Handwerke und Künste in Tabellen: Sammlung 12 [Reprint 2022 ed.] 9783112667040, 9783112667033


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Table of contents :
Erster Abschnitt. Der Siebmacher
Zweyter Abschnitt. Von den Mahlmühten und einigen an« dem verwandtenMühlenwerken
Dritter Abschnitt. Der Bierbrauer und Brantweindrenner
Vierter Abschnitt. Verfertigung der weis sen Stärke
Fünfter Abschnitt. Der Oblatenbäcker
Sechster Abschnitt. Die Zuckersiederey
Siebenter Abschnitt. Der Conditer und Kuchenbäcker
Achter Abschnitt. Der Pfefferküchler
Neunter Abschnitt. Die Tobacksfabrik
Zehnter Abschnitt. Der Seiler
Elfter Abschnitt. Die Leinweber
Zwölfter Abschnitt. Der Formfchneider
Dreyzehnter Abschnitt. Die Cattunfabrik
Vierzehnter Abschnitt. Verfertigung des Manfchcsters
Fünfzehnter Abschnitt. Die Papiermühle
Sechszehnter Abschnitt. Die Spielkartenfabrik
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Handwerke und Künste in Tabellen: Sammlung 12 [Reprint 2022 ed.]
 9783112667040, 9783112667033

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P. N. Sprengels

Handwerke Künste in Tabellen. und

Mit Kupfern und einem Register.

Beschluß des Pflanzenreichs. Fortgeseht D0N

O. L. Hartwig.

Zwölfte Sammlung. Berlin,

im Verlag der Buchhandlung der Realschule. '774.

Erster Abschnitt. Der Siebmacher.

Der Sicbmacher wirkt auf einer doppel« ten Art Weberstühle nicht nur Sieb« boden von Drath oder von hölzernen Sprügeln, sondern auch von Pferdchaaren, und spannet die Boden der sämtlichen Handsicbe zwischen einem doppelten hölzernen Rand aus. Man könnte ihm also in gegenwärtigen Sammr lungen verschiedentlich einen Platz anweisen, nach« dem man ihn aus einem ober dem andern Ge­ sichtspunkte betrachtet. Hier wird er als ein Holzarbeiter betrachtet, und vor dem Müller und Bäcker gestellet, weil diese Profeßionisten das A 2 Sieb

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Erster Abschnitt.

Sieb vorzüglich gebrauchen. Vorläufig erinnert man noch, vaß jedes Sieb ein Handsieb heistet, die. Kornfege und die Siebe in den Graupenmüh­ len ausgenommen,welch, letzter« vierkantig und auf einem hölzernen Rahm ausgesoannet sind. Jedes Handsieb bestehet aus einem hölzernen (Dbmant) T>b. I. F XVII ab, und einem Unrerrand ac, die bende in ad den Siebboden oder das eigentli­ ch Sieb ausjpannen und befestigen. Bey jederArt Siebe muß also die Verfertigung des Bodens und -er beyden Ränder gezeiget werden. Von dem Drathsiebe.

Der Boden eine« Drathfiebes wird zwar ge­ wöhnlich von Eisendrath, wenn es aber verlan­ get wird, auch von Meßingdrath verfertiget. Die Boden von Meßingdrath haben vor denen von Eifendrarh den Vorzug, daß sie nicht in der Nasis rosten. Daher wäscht z. B. der Bäcker den Weihen am liebsten in einem solchen Drathsiebe. Ein feines, oder deutlicher geredet, kleinlöchrichteS Drathsieb muß auch von einem feinen Drath gewirket werden, und ein grobes von groben Drath. Die verschiedenen Arten der Siebe werden aber aus folgenden Dratharten verfertiget. Der stärk­ ste Drath dieser Art heisset Band, wovon es wie­ der verschiedene Nummern giebt. Nummer i ist der dickste, Nummer 6 der dünste dieser Art. Aus den beyden erst, n Drathnummern schneidet der Sievmacher den starken Unterbrach, worauf der

Der Siebmacher.

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der Siebboden ruhet, wenn er in die Randereingei sehet ist. Von den übrigen, und insbesondre von Nummer 3, werden z BRosinensirbe verfertiget, womit der Gewürzhändier die Stengel von den Rosinen absondert; und überdem entstehen aus diesem Drath die Aehrensiebe zum Sichten des Getreides. Auf Nummer 6 Band folgt Rcppeldrarh und Sturzdrath. Aus beyden Ar­ ten werden sogenannte Rornfegen gewirkt, aus dem gröbern Keppeldrath Kornfegen zum Wethe», und aus dem feinern Sturzdrath Kdrnfegen zum Rocken. Ein Kornfegedoden ist vierkantig, und mit kleinen Nageln auf einem hölzernen Rahm befestiget. Sie werden überdem wie die übrige» Boden gewirket. Die feinsten Arten Drath, welche auf den Sturzdrath folgen, heissen in den Kaufmannslaben Bley. Von dieser Drathart giebt es wieder 16 Nummern, unter welchen Nummer 1 die stärkste, Nummer 16 aber die feinste ist. Aus der ersten Nummer entstehen die Bollensiebe, womit der Landmann die Bollen oder Knoten des Leins, desgleichen die Erbsen siebet; aus Nummer 2 und 3 die Radensiebe, wor mit der Raden aus dem Getreide gesichtet wird; aus Nummer 4 die Graupensiebe, womit der Bäcker auch seinen Weihen wäscht; aus Num­ mer 5 bis 7 die Staubsiebe, den Staub aus dem Getreide zu sichten; aus Nummer 8 bis 10 die Griessiebe, womit der Bäcker in der Mühle den Gries sichtet, oder deutlicher geredet, die Hülsen

von dem zuerst gemahlten Weihenschroot absondert;

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und

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Erster Abschnitt,

und endlich aus Nummer 11 bis 16 feine Griessiebe und Hirsensiebe. Der grobe Drath zur Siebmacherarbeit wird auf den einländischen Drath» hämmern verfertiget, der feine kömmt aber au«

Hessen. Vor dem Gebrauch muß der Siebma­ cher den Drath durch das Ausglüen geschmeidig machen, ohne ihn in Wasser abzukühlen, «peil er hiedurch hart und spröde wird. Den Eisen» Lrath wirft er ohne Umstande in die Flamme des Feuers, und laßt ihn glüend werde». Den Meßingdrath kann er aber nur auf Koken aus­ glüen, weil dieser leicht tm Feuer schmelzet und verbrennet. Gewöhnlich werden die Boden der Drathsie-be gewirkt, zuweilen aber auch gestrickt. Die ersten haben vierkantige, die leßtern runde Löcher. Von den gewirkten Boden wird man gegen­ wärtig zuerst reden. Der Siebmacher wirkt die­ se Boden auf einem sehr einfachen hölzernen Drarhbodenstuhl Tab. I Fig. V. Das Ge­ stelle dieses Stuhls ist ein Rahm adcä, der bey der Arbeit in etwas geneigt an einer Wand stehet. Der Aufzug von Drath lm wird zwischen zwey horizontalen Stöcken es unb gh ausgespannet. Beyde Stöcke stehen etwas von dem Rahm ab, weil jeder an zwey vorspringenden Armey befe­ stiget ist, der unterste Stock an den Armen f und e, der oberste an den Armen 1 und k. Dieses doppelte Paar ArMe kann vermittelst ihrer Zapfen in ein oder das andere Loch in n eingesteckt, und hiedurch ttöher an einander gebracht, oder von einander entferr

Der Siebmacher. entfernet werden.

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Denn der Siebmacher ziehe

zuweilen nur einen kurzen 'Auszug auf den Stuhl auf, wenn er nur einen einzigen Boden mvfen will, zuweilen aber einen länger», und alSdean kaun er zwey Boden übereinander wirken. Den letzten Jall wirb der Leser rn der VFig. bemerken, wo unten ein bereits gewebter Boden vorqesteilet ist, oben aber noch ein zweyter Boden gewebet werden könnte Von den beyden Stöcken, die den Aufzug 1 m ausspannen, ist der unterste fe unbeweglich fest, der oberste gh kann aber hinauf und hinab geschraubet werden. Er ist vemlich in g und h in einem Schraubenkopf der festiget, und die Spindel jedes Schraubenkopfs steckt senkrecht in einem Loche de« Armes i und k. Vermittelst etnerSchraubenmutter aufjedem Arm i und k kann der Siebmacher beyde Schrauben­ köpfe und zugleich den damit verknüpften Stock gh hinauf und htnabbewegen, und hiedurch den Auszug Im ausspannen. Die Drathfaden dieses Aufzuge müssen aber bey der Arbeit gleich einer klingenden Saite angespannet seyn, und daher ist in bc und ad noch eine Latte angebracht, de­ ren eiserner Hauken o gleichfalls einen Stock fe oder gh in seiner Mitte ergreift Jeder Haake» o hat an seinem äussersten Ende gleichfalls eine Schraubenspindel nebst einer Schraubenmutter in p und q, und mit den beyden Schraubenmut­ tern spannet der Stebmacher den Aufzug «och steifer aus. Die Latte b c lehnet sich unterhalb in b und e, die Latte a d aber oberhalb in a und d

A 4

gegen

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Erster Abschnitt.

gegen einen vorspringenden Arm. Zu diesem Stuhl gehöret noch ein Druckbrett, wovon man unten reden wird, ein Kamm, eine Schüße, und einige Stöcke. Der Ramm rs ifl ein hölzerner Rahm, zwischen dessen langen Rahmstücken ein Drathstsst oder Rohr parallel neben dem andern "stecket. Je feiner ein Sieb werden soll, desto dichter neben einander müssen auch die Faden deAufzugs 1 m aufgezogen werden. Die Drathstif» te des Kamürs entfernen aber die Drathfaden des Aufzugs von einander, und hieraus erhellet, daß die Drakhstifte eines Kamms zu einem feinen Siebe dünner seyn und dichter neben einander ste­ hen müssen, als bey einem Kamm zu einem gro­ ben Siebe. Daher wird beym Wirken einer je­ den Art Siebe ein besonderer Kamm erfordert, und die feinen Kämme haben mehrere, die gro­ ben aber wenigere Drathstifte oder Röhren. Denn die groben Kämme haben nur z. B. 53, die feinsten aber 270 Drachröhren. Die Anzahl der Drathröhren ist zur Nachricht des Siebmachers jederzeit auf dem Kamm angezeiget. Die Schütze r u ist ein eiserner oder hölzerner platter Stab, der an seiner linken Seite in t ein Loch hat. Der Siebmacher steckt durch dieses Loch den Drathfaden des Einschlages, und zieht ihn durch den getheilten Aufzug durch. Aufdiesen Drathsiebstuhl bringt nun der Sieb­ macher den Aufzug folgendergestalt auf. Er schneidet sich mit einer Drathschere von einem feinen oder groben Drathringe, nachdem er einen

Boden

Der Siebmacher.

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Boden eines fernen oder groben Siebes wirken will, Stücke ab, die etwas mehr, als noch einmal so lang sind, als der künftige Boden breit werden soll. Ein solches Drathstück giebt jedesmal ein Paar Faden des Aufzuges. Die Anzahl dieser Faden hängt jedesmal von der An» zahl der Drathröhren des Kamms rs ab. Denn jede Hälfte eines solchen Fadens wird zwischen zwey Röhren des Kamms beym Aufziehen durch­ gesteckt, und daher muß der Siebmacher halb so­ viel Paare Drathfaden des Aufzugs schneiden, als der Kamm Röhren hat. Wir wollen in der Folge ein solches Drathstück zum Aufzuge mit dem Stebmacher ein Paar nennen, weil es im Grunde betrachtet zwey Faden des Auszuges giebt. Der Siebmacher hängt jedes abgeschnittene Drathstück, oder jedes Paar, gerade in seiner Mitte auf den obern Stock gh, steckt die vor dem Stock gh hinabhängende Hälfte durch den Kamm r s, und leitet sie dergestalt, daß die unterste Spthe. dieser Hälfte hinter dem untersten Stock te zu liegen kommt. Umgekehrt führet er die nach der Wand zu hängende Hälfte desDkathr stücks dergestalt, daß ihre unterste Spiße vordem untersten Stock ke zu liegen kommt, wenn er die­ se Hälfte uemlich vorhero gleichfalls durch die nächste Oefnung zwischen zweyRöhren pesKamms gezogen hak. Folglich durchkreuzen sich «e bey­ den Faden eines Paars in ihrem Lauf mit einan­ der. Die XVIII Fig. wird dieses völlig begreif­ lich machen. Sie stellet ein solches Paar so vor, A 5 n ie

io

Erster Abschnitt,

wie man eS erblickt, wenn man nicht, wie in -er V Fig. vor, sondern auf einer Seite deS StuhlS z. B. vor a b stehet. Fg. XVIII g und f sind die Spitzen der beyden Stöcke (Fig. V gh und fe), die den Aulzuq festhalten. Auf dem Stock g legt der Siebmacher den doppelten Drathfaden, so daß die eine Häkle, cb vor diesem Stock g hängt, hinter den untersten Stock in m hinabgehek , die andre Halste des Drathfabens aber, die hinter dem Stock g in 1 hangt, vor den Stockt nach o hinobgeleitet wirb. Folgich durchkreuzen sich beyde Faden gnm und Ino dieses Paars in dem Punkt n, aber sie schneiden sich in n blos in ihrem Lauf, ohne daß sie in diesem Punkt weiter zusamr mcnhangen. So werden nun alle Paare des Auszugs lm Fig V aufgezogen, und sie machen also sämtlich in der Mitte des Aufzugs ein Kreuz. Wenn der Siebmacher 5 bis 6 Paar Drathfaden auf die vorgedachte Art aufgezogen hat, so drehet er ihre Spitzen vereiniget unter dem Stock fe zu einem Knoten zusammen, und ziehet auf diese Art den ganzen Ueberrest des Aufzugs auf, Er spannethieraindenganzen Auszug mit den Schrau­ ben in i und k in etwas aus, steckt unter dem Kreuze Fig. XVIII n durch den ganzen Aufzug ei­ nen Stock, und bindet ihn auf beyden Seiten deAufzugs an den äussersten Drathfaden fest. Hie­ durch sondert er die Faden lnm und Ino jedePaars im Aufzuge genau von einander ab. Un­ ter diesem eingesteckcen Stock bindet er nach der ganzen Brette des Aufzugs, aber vor dem Faden

Der Siebmacher.

II

Fig. XVIIT Ino, einenFiystock an, den man in der V Fig. in qv deutlich bemerken wird. An der linken Spiße q dieses Fißstocks knüpft er einen Bindfaden an, ziehet diesen Bindfaden bey je­ dem Paar des Aufzugs hinter den hintersten Fa­ den Fig. XVIII 1 o weg, windet den Bindfaden jedesmal, wenn er ihn um den gedachten Faden herum geleget hat, um den Fißstock Fig. Vqv, und schürzt vor diesem Stock einen Knoten. Man wird diese Knoten auch aufdem Fihstock qv Fig. V bemerken. Er erleichtert sich diese mühsame Ar­ beit durch den Fitzhaaken Fig. XI, womit er jedes­ mal den Bindfaden um einen Hinterfaden des Aufzugs herum leget. Der vorhergedachte Stock, der durch den ganzen Aufzug unter dem Kreuze eingestecket wird, sperret, wie gesagt, den Hinterund Vorderfaden jedes Paars aus einander, und daher schliessen sich die Hinterfaden nicht unmittel­ bar an den Fihstock Fig. V q v an, sondern ste­ hen von demselben um die Dicke des eingesteckten Stocks ab. Daher ist auch jede Schlinge des vorgedachten Bindfadens, womit der Siebma­

cher jeden Htnterfaden mit dem Fihstock vereinigt, so lang, als der eingesteckte Stock dick ist. Sobald nun der Siebmacher diese Einrich­ tung des Stuhl- getroffen hat, macht er mit dem wirken selbst den Anfang. Er ziehet den ge­ dachten Stock, der den Vorder - und Hinterfaden jedes Paars im Aufzuge von einander sperretc, aus dem Aufzug, und spannet den Aufzug Im mit den Schrauben 1 und k erforderlich aus. Hierauf

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Erster Abschnitt.

Hierauf steckt er die Schütze Fig. V tu von der Linken zurRechken über dem Kreuze Fig.XVIIIn durch den ganzen Auszug, und schiebet da-Kreuz bis kurz über dem Stocke f hinab. Hiedurch fonx dert er nun die Vorder,' und Hinterfaben des Aust zugs genauer von einander ab, und nennet die sämtlichen Vorderfaden gnm das Vorderfach, die sämtlichen Hinterfaden Ino das Hinrerfach. Zur Linken de- Stuhls Fig. V ab stehet ein Haspel Fig. X, auf welchen der Siebmacher ei­ nen Drathring a zum Einschläge steckt. Der Drath des Einschlags muß aber jederzeit eben so stark seyn, als der Drath im Aufzuge. Die vor­ derste Spitze des Draths auf dem Haspel Fig. X steckt der Stebmacher durch da- Loch t der Schü­ tze t u Fig. V, stehet die Schütze und mit die­ ser den Drath des Einschlags durch den Aufzug durch t nimmt den durchgezogenen Drath auf der rechten Seite des Stuhls aus dem Loche t der Schütze, und schneidet den durchgezogeneu Dra.'h auf der linken Seite des Stuhls von dem Drathring? auf dem Haspel mit einer Drathscher re ab. So wird der Einschlag jedesmal von der Linken zur Rechten durchgezogen. Der Sieb» »racher sitzt beym Wirken, wie leicht zu erachten, vor dem Stuhl Fig. V. Wenn er nun, wie ge­ sagt, den ersten Faden des Einschlag- durchgezo­ gen hat, so ziehet er den Fitzstock Fig. v qv nach sich, und ziehet hiedurch zugleich da- Hinterfach des Aufzugs durch das Vorderfach durch, da, wie gesagt, die sämtlichen Faden deS Hinter-

Der Siebmacher.

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fachs durch eine Schlinge des Bindfadens mit dem Fitzstock vereiniget sind. Die Faden des Hinterfachs machen nun abermals mit den Faden des Vorderfachs kurz unter dem Stock gh ein Kreuz, und unter diesem Kreuze springet das Hinterfach vor dem Vorderfache vor. Das Hinter­ fach wird aber hiedurch wider seine natürliche Lage vorwärts gezogen, und die Drathfaden die­ ses Fachs würden wieder zurückspringen, wenn der Siebmacher nicht sogleich, da er das Hinter­ fach mit dem Fttzstock vorwärts gezogen hat, ei­ nen Lesestock wx unter dem nur gedachten Kren» ze durch den Aufzug steckte. Nunmehro kann er ungehindert den Einschlag wieder mit der Schü« He t u durch beyde Fächer deö Auszugs durchzie­ hen. Hiebey ist aber noch zweyerley zu bemerken. Erstlich hängt mit dem Fitzstock Fig. Vqv ein Druckbrerc A B durch einige Zapfen und eine hölzerne Klammer zusammen, und an dem Druck­ brett ist eine Schnur, die in D auf dem Stock gh liegt, und hinter dem Stuhl ein kleines Ge­ gengewicht von einem Stein oder von Bley trägt. Dieses Gegengewicht ziehet vermittelst des Druck­ bretts AB den Fitzstock beständig wieder in die Hohe, wenn der Sibmacher mit dem letztem das Hinterfach vorwärts qewgen hat, oder auch wenn er es nach der natürlichen Lage der Drathfaden wieder zurückspringen lasset, damit der Fitzstock den Profeßionisten nicht beym Durchziehen des Einschlages hindere. Zweykens schlägt der Siebmacher jedesmal, wenn er einen Faden des Ein­ schlags

»4

Erster Abschnitt.

schlagS durch den Aufzug durchgezogen hat, mkt dem Kamm rs gegen diesen Fade», und schiebet ihn dergestalt hinab, daß zwey Faden des Ein­ schlags nicht weiter von einander abstehen, als zwey benachbarte Faden des Auszug». Er be­ stimmet aber den Abstand der Faden des Einschla­ ges blos nach dem Augenmaasse. Nach diesen Anmerkungen wollen wir wieder zum Wirken zu­ rück kehren. Im Vorhergehenden ist zuletzt an» gezeiget, daß der Siebmacher das Vorderfach mit dem Fitzstock »ach sich ziehet, und mit der Schütze den Einschlag durchziehet. Sobald er dieses verrichtet hat, so ziehet er den Lesestock wx, der das vorwärts gezogene Hinterfach hinderte, wieder zurück zu gehen, aus dem Aufzug, und das Hinterfach springet seiner natürlichen Lage nach wieder zurück. Das obgedachte Kreuz unr ter dem Stock gh verlieret sich, und beyde Facher des Auszugs machen nur über dem zuletzt ringe» schlagenen Faden des Einschlages ein Kreuz. Da jetzt beyde Facher des Aufzuges ihre natürliche Richtung haben, so kann der Stebmacher ohne weitere Vorbereitung einen Faden deö Einschlags mit der Schüße durchziehen, und mit dem Kamm r s richten. So ziehet nun der Siebmacher beym Wirken beständig wechfelöweise das Hinterfach mit dem Fitzstock qv vorwärts, und lässet es wie­ der zurück springen, nachdem er in dem einen Fall sowohl, als in dem andern einen Faden des Ein­ schlages durchgezogen hat. Folgendes ist nur noch beym Wirken zu bemerken. Die Gestalt eines

Der Siebmacher.

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eines Siebes bringt es mit sich, daß der Boden rund seyn muß. Daher steckt der Siebmacher, wenn er anfängt zu weben, die Schüße tu un­ ten in CF nicht durch den ganzen Aufzug, son­ dern nur durch die mittelsten Drathfaden, und nimmt nach und nach zu. So nimmt er umge­ kehrt hi FG nich und nach ab, und rundet hier durch den Boden, wie der Augenschein bey dem

Boden FE lehret. Von jeden Drathfaden des Einschlags läßt er ferner an jeder Seite des Aus­ zugs eine Spitze oder ein Ende vorsprtngen, und den Aufzug schneidet er, wenn der Boden fertig ist, dergestalt ab, daß gleichfalls vorspringende Spitzen stehn bleiben. Um den ganzen Boden h rum wickelt er zuletzt einige dieser benachbarte Spitzen zusammen, und giebt dem Boden hier durch durchgängig Henkel, deren Nutzen sich unten zeigen wird. So werden nun die gewirkr ten Boden verfertiget. Die gestrickten Boden flechtet der SiebMacher aus freyer Hand, so daß der Aufzug zur gleich die Stelle des Einschlages vertritt. Die VII Fig. stellet ein solches gestricktes Sieb vor. Der Siebmacher befestiget auf einem Brette star­ ke Drathfaden an einer ihrer Spitzen jeden mit eir nem kleinen Nagel, und entfernet die Drathstücke weiter von einander, wenn der Siebboden großlöchr richt, als wenn er kletnlöchricht werden soll. Jeden Drathwd'n wickelt er auf einen kleinen hölzernen Wirtes damit ihm dieLange desDrathS nicht beym Smcken hinderlich falle. Er fängt von der Linken

zur

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Erster Abschnitt.

zur Rechten an, jederzeit zwey benachbarte Drakhstücke zweymal in einander zu wickeln, doch so, daß von jedem Drathfaden über der Verwickelung »och ein Stück Drath neben den etngeschlagenen Nägeln stehen bleibet. Auf diese Art erhält er neben den Nägeln halbe Löcher de--Siebbodens. Seht er die jetzt beschriebene Arbeit jederzeit von der Linken zur Rechten fort, so entstehen lauter runde, oder eigentlich gesagt, sech-kantige Löcher. Jeder, der ein solche- Sieb gesehen hat, wird sich leicht einen Begriff von dieser Arbeit machen können. Diese gestrickte Boden erhalten gleich­ falls Henkel, wie die gewirkten S. r 5,und sie wer­ den auch eben so in den Ober - und Unterrandeingesetzet. Man verfertiget sie nur von starken Drath, und der Gärtner gebraucht sie al- Erdsiebe. Beyde Boden, die gewirkten sowohl als die gestrickten, werden nun zwischen einem Ober* raird F.XVII a b, und einem Unterranv a ein a d au-gespannet, und hiedurch befestiget. Die hiesigen Siebmacher könnten sich zwar ihre Rän­ der selbst aus hiesigen Fichtenholz ohne Nachtheil der Dauer verfertigen, und sie thun diese- auch im Nothfall, sie geben sich aber nicht die Mühe, weil sie die Ränder au- Böhmen von Tannen­ holz verfertiget wohlfeile erhalten können. Doch müsten sie nothwendig Ränder von Tannenholz zu solchen Sieben nehmen, die in der Küche ge­ braucht werden, weil das Fichtenholz denBrür hen einen Nebengeschmack giebet. Bey Verferti­ gung dieser Ränder wird da- Tannenholz mit ei*, nem

Der Siebmacher,

«em starken Klobenmeffer, das einer Spaltklinge gleichet, in Späne zerspaltet, und diese werde« mit einem in etwas gekrümmtenSchneidemesser be­ schnitten und geebnet. Alles dieses geschiehet, wenn das Holz noch grün ist, und daher kan« man jedem Rande sogleich aus freyer Hand die erforderliche Rundung geben. Der Siebmacher kauft aber Ränder von verschiedener Größe und Stärke. Denn zu jeder Art Siebe wird eine be­ sondere Art Ränder erfordert, die ihre festgesetzte Länge, Höhe und Dicke haben. Die gröste« Ränder sind 3 Ellen, die kleinsten gegen eine Elle lang, und verhältntßmäßtg dick und breit. Der Siebmacher verfertiget den Oberrand sowohl, als den Unterrand schon vor dem zubehörtgen Bo­ den, und hält beym Wirken den Oberrand zum öfter« gegm den Boden, um diesem seine erfor, dcrliche Größe zu geben. Bey der Zusammen­ fügung des ganzen Siebes wird der Unterrand zum Theil auf den Oberrand aufgeschoben, so daß jener an diesen genau anschließet, und daher muß die Größe des Unterrandes genau nach der Größe des Oberrondes abgemessen werden. Doch wird jeder Rand besonders zusammengcheftet. Der Profeßionist legt nemlich ein Ende des Ran­ des um einige Zolle auf das andre Ende, be­ stimmt hiedurch die eigentliche Weit« des Ran­ des, und hält beyde Enden mit einer Rloppe F.XH. zusammen. Dtests Instrument ist aus zwey hölzernen Schenkeln zufammengesttzt, die in « durch eine Schraubenspindel und ihre Mutter Spr.HandM.u.R.l2S. B ver«

18

Erster Abschnitt.

vereiniget werden. In b steckt auf den Scheu« keln ein Unterwurf oder eine Klammer. Diese trtmt der Stebmacher beym Gebrauch ab, steckt den Siebrand in seiner Zusammenfügung beyder Enden zwischen die Schenkel der Kloppe oder Kluppe, und hält beyke Enden des Randes verr mittelst der Klammer b und der Schraubenmut­ ter in a zusammen. Er heftet hierauf b-ybe En­ den des Randes mit einer Schiene (einem Sprügel) von Haselholz zusammen. Von dem Ent­ stehen der Schienen wird man unten bey dem Holzsiebe reden, hier bleibt man nur bey dem Hef­ ten selbst stehen. Das Vorderhest wird neben dem S:oß § h, oder neben der Stirn des oben liegenden Endes angebracht, das Hinterheft aber »eben dem innern Stoß in e f XVII. Dee Stebmacher st ckt neben der obersten Kante des Randes durch seine bevden übereinander liegenden Enden mit einem spitzigen Schnitzer Fig. II. ein Loch, zieht eine Schiene durch, schlägt diese um die obere Kante des Randes, steckt sie auf der entgegengesetzten Seite des Randes nochmals durch eben das Loch,, bedeckt und befestiget hie­ durch die in etwas vorspringende Spitze der Schiene. Etwa ^Zvll von dem vorigen Loche entfernet, sticht er abermals mit dem Schnitzer ein Loch, und ziehet auch durch diese» die vorige Schiene. Auf diese An heftet er mit der Schie­ ne von der obersten bis zur untersten Kante des Randes, und durch eine» kleinen Handgriff, wo­ von man sich nur durch den Augenschein einen

Der Siebmacher.

«9

Begriff machen kann, macht er dieses Heft dop­

pelt. So werden beyde Enden des Randes durch ein Vorder- und Hinterheft mit einander vereiniget. Doch eichalten die Haar - und Drath» siebe der Haltbarkeit wegen neben jeden doppelte» noch ein einfaches Heft k 1. Auf einer Mün­ dung des verfertigten Oberrande« Fig. X VII. a b spannet nun der Siebmacher den Drathboden mit der Hand aus, und leget den Streif des Bo­ dens , der ausserhalb vor dem Oberrande vor­ springt, nebst den Henkeln S. 15 um. Auf eben die Mündung des Oberrandes schiebet er nun auch den Unkerrand a c auf, aber nur bis an die Henkel des Bodens, und spannet diesen hiedurch noch mehr aus. Die Henkel, welche mau in i bemerken wird, biegt er nach der Richtung d c gegen den Unterrand zu um, und legt unter den sämtlichen umgelegeten Henkeln einen schmalen hölzernen Reif a dum den ganzen Oberrand ab. Er schärft nemlich beyde Enden des Reifs ab, steckt da« eine Ende in den äußern Stoß des Ober­ randes, leitet den Reif um den Oberrand herum, und legt das zweyte Ende bloß über das erste. Die Henkel i legt er nun auf den Reif ad, nach der Richtung d b, und steckt ihre Spitzen mit dem Unrerstecheifen Fig.X Vl. in i hinter den Reif a d. Wenn er nun auf diese Art den Boden völlig befestiget hat, so preßet er den Unterrand a c nochmals gegen den Reif a d hinab, und spannet hiedurch den Boden des Siebes so stark aus, als er gewöhnlich ausgefpannet zu seyn pfleB r get.

