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German Pages 48 [60] Year 1904
Graphische
Rohrbestimmungs-Methode für
Wasserheizungs-Anlagen.
Von
W. SCHWEER, konsult. I n g e n i e u r für H e i z u n g s - und L ü f t u n g s - A n l a g e n .
Mit 8 lithographischen Tafeln und 1 S t r e c k e n t e i l e r .
M ü n c h e n und B e r l i n . Druck und Verlag von R. Oldenbourg.
1904.
Vorwort E s hat einiger Überlegung b e d u r f t , ehe ich mich entschloß, dem wohlgemeinten Rate befreundeter Fachgenossen folgend, die vorliegende Rohrbestimm u n g s m e t h o d e zu veröffentlichen. Galt es doch, einer vielfach tief wurzelnden Scheu vor N e u e r u n g e n entgegenzutreten. Es gibt wohl wenige Spezialisten, die bisher unerprobten Ä n d e r u n g e n g e g e n ü b e r in solchem Maße vorsichtig sind, wie g e r a d e der H e i z u n g s f a c h m a n n , und zwar nicht o h n e G r u n d . Nicht etwa, daß im Heizungsfache mehr N e u e r u n g e n auftauchten, als auf anderen technischen Gebieten; nein, der G r u n d liegt darin, daß eine einwandfreie P r ü f u n g neuer Einrichtungen unter Umständen m e h r e r e Jahre erfordert. Der Heizungsingenieur wird durch oft übertriebene Vorsicht seiner A b n e h m e r zur größten Z u r ü c k h a l t u n g g e g e n über neuen Ideen g e z w u n g e n . Es konnte daher gewagt erscheinen, für eine neue Methode zur B e s t i m m u n g eines solch wichtigen Teiles, wie es die Rohrleitung ist, e n t g e g e n k o m m e n d e s Vertrauen zu erwarten. Von meinen einsichtigen Fachgenossen weiß ich aber, daß bei ihnen alle Zweifel mathematisch richtigen Folgerungen g e g e n ü b e r schwinden, auch wenn dieselben vorläufig nur auf dem Papier stehen. Allgemein ist anerkannt, daß die Rietschelsche D r u c k h ö h e n g l e i c h u n g
über allen Zweifel erhaben sich seit m e h r als 10 Jahren, so auch bei der Heizungsanlage im deutschen Reichstagsgebäude, vorzüglich in der Praxis bewährt hat. Und diese Gleichung, durch deren Aufstellung allein schon Herr Geh. Regierungsrat Professor R i e t s c h e l sich ein unsterbliches Verdienst um die H e i z u n g s technik erworben hat, bildet die G r u n d l a g e der vorliegenden R o h r b e s t i m m u n g s methode. Meine Arbeit stellt sich lediglich die Aufgabe, diese Gleichung für den praktischen Gebrauch am Zeichentische möglichst bequem benutzbar zu machen und eine weitere Verbesserung der Anlagen unter gleichzeitiger Verminderung des Herstellungspreises herbeizuführen. Sollte aber der erste Teil dieses Zieles noch nicht völlig erreicht sein, so bitte ich meine Herren Fachgenossen um gütige Nachsicht und Mitteilung ihrer diesbezüglichen W ü n s c h e , die dann eventuell bei einer neuen Auflage Berücksichtigung finden werden. B e r l i n , im April 1904.
Der Verfasser.
Inhaltsverzeichnis. Seite
Allgemeines
1
Entwicklung der Grundgleichungen
1
Beschreibung der Tafeln
5
Benutzung der Tafeln
7
Praktische A n w e n d u n g und erläuternde Bemerkungen A. Einfache AVilage mit Verteilungsleitung unten B. Gekuppelte Heizkörper verschiedener Höhenlage C. Verteilungsleitung oben . D. Schnellumlaufheizung Schlußbemerkungen Tafeln der Widerstandshöhen
.
.
