Geschichte der Europäischen Staaten: Band 2 Geschichte Großbritanniens, Band 1 [Reprint 2022 ed.] 9783112635223


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Table of contents :
Vorrede
Inhalt des ersten Bandes
Erstes Buch. Britten und Römer
Erstes Kapitel
Zweites Kapitel
Zweites Buch. Angelsächsische Herrschaft in Britannien
Erstes Kapitel
Zweites Kapitel
Drittes Kapitel
Viertes Kapitel
Drittes Buch. Das Lehnssystem in England
Erstes Kapitel
Zweites Kapitel
Drittes Kapitel
Viertes Kapitel
Fünftes Kapitel
Viertes Buch. König Heinrich der Zweite
Erstes Kapitel
Zweites Kapitel
Drittes Kapitel
Viertes Kapitel
Fünftes Kapitel
Sechstes Kapitel
Fünftes Buch. Verfall der Königsmacht und der große Brief der Freiheiten
Erstes Kapitel
Zweites Kapitel
Drittes Kapitel
Viertes Kapitel
Historisch - kritische Beilagen
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Geschichte der Europäischen Staaten: Band 2 Geschichte Großbritanniens, Band 1 [Reprint 2022 ed.]
 9783112635223

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Geschichte

Großbritanniens v

O

11

Karl Ludewig Woltmann.

Erster

B a n d.

Berlin,

bei Johann Friedrich Unger ' 7 9 0.

Geschichte der

Europäischen Staaten v e n

Karl Ludewig Weltmann.

Zweiter Band. Berlin, bei Johann Friedrich Unger

r 7 9 9-

Vorrede, L^ie Idee der Geschichte eines Staates, nach welcher

ich

den Versuch

über die Geschichte

Frankreichs gearbeitet habe, herrscht unverändert

auch in dem gegenwärtigen Werke.

Nur be­

stimmte mich die Aussicht, daß ich hinfort zum Gebrauche der meisten historischen Hülfsmittel würde gelangen können, zu dem Entschlüsse, der Ausführung jener Idee durch eine ununterbro­

chene Forschung in den Quellen mehr Gewicht

zn geben,

mochte.

als ich in dem ersten Versuche ver­

Größere Weitläufigkeit war von einem

solchen Bemühn unzertrennlich.

Für die einzel­

nen Züge einer so gedrängten Darstellung, wie die Geschichte Frankreichs, könnte man die Quel­

len nicht einmal mit Bestimmtheit anstthren. Durch welche Veränderungen gelangte ein

Staat zu seiner gegenwärtigen Gestalt, und der Bürger desselben zu seiner gegenwärtigen Lage «nd Bildung? ist die Frage, welche die Ge­ schichte eines Staates beantworten soll,

indem

ste bei Wahl und Anordnung der Neakerialien als Regel den Gesichtspunkt annnnmk, wie das Volk auf der einen Seite,

und der Staat auf

Vorrede.

vi

der andern durch seine Verfassung, Verwaltung und seine äussern Verhältnisse, aus ihre gegen­

seitige Ausbildung wirkten.

Es liegt im Begriff und Zwecke der Ge­

schichte, daß die Darstellung derselben so frei und

unbefangen wie möglich, und nur von der Noth­ wendigkeit, die sich bei jedem Kunstwerke findet, gefesselt erscheine. Darum würde derjenige, wel­

cher nun glaubte, jenem Gesichtspunkte zufolge

die Nachrichten über die Geschichte eines Staa­

tes in gewisse Fächer abgetheilt zu finden, die Ge­ schichtschreibung mit einer Vorarbeit für fie ver­

wechseln, und vielmehr den Historiker in seiner TLerkstäte, als seine vollendete Schöpfung erblik-

ken wollen.

Durch jenen Gesichtspunkt werde

gleichsam nur der Horizont gezogen, von welchem die Beleuchtung auf die ganze" Erzählung fallt,

und er wirke, wie eine Macht, die vom tiefen Blicke gesehn wird, aber nicht auf den Dank der 9Ifenge rechnet, welche vorzüglich in Deutschland

einen Geschichtschreiber desio gründlicher findet, je mehr er die Materialien zn seiner Arbeit, die

man nur dem Gehalte nach in dieser treffen sollte,

in ihre Form aufmmmt, je geschmackloser und unzweckmäßiger er also zu Werke geht; welche die

Wahrheit bei solchen Historikern vermuthet, die nnc den Buchstaben, freilich oft lüderlich genug, ihr wiedergeben können, anstatt in dem Glauben

Vorrede.

VII

leben, daß nur derjenige im Stande fei, die Wahr­ heit in dec Geschichte hervorzubringen, weccher

allenfalls Kraft genug hätte, sie gänzlich zu Grun­

de zu richten,

ohne daß ein andrer, als wer

gleich ihm in die

Geheimnisse

der historischen

Kunst und Wissenschaft eingeweiht wäre, feinen

Betrug zn entschleiern vermöchte. Wenn em Deutscher es jezt unternimmt, ein größeres Werk über die Geschichte der engli­

schen Iiaziou zu arbeiten, welche selbst reich ist an berühmten Geschichtschreibern ihres Staates, die auch in Deutschland sehr verehrt werden: so

muß er entweder feinen eigenen Ruhm und die Ehre feines Vaterlandes nicht sehr achten, oder

sich die Erfüllung ausserordentlicher Foderunge» an sich selbst zum Ziele feiner Anstrengung gesetzet haben.

Er trachte dahin, mit Hume an Tiefe

der Resultate und dem wunderbaren Glücke lei­

ser Übergänge, mit Henry an vielseitiger Auf­

merksamkeit verglichen werden zu können: jenen an ununterbrochner Forschung und Darstellung, an Leben des Kunskgeistes, und an einer Ansicht, die nicht nur verschieden vom Urtheile der Nrenge,

sondern in ihrer Stille über demselben erhaben ist; diesen aber an allem demjenigen, was den histo­

rischen

Geist ansmacht, zu übertresfen.

Dem

Deutschen kann dies leichter gelingen, als dem

Schriftsteller von irgend einem andern Volke,

VIII

Vorrede.

Werl wir durch den Charakter unsrer Literatur und politischen 'Lage weniger wie andre 9tazio-

nen durch ihre Kultur urrd ihre bürgerlichen Ver­

hältnisse auf einseitige und unreine Ansichten be­ schränkt werden, und weil dem deutschen Blute

die Verbindung zwischen dem kalten Meiste in Ar­ beiten, die ohne Hinsicht aus ihre Früchte fasi skla­ visch sind, und dem genialischen Feuer wohl am

wenigsten fremd seyn möchte.

