Handwerke und Künste in Tabellen: Sammlung 13 [Reprint 2022 ed.] 9783112631447


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Handwerke und Künste in Tabellen: Sammlung 13 [Reprint 2022 ed.]
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P. N. Sprengels

Handwerke Künste und

in Tabellen. Mit Kupfern.

Lederarbeiter, und andere verwandte und zum Thierreich gehörige Profeßionen, die Weber ausgenommen. Fortgesetzt

von

O. L. Hartwig.

Dreyzehnte Sammlung. Berlin, im Verlag der Buchhandlung der Realschule.

I77S*

Erster Abschnitt. Der Schlächter.

S.Z

Der Schlächter erhandelt 4, und schlachtet Rinder f, Kälber ie, Hammel 12, Lämmer 13, Schweine 14, und Spanferkel 19, und hauet das Fleisch in dem Fleisch* scharn aus 20.

Zweyter Abschnitt. Der Lohgerber.

21

Er gerbet I. Sohb oder Pfundleder 2 3, II. Schmähtleder, wozu ausser dem Fahlleder auch Brandsohlleder, holländisches Leder re. gehöret 38, HL Kalbleder sr IV. Lohgare Hammel- und Schaffelle ss, V. Alaunle­ der $9, VI. und zuweilen auch einige nicht so gewöhnllche Lederarten 63.

Dritter Abschnitt. Der Weißgerber. 72 I. Dis das weiß, und sämischgare Leder aus dem Kalkäscher kommt, wird beydes auf gleiche Weise be­ handelt 73* Nachher matz u. das weißgare Leder mit Alaun und Salz 84, HL das sämischgare Leder aber mit Thran in der Walke gar gemacht werden 94. Ausserdem gerbt der Weißgerber noch IV. ^delzfelle 108, zuweilen auch wol V. das französische und dänische Leder 109 und endlich VI. kocht er Hornleim 114*

)(

Vier-

Inhalt. Vierter Abschnitt. cher.

Der Pergamentma­ ii9

Da« Pergament wird I. au« Balbfellen verfertiget, wozu i) ganze» und haibnarbigteHäute irr, r) Sticker, i g i, ?)Schreibc» i 32, 4)Mahlerpergamenr r 34, und end­ lich f) Oelehäute 134, gehören. Ferner II. aue Schaf­ fellen, woraus der Pergamenkmacher 1) Weißschäffenpergament 138, 2) Schreibetafelpergament 139,3) und endlich alle gefärbte Pergamenkarten 140 macht. III. Von den Paucken und Trommeln 145.

Fünfter Abschnitt. Der Sattler, Rie­ mer und Täschner. 150 Auö verschiedenen Lederarten 1 $ 1 mit verschiedenen Hand­ griffen is4, verfertigen diese Profeßtonlsten: I. Sattel i6s, II Zäume und Halfter 179, III. die Bekleidung der Kutschen 182, IV. Pferdegeschirre 169, und V. ei­ nige unbeträchtlichere lederne Waaren 203.

Sechster Abschnitt. Der Schuster. 212

Au« Sohl, ri2 und Oberleder 2»4, ma^t dieser Profeßionlst Mit wenigen Werkzeugen 218/1- Stiefeln 128, II. Schuhe für Mannspersonen r4s, und Frauen, zimmer i$i, ferner III. nebst dem Pantoffelmacher Pantoffeln 254, und endlich IV. Schläuche zu Spritzen

Siebenter Abschnitt. macher.

Der Handschuh­ 258

Er verfertigt au« weiß - und samischgaren Leder 258, gleichfalls mit wenigen Werkzeugen 261, I. Handschuhe -6s,

Inhalt. 26$, II. lederne Beinkleider r70, III. Degenkuppeln 272, IV. Geldkatzen 273, V. Bälle 274, und andre kleinere Dinge 27$.

AchterAbschnitt. Der Kammacher. 278 Die Kämme werden I. aus Rinder - und DüffclhLrnern r8i, ferner II. aus Schildkrömsschalen 301, und endlich Hl. aus Elfenbein 302 gemacht.

Neunter Abschnitt. cher.

Der Paruckenma­ 306

Die Haare zu Parucken 307 müssen I. vorläufig gereinlget 316, karmschet 317, sorttret 318/ gekrauset zro, gekocht 322, gebaken 323, und endlich zum TresII. Wenn hierauf der suen präpariret werden 323 Monnrungskopf montlret ist 324, so werden dieHaare treßrret 333/ und mit den Haarrressen 33s vollendet III. der Paruckenmacher die Haarbeutel - und Stutzparucken 342.

Zehnter Abschnitt. Der Bürstenmacher. 350 Er verfertigt aus Schwelnsborsten 3$o, und andern Haaren j$6, I. K'eider- und Schuhbürsten 357, durch das Etnpündeln 361, und Einziehen 362, II Kopfbür­ sten 366, III. Rauharbo« 369, und IV. Pinsel 370.

Elfter Abschnitt. Der Seifensieder. 374 I. Die weisse Seife wird aus einer Lauge aus Holzasche und Kalk 376, vermischt mit Talg und Küchensalz ge-

Inhalt. gesiedet379, II. die Lalglichter werben au» einer Mi-? jchung von Rinder - und Hamineltalg 384 mit Beyhülfe eines Dochts 389, theils gezogen 39', theils gegossen 396.

Zwölfter Abschnitt. che.

Die Wachsblei­ 401

I. Zn der eigentlichen Wachsbleiche 4»r, bändert man das Wache 404, bleicht es in freyer Luft 409, und schmelzet das gebleichte Wachs wieder zu grossen Stücken um 414. II. Aus gebleichten und gelben Wachs gießt man Wachslichter 41s, zieht Wachöstick« 41$# und macht Wachefackein 431.

Erster Abschnitt. Der Schlachter.

Nicht in allen deutschen Provin­

zen führet der Profeßtonist, von welchem in gegenwärtigen Abschnitte die Rede ist, den Nahmen, den ihm die Ueberschrift diese- Ab­ schnitt« beyieget. Bald heißt er Metzger, bald Fleischer, bald Fleischhauer, und in Dännemark nennt man ihn sogar Knochenhauer. DaSchlachten selbst, wovon er in Berlin den Nah« men führet, ist da- Unbeträchtlichste bey dieser Profeßion, und es wird daher von einigen Land­ leuten mit ziemlichen Erfolg verrichtet. Viel' mehr beruhet die Geschicklichkeit auf zwey Din­ gen, nemlich auf den vortheUhasten Einkauf, und A 2 auf

4

Erster Abschnitt,

auf dem Aushauen des Fleisches beym Verkauf in dem Fleifchscharn. Die anseßtgeu Schlächter in Berlin erster hen das Schlachtvieh theils von den Viehhandr lern'und andern Verkäufern, die Vieh zum Der» kauf nach Berlin treiben, theils schicken sie ihre Schlächterknechte auf das platte Land, und ins­ besondere in futterreiche Gegenden, und die Schlächterknechte kaufen oft ganze Heerden Vieh, oder auch ganze Wagen voll Kälber auf. Kau­ fen sie zu theuer ein, so vergiebt es ihnen der Meister ein oder ein paar Mal, versehen sie sich aber öfter, so zieht der Meister ihnen entweder das, was sie zu viel gegeben haben, von ihrem Lohn ab, oder er überläßt ihnen das zu theuer eingekaufte Vieh, und sie können es anderweitig so Vortheilhaft wie möglich verkaufen. Daher muß sich jeder Schlächter durch die Uebung eine Fertigkeit erwerben, zu beurtheilen, wie schwer ohngefehr ein Stück Vieh wiegen wird, und ob es überdem fleischig und fett ist. Alles kleine Vieh kann er mit den Händen aufheben, und er muß hier, wie man zu sagen pflegt, das Ger wicht schon in der Hand haben- Daher verzeir het es ihm der Meister nur, wenn er sich bey ei» nem solchen Stücke Vieh um ein oder ein paar Pfund in Absicht des Gewichts betrogen hat. Hiezu gehören vorzüglich Kälber und Hammel oder Schöpfe. Schon mehr übersieht der Meir ster bey einem solchen Stück Vieh, das man sei­ ner Schwere wegen nicht aufheben kann, und hier

Der Schlachter, hiezu gehört das Rind und das Schwein. Bey diesen Thieren kann der Schlachter die Schwere und. Güte bloß nach dem Gefühl, oder wie der Schlächter sagt, nach dem Griff beurtheilen. Man wird diese Griffe bey jedem Stück Vieh besonders anführen, und hiernachst die Handgriffe beym Schlachten kürzlich hinzufügen.

I. Das Rind. Der Ochse giebt das beste Rindfleisch, wie jedermann bekannt ist, und daher werde ich mich bey der Kuh nicht verweilen, zumal da sie bey» nahe eben so geschähet, und völlig mit dem Ochsen auf einerley Art geschlachtet wird. Der Och­ se muß von dem Käufer, aus oben angeführter Ursache, bloß nach dem Griff geschätzer werden, und seine Schwere läßt sich hiedurch schon vor dem Schlachten bis auf io Pfund bestimmen, aber freilich nur von dem Sachverständigen. Bey jedem Stück Vieh, und also auch bey dem Ochsen, muß der Schlächter zweyerley im vor» aus beurtheilen und schätzen können, ob es fett, und ob es fleifchicht ist, und aus beyden schließt er auf die Schwere, wenn er nemlich ein solches Stück Vieh nicht aufheben kann. Aus folgen­ den Griffen beurtheilet der Schlächter, §b ein Ochse fett ist. Er g-eist erstlich dem Ochstn vor« ne an die Brust , und wenn diese fett und flei­ schig ist, so ist dies schon ein gutes Zeichen, daß der Ochse fett ist. Hierauf greift er an dem Bog, d. i. an das Vorderblatt zwischen der Keule und A 3 der

6

Erster Abschnitt.

-er Dmst, und drittens an da« Schild, k. hinter da« Vorderblatt. Ein fetter und steischir ger Bog läßt vermuthen, daß der Ochse über# Haupt fett ist, so wie der Schlächter au« derGüte de« Schildes auf das Fett der Ribben schliesset. Hierauf greift er an die Hinterribbe, und je stör» ker er diese findet, desto schwerer pflegt ter Ochse zu seyn. Aus dem Griffe an das Nierenstück, an den Schleim, d. t. an das fleischige vor dem Vorderfuß, und endlich an den Gack, d. i an -as männliche Glied schätzet der Schlächter nicht nur überhaupt, ob der Ochse Fett hat, sondern auch insbesondere, ob er viel Talg von ihm er­ warten kann. Ausserdem beurcheilet nun auch der Schlächter, ob der Ochse fleischig ist, und dieses ersiehst er insbesondre aus den starken Keu­ len, und wenn diese gut mit Fleisch bewachsen sind, so ist diele- schon in der gedachten Absicht ein gutes Zeichen. Ausser diesem Keulenfleische richtet er noch seine Griffe auf das Buckelfleisch oder auf das Fleisch iin Rücken, oder auf das Halsfleisch. . Diese Dinge zusammengenommen, »ebst einem breiten Kreuze, lassen den Schläch­ ter vermuthen, daß der Ochse fleischig ist.

Beym Schlachten wird -er Ochse entwe­ der ins Genick, oder dagegen vor den Kopf in der Zusammenfügung der Knochen des Hirnscher dels mit einem GckMchterbeil Tab. I. Fig. I. geschlagen. Trift in dem letzten Fall der Schlach­ ter den Ochsen nicht genau an dem gedachten Orte

Der Schlachter.

7

Orte, so fallt der Ochse nicht. Sobald aber der Ochse gesunken ist, so sticht er ihm mit einem besonder« großen Schlachtmesser dergestalt in die Brust, daß er die Herzadern trift. Denn das Herz selbst liegt bey dem Ochsen zu tief, als daß er es mit dem Messer erreichen könnte. Der Schlächter trägt insgemein einen mit messingenen Buckel« beschlagenen Riem oder ein Messergurt Tab. I. Fig. X. um den Leib, und an diesem hängt ver­ mittelst Rteme ein ledernes Futteral oder Be­ steck ab, worin drey gut verstählte Schlachtmefs ser von mancherley Art stecken. Ein solches gros­ se- und scharfes Messer erblickt der Leser in cd be­ sonders vorgestellt. Neben dem vorgedachte» Futteral hänget noch ein Stahl cf Hut verschiedene Abtheilungen oder Fächer, und man bemerkt bey einer solchen Grube zuweilen i z bi- 40 solcher Abtheilungen. Je mehr Fä» chcr vorhanden sind, desto öfter und besser kann das Lever getrieben werden. In d»r ersten Ab­ theilung mischt man nur wenig birkene Lohe, sau­ re Brühe und Sauerteig unter das Wasser, i» der

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Zweyter Abschnitt»

der zweyten Abtheilung schon mehr, und so wird in der Folge von den gedachten Dingen in der nächstfolgenden Abtheilung immer weniger Was» ser und mehr birkene Lohe, saure Brühe und Sauerteig genommen, al« in dem nächst vorr hergehenden Fache. Die Leder, welche der Loh­ gerber in der Farbe beysammen treiben will, bringt er zuerst in die schwächste Farbe der ersten Ab» theilung, und rührt sie zuweilen mit einer Krürke um. Sie bleiben in dieser Abtheilung nur ei» Uen Tag liegen, und nach Verlauf dieser Zeit werden sie aus dieser Abtheilung heraus genoim men, und in die nächstfolgende zweyte geworfen» In die erste Abtheilung wirft der Lohgerber wie­ der frische noch nicht gefärbte Leder» So wirb nun an jedem Tage da« erst gedachte Leder ein Fach weiter in eine stärkere Farbe gebracht, dazuleht gedachte Leder nimmt jederz.it das Fach ein, woraus das erste geworfen ist. Folglich kommt in die erste Abtheilung täglich frisches noch Vicht gefärbtes Leder, und das Leder in jedem Fache wird in das nächstfolgende geworfen, biS das Leder, so in einem Fache beysammen liegt, olle Abtheilungen durchgegangen ist. Ist die Sache also erst im Gange, so stnd stets alle Fä­ cher der Farbengrube mit Lever angefüllet, und in jedem Fache werden diese täglich ein paar Mal mit einer Krücke aufgerühret. Denn die Farbe in einer Abtheilung erhält nie eine neue Beymischung von birkener Lohe und saurer Brü» he, und sie bleibt, so wie sie gemischt »st, so lange brauch-

Der Lohgerber.

3$

brauchbar, bis sie anfängt zu faulen, und seine Kraft mehr hat. Doch fischt man zuweilen mit einem von Drath geflochtenen Flschkorb Fig.XV die oben schwimmende birkene Borke oder Lohe ab. Aus dieser hat sich dir Kraft bereits her» ausgezogen, und man trocknet und verbrennet sie daher. Die Farbe ist aber am kräftigsten und besten, wenn sie völlig sauer geworden ist, und in diesem Zustande treibt sie am besten. Doch verliert sie endlich, wenn sie lange ger braucht ist, ihre braune Farbe, die sich in die gefärbten und getriebenen Leber Nach und nach einziehek. Die anfänglich weißen Leder werden also in der Farbe nach und nach brauner, so wie im Gegentheil die Farbe nach und nach ihre braune Farbe verliert, und endlich in die Fäulnißlübergehet, welches daraus erhellet, wenn die Farbe das Leder nicht mehr' treibet. In diesem Falle wird täglich aus einem Fache der Treibgrube, von dem ersten bis zum letzten, die faule Farbe weggeschaft, und dagegen eine neue Farbe nach den obigen Gesetzen gemifchet. Wenn nun der Gerber so bis 60 Leder beysam» men hat, die sämtlich alle Abtheilungen der Farr be durchgegangen sind, so bringt er sie in die Wasserfarbe. Diese Farbe wird bloß aubirkener Lohe und Wasser zusammengesetzt, und ohnerachter sie nur Wasserfarbe heisset, so hat sie doch in sofern die mehreste Starke, daß am inehresten birkene Borke beygemischel ist. Mit dieser Farbe stehen die Leder etwa 14 Tage in y dem ersten Satze die Narbenseitc oben lieget. Ueberdem schüttet der Gerber auf jedes Leder nur Fin­ ger hoch Lohe auf. In diesem zweyten Satze liegen die Leder - bis 18 Wochen. Nach dieser Zeit wird die Lohgrube zum zweyten Mal auSge« räumet, und die Leder werden gerade wie bey dem zweyten Satze zum drittenmal in die Grube eim

Der Lohgerber.

