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German Pages 282 [560] Year 2023
Geschichte
Großbritanniens v
O
11
Karl Ludewig Woltmann.
Erster
B a n d.
Berlin,
bei Johann Friedrich Unger ' 7 9 0.
Geschichte der
Europäischen Staaten v e n
Karl Ludewig Weltmann.
Zweiter Band. Berlin, bei Johann Friedrich Unger
r 7 9 9-
Vorrede, L^ie Idee der Geschichte eines Staates, nach welcher
ich
den Versuch
über die Geschichte
Frankreichs gearbeitet habe, herrscht unverändert
auch in dem gegenwärtigen Werke.
Nur be
stimmte mich die Aussicht, daß ich hinfort zum Gebrauche der meisten historischen Hülfsmittel würde gelangen können, zu dem Entschlüsse, der Ausführung jener Idee durch eine ununterbro
chene Forschung in den Quellen mehr Gewicht
zn geben,
mochte.
als ich in dem ersten Versuche ver
Größere Weitläufigkeit war von einem
solchen Bemühn unzertrennlich.
Für die einzel
nen Züge einer so gedrängten Darstellung, wie die Geschichte Frankreichs, könnte man die Quel
len nicht einmal mit Bestimmtheit anstthren. Durch welche Veränderungen gelangte ein
Staat zu seiner gegenwärtigen Gestalt, und der Bürger desselben zu seiner gegenwärtigen Lage «nd Bildung? ist die Frage, welche die Ge schichte eines Staates beantworten soll,
indem
ste bei Wahl und Anordnung der Neakerialien als Regel den Gesichtspunkt annnnmk, wie das Volk auf der einen Seite,
und der Staat auf
Vorrede.
vi
der andern durch seine Verfassung, Verwaltung und seine äussern Verhältnisse, aus ihre gegen
seitige Ausbildung wirkten.
Es liegt im Begriff und Zwecke der Ge
schichte, daß die Darstellung derselben so frei und
unbefangen wie möglich, und nur von der Noth wendigkeit, die sich bei jedem Kunstwerke findet, gefesselt erscheine. Darum würde derjenige, wel
cher nun glaubte, jenem Gesichtspunkte zufolge
die Nachrichten über die Geschichte eines Staa
tes in gewisse Fächer abgetheilt zu finden, die Ge schichtschreibung mit einer Vorarbeit für fie ver
wechseln, und vielmehr den Historiker in seiner TLerkstäte, als seine vollendete Schöpfung erblik-
ken wollen.
Durch jenen Gesichtspunkt werde
gleichsam nur der Horizont gezogen, von welchem die Beleuchtung auf die ganze" Erzählung fallt,
und er wirke, wie eine Macht, die vom tiefen Blicke gesehn wird, aber nicht auf den Dank der 9Ifenge rechnet, welche vorzüglich in Deutschland
einen Geschichtschreiber desio gründlicher findet, je mehr er die Materialien zn seiner Arbeit, die
man nur dem Gehalte nach in dieser treffen sollte,
in ihre Form aufmmmt, je geschmackloser und unzweckmäßiger er also zu Werke geht; welche die
Wahrheit bei solchen Historikern vermuthet, die nnc den Buchstaben, freilich oft lüderlich genug, ihr wiedergeben können, anstatt in dem Glauben
Vorrede.
VII
leben, daß nur derjenige im Stande fei, die Wahr heit in dec Geschichte hervorzubringen, weccher
allenfalls Kraft genug hätte, sie gänzlich zu Grun
de zu richten,
ohne daß ein andrer, als wer
gleich ihm in die
Geheimnisse
der historischen
Kunst und Wissenschaft eingeweiht wäre, feinen
Betrug zn entschleiern vermöchte. Wenn em Deutscher es jezt unternimmt, ein größeres Werk über die Geschichte der engli
schen Iiaziou zu arbeiten, welche selbst reich ist an berühmten Geschichtschreibern ihres Staates, die auch in Deutschland sehr verehrt werden: so
muß er entweder feinen eigenen Ruhm und die Ehre feines Vaterlandes nicht sehr achten, oder
sich die Erfüllung ausserordentlicher Foderunge» an sich selbst zum Ziele feiner Anstrengung gesetzet haben.
Er trachte dahin, mit Hume an Tiefe
der Resultate und dem wunderbaren Glücke lei
ser Übergänge, mit Henry an vielseitiger Auf
merksamkeit verglichen werden zu können: jenen an ununterbrochner Forschung und Darstellung, an Leben des Kunskgeistes, und an einer Ansicht, die nicht nur verschieden vom Urtheile der Nrenge,
sondern in ihrer Stille über demselben erhaben ist; diesen aber an allem demjenigen, was den histo
rischen
Geist ansmacht, zu übertresfen.
Dem
Deutschen kann dies leichter gelingen, als dem
Schriftsteller von irgend einem andern Volke,
VIII
Vorrede.
Werl wir durch den Charakter unsrer Literatur und politischen 'Lage weniger wie andre 9tazio-
nen durch ihre Kultur urrd ihre bürgerlichen Ver
hältnisse auf einseitige und unreine Ansichten be schränkt werden, und weil dem deutschen Blute
die Verbindung zwischen dem kalten Meiste in Ar beiten, die ohne Hinsicht aus ihre Früchte fasi skla visch sind, und dem genialischen Feuer wohl am
wenigsten fremd seyn möchte.
Der Urheber des
gegenwärtigen Werkes wünscht einen vollendete
ren Geist und eine reifere Gelehrsamkeit, als ec besitzet, in seinem Vakerlande zn dem glorreichen
Siege zu reizen, wodurch der siolzen brittischen
O^azion auf dem Gebiete ihrer eigenen Geschichte
der hisiorischc Lorbeerkranz entrissen würde. Auch hosfet er durch die beschleunigte Beendigung die ses Versuches
sich darum einiges Verdienst zu
erwerben, weil noch kein Schriftsteller die ganze
englische Geschichte big auf unsre Zeit so ausge zeichnet hat, daß man dadurch einigermaßen be
friedigt werden könnte.
