Gotthold Ephraim Lessings Sämmtliche Schriften: Teil 13 [Reprint 2021 ed.]
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Gotthold Ephraim Lessings

sämmtliche Schriften.

DreizehnterTheil.

Berlin, 1793. In der Vossischen Duchhandlunn.

Vorrede D. Ankündigung des BerengariuS Tu«

ronensis war das Erste, was -Lessing als Bibliothekar zu Wolfenbüttel, auf Veranlas­ sung feines dortigen Forschens in der Littera­ tur, (Braunschweigs 1770-) drucken ließ. Seine, in dieser Ankündigung umständlich be­ schriebene Entdeckung war recht eigentlich iit den Schätzen der wolfenbürtelischen Bibliothek gemacht; und der Berenga« rin- Turonensis konnte daher in der gegen­ wärtigen Sammlung sehr wobl mit den, eini­ ge Jahre spater (Braunschweig 1773 bis 1781) herausgekommenen Beyträgen zur Geschichte und Litteratur, aus den

Vorrede.

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Schätzen der Herzoglichen Bibliothek zu wolfenbüttel, vereinigt werden. Die letzteren, die für den eigentlichen Gelehrten unschätzbar sind, kann die Sammlung von

Lessings Schriften,

ihrer Absicht gemäße

nicht ganz liefern; sie muß die von dem un­

sterblichen Mann ans Licht gezogenen alten

Manuskripte, und eben so die einzelnen Stel­

len ans dergleichen, übergehen, wenn anders die letzteren zum Verstehen seines Raisonnements nicht.unentbehrlich sind. Die Leser finden indeß alle diese W.eglassungen, und,

wo eS nöthig war, auch den Hauptinhalt der

nicht mit abgedrnckten Stelle, jedesmal an­ gezeigt.

Lessing schrieb zu den Beyträgen re. ei­

ne Vorrede,

die hier ihren schicklichsten Ort

findet,

der,

da

in derselben aufgestellte

Grundsatz ihn schon zu der Herausgabe des

Berengarius Turonensis veranlaßte, und da sie also auch diesem mit zur Einleitung

dienen

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Vorrede.

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Vorrede zu den Beytragen rc. Die Herzogliche Bibliothek zu Wolfenbüttel, de* ren Aufsicht mir anvertrauet ist, hat, von ihrer er-en Stiftung an, die Augen der Gelehrten ganz be­ sonders auf sich gezogen. Und mit Recht. Die meisten Bibliotheken sind entstanden: nur wenige sind angelegt worden; und vielleicht ist keine einzige mit der Geflissenheit angelegt worden, deren sich ein f» kundiger Fürst, als Augustus war, in einer un­ unterbrochenen Folge von nahe fünfzig Zähren -«eiferte. Die Beweise hiervon sind in der Geschichte nachzusehcn, welche von Ihr Burckhard, einer meiner Dorweser, mit vielem Fleiße zusammengetragen hat. Dennoch aber ist eben dieses Werk nur wenig ge­ schickt, der Welt einen angemessenen Begriff von ihr zu machen. Zch meine diese- nicht bloß in Ansehung lhres gegenwärtlgen Zustandes; in Ansehung des Anwach­ ses, den sie in den letzten dreyßig Zähren erhalten. Denn wie sehr sich Unseres jetzt regierenden zog» Durchlaucht das Recht erworben haben, der zweyte Stifter derselben zu heißen: das hat es frey­ lich nicht melden können. Die Beschreibung diese-

Vorrede.

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glücklichen Zeitpunkt- -leidt seinem Fortseher auf» behalten. Sondern Vurckhard scheinet überhaupt nicht erwogen zu haben, worauf es bey der Geschichte einer Bibliothek hauptsächlich ankömmt. Nicht dar» auf, daß man die gleichgültiger» UmKände ihrer Ent« ftehung und ihrer allmältchrn Vermehrung mit einer ängstlichen Gewissenhaftigkeit her erzählet; daSwäre höchsten« die Genealogie der Bibliothek: sondern darauf, daß man zeigt, wozu es denn nun auch der Gelehrsamkeit und den Gelehrten genutzt habe, daß so viele Bücher mit so vielen Kosten hier zu Haufe gebracht worden. DaS allein sind die Thaten der Bibliothek: and ohne Thaten giebt es keine Ge» schichteDenn kaum daß Burckhard noch die wenigen Werke mitnimmt, die Augustus selbst au- dieser seiner Bibliothek, entweder zuerst, oder verbessert, herausgtben lassen. Da- wett Mehrere und weit Verächtlichere, waS in Zeiten, die ihm doch viel naher waren, Männer wie Leibniy, Eckard, Lenfanr, Corte, Salig re. aus ihr geschöpft ha« ben, ist mit dem tiefsten Stillschweigen von ihm übergangen worden. Gleichwohl hätte auch er schon dreist behaupten k-nnen, was ich fetzt um so viel sich«

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Vorrede, I

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rer behaupten darf: nehmlich, daß In diesem Jahr* Hunderte schwerlich eine Bibliothek in Europa so viele und so wichtige Beyträge zu so mancherley Theilen der Gelehrsamkeit geliefert hat, als die «nsrige. Wenn Ich es nun für meine erste Pflicht hielt, mir von diesen Beyträgen allen eine genaue und so viel möglich kritische Kenntniß zu erwerben: f» schmeichle Ich mir, daß Ich in einiger Zeit nicht un* fähig seyn dürste, den Mangel des Burckhardschen Werks zu ergänzen, und eine Litterär-Geschichte der­ selben bereit zu haben, die In einem vorzüglichern Verstände die Geschichte der Bibliothek heißen könnte. — Doch was dann? Wird die Welt dadurch viel mehr bekommen, als sie bereits hat? Ein Inventar von Schätzen ist recht gut; aber es ist kein neuer Schatz. Und ich will es nur bekennen, was von Anfänge an mein stolzerer Vorsatz gewesen ist. Mit Einem Worte: lieber für die noch künftige Geschichte der Bibliothek neuen Stoff zu brechen; als die Rechnun­ gen von der verfloflenen aufzunehmcn. Don der Ergiebigkeit des Grundes war ich aus fremden Erfahrungen hinlänglich überzeugt; und * 4

vm

Vorrede.

wurde es durch meine eigene um so mehr, als ich an jener Schrift des Berengarius einen so reichhal« tigen Anbruch gleichsam zu Tage zu finden, das Glück hakte. Denn ich nun für das Weitere dem Rathe der Meisten häkle folgen wollen: so würde die Abfassung und Bekanntmachung eines vollständigen Verreich. Visses alle, handschriftlichen Schätze der Bibiiochek, das Beste und Kürzeste gewesen seyn, was ich in Ab­ sicht meines Vorsatzes hätte thun können. Und allerdings wäre dieser Rach recht herrlich und schön, wenn er nicht einen kleinen Fehler mitso man­ chem andem herrlichen und schönen Rathe gemein hätte. Die Ausführung ist auf der einen Seite, nicht eben sehr nützlich: und auf der andern, nicht so recht möglich. Denn entweder man meinet ein Der»eichniß, welches nichts als die etwanlgcn Aufschriften der Manuseripre enthält. — Ein solches, kann man sich leicht «iiidiideii, ist längst bey der Bibliothek vorhan­ den, und braucht nichts, a>S gelegentlich erweitert und berichtiget zu werden. Dir Bekanntmachung desselben durch den Druck aber, dünkt mich, würde am Ende pompöser, als ersprießlich seyn. Sie wür­ de bey den Gelehrten so ryanch« überfiüßige Neu-

Vorrede
• 390 10) Des Klosters Hirschau Gebäude, übrige Gemälde, Bibliothek und älteste Schrift» steller. « • 414

Anhang in dem Beregarius Luronenfis.

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I. BerengariuS Turon en fiö: oder

Ankündigung rineö wichtigen Werkes desselben, ttoeeo

in der Herzoglichen Bibliothek zu Wolfenbüttel «in Manufcript befindlich, welches bieder völlig uobekanat geblieben. 1770.

Vorrede. Den Gelehrten ist bekannt, baß Hr. Schmid,

Professor der Theologie bey dem Carvltno in Braunschweig, «nlLngst den Brief des Adel» A 1

4 Beyträge zur Gesch. u. Litter. rc.

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manns an den Berengarius, ans einer Handschrift der Herzoglichen Bibliothek zu Wol, fenbüttel, zu ergänzen das Glück gehabt. Die Ausgabe davon erschien z« eben der Zeit, als des regterendtn Herzogs Durchlaucht, mir die Aufsicht über diese Bibliothek anzuvertrauen, die Gnade hatten: und »S war natürlich, daß meine Neugierde, die ungedruckten Schähe der, selben kennen zu Urnen, dadurch ihre erste Rich, tuns erhielt. Zch zweifle, ob sie »ine glücklichere hätte er, halten können. Denn gleich in dm ersten Ta­ gen gerieth mir das Werk in die Hände, wel, ches ich dem Pubiico hiermit ankündtge. Wie billig, ertheilte ich dem Herrn Schmid die erste Nachricht davon, und gegenwärtige Ankündigung selbst bestehet nur aus den Brie, fen, die ich darüber an ihn zu schreiben Gele­ genheit nahm. Zwar schrieb ich diese Briefe sogleich in der Absicht, von mehrer» gelesen zu «erden. Aber dennoch muß ich bekennen, — und um Verzet, hung bitten, — baß ich weder die Zeit noch den

Berengarius Turonensi-.

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Fleiß darauf verwandt habe, den diese weitere Absicht erfordert hätte. Zch glaubte sogar, hier sey es allerdings besser, lieber um Verzeihung bitten zu «ollen, al« den Fehler nicht zu begehen. Es kämmt mehr darauf an, was tch ankünbtge, al» wie ich es ankündige; und lieber die Neugierde der Welt, die einst wichtiges Werk st lange entbeh, ren müssen, ein wenig zum Nachtheil meiner Eitelkeit befriediget, als später.

Besonder« merke ich nun wohl, daß es mir ergangen, wie es fast immer ergeht, wenn man von der Hand weg schreibt. Man wird zugleich zu kur», und zu lang: man sagt zugleich zu viel, und zu wenig. Diesen und jenen ganz kriti, schen Punkt hätte ich vielleicht nur kaum berüh, ren sollen; mit gewissen Schriftstellern hätte ich mich bey weitem st tief nicht rinlassrn sollen. Dagegen hätte ich mich bey dem wesentlichen Inhalte des angekündigten Werke« länger auf, halten, «nd mehr Besonderheiten desselben mir, theilen müssen.

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Beyträge jur Gesch. u. Likter. rc.

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Doch wenn bey jenen Auswüchsen höchstens nur einige Dogen verschwendet worben: so ist diesem Mangel, durch einige Dogen mehr, leicht ein andermal abzuhelfen. Zch habe oh, nedies noch gewisse Dinge zurück, dir zwar nicht eigentlich das Werk des Berengarius be, treffen, aber doch aus demselben ein so besondre res Licht erhalten, und mit demselben in so ge, neuer Verbindung stehen, baß sie einer eigenen Erörterung gewiß sehr werth sind. Vornehm, llch wird e« die Schriften des pafchasius und Ratramnus gelten. Mehr brauche ich der Sache kundigen Lesern nicht zu sagen. Was ich inzwischen für jetzt liefere, so viel oder so wenig e» ist, wird doch, immer hinlöng« lich seyn, um einen Begriff von dem Ganzen zu machen, und die Anfrage darauf zu gründen, ob und wie fern dieses Ganze völlig an das Licht gebracht zu werden verdiene? Zch sehe voraus, wie unendlich verschieden die Urtheile hierüber auefallen müssen. Aber wer erräth auch nicht, welche Urtheile allein entscheiden können? Unstreitig nur die Urtheile

Berengarirrs Turonensis. j_ -

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brr Theologen unserer Kirche: und unter die, ftn vorzüglich nur derer, welche die Sache, mehr nach dem Bedürfnisse, al« nach dem Tone der Zett, ermessen könne« und wollen. Daß sodann de« regierenden Herzog» Durchlaucht die Erlaubniß zu dem Abdrucke de« Manuskript« ertheilen dürften, glaube ich versprechen zu können. Ein so guter unb. weiser Fürst ist zu sehr überzeugt, daß auch solche Schätze keine Schätze sind, wenn sie nicht jeder nutzen kann, der ihrer bedarf. Ungern nur möchte ich mich selbst der Au«, gäbe unterziehen. Zch kenne meine Kräfte, und begreife sehr wohl, wa« für »in Unterschied ««ist, eine dergleichen Handschrift für sich so und so zu brauchen, und sie der Welt In allen Stücken brauchbar zu machen. Schon da« De, streben diese« zu thun, würde mich zudem mehr Zelt kosten, al« Ich von meinen andern Geschäf, ten «ntübrlgen kann. Diese mögen wichtiger seyn, oder nicht: «« sind doch immer mehr meü ne Geschäfte. Auch wünschte ich sehr, daß dem Lerengariu« die gute Aufnahme unter un« A 4

8 Beyträge zur Gefch.u. Littet. re.

so

zuvrrltsiig gemacht würde, als möglich; roeU che< nicht wohl anders geschehen kann, als wenn •In Gotte-gelehrter von Würde und erkannten Verdiensten ihn einzuführen sich gefallen lLßt. Einem solchen, er sey «er er wolle, will ich alleRecht, welche- mir die erste Entdeckung geben könnte, mit Vergnügen.abtreten, Und er soll y* einer Arbeit willkommen seyn, zu der ich mich, einzig und allein in Ermanglung eine- jeden ane dem Besorgers, zu verstehen gedenke.

Dtrengarius TuronensiS»

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^Dtr Jahalt mein« Vorigen «ar eine Kleinig, feit, nur einem Herausgeber nicht gleichgültig, -er feinen Schriftsteller gern mit allen möglichen Erläuterungen und Rettungen in die Welt schicken rvill •). Ich eile. Ihnen eine andere Entdeckung mittu» theilen, die viel |u wichtig ist, als daß ich nicht, in völliger Benutzung derselben, Ihren, «der eines andern würdigen Gelehrten unserer Kirche Bey» tritt, aussvderu dürfte. Die Ergänzung de- Adelmanns macht Ihnen als Kritikus Ehre, dem es genug ist, die Ueberre» Ke de- Alterthum- dem Untergange tu entreißen, «L *) ES betraf die Nachweisung des Aufsatzes vom Daneda (in der Raccolta d’Opusculi seient. e silol. T. XLVI.) in welchem die Zeit, wenn Adelmnnn mit Tode abgegangen, näher be« stimmt werden soll, und mit welchem Herr Prof. Schmid feine Ausgabe noch hätte de» reichern sinnen.

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Beyträge zur Gesch. «. Litter. rc.

ohne sich jo bekümmern, ob sie von großem Nutlen sind, und wem damit am meisten gedienet seyn möchte. Gestehe» Sie aber selbst, daß e« nicht un­ sere, sondern die Römische Kirch« ist, die Sie dar­ unter am meisten sich verpflichtet haben. Diese hat ungern «ine» so angesehene» Vertheidiger ei­ ner ihrer Hauptlehre» bisher nur verstümmelt aufwrisrn könne»; und sie durste «- an« dem Bü­ cherschatze «ine- Protestantische» Hause- vielleicht am wenigsten erwarten, einen Mangel ersetzt r« sehe» •), wodurch sie nun freylich nicht eben neue Waffen, aber doch eine alte Waffe au-gebessert und stisch aufgeputzt erhalte». Zwar weiß ich wohl, daß ihr selbst die Dey-immun- de« Adelmann» kann streitig gemacht werde». Flacius trug kein Bedenke», ihn unter seine» Zeugen der Wahrheit auüuführea und •) Saleardu» wandte sich de-fall-, außer de» Bibliotheken in Italien, an die |u Pari- und Wien r aber bey Unserer Nachfrage |u halte», muß ihm auch nicht einmal eingefallen seyn: ob r- schon freylich mit allen solchen Nachfra­ gen ein« sehr mißliche Sache ist. •*) Cat. Test. Vet. lib. XII. p. 1279. Edit. Genev.

BererigariuS Turonensis.

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klar ist ««, daß in dem -am«» Drkefe de- Adel» mann» kein Ausdruck |u finden, welcher den eruden Begriff der Lranssubstautiation schlechterdings voraussetzte. Da jedoch Adelmann auch mit kei­ nem Worte sich gegen diesen Begriff, welcher der herrschende geworden war, erkläret; da er »wischen dem einen Abwege de- Paschas!«», den dir Kirche mit vollem Haufen einschlug, und dem andern Ab­ wege, auf welchem er den Derengarku» glaubte, keine Mittelfiraßr »u erkennen scheinet: so dürfen wir un« wenigsten« nicht wundern, wenn ihn un­ sere Gegner für sich an»u»iehen, mehr Recht tu haben glauben, al« sie un«, thun m können, je­ mals einräumen werben. Es sey denn auch! Wir können ihnen so einen Mann gern ginnen, der es — wenn Sie mir er­ lauben «ollen, mein Freund — kaum verdiente, daß Sie sich die geringste Mühe gaben, ihn »u ei­ nem Deutschen »u machen. Er sey rin Deutscher, »der ein Wahle, oder was er will, gewesen r er war einer von den gan» gemeinen Leuten, dir mit halb offnen Augen, wie im Traume, ihren Weg so sortschlenderu. Entweder weil sie nicht selbst den­ ken können, »der aus Kleinmuth nicht selbst den­ ken tu dürfen vermeinen, oder ans Gemächlichkeit

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Beyträge zur Gesch. u. Litter. rc.

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nicht wollen, halten sie fest an dem, was sie in ih« ter Kindheit gelernt haben: und glücklich genug, wenn sie nur von andern nicht verlangen, mit ®u# lern und Bösen verlangen, daß sie ihrem Beyspiele hierin folge« solle». Lieber wollte ich, daß Sie Mir den Berengar riuo zu einem Deutschen machen könnten! — „Den Derengarius? diesen Ketzer? diese» doppele „ten Ketzer? Ketzer in seiner Trennung von der „Kirche: Ketzer in seiner Rückkehr tu ihr." Wäre das auch alles so: nicht» deftoweniger! Das Ding, das man Ketzer nennt, hat eine sehr gute Seite. Es ist ein Mensch, der mit seinen ei« genen Augen wenigstens sehe» wollen. Die Fra» ge ist nur, ob es gute Auge« gewesen, mit welche» er selbst sehen «ollen. Ja, in gewisse« Jahrhun, derten ist der Name Ketzer die größte Empfehlung, die von einem Gelehrten auf die Nachwelt »e« bracht werden können: »och größer, als der Name Zauberer, MaguS, Leufelsbanner; denn unter Uesen läuft doch mancher Betrüger mit unter. Daß Berengariu» i» einem solchen Jahrh»», derte gelebt, das ist wohl unstreitig. — Also auch: «en» 3litten die Wahl noch jetzt frey stünde, ob Sie lieber vom Adelman», «der vom Berens««,

Derenganus Turonensis.

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etwa# «6 da« Licht bringe» «wüten; wem würbe» eie ihren Fleiß wohl am liebsten widmen? Doch, dat bedarf keiner Frage- Sie wissen über liefe# in wohl, wie unbekannt noch dir jetzt der wahrt Berengariuo ist; wie «ntuverläffig fich noch bi# jetzt von feiner wahren Meynung urtheilen lüßt» und wie sehr, auch daher schon, alle- erhalten und bekannter gemacht zu werden verdienet, was ihn angehet, und dieser Unzuverlässigkeit abhelfen kann. Derrngarius selbst hat alle- gethan, um die Nachwelt wegen feiner eigentlichen Lehre nicht in Zweifel zu lassen. Er bat sie in mehr al- Einer Schrift vorgetragen, und gegen seine Widersacher in mehr al- Einer vertheidiget. Da- bezeugt 6U gebertu» Gemblacensts •). Aber wo find sie, diese Schriften? Hielt man e- nicht der Mühe werth, sie tu erhalten? Oder hielt man e- der Mühe werth, sie vorfetzlich zu *) Scripsit contra Adelmannum — defcnder-a suam de mysteriis Christi fententiam. P-t quia multi ad eum, vel contra eum super hö­ re scripserunt, scripsit & ipse ad vel contf* eos. — De Script. Eccl. cap, 154, in Bith Etd. Fibridi, p, ui.

i4 Beyträge zur Gesch. u. Litter. rc.



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vernichte»? Wenn die Schriften seiner Gegner tu« gleich mit dahin wären: so möchte leicht jeneeben so wahrscheinlich sey»/ al- diese-. Aber da kann ma», außer Ihrem Adelmann, — wen» man will — noch einen Lanfrancu», eine» Guie, munduo, eine» Algern», einen Deoduinu», und wie fle alle heißen, der verderbenden Zeit rum Trotze, lese»; die sich alle trefflich mit dem arme» Verengariu» herumranken «ad — Recht behal, ten. Wie natürlich: denn ma» hört immer nur Eine» sprechen; und wenn der Andere ja einmal etwa« sagt, so sagt er r« durch de» Mund seine« Gegner-. L- müsse» aber, schon rn de- Flaciu» Zeiten, die Schriften de- Verengariu» so gut al- au- der Welt gewesen sey». Man kennet den unverdrosse« »en Fleiß diese- Manne-, (seinen improbus labor, in jedem Verstand«, wie man sagt) mit welchem er alle- überall rusammen suchte, wa- er ru seiner Abftcht dienlich hielt. Gleichwohl war ihm wen ter nicht- von dem Verengariu» bekannt gewor­ den, al- wa- jedermann kannter seine Palinodie auf der Kirchenversammlung aliquid contra te fus« picari de fcripto illo, in quo cgo reprehenderam, quod omnes, ut fcribis, te fecisse approbabant. Denique legat scriptum illud qui voluerit, & nihil conftantius reputarc valebit, quam non potuisse oriri de te fufpicionem, quae de me orta fuerat per scriptum illud.“

Ich fürchte nicht, aus diesen Stellen das ge­ ringste mehr geschlossen tu haben, als die dürren Worte besagen. Noch weniger fürchte ich, daß man den ganren Umstand für |u unerheblich halten werbe, als baß er eine so besondere Erörterung verdiene. Wenigstens fürchte ich diese- von denen nicht, welche wissen, was für Kleinigkeiten es ift terS sind, die gerade das meiste kicht auf den Cha­ rakter eines Mannes werfen. Hat aus dem Brie­ fe des Berengariuo kein Verdacht gegen den

Berengarius Turonnisis.




