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German Pages 322 [321] Year 1977
HE G E L- STU DIEN In Verbindung mit der Hegel-Kommission der Rheinisch-Westfälischen Akademie der Wissenschaften herausgegeben von FRIEDHELM NICOLIN und OTTO PÖGGELER
B and 1 2
FELIX MEINER VERLAG HAMBURG
Inhaltlich unveränderter Print-On-Demand-Nachdruck der Originalausgabe von 1977, erschienen im Verlag H. Bouvier und Co., Bonn.
Bibliographische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über ‹http://portal.dnb.de› abrufbar. ISBN 978-3-7873-1476-8 ISBN eBook: 978-3-7873-2940-3 ISSN 0073-1578
© Felix Meiner Verlag GmbH, Hamburg 2016. Alle Rechte vorbehalten. Dies gilt auch für Vervielfältigungen, Übertragungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen, soweit es nicht §§ 53 und 54 URG ausdrücklich gestatten. Gesamtherstellung: BoD, Norderstedt. Gedruckt auf alterungsbeständigem Werkdruckpapier, hergestellt aus 100 % chlorfrei gebleichtem Zellstoff. Printed in Germany. www.meiner.de/hegel-studien
INHALT
TEXTE UND DOKUMENTE Hegel und der Verlag Sdirag Neue Dokumente. Mitgeteilt imd erläutert von Bodium
HELMUT SCHNEIDER,
Ein Blatt zu Hegels Vorlesimgen über Logik tmd Metaphysik Herausgegeben und erläutert von FRIEDRICH HOGEMANN und JAESCHKE, Bodium Ein Brief Hegels an Carl Sdiall Mitgeteilt von HELMUT SCHNEIDER, Bodium
9
WALTER
19
27
Bonn Aus der Überlieferungs- imd Diskussionsgesdüdite des ältesten Systemprogramms 29
FRIEDHELM NICOLIN,
ABHANDLUNGEN Siegen / KURT MEIST, Bodium Durdi Philosophie leben lernen. Hegels Konzeption der Philosophie nadi den neu auf gefundenen Jenaer Manuskripten 43
MANFRED BAUM,
Bodium Hegels Option für österreidi. Die Konzeption korporativer Repräsentation 83
OTTO PöGGELER,
Duquesne University Hegel's Concept of Presentation. Its Determination in the Preface to the Phenomenology of Spirit 129
JOHN SALUS,
Braunsdiweig Das natürlidie Bewußtsein
HERIBERT BOEDER,
157
MISZELLEN Bodium Zur Datierung und Interpretation des Fragments
WOLFGANG BONSIEPEN,
„C.
Die Wissensdiaft"
Sofia „Wer denkt abstrakt?" und die ,d?hänomenologie des Geistes" .
179
GENTSCHO DONTSCHEV,
.
.
190
LITERATURBERICHTE UND KRITIK G. W. F. Hegel: Gesammelte Werke. Bd 6. Jenaer Systementwürfe I. Hrsg. von K. Düsing imd H. Kimmerle (LUDWIG SIEP, Freiburg) 201 B. Dinkel: Der junge Hegel und die Aufhebimg des subjektiven Idealismus (MICHAEL FRANZ, Saarbrücken) 204 W. H. Sdimitt: Das Selbstbewußtsein cJs Inbegriff der drei Formen der Positivität (WALTER JAESCHKE, Bochum) 207 L. B. Puntel: Darstellimg, Methode und Struktur Bochum)
(WALTER
JAESCHKE,
210
G. W. F. Hegel: Science de la logique. Trad. par P.-J. Labarriere et G. Jarczik (JEAN-LOUIS VIEILLARD-BARON, Tours) 215 M. Heidegger: Logik
(OTTO PöGGELER,
Bochum)
219
E. Kawamura: Hegels Ontologie der absoluten Idee (Lu DE VOS, Löwen)
.
G. Lebrun: La patience du concept
224
L. Sichirollo: Dialettica
(MARCEL R^GNIER,
(REMO BODEI,
U. Matz: Politik und Gewalt
Paris)
Pisa)
(OTTO PöGGELER,
222
228
Bochum)
229
B. Quelquejeu: La volonte dans la philosophie de Hegel Paris) G. D. O'Brien: Hegel on Reason and History
(MARCEL
(DENNIS GOLDFORD,
Hegel: Aesthetics — Lectures on Fine Art. Tr. by T. M. Knox. J. PETRY, Rotterdam)
RicNiER, 233 Chicago) (MICHAEL
238
F. Flüdkiger: Die protestantische Theologie des 19. Jahrhunderts; W. Anz: Idealismus und Nadiidealismus; H. Gerdes: Der geschichtliche biblische Jesus oder der Christus des Glaubens (WALTER JAESCHKE, Bochum) . . Ch. Taylor: Hegel
(STANLEY ROSEN,
State College, Pa.)
A. Gulyga: Georg Wilhelm Friedrich Hegel H. Jendreieck: Hegel imd Jakob Grimm
235
243
245
(HELMUT SCHNEIDER,
(WALTER JAESCHKE,
Bochum) .
Bochum) .
.
.
249 251
H. Kuhn: „Liebe". Geschichte eines Begriffs; A. Elsigan: Sittlichkeit imd Liebe (WALTER JAESCHKE, Bochum) 255 Denken im Schatten des Nihilismus. Hrsg, von A. Schwan MANN, Bielefeld) A. Walicki: The Slavophile Controversy Park, Pa.)
(ROLF P. HORST-
257
(THOMAS M. SEEBOHM,
University 258
Hegel-Jahrbuch 1974; Hegel-Jahrbuch 1975. Hrsg. v. W. R. Beyer JAESCHKE, Bochum)
(WALTER
261
W. J. Brazill: The Yotmg Hegelians; D. McLellan: The Young Hegelians and Karl Max (HANS-MARTIN SASS, Bochum) 264 L. Althusser: Lenin und die Philosophie R. Schacht: Hegel and After C.
(KURT RöTTGERS,
(KURT RöTTGERS,
Bielefeld)
Bielefeld) .
.
.
