Geldeinkommen in der DDR von 1955 bis zu Beginn der achtziger Jahre: Funktionale und personelle Verteilung, Einkommensbildung und Einkommenspolitik [1 ed.] 9783428459520, 9783428059522


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German Pages 241 Year 1985

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Geldeinkommen in der DDR von 1955 bis zu Beginn der achtziger Jahre: Funktionale und personelle Verteilung, Einkommensbildung und Einkommenspolitik [1 ed.]
 9783428459520, 9783428059522

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DEUTSCHES INSTITUT FÜR WIRTSCHAFTSFORSCHUNG

BEITRÄGE ZUR STRUKTURFORSCHUNG HEFT 85 · 1985

Heinz Vortmann

Geldeinkommen in der DDR von 1955 bis zu Beginn der achtziger Jahre Funktionale und personelle Verteilung, Einkommensbildung und Einkommenspolitik

DUNCKER & HUMBLOT · BERLIN

D E U T S C H E S I N S T I T U T FÜR

WIRTSCHAFTSFORSCHUNG

gegründet 1925 als INSTITUT FÜR KONJUNKTURFORSCHUNG von Prof. Dr. Ernst Wagemann 1000 Berlin 33 (-Dahlem), Königin-Luise-Straße 5

VORSTAND Präsident Prof. Dr. Hans-Jürgen Krupp (Vorsitzender) Dr. h. c. Peter Lorenz • Dr. Siegfried Mann • Alois Pfeiffer Elmar Pieroth (stellvertr. Vorsitzender) • Dr. Otto Schlecht Kollegium der Abteilungsleiter* Dr. Oskar de la Chevallerie • Dr. Doris Cornelsen • Dr. Fritz Franzmeyer Prof. Dr. Wolfgang Kirner • Dr. Reinhard Pohl • Peter Ring (kommissarisch) • Prof. Dr. Werner Rothengatter Dr. Horst Seidler • Dr. Hans-Joachim Ziesing KURATORIUM Vorsitzender: Dr. Dieter Hiss Stellvertretender Vorsitzender: Dr. Günter Braun Mitglieder Der Bundespräsident Bundesrepublik Deutschland Bundesministerium der Finanzen Bundesministerium für Wirtschaft Bundesministerium für Verkehr Bundesministerium für das Post- und Fernmeldewesen Bundesministerium für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit Bundesministerium für Forschung und Technologie Land Berlin Senator für Wissenschaft und Forschung Senator für Wirtschaft und Arbeit Senator für Verkehr und Betriebe Senator für Justiz und Bundesangelegenheiten Freistaat Bayern, vertreten durch das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft und Verkehr Freie und Hansestadt Hamburg, vertreten durch die Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Landwirtschaft Land Niedersachsen, vertreten durch das Niedersächsische Ministerium für Wirtschaft und Verkehr Land Nordrhein-Westfalen, vertreten durch das Ministerium für Wirtschaft, Mittelstand und Verkehr Land Baden-Württemberg, vertreten durch das Ministerium für Wirtschaft, Mittelstand und Technologie Deutsche Bundesbank Deutsche Bundesbahn Bundesanstalt für Arbeit Wirtschaftsvereinigung Bergbau Christlich-Demokratische Union Deutschlands Sozialdemokratische Partei Deutschlands Freie Demokratische Partei Deutscher Gewerkschaftsbund, Düsseldorf Industriegewerkschaft Metall, Frankfurt a.M. Berliner Bank Aktiengesellschaft Berliner Pfandbrief-Bank Industriekreditbank Aktiengesellschaft — Deutsche Industriebank Berliner Industriebank Aktiengesellschaft Berliner Kraft- und Licht (Bewag)-Aktiengesellschaft Elektrowerke Aktiengesellschaft Vereinigung der Freunde des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung Persönliche Mitglieder Dr. Karl-Heinz Narjes Werner Alfred Zehden * Präsident und Abteilungsleiter sind gemeinsam für die wissenschaftliche Leitung verantwortlich.

DEUTSCHES INSTITUT

FÜR WI R TS C H A FT S F 0 R S C H U N G

BEITRÄGE ZUR STRUKTURFORSCHUNG

HEFT 85 • 1985

Heinz Vortmann

Geldeinkommen in der DDR von 1955 bis zu Beginn der achtziger Jahre Funktionale und personelle Verteilung, Einkommensbildung und Einkommenspolitik

ä8§

DUNCKER & HUMBLOT • BERLIN

Der Deutschen Forschungsgemeinschaft sei an dieser Stelle für die großzügige Unterstützung gedankt, die sie der vorliegenden Arbeit zuteil werden ließ.

Manuskriptabschluß: Jahresmitte 1984

D 188 Herausgeber: Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung, Königin-Luise-Str. 5, D-1000 Berlin 33 Telefon (0 30) 82 99 10 — Telefax (0 30) 82 99 12 00 BTX-Systemnummer * 2 99 11 # Schriftleitung: Prof. Dr. Rolf Krengel Verlag Duncker & Humblot GmbH, Dietrich-Schäfer-Weg 9, D-1000 Berlin 41. Alle Rechte vorbehalten. Druck: ZIPPEL-Druck, Oranienburger Str. 170, D-1000 Berlin 26. Printed in Germany. ISBN 3-428-05952-2

Inhalt Seite Verzeichnis Verzeichnis Verzeichnis Verzeichnis

der Übersichten der Abbildungen der Tabellen im Anhang der Abkürzungen

5 7 7 8

1. 1.1. 1.1.1. 1.1.2. 1.2. 1.2.1. 1.2.2. 1.3.

Aufgabenstellung und methodischer Ansatz Einkommensgesamtrechnung nach östlichem und westlichem Konzept Einkommensgesamtrechnung nach östlichem Konzept Einkommensgesamtrechnung nach westlichem Konzept Disaggregierte Einkommensgesamtrechnung Disaggregierte Einkommensgesamtrechnung für die DDR Disaggregierte Einkommensgesamtrechnung für die Bundesrepublik Deutschland Vergleichbarkeit der westlichen und östlichen Einkommensgesamtrechnung

9 9 9 14 16 17 19 20

2. 2.1. 2.1.1. 2.1.2. 2.2. 2.2.1. 2.2.2. 2.2.3. 2.2.4. 2.2.5. 2.2.6.

Materiallage, Sicherheit der Daten, Geheimhaltung Bevölkerungsstatistik Arbeitskräfte- und Sozialstatistik Haushaltsstatistik Einkommensstatistik Bilanz der Geldeinnahmen und -ausgaben der Bevölkerung Lohn- und Gehaltsstatistik Statistik des Haushaltsbudgets Familieneinkommenserhebung Sonstige Einkommensstichproben Einkommens- und Verbrauchsmodelle

23 23 23 24 24 24 25 26 27 28 28

3. 3.1. 3.2. 3.3. 3.4.

Bevölkerung und Haushalte Altersaufbau, natürliche Bevölkerungsbewegungen, Wanderungen Regionale Bevölkerungsverteilung Soziale Gruppen Private Haushalte

30 30 35 36 38

4. 4.1. 4.2. 4.3. 4.4.

Ziele der Verteilungspolitik Verteilung nach der Arbeitsleistung Verteilung über die gesellschaftlichen Fonds des Verbrauchs Wachstumsorientierung der Verteilungsziele Verteilungsziele im Überblick

41 41 45 47 48

5.

Regionale Einkommensverteilung

50

6. 6.1 6.1.1. 6.1.1.1. 6.1.1.2. 6.1.1.3. 6.1.1.4. 6.1.1.5. 6.1.1.6. 6.1.2. 6.1.2.1. 6.1.2.2. 6.1.2.3.

Einkommen aus Erwerbstätigkeit Geldeinkommen aus unselbständiger Arbeit Löhne und Gehälter Arbeitsklassifizierung und Arbeitsnormung Tarifsystem Lohnformen Neuordnung des Lohnsystems Spezifische Lohnregelungen Differenzierung der Löhne und Gehälter nach Stellung im Beruf Prämien Entwicklung des Prämienwesens Bildung und Verwendung des Prämienfonds Spezifische Prämienregelungen

56 56 57 57 62 68 76 82 86 89 89 92 99

3

6.2. 6.2.1. 6.2.1.1. 6.2.1.2. 6.2.1.3. 6.2.1.4. 6.2.1.5. 6.2.2. 6.2.2.1. 6.2.2.2. 6.2.2.3. 6.3. 6.3.1. 6.3.2. 6.4. 6.4.1. 6.4.2. 6.5.

Einkommen aus genossenschaftlicher Tätigkeit Einkommen der Mitglieder Landwirtschaftlicher Produktionsgenossenschaften Entwicklung und Organisation der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften Einkommensbildung der LPG-Mitglieder Einkommen der Genossenschaftsbauern der LPG Typ I und II Einkommen der Genossenschaftsbauern der LPG Typ III Einkommen der Genossenschaftsbauern in den LPG neuen Typs Geldeinkommen der Mitglieder von Produktionsgenossenschaften des Handwerks Entwicklung und Organisation der Produktionsgenossenschaften des Handwerks Einkommensbildung der PGH-Mitglieder Höhe und Struktur der Einkommen von PHG-Mitgliedern Geldeinkommen aus selbständiger Tätigkeit Entwicklung des privatwirtschaftlichen Bereichs Bildung und Höhe der Einkommen von Selbständigen Gesetzliche Abzüge Steuern aus Erwerbstätigkeit Sozialversicherungsbeiträge Struktur und Entwicklung der Geldeinkommen aus Erwerbstätigkeit

7. 7.1. 7.2. 7.2.1. 7.2.2. 7.2.3. 7.2.4. 7.2.5. 7.2.6. 7.3.

Geldeinnahmen aus dem Gesundheits- und Sozialwesen 138 Entwicklung und Organisation des Systems der sozialen Sicherung 138 Öffentliche Einkommensübertragungen (Sozialeinkommen) 139 Renten 139 Krankengeld 144 Leistungen bei der Geburt und der Betreuung von Kindern 145 Kindergeld, Ehegattenzuschläge und Ausgleichsbeträge im Zusammenhang mit der Aufhebung der Rationierung 147 Sozialfürsorgeunterstützung 148 Sonstige Leistungen 149 Entwicklung und Struktur der öffentlichen Einkommensübertragungen 151

8. 8.1. 8.1.1. 8.1.2. 8.1.3. 8.1.4. 8.2. 8.2.1. 8.2.2. 8.2.3. 8.2.4. 8.2.5. 8.3. 8.4. 8.4.1. 8.4.2. 8.5.

Übrige Geldeinnahmen Geldeinnahmen aus Banken, Versicherungen und Lotterien Zinsen Uraltguthaben-Ablösungsanleihe Einnahmen aus Risikoversicherungen Einnahmen aus Lotterien Geldeinnahmen von Betrieben und gesellschaftlichen Organisationen Krankengeldzuschüsse Renten für langjährige Betriebszugehörigkeit Lohnnebenkosten Rückvergütungen der Konsumgenossenschaften Geldzuwendungen von gesellschaftlichen Organisationen Erhöhung des Bestandes an Krediten (Saldo) Sonstige Geldeinnahmen Geldeinnahmen aus dem Verkauf von Altstoffen Geldeinnahmen aus dem Verkauf von Gebrauchtwaren Struktur und Entwicklung der übrigen Geldeinnahmen

153 153 153 154 154 158 159 159 160 160 162 163 164 167 167 168 169

9.

Struktur und Entwicklung aller Geldeinkommen

171

10.

Schlußbetrachtung

175

Tabellenanhang

178

Methodischer Anhang

210

Literaturverzeichnis

228

4

101 102 102 103 106 107 111 113 113 114 116 120 121 122 129 129 133 135

Verzeichnis der

b e n Seite

1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 31. 32. 33. 34. 35. 36. 37.

Entstehungsseite des Sozialprodukts nach der westlichen und östlichen Systematik Prinzipschema der Geldbilanz (Einnahmenseite) Wohnbevölkerung nach ausgewählten Altersgruppen 1950 bis 1983 Veränderung der Bevölkerung 1951 bis 1983 Regionale Verteilung der Wohnbevölkerung 1955 und 1983 Wohnbevölkerung nach Erwerbstätigkeit und Einkommen 1950 bis 1983 Durchschnittliche Haushaltsgröße nach sozialen Gruppen 1980 Geldeinnahmen pro Kopf der Bevölkerung nach Regionen 1955 bis 1983 Anteil der Einkommensbezieher an der jeweiligen Wohnbevölkerung nach Regionen 1964 und 1971 Durchschnittliches monatliches Arbeitseinkommen der Arbeiter und Angestellten nach Wirtschaftsbereichen 1955 und 1983 Erwerbstätige (ohne Lehrlinge) nach Wirtschaftsbereichen und Regionen 1964 und 1971 Rahmenmerkmale einiger Lohngruppen für Produktionsarbeiter Anforderungsarten für Produktionsarbeiten Eingruppierung in Lohn- und Gehaltsgruppen nach Punktwerten Beziehung zwischen Lohn- bzw. Gehaltsgruppen und Grad der Arbeitsanforderungen Tarifsätze der Produktionsarbeiter in der chemischen Industrie (Betriebsklasse I) Tarifsätze der Produktionsarbeiter in der chemischen Industrie nach Betriebsklassen Von-bis-Monatsgehälter der Angestellten in Braunkohlebetrieben über Tage Durchschnittliche Normerfüllung der Stücklöhner 1956 bis 1961 Tarif- und Grundlohnsätze der Produktionsarbeiter in der chemischen Industrie Gehaltstabelle für Meister in der chemischen Industrie Gehaltstabelle für Beschäftigte mit einem Hoch- oder Fachschulabschluß in der chemischen Industrie Mindestbruttolöhne und durchschnittliches Arbeitseinkommen von vollbeschäftigten Arbeitern und Angestellten 1958 bis 1983 Bruttomonatsverdienste in großen Industrieunternehmen um 1970 Bruttoeinkommen von Höchstverdienern um 1975 Höhe der durchschnittlichen jährlichen Prämien in der zentralgeleiteten volkseigenen Industrie 1960 bis 1982 Durchschnittliche Jahresendprämie je Beschäftigten in der zentralgeleiteten Industrie nach sozialer Stellung im Beruf 1971 Durchschnittliches monatliches Bruttoarbeitseinkommen der Genossenschaftsbauern der LPG Typ I und II 1961 bis 1970 Durchschnittliches monatliches Bruttoarbeitseinkommen der Genossenschaftsbauern der LPG Typ III 1961 bis 1970 Relationen zwischen den durchschnittlichen Arbeitseinkommen der Arbeiter/Angestellten (VbE) und denen der LPG-Mitglieder (AK) 1961 bis 1970 Durchschnittliches monatliches Bruttoarbeitseinkommen der Genossenschaftshandwerker 1960 bis 1970 Relationen zwischen den durchschnittlichen Bruttoarbeitseinkommen der Arbeiter/Angestellten (VbE) und denen der PGH-Mitglieder 1960 bis 1970 Relationen zwischen den durchschnittlichen Bruttolöhnen bzw. -Vergütungen der Beschäftigten in der VEW und in den PGH im Bezirk Halle 1962 Relationen zwischen den durchschnittlichen Bruttovergütungen in den PGH nach Handwerkszweigen 1962 und 1970 Durchschnittliches monatliches Bruttoeinkommen der selbständigen Handwerker 1955 bis 1970... Relationen zwischen den durchschnittlichen Bruttoeinkommen der Arbeiter/Angestellten (VbE) und denen der selbständigen Handwerker 1955 bis 1970 Durchschnittliche monatliche Nettoeinkommen der Kommissionshändler 1960 bis 1966

15 17 33 34 35 36 39 51 51 54 54 58 59 59 62 64 66 68 72 79 81 81 86 87 88 98 99 107 109 110 116 117 118 119 124 124 127

5

38. 39. 40. 41. 42. 43. 44. 45. 46. 47. 48. 49. 50. 51. 52.

6

Kommissionshändler nach Einkommensgruppen 1965 Relationen zwischen den durchschnittlichen Gewinnen der Kommissionshändler nach Zweigen 1965 Geldeinnahmen aus Erwerbstätigkeit (brutto) 1955 bis 1982 Geldeinnahmen aus Erwerbstätigkeit (netto) 1955 bis 1982 Monatliche Mindestrenten, Ehegattenzuschläge und Kindergeldzuschläge zur Rente in der Sozialversicherung seit 1947 Höhe der monatlichen Zusatzrenten der Freiwilligen Zusatzrentenversicherung Dauer des Schwangerschafts- und Wochenurlaubs seit 1950 Staatliche Geburtenbeihilfe seit 1950 Staatliches Kindergeld seit 1950 Sozialfürsorgeunterstützung seit 1947 Öffentliche Einkommensübertragungen (Sozialeinkommen) 1955 bis 1982 Übrige Geldeinnahmen 1955 bis 1982 Alle Geldeinkommen (brutto) 1955 bis 1982 Entwicklung aller Geldeinkommen (netto) 1955 bis 1982 Alle Geldeinkommen (netto) 1955 bis 1982

127 128 136 136 141 143 145 146 148 149 152 170 171 172 173

Verzeichnis der Abbildungen Seite 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20.

Primäre und sekundäre Einkommensverteilung in der DDR 11 Primäre und sekundäre Einkommensverteilung in der Bundesrepublik Deutschland 16 Funktionelle, personelle und Haushalts-Einkommensverteilung in der DDR 18 Funktionelle, personelle und Haushalts-Einkommensverteilung in der Bundesrepublik Deutschland 19 Altersaufbau der Wohnbevölkerung 1955 31 Altersaufbau der Wohnbevölkerung 1983 32 Natürliche Bevölkerungsbewegung 1950 bis 1983 33 Struktur und Entwicklung sozialer Gruppen 1955 bis 1983 37 Struktur und Entwicklung der privaten Haushalte nach der sozialen Stellung des Haushaltsvorstandes 1955 bis 1980 39 Geldeinnahmen pro Kopf der Bevölkerung nach Bezirken im Jahre 1955 52 Geldeinnahmen pro Kopf der Bevölkerung nach Bezirken im Jahre 1965 52 Geldeinnahmen pro Kopf der Bevölkerung nach Bezirken im Jahre 1975 53 Geldeinnahmen pro Kopf der Bevölkerung nach Bezirken im Jahre 1983 53 Bildung des Arbeitseinkommens 57 Tariftabellen verschiedener Beschäftigtengruppen am Beispiel der chemischen Industrie (Betriebsklasse I) 65 Differenzierung der Tariflöhne nach Wirtschaftszweigen 1972 66 Verhältnis von Tarif- und Effektivlohn in einigen Zweigen der Volkswirtschaft um 1960 73 Lohnlinienverlauf bei Prämienstücklohn mit konstantem Mark-Betrag 75 Bestandteile des Prämienstücklohnes 78 Höhe der monatlichen Altersrente 1955 bis 1983 142

Verzeichnis der Tabellen im Anhang Seite 1. Bevölkerung nach Erwerbstätigkeit und Einkommen 1950 bis 1983 2. Aufgliederung der privaten Haushalte nach Haushaltsgröße und sozialer Stellung der Haupteinkommensbezieher 1955 bis 1980 3. Geldeinnahmen der Bevölkerung nach Bezirken 1955 bis 1983 (in Mrd. Mark) 4. Geldeinnahmen pro Kopf der Bevölkerung nach Bezirken 1955 bis 1983 (in 1 000 Mark) 5. Geldeinnahmen pro Kopf der Bevölkerung nach Bezirken 1955 bis 1983 (DDR-Durchschnitt = 100). 6. Geldeinkommen insgesamt 1955 bis 1982 (in Mrd. Mark) 7. Geldeinkommen insgesamt 1955 bis 1982 (Anteile in vH) 8. Geldeinkommen (brutto) aus Erwerbstätigkeit 1955 bis 1982 (in Mrd. Mark) 9. Geldeinkommen (brutto) aus Erwerbstätigkeit 1955 bis 1982 (Anteile in vH) 10. Geldeinkommen (netto) aus Erwerbstätigkeit 1955 bis 1982 (Anteile in vH) 11. Öffentliche Einkommensübertragungen 1955 bis 1982 (in Mrd. Mark) 12. Öffentliche Einkommensübertragungen 1955 bis 1982 (Anteile in vH) 13. Geldeinnahmen aus Banken, Versicherungen, Lotterien, von Betrieben und gesellschaftlichen Organisationen sowie sonstige Geldeinnahmen 1955 bis 1982 (in Mrd. Mark) 14. Geldeinnahmen aus Banken, Versicherungen, Lotterien, von Betrieben und gesellschaftlichen Organisationen sowie sonstige Geldeinnahmen 1955 bis 1982 (Anteile in vH) 15. Alle Geldeinkommen (brutto) 1955 bis 1982 (in Mrd. Mark) 16. Alle Geldeinkommen (brutto) 1955 bis 1982 (Anteile in vH) 17. Alle Geldeinkommen (netto) 1955 bis 1982 (Anteile in vH)

179 182 185 187 188 189 190 191 194 197 198 200 201 203 205 207 209

7

Verzeichnis der Abkürzungen ADN AE AGB AK CDU DIW DM DVA EDV ELG FDGB FDJ FPG FZR GBl. GGK GPG KPdSU LDPD LPG M MDN NDPD NÖS PGH PwF PwP PwZ REFA RIAS RKV SBZ SDAG SDr. SED SMAD stv TAN VAN VbE VdgB VdN VEB VEG VEW VOBI. WAO WLK ZBI. ZK ZVOBI.

8

Allgemeiner Deutscher Nachrichtendienst Arbeitseinheit Arbeitsgesetzbuch (Voll-)Arbeitskraft Christlich-Demokratische Union Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung Deutsche Mark Deutsche Versicherungsanstalt Elektronische Datenverarbeitung Einkaufs- und Liefergenossenschaft Freier Deutscher Gewerkschaftsbund Freie Deutsche Jugend Fischereiproduktionsgenossenschaft der Hochsee- und Küstenfischerei Freiwillige Zusatzrentenversicherung Gesetzblatt (der DDR) Gehaltsgruppenkatalog Gärtnerische Produktionsgenossenschaft Kommunistische Partei der Sowjetunion Liberal-Demokratische Partei Deutschlands Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft Mark der DDR Mark der Deutschen Notenbank National-Demokratische Partei Deutschlands Neues ökonomisches System der Planung und Leitung der Volkswirtschaft Produktionsgenossenschaft des Handwerks Produktionsgenossenschaft werktätiger (Binnen-)Fischer Produktionsgenossenschaft werktätiger Pelztierzüchter Produktionsgenossenschaft werktätiger Zierfischzüchter (Reichs) Verband für Arbeitsstudien Rundfunk im Amerikanischen Sektor Rahmenkollektiwertrag Sowjetische Besatzungszone Sowjetisch-Deutsche Aktiengesellschaft Sonderdruck Sozialistische Einheitspartei Deutschlands Sowjetische Militäradministration (in Deutschland) Staatliche Versicherung der DDR Technisch begründete Arbeitsnorm(en) Vorläufige Arbeitsnorm(en) Vollbeschägtigteneinheit Vereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe Verfolgte des Naziregimes Volkseigener Betrieb Volkseigenes Gut Volkseigene Wirtschaft Verordnungsblatt (für Groß-Berlin) Wissenschaftliche Arbeitsorganisation Wirtschaftszweiglohngruppenkatalog Zentralblatt (der DDR) Zentralkomitee Zentralverordnungsblatt (1945 bis 1949)

1. Aufgabenstellung und methodischer Ansatz 1.1. Einkommensgesamtrechnung nach östlichem und westlichem Konzept Die volkswirtschaftliche Gesamtrechnung in Planwirtschaften östlicher Prägung unterscheidet sich in einigen wesentlichen Punkten von den marktwirtschaftlich orientierten Volkswirtschaften im Westen. Das östliche System erfaßt weniger Tätigkeiten, weil der Produktionsbegriff enger gefaßt ist. Während in der westlichen Gesamtrechnung prinzipiell alle wirtschaftlichen Vorgänge nachgewiesen werden, gehen im Osten lediglich die in der materiellen Produktion geschaffenen Werte in die Rechnung ein. Dienstleistungen werden nur soweit berücksichtigt, als sie Vorleistungen für die materielle Produktion darstellen. Die übrigen Dienstleistungen (z.B. staatliche Verwaltung, Bildungs-, Gesundheits- und Sozialwesen) bleiben außer Ansatz1. Nach marxistischleninistischer Lehre ist das der nichtproduzierende Bereich, in dem keine Werte geschaffen werden; die Notwendigkeit dieser Leistungen ist aber auch nach östlicher Auffassung unbestritten.

1.1.1. Einkommensgesamtrechnung nach östlichem Konzept ,,Die östliche Sozialproduktrechnung geht vom gesellschaftlichen Gesamtprodukt, d.h. der Summe aller produzierten materiellen Güter aus." Von diesem Bruttoprodukt werden die in der materiellen Produktion erstellten Vorleistungen („Produktionsverbrauch") und die Abschreibungen abgezogen, um zum „Nettoprodukt" zu gelangen. Dieses Nettoprodukt ist grundsätzlich mit dem „Nationaleinkommen" identisch2 und ist die Hauptkennziffer der östlichen volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung, in ihrer Bedeutung für die Wirtschaftspolitik und für wissenschaftliche Untersuchungen vergleichbar dem Bruttosozialprodukt im Westen, wenn auch mit ganz anderem Begriffsinhalt" 3. Das von den produktiv Tätigen erzeugte Nationaleinkommen teilt sich nach der marxistischen Auffassung in allen entwickelten Wirtschaftssystemen in „notwendiges Produkt" und „Mehrprodukt". Die Erwerbstätigen schaffen während der Arbeitszeit Werte (Konsumgüter), die sie zur Reproduktion ihrer Arbeitskraft brauchen. Dazu wird aber nicht die gesamte Arbeitszeit benötigt; zusätzlich entsteht das Mehrprodukt. In den vorsozialistischen Wirtschaftssystemen reduziert sich das notwendige Produkt darauf, die Erwerbstätigen in die Lage zu versetzen, immer wieder am Produktionsprozeß teilzunehmen4. Das heißt aber nicht, daß den Arbeitnehmern lediglich das Existenzminimum zugebilligt wird der Umfang sog. notwendiger Bedürfnisse, wie die Art ihrer Befriedigung, selbst (ist) ein historisches Produkt und hängt daher größtenteils von der Kulturstufe eines Landes, unter anderem auch wesentlich davon ab, unter welchen Bedingungen, und daher mit welchen Gewohnheiten und Lebensansprüchen die Klasse der freien Arbeiter sich gebildet hat" 5 . Im Sozialismus besteht das notwendige Produkt aus dem Produkt zur (einfachen) Reproduktion der Arbeitskraft plus dem Produkt, das über den notwendigen Verbrauch hinausgeht und für die „allseitige Entwicklung und Entfaltung der körperlichen und geistigen Fähigkeiten des Menschen" 6 verwendet wird (erweiterte Reproduktion der Arbeitskraft). Den Teil des notwendigen Produkts, den die Werktätigen als Äquivalent für ihre Arbeit * Die Zahlenangaben in den Literaturhinweisen beziehen sich auf die laufende Numerierung im Literaturverzeichnis* 1 Vgl. Herbert Wilkens: Das Sozialprodukt der Deutschen Demokratischen Republik im Vergleich mit dem der Bundesrepublik Deutschland. (106), S. 12 f. 2 Unterschiede zwischen Nettoprodukt und Nationaleinkommen ergeben sich in der DDR dadurch, daß ein Teil der Produktionsmittel subventioniert wird. Das Nettoprodukt ist also um diese Preisstützungen (im Statistischen Jahrbuch der DDR als „Verrechnungen" bezeichnet) zu hoch ausgewiesen: Nettoprodukt-Verrechnungen=Nationaleinkommen. — Vgl. Statistisches Jahrbuch der DDR 1976. (243), S. 34 ff. 3 Herbert Wilkens: Das Sozialprodukt... (106), S. 13. 4 Vgl. Autorenkollektiv: Lehrbuch Politische Ökonomie — Sozialismus. (7), S. 148 f. 5 Karl Marx: Das Kapital. Band I. (70), S. 179. 6 Autorenkollektiv: Lehrbuch Politische Ökonomie — Sozialismus. (7), S. 149

9

erhalten, wird im Sozialismus als „Produkt für sich" bezeichnet. Es deckt nicht die gesamten Reproduktionskosten der Arbeitskraft. Einen Teil der Reproduktionskosten finanziert der Staat (z.B. Bildungs- und Gesundheitswesen). Diese Auffassung ist in der östlichen Literatur nicht unumstritten. Andere Autoren rechnen die gesamten Reproduktionskosten zum Produkt für sich 7 . Die praxisnahen Arbeiten folgen in der Regel der erstgenannten Abgrenzung, wobei trotz der dann bestehenden Unterschiede zwischen notwendigem Produkt und Produkt für sich häufig beide Begriffe als gleichbedeutend verwendet werden. Da es bisher keine Methoden zur Bestimmung der Reproduktionskosten der Arbeitskraft 8 gibt, bedient man sich als Hilfsgröße der Arbeitseinkommen. Es wird unterstellt, daß die jeweilige Höhe der Einkommen gerade den notwendigen Aufwendungen für die Reproduktion der Arbeitskraft in dieser (historischen) Entwicklungsphase entspricht 9. Selbst wenn man dem zustimmt, bleibt die Annahme problematisch: — Es wird nicht das gesamte Arbeitseinkommen zur Reproduktion verwandt. Einige Einkommensteile werden nicht verbrauchswirksam (gesetzliche Abgaben, Ersparnis), andere werden für Dinge ausgegeben, die nicht der Reproduktion der Arbeitskraft dienen. — Die Schwankungsbreite der Reproduktionsaufwendungen der Werktätigen dürfte nicht sehr groß sein. Das spiegelt sich jedoch nicht in der Höhe der Arbeitseinkommen wider; diese sind stärker differenziert. Sieht man das durchschnittliche Arbeitseinkommen der Arbeiter und Angestellten als notwendige Aufwendungen für die Reproduktion der Arbeitskraft an, dürfte von den Einkommen der besser verdienenden Gruppen (z.B. Mitglieder der Produktionsgenossenschaften des Handwerks oder der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften Typ I) nur ein Teil in das notwendige Produkt eingehen. In den für Staat und Wirtschaft der DDR verbindlichen Definitionen wurde, möglicherweise um diesen Schwierigkeiten zu entgehen, ein weiterer Begriff eingeführt: „Individuell angeeignetes Produkt" 10 . In seiner Wertform 11 setzt es sich zusammen aus den — Löhnen (einschl. Lehrlingsentgelte), — Prämien (aus betrieblichen Mitteln), — Arbeitseinkommen der Genossenschaftsmitglieder und in beschränktem Umfange der Selbständigen, — Naturaleinkommen 12 der Erwerbstätigen in der produktiven Sphäre. Der zweite Teil des Nationaleinkommens — das Mehrprodukt — besteht im wesentlichen aus dem Gewinn der Betriebe, den sich die Eigentümer der Produktionsmittel aneignen. Im Kapitalismus ist das die „Ausbeuterklasse", im Sozialismus die Gesellschaft insgesamt, weil hier das Privateigentum an den Produktionsmitteln aufgehoben ist. Folgerichtig wird das Mehrprodukt im Sozialismus zum „Produkt für die Gesellschaft". Es ist das Gegenstück zum Produkt für sich. Die unterschiedlichen Meinungen, was dem Produkt für sich zuzurechnen ist, wirkt sich deshalb auch auf die Abgrenzung des Produkts für die Gesellschaft aus. Entweder wird darunter das gesamte Mehrprodukt und ein Teil des notwendigen Produkts verstanden oder nur das Mehrprodukt. In der Praxis wird meistens der ersten Auffassung gefolgt. Die Wertform des Produkts für die Gesellschaft bezeichnet man als „Reineinkommen der Gesellschaft". Es besteht aus — Gewinnen und — an das Finanzsystem abzuführenden Kostenbestandteilen (z.B. Steuern, Betriebsanteil zur Sozialversicherung, Beiträge zur Sachversicherung usw.) der Betriebe in der materiellen Sphäre.

7 Vgl. zur Diskussion notwendiges Produkt — Produkt für sich z.B. Autorenkollektiv: Lehrbuch Politische Ökonomie — Sozialismus. (7), S. 154 f. — Autorenkollektiv: Nationaleinkommen im Sozialismus. (10), S. 204 f. — Klaus Manske: Untersuchungen zum Arbeitseinkommen der LPG-Mitglieder und Schlußfolgerungen für die prognostische Arbeit. (66), S. 12. 8 Hier sind nur die Reproduktionskosten gemeint, die nicht vom Staat bzw. aus gesellschaftlichen Fonds gedeckt werden. 9 Vgl. z.B. Klaus Manske: Untersuchungen zum Arbeitseinkommen der LPG-Mitglieder... (66), S. 49. 10 Diese (unterstellte) Absicht wird allerdings nicht durchgehalten. Der verbleibende Teil des Nationaleinkommens (Nationaleinkommen-Individuell angeeignetes Produkt) wird in den Definitionen als Mehrprodukt bezeichnet. Mit Mehrprodukt wird im Sozialismus sonst die Differenz Nationaleinkommen-Produkt für sich bezeichnet. Daraus folgt: Individuell angeeignetes Produkt=Produkt für sich. 11 In der Naturalform besteht es aus den Produkten, den die in der materiellen Produktion Beschäftigten für ihre Arbeit erhalten. 12 Vgl. Definitionen für Planung, Rechnungsführung und Statistik. (235), Ausgabe 1973, Teil 1, S. 25.

10

Abbildung 1

PRIMÄRE UND SEKUNDÄRE EINKOMMENSVERTEILUNG IN DER DDR (vereinfachte Darstellung)

PrimärVerteilung

SekundärVerteilung

Der Staat sichert sich seinen Anteil am Reineinkommen der Gesellschaft, indem er Teile der Bruttogewinne der Betriebe und bestimmte Bestandteile der Selbstkosten für sich beansprucht. Das Reineinkommen der Gesellschaft zerfällt also in das — zentralisierte Reineinkommen, — Reineinkommen der Betriebe. Den mit Abstand größten Anteil am zentralisierten Reineinkommen bilden die Abführungen der volkseigenen Wirtschaft 13 . Die Formen, in denen der sozialistische Staat Teile des Reineinkommens zentralisiert, können in den einzelnen Abschnitten der ökonomischen Entwicklung wechseln. Bis 1983 wurden sie erhoben als Produktionsfonds- und Handelsfondsabgabe, Nettogewinnabführung, produktgebundene Abgaben, Sozialversicherungsbeiträge (Betriebsanteil) u.ä. 1984 ist für die Industrie und 1985 für die Bauwirtschaft eine Art Lohnsummensteuer („Beiträge für gesellschaftliche Fonds") in Höhe von 70 vH der Lohn- und Gehaltssumme hinzugekommen. Eigentümer der volkseigenen Wirtschaft ist die Gesellschaft, repräsentiert durch den Staat. Die Abführungen an den Staatshaushalt sind nach herrschender Lehre deshalb mit keinem Eigentumswechsel des Reineinkommens verbunden und stellen somit keine Umverteilung im Sinne der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung dar. Anders verhält es sich mit dem Reineinkommen, das in den Produktionsgenossenschaften und in den noch verbliebenen selbständigen Betrieben entsteht. Die Produktionsmittel sind hier, zumindest juristisch, nicht ver13

Die Abführungen der volkseigenen Wirtschaft (einschl. Betriebsanteil der Sozialversicherungsbeiträge) hatten 1983 ein Volumen von über 125 Mrd. M, das sind zwei Drittel der Gesamteinnahmen des Staatshaushalts. Ihr Anteil am zentralisierten Reineinkommen liegt noch höher, weil der Staat auch Einnahmen hat, die nicht Reineinkommen sind (z.B. Lohnsteuer, Sozialversicherungsbeiträge der Arbeitnehmer). — Vgl. Statistisches Jahrbuch der DDR 1984. (243), S. 258.

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staatlicht. Das Reineinkommen bleibt zunächst in voller Höhe Eigentum der Genossenschaft bzw. der Selbständigen. Erst in der Phase der Umverteilung werden Teile dieses Reineinkommens im Staatshaushalt zentralisiert (Steuern, Sozialversicherungsbeiträge u.ä.) 14 . Von diesen Ausnahmen abgesehen wurde bisher ausschließlich die Primärverteilung des Nationaleinkommens behandelt. Als wichtigstes Ergebnis für die Einkommensverteilung bleibt festzuhalten, daß lediglich die Arbeitseinkommen der produktiv Tätigen ursprüngliche (primäre) Einkommen darstellen, alle anderen Einkommen sind abgeleitet (sekundär). Es sind dies die — Arbeitseinkommen der nichtproduktiv Tätigen, — direkten Einkommen aus gesellschaftlichen Fonds. Der nichtproduzierende Sektor besteht aus den Zweigen: — — — — — —

Geld-, Bank- und Versicherungswesen, Dienstleistendes Handwerk, Sonstige private Dienstleistungen, Gesundheits- und Sozialwesen, Bildung und Wissenschaft, Staat (Verwaltung, Militär u.ä.) 15 . Diese Aufzählung macht die Quellen der Einkommensentstehung sichtbar. Zum weitaus größten Teil stammen die Mittel aus dem Staatshaushalt. Durch die Inanspruchnahme des dienstleistenden Handwerks und der sonstigen privaten Dienstleistungen tragen aber auch die Betriebe des produzierenden Sektors und die übrigen Bevölkerungsgruppen (produktiv Tätige, Rentner) dazu bei. Die (direkten) Einkommen aus gesellschaftlichen Fonds werden ebenfalls überwiegend aus dem Staatshaushalt aufgebracht 16; in geringem Maße sind aber auch die Betriebe und Organisationen daran beteiligt. Zu den Einkommen aus gesellschaftlichen Fonds gehören: — Einkommen aus dem Gesundheits- und Sozialwesen (Renten, Krankengeld, Kindergeld, Wochen- und Geburtenbeihilfen u.ä.), — Einkommen aus Volksbildung (Stipendien), — Zuwendungen von Betrieben und Organisationen (Krankengeldzuschüsse, Renten für langjährige Betriebszugehörigkeit u.ä.), — Einkommen aus Banken, Versicherungen und Lotterien (Zinsen, Einkommen aus Risikoversicherungen, Lotteriegewinnen u.ä.) 17 . Das Gesamteinkommen der Bevölkerung ist das Aggregat aller Einkommen einzelner Personen, d.h. es umfaßt die — Arbeitseinkommen der produktiv Tätigen, — Arbeitseinkommen der nicht produktiv Tätigen, — direkten Einkommen aus gesellschaftlichen Fonds. Die Arbeitseinkommen werden mit direkten Steuern (Lohn- und Einkommensteuer) und Sozialversicherungsbeiträgen belastet, diese fließen in den Staatshaushalt. Einkommen aus gesellschaftlichen Fonds sind dagegen abgabenfrei. Mit Bruttoeinkommen der Bevölkerung bezeichnet man die Summe aller Einkommen vor Abzug der Steuern und Sozialversicherungsbeiträge, mit Nettoeinkommen nach Abzug der Pflichtabgaben. Im Hinblick auf die später folgende Einkommensanalyse empfiehlt es sich, auf eine weitere Unterteilung einzugehen. Die zentrale (aggregierte) Einkommenskennziffer in der DDR ist das Nettogeldeinkommen der Bevölkerung. Sie wird der regelmäßig in einer Totalerhebung erstellten „Bilanz der Geldeinnahmen und -ausgaben der Bevölkerung" (kurz: Geldbilanz) entnommen. Die Geldbilanz soll auch die statistische Grundlage dieser Arbeit bilden. Das Naturaleinkommen ist darin nicht enthalten; es entsteht in Form von 14 Genossenschaftliches und erst recht privates Eigentum an Produktionsmitteln sind nach der „reinen" Lehre Übergangsformen bzw. Relikte aus der vorsozialistischen Zeit. Sie wurden deshalb, aber auch aufgrund ihrer relativ geringen Bedeutung, nicht in der Abbildung 1 (Primäre und sekundäre Einkommensverteilung in der DDR) berücksichtigt. Die Darstellung unterblieb auch aus Vereinfachungsgründen. 15 Vgl. Herbert Wilkens: Das Sozialprodukt ... (106), S. 41. 16 In der Regel handelt es sich dabei um Leistungen der Sozialversicherung; der Haushalt der Sozialversicherung ist in der DDR Teil des Staatshaushalts. 17 Vgl. Alfred Keck: Die Bilanz der Geldeinnahmen und -ausgaben der Bevölkerung. (52), S. 69 f. — In der neueren Literatur werden die Einkommen aus Banken, Versicherungen und Lotterien nicht mehr den Einkommen aus gesellschaftlichen Fonds zugerechnet, sondern als sonstige Einkommen bezeichnet. (Vgl. z.B. Ordnung der Planung der Volkswirtschaft der DDR 1976 bis 1980. (232), S. 275 f.) Hier wurde die ältere Definition aus Gründen der Vereinfachung beibehalten.

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— — — —

individuellem Eigenverbrauch der Landwirtschaft, Belegschaftsversorgung der landwirtschaftlichen Betriebe, Deputaten der Industrie, Naturalentnahmen der Selbständigen18.

Neben der Geldbilanz hat die ,,Realeinkommensbilanz", vor allen Dingen als Gradmesser für die Beurteilung der Lebensstandardentwicklung, in der DDR eine große Bedeutung erlangt. U.a. werden darin die Naturaleinkommen erfaßt (s.u.). Das Realeinkommenskonzept östlicher Prägung wird hier der Vollständigkeit halber dargestellt, weil es besonders westlichen Lesern häufig unklar ist und zu Mißverständnissen führt. In dieser Arbeit wird es ansonsten nicht behandelt. Gewöhnlich versteht man im Westen unter Realeinkommen das Nominaleinkommen dividiert durch einen Preisindex; es gibt Auskunft über die Kaufkraft des Einkommens. Bis 1968 findet sich diese Definition für Reale n auch in den Statistischen Jahrbüchern der DDR 19 . Aber bereits 1955 und dann wieder ab 1958 20 wurden parallel dazu Realeinkommensbilanzen aufgestellt — mit einem völlig anderen Begriffsinhalt für Realeinkommen. ,,lm Realeinkommen sind die gesamten individuell verfügbaren Einkommen der Bevölkerung und die Teile der gesellschaftlich verfügbaren Fonds, die zur Gewährung von Leistungen für die Bevölkerung bestimmt sind, die nicht aus individuellen Einkommen bezahlt werden, enthalten;" 21 anders ausgedrückt: das Realeinkommen der Bevölkerung besteht aus dem Nettoeinkommen (einschließlich Naturaleinkommen) und dem sogenannten „indirekten Einkommen". Letzteres setzt sich im wesentlichen aus den unentgeltlichen Leistungen des Gesundheits- und Sozialwesens, der Volksbildung und Kultur, aus Wohnungsbau und -erhaltung zusammen 22 . Leistungen, die die Bevölkerung z.T. selbst bezahlt (z.B. Rundfunk- und Fernsehgebühren, Eintrittsgelder für Kino, Theater, Mieten) werden nur in Höhe des Zuschusses als indirekte Einkommen berücksichtigt 23. Diese Leistungen werden zum überwiegenden Teil aus dem Staatshaushalt finanziert, die Betriebe (z.B. über den Kultur- und Sozialfonds) und die Organisationen (z.B. als Zuschuß zu Ferienreisen seitens des FDGB) steuern aber auch dazu bei. Das „real" in Realeinkommen hat die Bedeutung von „gesamt", „tatsächlich" während es in Reallohn im Sinne von „bereinigt" (um Preisveränderungen) benutzt wird 24 . Die theoretische Diskussion um das Realeinkommen, die Mitte der 60er Jahre in der DDR geführt wurde, scheint abgeschlossen, ohne daß sie ein greifbares Ergebnis gebracht hat. Es ging vor allen Dingen darum, ob das gesamte Nettoeinkommen in das Realeinkommen einbezogen werden soll, oder nur das verbrauchswirksame, d.h. der Teil des Nettoeinkommens, der für den Verbrauch von Waren und Leistungen verwendet wird 25 . Im zweiten Fall würde der tatsächliche, im ersten der mögliche Konsum charakterisiert 26. Mindestens bis 1985, wie aus der gültigen Planungsordnung hervorgeht, werden beide Varianten bestimmt: — das verfügbare Realeinkommen und — das verbrauchswirksame Realeinkommen27. Sie werden zu laufenden und zu gleichbleibenden Preisen errechnet. Walter 28 hat 1960 vorgeschlagen, das Realeinkommen zu effektiven Preisen als nominale Realeinkommen und das zu konstanten Preisen als reale Realeinkommen zu bezeichnen. Diese Begriffe haben sich aber nicht durchgesetzt. 18

Vgl. Autorenkollektiv: Ökonomisches Lexikon, Band L-Z. (15), S. 517. „Der Reallohnindex charakterisiert die Veränderung der Kaufkraft des Nettolohns der Arbeiter und Angestellten. Seine Höhe ist abhängig von der Entwicklung der Lebenshaltungskosten und des Nominallohns." Der Nettolohnindex dividiert durch den Index der Einzelhandelsverkaufspreise, der Leistungspreise und Tarife für Arbeiter- und Angestelltenhaushalte ... ergibt den Reallohnindex". — Statistisches Jahrbuch der DDR 1968. (243), S. 437. 20 Vgl. Siegfried Pech: Statistische Widerspiegelung der Bildung und Realisierung des Realeinkommens. (182), S. 78. 21 Vgl. Definitionen ... (235), Ausgabe 1973, Teil 5, S. 130. 22 Vgl. Autorenkollektiv: Ökonomisches Lexikon, Band L-Z. (15), S. 518 — In den amtlichen Definitionen steht dagegen: „Ausgenommen sind die Investitionsfonds für den Wohnungsbau sowie für den Bau von Schulen, Krankenhäusern, Theatern usw." — (Definitionen ... (235), Ausgabe 1973, Teil 5, S. 130). 23 Vgl. Siegfried Pech: Statistische Widerspiegelung ... (182), S. 79. 24 Vgl. Helmut Büttner: Zum Problem des „Realeinkommens" der Bevölkerung. (139), S. 33. 25 Nicht verbrauchswirksame Einkommen sind: Ersparnis, sonstige Steuern und Versicherungsbeiträge (außer Pflichtabgaben), Spenden, Lotterieausgaben usw. — Vgl. Definitionen ... (235), Ausgabe 1973, Teil 5, S. 131. 26 Vgl. zu dieser Diskussion: Siegfried Pech: Statistische Widerspiegelung ... (182), S. 69 ff. — Eberhard Lohse und Rudolf Quapis: Zu einigen Fragen der Ermittlung und der Analyse des Realeinkommens. (167), S. 1853 ff. — Gerhard Lippold und Günter Manz: Tagung des Arbeitskreises „Lebensstandard". (166) S. 1706 ff. — Helmut Büttner: Zum Problem des „Realeinkommens" ... (139), S. 31 ff* 27 Vgl. Definitionen ... (235), Ausgabe 1973, Teil 5, S. 130 und Anordnung über die Ordnung der Planung der Volkswirtschaft der DDR 1981 bis 1985. (225), Teil Q, S. 21. 28 Vgl. Jaromir Walter: Bedeutung und Berechnung von Kennziffern des Realeinkommens der Bevölkerung sowie einzelner Klassen und Schichten. (102), S. 61. 19

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Weitere Probleme, meist statistischer Art, die im Zusammenhang mit den indirekten Einkommen stehen, sind ebenfalls nicht gelöst: 29 — Strittig ist, welche Positionen dazu gehören. — Die Datenbasis ist lückenhaft; einige Aufwendungen können nicht in voller Höhe erfaßt, andere müssen geschätzt werden. — Bezahlte Waren und Leistungen werden zu Endverbraucherpreisen bewertet, die unbezahlten Leistungen zu Kostenpreisen; eine (fiktive) Gewinnspanne für sie bleibt unberücksichtigt. — Die Zurechnung zu einzelnen sozialen Gruppen ist sehr schwer, obwohl das derzeit für Arbeiter und Angestellte, Genossenschaftsbauern und Rentner geschieht 30 . Es lassen sich allenfalls Pro-Kopf-Durchschnitte bilden; eine Schichtung oder Zuordnung zu einzelnen Personen ist nicht möglich 31 . — Die Nettoeinkommen enthalten bereits den größten Teil der indirekten Einkommen, weil die Kosten der unentgeltlichen Leistungen überwiegend aus Löhnen und Gehältern der Beschäftigten in den nichtproduzierenden Bereichen bestehen. Gesamtwirtschaftlich handelt es sich um Doppelzählungen. Der Anteil der indirekten Einkommen am Realeinkommen wird mit rund einem Viertel angegeben 32 . Die Einbeziehung weiterer den Lebensstandard zweifellos beeinflussender Faktoren — über die indirekten Einkommen — in eine Kennziffer, ist an sich zu begrüßen. Ob sie eine bessere Charakterisierung des Lebensstandards liefert, muß indes in Frage gestellt werden. Die Kosten z.B. im Gesundheits- und Sozialwesen sagen nur wenig über den Leistungsstand aus.

1.1.2. Einkommensgesamtrechnung nach westlichem Konzept Ausgangspunkt für die westliche volkswirtschaftliche Gesamtrechnung ist die Summe der von allen „Wirtschaftseinheiten in einer Berichtsperiode produzierten Güter (Waren und Dienstleistungen)" 33 , der Bruttoproduktionswert. Darin sind auch die Vorleistungen enthalten, d.h. der Wert der Güter, den die „Wirtschaftseinheiten von anderen ... Wirtschaftseinheiten bezogen und im Berichtszeitraum im Zuge der Produktion verbraucht haben" 34 . Rechnet man die Vorleistungen (Produktionskosten) ab, verbleibt die (Brutto-) Wertschöpfung einer Periode — das Bruttosozialprodukt 35. Zum Nettosozialprodukt zu Marktpreisen gelangt man durch Abzug der Abschreibungen — der „Wertminderung des reproduzierbaren Anlagevermögens im Laufe der Periode durch Verschleiß und wirtschaftliches Veraltern" 3 6 . Die zentrale Kennziffer für die Einkommensgesamtrechnung ist jedoch das Volkseinkommen (Nettosozialprodukt zu Faktorkosten) — die Summe aller Erwerbs- und Vermögenseinkommen einer Periode. Es unterscheidet sich vom Nettosozialprodukt zu Marktpreisen durch Aktivitäten des Staates, indem dieser Waren und Dienstleistungen und den Einsatz von Produktionsfaktoren mit indirekten Steuern belegt bzw. an Unternehmen für laufende Produktionszwecke Subventionen gewährt 37 . 29

Vgl. Jürgen Buchbach, Heinrich Engels und Regine Grabowski: Die Realeinkommensbilanz und Probleme ihrer Vervollkommnung. (137), S. 375 ff. 30 Vgl. Heinz und Ursula Lange: Wirtschaftsstatistik. (56), S. 235. 31 Hier wird ein weiteres Problem sichtbar. Die Höhe des Realeinkommens einzelner Personen hängt wesentlich von der Inanspruchnahme der unentgeltlichen Leistungen ab. Ein auf stationäre Behandlung angewiesener Mann hat z.B. ein wesentlich höheres Realeinkommen als ein gesunder. Jemand, der im Extremfall sein gesamtes Nettoeinkommen für Theaterbesuche ausgibt, würde, angenommen sein Eintrittsgeld deckt nur 20 vH der Kosten, ein im Vergleich zum Nettoeinkommen fünfmal so hohes Realeinkommen haben. 32 Vgl. Jürgen Buchbach, Heinrich Engels und Regine Grabowski: Die Realeinkommensbilanz ... (137), S. 328. 33 Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung. Fachserie 18. Reihe 1. Konten und Standardtabellen 1976. (249a), S. 54. 34 Ebenda, S. 55. 35 Dieser Zusammenhang gilt für eine geschlossene Volkswirtschaft, in einer offenen sind zusätzlich die außenwirtschaftlichen Beziehungen zu berücksichtigen: Bruttoproduktionswert - Vorleistungen + Einfuhrabgaben + Saldo der Einkommen zwischen Inländern und der übrigen Welt = Bruttosozialprodukt. Die Bedeutung der Einfuhrabgaben und des Saldos der Einkommen zwischen Inländern und der übrigen Welt ist für die Bundesrepublik Deutschland relativ gering. Zwischen dem Bruttosozialprodukt einschließlich dieser Posten und dem ohne sie, errechnet sich eine Differenz von 1,2 vH (1983). — Vgl. Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung. Fachserie 18, Reihe 1. Konten und Standardtabellen 1983. (249b), S. 212. 36 Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung. (249a), S. 59. 37 Vgl. ebenda, S. 59 f.

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Die Entstehungsseite des Sozialprodukts der westlichen und östlichen Systematik läßt sich formal relativ gut vergleichen; der Hauptunterschied besteht — wie schon erwähnt — darin, daß die westliche Rechnung alle Sektoren, die östliche nur die produzierenden erfaßt: Übersicht 1 Entstehungsseite des Sozialprodukts nach der westlichen und östlichen Systematik westliche Systematik (alle Sektoren)

östliche Systematik (produzierende Sektoren)

Bruttoproduktionswert - Vorleistungen = Bruttosozialprodukt - Abschreibungen = Nettosozialprodukt (zu Marktpreisen) - indirekte Steuern + Subventionen = Volkseinkommen

gesellschaftliches Gesamtprodukt - Vorleistungen = volkswirtschaftliches Endprodukt - Abschreibungen = Nettoprodukt (Nationaleinkommen)

Auch bei der Verteilung des Produkts zeigen sich zwischen den Systematiken gewissen Ähnlichkeiten; sie sind jedoch nicht so groß, als daß sich eine vergleichende Übersicht als Darstellung anböte. In der westlichen Rechnung spaltet sich das Volkseinkommen auf in — Bruttoeinkommen aus unselbständiger Arbeit, — Bruttoeinkommen aus Unternehmertätigkeit und Vermögen. Die Bruttoeinkommen aus unselbständiger Arbeit umfassen wiederum — Bruttolöhne und -gehälter, — Sozialbeiträge der Arbeitgeber. Der vergleichbare Terminus dazu in der DDR ist das Arbeitseinkommen der Arbeiter und Angestellten. Es unterscheidet sich von dem Bruttoeinkommen aus unselbständiger Arbeit in folgenden Punkten: — Das Arbeitseinkommen setzt sich aus dem der produktiv Tätigen und dem der nicht produktiv Tätigen zusammen, wobei ersteres der Primär- und letzteres der Sekundärverteilung entstammt. In der westdeutschen Abgrenzung gibt es diese Differenzierung nicht; das gesamte Bruttoeinkommen aus unselbständiger Arbeit gehört zur Primärverteilung. — In der DDR werden ebenfalls Sozialbeiträge von den Betrieben geleistet, aber nicht zum Arbeitseinkommen, sondern zum zentralisierten Reineinkommen gezählt. Der zweite Teil des Volkseinkommens — das Bruttoeinkommen aus Unternehmertätigkeit und Vermögen — gliedert sich zunächst einmal in das Erwerbs- und Vermögenseinkommen des Staates und der privaten Unternehmen. Die Gewinne aus den staatseigenen Unternehmen (soweit sie nicht in den Betrieben z.B. für Investitionen verbleiben) fließen in den öffentlichen Haushalt, die Erträge aus Staatsvermögen ebenfalls. Anders verhält es sich mit den entnommenen Gewinnen und Vermögenseinkünften der privaten Unternehmen; sie sind Teil der (Primär-) Einkommen der privaten Haushalte. Das formale Gegenstück dazu in der DDR bildet das Einkommen aus Berufstätigkeit der Handwerker, Kommissionshändler und sonstiger Selbständiger (aus der Primärverteilung) und die Einnahmen von Banken (Zinsen) sowie Mieten und Pachten als Unterpositionen der Einkommen aus gesellschaftlichen Fonds (Sekundärverteilung). Nach der westlichen Konzeption werden also folgende Einkommensarten der privaten Haushalte primär verteilt: — Bruttoeinkommen aus unselbständiger Tätigkeit, — entnommene Gewinne (brutto), — Vermögenseinkünfte (brutto). Diese drei Posten bilden zusammen mit den Übertragungen das Gesamteinkommen der privaten Haushalte. Denn neben Erwerbs- und Vermögenseinkommen erhalten die Haushalte laufende Übertragungen von erhebli-

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Abbildung 2 PRIMÄRE UND SEKUNDÄRE EINKOMMENSVERTEILUNG IN DER BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND (vereinfachte Darstellung)

Priaär•erteilung

Sekundär••rteilung

chem Umfang. Zum überwiegenden Teil handelt es sich dabei um soziale Leistungen durch den Staat (Renten, Kranken-, Kinder-, Arbeitslosen-, Wohngeld usw.), dazu gehören aber auch Leistungen von Unternehmen (Betriebsrenten, Schadensversicherungsleistungen usw.). Der Begriff Gesamteinkommen der privaten Haushalte (brutto) taucht in der amtlichen westdeutschen Statistik nicht mehr auf 38 . Dort wird lediglich mit der Nettogröße —• dem verfügbaren Einkommen der privaten Haushalte gearbeitet. Brutto- und Nettoeinkommen unterscheiden sich durch die direkten Steuern und den Sozialbeiträgen. Die laufenden Übertragungen sind in der Regel abgabenfrei (Ausnahme: Besteuerung von Pensionen und seit 1984 Krankenkassenbeitrag von Renten). Das Pendant zu den Gesamteinkommen der privaten Haushalte bildet in der DDR das Bruttoeinkommen der Bevölkerung. Die Aussagefähigkeit dieser Kennziffern ist begrenzt; in ihnen sind Aggregate zusammengefaßt, die bereits umverteilt sind (z.B. Übertragungen, gesellschaftliche Fonds), und andere, deren Umverteilung noch bevorsteht (z.B. Bruttoeinkommen aus Erwerbstätigkeit). Aufschlußreicher ist die Endverteilung der Einkommen (verfügbare Einkommen bzw. Nettoeinkommen).

1.2. Disaggregierte Einkommensgesamtrechnung Die offizielle Einkommensgesamtrechnung ist in der Bundesrepublik Deutschland Teil der Verteilungs- und Umverteilungsseite der Sozialproduktrechnung. Das Pendant zum Sozialprodukt ist in der DDR das Nationaleinkommen. Sie unterscheiden sich im wesentlichen dadurch, daß im Nationaleinkommen lediglich die Bereiche der materiellen Produktion erfaßt werden und somit nur die Einkommen der produktiv Tätigen. Die Einkommensgesamtrechnung, die auch die Einkommen der nichtproduktiv Tätigen und (andere) umverteilte Einkommen enthält, kann deshalb nicht unmittelbarer Bestandteil der Nationaleinkommensrechnung sein. Alle Einkommensaggregate gehen aber in eine andere, umfassendere Statistik ein, in die Finanzbilanz der Volkswirtschaft. 38 Diese Bezeichnung wurde bis 1975 verwandt. — Vgl. Statistisches Jahrbuch für die Bundesrepublik Deutschland 1976. (244), S. 523.

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Um aus der Einkommensgesamtrechnung die funktionelle, die personelle und die Haushalts-Einkommensverteilung zu gewinnen, muß die zentrale Einkommenskennziffer Nettogeldeinnahmen bzw. Nettoeinkommen der Bevölkerung auf unterschiedlichen Stufen disaggregiert werden. Auf der makroökonomischen Ebene sind z.B. die Lohn- und Gehaltssumme und die Sozialeinkommen zu bestimmen, im mikroökonomischen Bereich Größen wie durchschnittliche Arbeitseinkommen und durchschnittliche Haushaltseinkommen. Die Einkommensgesamtrechnung ist in der Bundesrepublik funktional gegliedert; für die DDR trifft das nur teilweise zu. Es werden alle Einkommen gleichen Ursprungs (z.B. Einkommen aus unselbständiger Tätigkeit) summiert. In der Regel bezieht eine Person aber Einkommen aus mehreren Quellen (z.B. Arbeitseinkommen, Krankengeld, Zinsen für Sparguthaben). Die Zusammenführung der verschiedenen Einkommensarten zum personellen Einkommen liefern beide Gesamtrechnungen nicht, ebensowenig wie die Zuordnung der personellen Einkommen auf die privaten Haushalte. Die Einbindung der Einkommensgesamtrechnung in die volkswirtschaftliche Gesamtrechnung wurde im wesentlichen entsprechend der offiziellen Systematiken abgeleitet. Ebenso verhält es sich mit der Darstellung der funktionellen Einkommen. Die weiteren Schritte: Disaggregierung zu personellen und zu HaushaltsEinkommen wurde methodisch vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung, Berlin (DIW) entwickelt.

1.2.1. Disaggregierte Einkommensgesamtrechnung für die DDR In der Geldbilanz sind auf der Einnahmenseite alle ursprünglichen und abgeleiteten Einkommen, unterteilt nach verschiedenen Merkmalen, zusammengestellt. Eine Unterscheidung nach Einkommen aus der produktiven und der nichtproduktiven Sphäre wird nicht mehr getroffen. Überhaupt ist ein durchgängiges Gliederungskriterium nicht erkennbar. Tendenziell sind die hoch aggregierten Werte nach funktionellen (z.B. Einkommen aus Berufstätigkeit), die weniger aggregierten nach personellen (z.B. wird das Krankengeld für einzelne Personengruppen erfaßt) Gesichtspunkten geordnet. Es wird aber auch unter regionalen (z.B. Bezirken) und institutionellen (z.B. Banken, Versicherungen) Aspekten gruppiert. Die Zusammenfassung nach unterschiedlichen Prinzipien kommt zustande, weil es sich bei der Geldbilanz um keine spezielle Erhebung handelt; es werden vielmehr verschiedene, vorhandene Primärstatistiken vereinigt.

Übersicht 2 Prinzipschema der Geldbilanz (Einnahmenseite) Geldeinnahmen aus Berufstätigkeit Arbeiter und Angestellte LPG-Mitglieder PGH-Mitglieder Einzelhandwerker Kommissionshändler Übrige Bevölkerungsgruppen Geldeinnahmen aus gesellschaftlichen Fonds und sonstige Geldeinnahmen aus dem Gesundheits- und Sozialwesen darunter: Renten Krankengeld Kindergeld und Geburtenbeihilfen aus dem Bildungswesen (Stipendien) von Betrieben und gesellschaftlichen Organisationen von Banken, Versicherungen, Lotterien darunter: Zinsen aus Verkauf von Gebrauchtwaren und Altstoffen Erhöhung des Bestandes an Krediten (Saldo) Quelle: Ordnung der Planung der Volkswirtschaft der DDR 1976 bis 1980. (232), S. 275 f.

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Abbildung 3 FUNKTIONELLE) PERSONELLE UND HAUSHALTS-EINKOMMENSVERTEILUNG IN DER DDR (vereinfachte Darstellung)

funktionelle Einkommensverteilung

personelle Einkommensverteilung

V e r t e i l u n g der Haushaltaeinkoomen

Mit Hilfe der Geldbilanz ließe sich auf der makroökonomischen Ebene nach einigen Umgruppierungen ohne weiteres die funktionelle und im wesentlichen auch die personelle Einkommensverteilung getrennt aufstellen; der Anteil der Einkommen, der sich nicht einzelnen Personengruppen zuordnen läßt, ist relativ gering. Für die funktionelle Verteilung wird unter Berücksichtigung der Materiallage, der Eigentumsverhältnisse (Unterschiede in der Art und Entstehung der Einkommen), der Höhe der Einkommensströme und im Hinblick auf die Vergleichbarkeit mit der westdeutschen Rechnung folgende Gliederung gewählt: — — — —

Einkommen Einkommen Einkommen Einkommen

aus aus aus aus

unselbständiger Tätigkeit, genossenschaftlicher Tätigkeit, selbständiger Tätigkeit, gesellschaftlichen Fonds und übrige Einkommen.

Der Weg von den funktionellen zu den personellen Einkommen ist in der Abbildung 3 dargestellt. Zunächst bedarf es dazu einer sozio-ökonomischen Gliederung der Einkommensbezieher. Maßgebend für die Gruppenzuordnung ist das Schwerpunkteinkommen der Einzelpersonen; bei den Arbeitnehmern sind das z.B. Einkommen aus unselbständiger Tätigkeit (Löhne und Gehälter). In Grenzfällen entscheidet das höhere Einkommen über die Gruppenzuteilung. Erwerbstätige Altersrentner z.B. werden, wenn ihr Erwerbseinkommen die Rentenbezüge übersteigt, den Arbeitnehmern zugerechnet. Die großen sozialen Gruppen sind: — Arbeiter und Angestellte, — Genossenschaftsmitglieder, — Selbständige, — Rentner. Kleinere Personengruppen werden diesen sinnvoll zugeordnet, Sozialhilfeempfänger z.B. den Rentnern. Auf diese vier Gruppen sind dann die Einkommen zu verteilen. Neben den Schwerpunkteinkommen bezieht jede Gruppe zusätzlich nicht typische Einkommen. Es handelt sich vor allem um solche aus gesellschaftlichen Fonds, die nicht den Rentnern zukommen (z.B. Krankengeld, Kindergeld, Zinsen). Das Zusammenfassen der personellen Einkommen zu Haushaltseinkommen ist der schwierigste Schritt. Dafür ist eine sehr detaillierte Strukturierung aller privaten Haushalte nötig; sie sind nach der sozioökonomischen Stellung aller Einkommensbezieher eines jeden Haushalts aufzuschlüsseln. Die Gruppenzuge-

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hörigkeit des Haushaltsvorstandes und der übrigen Familienmitglieder ist durchaus nicht immer identisch. Entscheidend für die Zuordnung der Haushalte soll die soziale Stellung des Haushaltsvorstandes sein. Untergliedert wird analog der personellen Verteilung in — Arbeiter- und Angestellten-Haushalte, — Haushalte der Genossenschaftsmitglieder, — Selbständigen-Haushalte, — Rentner-Haushalte. Im Anschluß daran ist das Einkommen eines jeden Haushaltsmitgliedes festzustellen und zum Haushaltseinkommen zusammenzufassen. In der Regel hat der Haushaltsvorstand das höchste Einkommen. Gesamtaggregate und Durchschnittseinkommen sind nur begrenzt aussagefähig; soweit möglich, sollte für die einzelnen sozialen Gruppen eine Schichtung der Haushalte nach Einkommensklassen folgen.

1.2.2. Disaggregierte Einkommensgesamtrechnung für die Bundesrepublik Deutschland Der Weg von den Einkommensaggregaten der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung bis hin zur Schichtung der Haushaltseinkommen wurde vom DIW für die Bundesrepublik entwickelt 39 . Nach dieser Methode kann — wie oben gezeigt — grundsätzlich auch für die DDR vorgegangen werden. Modifizierungen ergeben sich zwischen Ost und West wegen der voneinander abweichenden Gesamtrechnungen und Unterschiede in der sozioökonomischen Bevölkerungsstruktur. Das Prinzip des Verfahrens ist im vorangegangenen Abschnitt beschrieben worden; die Darstellung für die Bundesrepublik beschränkt sich deshalb auf die Klassifikationen der westdeutschen Systematik. Die Gliederung der Einkommen kann man direkt der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung entnehmen. Es wird unterteilt in Abbildung 4 FUNKTIONELLE, PERSONELLE UND HAUSHALTS - EINKOMMENSVERTEILUNG IN DER BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND (vereinfachte Darstellung)

Quelle. In Anlehnung an : Einkommensverteilung und Schichtung der privaten Haushalte in der Bundesrepublik Deutschland 1950 bis 1970. Bearb. Klaus-Dietrich Bedau und Gerhard Göseke. In : Wochenbericht des DIW Nr. 25/ 1973, S. 220.

39

Vgl. Gerhard Göseke und Klaus-Dietrich Bedau, EDV-Programmierung: Helmut Klatt: Verteilung und Schichtung der Einkommen der privaten Haushalte in der Bundesrepublik Deutschland 1950 bis 1975. (36).

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— — — —

Einkommen aus unselbständiger Tätigkeit, Einkommen aus Unternehmertätigkeit, Einkommen aus Vermögen, Übertragungen an private Haushalte.

Übertragungen und Vermögenseinkünfte sind nach DDR-Nomenklatur in den Einkommen aus gesellschaftlichen Fonds und sonstigen Einkommen enthalten. Das Genossenschaftswesen ist vom Gewicht her für die Bundesrepublik von untergeordneter Bedeutung und aus diesem Grunde nicht als eigenständige Gruppe berücksichtigt worden. In der Arbeit von Göseke, Bedau und Klatt 40 sind bei der personellen und den Haushaltseinkommen die Arbeitnehmer in Arbeiter und Angestellte aufgespalten worden; aus Vergleichsgründen sollen sie hier eine Gruppe bilden. Die Klassifikatoren für die personelle Verteilung sind dann — Arbeitnehmer (Arbeiter und Angestellte), — Selbständige, — Rentner und analog dazu auf der dritten Ebene — Arbeitnehmer-Haushalte, — Selbständigen-Haushalte, — Rentnerhaushalte.

1.3. Vergleichbarkeit der westlichen und östlichen Einkommensgesamtrechnung Die vorangegangene Darstellung der Einkommensgesamtrechnung in Ost und West ließ die Frage offen, inwieweit die nach den beschriebenen Methoden ermittelten Daten kompatibel sind bzw. wo die Grenzen der Vergleichbarkeit liegen. Der verschieden weit gefaßte Produktionsbegriff in beiden volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen hat zur Folge, daß die zentralen Aggregate Nationaleinkommen und Nettosozialprodukt nicht übereinstimmen. Daraus leiten sich auch die Unterschiede zwischen den Einkommensrechnungen her. Die Primärverteilung beinhaltet in der DDR die Einkommen der produktiv Tätigen — in der Bundesrepublik alle Erwerbs- und Vermögenseinkommen. Entsprechend zählen im Osten die Arbeitseinkommen der nichtproduktiv Beschäftigten und die Einkommen aus gesellschaftlichen Fonds (einschließlich Vermögenseinkünfte) zur Sekundärverteilung — im Westen nur die Übertragungen. Im Ergebnis jedoch (nach der Umverteilung) führen beide Rechnungen zu fast identischen Aggregaten: Nettoeinkommen der Bevölkerung (DDR) und verfügbare Einkommen (Bundesrepublik). Geringfügige Differenzen ergeben sich, weil im Nettoeinkommen einerseits monetäre Zuflüsse erfaßt sind, die nach westlicher Auffassung keinen Einkommenscharakter besitzen (Lotteriegewinne, Einnahmen aus dem Verkauf von Altstoffen und Gebrauchtwaren, Erhöhung des Bestandes an Krediten) 41 , zum anderen fehlen Einkommensteile, die nicht als monetäre Transaktionen in Erscheinung treten (unterstellte Mieten für Eigenheime). Den Zusammenhang zwischen Nettoeinkommen und verfügbaren Einkommen zeigt folgende Übersicht. Die Zahlenangaben beziehen sich auf die DDR im Jahre 1982 und sollen die Größenordnung der Abweichungen deutlich machen: Nettoeinkommen der Bevölkerung + unterstellte Mieten für Eigenheime - Lotteriegewinne - Einnahmen aus dem Verkauf von Altstoffen und Gebrauchtwaren - Kredite (Saldo)

126,7 2,2 0,7 0,6 1,9

= verfügbare Einkommen

125,7 Mrd. M

40 41

Mrd. Mrd. Mrd. Mrd. Mrd.

M M42 M43 M43 M43

Vgl. ebenda.

Die Behandlung der Kredite in der Geldbilanz hat sich des öfteren geändert. Sie wurden ursprünglich zu den Einkommen gezählt. Bei der Neugliederung der Geldbilanz 1966 ist dieser Posten als Einkommensposition entfernt worden (vgl. Anneliese Laneus und Siegfried Pech: Zum neuen Aufbau der Bilanz der Geldeinnahmen und -ausgaben der Bevölkerung. (163), S. 132). In der Planungsordnung für den Zeitraum 1976 bis 1980 (vgl. Ordnung der Planung der Volkswirtschaft... (232), S. 276) sind sie wieder enthalten, ebenso in der Planungsordnung 1981/85. In dieser Arbeit werden sie für den gesamten Untersuchungszeitraum berücksichtigt. Bei einer Verringerung des Bestandes an Krediten wird der Saldo im übrigen auf der Ausgabenseite der Geldbilanz verbucht.

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Die Nettoeinkommen und die verfügbaren Einkommen differieren um 0,8 v.H. Dieser Unterschied fällt nicht ins Gewicht: Auf eine Anpassung der Daten an die westdeutsche Gesamtrechnung kann verzichtet werden. Die Vergleichbarkeit wird dadurch kaum beeinträchtigt. Ausgeklammert ist bei der nominalen Betrachtung das Geldwertproblem. Die Einkommen werden in zwei Währungen angegeben — DM (West) und Mark (Ost); sie verbindet nicht viel mehr als die ähnliche Bezeichnung. Ein gemeinsamer Wertmaßstab fehlt. Zur Umrechnung werden bei internationalen Vergleichen häufig Wechselkurse verwendet. Dieses Vorgehen ist in mancherlei Hinsicht problematisch. Darauf braucht hier nicht eingegangen zu werden. Der Wert des Geldes für die privaten Haushalte läßt sich — obwohl auch nicht unproblematisch — noch am besten an der Konsumentenkaufkraft für Waren und Leistungen messen. Kaufkraftparitäten für den gesamten privaten Verbrauch beider Vergleichsgebiete liegen nicht vor. Vom DIW sind jedoch für repräsentative Haushaltstypen (4-Personen- Arbeitnehmerhaushalt und 2-Personen-Rentnerhaushalt) in unregelmäßigen Abständen solche Relationen errechnet worden — zuletzt für 198344. Eine um Kaufkraftunterschiede bereinigte Darstellung der Einkommen für diese Haushalte könnte also gegeben werden. Die Verbrauchergeldparität für den 4-Personen-Arbeitnehmerhaushalt dürfte der Kaufkraftrelation für den gesamten privaten Verbrauch recht nahe kommen. Während die methodisch- statistischen Probleme zumindest näherungsweise gelöst werden können, stößt man an die Grenzen der Vergleichbarkeit aufgrund der verschiedenartigen Gesellschafts- und Wirtschaftssysteme. In einem Land mit überwiegend staatlichem Eigentum an den Produktionsmitteln erhält z.B. das Einkommen aus selbständiger Tätigkeit und Vermögen einen völlig anderen Stellenwert als in einem privatwirtschaftlich orientierten Staat. Man denke auch an das Genossenschaftswesen in der DDR; damit ist ,,ein bedeutender und neuartiger Typ von Arbeitsverhältnissen geschaffen worden, der einen Ost-West-Vergleich weder mit den Selbständigen noch mit den Arbeitnehmern in marktwirtschaftlichen Ländern einwandfrei zuläßt" 45 . Ein weiteres Beispiel ist die Belastung der Arbeitseinkommen mit Lohnsteuern und Sozialversicherungsbeiträgen. Die Abgabenquoten für sich genommen ergeben ein schiefes Bild, weil die Steuersysteme, mit deren Hilfe sich der Staat seinen Anteil am Sozialprodukt sichert, stark voneinander abweichen: Im Gegensatz zur Bundesrepublik werden die öffentlichen Mittel in der DDR zum überwiegenden Teil von den Betrieben erhoben; auf eine stärkere Besteuerung der Arbeitseinkommen kann der Staat deshalb verzichten. Zu erwähnen sind in diesem Zusammenhang auch Sachleistungen und Zugangsrechte, die für bestimmte Gruppen gerade in sozialistischen Staaten eine nicht unerhebliche Rolle spielen; mit monetären Größen sind solche Tatbestände nicht zu erfassen. Diese Liste von Beispielen ließe sich fast beliebig fortsetzen. Ein Zahlenvergleich kann nur den äußeren Rahmen bieten; seiner Interpretation bleibt es vorbehalten, die richtigen Relationen herzustellen — Gemeinsamkeiten festzuhalten und Unterschiede aufzuzeigen. Das in den vorangegangenen Abschnitten beschriebene, von der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung abgeleitete, Einkommensmodell wird im weiteren Verlauf dieser Arbeit empirisch bis zur funktionalen und teil42 Folgende Daten und Annahmen liegen der Schätzung der unterstellten Mieten für Eigenheime zugrunde: a) Gezahlte Mieten für Mietwohnungen: 2,6 Mrd. M (Fortschreibung der Mietzahlung von 1973 mit einer jährlichen Zuwachsrate von 3 vH — vgl. Heinz Vortmann (Bearb.): Der private Verbrauch in der DDR. (209), S. 396). b) Die Subventionen für Mietwohnungen betrugen 1977 2,5 Mrd. M (vgl. Karl-Heinz Gerstner. (298), am 5.2.1978). Eine Förtschreibung mit den Zuwachsraten der Positionen Modernisierung, Baureparaturen und Wirtschaftsaufwendungen aus dem Staatshaushalt (vgl. Statistisches Jahrbuch der DDR 1984. (243), S. 262) ergibt für 1982 einen Wert von 4,0 Mrd. M. c) Faktorkosten der Mietwohnungsnutzung: 6,6 Mrd. M (gezahlte Mieten plus Subventionen für Mietwohnungen). d) Verhältnis Faktorkosten der Mietwohnungsnutzung zu Faktorkosten der Eigenheimnutzung = 3:1.— Diese Annahme stützt sich auf die Ergebnisse der Wohnraum- und Gebäudezählung 1971 (vgl. Fritz Hagemann: Ergebnisse der Wohnraum- und Gebäudezählung 1971. (147), S. 371 ff.). Dort heißt es, daß 22,9 vH aller Wohnungen von den Eigentümern und 77,1 vH von Mietern (einschließlich Nebenmieter und Mitglieder einer Wohnungsbaugenossenschaft) genutzt werden. Überschlagsrechnungen, unter Einbeziehung der inzwischen neugebauten Wohnungen nach Eigentumsformen (vgl. Statistisches Jahrbuch der DDR 1984. (243), S. 166 ff.) ergaben, daß sich der Anteil der von Eigentümern selbstgenutzten Wohnungen bis zu Beginn der 80er Jahre um einige Prozentpunkte verringert haben dürfte. Geht man davon aus, daß Eigenheime im Durchschnitt größer und besser ausgestattet sind als Mietwohnungen, erscheint ein Anteil der Faktorkosten für Eigenheimnutzung von 25 vH an den gesamten Faktorkosten realistisch. e) Aus c) und d) errechnet sich: Faktorkosten der Mietwohnungsnutzung = 6,6 Mrd. M Faktorkosten der Eigenheimnutzung = 2,2 Mrd. M Faktorkosten der Wohnungsnutzung = 8,8 Mrd. M 43 Vgl. Tabellenanhang, Tabelle 13. 44 Vgl. Heinz Vortmann und Cord Schwartau (Bearb.): Das Kaufkraftverhältnis zwischen D-Mark und Mark der DDR 1983. (218), S. 193 ff. 45 Herbert Wilkens: Das Sozialprodukt... (106), S. 36.

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weise bis zur personellen Ebene für die DDR nachgezeichnet. Eine Fortführung des Projekts bis zu den Haushaltseinkommen soll zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen. Der demographische Bezugsrahmen wird im Vorgriff indes schon in dieser Arbeit für alle Ebenen erstellt und erläutert; es wird auch die gesamte Breite der Primärquellen (also einschließlich personelle Einkommen und Haushaltseinkommen) diskutiert.

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2. Materiallage, Sicherheit der Daten, Geheimhaltung Bei empirischen Untersuchungen wird das Vorgehen in der Regel nicht unwesentlich von der Materiallage bestimmt. Häufig müssen auch theoretisch gut fundierte Modelle den (statistischen) Beweis wegen fehlender Daten schuldig bleiben. Das gilt generell für Ost und West und nicht nur für die Wirtschaftswissenschaften. Während jedoch in den westlichen Ländern das vorhandene Material — von wenigen Ausnahmen abgesehen (militärischer Bereich, Geschäftsgeheimnisse, Datenschutz) — veröffentlicht, zumindest aber zugänglich gemacht wird, unterliegt in den sozialistischen Staaten ein erheblicher Teil der Statistiken der Geheimhaltung, insbesondere wenn es sich um Zahlen von gesamtwirtschaftlicher Bedeutung handelt. Selbst im Vergleich zu manchen ihrer östlichen Nachbarn reicht die Geheimhaltung in der DDR besonders weit. Sie richtet sich in erster Linie wohl gegen die Beobachter aus anderen Ländern, trifft aber auch die DDR-Wissenschaftler selbst. Es mutet fast kurios an, wenn früher in Dissertationen und Habilitationsschriften beispielsweise die Nettogeldeinnahmen von den Autoren geschätzt werden mußten1, oder wenn in den Hauptkatalogen der Universitätsbibliotheken bestimmte Hochschulschriften nicht einmal mehr bibliographiert werden. Über Sinn und Zweck der restriktiven Informationspolitik zu sinnieren, ist hier nicht der richtige Ort. Es soll lediglich auf die unzureichende Materiallage und die daraus resultierenden Probleme hingewiesen werden. Deshalb, aber auch um einen Überblick hinsichtlich der Datenbasis zu gewinnen sowie deren Zuverlässigkeit abschätzen zu können und um das methodische Vorgehen verständlich zu machen, sollen die relevanten Statistiken im folgenden beschrieben und diskutiert werden.

2.1. Bevölkerungsstatistik Für die Disaggregierung oder — falls nur mikroökonomische Daten vorhanden sind — Aggregierung der Einkommensgrößen müssen Bevölkerungsbilanzen aufgestellt werden. Die korrespondierende Bilanz für die personelle Verteilung hat alle Einkommensbezieher nach sozialen Gruppen aufzuschlüsseln, für die Verteilung der Haushaltseinkommen sind Bilanzen nötig, die die Haushalte nach ihrer Größe und sozialen Zusammensetzung untergliedern.

2.1.1. Arbeitskräfte- und Sozialstatistik Die Daten für die Bevölkerungsbilanz, in der die Einkommensbezieher nach sozialer Zugehörigkeit gruppiert werden, finden sich zum überwiegenden Teil in den Statistischen Jahrbüchern der DDR. Dort sind die Erwerbspersonen nach ihrer Stellung im Betrieb (Arbeitnehmer, Genossenschaftsmitglieder, Selbständige, mithelfende Familienangehörige) ausgewiesen; ebenso die Sozialeinkommensbezieher — aber leider nicht vollständig und in der hier benötigten Form: — Ein Teil der Erwerbspersonen wird von der Arbeitskräftestatistik in den Jahrbüchern nicht erfaßt (Militär; Polizei; Beschäftigte in gesellschaftlichen Organisationen, im Uranerzbergbau, in Rüstungsbetrieben und Strafanstalten; mithelfende Familienangehörige in der Landwirtschaft). — Für die Berechnung von Durchschnittseinkommen mit Hilfe der Geldbilanz ist die einzige methodisch einwandfreie Basis, mit Jahresdurchschnittszahlen bei den Erwerbstätigen zu arbeiten. In den Statistischen Jahrbüchern werden aber nur für Arbeitnehmer und Lehrlinge jährliche Durchschnittswerte angegeben, die Zahl der übrigen Erwerbstätigen zu einem Stichtag (30.9.). 1 So geschehen in den Arbeiten von: Paul Frenzel: Volkswirtschaftliche Probleme des optimalen Sparens der Bevölkerung im Sozialismus. (35), Anlage 2. — Klaus Lange: Vorschläge zur Neugestaltung der Statistik der Wirtschaftsrechnungen in der Deutschen Demokratischen Republik unter Berücksichtigung der Stichprobentheorie. (57), S. 37. — Christine Steudtner: Wesentliche Probleme des ökonomisch begründeten Sparens in der entwickelten sozialistischen Gesellschaft. (98), Anlage 11.

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— Die Sozialeinkommenbezieher lassen sich mit den Daten der Jahrbücher nicht in solche ohne und mit zusätzlichem Arbeitseinkommen — letztere werden hier den Erwerbstätigen zugerechnet — trennen. Außerdem werden auch sie nur zu einem bestimmten Zeitpunkt (Dezember) ausgewiesen. Darüber hinaus existiert eine Reihe weiterer methodischer Probleme. In den Zahlenreihen der Statistischen Jahrbücher treten z.B. Sprünge auf, die nicht durch tatsächliche Schwankungen bei den Einkommensbeziehern, sondern durch Abgrenzungsänderungen entstanden sind. Die Korrekturrechnungen im einzelnen werden im Anhang S. 211 ff. beschrieben.

2.1.2. Haushaltsstatistik Über das Zusammenleben der Bevölkerung in privaten Haushalten geben im wesentlichen nur die Volkszählungen Auskunft. Einige Daten sind auch den Einkommens- und Verbrauchsstichproben zu entnehmen, allerdings besteht hier häufig das Problem der mangelnden Repräsentanz (s.u.). Bis Mitte der achtziger Jahre sind in der DDR vier Volkszählungen durchgeführt worden — am 31.8.1950, 31.12.1964, 1.1.1971 und am 31.12.1981. Während von der ersten und letzten Zählung nur wenige Daten in den Statistischen Jahrbüchern der DDR 1955 bis 1957 und 1982/83 publiziert wurden, liegen von den 64er und 71er Erhebungen relativ umfangreiche Tabellensammlungen in SpezialVeröffentlichungen vor. Trotzdem reicht auch dieses Zahlenmaterial nicht aus, um die privaten Haushalte nach der sozialen Zugehörigkeit des Haupteinkommensbeziehers, allen weiteren Einkommensbeziehern und nach Haushaltsgröße ohne weiteres zu untergliedern. Das hat verschiedene Gründe: — Die soziale Zuordnung der privaten Haushalte erfolgt entsprechend der Leninschen Klasseneinteilung. Rentner werden der Gruppe zugerechnet, der sie vor Beendigung ihres Erwerbslebens angehörten. — Die weiteren Einkommensbezieher werden nur danach unterschieden, ob sie ebenfalls zur sozialen Gruppe des Haupteinkommensbeziehers gehören oder nicht. — Bei der Aufschlüsselung nach der Haushaltsgröße wird nicht die soziale Stellung des Haupteinkommensbeziehers angegeben, sondern lediglich ob er Erwerbs- oder Sozialeinkommen bezieht. Aber immerhin, die Eckdaten für die hier benötigten Gruppierungen der privaten Haushalte sind den Volkszählungsergebnissen zu entnehmen. Und auch für die Schätzungen, die an einigen Stellen in der Feinstruktur vorgenommen werden müssen, liegen genügend Informationen vor. Im einzelnen vgl. dazu Anhang S. 212 ff. Für die Jahre des Untersuchungszeitraums, in denen keine Volkszählung stattfand, wird die Untergliederung der privaten Haushalte mit Hilfe der Bevölkerungs-, Arbeitskräfte- und Sozialstatistik fortgeschrieben (vgl. Anhang S. 211 ff.).

2.2. Einkommensstatistik Die Daten für die regionale und funktionale Einkommensverteilung entstammen einer Quelle — der Geldbilanz. Sie ist die einzige Totalstatistik im Einkommensbereich. Die Höhe der Haushaltseinkommen und deren Schichtung wird, wie international üblich, auch in der DDR durch Stichproben ermittelt.

2.2.1. Bilanz der Geldeinnahmen und -ausgaben der Bevölkerung (kurz: Geldbilanz) In der Geldbilanz sind auf der Einnahmenseite alle (Geld-)Einkommen der Bevölkerung, gegliedert nach Art ihrer Entstehung, zusammengefaßt (vgl. S. 17). Die in ihr enthaltenen Daten werden nicht primär erhoben, sondern entstammen bereits vorhandenen Statistiken (z.B. Lohn- und Gehaltsstatistik, Rentenstatistik, Steuerstatistik), d.h. es handelt sich um eine synthetische Bilanz. Zunächst werden für die einzelnen Sektoren Zweigbilanzen (z.B. Landwirtschaft, Handel, Handwerk 2) ermittelt und dann in die zentrale Bilanz übernommen. Sie wird seit 1950 aufgestellt, zuerst für das gesamte Kalenderjahr, ab 1954 auch halbjährlich und seit 1957 sogar quartalsweise3. Bestimmte Eckkennziffern (z.B. Nettogeldeinnahmen) werden inzwischen auch monatlich erarbeitet. 2

Vgl. Alfred Keck: Die Bilanz der Geldeinnahmen ... (50), S. 13 ff. — Klaus Manske: Inhalt und Bilanzierung der persönlichen Geldeinkünfte der LPG-Mitglieder. (172), S. 10 ff. 3 Vgl. Walter Ziemer: Wie werden die Arbeiten auf dem Gebiet der Bilanzierung der Geldeinnahmen und -ausgaben der Bevölkerung weiter entwickelt? (223), S. 113.

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Neben der Bilanzierung für die gesamte DDR wird diese seit 1954 ebenfalls auf Bezirksebene vorgenommen. Eine weitere Untergliederung nach Kreisen ist zwar diskutiert, vermutlich aber nicht durchgeführt worden 4. Das Schema und die Nomenklatur der Geldbilanz hat sich im Laufe der Zeit verschiedentlich gewandelt. Von der Gesamtsumme aller monetären Einkommen (Nettogeldeinnahmen) abgesehen, werden makroökonomische Einkommenszahlen von der DDR — zumindest als absolute Größen — nicht veröffentlicht; sie gelten als vertraulich. Deshalb geht für den westlichen Beobachter der eigentlichen Analyse die mühevolle Kleinarbeit der Datengewinnung voraus. Mit Hilfe von Hunderten von Einzelangaben (z.B. Indexreihen, Anteilswerte) verbunden mit erheblichen Umrechnungen sind die Werte der Geldbilanz vom Verfasser mosaikartig zusammengefügt worden. In DDR-Publikationen wird die Genauigkeit der Geldbilanz mit ± 0,4 vH 5 , in einer anderen Quelle mit ± 1 vH 6 eingeschätzt. Diese Marge dürfte aber lediglich die möglichen Abweichungen aufgrund ermittlungstechnischer Schwierigkeiten wiedergeben; unberücksichtigt bleiben dabei systematische Fehler. Von der Geldbilanz werden nicht die Unterstützungen von Privaten an Private (z.B. Zahlungen verdienender Kinder an ihre berenteten Eltern) und die Einkommen aus der weitverbreiteten Schwarzarbeit erfaßt. Diese Positionen sind im übrigen auch nicht in der westdeutschen Statistik enthalten. Die meisten in dieser Arbeit verwendeten Daten dürften mit einem größeren Fehler behaftet sein, weil die Originalstatistik der DDR.nicht zugänglich ist. Lediglich die Eckdaten (Nettogeldeinnahmen) werden seit Beginn der achtziger Jahre für den gesamten Untersuchungszeitraum in den Statistischen Jahrbüchern ausgewiesen7.

