Gotthold Ephraim Lessings Sämmtliche Schriften: Teil 29 [Reprint 2021 ed.]
 9783112394724, 9783112394717

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Gotthold Ephraim Lesslngzs

sämmtliche Schri ften

Neu» und zwanzigster Theetl

Berlin, 1794.

I« -er Dossischrn Buchhandlluag.

Inhalt«

I. Seite

vriefmechsel mit Friedrich Wilhelm Öltim.

1

II.

Briefwechsel mit Conrnd Arnold Schmid-

21»

III. Driefwtchsel mit Johann Arnold Ebert.

w

IV. Celte

Briefwechsel mit Christi«» Gottlieb Hepne. 411 V.

Briefwechsel «it Johan» Hriirich Campe. 469 VI.

Ci»t«l»e Brief« «ob £efiinj an Job- Daoid Michaeli-, Joh. Andr.'Ditte und Ioh. Seer» Herder.................................... 478

G. E. Lessings

Briefwechsel mit Friedrich Wilhelm Gleim.

Don 1757 bis »77S.

1.

Lessing an Gleim. feinte, freu - »»rkl 17» kiebster Herr Gleim!

Es hat sich noch nie schicken wollen, daß ich mir bas Vergnügen machm sinnen, an Sie zu schreiben v und da es jetzt geschehen soll, wollte ich mir wohl eine bessere Veranlassung daju wünschen. Ich schreibe dieses in dem Zimmer Ihres Freunde«, des Herrn Major von Rleist, und vor seinem Dette. Er liegt bereits den achten Tag an einem Cakharral-Fieber krank. Ihre Desorgnlß aber, unnilhiger Weise, nicht zu vergrößern, setze ich sogleich hinzu, daß er wie, der außer Gefahr ist. Mehr die Mattigkeit also, welche auf eine solche Krankheit folgt, al« die Krankheit selbst, nöthigen ihn, durch mich Ihnen melden zu A 3

4

G. E. Lessings Briefwechsel ■■



lassen, wie gewiß er sich der Erfüllung AhreS Versprechens, ihn bevorstehende Osterfeyertage hier ki Leipzig zu besuchen, versieht. Bleiben Sie ja nicht aus; er wird um diese Zeitschon völlig wieder hergestellt seyn, oder es durch Ähre Gegenwart werden. Und hiermit verbind' ich auch meine Bitte, ob ich gleich wohl weiß, daß sie Ahnen kein weiterer Bewegungsgrund seyn kann. Ach glaubte bey meiner neulichen Durchreise durch Halberstadt nicht, daß ich das Vergnügen, Sie zu sehen, so bald wieder haben würde. Wenn ich es aber nunmehr erhalte, so wird es den Verdruß, den mir meine unvermuthete Zm rückkunft verursacht hat, um ein großes verein, gern. Ach bin mit der freundschaftlichsten «Hochachtung Dero gehorsamster Diener G. E. Lessing.

mit Friedrich Wilhelm Gleim. f— i

;

im|

s. Lessing an Gleim. Leiptis, de» 10. May

1757,

Mein lieber Herr Gleim,

©le verlangen von mir eine Ode auf Ihren König? — Ich bin auf Ihr Anrathen bey Halberstadt den alten Juden hinangeklettert, und habe ihm den steinern Bart gestreichelt, ob ich mir gleich meines Schwindels nur all, zuwohl bewußt war. Warum sollte ich mich, auf Ihr Wort, nicht noch höher versteigen? Gut! Es hat mit der Ode feine Richtigkeit. — Weil ich aber gern etwas machen möchte, das Ihres völligen Beyfalls werth wäre, so will ich so behutsam gehen, als möglich, und Ihnen vorher den Plan mittheilen, nach wel, chem ich zu arbeiten Willens bin *). A

3

•) Hier folgt der Entwurf einer Ode, der schon in den sämmtlichen Schriften, Lh.H-S.-o?, abgedruckt ist.

6

G. E. Lessings Briefwechsel

------------- Nun mein lieber Gleim, waS

sagen Sie zu diesem Gerippe?

Verlohnt es

sich der Mühe,

daß ich es mit Fleisch und

Haut umgebe?

Antworten Sie mir hierauf,

so bald wie möglich;

denn sonst könnte mich

leicht Zhr Brief in Leipzig nicht mehr treffen.

Künftige Woche gehe ich wieder nach Berlin.

Schade, daß der Weg nach Berlin nicht über Halberstadt geht!

