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German Pages 372 [390] Year 1771
Gotthosd Ephraim Srflingt
sämmtliche Schriften.
Erster Theil.
In
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Berti», 1771. Dossischr» Dachhaedl«»-.
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Vorbericht. SOort den kessingschen Schriften, welche in
den Jahren 175; — 56 zu Berlin in sechs Duodez bänden an das Licht gekommen, war der größte Theil seit langer Zeit verdammt, der Vergessenheit gänzlich überlassen zu wer den. Verfasser und Verleger waren dar über einig geworden; und besonders glaub te jener, diesen Entschluß sowohl sich selbst als dem Publikum schuldig zu seyn. Das Publikum wächset täglich an Einsicht und Geschmack : aber viele Verfasser bleiben zu rück, und wehe dem, der es auch nicht ein mal fühlet, daß er zurück geblieben. Und eitel genug ist, noch immer auf den Beyfall zu rechnen, den er vor zwanzig Jahren erhalte» zu haben vermeynet. Nur der Nachdruck, welchen man besag te« Schriften öffentlich drohet, hat dem Verfasser den Wunsch abgelockt, da- HÜmi2 sche
(1)
Die Sinngedichte an den Leser. §ber wird nicht einen Rlopstock loben? Doch wird Ihn jeder lesen? — Nein. Wir wollen weniger erhoben. Und fleißiger gelesen seyn.
(r)
Ebendieselben. Wir mkchten gern dem Kritikus gefallen: Nur nicht dem Kritikus vor allen. Warum? Dem Kritikus vor allen Wird auch kein Sinngedicht gefallen. A x
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Sinngedichte.
♦ (3)
Auf den neuernTheil dieser Sinngedichte, zweymal neunte Jahr, mit stummer Ungeduld, Bewahrt', aufDesserung, sie mein verschwiegnes Pult. Was sie nun besser sind, das läßt sich leicht ermessen: Mein Pult bewahrte sie; ich hatte sie vergessen.
(4)
Der Stachelreim. Erast, der gern so neu als eigenthümlich spricht. Nennt einen Stachelreim fein leidig Sinuge, dicht. Die Reime hör' ich wohl; den Stachel fühl' ich nicht.
Sinngedichte.
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4 (5)
Nikander. 9?ikandern glückte jüngst ein trefflich Epd
gramm. So fein, so scharf, als je von Kästnern eine« kam.
Nun schwitzt er Tag und Nacht, ein zweyte« auszuhecken. Vergeben«; wa« er macht, verdirbt.
So sticht ein Bienchen un«, und läßt den Stachel
stecken.
Und martert sich, und stlrbr.
(6)
An den Marull. Groß willst du, und auch artig seyn? Marull, wa« artig ist, ist klein.
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Sinngedichte.
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(7) Merkur und Amor.
Ä^erkur und Amor zogen
Auf Abentheuer durck das Land. Einst wünscht sich jener Pfeil und Dogen; Und giebt für Amors Pfeil und Dogen
Zhm seinen vollen Deutel Pfand.
Mlt so vertauschten Waffen zogen. Und zlehn noch, beide durch das Land.
Wenn jener Wucher sucht mit Pfeil und Dogen,
Entzündet dieser Herzen durch das Pfand.
Sinngedichte. ti ■ -
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An proprer ipsam brevitatcm, quasi nihil esset pratter ip» sam inscriptioncm ? Ao quz ftatuis, trophzis, imaginibns, pro, clogiis infcfibebantur, ca primo vcroquc fignificatu Epigrammata func appellata?
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Anmerkungen
Namen führen können, und daß er nicht bloß einer besondern Gattung kleiner Gedichte zu» kömmt. — Daher können mich auch nicht die Ant, Worten de« Skaliger befriedigen, die er, aber auch nur fragwelse, darauf ertheilet. Etwa, sagt er, eben darum, weil sie klein, weil sie kaum mehr, al« die bloße Aufschrift sind? Oder etwa darum, weil wirklich die ersten kleinen Gedichte aufDmkmähler gesetzet wurden, und also im ei, gentltchen Verstände Aufschriften waren? Zene«, wie gesagt, seht etwa« Falsches vor, au«, und macht allen Unterricht über da« Epi, gramm überflüßtg. Denn wenn e« wahr ist, daß bloß die Kürze da« Epigramm macht, baß jede« Paar einzelne Verse ein Epigramm sind: fv gilt der kaustische Einfall jene« Spanier«, von dem Epigramme vornehmlich; „wer ist so „dumm, daß er nicht ein Epigramm machen „könnte; aber wer ist so ein Narr, daß er sich „dle Mühe nehmen sollte, deren zwey zu ma, „chen? — „ Diese« aber sagt im Grunde nicht« mehr, al« wa« ich bey meiner Frage al« bekannt annehme. Äch
über das Epigramm.