2.2.2. Lohn- und Gehaltsstatistik Die Statistischen Jahrbücher der DDR weisen für den Zeitraum ab 1955 die durchschnittlichen monatlichen Arbeitseinkommen der vollbeschäftigten Arbeiter und Angestellten in sozialistischen Betrieben aus — sogar gegliedert nach Wirtschaftszweigen. Dazu wird das gesamte Arbeitseinkommen einer Periode durch die Anzahl der Vollbeschäftigten dividiert. Teilzeitbeschäftigte und Arbeitnehmer, die während des Jahres erkrankt waren oder sonstige lohnmindernde Ausfallzeiten hatten, bleiben außer Ansatz8. Mit der standardisierten Beschäftigtengröße ist es möglich, intertemporale und — soweit andere Staaten ebenfalls diese Methode anwenden — auch internationale Einkommensvergleiche durchzuführen, bei denen die Arbeitszeitkomponente, d.h. Einkommensveränderung aufgrund einer Erhöhung oder Verminderung der durchschnittlich geleisteten Stunden je Beschäftigten, weitgehend ausgeschaltet ist9. Für die Einkommensgesamtrechnung lassen sich die durchschnittlichen Arbeitseinkommen der vollbeschäftigten Arbeitnehmer leider nur für grobe Überschlagsrechnungen verwenden: — Die Durchschnittseinkommen gelten lediglich für die Arbeitnehmer in der sozialistischen Wirtschaft. Im Jahre 1983 waren zwar 96 vH 10 aller Arbeiter und Angestellten im sozialistischen Bereich tätig, in früheren Jahren ist der Anteil aber erheblich niedriger gewesen (1955: 74 vH) 11 . — Die Anzahl der Vollbeschäftigten wird nirgends veröffentlicht. — Die Begriffe „Arbeitseinkommen" und „Arbeiter und Angestellte" im Statistischen Jahrbuch und in der Geldbilanz decken sich nicht. Zum Arbeitseinkommen laut Geldbilanz gehören im wesentlichen nur Löhne und 4 Vgl. Walter Ziemer: Bilanz der Geldeinnahmen und -ausgaben der Bevölkerung in den Kreisen. (220), S. 164 ff. — Die Bilanzierung ist in einigen Bezirken in den Jahren 1963/64 vorübergehend unterbrochen worden. — Vgl. Gerhard Reuscher: Untersuchungen zur langfristigen territorialen Bilanzierung und Modellierung des Verbrauchs der Bevölkerung. (86), S. 96. 5 Vgl. Walter Ziemer: Statistische Ermittlung der Kaufkraft der Bevölkerung. (221), S. 55. 6 Vgl. Alfred Keck unter Mitarbeit von Hans-Georg Raunigk: Die Bilanz der Geldeinnahmen und -ausgaben der Bevölkerung. (52), S. 62. 7 Vgl. Statistisches Jahrbuch der DDR 1983. (243), S. 50. 8 Vgl. Statistisches Jahrbuch der DDR 1959. (243), S. 186. 9 Die Arbeitszeitkomponente ist nicht völlig ausgeschaltet, weil folgende Faktoren bei der Standardisierung unberücksichtigt bleiben: — Vollbeschäftigte werden auch dann nur als eine Einheit gezählt, wenn ihre geleisteten Stunden über der gesetzlichen Arbeitszeit liegen. Überstunden- sowie Sonn- und Feiertagsarbeit sind in der DDR nach wie vor weit verbreitet. — Eine arbeitstägliche Bereinigung wird nicht vorgenommen. Die Zahl der Arbeitstage ändert sich in der Regel von Jahr zu Jahr aufgrund der kalendermäßigen Verschiebung der Feiertage. — Änderungen der gesetzlichen Arbeitszeit werden nicht ausgeschaltet. 10 Vgl. Statistisches Jahrbuch der DDR 1984. (243), S. 109. 11 Vgl. Statistisches Jahrbuch der DDR 1955. (243), S. 111.

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Gehälter sowie Prämien; im Jahrbuch werden darüber hinaus Ehegattenzuschläge, Kindergeld, Weihnachtsgeld u.ä. mitgerechnet 12. Hinsichtlich der Abgrenzung der Arbeiter und Angestellten besteht folgender Unterschied: In der Geldbilanz zählen auch die Lehrlinge und die von der amtlichen Statistik nicht ausgewiesenen Arbeitnehmer 13 dazu; das Statistische Jahrbuch berücksichtigt keine Lehrlinge (bis 1962 auch keine Heimarbeiter); ob die nicht von der amtlichen Statistik ausgewiesenen Erwerbstätigen einbezogen sind, ist sehr zweifelhaft.

2.2.3. Statistik des Haushaltsbudgets Die Statistik des Haushaltsbudgets (bis 1971 Statistik der Wirtschaftsrechnungen genannt) ist eine Befragung von Haushalten ausgewählter Bevölkerungsgruppen. Ziel dieser Erhebung ist es, Informationen über Höhe und Struktur der Geldeinnahmen und -ausgaben in Abhängigkeit von verschiedenen Faktoren (z.B. Anzahl der Personen im Haushalt nach Alter, Geschlecht und Berufstätigkeit) zu gewinnen. Sie ist die einzige DDR-Statistik, die detailliert die Beziehungen zwischen Einkommen und Verbrauch einzelner sozio-ökonomischer Gruppen untersucht. Die Befragung erfolgt mit Hilfe eines Wirtschafts- oder Haushaltsbuchs, das von den Haushalten ausgefüllt wird. Mit der erstmaligen Durchführung der Statistik des Haushaltsbudgets (damals Statistik der Haushaltsrechnungen) wurde Ende 1947 begonnen. Zunächst erstreckten sich die Befragungen über einige Monate und erfaßten nur wenige Haushalte. Später wurde damit begonnen 14 , die Haushalte das ganze Jahre hindurch zu befragen (vom 1. November des Vorjahres bis zum 31. Oktober des Berichtjahres). Bis Ende der 50er Jahre wechselten die erfaßten Gruppen sowie der Befragungsumfang und die -methode häufig 15 . Zwischen 1957 und 1962 erhielt die Statistik des Haushaltsbudgets im wesentlichen ihre jetzt noch gültige Form 16 . Seitdem werden drei Bevölkerungsgruppen in die Erhebung einbezogen: — Arbeiter und Angestellte, — Mitglieder landwirtschaftlicher Produktionsgenossenschaften des Typs III 17 , — Rentner. Durchgehend, d.h. seit 1947, sind lediglich Erhebungen in Arbeitnehmerhaushalten durchgeführt worden. In den LPG-Haushalten wurde 1954 damit begonnen; nach einigen Unterbrechungen (1955, 1957) sind dann ab 1958 die Befragungen kontinuierlich erfolgt 18 . Mit der Führung von Wirtschaftsbüchern bei den Rentnern hat man 1956 angefangen. Von 1961 bis 1963 war diese Reihe vorübergehend eingestellt 19 , danach aber fortlaufend wieder erstellt worden. Bis einschließlich 1970 wurden nur Rentnerhaushalte ohne zusätzliches Einkommen aus Berufstätigkeit berücksichtigt; in den folgenden Jahren daneben auch solche mit Erwerbseinkommen 20. Die Befragung ließ bzw. läßt noch einige wichtige soziale Gruppen, nämlich — Mitglieder landwirtschaftlicher Produktionsgenossenschaften des Typs I und II, — Mitglieder von Produktionsgenossenschaften des Handwerks, — Selbständige, unbeachtet. Während der 50er Jahre sind auch in deren Haushalten Befragungen durchgeführt worden 21 ; die spätere Einschränkung ist unverständlich. Immerhin sind die wichtigsten und größten Gruppen erfaßt; ihr Anteil 12

Vgl. Alfred Keck unter Mitarbeit von Hans-Georg Raunigk: Die Bilanz der Geldeinnahmen ... (52), S. 140 ff. und Statistisches Jahrbuch der DDR 1977. (243), S. 86. 13 Vgl. Werner Miethbauer: Die planmäßige Gestaltung der Geldzirkulation im Konsumtionsbereich der Bevölkerung als Führungsaufgabe der örtlichen Organe der Staatsmacht. (78), S. 109. 14 Vgl. Gerhard Reuscher: Die Bedeutung der Statistik der Wirtschaftsrechnungen für die Verbesserung der Planung und Bilanzierung in der Deutschen Demokratischen Republik. (85), S. 40. 15 Vgl. ebenda, S. 44 ff. 16 Vgl. Klaus Lange und Wolfgang Lange: Einige Probleme der Verbesserung der Statistik der Wirtschaftsrechnungen. (164), S. 635. 17 In der zweiten Hälfte der siebziger Jahre sind an die Stelle der LPG der Typen I, II und III Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaften neuen Typs getreten; seit 1977 werden deren Mitglieder bzw. Haushalte befragt. 18 Vgl. Gerhard Reuscher: Die Bedeutung der Statistik der Wirtschaftsrechnungen ... (85), S. 46 ff. 19 Vgl. Esther Matterne: Die Auswertung der Statistik der Wirtschaftsrechnungen für die Erforschung des Bedarfs nach Industriewaren und Leistungen. (74), S. 58. 20 Vgl. Hilmar Polle: Die Bedürfnisse der Altersrentner in der Deutschen Demokratischen Republik und Möglichkeiten ihrer Befriedigung. (84), S. 191. 21 Vgl. Gerhard Reuscher: Die Bedeutung der Statistik der Wirtschaftsrechnungen ... (85), S. 45 ff.

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an der Gesamtzahl der Haushalte betrug 1964 (Volkszählung) etwa 85 vH 2 2 . In der Erhebung selbst wurden seit 1958 durchschnittlich jährlich zwischen 5 000 und 7 000 Haushalte einbezogen. Bei Stichproben stellt sich immer die Frage, inwieweit sie repräsentativ sind. Lange hat dies in seiner Dissertation für die Statistik des Haushaltsbudgets untersucht. Er kommt zu dem Schluß — soweit es die Einkommensseite betrifft —, daß die Durchschnittseinkommen und deren Zusammensetzung für die untersuchten Gruppen repräsentativ sind, ebenso die Schichtung der Einkommen nach Haushaltsgröße und Einkommensklassen mit Ausnahme der oberen Einkommensbereiche bei Drei-, Vier- sowie Fünf- und Mehr-Personenhaushalten 23. Diese Aussage muß allerdings relativiert werden; sie ist das Ergebnis eines Vergleichs mit anderen Stichproben (Familieneinkommenserhebung in Haushalten von Arbeitern und Angestellten, alle Klassen und Schichten umfassende Einkommensstichprobe — s.u.). Richtig ist eher, daß die Statistik des Haushaltsbudgets bessere Daten als die anderen Stichproben liefert. Lange selbst untermauert diese Feststellung in doppelter Hinsicht. Einmal weist er auf verschiedene Mängel der Statistik des Haushaltsbudgets selbst hin 24 , zum anderen ist es ihm nicht gelungen, durch Hochrechnung von den Stichprobenergebnissen auf makroökonomische Aggregate zu kommen. Die von ihm durchgespielten Varianten liegen zwischen 10 und 15 vH unter den Nettoeinkommen der Geldbilanz 25 . Auch die Ergebnisse der Statistik des Haushaltsbudgets werden in den offiziellen Publikationen der Zentralverwaltung für Statistik der DDR (Statistische Jahrbücher; Zeitschrift: Statistische Praxis) 26 in ihrer Gesamtheit nicht veröffentlicht. Aus der Bilanz des Realeinkommens der Arbeiter- und Angestelltenhaushalte im Statistischen Jahrbuch 27 lassen sich — nach Eliminierung des unbezahlten Verbrauchs (z.B. unentgeltliche Leistungen des Gesundheits- und Sozialwesens) — lediglich die Brutto- und Nettoeinkommen für einen durchschnittlichen Arbeitnehmerhaushalt ermitteln. Darüber hinaus sind dort keine Daten aus der Statistik des Haushaltsbudgets, die das Einkommen betreffen, publiziert. Weitere Angaben finden sich verstreut in Einzelveröffentlichungen — insbesondere in Hochschulschriften.

2.2.4. Familieneinkommenserhebung Die Familieneinkommenserhebung — auch Haushaltseinkommenserhebung genannt — wurde von 195928 bis 1965 jährlich in 30 000 Arbeiter- und Angestelltenhaushalten der sozialistischen Wirtschaft (außer Land- und Forstwirtschaft) durchgeführt. Seitdem geschieht das aperiodisch, meist im Abstand von zwei Jahren 29 .1964 und 1968 wurden zusätzlich 11 000 bzw. 9 000 Rentnerhaushalte befragt 30. Stellvertretend für die durchschnittlichen monatlichen Einkommen des Jahres werden die Haushaltseinkommen des Monats August mit Hilfe von Interviews erhoben. Die Ergebnisse der Familieneinkommenserhebung weisen erhebliche Mängel hinsichtlich ihrer Repräsentationsfähigkeit für alle Arbeiter- und Angestelltenhaushalte auf: — Es entsteht ein systematischer Fehler, weil die Auswahl anhand einer Beschäftigungsliste vorgenommen wird. Die Wahrscheinlichkeit eines Haushalts, in die Befragung einbezogen zu werden, nimmt proportional mit der Zahl seiner Arbeitseinkommensbezieher zu. Da Haushaltungen mit mehreren Beschäftigten in der Regel über ein höheres Einkommen verfügen können als solche mit nur einem Erwerbstätigen, sind die Arbeitseinkommen im Vergleich zur Grundgesamtheit überhöht ausgewiesen31. 22

Vgl. Klaus Lange: Vorschläge zur Neugestaltung ... (57), S. 75. Vgl. ebenda, S. 43. 24 — Die durchschnittliche Haushaltsgröße der befragten Haushalte ist größer als in der Grundgesamtheit. — Die Schichtung der Haushalte nach ihrer Größe entspricht nicht den Erfordernissen der Stichprobentheorie. — Die Großstadthaushalte sind überproportional vertreten. (Vgl. ebenda, S. 29 ff. und S. 58). 25 Vgl. ebenda, Anhang, Tabelle 2. 26 Die Zeitschrift „Statistische Praxis" (270) ist 1979 eingestellt worden. 27 Vgl. Statistisches Jahrbuch der DDR 1984. (243), S. 276. 28 Eine Probeerhebung, bei der rund 7 300 Haushalte befragt wurden, fand bereits 1957 statt. — Vgl. Alfred Lachnit: Die statistische Beobachtung und Auswertung der Geldeinkommen der Haushaltungen der Bevölkerung in der DDR. (53), S. 160. 29 Vgl. Gerhard Reuscher: Untersuchungen zur langfristigen territorialen Bilanzierung ... (86), S. 111 und Statistisches Jahrbuch der DDR 1984. (243), S. 278. 30 Vgl. Wolfgang Lange: Aufbau und Verwendung eines Haushaltsplanes für repräsentative Haushalts- und Bevölkerungsbefragungen. (58), S. 12 f. 31 Vgl. Alfred Lachnit: Die statistische Beobachtung ... (53), S. 162 und Wolfgang Lange: Aufbau und Verwendung ... (58), S. 13. 23

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— Es wird lediglich ein Haushaltsmitglied (der ausgewählte Arbeitnehmer) nach dem Haushaltseinkommen befragt. Untersuchungen haben ergeben, daß die Einkommen der nicht direkt befragten Beschäftigten zu niedrig angegeben werden 32 . — Das Einkommen im Monat August ist in mehrfacher Hinsicht untypisch für das Einkommen des ganzen Jahres. Die sozialen Zuwendungen werden zu niedrig ausgewiesen, weil die Anzahl der Arbeitsausfalltage infolge Krankheit — und damit auch das Krankengeld — im Monat August in der Regel wesentlich unter dem Jahresdurchschnitt liegt 33 . Andere Einkommen fallen nur periodisch an. Die Jahresendprämie wird in den ersten drei Monaten des Kalenderjahres ausgezahlt. Inzwischen erhalten praktisch alle Arbeitnehmer in der produzierenden Sphäre etwa in Höhe eines durchschnittlichen Monatsverdienstes diese Prämie. Hierher gehört auch das Weihnachtsgeld, das allerdings nach Umfang und Empfängerkreis inzwischen nahezu bedeutungslos geworden ist. Inwieweit sich die Fehler in bezug auf das Durchschnittseinkommen gegenseitig aufheben, ist schwer zu beurteilen; sicher scheint jedoch, daß die Einkommensstruktur verzerrt wiedergegeben wird. Die Familieneinkommenserhebung ist die einzige Stichprobe, über die regelmäßig und relativ ausführlich berichtet wird. Das Haushaltsnettoeinkommen der Arbeiter und Angestellten, geschichtet nach Größe der Haushalte und Einkommensgruppen sowie die Anteile der einzelnen Einkommensarten am Gesamteinkommen aller Arbeitnehmerhaushalte sind fast vollständig für alle Jahre, in denen die Befragung durchgeführt wurde, in den Statistischen Jahrbüchern der DDR publiziert. Die Erhebungen in Rentnerhaushalten sind allerdings nicht veröffentlicht worden.

2.2.5. Sonstige Einkommensstichproben Neben der Statistik des Haushaltsbudgets und der Familieneinkommenserhebung finden von Zeit zu Zeit weitere Einkommensbefragungen statt. Für das Jahr 1965 wurde erstmals in 75 000 Haushalten eine alle soziale Gruppen umfassende Einkommensstichprobe durchgeführt 34. Ob sie in dieser Form wiederholt wurde, ist nicht bekannt. Spätere Veröffentlichungen deuten darauf hin, daß die Befragungen der einzelnen sozialen Gruppen getrennt erfolgt sind. 1970 hat eine Einkommensstichprobe bei Arbeitnehmern stattgefunden, die 1972 und 1974 in 15 000 Haushalten wiederholt werden sollte 35 . Genossenschaftsbauern der Typen I bis III sollten 1972 und 1975 (5 000 Haushalte) und Selbständige sowie Genossenschaftshandwerker 1973 (4 000 Haushalte) befragt werden 36 . Obgleich die 65er Stichprobe theoretisch besser fundiert war als die der anderen Erhebungen 37 , lieferte sie keine überzeugenden Ergebnisse. Eine Hochrechnung der Durchschnittseinkommen aller einbezogenen Haushalte lag um 24 vH unter den Nettoeinkommen der Geldbilanz 38 . Das mag folgende Ursachen haben: — Die Stichprobe wurde im März/April 1966 durchgeführt; erfaßt werden sollten die Einkommen des Jahres 1965. Einige Einkommensteile sind sicher vergessen worden. — Mangelnde Auskunftsbereitschaft, insbesondere der höher verdienenden Selbständigen. Aus diesen Einkommensstichproben sind nur einige wenige Eckdaten für 1965 bekanntgeworden; in die offiziellen Veröffentlichungen der Staatlichen Zentral Verwaltung für Statistik haben sie keinen Eingang gefunden.

2.2.6. Einkommens- und Verbrauchsmodelle Die Idee, Daten der Bevölkerungsstatistik, der Einkommensgesamtrechnung und der -Stichproben zu einem Einkommens- und Verbrauchsmodell zusammenzufügen ist ebenso wie in der Bundesrepublik auch in der DDR schon seit längerem verfolgt worden. Das Interesse konzentrierte sich in der DDR allerdings stärker auf die Ver32 33 34 35 36 37 38

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Vgl. Vgl. Vgl. Vgl. Vgl. Vgl. Vgl.

Alfred Lachnit: Die statistische Beobachtung ... (53), S. 168. Klaus Lange: Vorschläge zur Neugestaltung ... (57), S. 39 f. Gerhard Reuscher: Untersuchungen zur langfristigen territorialen Bilanzierung ... (86), S. 114. Erhard König: Aufbau eines Systems repräsentativer Bevölkerungsbefragungen. (157), S. 262 f. ebenda, S. 262. Wolfgang Lange: Aufbau und Verwendung ... (58), S. 12 f. Klaus Lange: Vorschläge zur Neugestaltung ... (57), S. 36.

brauchsseite. Für eine Planwirtschaft ist das nur zu verständlich; ein ausgereiftes Verbrauchsmodell würde für die Prognose der bedarfsgerechten Konsumgüterversorgung — ein in allen sozialistischen Staaten bisher unbefriedigend gelöstes Problem — entscheidende Verbesserungen bringen. Zahlreiche Vorschläge zum Aufbau kombinierter Einkommens- und Verbrauchsmodelle entstanden vor allem in der ersten Hälfte der 60er Jahre 39 . Bereits 1959 begann Ziemer bei der Staatlichen Zentral Verwaltung für Statistik mit der Aufstellung sogenannter Konsumtionsbilanzen40. Im übrigen lieferte er auch Beiträge zur Modelldiskussion41. Diese Bilanzen, die immer noch aufgestellt werden, können als empirische Vorläufer für ein Einkommens- und Verbrauchsmodell angesehen werden. „In der Planungspraxis wird zur Zeit eine Konsumtionsbilanz ausgearbeitet, die nur die individuelle Konsumtion zum Inhalt hat. Diese Bilanz erfaßt die Gesamtbevölkerung nach Haushaltsgruppen gegliedert (verbrauchsähnliche Gruppen), die Zusammensetzung und die Höhe der Brutto- und der Nettogeldeinkünfte, die Verwendung der Geldeinkünfte nach Ausgabenbereichen und die Gebrauchswertstruktur des Kauffonds unterteilt nach Klassen und Schichten, Haushaltstypen und Einkommensgruppen. Die Einbeziehung der unentgeltlich gewährten Leistungen in diese Teilbilanz wird vorbereitet" 4 2 . Die Konsumtionsbilanz ist keine Bilanz im eigentlichen Sinne, sondern ein „System von einzelnen Bilanzen, von Einkommens- und Ausgabestrukturen" 43. Es handelt sich dabei offentlichtlich aber noch um kein geschlossenes, mit gesamtwirtschaftlichen Daten abgestimmtes Modell, sondern eher um eine Zusammenstellung und Verdichtung von Detailuntersuchungen 44. 1971 ist mit dem Aufbau eines fundierten Einkommens- und Verbrauchsmodells begonnen worden; die erste Stufe des Einkommensmodells sollte bis 1975 erarbeitet werden 4 5 . Über die Ergebnisse und den Fortgang der Arbeiten ist nichts bekannt. Im Jahre 1981 wurde dann ein umfassendes Einkommens- und Verbrauchsmodell vorgestellt 46. Ob es sich dabei um die Fortführung des zehn Jahre davor begonnenen Projekts handelt, läßt sich nicht klären; es fehlt jeder Hinweis auf Vorarbeiten. Über den Stand der empirischen Durchführung wird ebenfalls nichts gesagt. Von seinem Aufbau her weist das Modell in einer Reihe von Punkten Ähnlichkeiten mit dem in dieser Arbeit beschriebenen Ansatz auf.

39

Vgl. Gerhard Reuscher: Zum Stand der Modellierung der Konsumtion. (188), S. 1112 ff. Vgl. ebenda, S. 1118. 41 Vgl. Walter Ziemer: Wie werden die Arbeiten ... (223), S. 113 ff. — Derselbe: Probleme der Aufstellung einer Konsumtionsbilanz. (224), S. 77 ff. 42 Vgl. Autorenkollektiv: Ökonomisches Lexikon, Band A-K. (16), S. 1114. 43 Vgl. Walter Ziemer: Probleme der Aufstellung ... (224), S. 78. 44 Vgl. Walter Ziemer: Wie werden die Arbeiten ... (223), S. 114. 45 Vgl. Erhard König: Aufbau eines statistischen Einkommens- und Verbrauchsmodells im Perspektivzeitraum 1971 bis 1975. (156), S. 133 ff. 46 Vgl. Jürgen Boje und Ruth Grunert: Aufbau und Aufgaben eines Modellsystems zur sozialökonomischen Differenzierung der Bilanz der Geldeinnahmen und -ausgaben der Bevölkerung. (135), S. 180 ff. 40

29

3. Bevölkerung und Haushalte Die Einkommensverteilung und -entwicklung hängt im wesentlichen von drei Faktoren ab — vom Niveau und Wachstum der Wirtschaft, der Verteilungsentscheidung über das Sozialprodukt und von der Bevölkerungs- und Beschäftigtenzahl sowie deren sozio-ökonomischer Gliederung, wobei zwischen den Komponenten zahlreiche Interdependenzen bestehen. In diesem Abschnitt erfolgt die Darstellung der demographischen/sozio-ökonomischen Entwicklung und des Bezugsrahmens für das (spätere) Einkommensmodell. Trotz schwerer Kriegsverluste war der mitteldeutsche Bevölkerungsstand 1946 mit 18,1 Mill. Personen höher als 1939 (16,7 Mill.), weil auch die damalige SBZ eine große Zahl von Vertriebenen aus den deutschen Ostgebieten aufgenommen hatte. 1948 erreichte die Bevölkerungszahl mit 19,1 Mill. (einschl. Berlin-Ost) ihren höchsten Stand, danach ging sie wegen hoher jährlicher Abwanderungen bis 1961 kontinuierlich auf 17,1 Mill. Personen zurück. Bis zum Beginn der siebziger Jahre hat die Bevölkerungszahl dann nahezu stagniert und war anschließend wieder rückläufig. Zu Beginn der achtziger Jahre scheint sie sich auf niedrigerem Niveau bei 16,7 Mill. zu stabilisieren. Die Änderungen nach dem Bau der Berliner Mauer spiegeln stärker als früher die natürliche Bevölkerungsbewegung wider, die vom Altersaufbau, der Lebenserwartung und vom generativen Verhalten abhängt1.

3.1. Altersaufbau, natürliche Bevölkerungsbewegungen, Wanderungen Der Altersaufbau einer Bevölkerung läßt sich graphisch in Form eines sogenannten Lebensbaumes darstellen. Hierbei wird die Besetzung jedes einzelnen Altersjahrgangs — getrennt nach Geschlechtern — horizontal als Streifen aufgetragen. Beginnend mit den Nulljährigen werden die einzelnen Jahrgänge symmetrisch um eine vertikale Achse aufeinandergeschichtet. Bis zum ersten Weltkrieg hatte der Lebensbaum der Bevölkerung des Deutschen Reichs den Umriß einer Pyramide, d.h. die jeweils höhere Altersgruppe war geringer besetzt als die vorhergehende. Das änderte sich ,als Folge der beiden Weltkriege und der Wirtschaftskrise zu Beginn der dreißiger Jahre. Der Lebensbaum der DDR (wie übrigens auch der der Bundesrepublik Deutschland) ist deformiert. Die Kriege haben einige Altersjahrgänge in erschreckendem Umfang reduziert und zogen außerdem, ebenso wie die Wirtschaftskrise, Geburtenausfälle nach sich. Diese Einbrüche setzen sich in abgeschwächter Form wellenartig bis heute fort. Zum Geburtenrückgang trug auch die Tendenz zur Kleinfamilie bei, die schon zwischen den beiden Weltkriegen erkennbar war und durch Verbesserungen der Methoden zur Empfängnisverhütung verstärkt wurde. Die unentgeltliche Abgabe von empfängnisverhütenden Mitteln und insbesondere die Legalisierung des Schwangerschaftsabbruchs (Fristenlösung) 1972 hatte in den ersten Jahren danach eine weitere sprunghafte Abnahme der Geburten zur Folge2. Die schwache Besetzung der jüngeren Jahrgänge und der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter ist auch auf die Abwanderung in die Bundesrepublik zurückzuführen. 2,6 Mill. Personen, überwiegend jüngere Leute, haben bis 1961 die DDR verlassen. Sie und ihre Kinder fehlen heute im Bevölkerungsaufbau der DDR3. Die Jahrgänge der vor dem ersten Weltkrieg Geborenen sind dagegen stark besetzt. Dies ist die Folge der damals höheren Geburtenquote und der Verbesserungen im Gesundheitswesen (längere Lebenserwartung). Kennzeichnend für die älteren Jahrgänge ist außerdem ein erheblicher Frauenüberschuß (Kriegsverluste bei den Männern), der sich erst bei den Geburtenjahrgängen nach 1930 nicht mehr zeigt. Die Zahl der Personen im arbeitsfähigen Alter nahm bis zu Beginn der 70er Jahre kontinuierlich ab, und zwar relativ stärker als die Gesamtbevölkerung 4. Danach kehrte sich der Trend um, weil starke Jahrgänge in das Erwerbsleben eintraten, während schwach besetzte Jahrgänge das Rentenalter erreichten. Bis in die zweite 1 2 3 4

30

Vgl. Vgl. Vgl. Vgl.

Handbuch DDR-Wirtschaft. Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (Hrsg.). (32), S. 38 f. ebenda, S. 38 f. ebenda, S. 39. Heinz Vortmann: Beschäftigungsstruktur und Arbeitskräftepolitik in der DDR. (211), S. 101 f.

Abbildung 5

ALTERSAUFBAU DER WOHNBEVÖLKERUNG 1 9 5 5 * Alter in Jahren

in vH der Gesamtbevölkerung * Stand

Jahresende.

31

Abbildung 6

ALTERSAUFBAU DER WOHNBEVÖLKERUNG 1983* Alter in Jahren

* Stand

32

Jahresende.

Übersicht 3 Wohnbevölkerung nach ausgewählten Altersgruppen 1950 bis 1983 Personen im 1

Jahr *

Kindes-

Erwerbs-

alter 2 )

alter 3 )

... Rentenalter«

Wohnbevölkerung insgesamt

in 1 000 Personen 1950 1955

4 202 3 718

11 646 11 269

2 540 2 845

18 388 17 832

1960 1965

3 678 4 067

10 483 9 808

3 028 3 165

17 188 17 040

1970 1975

3 970 3 591

9 773 9 928

3 325 3 303

17 068 16 820

1980 1983

3 271 3 223

10 473 10 654

2 996 2 824

16 740 16 701

1950 1955

22,9 . 20,8

63,3 63,2

13,8 16,0

100,0 100,0

1960 1965

21,4 23,8

61,0 57,6

17,6 18,6

100,0 100,0

1970 1975

23,3 21,3

57,3 59,0

19.5 19.6

100,0 100,0

1980 1983

19,7 19,3

62,6 63,8

17,9 16,9

100,0 100,0

Anteile in vH

1) Jahresende; 1950: 31.8.; 1970: 1.1.71.- 2) Kinder bis 15 Jahre.- 3) Männer bis 65, Frauen bis 60 Jahre.4) Männer über 65, Frauen über 60 Jahre. Quelle: Statistische Jahrbücher der DDR.

Abbildung 7

NATÜRLICHE BEVÖLKERUNGSBEWEGUNG 1950 BIS 1983 1000 Personen Lebendgeb3

10,»3 9,>8

9,7 9,3

24,»9 27,>9

21,»8 24,,0

19,,7 21,,6

20,0 21,5

100

100

100

100

100

6,»6 6,,6

11,>2 11,,5

22,,5 22,,7

44,,6 44,,0

15,1 15,2

1) Ohne Bauhandwerk.- 2) Kultur, Gesundheits- und Sozialwesen, Dienstleistungen, Staat und übrige Bereiche. Quellen:

54

Ergebnisse der Volks- und Berufszählunq am 31. Dezember 1964. (236), S. 175 ff.-Ergebnisse der Volks-, Berufs-, Wohnraum- und Gebäudezählung am 1. Januar 1971. (251), Band 4, S. 19 sowie Band 5, S. 10 ff.-Eigene Berechnungen.

Es gibt noch folgende Ortsklassen: Berlin, S 4 , A (I) und B (II). In einigen Fällen gilt anstelle von A und B bzw. I und II nur eine Klasse (DDR). Nicht jeder Wirtschaftszweig kennt alle vier bzw. drei Ortsklassen; es gibt die unterschiedlichsten Kombinationen, z.B. Berlin/A/B oder Berlin/DDR oder nur A/B. Finden jedoch alle vier Anwendung, betragen die Zeitlohnsätze der Ortsklasse B 95 vH der Zeitlohnsätze von Ortsklasse A 5 , die wiederum liegen bei 95 vH der Sätze von Ortsklasse S 6 . Zwischen den Zeitlohnsätzen der Klassen S und Berlin besteht keine feste Relation; sie erstreckt sich, je nach Lohngruppe und Branche, von 85 vH bis 98 vH 6 . Das Ortsklassensystem — übernommen aus der Vorkriegszeit — ist stark reduziert worden; 1945 bestanden in einigen Zweigen bis zu 28 Ortslohnklassen 7. In Zusammenhang mit den neuen Grundlöhnen ist ein weiterer Abbau erfolgt. Zusammenfassend läßt sich sagen, daß zwischen den drei Faktoren — Relation Einkommensbezieher/Wohnbevölkerung, — relative Verteilung der Erwerbstätigen nach Branchen in Verbindung mit zweigspezifischen Einkommensunterschieden, — Differenzierung der Löhne und Gehälter nach Ortsklassen und den Pro-Kopf-Einkommen ein hohes Maß an Übereinstimmung festzustellen ist. Der Richtung nach zeigen sich regional die gleichen Abweichungen vom DDR-Durchschnitt bei den Einkommen und den drei Komponenten. Auch die Veränderungen im Laufe derzeit weisen Parallelen auf; in allen Fällen bestanden in früheren Jahren größere Unterschiede als heute. Ein ursächlicher Zusammenhang zwischen den Einkommen und den behandelten Einflußfaktoren kann als sicher gelten. In Berlin sind die durchschnittlichen Pro-Kopf-Einkommen zweifellos höher als in den anderen Bezirken, auffällig ist allerdings das Ausmaß. Möglicherweise ist dies auch das Resultat statistischer Abgrenzungen. Die Einkommen werden am Ort ihrer Entstehung erfaßt, deshalb gibt es in den Bezirksgeldbilanzen die Position „Geldwanderung" 8 , in der die Einkommensströme über die Bezirksgrenzen nach dem Wohnortsprinzip der Empfänger saldiert werden. Es kann nicht geklärt werden, ob dies — insbesondere seit dem Ende der 60er Jahre — auch geschehen ist. Die Einkommensaggregate aus der jüngeren Vergangenheit entstammen fast ausschließlich den jährlichen Planerfüllungsberichten der einzelnen Bezirksstellen der Staatlichen Zentralverwaltung für Statistik. Schon zwei bis drei Wochen nach Ablauf einer Periode werden die Ergebnisse bekanntgegeben, so daß es fraglich erscheint, ob die Bilanzen dann bereits bis in alle Einzelheiten abgerechnet sind. In der Regel dürfte das keinen großen Einfluß auf die durchschnittlichen Pro-Kopf-Einkommen haben, weil sich der Arbeitskräftegewinn bzw. -verlust der Bezirke durch Pendler in engen Grenzen hält ( ± 3,5 vH) 9 . Eine Ausnahme stellt der Großraum Berlin dar. Gemessen an der erwerbstätigen Wohnbevölkerung vergrößern die Pendler das Arbeitskräftepotential Berlins um knapp 12 vH, während sie es in den umliegenden Bezirken um 8 vH (Frankfurt) bzw. 4 vH (Potsdam) schmälern. In diesem Zusammenhang gewinnt der Umstand an Bedeutung, daß die errechneten Pro-Kopf-Einkommen für Berlin extrem hoch ausfallen und die für Frankfurt den niedrigsten Wert in der gesamten DDR aufweisen. Für die verhältnismäßig hohen Pro-Kopf-Einkommen in Berlin (Ost) dürfte auch die bis 1961 „offene Grenze" nach Berlin (West) eine Rolle gespielt haben. „Dieser Fakt verursachte vor allem Berlin (Ost — H.V.) ... erhebliche Arbeitskräfteschwierigkeiten, die teilweise mit Zugeständnissen auf dem Gebiet der Entlohnung durch die Betriebe auszugleichen versucht wurden" 10 .

4 S steht für Schwerpunktobjekte, gilt jedoch im allgemeinen für Leipzig und Dresden. — Vgl. Autorenkollektiv: Ökonomik der Arbeit. (12), S. 525 und Manfred Kaufmann: Struktur des Arbeitseinkommens in der DDR. (49), S. 73. 5 Vgl. Autorenkollektiv: Ökonomik der Arbeit. (12), S. 525. 6 Das traf zumindest für die 50er Jahre zu; neuere Angaben liegen nur sporadisch vor. — Vgl. Gerhard Haas und Alfred Leutwein: Die rechtliche und soziale Lage der Arbeitnehmer in der sowjetischen Besatzungszone. (38), Anlagenteil, S. 128 ff. 7 Vgl. Manfred Kaufmann: Struktur des Arbeitseinkommens ... (49), S. 73. 8 Vgl. z.B. Alfred Keck unter Mitarbeit von Hans-Georg Raunigk: Die Bilanz der Geldeinnahmen ... (52), S. 23. 9 Vgl. Statistisches Jahrbuch der DDR 1973. (243), S. 445. 10 Roland Hofmann: Zweckmäßige Lohnformen im Bauwesen. (46), S. 15.

55

6. Einkommen aus Erwerbstätigkeit Mit der funktionalen Aufteilung der Einkommen sollen die Quellen ihrer Entstehung und ihre gesamtwirtschaftliche Bedeutung in den folgenden Kapiteln sichtbar gemacht werden. Neben der Ermittlung und Analyse der Einkommensaggregate sollen aber auch die einzelnen Einkommensformen dargestellt und diskutiert werden, einmal um Einblick in die Einkommensgestaltung in der DDR — und deren Entwicklung im Zeitablauf — zu gewinnen, zum anderen um zu überprüfen, ob und wie die propagierten Einkommensziele (vgl. S. 41 ff.) in die Praxis umgesetzt werden. Die Gliederung der Einkommen erfolgt in Anlehnung an die Nomenklatur der Geldbilanz. Einkommen aus Erwerbstätigkeit bilden vom Volumen her die mit Abstand größte Gruppe. Wie an anderer Stelle ausgeführt (vgl. S. 17 ff.), bietet sich an, diese zu unterteilen in Einkommen aus unselbständiger Tätigkeit, aus genossenschaftlicher und aus selbständiger Tätigkeit.

6.1. Geldeinkommen aus unselbständiger Tätigkeit Die Geldeinkommen aus unselbständiger Tätigkeit werden in der Geldbilanz als Arbeitseinkommen der Arbeiter und Angestellten bezeichnet 1 . Der Begriff Arbeitseinkommen ist nicht eindeutig definiert, allein die Staatliche Zentralverwaltung für Statistik der DDR verwendet ihn in vier inhaltlich unterschiedlichen Fassungen2. Nach der Abgrenzung, die in der Geldbilanz getroffen wurde, umfaßt er Löhne und Gehälter sowie Prämien, wobei zu den Löhnen und Gehältern auch die Lohnzuschläge rechnen, die im Zusammenhang mit der Aufhebung der Lebensmittelrationierung 1958 eingeführt wurden, ebenso wie Lohnzuschläge für Arbeitserschwernis, Schichtarbeit, Überstunden usw. und Zusatzlöhne, die aufgrund gesetzlicher bzw. tarifvertraglicher Bestimmungen für Zeiträume gezahlt werden, in denen keine Arbeitsleistungen für den Betrieb erfolgen, wie Urlaub, Feiertag, Hausarbeitstage usw. Auch die Lehrlingsentgelte dürften — in Abweichung von den amtlichen Definitionen für Planung, Rechnungsführung und Statistik — dazu zählen 3 , nicht jedoch — ebenfalls im Gegensatz zu den Definitionen für Planung, Rechnungsführung und Statistik — soziale Zuwendungen wie Ehegatten- und Kinderzuschlag, Lohnausgleich der Betriebe im Krankheitsfall 4 u.ä. Desgleichen sind die Lohnnebenkosten (Wegegeld, Trennungsentschädigung, Montagegeld, Reisekosten, Heimarbeiterzuschläge usw.) kein Bestandteil der Arbeitseinkommen. Die beiden zuletzt genannten Gruppen werden deshalb in anderen Kapiteln behandelt (vgl. S. 159 ff.), genauso wie die Lohnzuschläge, die im Zusammenhang mit der Aufhebung der Lebensmittelrationierung entstanden sind; in diesem Fall aber, um den Komplex aller damals eingeführten Ausgleichszahlungen geschlossen darzustellen (vgl. S. 147 f.). Der Maßstab für die Verteilung der Einkommen aus Berufstätigkeit soll die Qualität und die Quantität der Arbeit sein. Dazu bedarf es eines Systems, mit dem die Leistung gemessen und bewertet werden kann. Den Aufbau dieses Systems der (Arbeits-)Einkommensfindung in der DDR geben die Abbildung 14 und die sich anschließenden Erläuterungen in seinen Grundzügen wieder. 1

Vgl. Alfred Keck unter Mitarbeit von Hans-Georg Raunigk: Die Bilanz der Geldeinnahmen ... (52), S. 140. Vgl. Klaus Manske: Untersuchungen zum Arbeitseinkommen ... (66), S. 39 ff. 3 In der von Keck 1968 veröffentlichten Nomenklatur der Geldbilanz sind Lehrlingsentgelte an keiner Stelle erwähnt, wohl aber in einer früheren Veröffentlichung von ihm; dort werden sie eindeutig den Arbeitseinkommen zugerechnet. Die Definitionen für Planung, Rechnungsführung und Statistik enthalten in den Ausgaben von 1973 und 1980 dagegen den ausdrücklichen Hinweis, daß sie nach deren Abgrenzung kein Bestandteil der Arbeitseinkommen sind. In der Ausgabe von 1969 fehlte diese Anmerkung noch. — Vgl. Alfred Keck: Die Bilanz der Geldeinnahmen ... (50), S. 59. — Derselbe unter Mitarbeit von Hans-Georg Raunigk: Die Bilanz der Geldeinnahmen ... (52), S. 140 ff. — Definitionen ... (235), Ausgabe 1969, Teil 6, S. 45; Ausgabe 1973, Teil 5, S. 20 und Ausgabe 1980, Teil 5, S. 39. 4 Den Lohnausgleich der Betriebe im Krankheitsfall gibt es seit 1978 nicht mehr. Diese Leistung wurde von der Sozialversicherung übernommen (vgl. S. 145 und 159 f.). 2

56

Abbildung 14

BILDUNG DES ARBEITSEINKOMMENS

Quelle : Betriebsökonomik. G r u n d l e h r g a n g . 3 , überarbeitete Auflage.Berlin (Ost) 1973, S . 1 5 3 .

6.1.1. Löhne und Gehälter Die Grundlagen für die Festlegung der Löhne und Gehälter werden mit Hilfe der Arbeitsklassifizierung und Arbeitsnormung geschaffen. Beides sind Methoden der Arbeitsbewertung. Die Arbeitsklassifizierung dient zur Ermittlung der Anforderungen (im wesentlichen Qualifikation und Verantwortung) an die Arbeitsaufgabe und die Arbeitsnormung zur Messung der unterschiedlichen Leistungen der einzelnen Arbeitnehmer — ggf. bei gleichen Anforderungen. Über das Tarifsystem und über geeignete Lohnformen werden dann die Ergebnisse der Arbeitsbewertung umgesetzt in eine differenzierte Vergütung. 6.1.1.1. Arbeitsklassifizierung und Arbeitsnormung Die Arbeitsanforderungen werden in der DDR im wesentlichen mit zwei Methoden bestimmt — einer summarischen und einer analytischen. Mit der summarischen Methode wird die Arbeitsaufgabe als Ganzes eingeschätzt. Bewertungskriterien sind dabei vor allem Qualifikation und Verantwortung, aber auch geistige und körperliche Beanspruchung 5. Nach Art und Höhe der Anforderungen erfolgt dann die Zuordnung zu einer bestimmten Lohn- oder Gehaltsgruppe. Als Richtlinie für die Eingruppierung dient ein Katalog von ,,Rahmenmerkmalen", in denen die hauptsächlichsten Arbeitsanforderungen verallgemeinert aufgeführt sind. Von den Rahmenmerkmalen ausgehend werden die Arbeitsanforderungen in Wirtschaftszweiglohngruppenkatalogen (WLK) bzw. Gehaltsgruppenkatalogen (GGK) gemäß den jeweiligen speziellen Bedingungen konkretisiert. Auf diese Weise soll die Einheitlichkeit der Anwendung in der gesamten Volkswirtschaft gesichert werden6. 5

Vgl. Autorenkollektiv: Betriebsökonomik Industrie. (5), S. 281. Für die Tätigkeit der Meister, des ingenieurtechnischen Personals und für technische und kaufmännische Angestellte in den volkseigenen Betrieben bestehen gesonderte Eingruppierungsunterlagen. Sie sind abgedruckt in: Gerhard Haas und Alfred Leutwein: Die rechtliche und soziale Lage ... (38), Anlagenteil, S. 145 ff. — Vgl. dazu auch: Autorenkollektiv: Betriebsökonomik Industrie. (5), S. 281. 6

57

Übersicht 12 Rahmenmerkmale einiger Lohngruppen für Produktionsarbeiter Lohngruppe 1 Keine Berufs- und Fachausbildung erforderlich, ohne besondere Anlernzeit; leichte, einfache Arbeiten. Lohngruppe 3 Keine Berufs- und Fachausbildung erforderlich, jedoch mindestens 6 Monate Anlernzeit oder gleiche Kenntnisse, die durch Probearbeit nachgewiesen werden müssen. Einfache Bedienungsarbeit an Produktionsanlagen bzw. Arbeiten, die einen gewissen Grad an Geschicklichkeit erfordern. Lohngruppe 5 Berufsausbildung mit Facharbeiterprüfung erforderlich oder Prbbearbeit entsprechend der Facharbeiterprüfung; muß alle sich in seinem Fachgebiet ergebenden Arbeiten leichter bis schwerer körperlicher Art unter Anleitung des Meisters oder Brigadiers ausführen. Lohngruppe 8 Berufsausbildung mit Facharbeiterprüfung erforderlich; mit mehreren Spezialausbildungen bei entsprechenden Prüfungen und umfassenden Produktionserfahrungen und Arbeitsfertigkeiten, besonders arbeitsorganisatorische Fähigkeiten und Befähigung zur Mitarbeiteranleitung; muß alle sich aus seinem Fachgebiet ergebenden Arbeiten selbständig und vollverantwortlich ausführen. Quelle: Autorenkollektiv: Ökonomik der Arbeit. (12), S. 513.

Diese Methode der Arbeitsbewertung — in der westlichen Arbeitswissenschaft Lohngruppenverfahren genannt — ist die am weitesten verbreitete in der DDR. In den Jahren 1959/60 sind die Lohn- und Gehaltsgruppenkataloge in der sozialistischen Industrie in allen Zweigen außer im Maschinenbau eingeführt worden 7. Die Rahmenmerkmale stammen aus dem Jahre 19528. Sie werden als nicht mehr ausreichend angesehen, weil die summarische Bewertung zu grob ist, subjektive Entscheidungen bzw. Fehleinstufungen begünstigt und die mit dem technischen Fortschritt verbundenen Anforderungsänderungen nur unzulänglich erfaßt. Die Eingruppierungsunterlagen sind zwar verbessert worden, aber die grundsätzlichen Probleme blieben bestehen9. Von 1964 an entstand deshalb eine analytische Methode der Arbeitsbewertung, kurz als Arbeitsklassifizierung bezeichnet 10 . Im Gegensatz zu dem summarischen Verfahren wird die Arbeitsaufgabe in Teilanforderungen aufgeschlüsselt, für die gestaffelt nach dem Schwierigkeitsgrad Punktwerte festgelegt werden. Die Summe der Punktwerte von allen Teilanforderungen ergibt dann das Maß für die Gesamtanforderungen an die Qualifikation. Anschließend erfolgt die Zuordnung der Punktwertsumme zu einer Lohn- bzw. Gehaltsgruppe. Um auch bei diesem Verfahren eine einheitliche Anwendung zu sichern, wurde eine ,,Grundmethodik der Arbeitsklassifizierung" erstellt — mit einem Teil A für Produktionsarbeiter und einem Teil B für Angestellte in der gewerblichen Wirtschaft 11 . Diese Grundmethodik, präzisiert durch zweigspezifische Erläuterungen bzw. Zweigmethodiken für Teil A 1 2 , wurde 1970 durch eine staatliche Richtlinie in die Wirtschaftspraxis der Industrie und des Bauwesens, im Rang von verbindlichen Eingruppierungsunterlagen, eingeführt 13. Sie besteht im Teil A und B aus je 9 Anforderungsarten. 7 Bis 1960 waren rund 100 Lohn- und Gehaltsgruppenkataloge entstanden. — Vgl. Hans E. Pilz: Die Arbeitsklassifizierung in der DDR. (184), S. 103. — Autorenkollektiv: Ökonomik der Arbeit. (12), S. 512 ff. 8

Vgl. ebenda, S. 514. Vgl. ebenda. 10 Vgl. ebenda, S. 515. — In anderen Veröffentlichungen werden unter dem Begriff Arbeitsklassifizierung beide Methoden (summarische und analytische) subsumiert. — Vgl. Lexikon der Wirtschaft. 'Arbeit'. (115), S. 68 ff. und Autorenkollektiv: Betriebsökonomik. Grundlehrgang. (4), S. 154. 11 Im Lexikon der Wirtschaft von 1968 wurde noch ein Teil C angekündigt, der die Arbeitsanforderungen für Arbeitnehmer der allgemeinen Verwaltung und Leitung enthalten sollte. Spätere Veröffentlichungen erwähnen dagegen nur die Teile A und B. — Vgl. Lexikon der Wirtschaft. 'Arbeit'. (115), S. 71 f. — Autorenkollektiv: Ökonomik der Arbeit. (12), S. 518. — Autorenkollektiv: Sozialistische Betriebswirtschaft. (21), S. 289. 12 „Für den Teil B der Grundmethodik ist infolge der relativen Einheitlichkeit der Arbeitsanforderungen in den produktionsvorbereitenden, Leitungs- und Verwaltungsbereichen der Betriebe eine solche Präzisierung nicht erforderlich." — Autorenkollektiv: Arbeitsökonomie. (3), S. 334. 13 Vgl. Ökonomik der Arbeit. (12), S. 518 und Hans. E. Pilz: Die Arbeitsklassifizierung ... (184), S. 108. 9

58

Übersicht 13 Anforderungsarten für Produktionsarbeiten Nr.

Inhalt

1

Anforderungen aus dem Einrichten und der Bedienung von Arbeitsmitteln an die technischen Kenntnisse und die Verantwortung.

2

Anforderungen aus dem Umgang mit Meßmitteln an die technischen Kenntnisse und die Verantwortung.

3

Anforderungen aus der konstruktiven Beschaffenheit der Arbeitsgegenstände an die technischen Kenntnisse und die Verantwortung.

4

Anforderungen aus der stofflichen Beschaffenheit der Arbeitsgegenstände an die technischen Kenntnisse und die Verantwortung.

5

Anforderungen aus dem betrieblichen Reproduktionsprozeß an die ökonomischen Kenntnisse und die Verantwortung.

6a

Anforderungen aus der Arbeitsausführung an das geistige Leistungsvermögen.

6b

Anforderungen an die Aufmerksamkeit.

7

Anforderungen aus der Arbeitsausführung an die Handfertigkeit und die Körpergewandtheit.

8

Anforderungen aus dem Arbeitsstudium, der Arbeitsgestaltung und der Arbeitsnormung an die Kenntnisse und die Verantwortung.

9

Anforderungen aus dem Gesundheits-, Arbeits- und Brandschutz an die Qualifikation und Verantwortung.

Quelle: Autorenkollektiv: Arbeitsökonomie. (3), S. 330

Diese Grobgliederung reicht jedoch nicht zu differenzierten Ermittlungen der Anforderungen an die Arbeitsaufgabe aus. Jede der Anforderungsarten wird deshalb in mindestens zwei und höchstens acht Anforderungsstufen unterteilt, und zwar gestaffelt nach Umfang und Tiefe der erforderlichen Kenntnisse und Beanspruchungen. Für alle Anforderungsstufen sind Punktwerte festgesetzt. Die Eingruppierung nach Addition der Punktwerte zeigt folgende Übersicht: Übersicht 14 Eingruppierung in Lohn- und Gehaltsgruppen nach Punktwerten Lohn- und Gehaltsgruppen für QualifiPunktspannen

kationsgruppen

Produk-

Meister

Hoch- und

tions-

Fachschul-

arbeiter

absolventen

1 bis 10

1

1

11 bis 20

2

2

-

21 bis 35

3

3

-

-

36 bis 50

4

4

-

-

-

51 bis 75

5

5

-

-

76 bis 100

6

6

-

-

101 bis 135

7

7

I

-

136 bis 170

8

8

II

I

171 bis 210

9

-

III

II

211 bis 280

10

-

IV

III

281 bis 340

11

-

-

IV

341 bis 400

12

V

Quelle: Autorenkollektiv: Sozialistische Betriebswirtschaft. (21), S. 291.

59

Nach westlicher Terminologie handelt es sich bei dieser Methode um eine Art des Stufenwertzahlverfahrens mit gebundener Gewichtung. Für Arbeitsaufgaben, die für einen Zweig charakteristisch sind, wurden durch Arbeitsgruppen der Ministerien auf der Basis von Anforderungsstudien Qualifikationsmerkmale ausgearbeitet und in Qualifikationshandbüchern zusammengefaßt. Die Eingruppierung erfolgt durch Vergleich der betrieblichen Arbeitsaufgabe mit den zentral erstellten Qualifikationsmerkmalen. Lediglich in den Fällen, in denen das Qualifikationshandbuch kein der jeweiligen Arbeitsaufgabe entsprechendes Merkmal enthält, wird nach der Grund- bzw. Zweigmethodik vorgegangen. Für die Anwendung der Arbeitsklassifizierung verfügen die Betriebe also über folgende Unterlagen: — Zweigmethodik der Arbeitsklassifizierung Teil A, — Grundmethodik der Arbeitsklassifizierung Teil B, — Qualifikationshandbücher 14. Die analytische Arbeitsbewertung ist sehr viel aufwendiger als die summarische, soweit nicht auf Qualifikationshandbücher zurückgegriffen werden kann, aber genauer. Sie soll das vorherrschende summarische Verfahren langfristig ablösen. Ein Kriterium für die Arbeitsbewertung beider vorgestellten Methoden war neben der Qualifikation die berufsbedingte Schwere der Arbeit; sie wurde folglich bei der Zuordnung zu den Lohngruppen berücksichtigt. Betriebsbedingte Erschwernisse wurden dagegen durch Erschwerniszuschläge abgegolten und entfielen bei Beseitigung der Arbeitserschwernisse. In der Praxis ließ sich aber häufig nicht zwischen berufs- und betriebsbedingten Erschwernissen unterscheiden. Das führte in vielen Fällen zu Doppelbewertungen und damit zu Verstößen gegen das Leistungsprinzip 15. Mitte der 70er Jahre ist die Grundmethodik der Arbeitsklassifizierung geändert worden. Die Eingruppierung richtet sich nunmehr ausschließlich nach den Anforderungen an die Qualifikation und die Verantwortung; besondere körperliche Beanspruchungen werden über neu geordnete Erschwerniskataloge vergütet 16 . Die Arbeitsbewertung nach Art und Höhe der Anforderungen ist für die Ermittlung von quantitativen und qualitativen Unterschieden hinsichtlich der Arbeitsergebnisse unbrauchbar. Dafür eignen sich Leistungskennziffern wie Normzeiten, Güteklassen, Fehlerquoten u.ä. Sie sind die wichtigste Grundlage für die leistungsabhängige Entlohnung. Die Anwendung von Leistungskennziffern ist allerdings nur dort möglich, wo die Leistungen meßbar sind; das gilt in erster Linie für die produzierenden Bereiche. Von den Leistungskennziffern haben die Normzeiten (Vorgabezeiten) die größte Bedeutung. Die Normzeit ist definiert als Zeitaufwand, der für die Durchführung der Arbeitsaufgabe unter bestimmten technischen, technologischen und organisatorischen Bedingungen auf der Basis einer durchschnittlichen Arbeitsintensität erforderlich ist 17 . Unterschieden werden die Normzeiten in der DDR nach der Art (Qualität) ihrer Ermittlungen in solche, die auf erfahrungsstatistischen Grundlagen beruhen, und in solche, die mit Hilfe analytischer Methoden gewonnen werden. Die Festlegung erfahrungsstatistischer Normen erfolgt aufgrund von Schätzungen, Auswertung statistischer Unterlagen oder Erfahrungswerten 18. Dieses unwissenschaftliche Verfahren — auch als summarisches bezeichnet — soll möglichst nicht mehr angewendet werden. So ermittelte Normen, früher und gelegentlich auch noch jetzt „Vorläufige Arbeitsnormen" (VAN) genannt, enthalten häufig große Zeitreserven. Nach westlichen Erfahrungen können die Abweichungen bei dieser Methode, verglichen mit den Ergebnissen von Zeitstudien, 25 bis 100 vH betragen. Um den Arbeitnehmern ein gutes Einkommen zu sichern, werden zudem die Normen oft wissentlich zu niedrig angesetzt 19 . Auf analytischem Wege werden die sogenannten „Technisch begründeten Arbeitsnormen" (TAN) gewonnen. Sie bestehen aus der „Arbeitscharakteristik" (Arbeitsbeschreibung) und der Normzeit. Im Gegensatz zur summarischen Zeitermittlung wird die Zeitdauer nicht unmittelbar für den ganzen Arbeitsgang bestimmt, sondern 14

Vgl. Autorenkollektiv: Arbeitsökonomie. (3), S. 334 ff. Vgl. Autorenkollektiv: Ökonomik der Arbeit. (12), S. 517. 16 Wie weit die Anwendung dieser neuen Erschwerniskataloge vorangeschritten ist, läßt sich derzeit nicht eindeutig klären. In der Literatur wird in diesem Zusammenhang noch von einer Zukunftsaufgabe gesprochen, in einem Lehrbuch aus dem Jahre 1982 dagegen von bereits verbindlichen „Grundsätzen zur Ausarbeitung von Erschwerniskatalogen". — Vgl. Manfred Kaufmann: Struktur des Arbeitseinkommens ... (49), S. 47 ff. und Autorenkollektiv: Arbeitsökonomie. (3), S. 333 f. 15

17

Vgl. Lexikon der Wirtschaft/Arbeit'. (115), S. 87 und Autorenkollektiv: Sozialistische Betriebswirtschaft. (20), S. 291 f. Vgl. Autorenkollektiv: Ökonomik der Arbeit. (12), S. 474 und Autorenkollektiv: Sozialistische Betriebswirtschaft. (20), S. 292. 19 In der DDR-Literatur wird in diesem Zusammenhang von „einseitiger Lohnbezogenheit der Arbeitsnormen" gesprochen, sowie von „Zeitschneiderei" und „Normenhandelei". — Vgl. Autorenkollektiv: Ökonomik der Arbeit. (12), S. 475. 18

60

zunächst für einzelne Arbeitsverrichtungen und später zur Gesamtzeit summiert. Bei den analytischen Methoden unterscheidet man im wesentlichen zwischen zwei Varianten — der analytisch-experimentellen und der analytisch-rechnerischen. Kennzeichnend für die analytisch-experimentelle Methode ist die direkte Zeitmessung am Arbeitsplatz, während bei der analytisch-rechnerischen Methode, wie der Name schon sagt, die Normzeitbestimmung mit Hilfe rechnerischer Zeitermittlungsverfahren erfolgt 20 . In der Praxis werden häufig Mischformen verwendet. Die mittels Zeitmessung gewonnenen Normen sind am zuverlässigsten; bei der rechnerischen Zeitermittlung können ihnen gegenüber nach den Erfahrungen der westlichen Arbeitswissenschaft Abweichungen von bis zu 10 vH und mehr auftreten. Die Grundidee der rechnerischen Methode besteht darin, die Erkenntnis zu nutzen, daß sich viele Arbeitsgänge oder Teile davon (Arbeitsverrichtungen) in jedem Betrieb, Wirtschaftszweig und in der gesamten Volkswirtschaft ständig wiederholen: Einmal experimentell erarbeitete Zeitnormative (notwendiger Zeitaufwand zur Ausführung einer Arbeitsverrichtung 21) lassen sich beliebig oft als Bausteine für Arbeitsnormen verwerten. Schwierigkeiten bei der Übertragung von Zeitnormativen (Planzeiten) können insofern entstehen, als sich die ihnen zugrunde liegenden Produktionsbedingungen nicht überall exakt gleichen. Außerdem müssen bei ausschließlicher Anwendung der rechnerischen Methode für alle Arbeitsverrichtungen lückenlos Zeitnormative vorliegen 22 . Vorteile dieser Methode sind geringer Aufwand, Wiederverwendbarkeit der Normen, Orientierung auf produktive Arbeitsbedingungen und Fertigungsverfahren. Die Normzeit der TAN soll auf der Basis eines optimalen Arbeitsverfahrens (beschrieben in der Arbeitscharakteristik) ermittelt werden — Richtschnur für Nachnutzer. Der überbetrieblichen Ausarbeitung und Anwendung von TAN bzw. Zeitnormativen wird in der DDR große Bedeutung beigemessen. Eine zentrale Erfassung und jährliche Veröffentlichung vorhandener Zeitnormative sowie geplanter Ausarbeitungen auf der Grundlage einer einheitlichen Systematik sollen Doppelarbeiten verhindern und den Austausch von Informationen fördern 23 . Die analytischrechnerische Methode ist schon weit verbreitet; 1977 ermittelten die zentral geleiteten Industriebetriebe fast die Hälfte der TAN auf der Basis von Zeitnormativen 24. Organisatorische und technische Verbesserungen führen in der Regel zu kürzeren Fertigungszeiten. Bei Anwendungen von Arbeitsnormen setzt das einen funktionierenden Änderungsdienst voraus, nicht zuletzt, um ein ungerechtfertigtes Ansteigen der Norm(über)erfüllung und damit der Löhne zu unterbinden. Häufig werden die Vorgabezeiten jedoch nicht herabgesetzt; daraus folgt eine Verletzung des Leistungsprinzips. Deshalb wird seit Beginn der 60er Jahre der Grundsatz „Neue Technik — Neue Normen" propagiert 25 , aber offensichtlich nur mit geringem Erfolg 26 . Technisch begründete Arbeitsnormen haben in der Regel einen Arbeitsgang zum Gegenstand. Für die Anwendung bestimmter Lohnformen ist es erforderlich, Einzelnormen zu sogenannten Komplexnormen zusammenzufassen. Diese enthalten dann mehrere verschiedene zum Arbeitsauftrag eines Arbeiters oder einer Arbeitsgruppe (Brigade) gehörende Arbeitsgänge. Komplexnormen (je Erzeugniseinheit) multipliziert mit der im Planungszeitraum zu produzierenden Menge ergeben wiederum sogenannte Plannormen; sie sind die in Arbeitsstunden und in Naturaleinheiten ausgedrückte Planauflage 27. Neben den Zeit- bzw. Mengennormen sollen — wenn sinnvoll — weitere Leistungskennziffern zur Bewertung von Arbeitsergebnissen herangezogen werden. „Solche Leistungskennziffern können sein: — Kennziffern für eine hohe Qualität der Erzeugnisse oder der Arbeitsausführung (Güteklasse, Qualitätsstufen, zulässige Fehlerquoten u.a.), — Kennziffern für die rationelle Ausnutzung der Grundfonds (Ausnutzungsgrad der Produktionsmittel, Schichtkoeffizient, Nutzungsdauer oder Standzeiten von Werkzeugen und Verschleißteilen u.a.), — Kennziffern des Material-, Energie- und Hilfsstoffverbrauchs" 28. 20

Vgl. Lexikon der Wirtschaft. 'Arbeit'. (115), S. 87 und S. 127. Vgl. ebenda, S. 653. 22 Fehlende Teilzeiten können in solchen Fällen mittels Zeitmessung bestimmt werden. 23 Im Auftrag des Staatssekretariats für Arbeit und Löhne hat das Zentrale Forschungsinstitut für Arbeit in Dresden einen „Informationsdienst für Zeitnormative und Typenlösungen der Wissenschaftlichen Arbeitsorganisation" aufgebaut. — Vgl. Karl-Heinz Seiffert: Informationsdienst für Zeitnormative und Typenlösungen der WAO eingerichtet. (199), S. 300 ff. 24 Vgl. ebenda, S. 300. 25 Vgl. GBl. II, 1964, S. 75 ff. und 1965, S. 21 ff. 26 Obwohl diese Mängel schon seit den 50er Jahren bekannt sind, gelingt es nicht, sie abzustellen. Selbst Mitte der 70er Jahre haben Untersuchungen in der metallverarbeitenden Industrie noch ergeben, daß ein großer Teil der Zeitnormative veraltet ist. — Vgl. Karl-Heinz Seiffert: Informationsdienst für Zeitnormative ... (199), S. 301. 21

27 28

Vgl. Autorenkollektiv: Ökonomik der Arbeit. (12), S. 478. Vgl. ebenda, S. 470.

61

6.1.1.2. Tarifsystem Das Tarifsystem umfaßt die Gesamtheit staatlicher Bestimmungen, auf deren Grundlage die Tariflöhne der Arbeiter und die Tarifgehälter der Angestellten entsprechend den unterschiedlichen Arbeitsanforderungen differenziert festgelegt werden 29 . Grundsätzliche Fragen der Entwicklung und Gestaltung des Tarifsystems beschließt der Ministerrat in Übereinstimmung mit dem Bundesvorstand des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes (FDGB). Auf dieser Basis regeln die wirtschaftleitenden Organe und die zuständigen Einzelgewerkschaften in Rahmenkollektiwerträgen (RKV) die Gestaltung der Tariflöhne im sozialistischen Sektor. Entsprechend werden die Tarife für die privaten Betriebe zwischen den Gewerkschaften und den Industrie- und Handelskammern vereinbart. Alle Verträge bedürfen der Zustimmung des Staatssekretariats für Arbeit und Löhne 30 . Die beiden wichtigsten Bestandteile des Tarifsystems sind: — Eingruppierungsunterlagen zur Einstufung der Arbeitsaufgaben nach den Anforderungen an die Qualifikation und Verantwortung der Arbeitnehmer in bestimmte Lohn- und Gehaltsgruppen (Wirtschaftszweiglohngruppenkataloge, Gehaltsgruppenkataloge, Arbeitsklassifizierungsmethodiken, Qualifikationshandbücher). — Tariftabellen für die einzelnen Wirtschaftsbereiche, -zweige und/oder Beschäftigtengruppen, in denen die Tarifsätze (Geldbeträge pro Stunde oder pro Monat) für die verschiedenen Lohn- und Gehaltsgruppen zusammengefaßt sind. Wären die Qualifikation und Verantwortung alleiniges Kriterium für Lohn- und Gehaltsdifferenzierungen, würde für die gesamte Volkswirtschaft eine einzige Tariftabelle mit einer den unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden entsprechenden Anzahl von Lohn- und Gehaltsgruppen bzw. Tarifsätzen ausreichen. Das Tarifsystem der DDR ist indes — weil historisch gewachsen — von diesem Idealzustand weit entfernt; es ist zersplittert, unübersichtlich und teilweise in sich widersprüchlich. Zur Verdeutlichung soll der Aufbau des Tarifsystems dargestellt und diskutiert werden — zunächst wie es bis 1975 bestanden hat. In der Zeit danach sind durch die Erhöhung der Mindestlöhne, durch die schrittweise Einführung neuer Grundlöhne für einen großen Teil der Produktionsarbeiter und durch die Anhebung der Löhne und Gehälter bei bestimmten Beschäftigtengruppen gewisse Veränderungen eingetreten. Sie werden weiter unten erläutert (vgl. S. 76 ff. und 86 f.). Die Tariftabellen für die Industrie und das Bauwesen enthielten in der Regel 8 4 8 5 5 6

Lohngruppen für Produktionsarbeiter (L), bzw. meist 3 Gehaltsgruppen für Meister (M), Gehaltsgruppen für technische und kaufmännische Angestellte (A), Gehaltsgruppen für Wirtschaftler mit Fach- oder Hochschulabschluß (W), Gehaltsgruppen für das ingenieur-technische Personal (J), Lohngruppen für nicht in der Produktion Beschäftigte — Betreuungspersonal (G) 31 . Diese standen etwa in folgender Relation zu den Schwierigkeitsgraden der Tätigkeiten 32 :

Übersicht 15

Beziehung zwischen Lohn- und Gehaltsgruppen und Grad der Arbeitsanforderungen 33 Grad der Arbeitsanforderungen

Lohn- und Gehaltsgruppen M

W

III IV

1 2 3 4 5

niedrigster

höchster Quelle:

62

I II III IV V

Manfred Kaufmann: Struktur des Arbeitseinkommens ... (49), S. 45.

Von dieser generellen Einteilung der Lohn- und Gehaltsgruppen gab und gibt es zahlreiche Ausnahmen — vor allen Dingen außerhalb der Industrie und des Bauwesens. Dafür einige Beispiele 34 : — In verschiedenen Zweigen existieren noch 4 K- und 4 T-Gruppen für kaufmännische und technische Angestellte. — Im Binnenhandel gibt es 10 Lohngruppen für das produktive und sonstige Handelspersonal. — Die Tariftabelle für Fachkräfte der Datenverarbeitung enthält 14 Gehaltsgruppen. — Das Tarifgefüge des Transportwesens weist als Besonderheit auf 5 Gehaltsgruppen für Kraftfahrer (entsprechend den Lohngruppen 4 bis 8 bei Produktionsarbeitern), 8 Gehaltsgruppen für das operative Personal der Reichsbahn (nicht gleichzusetzen mit den 8 Lohngruppen für Produktionsarbeiter), 15 Gehaltsgruppen für Angestellte und Wirtschaftler der Reichsbahn, 9 Gehaltsgruppen für das fliegende Personal der Interflug, 38 Vergütungsgruppen für Seeleute (Heuertabelle). Eine weitere dem Transportwesen eigene Besonderheit sind Stellen- und Funktionszulagen, die in der Regel für kleinere Abweichungen des Schwierigkeitsgrades der Arbeit von den Lohngruppeneinstufungen gezahlt werden; sie haben den Charakter von Zwischenlohnstufen. — Spezielle Lohn- und Gehaltsgruppen kennzeichnen auch die Vergütungsordnung des Gesundheits- und Sozialwesens mit 15 Gehaltsgruppen für Ärzte, Zahnärzte und Apotheker, 13 Gehaltsgruppen für Angehörige der Heilhilfsberufe (Schwestern, Krankenpfleger u.ä.), 9 Gehaltsgruppen für das Verwaltungs- und Wirtschaftspersonal, 11 Gehaltsgruppen für Meister, Techniker, Fach- und sonstige Hochschulabsolventen, 12 Lohngruppen'für Küchenkräfte. Die Tariftabellen für das medizinische Personal (Ärzte, Zahnärzte, Apotheker, Heilhilfsberufe, Zahntechniker) sehen Steigerungsbeträge nach der Anzahl der Dienstjahre vor; bei Gehaltsempfängern sind sonst (im Rahmen der Von-Bis-Spannen in den Tariftabellen) Zuschläge für besondere Leistungen üblich. — Für Beschäftigte der Volksbildung (Erzieher und Lehrer) gelten 4 Vergütungsgruppen, für 3 davon ebenfalls mit Steigerungsbeträgen nach der Anzahl der Dienstjahre. —- Im Hochschulbereich kommen 5 Vergütungsgruppen zur Anwendung. Auch hier gibt es Steigerungsbeträge nach der Anzahl der Dienstjahre, die aber nur bei entsprechenden Leistungen gewährt werden sollen (KannBestimmung). Abweichend von der sonst üblichen Praxis ist die Vergütungstabelle „kopfstehend" numeriert, d.h. die höchste Gehaltsgruppe (Professoren) hat die Nr. I, die niedrigste (wissenschaftliche Assistenten mit Zeitverträgen) die Nr. V. — Die Tariftabelle der Angestellten in den staatlichen Verwaltungen und Einrichtungen setzt sich aus 13 Gehaltsgruppen zusammen, gleichfalls „kopfstehend" numeriert.

29 Autorenkollektiv: Ökonomisches Lexikon, Band Q — Z. 3., neu bearbeitete Auflage. (17), S. 299. — In der 2. Auflage des ökonomischen Lexikons von 1971 und auch in anderen, älteren Publikationen wird noch die gesellschaftliche Bedeutung der Tätigkeit als weiteres Differenzierungsmerkmal genannt (vgl. Autorenkollektiv: Ökonomisches Lexikon, Band L — Z. 2., neu bearbeitete Auflage. (16), S. 803). Das Fehlen dieses Kriteriums in neuerer Definition dürfte in Zusammenhang mit der Absicht stehen, die Stufung der Löhne und Gehälter nach der volkswirtschaftlichen Bedeutung der Arbeit langfristig zu verringern. 30

Vgl. Handbuch DDR-Wirtschaft. (32), S. 214 f. Vgl. Manfred Kaufmann: Struktur des Arbeitseinkommens... (49), S. 45 und Autorenkollektiv: Arbeitsökonomie. (3), S. 453. 32 Nicht zu verwechseln mit den Relationen zwischen Lohn- bzw. Gehaltsgruppen und Tarifsätzen. Abweichungen zu den oben genannten Relationen können sich insofern ergeben, als die Differenzierung der Tarifsätze nicht nur nach der Höhe der Arbeitsanforderungen erfolgt, sondern auch nach anderen Kriterien (vgl. S. 64 ff.). 33 Einige der Zuordnungen sind nicht streng definiert, weil exakte Untersuchungen dazu fehlen. Das dürfte der Grund sein, weshalb in anderen Publikationen abweichende Darstellungen über die Vergleichbarkeit von Schwierigkeitsgraden unterschiedlicher Tätigkeiten gegeben werden. — Vgl. Autorenkollektiv: Ökonomik der Arbeit im Transportwesen der DDR. 2., überarbeitete Auflage. (14), S. 266 und Autorenkollektiv: Ökonomik der Arbeit. (12), S. 521. 31

34

Vgl. Autorenkollektiv: Ökonomik der Arbeit im Transportwesen ... (14), S. 337 ff. — Deutsche Finanzwirtschaft. Ausgabe Staatshaushalt. (260), Heft 14/1968, S. 10. — GBl. II, 1968, S. 1013 ff. sowie 1970, S. 457. — Autorenkollektiv: Sozialistische Betriebswirtschaft im Binnenhandel. (22), S. 257. — Tycho Brunn: Die Einkünfte der Mitarbeiter des Gesundheitswesens in der DDR. (136), S. 154 ff. — Manfred Kaufmann: Struktur des Arbeitseinkommens ... (49), S. 45 f.

63

Anhand dieser Auswahl wird deutlich, wie verworren der Aufbau des Tarifsystems in der DDR war bzw. noch ist. Allein im Transportwesen existierten etwa 30 verschiedene Rahmenkollektiwerträge (oder ähnliche Abkommen) mit insgesamt über 65.000 Tarifsätzen 35. So unterschiedlich das Tarifsystem auch strukturiert ist, so sind doch die wichtigsten Differenzierungskriterien der Tarifsätze erkennbar; unterschieden wird im wesentlichen nach — — — — —

Arbeitsanforderungen (Schwierigkeitsgrade der Arbeit), Beschäftigtengruppen, volkswirtschaftlicher Bedeutung der Arbeiten, Ortklassen, Lohnformen.

Die Differenzierung nach der Höhe der Arbeitsanforderungen bedeutet, daß Arbeiten gleicher oder ähnlicher Schwierigkeit in einer Vergütungsgruppe zusammengefaßt werden bzw. daß der wachsende Schwierigkeitsgrad der Arbeit durch von Gruppe zu Gruppe steigende Tarifsätze Berücksichtigung findet. Dies ist in der Regel gewährleistet; nicht immer steigt jedoch — wie als wünschenswert angesehen 36 — neben dem absoluten Betrag auch die relative (prozentuale) Zunahme. Übersicht 16 Tarifsätze der Produktionsarbeiter in der chemischen Industrie (Betriebsklasse I) Lohngruppe

Mark/Std.

absoluter Zuwachs in Mark

relativer Zuwachs in vH

1

1,50

2

1,55

0,05

3

3

1,65

0,10

6

4

1,80

0,15

9

5

1,95

0,15

8

6

2,10

0,15

8

7

2,35

0,25

12

8

2,65

0,30

13

Quelle:

-

-

Autorenkollektiv: Ökonomik der Arbeit. (12), S. 253.

Die Differenzierung nach Beschäftigtengruppen (Arbeiter, Angestellte, Meister usw.) erfolgt durch die Festsetzung unterschiedlich hoher Tarifsätze trotz gleich großer Arbeitsanforderungen an die entsprechenden Tätigkeiten. So sind die Tarifsätze für Produktionsarbeiter in der Regel höher als die für Angestellte, die für Meister liegen wiederum über denen der Produktionsarbeiter usw. Eine einleuchtende Begründung für die Differenzierung der Tarifsätze nach Beschäftigtengruppen gibt die Fachliteratur der DDR nicht. Schon die Tariftabellen im Vorkriegsdeutschland, auf die in der SBZ/DDR zunächst aufgebaut wurde, wiesen Unterschiede dieser Art auf. Für deren prinzipielle Beibehaltung mögen neben historischen auch andere Gründe bedeutsam gewesen sein. Bei gleichen Arbeitsanforderungen, beispielsweise an Produktionsarbeitern der Lohnstufe 7 und Meister der Lohnstufe I, sind letztere tariflich besser gestellt (vgl. Abb. 15); damit wird der höhere Bildungsabschluß honoriert und ein Anreiz zur Qualifizierung gegeben. Volkswirtschaftliche Erwägungen der Arbeitskräftelenkung dürften ebenfalls eine Rolle gespielt haben; die höheren Tarifsätze der Produktionsarbeiter gegenüber den Angestellten und die bessere Vergütung der Ingenieure im Vergleich zu den Wirtschaftlern bei Arbeiten mit ähnlichen Schwierigkeitsgraden wirken tendenziell in Richtung einer Ausweitung der Beschäftigtenzahl in der Fertigung bzw. in deren Vorbereitung und Leitung; auf der anderen Seite schränken sie die Zunahme der Berufstätigkeit im Verwaltungsbereich ein. Dies ist eines der erklärten Ziele der Arbeitskräftepolitik in der DDR. Die Abstände zwischen den korrespondierenden Tarifsätzen 35 36

Vgl. Autorenkollektiv: Ökonomik der Arbeit im Transportwesen ... (14), S. 263.

Damit ein genügend großer materieller Anreiz vorhanden ist, sich zu qualifizieren, um die nächsthöhere Lohngruppe zu erreichen.

64

Abbildung 15

TARIFTABELLEN VERSCHIEDENER BESCHÄFTIGTENGRUPPEN AM BEISPIEL DER CHEMISCHEN INDUSTRIE (BETRIEBSKLASSE I ) * fc ~ '•g

Mark Monat 1500r

§ «

1400-

:|

1300-

o

1200 -

o>

L 1 M A W*J

Produ k t i onarbei ter (L) Meister(M) Angestellte ( A ) Wirtschaftler (W) Ing.- techn.Personal (J )

2

3 1

4

5 6 7 I 2 3 4

8 5

JT

m 6 7 1 2

N 8 3

4

5

Lohn-und Gehaltsgruppen Quelle: Autorenkollektiv: Ökonomik der Arbeit , 6.überarbeitete Auflage. Berlin (Ost) 1974,5.521.

* In der Darstellung sind Tätigkeiten mit annähernd gleichem Grad der Arbeitsanforderungen auf der Abzisse zusammengefaßt. Bei Von-Bis-Gehältern ist nur das Von-Gehalt angegeben. Die Mindestlohnerhöhungen von 1967 bis 1976 wurden nicht berücksichtigt. — Vgl. Autorenkollektiv: Ökonomik der Arbeit. (12), S. 521 f.

der einzelnen Beschäftigtengruppen sind indes relativ gering, so daß es fraglich erscheint, ob sie ausreichen, um ihre Funktion als Steuerungsinstrument zu erfüllen, ganz abgesehen von den Fällen, in denen sich die Tariftabellen von Beschäftigtengruppen überschneiden, wie z.B. im Transport- und im Bauwesen 37 . Hinzu kommt noch die Problematik der Mehrleistungslöhne (vgl. S. .. ff.). Die Differenzierung der Tarifsätze nach der volkswirtschaftlichen Bedeutung der Arbeit erfolgt indes noch auf andere Weise und zwar in sehr viel stärkerem Maße. Sie wird herbeigeführt, indem für gleiche Beschäftigtengruppen (z.B. Produktionsarbeiter) mit vergleichbaren Arbeitsanforderungen die Tarifsätze in den einzelnen Wirtschaftszweigen unterschiedlich hoch festgesetzt werden. Zusätzlich zu der unterschiedlichen Gestaltung der Tariftabellen von Wirtschaftszweig zu Wirtschaftszweig für gleiche Beschäftigtengruppen erfolgt noch eine Differenzierung nach der volkswirtschaftlichen Bedeutung innerhalb einiger Sektoren durch die Anwendung von Betriebsklassen 38, so z.B. in der Chemie und der Textilindustrie. 37 Vgl. Autorenkollektiv: Ökonomik der Arbeit im Transportwesen ... (14), S. 266 ff. — Rolf Hänsel: Der Tariflohn im Bauwesen der DDR und Wege zu seiner wirksameren Gestaltung. (41), S. 64 ff. 38 Im Transportwesen teilweise auch Rangklassen genannt.

65

Abbildung 16

DIFFERENZIERUNG DER TARIFLÖHNE NACH WIRTSCHAFTSZWEIGEN 1972*

«1 O) a «

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S I

Quelle: Autorenkollektiv: Ökonomik der Arbeit arbeitete Auflage . Berlin (Ost) 1974, S. 524.

E

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M

6.über-

* „Tarifsätze der Produktionsarbeiter (ausgewählte Zweige, Stand 1.1.1972; Leistungsgrundlohn; Ortsklasse A bzw. I bzw. DDR). Die Tarifsätze der unter 1 bis 5 aufgeführten Zweige wurden vor dem Jahre 1959 festgelegt, sie enthalten noch nicht — wie in den Zweigen unter 6 bis 10 — die Zuschläge, die bei Abschaffung der Lebensmittelkarten 1958 gewährt wurden." — Vgl. Autorenkollektiv: Ökonomik der Arbeit. (12), S. 524.

Übersicht 17

Tarifsätze der Produktionsarbeiter in der chemischen Industrie nach Betriebsklassen Lohngruppe

Betriebsklasse I

Betriebsklasse II Mark/Stunde

1

1,50

1,35

2

1,55

1,40

3

1,65

1,50

4

1,80

1,60

5

1,95

1,75

6

2,10

1,90

7

2,35

2,05

8

2,65

2,25

Quelle:

Autorenkollektiv: Ökonomik der Arbeit. (12), S. 525,

Neben der Abstufung der Tarifsätze nach dem Schwierigkeitsgrad der Arbeit ist die volkswirtschaftliche Bedeutung der Tätigkeit das wichtigste Kriterium für die Differenzierung der Tariflöhne und -gehälter. Die relativ starke Differenzierung der Tarife nach der volkswirtschaftlichen Bedeutung der Arbeit ist in den 50er Jahren eingeführt worden, als es darum ging, alle Zweige des Bergbaus sowie der Grundstoff- und Investitionsgüterindustrie auszubauen. Eine vergleichsweise höhere Vergütung sollte in diesen Bereichen der Gewinnung von Arbeitskräften dienen. ,.Unter den Bedingungen noch relativ bedeutsamer Arbeitskräftereserven wirkte sich dies zunächst noch positiv auf die Arbeitskräftelenkung aus. Mit zunehmender Vollbeschäftigung und schließlich bei akutem Arbeitskräftemangel begünstigte aber diese Lohngestaltung nur noch die „Umlenkung" schon tätiger Menschen, d.h. förderte die Fluktuation. Die tariflich zunächst benachteiligten Zweige setzten sich durch verschiedene Lohnmanipulationen — besonders mit dem Mehrleistungslohn — gegen Tendenzen der Arbeitskräfteabwanderung zur Wehr, die tariflich höher gestuften Bereiche wiederholten diese ungünstige Verfahrens-

66

weise und die ursprünglich gewünschten Effekte wurden abgeschwächt oder gar ins Gegenteil verkehrt. Bedeutsame Zweige und Gruppen gerieten ins Mittelfeld der Abstufung nach Gesamtlohnhöhen, weniger wichtige drängten nach vorn" 3 9 . Seit den 70er Jahren geht es vorrangig um die Bildung von Stammbelegschaften und die Einschränkung der Fluktuation. Eine übermäßige Lohndifferenzierung behindert die Verwirklichung solcher Absichten 40 . Ferner haben sich inzwischen Prioritätsveränderungen hinsichtlich der volkswirtschaftlichen Bedeutung von Zweigen, Kombinaten und Betrieben ergeben, mit denen die Lohndifferenzierung nicht mehr in Einklang steht. Aus diesen Gründen, aber auch, weil eine nach Zweigen und Betrieben unterschiedliche Gestaltung von Tarifen dem Leistungsprinzip widerspricht, ist die Einschränkung derartiger Lohndifferenzierungen in Angriff genommen worden — vor allem im Zusammenhang mit der Einführung neuer Grundlöhne (vgl. S. 80). Der Aufbau des Ortsklassensystems wurde schon an anderer Stelle erläutert (vgl. S. 54 f.). Mit der Differenzierung der Tarifsätze nach Ortsklassen — übernommen aus der Vorkriegszeit — sollten ursprünglich Unterschiede in den Lebenshaltungskosten ausgeglichen werden. Da für die gesamte DDR — von einigen Ausnahmen abgesehen 41 — einheitliche Verbraucherpreise gelten, hat das Ortsklassensystem seine Basis verloren, außerdem steht es ebenfalls nicht in Einklang mit dem Leistungsprinzip. Wesentliche Einschränkungen haben bereits in der Vergangenheit stattgefunden; das Ziel ist die vollständige Beseitigung. In mehreren Wirtschaftszweigen ist eine Differenzierung der Tarifsätze nach Lohnformen üblich. Sie besteht darin, daß die Tarife von Stücklöhnern — auch als Leistungsgrundlöhne bezeichnet — höher liegen als die von Zeitlöhnern. Auf diese Weise sollte Anfang der 50er Jahre ein Anreiz geschaffen werden, vom damals allgemein verbreiteten Zeitlohn zum leistungssteigernden Stücklohn überzugehen. Die Differenzierung wurde seinerzeit damit begründet, daß die Arbeitsintensität von Stücklöhnern bereits bei der Erfüllung der Norm (nicht Übererfüllung) höher sei als die von Zeitlöhnern. Neben dem Leistungsgrundlohn erhalten Stücklöhner im Gegensatz zu den Zeitlöhnern einen sogenannten Mehrleistungslohn (vgl. S. 69 sowie Anmerkung 86 auf S. 75 f.); da letzterer rasch zunahm, entstanden in kurzer Zeit erhebliche Disproportionen zwischen der Vergütung von Stücklöhnern und den zum Teil hochqualifizierten Zeitlohnempfängern. Dies führte auch zur Anwendung des Stücklohnes, wo die Voraussetzungen dafür nicht gegeben waren. Schließlich machte sich die durch den Stücklohn begünstigte einseitige Mengenorientierung negativ bemerkbar (Qualitätsprobleme u.a.). In den meisten Zweigen wurden deshalb im Zusammenhang mit anderen Tariflohnveränderungen die Tariftabellen für Zeit- und Stücklohnempfänger vereinigt. Der Leistungsgrundlohn lag ursprünglich etwa 15 vH über dem Zeitlohn. Die Differenz ist durch Ausgleichsbeträge, die bei der Verkürzung der Arbeitszeit in der Industrie sowie im Verkehrs- und Nachrichtenwesen 1957 Zeitlohnempfängern eingeräumt wurden, erheblich zusammengeschmolzen — in der metallverarbeitenden Industrie auf reichlich 8 vH 4 2 . Als weitere Formen tariflicher Differenzierungen mit einer gewissen Bedeutung sind noch zu nennen — Von-Bis-Spannen für Gehaltsempfänger, — Stellen- und Funktionszulagen, — dienstalterabhängige Steigerungssätze. Die Tariftabellen für Angestellte weisen in der Regel Von-Bis-Spannen in den einzelnen Gehaltsgruppen auf. Von-Bis-Spannen werden in der Praxis für unterschiedliche Zwecke genutzt 43 : —• Anerkennung überdurchschnittlicher Leistungen, — Feindifferenzierung der Vergütung nach dem Schwierigkeitsgrad der Arbeit („Zwischengehaltsstufen") 44,

39

Manfred Kaufmann: Struktur des Arbeitseinkommens ... (49), S. 68. Dafür lassen sich im DDR-Schrifttum viele Beispiele finden. ,,Bei der Untersuchung von zwei benachbarten Betrieben im Bezirk Karl-Marx-Stadt, einem Betrieb der Leichtindustrie und einem Betrieb der metallverarbeitenden Industrie, konnte festgestellt werden, daß 1975 eine Differenz im Durchschnittslohn von 121,- M existierte ... Wegen der Lohnverhältnisse verließen diesen Betrieb (Leichtindustrie — H.V.) 1972 6 vH der Beschäftigten und 1975 bereits 31 vH". — Hans Menzel: Einige Probleme der Differenziertheit des Lohnes ... (173), S. 107. 41 Ein gewisser Unterschied besteht zwischen dem Preisniveau in Berlin (Ost) und den übrigen Bezirken. In Berlin (Ost) sind einige Nahrungsmittel (z.B. Kartoffeln, bestimmte Brotsorten) und Leistungen (z.B. Mieten, Grundpreis für elektrischen Strom) teurer. — Vgl. Statistisches Jahrbuch der DDR 1981. (243), S. 264 ff. 40

42

Vgl. GBl. 1,1957, S. 117. — Autorenkollektiv: Ökonomik der Arbeit. (12), S. 525 f. — Manfred Kaufmann: Struktur des Arbeitseinkommens ... (49), S. 63 f. — Autorenkollektiv: Arbeitsökonomie. (3), S. 458. 43

Vgl. Manfred Kaufmann: Struktur des Arbeitseinkommens ... (49), S. 65.

44

Bei Untersuchungen in den Jahren 1973/74 wurden allein 25 verschiedene Abstufungen innerhalb der Gehaltsgruppe J III festgestellt. — Vgl. ebenda, S. 66.

67

Übersicht 18 Von-bis-Monatsgehälter der Angestellten in Braunkohlebetrieben über Tage nach Gehaltsgruppen in Mark Gehaltsgruppe (A) (M) (W/J) 1

Technische u. kaufmännische Angestellte

Meister

Wirtschaftler

Ingenieurtechnisches Personal

(A)

(M)

(W)

(J)

258 - 310

2

315 - 350

3

355 - 405

4

425 - 480

5

1

6

2

7

3

8

4

Quelle:

495 - 560

500

-

570

1

580 - 650

580

-

680

610

-

680

600

-

700

2

660 - 760

720

-

850

700

-

800

770

-

895

3

780 - 900

910

- 1 040

-

- 1 150

820

950

985

4

1050

- 1 200

1 265

- 1 475

5

1 250

- 1 400

1 620

- 1 890

Autorenkollektiv: Ökonomik der Arbeit. (12), S. 527.