So sehr ich mich bemüht habe, in die Dar stellung der Geschichte nicht die Forschung einzn-
mischen, welches an sich, wiewohl der Geschicht
schreiber wegen der Mängel seines Stosses nicht
immer es vermeiden kann, doch eben so unschick lich ist, als wenn der epische Dichter seine Dar
stellungen unterbräche, um durch Anführung der
Vorrede.
ix
Gründe, die ihn leiten, sein Verfahren zu recht«
fertigen: so häufig ist es bei der Geschichte, wel« che zum höchsten Zwecke doch stets Erkennung
der TLahrheit der Wirklichkeit haben, und die
ästhetische Wahrheit nur als Mittel dafür brau chen soll, höchst nützlich und nothwendig, daß nicht nur durch ununterbrochenes Hinweisen aus die
Quellen, sondern auch durch Darlegung der litt«
tersuchungen selbst, die Erzählung gerechtfertiget werde.
Den Sünden wider den Geschmack und
die Wahrheit suchte, ich zu entgehn, indem ich die Forschung so viel wie möglich unabhängig von der Darstellung selbst lieferte, sobald eS mir nothwendig schien, welches vorzüglich dann der Fall war, wenn ich den neuesten und berühmte
sten Werken über die englische Geschichte -durch aus widersprach, Ich glaubte meine Vorgänger
daun namentlich mit ihren Fehlern aufführen zu müssen, weil es häustg geschieht, daß Irrthümer
eines geachteten historischen Schriftstellers, sobald man ste nur stillschweigend verbestert hat, stch im merfort noch in vielen Büchern fortpstanzen. Bei
allen meinen künftigen historischen Arbeiten wer de ich mir ein gleiches Verfahren zum Gesetze machen; aber stets rede nur die Sache selbst, und
aus meiner Feder stiesst kein Tadel, als welchen
die Wahrheit mit stch bringet.
Diese trete da
gegen so unverholen, so stark sprechend hervor.
Vorrede.
X
wie möglich. Die leichtsinnigen Lobsprüche, wel
che man stch einander spendet, sind eine Pest für unsre Kultur; besonders aber für die historische
Literatur;
erstens darum,
weil für den Fleiß
des Historikers das Ziel der Vollendung nicht
weit genug gesteckt werden kann, dann, weil dir Schwachen desselben weniger wie die l/ltangel
andrer Schriftsteller von vielen eingesehn werden
mögen; und endlich, Weil im Besthe der so häu
figen Fertigkeit,
mit einigem Leben zu erzäh
len, man sich leicht historische Darstellungsgabe und
iBeruf
wiewohl
zum
nichts
Geschichtschreiber
seltener ist,
als
der
zutrauet, bewun
dernswürdige Verein von einem Charakter, der
stch
stets
in
die Arbeit
mit emdrängt,
um
stch immer selbst zu überwinden, von den man
nigfaltigsten Gaben des Geistes, und eben so man
nigfaltiger Wissenschaft,
ohne welchen Verein
im Historiker fejne Arbeit nicht anders,
als
ein mehr ober weniger ergehendes oder einschlä
ferndes Gaukelspiel genannt werden darf, ans welchem nur der höhere Sinn durch feine dazu thuende Kraft die
vermag.
Wahrheit noch zu retten
Inhalt des ersten Bandes
Erstes dritten
Erstes
Bu ch. u n i>
Di 6 rtt e r
Kapitel.
Zwei Züge Casars nach Britannien, ohne daß er dasselbe eroberte; aber Veranlassung zu einer nähern Kunde von dec Insel durch dieselben. Bevölkerung Britanniens durch die
Galen und Belgen.
Icaturanlagen der alten Britten.
Ur
sprünglicher Unterschied zwischen dec Kultur der Galen und Belgen, vermehrt durch Sie Gegend ihrer Wohnsitze in Bri tannien. Verschiedenheit ihrer Wohnungen, ihrer Kleidung. Gefallen der Britten am Schmucke, vorzüglich bei Festen; Gesang, Mustk und Tanz bei denselben.
Oer Sinn dafür
wahrscheinlich Ursache, daß kein Hang zu Glücksspielen pbechand nahm; imgteichen die stete kriegerische Beschäftigung
Beschaffenheit der kriegerischen Kunst und der Wasfn bei den Britten. Politische Verfassung derselben, entweder bloßes Familienleben oder Verein des SkatnmeL. Geringe Macht der Oberhäupter eines Volkes; großes Ansehn des gebilde
ten Standes, oder dec Druiden, Seher und Barden.
Ur
sprung desselben nicht in Britannien, aber sein vorzügliches Gedeihn daselbst. Erziehung des Volkes durch die Drui den.
Kreis ihrer Kenntnisse; ihre Religion verschieden von
dem Volksglauben,
und selbst in diesem die Lehre von dec
Unsterblichkeit, aber auch Menschenopfer von großer Wich-
tigkeit. gegeben rakter; und bei
Grund, warum die Gesetze als Befehle der Götter wurden. Einfluß der Barden auf den Nationalchaihre politische Bestimmung, ihr Ansehn im Kriege Friedensschlüssen. S. i — ig.
Kapitel.
Zweites
Austand Britannien-, seit Cäsars Zügen, und schwache Verbindung zwischen demselben und Rom. Ernster Plan zur Unterjochung dec Insel unter dem Kaiser Klaudius, und Umstände, wodurch die Ausführung desselben erleichtert wurde. Römische Provinz in Britannien. Suetonius Pau linus. Eroberung der Insel Anglesey durch ihn, und wäh rend derselben der Aufstand BoadiceaS, durch deren Nieder lage die Kraft der Dritten gänzlich gebrochen wird. Agrikola giebt ihnen römische Kultur für die verlohrne Unab hängigkeit. Seine Gränzlinien der Prov'sz in Britannien, tiefer herab die Gränzmau r von SeptimiuS Severus. Beim Verfall des römischen Reiches die Kaledonier und deutsche Seeräuber, die Plage Britanniens, welches durch den gänz lichen Abzug der Römer ihnen völlig preis gegeben wird. Untergang einer blühenden christlichen Kirche auf der Insel. Individuelle Entwickelung derselben, sowohl nach ihrer Ver fassung, als ihren Lehren. Ihre innern Bewegungen zur Zeit des Abzuges der Römer, und des nahen Unterganges der Schöpfung derselben in Britannien. S. so — 3o.
Zweites Angelsächsische
Buch.
Herrschaft
Erstes
in
Britannien.
Kapitel.