»Quod fehtehtiam meam scribis Vercellis in confessu illo expofitam: dico de rei veritate & teftiinonio confcientiae meae, nullum eo tem­ pore fententiam meam expofuifle, quia nec mi­ hi co tempore tanta perfpicuitate conftabat» quia hondum tanta pro veritate eo tempore perpeflus nondum tarn diligenti in fcripturis confideratione faregeram.“

Was meinen Sie? Wenn wir einer so feyerlichen Versicherung glauben dürfen; — und ich wüßte nicht, warum wir nicht dürften? — wenn ewahr ist, daß in dem Jahre 50 schlechterdings kein Mensch die kehre deS Berengarius vortragen können, weil er sie noch selb- ntchr aufs reine ge­ bracht hatte, weil er sich noch selbst um den Ge­ genstand derselben so genau nicht bekümmert hatte, als ihn die Verfolgungen, die er nachher darüber erdulden mußte, |u thun nöthigten: wie wird eum die stehen, welche so zuverlässig wissen wollen, daß er weit früher angefangen habe, feine Ketzerey |U verbreiten und ihr durch Ueberredung und Bestechung Anhänger zu verschaffen? Ich übergehe die elende Fabel, daß Verengae riu- eine besondere Neigung zur Heterodoxie schon AlS Schüler de- Bischofs Fulbert zu Lharrres

96 Beyträge zurGesch. u. Litter. k.


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ft« lasse» sinne, ist mit begreiflich. Aber daß auch nie einem gtaniofen der Gedanke eingekom» men, das Ausbleiben des Berengarius aus die» fern Gesichtspunkte »u rechtfertigen, wenigstens al» verreihlich »orrustelle», das läßt sich nicht an» der», als aus einem alles überwiegenden Abscheu gegen Ketzer und Ketzerey erklären. Mag doch das eine und das andere verdammt seyn, wie ti will: wenn eS denn nur verdammt ist! Und das war das Erste, wovon ich gesagt, daß es den Dcrengariu» entschuldigen könnte. Doch der rechtschaffene Mann braucht nicht immer die Entschuldigung, die er brauchen könnte; besonder­ läßt er gern von den eigenen Vorrechten nach, die ihm als Glied irgend einer Gesellschaft zustehe», nenn er durch diese Entäußerung Wahrheit und Tugend befördern kann. In solchen Angelegen» heilen ist ihm jeder Richter fein Siebter, sobald er sich, ohne Vorurtheil von ihm gehört zu wer» den, versprechen darf. Man kann wohl nicht sagen, daß sich tiefe# auch Derengariu» gant gewiß iu versprechen hat» re; gleichwohl war er bereit, es darauf ankom» men iu lassen- Nicht- konnte ihn iroingen, sich «or einen Pabst iu stellen, wenn e- auch ein noch

Berengariuö Turoneusis.

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so würdiger gewesen wäre: alles widerriet!) ihm, sich vor einen tu stelle», der ihn ungedört schon vorläufig verdammt hatte. Aber dennoch wollt« er der Müde die Ehrfurcht nicht entziehen, deren sich der, welcher sie bekleidete, verlustig gemacht hatte: er wollte sich stellen. Nur vor sich selbst durfte er eS ru thun nicht wage»; er mußte 1)5» Here Erlaubniß dar» haben, «nd keine geringere, als des König« selbst. Er macht sich auf, diese w suche»; er kömmt nach Paris; «nd — Was mei» ne» Sie, daß ihm geschieht? Sie meinen, daß ihm der König eine dem Ansehen seiner Kirche so nach» theilige, dem Berengariuö selbst so gefährlich« Erlaubniß versagte? So mitleidig grausam war der König nicht. Und wohl, daß er es sticht war! Als ob, würde es doch nur jetzt heißen, sich der» gleiche» Verweigerungen nicht einleiten, nicht er» schleichen ließen! Rathe» Sie besser. — Deren« gariu» kömmt nach Pari-, und — wird ins Ge» fängniß geworfen; und wird alles des Seinige» beraubt; und wird mit einer unerschwingliche» Geldbuße belegt; und wird so lange fest gehalten, bi- das Concilium ru Dercelli verstriche» ist. — Der ungehorsame, lichtscheue Ketzer, daß er dem

rz6 Beyträge zurGesch. u. Litter.re. «»geachtet nicht auf diese-, |u seiner Besserung lediglich angrstellte, Concilium kam! Wo sind Sie mit Ihre» Gedanken, mein Freund! Hätten Sie diese Anflisung fich wohl träumen lassen r — Sie werden fragen: „aber w fuhr man denn hiervon tu Derrelli nicht-? Warum schickte Berengariu» gleichwohl twry Männer bar hin, die seine Lehr« für ihn vortragen und vrrthri, digen sollten? Er hätte diese- Geschäft schlechter« ding- sich selbst Vorbehalten, und für jetzt über daihm tugefügte Unrecht nur klage» sollen." Da« ist sehr wahr. Diese |»tp Männer wa« ren aber auch keine Abgeordnete von ihm, und hatten nicht- weniger al» den Auftrag, seine Lehre 1« vertrete». Die Sach« war so. Al- man tu Cours da- Unglück de- Strtngariu» erfuhr, schickte die Kirche de- heil. Marrinue, au wel< cher er stand, uuvertüglich einen au- ihrem Mittel au den Pabst nach Dercelli, um ihn tu bitte», sei» Ansehen bey dem Kinige tum Besten de« Vereng«« riue tu verwenden, der im Begriff gewesen sey, ihm tu gehorchen, und auf «ine so grausame Art daran verhindert worden. Diesen Abgeschickte» begleitete ein Freund, wie e- scheint, aut bloßer Neugierde: und es waren nicht- al- wenige tufiU

Berengarius Turonensis. t

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lige Worte, die beyden, außer dem Auftrage, entfielen, wodurch sie sich als Anhänger der Lehre des Berengarius verdächtig machten. Wie eihnen dafür erging, scheinet Lansrancus mit Fleiß in einen rweydeutigen Ausdruck versteckt |u haben; wenigstens ist es gewiß, daß er nicht im­ mer gehörig verstanden worden. Doch warum verzögere ich länger, den Deren, garius selbst reden zu lassen? Lesen Sie, lesen Sie: da- schlechte Latein werden Sie über den Inhalt vergessen. „Ad eani Synodum vocatum me non venifle scripsisti, quod fcribens manifeftam item fecifti malitiae tuac calumniam, magnopere tonten« dens omnes, qui scriptum kgiffenr tuum, a ve­ rbäte revocatos in meuin odium concitare, ubi quam tnaxime & mihi in hoc negotio & rebus humanis commiferatio debebatur, Maxime ni« hilominus Papae illi indignatio proprer ni« miam a me & a chriftiana & apoftolica pater« nitate averfionem suam. Pervenerat enim ad me, praecepisse Leonern illum, ut ego Verceb lcnfi illi conventui, in quo tarnen nullam Pa­ pae debebam obedientiam, non decfTem. Dis« fuaferaht secundum ecclefiaftica jura, sccundum 3 5

iz8 Beyträge zur Gesch. u. Litter. rc. ......................



1

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quae nullus extra provinciam ad judicium ire cogendus, pcrsonae ecclefiafticae; disfuaserant amici. Ego ob reverentiam Pontificatus Ro­ mani multo Romain itcr labore fufceperam, &, ut irem fecurius, ad Regem Franciae, Ecclefiae, cujus eram Clericus, Abbatem, accefleram; nihil a regia dignitate, nihil ab Abbatis paternitate finistrum expcctabam; non ab Jerusalem dcfcendere in Jericho, fed ab Jericho in Jeru­ salem conscendere cogitabam, cum me carcerandum ac rebus Omnibus exspoliandum cuidam dedit. Hoc Leo ille Vercellis audivir, non apoftolica dignitate, non paterna miferatione, nonhumana motus est compaslione, qui, fi non mihi, apostolicae faltim fedi, ad quam juflus contendebam, dare debuit gratiam, ut fi non pro mc, faltim pro Apoftolica dignitate, quantus poftet, exfurgeret in eum, qui me ad fe intendentem carcere clauferar, rebus exfpoliabat, pro me in eum gladium ebriftianae animadverfionis exfereret. Haereticum me potius voce facrilega, (non enim, miscratione divina, veridica, verba autem facerdotis feriptura dicit, aut vera aut facrilega) in conventu illo Vercellenfi pronunciavit. Non illum religio,

Berengarius Turonensis.

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non humanarum rerum ad compatiendum permovit conditio. Longum facio, quod omnino non veilem: sed scriptum tuum in ista cogit falsiffimum, Scripsifti enim, „ad quam tu vocatus non venistifed vocari fecundum eccle« fiaftica Jura non debui; venire ob reverentiam Romanae Ecclefiae non refugi, & revera, quantum in me fuir, veni; nec scribcre, ad quam tu vocatns non venisti t quia hifloria haec etiam remotiores non latebar, nifi de falsitate calumniae potuisti, in qtio non satis qui te noverit admirari sufficiat. Quid de te tantum commerueras? Si mihi non parcebas ex abundan« tia malitiae, parceres a tanta falsitate faltim tibi, nec ita nie in Ticinum, quod opinabaiis, dares, ut te in Padum demergeres. Johannis Scoti librum lectum feribis in audientia Omnium, qui de diyerlis mundi partibus convenerant, atque damnatum. Ad hoc satis jam rescripfi, te ipfum narrasse quibusdam, librum illum pro eo damnatum, quod diceret, facramenta altaris fimilitudinem, figuram, pignusque elfe corporis & sanguinis Domini, in quo maxirne fecundum scripturas authenticas debuit approbari. Au« dieram etiam ab illis qui interfuerant concilio

i4o Beyträge zurGesch. u. Litter. rc.

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vanitatis, nulla librum alia diligentia damnatuin, quam ut ferne! locus quidam illius audiretur & ita damnaretur; cum dicat Dominus, scrutantini scripturas, cumque poeticum illud, haec decies repetita placebit, pro philofophico revera fit habendum. Attestante ineptiae tuae Petro, Romanae Ecclefiae Diacono, & praecipitante fententiam, ut diceret, si adhuc in figura sumust quando rem tenebimus? non attendente quod dicit b. Augustinus, hunc panem significa• vit manna, hunc panem fgnificat altar e Demini; in fignis diversa junt, in re quae ßgnifica• tur paria : & illud in Pfalmo in. corporis sanguinis Jui fguram discipulis commendavit: non attendente, non interesse nihil inter figuram vel signum rei quae nunquam fuit, rei nondum exhibitae praenunciatoriam, & figuram vel fignum rei existentis, rei jam exhibitae commonefactoriam. De diversis, inquis, mundi partibus convenerant: ad hoc fatis refpondi------ Quanquam falfistime fcripferis, de diverfis mundi partibus, cum de ejusdem regionis & linguae ad Vercellicum tumultum illum convenerint — Immo fi quis fenten-

*) Hterrwischen fehlen die Worte, die ich oben S- 95. angeführt habe.

Berengarius Turonensis. ------------------ w, IhVL rfjjQlp.

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tiam, ficut scribis, in conseflii illo exposuit meam, non tarnen jus ecclefiafticum habebat, absentem inadmonhumque aliquem debere damnari, in quo solo, si omittantur alia, de concilii Vercellensis diligentia poteft quam plurimum aestimari. Illud quod nulla fit invalidum falfitate repeto: nullum qui meam de Eucharistia pernovislet fentenriam, quam tu Vercellis expofitam scribis & damnatam, affuiffe illi consessui Vercellensi. Fides, inquis, Ecclefiae: nec dubitas ineptorum turbas Ecclefiam nominare, contra quod summa mihi non deest auctoritas ejus, qui dich, finite illos, coeci sunt duces coecorum ; Apostoli etiam, qui dich, fi nos aut angelus de coelo aliud evangelizaverit vobis9 anathema fit.------ Duos clericos meos Ver­ cellis affuifle scripsisti: nec mirandum usque eo, si alius minoris quam tu sis eruditionis tantam ab invidia fua & odio fibi fumeret libertä­ rem mentiendi. Mjhi in fcripro tuo calumniaris, quod minus attendam quid dicam, dum Humbertum illum tu um in odium adducam: unde ego non injuria tibi dico, cura te ipsum, Medice. Qui in me istud reprehendas, fed calumniose, Domini misericordia, tanta mentiri,

i4» Beyträge zur Gesch. u.Litter. rc.

scripto tuo, ut in odium audirorum me adduceres tuorum, non debuifti permittere. Clerici cnim illi mei revera non fuerunt; me desendcre minime susceperunt. Alter Concanonicus mihi erat in Ecclesia b. Martini, convictor & discipulus gloriosae memoriae Gazonis, Leodicensis Episcopi; juvenis non parvae eruditionis, plurimae probitatis atque honestatis. Hunc clerus ille b. Martini, cum me gregis fui Rex ille Eranciae, totius regiae dignitatis oblitus, carcerandum dedisset cuidam adulefcentulo suo, (qua ex causa, etsi turpius dicere, turpe tarnen erat scribere) ad exigendam a me quantam ego numquam pecuniam noveram, consilio coininuni ad Leonern illum mißt Vercellas, si forte infortunio meo compaticns, chrrftiano rigore aliquid pro me adorirctur. Huie, cum eßet in conventu illo Vercellenfi, & quidam interrogatus a Papa responderet quod tespondendum putavit, visum eft, ficut mihi ipfe narravit, dare illum sententiam, quod essem* haereticus; quo viso perturbatiflimus, ad tjuem nefeiebar, inclamavit quantütri potuit, pet Drum omnipoten­ tem, mentirif ! Alter Compatriota tuns, nomi­ ne Stephanus, ei, quem ab Ecclesia b, Martini

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missum dico, non ignotus* cum vidisset libellum Joannis Scoti ex nutu & libito tuo con» feindi, nobili permotus zelo non tacuit, simi* liter posse confcindi librum aliquetn praeproperanter b. Augustini, non adhibita mora & lima, utrum confcindendus esset, fufficientis confiderationis. Ita factum est, ut juberet Leo ille utrumque teneri, non tarnen, ut ipse poftea exponebat, & rei exitus approbavit, ut illis aliquid injuriae fieret aut niolestiae, fed ne turba forte in illos illicitum adorirctur aliquid. Ita indignum eruditione tua scriptum continuit tantam falfitatem tuüm : „duo clerici tui te 00lentes defendere, primo aditu defecernnt. Nullus cum eis faltim forenfi modeftia rationem pofuit; non illi causam meam expdnere, vel defendere sunt adorti. —

Lassen Sie sich von Ihrem Erstaunen durch ei­ ne und die andere Anmerkung zerstreuen, die unter dem und jenem besondern Orte dieser Stelle ein­ mal Platz finden kann, wenn das Ganze im Dru­ cke erscheinet. 1. Berengarius nennt den König den Abt seiner Rirche: Ecclefiae, cujus eram Clericus, Abbatem, Es könnte dieses auch wohl einem Le-

i44 Beyträge zurGesch. u.Litter. rc.

ser auffallen, dem das Verhältniß, in welchem ei» König von Frankreich mit der Kirche seines Rei­ che« stehet, sonst nicht unbekannt wäre. Ich glau­ be aber nicht, daß Derengarius mehr damit sa­ ge» wollen, als in spätern Zeiten der Erzbischof von Reim-, Urftnu», wenn er Carl den Sieben­ ten den ersten Geistlichen und Prälaten der FranIvsischen Kirche nannte'). Was der König in Be­ trachtung der Kirche überhaupt ist, das ist er ja wohl um so viel mehr in Ansehung einer jeden einzeln Kirche insbesondere. 2. Es klingt «in wenig geheimnißvoll, wenn Verengarius von einem adulefcentulo des Königs spricht, bey dem er in Verhaft gewesen, und hin, zu setzt; qua ex causa, etfi turpius dicere, turpe tarnen erat fcribere. (Bey ihm steht öfter erat, wo es vielmehr eilet heißen sollte.) Zwar wüßte ich nun eben nicht, daß Heinrich der Erste von dieser Seite der Sitte» bey den Geschichtschreiber» in üblem Rufe wäre ; es sey den», daß ma» das Beywort mollis, welches ihm der Bischof Vdslricus in einem Schreiben a» de» Bischof Ful­ bert unter andern nachtheiligen Benennungen giebt. ’) Dupuy für le Traite de Pithou, p. 33.

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giebt'), dahin ziehen könnte. Indeß hat doch Petrus Damiant fernen erbaulichen Liber Gomorrhianus um diese Zeit geschrieben: und wenn dieses Laster unter der Geistlichkeit damals so sehr eingeriffen war, warum sollte man sich wundern, eS auch bey vornehmen Laven und an den Hofen ru finden? 3. Der Petrus, R.omanae Ecclefiae Diaconus, von welchem Berengarius sagt, daß er dem Lam srancus beygefallen, kann kein anderer, als der nur gedachte Petrus Damiani seyn, dessen grobe Begriffe von der Gegenwart Christr rn dem Abende mahle Sie ohnedies aus seinen Schrrften kennen werden. Die Erzählungen, die er von der sichtdarlichen Verwandlung des geheiligten VroteS uns aufheften will, oder sich aufheften lassen, sind so ärgerlich, als ekel •*). Was nur aber ganz neues aus seiner Erwähnung bey dem Bcrengarrus lernen, ist dieses, daß er bey dem Concilio zu Vereelli gegenwärtig gewesen, und schon in der Würde eines Diaconus der Römischen Kirche ge-enrvärtig gewesen. Dieses wußte keiner seiner Le•) T. X. Script, reruin Gall. & Fr. p. 504. **) Dc miraculofis narratiombus, p. 682. Ope, rum edit. Lugd. Werin. Schr. xrn. rh. K

146 Beytrage zur Gesch. u. Litter. rc.

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beuSbeschreiber, nach welche» r- list, als ob See, phanuo der Neunte ihn vom bloße» Abte eines geringe» Kloster- zum Kardiaal erhoben habe. 4. Ich finde bey dem Duläu»'), daß De Roy e (denn da- Werk des De Rote selbst, habe ich zur Zeit noch nicht brauche» könne») errathe» oder muthmaßen wolle», die beyde» Geistlichen, welche Lanfrancu» für Devollmichtigt» des Berenga» rius ausgirbt, Hütten Lrewald und Walds ge» heiße». Daß er falsch g.'rathr» oder gemuthma-et hat, da- wissen wir nun gewiß De» einen, welche- der eigentliche Abgesandte der Kirche des h. Martin«« zu Tour« war, »e»»et er zwar selbst mit Namen nicht, beschreibt iha aber als seine» Mitkanonikus an gedachter Kirche, und al- eine» ehemaligen Schüler de- Bischof- Ga;o von Lüt« tich, welcher 1047 gestorben war, und bey de» Sammarlhanis vazo geschrieben wird. Der an­ dere dieß Stephanus, und war ein Landsmann des Lanfrancu». *) Hist. Univers. Paris. T I. p. 411. Mißt vero tantuin (Berengariur) illuc duos clericos, quos Fianctfcus De Roye in ejus vite fufpicatur fuisse Frevaldum & Waldonem erroris adftipulaturcs, qui Magiltri abfentiain excusarent, ipsiusque nomine agerent.

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5) Don diesen beyden Mannern sagt LanfrancUS, volentes te defendere in primo ftatim adiru defecerunt, & capti sunt: und ich habe im Vor-

beygehen bemerkt/ daß nicht alle den ganzen Sinn dieser Worte gehörig gefaßt haben. Nicht allein Baonage •) übersetzt sie bloß durch: il se trouverent pris d’abord, & abandonnerent leur maitre; sondern selbst Du Pin *’) giebt sie schlecht weg durch: ils voulurent entreprendre fa defenfe, mais ils n’eurent pas plutöt commence ä parier qu’ils se trouverent embarrasses, & reduits ä garder le ßlence. Ohne Iweifel konnten sich beyde

nicht einbilden/ wie man Bevollmächtigte ins Ge­ fängniß werfen könne, weil sie alles für ihren Be­ vollmächtiget sagen, was sich für ihn sagen läßt? Und wer konnte sich leicht träumen lassen, daß eS auf den Kirchenversammlungen damals, auch sol­ che nicht ausgenommen, bey welchen der Pabst selbst zugegen war, so wild und unbändig zugegangen, daß man Beklagte, oder deren Fürsprecher, aus bloßer Vorsicht ins Gefängniß setzen müssen, K L ') Hist, de l’Eglise, Liv. XXIV. chap. 2. §. 12,

") Nouv. Bibi, des Aut. Eccl. T. VIII, p. S.

148 Beyträge zur Gesch. u. Litter. rc.

damit ihnen nicht etwas «eit ärgere- von dem ger meinen Haufen zugefügt würde? — Noch ist ein wichtiger und merkwürdiger Ge­ brauch, der sich aus vorliegender Stelle machen läßt, zurück: und dieser wird sich bey dem zeigen, was ich

5. von der Kirchenverfammlung zn Paris zu sagen habe, welche, wenn Gott will, in -em nehmlichen Jahre 1050, kurz nach dem Coneilio zu Dercelli, ebenfalls wider den Derengarius, auf Befehl Heinrichs des Ersten, soll seyn gehalten worden. Mit Einem Worte, mein Freund; diese Kir­ chenversammlung ist ein Unding: oder, es mit ei­ nem weniger abstrakten Worte zu sagen, eine Lü­ ge; eine so unverschämte Lüge, als je eine in der Normandie, wo sie sich verschreibt, gemacht worden. Denn hier habe ich eS nicht mit dem Lanfran, ctie zu thun. Weder Lanfrancue, noch Verenge ritie selbst, noch der Anonymus deS Lhifflcr, ge­ denken dieser Kirchenversammlung mit einer 0vr

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be* Und schon das müßte sie sehr verdächtig ma­ chen. Auch wußte bis auf 1648 kein Mensch et­ was von ihr; außer daß Baronius, aus einem Briefe eines Bischofs von Lüttich an den König Heinrich, schließen wollte, sie müsse im Werke ge­ wesen seyn. Aber er urtheilte auch aus dem nehmlichen Briefe, daß sie nicht zu Stande ge­ kommen Ihr einziger Gewährsmann ist der Verfasser eines Tractats de Corpore & Sanguine Christi, -en Dacherius im besagten Jahre 1648, als ei­ nen Anhang zu den Werken des Lanfrancus, zu­ erst herausgab. In dem letzten Abschnitte dieses Lraetats wird eine kurze Geschichte der ersten Berengarischen Unruhen beygefügt, und der Erzähler spricht als ein Mann, der zu den Zeiten selbst will gelebt haben. Dacherius fand ihn in seiner Hand­ schrift Durandus, Abt von Troarn, genannt: und weil allerdings ein Abt dieses Klosters, und dieses Namens, ein Zeitverwandter des Berenga­ rius gewesen: so blieb, wie billig, auch in der ge­ druckten Ausgabe, dieser Durandus der Verfasser des LraetatS, und ward auf einmal eine sehr ruverläffrge Quelle in der Geschichte der Ketzerey des Berengarius. K 3

150 Beyträge zur Gesch. u. Litt«, rc. O

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Eine sehr zuverlässige Quelle! Dafür sollte man fit wenigstens halten, wenn man fleht, wie allgemein ste, seit ihrer Entdeckung, genutzt wer# de» Dock wenn ander« eine Autsage dadurch, daß fit unendlichemal wiederholt worden, um nicht­ wahrer wird, al« fit für sich selbst ist: so scheue ich mich nicht, wenn der gutherzigen Nachschreiber auch noch mehrere wären, die Aussage diese« Du, randu» für nicht« «euiger al« glaubwürdig ,u erklären. Gerade herau«; alle«, ohne Ausnahme, wa« dieser Duranduo Historische« von dem Derenga* tiue beydringt, ist erlogen; und freylich muß ich e« unserm Manuskripte vornehmlich danke», daß ich in dieser Einsicht gelangt bin: obschon auch ohne dieses, so viel Widersprüche von selbst in die Augen leuchten, in welche er sowohl mit flch, als mit andern gültiger» Zeuge» verfällt, daß ma» alle Mühe gehabt hat, ih» bey Ansehe» zu erhalte». Lesen Sie nur, was unter andern Lossarriu» •) für Wendungen tu nehme», »ßthig findet: und doch kann er e« nicht überall in Abrede sey», daß flch Duranduo wohl mige geirret habe». ') Hard Concil, T. IV, P. I, p, 1021. 2g.

