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German Pages 347 [356] Year 1802
Gotthold Ephraim Lessings
sämmtliche Schriften.
Zwanzigster Theil.
Berlin, 1794. Zn der Vosslschcn Buchhandlung.
Lustspiele von
Gotthold Ephraim Lessing.
ErsterTheil.
Inhalt. Der junge Gelehrte. Die Juden.
Der Mysogyn.
Vierte Auflage.
Berlin/ in der Dossischen Buchhandlung. 1 8 0 2.
Inhalt.
Lustspiele, erster Band. Seite
Der junge Gelehrte
5.
Die Juden
19 r,
Der Misogyn
s6$
Ein Lustspiel in drei Aufzügen»
Verfertiget im Jahre 1747.
Lhrysander, ein alter Kaufmann.
Damts, der junge Gelehrte, Chrysrmders Sohn» Vftlcr.
InUane. Anton, Bedienter des DamiS.
Lifette.
Ter Schauplatz tst tu CtuHevfarte -es Tarnst
Erster Auftritt. Damis
(am Tische unter Bucl'-rn.
Anton. Da,nie.
Die Post also ist noch nicht da?
2(uton. Nein. Danns. Noch nicht? Hast du auch nach der rechten gefragt? Die Post von Berlin — Anton. Nun ja doch; die Post von Ber lin; sie ist noch nicht da! Wenn sie aber nicht bald kommt, so hab' ich mir die Beine abge laufen. "Thun Sie doch, als ob sie Ihnen, »ver weiß was, mitbriugen würde! Und ich wette, wenns hoch kommt, so ist es eine neue Scharteke, oder eine Zeitung, oder sonst ein
Wsch.-------
(
Damis.
4
)
Nein, mein guter Anton; dies-
mal mögte es etwas mehr seyn.
Ah! wenn
du es wüßtest---------
Anton. Will ichs denn wissen? Es würde mir weiter doch nichts helfen, als daß ich ein
mal wieder über Sie lachen könnte.
Das ist
mir gewiß etwas Seltenes?--------- Haben Sie mich sonst noch wohin zu schicken?
Ich habe
ohnedies auf dem Rathskeller eine kleine Ver
richtung, vielleicht ists Ein Gang.
Nu?
Damis.
(miirnt)
Anton.
Da haben wirs! Er hat alles ge-
Nein, Schurke!
lesen, nur kein Komplimentirbuch.--------- Aber
besinnen Sie sich.
Damis. Anton.
Etwa in denDuchladen?
Nein, Schurke!
Ich muß das Schurke so ost
hören, daß ich endlich selbst glauben werde, e« sey mein Taufname.--------- Aber zum Buch
binder?
Damis.
Schweig, oder---------
Anton.
Oder zum Buchdrucker? Zu die
sen dreien, Gott sey Dank I weiß ich mich, wie
das Färbepferd nm die Nolle.
Damis.
Sicht denn der Schlingel nicht,
daß ich lese? Will er mich noch länger stören?
(
5
(tci Scitt)
Anton.
)
St! er ist im Ernste
böse geworden. Lenk ein, Anton. — — Aber,
sagen Sie mir nur, was lesen Sie denn da
für eiir Buch ? Potz Stern, was das für Zeug
ist! Das verstehen Sie?
Solche Kraketfüße,
solche fürchterliche Zickzacke, die kann ein Mensch lesen? Wenn das nicht wenigstens Fausts Hib
leuzwang ist--------- Ach, man weiß es ja wohl,
wie es den Leuten geht, die alles lernen wob len.
Endlich »erführt sie der böse Geist, daß
sie auch hexen lernen. — — Damis.
(nimmt sein munteres Wesen wieder an)
Du guter Anton! da« ist ein Buch in hebräi scher Sprache. — Des 25en Maimon Iad
chasacka. Anton.
Za doch; werö nur glauben woll
te! Was Hebräisch ist, weiß ich endlich auch.
Ist eö nicht mit der Grundsprache, mit der Text
sprache, mit der heiligen Sprache einerlei? Die
warf unser Pfarrer, als ich noch in die Schule
ging, mehr als einmal von der Kanzel.
Aber
so ei» Buch, wahrhaftig! hatte er nicht; ich
habe alle seine Bücher beguckt; ich mußte sie ihm einmal von einem Boden auf den andern
raumen helfen.
c
e
)
Darnis. Ha! ha! ha! das kann wohl seyn. Es Ist Wunders genug, wenn ein Geistlicher aus dem Lande nur den Namen davon weiß.
Zwar, im Vertrauen, mein lieber Anton, die
Geistlichen überhaupt sind schlechte HMen in der Gelehrsamkeit.
Anton. Nu, nu, bei allen trist daS wöhl nicht ein. Der Magister in meinem Dorfe wr»
nigstens gehört unter die Ausnahme.
Versi«
chert! der Schulmeister selber hat mir es, mehr als einmal gesagt, daß er ein sehr gelehrter
Mann wäre.
Und dem Schulmeister muß ich
das glauben; denn wie mir der Herr Pfarrer oft gesagt hat, so ist er keiner von den schlech ten Schulmeistern; er versteht ein Wort Latein,
und kann davon urtheilen. Dantis. Das ist lustig! Der Schulmeister
also lobt den Pfarrer, und der Pfarrer, nicht un
erkenntlich
zu
sey«, lobt
den Schulmeister.
Wenn mein Vater zugegen wäre, so würde er
gewiß sagen: Manus manum lav.it. Hast du
ihm die alberne Gewohnheit nicht angemerkt, bei aller
Gelegenheit ein lateinisches
Sprüchelchen mit
einfiickl? Der alte Zdiote
daß
er
denkt, weil er so einen gelehrten Sohn hat,
7
C
)
müsse er doch auch zeigen, daß er einmal durch die Schule gelaufen sey. Anton.
Hab' ichs doch gedacht, daß es et
was albernes seyn müsse; denn manchmal mit
ten in der Rede murmelt er etwas her, wovon
ich kein Wort verstehe. Damis.
Doch schließe nur nicht daraus,
daß alles albern sey, was du nicht verstehst.
Zch würde sonst viel albernes Zeug wissen. — — Aber, o himmlische Gelehrsamkeit, wie viel
ist dir ein Sterblicher schuldig, der dich besitzt! Und wie bejammernswürdig ist es, daß dich die
wenigsten
in deinem Umfange kennen! Der
Theolog glaubt dich bei einer Menge heiliger Sprüche, fürchterlicher Erzählungen und eini
ger übel angebrachten Figuren zu besitzen. Der
NechtSgelehrte, bei einer unseligen Geschicklich
keit unbrauchbare Gesetze abgestorbener Staaten, zum Nachtheile der Billigkeit und Vernunft, zu verdrehen, und die fürchterlichsten Urthel in
einer noch fürchterlichern Sprache vorzutragen. Der Arzt endlich glaubt sich wirklich deiner be
mächtiget zu haben,
wenn er durch eine Le
gion barbarischer Wörter die Gesunden krank, und die Kranken noch kränker machen kann-
(
8
)
Aber, o betrogene Thoren! die Wahrheit läßt
euch nicht lange in diesem sie schimpfenden Zrthum.
Eö kommen Gelegenheiten, wo ihr selbst
erkennet, wie mangelhaft euer Wissen sey; voll
tollen Hochmuths beurtheilet ihr alsdann alle menschliche Erkenntniß nach der eurigen, -und
ruft wohl gar
in einem Tone, welcher
alle
Sterbliche zu bejammern scheinet, aus: Unser
Wissen ist Stückwerk! Nein, glaube mir, mein lieber Anton: der Mensch ist allerdings einer
allgemeinen Erkenntniß fähig. Es leugnen, heißt ein Bekenntniß mäßigen
feiner
Genies
Faulheit
oder seines
ablegen, Wenn ich erwäge,
wie viel ich schon nach meinen wenigen Zähren
verstehe, so werde ich von dieser Wahrheit noch
mehr überzeugt. Lateinisch, Griechisch, Hebräisch, Französisch, Ztasienisch, Englisch --------- das sind
sechs Sprachen, die ich alle vollkommen besitze: und bin erst zwanzig Zahr alt!
Anton, Sachte! Sie haben eine vergessen;
die deutsche — — Danlis.
Es ist wahr, mein lieber Anton;
das sind also sieben Sprachen: und ich bin erst
zwanzig Zahr alt! Anton. Pfui, Herr! Sie haben mich, oder
)
9
( sich selbst zum besten.
Sie werden doch da«,
daß Sie Deutsch können, nicht zu ihrer Ge» lehrsamkeit
rechnen? Es war ja mein Ernst
nicht,---------
Damis.
Und also denkst du wohl selber
Deutsch zu können. Anton. Zch? ich? nicht Deutsch! Es wLre
ein verdammter Streich, wenn ich Kalmückisch
redete, und wüßte eö nicht. Damis. Unter können und können ist ein Unterschied,
Du kannst Deutsch, das ist: du
kannst deine Gedanken mit Tönen auödrucken, die einem Deutschen verständlich sind; das ist, die eben die Gedanken in ihm erwecken, die btt
bei dir Hast.
Du kannst aber nicht Deutsch,
das ist: du weißt nicht, was in dieser Sprache
gemein
oder niedrig, rauh oder annehmlich,
undeutlich oder verständlich, alt oder gebräuch, lich ist; du weißt ihre Siegelt; nicht; du hast keine gelehrte Kenntniß von ihr. Anton«
Was
einem die Gelehrten nicht
weiß machen wollen! Wenn es nur auf Zhr
das ist ankäme, ich glaube, Sie stritten mir wohl gar noch ab, daß ich essen könnte.
Damis. Essen? Ze nun wahrhaftig, wem;
(
10
)
ich es genau nehmen will, so kannst du es auch
nicht.
2(nton. Ich? ich nicht essen? Und trinken
wohl auch nicht? Damis. Du kannst essen, das ist: du kannst die
Speisen zerschneiden, in den Mund stecken, kau
en, herunter schlucken, und so weiter. Du kannst nicht essen, das ist: du weißt die Mechanischen Gesetze nicht, nach «eichen «« geschiehet; du
weißt nicht, welches das Amt einer jeden dabei thätigen Muskel ist; ob der Digastricus oder
der Masseter,
ob der Pterygoideue internus
oder extern»«, ob
der Zygomaticu« oder der
PlatysmamyodeS, ob---------
Anton. Ach ob, ob! Da« einzige Ob, wor auf ich sehe, ist da«, ob mein Magen etwa«
davon erhält, und ob mir« bekommt.
— —
Aber wieder auf die Sprache zu kommen. Glau ben Sie wohl, daß ich eine verstehe, die Sie
nicht verstehen? Damis.
Du, eine Sprache, die ich nicht
verstände? Anton. Damis.
Za; rathen Sie einmal. Kannst du etwa Koptisch?
Anton. Foptisch? Nein, das kann nicht.
(
)
Damis. Chinesisch?Malabartfch?Zch wüß
.
te nicht woher.
Anton. Wie Sie hecumrathen. Hüben Sie
meinen Vetter nicht gesehn? Er besuchte mich vor vierzehn Tagen. Der redete nichts, als die«
se Sprache.
Darnio. Der Rabbi, der vor kurzem zu mir kam, war doch wohl nicht dein Vetter?
Anton. Daß ich nicht gar ein Jude wäre! Mein Vetter war ein Wende; ich kann Wen
disch; und das können Sie nicht.
Danns. l nachsinnend)
Er hat Recht.
—
Mein Bedienter soll eine Sprache verstehen, die
ich nicht verstehe? Und noch dazu eine Haupt
sprache? Ich erinnere mich, daß ihre Verwandt, schäft mit der hebräischen sehr groß seyn soll. Wer weiß, wie viel Stammwörter, die in die,
ser verloren sind, ich in jener entdecken könn, tel — --- Das Ding fängt an, mir im Kopfe herum zu gehen! Anton.
Sie was?
Sehen
Sie! —
Doch wissen
Wenn Sie mir meinen Lohn ver
doppeln , so sollen Sie bald so viel davon ver stehen, als ich selbst.
Wir wollen fieißig mit
einander wendisch parliren,
und-------- Kurz,
(
12
)
Ich vergesse über dem ver-
überlegen Sie es. dämmten Plaudern
meinen Gang
auf
den
Rathskeller ganz und gar. Zch bin gleich wie, der zu ihren Diensten.
Damis. Bleib ihr hier; bleib hier. Anton. Aber Zhr Herr Vater kommt. Hö
ren Sie? Wir könnten doch nicht weiter reden. (Geht «t.
Damis. Wenn mich doch mein Vater unge stört lassen ' wollte.
Glaubt er denn, baß ich
so ein Müßiggänger bin, wie er?
Zweiter Auftritt.
Damis. Chrysander. Lhrysander.
Immer über den verdamm
ten Büchern! Mein Sohn, zu viel ist zu viel. Das Vergnügen ist so nöthig, als die Arbeit.
Damis.
O Herr Vater, das Studieren
ist mir Vergnügens
genug.
Wer neben den
Wissenschaften noch andere Ergötzungen sucht,
muß die wahre Süßigkeit derselben noch nicht
geschmeckt haben. Lhrys.
DaS sage
nicht!
Ich
habe in
meiner Zugend auch studiert; ich bin bis auf
(
15
)
daü Mark der Gelehrsamkeit gekommen. Aber daß ich beständig
über den Büchern gelegen
hätte, das ist nicht wahr. Ich ging spazieren; ich spielte; ich besuchte Gesellschaften; ich mach-, War
te Bekanntschaft mit Frauenzimmern.
der Barer in der Jugend gethan hat, kann der Sohn auch thun; thun.
soll
der Sohn auch
A bove majori discat arare minor!
wie wir Lateiner reden. Besonders das Frauenzimmer laß dir, wie wir Lateiner reden, de meliori empfohlen seyn! Das sind
Narren, die
einen jungen Menschen vor Vas Frauenzimmer
ärger als vor Skorpionen warnen; die es ihm, wie wir
Lateiner reden,
cautius sanguine
viperino zu fiiehen befehlen. — Damis.
Cautius sanguine
viperino ?
Ja, das ist noch Latein! Aber wie heißt die
ganze Stelle? Cur timet flavum Tiberim tangere ?
cur
olivum Sanguine viperino
Cautius vitat? — —
O ich höre schon, Herr Vater, Sie haben auch nicht aus
der Quelle geschöpft!
Denn
sonst würden Sie wissen, daß Horaz in eben
der Ode die Liebe
als eine sehr nachtheilig»
c Leidenschaft beschreibt,
14
)
und
das
Frauenziin-
wer--------
Lhrys.
Horaz! Horaz! Horaz
war
ein
Ztalicner, und meinet das italienische Frauen-
ztmmer.
Za vor dem italienischen warne ich
dich auch! das ist gefährlich!
Ich habe einen
guten Freund, der in seiner Jugend--------Doch still ! man muß kein Aergerniß geben. — Das deutsche Frauenzimmer hingegen, o bas deutsche! mit dem ist es ganz anders beschaf
fen. — — Zch würde der Mann nicht gewor
den seyn, der ich doch bin, wenn mich das Frauenzimmer nicht vollends zngestntzt hätte. Zch dächte, man sähe mirs an. Du hast todte
Bücher genug gelesen;
guck einmal in ein le
bendiges!'
Damis. Lhryf.
Zch erstaune — — O du wirst noch mehr erstaunen,
wenn du erst tiefer hinein sehen wirst.
DaS
Frauenzimmer, mußt du wissen, ist für einen
jungen Menschen eine neue Welt, wo man so
viel anzugaffeu, so viel zu bewundern findet — Danris.
Hören Sie mich doch!
Ich er
staune, will ich sagen, Sie eine Sprach« füh
ren zu hören,
in der wahrhaftig diejenigen
15
(
)•
Vorschriften nicht ausgedruckt waren, die Sie
mir mit auf die hohe Schule gaben.
Ll-rys.
Quae, qualis,
und damals!
quanta!
3*#
Tempora mutantur, wie wir;
Lateiner sagen.
Damis.
Tempora mutantur? Ich bitte
Sie, legen Sie doch die Vorurtheile des Pö bels ab.
Die Zeiten andern sich nicht. Denn
lassen Sie uns einmal sehen:
was
ist die
Zeit?--------Lhrys.
Schweig! die Zeit ist ein Ding,
das ich mir mit deinem unnützen Geplaudere nicht will verderben lassen.
Meine damaligen
Vorschriften waren nach dem damaligen Ma ße deiner Erfahrung eingerichtet.
und
deines Verstandes
Nun aber traue ich dir von bei
den so viel zu, daß du Ergößlichkeiten nicht zu
Deschaffcigungen machen wirst.