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eingefthet. Doch spület man vor dem Einsehen die Lohe nicht aus dem Leder aus, well die Säu­ re der Lohe nunmehro dem Leder Dichtigkeit er; theilen muß. Sind die Leber dünne und schwach, so werden sie nun in diesem dritten Gaye gar gemacht, sind sie aber stark, so bringt man sie nach 7 bis 8 Wochen auf die nur gedachte Art zum viertenmal in die Grube, und dis ist als, dann der vierte Gay. Bey dem lehten Sah, es «ey nun der dritte oder der vierte, vermehrt es die Starke und Dauer des Leders, wenn dieses so lange wie möglich in der Grube verbleibt. Unbemittelte Lohgerber nehmen die Leder wol nach 7 bis 8 Wochen aus der Grm be, weil es ihnen zu schwer fällt, ihr beym Am kauf des Leders auögelegtes Geld so lange zu ent« behren. Begüterte Lohg- rber lassen aber die Ler der wol ein halbes Jahr bey dem lehten Sahe in der Grube liegen. gewinnen hiedurch nicht nur selbst am Gewichte des Leders, sondern der Käu« fer erhält auch ein dauerhafteres Leber. Hieraus erhellet nun, daß bey einer Lohgerberey, wenn sie nur mittelmäßig ins Große gehen soll, ein an; sehnlicher Vorschuß erfordert wird, worauf der Lohgerber bey dem Preise des Leders allerdings Rücksicht nehmen muß Daher wäre freylich zu wünschen, daß ein Mittel ausfünbig gemacht werden könnte, das Leder in kürzerer Zeit eben so gut gar zu machen. Der Gerber hängt oder zieht nunmehro da­ gar gemachte Sohlleder auf Stangen auf, läßt C z es

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Zweyter Abschnitt»

es matt trocken werden, bürstet die Lohe mit eben solchen Kartetschen ab, womit man die Pferde bürstet, und legt hierauf Haut auf Haut auf den Fußboden zu einen Stoß Leder zusammen. Diesen Lederstoß belastet er mit Steinen, damit die Leder gerade werden, und laßt diese, wem die Steine wieder weggeschaft sind, einzeln völlig austrocknen. Die beste Zeit, Sohlleder zu gerben, ist im Winter. Denn die Sommerhitze macht so> Wohl das Wasser als das Leder matt, und da­ letzte schlaff. Diese Bemerkung gilt zwar bey jedem Leder, aber bey dem Sohlleder vorzüglich, weil dieses insbesondre steif und fest seyn muß. Will der Gerber bey allen Behandlungen dem Sohlleder die erforderliche Zeit lassen, und es vök» lig gar machen, so währet es ein ganzes Jahr, ehe ein Leder nebst andern zubehörigen zur Volkkommenheit gebracht werden kann.

II. Von dem Schmählicher, und an­

dern ähnlichen Lederarten. Diese Lederart unterscheidet sich von der vor­ hergehenden insbesondre dadurch, daß sie geschmeü tiger seyn muß, weil man sie zu Oberleder der Schuhe, zur Bekleidung der Kutschen und zu andern ähnlichen Dingen gebraucht, wozu Bieg» samkeit unb Geschmeidigkeit erfordert wird. Dieß; Biegsamkeit und Geschmeidigkeit erhält das Le­ der insbesondre durch das Emkalken. An»

Der Lohgerber.

s-

Anfänglich müssen diese Leder gleichfalls in Wasser eingeweicht oder gewässert, und nach dem Einweichen muß das Wasser auf dem Scha­ bebaum Fig. I mit dem Streich eisen Fig. II auögestrichen werden. Diese Behandlung haben die gegenwärtigen Leder mit dem Sohlleder ge­ mein, und es würde daher überflüßig seyn, diese Sache von neuen zu beschreiben. In die Schwitze werden diese dute nicht gelegt, wie oben die Sehlleder, sondern dos Rälken oder Einkalken beltzer die Haare ab. Daher bringt man sie un» mittelbar nach dem Einweichen in den Ralkäscher. Der Gerber löschet nemlich Steinkalk in einem Kalkkasten, und rechnet auf 50 Häute etwa eine halbe Schubkarre Kalk. Die Klöße und Stei­ ne müßen sich in dem Kalkkasten zu Boden setzen, und alsdenn erst bringt man den Kalk in eine auSgeschalte Grube, worin gewöhnlich so Häu­ te geworfen werden können. Eine solche Grube wird insgemein von dem Gerber Kalkäscher ge­ nannt. Der Kalk wird in der Grube oufgerührt, damit er sich durchgängig in daö Kalkwasr ser vertheile, und die Häute werden hinein ge­ worfen. Kommen Klöße und Steine mit tu den Kalkäscher, so verbrennet die Haut an sol­ chen Stellen, wo die Klöße oder Steine liegen. In dieser Bcitze müssen aber die Häute zuweilen umgewendet, oder mit dem Gerber zu reden, aufgeschlagen werden. Geschiehet dieses nicht, so frißt der Kalk die Häute an, und sie werden zu mürbe. Eben dieses erfolgt, wenn die Häute C 4 i»

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Zweyter Abschnitt.

zu lauge in dem Kalk liegen bleiben. Im Som» mer läßt man sie in dein Aescher z bis 4, int Winter auch wol 10 bis 12 Wochen liegen. Sie müssen aber aus dem Aescher genommen werden, so bald die Haare abgehen. Die Haa­ re werden aber von diesen Häuten eben so abge» schabet oder abgepälet, als bey dem Sohllede^r. SIU in es würde der Dauer und Güte dieser Häute nachkheüig ftyn, wenn in denselben etwas von delp-Kalk zurück bliebe, weil dieser die Häute mit der Zeit zernagen und mürbe machen würde. Daher muß der Kalk so rein wie möglich wieder aus den Häuten heraus gebracht werden. Dieserhalb hängt man sie gleichfaUS an der Wasch» banke in da« Wasser, und läßt sie, wie da« Sohl­ leder im Wasser stressen. Das Wasser ziehet den Kalk schon zum Theil aus, und der Ueberrest muß durch das Schaben herausgebracht werden. Der Gerber legt daher die Haut auf den Schabebuum Fig. I, und streicht sie mit dem Schar beeisen Fig. II auf der Fleischseite, da er nemlich beständig mit dem Eisen auf dem Leder hinabr streicht, wie man schon oben erzählet hat. Der Gerber hängt hierauf die Häute wieder, wie vor­ her, in das Wasser, und nach diesem legt er sie auf den Schobebaum, und glättet sie auf der Narbenseite mit einem Glättestem Fig. XIV, oder mit einem 1 Zoll dicken Sandstein ab, der in einem Holze c d befestiget ist. Der Gerber hält diesen Glättestein an seinen beyden Griffen, tmD reibet mit dem Stein die Narben der Haut glatt,

Der Lohgerber.

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glatt, damit sie nicht von dem Streicheisen, wo­ von sogleich die Rede seyn wird, verletzet werden. Denn sobald die Haut nach dem Glätten abqer spület ist, so legt man sie auf den Schabebaunr Fig. I, und streicht nochmals den Kalk mit tu nem Srreicheisen aus. Die Klinge des Streich­ eisens Fig. X ist etwa i Fuß lang, und 4 bis 5 Zoll breit. Es hat zwey Schneiden, und an jeder Schneide einen Batt oder Facette, wie Vie Schneide eines Beile auf einer Seite. Die Schneide dieses Streicheisens muß sehr fein seyn, damit das Leder nicht Risse bekomme. Der Ger­ ber führet dieses Eisen beym Gebrauch mit sei­ nen beyden hölzernen Griffen, und streicht hiemit die Haut zue, st auf der Narbenseite, uttb hier­ auf auch auf der Fleischseite. Hiedurch wzrd nun das Kalkwasser völlig aus der Haut ausqestrichen. So werden nun diese Haute nut Beyyülr fe des Kalks von den Haaren gereiniget und zu­ gleich geschmeidig gemacht. Nach dieser Behandlung kommen die Haute in die Farbe, die aber nicht, wie bey dem Sohl­ leder, aus birkener Lohe und saurer Brühe zu­ sammen gesetzt wird, sondern aus saurer Brühe und eichener Lohe. Denn diese Leder, dürfen nicht so stark aufgetrieben werden, als die Sohlleder, und daher darf die Farbe auch nicht so scharf seyn. Der Gerber nennt diese Farbe Erdfarbe, zum Unterschied der oben gedachten Treidfarbe des Sohlleder«. Die Lohgerber sind bey Verfertigung dieser Farbe nicht unter einC 5 an#



Zweyter Abschnitt.

Luder einig. Einige brühen die eichene Loh« mit heissen Wasser ab, und giessen Wasser und Lohe in ein Farbefaß oder dagegen in einen Far­ benkasten', und füllen hierauf das Gelaß mit et» waS weniges saurer Brühe voll. Von dieser sauren Brühe habe ich schon oben bey dem Sohlleder geredet. Andre halten nichts von die­ ser warmen Farbe, weil sie die Häute zu weich und schlaff macht. Sie giessen daher im Som­ mer erst saure Brühe in das Farbenfaß, und se­ tzen hierauf blos eichene Lohe und kaltes Wasser hinzu, weil das Wasser im Sommer schon hin­ reichend warm ist. Im Winter erwärmen ste bas Wasser ganz mäßig. In diese Farbe, sie mag nun warm oder kalt seyn, werden die Häute geworfen, und täglich ein paar Mol mit Krü­ cken umgerühret. In einigen Gerbereyen wer­ den die Häute auch wol täglich ein paar Mal auf­ geschlagen, da man sie neben dem Farbenkasten auf Bretter legt, aber gletch wieder in eben die Brü­ he hinein wirft. Diese Gerber wollen hiedurch die Farbe noch besser unter alle Häute vertheilen, weil auf den Häuten an solchen Stellen ein weis­ ser Fleck entstehet, wo keine Brühe ist. In die­ ser ersten Farbe stehen die Häute etwa 5 Tage. Rach dieser Zeit nimmt man sie heraus, fischet die alte kraftlose Lohe mit dem Fischkorbe Fig. X V aus dem Farbenfasse, und schüttet dagegen fri­ sche Lohe hinein, doch so daß die erste Brühe in dem Farbenkasten bleibet. In diese Farbe wer­ den nun die Häute zum zweyten Mal geworfen, und

Der Lohgerber.

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und wie das erste Mal behandelt. Einige Gere ber bringen die Häute noch ein paar Mal in eben solche Farbe, da sie die alte Brühe jederzeit durch frische Lohe verstärken, andre lassen hingegen die Haute so lange in der zweyten Farbe stehen, bis sich aus dieser alle Kraft in die Leder gezor gen hat, wodurch die Farbe gelblich und blei' cher, die Häute aber brauner werden. Nach der Farbe müssen nun endlich diese -Häute gleichfalls in die Lohgrube Fig. XX eingesetzt werden. Hierbey behandelt der Lohger­ ber die Häute eben so, als vorher das Sohlleder, was das wesentliche anbclanget. Weil diese Häute aber schon zum Theil gar und geschmeidig durch das Kälten oder durch den Kalkascher ge­ macht sind, so braucht in der Lohgrube nicht so­ viel gestampfte eichene Lohe aufgeschüttet zu wer­ den , als auf die Sohlleder. Bey dem ersten Saß der Grube liegt, wie bey dem Sohlleder, die Narbenseite der Haute oben, und die Häute bleiben wenigstens vier Wochen in der Grube lie­ gen. Bey dem zweyten Versatz kommt die Aasseite der Häute in der Grube oben zu liegen, mau giebt etwas weniger Lohe, als vorher auf, und die Häute bleiben 6 Wochen in der Grube liegen. Etwas länger liegen sie bey dem drit­ ten Versah in der Grube, und hiebey ist wieder die Narbenseite oben. Alles übrige stimmet mit dem ähnlichen Verfahren bey dem Sohlleder überein, und es gilt auch hier, was bereit» bey dem Sohlleder angemertek ist, daß es den Hau, ten

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Zweyter Abschnitt.

ten Vortheilhast ist, ro-mn sie so lange rote mög lich bey dem ehtcn Versatz in der Grube lieget bleiben. Die Haute sind nunmehro, nach de Kunstsprache dr Lohgerber zu reden, rothgai oder lohgar gemacht, zum Unterscheid der weiß garen Leder des W ißgerbers. In Absicht der fernern Zurichtung gehe» nun bie verschiedenen Häute und Leder dieser Ar> von einander ab. Der Gerber trift nunmehrl eine Auswahl der gar gemachten Rinderhäute, bie aber überhaupt zu diesem Leder nicht so starl seyn dürfen, als zu Sohlleder. Die dürmesten und schwächsten Häute bestimmt er zu Brandsohl­ leder, die dicksten und stärksten aber zu Schmahloder Fahlleder. 1) Das Brandsohlleder darf nur rothgar gemacht werden, und es ist zu seiner Vollkom­ menheit gediehen, wenn eö aus der Lohgrube kommt. Es wird nur noch, wie das Sohller der, auf Stangen getrocknet, und mit Steinen gerade gepresset. Der Gerber gerbet aber das Brandsohlleder sowohl aus Roßhäuten, als aus dünnen Rinderhäuten, und beyde werden auf die vorher beschriebene Art rothgar gemacht. 2) Das Schmahl - oder Fahlleder muß aber noch umständlicher zugerickrec und hier durch geschmeidig gemacht werden, weil es ins­ besondre zu Oberleder In Schuhen und Stiefeln verbraucht wird. Viele Gerber geben diesen Hauten, ausser den vorhergedachten noch eine Erdfarbe, und zwar wenn sie bereits rolhgar ge­ macht

Der Lohgerber

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macht sind. In dieser Farbe, die wie die oben beschriebene Erdfarbc verfertiget wird, stehen sie 8 Tage. Da aber tiefe Leder, wie die Folge lehren wird, Fett annehmen sollen, so müssen sie gespalten werden, d. i. der Gerber muß die Feuchtigkeiten der Farbe wieder mit einem Scretcheiftn Fig X herausstreichen. Die Haut wirb nemltch auf den Schabebaum Fig. I gelegt, und die Brühe mit einem Streicheisen Fig X, oder auch mit einem Schabeetsen Fig. II Herr ausgestrichen, sowohl auf der Fleisch- als auf der Narbenseite. Der Gerber legt hierauf die Haut auf eine Tafel, und schmieret sie mit einer Mischung von Thran und Talg ein, doch so, daß in dieser Mischung mehr Thran als Talg Ist. Hiedurch wird nun die Haut noch geschmei­ diger. Man trocknet sie nach diesem auf Stangen auf einem Boden, wo sie bey guten Wetter etwa 3 Tage hangen, ehe sie trocken werden Getrocknet wirft der Gerber jede Haut auf den Fußboden, macht eine Rappe, indem er die Hälfte der Haut in Falten legt, und tritt und walkt sie mit den Füßen, dainit sie bricht ober weicher wird. Da aber bas Rindleder ins­ gemein zu Fahlleder zu dick ist, so inuß es folgen» dergestalt dünner geschadet oder gefalzet werden. Man legt nemltch die Haut auf einen Falzbock Fig. VIII, und schabet oder schneidet es mit ei­ nem Eisen, welches gerade zu Falz oder auch Falzeisen heisset, dünner. Der Falzbock gleicht dem Schabebock, außer daß der Baum ab nicht halb-

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Zweyter Abschnitt.

halbrund ist, wie bey dem Schabebaum, son­ dern platt und eben. Das Falzeifen hat auf bey« den Seiten eine Schneide, und gleicht dem auf« fern Ansehen nach völlig demStretchetsenFig.X. Dieser Falz muß aber auf beyden Seiten scharfe Schneiden haben, weil er das Leder dünner schneiden soll. DaS Fahlleder gehöret zu denen Lederarten, welche narbig sind, und der Lohgerr ber hebet nunmehro die Narben des Leders durch das krifpeln mit dem Arm oder Rrispelholze. Ein solches Krispelholz, welches auf der zweyten Kupfertafel zweymal, nemlich in der VI und VII Fig. vorgestellet ist, muß von harten Holze Verfertiget werden. Auf der einen Sette hat «S nach der Breite verschiedene Kerbe neben ein« ander, wovon nur in der VI Fig. die äussersten Spitzen an einer Seite in a in die Augen fallen können, wenn das Holz so abgebildet werden soll­ te, daß das wesentliche von beyden Seiten in die Augen fiel. Diese Kerbe, welche nach der ganzen Breite aufeiner Seite des Holzes gehen, müßen zum öftern von dem Tischler mit einer Raspel aufgeschärft werden, damit sie angreifen. Auf derjenigen Seite, welche in der VI Fig. am mehresten in die Augen fällt, steht in c ein senk« rechter Pflock, und in d ist auf dem Holze ein Riem angeschlagen. Durch diesen Riem d steckt der Lohgerber die Hand, und hält an dem Pflock c das Krispelholz vest. Die Haut, welche er krispeln will, legt er auf eine Tafel, und befestiget sie am Rande des Tisches mit em paar eiser­ nen

Der Lohgerber, neu Klammern. Diejenige Stelle der Hauk, die er gerade krtspelt, legt er um, seht die einge« kerbte Seite des KrispelholzeS auf das umgelegte Stück Leder, und bewegt es hin und her. So krispelt er eine Stelle nach der andern, bis die ganze Haut gekrispelt ist. Insgemein krispelt er eine Haut dreymal. Das erstemal liegt di« Narbcnftite oben, das zweytemal die Fleischseite, und das drittemal wieder die Narbenseite. Hie» durch heben sich nun die Narben des Leder-. Soll die Fleischseite oder auch zugleich die Narr benseite glatt seyn, wenn das Leder z. B. zu ge­ wissen Stiefeln gebraucht werden soll, so krispelt er das Leber nicht, sondern er pantoffelc es. Er hat nemlich ein Brett. welches dem Kriöpelr holze in aller Absicht gleichet, außer daß auf elr mr Seite statt der Kerbe Kork ober Pantoffelholz aufgeletmet ist, welches auf der äussern Seite auf das beste geglättet seyn muß. Mit diesem Korke holze pantoffelt er das Leder eben so, wie er ekrispelt, entweder blos auf der Fleischseite, wie gewöhnlich, oder auch zugleich auf der Narbeur feite. Nach dem Krispeln und Pantoffeln bee streichen die mehresten Gerber das Leder mit ei» nem Stück Kreide, theils damit es hiedurch auf der gedachten Seite einen weißen Grund und ein bessere« Ansehen erhält, theils damit das Schliche ten besser von statten gehet. Der Gerber hänge nemlich die Haut auf eine Stange a b des Gchlichtrahms Fig. IX, die in a an der Wand dcr Werkstätte befestiget ist, in b aber auf einem Kreuze

48

Zweyter Abschnitt.