Der Urheber des

gegenwärtigen Werkes wünscht einen vollendete­

ren Geist und eine reifere Gelehrsamkeit, als ec besitzet, in seinem Vakerlande zn dem glorreichen

Siege zu reizen, wodurch der siolzen brittischen

O^azion auf dem Gebiete ihrer eigenen Geschichte

der hisiorischc Lorbeerkranz entrissen würde. Auch hosfet er durch die beschleunigte Beendigung die­ ses Versuches

sich darum einiges Verdienst zu

erwerben, weil noch kein Schriftsteller die ganze

englische Geschichte big auf unsre Zeit so ausge­ zeichnet hat, daß man dadurch einigermaßen be­

friedigt werden könnte.

So sehr ich mich bemüht habe, in die Dar­ stellung der Geschichte nicht die Forschung einzn-

mischen, welches an sich, wiewohl der Geschicht­

schreiber wegen der Mängel seines Stosses nicht

immer es vermeiden kann, doch eben so unschick­ lich ist, als wenn der epische Dichter seine Dar­

stellungen unterbräche, um durch Anführung der

Vorrede.

ix

Gründe, die ihn leiten, sein Verfahren zu recht«

fertigen: so häufig ist es bei der Geschichte, wel« che zum höchsten Zwecke doch stets Erkennung

der TLahrheit der Wirklichkeit haben, und die

ästhetische Wahrheit nur als Mittel dafür brau­ chen soll, höchst nützlich und nothwendig, daß nicht nur durch ununterbrochenes Hinweisen aus die

Quellen, sondern auch durch Darlegung der litt«

tersuchungen selbst, die Erzählung gerechtfertiget werde.

Den Sünden wider den Geschmack und

die Wahrheit suchte, ich zu entgehn, indem ich die Forschung so viel wie möglich unabhängig von der Darstellung selbst lieferte, sobald eS mir nothwendig schien, welches vorzüglich dann der Fall war, wenn ich den neuesten und berühmte­

sten Werken über die englische Geschichte -durch­ aus widersprach, Ich glaubte meine Vorgänger

daun namentlich mit ihren Fehlern aufführen zu müssen, weil es häustg geschieht, daß Irrthümer

eines geachteten historischen Schriftstellers, sobald man ste nur stillschweigend verbestert hat, stch im­ merfort noch in vielen Büchern fortpstanzen. Bei

allen meinen künftigen historischen Arbeiten wer­ de ich mir ein gleiches Verfahren zum Gesetze machen; aber stets rede nur die Sache selbst, und

aus meiner Feder stiesst kein Tadel, als welchen

die Wahrheit mit stch bringet.

Diese trete da­

gegen so unverholen, so stark sprechend hervor.

Vorrede.

X

wie möglich. Die leichtsinnigen Lobsprüche, wel­

che man stch einander spendet, sind eine Pest für unsre Kultur; besonders aber für die historische

Literatur;

erstens darum,

weil für den Fleiß

des Historikers das Ziel der Vollendung nicht

weit genug gesteckt werden kann, dann, weil dir Schwachen desselben weniger wie die l/ltangel

andrer Schriftsteller von vielen eingesehn werden

mögen; und endlich, Weil im Besthe der so häu­

figen Fertigkeit,

mit einigem Leben zu erzäh­

len, man sich leicht historische Darstellungsgabe und

iBeruf

wiewohl

zum

nichts

Geschichtschreiber

seltener ist,

als

der

zutrauet, bewun­

dernswürdige Verein von einem Charakter, der

stch

stets

in

die Arbeit

mit emdrängt,

um

stch immer selbst zu überwinden, von den man­

nigfaltigsten Gaben des Geistes, und eben so man­

nigfaltiger Wissenschaft,

ohne welchen Verein

im Historiker fejne Arbeit nicht anders,

als

ein mehr ober weniger ergehendes oder einschlä­

ferndes Gaukelspiel genannt werden darf, ans welchem nur der höhere Sinn durch feine dazu thuende Kraft die

vermag.

Wahrheit noch zu retten

Inhalt des ersten Bandes

Erstes dritten

Erstes

Bu ch. u n i>

Di 6 rtt e r

Kapitel.

Zwei Züge Casars nach Britannien, ohne daß er dasselbe eroberte; aber Veranlassung zu einer nähern Kunde von dec Insel durch dieselben. Bevölkerung Britanniens durch die

Galen und Belgen.

Icaturanlagen der alten Britten.

Ur­

sprünglicher Unterschied zwischen dec Kultur der Galen und Belgen, vermehrt durch Sie Gegend ihrer Wohnsitze in Bri­ tannien. Verschiedenheit ihrer Wohnungen, ihrer Kleidung. Gefallen der Britten am Schmucke, vorzüglich bei Festen; Gesang, Mustk und Tanz bei denselben.

Oer Sinn dafür

wahrscheinlich Ursache, daß kein Hang zu Glücksspielen pbechand nahm; imgteichen die stete kriegerische Beschäftigung

Beschaffenheit der kriegerischen Kunst und der Wasfn bei den Britten. Politische Verfassung derselben, entweder bloßes Familienleben oder Verein des SkatnmeL. Geringe Macht der Oberhäupter eines Volkes; großes Ansehn des gebilde­

ten Standes, oder dec Druiden, Seher und Barden.

Ur­

sprung desselben nicht in Britannien, aber sein vorzügliches Gedeihn daselbst. Erziehung des Volkes durch die Drui­ den.

Kreis ihrer Kenntnisse; ihre Religion verschieden von

dem Volksglauben,

und selbst in diesem die Lehre von dec

Unsterblichkeit, aber auch Menschenopfer von großer Wich-

tigkeit. gegeben rakter; und bei

Grund, warum die Gesetze als Befehle der Götter wurden. Einfluß der Barden auf den Nationalchaihre politische Bestimmung, ihr Ansehn im Kriege Friedensschlüssen. S. i — ig.

Kapitel.