Wie froh werde ich seyn,

wenn ich wieder in Berlin bin,

wo ich nicht

länger nöthig haben werde, es meinen Bekamp ten nur in's Ohr zu sagen, daß der König von

Preußen dennoch ein großer König ist!

Leben

Die wohl, mein lieber Gleim, und lieben Sie mich ein wenig.

Ich bin ganz der Ihrige __________ G. E. Lessing. 3‘

Gleim an Lessing. Halberstadt, de» 16. May 1757.

Unser Rleist hat mir Hoffnung gemacht, eine prosaische Ode auf unsern Friedrich von Zh-

mit Friedrich Wilhelm Gleim.

j,

,

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neu zu lesen; und nun

7 . JI|}|

M

bin ich so ungeduldig,

daß ich Sie bitten muß, mich nicht lange bar

Sie sähen mich gewiß

auf warten zu lassen.

noch einmal zu Leipzig, wäre es auch mir, um

die Ode abzuholcn, wenn ich so frey wäre, wie

Sie. —

Indeß studiere ich alle Tage darauf,

wie ich noch eine achttägige Abwesenheit mög,

lich machen will, und vielleicht bin ich so glück, lich, daß ich, ehe Sie sich'S vermuthen, wieder bey Ihnen bin.

Wenn nur mein Kleist noch

bey Ihnen bleibt!

Ich besorge nicht ohne

Grund, daß er gegen die Franzosen wird mar,

schiren müssen. — liebster Freund,

Wie beneid' ich Sie, ituitf

daß Sie seinen Umgang so

lange und so ruhig genießen können. Auch die­ ses haben Sie,

nebst andern Vortheilen, un­

serm Friedricl) zu danken.

Wie gut ist cs

daß er Sie in Depositum genommen

also,

hat! Als ich so weit war,

empfing ich Ihren

liebsten Brief mit dem Odengerippe! Wahrlich

aber, cs ist mehr als ein Gerippe, Sie mögen sagen,

was Sie wollen.

Ein Mädchen,

das

(0 schön wäre, würde Sie, würde mich sogar A 4

8

G. E. Lessings Briefwechsel

ti—i

j

verliebt machen!

Indeß wenn Sie der Mey­

nung sind, daß es durch Fletsch und Haut noch

schöner werden kann, so vollenden Sie Ihre Schöpfung nur bald!

Denn Sie glauben

nicht, wie ungeduldig ich bin, wenn ich weiß,

daß der Verfasser der Sara Samson etwas unter der Feder hak, oder, daß er eine Ode an mich noch vollkommner machen will, seyn kann.

als sie

Seyn Sie nur mit Ihren übri­

gen Schriften nicht so geheim!

Es wird sich

unter denen, welche die schlechte Messe liefern wird, schon etwas finden, das seinen Lessinz «erräth, sollt' es auch im berlinischen Journal stehen:

berlinisch heißt es noch,

gleich, als ein Sachse,

ob Sie

es so gekartet haben,

daß es nun in Leipzig herauskommt. —.

Das ist ja herrlich, daß Sie wieder nach Berlin gehn! — Der geheime Rath Elenburg

muß sterben, und S'-e müssen seine Stelle ha,

ben.

Zn Berlin, in Halberstadt so gar, kenn'

ich keine bessere Stelle für meinen Lessing. Ein ansehnliches Gehalt wird doch dabey seyn? An Herrn Sack will ich schreiben, ob ich gleich nicht weiß, wie sehr er itzt mein Freund

mit Friedrich Wilhelm Gleim. «TW

W0w. r

-

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Ist; auch die geistlichen Menschen sinh verän, derlich! Schreiben Sie mir von Berlin über diesen Punkt Hoffentlich wird t« noch Zeit seyn. Gehen Sie aber doch je Keinen, der bey Vergebung dieser Stelle etwa« zu sagm har, vorbey! — Kommt Hören Sie nur, e« ist unser« lieben Herrn von Kleist wahrer Ernst, und obendrein ist e« auch der meinige, daß Sie au« dieser Ma,

mit Friedrich Wilhelm Gleim. t

15 j

hemoiselle eine Madame Gleim machen sollen. Reisen Sie nur geschwind nach Langensalze, And kommen Sie in acht Tagen mit ihr hier­ her nach Leipzig, unser Beyder poetischen Segen abznholm. Und damit dieser desto besser anschlage, so (innen Sie zusammen auch den Brunnen hier trinken. Wir haben bereit« einen ©arten dazu für Sie ausgesucht. Wenn Sie gewiß kommen wollen, so bleibe ich so lange in Leipzig, und mache auf Ihre Hochzeit etwa« ganz Neue«-------- ein anakreontlsche« Heldengedicht: die gedämpften Hagestolze, nicht aber zur Nachahmung der gedämpften Hunnen! Leben Sie wohl, mein lieber Gleim; vor, her aber empfangen Sie meMen Dank wegen der Mühe, die Sie sich meinetwegen bey Ih­ ren Freunden in Berlin gegeben haben. Ich bin ganz der Ihrige

keffmg.