— Ausgleich von betrieblichen Lohn- bzw. Gehaltsdisproportionen zwischen verschiedenen Beschäftigtengruppen 45 , — Honorierung von Berufserfahrungen und Betriebstreue. Im Transportwesen sind Stellen- und Funktionszulagen für Beschäftigte mit überdurchschnittlicher Arbeitsbelastung, zusätzlicher Verantwortung und/oder Mehrfachqualifikation gebräuchlich. Die Zulagen haben vorwiegend den Charakter von „Zwischentarifsätzen", vereinzelt auch von Mehrleistungslöhnen. Stellen- und Funktionszulagen dienen häufig zur Differenzierung fester Tarifsätze, teilweise bestehen sie aber auch neben VonBis-Spannen46. Ebenso verhält es sich bei den dienstalterabhängigen Steigerungssätzen. Sie gibt es vor allem in den Bereichen Gesundheitswesen, Volksbildung sowie Hoch- und Fachschulwesen. Das Gehalt wird dort in bestimmten Abständen — vielfach nach jeweils zwei Dienstjahren — erhöht, in der Regel ohne Überprüfung der Leistung. Das Ausmaß der Differenzierung der Tarifsätze in der gesamten Volkswirtschaft läßt sich schwer abschätzen, hauptsächlich weil längst nicht alle Tariftabellen bekannt sind, aber auch wegen der Unübersichtlichkeit des Tarifsystems mit seinen vielen Sonderregelungen. Deshalb können die nachfolgenden Angaben nur als grobe Anhaltspunkte betrachtet werden. Zur Kennzeichnung der Unterschiede eignen sich die Relationen zwischen den niedrigsten und höchsten Tarifsätzen. In den Tariftabellen für die einzelnen Beschäftigtengruppen liegen sie in der Regel bei 1:1,2 bis 3,0. Betrachtet man die Tarifsätze der Beschäftigtengruppen nicht getrennt, sondern die aller Arbeiter und Angestellten (z.B. vom Hilfsarbeiter bis zum Hochschulprofessor), ergeben sich Spannen bis 1:6. Sie können sich weiter auf 1:8 erhöhen bei Berücksichtigung der Höchstsätze von dienstalterabhängigen Steigerungsbeträgen, der oberen Grenzen in den Von-Bis-Spannen u.ä. Unter Einbeziehung von Spitzenverdienern (dies läßt sich allerdings durch die vorliegenden Tariftabellen nicht belegen) dürften noch größere Spannen bestehen.

6.1.1.3. Lohnformen Zur Differenzierung der Arbeitsentgelte nach der Leistung ist der Tariflohn allein nicht ausreichend, denn durch ihn finden quantitative und qualitative Leistungsunterschiede bei gleichen Arbeitsanforderungen keine Berücksichtigung. Das geschieht, soweit die Leistungen meßbar sind, mittels geeigneter Lohnformen. Die Aus45

Die Inanspruchnahme der Von-Bis-Spanne ist insbesondere bei der Bezahlung von Meistern üblich, weil diese im Gegensatz zu Produktionsarbeitern neben dem Tarif- keinen Mehrleistungslohn erhalten. 46 Vgl. Manfred Kaufmann: Struktur des Arbeitseinkommens ... (49), S. 74. — Lexikon der Wirtschaft. 'Arbeit'. (115), S. 290 und S. 568. — Autorenkollektiv: Ökonomik der Arbeit im Transportwesen ... (14), S. 272 f.

68

arbeitung und Festlegung zweckmäßiger Lohnformen liegt in der Eigenverantwortung der Betriebe. Aufbauend auf dem Tariflohn sind viele Lohnformen so gestaltet, daß die Erfüllung oder Übererfüllung vorgegebener Zeitnormen und/oder anderer Leistungskennziffern durch die Zahlung sogenannter ,,Mehr(leistungs)löhne" materiell anerkannt werden. Die Vielfalt der möglichen Lohnformen läßt sich auf die beiden Grundlohnformen Zeitlohn und Stücklohn zurückführen und deren Hauptvarianten Prämienzeitlohn und Prämienstücklohn. Beim Zeitlohn hängt die Lohnhöhe nur vom Tarifsatz der jeweiligen Lohn- bzw. Gehaltsgruppe und von der geleisteten Arbeitszeit ab. Den Zeitlohn gibt es in verschiedenen Formen: Stunden-, Tage- oder Schichtlohn, Monatsgehalt. Die Arbeitsergebnisse werden durch ihn nicht direkt berücksichtigt, und folglich entfällt der Mehrleistungslohn. Es wird aber vorausgesetzt, daß die zur Erfüllung der Arbeitsaufgabe erforderliche Leistung ständig erbracht wird. Im Rahmen der Von-Bis-Spannen bei den Gehaltstarifen kann Leistungsunterschieden indes in gewissem Umfang Rechnung getragen werden. Grundsätzlich ist der materielle Anreiz für besondere Anstrengungen unzureichend. Daher soll der Zeitlohn lediglich dort angewendet werden, wo die Beschäftigten nur einen geringen Einfluß auf die Arbeitsergebnisse haben und dort, wo keine meßbaren Leistungskennziffern vorgegeben werden können bzw. der Aufwand für ihre Ermittlung ökonomisch nicht vertretbar ist. Der Zeitlohn ist die Hauptform der Entlohnung im nicht produzierenden Sektor (Gesundheits- und Sozialwesen, Bildung, öffentliche Verwaltung u.a.); er ist aber auch in der Wirtschaft verbreitet bei Angestellten mit Planungs- und Leitungsaufgaben, bei Beschäftigten in der Abrechnung, Beschaffung und im Absatz sowie bei Hilfs- und Betreuungspersonal 47. Die Höhe des Stücklohns (Akkordlohn) hängt ab vom Tarifsatz der jeweiligen Lohngruppe und von der Erfüllung (bzw. Nicht- oder Übererfüllung) von Arbeitsnormen, die den notwendigen Zeitaufwand für die Produktion eines bestimmten Erzeugnisses, Zwischenprodukts oder für die Ausführung bestimmter Arbeitsverrichtungen bzw. Dienstleistungen angeben. Der Grad der Normerfüllung (nach westlicher Terminologie Zeitgrad genannt) entscheidet mit über die Lohnhöhe. Beim einfachen Stücklohn entwickelt sieht die Vergütung linear im gleichen Verhältnis wie die Normerfüllung (1:1). Beträgt z.B. der Tarifsatz/Std. 1,90 Mark, die Normerfüllung 130 vH, so errechnet sich daraus ein effektiver Stundenlohn von 2,47 Mark (1,90 Mark x 1,3). Der Teil des Effektivlohns, der über den Tariflohn hinausgeht (in diesem Beispiel 0,57 Mark/Std.) ist der Mehrleistungslohn. Für eine Normerfüllung von 100 vH (Bezugsleistung) wäre lediglich der Tarifsatz zu zahlen. Der Stücklohn orientiert einseitig auf mengenmäßige Arbeitsergebnisse. Seine Anwendung ist daher ökonomisch vertretbar, wenn der Zeitaufwand exakt genormt werden kann und der wichtigste von den Beschäftigten beeinflußbare Faktor ist, qualitative Kennziffern nicht erforderlich sind und ein volkswirtschaftliches Interesse an der Erhöhung der Erzeugnismenge je Zeiteinheit besteht. Der Stücklohn war bis 1959/60 die am weitesten verbreitete Lohnform in der DDR 48 . Er eignet sich in erster Linie für die produzierenden Bereiche. Beim Prämienzeitlohn werden zusätzlich zum Tariflohn in Abhängigkeit vom Grad der Erfüllung von Leistungskennziffern Prämien gezahlt 49 . Solche Kennziffern können die Qualität der Arbeitsausführung betreffen, den Material- und Energieverbrauch, die Kapazitätsausnutzung u.a., Mengen- bzw. Zeitvorgaben dagegen nicht. Dazu ein Beispiel: Der Tarifsatz betrage 1,90 Mark/Std. und die Qualitätskennziffer sei ,,Bearbeitungsfehler pro Schicht". Für null Fehler je Schicht werden je Stunde 0,50 Mark vergütet, für zehn Fehler entfällt die Prämie vollständig. Bei einem linearen Verlauf ergibt sich für fünf Bearbeitungsfehler eine Mehrleistungsprämie von 0,25 Mark/Std. Der effektive Stundenlohn beläuft sich dann auf 2,15 Mark. Die Anwendung des Prämienzeitlohns ist dort sinnvoll, wo mengenmäßige Ergebnisse nicht unmittelbar beeinflußt werden können oder nicht exakt meßbar sind bzw. die Ermittlung von Arbeitsnormen zu aufwendig ist, wo sich aber andere meß- und kontrollierbare Faktoren auf das Arbeitsergebnis auswirken. Der Prämienzeitlohn ist weit verbreitet bei der Entlohnung von Produktionshilfsarbeitern, in der Werkzeugfertigung, Instandhaltung, Gütekontrolle, langfristigen Einzelfertigung sowie in montage- und apparaturgebundenen Prozessen. Mit fortschreitender Mechanisierung und Automatisierung gewinnen Prämienzeitlöhne an Bedeutung. Beim Prämienstücklohn wird die Höhe des Effektivlohnes wie beim einfachen Stücklohn durch den Tarifsatz und den Grad der Normerfüllung bestimmt. Hinzu kommt — analog dem Prämienzeitlohn — eine Lohnprämie, die an die Erfüllung weiterer Leistungskennziffern gebunden ist; oder aber der vom mengenmäßigen Arbeitsergebnis abhängige Mehrleistungslohn wird durch den Grad der Erfüllung der anderen Leistungskennziffern korri47

Vgl. Autorenkollektiv/Ökonomik der Arbeit. (12), S. 543.

48

Vgl. Autorenkollektiv: Ökonomik der Arbeit im Transportwesen ... (14), S. 284.

49

Die Verwendung des Begriffs Prämie im Zusammenhang mit Lohnformen ist nicht sehr glücklich, weil es sich bei diesen Prämien um Mehrlöhne handelt, die aus dem Lohnfonds und nicht aus dem Prämienfonds finanziert werden.

69

giert. Bezogen auf das bisher gewählte Beispiel (Tarifsatz 1,90 Mark/Std.; Normerfüllung 130 vH; fünf Bearbeitungsfehler = 0,25 Mark/Std.) errechnet sich für die zuerst genannte Variante ein effektiver Stundenlohn von 2,72 Mark (1,90 Mark x 1,3 + 0,25 Mark). Die Anwendung des Prämienstücklohns ist vor allem bei manuellen oder handgesteuerten mechanisierten Prozessen (z.B. Textilindustrie) wirkungsvoll, bei denen ein unmittelbarer Einfluß sowohl auf die Mengenleistung als auch auf andere Faktoren gegeben ist. Mit Ausnahme des Zeitlohnes lassen sich die erläuterten Lohnformen individuell, kollektiv oder kombiniert einsetzen. Bei individueller Entlohnung richtet sich die Lohnhöhe nach dem Arbeitsergebnis des einzelnen; sie ist zweckmäßig, wenn die Arbeitsaufgabe individuell erfaßbar und abrechenbar ist. Kollektive Entlohnung bedeutet, daß die Lohnhöhe in Abhängigkeit von den Leistungen einer Gruppe von Arbeitskräften steht und nach einem bestimmten Verteilungsschlüssel berechnet wird. Der Lohn des einzelnen ergibt sich aus der Lohngruppe, aus der geleisteten Arbeitszeit und aus dem Grad der Erfüllung der Leistungskennziffern des Kollektivs. Kollektive Lohnformen sind sinnvoll, wenn die gemeinsame Ausführung bestimmter Tätigkeiten technologisch notwendig ist (z.B. Bedienung eines Aggregats) oder die Tätigkeiten der einzelnen Arbeitnehmer voneinander abhängen oder sich gegenseitig beeinflussen (z.B. taktzeitgebundes Fließband) oder eine komplexe Aufgabe (z.B. Generalreparatur) rasch erfüllt werden soll. Bei kombinierten Lohnformen schließlich sind die Lohnformen teils individuell, teil kollektiv gestaltet (z.B. Quantität individuell, Qualität kollektiv). Eine besondere kollektive Form des Prämienstücklohnes ist der Prämienlohn nach Plannormen. Wichtigste Grundlage dieser Lohnform sind technisch begründete Arbeitsnormen (TAN). Die Einzelnormen aller in einem Abrechnungsbereich vorkommenden Arbeitsgänge werden zunächst zu einer Komplexnorm je Erzeugnis zusammengefaßt und dann mit der laut Plan anzufertigenden Menge multipliziert. Im Ergebnis ergibt das die Plannorm, nach deren Erfüllungsgrad der Lohn abgerechnet wird (vgl. S. 61.). Diese Lohnform ist vor allem für die Fließfertigung geeignet (z.B. Möbelherstellung). Der Objektlohn in der Bauindustrie ist ähnlich gestaltet, dort werden die Einzelnormen zu einer Komplexnorm je Objekt (z.B. Wohnungseinheit) zusammengefaßt. Bei der Anwendung von Lohnformen, die die Arbeitsergebnisse direkt berücksichtigen, können die Beziehungen zwischen dem Erfüllungsgrad der Leistungskennziffern und die Entwicklung der Mehrleistungslöhne bzw. -prämien unterschiedlich sein. Die konkrete Form dieser Abhängigkeit wird als Lohnverlauf bezeichnet. Er kann kontinuierlich oder stufenweise sein, bei kontinuierlichem Verlauf linear, progressiv oder degressiv steigen, bei linearer Zunahme eine unterschiedliche Proportionalität aufweisen (z.B. 1:1; 1:2; 1:0,5) und unbegrenzt sein oder eine untere bzw. obere Begrenzung haben. Alle diese Varianten können zudem miteinander kombiniert werden 50 . Das System der Lohnformen und ihrer Verläufe bildet — trotz der vielfältigen Kombinations- und Variationsmöglichkeiten, die nötig sind, um bei unterschiedlichsten Arbeits- und Produktionsbedingungen die Leistungen auf geeignete Weise zu stimulieren — in der Theorie eine relativ homogene Einheit. In der Praxis ist die Situation aufgrund der historischen Entwicklung in der DDR weitaus komplizierter 51. Die verbreitetste Lohnform unmittelbar nach dem Krieg war in der damaligen SBZ der Zeitlohn. Aber bereits von 1947 an wurde zunächst auf Anordnung der sowjetischen Militäradministration in Deutschland (SMAD) und später auf Betreiben der „Deutschen Wirtschaftskommission" 52 bzw. der DDR-Regierung die Anwendung des Stücklohns als Mittel zur Steigerung der Arbeitsproduktivität forciert 53. Verbunden damit war die Erstellung von Arbeitsnormen auf der Grundlage von Normalleistungen 54. Infolge dieser Maßnahmen stieg der Anteil der Leistungslöhner an der Gesamtzahl der in der Industrie beschäftigten Produktionsarbeiter rasch an 5 5 :

50 Eine ausführliche Darstellung der Lohnverläufe findet sich z.B. in: Autorenkollektiv: Ökonomik der Arbeit im Transportwesen ... (14), S. 276 ff. und in: Manfred Kaufmann: Struktur des Arbeitseinkommens ... (49), S. 80 ff. 51

Zur historischen Entwicklung der Lohnformen vgl. insbesondere Klaus Wieland: Leistungsentlohnung in der DDR. (105).

52

Die Deutsche Wirtschaftskommission war eines jener zentralen Organe, die geschaffen wurden, um die zivile Verwaltung wieder in deutsche Hände zu legen. Sie bestanden bis zur Gründung der DDR und unterlagen der Kontrolle der SMAD. 53

Vgl. SMAD-Befehl Nr. 234 (Aufbauplan). In: ZVOBI. (254), 1948, S. 2 und S. 476 ff.

54

„Unter Normalleistung sind die Leistungen zu verstehen, die auf die Dauer von der Mehrzahl der für die jeweilige Arbeit geeigneten Kräfte bei normaler Beanspruchung erzielt werden können. Die Normalleistung entspricht somit der mittleren Leistung im Betrieb." — Vgl. ebenda, S. 476. 55

Vgl. Herbert Warnke: Aufbauplan 234 wird verwirklicht. (104), S. 24. — Eberhard Arlt: Technisch begründete Arbeitsnormen. (125), S. 374. — Wolfgang Haacke und Freia Jonas: Tarifliche und effektive Entlohnung der Produktionsarbeiter in der zentralgeleiteten volkseigenen Industrie. (145), S. 15. — Jörg Roesler: Werkzeugmaschinenbau und sozialistische Industrialisierung in der DDR. Beschäftigte und Lohnentwicklung. (191), S. 43.

70

1945/46: etwa 20 bis 25 vH 1949: etwa 40 vH 64 vH 1952: 71 vH 1955: 78 vH 1957: Unter Leistungslohn wurde in den 50er Jahren Stücklohn und Prämienzeitlohn verstanden; vom Gewicht her war letzterer aber relativ unbedeutend56. Die Einführung des Stücklohns bzw. der Arbeitsnormen auf breiter Basis verlief indes nicht reibungslos. Bekanntlich wurden durch den Beschluß des Ministerrats vom 28. Mai 1953, die Arbeitsnormen generell zu überprüfen und zunächst die für die Produktion entscheidenden Normen um mindestens 10 vH zu erhöhen 57 , die Ereignisse um den 17. Juni 1953 ausgelöst. Die Hauptproblematik der Vergütung nach Stücklöhnen entstand durch die Festlegung der Arbeitsnormen. Ihre Einführung erfolgte gegen den Widerstand eines großen Teils der Arbeiterschaft; sie befürchtete, teilweise mit Recht, daß durch zu niedrig angesetzte Zeitvorgaben („Zeitdrückerei") die Normen nicht erfüllt werden und Lohnreduzierungen mit sich bringen könnten 58 . Es fehlte an ausgebildeten Fachkräften für Arbeitsnormung und, soweit man nicht auf Refa-Methoden zurückgreifen konnte oder wollte, auch an einem brauchbaren Instrumentarium für die Normenermittlung. Zunächst fanden deshalb überwiegend erfahrungsstatistische Normen mit ihrem hohen Ungenauigkeitsgrad (vgl. S. 60) Anwendung. Die Ausarbeitung technisch begründeter Arbeitsnormen vollzog sich nur langsam; ihr Anteil an der Gesamtzahl der Arbeitsnormen betrug 1954 in der zentralgeleiteten volkseigenen Industrie erst gut ein Drittel und erhöhte sich bis 1961 nur geringfügig 59. So entstanden — wie erwähnt — einerseits zu knapp bemessene Vorgabezeiten, auf der anderen Seite aber auch eine Unmasse sogenannter „weicher" Normen. Letztere Entwicklung wurde auch durch die Interessenlage der Betriebe beeinflußt; leicht zu erfüllende bzw. zu überbietende Normen sicherten ihren Arbeitern ein vergleichsweise hohes Einkommen und festigten damit die Bindung der Beschäftigten an den Betrieb bzw. förderten die Gewinnung neuer Arbeitskräfte — häufig zu Lasten anderer Betriebe. Außerdem versprach man sich von der Verminderung des Einkommensgefälles gegenüber der Bundesrepublik, die Abwanderung von Arbeitskräften in den Westen eindämmen zu können. Trotz der zahlreichen Unzulänglichkeiten, von denen die Einführung der Normen begleitet war, entstanden die entscheidenden Mängel erst später; einmal geschaffene Normen (erfahrungsstatistische ebenso wie technisch begründete) blieben in der Regel unverändert, auch wenn sich die Fertigungszeiten je Erzeugnis lediglich wegen organisatorischer und technologischer Veränderungen der Produktionsbedingungen verringert hatten und nicht aufgrund höherer Leistungen der Arbeiter. In kurzer Zeit waren die „angewandten Arbeitsnormen zum größten Teil überholt" 60 , „weil der technische Fortschritt in den Arbeitsnormen keinen Niederschlag fand" 61 . Dieses Problem ist bis heute in der DDR nicht zufriedenstellend gelöst. Neben dem nur geringen Interesse der Betriebe an einer sorgfältigen Normenarbeit führten sicher auch die Ereignisse vom Juni 1953 zu einer gewissen Untätigkeit in der Normenfrage. Infolgedessen stieg die durchschnittliche Normerfüllung permanent an, obwohl es vielfach „Formen von Arbeitszurückhaltung" gab, damit die Diskrepanz zwischen Lohn und Leistung nicht so augenfällig wurde 62 . Gesamtwirtschaftliche Angaben über die durchschnittliche Normerfüllung vor 1956 sind nicht bekannt, aber über einzelne Zweige. Sie zeigen, daß der Grad der Normübererfüllung zu Beginn der 50er Jahre noch relativ niedrig war, sich dann aber stetig erhöhte 63 . Das Niveau der Normerfüllung war zwischen den einzelnen Industriezweigen und innerhalb der Branchen zwischen den Betrieben und dort von Arbeitsgruppe zu Arbeitsgruppe 56

So betrug z.B. im ersten Quartal 1955 die Summe der Mehrleistungslöhne für Produktionsarbeiter in der zentralgeleiteten volkseigenen Industrie, deren Vergütung nach dem Stücklohn erfolgte, 215 Mill. Mark, während nur 25 Mill. Mark Prämien an Zeitlöhner ausgezahlt wurden. — Vgl. Alfred Tomm: Die Entwicklung der Zahl der Beschäftigten und der Löhne im ersten Fünfjahrplan. (205), S. 110 f. 57

Vgl. GBl., 1953, S. 781 ff.

58

Vgl. Harry Mathes: Das Leistungsprinzip als Grundlage der Entlohnung in der volkseigenen Wirtschaft. (72), S. 54 und S. 76. 59 Vgl. Gerhard Ogrodowicz: Zur Statistik der Arbeitsnormen. (181), S. 183. — Friedrich Macher: Neue Technik — neue Normen. (169), S. 34. — 1980 wurde der Anteil der TAN an der Zahl der Arbeitsnormen mit 70 vH angegeben (1976: 64 vH). — Vgl. Wolfgang Beyreuther: Drei Jahre Arbeitsgesetzbuch der DDR. (130), S. 4. 60 61 62

Vgl. Friedrich Macher: Neue Technik — neue Normen. (169), S. 34. Walter Ulbricht: Der XXII. Parteitag der KPdSU und die Aufgaben in der DDR. (206), S. 6. Helmut Koziolek: Der Zuwachs der Einkommen als Auswirkung der Wachstumsfaktoren. (159), S. 94.

71

Übersicht 19

Durchschnittliche Normerfüllung der Stücklöhner 1956 bis 1961 in vH

Jahr 1)

Durchschnittliche Normerfüllung Industrie»«, insgesamt '

Kohleindustrie

Allgemeiner Maschinenbau

Normerfüllung über 200 vH Industrieux insgesamt

Kohleindustrie

Allgemeiner Maschinenbau

1956

135

116

149

3

" 0,1

6

1958

148

121

166

8

0,3

18

1960

156

126

178

12

0,4

39

1961

160

128

189

15

0,3

39

1) Jeweils II. Quartal.- 2) Zentralgeleitete volkseigene Industrie. Quelle:

Friedrich Macher: Neue Technik - neue Normen. (169), S. 35.

sehr unterschiedlich. Normerfüllungen von 400 bis 500 vH kamen vor 64 , in Extremfällen gar solche von nahezu 1000 vH 6 5 . Außer auf die ungenügende Normenarbeit war dies nicht selten auch das Ergebnis von Manipulationen, die durch eine mangelhafte Kontrolle der Erfassung und Abrechnung von Leistung und Lohn begünstigt wurden 66 . Der erhebliche Anstieg der durchschnittlichen Normerfüllung zog eine wesentliche Zunahme der Mehrleistungslöhne nach sich; die Lohndrift zwischen Effektiv- und Tariflöhnen vergrößerte sich bedeutend. Bereits 1957 betrug der Anteil des tariflichen am effektiven Stundenverdienst bei Stücklöhnern in den einzelnen Industriezweigen nur noch 44 bis 76 vH 6 7 . Diese Entwicklung führte zu einer Benachteiligung der Zeitlöhner; sie erhielten naturgemäß keinen Mehrleistungslohn und hinzu kam, daß ihre Tarifsätze anfang 15 vH unter den vergleichbaren der Stücklöhner lagen. Um derartige ungerechtfertigte Unterschiede zu beseitigen oder zu mindern, wurden oftmals — Stücklöhne auch dort angewendet, wo die Leistung nicht oder nur mit großem Aufwand meßbar ist, wie z.B. bei Reparaturarbeiten, Einzelfertigung und im Werkzeugbau („fiktive Stücklöhne") 68 , — Zeitlohnempfänger in höhere Lohngruppen eingestuft, als es ihnen ihrer Qualifikation und Tätigkeit nach zugekommen wäre 69 , — Zeitlohnempfängern ungerechtfertigte Zuschläge aller Art gezahlt 69 . Mit solchen Maßnahmen wurde zwar ein gewisser Ausgleich geschaffen, ohne allerdings das Problem generell zu lösen. Eine Repräsentativerhebung aus dem Jahre 1957 förderte zutage, daß die effektive Vergütung je Arbeitsstunde von Stücklöhnern die der Zeitlöhner mit gleicher Lohngruppe im Bereich der einzelnen Industrieministerien durchschnittlich um 25 bis 56 vH überstieg 70 . Der Abstand erhöhte sich noch durch die vergleichsweise günstigere Besteuerung der Mehrleistungslöhne (nur 5 vH). Die Differenzierung der Tarifsätze erfolgt u.a. nach der volkswirtschaftlichen Bedeutung der Tätigkeit und nach Beschäftigtengruppen; das Tarifsystem wird als Instrument der Arbeitskräftelenkung eingesetzt, und es sollen Anreize zur Qualifizierung vbn ihm ausgehen. Diese Steuerungsfunktionen sind weitgehend verlorengegangen: 63

Im Werkzeugmaschinenbau betrug die durchschnittliche Normerfüllung 1950: 118 vH 1956: 149 vH 1952: 134 vH 1958: 167 vH 1954: 140 vH 1959: 174 vH — Vgl. Jörg Roesler: Werkzeugmaschinenbau und sozialistische Industrialisierung ... (191), S. 44 und 51. 64 Friedrich Macher: Arbeitsproduktivität und Lohn. (168), S. 1656. 65 In einer Verzinkerei in Dresden wurde ,,eine Normerfüllung von 960 vH erreicht und geduldet." — Roland Hofmann: Zweckmäßige Lohnformen im Bauwesen. (46), S. 10. 66 Vgl. ebenda, S. 13. 67 Vgl. Wolfgang Haacke und Freia Jonas: Tarifliche und effektive Entlohnung ... (145), S. 16. 68 Schätzungen besagten, ,,daß wenigstens 15 bis 20 Prozent der Arbeiter... nur nach formalen oder fiktiven Stücklöhnen arbeiten" — Gerhard Schürer: Arbeitsproduktivität und Lohn 1961. (198), S. 28. 69 Vgl. Wolfgang Haake und Freia Jonas: Tarifliche und effektive Entlohnung... (145), S. 19. 70 Vgl. ebenda.

72

Abbildung 17

VERHÄLTNIS VON TARIF- UND EFFEKTIVLOHN IN EINIGEN ZWEIGEN DER VOLKSWIRTSCHAFT UM 1960

Quelle: Autorenkollektiv : Ökonomik der Arbeit in der DDR. Berlin (Ost) 1962, S. 4 0 4 .

— Unter den Stücklöhnern der verschiedenen Industriezweige hat sich bei der effektiven Vergütung durch die ungleichmäßige Ausdehnung des Mehrleistungslohnes eine andere Rangfolge herausgebildet als mit der Festlegung der Tarifsätze ursprünglich beabsichtigt war 71 . Die Folge davon war eine unerwünschte Fluktuation in Bereiche mit den besten Verdienstmöglichkeiten. — Bei den Zeitlöhnern handelte es sich häufig um Beschäftigte mit höherer Qualifikation (Meister, Techniker, Hoch- und Fachschulabsolventen). Ihre finanzielle Benachteiligung gegenüber den Stücklöhnern wirkte sich hemmend auf die gewünschte Bereitschaft zur Weiterbildung aus 72 . — In einigen Bereichen der Volkswirtschaft, insbesondere in den nichtproduzierenden (Bildungs- und Gesundheitswesen, Kultur u.a.) werden fast ausschließlich Zeitlöhne gezahlt. Auch hier setzte eine ungeplante Abwanderung von Arbeitskräften in Sektoren mit hohen Mehrleistungslöhnen ein 73 . Mit diesen in den 50er Jahren entstandenen Mängeln blieb das Lohnsystem der DDR 15 bis 20 Jahre lang behaftet. In Publikationen, die sich auf die erste Hälfte der 70er Jahre beziehen, wurde der Tariflohnanteil am Effektivlohn bei Produktionsarbeitern immer noch mit „kaum mehr als 50 Prozent" 74 bzw. mit „40 bis 70 Pro71

So standen die Beschäftigten im Steinkohlenbergbau, gemessen an der Höhe der Tarifsätze, an erster Stelle der Lohnskala, bei den Effektivlöhnen erst an fünfter. Der Leichtmaschinenbau rangierte nach den Tarifen auf dem 35. Platz, bei der effektiven Vergütung dagegen auf dem ersten. — Vgl. ebenda, S. 17. 72 ,,Z.B. sind Facharbeiter mit hohen Mehrleistungslöhnen oftmals nicht materiell daran interessiert, eine höhere Qualifikation zu erwerben." — Autorenkollektiv: Ökonomik der Arbeit. (12), S. 530. 73 Vgl. Handbuch DDR-Wirtschaft. (32), S. 215 f. 74 Hans Rößler und Helmut Seidl: Sozialistische Verteilung ... (192), S. 206.

73

zent" 7 5 angegeben. Viele der Zielsetzungen in bezug auf die Verteilung nach der Arbeitsleistung wurden nicht verwirklicht, das betrifft insbesondere den Gleichbehandlungsgrundsatz und die These von der Duldung einer nur beschränkten materiellen Ungleichheit. Erst mit der Einführung neuer Grundlöhne von 1976 an und der Anhebung der Vergütung bisher „vernachlässigter" Berufsgruppen/Wirtschaftszweige zeichnet sich eine schrittweise Überwindung der größten Disproportionen ab. Gleichwohl hat es auch in der Zwischenzeit eine ganze Reihe von lohnpolitischen Neuregelungen gegeben, die aber weniger darauf abzielten, die Schwachstellen des Lohnsystems zu beseitigen — allenfalls ihre negativen Folgen zu begrenzen —, sondern in erster Linie der Produktivitätssteigerung dienen sollten. Das Wachstumsziel hatte Vorrang vor dem der Verteilungsgerechtigkeit. Als wichtigste Maßnahmen aus dieser Zeit sind zu nennen: — Überprüfung der Normen, — Einführung des Prämienstücklohnes auf breiter Basis. Aufgrund der veralteten Normen war es den Stücklöhnern möglich, ohne große Anstrengungen hohe Normübererfüllungen zu erreichen; es wurde vielfach gar Arbeitszurückhaltung geübt, damit das Mißverhältnis zwischen Leistung und Lohn nicht zu deutlich hervortrat. Der Mehrleistungslohn wurde allgemein als Mittel der Lohnsicherung betrachtet — Walter Ulbricht sprach in diesem Zusammenhang von „Konsumentenideologie" 76 — und nicht als Äquivalent für hohe Leistungen. Die Relation zwischen der Steigerung der Arbeitsproduktivität und der Entwicklung der Durchschnittslöhne verschlechterte sich zusehends 77 . Dem versuchte man mit einer Korrektur der Normen zu begegnen. Nach den Erfahrungen von 1953 wurde aber ein administratives Vorgehen vermieden und außerdem die Zusicherung gegeben, daß Normveränderungen grundsätzlich keine Lohneinbußen nach sich ziehen dürften 78 . Die Überarbeitung der Normen wurde nicht mit einer einzigen Aktion und einem in sich abgestimmten Konzept vollzogen, sondern mit verschiedenen Methoden und wechselnden Schwerpunkten — teilweise zeitlich parallel, teilweise aufeinanderfolgend. Um nicht den Anschein einer staatlichen Urheberschaft zu erwecken, traten vorwiegend Einzelpersonen, Betriebe und die Gewerkschaften als treibende Kräfte auf; offizielle Stellen beschränkten sich zumindest nach außen darauf, deren Aktivitäten zu fördern, zu koordinieren und die (gesetzlichen) Voraussetzungen für eine breite Anwendung zu schaffen. Die Aktionen reichten von „freiwilligen" Normerhöhungen bzw. Zeitrückgaben, häufig als „Wettbewerbsverpflichtungen" deklariert, über die Propagierung von „Neuerervorschlägen" (z.B. „Seifert-Methode", „KowaljowMethode") bis hin zu „Massenbewegungen" etwa unter den Losungen „In der gleichen Zeit für das gleiche Geld mehr produzieren" und „Neue Technik — neue Normen" 79 . Der Beginn dieser Initiativen datiert um das Jahr 1958 80 . Im Kern ging es darum, neue, realistische Normzeiten festzulegen und mittels technisch-organisatorischer Maßnahmen die Arbeitsabläufe zu verkürzen bzw. die Produktivität zu erhöhen. Um den Arbeitern trotzdem einen Verdienst im bisherigen Umfang zu sichern, wurden die exakten Ist-Zeiten durch sogenannte „Zeitzuschläge" ergänzt (Vorgabezeit = exakte Normzeit + Zeitzuschläge). Dazu folgendes Beispiel 81 : Bisherige Vorgabezeit abgerechnete Ist-Zeit (Normerfüllung 160 vH)

10,0 Min/Stück 6,3 Min/Stück

Neue Norm- und Vorgabezeiten nach Beseitigung von Verlustquellen:

75

neue Normzeit Zeitzuschlag (60 vH)

5,0 Min/Stück 3,0 Min/Stück

neue Vorgabezeit

8,0 Min/Stück

Einsparung an Vorgabezeit Einsparung an Ist-Zeit

2,0 Min/Stück 1,3 Min/Stück

Autorenkollektiv: Höheres Lebensniveau durch steigende Wirtschaftskraft. (6), S. 87. Vgl. Walter Ulbricht: Der XXII. Parteitag der KPdSU ... (206), S. 6. 77 Vgl. ebenda. 78 Dies wurde bereits auf der 25. Tagung des ZK der SED 1955 beschlossen und auf der 12. Tagung 1961 noch einmal bestätigt. — Vgl. Neues Deutschland. (285), vom 1.11.1955, S. 11 und Die Wirtschaft. (261), Nr. 13/1961, S. 28. 79 Vgl. dazu im einzelnen: Klaus Wieland: Leistungsentlohnung ... (105), S. 19 ff. 80 Vgl. ebenda. 81 In Anlehnung an: Klaus Wieland: Leistungsentlohnung ... (105), S. 22. 76

74

Für die Planung und Abrechnung der Leistungen waren natürlich die neuen Normzeiten ausschlaggebend, die Vorgabezeiten dienten lediglich der Lohnermittlung. Das Problem der hohen Normübererfüllung ist offensichtlich auf diese Weise in der ersten Hälfte der 60er Jahre zumindest vorübergehend gelöst worden 82 . Auswirkungen auf das Lohngefüge, sieht man einmal davon ab, daß es vereinzelt bei allzu groben Abweichungen vom Durchschnitt und bei Betrug doch zu Lohnminderungen gekommen ist 83 , ergaben sich indes kaum, weil mit dem Zeitzuschlag die höheren Verdienste der Stücklöhner auf Dauer festgeschrieben wurden. Daran änderten auch gewisse Modifikationen, die der Zeitzuschlag in den 60er Jahren erfahren hat, so gut wie nichts. Zunächst war der Zeitzuschlag direkt an die Normerfüllung gekoppelt, d.h. bei Übererfüllung stieg auch der auf ihn fußende Lohnbestandteil. Etwa von 1962 ab wurde damit begonnen, den Zeitzuschlag aus den Vorgabezeiten herauszulösen und statt dessen einen festen ,,DM-Betrag" (je nach der gerade gültigen Währungsbezeichnung später ,,MDN-Betrag" und schließlich ,,M-Betrag" genannt) zu gewähren 84 . Damit erfolgte endgültig die Lösung dieses Lohnbestandteils von dem erzielten Arbeitsergebnis; Normunter- oder -Übererfüllung hatte keinerlei Einfluß mehr auf seine Höhe. Ein wenig anders sah die Regelung für den Teil der Stücklöhner aus, dessen Lohnform sich durch die Einführung des Prämienstücklohnes auf breiter Ebene in den 60er Jahren veränderte. Die Auszahlung des vollen Mark-Betrages wurde an die Erfüllung zusätzlicher Leistungskennziffern (z.B. Qualität der Erzeugnisse, Ausnutzung der Arbeitszeit u.ä.) gebunden. Die Summe blieb dabei nach oben begrenzt (Erfüllung der Kennziffern zu 100 vH und mehr), verringerte sich aber anteilig bei Untererfüllung 85. Dort fand eine Umwandlung des Zeitzuschlages/Mark-Betrages in eine (Mehr-)Lohnprämie 86 statt. Bei dem so gestalteten Prämienstücklohn erhöhte sich die Vergütung direkt proportional zur Leistung bis zu einer Normerfüllung von 100 vH und unterproportional im Übererfüllungsbereich.

Abbildung 18

LOHNLINIENVERLAUF BEI PRÄMIENSTÜCKLOHN MIT KONSTANTEM MARK- BETRAG

Quelle- Klaus W i e l a n d . Leistungsentlohnung in der DDR. Bergisch Gladbach 1980, S. 29. 82

Angaben über die durchschnittliche Normerfüllung in den Jahren 1960 bis 1966 liegen für die Bauindustrie vor: 1960: 173 vH 1964: 109 vH 1962: 169 vH 1966: 108 vH — Vgl. Rolf Hänsel: Der Tariflohn im Bauwesen ... (41), S. 89. 83 Vgl. Friedrich Macher: Neue Technik — neue Normen. (169), S. 42. — Autorenkollektiv: Ökonomik der Arbeit im Transportwesen ... (14), S. 222. 84 Dies ist aber offensichtlich nicht überall geschehen. Es wurde später noch von Betrieben berichtet, in denen der Zeitzuschlag bzw. der DM-Betrag proportional zur Normerfüllung stieg. — Vgl. Hubert Schulze: Stellung, Struktur und Perspektiven der angelernten Arbeitskräfte unter den Bedingungen der wissenschaftlich-technischen Revolution. (97), S. 99. 85 Vgl. dazu: Klaus Wieland: Leistungsentlohnung ... (105), S. 28 ff. 86 Die Bezeichnungen für die über den Tariflohn hinaus gezahlten Beträge sind in der DDR-Literatur uneinheitlich. In jüngeren Publikationen werden häufig alle diese Lohnbestandteile unter dem Ausdruck ,,Mehrlohn" subsumiert. Weit verbreitet

75

Bis zu Beginn der 60er Jahre dominierten in der DDR die Lohnformen Zeitlohn, Prämienzeitlohn und Stücklohn. Zur Überwindung der reinen Mengenorientierung in der Produktion ging man danach in den Branchen, wo dies möglich und sinnvoll war, generell vom Stücklohn auf den Prämienstücklohn über 87 . Aus dem Bereich Bauwesen ist bekannt, daß die Einführung der neuen Lohnform auf Anordnung des zuständigen Ministers geschah 88 , dürfte sich aber auch in der Industrie auf gleichem Wege vollzogen haben. Bereits Ende 1962 betrug der Anteil der Prämienstücklöhner an der Gesamtzahl der Produktionsarbeiter im Bauwesen ungefähr 50 vH 8 9 .

6.1.1.4. Neuordnung des Lohnsystems Die in den vorangegangenen Abschnitten aufgezeigten Mängel des Lohnsystems der DDR sind zum überwiegenden Teil schon in den 50er Jahren entstanden. Bereits damals wurden Forderungen nach einer Neuregelung laut und auch Veränderungsvorschläge konzeptioneller Art unterbreitet 90, aber erst mehr als 10 Jahre danach auf dem 8. FDGB-Kongreß (1972) erfolgte die offizielle Ankündigung der Reform des Lohnsystems91. Es dauerte weitere vier Jahre, bevor 1976 mit der schrittweisen Verwirklichung dieses Vorhabens auf breiterer Ebene begonnen wurde 92 . Dazwischen lag die Phase der Ausarbeitung und praktischen Erprobung des Projekts. Seit Ende der 60er Jahre war in einigen Betrieben mit sogenannten Basislöhnen experimentiert worden; sie setzten sich aus den Tariflöhnen und wesentlichen Teilen der Mehrlöhne zusammen und bildeten die (höhere) Bezugsbasis für die Berechnung der an die Normerfüllung gebundenen Mehrleistungslöhne. Die Basislöhne waren die Vorläufer der im Prinzip gleichartig gestalteten „neuen Grundlöhne" 93 , die bis 1975 zum Sammeln von weiteren Erfahrungen in 42 Betrieben eingeführt wurden 94 . Diese Grundlöhne für Produktionsarbeiter bilden das Kernstück der realisierten Neuordnung des Lohnsystems. Von 1976 bis einschließlich 1981 wurden sie in den Bereichen Industrie, Bauwesen und z.T. auch im Verkehrswesen schrittweise für zwei Millionen Produktionsarbeiter eingeführt 95, d.h. für gut zwei Drittel dieser Gruppe von Arbeitnehmern. Den zweiten Schwerpunkt der Reform stellen neue Gehaltstarife in den produzierenden Bereichen für Meister und Beschäftigte mit einem Fach- oder Hochschulabschluß dar; bis Ende 1981 kamen sie für 530 000 Beschäftigte zum Tragen 96 . Insge-

ist aber auch die Verwendung der Begriffspaare „Mehrleistungslohn/Mehrlohn" und „Mehrleistungsprämie/Mehrlohnprämie". Entweder werden die korrespondierenden Termini dann synonym gebraucht, meist bezeichnet man aber mit Mehrlohn und Mehrlohnprämie die Teile des Effektivlohnes, die aus dem Zeitzuschlag hervorgegangen sind (Mark-Betrag, Lohnprämie). Die Begriffe ,,Mehrleistungslohn" und „Mehrleistungsprämie" werden dagegen vorwiegend im Zusammenhang mit den Lohnteilen benutzt, die auf eine Erfüllung bzw. Übererfüllung „echter" Leistungskennziffern beruhen. Der Mehrleistungslohn bzw. Mehrlohn ist dabei das Entgelt, das für die Unterschreitung der Norm- oder Vorgabezeiten — ggf. auch früherer (Mark-Betrag) — an Stücklöhner und Prämienstücklöhner gezahlt wird. Die Mehrleistungsprämie bzw. Mehrlohnprämie hingegen ist an die Erfüllung anderer Leistungskennziffern gekoppelt und kommt somit für Prämienzeit- und -stücklöhner zur Anwendung. — Vgl. Lexikon der Wirtschaft. 'Arbeit'. (115), S. 435 f. — Manfred Kaufmann: Struktur des Arbeitseinkommens... (49), S. 93. 87

Vgl. Klaus Wieland: Leistungsentlohnung ... (105), S. 27 f. Vgl. Roland Hofmann: Zweckmäßige Lohnformen im Bauwesen. (46), S. 21. 89 Vgl. ebenda, S. 68. 90 Vgl. z.B. Fritz Behrens: Arbeitsproduktivität und Lohnentwicklung. (128), S. 322 und 331 ff. 91 Vgl. Herbert Warnke: Mit Tatkraft, Ideen und Schöpfertum aller Gewerkschafter für die Lösung der Hauptaufgabe des VIII. Parteitages. (219), S. 3. 92 Vgl. Gemeinsamer Beschluß des Zentralkomitees der SED, des Bundesvorstandes des FDGB und des Ministerrates der DDR über die weitere planmäßige Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen der Werktätigen im Zeitraum 1976 — 1980 vom 27. Mai 1976. (228), S. 1. 93 Der sich inzwischen eingebürgerte Begriff Grundlohn ist in diesem Zusammenhang unglücklich gewählt, weil er schon seit langem im Rechnungswesen der DDR in einem anderen Sinn gebraucht wird. Er dient dort zur Unterscheidung nach Lohnarten und ist definiert als „Lohn, der den Arbeitern in den produzierenden Bereichen der Betriebe für die Durchführung des technologischen Prozesses gezahlt wird." (ökonomisches Lexikon, Band H-P. (17), S. 434). D. h. es handelt sich um den gesamten Tarif- und Mehrlohn der Produktionsarbeiter. Die Bezeichnung Grundlohn gibt es außerdem noch in einer weiteren Lesart und zwar als Leistungsgrundlohn; damit sind dip Tarifsätze der (Prämien-)Stücklöhner gemeint. 94 Vgl. Hrsg.: Rolf Meßbauer und Armin Holicki: Wirtschaftliche Rechnungsführung in der Industrie. (77), S. 92. 95 Vgl. Neues Deutschland. (285), vom 17./18.4.1982, S. 9. 96 Vgl. ebenda. — Aufgeschlüsselte Angaben liegen für das Jahr 1980 vor; bis zu diesem Zeitpunkt waren die neuen Tarife für ca. 100 000 Meister und über 350 000 Beschäftigte mit einer Hoch- oder Fachschulausbildung wirksam geworden (vgl. Autorenkollektiv: Arbeitsökonomie. (3), S. 447). 88

76

samt haben zu Beginn der 80er Jahre die neuen Grundlöhne bzw. Gehaltstarife 97 für rund ein Drittel aller Arbeitnehmer (ohne Lehrlinge) Anwendung gefunden. Es wurde also lediglich eine Teilreform durchgeführt; sie betrifft die oben genannten Beschäftigtengruppen der produzierenden Zweige. Ausgespart blieb der große Kreis der kaufmännischen und technischen Angestellten (ohne Hoch- oder Fachschulausbildung), die in den Produktionsbetrieben tätig sind, sowie alle Arbeitnehmer in den nichtproduzierenden Bereichen der Volkswirtschaft. Das alte und neue Lohnsystem bestehen also heute in der DDR nebeneinander, und dies wird sich zumindest mittelfristig auch wohl nicht ändern. Im Fünfjahrplan 1981/85 ist offensichtlich nur vorgesehen, die neuen Grundlöhne bzw. Gehaltstarife auch noch in den produzierenden Betrieben/Sektoren einzuführen, wo dies bisher nicht geschehen ist 98 . Die Reform bleibt anscheinend auf halbem Wege stecken, möglicherweise weil eine Neuordnung des Lohnsystems in der gesamten Volkswirtschaft zu große Belastungen mit sich gebracht hätte. Da nach den offiziellen Erklärungen keine Verdienstminderungen eintreten durften — auch nicht für Beschäftigtengruppen bzw. Betriebe/Zweige mit einem vergleichsweise hohen Lohnniveau — wäre zur Überwindung der bestehenden Disproportionen bei den bislang finanziell schlechtergestellten Arbeitnehmern eine Anpassung ,,nach oben" nötig gewesen. Tatsächlich sind in den Bereichen, in denen die Reform durchgeführt wurde, z.T. nicht unerhebliche Lohn- bzw. Gehaltssteigerungen eingetreten 99 . Auf diese Weise wurden zwar viele Schwächen des alten Lohnsystems — wie noch zu zeigen sein wird (vgl. S. 82) — innerhalb der Sektoren, wo die Neuordnung verwirklicht worden ist, beseitigt, gleichzeitig sind aber andere Mängel entstanden. Die Arbeitnehmer in den nichtproduzierenden Zweigen, wie auch die Angestellten in den Produktionsbetrieben, waren in der Regel schon seit langem gegenüber den in der Produktion tätigen Arbeitern hinsichtlich ihrer Bezüge benachteiligt worden. Diese Diskrepanz hat sich durch die Teilreform des Lohnsystems eher verstärkt, wenngleich für einige Beschäftigtengruppen, so z.B. 1981 für Heilhilfsberufe (Schwestern, Krankenpfleger u.ä.), Erzieher und Lehrer 100 , aufbauend auf den alten Tarifen Lohn- bzw. Gehaltserhöhungen erfolgt sind 1 0 1 . Wie schon angedeutet, hatte die Einführung der neuen Grundlöhne als wichtigste Änderung gegenüber der bisherigen Lohngestaltung die Erhöhung des Tarif- bzw. Grundlohnanteils am Effektivlohn zur Folge; die anderen Lohnbestandteile verloren dadurch naturgemäß an Gewicht. Bei letzteren konnte es sich um Mehrlohnprämien, Mark-Beträge, Mehrleistungslöhne und leistungsunabhängige Zuschläge 102 (z.B. Ausgleichszahlungen, die im Zusammenhang mit der Abschaffung der Lebensmittelkarten, Verkürzung der Arbeitszeit und Erhöhung der Mindestlöhne standen; personengebundene Zuschläge) handeln. Aus welchen Lohnelementen sich die alten Effektivlöhne jeweils zusammensetzten, hing u.a. von den Lohnformen ab, die im einzelnen angewendet wurden. Demzufolge entstanden auch die Grundlöhne aus unterschiedlichen Lohnbestandteilen, je nachdem, welche Gegebenheiten vorlagen. Beim Prämienstücklohn, der am weitest verbreiteten Lohnform für Produktionsarbeiter in der DDR, wurden die Tariflöhne, die leistungsunabhängigen Zuschläge und wesentliche Teile der Mehrlöhne zu Grundlöhnen zusammengefaßt und aus den verbleibenden Mehrlöhnen neue (verminderte), an Leistungskennziffern gebundene Lohnteile gebildet. Der Anteil des Grundlohns am Effektivlohn soll generell 70 bis 90 vH betragen 103 . Die alten Tariflöhne sind aber nicht außer Kraft gesetzt worden. Alle arbeitsrechtlichen Regelungen, die an den Tariflohn gebunden sind, haben weiterhin Gültigkeit. Die Tarife bleiben insbesondere die Berechnungsbasis für die Lohnsteuer sowie für bestimmte Ausgleichszahlungen und Zuschläge. Das ist für die Arbeitnehmer in einer Hinsicht von Vorteil: Die über den Tariflohn hinausgehenden Teile des Grundlohnes werden wie die 97

Seit einiger Zeit findet sich in der DDR-Literatur als Sammelbegriff für die neuen Grundlöhne der Produktionsarbeiter und die Gehälter der Meister, Ingenieure sowie Ökonomen (mit leistungsabhängigen oder aufgabengebundenen Zuschlägen) die Bezeichnung Produktivlöhne. — 1985 wurde von 4,3 Mill. Arbeitnehmern gesprochen, die nach Produktivlöhnen bezahlt werden; das wäre etwa die Hälfte aller Arbeitnehmer. — Vgl. Neues Deutschland. (285), vom 21.6.1985, S. 4. 98 Darauf deuten jedenfalls die spärlichen und zudem wenig präzisen Äußerungen zu diesem Komplex auf dem 10. FDGBKongreß hin. — Vgl. Harry Tisch: Bericht des Bundesvorstandes des FDGB an den 10. Kongreß. (204), S. 6. 99 „Bei gestiegenen Leistungen erhöhten sich die Löhne dieser Arbeiter zwischen 30 und 120 Mark im Monat, bei den Meistern zwischen 70 und 120 Mark und bei den Hoch- und Fachschulkadern bis 150 Mark". — Ebenda, S. 3. 100 Vgl. Neues Deutschland. (285), vom 16./17.1.1982, S. 5 und Der Tagesspiegel. (301), vom 12.12.1980, S. 2. 101 Es wurden dabei aber auch einige Veränderungen struktureller Art vorgenommen; so etwa die Reduzierung auf zwei Ortsklassen (Berlin; Bezirke der DDR). Das gleiche ist im Zusammenhang mit der Einführung der neuen Grundlöhne und Gehaltstarife erfolgt. 102 Die Mark-Beträge können mehr oder weniger auch zu den leistungsunabhängigen Lohnbestandteilen gezählt werden. 103 Vgl. Zur Neuordnung des Lohnsystems in der DDR. Interview von Dieter Heibel mit Gerhard Muth. (178), S. 1227. — In späteren Veröffentlichungen wird von durchschnittlich 70 bis 80 vH gesprochen. — Vgl. Autorenkollektiv: Arbeitsökonomie (3). S. 445.

77

Abbildung 19

BESTANDTEILE DES PRÄMIENSTÜCKLOHNES auf der Basis bisheriger Tarifsätze

Mehrleistungslohn ( 5 vH N o r m ü b e r e r f ü l l u n g ]

Mehrleistungslohn (10vH Normübererfüllung)

Mehrlohnprämie bzw.Mark-8etrag ( 6 0 vH des T a r i f l o h n e s ) U

Leistungsunabhängige Zuschläge

auf der Basis neuer Grundlöhne

0,55

1,26

Mehrlohnprämie

1

)

Neuer G r u n d l o h n (Lohngruppe 6 } Grundlohntabelle 8 )

Ö,3Ö";-'

ßerechnungsbasis für Lohnsteuer, Ausgleichszahlungen und Zuschläge

3)

Tariflohn ( Lohngruppe 6 > c h e m i s c h e I n d u s t r i e )

3,87 Mark

4,12 Mark

D Teilweise oder vollständige Bindung an Leistungskennziffern , z. B. Qualität, Nutzung von Maschinenkapazität für die Abschaffung der Lebensmittelkarten , für Arbeitszeitverkürzungen , personengebundene Zuschläge.— zahlungen und Zuschläge für Überstunden, Sonn-und Feiertagsarbeit , Hausarbeitstage u.a.

2

)Zuschläge ^Ausgleichs-

Quellen: Klaus Wieland: Leistungsentlohnung in der DDR. Bergisch Gladbach, 1980, S.^0 und Autorenkollektiv : Arbeitsökonomie. Berlin (Ost), 1982, S . U 4 und ¿57.

Mehrlöhne nur mit 5 vH besteuert. Auf der anderen Seite gibt es aber auch nachteilige Wirkungen: Überstundenzuschläge, Zuschläge für Sonn- und Feiertagsarbeit, Ausgleichszahlungen für Hausarbeitstage u.ä. erhöhen sich wegen ihrer Kopplung an die vergleichsweise niedrigeren Tariflöhne nicht. Geändert hat sich indes die Bezugsbasis für die Berechnung der Mehrleistungslöhne, jener Lohnbestandteile, die für die Erfüllung bzw. Übererfüllung der Normen gezahlt werden. An die Stelle der Tariflöhne sind dort die höheren Grundlöhne getreten, d.h. bei einem gleichbleibenden Grad der Normübererfüllung steigt der Mehrleistungslohn. Ob allerdings die Normen im bisherigen Umfang erfüllt werden können ist fraglich, denn die Einführung der neuen Grundlöhne wurde nicht isoliert, sondern stets in Verbindung mit anderen Maßnahmen vorgenommen, insbesondere mit solchen, die zu Produktivitätssteigerungen führen sollten. Vorrangig ging es um die rationellere Gestaltung der Arbeitsprozesse und die Verbesserung der Arbeitsbedingungen mit Hilfe der sogenannten wissenschaftlichen Arbeitsorganisation (WAO). Daneben entstanden zur Erhöhung der Effizienz zahlreiche ,.freiwillige Aktionen der Basis", wie Initiativschichten, Gegenpläne, Notizen zum Plan, persönliches Planangebot, Schwedter Initiative usw. Veränderte Produktionsbedingungen machen eine Überprüfung der Normen erforderlich (,,Neue Technik — neue Normen"). Generell wurde die Ausarbeitung technisch begründeter Arbeitsnormen zur Vorbedingung für die Anwendung neuer Grundlöhne gemacht. Das bedeutete in der Regel eine Senkung der Vorgabezeiten und somit — bei gleicher Leistung — eine Verringerung des Normenerfüllungsgrades. Da keine Lohnminderungen eintreten durften, mußten die Mehrlohnbestandteile in ihrer Höhe so festgelegt werden, daß sie zusammen mit dem Grundlohn mindestens den alten Effektivlohn ergaben. Bei unveränderter Leistung war also der Lohn in seiner bisherigen Höhe gesichert, das heißt aber auch, die Einführung der Grundlöhne lief nicht automatisch auf eine Lohnerhöhung hinaus; erst bei einer Steigerung der Arbeitsintensität nahm der Mehrleistungslohn (und damit der gesamte Effektivlohn) zu, dann aber rascher als dies früher der Fall war. Mit Hilfe von Arbeitsnormen und anderen Kennziffern werden die unterschiedlichen Leistungen der einzelnen Arbeitnehmer gemessen und mittels geeigneter Lohnformen durch Mehrlöhne differenziert abgegolten. Die Änderungen, die bei der Leistungsbewertung und -Vergütung gegenüber der bisherigen Praxis im Zusammenhang mit der Einführung neuer Grundlöhne eingetreten sind, wurden im vorangegangenen Abschnitt am Beispiel des Prämienstücklohnes dargestellt und diskutiert. Außer nach Leistung erfolgt aber auch noch eine Differenzierung der Löhne nach anderen Kriterien, und zwar bislang nach Arbeitsanforderungen, Beschäftigtengruppen, volks-

78

wirtschaftlicher Bedeutung der Arbeit, Ortsklassen und Lohnformen. Das geschah mittels eines entsprechend ausgestalteten Tarifsystems. Nunmehr sollen die Grundlöhne in ihrem Anwendungsbereich diese Funktion übernehmen, allerdings in modifizierter Form. Aufschluß über die Neuerungen geben die nachfolgenden Erläuterungen. Die anforderungsabhängige Lohndifferenzierung basiert auf den Ergebnissen der Arbeitsklassifizierung. Für die Einstufung der Tätigkeiten in die verschiedenen Lohn- und Gehaltsgruppen waren in der Vergangenheit die erforderliche Qualifikation und Verantwortung sowie die berufsbedingte Schwere der Arbeit maßgebend. Nunmehr richtet sich die Eingruppierung ausschließlich nach der Qualifikation und Verantwortung; die Arbeitserschwernisse werden getrennt bewertet und als Lohnzuschläge auf der Grundlage von Erschwerniskatalogen gesondert vergütet (vgl. S. 82). Als weitere Voraussetzung für die Anwendung der Grundlöhne haben die Betriebe — neben der Normenrevision — die Auflage bekommen, mit Hilfe der geänderten Arbeitsklassifizierung die Eingruppierungen zu überprüfen. Bisher zu hoch eingestufte Arbeiter erhalten ggf. zur Sicherung ihres früheren Lohnniveaus personengebundene Zuschläge. Analog zu den Tariftabellen wurden die (Grund-) Lohnsätze der einzelnen Lohngruppen in staatlich verbindlichen Grundlohntabellen zusammengefaßt. Die Anzahl der Grundlohntabellen wurden aber gegenüber den bisherigen Tariftabellen wesentlich reduziert und das Lohnsystem damit in diesem Bereich einfacher und übersichtlicher gestaltet. Es gibt zwölf Grundlohntabellen für Produktionsarbeiter mit je sechs Lohngruppen 104 . Letztere tragen die fortlaufende Numerierung von drei bis acht, weil die beiden untersten Lohngruppen — das trifft auch für die Tarife zu, soweit sie noch uneingeschränkt gelten — im Zusammenhang mit der letzten Mindestlohnerhöhung (1976) im Prinzip abgeschafft wurden 105 . Die Gruppen drei und vier kommen für angelernte Arbeitskräfte zur Anwendung und die Gruppen fünf bis acht für Facharbeiter. Die Grundlöhne liegen erheblich über den Tariflöhnen, im nachstehenden Beispiel um 50 bis 60 vH, und die Abstufungen der Lohnsätze sind größer als vorher. Diese Regelung soll einen stärkeren Anreiz für die Qualifizierung und die Übernahme von höherer Verantwortung bieten. Der Lohn nimmt dabei von Gruppe zu Gruppe um einen konstanten Betrag zu; der relative (prozentuale) Zuwachs verringert sich dadurch natürlich von Stufe zu Stufe. Bei dem alten Tarifsystem waren mit dem selben Stimulierungsargument absolut und relativ steigende Beträge bzw. Raten begründet worden (vgl. S. 64). Die Abstufung ist jetzt im Gegensatz zu früher in allen Grundlohntabellen einheitlich gestaltet. Übersicht 20 Tarif- und Grundlohnsätze der Produktionsarbeiter in der chemischen Industrie alt Lohngruppe

neu

Tariftabelle der chemischen Industrie (Betriebsklasse I)

Mark/Std.

absoluter Zuwachs in Mark

relativer Zuwachs in vH

Mark/Std.

absoluter Zuwachs in Mark

2,50

0,15

9

2,80

0,30

12

0,15

8

3,10

0,30

11

8

3,40

0,30

10

12

3,70

0,30

9

4,00

0,30

8

1,65

4

1,80

5

1,95

6

2,10

0,15

7

2,35

0,25

8

2,65

0,30

13

_

relativer Zuwachs in vH

_

3

Quelle:

Grundlohntabelle 8

_

Autorenkollektiv: Arbeitsökonomie. (3), S. 457.

104

Vgl. Autorenkollektiv: Arbeitsökonomie. (3). S. 454 ff. Die beiden unteren Lohn- und Gehaltsgruppen wurden in jenen Tarifen beseitigt, die unter dem Mindestlohn begannen. Das dürfte für so gut wie alle Tariftabellen zugetroffen haben. — Vgl. Gemeinsamer Beschluß ... (228), S. 1. 105

79

Welche der zwölf Grundlohntabellen in den einzelnen Kombinaten oder Betrieben zur Anwendung kommen, legen die zuständigen Minister in Übereinstimmung mit den Zentralvorständen der Industriegewerkschaften fest. Die Kriterien, auf denen diese Entscheidungen beruhen, sind die allgemeinen Produktions- und Arbeitsbedingungen, sowie die volkswirtschaftliche Bedeutung der Zweige, Kombinate und Betriebe. Grundsätzlich soll für jeden Betrieb nur eine Grundlohntabelle gelten 106 . Unterschieden wird nach schwersten, erschwerten und überwiegend normalen allgemeinen Produktions- und Arbeitsbedingungen, d.h. neben der Qualifikation und Verantwortung ist für die Auswahl der Grundlohntabelle wie bisher die berufsbedingte Schwere der Arbeit mitentscheidend. Die Vergütung nach den beiden höchsten Grundlohntabellen erfolgt z.B. ausschließlich für Untertagearbeit im Bergbau 107 . Außer durch Erschwerniszuschläge wird also die berufsbedingte Schwere der Arbeit nach wie vor auch durch die Zuordnung zu den einzelnen Lohntabellen mit unterschiedlich hohen Tarif- bzw. Grundlohnsätzen berücksichtigt. Im Vergleich zur bisherigen Praxis haben aber Arbeitserschwernisse keinen Einfluß mehr auf Einstufung in die verschiedenen Lohngruppen. Bezüglich der Lohnhöhe wurde die berufsbedingte Schwere der Arbeit also früher in dreierlei Weise (Lohngruppe, Tarifsatz, Erschwerniszuschlag) wirksam, durch die Neuordnung in zweifacher Hinsicht (Grundlohnsatz, Erschwerniszuschlag). Die Differenzierung der Löhne nach der volkswirtschaftlichen Bedeutung der Tätigkeit ist im Grundsatz ebenfalls beibehalten, aber nach Aussagen der DDR-Literatur beträchtlich eingeschränkt worden 108 . Das Verfahren hat sich indes geändert: Bislang galten von Wirtschaftszweig zu Wirtschaftszweig auch bei vergleichbaren Arbeitsanforderungen unterschiedlich gestaltete Tariftabellen, und außerdem gab es innerhalb einiger Sektoren noch eine Staffelung der Löhne nach Betriebsklassen (vgl. S. 65 f.). Die Zweigbindung der Tarife und die Betriebsklassen wurden abgeschafft. Jetzt erfolgt die Differenzierung der Vergütung nach der volkswirtschaftlichen Bedeutung ausschließlich über die Festlegung der in den einzelnen Betrieben bzw. Kombinaten jeweils anzuwendenden Grundlohntabellen. Das Ortsklassensystem wurde nahezu beseitigt. Nunmehr bestehen nur noch zwei Ortsklassen: „Berlin — Hauptstadt der DDR" und „Bezirke der DDR" 1 0 9 . Die Differenzierung der Tarif- bzw. Grundlohnsätze nach Lohnformen ist ganz entfallen. Früher lagen in einigen Wirtschaftszweigen die Tarife von Stücklöhnern höher als die von Zeitlöhnern. Wegen des größeren Gewichts der Grundlöhne dürften sich ohnehin die Abstände in der Bezahlung, die durch die Anwendung von verschiedenen Lohnformen (Zeit-, Stück-, Prämienlohn) entstanden waren, verringert haben. Ob die Differenzierung der Löhne nach Beschäftigtengruppen generell eingeschränkt oder gar vollständig aufgehoben wurde, läßt sich wegen der unzureichenden Materiallage nicht sagen. Bei den Hoch- und Fachschulabsolventen ist dies jedenfalls geschehen; es wird dort kein Unterschied mehr zwischen Wirtschaftlern und ingenieur-technischem Personal gemacht. Wie für Produktionsarbeiter wurden auch für Meister und für Beschäftigte mit einem Fach- oder Hochschulabschluß neue, staatlich verbindliche Lohn- bzw. Gehaltstabellen aufgestellt. Die Gehaltstabellen für Meister sind nach vier Tarifbereichen gegliedert und enthalten Jm Unterschied zu früher anstatt vier jeweils nur noch drei Gehaltsgruppen, die sich in gewissem Umfang gegenseitig überlappen. In der Regel liegen die neuen Tarifsätze über den alten. Von-Bis-Spannen wurden beibehalten und erweitert. Dadurch bestehen größere Möglichkeiten zur leistungsgerechten Differenzierung der Gehälter sowie zur Herstellung besserer Einkommensrelationen zwischen Meistern und Produktionsarbeitern. Die Einführung der neuen Gehaltstabellen für Meister war im Gegensatz zu der Vorgehensweise bei den Produktionsarbeitern und den Beschäftigten mit einem Fach- oder Hochschulabschluß nicht mit einer generellen Neueinstufung in die einzelnen Gehaltsgruppen verbunden. Für Fach- und Hochschulabsolventen wurden zwölf neue Gehaltstabellen mit weiterhin je fünf Gehaltsgruppen geschaffen. Bezüglich der Höhe der Tarifsätze und der Von-Bis-Spannen, sind ähnliche Veränderungen zu konstatieren wie bei den Meistern. Auf die Zusammenfassung der Gehaltstabellen für das ingenieurtechnische Personal (I-Gruppen) mit denen der Wirtschaftler (W-Gruppen) zu einheitlichen Tabellen für alle Be106

Ausnahmen bilden bestimmte Berufsgruppen, die in jedem Betrieb die gleichen Arbeitsbedingungen haben, z.B. PKWFahrer, Beschäftigte in der EDV. Ihre Vergütung erfolgt überall nach den selben Lohntabellen („Querschnittarife") unabhängig davon, welche Grundlohntabelle ansonsten angewendet wird. Ferner gibt es Betriebe, in denen sich die Produktions- und Arbeitsbedingungen bestimmter Bereiche oder Beschäftigtengruppen von den allgemein vorherrschenden unterscheiden (z.B. Gießerei in einem Maschinenbaubetrieb); auch dann wird vom Prinzip der Einheitlichkeit abgewichen. — Vgl. Autorenkollektiv: Arbeitsökonomie. (3), S. 454 ff. 107 108 109

80

Vgl. ebenda. Vgl. ebenda. Vgl. ebenda, S. 457.

Gehaltstabelle für Meister in der chemischen Industrie alt« Gehalts gruppe

neu«

Mark/Monat

Ml M2 M3 M4

465 550 665 850 -

520 620 755 960

Gehaltsgruppe

Mark/Monat

Gl

600 - 800

G2 G3

700 - 1000 820 - 1150

1) Bezirke der DDR, Betriebsklasse I,- 2) Bezirke der DDR. Quelle:

Autorenkollektiv:Arbeitsökonomie. (3), S. 459.

schäftigten mit Hoch- und Fachschulabschluß (HF-Gruppen), wurde bereits hingewiesen. Die dem ingenieurtechnischen Personal früher gewährten Treueprämien für ununterbrochene Beschäftigungsdauer sind mit Einführung der neuen Gehaltstabellen entfallen 110 . Übersicht 22 Gehaltstabelle für Beschäftigte mit einem Hoch- oder Fachschulabschluß in der chemischen Industrie alt« Gehaltsgruppe

alt«

Mark/Monat

Gehaltsgruppe

neu«

Mark/Monat

Gehaltsgruppe

Mark/Monat

J I

650

-

735

WI

610

-

680

HF I

750

-

J II

800

-

910

. WII

700

-

800

HF II

820

- 1140

950

J III

1000

- 1100

Will

820

-

950

HF III

1000

- 1340

J IV

1230

- 1380

WIV

1050

- 1200

HF IV

1230

- 1650

J V

1480

- 1760

WV

1250

- 1400

HF V

1480

- 2000

1) Bezirke der DDR, Betriebsklasse I.- 2) Bezirke der DDR, Chemie I. Quelle: Autorenkollektiv: Arbeitsökonomie. (3), S. 460.

Die leistungsdifferenzierte Bezahlung der Meister innerhalb der einzelnen Tarifgruppen erfolgt in der Regel im Rahmen der Von-Bis-Spannen mit Hilfe von Gehaltsprämien, die an Leistungskennziffern gebunden sind 1 1 1 . Ähnlich verhält es sich bei den Beschäftigten mit einem Hoch- oder Fachschulabschluß; dort kommen leistungsorientierte und aufgabengebundene Gehaltszuschläge zur Anwendung bzw. sollen schrittweise eingeführt werden 112 . Die Von-Bis-Spannen können auch für die Anerkennung einer kontinuierlichen Leistungsentwicklung unter Berücksichtigung der gestiegenen Qualifikation, Berufserfahrung und Verantwortung genutzt werden 113 . 110

Vgl. ebenda, S. 459 ff.

111

Bei Erfüllung der Kennziffern betragen sie bei einschichtiger Arbeit 120 Mark, bei Zweischichtarbeit 150 Mark und bei Dreischichtarbeit 180 Mark. Diese Regelungen bestehen im Grundsatz bereits seit 1971. Die den Gehaltsprämien zugrundeliegenden Leistungskennziffern wurden mit Einführung der neuen Grundlöhne bzw. -gehälter überprüft. — Vgl. ebenda, S. 446. 112 Die leistungsabhängigen Gehaltszuschläge werden meist nach Gehaltsgruppen differenziert und betragen z.B. in der Gehaltsgruppe HF 2 maximal 90 Mark und in der Gehaltsgruppe HF 5 höchstens 150 Mark. Verglichen damit können aufgabengebundene Zuschläge bis zur zweifachen Höhe dieser Beträge gewährt werden; in begründeten Fällen dürfen sie sogar die obere Grenze der Gehaltsspanne um bis zu 150 Mark überschreiten. — Vgl. ebenda, S. 501 ff. 113

Vgl. ebenda, S. 447.

81

Die wichtigsten Ziele, die mit der Neuordnung des Lohnsystems verfolgt wurden bzw. noch werden, sind — Erhöhung der Qualifikation, — Übernahme von größerer Verantwortung, — Steigerung der Arbeitsproduktivität, — bessere Verwirklichung des Leistungsprinzips (Verteilungsgerechtigkeit). Ob diese Vorstellungen in der Praxis tatsächlich realisiert werden konnten, läßt sich nicht zuverlässig beurteilen; umfassende Erfahrungsberichte liegen nicht vor. Das geschaffene Instrumentarium bietet aber günstigere Voraussetzungen, als sie mit den früheren Regelungen gegeben waren. Von besonderem Interesse ist hier, welche Veränderungen im Hinblick auf die Verteilung nach dem Leistungsprinzip eingetreten sind. In Richtung auf eine leistungsgerechtere Verteilung wirken eine ganze Reihe von Maßnahmen. Sie reichen von der Überprüfung der Normen und der Eingruppierungsunterlagen, der Vereinheitlichung des Tarif-(Grund-) lohnsystems über die Erhöhung des Tarif- bzw. Grundlohnanteils, die Einschränkung des Ortsklassensystems und die Beseitigung der Differenzierung nach Lohnformen bis hin zu größeren Abstufungen zwischen den Lohngruppen und breiteren Von-Bis-Spannen in den Gehaltstabellen. Zusammengenommen läuft das hinaus auf eine — Reduzierung der Einkommensunterschiede zwischen den Beschäftigten bei vergleichbaren Arbeitsanforderungen, — stärkere Differenzierung der Löhne und Gehälter entsprechend den unterschiedlichen Leistungen. Damit die gewünschten Effekte eintreten, müssen die neuen Regelungen aber ordnungsgemäß in die Praxis umgesetzt werden. Dies ist offensichtlich nicht überall geschehen. Bereits kurz nach Einführung der neuen Grundlöhne wurden z.B. im Maschinenbau schon wieder bei der Normenerfüllung Werte von über 125 vH in Einzelfällen erreicht; Versäumnisse in der Normenarbeit waren die Ursache 114 . Bezüglich der Durchsetzung der Verteilungsziele leistungsadäquate Bezahlung und Gleichbehandlung gibt es aber auch noch Mängel, die nicht auf Überleitungsprobleme zurückzuführen sind. Sie wurden bewußt bei der Neuregelung des Lohnsystems beibehalten. Zu nennen sind vor allem die Differenzierung nach der volkswirtschaftlichen Bedeutung der Tätigkeit und die Mehrfachberücksichtigung der Arbeitserschwernisse bei der Lohnfindung. Zumindest der erste Fall ist wieder ein Indiz dafür, daß das Wachstumsziel vor dem der Verteilungsgerechtigkeit rangiert. Schließlich sei noch auf das Zurückbleiben der Löhne und Gehälter von den nicht in die Neuordnung des Lohnsystems einbezogenen Beschäftigtengruppen hingewiesen. 6.1.1.5. Spezifische Lohnregelungen Im Arbeitsprozeß treten Fälle auf, die mit den normalen Lohnregelungen über Tarif- bzw. Grundlöhne und über die verschiedenen Lohnformen nicht erfaßt werden können. Es handelt sich dabei in erster Linie um Arbeitsbedingungen und Arbeitsanforderungen, die ständig oder zeitweilig über den Rahmen des Üblichen hinausgehen bzw. davon abweichen, ferner um Arbeitszeiten, in denen aus den unterschiedlichen Gründen entweder überhaupt keine Leistung erbracht oder die Arbeit nicht in der vereinbarten Weise durchgeführt wird. Für diese besonderen Bedingungen gibt es eine ganze Reihe von speziellen Lohnregelungen; sie lassen sich grob gliedern in Zuschläge und Lohnausgleichszahlungen (Zusatzlöhne). Unter spezifischen Lohnregelungen fallen außerdem die zusätzlichen Belohnungen für langjährige Dienste. Überdurchschnittliche körperliche und geistige Belastungen der Arbeitskraft werden durch Erschwerniszuschläge in Form von festen Geldbeträgen je Stunde abgegolten 115 . Die Bedingungen für die Gewährung der Zuschläge sind als Bestandteile der Rahmenkollektivverträge in Katalogen geregelt. Beim Zusammentreffen mehrerer Erschwerniszuschläge ist nur der höchste von ihnen zu zahlen. Einen ähnlichen Charakter wie die Erschwerniszuschläge haben Zuschläge zum Tariflohn für außergewöhnliche Anforderiingen, die bestimmte Gruppen von Beschäftigten erhalten. Dazu gehören z.B. Zuschläge für das Flugpersonal, für Seeleute und Taucher; Stellen- bzw. Schwerpunktzulagen bei Bahn und Post; Zuschläge für Leiter von Arbeitsbrigaden in verschiedenen Zweigen der Industrie, des Bauwesens sowie in der Land- und Nahrungsgüterwirtschaft (Brigadierzuschlag); Zuschläge für Beschäftigte in Gießereien. Im weiteren Sinne kann 114

Vgl. Wolfgang Müller: Der Kampf gegen Arbeitszeitverluste gehört zur Intensivierung der Produktion. (177), S. 16. Sie betragen z.B. in der Kohleindustrie je nach Art der Erschwernis 0,20 bis 0,35 Mark/Stunde. — Früher galten Prozentsätze bis zu 15 vH des Tariflohnes. — Vgl. Annemarie Langanke, Erich Napierkowski, Werner Rogge: Lohn und Prämie. Erläuterungen zum 5. Kapitel des Arbeitsgesetzbuches der DDR. (55), S. 61 und Autorenkollektiv: Arbeitsökonomie. (3), S. 470. 115

82

man zu dieser Kategorie von Zuschlägen auch die Landlehrerzuschläge, die Landzuschläge im staatlichen Gesundheits- und Veterinärwesen sowie Sperrzonen- bzw. Grenzzuschläge rechnen 116 . Eine größere Gruppe von Zuschlägen betrifft die ständige oder zeitweilige Abweichung von der üblichen Arbeitszeit; es handelt sich dabei meist um gesetzliche Leistungen, die in der Regel als prozentuale Zuschläge zum Tariflohn gezahlt werden. Im einzelnen sind dies: — Überstundenzuschläge in Höhe von 25 vH des Tariflohns 117 , — Feiertagszuschläge für jede Art von Feiertagsarbeit in Höhe von 100 vH des Tariflohns 118 , — Sontagszuschläge für Sonntagsarbeit, die nicht im Arbeitszeitplan vorgesehen war, in Höhe von 50 vH des Tariflohns 119 , — Nachtzuschläge für planmäßige Nachtarbeit in Höhe von 10 vH des Tariflohns und für unplanmäßige Nachtarbeit (die nicht mindestens 48 Stunden vor Beginn angekündigt wurde) in Höhe von 50 vH 1 2 0 , — Schichtzuschläge(-prämien) für jede geleistete Nachtschicht (d.h., wenn mindestens sechs Stunden in der Nacht gearbeitet wird) von 7 Mark, sofern im Rahmenkollektivvertrag auf Grund der Besonderheiten der Arbeiten keine anderen Regelungen vereinbart sind 1 2 1 , — Bereitschaftszuschläge für Haus- oder Heimbereitschaft, deren Höhe sich nach besonderen rahmenkollektivvertraglichen Bestimmungen richtet; sie werden teils als feste Stundensätze und teils als prozentuale Beträge zum Tariflohn gezahlt 122 . (Vgl. auch S. 162). Treffen mehrere Zuschläge aus Überstunden-, Sonntags-, Feiertags- oder Nachtarbeit zusammen, wird stets nur der höchste Zuschlag gewährt 123 . Entsprechendes gilt für Nachtzuschläge und Schichtprämien 124 . Sonnund Feiertagszuschläge werden indes von der Schichtprämie nicht berührt 125 . Die vielfältigen Lohnausgleichszahlungen dienen in der Regel zur rechtlichen Absicherung von Lohnansprüchen der Beschäftigten für Zeiten, in denen sie aus den unterschiedlichsten Gründen die ihnen übertragenen Arbeitsaufgaben nicht ausführen. Einmal handelt es sich dabei um Zeiten während der Abwesenheit vom Betrieb (z.B. Urlaub, Feiertage, Hausarbeitstage), zum anderen um solche, in denen die Arbeitnehmer zwar im Betrieb anwesend sind, aber entweder überhaupt keine Leistungen erbringen können (z.B. Produktionsstörungen, Wartezeiten), oder nicht die vereinbarten Tätigkeiten ausüben (z.B. vorübergehende Übertragung anderer Arbeiten). Schließlich gibt es Ausgleichszahlungen, die sich nicht in diese Kategorie einordnen lassen und meist auf frühere Änderungen im Lohnsystem zurückzuführen sind (z.B. personengebundene Ausgleichszahlungen). Die Regelungen, unter welchen Bedingungen und in welchem Umfang Ausgleichszahlungen gewährt werden, sind im allgemeinen im Arbeitsgesetzbuch festgelegt, seltener in Rahmenkollektivverträgen. Teilweise erfolgt ein Ausgleich in Höhe des Tariflohns, teilweise in Höhe des Durchschnittslohns. Nach diesem Kriterium ergibt sich folgende Unterscheidung: Ausgleich in Höhe des Tariflohns wird gezahlt bei — ärztlichen Untersuchungen und notwendigen Behandlungsmaßnahmen, die während der Arbeitszeit erfolgen müssen 126 , —- Freistellung von der Arbeit zur Wahrnehmung bestimmter persönlicher Interessen bei — Eheschließung (ein Arbeitstag), — Niederkunft der Ehefrau (ein Arbeitstag), 116 Vgl. Autorenkollektiv: Arbeitsökonomie. (3), S. 472 und Manfred Kaufmann: Struktur des Arbeitseinkommens ... (49), S. 95. — Die Landlehrerzuschläge sind mit Wirkung vom 1.1.1981 entfallen. Lehrer, die bisher Anspruch auf den Zuschlag hatten, erhalten jetzt personengebundene Ausgleichsbeträge; neue Ansprüche entstehen von 1981 an nicht mehr. Ob die Landzuschläge im Gesundheits- und Veterinärwesen auch abgeschafft wurden, ist nicht bekannt. 117

Vgl. GBl. I, 1977, S. 211 (Arbeitsgesetzbuch §§ 176, 177). Vgl. ebenda, S. 210 (AGB §§ 168, 169). 119 Vgl. ebenda, S. 210 (AGB §§ 168, 169). 120 Vgl. ebenda, S. 210 (AGB §§ 170, 171). 121 Vgl. ebenda, S. 210 (AGB § 171) und GBl. I, 1974, S. 477. — ,,Über die Schichtprämie hinaus wird die Mehrschichtarbeit auch noch im Rahmen der Lohnformen bzw. auch über die Jahresendprämie materiell anerkannt." (Autorenkollektiv: Arbeitsökonomie. (3), S. 471). 122 Vgl. GBl. I, 1977, S. 211 (AGB § 180) und Manfred Kaufmann: Struktur des Arbeitseinkommens ... (49), S. 95. 123 Vgl. GBl. I, 1977, S. 211 (AGB § 179). 124 Vgl. ebenda, S. 210 (AGB § 171). 125 Vgl. GBl. I, 1974, S. 477. 126 Vgl. GBl. I, 1977, S. 212 (AGB § 183). 118

83

— Wohnungswechsel mit eigenem Haushalt innerhalb des Wohnortes (ein Arbeitstag) und an einen anderen Wohnort (zwei Arbeitstage), — Begleitung von schwer- oder schwerstgeschädigten Haushaltsangehörigen zur medizinischen Betreuung (erforderliche Zeit), — Vorladung vor ein Gericht oder staatliche Untersuchungs-, Kontroll- oder Aufsichtsorgane (erforderliche Zeit) 127 , — Gewährung eines monatlichen Hausarbeitstages 128, — Wochenfeiertagen für ausfallende Arbeitszeiten 129 . Ausgleich in Höhe des Durchschnittslohnes wird gezahlt bei — Urlaub für ausfallende Arbeitszeiten 130 , — Kurzpausen infolge ununterbrochener Produktion oder der Arbeit im Dreischichtsystem 131 , — vorübergehende Übertragung einer anderen Arbeit, sofern dabei der bisherige Durchschnittslohn nicht erreicht wird 1 3 2 , — Nichterfüllung der Leistungskennziffern, wenn die ihnen zugrundeliegenden Bedingungen sich zeitweilig geändert haben 133 , — Arbeitsausfall infolge von Betriebsstörungen, Warte- und Stillstandszeiten, sofern dem Beschäftigten keine andere Arbeit übertragen werden kann 1 3 4 , — Arbeitsausfall, wenn der Berufstätige aufgrund von Naturereignissen, Verkehrsstörungen u.ä. nicht pünktlich zur Arbeit erscheinen kann und keine Nacharbeit zumutbar ist 1 3 5 , — Freistellung von der Arbeit zur Wahrnehmung staatlicher und gesellschaftlicher Funktionen, soweit deren Ausübung außerhalb der Arbeitszeit nicht möglich ist 1 3 6 , — Übertragung einer zumutbaren anderen Arbeit (Schonarbeit), wenn die Arbeitsfähigkeit vorübergehend gemindert ist oder der vorbeugende Gesundheitsschutz es erfordert 137 , — Freistellung von der Arbeit zum Besuch der Schwangeren- und Mütterberatungseinrichtungen sowie bei Stillpausen 138 , — berufspraktischer Unterweisung und Arbeitsschutzbelehrungen während der Arbeitszeit 139 , — Teilnahme an Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen, die im staatlichen Interesse liegen, sowie Teilnahme an Lehrveranstaltungen und Prüfungen im Fern- und Abendstudium 140 . Zu den Lohnausgleichszahlungen kann man auch die personengebundenen Gehälter bzw. Tarifsätze zählen; zur Vermeidung von Lohnminderungen werden sie in den Fällen gewährt, in denen Veränderungen im Lohnsystem zu einer finanziellen Schlechterstellung führen würden, z.B. bei Überprüfung der Eingruppierung, Anwendung anderer Lohnformen, Wegfall bestimmter Zuschläge. Diese Ausgleichszahlungen sind an die Person des Stelleninhabers gebunden; der Anspruch darauf erlischt bei einer Neubesetzung des Postens. Des weiteren gibt es Ausgleichszahlungen zur Sicherung des bisherigen Lohnniveaus bei Verkürzung der Arbeitszeit. Sie sind erforderlich, weil Berufstätige, die Stundenlohn erhalten, bei unveränderten Lohnsätzen sonst Einbußen hinnehmen müßten. Für den durch die Arbeitszeitverkürzung eintretenden Lohnverlust wird ein Aus127 128 129 130 131 132 133 134 135 136 137 138 139 140

84

Vgl. Vgl. Vgl. Vgl. Vgl. Vgl. Vgl. Vgl. Vgl. Vgl. Vgl. Vgl. Vgl. Vgl.

ebenda, ebenda, ebenda, ebenda, ebenda, ebenda, ebenda, ebenda, ebenda, ebenda, ebenda, ebenda, ebenda, ebenda,

(AGB § 184). (AGB § 185). S. 210 (AGB § 169). S. 214 (AGB § 199). S. 209 (AGB § 165). S. 199 (AGB §§ 89, 90). S. 202 (AGB § 110). (AGB § 114). (AGB § 115). S. 211 (AGB § 182). S. 216 (AGB § 216). S. 219 (AGB §§ 248, 249). S. 202 und 216 (AGB §§ 113, 215). S. 211 (AGB § 182).

gleich in Höhe des Durchschnittsverdienstes gezahlt. Erst bei Tariflohnerhöhungen oder ähnlichen Maßnahmen (z.B. Einführung der Grundlöhne) werden diese Ausgleichsbeträge dann im Regelfall in die neuen Lohntabellen eingearbeitet 141 . Weitere Ausgleichszahlungen gehen zu Lasten der Sozialversicherung (z.B. Krankengeld, Schwangerschaftsund Wochengeld, Unterstützung von Alleinstehenden bei Erkrankung ihrer Kinder). Diese Zuwendungen sind keine Lohnbestandteile und werden der Nomenklatur der Geldbilanz folgend an anderer Stelle behandelt (vgl. S. 144 ff.). Zumindest letzteres trifft auch für den Lohnausgleich im Krankheitsfall zu, der bis 1978 von den Betrieben getragen wurde. Es handelte sich um die Differenz zwischen dem Krankengeld der Sozialversicherung und 90 vH des letzten Nettoverdienstes (vgl. S. 159 f.). Ausgleichszahlungen, die einen Entschädigungscharakter haben (z.B. Wegegeld, Umzugskosten, Montagegeld), werden als Lohnnebenkosten bezeichnet und sind ebenfalls kein Bestandteil des Arbeitseinkommens, auch ihre Darstellung erfolgt deshalb an anderer Stelle (vgl. S. 160 ff.). Am Rande sei noch erwähnt, daß es nicht nur Lohnzuschläge und -ausgleichszahlungen gibt, sondern auch die Möglichkeit von Lohnabzügen. In den Fällen, in denen die Qualität der Arbeitsergebnisse nicht schon über die Lohnform berücksichtigt wird, erhalten Beschäftigte bei schuldhaft (fahrlässig oder vorsätzlich) verursachtem Ausschuß grundsätzlich keinen Lohn. Bei schuldhaft verursachter Qualitätsminderung richtet sich der Lohn nach dem Grad der Brauchbarkeit des Arbeitsergebnisses. Berufstätige, die Ausschuß oder Qualitätsminderung fahrlässig verursachen und dadurch in dem betreffenden Monat insgesamt nicht 50 vH ihres monatlichen Durchschnittsverdienstes erreichen, haben jedoch Anspruch auf Lohn in dieser Höhe, wobei der Mindestlohn die Untergrenze bildet 142 . In mehreren Wirtschaftszweigen haben zusätzliche Belohnungen für langjährige Dienste Verbreitung gefunden, so im Bergbau, bei der SDAG Wismut, in Gießereibetrieben, im Verkehrswesen, bei der Post, im Gesundheits- und Sozialwesen sowie im Bildungswesen. Nach einer gewissen Anzahl von Dienstjahren wird den Beschäftigten zu besonders festgelegten Terminen einmal im Jahr eine bestimmte Geldsumme gezahlt. Die Modalitäten dafür sind indes — weil historisch gewachsen — in den einzelnen Zweigen recht unterschiedlich. Zum Teil werden feste, nach Lohn- bzw. Gehaltsgruppen und Jahresstufen gestaffelte Beträge gewährt, teilweise sind es prozentuale, mit den Dienstjahren steigende Sätze vom Durchschnittsverdienst. Überdies gibt es auch noch Mischformen aus beiden. Bei den Jahresabstufungen und der Versteuerung bestehen ebenfalls Unterschiede. Am häufigsten werden die Beträge bzw. Prozentsätze im Zweijahresrhythmus erhöht, aber auch andere Regelungen (z.B. Steigerungen nach zwei, fünf, zehn Jahren oder fünf, acht, zehn Jahren) sind in der Praxis anzutreffen. Diese zusätzlichen Vergütungen sind in der Regel ganz von der Steuer befreit, oder die Belastung beträgt nur 5 vH; sie unterliegen außerdem nicht der Beitragspflicht zur Sozialversicherung. Eine Sonderstellung nehmen die monatlichen zusätzlichen Zahlungen an die technische Intelligenz ein. Nach zweijähriger Betriebszugehörigkeit bzw. Tätigkeit werden 5 vH und nach fünfjähriger Beschäftigungsdauer 8 vH auf das Grundgehalt aufgeschlagen. Hinsichtlich der steuerlichen Behandlung besteht kein Unterschied zum Grundgehalt; das gleiche trifft für die Sozialversicherungsbeiträge zu. Teil der 1976 begonnenen Neuordnung des Lohnsystems war die Schaffung einheitlicher Gehaltstabellen für alle Beschäftigten mit einem Hoch- oder Fachschulabschluß. Die zusätzlichen Vergütungen des ingenieur-technischen Personals wurden dabei in die neuen Gehaltstabellen eingearbeitet. Gesondert existieren diese Beträge demnach nur noch in den Bereichen, in denen die Reform (noch) nicht stattgefunden hat. Neben den regelmäßigen Zahlungen sind noch verschiedenartige einmalige Treueprämien üblich — oft in Verbindung mit ideellen Anerkennungen in Form von „Medaillen für treue Dienste"; sie werden meist nach 10-, 25-, 40- und 50-jähriger Dienstzeit gewährt 143 . Die zusätzliche Belohnung für langjährige Dienste wird von der DDR-Literatur übereinstimmend als Instrument der Arbeitskräftepolitik zur Einschränkung der Fluktuation bzw. Herausbildung von Stammbelegschaften angesehen. Über die Berechtigung solcher Vergütungen gehen die Meinungen aber völlig auseinander. Einige Autoren sind der Ansicht, die Treueprämien ,,... sollten mit dem Übergang zu einer neuen Lohngestaltung in die Tariflöhne einbezogen werden", weil sie ,,... nicht an das Erreichen hoher Arbeitsleistungen gebunden" sind und ,,... daher überwiegend nicht mehr den Erfordernissen" entsprechen 144 . Andere Wissenschaftler beziehen 141

Vgl. Autorenkollektiv: Ökonomik der Arbeit im Transportwesen ... (14), S. 307 f. — Manfred Kaufmann: Struktur des Arbeitseinkommens ... (49), S. 98 und 141. — GBl. I, 1976, S. 385. 142 Vgl. GBl. I, 1977, S. 202 (AGB § 109). 143 Vgl. Autorenkollektiv: Ökonomik der Arbeit im Transportwesen ... (14), S. 308 f. — Manfred Kaufmann: Struktur des Arbeitseinkommens ... (49), S. 104 f. — Autorenkollektiv: Arbeitsökonomie. (3), S. 460. — GBl. SDr. Nr. 952/1978. 144

Vgl. Autorenkollektiv: Lexikon der Wirtschaft. 'Arbeit'. (115), S. 600 f.