Kreuzholze lieget. In einer Vertiefung der Stange ä b liegt ein Stab c d, und zwischen den Stab und die Stange wird die Haut gelegt, der Stab c d aber mit Schnüren fcstgebunden. Statt dessen hangen einige Gerber das Leder auf eine Stange a h Fig XIX, die in Zapfenlöchern zweyer Ständer liegt, und klammert das Leder mit eisernen Klammern auf der gedachten Stange an. Um den Leib hat der Gerber einen Riem a b Fig. XII, woran eine Gchlichtzange a c an« geknüpft ist, und diese Zange hat an ihren Knet« pen innerhalb Zähne. M«t den Kneipen c der Zange, die er durch den Uebcrwurf d auf den Griffen der Zange zusammenpresset, hält er dar Leder an jeden äussersten und vorne herabhängem den Spitzen feste, und spannet es hiedurch aus. Den ausgespannten Theil schlichtet, oder beschnei­ det er nun mit dem Schlichrmond Fig.I V. Diese eiserne und verstatte Scheibe, die etwas bis io Zoll im Durchmesser hat, ist an ihrem ganzen Umfange scharf geschliffen, und in ihrem Mit, telpunkte har sie ein Loch, worin der Gerber die Hand steckt, und den Schlichtmond fest hält. Rund ist dieses Eisen, damit es beym Schneiden das Leder nur in wenigen Punkten berühret, und nicht zu viel und mehr, als die Absicht des Ger­ bers »st, abnimmk. Mit diesem Schlichtinond wird nun das Leder aufderFleiichfeite gescyiich, tec oder beschnitten, wodurch eö diejenige Dicke erhält, die es zu Oberleder bey Schuhen und Stiefel« habe« muß. Vorzüglich werden aber

die

Der Lohgerber.

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die dicksten Stellen geschlichtet. Zuletzt legt der Lohgerber öaö Fahlleder abermals auf eine Tales, krtspelt e- mit einem feinen Krispelholze Fig. VI, und macht hiedurch die Narben krauser. Auf diese Art wird nun das Fahlleder zngerichket. Denn der Gerber färbt dieses Leder nicht schwarz, weil es bald zu gewichsten, bald zu narbigten Stiefeln und Schuhen verarbeitet wird. Im erforderlichen Falle färbt «S sich der Schuster selbst mit Eisenschwärze, oder dagegen der Lederr «Hauer, dessen man weiter unter gedenken wird. 3) Aus Rtndleder, welches in aller Absicht, wie da- vorhergehende Schmahlleder, gar gemacht wird, richtet der Gerber das braune oder gelbe Lohgare Leder zu, welch,'S der Sattler gröstenr theils zu den Satteln verarbeitet. Man wählet hiezu jederzeit das feinnarbtgste Rindleder. Wenn dieses Leder, gerade wie das Schmahlleder, mit Fett eingeschmieret, getrocknet und gekrispelt ist, so «äftht es der Lohgerber mit Wasser vermittelst Rostnrnstroh, und reiniget eS Hiedurch von aller. Lohe, und überhäuf von ollem Sch muh, ins­ besondre aber von dem Schleim. Der Gerber trocknet dieses Leder wieder, und stößt es auf der Narbenseite mit der Plattstoßkugel platt, und mit. der Blankstoßkugel blank. Die plattstoßr kugel Fig. XVII ist eine eiserne Platte a b, die durchgängig nach ihrer Länge eingckerbet , und auf einem hervorragenden Stücke eines Holzes c d befestiget ist. Der Gelber legt das Leber beym Plattstoßen auf eine große Tafel, ergreift Spr.Handw.u.R.izS. D die

5o

Zweyter Abschnitt,

die Plattstoßkugel mit beyden Händen, uud stößt die Narben mit der Platte a b platt nieder. Alsdenn stößt er es mit einer Blankstoßkugel blank. Eine gläserne Kugel, die an einem hölzernen Handgriff befestiget ist, führet in den Gcrbereyett den Nahmen Blankstoßkugel Fig. XIII. Da­ gegen stoßen einige Gerber die Narben -es Le­ ders auch mit einem gläsernen Cylinder Fig. V blank, der etwa i Fuß lang und ein paar Zoll dick ist. Beyde Blankstoßkugeln sind von grünen Glase. Beym Blankstoßen legt der Gerber die­ se- Leder nicht auf einen Blankstoßbock, wie das holländische Leder, dessen man sogleich ge­ denken wird, sondern blos auf eine TafU, d. i. auf einen glatten Tisch, und reibet oder glättet «S mit der Blankstoßkugel. Liegt dieses Leder beym Blankstoßen auf dem Blankstoßkwck, so wird es hiebcy zu stark angegriffen, und eS wird braun, anstatt daß es gelb seyn soll. Der Gerber richtet auch noch ein gepreßtes Leder dieser Art zu, welches von dem Sattler zu den feinsten englischen Satteln verbraucht wird. Dieses Leder wird nur, wie kurz vorher gedacht ist, abgewaschen, aber nicht platt und blank gestoßen. W nn es nach dem Waschen matt trocken ist, so leget man auf den Blankstoßbock Fig. VIII ein Brett, auf dieses eine Fischhaut, so daß die Narbenseite der letzter» oben ist, und auf die Fischhaut leget man das Leder, aber so, daß die Narbenseite des Leders die Fischhaut be­ rühret. In dieser Lage reibet der Gerber das Lv der

Der Lohgerber.

5*

der Stelle vor Stelle mit der Blankstoßkugel Fig. XIII, die körnigten Narben der Fischhaut präge« sich auf dem Leder au«, und geben diesem gleich» fall« eine körnigte Narbe. Der Mühe wegen, die der Gerber auf die Zurichtung diese« Leder« verwenden muß, wird diese« Leder theurer der» kauft, zumal da man hiezu da« feinnarbigste Fahüeder itimt. 4) Da« holländische Leder wird nach der Aussage der Lohgerber und Sattler auch au« Branbsohlleder von Rinderhäuten zugerichtet, ohnerachtet so viel gewiß ist, daß wenigsten« mehrentheil« Roßlederhäute zu holländischen Le» der genommen werden. Der Sattler verarbeitet diese« Leder zu Pferdegeschirren, zu dem Rettzeur ge und zu der auflern Verkleidung der Kutschen. So werden auch die Patrontaschen au« starken holländischen Leder gemacht. So wie da« Brand» sohlleder au« der Lohgrube kommt, schmieret man « blo« mit Thran ein, macht e« hiedurch ge­ schmeidig, und läßt e« auf Stangen trocknen. Trocken wird eS hternächst angeschwärzt, wie man sogleich bey dem Kalblever zeigen wird, und nach der obigen Beschreibung mit dem Krispelholze Fig. VI gekrispelt. Doch liegt hiebey die Nar­ benseite de« Leder« stet« unten, weil e« keine Nar­ ben erhalten soll. Nach dem Kri«peln legt der Gerber da« Leder auf eine Tafel, stößt die Nar­ ben auf der Narbenseite mit der Plattstoßkugel Fig. XVII platt, wie vorher bey dem gelben loh­ garen Leder, und läßt da« Leder trocknen. Nach D 2 dem



Zweyter Abschnitt,

dem Trocknen wird eS auf dem Schlichtrahm Fig. IX mit dem Sch'ichtmond Fig. IV geschlichtet, und hiedurch dünner geschnitten, wie oben S. 48 das Fahlleder. Endlich legt esderGerberauf einen Blankstoßbock F'g.vili, und stößt es mit einer Blankstoßkugel Fig. V oder XIII blank, wie oben das gelbe lohgare Leder. Auf diese Art wird nun das plattblanke holländische Ledr zuqerichtet. Es giebt aber überdem noch krausblankes hol« ländisches Leder. Der Gerber richtet dieses letzte Leder eben so zu, als das p'attblanke Leder, und es unterscheidet sich von diesem nur durch folgende Behandlung. Wenn es der Gerber blank gestos­ sen hat, so leget er eS nachher noch auf einen Fig. VIII, und krispelt es mit einem scharfen Krispelholze Fig. VI, wodurch das Leder wieder in etwas kraus wird.

III. Von dem lohgaren Kalbledek. Der Lohgerber weicht die Kalbhäute ein und kalkt sie, gerade wie vorher das Schmahlleder. So werden diese Häute auch nach dem Kälken in eben die Farbe gebracht, wo» in man die Fahl­ leder treibet. Weil aber diese Häute nur klein sind, so treibt man sie nicht in grossen Farbenka­ sten, sondern in einer runden Wanne, die in der Wrrkstätte des Gerbers stehet. Daher nennt der Gerber diese Farbe Rundfarbe. Diese Rundfarbe wird, wie gedacht, alle so bereitet, wie die Farbe zum Schmahlleder. Es werden «emlich in dieser Farbe mehrere Häute zugleich ge«

Der Lohgerber.

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geworfen, und täglich ein paar Mal mit Krü­ cken umgerühret. So frischt man auch die saure Brühe der Farbe einige Mal mit frischer eichener Lohe auf. Einige Gerber sehen das Kalbleder Vicht in die Lohgrube ein, es wird aber ungleich dichter und fester, wenn man es gewöhnlich, wie oben S-4Z die Schmahlleder, in die Lohgrube einfizt. Hieraus erhellet nun, daß die Kalbe häute anfänglich gerade wie Schmahlleder gegerr bet werden, und bloß bey der folgenden Zurich­ tung findet einiger Unterschied statt. Einige Gerber geben diesem Leder, wenn es aus der Loygrube kommt,, noch eine Rundfarbe, wie oben S. 44 dem Schmahlleder, und in dieser Far­ be stehet es acht Tage. Die Bkühe dieser Farbe muß aber g'eichfalle auf dem Schabebaum Fig. I mit d.m Schabeeisen Fig. II oder Strcicheisen F'g X auegestnchen werden,, denn ohnedem, nimt das Leder das Fett nicht an. Hieraus erhellet nun schon, daß dasKalbieder, wie obenS. 45 das Schmahlleder , mit Talg und Thran eingeschmieret, und hiernächst auf Stangen getrocknet wird. Trocken reibet es der Gerber mit feuchter eiche­ ner Lohe auf der Narbenseite ab, und benimk ihm hiedurch die überflüßige Fettigkeit, die es von dem Einjchmieren bey sich führet. Die Absicht hrebey ist, damit das Leder die Schwärze an­ nehme. Man schwärzt aber die lohgaren Leder jederzeit mit Eisenschrvärze, die auf folgende Art zubereitet wird. Man gießt gewöhnlich Ko« vent, oder dagegen Eßig, auf altes rostiges Eisen, D Z

und

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Zweyter Abschnitt,

und läßt ihn hierauf einige Zeit stehen. Mit der Farbe, die der Gelber hiedurch erhalt, streicht «k Vie Kalbfelle aus der Narbenseite vermittelst et» ner Bürste oder eines Schwarzwisches von ei» tum Ochsenschwanz an. Insgemein wiederholet er dieses zwey Mal, und wenn das Leder gut ger schwärzt werden soll, auch wol drey Mal. Nach jedem Anschwarzen laßt er die Häute auf Stan­ gen trocknen, ehe er von neuen Eisenschwärze auf­ trägt. So muß auch die Schwärze nach dem letzten Schwärzen trocknen, da denn der Gerber das Kalbfell auf eine Tafel leget, so daß die Nar­ benseite unten lieget, und das Leder mit dem Kri-pelholze Fig. VI auf die oben S. 49 bey dem Fahl­ leder beschriebene Art unter sich krispelt, wie der Gerber zu sagen pflegt Hierauf kehrt er die Haut um, daß also die Narbensette oben lieget, und krispelt sie ober sich. Beydes hebt die Nar­ ben des Leders. Es wird auch nach dem KriSpeln zum Trocknen aufgehangen, und trocken ge­ wöhnlich auf der Aasseite gekreidet, hierauf in den Schlichkrahm Fig. IX gespannet, und mit dem Schlichtmond Fig. IV geschlichtet. Alle die­ se Behandlungen hat man bereit- weitläustig zuEnr de der Beschreibung des Fahlleders S. 48 erzehlet. Zuletzt wird das Kalbfell nochmals auf einer Ta­ fel gekrispelt, so daß erst die Narbenseite unten, hernach aber oben lieget, und überdem pantofr fest (S.47) man es auch wol auf der Fleischseite. So wird da- geschwärzte Kalbleder zugerichtet. Soll e- braun bleiben, so fallt nur das Anschwärzen weg,

Der Lohgerber.

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und alsdenn wird es bey der Zurichtung völlig wie Fahlleder behandelt. IV. Von dem lohgaren oder braunen Schafleder.