Aue diesem
Grunde rathe ich dir also---------
Damis. Ihre Reden haben einigen Schein der Wahrheit.
Allein ich dringe tiefer.
werden es gleich sehen.
Sie
Der Status Contro-
versia ist — — «Lhrys.
Ei,
der
Status
Controversiä
mag meinetwegen in Barbara oder in Lela-
(
-6
)
Zch bin nicht hergekommen mit
tent seyn.
dir zu disputirm, sondern-------Damis. Die Kunstwörter des Disputirens
zu lernen? Wohl! Sie müssen-also wissen, daß weder
Barbara
noch
Lelärent den Sta-
tum — — Ich mögtt töll werden! Bleib er
Lhrys.
mi., Herr Informator, mit den Possen weg,
oder — —
Damis.
nungen
Possen? Diese seltsamen Denen,
sind zwar Ueberbleibsel der scholasti-
schen Philosophie- das ist wahr; aber doch fol# che Ueberbleibsel--------
Lhryst Ueber die ich die Geduld verlieren werde, wenn du mich nicht bald «»hörst. Zeh
komme in der ernsthaftesten Sache von der
Welt zu dir- — — denn was ist ernsthafter als heiratheü? — — und du"— — Damis. Heirathen? Des Heirathens we
gen zu mir? zu mir? Lhrys.
Ha! ha! macht dich das aufmerk
sam? Also aüscultä et perpehde! Damis. Ausculta etperpende? ausculta
et perptnde ? Ein glücklicher Einfall —
Lbrys.
O, ich habe Einfälle — Damis,
c Damis. Lhrys.
»7
)
Den ich da bekomme!
Du?
Damis. Za, ich. Wissen Sie, wo sich die se- ausculta et perpcnde herschreibt? Eben
Mache ich die Entdeckung: aus dem, seiner. O was finde ich nicht alles in meinem dornet! Lkrys.
Du und dein ^omer, ihr seyd
ein Paar Narren!
Ich und *>oniev? föntet und
Damis.
ich? wir beide? Hi! hi! hi! Gewiß, Herr Va ter?
O
ich danke, ich danke.
Ich und Monier!
Corner und ich! — Aber hören Sie nur: so
oft Homer — er war wirklich kein Narr, so wenig wie ich — so oft er, sag' ich, seine Hei«
dm die Soldaten zur Tapferkeit ermuntern, oder in dem Kriegsrathe eine Berathschiagung anheben läßt; so oft ist auch der Anfang ihrer Rede: höret, was ich vorkragen werde, und
überlegt es! Zum Exempel in der Odyssee: WV1
KlKÄVTt Jfj
p.tu,
iä’ÄXJJffW/,
4,
TTk
twra.
Und darauf folgt denn auch oft : £2?
ot
)' Ǥ06 TH fiCttXfit pvt xXw>
t TT&OyTO,
ress. Lustsp. I.
»
X6V
(
18
)
das ist: so sprach er, und sie gehorchten dem,
was sie gehöret hatten. Lhrys. Gehorchten sie ihm? Nun, das ist vernünftig! Homer mag doch wohl kein Narr
seyn. Sieh zu, daß ich von dir auch widerru fen kann. Denn wieder zur Sache: ich kenne, mein Sohn —
Damis. Einen kleinen Augenblick Geduld,
Herr Vater! Ich will mich nur Hinsehen, imd diese Anmerkung aufschreiben.
Lhrys.
Aufschretben? was ist hier aufzu
schreiben? Wem liegt daran, ob da« Sprüche!« chen au« dem Homer, oder aus dem Gesang
buchs ist?
Damis. Der gelehrten Welt lieget daran;
meiner und Homers Ehre lieget daran! Denn
rin halb hundert solche Anmerkungen mache« einen Philologen. Und sie ist neu, muß ich Ih
nen sagen, sie ist ganz neu. Lhrys. So schreib sie ein andermal auf. Damis. Wenn sie mir aber wieder entfie le? Ich würde untröstlich seyn.
Haben Sie
wenigstens die Gütigkeit, mich wieder daran zu erinnern. Lhrys. Gut, da« will ich thun; höre mir
(
'9
)
nur jezt ju. Ich kenne, mein Sohft, ein recht
allerliebstes Frauenzimmer; und ich weiß, du kennst es auch. Hattest du wohl Lust — — Damis.
Ich soll ein Frauenzimmer, ein
liebenswürdiges
Frauenzimmer
kennen?
0>
Herr Vater, wenn das Jemand hörte, was wür de er von meiner Gelehrsamkeit denken?------- -
Zch ein liebenswürdiges Frauenzimmer?------- Lhrys. Nun wahrhaftig; ich glaube nichts
daß ein Gastwirth so erschrecken kann, wenn man ihm Schuld giebt, er kenne den oder je nen Spitzbuben, als du erschrickst, weil du ein
Frauenzimmer kennen sollst. Zst denn das ein Schimpf?
Damis. Wenigstens ist es keine Ehre- be,
sonders für einen Gelehrten.
Mit wem matr
umgeht, dessen Sitten nimmt man nach und
nach an. Jedes Frauenzimmer ist eitel, hoffär
tig, geschwätzig, zänkisch und Zeitlebens kindisch, es mag so alt werden, als es will. Jedes Frau
enzimmer weiß kaum, daß es eine Seele hat,
um die es unendlich mehr besorgt seyn sollte, als um den Körper. Sich ankleiden, auskleidcn,
und wieder anders ankleiden; vor dem Spie gel sitzen, seinen eigenen Reiz bewundern; auf
(
so
)
ausgekünstelte Mienen sinnen; mit neugierigen Augen müßig an dem Fenster liegen; unsinni ge Romane lesen, und aufs höchste jum Zeit
vertreibe die Nadel zur Hand nehmen: das sind seine Deschafftigungen; das ist jein Leben. Und Sie glauben, daß ein Gelehrter, ohne Nach
theil seines guten Namens, solche närrische Ge schöpfe weiter, als ihrer äußerlichen Gestalt nach,
kennen dürfe? Lhrys.
Mensch, Mensch! deine Mutter
kehret sich im Grabe um.
Bedenke doch, daß
sie auch ein Frauenzimmer war! Bedenke doch, daß die Dinger von Natur nun einmal nicht anders sind! Ob schon, wie wir Lateiner zu
reden pflegen, nulla regula sine exceptione. Und so eine Exeeption ist sicherlich das MSd-
den, das ich jezt im Kopfe habe, und das du
kennst.
— —
Damis.
Nein, nein! ich schwöre es Zh-
nen zu: unsere Muhmen ausgenommen, und
Zulianen — Lhrys.
Und Zulianen? bene! —
Damie. Und ihr Mädchen ausgenommen, kenne ich kein einziges Weibsbild. Za, der Him
mel soll mich strafen, wenn ich mir jemals in
(
21
)
den Sinn.kommen lasse, mehrere kennen zu
lernen! Lhrys. Ze nun, auch das! rote du willst!
Genug, Julianen — die kennst du.
Damis.
Leider!
Lhrys. Und eben Juliane ist es, über die ich deine Gedanken vernehmen mbgte.--------Damis. Ueber Julianen? meine Gedanken über Julianen? O Herr Vater,
wenn Sie
noch meine Gedanken über Ertnnen, oder Lo-
rinnen, über Telestllen oder Praxillen verlang
ten ------- -
Stock tausend! was find da« für
Lhrys.
Illen? De» Augenblick schwur er, er kenne
kein
Frauenzimmer,
Damis.
nun nennt er ein
und
halb Dutzend Menscher.
—
Menscher? Herr Vater! Ja, Herr Sohn, Menscher! Die
Lhrys.
Endung gtebts gewiß nicht? Nettix, Lottix, Meretrix»
—
Himmel,
Menscher!
Dichterinnen
Menscher
Damis.
berühmte
griechische
zu
nen,
neu!---------
Lhrys. Ja, ja, Dichterinnen! da« sind mir eben die rechten.
trix — —
Iiotrix,
Meretrix, Poe-
Danils. Poetrix? H wehe, meine Ohren!
Poetria müßten Sie sagen; oder Poetris —
Is oder ix, Herr Buchstabenkra
Lhrys. mer !
Dritter Auftkite.
. §hrysander>
Damis.
...
Lisette.
Lisette. Hurtig herunter in die Wohnstube-
Herr Chrysander! Man will Sie sprechen. Lhrys. .Nun, was für ein Narr muß-mich
jetzo stören? Wer ist es denn? Lisette.
Lhrys.
Soll ich alle Narren kennen?
Was sagst du? Du hast ejn um
glückliches Maul, Lisette. Einen ehrtichenMann einen Narren -u schimpfen? Den» ein ehrli
cher Mann muß es doch seyn; was wollte er
sonst bei mir? Lisette.
Nu, nu; verzeihen Sie immer
meinem Maule den Fehler des Ihrigen.
Lhrys. Lisette.
Den Fehler des meinigen?
O gehen Sie doch! der ehrliche
Mann wartet.
Lhrys.
Laß ihn lvatten.
Habe ich doch
dell Narret« nicht £o:nmr» heißen.--------- Zch
werde gleich wieder da seyn, mein Sohn. -> Blich aus der Hand.)
Du hast ihn also nicht gekannt?
Ich
besinne mich; es ist auch nicht wohl möglich. Als er starb, war Juliane
noch sehr jung.
Ich nahm sie gleich nach seinem Tode in mein Haus, und Gott sey Dank! sie hat viel Wohl,
thaten hier genossen.
Sie ist schön, sie ist tu,
gendhaft; wem sollte ich sie also lieber gönnen,
als dir? doch!
Was meinst du?---------Antworte
Stehst
schliefest!
du
nicht
da,
als
ob du
( Daniis.
3o
)
Za, ja, Herr Vater.
Nur eins
ist noch dabei zu erwägen.----------
Lhrys. Du hast Recht; freilich ist noch eins dabei zu erwägen: ob du dich nämlich geschickt befindest, bald ein öffentliches Amt anzuneh
men, weil' doch — — Damis.
Wie? geschickt? geschickt?
Sie
Zweifeln also an Meiner Geschicklichkeit?—Wie Nnglücklich bitt' ich,
glrich
daß ich ZhneN nicht sö-
M «Mdrrsprechlichsten Beweise geben
kanN! Doch es soll Noch diesen Abend gesche
hen.
Glauben Sie mir, noch diesen Abend:,
-- ------ Die verdammte Post!
Ich weiß anch
nicht, wo sie bleibt: «Lhrys.
Beruhige dich nur, mein Sohn.
Die Frage geschah
eben
aus
keinem Miß
trauen, sondern bloß weil ich glaube- es schicke
sich nicht, eher zu heirathen, als bis man ein
Amt hat;
so wie es sich, sollte ich meinen-
auch nicht wohl schickt, eher ein Amt anzuneh-
nien, als bis man weiß, woher inan die Fran bekommen will. Damis.
Ach- was heirathen? was Frau?
Erlanben Sie mir, daß ich Sie allein lasse. Zch muß ihn gleich wieder auf die Post schik-
( Anton! Anton!
ken.
)
Zl
Doch ti ist mit dem
Schlingel nichts anzufangen; ich muß nur selbst
gehen.
S e 6) st e r Auftritt. Anton.
Anton.
Chrysandcr.
Rief
mich nicht Herr
Dami«?
Wo ist er? was soll ich?
Lhrys. Ich weiß nicht, was ihm im Kopfe steckt.
Er ruft dich; er will dich auf dir Post
schicken;
gel
er besinnt sich- daß mit dir Schlin
nichts
anzufangen ist,
Sage mir nur;
und geht selber.
willst du Zeitlebens ein Eset
bleiben? Anton.
Gemach, Herr Chrysander!
ich
nehme an den Thorheiten Zhree Sohnes ket» nen Theil:
Mehr als zwölfmai habe ich ihm
heute schon auf die Post laufe» müssen. verlangt Briefe von Berlin.
Er
Zst es meine
Schuld, daß sie nicht kommen? Lhrys.
Der wunderliche Heilige! Du bist
aber nun schon so lange um ihn; solltest du nicht sein Gemüth,
wenig kennen?
seine Art zu denken ein
( Anton.
32
)
Ha! ha! das kommt daraus hin
aus, was wir Gelehrten die Kenntniß der Ge müther nennen?
Darin bin ich Meister; bei
meiner Ehre! Zch darf nur ein Wort mit Ei
nem reden; ich darf ihn nur ansehen: husch habe ich den ganzen Menschen weg! Zch weiß sogleich, ob er vernünftig oder eigensinnig, ob
er freigebig, oder ein Knicker-------- Lhrys. Zch glaube gar, du zeigst auf mich?
Anton. O kehren Sie sich an meine Häm de nicht!-------- Ob er----------
Lhrys.
gen!
Du sollst
Zch habe
deine Kunst gleich zei
meinem Sohn eine Heirath
vorgeschlagen: nun sage einmal, wenn du ihn
kennst, was wird er thun?
Anton. Ihr Herr Sohn? Herr Damis ? Verzeihen 'Sie
mir,
bei dem
geht
meine
Kunst, meine sonst so wohl versuchte Kunst,
betteln.
Lhrys.
Nu, Schurke, so geh mit, und
prahle nicht! Anton.
Die
Gemüthsart
Gelehrten kennen wollen,
eines
jungen
und etwas daraus
schließen wollen, ist unmiglich; und was unm-glich
(
55
)
möglich ist, HerrChrysander---------- das ist un möglich.
)
wollen
sich
einem Andern über
lassen? Ich will? Könnten Sie mich
Juliane.
empfindlicher martern? Zch will?--------- Sa
gen Sie: Ich muß. Sie müssen?--------- Noch Ist nie
Vater.
Herz gezwungen worden, als bciejemge,
ein
dem es. lieb tfc, den Zwang zu feiner Entschul digung mache» zu können--------Juliane. Ihre Vorwürfe sii.d so fein, s»
fein!
daß
Sie
ich
vor
Verdruß
verlassen
werde. Vater.
Bleiben Sie, Zuliane; und sagen
Sie mir wenigstens, was ich dabei thun soll? Juliane.
Was ich thue; dem Schicksale
nachgeben. Vater.
Ach, lassen Sie das unschuldige
Schicksal aus dem Spiele! Juliane.
Das unschuldige? und Ich wer
de also wohl die Schuldige seyn? Halten Sie mich nicht länger---------
Lisette.
Wenn
dazwischen lege, Liebe zanken.
Ich mich nun nicht bald
so werden sie sich vor lauter
— Wae Sie thun sollen, Herr
Valer? eine große Frage! Himmel und Hölle
( rege
mache«/ damit
55
)
die gute Jungfer nicht
muß! Den Vater auf andere Gedanken drin,
gen; den Sohn ans Ihre Seite ziehen.
—
— Mit dem Sohn zwar hat es gute Wege; den überlassen Sie nur mir.
Der gute Da,
mts! Ich bitt/ ohne Zweifel, das erste Mäd
chen, das
ihm schmeichelt, und hoffe dadurch
auch das erste zu werden, das von ihm ge, schmeichelt wird.
Wahrhaftig; er ist so eitel,
und ich bin so geschickt, daß ich mich wohl
noch zu feiner Frau an ihm lobe» wollte, wenn der verzweifelte Vater nicht wäre!--------- Se hen Sie, Herr Valer,
der Einfall ist von
Mamtzll Julianen! Erfinden Sie mm eine
Schlinge für den Vater — —
Juliane.
Was sagst du, Lisette? von mir?
Valer, glauben Sie solch
S
rasendes Zeug
nicht! Hab' ich dir etwas anders besohlen, alr thm
einen
schlechten Begriff von mir beizu
bringen ?
Lisette.
Ja, recht;
einen schlechten. E
Ihnen — und wenn er möglich wäre, einen desto bessern von mir.
Juliane.
Nein, es ist mit euch nicht aus
zuhalten —
56
(
)
Erklären Sie wenigstens, liebste
Vater.
Zuliane---------
Juliane.
Erklären? und was? Vielleicht,
daß ich Ihnen in die Arme rennen will, und
wenn ich auch alle Tugenden beleidigen sollte?
daß ich mich Mit einer Begierde, mit einem Eifer die Ihrige zu werden bemühen will, die
mich in ihren Augen nothwendig einmal ver, ächtlich Machen müssen? Nein, Baler---------
.
Lisette.
Hören Sie denn nicht, daß sie
uns gern freie Hand lassen will? Sie macht
es, wie
die schöne Afpasia — — oder wie
hieß die Prinzessin in dem dicken
Romane?
Zwei Ritter machten auf sie Anspruch. Schlagt
euch mit
einander, sagte die schöne Aspasia;
wer
andern
den
ben.