266
268
-A. Scheier: Die Selbstentfaltimg der methodischen Reflexion als Prinz der neueren Philosophie (WOLFGANG BONSIEPEN, Bochum) 270
L. Vander Kerken: Inleiding tot de fundamentele Filosofie; Ders.: Maar wat is Literatuur?; K. Boey: De Mens achtema; Ders.: Vertel me over Vrijheid (Lu DE VOS, Löwen) 273
Kurze Anzeigen über G. Guindey, R. Morresi, H. Wagner, W.-G. Jankowitz, K. Rothe, J. Mader, J. Speck
BIBLIOGRAPHIE Abhandlungen zur Hegel-Forschung 1975. Mit Nachträgen aus früheren Berichtszeiträumen 285
HEGEL UND DER VERLAG SCHRÄG Neue Dokumente Mitgeteilt und erläutert von Helmut Schneider (Bochum)
Hegels Wissenschaft der Logik ersdiien 1812—1816 in Nürnberg im Verlag von JOHANN LEONHARD SCHRäG. Hier soll der Beziehung Hegels zum Verlag Schräg unter Verwendung von unveröffentlichten Dokumenten aus dem Nachlaß SCHRAGS, der sich in der Bayerischen Staatsbibliothek befindet, weiter nachgegangen werden. ‘
I. Johann Leonhard Schräg und sein Briefwechsel mit Hegel
(geb. 1783 in Landshut, gest. 1858 in Nürnberg) entstammte einer alten elsässischen Familie, die in der Mitte des 18. Jahrhunderts nach Landshut übergesiedelt war. Nachdem er dort als Buchhändler gelernt hatte, ging er zuerst nach Wien und 1807 nach Nürnberg, wo er die Führung der J. A. SxEiNschen Buchhandlung übernahm, deren Besitzer J. PH. PALM 1806 auf Befehl NAPOLEONS erschossen worden war. Am 1. Juli 1810 gründete er seinen eigenen Verlag, der sich bald zu einem der bedeutendsten Verlage der Spätromantik entwickelte. ® Unter seinen Autoren finden sich in der Literatur u. a. EICHENDORFF, FOUQU£, JEAN PAUL, A. V. CHAMISSO, RüCKERT; in den Naturwissenschaften u. a. BERZELIUS, OHM, K. V. RAUMER, G. V. SCHUBERT; in den Geisteswissenschaften u. a. J. GRIMM, L. WESTENRIEDER, A. V. FEUERBAC:H, SCHELLING. Das Verlagsarchiv (Schragiana), das vor allem den Briefwechsel zwischen dem Verleger und seinen Autoren enthält, kam 1924 in den Besitz der Bayerischen Staatsbibliothek. Der Briefwechsel erstreckt sich über die Jahre 1810—1854. Das in Nürnberg verbliebene Material des Verlags wurde im zweiten Weltkrieg vernichtet. Aus der Zeit von 1810—1817, also der Zeit Hegels beim Verlag, findet sich nur sehr wenig. Die Schragiana sind eingeteilt in Schragiana I mit der VerJOHANN LEONHARD SCHRäG
^ Hegels Beziehungen zu Sdirag von 1826—1031 wurden bereits in unserem Aufsatz
Zur zweiten Auflage von Hegels Logik dargestellt, ln: Hegel-Studien. 6 (1971), 23 ff. — Der Bayerischen Staatsbibliothek dankt der Verfasser für die Erlaubnis zur Veröffentlichung ungedruckter Dokumente.
s Zur Geschichte des Verlags mit Verzeichnis der Verlagsprodukte: Die Veröffentlichungen des Verlags von J. L Schräg in Nürnberg 1810—1910. Nürnberg 1910. — J. L. Schrag-Verlag 1910—1960. Nürnberg 1960.
HELMUT SCHNEIDER
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lagskorrespondenz des Verlegers mit den Autoren über Fragen der verlegten Werke (6925 Briefe), Sdiragiana II mit rein gesdiäftlidien Briefen und Papieren ohne literarischen Wert imd Schragiana III mit Frachtbriefen, Rechnungen und Quittvmgen von 1817 bis 1854. Die von Hegel stammenden oder auf ihn bezüglichen Dokumente sind mit Ausnahme einer Quittung in Schragiana III in Schragiana I tmter dem Stichwort Hegel eingeordet imd in der linken oberen Ecke von der Bibliothek mit den arabischen Zahlen 1—7 durchgezählt. Es handelt sich im einzelnen um folgende Dokumente: 1. Von Hegel geschriebene Quittung vom 12. Mai 1812, ein Blatt, Vorderseite beschrieben, 21 (Höhe) X 18 (Breite) cm, ohne Wasserzeichen, gelbliches Papier. 2. Von Hegel geschriebene Quittimg vom 2. November 1812, ein Blatt, Vorderseite beschrieben, 17 X 22 an, deutliches, nicht definierbares Wasserzeichen. 3. Von Hegel geschriebene Buchbestellimg, ein Blatt, Vorderseite beschrieben, 22 X 18 cm, nicht näher definierbares Wasserzeichen. Von J. L. SCHRäG geschriebene Bücherrechnung mit Zusatz von Hegel, erste Seite beschrieben, hellblaues Papier. 4.
Von Hegel geschriebene Anweisung an SCHRäG über die Ausstellung der Bücherrechnung, ein Blatt, Vorderseite beschrieben, 22 X 18 cm. 5.
6. Brief Hegels an beschrieben. 7. Brief Hegels an Seite beschrieben, 26 Adresse.
vom 5.10.1816,18 X 21 cm, ein Blatt, Vorderseite
SCHRäG
vom 29.10.1827, gefalteter Briefbogen, 1. bis 3. cm, auf der 4. Seite die von Hegel geschriebene
SCHRäG
X 22
Die beiden letztgenannten Briefe Hegels sind bereits von HOFFMEISTER veröffentlicht worden, Hegels Buchbestellung nur imvollständig und ohne Nachweis der Titel. * Am 5.10.1816 gab Hegel Anweisungen über die Versendung von Autorenexemplaren des soeben erschienenen zweiten Bandes der Logik an mehrere seiner Freunde. * Zu neuen schriftlichen Kontakten kam es erst wieder, als SCHRäG am 26.11.1826 an Hegel schrieb, daß in ein oder zwei Jahren eine neue Auflage der Logik nötig sei. Der nicht erhaltene Brief ist aus der erhaltenen Antwort Hegels vom 29.10.1827 rekonstruierbar. * Hegel hatte sich mit diesem Antwortbrief also fast ein Jahr Zeit gelassen. Die Neuauflage des ersten Bandes der Logik kam daim 1832 jedcxh nicht bei SCHRäG, sondern bei COTTA
* Hegel; Nürnberger Sdiriften. Hrsg. v. J. Hoffmeister. Leipzig 1938. 467, Anm. 1. ^ Briefe von und an Hegel. Hrsg. v. J. Hoffmeister. Bd 2. 2. Aufl. Hamburg 1961.139. • Briefe, Bd 3. 210.