Dieses Leder heisset braune« oder kohqare« Schaflever, zum Unterschied von dem weißgaren Schaflever, welche« der WUßgerber gerbet. Wa« das Wesentliche betrift, so werden diese Felle eben so gar gemacht, al« die Kalbfelle, und der Unterschied beruhet nur vorzüglich darauf, daß der G rber die Wolle dieser Felle gewinnen und verkaufen will. Daher bringt er sie nach -ei» Einweichen in Wasser nicht gleich in den Kalkäscher, sondern er beitzt vorher die Wolle in der Schwitze ab. Wenn also die Felle auf die oft erwähnte Art an der Waschbanke gewas­ sert smd, so schrvöder oder bestreicht man sie auf der Aasseite vermittelst eine« Gchwövenwedels oder eine« Ochsenschwanze«, der an einem Stock befestiget ist, zur Halste mit gelöschten Kalk, der so dick, wie ein Brey ist. Man schlägt hierauf die ungekalkte Hüllte auf die gekalkte, wie oben S. 27 bey den Ochsenhäuten nach dem Einsalzen, und wickelt jede« Fell dergestalt zusammen, daß der Kalk die Wolle nicht berührt. Mehrere auf diese Art eingekalkte Felle wirft der Gerber auf einen Haufen, deckt sie zu, und läßt sie schwitzen. In dieser Schwitze bleiben sie so lange, bi« die Wolle abgehet, denn di« ist der Zweck der Schwi­ tze. Der Wolle wegen erhitzen sich diese Felle D 4 sehr

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Zweyter Abschnitt,

sehr leicht, und der Gerber muß daher dahin sehen, -aß vie Hthe nicht überhand nimmt. Denn in diesem Falle verfaulen die Felle. Nach dem Schwitzen legt man sie auf Bretter oder auf Stangen, und zupft die Wolle ab, wie man dieses nebst allen vorhergehenden Behandlungen umständlicher bey dem Weißgerber zeigen wird. Nunmehr» können die von der Wolle gereinigten Häute eben, so behandelt werden, als die Kalbfelle, ausser daß der Gerber sie zuletzt streckt. Man gerbt sie aber auch etwas abgeändert auf folgende Art. Man wirft sie 8 bis 14. Tage in den Kälkäscher mitten unter Roß - und Kuhhäu­ te, und schlägt sie auch, wie diese, erforderlich aus. Man streicht sie hierauf auf der Narbensette mit dem Streicheifen Fig. X auf dem Schabebaum Fig I aus, wodurch die haarigte Wolle an den Beinen und an dem Kopf abgehet, und hangt sie an einer Waschbanke ins Wasser, damit das Wasser den Kalk abspüle. Doch muß auch hier «ach dem Einwässern der Kalk mit dem Streich­ eisen völlig rein auegestrichen werden. Vorher glättet aber der Gerber die Narbensette mit dem Glättstein Fig. XIV, damit das Streicheisen die Narben nicht ausstreiche. Nach dem Glätten wird alsdenn der Kalk auf der Narben - uud Aas­ seite mit dem Streicheifen Fig X ausgestrichen, wie aus dem Obigen schon hinreichend erhellet. Der Gerber schüttet hierauf weitzene Kley in ein reines Faß, .wirft die Felle auf die Kley, und füllet den übrigen leeren Raum mit Wasser an. Hier-

Der Lohgerber.

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Hierin liegen die Felle 24 Stunden, und sie werden nach dieserZeit, wie vorher, ausgestrichen, und in ein Gefäß mit reinem Wasser geworfen, worin alle Unreinigkeit von den Häuten abge« spület wird. Also gereintget werden die Felle auf dem Schabebaum mit dem Streichelst» ab­ gezogen, oder wie andre Gerber sagen, gefir« mer, wodurch das Wasser nebst der Kteybrühe wieder aus denselben heraus gestrichen wird. In diesem Zustande kommen nun die Felle in eben die Farbe, worin die Kalbfelle getrieben wer­ den. Man macht sie mit drey Farben gar, und in jeder werden sie täglich drey Mal umgewenr det. In der ersten Farbe stehen sie 6 Tage, da denn die unbrauchbare eichene Lohe aus dem Far­ benfaß mit dem Fischkorb Fig. XV auSgeschöpfk, und frische eichene Lohe in eben die saure Brühe geworfen wird. In dieser zweyten Farbe stehen die Felle 8 Tage, und in der dritten, die wie die zweyte mit frischer Lohe verstärkt wird, stehen sie abermals 8 Tage. Die Felle werden in der Farbe völlig gar, und man seht sie daher nicht in die Lohgrube ein. So wie sie also aus der letzten Farbe kommen, werden sie auf Stangen getrocknet, und trocken mit Wasser angefeuchtet. Denn diese Leder erhalten kein Fett, und sie wür« den daher in der fernern Arbeit zerreisse«, wenn man sie nicht anfeuchtete. Sie werden nemlich zuletzt in einen Schlicht - oder Streckrahm Fig. XIX gespannet, und auf der Aasseite mit

einem Skreckeisen Fig. xi gestreckt. Hiedurch D 5

verr

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Zweyter Abschnitt.

verlieren sich die Fa'tm. Von dieser leßten Dee arbeitung der Schafflle werd ich umständlicher in dem folgenden Abschnitt reden. Wie diese Schaffelle, können auch Bockfelle und Rehfelle Lohgar gemacht werden. Die bekanntesten und gewöhnlichsten loh» garen Leder hab ich nuninehro beschrieben, und ich will nur noch zum Beschluß ein paar Am merkungen hinzufügen. i) Die Zuricbrung des Leders, worunter das Einschmieren, Fachen und KriSpel» zu verstehen ist, übernehmen zwar einige Gerber selbst, sie überlassen es ober auch häufig dem Lede» rhauer, d.r weiter nichte thut, als daß er das Leber Zurichter, weil es ihm an V rmögen fehlt, sich selbst eine Gerberey anzur legen. 2) Die von den Fellen abgenomm-nen Haare werden rein in Wasser qewaschen, ge­ trocknet, und zum Polstern gebraucht, wie man bey dem Sattler zeigen wird Die Wolle der lohgaren Schaffelle wirb gleichfalls gewaschen, auf Horden geteocknet, und bey der Weberey schlechter wollener Zeuge, z. B. ter gestreiften Flanelle, verarbeitet. 3) Die Lederabgänge werden an die WerSgerber oder auch an besondre Personen verkauft, welche hieraus Leim kochen, wie an seinem Ort gezeigct werten soll. 4) Auch die bereits gebrauchte und kraftlose Lohe sucht der Lohgerber noch zu nutzen. Er schüttet nemlich diese Lohe in tiefe Gruben, gi.sst Wasser dar­ auf, zerstößet oter zerschlägt die noch vorhandene

großen Stücken, und macht auf diese Art aus der

Der Lohgerber-

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der Lohe einen Teig. Neben der Grube stehen die von Brettern zusammengesetzten vierkantige» Lohformcn Fig. XX, die der Arbeiter vermit­ telst einer Schaufel mit Lohe anfüllet, diese mit dem Fuße einstampfct, und die überstüßige Lohe obstreichet. Diese so genannte Lohkuchen wer­ den nun auf besondern Gerüsten getrocknet, und trocken, wie bekannt, statt de- Holzes verbren­ net. 5) Eine umständlichere Beschreibung der Lohgerberey stehet in dem ;ten Bande des Schauplatzes der Künste und Handwerke, aus dem Französischen des Hrn. de la Lande über­ setzt. Die Beschreibung will aber den deutschen geschickten Lohgerbern nicht ganz gefallen. Nach der anfänglichen umständlichen und zusammen­ hängenden Beschreibung der Gerberey des loh­ garen Leders treibt man das Leder blos in dem Kalkäscher, worin die Leder vermuthlich zu ih­ rem Nachtheil eine zu geraume Zeit liegen blei­ ben. Denn nach dieser Beschreibung kommt das Leder nicht in die Farbe. Doch giebt der ge­ dachte Verfasser in der Folge dem Treiben in der Farbe den Vorzug vor dem langwierigen Kalkascher. Schätzbar ist daS Verzeichviß derjeni­ gen Gewächse, womit das Leder gar gemacht werden kann.

V. Von dem Alaunleder oder von der Gerberey mit Alaun und Salz. Nach der berlinischen Policeyordnung dürfe» die Lohgerber nur das braune Alaunleder gar ma­ chen-

6o

Zweyter Abschnitt,

chen, und die Gerbercy des weißen Alaunleders ist lediglich dem Sattler und Riemer zuerkannt. Das mit Alaun und Salz gar gemachte Leder ist vorzüglich haltbar und dauerhaft,', ohnerachtet der Alaun in sehr kurzer Zeit gar macht. Der Riemer und Sattler verbraucht taher dieses Le» der zu solchen Dingen, die Vorzug ich haltbar seyn müssen, insbesondre aber zu Riemen. Matt gerbet das starke A^aunleder aus Ochienhäuren, das schwache aber aus Kuhhäuten. Der Wollt pandigkeit wegen werd ich anjeht sogleich von beyden, nemlich von dem weißen und braunen Alaunleder reden, zumahl da der Lohgerber beyde Arten gerben kann, wenn es ihm fr.y stehet, i) Man kann weißes Alaun lcdcr inner» halb 24 Stunden gar machen. Nach dem Ein» weichen in Wasser werden die Häute nicht in den Kalk gebracht, sondern der Gerber scheret die Haare mit einem scharfen Puhmesser Fig. III ab. Er kocht hierauf in einem Kessel mit Wasser Alaun und Küchcnsalz zu gleichen Theilen, und rechnet auf jede Ochfenham, die 50 Pfund wieget, s Pfund Alaun und eben so viel Küchen» salz. Zu einer l.ichten Kuhhaut nimmt man aber nur 2x Pfund Alaun und eben soviel Salz. Wenn diese Mischung von Salz und Alaun durch das Sieden geschmolzen ist, und hinrei» chend gekocht hat, so laßt man das Feuer in et­ was ausgrhen, daß das Alaunwasser Handr warm wird. Doch bleibt das Alaunwasscr über einem sehr mäßigen Feuer stehen. In diesem

Alaun»

Der Lohgerber.



Alaunwasser jaucht oder walkt der Gerber die Haut so lange mit den Händen, bis sie gar ist. Er preßt nemlich zuweilen etwas von der Haut mit den Fingern zusammen, und wenn das Ler -er an der g preßten Stelle gelblich aussihet, so ist es noch nicht gar. Es muß daher so lange in dem Aiaunwasser gewalkt werden, bis es arr zusammengepreßken Stellen we>ß oussiehek. Man laßt hierauf das gare Leder auf Stange« trocknen, benetzt es in etwas mit Wasser, dar mit es geschmeidig wird, und reckt es endlich aus eben der Ursache auf der Reckbänke Fig. XVI. Es liegt nemlich auf zwey Ständern 2 und b dieser Reckbanke ein Baum c d, der auf dem einen Ständer in a mit einem Gewinde c befestiqet ist, daß er also aufgehoben werden kann, wenn man in d ansasset. Denn an den zweyr ten Ständer b ist er nicht befestiget, sondern er liegt hier nur in einer Vertiefung oder in einem Einschnitt b e. Der Gerber hebt den Baum auf, legt die Haut Theilweise in den Einschnitt b e, und reckt oder walkt eine Stelle nach der andern mit dem Baume die. So einfach und schnell diese Aet der Gerberey ist, indem daLeder allenfalls auch wol in weniger als 24 Stunden g n gemacht werden kann, so ist doch dieses Leder das dauerhafteste in seiner Art, und zugleich das haltbarste. Daher wird es zu solchen Dingen genommen, die gut halten müs» sen, z. B. zu Hängriemen der Kutschen. Ver­ muthlich ist es deshalb so dauerhaft, weil es nicht in

62

Zweyter Abschnitt.

in dem Kalk gebethet wirb, und die Warme deAlaunwassecs befördert die Schnelligkeit dieser Gerberey. Doch hat dieses Leder einen einzigen Fehler, daß ihm nemltch das gute Ansehen fehlet. Denn es ist nicht möglich, alle Haare auf da­ genaueste mit dem Puhmesser abzuscheren, und die st hengebliebenen Wurzeln der Haare oder die Grundhaare mindern das gute Ansehen dieseLeders. Daher wird auch folgendergestalt ein weißeAlaunleser gegcrbet, welches zwar minder dau» erhaft ist, aber-ein besseres Ansehen hat. Nach dem Einweichen in Wasser wird nemlich die Rinr verhaut vier Tage in eine Kalkgrube gelegt, und nach dieser Z,eit werden die Haare gerade wie bey dem Schmahlleder abgenommen. Der Gerber weicht hierauf die Haut zwey Tage in Wasser ein, und spült hiedurch den Kalk zum Theil ab. Der Ueberrest des Kalks, der noch in der Haut ist, wird gleichfalls dadurch herausgebrachk, daß man die Haut auf dem Schabebaum Fig. I mit dem Streicheisen Fig. II beydes auf der Narben - und Fleischseite ausstreichet. Die vom Kalk gereinigr te Haut bestreuet der Gerber mit einem Pulver aus zerstossenem Alaun und Küchensalz, zu glei­ chen Theilen, reibet dieses Pulver mir der flachen Hand ein, wickelt die Haut zusammen, wirft mehrere solche Häute in ein reines Faß, und läßt sie hierin 3 bis 4 Tage liegen. Aus dem Alaun, dem Salze und den Säftem des Leders entstehet eine Brühe, worin das Leder die gedachte Zeit über

Der Lohgerber.

6z

über liegen bleiben muß. Der Alaun giebt dem Leder, wenn es nach dem Gerben gewöhnlich getrocknet ist, eine Steifigkeit, und es wird dem» ohncrachtet nicht mit Oel eiugeschmieret Da» her feuchtet man es bloß mit Wasser an, und recket

schnitte S 48. So legt der Gerber an das sa­ mische Leder die letzte Hand. Mehrentheils werden diese Leder in Kleidungs­ stücken gelb getragen, zuweilen aber auch wol weißlich. In diesem F^lle macht der Gerber mit reinem warmen aber weichen Wasser und weisser Seife einen Schaum, zieht die sämijchgaren Felle durch, und läßt diese in der Sonne trockr nen. Die Sonne zieht das gelbe aus. Soll aber das Leder nicht streifige Flecke erhalten, so muß nach dem Trocknen die Seife wieder in Was­ ser ausgespület werden. Je öfter das Durchzie­ hen durch Sifwosser wiederholet, und das Fell «ach jedem Durchziehen getrocknet wird, desto weisser werden diese Felle. Außerdem macht der Weißgerber aus ja» mischgaren Kolb •. und Ziegenfellen auch rauh« schwarzes Leder, welches eine Nachahmung des Corduans ist Die Narben derjenigen Felle,

die man zu diesem Gebrauch bestimmet hat, wer, den

Der Weißgerker.

107

den nicht abgestoßen, sondern die Felle werden nur bey dem Zurichten abgehobelc d.i. so genau wie möglich auf der Fleischftite mit dem Schlicht­ mond Fig II geschlichtet. Auf eben dieser Seite werden die Felle auch schwarz angestrichen. Die schwarze Farbe.zu diesem Leder wird verschiedent­ lich zubereitet, und die Gerber lassen diese Zube­ reitung nicht gerne bekaynt werden. Folgende schwarze Farbe soll eine der besten seyn. Der Gerber kocht auf io Felle 2 Pfund Brasilienholz Mit etwa- Alaun in Wasser, läßt die Farbe stark «tnkochen, und bestreicht htemit die Fette. Er löset hierauf ein halb Pfund Kupferwasser in war­ men Wasser auf, gießt 3 Quart Wasser hinzu, und färbet hiemit die Felle auf dem rothen Grun­ de. Wenn die schwarze Farbe trocken ist, so «erden die Felle noch zwey bis drey Mal mit der vorgedachten rothen Farbe angestrichen. Völlig trocken müssen die Felle zuletzt noch mit der oben gedachten Afterlauge (Nachlauge) be­ strichen werden, damit das Kupferwasser die Felle picht zernage. Weiter pflegen sich die berlini­ schen Weißgerber mit dem Färben des Leders nicht abzugeben, aber wol die sogenanten französi­ schen Handschuhmacher, die insbesondre das fei­ ne weißgare Leder Färben. Dieses feine weiß­ gare Leder roth zu färben, ist jetzt nicht Mode, man kann es aber mit Fernanbuck, Cochenille, Drachenblut und Orgelgan, in Wasser gekocht und mit Alaun vermischt, roth färben. Je mehr Alaun hinzugesetzet wird, desto dunkler wird die

log

Dritter Abschnitt.

Farbe. Am häufigsten erhält das Leder anjeHt eine Pompadurfarbe, da man eS mit Fernanbuck und Alaun in Wasser gekocht zum öftern an» streicht. Doch ich habe nur ein paar Beyspiele von der Färberey deS Leders anführen wollen, denn es hält überhaupt schwer, die Farbengcheimr niße in Erfahrung zu bringen. Ich füge also nur noch hinzu, daß der Lederarbeiter mit vergrauen Farbe am geheimnißvollesten ist, und daß er zu allem gefärbten Leder solche Felle aussucht, die keine Flecke haben.

IV. Von den Pelzfellen. Es gehöret zwar vorzüglich zu den Beschäf­ tigungen des Kürschners, Pelzfelle zu gerben, unterdessen macht .doch auch der Weißgerber zu­ weilen solche Pelzfelle gar, die von Natur Wolle haben,;. B. Hammel- und Schaffelle, und über« dem auch wol Hasen- und Ziegenfelle. Nach dem Einweichen in Wasser wäscht der Gerber den Schweiß aus diesen Fellen so rein wie mög­ lich aus, doch nicht mit solchen Nachdruck, daß die Wolle abgehet. Nach dem Auswaschen wer­ den die Felle in der Werkstätte auf- oder ausge­ breitet, so daß die Wollseite unten liegt, und auf der Fleischseite wird auf jedes Fell ein viertel Pf. fein gestossener Alaun mit dem dritten Theil Salz vermischt gleichmäßig aufgestreuet, und gut mit der flachen Hand eingerieben. Der Gerber wi­ ckelt hierauf jedes Fell zusammen, doch so, daß der Alaun die Wolle nicht berührt, wirst mehrere Felle

Der Weißgerber.