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Den Beweis meines Urtheils in allem seinem Umfange zu führen, muß ich mir indeß auf eine andere Gelegenheit vorbehalten. Die Weitlauft tigkeit der Sache will, daß ich mich hier lediglich auf die Kirchenversammlung zu Paris einschränke. Lesen Sie, was Durandus davon sagt *), und er­ wägen Sie folgende Punkte. K 4 *) Cum gutem tanti mali sama crebresceret, & omnium corda fidelium vehementius percelleret, perque multos hujusmodi virus laten­ ter, & aperte jam ferperet, contigk, uc ad aures etiain Regis Francorum Henrici pervenirer, qui confultu fui regni pontificum procerumque, Concilium Parifiis cogi decimo feptimo Kalendas Novembris praecepit, ac praefatnm Berengarium, ut aut sua dicta Patrum autoritate firmaret, multis fibi obtinentibus, aut fi ea defendere nequiret, in catholicam, cui obviare non polier, fidem prudenter tranfiret, interejse tantorum coetui Patrum imperavit. Interea condicta venerat dies, frequensque conventus pracfulum ac reliquorum sancti ordinis Clericorum, nec non nobilium laicorum, Parifiis factus eft, fed jam dictus Berengarius malae conscientiae perculfus terrore, ut juflus erat eo venire diftulit, feque cum Brunone fuo, videlicet Epifcopo Andegavensi, fub quo Archidiaconi fungebatur honore, pro eo maxime continuit, quia

i $1 Beyträge zur Gesetz, u. Litter. rc Sie soll, diese Kirchenversammlung, bald nach der -u Dercelli, im Monat October des nehmli­ chen Jahres, seyn gehalten worden, welches daIahr 1050 war. Ich will hier dem Durandus codem errore utpore tanti viri crcdulus Sc ipse noscebatur involvi. Interea Praeful Aureliancnfis quosdam apices in fcheda haud parva digestos in confpectu omnium & Re­ gis, intereat enim, protulit. Et praecipiat, inquit, vestra Sanctitas, has litteras a Bercngario cditas fi Übet rccitari, quas ego quidcm ab ipso nequaquam accepi, fed cum eas cuidain fuo famJiari, nomine Paulo, per veredarium dirigeret, violenter rapui. Quibus fufceptis & ad recitandum traditis, omnium aurcs criguntur. ora in silcntiuin componunrur, corda ad intelligendum, quae contine* bantur in eis, praeparantur, fea inter legen« dum multum repente fit murmur, Sr per singula abfurdi fcnlus verba gravis instrepit fremitus. Itaque omnibus talis lectio, quoniam nequiflima lordebat haerefi, vehementer displicuit, damnato proinde conununi fententia talium audore, damnatis ejus complicibus, cum codice Joannis Scoti, ex quo ca quae damnabantur fumpta videbantur, concilio foluto disccflum est, ea conditione, ut nisi refipifcerent ejusinodi perverfitatis auctor, cum fequacibus (uis, ab omni exercitu Francoruin praceunribus Clericis cum ecclesiastico apparatu instanter quacfiti, ubicumque con-

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nicht von neuem aufmutzen, daß er dafür das Jahr jo;? angiebt: denn auch die, welche ihn sonst für einen sehr glaubwürdigen Mann halten, erkennen einmüthig, daß ihm hier'sein Gedächtniß müsse ei­ nen Streich gespielt haben, weil ein Schreibfeh­ ler, wegen der nicht mit Ziffern, sondern mit Worten ausgedruckren Zahl, nicht leicht anzunehmen sey. Ich will auch nicht fragen: wenn Be­ rengarius nur eben zu Vercelli von dem Pabste selbst verdammt war, wozu ein neues Concilium zu Paris? Denn auch schon Lossaruus hat diese Frage berührt, und sie so gut beantwortet, als er gekonnt hat. Sein schlechtester Bescheid darauf, causae fubefle potuerunt, quas ignoramus, soll Mir begnügen. Nur hatte Duranduo sonst keinen Umstand müssen einfließen lassen, von dessen ungrund wir nunmehr überzeugt find. Er versichert nehmlich, Berengarius selbst sey von dem Könige auf das Concilium nach Paris gefodert worden, aber aus Furcht seines bösen Gewissens nicht erK 5 veniflcnt eo usque obfiderentur, donec aut ' confentirent Catnolicae fidei, aut mortis poenas luiruri caperentur. — Editionis Dach, in operibns Lanfranci, p. 207.

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schienen. Wie? Wisse» wir den» nicht, daß Be, rengariuo während de» Concil» «u Dercelli des Königs Gefangener in Paris war? Wenn der Köuig einen Monat darauf ein neues Concilium Hal/ len wollte, so mußte eS damals ja wohl schon au«/ geschrieben seyn? War man wohl so thöricht, de» Schuldigen auf die kurie Zeit noch laufen >u las­ se», i» Hoffnung, daß er gehorsam genug sey» werde, sich wieder eimustellen? Man hatte et ihm doch wirklich nicht darnach gemacht. Nein; Du, randuo, da er einmal da- Concilium uns aufhef­ ten wollte, hätte »»gleich mit erdichten müsse», daß Verengariuo dabey tugegen gewesen wäre. So würde sich dieses doch nun mit der eigene» Erjählung deS Derengarius besser reimen, und die, bey bene» er Unrecht haben und behalten muß, könnten immer noch sagen, es sey bloße Der, läumdung, daß er ei» förmliches Concilium in ei­ ne so unrechtliche Procedur verwandle. Ei» anderer Umstand, dessen völlig» Widerle, gung ebenfalls au- unserm Manuskripte herzuho» le», ist dieser, daß es der Bischof von Orleans gewesen seyn soll, welcher die Stelle des Anklä­ gers vertreten. Ich will die strafbare Nichtswür­ digkeit nicht rüge», welche Durandus den Bi-

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schof von sich selbst bekennen laßt, daß er nehmlich -en vertrauten Brief des Berengarius an einen Freund, aus welchem sich die Ketzerey desselben zeigen sollte, mit Gewalt rauben lassen. Der Bi­ schof ist ganz gewiß unschuldig; und der Erzähler mochte wohl eher, als der Bischof, einer solchen frommen Straßenräuberey fähig seyn. Dieser Bischof von Orleans müßte Isambardus ge­ heißen haben, welcher den Stuhl von 1033 bis we­ nigstens 63 besessen. Da nun auch ein Bischof von Orleans, einige Jahre darauf, 10$$, bey dem Concilio zu Tours gegenwärtig war: so könnte auch dieser kein anderer, als der nehmliche Isambardus gewesen seyn. Nun aber berichtet von die­ sem uns Berengarius selbst Dinge, die sich mit -em, waS uns Durandus von seinem Bischöfe zu Orleans erzählt, schlechterdings nicht reimen. Hier, auf dem Concilio zu Paris, hatte Isambardus auS einem eigenen Briefe des Berenga­ rius die Ketzerey desselben umständlich ersehen; hätte sie selbst weiter bekannt gemacht; hätte ihre Verdammung dadurch bewirkt; wäre dieser Ver­ dammung beygetreten: und wenige Jahre nachher sollte eben dieser Isambardus, dort zu Tours, kaum mehr gewußt haben, wessen man den Be,

i$6 Beyträge zurGesch. u. Litter. rc. rengariu» beschuldige? sollte nicht gewußt habe», durch welche Beweisstücke man ihn des Beschul, digte» überführe» könnte? sollte sich mit der ersten der besten näher» Erklärung haben befriedigen rool# len? Jene- sagt Durandu» , und dieses sagt Der rengariu» selbst; und wenn sich beydeS nicht wi, derspricht, so widerspricht sich nichts in der Welt. Den», wie gesagt, beyde Bischöfe eon Orleanfind nur ein und eben derselbe Mann: und eS ist wohl kein« Frage, welcher de» rechten am besten gekannt hat, ob Durandus oder Derengariuo? Die Stelle aus dem Manuskripte, welche hie, Her gehöret, wird weiter hin, unter dem Concili» eon Tours, verkomme». Jetzt will ich nur »och «inen Punkt berühren, der durch die Nachricht »on der Mißhandlung, die Sertngariue zu Pa, riS über sich müssen ergehen lassen, und auf wel, che da« ganze Parisische Concilium hinauSläust, «ine ganz besondere Aufklärung erhält, und zu, gleich diese Nachricht selbst bekräftigetSir erinnern sich eine« kurzen Briefe«, vom Derengariuo an einen gewissen Richard geschrie, den, den Dacheriu» zuerst aus Licht brachte *), und der hernach durchgängig als ein Anhang in *) Specilegii T. II. p. loy.

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den Verhandlung«» des Concil» r« Paris mit durchlaufen müssen. Er fängt an; Gtuia facile vobis factum esse cum Rege loqui non nefeio • vei­ lem, si videretur & vobis, verbum illi aliquod pro me faceretis, fi forte humanitatis, liberalitatis, dignitatisque regiae, atque Chriftianitatis reputatione, aliqua munificentia compenfaret damnum, quod isclerico Ecclefiae fuae injuftissime, ac regia majeftate indignissime, tantum intulit. Quod fi facit, ab immodica culpa, fe modica expenfa, non modicum exfolvit. Si autem non facit, me tarnen praefto nihilominus habet in eo uno fervire regiae majeftati, ut facisfaciam fecundum feripturas illi & quibus velit: injuftissime damnatum Sbotuin Joannem, injuftissime nihilominus assertum Pafchafium in concilio Vercellenfi, per­ verse & regio auditu indignissime expofuisse illi clcricos Carnotenfcs (fi ita res acta est quomodo ad me pervenit) fentenriam de Euchariftia, quam •in feriptura habens gloiiofae memoriae Fulberti Episcopi — u. s. w. Daß dieser Brief, sagen

die Sammler der Concilien, und alle, welche best selben erwähnen, nach der Kirchenversammlung zu Dercelli geschrieben worden, bezeugen die aus/ drücklichen Morte. Aber, fügen sie hinzu, er

iz8 Beyträge zur Gesch. u. Litter. rc. ♦= muß auch »ach der Kirchenversammlung tu Pari« geschrieben seyn: denn über wa« für Unrecht von dem Könige Hirte Berengariuo sonst «u klagen gehabt, al« über da«, welche« ihm in dieser Sir# chenversammluug, nach seiner Meinung, «»gefügt worden •)? Und da solche« Unrecht doch nicht in der bloßen Verdammung seiner Lehrsätze kinote de# standen habe», so wollen einige sogar wissen, daß ihm der König di« Einkünfte seine« Kanonrkat« bey St. Martini »u Tour« entzogen •'). — ES ist unglaublich, wa« gewisse Leute für «ine Gabe haben, au« Nicht« die allerentferntesten Dinge -u schließen, indem fie über da«, wa« ihnen klar vor den Augen liegt, hiuwegsehen! Ich frage: wie wäre e« möglich, daß Berengariua die Strafe seine« König«, mit der er ihm, m Folge eine« •) Data est (Epißola Berengarii ad Ricardum) post Concilium Verccllenie, cujus mcminit: data item post Parifienfe, cum la&ain fibi a Rege dicat injuriam. Quam eniin aliamT Hard. Concil T. VI. P. I p 1024.

••) Comme le Roi etoit Abbe de Saint Martin de Tours, il donna ordre d’ötci ä Berenger lc revenu qu’il tiroit en quilite de Chanuine de cette Eglise. Fleury Hiß. Eccles. T. XII.

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förmliche» Concilii, belegen wollen, rin damnum hätte nennen können, quod is clerico Ecckfiae fuae injustissime, ac regia majestate intulerit? Abgesprochene Einkünfte nächst ja wohl mehr nur hierum damnum illatum. Doch es sey, daß

indignifTime

wären hier, ceflans, als

wer sich be­ einträchtiget fühlt, seinen Verlust so unverdient, so groß, so wenig der Wahrheit gemäß beschreiben darf, als er nur immer will; so frage ich wei­ ter: wenn diesem Briefe das vermeinte Concilium zu Paris vorhergegangen, auf welchem, nach des Durandus eigener Versicherung, die Lehre deScorus ebenmäßig verdammt worden; warum hätte sich denn Berengarius nicht auf diese letz­ tere, sondern auf die zu Vercelli geschehene Ver­ dammung berufen? warum hätte er es denn gegen den Ausspruch des Concilii zu Vercelli, bey wel­ chem der König nicht gegenwärtig gewesen war, von dessen Gründen der König nicht so völlig un­ terrichtet seyn konnte, erweisen wollen, daß dem Scocus Unrecht geschehen? warum hätte er sich nicht lieber erbieten sollen, eben das gegen den Ausspruch des Concilii zu Paris zu beweisen, wo der König selbst den Vorsitz gehabt hatte, wo der König selbst mit angehöret haben konnte, waruns

i6o Beyträge zur Gesch. u. Sitter. ic. 9

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so viele vornehme Geistliche seiner Kirche die Lehre deS Scorus für irrgläubig erkannten? Gewiß, mein Freund; wen» man sich jemals bey dem Schluffe von der unterlassenen Erwähnung einer Sache auf die Unwirklichkeit derselben, tu irren nicht hat fürchten dürfen: so ist e- hier; hier, wo Derengarius der Begebenheit, die ich läugne, nicht bloß hätte erwähnen können, sondern noth, wendig hätte erwähnen müssen, wenn das gering, sie von ihr wahr gewesen wäre. Wir wissen eS von ihm selbst denn nun auch besser, wie die Sache zusammen gehangen, und bewundern die Vorse­ hung, die nach und nach von seinen eigenen Fein­ den Dinge hervorriehen und erhalten lassen, die mit seiner endlichen Rechtfertigung auf eine so unerwartete Art ubereinstimmen. Warum sollte uns auch überhaupt das unbilli­ ge und tyrannische Verfahren des KinigS gegen den Berengarms sehr befremden? Als ob es nicht ganz in dem Geiste seines Jahrhunderts wäre? Als ob eS ihm an ehrwürdigen, frommen, hei­ ligen Männern könnte gefehlt haben, die ihm so etwas zu rathen, ihm so etwas als seine Psscht vorruschreiben, fähig waren? Sie merken wohs> daß ich auf jenen Brief des Bischofs von Lüttich hinaus

Berengarius Turonensis.

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hinaus will, aus welchem, wie gesagt *), Baro-

nius abnahm, -aß ein Concilium zu Paris im Werke gewesen. Ein ganz abscheulicher Brief! Alle Haare müssen sich zu Berge richten über die Herzensmeinung eines christlichen Bischofs, die man rn diesem Briefe liefet: quod hujusmodi homines — Schwachgläubige, Zweifler, Ketzer, was eS NUN find — nequaquam oporteat audire; ne« que tarn fit pro illis Concilium advocandum, quam de iHorum fupplicio exquirendum. Was that Heinrich nun mehr, als daß er diesen Ausspruch

befolgte? Dem ungeachtet; soll ich Ihnen aufrichtig sa­ gen, waS ich von diesem abscheulichen Briefe hal­ le? Ich halte ihn für untergeschoben; für nachher, und vielleicht für lange nachher, geschmiedet, in

der Absicht, das grausame Verfahren des Königs einigermaßen zu entschuldigen. Ich denke nicht, daß meine Gründe, dieses zu vermuthen, von den schlechtesten sind: aber auch die kann ich Ihnen hier nicht auskramen. Ich muß eilen, weiter zu kommen. Damit ich Ihnen indeß, bey meiner Elt, auch nichts zu überhüpfen scheine: nur noch dies einzige *) Oben Seite 149.

Derm. Schr. xin.

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i6i Beyträge zurGesch. u. Litten rc. t

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Wort. — Wenn an dem Concilio tu Paris so viel als nicht« ist, wat kaun wohl an einer gewissen Versammlung zu Drione seyn, welcher Lcrenga, riue selbst deygewohnt haben soll, und die gleich, fall« nur auf dem tintigen Zeugnisse de« Durandu» beruhet? Zuverlässig noch weniger al« nicht«. Denn diese soll nun gar noch vor dem Concilio tu Verteil seyn gehalten worden, al« Derengariu» wahrlich nicht Zeit hatte, noch eine so unnithige Excursion in die Normandie tu machen. — Doch ich habe mir ja schon die völlige Beleuchtung des ganten Durandu» auf ein andermal Vorbehalten. Dey Seite als» jetzt mit ihm, und wieder tu dem Lansrancu», welcher von dem allen nicht« weiß, und von dem Concilio tu Verteilt unmittelbar auf da« kömmt, auf welche« ich nunmehr komme, nehmlich

6. auf das Concilium zu Tours, von 105$. Lansrancu» versichert |»ar, daß Leo der Neunte auch auf mehreren Airchenversammlungen, al« der tu Rom, und der tu Verteilt, die Ver­ dammung de« Derensariu» erkläret und bekräf-

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tiiet habe. Er führet aber namentlich deren keine an; und auch bey andern Scribenten ist bis auf das Jahr 1055 von dem Berengarius alles stille. In diesem müßte dafür die Flamme um so viel stärker wieder ausgebrochen seyn. Denn außer dem zu Tours, sollen nicht weniger als noch drey Concilia, in eben diesem Jahre, samt und sonderS wider den Berengarius, seyn gehalten worden. Ich verspreche Ihnen, daß Sie genau wissen sol­ len, woran Sie mit allen vieren find, sobald Sie das zu Tours besser kennen werden. Und was sagt Lanfrancus von diesem - Quae fententia, nehmlich die von 4 eo dem Neunten wi­ der den Berengarius gesprochene, non effugit successorem quoque suum felicis Memoriae, Papam Victorem. Sed quicquid de häc re feu caeteris ipfe ftatuir, ftatuive praecepit: hoc etiam ifte fua atque omnium conciliorum fuorum auto­ ritäre firmavit Denique in concilio Turonenfi, cui ipfius interfuere ac praefuere legati, data eft tibi optio defendendi partem tuam. Quam cum defendendam fufcipere non anderes, confeflus coram omnibus coramunem Ecclefiae fidem jurafti, ab illa hora te ira crediturum ficut in Romano eonfilio te jurasse eft fuperius comprehenfum.

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Beyträge zur Gesch u. Litter. rc.

Wie viel meine» Sie, deß Hierbon wahr istr Zähle« Sie nach, na« nicht wahr ist, und sehe« Sie tu, wa« übrig bleibt Da- kann wahr seyn. — Falsch, daß auf diesem Conrilio »« Tour- dem Bercngariu» ftey gegeben worden, seine Mei< riung t» verthridigeo. Falsch, daß er auf demsel« den eben da- beschworen, «a- er vier Jahre dar» auf unter Nikolao dem Zweyte», t» Rom be­ schwur. Falsch, baß diese- Concilium iu Tour­ vater de« Pabst Victor gehalten worden. Falsch, -aß überhaupt vicror da- geringst« über die strew tige Lehre, «ährend seiner ganten Regierung, mit ihm selb- verhandelt oder durch seine Legale» »er­ handeln lassen. Hären Sie ihn die- alle- selbst eriählea„Compellit me, vclim noliin, longum facere Continua fcripti tui monachatu tuo indignifllma falsitas. Papam Viftorem Concilium Turoni convocasse per legatos scripsisti: Papac Victo­ ria nec adfuerunt legati, nec praefuerunt Concilio Turonensi; numquam mihi defendendi partes mcas optionem dcderunt legati Papae Viftoris. Non aufum me fuifle dcfendere par­ tes meas, immensa fallitare fcripfdti; juraflc me sicut Romae, ftupendo mendacio consirmasti;

Bereng-riur Turoyensis.

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communem fidem, quo tuum nomine saepe palliafti errorefh, infanis, me profeffum fuisse; ecclefiae dicis, quam turbae erraticae verius dicere potuifti. Longuni facio, fed enormitate falßtatis fcripti tui compellor. Dictarepeto: nunquam Papa Victor per fe, vel per Legates» mecum egit de menfa dominica; numquam in eo mihi defendendi ^üae afferrem optionem feeit; nunquam Papae Victoria legatis commu­ nem ineptorum errorem, quem communem Ec­ clefiae appellare non dubitas fidem, confessiis aliquid juravi, Sed quia adhuc fupereft Hildebrandus, qui de veritate confultus tota dignitäte eft adhuc refpondere idoneus» quamquam longiflimum faciam, visu in eft de Concilio Turonenfi, quod rei veritas habuit, neque tarnen ee nifi pauciflimis tempore innotuit, palam facere Omnibus, qui in hoc scriptum forte incidünn Tempore non Victoris, fed Papae Leo­ nis, ab Ecclefia Romana Hildebrandus, vices in negotiis ecclefiasticis fuppleturus apoftolicas, Turoni adfuin Huie contra calumniam in me infanorum, in quo adhuc, omifio me, audire eum poteft, qui voluerit, de Propheta, de Apostolo» de Evangelistfl, de authentids etiam r 3

166 Beyträge zur Gesch. u. Litter. rc. --------- » fcripturis fatisfeci Ambrosii, Auguftini, Hieronymi, Gregorii, in quo etiam nunc satis facere indiflhnulabiliter, miseratione divina, ut nihil ullo modo incertum remaneat ei, qui, me manfuetudine chriftiana, Corde vigili audito, in eo dubitaverit, omnino fufficio; non venienti ad exprobrandum Domino viventi, ad dicendum Domino, Scitnuam warum tuarum nolumuf, rtcede a nobif, ad perdendum me cum gladiis & suftibus; fed venienti ad audiendum me manfuetudine chriftiana, in nomine Domini, Hildebrandus veritatis perfpicuitate cognita, persuafit ut ad Leonern Papam intendercm, cu­ jus autoritas fuperborum invidiam, atque ineptorum tumultum compesceret; ceterum quod ad instantia pertineret, si vellent Epikopi, qui convenerant, ex mora agere de Euchariftia, darentur eis in manus, locis denotatis signis adhibitis, diverforum libri, quos undecunque Hildebrandus ipfe fecerat comportari; fi vero fola refponfione fine ipfius relponfionis pertractarione contenti, convenir enim aliquando fcripto adverfariis & non scntenria, ficut Arrianis & Cacholicis, Pairem Filio dfe majorem, alia pergerent pertraelare negotiaj foluto eo-

BerengarivS Turonensis.

167

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rum conventu recta ego cum Hildebrando ad Xomanum Pontificem, ficut supra dictum eft, abiremus. Episcoporuin ergo qui convenerant voluntas in eo suit, ut quidam eorum me, Episcopus Aurelianensis» atque Autisiodorensis, cum Archiepifcopo Turonenfi, in Euchariftia feparatim cum Clericis suis audirent. Itaque factum Z conquesti sunt me accito Epifcopi illi duo, quod culpa mea a propriarum eos Ecclefiarum pertractandis negotiis revocaret > quam meam culpam dicerent, interrogati responderunt: dicere me, panem fanctum altaris panem tantum esse, nec differre ab inconfecrato pane menfae communis. Quem in eo accufatorem meum haberent? producerc neminem potuerunt, ita diffamatum me fe audisse responderunt, & quid dicerem, cum negarem illud, audire voluerunt. Hic ego inquio: certissimum habete, dicere me, panem atque vinum altaris poft confecrationem Christi esse revera Corpus & fanguinem. Quo audito, nihil aliud expectare a me alios, qui in Ecclesia §. Mauricii confedeant, dixere Epifcopi, quam ut in eorum quoque audientia eadem non tacerem, & ita eos libitum habituros, ut fua quisque agere r 4

168 Beytrage zur Kesch. u. Litter. rc. »

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negotia non differret. Veni ergo cum iis, qut me fcparatim audierant, Aurelianensi atque Au* tisiudorenfi Epifcopis, in confeflum aliorum, & quae fcparatim quibusdam dixeram, in au* dientia omnium repetivi. Cumque jam pene mea illa finiretur calumnia, non defuerunt qui diccrent, quod dicebam non debcre fufficere, quia aliud corde clauderem, aliud forfitan lin* gua cmittercm: juramentum efle a me exigendum Cum ergo exigerent, summaque injuria, quia produci non poterar accusaror, qui audifler, quod me dicere prius putaverant, cefli tarnen consilio Epifcopi Andegavenfis, atque Abbatis majoris Monafterii Alberti, qui me de feripturis habere certi crant quod dicerem, hortantium ne tumultum compefcere populä­ rem fuffugerem, cum feirent me revera idem habere in corde & ore. Scripfi ergo ego ipfe, quae jurarem; Panis atque vinum Altaris post consecrationem sunt Corpus Christi tsf sanguis; haec me ficut ore proserrem , juramento constrmavi corde teuere; contra iura tarnen tarn secularia quam ecckfi iftica, sicut praedixi, e confilio eorum, qui mecum veritatis minime eranc ignari, quos superius noininavi. lta Hilde-

a me

ad-

BerengariuS TuronensiS. »i.