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Ich nehme an, baß die ersten kleinen Gedichte, weiche aufDenkmLhler gesetzt wurden, Epigram, men hießen: aber darin liegt noch kein Grund, warum jetzt auch solche kleine Gedichte Eplgram, men heißen, dir auf Denkmähler gesetzt zu wer, den, weder bestimmt noch geschickt sind. Oder hichstenr würde wiederum aller Grund aus die, beiden gemeinschaftliche, Kürze hinaus lausen. Zch finde nicht, daß die neueren Lehrer der Dichtkunst, bey ihren Erklärungen der Epi gramms, auf meine Frage mehr Rücksicht ge nommen hätten. Wenigstens nicht Loileau, von dem freylich ohnedies keine schulgerechte De finition an dem Orte *) zu verlangen war, wo er sagt, daß das Epigramm oft weiter nichts sey, als ein guter Einfall mit ein Paar Reimen ver, zieret. Aber auch Batteux nicht, der das Epi, gramm al« einen interessanten Gedanken be, schreibt, der glücklich und in wenig Worten vor, getragen wird. Dmn weder hier noch dort sehe ich die geringste Ursache, warum denn nun aber G i ein * ) LS Art poetiq. Cant. II. v. icj.
L’Epigramme -- —— —— —— — — fc'tst fouveot qu'uo bea mgt dc deux ximce ernt.
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Anmerkungen
du guter gereimter Einfall, ein kurz und glück, lich vorgetragener interessanter Gedanke, eben eine Aufschrift, ein Epigramm heißt. Oder ich werde mich auch bey ihnen beiden damit begnü gen müssen, daß wenige Reime, Ein kurzer Ge, danke, wenig und kurz genug sind, um auf einem Denkmahle Platz zu finden, wenn sie sonst an, der« Platz darauf finden sinnen. Gewiß ist es, daß e« nicht die Materie seyn kann, welche das Sinngedicht noch jetzt berechti, get, den Namen Epigramm zu führen. Es hat längst aufgehiret, in die engen Grenzen einer Nachricht von dem Ursprünge und der Bestim, mutig irgend eines Denkmahl« eingeschränkt zu seyn; und es fehlet nicht viel, so erstreckt es sich nun über alles, was ein Gegenstand der menfch, iichen Wißbegierde werben kann. Folglich aber muß es die Form seyn, in wel» cher die Beantwortung meiner Frage zu suchen. Es muß in den Theilen, in der Zahl, in der An, ordnung dieser Theile, in dem unveränderlichen Eindrücke, welchen solche und so geordnete Thei, le unfehlbar ein jedesmal machen; — in diesen muß es liegen, warum ein Sinngedicht noch lm< wer
über das Epigramm.
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wer eine Überschrift, ober Aufschrift heißen kann, ob sie schon eigentlich nur selten dafür zu brauchen siehet. — Die eigentliche Aufschrift ist ohne das, wor, auf sie steht, ober stehen kinnte, nicht zu benken. Beides also zusammen macht baS Ganze, von welchem bcr Etnbruck entstehet, ben wir, ber ge» wöhniichen Art zu reden nach, ber Aufschrift ab lein zuschreiben. Erst irgend ein sinnlicher Ge, genstanb, weicher unsere Neugierbe reizet: unb bann die Nachricht auf diesem Gegenstanbe selbst, welche unsere Neugierbe befriediget. Wem nun aber, ber auch einen noch so kleb neu, oder nach so großen Vorrath von Sinnge, dichten in seinen Gedanken überlaufen kann, fällt eß nicht sogleich ein, daß ähnliche zwey Theile sich fast in jedem derselben, und gerade in denje, tilgen am deutlichsten unterscheiden lassen, die ihm einem vollkommenen Sinngedichte am nach, |ldi zu kommen scheinen werden? Diese zerle, gen sich alle von selbst in zwey Stücke; In be< reu einem unsere Aufmerksamkeit auf irgend einen besondern Vorwurf rege gemacht, unsere Neugierde nach irgend einem einzeln Gegen, G 3 stan,
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Anmerkungen '
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stände gereizet wird; und in deren anderm un sere Aufmerksamkeit ihr Ziel, unsere Neugierde einen Aufschluß findet. Auf diese» einzigen Umstand will ich e« denn auch wagen, die ganze Erklärung dee Sinngedicht« zu gründen; und die Folge mag e« zeigen, ob sich nach meiner Erklärung so, wohl da« Sinngedicht von allen möglichen an dern kleinen Gedichten unterscheiden, al« auch au« ihr jede der Eigenschaften herleitcn läßt, welche Geschmack und Kritik an ihm federn. Zch sage nehmlich: da« Sinngedicht ist et» Gedicht, in welchem, nach Art der eigentlichen Aufschrift, unsere Aufmerksamkeit und Neu« gierde auf irgend einen einzeln Gegenstand er, regt, und mehr oder weniger hingehalten wer« den, um sie mit ein« zu befriedigen. Wenn ich sage „nach Art der eigentlichen Aufschrift:,, so will ich, wie schon berührt, da« Denkmahl zugleich mit verstanden wissen, wel che« die Aufschrift führet, und welche« dem er, sten Theile de« Sinngedicht« entspricht. Zch halte e« aber für nöthig, diese Erinnerung au«, drückllch zu wiederhohlen, ehe ich zu der wei« tern
über das Epigramm.