Gleichwohl
überwindet,
soll mich
aber war sie
dem
ha«
Ritter
in der blauen Rüstung günstiger, als dem an
dern — — Juliane.
Ach, die Närrinn,
mit ihrem
blauen Ritter — —
(reißt sich los und geht ab.)
( Ä7
)
Zweiter Auftritt.
Lisette. Valer. Ha! ha! ha!
Lisette.
Valer.
Mir ist nicht lächerlich, Lisette.
Lifttte. Nicht? Ha! ha! ha!
Ich glaube, du lachst mich aus?
Valet.
Lisette.
O so lachen Sie mit!
Oder ich
muß noch einmal darüber lachen, daß Sie nicht lachen wollen. Valet.
Ha! ha! ha!
Ich mögte verzweifeln!
Zn der
Ungewißheit, ob Sie mich noch liebt — Ungewißheit?
Lisette.
Männer sie
schwer zu
so
denn alle
zu
Sind
überreden?
denn alle
Werden
solchen ängstlichen Zweif
lern, sobald die Liebe sie ein wenig erhitzt?
Lassen Sie Ihre Grillen fahren, Herr Valer, oder ich lache aufs neue.
Spannen Sie viel
mehr Ihren Verstand an, etwas auszusinnen, um den alten Chrysander--------
Valer.
Chrysander traut mir nicht, und
kann mir nicht trauen.
gung zu Julianen.
Er kennt meine Nei
Alle mein Zureden würde
( umsonst seyn;
58
)
er würde den Eigennutz/ di«
Quelle davon/ gar bald entdecken.
Und wenn
ich auch eine völlige Anwerbung thun wollte; was würde es helfen?
Er ist deutsch genug,
nur gerade ins Gestcht zu sagen, daß ich seinem
Sohne hier nachstchen müsse, welche? wegen
der Wohlthaten des Vaters das größte Recht auf Zulianen habe. — — Was soll ich also
anfangcn?
Mit den wunderlichen Leuten, die
Lifttte.
nur überall den
ebenen Weg gehen wollen!
Hören Sie, was mir eingefallen ist. Das Do, summt, oder wie der Quark heißt, ist das ein,
zjge, was Lhrysandern zu dieser Heirath Lust macht, so daß er es schon an seinen Advokaten geschickt hat.
Wie wem man von LKftm W»
vokalen einen Brief unterschiebe« könnte, in
welchem--------- in welchem-----------
Valer,
Zn welchem er ihm die Gültigkeit
des Dokuments verdächtig macht; willst du sa
gen? Der Einfall ist so unrecht nicht! Aber —
wenn ihm nun einmal der Advokat ganz das Gegentheil schreibt, so ist ja unser Betrug am
Tage.
Lisette.
Was für ein Einwurf!
Freilich
(
59
müssen Sie ihn stimmen.
)
Es ist von je her
gebräuchlich gewesen, daß es sich ein Liebhaber
etwas muß kosten lassen. Wenn nun aber der Advokat ehr,
Valcr. lich Ist?
Lisette.
Thun Sie doch, als ob Sie seit
vier Wochen erst in der' Welt wären. die Geschenke, so ist der Advokat.
Wie
Kommen
gar keine, so ist der niederträchtigste Betrüger
der redlichste Mann. Kommen Geschenke, aber nur kleine, so hält das Gewissen noch so ziem lich das
Gleichgewicht.
wohl Versuchungen bei
Es
steigen
ihm auf;
alsdann
allein die
kleinste Betrachtung schlägt sie wieder nieder.
Kommen aber nur recht ansehnliche, so ist gar bald der ehrlichste Advokat nicht mehr der ehr, ltchste.
Er legt die Ehrlichkeit mit den geschenk
ten Goldstücken in den Schatz, wo jene eher
zu rosten anfängt, als diese.
Ich kenne die
Herren! Valer. Dein Urtheil ist zu allgemein. Nicht
alle Personen von einerlei.Stande einerleiArt gesinnet.
sind auf
Ich kenne verschiedene
alte rechtschaffene Sachwalter--------Lisette.
Was wollen Sie mit Ihren al-
(
6»
)
ten? Es ist eben, als wenn Sie sagten: die
großen runden Aufschläge, die kleinen spitzen Knöpfe, die erschrecklichen Halskrausen, aus welchen man Schtsssegel machen könnte, die
viereckigten breiten Schuhe, die tiefen laschen, kurz die ganze Tracht,
wie sich etwa Ihre
Pathen an Ehrentagen mögen «iüsstaffirt ha
ben, wären noch jkzt Mode, weil man noch manchMl Per tiflb da einige gebückte zitternde Mämierchen über die Gassen so schleichen sieht.
Lassen Sie nur noch die, und Zhr Paar alte
rechtschaffene Advokaten sterben; dir Mode und die Redlichkeit werden einen Weg nehmen.
Valer.
Man hört doch gleich, mann das
Frauenzimmer am beredtesten ist!
Lisette. Lästern geht?
Sie meinen etwa, wetttt et WW O wahrhaftigi 8er bloßen Lä
sterns wegen hab' ich so viel nicht geplaudert. Meine vornehmste Absicht war, Ihnen beizu
bringen, wie viel überall das Geld thun könne,
und was für ein vortreffliches Spiel ein Lieb, Haber in den Händen habe, wenn er gegen alle
freigebig ist, gegen die Gebieterinn, gegen den Advokaten und--------- Dero Dienerinn. m.rcht eine Verbeugung.)
-
(
Valet.
feit.
6i
)
Verlaß dich auf meine Erkenntlich,
Zch verspreche dir eine recht ansehnliche
Ausstattung, wenn wir glücklich sind — — Lisette.
.)
Dritter Auftritt. Anion. Lisette. Anton. Siu? was will die! in meines Herrn Studierstube? Zezt gieng Baler her aus; vor einer Weile Zuliane; und du bist noch da? Ich glaube gar, ihr habt eure Zusammenkünste hier. Warte, Lisette! das will ich meinem Herrn sagen. Zch will mich schon rächen; noch für das Gestrige; besinnst du dich? Lisette. Zch glaube, du keifst? Was willst du mit deinem Gestrigen? Anton. Eine Maulschelle vergißt sich wohl
bei dem leicht, der sie giebt, aber, dem die Zähne davon gewackelt haben, der denkt eine Zeit lang daran. Warte nur! warte! Lisette. Wer heißt dich, mich küssen? Anton. Potz Stern, wie gemein würden die Maulschellen seyn, wenn alle die weiche be kommen sollten, die euch küssen wollen. — —
Zrjt soll dich mein Herr dafür wacker —
(
6z
)
Lisette.
Dein Herr? der wird mir nicht
viel thun. Anton.
Nicht? Wie vielmal hat er eS
nicht gesagt, daß so ein heiliger Ort, als eine Studierstube ist, von euch, unreinen Geschöp, fen, nicht müsse entheiliget werden? Der Gott der Gelehrsamkeit-------- warte, wir nennt er
ihn? — — Apollo — könne kein Weibsbild
leiden. Schon der Geruch davon wäre ihm zu wider.
Er fliehe davor,
wie der Stößer vor
den Tauben. — Und du denkst, mein Herr
würde es so mit ansehen, daß du ihm den lie
ben Gott von der Stube treibest? Lisette.
Zch glaube gar, du Narr denkst,
der liebe Gott sey nur bei euch Mannsperso
nen?
Schweig, oder--------
Anton. Ja, so eine, wie gestern vielleicht? Lisette. Noch eine bessere! der Pinsel hätte
gestern mehr
als eine verdient.
Er kommt
zu mir; es ist finster; er will mich küssen; ich
stoße ihn zurück, er kommt wieder; ich schlage ihn aufs Maul, es thut ihm weh;
er läßt
nach; er schimpft; er geht fort--------- Ich mögte dir gleich noch eine geben,
daran denke.
wenn ich
(
64
)
Zch hätte es also wohl abwarten
An ton.
sollen, wie oft du deine Karesse hättest wiederhole» wollen?
Lisette.
Gesetzt, es wären noch einige ge
folgt, so würden sie doch immer schwächer und schwächer geworden seyn.
Vielleicht hätten sich
die letzter» gar----------doch so,et» dummer Teufel verdient nichts»
Anton.
Was hir ich? ist das dein Ernst,
Lisette? Bald hätte ich Lust, die Maulschelle zu vergessen, und mich wieder mit dir zu ver
tragen» Lisette.
Halte es, wie du willst.
Was
ist mir jezt an deiner Gunst gelegen? Zch habe ganz ein ander Wildprett auf der Spur.
Anton.
Ein anderes?
o
weh, Lisette l
Das war wieder eine Ohrfeige, die ich so bald nicht vergessen werde! Ein anderes? Zch däch te, du hättest an einem genug, das dir selbst
ins Netz gelaust» ist. Llserre.
Unb darum eben ist nichts dran»
— Aber sage nur, wo bleibt dein Herr? Anton.
•
Danke du Gott, daß er so lange
bleibt; und mache, daß du hier fort kommst.
Wenn
( 6z ) Wenn er dich trifft, so bist du in Gefahr herauSgeprügelt zu werden. Lisette. Dafür laß mich sorgen! Wo ist
Nun, wie lange wird er mich noch schimpfen
lassen?------- - Wir sind doch närrisch gepaaret,
ich und mein Herr!--------- Er giebt dem Ge
lehrtesten^ und ich dem
Ungelehrtesten nichts
nach.--------- Zch will auch noch heute anfan
gen zu lesen,
— — Wenn ich ein Loch von
achtzig Zähren In die Welt lebe, so kann ich
schon noch ein ganzer Kerl werden.---------Nur frisch angefangen! Da sind Bücher ge
nug! --------- Zch will mir das kleinste aussu chen; denn Anfangs muß man ftd) nicht über
nehmen.
--------- Ha! da finde ich ein allerlieb
stes Büchelchen.--------- Zn so einem muß es sich mit Lust studieren lassen.--------- Nur frisch
(
)
73
angefangen, Anton!-------- Es wird doch gleich, viel seyn, ob hinten oder vorn? — — Wahr«
hastig, es wäre eine Schande für meinen so erstaunlich, so erschrecklich, so abscheulich geletzt« ten Herrn, wenn er langer einen so dummen
Bedienten haben sollte — Dan.rs,
( indem er sich ihm vollends
nähert)
Ja sekll.ch wäre cs eine Schande für ihn. Anton. Danns.
Hilf Himmel! mein Herr--------Erschrick
nur
nicht! Ich habe
alles gehört ---------
Airton.
Sie haben alles gehört?---------
Ach bitte tausendmal um Verzeihung, wenn
ich etwas unrechtes gesprochen
Ach war so eingenommen,
habe.
— —
so eingenommen
von der Schönheit der Gelehrsamkeit — — verzeihen
Sie mir meinen dummen Streich
— daß
—
ich
selbst
noch
gelehrt werden
wollte.
Damis.
klügsten
Schimpfe doch nicht selbst den
Einfall,
den du
Zeitlebens gehabt
hast.
Anton.
Vor zwanzig Zähren mögte er
klug genug gewesen seyn. Damis.
Glaube mir; noch
bist
tu zu
(
74
)
den Wissenschaften nicht zu alt.
Wir können
in unserer Republik schon Mehrere aufweisen,
die sich gleichfalls den Musen nicht eher in die Arme geworfen haben.
Nicht in die Arme
Anton. will mich
ihnen in den
allein, ich
Schooß werfen. —
Aber in welcher Stadt sind die Leute?
Damis. In welcher Stadt?
Anton. fönten.
Ja; ich muß hin, sie kennen zu
Sie müssen mir sagen, wie sie es an
gefangen haben---------
Danns.
Waö willst du mit der Stadt?
Anton.
Sie denken etwa, ich weiß nicht,
was eine Republik ist? — — Sachsen, zum
Exempel-------- Und eine Republik hat ja mehr wie eine Stadt? nicht?
Damis.
Was für ein Jdiotel Ich rede
von der Republik der Gelehrten.
uns Gelehrten,
Sachsen,
Was geht
war Deutschland,
was Europa an? Ein Gelehrter, wie ich bin,
ist für die ganze Welt: er ist ein Kosmopolit: er ist eine Sonne, die den ganzen Erdball er
leuchten muß----------
Anrsn.
Aber sie muß doch wo liegen, die
Republik der Gelehrten.
(
75
)
Damis. Wo liegen? Dummer Teufel! die gelehrte Republik ist überall.
Anton.
Ueberall? und also ist sie mit der
Republik der Narren an einem Orte? Die,
hat ma
mir gesagt, ist auch überall.
Danns.
Ja freilich sind die Narren und
die Klugen, die Gelehrten und die Ungelehr ten überall untermengt, und zwar so, daß die letzter» immer den größten Theil ausmachen.
Du rannst es an unserm Hause sehen.
Mit
wie viel Thoren und Unwissenden findest du mich nicht hier umgeben? Einige davon wissen
nichte, «und: wissen es, daß sie nichte wissen. Unter tiefe gehörst du.
Sie wollten aber doch
gern etwas lernen, und deswegen sind sie noch die erträglichsten.
Andere wissen nichts, und
wollen auch nichts wissen; sie halten sich bei
ihrer Unwissenheit für
glücklich;
sie
scheuen
das Licht der Gelehrsamkeit---------
Anton.
Das Eulengeschlecht!
Damis.
Noch andere aber wissen nichts,
und glauben doch etwas zu wissen; sie haben
nichts, gar nich.ö gelernt, und wollen doch den Schein habe», als hätten sie etwas gelernt. Und diese sind dir allrrunrmäzlichstr» Narren,
(
76
)
worunter, die Wahrheit zu bekennen, auch mein Vater gehört.
Anton.
Sie werden doch Ihren Vater,
bedenken Sie doch, Zhren Vater, nicht zu ei nem Erznarren machen?
Dainis.
Lerne distinguire»! Zch schimpfe
meinen Vater nicht, in so fern er mein Vater
ist, sondert» in so fern ich ihn als einen betrach, tetr Kam, der den Schein der Gelehrsamkeit
Unverdienter Weise an sich reißen will. so fern verdient er meinen Umvulen.
Zn
Zch ha
be es ihm schon oft zu verstehen gegeben, wie ärgerlich er mir ist, wenn er, als ein Kauf mann, als ein Mann, der nichts mehr, als ante und schlechte Waaren, gutes und falsches Geld kennen darf, und höchstens das letzte für
das erste wegzugeben
wissen soll; wenn der,
sage ich, mit seinen Schulbrocken, bei welchen ich doch immer etwa« erinnern muß, so prah,
len will.
Zn dieser Absicht ist er ein Narr,
er mag mein Vater seyn, oder nicht.
Anton.
Schade! ewig Schade! daß ich
das in so fern und in Absicht nicht als ein Zunge gewußt habe.
Mein Vater hätte mir
gewiß nicht so viel Prügel umsonst geben sol,
de des zweiten AusHges.)
(
111
)
Dritter Aufzug. Erster Lisette.
Auftritt. Anton.
Lisette.
So warte doch, Anton.
Anton.
Et, laß
mich zufrieden.
Ich
mag mit dir nichts zu thun haben. Wststt. Wollen wir uns also nicht wieder »ersöhnen? Willst du nicht thun, was ich dich gebeten habe? Anton. thun?
Dir sollte ich etwas zu gefallen
Lisette. Anton, lieber Anton, golbner Anton, thu es immer. Wie leicht kannst du nicht dem Alten den Bries geben, und ihm sagen, der Postträger habe ihn gebracht? Anton. Geh! du Schlange! Wie sie nun
schmeicheln kann!-------- Halte mich nicht auf. Zch soll meinem Herrn ein Buch bringen. Laß mich gehen.
( Lisette.
HS
)
Deinem Herrn ein Buch? Was
will er denn mit dem Buche bei Tische?
Anton.
Die Zeit wird ihm lang;
und
will er nicht müßige Weile haben, so muß er sich doch wohl etwas zu thun machen. Lisette.
Tische?
Die Zeit
wird ihm lang?
bei
Wenn es noch in der Kirche wäre?
Reden sie denn nichts? Anton.
Schelm,
Nicht
ein
Wort.
Ich bin ei»
wenn es auf einem Todtenmahle so
still zugehen kau». Lisette.
Wenigstens wird der Alte reden.
Anton. Der redet, ohne zu reden. Er ißt, und redet zugleich; und ich glaube, er gäbe wer
weiß waS darum, wenn er noch dazu trinken könnte, und daS alles dreies auf einmal. Das
Zeitungeblatt liegt neben dem Teller; das eine
Auge sieht auf den, und das andere auf jenes. Mit dem einen Backen kaut er, und mit dem
andern redet er.