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Felle entweder auf einen Haufen oder in ein Faß, und läßt sie in diesem Zustande 3 Tage liegen. Auf diese Art gar gemacht, werden die Felle nach der Länge zusammengeschlagen, so daß die Woll­ fette inwendig kommt, und gut auf Stangen oder Leinen getrocknet. Weil sie aber auSgetrock« Net hart und steif sind, und beyde Halsten jedeFelleS sich nicht wieder auseinander ziehen lassen, so muß man sie in etwas mit Wasser anfeuchten. Alsdenn können sie auf dem Streichfchragen Fig. XII mit der Streiche Fig. XIII nach der Länge und nach der Quere auf der Aasseite gestrichen, und hiedurch geschmeidig gemacht werden. Nach dem ersten Streichen hängt der Gerber die Felle abermals auf, damit die Nässe, die durch davorgedachte Anfeuchten entstehet, völlig austrocknet, und streicht sie, wie nur gezeiget ist, zum zweyten Mal. Zuleht wird jedes Fell gleich­ falls auf der Fleischseite sauber mit dem Schlicht­ mond Fig. II geschlichtet, und die Wolle wirmit einer Tuchschererkrahe gekraßet und gleich gekämmet. Diese Pelzfeüe können also innerhalb 36184 Tagen gar gemacht werden, allein eS vergehen von dem Einweichen bis zum Zurichten wenig­ stens 14 Tage, ehe weißgare, und4 Wochen, ehe fämischgare Felle gegerbet werden können.

V. Von einigen nicht so gewöhnli­ chen Lederarten. Ich habe schon zu Anfänge dieses Abschnittes -er französischen Gerber gedacht, die zur franzö­ sischen

4io

Dritter Abschnitt,

fischen Colonie gehören. Diese und noch einige Deutsche gerben ein feines, sehr geschmeidiges und glänzendes weißgares Leder, welches fran« zösifches oder auch Erlanger Leder geneunet wird, und woraus die Handschuhmacher die so« genanten glasurten Handschuh machen. Da die gewöhnlichen Weißqerber diese» Leder nicht gen den, so habe ich deßen oben bey dem weißgaren Leder nicht gedacht, sondern es bis auf gegenwärtig ge Abtheilung verspüret. Hr. de la Lande hat in seiner Beschreibung der Gerberey des weißgai ren Leders, die in dem Sten Theil des Schauplar Hes der Künste und Handwerke überseht zu finden ist, eine umständliche und genaue Nachricht von diesen Leders geliefert, die ziemlich mit meinen «ingezogenen Nachrichten übereinstimmt. Ich werde die wichtigsten Abweichungen anzetgen. Von eben diesem Verfasser ist auch eine Beschrei­ bung des sämischgaren Ledere vorhanden, die gleichfalls überseht in dem 4ten Theil des Schau» plahes der Künste und Handwerke geliefert ist. Dir vorgedachte erste Beschreibung des weißgar ren Leders scheint aber genauer und besser zu seyn, als die von dem samischgaren Leder. Doch ich wen« de mich zu der Gerbercy des französischen Leder-. Man nimt zu diesem ftanzösischen Leder blos Lämmerfelle und Felle von jungen Ziegen. Die Lämmerfelle werden bis dahin, da sie aus dem Kalkäscher kommen, gerade roft die Hammelfell« behandelt, so wie auch di« ZtegrnfelR gerade so wi«

Der Weißgerber.

Ill

wie die obigen haartgten Felle. BeydeS ist schon in der ersten Abtheilung hinlänglich gezeiget. Wenn diese Felle, nachdem sie aus dem Kalkar scher genommen, auf das beste gereiniqet sind, so gießt der Gerber auf Hundekoch Waßer, un­ zapft die Lauge eben so ab, wie man Holzlauge abzuzapfen pflegt. In diese Lauge wirft er die Felle, und läßt sie hierin 24 Stunden liegen. Hiernächst bringt er sie in eben die KleybeiHe, die bey den gewöhnlichen weißgaren Fellen gebraucht wird, und hierin bleiben die Felle gleichfalls 24 Stunden. Hr. de la Lande erwehnet der Lauge von Hundekoth nicht, sondern bringt die Felle nach der Reinigung aus dem Kalkäscher sogleich in die KleybeiHe Einige berlinische Gerber sollen die Sache noch kürzer behandeln, und die Felle sogleich nach dem Kalkäscher in einer Brühe oder einen Teig gar machen, deßen man weiter unten Erwehnung thun wird. Allein ich folge meinen ertheilten Nachrichten. Vermöge dieser Rache richten werden die Felle nach der KleybeiHe auf einen Gerbebaum gelegt, und die Gausche wird Mit Behutsamkeit herauSqestrichen. Alsdann erst werden die Felle in der schon gedachten Brühe oder in einem Teig folgendergestalt gar gemacht. Der Gerber nimt zu jedem Decher Felle 1 Pfund Alaun, ein viertel Pf. Küchensalz und ein halb Pf. Weinstein, und löset alles dieses in warmen Waßer auf- Er schlägt hierauf 1 Quart Milch, das Weiße von einigen Eyern, ein Viertel Prund Baumr

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Dritter Abschnitt.

Baumöl und eine viertel Meße von dem feinsten Weißenmehl untereinander, und vermischt diesen Brey mit dem vvrgedachten Alaunwaßer. In dieser Brühe werden die Felle einige Zett mit der Hand gewalkt, und hierauf 48 Stunden lang, oder so lange bis die Brühe die Felle völlig durch­ drungen hat, hinelngelegt. Hiernächst werden die Felle getrocknet, aled nii angefeuchtcl und gei stellet, geschlichtet und gestrichen, gerade wie oben das weißgare Leder. Zulehk legt man sie aufeir ven Tisch, und reibet sie auf dcr Narbcnfcite mit ei­ nem Harken Gliedcrstein oder mit einer Glaskugel glatt. Hr.de la Lande erzehlk, daß einige dieser Lederr orten sogar auf derNarbcnseite einen Änlich von weißer Stärke und Gummi Tragant erhalten. Zu« weilen wird dieses weißgare Leder roth gefärbt, und olsdenn nennt man es auch wol Brüßler Leder. Es hat dieses Leder ein seidenartiges Ansehen, und ewerden hiemit die Hacken der Frauenzimmerschuh überzogen. Wie das Leder gewöhnlich roth ge, färbet wird, habe ich schon oben gezeigt. Bey dem Brüßler Leder sollen die Gerber die Farbe aus Scharlachtuchlappen in einen Spiritus aus­ ziehen, und mit dem Eptrakt das Leder vermit­ telst eines Schwammes überstreichen, wenn nem» lich das Leder bereits völlig zugerichket Ist. Es haben auch einige Gerber in Berlin den Versuch gemocht, das bekannte dänische Leder, welches so häufigzu Handschuhen verarbeitet wird, auf folgende Art zu gerben. Man turnt Lamm­ felle

Der Weißgerber.

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ftfle oder junge Schaffelle, und behandelt sie bis dahin, da sie aus der Alaunbrühe kommen, eben so, als das nur gedachte französische Leder. Wenn die Felle aber aus dieser Brühe kommen, so läßt sie der Gerber matt trocken werden, zieht sie durch eine Lauge, die er aus eichener Asche kocht, wenn diese Lauge noch warm ist, und läßt sie 2 Stunden in der Lauge stehen. Hiedurch erhalt da- Leder die bekannte braune Farbe. DiFelle werden hierauf getrocknet, angefeuchretund gestollet, wie bey den vorigen Festen gezeiget ist, und wenn noch Stellen vorhanden sind, die noch nicht so braun, wie das Uebrige ausfallen, (5 kocht der Gerber abermals eine frische Lauge aueichener Asche, und streicht die Flecke so lange an, bis sie mit dem Uebrigen eine gleiche Farbe haben. ZuleHt werden diese Felle auf der linken Seite ge­ schlichtet und gestrichen, und auf der Narben» feite mit einem Giiederstein oder mit einer Glas­ kugel geglättet. Also wird dieses Leder eben so gar gemacht und zugerichket, als das französische Leder, da-Färben mit der Lauge von Asche aus» genommen. Einige deutsche Gerber suchen das dänische Leder noch auf eine andre Art gar zu ma­ chen. Sie behandeln nemlich die Felle bis dar hin, da sie aus der Farbe kommen, wie das oben gedachte Lohgare Schafleder, sitzen es aber hier­ auf mit einer Lohe von der Rinde der Werften in die Grube ein. Diese Lohe giebt dem Leder Ger ruch und Geschmeidigkeit. Spr.Handw.u.R. 13 S.

H

VI.

ii4

Dritter Abschnitt.

VI. Von der Zubereitung des Hornleims. Der Lohgerber sowol, als der Weißgerber und Pergamentmacher heben sämtlich ihre Lederabgange auf, und aus diesen wird der sogenannte Hornleim gekocht. Einige Weißgerber in Ber» lin treffen zwar die nöthigen Anstalten zum Leim» kochen, weil eS aber eine schmutzige Arbeit ist, so überlaßen die mehresten diese Verrichtung be­ sondern Personen, welches unvermögende Weiß­ gerber, oder Wittwen verstorbener Weißgerber sind. Die einfache« Handgriffe bey dieser Arbeit sind folgende. Der Gerber wascht die Lederabgänge oder das Leimleder in Wasser, weil es schon während der Bearbeitung ber Felle etwas anläuft, und bringt er hierauf gerade wie die Felle in den Kalk» üfcher. Insgemein ist der Kalkäscher in diesem Falle nur ein Faß. Je länger die Lederabgänge in dem Aescher liegen, desto besser ist es, und sie können allenfalls ein halb Jahr in dem Kalk lie­ gen bleiben. Nimt daher der Gerber die Leder­ abgänge zu zeitig aus dem Aescher, und sie sind noch zu frisch, oder noch nicht genug in dem Aer scher mürbe gemacht, so bringt er sie zum zwey­ ten Mal in den Aescher. Nach jedem Aescher wäscht er sie aber so rein wie möglich. Ge­ waschen wirft er sie in einen vierkantigen grossen Korb von Reisern, und beschweret sie Mit Steinen, wodurch das Wasser(die Gausche) heraus-

Der Weißgerker.

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herauSgepreßet wird. Man preßt sie aber au-, damit sie desto schneller austrocknen, denn sie werden unmittelbar nach dem Auspreßen in frey« er Luft auf Horden geworfen, worauf sie wind­ trocken gemacht, oder deutlicher geredet, in freyer Luft getrocknet werden. Der Gerber wirst hierauf auf de« Boden eines großen eingemauer­ ten Kessels von Kupfer etwas Stroh, damit die Lederabgänge nicht anbrennen. Den« über Vier fem Stroh füllet er den Kessel mit Leimleder an, und gießet auf das Leimleder Wasser, welchegleichfalls bis an den Rand des Kessels stehen muß. Anfänglich wird ein starkes Feuer unter dem Kessel angezündet, wenn aber die Mischung von Leimleder und Wasser anfängt zu kochen, so wird die Glut des Feuers gemindert, damit daLeimleder nicht anbrcnnet. Bemerkt der Ger« ber während daß das Leimleder kocht, daß der Leim noch nicht stark, dicht und fest genug wer« den mögte, so schürtet er noch etwas Leimleder in den Kessel. Die Lederabgänge kochen etwa z bis 4 Stunden, ehe sie gar sind, und noch dieser Zeit stellet der Gerber folgenden Versuch an. Er gießt etwas von dem gekochten Leim in eine Eyr «schale oder in einen Napf, und seht cs an einen kühlen Ort. Gerinnet der Leim, stht er eine Haut, und hat er eine gelbe Farbe, so hat er ge­ nug gekocht. Hiebcy ist zu bemerken, daß man dem gelben Leim vor dem braunen den Vorzug giebt, und daher werfen die Weißgerber auch wok «was Gummigutti in den Kessel, wenn sie den H 2 Leim

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Dritter Abschnitt.

Leim kochen. Ohne Zweifel trägt aber Liefe Bey« Mischung nicht- zur Güte des Leims bey, sonder« sie soll nur den Leim bey dem Käufer empfehlen. Wenn nun der Leim hinreichend gekocht hat, so setzt der Gerber einen Korb auf ein Gefäß, legt auf den Boden des Korbes Stroh, welches allo Unreinigkeiten zurück hält, und bringt das Leim» leder nebst seiner Brühe in den Korb, daß also die Brühe durch den Korb in das gedachte Faß fitrffet. Sobald sich das Leimwaffer gesetzt hat, so össtiet der Gerber den Zapfen des Fasses, und zapfet das klare Leimwaffer entweder in eine Mul­ de, oder besser in eine besondere vierkantige hölzer­ ne Form, die etwa ein paar Fuß lang, einen halben Fuß breit und drey Zoll tief ist. Die Form ist in sofern bequemer, daß sich der geronnene Leim aus derselben gleicher auestechen läßet. In einem oder dem andern Gefäße stehet das Leim­ wasser eine Nacht über, damit es gerinnet. So­ bald der Leim nach dem Gerinnen steif ist, so schneidet man ihn stückweise aus dem vorgedach­ ten Gefäße aus, legt jedes Stück mit der hohen Kante auf ein Brett, und zerschneidet es mit ei­ nem Stück leinen Meßingdrath tu Scheiben, die aber natürlicher Weift dicker sind, als wenn sie «uSgetrocknet verkauft werden. Die gefchnitte« tun Scheiben werden auf Horden getrocknet, und durch den Eindruck der Stäbe der Horden erhal­ ten sie die Rämmel oder Vertiefungen, die man auf dem ausgekrockneten Leim bemerkt. JnSgeMein trocknet man ihn im Schatten, weil er in der

Der Weißgerber.

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-er Sonne schmelzet, wenn er nicht gut gerathen Ist. Man muß sich aber hüten, daß er nicht ber regnet, und er muß bey feuchter Witterung auf den Horden umgewendet werden. Wenn er auch hiedurch nicht auötrocknen will, so zieht der Gen der die Leimscheiben auf Bindfaden, und hängt sic auf. Hieraus erhellet nun, daß der Leim mit Sorgfalt gekocht werden muß. Man giebt bis jetzt dem gelben holländischen Leim den Vor» zug vor allen übrigen Leimarten. Vielleicht würde der einländische Leim besser gerathen, wenn der Wcißgerber eine Auswahl unter dem Leimler der träfe, anstatt daß er alle Lederabgänge ver­ mischt in den Kessel wirft. Schließlich ist noch zu bemerken, daß das ausgekochte Leimleder nochr Mals mit Wasser gekocht, und die schwache Brüt he, die man hiedurch gewinnet, bey dem näch» sten Leimkochen statt Wasser auf das Leimleder gegossen wird. . Nachricht. Es giebt in Berlin überhaupt 3 Arten Weißgerber, ryßler, rheinländische und französische Weißgerber. Die ryßler und rheinländischen Weißgerber gerben das weiß­ gare und sämischgare Leder auf ein und eben vier selbe Art, und man weiß nicht mit Gewißheit, woher es kommt, daß sich diese Profeßioaiste« in Deutschland und in andern benachbarten Lan­ den von einander abgesondert haben. Um timt allen HandwerkSzänkereyen abzuhelfen, so hat die Obrigkeit zu Berlin die Meister dieser beyden Weißgerberinnungen zu einer einzigen Zunft verr H 3 einir

|i8 Dritter Abschnitt. Der Weißgerber, einiget, ohnerachtet sich die Gesellen noch von einander absondern. Die W ißgerbergesellen haben untereinander ein geschenktes Handwerk, und die angehenden Meister verfertigen folgendes Meisterstück. Samischgar machen sie 2 Och» senhaute, 2 Hirschhauke, 2 Ziegcnbockhäute, 2 Kalbfelle mit Narben zu Schuhen, 2 abgestosr sene Kalblelle, 2 Hammelfelle mit Narben, und 2 abg> stoffene Hammelfelle. Ueber dem müssen sie noch 2 weißgare und 2 Pelzfelle gerben. Die französischen Welßgerbcr gehören, wie gesagt, zur französischen Colonie, und sind nicht zünftig. Vordem gerbten sie alles weißgare, jetzt aber nur dos französische Leder. Ihre Anzahl hat sich da« her sehr gemindert, zumal da deutsche Gerber den Anfang machen, französisches Leder gar zu machen. Die Weißgerber hatten zu Anfang dieses Jahrhunderts ihre Walkmühle in Berlin auf der Spree hinter dem Mühlendamm. Seitdem aber diese Walkmühlen sämtlich den Wollmanufaktur ren eingeraumet sind, so ist zum Besten dieser Gerber eine Walkmühle auf dem Stadtgraben neben einem Bär hinter der Jacobsstrasse in der Cöpenicker Vorstadt qngelegek worden. Die Weißgerber haben diese Mühle von der Regier rung in Erbpacht genommen. Das Walken geht bey diesen Gerbern nach der Reihe.