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fern Anwendung und Entwickelung meiner Er, kILrung fortgehe.
Unbemerkt sind die zwey Stücke, die ich zu
dem Wesen des Sinngedicht« verlange, nicht von allen Lehrern der Dichtkunst geblieben. Aber alle haben, sie von ihrem Ursprünge ge, hörig abzuleiten, vernachlässiget, und auch weh ter keinen Gebrauch davon gemacht. Skaliger ließ sich bloß durch sie verführen, eine doppelte Gattung de« Epigramms anzu, nehmen * ). Da er sie nehmlich in der «igentli, chen Aufschrift nicht erkannte, in welcher er nichts als die bloße einfache Anzeige einer Person oder Handlung sahe: so hielt er dasjenige Epigramm, in welchem an» gewissen Vorausschickungen et was hergeleitet wird, und in welchem also die Vorausschlckungen, und das was daraus hergelei, tek wird, als zwey merklich verschiedene Theile sich nicht leicht verkennen lassen, für völlig von jenem unterschieden. Die Subtilität fiel ihm G 4 nicht •) Epigramm» igitur est pocma breve cum fimplici cujus» piam rei, vel perlonr, vel facti indicatioae : aut ex propofiiis »liquid deducens. Qux detinitio finml complectitur •:um divifioacm: nc damnct prolixitatcm. L c.
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Anmerkungen —j
nicht bey, daß bey jenem, bey der eigentlichen Aufschrift, zu der Wirkung desselben das bt, schrtebene Werk selbst da» Seine mit beykrage, und folglich bey dem andern, dem eigentlichen Sinngedichte, bas, was er die VorauSfchickum gen nennet, dem befchrtebnen Wdrke, so wie das, was aus diesen Borausschickungen herze» leitet wird, der Aufschrift selbst entspreche. Der wortreiche Vavassor hat ein langes Kapitel von den Theilen des Epigramms, de» ren er gleichfalls nur zwey, unter dem Namen der Verständigung und des Schlusses, am nimmt, und über deren Bearbeitung er wirk» ltch mancherley gute Anmerkungen macht •). Aber auch er ist weit entfernt, diese Theile für nothwendig zu halten, indem er gleichfalls eine einfachere Gattung erkennet, welche sie nicht habe, und überhaupt aus ihnen weder für die Eigenschaften, noch für die individuelle Ver« schiedenheit des Epigramms das geringste zu folgern verstanden hat. Lat.*) G’.p. i), dt part:biu tpigrawundtii. Sunt igitur partes epigrammatisi duz nuraero duntaxar, infignes ac primarix, expofitio rei, er conclufio epigrammans In illo gcnere primo i$ Ksi/ot.o», «AAi|A
müssen; ja lieber mehr als einen, und immer eb nen kleinern und kleinern, oder grißern und grL, gern. ES wäre freylich schon ein Epigramm, wenn Martial auf daö ganz kleine Landgütchen, mit welchem ihm ein gern freygebiger Freund so viel al« nichts schenkte, auch nur diese Zeilen gemacht hätte: Donasti, Lupe, rus fub urbe nobis: Sed rus est mihi majus in fenestra. Hoc quo tempore praedium dedifti, Mallem tu mihi prandium dedistes. Aber wle viel launtgrer und beißender wird blei se« Epigramm durch die eingeschalteten noch kiel« nern Maaße, als ein Gärtchen vor einem Fen, (ter ist. Und wie sehr wächst unser Vergnügen, indem der Dichter den Abstand von diesem bis zu einem Mund voll Essen, durch noch so viel andere Verkleinerungen zu füllen weiß '). Donasti, Lupe, rus fub urbe, nobis: Sed rus est mihi majus in fenestra.
Rus hoc dicere, rus potes vocare! In quo ruta sack nemus Dian®, Argute regit ala quod cicads» Z 3
Quod
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Anmerkungen — Afcfc.fgQp 1-1—
Quod formt ca die comedit uno, Claus® cui folium rof« corona cst: In quo non magis invenitur herba, Quam costi folium, piperve crudum: In quo nee cucumis jacere rectus, Nec ferpens habitare töta poflit. Erucarn male pafcit hortus unam, Confumto moritur culex salicto, Et talpa est mihi fossor atque arator. Non boletus hiare, non marifc® Ridere, aut viol« patere possunt. Fines mus popularur, et colono Tanquam fus Caledonius timetur; Er fublata volantis ungue Procnes In nido feges eft hirundinino, Et cum stet fine falce, mentulaque, Non est dimidio locus Priapo. Vix implet cochleam peracta meffis, Et mustum nuce condimus picata. Errasti, Lupe, litera fed una; Nam quo tempore pradinm dedisti9 Mallem tu mihi prandium dedijset•
Es haben dergleichen hyperbolische Sinngedich, te, wie man sie nach der darin herrschenden Fi, zur nennen ihre eigene Anmuth. Nur müssen
über das Epigramm.