16

G. E. Lessings Briefwechsel

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,

s*

Gleim an Lessing. Halberstadt, bte ». Kegel t/f7.

Nur zwey Worte mit Zhnw, liebster Lessing, ohae Gedanken, (bey der Brunnenkur soll ich nicht denken,) — aber desto mehr mit Empfim dang, die Frage: Wa« machen Sie? Sind Sie hergestellt? Zch wünsch' t< von ganze« Herzen; ich wünsche meinem Lessing die voll« kommenste Gesundheit, und daß Sie noch viele so vortreffliche Oben la Prosa machen mögen (denn singen kann man ja von Pros» wohl nicht sagen), alo Sie mich In zwey lie, den Briefen haben lesen lassen. — Hätten Sie nur eine derselben tn Verse gebracht, so würden Sie mir eine große Freude machen, wenn Sie sie mich lesen ließen. Zch sähe so gern, wie Ste'a angefangen hätten. Dem Soldaten, brr die Schlachtgesilnge macht, hab' ich neulich geschrieben, baß er Zh, ren Beyfall hätte, und er hat mir geantwor/ trt, baß er nun welche machen wollte, wenn gleich

mit Friedrich Wilhelm Gleim.

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i

17

' g

gleich feine Schlachten vorfielen. Das Sie« geelted nach der Schlacht bey Prag ist, wie Sie bald sehen werden, ebenfalls von ihm. Wenn er nur in dem letzten Scharmützel nicht geblieben ist; Sein Regiment ist dabey gewesen. Sein ©fegeslieb nach der Schlacht bey Collin hab' ich. noch nicht gesehen; ein gu, ter Freund aber hat mir gemeldet, daß es j« Leitmeritz gedruckt wäre. Sie sollen's haben, so bald ich'« erhalte; denn es scheint, als ob es mit Ihrem Beyfall Zhnen Ernst sey. Muntern Sie doch unsern lieben Kleist auf, daß er noch mehr Elegieen, und mehr ©Ärmer/ Zdyllen macht. Zch soll auf Befehl des Arzte- nichts le/ sm; was Rietst und Lessing zu lesen geben, hab' ich mir ausbedungen. Wie gefälltZhnen denn der Lod Adams? Meinen Sie nicht, baß er aufgeführt werden kann? Vorgelesen hab' ich ihn und mltge/ weint.

Gleim.

£«(T. Slvrlst. xxix. LH.

D

»8

G. E. Lessing« Briefwechsel

6.

LePog an Gleim. fd'Mii, de» »I. Septttobn 1757kiebsier Herr Gleim, Ahr letzter Brief an unsern lieben Herrn

Hberstwachmetster, hat mich herzlich belustigt. Schreiben Sie ja «ft dergleichen, damit wie hier auch den Krieg auf der spaßhaften Seite fermen lernen, Ich habe aber vor vielm Jah­ ren eine alte rhrllche Frau gekannt, die, wenn sie in ihrer Stube nicht« mehr zu thun fand, gnfing die Fliegen auf der Gaffe todt zu schla­ gen. Die Arbeit war leicht; nur daß e« eine ewige Arbeit war. Ich glaube, sie schlägt noch todt. — Wissen Sie schon, daß ich die beyden Ge­ sänge unser« begeisterten Grenadier« in da« zweyte Stück der Bibliothek habe rinrücken lassen? Bald aber Hütt' ich Händel darüber bekommen, wenn sich nicht der Major de« ge, meinen Soldaten und seine« Herausgeber« angenommen hätte. Auch Herr Nicolai in Berlin hat sich von Herrn Lieberkühn —

>

mit Friedrich Wilhelm Gleim.

19

.........