Wer-

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Vierter Abschnitt. Der

Pergamentmacher,

e^ie Könige von Pergamu« in Kleinafien kg«

ten iy ihrer Hauptstadt Pergamo eine an« sehnliche Bibliothek an, worüber die griechische» Könige zu Alexandrien in Aegypten eifersüchtig waren, und die Ausfuhr des bekannten ägyptie fchen Papiers verbothen, um hiedurch die Auf­ nahme der pergamenischen Biblisch k zu hindern. Der pergamenifche König Eumene« der zweyte ersetzte 200 Jahr vor Christi Geburt diesen Ab­ gang dadurch, daß er die schon bekannte Kunst, auf Thierhäuten zu schreiben, zur Vollkommenheit brachte. Dieser Vorfall gab Gelegenheit zu der Erfindung de« jetzt so bekannten Pergament«, und ertheilte diesen Thierhäuten zugleich auch ftb nen Nahmen. Der Gebrauch des Pergament­ würde in der Folge allgemeiner, doch muste die Erfindung de« baumwollenen und leinenen Pa­ pier« nothwendig den Abgang des Pergamentmindern, zumal da hiezu noch die Erfindung der Buchdruckerkunst kam. Unterdessen blieb doch noch lange nach Erfindung der Buchdruckerkunst die Gewohnheit, Urkunden der Dauer wegen auf Pergament zu schreiben, und überdem wurden auch häufig Bücher in Pergament eingebunden. Allein in den sparsamen Zetten des gegenwarstH 4 gen

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Vierter Abschnitt,

gen Jahrhunderts, hat man die Gewohnheit, Urkunden - Lehr - und Jnnungsbriefe auf Perga­ ment zu schreiben, gröstentheilS eingestellrt, und die Mode hat überdem seit einigen Jahren statt der Pergamentbände die französischen und engli­ schen Bände der Bücher beliebt gemacht. Da­ her hat sich der Abgang des Pergaments ziemlich gemindert, und eS wird gröstenkheils nur noch zum Einbinden schlechter Bücher, zu Schreibe­ tafeln, zum Mahlen, zum Unterlegen beym Stü tken und zu Paucken und Trommeln verbraucht. Ein gutes Pergament muß weiß, glatt, steif und zugleich biegsam, und endlich dauerhaft seyn. Der Pergamenlmacher trocknet daher die Felle in dem Kalkäscher und in der Wärme aus, wodurch es steif wird, und er macht es durch das Bescha» -en biegsam. Diese beyde Behandlungen sind daher die wichtigsten beym Pergamentmachen, und das Pergament wird also blos in dem Kalk­ äscher gar gemacht. In Deutschland macht man anjetzt gröstentheilS nur aus Kalb - und Hammelfellen Pergament, unterdessen kann man auch aus Ziegenfellen, Bockehäuten, Esels» und Schweinehäuten Pergament machen. Die übri­ gen Häute sind gröstentheilS zum Pergamentmar chen zu stark, und es muffe zu viel abgeschabet werden. Unter dem jetzt in Deuschland gewöhn­ lichen Pergament ist das von Kalbfellen gemachte das Vorzüglichste, weil es am stärksten und dau­ erhaftesten ist, und das Pergament aus Schaf» Wen scheint nur eine Nachahmung des vorher­ gehen-

Der Pergamentmacher.

m

gehende«, und des wohlfeilen Preises wegen en funden zu seyn. Denn dieses ist ungleich dünner und nicht so dauerhaft. Von dem Kalb. und Schafpergament werde ich nun in dem Verfolg dieses Abschnitt« rede«.

I. Von dem Pergament, so ans Kalb­ fellen verfertiget wird. Der Pergamentmacher nimt zu diesem Per­ gament gröstentheils frische Kalbfelle, oder Felle von Kälbern, die erst vor kurzen geschlachtet sind. Denn in ausgetrocknete Felle hat sich das Blut schon eingesogen, und e« wässert nicht rein aus. Hiedurch entstehen Flecke, die der weißen Farbe de- Pergaments nachtheilig sind. Desgleichen find in ausgetrockneten Fellen die Blutadern zu sehen. Alle- dieses gilt auch in der Folge bey Schaffelle«. Zum uarbigten Pergament nimt man nicht gerne schwarze oder schwarzstecktgte Felle. Denn die schwarzen Grundhaare bleiben «ach dem Hären auf der Narbenseite, wie auf einem geschornen Bart stehen, welches abermals der weiße« Farbe des Pergaments nachtheilig ist. Man verwendet daher die schwarzen oder schwarzfleckigten Felle zu solchen Pergamentarte«, die ohnehin stark auf der Narbenseite beschabet wer­ den, wodurch die Grundhaare abgehen, z. B. zu Schreib» und Mahlerpergament. Dieses Pergament wird auch aus allen solchen Fellen ver­ fertiget, von welchen die Grundhaare nicht ab­ gehen wollen. Die Kalbfelle müssen durchgänH 5 S'g

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Vierter Abschnitt.

gig 8 Tage in Wasser eingeweicht oder gewäft serc melden, denn tat Wasser muß die Felle voll lig von allem Blut reinigen. ES gilt hiebey alles das, was ich bereits in den beyden vorhergehenr den Abschnitten von dem Einweichen oder Wäst fern der Felle gesagt habe. Die gewasserten F-elle kommen nunmehro in den Ralkäscher, worin sie wenigstens 4 Wochen liegen müssen. Der Kalkäscher kann ein Faß oder auch eine ausger schalte Grube seyn, und der Aescher wird eben so vorbereitet und mit Fellen angesüllet, wie bet) dem Weißgerber. Man muß auch hied den Kalk in dem Aescher ausrühren, ehe man die Felle in den Kalk wirft, und die Felle können hierin unr gerühret liegen bleiben. Allenfalls schlägt man sie einige Tage nach dem Einbringen in den Aescher aus, damit sie gut' Kalk fangen. Die nach 4 Wochen aus dem Aescher genommer nen Felle werden hierauf gehöret, da der Perga» mentmacher die Felle auf denSchabebaum Fig. VIII,Tab. IV (S. 75) legt, und die Mehresten Haare mit einem Stock abrelbet, die Stellen aus« genommen, wo die Haare fest sitzen. Denn diese letz» tern Haare muß er mit einem Gchabeeifen Fig. I obnehmen. Aus diesen abgehärten Fellen werden nun folgende Pergamentarten verfertiget: 1) Narbigte Häute, «ist weißes Perga­ ment mit Narben, womit Bücher eingebunden werden. Nach dem Hären werden diese Häute mit einem scharfen Rneifeeisen Fig. II geknei­ fte«

Der Pergamentmacher.

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fet. Man legt sie nemlich auf den Schabebaum Fig. VIII, streicht sie mit dem gedachten scharfen Eisen auf der Narbenseite, und nimt hiedurch die Grundhaare so rein und sauber wie möglich ab. Der Pergamentmacher muß aber Hiebey mir Ber hutsamkeit verfahren, daß er den Narben keinen Schaden zufügt. Die gekneiseten Felle werde» nun nochmal- in einem Aescher getrieben, oder. Wie der Pergamentmacher sagt, in dem Brunn« äscher gebrunnt. Der Brunnäscher ist ei» sehr scharfes Kalkwasser, worin man die Haute in keiner andern Absicht treibet, als das Fleisch aufzuweichen, damit es sich desto leichter abstret« chen läßet. Es stehet nemlich in der Werkstätte des Pergamentmachers ein Faß oder eine Wanne Fig. XI a b, worauf eine starke Bohle a c lieget. In der Mitte dieser Bohle ist ein rundes Loch, worin eine starke Skauge d e stehet. Dieses Ge­ fäß nebst dem Kalkwasser in dem Faße ab heißt nun Brunnäschcr. Der Pergamentmacher wirft die Häute in den gedachten Aescher, und treibt sie i oder auch 2 Stunden mit der Stange d ein dem Kalkwasser herum. Hierauf werden die Haute mit einer großen eisernen Zange Fig. IX aus dem Aescher hcrau-geworfen, und sogleich mit einem Streicheisen Fig. I auf der Fleischseite ge­ strichen, wodurch das überflüßige Fleischschon zum Theil abgenommen wird. Nach allen die» sen Behandlungen wird jede Haut folgendergestalk in einem besondern Rahm au-gcspannet. Vor­ läufig schnürt der Pergamentmacher jede Hauk, da

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Vierter Abschnitt.

da er in jeden Zippel an dem umfange einen klei­ nen Kieselstein legt, den Zippel um den Kiesel­ stein herumschlagt, und vermittelst der Schlinge einer Schnur den Stein in de» Zippel der Haut einschnüret oder einbindet. Der Haltbarkeit we­ gen ziehet er diese Schlinge mit einem Schnür­ eisen fester an. Er stellet sich nemlich vor eine Banke a b Fig. VII in b c, legt die Schnur zwi­ schen die beyden Zacken des eigentlichen senkrecht stehenden SchnürrisenS d, so daß der Stein hin­ ter beyde Zacken fällt, und zieht die Schlinge fest an. So wird in jedem Zippel der Haut ein« Schnur befestiget, der Stein hält die Schnur fest, daß sie nicht abgleiten kann, und mit den Schnüren ftlbst wird die Haut in dem Rahm ousgespannt. Der Rahm Fig. III ist au« 4 Rahmhölzern von starken Latten zusammengesetzt. Er ist etwa so hoch, wie eine ausgewachsene Mannsperson, und halb so breit. In jedem Rahmholze stecken verschiedene hölzerne Pflöcke a, die einen vierkantigen Kopf haben, und sich in ihren Löchern umdrehen laßen. Um jeden Pflock wickelt nun der Pergamentmacher eine der vorgedachten Schnüre b der Haut bc, und an jeder Schnur wird der Leser in d einen kleinen Stein bemerken, der die Schnur, wie gesagt, befesti­ get. Endlich zieht der Pergamentmacher jede« Pflock mit einem eisernen Schlüssel oder Riegel Fig. IV oder V an, und spannet hiedurch die Haut b c eben so straff in dem Rahm au«, wie «in Trommelfell auf der Trommel. Aus dieser aus-

Der Pergamentmacher.

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au-gespannten Hauk muß nun da- Wasser d. i. die Kalkbrühe des AescherS, so rein wie möglich, herausgebracht werden. Denn ein Fell wird schwarz, wenn eS mit dem Kalkwasser trocknet. Anfänglich nimr der Pergamentmacher ein schar, feS Ausspanneisen, und streicht das Wasser mit dem grösten Nachdruck auf der Narbenfeite her­ aus, jedoch mit Behutsamkeit, denn das Eise«» muß zwar scharf seyn, damit eS sich an die Nar­ ben anschließet, doch muß eS nicht die Narben verkehrn. DaS Ausspanneisen gleicht dein Scha­ beeisey Fig. XIV,deßen man unten gedenken wird, jenes ist aber nicht so scharf, als dieses. DaS Eisen ist eine halbe verstärkte Scheibe Fig. XlVab, die an ihrem Umfange eine Schneide hat, und etwas schief gerichtet an einem hölzernen Hand­ griffe c d befestiget ist. Mit diesem Eisen wird nun das Wasser auf der Narbensiite herausge­ strichen, und diese Seite wird hierauf vermittelst eines Pinsels Fig. XV mit reinen Wasser über­ strichen. Auf der Fleischseite erleichtert sich der Pergamentmacher diese Arbeit durch aufgetragetu Kreide, weil diese von Natur eine austrock­ nende Kraft hat. Man stößt nemlich die Kreid« in einem Mörser, und siebet sie. Mit der fei­ nen gesiebten Kreide werden einige Pergamentak­ ten angestrichen, wie die Folge lehren wird, die groben Stücke aber, die int Siebe zurück bleiben, werden in folgender Mühle Fig Xil gemahlen. Ein hölzerner Kloh ab hak in seiner Mitte eine Aushöhlung gleich einer halben Kugel öder einem

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Vierter Abschnitt.

abgekürzten Kegel, und auf dem Boden dieser Aushöhlung liegt in cd ein Sandstein. In die» se Aushöhlung paßet sich nun ein Läufer von ei» nem Sandstein, der in der XII Fig. punftirt in ecdf angedeutet ist. Auf der obern Fläche die» fes Läufers befindet sich ein eiserner Biegel, der mit einer eisernen Stange e f auf den Läufer befe» stiget ist. In dem Bieg ! selbst läuft eine eisern« Stellschraube g, deren Spindel den Lauser in ei­ nem wetten Loche durchbohrt, und mit ihrer Spi» He in i in eine eiserne Pfanne greift, die in dem Mittelpunkt des Bodensteins stehet. Vermittelst dieser Stellschraube kann man nun den Lauser er» höhen oder erniedrigen, nachdem die Kreide grob oder fein gemahlen werden soll. Der Pergament» Macher feuchtet die Kreide mit Wasser an, und gießt sie durch da- geräumige Loch und neben der Spille des Läufers in die Mühle. Er drehet den Läufer mit der Kurbel h nm, und die gemahlene Kreide lauft von sich selbst durch eine Oeffnung 1 in ein untergesetztes Faß m n. Wenn die Kreide in erforderlicher Menge das Gefaßm n angefüllek Hat, so gießt man au- dem Gefäße das Wasser ab, vermischt die feuchte gemahlene Kreide mit etwas von der gedachten gesiebten Kreide, ballet sie in runde Stücke zusammen, und läßt sie trock» «en. Der Pergamentmacher mahlet sich diese Kreide zu gelegener Zeit im Vorrach, und hebt sie zu dem gedachten Gebrauch auf. Denn ich habe bereits gesaget, daß er auf der Fleischseite Her Haut Kreide einreibet, und hiezu nimt er ein Stück

Der Pergamentmacher.

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Stück von der nur gedachten getrockneten und dutch das Mahlen weich und locker gemachten Kreide. Wenn er durchgängig auf der Fleische feite Kreide eingerieben hat, so fahrt ermtt einem stumpfen Auöspanneisen Fig. XIV Stelle vor Stelle hinauf und wieder hinab, und preßt hie­ durch das Wasser aus der Haut. Denn diese Absicht hat er nur bey dieser Arbeit, und daher ist das Eisen stumpf, und nimt nichtSvon der Haut ab. Ist das Wasser zum ersten Mal schon i« et­ was aus der Haut auf die gedachte Art heraus« gebracht, so reibt man noch ein paar Mal Krei­ de ein, und streicht nach jedem Einreiben das Wasser mit ollem Nachdruck heraus, bis alleKalkwasser auf der Fleischseite herausgestrichen ist. Man bestreicht hierauf das Fell gleichfalls von neuen auf der Fleischseite, uns reibet (bimset) die Kreide mit einem grossen Stücke Bimsstein Fig. XIII ein, wodurch die Adern auf der Fleisch­ seite abgerieben werden, damit die Haut klar oder rein werde. An dem ganzen Umfange der Haut schneidet nun der Pergamentmacher daLeimleder ab, und schon anfänglich hat er den Kopf abgeschnitten. Zuletzt streicht der Perg« Mentmacher Mit der Kreide auf der Haut nach der Länge hinab, und insbesondre reibt er sie am Umfange der Haut ein, desgleichen vorzüglich im Schilde d. i. an den Stellen, die über den Hüftknochen geseßen haben. Denn das Schild ist vorzüglich schwammig (fosch), und ziehet daher in dem Äescher die mehreste Naße an sich. Wenn

nun

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Vierter Abschnitt.

nun nach diesem Anstrich mit Kreide das Kalkwasser völlig aus der Haut mit dem Ausspannei« seuhetauSgebrachtist, so kehret der Pergament­ macher den Rahm Fig. III und zugleich die Haut um, und streicht auf der Narbenfeuc da« Kalk­ wasser mit eben demselben oder dagegen mit einem scharfen Ausspanneisen Fig. XIV zum zweyten Mal heraus, und seht nun den Rahm mit der Haut in die Sonnenhitze, wo die Haut völlig austrocknen muß Denn die Folge wird lehren, daß die Häute beschabet werden, und daher so gut wie möglich austrocknen müssen, damit das Schabeciftn gut angreife. Die Erfahrung leh­ ret, daß die Sonnenhitze zum Auötrocknen der Häute ungleich vortheilhafter ist, als die Stu« benhitze. Denn die Häute werden weit trockener und insbesondre weißer, wenn sie in der Sonne, als wenn sie in der Stubcnwärme getrocknet wer­ den, weil die Sonnenhitze die Flecke ausziehet. Daher ist die Sonnenhitze beym Pergamemma» cher nothwendig. Begüterte Pergamentmacher suchen also ihre Verrichtungen so zu ordnen, daß sie die Haute im Sommer bis zum Austrocknen zu Stande bringen, und die Häute nebst den Rahmen bey Seite setzen, wenn jene völlig tro­ cken sind; oder sie nehmen sie aus dem Rahm, wenn es ihnen au Raum fehlt, fortiren die Felle zu den verschiedenen Arten Pergament, wählen zu dem narbigten Pergament die stärksten und reinsten aus, und legen sie sämtlich bey Seite. Die Schnüre bleibe« aber im letzten Falle an den Häu-

Des Pergamentmacher.