Zweites

Austand Britannien-, seit Cäsars Zügen, und schwache Verbindung zwischen demselben und Rom. Ernster Plan zur Unterjochung dec Insel unter dem Kaiser Klaudius, und Umstände, wodurch die Ausführung desselben erleichtert wurde. Römische Provinz in Britannien. Suetonius Pau­ linus. Eroberung der Insel Anglesey durch ihn, und wäh­ rend derselben der Aufstand BoadiceaS, durch deren Nieder­ lage die Kraft der Dritten gänzlich gebrochen wird. Agrikola giebt ihnen römische Kultur für die verlohrne Unab­ hängigkeit. Seine Gränzlinien der Prov'sz in Britannien, tiefer herab die Gränzmau r von SeptimiuS Severus. Beim Verfall des römischen Reiches die Kaledonier und deutsche Seeräuber, die Plage Britanniens, welches durch den gänz­ lichen Abzug der Römer ihnen völlig preis gegeben wird. Untergang einer blühenden christlichen Kirche auf der Insel. Individuelle Entwickelung derselben, sowohl nach ihrer Ver­ fassung, als ihren Lehren. Ihre innern Bewegungen zur Zeit des Abzuges der Römer, und des nahen Unterganges der Schöpfung derselben in Britannien. S. so — 3o.

Zweites Angelsächsische

Buch.

Herrschaft

Erstes

in

Britannien.

Kapitel.

Äie Pikten und Schotten in Britannien. Dorhergegangene

wichtige Veränderungen im Zustande Kaledvniens durch den

Sturz der Druiden, und besondrer Einfluß desselben auf die Barden. Individuelle Lage OssianS, und Charakter seine» Genius. Zweck seiner Gesänge und seiner Kultur im 23m gFeicf> mit der Rohheit seiner 9uition. Verwüstung Britan­ niens durch dieselbe. Die brittischen Stämme werden säst in ihren alten Zustand zurückgeworsen. Ihr Entschluß, auf Verar lassung des Königs Dortiger, deutsche Seeräuber wi­ der die Pikten und Schotten zn Hülfe zu rufen, und Recht­ fertigung desselben. Oie Jnsel> Thaneth, erster fester Sitz der deutschen Seeräuber unter den Britten; sehr bequem für ihren Plan, das Land dieser letztern für stch zu erobern. Gründe, warum die Überschwemmung Britanniens durch die Angelsachsen zerstörender war, als die Eroberung anderer römischen Provinzen durch germanische Völker. Hengist, er­ ster König von Kent, und Entstehung der kleinen angelsächstschen Königreiche in Britannien. Charakter und Fin­ sterniß ihrer Geschichte, in welche zuerst mit der christlichen Religion Licht drittget: Gründe, warum dieselbe bei den Sachsen leichter Eingang finden mußte, als bei den Brit­ ten. Große Schwierigkeit, welche ste auch bei jenen zu be­ siegen hatte. Einführung des Christenthumes, besonder» durch die Gemahlinnen der Könige; und großer Vortheil für die englische Kirche, Daß Augustin zu ihren» Stifter von Gregor dem Großen erlesen wurde; weise, schonende Maaß­ regeln, welche dieser Pabst den Bekehrern der Angelsachsen vorschrieb. Augustin, Erzbischof von Kanterbury, bemüht sich vergebens, auch die brittischen Bischöfe unter seine Ober/ boheit zu ziehn. Gewinn für die englische Kirche durch die Eintheilung in Gemeinen, von welchen jede ihren bestimm­ ten Prediger hatte. Erzbischof Theodor, Stiftung einer Schule zu Kanterbury, auch einer Bibliothek durch ihn.

S.

Zweites

34 — 5i.

Kapitel.

Interesse der Geistlichkeit, daß die schriftliche Gesetzgebung

in Britannien begann; Ethelbert der erste christliche König,

IV Urheber derselben.

Schilderung der rohen Gesetze, und Be­

merkung über die fortschreitende Kultur in den Gesetzgebun­

Durch Jnaü Verordnungen er­

gen der folgenden Könige.

hellt entscheidender Einfluß der Ordatien auf das bürger­ liche Leben der Angelsachsen.

Ursache,

warum man diesem

Könige Befestigung der Macht von Westsex vorzüglich zu­

Egbert, am Hofe Karts des Großen gebil­

schreiben muß.

det, König von Westsex, und dann König von England. Ähnlichkeit zwischen seinem Sohne Ethelwolf und Ludewig dem Frommen.

Anfang der Verheerungen Englands durch

die Schwarme Skandinaviens.

Alfred der Große.

Ge­

schichte seiner Jugend, und nachtheilige Umstände beim An­

fänge feiner Regierung.

Seine Schlachten, DertheidiguNgS-

anstalten, seine Flucht, sein verborgener Aufenthalt in Som­ mersetshire. Rach seiner Wiedererscheinung neuer jfampf mit den Dänen, und endlich errungene Ruhe vor ihnen. Auf­ fallendste

Erscheinung

in

Alfreds Leben;

sein

Eifer für

die Wissenschaften und schriftstellerischer Ruhm zu einer Zeit, da das wisse >fchaftliche Licht,

wodurch das Land dec Brit­

ten vorher berühmt gewesen, schon gänzlich erloschen war.

Ursachen dieser wissenschaftlichen Kultur, deren vornehmstes Gestirn Beda war, und ihres gänzlichen Unterganges im neunten Jahrhundert, wodurch Gelehrte, wie Johann Eri-

gena aus ihrem Daterlande hinweggeschreckt wurden. Al­ freds Regierung fällt wie ein Heller Tag in diese Finsterniß. Sein vertrauter Umgang mit gelehrten Männern, vorzüg­ lich mit Ässer, und genaue Eintheilung seiner Zeit, um für

die Studien Muße zu

Übe-tragung

Auf zwiefache Weise seiner Unterthanen, durch die

gewinnen.

sorgte er für die Bildung

belehrender Schriften

Sprache, und durch Lehranstalten.

in

die

angelsächsische

Schilderung der ersten,

und Grundidee bei den letzten, daß die Bildung der Ration auf Cultur der Muttersprache beruhen müsse. Stufen in der Erziehung des Volkes.

Verbindung zwischen Alfreds

Eifer für diese, und Sorgfalt für Klöster und Kirchen. Sei­ nen Aufwand auch hierfür erklärt nur cm Blick auf seine Finanzverwaltung. Politische Verfassung des angelfächst«

schen Reiches. Oie eigentlichen Staatsbürger bestanden aus

den Thauen und Ceorlen. der ersten;

Erhebung der letzten zum Range

Hauptunterschied zwischen diesen,

und ein ähn­

licher zwischen den Ceorlen. Oie Masse der Sklaven und

allmahlige Milderung ihres Schicksals.

Oie Freige aßnen.

Kreise der bürgerlichen O-dnung im angelsächsisch n Reiche, der Thiting, das Hundred, der Thritkng, die Shire, welche

letzte im Eort, Aldermann oder Herzog ihr Haupt hatte.