Äie Pikten und Schotten in Britannien. Dorhergegangene
wichtige Veränderungen im Zustande Kaledvniens durch den
Sturz der Druiden, und besondrer Einfluß desselben auf die Barden. Individuelle Lage OssianS, und Charakter seine» Genius. Zweck seiner Gesänge und seiner Kultur im 23m gFeicf> mit der Rohheit seiner 9uition. Verwüstung Britan niens durch dieselbe. Die brittischen Stämme werden säst in ihren alten Zustand zurückgeworsen. Ihr Entschluß, auf Verar lassung des Königs Dortiger, deutsche Seeräuber wi der die Pikten und Schotten zn Hülfe zu rufen, und Recht fertigung desselben. Oie Jnsel> Thaneth, erster fester Sitz der deutschen Seeräuber unter den Britten; sehr bequem für ihren Plan, das Land dieser letztern für stch zu erobern. Gründe, warum die Überschwemmung Britanniens durch die Angelsachsen zerstörender war, als die Eroberung anderer römischen Provinzen durch germanische Völker. Hengist, er ster König von Kent, und Entstehung der kleinen angelsächstschen Königreiche in Britannien. Charakter und Fin sterniß ihrer Geschichte, in welche zuerst mit der christlichen Religion Licht drittget: Gründe, warum dieselbe bei den Sachsen leichter Eingang finden mußte, als bei den Brit ten. Große Schwierigkeit, welche ste auch bei jenen zu be siegen hatte. Einführung des Christenthumes, besonder» durch die Gemahlinnen der Könige; und großer Vortheil für die englische Kirche, Daß Augustin zu ihren» Stifter von Gregor dem Großen erlesen wurde; weise, schonende Maaß regeln, welche dieser Pabst den Bekehrern der Angelsachsen vorschrieb. Augustin, Erzbischof von Kanterbury, bemüht sich vergebens, auch die brittischen Bischöfe unter seine Ober/ boheit zu ziehn. Gewinn für die englische Kirche durch die Eintheilung in Gemeinen, von welchen jede ihren bestimm ten Prediger hatte. Erzbischof Theodor, Stiftung einer Schule zu Kanterbury, auch einer Bibliothek durch ihn.
S.
Zweites
34 — 5i.
Kapitel.
Interesse der Geistlichkeit, daß die schriftliche Gesetzgebung
in Britannien begann; Ethelbert der erste christliche König,
IV Urheber derselben.
Schilderung der rohen Gesetze, und Be
merkung über die fortschreitende Kultur in den Gesetzgebun
Durch Jnaü Verordnungen er
gen der folgenden Könige.
hellt entscheidender Einfluß der Ordatien auf das bürger liche Leben der Angelsachsen.
Ursache,
warum man diesem
Könige Befestigung der Macht von Westsex vorzüglich zu
Egbert, am Hofe Karts des Großen gebil
schreiben muß.
det, König von Westsex, und dann König von England. Ähnlichkeit zwischen seinem Sohne Ethelwolf und Ludewig dem Frommen.
Anfang der Verheerungen Englands durch
die Schwarme Skandinaviens.
Alfred der Große.
Ge
schichte seiner Jugend, und nachtheilige Umstände beim An
fänge feiner Regierung.
Seine Schlachten, DertheidiguNgS-
anstalten, seine Flucht, sein verborgener Aufenthalt in Som mersetshire. Rach seiner Wiedererscheinung neuer jfampf mit den Dänen, und endlich errungene Ruhe vor ihnen. Auf fallendste
Erscheinung
in
Alfreds Leben;
sein
Eifer für
die Wissenschaften und schriftstellerischer Ruhm zu einer Zeit, da das wisse >fchaftliche Licht,
wodurch das Land dec Brit
ten vorher berühmt gewesen, schon gänzlich erloschen war.
Ursachen dieser wissenschaftlichen Kultur, deren vornehmstes Gestirn Beda war, und ihres gänzlichen Unterganges im neunten Jahrhundert, wodurch Gelehrte, wie Johann Eri-
gena aus ihrem Daterlande hinweggeschreckt wurden. Al freds Regierung fällt wie ein Heller Tag in diese Finsterniß. Sein vertrauter Umgang mit gelehrten Männern, vorzüg lich mit Ässer, und genaue Eintheilung seiner Zeit, um für
die Studien Muße zu
Übe-tragung
Auf zwiefache Weise seiner Unterthanen, durch die
gewinnen.
sorgte er für die Bildung
belehrender Schriften
Sprache, und durch Lehranstalten.
in
die
angelsächsische
Schilderung der ersten,
und Grundidee bei den letzten, daß die Bildung der Ration auf Cultur der Muttersprache beruhen müsse. Stufen in der Erziehung des Volkes.
Verbindung zwischen Alfreds
Eifer für diese, und Sorgfalt für Klöster und Kirchen. Sei nen Aufwand auch hierfür erklärt nur cm Blick auf seine Finanzverwaltung. Politische Verfassung des angelfächst«
schen Reiches. Oie eigentlichen Staatsbürger bestanden aus
den Thauen und Ceorlen. der ersten;
Erhebung der letzten zum Range
Hauptunterschied zwischen diesen,
und ein ähn
licher zwischen den Ceorlen. Oie Masse der Sklaven und
allmahlige Milderung ihres Schicksals.
Oie Freige aßnen.
Kreise der bürgerlichen O-dnung im angelsächsisch n Reiche, der Thiting, das Hundred, der Thritkng, die Shire, welche
letzte im Eort, Aldermann oder Herzog ihr Haupt hatte.
Dessin Ansehn und Einkünfte.
Wahl des Eorls; fein Ver
hältniß zum Shiregerieven und za den Rechtskundigen. Oer Shiregemot und dessen Ausschuß. Der Bucgemot. Oer König und der Wittenagemot; Beschreibung ihrer Geschäfte,
Rechte und Pflichten.
Oer Alder
Gerichtshof des Königs.
mann von England im Verhältniße zu diesem letzten, der Shiregericoe für den Eorl.
waS
Einkünfte des Königs
Charakteristik des englischen Volkes.
Vervollkomm
nung der Lebensart, vorzüglich durch die Geistlichkeit. Acker
bau und verschiedene Künste durch sie befördert:
imgleichen
der Handel, für welchen Alfreds Regierung gleichfalls Epo che macht.