Hegel und der Verlag Sdirag
11
heraus. * Weitere Briefe zwisdien Hegel und SCHRäG waren bisher nicht bekannt. Erst neuerdings konnte in Schragiana III eine Quittung des Oberpostamts in Nürnberg vom 20. November 1829 gefunden werden, wonach ein „rekommandirtes Schreiben" an Hegel geschickt worden war. Der nicht erhaltene Brief muß bei den verschollenen Briefen an Hegel registriert werden. Vielleicht waren auch schon andere Briefe an Hegel vorausgegangen, die dieser nicht beantwortet oder zurückgeschickt hatte. Ende 1829 hatte Hegel wahrscheinlich die Übernahme der Neuauflage mit COTTA längst abgesprochen.
2. Hegels Honorar Hegels Honorar für die erste Auflage der Logik war bisher unbekannt. In Schragiana I finden sich jedoch zwei Quittungen, von denen eine sich sicher auf das Honorar für den ersten Band (erstes Buch) bezieht, die andere wahrscheinlich auch, da man sich kaum andere Gründe für Zahlungen von SCHRäG an Hegel vorstellen kann.
Von Herrn Buchhändler Schräg auf Abschlag des < von > Honorars von Wissenschaft der Logik 200 f
Zweyhundert Gulden
unter dem heutigen baar erhalten zu haben, bescheinigt hiemit Nürnberg den 12[.] May 1812
G W F Hegel Professor u[nd] Rector am Gymnasium hieselbst
Von Herrn Verlagsbuchhändler Schräg, unter dem heutigen 73 f 39 c drey und siebenzig Gulden, 39 Kreuzer baar empfangen zu haben, bescheinigt hiemit Nürnberg den 2[.] Nov[ember] 1812.
Prof[essor] u[nd] Rector Hegel
Wir wissen nicht, ob durch diese beiden Beträge das ganze Honorar ausgezahlt war. Die zweite Summe könnte aber leicht der Rest des Honorars oder zumindest des damals fälligen Honorars gewesen sein. Das Honorar wurde nach Bogen berechnet, wie es damals üblich war tmd sich auch aus Hegels Brief vom 19. 10. 1827 ergibt. ’’ Mit dem Titelblatt umfaßte der erste Band der Logik (erstes Buch) ' Ober die Hintergründe und Umstände des Verlagswechsels vgl. den in Anm. 1 genannten Aufsatz. ’’ Briefe. Bd 3. 210 £.
12
HELMUT SCHNEIDER
376 Seiten, also 23,5 Bogen. Jeder Bogen ist auf seiner ersten Seite mit den großen Budistaben des Alphabets fortlaufend gekennzeichnet, wobei V und W ausgelassen sind. * Hegel wußte die Bogenzahl offensichtlich wenige Monate vor Erscheinen des ersten Bandes selbst noch nicht genau und schätzte sie falsch ein, als er am 5.2.1812 schrieb: „An meiner Logik sind 9 Bogen gedruckt. Vor Ostern sollen vielleicht noch 20 mehr gedruckt werden. Was kann ich vorläufig davon sagen, als daß die 25—30 Bogen nur der erste Teil sind, daß sie von der gewöhnlichen sogenannten Logik noch nichts enthalten ... Ich stecke bis über die Ohren darin. Es ist keine Kleinigkeit, im ersten Semester seiner Verheuratung ein Buch des abstrusesten Inhalts von 30 Bogen zu schreiben. Aber injuria temporum! Ich bin kein Akademikus; zur gehörigen Form hätte ih noch ein Jahr gebraucht, aber ich brauche Geld, um zu leben." * Hegel hat also das Manuskript sukzessive an den Verlag geliefert, nicht ein fertiges Gesamtmanuskript. Der Zeitdruck ließ offenbar das Manuskript kürzer ausfallen als ursprünglich geplant war. Die Auszahlung des Honorars scheint vertraglich wenigstens teilweise vom Verkaufserfolg abhängig gewesen zu sein denn 1827, also nach 11 Jahren, hatte Hegel noch nicht das ganze Honorar für den zweiten Band der Logik von 1816 erhalten, wie er an SCHRäG schrieb: „Der vertragsmäßigen Nachbezahlimg des restierenden Honorars vom zweiten Bande sehe ich Ihrer Erwägung der zu erfolgenden Erschöpfung der Exemplare gemäß entgegen." ‘‘ Danach scheint Hegel jedoch vom ersten Band das volle Honorar erhalten zu haben, da er das sonst sicher auch erwähnt hätte. Die Höhe des Honorars richtete sich nach der Berühmtheit des Autors. Hegel als wenig bekannter Autor mit einem neuen wissenschaftlichen Entwurf war ohne Zweifel ein gewisses Verlagsrisiko, so daß er kein hohes Honorar verlangen konnte. ** Wenn man davon ausgeht, daß die 273 Gulden das ganze * Im Faksimilenachdruck, besorgt von W. Wieland, Göttingen 1966, sind die Bogenbezeichmmgen mit Ausnahme der Bezeichnung für den Bogen K weggefallen. » Briefe. Bd 1. 393. *• Auf dem Brief Hegels an Schräg vom 29.10.1827 sind am oberen Rand der 2. Seite von Schräg die Lagerbestände notiert: am 9.11.1827 waren von Band 1,1 noch 88, von Band 1,2 noch 129, von Band II noch 396 Exemplare am Lager. Am unteren Rand der 3. Seite hat Schräg die Lagerbestände im August 1828 notiert: Band 1,1 mit 36, Band 1,2 mit 78, Band II mit 347 Exemplaren am Lager. Im Verlagsverzeichnis von 1848 wurde der 2. Band noch aufgeführt, war also wohl auch noch vorrätig. — Auf der 3. Seite des gleichen Briefs findet sich am oberen Rand eine Notiz von Schräg: „vom Ilten B[and] sind bey Bieling 1000 gedruckt worden." Das ist die einzige Stelle, aus der der Name der Druckerei der Logik bekannt ist. Im gedruckten Buch ist sie nicht angegeben. Akten oder andere schriftliche Unterlagen der Druckerei konnten nicht festgestellt werden. » Briefe. Bd 3. 211. ** N. V. Thaden schrieb ihm 1815 sogar, besorgt um die Fortsetzung der Logik; „So wie Ihre Sache jetzt steht, sind Sie wohl in Gefahr, daß die Fortsetzung nicht mehr gedruckt werden wird, weil der Verleger nicht mal die Druckkosten zurück erhalten kann." (Briefe. Bd 2. 55) Hatte v. Thaden uns unbekannte Informationen, da er sich so bestimmt äußern kormte?