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eine genau entgegengesetzte Position. Sie beurteilen die zusätzlichen Vergütungen prinzipiell positiv, bemängeln lediglich die Uneinheitlichkeit der Regelungen und empfehlen, durch Umwandlung von Teilen der im Tariflohn enthaltenen Anerkennung von Berufserfahrung und Berufstreue in Treueprämien den Empfängerkreis zu erweitern 145 . Offensichtlich kommt es zu dieser unterschiedlichen Einschätzung, weil einmal von der Verwirklichung des Leistungsprinzips und dem Gleichbehandlungsgrundsatz als Zielgröße ausgegangen wird, während im anderen Fall der Wachstumsaspekt im Vordergrund steht. In der Praxis sind die zusätzlichen Belohnungen nach und nach auf immer mehr Zweige ausgedehnt worden. Nur bei dem ingenieur-technischen Personal sind sie ais besondere Zahlung entfallen und im Grundgehalt aufgegangen. Für diese Beschäftigtengruppe war die Zusatzvergütung 1951 geschaffen worden, wohl nicht zuletzt,. um die Abwanderung der technischen Intelligenz in den Westen zu stoppen bzw. einzuschränken. Durch den Mauerbau hat sich dieses Problem auf andere Weise „gelöst"; für die Gewährung von Vergünstigungen bestand keine Notwendigkeit mehr. In jüngerer Zeit sind zusätzliche Belohnungen vor allem in den nichtproduzierenden Bereichen eingeführt worden — zuletzt 1973 im Gesundheits- und Sozialwesen sowie 1976 im Bildungswesen. Die dort Beschäftigten haben keinen Anspruch auf Jahresendprämie, möglicherweise sollen die Treueprämien dafür einen finanziellen Ausgleich bieten.

6.1.1.6.

Differenzierung der Löhne und Gehälter nach Stellung im Beruf

Über die Spanne der Löhne und Gehälter nach Stellung im Beruf schweigt sich — zumindest was Spitzeneinkommen angeht — die DDR-Statistik aus. Veröffentlicht werden lediglich die durchschnittlichen Arbeitseinkommen (brutto) der vollbeschäftigten Arbeiter und Angestellten (in der sozialistischen Wirtschaft) und deren Begrenzung nach unten. Für eine weitergehende Differenzierung muß deshalb auf Publikationen von in die Bundesrepublik übergesiedelten früheren DDR-Wissenschaftlern zurückgegriffen werden. Übersicht 23 Mindestbruttolöhne und durchschnittliches Arbeitseinkommen von vollbeschäftigten Arbeitern und Angestellten 1958 bis 1983

Jahr

Durchschnittliches (Brutto-) .v Arbeitseinkommen

Mindestbruttolohn in vH des durchschnittlichen Arbeitseinkommens

in Mark je Monat

1958

494

220

1966

646

220

34

1967

662

300

45

1970

755

300

40

1971

785

350

45

1975

889

350

39

1976

920

400

43

1983

1080

400

37

45

1) In der sozialistischen Wirtschaft ohne nichtproduzierende Zweige. Quellen:

Lexikon der Wirtschaft. 'Arbeit-Bildung-Soziales'. (118), S. 646. Statistisches Jahrbuch der DDR 1984, S. 50.

Im Jahre 1958 sind im Zusammenhang mit der Aufhebung der Rationierung von Lebensmitteln neben anderen Maßnahmen auch Mindestbruttolöhne für Arbeitnehmer eingeführt worden. Ihre Höhe betrug zunächst 220 Mark monatlich; der Betrag ist später mehrmals angehoben worden (1967, 1971) und liegt seit 1976 bei 145 Vgl. Autorenkollektiv: Ökonomik der Arbeit. (12), S. 557 und Manfred Kaufmann: Struktur des Arbeitseinkommens ... (49), S. 105.

86

400 Mark. Die Relation zwischen Mindestlohn und Durchschnittseinkommen bewegte sich in den Jahren, in denen der Mindestlohn eingeführt bzw. aufgestockt wurde, bei 45 vH. Wegen des allgemein steigenden Einkommensniveaus verringerte sich danach die Relation jedesmal wieder; 1983 betrug sie 37 vH. Will die DDR ein weiteres Zurückbleiben des Mindestlohns gegenüber dem durchschnittlichen Arbeitseinkommen verhindern — dies entspräche ihrer erklärten Politik — wäre eine neue Erhöhung des Mindestverdienstes vonnöten. Die Einkommensunterschiede in der DDR waren und sind im Arbeitnehmerbereich — verglichen mit westlichen Verhältnissen — relativ gering. Zwischen dem niedrigsten (Bote) und dem höchsten Einkommen (Generaldirektor) bestand aber immerhin eine Relation von 1: 9. Das durchschnittliche Arbeitseinkommen der Vollbeschäftigten in der sozialistischen Wirtschaft betrug 1970 755 Mark. Bei Einkommensschichten kann stets eine linkssteile Häufigkeitsverteilung unterstellt werden. Eine Konsequenz daraus ist, daß über die Hälfte aller Arbeitnehmereinkommen von Vollbeschäftigten zwischen 300 Mark (Mindestlohn) und 755 Mark (Durchschnittslohn) gelegen hat. Es war eine Massierung bei den unteren Einkommen mit sehr geringer Differenzierung vorhanden. An dieser Situation hat sich bis zu Beginn der 80er Jahre nichts gravierendes geändert. Das Einkommen der Direktoren und Generaldirektoren ist offensichtlich nicht oder nur mäßig gestiegen 146 ; durch die Heraufsetzung der Mindestlöhne, die Einführung von Grundlöhnen, Verbesserungen bei der Bezahlung von Meistern und Fach-/Hochschulabsolventen sowie anderen einkommenssteigernden Maßnahmen sind indes die Verdienstspannen weiter zusammengerückt. Das Gros der Arbeiter und Angestellten verfügt über Bezüge zwischen 400 und 1000 Mark. Vom Hörensagen wird — häufig verbunden mit den Begriffen „Nomenklatura" oder „neue Klasse" — von Spitzenverdiensten berichtet, die weit über den bisher genannten Einkommen liegen. Wissenschaftlich abgesicherte Informationen über die Höhe und die Zahl der Bezieher solcher Einkommen gibt es nicht. Grätz und Voigt haben Mitte der 70er Jahre alle Daten aus den unterschiedlichsten Quellen zusammengetragen und durch eigene Schätzungen ergänzt. Einen Überblick über die Einkommen vom Boten bis zum Generaldirektor in Großbetrieben der volkseigenen Wirtschaft mit einer Bruttoproduktion von ca. einer Mrd. Mark gibt Grätz für die Zeit um 1970. Übersicht 24 Bruttomonatsverdienste in großen Industrieunternehmen um 1970 Berufstätigkeit als ...

in Mark je Monat

Bote

340

jüngere Schreibkraft

450

Sekretärin

650

einfacher Mitarbeiter (ohne Studium) (mit Hochschulstudium)

800 1100

Gruppenleiter

1350

Abteilungsleiter

1650

Fachdirektor für Vertrieb und Außenwirtschaft

2000

Generaldirektor

3000

Quelle:

Frank Grätz: Berufe und Gehälter - heute und morgen. (37), S. 133.

Spitzenkünstler, Chefärzte mit Einkommen von Privatpatienten sowie Ingenieure und Naturwissenschaftler mit Sonderverträgen konnten bzw. können m.E. immer noch über Bezüge von 10 000 Mark im Monat und mehr verfügen. Die extrem hohen Einkommen wurden in den 50er Jahren auf der Basis von Einzelverträgen — abweichend von den tarifvertraglichen Regelungen — wenigen Spitzenkräften zugestanden, wohl um ihre Abwande146 Vgl. Die Welt. (303), vom 20.7.1976, S. 1. — Frankfurter Allgemeine Zeitung. (301), vom 9.8.1980, S. 9. — Die Welt. (303), vom 17.3.1982.

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rung in den Westen zu verhindern. Soweit bekannt werden keine neuen Einzelverträge mehr abgeschlossen, noch bestehende haben aber bis zum Ausscheiden der betreffenden Stelleninhaber Gültigkeit. Offensichtlich hat auch hier das Prinzip der Besitzstandswahrung Vorrang vor dem Verteilungsziel der Duldung nur einer beschränkten materiellen Ungleichheit. Übersicht 25 Bruttoeinkommen von Höchstverdienern um 1975 Berufsgruppe

in Mark je Monat

Chefärzte mit Einkommen von Privatpatienten

6 000

10 000

Ingenieure und Naturwissenschaftler mit Sonder vertragen vor allem im Forschungs- und Entwicklungsbereich

3 000

15 000

Politbüromitglieder

5 000

Minister

ca.

Hohe Offiziere und Generale der bewaffneten Organe

ca.

Professor an einer Hochschule bzw. Universität

2 500

4 500

2 500

4 500

1. Bezirkssekretär der SED General- bzw. Kombinatsdirektor eines Industriekombinats

4 500

3 500 ca.

2 000

3 500

Vorsitzende des Rates der Bezirke

ca.

2 700

Vorsitzende eines Bezirkswirtschaftsrates

ca.

2 500

Vorsitzende einer Bezirksplankommission

ca.

2 500

Hauptabteilungsleiter der Staatliche Plankommission und der Ministerien Quelle:

2 500

3 000

Frank Grätz/Dieter Voiqt: Der Einfluß materieller Stimuli ... (143), S. 12.

Grätz und Voigt schätzen, daß es in der DDR insgesamt nur etwa 10 000 Personen mit einem Monatseinkommen von mehr als 2 500 Mark gibt 1 4 7 ; das wären ca. 0,1 vH aller Arbeiter und Angestellten. Obwohl von ihrer Größenordnung her verschwindend klein, rufen die verhältnismäßig hohen Einkommen dieser Gruppe unter der Bevölkerung in der DDR Unmut hervor — etwa mit dem Tenor der ungerechtfertigten Bereicherung. Zumindest zweifelhaft ist indes, ob Einkommen bis zu 5 000 Mark im Monat für höchste Positionsträger in Staat und Gesellschaft nicht angemessen sind und nicht mit den Verteilungszielen in Einklang stehen. Für weit darüberliegende Bezüge stimmen aber Realität und Zielstellungen sicherlich nicht überein. Auf einem anderen Blatt stehen die — im Vergleich zur Masse der Bevölkerung — zweifellos vorhandenen größeren Zugangsmöglichkeiten der Machtträger zu knappen Gütern. Dies ist in der DDR und in allen Gesellschaftsordnungen von erheblicher Bedeutung, in denen die Regulierung des Marktes nicht ausschließlich mit finanziellen Mitteln erfolgt.

147 Vgl. Frank Grätz/Dieter Voigt: Der Einfluß der materiellen Stimuli auf sozial-strukturelle Veränderungen im Verlauf der wissenschaftlich-technischen Revolution der DDR. (143), S. 127.

88

6.1.2. Prämien Das Arbeitseinkommen der Arbeiter und Angestellten setzt sich nach der Abgrenzung der Geldbilanz aus Löhnen/Gehältern und Prämien zusammen. Den Hauptbestandteil aller Einkommen aus unselbständiger Tätigkeit bilden dabei mit einem Anteil von über 90 vH nach wie vor die Löhne und Gehälter. Die Prämien haben gleichwohl im Laufe der Zeit beträchtlich an Gewicht gewonnen 148 . Prämien sind Geldbeträge (gelegentlich auch Sachwerte), die in Anerkennung hervorragender individueller oder kollektiver Leistungen gezahlt werden 149 . Eine Verteilung nach Arbeitsleistung soll aber auch über die Differenzieung der Löhne und Gehälter erfolgen. Zu fragen ist deshalb, warum es neben den vielfältigen Gestaltungsmöglichkeiten der Tarif- bzw. Grundlöhne, den zahlreichen Lohnformen und den vielen speziellen Lohnregelungen zusätzlich noch das Instrument der Prämien für eine leistungsgerechte Verteilung bedarf. Gelegentlich wird darüber auch in wissenschaftlichen DDR-Publikationen diskutiert 150 . Die Autoren befürworten durchweg die Zweiteilung des Fonds der Arbeitseinkommen in Lohnfonds und Prämienfonds. Als Begründung wird in der Regel die vergleichsweise stärkere Orientierung der Prämien auf kollektive und gesamtbetriebliche Zielsetzungen angegeben, des weiteren die variableren und gezielteren Einsatzmöglichkeiten der Prämien und die unterschiedlichen Finanzierungsquellen. Löhne und Gehälter sind Kosten, Prämien werden dagegen aus dem Gewinn finanziert 151 . Die Prämie soll den Lohn ergänzen. Letztlich wird mit beiden in einer Hinsicht dasselbe Ziel verfolgt, nämlich Anreize für hohe Leistungen zu geben. Deshalb vermögen die Begründungen für die Notwendigkeit der Zweiteilung des Fonds der Arbeitseinkommen — zumindest so pauschal, wie sie gegeben und hier reflektiert wurden, — nicht so recht zu überzeugen. Plausibler werden die besonderen Funktionen der Prämie, wenn man — wie so häufig bei der Einkommensgestaltung — ihre Entwicklungsgeschichte betrachtet. 6.1.2.1. Entwicklung des Prämienwesens Abgesehen von den Prämien in Naturalform (Waren-Bezugsscheine, Zigaretten), die unmittelbar nach dem Krieg bis etwa 1950 ,,... für besondere Initiativen, für überdurchschnittliche Erfolge bei der Steigerung der Produktion und für die Stimulierung von Arbeitsleistungen über die normale Arbeitszeit hinaus . . . " 1 5 2 gewährt wurden, hat das Prämiensystem in der DDR im wesentlichen zwei Wurzeln. Bei der einen handelt es sich um Prämien für das ingenieur-technische und das leitende kaufmännische Personal in den volkseigenen Betrieben. Diese Prämien wurden 1949 eingeführt und in der ersten Hälfte der 50er Jahre auf alle Führungskräfte ausgedehnt 153 . Die Auszahlung der Beträge erfolgte quartalsweise und konnte eine Höhe von bis zu 150 vH des jeweiligen Monatsgehalts erreichen. Finanzierungsquelle war grundsätzlich der Lohnfonds; die Prämien stellten also einen Bestandteil der Kosten dar. Begründet wurde die Notwendigkeit der Prämien für diesen ausgewählten Personenkreis seinerzeit mit deren besonderer Verantwortung für das Erreichen der Planziele und damit, daß die Honorierung hoher Leistungen bei ihnen nur begrenzt mit Hilfe der Von-Bis-Gehaltsspannen möglich wäre — im Gegensatz zu den meisten Produktionsarbeitern mit ihren beträchtlichen Mehrleistungslöhnen 154. Wie bei 148 In einer DDR-Publikation wird ,,der Anteil des Prämienfonds zum Lohnfonds" für einzelne Jahre angegeben: 1968: 4,2 vH; 1970: 5,5 vH; 1975: ca. 7,6 vH. (Vgl. Ernst Mader: Das Arbeitseinkommen der Werktätigen. (170), S. 101). — Mit der Formulierung „Anteil des Prämienfonds zum Lohnfonds" ist wohl das Verhältnis von Prämienfonds und Lohnfonds gemeint, wobei der Lohnfonds die Bezugsgröße (100 vH) bildet. Nimmt man das Arbeitseinkommen (Lohnfonds plus Prämienfonds) als Basis (100 vH) ergeben sich für den Prämienfonds folgende Anteilswerte: 1968: 4,0 vH; 1970: 5,2 vH; 1975: ca. 7,1 vH. Die absolute Höhe des Prämienfonds der Arbeiter und Angestellten hat 1975 etwa 5,3 Mrd. Mark betragen. Dieser Betrag läßt sich errechnen aus: Zunahme der Prämien 1974 um 0,68 Mrd. M £ 16 vH und Zunahme der Prämien 1975 um 6 vH. (Vgl. Planerfüllungsberichte. In: Neues Deutschland. (285), vom 15.1.1975, S. 4 und vom 20.1.1976, S. 5). 149 Vgl. Autorenkollektiv: Ökonomisches Lexikon, Band H — P. (17), S. 730. 150 Vgl. Horst Teich: Perspektivische Probleme der Planung und Bildung des Prämienfonds in der sozialistischen Industrie der DDR. (99), S. 77 ff. — Ralph Martin: Zur objektiven Rolle und notwendigen Wirksamkeit von Arbeitslohn und Jahresendprämie in den nach der wirtschaftlichen Rechnungsführung arbeitenden volkseigenen Industriebetrieben. (68), S. 43 ff. 151 Das gilt allerdings nur für Betriebe, die nach der wirtschaftlichen Rechnungsführung arbeiten, nicht jedoch für haushaltsgeplante Einrichtungen. Kennzeichnend für die zuerst genannte Gruppe ist u.a. das Wirtschaften nach dem Rentabilitätsprinzip. Haushaltsgeplante Einrichtungen (z.B. öffentliche Verwaltung, Schulen, Krankenhäuser) werden nicht unter dem Gesichtspunkt der Gewinnerwirtschaftung geführt; sie erhalten ihren Finanzbedarf vom Staat. Die Unterscheidung der Löhne/Gehälter und Prämien auf betrieblicher Ebene nach den Kategorien des Rechnungswesens (Kosten, Gewinn) läßt sich analog auf die Aggregate der östlichen volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung übertragen. Danach bilden die Löhne und Gehälter das Produkt für sich, während die Prämien Teil des Produkts für die Gesellschaft sind (vgl. auch S. 9 f.). 152 Gerhard Bauermeister: Die leistungsstimulierende Verwendung des Prämienfonds und ihre Probleme in der sozialistischen Industrie der DDR. (27), S. 27. 153 Vgl. ZVOBI. (254), 1949, S. 227 ff. und S. 630 ff. — GBl., 1951, S. 625 ff. sowie 1955, S. 135 ff. 154 Vgl. Gerhard Bauermeister: Die leistungsstimulierende Verwendung des Prämienfonds ... (27), S. 30.

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anderen Vergünstigungen für leitende Mitarbeiter (vgl. S. 85) könnte aber auch ein Motiv für die Schaffung der Prämien gewesen sein, die Abwanderung von Teilen dieser wichtigen Beschäftigtengruppe in den Westen zu verhindern oder mindestens einzuschränken. Von ihrer Konstruktion her waren die Prämien an die Erfüllung der Hauptkennziffern des Betriebsplanes (Warenproduktion, Selbstkosten, Gewinn) gebunden, in der Praxis wurde die Leistungsbezogenheit aber kaum beachtet und die Quartalsprämie faktisch wie ein viertes Monatsgehalt behandelt 155 . Neben diesen Zahlungen an leitende Mitarbeiter gab es bereits seit 1948 — allerdings in sehr beschränktem Umfang — die Möglichkeit der Prämierung von besonderen Leistungen für nichtleitende Arbeitnehmer in den volkseigenen Betrieben 156 . Das ist die andere Wurzel des späteren Prämiensystems. Finanziert wurden jene Prämien aus dem sog. Direktorfonds, der wiederum seine Mittel aus dem Betriebsgewinn erhielt. Die Verteilung dieses Fonds fiel in die Zuständigkeit des Betriebsdirektors — daher der Name Direktorfonds. Der Fonds diente aber nicht ausschließlich zur Prämierung von Mitarbeitern; weitere Verwendungsbereiche für die Gelder waren die Bereiche soziale und kulturelle Betreuung der Beschäftigten (Kauf von Urlaubsschecks, einmalige Unterstützungen, Schulung der Arbeiter, Zuschüsse zu Kindergärten, Werksküohen, Sportstätten usw.) und die Verbesserung der Produktionsbedingungen (Bereitstellung von Investitions- und Rationalisierungsmitteln). Zwar wurde den Betrieben empfohlen, einen bestimmten Anteil des Direktorfonds für Prämien zu verwenden (z.B. 1955: 60 vH) 1 5 7 , in der Praxis reichte der Etat aber,,... oftmals nicht einmal, um die laufenden kulturellen und sozialen Ausgaben aus dem Fonds zu decken. Die Zahlung von Prämien unterblieb in solchen Fällen völlig" 1 5 8 . Geringe durchschnittliche Prämienbeträge waren die Folge. ,,Die zur Ausschüttung gelangenden Einzelprämien für Arbeiter und Angestellte verhielten sich zu denen des leitenden und ingenieur-technischen Personals wie 1:30" 1 5 9 . Zudem bekamen im Gegensatz zu den leitenden Mitarbeitern nur wenige Betriebsangehörige aus der Masse der übrigen Arbeitnehmer Prämien. Unterschiede bestanden auch noch in anderer Hinsicht; die Prämien des leitenden Personals waren ihrem Charakter nach Erfüllungsprämien, d.h. an Leistungskriterien gebunden, während es sich ansonsten um Anerkennungsprämien handelte, die zur Honorierung besonderer Initiativleistungen — häufig in Verbindung mit betrieblichen Auszeichnungen in der Aktivisten- und Wettbewerbsbewegung — eingesetzt wurden. Erfüllungs- und Anerkennungsprämien sind wenn auch weiterentwickelt und modifiziert, die beiden Grundformen der Prämierung geblieben. Die aufgezeigten Unzulänglichkeiten und Ungerechtigkeiten veranlaßten die DDR-Führung 1957 zu einer Neuordnung des Prämienwesens 160 . Es wurden in den nach der wirtschaftlichen Rechnungsführung arbeitenden volkseigenen Betrieben zwei voneinander unabhängige Fonds gebildet — ein Prämienfonds und ein Kultur- und Sozialfonds. Letzterer übernahm mit Ausnahme der Prämierung die Funktionen des früheren Direktorfonds. Die Prämien für leitende Mitarbeiter und die für die übrigen Beschäftigten wurden in einem Prämienfonds zusammengefaßt. Finanzierungsquelle war für beide Fonds der Gewinn, aber nunmehr konnten die für die Prämierung bestimmten Mittel nicht mehr ohne weiteres für soziale und kulturelle Zwecke verwendet werden. Bezüglich der unterschiedlichen Höhe der Prämienbeträge gab es indes anfangs keine großen Änderungen, weil der neugeschaffene Prämienfonds noch getrennte Teilfonds für das Leitungspersonal und die übrigen Arbeitnehmer vorsah, wobei an leitende Mitarbeiter mindestens die bisherige Prämiensumme auszuzahlen war. Für das Gros der Belegschaft standen deshalb nach wie vor nur relativ wenig Mittel zur Anerkennung der besten Leistungen zur Verfügung. In der Praxis zeigten sich jedoch starke Tendenzen, diese Prämien möglichst gleichmäßig zu verteilen, unter Umständen auch durch einen Turnus, innerhalb dessen jeder einmal ,,rankam" 161 . Die Situation wandelte sich erst grundlegend mit der Beseitigung der Teilfonds (1964), vor allem aber mit der Einführung der Jahresendpräme (1965) auf breiterer Basis im Rahmen des Neuen Ökonomischen Systems (NÖS) 162 . Die Grundidee des NÖS bestand darin, die zentrale Planfestlegung durch einen indirekten Steuermechanismus mittels einer Reihe monetärer Leitungsinstrumente („ökonomische Hebel") zu ergänzen mit dem Ziel, eine gewisse Selbstregulierung der Wirtschaft und damit eine Erhöhung der volkswirtschaftlichen Effizienz zu 155

Vgl. Jörg Roesler: Die Herausbildung der sozialistischen Planwirtschaft in der DDR. (88), S. 78. Vgl. ZVOBI. (254), 1948, S. 148 ff. 157 Vgl. GBl. I, 1955, S. 133 ff. 158 Jörg Roesler: Die Herausbildung ... (88), S. 78, vgl. auch ebenda, S. 227. 159 Ebenda, S. 228. 160 Vgl. GBl. I, 1957, S. 289 ff. 161 Vgl. Siegfried Mampel: Arbeitsverfassung und Arbeitsrecht in Mitteldeutschland. (65), S. 278. — Gerhard Bauermeister: Die leistungsstimulierende Verwendung des Prämienfonds ... (27), S. 30. 162 Vgl. GBl. II, 1964, S. 81 ff. sowie 1965, S. 297 f. 156

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erreichen 163 . Einen Schwerpunkt der Reform bildete die stärkere Betonung des Gewinns als Rentabilitätskriterium und als Leistungsanreiz für die Betriebe als Ganzes wie auch für die einzelnen Arbeitnehmer. Es wurde eine Art Gewinnbeteiligung für alle Betriebsangehörigen geschaffen — die Jahresendprämie. Damit bekamen die Prämienregelungen endgültig Massencharakter. Unverkennbar sind Ähnlichkeiten der Jahresendprämie mit den früheren Quartalsprämien der leitenden Mitarbeiter. In beiden Fällen handelt es sich um Erfüllungsprämien, die wesentlich von der gesamtbetrieblichen Leistung abhingen und jeweils nach Abrechnung eines festgelegten Zeitraums ausgezahlt wurden. Aber die Jahresendprämie — wenn auch in ihrer Höhe nach Beschäftigtengruppen differenziert — kam der gesamten Belegschaft zugute und war stärker an den Gewinn gekoppelt. Viele Instrumente des NÖS wurden bereits zu Beginn der 70er Jahre wieder außer Kraft gesetzt, die Jahresendprämie blieb davon indes verschont. Sie wurde im Gegenteil weiter ausgebaut und avancierte zur wichtigsten Prämienform in den Betrieben mit wirtschaftlicher Rechnungsführung. Bereits 1967 gab es mehr als 2,5 Mill. Bezieher von Jahresendprämien, 1973 waren es schon 3,7 Mill. und zu Beginn der 80er Jahre mehr als 4 Mill. Damit werden in allen Betrieben mit wirtschaftlicher Rechnungsführung Jahresendprämien gezahlt. Ende der 70er Jahre betrug der Anteil der Jahresendprämie am gesamten Prämienfonds 70 bis 80 vH 1 6 4 . Bisher beschränkte sich die Darstellung des Prämienwesens auf die Betriebe, die nach der wirtschaftlichen Rechnungsführung arbeiten, also in erster Linie auf die produzierenden Bereiche (Industrie, Bauwesen usw.). Aus Gründen der Gleichbehandlung wurden aber auch für Beschäftigte in haushaltsgeplanten Einrichtungen (öffentliche Verwaltung, Bildungswesen, Gesundheits- und Sozialwesen) Prämienregelungen geschaffen. Wie in der volkseigenen Wirtschaft gab es schon in der ersten Hälfte der 50er Jahre Anerkennungsprämien in den haushaltsgeplanten Einrichtungen zur Honorierung besonderer Leistungen im Rahmen der Aktivisten- und Wettbewerbsbewegung 165. Eine allgemeine Prämienordnung für diesen Bereich wurde dann 1959 eingeführt — gut eineinhalb Jahre nach der Umgestaltung des Prämienwesens in den Betrieben mit wirtschaftlicher Rechnungsführung 166. Während aber dort zwei gesonderte Fonds (Prämienfonds, Kultur- und Sozialfonds) gebildet wurden, sahen die Regelungen für haushaltsgeplante Einrichtungen einen einheitlichen Fonds vor, dessen Mittel sowohl der Prämiierung als auch der Finanzierung des betrieblichen Kultur- und Sozialbereichs dienen sollten 167 . Ähnlich wie beim früheren Direktorfonds führte die nicht exakt vorgegebene Verwendungsstruktur der Gelder zu Einschränkungen bei der Verteilung von Prämien zugunsten kultureller und sozialer Maßnahmen; Mitte der 60er Jahre betrug der Anteil der Prämienzahlungen an der Gesamtsumme des Fonds lediglich 40 bis 50 vH 1 6 8 . Erst 1974 erfolgte für diesen Bereich die Aufteilung des gemeinsamen Fonds in einen Prämienfonds und in einen Kulturund Sozialfonds 169 . Gleichzeitig wurden die Mittel für den Prämienfonds aufgestockt. Seither haben keine bedeutenden Veränderungen mehr auf diesem Sektor stattgefunden. Die durchschnittliche Höhe der Prämien in haushaltsgeplanten Einrichtungen lag während des gesamten Untersuchungszeitraums erheblich unter der in den materiellen Bereichen. Dafür gibt es mehrere Gründe: Genannt wurde schon die bis 1974 nicht vollzogene klare Trennung zwischen dem Prämienfonds und dem Kulturund Sozialfonds mit seinen negativen Auswirkungen auf die Prämierung. Mindestens ebenso bedeutsam dürften aber die vergleichsweise ungünstigeren Zuführungsbedingungen zu den Fonds der haushaltsgeplanten Einrichtungen gewesen sein. Zu nennen sind vor allem die niedriger angesetzten durchschnittlichen Prämienbeträge je Beschäftigten und die meist nicht vorhandene Möglichkeit, durch Planübererfüllung dem Prämienfonds zusätzliche Mittel zuzuführen. Das rasche Ansteigen der Prämienbeträge im produzierenden Sektor von 1965 an ging einher mit der Einführung und Fortentwicklung der Jahresendprämie. Eine Parallele dazu in den haushaltsgeplanten Einrichtungen gibt es nicht; in diesem Bereich werden keine Jahresendprämien gezahlt. 163

DDR Handbuch. (113), S. 763. 164 vgl Werner Rogge: Prämienfonds und Jahresendprämie. (92), S. 104. — Presse-Informationen. (266), Nr. 46/1974, S. 2. — Autorenkollektiv: Arbeitsökonomie. (3), S. 518. — Leser fragen: Scheuen Leiter richtige Bewertung? (231), S. 5. 165 Vgl. z.B. Verfügungen und Mitteilungen des Ministeriums für Volksbildung. (246), Nr. 17/1955, S. 162 ff. 166 Vgl. GBl. I, 1959, S. 549 ff. 167 Dieser Fonds wurde im Gesetzblatt zwar nur als Prämienfonds bezeichnet, ihm waren aber eindeutig die Funktionen eines gemeinsamen Prämien-, Kultur- und Sozialfonds zugedacht. — Vgl. ebenda. 168 Vgl. Werner Magdeburg: Die materielle Interessiertheit zur Erschließung örtlicher Reserven. (171), S. 54. 169 Vgl. GBl. 1,1974, S. 105 ff. — Im Jahre 1968 trat an die Stelle der bis dahin allgemein gültigen Prämien-, Kultur- und Sozialfondsregelungen für haushaltsgeplante Einrichtungen zeitweilig eine Reihe von Spezialvorschriften für einzelne Bereiche (z.B. Gesundheits- und Sozialwesen, Volksbildung, Hochschulwesen), wobei aber in keinem Fall eine Trennung des Prämienfonds vom Kultur- und Sozialfonds vorgenommen wurde (vgl. GBl. II, 1968, S. 25 f., 233 ff. und 271 ff.). Dies geschah — wie erwähnt — dann 1974, als auch die Rechtsvorschriften über den Prämienfonds sowie den Kultur- und Sozialfonds in haushaltsgeplanten Einrichtungen wieder in einer Verordnung zusammengefaßt wurden.

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Ein gewisses Korrektiv für die ungleiche Behandlung bei der Prämienvergabe soll wohl die einmal im Jahr gewährte zusätzliche Belohnung für langjährige Betriebszugehörigkeit darstellen, die es in diesem Umfang im materiellen Bereich nicht gibt (vgl. S. 85 f.). Trotz der nur sehr begrenzt zur Verfügung gestellten Mittel hat die Verteilung der Prämien auch in den staatlichen Organen und Einrichtungen längst Massencharakter angenommen. Anfang der 80er Jahre dürften in diesem Bereich jährlich 1 bis 1,5 Mill. Personen in irgendeiner Form prämiert worden sein 1 7 0 . Der Anteil der Prämien am Arbeitseinkommen betrug in der zweiten Hälfte der 60er Jahre aber lediglich 1 vH, während die entsprechenden Werte im materiellen Bereich schon bei 4,5 bis 5 vH lagen 171 . Danach hat sich das Gewicht der Prämien generell erhöht; während ihr Anteil in der Industrie und im Bauwesen aber auf rund 10 vH geklettert ist, wird er in den haushaltsgeplanten Einrichtungen im Durchschnitt 5 vH wohl noch nicht überschritten haben 172 . Zur Vervollständigung des geschichtlichen Abrisses ist an dieser Stelle noch kurz auf Prämien oder prämienähnliche Vergütungen hinzuweisen, die in der Regel nicht aus den Prämienfonds gezahlt werden und in den meisten Fällen sowohl Beschäftigten in den Betrieben mit wirtschaftlicher Rechnungsführung wie auch Arbeitnehmern in haushaltsgeplanten Einrichtungen zugute kommen können. Sie sind häufig ,,... aus bestimmten ökonomischen Aufgaben entstanden" 173 , und es gibt sie z.T. schon seit den 50er Jahren. Die wichtigsten Prämien dieser Art sind: Vergütungen für Neuerungen und Erfindungen, materielle Anerkennungen für die Einsparung von volkswirtschaftlich wichtigen Energieträgern, Rohstoffen und Materialien sowie Prämien aus dem Verfügungsfonds des Generaldirektors. Im weiteren Sinne gehören dazu auch aus dem öffentlichen Haushalt finanzierte Geldzuwendungen, die in Verbindung mit staatlichen Auszeichnungen vergeben werden (vgl. im einzelnen S. 100 f.).

6.1.2.2. Bildung und Verwendung des Prämienfonds Die Grundsätze für die Planung, Bildung und Verwendung des Prämienfonds werden durch den Ministerrat der DDR im Einvernehmen mit dem Bundesvorstand des FDGB festgelegt. Innerhalb dieses gesetzlichen Rahmens vereinbaren der Direktor und die Gewerkschaft im Betriebskollektivvertrag die Einzelheiten, wie die Bestimmungen auf betrieblicher Ebene zu verwirklichen sind. Die staatlichen Regelungen bezüglich des Prämienfonds sind in der Vergangenheit häufig geändert worden, für den materiellen Bereich in den 60er Jahren nahezu jährlich. Das hatte mehrere Gründe: — Anpassung an geänderte wirtschaftspolitische Zielsetzungen, — Angleichung an das übrige Planungs- und Leitungssystem, — Behebung von Fehlentwicklungen, — Ausbau des Prämienwesens als Stimulierungsinstrument. Die zahllosen Änderungen sollen hier nicht detailliert im Zeitablauf nachgezeichnet werden; zu diesem Thema gibt es einige Spezialuntersuchungen 174, außerdem ist die historische Entwicklung in groben Zügen im vorigen Abschnitt behandelt worden. Die folgenden Ausführungen beschränken sich auf die Ausgestaltung des Prämienwesens zu Beginn der 80er Jahre, soweit nicht zum Verständnis Rückgriffe auf die Vergangenheit nötig sind oder Trends aufgezeigt werden sollen. 170 Im Jahre 1974 wurde die Zahl von 700 000 Beschäftigten genannt, für die sich die Prämienregelungen verbessert hatten (vgl. Ingrid Müller: Neuregelung der Planung, Bildung und Verwendung des Prämienfonds sowie des Kultur- und Sozialfonds in den staatlichen Organen und staatlichen Einrichtungen. (176), S. 37); nicht darin enthalten waren vermutlich die Arbeitnehmer im Gesundheits- und Sozialwesen mit gut 400 000 Personen (vgl. Statistisches Jahrbuch der DDR 1975. (243), S. 388), weil deren Prämienordnung schon vorher neu gestaltet worden war. Danach hat die Zahl der Arbeiter und Angestellten in den staatlichen Organen und Einrichtungen weiter zugenommen. 171 Vgl. Autorenkollektiv: Ökonomik der Arbeit im Transportwesen ... (14), S. 240. 172 Vgl. GBl. I, 1974, S. 105 ff. sowie 1978, S. 314. — Horst Rademacher: 25 Jahre DDR — 25 Jahre erfolgreiche Arbeit und Sozialpolitik. (185), S. 539. — Autorenkollektiv: Arbeitsökonomie. (3), S. 510. — Statistisches Jahrbuch der DDR 1982. (243), S. 21. 173 Autorenkollektiv: Ökonomik der Arbeit. (12), S. 548. 174 Vgl. Jörg Roesler: Die Herausbildung ... (88), S. 71 f. — Horst Teich: Perspektivische Probleme ... (99), Anlage 1. — Ulrich Körner: Materielle Stimulierung in der DDR. Zur Entwicklung der Planung und Bildung des Prämienfonds. (158), S. 1080 ff. — Werner Klein: Wirtschaftspolitische Aspekte der Rezentralisierung in der DDR. (154), S. 40 ff.

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In den 60er Jahren waren, begünstigt durch die damals geltenden Prämienregelungen für volkseigene Betriebe, die nach der wirtschaftlichen Rechnungsführung arbeiteten, große Unterschiede hinsichtlich der Höhe der durchschnittlichen Prämienbeträge zwischen den einzelnen Betrieben, Kombinaten und Zweigen entstanden. Das war u.a. auf beträchtliche Reserven zurückzuführen, über die Teile der Wirtschaft verfügten. Für Betriebe, deren Pläne schon immer angespannt waren, bestand nur sehr begrenzt die Möglichkeit zu Leistungsverbesserungen und damit zur Erhöhung ihres Prämienfonds, während dies Betrieben mit bisher nicht ausgeschöpften Ressourcen relativ leicht fiel 1 7 5 . Auf dem 8. FDGB-Kongreß 1972 wurden die Fehlentwicklung im Prämienwesen — wie auch die im Lohnsystem — öffentlich kritisiert und Schritte zu deren Überwindung gefordert 1 7 6 . Das sollte vor allem mit Hilfe der bereits einige Monate vor dem Gewerkschaftskongreß in Kraft getretenen neuen Prämienordnung geschehen 177 . Mit dieser Verordnung fand der Entwicklungsprozeß im Prämienwesen einen vorläufigen Abschluß. Nach der Phase der bis dahin meist jährlich vorgenommenen Änderungen war eine längere Geltungsdauer geplant. In wesentlichen Teilen wurden die 72er Bestimmungen bis einschließlich 1982 beibehalten. Der Prämienfonds wurde den Betrieben gemäß den 72er Regelungen als staatliche Plankennziffer in absoluter Höhe vorgegeben, wobei mindestens das im Vorjahr geplante Prämienniveau zu sichern war. Die Zuführung zum Prämienfonds erfolgte in der geplanten Höhe bei Erfüllung der ebenfalls im Plan festgelegten betrieblichen Leistungskennziffern „Warenproduktion" und „Nettogewinn" 178 . Durch Über- bzw. Unterbietung der Kennziffern (bei der Planausarbeitung) und durch Über- bw. Untererfüllung (bei der Plandurchführung) konnte sich das Prämienvolumen in bestimmten Grenzen (zwischen Mindest- und Höchstzuführung) vergrößern oder verkleinern. Die Höchstzuführung zum Prämienfonds war gesetzlich auf 900 Mark/Jahr je Arbeiter und Angestellten (Vollbeschäftigteneinheiten — VbE) beschränkt worden; die Mindestzuführung betrug 80 vH des geplanten Prämienbetrages. Während also die Obergrenze grundsätzlich für alle Betriebe galt, konnte das geplante Prämienvolumen und damit auch die Untergrenze (bezogen auf VbE) von Betrieb zu Betrieb unterschiedlich hoch festgelegt werden. Letztere Regelung war die Konsequenz der bis 1972 entstandenen Disproportionen, die offenbar nicht sogleich beseitigt werden konnten. Über die schrittweise Anhebung der (vorgegebenen) Prämienfonds in Betrieben, die hinsichtlich des Prämienniveaus bisher zurückgeblieben waren, sollte aber eine sukzessive Angleichung der Prämienhöhe in allen Betrieben erfolgen. Dies ist auch tatsächlich geschehen: Seit 1980 gibt es keinen Betrieb mit wirtschaftlicher Rechnungsführung mehr, der einen geplanten Prämienfonds unter 750 Mark je VbE erhält 179 . — Die einheitliche Obergrenze konnte in gewissen Fällen überschritten werden: Betriebe, denen schon vor 1972 höhere Zuführungen zugestanden worden waren, durften weiterhin ihre Prämienfonds im früheren Umfang bilden. Solche und andere Abweichungen von der generellen Regelung muß es in großer Zahl gegeben haben, denn bereits 1973 lag der durchschnittliche Prämienbetrag je VbE in der zentralgeleiteten Industrie mit 962 Mark über der allgemeinen Obergrenze 180 . Die Mindestzuführung betrug 1980 in keinem Betrieb weniger als 600 Mark je VbE (80 vH von 750 Mark). Bemerkenswert daran ist, daß diese relativ hohe Summe unabhängig von den betrieblichen Ergebnissen ausgeschüttet wurde. Auf den ersten Blick scheint eine derartige Regelung im Widerspruch zum Leistungsprinzip zu stehen. Jahrelange Erfahrungen hatten indes gezeigt, daß eine hochgradige Planuntererfüllung , , . . . ihre Ursachen in Bedingungen und Erscheinungen hat, die sich dem Einfluß eines Betriebskollektivs weitgehend entziehen" 181 . Obwohl von ihrer Konstruktion her nicht ausschließlich leistungsorientiert, sollte also wegen der Mängel im Wirtschaftssystem mit hohen Mindestzuführungen letztlich doch eine leistungsgerechtere Prämienverteilung erreicht werden 182 . Die in groben Zügen dargestellte Planung und Bildung des Prämienfonds in Betrieben mit wirtschaftlicher Rechnungsführung ist in mehrfacher Hinsicht typisch für die gegenüber den Erwerbstätigen verfolgte Einkommenspolitik. Deutlich erkennbar ist das Bemühen um 175

Vgl. Autorenkollektiv: Arbeitsökonomie. (3), S. 511. — Ulrich Körner: Materielle Stimulierung ... (158), S. 1085. Herbert Warnke: Mit Tatkraft, Ideen und Schöpfertum ... (219), S. 3. 177 Vgl. GBl. II, 1972, S. 49 ff. 178 Voraussetzung für zusätzliche Zuführungen zum Prämienfonds aufgrund der Übererfüllung der Kennziffer „Warenproduktion" war allerdings die Erfüllung von zwei weiteren Plankennziffern (meist „Export nach Wirtschaftsgebieten" und „abgesetzte Produktion für die Bevölkerung"). Damit sollte das Wiederaufleben der Tonnenideologie — eine Übererfüllung der Warenproduktion um jeden Preis — verhindert werden. -— Vgl. Ulrich Körner: Materielle Stimulierung ... (158), S. 1090. 179 Vgl. Autorenkollektiv: Arbeitsökonomie. (3), S. 510. 180 Vgl. ebenda. 181 Werner Rogge: Der Prämienfonds und seine Verwendung. (93), S. 59 f. 182 Vor 1972 hatte die Mindestzuführung zum Prämienfonds jahrelang 150 Mark bzw. 200 Mark je VbE betragen. — Vgl. GBl. II, 1968, S. 491 sowie 1971, S. 107. 176

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— eine bessere Durchsetzung des Leistungsprinzips, — die Duldung einer nur begrenzten materiellen Ungleichheit, — die Harmonisierung des Prämien-(Einkommens-)niveaus von „unten nach oben". Diese Ziele werden allerdings dann nicht konsequent verwirklicht, wenn eine Verschlechterung der bisherigen Einkommenssituation die Folge wäre. Bei den Prämien wurde deshalb die Überschreitung der Obergrenze zugelassen. Ähnliche Fälle der Einkommenssicherung hat es in der Vergangenheit auch bei der Ausgestaltung des Lohnsystems gegeben (z.B. bei Neufestsetzung von Normen, Eingruppierungsänderungen, Lohnformenwechsel, Einführung des neuen Lohnsystems). Verallgemeinernd läßt sich sagen, daß — zumindest nach 1953 — der Besitzstand bei Neuregelungen stets gewahrt wurde, auch wenn dies nicht den konzeptionellen Vorstellungen entsprach; ausgenommen blieben davon nur jene Mehrverdienste, die durch Betrug oder groben Mißbrauch erlangt worden waren. Zum 1.1.1983 ist eine neue Prämienordnung für Betriebe mit wirtschaftlicher Rechnungsführung in Kraft getreten 183 , die der Entwicklung seit 1972 Rechnung tragen soll. Die Plankennziffer Prämienfonds wird den Betrieben nach wie vor in absoluter Höhe vorgegeben — jetzt aber in Form eines Grundbetrages, der nicht, auch nicht in bestimmten Grenzen, an die Unter- bzw. Übererfüllung von betrieblichen Leistungskennziffern gebunden ist. Dieser Grundbetrag stellt damit zugleich die Untergrenze dar. Ob der Grundbetrag bezüglich seiner Höhe mit der früheren Plankennziffer Prämienfonds oder mit der früheren Mindestzuführung (geplanter Prämienfonds minus 20 vH) identisch ist, läßt sich mit Sicherheit nicht sagen. Einiges spricht indes für die erste Version; das liefe dann auf eine (weitere) Anhebung der Untergrenze bzw. Mindestzuführung hinaus. Über den Grundbetrag hinaus können die Betriebe weitere Prämienmittel bis zu 200 Mark je VbE bilden, wenn sie bestimmte Planziele (in der Regel Warenproduktion und Nettogewinn) 184 bei der Planausarbeitung überbieten bzw. bei der Plandurchführung übererfüllen 185 . Außerdem sind zusätzliche Zuführungen aufgrund hoher Leistungen im Export und bei der Konsumgüterproduktion möglich, auch wenn dadurch die Grenze von 200 Mark überschritten wird. Absolute Höchst- und Mindestbeträge für die gesamten Prämienmittel (je VbE) sind in der neuen Verordnung nicht genannt; möglicherweise sah man dafür keine Notwendigkeit, weil sich die Höhe aller Zuführungen auch ohne solche Begrenzungen über die zentrale Festlegung der Grundbeträge und die Limitierung der auf Planüberbietung bzw. -Übererfüllung basierenden Prämienmittel relativ genau steuern läßt. Für haushaltsgeplante Einrichtungen gelten Anfang der 80er Jahre immer noch die Prämienregelungen aus dem Jahre 1974 186 . Auch in staatlichen Organen und Einrichtungen wird der Prämienfonds in absoluter Höhe vorgegeben, aber in einem genauer fixierten gesetzlichen Rahmen, und zwar entweder als Prozentsatz von der Lohnsumme oder als fester Pro-Kopf-Betrag. In den meisten Fällen sind die Prämienmittel nicht an die Erfüllung von Leistungskennziffern gebunden — wohl deshalb, weil häufig eine sinnvolle Leistungsbewertung in diesem Bereich kaum möglich ist. Der Prämienfonds beträgt bei den staatlichen Organen und Einrichtungen normalerweise 3,1 vH der Lohnsumme, bei den Räten der kreisangehörigen Städte und Gemeinden sowie deren Einrichtungen jedoch 4,1 vH 1 8 7 . Als Mindestzuführung wurden einheitlich 240 Mark je VbE festgelegt. Nur bei den Wirtschaftsräten der Bezirke können diese Prämienfonds in Abhängigkeit von der Leistung in gewissem Umfang erhöht oder vermindert werden. Eine zweite Kategorie bilden staatliche Einrichtungen, die „nach Anordnungen über Planung, Finanzierung und Abrechnung arbeiten" 188 . Dabei handelt es sich z.B. um örtliche Versorgungsund Dienstleistungsbetriebe, die zwar nicht nach der wirtschaftlichen Rechnungsführung arbeiten, wohl aber unter den Gesichtspunkten von Leistung und Effizienz geführt werden. Diese Einrichtungen erhalten einen festen Prämienfonds von 340 Mark je VbE, wobei leistungsabhängige Abweichungen nach oben und unten im 183

Vgl. GBl. I, 1982, S. 595 f. Durch Veränderungen der Leistungsbewertung für Kombinate und Betriebe im Jahre 1983 ist an die Stelle der Kennziffer ,,Warenproduktion" (brutto) die ,, Nettoproduktion" getreten. — Vgl. Gerhard Pflicke: Vervoll kommung der wirtschaftlichen Rechnungsführung und sozialistisches Recht. (183), S. 729. 185 Ähnlich wie bei der 72er Prämienordnung müssen auch nach der neuen Regelung als Voraussetzung für weitere Zuführungen zwei zusätzliche Leistungskennziffern erfüllt sein. Der Katalog, aus dem die Leistungskennziffern für die einzelnen Betriebe ausgewählt werden, hat sich indes geändert bzw. vergrößert. Das ist einmal geschehen, um den Betrieben jeweils die für sie am besten geeigneten Maßstäbe zur Leistungsbewertung vorgeben zu können, zum anderen als Reaktion auf gewandelte wirtschaftspolitische Zielsetzungen (z.B. vorrangige Exportausweitung). 184

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Vgl. GBl. I, 1974, S. 105 ff. Mit Wirkung zum 1.1.1979 sind die Sätze von 3 auf 3,1 vH bzw. von 4 auf 4,1 vH erhöht worden. Die Anhebung steht im Zusammenhang mit der Übernahme des betrieblichen Lohnausgleichs im Krankheitsfall (Differenz zwischen Krankengeld und 90 vH des Nettoverdienstes) durch die Sozialversicherung. Die dadurch eingetretene Verringerung der Lohnsumme sollte auf diese Weise ausgeglichen werden. — Vgl. GBl. I, 1978, S. 314. 187

188

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Vgl. GBl. I, 1974, S. 105.

begrenzten Maße möglich sind. Die unterschiedliche Behandlung der staatlichen Organe und Einrichtungen hinsichtlich der Planung und Bildung des Prämienfonds ist teils historisch bedingt, teils aber auch auf die nur in einigen Bereichen vorhandene Möglichkeit der Leistungsmessung zurückzuführen. Neben den beiden Hauptvorschriften, der Prämienfondsverordnung für volkseigene Betriebe mit wirtschaftlicher Rechnungsführung und der Prämienfondsverordnung für die aus dem Staatshaushalt finanzierten Einrichtungen, gibt es noch besondere Rechtsvorschriften, z.B. für Forschungseinrichtungen, betriebliche Einrichtungen der Berufsausbildung der Lehrlinge, Betriebe der Wohnungswirtschaft sowie Wohnungsbaugenossenschaften, Betriebe mit staatlicher Beteiligung 189 . Während das Verfahren für die Planung und Bildung der Prämienfonds gesetzlich geregelt ist und die zentralen Stellen die Höhe der Fonds vorgeben, verfügen die Betriebe und Einrichtungen bezüglich der Verwendung der Mittel über einen gewissen eigenen Spielraum. Zwischen dem Betriebsdirektor und der Betriebsgewerkschaftsleitung werden im Betriebskollektivvertrag bzw. in der Betriebsprämienordnung (Anlage zum Betriebskollektivvertrag) die Prämienbedingungen vereinbart. Die Abmachungen beinhalten Festlegungen über die — Schwerpunkte der Prämierung, — zur Anwendung kommenden Prämienformen, — Höhe der Mittel, die für jede Form der Prämierung eingesetzt werden sollen, — Aufschlüsselung des Prämienfonds auf Struktureinheiten, — Leistungskriterien für die Vergabe der Jahresendprämien, — betrieblichen Auszeichnungen 190 . Die Zuführung der Mittel zum Prämienfonds ist — wie gezeigt — nur teilweise an die Erfüllung von Leistungskennziffern gebunden, d.h. aber nicht, daß dies zwangsläufig auch für die Verteilung der Prämien an die Kollektive und die einzelnen Arbeitnehmer gelten muß. Im DDR-Schrifttum jedenfalls wird stets von der Leistung als dem entscheidenden Kriterium für die Prämienvergabe gesprochen. Der Leistungsnachweis ist dabei, wenn möglich, mit Hilfe sogenannter Haushaltsbücher zu führen. Für diese Aufgabe wurden sie erstmals 1967 eingesetzt. Haushaltsbücher enthalten für jedes Kollektiv bzw. für jeden Arbeitnehmer konkrete, aus dem Betriebsplan abgeleitete Wert-, Mengen- oder Zeitkennziffern; gleichzeitig werden dort die Beziehungen zwischen Aufgabenstellung, Leistung, Lohn und Prämie festgelegt. Vom Grad der Erfüllung der Kennziffern wird die Höhe der Jahresendprämie (oder anderer Formen der Prämierung) bestimmt — allerdings nicht ausschließlich (vgl. S. 96 f.). In den Betrieben und Einrichtungen kommen, je nach Aufgabenstellung, unterschiedliche Prämienformen zur Anwendung. Zumeist wird zwischen zwei Grundformen unterschieden: — Erfüllungsprämien, — Anerkennungsprämien (in jüngerer Zeit auch als Initiativprämien bezeichnet). Erfüllungsprämien sind an vorher festgelegte, beeinflußbare Leistungskriterien gebunden, während Anerkennungsprämien zur nachträglichen Abgeltung besonderer Initiativleistungen eingesetzt werden. Beide Grundformen lassen sich für die individuelle oder kollektive Prämierung nutzen. Zur Gruppe der Erfüllungsprämien zählen — Jahresendprämien in der materiellen Produktion, — auftragsgebundene Prämien, — Zielprämien. Zur Gruppe der Anerkennungsprämien gehören — Initiativprämien, — Operativprämien. In der DDR-Literatur finden sich unterschiedliche Gliederungen, weil die Grenzen zwischen den einzelnen Prämienformen fließend sind. ,,Die Situation ist begrifflich in Theorie und Praxis noch nicht sehr übersichtlich" 191 . 189

Vgl. GBl. II, 1964, S. 549 ff., 1969, S. 137 ff., 1972, S. 839 ff. sowie GBl. I, 1978, S. 115 f. und 1984, S. 413 ff. Vgl. Autorenkollektiv: Ökonomisches Lexikon, Band A-G. (17), S. 338. — Lexikon der Wirtschaft. 'Arbeit — Bildung — Soziales'. (118), S. 215. 191 Manfred Kaufmann: Struktur des Arbeitseinkommens ... (49), S. 107. 190

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Seit 1967 ist die Jahresendprämie die Hauptform der Prämierung im produzierenden Bereich. Sie soll sowohl das Interesse der Arbeitnehmer auf hohe Leistungen des Betriebes als Ganzes lenken, als auch zur Steigerung der kollektiven und persönlichen Arbeitsleistung anspornen. Inwieweit die Jahresendprämie das leisten kann, hängt wesentlich von den Modalitäten ab, die ihrer Verteilung zugrunde liegen. Die individuelle Jahresendprämie wird nach folgendem Schlüssel ermittelt (dargestellt anhand eines Beispiels) 192 : — Volumen des gesamten Prämienfonds in einem Betrieb mit 500 Beschäftigten (VbE): 575 000 Mark, — Anteil, der davon laut Betriebskollektivvertrag für Jahresendprämien zu verwenden ist: 70 vH — 402 500 Mark, — Höhe der durchschnittlichen Jahresendprämien aller VbE: 805 Mark (402 500 Mark : 500 VbE), — Einheitlicher Prozentsatz der durchschnittlichen Jahresendprämie vom monatlichen Durchschnittsverdienst aller VbE: 85 vH (aus 805 Mark Jahresendprämie und 950 Mark Durchschnittsverdienst aller VbE), — Differenzierung des einheitlichen Prozentsatzes aufgrund der Leistung des Kollektivs: 90 vH (plus 5 Prozentpunkte wegen überdurchschnittlicher Leistung), — Differenzierung des für das Kollektiv festgelegten Prozentsatzes aufgrund der individuellen Leistung: Entfällt; Leistung des Arbeitnehmers entspricht dem Durchschnitt der (guten) Leistungen aller Arbeitnehmer des Kollektivs, — Höhe der individuellen Jahresendprämie: 90 vH des individuellen Durchschnittsverdienstes — 945 Mark bei einem individuellen Durchschnittsverdienst von 1 050 Mark. Darüber hinaus werden die Jahresendprämien vielfach noch nach den Kriterien Schichtarbeit und Dauer der Betriebszugehörigkeit differenziert. Auf diese Weise wird die Schichtarbeit doppelt berücksichtigt, denn außerdem erhalten Arbeitnehmer, die Schichtarbeit leisten, eine aus dem Lohnfonds gezahlte Schichtprämie (vgl. S. 83). Die Betriebstreue hingegen wird über die Jahresendprämie nur honoriert, sofern dies nicht schon in anderer Form geschieht (vgl. S. 85 f.). Anspruch auf Jahresendprämie besteht grundsätzlich erst nach einjähriger Betriebszugehörigkeit (Förderung von Stammbelegschaften). Die Auszahlung erfolgt nach Vorliegen der Bilanz und der Ergebnisrechnung im ersten Quartal des neuen Kalenderjahres. Der Verteilungsmodus für die Jahresendprämie macht deutlich, daß die Prämienhöhe des einzelnen Arbeitnehmers in erheblichem Maße determiniert wird durch das Volumen des gesamten Prämienfonds bzw. den durchschnittlichen Prämienbetrag je VbE, durch die Festlegungen im Betriebskollektivvertrag und durch den individuellen Durchschnittsverdienst (Lohn). Alle genannten Faktoren stehen in keinem oder nur sehr weitläufigem Zusammenhang mit den vorgegebenen Leistungskennziffern, die eigentlich das entscheidende Kriterium für die Prämienvergabe sein sollen. Für die relativ enge Bindung der Jahresendprämien an das Volumen des Prämienfonds und damit an die hohen Mindestzuführungen mag das gleiche Argument gelten, mit dem die Notwendigkeit der hohen Mindestführungen selbst begründet wurde: Große Defizite bei der Erfüllung der Betriebspläne sind in der Regel nicht von den einzelnen Beschäftigten und Kollektiven zu vertreten (vgl. S. 93 ). Bedenklich ist eher die Kopplung der Jahresendprämie an den individuellen Durchschnittsverdienst, weil auf diese Weise die Kriterien, die der Lohn- bzw. Gehaltsfindung zugrunde liegen (z.B. Qualifikation, Verantwortung, Schwere der Arbeit), indirekt auch auf die Prämienverteilung übertragen werden. Im Ergebnis dieser Regelung erhalten beispielsweise Arbeiter und Angestellte mit einem höheren Verdienst auch vergleichsweise höhere Prämien. Über Löhne und Gehälter bereits abgegoltene Leistungen werden also auf diese Weise zusätzlich belohnt. Möglicherweise ließ man sich von der (richtigen) Erkenntnis leiten, daß die Anreizwirkung der Prämie für den Einzelnen wesentlich davon abhängt, in welcher Relation die Höhe des Betrages zur Höhe seines individuellen Lohns bzw. Gehalts steht; eine Prämie von 800 Mark wird z.B. einen Arbeitnehmer mit einem monatlichen Durchschnittsverdienst von 500 Mark stärker motivieren als jemanden mit einem Entgelt von 2 000 Mark. Neben dieser schematischen Berechnung der Jahresendprämie ist allerdings vorgesehen, darüber hinaus die zur Auszahlung kommende Summe auch nach dem Grad der Erfüllung von Leistungskennziffern zu differenzieren, welche nicht mit jenen identisch sein sollen, die über die Lohnhöhe (mit-)entscheiden. In der Praxis führt dieser Schritt aber offensichtlich — wenn er nicht aus Bequemlichkeit, oder um Störungen des Betriebsfriedens zu vermeiden, gänzlich unterbleibt — häufig nur zu relativ geringen Zu- oder Abschlägen. Die Jahresendprämie ist im Laufe der Zeit 192 Zum Berechnungsmodus der individuellen Jahresendprämien vgl. z.B. Gerhard Bauermeister: Die leistungsstimulierende Verwendung ... (27), S. 53 ff. — Erich Napierkowski und Werner Wünsche: Zehn Fragen und Antworten zur Jahresendprämie. (179), S. 731 ff. — Autorenkollektiv: Ökonomik der Arbeit. (12), S. 551 f.

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mehr oder weniger zu einer Art lohnbezogenen Regelleistung („13. Monatsgehalt") geworden mit nur noch sehr begenzter Stimulierungsfunktion. Dies wird seit längerem von den verantwortlichen Stellen auch so gesehen. Bereits zu Beginn der 70er Jahre wurde erklärt, daß der Anteil der Jahresendprämie am Prämienfonds nicht weiter steigen solle 193 . Die zum 1.1.1983 in Kraft getretene Prämienverordnung geht noch einen Schritt weiter: Nunmehr ist vorgesehen, den absoluten Betrag der Jahresendprämie grundsätzlich auf dem derzeitigen Stand einzufrieren 194 . Sie soll aber die wichtigste Prämienform im produzierenden Sektor bleiben. Arbeitnehmer in staatlichen Organen und Einrichtungen erhalten keine Jahresendprämien, weil in diesem Bereich exakte Maßstäbe zur Leistungsbewertung der Einrichtungen als Ganzes wie auch der einzelnen Kollektive und Beschäftigten weitgehend fehlen 195 . Um jedoch eine Art Äquivalent für die Jahresendprämie zu schaffen, sind die haushaltsgeplanten Einrichtungen vielfach dazu übergegangen, einen größeren Teil der Prämienmittel zu konzentrieren und im Zusammenhang mit einer allgemeinen Leistungseinschätzung jedes Beschäftigten über einen längeren Zeitraum auszuzahlen, z.B. zum Jahresende, Tag der Republik, Tag des Lehrers, Tag des Gesundheitswesens196. Zur Kategorie der Erfüllungsprämien gehören neben den Jahresendprämien die auftragsgebundenen Prämien und die Zielprämien. Auftragsgebundene Prämien (auch aufgabenbezogene Prämien genannt) werden seit Ende der 60er Jahre angewendet — vornehmlich in den produktionsvorbereitenden Bereichen, insbesondere bei Forschungs- und Entwicklungsprojekten, Überleitung neuer Verfahren und Erzeugnisse in die Produktion sowie bei Rationalisierungs- und Automatisierungsvorhaben 197. Wie der Name schon sagt, werden diese Art Prämien für die Erfüllung genau umrissener Aufgaben gezahlt. Vor Beginn der Bearbeitung oder Realisierung eines Projekts vereinbaren der Betriebsleiter und das jeweilige Kollektiv die Höhe der Prämiensumme auf der Grundlage konkreter Leistungsanforderungen. Die Prämierung erfolgt nach Fertigstellung, bei längerfrK stigen Arbeiten auch nach Erreichen von Zwischenstufen. In den Bereichen Forschung und Entwicklung schließen sich Jahresendprämie und auftragsgebundene Prämie in der Regel aus; in der Produktion gibt es dagegen die Möglichkeit einer kombinierten Anwendung beider Prämienformen. Große Ähnlichkeit besteht zwischen der auftragsgebundenen und der Zielprämie. Für beide gilt, daß sie auf der Grundlage von Vereinbarungen zwischen Betriebsleiter und Beschäftigten bzw. Kollektiv über inhaltliche und zeitlich genau bestimmte Aufgaben sowie über die Höhe der Beträge nach vollbrachter Leistung gezahlt werden. Gewisse Unterschiede lassen sich hinsichtlich des Anwendungsbereiches und der Laufzeit erkennen. Auftragsgebundene Prämien haben vor allem in der Produktionsvorbereitung Verbreitung gefunden (z.B. Lösung von wissenschaftlich-technischen Problemen), Zielprämien dagegen in der unmittelbaren Fertigung (z.B. vorfristige Erfüllung von Exportverpflichtungen). Letztere haben eher kurzfristigen Charakter, während auftragsgebundene Prämien häufig zur Bewältigung längerfristiger Aufgaben eingesetzt werden, die sich nicht selten über mehrere Jahre hinziehen — meist mit Zwischenbewertungen und Auszahlung von Teilbeträgen 198 . Auch die beiden Formen der Anerkennungsprämie — die Initiativ- und die Operativprämie — lassen sich nicht scharf gegeneinander abgrenzen. Initiativprämien werden im wesentlichen eingesetzt, um gute Leistungen im sozialistischen Wettbewerb zu würdigen und um Aktivitäten zu belohnen, die im Zusammenhang mit Verbesserung der Effizienz stehen. Zur ersten Gruppe gehören Prämien für Wettbewerbssieger und Beträge, die in Verbindung mit betrieblichen und staatlichen Auszeichnungen gezahlt werden. Unter die zweite Kategorie fallen Zuwendungen für Initiatoren und Anwender moderner Arbeitsmethoden, für Neuerer und Rationalisatoren sowie für beispielgebende Leistungen bei der Aufdeckung von Produktionsreserven. Die Mittel dafür kommen teils aus dem Prämienfonds, teils aber auch aus anderen Fonds (vgl. S. 100 f.). Operativprämien dienen zur Honorierung besonderer Anstrengungen bei der kontinuierlichen Planerfüllung, aber im Gegensatz zur Zielprämie handelt es sich um solche Leistungen, die vorher zeitlich nicht exakt geplant

193

Vgl. Gerhard Bauermeister: Die leistungsstimulierende Verwendung ... (27), S. 132. „Die durchschnittliche Jahresendprämie je VbE ist in der Regel in der gleichen Höhe wie im Vorjahr festzulegen". — GBl. I, 1982, S. 597. 195 Diese in DDR-Publikationen gegebene Begründung ist allerdings nicht ganz stichhaltig, denn die Jahresendprämien sind in Betrieben mit wirtschaftlicher Rechnungsführung — wie gezeigt — nur zum Teil an die Erfüllung spezieller Leistungskennziffern gebunden. 196 Vgl. Ingrid Müller: Neuregelung der Planung ... (176), S. 44. 197 In etwas älteren Veröffentlichungen findet sich verschiedentlich eine Untergliederung der auftragsgebundenen Prämien in themengebundene und Objektprämien. — Vgl. z.B. Werner Rogge: Der Prämienfonds ... (93), S. 70. 198 Abweichend davon wird die auftragsgebundene Prämie in der DDR-Literatur gelegentlich als Unterform der Zielprämie charakterisiert. — Vgl. z.B. Autorenkollektiv: Ökonomisches Lexikon, Band H-P. (17), S. 732. 194

97

werden können (z.B. Meisterung einer plötzlich auftretenden Engpaßsituation)199. Soweit Prämien unmittelbar nach vollbrachter Leistung ausgezahlt werden — das soll immer geschehen, wenn dies nur irgend möglich ist — spricht die Literatur auch von Sofortprämien. Über die Höhe und die Entwicklung der Prämien je Beschäftigten liegen keine genauen Angaben für alle Arbeitnehmer vor, wohl aber für jene, die in der zentralgeleiteten Industrie tätig sind 2 0 0 . Für diesen Bereich gibt es auch einige Informationen über das Gewicht der einzelnen Prämienformen und über die Differenzierung der Prämienbeträge nach Industriezweigen sowie nach der sozialen Stellung der Arbeitnehmer. Die durchschnittliche Prämienhöhe je VbE hat sich in der zentralgeleiteten Industrie von 1960 bis 1980 mehr als vervierfacht; Anfang der 80er Jahre überstieg die Prämiensumme im Mittel einen Monatslohn bzw. ein Gehalt. Die Entwicklung vollzog sich allerdings nicht gleichmäßig; nach einer relativ schwachen Zunahme bis 1964 folgte in den nächsten zehn Jahren eine Periode rascher Expansion, dies ging einher mit der Einführung der Jahresendprämie. Seit Mitte der 70er Jahre ist wieder eine deutliche Verlangsamung des Wachstumstempos eingetreten. Noch deutlicher zeigt sich diese Entwicklung bei der Jahresendprämie, deren Höhe ist von 1965 bis 1974 jährlich im Durchschnitt um 10 vH gestiegen, seit 1977 stagnieren die als Jahresendprämie gezahlten Beträge nahezu. Hatte die Jahresendprämie 1975 noch einen Anteil von drei Viertel an der Gesamtprämie, waren es 1980 nur noch zwei Drittel. Diese Veränderungen waren beabsichtigt. Nach der Expansionsphase sollte die Gesamtprämie künftig im Vergleich zum Durchschnittslohn bzw. -gehalt mit niedrigen, allenfalls mit den gleichen Raten zunehmen und der (relativ geringe) Prämienfondszuwachs in erster Linie über die anderen Prämienformen und nicht über die Jahresendprämie verteilt werden 201 . Übersicht 26 Höhe der durchschnittlichen jährlichen Prämien in der zentralgeleiteten volkseigenen Industrie 1960 bis 1982 in Mark je Vollbeschäftigteneinheit (VbE) Jahr

Prämien

1960 1963 1965 1968

254^ 299; (

1970 1973 1975 1978 1980 1982

insgesamt^

2)

323 390

418

495 3 650»

Jahresendprämie

762 962 1 004 1 122

492 711 765 812

1 233

828 834

1) Im Berichtsjahr gezahlte Prämien.- 2) Im Berichtsjahr erwirtschaftete Prämie; Auszahlung erfolgt im ersten Quartal des folgenden Kalenderjahres.» 3) Je Vollbeschäftigten, (d.h. ohne anteilige Erfassung von TeilZeit-, Saisonkräften usw.) in der gesamten volkseigenen Industrie. Quellen:

Horst Teich: Perspektivische Probleme der Planung und Bildung des Prämienfonds ... (99), S. 47.-Autorenkollektiv: Arbeitsökonomie. (3), S. 510 und 518.- Werner Rogge: Die Arbeit mit dem Prämienfonds. (94), S. 38.- Einzelangaben u.a. in: Neues Deutschland vom 27. Juni 1972, S. 3; PresseInformationen, Nr. 46/1974, S. 2; Tribüne vom 10. September 1979, S. 4 sowie vom 22. April 1982, S.3.

199

Die Initiativprämie wird in einigen Untersuchungen aus den 60er und 70er Jahren als Unterform der Operativprämie dargestellt; in Veröffentlichungen neueren Datums taucht dagegen der Begriff Operativprämie überhaupt nicht mehr auf, dort findet sich nur noch die generelle Bezeichnung Initiativprämie. — Vgl. z.B. Gerhard Bauermeister: Die leistungsstimulierende Verwendung ... (27), S. 69 ff. — Autorenkollektiv: Arbeitsökonomie. (3), S. 522 f. 200 Qj e Zahl der Beschäftigten in der zentralgeleiteten Industrie wird von der DDR-Statistik nicht ausgewiesen; sie dürfte (ohne Lehrlinge) nach eigenen Schätzungen zu Beginn der 80er Jahre mehr als 2,5 Mill. betragen haben. 201 Vgl. Gerhard Bauermeister: Die leistungsstimulierende Verwendung . . . (27), S. 76 und 132. — Ernst Mader: Das Arbeitseinkommen der Werktätigen. (170), S. 101.

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Für die Jahre 1965 und 1970 gibt es detailliertere Aussagen über die Struktur der Prämienfonds. Danach hatte die Jahresendprämie 1965 einen Anteil von 20 vH an der Gesamtsumme des Prämienfonds, 1970 waren es bereits über 70 vH. Im Jahre 1965 dominierte mit einem Gewicht von 60 vH die Initiativprämie (als Siegerprämie für die besten Kollektive), 1970 betrug ihr Anteil nur noch 6 vH. Jeweils um 20 vH entfielen in beiden Jahren auf Prämien für persönliche Anlässe (Jubiläen, langjährige Betriebszugehörigkeit), auftragsgebundene Prämien sowie Ziel- und Operativprämien 202 . Über die Differenzierung der Jahresendprämie nach der sozialen Stellung im Beruf (in der zentralgeleiteten Industrie) sind Angaben für 1971 verfügbar. Übersicht 27 Durchschnittliche Jahresendprämie je Beschäftigten in der zentralgeleiteten Industrie nach sozialer Stellung im Beruf 1971 Beschäftigtengruppe

in Mark

Produktionsarbeiter, insgesamt dar.:

Produktionsarbeiter im 3-Schicht-System

Beschäftigte im Bereich Forschung und Entwicklung Führungskräfte Beschäftigte, insgesamt Quelle:

550 630 654 1 186 581

Gerhard Bauermeister: Die leistunasstimulierende Verwendung des Prämienfonds ... (27), S. 38a.

Verglichen mit der durchschnittlichen Jahresendprämie aller Produktionsarbeiter erhielten Führungskräfte im Mittel einen mehr als doppelt so hohen Betrag. Die Zahlungen an Produktionsarbeiter im Drei-Schicht-System lag um 15 vH und die der Beschäftigten im Bereich Forschung und Entwicklung um knapp 20 vH über denen der Produktionsarbeiter insgesamt. Daran zeigt sich deutlich die Lohnbezogenheit der Jahresendprämie und die Differenzierung nach Schichtarbeit. Die Lohnhöhe wurde 1968 Bemessungsgrundlage für die Verteilung der Jahresendprämie; davor waren die Spannen zwischen den Prämien der verschiedenen Gruppen noch erheblich größer. Sie betrugen ,,bis zu diesem Zeitpunkt z.B. in vielen Chemiebetrieben für die Führungskader das Zehn- bis Zwölffache gegenüber den Produktionsarbeitern" 203 .

6.1.2.3. Spezifische Prämienregelungen Im Zusammenhang mit der historischen Entwicklung des Prämienwesens sind schon die neben dem Prämienfonds bestehenden Regelungen kurz erwähnt worden. Es handelt sich dabei im wesentlichen um — Vergütungen für Neuerungen und Erfindungen, — materielle Anerkennungen für die Einsparung von volkswirtschaftlich wichtigen Energieträgern, Rohstoffen und Materialien, — Prämien aus dem Verfügungsfonds des Generaldirektors, — Geldzuwendungen in Verbindung mit staatlichen Auszeichnungen 204 . 202

Vgl. Gerhard Bauermeister: Die leistungsstimulierende Verwendung . . . (27), Abbildung 13. Ebenda, S. 42. 204 Die einschlägige Literatur nennt in diesem Kontext auch noch das „Konto junger Sozialisten" (vgl. Autorenkollektiv: Ökonomik der Arbeit. (12), S. 548). Die Mittel aus jenem Fonds dürfen indes nicht für Geldprämien verwendet werden (vgl. GBl. I, 1974, S. 191 ff. sowie 1975, S. 695 f.); eine weitere Erörterung erübrigt sich deshalb an dieser Stelle. 203

99

Auf diese Prämien bzw. prämienähnlichen Vergütungen soll im folgenden etwas näher eingegangen werden, obwohl nach den amtlichen Definitionen für Planung, Rechnungsführung und Statistik nur die Prämien aus dem Prämienfonds sowie die für Materialeinsparungen und vermutlich — wenn auch nicht ausdrücklich erwähnt — die aus dem Verfügungsfonds zum Arbeitseinkommen zählen 205 . Die „Neuererbewegung" gilt als eine der Kernformen des „Sozialistischen Wettbewerbs" und der „Masseninitiative". Laut Statistik beträgt der Anteil der Berufstätigen, die Neuererleistungen erbringen, an der Zahl aller Beschäftigten derzeit jährlich etwa ein Drittel 206 . Die Tätigkeit von „Neuerern" oder „Neuererkollektiven" umfaßt den Bereich des betrieblichen Erfindungs- und Vorschlagwesens. In der Regel geht es um die Lösung organisatorischer, technischer oder wissenschaftlicher Probleme außerhalb der normalen Arbeitsleistung, die gesondert entgolten werden. Abhängig von der Höhe des Nutzens der Neuerung kann die Vergütung zwischen 30 und 30 000 Mark liegen, bei Erfindungen zwischen 75 und 200 000 Mark; in Ausnahmefällen und bei Nachnutzungen durch andere Betriebe sind sogar noch erheblich höhere Zahlungen möglich 207 . Der Wert dieser „Massenbewegung" ist unter ökonomischen Aspekten jedoch sehr umstritten. Die DDR als rohstoffarmes Industrieland hat schon frühzeitig begonnen, Maßnahmen für den sparsamen Umgang mit volkswirtschaftlich wichtigen Materialien zu treffen 208 , eine davon beinhaltet die Prämierung der Beschäftigten für Einsparungen auf diesem Gebiet. Ähnlich wie bei Neuerungen und Erfindungen wird die Höhe der Prämien nach dem Nutzen der Einsparungen bemessen. Das Entgelt kann in der Regel bis zu 30 000 Mark betragen, bei besonders wichtigen Energieträgern, Rohstoffen und Materialien sogar bis zu 90 000 Mark. Die Finanzierung der Prämien erfolgt aus den Kosten, gegebenenfalls aber auch aus dem Prämienfonds oder dem Verfügungsfonds 209. Der Verfügungsfonds — ihn gibt es seit 1963 210 — ist seinem Charakter nach ein überbetrieblicher Prämienfonds. Er wird nur in Kombinaten und wirtschaftsleitenden Organen gebildet und dort unabhängig von der Planerfüllung der Betriebe in der vom zuständigen Ministerium festgelegten Höhe aus Gewinnen finanziert. Über die Verteilung der Verfügungsfonds entscheidet der Generaldirektor nach Beratung mit der Gewerkschaftsleitung. Aus dem Fonds werden vor allem außerordentliche Leistungen von Einzelpersonen und Kollektiven zur Lösung volkswirtschaftlicher Schwerpunktaufgaben prämiiert 211 . Zur Belohnung für besondere Leistungen und Verdienste sind in der DDR auf allen gesellschaftlich relevanten Gebieten (z.B. Kunst, Wissenschaft, Militär, Wirtschaft) zahlreiche staatliche und nichtstaatliche Auszeichnungen gestiftet worden 212 . Ein großer Teil von ihnen bezieht sich auf den Bereich Wirtschaft; für die meisten Berufsgruppen gibt es inzwischen spezielle Auszeichnungen wie „Verdienter Bergmann der DDR", „Verdienter Seemann", „Meisterbauer". Viele Auszeichnungen können sowohl an Einzelpersonen als auch an Kollektive (Betriebe, Einrichtungen) vergeben werden. In der Regel ist die Verleihung mit der Aushändigung einer Urkunde sowie eines Ordens bzw. einer Medaille und der Zahlung einer Geldprämie verbunden. Hinsichtlich ihrer gesellschaftlichen Wertschätzung bestehen zwischen den Auszeichnungen etliche Abstufungen; die wichtigsten Kriterien dafür sind: Art der Auszeichnung, Häufigkeit ihrer Vergabe und Höhe der Prämie. Der überwiegende Teil der Auszeichnungen wird nur in einer relativ begrenzten Anzahl ausgegeben; 1983 wurden z.B. die Ehrentitel „Held der Arbeit" und „Verdienter Meister" 65 mal bzw. 246 mal verliehen; die dazugehörenden Prämien betrugen pro Person im ersten Fall 10 000 Mark und im zweiten 3 000 Mark. Ausgesprochenen Massencharakter haben dagegen im Rahmen der „Aktivisten- und Wettbewerbsbewegung" die Ehrentitel „Aktivist der sozialistischen Arbeit" und „Kollektiv der sozialistischen Arbeit" angenommen; sie wurden 1983 272 000 mal bzw. 215 000 mal vergeben 213 . Über die Höhe der damit verbundenen Prämien ist in den einschlägigen Rechtsvor-

205

Vgl. Definitionen . .. (235), Ausgabe 1980, Teil 5, S. 38. Vgl. Statistisches Jahrbuch der DDR 1982. (243), S. 121. 207 Vgl. GBl. II, 1972, S. 1 ff. und S. 11 ff. — In den Fällen, in denen der Nutzen nicht exakt meßbar ist (z.B. Verbesserungen im Gesundheits- und Arbeitsschutz, Umweltschutz), richtet sich die Höhe der Vergütung nach einem Punktwertsystem mit verschiedenen Differenzierungskriterien (z.B. Anzahl der von der Neuerung betroffenen Beschäftigten). — Vgl. GBl. I, 1977, S. 295 ff. 208 Vgl. GBl., 1951, S. 79 ff. und S. 875. 209 Vgl. GBl. II, 1971, S. 589 ff. — GBl. 1,1981, S. 124 ff. und 1983, S. 39 f. — Ähnlich geartet wie die Prämien für Materialeinsparungen sind die Vergütungen für das Erfassen und Sortieren von Altpapier, die den Beschäftigten in gewerblichen Anfallstellen (z.B. Industriebetriebe, Dienstleistungseinrichtungen) zustehen, wenn die mit der Altrohstoffwirtschaft abgeschlossenen Jahresverträge erfüllt werden. Die Beträge sind aus den Verkaufserlösen zu zahlen (vgl. GBl. I, 1974, S. 466 f.). 210 Vgl. GBl. II, 1963, S. 688. 211 Vgl. GBl. I, 1982, S. 113 ff. 212 Vgl. DDR Handbuch. (113), S. 115 ff. 206

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schritten nichts gesagt, es dürfte sich aber lediglich um Kleinbeträge handeln. Grundsätzlich gilt, daß limitierte Auszeichnungen hoch dotiert und in der Regel aus dem Staatshaushalt finanziert werden. Massenauszeichnungen mit geringen Geldzuwendungen gehen dagegen größtenteils zu Lasten der betrieblichen Prämienfonds. Letzteres gilt auch für Treuemedaillen und -prämien, die in einigen Zweigen aufgrund langjähriger Dienste als Belohnung gewährt werden (vgl. S. 85 f.). Ist schon unter dem Gesichtspunkt der Verteilung nach Leistung die Notwendigkeit des Prämienfonds umstritten, so trifft das in noch stärkerem Maße für die spezifischen Prämienregelungen zu, weil sich die wirtschaftlichen Zielsetzungen, die mit dem Prämienfonds und den weiteren Formen der Prämierung verfolgt werden, weitgehend decken. Es hat deshalb auch Vorschläge für die Straffung des Prämienwesens gegeben. In einer DDR-Veröffentlichung aus dem Jahre 1968 heißt es: „Die selbständige Funktion dieser Prämien (außerhalb des Prämienfonds — H.V.) ist gegenwärtig nicht mehr eindeutig gegeben; sie werden einmal mit unterschiedlichem Effekt eingesetzt und zum anderen wird die ökonomische Zielstellung zum Teil direkt mit den Lohnformen und den Hauptformen der Prämiierung verbunden. In der Zukunft sollten diese Regelungen auf ein Mindestmaß reduziert werden, um durch Konzentration der Mittel im Prämienfonds die Prämiierung einheitlich zu gestalten. Das schließt ein, daß Zuwendungen für Zwecke der Prämiierung aus dem Verfügungsfonds des Generaldirektors der VVB oder anderer Quellen außerhalb des Betriebes zunächst in den betrieblichen Prämienfonds einfließen" 214 . Zwischenzeitlich ist aber in dieser Richtung nichts geschehen; offensichtlich ist der Vorschlag nicht weiter verfolgt worden. In einer neueren Auflage der oben zitierten Publikation wird nur noch kommentarlos konstatiert, daß es neben den Prämien aus dem Prämienfonds noch weitere Formen und Quellen der Prämiierung gibt 2 1 5 .

6.2. Einkommen aus genossenschaftlicher Tätigkeit Zu den Besonderheiten der Wirtschaft in den sozialistischen Ländern gehört es, daß der genossenschaftliche Sektor ein relativ großes Gewicht hat. Dies ist historisch bedingt: Bei der Umgestaltung der Gesellschaftsordnung nach kommunistischen/sozialistischen Grundsätzen wurden die Eigentümer großer Unternehmen und die Großgrundbesitzer in der DDR entschädigungslos enteignet. Gegenüber den kleinen Gewerbetreibenden, vor allen Dingen aber gegenüber den Klein- und Mittelbauern beschritt man einen anderen Weg. Das strategische Ziel, alle Produktionsmittel zu vergesellschaften, sollte zwar auch hier durchgesetzt werden, gleichzeitig ging es den Regierenden aber darum, diese Klassen und Schichten als Verbündetete der Arbeiterschaft im Kampf um die Überwindung der bürgerlichen Gesellschaft zu gewinnen oder zumindest zu neutralisieren („Bündnislehre"). Eine Möglichkeit, beides zu erreichen, sah man — getreu dem leninschen Genossenschaftsplan — im freiwilligen Zusammenschluß der einzelnen Gruppen. Über einfache Formen des Genosenschaftswesens (z.B. auf den Gebieten Absatz und Einkauf) sollten allmählich mit finanzieller Hilfe des Staates Produktionsgenossenschaften (Kollektivwirtschaften) gebildet werden. Auf diese Weise sollte schrittweise eine immer festere Einbindung der Bauern und anderer Gruppen in die sozialistische Gesellschaft erfolgen. In der DDR entstanden folgende Arten von Produktionsgenossenschaften: — Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaften (LPG), — Produktionsgenossenschaften des Handwerks (PGH), — Gärtnerische Produktionsgenossenschaften (GPG), — Produktionsgenossenschaften werktätiger (Binnen-) Fischer (PwF), — Fischereiproduktionsgenossenschaften der Hochsee- und Küstenfischerei (FPG), — Produktionsgenossenschaften werktätiger Pelztierzüchter (PwP), — Produktionsgenossenschaften werktätiger Zierfischzüchter (PwZ). Bedeutung erlangten indes nur die Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften und die des Handwerks. Die übrigen Genossenschaften hatten 1983 zusammen lediglich 25 150 ständig mitarbeitende Mitglieder 216 . Auf sie wird deshalb nicht weiter eingegangen. 213 Vgl. Statistisches Jahrbuch der DDR 1984. (243), S. 131 und GBl. SDr. Nr. 952/1978. — Die Auszeichnung mit der höchsten (bekanntgewordenen) Prämie ist der „Nationalpreis der DDR I. Klasse"; er kann bis zu fünfmal jährlich verliehen werden und ist für Einzelpersonen mit 60 000 Mark dotiert (vgl. ebenda). 214 Autorenkollektiv: Ökonomik der Arbeit. (11), S. 612. 215 Vgl. Autorenkollektiv: Ökonomik der Arbeit. (12). S. 548. 216 Vgl. Statistisches Jahrbuch der DDR 1984. (243), S. 180.

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6.2.1. Einkommen der Mitglieder Landwirtschaftlicher Produktionsgenossenschaften 6.2.1.1. Entwicklung und Organisation der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften 2 1 7 Mit der Umgestaltung der Verhältnisse auf dem Lande wurde in der damaligen SBZ bereits 1946 begonnen. Es fand eine Bodenreform statt. Gutsherren und Großbauern wurden enteignet und ihr Land an über eine halbe Million Kleinbauern und Landarbeiter sowie Flüchtlinge und Umsiedler verteilt. Ein Drittel des Bodenreformlandes diente indes zum Aufbau von landwirtschaftlichen Staatsbetrieben — den Volkseigenen Gütern (VEG). Die durch die Bodenreform entstandene bzw. verstärkte kleinbäuerliche Produktionsweise entsprach eigentlich nicht den langfristigen Vorstellungen der Führung. In dieser Phase wurde die These von der Überlegenheit des Großbetriebes und das Ziel der Vergesellschaftung der Produktionsmittel nicht beachtet bzw. durchgesetzt, offensichtlich, um im Sinne der Bündnislehre auf dem Lande erst einmal Sympathisanten zu gewinnen. Aber bereits 1952 (nach der II. Parteikonferenz der SED) begann man mit der Bildung Landwirtschaftlicher Produktionsgenossenschaften. Trotz erheblicher staatlicher Unterstützung fand die kollektive Wirtschaftsweise unter der bäuerlichen Bevölkerung aber keinen großen Anklang. Ende 1955 bewirtschafteten die LPG erst 20 vH der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche, Ende 1959 waren es immerhin schon 45 vH 2 1 8 . Ihren Abschluß fand die Kollektivierung in den ersten Monaten des Jahres 1960 mit einem faktisch erzwungenen Zusammenschluß der bis dahin noch selbständigen Bauern, wodurch sich der Anteil des genossenschaftlich bewirtschafteten Bodens an der landwirtschaftlichen Nutzfläche auf rund 85 vH erhöhte 219 . Bei dieser Aktion wurde massiv gegen das offiziell verkündete Prinzip der Freiwilligkeit der Genossenschaftsbildung verstoßen. Um den Bauern den Schritt, in eine Genossenschaft einzutreten, zu erleichtern, wurden ihnen die Auswahl unter drei Genossenschaftstypen angeboten. Sie unterschieden sich nach dem Grad der gemeinschaftlichen Nutzung des Bodens, der Vergesellschaftung der Produktionsmittel, der Teilnahme an der genossenschaftlichen Arbeit und der Verteilung der Einkünfte. Von den niederen Genossenschaftsformen (Typ I und II) sollte später stufenweise zu der höheren (Typ III) übergegangen werden. In der Genossenschaft vom Typ I unterlag prinzipiell nur das Ackerland der gemeinsamen Nutzung. Auf Beschluß der Mitgliederversammlung konnten aber auch das Grünland, Dauerkulturen und der Wald genossenschaftlich bewirtschaftet werden. Die Nutzviehhaltung betrieben die Genossenschaftsbauern dagegen weiter individuell; es konnte aber mit einer gemeinschaftlichen Viehhaltung (z.B. gemeinsame Jungtierzucht) begonnen werden. Für die Genossenschaften vom Typ II galten ähnliche Bedingungen wie für die vom Typ I. Darüber hinausgehend mußten allerdings von den Mitgliedern Maschinen, Geräte und Zugkräfte, die für die genossenschaftliche Wirtschaft erforderlich waren, eingebracht werden. Außerdem erfolgte 1962 die Umwandlung der Kannbestimmung bezüglich der gemeinschaftlichen Nutzung des Grünlandes, der Dauerkulturen und des Waldes in eine Pflichtbestimmung. Der Aufbau einer genossenschaftlichen Viehhaltung war obligatorisch. Kennzeichnend für die Genossenschaft vom Typ III war die gemeinsame Nutzung der gesamten land- und forstwirtschaftlichen Flächen sowie des Nutzviehs. Außerdem hatte jedes Mitglied, abhängig von der Größe der eingebrachten Bodenfläche, einen Inventarbeitrag zu leisten, wobei das eingebrachte tote und lebende Inventar (Wirtschaftsgebäude, Maschinen, Vieh) auf diesen Betrag angerechnet wurde. Bei allen drei Typen gingen die Nutzungsrechte an dem jeweils eingebrachten Boden auf die Genossenschaft über, nicht jedoch das Eigentum; das Land blieb weiterhin Privateigentum. Anders verhielt es sich mit dem eingebrachten Inventar, die Genossenschaften erhielten sowohl die Nutzungs- als auch die Eigentumsrechte. Die in den Typen I und II aufgebauten gemeinsamen Viehhaltungen wurden desgleichen genossenschaftliches Eigentum. Ebenfalls für alle drei Genossenschaftstypen galt die Regelung, daß je Familie bis zu 0,5 ha Ackerland privat bewirtschaftet werden durfte. Auch der Verteilungsmodus der genossenschaftlich erzielten Einkünfte stimmte grundsätzlich überein. Die (seit 1959) verbindlichen Musterstatuten sahen vor, daß der überwiegende Teil der Einkommen jeweils nach der (Arbeits-)Leistung und der Rest entsprechend der Größe und Güte der von den Mitgliedern eingebrachten Flä-

217 Eine ausführliche Darstellung über die agrarpolitische Konzeption und Entwicklung findet sich bei Horst Lambrecht: Die Landwirtschaft der DDR vor und nach ihrer Umgestaltung im Jahre 1960. (54), S. 13 bis 85. 218 Vgl. Handbuch DDR-Wirtschaft. (32), S. 147. 219 Vgl. ebenda.