Da kann es freilich nun
nicht anders seyn, die Wort« müssen aus dem
Gekauten sitzen bleiben, so daß man ihn mit genauer Noth noch murmeln hört.
Lisette. Was machen aber die Uebrigen?
Anton.
Die Uebrigen? Valer und Julia« ne
c "3 ) «e sinh wie balb tobt
Sie essen nicht, unb
reden nicht; sie sehe« einander an; sie seufl
-eq; sie schlagen die Augen nieder; sie schiele» bM„iiach dem Vater, kalb nach dem SohKz
sie werden weis, sie werden roth-
Der Zorn
unb bi? Verzweiflung sieht Beiden aus den Au
gen. 7- Aber >uchhe! so recht! Siehst bi|,_ daß e« nicht nach deinem Kopfe gehen muß? Mein Herr soll Julianen haben, und wenn-------Lisette»
Ja, best, Herr! Was macht aber
bet?
Anton.
Lauter bumM Mrelche. Er kriz-
zelt mk ber Gabel auf dem Teller; hängt Pest Ktzftfto-dewx-t hgtz Maul/ al- ob er mir sich
selbst redete; wackelt mit dem Stuhle;
stößt
einmal ein Weinglas um; läßt ?- liegen; thut
als wenn er nichts merkte, his ihm der W^in auf die Kle oer laufen will; nun fährt er auf,
unb spricht wohl gar, ich hätte es umzegosseN
— Dpch genug geplaudert; er wir.b auf mich
stucken, wo ich ihm das Buch mcht bald ge. Ich muß es boch suchen. Auf dem Asche, zur rechten.Hand, soll es liegen.
rechten Hand;
Za zur
welche rechte Hand meint er
denn? Trete ich so, so ist da-,die rechte Hand; Sa gesagt, wag -da-,
Wie leicht könnte -Ehtysander nicht
argwöhn« — -----
Anton,
Ja, ja, mein AxMen, ich merk'
es schon; du
willst die Kastanie« aus 6ee;
Asche haben, und brauchst Katzenpfote« dazu. JUfettfc Ze nun, mein liebes Laterchen, thu es immer 4
Anton. . Me sie
einem «ns Hfrz:
lege« kaun! Liebes Katerchen! Gieb nur h«, den Brief; gieb nur! Lisette" Da^ chetu. unverArichllchrr An
ton —
ii7
(
)
Aber es har doch mit bet Aus-
Amon.
stattnng seine Richtigkeit? — *• Verlaß dich drauf — —
Lifette.
Und mtf meiner Belohnung üben
Anton. drein? — — Lifette.
Desgleichen.
Anton.
Nun wühl, der Brief ist über
geben !
Lifette.
Anton.
Aber so bald, als möglich —
Wenn
du
willst-,
jetzt
gleich.
.P»tz Stern! wer köNnvt? — —
Komm!
Zum Henker, es ist Damis.
^weitet AnftriLt. Damis.
Dnmis.
Anton.
Ll^eM.
Wo bleibt denn der Schlitzgel
mit beth Buche?
Anton.
Zch wollte gleich. Ich wollte —
£(fette and--------- Kurz, ich kann es nicht pnx d'eii, Herr Dd'mis.
Damis. Nicht finden? Zch habe dir ja gesagt, aüs welcher Hand es liegt. Anton.
Auf der rechten, haben Sie wohl
gesagt; aber Nicht auf welcher rechten? das wollte ich Sie gleich fragen kommen.
Und
(
Damis.
US
)
Dummkopf, kannst du nicht sö
viel errathen, daß ich von der Seite rede, uchen ktnnrü? Von
wem hast
du deck» bei» Brief bekommen,
Anton?
Amon.
Von Lisettttt.
(
-28
)
Lhrys. Und Mette? Anron, Zweifel.
Vqn dem
Briefträger,
ohne
Lhrysi Aber warum bringt den« der Kerl die Briefe nicht pur selbst? Anton. Sie werden sich doch in dm Händen, wodurch sie gehen, nicht verändern könnest?
LHM MW Heiß nicht — — Gleich, wühl aber lassen sich die Gründe, die ff an, fsihrt, hören. Ich muß also wohl best sicher, sixn Wxg nehmen, und dir, mein S«hn — — Aber, ich glaube gar, du hast dich wird« KN den Tisch geietzt, und studierst? Danns. Mein Gottb ich hgbe ju thun, ich hche so gax viel zu thun, l^hrys. Darum mit einem Worte, Hamit ich dich nicht um dze Zett, bringe: dir Heirach mit Julianen war nichts, als ein Gedanke, den du wreder vergessen kannst. Wenn ich ff recht übexiege, so hat doch Daher das grbßr p Recht auf sie. Dnmis. Sie betrügen sich, wepn Sv glauben, daß ich nunmehr davon abgehen werde. Ich habe (illce wohl überlegt, und ich
( 129 ) ich Mstß es Ihnen nur mit ganz trockenen Korten sagen, daß eine böse Frau mir hel fen soll? meinen Ruhm unsterblich zu machen; oder vielmehr, daß ich eine böse Frau, an die man- nicht denken würde, wenn sie keinen Gei lehrten gehabt hätte. Mit mir zugleich unsterb lich machen will. Der Charakter eines soü chen Eheteufels wird auf den meinigen rin gewisses Licht werfen r- — Lhrys. Nun wohl, wohl; so nimm dir eine böse Frau; nur aber eine mit Gelde, wett an einer solchen die Bosheit noch erträglich -W,: Bot» der Gattung war meine erste selige FrM tttM-chia zwanzigtausend Thaler, die ich mit ihr bekam, hätte ich des bösen Feindes Schwester heirathen wollen — — Du mußt mich nur recht verstehen; ich meine es nicht nach den Worten. — Wenn sie aber böse seyn soll, deine Frau, was willst du mit Zulianen? — — Höre, ich kenne eine alte Wittwe, die schon vier Manner ins Grab gezankt hat; sie hat ihr feines Anskotnmen: ich dächte, da« wäre deine Sache; nimm die! Ich habe dir da« Maul einmal wässerig ge macht, ich muß dir also doch etwas barein £efl. Ltistsp. I. Z
(
*50
)
geben. Wenn es einmal eine Lantippe seyn soll, so kannst d« keine bessere finden. Damis. Mit Ihrer Xantippe I ich habe es Ihnen ja schon mehr als Einmal gesagt, daß Xantippe keine böse Frau gewesen ist. Haben Sie meine Beweisgründe schon wieder vergessen? Lhryf. Ti was? mein Beweis ist da« ADLbuch. Wer so ein Buch hat schreiben können, das so allgemein geworden ist, der muß es gewiß besser verstanden haben, al« dH. Und kurz, mir liegt daran, daß Xantippe eine böse Frau gewesen ist. Ich könnte mich nicht zu, frieden geben, wenn ich meine erste Frau so oft sollte gelobt haben. Schweig also mit dei nen Narrenspossen; ich mag von dir nicht bes ser unterrichtet seyn. Damis. So wird «ns gedankt, wenn wir die Leute aus chren Irrthümern helfen wollen. Lhryf. Seit wann ist denn da« Et klü ger, als die Henne? he? Herr Doktor, ver geß Er nicht, daß ich Vater bin, und -daß es auf den Vater ankommt, wenn der Sohn heirathen soll. Ich will an Julianen nicht mehr gedacht wissen — —
(
Damis.
151
)
Und warum nicht?
Lhrys. Soll ich meinem einzigen Sohn ein armes Mädchen aufhängen? Du bist nicht werth, daß ich für dich so besorgt bin. Du weißt ja, daß fle nichts im Vermögen har. Damis. Hatte sie vorhin, da ich sie hetrathen sollte, mehr al« jezt? Lhrys. Da« verstehst du nicht. Zch wuß te wohl, wa« ich vorhin that: aber ich weiß auch, wa« ich jezt thue. Damis. Gut, desto besser ist e«, wenn sie kein Geld hat. Man wird mir also nicht nachpchen können, die böse Frau de« Geldes wegen genommen zu haben; man wird es zu gestehen müssen, daß ich keine andere Absicht gehabt, als die, mich in den Tugenden zu üben, die bet Erduldung eines solchen Weibes nöthig sind. Lhrys. Eines solchen Weibes! wer hak dir denn gesagt, daß Zuliane eine böse Frau werden wird? Damis. Wenn ich nicht, wie wir Gelehr ten zu reden pflegen, a priori davon über führt wäre, so würde ich eS schon darau« schließen können, weil S>« daran zweifeln.
(
158
)
•
Fein naseweiß, mein Sohns'fein
Lhrys.
käseweiß! Ach habe Julianen auferzogen; sie hat viel Wohlthat bet mir genossen; ich habe
ihr alles Gute beigebracht: wer von ihr übel
spricht, der spricht es zugleich von mir. Was? ich
sollte nicht
wissen?
Ich
ein Frauenzimmer zu ziehen
sollte
Meiner Aufsicht
ein Mädchen- das unter
groß geworden ist, nicht so
-west gebracht haben, daß es einmal eine recht schaffene wackere Frau würde? Reich habe ich sie
freilich
nicht
machen
können;
Wohlchat selbst noch benöthigt.
ich
bin der
Aber daß -ich
sie nicht tugendhaft, nicht verständig gemacht hätte, das kann mir nur einer Nachreden, der so dumm ist, als du, mein Sohn.
Nimm
mir es nicht Übel, daß ich mit der Sprache
herauörücke. Narr,
so
Du
bist
so
ein eingemachter
ein Stockfisch — — nimm mirs
nicht übel, mein Sohn---------so ein überstu dierter
Pickeihering--------- aber nimm mirs
nicht übel--------Danns,
(bei Seite)
Bald sollte ich glau
ben, daß fein erster Handel mit eingesalzenen Fischen gewesen sey.---------Schon gut, Herr
Vater; von Juliane'ns Tugend will ich nichts
(
135
)
sagen; hie Tugend ist oft eine Art von Dumm heit. Aber was ihren Verstand anbelangt, von dem werden Sie mir erlauben, daß ich ihn noch immer tu Zweifel ziehe. Ich bin Run schon eine ziemliche Zeit wieder hier; ich habe mir auch manchmal die Mühe genom men, ein Paar Worte mit ihr zu sprechen: hat sie aber wohl jemals an meine Gelehrsam keit gedacht? Ich mag nicht gelobt seyn: so eitel bin ich nicht; nur muß man beti Legten
ihr Recht widerfahren lassen-------
Fünfter Auftritt. Chrysander.
Damis.
Daser.
rr Wonach pielwentger für Zulia,
nett.
Sie lieben sie;
Sie
haben längst bei
mir um sie angehaltcn; wer am ersten kommt,
der muß am ersten
mahlen.
Ich habe eben
mit meinem Sohn davon geredet — — Sie kennen ihn ja ---------
Vater.
Himmel, was hör' ich? Ist es
möglich? welche glückliche Veränderung! Er, laubett Sie, daß ich Sie sausendmal umfange.
Soll ich also doch noch glücklich seyn? O Chry-
sauber! o Dami«!,, Lhrys.
Reden Sie mit ihm, und sehen
Sie ihm den Kopf ein wenig zurechte.
Ich
(
136
)
will zu Zulianen gehen, und ihr meinen ver< änderten Entschluß hinterbringen. Sie wird mir es doch nicht übel nehmen? Valer. Uebel? Sie werden thr bas Leben wieder geben, so wie Sie es mir wieder gege, den haben. Lhryf. Et! kann ich das? (Acht ah.)
Sechster
Damis.
Auftritt.
Baler.
Anton.
Valer. Und in welchem Tone soll ich nun mit Ihnen reden, liebster Freund? Das er, neuerte Versprechen Ihres Vaters berechtigte mich, Sie ganz und gar zu übergehen. Ich habe gewonnen, sobald Cchrysander Julianen zu zwingen aufhirk. Doch wie angenehm soll es mir seyn, wenn ich ihren Besth zum Theil auch Ihnen werde verdanken können, Damis. Anton! Anton. ckommt.. Was soll der? ist Ihnen die Post wieder eingefallen? Damis. Gleich geh! sie muß nothwendig da seyn.
(
*57
)
Antsn. Aber Ich sage Ihnen, baß sie bet so Übeln Wetter vor zehn Uhr nicht kommen
kann. Damis.
Giebst du abermals eine Stund«
zu? Kurz, geh! und kommst du leer wieder, so sieh dich vor! Anton. Wenn ich diese Nacht nicht sanft schlafe, so glaube ich Zeitlebens nicht mehr, daß die Müdigkeit etwas dazu helfen kann, (geht ab.)
Siebenter Auftritt. Damis.
Valer.
Vater. So? anstatt zu antworten, reden Sie mit dem Bedienten? Damis. Verzeihen Sie, Valer; Sie ha ben also mit mir gesprochen? Ich habe den
Kopf so voll; «s ist mir unmöglich, auf alles zu hören. Vater. Und Sie wollen sich auch bet mir verstellen? Zch weiß die Zett noch sehr wohl, da ich In eben dem wunderbaren Wah ne stand, es ließe gelehrt, so zerstreut, als Möglich, und aus nichts, als auf sein Buch
(
»38
)
aufmerksam zu thun. ..Doch glauben Sie nur, der muß sehr einfältig seyst, den.Sie mit die sen Gaukeleien htmergehen wollen.
Damis.
Und Sie müssen noch einfälti
ger seyn, daß Sie glauben kiunen,
ein jeder
Kopf sey so gedankenleer, als der Ihrige. Und
verdient denn Zhr Geschwätz, daß ich darauf
HLre? Sie haben ja gewonnen, spbald Chry< sander Julianen zu zwingen aufhört; Sie find
ja berechtiget, mich zu übergehen--------Valet. Das muß doch eine besondere Art der Zerstreuung seyn, in welcher man des An,
dern
Reden gleichwohl so genau höret, daß
man sie von Wort zu Wort wiederholen kann. Damrs.
Ihre Spötterei ist sehr trocken,
(steht wieder auf ftrv Buch.) Valet.
Doch aber zu empfinden? — —
Was für eine Marter ist es, mit einem Men, schen von Ihrer Art zu thun zu haben? Es
giebt deren wenige — —
Damis. V«let.
Das sollte ich selbst glauben.
Es würden sich aber mehrere fiu,
den, wenn selbst--------Damis.
Ganz recht;
wenn
die wahre
Gelehrsamkeit nicht so schwer zu erlangen, die
(
>39
)
natürliche Fähigkeit dazu gemeiner,
und ei»
unermüdeter Fleiß nicht so etwas Beschwerli ches wären--------
Vater. Ha! ha! ha! Damis.
Das Lachen eines wahren Idio
ten! Vater.
Sie reden von Ihrer Gelehrsam
keit, und ich, mit Vergebung, wollte von Ihrer Thorheit reden.
Hierin, meinte ich, würden
Sie mehrere Ihres Gleichen finden, wenn selbst diese Thorheit ihren Sklaven nicht zur
Last werden müßte. Damis. Verdienen Sie also, daß ich Ih nen antworte? (fief)t wieder in fein Buch.) Vater.
Und verdienen Sie wohl, daß ich
noch Freundes genug bin, mit Ihnen ohne Verstellnng zu reden? Glauben Sie mir. Sie
werden Ihre Thorhetteu bei mehrerm Verstän de bereuen — —
Damis. Bei mehrerm Verstände? cfpSttis«. > Vater. Werden Sie darüber ungehalten?
Das ist wunderbar! Ihr Körper kann, Ihren Jahren nach, noch nicht ausgewachsen haben, und Sie glauben, daß Ihre Seele gleichwohl schon zu ihrer möglichen Vollkommenheit 4«
(
l/lr>
)
langet ft.) ? Ich würde dm für meinen Feind
halten, welcher mir den Vorzug,- täglich zu m -hrerm Verstände zu kommen) streitig machen
wollte.
Sie!
Damis. Valer.
Sie werden so spöttisch, mein Herr
Nebenbuhler — Doch da ist sie selbst!
(läuft
Ihr entgegen.) Ah, Juliane---------
Achter Auftritt.
Juliane. Juliane.
Damis.
Ach, Valer,
Baler. welche glückliche
Veränderung!---------
Damis. (indem
er sich auf dem Stuhle umwendet.)
Die Ehre, Sie hier zu sehen, Mademoiselle," habe ich ohne Zweifel einem Irrthum zu dan
ken? Sie glauben vielleicht in Ihr Schlafzim mer zu kommen--------Juliane.
zeihlich!
Nein!