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Hegel und der Verlag Schräg
Honorar ausmachten, wäre ein Bogen mit rund 11,5 Gulden honoriert worden. Hegel bekam von COTTA für die 2. Auflage des ersten Bandes der Logik 2 Louisdor zu ä 11 Gulden pro Bogen. COTTA hätte also das Doppelte für den Bogen geboten, was den bisher nidit erklärbaren Übergang von SCHRäG ZU COTTA erklären würde. Dazu würde auch gut passen, daß Hegel in seinem Brief an SCHRäG vom 29. 11. 1827 darauf hinwies, daß ihm jetzt zwar wegen seiner größeren Bekanntheit höhere Honorare angeboten werden, er aber sich mit dem alten Honorar begnügen wolle, also mit einem Louisdor pro Bogen, d. h. 11 Gulden. Damit wäre die Annahme, daß das ganze Honorar tatsächlich für den ersten Band nur 273 Gulden betrug, mindestens als sehr wahrscheinlich erwiesen. Die genaue Summe des Honorars kam wohl durch uns unbekaimte Nebenumstände im Vertrag oder Umrechnungsmodalitäten von Louisdor in Gulden zustande. Bei der ersten Zahlung am 12. 5.1812 war der erste Band der Logik (erstes Buch) wahrscheinlich schon erschienen, da die Vorrede mit dem 22. 3.1812 unterzeichnet ist und der Band zur Ostermesse erscheinen sollte. Zum Vergleich betrug Hegels Gehalt als Rektor im Jahre 1811 monatlich 83 f und 20 c, also etwa 1000 Gulden im Jahr. Das Honorar machte also rücht ganz dreieinhalb Monatsgehälter aus. Der bereits berühmte JEAN PAUL bekam 1811 in einem Vertrag mit SCHRäG über das „Leben Fiebels" vier Louisdor pro Bogen, also das Vierfache.
3. Eine Budibestellung Hegels Im September 1816 bestellte Hegel bei SCHRäG, der ja auch eine Buchhandlxmg betrieb, Bücher für die Gymnasialbibliothek. Die Preise sind von Hegel in Talern und Groschen angegeben; die Preise in Gulden sind bei jedem Buch von SCHRAGS Hand zugefügt (in der Reihenfolge der Bücher: f. 4.30; 14.22; 4.30; -.54; 3.36; 18.54; 2.45; 1.12; 9.54; 1.12; 61.51). Bestellung für die Gymnasiums-Bibliothek dahier Schillers 30 jähriger Krieg L[ei]pz[i]g Göschen 1802.2 Th[ei]le — Theater Tüb[ingen] Cotta 1805—8. W[ei]ß[es] Dr[u]kp[apier] — Geschichte des Abfalls der Niederlande L[ei]pz[ig] Vogel 1801. Schr[ei]bp[a]pier
2 Th[a]ler 12 Gr[oschen] 8 "
—
2 "
12
"
** Vgl. den in Anm. 1 genaimten Aufsatz, 25 f. “ Briefe. Bd 4.108. A. Sauer: Johann Leonhard Sdirag und Jean Paul. In: Euphorien. 2 (1895), 618.
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HELMUT SCHNEIDER
Sdiütze J. S. Versuch über den Reim Magdeb[urg] Keil (Heiniidihofen) 1802 Sophokles v[on] Fähse übers [etzt] L[ei]pz[i]g Tauduiitz 1804—9 Thucydides v[on] Bauer et Bedk. L[ei]pz[i]g Sdiwikert II Tom[i] 1790—1804 Sdiallers Encyklopädie Magdeb[urg] Heinridihofen Thiersdi griechische] Gramm[atik] des hom[erischen] u[nd] gem[einen] Dialekts L[ci]pz[i]g Fleischer 1812 Homer von Voß übers[etzt] Tüb[ingen] Cotta 1814 Thiersch Tabellen, Göttingen Dietrich 1813
—
12
10
"
12
1
"
12
—
16
5 " —
12 " 16
34 "
8 "
"
"
Königliches] Gymnas[ial] Rectorat Hegel Die Rechnung SCHRAGS vom 26. September 1816 führt die von Hegel bestellten Bücher in gleicher Reihenfolge, aber mit den Preisangaben in Gulden imd Kreuzern auf. Hegel wies die Rechmmg ohne Angabe von Gründen mit dem Vermerk zurück: Als tmbrauchbar cassirt Kön[igliches] Gymnasial-Rectorat Nürnberg den 26[.] Sept[ember] 1816
Hegel
Statt der Rechmmg von SCHRäG wünschte Hegel die Verteilimg der Bücher auf zwei Rechnungen. Der Gnmd dürfte wohl in verwalhmgstedmischen Umständen bestanden haben, vielleicht durch Beschränkungen des Etats oder verschiedene Etatposten. Die Preise gab Hegel jetzt in Gulden und Kreuzern an wie auf der Rechmmg von SCHRäG. Von den Büchern aus Hegels erster Bestellung kommen vier Bücher in den von Hegel mit der Hand geschriebenen beiden neuen Rechnungsentwürfen aus unbekarmtem Gnmd rücht mehr vor. Dafür hat Hegel auf den ersten Rechmmgsentwurf vier andere Bücher gesetzt, die nicht auf seiner ersten Bestellung standen, sondern von denen zwei am 20. Oktober 1815 und zwei am 1. Juni 1816 bestellt worden waren.
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Hegel und der Verlag Sdirag
Auf die eine Rechnung gehört 1815. Oct[ober] 20 Niebuhrs röm[ische] Geschidite Heerens Ideen 1816 Juni 1.