-j|

wenn Sie dm Namm ander« kmnm — tt> nen salirischm Brief darüber zugezogen *). Dieser Lieberkühn hat sich den Tmfel bien, dm lassen, und gleichfalls Schlachtgeflnge «tu ter dem Namen eine« (vberofficiers heraus, gegeben. Wie hochmüthig die schlechten Poeten sind! Zch kmne einm guten, der sich, der poe, tischM Subordination zu Folge, jum Gmerale httte machen müssm. — Weil ich der Bibliothek gedenke, fo.'nnlß ich Zhnm einm Zrrthum benehmen, den lch Ahnen schon oft habe benehmen wollen. Sie haltm mich für einm vmrten Verfassern der« selben. Zch bin e«,. bey Gott! nicht. Und Sie sollen mich auch durchaus nicht dafür ausgeben. Wo Sie es schon unterdessen dem Herm Aachatiä in'« 0hr gesagt habm, so bringen Sie e« ihm j» wieder «US dm Ge« danken. Er würde sonst Ursache haben, auf mich verdrießlich zu werden. Werdm Sie denn nicht bald wieder rin, mal nach Leipzig kommm? Die FranzvftN B 1 •) M. vrrgk. LH. xxvii. ®. 10»«. 4m.

ao

G. E. Lessings Briefwechsel

Die soll« damit lufdeben seyn; ich weiß es gewiß. Zeigm Sie aber dem Grenadier die, sen meinen Brief nicht; denn ich fange wirk, lich an mich wer ihm t« fürchtm. E« scheint, er läßt sich |U leicht in Hämisch jage».. Hein Major hat weit kältere« Blut, und ich «Äde wider dm Schluß seine« Lisitdr» nicht« zq sä, gm habm, wenn ich auch der eifrigste Ber, fechter der Gegrnvanhey wäre, Ich bin es aber nicht; da« wiffm Sie.

Leben Sie wohl, liebster Freund, und schreiben Sie mir mit nächster Post, wenn ich nicht glauben soll, daß ich Sie durch diejm Brief unwillig gemacht habe. Zch bip Zeit, leben« Ähr

rrgtbeyster Freurb ressin-.

E 3

68

G. E. Lessings Briefwechsel



Mta »3*

Gleim vie »leist mich liebte!

Ssriqr.

ii*

G. E. LrssingS Briefwechsel

39» Lessing an Gleim. Terli», bei -z. Octebtr in».

kieLstrr Freund, 3» schäme mich recht, da- ich Ihnen s»

hinge nicht geschrieben habe. Aber ich weiß. Sie entschuldige» mich, wen» Ste hören, daß ich krank gewesen bin, oder doch sehr verdrteßlich: denn der Verdruß ist bey mir eine Krankheit; und ich hin nicht länger gesund, al« ich vergnügt bin. Anbey habe ich müssen meine Lapp-lien vollend« fertig machen. Hier erhalten Ste rin Exemplar davon. E« sind Fa, bei«, liebster Freund; und ich kann es vor, aussehen, baß weder meine Fabeln noch mei, ne Abhandlungen dm Beyfall eines Dichters, und folglich auch Ihren nicht, erhalrm f5n< »eii. Ich habe, wie Sie sehen werden, sie, der einen andere» und schlechteren Weg neh, men, al« mich der Gefahr einer nachtheiligen Parallele mit den Gleim» und La Fontai­ ne» aussehrn wollen.

Herr

mit Friedrich Wilhelm Glekin. 113

Herr Ohrlich har Ihre Briefe an uns

abgegeben, und Sie haben mir In ihm keinen ganz unbekannten Ä»enschen empfohlen. Er ist der Verfasser der Lobrede auf den König,

die hier in Berlin gedruckt worden, und in der That viele schöne Stellen enthalt.

Die Lobrede auf unsern Bleist ist fertig.

Und Herr Ramler und Ich haben sie gelesen. Unser Rath dabey ist dieser gewesen, daß man seiner Freunde darin ganz und gar nicht ge, denken müsse, damit es uichr scheine, als ob einer von Ihnen Antheil daran habe.

Sonst

haben wir eben nichts Nachtheliiges darin ge,

funden. Sie wissen doch, daß Sie vor dem fünften

Bande der Bibliothek in Kupfer gestochen sind? Es ist «in recht hübsches Gesicht; nur Schade,

daß es nicht das Ihrige ist.

stecher

Der Kupfer,

entschuldiget sich damit, daß das Ge,

Mälde nichts getaugt habe. Mälde von Herrn Hempel

Es war ein Ge, Der Pendant

unsers Rleists Ist ungleich besser gerathen. Leben Sie wohl,

liebster Freund, und

entschuldigen Sie diesmal, so wie mein iMtf

H4

G. E. Lessing« Brtefivechsrk mm

ge» Stillschweigen, auch diesen Dries, welcher weder halb Noch -an» ist. Zch bin

Ähr

rr-ebeaster Lessing. 40. Gleim an Lessing.