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16g —i a

brandus, Romanae Ecclcfiae Legatus, qur libros undecunque comparari feccrat, ut ex eorum auctoritate fatis fieret de Eucharistia, prae cu­ jus diligentiori confideratione & veritatis, Do­ mini mifericordia, comprehenfione, haerefis me infimulaverant homines nihil feientes & fuperiores fe in feien da alios non aequo animo to­ lerantes, turbarum, quae ad illud maxime va­ lent ut clament, cvucifige! crucifige! quae ad comprehcnfionem veritatis vix aliquando vel nunquam fufliciunt, ad fustium & lancearutn fempet pronae sunt apprehenfioncm, tumultu compefciro, alia pro quibus a Romana Ecclesia venerat est persecutus negotia. In quibus cum nonnullas infumeret moras, mcque cum illo jamjam accessurum Romam, ad fatisfaciendum de menfa dominica de eminentia rationis, de immunitate auctoritatis, expectarem, fecundum quod convenerat cum illo mihi, nunciatum illi est, Papam Leonern rebus deccHisse humanis; quo audito a proposico eundi Romam itinere fuperfedi» Numquam mecum aliquid egerunt Legati Papae Victoris; videris tu, quam indigna monachatu tuo, quam indigna tua eruditione vecordia perfuadere fufeepit scriptum

iS

170 Beyträge zur Gesch. u. Litter. rc.

tuum, quod Romae juraverim me Turoni juravifle Legatis Papae Victoris. —

Die Hauptsache ist hier ohne Zweifel die Zeit, wann, und unter welchem Pabste dieses Conci­ lium zu Tours gehalten worden: und ich sollte nicht meinen, daß man das geringüe Bedenken haben könne, das Zeugniß des Berengarius hierin allen andern vorzuzieben. Daß er am be­ sten davon unterrichtet seyn konnte, ist unstreitig; und was für Vortheil, was für Absicht hätte er dabey haben können, uns von einem so unerhebli­ chen Umstande etwas anders als die lautere Wahr­ heit zu sagen? Ich nenne den Umstand unerheb­ lich, in Beziehung auf die eigne Angelegenheit deS Berengarius, die dadurch weder verbessert noch verschlimmert werden konnte, ob das Conci­ lium unter dem Legaten des einen, oder des an­ dern PabsteS, wäre gehalten worden: nicht aber in Beziehung auf die Geschichte, die allerdings dadurch sehr berichtiget wird. Wenden Sie nicht ein, baß eS gleichwohl schwer zu begreifen sey, wie sich Lanfrancus so sehr könne geirret haben, da er doch selbst auf die­ sem Coneilio zu Tours mit gegenwärtig gewesen; wie Ordericus Vitalis versichere. Denn das ist

Bereygarius Turonensis.

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er nicht gewesen, und Viralis verdienet mit die­ sem seinem Zeugnisse nicht den geringsten Glauben, ob es schon Anr. pagi *) ohne Bedenken ange, nommen hat. Wäre Lanfrancus selbst gegenwär­ tig gewesen, so würde er gewiß nicht ermangelt haben, uns dessen auch selbst zu versichern. Und was hätte ihn damals nach LourS bringen sollen? Er konnte ja nicht wissen, daß die Sache des Berengarius auf dem Concilio daselbst vorkommen würde. Es geschah auf eigenen Betrieb des Berengarius, daß man sie außerordentlich vornahm; und das Concilium war ganz und gar nicht jhrentwegen ausgeschrieben worden, welches uns so viel neuere Scribenren, als r. E- Lupus ♦*), gern möchten glauben machen. Selbst das Zeugniß des sonst mit dem Lanfrancus genau übereinstimmenden Guirmundus, welcher des Concilii zu Tours gleichfalls erwäh­ net, ist diesmal für ihn nicht. Denn Guirmun­ dus schreibt nur alles, was darauf verhandelt worden, dem Hildebrand zu, ohne des PabsteS, dessen LegatuS Hildebrand war, namentlich zu •) In Annales Bar. ad annuin 1055. §. 7-

•*) Operum T. V. p. 6. 7.

171 Beyträge zur Gosch. u. Litten rc. jt-

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,»u erinnern, welches er gewiß nicht würde unterlassen haben, wenn Lanfrancuo mehr Recht dry ihm gehabt hätte, als Derengariu». teufe# biuo wollte nut überhaupt über dergleichen Dinge nicht gestritten wissen; er wollte, daß man sich einzig und allein an die Worte der Schrift in €in# falt halte, und allen spitzfindigen Grübelepen übee das Wie und Warum entsagen sollte. Das wae so übel nicht: werden Sie meinen. Allerdings ni»t: und luoetldffig ist in dem ganzen eilften Jahrhunderte nichts Vortrefflicheres von einem Theologen geschrieben worben, als dieser Brief des e'ufebiue. Die Franzistschen Benediktiner wundern sich, da- er nicht in die neuesten Samnw langen der Concilien ausgenommen worden. Aber ohne Zweifel sahen die Beweger dieser Eammlun# gen ihn nicht so ganz mit ihren Augen an. Ich zweifle, ob fle selbst ihn in eine Bibliothek der Kirchenväter ausnehmen würden, deren Anieheit und Gebrauch er so sehr auf ihren wahren Werth herabsetzt. Porro, nos non Petrum scripta con« lemnentes, s«d nec illa, M fecuritate, qua Evan* Betm. Schr. nm. rp, A

178 BfytrLge zurGesch. u, Sitter, rc. gelium, legentes, (neque enim ipsi viventes & fcribentes hoc voluerunt» & in suis opufculis ne id fieret vetuerunt) eorutn fententiis, falva qua eis debetur reverentia, in tantae rei dikeptatione abftinemus, ne fi Patrum fenfa aut aliquo eventu depravata, aut a nobis non bene intellecta, aut non plane inquifita, inconvenienter protulerimus, fcandalum incurramus. Auch scholl Mtfe Stelle 1- ungleich stärker gegen den Lanfrancua, als ge/ gen den Berengariuo; da Lanfrancu» gleich »om Anfänge dir Streitigkeit mehr au» Len Zeug, niffen der Sliter, al» au» Dernunstgründen, zu »eichen alle exegetische Hülfsmittel gehören, ent# scheiden wollt«. — In der auSgezogenen Stelle een dem Concili» zu Tour», Haden Sie denn nun auch die eierte Glaubensformel des Derrngariur, über die drey schon bekannten. Diese eierte aber ist, der Zeit nach, die erste, und daher auch die simpelste, »eil seine Feinde sich noch nicht einfallen ließen, na» für verschiedene Begriffe man mit den nehmlichen Worten verbinden sinne. Zugleich zeigt sie, wie wenig überhaupt noch damals der ganze Streit in Erörterung gezogen worden, und ist so gut als ein Ärmlicher Beweis, daß Derengariuo selbst IRC

Berengarius Turonensis. j

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179 -G

Leit noch nicht» Schriftliche» darüber aufgesetzt hatte. Doch hiervon vielleicht ei» webtete», wenn wir auf die Meinung de» Berengarius besonder­ kommen. Ich scheine Ihnen wohl ohnedies »et# geffen $u haben, daß ich einen Brief schreibe und kein Buch. Noch ist

7. das Concilium zu Rom, unter Nikolao dem Zweyten übrig; und ich schließe. Wenn Victor vielleicht zu kurze Zeit regierte, als daß er sich um den Berengarius und seine kehre hätte bekümmern können und wollen: so dürfen wir uns noch weniger wundern, wenn auch sein Nachfolger Stephanus der Neunte, der den Stuhl noch kein Jahr besaß, ihn in Ruhe gelassen. Oder wer weiß, ob beyde nicht wichtigere Ursachen hatten, eine Sacke nicht weiter zu rühren, die sie weder gern verdammen, noch billigen wollten? Wer weiß sogar, ob selbst Nikolaus der Zweite sie aus eigener Bewegung wieder vorge­ nommen hätte? Denn so viel kann ick Ihnen aurrnserm Manuskripte versichern, daß Berengariu* M2

igo Beyträge zur Gefch. u. Littet, rc.

Sicht auf sein Erfobrr«, sonder« schlechterdings freywillig, auf eigenen Aonieb (ukron us) nach Rom kam, «m sein« kehre von ihm prüfen ru las­ sen. Die nehmliche Bereitwilligkeit, nicht erst,ir «artest, bi« man ihm seine Vertheidigung abfo, dere, sondern sich selbst damit antubieten, haben Sie schon 1« Tour« an ihm bemerkt. Und wenn r« schon nicht« weniger al« einerley für ihn seyn konnte, ob er fich 1« Tour« «der 45- gestorben; die Fadel» de» Romulus hingegen in Handschriften »orkömmea, die oft fenbar »irr di» fünf hundert Jahre älter find. Wer sonst Rimicius gewesen, »ad wa» r» für Streitigkeiten über ftinea Name» ftht, da»»» kann man den Kardinal Luirini in seiner'Cinleft tun- tu den Briefe» de» Zranciscns Darbaru» *), «4 *) Diatr. pracli. Part. I. cap. 4. §. 7.

r§4 Peyträge zur Gesch. u. Litter.

vornehmlich aber in seinem Schreibe» an Schelhornen beym Freytag/), nachlesen. Mir kömmt es hier nicht sowohl aus seine Person, als auf bas an, was er wirklich geschrieben, und was er nicht geschrieben. Rimicius hat das Leben de« Atsopus, und Fabeln des Aesopus aus dem Griechischen übersetzt. Das ist unwidersprechlich. Of> er den Druck die« ser Uebersetzung selbst erlebt habe, getraue ich mir nicht zu sagen; da, wie- schon -Meldet, der Kardinal, .welchem er sie zugeeignet, bereits in­ gestorben. Aber gedruckt wurde fie doch; und zwar schon 1476 zu Mayland. Fabrtcius hat nur eine spätere Ausgabe »0» 1480 gekannt; aber jene frühere hatQurrmi selbst vor sich gehabt, und in dem angeführten Briese beschuede». 5aiu einen sehr kümmerlichen; denn eett allen den hundert Fabeln haben nicht mehr, al« siebzehn Platz gefunden. Nehmlich die 3, $, 7, 10, if, 18, 21, 40, 43, $3, 68, 70, 74, 9°/ 97 und icvste, nach der Ordnung de« Rimiciu»; melche« in der Sammlung de« Dorpiuo die $74, 378/ 377, 379, J8s, ,87, 39°, 393, 4", 4'5, 4»n 440, 442, 446, 462, 469, und 472ste sind. C« ist keine darunter, welche wir nicht »«klängst Griechisch hätten; so wie sich auch unter den an» dern rurück gebliebenen t>re? und achtzig keine dergleichen findet. Daß e« auch wirkliche Ueber« setzungen au« diesem «orhandenen Griechischen sind; daß llimiciue nicht bloß, wie Romuluo, vorgegeben, au« dem Griechischen iu übersetzen, in der That aber alte lateinische versificirt vor» handene Fabeln in Prosa aufgeliset habe, welche« sich unter andern Lannegicrer von ihm eingebil« het'): davon hat mich die augestellte Derglei, *) Gerte ut ipse Perottus versus elegiacos in jatnbos mutavit, ita alii eas in fermonem prorsum converterunt. Inter quos est Rimicius, Hadrianus Barlandus, Guilielmus Hertnannus, aliter Guilielmus Gaudanus dictus Differt. de aetate ti stil0 Flaoii Aviani cap,

iy. Unter diese gehört Rimiciu» schlechter«

Romulur Mttb Rimicius.

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chung überiengt. Den» daß er in dem «ad jesetft Ausdrucke von unserm üblichen Texte, wie wir diesen Theil» nach dem Aldus brybehalten, Theil» von dem Neveler überkommen haben, gleichwohl abgehet; auch wohl hier und da den ganlen Faden der ErzLhlung ander» führet, da» beweiset nur, daß er nicht völlig den nehmlichen Text, sondern einen vor sich gehabt, der dann und wann noch wohl besser wer •). Seine Latinitüt selbst bewahrt 6 4 ding» nicht. Er ist wahrer Uebersetzer en» einer Sprache in bie andere; nicht bloß au» ei» ner Art de» Dortrage« in die andere. Aber man merket wohl, daß auch Cannegieter noch den Rimiciu« für den Rrmnlu» genommen; unge, achtet de-jenigen, wa« er de»halb vom Nilanr bereit» konnte gelernt haben, und wa» er au« eben derselben Quelle, die Nilanr g«, braucht hatte, mit ein wenig mehr Aufmerk­ samkeit auch noch besser Hütte wissen können. *) Daß e» dergleichen Texte gegeben, und in verschiedenen Handschriften noch geben müsse, bat man immer gemuthmaßet. Besonder» in solchen Handschriften, welche für ilser |u er­ kennen, al« planude», dem man den gewöhn­ lichen Text auiufdiretben pflegt- €Ue solche Handschrift fand Mourfaucon in einer Bi­ bliothek zu Florenz, und war Willen», nach ihr sowohl da« Leben al» dje Fabeln de« Aesopu», auf« neue heran» zu geben, -her es

rgo Beyträge zur Gesch.u. Litter. rc.

ihn aber auch schon vor diesem Argwohne» denn ich will den sehe», der an» seinen Worten nur einen eintigen Der- tufammen-oppeln kann, her de» Phädru- würdig wilre. — Ich kann nun den Re- des alten Ulmer Druckmit ein Paar Worten abfertigeu. Denn alle«, lva« er noch enthält, siebzehn Fabela de- Aviano-, ist unterblieben. Eine solch» Handschrift fin* det sich auch in Deutschland, in der Biblia, thek der Stadt Augspurg, auf die schon seit 1741 Joh Michael Heusinger die Gelehr, teu aufmerksam gemacht haben sollte. Sein Zeugniß, und seine Dersscherung, hätte ich gemeint, müßte diesen Schatz an da« Licht ,u bringen, unfehlbar veranlassen. Aber auch da« iss nicht geschehen. Vielleicht, weil eS sich nicht der Mühe verlohnte? C< verlohnt sich ihrer recht sehr; wie ick ganz gewiß weiß. Denn endlich bin ich so glücklich gewesen, «ine Abschrift von besagtem Augt-urgischen Codex t« erhalte», au- der ich sehe, daß er alle mej, «e Erwartung übertrifft. Diese Abschrift iss von der Hand der Madam« Reiste, die sich damit um die Griechisch« Litteratur unendlich verdienter wird gemacht haben, al« ein« Ma» bame Dacier mit allen lranMschen Ueberset»ungen, wenn man künftig einmal den Aesop «inzig so lesen wird, wir man ihn ohne ihr Zuthun vielleicht «och lange nicht, vrelleicht auch wohl nie gelesen hätte.

Romulus und Rtmicius. »

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uni» drey vnd twanti« Fabela »brr vielmehr Hk» stbrchea, aas dem Adelfonstis, Deligamns vad Poggius, insgesammt mit deutsche» Ueberseyua» gen, das kann |u meiner gegenwärtigen Untersu­ chung nun «eiter nichts dienen. Da- fehlte auch noch, um diese nicht einig geendet «u haben? Dena da eine Handschrift, die schon Vudiu» für älter als fünf hundert Jahr erkannte, die Fa­ beln de» Romulus enthält, und zwar die nehmli­ chen Fabeln -es Romulus, die bereits im fünf, zehnte» Geculo iu Ulm gedruckt wordeu; dieses Ulmer Druck «brr ga»i gewiß nicht vom Rimiciu, besorgt worden, auch Rimteius weiter keine» Theil daran hat, als daß man seine Uebersetzung von dem Leben und einigen Fabela des Aesopus darin ausgenommen r so ist es ja wohl nunmehr so ausgemacht, als nur immer etwa- dieser Art au», gemacht seyn kann, daß nicht allein Romulus und Rimieiu« zwey gan, verschiedene Personen sind, sondern daß aach Rimieiu- nie an den Romulus die geringste Hand gelegt, wenigstens »uorrlässig nicht an den Romulus, mit welchem ihn Nevelet gan, verwechselte, oder für deffen Herausgeber iha rrilant angenommen. Eins ist eben so falsch al» das anderer und ich muß es nochmals und «och» u lerne», de» erste» de» beste» Name» brylegte, der ihm darin ausstieß.

Warum aber Nilanr nicht gan» hinter die Wahrheit gekommen, davon war, habe ich vor« läufig gesagt, diese- die Ursache, daß er da» alte Buch de- Neveler hatte, und auch nicht hatte. Diese- muß ich noch erkläre». Wie Neveler schon angejeigt, und ich mehr aleinmal bemerke» lassen, so ist da« Ulmer Fabelbuch durch««- mit einer deutsche» Uebersetzung verse­ hen, welche nicht, wie «- jetzt üblich, auf der au» der» Seile dem Texte gegenüber stehet, sonder» stückweise, Fabel nach Fabel, eingeschaltet ist. Nu» stad bey so einem Buche, dat Grundsprache und Uebersetzung enthält, noch twey Verändern», ge» möglich, die ei» Drucker oder Verleger nicht leicht unterlassen wird »u mache», wen» er een der allgemeinen Brauchbarkeit de- Buche- selbst über» trugt ist. Er kann, außer beyde» «usammr», di» Grundsprache allein; er kann die Uebersetzuag

Momulus und Rimicius.

283

Allein Abdrücke» lassen und verkaufe»: so hAt e< drey Kücher statt Eine«. D«ß diese« au» hier Johann Seiner auch wirklich gethan, weiß ich Theil« gen) gewiß, Theil« kann ich t« mit aller Zuverlässigkeit schließe». Daß er die Uebersetzuug allein drucke» lasse», weiß ich gewiß: den» ich habe fle vor mir- Sie ist ebenfall- in klein Folio, hundert und »eunjeh» Dlätter stark, ohne da« Register Uber bie gemei/ nen Puncten der mareri diß buchli». Unter de« gemeinen Punkren, werde» die loci communes. die Sittealehrea der Fabel» verstaube»: »ob diese« Register findet fich auch bey jener Haupte auSgabe, und our deutsch. Der Hplzschnitt mit dem Aesopu« fängt auch hier aa; aber «»statt daß hierauf dort not die Aufschrift der «0» Rimicius übersetzte» Lebentbeschreibung de« Aesopu« folgt, so folgt hier eine allgemeine Aufschrift de« ganzen Werke«. Nehmlich diese: Hie hebt sich an da» buch und leben de» hochberümrcn fabeldich, ter» Esopi auß krpegischer Zungen in lareiir gemacht. Auch ertlich ander fabeln al» Avia« ni. auch Doligami Adelfonsi. und ettlichey schimpffredeu pogü. auch die histori Siges«

»84 Beyträge zur Gesch. u. Litter.rc.

munde der rochrer des fürsten Tancredi und -es jünglings Gwistardi. Ob nun aber gleich Liefe ganze Uebersetznng von Wort zu Wort die Steinhöwelsche ist, wie sie in jener doppelten Aus­ gabe zu lesen: so ist doch dieser Druck davon nicht der bloß zusammen geschobene Druck au- jener) sondern es ist ein späterer Druck aut schlechterer Schrift und auf schlechterem Papier, auch mit grö» tetn und stumpfern, obgleich in Ansehung der Zeichnung völlig ähnlichen Holzschnitten, ohne Anzeige, wo und wann er veranstaltet worden. Daß indeß vor ihm schon ein besserer vorhanden gewesen, urtheile ich daher, weil Christ einen ge# braucht, von dem er Lettern und Papier so gut gefunden, daß er ihn für eine Schessersche Arbeit zu Mapnz halten dürfen. Diese- war ohne Zwei» fei der erste Jeiaersche, wie er mit Weglassung de- Lateinischen, auf da- nehmliche Papier znsam» mengerückt und nachgeschoffen worden. Christ selbst kannte sonach den lateinische« Text auch gar nicht, muß ihn auch gänzlich nicht vermuthet ha» ben, «eil er ihn sonst gewiß bey seinen und nicht seinen, alte« und nicht alten Fabel« brauchen zu können, sich alle Mühe würde gegeben haben. Die Geschichte brr Sigismunde anbelangend, welche,

Slomulus und Rimicius.

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der Aufschrift nach, der einzeln Uebersetzung bey, gefügt sey» soll: so finde ich sie in unserm Exem­ plare nicht. Aber wohl finde ich (le hinter der la« teinischdeutschen Su-gabe: nicht »war alt ein Stück derselben; sondern nur augenscheinlich aus eben der Schrift und auf eben solche- Papier, folg« lich bey eben dem Zeiner «u Mm, auf rehn Blüt« tern abgedruckt. Ich denke, da- «- eine Ueberset« »ung au« dem Boccaz ist, die ebenfall- Srrinhö, wein rum Verfasser hat. S» wie nun diese eine Hülste ganz gewiß beson« der- abgedruckt worden, so wird e« höchst wahr« fcheinlicher Weise auch mit der andern geschehen seyn. Denn eben ein Exemplar de- bloßen latei« Nischen Texte- war et unstreitig, wa- Nilaur von Vurm»nn geliehen bekam, und in Ermangelung de- Neveletifcheu Buche- an dessen Statt sicher brauchen zu können glaubte. E« war alle- darin, wa- Nevelek angegeben, außer der deutschen Ue« bersetzung. Da e- aber sehr übel erhalten war, und die letzten Dogen völlig daran fehlten: so konnte Nilant für sein Theil von dem Orte und dem Jahre, wann und wo «- gedruckt norden, nicht- Zuverlüstige- wissen; welche- denn vielleicht mit Ursache wär, daß er «och immer einem Italic

rg6 Beyträge zur Gesch. u. Litter. rc.

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ntr so viel Theil daran ließ. Dai» kam, daß er selbst einige elngcstreute Nachrichten von den Ur» Hebern der Fabela in diesem seinem bloß lateini­ schen Drucke ander- la-, al- sie in dem lateinisch­ deutschen iu lesen sind. So la- er unter andern, zum Schluffe der siebreh» Fabel» nach der Ueberfetzung de- Rimiciu», dort die Worte: Registrum fabularum prsdtctarum Efopi quas Rimicius trans*

tulit; welche hier, angesührtermaßen, ganr au, der- lauten, und so laute», daß er fit selbst sicher­ lich »icht von dem Herau-geber würde »erstaade» habe». Au- diese» veränderten Schlußformel» ist aber denn wiederum klar, daß auch der ganr lates, Nische Druck nicht unmittelbar au« unserer ur­ sprünglichen lateinischdeutsche» Ausgabe durch die bloße Jusammenrückung genommen, sonder» nachher aus- neue au- ihr abgesetzt worden. So zerrissen und verstümmelt indeß da- Durmannische Exemplar davon auch gewesen; so eine wichtige Rolle hat e- gleichwohl in den Hände» der Kritik gespielt. Denn nicht allein hat r- Nilanr zu sei­ nem Romulu- gebraucht; sondern auch Lannegie, ter r«m Avianuo, von dem r- ebenfalls viele Jahre später hieß, daß er nun krst im Drucke er­ scheine, nachdem eia großer Theil von ihm vor«

Romulus und Rimicius.