II er Th[eil]
[Gulden] [Kreuzer] 5 " 24 " 20 " 24 "
Jacobs Animadverjsiones] ad Anthjologiam] gr[aecam Voß mythol[ogisdie] Brieffe Homer von Voß Sophokles übers [etzt] v[on] Fähse Schillers Abfall der verein [igten] Nied[erlande]
31 3 9 3 4
" " " " "
30 18 54 36 30
" " " " "
dat[iert] 28 [.] Sept[ember] auf die andere:
78 "
36 "
Schillers 30 jähr[iger] Krieg — Theater w[ei]ßdr[u]kp[apier] Schallers Encyklopädie
4 " 14 " 2 "
30 " 24 " 45
datirt 28[.] Sept[ember]
21 "
39
Die Buchstaben a und b auf den beiden Rechnungsentwürfen stammen wohl nicht von Hegel. Man kann vermuten, daß Hegel diese Bücher beschafft hat, weil er sie für wertvoll hielt und selbst eine Beziehung zu ihnen hatte. Die Buchbestelltmg ist daher auch eine Aussage über Hegel. Auffällig ist der hohe Anteil der klassischen Phüologie imd Altertiunswissenschaft, deren Wertschätztmg durch Hegel in den Nürnberger Schulreden gerade für diese Zeit bezeugt ist. Aus ScmLiERS Geschichte des dreißigjährigen Krieges hatte Hegel in seiner Jugendzeit bereits Auszüge gemacht. Voss, THIERSCH und JACOBS kannte Hegel persönlich. Die Auseinandersetzung mit der Römischen Geschichte von NIEBUHR tritt immer wieder zutage. Der Einfluß von HEEREN, dem damaligen führenden Althistoriker, auf Hegels Geschichtsphilosophie wäre noch zu untersuchen. Die Buchtitel sind von Hegel meist abgekürzt, verändert oder aus dem Gedächtnis fehlerhaft angegeben. Hier folgt daher die Angabe der genauen Titel. Schiller, Friedrich; Geschichte des dreißigjährigen Kriegs. Teil 1. Leipzig: G. J. Göschen 1802. Schiller, Friedrich; Geschichte des dreißigjährigen Kriegs. TeU 2. Leipzig: G. J. Göschen 1802. Theater von Schiller. 5 Bde. Tübingen: Cotta 1805—07. K. Rosenkranz; Hegels Leben. Berlin 1844. 530--532. ” Vgl. zu Thiersch: H. Schneider; Neue Briefe aus Hegels Berliner Zeit. In: HegelStudien. 7 (1972), 106—108; zu Jacobs: Briefe. Bd 1. 344.
16
HELMUT SCHNEIDER
Schiller, Friedrich; Geschichte des Abfalls der vereinigten Niederlande von der Spanischen Regierung. Teil 1, Bd 1 u. 2. Leipzig: S. L. Crusius 1801. Schütze, Johann Stephan: Versuch einer Theorie des Reims nach Inhalt und Form. Magdeburg: G. Ch. Keil 1802. (Hegels Verlagsangabe „Heinrichhofen" ist falsch.) Sophokles Trauerspiele. Übersetzt von G.[ottfried] Fähse. 2 Bde. Leipzig: Tauchnitz 1804—09. (Bd 2 nicht selbst eingesehen, sondern nur bibliographisch festgestellt.) 0OYKYAIAOYTOYOAOPOY HEPI TOY nEAOnONNHSIAKOY HOAEMOY BIBAIA OKTQ. Thucydidis Olori Fil. De bello Peloponnesiaco Libri VIII. Ad editionem Car. Andr. Dudceri ctun omnibus auctariis recusi accesserunt variae lectiones duorum codicum animadversiones Johannis Christophori Gottleberi. Coeptum opus perfecit suas notas adiecit indicem Dudceri et glossarium Gottleberi auxit Carolus Ludovicus Bauerus. [Bd 1] Lipsiae 1790. [Bd 2 mit gleichem Titelblatt bis:] Gottleberi, et Caroli Ludovici Baueri. Editionem absolvit Christian. Daniel Bedcius. Volumen secundum. Lipsiae: E. B. Schwickert 1804. Schaller, Carl August: Encyclopädie und Methodologie der Wissenschaften bearbeitet zum Gebrauch für angehende Studirende und solche Freunde der Wissenschaften, welche eine gelehrte Bildung empfangen haben. Magdeburg: W. Heinrichshofen 1812. Thiersch, Friedrich: Griechische Grammatik des gemeinen und Homerischen Dialects zum Gebrauch für Schulen. Leipzig: G. Fleischer 1812. Homers Werke von Johann Heinrich Voss. 4. stark verbesserte Aufl. Stuttgart und Tübingen: Cotta 1814. Bd 1: Homers Ilias I.—XII. Gesang. Mit einer Karte von Troja. Bd 2: Homers Ilias XIII.—XXIV. Gesang. Bd 3: Homers Odyssee I.—XII. Gesang. Mit einer Homerischen Welttafel. Bd 4: Homers Odyssee XIII.—XXIV. Gesang. Mit einer Karte des Kefallenischen Reichs und einem Grundrisse vom Hause des Odysseus. Thiersch, Friedrich: Tabellen enthaltend eine Methode das Griechische Paradigma einfacher und gründlich zu lehren. 3. verbesserte Auflage. Göttingen: H. Dieterich 1813. Niebuhr, Barthold Georg; Römische Geschichte. 2 Teile. Berlin: Realschidbuchhand* lung 1811—12. Heeren, Arnold Hermann Ludwig: Ideen Über die Politik, den Verkehr und den Handel der vornehmsten Völker der alten Welt. 2 Bde. Göttingen: Vandenhoek und Ruprecht 1793—96. 2. Aufl. 1804/05, 3. Aufl. 1815; ein dritter Teil erschien 1812 in 1. Aufl. (Hegel hat nicht angegeben, welche Auflage er meinte.) Jacobs, Friedrich J.: Animadversiones in epigrammata anthologiae Graecae secundum ordinem analectorum Brunckii. Lipsiae: In BibliopoUo Dyckio 1798—1814. (3 Bde in 8 Einzelbänden, Kommentar zu Bd 1—5 [1794/95] des Gesamtwerks, gezählt als Bd 6—13 des Gesamtwerks.) Voss, Johann Heinrich: Mythologische Briefe. 2 Bde. Königsberg: Nicolovius 1794.