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Häuten sitzen, und wenn man sie in der Folge schaben will, so feuchtet man sie in etwas an, und spannt sie wieder in dem Rahm aus, wie ich oben gezeiget habe. Doch bemerkt Hr. de la Lande, daß die angefeuchteken und wieder getrockneten Felle zu hart und zu spröde werden, und daß daSchabeeisen bey diesen Häuten nicht gut angrei­ fet, welches auch statt findet, wenn sie in der Kälte getrocknet werben. Die übrigen Zubereir tungen des Pergaments nach dem Trocknen kön­ nen bequem in den übrigen Jahreszeiten verrich­ tet werden, wenn man die Häute nur im Somr mer bis zum Auetrocknen zu Staude bringt, das Austrocknen mit eingeschlossen. Zu dieser weitern Bearbeitung der Felle, die zu jeder Jah­ reszeit geschehen kann, gehöret nun zuerst daSchaben mit dem Schabeeisen Fig. XIV. Ich habe schon oben gesagt, daß das Schabeei­ sen mit dem Ausspanneisen von einerley Art ist, daß aber das Schabeeisen vorzüglich scharf seyn muß. Es läßt sich daher leicht erachten, daßezum öftern geschliffen, und noch öfter, wie die übrigen scharfen Eisen, auf einem Stahl Fig. VI gestrichen werden muß. Es gehöret eine sehr feste und gewiße Hand dazu, das Schabeeise» so zu führen, daß es nicht zu tief eindringet, und die Haut verletzet. Der Pergamentmacher er­ wirbt sich diese Geschicklichkeit durch eine lange Uebung, und seinen Lehrlingen giebt er daher schlechte Haute von Sterblingen, wovon ich un­ ten bey dem Schafpergament reden werde. DaSpr.Handw.u.R.lzS. 3 Scha»

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Vierter Abschnitt.

Schabeeisen tiimt aber von dem Pergament Spa­ ne ab, die klein oder groß sind, nachdem eine Haut zu einer oder der andern Pergamentart ge« höret, und hiernach mehr oder weniger abge« nommen werden muß. Aus diesen Pergament«, spänen kocht der Pergamentmacher seinen Leim, von dem sogleich naher geredet werden soll, und vordem bedienten sich die Wollfabriken dieser Späne auch stakt des Gummis, und leimten hiemit den Einschlag mancher Zeugarten. Daletzte ist aber jetzt aus der Mode gekommen, weil dieser Pergamentleim verursachet, daß das wol« lene Zeug bricht. Doch ich kehre zum Schaben zurück. Das narbtgte Pergament, wovon ich anjetzt rede, ist entweder ganznarbigt, oder «ur halbnarbigt. Von dem ganznarbtgten Per­ gament ntmt der Pergamentmacher blos auf der Narbenseite nur wenig ab, nemlich nur die vor­ springende« Hocker. Er bestreicht zuletzt die Narr benseite mit Wasser, und reibt sie mit einer Bür­ ste ab. Folglich erhält dieses Pergament keinen Anstrich, weil ihm di« Narben schon von Natur einen Glanz geben. Es kann nun fertig aus dem Rahm ausgeschnitten werden. Von der Narbenseite des halbnarbigten Pergamentwird schon mehr mit dem Schabeeisen abgenomr Men. Hiedurch mindert sich denn nun der natür­ liche Glanz der Narben, und daher muß es auf der Narbenseite geleimtränkec werden. Der Pergamentmacher kocht seinen Leim au- den vorgedachten Pergamentspänen mit Wasser, und nimt

Der Pergamentmacher.

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nknrt hiezu noch etwas Seife, die dem Pergar ment eine Glatte giebst. Hiemit wird nun daPergament mit Beyhülfe eines Pinsels auf der Rarbenseite angestrichen oder geleimtrankt. Da aber das Schabeeisen an solchen Stellen, wo Viele Grundhaare stehen geblieben sind, etwaschärfer angreifen muß, und hiedurch weiße Fler cfe entstehen, so giebt man der ganzen Narben­ seite dadurch wieder eine gleiche Farbe, daß man eS gülbet. Man kocht nemlich in einem kleine» Topf Kreuzbeeren mit Wasser, und gießt diese gelbe Farbe, aus Kreuzbeeren gekocht, in ein Ge­ fäß, daß einige Quarr Wasser hält. Mit dieser dünnen und siüßiqen gelben Farbe wird nun daS Pergament auf der Narbenseite gelb angestrichen, oder, wie der Pergamentmacher altdeutsch sagt, gegülbet. Aus der angezeigten Ursache, wes­ halb diese halbnarbigken Häute gegülbet werden, ersiehet der Leser nun auch, daß man zu diesem Pergament Häute nimt, auf welchen beym Haa­ ren einige Grundhaare stehen geblieben, die aber demohnerachtet stark und gut sind. DaS halbnarbigte Pergament ist nun gleichfalls fertig, und darf nur noch aus dem Rahm ausgeschnitten werden. Bis jetzt habe ich umständlich die Zuberei­ tung des narbigten Pergaments beschrieben, aber mir zugleich de» Weg gebahnt, ungleich kürzer von den übrigen Pergamentarten zu reden. 2) Das Stickerpergamenc wird für die Goldsticker zubereitek, die es beym Sticken unter I 2 die

ist

Vierter Abschnitt,

die Gold« oder Silberfaden legen. Es wird bis zum Schaben gerade wie das narbigte Perga­ ment behandelt. Sind diese Häute durchgän­ gig von gleicher Dicke, so werden sie nur auf der Narbenseite, wie das halbnarbigte Pergament, ger schabet. Hat aber eine Haut hin und wieder dicke Stellen, so wird sie auf beyden Seiten geschabet, und hiedurch die Ungleichheit weggeschaft. Nach dem Schaben, werden alle diese Häute ge, leimtränket, und diejenigen, die unter Goldfa­ den untergeleget werden sollen, überdem noch ger gülbet, beydes wie bey dem halbnarbigten Per­ gament. 3) Wenn die Haute zum Schreibepergar ment bis dahin zubereit, t sind, daß man sie, wie oben (S. 122) gezetget ist, aus dem Aescher genom­ men und abgehaaret hat, so werden sie folgender­ gestalt zu Werke gerichtet. Der Pergament­ macher legt sie auf den Schabebaum Fig. VIII, der, im Vorbeygehen gesagt, mit seinem StehHause eben so beschaffen ist, wie der Baum der WeißgerbersS.? 5), und streichtaufdiesem Baum das überflüßige Fleisch mit einemStretchcisen Fig I aufder Fleischseite ab. Rach diesem ersten Streichen werden sie,wie oben(S. 12 z)gedacht, 1 bis 2 Stun­ den in dem Brunnäscher gebrunnt, und hierauf auf die vorgedachte Art auf der Fleischseite zum zweyten Mal gestrichen. Die Häute werden nun geschnüret, in dem Rahm ausgespannet, und eben so mit Kreide vermittelst des Ausstreich, eisens von dem Kalkwasser geretuigek, als das vor-

Der Pergamentmachek.

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vorhergehende narbigtePergamentsS. 12 zf.)Doch dürfen diese Häute auf der Narbenseite nicht mit folr cher Genauigkeit bey diesem Reinigen behandelt werden, als die vorhergehenden narbigten Häm te, weil die Narben beym Schaben völlig abge­ nommen werden. Allein die Fleischseite muß gut gereiniget werden. Wenn nun diese Häute in dem Rahm trocken geworden sind, so müssen sie auf beiden Seiten vermittelst des Schabeeisens Fig. XIV mit vieler Geschicklichkeit beschabet wer­ den. Denn dieses Prgamcnt muß zwar glatt, aber zugleich auch etwas rauh seyn. Daher muß der Pergamentmacher, die Kunst verstehe», das Schabeeisen so zu führen, daß das Pergae ment beym Schaben etwas rauh bleibe. Der Bimsstein muß es hierauf wieder ziemlich glatt machen-Der Pergamentmacher schabet nemltch von einem Stück der oben (S. 1 L s)gedachten gcmahler nen Kreide mit einem Messer etwas über die ganze Haut, und zwar erst auf einer, alsdenn auf der andern Seite, und reibet oder bimset die Kreide mit Nachdruck vermittelst eines Stück BimSr stcias Fig. XIII ein. Er klopft hierauf die Kreie de auf beyden Seiten wieder rein aus der Haut aus, und bimset die Haut abermals auf beyden Seiten mit einem Stücke Bimsstein, damit die Haut an keinem Orte zu rauh bleibt. Der Per­ gamentmacher hat große Stücke Bimsstein in ziemlicher Menge vorrachig. Wenn er ein Stück zum ersten Mal gebrauchen will, so reibet er sich an einem bequemen Ort auf einem Sandstein I 3 «ine

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Vierter Abschnitt,

eine ebene Flache, und mit dieser Fläche bimset oder reibet er die Häute. Bey dem Schreiber Pergament ist nur noch zu bemerken, daß man zwar auf beyden Seiten schreiben kann, doch ist die Fleischseite hiezu die bequemste. Gerade wie das Schreibcpergament wird auch das Perga­ ment zur Pastellmahlerey verfertiget. 4) Das Mahler Pergament wird bis nach dem Trocknen in dem Rahm eben so behandelt, wie das vorhergehende. Es wird gleichfalls auf beyden Seiten mit dem Schabeeisen geschadet, aber nicht rauh, sondern glatt. Nach dem Scha­ ben wird es mit einem Pinsel auf beyden Seiten geleimtcänkt, wie man dieses bereits oben(S.rzo) gezeiget hat. Ueber diesen Leimgrund streicht der Pergamentmacher die Haut auf beyden Seiten mit dem feinsten Bleyweiß an. Das Bleyweiß wird mit Waster auf einem Reibcstein Fig. X gerieben, und mit einem Pinsel anfgekragen. Ist dieser Anstrich trocken, so wird er mit dem fein­ sten Bimsstein abgerieben oder gebimset. Der berlinische Pergamentmacher verstehet die Kunst, diesem Mahlerpergameut eine vorzügliche weiße Farbe zu ertheilen, vermuthlich weil er noch et­ was zu dem Bleyweiß hinzusehet. Allein jeder Profesiiontst hat seine ihm eigene Vortheile, die er verschweigt. In manchen Fällen wünscht auch der Mahler nicht einmal, daß das Pergament vorzüglich weiß sey. 5) Die Oelehäute oder Rechenhäuce ha­ ben die erste Benennung dadurch erhalten, daß sie

Der Pergamentmacher.

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sie mit einer Oelfarbe angestrichen werden. Es gehören diese Haute zu dem Schrcibetafelperga« ment, worauf man mit Bleystift schreiben kann. Ihre Farbe ist zwar gelblich, weil sie mit eine«? Oelfarbe angestrichen werden, sie haben aber vor dem übrigen Schreibetafelpergament den Vorzug, daß man die Schrift der Oelfarbe wegen blos Mit Speichel auslöschen kann, und insbesondre, daß sie vorzüglich dauerhaft sind. Denn man macht sie zwar zuweilen aus Schaffellen, ge­ wöhnlich aber aus Kalbfellen, wenn sie dauer­ haft seyn sollen, da im Gegentheil das übrige Schreibepergament beständig aus Schaffellen verfertiget wird. Hieraus wiederlegt sich die Meinung mancher von sich selbst, daß die Oelshäute auö Eselshäuten zubereitet werden. Die Felle zu den OelShäuten behandelt der Pergar menrmacher bis zum Schaben eben so, wie das Schreibepergament, und sie werden gleichfalls auf beyden Seiten geschabet. Nach dem Scha­ ben tragt der Pergamentmacher auf beyden Sei­ ten den ersten Farbenqrund auf, da er nemlich Leimwaßer mit etwas Bleyweiß versitzt, undhiemit das Pergament vermittelst eines Pinsels auf beyden Seiten bestreicht. Wenn dieser Leimfar« begründ trocken ist, so wird endlich derOelfarbenr gründ aufgetragen. Der Pergamentmacher reibt nemlich Bleyweiß mit Leiuölfirniß auf einem Reibestein, nach Art der Mahler, und bestreicht mit dieser Farbe das Pergament auf jeder Seite vier Mal. Doch muß jeder Anstrich gut trocken

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wer-

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Vierter Abschnitt,

werde», ehe von neuen Farbe aufgetragen wer» den kann. Wenn die Farbe völlig trocken ist, so wird das Pergament endlich noch mit einem Schabeeisen glatt geschadet. Hier sind die be­ kanntesten Pergamentarten, welche aus Kalbfel­ len verfertiget werden, die Trommelfelle auSger nommen, wovon ich weiter unten reden werde.

II. Von dem Pergament aus Schaf­ fellen verfertiget. Zu dem gegenwärtigen Gebrauch zieht Man die Schaffelle den Hammelfellen vor, vermuth­ lich weil jene nicht so fett und theuer sind, als diese. Bey den Kalbfellen hat man schon bey­ läufig bemerket, daß die frischen Schaffelle gleich nach dem Schlachten zum Pergamentmachen am brauchbarsten sind. Zu guten Pergament dieser Art nimt der Pergamentmacher nur Felle von ge­ schlachteten Vieh, denn die Felle von verreckten Schaffen und Lämmern, die man Skerblinge zu nennen pflegt, bekommen insgemein während der Bearbeitung Löcher. Doch kann er diese Felle zu kleinen Kindertrommelfellen, und wenn sie noch einigermaßen gut sind, zum gefärbten Per­ gament verbrauchen. Wenn die Felle ein paar Tage gewäßert ha­ ben, so werden sie auf der Fleischseite, gerade wie beydem Weißgerber, mit Kalk.angeschwödet. Mit diesem Kalk liegen sie in einem Haufen r Ta­ ge, und qlsdenn ist die Wolle abgebeitzet. Man wäscht daher die Felle in einem Strom, und nickt auf

Der Pergamentmacher.