Dessin Ansehn und Einkünfte.

Wahl des Eorls; fein Ver­

hältniß zum Shiregerieven und za den Rechtskundigen. Oer Shiregemot und dessen Ausschuß. Der Bucgemot. Oer König und der Wittenagemot; Beschreibung ihrer Geschäfte,

Rechte und Pflichten.

Oer Alder­

Gerichtshof des Königs.

mann von England im Verhältniße zu diesem letzten, der Shiregericoe für den Eorl.

waS

Einkünfte des Königs

Charakteristik des englischen Volkes.

Vervollkomm­

nung der Lebensart, vorzüglich durch die Geistlichkeit. Acker­

bau und verschiedene Künste durch sie befördert:

imgleichen

der Handel, für welchen Alfreds Regierung gleichfalls Epo­ che macht.

Dieser König als Ideal der Raturanlagen der

Angelsachsen.

Sie und die Dänen leidenschaftlich für Mu­

sik und Gesang.

Schilderung der Kleidung des englischen

S.

Volkes.

Drittes

53 — 98.

Kapitel.

Eduard der Ältere regiert von goi — 927.

Athelstan bis

941. Edmund bis 946. Unglücklicher Tod des letzten.

Bruder Edred eignet sich, stärken,

hatte.

Sein die schädliche Richtung zu ver­

welche die angelsächsische Verfassung bekommen

Gefahr für den Thron von den mächtigen adelichen

Familien, welche zugleich die ersten Würden des Staates bekleideten; noch größere von der Geistlichkeit,

Weitere

Geschichte der Kirche und hierarchischen Gewalt in England. Einfluß auf dieselben von dem Ereignisse, daß der römische Bischof sich von dem griechischen Hofe losriß

lium von Kalkuith, I. 78a.

Das Konzi­

König Offa von Merzieu,

Beförderer des päbstlichen Ansehns.

Weite-e Schritte, die

Kirche von der weltlichen Macht unabhängig zu machen,

durch die Stürme der Normänner aufgehatten; eben so der fromme schwärmende Geist, der schon unter den Angelsach-. fen emporgekommen war.

Schilderung desselben,

König

Ethelwolf vorzüglich, von ihm ergriffen schenkt der Geist­ lichkeit den dritten Theil der Kronländereien, und verpflich­

tet sich zu einem jährlichen Geschenke an den pabstltchen Stuhl.

Günstiger Umstand für jene,

daß die mojarschen

Gesetze im Mittelalter ein großes Ansehn gewanm-n. Oer Zehnte. Erzbischof Odo von Kanterbury und Ounstan die

vornehmsten Beförderer der Hierarchie -in England. Blick auf das frühere Leben von beiden. Sie stehn an der Spitze der Kirche, als Edred den Thron besteigt.

des Staates durch Ounstan.

Die Verwaltung

König Edwi, der Sohn Ed­

Er vermahlt sich mit Elgiva, sei­

munds, reg. v. I. 9§6.

ner nahen Anverwandten. Mißhandlung und schreckliche Hinrichtung derselben durch den Erzbischof Odo. Edwi stirbt vor Gram;

ihm

folgt Edgar,

das Werkzeug der

Mönche, I. gäg, und Ounstan wird Erzbischof von Kanter-

bnry, der Fürst der Mönche. Wohlthätiger Einstuß der Priesterherrschaft in diesem Zeitpunkte. Unverdienter Ruhm Edgars wegen desselben. Seine verliebten Abentheuer dem Staate verderblich, vorzüglich durch ElfridaS Thronbestei­ gung. Beim Tode Edgars sie und Ounstan gegen einan­

der, und zugleich Krieg zwischen den Mönchen und den verheiratheten Priestern. Schreckliches Wunder, wahrschein­

lich durch Ounstan,

und

Eduard durch Elfrida,

Ermordung des jungen Königs

wodurch sie ihren Sohn Ethelred

auf den Thron bringt, I. 978. Ursachen, warum die neuen Überschwemmungen der Dänen so gefahrvoll wurden; Schwächung des kriegerischen Sinnes der Angelsachsen, beinah vollendete Erblichkeit der

Stelle des Eorls und Shiregerieven, und Furchtsamkeit des

Nachfolgers von Ounstan.

Das Danegeld.

Erbitterung

det Angelsachsen gegen die Dänen, und fürchterliches Blut­ bad unter denselben.

SwenS Rüstung zur Rache. S.

.

100 — ia3.

Krieg mit seinem Sohne Robert jenseit des Meeres führen

mußte.

Nach dessen Beendigung denkt er daran, seinen

Staat in England zu vollenden.

I. 1709.



Zweites

157

— r§9-

Kapitel.

Einführung des Feudalsystems in England, und Absichten

Wilhelms dabei.

er gänzlich die angelsächsische

Suchte

Verfassung zu vertilgen?

Unbestimmter Zustand Englands

nach der Eroberung durch die Normanner. Hauptidee, daß der König Besitzer alles Grundeigenthumes war, und des­

halb sein Interesse, eine genaue Kunde von demstlben zu erhalten. OaS Oomesdaybuch. Grund, warum Dasselbe

nicht vollständig und genau war.

Einteilung des Reiches

in Ritterkehue. Oie Baronen. Verhältniß de-selben zum König. Aftervasallen. 'Ehemalige Thanen und Ceorle un­ ter denselben.

Eab es noch freie Ceorle? Oie Sokmänner,

Zustand der Sklaven. Oie Masse der Nazion. Die ausübende Gewalt stoß im hohen Rathe am kö­

niglichen Hofe zusammen. Schilderung der steben großen Kronbeamten. Übrige Beisitzer des Reichsrathes. Mehrere Kammern desselben, und eine von ihnen der Excheguec. Das Gericht der Grafschaft oder Shire. Verfassung desselben. Anordnung des Eroberers mit diesem Gerichte, wodurch der Geistlichkeit der Weg zur Unabhängigkeit gebahnt wird. Ausschliessung der Eingebohrnen von der ausübenden Ge­ walt, und daher vorzüglich neues Überhandnehmen der

französischen Sprache und Schrift.

Die gesetzgebende Ge­

walt beruht blos beim Könige, und bei feinen unmittelba­ ren Vasallen. Oie Versammlung derselben bewilligt auch die neuen Austagen.

Von welchen Abgaben ist dies zu ver­

stehn? Drückendes System der Steuern. Große Einkünfte des Thrones. S. 170.— r83.

Drittes

Kapitel.