8 8 20 23 27 29 Tafel I—Va
Tafel der Höhenmaßstäbe
Tafel VI
Tafeln zu den Beispielen
Tafel VII, VIII
Allgemeines. Das Wasser als wärmetragendes Fluidum hat zwei wichtige Eigenschaften, die für die Rohrbestimmung einer Wasserheizung namentlich in Betracht kommen, die große Wärmekapazität und die Verminderung seiner Dichte (d. i. die Vergrößerung des Volumens) infolge von Erwärmung. Erstere Eigenschaft wird bei allen Wasserheizungen nutzbar gemacht; letztere ist die Quelle des Bewegungsimpulses, sofern der Heizkörper höher steht als der Kessel. Steht der Heizkörper tiefer als der Kessel, so muß eine Wasserzirkulation durch diesen Heizkörper mittels einer als Umlaufpumpe wirkenden Einrichtung herbeigeführt werden, wozu auch im weitesten Sinne die Einschaltung eines tief gelegenen Heizkörpers in den Rücklauf höher' gelegener zu rechnen ist. Auch zu dem Zwecke, die Geschwindigkeit des umlaufenden Wärmeträgers, des Wassers, zu erhöhen und dadurch die Rohrweiten zu vermindern, wird wohl eine als Umlaufpumpe wirkende Einrichtung in die für alle Heizkörper in Betracht kommende vom Kessel emporsteigende Rohrstrecke eingefügt. Derartige verwickeitere Einrichtungen werden am zweckmäßigsten betrachtet, nachdem die einfache Heizung, deren Wasserumlauf lediglich durch Veränderlichkeit der Dichte des Wassers veranlaßt wird, Erledigung gefunden hat.
Entwicklung der Grundgleichungen.
üJ
Durch Fig. 1 wird der einfachste Fall einer Wassert1 heizung dargestellt. K ist der Kessel, H der Heizkörper, W die beide mittels Vorlauf- und Rücklaufrohr miteinander verbunden sind. Da das Wasser im Vorlauf V wärmer ist t" als im Rücklauf R, so ist in Wirklichkeit, wenn beide Röhren gleichen lichten Durchmesser haben, auch die Geschwindigkeit im Vorlauf größer als im Rücklauf. Da aber diese Volumenänderung einerseits sehr gering ist, anderseits auch teilweise dadurch kompensiert wird, daß auch der Röhrendurchmesser durch Erwärmung des Rohrmaterials etwas größer wird, so kann zur Ermittlung der erforderlichen Wassergeschwindigkeit für beide Röhren die Fig. 1. mittlere Dichte des Wassers zugrunde gelegt werden. Bezüglich Vor- und Rücklaufs sei angenommen, daß sie derartig isoliert sind, daß eine Abkühlung in diesen Röhren nicht in Betracht kommt.
2
Entwicklung der Grundgleichungen.
Bezeichnet nun W die stündlich im H e i z k ö r p e r frei w e r d e n d e W ä r m e m e n g e in WE, /' bzw. t" die Wassertemperatur unmittelbar vor bzw. hinter dem Heizkörper, / bzw. y" die Dichte des Wassers bei t' bzw. i", d den lichten D u r c h m e s s e r der Röhren in Metern und v die sekundliche Wassergeschwindigkeit im Rohr in Metern, so ergibt sich die B e z i e h u n g : 103
W = v • 60 • 60 • ^
1) 2)
(f — /") oder
w
v= 3 600000 ^
((: —
n
in welchen Ausdruck zur Vereinfachung in U b e r e i n s t i m m u n g mit Rietschel die mittlere Dichte des Wassers für die bei W a r m w a s s e r h e i z u n g gebräuchlichen T e m p e r a t u r a n n a h m e n eingeführt werden möge. Durch E i n f ü h r u n g des Wertes für die mittlere Dichte bei W a r m w a s s e r h e i z u n g e n und A u s r e c h n u n g der Zahlen ergibt sich: ~ '
_J 2756 700 t — t"
L d2'
Diese Gleichung bringt die B e d i n g u n g für die e r f o r d e r l i c h e Geschwindigkeit des Wassers z u m A u s d r u c k . Die B e d i n g u n g für die w i r k l i c h e r r e i c h b a r e Geschwindigkeit k o m m t z u m Ausdruck durch die G l e i c h u n g : 4)
* ( / ' - / ) =
4
worin h die Höhenlage der Heizkörpermitte in Metern, bezogen auf eine durch die Kesselmitte gedachte Nullebene, g die Beschleunigung der Schwere, / die Rohrlänge in Metern, q =
0,01439 +
0)0094711 ^ w e i s b a c h s c h e Formel für den ReibungsV> koeffizienten des Wassers u n d die S u m m e der durch Richtungs- und Querschnittsänderung entstehenden Widerstände bedeutet. v' + y"
Dividiert man beide Seiten obiger Gleichung mit - — , Gleichung: 5) y' + /' 2g 2g d 2
so erhält man die
deren linke Seite die wirksame D r u c k h ö h e und deren rechte Seite die Widerstandshöhe darstellt.