4. Eine Anzeige des ersten Bandes der Logik Die Anzeige findet sidi unter anderen Anzeigen am ScMufi des bei SCHRäG anonym ersddenenen Buchs Betrachtungen über den gegenwärtigen Zustand der Philosophie in Deutschland überhaupt und über die Schellingische Philosophie im Besonderen. Nürnberg 1813. Verfasser des Buchs war nach dem Verlagskatalog ** S. oben Anm. 2.
Hegel und der Verlag Schräg
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Die Anzeige bezieht sich der Überschrift nach auf Buch 1 und 2 des ersten Bandes. GEORG MICHAEL KLEIN.
Wenn bei der neueren Gestaltung der Philosophie die Logik hinter den übrigen Zweigen derselben an Ausbildung anerkannt zurück blieb, und sich höchstens mit einigen allgemeinen gehaltlosen Formeln abfinden lassen mußte — so bedarf das Verdienst eines Werkes keiner Empfehlung, dessen mit ARiSTOTELischem Scharfsinn durchgeführte Tendenz ist, die Logik zu einer ihrer hohen Bestimmung, so wie dem Geist einer zum Selbstbewußtseyn erwachten Zeit angemeßenen Gestalt zu erheben, der Philosophie ihre zuvorschnell verbannten Mysterien in einer wahren geläuterten Metaphysik wieder zu geben, ihr das ihr eigenthümliche, von jeder andern Wissenschaft unabhängige Prinzip und ihre eigene Methode zu sichern und der Vernunft ihr altes ewiges Recht als selbstständige Erzeugerin der Wahrheit aufs neue zu vindiciren. 1776—1820, katholischer Geistlicher und Anhänger und Freund SCHELLINGS, wurde als Rektor des Gymnasiums in Würzburg mit Beginn der bayerischen Ära 1806 entlassen. 1808 wurde er Professor der philosophischen Vorbereitungswissenschaften am Lyzeum in Bamberg, 1818 Professor der Philosophie in Würzburg. Die Anzeige ist bereits einmal, allerdings ohne Herkunftsangabe, von F. MEYER abgedruckt worden. Er führte sie im wesentlichen auf Hegel selbst als Autor zurück. Dafür gibt es jedoch nicht den geringsten positiven Anhaltspimkt. Der Inhalt der Anzeige spricht nicht für eine Autorschaft Hegels. Kein Verfasser wird sich öffentlich selbst ARisrOTELischen Scharfsinn zuschreiben. Der Vergleich Hegels mit ARISTOTELES wurde zum ersten Mal 1810 von dem Hegelschüler BACHMANN gezogen in seiner Rezension der Phänomenologie des Geistes. Andererseits scheint die Anzeige auch nicht nur vom Verlag zu stammen, da sie eine gewandte und gelungene Zusammenfassung der Vorrede zur Logik darstellt und eine Vertrautheit mit Philosophie erkennen läßt. Nicht zuletzt muß man vielleicht auch an den Autor des Buches denken, also an KLEIN, den Hegel vielleicht auch persönlich gekannt hat. Hegel erwähnt ihn jedenfalls einmal in einem Brief aus Bamberg an NIETHAMMER vom 22.11. 1808. Er war in Bamberg in der gleichen Position tätig, wie Hegel sie in Nürnberg einnehmen sollte. Letztlich läßt sich die Verfasserfrage nicht mehr klären. Man muß die Anzeige daher zu den Texten rechnen, die möglicherweise von Hegel stanunen. Eine denkbare Möglichkeit wäre auch, daß Hegel dem Verlag GEORG MICHAEL KLEIN,
In: Hegel-Archiv. Hrsg. v. G. Lasson. Bd 1, Heft 2. Leipzig 1912.17. “ Hegel; Phänomenologie des Geistes. Hrsg. v. J. Hoffmeister. 6. Aufl. Hamburg 1952. XU. « Briefe. Bd 1. 261.
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HEtMirr SCHNEIDER
eine Vorlage für die Anzeige lieferte, die dieser dann frei gestaltete. In Frage käme audi der Jenaer Hegelsdiüler G. A. GABLER, der seit 1810 Gymnasiallehrer in Ansbadi und mit Hegel befreundet war.
EIN BLATT ZU H EG E L S VO R LE S U N G E N ÜBER LOGIK UND METAPHYSIK Herausgegeben und erläutert von Friedrich Hogemann und Walter Jaeschke (Bochum)
Das hier mitgeteilte Notizenblatt Hegels zu seinen Vorlesungen über Logik und Metaphysik wurde erst vor kurzem in der Handschriftenabteilung der Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz Berlin aufgefunden. Es gehört zu dem Konvolut, das KARL HEGEL 1889 der Königlichen Bibliothek übergeben hatte. Dieses trägt die Akzessionsnummer acc. 1889.243 imd ist schon damals irrtümlich in den Nachlaß MORITZ HAUPT eingeordnet worden. Es wird heute als Kapsel 16 des Hegel-Nachlasses gezählt, zu deren Faszikel 1 das Blatt gehört. Das Blatt besteht aus gelblichem Papier mit dem Wasserzeichen: Stadtwappen Memmingen mit den darunter gesetzten Buchstaben CH. ^ Der untere Rand ist nicht beschnitten. Das Blatt ist in der Mitte längsseitig gefaltet. Die einzelnen Seiten haben Quartformat; sie sind von der Bibliothek mit 21 a—22 b numeriert. Der im folgenden wiedergegebene Text befindet sich auf den Seiten 22 b und 21 a. S. 21 b enthält den Entwurf zu einem Gutachten; dieser Entwurf wird im nächsten Band der Hegel-Studien mitgeteilt werden. S. 22 a ist unbeschrieben. S. 21 a ist ganzseitig beschrieben; S. 22 b zu zwei Dritteln. Wegen der eigentümlichen Reihenfolge der Beschriftung des Blattes ist es nicht ausgeschlossen, daß das Blatt ursprünglich zur anderen Seite hin gefaltet war, so daß Hegel zunächst S. 22 b imd dann erst S. 21 a beschrieben hätte. Vom Inhalt her läßt sich keine eindeutige Reihenfolge ausmachen. Auch ist es nicht mit Sicherheit festzustellen, ob beide Blätter zu einer Vorlesimg gehören. Sollte dies jedoch der Fall sein, ist es wahrscheinlich, daß Hegel zuerst die Seite 22 b vorgetragen hat, da deren Thematik weiter gefaßt ist. Die Notizen sind undatiert. Einen Hinweis zur Datienmg gibt das Gutachten auf S. 21 b; da zwei der erwähnten Studenten, RöSSEL tmd WIENS, von 1815— 1820 bzw. 1818—1821 in Berlin studiert haben, stammt das Gutachten sicherlich aus den Jahren 1818—1820. Damit ist die Datierung der Notizen zur Logik und Metaphysik freilich noch nicht gesichert. Ihr Inhalt läßt keinen exakten Rückschluß auf die Zeit der Abfasstmg zu: die auf Blatt 21 a enthaltene Gliederung ^ Über diesen Fund hat Eva Ziesche als erste berichtet: Unbekannte Manuskripte aus der Jenaer und Nürnberger Zeit im Berliner Hegel-Nachlaß. In: Zeitschrift f. philosophische Forschimg. 29 (1975). Die vorangegangenen Bemerkungen zur Manuskriptgeschichte sowie die folgenden Hinweise zur Datierung des Gutachtens stützen sich auf diese Veröffentlichung. — Der Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz danken wir für die Genehmigtmg zur Publikation.