Schwierigkeiten der Regrernng fm englischen Staate »ach Einführung

des LehnösystemeS«

Wilhelms des Eroberers

Großer Sieg Harolds

-er Normandie.

über den König

Harold Harfagar von Norwegen und seinen Bruder Tosti, welche beide unter den Erschlagenen sind.

3. 1066.

Sep-

temp. 24« Fünf Tage nach diesem Siege bei Stanford­ bridge steht Wilhelm von der Normandie mit sechSzig tau­ fend Mann auf der Küste von Sussex.

Grund der Ansprü­

che desselben auf den englischen Thron.

Günstige Umstände,

welche ihm erlaubten, sein HerzogthuM zu einer Unterneh­ mung in England zu verlassen. Schilderung des Herzogs Oie Gesinnung und Rüstung Harolds.

und seines Heeres.

Vergebliche Unterhandlungen. Verschiedenes Schauspiel hi beiden Lagern die Nacht vor dem Treffen. Harolds und Oie Schlacht in

Wilhelms Schlachtordnungen.

gend von Hastings.

I. 1066.

S.

Drittes Das

125 — 154.

B tt ch.

Lehnssystem

Erstes

der Ge­

Oktober 14.

England.

in

Kapitel.

Edgar Atheling unterwirft sich dem Sieger Wilhelm. Krö­

nung dieses letztern in Westminsterabtei. Erwartungen über seine Regierung. Zwei entscheidende Schläge 'von ihm, die

englische Nazion ganz in Abhängigkeit von sich zu bringen. Sturz der einheimischen Geistlichkeit, Full der mächtigen Grafen Morkar und Edwin von Northumberland und Mercien.

Uinstand,

durch welchen Wilhelm bei Unterdrückung

der Empörungen begünstigt wird.

Einzige Art,

wie der

Unmuth der Eingebohrnen dem Könige noch gefährlich wer­ den konnte.

Eine Verschwörung,

auf sie berechnet.

Oer

Graf Walthevf von Northumberland, wider seinen Willen Theilnehmer derselben.

Unterdrückung der Empörun \ und

Hinrichtung Waltheofs,

des letzten mächtigen Großen

den Eingebohrnen

rung

Glücklicher Umstand,

unterdrückt war,

ehe

Wilhelm

ddu

daß diese Empö­ einen gefährlichen

Krieg mit seinem Sohne Robert jenseit des Meeres führen

mußte. Nach dessen Beendigung denkt er daran, seinen Staat in England zu vollenden. I. 170g. S. Zweites

157 — i6gt

Kapitel.

Einführung des Feudalsystems in England, und Mstchten

vertilgen?

Verfassung zu

ec gänzlich die angelsächsische

Suchte

Wilhelms dabei.

Unbestimmter Zustand Englands

yach dec Eroberung durch die Normänner. Hauptidee, daß der König Besitzer alles Grundeigenthumes war, und des­ halb fein Interesse,

erhalten.

eine genaue Kunde von dems lben zu Grund, warum dasselbe

OaS Oomesdaybuch.

nicht vollständig und genau war.

Oie Baronen.

in Ritterlehue. König.

Aftervasallen.

ter denselben.

Eintheilung des Reiches Verhältniß de-selben zum

Ehemalige Thauen und Ceorle un­

Eab eS noch freie Ceorle?

Zustand der Sklaven.

Oie Sokmänner

Oie Masse der Nazion.

Oie ausübende Gewalt stoß im hohen Rathe am kö­

niglichen Hofe zusammen. Schilderung der sieben großen Kronbeamten. Übrige Beisitzer des Reichsrathes. Mehrere Kammern desselben, und eine von ihnen dec Epchequet. OaS Gericht der Grafschaft oder Shire. Verfassung desselben.

Anordnung d^s

Eroberers

mit die em Gerichte,

wodurch

dec Geistlichkeit dec Weg zur Unabhängigkeit gebahnt wird.

Ausschliessung der Eingebohrnen von der ausübenden Ge­ walt, und daher vorzüglich neues Überhandnehmen dec fcanzöstfchen Sprache und Schrift.

Oie gesetzgebende Ge­

walt beruht blos beim Könige, und bei feinen unmittelba­ ren Vasallen.

Oie Versammlung derselben bewilligt auch

die neuen Auflagen. Von welchen Abgaben ist dies zu ver­ stehn? Drückendes System der Steuern. Große Einkünfte des Thrones.

S.

Drittes

170 —

Kapitel.

Schwierigkeiten der Regierung im englischen Staate nach

Einführung

des LehnssystemeS.

Wilhelms des Eroberers

Hauptmaxime, die oberlehnsherrlichen Rechte mit der groß»

ten (Streng» zu behaupten.

Ein auffallendes Beispiel da-

von an s.inem Ha bbruder, dem Bischöfe Odo von Bayeux. Dewndre Echwierigk it der age Wilhelms durch den Um­

stand, daß er die Feudalanstokratie auf beiden Selten des Meeres bekämpfen mußte, Oer politische Haß zwischen ihm und dem Könige von Frankreich durch persönlichen ververmehrt. Seme Ha» dlungen nahe vor seinem .£ooe. Schild

derung inner Söhne,

und Ernennung des Zwelten,

Helmszuni Könige von England. Er stirbt 1087

28ib

Sept. g.

Die Lage der Baronen, Ursache einer Verschwörung gegen

den jungen König. Klugheit wodurch dieser die alren C^in» gebohrnen Englands für sich wider die Baronen gewinnet. Oie Ranke Wilhelms des Bwerken, feinem ältern Bruder Roben ek ches er sich in diesen erwarb, mittheilen kann: so ist

die Parteilichkeit des Schicksals gegen einen solchen erhabenen Geist, daß die Früchte der Zeiten vor und

nach ihm schaffenden

in der Kultur seines Volkes auch

Kraft

zugerechnet

seiner

wenigstens

werden,

nicht gehässig.

Die auffallendste Erscheinung in Alfreds Leben ist

unstreitig sein Eifer für die Wissenschaften, und der

Ruhm eines Schriftstellers, welchen er selbst sich er­ worben hat,

denn sie sielen in

die Zeit,

größte Finsterniß in Britannien herrschte,

wo

die

und den

Glanz, welcher noch kauni auf die Britten, Schotten

und die Bewohner Irlands wegen ihrer gepriesenen

Gelehrsamkeit gefallen

war,

beschattet

hatte.

Aus

den Pflanzschulen der Geistlichen unter jenen Völkern waren bisweilen Männer

hervorgegangen,

welche

den ganzen Kreis der damaligen Wissenschaften um­

faßten.