Dieser Irrthum wäre
unver
mein Herr, es geschieht auf
Befehl Ihres Herrn Vaters,
daß ich diesen
heiligen Ort betrete. Ich komme, Ihnen einen Kauf auszusagen,, und mich bei Ihrer Muse zu entschuldigen, daß ich beinahe in die Gefahr
(
)
i4i
gekommen «Kre, ihr einen so liebenswürdigen
Geist abspenstig zu machen. Vater. Zuliane,
O wie
Sie
entzückt bin ich,
schönste
auf einmal wieder in Zhrer
Heiterkeit zu sehen.
Damis.
Wenn
ich das Gewäsche eines
Frauenzimmers recht verstehe, so kommen Sie,
ein Pakram aufznheben, welches doch alle Ne« quisita hat, die zu einem «numstoßl'chen Pakts erfodert werden.
Juliane., Und wenn ich das Galimathias eines jungen Gelehrten verstehei» darf, so ha
ben Gis es gelrossen.-
Dami»« Mein Vater ist ein Zdiyte. Kommt rS denn nur auf ihn, oder auf Sie, Made, moiselle, an, einen Vertrag, der an meinem
Theile fest besteht, ungültig zn machen? — —
Es wird sich alles zeigen;
nur wollte ich btt«
teft, mich jezt ungestört zu lassen---------(»en,
det sich wieder an den Tisch.) Vater.
Was für ein Bezeigen; hat man
jemals einem Frauenzimmer, auf dessen Besitz
man Anspruch macht, so begegnet? Damis. ichäffiigten
Und »st »nan jemals einem be,
Gelehrten so
übcrlästtg gewesen?
(
»42
)
Diese verdrüßliche Gesellschaft loß zu werden,
muß ich nur selbst meine vier Wände verlassen. ' (geht ad.)
Neunter Auftritt.
Baler. Juliane. Juliane. Und wir lachen ihm nicht nach? Valer.
Nein, Juliane; eine bessere Freu
de mag uns jezt erfüllen; und beinahe gehört
eine Art von Grausamkeit dazu, sich über et, nen so
kläglichen
Thoren
lustig zu machen.
Wie soll ich Ihnen die Regungen meines Her
zens beschreiben, jezt, da man ihm alle seine Glückseligkeit wieder gegeben hat? Ich beschwöre Sie, Juliane, wenn Sie mich lieben, so verlassen Sie noch heute mit mir dieses gefähr«
liche Hans.
Sehen Sie sich nicht länger dem
Ungestüm eines veränderlichen Alten, der Ra
serei eines jungen Pedanten
und der Schwä
che Ihrer eigenen allzuzärtlichen Denkungsart aus.
Sie sind mir in einem Tage genommen,
und wieder gegeben worden; lassen Sie ihn
den ersten und den letzten seyn, der so grau sam mit un« spielen darf!
( 143 ) Juliane: Fassen Sie sich, Baler, Wie woll«» lieber nichcs thun, was uns einige Vor würfe von Chrysandern zuzichen könnte.' Sie sehen, er ist auf dem besten Wege, und ich liebe ihn ebeir so sehr, als ich den Damis verachte. Durch das Mißtrauen, wodurch ich mich auf einmal seiner Vorsorge entzöge, wür de ich ihm für seine Wohlchaten schlecht dan ken — Valer. Noch Immer reden Sie von Wohl thaten? Ich werde nicht eher ruhig, als bis ich Sie von diesen gefährlichen Banden befreiet habe. Erlanben Sie mir, daß ich sie sogleich gänzlich vernichte, und dem alten Eigennützi gen — Juliane. Nennen Sie ihn anders, Valer: er ist das nicht; und schon feine Veränderung zeigt es, daß Eifette falsch gehört, oder uns hintergangen hat. Zwar weiß ich nicht, wem ich diese Veränderung zuschreiben soll — — (nachßnrrlnd.) Valer. Warum aus einmal so in Gedan ken? Die Ursache, die ihn bewogen hat, mag seyn, welche eö will; ich weiß doch gewiß, daß es eine Fügung des Himmels ist.
( '44 ) Julians. Des Himmels, oder Lisette'ns. Auf einmal fällt mir ein, was Sie mir von einem Briefe gesagt haben. Sollte wohl EL sette'ns allzugtoße Dicnstfertigkeit-------Valer. Welche Einbildung, liebste Zulia ne! Sie weiß eß ja, daß Ihre Tugend in die
sen kleinen Betrug nicht willigen wollen. Juliane. Gleichwohl, je mehr ich nach denk« — Valer. Wenn es nun auch wäre, wollten Sie denn deswegen — — Juliane. Wenn es nun auch wäre? wir? Zehnter Lifette.
Auftritt.
Valer.
Juliane.
Juliane. Du kommst wie gerufen, Lifette. Lifette. Nun, gehen meine Sachen nicht vortrefflich? Wollen Sie es nicht unten mit anhören, wte sich Damis und Chryfander zan ken? „Du sollst sie nicht bekommen: ich muß
sie bekommen; ich bin Vater: Sie haben sie mir versprochen; ich habe mich anders beson nen: ich aber nicht; so muß es noch geschehen: das ist unmöglich; unmöglich oder nicht — kurz ich
ich gehr nicht ab: ich will es Ihnen aus Bü che, n beweisen, daß Sie mir Wort halten müssen L du kannst mit deinen Büchern an. den Galgen geben." — — Was wiederhole ich viel Ihre närrische Neben? Der Vacer hat Reckt; er handelt klug: er würde aber gewiß nicke so kluq handeln, wenn ich nicht vorher so klug qcweien wäre. Juliane. Wie verstehst du das, Lisette? Lisette. Ich lode mich nicht gern selbst. Kurz, meine liebe Mamsell, Zhr Schutzengel, der bin ich! Julian?. Dee bist du? «Nb wie denn? Lisette. Dadurch, daß ich einen Bekrüi gek MN seiner Münze bezahlt habe. Der alte häßliche — Juliane. Und also hast du Chrysavdern betrogen? Lisette. Ei, sagen Sie doch da» nicht; einen Betrüger, betrügt man nicht, sondern den hintergcht man nur. Hintergangen hab' ich ihn. Valer. Und wie? Lisette. Schlecht genug, daß Sie es schon wieder vergessen Haden. Ich sollte meinen,
(
*46
)
«(kenntlich zu sey«!, brauche Man ein besser Gedächtniß. Juliane. Du hast ihm also wohl gar den falschen Brief untergeschoben? Lisette. Behüte GM! ich habe ihn bloß durch einen erdichteten Brief auf andere Gedanken zu bringen gesucht; und das ist mir ge
lungen. Juliane.'! Das hast du gethan? und ich sollte'mein Glück- einer Betrügerin» zu danken haben? Es mag mit: gehen wie es will; Ehrysander soll es den Augenblick erfahren — —, Lisette. Was soll denn das heißen? Zst das mein Dank? Valer. Besinnen Sir sich, Juliane; verziehen Sie! Juliane. Unmöglich, Vqler; lassen Sie mich. (Juliane geht ah.)
Elfter Auftritt. Valer. Lisette. Valer. Himmel, null ist alles wieder aus! Lisette. So mag- sie es haben! Gift und Halle migte ich speien, so toll bin ich! Kür
tnclnen guten Willen mich eine Betrügerinn zu heißen? Ich hoffte, sie würde mir vor awü ten um den Hals fallen. — — Wie wird der Alte« auf mich losziehen! Er jagt mich und Sie zum Haufe hinaus. Was wollen Sie nun otifangen ? Valer. Ja was soll ich nun anfangen, ,Eifette ? Lisette. Ich glaube, Sie antworten mir mit meiner eigenen Frage? Das ist bequem. Mein guter Rath hat ein Ende. Ich will mich bald wieder in so xtwas mengen! Vater. Zu welcher ungelegenen Zeit kamst Lu aber auch, Lisette? Ich hatte dirs ge sagt, daß Juliane in diesen Streich nicht willigen wollte. Hattest du nicht noch einige Zeit schweigen können? Lisette. Konnte ich beim vermuthen, daß fix so übertrieben eigensinnig seyn würde? Sie können sich leicht einbilden, wie es mit unser Einer ist: ich hätte nicht wie viel neh men, und es gegen sie länger verbergen wol len, wem sie ihr Glück zu danken hahe. Die Freude ist schwatzhaft, iznd — Ach, ich mög-
(
*48
)
Zwölfter Auftritt. Anton. Valer. Lisette. Anton,
(mit Briefen in der 6iint>) Ha! ha!
haltet ihr Weber Konferenz! Wenn ee mein Herr wüßte, daß in seiner eigenen Stube die schlimwsten Anschläge wider ihn geschmiedet werden, er würde dich, Lisette — — Aber, wie ficht 4|» dsttn da beisammen? Herr Va, ler-schrint betrübt'! du bist erhitzt, erhitzt, wie
9»
)
Ken, rote erkenntlich sich Euer Herr gegen mich
bezeigte- Er nannte mich hundertmal seinen Erretter, und nöthigte mich, mit ihm auf sein Gut zurück zu kehren. Ich wollte wünschen, daß «ü meine Umstände zulteßen, länger um diesen angenehmen Mann zu seyn; so aber muß ich mich noch heule wieder auf den Weg macken — Und eben deswegen suche ich mei» neu Bedienten. Mart Rr. O! lassen Sie sich doch die Zeit
bei mir nicht so lang werden. Verziehe» Sie noch ein wenig — Za! was wollte ich denn noch fragen? Die Räuber, — sagen Sie mir doch — rote sahen sieden« aus? wie gingen sie denn? sie hatten sich verkleidet; aber wie? Der Reis. Euer Herr will durchaus b«, Haupte», es wären Juden gewesen. Bärte hav ten sie, das t|i wahr ; aber ihre Sprache war die ordentliche hiesige Dauernsprache. Wen» sie vermummt waren, wie ich gewiß glaube, so ist ihnen die Dämmerung sehr wohl zu statten gekommen. Denn ich begreife nicht, rote Zu, den die Sträßen sollten unsicher machen fötv nen, da doch in diesem Lande so wenige gednte det werben.
(
»92
>
Mart. Lr. Za, ja, däS glaub' ich ganz gewiß auch, daß es Zudett gewesen sind. Sie mögen das gottlose Gesindel noch nicht so kennen, So viel als ihrer sind, keinen ausgenom men- sind-Betrüger, Diebe und Straßenräu, ber. Darum ist es auch ein Volk, das der liebe Gbkt verflucht hat. Ich dürfte nicht Kö nig seyn: ich ließe keinen, keinen einzigen am Leben. Ach! Gott behüte alle rechtschaffene Christen vor diesen Leuten! Wenn sie der liebe Gott nicht selber haßte, weswegen wären denn nur vor Kurzem, bet dem Unglück in Dreßlau, ihrer bald noch einmal so viel als Ehrt« sten geblieben? Unser Herr Pfarrer erinnerte das sehr weislich, in der letzten Predigt. Es ist, als wenn sie zugehört hätten, daß sie sich gleich deswegen an unserm guten Herrn habet»
rächen wollen.. Ach! mein Ueber Herr, wenn Sie wollen Glück und Segen tn der Welt haben, so hüten Sie sich vor den Zuden, ärger, als vor der Pest. Der Reis. Wollte Gott, daß das Nur die Sprache des Pöbels wäre! Mar. Rr. Mein Herr, zum Exempel: ich
bin einmal auf der Messe gewesen — ja! wenn ich
c
193
)
ich an die Messe denke,
so mögt« ich glech
die verdammten Zuden alle auf einmal Gift veraeben, wenn ich nur könnte.
mit
Dem
Einen harten sie im Gedränge das Schnupft tuch, dem Andern die Tobakodose, dem Dritten
die Uhr, und ich weiß nicht was sonst mehr, wegstipiht.
Geschwind sind sie, ochsenmäßig
geschwind,
wenn es aufs Stehlen ankommt.
So behende, als unser Schulmeister nimmer
mehr auf der Orgel ist.
Zum Exempel, mein
Herr: erstllch drängen sie sich an Einen heran, so wie ich mich ungefähr jezt an Sie — — Der Reis. Nur« «in wenig höflicher, mein
Freund.' — — Mart.
Rr.
O!
lassen
Sie
sichs
doch
Wenn sie nun so stehen,----------
nur weisen.
sehen Sie — — wie der Blitz find sie mit
der Hand nach der Uhrtasche.
Hand, .anstatt
nach der Uhr,
(Er fährt mit der
in die
nimmt ihm seine Tabaksdose heraus.)
Rocktasche, und
DaS
können
sie nun aber alles so geschickt machen, daß man schwören sollte, sie führen ,mit der Hand dahin,
wenn sie dorthin fahren.
Wenn sie von der
Tobaksdose reden, so zielen sie gewiß nach der
Uhr, und wenn sie von der Uhr reden, so haLeff. Lllstsp, L
N
(
»94
)
bett sie gewiß die Tobaksdose Sinne.
zu stehlen im
(& will gan» saubre nach ree Nhr greise»,
IVu» aber ertappt ) Sachtei sachte, was hat Eure
Der Reis.
Hand hier zu suchen? Mart. Rr.
Da können Sie sehn, mein
Herr, was für ein ungeschickter Spitzbube ich
seyn würde.
Wenn ein Jude schon so -inen
Griff gethan hätte, so wäre es gewiß um die gute Uhr geschehn gewesen-------- Doch weit
ich sehe, daß ich Ihnen beschwerlich falle, so nehme ich mir die Freiheit, mich Ihnen besten«
zu
empfehlen,
und
verbleibe Zeitlebens
für
Dero erwiesene Wohlthatcn, meines Hochzucht renden Herrn
gehorsamster Diener, Marrin
Krumtn, wohlbestallter Vogt auf diesem^ hoch adeligen Rittergute.
Der Reis. Geht nur, geht!
Mart. Rr. Erinnern Sie sich ja, was ich Ihnen von den Juden gesagt habe.
Es
ist lauter gottloses diebisches Volk.
Dritter An stritt. Der
Neisende.
Vielleicht >st dieser Kerl, so dumm er ist.
(
Kjj
)
oder sich stellt, ein boshafterer Schelm', als je einer unter den Juden gewejen ist.
Wenn ein
Zude betrügt, so hat ihn, unter nenn Malen,
der Christ vielleicht sieben Mal dazu genöthiget. Ich zweifle, ob viel Christen sich rühmen kön»
nen, mit einem Juden aufrichtig verfahren zu
seyn: und sie wundern
sich, wenn er ihnen
Gleiches mit Gleichem zu vergelten sucht? Sol
len Treu und Redlichkeit unter zwei Völker,
schäften herrschen, so müssen beide gleich viel dazu beitragen.
Wie aber, wenn es bet der
einen ein Religionspunkt, und beinahe ein vev dienstliches Werk wäre, die andere zu verfoi-
gen? Doch —
Vierter Auftritt. Der Reisende.
Christoph.
Der Reis. Daß man Euch doch allezeit eine Stunde suchen muß, wenn man Euch haben will.
«Lhrist.
Sie scherzen, mein Herr.
Nicht
wahr, ich kann nicht mehr, als an einem Orte
zugleich seyn? Zst es also meine Schuld, baß Sie
sich nicht an diesen Ort begeben? Ge-
wiß Sie finden mich allezeit da, wo ich bin. Der Reis. So? und
Ihr taumelt gar?
(
i96
)
Nun begreif’ ich, warum Ihr so sinnreich seyd. Mußt Ihr Euch denn schon frühmorgens be»
saufen? Christ. Sie reden von Besaufen, und ich
habe kaum zu trinken anqcfanqrn. Flaschen
guten
Ein Paar
Landwetn, ein Paar Gläser
Drantwein, und eine Mundsemmel ausgenom men, habe ich, so wahr ich ein ehrlicher Mann
bin,
nicht das
geringste zu mir genommen.
Ich bin noch ganz nüchtern.
O! das sieht man Euch an.
Der Reif.
Und ich rathe Euch, als ein Freund, die Por
tion zu verdoppeln. Christ.
Vortrefflicher
Rath! Ich werde
nicht unterlassen, thu, nach meiner Schuldig keit, al« einen Befehl anzusehen.
und
Sie sollen sehn,
Ich gehe,
wie gehorsam ich zu
seyn weiß. Der Reis. Seyd klug! Ihr kbnnt dafür
gehn, und die Pferde satteln und aufpacken. Ich will noch diesen Vormittag fort.
Christ.
Wenn Sie mir iin Scherz gera
then haben, em doppeltes Frühstück zu nehmen, wie kann ich mir einbilden, daß Sie >ezt im
Ernste reden?
Sie
scheinen
sich
heute
m*1
197
(
)
mir «lustigen zu wollen.