Dieser König als Ideal der Raturanlagen der
Angelsachsen.
Sie und die Dänen leidenschaftlich für Mu
sik und Gesang.
Schilderung der Kleidung des englischen
S.
Volkes.
Drittes
53 — 98.
Kapitel.
Eduard der Ältere regiert von goi — 927.
Athelstan bis
941. Edmund bis 946. Unglücklicher Tod des letzten.
Bruder Edred eignet sich, stärken,
hatte.
Sein die schädliche Richtung zu ver
welche die angelsächsische Verfassung bekommen
Gefahr für den Thron von den mächtigen adelichen
Familien, welche zugleich die ersten Würden des Staates bekleideten; noch größere von der Geistlichkeit,
Weitere
Geschichte der Kirche und hierarchischen Gewalt in England. Einfluß auf dieselben von dem Ereignisse, daß der römische Bischof sich von dem griechischen Hofe losriß
lium von Kalkuith, I. 78a.
Das Konzi
König Offa von Merzieu,
Beförderer des päbstlichen Ansehns.
Weite-e Schritte, die
Kirche von der weltlichen Macht unabhängig zu machen,
durch die Stürme der Normänner aufgehatten; eben so der fromme schwärmende Geist, der schon unter den Angelsach-. fen emporgekommen war.
Schilderung desselben,
König
Ethelwolf vorzüglich, von ihm ergriffen schenkt der Geist lichkeit den dritten Theil der Kronländereien, und verpflich
tet sich zu einem jährlichen Geschenke an den pabstltchen Stuhl.
Günstiger Umstand für jene,
daß die mojarschen
Gesetze im Mittelalter ein großes Ansehn gewanm-n. Oer Zehnte. Erzbischof Odo von Kanterbury und Ounstan die
vornehmsten Beförderer der Hierarchie -in England. Blick auf das frühere Leben von beiden. Sie stehn an der Spitze der Kirche, als Edred den Thron besteigt.
des Staates durch Ounstan.
Die Verwaltung
König Edwi, der Sohn Ed
Er vermahlt sich mit Elgiva, sei
munds, reg. v. I. 9§6.
ner nahen Anverwandten. Mißhandlung und schreckliche Hinrichtung derselben durch den Erzbischof Odo. Edwi stirbt vor Gram;
ihm
folgt Edgar,
das Werkzeug der
Mönche, I. gäg, und Ounstan wird Erzbischof von Kanter-
bnry, der Fürst der Mönche. Wohlthätiger Einstuß der Priesterherrschaft in diesem Zeitpunkte. Unverdienter Ruhm Edgars wegen desselben. Seine verliebten Abentheuer dem Staate verderblich, vorzüglich durch ElfridaS Thronbestei gung. Beim Tode Edgars sie und Ounstan gegen einan
der, und zugleich Krieg zwischen den Mönchen und den verheiratheten Priestern. Schreckliches Wunder, wahrschein
lich durch Ounstan,
und
Eduard durch Elfrida,
Ermordung des jungen Königs
wodurch sie ihren Sohn Ethelred
auf den Thron bringt, I. 978. Ursachen, warum die neuen Überschwemmungen der Dänen so gefahrvoll wurden; Schwächung des kriegerischen Sinnes der Angelsachsen, beinah vollendete Erblichkeit der
Stelle des Eorls und Shiregerieven, und Furchtsamkeit des
Nachfolgers von Ounstan.
Das Danegeld.
Erbitterung
det Angelsachsen gegen die Dänen, und fürchterliches Blut bad unter denselben.
SwenS Rüstung zur Rache. S.
.
100 — ia3.
Krieg mit seinem Sohne Robert jenseit des Meeres führen
mußte.
Nach dessen Beendigung denkt er daran, seinen
Staat in England zu vollenden.
I. 1709.
S»
Zweites
157
— r§9-
Kapitel.
Einführung des Feudalsystems in England, und Absichten
Wilhelms dabei.
er gänzlich die angelsächsische
Suchte
Verfassung zu vertilgen?
Unbestimmter Zustand Englands
nach der Eroberung durch die Normanner. Hauptidee, daß der König Besitzer alles Grundeigenthumes war, und des
halb sein Interesse, eine genaue Kunde von demstlben zu erhalten. OaS Oomesdaybuch. Grund, warum Dasselbe
nicht vollständig und genau war.
Einteilung des Reiches
in Ritterkehue. Oie Baronen. Verhältniß de-selben zum König. Aftervasallen. 'Ehemalige Thanen und Ceorle un ter denselben.
Eab es noch freie Ceorle? Oie Sokmänner,
Zustand der Sklaven. Oie Masse der Nazion. Die ausübende Gewalt stoß im hohen Rathe am kö
niglichen Hofe zusammen. Schilderung der steben großen Kronbeamten. Übrige Beisitzer des Reichsrathes. Mehrere Kammern desselben, und eine von ihnen der Excheguec. Das Gericht der Grafschaft oder Shire. Verfassung desselben. Anordnung des Eroberers mit diesem Gerichte, wodurch der Geistlichkeit der Weg zur Unabhängigkeit gebahnt wird. Ausschliessung der Eingebohrnen von der ausübenden Ge walt, und daher vorzüglich neues Überhandnehmen der
französischen Sprache und Schrift.
Die gesetzgebende Ge
walt beruht blos beim Könige, und bei feinen unmittelba ren Vasallen. Oie Versammlung derselben bewilligt auch die neuen Austagen.
Von welchen Abgaben ist dies zu ver
stehn? Drückendes System der Steuern. Große Einkünfte des Thrones. S. 170.— r83.
Drittes
Kapitel.
Schwierigkeiten der Regrernng fm englischen Staate »ach Einführung
des LehnösystemeS«
Wilhelms des Eroberers
Großer Sieg Harolds
-er Normandie.
über den König
Harold Harfagar von Norwegen und seinen Bruder Tosti, welche beide unter den Erschlagenen sind.
3. 1066.
Sep-
temp. 24« Fünf Tage nach diesem Siege bei Stanford bridge steht Wilhelm von der Normandie mit sechSzig tau fend Mann auf der Küste von Sussex.
Grund der Ansprü
che desselben auf den englischen Thron.