287

längst schon dort mit abgedruckt gewiseit. Ich schließe daraus auf den tim so viel grißern Werth nuferes originale» und so vollständig erhaltenen Ex» emplars, und darf mich nicht reuen lasse», so viel Worte davon gemacht ru haben. Noch komme ich mit wenigem auf de» Storno# lus wieder lurück; um mir selbst Rechenschaft 10 gebe», was denn uun diese ganjr Untersuchung ti» gentlich nütze. W»ru hilft es, ob wir dir Kahl« mäuserey wisse», oder ob wir sie nicht wissen, bast RomulusiRvmulns grwese», und Rimicius nie tu was mit dem Storno,u< in thun gehabt? — Alles wohl überlegt, denke ich doch, daß ich nicht so ganz für dir leidige Neubegierde gearbeitet hab«; denn man kann de» Romulus in einem doppelten Lichte betrachten r als eine magere Kuh für sich, und als «ine magere Kuh, nachdem sie eine fette verschlungen, die man gern wieder aus ihr herau» haben mjchte. Ich will sage», man kann in ihm entweder den bloßen Romulus, «ine» bloßen Schriftsteller des eiserne» Zeitalters, oder die »er» schmolieneo Trümmer einer Schriftsteller- aus dem goldene» Zeitalter, eines Phädrus, oder wie «r sonst geheißen, sehe» und staden «olle». In dem eine» Falle sowohl al- in dem andern, ist vor

-88 Beyträge zur Gesch. u.Litter» re. «Len Dingen nöthig iu wisse», wo er in seiner möglichsten Lauterkeit noch an,utreffen. Deson« der« wenn er einmal da ist; wenn ihn die Gelehr, len in einer schlechter» Gestalt nicht gleichgültig ausgenommen haben: warum soll man ihn nicht in seiner bessern bekannt machen dürfen ? I, wenn ti wahr ist, «aS Burmann sagt,*daß nach dem Gudiu» sich Niemand um den Phäder verdient gemacht habe, al- Nilanr, eben durch die Ausgabe seine- Romulus und der übrigen ab teu Fabela: tei« «S nicht noch Zeit, mit dem Ni, laat diese» Verdienst wenigstens »u 'theilen •)? Sollte eS sich nicht noch der Mühe lohnen, wamaa von dem Mlanr mit so vielem Danke in der Verstümmelung angenommen, in seiner Vollsten, digkeit auf» neue an da- Licht «u dringen? Die eigentlichen Manuskripte de» Phädrus, wenn ederen gegeben, haben fich, wie es scheinet, gcknilich •) Joh. Fr. Nilantiur, cujus ego induftriam & laborein antiquis fabulis impcnfum, qui poft Gudii notas in fabulis cdendis laborarunt, diligcntiae praeferre non dubito, utilifiimo inftituto in unum Fasciculum conjecisse fabulas Acfopias, five e Rimicio, five e Romulo» five a quocumque daboracas 1. c. s.

Romulus und RimiciuS«

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au« der Welt verlöre«. Des« »en« sie «och h« gendw» vvrhaade« wäre», so würden stepchda» mal«, al« Lhrist ihr Daseyn in Iweifel zog, ge, »iß gemeldet haben. Ich meine, in Frankreich, wo sie wahrscheinlicher Weise Kecken müßte«, und wo Christ« Widersprach genugsam bekannt gewor» den, würde Kch leicht «in Gelehrter gefunden har den, der t« mit eia Paar Worten aagezeigt hätte, wo die aagenscheiulich« Widerlegung de« deut' scheu Professor« |tt finde« sey. In ihrer di« jetzt »och völlige« Ermanglung als», können und müfir sen die alten Fabeln de« Romulu« allein die Stelle der Handschriften vertrete«. Nach ihnen allein kann bi« jetzt «och jede kühner» Muthmaßung über den Text de« Phädru« geprüft, und zu Folge dieser Prüfung gebilliget oder verworfen wtrbeo. Da nun ohnedir« der Phädru« von Zeit tu Zeit, zum Gebrauche der Schulen, wieder gedruckt wird r wie, wen« man eine solch« Au-gabe einmal, Katt aller Anmerkungen, mit ihnen allein vermehrt»? Nehmlich mit ihnen, so wie fit in der Handschrift von Dijon, und in dem alten Ulmer Druck«, weit vollständiger und weit besser, al« bey dem tlV lanr, enthalten find.

290 Beyträge zvr Gesch.«. Litter. ,

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Folgende Dergleichung-tafel, die ich rum Schluffe noch mittheile, wird e- mit einem Blicke übersehe» lasse», baß die Sache nicht« weniger al« überflüßig oder wohl gar schon so gut al« ge< fchehe» sey. I» der erste» Reihe stehe» dir Fabel» de« Romulv« nach dem Maairserlyte; welche«, die wraigea angegebeneu Derschiedenheiten abgerech, »et, auch di« Ordnung der alte» gedruckte» Au«« -ab« ist. I» der zweyte» Reih« flud die Fabel» de« Phidru« aogegebea, dir ia de» ihnen entspre« chendeo Fabela de« Rvmula« begrabe» liegen» ftwohl die, welche wir noch wirklich habe» «bet io habe» glauben, al« auch die, welch« Burman» daraus wieder herzuftellr» «ersucht hat. Dir Fa» bei de« Romolu«, die ia dieser Reihe au-fällt, ist für den aufbehalten, der «ine» ähnliche» Versuch wage» will. I» der dritte» Reihe sieht maa, wie sich der Romolu« de« rrilanr zu dem alten voll« ständige» Romulu« verhält; welche Fabel» deffel« den dort vorkommea, und welche nicht. Au« der vierten Reihe endlich erhellet, was ia dem Aao« nymn« de« Nilant von de» Fabeln de« Romulu» zu finde»; und ich wiederhole hier nochmal«, daß dieser Anonym»« selbst nicht« ander«, al« ei» Romulu- gewesen, indem er nicht bloß größten«

RomulltS und RimiciuS.

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«heil- die nehmlichen Fabela, food er» auch diese arhmlichea Fabela mit dra aehmlichea Wert«», und aur daan «ad wann interpolirter «ad uo< lateinischer, als Romalu-, «rckhlet. Derschie« dene voa den. Fabela des Romolu«, wird maa se, hen, fallen ia allen drey Reihe» «eg; and da­ find denn die, welche das Maaascript, «der brr alte Ulmer Druck, ganr eigen hat; ia welche» maa aber gleichwohl eben s» gut noch einen Phj, dru» wieder finden sann, al« man ihn ia den an» Vera wieder gefundea;u haben glaubt. Romulus Divionenfis. Lib. I. i, • •

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4. •

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5 6. -

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• - 7» • 8. •

Phaedrus.

Romulus Nilanti.

1. 2-

III. IS. I. I. App. Bur. 6.

I. I. I. I. I. IV.

4. 5 6. 8. 19. iS.

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- 9- • 10. - 11. 1. »9- ‘ - is. - App. Bur. 9.

Anonym. Nilanti.

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3- 4* # " 5 ' 6, 7. 8. -

9- — — • 10. -

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11. IS.

SA» Beyträge zur Gesch. u. Litter.

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Romulus Divionenfis. Lib. I. ij. •

- - H- • - - is. • - 16. - • ,7- • - ig. • • - 19. -

Lib.IL 1. 2 -

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10. 11. 12. ig. • 14. ’ «P

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Phaedrus.

Romulus Anonym. Nilanti. Nilanti.

II. 6. 12. I. ij. r;. I. 21. 14. App. Bur. 10. >5. App. Bur. 4. 16. App. Bur. 1. — — App. Bur. 12. 17.

I. 2. ig. I. ZI. • 19. I. 2Z. 20. 21. — — IV. 22. 22. III. if. ar— — ' V. 10. I. 2g. II. App. Bur. 2. 24. App. Bur. Z2. — — App. Bur. 33. — — I. 16. — — V. Z- I. 26. • — — I. 7. -

62.

61. 65-

66. 6Z.

Rormrlus und RimiciuS.

Romulus Divionenfis.

Lib.II. i • ?

• - X4. • - i* -

• - X6

Anonym» Nilanti.

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26»

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272g»

25. 26. — — 27. • 2g. • — — 29. • — — 30. — — 31- • — — — — — — IV. 7. App. Bur. 21. 32- • App. Bur. 5. 33- • 111. 7- 34- • — - 35- •

Lib. III. I. • App. Bus. 15. — — .2 App. Bur. 17. 3 • - 4- - App. Bur. ig. • - 5- • App. Bur. 19. - - L. - App. Bur. 20. I. X2. • - 7 — — g — — - - 9. -

• • XO. - - XI. - XL. -

29z

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29. 33-

37-

40.

43-

294 Beyträge zur Gesch. u. giftet.

Romulus Divioncnfis.

Phaedrus.

Romulus Anonym. Nilant. Nihnti.

1718» 19. 20.

App. Bur. — — II. 8» IV. 12.

23. -

36. — — — — 37* -

Lib. IV. I» 2.

IV. 2. IV. 1. App. Bur. III. ig. III. 2. — — — — App. Bur. IV. 1. 11.

2?. 34. . -



Lib. III. - - - -

3* 4 5» 6. 7» 8-

910. ii. 12.

U* 14. 15 16.

1718.

App. Bur. 30.

— — • — — App. Bur. 1$. App, Bur. ji,

47« 48.

— — ZS- 39- 40. — — 4'- — — 4» 43*

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295

Ronmluö und RiMicius re.

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Romulus Divionensis. Lib. IV. 19. - • so. -



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Phacdrus.

Romulus Anonym. NilantL Nilanti.

App. Bur. 2%. 45- • — — — — App. Bur. 27. — —

55.

SDtnn ich nächste»» tiemit eis andere« Wto# mtftrfot bekannt mache, auf da« Gudius sich rbeafall« in seine» Noten über den Phckdru« de» riehet, will ich dirs« nehmliche Lasel auf de» Phckdru« rinrichten, und e« vielleicht wage», «ine Vermuthung mitlutheilen, die durch diese Lasel« auf eine besondere Art bestärket wird.

296 Beyträge zur Gesch. u. Atter.

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IV. Von dem

Schickard Marchtalerschen Tarich Beni Adam *). %Vje ich saft immer ja unsrer Bibliothek fand, wa» ich suchte: so fand ich auch »ft, «a» ich nicht suchte, und wa» ich mir nimmermehr hätte einfallen lassen, in ihr tu suchen. Hiervon ein Beyspiel, mit dessen Bekanntmachung ich Dank zu verdienen hoffe. Au» der Aufschrift werden diejenigen meiner Leser, welche die Geschichte de» Orient» etwa» näher kennen, leicht errathen, daß ich von dem Türkischen Manuscripte reden will, an» welchem Wilhelm Schickard seine Series Regutn Perfiae ab Ardschir • Babekan usque ad Jazdigtrdemt Ca­ liphis expulfum, heran» gegeben. Da» Buch de» Schickard ist zu Tübingen 1628 in Quart gedruckt, e) Erster Beytrag, S. 8Z. u. f.

Von -em rc. Tarich Beni Adam, 297 1

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,

und hat sich schon längst höchst stift» gemacht •). Die englischen Verfasser der allgemeinen Weltge, schichte preisen e- sehr an; und wer e» nicht selbst gesehen, wird e» vielleicht au< dieser Anpreisung kennen ”). Die Quelle nun diese» nützlichen Werke», au» nelchrr Schickard noch lange nicht alle da» Gute geschöpft, wat sich daran» schöpfe» läßt, ist sie noch vorhanden? und «0 ist fle Vorhand«»? Wo soll der Gelehrte fle suchen, de» der Durst nach ihr triebe? Eben da, wo flo «Hedem «ar? oder wo sonst? Wir wisse» au» dem Schichqrdschen Buche, daß diese Quell« «in ungeheure» Türkische» Stamm, register «ar, in Form einer Rolle, welche Veit Marchraler, «k» Raththrrr |u Ulm, in Ungar» ehedem, nehmlich is-a, al» Filleek den Türke» wieder abgenvmmen wurde, bey Plünderung einer Moschee, erbeutet hatte. Marchraler war langt um einen Mana »erlegen gewesen, der ihm da» Lr •) Diese Seltenheit betrugt die Biblioth. Salih. No, 64$. *•) I« IX. Theile der deutschen Uebersetzung^ S. qui Aflyriacam poftca Monarchiam

Von dem rc. Tarich Beni Adam. 299 0111

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—3

pepererunt, inde a Kajomarratho (quem parum abest, ut Nimrodum esse credam) ad Zabum usque, qui omnino Sardanapalus videtur: quamvis intermedia ferie, aqua mihi crebro haereat, ob historiae defectum, ex tanta vctustate. 4. Gluarta Persarum pviscorum, qui etiam Graecis innotuerunt, quanquam aliis plerumque nominibus indigitentur; ubi fimiliter non omnia sunt fana. 5. Gluinta Salvatoris nostri, ab Abrahame, per Da­ viden! , ad Jesum virginis Mariae filium: cui ta­ rnen alieni quidam immifeentur, ut infra prolixe docui. 6. Sexta Regnm Perfiae posteriorum ab Ardfchiro ad Jazdigerdem; quos ex professo nunc recenfeo, iisque finio librum praesentem. Quae vero deinceps confequuntur, sunt hae duodecim: feilieet 7. Septima Muhanimedis et agnatorum, qui genus hic palam ducunt a Keidar Ifmaelis filio; tantum abest ut ex Hagar ancilla fe natos esse negent, quod imperiti quidam tradidere* Habetque Pfeudopropheta inter proximos avos Cudaium, Abdomenaphum, Hafchimum, et Abdolmutalibum, fat celebres Arabiae reges : e quorum postremo, per filium Abytalib, etiam Haly nepos defeendit, Muhammedi patruclis, ut omnino errent, qui ex obfeuris parentibus natum di-

3oo Beyträge zur Gesch. u. Sitter.

• ............... 'He'-"* -------- t sunt. 8* Octava Ommiadum, e quibus nobis etiam oritur ipfe Othmanus Calipha, fecus quam exiftimat vulgo. 9. Nona, Pontificum Abbafidarum Catena, quae in libro Juchafm fol. 152. XXXV. articulis constare dicitur, et ibidem ad Muftaezimum usque deducitur, nobis hic ideo pauciores habet, quia poftremi solo titulo Domini-erant, sine tarnen jurisdictione: unde non domo tantum se continebant, in publico, extra solennitatem Ramidhan haud visi, sed et manibus ipfi suis aliquid laborabant, ex voto sibi voluntarie indicto, ut solitudinis ac longi temporis taedia fallerent; quod R. Benjamin de fui aevi Ca­ lipha Moftazio teftatur, fol. 16. feciflTe Storeas, et figillo fuo fignatas» in foro publico vendi curafle, magnatibus aulae fuae, adeo ncmpe degenerarunt a priftino splendore. 10. Decima Samanaeorum, qui gubernacula tenuerunt in regione Maor-annahar sive trans Oxiana: deducti a Samano gentis authore, usque ad Abul-charith siliuin Nuchi, quem Chan - liech Rex Turkestaniae, capta metropoli Buchara, exoculavit. ii.Undecima Puianorum qui e Jazdigerdis Persae seris nepotibus enati, Bugdadense Imperium arripuepint, et per annos fere 130 obtinuerunt continue,

Von dem re. Tarich Beni Adam. 301 «...

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*

aflumptis Addolae *) cognomentis et avita regni gloria, postliminio quasi reducta. 12. Duodeci­ ma Stbutakinorum, Indicae originis, puta Mahmudi, Mafudi, Abufaidi etc. qui Balchae federn figentes, Chorafan divexarunt, atque cum fequentibus Salkugiis multa gesserunt bella. 13. ChouaratmioTum, Abu-fchogae, Abu - mutaphari, Abul - phatachi et fucceflbrum. 14. Salgtkiorum, inter quos clariores erant Togrulbek, Albatselan, Mclich - schach et Suleiman , quorum notitia ctiam ad Latinos pervenit, sed obscura, et notninibus corruptiflimis. 15. Mahanrnsium, in Turkestan, inde a Bulchafcho Japeti filio, usque ad Ertogrul Othmanni patentem, quorum plurimos ctiam habet Juchafin, sed non omnes, ut vix ufpiam alibi adeo diligenter confignatos existimem, ne in Arabum quidem libris. 16. Ginkilatovum, Tatariae Principum: ut Okotai, Tuli, Halacho, Abakai etc. omnium quos volumen istud habet, meo judicio, potentiflimi, qui velut inundatione universam fere Asiam submerserunt* Denique 17. Othmanidarum, Turciae Sultanorum,

') So ist dieses Wort vom Schickard gedruckt, muß aber ohne Zweifel Abdaliae heinn.

302 Beyträge zur Gesch. u. Sitter, re. t

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sed usque ad Moradem f. Selimi tantum, cujus tempore hoc exemplar descriptum fuit. —

Wie man in dieser Stelle am geschwindesten den ganten Inhalt des Mannscripts übersehen kann: so läßt sich auch nach ihr am kürtrsten an; »eigen, wie weit Schickard es genützt hat, und was und wir viel er rines andern Fleiße noch darin übrig gelassen. Da Schickard nicht eine bloße kahle Ueber» setzung davon in liefern, sondern vielmehr «inen Commentar darüber zu schreiben sich entschloß, in welchem er diese ursprünglich morgrulilndischen Nachrichten mit denen vergleichen wollt«, die uns von den Griechen und Stimmt, ober auch dem und jenem Rabbinen, überliefert worden: so fand er, baß es nicht wohl möglich sey, auf ein, mal damit an bas Licht zu treten. Er wollte also fürs erste mit einem einzelnen Stücke den Dm such machen, und hatte sich dazu, nach seiner Ein» «Heilung den sechzehnten Abschnitt, da- ist, den Ienghi; Lhan und seine Nachfolger, ersehen. Gonftitui quidem priino, sind seine Worte, eam Genealogiae papem publicarc, quam gratiorem Lectori futuram credidi, nempe Tataricam Ginkitihani, quod, illa non tantum reliquis multo fit

Von dem rc. Tarich Beni Adam. 303

ignotior, fed ob ejus Imperii inagnitudineni, scitu omnino digniflima. Et in hunc ufutn jam omnia praeparaveram , conquifitis undique autho* rum testimoniis, Hebraeorum primo, qui meae Profeflionis proprii sunt, deinceps Graeci Pachymerii , cujus exemplar pridem ex Augustana Bibliotheca defcriptum, benevole comihunicarat mecum V. CI. Dn. Matthias Berneggerus, Prof. Argent, unde multa erudefavi, quae publice nondum» innotuiste sein.

Allein ich weiß nicht, welcher ungebetene Freund dem guten Schickard in den Kopf setzte, daß es ganz unschicklich seyn würde, wenn er sein Klickchen eher zwölfe als zwey schlagen ließe, wie er sich sehr artig auszudrücken beliebte; das ist, wenn er aller Zeitordnung zuwider die Tatarischen Regenten, die in der Geschlechtstafel die letzten ohne einen wären, zu allererst vor so vielen ältern beschreiben wollte. Er besann sich also, ob er schon mit dem Drucke bereits wirklich einen Anfang hatte machen lassen, noch geschwind eines andern, u«d gab uns, anstatt jener in Europa der Zeit noch so völlig unbekannten Sieger, das, was wir auf dem Titel seines Buchs angezeigt finden, und bey weitem so unbekannt nicht war; ich meine, die Per-

304 Beyträge zur Gesch. u. Littek. ------- ----- -

fischen Könige der vierten Dynastie; das ist, dieje, nigen, welche auf die Arsaciden, oder Parthischen Beherrscher Persiens folgten, dis die Saracenen diesem Reiche ein Ende machten. Denn das Derreichniß derselben, wie er eS hier mittheilte, ist nur wenig von dem unterschieden, welches Teixeira bereits aus dem Mirkond bekannt gemacht hatte. Indeß war auch das nicht zu verachten; und da Schickard außer diesem sechsten Abschnitte jener siebzehn, auf den er sich umständlich einließ, auch die vorhergehenden fünfe mitnahm, und überall eine Menge Dinge beybrachte, die damals noch den ganten Werth der Neuheit hatten: so war eS wenigstens ein Anfang, der alle mögliche Aufmun/ terung verdiente. Auch den siebenten Abschnitt wollte er damals gleich mit liefern: warum dieser aber Zurückbleiben mußte, verdienet, daß wir es von ihm selbst vernehmen. Libuisset quidem hac vice provehi ulterius, & feptimum Genealogiae membrum attexere, quod Pseudoprophetae hatales contineat, multis utique memorabilibus refertos: at incremento libelli obstirit Vidua Typographi, ob caufas domi notas, dum ad instantes nundinas, hoc tantum breve fpecimen praemittere destinavit, fcifcitatum an fit emptores reperturum ? Nam

Von dem rc.Tarich Beni Adam. 30$

Nam quae me quidem melius sperare juflit materiae peregrinitas, ea ipfam facit meticulosam: cum experimenris didicerit, rustica Kalendaria vendi multo numerofius, quam ipfas Ephemerides, unde illa defumuntur.

Die weise Frau Derlegerinn! Aber warum über sie spotten? Hat sie nicht recht gehabt? — So scheinet es wenigstens. Denn sie hat eS gar fein bey diesem Versuche gelassen. Es war 1628/ als er, wie gesagt, erschien: und Schickard starb erst sieben ganzer Jahre nachher. WaS hätte ihn abhalten können, wo nicht alle übrige eilf Ab­ schnitte, wenigstens doch jene zwey nachzusenden, die er schon so gut als völlig ausgearbeitet haben mußte: wenn es nicht die Frau Derlegerinn gewe­ sen wäre? die sich ohne Zweifel für die Ehre be­ dankte, eine großmüthige Befirderinn der morgenländischen Historie zu heißen, und zu darben. Nicht anders: Marchtaler und Schickard hatten den besten Willen vergebens. Durch den Kaltsinn ihrer Zeitverwandten ist von des erstern Handschrift, und von des letzter» Arbeit darüber, nie mehr zum Vorschein gekoumien, als jene Serie« Regum Perfiae; worunter sicherlich Deutschlands Ehre noch weit mehr gelitten, als die Geschichte Leun. Schr. xiii. ry. U

zo6 Beyträge zur Gesch. u. Likter. |

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künde. Denn eS ftp auch, daß wir da», was uns Schickard damals nicht ander» als noch mit Vie» lerltp Mängeln geben konnt», nachher von andern vollständiger und besser erhalte» haben: so waren doch dies« andern lauter Frtniosen oder Englän­ der; und unserm Vaterland« entging der Ruhm, auch hier die Bahn gebrochen |u haben. Nur bey dem «intigen Abschnitte stehen tu blei­ be», dessen «ns Schickards Freund, durch seine« uureitigen Rath, beraubte: wer wußte in Europa damals von Jenghiz Lhan und seinen Nachfol­ gern? Einig« alte Reisrbeschreiber hatte« ihrer kaum erwähnt; und Schickard war in Europa schlechterdings der erste, der uns au« morgenländischr» Quellen etwa» von ihnen melden konnte, pocok, Herbelor, de la Lroix, Gaubil hätte« alle in seine Fußtapfen treten müssen, di« sich so nun nicht träumen ließen, daß diese» ihres Weges schon längst rin Deutscher gegangen wäre. — Wohin die Papiere des Schickards »ach sei­ nem Lode gekommen, weiß ich nicht. Eben so wenig weiß ich, ob die Abschrift, welche er, wie ich finde, von dem ganten türkischen Stammbau­ me genommen, noch irgendwo vorhanden Aber, wie gesagt, weiß man doch auch nicht einmal, wie

Von demrc. Tarich Beni Adam. 307

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,

e« mit bcm Originale selb- weiter gegangen, und ob und wo dasselbe annoch anzutreffeur Dieda«mest sie von ihm »u wissen glaube» könnte», dürsten egerade da suchen, wo es gewiß nicht anzutreffeo. Marchraler nehmlich, welcher sür gut sand, da« Schiekardsche Werk in seinem Namen dem Käst ser Ferdinand 1. zuzueignen, versprach in der Zu« schuft, da- türkische Original in die Kaiserliche Bibliothek »u liefern, so bald al« Schickard mit seiner Arbeit vollend« tu Stande sey» würde, »der auch noch «her, im Fall e« der Kaiser |« sehen be» gierig sey» sollte. Autogrephum ipfum, sagt er, fub Aquilae fignis partum, ad ejusdem Aquilae alas remittam, in Augustali Bibliotheca reponendum: quod vel tune stet, cum caetera erunt exposita Latine, vel nunc statim facere paratus fum, si Sa. Mts. Va. vifendi defiderio ita justerit. Wer sollte als» nicht glaube», da- diese« wirklich geschs, Heu? Wer sollte sich «inbildeu, daß rin Schatz, welcher der Kaiserlichen Bibliothek hier f» feyerr lich angrtragr» wird, irgendwo ander- zu suche» seyn sollte, al« in ihr? Und gleichwohl ist er r«; den» mit Einem Worte: nicht Wie», sonder» Wolseabüttel besitzt ihn, diese» Schatz. Bey un« muß iha der U »

308 Beyträge jurGesch. u. Litter. rc.

lehrt» suche», welcher Lust und Kräfte hat, Schi» ikardk Arbeit ru berichtigru «der fortrusetzea. Ich bin gewiß, daß ich hiermit etwa« airzei» ge, welches der Antrige um so würdiger ist, je unbekannter es schlechterdings geblieben. Wen» selbst der Geschichtschreiber unserer Bibliothek, Durckhard, etwas davon -«wußt hat, so hat «r doch nicht- davon gemeldet. Und eben dieses gilt von allen andern, die entweder von de« Seltenheit ttn der berühmtesten Bibliotheken überhaupt, oder der unsrigea insbesondere, mehr oder wrni» ger geflissentlich, gehandelt haben. Als «euerer Zeit «och Vaumgarron den groß»« Verlust be» klagte, den die Geschicht-kunde darunter gelitten, „baß die in der Aufschrift und Vorrede des Schi« «kardschen Werks gemachte Hoffnung rur ähnliche» Erläuterung der übrigen Geschlecht-tafeln unserer Handschrift, nicht erfüllet worden *)würd» er wohl anlumerken unterlasse» haben, wo allenfalls «in zweyter Schickard die Handschrift selbst gegen» närtig flndt« könne; wenn eres gewußt hättet Indeß kann es freylich nicht fehle», daß gleich, wohl einige Gelehrte einmal Wissenschaft davon •) Im fünften Bande der Nachrichten von einer Hallischen Bibliothek. S- ?o$.