Macht Sie etwa
das junge Fräulein so aufgeräumt? O! es ist ein allerliebstes
Klnd. —
Nur ncch ein we
nig älter, ein klein wenig älter sollte sie seyn. Nicht wahr, mein Herr?
wenn das Frauen
zimmer nicht zu einer gewissen Reife gelangt ist, -Der Reis. Geht, und thut, waü ich Euch
befohlen habe. Lhrist.
Sie
werden
ernsthaft.
Nichts
destoweniger werde ich warten, bis Sie mir es
zum dritten Mal befehlen.
D,er Punkt ist zu
wichtig! Sie könnten sich übereilt haben, klnd ich bin allezeit gewohnt gewesen, meinen Her
ren Bedenkzeit es wohl,
zu
gönnen.
einen Ort,
Händen getragen werden, verlassen?
Ueberlegen Sie
wo wir fast auf den
so zeitig wieder zu
Gestern sind wir erst
gekommen.
Wir haben uns um den Herrn unendlich ver dient gemacht, und gleichwohl bet ihm kaum
eine
Abendmahlzeit
und
ein
Frühstück ge
nossen. Der Reis. Eure Grobheit ist unerträglich. Wenn man sich zu dienen entschließt,
man
sich
machen.
gewöhnen,
weniger
sollte
llmstände
zu
C
»93
)
as Fraul. Kind?------- Papa! —— beschämen Sie mich doch nicht so! — Der Herr wird denken, wie jung ich bin! — — Lassen Sie es gut '/rii; ich bin alt genug, mit Ihnen spazieren zu gehen — Kommen Sie — — Wer sehn Sie einmal; Ihr Diener steht noch da, und hat die Mantelsäcke unter den Armen.
«Ursst. Ich dächte, das ginge nur den an, dem es sauer wird? Der Reis. Schweigt! Man erzeigt Euch zu viel Ehre — —
215
(
Neunter
Eifette.
)
Auftrit k.
Die Vorigen.
Der 23tlV01t. (indem er Sisctte« kommen fleht) Mein Herr, ich werde Zhnen gleich-Nachfol gen, wenn es Ihnen gefällig ist, meine Toch ter in den GarttK zu begleiten. Das Fraul. O! bleiben Sie so lange, als es Zhnen gefällt. Wir wolle» uns schon die Zeit vertreiben. Kommen Sie! (Das Frau lein uit» »er Reisend« aelbeu ab.) Der Baron, Eifette, dir habe ich etwa« »u sage«;------Lisette. Nun? Der Baron, c iWe zu ihr) Ich weiß noch nicht, wer unser Gast ist. Gewisser Ur sachen wegen, mag ich ihn auch nicht fragen. Könntest du nicht von seinem Diener------Lisette. Ich weiß, was Sie wollen. Da zu trieb mich meine Neugier von selbst, und deswegen kam ich hierher. — Der Baron. Bemühe dich also,------und gieb mir Nachricht davon. Du wirst Dank bei mir verdienen.
214
(
)
Lisette.
Gehen Sie nur.
Christ.
Sie werden es
also nicht übel
nehmen, mein Herr, daß wir cö uns bet Ih
nen gefallen lassen. Sie
sich
Aber
meinetwegen
ich bitte, machen
keine
Ungelegenheit;
ich 6tit mit allem zufrieden, was da tsi. Der Baron
»er
Aufsicht.
Lisette, ich übergebe ihn bei,
Laß
ihn an
nichts Mangel
a abgehen.)
Zehnter Auftritt. Lisette.
Lisette.
Christoph.
chatt «sm auf.)
Nein, mein Herr,
ich kann es unmöglich über mein Herz Wn-
gen, Sie so unhöflich seyn zu lassen — Bin ich denn nicht Frauenzimmers genug, um ei
ner kurzen Unterhaltung werth zu seyn?
Christ.
Der Geier! Sie nehmen die Sache
genau, Manuell.
Ob Sie Frauenznnniers ge
nug oder zu viel sind, kann ich nicht sagen.
Wen» ich zwar aus Ihrem gesprächigen Mun
( de schließen sollte,
215
)
so dürste ich beinahe das
letzte behaupten. Doch dem sey, wie ihm wolle; jezt werden Sie mich beurlauben;--------- Sie
sehen, ich habe HLyde und Arme voll.---------
So bald mich hungert oder dürstet, werde ich bet Ihnen seyn.
So macht« unser Schirrmeister
Lisette.
auch. Christ.
Der Henker! das muß ein ge
scheuter Mann seyn: er macht« wie ich! Wenn Sie ihn wollen kennen
Lisette.
lernen: er liegt vor dem Hinterhause an der
Kette. Christ-
Verdammt! ich glarrbe gar, Sie
meinen den Hund. Ich merke also wohl, Sie werben den leiblichen Hunger und Durst ver standen haben.
Den aber habe ich nicht ver,
standen; sondern den Hunger und Durst der Liebe.
Den, Mamsell, den! Sind Sie nun
mit meiner Erklärung zufrieden?
Lisette.
Besser als mit dem Erklärten.
Christ.
Ei! im Vertrauen: — — Sa
gen Sie etwa zugleich auch damit so viel, daß
Ihnen ein Liebesantrag von mir nicht zuwider seyn würde?
< Lisckte.
216
)
Vielleicht! Wollen Sie mir einen
thun? im Ernst? Christ.
Vielleicht!
Lisckte.
Pfui! was bas für eine Antwort
ist! vielleicht! Christ.
Und sie war doch nicht ein Haar
ander», als die Ihrige.
Lifette.
Zn meinem Munde will sie aber Vielleicht, ist eines
-ganz-etwas andere sagen.
Frauenzimmers größte Versicherung.
Denn so
schlecht unser Spiel auch ist, so müssen wir uns doch niemals in die Karte sehen lassen. Christ.
Za, wenn daß ist! — Zch dächie,
wir kämen also zur Sache.-------- ckr ftemiißt beide Mantclsäcke aus die Erde.)
Zch weiß
nicht,
warum ich mirs so sauer mache? Da liegt!
— — Zch liebe Sie, Mamsell, Lisette.
sagen.
Christ.
lassen.
Da« heiß ich, mit wenigem viel
Wir wollens zergliedern--------Nein, wir wollens lieber ganz
Doch, — damit wir in Ruhe einander
unsere Gedanken eröffnen können; — — belie ben Sie sich nieder zu
lassen!---------- Das
Stehn ermüdet mich, — — Ohne Uinstaw
c
217
)
de! — —
Unvorfichnqkeit
ich
herauögerissen
haben,--------- Auch mit seinem Verdachte muß man Niemand beleidigen. — Gleichwohl, ---
er drängte sich an mich heran; — er griff
nach der Uhr: — ich ertappte ihn; könnte er auch nicht nach der Dose gegriffen haben, oh
ne daß ich ihn ertappt hätte?
Sechzehnter Auftritt» Martin Krumm.
Der Reisende.
Mart. ’Ät. (als er de« Reisende» gewahr wird, will er wieder »,»kehre«.)
Der Reis
Hui!
Nu, nu, immer näher, mein
Freund!-------- (dei Seile) Zst er doch so schüch tern, al« ob er meine Gedanken wüßte!-------Nu? nur näher!
( Mart. Rr.
2 53
)
(trogt») Ach! ich habe nicht
Zeit! Ich weiß schon. Sie wollen mit mir plaudern. Zch habe wichtigere Sachen zu thun. Zch mag ihre Heldenthaten nicht zehn mal hören. Erzählen Sie sie jemanden, der sie noch nicht weiß. Der Reis. Was höre ich? Vorhin war der Vogt einfältig und höflich, jezt ist er un verschämt und grob. Welches ist denn Eure
rechte Larve? Mart. Kr. Ei! das hat Sie der Geier gelehrt, mein Gesicht eine Larve zu schimpfen. Zch mag mit Zhnen nicht zanken, — sonst — («r will fortgehen.)
Der Reis. Sein unverschämtes Verfah ren bestärkt mich in meinem Argwohn. — Nein, nein, Geduld! Zch habe Euch etwas nothwendiges zu sagen------Mart. Rr. Und ich werde nichts drauf zu antworten haben, es mag so nothwendig seyn, als es will. Darum sparen Sie nur die Frage.
Der Reis. Ich will es wagen — Allein, wie leid würde mir es seyn, wenn ich ihm Unrecht thäte.------- Mein Freund, habt Zhr
lucht meine Dose- gesehn? - Ich vermisse sie. - Mart. Br. Was ist das für eine Frage? Kann ich etwas dafür, daß man sie Ihnen gestohlen hat? — Für was scheu See mich an? Für den Hehler? oder für den Dieb? Der Reis. Wer redet denn vom Stehlen? Ihr. »«rathet Euch fast selbst — — Mart. Br. Zch verrathe mich selbst? 2(1= si> meinen Sie, daß ich sie habe? -Wissen Sie auch, «SS das zu bcbenicn hat, wenn man einen ehrlichen Kerl dergleichen beschuldigt? Wissen Sles? Der Ziels. Warum müßt Ihr so schreien? Ich habe Euch noch nicht« beschuldigt. Ihr seyd Euer eigener Ankläger. Dazu weiß ich eben nicht, ob ich großeöUnrecht haben wür de! Wen ertappte ich denn vorhin, als et nass' meiner Uhr greifen wollte? Mart. Br. O! Sie sind ein Mann, der gar k-.inen Spaß versteht. Hören Sie! — — (bä eeitei Wo er sie nur nicht bei Liier ten gesehen hat — Das Mädel wird doch nicht närrisch seyn, und sich damit breit in«#
( fl55 ) -Ter 2uif. O! ich verstehe bett Spaß so p ehl, daß ich glaube, Ihr wolle mit meiner Dose auch spaßen. Allein wenn man den Spaß zu weit treibt, verwandelt er sich end lich in Ernst. Es ist mir um Euren guten Namen leid. Gesetzt, ich wäre überzeugt, daß Ihr es nicht böse gemeint hättet, würden auch andere — — Mart. Rr. Ach, — andere! — andere! — andere wären es längst überdrüssig, fich so et was vorwerfen''za-lassen. Doch, wenn Sic denken, baß ich sie habe: befühlen Sie mich, —.»iMK» Sie mich----- -Der Reis. Da« ist meines Amts nicht. Dazu tragt man auch nicht alles bei sich in der Tasche. Mart. Rr. Nun gut! damit Sie sehen, daß ich ein ehrlicher Kerl bin, si> will ich mei ne Schllbsackt selber umwrndm. — Geben Sie Acht! — (tei Seite) - Es müßtt Mit dtch Teufe! zugehen, wenn sie herausfiele. Der Reif. O macht Euch keine Mühe! Mart. Rr. Nein, »eilt: Sie sollens sehn. Sie sollens lehn. 'Er wendet die Taschen um.) Äst da eine Dose? Drodgrümcl sind drinne: daS
(
2Z6
)
litbt ß5ut! (Er wendet die andere uni.) Da ist auch nichts! Ja, — doch! ein Stückchen Kalen der. — Ich hebe es der Verse wegen auf, die über den Monaten stehen. Sie ( sind recht schnurrig! — Nu, aber daß wir weiter kom men. Geben Sie Acht: da will ich den drit ten umwenden. (Bci dem Umwendm fallen zwei große Bärte Heran».) Der Henker! was laß ich da fallen? (er will sie hurtig aufheben, der Reifend« aber ist hurtiger, und erwischt einen davon.)
Der Reis. Was soll das vorstellen? Mart. Rr. cbei Seite) O verdammt! ich denke, ich habe den Quark lange von mir gelegt. Der Reis. Das ist j» gar ein Bart. (Er macht ihn vor» Kinn.) Sehe ich bald einem Ju den so ähnlich?-----Mart. Br. Ach geben Sie her! geben Sie her! Wer weiß, was Sie wieder denken? Ich schrecke meinen kleinen Jungen manchmal damit. Dazu ist er. Der Reis. Ihr werdet so gut seyn, und mir ihn lassen. Ich will auch damit schrekken. Mart. Rr. Ach! vexiren Sie sich nicht
( «37 ) mit mir. Ich muß ihn wieder haben. (®r will ifjn aus der Hand reisten.)
Der Reif. Geht, oder----Mart. Rr. f i>et ecuo Der Geier! nun mag ich sehen, wo der Zimmermann das Loch gelassen hat.----- Es ist schon gut; es ist schon . Nicht wenig? fesneS- Gelichters sind pych weit abgeschmackter. Ich kenne ei nen .gewissen Lidio, welcher mit einem ven welkten Blumensträuße, den seine Gebieterinn vor Jahr und Tag am Busen getragen, nicht anders umgeht, als ob es seine Gebieterinn selbst wäre. Er spricht ganze Tage mit ihm, er küßt ihn, er fällt vor ihm nieder — Wnnipl). Und ist noch nicht ins -Toll,
Haus gebracht? — Mein Sohn, mein Sohn, werde doch ja durch fremden Schaden klug, und (teure der Liebe, so lange ihr noch zu (teuren ist. Bedenke doch nur, mit einem Blumensträuße zu sprechen; vor ihm nieder zu fallen! Können die Wirkungen vpn dem Bisse eines rasenden Hundes wohl erschreckli cher seyn?
(
281
)
Lelio. Gewiß nicht. Aber wieder auf meine Schwester zu kommen------VOumsh. Die Ihnen so ähnlich seyn soll? Wie ähnlich.Wird sie Ihnen nun wohl seyn? M»n wird ungefähr erkennen können, daß Sie Beide aus einer Familie , sind. Lelio,. Kleinigkeit! Unsere' Eltern selbst konnten uns in der Kindheit nicht unterschei den, wenn wir aus Muthwillen die Kleider vertauscht hatten. Väter- UM: nun bedenken Sie einmal, liebster Herr Vater; wenn es wahr ist, was Si oft. selbst gesagt haben, baß schon aus dem Aeußersichen des Herrn.Lelio, aus seiner Gesichtsbildung, aus seinen Mienen, au« dem bescheidenen Feuer seiner Augen, aus seinem Gange, der innere Werth seiner Seele, sein Verstand, seine Tugend, und alle die Eigen schaften,. die Sie an ihm schätzen, zu schließen wären; bedenken Sie einmal, sage ich, ob man bei seiner liebenswürdigen-Schwester aus eben dem Aeußersichen, au« eben der Gesichts bildung, aus eben den Mienen, aus eben den Augen, aus eben dem Gange, eine» andern Schluß zu machen habe? Gewiß nicht.
C -32 ) wumsh. Gewiß ja! Damit du mich aber nicht zwingen kannst, die dieses weltlichst tig zu beweisen, so darf ich es nur platter« bings für unmöglich erkläre«, baß seine Schwest ter ihm so ähnlich sehen kann, als ihr sagt. Lelio. Beweisen Sie ihm ja lieber jenes, Herr Wumöhäter, als daß- Sie Kieses leug nen sollten, denn Sie mögten sonst, vielleicht noch heute, durch den Augenschein etngetrieben werde». wumsh. Wie so durch den Augenschein? Lelio. Hat es Ihnen Valer noch nicht gesagt, baß er meine Schwester heut er wartet? wumsh. Wie? sie will selbst kommen? Aller Hochachtung unbeschadet, Herr Lelio, die ich gegen Sie hege-, muß ich Ihnen doch frei bekennen, daß ich nicht im geringsten be gierig bin, Ihr weibliches Ebenbild kennen zu lernen. Valer. Und eben, well ich dieses wußte, Herr Vater, habe ich Ihnen noch bis jezt von ihrer Ankunft nichts sagen wollen. Ich will aber doch hoffen, daß ich das Vergnügen haben darf, fie Ihnen vorzustellen?
(
L8Z
)
wumsh. fSBcnn tu nur nicht verlangst,
daß ich ihr a!s meiner künftigen Schwieger, tochtec begegnen soll.
Valer. Aber als der Schwester des Lelio werden Sie -ihr doch begegnen?
LVnml-h.
Nach dem ich sie finde.--------
Nun, was willst du, Laura?
Sechster Auftritt. Laura.
Die Vorigen.
Laura. Ihnen nochmals danken, liebster Hekr"Baker, baß Sie sö gütig seyn wollen, mich Meinem Bruder mit zu geben.
wumsh. Laß nur gut seyn! —Laura.
Ihre väterliche Liebe ist meiner
Ditte zuvor gekommen.
wunrsh. Schweig doch! —
Laura.
Wahrhaftig, ich habe Sie selbst
darum ersuchen wollen.
TVunrsl). Was gchtS mich an?
Laura.
Nur wußte ich nickt, wie ich
meine Bitte am behutsamsten vorbringen soll
te.