20

Erster Abschnitt,

get. Endlich ziehet er unter dem Bode« vier Stücke von dem oben S. 4 gedachten starken Unterbrach durch den Unterrand a c übers Kreuz Lurch, und diese Drachstücke tragen nicht nur Len Boden, sondern befestigen auch beyde Ränr der in ihrer Zusammenfügung. Er ziehet die Spitzen m dieser Drachstücke mit einer Zange Lurch Löcher durch, die er mit einem Pfriem durch Len Unterrand durchsticht, und steckt sie auf eben Lte Art durch beyde Ränder in der Zufiunmenfür gung der letzter« einigemal durch. So wird nun nicht nur der Boden zwischen beyden Rändern be­ festiget, sondern diese werben auch durch den Un# terbrach fest mit einander vereiniget.

Von dem Holzsiebe. Der Boden dieser Siebe wird aus hölzernen Schienen (Sprügcln) gcwirket. Es giebt eben soviel Arten Holzsiebe, als Drathsiebe, und sie führen auch eben die Nahmen, weil sie statt der Drathsiebe gebraucht werden. Allein freilich ge­ het das Sichten mit eitlem Drathsiebe weit schneller von statten, als mit einem Holzsiebe, weil jenes bey ein und eben dem Umfange un­ gleich mehr Löcher hat, als dieses. Ein weitlöchr riqes Holzsieb wird auch aus breiter« und dickern Schienen gewebet, als ein kleinlöchrichtes, und der Kamm, womit diese Boden gewirkt werden, be­ stimmet gleichfalls die Anzahl der Schienen im Aufzuge, und zugleich auch ihren Abstand. S. 8 Doch ehe von den; Wirken dieser Siebe die Rede ist,

Der SLebmacher.

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ist, muß vorher ein Begriff von den Schienen gegeben werden. Der Siebmacher kann ein Holzsieb zwar auch aus rothbüchenen Schienen wirken, er giebt aber den Schienen von Haselstöcken gespalten den Vorzug. Denn ein von Haselschienen gewirkter Boden ist ungleich dauerhafter, als einer von rothbüchenen Schienen, weil das Haselholz ge­ schmeidiger ist, als das rothbüchene. Erkauft sich in den Wäldern 2 bis 3 Zoll dicke Hasel- oder Rothbüchenstöcke, und verwandelt dieß sogleich, wenn sie noch grün sind, in Schienen. Denn das ausgerrockuete Holz läßt sich bekanntermaßen nicht gut spalten. Die Stebmacher spalten aber diese Schienen mit einem doppelten Handgriff. Einige zertheilen den Stock mit einem Schnitzer Figl. nach der Länge in vier gleiche Theile, und zerlege» jedes Viertel wieder in dünne Schienen, wie man sogleich zeigen wird. Andre machen an einer Spitze des Stocks einen Kerb, stecken die andre Spitze in ein Loch eines hölzernen Bocks, ziehen den Stock von dem Kerb an bis zur ent» gegengefthten Spitze durch das Loch des Bocks, und biegen ihn zugleich. Hiedurch bringen sie cs dahin, daß eine Schiene abspaltct, die so dick, als der Kerb tief, und etwa ^Zoll breit ist. Die Dicke beträgt etwas weniger. Aufdiese Art spalten sie eine Schiene nach der andern, und rändeln den Stock dergestalt ab, daß nur ein dünner unbrauchbarer Kern nach der ganzen Länge -es Stocks übrig bleibet. Die abgespalter B 3 nen

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Erster Abschnitt,

nm Schienen glätten sie in etwas mitdemSchntt Her Fig.l, und theilen sie mit eben dem Messer nach der Breite in zwey gleiche Theile. Jede Hälfte wird durch zwey Klingen eines Hobels durchgezogen, und dieser bestimmet die erforderli­ che Breite der Schiene, wie sie der Siebmacher zu ein oder der andern Art Siebe wählen muß. Der Hobel Fig. III. ist ein Klotz, worauf zwey Klingen a und b senkrecht stehen. Beyde nä­ hern sich einander mit ihrer Schneide in b, so daß der Abstand die Breite der Schiene bestim­ met. Folglich muß der Siebmacher zu schmalen Schienen einen andern Hobel wählen, als zu brelren. Zwischen beyden Klingen zieht er die Schiene durch, und beschneidet sie hiedurch in er­ forderlicher Breite. In c liegt auf dem Klotze des Hobels ein Leder, das die Finger des SiebMachers gegen eine Verletzung schützet. Mit dem vorigen Schnitzer machet er ferner an einem Ende jeder Schiene nach der Breite einen Ein­ schnitt, und reißet sie mit der bloßen Hand der­ gestalt auf, daß er zwey Schienen erhält, die eben so breit, aber nur halb so dick sind, als die vorige. Diese Zertheilung seht er so lange fort, bis er Schienen von erforderlicher Dicke erhalt. Werden aber die Schienen sehr dünn zerspalten, so ist die Arbeit mühsam, und beschädiget leicht die Finger. Der Stebmacher erleichtert sich da­ her diese Arbeit durch den Gchließpaß F.XVIII. Er spaltet nemltch die Schiene, die er zertheilen will, an einem Sude nach der Brette etwas von einan-

Der Siebmacher.

2Z

«inander, legt die Schiene über der Spalte in du-Rinnen a des Schließpasses, der aus zwey Höl­ zern mit einem Gewinde zusammengesetzet iss, nimt die eine Spitze der zerspaltenen Schiene in die rechte Hand, die andre Spitze hält er aber zwischen den Knieen si ft, und so reißet cr die Schie­ ne von einander. Mit der linken Hand hält er die Schiene vermitteist des Sch'ießpoßeS, und der Schließpaß wird auf der S chiene durch daAufspalten selbst weiter fortgeschoben. Auf diese Art spaltet sich der Siebmacher vorräthige Schie­ nen kurz nach dem Einkauf der oben gedachten Stöcke, woraus er die Schienen verfertiget. Vor dem Gebrauch weicht er Vie Schienen nur in Wasser ein, und macht sie hiedurch wieder ge­ schmeidig. Aus diesen Schienen wirket nun der Sieb­ macher die -Holzboden Fig. VI gleichfalls auf dem Drathbodenstuhl Fig. V. Im Ganzen ge­ nommen wirkt er sie eben so, als die Drathbor den, folgende wenige Abweichungen ausgenom­ men. Jedes- Paar, oder deutlicher geredet, zwey zusammengehörige Schienen des Auszuges S. 9 setzt er aus zwey Schienen zusammen, die er über den Stock gh Fig. V. und unter dem Stock fe blos zu einem Knoten zusammenwickelk. Uebrigens bringet er die Schienen des Auszuges eben so auf den Stuhl als den Drath. S- 8. Beym Wirken ziehet er gleichfalls wechselsweise das Hinterfach vorwärts, und läßt es wieder nach seiner natürlichen Lage zurückgehen S- »2.

B 4

Doch

24

Erster Abschnitt.

Doch hilft er im letzten Falle mit dem Hefestück v x nach, weil die Schienen nicht, wie der Drath, ohne Hülfe durch ihre eigene Schnell» kraft wieder zurückspringen. Die Röhren deKamms r s, müssen bey dem Holzboden nicht nur starker seyn, sondern auch weiter von einander abstehen, als bey einem Kamm zu einem Drathboden, weil die Schienen bekanntermaßen brei­ ter sind, als die Dicke des stärksten Draths be« trägt. Endlich ist auch die Schütze r u stärker, und hat in r ein größeres Loch. Der Einschlag wird aber gleichfals mit der Schütze von der Linken zur Rechten durchgezegen, wie bey dem Drathboven. In den Ober - und Unterrand werden die Holzboden nur mit einiger Abänderung eingeseHek. Zwar wird der Ober- und Unterrand eben so verfertiget, wie oben S. i6 bey dem Drathsiebe, allein den Boden befestiget der Siebma­ cher mit einiger Abweichung zwischen beyden Rändern. Er steckt den Boden nemlich in ein Gefäß mit Wasser, spannet ihn mit den Händen auf einer Mündung des Unterrandes Fig. XVII. a b aus, und schiebet auf eben diese Mündung den Unterrand a c auf, doch so, daß die Spitzen der Schienen des Holzbodens vor dem Unterrqnde vorspringrn. Er nimmt hierauf einige dieser Spitzen, legt sie unter dem Unterrande gegen den Oberrand, und wickelt um sie eine starke Schiene herum. Alle Spitzen des Holzbodens, die er bey diesem Flechten antrtst, legt er um, steckt

Der Siebmacher.

25

steckt hinter ihnen nach demOberrande zu die Spitze der starken Schiene durch, upd ziehet diese an. Auf diese Art legt er alle Spitzen des Holzbodens um dewganzen Oberrand herum um, und flechtet sie mit der starken Schiene zusammen. Es entste­ het durch dieses Flechten über dem Unterrande ein Wulst, gerade wie bey dem Haarsiebe Fig. XI. in a b. Gegen den geflochtenen Wulst schiebet er nun den Unterrand nachdrücklich hinab, und spannet hiedurch den Holzboden aus. Endlich ziehet er unter dem Boden und zwar durch den Unterrand a c übers Kreutz vier starke Schienen, die den Holzboden tragen. Die Löcher, wodurch diese Schienen gesteckt werden, sticht der Sielu macher mit einen spitzigen Schnitzer Fig. II, und ziehet die beytzen Spitzen jeder Schiene einigemal dergestalt durch, daß der Ober- und Unrerrand hiedurch genau vereiniget werde», gerade wie bey dem Unterbrach des Drathsiebes S. 20.

Von dem Haarsiebe. Der Boden eines Haarsiebes wird beynahe wie Leinwand aus Pferdehaaren gewirket. Der Siebmacher kauft die mehresten Pferdehaare von dem Seiler, der sie von dem Landmann erstehet, die kurzen Haare aushechelt und daraus Seile spinnet, die langen und gleichen aber an den Siebmacher verkauft. Dieser sondert die weiße» und schwarzen Haare von einander ab, und ver­ fertigt aus den weißen Haaren die feinsten und beste» Boden z.B.zu einem Pudersiebe, weil diese A 5 Haare

26

Erster Abschnitt.

Haare am feinsten und geschmeidigsten sind. Ja er wirkt auch wol weiße und roth oder gelb gelärb» te Haare streifenweise untereinander, und milcht die gefärbten Haare sowohl unter den Aufzug, al- unter den Einschlag. Aber nur weiße Haare können gefärbt werden. Roth färbt sich der Siebmacher die Haare selbst, indem er sie mit Fernanbuck in Wüster kocht, gelb läßt er sie aber insgemein von einem Fä> der färben. Aus dem vorigen erhellet ulib, daß aus den schwarzen Haaren die gröbesten und schlechtesten Haarsieb» boten entstehen. Vor dem Gebrauch müssen alle diese Pferdehaare im warmen Wasser mit Seife gewaschen, und hiedurch von ihrem Schmutz gereiniger werden. Ee giebt «ne doppelte Art Haarsiebboden, einfache und gedoppelte oder gekiepeite. Ihr Unterschied erhellet aus dem V rfolg dieser Er» zählung. Beyde Arten werden auf einem Haar» stebftuhl Fig I V. geweb. t, der die gröste Gleich» heit mir einem Leinweberstuhl hat. Auf dem höl­ zernen Gest- lle dieses Stuhls liegt vor der Banke a, worauf der Siebmacher beym Wirken sitzet, ein walzenartiqer Brustbaum b c, der in b und c in zwey Stander des Gestelles dergestalt ringe« zapfet ist, daß man ihn im Kreise umdrehen kann. Ein Sperrad in b nebst einem Sperrte» gel hält ihn unbeweglich fest, wenn der Siebma­ cher mit dem Brustbaum den Aufzug angespan» net hat. An diesem Baum ist nach seiner ganzen Länge ein Stück Leinwand befestiget, da- neben seinem

Der Siebmacher.

27

seinem vorder« Saum nach der Lade k 1 m j« verschiedene Löcher hak. In jedem Loche ist ein Stück Bindfaden angeknüpst. Diesem Brust­ baum gerade gegenüber liegt in dem Hintertheil des Gestells ein Hinterbaum d e, der aber unbe­ weglich ist. An diesem Baum sind eben soviel Bindfaden, als an der Leinwand des Brust­ baums. Zwey horizontale Arme f g uttb h i des Stuhlgestells tragen ferner eine Lade nebst den Kämmen. Die Lade k 1 m hängt blos auf den beyden gedachten Armen, und kann daher abge­ nommen werden. Die horizontale Latte dieser Lade ist dergestalt eingezapfk, daß man sie hinauf und hinabschieben, und mit einem hölzernen Na­ gel in einem Loche befestigen kann. Denn zwischen dieser und der Latte 1 stehet das Blatt in einer Falze, und die Folge wird lehren, daß der Sieb­ macher oft ein Blatt mit dem andern verwechseln muß. Ein solches Blatt ist ein hölzerner Rahm, zwischen dessen langen Seiten mehrere Stifte von Rohr gespalten senkrecht neben einander ste­ hen. Je feiner ein Siebboden seyn soll, desto feiner muß auch das Blatt seyn. Dies will so­ viel sagen, bey einem feinen Blatte müssen die senkrecht stehenden Rohrsplittern nicht nur dünner seyn, sondern auch dichter neben einander stehen, als bey einem groben Blatte. Daher muß der Stebmacher bey jedem Haarsiebboden ein beson­ deres zubehöriges Blatt einfeHen. Ferner tragen die beyden Arme f g mt6 h i vermittelst eines Stabes in nzuweilen zwey, zuweilen aber auch vier Kl?-

28

Erster Abschnitt.

Kloben o. An diesen Kloben hangen die Kamtnepq vermittelst Schnüre, dergestalt daß, wenn ein Kamm hinabgekreten wird, der andre hinauf­ gehet. Denn jeder Kamm p q ist mit einem Tritt r s durch Schnür? vereiniget. Die Tritte sind in r mit einem Gewinde befestiget, und schweben in s an Schnüren, die sie mit dem Kamm p q vereinigen. Endlich ist nur noch zu erinnern, daß jeder Kamm p q aus zwey Stöcken bestehet, die durch mehrere Bindfaden oder Li­ tzen vereiniget sind. In der Mitte jeder Litze ist eine Schlinge, worin ein Faden des Auszugs beym Wirken stecket, und mit dem Kamm erhöhet wird, oder hinabsinket. Wettlauftiger soll ein solcher Weberstuhl unten bey den Stuhlarbeitern zergliei dert werden. Wirkt der Stebmacher einen einfachen Haarsiebboden, so werden hiezu nur zwey Kämme p q erfordert, und diese sondern die Fa­ den des Aufzuges in zwey gleiche Hälften ab. Der Stebmacher bindet nemlich an den äußersten Bindfaden des Brustbaums b c eine Partie Haare fest, steckt jederzeit i bis 4 Haare durch die erste Oefnung zwischen zwey Rohrftlittern des Blatts 1 m in der Lade k 1 m, und ziehet eben diese Faden mit dem Reihhacken Fig. XIV. durch die äußerste Litze des Vorderkamms p q. Eben so viel Haare zieht er durch die nächste Oes# nung des Blatts 1 m in der Lade, und zugleich durch die zweyte Litze des Hinterkamms. Auf diese Art ziehet er alle zusammengehörige Faden durch

Det Siebmacher.

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durch eine folgende Oefnung des Blatts, aber wechieisweise durchdenVorder- undHtuterkamm. Hpcbey ist nur noch zu bemerken. Laß blos bey den Beden de- PüffersiebeS zu jedem Faden des Auszugs ein einug s Pfrrdehaar gehöret. Bey den übrigen Sieben nimmt der Siebmacher zwey Haare zu jedem Faden des Aufzuges, wenn der Siebboden fein ist, drey bis vier Haare aber, wenn er grob ist. Soviel Haare er bey feinem Aufzuge zu einen Faden rechnet, eben so­ viel schlägt er auch beym Einschläge zugleich ein. Wann Nun alle Haare, die er zusammen an ei­ nen Bindfaden des Brustbaums b c angebunden hat, durch das Blatt 1 m und die Kämme p q gezogen sind, so bindet man sie abermals vereini­ get an den äußersten Bindfaden des Hinterbaums d e an Auf diese Art spannet der Siebmacher jedesmal zwischen zwey solchen Bindfaden soviel Partie» Haare aus, als zu jedem Haarsiebbo­ den erfordert werden, und zieht sie stets durch das Blatt und die Kämme. Die Anzahl der Rohr­ splittern des Blatts 1 m b stimmen abermals die Anzahl der Faden des Aufzuges S 8. Wenn nun der Auszug auf den Stuhl gebracht ist, so spannet ihn der Siebmacher mit dem Brustbaum b c an, und befestiget diesen wieder Mit dem Sperr­ kegel und dem Sperrad? b. An der linken Seite seines Aufzuges befestiget er sich eine Partie Pfer­ dehaare zum Einschläge, steckt soviel Pferdehaare, als er zu jeden Faden des Aützuges genommen hat, durch eine Schlinge von Pferdehaaren a Zig.

30

Erster Abschnitt.

Fig. XV der Schütze, druckt eine» Tritt rs mit seinem Fuß hinab, spaltet hiedurch beyde Halsten des Aufzuges von einander, und steckt die Schüße Fig. X V durch den Aufzug, aber jederzeit nur von der Linken zur Rechten durch. Alsdenn vimt er die Faden des Einschlages auf der rechten Seite des Aufzuges aus der Schlinge a der Schü­ tze Fig. XV. Auch bey diesem Boden ziehet der Profeßionist die Schütze mit dem Einschlag jederzeit nur von der Linket» zur Rechten durch. Er tritt nun den zweyten Tritt nieder, schlagt mit der Lade klm gegen den Einschlag, und zieht von neuen die Faden des Einschlages durch. Auf diese Art wirkt er den ganzen Boden. Bey einem doppelten oder gekieperten^aarr siebboden bringt der Siebmacher vier Kämme an, und cheilet hiedurch den Aufzug in vier gletr che Theile. Bey dem Aufziehen des Aufzugs verfährt er eben so, wie vorher, ausser daß er die zusammengehörigen Haare eines Fadens nach der Reihe durch eine Schlinge des ersten, zweyten, dritten und vierten Kamm steckt, und alsdenn je, desmal mit demersten Kamm wieder anfängt, und mit den vierten die Reihe beschliefet. Eben so be, wegt er beym Wirken zuerst den ersten Tritt zm Lin, ken, alsdenn den zweyten, dritten und vierten, und macht hierauf mit dem ersten wieder den Anfang. Folglich bewegt jeder Tritt jedesmal vermittelst feines Kamms pq ein Viertel des Auszugs wechr ftlsweife hinauf und hinab, und hiedurch wird der Siebboden gekiepert gewebet. Die Lade klm

Der Siekmacher. kirn nimmt der Siebmacher bey dem Wirken der doppelten Boden von dem Gestelle des Stuhls ab, weil es zu mühsam seyn würde, so viele Fa­ den des Auszuges, als zu einem doppelten Boden erfordert werden, durch das Blatt lm der Lade durchzuziehen. Dagegen ziehet er den Faden des Einschlags auf die oben gedachte Art Mit einer Schüße Fig. XV durch, die einem breiten LiMal gleichet. Die Schütze vertritt die Stelle des Blatts in der Lade, indem der Siebmachec jedesmal, wenn er einen Tritt niedergetreten hak« die Schütze mit Nachdruck gegen den eingeschla­ genen Faden drucket, und hiedurch dem Einschlag und dem ganzen Haarsiebbodcn seine Festigkeit und Stärke ertheilet. Die mehrestey Haarsieb­

boden werden doppelt gewirkt, die Pfeffer- und Gewürzsiebe ausgenommen. Auch ein Haarfiebboden wird zwischen einem Ober - und Unterränd ausgespannet befestiget. Wie der Ober- und Unterrand zusammen geheftet wird, ist bereits oben S 16 qezeiget. Es bleibt also nur noch übrig, die Befestigung des Haarstebbodens zwischen beyden Rändern zu erzehlen. Der Stebmacher legt an einer Mündung um den Oberrand Fig. XVII ab einen schmalen Reif von Holz, nimr ihn aber wieder ab, und bindet sei­ ne beyden Enden nach Maaßgebung des Oberran­ des mit einem Pferdehaar zusammen. Er span­ net hierauf auf eben der Mündung deS Oberran­ des den Haarsiebbodey aus, legt das, was von dem Boden ausserhalb vor dem Oberrande vor, springet

32

Erster Abschnitt.

springet, um, und presset auf das Umgelegte den vorgedachten Reif hinauf. Er steckt ferner eine hölzerne Schiene durch da- Oehr einer starken Wulstnadel Fig. XIII, legt die Haarfpitzen des Haarsiebbodens nach der Mündung des Oberran» des zu um den hölzernen Reif, und benähet sie ge­ wöhnlich mit der vorgedachten Schiene, so daß er mit der Wulstnadel beständig hinter den Reif durchsticht. Es schadet dem Boden nicht, wenn durch das Nahen auch Löcher entstehen, weil sie von dem Unterrand bedecket werben. Sobald auf die jetzt gedachte Art um den ganzen Obrtbo, den ein Wulst Fig. IX ab genähet ist, so treibt der Siebmacher den Unterrand auf die oft gedach­ te Mündung des Oberrandes, preßt ihn gegen den Wulst, und spannet den Haarsiebboden hiedurch hinreichend aus. Unter einem Haarsiebbodcn werden weder Drath noch Schienen befestiget, sondern der Obekrand wird nur mit dem Unter­ rande dürch eine besondere Schiene in ihrer Zur sammenfügung zusammengeheftet. Die Haarsiebe folgen der Güte ihres Bodens nach also auf einander, i) Die Pudersiebe sind die feinsten. Die Pudermacher sieben mit diesem Siebe die geriebene Stärke, und verwan­ deln sie hiedurch in Puder. Daher muß dieses Sieb eine doppelte Eigenschaft haben. Erstlich muß es sehr fein und daher doppelt gewirkt seyn. Der Siebmacher wirkt den Boden eines solchen Siebes entweder bloß aus weissen Haaren, oder er vermischtdiese Haars beym Wirken streifenweise mit

Dee Siebmacher.

SS

Mit gefärbten Haaren. Zweyten- muß ein sok cheS Sieb so eingerichtet werden, daß der Puder nicht verstäubet. Daher erhält da- Pudersieb auf dem Oberrande a c Fig. IX sowohl, al- auf dem Unterrand b 6 in e und d einen Deckel. Beyde Deckel bestehen au« einem schmalen Ran« de oder Reif c und d, auf welchem ein weißgegerbetes Schaffell wie auf einer Trommel ausgespan» net ist. Der Stebmacher weicht das Schaffell in Wasser ein, spannt es mit der Hand auf dem Deckel aus, legt den vorspringenden Streif des Schaffels um, treibet auf den Deckel den Hölzernen Reif, und befestiget hiedurch den umgelegten Streif des Schaffe!« und das Schaffell selbst. Pudermacher, bey welchen diese Arbeit ins Grosse gehet, wählen demohnerachtet ein offenes Sieb zum Sieben des Puders, weil ein verschlossenes Sieb das Sieben verzögert. 2) Gröber, als das Pudersieb sind schon die Glörestebe, womit der Töpfer die Glöte zur Glasur siebet. Sie wer» den gleichfalls vermischt aus weissen und gefärb­ ten Haaren doppelt gewirkt. Auf die Glötesiebe folgen 3) die Gewürz»und Pfeffersiebe. Di« letztem werden zuweilen blos mit einem einzelnen Faden des Aufzuges und Einschlages gewlrckt S. 29. 4) Die inittdforte wird beym Sich­ ten des Hirsen gebraucht. 5) Durch die Rüchen» siebe schlagen die Köche die Brühen, und in grosi sen Landwirthschaften wird in diesem Siebe auch das Molken von der geronnenen Milch abgeson­ dert. 6) Die beyden Ränder des BomUonsteSpr.Handrv.u.R,irS. C bes

34 Erster AWmlt. Der Siekmachek. bes Fig VIII gleichen zusammengesetzt einer Tu» te. Der Nahme diese« Siebe« zeiget schon an, daß man durch diese« Sieb in den Küchen, statt durch einen Durchschlag, Bouillon durchschlüget. E« ist da« gröbste Haarsieb, und wird einfach au« weissen Pferdehaaren gewirket. Der Ge» brauch diese« Siebe« läßt e« schon errathen, daß e« nur klein ist. Ausserdem giebt e« noch verr schiedene Haarsiebe, die nicht so gewöhnlich sind. Vordem verfertigten die Siebmacher auch Haar­ siebe zu Kleidern, da die gesteiften Schösse der Mannskleider noch Modewaren. Ein solcheHaarsieb wurde geletmet. Nachricht. Der Siebmacher erlernet seine Profeßion in 3 Jahren, und e« hängt blos von einem Vergleich ab, ob der Lehrbursche ein Lehr­ geld erleget oder nicht. Zum Meisterstück verfett tigt er folgende vier Siebe r ein Drathsieb von feinen Meßingdrath; ein hölzerne« GrteSsieb; «in doppeltes Gewürzsieb von Pferdehaaren; und endlich ein Oelsieb, gleichfalls von Pferdehaaren, worin da« Del in den Oelmühlen auSgcpressek wird. In Berlin und überhaupt in der Mark Brandenburg sind nur drey anfeßige Siebmacher. Doch Hausiren auf dem platten Lande und in klei­ nen Städten verschiedene Siebmacher, die in Böhmen verfertigte Siebe verkaufen.

Zwey-

Zweyter Abschnitt. Von den Mahlmühten und einigen an« dem verwandtenMühlenwerken. \j\ie vorige Sammlung redet vo» dem Holze und seiner Bearbeitung, in soweit sich itt Berlin Nachrichten von den letztem einZiehe« liessen, und die Beschreibung gehet nunmrhra zu den Stauden und Pflanzen über. Die Land­ wirthschaft würde hier ihren Platz einnehmen, wenn sie zu den Handwerken und Künsten gehör­ te, und weun nicht schon eine ziemliche Anzahl Bücher von dieser Sache redeten» Aus beyde» Ursachen wird man die Landwirthschaft völr lig übergehen» Hiezu gehöret, der Ackerbau, der Gartenbau, der Weinbau, und die Bienen­ zucht, die der Leser sämtlich in vielen anderen Schriften beschrieben findet. Man wendet sich dagegen sogleich zu dem Gebrauch des Getreides, des Hanfs, des Flachses, und der Baumwolle. Das Getreide muß sämtlich vor dem Ge­ brauch in den Werkstätten auf der Mühle ent­ weder gemahlen oder doch geschrotet werden» Da­ her erhalten die Mühlen-hier den ersten Platz, doch nur diejenigen, worauf das Getreide zum fernern Gebrauch vorbereitet wird» Denn sehe viele Mühlenwerke gehören zu den Fabriken, und C Ü sind

ZS

Zweyter Abschnitt,

find bereits im vorhergehenden beschrieben, z. B. die Schleifmühlen und Bohrmühlen, oder wer« ten doch noch in der Folge an ihrem Orte vorkom» men. In gegenwärtigen Abschnitte soll aber nicht sowohl der Mühlenbau, als der Endzweck und Nutze» der Mühle» in Erweguug gezogen werde».

I. Von den Mahlmühlen. A) Von der Wassermühle.

In Absicht der Richtung, die das Wasser bey der Bewegung des Wasserrades nimt, fonr dern sich alle Wassermühlen in zwey Arten ab, in ober « und unterfchlächtige Wassermühlen. Bey den oberschlächtigeu Wassermühlen fällt das Wasser oberhalb in die Schaufeln desWasserradeS, und beweget dieses durch seine Schwere. Beyden unterschlachtigen Wassermühlen ströhmet im Ge» gentheil -aS Wasser unterwärts horizontal gegen Vas Wasserrad, und setzet dieses durch einen Stoß in Bewegung. Nach dem verschiedenen Baü des Wasserrades sondern sich die unterfchlächligen Wassermühlen von neuen wieder in drey Arten ab, nemlich in Staber» Strauber« und Pausier» Mühlen. Die Schaufeln der Straubermühlen sind auf einem einzigen, die Schaufeln der übri­ gen beyden Arten zwischen zwey Reifen befestiget. Doch ist in dem letzten Falle dasPausterrad noch einmal so breit, als das Staberrad, weil jenes jederzeit zwey Mühlengänge beweget. Weil ge» genwär,

Von den Mahlmühlen.