Günstige Umstände,
welche ihm erlaubten, sein HerzogthuM zu einer Unterneh mung in England zu verlassen. Schilderung des Herzogs Oie Gesinnung und Rüstung Harolds.
und seines Heeres.
Vergebliche Unterhandlungen. Verschiedenes Schauspiel hi beiden Lagern die Nacht vor dem Treffen. Harolds und Oie Schlacht in
Wilhelms Schlachtordnungen.
gend von Hastings.
I. 1066.
S.
Drittes Das
125 — 154.
B tt ch.
Lehnssystem
Erstes
der Ge
Oktober 14.
England.
in
Kapitel.
Edgar Atheling unterwirft sich dem Sieger Wilhelm. Krö
nung dieses letztern in Westminsterabtei. Erwartungen über seine Regierung. Zwei entscheidende Schläge 'von ihm, die
englische Nazion ganz in Abhängigkeit von sich zu bringen. Sturz der einheimischen Geistlichkeit, Full der mächtigen Grafen Morkar und Edwin von Northumberland und Mercien.
Uinstand,
durch welchen Wilhelm bei Unterdrückung
der Empörungen begünstigt wird.
Einzige Art,
wie der
Unmuth der Eingebohrnen dem Könige noch gefährlich wer den konnte.
Eine Verschwörung,
auf sie berechnet.
Oer
Graf Walthevf von Northumberland, wider seinen Willen Theilnehmer derselben.
Unterdrückung der Empörun \ und
Hinrichtung Waltheofs,
des letzten mächtigen Großen
den Eingebohrnen
rung
Glücklicher Umstand,
unterdrückt war,
ehe
Wilhelm
ddu
daß diese Empö einen gefährlichen
Krieg mit seinem Sohne Robert jenseit des Meeres führen
mußte. Nach dessen Beendigung denkt er daran, seinen Staat in England zu vollenden. I. 170g. S. Zweites
157 — i6gt
Kapitel.
Einführung des Feudalsystems in England, und Mstchten
vertilgen?
Verfassung zu
ec gänzlich die angelsächsische
Suchte
Wilhelms dabei.
Unbestimmter Zustand Englands
yach dec Eroberung durch die Normänner. Hauptidee, daß der König Besitzer alles Grundeigenthumes war, und des halb fein Interesse,
erhalten.
eine genaue Kunde von dems lben zu Grund, warum dasselbe
OaS Oomesdaybuch.
nicht vollständig und genau war.
Oie Baronen.
in Ritterlehue. König.
Aftervasallen.
ter denselben.
Eintheilung des Reiches Verhältniß de-selben zum
Ehemalige Thauen und Ceorle un
Eab eS noch freie Ceorle?
Zustand der Sklaven.
Oie Sokmänner
Oie Masse der Nazion.
Oie ausübende Gewalt stoß im hohen Rathe am kö
niglichen Hofe zusammen. Schilderung der sieben großen Kronbeamten. Übrige Beisitzer des Reichsrathes. Mehrere Kammern desselben, und eine von ihnen dec Epchequet. OaS Gericht der Grafschaft oder Shire. Verfassung desselben.
Anordnung d^s
Eroberers
mit die em Gerichte,
wodurch
dec Geistlichkeit dec Weg zur Unabhängigkeit gebahnt wird.
Ausschliessung der Eingebohrnen von der ausübenden Ge walt, und daher vorzüglich neues Überhandnehmen dec fcanzöstfchen Sprache und Schrift.
Oie gesetzgebende Ge
walt beruht blos beim Könige, und bei feinen unmittelba ren Vasallen.
Oie Versammlung derselben bewilligt auch
die neuen Auflagen. Von welchen Abgaben ist dies zu ver stehn? Drückendes System der Steuern. Große Einkünfte des Thrones.
S.
Drittes
170 —
Kapitel.
Schwierigkeiten der Regierung im englischen Staate nach
Einführung
des LehnssystemeS.
Wilhelms des Eroberers
Hauptmaxime, die oberlehnsherrlichen Rechte mit der groß»
ten (Streng» zu behaupten.
Ein auffallendes Beispiel da-
von an s.inem Ha bbruder, dem Bischöfe Odo von Bayeux. Dewndre Echwierigk it der age Wilhelms durch den Um
stand, daß er die Feudalanstokratie auf beiden Selten des Meeres bekämpfen mußte, Oer politische Haß zwischen ihm und dem Könige von Frankreich durch persönlichen ververmehrt. Seme Ha» dlungen nahe vor seinem .£ooe. Schild
derung inner Söhne,
und Ernennung des Zwelten,
Helmszuni Könige von England. Er stirbt 1087
28ib
Sept. g.
Die Lage der Baronen, Ursache einer Verschwörung gegen
den jungen König. Klugheit wodurch dieser die alren C^in» gebohrnen Englands für sich wider die Baronen gewinnet. Oie Ranke Wilhelms des Bwerken, feinem ältern Bruder Roben ek ches er sich in diesen erwarb, mittheilen kann: so ist
die Parteilichkeit des Schicksals gegen einen solchen erhabenen Geist, daß die Früchte der Zeiten vor und
nach ihm schaffenden
in der Kultur seines Volkes auch
Kraft
zugerechnet
seiner
wenigstens
werden,
nicht gehässig.
Die auffallendste Erscheinung in Alfreds Leben ist
unstreitig sein Eifer für die Wissenschaften, und der
Ruhm eines Schriftstellers, welchen er selbst sich er worben hat,
denn sie sielen in
die Zeit,
größte Finsterniß in Britannien herrschte,
wo
die
und den
Glanz, welcher noch kauni auf die Britten, Schotten
und die Bewohner Irlands wegen ihrer gepriesenen
Gelehrsamkeit gefallen
war,
beschattet
hatte.
Aus
den Pflanzschulen der Geistlichen unter jenen Völkern waren bisweilen Männer
hervorgegangen,
welche
den ganzen Kreis der damaligen Wissenschaften um
faßten.