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müssen sie nicht auf die bloße Hyperbel hinan«, laufen; so wie diese« griechische'): ’Ayg»,
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«tAAer{»«f «vr» «Tijyxor«zf».
r»» i* «vT» Tid’rKvri ßeXi» hx «»■%»» «nvltfr, ’AAA* Iriuft fiio&H «•{«« T»«t T«» E« y tywtu T6i »yg»» rev riÄFTÄ yr^tt» «y^Aii Mr» «'»,
ax. *T»^we.
„Menophane« hatte Feld gekauft; aber vor „Hunger mußte er sich an einer fremden Eiche „hängen. So viel Erde hatte er nicht, daß sein „Leichnam damit bedeckt werden konnte; man „mußte ihm seine Grabstelle auf benachbartem „Grunde kaufen. Hätte Epikuru« da« Feld de« „Menophane« gesehen, so würde er gesagt ha, „ben, daß alle« voller Felder wäre; nicht, voller „Atomen.» Denn ein solche« Sinngedicht br, stehet offenbar au« nicht« al« Erwartung: an, statt de« Ausschlusses wird un« da« äußerste Glied der Hyperbel untergeschoben, und alle un, sere Erwartung soll sich mit der Unmöglichkeit, etwa« Größere« oder Kleinere« abjusehen, begnü, 24 gen.
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*—
Anmerkungen
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gen. Dergleichen Spiele de« Wthe« ktnnen Lachen erregen: aber bas Sinngedicht will ct< was mehr. Die griechische Anthologie ist davon voll; da sie hingegen bey dem Marktal sehr spar# sam vorkommen, als der fast immer von der Hy, perbei noch zu einer Betrachtung fortgehet, die mehr hinter sich hat. Man lese da» drey und dreyßtgste Sinngedicht seines achten Buches, um ein sehr einleuchtendes Exempel hiervon zu haben. Ad P a ull um. De pnrtoricia folium mihi, Paulle, corona Mittis, et hoc phials nomen habere jubes. Hac fucrat nupcr nebula tibi pegina penmdtum, Pallida quam rubri dilnit unda croci? An magis asturi derafa eft ungue miniftri X. . Bractea, de fulcro, quod reor esse, tuo? Illa poteft culicem longe fcntire volantem, Et miniini penna papiliunis agi. Exiguae volitat fufpensa vapore lucerns, Et leviter fuso rumpitur ista niero. Hoc linitur sputo Jani caryota Cakndis, Huam fort cum parvo soididus ässe cliens. Lenta minus gracili crefcunr colocalia silo: Plena magis niinio lilia so le cadunt: Nec
über daS Epigramm.
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Nec vaga tarn tenui discursat aranea tela: Tarn leve nee bombyx pendulus urget Opus. Crassior in facie vetul® flat creta Fabull®: Crassior essens® bulla tumescit aqu®. Fortior er tortos servat vesica capillos, Et mutat Latias fpuma Batava coinas. Hac eure Led®o vestitur pullus in ovo: Talia lunaca fplenia fronte fedent. Quid tibi cum phiala, ligulam cum mittete posses: Mittete cum posses ve! cochleare mihi? Magna niinis loquimtir, cochleam cum mittete posses: Denique cum posses mittete, Paulle, nihiL
Alle die hyperbolischen Vergleichungen, die der Dichter hier anstellet, stchcn nicht bloß um ihrer selbst willen da; sondern mehr, um endlich ge, wissen Leuten, welche sich gern große Verbind, lichkelten mit wentg Kosten erwerben möchten, zu ve-stehen zu geben, wie viel besser sie thun würden, wenn sie lieber gar nichts, als so unbe, trächtljche Kleinigkeiten schenkten. Denn es ist nicht Freygebigkeit, es ist Geiz, 'sich Dank mit etwas erkaufen wollen, was keines Dankes werth ist.