102

chen verteilt werden sollte. Zwischen den drei Genossenschaftstypen bestanden aber Unterschiede in der Relation zwischen Arbeitseinkommen und Bodenanteilen 220 . Auch nach der Vollkollektivierung der Landwirtschaft (1960) hat sich deren Struktur noch stark verändert. In den folgenden Jahren konzentrierte man sich darauf, die häufig recht zufällig entstandenen Genossenschaften durch Zusammenschlüsse zu vergrößern bzw. zu arrondieren. Außerdem wurde zielstrebig die Überleitung der Genossenschaften vom Typ I und II in solche vom Typ III vorangetrieben. Im Ergebnis ging zwischen 1960 und 1975 die Zahl der LPG von über 19 300 auf knapp 4 600 zurück, wobei die durchschnittliche Betriebsgröße von 280 ha auf 1 170 ha stieg. Im gleichen Zeitraum erhöhte sich der Anteil an der gesamten genossenschaftlich bewirtschafteten Nutzfläche, der auf die LPG Typ III entfiel, von zwei Drittel auf 98 vH. Die LPG Typ I und II gab es seit Anfang der 70er Jahre nicht mehr — von wenigen Überresten abgesehen 221 . Parallel zum Vordringen der LPG Typ III und der Bildung größerer Betriebseinheiten begann in der zweiten Hälfte der 60er Jahre der Aufbau einer industriemäßigen Landwirtschaft und damit — nach der Bodenreform und der Kollektivierung — eine neue Etappe in der Entwicklung. Unter industriemäßiger Landwirtschaft wird verstanden, sich in Leitung, Organisation und Produktion der Industrie anzugleichen sowie sich der Lebensweise der dort Beschäftigten zu nähern. Konkret war damit gemeint, die landwirtschaftliche Produktion weiter zu konzentrieren, vor allem aber zu spezialisieren, insbesondere die pflanzliche und tierische Produktion völlig zu trennen. Das Ziel waren groß dimensionierte, kapitalintensive, arbeitsteilige Betriebsstätten. Aus den ursprünglichen LPG entwickelten sich nach einer Übergangsphase, die gekennzeichnet war durch vielfältige Kooperationsformen, in den 70er Jahren schrittweise die organisatorisch, ökonomisch und juristisch voneinander getrennten LPG Pflanzenproduktion und die LPG Tierproduktion. Diese beiden Grundarten spezialisierter Großbetriebe (neben den VEG) prägen seither das Bild der Landwirtschaft; nahezu die gesamte genossenschaftliche Fläche wird von den LPG Pflanzenproduktion bewirtschaftet und die Viehhaltung ganz überwiegend in den LPG Tierproduktion betrieben. Die durchschnittliche Größe der LPG Pflanzenproduktion betrug 1983 4680 ha 2 2 2 . Durch die strikte Trennung der naturgegeben voneinander abhängigen Pflanzen- und Tierproduktion entstanden erhebliche Abstimmungsprobleme. Zur besseren Koordinierung wurden Kooperationsräte mit der teilweisen Übernahme von wirtschaftsleitenden Funktionen geschaffen. Die rechtliche Selbständigkeit der LPG blieb indes unangetastet.

6.2.1.2. Einkommensbildung der LPG-Mitglieder Trotz der mehrfachen Umgestaltung der Produktionsgenossenschaften sind die Einkommensquellen der LPG-Mitglieder im Prinzip immer die gleichen geblieben: — Einkommen aus genossenschaftlicher Tätigkeit, — Bodenanteile, — Einkommen aus individueller Wirtschaft 223 . Die Höhe und das Gewicht der einzelnen Kategorien war allerdings stets zwischen den einzelnen Genossenschaftstypen und auch unter Genossenschaften gleichen Typs sehr unterschiedlich. Überdies gab es Veränderungen im Zeitablauf. Die Einkommen aus genossenschaftlicher Tätigkeit setzen sich zusammen aus Vergütungen (nach der Arbeitsleistung) und Prämien. Für die Leistungsverteilung gelten zumindest teilweise die gleichen Grundsätze wie für Arbeiter und Angestellte. Die Höhe der individuellen Vergütung richtet sich nach der quantitativen Arbeitsleistung und nach den qualitativen Anforderungen zur Erfüllung der Arbeitsaufgaben. Zur Messung der quantitativen Leistungen dienen ebenso wie in den produzierenden Bereichen der volkseigenen Wirtschaft Normen verschiedenster Art. Anders als dort werden in der Landwirtschaft meist die einzelnen Normzeiten oder Stückzahlen summiert und auf den Zeitraum eines Normalarbeitstages bezogen (Tagesar220 221 222

Vgl. GBl., 1952, S. 1375 ff. — GBl. I, 1959, S. 333 ff. und S. 577 ff. — GBl. II, 1962, S. 521 ff. Vgl. Horst Lambrecht: Agrarpolitik. (161), S. 95 ff. Vgl. ebenda, S. 100 ff. — GBl. SDr. Nr. 937/1977. — GBl. I, 1982, S. 433. — Statistisches Jahrbuch der DDR 1984. (243),

S. 179. 223 Neben diesen drei Einkommensarten gibt es noch eine vierte: direkte (Geld-)Zuwendungen aus dem Hilfs- bzw. Kulturund Sozialfonds der LPG. Der Gliederung der Geldbilanz folgend werden diese aber im Abschnitt „Geldeinnahmen von Betrieben und gesellschaftlichen Organisationen" behandelt.

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beitsnorm). Laut Musterstatuten kann jede Genossenschaft eigene Normenkataloge aufstellen. Um abei- den LPG das Erarbeiten dieser Leistungskennziffern zu erleichtern, vor allen Dingen aber um einheitliche, überbetriebliche Bewertungsmaßstäbe zu schaffen, wurden Richtnormenkataloge erstellt, die dann — bei Bedarf — den spezifischen Bedingungen in den einzelnen LPG angepaßt werden können. Unterschiede in der Kompliziertheit, Bedeutung und Schwere der Arbeit sowie des Grades der Verantwortlichkeit zwischen den verschiedenen Tätigkeiten werden — wiederum analog zu den Regelungen in der volkseigenen Wirtschaft — mittels eines Klassifizierungsverfahrens berücksichtigt. Alle Arbeiten und Arbeitsarten werden in sieben Bewertungsgruppen eingestuft.und in sog. Arbeitseinheiten (AE) ausgedrückt. Die Bandbreite dieser Klassifizierungsfaktoren reicht von 0,8 AE für einfachste Tätigkeiten (Hoffegen) bis zu 2,0 AE für schwerste Arbeiten (Fahren einer Kombine) 224 . Die Klassifizierungsfaktoren gelten mehr oder weniger für alle LPG; sie sind Bestandteil der Normenkataloge. Sowohl die Normung als auch die Klassifizierung der Tätigkeiten bilden die Grundlage für die Vergütung der Genossenschaftsmitglieder. Insoweit besteht kein Unterschied zu den Arbeitern und Angestellten, wohl aber hinsichtlich der Umsetzung der Ergebnisse der Arbeitsbewertung in eine differenzierte Bezahlung. Bei den Arbeitnehmern geschieht dies mittels Tarifsystem und geeigneter Lohnformen, bei den Genossenschaftsbauern wird zunächst die Anzahl der tatsächlich geleisteten Arbeitseinheiten ermittelt und diese anschließend mit dem Geldwert je Arbeitseinheit multipliziert. Die geleisteten Arbeitseinheiten errechnen sich aus dem Grad der (Tagesarbeits-)Normerfüllung und dem Klassifizierungsfaktor 225: Geleistete Arbeitseinheiten = | - e i s t u n 9 x Klassifizierungsfaktor Leistungsnorm Auf diese Weise ist es möglich, unterschiedliche Tätigkeiten und unterschiedliche (mengenmäßige) Leistungen für alle Genossenschaftsmitglieder mit einem einheitlichen Maßstab zu erfassen 226 . Das ist deshalb wichtig, weil die genossenschaftlichen Einkommen Residualeinkommen sind, die sich — wie bei Gewinnen — aus Erträgen und Kosten ergeben, und deren Höhe sich erst in der Ergebnisrechnung am Jahresende ermitteln läßt. Der Wert einer Arbeitseinheit steht also nicht von vornherein fest, sondern errechnet sich nach Abschluß einer Periode aus dem Volumen der erwirtschafteten und für die Verteilung bestimmten Mittel (Vergütungsfonds) und der Summe aller in der LPG geleisteten Arbeitseinheiten. So läßt sich dank des einheitlichen Bewertungsmaßstabs „Arbeitseinheit" das endgültige Einkommen der einzelnen Mitglieder leicht bestimmen. Um jedem Genossenschaftsbauern regelmäßige Einkünfte zu sichern, erfolgen monatliche Vorschußzahlungen mit einem Wert bis zu 90 vH des geplanten Betrages für die Arbeitseinheit. Der Rest wird ggf. in Form einer Jahresendzahlung ausgeschüttet. Bei den genossenschaftlichen Einkommen handelt es sich also nicht um Löhne und Gehälter, bei denen für bestimmte Leistungen garantierte und vorher festgelegte Vergütungen gezahlt werden, sondern um risikobehaftete Einkünfte. Während die Bewertung der Arbeitsleistung (ausgedrückt in Arbeitseinheiten) in etwa für die Mitglieder aller Genossenschaften gleich ist, kam und kommt es aufgrund der unterschiedlichen Wirtschaftsergebnisse von Jahr zu Jahr, aber auch in der gleichen Periode, von LPG zu LPG zu ganz erheblichen Differenzen hinsichtlich des Wertes einer Arbeitseinheit. Im Ergebnis werden gleiche Leistungen unterschiedlich hoch vergütet. Dies widerspricht ganz klar dem Gleichbehandlungsgrundsatz; er ist bisher nur innerhalb der einzelnen Genossenschaften verwirklicht, nicht jedoch auf überbetrieblicher Ebene. Die DDR-Führung versucht mit direkten und indirekten Steuerungsinstrumenten (Preispolitik, Subventionen, Steuern, Kredite, Stützungszahlungen) staatlicherseits zumindest die gröbsten Diskrepanzen zu beseitigen. Letztlich sollen alle Genossenschaftsbauern für die gleiche Arbeit eine gleiche Bezahlung erhalten und die Höhe der Vergütungen auch für sie — entsprechend ihrer individuellen Arbeitsleistung — vorher festgelegt sein. Zudem soll bezüglich der Einkommenshöhe und der Einkommensgestaltung eine Annäherung an die Arbeitnehmerschaft erfolgen. Zum Teil ist dies schon geschehen; in wirtschaftlich gefestigten Genossenschaften mit

224 225

Vgl. DDR Handbuch. (113), S. 653.

Zur Veranschaulichung ein Beispiel: Tagesarbeitsnorm: Bearbeitung von 1,5 ha Klassifizierungsfaktor für diese Tätigkeit: 1,2 Tatsächlich bearbeitete Fläche: 2,0 ha Normerfüllung: 133 vH geleistete Arbeitseinheiten = ' ' oder = 1,33x1,2=1,6 1,5 226 Neben den Mengen- bzw. Zeitnormen können für die Ermittlung des Entgelts als zusätzliches Kriterium die Erfüllung von Gütenormen (Qualität der Arbeitsleistung) berücksichtigt werden.

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einem stabilen Vergütungsfonds und einem ausreichenden Reservefonds, um ggf. Produktionsausfälle abfangen zu können, ist in vielen Fällen an die Stelle der Arbeitseinheit die sog. direkte Geldvergütung getreten, d.h. die Leistungen werden nach einem vorher festgelegten Vergütungskatalog abgegolten. Außerdem können diese Betriebe rahmenkollektiwertragliche Regelungen übernehmen. Das langfristige Ziel ist offensichtlich für die Genossenschaftsbauern, einen arbeitnehmerähnlichen Status zu schaffen. Neben dem Vergütungsfonds bildet jede LPG einen Prämienfonds, dessen Mittel — ähnlich wie in der volkseigenen Wirtschaft — zur Anerkennung besonderer Einzel- und Kollektivleistungen dienen sollen. Je nach Aufgabenstellung kommen auch in den landwirtschaftlichen Betrieben unterschiedliche Prämienformen zur Anwendung. Jahresendprämien erhalten allerdings nur die Genossenschaftsbauern, in deren LPG die rahmenkollektiwertraglichen Vereinbarungen bezüglich der Vergütung und Prämierung übernommen worden sind. In den übrigen LPG werden aber z.T. Mittel aus dem Prämienfonds über einen längeren Zeitraum gesammelt und zu sogenannten Jahresprämien zusammengefaßt. Verbreitet ist auch die Praxis, Jahresendauszahlungen ähnlich zu gestalten wie Jahresendprämien, indem nicht einfach die Differenz zwischen geplantem Wert der Arbeitseinheit und ihrem nach der Ergebnisrechnung ermittelten tatsächlichen Wert Geweils multipliziert mit der Anzahl der geleisteten Arbeitseinheiten) ausgezahlt wird, sondern indem dieser Betrag nach Leistung der Brigade bzw. des Kollektivs und nach der individuellen Leistung differenziert wird. Die zweite Einnahmenquelle sind oder waren für die Genossenschaftsmitglieder Vergütungen für den eingebrachten Boden — Bodenanteile genannt. In den Musterstatuten der LPG aus den 50er Jahren war vorgesehen, daß in den Genossenschaften vom Typ I bis zu 20 vH, in denen vom Typ II bis zu 30 vH und in denen vom Typ III bis zu 40 vH der genossenschaftlich erzielten Einkünfte in Form von Bodenanteilen an die Mitglieder verteilt werden konnte. Bodenanteile sind eine Art Vermögenseinkommen, also im Sinne der östlichen Theorie „arbeitslose" (Kapital-)Einkünfte, die nach der Lehre sozialistischer Gesellschaftsordnungen wesensfremd sind. Für die Notwendigkeit dieser Einkommen wurden ursprünglich mehrere Begründungen gegeben: — Deckung von Grundstückslasten, die bereits vor Eintritt in die LPG bestanden (Altenteile, Hypotheken u.a.), — Finanzielle Sicherung im Alter, — Schaffung eines Ausgleichs zwischen Betrieben mit stärkerem und schwächerem Viehbesatz 227 . Ob dies die einzigen Gründe gewesen sind, sei dahingestellt. Eine Rolle hat sicher auch gespielt, mit der differenzierten Vergütung nach der Größe und Güte des eingebrachten Bodens die Bereitschaft der Mittelbauern zum Beitritt zu fördern. Außerdem konnte so besser die Fiktion eines nur beschränkten Eingriffs in die Eigentums- und Besitzrechte der Bauern aufrechterhalten werden. Durch die spätere Entwicklung (Vollkollektivierung, Übergang zur LPG Typ III, Auslaufen der dinglichen Lasten, Ausbau des Systems der sozialen Sicherung) sind die Voraussetzungen für den Bezug von Bodenanteilen weitgehend entfallen. So ist es auch nicht verwunderlich, daß die ausgezahlten Beträge nach und nach reduziert, ja in vielen LPG völlig abgeschafft wurden 228 . Von beträchtlichem Gewicht waren die Einkommen aus der individuellen Wirtschaft und sind es mit Einschränkungen auch geblieben. Zu unterscheiden ist zwischen der individuellen Wirtschaft von Mitgliedern der LPG Typ I und II und der persönlichen Hauswirtschaft, die jeder Genossenschaftsbauer betreiben darf. Der privatwirtschaftliche Sektor in den LPG Typ I und II umfaßte die gesamte Nutztierhaltung und, falls in der Mitgliederversammlung nicht anders beschlossen, auch die gesamte Grünlandbewirtschaftung. Die persönliche Hauswirtschaft bezieht sich auf die Regelung, daß alle Genossenschaftsbauern (das gilt auch für die Typen I und II) je Familie bis zu 0,5 ha Ackerland bewirtschaften und die Mitglieder in LPG Typ III eine begrenzte Viehhaltung privat betreiben dürfen. Die individuelle Wirtschaft der Bauern in den LPG Typ I und II wurde von der Partei- und Staatsführung als Übergangserscheinung angesehen, die mit dem Vordringen höherer Genossenschaftsformen verschwinden würde — was ja im Laufe der Entwicklung auch geschehen ist. Gegenüber der persönlichen Hauswirtschaft war die Haltung stets ambivalent. Die landwirtschaftlichen Nebenwirtschaften waren als Mittel zur Steigerung der Produktion und damit zur besseren Versorgung der Bevölkerung erwünscht. Hinzu kam ihre Einkommensaus227 In den LPG vom Typ I und II wurde ja zunächst nur das Ackerland genossenschaftlich bewirtschaftet, Grünland und Nutzvieh blieben dagegen weiter in Privathand. Bauern, die vorher überwiegend Ackerbau betrieben hatten, wären ohne Bodenanteile gegenüber Landwirten, bei denen die Tierhaltung und Grünlandbewirtschaftung im Vordergrund stand, (noch stärker) benachteiligt gewesen, weil sie dann fast nur Einkünfte aus genossenschaftlicher Arbeit erhalten hätten. 228 In Genossenschaften, in denen laut Beschluß der Vollversammlung keine Bodenanteile mehr gezahlt werden, behalten aber Mitglieder, die infolge hohen Alters oder Arbeitsunfähigkeit nicht mehr am Arbeitsprozeß teilnehmen können, ihren Anspruch auf den Bezug dieser Einkünfte.

105

gleichsfunktion bei schlechter Ertragslage der Genossenschaft. Schließlich wurde über die persönlichen Hauswirtschaften die Bindung an die Landwirtschaft tendenziell gestärkt und eine (noch größere) Landflucht verhindert. Auf der anderen Seite handelt es sich bei der individuellen Wirtschaft um eine nichtsozialistische Produktionsweise, die zudem hinsichtlich des Arbeitseinsatzes und -engagements der Bauern mit der genossenschaftlichen in Konkurrenz steht. Auch lassen sich Mitglieder, die keine Hauswirtschaft betreiben, flexibler in der Genossenschaft einsetzen, und ferner ist die Höhe der privat erzielten Einkommen schwerer Steuer- und kontrollierbar. Seit Ende der 70er Jahre werden die Bedenken in bezug auf die persönliche Hauswirtschaft offiziell nicht mehr geäußert; früher nicht so gern gesehen, indes toleriert, wird die persönliche Hofwirtschaft nunmehr gefördert, z.B. durch den Abschluß von Mastverträgen, die den Tierhaltern die Futtermittelversorgung sichern sollen. In den 60er Jahren bis Mitte der 70er verlor die private Hauswirtschaft mehr und mehr an Gewicht, zumindest was die mengenmäßige Erzeugung anbetraf (die daraus erzielten Einkommen hängen daneben von der Preisentwicklung bei den Futtermitteln und den privat verkauften Produkten ab). Der Rückgang verlief parallel zur allgemeinen Konsolidierung der LPG. Die Notwendigkeit, zusätzliche Einkommen zu erzielen, bestand damit offensichtlich nicht mehr im gleichen Umfang. 1982 stammten aber immer noch 13 vH der Schweinefleischerzeugung aus der individuellen Tierhaltung; bei Schlachtrindern waren es 10 vH. Rund 40 vH des Marktaufkommens an Eiern kam aus privaten Hühnerställen 229 .

6.2.1.3. Einkommen der Genossenschaftsbauern der LPG Typ I und II Nach der generellen Darstellung soll in diesem und den nachfolgenden Abschnitten die konkrete Einkommenslage (Höhe und Zusammensetzung) der Genossenschaftsbauern behandelt werden, soweit Informationen vorliegen. Da die LPG Typ II zu keinem Zeitpunkt eine nennenswerte Bedeutung erlangt haben und außerdem große Ähnlichkeiten mit den LPG Typ I bestanden, werden sie gemeinsam erörtert. Der Gliederung der Geldbilanz folgend wären hier nur die Geldeinkünfte zu berücksichtigen. Dies würde — insbesondere im Vergleich zu den Arbeitern und Angestellten — ein schiefes Bild ergeben, weil ein erheblicher Teil der landwirtschaftlichen Einkommen aus Naturalien besteht bzw. bestand, sei es in Form von Futtermitteln, die die Genossenschaften an die Mitglieder für deren persönliche Viehhaltung verteilen oder in Form des Eigenverbrauchs von Erzeugnissen aus der individuellen Wirtschaft. Abweichend vom sonstigen Vorgehen soll deshalb auch über die Naturaleinkommen berichtet werden. Gesicherte, detaillierte Daten über die Einkommen der Genossenschafts^ bauern der LPG Typ I und II liegen nur für die 60er Jahre vor. Üblicherweise werden landwirtschaftliche Einkünfte als Jahressummen angegeben, zur besseren Vergleichbarkeit mit anderen sozialen Gruppen erfolgt hier eine Umrechnung auf Monatsdurchschnittswerte. Die Bezugsbasis ist dabei die Rechengröße „Mitglied (AK)" 2 3 0 ; sie entspricht etwa einer Vollbeschäftigteneinheit in der volkseigenen Wirtschaft. Die Einkommen der Genossenschaftsbauern der LPG Typ I und II haben sich in den 60er Jahren etwa verdoppelt. Diese Entwicklung vollzog sich fast ausschließlich über die Zunahme der Geldeinkommen, die Höhe der Naturaleinkünfte aus der individuellen Wirtschaft stagnierte nahezu. Nur 6 bis 9 vH der Geldeinkommen entfielen auf den genossenschaftlichen Sektor 231 , der weitaus größte Teil wurde über die individuelle Wirtschaft realisiert. Rund 80 vH ihrer gesamten Arbeitseinkommen (einschließlich Naturaleinkünfte) erzielten die Bauern in Geldform. Diese Betrachtungsweise berücksichtigt allerdings nicht die Verteilung von Naturalien der Genossenschaft an die Mitglieder. Will man sie einbeziehen, muß man den Wert dieser Naturalien zum Arbeitseinkommen aus der LPG hinzurechnen, aber, um Doppelzählung zu vermeiden, die entsprechende Größe von den Einkommen aus der individuellen Wirtschaft absetzen. Die von den Genossenschaften verteilten Naturalien benutzten die Bauern überwiegend als Futtermittel für die private Viehhaltung 232 . Unter Beachtung der Naturalverteilung der 229 vgl. Wolfgang Groß: Fast jedes zweite Ei von den individuellen Hühnern. (144), S. 13. — Eine ausführliche Darstellung der individuellen Landwirtschaft gibt Karl Hohmann: Entwicklung und Bedeutung der privaten Agrarproduktion in der DDR. (47). 230

AK ist die Abkürzung für (Voll-) Arbeitskraft. Bezogen auf das gesamte Arbeitseinkommen (Geld- und Naturaleinkommen) waren es sogar nur 4 bis 8 vH. 232 Ein Teil der Naturalien aus den LPG wurde sicher auch direkt durch die Mitglieder und deren Familien konsumiert und müßte in der ersten Darstellung als gesonderte Kategorie aufgeführt werden. In der benutzten Quelle ist dies nicht geschehen, offensichtlich weil es auch in der DDR über die genaue Verwendung der genossenschaftlich verteilten Naturalien keine Informationen gibt. Die direkt konsumierten Naturalien aus den LPG sind höchstwahrscheinlich in den Naturaleinkommen aus der individuellen Wirtschaft mit enthalten. 231

106

Übersicht 28 Durchschnittliches monatliches Bruttoarbeitseinkommen der Genossenschaftsbauern der LPG Typ I und II 1961 bis 1970 in Mark je Mitglied (AK) Einkommensart

1961

1963

1965

1967

22 332

23 381

44 485

58 583

Geldeinkommen, insgesamt

354

404

529

641

Naturaleinkommen aus der individuellen Wirtschaft

111

116

124

128

Arbeitseinkommen, insgesamt

465

520

653

769

1970

Geldeinkommen aus der LPG individuellen Wirtschaft

Quellen:

878

Klaus Manske: Untersuchungen zum Arbeitseinkommen ... (66), S. 88 und 93. - Horst Lambrecht: Die Landwirtschaft der DDR ... (54), S. 185.

Genossenschaften an ihre Mitglieder ergibt sich hinsichtlich der Einkommensquellen ein wesentlich anderes Bild: Der Anteil der Einkommensbezüge aus der LPG an den gesamten Arbeitseinkommen (Geld- und Naturaleinkünfte) erhöht sich dann für 1961 von 5 auf 49 vH und für 1967 von 8 auf 46 vH 2 3 3 . Prämien spielten in den Genossenschaften vom Typ I und II so gut wie keine Rolle. Im Jahr 1961 wurden rund 7 Mark (das waren monatsdurchschnittlich knapp 0,60 Mark) und 1967 rund 42 Mark (im Durchschnitt pro Monat 3,50 Mark) je Mitglied (AK) gezahlt 234 . Bezogen auf das gesamte Arbeitseinkommen hatten sie lediglich einen Anteil von 0,1 vH bzw. 0,5 vH. Anders verhielt es sich mit den Bodenanteilen. In der ersten Hälfte der 60er Jahre betrug ihr Wert in den LPG Typ I und II im Mittel 250 bis 300 Mark je ha Land 2 3 5 , umgerechnet waren das pro Monat für jedes Mitglied durchschnittlich 105 bis 130 Mark 2 3 6 bzw. 20 bis 30 vH der gesamten Arbeitseinkommen. Die Bodenanteile wurden zum allergrößten Teil in Form von Naturalien vergütet, nur etwa 10 Mark je Mitglied und Monat als Geldbetrag 237 .

6.2.1.4. Einkommen der Genossenschaftsbauern der LPG Typ III Hinsichtlich der Einkommenslage von Genossenschaftsbauern der LPG Typ III sind die Informationen etwas zahlreicher. Die Höhe der Vergütung hängt wesentlich von der Zahl der geleisteten Arbeitseinheiten ab und vom Wert der Arbeitseinheiten. Je Mitglied der LPG Typ III wurden pro Jahr folgende Arbeitseinheiten geleistet 238 : 1955: 293 1960: 374 1970: 480 bis 500. 233

Vgl. Klaus Manske: Untersuchungen zum Arbeitseinkommen . . . (66), S. 93 f. Vgl. ebenda, S. 120. 235 Vgl. Rainer Arlt unter Mitarbeit von Helmut Richter: Rechte und Pflichten der Genossenschaftsbauern. (1), S. 274. 236 Errechnet aus den Bodenanteilen je ha, der Größe der von den LPG Typ I und II bewirtschafteten Flächen und der Zahl der Genossenschaftsmitglieder in den Jahren 1961 bis 1964. — Vgl. Statistisches Jahrbuch der DDR 1970. (243), S. 184 ff. 237 Vgl. Rainer Arlt unter Mitarbeit von Helmut Richter: Rechte und Pflichten . . . (1), S. 274. — In der Quelle sind die Beträge wieder je ha Land und Jahr angegeben (25 Mark), die Umrechnung erfolgte wie vorher beschrieben. 238 Vgl. Horst Lambrecht: Die Landwirtschaft der DDR .. . (54), S. 169 f. 234

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Die Arbeitseinheiten haben sich demnach im Laufe der Zeit wesentlich erhöht. Dies wird auch durch Angaben für einige Bezirke (Rostock, Schwerin) aus den 60er Jahren bestätigt 239 . Hierfür gab es mehrere Gründe: — Die Zahl der Beschäftigten in der Landwirtschaft ging zurück; das auf den einzelnen entfallende Arbeitsmaß stieg dadurch. — Die Intensivierung und Mechanisierung stellte größere Anforderungen an die Arbeitskräfte, so daß sich der Klassifizierungsfaktor für die Tätigkeiten erhöhte. — Die Klassifizierungsfaktoren für die einzelnen Tätigkeiten wurden in gewissem Umfang verändert 240 . Hinter den genannten Durchschnittswerten verbergen sich außerordentlich große Unterschiede. Dies läßt sich anhand der Relationen zwischen den erzielten Arbeitseinheiten in den einzelnen Arbeitsbereichen belegen. Setzt man die Zahl der Arbeitseinheiten eines in der Pflanzenproduktion ganzjährig Tätigen (Handarbeit) gleich 100, betrug der Arbeitsaufwand (in AE) in anderen Bereichen: Pflanzenproduktion, Hand Pflanzenproduktion, Technik Schweinemast Melker

100

136 153 200

241

.

Es zeigt sich ein deutlicher Unterschied zwischen Pflanzen- und Tierproduktion. Eine Vorstellung über das Ausmaß der Differenziertheit geben wiederum Informationen aus den Bezirken Rostock und Schwerin. In der ersten Hälfte der 60er Jahre erreichten die in der Pflanzenproduktion tätigen Genossenschaftsbauern nur 35 bis 50 vH der Arbeitseinheiten der in der Tierproduktion Beschäftigten 242 . Das ist allerdings auch mit das Ergebnis von Teilzeitbeschäftigungsverhältnissen; insbesondere Frauen wurden häufig nur zu Feldarbeiten in Spitzenbedarfszeiten eingesetzt. Es kann aber kein Zweifel bestehen, daß die Tätigkeiten in der Tierproduktion im Vergleich zu jenen in der Pflanzenproduktion höher eingestuft waren. Die Anzahl der Arbeitseinheiten allein sagt noch nichts über Unterschiede in der Vergütung aus; der (Geld-) Wert der Arbeitseinheiten ist mitentscheidend. Seine Entwicklung läßt sich für den Bezirk Rostock, der nach Lambrechts Meinung recht repräsentativ für die DDR ist 2 4 3 , nachvollziehen: Mark je Arbeitseinheit 244 1955: 5,50 1960: 9,51 1965: 9,47 Für 1970 schätzt Lambrecht den durchschnittlichen Wert der Arbeitseinheit für alle LPG Typ III in der DDR auf 12 Mark 245 . Die Zunahme war nicht in erster Linie auf die Konsolidierung der Genossenschaften zurückzuführen, sondern auf die massive Unterstützung seitens des Staates. Waren es zunächst direkte Zuwendungen — wie etwa die Aufstockung des Wertes einer Arbeitseinheit auf mindestens 7 Mark, falls die LPG nicht in der Lage waren, diesen Betrag zu gewährleisten 246 oder die 1960 ausgesprochene Garantie für ein Mindesteinkommen in Höhe von durchschnittlich monatlich 260 Mark je ganzjährig tätigem Mitglied 247 — ging man später zur indirekten Förderung über, in erster Linie mittels Erzeugerpreiserhöhungen. Trotz dieser tendenziell nivellierend wirkenden Maßnahmen blieben große Unterschiede bezüglich des Wertes einer Arbeitseinheit zwischen 239 Vgl. Otto Matteikat: Die Entwicklung des Verhältnisses zwischen Arbeitsproduktivität und Lohn bzw. Vergütung in der Landwirtschaft und die Stellung dieses Verhältnisses im neuen ökonomischen System der Planung und Leitung. (73), S. 60. — Ernst Mecklenburg: Die Entwicklung der genossenschaftlichen landwirtschaftlichen Produktion im Bezirk Rostock von 1952 bis 1965 unter Beachtung der Lösung des Widerspruchs zwischen dem Charakter der Produktivkräfte und den Produktionsverhältnissen. (75), Tabellenband, S. 150 (Tabelle 230). 240 Vgl. Otto Matteikat: Die Entwicklung des Verhältnisses . . . (73), S. 61. — Ernst Mecklenburg: Die Entwicklung der genossenschaftlichen landwirtschaftlichen Produktion . . . (75), S. 130. 241 Die Angaben beziehen sich auf den Bezirk Rostock (vermutlich Anfang der 60er Jahre). — Vgl. Ernst Mecklenburg: Die Entwicklung der genossenschaftlichen landwirtschaftlichen Produktion . . . (75), Tabellenband, S. 151 (Tabelle 233). 242 Vgl. Otto Matteikat: Die Entwicklung des Verhältnisses . . . (73), S. 60. — Ernst Mecklenburg: Die Entwicklung der genossenschaftlichen landwirtschaftlichen Produktion . . . (75), Tabellenband, S. 150 (Tabelle 232). 243 Vgl. Horst Lambrecht: Die Landwirtschaft der DDR . . . (54), S. 174 f. 244 Vgl. Ernst Mecklenburg: Die Entwicklung der genossenschaftlichen landwirtschaftlichen Produktion . . . (75), Tabellenband, S. 156 (Tabelle 242). 245 Vgl. Horst Lambrecht: Die Landwirtschaft der DDR .. . (54), S. 176. 246 Vgl. Ernst Mecklenburg: Die Entwicklung der genossenschaftlichen landwirtschaftlichen Produktion . . . (75), S. 102 und 109. 247 Vgl. Otto Matteikat: Die Entwicklung des Verhältnisses . . . (73), S. 26.

108

den einzelnen LPG bestehen. So kamen z.B. in den 18 LPG des Kreises Bernburg in den Jahren 1960 und 1961 Beträge von 7,40 Mark bis 16,50 Mark zur Auszahlung 248 . Auch die Diskrepanz zwischen den Beschäftigten in der Tier- und Pflanzenproduktion, die sich bei der Anzahl der Arbeitseinheiten zeigte, läßt sich anhand der genossenschaftlich erzielten Einkommen nachweisen. In 46, Mitte der 60er Jahre untersuchten LPG aus den Bezirken Suhl und Erfurt betrug das Einkommen je Beschäftigten in der Vieh Wirtschaft rund das Zweifache der in der Feldwirtschaft tätigen Mitglieder 249 . Im Extremfall (geringe Zahl von Arbeitseinheiten, niedriger Wert der Arbeitseinheit auf der einen Seite und große Zahl von Arbeitseinheiten, hoher Wert der Arbeitseinheit auf der anderen) waren — abhängig von der wirtschaftlichen Situation der LPG und der Tätigkeitsbereiche (Tier- oder Pflanzenproduktion) — Relationen zwischen den Arbeitseinkommen von 1:5 und mehr möglich. Der Gleichbehandlungsgrundsatz wurde gröblichst verletzt. Die durchschnittlichen Einkommen der Genossenschaftsbauern Typ III haben in den 60er Jahren kräftig zugenommen, wenn auch nicht so stark wie bei den Mitgliedern der LPG Typ I und II. Anders als bei ihnen vollzog sich die Steigerung in den LPG Typ III ausschließlich über die genossenschaftlich erzielten (Geld-)Einkünfte, die nichtgenossenschaftlichen Geld- und Naturaleinkommen stagnierten. Der Anteil der Vergütung aus LPG an den gesamten Arbeitseinkommen erhöhte sich von 70 auf 80 vH. Die Geldbeträge machten rund 85 vH aller Einkommen aus. Im Vergleich zu den LPG Typ I und II ergibt sich ein völlig anderes Bild. Dort dominierten die Geldeinkommen aus der individuellen Wirtschaft, in den LPG Typ III dagegen die Geldeinkommen aus genossenschaftlicher Tätigkeit. Übersicht 29 Durchschnittliches monatliches Bruttoarbeitseinkommen der Genossenschaftsbauern der LPG Typ III 1961 bis 1970 in Mark je Mitglied (AK) Einkommensart

1963

306 61

Geldeinkommen, insgesamt Naturaleinkommen aus der individuellen Wirtschaft

1970

1965

1967

341 49

vi •o \j% CO 00

1961

483 54



367

390

516

537



73

73

69

66



440

463

585

603

Geldeinkommen aus der LPG individuellen Wirtschaft

Arbeitseinkommen, insgesamt Quellen:

681

Klaus Manske: Untersuchungen zum Arbeitseinkommen ... (66), S. 99 und 103. - Horst Lambrecht: Die Landwirtschaft der DDR ... (54), S. 178.

Berücksichtigt man die Naturalverteilung seitens der LPG an ihre Mitglieder, würde in den LPG Typ III der Anteil des Einkommens aus der Genossenschaft nur um 3 bis 8 vH ansteigen 250 . Nach dieser Betrachtungsweise betrug in den LPG Typ I und II, wie erwähnt, der Anteil der Einkommensbezüge aus der Genossenschaft anstatt 5 bzw. 8 vH knapp die Hälfte des gesamten Arbeitseinkommens. Die Naturalverteilung spielte wegen der individuellen Viehhaltung in den LPG Typ I und II naturgemäß eine erheblich größere Rolle als in den LPG Typ III. Im Gegensatz zu den LPG Typ I und II hatten die Prämienzahlungen in den LPG Typ III schon in den 60er Jahren eine gewisse Bedeutung. Die Prämienhöhe lag 1961 bei 136 Mark (im Durchschnitt pro Monat 11,33 Mark) je Mitglied (AK) und 1967 bei 257 Mark (monatsdurchschnittlich 21,42 Mark), das entsprach 2,6 bzw. 3,6 vH der gesamten Arbeitseinkommen. Verglichen mit den Arbeitern und Angestellten (VbE) in der volkseigenen Industrie belief sich der Abstand zwischen den Prämienbeträgen 1966 aber noch auf über 100 Mark im Jahr 2 5 1 . 248

Vgl. Helene Walther: Ein Beitrag zur Verteilung der Ergebnisse in den LPG. (103), S. 149. Vgl. Fritz Mertens: Formen und Methoden der Kooperationsbeziehungen zwischen der Landwirtschaft und Betrieben anderer Volkswirtschaftszweige auf dem Gebiet der Arbeitskräfte zur Überwindung der Auswirkungen des Saisoncharakters der Landarbeit, dargestellt an Betrieben der Bezirke Suhl und Erfurt. (76). S. 39 und 91. 249

250 251

Vgl. Klaus Manske: Untersuchungen zum Arbeitseinkommen . . . (66), S. 103. Vgl. ebenda, S. 104.

109

Einen anderen Stellenwert als in den LPG Typ I und II hatten auch die Bodenanteile: In den LPG Typ III wurden in der ersten Hälfte der 60er Jahre je ha eingebrachtem Land 30 Mark gezahlt 252 , das ist nur etwa ein Zehntel der Summe, die je ha in den LPG Typ I und II vergütet wurde. Umgerechnet entsprachen die 30 Mark/ha einem Betrag von monatlich etwa 15 Mark je Mitglied 253 bzw. 3 vH des gesamten Arbeitseinkommens. Hinsichtlich des Teils der Bodenanteile, die in Geldform gewährt wurde, bestanden zwischen den Genossenschaften indes nur geringfügige Unterschiede; es waren sowohl bei den LPG Typ I und II wie auch bei den LPG Typ III ungefährt 25 Mark je ha 2 5 4 . Nach den Musterstatuten hätten in den LPG Typ III bis zu 20 vH der genossenschaftlich erzielten Einkünfte als Bodenanteile vergütet werden können. Dies ist kaum irgendwo geschehen. Im Laufe der Zeit wurde in fast allen LPG Typ III die absolute Höhe der Bodenanteile durch Beschluß der Mitglieder begrenzt. In den LPG Typ I und II ist die dort geltende Regelung (bis zu 30 bzw. 40 vH der genossenschaftlichen Einkommen für den eingebrachten Boden) dagegen mehr oder weniger ausgeschöpft worden. Eines der Ziele der Verteilungspolitik ist die Annäherung der Einkommen aller Klassen und Schichten und die Überwindung der Unterschiede zwischen Stadt und Land. Ob und inwieweit diese Forderung in den 60er Jahren verwirklicht worden ist, soll im folgenden durch einen Vergleich der Arbeitseinkommen der vollbeschäftigten Arbeiter und Angestellten in der Industrie mit denen der LPG-Mitglieder (AK) überprüft werden. Als statistische Basisdaten dienen die vorstehend genannten Einkommen der Genossenschaftsbauern und die in den Statistischen Jahrbüchern der DDR ausgewiesenen Arbeitseinkommen der vollbeschäftigten Arbeiter und Angestellten in der sozialistischen Industrie. Beide Einkommenskategorien sind indes nicht ohne weiteres vergleichbar; gewisse Korrekturen sind nötig. Diese hat Manske für die Jahre 1961 bis 1967 durchgeführt 255 ; nach derselben Methode ist hier für das Jahr 1970 verfahren worden. Im Ergebnis handelt es sich um eine Gegenüberstellung der Nettoarbeitseinkommen (Geld- und Naturaleinkommen) der zwei bzw. drei sozialen Gruppen 256 . Übersicht 30 Relationen zwischen den durchschnittlichen Arbeitseinkommen der Arbeiter/Angestellten (VbE) und denen der LPG-Mitglieder (AK) 1961 bis 1970 Arbeiter und Angestellte=100 soziale Gruppe

1961

1963

1965

1967

1970

Arbeiter und Angestellte in der sozialistischen Industrie

100

100

100

100

100

LPG-Mitglieder Typ III

77

79

94

93

94

LPG-Mitglieder Typ I/II

82

89

105

119

121

Quellen:

252

Klaus Manske: Untersuchungen zum Arbeitseinkommen ... (66), S. 133 und Anlage 1, S. 12 f. - Horst Lambrecht: Die Landwirtschaft der DDR ... (54), S. 178 und 185. - Statistisches Jahrbuch der DDR 1972, S. 22. - Eigene Berechnungen.

Vgl. Rainer Arlt unter Mitarbeit von Helmut Richter: Rechte und Pflichten . . . (1), S. 273. Errechnet aus den Bodenanteilen je ha, der Größe der von den LPG Typ III bewirtschafteten Flächen und der Zahl der Genossenschaftsmitglieder in den Jahren 1961 bis 1964. — Vgl. Statistisches Jahrbuch der DDR 1970. (243), S. 184 ff. 254 Vgl. Rainer Arlt unter Mitarbeit von Helmut Richter: Rechte und Pflichten .. . (1), S. 273 f. 255 Die Arbeitseinkommen der Arbeiter und Angestellten enthalten Lohnsteuern sowie Kinder- und Ehegattenzuschläge. Beide Positionen wurden von Manske eliminiert, weil landwirtschaftliche Einkünfte in der DDR nicht besteuert werden und weil Kinder- und Ehegattenzuschläge nach der von ihm getroffenen (sinnvollen) Definition nicht zum Arbeitseinkommen zählen. Dagegen hat er die Einkommen nicht um die Sozialversicherungsbeiträge bereinigt, mit der Begründung, die Abgabesätze würden sich nur um einen Prozentpunkt unterscheiden, so daß wegen des relativ geringen Gewichts dieser Differenz auf eine Korrektur verzichtet werden könnte. Schließlich mußten den Arbeitnehmereinkommen die von ihnen erzielten Naturaleinkünfte (Deputate, Schrebergärten, Kleinviehhaltung) hinzu addiert werden. — Vgl. Klaus Manske: Untersuchungen zum Arbeitseinkommen . . . (66), S. 133 und Anlage 1, S. 12 f. 256 B e j d e n verwendeten Größen handelt es sich eigentlich nicht um Nettoarbeitseinkommen, weil in den Bezügen Sozialversicherungsbeiträge enthalten sind. Da hier aber lediglich die Relationen zwischen den Einkommen betrachtet werden und nicht die Absolutwerte, ist dieser Tatbestand unerheblich, weil ja für die Arbeitnehmer und die Genossenschaftsbauern ungefähr anteilsmäßig gleich hohe Sozialversicherungsabzüge anfallen würden, d.h. die Relationen zwischen den Einkommen sind nahezu identisch, unabhängig davon, ob sie jeweils aus Angaben errechnet werden, in denen die Sozialversicherungsbeiträge enthalten sind oder nicht. 253

110

Die Arbeitseinkommen der Mitglieder der LPG Typ l/ll und der LPG Typ III waren 1961 etwa gleich hoch, zu den Arbeitern und Angestellten hatten sie aber einen Rückstand von ca. 20 vH. Bis Mitte der 60er Jahre verringerte sich diese Differenz deutlich; sie betrug bei den Genossenschaftsbauern Typ III nur noch 6 vH, während die Vergütungen der Mitglieder Typ l/ll bereits die Bezüge der Arbeitnehmer um 5 vH überstiegen. Zwischen den drei sozialen Gruppen bestand ungefähr Einkommensparität. Danach (bis 1970) näherten sich die durchschnittlichen Vergütungen der Arbeitnehmer und der Genossenschaftsbauern Typ III nicht weiter an; der Abstand zu den Mitgliedern Typ l/ll vergrößerte sich gar. Das Einkommen in den LPG Typ l/ll lag 1970 um 20 vH über dem der Beschäftigten in der Industrie und um knapp 30 vH höher als in den LPG Typ III. Die erheblichen Einkommensunterschiede zwischen den Mitgliedern der verschiedenen Genossenschaftstypen in der zweiten Hälfte der 60er Jahre hatten mehrere Ursachen. „Zunächst hatten die Genossenschaften des Typs I und II bessere Ausgangsbedingungen, da in ihnen häufig die leistungsstärkeren Betriebe zusammengefaßt waren. Hinzu kommt, daß diese Genossenschaften als Folge weitgehender Beibehaltung der herkömmlichen Produktionsweise (in der Viehhaltung) wesentlich geringere Investitionsanforderungen hatten als die LPG vom Typ III, so daß die erwirtschafteten Erlöse in stärkerem Umfang für die Konsumtion zur Verfügung standen. Auch sind die Kreditbelastungen der Betriebe der niederen Genossenschaftsform relativ gering gewesen. Schließlich waren die Arbeitsleistungen der LPG I und Ii-Bauern höher als die ihrer vollgenossenschaftlich produzierenden Berufskollegen" 257 . Im Hinblick auf die obengenannte Zielsetzung war die Einkommenspolitik gegenüber den LPG-Mitgliedern Typ l/ll insgesamt in den 60er Jahren nicht erfolgreich. Die dort entstandenen Disparitäten dürften später aber mit dem Übergang in die LPG Typ III mehr oder minder beseitigt worden sein. Zwischen den Arbeitnehmern und den Genossenschaftsbauern Typ III hatte sich dagegen bei den Durchschnittswerten der Einkommen eine annähernde Gleichstellung vollzogen. Hinter den Durchschnittswerten verbergen sich in der Landwirtschaft aber große Unterschiede. „Einer intersektoralen Einkommensparität steht eine ausgeprägte intrasektorale Disparität gegenüber" 258 .

6.2.1.5. Einkommen der Genossenschaftsbauern in den LPG neuen Typs Über die Einkommen der Genossenschaftsbauern in den LPG neuen Typs, die in den 70er Jahren entstanden sind, gibt es keine Informationen mit einer ähnlich guten Qualität, wie sie die Daten aus den 60er Jahren aufweisen. Gleichwohl lassen sich gewisse Tendenzen erkennen, die eine Gesamteinschätzung erlauben. Mit der gesetzlichen Verankerung der neuen Musterstatuten im Jahre 1977 wurden die genossenschaftlich erzielten Einkommen der vollbeschäftigten LPG-Mitglieder nach unten in Höhe des für Arbeiter und Angestellte gesetzlich festgelegten Mindestlohnes begrenzt 259 . Eine dieser Regelung entsprechende Obergrenze gibt es zwar nicht, aber es sind verschiedene Maßnahmen ergriffen worden, um die Einkommensdisparitäten zwischen den Genossenschaften zu vermindern. Die LPG müssen die von der Vollversammlung genehmigte Vergütungsordnung beim Rat des Kreises vorlegen. „Dieser kann zwar nicht von sich aus Änderungen vornehmen, er kann jedoch durch '...entsprechende Anleitungen, Hilfe und Unterstützung des Vorstandes der LPG — also durch gezielte politische Überzeugungsarbeit — Änderungen anregen...', die getroffenen Entscheidungen zu revidieren, was wohl in der Praxis heißt, daß letztendlich doch die Staatsorgane über die Höhe der Vergütung in den LPG wachen" 2 6 0 . Wie schon des öfteren erwähnt, brauchen die LPG-Mitglieder für die von ihnen erzielten Einkünfte keine Steuern zu zahlen, seit 1971 wurden aber von den Genossenschaften selbst, soweit sie keine Gewinnsteuern entrichteten, Abgaben für den Teil der für die Vergütung bestimmten Mittel erhoben, der 600 Mark je Mitglied (AK) monatlich im Durchschnitt überstieg. Die Abgabensätze waren progressiv gestaffelt; sie wurden für Beträge über 667 Mark je Mitglied 1973 sogar noch erhöht 261 . Im Zuge der Agrarpreisreform wurden diese Abgaben 1984 wieder abgeschafft; an ihre Stelle sind für alle LPG progressiv gestaffelte Gewinnsteuern 257

Vgl. Horst Lambrecht (Bearb.): Förderung der Landwirtschaft in der DDR durch hohe Erzeugerpreise. (160), S. 381. Ebenda. 259 Vgl. GBl. SDr. Nr. 937/1977, S. 8 und 20. — Der gesetzliche Mindestbruttolohn beträgt seit 1976 400 Mark im Monat. Da landwirtschaftliche Einkommen in der DDR nicht besteuert werden, erhalten die LPG-Mitglieder einen um Steuern bereinigten (niedrigeren) Betrag. 260 Hans Bichler: Landwirtschaft in der DDR. (31), S. 135. 261 Vgl. GBl. II, 1970, S. 785 f. sowie 1972, S. 604. 258

111

getreten 262 . Alle genannten Regelungen wirkten tendenziell nivellierend; ein partieller Abbau der Einkommensunterschiede ist wahrscheinlich, läßt sich empirisch jedoch nicht belegen. Sicher ist aber, daß der Grundsatz „gleiche Bezahlung für gleiche Arbeit" in der Landwirtschaft nach wie vor nicht voll verwirklicht ist, weil die Einkünfte letztlich vom wirtschaftlichen Ergebnis der einzelnen Genossenschaften abhängen. Bezüglich der Entwicklung der Durchschnittseinkommen in den 70er Jahren gibt es einige Hinweise im DDRSchrifttum. In einer Veröffentlichung aus dem Jahre 1979 hieß es, daß die durchschnittlichen Einkommen der Genossenschaftsbauern ,,... seit einiger Zeit die Durchschnitts-Nettoeinkommen der Arbeiter und Angestellten erreicht..." hätten 263 . An anderer Stelle wird für den Zeitraum von 1970 bis 1982 die Zuwachsrate für die Einkünfte der LPG-Mitglieder mit 40 vH angegeben und die für die Arbeitseinkommen der vollbeschäftigten Arbeiter und Angestellten mit 41 vH 2 6 4 . Da 1970 der überwiegende Teil der Genossenschaftsbauern (LPG Typ III) im Durchschnitt über ein annähernd gleich hohes Einkommen verfügte wie die Arbeitnehmer, deuten auch diese Ziffern auf eine ungefähre Einkommensparität hin. Schließlich sind in einer propagandistischen Loseblattsammlung aus dem Jahre 1979 Absolutwerte genannt 265 . Danach betrug das durchschnittliche Monatseinkommen je LPG-Mitglied aus geleisteten Arbeitseinheiten Bodenanteilen individueller Hauswirtschaft

583 bis 750 Mark 25 bis 42 Mark 167 bis 250 Mark

insgesamt

775 bis 1042 Mark

Wie zuverlässig diese Daten sind, läßt sich schwer sagen, sicher sind sie nicht das Ergebnis einer fundierten Untersuchung. Insbesondere die Höhe der Einkommen aus Bodenanteilen und aus individueller Hauswirtschaft erscheinen nicht sehr glaubwürdig, weil beide Beträge erheblich über denen liegen, die in der zweiten Hälfte der 60er Jahre von den Bauern LPG Typ III erreicht wurden. Nach allem, was man weiß, ist die individuelle Hauswirtschaft zurückgegangen und die Zahlung von Bodenanteilen weiter eingeschränkt worden. Sollte die Gesamtsumme aber in etwa stimmen, würde sie sich in einer ähnlichen Größenordnung bewegen wie die Einkommen der Beschäftigten in der volkseigenen Wirtschaft gegen Ende der 70er Jahre. Wissenschaftlichen Ansprüchen genügen ebenfalls nicht die nachfolgenden Einkommensangaben eines früheren LPG-Mitglieds, das in leitender Funktion beschäftigt gewesen ist und heute in der Bundesrepublik lebt. Es sind Erfahrungswerte, die mangels anderer Informationen wiedergegeben werden, um einen groben Eindruck von der Einkommensdifferenzierung nach Tätigkeitsbereichen zu vermitteln. Monatseinkommen je Mitglied LPG-Vorsitzender Meister/Techniker Brigadeleiter Traktorist Arbeiter

2 000 1 200 800 600 400

bis 2 500 Mark bis 1 500 Mark bis 1 000 Mark bis 800 Mark bis 500 Mark 266 .

Vermutlich sind die Einkommen aus individueller Wirtschaft darin nicht enthalten. Außerdem scheinen die Daten am unteren Ende der Skala etwas zu niedrig beziffert worden zu sein.

262

Vgl. GBl. SDr. Nr. 1114/1983. Vgl. Gerhard Reuscher: Merkmale und Entwicklungstendenzen des sozialistischen Lebensniveaus unter territorialen Aspekten. (189), S. 10. 264 Vgl. Neues Deutschland. (285), vom 24.12.1982, S. 3. 265 vgl. Zahlen und Fakten über die Landwirtschaft der DDR. (122), Blatt 25. — In der Quelle sind auf hundert Mark gerundete Jahresbeträge angegeben, die hier zu Monatswerten umgerechnet wurden. 263

266

112

Vgl. Otto Vetter: Die DDR-Landwirtschaft steckt in einer Krise. (207), S. 7.

6.2.2. Geldeinkommen der Mitglieder von Produktionsgenossenschaften des Handwerks 6.2.2.1. Entwicklung und Organisation der Produktionsgenossenschaften des Handwerks 2 6 7 Die Entwicklung des Genossenschaftswesens im Handwerk hat große Ähnlichkeiten mit den Vorgängen in der Landwirtschaft. Bereits 1946 wurden im handwerklichen Sektor die ersten Einkaufs- und Liefergenossenschaften (ELG) gegründet, und schon 1951 waren ihnen rund 80 vH aller privaten Handwerksbetriebe beigetreten 268 . Die ELG gibt es immer noch, für die (verbliebenen) privaten Handwerker. Von den ELG beziehen sie einen großen Teil des Materials und setzen z.T. ihre Erzeugnisse über die Genossenschaften ab. Den ELG war die Rolle des Wegbereiters zur Sozialisierung der Handwerker zugedacht 269 . Auf der II. Parteikonferenz der SED 1952 wurde dann die Bildung von Produktionsgenossenschaften in der Landwirtschaft und im Handwerk angekündigt. Hier wie dort geschah in den ersten Jahren danach aber nur wenig; bis einschließlich 1957 entstanden lediglich 295 Produktionsgenossenschaften des Handwerks (PGH) mit 8125 Mitgliedern und einem Anteil von knapp 0,2 vH an der gesamten Leistung des Handwerks 270 . Erst mit der Bekanntgabe verbindlicher Musterstatuten (1955) 271 , vor allen Dingen aber mit Inkrafttreten der Steuerbefreiung für alle PGH (nicht der Mitglieder) 1956 272 sowie anderer Förderungsmaßnahmen (bevorzugte Belieferung mit Rohstoffen, Überlassung volkseigener Arbeitsmittel, Gewährung langfristiger Kredite zu günstigen Konditionen) änderte sich die Situation. Gleichzeitig lief eine Kampagne, in der mittels „politischer Überzeugungsarbeit" die Handwerker bewegt werden sollten, in die Genossenschaften einzutreten. Ende 1959 gab es 3053 Genossenschaften mit über 100 000 Mitgliedern und einem Anteil von 20 vH an den geschaffenen Werten des gesamten Handwerks 273 . Im ersten Halbjahr 1960 sollte dann offensichtlich parallel zur Landwirtschaft die Vollkollektivierung im Handwerk vollzogen werden. Sie wurde indes nicht zu Ende geführt; weil — nach Meinung westlicher Beobachter — Versorgungsschwierigkeiten auftraten (Fluchtbewegung, Betriebsaufgabe, mangelnde Funktionsfähigkeit der neugegründeten PGH) 274 . Nach offizieller Lesart der DDR bestand gar nicht die Absicht der Vollkollektivierung, sondern es hätte sich — unter Verletzung des Prinzips der Freiwilligkeit — nur um übereifrige Aktionen örtlicher Organe gehandelt. So ist der handwerkliche Bereich der einzige Zweig geblieben, in dem neben dem genossenschaftlichen Sektor noch ein mindestens ebenso großer privater existiert. Wie den Landwirten stand auch den Handwerkern die Auswahl unter verschiedenen Genossenschaftstypen offen, um ihnen den Entschluß zum Beitritt bzw. zur Gründung einer PGH zu erleichtern. In der PGH Stufe 1 stellen die Mitglieder beim Eintritt ihre Grundmittel zur Nutzung und genossenschaftlichen Bewirtschaftung zur Verfügung. Sie bleiben aber Privateigentum, und die Handwerker erhalten von der Genossenschaft eine Nutzungsgebühr. Es ist aber auch möglich, die Produktionsmittel in das genossenschaftliche Eigentum einzubringen; in diesem Fall wird der Wert geschätzt und in Raten an die Handwerker ausbezahlt. Genossenschaftliches Eigentum entsteht ansonsten erst durch Investitionen. Bei der PGH Stufe 2 geht das Eigentum an Maschinen, Werkzeugen, Produktions- und Lagerraum generell durch Verkauf an die PGH über. Die Bezahlung erfolgt wieder in Raten über einen längeren Zeitraum. Für beide Stufen gilt, daß die Handwerker einen Genossenschaftsanteil in Höhe von zwei Monatsvergütungen einzubringen haben. Grundlage ist die durchschnittliche monatliche Arbeitsvergütung im ersten Jahr der Mitgliedschaft. Abgesehen von der unterschiedlichen Höhe der Einkünfte, die die Genossenschaftshandwerker als Nutzungsgebühr oder als Kaufpreis für die eingebrachten Produktionsmittel bezogen bzw. noch beziehen, sollen die Vergütungen in beiden Stufen nach dem gleichen Modus (Qualität und Quantität der Arbeitsleistung) verteilt werden.

267

Zur Entwicklung des Handwerks in der DDR vgl. auch Karl C. Thalheim und Maria Haendcke-Hoppe: Das Handwerk in der DDR und Ost-Berlin. (202), S. 4 bis 15. 268 vgl. Wolfgang Müller: Grundfragen der Planung und Leitung des Handwerks während der Periode des Übergangs vom Kapitalismus zum Sozialismus in der DDR. (82), S. 88. — An anderer Stelle derselben Arbeit (S. 91) wird der Anteil der organisierten Betriebe an der Gesamtzahl aller privaten Handwerksbetriebe für 1952 mit 61,1 vH und für 1955 mit 77,3 vH angegeben. 269 270 271 272 273 274

Sie haben indes diese Erwartung nicht erfüllt. — Vgl. ebenda, S. 85 ff. Vgl. Statistisches Jahrbuch der DDR 1959. (243), S. 403 ff. Vgl. GBl. I, 1955, S. 597 ff. Vgl. GBl. I, 1956, S. 737 f., 1958, S. 577 und 1959, S.11. Vgl. Statistisches Jahrbuch der DDR 1962. (243), S. 387 ff. Vgl. Maria Haendcke-Hoppe: Kurskorrekturen in der Handwerkspolitik der DDR. (146), S. 1276.

113

Auch nach dem gescheiterten Versuch, das Handwerk vollständig zu sozialisieren, hat es noch Veränderungen struktureller Art gegeben. Die Phase bis zu Beginn der 70er Jahre war gekennzeichnet durch die wirtschaftliche Stabilisierung der PGH, durch die Überleitung vieler Genossenschaften der Stufe 1 in solche der Stufe 2 und durch Aufnahme bzw. Ausdehnung der industriellen Produktion zu Lasten der Reparatur-, Dienstund Versorgungsleistungen. Hatten die PGH der Stufe 1 1960 noch einen Anteil von 38 vH an der Zahl aller handwerklichen Genossenschaften, waren es 1971 nur noch 24 vH. Insofern verlief die Entwicklung ähnlich wie in der Landwirtschaft, anders als dort hat es aber im Handwerk keinen Konzentrationsprozeß von auch nur annähernd gleichem Ausmaß gegeben; die Zahl der Beschäftigten (ohne Lehrlinge) je PGH stieg im selben Zeitraum lediglich von 42 auf 58 2 7 5 . Bereits in der ersten Hälfe der 60er Jahre waren die Genossenschaften in der Lage, Vergütungen zu zahlen, die beträchtlich über denen der volkseigenen Wirtschaft lagen. Dies hatte u.a. eine unerwünschte Fluktuation von Arbeitskräften aus der VEW in die PGH zur Folge. Namentlich durch den verstärkten Übergang zur industriellen Produktion erwirtschafteten viele PGH hohe Gewinne 276 . Die DDRFührung versuchte, diese als Fehlentwicklung angesehene Situation zu bereinigen. Zunächst wurde 1963 die Steuerbefreiung der PGH aufgehoben 277 . Dann folgte 1966 eine stärkere Einbindung in die staatliche Planung 278 . Später wurden Auflagen erteilt, den Anteil der Versorgungsleistungen für die Bevölkerung an der gesamten Wertschöpfung der Genossenschaften zu erhöhen 279 . Schließlich ist 1971 die Gewinnsteuer für industriell produzierende PGH heraufgesetzt und die Entwicklung der Beschäftigtenzahl einer schärferen Kontrolle unterworfen worden 280 . All diese Maßnahmen hatten aber nur bescheidenen Erfolg. So entschloß sich die Staats- und Parteiführung, die industriell produzierenden Genossenschaften im ersten Halbjahr 1972 gemeinsam mit den restlichen privaten und halbstaatlichen Industriebetrieben in VEB umzuwandeln. Die Zahl der PGH und ihrer Beschäftigten halbierte sich dadurch nahezu 281 . Den verbliebenen Genossenschaften wurde die Aufgabe erteilt, ihren Tätigkeitsbereich in erster Linie auf Reparatur-, Versorgungs- und Dienstleistungen auszurichten. In der Folgezeit erhielten die PGH neue Statuten und Betriebsordnungen, die insbesondere hinsichtlich der Arbeits- und Lebensbedingungen (einschließlich Vergütung) eine Annäherung an die Verhältnisse in den VEB vorsah. Der Überleitungsprozeß von PGH Stufe 1 in die Stufe 2 wurde weiter vorangetrieben, im Jahre 1983 hatten die PGH Stufe 1 nur noch einen Anteil von 3 vH an der Zahl aller Genossenschaften 282. Vor dem Hintergrund, daß schon in den 60er Jahren in größerem Umfang Arbeitsgemeinschaften der Produktionsgenossenschaften entstanden sind, verdient die Anordnung aus dem Jahr 1980 ,,über kooperative Einrichtungen im Bereich der Dienst-, Reparatur- und unmittelbare Versorgungsleistungen" 283 Beachtung. Die kooperativen Einrichtungen sollen in den genannten Bereichen eine Konzentration und Spezialisierung zwischen VEB und PGH herbeiführen. In der Landwirtschaft waren kooperative Einrichtungen die Vorstufe für die Bildung von LPG neuen Typs, ob eine ähnliche zweigspezifische Umstrukturierung und eine Fusion der Genossenschaften auch im Handwerk geplant ist, läßt sich noch nicht absehen 284 .

6.2.2.2. Einkommensbildung der PGH-Mitglieder Im Hinblick auf die Einkommensbildung nehmen die PGH-Mitglieder eine Zwischenstellung zwischen Arbeitnehmern und Genossenschaftsbauern ein. Die Gestaltung des Vergütungssystems nach Arbeitsleistung (Grund- und Mehrleistungsvergütung, Prämien) ähnelt zumindest formal sehr dem der Arbeitnehmer, während die Gewinnausschüttung und die Bezahlung von Nutzungsgebühren stark an entsprechende Regelungen in der Landwirtschaft erinnern. 275

Vgl. Statistisches Jahrbuch der DDR 1960/61. (243), S. 407 sowie 1972, S. 193. 276 vgl. Wolfgang Müller: Bedeutung und Formen der Integration des Handwerks der DDR in die Gestaltung der entwickelten sozialistischen Gesellschaft zwischen 1961 und der Gegenwart. (83), S. 156 f. 277 Vgl. GBl. 1,1962, S. 199 ff. — Nur noch neugegründeten PGH wurden für zwei Jahre eine Steuerbefreiung gewährt. Ausserdem hob man die Steuern für die Mehrleistungsvergütungen der PGH-Mitglieder an. 278 Vgl. GBl. II, 1966, S. 483 f. 279 vgl. Wolfgang Müller: Grundfragen der Planung und Leitung des Handwerks . . . (82), S. 133 f. 280 281 282 283 284

114

Vgl. GBl. II, 1970, S. 175 sowie S. 683 ff. Vgl. Statistisches Jahrbuch der DDR 1974. (243), S. 176 f. Vgl. Statistisches Jahrbuch der DDR 1984. (243), S. 175. GBl. I, 1980, S. 316. Vgl. Karl C. Thalheim und Maria Haendcke-Hoppe: Das Handwerk in der DDR und Ost-Berlin. (202), S. 16.

Als Grundlagen für die Festlegung der Vergütungen dienen wiederum die beiden Methoden der Arbeitsbewertung — Arbeitsklassifizierung und Arbeitsnormung. Die Ergebnisse der Arbeitsklassifizierung (Ermittlung der Anforderungen an die Tätigkeiten) bilden die Basis für die Eingruppierung in verschiedene Vergütungsgruppen, wobei die Höhe der Sätze vorher in einer Vergütungsordnung verbindlich festgesetzt werden. Diesen Teil des Entgelts bezeichnet man als Grundvergütung. Mittels Arbeitsnormen und anderer Kennziffern erfolgt die Messung der unterschiedlichen Leistungen, die dann über geeignete Vergütungsformen als Mehrleistungsvergütungen abgegolten werden. Das Verfahren 1 entspricht im Prinzip genau dem Prozeß der Lohn- und Gehaltsfindung bei den Arbeitnehmern. Aber im Gegensatz zur VEW hatten die PGH das Recht, die Sätze für die Grundvergütung nach eigenem Ermessen festzulegen, ebenso die Normen und die von ihrer (Über-) Erfüllung abhängenden Mehrleistungsvergütung 285. Zumindest im Hinblick auf die Grundvergütung sah die Praxis allerdings anders aus: „Sowohl die Höhe der Leistungsgrundvergütung als auch die Grundformen der Vergütung wurden staatlicherseits reglementiert" 286 . Reglementiert heißt aber nicht, daß für die gleiche Arbeit in den verschiedenen PGH eine gleich hohe Vergütung gezahlt wurde oder diese gar mit den Löhnen und Gehältern der Arbeitnehmer übereinstimmte. Es ging nur darum, wenigstens auf dieser Ebene keine allzugroßen Diskrepanzen zuzulassen. Die Spannweite in den Grundvergütungen bei vergleichbaren Tätigkeiten war zwischen den einzelnen PGH trotzdem beträchtlich. Vollends unkontrolliert entwickelten sich die Mehrleistungsvergütungen. Einmal festgelegte Normen wurden meist nicht veränderten organisatorischen und technologischen Produktionsbedingungen angepaßt. Dieses Problem gab es auch in der VEW, aber während dort immerhin die gröbsten Auswüchse in den 60er Jahren beseitigt werden konnten, betrug die durchschnittliche Normerfüllung aller PGH 1970 noch 144 vH und die der arbeitsmittelintensiven Genossenschaften (Kfz, Karosseriebau, Polsterei, Fleischer usw.) gar im Durchschnitt über 200 vH (1971) 287 . So verwundert es nicht, daß das Verhältnis zwischen Grund- und Mehrleistungsvergütung im Mittel bei 55:45 lag 2 8 8 . Im Grunde genommen sind die Einkünfte der PGH-Mitglieder, ebenso wie die der Genossenschaftsbauern, Residualeinkommen. In der Landwirtschaft war es deshalb nicht möglich, für die einzelnen Tätigkeiten garantierte, vorher fest vereinbarte Vergütungen zu zahlen; bei den Genossenschaftshandwerkern ist dies dagegen von Anfang an praktiziert worden, vermutlich dank der vergleichsweise besseren Ertragslage der PGH. Einmal sind handwerkliche Arbeiten nicht so witterungsabhängig, vor allem wurden die PGH aber durch das Preissystem begünstigt, das für die von ihnen erbrachten Leistungen galt bzw. noch gilt. Im Handwerk gibt es drei Arten von Preisen — Festpreise, Regelleistungspreise und Kalkulationspreise. Sofern Handwerksbetriebe die gleichen Erzeugnisse herstellen wie Industriebetriebe, kommen seit jeher für diese Produkte die staatlich vorgeschriebenen einheitlichen Festpreise (Industrieabgabepreise) zur Anwendung 289 . Mit Regelleistungspreisen wurden um das Jahr 1970 etwa 50 bis 60 vH aller Leistungen des Handwerks bewertet 290 . Den Preisen lagen die Kosten zugrunde, die den durchschnittlichen Produktionsbedingungen des Jahres 1950 entsprachen. Diese Preise sicherten den arbeitsintensiven Reparatur- und Dienstleistungsbetrieben mit nur geringem Spielraum für Produktivitätsfortschritte kaum eine ausreichende Rentabilität. Deshalb wurden in vielen PGH solche Bereiche zugunsten der arbeitsmittelintensiven industriellen Fertigung eingeschränkt, um auf diese Weise die Produktivität entscheidend zu steigern. Eine erhebliche Zunahme der Gewinne war die Folge 291 . In jüngerer Zeit sind Beispiele für die Erhöhung von Regelpreisen im Reparatur- und Dienstleistungssektor bekannt geworden 292 . Kalkulationspreise dienten bzw. dienen zur Abrechnung von Einzelfertigungen und von nicht durch Regelleistungspreise erfaßten Reparaturen. Die Kalkulationspreise bilden die Betriebe mehr oder weniger eigenverantwortlich, wodurch sie sich bei „großzügiger" Veranschlagung weitere Gewinnvorteile verschaffen können. Wie die VEB und die LPG bilden auch die Produktionsgenossenschaften des Handwerks einen Prämienfonds. Die Kriterien für die Vergabe der Mittel und die Prämienformen stimmen in den genannten Bereichen ebenfalls weitgehend überein. Wie in den meisten LPG werden allerdings in den PGH keine Jahresendprämien

285

In der Normenarbeit sowie der Auswahl und Gestaltung der Lohnformen (Mehrleistungslohn) bestand aber auch — und besteht immer noch — in den VEB ein gewisses Maß an Eigenständigkeit. 286 Wolfgang Müller: Grundfragen der Planung und Leitung des Handwerks . . . (82), S. 151. — Diese Aussage wurde für den Bezirk Halle getroffen, in anderen Bezirken dürfte die Situation aber ähnlich gewesen sein. 287 vgl. Wolfgang Müller: Bedeutung und Formen der Integration des Handwerks . .. (83), S. 124. 288

Vgl. Wolfgang Müller: Grundfragen der Planung und Leitung des Handwerks . . . (82), S. 149. Die Festpreise sind im Laufe der Zeit im wesentlichen zweimal erhöht worden — 1967 im Rahmen der Industriepreisreform und von der zweiten Hälfte der 70er Jahre an infolge der Verteuerung von Rohstoffimporten. 290 Vgl. Wolfgang Müller: Bedeutung und Formen der Integration des Handwerks . . . (83), S. 185. 291 Vgl. ebenda. 292 Vgl. Karl C. Thalheim, Maria Haendcke-Hoppe: Neue Schwerpunkte in der Handwerkspolitik der DDR. (100), S. 9. 289

115

an Mitglieder gezahlt 293 , offensichtlich weil sie in der Regel ohnehin jeweils nach Vorliegen des Jahresabschlusses in Form der Gewinnausschüttung einen größeren Geldbetrag erhalten. Die Höhe der Gewinnausschüttung richtet sich nach der Ertragslage der einzelnen PGH und der Entscheidung über die Verwendung der Mittel (Akkumulation, Konsumtion). Für die Verteilung der Gewinne auf die Mitglieder soll deren individuelle Leistung maßgebend sein; die Vergabe erfolgt vermutlich nach einem ähnlichen Modus wie er für die Jahresendprämie in der VEW bzw. für die Jahresendzahlung in den LPG gilt. Schließlich ist noch auf die Nutzungsgebühren hinzuweisen, die Mitglieder der PGH Stufe 1 für die genossenschaftliche Nutzung ihrer privaten Arbeitsmittel erhalten. Früher spielten sie eine gewisse Rolle, haben seit längerem aber so gut wie keine Bedeutung mehr, weil die meisten PGH der Stufe 1 in solche der Stufe 2 übergegangen sind. Außerdem ist die Höhe der dafür gezahlten Beträge seit Inkrafttreten des neuen Musterstatuts (1973) begrenzt woren 294 .

6.2.2.3. Höhe und Struktur der Einkommen von PGH-Mitgliedern Zwischen den PGH der Stufe 1 und der Stufe 2 bestehen hinsichtlich der Einkommensbildung nur geringfügige Unterschiede (Nutzungsgebühr bzw. Entgelt für den Verkauf von Produktionsmitteln an die PGH); beide Formen werden deshalb in den folgenden Ausführungen gemeinsam erörtert. Im übrigen ist ohnehin keine Statistik bekanntgeworden, in der die Einkommen für die zwei Stufen getrennt ausgewiesen sind. Auch sonst steht nur eine schmale Datenbasis zur Verfügung; das gilt aber generell für die Einkommen aller Genossenschaftsmitglieder und Selbständigen, insbesondere für den Zeitraum nach 1970. Deshalb muß teilweise wieder auf Informationen aus Bezirken zurückgegriffen werden und auf Bestimmungen in Gesetzestexten. Soweit sich die Einkommen mit Ziffern belegen lassen, handelt es sich meist um Monatsdurchschnittswerte je PGH-Mitglied (nicht je Vollbeschäftigteneinheit bzw. Vollarbeitskraft), die in den zitierten Quellen in der Regel als Jahreseinkünfte angegeben sind. Obwohl die Einkommen der PGH-Mitglieder — etwa verglichen mit denen der Genossenschaftsbauern — bereits 1960 relativ hoch waren, sind sie bis 1970 noch beachtlich gestiegen. Übersicht 31 Durchschnittliches monatliches Bruttoarbeitseinkommen der Genossenschaftshandwerker 1960 bis 1970 in Mark je Mitglied Einkommensart

1965

1970

652«

782



15«

22



53

81

720

885

1960

Vergütung Prämien Gewinnausschüttung Arbeitseinkommen, insgesamt

592

1) Geschätzt aufgrund von Angaben über die Einkommen der "produktiven" Genossenschaftshandwerker im Jahre 1965 und die aller PGHMitglieder im Jahre 1964. Quellen:

Willi Rumpf: Staatshaushalt im Interesse des Volkes ... (195), S. 4. - Wolfgang Müller: Bedeutung und Formen der Integration des Handwerks ... (83), S. 124 und 157.

Fast 90 vH der gesamten Einkommen bestanden aus Vergütungen für erbrachte Arbeitsleistungen, gut 2 vH aus Prämien und der Rest aus Gewinnausschüttungen. Der Anteil der Prämien und der verteilten Gewinne hat im Zeitablauf leicht zugenommen. Sieht man die ausgezahlten Gewinne als eine Art Jahresendprämie an, sind 293 294

116

Vgl. GBl. SDr. Nr. 948/1978, S. 5. Vgl. GBl. I, 1973, S. 122.

die Gewichte der einzelnen Einkommenskategorien bei den Handwerkern und den Arbeitnehmern nahezu gleich. Auch bei der Zusammensetzung der Vergütung bzw. des Lohnes zeigt sich ein großes Maß an Übereinstimmung (vgl. S. 73 f.); 44 vH der Vergütungen der produktiv tätigen Mitglieder 295 waren 1970 Mehrleistungsvergütungen. Ihr Anteil ist in den 60er Jahren sogar noch gestiegen; 1965 lag er bei 37 vH 2 9 6 . Nicht berücksichtigt sind in den genannten Einkommen die Nutzungsgebühren; über deren Größenordnung liegt nur eine einzige Angabe für den Bezirk Halle vor, 1962 erhielten die Genossenschaftshandwerker (bezogen auf alle Mitglieder der Stufen 1 und 2) im Durchschnitt monatlich etwa 45 Mark 2 9 7 . Für einen Vergleich der durchschnittlichen Einkommenshöhe von PGH-Mitgliedern und Arbeitnenmern gibt es einige methodische Probleme. Grundätzlich kann so vorgegangen werden wie bei den Bauern (vgl. S. 110), aber mit einigen Modifikationen: Naturaleinkünfte werden nicht einbezogen und die Steuern auf Einkommen nicht eliminiert. Es handelt sich somit um eine Gegenüberstellung der Bruttogeldeinnahmen. Da hier lediglich wieder die Relationen zwischen den Einkommen betrachtet werden sollen und nicht die Absolutwerte, wären die Verhältniszahlen der Brutto- und Nettoeinkommen identisch, wenn die anteilige Belastung mit Sozialversicherungsbeiträgen und Steuern übereinstimmen würde. Dies trifft für die Sozialversicherungsabzüge zu, seit 1963 aber nicht mehr für die Steuern 298 . Die Grundvergütungen bzw. Tariflöhne werdem zwar nach wie vor steuerlich gleich behandelt, jedoch für die Mehrleistungslöhne bzw. -Vergütungen zahlen Arbeiter und Angestellte nur 5 vH Steuern, Genossenschaftshandwerker dagegen — abhängig vom Grad der Normerfüllung — 5 vH bis 20 v H 2 9 9 . Angaben über die Höhe der durchschnittlich gezahlten Steuern liegen für PGH-Mitglieder nicht vor, deshalb kann kein Vergleich auf der Basis von Nettoeinkommen durchgeführt werden. Ein weiteres Problem ergibt sich durch die Verwendung abweichender Bezugsgrößen — bei den Arbeitnehmern Vollbeschäftigteneinheiten und bei den Handwerkern die Zahl der Mitglieder (einschließlich Kandidaten). Wieviele Genossenschaftsmitglieder teilzeitbeschäftigt waren, ist nicht bekannt und somit auch nicht, welche Auswirkungen die unterschiedlichen Bezugsbasen auf die Durchschnittseinkommen haben. Vorbehaltlich dieser Ungenauigkeiten zeigt sich folgendes Bild: Übersicht 32 Relationen zwischen den durchschnittlichen Bruttoarbeitseinkommen der Arbeiter/Angestellten (VbE) und denen der PGH-Mitglieder 1960 bis 1970 Arbeiter und Angestellte=100 soziale Gruppe

1960

1965

1970

Arbeiter und Angestellte in der sozialistischen Industrie

100

100

100

PGH-Mitglieder

106

112

118

Quellen:

Willi Rumpf: Staatshaushalt im Interesse des Volkes ... (195), S. 4. - Wolfgang Müller: Bedeutung und Formen der Integration des Handwerks ... (83), S. 124 und 157. - Klaus Manske: Untersuchungen zum Arbeitseinkommen ... (66), S. 133 und Anlage 1, S. 12 f. - Statistisches Jahrbuch der DDR 1974, S. 22. - Eigene Berechnungen.

Danach lag das Bruttoeinkommen in den 60er Jahren z.T. beträchtlich über dem der Arbeiter und Angestellten, wobei sich der Abstand zunehmend vergrößert hat. Noch deutlicher sichtbar werden die Unterschiede durch einen Vergleich der Durchschnittseinkommen in den PGH und den örtlich geleiteten volkseigenen Betrieben. Darüber liegen Angaben nach Wirtschaftszweigen für den Bezirk Halle (1962) vor. Diesmal ist offensichtlich in beiden Fällen als Bezugsbasis die Zahl der Beschäftigten verwendet worden. 295 Um 85 vH aller Genossenschaftshandwerker galten als produktiv tätige Mitglieder. — Vgl. Wolfgang Müller: Bedeutung und Formen der Integration des Handwerks . . . (83), S. 124. — Statistisches Jahrbuch der DDR 1977. (243), S. 167. 296 Vgl. Wolfgang Müller: Bedeutung und Formen der Integration des Handwerks . . . (83), S. 124. 297 Vgl. ebenda, S. 81. 298 Auch vor 1963 bestand allerdings bei der Besteuerung schon ein gewisser Unterschied. Von den ausgeschütteten Gewinnen an die PGH-Mitglieder mußten 10 vH an den Staat abgeführt werden. Dies blieb auch später so. 299 Vgl. GBl. I, 1962, S. 119 ff.

117

Übersicht 33 Relationen zwischen den durchschnittlichen Bruttolöhnen bzw. -Vergütungen der Beschäftigten in der VEW und in den PGH im Bezirk Halle 1962 örtlich geleitete volkseigene Wirtschaft=100 örtlich geleitete volkseigene Wirtschaft

Zweig

PGH

Konfektion

k

100

Bau

j

108

100

115

f

149

Allgemeiner Maschinenbau Metallwaren Lebensmittel Quelle:

125

Wolfqanq Müller: Grundfraqen der Planuna und Leitung des Handwerks ... (82), S. 124.

Im ungünstigsten Fall (Konfektion) verdienten die Beschäftigten in den PGH genau soviel wie die Arbeitnehmer in der örtlich geleiteten volkseigenen Wirtschaft. Ansonsten wurden jedoch in den PGH um bis zu 50 vH höhere Einkommen erzielt. Dabei sind in den Angaben der Übersicht 33 (im Gegensatz zur Übersicht 32) die ausgeschütteten Nettogewinne an Mitglieder nicht enthalten; d.h. der Abstand zwischen den Einkommen war in Wirklichkeit noch größer. Die ausgezahlten Gewinne machten in den einzelnen Zweigen zwischen 8 vH (Konfektion) und 33 vH (Lebensmittel/Metallwaren) einer durchschnittlichen Jahresvergütung aus 3 0 0 . Die Gründe für die unerwünschte Einkommensentwicklung in den PGH wurden schon genannt; im DDRSchrifttum heißt es dazu: — „Die z.T. ungerechtfertigt hohen Gewinnquoten zahlreicher... Genossenschaften beruhten ... in erster Linie auf ihrer Produktionstätigkeit" 301 . — Es entstanden „hohe Arbeitseinkommen in vielen PGH infolge flagranter Verletzungen der Erfordernisse des Gesetzes der Verteilung nach Arbeitsleistung" 302 . — „Bis Ende 1970 fußten die Mehrleistungsvergütungen in den PGH häufig nicht auf echten Mehrleistungen" 3 0 3 . — „Überhöhte Vergütungen und Gewinnanteile sowie Nutzungsgebühren, ungesetzlicher Urlaub ..." waren das Ergebnis „eigenwilliger Auslegungen der innergenossenschaftlichen Demokratie" 304 . Die vergleichsweise günstigen Einkommensbedingungen in den PGH führten bis 1970 zu einer, von der Führung mißbilligten, Zuwanderung von 56 000 Arbeitskräften aus der volkseigenen Wirtschaft 305 . Bei der Darlegung der Einkommensunterschiede zwischen den PGH und der VEW nach Sektoren wurde auch deutlich, daß die Vergütungen und die Gewinnausschüttungen innerhalb des genossenschaftlich organisierten Handwerks von Zweig zu Zweig erheblich differierten. Im Bezirk Halle betrug 1962 die Relation zwischen dem Bereich mit der niedrigsten Vergütung (Konfektion) und dem mit der höchsten (Lebensmittel) 1:1,7, wobei sich dieses Verhältnis unter Berücksichtigung der verteilten Gewinne noch vergrößern würde (s.o.). Bei generell gestiegenem Einkommensniveau in allen Zweigen sind die Disparitäten bis 1970 aber nicht beseitigt worden — im Gegenteil, die vorliegenden Informationen, obwohl regional und teilweise auch sektoral anders abgegrenzt, deuten eher auf eine noch breiter gefächerte Einkommensspanne hin. Zwischen dem Bereich mit der geringsten und höchsten Vergütung (Konfektion/Schmiede) bestand 1970 eine Relation von 1:2,2. Ähnliches gilt auch für die Gewinne; die ausgeschütteten Beträge im dienstleistenden Hand300

Vgl. Wolfgang Müller: Grundfragen der Leitung und Planung des Handwerks . . . (82), S. 125. Vgl. ebenda, S. 130. 302 vgl. Wolfgang Müller: Bedeutung und Formen der Integration des Handwerks . . . (83), S. 151. 301

303 304 305

118

Ebenda, S. 158. Ebenda, S. 158 f. Vgl. ebenda, S. 157.

Übersicht 34 Relationen zwischen den durchschnittlichen Bruttovergütungen in den PGH nach Handwerkszweigen 1962 und 1970 Konfektion=100 Beschäftigte in den PGH des Bezirks Halle 1962

Mitglieder der PGH in der DDR 1970

Konfektion

100

100

Dienstleistendes Handwerk Schuhe/Leder Bau

120 156

Zweig

Bauhandwerk Baustoffproduktion Allgemeiner Maschinenbau Schmiede Lebensmittel Fleischverarbeitung Quellen:

162 170

113 134 179 205 178 221 180

Wolfqanq Müller: Grundfraqen der Planunq und Leitunq des Handwerks ... (82), S. 124.- Derselbe: Bedeutung und Formen der Integration des Handwerks ... (83), S. 157.

werk und in der Fleischverarbeitung verhielten sich wie 1: 2,7 3 0 6 . Die Zahlen bestätigen im übrigen die Aussage, daß in den produzierenden Zweigen erheblich mehr verdient wurde als in den dienstleistenden. Über die Entwicklung nach 1970 sind keine exakten Daten verfügbar. Um die Unterschiede zu den Arbeitnehmern und auch zwischen den PGH abzubauen, wurden mehrere Maßnahmen ergriffen. Zunächst erfolgt 1971 eine kräftige Erhöhung der von den PGH (nicht von den Mitgliedern) zu zahlenden Gewinnsteuern für den Teil der Erträge, der aufgrund industrieller Fertigung erzielt wird 3 0 7 . Diese und andere Regelungen führten noch im selben Jahr, bei weiterhin gestiegenen Bruttogewinnen erstmals zum Rückgang der Nettogewinne; z.B. nahmen in 66 vH von 386 untersuchten PGH des Bezirkes Halle die Bruttogewinne zu, aber in 84 vH der Genossenschaften sanken die Nettogewinne. Außer von der neuen Gewinnprogression rührte das von der Einführung der Produktionsfondsteuer (aus dem Gewinn zu entrichtende Steuer auf das Kapital) her und von der Überziehung der staatlicherseits vorgegebenen Vergütungsfondslimits. Die überzogenen Beträge müssen nämlich seit damals den Gewinnen hinzugerechnet und mit ihnen versteuert werden 308 . Im Jahre 1971 überschritten mehr als 60 vH der Genossenschaften im Bezirk Halle ihr Vergütungsfondslimit — z.T. ganz erheblich 309 . Ein Jahr danach, im Frühling 1972, wurden die industriell produzierenden PGH aus dem genossenschaftlichen Sektor herausgelöst und in volkseigene Betriebe umgewandelt. Das betraf ca. 1 700 PGH mit gut 100 000 Mitgliedern 310 . Aus den Genossenschaftshandwerkern wurden Arbeiter und Angestellte. Damit dürfte sich auch das durchschnittliche Einkommensniveau gesenkt haben, weil nunmehr die Höchstverdiener fehlten. Wieder ein Jahr später erhielten die verbliebenen PGH neue Musterstatuten. Darin ist in bezug auf das Entgelt vorgesehen, die Arbeit der Mitglieder nach den Lohn- und Gehaltsstufen der entsprechenden Bereiche in der volkseigenen Wirtschaft zu vergüten. Bei Überschreitung der vom übergeordneten Staatsorgan vorgegebenen Vergütungssumme müssen die genossenschaftlichen Konsumtionsfonds um den überzogenen Betrag gekürzt werden. Die zuerst genannte Festlegung zielt auf eine Vereinheitlichung der Grundvergütungen, mit der zweiten erhoffte man sich offenbar, vor allem das Problem der überhöhten Mehrleistungsvergütungen in den Griff zu bekommen. Laut Musterstatut bestehen die Konsumtionsfonds aus dem Gewinnausschüttungsfonds, 306 307 308 309 310

Vgl. ebenda, S. 157. Vgl. GBl. II, 1970, S. 683 f. Für die industriell produzierenden PGH galt diese Regelung schon seit 1970. — Vgl. GBl. II, 1969, S. 731 ff. Vgl. Wolfgang Müller: Bedeutung und Formen der Integration des Handwerks . . . (83), S. 123. Vgl. Statistisches Jahrbuch der DDR 1974. (243), S. 176 f.