Am
Ende
des
siebenten
Jahrhunderts,
ha der Erzbischof Theodor von Canterbury und fein Freund, der gelehrte Abt Adrian daselbst, unter den E 2
Angelsachsen Licht verbreiteten, war der Bischof Ald
helm von Schereburn,
ein
naher Verwandter des
Königs Ina von Westser, sowohl als ein gelehrter Philosoph und Kenner der Sprachen des Alterthu
mes, wie auch als der beste angelsächsische Dichter
bekannt. 56)
Das achte Jahrhundert aber kann als
der Zeitpunkt des höchsten Ruhmes der angelsächsi
schen Gelehrten betrachtet
Indem in
werden.
den
übrigen Ländern, wo bisher noch einige Blüthe der
Wissenschaften gewesen war, eine völlige Unfrucht barkeit für dieselben
eintrüt, waren
in Britannien
die Keime aufgegangen, die in den Lehranstalten des
Erzbischofes Theodor und des Königs Sigebert von
Ostangeln ihren Ursprung hatten. Dor allen andern wurde Beda berühmt, durch die ganze abendländische
Christenheit als das
Gelehrten
glänzendste Gestirn unter den
seines Zeitalters
bewundert;
und
vereh
rungswürdig, weil der lockende Ehrgeiz ihn nie ver
führte,
die Stille seiner Zelle zu verlassen, wo er
ohne Ehrenämter sich bemühte, feinen Zeitgenossen zu nützen,
und den
Wissenschaften
Schriften
zu
der
damaligen
Seine
zahlreichen
ganzen Kreis
durchmessen.
zeugen von dem großen Umfange seiner
Kenntnisse und
seiner unermüdeten Forschung, und
seine Geschichte der christlichen Kirche in Britannien erhält seinen Namen gewiß der Unsterblichkeit, wenn
seine übrigen
gelehrten Arbeiten,
weil sie zu sehr
der Kindheit, des wissenschaftlichen Geistes angehören,
mit Vergessenheit bedeckt sind.
Nicht nur dem Um
stande, daß sein historisches Werk für einen langen
Zeitraum bisweilen die einzige, oft die einzige sichere 6) Bedae hist, eccles. I. 5. c. 19. Anglia sacra. t. 2. p. 4.
6y
Oueüe der Geschichte ist, darf man die Unsterblichkeit derselben zurechnen:' sondern diese gebührt auch sei
nem Verdienste, weil' er mit einem nicht unstchern Blick auf seinen Hauptgegenstand,
und nicht ohne
Kritik unter , den leichtgläubigsten Zeitgenossen, nach Anleitung der besten Quellen schrieb, welche er aufstttden konnte.
Wenn man freilich an den Legenden,
die auch bei ihm nicht fehlen, den Rost seines Zeit alters und Standes wdhrnimmt: so wird man ihn deshalb nicht so sehr tadeln, als loben wegen der
Unbefangenheit, mit welcher er selbst über die Geist lichen redet, die von der römischen Kirche als ketze
rischer Lehren verdächtig oder überwiesen betrachtet wurden. e)
Lei Bedas
Grabe
erlosch
freilich der
schönste
Ruhm Englands in Hinsicht auf die wissenschaftliche Bildung in diesem Jahrhundert, und mit Wahrheit
kann man behaupten, daß vorzüglich die Geschichte mit ihm begraben wurde;
aber doch blieben noch
immer gelehrte Männer übrig, wenn
gleich keiner
von ihnen Kraft und Trieb fühlte, die Wissenschaf
ten,
wie er,
nach
ihrem Umfange
zu
umfassen.
Am Ende des Jahrhunderts blühte Alkuin, wie Beda, zum Ruhm Englands
auf;
aber sein Zeitgenosse,
Karl der Franke war ein zu großer Kenner des ge lehrten Verdienstes, welches in
diesem Zeitalter so
selten war, um ihn nicht dem Vaterlands zu rauben,
und an seinen Hof zu ziehen, sobald er seine Be
kanntschaft gemacht hatte. Dennoch wäre Alkuin aus Vaterlandsliebe wahrscheinlich
zurückgekehrt,
wenn
nicht durch die bürgerlichen Kriege zwischen den ane) S. Anmerkung iZ.
‘ •*) S. Anmerkung r4»
7° gelsächsischen
Königen
die Wissenschaften
von
der
Insel verscheucht tu »um. *Da bald nachher die Strei
fereien der Normänner begannen, durch welche die Kloster, welche bisher die Si^e
der Gelehrsamkeit
gewesen, vorzüglich litten: so lagerte sich im neun ten Jahrhundert Barbarei und Nacht auf die Insel,
welche im vorhergehenden so hochberühnrt im Reiche In Schottland kam
der Wissenschaften geworden.
freilich noch ein Geist auf, welcher nuf Beda und Gesellschaft
eine herrliche
Alkuin
ausmachte;
aber
Johann Erigena '.ward durch die Finsterniß, welche
ihn im Vaterlands umgab, fand
auch
Bildung,
wahrscheinlich wodurch
er
die
und
hinweggefchpeckt,
erst
in Griechenland die
Ehre
seines
Zeitalters
wurde.
In
die traurigste
Jahrhundert
hindurch
Finsterniß, immer
die
beinahe
zugenommen
ein
hatte,
fallt plötzlich Alfreds Regierung wie ein Heller Tag.
Auch darin glich dieser König dem großen Franken Karl, daß er nach dem einmal empfundenen Bedürf nisse, sich Kenntnisse zu erwerben, durch den täglichen
vertrauten Umgang mit gelehrten Männern sich zu
bilden suchte, unter welchen der Mönch 2lsser aml St.
Davids in Wales den entscheidendsten Einfluß scheint
gehabt zu haben.
Als dieser an den königlichen Hof
kam, besaß Alfred freilich schon eine -reiche Kenntniß von vorzüglichen Schriften; aber mußte sich diese noch
immer in die angelsächsische Sprache übertragen las
sen, denn
er hatte
noch
keinen Versuch gemacht,
die lateinische zu lernen. 5?)
Erst in
*) S. Anmerkung 15.
5?) Ässer Men. p. 46.
Ibid. p. 56. 5/. ,
seinem
neun
und dreißigsten Jahre fing er an,
Schriften
vorzügliche Stellen in
auS lateinischen
die
angelsächsische
Von diesem Augenblick an
Sprache zu übertragen.
muß er ausserordentliche Fortschritte gemacht, haben,
so daß er sich zum ersten Range der Gelehrten seiner
Zeit emporarbeitetc. Zerstreuungen
Um unter den Geschäften und
der Regierung
hinlänglich
Zeit
für
seine Studien übrig zu behalten, mußte er die An
wendung seiner Stunden auf das pünktlichste bestim
die Rächt
Er theilte den Tag und
men.