37

genwärtig nicht sowohl von dem Mühlenbau, alvon dem Endzweck der Mühlen die Rede ist, die itu vere Einrichtung der Mühlen aber, das Wasser, rad ausgenommen, bey allen Mahlmühlen, die von Wasser beweget werden, in Abficht der we» fentlichen Stücke einerley ist, so bleibt man jetzt nur bey einem einzigen Beyspiele stehen. In Berlin find alle Mühlenwerke zum Mahlen Pan, stermühlen, daher soll diese Mühle zergliedert wer­ den, zumal da fie die künstlichste ist. Die pcmsternrühlen werden auf mittlem und grossen Ströhmen angelegt, wie in Berlin auf der Spree, auf Skröhmen, die bald steigen, bald falle». Dieser Umstand macht es nochwem dig, das Pansterrad dergestalt anzubringen, daß es nach Beschaffenheit der jedesmaligen Höhe des Wassers bald erhöhet, bald gesenket werden kann. Das Räderwerk, womit die Welle des Pansterrades vermittelst zwey Pansterketten erhöhet und erniedriget werden kann, Heist das Ziehwerk. Von den Pansterketten, die natürlicher Weise nur sehr kurze Glieder (Schaaken) haben müssen, har diese Mühle vermuthlich ihren Rahmen er­ halten. Bey allen unterschlächtigen Mühlen, die i» nicht sonderlich schuellflieffenden Skröhmev ange» leget werde», muß man das Wasser durch das Stei­ gen zum Fall nöthige», und hiedurch denStoß des­ selben vermehren. Dis gilt auch von den Panster» Mühlen auf der hiesigen Spree. Es wird daher vor dem Wasserrads folgendergestalt sinErnnd» C 3 rver^

Zweyter Abschnitt, rverk Tab. II Fig. I angeleget. In einiger Enke fernung von dem Wasserrade a wird quer über dem Strohm eine Reihe Pfäle b eingerammek, auf welchen der starke Fachbaum c horizontal zu liegen kommt. Der Abstand der gedachten Pfäle von einander hängt von dem Grunde im Bette deS Strohms ab. Je schlechter dieser ist, destomehr Pfäle müssen neben einander eingerammek werden, und umgekehrt. Unmittelbar vor dem Fachbaum rammet man abermals eine Reih« Spundpfäle d dicht neben einander ein. Der Fachbaum c liegt einen Zoll höher, als der foger riannte Zehr- Nähr - oder Sicherpfal e. Die Höhe dieses Pfals wird von der Obrigkeit des Orts festgesehet, damit die übrigen Mühlen auf dem Strohme nicht Mangel an Wasser leiden. Damit sich der Pfal nicht abnuße, so beschlägt Ihn der Müller oben mit Kupferblech. Vor dem Sicherpfal kommen 4 Reihen Pfäle f in gleicher Entfernung zu stehen, wovon die erste Reihen Zolle tiefer stehet, als der Sicherpfal, jo wie auch die übrigen Reihen jedesmal 9 Zoll tiefer einge­ rammek sind, als die nächst vorhergehende Reihe. Auf diest sämtlichen Pfäle wird von g bis zu dem Fachbaum c eine Vertäfelung von Brettern ge« legt, auf welche sich das Aufschlagwasser bis zu dem Fachbaum hinauf spület, und von dem Fach­ baum wieder zum Wasserrads hinabfällt. Diese Vertäfelung nebst ihren Pfälen heisset der Herd x c. Auf einer Sette des Fachbaumö nach dem Wasserrads zu werden abermals einige Reihen Pfäle

Vow den MahlmLhlm.

s-

Pfäle h eingerammet, woraufdie Jochstücken ci iiegeu, welche den Fachbaum befestigen, und ein Gerinne von Brettern tragen.. Denn der Herd sowohl, als das Gerinne hat auf beyde« Seiten einen senkrechten Vorschlag von Brettern» Bey Len hiesigen Panstermühlen stehet in dem eigentlk chen Gerinne noch ein zweytes Gerinne, welches, fb wie das Pansterrad a, erhöhet oder erniedriget wird, und daher mit Schrauben hinauf und hinab gefchraubet- werden kann. Ein solches bewegli« chcs Gerinne Heisset Schraubengerinne, lkmrikr teldar vor demPansterrade ist in dem Schrauben« gerinne noch eine geneigte Flache von Brettern, welches das Gefalle ck heisset, und worauf das Wasser von dem Fachbaum unten gegen das Wssserrao ströhmek. Endlich stehet auf jedem Ende des Fachbaums.noch eine Grießsäule 1, und zwischen beyden Grießsäulen ist ein Schieber, so man Schüße oder düö Schutzbrett , diese aber nebst den Grießsäulen zusammen, genommen das Grießwerk nennek. Bey den hiesigen Mühlen hält man nur alsdenn das Wasser mit der Schütze auf (schützet es-,) wenn eine beträchtliche Ausbesserung der Mühle vorgenommen werden soll.. Alsdenn stiesset das Wasser iß ein Wüstgerinne ab, Mlches neben dem eigentlichen Gerinne angebracht

ist.

Der wesentliche Nutzen der Schütze bey ei­ ner Mühle gber. ist, das Oberwasser, oder das Wasser wslches gegen das Mühlenrad ströhmek, zu regieren., damit es jederzeit in erforderlicher Proportion, über den Fachbaum auf. dar Wasser« C. 4. rass

Zweyter Abschnitt, rad fliesset. Nachdem man also die Schüße melk« hinauf zrehet, oder hinab schiebet, fliesset viel oder wenig Wasser auf das Wasserrad. Im erste« Falle gehet die Mühle starker, im andern Falle schwächer. Man ersparet sich also mit der Schütze da« Oberwasser, daß es nicht überflüßig als Um terwoffer jenseit des Wasserrades abfliesse, und die Mühle in diesem Falle Mangel an Wasser leiden. Nachdem also der Strohm steigt oder fällt, gehet man mit dem Oberwasser sparsam um, oder nicht. Hinter diesem Grundwerte waren in derjeni­ gen Mühle, die der Verfasser in Augenschein ge­ nommen hat, 3 Pansterräder hintereinander in gerader Linie angebracht, und jedes Pansterrad beweget zwey Gänge. Die 11 Fig. stellet ein ein* ziges Pansterrad mit seinen beyden Gangen im Grundrisse vor. Ein pansterrad a bestehet «US zwey Reifen, zwischen welchen 24 Schau­ feln in gleicher Entfernung von einander wasser» recht angebracht sind. Jedes Pansterrad ist zwar 8 Fuß breit, aber das vorderste, fo unmittelbar hinter dem Fachbaume stehet, ist -4 Fuß 8 Zoll, das mittelste 17 Fuß, und das hinterste 18 Fuß hoch. Denn das vorderste Rad ist dem Stoß des Wassers unmittelbar ausgesetzt, und wird da­ her kleiner gemacht, die übrigen aber zunehmend höher, um hiedurch die Kraft zu verstärken. An der panstet, welle bc, welche, wie man unten zeigen wird, in b und c in einem Gatter hänget, und 18 Zoll bis 2 Fuß stark ist, wird ein Stirn» rad s angebracht, welches an jeder Seite «inen

Von den Mahlmühlen.

41

Trilling d beweget. Die Welle dieses Trillings liegt in i h auf einer Rückschere, die man weite» Uncen zergliedern wird, in e aber unter dem Müh, leugerüste auf einer Schwelle, die der Mülle» Vorgeweide nennet. An eben dieser Welle ist überdem noch ein Rammrad e, dessen Zähne dasMühlstemgetriebe k bewegen. Das Stirn­ rad c des vordersten Pansterrades a hatte 60, des mittelsten 64, und des hintersten 6g Zahne. Die beyden Trillinge d zum vordersten und mit» telsten Pansterrade bekommen 36, zum hintersten aber 32 Stöcke. Die beyden Kammräder e zzim vordersten Pansterrade hatten 6o, zu den beyden übrigen 64 Zahne, und endlich das Mühlstein» getriebe f der beyden ersten Gänge zum vordersten Pansterrade 8, der vier übrigen Gange aber 7 Stöcke. Die Scheiben oder Reife aller diese» Räder werden in Berlin aus eichenen Bohlen verfertiget, ft daß jeder Reif aus zwey unmittel­ bar neben einander vereiuigken Ressen zusammen» gesetzt ist, jeder dieftr beyde« Reift aber wieder aus vier Theilen bestehet, die nach einen Qua» -raute« abgemeffen werde«. Die Zahne der Ra­ der und die Trtüingsstöcke find aber von Bü« chenhokz. Dis ist der Zusammenhang der Räder und Getriebe einer Panstermühle im Ganzen bekrach» ret. Es muffen aber noch einige Stücke beson­ ders zergliedert werden, wobey zugleich die VII, Fig. erkläret werden soll, welche die vorgedachten Räder im Aufriße vorstellet. Erstlich hat man C 5 schM

*i

Zweyter Abschnitt,

schon oben gesagt, daß die Pansterwelle Fig. VIE.

c

i> nebst dem Panstcrrade a erhöhet oder gesenkt werden kann, nachdem das Wasser im Strohme steigt oder fallt. Dieftn Zweck erreicht der Mül» Kr durch das Ziehwerk. Die Pansterwelle

b

c ruhet an beyden Enden in b und c auf einem Ziehgattev, welches sich zwischen zwey Stielen in einer Falze hinauf; und hinalsschieben lasset. Auf Zedem Gatter ist eine starke Pansterketke g o und

hp

befestiget, die das Gatter mit der Ziehwelle gh verknüpfet. Diese Welle tragt das Ziehrad i, «in Stirnrad von 60 bis 80 Zahnen. Das Ziehrad wird, von einem auf der Kumpwelle 1 m ausgeschnittenen Getriebe k bewegt, wenn der Müller die Kumpwelle durch die Ziehscheibe m vnidrehet. Der Müller drehet die Ziehscheibe mit den Händen um, und daher hat sie an jeder Seite einige Sprossen n. Aus dem ganzen Zu­ sammenhänge erhellet, daß, wenn der Müller die Ziehscheibe m beweget, diese vermittelst des Getriebes k und des Ziehrades i die Welle g h

in

Bewegung setzt, und diese wieder vermittelst der Pansterketten g o und h p die Pansterwelle b c nebst dem Pansterrade a. Soll aber die Ziehscheibe ruhen, so laßt der Müller die Klaue einer Klinke q gegen eine Sproße der Ziehscheibe fallen. Die Klinke ist aber mit einem Gewinde an einem Balken über der Ziehscheibe in q befe­ stiget. Die XII Fig. stellet diese Klinke beson­ ders vor. Die Natur der Sache und die ganze Einrichtung des Panstrrrades bringt es mit sich.

Von den Mahlmühken.

43

baß auch zweitens die Kammradeswelke Fig. II. und VIII. e r verrückt werden muß, wenn das Pansterad erhöhet oder erniedriget wird. Denn wird das Pansterrad a erhöhet, so erhebt sich zu­ gleich auch das Stirnrad s, und entfernet sich also von den beyden Trillinge» ä. Diese ntüfP1» daher naher an das Stirnrad gerücket -werden, und umgekehrt. In dieser Absicht wird die Pfan­ ne der Kammradswelle er Fig.II in r nicht un­ mittelbar auf einer Grundschwelle Fig. II« t u an­ gebracht, sondern' auf dieser Schwelle ruhet ein besonderer beweglicher Klotz Fig. II. i h, aus wel­ chem sich die Pfanne derKammradswelle befindet. Dieser Klotz heißet die Rückschere, weil er sich horizontal beydes nach der Richtung v-u und v r auf der Grundfchwelle t u verrücken oder verschislen lässet« Die Rückschere v w hat nenrlich ne­ ben der Pfanne Les KammradeS ein Loch, web ches von oben bis unten senkrecht durch die ganze Rückschere durchgehet, und unter diesem Loche ist in der Grundschwelle r u gleichfals ein Loch, in welchem ein horizontaler eiserner Bolzen stecket. In das Loch der Rückschere steckt der Müller ei­ nen Hebel, den er Rückftange nennet, und stel­ let die unterste Spitze dieser Rückstange gegen den eisernen Bolzen in der Grundschwelle t u. Ver­ mittelst dieser Rückstange verschiebet er nun die Rückschere v w nach der Richtung v u und w rx und nähert hiedurch den Trilling d dem Stirnra­ ds 3, wenn dieses mit dem Pansterrade a an der Melle b c durch das Ziehwerk erhöhet wird. Im Gegem

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Zweyter Abschnttt.

Gegentheil verschiebet er die Rückschere v w «ach der Richtung w t und v u, wenn das Stirnrad e erniedriget werden soll. In beyden Falle« kommt zwar die Kammradswelle e r etwas schief zu liegen, aber ohne Schaden. Soll der Mühl« Pein «ine- einzigen Ganges geschürft werden, so rückt der Müller gleichfalls den Trilling d dieses Ganges auf di« vörgedachte Art von dem Stirne rade s ab, aber dergestalt, daß die Zähne des Stirnrades die Trilltng-stöcke gänzlich nicht er­ greifen können. Dem ohnerachtet kann der zweyte zubehörige Gang gehen. Drittens muß die Bewegung und das Verhältniß der Mühl« Peine gegen inander näher in Erwegung gezogen werden. Das Getriebe f Fig.Vll, so den Mühtficirt x beweget, sitzt an einer eisernen senkrechte» Welle xy, die von dem Müller Mühleifen geriet« «et wird. Noch deutlicher fallen diese Theile der Mühl« in dec IX. Fig. in die Äugen. DaNI Weisen ist in dieser Figur milden Buchsta­ ben a b bezeichnet. In c tragt dieses Mühleisew das Mühlsteingetriebe, so von dem Kammrade d beweget wird, wie man oben gezeiget hat. In b durchbohrt daS Mühleisen die Mühlsteine. ES baust aber das Mühleisen unten in a Fig. IX. spitz, zu, und steht hier in einer eisernen Pfanne, die auf einem Riegel der Mühle angebracht ist, dm man Steg e nennet Eigentlich läuft aber die­ ses Eisen nicht unmittelbar in der eisernen Pfam tte, sondern auf einer stählernen Platte unter a, so in de» Pfanne liegt, und in seiner Mitte eine tzvh

Von den Mahlmühlen.

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senkrechte Vertiefung hat, in welche die Spitze des Mühlsteineisens eingreift. Die Schnelligx feit, womit dieses Mühleisen umläuft, nöthiget den Müller, beständig dahin zusehen, daß ein Stück Talg in der gedachten Pfanne liegt, wel­ ches einer Entzündung vorbeuget. Das Mühl­ eisen durchbohrt den Bodenstein f g in b, und trägt vermittelst einer eisernen Haue h i den Läu­ fer gk. DieXVFig. stellet diese eiserne Haue beson­ ders vor, aber ohne das Mühleisen. Das Mühl­ steingetriebe ist nemlich von einem Gerüste umge­ ben, welches das Mahlgerüste 1 m n o heißet. Auf der Decke t l dieses Gerüstes liegt ein unbe­ weglicher Mühlstein, den man Bodenstein f g nennet. Der Bodenstein wird auf dem Mahl­ gerüste in einem starken hölzernen Rahm p, der von dem Müller das Geschlinge genennet wird, unbeweglich verkeilet, auch wol in etwas in daMahlgerüste versenkt. In dem Mittelpunkt die­ ses Steins ist ein senkrechtes rundes Loch b, in welchem ein kleiner hölzerner Cylinder oder eine Buchse q r unbeweglich steckt, die in ihrem Mit­ telpunkte von dem Mühleisen a b senkrecht durchbohret wird. Denn die Reibung würde zn stark seyn, wenn das Mühleisen unmittelbar in dem Bodenstein liefe. Das Mühleisen muß aber völlig senkrecht in dem Loche der Buchse stehen, und wird daher verkeilet, wenn sich das Loch et« was ausläuft. Auf der obersten Spitze b dieser eisernen Spille steckt ein horizontales Eisen, da­ von demMüüer,wiegefagt,Haue h igenenntt wird. 36*

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Zweyter Abschnitt.

Ihre Gestalt und ihre Lage in dem Läufer wird man deutlich in der IX Fig. in h i bemerken. Ver«

mittelst dieser Haue tragt daS Mühleisen einen bei weglichen Stein, den man aus eben dieser Ursar che Läufer g k nennet. Er ist im Durchmesser eben so groß, als der Bodenstein, und muß mit diesem völlig parallel auf der Haue wasserrecht lier gen. Die Haue h i greift aber in ein Lager ein, welches nach ihrer Größe und Gestalt in der um tersieu Fläche des Läufers ausgehauen ist, und sie kann daher den Läufer vermittelst des Mühlei« fens b a bewegen. Der Läufer einer Wasser« Mühle pflegt 3 Fuß 4 bis roFuß im Durchmes­ ser breit, und 2Fuß, oder auch nur iLZolldick zu seyn. Die Steine von der letzteren Dicke nennet man Dreylinge. Zum Bodenstein nimmt der Müller einen abgenutzten Läufer, der zwar seine erforderliche Breite, aber schon merklich an Dicke Abgang gelitten hat. Die hiesigen Mül­ ler erhalten ihre Mühlensteine anjetzt aus den Magdeburgischen Steinbrüchen. Sie bekom­ men den Stein zwar im Groben gerundet, aber rauh und unbearbeitet, und müssen ihn daher nicht nur auf der Stirn (Kranz) und auf den bey« den Grundflächen behauen, sondern auch ein rundes Loch in dem Mittelpunkt des Steins, nebst einem Lager der Haue ausarbeiten. Sie zeichnen sich hieben die Rundung des Steins in erforderlicher Größe mit einem Stangencirkel (Steincirkel) ob, und behauen den Stein mit tzrn Handgriffen der Steinmetzer vermittelst der

Von den Mahlmühlen.

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lpieckm Fig.XVI. Dieses Instrument gleiche einem Hammer, hat aber auf einer Seite eine pieckenartige Spitze a, auf der andern Seite aber «ine breite Schneide b. Mit der Spitze beari beitet der Müller eine Flache des Steins erst im Groben, und ebnet sie hierauf mit der breite« Piccke. Er muß dieses Instrument aber zum öfter» in der Schmiede schärfen lassen. Bey dem Behauen des Steins werden auf den beyde« Grundflächen des Bodensteincs und Läufers, die gegen einander gekehret sind, von dem Mittel« punkt bis zu dem Umfang vertiefte Rinnen aus» gehauen, die aber nicht nach einer geraden Linie, sondern nach einem Bsgen laufen müssen. Dee Müllen nennt diese Rinnen Hauschläge, und inan Mrd sie deutlich auf dem Läufer A Fig.XV» so wie auch auf dem Bodenstein B bemerken. Zugleich erhellet aus dieser Figur auch, wie die Haue C in den Läufer A etnqrcift. Laufen diese Hauschläge auf dem Bodenstein von der Rechte« zur Linken, so müssen sic auf dem Läufer gegen« seitig ihre Richtung von der Linken zur Rechte« nehmen, wenn nemlich der Läufer horizontal über dem Bodenstein schwebet. Der Müllet hauet die Hauschläge blos nach dem Augenmaaße aus. Daher ist ihr Abstand von einander zwar willkührltch, doch so, daß sie bey einem harte« Steine, der allerdings der brauchbarste ist, enge, bey einem weichen Steine weit aus einander eine gehauen werden. Ohnedem würden in dem letz» ten Falle die Rmnmel zwischen den Hauschläge«

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Zweyter Abschnitt.

ausspringen. Steine ohne Hauschläge zerquekschen da- Getreide nur, ohne es zu zerreibe», und laufen diese Hauschläge in gerader Linie fort, so seht sich das Mehl in dieselben. Folglich ha» ben die Hau schlage den Zweck, das Getreide zu zerreiben, zumal da zugleich auch auf den Rämr mein zwischen den Hauschlägen übergehauen wird, oder mit andern Worten gesagt, Kerbe oder flache Rinnen nach der Breite der Rämmel zwischen den Hauschlägen ausgehauen werden. Zuweilen trift es sich , daß sich einer von den bey­ den zusammengehörigen Steinen beym Mahlen stärker erhitzt, als der andere, und hiedurch das Mahlen erschweret. Der Müller verbessert diesen Fehler gleichfalls durch die Hauschläge, indem er diese nach einem stark gerundeten Bogen ein» hauet, -a denn dieser Stein das Getreide weni­ ger zermalmet, als der andere, und sich daher auch weniger erhitzet. Allein die Kerbe auf den Rämmeln sowohl, als die Kanten der Hauschläge reiben sich natürlicher Weise beym Mahlen ab, und daher muß der Bodenstein und der Läufer geschärft wer­ den, so oft der Müller nur bemerkt, daß das Getreide nicht mehr erforderlich zerrieben wird. Der Müller nimt, wenn er die Steine schärfen will, alles weg, was überund neben den Stei« nen stehet, wie man weiter unten zeigen wird, hebet den Läufer mit einer Brechstange in die Höhe, und einige Personen nehmen ihn mit He» bebäumen von dem Bodenstein ab. Er schärfet hierauf mit den oben gedachten Piecken nicht al­ lem

Von den Mahlmühlen.

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lein die Hauschläge, sondern überhauet auch die Rämmel zwischen den Hauschläge», oder mit am der» Worten gesagt, er vertieftt die Hauschläge und die Rinnen auf den gedachten Rämmel». Mik eben den Hebebäumen läßt er auch den Läm fer wieder auf seine Haue heben. Man hat aber schon oben bemerkt, daß der Läufer genau parallel mit dem Bodenstein auf der Haue schweben muß. Es trift sich aber häufig, daß der Läufer nach dem Schärfen auf einer oder der andern Seite hängt, entweder weil er nicht eine schickli­ che Lage auf der Haue erhalten, oder weil sich das Mühleisen Fig. IX. a b in etwas verrücke hat. Das erste, da nemlich der Läufer unschick­ lich auf der Haue schwebt, erfahret der Müller, wenn er eine Koke gegen den obern Rand des Läufers halt, und de» Läufer umlaufen lässet. Der Kolenstrtch denket ihrn an, ob sich der Läu­ fer an einem Orte erhebet, oder an dem Orte hinabneigt. An dem letzten Orte steckt er einen Span zwischen den Läufer und die Haue, und wenn er den Fehler verbessert hat, so sagt er, der Läufer hak Oberlehre. Der zweyte Fehler, nemlich wenn sich das Mühleise» in seinem senkrechten Stande in etwas verrückt hat, oder mit dem Müller zu rede», wenn es dem Läufer an Umerlshre fehlet, muß durch den Steg verbessrk werden. Es ergiebet sich dieser Fehler abermals, wenn man de» Läufer umlaufe» laßt. Denn er schlägt an demjenigen Orte, wo er han­ get, auf dem Bodenstein Feuer. Man hat schon Spr.Handrv.u.R.

D

oben

Zweyter Abschnitt, oben S. 44 gesagt, daß der Riegel, woraus die Pfanne des Mühleisens Fig.IX. a ruhet, und roor< auf also das Mühleisen a b stehet, der Greg e heißet. Vermittelst diese- Steges kann nun daMühleisen gerichtet werden, wie aus der IV Fig. er« hellet. Diese Figur stellet zwar eigentlich die Ltchtung der Windmühle vor, allein in den wesentli­ chen Stücken stimmt diese mit eben diesem Theile der Wassermühle überein. Der Steg Fig. 1V. A B, der vermittelst de- Mühleisens C D, das Mühlstetngetriebe in E , und den Läufer in D trägt, ist in A in einen Balken, der in der Müh­ le die Trage banke F heißet, dergestalt eingeza» pfet, daß man ihn nach der Länge der Tragebanke E in A und B verschieben, und in seinem Zar pfenloche verkellen kann. Hängt nun der Läufer in etwas nach der rechten Seite zu, so verschiebt der Müller den Steg link-, und umgekehrt. Denn mit dem Steg wird zugleich das Mühlessen C D gerichtet, und also auch der Läufer. Auf diese Art erhält nun der Läufer seine Ober- und Unter# lehre. Es ist Hiebey nur noch zu bemerken, daß man den Steg A B in der IV Fig. deshalb nur punktirt hat, weil er nicht unmittelbar auf den Balkenkopf F der Tragebanke liegt, sondern in einiger Entfernung hinterwärts. Allein die Fol­ ge wird lehren, daß es zuweilen nöthig ist, den Läufer von dem Bodenstein zu entfernen, zuwei­ len aber wieder jenen diesem zu nähern. Daher muß da- Mühleisen Fig. IX. a b nebst dem Läufer g k senkrecht hinauf und hinabgeschoben wer-

Von den Mahlmühlen.

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werden können« In dieser Absicht liegt der Steg Fig. IX. e und IV. A B aus der Tragebanke Fig. IX. s t und Fig. IV. £ Diese kann in F Fig. IV. und t Fig. IX. senkrecht hinauf und hinab der weget werden. Sie ist nemlich in t Fig. IX. itt einem Zapsenloche eines Stiels etngezapfet, wel­ ches höher ist, als der Zapfen der Tran« banke, der in dem Zapsenloche steckt, und sie springet überdem vor dem Stiel in etwas vor. In die­ sem vorspringenden Theile Fig IV a der Trage­ banke ist eine eiserne Schiene F G senkxechr befe­ stiget, welche in H unmittelbar unter dem Hebel GI einen zweyten vorspringenden Balkenkopf durchbohrt. Dieser Balkenkopf ist in der I V F. nicht angebracht, weil er in den Windmühlen fehlet, und der Hebel GI dagegen eine Unterla­ ge in K hat. Die Schiene F G hat in G ver­ schiedene Löcher, damit man sic, und zugleich den Balken senkrecht in die Höhe schieben, und Mit einem eisernen Nagel in einem oder dem an­ dern Loche der Schiene über dem Balkenkopf H befestigen könne. Diese Bewegung erleichtert sich der Müller durch die Hebelarce, einen He­ bel auf der Schiene, der aber ungleich kürzer ist, als der Hebel GI in den Windmühlen. Unter die Hebelatte und auf den Balkenkopf A legt der Müller einen Klotz zur Untcriage, wenn er die Schiene erhöhen will. Gesetzt also, er bewegt die Schiene F G, und zugleich die Tragebanke F senkrecht hinauf, so wird auch zugleich der Steg Ä B erhöhet, der auf der Hebebanke F in A auft D Lieget.

5» Leget.

Zweyter Abschnitt. Also wird auch hiedurch der Läufer in D

erhöhet, und von dem Bodenstein entfernet, die­ sem aber im Gegentheil wieder genähert, wenn der Müller die Schiene mit der Tragebanke hin-« ablässet. Zugleich um den Läufer g k und Bodenstein g fFtg. IX. stehet ohne weitere Befestigung ein starker Lauf n von Böttcherarbcit. Er ist so hoch, wie beyde Mühlsteine, und unten etwas weiter, als oben, weil hier das Mehl von dem Läufer herumgetricben wird. Daher stehet er unten etwa zwey Zoll von deN Steinen ab, oben aber etwas weniqer. Ueber den Mühlsteinen liegt in schräger Richtung ein Rahm, ober eine Rumpfleicer v w, die unten auf den Docken w ruhet, oben aber an einer Welle befestiget ist. Diese senkrechte Welle, welche Stötze v l heis­ set, hat oben in v einen Arm, wodurch man sie nebst der Rumpfleiter umdrehen, und diese von dem Mühlstein abnehmen kann, wenn die Stet, ne geschärft werden sollen. Der Lauf u wird aledenn gleichfalls weggenommen. Die Rumpf­ leiter trägt den Rumpf xy, einen hölzernen Trichter, den man gerne so groß machet, als der Raum es erlaubet. Gewöhnlich ist er 5 bis 6 Fuß hoch. Er hat keinen Boden, sondern sie« het dagegen in einem kleinern Kasten, der von dem Müller Schuh z y genennet wird, und sich horizontal hin und her schütteln lasset. Der Rumpf x y selbst hat nach dem runden Loche zu, so unter y in der Mitte de- Mühlsteines ist, unten

eine

Von den Mahsmühlen.

53

dtte Oefnung, vor welcher sich aber ein senkrech­ ter Schieber befindet, den man vermittelst einer Schnur A B und eines hölzernen Wirbels B rich­ ten, und die Oefnung des Rumpfs erweitern und verengen kann. In dem ersten Fa lle fallt mit einmal viel Getreide aus dem Rumpf in das run­ de Loch des Mühlsteins unter y, in dem letztem wenig. Denn wenn die Mühle stark gehet, kann der Müller mehr Getreide mit einem Mal zwischen die Mühlsteine zum Mahlen fallen las­ sen, als wenn sie schwach gehet. Hieraus erheb let nun schon, daß der Müller das Getreide in den Rumpf schüttet, und daß es aus diesem in y zwischen die Mühlsteine fällt. Damit aber das Getreide ununterbrochen aus dem Rumpf zwi­ schen die Mühlsteine laufe, so muß der Schuh y z beständig geschüttelt werden. Daher ist unter dem Schuh em senkrechter hölzerner Rührnagel unter A, der in das runde Loch des Läufers k g hinein greift, von dem Zacken des Warzenringes beständig beweget wird, und also den Schuh y z schüttelt. Dieser Warzenring Fig. X VH. steckt in dem runden Loche Fig. IX. y des Läufers, lauft mit diesem herum, und schüttelt hiedurch vermittelst feiner Zähne Fig. XVII. a in seinem Innern den Rührnagel. Das von dem Mühl­ stein zerriebene Getreide fällt durch einen hölzer­ nen Kanal, oder durch das Mehlloch Fig. IX. C D in dem Beutel I) L, der in den Mehlkastea locker ausgefpannetist. DerMehlkastm k 6 ste­ het aufvier Füßenvor dem Mühlengerüste lmno.