Am

Ende

des

siebenten

Jahrhunderts,

ha der Erzbischof Theodor von Canterbury und fein Freund, der gelehrte Abt Adrian daselbst, unter den E 2

Angelsachsen Licht verbreiteten, war der Bischof Ald­

helm von Schereburn,

ein

naher Verwandter des

Königs Ina von Westser, sowohl als ein gelehrter Philosoph und Kenner der Sprachen des Alterthu­

mes, wie auch als der beste angelsächsische Dichter

bekannt. 56)

Das achte Jahrhundert aber kann als

der Zeitpunkt des höchsten Ruhmes der angelsächsi­

schen Gelehrten betrachtet

Indem in

werden.

den

übrigen Ländern, wo bisher noch einige Blüthe der

Wissenschaften gewesen war, eine völlige Unfrucht­ barkeit für dieselben

eintrüt, waren

in Britannien

die Keime aufgegangen, die in den Lehranstalten des

Erzbischofes Theodor und des Königs Sigebert von

Ostangeln ihren Ursprung hatten. Dor allen andern wurde Beda berühmt, durch die ganze abendländische

Christenheit als das

Gelehrten

glänzendste Gestirn unter den

seines Zeitalters

bewundert;

und

vereh­

rungswürdig, weil der lockende Ehrgeiz ihn nie ver­

führte,

die Stille seiner Zelle zu verlassen, wo er

ohne Ehrenämter sich bemühte, feinen Zeitgenossen zu nützen,

und den

Wissenschaften

Schriften

zu

der

damaligen

Seine

zahlreichen

ganzen Kreis

durchmessen.

zeugen von dem großen Umfange seiner

Kenntnisse und

seiner unermüdeten Forschung, und

seine Geschichte der christlichen Kirche in Britannien erhält seinen Namen gewiß der Unsterblichkeit, wenn

seine übrigen

gelehrten Arbeiten,

weil sie zu sehr

der Kindheit, des wissenschaftlichen Geistes angehören,

mit Vergessenheit bedeckt sind.

Nicht nur dem Um­

stande, daß sein historisches Werk für einen langen

Zeitraum bisweilen die einzige, oft die einzige sichere 6) Bedae hist, eccles. I. 5. c. 19. Anglia sacra. t. 2. p. 4.

6y

Oueüe der Geschichte ist, darf man die Unsterblichkeit derselben zurechnen:' sondern diese gebührt auch sei­

nem Verdienste, weil' er mit einem nicht unstchern Blick auf seinen Hauptgegenstand,

und nicht ohne

Kritik unter , den leichtgläubigsten Zeitgenossen, nach Anleitung der besten Quellen schrieb, welche er aufstttden konnte.

Wenn man freilich an den Legenden,

die auch bei ihm nicht fehlen, den Rost seines Zeit­ alters und Standes wdhrnimmt: so wird man ihn deshalb nicht so sehr tadeln, als loben wegen der

Unbefangenheit, mit welcher er selbst über die Geist­ lichen redet, die von der römischen Kirche als ketze­

rischer Lehren verdächtig oder überwiesen betrachtet wurden. e)

Lei Bedas

Grabe

erlosch

freilich der

schönste

Ruhm Englands in Hinsicht auf die wissenschaftliche Bildung in diesem Jahrhundert, und mit Wahrheit

kann man behaupten, daß vorzüglich die Geschichte mit ihm begraben wurde;

aber doch blieben noch

immer gelehrte Männer übrig, wenn

gleich keiner

von ihnen Kraft und Trieb fühlte, die Wissenschaf­

ten,

wie er,

nach

ihrem Umfange

zu

umfassen.

Am Ende des Jahrhunderts blühte Alkuin, wie Beda, zum Ruhm Englands

auf;

aber sein Zeitgenosse,

Karl der Franke war ein zu großer Kenner des ge­ lehrten Verdienstes, welches in

diesem Zeitalter so

selten war, um ihn nicht dem Vaterlands zu rauben,

und an seinen Hof zu ziehen, sobald er seine Be­

kanntschaft gemacht hatte. Dennoch wäre Alkuin aus Vaterlandsliebe wahrscheinlich

zurückgekehrt,

wenn

nicht durch die bürgerlichen Kriege zwischen den ane) S. Anmerkung iZ.

‘ •*) S. Anmerkung r4»

7° gelsächsischen

Königen

die Wissenschaften

von

der

Insel verscheucht tu »um. *Da bald nachher die Strei­

fereien der Normänner begannen, durch welche die Kloster, welche bisher die Si^e

der Gelehrsamkeit

gewesen, vorzüglich litten: so lagerte sich im neun­ ten Jahrhundert Barbarei und Nacht auf die Insel,

welche im vorhergehenden so hochberühnrt im Reiche In Schottland kam

der Wissenschaften geworden.

freilich noch ein Geist auf, welcher nuf Beda und Gesellschaft

eine herrliche

Alkuin

ausmachte;

aber

Johann Erigena '.ward durch die Finsterniß, welche

ihn im Vaterlands umgab, fand

auch

Bildung,

wahrscheinlich wodurch

er

die

und

hinweggefchpeckt,

erst

in Griechenland die

Ehre

seines

Zeitalters

wurde.

In

die traurigste

Jahrhundert

hindurch

Finsterniß, immer

die

beinahe

zugenommen

ein

hatte,

fallt plötzlich Alfreds Regierung wie ein Heller Tag.

Auch darin glich dieser König dem großen Franken Karl, daß er nach dem einmal empfundenen Bedürf­ nisse, sich Kenntnisse zu erwerben, durch den täglichen

vertrauten Umgang mit gelehrten Männern sich zu

bilden suchte, unter welchen der Mönch 2lsser aml St.

Davids in Wales den entscheidendsten Einfluß scheint

gehabt zu haben.

Als dieser an den königlichen Hof

kam, besaß Alfred freilich schon eine -reiche Kenntniß von vorzüglichen Schriften; aber mußte sich diese noch

immer in die angelsächsische Sprache übertragen las­

sen, denn

er hatte

noch

keinen Versuch gemacht,

die lateinische zu lernen. 5?)

Erst in

*) S. Anmerkung 15.

5?) Ässer Men. p. 46.