Zeitabschnitte
gleiche
für
die
in' drei
Regiernngsgeschäfte,
für gelehrte Arbeiten und das Gebet, für Schlaf und Weil ihm ein sicheres Zeitmaas
körperlichen Genuß.
für den
jedesmaligen Ablauf der acht Stunden fehl
te: so erfand er Wachskerzen, an welchen nach dem Maaße von Wachs, das von der Flamme verzehrt
ward, die Lange der Zeit angegeben war, und stellte sie in Leuchten, die von Horn gemacht waren, damit
durch die Veränderungen der Luft und die ungleiche Flamme die Anzeige der abgelaufenen Stunden nicht
unsicher
wurde.
Ein
Wächter,
welcher die
bren
nenden Kerzen beobachten mußte, ries die Stunden aus. 58)
Auf doppelte Weise suchte Alfred
die Bildung,
welche er sich so mühsam erwarb, auf seine Unter thanen zu verbreiten; gung
belehrender
Sprache,
und
nämlich Durch die Uebertra-
Schriften
in
die
durch Lehranstalten.
angelsächsische
Der Umfang
und die Menge seiner Ueberfehungen erregen Stau nen über die Arbeitsamkeit eines Königs,
Schwert nie durste ruhen lassen, s) Wilh. Malnisb. 1. a. c. 4« p* 45.
und
der das
durch seinen
Ässer Men. p. 67 - 6g.
friedlichen Scepter allenthalben eine -neue Schöpfung Hervorrufen wollte;
Vie Wahl über der Schriften,
die er übersetzte, verdient Bewunderung.
Der Fleiß,
welchen er auf die Pfalme Davids, auf Werke, wie das Hirte»buch
Tregors
des
Großen
verwandte,
ging offenbar auf die Belebung des Gottesdienstes^ der m
doch immer die Urquelle der
diesen Zeiten
Kultur blieb; dann führte er durch die Uebersetzung eines Buches,
wie Bedas Geschichte der englischen
Kirche, seine Unterthanen zu dem Barne, woraus jedes Volk feine Nationalweisheit schöpfen muß, zur vaterländischen Geschichte, indem er zu gleicher Zeit
durch die Verbreitung
einer vielumsassenden Kunde
der Geographie von dem engen Kreise der väterli
chen Erde hinweg zu großen Aussichten leitete; und wenn
er endlich
die Trostgründe des BoethiuS zu
seinen Landesleuten sprechen ließ: so konnte die zartere Seele unter denselben, welche von dieser starren
Zeit zu wund war, von der Arbeit des großen Kö^ nigS ihr Labsal gewinnen. S9) Für
die Lehranstalten
hatte Alfred
die
schöne
Idee, daß die Bildung der Nation auf Kultur der
Muttersprache beruhen müsse, und daher wollte er,
daß jedes freie Haus, welches nicht durch Armuth daran verhindert tv^rbe, seine Jugend in die Schu
len der Klöster und bei den, bischöstichen Sitzen schik-
ken solle, damit sie wenigstens lerne, die englischen Schriften zu lesen; dann aber solle es einem jeden
frei stehn, sich in der lateinischen Sprache unterrich ten zu lassen, und
in die Wissenschaften einzudrin-
") Wilh. Malmsb. 1. 2. c. 4. x. 45.
gen. 60)
Oer König forderte sogar, daß diejenigen,
welche ein össentliches Amt bekleideten, und daö Lesen der angelsächsischen Schriften vernachläßigt
hatten,
entweder sich eifrig mit diesen beschäftigen, oder ihr Amt niederlegen sollten, welches sie ohne die Kunde von denselben nicht hinlänglich verwalten könnten. 6I) Mit Schmerz sahen nun die Männer vom größten
Ansehn im Staate auf ihre vernachläßigte Jugend zurück, und ein rühmliches Streben nach Kenntnissen
ging durch die ganze Nation.
Die Kinder des Kö
nigs, der Edlen und der blos freien Männer besuch
ten dieselben Schulen, und nur Lust und Fähigkeit
der Schüler, welche freilich nicht durch das Unver mögen der Eltern, sie zu unterstützen, zurürkgehalten
seyn mußten, entschieden über die Stufen der Ge
lehrsamkeit, die sie betreten sollten. 62)
Für solche,
die über den gewöhnlichen Kreis des wissenschaftli chen Unterrichtes in den Schulen der Klöster und den
Lehranstalten
bei bifchösiichen Stühlen sich
hinauS-
fchwingen wollten, scheint Alfred sich Institute gedacht
zu haben, wo unter verschiedene Lehrer die sämmt lichen Wissenschaften
vertheilt
waren.
Wenigstens
wurden nach spätern Erzählungen die ausgezeichne ten Männer, die er aus mehrern Ländern und mit großem Kostenaufwands zu sich' berufen hatte, für
eine solche Bestimmung nach Oxford gesandt, wo frei
lich schon früher eine gewöhnliche Lehranstalt mag geblüht haben.
Mit dieser Sorge für die Erziehung seines Vol-
kes stand Alfreds Eifer für Klöster und Kirchen in
Verbindung.
Sie
waren
durch die Verheerungen
der Normänner entweder zertrümmert oder entvöl kert worden.
Mit großen Kosten stellte er ste wie
der her, stiftete neue und bereicherte sie, wie die Geist-, lichkeit überhaupt. Wenn man zu diesem Aufwande noch die Kosten
rechnet,
mit
welchen
er
ausgezeichnete
Gelehrte,
Künstler und Handwerker aus verschiedenen Ländern zu sich rief, Bücher sich sammelte,
die damals so
austerordentlich kostbar waren; wenn man bedenkt,
daß er so viele Jahre seiner Regierung hindurch der
Kraft seines Staates entweder beraubt war, oder ste durch Kriege verzehren mußte,
daß die Verthcidi-
gungSanstalten bis zu seinem Tode ihm großen Auf
wand verursachten: so begreistt man kaum, wie er
bei den damaligen Einkünften eines Königs.in seinem letzten Willen seinen Kindern noch große Suknmen
baaren Geldes schenken konnte. 6 3) Nur durch einen Blick auf die Art, wie Alfred seine Einkünfte verwaltet hat, kann man diese über
raschende Erscheinung erklären.