119

dem Prämienfonds und dem Kultur- und Sozialfonds. Die Höhe der Zuführung zu diesen Fonds wird in Anlehnung an die Zuführungen je VbE zum Prämien- sowie zum Kultur- und Sozialfonds vergleichbarer volkseigener Betriebe vorgenommen. Der Betrag vergrößert oder vermindert sich um jeweils bis zu 30 vH bei Über- oder Nichterfüllung staatlicher Auflagen zur Förderung volkswirtschaftlich wichtiger Leistungen 311 . Die gesamten Zuführungen dürfen aber 50 vH des Nettogewinns nicht übersteigen. Durch diese Schritte verringerten sich die Mittel der PGH für die Gewinnausschüttung, den Prämien-, Kultur- und Sozialfonds um 10 bis 45 vH 3 1 2 . Über die Aufteilung der Gelder auf die einzelnen Konsumtionsfonds entscheidet die Mitgliederversammlung. Betrachtet man die Entwicklung nach 1970, so ist in der Frage der Arbeitseinkommen eine nahezu vollständige Angleichung an die Verhältnisse in der volkseigenen Wirtschaft eingetreten, vorausgesetzt natürlich, die ergriffenen Regelungen sind weitgehend in die Praxis umgesetzt worden; indes, die vorliegenden (allerdings wenigen) Informationen (zweimalige Reduzierung der Gewinne bzw. der Mittel für die Konsumtionsfonds) deuten darauf hin. Nicht unerwähnt bleiben darf das nach wie vor bestehende Problem der Schwarzarbeit; sie ist in der DDR generell stark verbreitet, insbesondere aber im Engpaßbereich Handwerk. Die Kapazitäten des Handwerks im Bausektor sowie bei den Reparatur- und Dienstleistungen reichen bei weitem nicht für eine angemessene Versorgung der Bevölkerung aus. Die logische Folge ist Schwarzarbeit mit Stundenlöhnen von 10 Mark und mehr 3 1 3 . Außerdem werden häufig „großzügige" Trinkgelder gezahlt, um Handwerker in der regulären Arbeitszeit zu bekommen. Solche Zusatzeinkommen tauchen in keiner Statistik auf — im übrigen auch nicht im Westen.

6.3. Geldeinkommen aus selbständiger Tätigkeit Nach der Verstaatlichung der großen Industriebetriebe, der Banken, Versicherungen und des Großgrundbesitzes in der unmittelbaren Nachkriegszeit blieb zunächst aber noch ein relativ bedeutender privatwirtschaftlicher Bereich mit kleinen und mittleren Unternehmen übrig — vor allem in den Zweigen Landwirtschaft, Handwerk, Handel, Gaststätten- und Beherbergungsgewerbe sowie Industrie und Bauwesen. Das Verhältnis der Staats- und Parteiführung gegenüber diesen Selbständigen war stets ambivalent. Auf der einen Seite als Relikte aus der kapitalistischen Vergangenheit, als Fremdkörper in einer sozialistischen Gesellschaft angesehen, galt es auf der anderen Seite, jene Klassen und Schichten im Sinne der Bündnislehre für die kommunistische Sache zu gewinnen. Außerdem waren die Leistungen der Selbständigen für die Versorgung der Bevölkerung häufig unentbehrlich. Wie schon gesagt versuchte man, beide Ziele (Vergesellschaftung der Produktionsmittel und Werbung von Sympathisanten in den Mittelschichten bzw. deren Neutralisierung) durch die Gründung von Produktionsgenossenschaften bei den Bauern und den Handwerkern zu verwirklichen. Aber auch die anderen Gruppen (Einzelhändler, Gastwirte, Industrie- und Bauunternehmer) sollten mittels spezieller Betriebsformen (Kommissionshandelsgeschäfte, Betriebe mit staatlicher Beteiligung) von der rein privaten Wirtschaftsführung abgebracht werden. Die Intensität, diese Politik durchzusetzen, war in den einzelnen Zeitabschnitten unterschiedlich. Nach der Verstaatlichungswelle von 1972, bei der die privaten und halbstaatlichen Industrie- und Bauunternehmen gemeinsam mit den industriell produzierenden PGH nahezu vollständig in volkseigene Betriebe überführt wurden, besteht der private bzw. halbprivate Sektor im wesentlichen noch aus Selbständigen im Handwerk und im Handel (einschließlich Gaststätten- und Beherbergungsgewerbe), wobei es Einzelhändler bzw. Gastwirte mit und ohne Kommissionsvertrag gibt. Nach 1975 setzte gegenüber dem privaten Handwerk und Handel erstmals in der Geschichte der DDR eine gezielte Förderungspolitik ein, um den Bedarf der Bevölkerung an Reparatur- und Dienstleistungen besser decken zu können. Dieser Wandel führt offensichtlich allmählich auch in der Lehre zu einer veränderten Einstel311

Vgl. GBl. I, 1973, S. 121 ff. — Betriebsordnung der PGH „Elektro- und Rundfunkanlagen", Sonneberg. (226). Vgl. Wolfgang Müller: Bedeutung und Formen der Integration des Handwerks . . . (83), S. 258. 313 Vgl. Sonntägliche Wirtschaftsbetrachtung. Radio DDR I vom 15.8.1976. (298). — Neben der Schwarzarbeit im Auftrage von Privatpersonen gibt es eine legalisierte Form der Feierabend- und Wochenendarbeit. Dabei geht es vorrangig um die Werterhaltung und die Reparatur von Wohnhäusern, wobei aber in der Regel nur Betriebe und öffentliche Institutionen zur Vergabe von Aufträgen berechtigt sind. Die für diese Tätigkeiten amtlich festgesetzten Stundenvergütungen liegen um 20 bis 25 vH über den üblichen Sätzen. (Vgl. ebenda und GBl. I, 1975, S. 631 ff.). 312

120

lung bezüglich der Rolle von kleinen Selbständigen im Sozialismus. In einer neueren Publikation heißt es etwa, daß sich der Charakter des Privateigentums an Produktionsmitteln in der DDR wesentlich verändert hätte. Aufgrund der Vorherrschaft des sozialistischen Eigentums und wegen der Einbeziehung in die staatliche Leitung und Planung sei die Rückentwicklung zu kapitalistischem Eigentum unmöglich. Es wird sogar gefragt, ob es sich bei dieser Form des privaten Eigentums an Produktionsmitteln überhaupt noch um nichtsozialistisches Eigentum handele 314 . Ob die sich andeutende revidierte Anschauung Bestand haben wird oder nicht, bleibt abzuwarten, sicher ist jedoch, daß die geringe Zahl der Selbständigen heute nur noch einen Randposten im Wirtschaftsleben der DDR darstellt und dies sich auch kaum ändern wird.

6.3.1. Entwicklung des privatwirtschaftlichen Bereichs Die Gruppe der Selbständigen war — und ist es m.E. noch — sehr inhomogen, deshalb muß sie im Hinblick auf die Einkommen differenziert betrachtet werden. Voraussetzung dafür sind Kenntnisse über die jeweiligen Spezifika sowie über die Bedeutung und Entwicklung der einzelnen Schichten im Zeitablauf 315 . Der größte privatwirtschaftlich betriebene Bereich war bis 1960 die Landwirtschaft. 1955 gab es noch eine Million selbständige Bauern (einschließlich mithelfender Familienangehöriger). Bis Ende 1959 nahm ihre Zahl, bedingt durch die Genossenschaftsgründungen, um knapp 40 vH ab 3 1 6 . Seit der Kollektivierung im Frühjahr 1960 ist die Bauernschaft so gut wie vollständig genossenschaftlich organisiert. Den zweitgrößten Sektor bildete Mitte der 50er Jahre das private Handwerk mit über 300 000 Selbständigen und mithelfenden Familienangehörigen. Ähnlich wie in der Landwirtschaft ging ihre Zahl aufgrund der Bildung von Genossenschaften bis 1959 zurück — um 20 vH 3 1 7 . Offensichtlich sollte im Frühjahr 1960 auch dieser Bereich vollständig kollektiviert werden; man hat die angelaufene Aktion aber abgebrochen. Nach der Sozialisierung der Landwirtschaft waren die Handwerker die stärkste Gruppe unter den Selbständigen und sind es auch geblieben, obwohl sich ihr Bestand von 1961 bis Mitte der 70er Jahre wegen weiterer Eintritte in Genossenschaften, Betriebsschließungen aus Altersgründen, restriktiver Vergabe von Gewerbegenehmigungen u.ä. halbiert hat. Die 1975/76 einsetzende Förderungspolitik hat bisher lediglich eine Stabilisierung der Zahl der privaten Handwerker auf niedrigem Niveau bewirkt (1983: 112 000) 318 . Der dritt- bzw. seit 1960 zweitwichtigste private Zweig ist der Einzelhandel (einschließlich Gast- und Beherbergungsgewerbe). Seine Entwicklung ähnelt in vielem der des Handwerks. Gab es zunächst (1955) noch 150 000 selbständige Händler und mithelfende Familienangehörige, so verringerte sich ihre Zahl bis 1960 rasch, danach etwas langsamer, aber stetig; erst in der zweiten Hälfte der 70er Jahre kam dieser Abwärtstrend einigermaßen bei 12 000 verbliebenen privaten Einzelhändlern zum Stillstand. Ein Grund für die drastische Abnahme war die Propagierung des Kommissionshandels auf der III. Parteikonferenz 1956. Im Anschluß daran erfolgte bis 1960 die Umwandlung eines erheblichen Teils der Privatläden in Kommissionshandelsgeschäfte (1960: 31 000 Kommissionshändler und mithelfende Familienangehörige) 319. Diese Gruppe ist im Laufe der Zeit zahlenmäßig nur geringfügig geschrumpft. Die Kommissionshändler werden hier mit zum selbständigen Sektor gezählt. Ein Kommissionshändler führt die Verkaufstätigkeit in eigenen Geschäftsräumen im eigenen Namen, aber auf Rechnung eines anderen — in diesem Fall auf die des sozialistischen Einzelhandels. Von ihm erhält er die Kommissionsware, die bis zum Verkauf sozialistisches Eigentum bleibt. Für die dem Kommissionshändler übergebenen Waren muß er eine Kaution in Höhe von einem Drittel ihres Wertes stellen. Nach Veräußerung hat der Händler die erzielten Erlöse an den Vertragspartner abzuführen und erhält für seine Handelstätigkeit eine individuell zu vereinbarende Provision, die entweder an den Umsatz oder an die Handelsspanne gekoppelt ist. Einen Teil der

314 Vgl. Irene Falconere: Zur Rolle der Handwerker und Gewerbetreibenden im gesellschaftlichen Reproduktionsprozeß der DDR unter den veränderten Reproduktionsbedingungen der 80er Jahre. (141). S. 1337 ff. 315 In jüngerer Zeit sind zwei z.T. detaillierte Arbeiten zu diesem Thema erschienen. — Vgl. Per Anders Aslund: The Nonagricultural Private Sector in the East European Economy: The Case of Poland and the GDR 1945-1980. (2). — Maria Haendcke-Hoppe: Privatwirtschaft in der DDR. Geschichte — Struktur — Bedeutung. (40). 316 Vgl. Statistisches Jahrbuch der DDR 1962. (243), S. 408. 317 Vgl. Statistisches Jahrbuch der DDR 1957. (243), S. 177 sowie 1960/61, S. 188. 318 Vgl. Statistisches Jahrbuch der DDR 1984. (243), S. 110. 319 Vgl. Statistisches Jahrbuch der DDR 1960/61. (243), S. 188.

121

Handelskosten (Miete, Licht, Heizungs- und Reinigungsmittel) übernimmt der Vertragspartner 320. Diese Betriebsform war zunächst für Einzelhändler mit bis zu drei Beschäftigten gedacht 321 . Größere Läden sollten Verträge über eine staatliche Beteiligung abschließen. In erster Linie waren die ebenfalls auf der III. Parteikonferenz propagierten staatlichen Beteiligungen für die privaten Industrie- und Bauunternehmen vorgesehen, von denen es 1955 immerhin noch über 20 000 gab 3 2 2 . In der Folgezeit nahmen — sicher nicht freiwillig — über 6 000 Unternehmen den Staat als Gesellschafter auf 3 2 3 . Bis 1972 blieb diese Zahl nahezu konstant. Die staatliche Beteiligung konnte aus Zuführungen finanzieller Mittel bestehen oder aus eingebrachten volkseigenen Grundmitteln sowie Wertpapieren, ,,auf Wunsch" auch nur aus der Übernahme von Gewinnbeteiligungen durch den neuen Gesellschafter. In der Regel erhielten die halbstaatlichen Betriebe die Rechtsform einer Kommanditgesellschaft, in Einzelfällen auch die einer Offenen Handelsgesellschaft. Geschäftsführer blieb der private Teilhaber. Ihm stand neben den anteilig ausgeschütteten Gewinnen eine Tätigkeitsvergütung zu 3 2 4 . Gemeinsam mit den industriell produzierenden PGH wurden die Betriebe mit staatlicher Beteiligung sowie die letzten privaten Industrie- und Bauunternehmen im ersten Halbjahr 1972 fast ausnahmslos in die volkseigene Wirtschaft überführt. Der Vollständigkeit halber sollen noch die drei Gruppen von sonstigen Selbständigen genannt werden; gesamtwirtschaftlich gesehen haben sie allerdings so gut wie keine Relevanz. Im Jahre 1983 gab es noch knapp 13 000 kleine Gewerbetreibende außerhalb der Bereiche Handwerk und Handel, von denen die meisten im Verkehrswesen tätig waren, 6 000 Bauern und Gärtner sowie 12 000 Freiberufler 325 . Auch die Zahl der Selbständigen dieser Gruppen hat sich im Zeitablauf merklich verringert.

6.3.2. Bildung und Höhe der Einkommen von Selbständigen Der empirische Beleg über Höhe und Differenzierung der Einkommen ist bei den Selbständigen aufgrund weithin fehlender Informationen noch schwieriger als bei den Genossenschaftsbauern und -handwerkern. Deshalb ist teilweise wieder ein Rückgriff auf Bezirksdaten, auf Ergebnisse von Teilerhebungen und auf Gesetzestexte nötig. Soweit möglich werden die Einkommen als Monatsdurchschnittswerte je Selbständigen angegeben. Dabei ist für Vergleiche mit Arbeitern und Angestellten zweierlei zu beachten: Die Einkommen der Selbständigen sind nicht auf Vollbeschäftigteneinheiten bezogen (Problem der Teilzeittätigkeit), und mithelfende Familienangehörige gelten nicht als Einkommensbezieher; ihr (fiktives) Entgelt ist mit in dem der Selbständigen enthalten 326 . Die Einkommen der Selbständigen wie auch die der Genossenschaftsmitglieder sind Residualeinkommen, trotzdem gibt es zwischen beiden wesentliche Unterschiede. Im Gegensatz zu den genossenschaftlichen Einkünften werden die Verdienste der Selbständigen m.E. durch das Maß einzelunternehmerischer Leistung bestimmt und durch Einzelentscheid über die Verwendung des Betriebsergebnisses. Einkommen aus selbständiger Tätigkeit entziehen sich weithin amtlicher Planung; gleichwohl greift der Staat auch in den privatwirtschaftlichen Sektor durch administrative Maßnahmen (Preisfestsetzungen, Einstellungsbeschränkungen, Steuern usw.) massiv ein. Innerhalb des selbständigen Sektors sind die Verhältnisse hinsichtlich der Einkommensbildung und -höhe recht verschiedenartig. Aus diesem Grund werden die wichtigsten Gruppen gesondert besprochen. Die Entwicklung der Einkommen im privaten Handwerk verlief in den 50er und 60er Jahren, verglichen etwa mit der im volkseigenen und genossenschaftlichen Sektor, außerordentlich günstig. Seit 1950 wurden private Handwerksbetriebe mit nicht mehr als 10 fremden Arbeitskräften (Ehefrauen, Hausgehilfen, Lehrlinge und Schwerbeschädigte rechneten dabei nicht mit) zur Zahlung einer Normativsteuer herangezogen, deren Sätze 320

Vgl. GBl. II, 1966, S. 429 ff. Seit 1976 können auch Einzelhändler mit mehr als drei Beschäftigten Kommissionsverträge abschließen. — Vgl. GBl. I, 1976, S. 221 ff. 322 Vgl. Statistisches Jahrbuch der DDR 1955. (243), S. 121 und 172. 323 Vgl. Statistisches Jahrbuch der DDR 1964. (243), S. 38. 324 Vgl. GBl. I, 1959, S. 253 ff. 325 Vgl. Statistisches Jahrbuch der DDR 1984. (243), S. 108. 326 Die Relation zwischen Selbständigen und mithelfenden Familienangehörigen betrug 1967, dem letzten Jahr, für das das Statistische Jahrbuch der DDR beide Gruppen getrennt ausweist, 10 : 3,3. — Vgl. Statistisches Jahrbuch der DDR 1968. (243), S. 63. 321

122

auf den Durchschnittsleistungen der einzelnen Handwerkszweige des Jahres 1950 basierten 327 . Alle anderen Steuern (Umsatz-, Einkommen-, Gewerbe- und Vermögenssteuer) entfielen dafür. Die neue Steuer brachte den Betrieben erhebliche Entlastung; bezogen auf den Umsatz betrugen die Abgaben nur noch 3,2 vH durchschnittlich 328 . Außerdem wurden die Handwerker von der Buchführungspflicht befreit. Diese und andere Maßnahmen (günstige Kredite; Preissystem für Handwerksleistungen, das später auch für die PGH galt) bewirkten einen raschen Anstieg der Einkommen; sie erhöhten sich von 1950 bis 1955 um 123 vH (Arbeiter: 68 vH) 3 2 9 . Die größte Steuerersparnis erzielten Betriebe mit mehreren Beschäftigten und solche mit Serienfertigung, beides traf meistens zusammen. Daraus folgte ein Differenzierungsprozeß im Handwerk, ein (allerdings nicht sehr großer) Teil der Selbständigen unterlief die Beschäftigtengrenze durch Einstellung zahlreicher Lehrlinge, vor allem aber Schwerbeschädigter 330. Außerdem wurde nicht selten die industrielle Produktion zusätzlich durch illegale Arbeitsrechtsverhältnisse mit Hausfrauen, Rentnern und Heimarbeitern ausgedehnt, deren Löhne bestritten die Selbständigen aus den nicht nachweispflichtigen Gewinnen. Reparaturen und Dienstleistungen gingen anteilsmäßig zurück. Überhöhte Vergütungen zogen Abwanderungen aus der volkseigenen Wirtschaft nach sich 3 3 1 . Es entstanden die gleichen Probleme wie später in den PGH. „Auf Kosten ihrer Lohnarbeiter führten die Inhaber kapitalistischer Handwerksbetriebe ein luxuriöses Leben. Viele von ihnen waren Besitzer von mehreren Personenkraftwagen, Rennbooten, Villen usw." 3 3 2 . „Zu dieser Zeit kam das bittere Wort vom 'Handwerker- und Bauern-Staat' unter den Werktätigen auf" 3 3 3 . In der zweiten Hälfte der 50er Jahre und auch danach versuchte man, diese Probleme administrativ zu korrigieren, ohne sie letztlich in den Griff bekommen zu haben. Im Jahre 1958 wurden die Betriebe mit offenkundig serienmäßiger Produktion aus dem Handwerk ausgegliedert, wodurch deren steuerliche Besserstellung entfiel, und für Firmen mit mehr als drei fremden Arbeitskräften galt von nun an eine progressive Gewinnsteuer (Handwerkssteuer B) 3 3 4 . Das Gros der Handwerker (86 vH) wurde aber weiterhin nach einer Normativsteuer veranlagt (Handwerkssteuer A) 3 3 5 . Die meisten privaten Handwerker brauchten also auch künftig nur wenig Steuern zu zahlen, was im übrigen (schon vorher) den Zusammenschluß zu Genossenschaften erschwerte, bis für PGH 1956 eine (zeitweilige) Steuerbefreiung verfügt wurde. Außerdem enthielten die Regelungen das Verbot, mehr als einen Schwerbeschädigten und einen Lehrling je Ausbildungsjahrgang zu beschäftigen. Scheinbar hatten die ergriffenen Maßnahmen nicht die erhoffte Wirkung. 1966 wurde eine progressive Besteuerung für fast alle Betriebe eingeführt 336 . Lediglich eine Minderheit von alleinarbeitenden Meistern mit einem Anteil von etwa 10 vH an der Gesamtzahl der Handwerksfirmen blieb davon verschont 337 . Die Folge war, daß viele kleine Handwerker, die vorwiegend Reparaturen und Dienstleistungen ausführten, ihre Geschäfte aufgaben 338 . Die Inhaber solcher Betriebe befanden sich häufig schon im Rentenalter und verdienten im Vergleich zu ihren industriell produzierenden Kollegen ohnehin nicht sehr viel 3 3 9 . Auf der anderen Seite stieg der Anteil der Firmen mit acht und mehr Beschäftigten nach 1966 erheblich an 3 4 0 , weil nun ja kleine und größere Betriebe steuerlich gleich behandelt wurden. Im Zusammenhang mit den dort erzielten extrem hohen Einkommen hieß es: ,,Rekapitalisierungserscheinungen zeigten sich vor allem in den Handwerksbetrieben mit mehreren Arbeitskräften auf der Basis industrieller Produktion" 341 .

3 7 * Vgl. GBl., 1950, S. 827 und S. 967 sowie 1951, S. 291. 328 vgl Wolfgang Müller: Grundfragen der Planung und Leitung des Handwerks . . . (82), S. 72 f. — An anderer Stelle derselben Arbeit werden mit 3,8 bis 5,0 vH etwas höhere Steuersätze für den Zeitraum von 1950 bis 1955 genannt (vgl. ebenda, S. 114). 329

Vgl. ebenda, S. 72. Im Jahre 1955 bestanden 47 vH aller Handwerksbetriebe aus Alleinmeistern mit Familienangehörigen, 38 vH hatten bis zu drei und 15 vH vier und mehr fremde Arbeitskräfte. — Vgl. ebenda, S. 68. 331 Vgl. ebenda, S. 71 und 75. 332 Ebenda, S. 76. 333 Ebenda, S. 73. 334 Vgl. GBl. I, 1957, S. 651. — GBl. I, 1958, S. 261 ff. 335 Vgl. Wolfgang Müller: Grundfragen der Planung und Leitung des Handwerks . . . (82), S. 78. 336 Vgl. GBl. I, 1966, S. 71. 337 Vgl. Per Anders Aslund: The Non-agricultural Private Sector . .. (2), S. 329. 338 Vgl. ebenda, S. 330. 339 Vgl. Wolfgang Müller: Bedeutung und Formen der Integration des Handwerks . . . (83), S. 155. 340 Vgl. ebenda, S. 203. 341 Vgl. ebenda, S. 202. 330

123

Übersicht 35 Durchschnittliches monatliches Bruttoeinkommen der selbständigen Handwerker 1955 bis 1970 in Mark je Einkommensbezieher Einkommensart

1955

1958

1963

1970

Einkommen aus selbständiger Tätigkeit

842

1067

1283

1792

Quelle: Wolfqanq Müller: Bedeutunq und Formen der Inteqration des Handwerks ... (83), S. 202.

Die durchschnittlichen Einkommen je Handwerker haben sich zwischen 1955 und 1970 mehr als verdoppelt 342 . Insbesondere in der zweiten Hälfte der 60er Jahre ist eine starke Zunahme eingetreten. Während des gesamten Zeitraums bewegten sich die Verdienste auf einem Niveau, das nicht annähernd von einer der bisher erörterten Gruppen erreicht wurde. Es sind jedoch bei einem Vergleich die unterschiedliche Abgabenlast und der Beitrag zum Einkommen, der auf Leistungen von mithelfenden Familienangehörigen beruht, aber den Betriebsinhabern zugerechnet wird, zu beachten. Insbesondere die Belastung mit Steuern war absolut und relativ wesentlich größer als bei den Arbeitnehmern und den Genossenschaftsmitgliedern — auch in Zeiten, als die pauschalierte Normativsteuer galt 3 4 3 . Bei den Sozialversicherungsbeiträgen müssen die Handwerker naturgemäß den Arbeitnehmer- und den Arbeitgeberanteil selbst aufbringen, ihr Eigenbeitrag ist deshalb etwa doppelt so hoch wie der der anderen Gruppen, aber durch die niedrige Bemessungsgrenze von 600 Mark (ohne Freiwillige Zusatzrentenversicherung — vgl. S. 133 f.) kann bei hohen Einkommen trotzdem unter Umständen eine prozentual gleich hohe oder gar eine niedrigere Belastung entstehen. Allerdings sind auch für ständig mitarbeitende Familienangehörige Beiträge zu entrichten, die vom Einkommen des Betriebsinhabers abgehen. Übersicht 36 Relationen zwischen den durchschnittlichen Bruttoeinkommen der Arbeiter/Angestellten (VbE) und denen der selbständigen Handwerker 1955 bis 1970 Arbeiter und Angestellte=100 soziale Gruppe

1955

1958

1963

1970

Arbeiter und Angestellte in der sozialistischen Industrie

100

100

100

100

Selbständige Handwerker

185

208

214

238

Quellen: Wolfqang Müller: Bedeutung und Formen der Integration des Handwerks ... (83), S. 202. - Statistisches Jahrbuch der DDR 1972, S. 22. - Eigene Berechnungen.

Die Relationen zwischen den Einkommen werden nach derselben Methode ermittelt wie bei den PGHMitgliedern (vgl. S. 117), d.h. es erfolgt eine Gegenüberstellung der Arbeitseinkommen (ohne Ehegatten- und Kinderzuschläge) je vollbeschäftigten Arbeitnehmer und der Einkommen aus selbständiger Tätigkeit je Handwerker. Während des gesamten Zeitraums lagen die Einkommen der Handwerker ganz beträchtlich über denen 342 Die in Übersicht 35 genannten Einkommensgrößen sind in der zitierten Quelle als (geschätzte) Gewinne ausgewiesen, dabei fehlt der Hinweis, ob es sich um alle oder um die entnommenen Gewinne handelt. Letzteres ist jedoch wahrscheinlich, weil in einer anderen Arbeit desselben Autors (vgl. Wolfgang Müller: Grundfragen der Planung und Leitung des Handwerks . . . (82), S. 74 f.) Einkommen und Gewinn gleichgesetzt werden und für 1955 die Gesamtsumme aller Einkommen des Handwerks genannt ist, die sich disaggregiert (dividiert durch die Zahl der Selbständigen) mit dem Betrag in der Aufstellung deckt. 343

Ungeklärt ist allerdings dabei, ob man die Normativsteuer, die ja die Umsatz-, Gewerbe-, Vermögen- und die Einkommensteuer ablöste, vollständig auf die Einkommen beziehen darf.

124

der Arbeiter und Angestellten; seit Ende der 50er Jahre waren sie mehr als doppelt so hoch, wobei der Abstand sich noch ständig vergrößerte. Hinter den Durchschnittswerten verbergen sich bei den Selbständigen außerordentlich große Unterschiede, während die kleinen Betriebsinhaber im Reparatur- und Dienstleistungssektor nicht annähernd auf die im Mittel erzielten Verdienste kamen, konnten etliche Handwerker über extrem hohe Einkommen verfügen. Noch 1971 betrug der Jahresgewinn von 4 vH aller Handwerksfirmen im Bezirk Halle 60 000 bis 120 000 Mark, das waren im Monatsdurchschnitt 5 000 bis 10 000 Mark 3 4 4 . Die Verteilungsziele für den privatwirtschaftlichen Bereich sind im DDR-Schrifttum zwar nicht klar formuliert, aber der Grundsatz, nur eine beschränkte materielle Ungleichheit zu dulden, gilt auch für Selbständige; er wurde aufs gröbste verletzt. In der Zeit nach 1970 versuchte man, mit weitergehenden Maßnahmen diesen als unhaltbar angesehenen Zustand zu ändern. Wie bei den PGH wurden von 1971 an überhöhte Löhne und Gehälter der fremden Arbeitskräfte den Gewinnen zugeschlagen und mit ihnen versteuert 345 . Im gleichen Jahr trat ein neues Gesetz in Kraft, nachdem die ohnehin hohe Besteuerung der Gewinne für Erträge über 20 000 Mark jährlich nochmals heraufgesetzt wurde 346 . Davon blieben allerdings Handwerker verschont, die ausschließlich Reparatur-, Dienst- und Versorgungsleistungen für die Bevölkerung ausführten. Die wichtigsten Neuerungen in bezug auf ihre Relevanz für die Einkommensentwicklung erfolgten aber von 1972 an mit der stärkeren Einbindung der Selbständigen in die staatliche Planung 347 und der Umstrukturierung der Betriebe auf handwerkstypische Leistungen. Industriell produzierende Firmen, also die mit den höchsten Gewinnen, mußten ihre Zulieferbeziehungen zur volkseigenen Wirtschaft weitgehend lösen und ihr Tätigkeitsfeld auf Reparatur-, Dienst- und andere Versorgungsleistungen für die Bevölkerung umstellen 348 . Während die bisher genannten Maßnahmen im wesentlichen auf eine Beschneidung der (Netto-)Einkommen von Spitzenverdienern hinausliefen, sollte im Zuge der 1975/76 eingeleiteten Förderungspolitik die Wiedereinführung der Pauschalsteuer für kleine Handwerksbetriebe eine finanzielle Entlastung bringen. In den Genuß der Steuervergünstigungen kommen Handwerker mit höchstens einem Beschäftigten und einem Anteil von mindestens 70 vH Reparatur- und Dienstleistungen an der Wertschöpfung des Betriebes 349 . In jüngster Zeit ist die Einbeziehung des privaten wie des genossenschaftlichen Handwerks in sogenannte Versorgungsgruppen forciert worden. Versorgungsgruppen sind Arbeitsgemeinschaften von Betrieben mit ähnlichem Leistungsangebot, durch die unter Führung der volkseigenen Wirtschaft mittels einer abgestimmten Aufgabenverteilung und Spezialisierung eine bessere und rationellere Bedarfsdeckung für die Bevölkerung erreicht werden soll. Für die einbezogenen privaten Betriebe bedeutet das eine noch weitergehende Einschränkung ihres Aktionsspielraumes 350 . Alle aufgeführten Maßnahmen deuten tendenziell auf eine Nivellierung der Einkommen unter den selbständigen Handwerkern hin. Ob sie tatsächlich eingetreten ist, läßt sich aber letztlich nicht beantworten, weil statistische Angaben nicht verfügbar sind. Die Durchschnittseinkommen im privaten Handwerk dürften indes noch immer über denen der Arbeitnehmer und der Genossenschaftsmitglieder liegen. Vieles, was über die selbständigen Handwerker gesagt wurde, galt auch für die privaten sowie halbstaatlichen Industrie- und Baubetriebe bis zu deren Verstaatlichung im Jahre 1972. Die Inhaber bzw. geschäftsführenden Gesellschafter erzielten aufgrund der Größe ihrer Unternehmen noch höhere Einkommen als die Handwerker. Sie waren zweifellos die wohlhabendste Gruppe in der DDR. Eine Erhebung in knapp 40 vH aller nicht volkseigenen Industriebetriebe 1967 ergab für den halbstaatlichen Sektor ein durchschnittliches Nettoeinkommen aus Gewinn von 19 200 Mark jährlich 351 und das, obwohl diese Einkünfte steuerlich nach der Tabelle mit den höchsten Tarifen veranlagt wurden. Hinzu kamen noch die Tätigkeitsvergütungen der (geschäftsführenden) Komple344

Vgl. Wolfgang Müller: Bedeutung und Formen der Integration des Handwerks . . . (83), S. 202. — Statistisches Jahrbuch der DDR 1972. (243), S. 195. 345 Vgl. GBl. II, 1971, S. 60 i.V.m. 1969, S. 731 ff. 346 Vgl. GBl. II, 1970, S. 676. — Nach der seit 1966 geltenden Regelung (vgl. GBl. I, 1966, S. 71) betrug die Steuer bei einem Gewinn von beispielsweise 50 000 Mark im Jahr 23 300 Mark (47 vH), nach der neuen Festlegung 26 300 Mark (53 vH). 347 Vgl. GBl. II, 1972, S. 541 ff. 348 Vgl. Maria Haendcke-Hoppe: Privatwirtschaft in der DDR. (40), S. 44. 349 Vgl. GBl. I, 1976, S. 193. 350 Vgl. Maria Haendcke-Hoppe: Privatwirtschaft in der DDR. (40), S. 45. 351 Vgl. Herbert Beuermann: Die Auswirkungen der neuen Industriepreise und die daraus resultierenden Haushalts- und Nettoeinkommensbeziehungen in den Betrieben der nicht volkseigenen Eigentumsformen unter dem Aspekt der Weiterentwicklung des Preissystems im ökonomischen System des Sozialismus — dargestellt an Beispielen aus der Lederbranche. (30), S. 138.

125

mentäre, schätzt man sie mit 12 000 Mark pro Jahr ein, errechnet sich ein monatliches Durchschnittseinkommen von 2 600 Mark netto. Diese Summe entsprach in etwa dem viereinhalbfachen Betrag des Nettoarbeitseinkommens eines Vollbeschäftigten in der volkseigenen Industrie. Eine ähnliche Relation nannte ein führender DDR-Politiker (Günter Mittag) Ende 1970. Nach seinen Angaben waren die Nettoeinkommen der Inhaber bzw. Geschäftsführer privater/halbstaatlicher Industrie- und Bauunternehmen rund viermal höher als die der Beschäftigten in der volkseigenen Wirtschaft 352 . Von gesamtwirtschaftlicher Bedeutung sind neben den Einkünften der privaten Handwerker (Selbständige im Industrie- und Baubereich sowie Komplementäre in halbstaatlichen Betrieben repräsentierten nur eine kleine Gruppe) die Einkommen der Einzelhändler und Gastwirte. Diese Schicht kann hinsichtlich ihrer Einkünfte in drei Personenkreise untergliedert werden. Einmal gab es die vielen schlecht ausgestatteten Kleinstbetriebe, deren Eigentümer sich häufig schon im Rentenalter befanden (1967: 31 vH aller privaten Einzelhändler) und nicht selten ihre Läden nur noch zu gewissen Zeiten öffneten. Sie verdienten kaum mehr als Arbeitnehmer im sozialistischen Handel, manchmal sogar weniger 353 . Vom Staat weitgehend in Frieden gelassen, um so ihr Arbeitspotential noch nutzen zu können, dezimiert sich diese Gruppierung im Laufe der Zeit aus Alters- und Rentabilitätsgründen in außerordentlich starkem Maße mehr oder weniger von selbst. Zum zweiten sind die größeren Betriebe mit über drei fremden Arbeitskräften zu nennen. Sie stellten innerhalb des Einzelhandels aber nur eine Minderheit dar, weil kleinere Einheiten die Regel waren 354 . Ihnen wurde nahegelegt — wie in der Industrie und im Bauwesen — den Staat als Gesellschafter aufzunehmen. Dies geschah indes nur zögernd 355 . Etliche wußten sich einer staatlichen Beteiligung zu entziehen; sie brauchten kein fremdes Kapital, weil im Handel große Investitionen nicht häufig anfallen. Deshalb blieb eine Reihe großer Fachgeschäfte mit vermutlich stattlichen Erträgen in Privathand 356 . Die staatlichen Aktivitäten konzentrierten sich im wesentlichen auf die vielen gesunden Betriebe mit bis zu drei Beschäftigten; sie wurden nachhaltig aufgefordert, Kommissionshandelsverträge abzuschließen. Für die Handelstätigkeit erhalten die Kommissionshändler eine Provision; sie betrug in der ersten Hälfte der 60er Jahre durchschnittlich 11 bis 12 vH des Umsatzes bzw. hatte einen Anteil von etwa 60 vH an der Handelsspanne 357 . Von der erzielten Provision sind ein Teil der Kosten (einen Teil übernimmt ja der staatliche Vertragspartner), insbesondere Vergütungen für fremde Arbeitskräfte zu bestreiten. Es verbleibt der Bruttogewinn und nach Abzug der gesetzlichen Abgaben der Nettogewinn ( = Nettoeinkommen). 1965 sah die Jahresergebnisrechnung im Mittel aller Kommissionshändler folgendermaßen aus 3 5 8 : ./. = ./. =

Provision: Kosten: Bruttogewinn: Gesetzliche Abgaben: Nettogewinn

22 100 8 300 13 800 3 200 10 600

Mark Mark Mark Mark Mark

Für den Zeitraum von 1960 bis 1966 liegen die durchschnittlichen Nettoeinkommen der Kommissionshändler vor bzw. lassen sich berechnen 359 . 352 Protokoll der 14. Tagung des ZK der SED. Berlin (Ost) 1971, S. 60 zitiert nach Per Anders Aslund: The Non-agricultural Private Sector ... (2), S. 326. 353 Vgl. Werner Horn: Der Prozess der Entwicklung der Kommissions- und privaten Einzelhändler zu sozialistischen Werktätigen in der Etappe des umfassenden Aufbaus des Sozialismus in der DDR. (48), S. 194 ff. 354 Im Durchschnitt beschäftigten die privaten Einzelhändler (ohne Handwerk mit Einzelhandel) 1,3 fremde Arbeitskräfte. — Vgl. Werner Horn: Der Prozess der Entwicklung der Kommissions- und privaten Einzelhändler . . . (48), S. 47. 355 Im Jahre 1963 waren im Handel lediglich 530 Betriebe mit staatlicher Beteiligung registriert, gegenüber knapp 22 000 Kommissionshandelsgeschäften (vgl. ebenda, S. 44). — Auch im Handwerk waren übrigens halbstaatliche Betriebe vorgesehen, und zwar für Firmen mit mehr als 10 fremden Arbeitskräften, sie erlangten dort aber gleichfalls keine Bedeutung. 356 Vgl. Per Anders Aslund: The Non-agricultural Private Sector . . . (2), S. 329. 357 Vgl. Werner Horn: Der Prozeß der Entwicklung der Kommissions- und privaten Einzelhändler . . . (48), S. 50 und 178. 358 Vgl. ebenda, S. 178 f. 359 In der zitierten Quelle (S. 342) ist eine Schichtung der Nettoeinkommen nach Einkommensklassen von 1960 bis 1966 ausgewiesen, Mittelwerte werden aber nicht genannt. Um sie zu errechnen, bedarf es gewisser Annahmen über die durchschnittliche Höhe der Einkommen innerhalb der geschlossenen und offenen Klassen. Nach allen Erfahrungen mit Schichtungen sind die Klassenmitten in der Regel nicht die Durchschnittswerte, sondern unterhalb der am stärksten besetzten Gruppe liegen die Mittelwerte in den einzelnen Schichten näher an den Obergrenzen und jenseits des Modalwertes näher an den Untergrenzen. So wurden auch die Annahmen getroffen. Das Ergebnis ist sehr befriedigend, zumal es sich in zwei Fällen (1961 und 1965) mit dem an anderer Stelle in derselben Quelle (S. 179) angegebenen exakten Durchschnittseinkommen

126

Übersicht 3 Durchschnittliche monatliche Nettoeinkommen der Kommissionshändler 1960 bis 1966 in Mark je Einkommensbezieher

Einkommensart Einkommen aus Kommissionshandelstätigkeit Quelle:

1960

1963

1966

792

858

933

Werner Horn: Der Prozess der Entwicklung der Kommissions- und privaten Einzelhändler ... (48), S. 179 und 342 (Anlage 4). - Eigene Berechnungen.

Die Einkommen sind etwa im gleichen Tempo gestiegen wie die der Arbeitnehmer. Zwischen den Nettoeinkommen der Kommissionshändler und der Vollbeschäftigten in der sozialistischen Industrie bestand in allen Jahren eine stabile Relation von 1:1,65, d.h. die Einkünfte aus Handelstätigkeit lagen um zwei Drittel über denen aus unselbständiger Beschäftigung in der VEW 3 6 0 .

Ubersicht 38 Kommissionshändler nach Einkommensgruppen 1965 Kommissionshändler insgesamt=100

monatliches Nettoeinkommen in Mark

Anzahl der Kommissionshändler in vH

500 750 1000

unter bis bis bis

500 750 1000 1250

22,0

1250 1667 2500 3333

bis bis bis und

1667 2500 3333 mehr

10,7 5,7

Quelle:

24,4

21,0 14,7

1,0

0,5

Werner Horn: Der Prozess der Entwicklung der Kommissions- und privaten Einzelhändler ... (48), S. 342 (Anlage 4).

Wie bei allen Selbständigengruppen sind die Einkommen auch bei den Kommissionshändlern breit gestreut. Etwa 22 vH von ihnen verdienten 1965 weniger als 500 Mark netto im Monat, gut 45 vH zwischen 500 und 1000 Mark und knapp 33 vH mehr als 1000 Mark. Die Zahl der Bezieher von Höchsteinkommen (über 5000 Mark/Monat) war sehr gering; es gab davon weniger als zwei Dutzend in der ganzen DDR 3 6 1 . Diese Differenzierung ist zum erheblichen Teil auf große Einkommensunterschiede zwischen den einzelnen Branchen zurückzuführen, wie die nachfolgende Zusammenstellung der durchschnittlichen (Brutto-)Gewinne zeigt. überprüfen läßt. Die berechneten Größen stimmen mit den wahren nahezu exakt überein. Aslund (vgl. Per Anders Aslund: The Non-agricultural Private Sector . . . (2), S. 328) hat nach derselben Quelle die Medianwerte ermittelt, sie bewegen sich gut 10 vH unter den hier angeführten arithmetischen Mittelwerten. Er spricht allerdings von Bruttoeinkommen, nach der zugrundeliegenden DDR-Habilitationsschrift handelt es sich aber um Nettoeinkommen. 360 Für den Vergleich wurde wieder von dem um Ehegatten- und Kinderzuschläge, Steuern sowie Sozialversicherungsbeiträge verminderten Bruttoarbeitseinkommen der vollbeschäftigten Arbeiter und Angestellten in der sozialistischen Industrie ausgegangen. (Vgl. Statistisches Jahrbuch der DDR 1970. (243), S. 22). 361 Vgl. Werner Horn: Der Prozess der Entwicklung der Kommissions- und privaten Einzelhändler... (48), S. 342 (Anlage 4).

127

Relationen zwischen den durchschnittlichen Gewinnen der Kommissionshändler nach Zweigen 1965 durchschnittlicher Gewinn aller Zweige=100 Zweig

Relationen

Möbel

226

Schuh- und Lederwaren

126

Drogerien

124

Textilien, Bekleidung, Kurzwaren

119

Haushalts- und Wirtschaftswaren

109 86

Gaststätten Quelle:

Werner Horn: Der Prozess der Entwicklung der Kommissions- und privaten Einzelhändler ... (48), S.178 f.

Angaben über die 70er Jahre liegen wiederum nicht vor. Auf die weitere Einkommensentwicklung läßt sich nur indirekt anhand der ergriffenen administrativen Maßnahmen schließen. Kommissionshändler wurden von Anfang an im Vergleich zu den selbständigen Einzelhändlern steuerlich bevorzugt. Im Gegensatz zu ihnen brauchen Kommissionshändler keine Umsatz-, Gewerbe- und grundsätzlich auch keine Vermögensteuer zu zahlen. Sie haben von ihren Einkommen (Gewinn ./. Sozialversicherungsbeiträge) lediglich die sogenannte Steuer des Kommissionshandels zu entrichten — eine Einkommensteuer, deren Abgabesätze aber über denen der Lohnsteuer liegen 362 . Im Jahre 1971 sind zwei neue Regelungen in Kraft getreten, die in gewissem Umfang neue Akzente setzten. Es werden seitdem, wie im genossenschaftlichen und privaten Handwerk, auch im Handel (mit und ohne Kommissionsvertrag) überhöhte Vergütungen für fremde Arbeitskräfte dem Gewinn hinzugerechnet und mit ihm versteuert 363 . Parallelen zum Handwerk und zum privaten Einzelhandel zeigen sich auch bei der anderen Maßnahme; die Besteuerung der Einkommen über 24 000 Mark jährlich wurde erheblich heraufgesetzt 364 . Dieser Schritt sollte eindeutig die Kommissionshändler mit Spitzenverdiensten treffen. 1984 ist die Steuererhöhung teilweise wieder zurückgenommen worden. Die starke Progressionszone setzt nun bei Jahreseinkommen über 30 000 Mark ein 3 6 5 . Ansonsten ist nur noch die Kurskorrektur von 1975/76 gegenüber dem gesamten privaten Sektor bedeutsam; für den Kommissionshandel brachte sie die Neuerung, daß auch selbständige Einzelhändler mit mehr als drei fremden Arbeitskräften Kommissionsverträge abschließen können 366 . Insgesamt dürfte in den 70er Jahren eine Nivellierung der (Netto-) Einkommensverteilung im Einzelhandel stattgefunden haben, besonders aufgrund der erheblich stärkeren Besteuerung der hohen Gewinne, aber die Durchschnittseinkommen müßten immer noch beträchtlich über denen der Arbeitnehmer liegen. Obwohl nur eine sehr kleine und dazu noch ausgesprochen heterogene Gruppe soll kurz auf die freiberuflich Tätigen eingegangen werden. Einige von ihnen zählen (früher zusammen mit den Komplementären halbstaatlicher Betriebe) zweifellos zu den Spitzenverdienern. Zumeist handelt es sich dabei um Angehörige künstlerischer und technischer Berufe. Ein empirischer Nachweis läßt sich indes wegen Datenmangels nicht erbringen. Auch die übrigen freiberuflich Tätigen dürften im Mittel Einkommen erzielen, die erheblich über den Masseneinkommen der Arbeitnehmer und Genossenschaftsmitglieder liegen. Vermutlich bewegen sie sich in einer ähnlichen Größenordnung wie die Gewinne der privaten Handwerker. Will man eine Rangfolge, gestaffelt nach der Höhe der Durchschnittseinkommen, aller bisher genannten sozialen Gruppen aufstellen, ergeben sich gewisse methodische Probleme wegen der unterschiedlichen Abgrenzungen der Verdienstkategorien (brutto — netto) und der Bezugsgrößen (Vollbeschäftigteneinheiten — Einkom362 363 364 365 366

128

Vgl. Vgl. Vgl. Vgl. Vgl.

GBl. GBl. GBl. GBl. GBl.

I, 1960, S. 19 ff. — GBl. SDr. Nr. 1033/1980. II, 1971, S. 60 i.Vm. 1969, S. 731 ff. II, 1970, S. 689 f. I, 1984, S. 115. I, 1976, S. 221 ff.

mensbezieher), aber überschlägig lassen die vorhandenen Informationen folgende Stufenordnung für die Zeit bis zu Beginn der 70er Jahre erkennen, die sowohl für die Brutto- wie für die Nettobezüge gilt: — Inhaber und Komplementäre privater bzw. halbstaatlicher Industrie- und Bauunternehmen sowie ein Teil der freiberuflich Tätigen, — Selbständige Handwerker, — Einzelhändler mit und ohne Kommissionsvertrag, — Mitglieder von Produktionsgenossenschaften des Handwerks, — Mitglieder von Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften Typ I und II 3 6 6 , — Arbeiter und Angestellte 367 , — Mitglieder von Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften Typ III. Dieser Katalog macht deutlich, daß die Durchschnittseinkommen aller Selbständigengruppen über denen der Genossenschaftsmitglieder und der Arbeitnehmer lagen. Der Abstand zwischen den Verdiensten der privatwirtschaftlich Tätigen und der übrigen Beschäftigten war ganz beträchtlich. Unter den Selbständigen gab es indes sehr ausgeprägte Einkommensdisparitäten, die Spannbreite zwischen den niedrigsten und den höchsten Bezügen betrug etwa 1:20, in Extremfällen ist die Relation sogar noch größer gewesen. Demgegenüber nehmen sich die Unterschiede zwischen Genossenschaftsmitgliedern und Arbeitnehmern hinsichtlich der Durchschnittseinkommen relativ bescheiden aus; aber innerhalb der Landwirtschaft und des genossenschaftlichen Handwerks bestand ebenfalls eine starke Streuung der Vergütungen. Die vergleichsweise homogenste Gruppe bildeten zweifellos die Arbeiter und Angestellten. Bis zum Ende der 70er Jahre hat sich die Rangordnung in einigen Punkten sicher verändert, private Inhaber bzw. Komplementäre von Industrie- und Baubetrieben gibt es so gut wie nicht mehr, ebenso nicht die LPG alten Typs. Im Durchschnitt verdienen aber wohl die (verbliebenen) Selbständigen nach wie vor mehr als Genossenschaftsmitglieder und Arbeitnehmer, wobei sich der Abstand aber eher verringert haben dürfte. Nach den spärlichen Informationen ist zwischen den Bauern in den LPG neuen Typs und den Genossenschaftshandwerkern sowie den Arbeitnehmern im Mittel eine weitgehende materielle Gleichstellung eingetreten. Das Ausmaß der intrasektoralen Disparitäten unter den Selbständigen und unter den Genossenschaftsmitgliedern ist gewiß auch kleiner geworden, ohne sich indes auf die Streubreite der Arbeitnehmereinkünfte reduziert zu haben. Insofern sind in der DDR bei der Verwirklichung etlicher ihrer Verteilungsziele, wenn nicht alle Zeichen trügen, Fortschritte erzielt worden, insbesondere im Hinblick auf die Annäherung der Einkommen der verschiedenen sozialen Gruppen, die Überwindung der Einkommensunterschiede zwischen Stadt und Land sowie die Duldung einer nur beschränkten materiellen Ungleichheit.

6.4. Gesetzliche Abzüge Die Einkommen aus Erwerbstätitkeit werden in der DDR mit direkten Steuern und Sozial Versicherungsbeiträgen belastet. Nach Abzug dieser beiden Positionen von den Bruttoeinkommen ergeben sich die Nettowerte. Laut Nomenklatur der Geldbilanz bleiben im Gegensatz zur Einkommensgesamtrechnung der Bundesrepublik die Arbeitgeberbeiträge zur Sozialversicherung dabei außer Ansatz und deshalb auch in dieser Arbeit. In einem anderen Punkt wird der Systematik der Geldbilanz nicht gefolgt. Sie berücksichtigt nur die Pflichtbeiträge der Arbeitnehmer, Genossenschaftsmitglieder und Selbständigen. Daneben gibt es noch die Beiträge zur Freiwilligen Zusatzrentenversicherung (FZR). Nach amtlichen Verlautbarungen ist die FZR zusammen mit der Pflichtversicherung als Einheit anzusehen; die überwiegende Zahl der Berechtigten (Bezieher von Einkommen mit mehr als 600 Mark monatlich) gehört der FZR inzwischen auch an (vgl. S. 142). Aus diesen Gründen sollen die Abführungen an die FZR hier wie gesetzliche Abzüge behandelt, d.h. den Pflichtbeiträgen hinzugerechnet werden. 6.4.1. Steuern aus Erwerbstätigkeit Unter Steuern aus Erwerbstätigkeit versteht man Abgaben, die direkt auf Einkommen erhoben werden, nicht jedoch jene, die außerdem noch im Zusammenhang mit der Berufsausübung anfallen, wie z.B. Umsatz-, Gewerbe- und Vermögensteuern bei den privaten Einzelhändlern. Nicht dazu zählen auch die von Betrieben 367

In den Jahren vor 1960 rangierten die Arbeitnehmer vor den LPG-Mitgliedern Typ I und II.

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zu zahlende Steuern auf Einkommen wie etwa die Konsumtionsabgabe der LPG Typ III (vgl. S. 111), obwohl sie die (Netto-) Einkünfte in ähnlicher Weise schmälern wie „reguläre" Einkommensteuern. Die steuerlichen Abzüge und teilweise auch die Sozialversicherungsbeiträge sind — ggf. bei gleichen Einkommen — für die einzelnen sozialen Gruppen unterschiedlich hoch. Es bietet sich deshalb an, sie getrennt darzustellen. Arbeitnehmer müssen Lohnsteuern entrichten, deren Sätze im wesentlichen unverändert seit 1953 gelten. Nach einer Freigrenze von 182 Mark beginnt ihr Tarif für den darüber liegenden Teil des Monatseinkommens mit einem Durchschnittssteuersatz von 10 vH, der sich zunächst ziemlich rasch erhöht und bei 1 260 Mark in eine von da an konstant bleibende Quote von 20 vH einmündet. Während bei relativ niedrigen Einkommen die steuerliche Belastung progressiv ansteigt, geht sie bei höheren Einkommen in eine proportionale Zone über 368 . Soziale Gesichtspunkte finden ihren Niederschlag in der Berücksichtigung des Familienstandes und von Kindern (Steuerklassen), berufsbedingten Ausgaben und außergewöhnlichen Belastungen (z.B. Körperbehinderung, Krankheit, Unterhaltszahlungen). Ursprünglich aus wirtschaftspolitischen Gründen als Anreiz für Normbzw. Planübererfüllungen eingeführt, werden Steuervergünstigungen u.a. für Mehrleistungslöhne und -prämien gewährt. Für diese Lohnbestandteile beträgt der Steuersatz nur 5 vH. Völlig steuerfrei sind Zuwendungen aus dem Prämienfonds, Zuschläge für Schicht-, Nacht- und Feiertagsarbeit, Erschwerniszulagen sowie Entschädigungszahlungen (Lohnnebenkosten)369. Wegen der steuerlichen Besserstellung der Mehrleistungsvergütungen sind bei der Neuordnung des Lohnsystems die alten Tariflohnsätze als Bezugsbasis für die Abgabenermittlung beibehalten worden (vgl. S. 77 f.). Die Arbeitseinkünfte vieler freiberuflich Tätigen (z.B. Schriftsteller, Wissenschaftler, Künstler, Ärzte, Erfinder) wurden bis 1958 mit Abgaben belegt, die den Lohnsteuern entsprachen. Dies gilt für Einkommen bis zu 1 260 Mark monatlich immer noch. Für höhere Verdienste wurden die Steuerquoten 1959 heraufgesetzt, seitdem steigt die Durchschnittsbelastung von 20 vH bei Einkünften über 1 260 Mark weiter an und geht bei 3 000 Mark in eine Proportionalbesteuerung von 30 vH über 3 7 0 . Eine weitere Gruppe von freiberuflich Tätigen (u.a. Gebrauchsgrafiker, Kunsthandwerker, Ingenieure, Architekten, Bildreporter) zahlt von 1971 an Abgaben, deren Sätze mit den (1959 geänderten) Quoten der übrigen steuerbegünstigten Freiberufler bis zu einem Einkommen von 1 675 Mark monatlich übereinstimmen, danach steigen die Belastungen aber rascher an (3 000 Mark: 38,4 vH) und erreichen bei Bezügen von etwa 8 300 Mark mit 60 vH ihren Höchstwert 371 . Steuerlich ähnlich wie Arbeitnehmer werden die Mitglieder der Produktionsgenossenschaften des Handwerks behandelt. Für die Grundvergütung sind die Steuersätze identisch; früher waren sie es auch für die Mehrleistungslöhne bzw. -Vergütungen (jeweils 5 vH). Im Jahre 1963 sind letztere jedoch für Genossenschaftshandwerker — abhängig vom Grad der Normenerfüllung — auf 5 bis 20 vH angehoben worden 372 . Die Prämien der PGH-Mitglieder unterliegen zwar — wie die der Arbeiter und Angestellten — nicht der Steuerpflicht, aber die Handwerker mußten schon immer 10 vH der ausgeschütteten Gewinne abführen. Bei den Genossenschaftsbauern ist die Lage hinsichtlich der Besteuerung ihrer Einkommen kompliziert. 1952 wurde für LPG-Mitglieder eine sogenannte Landwirtschaftsteuer geschaffen 373 . Als Bemessungsgrundlage für die Höhe der Abführungen dienten die Steuerverpflichtungen der Bauern im letzten Jahr vor deren Eintritt in die Genossenschaft, wobei die neue Steuerschuld gegenüber der alten um folgende Sätze vermindert wurde: Einkommensteuer 25 vH, Umsatzsteuer 75 vH, Vermögensteuer 50 vH, Grundsteuer 25 vH (LPG Typ I und II) bzw. 75 vH (LPG Typ III) 374 . Die einmal so festgesetzten Beträge änderten sich dann im Prinzip nicht mehr und waren in jedem Jahr zu entrichten. Für Genossenschaftsbauern, die vorher keinen Hof besessen hatten, entfiel die Steuer 375 . Die Einkommen der LPG-Mitglieder (aus wirtschaftlicher Tätigkeit) selbst blieben ausdrücklich steuerfrei 376 . Deshalb ist es problematisch, die Landwirtschaftsteuer ganz oder anteilig (d.h. mit der Summe, die sich von den früheren Einkünften aus eigenständiger Tätigkeit herleitete) auf die Verdienste der Genossenschaftsbauern zu beziehen. Ob bzw. inwieweit das in der Geldbilanz geschah, läßt sich nicht eindeutig beant368

Besteuerung des Arbeitseinkommens. (112), S. 55 ff. Vgl. Herwig E. Haase: Grundzüge und Strukturen des Haushaltswesens der DDR. (39), S. 158 f. — Heinz Balling: Besteuerung des Arbeitseinkommens. (26), S. 327 ff. 370 Vgl. GBl. I, 1958, S. 453 f. 371 Vgl. GBl. II, 1970, S. 690 ff. 372 Vgl. GBl. I, 1962, S. 119 ff. 373 Vgl. GBl., 1952, S. 714. 374 Vgl. ZBI. (253), 1954, S. 85 f. — Diese Bestimmung galt zunächst nur für 1953, wurde später aber erst um ein Jahr und dann auf unbestimmte Zeit verlängert (vgl. ZBI. (253), 1954, S. 414. — GBl. I, 1959, S. 112). — 1952, als mit den Genossenschaftsgründungen begonnen wurde, betrug die Ermäßigung für alle Steuerarten 25 vH (vgl. GBl., 1952, S. 714). 375 Vgl. ZBI. (253), 1954, S. 85 f. und S. 414. — GBl. I, 1959, S. 112. 376 Vgl. ZBI. (253), 1954, S. 85 f. 369

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worten. In der Systematik der Bilanz gab es jedenfalls schon zu Zeiten, in denen außer der Landwirtschaftsteuer bezüglich der Einkommen keine anderen Abführungen anfielen, unter der Rubrik „gesetzliche Abzüge" die Position „Steuern der LPG-Mitglieder" 377 . Im Jahre 1971 wurde die Landwirtschaftsteuer wohl nicht zuletzt wegen ihres zu geringen Aufkommens abgeschafft 378 , gleichzeitig aber eine Abgabe auf die Konsumtion eingeführt 379 . Sie wurde dann erhoben, wenn die für Einkommenszwecke bestimmten Mittel im Durchschnitt der LPG 600 Mark je Mitglied (AK) monatlich überstiegen 380 . Die Beträge oberhalb der Freigrenze unterlagen einer scharf progressiven Besteuerung 381 , wobei die Sätze für Werte über 667 Mark je Monat 1973 noch erhöht wurden 382 . Steuerschuldner der Konsumtionsabgabe waren in den LPG Typ III die Genossenschaften, in den LPG Typ I und II indes die Mitglieder selbst 383 . Im Sinne der Geldbilanz bedeutete dies kurioserweise, daß zumindest nach Fortfall der Landwirtschaftsteuer die Einkommen der Mitglieder von LPG Typ III steuerlich nicht belastet wurden, wohl aber die Einkünfte der Bauern in LPG Typ I und II. Praktisch machte sich dieser Unterschied kaum bemerkbar, weil es fast keine LPG Typ I und II mehr gab. Unabhängig von ihrer formalen Zuordnung wirkte die Konsumtionsabgabe nivellierend auf die (Netto-) Einkommensverteilung der gesamten Landwirtschaft. In Zusammenhang mit einer Agrarpreisreform ist die Konsumtionsabgabe 1984 wieder abgeschafft worden; statt ihrer sind von allen landwirtschaftlichen Genossenschaften Gewinnsteuern abzuführen 384 . Die Besteuerung der Selbständigen ist uneinheitlich geregelt. Kommissionshändler zahlen die sog. Kommissionshandelsteuer 385, eine Abgabe vom Gewinn, deren Tarifverlauf schon im unteren Bereich über dem der Lohnsteuer liegt. Aber erst im Einkommensbereich oberhalb von 2 000 Mark im Monat waren die Sätze für Kommissionshändler seit 1971 bedeutend höher 386 . Im Frühjahr 1984 ist die Zone mit starker Progression zu Monatseinkommen über 2 500 Mark verschoben worden 387 . Bei Einkünften von 3 000 Mark beträgt die Belastung nunmehr 26,2 vH; für Spitzenverdienste strebt sie indes gegen 70 vH. Private Handwerker entrichteten von 1950 bis 1958 bzw. 1966 eine Normativsteuer, die sich aus einem Grundbetrag (nach Berufen und Ortsklassen gestaffelt), Zuschlag bei Beschäftigung fremder Arbeitskräfte (gekoppelt an die Lohnsumme), Zuschlag auf den Materialeinsatz und einem Zuschlag für Handelstätigkeit zusammensetzte 388 . Sie löste die Umsatz-, Einkommen-, Gewerbe- und Vermögensteuer ab. Ob die Beträge der Normativsteuer — und wenn ja — vollständig oder nur zu einem Teil in der Geldbilanz verbucht wurden, ist unklar, zumal ein direkter Bezug zwischen Abgaben und Einkommen nicht besteht. Aber analog zu den LPGBauern ist in der Nomenklatur der Geldbilanz eine Position „Steuern der privaten Handwerker" enthalten 389 . Für die Betriebe brachte die neue Steuer insgesamt eine erhebliche finanzielle Entlastung (vgl. S. 122 f.). Von 1958 an galt für Firmen mit mehr als drei fremden Arbeitskräften neben einer Umsatz- eine progressive Gewinnsteuer (Handwerksteuer B); das Gros der Handwerker wurde aber zunächst weiter nach einer Normativsteuer veranlagt (Handwerksteuer A) 3 9 0 . Die erhoffte Wirkung — nämlich die (Netto-) Einkommensentwicklung erheblich zu dämpfen — erfüllte sich offensichtlich nicht. Deshalb wurde 1966 für fast alle Betriebe eine neue Handwerksteuer eingeführt; sie bestand aus einer Umsatzsteuer (später teilweise durch die Produktionsfondssteuer ersetzt), einer Lohnsummen- und einer Gewinnsteuer. Die Sätze der Gewinnsteuer glichen (mit Ausnahme des unteren Bereichs) bis zu einem Monatseinkommen von 1000 Mark in etwa denen der Lohnsteuer, danach stiegen die rasch an, auf 31,3 vH bei 2 000 Mark und 38,7 vH bei 3 000 Mark. Für extrem hohe Einkünfte näherte sich die Belastung der 90 vH-Marke 391 . Dieser Tarif gilt im Prinzip immer noch, aber nur für Betriebe, die aus377

Vgl. Alfred Keck unter Mitarbeit von Hans-Georg Raunigk: Die Bilanz der Geldeinnahmen . . . (52), S. 145. Lediglich die Bestimmungen über die Grundsteuer gelten weiter (vgl. GBl. II, 1970, S. 786 sowie 1971, S. 406). Grundsteuern zahlen aber nur noch die Bauern, die für ihre eingebrachten Flächen Bodenanteile vergütet erhalten. 379 Vgl. GBl. II, 1970, S. 785 f. 380 Ausgenommen von dieser Regelung waren landwirtschaftliche Betriebe, die seit 1976 Gewinnsteuern abführten (industriemäßig organisierte Betriebe für Viehzucht und -Verwertung). — Vgl. GBl. I, 1975, S. 649. 381 Vgl. Herwig E. Haase: Grundzüge und Strukturen des Haushaltswesens der DDR. (39), S. 141. 382 Vgl. GBl. II, 1972, S. 604. 383 Vgl. Herwig E. Haase: Grundzüge und Strukturen des Haushaltswesens der DDR. (39), S. 139 ff. 384 Vgl. GBl. SDr. Nr. 1114/1983. 385 Vgl. GBl. I, 1960, S. 19 ff. — GBl. SDr. Nr. 1033/1980. 386 Vgl. GBl. II, 1970, S. 689 f. 387 Vgl. GBl. I, 1984, S. 115. 388 Vgl. GBl., 1950, S. 967 ff. sowie 1951, S. 291 ff. 389 Vgl. Alfred Keck unter Mitarbeit von Hans-Georg Raunigk: Die Bilanz der Geldeinnahmen . . . (52), S. 145. 390 Vgl. GBl. I, 1957, S. 651 sowie 1958, S. 261 ff. 391 Vgl. GBl. I, 1966, S. 71 ff. 378

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schließlich Reparatur-, Dienst- und Versorgungsleistungen für die Bevölkerung ausführen. Alle übrigen Handwerker zahlen seit 1971 bei Erträgen über 1670 Mark monatlich noch mehr Gewinnsteuern, z.B. 43,1 vH bei 3 000 Mark 392 . Schließlich ist 1976 für kleine Betriebe mit bis zu einer fremden Arbeitskraft eine Erleichterung durch die pauschale Festsetzung des Steuerbetrages geschaffen worden. Voraussetzung ist, daß 70 vH des Umsatzes auf Dienst-, Reparatur- und Versorgungsleistungen (für die Bevölkerung) entfallen 393 . Selbständige Einzelhändler, Gastwirte und sonstige Gewerbetreibende unterliegen der Einkommensteuer 394 , ebenso nichtsteuerbegünstigte freiberufliche Tätige. Inhaber und Komplementäre von privaten bzw. halbstaatlichen Industrie- und Bauunternehmen gehörten früher auch zu diesem Personenkreis. Der Einkommensteuertarif ist Ende der 40er und in der ersten Hälfte der 50er Jahre mehrmals verändert worden 395 , bevor er 1958 seine heute noch gültige Form erhielt 396 . Danach liegen die Durchschnittssätze erheblich über denen aller anderen Gruppen und steigen mit einer außerordentlich starken Progression an. Von 3 000 Mark Monatseinkommen sind z.B. bereits über 60 vH abzuführen. Der Spitzensteuersatz beträgt für Höchstverdiener 90 vH. Nach der Ähnlichkeit in bezug auf die Höhe der steuerliqhen Belastungen lassen sich aufgrund der vorhergehenden Ausführungen die einzelnen sozialen Gruppen in vier Kategorien einteilen: — LPG-Mitglieder. LPG-Mitglieder zahlten bis 1971, je nachdem, ob man die Landwirtschaftsteuer einbezieht oder nicht, keine oder nur geringe Abgaben. Danach wurden bis 1983 bei einer Freigrenze von 600 Mark monatlich nur höhere Entgelte (dann aber progressiv) direkt, in der Regel aber indirekt, besteuert. Nunmehr entrichteten die LPG (nicht die Mitglieder) Abgaben vom Gewinn. — Arbeiter und Angestellte, PGH-Mitglieder, Teile der steuerbegünstigten freiberuflich Tätigen. Arbeiter und Angestellte führen von ihren Einkünften allenfalls 20 vH Steuern ab, bei Einkommen unter 1260 Mark im Monat weniger. Generell liegen die effektiven Steuerquoten durch die Begünstigung der Mehrleistungslöhne und -prämien, der Zuwendungen aus dem Prämienfonds sowie weiterer Bezüge erheblich unter den Sätzen der Steuertabelle. Der Steuertarif der beiden anderen Gruppen entspricht dem der Arbeitnehmer, für die bevorzugten Freiberufler aber nur bis zu einem monatlichen Verdienst von 1260 Mark, danach steigt die Belastung auf maximal 30 vH an. Sie bewegt sich dann aber in der Regel immer noch wesentlich unter den Steuergrenzen der nachfolgenden Gruppen. Bei den PGH-Mitgliedern ergeben sich zu den Arbeitnehmern gewisse Unterschiede durch die abweichende Behandlung der Mehrleistungsvergütungen und durch die Veranlagung der Gewinne, die ja im genossenschaftlichen Handwerk quasi die Funktion von Jahresendprämien haben. Indes können die Abgaben, bezogen auf die gesamten Bezüge, nie die 20 vHMarke überschreiten. — Kommissionshändler, private Handwerker, Teile der steuerbegünstigten freiberuflich Tätigen. Für diesen Personenkreis ist kennzeichnend, daß der Tarifverlauf mit dem der Lohnsteuer bis zum Beginn ihrer Proportionalzone entweder völlig übereinstimmt (Freiberufler) oder größere Ähnlichkeiten aufweist (Kommissionshändler, private Handwerker), dann aber progressiv weiter steigt (Ausnahme Kommissionshändler: Bei ihnen beginnt die Progressionszone seit 1984 erst wesentlich später). Gewisse Differenzen bestehen allerdings zwischen den hier zusammengefaßten Gruppen insbesondere hinsichtlich der Belastung sehr niedriger Einkommen und der Höchststeuersätze (freiberuflich Tätige 60 vH; Kommissionshändler 70 vH; private Handwerker 90 vH). — Sonstige Selbständige (private Einzelhändler und Gastwirte, nicht steuerbegünstigte freiberuflich Tätige, Inhaber und Komplementäre privater bzw. halbstaatlicher Betriebe, übrige selbständige Gewerbetreibende). Sie alle unterliegen der Einkommensteuer, deren Tarif fast ausnahmslos (abgesehen von privaten Handwerkern mit absoluten Spitzenverdiensten) höhere Sätze vorsieht als bei jeder anderen Gruppe. Die Gründe für die unterschiedliche steuerliche Behandlung sind einmal wirtschaftlicher Art, indem man einkommensschwache Sparten (z.B. früher die genossenschaftlich betriebene Landwirtschaft) entlasten wollte, vor allem ist aber die nach Klassen und Schichten differenzierte Belastung gesellschaftspolitischen Intentionen entsprungen. Je nachdem, ob die einzelnen Gruppen als förderungswürdig angesehen wurden oder ob es galt, 392

Vgl. GBl. II, 1970, S. 676. Vgl. GBl. I, 1976, S. 193. 394 Im Gegensatz zur Bundesrepublik Deutschland, wo unter dem Oberbegriff Einkommensteuer alle Steuern auf Einkünfte — unabhängig von der Art ihrer Entstehung — subsumiert werden, bezeichnet man in der DDR mit diesem Terminus nur die Steuer auf Einkommen spezieller sozialer Gruppen. 395 Vgl. ZVOBI. I (254), 1949, S. 235 ff. — GBl., 1953, S. 889 ff. — GBl., 1954, S. 775 ff. 396 Vgl. GBl. I, 1958, S. 449 f. — GBl. SDr. Nr. 670/1970. 393

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bestimmte Sektoren (in der Regel den privatwirtschaftlichen Bereich) zu beseitigen bzw. zu reduzieren, wurde das Instrument der Steuer eingesetzt. Falls die seit der zweiten Hälfte der 70er Jahre veränderte Beurteilung der Rolle der Selbständigen in einer sozialistischen Ordnung ernst gemeint ist, wäre eine Reform des Abgabensystems angebracht. Bisher vertragen sich die uneinheitlichen Steuertarife nicht mit dem Gleichbehandlungsgrundsatz.

6.4.2. Sozialversicherungsbeiträge Eine ,,klassenkämpferische" Komponente enthielten früher auch die Abführungen an die Sozialversicherung durch die differenzierte Festlegung der Beitragssätze nach sozialen Gruppen; sie ist indes weitgehend entfallen. Die beiden Sozialversicherungen in der DDR — die Sozialversicherung der Arbeiter und Angestellten und die Sozialversicherung bei der Staatlichen Versicherung — sind als Einheitsversicherungen konzipiert. Kennzeichnend dafür ist u.a. ein einheitlicher, nach Risiken nicht aufspaltbarer Beitrag 397 . Nach den derzeit geltenden Regelungen zahlen Arbeitnehmer 10 vH ihres Verdienstes bis zur Bemessungsgrenze von 600 Mark monatlich als Pflichtbeiträge, d.h. ihnen werden höchstens 60 Mark im Monat abgezogen. Zum beitragspflichtigen Einkommen gehören auch Mehrleistungslöhne und -prämien, nicht jedoch Zuwendungen aus dem Prämienfonds, Zuschläge für Schicht-, Nacht- und Feiertagsarbeit, Erschwerniszulagen sowie Entschädigungsleistungen399. Hinzu kommt der Beitragsanteil der Betriebe mit 12,5 vH (Bergbau: 22,5 vH). Weiterarbeitende Vollrentner brauchen selbst keine Beiträge mehr zu entrichten, die Betriebe müssen ihren Anteil aber auch dann abführen. Bezieher von höheren Einkommen können der 1968 eingeführten und 1971 umgestalteten Freiwilligen Zusatzrentenversicherung beitreten. Die wesentliche Neuerung ist dabei die Aufhebung der Bemessungsgrenze. Der Abgabensatz für die Einkommensteile oberhalb 600 Mark beträgt bei den Versicherten und den Betrieben je 10 vH. Für Genossenschaftsbauern und -handwerker gelten die gleichen Festlegungen hinsichtlich der Pflicht- und der freiwilligen Versicherung, d.h. von den Einkommen bis zu 600 Mark entrichten die Mitglieder 10 vH, der Genossenschaftsanteil beläuft sich auf 12,5 vH. Bei der Zusatzversicherung sind es wieder je 10 vH für Versicherte und Betriebe. Auch die Bestimmungen für beschäftigte Rentner unterscheiden sich nicht. Weil eine Beteiligung der Betriebe an den Beiträgen der Selbständigen naturgemäß fehlt und diese bestimmte Leistungen nicht erhalten, die Arbeitnehmern und Genossenschaftsmitgliedern zustehen (Einkommensausgleich in Höhe von 90 bzw. 100 vH im Krankheitsfall in den ersten 6 Wochen) 400 , sind von den Selbständigen 20 vH ihres Einkommens bzw. Gewinns an die Pflicht- wie an die freiwillige Versicherung abzuführen. Außerdem müssen Selbständige für mitarbeitende Ehegatten auf deren (fiktive) Bezüge ebenfalls Beiträge mit einem Satz von 20 vH leisten. Bei selbständig tätigen Rentenbeziehern halbiert sich die Abgabenverpflichtung. Im Gegensatz zu den Arbeitnehmern und den Genossenschaftsmitgliedern haben Selbständige nicht die Möglichkeit, ihre gesamten Einkünfte über 600 Mark im Monat mit Beiträgen zur Freiwilligen Zusatzrentenversicherung belegen zu lassen; für sie gibt es in der FZR eine Bemessungsgrenze in Höhe von 1200 Mark, um zu verhindern, daß Spitzenverdiener extrem hohe Krankengeldzahlungen (von der 6. Woche an) und später auch Renten beziehen. Nach 25jähriger Zugehörigkeit zur FZR setzt für Arbeitnehmer und Genossenschaftsmitglieder eine Beitragsbefreiung ein, der Betriebsanteil wird davon aber nicht berührt. Für Selbständige und deren mithelfenden Ehefrauen vermindert sich dann der Beitragssatz um die Hälfte (10 vH). Diese Regelung hat indes bisher wegen der relativ geringen Laufzeit der FZR noch keinerlei Relevanz. Neben den allgemeinen Sozialversicherungsbeiträgen wird (nur) von den sozialistischen und privaten Betrieben eine spezielle Unfallumlage erhoben, deren Höhe sich nach den beitragspflichtigen Einkünften und nach der Unfallgefahr des jeweiligen Betriebes richtet. Sie beträgt 0,3 bis 3,0 vH der veranlagten Arbeitsentgelte. Der Berechnungsmodus der (allgemeinen) Sozialversicherungsbeiträge für Arbeiter und Angestellte hat sich in der DDR bis zum Jahre 1977 nie verändert, Versicherte und Betriebe entrichteten je 10 vH. In der Pflichtversicherung ist 1978 der Arbeitgeberanteil um 2,5 Prozentpunkte angehoben worden als Konsequenz der Übernahme des betrieblichen Lohnausgleichs im Krankheitsfall durch die Sozialversicherung. 397 398 399 400

Vgl. Vgl. Vgl. Vgl.

dazu im einzelnen Abschnitt 7.1. GBl. I, 1977, S. 373 ff. sowie 1978, S. 1 ff. Heinz Balling: Besteuerung des Arbeitseinkommens. (26), S. 327 ff. dazu im einzelnen Abschnitt 7.2.2.

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Für LPG-Mitglieder galten zunächst die Bestimmungen fort, die jeweils für die einzelnen Personen vor ihrem Eintritt in die Genossenschaft maßgebend waren, wobei die Abzüge überall um 10 vH gekürzt wurden 401 . Von 1955 an machte man einen Unterschied zwischen früher selbständigen Landwirten und Landarbeitern bzw. sonstigen abhängig Beschäftigten. Vormals eigenständige Bauern zahlten ihre Beiträge weiter nach der eben genannten Regelung, die übrigen Genossenschaftsmitglieder wurden mit einem Abgabensatz von 9 vH belegt 402 . Im Jahre 1959 ist dann die Vereinheitlichung der Beiträge auf 9 vH für alle LPG-Bauern erfolgt 403 . Erst sehr viel später wurde eine Anpassung an die entsprechenden Festsetzungen bei der Sozialversicherung der Arbeiter und Angestellten vorgenommen. Seit 1971 zahlen die Mitglieder 10 vH und die Genossenschaften selbst nochmal 10 vH 4 0 4 , vorher bestand für die Betriebe Abgabenfreiheit. Schließlich ist analog zu den Arbeitnehmern der Genossenschaftsanteil (in der Pflichtversicherung) 1977 auf 12,5 vH angehoben worden. PGH-Mitglieder sind hinsichtlich der Beiträge den Arbeitnehmern schon seit Mitte der 50er Jahre weitgehend gleichgestellt 405 , was im übrigen ja auch für die Steuern zutrifft. Die Belastung der Vergütungen und ausgeschütteten Gewinne belief sich (und beläuft sich noch) auf 10 vH, der Betriebsanteil war gleich hoch, bis auch er 1977 auf 12,5 vH heraufgesetzt wurde. Die Abgabenregelungen für Selbständige ist früher uneinheitlich gewesen. Bei den privaten Bauern richtete sich die Höhe der Beiträge nach dem Einheitswert ihrer Wirtschaft. Mitarbeitende volljährige Familienangehörige wurden wie fremde Arbeitskräfte behandelt. Es waren für sie Abführungen von ihrem (fiktiven) Einkommen 406 zu leisten. In bäuerlichen Betrieben mit einer Fläche bis zu 20 ha betrug der Satz 14 vH und in den größeren 20 vH 4 0 7 . Die Beiträge für Handwerker sind in den 50er Jahren wiederholt geändert worden. Bis 1952 waren sie nach Berufsgruppen und Höhe der Einkommen gestaffelt, dann im Verhältnis 1:1 an die damals eingeführte Normativsteuer geknüpft, d.h. es mußten genauso viel Versicherungsbeiträge wie Steuern abgeführt werden 408 . 1956 erfolgte eine Anhebung der Sozialabgaben um 70 v H 4 0 9 und ein Jahr später die Aufstellung neuer, nach Berufsgruppen und Volumen der Lohnsummen abgestufte, Beitragstarife, verbunden mit einer Abkopplung von den Steuern 410 . Parallel zur teilweisen Ablösung der Normativsteuer 1958 wurde abermals eine Neuordnung der Versicherungsbeiträge vorgenommen 411 . Handwerker mit bis zu drei fremden Arbeitskräften (Handwerksteuer A) waren davon allerdings nicht betroffen, ihre Abgabenlast blieb gleich. Für Handwerker mit vier und mehr Beschäftigten (Handwerksteuer B) wurde ein Beitrag von 20 vH des steuerpflichtigen Gewinns bis zur Bemessungsgrenze von 600 Mark monatlich festgesetzt. Bei der nächsten Umgestaltung der Steuern (1966) fand die Vereinheitlichung des Abgabensatzes für alle Handwerker statt. Sie und ihre mithelfenden Familienangehörigen (mit Ausnahme der beitragsfreien Ehefrauen) wurden von nun an unterschiedslos mit 20 vH veranlagt 412 . Die übrigen Selbständigen zahlten anfangs für sich und ihre mitarbeitenden Familienangehörigen (einschließlich Ehefrauen) Sozialabgaben in Höhe von 14 vH ihrer beitragspflichtigen Einkommen 413 ; 1956 wurde der Satz differenziert, bei Beschäftigung fremder Arbeitskräfte betrug er 17 vH, sonst 14 vH 4 1 4 . Abweichend davon mußten einige Berufsgruppen, ob sie nun fremde Arbeitskräfte eingestellt hatten oder nicht, 17 vH entrichten (Rechtsanwälte, Steuerberater, Treuhänder, Makler usw.), andere (Ärzte sowie begünstigte freiberuflich Tätige) nur 14 vH. Im übrigen galt, daß für mitarbeitende Familienangehörige jeweils die gleichen Beitragssätze Anwendung fanden, die den einzelnen Selbständigen abverlangt wurden. 1971 trat auch für diesen Bereich eine einheitliche Regelung in Kraft, wonach alle Selbständigen und mithelfenden Familienangehörigen mit 20 vH belastet wurden bzw. noch werden 415 . 401

Vgl. GBl., 1953, S. 9. Vgl. GBl. I, 1955, S. 96. — Genossenschaftsbauern mit individueller Wirtschaft unterlagen einem anderen Verfahren, ihr Beitrag leitete sich von dem Einheitswert ihrer Wirtschaft ab. 403 Vgl. GBl. I, 1959, S. 137 ff. 404 Vgl. GBl. II, 1970, S. 767 ff. 405 Vgl. GBl. II, 1957, S. 207 f. — GBl. I, 1959, S. 513 ff. 406 Zugrundegelegt wurden die Lohntarife der Landarbeiter. 407 Vgl. ZVOBI. I (254), 1949, S. 445. — GBl., 1951, S. 81 f. 408 Vgl. GBl., 1952, S. 737 ff. 409 Vgl. GBl. I, 1956, S. 257 ff. 410 Vgl. GBl. I, 1957, S. 352 ff. 411 Vgl. GBl. I, 1958, S. 565 ff. 412 Vgl. GBl. II, 1966, S. 229 ff. 413 Vgl. GBl., 1951, S. 81 f. 414 Vgl. GBl. I, 1956, S. 259 f. 415 Vgl. GBl. II, 1970, S. 770 ff. 402

134

Während in den 50er und teilweise auch noch in den 60er Jahren die verschiedenartigsten Regelungen hinsichtlich des Berechnungsmodus der Beiträge und der Höhe der Abgabensätze nebeneinander bestanden, ist nach und nach bis 1971 eine Vereinheitlichung erreicht worden — im Gegensatz zu den Steuern aus Berufstätigkeit, wo dies immer noch nicht der Fall ist. Die Beitragseinnahmen der Sozialversicherung reichten nur zu Beginn der 50er Jahre zur Finanzierung der Leistungen aus, später mußte die Bilanz in immer stärkerem Maße durch Staatszuschüsse ausgeglichen werden — 1980 zu 47 vH 4 1 6 . ,,Da der Staat die Garantie für die Leistungen übernommen hat, bedarf es keiner langfristigen Reservebildung zur Kapitaldeckung künftiger Leistungen: Die Finanzierung der Sozialversicherung erfolgt im Umlageverfahren, das heißt, die Ausgaben einer Periode werden durch die Beiträge und Zuschüsse derselben Periode gedeckt. Eine Orientierung der Beiträge am Ausgabenvolumen fehlte bis zu Beginn der siebziger Jahre völlig. Danach hat mit der Umgestaltung der Freiwilligen Zusatzrentenversicherung (1971) und der Übernahme des Lohnausgleichs im Krankheitsfall (1978) die Leistungsausweitung der Sozialversicherung zwar zu höheren Beiträgen geführt, sie reichen aber nicht aus, um die Differenz zwischen Einnahmen und Ausgaben zu verringern. Langfristig ist mit einer weiteren Öffnung der Schere zu rechnen. An die Stelle des Versicherungsprinzips (Deckung der Ausgaben durch Beiträge) ist bei der Finanzierung sozialer Leistungen in zunehmendem Maße das Versorgungsprinzip getreten" 417 .

6.5. Struktur und Entwicklung der Geldeinkommen aus Erwerbstätigkeit Nach der ausführlichen Darstellung und Diskussion der verschiedenen Kategorien von Einkommen aus Erwerbstätigkeit soll zum Abschluß dieses Kapitels über die Höhe, Struktur und Entwicklung der gesamtwirtschaftlichen Aggregate berichtet werden, um Vorstellungen über deren Größenordnungen und Veränderungen im Zeitablauf zu gewinnen. Ein analoges Vorgehen ist später für die Sozial- und die übrigen Einkommen beabsichtigt — und zum Schluß der Arbeit für die Einkommen insgesamt. Die Brutto- wie die Nettoeinkommen der Erwerbstätigen haben sich im Untersuchungszeitraum (1955 bis 1982) um etwa 175 vH erhöht; allerdings verlief die Entwicklung bei den einzelnen Einkommensarten unterschiedlich. Darin spiegeln sich zum Teil allgemeine Tendenzen wachsender Industriegesellschaften wider (z.B. relative Zunahme der Arbeitnehmereinkünfte — relative Abnahme des landwirtschaftlichen Sektors), aber auch die Folgen politischer Entscheidungen (z.B. Genossenschaftsbildungen) bzw. Gesetzesänderungen (z.B. im Sozial- und Steuerrecht) werden sichtbar. Den mit weitem Abstand größten Posten unter den (Brutto-) Erwerbseinkommen stellen die Arbeitnehmereinkünfte dar (1982: 84 vH). Ihr Anteil ist seit 1955 um gut 10 Prozentpunkte wegen der Zunahme der Zahl der Beschäftigten und der höheren Durchschnittsverdienste gestiegen. Auffällig ist dabei das größere Gewicht der Prämien, obwohl sie auch zu Beginn der 80er Jahre lediglich 7 vH der Arbeitnehmerbezüge ausmachen. Die Entwicklung bei den Nettoeinkommen war etwas schwächer, weil die Vergütungen in dem Bereich, in den die meisten Arbeitnehmer hineingewachsen sind, einer starken Steuerprogression (höchster Grenzsteuersatz bei etwa 700 Mark monatlich) unterliegen. Hinsichtlich der Sozialversicherungsbeiträge ist die Situation anders; bezogen auf die Arbeitseinkünfte ist ihr Verlauf leicht degressiv, einmal wegen der festen Abgabensätze, zum anderen aufgrund der in der Pflichtversicherung bestehenden Beitragsbemessungsgrenze. Durch die Steuerprogression ist der Trend bei den Sozialabzügen aber überkompensiert worden. Die tatsächlichen Belastungen der Arbeitnehmereinkommen mit Steuern und Versicherungsbeiträgen (1982: 14,5 vH) liegen im übrigen erheblich unter den generellen gesetzlichen Abgabensätzen, denn einige Einkommensteile sind nicht abführungspflichtig, andere werden niedriger besteuert; zudem entfallen die Zahlungen der berufstätigen Rentner (Arbeitnehmeranteil) zur Sozialversicherung. Uneinheitlich verlief die Entwicklung im Genossenschaftswesen. Nach den Anfängen Mitte der 50er Jahre gewann der Sektor rasch an Bedeutung, besonders infolge der Vollkollektivierung der Landwirtschaft und der (abgebrochenen) Kollektivierungsaktion beim Handwerk im Jahre 1960. Gemessen am Gewicht der Vergütungen an den (Brutto-) Erwerbseinkommen hatte der genossenschaftliche Bereich 1965 mit einem Anteil von knapp 13 vH seinen Höhepunkt erreicht. Hinterher nahm diese Quote wegen der rückläufigen Zahl der Beschäftigten in der Landwirtschaft und aufgrund der Überführung industriell produzierender PGH in die volkseigene Wirtschaft (1972) ab; seit Mitte der 70er Jahre stagniert der Wert bei 8 vH. Davon entfallen etwa 6 vH auf LPG und 2 vH auf PGH-Mitglieder. Das Auf und Ab bei den absoluten Beträgen der landwirtschaftlichen Einkünfte macht 416 417

Vgl. Heinz Vortmann: Grundzüge der sozialen Sicherung in der DDR. (217), S. 314. Ebenda.

135

Übersicht Geldeinnahmen aus Erwerbstätigkeit (brutto) 1955 bis 1982 1955

1960

1965

1970

1975

1980

1982

1960

1955

1965

in Mrd. Mark

1970

1980. 1982

1975

Anteile In vH

Arbeitseinkommen der Arbeiter und Angestellten Bruttoarbeitseinkommen Lohnsteuer Sozialversicherungsbeiträge Nettoarbeitseinkommen

29,4

40,0

44,8

54,8

73,7

87,5

93,9

73

75

75

76

82

84

84

1,3 2,6

2,4 3,2

2,7 3,2

3,7 3,7

5,3 4,8

6,8 5,7

7,6 6,0

3 7

5 6

5 5

5 5

6 5

7 6

7 5

25,5

34,4

38,9

47,4

63,6

75,0

80,3

63

64

65

66

71

72

72

0,4

4,4

7,7

8,4 ' 7,7

8,4

8,7

1

8

13

12

9

8

8

0 0

0,1 0,2

0,2 0,3

0,2 0,4

0,1 0,4

0,2 0,5

0,2 0,5

0 0

0 0

0 1

0 1

0 0

0 1

0 0

0,4

M

7,2

7,8

7,2

7,7

8,1

1

8

12

11

8

7

7

0,4

3,4

6,0

5,8

6,3

6,4

6,6

1

6

10

8

7

6

6

0 0

0 0,2

0 0,3

0 0,3

0 0,4

0 0,4

0 0,4

0 0

0 0

0 1

0 0

0 0

0 0

0 0 6

Einkommen aus genossenschaftlicher Tätiqkeit Bruttoeinkommen Steuern aus Erwerbstätigkeit Sozialversicherungsbeiträge Nettoeinkommen Bruttoeinkommen der LPG-Mitglieder Steuern aus Erwerbstätigkeit Sozialversicherungsbeiträge

0,4

3,2

5,7

5,5

5,9

6,0

6,2

1

6

10

8

7

6

Bruttoeinkommen der PGH-Mitglieder

0

1,0

1,7

2,7

1,5

1,9

2,1

0

2

3

4

2

2

2

Steuern aus Erwerbstätigkeit Sozialversicherungsbeiträge

0 0

0,1 0,1

0,1 0,1

0,2 0,2

0,1 0,1

0,2 0,1

0,2 0,1

0 0

0 0

0 0

0 0

0 0

0 0

0 0

Nettoeinkommen der PGH-Mitglieder

0

0,8

1,4

2,3

1,3

1,7

1,9

0

2

2

3

2

2

2

Nettoeinkommen der LPG-Mitglieder

Einkommen aus selbständiger Tätigkeit 10,5

9,1

7,6

9,2

8,0

8,6

9,0

26

17

13

13

9

8

8

Steuern aus Erwerbstätigkeit Sozialversicherungsbeiträge

1,8 0,4

1,6 0,3

2,3 0,3

3,0 0,3

2,7 0,4

2,8 0,4

2,9 0,4

5 1

3 1

4 1

4 0

3 0

3 0

3 0

Nettoeinkommen

8,3

7,2

5,0

5,9

4,9

5,4

5,7

21

14

8

8

6

5

5

Bruttoeinkommen aus Erwerbstätigkeit, insgesamt

40,3

53,5

60,1

72,4

89,4 104,5 111,6

100

100

100

100

100

100

100

Steuern aus Erwerbstätigkeit, insgesamt Sozialversicherungsbeiträge, insgesamt

3,1 3,0

4,1 3,7

5,2 3,8

6,9 4,4

8,1 5,6

9,8 6,6

10,7 7,0

8 7

8 7

9 6

10 6

9 6

9 6

10 6

Nettoeinkommen aus Erwerbstätigkeit, insgesamt

34,2

45,7

51,1

61,1

75,7

88,1

93,9

85

85

85

84

85

84

84

1965

1970

1975

1980

1982

86

Bruttoeinkommen

Quellen: Vgl. Tabellenanhang, Tabellen 8 und 9.