Ibid. p. 56. 5/. ,

seinem

neun

und dreißigsten Jahre fing er an,

Schriften

vorzügliche Stellen in

auS lateinischen

die

angelsächsische

Von diesem Augenblick an

Sprache zu übertragen.

muß er ausserordentliche Fortschritte gemacht, haben,

so daß er sich zum ersten Range der Gelehrten seiner

Zeit emporarbeitetc. Zerstreuungen

Um unter den Geschäften und

der Regierung

hinlänglich

Zeit

für

seine Studien übrig zu behalten, mußte er die An­

wendung seiner Stunden auf das pünktlichste bestim­

die Rächt

Er theilte den Tag und

men.

Zeitabschnitte

gleiche

für

die

in' drei

Regiernngsgeschäfte,

für gelehrte Arbeiten und das Gebet, für Schlaf und Weil ihm ein sicheres Zeitmaas

körperlichen Genuß.

für den

jedesmaligen Ablauf der acht Stunden fehl­

te: so erfand er Wachskerzen, an welchen nach dem Maaße von Wachs, das von der Flamme verzehrt

ward, die Lange der Zeit angegeben war, und stellte sie in Leuchten, die von Horn gemacht waren, damit

durch die Veränderungen der Luft und die ungleiche Flamme die Anzeige der abgelaufenen Stunden nicht

unsicher

wurde.

Ein

Wächter,

welcher die

bren­

nenden Kerzen beobachten mußte, ries die Stunden aus. 58)

Auf doppelte Weise suchte Alfred

die Bildung,

welche er sich so mühsam erwarb, auf seine Unter­ thanen zu verbreiten; gung

belehrender

Sprache,

und

nämlich Durch die Uebertra-

Schriften

in

die

durch Lehranstalten.

angelsächsische

Der Umfang

und die Menge seiner Ueberfehungen erregen Stau­ nen über die Arbeitsamkeit eines Königs,

Schwert nie durste ruhen lassen, s) Wilh. Malnisb. 1. a. c. 4« p* 45.

und

der das

durch seinen

Ässer Men. p. 67 - 6g.

friedlichen Scepter allenthalben eine -neue Schöpfung Hervorrufen wollte;

Vie Wahl über der Schriften,

die er übersetzte, verdient Bewunderung.

Der Fleiß,

welchen er auf die Pfalme Davids, auf Werke, wie das Hirte»buch

Tregors

des

Großen

verwandte,

ging offenbar auf die Belebung des Gottesdienstes^ der m

doch immer die Urquelle der

diesen Zeiten

Kultur blieb; dann führte er durch die Uebersetzung eines Buches,

wie Bedas Geschichte der englischen

Kirche, seine Unterthanen zu dem Barne, woraus jedes Volk feine Nationalweisheit schöpfen muß, zur vaterländischen Geschichte, indem er zu gleicher Zeit

durch die Verbreitung

einer vielumsassenden Kunde

der Geographie von dem engen Kreise der väterli­

chen Erde hinweg zu großen Aussichten leitete; und wenn

er endlich

die Trostgründe des BoethiuS zu

seinen Landesleuten sprechen ließ: so konnte die zartere Seele unter denselben, welche von dieser starren

Zeit zu wund war, von der Arbeit des großen Kö^ nigS ihr Labsal gewinnen. S9) Für

die Lehranstalten

hatte Alfred

die

schöne

Idee, daß die Bildung der Nation auf Kultur der

Muttersprache beruhen müsse, und daher wollte er,

daß jedes freie Haus, welches nicht durch Armuth daran verhindert tv^rbe, seine Jugend in die Schu­

len der Klöster und bei den, bischöstichen Sitzen schik-

ken solle, damit sie wenigstens lerne, die englischen Schriften zu lesen; dann aber solle es einem jeden

frei stehn, sich in der lateinischen Sprache unterrich­ ten zu lassen, und

in die Wissenschaften einzudrin-

") Wilh. Malmsb. 1. 2. c. 4. x. 45.

gen. 60)

Oer König forderte sogar, daß diejenigen,

welche ein össentliches Amt bekleideten, und daö Lesen der angelsächsischen Schriften vernachläßigt

hatten,

entweder sich eifrig mit diesen beschäftigen, oder ihr Amt niederlegen sollten, welches sie ohne die Kunde von denselben nicht hinlänglich verwalten könnten. 6I) Mit Schmerz sahen nun die Männer vom größten

Ansehn im Staate auf ihre vernachläßigte Jugend zurück, und ein rühmliches Streben nach Kenntnissen

ging durch die ganze Nation.

Die Kinder des Kö­

nigs, der Edlen und der blos freien Männer besuch­

ten dieselben Schulen, und nur Lust und Fähigkeit

der Schüler, welche freilich nicht durch das Unver­ mögen der Eltern, sie zu unterstützen, zurürkgehalten

seyn mußten, entschieden über die Stufen der Ge­

lehrsamkeit, die sie betreten sollten. 62)

Für solche,

die über den gewöhnlichen Kreis des wissenschaftli­ chen Unterrichtes in den Schulen der Klöster und den

Lehranstalten

bei bifchösiichen Stühlen sich

hinauS-

fchwingen wollten, scheint Alfred sich Institute gedacht

zu haben, wo unter verschiedene Lehrer die sämmt­ lichen Wissenschaften

vertheilt

waren.

Wenigstens

wurden nach spätern Erzählungen die ausgezeichne­ ten Männer, die er aus mehrern Ländern und mit großem Kostenaufwands zu sich' berufen hatte, für

eine solche Bestimmung nach Oxford gesandt, wo frei­

lich schon früher eine gewöhnliche Lehranstalt mag geblüht haben.

Mit dieser Sorge für die Erziehung seines Vol-

kes stand Alfreds Eifer für Klöster und Kirchen in

Verbindung.

Sie

waren

durch die Verheerungen

der Normänner entweder zertrümmert oder entvöl­ kert worden.

Mit großen Kosten stellte er ste wie­

der her, stiftete neue und bereicherte sie, wie die Geist-, lichkeit überhaupt. Wenn man zu diesem Aufwande noch die Kosten

rechnet,

mit

welchen

er

ausgezeichnete

Gelehrte,

Künstler und Handwerker aus verschiedenen Ländern zu sich rief, Bücher sich sammelte,

die damals so

austerordentlich kostbar waren; wenn man bedenkt,

daß er so viele Jahre seiner Regierung hindurch der

Kraft seines Staates entweder beraubt war, oder ste durch Kriege verzehren mußte,

daß die Verthcidi-

gungSanstalten bis zu seinem Tode ihm großen Auf­

wand verursachten: so begreistt man kaum, wie er

bei den damaligen Einkünften eines Königs.in seinem letzten Willen seinen Kindern noch große Suknmen

baaren Geldes schenken konnte. 6 3) Nur durch einen Blick auf die Art, wie Alfred seine Einkünfte verwaltet hat, kann man diese über­

raschende Erscheinung erklären.