Von dem re. TarichBeni Adam. 309

grhabt hatt«. Ich selbst kaun deren i»ry neunen, wovon der eine so gar Gelegenheit gegeben, daß wenigsten- ein Verdacht davon in da- Publikum kommen können, Diese- ifr -Ziob Ludolf, der i686 unsere Bibliothek tu Augenschein nahm. Wenn Juncker, in dessen Leben •), da- Merkwür­ digste, wa- ihm daselbst vorkam, Namhaft macht; so heißt e- unter andern: Praeter haec gutem admiratus est tum tria exempla Alcorani, tum maxime ingens Volumen Arabicum, in quo continebatur Genealogie Adami usque ad Noachum, 8c a Noacho usque ad Christum & Muchammedem» hujusque filiam Fatinam, in qua Muchamedi genus cstc desiit; a cujus tarnen majoribus, fuccefso res ejus 8t collaterales, Arabumque Principes (Sherif) 8c Silltani, gentem fuam derivant« Infignem usum pracstare hunc codicem iis poste perfuafum fibi habuit Noster, qui Historiam Sarace* nicam Turcicamque 8c Arabicam tractare adgrediuntur. C- ist kein Zweifel, da- hiermit unser

Marchtalerische- Manuseript gemeiner sey. Ich habe aber auch nicht Unrecht, alle- wa- Ludolf, oder vielmehr Junker, hier davon sagt, mehr für U 3 e) Comment, de vita Job! Ludolfi, p. 149,

3 io Beyträge zur Gesch. u. giften re.

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einen Verdacht, al» für eine Nachricht tu erklü, een. Denn da« Wichtigste fehlt dabey; nehmlich die Anreize, daß, und van wem, und wie weit e« bereit« genutzt worden, al« ohne welche e« die Aufmerksamkeit unmiglich erregen konnte, die e« verdienet. Daß man jedoch ja nicht glaube, daß Ludolf selbst eile« diese« nicht gewußt habe. Lr wußte e« nur allzu gut, wie ich gleich sagen will; und daß wir e« nicht auch in seinem Leben lesen, beweiset höchsten«, daß er e« noch nicht damal­ gewußt, al« er die flüchtige Nvtir davon auf« Pa­ pier warf, die Juncker ohne Zweifel vor sich hatte. Noch vor Jahr und Tag würde man, in unse­ rer Bibliothek selbst, schlechterdings nicht haben sagen können, wa« für eine Arabische Genealogie e« sey, die Ludolf ehedem daselbst solle gesehen haben; geschweige, daß man sie Hütte »orzeigen können. Denn ich weif nicht, wie e« gekommen, daß da« Marchtalerische Manuskript in keinen ein­ zigen von unsern Latalogen eingetragen, und selbst auf die sonderbarste Weise in einen Winkel verkra­ met worden, wo e« unmiglich jemanden tu Ge­ sichte kommen konnte. Gan» unvermuthet fand ich e« in einem «erschlossenen Kasten, tu welchem

Von demrc. Tarich Beni Adam, zu

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fid) so gar der Schlüssel verloren hatte; so lange war er nicht eröffnet worden: und sand es daselbst unter einem Prasse von auSgemerrte» Kupfern und Charte». Mei» ganjeS Verdienst um diese Wie» derauffindung aber, ist die Neugierde, die ich hatt te, einen längst bey Seite gesetzten Kasten itt durchstänkern; r« alle dem übrigen brauchte ich glücklicher Weise nur Augen. Denn kaum hatte ich es in die Hände genommen, als ich auf der Rückseite deS einen Endes der Rolle folgende Auf» schrift las: Anno Doi, MDXCIII die 14. Decembris Erobert der hoch t und wohlgebohrne Herr, 'Herr Lhristoff Frecher zu Teuffenbach, Mayerhoven u. Dürrenholz rc. Röm. Ray. May. Rriegs Rath u. General der Oberhungarischen Lande rc. die gewaltige Vöstung Filek, in Oberhungarn, so ob $0 ‘Jattn in des Erbfeindes Handen geweßt Neben noch andern 12 Granitz u. Bergkhausern. Bey welcher Eroberung, in der Türkischen Schloßkirchen daselbst zu Filek, ist dieses Tür, U 4

ZI» Beyträge zurGesch. u. Littet, rc.

tische Stammregister, mir einem geschrie, denen Pergament umbschlageu, allermassen solche» allhier vor Augen, neben andererRrieg», beurr bekommen und nacher Deutsch, land gebracht worden durch Veit Marchtalern Bürgern in Ulm.

Und kaum fieng ich ti an aufjuwickeln, als ich zwey deutsche geschriebene Bogen eingelegt sand, welche rin Summarischer Bericht von dem In« halt dieser Rolle, oder Türkischen Stamm» Register», überschrieben waren, und di« ich au» der Unterschrift, von

1. Die älteste, ukb, so viel ich finde« sann, aller, erst« gedruckte Ausgabe, -le weder Merraire, noch Fabriciu» gekannt hat, von r«r- zu Leip, zig bty Lonrad Lacheloven. Sie ist kn klein Quart auf acht mit einander abwechselnden Lernio, ntn und Quaternionen, die unten von • -i« h flg, airtt, aber »berwärt« weder numerirt «och pagi, nirt find. Auf der ersten Seite des LktrlblattL steht blast Belogt Thtoduli; und auf der andern ein Holzschnitt, die Scene -es Gedichts mit ihren Personen verstellend, a) Eine neuere, eben bat selbst und bey eben demselben Drucket, von 149a, welche beym Fabririuo und Metraire die älteste ist. Sie ist der. vorigen an Format und Schrift gleich, nur etwa« weitläustiger gedruckt: denu fie zählt neun dergleichen abwechselnde Lernionen und Quateruiourn; und dir Blätter find mit römischen Zahlen «berwärt» numerirt und gehen bisxxxxxx». ;) Eine noch neuere von 149? zu Lölln bey ^ein# rich dXuentell. Das Titelblatt hat EglogaTheo* duli; aber zum Schluffe find aus dieser Einen Ekloge mehrere geworden. Denn da heißt es, EglogeTheo* duli cum notabili commento feliciter finem ha* bent. Und eben dieser notable Commentar ist es, welcher in allen drey Ausgaben den Absätzen des

3$o Beyträge zur Gisch, u. Littet, rc. n ■

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Gedichts stückweise eingedruckt ist. €r fingt »n; Circa initium hu jus libri fciendum quod Averroes; und endigt sich: et in hoc fopitur über Theoduli» de quo fit benedictus Deus gloriofus in fecula feculorum Amen. Ohne Zweifel iß eS

des Stephanus parringronu» Arbeit, wenig­ stens hat der ehemalige Bibliothekar Laurerbach, in dem einen Exemplare auf dem Titel, cum fcholiis Stephani Oxonienfis, beygeschkitbeN.

3* Anfrage aus Holland. Eie betraf die noch ungedruckten Epigrammata de» Luxuriu», und bezog flch auf dir Stelle des Herrn Durmann vor seiner Anthologie vet. lat.

tpigr. (Epift. Dedicat. p. XLV1IL) „ Luxuril Epigrammatum Codex Ms. fuit apud „ Marq. Gudium, ut patet ex Catalogo infignis - „ejus Bibliothecae, quem Codicibus Mss. re„fertislimum habuit, pag. 555. Cum vero li„bros Mss. Gudio olim possessos fuae Biblio„thecae adferuerit Dux Guelferbutanus, inter „ illos verofimile eft etiam adhuc adfervari „hunc Luxurii codiccm, quem tarnen Salmafia„ni apographum sufpicor.“

Beantwortete Anfragen. —

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351 ■

Ma» woll« wisse», «b e« mit dieser Dermulhung de- Herr» Durmann seine Richtigkeit hätte, unb volltt in dem bejahende» Falle da- Manuskript nä­ her kenne».

Beantwortung. C- ist Iwar wahr und bekannt, da- überhaupt die Manuskripte de- Gudiu» in unsere Bibliothek gekommen sind. Gleichwohl kann man sich brtrir, gen, wenn man schlechterdings ei» jede« Stück, leit e< in dem gedruckten Derzeichniffe derselben sieht, hier suchen wollte. Der öffentliche einzelne Verkauf war bereits angegangen, als von hieraus das Gebot auf dir ganz« Sammlung geschah. Ei­ nige Stück« waren also schon in ander» Hände», und konnte» auf keine Weise wieder erlangt wer­ de». Ich will bey Gelegenheit »ine Anzeige von denselben mitthrile», damit die Gelehrten, welche jenes gedruckte Derzrichniß zu Rathe ziehen, ge­ nau wisse» können, was sie hier «der anderwärts r» suche» habe». Zum Glücke aber ist diese« der Fall hier nicht. Sonder» di« Handschrift de- Luxurius, oder, wie er, selbiger zu Folge, richtiger heißen würde, Luxoriu», ist wirklich bey un« ovrhandrn; und

35» Beyträge zur Gesch. u. Litter. rc. t



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auch bann' hat Herr Burman» richtig vermuthet, daß es nicht« als »in« Abschrift au- dem Codex de« Salmafius ist. Sie ist indeß von der eignen Hand de- Gudius, welcher mit den beygesetzten Worten, Ex Ms. Codice vetuflifllmo Philiberti de la Mate Senatoris Divionenfis, jene jtmt jQotDt deutlich

genug angezeigthat. Ohne Zweifel würde e-Herru Burman» auf all» Weife angenehm gewesen seyn, dies« Gudische Abschrift brauchen m sinnen. Sie würde ibn unter andern, so viel ich rinsehe, deutlich überiengt haben, daß jene Schedae Divionenfes, die er aus einem andern Manuskripte al« dem Salmaflscheu gestossen zu seyn glaubt, die» seS wohl schwerlich find, sondern zuverlässig eben» fall- jenen Codex deS Lacurne, »der des Salma« (tue, oder d«S Philibert de la Mare, welcher gegenwärtig in der Kinigl. Bibliothek zu Paris ist, für ihre Quelle erkennen. Der Grund wenigsten-, auf welchen sich Herr Burmauu wegen dieser ver, meinten Verschiedenheit stützet, daß nehmlich die Schedae Divionenfes eine ziemlich genaue Abthei« lung in vier Bücher haben, von welcher in seinen Heinfianis Salmafiani codicis chartis keine SvUk tu finden, fällt dadurch weg, daß man aus der Abschrift des Gudius erkennet, dass in dem Ma­ nuskripte

BeanlwSrtete Anfrage».

353

«ufm'pte 6t# Salmafius, tont tntabegt». dke Epi/ grammata des, Luxuriu» gleichfalls abgesondert gewesen, und «in eigenes Bach ausgemacht baten. Dean diese unsere Abschrift fingt nicht allein an: LIBER EPIGRAMMATON V1RI CLAR« LVXORI et sPECTABiLiSi sondern schließt auch: epi* GRAMMATOM EXPLICIT FEL1CITER; welche Wort« schlechterdings von der Art find, da- rs fein« willführlich« Formeln des Abschreibers seyn sinnen, sondern ans dem Manuskripte genommen seyn müssen. Ja, was noch mehr; gleich unter dem Explicit haben noch eben folgend« zwey Vers« Rau« gesunden, die «utweder nur der Anfang eines epi, gramms gewesen find, »der fich auf einen Umstand bezogen haben, den wir jetzt nicht wissen. De Tittle Lxxori cum ütrßbuf.

Prifcos Luxovi certum est te vincere vates: Carmen namque tuum duplex victoria geftafc Und idue» zur Seite merkt Gudius

so durchaus »bar alle Schwierigkeit? Ich wenig» Kell« gestehe, daß ich nicht einsehe, was Laude operis fund! sagen solle, »der sagen fiaat. Wie ««gleich deutlicher u«d schiner stießt diese Zeile beym Dudius: Laude operis fruitur, capit & fua gaudia praeful. Und, wie gesagt, dieses hat Godiu» ia dem Ma» «ascripte gelesrnr nicht verbessert. — Ich kann bey dieser Gelegenheit de« Herr« Vurmann «och eine Sorge benehme«, dir er sich an dem nehmliche« Orte «or der Anthologie (Ep. dedic. n. xv.) 66« ri««m Buche macht, da» ihm nie tu Grstchte gekommen. An Andrere Mariani Bononienfis CoUefta Rxinarum Epigrammata, No­ mae edita an. 1541, quae in fine Praefttionis fuae memorat Ahnttovteniur, huc propius spectent, libro nunquam viso, noble dijudicare integrum non ess. Da» Buch, welche» nicht tu Rom, so»« der« in Bologna, im besagten Jahre ia r gedruckt ist, befindet sich in unserer Bibliothek, und ent, hjlt nicht» «on alten Aufschriften. Der rigent» licht Titel, ia welchem da» Wort collecta, da» Herrn Durmann ohne Zweifel de» meiste» Verdacht erwecket hat, nicht »orttmmt, heißt: 3 r

358 Beyträge zur Gesch. u. Litter. re. t

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Ruinarum Romae Epigrammata; quibus Miranda Urbis agnoscuntur, facra vifitantur, nova & vetera Elogiis recensenturj und ist leicht daran- flb|U/

nehmen, daß e- eigene Epigrammat- sind, worin Marianus die vornehmsten Gebinde und Monn, mente de- alten und neuen Rom- beschreibt. Sie sind tn drey Bücher getheilt, und baden eine Iurie prosaische erlinterung unter sich.

VII.

Marco Polo, aus einer Handschrift ergänzt, und aus einer andern sehr zu verbessern *). *Vu Nachricht», welche Marco Polo, |tt En» de de« dreyiehuteu Jahrhundert«, een den »tien» talischen Ländern bekannt machte, di» er in Diene -en de« Rublaikhaa. selbst tu bereisen, oder sonst näher kennen lernen, Gelegenheit gefunden hatte, haben da« besondere Lob, daß fit mit der Zeit immer mehr und mehr bestätiget worden. Die letzten und neuesten solcher Bestätigungen, welche ich in einem Werke, da« fich unmittelbar au« chi« uefischen und arabischen Quellen verschreibt, ich meine, in der Allgemeine» Geschichte der occu deukalische» Tarrern de» Herr» Oeguigneo 34 •) Zweyter Beytrag, G. i$s. n. f.

z6o Beyträge zur'Gesch. u. Litter. x gl

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las, Mnften mich besoobtr# merkwürdig r und fle waren «», die wich veranlaßtet», die lateinische» Handschrift«» vonunehmen, welch« unsere Biblia thrk von diesen Nachrichten des Polo besitzet. Es ist nicht ganz aasgemacht, non wem «ad in welcher Sprache, «b italienisch »der lateinisch, diese Nachrichten ««erst aufgesetzt wvrdea. Der Tert intwischro, den di« Gelehrten am gewih»lichsteo gebraucht haben, »b er schon für «eiter Licht«, al« für «ine UebersetzUag au-gegeben wird, ist der lateinisch«, so wie er in dem Henvagischen Novo Orbe und beym Reineccin« befindlich. Sben diesen legt« auch Andrea» Müller bey sei« «er Ausgabe »oa 1671 t«m Grunde» verglich ihn aber mit einer audrru ebenfalls lateinischen Uebersetzung, die ein Franciscu» Pipinus, ein Zeit, verwandter des Marco Pol», verfertiget hatte, «ud »oa welcher er thu Handschrift in der Chur« fürstlichen Bibliothek in Berlin fand. Was »an unsere Handschriften anbelaugt, so find fle um so viel merkwürdiger, da »wey dersel­ be» die nehmliche vebersetzüng des Pipinus ent­ halte», die dritte aber sowohl vva dieser, als auch von de« ander» gewöhnliche» lateinischen Sexte, völlig verschiede» ifi.

361

Marco Pols. 0------

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Ich fangt bey jenen an, und bemerke een ih« eien überhaupt, daß sie, im Gqnzen genommen, sowohl unter stch, al» mit der Berlinischen Hand, schift, so viel sich nach den von Müller daran» angeführten Lesarten urtheilen lüßt, so ziemlich übereinstimmen. Die eine derselben ist ans Perg«, men, und scheinet gegen die Mitte de» vierzehnten Jahrhundert» geschrieben zu seyn. Di» andere aber ist zwar nur auf Papier, und könnte leicht ein huubert Jahre jünger/ryn: gleichwohl «ter ist sie sonst auf all« Weise die vorzüglichere. Denn außer einer Meng« einzelner Stellen, dir fit am richtigsten und besten liefet, Hai st« auch in dem ersten Buche «in ganze» Kapitel mehr, al» der gewöhnliche, lateinische Text, und al» selbst hie Handschrist zu Berlin. Wenigsten» hat Müller diese» in allen gedruckten Ausgaben fehlende Kapi, tel daran» nicht mitgetheilt, auch im geringsten nicht angezeigt, daß er dergleichen darin gesunden. D» e» nun, auch seinem Inhalt« nach, nicht ver, üchtlich ist, so glaube ich, verdienet r» um so viel mehr, bekannt gemacht zu werben. E» unterrich, ret un» nehmlich von -erinnern Einrichtung jener siegreichen Tatarischen Kriegsherr«, die man viel, leicht nur allzugeneigt ist, stch al» einen tloßrn 3 $

z6r Beyträge zur Gesch. u. Litten re.

Schwall von Menschen zu denken, der alles einzig durch seine Menge und Ueberschwemmung gezwun, gen. Sie waren nicht- weniger als ohne Ord, uung, und ihre Ordnung war simpel und uatür, lich. Hier ist das ganze noch nie gedruckte Kapi, hl, welches diese Ordnung beschreidt. ES ist in der Folge das sechzigste, und macht der Kapitel deS ersten Buchs in der Handschrift sieben und sechzig, da die gedruckten Ausgaben deren nur sechs und sechzig zählen.

LX* De ordine cxercitus TartarÖrum & fagacitate bellandi. Ordo gutem eorum in gubernatione cxercitus & modo praeliandi talis oft. Gluando dux aliquis praeficitur cxercitui centum inillium militum, eligit quos vuk chiliarchas, five tribunos, f. qui milk equitibus praefunt, centyriones & decuriones. Sic cnim univerfus cxercitus ordinatur per milk, centum & decem. Centuriones gutem confiliarii sunt Trjbuni: Decuriones vero confiliarii sunt Centurionis. Ita duntaxat, ut nullus praepofitus confiliarios habeat ultra decent. Hüne

f.



Marco Polo.

36z

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modum fervant in magno & parvo exercitu. Gluando vero qui centum millibus praeest, mitte­ te mille vult, > inandat illi, qui decem millibus praefit *), ut mille de suis eligat. Ille vero mandat Tribuno, ut eligat centum; & quilibet Cen­ turio eligit decem; quilibet vero Decurio dat unum, & hoc modo mille de decem millibus eliguntur. Hoc autem tanto fervatur ordine, ut per aequales vices mktantur finguli, fciatque unusquisque, quando de jure ad hoc eligendus fit. Gluilibet autem dum eligitur, statim obedit. Non enim in univerfo orbe reperiuntur homines tanta obedientia ad dominos suos, ficut Tartari sunt. Cum autem de loco ad locum procedit exercitus, femper a quatuor lateribus ejus ducenti vel amplius custodes sunt in diflantia congrua, ne occurrerc possint improvifi. Gluando autem in cam-

*) Diese Stelle lautet in dem Manuseripte nicht gan; so, sondern: Gluando vero is, qui cen­ tum militibus mirtere mille vult, mandat octo qui decem millibus praefit &c. Der Zulam^ menhanq aber, und die ganze Sache giebt eö wohl von selbst, daß die Worte verdorben, rind man wohl nicht anders lesen kann, als so, wie ich es aleich in dem Texte zu ändern, mir

die Lreyheit genommen habe.

364 Beyträge zur Gesch. u. Litter.re.

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po cum hostibus praeliantur, faepe fugam arte fimulant, poft fe nihilominus fagittantes, donec infequentes hoftes quo velint deducunt, tune fe unanimiter vertentes ad ipfos, de ipfis faepisiime victoriam obtinent. Saepe enim hoftes eorum ex hoc confufioni patent, dum vicisse fe putant. Equi eurem eorum sic aflueti sunt, ut ad voluntatem sessorum facillime huc illuc vertantur.