D 3

Er

Zweyter Abschnitt. Er pflegt 6 Fuß laug, und 4 Fuß breit zu seyn. Die Höhe hängt von dem jedesmaligen Raum ob. Die Oefnung A auf beyden langen Sei» ten des Kastees ist mit Tüchern verschlossen, und aus dieser Oefnung nimt man das Mehl aus dem Kasten. Vorne, kurz über dem Boden -es Mehlkastens, ist eine runde Oefnung E, vor welcher der vierkantige Vorkasten stehet. In diesen Kasten laust alles das, was nicht durch den Bsutel durchfällt. Denn vor dieser nur gedachten runden Oefnung befindet sich eigentlich «in hölzerner Schieber I K, oder ein Schaub: dreck, das man senkrecht zwischen zwey Leisten hinauf und hinabschieben kann, zwischen zwey Leisten, die auf der vorder« schmalen Seite G K des Mehlkastens befestiget sind. In der runden Oefnung E des Schaubbretts ist aber der Beu« kcl v E an einem, vor dem Mehlloche D aber on dem andern Ende befestiget. Man kann dar her den Beutel mit dem Schaubbrett in etwas schlaffer oder starker anspannen. Der Beutel ftlbst ist schmal und langlicht, und hat an keinem Ende einen Boden. Er pflegt 1 Elle bis t^Elle weit, und 2j Elle lang zu seyn. Es giebt feine und grobe Beuteltücher, und man wählt einen feinen oder groben Beutel, nachdem das Mehl fein oder grob werden soll. Man unterscheidet sie von einander nach gewissen Nummern, so daß die gröbsten mit den niedrigen, die feinsten mit höher« Zahlen benennet werden. Nummer 20 ist da-gröbste Beuteltuch, womit das Mehl zum Corn»

Von den Mahlmühlen.

$5

Commißbrodk gesichtet wird, Nummer 2 s ist schon etwas feiner, und Nummer zonoch feiner. So werden diese Beutel stets nur mit dex fünfte« und zehnten Zahl jedes Zehners von 20 bis 8a benennet. Es giebt also überhaupt 13 Arten Beuteltücher, unter welchen 20 das gröbste, go das feinste ist. In Berlin beutelt der Bäck« den Weihen stets mit Nummer 35, den Rocken aber mit Nummer 40. Der Beutel wird der Länge nach aus zwey Tüchern zufammengenähet, die man von'sogenannten Beuteltuch abschyeides, daö von Wolle gewebet wird, und dem gro­ ben Ettamin beykommt. Der, Müller wählt aber nicht gern ein wollereiches Beuteltuch, weil es grob sichtet. Die Näthe des Beutels be­ seht der Müller der Festigkeit wegen mit Leder, seine beyden Oefnungen D und E spannet er aber mit einem eisernen Ringe anSetnander, und um­ windet diesen gleichfalls mit Leder. Es ist aber nothwendig, daß ein solcher Beutel beständig m dem Mehlkasten geschüttelt werde, damit sich da» Mehl von der Kley absondre, und durch den Beutel durchfalle. In -en Wassermühlen wird der Beutel von dem Gichtzeuge senkrecht ge­ schüttelt. Zwischen dem Mehlkasten Fig. IX F G und dem Mühleisen e b stehet nemltch eine senkrechte Seywelle, in welcher zwey Arme O P und t^eingezapfet sind, deren Neigung gegen­ einander etwas über einen rechten Winkel beträgt. Der vordere Arm, oder der Anschlag greift in P zwischen drey Dairme, oder Zacken, die in gleU D 4 «her

5 be fallen nur die feinern Graupen durch, und auf diese Art entstehen der Grösse nach verschiedene Arten Graupen. Alle diese Siebe haben vierkantige Löcher, sie sind samt.

Von den Stampfmühlen.

8i

sämtlich von Eisendrath, und auf einem vierkanr tigen. Rahm auSgespannet, wie die Kornsegen.

S.



Nachricht. Der Verfasser zählt 13 Wind­ mühlen, die eigentlich zu Berlin gehören. Vor der Prenzlauer Landwchre stehen 8 Windmühlen beysamn-.n, die übrigen aber zerstreuet. Unter diesen 13 Wtndmüh'en sind z Lohemühlen, die üorigen aber Mahlmühlen.

II.

Von den Stampfmühlen. Fig.

VI.

Die Absicht dieser Mühlen ist, Getreide oder andre Dinge auf eine vortheilhafte Art zu zerstoss sen. Es müssen also die Stampfer senkrecht gehoben werden, damit sie durch ihre eigene Schwere wieder hinabsinken, und dasjenige zek« stampfen, was man unter dieselben legt. Auf die einfachste Art wird dieser Zweck erreicht, wenn man eine Welle durch ein Wasserrad in Bewe­ gung setzt, und we.m dieseWelle die Stampfer durch Tangenten Heber. Soll die Bewegung beschleu, niget werden, so kann man auch ein Vorgelege anbringen. In diesem Falle erhält die Welle a b des Wasserrades c ein Stirnrad d, wel­ ches die Daum oder Tangenten welle e f ver» mittelst eines (ßmicbce g an dieser letzten Wells in Bewegung setzt Das Wasserrad c kann ein Ober» oder Ür.terschlachkigeS Rad seyn. S. Z6.

Die Daumwelle e l'bewegt insgemein jeden Stamr Spr.Handw.u.R.irS. Z pf«

Zweyter Abschnitt, pfer mit vier Tangenten, Daumm, oder^eb«

armen h, die in ein und eben demselben Kreise auf der Welle in gleicher Entfernung stehen. Die Stampfer i k sind insgemein 12 bis 14 Fuß lang, und 5 bis io Zoll ins Gevierte dick.

Sie werden aus einem festen und schweren Holze gehauen. Jeder Stampfer fallt in eine Grube k oder in ein Loch eines Grubenstocks 1 m, und bey manchen Stampfmühlen läuft ein einziger Stampfer in eyier Grube, bey andern wieder zwey Stampfer. Insgemein sind die Gruben k rund, und Vie Grundfläche der Skainpser wird nach Maaßgebung der runden Aushölung der Grube abgerundet. Ueberdem pflegt auch insgemein die Grundfläche des Stampfers mit Eisen beschlagen zu seyn, und jede Grube wird mit einem eisernen Spiegel ausgelegt. Die bekanntesten Stampfmühlen sind folgen, de: 1) Die gewöhnlichen groben Graupen rocrt Len auf einer Mühle gestampft, die zu den Stampfmühlen gehöret. Es läuft gewöhnlich nur ein einziger Stampfer i k in jeder Grube k des Grubenstocks lern, und die Stampfer so; wohl, als die Gruben werden mit Eisenblech be« schlagen. Die Stampfer stoßen nicht nm die Hü'sen, sondern auch die Spitzen der in den Grubenstock geworfenen Gerste ab, und die Hül­ sen werden nur durch ein gewöhnliches Drathsieb von den Graupen abgesondert. In den Wind; Mühlen pflegt man neben der Kammradswelle ei­ nen

Von den Stampfmühlen,

«z

nett einzigen kleinen Stampfer anzubrinqen, der von der Kammradswelle beweget wird. Mit dieser Stampfe stampft man nicht nur Graupen, sondern auch Hirsen, und dieser muß nach dem Stampfen gleichfalls gesiebet werden. Doch wird in der Mark Brandenburg der Hirsen insge­ mein mit einer Handstampfe gestampfte. Die sogenannte Grüye ist im Grunde betrachtet nichts anders, als geschrotetes Getreide. Es giebt Handmühlen, die im kleinen die Einrichtung der Windmühlen haben, außer daß theils das Kammrad mit dem Mühlsteingetriebe unter dem Mühlstein angebracht ist, theils die Mühle statt der Ruthen durch eine Kurbel bewegt wird, und auf einer solchen Handmühle pflegt man die Grü­ tze zu mahlen. Mühlen dieser Art sind in unserer Gegend von derPolicey verboten, weil man auch Malz darauf sihrooten, und hiedurch den Abga­ ben entgehen kann. 2) Eine Velmühle «st in Berlin nicht, weil man in der Mark selten Rübsamen sahet. Insgemein haben diese Mühlen ein Vorgelege, wie oben gezeiget ist. Die Grund­ flächen ihrer Stampfer sind rund, und die Gru­ ben ihrer Grubenstöcke nach einer Kugel au-gehölet. Beydes ist mit Eisen beschlagen. Insge­ mein laufen zwey Stampfer in einer einzigen Grube. Der Rübr oder Leinsame wird in der Ofenhiße qedörrck, und hierauf in dem Gruben­ stock gestampfct. Den zerstampften Samen legt man hierauf auf einen warmen Ofen, der von Steinen gebauet tst, und oben eine eiserne F r Platte

»4

Zweyter Abschnitt.

Platte hat. Auf dieser Platte kommt der Saar men zu liegen. Erwärmt schüttet man ihn in eb neu haarenen Beucel, oder in einen Stebboden von Pferdehaaren S. Z4, legt den Beutel in «in vierkantiges Loch, so im Boden verschiede­ ne Oefnungen hat, und preßt das Oel durch zwey Keile, die gegenseitig gerichtet sind, und Preß-und Lösekeile heißen, aus dem Samen. Ein Schlägel, der von einer Schlagewelle bewegt wird, treibt den Preßkeil, und mit dem Löseketl kann man den Preßkeil wieder zurücktreiben. Das Oel fließt durch die Oefnungen des vorge­ dachten vierkantige» Lochs in ein untergesetztes Gefäß. Insgemein wird der bereits ausgepreßte Same nochmals auf dem Wärmofen erwär­ met, damit alle Hülfen zerplatzen, und alsdenn zum zweytenmal gepresset. In Holland zerquet­ schet man den Sammen vorläufig durch Mühl­ steine, die senkrecht auf ihrer Stirne laufen, und bringt ihn alsdenn erst unter die Stampfer, g) Die gewöhnlichen Lohemühlen zerstampfen zum Behuf der Gerberey die Rinde der Bäume (Bor­ ke) in kleine Stücke. Die Stampfer solcher Mühlen haben scharfe Ecken von Eisen an ihrer Grundfläche, und auf der Grundfläche selbst ste­ hen gleichfalls drey Schneiden. Der Gruden­ stock hat für alle dicht neben einander stehende Stampfer eine gemeinschaftliche Grube, gleich ei­ nem Troge. Diese Grube ist gleichfalls mit Elsen beschlagen. Die Baumrinde wird in großen Stücken in den Gmbenstock geworfen, und von den

Von den Stampfmühlen.

8$

den Stampfern zerschnitten und zermalmet. Der Lohmüller muß aber stets bcy der Hand seyn, md die Baumrinde nicht nur umwenden, sondern auch stets dafür sorgen, daß die Schneiden der Stampfer nicht den eisernen Spiv gel des Grubenstocks «»mittelbar berühren. Denn in diesem Fall entstehet durch die Reibung leicht eine Feuersbrunst in der Mühle. In Der» lin wird aber die mehreste Lohe anjeht nicht ge» stampft, sondern auf einer Windmühle gemah, len. Eine solche Mühle gleicht völlig einer Mahlmühle, und die Baumrinde wird in klein« Stücke eines Daum dick zerhackt, und wie Getreide aufgeschükket. Der Läufer dieser Mühlen erhält vier Hauschläge S- 47, die so rief und weit find, daß die gedachten Stücke Baumrinde in diese Hauschläge eindringen, und zermalmet wer» den können. 4) Von der alten Artpulvermühlen, da die Schießpulvermaße zerstampft wird, hat man bereits an einem andern Ort geredet, und 5) weiter unten wird man der Stampfer in einigen Papiermühlen gedenken.

III. Von den Sage- oder Schneidemüh­ len Fig. IX. In Berlin ist zwar keine Schneidemühle, worauf starke Bäume (Blöcke) zu Bolen und Bretter zerschnitten werden, allein in den benachr barten waldtgten Gegenden findet man hin und wieder Mühlen dieser Art. Die Schneidemühle F 3 muß

S6

Zweyter Abschnitt,

muß eine doppelte Bewegung hervorbringen. Erstlich muß sie die Sage senkrecht hinauf und hinabziehen, und zweyten« einen horizontalen Wagen, worauf der Block lieget, bewegen, und den Block der Sage beständig entgegen bringen. Die Säge wird folgender Gestalt beweget. An der Welle a b eines IVasterrades a ist ein Stirnrad c von 72 Zähnen, welche- ein Gei triebe d von 7 Stöcken beweget. An der äußer» slen Spitze f der Welle e f diese- Trilling- sitzt eine Zxtn’bel, deren Bewegung durch ein Schwungrad g auf der nur gedachten Welle gleichmäßig erhalten wird. Die Kurbel f halt , an wel­ chem die Schiebestange n o befestiget ist. Die Bewegung der gedachten Welle n macht, daß die Schiebestange beständig hinab und hinau^ge« het. Wenn diese hinabgchet, so greift sie mit ihrer untern Klaue o zwischen zwey Sperrzähne eines Sperrades p, setzt dieses in Bewegung^ und ein Sperrkegel hindert das Zurücklaufen die, fes Rades. Ein Getriebe q, so mit dem Spc» radc an einer gemeinschaftlichen Welle sitzet, greift in ein Stirnrad r, auf dessen Welle sich hinterwärts ein Getriebe « befindet, das in die Zähne fasset, welche unter dem wagen t u am gebracht sind, und den Wagen langsam beweget. Et» horizontaler starker Rahm oder ein Gatter, das zwischen zwey horizontalen Balken in einer Falze läuft, heißet auf den Schneidemühlen Wagen. Auf diesem Wagen liegt der Säge, block, und Klammern befestigen ihn. Der Wa­ gen r u beweget den Block der Säge i 1 entgegen, und diese schneidet ein Brett oder eine Bohle ab. Wenn das Brett bis auf einige Zolle abgeschnit­ ten ist, so hemmet der Müller die Bewegung der Schneidemühle, und führet den Wagen mit ei­ ner Kurbel an der Welle des letzten Getriebes s zurück. Er muß hierauf den Ort des Säge, blocks auf dem Wagen dergestalt verändern, daß die Säge abermals eine Diele oder Bohle in der bestimmten Dicke abfchneidet. An demjenigen F 4 Ende

83

Zweyter Abschnitt.

Ende des SägeblockS, der der Säge zugekehret

ist,

kann er die Dicke der künftigen Bote oder Les Bretts genau abmeffen, wenn die Sage im Begriff ist einzufchneioen. An dem entgegenge­ setzten Ende des Sageblocks hat der Müller auf dem Wagen seine Zeichen, welche Lage er dem Block an diesem Ende bey jeder Dicke einer Diele

oder Bohle geben muß.

An eben diesem Ende

Ve-

Sägeblocks hängen alle zerschnittene Dielen rioch in etwas zusammen, der Müller kann sie ober leicht durch einen Keil von einander absonr dern. Die stärksten Bohlen sind 4 die dünm sten 2Zoll dick. Die Dreien oder Bretter som dern sich in jwcy Hauplarten ab, in Spund- und Tilcherdiclen. Die ganzen Spunddielen sind die halben i^Zoll dick. Beyde Arten Werden zum Ausdiclen der Zimmer verbraucht, so wie die Bohlen zum Fußboden der Ställe verwen« det werden. Die zweyte Art Dielen heißen Ti» scherdielen. Eine solche Diele pflegt gewöhnlich r Zoll, höchstens r^Zoll dick zu seyn. Zer­ schneidet der Sägemüllrr zweyzöllige Bohlen recht winklich übers Kreutz, so entstehen die bekannten Latten. Sie sind also zwey Zoll dick, und et­ was breiter. Es giebt überdem noch Sagemühlen, worr auf Marmor und andere Bruchsteine zerschnitten werden. Die Säge einer solchen Mühle wird gleichfalls durch eine Kurbel, aber horizontal be­

wegt, und mit einer Last von einigen Centnern

Von den Sage- und Schneidemühlen.

89

beschweret. Den Stein erhöhet man durch Kei­ le, damit die Säge ibn völlig zerschneide. Aber man berührt diese Mühlen nur, weil sie in Ber­ lin fehlen. Aus eben der Ursache hak man auch bey ben Mohlmühlen nicht der Schiff- und Thier­ mühlen gedacht, weil das Getreide in Berlitz blos auf Wasser- und Windmühlen gemahlen und geschrootet wird. Zu den Thiermühlen ge, hören auch die Feldmühlen der Armeen. E« fand sich aber keine Gelegenheit, eine solche Mühr le in Augenschein zu nehmen. Die wesentliche Einrichtung aller dieser Mühlen ist wie bey jeder Wasser oder Windmühle, nur daß die abgeän» derte bewegende Kraft einige ausserwesenkliche Verschiedenheiten veranlasset. Nachricht. Die Wasser - und Windmülr ler unterhalten ein gemeinschaftlich Gewerk. Ih­ re Lehrbursche lernen gewöhnlich unemgeldltch In drey Jahren ihre Profeßion. Erlegen sie ein Lehrgeld, so laßt ihnen ihr Meister einige geringe Einnahmen der Mühle zufließen, z. B. etwa« vom Mahlgelde. Die reichhaltige Anzahl wan­ dernder Mühlenbursche erhalt von dem Meister und von den Gesellen, nebst Essen und Trinken und Bewirthung, ein Geschenk. Daher gehört diese Profeßion vorzüglich zu den sogenannten ge­ schenkten Handwerken. Vordem erwarb sich je­ der, der eine Mühle eigenthümlich oder in Pacht besaß, da« Meisterrecht, ohne ein Meisterstück ju machen. Seit ao bi« 30 Jahren stellet das

Z z

G--

90

Zweyter Abschnitt.

Gewerk mit dem angehenden Meister einige Prü» fungen an. Er muß nemlich auf einem Brette die Theilung eines Kammrades und eines dazu gehörigen Trillings nebst einer Kammradswelle vorreissen. Gehört er zu den Windmüllern, so muß er überdem noch eineWindmühlempthe vor» zeichnen.

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Dritter Abschnitt. Der Bierbrauer und Brantweinbrenner. Qn Berlin brennen viele Bierbrauer zugleich auch Bramwein, und daher wird man in dem gegenwärtigen Abschnitte zugleich mit dem Bierbrauen auch das Grantweinbrennen bet schreiben. Denn eö stehet jedem in Berlin frey, Brantweinzu brennen, wenn er die gewöhnlichen Abgaben entrichtet, und daher auch dem Bier» brauer. Doch giebt es auch besondere Brant» Weinbrenner. Die Braugerechtigkeit haftet im Gegentheil auf gewissen Häusern, und die Best» Her dieser Häuser können so oft brauen, als es der Abgang des Biers erlaubet. Der Bierbrauer for wohl, als der Brantweinbrenner lernt seine Kennt» niß aus der Erfahrung, und keiner von beyden ist zünftig. Doch sind in verschiedenen andern Städ­ ten die Bierbrauer in einer Zunft mit einander vereiniget.

Der Bierbrauer. In Berlin wird ausser dem Weißbier ein dop« pelteS Braunbier gebrauet, nemlich das gewöhn­ liche braune Stadtbier, und üb«rd»m ein Doppel­ bier,

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Dritter Abschnitt.

biet, das Lager- März - oder auch Kuffenbier genennet wird Seit einiger Zeit brauet man hier auch eine Art Braunbirr, das den Nahmen Manh imer Bier führet, und stärker als das gewöhnliche Braunbier gekocht wird. Man wird ab-r blos bey oem gewöhnlichen Braun» und Weißbier stehen bleiben.

I.

Braunbier.

Die hi-sig n Bierbrauer haben insgemein in Ihrem Hinte Haufe ein besonderes Brauhaus, wel­ ches aus eineM groffrn Saal, worin die BrauSerache stehen-, aus einem geräumigen Malzbor en , aus einer Brautweinkammer, und eir nem geräumigen Keller unter dem Saal und der Brantweinkammer bestehet. Die Grösse vier fer Behältnisse hängt von der Grösse der Brauger räche ab, und dieses wieder, nachdem der Bier­ brauer jedesmal ein Viertel Halbes-oder Ganzbrauen veranstaltet. Denn nach den hiesigen Policeygesetzen muß jeder Brauer jedesmal von einem festgesetzten Maaß Getreide brauen, nemr lich entweder von i6, oder von zr, oder von 64 Scheffeln Das erste nennt man ein Viertel­ brauen, das andere ein Halbbrauen, und da­ letzte ein Ganzbrauen. Die beste Zeit Malz zu machen oder zu mal­ zen ist bey der kühlen Witterung von Michaeli­ bis Ostern. Den» im Sommer erhitzt sich das Ge­ treide zu stark beym Malzen, wenn man es gleich nur

Der Bierbrauer und Brantweinbr.

cht aber in beyden Fällen den Weitzen in einer Kusse oder einem Boktiq ein, der dem Bottig der Bierbrauer Tab. III Fig. II völlig gleichet, doch pflegt er kleiner zu seyn. Wird ter Weitzen ungeschrootet etngemeescht, so schüttet Man ihn th ilweift in den Bottig, begießt ihn mit Wasser, so daß dieses etwas über dem Weitzen stehet, und rühret den angefeuchteten Weitzen nicht nur, wenn ein Theil, sondern auch wenn der ganze vorräthige Weißen in den Bottig ger schüttet ist, mit Meeichhölzern oder Krücken um. Die Erfahrung lehret, daß das Umrühren die Gährung befördert. Gewöhnlich stchec der ein» gemeeschte Wethen bey warmen Sommerwetter 5, bey etwas kühlen Wetter auch wol 6 Tage, ehe er in die Gährung Übergeher. Eben Diese Zeit verstreicht auch nur im Winker, wenn der eingemeeschle Weißen in einem geheihten Zimmer stehet, dessen Hitze der Sommerwärme beykommt. Wenn der Weihen aufvrauset und stark schäumet, so ist die Gährung vor sich gegangen, der Kern der Weitzenkörner hak sich zu Stärketheilen auf» gelöste

Von der weißen Starke.

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gelöset, und das Stärkewasser kaun auSgepresset werden, rote man weiter unten zeigen wird. Mit dem Etnmeeschen des geschrootetenWeir Hens verhält es sich nach der schon oft genannten Abhandlung beynahe eben so. Das Schroot, so eingenieelchk werden soll, wird in drey gleiche Theile gekh.ilk, und hintereinander jedes Drittel in den Borkig geschüttet, mir Wasser begossen, so daß dieses über dem Weitzen stehet, und jedesmal wenn ein Drittel einge'chütret ist, wird derMeefch aufs beste umgerühret, dergestalt, daß man, wenn das Ganze nachdrücklich umgerühret ist, mildem Mee'chholz ungehindert bis auf den Boden des Bo.tiqs stoßen kann, und der Mersch von dem Meejchholze adfliesset, wenn man 24 Stunden nach dem Elnmee'chen mtt dem Meeschholze et­ was aus dem Botlig nimt. So stehet der Meesch ungestöhrt bis zur Gährung, ausser daß man ihn niecervrückt, wenn sich in seiner Mute ein Berg (König) erhebt, damit dieser aufgequolle­ ne Meesch nicht in der Luft auötrockne. Nach den Nachrichten des Hrn. Prof. Halle gehet der Meesch in Sommertagen erst im 8 bis 12 Tage, nach Beschaffenheit der Witterung, in die Gahr rung über, da im Gegentheil mündliche Nachrich­ ten eines Sachkundigen versichern, daß die Gahr rung höchstens in 6 Tagen erfolget. Der Meesch von Weitzenschroot brauset gleichfalls in der Gähr rung auf, nnd wirft Blasen. Diese Gährung nimt aber beydem geschrootetensowohl, alsungeschroor ttten Weihen wieder ihr Ende, nnd der aufbrauI 3 sende

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Vierter Abschnitt,

sende Meesch sinkt. AlSdenn ist es Zeit, de» Meefch auszupressen, damit er nicht in die Faul» viß übergehe und verderbe. Man nimt nemltch zu mehrerer Sicherheit eine Hand voll Meesch aus dem Bottig, preßt das Stärkewaffer mit der Hand aus, und überzeuget sich hiedurch völlig, daß der Meesch zum Auspressen gar ist, wenn er nach einem dreymaligen Auspressen keine Zeuchtigkert mehr von sich giebt. Der Meesch von Weihenschroot kann in die­ sem Zustande ohne weitere Umstände auSgepresset oder ausgetreten werden. Hat man aber mit um gefchrootetenWeihenkörnern eingemeescht, so muß man den Meesch vorläufig in eben dem Bottig treten, in welchem er eingemeescht ist. ES stei­ gen daher einige starke Personen in den Meesch» bottig, und treten die eingemeeschten Weihenkörner mit gewaschenen Füssen. Die Hülsen dieser Körner zerplatzen hiedurch, der Meesch wird wei­ cher, und das Stärkewasser kann nun mit leich­ terer Mühe und mit bessern Fortgang vermittelst des AuStretenS auSgepresset werden. Das Verr fahren bey diesem Auscrecen ist ein und eben das­ selbe, man mag mit gcschrooteten oder unge« schrooteten Weihen eingemeescht haben. Der Stärkemacher läßt aber den Meesch in einem Tretfasse austreten, das auf drey Füssen stehet, so daß ein Eimer unter dem Fasse stehen kann. Das Faß hat in seinem Boden entweder verschie­ dene Löcher, oder auch nur ein einziges mit ei­ nem Zapfen. Es hält einige Eimer Wasser, und stehet

Von dee weißen Starke.

