« Werk, ich kam „Für diesmal durch ein Unerhörtes Glük »Aus diesem Ungiüksort und pfeilgeschwind „Durcheilte ich die Wilder. Bald beschränkt „Von ünbegrinzren Sümpfen, bald verirrt „Auf ungebahntem Pfade, kämpfte ich .„Mit Frost, Ermattung, mit des Weges Länge, „Mit heissem Durst und Hunger, mit Verzweif­ lung „Und mit dem rauhen Himmelsstrich. Ein Herj „Voll festen Sinnes fezt' ich dem Geschtk „Entgegen, würgte manchen Bär und Wolf „Und strich beständig durch die Wüste fort.

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„Da glaubt' ich «inst des Todes Raub zu

sei»; „Ein schreklicheS Geheul durchschall die Luft; „Und plöjlich greifen drelssig Wölfe mich „Auf flöep Seiten voller Mordsucht an. „Schnell klettert' ich auf einen Fihrenbaum „Und schleuderte die Aeste auf sie los „Und schmis zwei alte Wölfe lendenlahm; „Mil grossen Kieseln, die ich aufgespart, „Warf ich noch einigen die Augen au». „So schäft' ich zwar ein Duzend mir vom Hal», „Doch mehrte qjm der Hunger meine Qual, »Al» schnell ein Löwe, der den Wald durchstrich, „SLch voller Wut auf meine Feinde warf. „Die Not war hier die best« Lehrerin; „Ich zimmerte ein hölzern Dajonet, „Stieg schnell von meinem Fichtenbauni herab, „Drang mitten in die fürchterliche Schlacht, „Und bald ward so da» Heer in'» Gra» gestrekt. „Nun glaubt' ich auch, wie jener Gott» fried einst „Den Löwen zahm und sanft mir juju-iehn, Föhrenbaunr in Oberreutschlanv, tya5 man andern?nvt$ den Kiefer v-er srehnvaum nennt. A» des Uebev5

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„Daß er mir Beistand leisten sollte, doch „Schnell trabt er wieder In den Wald zurük. „Und endlich, al« mich schier drei, Monden lang „De« Schiksal« Eigensinn genug genest, „Erbiikk' Ich In der Nähe zahme« Vieh „Und Zelte, die ein Tatarschwarm bewohnte» „Ich ging zu einem, der voll Güte mich,. „Noch treu dem Recht der alten Gastfreundschaft, „In seine Hütte nam und mir sein Weib »Und seine Tochter präsentste. Hier »Bersezt er, wähle, ganz wie Dir behagt.

„Drauf holt er von der Heerde eine Kuh „Und opfert seinen AftergLttern, dann „Erquikt er mit den besten Stätten mich «Und bringt dazu ein Gläschen Brantewrln. „Schwer sank mein Augenlied' herab, da merkt „Mein guter Wirt, wie sehr ich müde sei. „Die Leute liebten bi« zur Narrheit mich! „Gleich gingen sie in'« Borgemach — der Wirt «Dekt auf den Boden eine Ochsenhaut, »Nimmt mich beim Arm, geleitet mich zur Ruh „Und seine Tochter legt sich nehm mir.

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„Sie war noch jung und musst« mich zu reizen, „Ich iekkerhafl — sie artig — kurz und gut

„Wir brachte« diese Nacht so lieblich hin, „Daß uns der Morgen noch beisammen traf.

„So wie er nun am Himmel dämmerte,

„Eilt' ich zu meinem alten guten Tatar „Und fragt' ihn nach der graben Straffe, die „Von hier «ach Persien den Wandrer führt.

„Du edler Fremdling, sprach er drauf zu mir,

„Wenn Dein EntschluS Dir unverändert bleibt, „Halt' ich Dich nicht mit langem Plaudern auf, „Und sattle Dir die grosse Dogge flugs; «Sie hat mich hundertmal des Wegs geführt,

„Ist, glaube mir, da« schmukste Gallapferd.

„Raun' blo« den Ort, wohin Du gehen willst, „Dem 8 r u x in's Ohr, besteige ihn sodann „Und zum Verwundern bringt er Dich dahin „Und Du, mein Freund, hast nichts dabei zu thun.

„Er sprach's und ich umarmte meinen Wirt „Nam einen Säbel, einen Ränzel mit

„Und se-te drauf mich auf den grossen Fr ux

„Und galloppirk« so nach Agra fort.

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„Da traf Ich an den Gränzen Perste »'S „Auf einen alten Tatar, bet wie ich „Auf einem Hunde rin und, wie es schien, „Ein wohlbespikter, fetter Kaufman war, „Ich »eine meinen Zeitpunkt klug In Acht „Und säble ihm den Kopf zum Spa« vom Rumps, „Noch ziemlich lange sas er steif und fest „Auf seinem Sattel, doch da er zulezt „Es merkte , daß er abgeschieden sei, „So ward sein Fall nur um so schnurriger.

„Nun wollt' ich über seine Baarschaft her, „Alleta der grosse Hund, der die« gewahrt, „Ergrimmt und bellt, springt mir in'« Ange« sicht; „Doch Frux vertheidigt mich; wirst sich voll Wut „Auf meinen Gegner io«, ich steh' ihm bet, „Zieh meinen Hiebet, hau« nach dem Feind „Und mach' ihm einen Ringel um den Hal«."

Gerechtet Gott! ruft unser d'Arget au«. So hart ist Deine Seele und so rauh? Kann je der schwärzst« Undank höher gehn?

3m Lande, wo man Dich so wohl empfing.

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r6y

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Könnest Du der Mörder eines Tatarn sein? Du übertrtfst dies Volk an Grausamkeit! „Schweig, Einfalt-pinsel, spricht Franqui-

ni drauf, „Sein Geld, dq- mir so recht ju Paffe kam,

„That mir auf meiner Reise manchen Dienst,

„Drei Tage drauf traf ich ein Lager an.

»Ha präsentier' ich mich ohn' allen Spott „Und ThamasKoultkan empfing mich wohl. „Er führte mit dem Mogul Krieg, wie

ward

„Die Ehre ihm -u folgen in die Schlacht.

„Sein Lager schien den Erdkreis »n bedekken;

„Der Krieger hatt' er ein« Million. „Man folgt« hier der Lehre Zoroaster's, „Ich nam den dunkeln, finster« Glauben an.

„Nach meiner Meinung mus ein kluger Mensch »Zn jedem Lande, wo er steige« will,

„Den Glauben ändern mit dem neuen Herrn, „Versteht sich, daß er die« nicht gelten macht. „Gar oft begegnete mir dieser Fall

„Und stet« befand ich mich sehr wohl dabei.

„Bald rükte Thamas mit dem Heer« vor, »Sein Ruf drang fmchtbar bis zum Mogul. L s

grosses

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i?o

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„Da« schön« Delhi sahe seine Fluren „Mit Persien'« Soldaten überschwemmt, „Und rings umher lag ihre Kriegetmacht. „Da gab nun unser Lhama» da« Signal; „Wir griffen sie von allen Seiten an; „Die Perser stürmten wütend in denFeinh. „Doch stürzten die Belagerten auf uns „Von ihren Mauern eine Flut von Pfeilen. „Wir spotten ihrem Grimm und dem Geschik „Und stellen tausend Leitern um die Burg, „Verjagen den Rebellen von dem Wall, „Und tragen Schwert und Feuer in die Stabt.

„Der schwarzen Hölle weih' ich ihr« Seelen; „Ruft nun der felsenhart« Lhama» au«, „Die« war da« Losungswort zur Mezelung; „Was Othtm hatte, ward de« Tode« Raub. Der Schach schwamm In dem Blut«; der Rebellen „llnb aas dabei sehr ruhig sein Konfekt „Und ich — ich raubte, sengte, mordet« „Und schändte junge Dirnen ohne Zahl. „Mit eignen Handen bracht' ich mehr als tausend „Von Weibern, Kmdern und von Greisen nm „An diesem Tag« machte mein Geschik

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>7l

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„Doch einmal seine Fehler wieder guk, »Auf Ehre! meine Deute war sehr gro«! „Ein Strom von Blut flo« durch die Straf, sen hin, „Die Luft ertönte laut vom Klaggeschrei; „Wie reichlich ärntete hier A t r o p o e!

„In dichten Haufen lagen Sterbende „Und Todte auf einander. — Denke Dir „Entsezen, Grimm, Bestürzung, Wut und Schrek „Und Aufruhr und Verzweiflung, Mord und Todtschlag „Und schrekliche Verwüstung — alle« die« „Vereinte sich zum Untergang der Stadt, „Verheerte ohne Rast noch Ruhe sie. „Stumpf ward an diesem Tage unser Schwert „Und la« und müde unser Arm vom Mord. «Fünfhunderttausend der Mongoin fielen. «Ihr Schattenheer stieg zum Beelzebub, »AI« Lhamas gro«mut«voll der Diutbegier „Des grausen Würgeengel« Ruh gebot.

„Da ich nicht Rechenschaft von meinem Raub „Zu geben Willen« war, macht' ich mich auf, „Floh rasch zu seiner Sicherheit davon

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„Und rettete mich durch die schnellste Flucht. „Bald kam ich drauf zum Grossultan, dem stttü „Der Name Perslen's ein Greuel war.

„In sein Serail verstand ich schlau die Kunst „Mich etnzuschletchen — Dinge von der Art „Berichtn ja die Reisenden sehr oft „Und lügen Dir mit unverschämter Stira „Sehr viel von ihren Liebeshändeln vor. „Da loderte auf's neu die Kriegesglut „An Ungarns Grenzen ungestüm empor» „Drr Kaiser K a r l d e r S e ch st e grtf mit Macht „Die Muselmänner, meine Herren, an. „Ich Uehte Lärm, Gefahr und Feldgetös „Und diente unter Mahomet'S Panter. „Mein Arm erwarb sich mehr als Einmal Ruhry/ „Im Schlachtqetümmel ragt' ich hoch hervor, „Und bet Meadta bekrönte mich „Das Glük, als ich im Zanitscharentrupp „Den Feind bestürmte, aber bald darauf „Wandt' es mir ungetreu den Rükken zu,

„Des Raisers Heer fing mich bet Lorn 1 a. „Nun ward ich abermals ein Apostat „Und floh zur Mutter Gottes fromm zurük; „Des Kreuzes Zeichen, etwas Gaukelet

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„Und siehe da, ich ward ein guter Christ

„Und was noch schlimmer war, gut Kaiserlich."

Kaum sprach er dies, da stolperte seih RoS, Trat aus dem Gleis und warf ihn ab, Natürlich musste unser dÄrget mit

Und über diesen purzelten, die sich

Zunächst befunden, kurz, sie poltertet* Wie Kraut und Rüben auf einander her,

Und Pferd' und Menschen waren nur Ein Klump Und quetschten sich.

Franquini ward beinah

Von dieser ungeheuern Last erstikt.

Er zappelte und fluchte in der Not, Und was das Schlimmste war, so konnte mar»

Nichts mehr erkennen, denn eü war schon spät.

Schon schlelerte die Nacht mit schwarzem Flor

Das Himmelsfeld und brachte süssen Schlaf Und nam der Schulter Last und Arbeit ab. Fratrquini war mit seiner Schaar nicht weit

Dom Lager hingestürzt, da wekt der Lärm

Der greulich war, die dumme Schildwacht auf, Die zitternd aus den Haufen Feuer giebt.

Darob gerät das Lager in Allarin, Die Oesterreicher qteisen zum Gewehr.

Dis auf daS r Wer da? laut Franquini tint.

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Sogleich sprengt ein Gefreiter von der Wacht „Hinzu und fieht: „PozDliz! der Finkenritteri »Je! Herr Franqnini, »velch ein UnglükSstern „Hat Euch hier abgesezt?" Bunt lagen sie Der eine auf dem andern, Roß und Mann Im Kot, da zog man sie heraus, zum Glük Fand diesmal jeder Arm uifb Beine wieder.

Al« nun im Lager diese Post erscholl, Da legt der Prinz sich wiederum auf'« Ohr, Doch, scheuch« sein empörte« Blut den Schlaf Die ganze Nacht von seinem Lager weg. Und ernstlich dacht' er seinem Plane nach. Lranquini schlich sich still mit d'Arget fort Und Beide krochen In ihr weiche- Nest.

Willst Du nun wissen, Leser, was geschah. Und bist nicht meiner Possen müd und satt, Lauscht gern Dein Ohr auf wilde« Schlachtgetö« Und Trommel und Drommeten, Lärm, so lies Den folgenden Gesang, er führt zum Schlus. Finkenritter. Im Scher; für einen Menschen, der sich für tapfer auSgiebt und eS nicht ist. Es entspricht ganz genau dem brau acht de- Französischen Dichters»

A. des Uebers.

Sechster Gelsang. Schon stieg der junge Tag am Morgen auf; Mit seinem Gitterglanz verdunkelt er Das minder Helle Srernenchor der Nacht. Sein reines Feuer überstrimt das Thai, Füllt die Natur mit neuer Lebenskraft. Der dikke Nebel fleugt vor seinem Dlik, Sein Stral steigt über dem Gebtrg hervor Und schon vergoldt er Wiese, Flur nnd Hain.

Al« Rarl, der nicht ein Auge zugethan. Die ganze Nacht nach seiner Uhr gelauscht Und nichts als Seufzer ausgestossen hat Und nach Aurorens Rükkehr sich gesehnt. Des holden Tages Wiederkunft, gewahrt.

Sogleich beruft er seine treusten Freunde. Für uns, beginnt er, ist der Himmel taub. Sein Ohr Hirt nicht mehr des Gerechten Wunsch. Ach Freunde! welch' ein bittrer Schimpf! man hat Das herrliche Palladium verfehlt. Der Preusse hütet e« mit ernstem Fiel«; Dies ihnen zu entreissen, lasse man

Nicht« unversucht, mit ihm nur werden Wik Da« Ende hoff' Ich, unser« Ungiük« sehn.

Prinz, spricht der Menschwürger Rostete, Ihr folgt noch Immer Eurer alten Schwäzet Orakelsprüche, die Im Kriegesrat Verzweifelt dunkel sind und eher nicht Zhr Plaudern enden, bi« man stehend schläft» Da« schwergebeugte Alter macht nicht kühnen Murr, Wohl plappert jeder Marschall Deines Herr« Den Rosenkranz perfekt — doch heilig sein Macht, glaub* e« auf Mein Work, das Kraut nicht fett. r mein Prinz , o ss)kich,'wa, Du

rum Zerbrichst Ku Dir den Kopf und folgst dafür Nicht lieber Delnem Heldenmut? Und soll Zch von der Leber sprechen frank und frei. So wiff', die Heiligen sind mir nur Spas. Zn ihrem Paradiese sind sie gut, Doch herzlich unbedeutend,ist ihr Schuz Und bis auf diese Stunde hat noch nie Ein Sterblicher den allerkleinste« Wunsch Durch ihren Beistand schon erfüllt gesehn» Hie , ich versucht' er mit Beelzebub

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Der wicht' und Hofmann und Mensch.

A. des Uebers,

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Und drelsslg Haufen ihrer Relteret Erheben sich von gleicher Wut, beseelt. Sv wie die Erbe weit umher erbebt, Wenn ein Vulkan den schwarzen Donner sprüht. So schwankte unter ihrem Huf das Land, AIs diese» kühne, festgeschiossne Heer Mit Sturmwtndsschnelle in die Feinde brach; E< war, als stürzte schier der Erdkreis ein. Die dichte Schaar der braven Brennen flog, Den Kürassier der kühnen Anstrier Zu stürzen mit vereinter Wut und Kraft Und rascher, reissender Behendigkeit.