In zwei gleichen

Theilen hatte er sie für geistliche und für weltliche Zwecke bestimmt.

Zu dem Fache von jenen rechnete

er die Ausgaben für Klöster in dem ganzen

Um­

fange seines Reiches und selbst in Irland und Gal­

lien, welche für dieselben blos eine ausserordentliche Hülfe war,

da sie ihr eignes Vermögen und

dre Einkünfte hatten; ferner

gehörte zu

der Aufwand für den Unterricht, **)

an­

demselben

und zuletzt wa-

65) The will of King Alfred. »Oxford 1788. 4. *) (Z. Anmerkung 17.

75 die Armen

iTH

durch

welche

werden sollte.

auf die Schatzkammer angewiesen,

für geistliche Angelegenheiten

gesorgt

Hingegen wurden aus der weltlichen

Schatzkammer die Geschenke für die Fremden genom­

men, welche auf die königliche Milde Anspruch mach­ ten.

Die Hauptausgaben

derselben aber bestanden

in dem Solde für Handwerker und Künstler, für die Wache und die übrigen Beamten am Hofe.

Diese

letzten sowohl, als die Krieger, welche an demselben

Dienste thaten, waren in drei Kohorten abgetheilt, welche nach einander,' jede einen Monat, am Hofe dienten.

Zwei Monate brachten sie also immer auf

ihren Gütern zu, und mußten da für sich selbst sor­

gen.

Dieses sowohl, als der Umstand, daß Klöster,

Kirchen, Schulen und alle die Beamte des Staates,

welche nicht zum Hofe gehörten, eignes Vermögen und andre Quellen der Einkünfte, als den königli­

chen

Schatz

hatten, macht

begreiflich,

wie Alfred

bei einem haushälterischen Geiste so viel mit seinen doch einen beträchtlichen

Einkünften ausrichten, und

Schatz ersparest konnte. 64) Wäre der Geist Alfreds in der Verwaltung des ^angelsächsischen Staates immer

und auch durch

lebendig

keine Stürme von

geblieben,

aussen her ge­

stürzt worden: so hätte er auf der freien germani­ schen Verfassung,

die

zum

Grunde

tag,

beinahe

das Ideal eines blühenden, glücklichen Reiches schaf­

fen können. Die eigentlichen Staatsbürger bestanden aus zwei verschiedenen Klassen, den Thauen und den Ceorlö.^) 64) Ässer Men. p, 64-67. *) S Anmerkung iß.

"Willi. Malmsb. J. 2. c. 4. p. 45.

Beide stellten die freien Männer vor, auf welchen

die

germanischen

ursprünglich

Stanken

beruhten,

welche ihr Kruiideigenthum besaßen, und Glieder der

Nationalversammlungen

waren.

Die

Revolution,

welche die Sachsen in Britannien veranlaßten, und rine Zeitlang selbst erlitten, brachte in denselben keine andre Veränderung vor, als daß eine sehr große

Verschiedenheit in Hinsicht auf die Masse ihres Grundeigenthums entstand, so wie ihr Fleiß oder der Zu­

fall ihnen mehr oder weniger Land erworben und

zugetheilt hatten,

daß einige von

und

ihnen aus

eben diesem Grunde" sroh waren, Stücke Landes zu

verpachten oder zu pachten.

Die Verschiedenheit in

der Masse des GrundeigenthumeS bestimmte auch mit

den Unterschied zwischen Ccorls und Thauen, denn sobald einer von jenen fünf Hiden Land besaß, ans

welchen eine Kirche und ein ordentliches Wohnhaus waren:

so hatte er einerlei Rang mit den Thauen.

Doch ward auch erfordert, daß er ein ansehnliches Amt am Hofe des Königs bekleidete, 65)

und dieses

führt auf die ursprüngliche Verschiedenheit zwischen

den CeorlS und Thauen.

Ohne Zweifel bildete sich

der Stand dieser letzten, aus dem Gefolge, welches die Heerführer der Germanen umgab, und mit den

angelsächsischen nach Britannien gekommen war. Nach

der

Eroberung

eines

Landes

bekamen

diejenigen,

welche zu diesem Gefolge gehöret hatten, natürlich

die größten, schönsten Stücke Land, und waren auf diesem Grundeigenthum, einige geringe Verpflichtun­ gen ausgenommen, welche das allgemeine Band des 65) indicia civitatis Lundoniae. p. 70. in Wilkins leg. anglos. S Anmerkung 19.

Staates nothwendig machte, dessen Mittelpunkt dpr

König war, Großen.

was dieser im

dasjenige im Kleinen,

Auch war kein charakteristischer Unterschied

zwischen einem König und einem Thau, der sich kei­

nem

andern

Häupter,

verpflichtet

hatte;

auf ihnen ruhte

Wehrgeld; ®)

und

ehe

sich

als

beide

waren

edle

solchen ein gleiche-

den Ceorls der Weg

bahnte zu der Würde der Thauen, konnte man nur von dem Stande dieser letzten sagen, daß reines an­

gelsächsisches Blnt ihn belebe; denn unter den Ceorls

mußten sogleich viele Britten seyn, da die alten Be­

wohner der Insel schon vor Vereinigung der sieben

Reiche wenigstens von einigen Königen, nicht nur geduldet, sondern auch nach gleichem Rechte mit ih­ ren übrigen

Unterthanen behandelt wurden.

Eigenthümlichkeit der Thauen,

Diese

daß nur ihr Stand

sich des reinen angelsächsischen Blutes rühmen konnte,

verlohr sich nach und nach, denn ausser dem schon angegebenen Wege, auf welchem ein Ceorl zur Tha-

neuwürde gelangte, eröffneten sich ihm noch mehrere.

Wenn er sich der Kirche weihte, so konnte er alle Stufen der Ehre in derselben besteigen;

als Kaufmann

vermochte er sich

aber auch

durch Glück und

Fleiß den Thanenrang zu erwerben.

Er bekam ihn,

wenn er dreimal eine Reise über das Meer' in sei­

nem eignen Schiffe unternommen hatte. 66)

Ausser den Abstufungen,

die zwischen den Tha­

uen durch die verschiedenen Ehrenstellen,

welche sie

bekleideten, zufällig entstanden, gab

eine Ver­

es

schiedenheit unter ihnen, welche eine schneidende Li *) C. Strme'rfung 20.

6