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Wie
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Anmerkungen
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Wie aber der fertige Versifikator, in Erwei, terunq des ersten Theiles, oft zu viel thut, so thut ein minder fertiger, aus Schwierigkeit oder Gemächlichkeit, nicht selten zu wenig: wenn er nehmlich den ganzen ersten Theil in den Titel des Sinngedichts bringüi, und sich den bloßen Ausschluß zu versificlren oder zu reimen begnü, gen läßt. E< ist sonderbar, daß cs sogar Ken, »er gegeben hat, die diese» zu thun dem Dichter ausdrücklich gerathen haben *). Aber sie haben nicht bedacht, daß da« Epigramm, .so viel es an Kürze dadurch gewinnet, von einer andern Sei, te hinwiederum verlieret, indem es zu einem Ganzen von so heterogenen Theilen wird. Un, möglich *) MorKoJhu
Denn es giebt In der That auch hier padua» nifthe Münzen, die zwar falsche, aber doch von so schönem, und dem wahren so nahe kommendem Stempel sind, daß sie gar wohl ausbehalten zu werden verdienen. Ja es giebt noch andere, deren innerer Werth nur wenig geringer ist, als der echten; so daß der Mün, zer wenig mehr als den Schlageschatz dabey gewinnen konnte. Besonders möchte ich mit dergleichen weder ganz falschen, noch ganz echten Münzen, die, wenn sie schon nicht im Handel unfr Wandel gelten können, doch immer schöne Spielmarken abgeben, zwey Gattungen von Sinngedichten vergleichen, die, ohne zu den vollkommnen zu gehören, doch von je her, auch unter Leuten von Geschmack, ihre Liebhaber gefunden haben, und so noch ferner finden werden. Unter der ersten Gattung verstehe ich dir, welche «ns mit ihrer Erwartung hintergehenr und um ter der andern die, deren Aufschluß in einer Zweydeutigkeit bestehet. — Von jeder ein Wort, i. Das Neue ist, eben weil es neu ist, dasjenige, was am meisten überrascht. Hb nun
über das Epigrckmm. t
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nun gleich dieses Ueberraschende nicht bas ein, zige seyn muß, wodurch das Neue gefällt, fe ist e« doch unstreitig, daß schon die bloße Ue» berraschung angenehm ist. Wenn es denn aber nur selten in des Dichters Vermögen steht, feinen Leser mit einem wirklich neuen Aufschlüsse zu überraschen: wer kann es ihm verdenken, wenn er seinem gemeinen Einfalle eine solche Wendung zu geben sucht, daß er wenigstens diese Eigenschaft des Neuen, das Ueberraschende, dadurch erhält? Und dieses kann nicht anders geschehen, als durch eine Art von Betrug. Well er dem Leser nichts geben kann, was dieser auf keine Welse voraussehen könnte, so verführt er ihn, etwas ganz anders voraus zu sehen, als er ihm endlich giebt. Er hebt z. E. von solchen Dingen an, und endet mit einer Nichtswürdigkeit; er scheinet loben zu wollen, und das Lob läuft auf einen Tadel hinaus; er scheinet tadeln zu wollen, und der Tadel verkehrt sich in rin feines Lob. Dach so ganz einander entgegengesetzt brau, chen die Dinge auch nicht einmal zu seyn: ge, nug wenn der Blick des Lesers auch nur gera, d«
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Anmerkungen
d« vorbey schießt. Ein einzige« Exempel au« dem Martial sey statt aller *). In Sane tr am, Nihil eft miseriue, nee gulofius Sandra. Redam vocatui cum cucurrit ad ccenam, Quam tot diebus nodibusque captavit; Ter pofeit apri glandulas, quater lumbum* Et utramque coxam leporis, et duoa armos: Nee erubescit pejerare de turdo, Et oftreorum rapere lividos cirros. Buccis placentae fordidam linit nfappam, Illic et uvae collocantur ollarea, Et Punicorum pauca grana malorum» Et excavat® pellis indecens vulv®, Et lippa ficus, debilisque boletus. Sed mappa cum jain mille rumpitur furtia, Rofos tepenti fpondylos in finu condit» Et devorato capite turturem truncum, Colligere longa turpe nec putat dextra Analcda, quiequid et canes reliquerunt, Nec efculenta fufficic gul« pr®da, Mifto lagenam replet ad pedes vino, H®c per ducentas cum domum tulit fealas, Seqie
•) lik vn. 4
hm, nicht auch noch weit widersprechendere Nachrichten von ihr sollten zu vergleichen wis sen. Aber begierig wäre ich zu hören, was sie yi denjenigen Epigrammen sagen, in welchen sich Martial mit ebm so klaren Worten für «nverheyratbet euegltbt? Denn dieses thut er doch wohl, wenn er z. E. jene güldene Hey, rathrregel ertheilet *)? Uxorem quere locupletem ducere nolim, Clueritis? Uxori nubere nolo mee. Inferior metrona fuo fit, Prifce, tnarito: Non aliter fuerint fcemina virque pares.
Oder wenn er die Ursache angiebt warum er die Thelesina nicht heyraihe, und warum er sie dennoch wohl heyrathen möchte *•)? Uxorem nolo Thelesinam duccre: quere? Moecha eit — — — — — —
Wollen sie wohl sagen, daß «an die Zeiten unterscheiden müsse, und daß Martial damals wohl könne Witwer gewesen seyn? Ober wol, len sie liebe» sagen, baß hier Martial In eines andrm
Martial.
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andern Namen spreche? — Wenn aber hier, warum nicht auch dort? Und wenn wenig« strn« eins von beiden, hier oder dort: warum nicht überhaupt an mehrer» Orten? — Und da« wdr es nur, worauf ich sie bringen wollte. Ob nun aber auch gleich sonach weder für, noch wider die Frau des Martial au« den angeführten Epigrammen etwas zu schließen: so ist es doch wahrscheinlicher, daß er zu Rom keine gehabt, sondern, daß er sich erst in Spa, nien verheyrathet, als ihn Verdruß und Maru gel in seinem Alter wieder dahin zurück brach, ten. Hier erst fand er eine liebenswürdige Person, die es sich gefallen ließ, noch so spät sein Glück zu machen. Dieser erwähnt er da, her auch erst in dem zwilfren Ducht, welche« er in Spanien schrieb; und erwähnt ihrer da namentlich, und erwähnt ihrer mit so indivl, duellen Umständen, daß man wohl sieht, da allein sey e« ihm Ernst gewesen, von seiner wirklichen Frau zu sprechen •). Er sagt von ihr unter andern auch, daß sie nie in Rom O i gewe»
•) e. xu, «, «i. ii.