Ich fürchtete, — wllmoh. Zch fürchte, daß ich mir noch
(
-34
)
die Schwindsucht über dein Plaudern an den Hals ärgyrn werde. Laura.
Zch fürchtete, sag' ich, Sie ttifig»
ten meine Begierde, hei meinem Bruder zu .leben, einer falschen Ursache beimeffen.
—
Tvumsh. Bist btt noch nicht fertig? Laura-
Einem sträflichen. Ueberdrusse viel
leicht, länger bei Zhnen zu bleiben —
Ich werde die Has Maul zu,
wumvh.
halten müssen. Laura.
Aber ich verflchere, — —
wumsh. Nun, wahrhaftig,
ein Pferd,
das den Koller bekommt, ist leichter aufzuhalten, als das Plappermaul eines solchen Nik
keis. — Du sollst wissen, daß ich nicht im geringsten dabei auf dich gesehen habe.
Zch
gebe dich dem Bruder mit, weil du dem Brm
der die Haushaltung führen sollst, und weil ich dich los seyn will.
Ob es dir aber ange
nehm, oder unangenehm
ist, bas kann mir
gleich viel gelten. Laura.
Zch höre wohl, Herr Vater, daß
Sie nur deswegen
Zhre Wohlthat so klein
und zweideutig machen, um mich einer formel
len Danksagung zu überheben.
Ich schweige
also — Aber du, mein lieber Bruder —
-85
(
)
wumsh. Za, ja; sie schweigt, da« ist: sie singt mit einem Andern an zu plaudern. Laura.
Du wirst
mich doch hoffentlich
nicht ungern mit dir nehmen?
Valor.
Laura.
Liebe Schwester,-------Gut, gut; erspare nur deine Ver Zch
sicherungen.
liebst.
weiß
schon, daß du nuch
Wie vergnügt will ich in deinem Um
gänge seyn, den ich so viele Jahre habe ent, behren müssen.
Valer.
Zch kann dir e6 unmöglich zumu-
then, eine geliebte Vaterstadt, wo du so viele
Freunde und Verehrer hast, -meinetwegen mit
einem ganz unbekannten Orte zu vertauschen,
wumsh.
Aber ich Muthe es ihr zu!
Zch will doch nicht hoffen, daß ihr mit einander komplimentiert?
Laura.
Hörst du?------- Und was willst
du denn mit deiner ganz unbekannten Stadt?
Werde ich dich 'Nicht da haben? Wird nicht Lelio da seyn? Werde ich nicht seine vortreff liche Schwester da finden? czum Len»)
Erlau
ben Sie mir, mein Herr, —
wumsh. Das dacht' ich wohl, ihr Schna
dern geht die Reihe herum.
(
Erlauben
Laura.
Jt
2ti6
Sie
mir,
sag'
ich,
Ihre Schwester immer im voraus, als meine
Freundinn zu betrachten.
Sie darf nur die
Hälfte von den Vollkommenheiten ihres Bru ders besitzen, wenn ich sie eben so sehr liebe»
soll, als ich diesen hochschLtze. wumsh.
Nun? ich glaube gar, du un
terstehst dich, ehrlichen Leuten Schmeicheleien zu
sagen? — Es thut mir leid, Herr Lelio, daß
Sie -das unbesonnene Ding schamroth machen soll. csachte zum Lei!»)
Valer.
Antworten Sie
ihr ja nicht zu verbindlich--------Lelio. Liebenswürdige Laura, — —
Valer. c i«Atc nun Leu») Nicht zu verbind lich, sage ich.
Lelio.
Schönste Laura,---------
Valer. uachie -um Lelio.)
Nehme« Si« sich
in Acht!---------
Lelio.
Mademoiselle,---------
Wumsl).
(zur Lauru-
Da,
sieh einmal,
wie verwirrt du ihn gemacht hast.
Aber es
ist ein Zeichen seines Verstandes; denn je ver ständiger ein Mann ist, desto weniger kann er sich aus eurem Gickelgackel und Wischiwaschi
(
£87
)
nehmen. —" Kommen Sie nur, Lelio, wir wollen lieber im Garten ein wenig auf und nirdergehen, als bei dem Weibsbilde tin, ger bleiben- Folge uns ja nicht nach! Aber du, Valer, kannst mickommen. (L-u» mache ter Laura eine Verbeugung.) Ei, waö soll das? Sie werden sich doch wohl kein Gewissen mache», ihr ohne Reverenz den Rücken zuzukehren ? (Laura erwiedert die Verbeugung.) Und dir, Mädel, sag' ich, laß die Knickse bleiben, oder — — Das verwünschte Pack! Wenn die Zunge müde ist, so verfolgt es einen noch mit Grl» massen.
Xtaler.
Zch werde gleich Nachkommen. (Wumöh.
rmd Lelio gehen Valer. Aber nur feit einigen Tagen. Laura. Spöttischer Bruder! — Könnte es dir denn aber unangenehm seyn, wenn du mit der Familie das Lelio auf eine doppelte Art verbunden würdest? Zch wette wie viel, daß du dich nicht deutlicher erklären kannst! Laura. Wette nicht; denn sieh, ob du nicht die Wette verloren hättest. - Ich weiß, woran ich mit dem Lelio bin. Er hat mir seine Liebe gestanden; mit mehr Lebhaf tigkeit, mit mehr Zärtlichkeit, als es Leander jemals gethan hat. Und tbeißt du denn nicht, wie wir Mädchen es machen? Wenn ich zu meinem Kaufmann in das Gewölbe komme, Ich versichere dir, ich kaufe niemals den Stoff, den ich zuerst behandelt habe. Und wollte der Kaufmann darüber verdrüßlich werden, so wür de ich sagen: warum zeigten Sie mir den nicht gleich zuerst, der mir am besten gefällt? Valer. Der Kaufmann wird darüber nicht verdrüßlich werden, denn er weiß aus der Er fahrung, daß, wenn ihr euch lange und viel besonnen habt, ihr endlich doch auf das Schlech teste fallet; auf eine Farbe, auf ein MuM, kess, üitstfv. I. T
C
290
)
das längst nicht mehr Mode gewesen. Und eher merkt ihr auch euren Selbstbetrug nicht, als bis ihr Len Einkauf zu Hause mit Muße besehen habt. Wie sehr wünscht ihr euch als dann baö, was ihr zuerst behandelt hattet! Laura. Du kannst ein Gleichniß vortreff, lich ausführen. Willst du nicht so gnt seyn, und es nunmehr auch «pplieiren? Es liegt leine schlecht« Anpreisung des Lelio darin» O, er soll es erfahren, wie sehr du-ihm das Wort sprichst; er soll es heute noch erfahren» Lebe wohl, Bruder! Vater. Ein Wort Im Ernst, Schwester. Laura. Zn» Ernste? Bisher also hast du gescherzt? Za, das last' ich gelten» Vater. Höre, ich sage dir mit trockenen
Wortmr Lelio kann «»Möglich der dringe wer den; glaube mir, er kann es unmöglich wer, den; unmöglich! Laura. Ha! ha! ha! Wenn ich nun, nicht bald gehe, so wirst du mir vielleicht vertrauen, daß er schon verheirathet sey. Ha! ha! ha!
(geht av.) Vater. Närrisches Mädchen! — Zch hm be es wahrhaftig nicht wagen dürfen, ihr von
(
391
)
dem Anschläge des Herrn Solbist «was zu sagen. Sie würde ihm bei dem Vater zuvor, kommen; und aledann wäre alles aus. Wir müssen ihr wider ihren Willen dienen, wenn sie uns am Ende danken soll. — Da Ist sie ja schon wieder. Laura (fommt ganz ernsthaft zurück.) Bru der — Valer. Nun, so ernsthaft? Laura. Unmöglich, hast du gesagt? Er kläre mir doch diese Unmöglichkeit. Valer. Der Vater erwartet mich in den Garte«. Ich muß dir es also ganz kurz erklä ren. Unmöglich sst das, — was nicht mögliü ist. Auf Wiedersehen, liebe Schwester! cgehtar.)
(Ende de» ersten Aufzuges.>
(
LS» )
Zweiter Aufzug. Erster Auftritt.
Lelio oder Hilaria. Bald werd' ich es selbst glauben- daß ich der guten Laura zu viel Liebkosungen gemacht habe. Wir armes Geschlecht! Wie leicht sind wir zu hintcrgehen! Sie winkte mir eben jezt sehr vertraulich; sie wird mich sprechen wol len. Za, ja, dacht' ich es doch! Gut, daß ich mich gefaßt gemacht habe.
Zweiter Auftritt.
Laura.
Lelio.
Laura. Armer Lelio, haben Sie sich von der verdrüßltchen Gesellschaft meines Vaters endlich los gemacht? Wie sehr wünschte ich, daß doch nur eine Person in unserm Hause seyn möqte, deren angenehmere Gesellschaft
Sie schadlos halten könnte.
(
295
)
Seite; Sie weiß ein verliebtes
Lelio.
Gespräch vortrefflich einzufädeln l
Schwerlich
werde ich die Vorbereitungen zu meinem Rück-
zugx eben so fein zu machen wissen. Laura.
Laura.
worten,
Sie antworten mir nicht? Was soll ich Ihnen antworten?
Lelio.
Es ist wahr, was soll man ant
wenn Einem die Antwort in de»
Mund gelegt wird? Sie hätten mir es eben so galant, gerade heraussagen können:
daß
wenigstens ich die gedachte Person nicht sey. Lelio. Laura.
Lelio.
Grausame Laura!
Barmherziger Lelio! Barbarische Schöne!
Laura. Noch mehr? — Haben Sie Mit
leiden, und machen mich menschlicherLelio.
glücklicher!
Sie spotten meiner? — Ich Un O, daß ich Sie niemals,
oder
wenigstens eher gekannt hätte! Laura.
Noch kein Ende mit Ihren Aus
rufungen? Aber was wollen Sie damit?
Lelio.
Was habe ich Ihnen gethan, daß
Sie eine Flamme in mir ernähren,
die mich
ohne Hülfe verzehren wird? Laura. Nun kommen Sie doch allmählig
(
«94
)
ins Fragen, und ich habe Hoffnung, bald aus Zhnen klug zu werde».
Lelio.
Womit habe ich es verschuldet,
daß Sie mich i» eine hoffnungslose Liebe ver wickeln?
Fragen Sie weiter,
Laura.
vielleicht
findet sich doch etwas, worauf ich antworten
kann. Lekto.
War Ihnen denn st viel baran
gelegen, mich zu einem unschuldigen Schlacht opfer Ihrer Reize zu machen?
Was stk ein
Vergnügen versprachen Sie sich aus -reiner
Verzweiflung? Genießen Sie es nur, genie
ßen Sie es. Aber daß es ein anderer mit ge
nießen soll, der Sie unmöglich st zärtlich lie,
den kann, al« ich Sie liebe, das geht mir durch die Seelei Im Vorbeigehen: Sie sind doch
Laura.
wohl nicht gar eifersüchtig?
Lelio.
Eifersüchtig? Nein, man hört auf,
eifersüchtig zu seyn, wenn man alle Hoffnung
verloren hat,
und man kann weiter nichts
seyn, als neidisch. Laura, (tct ecito
Was soll ich von ihm
denken? — Darf man den Glücklichen nicht
wissen, den Sie beneiden?
(
Fahren Sie
Lelio. verstellen.
ist,
denn nur
nur fort,
ZLre Verstellung
Unglück gemacht. mer
)
695
desto
sich
zu
eben hat mein
Ze schöner ein Frauenzim aufrichtiger
sollte
es
seyn;
durch Aufrichtigkeit kann es dem
Schaden vorbauen, den seine Schönheit ver, üben würde.
Gleich nach den ersten Höflich
keitsbezeigungen,
wenigstens gleich
nach den
ersten zärtlichen Blicken, die ich auf Sie rich, tete, gleich nach den ersten Seufzern, die mir meine neue
Liebe auspreßte, hätten Sie zu
mir sagen sollen:
„Mein
Herr, ich warne
„Sie,-seyn Sie «uf Ihrer Hut.
Lassen Sie
„sich meine Schönheit nicht zu weit führen;
„Sie kommen zu spät, mein Herz ist bereits
„versagt." — Das hätten Sie zu mir sagen sollen, und ich würde mich nicht mehr unter
standen haben, eines Andern Gut zu begehren. Laura.
e» Seite)
Hui, daß
ihm mein
Bruder von Leandern etwas in den Kopf ge
setzt hat!
Lelio.
Laura,
Allzuglücklicher Leander!
crei Seite)
Za, ja, es ist richtig.
Das will ich ihm gedenken. — Mein Herr, —
Lelio. Nur keine Entschuldigungen, Made-
( sg6 )
moiselle! Sie könnten leicht bas Uebel ärger machen, und ich könnte anfangs» zu glauben, daß Sie mich wenigstens bedauerten. Ich kenne die geheiligten Rechte einer ersten Liebe, wofür ich Ihre Liebe gegen Leandern halte. Ich will mich des thörichten Unternehmens, sie zu schwächen, nicht schuldig machen. Alles würde vergebens seyn — Laura. Ich erstaune übst Ihre Leicht gläubigkeit. Lelio. Sie haben Recht, darüber W, er, staunen. Könnte ich mir etwas thörichtes etnbilden, als baß Zhre bezaubernden Reize auf mich iollten gewartet haben, Zhre Macht über ein empfindliches Herz zu äußern? , Laura. Diese Leichtgläubigkeit würde Ihnen zu vergeben gewesen seyn. . Werken S»e denn aber nicht, »der wollen Sie es nicht merken? — Lclio Und was, schönste Laura? — Laura. Daß es eine ganz andere Leicht gläubigkeit ist, die wich an Ihnen ärgert. . Lelio Eni andere? —Sie haben Recht! — 21 b ich Dumn.kopf! — Laura. Nun?
(
297
)
Lelio. Ich kann meine Augen, vor Scham, nicht aufschlagen. — Laura. Vor Scham? Lelio. Wie lächerlich muß ich Ihnen vor, kommen! — Laura. Ich wüßte nicht — Lelio. Wie abgeschmackt erscheine ich mir selbst! — Laura. Mit Ihren Erscheinungen! —
Und warum denn? Lelio. Za wohl, wie lächerlich, wie ab geschmackt, daß ich Höflichkeit für Zärtlichkeit, gesellschaftliche Berbindltchketten für Merkmale einer werdenden Liebe gehalten habe! Das, das ist die Leichtgläubigkeit, die Ihnen an mir so ärgerlich ist; eine Leichtgläubigkeit, dir desto sträflicher wird, je mehr Stolz sie vorauesetzt. Laura. Lelio! Lelio. Aber vergeben Sie mir; seyn Sie großmüthig, schönste Laura; richten Sie mich nicht nach aller «Strenge. Meine Jugend ver dient Ihre Nachsicht. Welche Mannsperson von meinen Jahren, von meiner Bildung, von meiner Lebhaftigkeit, ist nlcht ein wenig Geck? Es ist unsere Natur.
Zeder lächelnde
( Blick dünkt
29ß
)
uns der Zoll unserer Verdienste,
oder die Huldigung unseres Werths; ohn«-zu untersuchen, ob er nicht wohl gar auS Hohn
auf uns gefallen. — Laura.
O, Sie machen mich ungedul
dig. — Zch weiß gar nicht, wie es mit Ih
rem kleinen Gehirne dann und wann steht. Lelio.
Nicht immer zum besten. — Tibet"
besorgen Sie von mir weiter Kchts»
Sie ha
ben mich in die Schranken melnw.Geringfü gigkeit zurück gewiesen —
Laura. Noch mehr? — Zch sehe meinen
Vater kommen, ich muß es kurz machen — Daß Sie ein albernes Mahrche» von einem
gewissen Leander sich so leicht für Wahrheit aufbinden lassen, das, das ist die Leichtgläu
bigkeit, die mich an Ihnen verdrießt — Zch
verlasse Sie; folgen Sie mir unvermerkt in
das Gartenhaus. — Sie sollen Beweise ha, bcn, daß man Sie hintergehen will. — (geht ab.)
c 299 )
Dritter Auftritt.
Lelio.
Lelio.
Valcr.
Wumshäter.
Zch werde dir nicht folgen, gutes
Kind! Wüßte ich doch nicht, was mir so sauer geworden wäre, als diese Unterredung.
Wumst). Sie sind mir |« unter den Han
den weggekomuten, Herr Lelio.
— Was mir
mein Sohn den Kopf warm macht, das kön nen Sie kaum glauben! Sieh, über dein ver wünschtes Anhalten, habe ichs ganz vergessen,
zit mir kommen wollen.
daß
Wo er nur nicht schon da gewesen ist! Meine
Leute sagen mir auch gar nichte.