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stehet in einem grösser« Waschfasse. In da« Tretfaß wird ein Sack ober Beutel von weitköch« richtcr Hanfleinwand gelegt, und der Beutel mit Meesch aus dem Meeschboktig angefüllet, und zu­ gebunden. Es steigt hierauf eine starke Person mit nack-nden aber rein gewaschenen Füssn au» -em Waschfass? in da» Tretfaß, tritauf dem Beu» re! mit den Füssen auf allen Orten nachdrücklich herum, und kehret den Beutel auch wol um. Durch das Treten wird da« Stärkewaster au» dem Meesch auSgepresset, und es dringt durch Len Beutel in das Tretfaß. Bey diesem ersten Treten des Meeschs im Beutel kann man sich etr neS Tretfasses mit einem durchlöcherten Boden bedienen, unter das Tretfaß ein Gefäß scheu, so daß da« Stärkewasser durch den durchlöcherten Boden in das untergesetzte Gefäß sogleich avläuft; oder dagegen auch eines Tretfasses mit einem Za­ pfen , da denn in diesem Falle das auSgeprest« Stärkewasser in einen Eimer abgezapfet wird. Man gießt in beyden Fällen dieses Stärkewasser in einen eichenen Absüßbottig, der dem obigen S. iZ2 Meeschboktig gleichet. Beym erste» Treten wird auf den Meesch im Beutel kein Mass ser gegossen, weil er schon von dem Einmeesche» her waßrichte Theile genug bey sich führt, kurz vor dem Treten auch wol noch etwas Wasser in dem Meeschboktig gegossen, und der Meesch gut umgerühret wird. Beym zweyten und dritten Treten wird aber Wasser auf den Beutel in dem Tretfasse gegossen, so daß das Wasstr den Beu» I 4 re»

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Vierter Abschnitt,

tel bedecket. Man muß also den Meesch in einem Tretfasse treten, das einen Zapfen hat, damit daWasser nicht vor der Zeit ablaufe. Uebrigenwird aber der Meesch im Beutel zum zweyten und dritten mal eben so getreten, als zuerst, und das abgezapfte Stärkewasser gleichfalls in den Abjüßr botkig gegossen. So trit man einen Beutel voll Meesch nach dem ander» aus, bis das Mersch­ faß von dem eingemeeschten Weißen auSgeleeret ist, und gießt das Stärkewasser jederzeit in eben den Absüßbottig. Ist nach dem Treten noch Raum in dem Absüßbottig, so füllet man ihn völlig mit reinem Wasser an. Die Hülsen, die nach dem Austreten jedesmal im Beutel zurück bleiben, müssen rein ausgetreten seyn, so, daß kein Stärkewass r in ihnen zurück bleibt. Sie wer­ den zum Viehmästen verbraucht. Jeder Eimer voll Stärkewasser, den man aus dem Trctfaße abzapft, muß aber durch ein feines Haarsieb in den Abfüßborrig gegossen, und hiedurch alle Unreinigkeit und jeder durch den Beutel gedrungene Abgang von den Hülsen des Getreides abg ftndert werden. Das Haarsieb stehet auf zwey Stangen über dem Absüßbottig. Wenn nun dieser Borkig mit dem Stärkewasser, und in erforderlichen Falle noch mit reinen Was­ ser angefüllet ist, so wird die Maße nachdrücklich mit einem Meeschholze oder mit einer Krücke um» gerührt, damit sich die Slärkelheile von dem Wäßrichten absondern und zu Boden stürzen. In diesem Zustande bleibt das Stärkewaffer etwa 24 Stum

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Stunden stehen, bis sich die Stärketheile zu Boe den gesetzet haben. Ist dieses, so schöpft der Starker macher das oben stehende flüßiqe Wasser mit ei« ner Mulde ab, bis er an den Bodensatz von Starktheilen kommt. Dagegen können auch verschiedene Zapsen oder Hahne an der Sette des Absüßbottigs angebracht seyn, womit man das Wasser abzapfet. Wenn das Wasser abgezapfet ist, so rühret man den gedachten Bodensatz auf, und füllet den Bottig von neuen mit Wasser an. Auf diese Art wird die Stärke drey bis vier Mal abgesüßet, so oft man es für nöthig findet. Nach jedem Absüßen müssen sich aber die Stärkethetle völlig wieder gesetzt haben, ehe man wieder auf die gedachte Art frisches Wasser htnzugießet. Das Absüßen hat aber weiter keinen Zweck, als die Stärke zu waschen, sie von allen fremdarti, gen Theilen zu reinigen, und ihr eine weiße Far­ be zu ertheilen. Etwas umständlicher erzehlet derHr.Prof Halle das Verfahren beym Absüßen. Die Stärketheile werden nemlich nach diesem Schriftsteller zweymal in dem Absüßbottig abger süßet, wie man vorher erzehlet hat. AlSbenn erst nimt man den Schlamm ab, der sich auf dem Bodensatz setzet, schlägt das Stärkewasser durch ein Haarsieb, und vertheilet es zugleich in mehrere kleine Absüßbottigs. Man verweiset Hiebey den Leser auf die gedachte Abhandlung von dem Stärkemachen. Vielleicht ist das Verfahren bey dem Absüßen etwas umständlicher, weim mit Schroot eingemeeschet wird, um die Kley, I s die

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Vierter Abschnitt.

die das Schroot bey sich führet, sorgfältig von dem Stärkewasser abzusondern. Unterdessen ist soviel gewiß, das sich ein , Schlamm auf dem Starkebodensatz sitzet, man mag mitgeschrooteten oder ungefchrooteten Weihen eingemeescht haben. Dieser unreine Schlamm muß sorgfälttg abger riommen werden, und wenn man von ihm die Stärktheile, die er bey sich führet, gewinnen will, so muß er noch besonders auf die vorge­ dachte Art abgesüßet werden. Nach dem Äbsüßen seht sich die feine Stärke in einer ziemlich dichten Masse auf den Boden des Absüßbottigs, die grobe weiße Stärke schwimmet aber ungleich fiüßiger oben. Die letzte schöpft der Stärkemacher ab, und vertheilet sie in Beutel von grober weitlöchrichter Leinwand. In diesen sucht er durch das AuSpressen die wäßr richten Theile von der Starke abzuführen, und ihr eine Dichtigkeit zu ertheilen. Das einfachste Mittel, zu diesen Zweck zu gelangen ist, wenn man jeden Beutel zwischen zwey Bretter legt, und das oberste Brett mit einigen Centner schwer ren Gewichten belastet Andre legen den Beutel mit der Stärke in einen in seinem Boden durch­ löcherten Kasten , über welchem eine senkrechtste­ hende Schraubensptndel, wie bey einer gewöhnli­ chen Zeugpresse, angebracht ist. Auf den Beutel in dem Kasten wird ein Brett gelegt, und die Schraubensptndel angezogen. Noch andre wolr len die Stärke zwischen zwey schweren aber wei­ chen Steinen z. B. zwischen Back- oder Sand­ steinen

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steinen auspressen, weil diese Steine zugleich nach ihrer Schwere pressen, und das Wasser einsaugen. Allein es hält schwer, die Steine wieder zu trocknen und brauchbar zu machen Es sey nun das eine, oder das andre, so muß die grobe Stärke in dem Beutel von ihren wäßrichr ren Theilen befreyet werden, und zum Theil austrocknen. Die feine Stärke, welche auf dem Boden des Abfüßbottigs stehet, kann schon mit weniger» Umständen trocken gemacht werden, weil sie schon einige Dichtigkeit in dem Bottig hak. Man legt nemlich grobe Tücher, die einigemal über­ einander geschlagen sind, auf diese feine Stärke in dem Bottig, und die Näße ziehet sich aus der Stär« ke in die leinenen Tücher. Diese müssen aber zum öfter« ausgerungen werden, wenn sie völlig durchnchet sind. Man läßt die Tücher aber nicht gerne trocknen, weil sich die Näße aus der Stärke besser in die naßen ausgerungenen, als in Vie getrockneten Tücher ziehet. Wenn nun die Stärke auf diese Art zu ihrer erforderlichen Dich­ tigkeit gelanget, so zerstückt man sie in dem Bor­ kig in große Stücke, hebt diese mit einem Brett aus dem Bottig, zerlegt sie aber wieder in mäßig kleinere Stücke, damit sie desto schneller austrocknen. Eben so wird auch die oben gedachte gror be Stärke in den Beuteln in kleine Theile zer­ stückt, wenn sie in der Presse ihre Dichtigkeit er­ langet hat. Nach den Nachrichten einiger Schriftsteller, die von der Verfertigung der Stärke reden, soll auch diese grobe Stärke blos dadurch

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Vierter Abschnitt.

dadurch ihre erforderliche Dichtigkeit erhalten^ daß man darauf doppelte Tücher n den Borkig ousbreitet, wie bey der feinen Stärke. Ein Sachverständiger versichert aber, daß ihm ein solcher Versuch nie hat gelingen wollen. Die gedachten Stärkestücke müssen nun in der Zugluft völlig auotrocknen, doch an einem Ort, wo die Sonne sie nicht bescheinen kann Denn die trocknende Starke pflegt in der Sonne gelb anzulaufen, und zu schimmeln. Eben so wird sie auch an einem feuchten Ort schimmlig. May wählt daher ein Trockenzimmer, in welchem man Zugluft machen kann. In dies m Zimmer ste­ hen an den sämtlichen Wänden Gerüste von Latr ten, worauf durchgängig hölzerne Rahmen lie­ gen , in welchen grobe Leinwand ansgespannek ist. Auf diese Leinwand werden nun die Stärk« stücke gelegt, und nach einiger Zeit umgekehret. In ein oder in ein paar Tagen, nach Beschaffenheit der Witterung, seht sich auf den Stärkestücke« eine Rinde, die man aber nicht eher abnehmen muß, bis sie sich willig mit einem Messer oder mit dem Nagel des Fingers abztehen lässet. Sor bald man nun ein Stück Stärke von dieser Rinde befreyet hat, so zerbröckelt man sie über einer Mulde in kleinere Stücke, so wie, sie verkauft wird, und legt diese Stücke abermals auf die Leinwand der Rahmen, aber freilich, wie beständig, die grobe und feine Stärke von einam der abgesondert. Diese zerbröckelten Stücke sind «forderlich trocken, wenn man einige der grösten Stücke

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Stücke zerbricht, und keine Näße mehr darin bemerket. Die oben gedachte abgezogene Rinde wird gleichfalls getrocknet, und zu Puder ver­ braucht. So gedeihet nun die Stärke zu ihrer Vollkommenheit. Zum wenigsten erhält der Stärkemacher von drey Theilen eingemeeschten Weihen, das Wasser nicht mitgerechnet, einen Theil brauchbare Stärke, und es muß schon mit schlechten Weihen eingemeescht, oder etwas bey dem ganzen Verfahren versehen seyn, wenn der Gewinst so gering seyn soll. Einige Anmerkungen mögen die Beschrei­ bung des Stä' kemachens beschließen. 1) Es trift sich zuweilen, daß die völl-g abgesüste Stärke voll von Blasen ist, und aisdenn ist et­ was bey dem Absüßen versehen. Der beste Rath ist, daß man eine so fehlerhafte Stärke noch ein­ mal durch das Haarsieb schlägt und absüßet. 2) Vorher hat man erzehlet, wie die Stärke in Sommertagen verfertiget wird, und es frägt sich nun, ob man auch im Winter Starke machen kann? Es werben zwar selbst in der schon ost er­ wähnten Abhandlung weitiaustige Räthe gege, den, wie man im Winter ohne Beyhülfe war­ mer Zimmer Stärke mach n kann: Allein das khulichste und sicherste Mittel ist wol, wenn eia Stärkemacher solche Anstalten trift, daß er die Zimmer, worin er einmeescht, Müßet, und trock­ net mit emem Ofen heißen, und hiedurch die Som­ merwärme nachahmen kann. AlSbenn wird die Stärke bey der kalten Witterung eben so, ofä im Som-

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Vierter Abschnitt.

Sommer Verfertiger. In Berlin macht man be« reitS auf diese Art im Winter Stärke. 3) Die oben S. i zi gedachte Barruffelstärke wird fiel# gendergcstalk gemacht. Man weicht die Kartuffeln einige Stunden ungeschält in Wasser ein, wäscht sie alsdenn mit einem Besen aufs reinste, und gießt das Wasser ab. Ungeschält zerreibt man sie alsdenn auf einer Maschine, bey welcher vermuthlich ein bewegliches Reibeisen angebracht ist. Die zerriebene Masse wird einige Stunden etngeweicht, und alsdenn in einem weitlöchrichr ten Beutel entweder blos mit den Händen auSgedruckt, oder mit den Füßeu getreten, oder auch mit einer Presse ausgepresset. Das ausgepreßte Starkwasser wird gleichfalls in einen Absüßbottig gebracht, und innerhalb 24 Stunden ein paar Mai auf die oben beschriebene Art abgesüßer. Uebrigens trocknet man diese Stärke wie die von Weihen. Sie quiliec zwar besser auf, hak aber eben deshalb den Fehler, daß sie leicht in Kleister beym Kochen übergehet. In der Mark Brandenburg wird hin und wieder auf dem platten Lande Kar» tuffelstärke verfertiget. 4) Die sogenannte blaue Stärke, die beym Gebrauch unter die weiße Starke gemischt wird, ist nichts anders, als ei« ne blaue Farbe oder Schmälte. Man verfertiget sie gröflentheils zu Schneeberg in Sachsen aus dem abgerösteten Kobald. Dieser wird mit Sand und Potasche vermischt zu einem blauen Glase ge­ schmolzen, welches man zerstößt, auf einer Müh­ le fein mahlet, und schlämmet. Aus

Von der weißen Starke.

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Aus der feinen Stärke wird auch daSRrafcmehl, aus der groben Stärke ober und aus dem Abgang beym Stärkemachen der Puder gemacht. Der Gebrauch des letzter» ist bekannt genug. Das Kraftmehl wird von dem Conditer und Ku­ chenbäcker zu einigen Arten Kuchen genommen. Doch bedienen sich die hiesigen Conditer insge­ mein dagegen des feinsten gewöhnlichen Weihen­ mehls, welches der Bäcker zuerst beym Mahlen des Weihens gewinnet, wenn der Weihen zum ersten Mal geschrootet ist. S. 59. Der Pu­ der sowohl, als das Kraftmehl kann auf eine

doppelte Art aus der Starke zubereitet wer­ den. Es darf nemltch die Starke nur zu einem Mehl zerrieben, und dieses fein gesichtet wer­ den. Die Stärke kann man aus freyer Hand mit einer jeden Walze auf einem Tische zu ei­ nem Mehl zerquetschen, und dieses in einem verr schloffenkn oder auch offenen feinen Haarsiebe S. Z2 sichten. Der geringe Abgang des fei­ nen Puders, der im Siebe zurückbleibt, wird noch einmal gewalzet, und zu groben Puder ver­ braucht. Auf diese Art wird in Berlin der Pu­ der von besondern Personen, die mit Puder han­ deln, zubereitet, und sie erhalten groben, mit­ lern, und feinen Puder, nachdem sie feine oder grobe weiße Stärke wählen. Im Großen kann überdem der Puder sowohl, als das Kraftmehl auf einer Handmühle aus Stärke gemahlen wer­ den. Eine solche Handmühle hat im kleinen eben das Räderwerk, als «ine Windmühle, außer daß

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Vierter Abschnitt.

daß da- Kammrad nebst dem Mühlsteingetriebe unter den Mühlsteinen angebracht sind. Das Kammrad ist zugleich ein Stirnrad, ein beson­ deres Getriebe greift bey der Bewegung der Mühlein dieses Stirnrades Zähne, und eine Kurbel an der Welle des letzten Getriebes bewegt die Müh­ le. Eine solche Mühle hat einen Beutel von ei­ nem sehr feinen Mahltuche, und dieser Beutel sichtet den Puder und das Kraftmchl. Der Mahlkasten, worinn dieser Beutel au-qespannet ist, muß aber dicht verschlossen seyn, damit sich der Puder nicht beym Sichten verstäube. Die Mode hat auch wohlriechenden Puder erkunden. Gewöhnlich trocknet der Pudermacher Orange­ blüte oder andre wohlriechende Blumen, pulverisiret sie in einem Mörser, sichtet sie in einem Haarsiebe, und mischt das Pulver unter den Pu­ der. Ueberdem soll er auch Papier mit Lavendel­ öl und andern wohlriechenden Oelen bestreichen, das Papier in den Puder stecken, und diesem hie­ durch einen Wohlgeruch geben. Nachricht. Die mehreste weiße Stärke, so in der Mark Brandenburg verbraucht wird, kommt aus Halle in Sachsen, wo insbesondre in den dasigen Vorstädten besondre Stärkemachee wohnen. Aus eben dieser Stärke machen auch die hiesigen Pubermacher den Puder. Unterdes, sen sind doch in Berlin zwey Personen, die neben ihren gewöhnlichen Nahrungsgesthäften Stärke verfertigen.

Nach,

Von der weißen Starke.

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Nacherinnerung. Die sogenannten Nu­ deln, welche in Brühen und Suppen gekocht werden, haben in sofern eine Verwandschaft mit der weißen Starke, daß beydes ein ausgetrockneter Teig von Weihen ist, doch so daß man die Nudeln aus Mehl und Wasser knetet, die Stär­ ke aber nicht. In Berlin werden bis jeht keine Nudeln verfertiget, sondern von den Gewürz» krämern aus Nürnberg und Italien verschrieben. In dem achten Theil des Schauplatzes der Künsie und Handwerke stehet eine Nachricht von der» Nudelmacherkunst, aus welcher man folgenden kurzen Auszug liefert. Der Nudelmacher nimt zu den Nudeln das feinste, lockerste, und gut ge­ sichtete Weihenmehl, und vermischt das Mehl mit sehr wenig Wasser, das aber heißer seyn muß, als bey dem Einsäuern des BrodteigcS. Hiedurch erhält nun der Nudelteig schon eine Dichtigkeit, die dadurch noch vermehret wird, daß man den Teig auf das festeste knetet, und hernach mit den Füßen und einem Brechbaum durcharbeitet. Einige Nudelmachcr mischen un­ ter den Teig Sauerteig, und verfertigen hieraus Nudeln, die verdaulicher sind, allein nur wenige Monate dauern. Gewöhnlich verfertigt man aber die Nudeln nur, wie in Italien, aus einem ungesäuerten Teige. Diese Nudeln sind zwar unverdaulicher, können aber einige Jahre dau­ ern. Zu weißen Nudeln nimt man einen unge­ färbten, zu gelben aber einen beym Kneten mit Saffran gefärbten Teig. Der feste Teig wird Spr. Handrv. u. R. i r S. K in

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Vierter Abschnitt,

in einer Presse geformt, die einer Zeug- oder Serviettenpresse gleichet. Es ist nemlich eine senkrechte Spindel mit ihrer Mutter über einem Kasten angebracht, und in dem Boden dieses Ka­ stens sind mehrere senkrechte Löcher, die entwe« der, gleich einer Röhre glatt sind, oder eine figur rirte Gestalt z. B. einer Schnecke haben. In den Kasten legt der Nudelmachcr den Teig, zieht die Schraubenspindcl an, und presset den Teig durch die gedachten Löcher durch. Der durch­ preßte Teig nimt also die Gestalt eine- Faden-, eines Bande-, einer kleinen Schnecke rc. an. In Frankreich fetzt man beym Pressen unter die Presse ein Kolfeuer, welches den Teig erweichen soll. Endlich werden die Nudeln auf Horden von Meßingdrath in der Luft getrocknet. Die ge­ wöhnlichste Art Nudeln heißet Fadennudeln, weil man den Nudelteig durch kleine und glatte Lö­ cher im Boden des gedachten Kastens presset, hie­ durch in Faden verwandelt, und einige Faden zu­ sammen genommen in einen Kreis zusammen wi­ ckelt. Sind dicse Faden etwas stärker und platt, so heißen sie Bandnudeln. Endlich giebt es noch faconnirte Nudeln, zu welchen die oben gedachten gehören, welche den kleinen Schnecken gleichen, wozu auch die Macaroni und andre italiänische Nudeln gehören. Die Köche setzen zu den Nu­ delteig auch Gewürze und andre Beymischungen hinzu, und geben ihm die Gestalt eine-Fisches, ei­ ner Frucht rc. Allein solche Nudeln gehören zu den Mehlspeisen.

Fünf-

Fünfter Abschnitt. Von der Oblatenbäckerey. Mn- dem gemahlenen Getreide backet bekannter? v* maßen der gewöhnliche Bäcker Brodt und Semmel, der Oblatenbäcker Oblaten, der Kur chenbäcker verschiedene Arten Kuchen, und der Pfefferküchler Pfeffer, oder Honigkuchen. Hier zu kann man auch den Conditer rechnen, der auMehl, insbesondre mit Zucker vermischt, die vor» züglichsten Kuchen backet, aber auch zuweilen blos aus Zucker Confect verfertiget. Daher räumet man der Zuckersiederei) vor dem Conditer eine» Platz ein, und vor und nach dem Conditer stehen die übrigen Bäcker, den gewöhnlichen Bäcker aus­ genommen, der bereits in der zweyten Samm« lung abgehandelt ist. Die sehr einfache Oblaten» -äckerey mag den Anfang machen.

Man nennet die Oblatenbäckerey einfach, weil der Teig blos aus Wasser und Mehl eingerühret, und ohne sonderliche Umstände in einer Form zu Oblatentafeln gebacken wird. Die hiesigen Oblar tenbäcker wählen blos das feine gesiebte Weihen« mehl zum Oblatenbackcn. Sie geben dem mär­ kischen Mehl den Vorzug vor dem sonst so bet kannten Hallischen Mehl, weil die Oblatentafeln, die aus dem lehtern gebacken werden, nicht gut

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in

-4s

Fünfter Abschnitt,

itt der Form abbacken, oder deutlicher geredet, weil sie gebacken sich nicht gut von der Form abnehmen lassen^ Sie rühren aus diesen Mehle eir rien Teig blos mit kalten Wasser vermittelst einer Kelle in einen Napf ein, und der Teig bleibt ganz siüßig und locker. Breitet er sich in der Form gegossen nicht durchgängig aus, so verdünnen sie ihn noch mit hinzugegosseneu Wasser. Der Teig kann sogleich nach dem Einrühren in der Form gebacken werden. Eine solche Form Tab. V Fig.XIII bestehet aus zwey meßtngenen Platten ab, die etwa einen Fuß lang, und halb so breit (mb. Sie sind an einem eisernen Griff b c befe­ stiget, der einer Zange gleichet, und man kann beyde Platten durch eine Klammer oder einen Ueberwurf e, den man auf den Griff schiebet, zu­ sammen pressen. Die Platten a b selbst müssn auf ihrer in nern Fläche völlig eben, undso glatt wie möglich poliret seyn, damit sie den Oblaten ein glänzendes Ansehen geben. Die Oblatenbäcker besitzen eine doppelte Form. Bey der einen sind die Platten auf ihren innern Flächen ungravirt und nur glatt, und mit Liesen werden die glatten Tafeloblaten gebacken. Eine andre Form ist zwar auf der innern Fläche der Platten a b gleich­ falls polirt, aber auf einer dieser innern Flächen sind 24 vertieft gravirtc Kreise in verschiedenen Reihen neben einander, doch so, daß jeder Kreis von den benachbarten etwas abstehet. In eini­ gen dieser Kreise stehet das vertieft gravirte Bild «ine- Lammes mit einer Fahne, in andern ein Cru-

Von der Oblatenbäckerey.

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Crucifix. Mit einer solchen Form backt der Obla» tenbäcker die sogenannten Kirchenoblaten. Die Oblatentafeln müssen jederzeit über eir nem brennenden Feuer gebacken werden. Da­ her legt der Oblatenbacker einige Backsteine in ei» nem Viereck zusammen, und in der Vertiefung zwischen diesen Steinen brennet das Feuer. Auf den vordersten Backsteinen ruhet beym Backen die Form Fig. XIII mit ihren Griff b c, so daß di^ Platten a b über dem Feuer schweben. Vor dem Backen erwärmet der Odlatenbäcker die Form, und gießt etwas Teig nach dem Augen» Maaße auf eine ihrer Platten. Backt er Kir« chenoblaten, so gießt er den Teig auf die grar virte Platte. Er presset hierauf die Platten mit den Griff b c und dem Ueberwurf c zusammen, und der Teig breitet sich hiedurch von sich selbst zwischen den Platten aus. Er backt erst eine Seite der Oblatentafel gar, und kehret alsden» das Eisen um. Die Erfahrung hat ihn bereits den Zeitraum gelehret, in welchem jedesmal eine Oblatentafel gar gebacken ist. Er nimt alsdenn die Form vom Feuer, schneidet den hervorgequol­ lenen Teig am Rande der Form ab, und löset mit eben den Messer die Platten in etwas von ein­ ander. Die Oblatentafel ist gar gebacken, wenn sie sich ohne Mühe von der Form ablöset und ab­ nehmen lässet. Die zuerst gebackenen Tafeln sind insgemein noch beschädiget und gehen verloren. Backt der Oblatenbacker anhaltend hintereinan­ der, so daß sich die Form stark erhitzet, so ««•

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de«

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Fünfter Abschnitt.

den die innre Flächen der Formplatten rauh, und die g backenen Oblatentafeln pflegen anzubacken, so daß sie sich mir Mühe aus der Form nehmen lassen, ohnerachtet sie gar gebacken sind. Der Oblatenbäcker bestreicht daher die gedachten im nern Flächen der Formplatten mit Wachs, wir sch t dieses aber mit einem Tuch rein wieder ab, kühl' t hiedurch die Form ab, und glättet zugleich die gedachten Flächen. Auf diese Art werden nun die Oblatentafeln ohne Unterscheid gebacken, der Oblatenbäcker verkauft sie aber in verschiedener Gestalt. Die bekanntesten sind die figurirten Rirchenoblaten Aus dem vorigen erhellet, daß auf einer Oblatentafel 24 solcher Figuren stehen, die der Oblarenbäcker nur von einander abfondern darf. Zu dieser Arbeit besitzt er ein Scecheisen Tab. V Fig. XIV, so nichts anders, als eine unten ver» stählte und geschärfte eiserne Röhre ist, die er bey ^er Arbeit an einem hölzernen Griff hält. Die Mundung dieftr Röhre ist in Absicht ihrer Größe genau nach den ged achten 24 Kreisen auf der Oblar tt »täfel obgemess n, und diese Kreise leiten den Oblatenbäcker beym Ausstechen. Die Oblatentar fel lugt auf einen Werkbrette, und der Arbeiter sticht die einzelnen Ktrchenoblaten mit aller Schnelligkeit aus. Doch wählen einige Kirchen flud1 glatte oder unfigurirte Kirchenoblaten, die mit tun dem Stecheisen aus einer glatten Tafel« obiate ausgestoche» werden. Insbesondre werden aber Lieft glatten Taftloblaren unzerstückt an die Conr

Voll der Oblatenbackerey.

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Conditer, Kuchenbäcker und auch wol an die Kö« ehe verkauft, weiche einige Kuchenarten auf die­ sen Tafeln in den Ofen zum Backen bringen. Aus eben diessn glatten Taftloblaten sticht der Oblatenbäcker auch die weißen Mund - oder Sier gelobbten, aber mit einem Stecheisen, da­ gewöhnlich etwas kleiner ist, als das zu den Kirr chenoblatcn. Außer diesen weißen Siegeloblaten pflegt der Oblatenbäcker auch gewöhnlich rothe, zuweilen auch wol gelbe, blaue, grüne, und schwarze Siegeloblaten zu backen. Doch sind die rothen die gewöhnlichsten, und von diesen wer­ den auch ziemlich große an die Gerichte zu den bekannten großen Cancelleysiegeln verkauft, und bey Hoftrauer auch wol weiße und schwarze von der gedachten Größe. Der Oblatenbäcker rührt den Teig zu diesen gefärbten Oblaten eben so rin, als zu weißen, nur setzt er zu demselben eine Far­ be hinzu, nachdem er eine oder die andre Art ger farbtcr Oblaten backen will. Roth färbt er diesen Teig mit Zinnober oder Mennig, jede- besonder» oder auch vermischt; gelb mit Gummigutt; blau mit Berlinerblau; schwarz mit Ruß; und grün mit Bergblau vermischt mit Gummigurt. Doch pflegt diese grüne Farbe beym Backen in» gelb­ lichte zu verschießen. Alle diese Farben werden mit Wasser gerieben, und in erforderlicher Propore tion unter den Teig gemischt. Doch muß der Ruß vor dem Reiben mit Brantwein gelöschet werden. Ohnedem vermischt er flch nicht mit den Teig, sondern er schwimmet oben. Der ger K 4 färbte

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Fünfter Abschnitt.

färbte Teig wird mit den oben beschriebenen Handgriffen in der glatten Form zu Tafeln gebar cken, und aus diesen werden die Stegeloblaten gewöhnlich mit einem kleinen Stecheisen F. XIV ausgestochen. In Berlin sind nur zwey Oblatenbäcker, und diese können sich kaum ernähren, weil man die aus­ wärtigen Oblaten von aller Art sehr wohlfeil auf den Messen kaufet. Sie haben die Oblatenbäckerey von ihren Anverwandten blos durch die Ue­ bung gelernet. Außerdem sind bey manchen Stadtkirchen in der Mark Brandenburg Obla­ tenformen, mit welchen die Küster zuweilen Kir­ chenoblaten zum Gebrauch aller Kirchen ein« Inspection backen.

Sech-

Sechster Abschnitt. Die Zuckersiederey. e^ie europäischen Zuckersiedereyen sollten billig nur Zuckerraffinerien genennet werden. Denn sie sieden ihren Zucker nicht unmittelbar aus dem Zuckerrohr, sondern sie läutern und verdichten nur denjenigen rohen und unvollkom­ menen Zucker, der unter; dem Namen Maskovade aus Amerika nach Europa kommt. Von dieser Maskovade sondern die hiesigen Zuckersiedereyen nur die rückständigen fremdartigen Theile ab, und dieses geschiehet theils durch das Sieden, theils durch die Ableitung des Sirups vermittelst thör nerner Formen. Hiedurch gewinnen sie einen dichten Körper, oder den bekannten Zucker. Die nachfolgende Beschreibung der Zuckersiederey erzehlet dasjenige, was der Verfasser in derjenigen Siederey gesehen hat, die in Berlin vor dem Stralauerthor auf der ehemaligen Contrescarpe stehet. Man führet mit Bedacht diejenige Sie­ derey an, nach welcher die folgende Beschreibung abgefasset ist. Denn das Wesentliche haben zwar alle europäische Zuckersiedereyen mit einander ge­ mein, allein jede hat doch ihre eigenthümlich? Vortheile und Abänderungen, und dis gilt selbst von den hiesigen drey Siedereyen. Ja die Ger K S rache

154

Sechster Abschnitt.

räthe und Werkzeuge führen oft in einer Siederey diese, in einer benachbarten wieder andere Nahmen. In manchen Fallen hat der Verfasr ser auch in der folgenden Beschreibung des DüHamel Kunst des Zuckersiedens zu Rath gezogen, insbesondere bey den folgenden Nachrichten von den amerikanischen Zuckerplantagen. (S. den 4ten Band des Schauplatzes der Künste und Handwerke.) I. Das Zuckerrohr, woraus man den Zu­ cker siedet, kommt blos in warmen Gegenden, und vorzüglich in den amerikanischen Plantagen fort. In Europa kann man es nur in Treibhäusern zum Wachsthum bringen. Man könnte eS eher ein Schilf, als ein Rohr nennen. Denn das Im nere dieses Rohrs ist nicht fest, wie bey dem spar Nischen Rohr, sondern bestehet aus einem nassen schwammigtcn Mark, und die Rinde selbst laßt sich mit dem Nagel des Fingers eindrucken. Der gerade Stengel dieses Rohrs ist gewöhnlich 7 bis io Fuß hoch, und in fettem Boden auch noch höher, und etwa i Zoll dick. Erschießt von unten an spitzige Blätter, und hat verschiedene Knoten. In einem fruchtbaren Boden wachst das Rohr zwar zu einer ansehnlichen Grösse, alr kitt eS ist nicht so reichhaltig an Zuckertheilen, als in einem magern Boden, insbesondere wenn die­ ser etwas abschvßig, und das Rohr der Sonne auSgefttzet ist. Wenn der Mohr das Zuckerrohr in den Plan tagen von neuen pflanzet, so wirft er auf dem geackerten Boden kleine Graben auf,

und

Die Zuckersiederey.