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gewesen: und also hatte er sie auch nicht In Rom; anzunehmtn aber, daß er demohngeach, tet mit tht schon verheyrathet gewesen, und die ganzen vier und dreyßig Zahre, die er dort jubrachte, sie in Spanten allein sitzen las, sen, da« hieße ja wohl etwa« sehr Unwahre scheinliche« annehmen, mh etwa« seht Wahr/ scheinliche« zu leugnen.
(4) 5» eine ähnliche Untersuchung anderer Lte bensumstände de« Dichter«, will ich mich nicht etntassm. Sch möchte nach dem MassSn, des sen Schrift mir eben nicht bey der Hand ist, wenig Neue« vorzubtingen haben. Dazu sind das wahre Leben «ine« Dichter«, seine Gedtch, te. Da« was von diesen zu sagen ist, da« al, lein kann nöch jetzt einen wahren Nutzen ha, bent und die wichtigsten Nachrichten von et, nem alten Verfasser sind nut in so weit wich, tig, al« sie seinen Werken zur Erläuterung dienen können. Wa« und wie viel un« von dem Martial übrig ist, brauche ich nicht zu sagen. Wenn einige«.
Marti a l.
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einiges, was seinen Namen jetzt führet, nicht von ihm seyn sollte: so vermissen wir dagegen Vielleicht manches andere, das wirklich von ihm war. Zch verstehe unter diesem vor» nehmlich eine Sammlung jugendlicher Gedich, te, an deren ehemaliger Existenz ich nicht sehr, warum Uik. Antonio *) zweifeln wollen. Er gedenkt ihrer doch so ausdrücklich in dem hun dert und vierzehnten Epigramme des ersten Buchs. Gluxcunque lull juvenis et puer quondam> Apinaaqu? nostras, quas nec ipfe jam noyi, Male collocare (i bonas voles horas, Et invidebis otio tuo, lector: A Valeriana Pollio petes Quincto, fer quem perire non licet meis nugis.
Hiermit könyen auf keine Welse die noch vor handenen Epigramme, oder irgend ein einzel ne» Buch derselben, gem.eynk seyn, Denn oh der Dichter auch schon von Mesen, an mehr als einem Orte, eine sehr bescheidene Meynung äußerl: so konnte er ste doch so weit nicht her, O 3 unter
3*4
Makttal
unter setzen, noch weniger da« für unreife Krüchte seiner poetischen Kindheit erklären, womit wir ihn in ältern Zähren so ernstlich beschäftiget finden. Der Luinktus pollins Valerianus, von dem Martial sagt, daß er den gänzlichen Un, tergang dieser verworfnen Kleinigkeiten noch hindere, war also derjenige, welcher sie zum Verkauf abschrieb, oder für seine Rechnung ab, schreiben ließ: ihr Verleger, mit einem Wor, te. Und auch Hiera«« ist es schon klar, daß von den Epigrammen nicht die Rede seyn kann; denn der Buchhändler, welcher diese ver, kaufte. Hieß Atrektus. Warum ich aber der verlornen Zugenbge, dichte unsers Martial« so geflissentlich hier ge, denke, ist eigentlich diese« die Ursache: weil ich einen Einfall über sie habe, von dem mich wundert, baß ihn nicht schon mehrere gehabt haben. Zch glaube nehmlich, daß sie nicht so ganz untergegangen, sondern verschiedene der, selben noch übrig sind, und nur verkannt werben. Der alte Scholiast de« Zuvenal führt eine Stelle
Martial U> /«»$ nennet, heißt bey dem Musikus *-v{ye
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also aus einem Ringer «inen Gott; aus el< nem Menschen einen Stein. Es würde Mühe kosten, einem Heinslus und Spence die innere Ungereimtheit ihrer Meynungen so deutlich zu zeigen, daß sie selbst davon abstehen zu müssen glaubten. Ein Glück also, daß uo« ein altes Epigramm in der An, khologie des Rephalas dieser Mühe überhebt, in welchem wtr einen Athleten Glykon, aus den Zeiten de» Horaz, kennen lernen, der zu, verlässig kein anderer gewesen, als der, wel, chen Horaz selbst zum Beyspiele angezogen *). Eü lautet so: ’AtiBi xXt«t,
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To^oySi a-gorShx ar iw ’lratXwif,
’Ovty *EAAä$< To wr^owTo») ’ar «y 0 wrotwT* wix-MW ’AiJflf ÄWiT^awrtw.
24 she had giveo up her purfuit of him, a$ a perfon not to be cooquered by any dißiculties. (Polymetij Dial. IX
p*) Anth Ceph. carmee 7I5. Idit. leis, p. 15t.
Z04
Griechische Anthologie.