Übersicht 41 Geldeinnahmen aus Erwerbstätigkeit (netto) 1955 bis 1982 1955

1960

1965

1970

1975

1980

1982

1955

in Mrd. Mark Nettoarbeitseinkommen der Arbeiter und Angestellten Nettoeinkommen aus genossenschaftlicher Tätigkeit davon:

der LPG-Mitglieder der PGH-Mitglieder

Nettoeinkommen aus selbständiger Tätigkeit Nettoeinkommen aus Erwerbstätigkeit, insgesamt Quellen:

136

Vgl. Tabellenanhanq, Tabellen 8 und 10.

1960

Anteile in vH

25,5

34,4

38,9

47,4

63,6

0,4

4,1

7,2

7,8

7,2

0,4 0

3,2 0,8

5,7 1,4

5,5 2,3

5,9 1,3

8,3

7,2

5,0

5,9

4,9

34,2

45,7

51,1

61,1

75,7

75,0

80,3

75

75

76

78

84

85

7,7

8,1

1

9

14

13

10

9

9

6,0 1,7

6,2 1,9

1 0

7 2

11 3

9 4

8 2

7 2

7 2

5,4

5,7

24

16

10

10

7

6

6

88,1

93,9

100

100

100

100

100

100

100

deutlich, daß es immer noch nicht gelungen ist, die Einkommen weitgehend unabhängig von den jährlichen Wirtschaftsergebnissen der Betriebe zu gestalten. Angesichts des sehr geringen Aufkommens der Landwirtschaftsteuer waren die Vergütungen der LPG-Bauern bis einschließlich 1970 de facto steuerfrei. Die Zahlungen gehen deshalb in die Übersicht 40 mit 0 ein (weniger als die Hälfte der kleinsten verwendeten Einheit). Für die Geldbilanz gilt dies auch noch, zumal die dann eingeführte —1984 wieder abgeschaffte — Konsumtionsabgabe von den Betrieben (LPG Typ III) zu entrichten war. Die größten Veränderungen vollzogen sich zweifellos im selbständigen Sektor. Hatte er Mitte der 50er Jahre noch einen Anteil von reichlich einem Viertel an den (Brutto-) Erwerbseinkommen, so waren es 1982 nur noch 8 vH. Die Gründe dafür liegen auf der Hand: Aus selbständigen Bauern und einem erheblichen Teil der Handwerkerschaft wurden Genossenschaftsmitglieder. Viele kleine Gewerbetreibende gaben aus Altersgründen, mangelnder Rentabilität oder wegen staatlicher Restriktionen auf. Schließlich wurden 1972 nahezu alle verbliebenen privaten und halbstaatlichen Industrie- und Bauunternehmen verstaatlicht. Obwohl nur noch eine kleine Gruppe, trugen die Selbständigen 1982 knapp 30 vH (1955: 60 vH) der Lasten aus Steuern auf Einkommen. Im Durchschnitt beliefen sich die Steuern auf etwa ein Drittel ihrer (Brutto-) Einkünfte. Die im Vergleich zu den Arbeitnehmern und Genossenschaftsmitgliedern höheren Sozialversicherungsbeiträge (bezogen auf die jeweiligen Einkommen) nehmen sich dagegen schon fast bescheiden aus. Den Betriebsanteil für die Sozialabgaben müssen die Selbständigen ja mit aufbringen. Trotz ihrer geringen Anzahl haben die selbständig Tätigen immer noch einen relativ großen Anteil an den Einkommen; dabei ist allerdings zu beachten, daß in der Summe der Entgelte des privatwirtschaftlichen Bereichs Einkommen aus Mieten und Pachten enthalten sind 4 1 8 . Eigentümer von Häusern und Wirtschaftsgebäuden sind aber nicht nur Selbständige, sondern finden sich in jeder Bevölkerungsschicht. Im Jahre 1971 waren noch zwei Drittel aller Wohnungen in Privatbesitz 419 . Die relative Belastung aller (Brutto-) Einkommen aus Erwerbstätigkeit mit Steuern und Versicherungsbeiträgen hat sich im ganzen Untersuchungszeitraum kaum verändert. Der Abgabensatz liegt bei 15 vH, wobei der Anteil der Sozialbeiträge geringfügig zurückgegangen und der der Steuern leicht angestiegen ist. Für die einzelnen Einkommenskategorien war die Entwicklung aber — wie gezeigt — teilweise anders.

418 419

Vgl. Alfred Keck unter Mitarbeit von Hans-Georg Raunigk: Die Bilanz der Geldeinnahmen . . . (52), S. 141. Vgl. Handbuch DDR-Wirtschaft. (32), S. 143.

137

7. Geldeinnahmen aus dem Gesundheits- und Sozialwesen Unter dem Abschnitt Geldeinnahmen aus dem Gesundheits- und Sozialwesen werden die öffentlichen Einkommensübertragungen zusammengefaßt. Es sind dies im wesentlichen Barleistungen der Sozialversicherungen, im geringen Umfang auch direkte Zahlungen aus dem Staatshaushalt an die Bevölkerung. Betriebliche Sozialleistungen und solche von gesellschaftlichen Organisationen werden in der Geldbilanz an anderer Stelle erfaßt (vgl. S. 159 f. sowie 163). Außer Ansatz bleiben Transfers in Form von Subventionen, Steuerbefreiungen und -begünstigungen; unentgeltlich zur Verfügung gestellte Sach- und Dienstleistungen innerhalb und außerhalb des sozialen Sicherungssystems rechnen ebenfalls nicht dazu. Über das System der sozialen Sicherung liegen umfangreiche Arbeiten vor. Der Themenbereich ist von der institutionellen und normativen Seite ebenso gründlich behandelt worden wie von der ökonomischen und ideologischen1. Zum besseren Verständnis wird an dieser Stelle trotzdem ein kurzer Überblick über die organisatorische Entwicklung des sozialen Sicherungssystems und eine ausführlichere Darstellung seiner Geldleistungen gegeben, wenngleich sich auch diese auf die Grundzüge beschränkt.

7.1. Entwicklung und Organisation des Systems der sozialen Sicherung „Nachdem die Beratungen des Allierten Kontrollrates über eine gesamtdeutsche Sozialversicherung nicht zu einer Einigung geführt hatten, ordnete die sowjetische Militäradministration für ihren Herrschaftsbereich Anfang 1947 die Einführung eines einheitlichen Sozialversicherungssystems an. Bereits vorher waren auf Veranlassung der Länderverwaltungen mit Billigung der Sowjets in den fünf Ländern der damaligen SBZ Sozialversicherungsanstalten errichtet worden. Sie wurden jetzt der Oberaufsicht der 'Deutschen Verwaltung für Arbeit und Sozialfürsorge' unterstellt, einem jener zentralen Verwaltungsorgane, die unter der unmittelbaren Leitung der Militäradministration standen. Die Landesversicherungsanstalten wurden als Einheitsversicherungen konzipiert. Von den früher geltenden organisatorischen Formen unterschieden sie sich vor allem durch eine Zusammenfassung aller Sozialversicherungszweige (Krankheit, Unfall, Renten) bei einem Träger und durch einen einheitlichen, nach Risiken nicht aufspaltbaren Versicherungsbeitrag. Neben den traditionellen Sparten wurden der Sozialversicherung mit der Versorgung der Kriegsbeschädigten und -hinterbliebenen, der ehemaligen Beamten und der Arbeitslosen weitere Aufgaben zugewiesen. Bereits vor Gründung der DDR waren damit die wichtigsten Entscheidungen (Einheitsversicherung, Zentralisation der Träger, Ausweitung der Aufgaben) über die Entwicklung des Systems der sozialen Sicherung gefallen. Mit der Entstehung der DDR ging auch die Anordnungsbefugnis für den Bereich der sozialen Sicherung auf den neuen Staat über. Der Freie Deutsche Gewerkschaftsbund (FDGB) war von Anfang an am Wiederaufbau des Sozialleistungssystems beteiligt. 1951 wurde ihm die Verantwortung für die Leitung und Kontrolle der Sozialversicherung übertragen, die Aufsicht verblieb allerdings noch beim Ministerium für Arbeit. Gleichzeitig erfolgte die Zusammenfassung der Landesversicherungsanstalten zu einer einheitlichen, zentral gelenkten Sozialversicherung. Fünf Jahre später schließlich wurde die Verwaltung vollständig in die Hände des FDGB gelegt. Formal war damit die Selbstverwaltung der Sozialversicherung durch die Versicherten über ihren legitimierten Vertreter — dem FDGB — gewährleistet. Zumindest in den 50er Jahren war die Tätigkeit des FDGB jedoch ausschließlich von der einseitigen Unterstützung gesamtgesellschaftlicher Zielsetzungen der Partei geprägt. Nach der vollständigen Übernahme der Sozialversicherung durch den FDGB wurde derjenige Personenkreis, der von ihm nicht vertreten wird, ausgegliedert. Es handelte sich dabei um die Gruppe der Selbständigen 1 Vgl. dazu im einzelnen: Siegfried Mampel: Das System der sozialen Leistungen in Mitteldeutschland und in Ost-Berlin. (64). — Materialien zum Bericht zur Lage der Nation 1971. (119). — Wolf-Rainer Leenen: Zur Frage der Wachstumsorientierung .. (59). — Peter Mitzscherling: Soziale Sicherung in der DDR. Ziele, Methoden und Erfolge mitteldeutscher Sozialpolitik. (79). — Derselbe: Zweimal deutsche Sozialpolitik. (80). — Werner Ruß: Die Sozialversicherung in der DDR. (95). — Heinz Vortmann: Enges Netz — niedrige bis hohe Leistungen. Soziale Sicherung nach 30 Jahren DDR. (216).

138

(Bauern, Handwerker, sonstige Gewerbetreibende, freiberuflich Tätige); für sie wurde — unter Erhaltung der erworbenen Ansprüche — bei der Deutschen Versicherungsanstalt (1969 umbenannt in Staatliche Versicherung der DDR) der Zweig Sozialversicherung eingerichtet. Die Deutsche Versicherungsanstalt bzw. die Staatliche Versicherung ist der alleinige Träger der Sach-, Haftpflicht- und (privaten) Personenversicherung in der DDR2. Von 1959 an sind dort auch die Mitglieder der landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften und der des Handwerks sozialversichert. Diese, auf zwei Trägern beruhende Einheitsversicherung, besteht bis heute unverändert" 3 . Die Sozialversicherung der DDR ist eine Pflichtversicherung. Im Jahre 1982 wurden rund 88 vH der Einwohner von der Sozialversicherung beim FDGB und etwa 12 vH von der Sozialversicherung der Staatlichen Versicherung betreut.

7.2. Öffentliche Einkommensübertragungen (Sozialeinkommen) Das soziale Sicherungssystem kennt Bar-, Sach- und Dienstleistungen. Sach- und Dienstleistungen werden vor allem bei Krankheit, Unfall oder Mutterschaft gewährt und bestehen im wesentlichen aus kostenfreier ärztlicher und zahnärztlicher Behandlung und Entbindung (auch Schwangerschaftsabbruch), prophylaktischen sowie Heil- und Genesungskuren. Geldleistungen werden in Form von Rente, Krankengeld, Schwangerschaftsund Wochengeld, Mütter- und Familienunterstützung, Bestattungsbeihilfe, Sozialfürsorge, Stipendium u.ä. erbracht. Leistungsgründe sind Alter, Erwerbsunfähigkeit, Tod des Ernährers unter Zurücklassung von unterhaltsabhängigen Hinterbliebenen, Mutterschaft und Hilfsbedürftigkeit in bestimmten Lebenslagen4. 7.2.1. Renten Die Sozialversicherung kennt folgende Rentenarten:, — Altersrente, — Invalidenrente, — Kriegsbeschädigtenrente, — Unfallrente, — Hinterbliebenenrente, — Renten aus der Freiwilligen Zusatzrentenversicherung. Die Voraussetzungen für den Bezug einer Altersrente haben sich seit Bestehen der DDR nicht grundsätzlich geändert, wohl aber der Berechnungsmodus. Nach Erreichen der Altersgrenze (Männer 65, Frauen 60 Jahre) und einer mindestens 15-jährigen versicherungspflichtigen Tätigkeit besteht Anspruch auf eine Altersrente. Abweichende Regelungen, die hauptsächlich auf einen Ausgleich der durch Mutterschaft und Kindererziehung bedingte Nachteile gerichtet sind, gelten für Frauen 5. Die Höhe der monatlichen Rente errechnet sich seit 1968 aus einem Festbetrag von 110 Mark (ab 1.12.1985:140 Mark) 6 und aus einem Steigerungsbetrag von 1 vH des Durchschnittsverdienstes für jedes Jahr einer versicherungspflichtigen Tätigkeit7. Der Durchschnittsverdienst wird aus dem beitragspflichtigen Einkommen der letzten 20 Jahre vor Beendigung der versicherungspflichtigen Tätigkeit berechnet. Wegen der Beitragsbemessungsgrenze von 600 Mark in der Pflichtversicherung kann der Steigerungsbetrag für ein Jahr höchstens 6 Mark (1 vH von 600 Mark) ausmachen. Bei einer maximal möglichen versicherungspflichtigen Tätigkeit von 50 Jahren ergibt sich ein Steigerungsbetrag von insgesamt 300 Mark (6 Mark x 50 Jahre). Zusammen mit dem Festbetrag errechnet sich daraus eine Höchstrente von 410 Mark (ab 1.12.1985: 440 Mark) im Monat. Die untere Grenze bilden Mindestrenten, die — gestaffelt nach Arbeitsjahren — seit 1984 zwischen 300 und 370 Mark monatlich liegen. Familienbedingte Zuschläge werden für erwerbsunfähige Ehegatten ohne eigenen Rentenanspruch in Höhe von monatlich 100 Mark (ab 1.12.1985: 150 Mark) ge2 Ausgenommen von diesem Monopol sind lediglich Versicherungen, die im Schadensfall eine Leistung in fremder Währung nach sich ziehen; dafür ist die Auslands- und Rückversicherungs-AG der DDR zuständig. 3 Heinz Vortmann: Grundzüge .. . (217), S. 313 f. 4 Vgl. ebenda, S. 314 f. 5 Vgl. GBl. I, 1979, S. 401 ff. 6 Vgl. GBl. I, 1984, S. 281 ff. 7 Von 1968 bis 1976 betrug der Steigerungssatz für jedes Jahr der versicherungspflichtigen Tätigkeit vor 1946 0,7 vH. — Vgl. GBl. I, 1976, S. 379.

139

zahlt, für jedes Kind in der Ausbildung kommen 45 Mark hinzu. Diese Zuschläge gelten so oder in ähnlicher Form auch für Bezieher von Invaliden-, Unfall- und Kriegsbeschädigtenrenten 8. Vor 1968 setzte sich die Altersrente aus einem Grundbetrag von 30 Mark, einem Steigerungsbetrag von 1 vH des beitragspflichtigen Durchschnittsverdienstens für jedes Jahr der Dienstzeit, familienbedingten Zuschlägen und allgemeinen Zuschlägen zusammen. Die allgemeinen Zuschläge waren durch verschiedene Rentenerhöhungen entstanden9. Wenn durch Krankheit, Unfall oder sonstige geistige bzw. körperliche Schädigung das Leistungsvermögen und der Verdienst um mindestens zwei Drittel gemindert sind und in absehbarer Zeit keine Änderung zu erwarten ist, wird unter bestimmten Voraussetzungen eine Invalidenrente gezahlt 10 . Die Berechnung der Invalidenrenten erfolgt grundsätzlich wie die der Altersrenten. Jahre zwischen dem Eintritt der Invalidität und dem 65. Lebensjahr werden zu 70 vH (ab 1.12.1985: zu 100 vH) berücksichtigt. Die Bestimmungen über Mindestrenten sind für Alters- und Invalidenrenten identisch 11 . Unfallrenten werden für Versicherte gewährt, die durch Arbeitsunfall bzw. Berufskrankheit einen Körperschaden von mindestens 20 vH erlitten haben. Als Berechnungsgrundlage dient der beitragspflichtige Durchschnittsverdienst in den letzten 12 Monaten vor dem Unfall. Im Falle der Vollinvalidität werden davon zwei Drittel als Rente gezahlt, d.h. im günstigsten Fall 400 Mark monatlich (600 Mark x 2/3). Bei einer geringeren Erwerbsminderung leiten sich die Teilrenten entsprechend dem Invaliditätsgrad davon ab. Ein Körperschaden von 70 vH z.B. würde höchstens zu einer Rente von 280 Mark führen (400x0,7). Hinzu kommen Festbeträge bei Erwerbsminderung über 50 vH von 20 bis 80 Mark monatlich. Die Mindestunfallrente ist seit 1984 für Personen mit einem Körperschaden von zwei Dritteln und mehr auf 370 Mark im Monat festgesetzt. Für kriegsbedingte Körperschäden wird eine Rente überhaupt erst von einem Invaliditätsgrad von mindestens zwei Dritteln gewährt, sie beträgt einheitlich 370 Mark 12 . Beim Tod des Ernährers werden Hinterbliebenenrenten gezahlt, sie leiten sich von der Rente des Verstorbenen ab. Anspruch auf Witwen- bzw. Witwerrente besteht allerdings grundsätzlich erst nach Erreichen der Altersgrenze, bei Vorliegen von Invalidität oder wenn ein Kind unter drei bzw. zwei unter 8 Jahren zu versorgen sind. Ansonsten beschränkt sich der Rentenbezug auf eine Übergangszeit von zwei Jahren. Die Witwen(Witwer-) Rente beträgt 60 vH der Rente des Verstorbenen mindestens jedoch 300 Mark monatlich. Vollwaisen erhalten 40 vH und Halbwaisen 30 vH, es werden aber mindestens 180 bzw. 130 Mark gezahlt 13 . Für Bergleute gelten von jeher Sonderregelungen. Ihre Renten werden mit einem Steigerungssatz von 2 vH errechnet, außerdem gelten z.T. andere Bestimmungen hinsichtlich der Versicherungszeiten und des Rentenbeginns. Auch Mitarbeitern des Gesundheits- und Sozialwesens wird seit 1974 mit 1,5 vH ein höherer Steigerungssatz zuerkannt. Schließlich erhalten Angehörige der betrieblichen Kampfgruppen ebenfalls seit 1974 Zuschläge zu den Alters-, Invaliden- und Unfallrenten von 100 Mark (Witwen 60 Mark, Vollwaisen 40 Mark, Halbwaisen 30 Mark). Nichtberufstätige pflegebedürftige Personen, deren Leiden oder Körperschäden in absehbarer Zeit nicht behoben, gebessert oder gelindert werden können und die fremder Hilfe bedürfen, erhalten Pflegegelder. Voraussetzung dafür ist grundsätzlich der Anspruch auf eine Sozialversicherungsrente oder eine andere Versorgung (s.u.). Entsprechend dem Grad der Pflegebedürftigkeit liegen die Sätze zwischen 20 und 80 Mark monatlich. Ein Sonderpflegegeld von 120 bis 180 Mark wird an Schwerstbeschädigte (mehrfach Amputierte) gezahlt. 8

Vgl. Heinz Vortmann: Grundzüge . . . (217), S. 315. Sie betrugen zunächst 10 Mark monatlich (1950), wurden 1956 um 30 Mark und 1959 um weitere 10 Mark erhöht. Hinzu kam ein Betrag von 9 Mark, der 1958 zum Ausgleich der Preiserhöhungen nach Abschaffung der Lebensmittelkarten gewährt wurde. Eine Aufstockung dieser Zuschläge von bis dahin insgesamt 50 Mark (ohne den Ausgleichsbetrag für die Preiserhöhungen, der amtlich nicht zur Rente gezählt wurde) erfolgte 1964 um 0,50 Mark für jedes Versicherungsjahr, mindestens jedoch um 5 Mark im Monat. 1968 wurde dann der Festbetrag wieder einheitlich auf 110 Mark festgesetzt, der Preisausgieichsbetrag ist auch darin aufgegangen. — Vgl. GBl., 1950, S. 844. — GBl. I, 1956, S. 1279, 1958, S. 442, 1959, S. 313 und S. 618. — GBl. II, 1963, S. 549. 10 Der Anspruch besteht grundsätzlich nur dann, wenn die Invalidität — während einer — mindestens fünfjährigen ununterbrochenen — versicherungspflichtigen Tätigkeit oder in der sich ihr anschließenden zweijährigen Schutzfrist eintritt, — für die bis zum 16. Lebensjahr zurückliegende Zeit mindestens bis zur Hälfte Versicherungspflicht bestand oder - r die auch für Altersrenten geforderten Versicherungszeiten erfüllt sind. Seit 1973 wird abweichend davon auch für Personen, die wegen Invalidität keine Berufstätigkeit aufnehmen und deshalb nicht die Voraussetzungen erfüllen können, ab Vollendung des 18. Lebensjahres eine Invalidenrente in Höhe der Mindestrente gezahlt. Dasselbe gilt auch für Frauen, die fünf und mehr Kinder geboren haben. — Vgl. GBl. I, 1979, S. 401 ff. 11 Vgl. Heinz Vortmann: Grundzüge . . . (217), S. 315. 12 Vgl. ebenda. 13 Vgl. ebenda. 9

140

Blinde bzw. hochgradig Sehschwache bekommen in Abhängigkeit von der Behinderung ein Blindengeld zwischen 30 und 240 Mark im Monat. Einkommenslosigkeit ist — soweit möglich — durch Aufnahme bzw. Fortsetzung einer Erwerbstätigkeit zu beseitigen, deshalb sind die Anspruchsvoraussetzungen für den Bezug einer Rente streng; es werden keine Berufsunfähigkeitsrenten gezahlt, Hinterbliebenenrenten an arbeitsfähige Witwen nur für eine Übergangszeit 14. Die Höhe der Renten aus der Pflichtversicherung gewährleisten lediglich die Deckung einer Grundversorgung. Eine Differenzierung, abgeleitet vom früheren Erwerbseinkommen, gibt es faktisch nur im geringen Umfang. Nivellierend wirkt der Festbetrag bei der Rentenberechnung, die Gewährung von Mindestleistungen und die relativ niedrige Leistungsbemessungsgrenze. Die nur beschränkt vorhandene Möglichkeit des Mehrfachbezugs von Renten trägt ebenso dazu bei wie die Regelung, daß Ehegatten- und Kinderzuschläge nur einmal gezahlt werden. Auch zwischen den einzelnen Rentenarten sind die Unterschiede hinsichtlich der Höhe der Beträge nicht ausgeprägt. Das Rentenrecht der DDR kennt keine automatische Anpassung an die allgemeine Einkommensentwicklung (,,Dynamisierung"); von Zeit zu Zeit werden vorwiegend die Mindestrenten aufgrund speziell erlassener Verordnungen erhöht 15 . Die durchschnittliche Rentenhöhe folgt in ihrem Verlauf der jeweiligen Mindestrente auf etwas höherem Niveau. Der Abstand zwischen beiden bewegte sich im gesamten Untersuchungszeitraum zwischen 20 und 30 vH, absolut ist er natürlich gestiegen. Bei einer linkssteilen Häufigkeitsverteilung, die man unterstellen kann, bedeutet das, daß über die Hälfte aller Renten unterhalb der Durchschnittsrente liegen; ja die Mehrzahl der Rentenbezieher erhält sogar nur Mindestrenten 16. Von rein theoretischer Bedeutung war früher die Höchstrente 17, weil bis 1968 die gesamten Einkommen des Erwerbslebens, also auch die niedrigen der Kriegs- und Vorkriegszeit, in die Rentenberechnung eingingen. Mit dem gestiegenen Einkommensniveau und der Änderung des Rentenrechts — es werden nur noch die Einkommen der letzten 20 Jahre vor RenÜbersicht 42 Monatliche Mindestrenten, Ehegattenzuschläge und Kinderzuschläge zur Rente in der Sozialversicherung seit 1947 in Mark Rentenzuschläge für

Mindestrenten für

Mindestbeträge gültig ab

für Alters- und Invalidenrente

1947 1948 1949 1950

30 50 55 65

30 40 45 55

30 40 45 55

10 20 25 35

10

10 17,50 22,50 32,50

1953 1956 1959 1964 1968

75 105 115 120 150

65 95 105 110 150

55 60 70 75 80

35 40 45 50 55

20 20 25 30 40

34,50 35 40 40 40

160 200 230 270 300

90 150 150 150 180

65 100 100 100 130

45 75 100 100 100

1971 1972 1976 1979 1984

160 200 230 270 300

bis bis bis bis bis

170 240 300 340 370

Witwen

Vollwaisen

Halbwaisen

arbeitsunfähige Ehegatten

-

Kinder

45 45 45 45 45

Anmerkung: Infolge der Abschaffung der Lebensmittelrationierung im Sommer 1958 traten Preiserhöhungen für viele Konsumgüter ein . Deshalb wurden am 1.6.1958 Teuerungszuschläge auch für Rentner eingeführt, die den genannten Beträgen - von Juni 1958 bis Juni 1968 - hinzuzurechnen sind. Sie betrugen für Alters-, Invaliden- und Witwenrentenempfänger 9 Mark monatlich. Auch der Ehegattenzuschlag wurde um1 9 Mark erhöht. Außerdem wird seit 1958 generell staatlicher Kinderzuschlag (jetzt: staatliches Kindergeld) in unterschiedlicher Höhe gezahlt. Seit 1971 sind die Alters-- und Invalidenrenten nach Arbeltsjahren (einschl. Zurechnungszeiten) gestaffelt. Quellen :

Peter Mitzscherling: Zweimal deutsche Sozialpolitik. (80), S. 76.GB1. 1, 1979, S. 401 ff.- GBl. I, 1984, S. 281 ff.

14

Sozialfürsorgeunterstützung wird auch nur unter der Bedingung der Erwerbsunfähigkeit gezahlt. Vgl. Heinz Vortmann: Grundzüge . . . (217), S. 315 f. 16 Vgl. Heinz Lampert und Friedel Schubert: Sozialpolitik in der Deutschen Demokratischen Republik. (162), S. 145. 17 Sie bestimmt sich nach den jeweils gültigen gesetzlichen Vorschriften bei einer 50jährigen versicherungspflichtigen Tätigkeit und dem größtmöglichen anrechnungsfähigen Einkommen für die Sozialversicherung (Beitragsbemessungsgrenze). 15

141

Abbildung 20

HÖHE DER MONATLICHEN ALTERSRENTE

1955 BIS 1983

- S t a n d Dezember-

M a r k

rechnerische i Hochstrente 2 )

400

/

^

300

nach Arbeitsjahren gesteiffelt \ -

Durchschnitt siTente 3) 200 ^

-

^

\

^

»trente

100 50

1955

i

i

i

i

I

"i960

I

I

I

I

1965

!

I

I

I

1970

I

I

I

i

i

i

1975

i

i

1980

i

1983

1)Alters- und Invalidenaltersrenten^Für Neurenten (ohne Bergbau sowie Gesundheits- und Sozial wesen).- 3) Sozialversicherung der Arbeiter und Angestellten ( FDCB)sowie Sozialversicherung der Staatlichen Versicherung der DDR; ohne Zusatzrenten. Quellen : Statistische Jahrbücher der DDR.-Gesetzesblätter der DDRrEigene Berechnungen.

tenbeginn berücksichtigt — gewinnt auch der obere Bereich zunehmend an Bedeutung. Die Differenz zwischen Mindest- bzw. Durchschnittsrente und Höchstrente schmilzt immer mehr zusammen. In den 50er und 60er Jahren galt strikt eine Politik der Mindestniveausicherung. Der Schritt zu einer für alle gleichen Volksrente schien nicht mehr weit. Seit der 68er Rentenreform, der Staffelung der Mindestrente nach Arbeitsjahren von 1971/1972 an, vor allem aber mit der Einführung bzw. Umgestaltung der freiwilligen Zusatzrentenversicherung 1971 ist eine gewisse Abkehr von dieser Politik zu erkennen; die wachsende Wirtschaftskraft der DDR ließ das offensichtlich zu 1 8 . Die Freiwillige Zusatzrentenversicherung wird von amtlicher Seite zusammen mit der Pflichtversicherung als Einheit angesehen. Ende der 70er Jahre hatten sich bereits knapp 80 vH der Beitrittsberechtigten höher versichert 19 . Die wesentliche Neuregelung ist die Aufhebung der Beitrags- und Leistungsbemessungsgrenze von 600 Mark monatlich für Arbeiter, Angestellte und Genossenschaftsmitglieder 20. Aus der Anzahl der Jahre und einem Beitragswert von 2,5 vH des 600 Mark monatlich übersteigenden Einkommens errechnet sich die Höhe der Zusatzaltersrente. Sind z.B. für 25 Jahre Beiträge aufgrund eines monatlichen Durchschnittseinkommens von 1000 Mark entrichtet worden, beträgt die Zusatzaltersrente 250 Mark im Monat (25 x 0,025 x 400). Diese Bedingungen gelten im Grundsatz auch für die Zusatzinvalidenrente, wobei die Zeit zwischen dem Eintritt der Invalidität und der Vollendung des 65. Lebensjahres — wie in der Pflichtversicherung — zu 7/10 (ab 1.12.1985: vollständig) Berücksichtigung finden, allerdings beträgt der Steigerungssatz für diese Zurechnungszeit nur 1 vH. Beispiel: Ein Mann tritt mit 40 Jahren der Zusatzversicherung bei und wird im Alter von 55 Jahren erwerbsunfähig, sein Einkommen lag — wie im obigen Beispiel — bei 1000 Mark im Monat. Die Zusatzrente beträgt dann (15x0,025x400) + (0,7x10x0,01x400) = 150 + 28 = 178 Mark 21 . Nahezu die gleichen Voraussetzungen 18

Vgl. Heinz Vortmann: Grundzüge .. . (217), S. 316. Vgl. Fritz Rösel: Unsere Sozialversicherung — einheitlich, umfassend und leistungsstark. (190), S. 7. 20 Für Selbständige gibt es allerdings auch bei der Zusatzversicherung eine obere Bemessungsgrenze; sie liegt bei einem Einkommen von 1200 Mark im Monat. — Vgl. GBl. I, 1977, S. 395 ff. 21 Die entsprechende Rechnung mit der veränderten Berücksichtigung von Zurechnungszeiten ab 1.12.1985 ergibt: (15x0,025x400)+(10x0,01x400) = 150+40 = 190 Mark. 19

142

wie in der Pflichtversicherung gelten auch für Zusatzhinterbliebenenrenten. Witwen (Witwer) erhalten 60 vH, Vollwaisen 40 vH und Halbwaisen 30 vH der Zusatzrente des Verstorbenen. Festbeträge, Mindestrenten und Wartezeiten kennt die Zusatzversicherung indes nicht. In Zukunft wird die Rente für das Gros der Versicherten stärker an das vormalige Erwerbseinkommen gekoppelt sein, eine größere Differenzierung der Rentenhöhe ist absehbar. Allerdings wird es noch lange dauern, bis sich durch die freiwillige Zusatzversicherung nennenswerte Auswirkungen auf das allgemeine Rentenniveau zeigen werden, weil sie in dieser Form erst seit 1971 existiert und die Rentenhöhe wesentlich von der Versicherungsdauer abhängt 22 .1980 wurden erst für 17 vH aller Alters-, Invaliden- und Hinterbliebenenrenten der Sozialversicherung der Arbeiter und Angestellten Zusatzrenten mit einem Betrag von durchschnittlich 46 Mark gezahlt. Bezogen auf alle Rentenbezieher dieser Sozialversicherung bedeutet das eine Steigerung um monatlich 8 Mark im Durchschnitt 23. Übersicht 43 Höhe der monatlichen Zusatzrenten der Freiwilligen Zusatzrentenversicherung (FZR) in Mark durch8chnittl. monatlicher Bruttoverdienst

FZRBeitrag

700 800 900 1000 1100 1200 1300 1400 1500 1600

10 20 30 40 50 60 70 80 90 100

Zusatzrente nach ... Beitragsjahren 5

10

15

20

25

30

35

40

45

50

12,,50 25, 37,i50 50, 62,,50 75, 87,¡50 100, 112,! 50 125,

25,50," 75,-100,-125," 150,-175,-200,-225,-250,--

37,,50 75, 112,¡50 150, 187,,50 225, 262,,50 300, 337,¡50 375,»

50,-100,-150,-200,-250,-300,-350,-400," 450," 500,--

62,50 125," 187,50 250,-312,50 375,-437,50 500,-562,50 625,—

75,-150,-225,-300,-375,450,525,600,— 675,— 750,—

87,50 175,262,50 350,— 437,50 525,612,50 700,— 787,50 875,—

100,200,300,400,— 500,— 600,700,— 800,— 900,— 1000,—

112,,50 225, 337,,50 450, 562,¡50 675,, "T 787,,50 900, 1012,¡50 1125,

125,250,375,-500,— 625,-750,-875,-1000,— 1125,— 1250,—

2016

2021

,

1976

,

Bei FZR-Beitritt 1971 frühestens erreichbar im J ä h r e t . . .

1981

1986

1991

19962)

2001

2006

2011

1) Dies gilt nicht für die von den Übergangsbestimmungen begünstigten älteren Rentner, sondern für alle neuen Mitglieder der FZR, die am 1. März 1971 als Männer noch nicht 50 Jahre und als Frauen noch nicht 45 Jahre alt waren.- 2) Die Betragsbefreiung nach 25jähriger FZR-Zugehörigkeit tritt somit erst gegen Ende dieses Jahrhunderts stärker in Erscheinung. Quelle:

Peter Mitzscherling: Zweimal deutsche Sozialpolitik. (80), S. 83.

Allerdings gibt es schon seit langem Gruppen, die über die Gewährung von Sonder- und/oder Zusatzrenten außerhalb der Sozialversicherung z.T. wesentlich besser gestellt sind. Bereits 1950/51 wurde eine zusätzliche Altersversorgung für die Intelligenz (ausgewählte Techniker, Ingenieure, Wissenschaftler, Mediziner, Künstler, Pädagogen u.ä.) geschaffen. Höhere Renten erhalten auch frühere Angehörige der Reichsbahn und der Post (seit 1956), der Polizei und des Militärs, der Zollverwaltung sowie Arbeitnehmer in Schwerpunktbetrieben (seit 1954). Eine eigene Zusatzversorgung haben ferner freipraktizierende Ärzte und Zahnärzte (1959). Besonders verdienten Staatsbürgern wird von 1952 an eine Ehrenpension gewährt. Eine ähnliche Regelung wurde 1965 für Opfer des Faschismus und Kämpfer gegen den Faschismus eingeführt. Für bestimmte Leitungs- und Fachkräfte in Ministerien, nachgeordneten Einrichtungen, Kreisen und Gemeinden besteht ebenfalls eine zusätzliche Altersversorgung (1969/70). Schließlich trat 1976 eine allgemeine Zusatzversorgung für Pädagogen in Kraft 24 . Die Finanzierungs- und Leistungsregelungen sind häufig nicht bekannt; soweit sie veröffentlicht wurden, lassen sie keine einheitliche Linie erkennen. In einigen Fällen entstammen die Mittel überwiegend aus Beiträgen, in anderen tragen die Betriebe die Belastung, z.T. erfolgt auch eine Finanzierung durch den Staatshaushalt. Die Leistungen bestehen im wesentlichen aus Alters-, Invaliden- und Hinterbliebenenrenten sowie Einkommensersatz im Krankheitsfall; sie werden entweder anstelle oder zusätzlich zu denen der Sozialversicherung 22 Älteren Erwerbstätigen wurden beitragslose Zurechnungszeiten eingeräumt. Dies war nötig, weil für sie sonst wegen der wenigen Beitragsjahre (von 1971 bis zum Rentenbeginn) die Zusatzversicherung völlig uninteressant gewesen wäre. Die Übergangsbestimmungen traten 1977 endgültig außer Kraft. — Vgl. GBl. I, 1976, S. 393 f. 23 Berechnet nach: Statistisches Jahrbuch der DDR 1981. (243), S. 340 und Tribüne. (290), vom 28.5.1981, S. 4. 24 Vgl. Peter Mitzscherling: Zweimal deutsche Sozialpolitik. (80), S. 54 ff.

143

gezahlt. Das Spektrum der Alters- und Invalidenrenten reicht etwa von 60 vH bis 90 vH des letzten Nettoeinkommens 25 . Die Leistungen für die privilegierten Gruppen gehen weit über das übliche Maß hinaus. Der Anteil dieser Personen an der Gesamtzahl der Rentenbezieher ist schwer einzuschätzen, nach einer westlichen Quelle dürften zwischen 5 vH und 20 vH der Erwerbstätigen dazu zählen 26 . Die Sonderversorgungseinrichtungen führen zu einer Zersplitterung des sonst sehr übersichtlich gestalteten Rentenrechts. Der Grund für diese Bevorzugung besteht darin, eine höhere Relation zwischen früherem Erwerbseinkommen und Rentenbezügen herzustellen. Mit der Freiwilligen Zusatzrentenversicherung wird auf Dauer der gleiche Effekt erzielt; die Sonderregelungen werden damit — zumindest langfristig — überflüssig und könnten im Prinzip entfallen.

7.2.2. Krankengeld Bei vorübergehender Arbeitsunfähigkeit wegen Krankheit, Arbeitsunfall oder Berufskrankheit wird der Einkommensausfall vollständig oder teilweise bis zur Wiederherstellung bzw. bis zum Eintritt der Invalidität, längstens jedoch für 78 Wochen, von den Sozialversicherungen ausgeglichen. Arbeiter, Angestellte und Genossenschaftsmitglieder erhalten im Krankheitsfall bis zu 6 Wochen im Kalenderjahr 90 vH des Nettodurchschnittsverdienstes erstattet; wenn ein Arbeitsunfall oder eine Berufskrankheit vorliegt, beträgt das Krankengeld für die gesamte Zeit (also höchstens 78 Wochen) 100 vH 2 7 . Selbständigen und ständig mitarbeitenden Ehegatten wird dagegen in den ersten 6 Wochen unterschiedslos 50 vH des beitragspflichtigen Verdienstes gezahlt, demnach allenfalls 300 Mark monatlich. Später richtet sich die Höhe des Krankengeldes nach der Zahl der Kinder und/oder der Mitgliedschaft in der Freiwilligen Zusatzrentenversicherung: a) Arbeitnehmer, Genossenschaftsmitglieder und Selbständige mit weniger als 600 Mark Monatseinkommen sowie Erwerbstätige mit Einkünften über 600 Mark monatlich, wenn sie Mitglieder der Freiwilligen Zusatzrentenversicherung sind, erhalten von der 7. Woche an ein Krankengeld in Höhe von 70 75 80 85 90

vH vH vH vH vH

bei mit mit mit mit

weniger als zwei Kindern 2 Kindern 3 Kindern 4 Kindern 5 und mehr Kindern des Nettodurchschnittsverdienstes.

b) Arbeitnehmer, Genossenschaftsmitglieder und Selbständige mit einem Monatseinkommen von mehr als 600 Mark, die nicht Mitglieder der Zusatzversicherung sind, bekommen Krankengeld von der 7. Woche an in Höhe von 50 vH 65 75 80 90

vH vH vH vH

des beitragspflichtigen Bruttodurchschnittsverdienstes bei weniger als zwei Kindern (höchstens also 300 Mark) des Nettoverdienstes mit 2 Kindern mit 3 Kindern mit 4 Kindern mit 5 und mehr Kindern.

Diese Regelungen gelten bei Arbeitsunfähigkeit wegen Krankheit für alle Versicherten, außerdem für Selbständige, wenn sie wegen eines Arbeitsunfalls oder einer Berufskrankheit nicht erwerbstätig sein können 28 . Seit Gründung der DDR haben sich die Barleistungen deutlich verbessert, und zwar in mehrfacher Hinsicht: Verlängerung der Schutzfrist, Erhöhung des Krankengeldes, Ausweitung des Kreises der Anspruchsberechtigten. 1949 wurde erst bis zu 26 Wochen eine Unterstützung gewährt, von 1954 an waren es dann 39 Wochen 25 26 27 28

144

Vgl. Vgl. Vgl. Vgl.

ebenda, S. 79 f. Materialien zum Bericht zur Lage der Nation 1974. (119a), S. 456. Heinz Vortmann: Grundzüge . . . (217), S. 316. zur Krankengeldregelung: GBl. I, 1977, S. 373 ff. sowie 1978, S. 1 ff.

und seit 1972 sind Zahlungen bis zu 78 Wochen möglich 29 . Das Krankengeld betrug zunächst 50 vH des beitragspflichtigen Verdienstes, also höchstens 300 Mark monatlich. Bei einem Krankenhausaufenthalt wurde anstelle des Krankengeldes ein Hausgeld gezahlt, wenn Familienangehörige zu unterhalten waren oder ein eigener Haushalt bestand (im letzgenannten Fall erst seit 1959); ansonsten bekam der Versicherte Taschengeld. Die Höhe des Hausgeldes war 1949 auf 80 vH des Krankengeldes festgesetzt worden und das Taschengeld auf 50 vH 3 0 . Das Taschengeld wurde 1968 abgeschafft, in den folgenden Jahren zahlte die Sozialversicherung bis 1978 bei stationärer Behandlung in allen Fällen Hausgeld. Jetzt gibt es auch das nicht mehr; an seine Stelle ist das höhere Krankengeld getreten 31 . Neben dem Krankengeld (bzw. Haus- oder Taschengeld) erhielten Arbeiter und Angestellte seit 1952 für insgesamt 6 Wochen im Kalenderjahr die Differenz zwischen Krankengeld und 90 vH ihres letzten Nettodurchschnittsverdienstes als Lohnausgleich von den Betrieben; 1978 übernahm die Sozialversicherung diese Leistung (auch für Genossenschaftsmitglieder) 32. Nach dem Krieg bestand nur für bestimmte Gruppen von Selbständigen (Handwerker, Mitglieder von Rechtsanwaltskollegien, freiberuflich tätige Kunstschaffende) Anspruch auf Barleistungen bei Krankheit und das erst vom 4. Tag an, später (1971) wurde der Kreis ausgeweitet und die Karenzzeit abgeschafft. Die Staffelung des Krankengeldes nach der Zahl der Kinder gibt es seit 1967, zunächst erst für die 7. bis 13. Woche, seit 1978 für die gesamte Schutzfrist 33. Mit der Umgestaltung der Freiwilligen Zusatzrentenversicherung (1971) wird auch dort eine Differenzierung nach denselben Gesichtspunkten vorgenommen, aber mit etwas höheren Sätzen als in der Pflichtversicherung. Die unterschiedliche Höhe des Krankengeldes nach dem Grund der Erkrankung (Krankheit, Arbeitsunfall, Berufskrankheit) besteht seit 1978. Die Sicherung bei vorübergehender Erwerbsunfähigkeit ist heute grundsätzlich als ausreichend anzusehen; relativ niedrig ist die finanzielle Versorgung lediglich bei Selbständigen in den ersten sechs Krankheitswochen und für Erwerbstätige ohne oder mit einem Kind, die trotz höherer Einkommen der Zusatzversicherung nicht angehören, von der 7. Woche an. Letztere Regelung soll die Bereitschaft zum Eintritt steigern. Obwohl ein großes Interesse besteht, den Mitgliederkreis der Zusatzversicherung auszuweiten, erhalten (beitrittsberechtigte) Nichtmitglieder mit zwei und mehr Kindern ähnlich hohe Leistungen wie Mitglieder. Offensichtlich hat hier die Familienförderung Vorrang. Im Vergleich zu den Renten besteht eine wesentlich günstigere Relation zwischen Arbeitseinkommen und Krankengeld, im Durchschnitt beträgt es für Arbeiter und Angestellte zwei Drittel des Nettoverdienstes 34.

7.2.3. Leistungen bei der Geburt und der Betreuung von Kindern Bei Mutterschaft erhalten berufstätige Frauen einen Schwangerschaftsurlaub von 6 Wochen (vor der Niederkunft) und einen Wochenurlaub von 20 Wochen (nach der Entbindung), in komplizierten Fällen oder bei Mehrlingsgeburten 22 Wochen. Diese Fristen sind in der Geschichte der DDR mehrmals verlängert worden. Übersicht 44 Dauer des Schwangerschafts- und Wochenurlaubs seit 1950 in Wochen gültig ab

Schwangerschaftsurlaub

Wochenurlaub

insgesamt

1950 1963 1972 1976

5 6 6 6

6 8 12 20

11 14 18 26

Quelle:

29 30 31 32 33 34

Vgl. Vgl. Vgl. Vgl. Vgl. Vgl.

Wirtschaftswissenschaft. (271), Nr. 7/1979, S. 773.

Arbeit und Sozialfürsorge. (257), Nr. 5/1947, S. 95 ff. und GBl., 1954, S. 30 sowie GBl. II, 1972, S. 310 ff. Arbeit und Sozialfürsorge. (257), Nr. 5/1947, S. 95 ff. und Nr. 5/1949, S. 115. GBl. II, 1969, S. 1083 sowie GBl. I, 1977, S. 378 f. und 1978, S. 10 f. GBl., 1952, S. 377 sowie GBl. I, 1977, S. 378 und 1978, S. 9 f. GBl. II, 1967, S. 248 f. sowie GBl. I, 1977, S. 378 f. und 1978, S. 10. Heinz Vortmann: Grundzüge . . . (217), S. 316.

145

Während dieser Zeit besteht Anspruch auf Schwangerschafts- und Wochengeld in Höhe des letzten durchschnittlichen Nettoverdienstes. Nach Ablauf der 26 Wochen können Mütter seit 1976 für das zweite und jedes weitere geborene Kind bis zum Ende des 12. Lebensmonats des Kindes eine bezahlte Freistellung von der Arbeit in Anspruch nehmen. 1984 ist diese Freistellung für das dritte und jedes weitere Kind bis zur Vollendung des 18. Lebensmonats verlängert worden 35 . Die Frauen bekommen für diese maximal weiteren 32 bzw. 58 Wochen Mütterunterstützung in Höhe des Krankengeldes, das sie bei eigener Arbeitsunfähigkeit wegen Krankheit von der 7. Woche an erhalten würden. Die Mindestleistung für Vollbeschäftigte beträgt bei zwei Kindern 300 Mark monatlich, bei drei und mehr Kindern 350 Mark im Monat. Mütter mit einem Kind bis zu 3 Jahren, die wegen der Geburt dieses Kindes vorübergehend ihre Berufstätigkeit unterbrechen mußten, weil kein Krippenplatz zur Verfügung gestellt werden konnte, steht bei der Geburt eines weiteren Kindes bis zum Ende des ersten Lebensjahres des zuletzt geborenen Kindes ein monatlicher Zuschuß zum Familienaufwand in Höhe von 200 Mark zu. Diese Regelung wurde ebenfalls 1976 eingeführt 36. Alleinstehende berufstätige Mütter bekommen schon seit 1972 vom 1. Kind an Mütterunterstützung, falls kein Krippenplatz vorhanden ist; die Höhe der Zahlung entspricht dem Krankengeld nach 6 Wochen, bei einem Kind erhalten Vollbeschäftigte jedoch mindestens 250 Mark im Monat 37 . Wesentlich älteren Datums (1956) sind Bestimmungen, die es erlauben, alleinstehende Berufstätige zur Pflege erkrankter Kinder von der Arbeit freizustellen 38. Für die Dauer von zwei Tagen erstattet die Sozialversicherung dann 90 vH des Nettoverdienstes. Ist eine längere Freistellungen nötig, wird Alleinstehenden eine Unterstützung in Höhe des Krankengeldes gewährt, bei einem Kind für längstens vier Wochen, bei fünf und mehr Kindern 13 Wochen im Kalenderjahr. Die Freistellungsregelungen bei Erkrankung von Kindern finden seit 1984 auch für verheiratete berufstätige Mütter mit drei und mehr Kindern Anwendung 39 . Auch bei Erkrankung des Ehegatten, der normalerweise die Kinder versorgt, bekommt der Versicherte seit 1978 für maximal 4 Wochen seinen Verdienstausfall teilweise in Form von Krankengeld ersetzt, wenn der Partner nicht berufstätig ist 40 . Während die bisher genannten Leistungen von der Sozialversicherung erbracht wird, erhalten alle Mütter (nicht nur erwerbstätige) eine einmalige Geburtenbeihilfe aus dem Staatshaushalt; sie wurde 1972 einheitlich auf 1000 Mark für jedes Kind festgesetzt. Übersicht 45 Staatliche Geburtenhilfe seit 1950 in Mark gültig ab 1950 1958 1972

1. Kind

50* 500

2. Kind

50* 600

3. Kind

4. Kind

5. und jedes weitere Kind

100 700 1000

250 850

500 1000 ^

*Nur für sozialversicherte (berufstätige) Mütter. Quelle:

Wirtschaftswissenschaft. (273), Heft 7/1979, S. 773.

Voraussetzung für die vollständige Auszahlung ist, daß sich die Mutter vor der Entbindung zweimal in einer Schwangerenberatungsstelle und danach viermal in einer Mütterberatungsstelle zeigt. Aus dem Staatshaushalt kommen auch die Mittel für die Unterstützung kinderreicher Familien; darunter werden solche mit vier und mehr Kindern, bzw. Alleinstehende mit drei Kindern verstanden. Die Förderungsmaßnahmen gibt es seit 1967, in der verbesserten Form seit 1976 41 . Wenn das monatliche Bruttoeinkommen bei Familien mit vier Kindern 1500 Mark (zuzüglich 100 Mark für das 5. und jedes weitere Kind) und bei Alleinstehenden mit 3 Kindern 1000 Mark nicht Vgl. Vgl. Vgl. Vgl. Vgl. Vgl. Vgl.

146

GBl. GBl. GBl. GBl. GBl. GBl. GBl.

1, 1984, S. 193 f. I, 1976, S. 269 f. II, 1972, S. 307 f. I, 1956, S. 120. I, 1984, S. 194. I, 1977, S. 382. II, 1967, S. 249 sowie GBl. I, 1976, S. 52 ff.

übersteigt, wird der Teil der Miete (einschließlich Entgelte für Heizung, Warmwasser, sonstige Nebenleistungen), der über 3 vH des Bruttoeinkommens liegt, erstattet. Diese Familien können auch Zuwendungen für den Erwerb von Kinderbekleidung, Möbeln, Bettwäsche, Brennstoffen und für andere Anschaffungen, aber auch anläßlich eines Umzuges, der Jugendweihe und Teilnahme an Kinderferienlagern erhalten. Im Jahre 1984 ist der Kreis der Anspruchsberechtigten auf Nichtalleinstehende mit drei Kindern erweitert worden; Mietbeihilfen stehen ihnen allerdings nicht zu 4 2 . Die Ausgestaltung der Mutterschafts- und Familienleistungen ist — auch im internationalen Vergleich — als gut zu bezeichnen. Neben der Sicherung in einer bestimmten Lebenslage werden mit der Sozialpolitik in diesem Fall weitere Ziele verfolgt: Ausweitung der Beschäftigung als ein Instrument der wirtschaftlichen Wachstumspolitik und Geburtenförderung als wesentliches Ziel der Bevölkerungspolitik. ,,Arbeitskräftereserven lassen sich allenfalls noch bei nicht berufstätigen Frauen — in der Regel Mütter mit mehreren Kindern — finden, obwohl die DDR bei der Frauenbeschäftigung in der Welt schon mit an der Spitze steht. Auf die Erwerbstätigkeit der Frauen kann aus ökonomischen Gründen nicht verzichtet werden, aber auch nicht aus ideologischen. Ein gesellschaftspolitisches Ziel in der DDR ist die Gleichstellung von Mann und Frau, ihre wirtschaftliche Unabhängigkeit ist Voraussetzung dafür. Die zunehmende Berufstätigkeit der Frauen wird mit als Grund für die Abnahme der Geburtenzahl angesehen" 43 . Dort konkurrieren die Ziele vollständige Integration der Frauen in das Erwerbsleben und einfache Reproduktion (Bestandserhaltung) der Bevölkerung. Bisher war diese Politik erfolgreich. Die gestiegene Zahl der Arbeitskräfte ist fast ausschließlich auf eine vermehrte Erwerbsbeteiligung der Frauen zurückzuführen. Langfristig hätte die rückläufige Geburtenentwicklung bis Mitte der 70er Jahre die Bestandserhaltung nur zu 75 vH gewährleistet; als Folge zweimaliger Verbesserungen der sozialen Leistungen (1972 und 1976) sind es seit Ende der 70er Jahre 90 vH 4 4 . 7.2.4. Kindergeld, Ehegattenzuschläge und Ausgleichsbeträge im Zusammenhang mit der Aufhebung der Rationierung Allen DDR-Bürgern steht für ihre Kinder (auf Antrag) das staatliche Kindergeld zu, und zwar für Schüler bis zur Beendigung der 10. Klase. Das Kindergeld beträgt monatlich für das erste und zweite Kind dritte und jedes weitere Kind

20 Mark 100 Mark.

Steuerliche Abgaben werden darauf nicht erhoben. Bis 1958 gab es im Einzelhandel ein gespaltenes Preisniveau. Jeder Haushalt konnte — mengenmäßig beschränkt — auf Lebensmittelkarten preisgünstig Waren erwerben. Zur Deckung des darüberhinausgehenden Bedarfs bestand die Möglichkeit, die gleichen Lebensmittel frei verkäuflich zu höheren Preisen zu erwerben. Die Rationierung wurde 1958 abgeschafft und ein einheitliches Preissystem eingeführt, das über den Kartenpreisen lag. Um die höhere Belastung für die Bevölkerung ganz oder teilweise auszugleichen, beschloß die Regierung mehrere flankierende Maßnahmen: Das Kindergeld — zunächst Kinderzuschlag genannt — war eine davon. Den Kinderzuschlag gab es schon seit 1950 für 4. Kinder (20 Mark) und für 5. und weitere Kinder (25 Mark); 1958 wurde er auf 1. bis 3. Kinder mit Zahlungen von je 20 Mark ausgeweitet bzw. für weitere Kinder um 20 Mark erhöht. Von 1967 an bekamen Eltern 60 Mark für das 4. und 70 Mark für das 5. und jedes weitere Kind. Zwei Jahre später wurde dann auch das Kindergeld für das 3. Kind heraufgesetzt, und zwar auf 50 Mark. Im Jahre 1981 erfolgte schließlich eine Anhebung für 3. und weitere Kinder auf 100 Mark 45 . Aus dem selben Anlaß entstand 1958 der Ehegattenzuschlag zum Lohn. Er beträgt 5 Mark im Monat für den nichtberufstätigen Ehegatten, sofern der Monatsverdienst des Erwerbstätigen 800 Mark nicht übersteigt 46 . Eine weitere Ausgleichszahlung erfolgte in Form von Lebensmittelkartenzuschlägen. Bei einem Verdienst von 250 Mark im Monat betrug der Zuschuß z.B. 31 Mark; er verringerte sich stufenweise und endete mit einem Zuschlag von 5 Mark für Einkommen von 800 Mark. Gleichzeitig wurde ein Mindestlohn von 220 Mark monatlich festgesetzt 47. Später ist dieser Zuschlag bei Tariflohnveränderungen, Mindestlohnerhöhungen und der differen42

Vgl. GBl. I, 1984, S. 195 f. Heinz Vortmann: Grundzüge .. . (217), S. 317. 44 Vgl. Heinz Vortmann (Bearb.): Anhaltend hohe Geburtenzahlen in der DDR. (215), S. 321. — In der Bundesrepublik Deutschland lag diese Rate zu Beginn der 80er Jahre bei 65 vH. 45 Vgl. GBl. I, 1958, S. 437. — GBl. II, 1967, S. 248 sowie 1969, S. 485. — GBl. I, 1976, S. 52 sowie 1981, S. 381. 46 Vgl. GBl. I, 1958, S. 441. 47 Vgl. GBl. I, 1958, S. 417 ff. 43

147

Übersicht Staatliches Kindergeld seit 1950 in Mark je Monat 5. und jedes weitere Kind

gültig ab

1. Kind

2. Kind

3. Kind

1950

_

_

_

20

25

1958

20

20

20

40

45 70

4. Kind

1967

20

20

20

60

1969

20

20

50

60

70

1981

20

20

100

roo

100

Quellen:

Gunnar Winkler: Soziale Sicherheit - sozialer Fortschritt. (108), S. 168. - GBl. I, 1981, S. 381.

zierten Anhebung unterer Einkommen Lohnbestandteil geworden. Er existiert nur noch in Bereichen, in denen seit 1958 keine Tariflohnerhöhungen und Umstellungen auf Grundlöhne stattfanden und dort auch nur in einer Lohnspanne zwischen 500 und 800 Mark im Monat — wegen der mehrfachen Anhebung des Mindestlohns und der unteren Einkommen 48 . Auf die Zuschlagszahlungen für Rentner (zwischen 1958 und 1968) ist bereits an anderer Stelle hingewiesen worden (vgl. S. 140, Anmerkung 9). 7.2.5. Sozialfürsorgeunterstützung Personen, die nicht in der Lage sind, ihren Lebensunterhalt durch Arbeitseinkommen zu bestreiten, die über kein sonstiges ausreichendes Einkommen oder Vermögen verfügen und auch keine unterhaltspflichtigen Angehörigen haben, erhalten Sozialfürsorgeunterstützung. Als ausreichend gilt ein Einkommen in Höhe der Sozialfürsorgeunterstützung. Unterhaltspflichtig sind Angehörige mit einem Nettoeinkommen von über 900 Mark monatlich. Der Gewährung von Sozialfürsorgeunterstützung geht die Geltendmachung von Ansprüchen des Antragstellers auf andere Leistungen vor. Empfänger von Sozialfürsorgeunterstützung, die noch nicht im Rentenalter sind, haben sich darum zu bemühen, daß die Notwendigkeit der Zahlung entfällt. Amtliche Stellen sollen dabei Hilfestellung leisten (Bereitstellung geeigneter Arbeitsplätze, Kinderkrippen- und Kindergartenplätze). Alleinstehende erhalten seit 1984 260 Mark im Monat, Ehepaare 420 Mark; für Kinder wird ein Zuschlag von 45 Mark gewährt 49 . Hinzu kommen Mietbeihilfen — gestaffelt nach der Zahl der Familienmitglieder — bis zur Höhe von monatlich 30 Mark bzw. 45 Mark 50 . Ähnlich der Entwicklung bei den Renten haben sich auch die Sozialfürsorgesätze im Laufe der Zeit stufenweise erhöht; sie lagen in der Regel etwas unterhalb der jeweiligen Mindestrente. Tuberkulose-, Geschwulst- und Zuckerkranke erhalten zusätzliche Beihilfen. Weitere Leistungen bestehen — unter bestimmten Voraussetzungen — in der Gewährung von Pflegegeld, Blindengeld und Sonderpflegegeld (wie für Sozialversicherungsrentner). Es können außerdem die Kosten für die Hauswirtschaftspflege übernommen und einmalige Beihilfen verschiedener Art (z.B. für Heizmaterial, Bekleidung, Einschulung, Jugendweihe) gezahlt werden. Hinsichtlich der Sachleistungen genießen alle Sozialfürsorgeempfänger den Schutz der Sozialversicherung. Gemessen an der Zahl der Bezieher — 1983 waren es 14 000 (ohne Personen, die nur Pflege-, Sonderpflege- oder Blindengeld erhalten haben) 51 — hat die Sozialfürsorge keine große Bedeutung mehr. Zu Beginn der 50er Jahre gab es noch über 300 000 Sozialfürsorgeempfänger 52. Der Rückgang erklärt sich durch die Verschärfung der Anspruchsvoraussetzungen — von Aus48

Vgl. Manfred Kaufmann: Struktur des Arbeitseinkommens . . . (49), S. 16 und S. 138. — Im Zuge der letzten Mindestlohnerhöhung konnten auch bestimmte Korrekturen an der Lohnstaffelung bis zu einem Monatsverdienst von 550 Mark vorgenommen werden; wo das geschehen ist, rückt die Verdienstspanne, für die noch Lebensmittelkartenzuschläge gezahlt werden, noch weiter zusammen (vgl. GBl. I, 1976, S. 377). 49 Vgl. GBl. I, 1984, S. 283. 50 Vgl. GBl. I, 1979, S. 333 f. und S. 422 ff. 51 Vgl. Statistisches Jahrbuch der DDR 1984. (243), S. 343. 52 Vgl. Alfred Leutwein: Die sozialen Leistungen in der sowjetischen Besatzungszone. (61), S. 156.

148

Übersicht Sozialfürsorgeunterstützungen seit 1947 in Mark je Monat

gültig ab

HauptunterstützungsEmpfänger

1947 1949 1950 1951

30 35 45 45

1953 1956 1964 1968

55 55 85 110

1971 1972 1976 1979 1984

120 175 200 230 260

Ehegattenzuschlag

Kinderzuschlag

Mietbeihilfe . (Höchstsätze)1}

20 20 30 30

17,50 22,50 32,50 34,50 '

12 bis 12 bis 12 bis 12 bis

40 40 40 40

30 30 3) 35 50

34,50^ 34,50 35 40

12 bis 25 bis 25 bis 25 bis

40 40 40 40

45 45 45 45 45

25 bis 25 bis 30 bis 30 bis 30 bis

40 40 45 45 45

55 75 100 130 160

Höchstbetrag je Familie (einschl. Mietbeihilfe) 2)

159 bis 168 170 bis 190 240 bis 260 265 bis 290 315 360 420

•seit 1948 grundsätzlich 90 Mark, für Familien mit fünf und mehr Kindern 135 M; später des öfteren Heraufsetzung der Höchstsätze (im einzelnen nicht bekannt). 1) Gestaffelt nach der Zahl der Haushaltsangehörigen, bis 1972 auch nach Ortsklassen.2) Gestaffelt nach der Zahl der Haushaltsangehörigen bis 1972, vorher auch nach Ortsklassen (bis 1968).- 3) Sonderregelungen für Leipzig und Dresden.4) Unterstützungssätze für Alleinstehende.-5) Differenz zwischen Unterstützungssätzen für Ehepaare und Alleinstehende.- 6) Für Kinder bis zur Vollendung des 6. Lebensjahres 38,50 Mark. Anmerkung: Infolge der Abschaffung der Lebensmittelrationierung im Sommer 1958 wurden Teuerüngszuschläge auch für Sozialfürsorgeempfänger eingeführt, die den genannten Beträgen - von 1958 bis 1968 - hinzuzurechnen sind. Sie betrugen sowohl für den Hauptunterstützungsempfänger als auch für den Ehegatten 9 Mark monatlich. Außerdem wird seit 1958 generell ein staatlicher Kinderzuschlag (jetzt: staatliches Kindergeld) in unterschiedlicher Höhe gezahlt. Quellen:

Arbeit und Sozialfürsorge. (257), Nr. 19/1947, S. 440 f. Zentralverordnungsblatt. (254), 1948, S. 474. - Gesetzblätter der DDR: 1949, S. 36 und S. 82. - 1950, S. 844 und S. 1225. - 1953, S. 822. - I, 1956, S. 239 f. und S. 1329. - II, 1964, S. 244 ff. - II, 1968, S. 167 ff. - II, 1971, S. 143 f. - II, 1972, S. 312 f. - I, 1976, S. 382 f. - I, 1979, S. 333 f. und S. 422 ff. - I, 1984, S. 283.

nahmen abgesehen wird Sozialfürsorge nur noch unter der Bedingung der Erwerbsunfähigkeit gezahlt 53 . Ein zweiter Grund ist im Zusammenhang mit der angespannten Arbeitskräftelage zu sehen; für Personen, die nur beschränkt leistungsfähig sind, wurden in zunehmendem Maße geschützte Arbeitsplätze geschaffen. Die gestiegene Erwerbsbeteiligung hat auch dazu geführt, daß fast alle Personen im Alter einen eigenen Rentenanspruch haben, in der Vergangenheit trat statt seiner — insbesondere bei Frauen — subsidiär die Sozialfürsorge ein. 7.2.6. Sonstige Leistungen Seit 1947 bestand für Personen, die in einem entgeltlichen Arbeitsverhältnis standen, eine Pflichtversicherung gegen Arbeitslosigkeit 54. Unter den Bedingungen — unverschuldeter Verlust des Arbeitsplatzes und Bedürftigkeit — wurde vom 8. Tag der Arbeitslosigkeit eine Unterstützung gezahlt. Die Sätze lagen zwischen 1,20 Mark und 2 Mark täglich und richteten sich nach dem vorher erzielten Arbeitseinkommen. Für jedes Familienmitglied kamen 0,35 Mark täglich hinzu und ein monatlicher Mietzuschuß von 18 Mark pro Haushalt. Aufgrund eines Rundschreibens erhielten von 1954 an alle leistungsberechtigten Arbeitslosen (Beitragszahlung zur Sozialversicherung für 26 Wochen in den letzten 12 Monaten vor Beginn der Arbeitslosigkeit) eine Zusatzunter53 54

Vgl. Siegfried Mampel: Das System der sozialen Leistungen .. . (64), Textteil, S. 126 f. Vgl. Arbeits- und Sozialfürsorge. (257), Nr. 5/1947, S. 103 ff.

149

Stützung aus Mitteln der Sozialfürsorge bis zur Höhe der Fürsorgesätze. Angesichts des seit Ende der 50er Jahre immer sichtbarer gewordenen Arbeitskräftemangels war die Arbeitslosenunterstützung nahezu bedeutungslos geworden. Die Zahl der registrierten Arbeitssuchenden überschritt 1950 noch die Marke von 300 000, bis 1958 war ein Rückgang auf 15 000 bis 20 000 im Jahresdurchschnitt eingetreten 55 . Spätere Angaben liegen nicht vor. Mit Einführung des neuen Arbeitsgesetzbuches (1978) sind alle die Arbeitslosenversicherung begründenden Verordnungen weggefallen 56. Zum Ausgleich dafür sind viele Maßnahmen neu geschaffen worden. Konjunkturelle Arbeitslosigkeit ist systembedingt ausgeschlossen; wie in jeder Industriegesellschaft kann es jedoch aus Rationalisierungsgründen oder wegen Strukturveränderungen zur Freisetzung von Arbeitskräften kommen. In diesen Fällen übernehmen jetzt die Betriebe die Absicherung der Betroffenen. Das geschieht in Form von Änderungsverträgen, Überleitungsverträgen, Umschulungsmaßnahmen u.ä. Bei Minderverdienst wird dieser von den Betrieben für ein Jahr ausgeglichen 57 . Sozialfürsorgeunterstützung wird nur noch nach einer fristlosen Kündigung gezahlt, wenn sich unmittelbar danach keine neue Beschäftigung anschließt58. Zu den öffentlichen Sozialleistungen zählen auch die staatlichen Unterhaltsbeihilfen für Oberschüler (von der 9. Klasse an), Ausbildungsbeihilfen für Lehrlinge und Stipendien für Hoch- und Fachschüler. Sie wurden nur gewährt, wenn die wirtschaftlichen Verhältnisse der Eltern eine finanzielle Unterstützung rechtfertigten. Um Beihilfen zu erlangen, durfte das Bruttoeinkommen beider Unterhaltsverpflichteten z.B. bei einem Kind 900 Mark und bei drei Kindern 1000 Mark nicht übersteigen. Die Beihilfen betrugen monatlich für mindestens

Spielraum bis

höchstens (Ausnahme)

30 Mark

50 Mark

60 Mark

bzw. in Spezialklassen von der 9. Klasse an)

45 Mark

80 Mark

100 Mark

Lehrlinge

30 Mark

50 Mark

60 Mark

Schüler der Klassen 9 und 10 Schüler der Klassen 11 und 12 (sowie für Schüler an Spezialschulen

Im Jahre 1981 sind für den Komplex Ausbildungsbeihilfen neue Verordnungen in Kraft getreten. Danach haben die alten Regelungen für Schüler der Klassen 9 und 10 weiterhin Gültigkeit. Für alle Schüler der 11. Klasse wird aber seither ein einheitlicher Betrag von 110 Mark und für Schüler der 12. Klasse 150 Mark monatlich gezahlt; diese Leistungen sind nicht mehr an das Einkommen der Eltern gekoppelt. Das staatliche Kindergeld ist für Schüler der 11. und 12. Klasse entfallen. Für Lehrlinge sind die Beihilfen generell abgeschafft worden; zum Ausgleich wurden die Lehrlingsentgelte erhöht. In bestimmten Fällen (Bedürftigkeit) kann für Schüler der Klassen 11 und 12 sowie für Lehrlinge indes eine (zusätzliche) Unterstützung in Höhe von 50 Mark gewährt werden 59 . Die Zahlungen sind nicht mehr von der Leistung und dem Verhalten der Schüler bzw. Lehrlinge abhängig 60 . Beihilfen für Oberschüler gibt es bereits seit 1950, für Lehrlinge seit 1956 61 . Im Hinblick auf die Höhe der Unterstützungen hatten sich bis 1981 keine wesentlichen Änderungen vollzogen; von Zeit zu Zeit waren jedoch die Einkommensgrenzen der Unterhaltsverpflichteten angehoben worden. Für die Vergabe von Stipendien an Hoch- und Fachschüler sind dagegen z.T. auch die Leistungen und politischen Aktivitäten maßgebend. Das gilt nicht für Grundstipendien; sie wurden bis 1981 nach der wirtschaftlichen Notwendigkeit in folgender Höhe gewährt: Bruttoeinkommen der Eltern bzw. des Ehegatten bis 1000 Mark 1001 bis 1200 Mark 1201 bis 1400 Mark 1401 bis 1500 Mark 55 56 57 58 59 60 61

150

Vgl. Vgl. Vgl. Vgl. Vgl. Vgl. Vgl.

Studenten an Hochschulen Fachschulen 190 170 140 110

Mark Mark Mark Mark

Statistisches Jahrbuch der DDR 1956. (243), S. 182 und 1958, S. 210. GBl. I, 1977, S. 229. GBl. I, 1977, S. 185 ff. (AGB). Heinz Vortmann: Grundzüge . . . (217), S. 317. GBl. I, 1981, S. 231 f. GBl. I, 1977, S. 273 ff. GBl., 1950, S. 475 ff. sowie GBl. I, 1956, S. 755 ff.

160 140 110 80

Mark Mark Mark Mark

Vom 2. Studienjahr an konnten zusätzlich 40 vH der Studenten (vom 3. Jahr an 50 vH) Leistungsstipendien in Höhe von 40 bis 80 Mark monatlich erhalten. Voraussetzungen waren entsprechende Leistungen und aktive gesellschaftliche Mitwirkung 62 . Ähnlichkeiten zu den Beihilfen zeigen sich in der Entwicklung der Stipendien; ihre Höhe bewegte sich noch bis 1981 in derselben Größenordnung wie 1950, die zur Leistung berechtigenden Einkommensgrenzen wurden dagegen des öfteren erhöht 63 . — Zusammen mit den Bestimmungen über Ausbildungsbeihilfen für Schüler und Lehrlinge erfolgte 1981 eine Neufassung der Stipendienregelung. Das Grundstipendium beträgt seither — unabhängig von der Einkommenshöhe der Eltern oder Ehegatten — generell 200 Mark im Monat. Es kann (wie bisher) vom 2. Studienjahr von einem Leistungsstipendium ergänzt werden, deren Beträge auf 60 bis 150 Mark erhöht wurden 64 . — Außerdem gibt es noch eine ganze Reihe von Zusatz-, Sonder- und Forschungsstipendien — ausgestattet mit z.T. wesentlich besseren Konditionen; sie werden in der Regel für besondere fachliche und gesellschaftliche Leistungen gewährt 65 . Seit 1981 erhalten alle Direktstudenten ein Stipendium 66 . Kurz nach der Einführung der allgemeinen Wehrpflicht im Jahre 1962 wurden Regelungen zur Sicherung von Angehörigen der zum Grundwehrdienst Einberufenen erlassen. Erwerbstätige Ehefrauen erhalten 100 Mark im Monat, für jedes Kind zusätzlich 60 Mark. Wenn ihr eigenes Nettoeinkommen monatlich 350 Mark übersteigt, gelangen Teilbeträge zur Auszahlung. Diese Einkommensgrenze gilt auch für Ehefrauen, die sich in der Ausbildung befinden, pflegebedürftige Familienangehörige betreuen bzw. selbst invalide sind, ihren Schwangerschafts- und Wochenurlaub angetreten haben oder zum Haushalt ein Kind unter 16 Jahren gehört. In solchen Fällen beträgt die Unterhaltsbeihilfe jedoch 250 Mark, falls die Ehefrau nachweislich keine berufliche Tätigkeit ausüben kann, 50 Mark mehr. Weiteren Unterhaltsberechtigten (Eltern und Großeltern) können Beträge in Höhe des vor der Einberufung tatsächlich geleisteten Unterhalts gewährt werden, dabei darf das eigene Einkommen und die Unterstützung für Alleinstehende nicht höher als 260 Mark im Monat sein (Ehepaare: 390 Mark). Ergänzt wird diese Regelung durch Miet- und sonstige Beihilfen 67 . Die Leistungen haben sich seit ihrer Einführung nicht wesentlich erhöht 68 . Gesamtwirtschaftlich sind diese Übertragungen ohne Bedeutung. Schließlich zahlt die Sozialversicherung im Todesfall eine Bestattungsbeihilfe. Ihre Höhe ist vom beitragspflichtigen Durchschnittsverdienst abhängig und beträgt für Versicherte mindestens 160 Mark, höchstens jedoch 400 Mark. Tritt der Tod als Folge eines Arbeitsunfalls bzw. einer Berufskrankheit ein, wird der Höchstsatz gezahlt. Beim Tod eines Familienangehörigen liegen die Beihilfen niedriger 69 .

7.3. Entwicklung und Struktur der öffentlichen Einkommensübertragungen Die Sozialeinkommen haben sich zwischen 1955 und 1982 fast verfünffacht. Bestimmende Faktoren dieser Entwicklung waren Verbesserungen bestehender und Einführung neuer Leistungen, sowie — insgesamt — eine Zunahme der Zahl der Anspruchsberechtigten. Im Untersuchungszeitraum sind nahezu alle Beträge ein- oder mehrmals erhöht worden, vielfach verbunden mit Verlängerungen der Schutzfristen (z.B. bei Krankheit, Mutterschaft). Neue Leistungen (z.B. Übernahme des betrieblichen Lohnausgleichs, „Babyjahr", Kindergeld, Unterstützung kinderreicher Familien) haben das Volumen der Übertragungen ebenfalls steigen lassen. Gegenläufige Trends sind hinsichtlich des Kreises der Leistungsberechtigten zu beobachten. Tendenziell vergrößernd wirkte die Einbeziehung weiterer Gruppen in das soziale Sicherungssystem (z.B. Gewährung von Renten an Frauen, die fünf und mehr Kinder geboren haben, und an Personen, die wegen Invalidität keine Berufstätigkeit aufnehmen konnten, ohne daß die sonst gültigen Voraussetzungen erfüllt sein müssen; Krankengeldzahlungen an alle Selbständigen). Veränderungen in der Bevölkerungsstruktur und der Erwerbsbeteiligung (vgl. S. 36 ff.) hatten bis Mitte der 70er Jahre einen Anstieg der Rentnerzahl zur Folge, während die Kriegsopferversorgung nach und nach an Bedeutung verlor. Bei den Beziehern von Mutterschaftsleistungen spiegeln sich die Schwankungen in der Geburtenentwicklung wider. 62 63 64 65 66 67 68 69

Vgl. Vgl. Vgl. Vgl. Vgl. Vgl. Vgl. Vgl.

GBl. I, 1975, S. 664 ff. GBl., 1950, S. 17 ff. GBl. I, 1981, S. 229 ff. Peter Mitzscherling: Zweimal deutsche Sozialpolitik. (80), S. 87 f. Statistisches Jahrbuch der DDR 1984. (243), S. 302 f. GBl. I, 1978, S. 149 ff. und 1979, S. 389. GBl. II, 1962, S. 52 f. GBl. I, 1977, S. 383 f. und 1978, S. 76 f.

151

Mit Ausnahme der Sozialfürsorge sind die Aufwendungen bei allen Leistungen absolut gestiegen. Renten stellen den mit weitem Abstand wichtigsten Posten dar; 1982 entfielen zwei Drittel aller Transfers auf sie. Das Krankengeld, bis 1977 vom Gewicht her rückläufig, hat nach Wegfall des betrieblichen Lohnausgleichs wieder einen Anteil von gut 15 vH an den Übertragungen. Für Mutterschaftsleistungen werden mehr als 5 vH der Sozialeinkommen verwendet; das Auf und Ab in den Anteilswerten erklärt sich durch die unregelmäßige Entwicklung der Geburtenzahl und die verbesserten Schutzbestimmungen. Die Ausgaben für Kindergeld fielen — trotz mehrmaliger Anhebung einiger Beträge — wegen Abnahme der Zahl der Kinder auf 5 vH zurück. Sozialfürsorgeunterstützungen und sonstige Übertragungen (im wesentlichen Stipendien) verloren ebenfalls an Bedeutung.

Übersicht 48 Öffentliche Einkommensübertragungen (Sozialeinkommen) 1955 bis 1982 Leistungsgruppe

1955

1960

1965

1970

Renten Krankengeld Barleistungen bei Mutterschaft Kindergeld und Ehegattenzuschläge Sozialfürsorge Sonstige Übertragungen

3,3 0,7 0,1 0,2 0,3

5,5 1,1 0,3 1,0 0,2 0,4

6,9 1,0 0,4 1,1 0,1 0,5

9,0 1,2 0,3 1,5 0,1 0,5

Sozialeinkommen, insgesamt*^

4,8

8,5

10,0

12,7

70 16 2 4 6

65 13 4 12 2 5

69 10 4 11 1 5

71 9 2 12 1 4

100

100

100

100

1975

1980

1982

12,5 1,8 0,5 1,3 0,1 0,6

15,8 3,8 1,3 1,1 0,1 0,7

15,6 3,9 1,5 1,2 0,1 1,0

16,8

22,8

23,3

69 17 6 5 3

67 17 6 5 0 4

100

100

in Mrd. Mark

Anteile in vH Renten Krankengeld Barleistungen bei Mutterschaft Kindergeld und Ehegattenzuschläge Sozialfürsorge Sonstige Übertragungen Sozialeinkommen, insgesamt*^

1

74 11 3 8 4

100

0

1) Abweichungen in den Summen durch Runden der Zahlen. Quellen und Anmerkungen: Vgl. Tabellenanhang, Tabellen 11 und 12.

Das Netz der sozialen Sicherung ist eng, viele Leistungen beinhalten jedoch lediglich eine Mindestniveausicherung. Dies gilt in erster Linie für Personen, die aus dem Erwerbsleben ausgeschieden sind, sich in der Ausbildung befinden sowie für Leistungsunfähige und Leistungsschwache. Sozialpolitische Maßnahmen, die in Zusammenhang mit (vorübergehend beeinträchtigter) Erwerbstätigkeit oder Mutterschaft und Familie stehen, haben dagegen ein deutlich höheres Niveau; d.h. die Leistungen sind — bislang zumindest — niedrig, wenn ihre Empfänger noch nicht oder nicht mehr zum Aufbau bzw. der Erhaltung von Staat und Gesellschaft beitragen, im anderen Fall sind sie gut, teilweise vorbildlich. Die sozialpolitischen Instrumente sind stark final, d.h. auf die angestrebten Ergebnisse ausgerichtet und weniger nach den erbrachten Vorleistungen und den leistungsauslösenden Gründen (Kausalprinzip) 70.

70

152

Vgl. Heinz Vortmann: Grundzüge . . . (217), S. 317.

8. Übrige Geldeinnahmen 8.1. Geldeinahmen aus Banken, Versicherungen und Lotterien 8.1.1. Zinsen Die private Vermögensbildung erfolgt in erster Linie über Ansparen von Geld; der Bildung von Sachvermögen sind enge Grenzen gesetzt. Bei der Anlage der Ersparnisse gibt es folgende Wahlmöglichkeiten: — Sparen auf Spargiro-, Gehalts- und Girokonten, — Sparen auf Buchsparkonten, — Wertpapiersparen, — Versicherungssparen für die Alters- und Unfallvorsorge, — Bargeldhortung 1. Die Sparer erhalten für die ersten drei Anlageformen Zinsen, die unversteuert bleiben. Das Kontensparen mit Sparbuchbeleg hat die größte Bedeutung. Über die Guthaben kann täglich — ohne Kündigungsfristen — in voller Höhe verfügt werden. Die Konten sind in den bargeldlosen Zahlungsverkehr einbezogen, sowohl was Haben- als auch Sollbuchungen anbetrifft (Überweisungen, Abbuchungen, Daueraufträge, Schecks). Vor 1971 bestand die Möglichkeit, Laufzeiten zu vereinbaren mit Zinssätzen zwischen 3 vH und 5 vH. Seither beträgt die Verzinsung einheitlich 3,25 vH. Von 1954 bis 1971 gab es das Bausparen als spezielle Anlageform; es mußten grundsätzlich 25 vH der voraussichtlichen Baukosten angespart sein, bevor der Rest der Bausumme als Darlehen ausgegeben wurde. Je nach Vertragsdauer lagen die Habenzinsen bei 4 vH oder 5 vH p.a.2. Das Prämiensparen — 1953 eingeführt und 1956 in seinen Konditionen verbessert — ist ebenfalls abgeschafft worden (1967). Iii den Sparprämienverträgen verpflichtete sich der Sparer, einen von ihm festgelegten Betrag monatlich einzuzahlen und erhielt je 5 Mark ein Los. Vierteljährlich fanden Verlosungen statt, dazu noch eine Jahresendauslosung. Die Gewinne lagen zwischen 10 Mark und 7 000 Mark. Eingezahlte Beträge waren am Ende des nächsten Jahres frei verfügbar, Gewinne sofort. Die Guthaben und die Gewinne — soweit nicht abgehoben — wurden mit 4 vH verzinst 3. Nächst wichtigste Anlageform ist das Sparen auf Gehalts- und Girokonten und auf Spargirokonten. Der Zinssatz für Sichteinlagen auf Gehalts- und Girokonten beträgt seit 1956 unverändert 3 vH p.a. Das Spargiro — 1965 eingeführt — ist eine Zwischenform aus Buchsparen und buchlosem Sparen auf Gehalts- und Girokonten. Die Einlagen werden mit 3,25 vH verzinst, vor 1971 mit 3 vH 4 . Hinsichtlich der Konditionen weisen die drei Sparformen nur geringe Unterschiede auf. Kündigungsfristen gibt es nirgends. Bargeldlose Verfügungen können in allen Fällen getroffen werden. Eine Zinsdifferenzierung besteht lediglich bei den Gehalts- und Girokonten mit 0,25 Prozentpunkten unter den sonst geltenden Habensätzen. Die Kontenführung bei Buchsparen erfolgt mittels Sparbuchbeleg, bei den anderen Einlagen werden Auszüge in Loseblattform erstellt. Das Wertpapiersparen beschränkt sich auf zwei Arten von Rentenpapieren: Kommunale Wohnungsbauobligationen und Hypothekenpfandbriefe der Industrie- und Handelsbank (seit 1974 in die Staatsbank eingegliedert). Emissionsberechtigt ist ausschließlich der Staat. Die Obligationen — ausgegeben seit 1958 — sind übertragbare Namenspapiere mit einer Laufzeit von 20 Jahren und einer Verzinsung von 4 vH p.a., die beliehen, an andere Sparer (über Banken) weiterverkauft oder nach 6monatiger Kündigungsfrist zum Jahresende bei den Kreditinstituten eingelöst werden können. Hypothekenpfandbriefe sind dagegen unverkäuflich. Sie wurden seit 1954 in verschiedenen Serien zwischen 5 vH und zuletzt 3,25 vH ausgegeben und nach 3 tilgungsfreien Jahren in 25 glei1 Vgl. Hannsjörg Buck: Sparen und Vermögensbildung privater Haushalte in beiden Teilen Deutschlands. (138), 1. Teil, S. 183. 2 3 4

Vgl. GBl., 1954, S. 825. Vgl. GBl. I, 1955, S. 628. Vgl. GBl. II, 1965, S. 551 und 1970, S. 723.

153

chen Jahresraten durch Auslosung zum Nennwert oder durch Rückkauf abgelöst5. Neuemissionen erfolgen offenbar nicht mehr. Vom Sparvolumen her unterscheiden sich die Anlageformen erheblich. Ohne Berücksichtigung der Bargeldhortung entfielen Mitte der 70er Jahre auf das Kontensparen 85 vH, auf das Versicherungssparen 9 vH und auf das Wertpapiersparen 6 vH der Einlagen6. Die Sparsumme hat einen beachtlichen Umfang erreicht, sie entspricht nahezu den Nettogeldeinnahmen der Bevölkerung eines Jahres. Von der marxistisch-leninistischen Ideologie werden Kapitalerträge als „arbeitslose" Einkommen angesehen, die es zu beseitigen gilt; ihre Abschaffung unterblieb vermutlich aus Gründen der Kaufkraftabschöpfung. Ähnliches dürfte auch für Lotterien zutreffen. 8.1.2. Uraltguthaben-Ablösungsanleihe Bei der Währungsreform 1948 wurden u.a. die Guthaben, die vor dem 9. Mai 1945 entstanden waren, umgewertet und zwar im Verhältnis 10:17. Für die Einlagen wurde eine sogenannte Altguthaben-Ablösungsanleihe ausgegeben8. Die Verzinsung der Anleihe mit 3 vH p.a. begann 1949. Für die jeweils in drei Jahren aufgelaufenen Zinsen erfolgt die Auszahlung 1952, 1955 und 1958. Abgesehen von der Freigabe eines Betrages bis zu 100 Mark an Personen, die das 60. Lebensjahr vollendet hatten, im Jahre 19509, setzte die fortlaufende Tilgung erst 1959 ein, und auch die Zinsen wurden von nun an für das jeweils abgelaufene Jahr angewiesen10. Bevorzugt bei der Festlegung der Rückzahlungsquoten waren Personen im Rentenalter, Bedürftige und diejenigen mit niedrigen Anteilsrechten. Die Aktion sollte 1972 beendet sein 11 . Das Volumen der umgewerteten Guthaben (ohne Zinsen) hat etwa 2,5 Mrd. Mark betragen 12 . 8.1.3. Einnahmen aus Risikoversicherungen Bereits 1945 wurden auf Befehl der Sowjetischen Militäradministration von den Länder- und Provinzverwaltungen der SBZ neue Versicherungsanstalten gegründet. Die Tätigkeit dieser Versicherungen umfaßte alle Formen der Sach-, Haftpflicht- und Personenversicherungen, allerdings beschränkt auf das Land, für das sie errichtet worden waren. Bald nach Entstehung der DDR erfuhr — der generellen Linie folgend — auch dieser Bereich eine Zentralisierung. Der erste Schritt (1950) war die Schaffung einer Instanz (Deutsches Aufsichtsamt für das Versicherungswesen) zur Kontrolle, Koordinierung und Vereinheitlichung der Arbeit der Versicherungsanstalten. Ende 1952 wurden die fünf Landesversicherungsanstalten schließlich vollständig vereinigt. Es entstand die Deutsche Versicherungs-Anstalt (DVA) mit Sitz in Berlin (Ost). Die Aufsicht verblieb — wie auch schon vorher — beim Finanzministerium. Neben dem Monopol für das Betreiben von Sach-, Haftpflicht- und Personenversicherungen wurde der DVA 1956 der Zweig Sozialversicherung für Selbständige und von 1959 an auch für Genossenschaftsmitglieder übertragen (vgl. S. 138 f.). Die DVA ist 1969 in Staatliche Versicherung der DDR (StV) umbenannt worden 13 . Der Aufgabenbereich Sach-, Haftpflicht- und Personenversicherung umfaßt die Versicherung der Wirtschaft, der staatlichen Organe und Einrichtungen, der gesellschaftlichen Organisationen und der Bürger 14. Mit Ausnahme des Sozialversicherungszweiges wird die StV nach dem Prinzip der Wirtschaftlichen Rechnungsführung geleitet, d.h. die Versicherungsverhältnisse werden so gestaltet, daß die Beitragseinnahmen die Leistungen und Kosten decken und ein Überschuß erzielt wird 15 . In Versicherungsfällen, in denen Bürger Leistungen erhalten, 5

Vgl. Hannsjörg Buck: Sparen und Vermögensbildung . . . (138), 1. Teil, S. 184. — DDR Handbuch. (113), S. 1170. Vgl. DDR Handbuch. (113), S. 1007 f. 7 Vgl. ZVOBI. (254), 1948, S. 218. 8 Später bezeichnet man die Guthaben, die zwischen Kriegsende und Währungsreform entstanden, als Altguthaben und die aus der Kriegs- und Vorkriegszeit als Uraltguthaben. 9 Vgl. GBl., 1950, S. 973. 10 Vgl. ZVOBI. (254), 1948, S. 475. 11 Vgl. GBl. I, 1958, S. 688 sowie GBl. II, 1961, S. 473 und 1963, S. 707 und S. 861. 12 Errechnet aus dem Zinssatz und der Höhe der Zinserträge von 1952,1955,1958 und 1959. — Vgl. Erdmann Frenkel: Steuerverwaltung und Steuerrecht in der sowjetischen Besatzungszone. (33), S. 17 und Walter Ziemer: Steigende Geldeinnahmen-sinkende Preise. Die Bilanz der Geldeinnahmen und -ausgaben der Bevölkerung für das Jahr 1959. (222), S. 247. 13 Vgl. Alfred Leutwein: Die Sach- und Personenversicherung in der sowjetischen Besatzungzone. (62), S. 23 ff. — Lexikon der Wirtschaft. 'Versicherung'. (116), S. 138 f. 14 Vgl. ebenda, S. 646. 15 Das Betriebsergebnis der DVA/StV wird nicht veröffentlicht; es gibt lediglich einige Angaben für die Jahre 1952 bis 1954. Damals lag die Gewinnquote (Bruttogewinn im Verhältnis zum Gesamtertrag) bei einem Drittel. — Vgl. Alfred Leutwein: Die Sach- und Personenversicherung . . . (62), S. 294.. 6

154

werden diese in der Geldbilanz als Einnahmen der Bevölkerung verbucht — allerdings nicht vollständig, sondern nur solche Zahlungen, die aufgrund von Risikoversicherungen entstehen16. Dadurch tritt in der Geldbilanz nur ein verhältnismäßig geringer Anteil von den Gesamtleistungen der StV in Erscheinung. Mit Risikoversicherungen werden die Versicherungsformen bezeichnet, ,,bei denen der Versicherungsfall während der Dauer des Versicherungsverhältnisses eintreten kann, aber nicht einzutreten braucht. Zu den Risikoversicherungen rechnen alle Formen der Sach- und Haftpflichtversicherung, der Unfall- und Krankenversicherung sowie der Risikolebensversicherung (Versicherung auf den Todesfall). Im Unterschied zur Risikoversicherung sind die Formen der Lebensversicherung, bei denen die Leistung des Versicherers gewiß ist, sparwirkende Versicherungsformen" 17. Im folgenden sollen die Risikoversicherungen der Bürger in ihren Grundzügen kurz dargestellt werden. Zu unterscheiden ist zwischen Sach-, Haftpflicht- und Personenversicherungen. Bei einigen von ihnen handelt es sich um Pflicht-, bei den meisten jedoch um freiwillige Versicherungen. Die wichtigsten Risikoversicherungen sind 18 : Sach- und Haftpflichtversicherungen: — Feuerpflichtversicherung, — Kraftfahr-Haftpflichtversicherung, — Versicherung des Hausrats, — Versicherung des persönlichen Eigentums der Mitglieder landwirtschaftlicher und gärtnerischer Produktionsgenossenschaften, — sonstige Sach- und Haftpflichtversicherungen (Kraftfahrzeugkasko-, Hundehaftpflicht-, Reisegepäck-, Campingversicherung).