Ich habe gesagt, baß e« Vie jüngere papierur Landschrift ist, der ich diese« Kapitel ru danke» habe. Ma» darf aber daran« nicht argwohne», daß e« sonach auch wohl nur «in fremder Ansatz sey, der sich weder vom Pipinu» »och »em Polo Herschreibe. Denn daß r« ächt sey, bewrijet di« andere ältere Handschrift auf Prrgamro, in dere» Derieichniffe der Kapitel e« in der nehmlichen Fol» ge und unter der nehmlichen Aufschrift vorkömmt. Nur mangelt e«, durch da- Versehe» de« Abschrei' der«, grißtentheil« in dem Werke selbst) indem bloß dir letzten Worte desselben dem vorhergrhen, den Kapitel, -an» ohne Verstand, angebäogt find. Wen» dieser Verstoß sich daher etwa auch in der Berlinischen Handschrift finden sollte, indem e« leicht sey» könnte, daß entweder sie eia« Abschrift von der uasrigen, «der unsre ein« Abschrift von

Marco Polo. t...-----

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36$ — ■■

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tyt teitt, oder Luch beyde au» einer uud «beu der» selbe« dritte» genommen wäre»; so ließ« «»sich um so viel eher begreife», warum Müller dieser gante« Stelle nicht erwähnet, die der vo» ihm vergliche, oen Uedersetzung deSpipinu» doch so »kg»» ist. Sie kämmt aber, wo nicht de» Worte», doch dem wesentlichen Inhalte »ach, auch i» der dritten Handschrift vor, vo» welcher ich gesagt habe, daß fit sowohl vo» dem gewihulichea lates, Nische» Texte, al» von der Uedersetzung de» Pipi, nu» unterschieden sey. Und zwar besteht da» Ci« gene dieser Handschrift überhaupt daria, daß sie in sehr vielen Stellen mehr eia Au»tug, »der mehr der erste unvollkommnere Entwurf de» Werk», al» da» Werk selbst, tu sey» scheiaek. Aber schwer, lich würd« ihr diese- einige» Werth gebe», wen« sie nicht tugleich in eben so viele« Stelle» dem, ungeachtet vollständiger, richtiger und tuverläffi, ger wäre, al» sich weder der gedruckte Text noch die Uedersetzung de« Pipinu» teige». Sie vor» nehmlich wollte ich daher tu Rathe jiehen, wen» ich nöthig hätte irgend eine» Ort de» Pol» kri, tisch tu untersuchen, ob fit schon noch kaum so alt ist, al« die jüngste der twey ander», mit welcher Pe sonst Zug und Papier gemein har.

366 Beyträge zur Gesch. u. Litter.rc.

E« wird sicht undienlich seyn, diesen ihre« D»r»ug an einer Probe,u «eigen; wem ich sofort den Eingang de- Werke- wählen will, der die all, gemein« Nachricht von den Reisen de« Marco pol», und seine- Vater- und Detter- enthält. Damit man aber auch sehe, wie weit sie überhaupt sowohl von dem gew-hnliche» gedruckten Texte, al« »on der Uebersetzung de- Pipinu» abweicht r so will ich dies« letzte ihr »ur Seite setzen; welchrum so weniger überfiükig seyn dürfte, da auch fle noch ungrdriickt und nur au- den Le-arte» de« Andr. Müller bekannt ist. Als» in der ersten Co, lumnr, Pipinue: und in der zweyten der Ung« nannte, eon dem e« sich hernach »eigen wird, ob wir ihn nicht vielleicht für etwa« bessere-, al-eben, fall« nur für einen Uebersetzer, halten dürfen. Hier läßt der Verfasser eine lange Probe folgen, die der Line, tatet, wenn eS ihm darum ru thun ist, in den Deyträ, gen :c. nachsehen kann. Für den größten theil von LejsingS Lesern ist ste entbehrlich.

Der sich die Müde nehmen will, diese« mit dem gewihnlichrn gedruckten Texte »u vergleichen,

Marco Polo.

367

wird finden, va« ich gesagt habe. Nicht allein die Uebrrsryung de« pipiuus enthält «och man­ chen kleinen Umstand, welchen entweder da« Ben tinische Manuskript gar nicht har, oder den doch wenigsten« Müllerin seinen daran« gelogenen Lee­ arten mittunehmea vernachlässigte; sondern «hat auch, welche« ich hier vornehmlich anruieigen für werth geachtet, der andere ihr beygefügte noch ganl unbekannt« Text, so viel Besondere« und Zuverlässigere«, so viel Name» von Personen und Srte» mehr, al« sich in der Uebersehong de« Pi, pinu« und der gemeine» sind»», daß er gewiß sehr vergliche» l» werden verdienet, wen» r« Marc» Polo »och überhaupt einmal verdiene» sollte, baß man sei»« Nachrichten so vollständig und ächt, al« miglich, tu habe» suchte. Nur einige« hiervon anruführe». So ist «S 1. L. dieser unserer Handschrift gaNj eigen, daß fle den Weg näher «»giebt, welche» dir Brüder poli, von Soldadia au«, weiter gruommea, um tu dem Derchakhant» gelangen: usque «d Eol$a« & Sara euntes. Er läßt sich, so viel ich weiß, »och nicht mit Gewißheit sagen, welche« eigene# lich da« Land diese« verch^khan gewesen. Viel­ leicht also, daß, wenn un« einmal dir damalige

z6g Beyträge zur Gesch. u. Litter. rc.
baye geheißen: s» wir der junge König in Jodie«, welcher die Tochter de« Kublai he, kam, Lhazan. Gleichfall« könnte ich zu den Doriüge» dieser Handschrift, io der angeführt«» Stelle, noch rech, «en, daß sie da« Jahr, i« welchem dir Brüderpoli zurrst autreisetra, allem Ansehen «ach, eia, »kg und allein richtig ««giebt. Der gewöhnlich« lateinische Text sagt, daß es da« Jahr 1269 ge­ wesen ; allein Reinecciue hat schon angemerkt, daß diese« nicht sey» könne, weil zugleich gesagt werde, daß Balduin«« n. zu Constantinopel regieret, daß t«

Marco Polo.

369

t# also vielleicht iif? heiße» solle», welches da­ letzte Jahr der Regierung besagte» Kaiser- gerne, sea. Nu» hat rwar hernach Müller au- seiner Berlinischen Handschrift da- Jahr isfi dafür bey, gebracht: doch I dürste auch diese- wohl »och nicht ganz da- wahre, sondern für solche- am sicherste» iifo anrunchme» seyn, al- welche« nicht allein diese unsere Handschrift hat, sonder» auch beyde unsere Handschriften der Uebersetzung de- Pipinus, sowohl mit Zahlen, al- mit au-gcschriebeae» Worten haben, und sich »och am teste» mit de» übrige» angrgebcne» Jahrrahlcn vergleichen läßt. Zwar nun freylich nicht mit der von 1177, i» welchem Jahre sowohl der gewihnliche Text, aldie llebersetzung de- Pipinus, in beyde» unsern Handschriften, sagt, daß di« Gebrüder Poti von ihrer ersten Reise zurück grkommeu, und zu An­ cona im April «»gelangt rvjren. Allein diese Jahrzahl ist offenbar falsch; und auch da- gereicht also unsrer dritten Handschrift rum Lobe, daß sie solche gar nicht hat, und bloß de» Monat April nennt- Denn wenn sie i,6- au-gereiser sey» sol­ len, so konnte» sie unmöglich schon 1171 wieder lurück sey»; und wen» eS wahr rst, daß der junge Marco bey ihrer Zurückkunft is Jahr alt war, wenn. Scyr. xin. rh. Aa

37o Beyträge zur Gesch. u. Sitter, rc. «

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so müßt«» sie nothwendig km Jahre $6 oder $7 au-gereiset sey». Doch unsere dritte Handschrift giebt da- Alter d«S jungen Mareo gleichfall- nicht an, sondern nennt ihn bloß bald puerum, bald juvenculum, wonach da- von ihr angeieigte Da­ tum der erste» Ausreise von njo, noch immer seine Richtigkeit haben kau». ES ist auch sonst au- der Geschichte der PLbste |u erweisen, daß dir Jahrrahl 1173 falsch seyn, und dafür nothwendig 1269 stehen muß. Denn eheißt, daß die Pols, bey ihrer Zurückkunft im April, den Tod de- Pabste-, welche- Clemens IV. war, erfuhren, und |wry Jahr in Venedig blie, den, ehe ein »euer Pabst gewihlet wurde. Nun starb Clemens IV. im November 1268» und nur erst im Sept. 1271 bestieg Theobaldus, unter dem Namen Gregoriu- x.. wieder den Stuhl, wodurch sowohl die Zeit der ersten Wiederkunft, als der iweyte» Abfahrt unserer Reisenden, außer allen Zweifel gesetzt wird. Hiernjchst ist bey jener falschen Jahriahl, so­ wohl in dem gewöhnlichen Texte, al- in der Uedersetzung de- pipinuo, noch «in andrrr grobrr Fehler, den wiederum riniig und allein unsere dritte Handschrift nicht allein nicht hat, sondern

Marco Polo. » - —> ■

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auch jo verbessern lehret. Nehmlich, baß die poli ihten,W«s, au- dem Hafea von Glaza oder Laya», wie «ufere dritte Haudfchrift de» Ort nennet, gerade nach Ancona genommen hätten, und daß e- in Ancona gewesen sey, wo sie de« päb-lichen Legate» Theobaldu» gefunden. Wer sollte nun hier nicht da- Ancona in Italien «en stehen? und welcher von allen Ueberfetzer», die dem gewöhnlichen lateinischen Tert» gefolgt sind, hat e- auch ander- verstandea? Gleichwohl sehe« wir au- unserer dritten Handschrift, und die Sache selbst giebt r-, daß Acra in Syrien, ober pro, lemaio, gemeiner ist, welche- freylich von de» damaligen Geschichtschreibern auch wohl Acon oder Accon grneunet wird. Dean da war«-, wo sich der Zeit rheobaldu» aushielt; r- sey nun wirklich, alt päbstlicher Legat in pinibus Orientis, wo»« ihn all« Au-gaben und Handschriften de« Polo machen, »der auch nur al- «in frommer Pik« gkiM, oportunum tempus expectans, ur Hierosolymam, orationis ergo, cum caeteris peregrinis proficifceretur, wie Liaconiu» sagt, und Dldoinu» in seine« Zusätzen ausdrücklich behauptet. So sehr uun aber au- diesem allen der ((fön* dere Werth unsrer dritten Handschrift einleuchte» Aa 2

37» Beyträge zur Gesch. u.Litter. rc.

dürst«: so muß ich dennoch eilte Anmerkung bey« füge», di« meine ganze Anreize davon vielleicht sehr unwichtig machen würde, wenn nicht diese Anmerkung selbst so viel nützlicher wäre. Ich will sagen: die Nothwendigkeit, diese Handschrift ru vergleichen, ist bey alle dem so groß nicht; weil sie, oder eine ähnliche, bereits von einem Manne gebraucht ist, dessen Verdienst um daS Werk des Polo man entweder nie recht er» kannt, oder vielleicht scheu längst wieder vergessen hat. Dieser Mann ist Ramusio, weicher bereiti$S3 dem zweyten Bande seiner Sammlung Delle Navigation! et Viaggi eine italiänische Ueber» setzung desselben einverleibte, welche er nicht nach dem gewöhnlichen lateinischen Texte, sondern nach den ältesten und besten Handschriften gemacht hatte, die er auf das sorgfältigste durch einander zu berichtigen, und au- einander t» ergänzen, sich die Mühe genommen. Nach dieser Arbeit hätte schlechterdingt an den elenden lateinischen Text gar nicht mehr gedacht werden müssen. Aber ich weiß nicht, wie eS gekommen, daß die Gelehrte« überall noch immer fortgefahren haben, ihn zu brauchen und anzuziehen, ja ihn bey ihren Ueber»

Marco Polo.

373

fe^ungen und Ausgaben, die sie lange nach de« RamusLo veranstalteten, zum Grunde zu legen. Es verlohnt sich der Mühe, deren einige anzusühren, unter welchen eS dem Reinenrs Reineccins vielleicht am ersten zu verzeihen ist, daß er 1585 in seinem Chronico Hierosolym. den Polo noch wieder in seiner alten armseligen Gestalt auf­ treten ließ. Er hatte mitten in Deutschland viel­ leicht nie etwas von der italiänischen Ausgabe deö Rarmrsio gehört, von der es sich sofort der Mühe verlohnt hatte, eine lateinische Uebersetzung zu machen, um den alten barbarischen Text mit eins ru verdrängen. IN gleichem Falle mochte sich ohne Zweifel Haklu^t in England befinden, welcher in seine Sammlung von Reisen annoch 1589 eine eng­ lische Uebersetzung dieses Textes brachte. Nur Hakluyrs Nachfolger, purchas, war glücklicher und aufmerksamer- Ihm entging Ra, mnsio nicht, und er ist, so viel ich gefunden, üf der ganzen Folgezeit der einzige, welcher diese« Italiener Gerechtigkeit widerfahren lassen. Er verfertigte nach dessen Ausgabe eine neue englische Uebersetzung, mit der er den dritten Theil seiner Pilgrime? 1625 bereicherte, und erklärte sich indem Dorberichte derselben so stark rum,Vortheil des Aar

374 Beyträge zur Gesch. u. Sitter, rc.

Ramusio, und iuttt Nachtheil de» alten lateioi» scheu Texte», daß er einem alle Begierde vergehe» macht, nut n»ch einen Blick in den letzter» cum praedictionibus Prophetarum de Chrifto." Auf einmal schoß mir die Gleichheit |u Sinne, die sich, nach dieser Beschreibung, rwischen jene« Fenstergemalden in dem Kreurgange des KlosterHirschau, und den Holzschnitten der Biblia Pauperum findet- Sie ist so groß, daß fie kaum grö­ ßer seyn könnte. Auch diese Holzschnitte euthal, ten typische und antitypische Vorstellungen von Christo; auch sie sind in drey Felder getheilet, tvovon die bevdeu äußersten die Lypi, und da­ mittelste den Antitypum enthalten; auch sie sind mit den Prophezeyurrgeu von Christo verbrämt. Und was da- Sonderbarste ist; auch ihrer sind ge­ rade nicht mehr und nicht weniger al- vierzig: so viel dort Fenster, so viel hier Blatter.

Fenstergenr. im Klost. Hirschau.' Z95

War war nun natürlicher, als aus dieser Gleichheit auf die Identität ,u schließen 1 Doch, dacht, ich, dergleichen typischer und antitypischer Dorstellungen können so uniählige und so verschie, dene erfunden werden; der Mönch-witz hat hier so reichen Stoff, so gute- Spiel gehabt: daß mehr dazu gehört, ehe man mit Zuverlässigkeit behaup, trn kann, daß beyde- für ein- iu halten, und ent» weder die Hvlischnitt» nach den Fenstergemälden gezeichnet, «der die Fenster nach den Holzschnitten bemalt worden. Ich dachte als» herum, wo ich wohl mehrere und nähere Auskunft von diesen merkwürdigen Fenstern finden möchte: und man kann flch leicht «inbilden, daß Trithemii Annales Hirfaugienfe« da- erste Buch waren, welche- ich in dieser Abstcht fieißig durchsuchte. Aber vergebens. Hierauf ließ ich die Annales Suevici 6t# nehmlichen trufius folgen, dem ich jenen Fingerzeig ,u danken hat» le. Aber auch das war umsonst; und ich konnte nirgends finden, daß er in diesem weitläuftigen, und mit so vielen fremden Sachen angefüllten Werke da- wenige auch nur wiederholt hätte, wa- er dort in seine Nachricht de Comitibus Cal» vensibus einfließen lassen. Endlich erinnerte ich

3$6 Beyträge zur Gesch.«. Litten re. , >------ AkK.qQp, M----„ «ich glücklicher Weise, daß unsere Bibliothek ver« schieden« Handschriften von einem der lutherischen Aebte verwahre, der dem Kloster Hirschau in der letzten Hillftr des sechrehnten Jahrhunderts von gestanden: nehmlich von dem D- Johann parsi, moniue, oder, wie er mit seinem deutschen Na, «en hieß, Rarg. In diesen nun verfügt» ich mich; und wie groß war mein« Freud«, als ich darunter einen Band antraf, der nicht allein man­ cherley Dinge tur Geschichte de« Klosters «$ir, schau enthält, sondern, unter diesen Dingen-auch so gar etwa« fand, da« mir mit ein« so vollkom, mene Gnüge leistete, al< ob ich e« mir, wie man sagt, bestellt hätte; als ob e« der ehrliche Barg vor zwey hundert Jahren, in einem prophetischen Geiste, ausdrücklich für mich, ru meinem gegen, wärtigen Behufe geschrieben hätte. Er hat nehmlich in besagtem Bande, im Jahr If74, Picturas & Scriptum omni; gencris in Monafterio Hirfaugienli hinc inde exstantes g«.

sammelt und ausbehalteu, worunter den größten Play die Hiftoriae Novi Testamenti de Christo, Dei & Hominis filio, una cum Typis & Prophe* tiis Vcteiis Testaments, in fenestris circuitus Mo» nasterii Hirfaugiensis depictae eiNNkhMeN. Und

Tafel II, Legitur in Cantico Canticorum 4. cap. Gluod Sponsus alloquatur Sponfam, eamque sumendo dixerit: Tota pulchra es amica mea > et macula non eft in te. Veni amica mea» etenim coronaberis. Sponsus verus eft Christus» qui afliimendo animam coronat eam. Sponfa ista eft anima fine macula omnis peccati, et quam educit in requiem aeternam, et coronat corona , immortalitatis»

Propheta.

XXX)

Ipfe tanquam sponsus procedens de tha./I larno suo. Psal, 18. I\

Christus coronans Animam* Hoc est9 Homini fi­ deli et se adoranti coronam impvnens*

Tune gaudent animx fibi q omne.

Propheta. Cerona tua circum• ligata fit tibi > et calciamenta tua in pedibus, Ezech.if*

Laus aniML verae, fponsum bene sentit habere.

Propheta. s

Tanquam fponfus decoravit nie corona. Sap. 6«

Legitur in Apocalypsi , 21 cap. Quod angelns Dei apprehendit lohannem Evangelistam, cum esset in fpiritu, et volens fibi ostendere arcana Dei, dixit ad eum : Veni, ostendam tibi sponsern Uxorem agni. Angelus Ioquitur ad omnes in genere, ut veniant ad aufcultanduin in fpiritu agnurn, innocentem Christum animam innocentem coronantem»

Anima qua a Christo co» ronatur. Hoc est, Homo fidelif coram Christo in genua procumbenr eumque adorans, ab ipso coronatur.

fibi quando bonum datur omne.

b

Propheta. Sponsabo te mihi in sempiternnm, Osea, s.

secum in montem du&o jponsam Christi.

Urbf cctlestis, qui est sponsa agni, Christi.

Sponfus amat Sponsern Christus nimis et fpedosem.

Legitur Gen. z. Gluod Dominus dixit ferpenti: Super pectus tuum gradieris. Et ibidem de ferpente et muttere: Ipsa conteret caput tuum, et infidiaberis calcaneo eius. Nam iftud in annufrciatione beatx glorios® Virginis adimpletum eft, qux angelo annunciante concepit saluatorem rnundi.

1

Deus in arbore re» fidens*

$

s' s*

Eva cum Serpente loqnens, et de ar» bore co* medens.

Arbor scientia boni et malt: cui Ser• pent in* nixus feu circumvolu* tns seducit Evam,

Prophet a.

|

Angelus Gabriel cum sceptro, salutans et come pellans Virginem Mariani : Ave Maria, &c.

Virgo falutatur innupta m Propheta.

§ a Viper- Vim perdit fine Vi pariente puella.

Porta hac clausa erit, et non aperietnf. Ezech.

44*

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Prapheta. Defcendet Dominus sicut pluvia in Vellus. Pf. 71.

Legitur in lib. Iudicum cap. 6. Gluod Gedeon petiit fignum victori® in vellere, per madefactionein roris irrigandum: quod bene figurabat Virginem Mariam gloriofam fine corruptione Virginitatis impregnandam ex Spiritus Sancti infusione, in noftram falutem et redemtionem sternam.

Spirit11* Sanilns specie columba superveniens in Ma» riam.

Gedeon fiexis genibus et sublatis manibur cum Angela lohnens.

Virgo Maria legens seu 0rans, viso angelo pertnrbata, töc.

mpta manens gravid atur. Propheta. Crea&it Dominus novnm super terram: fcem.na circum dabit nimm, Ier. 31.

Velins in terra expansum.

Scutum Gedeonis in terra iacens.

Fenstergem. im Klost. Hirschau. 397

diese entscheide» alles; und entscheide» es auf eine Weise, daß schlechterdings auch nicht der gering-e Zweifel mehr übrig bleiben kann; indem die Ger mälde nicht so wohl beschrieben, als vielmehr gänz» lich gezeichnet sind, nur so, daß man die Figuren Nicht allein sehen, sonder» auch hören kann. Um meinem Leser von diesen wörtlichen Hand« rissen den, vollständigsten Begriff zu machen, will ich ihm ei» Paar Proben vorlegen, die er selbst mit den alten Holzschnitten vergleichen mag. Weil aber den wenigsten eine so äußerste Seltenheit zur Hand seyn dürfte; so wähle ich dazu zwey Blät, 1er, wovon flch in bekannten Büchern Copie« -»den. Auf beygefügter Tafel L also zeiget sich da­ erste Fenstergemälde, so wie eS uns parsimonius aufbehalte» wollen. In der so genannten Biblia Pauperum, ist es daher auch das erste Blatt, best sen Copie beym Schelhorn ') ich meinen Leser bitte dagegen zu halten. Wozu er seine Auge« brauche» kann, dazu habe ich nichtnöthig, ihm die meinige» zu leihen. Der erste flüchtige Blick, so wie der letzte und genaueste, wird ihn überzeugen, *) Amoenit. Liter, Toinus IV. p. 296.

z-8 Beyträge zurGesch. u. Sitter, rc. daß beyde», bet Holzschnitt und die Beschreibung, offenbar von dem nehmlichen Urbilde genommen find, und daß folglich diese- Urbild nirgends an« der- als in dem Kloster $u Hirschau ehedem z« suchen gewesen. Daß es nun, und zwar seit 1692, als die Franzosen diese- Kloster einäscherten, nicht mehr in der Welt ist, da- versteht sich. Daß aber nicht auch zugleich da- Andenken davon auf ewig verloschen ist; daß wir sie, so zu reden, noch sehen, und in ihnen den Aufschluß über eine alte Selten, heil erkennen, deren Ursprung «nd Bestimmung ohne sie nie aufgehöret hatte, ein Räthsel zu blei# ben: wem haben wir dieses alles anders zu dan# ken, als der glücklichen Mikrologie eine» Manne», der wohl auch etwa» Bessere» hätte thun können 1 £)ie zweyte beygefügte Tafel enthält da» vier# zigste und letzte Fenstergemälde, welches denn auch das letzte und vierzigste Blatt unter den alten Holzschnitten ist. Eine Copie dieses Blatts giebt der Herr von Heineke; aus der man die vvllkom# mene Uebereinstimmung desselben, mit der Be# schreibung des parsimoniuo, nicht weniger al« bey dem vorhergehenden, erkennen wird. Die ein# tige Kleinigkeit, in welcher man einige Verschie# denheit zwischen beyden zu bemerke« glaube«

Fenstergem. im Klost. Hirschau. 399

könnte, wäre höchstens diese, daß bey den kleinern Feldern, über und unter dem mittelsten Haupt­ felde, wo bey dem parsirnonius bloß das Wort Propheta mit der prophetischen Schriststelle stehet, in den Holzschnitten der eigentliche Name des jedesmaligen Propheten und Urhebers dieser Schriststelle zu stehen scheinet. Doch wenn man genau zusieht, ist dieser Name nichts als die Cita­ tion der Schriftstelle, die beym parsirnonius hin­ ten nach folget. Er selbst füget über besagte klei­ nere Fächer, zum Schluffe seiner Beschreibung, fol­ gende Anmerkung bey. Nota. Ubicunque in praecedentibus defcriptis figuris , fupra aut infra mediam figuram feu historiam ex Novo Testamen* to de Christo pofitam, nomen Prophetae legitur, ibi fern per in fenestris circuitus Monasterii Hirfaugienfis pro ipso nomine Prophetae, pictus propheta, hoc est, figura feu imago gravis & fapientis viri, interdum integra, interdum, & quidem ut plurimum, usque ad umbelicum tantummodo picta confpicitur, cui adjuncta aut circumvoluta est fcheda, in qua Prophetae dictum legitur, in hunc vel fimilem modum. Und hierunter hat er

•) Im angezogenen deutschen Werke, bey Seite

4oo Beyträge zur Gesch. u. Litter.rc. mit der Feder »wey von diese» Brustbilder» fläch« «iS ge»eichnet, um welche, wie er sagt, die Zettel mit dem Spruche, die in den Hollschnitten lief» und recht- darunter Weggehen, sich hi« -und her schlingen; eine Veränderung, die der Formen« schneider offenbar r» seiner Bequemlichkeit gemacht hat. — Ich merk« sonst bey diesem vierzigsten Fenster noch an, daß«- |u der Zeit d«S parsims« nius bereits ringegangen war, und er r« also nicht selbst gesehen, sondern au- der Beschreibung seines Dorsahreu, des Abt- Heinrich Weicker»« reirrr, genommen hatte, wie er selbst mit diese», oberhalb der Tafel, beygesetzten Worten anreigt: Hane figuram tgo in Circuitu nunquam vidi, fed a meo anteceflbre D. Heinrico Abbate defcrlpsi.