Schnell wie ein Dliz erreichten sie sich bald Und ihre Säbel trafen Schlag auf Schlag. Ein.dumpf Geräusch ertbnt im Augenbilk Und schrekltche» Gekö» und Waffenklang, Und Wut und Lärmgeschrei durchkreuzten sich Und Berge Staub» verdunkelten den Tag. Wie wenn man eine Mauer ntederstürzt. Die durch die Kraft de» grossen Sturmboks sank. So stösst Heid t-Tafiau auf die Kürassier, Dringt in sie ein und säbelt haut und sticht

Und schleudert Ros und Reuter in den Sand Und

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Und alle« unterliegt ihm, oder flieht. Zu Boden schlägt er fle mit starkem Arm Und ihrer Thiere Huf zermalmet fle, 3» Bächen kreiset sich ihr schäumend Blut.

Am Steigebügel zerret hier ein Ro« Den abgesezten Herrn im Staub umher. Dort unterliegen andre taumelnd, matt. Und fallen von den Stretchen ihre» Feind« Und Köpf und Aerme fliegen in die Luft. Geschlagen ist da« Heer de« guten Bark'», Der Sieggewohnte Nassau räumet auf. Verjagt den Feind. Zn Schlachten war sein Arm Schon längst geprüft — und ohne Unterschied Traf Pferd' und Menschen nun der grause Tob, Die Erbe war mit Leichnamen bedekt.

St. Nepomuk bemerkt die grosse Schlacht, Er kommt und sieht sein liebe« Heer zerstäubt. 3|t der Gestalt de« frommen Rolowrat's Dringt er bi« zu dem Kampfgewühl hervor, Befielt Appell zu blasen. Da ermannt Und sammelt sich der Reiter fliehend Heer. Nun spricht der Heilige zum zitternden Und bleichen Schwarm mit väterlichem Ton, Beruhiget ihr eingeschüchtert Herz, N

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Beklagt den traurigen Erfolg der Schlacht, Verheisst dafür des Himmels sichern Schur«

Zn dieser Not ruft er sich zum SukkurS Den hetl'gen Barl Dorroniee hinzu. Er kommt und metamorphosirt sich um, Klebt einen grossen Knebelbarl sich an, Dedekt fein Haupt mit einer Pikkelhaub Und schnürt sich die Rundatsche an den Arm, Besteigt darauf dar beste Gallapferd. Der Rabtkan war Euch dagegen nichts Und selbst PodarkuS muffte sich Davor verstekken. St. Zp Hann es, (der Es aus der Offenbarung »am) Hatt' es für blank« Thaler ihm verschachert.

Als nun der Heilige in dieser Tracht Vor jenen Schurpatron der Drükken trat Und man den sonderbaren Aufzug sah Da brach das Heer in ein Gelächter aus Und jede Spur von Schrek verschwand sogleich.

St. Nepomuk erdachte diese List Und gleich veränderte der Auftritt sich. Er wusste, daß der Mittel sicherstes Die Furcht zu tSdten, Stoff zum Lachen sei. E« ging, er hauchte Mut den Feigen ein Verbannte Angst und reizte ihren Grimm.

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Doch merkte gleich, so fein «Sau-gedacht, Ralvin und Luther, Hedwig, Genoveva, Die boShetlsvoll« Absicht diese« Stretch«. Schnell eilten sie, wohin Gefahr sie tust, Zn'« Schrekken diese« grausen Schiachtgefild« Umringt von Todte» und von Sterbenden. Ale Kalkstein tritt der kühneLutherauf; Ralvin nimmt die Gestalt vom Dessau an, Kalkstein (Christoph, Wilhelm von) Generalfeldmak-

schall, Ritter deö schwanen 2sdler,uud Johanyiterordens, Gouverneur von Glogau, Chef eines Regiments

iu Fus, Drost ru Dinslaken. Er diente von 1704 -em

Preussischen Staate und erwarb stch in -enFeldzü­

gen in Italien und den Niederlanden während -es Spanischen ErvfolgekrirgS sowohl, al- -ei dem

Feldzüge in Pommern und von 1740 bi- 1741 dm

Ruhm eines der tapfersten Feldherren.

Von 1718 biS

1729 war Friedrich der Einzige alS Jüngling sei­ ner Aufsicht anvertraut und er Hane sich der vorzüg­ lichen Gnade dieses Fürsten biö an sein Ende zu er­

freuen. Er starb in Berlin den zweiten Juni 1759 im stebenundsiehenrigsten

Jahre an einer Entkräftung.

Der Staat verlor an ihm einen redlichen Patrioten, der Gelehrte einen Kenner und Deschttrer, der Armden mildesten Wohlthäter.

A. des Ueberf.

Dessau (Leopold Fürst von Anhalt-) Senior -e- gar* zen Anhaltischen Hause-, Königl. Preuss. erster Gene,

ralfeldmarichall, wie auch de- H. R. Reich- Generals N -

(

ry6

)

Die Heiligen vom weiblichen Geschlecht Erproben nicht die« fette AbeNteu'r, Besteigen sittsam eine grosse Eiche, Die gut so hoch al« wie ein Kirchthurm war/ Und schütten liebevoll von diesem Siz Auf ihre Krieger jede Seegnung aus. Von beiden Seiten sammeln sich die Schaaren. Schon Wanten abermals die Austrier, Als Nepomuk, der ihre Schwäche mertt, Z» ihrer Rettung eine List erbenft. Er sah, daß eine allgemeine Schlacht Bald seine Lieblinge verderben würde; Um dies zu hindern flammte er den Grimm Des stolzen waldek's an, des Feuermut Nach nichts als schretlichen Gefahren strebt. Und der, nach seines Herzens Ungestüm, Nichts sehnlicher als Mahl und Beulen sucht, setdniarschüll, wirklicher (Printer KrtegZrar, Gouvkr« tmir von Magdeburg, Chef eines Regiments zu FuS, des schwarzen AdlerordenS Ritter, starb den sie­ benten April 1747 ru Dessau im einundsicbettzigsterr Lahre seines glorreiches ÄltetS am SkhlagsluS. Sei­ ne auSnemende Verdienste um das Preussische Mi­ litär, der Ruhm, den er in den Feldzügen deS vori­ gen und deS rezigen Jahrhunderts sich erworben har, sind zu bekannt, um bier davon etwas zu erwähnen.

Ä. des Uebers.

iy7

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)

Er ruft ihn: Komm, o Held, und röche uns? Und Waltek hörl'S, es reizt ihn und allein Don allen Kriegern sprengt der Prinz hervor. Ruft kühn den Mutigsten des Brennenheers Zum Kampfe auf, wer flch gestählt genug Ihn anzugretfen fühlen möchte, da Erhebt flch voller Glanz der tapfre Bruchs. Waltet?, von Wut geleitet, naht sich lhm. Truchshaul dem Prinzen feinen Zaum entzwei;

Der kühn» Degen schäumt erzürnt darod, TruchS eigentlich: TruchseS (Friedrich, Sebastian, LLunibay Grqf ru Waldvyrg) Generallieutenant, In­

haber eines Regiments $n FuS (^es jerigen Braunscheu) Ritter des schwarzen Adler- und des Johanni­ ter» OrdenS,

destguiner Komrhur auf Lagow und

AmlShauprmann zu Plettenberg.

Den vierten

Sunt 1745 blieb er in der Schlacht bei H ohenfriedt

der- im sechzigsten Jahre seines AlrerS, nachdem er in der Schlacht hei Molwir und in der Aktion bei Le sch war verwundet worden.

Er zeichnete sich nicht

nur durch einen ansehnlichen Wuchs, der sechs FuS

betrug und durch eine Galanterie, die ganz im echten Ritterstyle war, aus, sondern «ar auch ein tapfrer

und einsichtsvoller General und ein vorrrefficher Ge­ sellschafter;

er besaS die heiterste Laune, die grösste

Popularität und ein sehr gefühlvolles Herz.



A. des Ueberf.

Legen in der alten Sprache ein tapfres Mann-

N r

( . *98

)

Schwingt über unsern, Trucha fein Würger, schwert, Und säbelt Ihm die Deiioia« durch, Das Blut entsprudell, noch will er sich helfen; Da sinkt er wie ein Donnerschlag herab Und sinnt erstaunt, wie er zur Erde kam. Die Sprache fehlt ihm, jedes Glied erbebt Und t«kt, sein Auge trüb' und finster dekt Der nahe Tod mit seinen Schatten zu.

Da« schwellet hoch die Druff de< waldek's auf: „Wer von Euch allen nimmt den Vorschlag an „Und hat nach diesem Stretche noch die Stirn, „Mil mir zu kämpfen? Vor dann, wer es wagt „Ich will ihn jüchtigen, wie diesen Bruchs."

Held Rotenburg betritt die Schranken nun, Prinz, ruft er, reuen wird Dich dieser Schritt! Deltoidc.

$0 nennt der Wundarzt den starken, bema. He dreiekkigen, unten spizen, öden vreicen Schulter­ muskel/ welcher den Oherarru emporruheben dient. Hiev uyd in der Folge verhöhnt der Dichter sehr Mklich die wirklich barbiermäffigen Wundendeschrch

Hungen Homer'S und Virgil's,

A. de» Ufbcrf,

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199

)

Miss' Diiner Rede frecher Uebermut Bringt heute Unglük auf Dein Haupt. Lruch» Gefallen — ha! ich leb«, hab« Herz,

Zst

waldek wird über diese Drohung rot, Rust wütend ausr Komm dann und las uns sehn!

Was Stärke mit vrrwägnem Slnn vereint Was Mut und Fechtkunst und Geschtklichkett Nur je vrrmigen, wandten beide an. Wie wenn bet seiner Feste Feier Rom Zm Cirkus grosse Thiergekämpfe gab. Wo Stiere, Tiegrr, Liwen voller Wut Mit gterer Klau und weiten Rachen sich Zerrissen und einander mordeten.

So standen beide tapfre Krieger da. Zhr Auge glüht und jeder naht voll Grlmm

Sich seinem Feind und beugt ihm klüglich aus. Schwingt seinen Flamberg kreisend In der Luft, Stürzt plizlich dann auf seinen Gegner los Führt tausend Stretche zorntg gegen ihn, plamber» >« der alten Sprache ein b»llsl«n»«nd»r Schwerk.

A. de» Urbers.

N 4

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)

Fängt jeden Schlag mit seiner Klinge auf. Da steigt die Wut und Beide sprengen an,

Und nun beginnt der Kamps auf Sto- und Hteb. Gleich einer Mauer dekt ihr Küra« sie; Da- Eisen seufzet unter jedem Schlag Und Funken sprühen au- dem harten Stahl, Mach schiftet er vor jedem Tode«stretch.

Doch Rotenburg mehr frisch und wachsamer Und kältern Blut- greift Seine Durchlaucht an, Führt einen schweren Streich auf ihn und bringt Zhm rin» tief« Wund' im Biceps bet.

Da sank der Arm, den waldek schon zum Streit Erhob, und ihm entfiel da- Mordgewehr; Bestürzung füllt« nun de- Helden Herz, A>< er sein fürchterliche- Schwert verlor Und trüb und finster und mit wilder Wut Kehrt er nach seinem Heere langsam um,

9iceft, »er »weiköpfige Armmuikek. A. de» Uebers,

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201

)

Wie, wenn ein Liwe, den der Neger jagt, Bom Pfeil verwundet, trägen Schritts entweicht Und rechts und links mit feinem Schweife schlägt, Den Feind noch anblikt und voll Kühnheit brüllt.

So ,pg sich waldek unbesiegt jucük; Sein Auge droht und furchtbar murrt sein Mund, Man pflegt die Wnnde und bedauert ihn Und hemmt den Ausfluö seines HeldenblutS. Indessen rüste St. Ignon hervor. Und

Den Strom ihrer Red« durch Polter« zu hem, men; Und hielt mit brr Min' und dem Ton des Dtk, tators Doll Wirme.und Eifer den schönsten Sermon, Zm wahren Geschmak Akademischer Redner. O Polen! rechtgläubige Christen! ist'« mig, lich? Wie? habt Ihr denn niemals, so lange Ihr lebt. Den Douho«r«,den herrlichen Pater gelesen 1 Ein grosses Orakel ist dieser Mann, traun | Er sagt Euch, es wäre ein wirklicher Wunder, Doch habe man niemals dergleichen gesehn. Daß jemals «in Erdensvhn, der nicht aus F r a n 5, reich Entsprossen sei, Kopf, Wt- und Seele gehabt; Pari« sei da« grosse Berstandsmagaztn. Drum wollen wlr dort un< eln Lumen erspähn, Und Helden, woran «S uns leider gebricht. Um unser» Gang wieder in'« Grade zu bringen.

Man zankt sich indessen herum; Doch war blese Htze in Kurzem verraucht, Sowie, wenn der Nebel del'm Lächeln Auro, ren'S Drauf schweigt sie.

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-84

)

Sick fenfet bet Horizont ru»d um sich hellt; So folgt unter Bilkiein m.r bleiernem Hirn, Der Meinung der Königin Dummheit getreu. D>e Herren Woiwoden sind alle voll Ehrfurcht Xlnb geben ihr Beifall. Drauf jaget Wllowskl Mach F r a n k r e t ch, den Phinix der Krieger zu suchen, WoChoiseul herrschte, begierig nach Lorbeer«, Er brach sie in Avignon, fand sie beim Kore sen; War Vater und Köder von jeder Intrigue; Ein Gek voll Verstand, der im Schoos bet Vergnügen«

Nach seinem Gefallen die Dinge regierte.

Ach! ruft er, wiloxvski, sprich selbst, welche Frechheit! Ein Gallizm, ohne ein Wort uns zu sagen. Und ohne Erlaubnis sich von mir zu fleh'n. Schlägt mir da den Türken, bringt unsre Verbundne Zn Wirrwarr, den Grosvezier samt seinem Tros,

Und geisselt Euch tüchtig von hinten und vorn. Zch habe beschlossen, Sie Mores zu lehren,

Will Euch den Baron von Bicumentl -eben,

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-85

)

Dir klopft Euch drnRussennach Herzenslust ab Und soll schon 6k Arglist der pralenden Volks Zertreten, womit es zu kränken mich wagt. Ack lieber Herr, gieb doch, ich flehe darum, Ein Häuflein vollwichtiger Louis dazu. Das Maas Deiner Güte zu füllen, so ruft -kvilowski, denn P o l n t s ch e Helden sind arm.

Za, sprach der Minister, Zhr sollt es tu halten. Wir wollen den Erdkreis mit tobendem Feuer Und alles mit wilder Verwirrung erfüllen, Ze höher straltF ra n kr eich undLhoifeul dann, Vieumenil reiset, bi» schlauen Getreuen, Und Schaaren vom Gallischen Affentrosfol, gen; Ein Häuflein, da« ohne zu wissen, warum? Del LandSkron in seiner verwahrlosten Dummheit

Die Waffen für seinen Monarchen ergreift.

Znde« will «vginski im Lttkhauerland Dem kühnen Franzosen der Vorrang ablaufen. Er sammelt sich eine erlesene Schaar Und sucht sich die Blüte vom Polenpak au«.