155

und entfernt zwey und zwey Graben 2 Fuß von einander, wenn das Land mager ist, 3$ Fuß aber, wenn der Boden fett ist. Jeder Grabe« ist etwa 1$ Zoll lang, 4 Zoll breit, und 8 Zoll tief. In jedm dieser Graben legt man zwey Rohrstengel, und die Wurzeln schiessen tnSbesonr dere aus den Knoten hervor. Die Wartung be, stehet vorzüglich darin, daß das Unkraut anfangr lich fleißig ausgegätet werden muß. Das hervorwachsende Rohr kommt etwa in 14 bis 16 Monathen zur Reife, und reif muß es bey guten Wetter abgeschnitten werden. Es ist aber reif, wenn der Stengel gelb, glatt und trocken, daMark aber bräunlich und klebricht ist. In einem guten Boden darf das Zuckerrohr nur alle 20 Jahre gepflanzet werden, in einem schlechten Lande aber wieder, wenn eS zweymal abgeschnit­ ten ist. Den Saft des gewonnenen Rohrs preßt man in einer Mühle vermittelst drey eiserner Wal­ zen aus. Diese Walzen stehen senkrecht unter eiuandek, und jeder Rohrstengel muß zweymal durch die Walzen durchgehen. Der ausgepreßte Saft sammlet sich in einen untergeseßten Trog. Allein nicht nur daö abgeschnittene Rohr geht leicht in die Gährung über, sondern der ausger preßte Saft niint auch leicht eine schädliche Luft­ säure an, nicht zu gedenken, daß er zu verderben pflegt, wenn die Mühle und der Trog nicht hin­ reichend rein gehalten werden. Daher schneidet man jedesmal nur so viel Rohr ab, als man in

Sechster Abschnitt. kurzen zu verbrauchen gedenkt. In des Herrn Dühamel obgedachter Kunst des Zuckersiedens stehet eine Abbildung der nur gedachten Mühle, wodurch der Saft aus dem Zuckerrohr gepresset wird. Der ausgepreßte Saft wird mit Kalk, Asche, und auch wol mit Alaun vermischt, und in verschieb Lenen Pfannen hintereinander gesiedet und Verdi« cket. Aus der letzten Pfanne gießt der Arbeiter den SodineinegrosseWanne. Setzen sich an die Sei« ten und auf Len Boden dieftsGefasseS hin und wie­ der Zuckerkörner an, so hat der Sod nicht nur hin­ länglich gekocht, sondern er ist auch zureichend ab« geschäumet worden. Aus der gedachten grossen Wanne wird der Sod in verschiedene kleinere ver« theilt, und in diesen muß er so lange stehen, bis man den Finger ohne Verletzung hineinstecken kann. Wird der Sod bey einem stärker» Grade der Wärme in diejenigen Fässer gebracht, in welr chen man die Maskovade verschicken will, so ge­ hen bey der Absonderung des Sirups in dieftn zu viel Zuckertheile über. Die nur genannten Fässer stehen auf einem Rost über einer Cisterne. In dem Boden jedes Fasses sind verschiedene Lö­ cher, die man mit ausgepreßten Zuckerrohr ver­ stopft, und durch dieses läuft der Sirup aus den Fässern in die Cisterne ab. Der Ueberrest, wel­ cher in den Fässern zurück bleibt, wenn sich der Sirup abgesondert hat, ist die schon oft genann­ te Maekovade.

Die

Die Zuckersiederey.

157

Die hiesigen Zuckersiedereyen sondern diese Maskovade in drey Arten ab, nemlich in brau­ ne Maskovade, in TeteS, und Poudres Ande­ re Siedereyen nehmen dagegen vier Arten an, nemlich braune Maskovade, Terres, Tetes und Poudres. Die braune Maskovade ist über­ haupt genommen die schlechteste. Sie gleicht dem braunen Sande, und ist von dem überstüßig bey sich führenden Sirup klebricht und feuchte. Die Tetes sind dem gelben, und die poudres dem weissen Kochzucker ähnlich, und unter bey­ den finden sich zuweilen kleine Stücke. In jedem Fass befindet sich insgemein nur eine dieser Arten Maskovade, und nur alsoenn, aber selten, sind in einem Fasse mehrere Arten, wenn sie aus ver­ schiedenen Plantagen zusammen gebracht ist. Welche Arten Zucker aus jeder Art Maskovade gesiedet werden kann, läßt sich überhaupt nicht bestimmen. Soviel kann man überhaupt sagen, daü aus einer schlechten und wenig reichhaltigen Art Maskovade auch nur ein schlechter Zucker gesiedet werden kann. Allein theils ist j. B. ein gutes Faß brauner Maskovade brauchbarer, als ein schlechtes Faß voll TeteS, theils werden die Maskovaden oft mit einander versetzt. So kann z. B. aus brauner Maskovade ordinairer feiner Zucker, und aus feinen Lumpen, d. i. feinem Koch­ zucker, Meliszucker gesiedet werden. Nach diesen Vorbereitungen gehet die B- schreibung zu den eu­ ropäischen Raffinerien oder Zuckersiedereyen über.

II. Die

158

Sechster Abschnitt.

II. Die hiesigen Zuckersiedereyen liegen samt« lich an der Spree, theils weil hier das zum Sie« den nöthige Wasser bey der Hand ist, theils auch damit matt mit den Kähnen, die die Maskovade herbeybringen, bis an das Magazin, worin die Maskovade aufbehalten wird, fahren, und die Fässer bequem mit einem Krahn in das Magazin bringen könne. Beyläufig erinnert man, daß die hiesigen Stedereyen den rohen Zucke'-, oder die Maskovade gröstentheils aus Frankreich, zu­ weilen aber auch aus England, Dannem -rk und Portugall erhalten. Die Portugiesische kommt in grossen Kisten, die aus den übrigen genannten Ländern in Fäßern nach Berlin. In dm Maga­ zin liegen die Fäßer auf einem gedie ten Boden, und wenn etwa aus schadhaften Fäßern Sirup aus der Maskovade austräuselt, so sammlet man ihn wieder mit einer eisernen Schippe, und macht ihn zu gute. Diejenigen Fäßer, die zum Ge­ brauch ausgeleeret werden sollen, bringt man aus dem Magazin zu der Siederey, zieht sie mit einer Winde auf das zweyte Stockwerk dieses Ge­ bäudes, und schüttet die Maskovade durch eine Oefnung in dem Fußboden des zweyten Stock­ werks in einen Kasten, der in der eigentlichen Sie, derey oder Stedestube stehet. Für jede Art Mas« kovade oder rohen Zucker stehet in der Siederey ein besonderer Kasten, den der Zuckersieder Zuckerback Tab. IV Fig. I nennet. Denn alle Kasten in den Zuckersiedereyen heissen Back. Ein solcher Zuckerback ist so hoch, als VaS unterste Stock»

Die Zuckersiederey.

159

Stockwerk, worin sich die Stederey befindet, da« mit er destomehr rohen Zucker fasse. Daher muß man sie auch im zweyten Stockwerke mit rohen Zucker anfüllen. Diejenigen Bretter ab an der Vorderseite des Kastens in der Siedcrey, welche der Decke am nächsten sind, werden abgenom« men, wenn der Sieder mit einer Schippe rohen Zucker aus dem Zuckerback nimt, oder in feiner Sprache zu reden, verseh öppt. Der Augen­ schein lehret schon in der I Fig. daß die gedachten ausgehobenen Bretter in ab nur zwischen den bey­ den Ständen ac und bä eingefalzet sind, so wie auch die übrigen Bretter b c. Dieser Zuckerback leitet die Beschreibung auf den Saal oder das Zimmer im untersten Stockwerke, worin der Zucker gesiedet wird, und die­ ser Saal heißt die Stederey im eigentlichen Ver­ stände. So wird man ihn auch in der Folge je­ derzeit nennen. Jedes Gebäude in Berlin, wor­ in sich Siedereyen befinden, ist in zwey gleiche Hälften abgetheilet, und in jeder Hälfte ist eine ei­ gentlich sogenannte Stederey im untersten Stock­ werke, und über ihr sind in den übrigen Stock­ werken die dazu gehörigen Boden, wovon man weiter unten ausführlicher reden wird. In der­ jenigen Siederey, die der Verfasser gesehen hat, waren an der rechten Wand, wenn man in die Siederey hinein trit, zuerst drey Trockenkammern oder Trockenstuben, und hinter diesen fünfZuckerbacke mit rohen Zucker, wovon man kurz zuvor geredet hat. Zur Linken war eine ofne Kammer, worin

i6o

Sechster Abschnitt,

worin der Thon zubereitet wird, und hinter dieser die Füllstube. Zwischen beyden stand der For­ menback. Von allen diesen Nebenzimmern und Gerüchen wird man in der Folge ausführlicher reden. An der Querwand, der Thüre gegen über, standen die Pfannen Fiq. III. Diesen zur Lin­ ken war in einer ofnen Kammer der Kalkkasten Fig. III, zur Rechten aber der Klärkessel Fig. IV. Diesem letzter» gegen über stehek in eben der offe­ nen Kammer der Back Fig. V, worin der weiße Sirup gesammlet wird. Die Folge wird die Einrichtung und den Zweck aller dieser Stücke der Siederey begreiflich machen.

Der Natur der Sache gemäß mag die Be­ schreibung des Kalkkastens den ersten Platz ein­ nehmen. Dieser sogenannte Balkback Fig. II

ist eine dauerhaft auögemauerte tiefe Grube, die eine hervorragende Einfassung ab hat. ES wird hier das zum Zuckersieden benöthigte Kalkwasser zubereitet. Vermittelst einer neben dem Kalk­ back stehenden Pumpe c, deren Röhre nach der Spree gehet, füllet man jenen mit Wasser an, und schüttet soviel ungelöschten Steinkalk hinzu,

daß das Wasser, wenn es mit einer eisernen Krü­ cke umgerühret ist, und sich der Kalk wieder gesetzet hat, blos ein blaulicht weißes Ansehen er­ hält. Das Kalkwasser bleibt alsdenn ruhig in dem bedeckten Kalkback so lange stehen, bis man es mit Eimern zum Gebrauch in die Pfannen

bringt. Diese

Die Zuckersiederey.

161

Diese Pfannen Tab. IV Fig. III a b und Fig. XII sind ganz von Kupfer, rund, wie ein

grosser Kessel, und etwas über 5 Fuß weit, und etwas tiefer. Blos ihr Boden ist der Glut ausgeseHet, und muß daher vorzüglich stark seyn. Es waren ihrer an der Zahl 4 in einem einzigen Herd eingemauert, doch jede in einiger Entferr nung von den benachbarten. Fig III eä ist der von Backsteinen aufgeführte Herd, der nur eini­ ge Fuß hoch ist, und mit der Querwand der Siederey zusammenhängt. Die XII Fig. stellet eine Pfanne besonders dar. Der gedachte Herd Fig. III cd ist hohl, doch so daß jede Pfanne un­ ter sich ihre abgesonderte Feuerstätte hat. Jede Pfanne ab ist in diesem Herd eingemauert, aber nach ihrer Höhe nur zur Hälfte. Denn der obe­ re Theil a b ragt aus dem Mauerwerke hervor, und nur die untere Hälfte ist eingemauert. Die vordere Hälfte Fig. III und XII e b dieses hervor­ ragenden Theils der Pfanne läßt sich abnchmen, und hängt daher nur mit der Hintern Hälfte eab vermittelst einer Falze zusammen. Der Sieder nennet diese unbefestigte Halste der Pfanne Vor: sag oder auch Braste. DerZweck dieser Einrich­ tung der Pfanne wird sich unten ergeben. Die obere Fläche Fig. III cb des Herds ist mit kupfernen Platten belegt, welche zusammenhängend alle vier Pfannen umgeben, und an den Pfannen angelöthet sind. Diese kupferne Bedeckung ist nach Art einer Rinne gebogen, und der Zuckerfod, der etwa aus den Pfannen beym Kochen abläuft, wird Spr.Handw.u.R. 12 S. L von

162

Sechster Abschnitt.

von dieser Rinne aufgefangen. Daher ist auch in jeder Ecke der Rinne eine runde Vertiefung Fig. III f, gleich einem Kessel, worin sich der ge­ dachte Abgang sammlet. Alle diese Stücke, das Schüroch g des Herds cd, wodurch das Feuer angeheitzet wird, mit gerechnet, fallen sogleich in die Augen, wenn man die Pfannen in demIm nern der Siederey betrachtet. Ausserdem ist aber noch in jeder Feuerstätte des Herds, folglich um ter jeder Pfanne, ein eiserner Rost, worauf die Steinkolen geworfen werden. Denn man heißet die hiesigen Zuckersiederpfannen blos mit Schlesi­ schen Steinkolen. Unter dem nur gedachten Rost befindet sich ein Aschenfall, dessen Zugang an dem Aeussern der Siederey angebracht ist. Hinter der Querwand, woran der Herd mit den Pfannen ste­ het, befinden sich auch in h ausserhalb der gedach­ ten Querwand und hinter den Pfannen die Schorsteinröhren, die den Rauch abführcn. Man kann jede mit einem Schieber verschliessen, um die Glut erforderlich zu regieren. Uederdem ist noch in dem Innern der Siederey über den Pfan­ nen ein Rauchfang Fig. Ul ik, nebst einer schma­ len Schorsteinröhre, welche die aus den Pfan­ nen aufsteigenden Dünste obführet. Die Mün­ dung der letzten muß mit einem Dache versehen seyn, um alle Unreinigkeiten von den Pfannen abzuhalten. Zur Rechten der Pfannen stehet, wie gesagt, der Rlärkessel Fig. IV lm, eine vierkantige Wanne von Kupferblech. Der Bequemlichkeit

wegen

Die Zuckersiederey.

163

wegen steht in diesem Klärkessel lm eine klein« kupferne Pumpe no, womit man den Sod wie­ der aus dem Klärkessel vermittelst einer Ri >ns Fig. III pq in die Pfanne leiten kann. Diese Rinne lieget in einiger Entfernung über den samt# lichen Pfannen a b. Sie hat über jeder Pfanne ein Zapfenloch, und man zieht den Zapfen Fig. III r über derjenigen Pfanne aus, in welche der ge# klärte Sod geleitet werden soll.

Vermittelst dieser Geräthe wird nun aus der Maskovade Zucker gesiedet. Die Maskovade (der rohe Zucker) S. 157 führet noch fremdartige Theile bey sich, die abgeführet werden müssen, wenn man den Zucker in die Enge bringen will. Diese fremdartige Beymischung gleicht zum Theil dem Fett aus dem Thierreiche, und muß ver# mittelst des Kalks und Ochsenbluts abgeführet werden. Ueberdem enthält die Maskovade erd# artige Theile, die nebst der nur gedachten fetten Beymischungen in einem Schaum abgefüh­ ret werden. Ferner wird beym Sieden Kalk# wasser zu der Maskovade gegossen, dessen wäß# richte Theile gleichfalls wieder abdampfen müssen. Endlich bleibt nach dem Sieden noch Sirup in dem Zucker, der vermuthlich auch durch den Kalk vorbereitet wird, daß er sich in den Formen, wie weiter unten gezetget werden soll, erforderlich ab­ sondernkann. Durch die Ableitung dieser fremd# artigen Theile erhält der Zucker seine Dichtigkeit und weiße Farbe. L 2

Bereit-

164

Sechster Abschnitt.

Bereits den Tag vorher, des Nachmittag­ oder Abends, bringt der Zuckersiedcr dieMasko« vade nebst dem Kalkwasser in die Pfannen. Den Vorsatz oder die Braste der Pfanne Fig. III und XII eb setzt der Sieder anfänglich an die Pfanne an, verstopfet die Fuge mit Tuch rn, und ver­ schmieret sie mit Thon. Nach des Hrn. Duhamel Angabe giesst, man eben soviel Kalkwassr in die Pfanne, als roher Zucker hinzugeschüttet werden soll. Den letzter» hohlt der Sieder aus dem oben ©. 158 genannten Zuckerback Fig I herbey, und bringt ihn nebst dem Ochsenb ut in die Pfanne. Der nur gedachte Schriftsteller findet das Ochsen­ blut am brauchbarsten, wenn eS schon etwas in die Faulniß übergegangeu ist, die hiesigen Siede« reyen geben aber dem frischen Ochftnblut den Vor­ zug. Doch schadet es nicht sonderlich, wenn es in heissen Sommertagen bereits etwas alt gewor­ ben ist. Siedet man feinen Zucker, so wird auch wol etwas gequerltes Eyweiß hinzugejchüttet. Beydes führet die unreinen Theile in Schaum ab, und befördert die Dichtigkeit des Zuckers. Wen« der Sieder am folgenden Morgen mit dem Sie­ ben den Anfang macht, so zündet er zuerst ein lebhaftes Feuer unter der Pfanne an, und rüh­ ret den Sod einige Zeit beständig mit einer höl» zernen Spatel Fig. VIII um. Das Feuer wird gemindert, sobald der Sod anfängt aufzuwallen, und alsdenn nimt auch die Absonderung deSchaums ihren Anfang. Dieser setzt sich auf der Oberfläche der SodS, steigt erst in die Höhe, sinkt

Die Zuckersrrderey.

165

sinkt aber wieder, und wenn er niedergefunken ist, so löscht der Sieder das Feuer völlig aus. Alsdenn nimt er den Schaum mit einer grossen kur pfernen Schaumkelle Fig. XIV ab, aber mit aller Sorgfalt, damit der Schaum sich nicht rote« der mit dem Sod vermische. Um zu erfahren, ob sich der Schaum hinreichend abgesondert hat, nimt der Sieder mit einem Löffel etwas Sod aus der Pfanne, gießt ihn wieder in diese hinein, und wenn der Sod durchsichtig ist, so ist die gedachte Abr fonderung vor sich gegangen. Insgemein muß aber der Sod zum zweyten Mal abgcschäumet werden. In diesem Falle gießt der Sieber von neuen etwas Kalkwasser und Ochsenblut in die Pfanne, zündet das Feuer wieder in etwas an, und schäumet den Sod auf die vorhergedachte Art ab. Rach vollendetem Abschäumen bringt der Zur ckersiebcr den Sod mit grossen kupfernen Kellen aus der Pfanne in den Klarkessel Fig. IV Im. Auf dieser grossen kupfernen Wanne stehet nem» lich ein Borb n von Weidenreisern geflochten, worauf ein wollrcicheS gewalktes Tuch ausgebretr tet ist. Durch dieses Tuch und zugleich durch den Korb wird der Sod gegossen, und hiedurch von allen übrigen Unreinigkeiten geklärt oder filtriret. Der Sod bleibt in dem Klärkessel nur so lange stehen, bis der Sieder die Pfanne von ihrem Bodensatz mit einer eisernen Schaufel Fig. IX und einem Wische von groben Tuch Fig. XIII gereiniget hat. Zugleich nimt er auch den VorL 3 sa.tz

Sechster Abschnitt, sah oder die Braste Fig. III und XII be S-161 ab, weil nun der geklärte Sod die Pfanne nur bis an diesen Vorsatz anfüllet. Da- übrige ist ab» gedampfet und in Schaum übergegangen. Nach diesen Veranstaltungen wird der Sod wieder aus dem Klärkeffel vermittelst der kupfernen Pumpe Fig. IV no und der Rinne Fig. III pq in die 4 Pfannen verthetlet. Der Sieder öfnet nemlich den Zapfen über der Pfanne, und füllet jede Pfanne mit dem geklarten Sod in erforderlicher Proportion an. Alle diese jetzt beschriebenen Ver­ richtungen des Siedens werden ohngefehrvon deMorgens um 3 bis 6 Uhr vollbracht. Der von neuen in die Pfannen geleitete Sod wird in den Zuckersiedereyen Blärfel genennet. Zu diesem giesset der Sieder mehr oder weniger weissen Sirup hinzu, nachdem dcrZucker fein oder grob werden soll. Diese Mischung von Klärsel und Sirup siedet er sogleich mit einem lebhaften Feuer. Der Sod blähet sich gleich anfänglich stark auf, und man wirft daher etwa- Butter hinein, damit er nicht aus der Pfanne trete. Wenn erstark anfängt zu kochen, so steigt er zwar Nichts» oft in die Höhe, aber desto schneller, zu­ mal wenn er bald gar ist. Der Sieder stürzt ihn jederzeit mit etwas hineingeworfener Butter wieder hinab. Der Sod wird etwa in | Stun­ den oder in einer Stunde gar gekocht, und bey groben Zuckerarten dauert es auch noch wollanger. Nebst andern Zeichen, die der Sieder aus der Erfahrung bemerkt, ist folgende Probe, ob der Zucker

Die Zuckersiederey.

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Zucker gar ist, die gewöhnlichste: Der Sieder reicht sich etwas Zuckersod aus der Pfanne, nimt es zwischen den Daum und den Zeigefinger, und zieht eö, indem er e» gegen das Tageslicht halt, zu einem Faden aus. Hat der Faden die erfor­ derliche Zähigkeit und Durchsichtigkeit, die der Sie« der aus der Erfahrung kennet, so ist der Sod gar. Es gehöret ohne Zweifel zu der grösten Geschick» lichkeit des Zuckersieders, daß er den Zucker we­ der zu wenig, noch zu viel siedet. Denn ist der Sod nicht gar gekocht, so gehen viele Zuckertheile in den Sirup über. Hat im Gegentheil der Sod zu lange gekocht, so wird der Sirup zu stark ver­ dicket; und sondert sich nicht hinreichend von dem Zucker ab. Zum Beschluß ist nur noch zu be­ merken, daß ein feinerZucker nicht so lange braucht gekocht zu werden, als ein grober, vermuthlich weil die Maskovade, woraus man den feinen Zucker siedet, in den Plantagen schon besser von dem Sirup und andern fremden Theilen gereini» get ist, als die grobe Maskövade, oder weil jene von Natur nicht soviel Unreinigkeit bey sich führet. Der gare Sod wird nun vermittelst kupfer­ ner Füllbecken Fig. V/ in die Füllstube S-160 getragen, und in eine ansehnlich große kupferne Kühlpfanne Fig. VlI ausgegossen, worin er sich etwas abkühlet. An den Wänden dieser Füllstur be werden einige Rethen thönerner Formen Fig. XV aufgestellet, die zusammen genommen ein Tagewerk genennet werden. Macht man also große Zuckerhüte (Brode,) so wird bey ein und L 4 eben

Sechster Abschnitt, eben den Pfannen voll gesiedeten Zucker eine ge­ ringere Anzahl Formen erfordert, als wenn klei­ ne Hüte entstehen sollen. Die aufgestellten gor* men werden mit zerbrochenen Formen unterstü­ tzet, damit sie nicht umfallen. Eine solche Zu­ ckerform Fig. X V wird von dem Töpfer aus ge­ wöhnlichen hiesigen Thon verfertiget, aber nicht glasuret. Sie gleicht, wie der Zuckcrhut, einem Kegel, und in ihrer Spitze hat jede eine Oest nung, die mit einem Tuche verstopfet wird, ehe man sie in der Füllstube aufstellet. Die kleinsten Formen sind gegen i Fuß, die grösten ohngefehc 3 Fuß hoch. Die Lumpenformen, worin der Kochzucker zubereitet wird, gehören zu den grösten, denn sie werden nur von den Basterformen an Größe übertroffen. Damit aber die Formen de­ sto haltbarer sind, da sie so oft in die Hand ge­ nommen werden müssen, so belegt man sie nach ihrer Länge mit Spielen von Spahn, und über Diesen Spänen bindet man sie, wie ein Faß, mit hölzernen Bändern von Böttcherarbeit. Die Bänder heißen in der Siedercy Hupels, und die Fäßer mit Spahn und Bändern belegen Heist stt, die Formen küpern. Eine neue Form muß vor dem Gebrauch in einem Trog, der in der Siedercy Formenback genennet wird S. 160, ei­ nige Zeit im Wasser liegen. Ohnedem zieht sich der Zucker in die Form ein, hängt sich an, und kann nur stückweise aus der Form genommen werden. In derXV Fig. ist ab die Zuckerlörm selbst, die aber auf einem Siruptopf b c stehet,

und

Die Zuckersiederey.

169

und von diesem wird man unten reden. Nach dieser Beschreibung der Formen kehret man zu dem Zuckersod in der oben gedachten'KühlpfanneFig. VII zurück. In dieser Pfanne wird der Sod einige Mal umgerühret, und etwas abgekühlet folgens dergestalt in die aufgestellten Formen vertheilet. Der Arbeiter schöpft den Sod aus der Pfanne mit einem Füllbecken Fig. VI, und füllet jede kleine Form anfänglich nur zur Hälfte, jede gros­ se aber nur um £ an. Hieraus erhellet, daß der Sieder in jede kleine Form nach und nach zwey« mal, in jede große aber viermal Zuckersod gießet, so daß alle Formen erst zur Hälfte oder um und nach und nach völlig angefüllet werden. Es senken sich nemlich die Zuckerkörner schon in der Kühlpfanne Fig. VII in etwas zu Boden. Füllte man daher jede Form sogleich ganz an, so wür­ den die zuerst gefüllten Formen nach Proportion weniger Zuckertheile erhalten, als die, so man zuletzt anfüllet. Den Zucker in den völlig ange» füllten Formen rührt man dreymal hintereinan­ der, aber jedesmal nach einiger Zwischenzeit, mit einem Stock von weißbüchenem Holze um. Allein freilich muß bey diesem Umrühren, welches der Sieder stähren nennet, der Zucker in den For­ men noch etwas warm seyn. Diese Arbeit ist ein wesentliches Stück des Zuckersieders, und es gehört eine besondere Geschicklichkeit dazu, jede Art Zucker in erforderlichen Grade umzurühren. Denn trift der Sieder diesen Grad nicht, so wird der Zucker nicht locker und fein, sondern er wird L 5 Ungleich

1-0

Sechster Abschnitt.

ungleich und erhält Lücken. Diese« ganze Ge­ schäfte des Stedens und Füllens vollendet man von Morgens um 3 bis 9 Uhr. Von dieser letz­ ten Zeit an bleiben die angefülllen Formen etwa bis Nachmittage um 4 Uhr ruhig in der Füllstur be stehen. Während dieser Zeit kühlet sich der Zucker in den Formen dergestalt ab, daß er einir ge Dichtigkeit erhält, und vaß man ihn bequem auf die Boden der Siederey bringen kann. Denn in jeder Form sind nun noch Zucker» und Siruptheile mit einander vermischt, und die letztem müssen daher von den ersten abgeleitet werden. Zu diesen Behuf sind über der Siede« rey verschieden Loden übereinander, und dieje« yige Siederey, die » er Verfasser gesehen hat, hatte deren 7 an der Zahl. Man trägt daher die Formen aus der Füllstube wieder in die Sie­ derey, setzt sie daselbst in einen Korb, und zieht diesen vermittelst einer Winde auf einen oder den andern Boden. In dieser Absicht gehet durch alle Boden ein vierkantiger, senkrechter und von Brettern verfertigter Verschlag Fig.X ab, der in der Siederey das Treckgatt, das Puhlloch, oder auch der Roop heißet. Auf dem obersten Boden ist über diesem Verschlag ein Kloben oder eine Docke c von Meßing, und um diesen Klar ben gehet das Trecktau c d, womit der mit For­ men angefüllte Korb in die Höhe gezogen wird. Auf jedem Boden hat das Treckgatt eine Thüre f g, durch welche man den Korb auf den Boden mmt. Diese Oefnung kann wieder mit den bey­ den

Die Zuckersiederey.

171

Len Klappen Fig. X ekund Fig. XXI verschlossen werde». Auf dem bestimmten Boden werden die Formen Fig. XV ab in Reihen aufgestellet, und jede wird auf einen gewöhnlichen Girupstopf b c von Thon gesetzet. Der Arbeiter muß aber, ehe er die Form auf den StrupStopf sehet, das Tuch, so beym Füllen in die untere Oefnung Fig. XV b der Form gesteckt wird S. 168, aus dieser Oesvung herausziehen, die Haut, so sich über dem Zucker in eben der Oefnung gesetzt hat, mit eh nem Pfriem aufstcchen, und hiedurch dem Sirup einen Ausgang verschaffen, endlich aber, wie gesagt, die Form auf denSiruptopfFig XV bc setzen, so daß die Spihe b der Form ab in den Topf hineinragt. In diesem Zustande bleibt die Form einige Tage stehen, und während dieser Zeit träufelt der flüßigste Sirup ohne weitere Beyhülfe von demZucker ab. Die braune Farbe, so der Zucker gleich nach dem Füllen der Form hat, mindert sich durch diese Absonderung schon in etwas, und nach desHrn.Dühamel Nachrichr ten ist diese Absonderung des flüßigsten Sirup­ geschehen, wenn der Zucker eine Perlnfarbe hat. Durch das Abträufeln des Sirups entstehen aber aufdem Boden der Zuckerhüte, die sich noch, wie aus dem Zusammenhang erhellet, in den For­ men befinden, hin und wieder Lücken oder Gru­ ben. Daher bringt man die Form auf einen Stuhl Fig. XVII, der mit Leisten umgeben ist, damit nicht- vom Abgänge verloren gehe, legt sie aufden hervorragenden starken Zapfen b, und bescha«

172

Sechster Abschnitt.

bcschabet den Boden des Zuckerhut- mit dem d# fernen Schabemesser Fig. XXIII und XXIV. In die Vertiefungen des Bodens wird zerstoßener Zucker gestreuet, damit der Boden eben werde. Auf diese Art muß der Boden so oft geebnet wer­ den, als man ihn mit Thon gcoecket hat, wie jetzt gezeigct werden soll. Ohnerachtet der flüßigste Sirup ohne weitere Beyhülfe abfließk, wie jetzt gezeiget ist, so bleibt Loch von dieser fremdartigen Materie noch man« cheö in dem Zucker zurück, welches sich ohne ein Reinigungsmittel nicht absondert. In dieser Ab­ sicht «nutz jeder Zuckerhut in seiner Form noch mit Thon gedeckt werden. Die Zuckersieder rcy wählt hiezu einen weißen Thon, weil dieser den Zucker nicht anfärbet, und nach desHrn. DüHamel Nachrichten muß dieser Thon zugleich fein und fett seyn. Die hiesigen Zuckersiedereyen bedie­ nen sich eines PfeifenthonS, den sie aus demMagLeburgischen oder auch aus Schlesien kommen las­ sen. Der Thon wird in einem Kasten, der in den hiesigen Siedereyen Thon« Erd - oder auch Rleback Fig. XX c d heisset, einige Tage eingeweichet, und zum ösiern Wasser darauf gegos­ sen, bis der Thon bas Wasser nicht mehr anfarr bet. Alsdenn durchknetet man den Thon mit einem hölzernen Rührfchetd Fig.XX a b, querkt ihn mit einem Qucrl Fig. XX e f, und schlägt ihn durch ein kupfernes Sieb Fig. XVIII, da­ alle Steine und Unreinigkeiten absondert. Zu­ letzt lvird der Thon mit einer Schaufel in einen Brey

Die Zuckersiederei).