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auf dem Schabebaum die Wolle ab, wie id; umr stündlich bey dem Weißgerber erzehlet habe. Die Felle kommen hierauf gleichfalls g bis 4 Wochen in den Kalkäfcher, und nach diefer Zeit werden sie, wie der Pergamentmacher fügt, zu werke gerichtet, da man sie nemltch auf dem Schabe­ baum Fig. VIII mit einem Streicheisen Fig. I streicht, und hiedurch auf der Fleischseite das über» stüßige Fleisch abnimt. Gestrichen müssen sie gleichfalls, wie die Kalbfelle, in dem Brunnär scher 2 Stunden gebrunnt, und hierauf zum zwey» ten Mal auf der Fleischseite so sauber wie mög­ lich gestrichen werden. Nunmehro können sie, gerade wie die Kalbfelle, geschnurrt, und in dem Rahm auSgespannet werden. Es wird auch bey diesen Fellen auf der Fleischseite dreymal Kreide eingerteben, und jedesmal mit der Kreide bas Kalkwasser vermittelst eines Ausspanneisens Fig. XIV herauSgcarbeitet. Zuletzt muß nochmals auf der Fleischseite Kreide eingerieben werden, die aber nicht wieder mit dem Ausfpanneisen heraus­ gearbeitet wird. Hiernächst wird auch auf der Narbenseite das Kalkwasser mit dem gebadeten Eisen herausgearbeitet, aber ohne Beyhülfe der Kreide. Ich hole hier nach, was ich toben zu sa­ gen vergeßen habe, daß nemlich der Rahm Fig. HI bey der nur gedachten Arbeit sowol, als beym Schaben geneigt an einer Wand stehet. Wenn das Wasser aus den Häuten auf die vorgedachte Art herausgearbeitet ist, so werden sie in der Sonne getrocknet. Diese bisherige Behandlung

I s

der

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Vierter Abschnitt.

der Schaffelle konnte ich mit wenigen Worten vtt zehle», da das Nähere bereits oben bey den Kalb« feilen umständlich auseinandergesetzt ist. Ich für ge nur noch eine einzige Anmerkung hinzu, die blos die Schaffelle betrist. Es findet sich zuwett len, wenn diese Häute in dem Rahm getrocknet sind, daß sie sichtbare Fettflecke haben, die gleichfalls in dem Pergament Flecke verursachen wür­ ben. Der Pergamentmacher breitet sie daher vor dem Schaben auf der Erve aus, und legt auf jeden Fleck feuchten gelöschten Kalk, der alleFetr rigkeit ausziehet. Aus den Schaffellen werden nun folgende geringhaltige Pergamentarten zur gerichtet. i) weiß Gchäffenpergament. Der Buchbinder bindet hiemit die Bücher entweder in einen schlechten weißen Pergamenrband ein, oder er bemahlet den Band auch mit Farben, wie z. B- den Band der Gesangbücher für den gemeinen Mann. Der Pergamentmacher scha­ bet die Schaffelle, woraus dieses Pergament ent­ stehen soll, so lange auf der Narbcnseite, biS sie recht weiß wird, doch beschabet er mit dem Schar beeisen Fig- XIV das Pergament so sauber wie möglich. Weil aber das Fell durch das starke Schaben sehr dünne wird, so giebt man ihm dar durch wieder eine Steifigkeit, daß man es auf der Fleischseite mit Leimwasser bestreicht, worinn etwas von der oben gedachten gesiebten Kreide «ingerahret ist. Der Pergamentmacher schabt 54

Fünfter Abschnitt,

so wie eS auf der Form liegt, mit einer Glätt­ oder Blankstoßkugcl Tab. II. Fig. XIII. Die Kugel kann natürlicher Weise das Leder nicht an denjenigen Stellen glätten, die auf den Vertiefangen, sondern nur an solchen Stellen, die auf den Erhöhungen der Form liegen. Folglich wird das Leder auf den letzten Stellen glatt, die übri­ gen Stellen bleiben aber matt, und hiedurch ent­ stehen gedruckte Figuren auf dem Leder. 6) In manchen einzelnen Fällen, die an ihrem Ort angezeiget werden sollen, verarbeiten diese Profeßionisten auch das Sohlleder und den Juch­ ten. Aus den jetzt genannten Lederarten werden «un die mehresten Lederarbeiten dieser Profeßior nisten verfertiget. Vorläufig will ich zugleich auch überhaupt zeigen, wie der Profeßionist das Leder zuschneidet, und die zugeschniktenen Stücke zusammennähet, oder wie diese Profeßionisten sagen, einsticbc. Beym Zuschneiden legt er das Leder auf ein iVerkbrerr, welches von Linden­ holz verfertiget seyn muß, weil dieses Holz zugleich glatt und weich ist, und dex letzten Eigenschaft wegen die Messer nicht verletzet. Doch muß soll ches Brett, wenn es zu viele Schnitte hat, zu­ weilen abgehobelt werben. Der Profeßionist zeichnet sich den Umfang derjenigen Lederarbeit, die er zuschneiden will, mit dem eisernen Aus­ zeichner Tab. V. Fig. XIII vor, und schneidet das Leder mit einem WevEmcflec Fig. XXVII zu. Der Augenschein lehret auf der Kupfertafel,

Der Sattler, Niemer und Taschner. 155

daß dieses Messer eine Klinge gleich einer halben Scheibe hat, und daß diese an ihrem Umfange verstählt und geschliffen seyn muß, lehret di- Na­ tur der Sache. Zwey hölzerne Handgriffe hat diese« Messer, damit es der Profeßionist desto besser regieren kann, wenn er zuschneidet. Aust ser diesem Wertmesser schneidet der Profeßionist auch häufig mit einem Schnitzer Fig. VII, aber nur wenn er ein Stück Leder an der Kante ab­ schärfet, oder bey der Arbeit ein Stück Leder u. d. gl. abschneidet. Zum Zuschneiden selbst wird gröstentheils nur eine Kenntniß von der Beschaf­ fenheit und Größe der Sache in allen ihren Thei­ len erfordert, und überdem eine geübte Hand. Daher beschäftiget sich hiemit insgemein der Mei­ ster. Ist das Leder schwarz oder das Alaunleder blau gefärbt, so rollt der Profeßionist nach dem Zuschneiden ein oder ein paar Stücke zusammen, und färbt das schwarze Leder auf der Kante oder auf dem Schnitt mit Eiseufchwärze, das blaue aber mit der oben (S i s 2) gedachten Farbe von Brasilien spanen. Zwey oder mehr zugeschnitte­ ne Stücke Leder sticht nun der Profeßionist folr gendergcstait ein, oder deutlicher nach dem ge­ wöhnlichen Sprachgebrauch geredet, nähet sie zusammen. Hier gehen nun die Sattler und Rie­ mer etwas von einander ab, aber blos in Absicht eines einzigen Werkzeuges. Der Sattler legt nemlich zwey Stücke Leder, die er einstechen will, zusammen, und zwar insgemein so, daß die Kan­ ten genau übereinander liegen, legt die gedachten Skü-

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Fünfter Abschnitt.

Stücken Leder zwischen die beyden Schenkels!» und ac des Näheklobens Fig. IX, so daß die Stücken Leder in a aus dem Nahkloben etwas heraus stehen, legt den Nähkloben in a c auf das linke Knie, und in b auf die Erde, schlägt den rechten Fuß über den Nähkloben in cb, und hält thu mit dem rechten Knie fest. Der hölzerne Nähkloben Hal einen lange» a b und kurzen Schenkel a c, und beyde sind in c dergestalt mit Leder zusammengelcimt, daß sich der kurze Schen­ kel ac zurückschlagen lässet. Der Riemer legt zwar die beyden Stücken Leder, die er zusam» mennähen will, eben so zusammen, er befestiget sie aber auf einem Roß Fig. XXXII. Er seht sich nemlich beym Nahen auf die Banke ab des Roßes, und spannt die Stücken Leder zwischen die beyden Schenkel einer hölzernen Kluppe oder Schraubenzwinge c d. Die beyden Schenkel oder Bretter dieser Kluppe c d sind gleichfalls durch Leder vereiniget, und eine Schraubenfpinr del nebst ihrer Matter e presset sie im erforderli­ chen Falle zusammen. Die Banke des Roßes dient dem Riemer zugleich statt einer Werkbänke, worauf er seine Ahle und andre kleine Werkzeuge leget. Der Sattler siht dagegen wie der Schu­ ster auf einen Stuhl vor einem kleinen Werk­ tisch, und auf dem lehte« liegen die nöthigen Werkzeuge zum Nähen. Der Täschner nähet gleichfalls vermittelst des Näheklobens. Jeder dieser Profeßtonisten hält, wie gewöhnlich, seine Werkzeuge und hergebrachten Gewohnheiten für die

Der Sattler, Riemer und Taschner. 157 die besten. Alle diese drey Profeßionisten nähen aber gewöhnlich mit einem Pechdrakh vermittelst einer Nadel und eines Ahls, und von allen die­ sen Dingen Muß ich mit ein paar Worten reden. Ich habe bereits in der vorigen Sammlung bey der Beschreibung des Seilers gesagt, daß der Seiler viele ArtenBindfaden für denSattlerund Riemer verfertiget, und aus dieftn Bindfaden wird der gedachte pechdrath verfertiget. Je dicker das Leder ist, und je fester es genährt wer­ den muß, desto dichter und dicker muß der Bind­ faden seyn. Der Pros-ßionist schneidet insge­ mein ein ganzes Pfund Bindfaden in mäßig lan­ ge Faden von einander, und er schärfet diese Fa­ den zusammen mit einem Meßer oder Schnitzer Fig. VII, womit er in allen Fällen Kleinigkeiten schneidet, an beyden Enden ab. Hiedurch er­ hält nun jeder Faden an beyden Enden eine dün­ nere Spihe. Soll der Faden mit schwarzen Pech bestrichen werden, so wird er schwarz gefärber, er bleibt aber grau und ungefärbt, wenn man ihn mit weißen Pech überziehen will. Der schwarze Pech dieser Profeßionisten wird zwar gleichfalls aus Pech und Thran zubereitet, wie ich in dem nächsten Abschnitt zeigen werde, er wird abernoch bey der Zubereitung mit Kienruß schwarz g-färr bet. Daher nennet man ihn schwarzen Pechzum Unterschied des gelben Pechs der Schuster. Mik diesem schwarzen Pech wird der Bindfaden bw strichen, wenn man gewöhnlich und grob nahet, soll aber zierlich genährt werden, so bestreicht man

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Fünfter Abschnitt.

man ihn mit weißen Pech, und bey vorzüglich zierlichen Nachen oder Stichen mit weißen Wach». In allen diesen Fallen wird der mit Pech bestrir chene Bindfaden mit einem Stück Leder oder mit einem Netz abgerieben. Der Profeßionist steckt den Bindfaden durch da» mit dem Ahi gestochene Loch vermittelst einer starken Nadel durch. Er muß daher die oben gedachte geschärfte Spitze -es Bindfadens in das Nadelöhr einfädeln oder einschürzen, und dis geschiehet nach dem Pe­ chen des Bindfadens der Haltbarkeit wegen folr gendergestalt. Der Profeßionist steckt die Nadel zweymal durch den Bindfaden unterhalb der Spie He des letzter», so daß die Nadelspitze gegen die Spitze de- Bindfadens gekehrt ist. Er zieht hierauf die Spitze de- Bindfadens durch das Nar delöhr, und streift den durchstochenen Theil des Bindfadens über das Nadelöhr weg. Hiedurch schürzt er den Bindfaden in die Nadel ein, daß diese nicht abfallen kann. Nähet er nur mit ei­ ner Nadel, so wird blos an einer Spitze des Bindfadens eine Nadel eingeschürzt, nähet er aber mit zwey Nadeln, so muß an beyden Spi­ tzen eine Nadel eingeschürzet werden. Die Folge wird dieses deutlich machen, wenn ich nemlich von den verschiedenen Stichen reden werde. Schon vorher hab ich gesagt, daß der Profeßionist beym Nähen oder Einstechen mit einem Ahl oder mit einer Ahle, oder wie der Riemer und Täschner sagt, mit einer Ohle vorsticht. Im gemeinen Leben nennt man dieses Instrument Pfriem, und es

Der Sattler, Riemer und Taschner. 159 es ist eine länglich vierkantige Klinge mit einer verstärken Spitze. Die Klinge ist auf einem runden hölzernen Heft befestiget, wie in der Al» bildung dieses Ahls Fig. XVJ in die Augen fallt. Nachdem der Bindfaden dick ist, muß auch der Ahl stark und groß seyn. Daher hat der Profeßionist Ahle, die eine i bis 3 Zoll lange, und nach Verhältniß der Größe bald dünnere bald stärkere Klinge haben. Mit diesen Instrumenten nähet nun der Proleßionist zwey Stücke Leder zusammen, oder er nähet auch an einem einzigen StückrtwaS über u-d g. DerNäheklobcn Fig. IX oder dagegen der Roß Fig. XXXI l hält das Leder fest, mit dem Ahl sticht der Sattler oder Riemer ein Loch durch das Leder durch, vermittelst der Nadel steckt er den Pechdrath durch dieses Loch, und ziehet den Pechdrath an. Das Ü brige beym Nähen oder Emstechen hängt von den verschiedenen Arten der Nälhe oder Stiche ab, von welchen ich nur noch reden muß. Lederarbeiten, die nicht sonderlich halten dürfen, sticht der Sattler und Riemer mit dem ^-orderstich ein. Er nähet in diesem Falle nur mit einer einzigen Nadel und mit einem ein­ zigen Pechdrath, und zwar ganz einfach, da er gewöhnlich hin und zurück nähet, doch, wie je? derzeit, mit Beyhülfe des Ahls. Näher er aber zugleich mit einem doppelten oder doppelt genom­ menen Pechdrath und also auch mit zwey Nadeln, so ist dis der doppelte Stich. Wenn er in diesem Falle mit dem Ahl ein Loch vorgestochen hat, so steckt er die eine Nadel auf einer Seite

de-

i6o

Fünfter Abschnitt.

des Leders, die andre Nadel aber auf der andern Seite durch dos durchgcstochene Loch durch. Folglich zieht er durch ein und eben daßelbe Loch jederzeit zwey Pechdrathe durch, und der Stich wird hiedurch doppelt. So nähet auch z. B. der Schuster eine Sohle an. Bey diesen beyden Stichen nahet der Profeßiontst mit schwarzen Pechvrath, Venn die Arbeit soll in diesem Fall vicht sowol zierlich, als fest uns dauerhaft genahet seyn. Hingegen bey den beyden folgenden Stichen sieht er zugleich auf Zierde und Schön» heit, und daher nahet er bey diesen Stichen auch mit weißen Drath, da er den Bindfaden entwe­ der mit weißen Pech, oder mit weißen Wachs bestreichet. Laschen oder ein gelaschter Stich heißt bey den Lederarbeitern, wenn sie auf der Oberfläche eines Stück Leders, und zwar auf derjenigen Seite, die beym Gebrauch in die Au­ gen fallt, dergestalt mit zwey Nadeln und einem weißen Drath nähen, daß zwischen den doppel­ ten Stichen eine Erhöhung ober ein Rämmel auf dem Leder entstehet Folglich gehet der Bindfa» den nicht durch das ganze Leder durch, sondern der Ahl dringt beym Vorstechen etwa nur zur Halste ein. Doch werden zuweilen auch zwey Stücken Leder/die nicht auf einander liegen blei» ben, auf die gedachte Art zusammengelascht. Der Leser wird j. B. auf manchen Stulpen der sogenannten Stulpenhandschuh eine solche Rath bemerkt haben. Endlich siöppt oder stöpft der Profeßiontst auch, zur Zierde mit einem weißen Drath.

Der Sattler, Riemer und Taschner. 161 Drath. Gestöppt wird aber bald einfach, bald doppelt. Einfach gestöppt heißt, wenn der Le« derarbeiter mit einem einzigen Drath und also auch mit einer einzigen Nadel einsticht, und mit der Nadel jederzeit auf der rechten Seite deö Le­ ders in das dorige Loch zurück sticht. Das Ge­ stoppte ist also auf der rechten Seite -es Leder­ sichtbar, und auf der linken Seite ist eine Kettel« nach. Doppelt stoppt der Profeßtonist gerade so, wie bey dem vorgedachken schwarzen doppel« ten Stich, außer daß er bey dem doppelten Sköp« pen mit einem weißen Drakh nähet. Bey bey« den Arten zu stöppen kann man wieder deutsch, französisch und holländisch stöppen, je nachdem der Drakh dick, der Stich lang oder kurz, und entweder gerade oder schräge gerichtet ist. Bey der deutschen Art ist der Stich schmal und lang, beyder französischen im Gegentheil breit und kurz, und bey der holländischen Art kurz und schräge. Der Augenschein muß alles dieses deutlich ma­ chen, und ich füge nur noch hinzu, daß der Profeßionist zur Zierde mit weißen Pechdrath nähet, wenn es zugleich dauerhaft seyn soll, nä« het er aber blos und allein zur Zierde, so nimmt er nur mit weißen Wachs bestrichenen Drath. Zuweilen nahet er auch wol mit Seide oder auch mit einem Gold $ oder Silberfaden, z. B. eine Blume vorn an einem zierlichen Sattel. Gleich­ falls zur Zierde prägt der Profeßionist an jedem Rande oder in der Mitte eines Riems oder eine­ andern zugeschnittenen Stück Leber- einen Reif

Spr.Handw.u.R.izS