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286

)

Mein Wunsch ist gelungen, so hebt er nun av,

Auf mich, aufOgrnski, steht jedes Geschöpf! Von mir nur soll künftig der Erdkreis ertönen! Dir rühmlichen Namen der Helden der Vorzeit Verdunkelt der Glanz meiner herrlichen Thaten! «vginski, Pulawski, Zaremba, derDrave, Der niemals ein Liebling vom Quellentrunk war. Zieh» nunmehr auf fährliche Ebenken'r aus. Auf Hauen und Stechen und blutigen Kampf, Leibhaftige Ritter nach D o n q u i x o t t' s Art; Sie trabten auf mancherlei Wegen davon. Pulawski will Krakow im Stillen be, lauschen.

Er naht fich voll mutigen Frohsinns der Burg, An welcher die Fahnen der Raiferin weh'n. (Doch hinkt e< so oft mit dem sehnlichsten Wunsch)

Ein schreklicheS Feuer bewillkommt die Krieger. Ach arme Polaken l weg war Euer Mut, Ihr flöhet halbtodt vor Entsezrn davon. Du niste ihr Führer mit ernstlichem To» Und lief, wa« er konnte: der Pole ist brav; Nur bleib' ihm mit Feuer vom Leibe der Feind. Allein, wenn er schiesset — Poz Mordelement!

( 287

)

Da hat m(t da« greuliche Kugelgezisch Die höllische Massen der grossen Kanonen Verteufelt mein Spiel In Verwirrung gebrach .

Auch hatt' er, den Unstern auf'S höchst» zu treiben, Da« wahre Palladium, jenes Panier, Den heiligen Weihbüschel, schändlich verloren. Ach! was für ein traurige» Omen ist das! Ein Kezer ward Meister vom herrlichen Schaz Und trügt ihn nach Petersburg stolz tm Triumph. pnlawoki entfloh mit möglichster Eil, Verfluchet die Russen, die Liebe, den Mart Und barg seine Schande in einem Gebüsch.

Doch unser (Dginsfi, der nicht« davon weit. Stillt weiter tn's Freie. Nicht fern von dem Ort,

Wo flch seine Haufen gelagert, marschiert So eben ein starke« Kommando der Russen, Da« nicht« vom Pgmoki vernommen, vorbei. Urplözlich beginnt er mit ihnen den Tanz Und durch einen Zufall de« närrischen Glük«, Wei« Gott, wer e« lenkt! überrumpelt er sie. Sobald er die Feinde zerstäubet erblikt, Bewundert er selbst dies« herrlich» That;

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288

)

Boll Demut! vergleicht sich dies Thier mit den ersten Cäsaren und Wunder! errötet nicht droh. Doch rüstet zu Grodnow sich Suwm row, voll Der glühendsten Rache, den Unfall der Seinen Zu ahnden, dle nur Ueberraschung besiegte; «vginski bot selbst ihm die Hände dazu. Stolz über die Farce und trunken vom Glük, Verachtet er gänzlich die Russische Macht; Und führt in ein Dörfchen sein lumpiges Volk, Wo man sich bezechte, stuprirt' und raubte. Kein einziger rnfte sein: Wer da? im Felt Und al« nun die Nacht kam, schlief jeder fo Ruh; An Wachten und Posten ward gar nichtgedachk.

Held Survarow hatte schon alle« entlvor» fen. Hm Schauer der schreklichsten Finsternis brach Er schnell durch die Hekken de« ruhigen Dorf«. Gott! welches Erwachen für unsre Polaken, Die sinnlos, betäubt und von gestern noch trun, ken.

Kaum hatten die brdrükten Augen geöfnet, Al«

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S89

)

Als sie schon den Streichen der Knute erlagen. Im Augenblik waren die Schelme gefangen, Nur Einer entwischte der grossen Gefahr. Wer war e«? — Der erste der tapfern Eäsa/ ren. Erschrokken entfloh er und bleich wie der Tob, Mischt Klagen und Lästerung unter einander. Verfluchet Marie'n, da« ganze Geschtk Und redet stch selbst so voll Traurigkeit an: Das war denn der Vorrang, den ich jenen Hunden Von Frankreich abjagte, die bald nun er/ schienen? Und hatt' ich nicht solche vortrefliche Spornen, Man fing mich, so wie man ein Hühnchen et/ hascht. Die Republik stürzt nun in Trümmern zusam, men,

Ach l kann ich die Schande wohl noch übet/ leben? Indes schlägt der Russe im Moldauer, land Den Muselmann abermals mächtig auf's Haupt. Schon zweimal lies seine gar kräftige Faust T

(

-yv

)

Ihn feine Erbittrung und seinen Mut fühlen: Erjagte ihn über die Donau jurük. Wie wurde das kühnste Beginnen zernichtet; Doch, braver Gginoki, beruhige Dich, Ein Ungiük hat immer noch einen Gefährten.

Sechster Gr fang. Ach' wenn ich die' Flucht der Pginski mir

denke. So fühl' ich Im Znnern den lobendsten Harm. Die Leiden, die jene Verbündete trugen, Verwunden, zerschlagen mein zärtliche« Herz. Wa« wird die Katholische Kirche beginnen? Wer schüzer sie wider den kez'rischea Arm? De« heiligen Vater« zerbrechlich« Stüze, Freund Ma Homer föchte nur fliehend für sie. Die nirdllchen Haufen der glüklichen Russen Zertreten die winselnde Polen fortan. Schon seh' ich die Klister voll Frevel beflekt. Die heiligen Oerter geschändet, beraubt. Den Nonnen da« Pfand ihrer Keuschheit ent» rissen Und selbst den Sohn Gotte« zum Hahnrei ger macht. Wie tbnnea wir, sagt uo«, da« Unglüt vrr, scheuchen?

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)

Wie unsere Quellen von Thränen vertroknen? Ach! lasst zum Gebet unsre Zuflucht unö nemen. ZnSäkke gchüllet, mit Asche bepudert, , Werf' ich meine Leiden Dir, Holde, zu Füssen Und flehe: O Jungfrau, o jättliche Mutter, Ermanne doch Deinen Dir theuern «vginski. Und jenen Zaremba, den zahmen Soldaten. Auch Sie, mein Madamchen, auch Sie fleh' ich an, Zum Besten der heiligen Kirche und Po len's. Vertreten Sie, dienstfert'ge Dummheit, uns doch! Vorzüglich empfele ich Ihnen pulawoki'n, Sein Schazchen nicht minder, die Herzltchgeitebte, Die seiner Begierde manch Kurzweil verschast. Sle wissen ja, daß selbst die tapfersten Helden, Durchspähet man ihre geheime Geschichte, Die Liebe zur Buhle mit jener vereint. Die herrlichen Lorbeer» des Sieges zu brechen. Man weis ja, was Mamsell Verläumdung erzählt Dom Grafen von Sachsen, vom grossen Eugen; Doch rührt Sie mein Bitten, trhiren Sie mich. So hab' ich hierüber genugsam gesagt.

Nun nemen wir Abschted'vom Himmel und kehren

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293

)

Zur Erde, dem Tize der Dunse und Thoren, Dem Schauptaz de» schreklichen Kriege« zurük. M!t grossem Geleite und mächtigen^ Lern» Gelange» die Helden au« Gallien an. Sie rühmten sich selbst ob der herrlichsten Thaten Und wer er dann glaubte, der schäzte sie hoch. Im Anfang, worüber sie höchlich erstaunten, Verstand man kein Wörtchen, so viel sie auch sprachen. Und freilich war'« klüger, sie hätten geschwiegen. Doch ist dieSdein Franjmann die folterndste Pein. Zhr ZüngeleM klapperte troz einer Mühle, Wenn rauschend der Sturmwind den künstlichen Flügel Mit tobendem Ungestüm kreisend inntreibk. Und auch wohl bisweilen ihn drehend zerbricht. Auf all' ihr Geplapper, so schön e« auch ging. Vermocht derTowarsedochnichtSzn verseze».

Er schüttelt sein Köpfchen, erklärt sich durch Zeichen, Und stottert sein Rotwelsch, da« Niemand verstehtZivar spotteten einfang« hierüber die Gekken, Doch plöjiich verloren sie all« Geduld.

E« gab unter ihnen gar sprudelnde Köpfe,

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Ein Theil war vom feurlgenStral berProvenc e Versenget, und jene dem heissen Bretagne Entlaufen; die waren Pikarbervoll Starre sinn, Und jene entwischten den Rebengebirgen

Der Bearner, di« sanft di« Garonne um, spült. Da gab nun brr Hizigste aller drn Rat Sich wieder zu trollen, woher sie gekommen: „Wae schlagen,wir uns für die Schufte herum, „Die auch nicht rin Wirtchrn Franjösisch vere stehn?" So lautet der Vorschlag de» Herrn von Ma lose. Mit lautem Frohlokken stimmt Dervieux

bei. Zn diesem verhenkerten Lande, verfolgt er. Wo e< an Kredit und an Mädchen uns fehlt,. Ha! mögen die Schurken einander zersezen! Mich ärgert bet diesem Hylunkenpak alle«. Auf, folgt mir! wir zieh«« dahin, wo der Der« wisch Mit krächzendem Allah sein Häuflein sich ruft. Der Türk« lässt'« sicher an Ehren nicht sehlrnUnd jeder Z r« n z o fr rrhilt sein Serail,

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2y;

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Und richtig« sie schnürten sich «sie dm Ränzel. Nach T h r a c t e n wären die Narren marschirr. Wenn nicht Herr Vieumeml, der e« »um Glük Noch merkte, wie arg sie der Teufel besä«. Den Vorsaj bei Zeiten zu ändern verstand. Da ihnen ihr Mentor die Köpfe brav wusch. Entstand Euch vor Land «krön eia schreklicher Lerm, Und Reiter und FuSvolk, da«sämmtlich «ntstoh, Vergröffert den tobenden Aufruhr noch mehr.

So wie sich der flüchtige Hase, im Herbst, Mit zitternden Läufen dem gierigen Zahn De« Windspiel« entziehet, da« klaffend ihm folgt; Zur Sicherheit in rin Gehölze entflieht. Darin sich verkriechet und glüklich entkommt: So macht r« der Pole, voll kindischer Furcht; Noch schneller im Laufen, entspringet er rasch Dem funkelnden Auge de« tapfern Verfolger«. E« war Held Dranickt, der seine Partei Mit Düring, Bibikow und Drervi; ver­ einte, Von allen drei Seiten ertönte zugleich

Ium Kampfe di« schreklichr Kriegermusik.

Doch unsre Franzosen flink, lebhaft und stürmisch,

T 4

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)

Durchloberte plözllch ein krieg'rischeS Feuer. Sie liefen und luchten, als Ritter zu streiten Mik Anstand und Würde, sich Klepper zum Kamps. Der fand einen Esel und jener ein Krakchen. Hier war nicht zu säumen und kostbar die Zelt, Man nimmt, was'man findet und sattelt feilt Thier, Besteigt es und trabt durch die Aue dahin« S gieltet vom Heere der Konfiderirten. Es schlichen der rauhe Panzern' undTowsrS DerdrüSlich dem sprudelnden Gallier nach.

Al« Drewiz den Haufen der Polen ge, wahrt, Begann er: Da kommen die Hasen marschirt; Seht, wie ich sie heze! Uudj alsobald lies Ec eine von seinen Kanonen erkrachen. Das ging den Rebellen durch Mark und durch Bein. O tapfere Krieger, Euch schrekt schon elnHchuS,? Daü Donnergebrülle verschloff'nen Salpeters, Der feurig dem ehernen Rohre entstürzt, Ist schon von Natur den Polaken zuwider; Doch mehr, wenn der Widerhall naher Gebirge Da capo die greuliche Musikam giebt Und durch seine heulende Tönen .verdoppelt.

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397

)

Umsonst sucht Vieumenil's Ruf sie zu stäh, len, Zhr Mut war entwichen; nicht Schipmf und nicht Lob Vermochten die zitternden Haufen zu halten. Umsonst schrte'n die schlauen Lieblinge des Füh, rers: Marsch! gegen die Russen, wir greifen ihn an! Doch unsre Polaken, statt vorwärts zn gehn, Entfernten und zogen sich klüglich zurük. D:e Haufen der Reiter, die Glieder des gufc volkö, Verdünnten sich mälig; da nüzt der Kosak Des * ünfhqcH A-'t^puuktsj und dringt in fle ein; Ste retten sich fitehend in grösster Bestürzung. Gott! wie viel Zcrfezte und Todts gtebt'6 hier! Von unsern Franzosen stehn viele noch fest; Die hintersten fielen den Russen In'sGarn. Ach! werden sie nicht der Verzweiflung erliegen.' .Ihr Loos ist das Schtksal von allen Gefangnen; Sie müssen Sibirien's Wüsten bevölkern. Wo man nichts von Wiz und von Artigkeit weis. Sie werden mit Thränen den Lorbeer benezen. Man wird sie zum schreklicheu Zobelfang brau» chen, Um Euch zu bepelzen, Kath'rtnens Bojaren. T r

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298

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Indessen entwischte Vieumenit doch. So schwer es ihm wurde, bt nahen Gefahr. Rasch flöhe er nach dem Gebirge von Karpak Und wünschte den Russen und Polen jum Teufet. Gleich einem verdunkelten, trüben Gestirn, Erschienen Zaremba, der Piündrer pulawski. Und um sich den Lerm au« dem Kvpfe zu treiben Ersäuften sie ihre Betrübnis im Wein. O Zhr! aus dem niedrigsten Stoffe geformt? So kann schon Ein Tag Euch den schrekllchen Schimpf, Den schändlichen Unstern dem Busen entreissen ? Zur selben Zeit kehrte der stolz«

tue Antwort, er würde die Brillante» nicht «er» kaust haben, wen» er nicht dabei seine Rechnung ,u finde» gewusst hatte und dies um so eher, da ep sie vor dem Kauf habe taxice» lassen. Darüber ge# riet Voltaire in Wut und wollte mich mi-haudeln. Ich verlies schnell da-Zimmer, um mich bei Sei, «er Majestät zu beklage». Doller Indignation über das Verfahren de» Dichters verwies mich der König mit meiner Kla­ ge an den Groskanzler und befal, die Sache aus das strengste zu untersuchen. Ich bi» schon zwei­ mal mit dem Sieur Voltaire verhört worden. Seil» Bedienter Picard, hat »ach abgelegtem Eide schon gegen seinen Herrn ausgesagk, daß mir der­ selbe einen Ring mit Gewalt abgenommen habe. Ich foderte ihn auf, unsren Kontrakt vorzulegen. Den hätten wir nicht gemacht, sagt er, und er ha­ be mir die Summe von achtzehntausend und dreissig Reichsthalern anvertrauet, ohne sich darüber von mir einen Empfangschein geben zu lassen. Das sieht «un dem Herrn Voltaire recht sehr ähnlich! Er be­ theuert überdies: erhebe mir diese Summe gege­ ben, um zu Dresden Diamanten und Pelze für den -angbaren Preis, das Stük für fünfunddreiffig Tha­ ler zu kaufen. Ich beweise ihm durch viele eigen­ händig geschriebene Billets und Ordres die Wahr­ heit meiner Aussagen und er ist dreist genug zu be­ haupten: da- wären Billets, die er in das Kami« geworfen und die ich wieder heraus geholt hätte.