Halberstadt, deo r. 2«»oar 1760, Damals schon, als ich Ähre Fabeln in der

Handschrift las, sagt' ich, sie wären vortreff­ lich; die nun gedruckten find Meisterstücke. Drydes, Fabeln und Abhandlungen, las ich mit Bewunderung des Geiste», der sie uns ge« schenkt har. Die edle Einfalt der griechischen Fabeln, die »u erreichen mir nicht möglich war, •— die, mein Bester, haben Sie vollkommen erreicht. Zn de» Abhandlungen fand ich die gründlichsten und unterrichtend sten Gedanken, Beym Lesen derseibm klagt' ich, daß mein Meist da» Buch nicht lesen, und ich ihm nicht

mit Friedrich Wilhelm Gleim.

ui)

»-....................................................

sagen könnte,

115

wie sehr es mir gefiele.

So

sehr gewohnt war ich, alles Vergnügen mit ihm zu theilen, daß ich ohne ihn keins mehr

haben kann.

Den Dank für ein so angeneh,

Geschenk bin ich Ihnen viel zu lange Die unüberwindliche Trau, rigkeit über den Verlust eines solchen Freun,

mes

schuldig geblieben.

des, wie Rleist mir war, ist Schuld daran.

Sie stoßt mich von jeder angenehmen Be­ schäftigung zurück. Fragen Sie die dortige» Freunde.

Keinem hab' ich geschrieben, keinem

hab' ich schreiben können.

Herrn Ramler bin ich die Antwort auf Der arme Mann ist

drey Briefe schuldig.

krank gewesen. Grüßen Sie ihn doch tausend,

mal von mir, und wenn ich heute wieder nicht schreiben sollte, so bitten Sie ihn, noch einige Geduld mit mir zu haben. Alles Versäumte soll, wenn ich wieder froh bin, nachgeholt

werden.

Grüßen Sie doch auch alle die an,

der» Freunde; vorzüglich die, welchen mein Rietst am wenigsten vergeßlich ist.

Gleim. H t

i i 6 G. E kesfing- Brirfiöechstl

» .......

i 4t* Gleim -n kessing.

Halöersiadt, de» io. Stillet i?6* Äl« btt Markgraf vön Dahreutb mit feinet Gemahlin, bet sehr gerühmten Prinzessin »ort Drtunfthwelg, Käch bet Schlacht bey jtünert# betf, durch Blankenburg reiste, linb ich mit tmseriU Dom, Dechant mich daselbst befand, -ließ die ttgtettnbe Herzogin von DraMischwelg mich zn sich kommen, nhb sagte sehr gntdig tzu ratet „PrdcheN Sie dvch dem preußischm Grenadier mein koiiWmtnt, inid sagen Stt Ihm, daß et »Mil bald wieder ein Siege»,»bek chesser, ein Friedensited fingen möchte» Seine andern Lieber wissen wir schon auswendig. ' — Et ist todt, Zhe» Hoheit, sagte Ich; er Ist bey Kunerrdvrf geblieben. — „6 das weiß ich besser, versetzte sie; er befindet sich seht wohl, •et ist einigemal in Braunschweig gewesen, und hat mich nicht besucht!,, — Sie sagte das aus so ritte Art, baß ich wohl merken konnte, baß ich gemeint war; Und setztt hinzu r „Herr

mit Friedrich Wilhelm Gleiy. vz ♦

,-q .

*»* «bgeschwatzt «erden» Leben Sie wohl»

Der Ihrige Schmid» S>. S- Dies Exemplar Ist eigentlich das Ihrige. Dar ungebundene lassen Sie wohl selbst auf Unkosten der Bibliothek so blndm, wie ändert neue Bücher dort gebunden werden» Äollen Sie hinein schreiben, ödet hlnrinschreir den lassen: BIBLIOTHECAE ÖUELPHERBÜTANAR d. d. o. Editor. so steht e« bey Zhnrn.

414 G. E. Lessings Briefwechsel



Schmid an Lessing» Braunschweig, den zosten Jun. t??*^ch hätte Ihnen, mein liebster Lessing, ger

stern sagen sollen, daß Sie mir, wegen meine-

litterarischen Theils des

Adelmanns etwas

vorrücken können, und nunmehr müssen, da Sie es von mir selbst wissen.