Ich sage, daß der Glykon, auf dessen Tod dieses Epigramm gemacht worben, ein Zeit, verwandter des Horaz gewesen. Denn ob schon der Verfasser desseiben nicht völlig ge, wiß ist, indem es einige einem Antipater, andere einem Philippus zuschreiben: so ha, den doch beide, wenn man unter ersterm den Thessalonter verstehet, zu den Zetten de« Au, gustu« gelebt. Das Beywort de« Unüber, rvundenen, welches sowohl Horaz, als der griechische Dichter diesem Glykon giebt, schet, net die Sache vollend« außer Streit zu setzen.
Lieder.
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A» die Leyer.
^Sne, frohe Leyer, • Tine Lust und Wetn! Tine, sanfte Leyer, Tine Liebe drein!
Wilde Krieger singen, Haß und Rach' und Blut Zn die Laute singen, Zst nicht Lust, ist Wut. Zwar der Heldensängrr Sammelt Lorbeem ein; Zhn verehrt man länger. Lebt er länger? Nein.
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2
Zv8
Lieder. Mb
Er vergräbt Im Leben Sich In Tiefsinn ein: Um erst dann zu leben. Wann er Staub wird seyn.
Lobt sein göttlich Feuer, Zeit und Asterzeit! Und an meiner Leyer Lobt die Fröhlichkeit.
Lied e;r>
=0 Die Namen ^Zch fragte meine Schöne: Wie soll mein Lied dich nennen? Soll Dich als Dorlmene, Als Galathee, als Chloris,
Als Lesdla. als Dort«, Die Welt der Enkel kennen? Ach! Namen sind nut Töne: Sprach meine holde Schöne. Wähl' selbst. Du kannst mich Doris,
Und Galathee und Chlorte,
Und — wie du willst mich nennen;
Mur nenne mich die Deine.
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Lieder.
D i e K ü ss e. Gn Küßchen, da« ein Kind mir henket. Da« mit bet/ Küssen nur noch spielt, Und bey dem Küssen noch nicht« denke,
Da« ist ein Kuß, den man nicht fühlt Ein Kuß, den mir «in Freund ver-ret, Da« ist eln Gruß, der eigentlich Zum wahren Küssen nicht gehiret: Au« kalter Mode küßt er mich. Ein Kuß, den mir mein Vater gleit. Ein wohlgemeynter Segenskuß, Wenn er sein Söhnchen lobt und liebe, Ist etwa«, da« ich ehren muß. Ein Kuß von meiner Schwester Lire Steht mir al« Kuß nur so wett an, Al« ich dabey mit heißerm Triebe
An andre Mädchen denken kann. Ein
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3"
=>9 Ein Kuß, den Lesbia mir reichet. Den kein VerrSlher sehen muß, Und der dem Kuß der Tauben gleichet: Za, so ein Kuß, da« ist ein Kuß.
Die Gewißheit. Ob ich morgen leben werbe, Weiß ich freylich nicht:
Aber, wenn ich morgm lebe. Daß ich morgen trtnfcn werbe.
Weiß ich ganz gewiß.
rjed < r,
3"
=>9 Ein Kuß, den Lesbia mir reichet. Den kein VerrSlher sehen muß, Und der dem Kuß der Tauben gleichet: Za, so ein Kuß, da« ist ein Kuß.
Die Gewißheit. Ob ich morgen leben werbe, Weiß ich freylich nicht:
Aber, wenn ich morgm lebe. Daß ich morgen trtnfcn werbe.
Weiß ich ganz gewiß.
3i2
Sieben
+
„_4, Die Betrübniß.
Der Dichter und fein Freund.
Der Freund. Freund! welches Unglück, welche Neue
Macht dlr so bittern Schmerz?
Der Dichter. Ach Freund! sie flleht, die Ungetreue! Und sie besaß mein Herz.
Der Freund. Um eine Falsche dich betrüben? Du bist ja klug genug.
Der Dichter. O schweig! das heißt nicht lieben. Läßt uns ble Liebe klug.
Lieder
3‘3
fr
Antwort eine- trunknen Dichters.
Ein trunkner Dichter leerte Sein Glas auf jeden Zug; Zhn warnte sein Gefährte: Hir' auf! du hast genug.
Bereit vom Stuhl ju sinken, Sprach der: Du bist nicht klug; Zu viel kann man wohl trinken, Doch nie trinkt man genug.
3*4
liebet«
♦=
Das aufgehobene Gebot. Elise. Tiehst du Wein Im Glase blinken,
Lerne von mir deine Pflicht: Trinken kannst du, du kannst trinken; Doch betrinke dich nur nicht.
Lvsias. Wallt dein Blut von Iugendtrleben, Lerne von mir deine Pflicht: Lieben kannst du, du kannst lieben; Doch verliebe dich nur nicht. Elise. Bruder? ich mich nicht verlieben?
L?sia». Schwester! ich mich nicht betrinken? Elise. Wie verlangst du dos von mir? Lisiao. Wie verlangst du das von mir?
Elise.
Lieder.
Elise. Lieber mag ich gar nicht lieben.