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FRIEDRICH HOGEMANN / WALTER JAESCHKE
sdiließt lediglich eine Zuordnung zur Jenaer oder zur frühen Nürnberger Zeit mit Sidierheit aus. Das Blatt läßt sich nicht eindeutig einer von Hegels Vorlesungen über Logik und Metaphysik zuordnen, da Hegel bereits in Heidelberg und in jedem Sommer in Berlin über dieses Thema gelesen hat. Von dieser reichen Vorlesungstätigkeit sind leider nur zwei Nachschriften gegenwärtig bekannt: die eine aus dem Sommersemester 1823 von HEINRICH GUSTAV HOTHO, die andere aus dem Jahre 1831 von KARL HEGEL. Beide Nachschriften enthalten jedoch keine literarische Beziehung zu den im folgenden veröffentlichten Notizen. Diese ähneln in Charakter und Inhalt den von H. SCHINEIDER herausgegebenen „Unveröffentlichten Vorlesungsmanuskripten Hegels" aus den Hegel-Manuskripten der Houghton-Library der Harvard-Universität und mehr noch den von R. P. HORSTMANN und J. H. TREDE aus dem Berliner Hegel-Nachlaß veröffentlichten „Blättern zu Hegels Berliner Logikvorlesungen" aus den Jahren 1828—1831. ® Anders als bei diesen Blättern läßt sich jedoch bei dem hier veröffentlichten Blatt im wesentlichen nur eine vage thematische Übereinstimmung mit den einleitenden Texten der verschiedenen Fassungen von Hegels Enzyklopädie feststellen. Auch aus den beiden Anspielungen auf C. J. H. WINDISCHMANN ist die Datierung der Notizen nicht zu erschließen, da deren Charakter sehr allgemein gehalten ist und die Verbindung Hegels mit WINDISCHMANN zwei Jahrzehnte gedauert hat. — Hegel stand seit 1810 mit WINDISCHMANN in Briefwechsel. 1822 hat er ihn in Bonn besucht. Aus ihren Briefen geht hervor, daß WINDISCHMANN im Oktober 1823 seine Abhandlung Über etwas, was der Heilkunst notthut; ein Versuch zur Vereinigung dieser Kunst mit der Philosophie (Leipzig 1824) Hegel übersandt und dieser im Frühjahr 1824 hierauf geantwortet und das Buch im Sommersemester 1825 in seiner Vorlesung über „Anthropologie und Psychologie" lobend erwähnt hat. Ferner hat WINDISCHMANN im Sommer 1825 Hegel die mit seinen Beilagen versehene Übersetzimg von DE MAISTRES Soirees de SaintPetersbourg überbringen lassen. In Beilage V geht er ausführlich auf Hegels Wissenschaft der Logik ein. Aber noch in der Vorlesung über „Philosophie der Weltgeschichte" (Wintersemester 1828/29) hat Hegel WINDISCHMANN erwähnt, wenn auch in anderem Zusammenhang, so daß die Nennung WINDISCHMANNS keinen eindeutigen Hinweis auf die Datierung geben kann. Das Blatt ist mit kleiner, schwer leserlicher Schrift eng beschrieben. Es hat insgesamt notizenartigen Charakter. Hegel bedient sich dabei des Mittels, Stichpunkte einander entgegenzusetzen (vgl. z. B. S. 22 b: „Form der Wahrhjeit] — Metaphjysik] Inhalt"). Es enthält keinen fortlaufenden Text, sondern nur wenige durchgehende Zeilen, hauptsächlich aber mehrere aus Stichpunkten bestehende Abschnitte auf der rechten oder linken Seitenhälfte, deren Zusammenhang nicht immer zweifelsfrei festzustellen ist. In der Mitte von S. 21 a und im unteren, sonst unbeschriebenen Drittel von S. 22 b befindet sich je eine kurze.
* Vgl. Hegel-Studien. 7 (1972), 9—59 bzw. 61—79.
Ein Blatt zu Hegels Logik-Vorlesungen
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nidit vollständig entzifferbare Berechnung, die in keinem Zusammenhang mit dem Text steht und deshalb hier nidit wiedergegeben wird. Der Text auf S. 21 a enthält mehrere Gliederungen nach lateinischen und griechischen Buchstaben, die jedoch nicht konsequent durchgeführt sind und teilweise erst nachträglich eingesdioben zu sein scheinen. Dem ursprünglichen Text sind mehrere nachträgliche Erweiterungen zugefügt, teils zwischen den Zeilen, teils an den Absatzenden. — In Anlehnung an die bisherigen Editionen in den Hegel-Studien werden bei der Edition des Blattes folgende Regeln beachtet: nicht integrierbare Notizen, die den Charakter von Randbemerkungen tragen, werden als Fußnoten mitgeteilt. Abkürzungen werden aufgelöst, die Ergänzungen in eckige Klammem gesetzt. Dabei entfallen die Abkürzungspunkte. Allgemein übliche Abkürzimgen werden beibehalten. Ausgelassene Buchstaben werden in eckigen Klammem ergänzt, mit Ausnahme des einzelnen e. Von Hegel allgemein verwendete Kürzel werden stillschweigend aufgelöst. Streichungen werden mitgeteilt, ausgenommen Streichungen von Ansätzen zu unleserlichen Buchstaben. Einfache Unterstreichxmg wird durch Kursive, doppelte durch Sperrung hervorgehoben. Wörtern, die nicht eindeutig zu entziffern sind, wird ein kursives eingeklammertes Fragezeichen nachgestellt.