Dch bin sonst

ganz sicher,

daß cs

den würde.

Aus beykommendem Buche wer,

kein Leser gemerkt ha,

den Sie sehen, daß ich in Siberi Zeugnisse

die Stellen, die mit f bezeichnet sind, wegge, lassen habe, weil ich sie damals noch nicht für

beträchtlich hielt, und mir insonderheit die Wor, lei Ejusque opinionis, quam Reformatorum partium Socii fouent

statorcm praecipuum

(Berengarinm) gar zu polemisch zu seyn schier neu.

Sie gehören aber, wie ich jetzt zu spät

sihe, Ihrer Entdeckung wegen, sehr hierher» Denken Sie ja nicht, liebster Freund, daß ich

auch

in Anführung anderer Stellen etwa utv

zuverlässig sey. Nein, das bin ich gewiß nicht!

mit Conrad Arnold Schmid,

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rrz

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■■■»*» «Qmm

Da« Wort focii konnte ich nur nicht verdauen»

Sie mögen

mir

dieses in Zhrer gedruckten

Schrift nun in Scherz oder

in Ernst sagen,

so bin ich bey Ihnen allemal in guten Händen;

aber sagen müssen Sie es. Weil mich mein Carolinum ich ab. N. S. Siberus

Leben Sie wohl.

ruft,

ist überhaupt

brech«

so

ein

bitterer

Feind der Reformirten, wie Sie auch aus

seiner Anmerkung S. 54. sehen werden.

Schmid. 4-

Schmid an Lessing. Braunschweig, d. $. Julius

177»

^^ieher, mein liebster Lessing, habe ich de» Hoffmann nirgends austreibeu können.

Soll­

te er noch irgendwo aufzujagen seyn, so sollen Sie

ihn

haben. Unter meinen Sachen habe ich

das

Deykommende gefunden. «Lhemniy hat wenig, sten« die Geschichte dieser Streitigkeiten durch ff. Schrift. XXIX. re. P

326 G. E. LtsflngS Briefwechsel ♦ alle Zahrhundette zusammengebracht, so daß man beynahe alle», wa« hierher gehört, mit et, nem Blicke übersieht. Ob Sie aber was da, von nutzen können, weiß ich nichts Aber das vielleicht war mir schon Ursache genug, es Jh, nen zu schicken. Da» Ver;eichniß der Schrtf, tm, die von Berengar handeln, ist von un­ serm Hofpredtger Rnoch. Er hat gewaltig vie, te Kleinigkeiten, die zu dergleichen Streitigkeiten gehören, gesammelt. Was Sie etwa davon gebrauche« finnen, steht Zhnen zu Dienste. Aber, mein liebster Freund, Zhr Feld wird im­ mer weitläuftiger, und wie zeitfressend ist eine solche Geschichte! Zn «einen Gedanken gebe ich Zhnen reichlich ein halbes Zahr, ehe Sie mit etwa« hervorrücken kinnen. Zch weiß nur gar zu wohl, wie es mit dergleichm Unters«, chungen geht, und darum habe ich mich auch al« Herausgeber de« Adelmann gar fein da, vor in Acht genommen. Kan wird zuweilen mitten in der Arbeit der schönen Sächelchen satt, die un« Anfang« kaum schlafen ließen, da wir un« daran machten. Dieser Ekel wird

mit Conrad Arnold Schmid.

»wm.

217

.ii

Cie doch wohl noch nicht überfallm, «der viel, mehr überschleichm? — 6« eben kommt ein Besuch, der wich zwingt, recht unschicklich abzubrrchy». trtm Die wohl, liebster Lessing.

Schmid.

5. Schmid an Lesilng. Draunschneig, d. 7. Ial. 177a

SB.«

wir Beyde jetzt ganz Derengarisch sind,

so theile ich Ihnen abermals etwas mit, wa« hierher gehLrt. Zm letzten Theile der EnglU fchen Dibelerklirer, die Teller- angefaogm, und Brücker nunmehr mit der offenbarung Zohannis geendigt hat, (der achte Band des neuen Testaments) finde ich, daß Lorvmann von Seite 477 46; eine weitläuftige Anmer^

kung von der Geschichte Berengar» eingerückt hat. Er scheint diesen merkwürdigen Man» mit in der Offenbarung zu finden. Sie müf,