Und so nun, wie diese zwey Tafeln beschafft» sind, sind auch bi« übrigen dativischen enthaltene» acht und dreißig beschaffen. Ueberall und durch« au- die nehmliche Uebereinstimmung mit den alte» Holzschnitten. Nicht die geringste Versetzung i» ihrer Folge; nicht die geringste Abweichung in ir« grnd einer Figur, in irgend einer Schriftstelle, i» irgend einem Verse! Kur», wenn man von de» Holzschnitt«» selbst, «int Beschreibung, nach der

Weis«

Fensttrgem. im Klost. Hirschau. 401

Weise de- pAtfimoniue, mache» sollt«: so kinnty fir unmtglich «oder« au-falle», al« diese Brschrel» düng, di« pArflmoniu» von den Fenster» -«macht hat, ausgefallen ist. Was ich hieran«, mit der «illigste» Zuverläse ftgfeit, folgern iu sinnen »lantt», und noch glaube, habe ich gleich Eingang- gesagt: daß nehmlich die Holtschnitte gant unstreitig nach de» Feastern gemacht morden;, und man sonach da-, rra« bisher in Deutschland Biblia Piuperum ge» nennt morden, wenigsten- da-, wa- man bi-her für die erste Originale Au-gtbe dieser Biblia Piuperum gehalten, (nehmlich die au- vierlig Dläte gern bestehend» lateinische) »«künftige mit weit mehrerm Siechte die Hirschauischeir Lensterge» mälvr heißen kann. Freylich ist e- immer auch »Och möglich, daß dir Fenstergemälde nach den Holzschnitten wäre» gemacht worden: «eiter aber auch nicht-, al- mög» lich. Denn wie wär» e« nur im geringsten wahre scheinlich, daß man da« Große nach dem Kleine» gemacht hätte, ohne daß wenigsten- da- Kleine ausdrücklich di« Skitzr, der Entwurf gewesen, vornach da- Große ausgesühret worden r Also, eins von beyden: die Holzschnitte der gedachte» ttttm. Schr. »ui. Tb. C
u sehen, baß ich mich so geirret! Aber wenn e- denn also wahr ist, daß die Fen« ster nicht Liter gewesen; daß sie erst ;u Anfänge de« sechjehuten Jahrhundert- gemalt worden: wie steht e« mit der so tuverflchrlichen Entscheidung, daß die Holischnitte nicht ander«, al« nach ihnen können gemacht seyn? rößt sich diese« noch sagen? E« scheinet nicht. Denn daß die Hollschnitte nicht offenbar Liter wLren, dürfte sich wohl nie, mand überreden lassen, der sich erinnert, daß e« Exemplare mit deutschem Texte davon giebt, welche die Iahriahlen 1470 und 1475 haben. Beyde dies« Exemplare, welche vielleicht nirgend« weiter bey, fammeu »u finden, al« in unserer Bibliothek, sind dem vermeinten Originale von «o BlLtteru mit la» teiuischem Texte auch viel in ähnlich, und da« eine hat auch selbst gerade 40 DlLtter, daß st« schlechterding« die Urbilder von ihnen so ähnliche» Le;

406 Beyträge zur Gesch. u. Litter. rc.

Gemälde» müsse» gewesen seyn, die erst 1517 s»l, le» sey» gemacht worbe».

In diese Enge sahe ich mich ungern getrieben, und fing also an, an dem Dorgeben selbst i« »weü fela. Vielleicht, dachte ich, hat Lrustu» die Sache nicht recht gewußt; vielleicht auch will er dir angegeben» Iahrrahl ifiz keinesweges von alle» vvrher gedachten Gemälden, sondern nur von einigen verstanden wissen, unter welche wohl die Fenstergemälde gerade nicht gehöre». Ich schlug also weiter nach, und sand das letztere, vollkommen wie ich es vermuthet hatte. Cs ist »nverlässi'g falsch, daß es derAbtJlo, Hann von Lalw gewesen, welcher bi« Feaster in dem Kreujgange malen lassen; wie Lrustn» an dem augeiogne» Orte »u sagen scheinet. Denn erstlich sagt Lrusiuo selbst, in seinem weitläufti, gen später» Werke, de» Annalibus Suevicis, nichts davon; sondern schränkt so gar zweien», was er dort überhaupt und unbestimmt gesagt hatte, hier auf ein ein,eine- und besonderes Stück ein, mit welchem dir Gemälde im Kreurgangr nicht- |it thun haben. Unter dem Jahre rpo; nehmlich, wo er de» Johann von Lalw, als des Nachfolger-

Fenstergem. im Klo st. Hirschau. 407

-eS Abts Blasius, gedenkt, schreibt er *): eo inagis reddit faporis odorisve oblectamentum. Und NUN, worauf beruht es denn noch weiter, daß Anschariuo der Verfasser der Rhapsodie s/y, welche uns die alten Holzschnitte vor Augen stel­ len? Darauf etwa, daß Ornhjälm sagt, der heil. Mann habe auch außer seinen Pigmends, so wie Remberrns melde, noch andere Bücher per numeros et figna geschrieben? Aber wo sagt daRemberms? ES ist ärgerlich, wenn man überall so viele Hirngespinste findet, deren ganzes Daseyn sich auf weiter nicht-, als auf eine leichtsinnige, verstümmelte Anführung gründet. Remberrus re­ det bloß V0N codicibus, quos ipfe propria manu per notas confcripfit. Und was waren da- für Notae? Was sonst für welche, als die so genannten Notae Tironianae? Die Verfasser deS Nouveau

Fenstergem. im Klo st. Hirschau. 421

*Trak£ de Diplomatique hatte» daher ohne Zweifel diese nehmlich« Stelle de- Remberru» im Sinar, wenn fit seyn •), daß der heil. Anschariu» fich im neunte» Jahrhunderte dieser Note» bedient Haber aber, wider ihre Gewohnheit, den Beweis davon nicht bepbriagra •*). Dd 3

•) Tom. HI. p. LIV. ••) Ich kann mich nicht «nthalten, eine Derr muthung hier r» äußern, welcher auf den Grund tu gehen, fich vielleicht eia andermal Gelegenheit finde» wird. In der oben aoge, »ogenen Stelle de- Rrmbrreu, heißt r< nicht allein überhaupt, daß der heil. Auschariu» verschiedene große Bände «oll heiliger Betrach, tungell per notas geschrieben habe: sondern ti ist offenbar, daß Remberru» dieses auch von den Pigmemis ju den Psalmen verstanden wis» seo will. Den» er sagt, weiter hin, ausdrück, lich von ihnen: Quae, eljis cum eo pfalmos canentibus, finito pfalmo ipfe folu$ tacite ruminare folcbar, nee ulli ea manifestere tiolebat. Am fit desto eher vor andern geheim halten za killn », batte der heil. Man» auch diese seine Srufrerlein p.r notas geschrieben. Nun fi», den sich sowohl in der königliche» Bibliothek tu Pari-, in der Abtey von 6t. Germain de» Ptt», und iu Reim» b der Abtey von 6t. Remi, als auch in unserer Bibliothek, gant« mit rironianischea Noten geschriebene

4»r Beyträge zur Gesch. u. Litten rc. * . ...... -

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~ I

Li» riozlger Fall ließe sich denke», wie,« doch lvohl »och wahr sey» könnte, daß flch die Dor« stellungea der alte» Holzschnitte von dem Ansch«, tiue hrrschrkebe». Nehmlich, wenn er eS wäre, der oicht sowohl eia Buch daraus gemacht, sou« Psalter, ohne des |« Strasburg tu gedenke», de» Tritheim zuerk bekannt machte. Wir nun, wenn diese Psalter, »der wenigstens einer der, selten, oicht bloß dir Psalmen, sonder» auch zugleich jene Pigments des drei. Anschariu» enthieltet Oder wen» sie wohl gar überhaupt nicht dir Palmen, sonder» nur jene fromme Stoßgebetche» zu den Psalmen, bloß unter der Rubrik der Psalmen, enthieltenr Es könnte leicht sey», daß stch i» «euer» Zeile» noch niemand die Müh« genommen Hütte, fit zu entziffern, und fit als», bloß auf Treue und Glaube» der Aufschrift, für di» wirkliche» Psalm«» angenommea würde», voll welchen fick doch kaum eine Wahrscheinlichkeit denken küßt, warum fit, die aller Welt bekannt find, in geheime» Note» sollte» sey» geschrieben w»rdr». ES wäre den», daß sich dir Schrei« der selbst die Noten dadurch Hütte» wolle» ge< läufiger mache», indem fit fleißig iharir be­ reits gelünfigeDinar darin läse». Ich würde nicht säumen, unser» Coder hierüber auf die Probe zu stellen, wen» er sich nicht seit einj. ger Zeit-in de» Händen eines auswärtigen Gelehrte» befände, der u»S vielleicht mehr dato» sagen wird.

Fenstergem. im Klost. Hirschau, 41)

t«n sie tfeiffl an» allein angegeben hätte, am fle in den Fenstern einer seiner Kirchen, es sey m Bremen, oder ja Hambarg, oder sonst wo, an-, führen »u lassen. Und so sinnt« jene alte Hand aus dem Hannöoerischen Exemplare noch gewisser» maßen Recht haben; so kinnte auch Seele» nicht ganz ohne Grund vorgegeben haben, daß Anscha» riu» der Autor von etlichen in Holl geschnittene» Büchern sey. Aber freylich müßte, wenn man dieses für so gut al- gewiß annehmen sollte, sich noch ein gaul anderer Bewei- finden, alt di» so mißverstandene Stelle des Vrnhjälm abgeben kann. Daß der Herr von Heineke, in dem Dvme tu Bremen, einige »en den Vorstellungen unserer Holrschnitte von erhabner Tildhauerardeit in Stein gefunden, ist schon etwa-. Und wer weiß, wa- sich mit der Zeit sonst noch findet. Ich begnüge mich für itzt, die Liebhaber auf eine neue, und wie ich mir schmeichle, auf die rinlig wahr« Spur gebracht »u haben, völlig hin» ter die Sach« »u kommen. Iweifel und Bedenk» lichkeiten von Männern, wie der Herr von «5

bringt, ist hinlänglich bekannt. Aber wa- er bey Gelegenheit der dritten und letzter» sagt, und waSsich größtenrheils aufDinge berieht, die er selbst gesehen har, dürfte es vielleicht weniger seyn, und ge­ hört sehr -u meiner Sache. Hier ist sie also, die ganre Stelle, die ich darau- mitiurheilen ver­ sprochen. „Zum trittst!, al- da- fürfließend Wasser oft üdergangen

und dem Kloster Schaden thun wollen:

har AlberkU» 1L

Graf iu Calw, durch Trieb seines EbgemahlSwiltrudiS, kaS neue Kloster auf der andern Seiten deSWafierS an einem höhern Ort, unter dem Abt Friedrich, der mir rrMün»

chen au- dem Kloster »um Eirrsidlen auf dem Schwartz, wald, dahin erfordert gewest, angefangen, Im Jahr 1060, da die Kirche, die der erste Daw aewest, in n Jahren ver, fertiget wat: und al- manu Jahr mit den übrigen Gebäuden

überstanden, ist hernach da- Kloster iu y Jahren vollend- er, bawet worden; allo daß man 20 Jahr am ganren Daw rüge«

bracht hatt.

Endlich hat auch |u unser Zeit der hochlöblich

Fürst und Herrog von Würtenberg, au- sonder Anmutung

und Lust iu diesem Kloster, und foinkn deS lustigm Ort­ halb,n,

Anno... da- lang hoch und fürstlich Hauß auf

den Platz der alten Abtey drein setzen lassen, denn eS liegt an einem schönen und lustigen Ort in einem tiefen Wiesen,

thal, auf einem Bühel oder Aheinlen gegen dem Wasser, zwischen hohen Bergen, darauf hohe und gerade Thannen und

Forchen, daS

Thal von Mittag gegen Mittnacht sich der

Des Klost. Hirschau Gebäude, rc. 427

klinge nach erstreckend, mit einem schmalen NebenthÄlen da­

binder, gegen der Sonnen Untergang, davon oberhalb ein Viertel Meil WegS liegt die Stadt Calw, underhalb eine

halbe Meil das berümbte Zellerbad, wie auch neben aus gegen Westen daS fürtrefliche IVlldbad,

auf ein Meil

und besser umb gegen der linken oder SudwertS, das gesunde

Dad oder sawer Brunn Däynachk.

Auf der einen Seiten

deS Wassers liegt das alt oder kleiner Kloster, auf der andern

das neu oder gröste.

Ueber daS Wasser, Nagolk genannt,

-wischen beiden Klöstern, die doch lufammen geboren, gebet

ein

schön

mit etlichen

steinre Druck

von

braunroten O.ui’ttvrfiucFen,

Scbwibogen und Neckbern, darauf man sitzen

und sich mit Gespräch erlustiaen kann,

über dem Wasser

Wäld und beide Klöster vor Augen habend.

Das Wasser ist

frisch, rösch, darein hin und heraus den Nebcntbalern an­

dere frische Helle Brunnen-Wässerten auS dem Felsen über Stein und Sand -uflicssen.

Oie KUrch im neuen Kloster ist

groß, lang, hoch, weit, mit zwey gleichen viereckeren hohen

Thürmen, gegen der Sonnen Niedergang.

Sie ist gebawet

in Form und Gestalt des Creutzes Christi, auch von braunro­ ten Quaterstucken (wie vorgemeldte Druck, und selben glei­

chen der Creuhgnng). Oben wie eS kreutzweiß gebauet, ist ein steinern achteckiger Glockenrhurn.

Inwendig

der Kirchen

sind viel runde steine Seulen zu beeden Seiten, alles von

eim Stein:

auch mit schönen gemahlten Figuren und ©es.

schichten auS dem alten und neuen Testament; item mit der Patriarchen und Kayser Dildnuffen und sonderlich des

4^8 Beyträge zur Gesch. u. Litter. rc. Herrn Christi Geschichten, von unten an biS oben aus, ein ist >eß an seinem Ort raußgestrichen und geziert. Gegen Mitt­ nacht stossen lustige Cappellen dran, da in dem ein, ein Maß eines Riesen auf viel Schuh, und seine liderne Klair den, die er mit eysenen Rincken zuacthan, in selben Gebürg oder Revier sich soll gehalten haben, gewiesen und gezeigt Wird. Sonderlich gegen Mittag stost ein Capell dran mit «Pfeilern, Fenstcrgcstetten und einem Gewelb, aUc-A von braunroten Quaterstucken, oberzehlter Färb. Da ob demselben ein feine Liberey, darinnen alte namhafte grosse Dsicher, sonderlich ein gar grosses schweres und Pergamen­ tes Buch, das ein einziger Mann nit wohl naher thun oder Handeln kann, welche- inwendig der Decken an Orten und Enden herumb, anstatt der Spangen, mit hülzenen Renten beschlagen und ein jedes Blatt eine junge Kalbshaut soll ge­ west scvn. Auch 2 neue, lange, schöne und auSgestrichene Refectoria mit Seulen. Im Sommer Refectorio ist ein SpringDrünnlein, da die Abt abcontrafehet und mit ihrem Thun beschrieben werden. Im Winter Refectorio ein ey-ner Oss, darauf man steigen und oben rumb sihen kan. Der Rreuygang Iwischen der Kllrchcn und denRcfectorien, darauf der jungen Studiosen vormitorium, Schlaft kammern und Studirkammern, umbfaßt ein ziemlichen Gar­ ten, hat auf 4 Seiten 40 Fenster, da ein jedes der Breite nach in 3 Unterschied oder F. lder, durch zwey kleine steine Seu, len g theilet, und je rwisch.'n i Fenstern ein steinern Pfei­ lern, in den Fenstern, je im mittlen Feld sind die Geschichte

Des Klost. Hirschau Gebäude, rc. 429 . ......... .......... so sich mit Christo verlost, n, auS dem neuen Testament, samt -en prophetischen Weissagungen, und in beiden N=,-------- -............................. Und doch roite uns da» Letztere, was der Der» fertiger diese« Catalogi unterlasse», jetzt vielleicht da- liebste. Dean i» Ansehung der vermeinten Hauptwerke, sehen sich die Klosterbibliotheken be» Heilste« und drevrehnten Jahrhundert- sehr ihn, lich; und diese Hauptwerke selbst find tut Gnüge bekannt. Wa- indeß hier für Bücher unter den Libris Cafliani Abbatis verstauben werde», gestehe ich nicht |u wissen. Ohne Zweifel die Bücher ei, ne» Abt- zu MonteCassiao: aber welche»? Die Libri Domini Hermanni, stad Unstreitig die Schriften de» Hermanni»» Lonrracru»; und die Libri Domini Bernoldi verdienen deswegen hier Aufmerksamkeit, weil Trirheim (de script. ecdefiaft. cap. ;;g.) von den Schriften, welche dieser Bernold oder Berthold, außer dem ihm beyge, legten Ordinc Romano, soll geschrieben habe», sagt, daß er sie niemals tu Gesichte bekommen. Gleichwohl waren sie hier in einer Bibliothek, dir dem Trirheim sehr wohl bekannt sey» mußte: oder erkannte schon Tricheim, daß ihm Dinge Mit Unrecht beygelegt würde», von denen vielleicht ia folgende» Zeiten verschiedene unter feinem Na, men erschienen sind? Die Schriften de- Abt wil, Helm», und de- Miach- mit dem Zunamen per«, €e4

440 Beyträge zur Gesch. u. Litten re. grinu», wird man in dem FylgtNden näher fennett Urnen.

Au- der Aufschrift de- Catalogi erhellet, bafi «r in der letzten Jpdlfte des twilfien Jahrhundertmu- seyn verfaßt worden. Denn der Adt Man» golb starb n6f. Vor ihm war noch der Abt Hartwig, der aber hier nicht genannt wird, «eil er in den zwey Monathen seines Regiment- etp wirthlich nicht Gelegenheit hatte, sich um die Ri« hlivthek verdient zu machen. Allein, daß nach dem Abt Wilhelm, auch des Gerhard», der doch ganzer i» Jahre Abt war, nicht gedacht wird, zeigt ohne Zweifel an, daß sich dieser um die Di« bliothek nicht verdient machen rvollen, und sitz gänzlich vernachlässiget habe. Wie fleißig und sorgfältig der Abt Wilhelm mit Abschreibung der Handschriften in seinem Kloster in Werke gehen lassen , davon findet sich eine merkwürdige Stelle beym Trjrheim unter dem Jahre 1070, DuodeCiin e Monachjs suis fcriptorcs optimqs instituit—» Et bis omnibus praeerat Monachus unus in omni gencre fcientiarum doctifihnus, — qui menda ne, gligentius feribentjuiq em»ndaret,

Des Klost. Hirschau Gebäude, re. 441

Von den ältesten Schriftstellern deKlosterö. Wir habe» oi-e» gesehen, daß da» Gommer, Refektorium auch mit de» Dilduisseu der vornehm, ßea Gelehrte» u»b Schriftsteller de- Kloster», au-geiieret war; und daß unter druselbea kur;« Nachricht«» und Lvbsprüche gestände», welche Par, simoniu» «benfall- sämmtlich abzuschreibeo und aufiudehalte», für gut befuude». Sir sind ;om Theil au- dem Trirheim genommen, und mit Trirheimo rigrnen Worte» »erfaßt. Aber dem ungeachtet halte ich t# der Mühe sehr werth, sie -an» milzutheele»; nicht nur, weil flebeträcht, lichr Zusätze und Vermehrung«» »u einem so nütz« licheu Werke enthalten, al» de» Fabrieiu- Biblio, theca latina med. ch ins. aet. ist; sondern auch, «eil ich dabey Gelegenheit gehabt, eine Anmer« kung über diese Bibliothek überhaupt »u mache», die dem, welcher fle etwa vermehren wolltr, nicht unangenehm sey» wird. L» folgt also au- der Handschrist de« parsimoviu»: SufceJJi» illxstrium Monachorvm atque Dtfloi

n«in fivt Praecepttrum C»tn»kii Hirsangienfir, «jul varia scripstrnut Qpascula.

er»

44» Beyträge zur Gesch. u. Litter.rc.

Hier können, der Abllchc dieser SamnUung gemüß^nur die dloßen Namen, ohne weitere Zusütze, abgedruckt werden:

t. Luthbertus. 2. Hildulfirr. 3. Ruthhardur. 4. Richbodo. /. Helfridus. 6. Rudolfus. 7. Har« deradus. g. Luthelmuf. 9. Concigo. 10. Harde• ricftr. u» 12, z;. Anonymi. Adelbero. 13, He« ribordus. 16, Diethardus. 17. Diethardur alius. /F. Meginradus. 19. Reginhardus. 20. Wernlierus. 2/. Wunibaldui. 22. Bernolsur. 23, Theobaldus. 24. Arnoldur. 2/. Wilhelmur. 36. Haymo. 27. Ccn« radus. 2g. Heinricur. 29. Jacobus.

Ich habe gesagt, daß Fabricius durch dies« Nachrichten nicht unerhebliche Zusätze erhalte. Dena wenn ich den Rurhardus und Ha?mo aus, nehme, die bey ihm Vorkommen, so stad die übri» gen alle, mit sammt ihren Schriften, ihm gän«lich unbekannt geblieben. Auch selbst seine Artikel von Diesen rwryen kinnea hier ergäait und berichtiget «erden. Denn vom Rurhardus giebt er da« Jahr seine- Tode- nicht an, und macht nur die l«e» vornehmsten seiner Schriften namhaft; nicht |tt gedenken, daß er, in Ansehung der einen, den nehmlichen Fehler begeht, den di« Verfasser der

DesKlost. Hirschau Gebäude, re. 443 I

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------- -TOC*

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Hiftoire littiraire de la France fb falsch iefh’tittff, und der zwar nicht hieraus, aber eu< einer ander» weitigea Stelle des Trirheim |o verbessern ist •). Und von dem Haym» führt er nur eine rinnge Schrift an, die gerade hier nicht besonder- augezeigt worden. Gleichwohl hab« ich in verstehen gegeben, daß diese «nsere Nachrichten großen Theil- au- dem Tritheim genommen, und mit drssen eigenen Wor« *) Er sagt nehmlich; S. Btntdi&i Rtgulam prb mus illuftravit. Dor ihm hatten die benanll» le« ftanzöstschen Verfasser gesagt: Tritheme attribue i Ruthard un commentaire für la Rigle de 8. Benoit, le prämier, dit-il, de tous ceux, que j'ai pfl lire iusqu’ici. Und hierauf «rweiseu k«, daß diese- Dorgeben de- Critr heim falsch sey, und daß die Ehre, di« Re« gelu de« heiligen Benedictu« ««erst kommen, tirt zu haben, dem fraUröKschea Mönch 7— 95Compellit me — M- — 2. —* 164. — 207. GUiod de conuerfione — 30. — I. Quod dicis infamere —> 41- — iS. — 189— 182. Quod dicis comperifle — 48- — 6. — 206, Da de propheta — 64. — 5.