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15

)

Ich hatte ihm einen kleinen Aufsar zugestellt, der so anfing: Ich habe dem Herrn folgende Arti« kel verkauft. Er fuhr mir der Feder über diese Buchstaben, um die Schriftzüge seiner Hand äh» lid) jit machen und serte oberwärts noch hin: Zur Bezahlung von mir regulirt. Weil oben auf dem Zettel wenig Raum war, so hatte er sich so lakonisch gefasst. Dann hat er taxirte in zu ta« xirende durch Radiren und ein Paar Federzüge verwandelt. Mit dem Worte geschärt konnte er nicht eine gleiche Abänderung vorncmen, weil er zu dicht an andern Worten stand. Dieser Widerspruch, der Styl, die verschiedne Farbe der Tinte, die Ver­ stümmlung der Buchstaben, der Anfang der Worte: Ich habe verkauft mit einem grossenI, die» aller beweist sein Verbrechen hinlänglich. Ich zeige ein Attestat vor, vermittelst dessen et die Diamanten zu Reklrrm geschikt hat, um sie zu taxiren. Er hat die Dreistigkeit dies abzuleugnen nnd legt eine andreTaxe von fünfGoldschmiede» vor, lauter Leuten, die blos für Ephraime» arbeiten und folglich taxire», wie er es von ihnen verlangt. Gerechtes und ehrwürdiges Publikum, was hab' ich nun zu erwarten r O! sei mein Richter! VergiS auf einen Augenblik die unsterblichen Werke des «rossen Dichters und Philosophen und falle D« selbst mein Urtheil.

Personen: Angoule-rsut. tNammon. Ismael.

Ein Jüdischer Inweliek.

Rabiner.

Desgleichen; Sohn de-Dorigech

Abime, lonche. Gripe-parrour.

Justitrat. Erster Gericht-diener.

Zweiter Gericht-diener.

Avaloire. Rrispin.

Tantalus im Prvzes.

Dessen Schiirgeist.

Angouler tour'« Bedienter.

Boudiner.

Angoulertour'» Advokat.

Branlefi».

Rabiner'« Adrvkat.

Wache.

Erster

Erster

Auftritt.

21ngoule#tout. Manimsn. Angoule, tont

(ihn umarmend.)

freund Mammon komm, verlas mich nicht! Du bist mein Liebstes in der Welt, Die Slü»e einst des grauen Haupts, Schasst meine Seligkeit, mein Glük. Mein schönstes Lied mär' ohne Dich nichts wert. Versänke in den Lethestrom. Dank Dir, die Furcht erschrekt mich nicht. Den Grossen dünket mein Gesang So zaubervoll, mein Name ist Gesucht, mit Ehren überhäuft, Und jeder Presse schon bekannt. Komm, Du giebst mir Gedanken ein. Beseelest mich mit Dtchtergiut. Doch wie? Du schweigst? Was srhlr Dir denn? Mammon. Ach, Herr! mich frisst der Rost vom Kopf -u Fus. b

(

18

)

Angoule,tont.

Wie?

Mammon. Immer stell' ich In der Klause. Zch mus, wenn Du Visiten kriegst,

Stets unter Schlos und Riegel liegen;

Erbltkk' ich jemand, der Dich etwa kennt. Gleich propfst Du mich in einen Winkel hin Und raubest mir bas holde Tageslicht.

Sch muS noch ganz in meinem Leid vergehn! Ach! nur bet Lampenschein hast Du mich. lieb.

Hirst! du nicht auf mich zu verbergen, dann

Stirbst Du gewis In diesem Sündenschlamm. Angoule,tout. Du lieber Mammon, kennst die Welt noch

uicht:

.Ich bin verloren, wenn man Dich erblikt;

Man risse Dich auf ewig von mir weg.

Und steter Kummer nagte dann mein Herz. Wenn Du nur Eine Ausflucht wagen wolltst.

So stürztest Du mich ohne Rettung hin. Nein, besser ist es, glaub' e» auf mel» Wort, Du bleibst In Deinem Winkel still bei mit.

Mammon. Herr, bann verrost' ich ja durchaus.'

Ach! etwas Luft ist gut, besonders friche Luft.

(

ry

)

Angoulertout. Daraus wird nichts, mir liegt zu viel daran. Mammon. Jst's möglich, immer im Arrest? Nun so verschimml' lch gar — Angoule,to«t. Was schadet baS? Begnüge Dich allein mit meiner Herrschaft. Was thut der Rost? — Jedoch zum Schuz Für jeden Unfall kriech' in diesen Sak, So wie ein anderer Skapin.-----------(zeigt ihm einen grossen Sak)

— — — — — — — Horch auf! Wer kommt? das Diebsgeflndel schleicht umher; Mit Dir verlör' ich ja die ganze Welt. Mammon. Wie, Herr! in einen Sak? — das geht nicht an! — Ach! ich ersttkke, das thut nimmer gut! Angoule i tout. Du sollst es nicht, von Zeit zu Zeit besuch' Zch Dich. *)

(stekl ihn in den Sak.)

b r ') Man bemerke, baß dieser Mammon, unser« Helden Schurgeist, mit Friedrichöd'oren und Preussischen Dukaten von Kopf bis ru FuS, so­ wohl vor $ als hinterwärts, recht dicht dedekt fein. mns.

(

20

)

Mammon Cilii Sakke.) Wie düster ist es hier Zm Sak — Angoule/tont.

Zur Sicherheit für Dich Und mich geschieht's. Mammon.

Ach! mir behagt das Licht! Angoule»tout.

Nie'sollst D» dieses sehen, nie! Thu, was ich Dir befehle, marsch! Mein und Dein Vortheil foderk es. Hinein mit Dir und rühr' Dich nicht. Bevor ich's Dir erlauben will. (ftekt ihn recht tief in den Sak.)

Mammon.

Welch ein« finstre Herberg! doch mich soll Der Teufel holen, wenn ich Dir Nicht eschapire, reisst der Sak Ein wenig nur---------

Angoule-tout (nimmt Siezellak und Licht.) 0 fürchte nichts. So dünne möcht' er wohl nicht fein; Damit die Luft nicht in ihn dringt, Versieg!' ich ihn.

(

)

ri

Mammon.

Nimm Dich in Acht! Versenge mir nicht das Gehirn,

Das Siegcllak ist etwas heis. 2ch könnte einen Knak- bekomnien,

An dem ich ewig klauben würde! Angoule-tout.

Mut! bukke Dich! sieh da, wie schön!

Nun wird das Siegel aufgedrükt. Mammon. O weh! das Lak!

Angoule/tout. Ha! mag es doch!

Schwelg, tote ein Schatten weicht brr Brand.

Mammon. Verlass' ich nie den düstern Ort?

Angoule.tout. Nein, ich verbiet' es Dir ! mit Fleis

Verwahr' ich Dich im Sak; mein Dltk

Wird stets auf ihn gerichtet fein. Und nie entfern' ich mich von ihm.

b;

(

22

)

Zweiter Auftritt. Angoule, tour,

(spricht »«ein neben dem der im Sak stekt.)

Mammon,

Nun ruf ich meinen Kerl. ES ist Ein brott’ger Kauz, doch quält mich's sehr. Daß man ihn äusserst diebisch halt. Oft ängstet sein Betragen mich. Es scheint mir immer, als ob Pech An seinen Händen klebte. Wenn Ich meine Gelder zählen will. Verschlingt er mich mich mit Falkenbltk, Und stSbert die Adressen durch, Und liest, was ihm zu lesen doch Nicht frei steht. Dieser Bursche ist So schlimm, als hundert Feinde kaum. Krispin!

Dritter Auftritt. Krtfpin, Angoule-rour und Mammdn (im Tat. > Rrispin. Mein Herr! Angoule-tout. Allons! ich braucht Dich, Du sollst mir waü bestellen, komm!

(

)

2Z

Doch sei vernünftig, rühre mir nichts nn!

Sprich, hast Du mir nichts weggemaust?

(vefüblt ihm die Taschen.) Rrispin. Herr, Sie beleidigen mein treues Herz! Angoufeitout.

So risonniren alle Schufte, die

Bet einem Herrn in Drob und Lohne stehn.

Doch fände sich nun ein Zndlclum, Das Dich des Diebstals überführt.

Wie. dann? Rrispin. Das kann nicht sein, ich bin Ein treuer'Diener, war noch nie ein Schelm. Angoule-tout.

Gut! doch Du isst zu viel, und weisst ja wohl

Daß ich, Dein Herr, bezahlen wus.

Dein grosser Appetit behagt mir nicht. Du musst kein BtelfraS sein, musst nicht zu viel Dem Munde bieten — Doch da« hab' Ich Dir So oft schon vorgesagt, und dennoch seh' Zch immer keine Besserung.

Rrispin. Gewi«, mein Herr, da« Ist mir rätselhaft, Und Ihr Verdacht kommt mir possirlich vor;

Dee Morgen« fast' Ich, und mein ganzes Mahl b 4

(

-4

)

Besteht aus Brokken, die Sie herzlich klein Mir lassen — Angoule,tout. Seht das freche Lügenmaut! Nun er sich voll gepfropft hat, fängt er an Zu räfonnlren — Doch genug dgvon! Wir haben überdies nicht länger Zeit. Du gehst sogleich zum Juden Rabinet, Dem Zuweller, und sagst ihm, dal) ich ihn Allein in meinem Zimmer sprechen will. Er bringe seine rarsten Steine mit, Und Ringe, wie er sie nur finden kann, Smaragden und Brillanten, was er hat. Ich mns, bevor ich'S kaufe, alles sehn. Doch schnell, und nicht gesäumt! Die Sach« Ist Pressant, ich will nach Hofe — O wie wird Man mich bewundern! (Srifriirtottft w« emenw auf den Sak.)

Halt! was siehst Du da? Rrispitt. Der Tausend! ist das nicht ein grosser Sak! Angoule tour. Stekk' Deine Nase doch wo anders hin! Fort, richte aus, was Dir befolen ist. ÄrtfplM. ( Das Erste laut, das Folgende im Ad gehn.)

Sehr wohl r — — Ha! kann der Geiz wohl grösser fein!

(

25

)

.

Dm deutlichsten Beweis hab' ich davon.

Toll möcht' ich werden, denk', ich nur daran; Vierter Auftritt.

Rabiner. Lrispin. Ixrispin. Der karge Filz! der Geizhals der! Der Knikker, ha! verschliesst sogar Mir jedes kleine Endchen Wachs. Wie ich einmal von ungefähr Mir nur ein einzig Stükchen nam, Traklirt' er mich, wie einen Schelm, Und hunzre mich erbärmlich aus Und drohte, mich derb abzubläu'n. Doch mus ich sein Gebrumme nur Ertragen. Wae das schwarze Kleid Betrift, das ein Philister ihm Geborgt hat, dem eS nun nicht passt. Weil er sich'ö enger machen lieö------- — Rabüiet. Nun schau! Wae Hot der Herr gesagt? Zst es ihm rechter Ernst, doß er Die Edelsteine schachern will? Rrispin. Sein rechter Ernst, das sag'ich Ihm,

b s

(

-6

)

Sorg er für Seine Steine nicht., Er kanft sie alle, auf mein Wort!

Brillanten — und zumal wenn si« So recht nach seinem Sinne sind.

Nun folg' Er mir, da soll Er sehn.

Ob unsereins nur Flausen macht.

Rabinet. So item’ ich all' mein Habe mit. Etifpin. Da thut er wohl! An Mose« soll'«

Nicht fehlen, denn den hat mein Herr

Vollauf und ausserdem Kredit,

So viel er immer will.

Er steht

Euch bei den Grossen dik am Brett. Doch marsch nunmehr!

Rabinet.

Nu, wai« der Hekr Wie hoch der Wert.... Etifpin. (ihn unttrörechknd)

Du lieber Gott!

Don Rechnen, Freund, versteh' ich nicht«.

Rabinet. Nu schau Er, woe ich tröge, ist.

Wenn ich es billig rechnen thu,

Doch achtzehntausend Tholer wert. Der Hof, wer wissen'« wohl, wird nicht

Spijbuben bufften, und fto noch

Sein Herr ein grauster Dichter Ist, So kann ich ohne Risko Ihm

Mein Kästel anvertrauen —

Rrispin.

Freilich!

Ach sag' t< ja.

Nun folg Er mir!

Las Er die Finqerrechnung sein!

Nur nicht getrödelt! Flugs soll Er Des gnäd'gen Herren Zimmer sehn.

Hier wohnt er, geh Er nur hinein Und sprech Er selbst mit ihm niete ihn am

Aennel sutüL) Doch halt!

Ach muS voran, hier geht es nicht So gradezu; erst meld' ich Ahn.

Rabiner. Sehr wohl, nur komm Er bald zurük!

Rrispin (ab)

Fünfter Auftritt.

Rabiner (allein mit seinen Brillanten.) Nun, dieser Gang bringt mir gewis Ei'n schönen Thaler, glaub' ich, ein,

Denn schachert mir der Herr Poet

(

28

)

Mein ganzes bischen Reichthum ab, Nun so erfährt eS keine Seel,

WoS ich für einen Schnitt gemacht. Glatch fei’ ich mich nach Holland auf.

Und bin ein Züdchen, dec was gilt;

Durchstreife manches Meer und Land' Und achte die Gefahren nicht

Des tiefen Abgrunds.

Hob’ ich nun

Mir jeden Weltkhetl recht beschaut. So etabllr’ ich mich. Ich weis

Dann wohl, worauf ich fussen kann — Sieh da, der Diener und der Herr.

Sechster Auftritt. Lrispin.

Angoule/roue. Rabiner.

Rrispin czum Angovle,tout.)

Mein Herr, hier ist der Zud', und zwar Ein Mauschel, ganz so wie er sein mus.

Er bringt Brillanten und Schmierlagden —■ Rabinet (Zmn A»goule-tout)

Smaragde«, will Er sogen thun.

Rrispin.

Ganz recht! versteh' mich wenig drauf. Angoule > tont (Zum Rabl'iiet.)

Sind die Brillanten schön, so nem’ Zch sie Euch ab; sagt: habt Ihr viel?

(

29

)

Rabinet. Ze tut, vor achtzehntausend und Vierhundert dreisslg Tholer gut. Kein Juwelier in dieser Stadt Muö sogen, deß ich schechen will. Angoule.taut. Schon gut! doch bleibt es unter uns. Nun zeigt sie ohne Umschweif mir; Zch kauft alles, was Zhr habt.

Rabinet. Do sieht der Herr mei Kästel, ganz Wie'ö Zhm beliebt. Angoule.tout. So macht es auf! Rabinet. (öfnet eä) Zch Hobe es gar rar gespikt! Dos ist vor achtzehntausend und Vierhundert dreisslg Tholer Waare.

Angoule, tont ( nimt das KüstchmNun gut, ich bin von seinem Wert Schon überzeugt, und glaub' es Zhm, Daß er nicht übersezt und nie Mit falscher Waare schachern wird. ( nimmt einen Wechsel aus der Lasch» statt »es Geldes).

Da, nem Er diesen Wechsel hin

(

30

)

Auf meinen Namen ausgestellt. Den mein Pariser Bankier Zhm augeubliklich honorirt.' Rabinet. Au wei geschrie'n! dos geht nicht an, Baar Geld, Sie wissen wohl, dos lacht! ANg0Ule,t0Ut.' (halt immer SaSKäst«'«.) Zhr sonderbarer Mensch! so geht Nach Dresden nur, ich kenne dort Noch einen andern Bankier, Ein sehr intimer Freund, der mir. Wo ich noch war, schon viel Gefallen that. Er wei« sehr wohl, wie viel Gewinn Mir meine Verse bringen; wenn Zhr dem den Wechsel produzirt. So zahlt er ihn Euch angenblikS Von Heller bi« zu Pfennig aus. Rabinet. Will sehen, ob er koscher ist. AngSUle,tont (giebt ihm einen falschen Wechsel und behalt dab Kästchen.)