sen die» lesen. Abschreiben kann ich es nicht. P 3

aag

G. E- keißnAff Drirfwrchsel

Wolle« Sie diese» Band »ost mir haben, so steht er zu Dienste. Sonst stoben Sie ihn utv fehlbar unter dev Büchern dieser Messe bey Meißner, und er wird auch nicht ay Predt, -em in Wolfenbüttel kehle», die dieses Bibel, werk halten. Die« wird Meißner unfehlbar wissen. Der Band ist dick und ersordert viel Einpacken«. Ihren Hoffmann zu finden, ge, he ich nun alle Hoffnung auf. Ich habe an viele Thüren vergeblich angrflopst. Er ist doch sonderbar^ daß rin solcher Buch eine Rarität werden kann! Man sollte er in vielen Prte, stflhtbliochelea vermuthen. Leben Sie wohl, lieber Freund. Lch schreibe dieses recht in der Euleufiuchh weil Sie diese« noch currente rotfi mit in Ihr Werkchen bringen können. Schmid.

6.

Schmid an Lkssng. Brauaschwelg, de» «. Sept. w0.

schickt Ihnen, liebster Lessin-, wohl mehr nicht« bedeutende Zettel zu, als ich? Al,

dtJt Evarad Arnold Schmid.

11$

.......................................... i

Irin Folio. Sie haben die sehr merkwürdige Vorrede ton ten Vorzügen bet deutschen Maler unfehlbar lange

gelesen.

So sagen Sie mir denn, wa« heißen

die Worte? „desgleichen bekennt et (nehmlich

».Georg Dasati) auch, da« gründlich Gla«, „mahlm und Musteren Alesso Baldovineti „(so erst solche« mit etwa« Lob in Welschland „aufgebracht hat) «mb da« l;t9?e Zahr von

„einem deutschen Pilger, der gegm Rom ge, „waltet, gelehrntt habe.,, Wüßte ich, mein liebster Lessing, daß ich Sie bald hier sehen würd», so würde ich Zhnen nicht einmal eine

schriftliche Antwort zumuthen.

Weil ich mich

«ber mit der Hoffnung vielleicht nicht schmet,

cheln darf, so schicken Sie mir wohl,

«eine Neugierde zu stillen,

bloß

die mich zu Zei,

tm recht i«c Unzeit anwandelt, rin Zettelchen

rtit Conrad Amold Schmid»

843 4

t«, das mich belehrt, was musteren heißt»

leben Sie wohl, liebster Lessing.

Schmid» 14.

Schmid an Lessing» Dnuruichwelg, d. 2*. Mao »77».

3>d> schicke Zhnen Nebster Lessing, ab ermatt eine kleine Schrift von -Herrn H *

Wol»

len Sie nicht f» gut seyn, und in einem Zet»

ein Kompliment ar: ihn schreiben, das ich ihm juschicken kann? Zch

»eichen an mich,

erinnere mich, daß Sie mir dieses einmal ver»

sprachen.

Die armen geplagten Minner, die

Amrs halber dergleichen schreiben müssen, ha» den je keine andere Belohnung, al» »nsenr

Beyfall. Neulich schickte mir jemand einen Codex

von Aquino, etwa eines Daumens dick, in

Octav auf -Papier geschrieben, zu, den er durch» au« fit einen itreditum ausgeben wollte, weil er bey Einreißung einer alten Mauer aus 0 48 — 14 4N 32 — If 84 16 — af 33 — 17 Mit der Beantwortung dieser Anfrage, hat es gar keine Eil. Nur wünschte ich doch.

0. E. Lessing« Bnestvechsel

daß Sie es nicht vergessen Wichten,

dry Zh,

rea vielen enbtm Entdeckungen einen kleinen

dachte

Seitenblick hierauf ju werfe».

Zch

Sie mündlich darum »u fragen;

allein wenn

fleht man Sie?

Sie hier, »der mich dort?

Vielleicht diesen ganzen

Sommer nicht. —

Zch habe de« Hortens»»« wegen Verschiedene«

nachgeschlagen.

Nunmehr glaube ich

selbst

nicht, daß sein Werk von der Stadt Narben schon gedruckt ist;

dem Buche

im

allein ich vermuthe, daß

Manuskripte

der

Schluß

auch

fehlt — Sie werden diese« unfehlbar vermuthrq; allein wer kann Ihnen wa« sa,

gm, da« Sie vorher nicht vermuthen,

oder

vielmehr wissen sollten? Leben Sie wohl. Schmid.

Valli.

Fabulae graece non extantcs.

Fab.

]i ia 14 17 17

De vulpe et pardo. De feie in focminam mutatg. De agricola faeviente in filio*, De duobui amicis et lufo. De afino et lupo,

31

mit Conrad Arnold Schmid.