173

Brey verwandelt. Diesen ziehet man in einem Eimer mit dem obengedachten Treckgatt Fig. X auf den bestimmten Boden der Siederey, und gießet auf den Boden jedes Zuckerhuts, der sich noch in der Form befindet, mit einer Kelle etwas Thon. Die Kelle hat für jede Art Hüte eine be­ stimmte Größe. Denn auf den Boden Fig. XV a eines großen Zuckerhuts muß man natürliche».' Weise mehr Thon gießen, als auf den Boden ei­ nes kleinen, weil jener mehr Sirup bey sich füh» ret, und aus eben der Ursache auch nach Pro­ portion auf einen groben Zuckerhut mehr, als auf einen feinen. Die Feuchtigkeiten des Thon« verbreiten sich durch den ganzen Zuckerhut, und befördern die Absonderung des Sirups von dem Zucker. Eine solche Thondecke, die höchstens i Zoll dick ist, liegt etwa 8 Tage auf dem Zucker. Nach dieser Zeit ist sie trocken, und wird daher abgenommen, und der Zucker, der sich angeschet hat, abgeschabet. Die abgenommenen Thon­ decken werden in dem Thonback Fig XX c d ein# geweichet, und mit frischen Thon vermischt wie? der verbraucht. Allein eine einzige Decke von Thon ist nicht hinreichend, die oben gedachte Scheidung zu bewerkstelligen. Daher müssen kleine und feine Zuckerhüte zweymal, grobe und große Hüte drey - höchstens viermal gedecket wer? den. Zugleich muß man während des Deckens die Sirupetöpfe Fig. XV b c zuweilen ausleeren, damit der Sirup nicht überfließe. Denn durch das Abfließen des Syrups mindern sich die Zu­ ckerhüte

174

Sechster Abschnitt.

ckerhüte wol um die Hälfte, wie der Augenschein bey solchen Zuckerhülen lehret, die bald zur Voll­ kommenheit gediehen sind. Daher müssen auch die Boden der Siederey geräumig seyn, um erfor« derlich mit den Formen und Sirup-töpfen wech« seln zu können. Wenn der Arbeiter vermuthet. Laß sich der Sirup erforderlich abgesondert hat, so nimt er eine Form Fig.XV ab nach der an, dem von den Sirup-töpfen b c ab, schäft die Decke von Thon weg, und beschabt den Boden de- Zuckerhut- mit dem Schabemesser F. XXIII und XXIV. Er setzt bey dieser Arbeit die Form abermals auf den Zapfen Fig.XVIl b, des oben 4 jedes

Achter Abschnitt, jedes Stück auf seinem gewöhnlichen Werktische mir der Hand rund, gleich einer langen und etr nige Zolle dicken Walze, und zerschneidet diese mit einem großen Messer in kleine Stücke einige Zolle lang. Jedes dieser letzten Stücke druckt er mit der Hand platt, und dehnet,es mit einem Rollholze oder einer Mange Fig. XVll zu einem Kuchen au-, der so dick ist, als der Pfefferkur chen, den er aus dem Teig backen will, werden soll. Den gerollten Teig zerstückt er nun mit dem vorigen Messer in Kuchen von festgesetzter Schwere und bestimmten Preise. Hiebey leitet ihn blos sein geübtes Auge und seine geübte Hand. E- giebt aber der äußeren Gestalt nach «ine dreyfache Art Pfefferkuchen. Einige sind vierkantig und durchgängig glatt. Andre sind zwar gleichfalls viereckigr, allein auf ihrer obern Fläche sind Figuren geformt, wie z. B. auf dem Bremer und Thorner Pfefferkuchen. Endlich giebt es sogenannte Pfefferkuchenpuppen, die nicht nur nach ihrem Umfange, sondern auch auf ihrer obern Fläche geformt sind, und eine Fi­ gur vorstellen. Vierkantige und glatte Pffferr tuchen werden aus dem gerollten Teige blos mit dem Messer geschnitten, und cs kommt Hiebey «ur darauf an, daß der Profeßionist einige Stür cke gerollten Teig auf einander legt, um diese Km chen in kurzer Zeit zu schneiden. Auf den Werk« tisch sowohl, al- zwischen den in Stücke zerschnit­ tenen gerolltenTeig streuet der Pfefferküchler Mehldamit die Kuchen nicht zusammenkleben. Die genannt

Der Pfefferküchler.

117

gmaunte zweyte und dritte Art Pfefferkuchen muß aber in einer Form geformet werden. Eine solche Form Fig. XVIII und XIX ist ein starkes Brett von Birnbaumr oder Pflaumbaumholz, auf welchem eine Vertiefung nach der ganzen Größe und Dicke eines Pfefferkuchens ausgehöhlet ist. Auf dem Boden dieser Vertiefung ist eine vertieft ausgeschnittene Figur eines Mannes oder sonst eine andre Verzierung. Formen zu vierkanlü gen Pfefferkuchen Fig. XIX haben eine vierkantige Vertiefung ab, bey Bjlderformen Fig. XVIII stellt aber der Umfang der Vertiefung c d gleich­ falls eine Figur vor. Der Pfefferküchler besitzt soviel Formen, als er Kuchen von verschiedener Größe und Gestalt backet. Es giebt besondre Formschnetder, die in der Absicht in den Städ, ten herumretsen, um den auseßigen Pfefferküchlern Formen zu schneiden. Sie müssen bey Ver» fertigung dieser Formen die schwebenden Theile einer Figur so anbringen, daß diese beym Einp«> cken der Pfefferkuchen nicht so leicht abbrechen. Denn es ist bekannt, daß die Pfefferküchler mit ihrer Waare auf die Jahrmärkte benachbarter Städte reisen. Aus der gedachten Ursache kann denn nun ein solcher Formschneider bey seinen Formen keinen sonderlichen Geschmack zeigen, wenn man auch von einem herumreisenden Profeßionisten, der wahrscheinlich auch für eine» wohlfeilen Preis arbeiten muß, Geschmack er­ warten könnte. Diese Formschnetder weichen nur von den übrigen darin ab, daß pe nicht, wie O 5 gewöhn»

218

Achter Abschnitt.

gewöhnlich, erhaben, sondern vertiefet schneiden. Soll nun « in vierkantiger Honigkuchen over auch ein sogenante- Pkefferkuchenbild geformtt werden, so schneidet der Pwfferküchler von dein gerollten Teig nach dem Augenmaaß ein Stück ab, da« so groß ist, als die Vertiefung der gewählten Form Er druckt mit den Händen den Teig in die Vertiefung Fig. XIX a b und Fig. XVIII c d hinein, schneidet am Rande der Vertiefung das U?b rflüßige mit einem M sser ab, und nhitt den geformten Kuchen aus- der Form. Die Vertier fli eg der Form und das Augenmaaß geben dem geformten Kuchen fein G wicht. Der Pfefferküchler schneidet und formt an jer dem Tage insgemein nur Kuchen von einer und eben derselben Art. Wenn sein Tagewerk von dieser Arbeit vollbracht ist, so eilet er sogleich, die Kuchen zu backen. Sem Ofen gleicht völlig ei« nein Bäckerofen. Er ist etwa 8 Fuß über dem Herd weit, und das Gewölbe im Schlußstein i r Zoll hoch. Ueber feinem Ofen bringt der Pfefferküchler eine Kammer oder ein Zimmer an« in welchem einige Gerüste von Latten und Bretz tern stehen, um auf den Brettern bey der Hitze des Backofens einige Arten Pfefferkuchen hart za dörren. Die Pfefferkuchen werden auf uNs tcrgelegten Papier gewöhnlich in den Backofen geschoben. Aus dem obigen erhellet, daß insr gemein Kuchen von einer Art beysammen gebar cken werden. Daher läßt sich dip allgemeine Re« gel angeben, -aß die zuerst eingeschobenen Pftft ftrkm

Der Pfefferküchler.

219

ferkuchen gar gebacken sind, wenn der Ofen voll

gesetzet ist. Der Profeßionist nimt sie also in eben der Ordnung wieder aus dem Ofen, als« sie eingeschoben hat. Dis ist das Aiigemeürr der Pfeffeckuchenbackerey, und es bleibt nichts wei, ter übrig, als die verschiedenen Arten Kuchen nebst ihren Abweichungen- anzuzeigen. Man wird aber die verschiedenen Arten Pfefferkuchen der Güte nach so hintereinander er» zehlen, daß die schlechtesten zuerst, die beste» aber zuletzt geNennet werden. Zu den lehtern kommt mehr Honigteig, als zu den erstem, und überdem verbessert man den Geschmack der besten Honigkuchen noch durch Gewürze. Die Pror Portionen der Bestandtheile lassen sich nicht gut mv geben, weil der Pfefferküchler sie wol grösten» theils nach dem Augenmaaße mischt, oder diese Proportionen doch nicht gerne anzeigen würde, i) Die sogenannten pfefferknchenbilder oder Pfefferkuchenpuppen werden aus dem Bil« derreig gebacken. Diff'er Teig ist der schlech­ teste, denn er wird nur aus Rackenmehl und Sir rup etngerühret, und zu diesem Teig wird, wer nigstens nach der Aussage des Pfefferküchler-, etr was weniges Honigteig hinzugeknetet. S- 213. Der Teig ist des Sirupe wegen sehr braun, und der Pfefferküchler sucht daher diese Farbe durch Erbsenmehl, welches von Natur gelb ist, zu ver­ bessern. Er streuet nemlich Erbsenmehl auf den Werktisch, wenn er den Btlderteig nach dem

Breche« S. 116 in runde Stücke verwandelt, rollet

22p

Achter Abschnitt,

rollet, und in einer Bildersorm Fig. XVIII formet. ©.2i g. Das Erbsenmehl hängt sich an den Teig an, und giebt ihm eine gelbe Farbe, welche die Bilder selbst nach dem Backen S. 218 behalten. Zu diesem Teig kömmt kein Gewürz, so wie auch nicht zu dem

2) Mehlweißen Teig, woraus die pfen# nigdickstücken gebacken werden. Dieser mehl­ weiße Teig wird zwar gleichfalls aus Rockenr mehl und Honig eingerühret, aber der Pfeffer« küchler seht etwas mehr Honigteig hinzu, als bey dem vorigen Bilderteig. Man rollt ihn nicht mit Erbsenmehl, und daher scheint der Teig sei­ nen Nahmen zu führen. Die Pfennigsdickstü­ cken dörret man nach dem Backen in einer Dörr« stube S Li8, und hiedurch werden sie hart. 3) Der Teig des Aniskuchens führt noch mehr Honig bey sich, als der vorige. Die Ku­ chen selbst werden mit Anis bestreuet, und htevott haben sie ihren Nahmen erhallen.

4) Gewisse kleine Pfefferkuchen, wovon je# des Päckchen 6 Pfennige kostet, werden gleich­ falls aus dem vorgedachten mehlweißen Teig ge# backen, aber mit einem stärker» Zusatz von Ho# nigteig. Der Pfefferküchler trocknet sie auf die vorgedachte Art über dem Backofen. Diese nebst der zweyten und dritten Art Pfefferkuchen bleibt glatt, und wird blos mit dem Messer in er# forderlicher Größe zerschnitten. S. 216. Aus dem mehlweißen Teig backt der Pfefferküchler

Der Pfefferküchler.

221

auch die sogenannten Pfeffernüße, da er zu dem Teig etwas zerstoßenen Pfeffer hinzuseht. s) Der Bremer Pfefferkuchen wird nun aus einem eigentlichen Honigteig gebacken, oder aus einem Teig, der mit Honig etngerühret wird, und wozu man beym Brechen etwas Sirupteig hinzufeHet. S. 214. Gleichfalls beym Brechen knetet der Pfefferküchler unter den Teig englisches Gewürz und Anis. Nach dem Rollen S. 216 formet er die Kuchen in einer Form Fig. XIX mit einer vierkantigen Vertiefung S. 218, und legt auf jeden geformten Kuchen Mandeln und tror ckene Pomeranzenschalen. Wenn die Kuchen nach dein Backen erkaltet sind, so bestreicht sie der Pfefferküchler vermittelst eines Wisches von Stroh mit Wasser, schiebet sie auf einem Brette einige Minuten in den Ofen, und giebt ihnen hiedurch eine braune und glänzende Farbe. 6) Thorner Pfefferkuchen backt der Pfeft ferküchler noch aus einem bessern Teig, unter wel­ chen er Citronat, Mandeln und andre Gewürze knetet, und in einer Form Fig XIX vierkantig formet. Er giebt dem Kuchen entweder, wie kurz vorher dem Bremer Pfefferkuchen, einen braunen und glänzenden Anstrich, oder dagegen mit Erb­ senmehl eine gelbliche Farbe, wie den Bildern S. 219. Alle diese jeht genannten Pfeffer- und Honigku­ chen, nebst noch einigen weniger bekannten, wer­ den aus feinem Rockenmehl verfertiget. Blos zudem

7) Nürn>

w Achter Abschri. Der Pftfferküchler. •r) Nücnb ^er Pfefferkuchen nimt der Pfefferküchler Weitzenmehl. §S giebt aber zwey Arten Nürnberger Pfefferkuchen, braune und weiße. Die braunen wer en aus 4 Theilen Ho­ nig und einem Theil Zacker nebst Weitzenmehl eingerühret, und durch Gewürznelken, ZlMtund andre Gewürze schmackhafter gemacht. Der Pfefferküchler backt sie auf sogenannten Tafeloblar ten, und dörret sie nach dem Backen über dem Backofen. Die weißen Nürnberger Pfefferku­ chen backt der Pfefferküchler aus Weitzsnmehl, Eyern unk Zucker, und bringt sie gleichfalls auf Tufeloblann gelegt in den Ofen. Nachricht. Die Lehrbursche der Pfefferküchi ler lein» 3 Jahre, wenn sie ein Lehrgeld von zoRchlr. erleben, ohnedem aber 4 Jahre. In Berlin sind 7 Meister, und sie haben daS Privi­ legium, daß diese Anzahl nicht vermehret werden samt. Weil sie den Honig oft in Scheiben kau­ fen, so heben sie sich auch das Rechterworben, mit Wachs zu handeln, und jeder besitzt daher eine Wachepreffe. Das Meisterstück der hiesi­ gen angehenden Meister ist ein 74 Pfund schwe­ rer Thorner Pfefferkuchen. Zu dem Gewerk der berlinschen Pfefferkuchenbäcker halten sich auch die Pfefferküchler tn den märkischen großen Provinctalstadten.

Neun-

Neunter Abschnitt. Die TobackSfabrik. ^^er Toback oder Taback hat seinen Namen der Insel Tabago zu verdanken, wo ihn die Spanier zuerst bemerkt haben. Ein franzö­ sischer Gesandte, Nahmens Nwot, brachte chn 1560 aus Holland nach Frankreich, und der Gebrauch desstlben fand bald Beyfall. Hieraus erhellet, daß der Toback ursprünglich eine am.rir canische Pflanze ist, die aber nunmch 0 auch beynahe in allen europäischen Provinzen gepfla-azet wird. Doch ist diese Pflanze in Europa aus­ geartet, und der europäische Toback kommt dem amcricantschen an Güte nicht bey. Der He,v von Justi vermuthet aber nicht ünwah'-schurllicy, daß man den europäischen Toback daturch ver­ bessern könnte, wenn jederzeit nach einigen Jahren americanischer Tobackesame ausgesa t würbe. In America wächst die Pflanze insbe­ sondere in dem spanischen America unter Cent Namen Varmas, ferner in Virginifn, wo ein Toback wächst, dem an Geschmack so leicht kein anderer veykommt, und überdem in Mciricand, in Brasilien, auf den antillischen Inseln, ,md auf der Insel Portoricco. Man hat schon gor sägt, daß diese Pflanze überdem auch in Euros« fett»

ii4

Neunter Abschnitt,

fortkommk, und zwar in einem Lande besser, als in dem andern, nachdem die Witterung und der Boden Vortheilhaft ist. In der Mark Bram denburg pflanzt man ihn insbesondere in der Uker# mark, wo die ftanzösisch« Flüchtlinge den To« backsbau zuerst etngeführet haben. Er wird in dieser Gegend folgendergestalt gebauet. Der Same wird zu Anfang des Frühlings in Mist« beeten auSgefäet, und wenn die Pflanze gegen Pfingsten zu einiger Größe gediehen ist, so ver# pflanzt man sie auf ein gut beackertes Stück Land in einen Lehm- oder Thonboden. Die Pflanzen stehen etwas über einen halben Fuß von einander ob. Während des Wachsthums muß die Pflan# ze nicht nur mit einer eisernen Hacke zum öftern behacket, und hiedurch von allem Unkraut gerei# niget werden, sondern wenn sie einige Größe er# halten hat, so müssen die wilden Ausschößlinge zwi­ schen den Blatter-.1 nebst der Spitze der Tobacks# pflanze abgebrochen werden. Die gedachten Aus­ schößlinge bricht man ab, damit sie den Blättern nicht ihre Nahrung entziehen, und man nennt sie Gietz oder Geltz. Die Spitze wird aber abge­ brochen, damit der Toback nicht in Saat schief« set. Doch läßt man einige Stauden zur Saat stehen. Wenn die Blätter gegen den Herbst gelb werden, so blattet man sie ab, ziehet einige Dußenr vermittelst einer großen Nadel auf eine Schnur, und lasset die Blätter unter dem Dache eines Gebäudes trocknen. Aledenn wird der To# back Bundweise nach dem Gewicht an die Fabri, ken verkauft. i. In

Die Tobacksfabrik.

225

1. In den htsigen Fabriken verkauft man drey Arten Rauchtoback. 1) La! asterroback, welchen die Fabrtke breüs m Ri llen auS Gr Sebastian in Spanten erhält. Eigcnte Itch Heist Vieser Toback VrrinaS, und er hat een vorgedachten Nahmen nur von den Kö ben erhal« ten, wo-in er ei-igepackct ist Denn diese Kör» be heißen spanisch Canastcr. Die Fabrik kann al« so diesen Toback nicht zubereiken, sondern ste er« steht ihn nur als einen Handlungsartikel, r) Die zweyte Akt ist der Svicenrroback. Der beste Gvicenttodack wird aus amerieanischen Blätter» zubereitet, Und die hiesige Fabriken er» halten diese Blätter aus Bristol, London, Am­ sterdam, Rotterdam, und Hamburg. Man bei Mühet sich in der hiesigen Fabrik, aus diesen Blättern alle Arten Toback zu bereiten, die nur in Holland und England bekannt sind. Der schlech­ teste Svicenttvback entsteht aus den etnlandischen Tobacköblättern. Die Güte und der Geschmack aller dieser Blätter wird durch eine Brühe oder Sauce erhöhet, und die verschiedenen Arten To­ back entstehn theils aus der verschiedenen natürlir chen Güte der Blätter, theils aus der Verschie­ denheit der Brühen, theils durch die Vermi­ schungen mehrerer Tobacksarten untereinander. 3) Der schlechteste Toback ist der sogenanuke Rollen- oder Gcangentoback. Dieser To« back wird aus etnlänsischen Blättern ohne weitere Vorbereitung gesponnen. Folglich tst hier nur von zwey Arten Rauchkoback die Rede, nehmlich Spr. Handw. u.R. 126. P »an

sr6

Neunter Abschnitt.

von dem Svicenktoback und von dem Rollentsback. Allein die Tobacksfabrtken haben ihre Ger heimniße, die insbesondere die vorqedachten Brü­ hen betreffen, und man wird daher nur die me­ chanische Zubereitung des Rauch- und Schnupftobacks erzehlen können. i) Die amerikanischen Blätter sind theils gelblich, theils braun, theils schwarz. Ueberdem sind einige dünn und mager, andere aber dicker und fett. Die ictztern scheinen schmierig zu seyn, und haben eine braunschwarze Farbe. Aus die­ sen wird der Schnupfcoback zubereitet. Die ma­ gern Blätter sind nicht so dick und trockener, und aus diesen entstehet der Svicenktoback. Von Liesen letzten Blattern ist also hier die Rede. Die hiesigen Fabriken erhalten die americanischen Blätter in Fässern, und in jedem Faße sind Blätter von verschiedner Güte und Farbe. Da> her läßt der Fabrikant die Blätter jede« Fasses insgemein von Frauenspersonen sortiren. Er zeigt nehmlich diesen Personen an, in wie viel Haufen von verschiedener Art sie die Blätter jedes Fasses von einander absondern sollen, und jede Art Blätter verbraucht er zu einem bestimmten Svicenktoback. Man sieht aber bey dem sorti« ren auf drey Stücke, auf die Farbe, auf den Geruch, und auf die Fettigkeit jedes Blatts. Jede Art Blätter bereitet nun der Fabrikant in ei­ ner Sauce oder Brühe zu einem oder dem an­ dern Svicenttaback, und hierin liegt das Ge­ heimniß det Tobacksfabriken. Es scheint, als wenn

Die Tobacksfabrik.

227

wenn sie durch die gedachte Brühe dem Toback mehr Salz beybringen wollen, damit er die Ger schmack r und Geruchnerven destomehr reihe, Und daß sie überdem den Geschmack dieser Blätr ter verbessern wollen. In der ersten Absicht sol­ len sie z. B. zu den gedachten Brühen Salmiak nehmen, der zugleich den Toback vor der Faul» niß bewahrt, und ihm durchgängig eine gleiche Farbe giebt. In der andern Absicht kommen Sirup und Pflaumen unter diese Brüh-m. Mik einer oder der andern Brühe wird nun jede Are Toback entweder blos in Fässern angefeuchtet, oder in der Brühe gekocht. Der Herr von Iusti halt die letzte Zubereitung für die beste, weil hiedurch der bittere Geschmack und der unangenehme Ge­ ruch des Tobacks vermindert wird» Wahrschein, lich muß diese Brühe in den Fässern von den To, backöblättern wieder ablaufen, und sie werden alsdenn in etwas getrocknet. In diesem Zustande zerschneidet man die Blätter auf einer Gcbnei» demaschine Tab. VI Fig. V. Diese Maschine gleicht einer Futterschncidebanke. Auf dem Bo­ den dieser Banke a b läuft ein bewegliches Brett cd, auf welchem ein Klotz ce stehet. Diesen Klotz durchbohrt eine eiserne Schraubenspindel f g, welche also in einer Mutter des Klotzes c e steckt. Auf der Spitze h der Schraubenspindel befindet sich in i k ein Sperrad nebst einem Sperrkegei, und vor dem Sperrads steckt auf der gedachten Schraubeiispindel eine Kurbel k. Neben dem Sperrads steht eine eiserne Klaue

P r

1 m,

818

Neunter Abschnitt.

Im, die in m an einer kleinen W lle befestiget ist» Ueberdem hängt diese Klaue in n mit einem Stabe zusammen, der zugleich mit einer senkrechten ei­ sernen Stange o hinter der Schneidemaschine vereiniget ist. Diese eiserne Stange o ist mit dem Untertheil des Gestells vermittelst eines Ge­ windes verknüpft, und gleichfalls durch ein Gewinde in o hängt an dte'er Stange ein Schwen­ gel o p. Unter diesem Hebel o p ist eine eiserne Klinge q r, die so lang, als die Schneidemaschi­ ne breit ist. Diese Klinge muß zum östern ge­ schliffen werden, und sie ist sehr gut verstählet. Man bemerkt nur noch, daß in der VFig. die Stange o nebst dem Hebel o p etwas zu stark hinterwärts nach a ai,gebracht werden muste, weil sich diese Theile neben den übrigen ohnedem nicht deutlicher ausdrucken ließen. Wenn nun die Tobacksblätter zerschnitten werden sollen, so schraubet der Arbeiter das Brett d c mit der Kur­ bel k bis nach f zurück, und weil der Klotz c e auf dem Brette steht, so geht er gleichfals bis 5 zurück. Denn die Schraubenspiudel h g ist in h dergestalt befestiget, daß sie sich nur umdrehen läßt, und da sie in einer Mutter des Klotzes c e steckt, so kann man diesen Klotz mit dem Brette c d noch f vermittelst der Spindel zurückbewegen. Der Toback wird vor dem Klotz c e in e auf das Brett c d gelegt, und die ganze Lade a d fest mit Toback angefüllet. Auf den Toback legt der Ar­ beiter io a ein Brett, und preßt dieses mit der Press« s t gegen den Toback, weil sich dieser zur fam-

Die Tobacksfabrik.

229

sammengeruckt gut schneiden lasset. Statt die­ ser Presse legt man auch wol auf das Brett nach der Breite der Schneidemaschine einen starken Baum. Dieser Baum wird hinten an der Schneidemaschine in o mit einen Gewinde befer st'get, damit man ihn zurücklegen kann, wenn die Schneidelabe a b mit Tobacksblattern gefüllet oder geladen wird. An der vordem Spitze degedachten Baums hängt ein schweres Gewicht, welches also den Baum und das Brett über dm» Toback hinabdrückt, und den Toback zusammen­ presset. Zwey Arbeiter ergreifen nun den Hebel op ittp, drucken ihn hinab, und schneiden denjenigen Theil des Tobacks, der aus der Lade herausragt, mit der Klinge q r ab. Da die Stange o dieses Hebels an der Stange n be­ festiget ist, so geht die Klaue 1 m zurück und ver­ läßt das Sperrad i k, wenn man den Hebel o p erhebet. Drucken die Arbeiter diesen Hebel ab« hinab, so nähert sich die Klaue 1 m dem Sperra­ ds i k, und er ergreift «inen Zahn de» letztem. Ein Sperrkegel hindert, daß das Sperrad nicht zurücklaufen kann, wenn es von der Klaue rechts umgedreht wird. Indem dieses Sperrad in Be­ wegung gefetzt wird, so läuft zugleich die Spindel h g herum, und beweget das Brett e d nebst dem Klotz e c und dein Toback nach der Richtung c d. Der Klotz c e hindert zugleich, daß der Toback nicht nach f zurückfallen kann. Hieraus erhellet, daß, wenn man den Hebel o p hinabdrncket, daSperrad i k um emenZahn weiter f-rrgestoß«o P 3 wird,

830

Neunter Abschnitt.

wird, und daß zugleich die Spindel das Brett c bis alle Unreinigkeiten durch das Netz durchgefallen sind. Der Rahm nebst seinem Fuße und dein ausgespannten Netze heißet derGchüttelreuter Fig. III. Das Werg wird nur bey den schlechtesten Seilerarbeittn, j. B. bey Stricken verarbeitet.

Einige

Der Seiler.