Wohl, alle« ohne List und Trug. Rabiner, (nimmt ihn für gültig an.)

Nun morgen reis ich sicher ab. Angoule > tont Adieu bann bis aus'« Wiedersehn.

(

31

)

Ätifpflt f tri Seite/ intern er mit feinem Herrn adgebr.) Der war Euch tüchtig angeführt.

Siebenter Auftritt. Rabiner.

«mein.)

Ze nun, da könnt' ich wohl dabei Ein schönes Fädchen Seide spinnen. Kann aber auch kaporeö gehn. Und doch im Grunde fürcht' ich mich Zu reisen — denn vielleicht ist alle-, Was er mir sagte, blauer Dunst. Zch will es meinem Vater doch Erst sogen thun. Hai welch ein Glük, Da kommt er ja so eben her.

Achter Auftritt. Ismael.

Rabiner.

Rabiner. Erlaubt mir Vater > doß ich Euch Bei etwas hier zu Rate rieh. Zch bitte, überlegt es doch. Wie fang' ich'ü wohl in einer Sache an.

Die offenbar mir guten Schmu verspricht? tieizr ihm den Wechsel)

Mein Schade, denk' ich, soll's nicht fein.

(

)

32

Ismael Was ist denn doü für ein Papier? Rabinet.

Ein Wechsel, den der Hofpoet,

Der nur den Einen Diener hat.

Mir ringehändigt.

Nun der Mann

Wird, denk' ich, doch woh! ehrlich sein. Man johlt mir dann auf diese Schrift Ein achtzehntausend Tholer aus.

Vierhundert hob' ich von hem Herrn

Auf Abschlag schon vorauegekriegt. Zch reise mit der Sicherheit

Schon morgen früh nach Dresden ab. Doch wünscht' ich Euren Rat zu.vor. Ismael.

Mein Sohn! ich wais nicht, aber ach!

Zch fürchte viel. Za — wie gesagt. Hierunter stekr für Dich und mich Ein sehr grfärlicher Betrug.

Erwäg es wohl, mehr sag' ich nicht.

LaS, eh' Du reisest, ja zuvor

Den Wechsel untersuchen.

Denn

Die Wahrheit Dir zu sogen, fürcht'

Zch schr, daß es ein falscher ist.

Rabinet.

Was sogt Ihr, Barer? Rain, der Herr

Scheint

(

3.3

)

Scheint mir ein ehrlicher ©ohn. Sein Diener kam auf. fein Geheis Und tief mich zu. ihm. Nun , sogt selbst» Was sonnt’ ich anders thun, als gehl»? Ich zeigt' ihm meine Edelstein, Besorgte keine Prellerei. Da er ein grauster Dichter und Der König ihm, gewogen ich Er nam siezn sich— nun,, und ich? Zch macht’ auch nicht Sperenzien Sie ihm zu lassen, wie er mir Den Wechsel gab., und da er wohl Ein braver Mann ist, -weist' ich nicht. Die ausgestellte Summe auch Noch zu erhalten. Ismael. Sieh doch nut Da sind ja Stellen auSgekrajt. Ein andermal, mein Söhnchen, sperr' Die Augen auf und gieb fein Acht, Denn unter Rosen stehen stets Die Dornen vor! Der Wechsel ist Za lauter Krizkraz, kurz und gut Er kommt mir gar nicht koscher vor. Rabmet. Au wei geschrieen! Freilich nam c

(

34

)

Zch diesen; Zettel blindlings an. Zch trag' ihn augenbiik« jurük. Der Himmel steh mir Armen bet Und,sei mir gnädig! Hot man je Noch grösser Ungerechtigkeit Und ärgeren Betrug gesehn! Jstnael. Das thu mein Sohn! Zch geh anheim. Nun suche Dich, so viel Du kannst. Mit Ehren aus dem Spiel ju ziehn.

Neunter Auftritt. Drispm. Rabiner. Rabinet. Krispin, ich bin kapore». Seht, Da hob' ich einen Bok gemacht! Doch ist es möglich, daß Sein Herr Vielleicht kein gutes Auge hat. Zwar hält man sonst ihn für gescheittreigr ihm den Wechsel)

Wer nur mit Haldem Dlikke steht, Bemerkt, daß dieser Wechsel falsch Und nicht nach dem Akkorde ist. Den Unsereins mit ihm gemacht. Krispin. Verteufelt! armes Maufchelchen,

(

35

)

Bel meiner Stet ! Du jammerst mich. Versäume keine Zelr und thu Noch heute, iva« Du immer kannst. Denn, wenn der Wechsel, wie Ihr sagt, Richt koscher ist, bedaur' ich Euch. Mein Herr ist mir -u gut bekanntEr streitet und schwärt alle« ab Und so gewinnt er den Prozes. Dann lässt er, weil er Euch gar stdch Am Brette steht, den Mauschel flug« Dclm Oehrchen nemen und ins Loch Zhn schmeissen. Glaubt es auf mein Wort, So gehr's! Entweder läugner er Euch ab, der Wechsel sei nicht falsch. Wenn nicht, so schiebt er'« gar auf Euch Und spricht: Zhr habt ihn umgetauscht. Rabinet. 0 solche Kniffe bin ich nicht Zu machen fähig, nein, dozu Hob' ich ein viel zu redlich Herz. Zch mag nicht« weiter von dem Herrn Al« einen andern Wechsel — Geh Er doch

Und sag' eü ihm; ich warte hier.

« >

(

36

)

Zehnter Auftritt. Rabiner, (antitt)

Aa, oft sind die Poeten wohl Gar seine Zeisige, jedoch Mit diesem fürcht' ich nichts; was recht Und wohr ist, ehrt und lobet Gott. So halt ich's auch und dabei bleibt'-. Nimmt er den Wechsel nicht ziirük Und giebt er die Brillanten nicht Zum wenigsten mir wieder rau-. So' knüpsr mich an den ersten Baum, Wenn ich nicht gleich jmn König geh Und alles söge — Wollen sehn. Wer dann von beiden Recht behält! Er Hot ja meinen Kram, do« kann Er gar nicht läugnen. Was nun di« Vierhundert Thoier anbetrist, Die geb' ich herzlich gern zurük. Und neme meine Steine mir. So werde ich bald völlig frei Von allen diesen Sorgen sein. Doch sieh, da kommt er ja der Herr-

( 87 ) Elfter Auftritt. Angoule - lom.

Lrispin (Hernach)

Die Wache.

MngonTe - tont. Was ist das für ein Murren? H.a!

Warum selb Ihr nicht abgereist?

Was duld' ich diesen Juden noch? Den Schelm, der mich so angeführt

Und für vierhundert Thaler mir Unechte Edelsteine gab.

Rabinet. Zhr Wechsel ist nicht koscher, Herr,

Zst falsch — ich bringe Ihn zurük. Zugleich die baare Summe von

Bierhundert Tholern, die Sie mir Gegeben.

Angoule i tont.

Wache, greift deu Schelm, Der selbst des Königs Resident

Durch Schurkenstreiche ungestraft

Verlezet.

Sperrt mir alsobald

Den niederträcht'gen Burschen ein. Daß Sonn und Mond ihn nicht bescheint? Auf, pakt ihn ohne Gnade an.

Trollt er nicht auKenhltkltch ab.

C 3

38

(

)

Rabinet.

Schon gut, ich geh.

Den ganzen Streich —

Der Herr hat greulich mich geschecht —

Will ich dem König melden thun. Er ist et« grausftr, weiser Fürst, lind wird mir schon in diesem Fast

Mein Recht verschaffen — Augouke,te>ut«

Wache, haklet ihnB Nicht von der Stelle tafft ihn mir!

Zur Obrigkeit mit diesem Schufts Ha? nemt ihm diesen Ring, er ist Mein Eigenthum.

Der Schurke hat

Zhn mir gemaust, bei meiner Ehrt

Ein bvher Schwur! — Ze, daß Du doch Dae Fieber kriegst für alle Deine Spizbübereien, o Du Dieb! Rabinet

Zwölfter Auftritt. Angsuleeeom.

Rrispin.

Die wache,

2lngoule • tout (Zur Wache.)

Ha, wie? Ihr lasst ihn gehn? — Er ist

Ein Schelm, hem man nicht glauben muS; Ich werde Recht behalten.

Geht

Zh.r Burschen« Euer A.rm ist kraftlos

Ein stärkerer soll mir ihn schon

I?och fassen --- Nun marschiert! (DieWach«lew­ ferne sich.)

Dreizehnter AuftrittAngoyleetom. Rrispin. Mammon ( üu S«r.>

Krtspin, la« mir durchaus den Schuft

Nicht mehr zu mir, und wenn er kommt.

So nimm den Stok und schlage zu —* Und nunmehr lat mich ganz allein»!

0 4

Vierzehnter Auftritt. Angoule f rour.

Mammon (im w

Angonle,tout..

Mein Kopf ist ga,^ zerrüttet, ach! Stets stürmt die böse Welt ans mlch. Bet jedem Schritte stoss tch auch Auf einen Schelm — Safir sehn., waö macht

Mein lieber illanimoti in dem Sak. Sprich, bist Du da? Mammon (im Sak.)

Ich stifte ganz» Gar keine Luft! — Ach! es ist aus!

Kaum keuch' ich noch. — O! risse dech derSak^

Adieu daun aller tteberstus! Sogleich entflöss ich durch das Loch, Und wieder kriegtest Du mich nie.

Stngoulc/tout.

Mein theures Mammonchen, Du willst Wohl spassen? — Glaube mir, der Tas

3ft gut und fest nach mefnmi Wunsch, Um Deinen Wert noch zu echöh'n. Dring' ich die schönsten Steine Dir, Brillanten — Wie Du staunen wirst l

Mammon. Mach auf den Sak, damit ich sie Betrachten kann —

(

41

)

AngSUle / t0Nt (giebt ihm Luft.) Das will Ich, wart'! (Mammon kommt blos mit dem Kopf hervor.)

He! siehst Du wohl? Ich hoffe doch Du nimmst sie streng in Deine Hut? Mammon. Das soll geschehn. Angorrle /-tont. So schwöre mir. N^ammon. Auf Mammon's (J) e! Slngoule tour. Gut, mein FreundNun kugle wieder Dich zusammen. Mammon. Wie! Du verschliesst mich abermals? Angonle i tont. E- möchte jemand kommen. Nimm Nur die Brillanten gut in Acht, Und sprich kein Wörtchen. Nicht genruchst! Sei still; ich kehre bald zurük. Mammon. Wie sckrekltch pukst Du mich nkht ein. H ivürde doch der Sak zum Sieb! Angoule/tont. Vergebens ist Dein Wunsch.; genug b 5

( 4*

)

Zch mache jederzeit Dich fest. Dies ist mein ernstlicher Entschluß. Mammon (kriecht wieder in -enSak.)

Du armer Mammon.' Angoule i tOUt (ihn ganr hinein pressend.Halt Dein Maul? De! Schäzen arm! Ha! die sind ja Blos meiner heissen Wünsche 3M. (Die Mufik macht hier ein Inteemerro, vis daß der Proeeauhebt.)

Fünfzehnter Auftritt. R «Hiner. Abime •- louche. Grippe -- partout. Avaloire. Doudmer. Branlefiu

Rabinet f$um Abime - loriche.) O tempora! e mores! (eßt Ein Weiser einst mit vielem Recht. Zch fleh' bk Richter wider einen Gewissen Herrn um Beistand an. Er nennet sich Angoule,tout. Mein armer Dater-starb vor Gram. Ach! er erfuhr mein Unglstk bald, Doß umgetauscht die Steine waren. Denn jener Schofel ist nicht mein. Der böse Geizhals nam mir vor vierhundert Tholer meinen Schnmt

r 43

)

Durch eine dichterische'Freiheit, ZndeS noch achtzehntausend an Der ganzen Summe fehlen. — J«jt Verlangt er noch sogar den Rest Don meinem Schaz. Doch ich will mit Ihm prozessiern, mag er sich Auch Immer krümmen, wie er will. Hier dieser Ring am Finger soll Klar feine Büberei bezeugen. Er wollt' ihn mir entreissen und Traktirte mich als einen Dieb. Ach! meinen alten Vater hat Die Sache schon in'« Grad gestrekti .Indes beweis' ich, doß der Ring Sechs ganzer Johre mir gehört, Doß ich ihn mir In Prag gekauft. Und doch verfährt er ohne Schm Mit mir als einen Dieb uyd hält Den Schmuk ohn' Urfach mir zurük. Und wider diesen Schelmenstreich, Der mich total zu Grunde richtet, Fleh' ich zu der Gerechtigkeit. Abime) loudje. Um besser dieser Sache auf Die Spur- zu kommen, und zu seh'h, Sb Ihr die Wahrheit aurgesagt,

(

44

)

So tj8r* Ich jegliche Partei;

Der König selbst befal es mlr.

Zhr müsse jezt suchen.. Euer Recht

So kräftig zu vertheidigen,

2(16 e6 Euch immer möglich ist.

Verliert Zhr, nun so kastet'6 Euch Da6 Leben — denn ein Günstling lässt

Nicht ungestraft sich Unrecht thun. (Zu einem GcrichLvdiener.) Man ho'.e ihn alichald. Grippe-partout. Er kommt.

Avaloire.

Bei meiner Ehr! da ist er ja.

Sechszehnter Auftritt. Angoule-rour, Rabiner, Abime-louche, Grippe-parrouk, Avalorre, Doudiner, Branlefi», Lrispin.

Angorrle, toyt. Wie? diese Zudenseele wagt

Hier zu erscheinen? —

Rabiuot. Nu, worum? Was soll ich nicht? — Sie hoben ja Noch meine Steine bei Sich.

(

45

)

Abmie, lorrche. Schweigt! Und.rütnmehr reden Sie, mein Herr.

Angoule,tout. 3(1 es wohl recht, daß Schurkerei 3m Handel hersche, daß man noch Sie duldet? — recht, daß der Betrug Sich immerdar bet uns etnschletcht? 3lVö recht, daß falsche Steine man Für echte uns verkaufen will? 3a! die Brillanten sind von ihm, Sie selbst bezeigen den Betrug. 3ch weise sie vor dem Gericht Zum Zeugnis wider diesen Dieb, So nenn' ich ihn. (Nimmt fatsche Brillanten auL der Lasche und wirst sie auf den Lisch.)

Urtheilen Sie! Hier der Betrüger läuqnet es, Allein ich halte sie für falsch; Und wenn er'6 läuqnet, widerspricht Er unserm besten Juwelier. Rabiner C untersucht sie.)