3
Entwicklung der Grundgleichungen.
Mit F i s c h e r 1 )
und R i e t s c h e l 2 )
soll L gesetzt werden f ü r :
ein rechtwinkliges Knie 1, ein rundes Knie 0 , 3 bis 0 , 5 , einen K r ü m m e r ( R e t o u r b o g e n ) 0,5 bis 0,8, plötzliche g r o ß e Q u e r s c h n i t t s ä n d e r u n g e n ( K e s s e l , H e i z k ö r p e r )
1,
geöffnete Ventile 0 , 5 bis 1, geöffnete H ä h n e und S c h i e b e r 0,1 bis 0,3, kleine Q u e r s c h n i t t s ä n d e r u n g e n
oder B ö g e n , deren
Krümmungshalbmesser
g r ö ß e r als der fünffache R o h r d u r c h m e s s e r ist, 0. den betreffenden Einzelfall die Werte
In den G l e i c h u n g e n 3 und 5 sind durch von
IV, h, l und
W e r t e für /
gegeben,
und
durch
Annahme
und / ' , v und Q festgelegt, und
von W eindeutig b e s t i m m t . holtes E i n s e t z e n
von
von i
und C
werden
die
damit ist dann auch d als Funktion
D e r Fall Fig. 1 ist erledigt, wenn man durch wieder-
a n g e n o m m e n e n Werten
für d schließlich
einen solchen
ge-
funden hat, der den B e d i n g u n g e n der G l e i c h u n g e n 3 und 5 entspricht. Es
ist a b e r
in
der P r a x i s
der G e l d k o s t e n
A u s f ü h r u n g der A n l a g e die^ R ö h r e n g e n a u
wegen
ausgeschlossen,
mit den auf diese W e i s e durch
n u n g ermittelten lichten D u r c h m e s s e r n herstellen zu l a s s e n ; die von Stufe zu Stufe gebunden. Handel Man
Aus daher
da
durch
das
etwa 6 m m
Grunde
erhältliches R o h r
wird
müssen,
um
diesem
weiter der
Gleichung
größere Handelsrohr
engeres Rohr
Rech-
des H a n d e l s wenn
entsprechen
ein
im
würde.
für die A u s f ü h r u n g wählen
dem H e i z k ö r p e r H
W ä r m e m e n g e W zugeführt werden würde.
Zufall, 5
die
man ist vielmehr an
werdenden Röhren
es ein b e s o n d e r e r
der Bedingung
nächste
ein
wäre
für
nicht die erforderliche
Mit dem anderen d ändern sich dann
aber auch alle von d a b h ä n g i g e n Werte von f , f , y', y", v, Q, und nur die durch die betreffende A n o r d n u n g g e g e b e n e n G r ö ß e n h, l und 2C bleiben dieselben. g r ö ß e r e s d hat zur F o l g e , daß f — t'
kleiner als a n g e n o m m e n
Ein
und die W ä r m e -
a b g a b e W g r ö ß e r wird, und daß dadurch die übrigen H e i z k ö r p e r der gleichen A n lage, bei denen t — t" vielleicht
sich g a r nicht o d e r
mindert, insofern benachteiligt werden, beim A b h e i z e n früher kalt werden
in g e r i n g e r e m
als sie b e i m A n h e i z e n
Maße
ver-
warm
und
später
und allgemein, wenn bei m i l d e r e m Wetter der
K e s s e l s c h w ä c h e r g e h e i z t wird, ihre W ä r m e a b g a b e g e r i n g e r wird als sie sein würde, wenn für a l l e H e i z k ö r p e r t — t' In der Wirklichkeit
liegen
der g e m a c h t e n A n n a h m e
die Verhältnisse
w e n i g e r g r o ß e Anzahl von H e i z k ö r p e r n systeme,
durch
aber zwei
so,
entspräche. daß
eine
mehr
vielfach verzweigte
eins für den Vorlauf und eins für den Rücklauf des W a s s e r s ,
oder
Röhrenmit
dem
K e s s e l in V e r b i n d u n g stehen, und daß infolgedessen eine g r o ß e Anzahl von R o h r strecken den Kreisläufen m e h r e r e r H e i z k ö r p e r g e m e i n s a m
sind.