In zwei gleichen
Theilen hatte er sie für geistliche und für weltliche Zwecke bestimmt.
Zu dem Fache von jenen rechnete
er die Ausgaben für Klöster in dem ganzen
Um
fange seines Reiches und selbst in Irland und Gal
lien, welche für dieselben blos eine ausserordentliche Hülfe war,
da sie ihr eignes Vermögen und
dre Einkünfte hatten; ferner
gehörte zu
der Aufwand für den Unterricht, **)
an
demselben
und zuletzt wa-
65) The will of King Alfred. »Oxford 1788. 4. *) (Z. Anmerkung 17.
75 die Armen
iTH
durch
welche
werden sollte.
auf die Schatzkammer angewiesen,
für geistliche Angelegenheiten
gesorgt
Hingegen wurden aus der weltlichen
Schatzkammer die Geschenke für die Fremden genom
men, welche auf die königliche Milde Anspruch mach ten.
Die Hauptausgaben
derselben aber bestanden
in dem Solde für Handwerker und Künstler, für die Wache und die übrigen Beamten am Hofe.
Diese
letzten sowohl, als die Krieger, welche an demselben
Dienste thaten, waren in drei Kohorten abgetheilt, welche nach einander,' jede einen Monat, am Hofe dienten.
Zwei Monate brachten sie also immer auf
ihren Gütern zu, und mußten da für sich selbst sor
gen.
Dieses sowohl, als der Umstand, daß Klöster,
Kirchen, Schulen und alle die Beamte des Staates,
welche nicht zum Hofe gehörten, eignes Vermögen und andre Quellen der Einkünfte, als den königli
chen
Schatz
hatten, macht
begreiflich,
wie Alfred
bei einem haushälterischen Geiste so viel mit seinen doch einen beträchtlichen
Einkünften ausrichten, und
Schatz ersparest konnte. 64) Wäre der Geist Alfreds in der Verwaltung des ^angelsächsischen Staates immer
und auch durch
lebendig
keine Stürme von
geblieben,
aussen her ge
stürzt worden: so hätte er auf der freien germani schen Verfassung,
die
zum
Grunde
tag,
beinahe
das Ideal eines blühenden, glücklichen Reiches schaf
fen können. Die eigentlichen Staatsbürger bestanden aus zwei verschiedenen Klassen, den Thauen und den Ceorlö.^) 64) Ässer Men. p, 64-67. *) S Anmerkung iß.
"Willi. Malmsb. J. 2. c. 4. p. 45.
Beide stellten die freien Männer vor, auf welchen
die
germanischen
ursprünglich
Stanken
beruhten,
welche ihr Kruiideigenthum besaßen, und Glieder der
Nationalversammlungen
waren.
Die
Revolution,
welche die Sachsen in Britannien veranlaßten, und rine Zeitlang selbst erlitten, brachte in denselben keine andre Veränderung vor, als daß eine sehr große
Verschiedenheit in Hinsicht auf die Masse ihres Grundeigenthums entstand, so wie ihr Fleiß oder der Zu
fall ihnen mehr oder weniger Land erworben und
zugetheilt hatten,
daß einige von
und
ihnen aus
eben diesem Grunde" sroh waren, Stücke Landes zu
verpachten oder zu pachten.
Die Verschiedenheit in
der Masse des GrundeigenthumeS bestimmte auch mit
den Unterschied zwischen Ccorls und Thauen, denn sobald einer von jenen fünf Hiden Land besaß, ans
welchen eine Kirche und ein ordentliches Wohnhaus waren:
so hatte er einerlei Rang mit den Thauen.
Doch ward auch erfordert, daß er ein ansehnliches Amt am Hofe des Königs bekleidete, 65)
und dieses
führt auf die ursprüngliche Verschiedenheit zwischen
den CeorlS und Thauen.
Ohne Zweifel bildete sich
der Stand dieser letzten, aus dem Gefolge, welches die Heerführer der Germanen umgab, und mit den
angelsächsischen nach Britannien gekommen war. Nach
der
Eroberung
eines
Landes
bekamen
diejenigen,
welche zu diesem Gefolge gehöret hatten, natürlich
die größten, schönsten Stücke Land, und waren auf diesem Grundeigenthum, einige geringe Verpflichtun gen ausgenommen, welche das allgemeine Band des 65) indicia civitatis Lundoniae. p. 70. in Wilkins leg. anglos. S Anmerkung 19.
Staates nothwendig machte, dessen Mittelpunkt dpr
König war, Großen.
was dieser im
dasjenige im Kleinen,
Auch war kein charakteristischer Unterschied
zwischen einem König und einem Thau, der sich kei
nem
andern
Häupter,
verpflichtet
hatte;
auf ihnen ruhte
Wehrgeld; ®)
und
ehe
sich
als
beide
waren
edle
solchen ein gleiche-
den Ceorls der Weg
bahnte zu der Würde der Thauen, konnte man nur von dem Stande dieser letzten sagen, daß reines an
gelsächsisches Blnt ihn belebe; denn unter den Ceorls
mußten sogleich viele Britten seyn, da die alten Be
wohner der Insel schon vor Vereinigung der sieben
Reiche wenigstens von einigen Königen, nicht nur geduldet, sondern auch nach gleichem Rechte mit ih ren übrigen
Unterthanen behandelt wurden.
Eigenthümlichkeit der Thauen,
Diese
daß nur ihr Stand
sich des reinen angelsächsischen Blutes rühmen konnte,
verlohr sich nach und nach, denn ausser dem schon angegebenen Wege, auf welchem ein Ceorl zur Tha-
neuwürde gelangte, eröffneten sich ihm noch mehrere.
Wenn er sich der Kirche weihte, so konnte er alle Stufen der Ehre in derselben besteigen;
als Kaufmann
vermochte er sich
aber auch
durch Glück und
Fleiß den Thanenrang zu erwerben.
Er bekam ihn,
wenn er dreimal eine Reise über das Meer' in sei
nem eignen Schiffe unternommen hatte. 66)
Ausser den Abstufungen,
die zwischen den Tha
uen durch die verschiedenen Ehrenstellen,
welche sie
bekleideten, zufällig entstanden, gab
eine Ver
es
schiedenheit unter ihnen, welche eine schneidende Li *) C. Strme'rfung 20.
6