Das sind die nicht, die ich an Euch Verkaufte. Ach! behauptet 3hr's, So bin ich -an; Dsrloren. ■*-

(

46

)

Angoule.touk Wohl Behaupt' ich es. Wie? glaubst Du den» Daß ich nach einem solchen Stretch Zu Dir, Du Wicht, Vertrauen haben kann? Branlefin (rum'Abime- louche.) Des Mannes Reden, Herr, sind falsch. Rabinet. Zch hebe meine Hände auf Und schwör« —

Boudinet. Geht bei uns nicht an! Ein Jude kommt zu keinem Schwur, Der Fürst will solch Verfahren nicht. Beanlefin. Allein, da Herr Angoule.rout Kein Haar von einem Christen hat, So dächt' ich, könnte Rabinet Auch, ohne Eintrag ihm zu thun. Gar wohl zu einem Tide kommen. Abime , louche. Nein, die Replik entscheidet nichts. Ich mach' hier kurz Procedere, Noch heute werd' es abgethan. Laut des erhalinen Hofbefels,

Ob jene Steine falsch sind, wir

(

47

)

Am Tage lieget, oder ob man sie

Vertauscht hat, wie der Gegner sagt. Mein Herr, Sie geben mir sogleich

Den Schlüssel Ihre« Zimmer-, dieWird zeigen, ob Sie schuldlos sind.

Angoule»tout.

Was soll das? Nun und nimmermehr! Glaubt Zhr so nlederträchtlg mich Hierzu behandeln? — Eure Pflicht

Zst schwelgen und allein aufs Work

Mir glaube».

Abime» louche.

Nur gemach! den Streit Beendet ja Zhr Schlüssel gleich.

Mein Herr, ich habe Vollmacht hier So zu verfahren, den Prozet Ganz abzuthun.

Angoule-rout. Zch geb' ihn nicht.

Abime > louche. Recht jedem, dem da« Recht gebührt!

Grippe »partout c,u Aagoule-tout.) Gehorsam, Herr! der Fürst befiehlt! Avaloire

(greift ihn und nimt ihm den Schlüssel aus der Tasche.)

Nun marsch! und weiter nicht geschwazt!

Aimoule, tont. Wie, mit Gewalt? S Räuber! ach Mein Sak! Abynre- louche. Mau sehe alles durch Und vtsitire ganz genau. Nun fort und haltet Euch nicht auf.

Siebzehnter Auftritt. Abinre f louche. 2h:goule - tour. Rabinet. Branlefin. Loudrnet. Rrispin.

2tbime $ lonche» (Zu AnWUle^tout) Indessen' sezen Ste Sich nur, Mein Herr. RrifpLn- (Hei Seite.) Zch fürchtt, daß der arme Sak Am schlimmsten bet der Sache fährt. Angoule, tont (sich seiend.) Ha! darf man wider Völkerrecht Verfahren? Abime, [ond>e (far hcV auch.) So will es der Fürst, Und ihm gehorchen ist uns Pflicht, Und was. er thut, das glauben Sie, Zst immer recht und gut. Erlasst Nie einen Gauner unbestraft^ Angon,

(

49

)

Angoule i tsut. Ein Jude wagt es, und verklagt Mich vor Gericht — ein Jude darf Mein Gegner sein, spielt mir den Sittich? Ha! Prügel wär' der Schurke wert! Aabinet. Fürwohr! die Schuld liegt nicht an mir. Ich will nichts, als wos mir gehört. Und die Gerechtigkeit stimmt ein. 2lbime > louche. Schwelgt nun! da kommen sie zurük.

Achtzehnter Auftritt. Grippe > partout.

Avaloire (tragen Seid« 6en Angoule-tour. Ärtfpin. Rabinet. Dranlefin. Doudinet. Abime-louche.

Mammon im S«k.>

Grippe, partout, (feit den e«f auf die Erd«) Hu! ist der Sak doch schwer. Ich bin Ganz athemlos — Avaloire. ( fett das andre Ende nieder) Verteufelt schwer! Abime« louche (Zu den GerichttbienekN. Z Eröfnet ihn. Angoule« tout. (verhindert sie) Das gebe ich

(

So

)

Durchaus nicht zu, erkläre selbst Für nichtig diese Prozedur. Hierin befindet fich der Gott Von meinem Wohl; befreit Zhr ihn. So lauf ich tausendfach Gefahr. Abime, louche. Zhr Leute Sfnet ihn, und lasst Zhn immer reden. Angoule,tout. Hilf mir doch Rrispin, und fass' den Zipfel dort. Mammon (im Sak. tust mit starker Stimme.) Zch bin der Wehredich! Abjme, louche c entflieht mit einigen

Umgebenden »»g

Serwnnretung.-

O welch

Ein Wunder!

Grippe, partout. Ach! ein Sak, der spricht,! Rabinet.

Poz Mosen! Avaloire Cmu den andern.) Lasst «ns eilend« fliehen!

So kann des heil'gen Ludwigs «dleSBlut Nicht einmal seine Würde hier behaupten? Lharon.

Nu- nu. Dein Heil'ger wird Dir auch wa« helfen! Bei uns zu Lande gilt er Dir nicht viel. Der Todte. Hat auch der Richter uw« ie acht?

Lharon. Was sprichst Du da? Das Wort ist mir ganz fremd.

Der Todte. Wohl möglich, Last noch nie in Deinem Boot Ein grosser Herr von diesen Driesen sprach, Auch ist noch die Erfindung ziemlich neu. Und zeigt, wie hoch des Menschen Geist sich schwingt. Ein Fürst kann seine suveräne Wacht Dadurch erweitern, frei in seinem Zorn Nach seiner Wistkühr Recht und Urtheil sprechen« Und jeden Unterthan im Stillen strafen. Siel), dteS geschieht durch kttres de cacbet. Ach! hätte Mino« diese Waffen auch, Wie würd' es «einer Aermlichketr ergehn ?

WelchstrLsltch LvoS! wie viel hab' ich zu fürchten! d $

Lharon. Wurst wider Wurst, ist der gerechtste Spruch. Der Todte.

Du weisst den Henker von Regierung-kunst!

Bestrafung, übertrift sie auch das Maas, Ist doch die erste Srüze jedes Reich«. Lharon.

Drum muS auch Minos sie Dich fühlen lasst», Er ist hier König, so wie Du «S warst. Doch stehst Du wohl, daß schon'mein Nachen sich

An jenem unglükSvollen Ufer reibt.

Von dem noch nie ein Schattest wiederkam? Bald wirst D« nun der Richter Muster sehn.

Kourage, Freund, poj Element! Kourage!

Und unser Ludwig stieg nunmehr an's Land.

Er bebte vor dem Schlund des Cerberus

Und schaudernd sah er dieses Unthier an. Mit grossen Schritten stapelt er davon; Dem Allerchristlichsten entströmt viel Schweis.

Jedoch der alte Fährmann sezl ihm nach Und schreit: Zahlt mir der Herr das Fährlohn

nicht? Seht! prellen will mich dieser grosse Fürst!

(

59

)

Da« Antlij Ludwig's wird noch halb so lang,

Verlegen spricht er: Lharon, weisst Du was? Ich weise Dich auf jene Gelder an,

Die mir die Pachtung bald bejahten wird.

Warum nicht gar! nein, baare Münze lacht. Erwidert Lharon.

Unser Ludwig trug

Zum Glük sehr schöne Ringe an der Hand (Wie da« denn oft bei Königen sich trift.)

Sie waren von Matreffen ein Geschenk. Da gab er einen unserm Schiffer ab. Der ohne Komplimente ihn ergrif. Drauf eilte Ludwig über Hals und Kopf,

Wiewohl er plump und schlecht zu Fusse war. Dl« er zum Orte kam, wo Minos Ernst Die Helden wie die Feigen richtete!

Der Bönig zitterte, so furchtbar sah'n Der Präsident und seine Räte aus. Ach! ruft er, welch ein fürchterliche« Loos,

Weny er mich um Verirrungen verdammt.

Die in Parts ein Lächeln nur bestraft. Dann wäre sicher dieser lezte Streich

Noch härter, als die skandalöse Scene Für meinen Ruf es wat, die meine Herrn

Gewissonsräte einst dem Volke gaben.

(

6o

)

ES standen tausend Schatten um den Thron ; Und so wie einer mach dem ander» kam. Ward er auf'S schnellste expedirt. Denn Minos kennte sie mit Haut und Haar, Und fällte jedem seinen Urtheilsspruch, Sehr traurig schlichen einige davon, Beklagte» laut ihr schreklicheS Geschik, Doch andre Schatten priesen e« erfreut.

Zn diesem Schwarm rükt endlich Ludwig vor; Zhn hatt« Minos, ernst und sauren Bliks, Schon längst von ferne lorgnettirt. Er winkt Ihm, ruft ihn bei dein Namen, spricht: „He da! beherrschtest du nicht Gallien?" Ja, gnLd'ger Herr, doch unter Vormundschaft! Verseztt Ludwig, in der zarten Jugend Lernt' ich vom Orleans, Bourbon und Fleury Wie man die Lilien beherrschen soll.

Minos. Warst Du «In Mündel noch mit grauem Bart?

Der Bönig. Nein, Sire; als Männerhgar mein Kinn durch, brach.

Da ward ich ein gewalt'ger Weidemann,

( 6i

)

Minos» Und liebtest Du nicht sehr bk Hurenjagd? Der Rönig. Dir« Wort, mein Herr, ist nicht mehr im Gre brauch. So spricht noch wohl der Karrenschieber, Tro-; Doch jeder Grosse, der zum Hof gehört, Slimt niemals, Sire, dies Wort in seinen Mund.

Minos. Do stretchen wir's, und reden von der Sache.

Man sagt. Du warst seit Franz des Ersten Tod' Von allen der galanteste Monarch. Du theiltest Deinen Schranzen Hörner aus Und namst sie doch den Hirschen nicht im Park. Der Rönig. Ach? diese Freuden sind so engbegrenzt. Und unser Erdenleben ist so kurz. Daß wohl der Mensch, so lang er oben wallt, Dedauren wegen seines Ungemachs

Nicht Neid und Misgunst um der.Lust verdient.

Mino». Wer neidet Dir denn Deine Pompadour, Und Deine Barry? Beide waren ja

(

6r

)

WaS ganz Gemeiner fh Paris, eh Du Mit hoher Hand sie auf den Thron erhobst. Der Honig. «Hai wenn der Tod mir alles auch entretssr. Verdien' ich noch, daß man mich hier verhöhnt?

Minos. Die Wahrheit, Ludwig, ist nicht Hohn, nicht

Spott; Du fassest viel zu hoch auf Deinem Thron Und namst des niedern Schmeichlers Opfer an. Daß Dir von seinem Weihrauch schwindelnd ward; Doch sieh, hienieden in Elysium Verschleiert sich die lautre Wahrheit nie; Hier weis man nichts von Schmeichlern, Höf, ltngeN, Sagt frei, baß Deine Quasi-Königinnen Die Hälfte Deiner Grösse Dir geraubt. Sie reizten Dich zu manchem dummen Streich, Wovon der Staat noch immer büssen muS. Das war nicht schön! — jedoch Dein Herz ist gut, Und sieh, Herr Ludwig, drum verzeih' ich Dir. Zch sondre gern als Freund der Billigkeit

(

6z

)

Das Gute von dem Dösen reiflich ab; Und Menschenschwache ist ncch nicht Verbrechen. Du hast ein Herz, das auch für andre schlägt, Drum führt'man schwerlich Deinen Namen je Zn jener grossen Fürsten Reihe an. Du kannst demnach ganz ohne Furcht und Scheu Zn diesen Hainen ruhig promentren. Und hast Du oft in jener Welt gegähnt. So thu' es noch, mein Sohn; doch, wenn Du willst. So irre auch an dieses Dachs Gestade Und klag' ihm Deine Liebesseufzer vor. Er sprach's, steht ans, die Audienz ist aus, Tief beugt sich Ludwig, macht sein Kompliment, -Obgleich im Herzen ziemlich mlsvergnügr. Doch, troz dem Dünkel, alles wohl bedacht. Kam er noch immer guten Kaufs davon.

Sogleich entfernt er sich vom Tribunale. Er forscht nunmehr nach jenem Glüksquartiere, Wo der Franzosen Haufe lebt und webt. „Da gehst Du dort! — dem Fussteig nur ge» folgt.» Und schnell trollt seine Majestät ihm nach. Er sah in diesem reizenden Asyl Ein schöne« Thal mit Blumen übersä't.

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Das hier und dorr ein kleiner Wald durchschnitt» Da wähnte man Im Dunkel der bejahrten Cypressen schleterdünne Manen Gespenster, Kobalt' oder jene Schaar Von Geistern grosser Gallier zu sehn.

Die heisse Liebe zu den Welschen trieb Sehr hurtig Unsre Majestät hinzu. Ein hoher Felsen ragt hier stolz hervor Auf dem erblikr der Röntg Richelieu'«, Der, tief in sich versunken, medittrt. Gleich ruft ihm Ludwig: „Was träumst Du doch? Bist einmal todt und kehrst nicht mehr zurük! Du drechselst doch nicht wieder ein System?

Kann auch ein Todter Neuerungen machen?" Richelieu. Geh Lästiger, und la« den grossen Plan Mich ruhig brüten, den mein Geist gebiert. Zch ordne alles nach der Dialektik, Und wenn er einst von mir vollendet ist Wird jeder rufen: welch ein Meisterwerk!

Ludwig. Die Welt hat Deine Eminenz verwirrt Soll es dem Tartarus nicht besser gehn?

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Richelieu. al wenn Du wüsstest, nur zu träger Fürst! Womit sich meine Politik befasst, Du würdest überrascht und hoch erstaunt Bewundernd sagen: o! des grossen Plan«!

Ludwig. Wie willst Du, daß ein Laie eS errät Womit Dein Rtrsengrtst sich eben balgt? Doch glauben wir, ja sind selbst überzeugt. Daß hier, wo nichts den holden Frieden stört, Nichts Deine Seeligkeit vermehren wird, Dein saure« Werk vergebne Mühe sei. Richelieu. O nein! - bä« Ding geht auf's nichts weniger.,,, Ludwig. Und Dich im Grunde nicht ein Härchen an.

Richelieu. Als Höll' und Himmel und die ganze Welt Dem Arm des Jupiters zu unterwerfen. Du weisst, er trägt, troz seiner Göttermachk, Da« Zoch de« eisernen Verhängnisse«,

Ist wirklich Sklav, nur frei dem Anschein nach» Zch will nunmehr, baß sich des Schiksals SchluS e

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De« Gottes Willkühr unterwerfen soll. Ha! «acht' ich Gallien zur Monarchie, So will ich, daß ein Gott despokksch sei! Ludwig. Selbst bei den Todten ist Dein Wtrbelkopf Noch stet« mit Politik beschäftiget? Du bist nur Schatten', existirtest nicht. Verwirrte nicht Dein Geist die Staaten noch. Richelieu.

Des Himmel« ew'gr«, dauerndes Gesez Hat fest bestimmt, daß jeder Schatten hiep Sich immer selber ähnlich bleiben soll; Des Menschen Neigung zähmt und ändert nicht« ! Wer oben kriegte, rauft sich immer noch. Der Zecher trinkt sich hier noch seinen Rausch, Der Staatsmann strebt «ach Würben und nach Ruhm, Und der Verliebte sucht im Hain bei uns Sich eine Dulcinee zur Augenlust. Ludwig.

Ach! hätt' ich doch nur Einen Kuppler hier, Nur Deinen lieben Neffen Richelieu! Wie schnell kinnt' ich hier nicht zu Werke gehn. Denn bei den Todten ziert man sich ja nicht.

r 67 /) Nun Deine Eminenz liebt die Projekte; Entwirf mir doch nur «ins zu meinem Glük. Du hast mein ganz Vertrauen, sage mir,

Wie ich der pompadvur, der Barry Plaz Ersere — dann vergess' ich Ruhm und Reich,

Wenn ich nur meine Liebe stillen kann. Richelieu.