Aber woher
kommtS? Da hat mich der Himmel Mit lau ter weiblicher Aufwartung bestraft, und wenn
ich ja einmal einen guten Menschen zur Aufwartung habe, so vergeht kein Monat, daß ihn nicht das verdammte Mädel,
ihren Stricken hat.
die Lisette,
in
Nu, nu, ist nur meine
Tochter erst fort, so will ich auch keine weib liche Fliege mehr unter meinem Dache leiden.
Valor. Sehen Sie, Herr Vater, jezt eben
kommt Herr Soibist.
(
5®o )
Vierter Auftritt. Solbist
(tit einer großen Zippelperücke, und einen
Pack Akten unter dem Arme.)
Die Vorigen.
Wutitsfr. Ei, sind Sie es denn, mein lieber Herr Solbist? Solbist. Za freilich bin ichs. Valer. (fa denn alles sollen bei ihm Ge, Heimnisse seyn. wunksh Nun, was bringen Sie mir Gutes? Solbist. Habe ichs nicht gleich lieber sollen vor der Hauslhüre sagen? — Geduld! Zch muß ganz in geheim mit Zhnen sprechen, wumoh. Ganz in geheim? Sie machen mich unruhig. Solbist. (zu -em Lelio, welcher ihn von unten und oben betrachtet) Nun, was begucken Sie mich da? Lelio. Zch bewundere Sie. Solbist. Wie ein Bauer, der einmal in die Stadt kommt, ein großes Haue. Lelio. Zch sehe. Sie haben sich heute außerordentlich geputzt.
(
5oi
)
Solbist. Ich will ein Schelm seyn, wenn tt um Ihretwillen geschehen ist. Lelio. Zn dieser Perücke könnten Sie sich vor die Europäische Fama stechen lassen. Solbist. Vexiren Sie mich heute nur nicht; heute bin ich in meinm Berufsvecrichlangen. Ein andermal können Sie ihren Spaß mit mir haben. Heute respekliren Sie mein Amt. Lelio. Ich habe allen Respekt vor Zhren Akten.
Solbist. Die Spötterei hätten Sie kim nen weglaffen. Zst es mein« Schuld, daß ich mir sie selber tragen muß? Nein, gewiß nein! Zch habe nun lange genug der undankbaren Stadt und der lieben Dorsschaft, als ein b'e» treibsamer Rechtskonsulent gedient; und mei ne Dienste hätten mir, von Rechtswegen, schon
so viel abwerfen sollen, daß ich mir einen Jungen, einen Schreiber, einen Sekretär, oder so etwas, halten könnte. Aber wer kann denn das Glück zwingen? Bis jezt bin ich mir alles noch selbst. Sobald ich mir aber
einen Jungen, oder so etwas, werde halten können, wird meine Großmuth, Sie dazu in Vorschlag zu bringen, nicht anstehen.
( Lelio.
Zo2
)
Sie scherzen, Herr Solbist; und
das sehr fein.
Solbist.
Ich scherze nie ander«.
Doch
Herr Wumshäter, machen Sie, machen Sie,
daß die Leutchen wegkommen.
Zch muß allein
mit Ihnen reden. Lelio.
Sie dürfen ja nur im Kanzlei,
style mit ihm reden; und e« wird so gut seyn, als ob wir nicht da wären.
wumsh. Aber es (mb i» meine Freunde; was Sie mir zu sagen haben, können Sie ja
wohl in ihrer Gegenwart sagen.
Solbist. Sie wollen mich also nicht hö ren? Gut! —- —
Lelio.
(w will gehe»)
Wir wollen Sie seinem Eigensin,
ne nicht aussetzen, Here WumehLter. Mei
den Sie nur, Herr Solbist; wir gehen schon (Sachte sum Valer) Kommen Sie, Baler; ei
wird ohnedies bald
Zeit seyn, daß ich mich
umkleide. wunrsh.
Nehmen
Sie es
doch
nicht
übel! (Valcr and ?ctit> gehen ata
(
3o3
)
Fünfter Auftritt. Wumshäler.
Solbist.
LVumöl). Lassen Sie doch nunmehr hören, Herr Solbist, wäs Sie mir für Geheimnisse
zu vertrauen haben. Solbist.
Sind sie weg? — Treten Sie
hierher! sie mögt«« an der Thüre horchen»
Wumsh.
Solbist.
Nun? Herr LeaUder —
wumsh. Hat ihn der Henker geholt? Solbist. SN Hören Sie doch nur. Herr Leander will — «achte in» £>on will sich mit Sföntn vergleichen! wumsh.
(sehr laut. Was? will sich mit
mir vergleichen? Solbist.
St! st! Ja, er will.
Er hat
sich von mir lassen übern Tölpel stoßen, wumsh. (sehr laut)
ein Tölpel seyn.
Sie mögen selber
Zch mag
mich mit ihm
nicht vergleichen. Wie viele hundert Mal habe ich Ihnen das nicht auf das theuerste ver»
sichert?
( 5»4 ) Solbist. St! st! st! Mit Ihrem verzwei, selten Schreien «erben Sie mich nm Ehre, Reputation, Kredit und alles bringen. Wenn es nun Jemand gehört hat? Wuwsh. 0, das Zeugniß will ich Ihnen vor aller Weit geben, daß Sie nichts als mei nen Ruin suchen. Vergleichen? habe ich nicht die «"rechteste Sache? Solbist. Auch die gerechteste Sache kann verloren werben, wenn sie wie die Ihrige steht. Ihre leltge Frau hat es schon jn weit kommen lassen. wunish. Das verwünschte Weib! Kommt nicht all mein Unglück von Weibern her? Solbist. Nickt allem Ihr Unglück, son dern überhaupt alle» Unglück, das in der Welt geschieht, — wie ich hernach erweisen «erde. Machen Sie nur, daß Sie den Be weis bald hören, und sagen Sie wir kurz, ob eö Ihnen nicht lieb ieyn wür e, wenn Lean der - ich will nicht sagen, sich mit Ihnen vergliche: denn von Vergleichen wollen Sie nicht« hören - so-idern unter einer kleinen, ganz kleinen Dediiigung, den Prozeß hängen ließe? rvumsh.
c 505 ) wumsh.
Hä! gen ließe?
So,
daß tdj
ihn gleichsam gewonnen hätte? Za, das wäre,
Ader was ist es denn für eine
noch etwas.
Bedingung? Solbift. Eine Bedingung, die vollkom,
men nach Ihrem Sinne seyn wird. wumsh.
Solbift.
Nun? Kurz, Leander will den Prozeß
unter der Bedingung hängen lassen, — unter
der Bedingung, Herr Wumshärer — (sackte ms Olim daß Sie sein Unglück machen wollen,
wumsh.
(schr laut)
Was? daß ich sein
Unglück machen will?
Solbift. Sie werden mit Ihrer verrä-
therischen Auktionatorstimme noch meines ma» chen.
Zch thue meine Dinge alle gern heim
lich, und in der Stille.
ich wette,
Aber Sie, Sie —
Leander hat es in seinem Hause
gehört»
wumsh.
Nun
so
entdecke« Sie mir
denn ganz heimlich, auf welche Weife ich sei«
Unglück machen kann? Solbift.
Hören Sie
Nicht» ist leichter.
nur im Vertrauen; der Mensch ist ganz när-
Less. Lustsp. t.
U
(
Za6
)
risch geworden. Ich glaube, der Himmel bat ihn Zhretwegen gestraft. Er ist auf einen recht desperaten Einfall gerathen. Zch will ihn Zhnen gleich erklären. wumsh. Noch seh' ich nicht, roo-2ie hinaus wolle»? Solbist (legt tie Akten weg; »ringt «ine große Halskrause aus der Tasche, die er sich uml'indct; zieht em paar weiße Handschuh an, tritt einige Schritte
zurück, tttib- fängt auf eine pedantische Art. zu peronreu ,a:) „Hochedelgcborener, insonderS hochzueh, „render Herr und Gönner! Als Gott den „Adam erschaffen, und in das schöne Paradies „gesetzt hatte — Beiläufig will ich erinnern, „daß man bis jetzo noch nicht weiß, wo et# „geittlich das Paradies gewesen ist. Die Ge„lehrten streiten sehr heftig darüber. Doch er „sey gewesen, wo es wolle. — Als »tmGott „den Adam in dieses uns unbewußte Paradies „gesetzt hatte" — rvimlsl). Ze, Herr Solbist! Herr Sol bist.' Solbist. Treten Sie ei» wenig vor die Thür, damit Niemand herein kommt!
wumsh, Ich will Gott danken, wen» Ze,
C
mand
dazukommt,
507 denn
) ick fürchte in der
That, Sie (Ino untumig geworden. Hlolbrft Treten See dock nur, und gedul
den Sie stck
einen Augenblick!------- „Als
„nun, sag' ids, Adam in dieses Paradies g» „setzt, als er, sag' ich, darin geatzt war. Und
„will ich sagen, also in dem Paradiese wcv „worein
er von
Gott
war gesetzt worden.
„So war er in diesem Paradiese."-------- El, verrrakt, wenn ich nur erstlich wieder heraus wäre! — Da haben Sie's nun! Das kommt
davon, wenn
man dem Orator in die Rede
fällt. Zch besorge nur,
Wtimet). Ihnen bald in
die Daumen
ich
fallen
werde
müssen.
Sagen Sie mir nur in Ewigkeit, was Sie wollen?
Solbist.
Zch wollte lieber, daß Sie mir
eine Ohrfeige gegeben hätten, mich au« meinem
Concepte gebracht haben,
Zch muß nur sehen,
kommen kann: „borener,
als daß Str
ob ich wieder hinein
kgan» geschwind)
„Hochedelge-
insonders hochzuehrtnder Herr und
„Gönner! Als Gott den Adam erschaffen, und
„in das schöne Paradies gesetzt hatte — —
(.
Zog
„Hochedelgeborencr,
)
insonders hochzuehrender
»Herr und Gönner! Als Gott den 2bam er»schaffen, und in das schöne Paradies gesetzt hatte." — — Nein, es geht wirklich nicht weiter; eS ist, al« wenn mirs vom Maule
weggeschnitten wäre.
Nun mag«; der größte
Schade dabei ist Ihre. rvumsh.
Solbist. «in recht
sollen.
Ist meine? Ja,
wahrhaftig;
Sie hätten
ciceronianisches Meisterstück
hören
Eine vertraute Redncrgesellschaft wür
de eö nicht besser haben abfassen können! Nun werden Sie sich mit den Conteniis begnügen
müssen. Hören Sie nur also: meine Rebe —
denn so viel werden Sie doch wvhl gemerkt
haben, daß ich Ihnen eine Rede habe halten wollen? — Meine Rede,
sag' ich, hatte drei
Partes, ob gleich sonst acht Partes orationis
zu seyn pflegen.
Der erste Pars,
oder viel
mehr die erste l’ars, enthielt ein richtiges Ver-
zeichn iß aller bösen Weiher, von der Eva an, bis auf die Ihrigen drei.
wumeh.
Was? Ein Verzeichniß aller
bösen Weiber? Ei, das wäre ich curiös gewe sen, zu hören! — Ein Verzeichniß aller bösen
( 5»9 ) SBc:5cr wirds nun wohl nicht gewesen seyn,
sondern- nur
ein
Verzeichn iß
der bösesten.
Denn rin Vcrzeichniß aller bösen Weiber, da
wäre ein Vcrzeichniß aller Weiber, die jemals
auf der Welt gelebt haben, und das kanns doch nicht gewesen seyn. Solbist. Ganz recht. Meine andere Tais —
wunisk). Hatten Sie denn auch in Ih
rem Verzeichnisse die Frau des Hiob? Golbrst. Freilich! — Meine andereI'ars — wumsh. Hatten Sie denn auch die Frau
des Tobias? Solbist. Freilich! — Meine andere Pars— wnmsh.
Solbist. wmnsl).
Auch die Königinn Zesabel? Auch! — Meine andere Pars —
Auch die große Hure von Da,
bilcn?
Solbist. Auch! — Meine andere Pars — tzvnmsh.
Sie hören, daß ich doch auch
«in wenig bewandert bin!
Solbist.
Ich höre wohl, daß Sie nur
die kennen, die noch die besten darunter sind.
Ich wußte noch ganz andere! Etne Hiepnlla, eine Htppia, eine Medullina, eine Sauseja,
eine Oguiina, eine Messalina, eine Cäsoma —
( 5io )
Von welchen allen, in dem sechsten der Geschichtbücher des Zuvenal, ein mehreres nachgelesen werden kann.------- Doch, damit mei, ne Conteni-a nicht länger werden, als meine Rede geworden wäre, so hören Sie nur wei ter. Meine zweite Pars erwies, so kurz als gründlich, daß eine Frau das größte Unglück auf der Welt sey, und leitete daraus unwioer, sprechltch her, daß das Hrtrarhen eine sehr um sinnige Sache seyn müsse, welches denn weit, künftig' mit Trstimonils, besonders mit dem Ihrigen, bestärkt wurde. LVumeh. Et? lieber Herr Solbist, wie waren Sie auf eine so vortreffliche Materie gekommen? Gewiß, ich beklage es nunmehr techt herzlich, daß Ihre Rede so vor die Hun de gegangen ist. Je! je! aber wie kdmrn' ich denn dazu, daß Sie-mir so ein Vergnügen haben machen wollen? Es ist doch heute weder Mein Geburtstag, noch mein Namenstag, daß ich etwa dachte. Sie hätten mir so eine schöne Gratulationsrede halten wollen. —• Solbist. Aus meiner dritten Pars wird Ihnen alles klar werden.------ Die dritte Pars endlich enthielt, daß dessen ungeachtet, diese
(
311
)
UnsiniMkeit, nämlich die Unsinnigkeit zu hei rachen, — rathen Sie einmal, wer? begehen wollte —
TVmnsh.
Wer? Doch wohl nicht mein
Sohn? Denn dem denk' ich es wohl ausgerebet zu haben.
Solbist. wumsh.
Nickt Ihr Sohn, nein. Nun, so wollte lch, daß es
mein ärgster Feind seyn müsse. Solbist.
Wunte^.
Dravo!
Ich wollte,
daß es Leander
wäre!
Solbist. wumsh.
Getroffen!
Wirklich?
O, daß ich keine
von meinen drei Werbern vom Tode erwecken,
und sie ihm geben kann!
Solbist. Das können Sie, Herr Wum6,
häter, das können Sie, wenn Sie nur wollen!
Leibt und lebt nicht Ihre zweite Frau
ifl Ihrer Jungfer Tochter? Kurz, sehen Sie in mir den Brautwerber des Herrn Leander,
und zwar um die ehr< und tugendsame Jung» fer, Jungfer Laura, ehMblichen einzigen Toch
ter des Herrn, Herrn Zacharias Maria Wums-
häter,
Wenn er,in seinem Suchen glücklich
(
Z»s
)
ist, so sollen Sie den Prozeß gewonnen ha ben.
Dixi.
^Vumsh.
Was? allerliebster Herr Sol-
bist, lst es möglich? Leander will meine Toch, ter haben, und wenn ich sie ihn» gebe, soll ich
den Prozeß gewonnen Haden? Sollen Sie ihn gewonnen ha
Solbist.
ben ! Besinnen Sie sich ja nicht lange.
Tvumsh. Solbist.
Ich mich besinnen ? Sie müssen überzeM styn, daß
m«tt kein feindseliger Verfahren erdenken kann, als Einem eine Frau zu- geben.
wmnsh.
Das bl!» ich!
Er soll sie ha
ben, ja; mit Freuden will ich sie ihm geben.
Wie soll sie ihm das Leben so sauer machen! Leander, er soll den Verdruß zehnfach wieder empfinden, den er mir verursacht hat.
Wie
will ich mich freuen, wertn ich bald erfahren
werde, daß sich meine Tochter täglich mit ihm zankt; baß sie ihn keinen Dissen in Ruhe ge, meßen läßt, baß sie sich so gar an ihm ver
greist, daß sie ihm untreu ist, daß sie ihm
fein Vermögen durchbringt,
Haus
und
Hof
daß er
ihretwegen verlassen
endlich
»nuß!
Ich denke, ich denke, sie svlls dahrr» bringen.
(
515
)
Za, ja, Herr Solbist, Leander soll meine Toch,
ter haben, er soll sie Haden —
Allein, wenn
ich den Prozeß dadurch gewinne, so muß ich die deponirlcn
sechstausend Thaler auegezahlt
bekommen. Solbist.
können Sie morgen
Die
bt