247

Einige Seilerarbeiten werden nur locker mle dem Vorder- und Hinterrode gesponnen, andere aber fest.r mit dem Seilergeschirre qezwirnet. Nach der Mühsamkeit und Geschicklichkeit, die der Sei­ ler bey der Verfertigung seiner Arbeiten anwenr den muß, folgen sie also auf einander. I. Die einzelnen Faden des Bindfadens spinnet der Seiler blos mit dem Vorderrade, und drehet diese Faden zugleich mit dem Vorder - und Hinterrade zu einem Bindfaden rund. Folglich seht die Beschreibung, wie ein Bindfaden verferr tiget wird, die Kenntniß des Vorder- und Hin­ terrades voraus. Das Vorderrad Fig.Via b ist ein hölzernes Gestelle, das etwa 4 Fuß hoch zu seyn pflegt. In der Mitte dieses Gestells hangt eine senkrechte Scheibe c d, und über die­ ser befindet sich ein Hakenkopf a e, der aus zwey nach einem Bogen gerundeten und einige Zolle von einander entfernten aber vereinigten senkrech­ ten Hölzern a und e bestehet. Jede Hälfte a und e des Hakenkopfs ist in das Untergestelle in £ beweglich eingezapfet. Auf der Stirn dieses Har ckenkopfs sind in gleicher Entfernung vier Pfan­ nen , und in jeder liegt ein eiserner Hacken g. Ein solcher Haken Fig. V hat zwey Theile, eine eiserne Spille AB, die vorne in A wie ei» Haken gekrümmt ist; und eine hölzerne Rolle C, die in der Mitte der Spille befestiget ist, und die beym Gebrauch zwischen den beyden gedachten Hölzern a und e Fig. VI des Hakenkopfs zu lie­ gen kommt. Eine Schnur g d von einer DarmQ 4 Me

248

Zehnter Abschnitt.

satte verknüpft die Scheibe d mit den vier Rolle» der Haken g. Blos die Schnur g d hält die vier Rollen, und zugleich ihre Haken in ihren Pfannen auf dem Vorderrade fest. Da sich aber die Schnur nach Beschaffenheit der Witte­ rung ausdehnet oder verkürzet, so kann der Har kenkopf a e vermittelst seiner Zapfen f senkrecht hinauf und hinabgeschoben, und mit einem hölzernen Keil in den Löchern der Zapfen befestiget werden. Hiedurch wird die Schnur »ach Beschaff, nheir der Umstände gespannet. Je größer der Faden ist, den der Seiler jedesmal spinnea will, desto größer müssen auch die Haken Fig. VI g und Fig. V siyn, und dis gilt von allen folgenden Sei'erarbetten. Das Vorderrad wird auf der Erde befestiget, und stehet insgemein un­ ter einem Schuppen, um es gegen die Witte­ rung in Sicherheit zu sehen. Das Hinterrad Fig VI hi weicht nur in zwey Stücken von dem Vorderrade ab. Es ist ungleich kleiner und leich­ ter, und stehet auf zwey Rollen i. Denn beym Gebrauch muß es der Seiler stets weiter vor« warts schieben, weil der Bindfaden, so wie jede Seilerarbett, beym Spinnen kürzer wird. Allein der Seiler bedient sich nur alSdenn beyder Räder zugleich, wenn er einen Bindfaden aus einigen Schnüren rund drehet. Einzelne Faden spinnet er blos mit dem Vorderrade, und zwey und zwey Faden vereiniget er zu einer Schnur vermittelst eben des Vorderrades und eines Nachhalter-. An dem Ott, wo in der VI Fig. das Hinterrad

Der Seiler,

249

k 1 sichet, steckt in der Erde ein Stock, in dessen Mitte ein Loch ist. Eine Schnur, die durch dieses Loch gezogen wird, trägt hinten ei­ nen Stein, vorne aber einen Nachhalter F.X. Dieser länglich runde elserne Ring A B hat vorne einen eisernen Wirbel C, dessen vordere Spitze wie ein Haken gekrümmt ist. Auf diesen Haken C hangt der Seiler ein paar Faden, wenn er sie zwischen dem Vorderrade und Nachhalter ausspannen und spinnen will. Hin« len ist an dem .Nachhalter Fig. IX A B die ger dachte Schnur D angeknüpft, die hurch das Loch des Stocks gesteckt wird, und einen Stein tragt. Deutlicher wird der Leser alles dieses aus der X F. ersehen. Sie stellet «inen größer« Nachhalter vor, dessen sich der Seiler beym Spinnen des Sackbandes bedient. A ist der Nachhalter selbst, der aber hier nicht an einem Stock, sondern an einem hölzernen Galgen BCD hängt. Die Schnur, die den Nachhalter A trägt, geht in E um eine Rolle, und überdem viermal um zwey Kloben F und G. Zwischen dem Haken des Nachhalters Fig.X A und dem Haken g Fig. VI des Vorderrades a b spannet der Seiler die gedachten Faden aus. Zum öftern liegt bey der Seilerarbett jeder Faden zwischen zwey Zähnen einer Stütze Fig.VI kl, die gerade in der Mitte

zwischen dem Vorderrade Fig. VI a b und dem Nachhalter Fig. X stehet. Die hölzerne Stütze gleicht einer Harke, sie hat aber acht ausgerichtete Zähne. Die VI Fig. stellt das Vorderrad a ba Q 5 die

250

Zehnter Abschnitt.

die Stütze Kl, und das Hinterrad h i nebst eini­ gen ausgespanneten Faden im Zusammenhänge hintereinander vor. Mit diesen Werkzeugen spinnet nun der Sei» ler den Bindfaden. Den Anfang macht er damit, daß er blos einzelne Faden spinnet. Er trägt bey feinen Bindfaden Flachs, bey groben aber Hanf in einer Schürze vor sich. Aus einem oder dem andern ziehet er einen Faden aus, der bey gro­ ben Bindfaden stark, bey feinem aber nur dünn seyn muß. Den ausgezogenen Faden wickelt er um einen einzigen Haken g des Vorderrades Fig VI ab, und macht hiedurch ein kleines Oehr, welches er eine Mäfche zu nennen pflegt. Eine zweyte Perfon drehet die Scheibe d des Vorder­ rades links um, der Seiler selbst ziehet aber be­ ständig von dem Flachs oder Hanf in feiner Schürze aus, und verlängert stets den Fa­ den mit den Fingern. Zugleich spinnet das Vor­ derrad den Faden. Es ist aber nicht gleichgül­ tig/ wie die Scheibe des Rades umgedrehet wird, wie die Folge lehret. Setzt sich diejenige Per­ son, die das Rad bewegt, an der linken Seite d des Vorderrades a b Fig. VI nieder, so daß sie das Gesicht gegen das Rad kehret, und mit der linken Hand die Kurbel der Scheibe d dergestalt umdrehet, daß die Scheibe nach der rechten Hand, oder nach der Richtung d c umläuft, so sagt der Seiler, der Faden wird links gedreher, weil die gedachte Person die Scheibe mit der linken Hand bewegt. Setzt sich ab« eben diese

Der Seiler,

diese Person auf die vorgedachte Art neben der rechten Seite c des Vorderrades a b nieder, und drehet dir Scheibe links nach der Richtung d um, so Heist dis rechts drehen. Die einzelnen Faden des Bindfadens werden links gedrehet. Der Seiler nennt jede Verwickelung, so durch daSpinnen entstehet Dradel. Er gehet bey dieser Arbeit rückwärts, und ziehet mit der rechten Hand den Faden aus, mit der linken hält er aber tim den zuletzt gesponnenen Theil des Fadens ei« Stück Tuch, das er Gpinnlappen nennt, und zuweilen in Wasser anfeuchtet. Hiedurch macht er den Faden nicht nur geschmeidig, daß er nicht beym Spinnen zerreißet, sondern er glättet ihn auch zugleich. Wenn er den Faden bis an die Stühe Fig. VI k 1 verlängert hat, so legt er ihn zwischen zwey ihrer Zähne in k, damit der Faden nicht schwanke, und spinnet jeden Faden so lang, daß er von dem Vorderrade bis zum Nachhänger Fig.X reicht, wo er den ersten Faden verloren befestiget. Jedesmal wenn er zwey Faden auf die gedachte Art gesponnen hat, wickelt er mit den Fingern die äußersten Spitzen beyder Faden neben dem Nachhalter zusammen, und hängt sie vereiniget auf den Haken des Nachhalters F.X A. An dem Vorderrade Fig. VI a b hängt er jeden dieser beyden Faden in einen besondern Ha­ ken ein, und läßt hierauf die Scheibe d des Vorderrades abermals links drehen. Die zwi­ schen den Hacken des Vorderrades Fig. VI a b Md dem Nachhall« Fig. X A ausgtzspanneten Fa­ den

852

Zehnter Abschnitt.

den werden hiedurch zu einer einzigen Schnür zusammengesponnen. Die Verwickelung nimt, so wie jederzeit bey der Seilerarbeit, neben dem Nachhalter seinen Anfang, und gehet hinauf bi< zum Vorderrade. Die Schnur wird aber, wie leicht zu erachten, durch das Spinnen kürzer, als die Faden waren, woraus sie entstehet, und aus dieser Ursache muß der Nachhalter an einer Schnur Fig. X A F ü befestiget seyn, die nur mit einem Stein ausgespannet ist, wenn nemltch derNachhalter blos an einen Stock hängt, wie oben welr

Der Seiler.

265

ches sdenn ist der ganze Gurk gewebek. Diejenigen Gurte, welche bey gepolsterten Stüh» len und bey Betten gebraucht werden, überzie­ het der Seiler vermittelst eines Pinsel» mit Leim» wasser, um sie hiedurch haltbarer zu machen» Nachricht. Der Seiler erlernet ftlnr Pro» feßion in 5 Jahren unentgeldlich, in drey Jah­ ren aber, wenn er ein Lehrgeld erleget. Zum Meisterstücke verfertiget er folgende»: Ein Bäckerkau, so 24 Pfund wiegen muß; ein Klo» benseil des Zimmermanns, so bey drey Stock­ werken gebraucht werden kann, und welche» 8s. Denn der feinste Cattun erhält bey Ellen Breite nur 70 Gänge, jeden Gang zu 4« Faden gerechnet, oder 2800 Faden. Der Manschester ist dagegen nur j Elle breit, und der feinste hat in der Pole und in der Kette zu« sammengenommen 3000 Faden. Denn die Fol­ ge wird kehren, daß man die Faden der Pole tu dieser Betrachtung als Faden der Kette ansthen kann. Die Faden der Kette sind also beym Manschester dicht an einander gedrengt, und dis iß eine Urfach von -er Festigkeit -es Manschesierr.

428

Vierzehnter Abschnitt.

sterS. Hiezu kommt aber noch, daß er auch itt Absicht des Einschusses fester gewebet wird, wie die Folge lehretDie Manschesterfabrlk läst sich den Mansche­ ster von einem Zeugmacher weben, der diejeni­ gen Zeuge webt, wozu man dralürte Faden von Molle oder Kammelgarn nimt. Dieser Weber spuhlt sein Garn eben so wie der Leinweber, schert seine Kette gleichfalls wie dieser Leinweber, ausi ser daß er auf jeden Gang ioo Faden rechnet, und bringt die Kette auch beynahe eben so auf den Stuhl. Allein sein Stuhl muß denn freilich ganz anders eingerichtet seyn, wenn er auf dem« selben geschnittene Arbeit verfertigen will., DaS Gestelle dieses Stuhls Tab.X Fig.I hat vorne und hinten gleich hohe Ständer a b. Zwischen den Hinterständern liegt statt des Garnbaums eine starke Rolle c, die aber nicht mit dem Brust­ baum in gleicher Höhe angebracht ist, sondern et­ wa «-tiefer. An dem Orte, wo bey dem Leinwe­ ber der Garnbaum liegt, ist bey diesem Stuhl blos eine Latte, oder dagegen eine kleine Walze d, über welche die Kette weg nach der vorgedachr ten untern Rolle c gehet. Der Weber giebt zur Ursache dieser Einrichtung seines Stuhls an, daß die Kette bey dieser Anlage des Stuhls eine weit sichere und gleichere Lage hat. Denn wenn bey den gewöhnlichen Weberstühlen der Garnbaum voll Garn ist, so liegt die Kette natürlicher Weise höher, als wenn das Garn zum Theil schon abgebäumet ist. Die Kette d e muß «her bey diesem Stuhl

Verfertigung des Manschesters. 419 Stuhl jederzeit einen gleichen Abstand von der. Pole t g behalten. Die Kette geht geneigt von L/r Walze in d nach e hinab. Damit man sie aber anspannen könne, so hat die unterste Rolle c ein Sperrad nebst einem Sperrkegel. Statt des Brustbaums ist auf diesem Stuhl ein Stift­ baum e, der in h npt einem Kranz oder einem Sperrade und einem Sperrkegei befestigt werden kann. Auf diesem Stiftbaum e h stehen verschie­ dene Stifte, und diese greifen in den gewebten Zeug ein, und halten es auf dem Stiftbaum fest. Der Weber muß seine Kette jederzeit sehr straff anspannen, und er kann dieses vermittelst des Stiftbaums mit mehrer» Nachdruck thun, als mit einem Unterbaum. Daher ist zwar ein Uii* terbaum i angebracht, aber der gewebte Man­ schester wird nur ganz locker auf diesem Unter­ baum aufgebäumet. Vielleicht weiß man auS der Erfahrung, daß sich der Flor des gewebten Manschesters zu stark niederdrucken würden, wenn man ihn straff mit dem Unterbaume i an> spannte, und auf denselben fest aufrollte. Die Rolle c und der Stiftbaum befestigen die Kette und spannen sie aus, aber die Pole f g, oder diejenigen Faden, woraus die rauhen Fasern des Manschesters oder, wie man in den Werkstätten sagt, der Flor geschnitten werden soll, muß der Weber abgesondert von der Kette auf dem Stuhl «»bringen. Dieserhalb liegt zwischen den beyden Hinterständern über der Walze d eine besondere Rolle f> die in der Werkstäte gleichfals Pole

43o

Vierzehnter Abschnitt.

heißt, weil die vorgedachten Pvlfaden auf diese Rolle aufgewickelt werden. Diese Rolle läuft zwischen den beyden Hinterständern ganz frey in ihren Zapfenlöchern Doch wird um dieselbe an einer Seite ein lederner Riem f k gewunden, und an diesem Riem hängt ein Gewicht k. Beym Weben wickeln sich die Polfaven von pd) selbst von der gedachten Rolle f Manschester, XII. 425. Manual der Orgel, XI. 294. Marmelade, XII. 199. Mäsche des Seils, XU. 250. Maskovade, Xll. i;6. 199 Mastbaum der Kähne, xl. 121. Mauerlatte, XI. 90. Maulbeerbaum,XI24. Meesch, Xll. 98. 115» 132. St 5 Mehl,

Reg ister. Mehl, IL 2. XII. 57. Mehlbalken, Xll. 64. Mehlrasten der Mühle/ XII. 53. Mchlwelßer Teig, XII. 220. Meißel, II. 120. Xu. 395Messer zum Formfchneiden, AU. 394. Meure, Xll. 307. Mittrlstempel, I. 23. Mondwinde, II. 64. Mörser der Conditer, Xll. 186. Moußrline, Xll. 443. Mühle, Wassermühle, Xll. 36. Windmühle, 62. 76. Stainpfmühle,8i. Schneidemühle, 85. derTobacksfabrik, Xll. 242. Papiermüh­ le, Xli. 444. Mühleisen, XI 1.44.68. Mühlhaus, Xll. 64. Mühlstein, Xll. 44.69. Mundoblare, Xll. r$i. Mußirform unbMußirung, Xll. 468. 473» n.

Nachschirrhacken und Nachschlaghacken, Xll. 269. Nagclbohrer, 1 68. Nähekorb, XL 235. Napffuchen, Xll. 20g. Nesseltuch, Xll. 443. Norheisen, XL 153. Nudeln, Xll. 145. Nürnberger Gewürz­ kränze, Xll. 209. Pfef­ ferkuchen, Xll. 222. Nußbaumholz, XI. 13, Nuchhobel, 1. 70.

O. Oberfach, Xll. 306. Vberlehre des Mühl­ steins, Xll. 49. Oblaren, Xll. 147. Oderkahn, XI. 136. Oehrnagel, Xll 264. Gelbaum, XI. 24. Oelmühle, Xll. 83. Gerrersäge, 1. 71. Ölivenholz, XL 24. Grangeschalen, einge­ machte, Xll. 901* Orgelbauer, XL 291. Orgelpfeifen, XL 307. Grrhobel, XL 36. Verscheide, XL 178. Ottomanen, Xi. 159,

Nabe des Wagenrades, XL 164. Nabenbohrer, XI. 151. P» Nach dem Laden des panstermühle, Xll. 36, Holzes, XL 5. Papiermühle, XU. 444. Nachhalter, Xll. 249. Paßer-

Register. Paßerform, Xll. 397. 416. Paßiren dep Weber, XII. 431« Patrone derDamasimacher, Xll. 368. der Karrenfabnk, Xll. 479. Pauscht Papier, Xll.460. Pechbärme, Xll. ui. Pechwerg, 1. 28. Pedal der Orgel, XL 300. Perletnnutter, 11.109. Perftco, Xll. 126. Piaffenholz, XL 25. Pfanne der Zuckersiederey, Xll. i6t. Pfefferkuchenbilder, Xll 229. Pfefferküchler,XlL 211. Pfeffersieb, XIL33. Pfeifen fejer Orgel, XI. 3°7. Pfeifenrohrbohrer, 11. 125. Pfeifenstock der Orgel, XL 297.307. Pfenntgdickstücke, Xll. 220. Pferdehaare zum Sieb, Xll. 25. Pflaumbaum, XL 12. Pfriem, XL 222. Pfropfhammer, XL100 piecken der Mühle, Xll. 47» Pinnensetzer, Xll. 402. pianiren, Papier, 1.26.

planirkreuz, 1. 221 pianirprcffe. 1 22. Planke der Kähne, XL 102. des Damastmar cherstnhis, Xll 372. Plankejsin, XI. 102. plichr dcsKahns XL i 23. pole oder Poil, Xll 429. Doltre der Kartenfabrik, XIL Polstern, einCanape, X. pofieFel, XL 1-5. Prapariren, Cattun, Xll. 204. PreßbanF, Xll. 283. Preßbengel, i. 21. Preße der Buchbinder,!. 21. derWindmühle,Xll. 74. der Cattunfabrik, XU 421. der Papier­ mühle, Xll. 460, der Kartenfabrik, Xll. 471. Preßknecht, 1. 23. pretzeln, 1. 13» Principal der Orgel, XL 292. Puder, XU. 143. Pudersieb, Xll 32. puhUoch, Xll. 170. Punktureisen, 1.24. 2 Schöpfbrunnen, 191. Schöpfer der Papier­ mühle, XII 458. Schoßfaß, XII. 99. Schraden, II. 63. Schränkeisen, XI. 141. Schraube deS Zimmer­ manns, XI. 32.110. Schraubenbohrer, II. 121. Schraubenstahler, II. 123.

Schraubenwinde, IJ.64

Schraubenzeug, I. 8y. 11. 221. Schraubenzwinge, I. 72. XI. 187. Schriften der Buchbin­ der, I 24. Schrofhovel, XI. 34, Schroor, XII. 62. Gchrochobcl, II. 67, Gchrorsage, XI. 30. Schrocstahler, II. 123, Schuß der Mühle, XII. 52.70. Schülp, XL 102. Schulpsage, XL igr. tzchupen, Xll 99. Gchürzenzeug, All. 321. Schürcelreurer und Schüttelstock, Xll. 246. Schütze der Weber, Xll. 8. 30. 3C9. Schützen, die Mühle, Xll. 174. Gchwanzkroste, 11. 65. Schweifeisen, XL 185» Gchweifsage, 1. 72. Gchweitzerrad, Xll. 284. Gchwengkesselarbeir, Xll. 196. Schwinge und Schwingedlock, Xll. 246 Schwungstange, X ll.n6. Seidenwirkerschnüre, Xll. 256. Geil), Xll. 105. Seiler, Xll. 24$,

Getiergeschirr, Xll. 259, Gens

Register. Semmel, II. in Sempel, XU 367. Senken, einen Brunnen, I. 93. Genkhaken, X11. 314. Servierten, Xu. 383. Sctzhammer, XI. 100. Sichrwelle, XII. 72. Sicht.zeug der Mühle, XU. 5S. Sieb von Drath, XU. 4; von Holz, XI1. 20 ; von Haaren, XII. 25, Siebboden, XII. 4. Girbmacher, XII. 3. Siebrand, XII. 16. Siebwerk zu Graupen, XU 79. Siegcloblaten, Xll. 151, Simshobel, XL 36. Sirup, XU 180. 2i2. Guupback, Xil. jgo. Struprerg, Xll. 213. Girupropf, XII. 171. Sofa, XL 195. 2ii, Gpalrklmge, XI. i8n Spanisches Rohr, XI. 190. 2c 6. Sparblock, XI. in. Sparrc, XL 62, Speiche, XI. 164. Sperrmhe, Xll. 309. Spielkarten, XII. 46g, Gpielkarrenfabrrk, XII. 467 Spindelbaum, XL 25. Spinnlappen, Xll, 251.

Spinnmühle der Tobackss nner XII. 224. Spinnrad zu Saiten, XI. 252 zum Baumwoll­ spinnen, Xll. 284. Spitzbohrer, 1.6g. 11.66. Spitzen s. Kanten. Spliße, 11. 62. ©preise», XI 174. Sprengen beym Holjsagen, XL 95. Sprengwage, XI. 17g. Sprengwerk, XL 58. Spule, XII. 237. Spulen, Xll. 286. Spulrad, XU 287. Spundbohrer, 11 66, Srabeblock, XI. 113. Grabeisen, XI. 142.143, 154. Grabhobel, XI. 35. Sladcarbeik der Condirer, Xll. 195. Stahlfeder, XI. 212. 6lahren,Zucker.Xl!.i69. Stämmen, Holz, XL 39, Stampfe, XII. 449. Stampfen, Papier, XIL 475Stampfmuhle, XIL gn Srangentoback, XII. 232. 33z Stärke, weiße, XII. 130. Gcechbeucel, L 72, XL 33- 152- «SSSrecheisen, XIL 114. Scechstahler, IL 123. Greg

Reg ist er. GtegberMähle,XII.44. Srerlhobel, XL 183 Stellen, das Bier, XII. 104. Stellmacher, XI. 188. Stemmeisen, I. 72. XL 33- iS2. i84. Stempel derLuchbinder, I. 23. Ster; der Windmühle, XII. 64 Stichbalken, XI. 59. Stiche, XI. 42. Stichsäge, L71.XI.97, Stiel, XL 69. Srimmhorn, XI 317, Gtippelform, XII. 401. Stockpreß--, I. 21. Sroßaxr, XI. 31» Strang, XII. 262. Etranggeschirr, XII. 259. Streichbaum, XII. 299. Srreichbock, XII. 292, Streiche, I. 8. XII. 28z. Srreicheisen, I. 23. Grreichmaaß, I. 67. Srreichspan, XI. 167» Screichstiel, XII. 253. Streuen der Condtrer, XII. 192. Srnck, XII. 264. Grrickspau, XII. 26?. Stuhl zum sitzen, XL 192. s. Weberstuhl. Stuhlmacher XI. iso. Gruhlsäule, XL 64.

Stuhlschwelle, XI. 63. Srür oder Steuerruder, XI. 129. Stütze der Seiler, XII. 249. Svicenrroback, xii. 125.

T. Tabaurer, XI 193. Tablirholz, XII. 197, Tabuiert, XII. 371. Tafeloblaren, XII. 150. Tafelstuhl, XI 192.195. Tarokcharren, XII.469♦ Taster, II. 122. Tasthaken, XI. 100. Tau, XII, 267. Taxus, XI. 25. Tcerrau, XII. 271. Tergmesser, I. 8. Thonbaek, XIV 172. Thorner Pfefferkuchen, XII. I2l. Tischer, I 61. Tischtücher, XII. 383, Tobacksfabrik, XII. 223. Tovacksspinner, XII. 232. Toilercstuhl, XI. 193. Töinpel, XII. 309, Tonne, II. 72. Torre u.Torrenpfanne, XII. 206. Traganrarbeir, XII. 185. Trager, XI, 63. Trappel,

Register. Trappel, XII. Unterträger und UnrerTreckbrett, XII. 372. zug, XI. ,$8. Treckgacc, XII. 170. Uhrleinen, XII. 257. Trempel, XL 99. V. Treppe, XI. 84 Triplirkarten, XII. 469, Ventil der Orgel, XL Trogscharre, II. 8» 296. 305. Trockenschrank, XII. Vergährropf, XII. igo. 200. Vergarrhobel,. I. 69. Trockenstube, XII. 175. Verlegung eines Brun­ Türkisches Gar», xu. nens, I. 94. 286. Vermohrungseisen,XI. Twase, XII. 366. 185. Versatz, XZ.65. U. Ueber Hirn und Über Verschießen, Dielen, XI. 10$. Zwerg, beym Holz, Verschmieren der Mühl­ XI. 5. steine , XII. 59. Ueberschlagen, Bier, Verzwicken, Nägel, X/. XII. 100. 109. Ueber schneiden, Holz, Viereisen, XL i;z. XI. 51. Violine, XL 275. Ueberzogene Man­ Vorderape, XL 176. deln, XII. 196. Ulmbaum, XI. io. Vorderrad des Seilers» XII. 247. Um setz stempel, I. 23. Unbild bey Karten, XII. Vorforni, 39z. der Cat­ tunfabrik, 414; der 468. Sptelkartenfabrik, Xll, Unterfach, XII. 306. Umerlehre des Mühl­ 474Vorkasten der Mühle, sterns, XII. 49. Xll. 54. Nnrerstecheistn, Xli.29. Kk Vor-

Register. Vorstößen, Stiele, X/. 7°*

IV.

Wiederkühr besKiepers, XU 347« Wickel von Toback, xii. 234 ; von Hanf, xzz. 261. Winde der Weber, xii.

Wacholderbaum, XI. 25. 287Wagenrad, XI 363. Walsrechren, Holz, XL Windlade der Orgel, xi. 296. 303. 40. Windmühle, deutsche, wände des Hauses, XI. xzz. 63; holländische 6 7. XZZ. 76. Wangehobel, I. 69. winkeleisen, Xz. 31. Warzen ring, XII. 53, Winkelhacken, z. 67. Waschkorb, XL 225. wmkelmaaß, xz 146. waschlcine, XII 25s. Winker, xzz 366. Wassermühle, XII. 36. Wippe, xii. 344. Weben. XII 310. Weberstuhl der Sieb­ Wirbel des Clävirs, XI. 256. macher, XII 6.27; der Wirbelbalken, xz. 258. Leinweber, XII. 297; wubelftock, xz. 247. der Damastmacher, Wischer, XII. 484« XII. 364. Wechselung, XI. 105. Wohnhaus von Holz, XI 48. weger, XII 317.377. Wollstreicher, xzz. 242. Weide, XZ 20. 216. Wulstnadel, xzz. 32. Weißbier, Xli 106. Würze bey Bier, xzz. Weiße Stärke, XII. 101. 130. Z. werfe, XI. 20. Zahnhobel, l. 68. xz. werkbrert, xi. 220. Werksatz, xi. 47. 184Zampel,

Register. Zampel, xn. 367. Samptbrett, xn. 368. Zampcen, xu. 370. Zancpcnadel, azz. 369. Zapfbocrig, xzz. 100. Zapfenbol-rer, 11. 66. A7. 151. Zapfer, xz. 151. Zempel, s. Zampel. Zeccel, f. Boden. Zeugkasttn, XII. Zeugprilsche, XII. Zieykllnge, 1.73. Ziel-leirer, XII. 363. Ziebstock, Xll 378. Ziebwerk der Mühle, XII. 42. Zimmeraxk, A7. 28. Zimmermann, AZ. 27. Zirs, XII. 404. Zoberbobrer, zz 66. Züge von Früchten, A/Z. 199.

Zugeisen, H. 124. Zugbacken, ZZ. 66. Zuckerarcen, xn. 177. Zuckerback, Azz. 158. Zuckercand, s CaudisZucker. Zuckerform, Xll. 168. Zuckerpuppe, X//. 200. Zuckerrohr, Xll. 154. Zuckrrsiederey, Xll. 153. Zuckertanne, AZ 26. Zusannnenkäntmen, Bauholz. AZ. 52. Zwcyschncide, Zz. 120. Zweyschneider, ZZ. 121. Zwlckbobrer, az. 15U Zwillig, azz. 343. Zwilligboden, azz. Zwlrlbobrer, zz ist. Zwirn, AZZ 884» Zwiste der Weber, AZZ. 290.

Erster Abschnitt. Der Siebmacher. S.z Der Srebmacher wirkt Stebboden ans Drath 4» SU6 hölzernen Schienen 20; und aus Plerdehaarvn 25« Alle diese Boden seht er In einen doppelten hölzernen Rand ein 16. 24. zu

Zweyter Abschnitt. DLeMahlMÜHlM ZZ I. Die eigentlichen Mahlnuchlen» sowohl ®3nfferx Mühlen 36; als deutsche 6z u o holländische 76 Wind­ mühlen dieser Art. II. Die Srampfmühlen 8[- HI. Die Säge - oder Schneidemühlen 85.

Dritter Abscbnitk. Der Bierbrauer und Brantweindrenner. 91 I Die hiesigen Vierbrauer brauen Braun ■■ 91 unk» Weiübter 106. II. Der ■ptantweinbrcnncr schwelet Korndrantwein nq, den III. der Distillaceur zu Aqua» Vit abziehet 122.

Vierter Abschnitt. Verfertigung der weis sen Stärke. 130 Dey der Verfertigung der weißen Stärke wird der Weihen eingemeescht 132, aus den, Meesch das Stärk­ waff r auegep esset 134, dieses w rd zu Stärke abgesüsser 136z und endlich muß die verfertigte Stärke troct* mn 140, Bon dem Krasrmehl und dem Puder ms-

X

Fünfter

Inhalt. Fünfter Abschnitt.

Der Oblatenbäcker. 147

Er backt au« Weitzenmehl 1« Kirchenoblaten 149, Taseloblaten 150, und Mundobluten 15t.

Sechster Abschnitt.

Die Zuckersiederey. 153

Die americmische 'Mascovckde 154 wird von dem Zuckerfleder tu Pfannen gesiedet 161, in Formen gefüllet 167, und in diesen der Sirup von dem Zucker ahgeleitet 170. -Zuletzt muß der Zucker in der Trockenkamr wer getrocknet werden 17s. Nachricht von den verschieb benetz Zuckerarten 177, desgleichett von dem ZuckercE dt 178, von dem Kochzucker 179, und Sirup i8v.

Siebenter Abschnitt. Kuchenbäcker.

Der Conditer und 18I

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