Das kannst Du, lieber KSntg, heute noch,

Hier in Elysium giebt's Schönen gnug

Von munterm Geiste, die nicht grausam sind. Geh! suche sie in jener Gegend auf,

Wo Salomo der Weise friedlich herrscht.

Der majestät'sche PoMp, der Griffe Glanz

An seinem Hofe werden Dich bezaubern. Du wirst von Liebe glühend zu ihm flieh'», Und durch ein Work von mir autorisier, Stellst Du Dich diesem lottern König dar.

An tausend Dirnen füllen sein Serail;

Wohl war er weise, doch als Jude nur. Und wenn er Lebensart versteht^ ft giebt

Er Dir von seiner Heerde wohl ein Stük,

Vielleicht ein abgenuzteS Lämmchen ab. Doch Du mein König , mein erhabner Prinz, Liebst nur um Dich dabei zu amüsiren.

Wer wählig ist, gilt niemals für robust, Du bist voll Saft und Kraft und warst ja stet»

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)

Mit Liebchen von gemeinem Schlag bekannt. Drum geh, auf Ehre! Prinz, Du machst Dein Glük;

Ein König, glaub' es mir, kriegt keinen Korb.

Der heil'ge Ludwig, der ihn führen muS, Staunt über feine neue Rolle. — Nun? Was war er denn? Ein sehr honnerter Kuppler; Ein Krieger hätte noch dazu gelacht. Allein der Heilige besorgte sehr, Die Gnade möchte ihn verlassen, und Dies Handwerk ihm in Zukunft Schaden thun. Auch ging Ihm seine Blende sehr zu Herzen, Und die Gebete, die zu Ehre» ihm Geplappert werden, rührten ihn, wiewohl Er weder Märtirer, noch Jungfrau war. Doch tummelten sich Beide durch den Wald. Der Bönig sprach: ich hätte nie geglaubt, Daß ich noch todt den Reizen stöhnen kann. Die in der Welt mich oft in's Garn gelokt. Der Heilige, des Herz von Grimme schwoll. Spricht: alles sinket in Elysium Zur schlafften Weichlichkeit nunmehr hinab. Der gute alte Mino« wird jezt ganz

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Zum jtinb — Das schmerzt mich, denn melq frommes Herz Will einen Richter, der gewaltsam, streng Und hart die Schuldigen zu strafen weis.

Der Röntg spricht; wie boshaft denkst Du doch. Warum die liebenswürd'ge Schwäche strafen? Verführe Minos j« nach aller Streng, Bald würde dieftr Ort unkenntlich, öde. Ein Aufenthalt voll Schauer und Entsezen Und eine traurige und dürre Wüste, Entvölkert,, leer und eine Wildnis sein. Denn sprich, wo gtebt's vollkommne Sterbliche? Du, lieber Heiliger, warst längst nicht mehr. Als ich geboren ward — Du magst vielleicht Ein solcher sein (wiewohl ich's noch nicht glaube.) Jedoch wer selbst die reinste Tugend streng Und in der Nähe zu zergliedern sucht, Ftnd't immer unter ihren holden Reizen, Selbst mit Bedauern, manchen starken Flek. Ha, welcher Wunsch! o welcher Krauser Plan! Für einen Ludwig, einen Heiligen! Der armen Sterblichen geflammte Schaar Und alles was der Erdkrels vorgebrachr, « )

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5.» stürzen In drn schwarzen Flammengrund, Um ewig In her Glitt geschmort zu fein.

Der hejl'ge Ludwig« Ist bas mein Sohn? — Ha! wie entartete Mein Blut! -r Hmweg ! ich! bin Del« Vater

nicht!

Und gab mir Richelieu nicht das Geschäft, Dich j«m * * im Winkel zu geleiten So würd'ich, Dich unb Deine Kezerel

Und encyklvpädistschen Lehre« Verfluchend, dreimal mich bezeichnen.

Und dann mein Kreuz auf Dir in Stükke» schlage«.

Der Ränig.

Sind wir denn noch im Land der Katholiken? Sieh, alles ist in diesen friedlichen Gefilden freundlich untermischt, der Christ

Der Muselmann und Jude leben hier

In Eintracht unter Heide« ruhig hin. Der hsil'ge.Ludwig.

Da hör' man nur das sträfliche Grschwäz, Da« ganz aus lauem, kalten Herzen fliesst?

Ein ChristenkSnig darf nicht duldsam sein.

Hält er die Bibel nicht für Fabelet..

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Der "Röntg. Unb müssen wir ein Her, verhärteter 2!is Stein und Erz im Dusen tragen?

Der heil'ge Ludwig. Wir sind nun an der Juden Grenze — Geh! Ich trenne mich nunmehr und fluche Dir!

Nun naht allein sich Ludwig dem Palast llttb Seine Majestät bewundert ihn. Zu seinem Baue hatte Salomo Den ganzen Libanon schier abgemäht. Er ist von Cedernholz, mit Elfenbein Schön ausgelegt; sm weiten Umfang schlingt Sich das Gebänd' umher. An dem Fronton Sah man, ein wahres Meisterstük der Kunst, Dir Dame Ruth und Th am ar und die g-nze Wahrhafte Züdischa Historiam. Der Rönig fas auf feinem goldnenThron, Gab seinen Juden eben Audienz. Der Kammerherr, der Euch kein Dummkopf war, Verjagt die ungeheure Menge, die Don London, Rotterdam, aus Polene 4

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)

Byzanz und Frankreich angekommen ist. Der gute Ludwig gähnt, des Warten« satt,. Und flucht sich still ein Säzchen in den Bart. Noch immer schwellt beö armen Fürsten Brust Da« Bild von seiner weiland Grösse auf. Doch eben wie er gähnt, fällt ihm ein Mann Gar mächtig auf, den er |U kennen glaubt. »Er ist's gewir — ganz recht, Samuel »Bernardi »Wie Teufel kommst du denn zu diesem Pra« „Erbärmlicher Verschnittnen? sage mir!“

Bernard. Wisst, grosser König, Herr und Souverän,, Daß die Franzosen längst von mir geglaubt, Zch sei ein grösster Jude, als der Schwarm« Der hier bei Salomo zur Kour gelangt. Iud' oder Araber, das gilt mir gleich. Zch suche Gold, da« fern aus Ophir kommt, Zch bin gar schlau und mache meinen Schnitz Und wage alles um de« Wucher« willen. Der Röntg. D» bist doch, Bernacd, immer noch der alte!

Bernard. Nach Schäzen fühl' ich allzugroffen Drang.

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Loch sprich, wa« suchst denn Du, mein König,

hier? Bei Salomo — Du bet dem Pibelvolk? Das ist so aiifferordenklich, daß sich'« Der Mühe lohnt, der Ursach nachzuspLH'n. Der Rönig. Ach kam, um bet dem vtclgeehrten Köniz Ein feines Liebchen mir ju suchen, Mik Einem Wort, zu meinem Zeitvertreib Ein Schäzchen aus dem alten Testament«

Bernard. 9lun solche Waare lässt er Dir wohl ab« Ludwig. Doch siehst Du nicht, daß diese« Lumpenzeug, UnstLt und flüchtig in der Oberwelt, Hier unten Leute von Bedeutung sind? Der König scheint für sie nur Ohr zu sein. Ich sterbe hier vor Langeweile noch; Trügt mich nicht alle«, so ist die« mein Loo«.

Bernard. Nein, lieber König, fürchte da« nur nicht.

Ach schwör' e« Dir, man nimmt Dich freund, ltch an. e r

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)

Da tief mit kautet Stimme Bernard aus» Hätt mich, Zhr Edelen! Zhr (Stoffen, Hirt! Zn diesem herrlichen Palaste ist

Ein Enkel von dem frommen Ludewig. Soll denn ein König, mit dem heti'geu Oel

Gesalbt, noch langer unter dem Gefindei, Den Münzbeschnetdetn und dem Trödlerpak,

Noch länget unter jenen» Trosse stehen? Et sprach'«, gleich folgte tiefe Stille Aus da« Geräusch (gewöhnlich wirkt

Dies Urbertaschung).

Nun spricht Salomo:

„Ist da« ein Märchen, oder ist'« Versehn?" Hieraus entgegnet Bernatd: „Keineswegs! Fürst Ludwig wellt an Deinem schönen Hos,

Der Vielgeliebte, Allerchristlichste, Und eben diesen präsentit' ich Dir."

Da trat nun Ludwig vor. Sein edler Bilk,

Sein grosse« Air verriet der Menge gleich Daß et fürwahr kein Dujendkönig sei. Prinz Salomo strekt seine Atme aus,

Und spricht: Welch Glük für mich In meinem

Land Den Christlichsten bet Könige zu fehn k Und Ludwig machte ohne merklich«

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)

Verwirrung ihm sein Gegenkompliment Und schwaztso zierlich wie Demosthenes.

Mit aller Zärtlichkeit umarmen sich

Die beiden grossen Könige, und 2(rm

Zn Arm geschlungen, schwören sie sich nun Die treuste Brüderschaft im Herzen zu.

Sie hatten beide einerlei Geschmak Und waren hier verliebte Gekken noch. Daß der Besuch nicht ungenuzt verstrich, Sprach der Franzose nun zu Jakob'« Sprosr

H! zeige mir, mein König, Dein Serail Ich wünschte wohl e« recht genau zu sehn!

Bewahre Gott? versezte der Hebräer, Mein guter Barer ward zum Hahnrei einst

Don seinem lieben Söhnchen Absalon,

Der, wie bekannt, sich selbst erhing, gemacht.

Ich pflanze nicht gern seine Hörner fort. Daß ich da einem König, der rrst kam.

In mein Serail den Zutrit ifnete. Bevor ihm nicht der allzustarke Drang Der heissen LiebeSglut benommen ist.

Ach, sagte Lndrvrg, meine Liebe fastet, Tchon seit drrt Monden todt, und bleich #n>

dürr,

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)

Wie kann mein Schatten In Elysium

Ein Gegenstand der Eifersucht nach sein? Der Jude ruft besorgt; Um dssio schlimmer.

Nach langem Fasten ist der Hunger stark! Dann habt Ihr Franzen solchen Zauberschnak,

Um Weiber und um Mädchen zu verfahren, Ganz unbekannt in Salem und Bethoron, Der nur zu sehr den Schönen wohlbehagt Und ganze Häuserin Verwirrung bringt.

Zedoch, mein Fürst, weil Du ein Fremder

bist.

So zeig' ich Dir, daß ich zu leben weis. Und gebe den Befel, daß man sogleich Dir eine seltne Schönheit übergiebt.

Die sich zu brüsten meisterlich versteht, Die meinen alten Vater ganz bethört,

Und König« zu unterjochen weis.

Sie heisst mit ihrem Namen Bathseba, Ein starker Zug, wie schön sie sich beträgt,

Zst der, daß sie blos aus Galanterie Den Herrn Gemahl Urias morden lies.

Ludwig. Welch Weib! O Himmel! was für ein Geschenk Hast Du mir, grosser König, nicht gemacht!

Salomo. Gewis giebt sie der Pompadour nichts nach, Mon Frere, die Dich den Krieg zu führen zwang, Wobei Du Dich verteufelt schlecht befandst. Ludwig. Wer hat Dir das gesagt? wie? was? Du weisst — Salomo. Daß der Franzose, sonst so hoch gepriesen, Zn Teulschland seinen Ruhm zu Grabe trug. Doch weg mit dem, wo sich das blinde Glük Vielleicht die erjte Roll' im Spiele nam l Da ist Dein Liebchen, zieh in Frieden hin. Sie wird schon Deine Flamme wach erhalten, Nach Herzenslust Dich zäumen und Dich satteln; Sie wird Dich unter den Pantoffel bringen Und dennoch Dich bezaubern und Dich leiten.

Ludwig. Zch sehe wohl, da« Strauben ist umsonst; Von schlechten Zahlern nimmt man alles an.

Dies ist'«, was der berühmte Novellist Uns aus Elysium berichtet hat.

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)

Ich mag nun wohl nicht alles, was er sagt, Genau verbürgen. Ueberall tst's schwer Die Wahrheit, dle man liebt und theuer halt, Zu finden. Diesmal, Leser, sei eS g'nug; Du weisst doch nun, baß dieser gute König Don Frankreich in Elyflum Nicht ganz an Freuden Mangel hat. Und wenn Du mehr noch von ihm wissen willst, So hab Geduld und warte kurze Zeit; Mit nächster Post erhältst Du den Verfolg.

II.

Vermischte

Poesien.

Epistel a» meinen theure» Suhm.

D» bet Weisheit zaubervoller Lehrer! Welcher Dämon reisst dich aus der stille« Flur, Lässt Dich neue Himmelsstriche suchen. Hm beeisten, trüben Scythien An den fernen Grenzen Asten's? Zst's der ungestalte Mangel, der Einst des Flakkus Leier stimmte, Und ihm jene Gittersprache lehrte. Der tn seinem Lied voll Harmonie Noch die ganze Welt Bewuadrung zollt? — Pope und Dojare werden Dich, Der das heil'ge Band der Freundschaft Um zwet mächt'ge Fürsten schllngt. Lehr bewundern, doch wenn Deines Geistes Tiefe Weisheit Dir auch jede Ehre, Alle Güter dieser Erde brächte, Einen hochberühmten Namen noch dazu, Laut besungen von dem Zettungsblatt, Was hilft alle«, wenn Du mit Verlust Der Gesundheit, halb erstarrt »om Frost, In den kalten Gegenden das Meer f

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8-

)

Norde'N« sich in Eis verwandeln siehst?

Wenn die trügerische Seite nur Dieser Unternemung Dich bezaubert, ach!

Seh' ich nicht» al» ihre Schrekniffe; Sehe vor der Zeit die glänzende

Laufbahn Deiner schönen Tage enden. Und den Tod mit mörderischer Hand,

Seine grause Strenge an Dir übend. Unbeugsam bet meinen Thränen, taub

(Legen meine Bitten, Dich voll Wut Zn den Abgrund stürzen.

Wirst D« mir

Dann noch sagen, ob Dein Geist, so wert Der Unsterblichkeit, noch immer lebt.

Wen» er auch die Hülle von sich warf,

Ob er über jeden Zrrthum siegt? Wer wird, wenn ich unbelohnt Dir tre«

Bleibe, dies« frohe Nachricht Dir

Hinterbringen — mein« Thränen troknen?

N'cht'ge Grösse, täuschender Betrug! Glaube mir, veria« die Politik

Heute noch und folge gern dem Ruf Jene« «essen Lehrer« Zulian'«: Zieh den Freund dem grössten Fürsten vor! Und sei wieder Metaphysiker.

Rheinsberg den rLften November 1736.

Friedrich.

Epistel air

Lord Baltimore. Ueber die Freiheit. Der Geist der Freiheit, der in England thront.

Den London ehrt, Berlin mit Abscheu flieht, Den Wahrheit wappnet mit gestälter Kraft, Auf daß er Trug und Irrthum ntederschlägtr Ha! dieser edle Geist, der Euch erwärmt, Ist Eure« -rossen Fortschritt« Seel' und Quell. Der Themse Fürstin schmachtete gewi« (Jezt hebt sie frei von Tirannei da« Haupt!Zm Zoch der Vorurtheile ohne ihn. Asyl der Kunsts Minerven« Heiligthum! Entweihte Deine Mauern Ignoranz, So sah man «inen Claude, *) einen Mont« -eron") *) Priester zu Lharenton, der viel ttLer die Streitigkeit ren wegen der göttlichen Gnade geschrieben bar.