Blatt 22 b Diese Vorl[esung] der Logik u[nd] Metaphys[ik] bestimmt — beydes vereinigt Instrum[ent] der Wahrheit — diese d[ie] concrete Wahrh[ei]t selbst — Räthsel der Welt Form der Wahrh[eit —] Geseze, Regeln des Denkens Vorausgesezte durch Denken — Metaph[ysik] Inhalt Fragen die d[as] Herz u[nd] Geist des Menschen beschäftigen — was ist meine Bestimmung, d[as] Wesen der aüsseren Natur — des Geistes — noch was Anderes bedeutet — In diesen Wankenden, Veränderlichen Vorübergehenden das Feste? der Mensch verliert bald den Glauben an d[ie] unm[ittelbare] Welt geht in sich erhebt sich in d[ie] unsichtb[aren] Regionen und zwar, begründetes, vern[ünftiges] Wissen durch Denken — nicht bloße Gewißheit — D[ie] ^ Relpgion] bietet d[ie] Auflöstmg dieser Fragen dar — nicht befriedigt ihr Glauben — Autorität — Inhalt — Form der Wahrh[ei]t — an welcher ein Theil der Menschen gebtmden bleiben muß * Links am Rande: Gemeinschaftliche Voraussetzungen
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FRIEDRICH HOGEMANN / WAETER JAESCHKE
Durdi Denken — wie Logik — nicht sinnliche Wahrh[ei]t gemeinschaftliche Voraussetzung Rel[igion] wie Musik, Genuß, Töne — Zjihlenverh[ältniß] derselben Propheten, Poesie — Glaübiges ® Aufnehmen Wahrh[ei]t nicht erkennen, Geist u[nd] Form zerschlagen; — Franz[ösische] R[evolution] Staatsform zerschlagen *, — verschiedenes versucht — lassen den Muth sinken ergeben uns in unser Sdüksal d[ie] Morgenröthe die eben darunter anbricht. denn es ist ein höherer Geist der drunter lieg[t] — s[eine] Rinde zerbrochen — auf den Trümmern verweilen — den Blik darauf festhalten — Jammern * u[nd] Wehklagen — die Krafft die diß Morsche zerbrochen nicht ein Negatives — sondern lebendige Kraft Stürzen ins thierische Leben es wäre eine Lüge wenn — oder positiver ® davon (?) — Unüberwindlich Die® Principien, die zu diesen Res [ultaten] führen, müssen innerh[alb] der Philos [ophie] selbst enthalten seyn zum Vorschein kommen meine grössere Logik
Blatt 21 a Logik d[ie] Wissensch[aft] des Allg[em]ein[en] im Erk[ennen] wie in den Dingen ’’ a.) nat[ürliche] Logik — natürliche Metaphys[ik] Sinnliche Anschauung u[nd] Vorst[ellung] ® Zeitlich u[nd] R[äum]lich — sonstige im [endlich] vielfache Einzelnheit Farben — Formen ‘ Gläubiges] Gläubiges * Links am Rande: So weit haben wir's gebracht — Da haben wir es denn weit gebracht — * Links davon: Verzweiflung ® positiver] prositiver * Links darüber: nicht neben an liegen lassen — ’’ Über der Zeile: Durchziehen Alles — Leben u[nd] Wesen — ® Unter der Zeile: nat[ürliches] Denken, wie Verdauen aber eigenthümliche Natur des Geistes
Ein Blatt zu Hegels Logik-Vorlesungen
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NaturGestalten — aüssre Natur — [im] G[eist]e innre Gefühle ebenso maxmidif[altig] Mitleiden — Redit gesellige] Neigungen religiöses] Gef[ühl] in diesen Individuen] ® sol. (?) Willkühr kann Gewalt den Gesezen des Org[anis]m[us] anthtm nicht s[eine]r Natur, sondern v e r n [ü nf t i ge] S[u]b[jectivitä]t — a in Allem diesem Idt einfach — erhalten mich mir gleich un [endlich] anderer ErfüUtmg ß.) nicht nur, sondern auch am Inh[alt] zeigen sich allg[emein]e Bestimmungen — durchzuken denselben — a) [Das] Allg[em]eine als solches Refl[exion] ob aus Beobachtung b. ) Das Bewußts[eyn] dieses Allg[emeinen] gibt d[ie] Lo flexion] Regeln, Gesetze — Spcmische Stiefel Hier in dieser Trennung — vom Concreten — Fragen nach Wahrheit — Formell kommt dann auf den Inhalt an; Frage wie verhält sich d[as] Allg[emein]e zum Bes[onderen] — Wahrh[ei]t Identität] nicht vorst[ellen] u[nd] aüssere[r] Gegenstand Übereinst[immtmg] [mit] sinnlichen itzigen, hierartigen Geg[en]s[tän]den an sich allg[emeines] bes[onderes] ins Allg[em]eine aufgenommen
c. ) vernünftige] Logik, — concret in sich selbst — b. ) a Allg[emeines] als Thät[igkeit] des Gdstes wesentlic — nicht gegeben [es] — Empfangen, Auf nehmen. — Denken a.) besonderes Verm[ögen] ß. Ich, Anschauung Vorstellung u. s. f. Habe doch gar nichts gedacht. ß Subj[ective] Thät[igkeit] — gegen Obiec]t[i]ve — “ vern[ünftige] Formen — draussen ein Anderes y.) Einheit des subj[ectiven] u[nd] obj[ectiven] c. ) ob das Allg[emeine] im Erk[ermen] — auch wahrh[aft] nj]eine — nemlich in den Dingen ist — Idee — das Absol[ute] Wissenschaft
* in diesen Individuen]] vielleicht zu lesen; in diesem Individuum] *