W e n n unter R o h r s t r e c k e d e r j e n i g e T e i l der Rohrleitung, w e l c h e r bei g l e i c h e m d der gleichen W ä r m e m e n g e kann
natürlich
in
W zur W e i t e r b e f ö r d e r u n g
einer R o h r s t r e c k e
nur j e w e i l i g
dient, verstanden
wird,
so
eine b e s t i m m t e m i t t l e r e 3 ) G e -
') Handbuch der Architektur. Darmstadt 1890. ) T h e o r i e und P r a x i s der B e s t i m m u n g der Rohrweiten von W a r m w a s s e r h e i z u n g e n . München 1897. ' ) Im allgemeinen nimmt natürlich wegen der Reibung die Geschwindigkeit von der Mitte des Rohrquerschnitts ausgehend nach den Rohrwänden hin ab. 2
Entwicklung der Grundgleichungen.
4
schwindigkeit herrschen, die Widerstände dieser Rohrstrecke sind den Stromkreisen aller Heizkörper gemeinsam, soweit deren Wasser diese Rohrstrecke durchfließt. Es muß dann der Bewegungsimpuls, d. i. die wirksame Druckhöhe des Heizkörpers, genau ebenso groß sein als die S u m m e der Widerstände jeder einzelnen in seinem Kreislaufe liegenden Rohrstrecke. Vermittelst der ihren Stromkreisen gemeinsamen Rohrstrecken stehen die einzelnen Heizkörper in einem derartigen Abhängigkeitsverhältnis von einander, daß in einen Kreislauf, dessen Druckhöhe g r ö ß e r ist als die S u m m e der Widerstände, eine g r ö ß e r e Wassermenge hineingezogen wird, als demselben zukommt, wodurch dann die anderen Heizkörper benachteiligt werden in bezug auf Wasser- und Wärmemenge. Wenn nun auch bei Vorhandensein von nur e i n e m Heizkörper eine Verminderung von f — t" keine nachteiligen Folgen hat, so soll doch an diesem einfachen Beispiele e i n e s Heizkörpers gezeigt werden, wie der Gleichung 5 unter Beibehaltung der gleichen Werte für ( — ( ' Genüge geschehen kann. y" — v T , -77 =
In derselben werde mit R i e t s c h e l
2
a h
Dann bezeichnet
,2
V'
2 g
V2 S 2 g
=
a gesetzt, also
r + y
t
„„ ,
V2
+
O 1 d
2 g
l.
S C die durch die C-Widerstände verursachte Widerstandshöhe -
V2 Q und ^ ^ l die durch Reibung hervorgerufene Widerstandshöhe. Bei gleichbleibenden ( und f müßte die Ungleichheit entstehen
und einem v2
'
^
2 g
-
^
größeren
v2
a
2 g
d
als
errechnetem
d
Die Gleichheit läßt sich wieder herstellen durch Vergrößerung von S C , d. h. durch Drosselung mittels Justiereinrichtungen oder auch durch Vergrößerung von /. Beides aber würde eine Verteuerung der Anlage bedingen außer anderen Nachteilen. Will man ^ £ nicht verändern und in der Rohrstrecke des Durchmessers d belassen, so läßt sich die Ungleichheit 6 in die folgende Gleichung umwandeln: 7)
ah
'
worin x
die
-
*
2 g
unbekannte
SC-
f
2 g
Rohrlänge
l / = d
des
* ( £
f
\ 2 g d ,
h ~
nächstkleineren
und l t die den Ordinaten der betreffenden Tafel zugrunde
0 V 2
2 g
d
4 4
'/'
Rohrdurchmessers
di
gelegte Rohrlänge ist.
t>! und ^ haben die dem dx entsprechende Größe. E s ist dann 8)
v2 x
=
v2
§
0
g
V