A. des Herausgebers. **) Ein Lehr berühmter Hansenist, der zu Paris in Haft genommen wurde, weil er dem Könige eine sehr freie Bittschrift ringereichr haue.

A. des Herausgebers,

f 2

c «4 > Stattjene« «eisen Locke'», statt Des göttlichen und grossen Newton'« blüh'«. Zn allen den berühmten Sikulrn, Den schönen Mustern unser« kühnsten Streben-, De« GetsteswachSkhum« himmlisch« Epochen, Erhob der Weise «»gefesselt sich Zum Thron der Wahrheit mit dem kühnsten Schwung. Der Künste Wiege, jene« ©rieten, Der erste Boden, wo die Weisheit keimte, Wo man, lm Dunkel tappend, Wahrheit sucht», Zag mütterlich erhabne Freiheit auf Und Heid und Redner ging au« ihrem Schoo-. Der Weisen Chor sa« unter ihrem Schirm Unb machte sich de« Rainen- würdiger, Man schijte Wlz und Geist; ganz Griechen­ land Ermannte sich und wagt' e«, dachte kühn

Und jeder schöpfte au« der Wahrheit Quell. Die Herrschermacht und diese» Geist entwich Nun vonAthen nach Rom, und bildet« Für Latium brr grossen Seelen viel. Ein Tulliu« erschien, der Unschuld Stab, Der mit dem Donner der Beredsamkeit De» Unterdrükker in den Abgrund schlug; Ein Geist, der kühn auf seinem Tu« k ul um

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)

Verjährten Wahn und Vorurtheile rügte, St« zweifelnd prüfte und mit Mut verwarf Der feste Kat», jener Stoiker Und Meister seine« Dolch«, der unversöhnt Dem edelmüt'gen Cäsar Feindschaft schwor. Und Du, de« Ptndu« Richter, hehrer Geist, Dr« Aftergiaubrn« Allbezwinger, H>u Unsterblicher Lukrez, dem Wahrheit selbst Zur Leuchte ihre Fakkel übergab, D« rissest kühn dem wilden Fanatismu« Die Dtnde ab, und unter Deinem Fu« Lag zitternd und erblasst der schlele Wahn Und hüllte sich in grause Finsterni«. Ihr danktet, edle Manen, jeden Sieg Der Freiheit, die nicht Euren Enkeln ward. Zezt huldigt sklavisch seinen Herrschern Rom, Sank von C ä sa r e n bi« zur Prtesterschast. Ein wollustvoller oder frecher Papst Lenkt Gotte« Sache von dem Vatikan, Lässt seine« heiligen Anathema'« Ergrimmte Donner krachen und vermengt Den Himmel mit der Erde, wenn t« frommt, Zu seiner Sette flzen eitler Stolz Wahn, Aberglaube, Ränkesucht, Derschmizter Geiz und mächt'ger Eigennuz. Der Glaube und die hintergangne Welt f 5

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Sind ihren Machtgeboten Unterthan. Die Inquisition, die» Tribunal Der Wut, leiht ihnen sein verruchte» Schwert,

Verdammt die Unschuld frech und kalten Blut»

Und richtet thbricht die Gedanken selbst. Der Scheiterhaufe ist allein der Lohn

Erhabner Geiste»w«rke, er verzehrt

Den Autor und die Gründe auf Einmal. Und doch verehrt Europa knechtischblind

De« Papste» Dullen, nennt sich seine Kirche;

Und seine» harten Zepter» Allgewalt

Erkennen hundert Könige und Völker; Zn Fesseln schlägt sie dieser Furchtbare, Ein Sklave wird der freie Mann durch ihn. Stehst Du dl« Scheiterhaufen in Madrid? Dort wird der arme Sterbliche mit Pomp

Au» helffer GotteSlleb' der Flamme Raub.

Hirst Du der wütenden Doktoren in Pari« Nuzlose» und ergrimmte« Wortgezink?

Der Fanatismus ruft dle ganze Schaar Der Thoren auf und füllt die Frimmlinge Mit Eifer gegen jeden Denker an.

De« Franzen freier Geist, der kühne Mut De» Redner« welken unter Minchsdruk hin. Der Teutsche, Sklave feint» Priester«, folgt

Blind Augustinenund Zgnazen nach.

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Sein armer Kaiser, in Pannonien Geschlagen, flieht den Gott de« wilden Kriegs Und fleht dafür Marie'n an und harrt

Auf Wunder und den Sch uz der Heiligen, Snbe« der Divan seiner Plane lacht, Uno weil fein Mond de« Kreuze« Zeichen schlug, Hoch über Jesum Mahomet erhebt

Doch Rom'« Gesezegebende Prälaten Sind noch die einzigen Tyrannen nicht. Die Königen und Völkern furchtbar droh'«.

Mit minderm Prunk nnd mindrer Grösse fühlt

Der Kalvinismus ihr« Allgewalt. Der fromme, demukövolle Heuchlerblik Birgt Ehrsucht, Stolz und eitlen Uebermut.

Gust stiegen fl« au« niederm Staub hervor, Sbr Mur erichütterte St. Peter'« Thron,

Der Hauke wuchs, bi« endlich ihre Schaar Dem Joch de« Röm 'scheu Bischof« sich entzog.

Verfolgt von allen Seiten, achtete«

Sie nicht der Kerker«, klagten ihrem Gott De« unterdrüklen Glauben« Kümmernis.

Doch bald verloren sie den Duldungegeist Und wurden andern, was man ihnen war;

Ergriffen frech die Waffen ihre« Feind« Und Wut und Unruh tobte in der Brust,

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Zhr grimmiges Pastorenheer verhöhnt Gesunden Menschenflnn und dreht sich1 schlau Beweise, wie sein Vortheil sie erheischt. ZnlBarbarismen suchen sie Emphasen, Und dirs verwirrt noch mehr ihr Schulgezänk, Hüllt ihre Sprüche ganz in Dunkelheit. Dem neuen Schwarm scheint jede neue Meinung Ein billiges Vergeltungsrecht zu droh'n. An Schlangenbrut, an Ungeheuern ist Da» wilde Afrika nicht fruchtbarer, AIs jene rohe Schaar an neuen Sekten, Doll Galle allesamt, nach Rach» hei«. Und sich zu morden alle gieren Durst». O grauser Fanatismus, Du nur bist Die Gottheit, die allein ihr Herz erfüllt, Di« ihren Ha«, sich zu vernichten, regt. Ha! welch' ein Retterarm enrrt« Euch noch Dem tiefen Abgrund, den Zhr selbst Euch grubt Zhr hättet, wie die kühnen Erdensthn«, Die au« de« Ungeheuer« Zähnen wuchsen Und mit erhizter Wut in'« Würgrrschwert Sich warfen, Euch durch grausen Krieg vertilgt.

Sind da« die Christen, deren Lehre un« So sanft, so liebenswert, so mild. So seegentvoll Europa preist? — Ein Meer

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Bergofsnen Blut« besiegter Nebenbuhler Hob sie allein zu dieser grossen Mache. Oft ward der Mann, dem Gotteriäugner gleich, Durch sie verfolgt, der stet zu denken .wagte. Der Aberglaube stürzte in den Kerker Der Inquisition den Gal i lLt. Er lehrte die Gestalt des Erdenrund«; Sein tiefe« Wissen war Verbrechen nur,' Und Bayle, den ein eifernder Prälat") Verfolgt, entgeht kaum ihrer wilden Wut. So wird die Freiheit, der Natur Geschenk, Zu Genf verflucht, am Tiberstromverdammt, Und so bestraft den Menschen, den Gott selbst Zum Denken schuf, die Kirche, weil er denkt.

Gemeiner Menschensinn ist hier und dort Und überall geschüchtert und verpönt. Und, athmet kaum: «n« fesseln immer noch Die scheuen Borurrheile der Erziehung, Gewissen«angst und Furcht und Zweifelsucht, Der Glaube, mit dem Schwerte in der! Hand, Wirft dtkke Schleier über unser Aug', Damit e« keinen Stral de« Licht« gewahrt. Die Ignoranz führt un« mit Finsternis

Dem blinden Glauben und Gehorsam zu. •) Silritu. f r

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Umsonst zieht sich der Geist in sich zurük Und späht nach Kräften z» dem kühnsten Flug, Wie an der Kette Drak der Zeisig liegt. Des Fittig nie In hohen Lüsten schlag, Der nicht ble Kraft der leichten Schwingen kennt; Indes der freie Adler hoch sich hebt Und, raschen Schwunges von dem Strand ent, fernt. Mit schnellen Zügen durch die Wolken dringt Und sich am Himmel neue Pfade bahnt. O dreimal seel'ges Land, wo Wahrheit, Geist Und edle Künste durch die Freiheit blüh'n! O Zauberflur, der wärmsten Achtung wert. Wann werd' ich Deine Ufer, schimmerndes Und würdige« D r t t a n n«a, erseh'n? D» weises Volk, de« reger Flets zugleich Talent und jede Tugend neu beseelt! Ha! Britten, Zhrlasst Griechenland und Rom Weit hinter Euch zurük — und Eure Weisen

Sind der gesammtenMenschhelt schinsterSchmukDe« Chas« Nacht erhellt uns Euer Geist, Dekt der Narur geheimste Schleier auf. Des Weltalls gründlicher Berechner Newton Entris der Bildnerhand den Schöpfungrplan,

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Enthüllte jede tiefverstekte Feder, Die sich Im grossen, «ngemessnen Raum Dem Bilk des kühnen Spähers sonst verbarg. Der weise Locke, stet« vor Täuschung bang.

Dringt an der Hand des Zweifels zu der Wahr« heit. Du endlich, Mylord, dessen weiser Geiß Noch Deinen Rang und Deine Ahnen adelt. Der Du dem Trieb nach Kenntnis kühn genügst. Selbst alles prüfst, mit eignen Augen siehst; Du, dem der Weisen Wohnung Tempel ist. Du hohes Muster für Tuiskon's Sohn! Du fliehst von hier, nimmst unsre Herzen mit. Und wandelst Rosen tn Cypreffen um. Wann werd' ich unser -des Vaterland Die graue Barbarei verscheuchen sehn ? Wann beut e< jeder nicht geschäzten Kunst Ein süS Asyl und schliesst sie an die Brust, Wärmt ihre Schipferkraft mit Mutterlieb

Und lässt au« ihr entspriessen Geist und Wiz? Wann giebt'« den schönen Künsten ihren Ruhm Und sie dem Leben wiederum zurüt? Berlin

1719.

Epistel ait

Gottsched.

N

icht mit einer vollen, reichen Seegenshand Theilte uns der Himmel fein« Gaben )u; Diel versagt' er, wenig gab er un«; Fast ward jedem Volk In gleichem Maas Seine Gunst. Dem Franzen froher, leichter Sinn Und dem Dritten tiefes Denken, so erhielt Dieser da«, wonach umsonst der andre seufzt. Doch die Eigenliebe, di« bet sich Rosen statt der Disteln nur erbltkt. Zieht die Gab«, die un« selbst gehbrt. Dem Talente unser« Nachbar« vor. Sparta war de« Mutt« Siz, in dem Mavor« sich berühmte Helden zog. Da indes der Künste sanfter Retz Zn Athen so lieblich athmete. Unsern braven Teutschen ward nunmehr Zene« Sparta'« alter Kriegerruhm;

Ha! wie preist un« die Geschichte nicht

Ihre viele, hohe Thaten an. Aber wenn sie durch Gefahren auch Zu dem Tempel der Unsterblichkeit Sich die Pfade brachen, so verwelkt Liede Blume doch in ihrer Hand,

Die das Haupt des Siegers kröne« soll» Auf bann! Sachsen's Schwan, entrei« mit Kraft Dies Talent der kargenden. Natur, Mtldr« mühsam jenen harten Ton Einer rauhen Sprache — Seze bann Durch «in Lied, das Deine Muse singt Zu btn. Helbenlorbeern, die der Teutsch« bricht. Noch den schönsten Lorbeer bet Apoll'«. L'iviig,

175«.

Den Zermalnrern. K- Goubtst harre, alS er auf RoSbach marschierte, nach Frankreich geschrieben: er ginge hin ein SrrLuschen rum Angebinde für die Dauphine ru pfiükken. Um dies Bouquet dreht sich das StUk.

2öo dachtest Du, Soubise, denn wohl hin Und alle Deine junge Ftntchen, sprich? . Ha! welcher Unsinn fuhr Euch in den Kopf! Ihr wollt in Sachsen Sträuschen pfiükken, M Da schon deck rauhen Nordwinds Odem 614(1 Und auf dem Brachfeld dürre Stoppeln fegt?

E« friert! — Hu! wtkkelt Euch in Euren Pelz, Zn Sachsen giebt es keine Blumen mehr. Zhr wisst, berühmte Thronumstürzer, doch, Daß Flora nie nach alter Sitt und Art Mehr herrscht, wenn Boreas den Zepter führt; De« Wütrtch« harsches ungestüme« Wehn Verkündiget den -den Winter nur.

Nun denket selbst, wie reimt sich wohl der Straus

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Den Ihr der Kronprinzessin zuqebqcht,

Mit jenem Et«, da« unsre Flüsse starrt? O! seid zufrieden, wenn Ihr noch für sie

Der Dornen gnug zum Kränzchen finden könnt; Und glaubt, so karg die« Opfer immer ist,

So füllen Doch die Disteln, die Ihr pflükt. Die gute Heldin mit Entzükken an. Erstaunen wird darob die Pompadour,

So wie der vielgeliebte Ludewig, Der lange Zeit in» Liebe« schlafe lag. Er seegnet sein veränderte« System Und feiner Zeiten Luxemburg dazu.

Ha, dieser Held, so hallt sein ganzer Hof,

Ist wert, daß ihn der grosse König liebst Za, Ture hohe Thaten zeigen sich

Und Euer Plan enthüllt sich überall:

Der Fürstenbänd'ger, Euer Ludwig, soll

Nun bald der Richter von Europa sein. Empfing ich nur die Stimme und die Kunst De« schlichten und naiven la Fon tat ne, So sänge ich nach allem Fug und Recht

Den hohen Alltirten Oesterreich'«, Dor dem Zhr Gallier die Kniee beugt; Doch meine Leier, nur für Damenohren

Gestimmt, fingt nicht« al« Kleinigkeit.

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Der grosse König muS jufrltben fein, Ohn' alle Fährd' und Trug gesteh' ich's Euch, Daß Ondry, der Berüchtigte, ihn malt. Daß seine Thaten ein Aesop besingt. DreSlau -en rosten Deeemvtr vrt Lied

eines Dichters ans FallingSbofiel über die Invasion der Franjvse« tn'S Kurfürstenthnnr Hannover im Jahr 1757. Eine Herettiiade Uber die Kloster Sevensche Konvention.

Fliesst bitt» Klagen, werbe laut mein Schmerz l Ach! man entweiht das heilige und fromm« Land! Zn Gottes Schafstall drang der Wölf« Heer; Zhr Bluterfüllter Rachen würgt das Vieh, Das blökend und von banger Furcht betäubt. Der grausamen Tyrannen Züchtigung Und harte Geissel schwer empfunden hat. Ach! unsre Tage sind mit Wermut, sind Mit bittrer Galle reichlich überströmt! Ich schmacht' in Banden, seufze unter'« Zach Der bösen Franzen, unsrer Unterdrükker. Ich fluche dieser grausen Sklaverei; Und