057

;r De fitio cnjusdam senil et leone. 33 Dc calvo, crines cxtcmos gcrcntc, prb . natiVis»

Lt»

Schmid an kessing. 6r«gif4wtig, d. 17. May 177).

-8er;eihm Cie mir, mein liebster Lessing, einen kleinen Auftrag. Eben erhalte ich einen

Dries von dem alten Pastor Jlerntet,

der

«a« der Reukmannifthen Auktion peg. 17a. n. den Bayle für 4 6f< $ Ilthlr. zu er»

stehen wünschte. Sie schicken ja doch wohl einen Mensche« hin, der diese Commission mit übernimmt. Noch ein#»

Zch erinnert mich, haß Ci*

einmal die Ausgabe des Arrian, die ich in

-Holland herausgegeben, zu besitzen wünschten. Jetzt tonnen Sie sie p. 101. n. g8r. erstehen.

Zch erinnere mich,

daß ich sie ehedem den»

seligen Besitzer geschenkt,

da sie herauskam.

Doch, ich glaube Sie haben die« Buch «ich* kess. SchNft. txxa. t|. gz

2$8 G. E. Lessings Briefwechsel übersehen. Leben Sie wohl. herzlich Sie bald ju sprechen.

Ich wünschte

Schmid.

Schmid an Lessing. Draauschwei-, d. -8. Ju». 177), (Sie werden mit der heutigen Post die An,

merkungen zu Sturms Leben erhalten. Zch lese jetzt Leibniyens Briefe zu meinem Zeit, vertreibe, und weide wich aufs neue «n der vortrefflichen Denkungsart dieses großen Man, nes. Doch da« brauche ich Zhnrn nicht vor, zupredigen. Sie haben ihn, so wie alles, des, ser studiert, als ich. Nun gehaben Sie Sich wohl, mein bester Leffing.

Schmid,

mit Conrad Arnold Schmid.

|i

.

"

1

259

tz

»3»

Schmid an

Lessing.

Braaaschweig, d- 6. I«l. 177b 2ch sinke mich, wenn ich irgmd eia eite«.

Buch vor mir habe, (da« jetzt wohl unter sechs hundert Gelehrten, denen nur bas Neue willkommen ist, kaum einer noch, außer wenn er etwa den Staub davon wegblase« will, in die Hand nimmt) für ein Bißchen Ekel, de» mir sein barbarilcher Styl, wenigstens Anfangs machte, durch allerhand literarische Entdeckn«»» zenfast allemal reichlich belohnt. DieFreude, die Zonen Ihre herrliche Wolfenbüttelsche Biblia, thek in Ihren schönen Entdeckungen im Gro, ßea macht, macht mit, i« der Sprache unserer ««pedantischen gelehrten Knaben, »in alte» Tröster aus meinem eignen Dücherbrette im Kleinen, und diese versüßt mir seit ein paar Tagen meine Nebenstunden. Ich rede nehm« llch von dem nehmlichen Buchen worüber Sie mich eben antrafen, als Sie mich zuletzt be, suchten. Es war, wie Sie sich noch »rinnen» St »

asio

G. E. Lessing- Briefwechsel



t werden:

i

Petrus de Crescentius. Von dem

iltti? der Ding,

die in Aeckery gebaut!

werden.

Sie haben, wie Sie mir sagten,

eben" dies

in

der

dortigen Bibliothek.

Ich

kann mir also die Mühe wohl ersparen, den

Inhalte der

weitläuftigrrn Titel, Nebst dem

jwblf Bücher die darauf stehen, abzuschrciben.

Genug, es ist dir zweyte Ausgabe de« übersetz­

ten «Ldescentiud in Fol. int. (Wäre ich doch so glücklich, die erste von 149? irgendwo auf;

zutreibe»! um.)

Sie werden hernach hören, war­

Auf dem Titel steht bloß

die besagte

Zahkzahl der Ausgabe; am Ende de« Buche« aber sind der Ort de« Druck«, der Drucker, die zwey Verleger,

nebst der Zahrzahl ange­

zeigt: Gedruckt zu Straßburg durch Joannttn Schott, in Verlag und expenß der fürsichtigen Ioanni«

Rnoblauch,

und

Pauli Götz, und (da« und wird allenthal­ ben bald mit einem doppelten, bald mit Einein

n geschrieben) vollendt am

Jnvocavit.

3EV303 jar.

Freytag vor

Anno Christi M. Auf dem