Lysia». Lieber mag ich gar nicht trinken. Beide. Geh nur, ich erlaub' es dir.
Die Beredsamkeit. freunde, Wasser machet stumm: Lernet dieser an den Fischen.
Doch beym Weine kehrt sich« um: Dieses lernt an unsern Tischen.
Was für Redner sind wir nicht.
Wenn der Rheinwein aus uns spricht! Wir ermahnen, streiten, lehren; Keiner will den andern hbren.
3’5
Lieder.
Elise. Lieber mag ich gar nicht lieben.
Lysia». Lieber mag ich gar nicht trinken. Beide. Geh nur, ich erlaub' es dir.
Die Beredsamkeit. freunde, Wasser machet stumm: Lernet dieser an den Fischen.
Doch beym Weine kehrt sich« um: Dieses lernt an unsern Tischen.
Was für Redner sind wir nicht.
Wenn der Rheinwein aus uns spricht! Wir ermahnen, streiten, lehren; Keiner will den andern hbren.
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Zr6
siebe r
♦= Die Haushaltung.
Zankst du schon wieder? sprach Hans Lau
Zu seiner lieben Ehefrau. „Versoffner, unverschimter Mann,, —-------
Geduld, mein Kind, ich zieh' mich an------„Wo nun schon wieder hin?,, Zu Weine.
Zank' du alleine. „Du gehst?------ Verdammtes Kaffeehaus!
„Za! blieb' er nur die Nacht nicht aus. „Gott! ich soll so verlassen seyn? — „Wer pocht? — Herr Nachbar? — nur herein!
„Mein bisee Teufel ist zu Weine: „Wir sind alleine.
Li «der.
Der
Regen.
Der Regen hält noch immer an! So klagt der arm» Bauersmann; Doch eher stimm' ich nicht mit ein.
Es regne denn in meinen Wein.
Die Starke des Weins. Wein ist stärker als das Wasser:
Dieß gestehn auch seine Hasser. Wasser reißt wohl Elchen um, Und hat Häuser umgerissen: Und ihr wundert euch darum. Daß der Wein mich umgerissen?
3*7
Li «der.
Der
Regen.
Der Regen hält noch immer an! So klagt der arm» Bauersmann; Doch eher stimm' ich nicht mit ein.
Es regne denn in meinen Wein.
Die Starke des Weins. Wein ist stärker als das Wasser:
Dieß gestehn auch seine Hasser. Wasser reißt wohl Elchen um, Und hat Häuser umgerissen: Und ihr wundert euch darum. Daß der Wein mich umgerissen?
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fieber.
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o bald der Mensch sich kennt.
Sieht er, er sey ein Narr; Und gleichwohl zürnt der Narr, Wenn man ihn also nennt.
So bald der Mensch sich kennt,
Steht er, er sey nicht klug; Doch ist« ihm lieb genug.
Wenn man ihn weise nennt. Ein jeder, der mich kennt,
Spricht: welcher Sonderling! Nur diesem ist« Ein Ding, Wie ihn die Welt auch nennt.
Lieder.
(1 1
319
- - --
—
Der alte und -er junge Wein. Ahr Alten trittst, euch jung und froh »«
trinken: Drum mag der junge Wein Für euch, ihr Alten, seyn.
sich alt und klug ju trinken: Drum muß der alte Wein Für mich, den Züngiing, seyn.
Der Züngllng trinkt,
Die
Türken.
Die Türken haben schöne Töchter,
Und diese scharfe Keuschheit-wächter; Wer will, kann mehr als Eine sreyn: Zch möchte schon ein Türke seyn.
Wie wollt' ich mich der Lieb' ergeben! Wie wollt' ich liebend ruhig leben. Und 1 Doch sie trinken keinen Wein; Nein, nein, ich mag kein Türke seyn.
Lieder.
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Der alte und -er junge Wein. Ahr Alten trittst, euch jung und froh »«
trinken: Drum mag der junge Wein Für euch, ihr Alten, seyn.
sich alt und klug ju trinken: Drum muß der alte Wein Für mich, den Züngiing, seyn.
Der Züngllng trinkt,
Die
Türken.
Die Türken haben schöne Töchter,
Und diese scharfe Keuschheit-wächter; Wer will, kann mehr als Eine sreyn: Zch möchte schon ein Türke seyn.
Wie wollt' ich mich der Lieb' ergeben! Wie wollt' ich liebend ruhig leben. Und 1 Doch sie trinken keinen Wein; Nein, nein, ich mag kein Türke seyn.
Lieder
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.'am
r Dichter! seyd des Stoffes voll.
Den eure Muse singen soll: Alsdann gerith bas Lied euch wohl.
Der Dichter. Wohl! wohl! ihr Herren Richter, wohl!
Seht her! lch bin de» Stoffes voll.
Den meine Muse singen soll; Zch bin, ich bin de« Weines voll: Und doch gerith kein Lied mir wohl. Die Runsiricheer.
Du bist des Stoffes allzu voll.
Den deine Muse singen soll: Darum gerüth kein Lied dir wohl.
Z7»