Sportbootkasko-, Privathaftpflicht-,

Personenversicherungen: — Risikolebensversicherungen, — Unfallversicherung, — Krankenversicherung. Die Feuerpflichtversicherung von Gebäuden ist eine gesetzliche Versicherung; der besondere Abschluß eines Vertrages ist also nicht erforderlich. Sämtliche Zustimmungen zur Errichtung von Gebäuden teilen die dafür zuständigen staatlichen Stellen der StV mit; dadurch ist das Gebäude automatisch zur Feuerversicherung angemeldet. Der Versicherungspflicht unterliegen alle Gebäude mit einer Baukostensumme von 3 500 Mark an aufwärts. Gedeckt werden Schäden, die durch Brand, Blitzschlag und Explosion entstehen, und zwar in Höhe der Wiederherstellungskosten (Neuwertentschädigung). Sind die Gebäude zu über 60 vH entwertet, so wird nur noch der Zeitwert gezahlt 19 . Neben der Feuerpflichtversicherung können des weiteren freiwillige Gebäudeversicherungen abgeschlossen werden; es sind dies vor allem Versicherungen gegen Elementarschäden (Sturm, Überschwemmung, Hagel, Schneedruck), Leitungswasserschäden und die Haftpflichtversicherung für Schadenszufügung aus dem Haus- und Grundbesitz 20 . Wie bei der Feuerversicherung handelt es sich auch bei der Kraftfahrhaftpflichtversicherung um eine gesetzliche Versicherung. Eine besondere Anmeldung und Abschluß eines Vertrages ist nicht nötig. Versicherungsschutz besteht kraft Gesetzes für Halter und Fahrer aller zum Straßenverkehr zugelassenen und registrierten Kraftfahrzeuge. Die Zulassung bzw. Registrierung erfolgt jedoch erst, wenn die Beiträge zur Kraftfahrhaftpflichtversicherung gezahlt worden sind. Zum Nachweis dienen Wertmarken; ihr Erwerb ist an die Entrichtung der Kraftfahrzeugsteuer gekoppelt. Die Höhe des Beitrages ist bei Krafträdern vom Hubraum und bei Personenwagen von der PS-Zahl abhängig. Abgedeckt sind Sach-, Vermögens- und Personenschäden ohne Begrenzung 21. Durch freiwillige Versicherungen kann der Schutz aus der Pflichtversicherung erweitert werden. Die Kasko- und Gepäckversicherung kommt für Schäden auf, die durch Unfall (allerdings nicht bei Teilkasko), Diebstahl, unbefugten Gebrauch und Elementarereignissen entstehen. Grundsätzlich wird der Neuwert erstattet, für Totalschäden und Reisegepäck jedoch der Zeitwert — im zuletzt genannten Fall aber nur bis zu 3 000 Mark 22 . 16

Vgl. Alfred Keck unter Mitarbeit von Hans-Georg Raunigk: Die Bilanz der Geldeinnahmen . . . (52), S. 143. Lexikon der Wirtschaft. 'Versicherung'. (116), S. 428. 18 Vgl. Autorenkollektiv: Die staatliche Versicherung in der DDR. Sach-, Haftpflicht- und Personenversicherung. (24), S. 264 ff. — Autorenkollektiv: Meine Versicherung. (9), S. 31 ff. 19 Vgl. GBl. I, 1958, S. 361. — GBl. II, 1972, S. 293. — GBl. I, 1977, S. 77. 20 Vgl. GBl. I, 1977, S. 67. 21 Vgl. GBl. II, 1961, S. 503 sowie 1971, S. 93 ff. 22 Vgl. GBl. I, 1977, S. 67. 17

155

Die Halter von Kraftfahrzeugen haben weiterhin die Möglichkeit, eine Insassenunfallversicherung abzuschließen. Diese Personenversicherung erstreckt sich im Gegensatz zur allgemeinen Unfallversicherung nur auf Unfälle, die im ursächlichen Zusammenhang mit dem Betreiben von Kraftfahrzeugen stehen. Es besteht die Wahlmöglichkeit zwischen einer separaten Versicherung für den Fall eines Körperschadens oder als Kombination mit einer Todesfallversicherung. Die Höhe der Versicherungssumme bestimmt der Versicherte selbst. Für die Schadensregulierung ist es unerheblich, wer den Unfall schuldhaft verursacht hat. Bei Auslandsfahrten muß sowohl in der Pflicht-, wie auch in der freiwilligen Versicherung ein zusätzlicher Beitrag geleistet werden. Die wichtigste Versicherung für die Familie hinsichtlich ihres persönlichen Eigentums ist die Haushaltversicherung. Sie hat alle zum Haushalt gehörenden Sachen zum Gegenstand, also die gesamte Einrichtung, Bekleidung, aber auch Bargeld (bis 1000 Mark), Schmucksachen etc. und fremdes Eigentum. Auf Antrag und gegen eine Aufschlagszahlung kann der Versicherungsschutz auf Wochenendhäuser und Garagen ausgedehnt werden. Abgedeckt sind Schäden, die durch Brand, Leitungswasser, Einbruchdiebstahl, Hochwasser, Sturm u.ä. entstehen. Die versicherten Sachen werden zum Neuwert entschädigt, soweit sie nicht mehr als 60 vH entwertet sind; lediglich für Wäsche, Bekleidung und fremdes Eigentum wird der Zeitwert ersetzt. Unter den Schutz der Haushaltversicherung fällt neben der Hausrat- auch die Privathaftpflichtversicherung. Sie gilt für den Versicherungsnehmer, dessen Ehegatten und die noch nicht volljährigen Kinder; auf Antrag können auch weitere Personen einbezogen werden. Der Beitrag richtet sich nach der Höhe der Versicherungssumme und der Anzahl der versicherten volljährigen Personen 23. Die Versicherung des persönlichen Eigentums der Mitglieder der LPG und GPG ist eine kombinierte, den spezifischen Bedürfnissen der Genossenschaftsmitglieder Rechnung tragende Versicherungsform. In ihr sind die Feuer- und die Haushaltversicherung zusammengefaßt — abweichend von den allgemein geltenden Regelungen gibt es allerdings einige Besonderheiten. Für die Sachen des Haushalts wird der gleiche Schutz geboten wie durch die Haushaltversicherung. Darüber hinaus sind die landwirtschaftlichen Geräte, soweit sie noch zur Führung der persönlichen Hauswirtschaft benötigt werden, und Tiere gegen die entsprechenden Gefahren mitversichert. Einbezogen sind auch Bodenerzeugnisse mit Schäden, die durch Überschwemmung, Hagel, Wolkenbruch u.a. entstehen können. Der Haftpflichtschutz erstreckt sich außer auf die Gefahren des täglichen Lebens bei den Genossenschaftsmitgliedern auch auf solche, die sich aus der Führung der persönlichen Hauswirtschaft ergeben, z.B. aus der Viehhaltung. Neben den genannten Grundbestandteilen des Versicherungsvertrages kann auf freiwilliger Basis die Gebäudeversicherung auf Schäden aus weiteren Elementarereignissen (Sturm, Schneedruck) und Leitungswasser ausgedehnt werden. Auch bei den individuell gehaltenen Tieren ist ein zusätzlicher Schutz möglich, und zwar für Fälle von Verenden oder Nottötung infolge Krankheit oder Unfall 24 . Manche Risiken deckt die Haushaltversicherung bzw. die Versicherung des persönlichen Eigentums der Mitglieder von Produktionsgenossenschaften nicht ab; es sind dies z.B. Schäden an Bargeld über 1000 Mark, an Eigentum der Untermieter, an Kraftfahrzeugen, Motor- und Segelbooten, an der Campingausrüstung, mit Einschränkungen am Reisegepäck sowie Schäden durch entgangenen Gewinn und Nutzungsausfall. Mit Hilfe spezieller Versicherungen besteht aber die Möglichkeit, z.T. auch die Pflicht, sich zumindest gegen einige der angeführten Gefahren zu schützen. Die Kraftfahrversicherungen wurden bereits erwähnt. Zu nennen sind noch die Camping- und Reisegepäckversicherung sowie die Sportbootversicherung. Durch die Campingversicherung wird für die auf Zeltplätzen mitgeführten Sachen Schutz gegen Brand, Elementarereignisse, Diebstahl etc. und gegen Schäden durch mut- und böswillige Handlungen geboten. Auf die gleichen Risiken bezieht sich die Reisegepäckversicherung. Sie hat allerdings durch den Einschluß des Reisegepäcks in die Haushaltversicherung an Bedeutung verloren. In der Regel ist ihr Abschluß nur noch für Kurzreisen (bis zu drei Tagen) erforderlich, oder wenn keine Haushaltversicherung besteht; längere Reisen deckt die Haushaltversicherung mit ab. Für die Campingausrüstung und das Reisegepäck wird nur der Zeitwert ersetzt. Das trifft auch für die Sportbootversicherung zu. Für Sportboote kann eine Kasko-, Haftpflicht- oder Feuerversicherung vereinbart werden — wahlweise einzeln oder in Form von Kombinationen25. Aufgabe der freiwilligen Personenversicherungen ist es, den Sozialversicherungsschutz zu ergänzen. Das Netz der sozialen Sicherung ,,... ist zwar umfassend, aber es ist nicht auf allen Gebieten so intensiv und kann es auch künftig nicht sein, daß damit für die Bevölkerung der DDR jede weitere zusätzliche Eigenversorgung entbehrlich würde" 26 . Wie schon erwähnt, gehören alle Formen der Lebens-, Unfall- und privaten Krankenversicherung zu den Personenversicherungen. 23 24 25 26

156

Vgl. ebenda. Vgl. ebenda sowie Autorenkollektiv: Meine Versicherung. (9), S. 60 f. Vgl. GBl. I, 1980, S. 153. Autorenkollektiv: Die staatliche Versicherung in der DDR. (24), S. 298.

Bei den Lebensversicherungen wird zwischen drei Grundtypen unterschieden: — Versicherung auf den Todesfall, — Versicherung auf den Erlebensfall, — Versicherung auf den Todes- und Erlebensfall. Mit Ausnahme einer speziellen Form der Versicherung auf den Todesfall sind dies aber keine echten Risikoversicherungen — im Gegensatz zu allen Unfall- und Krankenversicherungen. Die Todesfallversicherung kann entweder auf Lebenszeit (reine Todesfallversicherung) oder für eine bestimmte Zeitdauer (abgekürzte Todesfallversicherung) abgeschlossen werden. Der Hauptunterschied zwischen diesen beiden Formen besteht darin, daß bei der lebenslänglichen Todesfallversicherung die Versicherungssumme in jedem Fall einmal ausgezahlt wird, in der abgekürzten nur dann, wenn die versicherte Person während der Vertragsdauer stirbt. Deshalb bezeichnet man auch nur letztere als Risikolebensversicherung; ihre Laufzeit beträgt in der DDR wahlweise fünf oder zehn Jahre 27 . Bei dauernden Körperschäden oder Tod durch Unfall zahlt die Unfallversicherung eine Einmalentschädigung. Die gesamte Versicherungssumme wird bei vollständiger Invalidität gewährt, Teilbeträge bei geringeren Körperschäden. Im Gegensatz zur Sozialversicherung besteht die Leistungsverpflichtung hier unabhängig von der Art des Unfalls (Arbeits- und sonstiger Unfall). Als Spezialformen der Unfallversicherung werden in der DDR eine Kinderunfallversicherung und eine Unfallversicherung für Mitfahrer in Kraftfahrzeugen angeboten. Letztere unterscheidet sich von der bereits erwähnten Insassenunfallversicherung (vgl. S. 156) dadurch, daß sie vom Mitfahrer abgeschlossen wird; im anderen Fall ist der Kraftfahrzeughalter Versicherungsnehmer 28. Die Krankengeldversicherung bietet bei vorübergehender Arbeitsunfähigkeit wegen Krankheit oder Unfall Geldleistungen in Höhe der Differenz zwischen dem Krankengeld der Sozialversicherung (einschließlich FZR) und 90 vH des Nettoverdienstes. Unfall- und Krankentagegeldversicherung können einzeln oder kombiniert vereinbart werden, wobei es wiederum mehrere Formen der Kombination gibt, z.B. die, daß Tagegeld zwar im Falle der Arbeitsunfähigkeit infolge Unfalls, nicht jedoch infolge Krankheit gezahlt wird 29 . Neben der Kopplung von Unfall- und Krankentagegeldversicherung gibt es auch andere Mischformen, in die die Unfallversicherung einbezogen ist. Die meisten Lebensversicherungen sind mit einer Unfallzusatzversicherung verbunden; bei Unfalltod wird den Hinterbliebenen die doppelte Versicherungssumme ausgezahlt. Vor einigen Jahren wurde dieser Schutz in einer speziellen Versicherung für Erwerbstätige noch auf das Risiko 'dauernder Körperschaden durch Unfall' erweitert. Die Höhe der dafür gewährten Einmalentschädigung hängt vom Invaliditätsgrad und von der Art des Unfalls ab. Arbeitsunfälle haben die Auszahlung der einfachen Versicherungssumme zur Folge — sonstige Unfälle den doppelten Betrag. Diese Regelung wurde getroffen, weil nur bei Arbeitsunfällen ein Rentenanspruch gegenüber der Sozialversicherung besteht 30 . Von den Einzelunfall- sind die Gruppenunfallversicherungen zu unterscheiden. Beschäftigte in der volkseigenen Wirtschaft sowie in den staatlichen Organen und Einrichtungen sind aufgrund gesetzlicher Vorschriften gegen Arbeitsunfall abgesichert. Auf freiwilliger Basis kann die Versicherung auch für Beschäftigte in Genossenschaften und privaten Betrieben abgeschlossen werden. Für Kinder in Kinderkrippen und -gärten besteht ebenso wie für Schüler und Studenten während der schulischen Tätigkeit eine Unfallpflichtversicherung. Ähnliches gilt für alle Bürger bei Unfällen in Ausübung gesellschaftlicher, kultureller oder sportlicher Tätigkeiten31. Die volkswirtschaftliche Bedeutung der einzelnen Risikoversicherungen ist sehr unterschiedlich. Der weitaus größte Teil von ihnen konzentriert sich auf wenige Versicherungsformen. Es sind dies die Feuer-, Haushalt-, Kraftfahr- (einschl. Kasko-) und die Unfall-/Krankentagegeldversicherung. Mitte der 70er Jahre verwaltete die StV mehr als 24 Mill. Versicherungsverträge von Bürgern 32 . Mit gut 10 Mill. hatten die Lebensversicherungen einen erheblichen Anteil daran 33 , allerdings handelte es sich dabei im wesentlichen um sparwirksame Lebensversiche-

27

Vgl. GBl. I, 1977, S. 61 und 1980, S. 158 sowie Autorenkollektiv: Meine Versicherung. (9), S. 98 ff. Vgl. ebenda. 29 Vgl. ebenda. 30 Vgl. ebenda. 31 Vgl. GBl. II, 1968, S. 307 und 945 sowie 1969, S. 679. — GBl. 1,1973, S. 199. — Autorenkollektiv: Die staatliche Versicherung . . . (24), S. 425 f. 32 Vgl. Autorenkollektiv: Meine Versicherung. (9), S. 18. 33 Vgl. Statistisches Jahrbuch der DDR 1979. (243), S. 256. 28

157

rungen. „Die Risiko-Lebensversicherung hat bisher nur eine geringe Verbreitung gefunden" 34 ' 35 . Weiterhin bestanden reichlich 5 Mill. Unfall- und Krankentagegeldversicherungen 36, wobei hier der Schwerpunkt auf den Unfall- und kombinierten Versicherungen lag. Im Laufe der Zeit sind die Leistungen der Sozialversicherung im Krankheitsfall mehrmals verbessert worden (vgl. S. 144 f.), so daß heute die reine Krankentagegeldversicherung in vielen Fällen kaum noch zusätzlichen Versicherungsschutz bietet, zumal die gezahlten Beträge 90 vH des Nettoverdienstes nicht übersteigen dürfen. Gemessen an der Zahl der Verträge waren bei den Sachversicherungen die Haushalt- und die Kraftfahrversicherung fast gleich hoch. Für über 90 vH aller privaten Haushalte — das sind mehr als 5 Mill. — bestanden Haushaltversicherungen 37. Ähnlich hoch ist die Zahl der Kraftfahrversicherungen anzusetzen38, wobei jeder zweite Fahrzeughalter, über die gesetzliche Haftpflichtversicherung hinaus, freiwillig den Schutz auf weitere mit der Haltung von Kraftfahrzeugen verbundenen Risiken durch eine Kaskoversicherung ausgedehnt hatte 39 . Schließlich hatte auch die gesetzliche Feuerversicherung für die 1,5 Mill. Wohngebäude in Privathand 40 einen gewichtigen Anteil an den Sachversicherungen der Bürger 41. Das jährliche Beitragsaufkommen aus privaten Personenversicherungen (einschließlich Lebens-, ohne Sozialversicherung) belief sich 1983 auf 2,5 Mrd. Mark und hat sich damit gegenüber 1955 verzehnfacht. Die Beiträge in der Sachversicherung (einschließlich Versicherungen der Wirtschaft und staatlichen Einrichtungen) hatten mit 2,4 Mrd. Mark (1983) das fünffache Volumen von 1955 erreicht 42 . Die Höhe der Leistungen läßt sich für die jüngere Vergangenheit nur noch schätzen; in den Jahren 1955 bis 1960 betrug ihre durchschnittliche Quote (Leistungen in vH der Beiträge) für Personenversicherungen 31 und für Sachversicherungen 43 43 .

8.1.4. Einnahmen aus Lotterien Bereits 1945 ist in der damaligen SBZ — nach Wiedererrichtung der Sächsischen Landeslotterie — der Wettspielbetrieb aufgenommen worden. Dieser Klassenlotterie 44 folgte 1953/54 die Gründung zweier Zahlenlotterien, nämlich der Berliner-Bären-Lotterie und des VEB Zahlenlotto (Sitz Leipzig)45. Seit 1953 gibt es in der DDR auch das Toto, mit seiner Durchführung wurde ein weiterer neuer Betrieb — das Sport-Toto mit Sitz Berlin — beauftragt 46. Die Gewinnausschüttung betrug beim Toto 55 vH und beim Zahlenlotto 60 vH der eingezahlten 34

Autorenkollektiv: Die staatliche Versicherung . .. (24), S. 313. Seit 1975 wird die Risikolebensversicherung im Statistischen Jahrbuch der DDR offensichtlich mit unter der Rubrik ,»Unfall- und Krankentagegeldversicherung" geführt und nicht mehr — wie davor — unter „Lebensversicherung". Diese Umgruppierung hat bei den Zeitreihen nur zu unbedeutenden Veränderungen geführt — auch ein Indiz dafür, daß der Bestand an Risikolebensversicherungen relativ klein ist. — Vgl. Statistisches Jahrbuch der DDR 1979. (243), S. 256. 36 Vgl. ebenda. 37 Vgl. Autorenkollektiv: Meine Versicherung. (9), S. 19. 38 Im Jahre 1975 waren 76,6 vH der privaten Haushalte in der DDR mit Kraftfahrzeugen (Autos, Motorräder, Motorroller und Mopeds) ausgestattet. Dieser Anteilswert bezieht sich auf die Zahl der Haushalte, die durch die Volkszählung von 1971 ermittelt wurde (6,4 Mill.). Daraus errechnen sich 4,9 Mill. Kraftfahrzeuge in privaten Haushalten. — Vgl. Statistisches Jahrbuch der DDR 1977. (243), S. 304. 39 Vgl. Autorenkollektiv: Meine Versicherung. (9), S. 21. 40 Die Wohnraum- und Gebäudezählung von 1971 hatte 1,75 Mill. Wohngebäude in Privateigentum festgestellt. In der Folgezeit dürfte ein Teil davon ausgesondert worden sein, ohne daß eine Neubautätigkeit im gleichen Umfang von Privaten stattgefunden hätte. Deshalb erscheint ein Bestand von 1,5 Mill. Wohngebäuden von Privatleuten im Jahr 1975 als realistische Größenordnung. — Vgl. Volks-, Berufs-, Wohnraum- und Gebäudezählung am 1. Januar 1971. (251), Band 2, S. 318. 41 Zu Beginn der 80er Jahre wurden folgende Angaben gemacht: Versicherungsverträge der Bürger insgesamt : 26,5 Mill. Lebensversicherungen : 10,5 Mill. Haushaltversicherungen 5,7 Mill. Unfallversicherungen 3,5 Mill. Kaskoversicherungen 2,1 Mill. Gebäudeversicherungen 1,4 Mill. — Vgl. Günter Hein: Versicherungsarbeit zum Wohle unserer Bürger. (150), S. 3 f. 42 Vgl. Statistisches Jahrbuch der DDR 1984. (243), S. 266. 43 Vgl. Statistisches Jahrbuch der DDR 1960/61. (243), S. 249 f. 44 ,,ln der Klassenlotterie wird nach einem feststehenden Gewinnplan gespielt. Es gibt mehrere, zeitlich getrennte Ziehungen, wobei die Hauptgewinne mit der letzten Ziehung, der sogenannten Schlußklasse, ausgeschüttet werden. Anzahl und Höhe der Gewinne werden — im Unterschied zu den anderen Spielarten — unabhängig von der Spielbeteiligung bereits vor Beginn der Lotterie festgelegt". — Autorenkollektiv: Ökonomisches Lexikon, Band H-P. (17), S. 448. 45 Vgl. VOBI. I (246 a), 1953, S. 369 f. — GBl., 1954, S. 241. 46 Vgl. GBl., 1953, S. 1271 f. 35

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Spieleinsätze. Der Reinertrag floß entweder dem Nationalen Aufbauwerk zu (Lotto) oder diente zum Aus- und Aufbau von Sportanlagen und Betriebs-Sportgemeinschaften. Später (1963) wurden die drei Lotterien zum VEB Vereinigte Lottenebetriebe (Sitz Leipzig) zusammengeschlossen47, wobei die spezifischen Spielarten der früher selbständigen Betriebe erhalten blieben. Ebenso wurde verfahren, als 1968 der Konzentrationsprozeß mit der Vereinigung des VEB Vereinigte Lotteriebetriebe und des VEB Sport-Toto zum VEB Vereinigte Wettspielbetriebe mit Sitz Berlin seinen Abschluß fand 48 . Die Gewinnausschüttung beträgt seitdem für Toto und Zahlenlotto einheitlich 60 vH der Einsätze. Für die Klassenlotterie läßt sich die Gewinnquote im voraus nicht genau festlegen; für diesen Bereich wurde Anfang der 70er Jahre ein Durchschnittssatz von 64 vH genannt 49 . Der Überschuß wird teilweise zur Förderung der Körperkultur und des Sports verwendet und teils ,,... den örtlichen Organen der Staatsmacht zur eigenen Verwendung für Maßnahmen im Interesse der Bevölkerung" 50 zugeleitet. Im Jahre 1984 betrieb der VEB Vereinigte Wettspielbetriebe neben Sonderlotterien zu bestimmten Anlässen folgende Spielarten: Lotto-Toto ,,5 aus 45", das Sportfest-Toto ,,6 aus 49", das Fußball-Toto sowie das Tele-Lotto ,,5 aus 35" 5 1 . Am beliebtesten ist das Tele-Lotto; die Ziehungen (sonntags und mittwochs) — ausgestaltet als Unterhaltungssendung — werden direkt vom DDR-Fernsehen übertragen. Auf das Tele-Lotto entfallen rund drei Viertel des Geldes, das für Wettspiele ausgegeben wird 52 . Vor Einführung des Tele-Lotto (1972) hatte das Sportfest-Toto die stärkste Verbreitung 53. Diese Spielart besteht seit 1963 54 ; sechs Sportarten müssen aus 49 möglichen ausgewählt werden (Lottoprinzip). Bei regelmäßiger Beteiligung gibt es die Möglichkeit, einen Dauerauftrag zu erteilen. Die Wettspielbetriebe setzen die gewünschten Zahlen ein und buchen monatlich den Einsatz vom Spargirokonto ab. Zu Beginn der 80er Jahre beliefen sich die jährlichen Toto-Lotto-Umsätze auf gut eine Mrd. Mark (1955: 0,4 Mrd. Mark). Wöchentlich werden über vier Millionen Spielscheine mit einem durchschnittlichen Einsatz von fünf Mark in den Annahmestellen abgegeben 55 . Die steuerfreien Einzelgewinne sind auf 500 000 Mark begrenzt. Gewinne in dieser Höhe kommen indes selten zur Ausschüttung, seit 1969 zweimal, und zwar im Tele-Lotto. Die Durchschnittsquote für Gewinne mit fünf Richtigen lag in dieser Spielart bei 36 000 Mark 56 . Es gibt in der DDR noch weitere öffentliche Wettspiele (Rennwetten, Tombola), deren Umsätze sich aber vergleichsweise bescheiden ausnehmen. Auf der traditionsreichen Rennbahn Hoppegarten in Berlin werden z.B. jährlich am Totalisator nur 3,6 Mill. Mark verwettet 57.

8.2. Geldeinnahmen von Betrieben und gesellschaftlichen Organisationen 8.2.1. Krankengeldzuschüsse Bei vorübergehender Arbeitsunfähigkeit zahlt die Sozialversicherung Krankengeld. Es betrug bis Ende 1977 in den ersten 6 Wochen der Erkrankung für alle versicherten Erwerbstätigen 50 vH des beitragspflichtigen Verdienstes, also allenfalls 300 Mark monatlich. (Zur Höhe des Krankengeldes von der 7. Woche an vgl. S. ??? f.). Darüber hinaus erhielten Arbeiter und Angestellte seit 1952 für diesen Zeitraum bei Arbeitsunfähigkeit wegen Krankheit die Differenz zwischen Krankengeld und 90 vH ihres letzten Nettoverdienstes als Lohnausgleich von den Betrieben. Lag ein Arbeitsunfall oder eine Berufskrankheit vor, wurde der Lohnausgleich länger gewährt, und zwar bis zur Wiederherstellung der Arbeitsfähigkeit oder bis zum Eintritt der Invalidität58. Einen entsprechenden Zuschuß für Selbständige konnte es naturgemäß nicht geben, aber auch Mitglieder von Produktionsgenossenschaften hatten keinen gesetzlichen Anspruch auf Leistungen, die über die der Sozialversicherung hin-

47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58

Vgl. Vgl. Vgl. Vgl. Vgl. Vgl. Vgl. Vgl. Vgl. Vgl. Vgl. Vgl.

GBl. II, 1963, S. 205 f. GBl. II, 1968, S. 253 f. Autorenkollektiv: Ökonomisches Lexikon, Band L-Z. (16), S. 102. GBl. II, 1968, S. 253. DDR Handbuch. (113), S. 698. Volkswacht. (292), vom 19.1.1980, S. 5. Autorenkollektiv: Ökonomisches Lexikon, Band L - Z . (16), S. 102. ebenda, S. 1184. Freies Wort. (278), vom 1.12.1973 und Tribüne. (290), vom 17.7.1979, S. 5. Volkswacht. (292), vom 19.1.1980, S. 5. Die Welt. (303), vom 3.11.1979. GBl., 1952, S. 381.

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ausgingen. Immer mehr Genossenschaften waren jedoch dazu übergegangen, das Krankengeld ihrer Mitglieder durch Unterstützungen aus den Hilfsfonds aufzustocken. Die Festlegung von Beginn, Höhe und Dauer der Zahlungen lag im Ermessen der Genossenschaften. Zunehmend orientierten sich diese aber an den Konditionen, die für den Lohnausgleich galten 59 . Die betrieblichen und genossenschaftlichen Krankengeldzuschüsse erreichten zuletzt eine Höhe von über einer Mrd. Mark 60 . Seit 1978 wird in den ersten 6 Wochen das gesamte Krankengeld in Höhe von 90 vH des Nettoverdienstes von der Sozialversicherung für Arbeitnehmer und Genossenschaftsmitglieder allein getragen. Der betriebliche Lohnausgleich u.a. ist entfallen.

8.2.2. Renten für langjährige Betriebszugehörigkeit Neben der Sozialversicherung bestehen für bestimmte Personengruppen Sonderversorgungseinrichtungen (vgl. S. 143 f.). Deren Leistungen werden teils bei der Sozialversicherung mit verbucht (vermutlich Post und Bahn), teils unter den Positionen Altersversorgung und Haushaltsrenten im Staatsbudget ausgewiesen (Kriegsopferrenten, Ehrenpensionen, Altersversorgung der Intelligenz an wissenschaftlichen, künstlerischen, pädagogischen und medizinischen Einrichtungen). In anderen Fällen (Militär, Polizei, Zoll, staatliche Verwaltung, Pädagogen) ist nichts über die Herkunft und statistische Erfassung der Mittel bekannt. Möglicherweise laufen auch diese Zuwendungen über den Staatshaushalt, zumal es sich bei den Empfängern um frühere Angehörige des „öffentlichen Dienstes" handelt. Weder in den Ausgaben der Sozialversicherung noch in denen des Staatshaushalts sind die Zusatzrenten für die Beschäftigten in den wichtigsten volkseigenen Betrieben enthalten. Nach einer 20jährigen ununterbrochenen Tätigkeit im selben Betrieb besteht seit 1954 Anspruch auf eine zusätzliche Versorgung in Höhe von 5 vH des monatlichen Nettoverdienstes der letzten fünf Jahre vor dem Ausscheiden. Zunächst traf das nur für besonders ausgewählte Betriebe zu, „entsprechend dem weiteren wirtschaftlichen Aufschwung ... und im Rahmen der zur Verfügung stehenden Mittel..." sollten aber,,... weitere volkseigene Betriebe benannt werden" 61 . Die Zusatzrente wird von den Betrieben bezahlt. Von diesem Schritt erhoffte man sich eine Verringerung der Fluktuation. Eine im Ergebnis ähnliche Regelung gibt es auch in vielen Genossenschaften. Die früher vorhandenen verschiedenen Formen der Unterstützung im Alter sind dabei häufig zu einer Art Zusatzrente zusammengefaßt worden. Die Höhe bestimmt sich meist nach der Anzahl der Mitgliedsjahre und kann bis zu 50 Mark monatlich betragen 62 . Auch die Mittel für die Renten der „technischen Intelligenz" (Ingenieure, Techniker, Architekten, Werkdirektoren usw.) bringen die Betriebe allein auf; die verwaltungsmäßige Abwicklung liegt aber bei der Staatlichen Versicherung. Sie bekommt ihre Ausgaben (Leistungen und Verwaltungskosten) von den Betrieben erstattet. Diese Versorgungseinrichtung wurde 1950 geschaffen; die Altersbezüge erreichen insgesamt 60 bis 80 vH des letzten Bruttogehaltes 63. Letztlich läßt sich nicht mit Sicherheit klären, in welchem Etat die Leistungen für die „technische Intelligenz" und für andere Gruppen (s.o.) verbucht werden. Die Höhe der Rentenzahlungen insgesamt und auch die der großen Träger sind indes bekannt. Das Volumen der Rentenbezüge, die nicht von den Sozialversicherungen und vom Staatshaushalt64 bilanziert werden, lag um 1980 bei knapp einer Mrd. Mark 65 .

8.2.3. Lohnnebenkosten Lohnnebenkosten sind nach östlicher Definition Entschädigungszahlungen für zusätzliche Aufwendungen, die den Beschäftigten im Zusammenhang mit dem Arbeitsrechtverhältnis entstehen 66 . Dazu gehören: 59

Vgl. Autorenkollektiv: Lexikon Recht der Landwirtschaft der DDR. (8), S. 320. Vgl. Tabellenanhang, Tabelle 13. 61 Vgl. GBl., 1954, S. 301. 62 Vgl. Autorenkollektiv: Lexikon Recht der Landwirtschaft . . . (8), S. 320 f. — ABC der Landwirtschaft. Wesentliches kurz gefaßt. (110), S. 27. 63 Vgl. GBl., 1950, S. 844. 64 Die Ausgaben der Sozialversicherungen für Renten betrugen 198014,8 Mrd. Mark, die des Staatshaushalts 1,0 Mrd. Mark (vgl. S. 199). 65 Vgl. Tabellenanhang, Tabelle 13. 66 Vgl. Definitionen . . . (235), Ausgabe 1980, Teil 5, S. 40. 60

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Reisekosten (Fahrkosten, Tagegeld, Übernachtungsgeld, Verpflegungszuschuß u.ä.), Wegegeld, Trennungsentschädigung, Umzugskosten, Montagegeld, Bereitschaftsgeld, Dienstaufwandsentschädigung, Heimarbeiterzuschläge, Werkzeugentschädigungen. Auf diese Leistungen besteht seitens der Erwerbstätigen ein gesetzlicher Anspruch. Auch die Höhe der Lohnnebenkosten sind zum Teil durch Anordnungen vom Gesetzgeber geregelt (Reisekosten, Wegegeld, Trennungsentschädigung, Umzugskosten)67, in allen anderen Fällen ist der Umfang der Aufwandsentschädigungen in den Rahmenkollektivverträgen festgelegt. Diese Ausgleichszahlungen sind kein Bestandteil der Arbeitseinkommen und somit auch nicht lohnsteuer- und sozialversicherungspflichtig (Ausnahme: Bereitschaftsgeld). Bei Dienstreisen werden die Fahrkosten für die Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel in voller Höhe erstattet. Bahnreisende können erster Klasse fahren, wenn die einfache Wegstrecke mindestens 150 km beträgt. Auch die regelmäßig auf Inlandslinien eingesetzten Maschinen der Interflug galten als öffentliches Verkehrsmittel. Ihre Benutzung war in solchen Fällen zulässig, ,,... in denen durch die Fahrzeitverkürzung der volkswirtschaftliche Nutzen die Flugkosten deckt" 6 8 . Der regelmäßige Inlandsflugverkehr ist 1980 eingestellt worden. Andere Beförderungsmittel (z.B. Taxis) dürfen nur in Ausnahmefällen in Anspruch genommen werden, wenn sich die Gesamtkosten dadurch nicht erhöhen oder der Zielort in zumutbarer Weise nicht anders erreichen läßt 69 . Falls bei Dienstreisen eigene Fahrzeuge eingesetzt werden müssen, beträgt die Entschädigung je Kilometer (Hinund Rückweg) für den Gebrauch von Fahrrädern Mopeds Motorrädern Kraftwagen

bis bis bis bis

zu zu zu zu

0,10 0,12 0,15 0,27

Mark (dasselbe gilt, wenn der Weg zu Fuß zurückgelegt wird), Mark, Mark, Mark.

Bei längerer Abwesenheit vom Arbeitsort oder Wohnsitz wird Tagegeld, ggf. auch Übernachtungsgeld gezahlt. Die Höhe des Tagegeldes richtet sich nach der Dauer der Dienstreise, mehr als 9 bis 12 Stunden bis zu 3,50 Mark, mehr als 12 Stunden bis zu 7,— Mark je Kalendertag. Für Beschäftigte, die regelmäßig eintägige Dienstreisen innerhalb eines begrenzten Arbeitsgebietes durchführen, sind niedrigere Sätze von 2,50 bzw. 3,50 Mark vorgesehen. Kosten für Übernachtungen werden voll erstattet, ohne belegmäßigen Nachweis jedoch nicht mehr als 3,50 Mark pro Nacht. Bei längerem Aufenthalt am Auftragsort wird das Tage- und Übernachtungsgeld zusammengezogen und beträgt vom 18. Tage an 9 Mark und ab 35. Tag 6 Mark 70 . Auch notwendige Auslagen wie Kosten für die Gepäckbeförderung, -aufbewahrung, -Versicherung sowie Postund Fernsprechgebühren, Eintrittskarten zum Besuch von Ausstellungen usw. werden zurückgezahlt. Beschäftigten, die an einen anderen Arbeitsort versetzt werden und sich verpflichten umzuziehen, kann der Mehraufwand für die doppelte Haushaltsführung in Form einer Trennungsentschädigung vergütet werden. Der Höchstsatz beträgt 4 Mark täglich, die Zahlungsdauer ist grundsätzlich auf 24 Monate begrenzt, Ausnahmen sind jedoch möglich. Wechselt der Berufstätige seinen Arbeitsplatz auf eigenen Wunsch, darf die Gewährung der Trennungsentschädigung nur für einen Zeitraum von 12 Monaten erfolgen. Alle drei Monate werden außerdem die Kosten für eine Heimfahrt übernommen. Aufwendungen, die im Zusammenhang mit Umzügen entstehen, gehen ebenfalls zu Lasten der Betriebe, wenn ihretwegen ein Wohnungswechsel vorgenommen werden muß. Daneben erhalten die Beschäftigten einen einmaligen Zuschuß in Höhe von 10 vH des monatlichen Bruttoverdienstes. 67 Vgl. GBl. I, 1956, S. 299 und 304, 1958, S. 72 sowie 1960, S. 410. — GBl. II, 1962, S. 503 und 1972, S. 465. — GBl. I, 1974, S. 70 und 1975, S. 680. 68 GBl. I, 1958, S. 72. 69 Vgl. Reisekosten, Trennungsentschädigung, Umzugskosten. (121), S. 32 f. 70 Sonderregelungen gelten für — Berlin (Ost), — mehrtätige Dienstreisen, bei denen trotz größerer Entfernungen die tägliche Rückkehr zum Heimatort zumutbar ist, — Teilnehmer an Lehrgängen, — Aussteller auf der Leipziger Messe.

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Die Leistungen, deren Umfang in Rahmenkollektivverträgen festgelegt wird, sind in ihren Einzelheiten nicht veröffentlicht, so daß eine detaillierte Darstellung nicht möglich ist. Montagegeld wird als Entschädigung für Mehraufwendungen gezahlt, die durch den Aufenthalt an nicht regulären Arbeitsorten bei Montage-, Reparatur- und Unterhaltsarbeiten entstehen. Die Geldbeträge sind nach vielfältigen Gesichtspunkten differenziert, z.B. In- und Auslandsmontage, Nah- und Fernmontage. Das Montagegeld wird in einigen Bereichen auch als Auslösung bezeichnet71. Berufstätige, die sich außerhalb ihrer normalen Arbeitszeit für die Verrichtung plötzlich notwendig werdender Arbeiten bereithalten müssen, haben Anspruch auf einen finanziellen Ausgleich. Die Höhe des Bereitschaftsgeldes richtet sich vor allem danach, ob eine Anwesenheit im Betrieb erforderlich ist oder der Betreffende lediglich erreichbar sein muß. Während der Bereitschaft geleistete Arbeiten werden wie Überstunden abgegolten 72 . In leitender Stellung tätige Staats- und Wirtschaftsfunktionäre erhalten eine Pauschale ,,... zur Deckung der aus ihren Aufgaben resultierenden Mehraufwendungen" 73, wobei die Beträge der Dienstaufwandsentschädigung gestaffelt sind — nach der Bedeutung einzelner Positionen. Heimarbeitern entstehen zusätzliche Kosten für Miete, Licht, Heizung usw. im Zusammenhang mit der Durchführung ihrer Tätigkeit. Diese werden ihnen in Form eines Zuschlages von den Betrieben erstattet. Für die Bereitstellung von Maschinen und Werkzeugen ist den Heimarbeitern ebenfalls eine Vergütung zu zahlen; entsprechendes gilt auch für andere Berufstätige, die eigenes Werkzeug zur Erfüllung ihrer Arbeitsaufgabe benutzen 74 . Schließlich sind den Berufstätigen solche Kosten vom Betrieb zu erstatten, die ihnen dadurch entstehen, daß sie auf Anordnung den Erholungsurlaub unterbrechen bzw. vorfristig beenden müssen oder auf Weisung, an Aus- und Weiterbildungsveranstaltungen teilzunehmen haben 75 . Über die gesamtwirtschaftliche Höhe der Lohnnebenkosten liegen keinerlei Angaben vor; zu Beginn der 80er Jahre dürften sie etwa eine halbe Mrd. Mark jährlich betragen haben 76 .

8.2.4. Rückvergütungen der Konsumgenossenschaften Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden in Deutschland die ersten Konsumgenossenschaften als Selbsthilfeorganisationen der Verbraucher. Um 1900 hatten sie bereits 900 000 Mitglieder, überwiegend Angehörige des Mittelstandes und Arbeiter. Bevor die Konsumgenossenschaften von den Nationalsozialisten aufgelöst wurden, war diese Zahl auf 3,8 Mill. geklettert (1932)77. Nach dem Ende des 2. Weltkrieges schuf die Sowjetische Militäradministration gleich 1945 die Voraussetzungen für die Wiedererrichtung der Genossenschaften. Durch Bevorzugung, z.B. bei der Warenzuteilung, gegenüber dem privaten Einzelhandel fiel den neuen Konsumgenossenschaften in der SBZ/DDR eine wichtige Rolle auf dem Weg zur Sozialisierung des Binnenhandels zu. Im Gründungsjahr der DDR (1949) zählten die Konsumgenossenschaften schon wieder knapp 2,3 Mill. Mitglieder; 1983 waren es 4,5 Mill. 78 , das entspricht einem Drittel der Bevölkerung über 16 Jahre. Seit 1953 besteht zwischen den Konsumgenossenschaften und dem staatlichen Einzelhandel eine Aufgabenteilung, erstere betätigten sich von nun an vornehmlich auf dem Lande, während sich der volkseigene Handel auf die Versorgung der Städte konzentrierte. Neben wirtschaftlichen Erwägungen waren für die Schwerpunktverlagerung wiederum politische Ziele von Bedeutung. Der Genossenschaftsgedanke sollte unter der ländlichen Bevölkerung verbreitet werden. Darin bestand ,,... ein wichtiger Beitrag der Konsumgenossenschaften bei der ideologischen Vorbereitung der sozialistischen Umgestaltung unserer Landwirtschaft" 79. Die Konsumgenossenschaften vertreiben überwiegend Waren des täglichen Bedarfs und hatten während des gesamten Untersuchungszeitraumes ziemlich konstant einen Anteil von einem Drittel 71

Vgl. Lexikon der Wirtschaft. 'Arbeit'. (115), S. 139 und 446. Vgl. ebenda, S. 52 und 152. 73 Autorenkollektiv: Ökonomisches Lexikon, Band A-G. (17), S. 202. 74 Vgl. Lexikon der Wirtschaft. 'Arbeit'. (115), S. 334 und 633. 75 Vgl. GBl. I, 1977, S. 207 und 214 (AGB §§ 152 und 198). 76 Vgl. Tabellenanhang, Tabelle 13. 77 Vgl. Heinrich Bechtel: Wirtschaftsgeschichte Deutschlands im 19. und 20. Jahrhundert. (28), S. 326. — Autorenkollektiv: Ökonomisches Lexikon, Band A-K. (16), S. 1110. 78 Vgl. Günter Sieber: Die Konsumgenossenschaften der DDR — Bilanz und Ausblick zum 25. Jahrestag ihrer Neugründung. (200), S. 513. — Statistisches Jahrbuch der DDR 1984. (243). S. 400. 79 Günter Sieber: Die Konsumgenossenschaften . . . (200), S. 513. 72

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am Einzelhandelsumsatz80. Jeder Bürger kann einer Konsumgenossenschaft beitreten; der Genossenschaftsanteil je Mitglied beträgt mindestens 50 Mark, für Familienmitglieder 20 Mark 81 . Die Zielsetzung der früheren Konsumgenossenschaften, durch Ausschaltung des Großhandels, Verzicht auf kostspielige Werbung, Auslage und Ausstattung sowie durch Eigenproduktion die Mitglieder preiswert mit Waren zu versorgen, ging weitgehend verloren. Die Preise werden in der DDR einheitlich für alle Einzelhandelsbetriebe unabhängig von deren Eigentumsform festgesetzt. Von wirtschaftlicher Selbständigkeit kann auch kaum noch die Rede sein, die Konsumgenossenschaften sind fest in das System der staatlichen Planung und Leitung eingebunden. Reste der ursprünglichen Genossenschaftsidee sind indes noch zu finden, z.B. einen Teil des Gewinns, entsprechend der Größe ihrer Einkäufe, an die Mitglieder zu verteilen. Über die Höhe der Ausschüttung entscheidet die ,,... Delegiertenkonferenz der Konsumgenossenschaft auf der Grundlage zentraler Direktiven" 82. Die Mitglieder erhalten bei Einkäufen Umsatzwertmarken und rechnen diese jährlich ab 83 . Die Quote der Rückzahlungen liegt zwischen 1,5 und 2 vH der von Mitgliedern getätigten Umsätze84. Da auch Nichtmitglieder in Einrichtungen der Konsumgenossenschaften Waren erwerben, verringert sich diese Rate — gemessen am gesamten Umsatz der Konsumgenossenschaften — auf 1 vH, das entsprach zu Beginn der 80er Jahre einem Betrag von 0,4 Mrd. Mark jährlich. 8.2.5. Geldzuwendungen von gesellschaftlichen Organisationen Neben den Sozialversicherungen, staatlichen Stellen und Betrieben gibt es auch eine Reihe von Organisationen, die im Sozialbereich tätig sind (z.B. Volkssolidarität, Rotes Kreuz, FDGB, Kirchen). Die breite Palette ihrer Aufgaben reicht von der Hauswirtschaftspflege für ältere Menschen über den Sanitätsdienst bei Großveranstaltungen bis zur Vergabe von verbilligten Ferienreisen. Von diesen Organisationen werden fast ausschließlich Sach- und Dienstleistungen erbracht; lediglich die Gewerkschaft verwendet einen nennenswerten Teil ihrer Mittel für Barleistungen. In bestimmten Fällen haben Gewerkschaftsmitglieder einen satzungsmäßigen Anspruch auf Geldzuwendungen 85 . Es sind dies — Geburtenbeihilfe: 30 Mark für jedes Kind, — Krankenunterstützung: von der 7. Woche der Arbeitsunfähigkeit 86 an für 6 bis 9 Wochen in Höhe des Mitgliedsbeitrages von einer Woche für jeden Krankheitstag, — Beihilfe in Notlagen, — Unterstützung von Veteranen: vierteljährliche Zahlungen von 30 bis 50 Mark an langjährige Mitglieder (mindestens 35 Jahre) 87 , — Sterbegeld: gestaffelt nach der Beitragshöhe und der Dauer der Mitgliedschaft zwischen 100 und 370 Mark. Gewerkschaftliche Sozialleistungen gab es in Deutschland schon vor dem ersten Weltkrieg. Sie waren entstanden, weil die Sozialversicherungen gegen viele Risiken keinen oder nur einen unzureichenden Schutz boten. Nach dem zweiten Weltkrieg nahm der FDGB diese Traditionslinie wieder auf. Die von ihm gewährten Zuwendungen (zu Beginn der 80er Jahre 0,2 Mrd. Mark jährlich 88 ) fielen gesamtwirtschaftlich betrachtet jedoch nie ins Gewicht. Eine gewisse Bedeutung haben die gewerkschaftlichen Unterstützungszahlungen aber immerhin für Rentner erlangt, weil die Sozialversicherungsleistungen im Bereich der Altersversorgung niedrig sind 89 . Eine Aufrechnung mit den Gewerkschaftsbeiträgen wird in der Geldbilanz nicht vorgenommen. 80 Daneben besitzen die Konsumgenossenschaften auch Produktionsbetriebe, in denen 1978 Waren im Wert von fast 4,6 Mrd. Mark hergestellt wurden. — Vgl. Konsumgenossenschaften der DDR im 30. Jahr der Republik. (230), S. 6. 81 Vgl. Autorenkollektiv: Ökonomisches Lexikon, Band A-K. (16), S. 1110. 82 Ebenda. 83 Vgl. Autorenkollektiv: Sozialistische Betriebswirtschaft im Binnenhandel. (22), S. 394. 84 Vgl. Schweriner Volkszeitung. (289), vom 14.4.1964 und Freiheit. (279), vom 6.9.1975. 85 Vgl. Tribüne. (290), vom 29.5.1979, S. 3 und vom 13.5.1980, S. 5. — Berliner Rundfunk. (298), am 11.2.1978. 86 In den ersten 6 Wochen wird der Lohnausfall zu 90 vH, teilweise auch in voller Höhe von der Sozialversicherung ausgeglichen (vgl. S. 144). 87 Außerdem erhalten Mitglieder nach einer ununterbrochenen Gewerkschaftszugehörigkeit von 50, 60, 70, 75 und 80 Jahren eine Ehrengabe in Höhe von 100 bis 1000 Mark. 88 Vgl. Tabellenanhang, Tabelle 13. 89 Mitte der 70er Jahre erhielten fast 350 000 ,,Gewerkschaftsveteranen" regelmäßige vierteljährliche Unterstützungen. — Vgl. Autorenkollektiv: Höheres Lebensniveau . . . (6), S. 97.

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8.3. Erhöhung des Bestandes an Krediten (Saldo) Der Saldo zwischen ausgereichten Kreditmitteln und zurückgezahlten Beträgen (Tilgung ohne Zinsen) geht in die Geldbilanz ein. Erhöht sich der Kreditbestand, wird der Saldo auf der Einnahmenseite, im umgekehrten Fall auf der Ausgabenseite verbucht. Die wichtigsten Kredite, die von der Bevölkerung in Anspruch genommen werden können, sollen im folgenden in ihren Grundzügen dargestellt werden. Es sind dies Konsumentenkredite: — Teilzahlungskredite, — Kredite an junge Eheleute, — sonstige Konsumentenkredite. Kredite für den Wohnungsbau und -kauf: — Kredite für den Eigenheimbau, — Kredite für den Kauf von Eigenheimen, — Kredite für die Modernisierung, Instandsetzung und Instandhaltung von Wohngebäuden. Konsumentenkredite gibt es in der DDR bereits seit 1949. Zunächst konnten sie allerdings nur von einem eng begrenzten Personenkreis in Form von VdN-Darlehen und Umsiedler-Wohnbedarfskrediten in Anspruch genommen werden. Die Vergabe von Teilzahlungskrediten war unbedeutend. Einen volkswirtschaftlich relevanten Umfang erreichten die Konsumentenkredite erst ab Oktober 1956, nachdem der Minister für Handel und Versorgung die Möglichkeiten für den Erwerb von Waren mittels Teilzahlungskrediten wesentlich erweitert hatte. In der Folgezeit (Angaben liegen für die Jahre von 1958 bis 1964 vor) entfielen im Durchschnitt 86 vH des Bestandes an Konsumentenkrediten auf diese Kreditart 90. Die Konditionen des Teilzahlungsverfahrens sind im Laufe der Zeit einige Male modifiziert worden, gelten in ihren Grundzügen aber immer noch 91 . Der Teilzahlungskredit ist die gebräuchlichste Form des Konsumentenkredits geblieben 92 . Ausgabeberechtigt ist nur die Sparkasse. Die Kredithöhe ist nach oben hin nicht mehr begrenzt, muß aber ,,in einem gesunden Verhältnis" zum Einkommen und zur Familiengröße stehen 93 . In der Regel soll die Dauer der Rückzahlung zwei Jahre nicht überschreiten. Der Zinssatz beträgt 6 vH p.a. Die Auszahlung des Kredits erfolgt nicht in bar, sondern es werden Kreditkaufbriefe ausgegeben. Das sind nicht übertragbare Namenspapiere, die wie Schecks fungieren, wobei jedoch der Verwendungszweck eingeschränkt ist. Finanziert werden kann damit nur der Kauf von bestimmten langlebigen Konsumgütern, die der Minister für Handel und Versorgung jeweils in einer bestimmten Warenliste festlegt, und-vom Reisebüro der DDR und des FDGB angebotene Auslandsreisen. Dahinter steht die Absicht, ,,auf die Warenbereitstellung und auf die Beseitigung von Überplanbeständen" 94 Einfluß zu nehmen. Das ist sicherlich auch der Grund, weshalb die an die Inanspruchnahme eines Teilzahlungskredits geknüpfte Bedingung, für einen Teil der Kaufsumme Eigenmittel zu erbringen, differenziert nach Warenarten mit Quoten zwischen 10 und 25 vH festgelegt wird 95 . Zu diesen Konditionen sind alle Bürger berechtigt, einen Teilzahlungskredit aufzunehmen. Bestimmten Bevölkerungsgruppen werden indes bei der Vergabe unter sozialpolitischen Aspekten Vergünstigungen eingeräumt. Familien mit vier oder fünf Kindern (Alleinstehende mit drei oder vier) erhalten den Kredit zu 3 vH p.a. und solche mit sechs oder mehr Kindern (Alleinstehende mit fünf oder mehr) gar zinslos. Die Höhe der monatlichen Raten wird so festgelegt, daß sie 5 vH des Haushaltseinkommens nicht übersteigen. Für Käufe gilt in diesen Fällen eine besondere Warenliste; es können aber auch Waren erworben werden, die in der allgemeinen Liste aufgeführt sind, mit Ausnahme von Luxusgütern. Um einem Mißbrauch vorzubeugen, sind diese Kreditkaufbriefe mit einem ,,K" (kinderreich) gekennzeichnet. Auch für Rentner und Sozialfürsorgeempfänger bestehen Sonderregelungen. Mit einem Teilzahlungskredit können sie bei einem Zinssatz von 3 vH und einer Laufzeit von 5 Jahren Schwarz-Weiß-Fernsehgeräte erstehen. Ihre Kreditkaufbriefe sind mit einem ,,R" (Rentner) versehen. Wollen sie 90

Vgl. Rolf Hildebrand: Der Konsumentenkredit im Sozialismus unter besonderer Berücksichtigung des Konsumentenkredits in der DDR. (45), S. 99 und 164. 91 Vgl. GBl. II, 1961, S. 107, 1962, S. 93, 1963, S. 593 und 783 sowie 1964, S. 610. 92 Vgl. Autorenkollektiv: Das sozialistische Finanzwesen der DDR. (23), S. 402. 93 Vgl. Barbara Willma und Gerhard Ullmann: Spar- und Kreditverkehr im Alltag. (107), S. 73. 94 Autorenkollektiv: Ökonomisches Lexikon, Band A-K. (16), S. 1109. 95 Für Auslandsreisen beträgt der Eigenbeitrag grundsätzlich 25 vH. — Vgl. Barbara Willma und Gerhard Ullmann: Sparund Kreditverkehr . . . (107), S. 72 ff.

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andere Güter aus der allgemeinen Warenliste mit einem Teilzahlungskredit anschaffen, können sie dies auch tun, aber dann zu den üblichen Bedingungen. Entsprechendes gilt für kinderreiche Familien 96 . Im Rahmen eines umfangreichen Pakets von sozialpolitischen Maßnahmen sind 1972 auch zweckgebundene Kredite für junge Eheleute zu Vorzugsbedingungen eingeführt worden 97 . Der Personenkreis, der diesen Kredit in Anspruch nehmen kann, ist 1981 erweitert worden 98 . Das Geld darf für die Wohnraumausstattung und -beschaffung verwendet werden. Wie bei den Teilzahlungskrediten, gibt die Sparkasse für den Erwerb von Einrichtungsgegenständen Kreditkaufbriefe aus. Junge Eheleute können sich damit Waren anschaffen, die in einer speziell auf ihre Bedürfnisse abgestellten Liste aufgeführt sind. Eine Beteiligung mit Eigenmitteln ist dazu nicht erforderlich. Zur Mißbrauchssicherung sind die Kaufbriefe mit dem Wort,,Sonderkredit" gekennzeichnet. Die höchstmögliche Kredithöhe beträgt 5 000 Mark; Zinsen werden nicht berechnet. Mit diesen Einrichtungskrediten sind zu mehr als 50 vH Möbel gekauft worden; mit Abstand folgen an zweiter und dritter Stelle Haushaltsgegenstände bzw. Rundfunk-/Fernsehapparate 99. Zusätzlich besteht die Möglichkeit, einen weiteren Kredit zur Wohnraumbeschaffung aufzunehmen. Mit ihm können junge Eheleute, falls sie einer Wohnungsbaugenossenschaft angehören, die Genossenschaftsanteile finanzieren (bis zu einer Summe von 5 000 Mark zinslos) oder ein Fertighaus kaufen bzw. ein Eigenheim errichten (auch ausbauen und erweitern). Die generelle Regelung für die Kreditvergabe zum Bau von Eigenheimen besagt, daß ein Teil der Mittel zinslos ausgereicht wird (vgl. S. 166); für junge Ehepaare erhöht sich dieser Betrag dann um 5 000 Mark; wenn sie keinen Einrichtungskredit beansprucht haben sogar um 10 000 Mark. Von diesen drei Möglichkeiten können die Berechtigten — wie gesagt — zwei nutzen. Die Kredite werden nur von der Sparkasse ausgegeben. Neben dem Zinsverzicht bestehen die Vergünstigungen darin, daß nach der Geburt von Kindern ein Teil der Schuld erlassen wird, und zwar weitere weitere

1 000 Mark für das erste Kind, 1 500 Mark für das zweite Kind, 2 500 Mark für das dritte Kind 1 0 0 .

D.h. insgesamt können 5 000 Mark, wie es in der DDR inzwischen umgangssprachlich heißt, ,,abgeändert" werden. Diese finanziell vorteilhaften Startbedingungen nehmen neun von zehn dafür in Frage kommende Ehepaare in Anspruch 101 , wobei sie sich in der Regel (1977 zu 95 vH) auf den Einrichtungskredit beschränken 102 . Neben den Teilzahlungskrediten und den Krediten für junge Eheleute zu Vorzugsbedingungen gibt es noch eine Reihe weiterer Konsumentenkredite. Sie werden gewährt für die — — — — — —

Renovierung und Modernisierung von Wohnungen, Errichtung bzw. Kauf von Bungalows, Lauben und Garagen, Finanzierung besonderer Familienfeierlichkeiten, Unterstützung von Familien bei Unglücksfällen, Krankheit u.ä., Einrichtung eines Haushalts an Personen, die in die DDR übersiedeln, Abdeckung von Zahlungsverpflichtungen von Wehrpflichtigen gegenüber privaten Gläubigern 103 .

Die Konditionen für diese Kredite sind sehr unterschiedlich; sie werden unter Berücksichtigung der sozialen Lage der Kreditnehmer (Einkommen, Haushaltsgröße) und unter ökonomischen Aspekten festgelegt. Der Zinssatz kann zwischen 0 und 6 vH differieren. Welchen Umfang Konsumentenkredite in der DDR haben, bei denen Privatpersonen die Kreditgeber sind, läßt sich nicht feststellen. Ihr Ausmaß wird von DDR-Autoren als nicht geringfügig eingeschätzt 104 . Eine weitere Behandlung erübrigt sich an dieser Stelle, weil privat vergebene Kredite für die Geldbilanz nicht relevant sind. Die zweite große Kategorie von Krediten, die für die Bevölkerung von Bedeutung ist, betrifft die Finanzierung des Baus, Kaufs und der Modernisierung von privaten Wohngebäuden. Zu diesem Zweck kann jeder Bürger bei 96

Vgl. ebenda, S. 77 ff. Vgl. Neues Deutschland. (285), vom 8.4.1972, S. 3. 98 Vgl. GBl. II, 1972, S. 316 sowie GBl. I, 1981, S. 297 f. 99 Vgl. Marie-Luise Bischoff: Der junge Haushalt — eine interessante Verbrauchergruppe. (133), S. 36. 100 Vgl. GBl. II, 1972, S. 316 ff. — Barbara Willma und Gerhard Ullmann: Spar- und Kreditverkehr... (107), S. 53 ff. — GBl. I, 1984, S. 196. 101 Vgl. Neues Deutschland. (285), vom 6.2.1979, S. 2. 102 Vgl. Marie-Luise Bischoff: Der junge Haushalt . . . (133), S. 36. 103 Vgl. GBl. II, 1966, S. 676 ff. — GBl. I, 1978, S. 149 f. — Autorenkollektiv: Das sozialistische Finanzwesen der DDR. (23), S. 403. 104 Vgl. Rolf Hildebrand: Der Konsumentenkredit . . . (45), S. 226. 97

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der Sparkasse oder der Bank für Landwirtschaft und Nahrungsgüterwirtschaft Kredite aufnehmen, wenn er eine Baugenehmigung vorweisen kann. Um den Aufwand in einem volkswirtschaftlich zumutbaren Rahmen zu halten, bilden Aufwandsnormative 105 (abzüglich Eigenleistungen) für Neubauten und Modernisierungsvorhaben die Kreditobergrenze. Die Rückzahlung der Kredite und Zinsen erfolgt in gleichbleibenden Raten (Annuitätsprinzip). Im Eigenheimbau liegen die Aufwandsnormative, abhängig von der Zahl der zum Haushalt gehörenden Personen, zwischen 65 000 und 80 000 Mark. Davon können bis zu 75 vH als Kredit ausgegeben werden, bei einem Zinssatz von 4 vH und einer Tilgungsrate von 1 vH. Abweichend von dieser generellen Regelung gelten für die meisten sozialen Gruppen (Arbeiter, Angestellte, Soldaten, Genossenschaftsmitglieder, kinderreiche Familien) günstigere Bedingungen. Ihnen kann der Kredit bis zur vollen Höhe der Aufwandsnormative bewilligt werden, davon — je nach Bauart — 60 bzw. 70 vH zinslos und nur die Restsumme zu 4 vH. Getilgt wird der gesamte Kredit wiederum mit 1 vH jährlich. Um möglichst hohe Eigenleistungen zu stimulieren, zahlt der Staat — bezogen auf diesen Anteil — einen Tilgungszuschuß von 10 vH. Der monatliche Aufwand für Verzinsung und Tilgung darf im Prinzip nicht größer sein als die Miete für eine vergleichbare Wohnung. Ergibt sich eine höhere Belastung, können befristet die Zinsen herabgesetzt werden. Auch seitens des Betriebes, in dem der Kreditnehmer arbeitet, besteht in einem solchen Fall die Möglichkeit, Ausgleichszahlungen (aus Mitteln des Leistungsfonds) vorzunehmen. Zur Gewinnung von Erwerbstätigen für eine langjährige Tätigkeit in der Landwirtschaft gibt es noch eine weitere Förderungsmaßnahme: Genossenschaftsmitglieder und Arbeiter können für den Eigenheimbau einen Betriebszuschuß von 10 000 Mark erhalten, wenn sie sich dort für weitere 15 Jahre verpflichten 106 / 107 . Auch der Erwerb von Eigenheimen und Baugrundstücken läßt sich mit Krediten finanzieren. Bei Vorlage genehmigter Kaufverträge werden sie zu folgenden Konditionen ausgereicht: Zinssatz 4 vH, Tilgungsrate mindestens 1 vH, Eigenbeteiligung 25 vH (kinderreiche Familien 10 vH). Günstigere Bedingungen (Reduzierung des Eigenmittelanteils, Herabsetzung des Zinssatzes) können — entsprechend ihrer sozialen Lage — dem Personenkreis eingeräumt werden, der auch bei der Vergabe von Krediten für den Eigenheimbau eine Besserstellung erfährt 108 . Schließlich sind noch die Kredite für die Modernisierung und Instandsetzung von Eigenheimen zu erwähnen. Nach Billigung des Bauvorhabens durch staatliche Stellen werden bis zu einer Höhe von 90 vH des Aufwandsnormatives Kredite bereitgestellt, die mit 1 vH zu verzinsen und mindestens 1 vH zu tilgen sind. Für nicht begünstigte Personen (s.o.) erhöht sich der Zinssatz allerdings auf 4,5 vH, wenn es sich um Instandsetzungsmaßnahmen handelt und diese nicht zur Abwendung des Verfalls erforderlich sind 1 0 9 . Das Volumen aller an die Bevölkerung ausgereichten Kredite dürfte sich zu Beginn der 80er Jahre um 3 Mrd. Mark jährlich bewegt haben 110 . Gegenüber 1960 hat sich der Betrag damit verdreifacht, wobei die stärkste Zunahme in den 70er Jahren eintrat. Von den ausgezahlten Kreditsummen sind die Tilgungsraten abzuziehen; nach der in der Geldbilanz getroffenen Abgrenzung wird nur diese Differenz einkommenswirksam. Der Saldo weist im Untersuchungszeitraum Schwankungen auf. Das hat verschiedene Gründe: Die jährlich in Anspruch genommene Höhe der Kredite entwickelte sich nicht kontinuierlich. So besteht z.B. ein deutlicher Zusammenhang — zumindest galt das für die 60er Jahre — zwischen der Kreditaufnahme und der Auswahl der jeweils zum Teilzahlungskauf zugelassenen Güter. Für die Bereitstellung von Krediten spielen auch die allgemeine Wirtschaftslage und gesellschaftspolitische Intentionen eine Rolle. Die Wachstumskrise in den Jahren 1961 bis 1963 führte bei den Konsumentenkrediten zu einer drastischen Reduzierung der ausgereichten Summen 111 ; nach Einführung der Kredite für junge Eheleute und die Ausweitung des privaten Wohnungsbaus zu Beginn der 70er 105 „Technisch und ökonomisch begründete Aufwandsnormen legen den planmäßigen, begründeten Aufwand an lebendiger bzw. vergegenständlichter Arbeit je Mengeneinheit eines Erzeugnisses oder je Leistungseinheit bei Gewährleistung einer durch den Verwendungszweck bestimmten Beschaffenheit unter fortschrittlichen technischen, technologischen und organisatorischen Bedingungen fest". — Autorenkollektiv: Ökonomisches Lexikon, Band A-G. (17), S. 202. 106 Vgl. GBl. I, 1978, S. 425 ff. 107 Weitere Vergünstigungen für Eigenheimbauer sind: Unentgeltliche Verleihung der Nutzungsrechte für volkseigene oder genossenschaftliche Baugelände; Erlaß der Grundsteuer bei der Bebauung von eigenem Land; Übernahme der Erschliessungskosten durch den Staat; Verzicht auf Gebühren für Baugenehmigung und Prüfung, Grundbucheintragung, Kreditgewährung, Beurkundung und Beglaubigung. — Vgl. Autorenkollektiv: Das sozialistische Finanzwesen der DDR. (23), S. 330. — Barbara Willma und Gerhard Ullmann: Spar- und Kreditverkehr . . . (107), S. 87. 108 Vgl. GBl. I, 1978, S. 425 ff. 109 Vgl. ebenda. 110 Eigene Schätzung (siehe auch Methodenanhang). 111 Vgl. Rolf Hildebrand: Der Konsumentenkredit . . . (45), S. 146 und 150.

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Jahre erhöhte sich das Volumen rasch 112 . Solchen plötzlichen Veränderungen stehen zunächst keine Abtragungen vergleichbarer Größenordnungen aus den Vorjahren gegenüber. Selbst eine gleichbleibende jährliche Kreditaufnahme hätte dies nicht zwangsläufig zur Folge; ausschlaggebend sind der Tilgungssatz bzw. die Laufzeit. Wohnungsbaukredite haben in der DDR nicht selten eine Laufzeit von 60 Jahren und mehr, so daß sich erst auf lange Sicht Kredit- und Tilgungsbetrag annähern würden. Bei kurz- und mittelfristigen Krediten (Teilzahlungs- bzw. Kredite für junge Eheleute) macht sich dieser time-lag natürlich nicht im selben Umfang bemerkbar. Wegen der langen Laufzeiten und der außerordentlich hohen Steigerungsraten dürfte seit den 70er Jahren der mit Abstand größte Anteil des Saldos zwischen Kreditaufnahme und -rückzahlung auf das Konto der privaten Wohnungsbaukredite gehen.

8.4. Sonstige Geldeinnahmen 8.4.1. Geldeinnahmen aus dem Verkauf von Altstoffen Die östliche Einkommensgesamtrechnung zählt auch die Erlöse aus dem Verkauf von Altstoffen und Gebrauchtwaren, sowie die aus dem Sammeln pflanzlicher Erzeugnisse zu den Geldeinnahmen der Bevölkerung. In den 70er Jahren haben sich die Preise für Rohstoffe auf dem Weltmarkt drastisch erhöht. Ressourcenarme Industrieländer wie die DDR und die Bundesrepublik Deutschland waren davon besonders betroffen. Eine Konsequenz dieser Entwicklung besteht darin, daß in vielen Fällen die Wiederverwendung von Altstoffen rentabel wurde. Ende der 70er Jahre wurden in der DDR 10 bis 12 vH des Rohstoffbedarfs der Volkswirtschaft — ausgenommen pflanzliche Produkte — durch Altstoffe gedeckt 113 , wobei der Anteil in Industriezweigen, die traditionell mit Sekundärrohstoffen arbeiten, beträchtlich darüber lag. So betrug er für die Stahlerzeugung Papierherstellung Textilindustrie Behälterglasindustrie Schmierölherstellung

75 vH 43 vH 10 vH 38 vH 20 vH. 1 1 4

Die Altstoffe fallen in der Wirtschaft und in den privaten Haushalten an, z.T. werden sie auch importiert (z.B. Schrott und Altpapier). Am Eigenaufkommen waren die privaten Haushalte sehr unterschiedlich beteiligt, bei Altmetall zu 15 vH (darunter Stahlschrott 5 vH) Altpapier zu 45 vH Alttextilien zu 60 vH Flaschen und Gläser zu etwa 90 vH. 1 1 5 Altöl, Kunststoffabfälle und Holzreste liefert dagegen die Wirtschaft zu beinahe 100 vH 1 1 6 . Das Inlandsvolumen von Sekundärrohstoffen und Abprodukten belief sich auf 72 Mill. t im Jahr, etwa20Mill.t wurden davon der Wieder- und Weiterverwendung zugeführt 117 . Dieser Anteil ist nach DDR-Auffassung zu gering, deshalb wurden mehrere Maßnahmen ergriffen, um die Relation zu verbessern. Für die Zielgruppe private Haushalte hieß das im einzelnen — — — —

verstärkte öffentliche Werbung, Ausweitung der Sammeltätigkeit durch gesellschaftliche Organisationen, beschleunigter Ausbau des Netzes von Annahmestellen, Erhöhung der Aufkaufpreise.

112 Baukredite zu günstigen Konditionen hatte es davor auch schon gegeben, und zwar für Arbeiter und Angestellte sowie für Beschäftigte in der Landwirtschaft (vgl. GBl., 1954, S. 253 sowie GBl. I, 1957, S. 121). Die Bauleistung blieb indes mit 2 000 bis 4 000 Eigenheimem pro Jahr relativ gering, nicht zuletzt wegen der mangelhaften Versorgung mit Material. Erst nach 1971, als ein umfassendes Wohnungsbauprogramm in Angriff genommen wurde, erfuhr auch der Eigenheimbau einen Aufschwung; 1981 wurden z.B. 21 500 privat gebaute Wohnungen fertiggestellt (vgl. Statistisches Jahrbuch der DDR 1982. (243), S. 158). 113

Vgl. Beilage der Presse-Informationen. (266), vom 6.11.1980, S. I. Vgl. Presse-Informationen. (266), vom 22.9.1978, S. 2 und Berliner Zeitung. (273), vom 3.12.1979. 115 Vgl. Beilage der Presse-Informationen. (266), vom 6.11.1980, S. II und Neues Deutschland. (285), vom 7.4.1980, S. 3 und vom 17.8.1981, S. 3. 116 Vgl. Presse-Informationen. (266), vom 4.1.1980, S. 4. 117 Vgl. Berliner Zeitung. (273), vom 3.12.1979. 114

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Seit Jahren sind in allen Tageszeitungen Anzeigen des VEB Altstoffhandel (1981 in Kombinat Sekundärrohstofferfassung umgewandelt) und des VEB (Kombinat) Metallaufbereitung zu finden, in denen auf die Bedeutung der Sekundärrohstoffe hingewiesen und die Bevölkerung zum Abliefern von Altstoffen aufgefordert wird. In der Regel stehen diese Werbefeldzüge unter einem bestimmten Motto, wie „Nachschub für Brandenburg", „Sammle mit — gewinne mit", „unsere Devise: Devisen einsparen", „10 000 Tonnen — Millionen gewonnen". Zusätzlich zum regulären Aufkaufpreis bieten die Betriebe als Anreiz Gewinnkarten zur Teilnahme an einer Tombola, wenn bestimmte Mengen abgegeben werden. Zur Verlosung kommen Auslandsreisen und Sachpreise. Daneben unterstützt die Presse diese Kampagnen mit zahlreichen Artikeln im redaktionellen Teil. Auch einige gesellschaftliche, insbesondere Jugend-Organisationen werden zum Sammeln von Sekundärrohstoffen herangezogen. Zu nennen sind vor allen Dingen die FDJ-Aktion „Materialökonomie", die „Großfahndung — Millionen für die Republik" der Jung- und Thälmannpioniere sowie den „Mach-mit-Wettbewerb" der Nationalen Front zur Verschönerung der Städte und Dörfer. Viele Klagen der Bevölkerung betreffen die zu geringen Kapazitäten der Annahmestellen, obwohl sich deren Zahl erhöht hat. Anfang 1980 verfügte der volkseigene Altstoffhandel über gut 1100 Niederlassungen und über 180 Aufkauffahrzeuge, die regelmäßig knapp 3 100 Haltestellen anliefen. Hinzu kamen über 6 600 nebenberufliche oder gewerbliche Privathändler, die Verträge mit dem volkseigenen Handel abgeschlossen hatten. Gegenüber 1974 ergibt das insgesamt eine Zunahme von reichlich 1 200 Annahmestellen 118 . Die einschneidendste Maßnahme war indes die 1980 verfügte Preiserhöhung für einen erheblichen Teil der Sekundärrohstoffe. Stahlschrott wird danach einheitlich mit 12 Pf/kg vergütet (vorher 6,7 Pf/kg bzw. 5 Pf./kg für Blechschrott) und Gußbruch mit 23 Pf/kg (10 Pf/kg). Die Preise für gebündelte Zeitungen, Zeitschriften, Broschüren wurden von 15 Pf/kg auf 30 Pf/kg angehoben und die von unsortierten, gemischten Papier- und Pappresten von 10 Pf/kg auf 20 Pf/kg. Für Bücher zahlt der Handel nunmehr 20 Pf/kg (5 Pf/kg). Alttextilien bringen heute 50 Pf/kg anstatt 10 Pf/kg. Schließlich erzielen auch bestimmte Sorten von Altglas höhere Erlöse: Standardisierte Spirituosenflaschen aus DDR-Produktion 20 Pf/Stück (bisher 5 Pf/Stück) und verschiedene Sorten von Konservengläsern 30 Pf/Stück (5 Pf/Stück) 119 . Ältere Regelungen, nach denen für Sekundärrohstoffe aus Sammlungen von gesellschaftlichen Organisationen mehr bezahlt wurde, gelten angepaßt an die neuen Sätze weiter, ebenso wie die Festlegung, daß die Besatzungen von Müllfahrzeugen nach Erfüllung ihrer üblichen Arbeitsaufgaben auf den Deponien Schrott sammeln dürfen und mindestens 80 vH der Erträge für sich behalten können 120 . Die Einnahmen der Bevölkerung aus dem Verkauf von Altstoffen lagen um 1980 bei 0,3 Mrd. Mark jährlich 121 . Während der Verkauf von metallischen und nichtmetallischen Altstoffen vom Volumen her noch eine gewisse Bedeutung hat, dürften die Erlöse aus dem Sammeln von pflanzlichen Erzeugnissen (Pilze, Beeren, Kräuter, Obst u.ä.) vernachlässigbar klein sein. Einen beträchtlichen Umfang haben dagegen die Zahlungen an Kleingärtner, Siedler und Kleintierzüchter für Nahrungsgüter, die sie an den Handel abgeben. Diese Beträge werden aber offensichtlich mit bei den LPG-Einnahmen verbucht — unter der Position sonstige landwirtschaftliche Produzenten. An dieser Stelle spricht die Nomenklatur der Geldbilanz nämlich ausdrücklich von Einnahmen aus dem Sammeln pflanzlicher Erzeugnisse 122 .

8.4.2. Geldeinnahmen aus dem Verkauf von Gebrauchtwaren Der VIII. Parteitag der SED brachte einen neuen Kurs in der Wirtschaftspolitik; die Erhöhung des „materiellen und kulturellen Lebensniveaus" wurde zur Hauptaufgabe erklärt. Eine wichtige Aufgabe fiel dabei dem Versorgungsapparat zu, er sollte effizienter gestaltet werden. Im Zuge dessen wurde auf Vorschlag des Frauenbundes auch der Gebrauchtwarenhandel belebt 1 2 3 7 1 2 4 . Ihn gab es bereits vorher, ohne daß er jemals eine volkswirtschaftlich bedeutende Stellung erlangt hätte. Die Läden befanden sich überwiegend in Privathand, seit Ende der 50er Jahre gab es aber auch einige volkseigene Geschäfte, die Gebrauchtwaren an- und verkauften 125 . Auf 118

Vgl. Neues Deutschland. (285), vom 7.4.1980, S. 3. Vgl. Fernsehen der DDR. (298), am 29.2.1980. — Neues Deutschland. (285), vom 1.4.1980, S. 8. — Beilage der PresseInformationen. (266), vom 6.11.1980, S. II. 120 Vgl. Tribüne. (290), vom 12.4.1979, S. 6 und Beilage der Presse-Informationen. (266), vom 3.4.1980, S. IV. 121 Errechnet aus einzelnen Mengen- und Preisangaben (vgl. auch Methodenanhang). 122 Alfred Keck unter Mitarbeit von Hans-Georg Raunigk: Die Bilanz der Geldeinnahmen . . . (52), S. 143. 123 Vgl. Berliner Zeitung. (273), vom 4.11.1976. 124 Im Gegensatz zu Altstoffen lassen sich Gebrauchtwaren für den Zweck, für den sie ursprünglich produziert wurden, noch weiter verwenden. 125 Vgl. Erich Lenz: Ergebnisse und Erfahrungen bei der Entwicklung des Gebrauchtwarenhandels. (165), S. 527. 119

168

Ministerratsbeschluß wurde erst von 1971 an das staatliche Handelsnetz in diesem Bereich wesentlich erweitert 1 2 6 . Die Zahl der Verkaufsstellen erhöhte sich von 50 (1971) auf 260 im Jahre 1980. Außerdem boten 160 Fachgeschäfte zusätzlich zu den Neuwaren gebrauchte Sachen an 1 2 7 . Angestrebt wird eine Dichte von mindestens einem Geschäft dieser Art pro Kreis 128 . Im Zeitraum von 1971 bis 1981 stieg der Umsatz von 16 Mill. Mark auf 175 Mill. Mark 129 . Diese Einrichtungen erfreuen sich bei der Bevölkerung großer Beliebtheit; die Kapazitäten reichen aber nicht aus; es werden dem Handel mehr Waren angeboten und auch nachgefragt, als dieser bewältigen kann 1 3 0 . Das Sortiment umfaßt vor allen Dingen Textilien und Bekleidung, Kinderbedarfsartikel, Möbel, Rundfunk- und Fernsehgeräte sowie andere technische Konsumgüter. Gegenstände aus Edelmetall und solche, die einen Sammler- oder Kunstwert haben, dürfen nicht an- und verkauft werden, ebenso Sekundärrohstoffe und Personenkraftwagen; dafür sind spezielle Einrichtungen zuständig. In der Regel kauft der Handel die ihm angebotenen Sachen auf und verkauft sie dann wieder auf eigene Rechnung, es besteht aber auch die Möglichkeit, sie dem Einzelhandel in Kommission zu überlassen. Als Preis wird für Gebrauchtwaren der Zeitwert gezahlt, der sich nach dem Neuwert abzüglich der eingetretenen Wertminderung und der jeweiligen Nachfrage richtet. Der Verkäufer erhält allerdings einen um die Handelsspanne und um anfallende Kosten (z.B. Transport) verminderten Betrag. Die Höhe der Handelsspanne liegt zwischen 13 und 22 vH des Taxwertes; sie wird nach Warengruppen differenziert festgelegt und auch danach, ob die Sachen auf eigene oder fremde Rechnung (in Kommission) veräußert werden 131 . Die verbleibende Summe erhält der Verkäufer/Eigentümer. Handelt es sich dabei um einen privaten Anbieter gehen die Erlöse als Einnahmen der Bevölkerung in die Geldbilanz ein. Transaktionen mit Gebrauchtwaren, die ausschließlich unter Privatpersonen (ohne Einschaltung des Einzelhandels) abgewickelt werden, erfaßt die Geldbilanz dagegen offensichtlich nicht 132 . Ihr Ausmaß läßt sich nicht feststellen; die zahlreichen Kleinanzeigen in der Presse deuten aber darauf hin, daß es nicht gering einzuschätzen ist.

8.5. Struktur und Entwicklung der übrigen Geldeinnahmen Unter übrigen Einnahmen sind hier alle Einkünfte zusammengefaßt worden, die nicht aus einer unselbständigen oder selbständigen Tätigkeit resultieren und die keine öffentlichen Einkommensübertragungen sind. Es handelt sich dabei um Vermögenserträge, Sozialleistungen von Betrieben und gesellschaftlichen Organisationen, Kreditaufnahmen und Bezügen aus zahlreichen weiteren Quellen. Die so definierten übrigen Einnahmen haben sich zwischen 1955 und 1982 mehr als vervierfacht, wobei mit wenigen Ausnahmen alle Einzelpositionen gestiegen sind, aber mit zum Teil recht unterschiedlichen Raten. Einige Zahlungen liefen aufgrund gesetzlicher Regelungen aus (Ablösungsanleihen von Uraltguthaben, betriebliche Krankengeldzuschüsse). Entscheidender Faktor für diese Entwicklung war die rasche Zunahme der Geldzuflüsse von Banken, Versicherungen und Lotterien; sie haben inzwischen einen Anteil von über 50 vH an den übrigen Einnahmen (1955: 35 vH). Dabei schlagen vor allen Dingen die Zinsen durch. Um 1980 wurden in jedem Jahr ein dreißigmal höherer Zinsbetrag als 1955 gutgeschrieben. Zinsen bilden jetzt mit einem Anteil von knapp 40 vH den mit Abstand größten Einzelposten unter den übrigen Einnahmen. Das ist die Folge der sich ständig vergrößernden Einlagen der Bevölkerung bei den Kreditinstituten. Die Geldeinnahmen von Betrieben und Organisationen haben nur mäßig zugenommen. Das erklärt sich zum erheblichen Teil durch den Wegfall der betrieblichen Lohnausgleichszahlungen bei Erkrankung. Bis 1977 war das vom Volumen her der größte Einzelposten in diesem Bereich. Aber auch die anderen Leistungen und Erstattungen haben sich nur schwach entwickelt. Beides führte dazu, daß der Anteil dieser Einnahmen von ursprünglich knapp 50 vH im Laufe der Zeit mehr als halbiert wurde.

126

Vgl. ebenda. Vgl. Presse-Informationen. (266), vom 6.9.1977 und vom 7.2.1980, S. 6. 128 Vgl. Fernsehen der DDR. (298), am 14.12.1978. 129 Vgl. Berliner Zeitung. (273), vom 5.6.1975 und Der Handel. (259), Nr. 3/1982, S. 21. 130 Vgl. Berliner Zeitung. (273), vom 4.11.1976 und Der Handel. (259), Nr. 3/1978, S. 2. 131 Vgl. GBl. I, 1978, S. 449 ff. 132 Neben dem Problem der Ermittlung spricht dafür, daß die Position Einnahmen aus dem Verkauf von Gebrauchtwaren in der Geldbilanz (in der Nomenklatur aus den 60er Jahren) unter Geldeinnahmen aus gesellschaftlichen Fonds verbucht wird. — Vgl. Alfred Keck unter Mitarbeit von Hans-Georg Raunigk: Die Bilanz der Geldeinnahmen . . . (52), S. 140 ff. 127

169

Übersicht Übrige Geldeinnahmen 1955 bis 1982 1955

1960

1965

1970

1975

1980

1982

in Mrd. Mark Geldeinnahmen aus Banken, Versicherungen und Lotterien

0,8

1,4

1,9

2,9

3,7

4,7

5,0

Geldeinnahmen von Betrieben und gesellschaftlichen Organisationen

1,1

1,5

1,8

2,3

2,8

1,9

2,0

Erhöhung des Bestandes an Krediten (Saldo)

0,2

0,2

0,3

0,2

1,2

1,7

1,9

Sonstige Einnahmen

0,2

0,2

0,2

0,2

0,3

0,5

0,6

Insgesamt

2,3

3,3

4,2

5,6

8,0

8,8

9,5

Anteile in vH Geldeinnahmen aus Banken, Versicherungen und Lotterien

35

42

45

52

46

53

53

Geldeinnahmen von Betrieben und gesellschaftlichen Organisationen

41

35

22

21

48

45

43

Erhöhung des Bestandes an Krediten (Saldo)

9

6

7

4

15

19

20

Sonstige Einnahmen

9

6

5

4

4

6

6

100

100

100

100

100

100

100

Insgesamt"^

1) Abweichungen in den Summen durch Runden der Zahlen. Quellen und Anmerkungen: Vgl. Tabellenanhang, Tabellen 13 und 14.

Kredite bzw. deren Bestandsveränderung spielten gesamtwirtschaftlich gesehen nie eine größere Rolle. Erst als zu Beginn der 70er Jahre sowohl der private Wohnungsbau und damit auch dessen Kreditfinanzierung an Bedeutung gewann, als auch spezielle Kreditformen für junge Eheleute geschaffen wurden, erlangten Krediterhöhungen mit einem Anteil von 20 vH (1982) ein höheres Gewicht. Für Erlöse aus dem Verkauf von Altstoffen und Gebrauchtwaren wird das wegen einiger Anfang der 80er Jahre eingeleiteter Maßnahmen (Ausweitung des Handelsnetzes, Preiserhöhungen) erst in Zukunft gelten.

170

9. Struktur und Entwicklung aller Geldeinkommen Mit den übrigen Geldeinnahmen liegen nunmehr alle Aggregate der Einkommensverteilung vor, so daß eine Gesamteinschätzung vorgenommen werden kann. Die Bruttogeldeinkommen der Bevölkerung sind zwischen 1955 und 1982 von 47 Mrd. Mark auf 144 Mrd. Mark gestiegen, die Nettoeinkommen von 41 Mrd. Mark auf 127 Mrd. Mark; in beiden Fällen erfolgte eine Zunahme um etwa 205 vH. Gemessen daran entwickelten sich die gesetzlichen Abzüge geringfügig schwächer, sie erhöhten sich im Untersuchungszeitraum von 6 Mrd. Mark auf gut 18 Mrd. Mark (+190 vH). Die Trends der beiden Abführungsarten waren indes gegenläufig — unterproportionale Veränderungen bei den Sozialversicherungsbeiträgen und überproportionale bei den Steuern. Mit Ausnahme des Jahres 1961 (Wachstumskrise) sind die Geldeinnahmen (brutto wie netto) in allen Jahren gestiegen, allerdings recht unterschiedlich im Zeitablauf. Bei Betrachtung von Fünfjahresabschnitten lag die größte Expansionsphase zwischen 1955 und 1960 (jahresdurchschnittlich: +6,0 vH 1 ). Das war natürlich auch ein Niveauproblem, bei niedrigeren Basiswerten führen schon relativ geringe absolute Zunahmen zu beträchtlichen Wachstumsraten. Danach folgte eine Schwächeperiode wegen der besagten Wirtschaftsprobleme zu Beginn der 60er Jahre (1965 gegenüber 1960: +2,3 vH im Mittel der Jahre 1). Für die Spanne von 1966 bis 1970 ist ein mäßiger Einkommensanstieg zu verzeichnen (+3,6 vH durchschnittlich pro Jahr 1), anschließend, bedingt Übersicht 50

Alle Geldeinkommen (brutto) 1955 bis 1982 1955

1960

1965

1970

1975

1980

1982

1955

1960

1965

1970

1975

1980

1982

77

Anteile in vH

in Mrd. Mark ¿0,3

53,5

60,1

72,4

89,4

104,5

111,6

85

82

81

80

78

77

6,1

7,8

9,0

11,3

13,7

16,4

17,7

13

12

12

13

12

12

12

34,2

45,7

51,1

61,1

75,7

88,1

93,9

72

70

69

67

66

65

65

29,4 3,9 25,5

40,0 5,6 34,4

44,8 5,9 38,9

54,8 7,4 47,4

73,7 10,1 63,6

87,5 12,5 75,0

93,9 13,6 80,3

62 8 54

61 9 53

60 8 52

60 8 52

65 9 56

64 9 55

65 9 56

0,4 0 0,4

4,4 0,3 4,1

7,7 0,5 7,2

8,4 0,6 7,8

7,7 0,5 7,2

8,4 0,7 7,7

8,7 0,7 8,1

1 0 1

7 1 6

10 1 10

9 1 9

7 0 6

6 1 6

6 1 6

10,5 2,2 8,3

9,1 1,9 7,2

7,6 2,6 5,0

9,2 3,3 5,9

8,0 3,1 4,9

8,6 3,2 5,4

9,0 3,3 5,7

22 5 18

14 3 11

10 4 7

10 4 7

7 3 4

6 2 4

6 2 4

öffentliche Einkommensübertragungen, insqesamt

4,8

8,5

10,0

12,7

16,8

22,8

23,3

10

13

14

14

15

17

16

dar.:

3,4 0,7

5,5 1,1

6,9 1,0

9,0 1,2

12,5 1,8

15,8 3,8

15,6 3,9

7 2

8 2

9 1

10 1

11 2

12 3

11 3

Übrige Geldeinnahmen, insgesamt

2,3

3,3

4,2

5,6

8,0

8,8

9,5

5

5

6

6

7

7

7

dar.:

0,8

1,4

1,9

2,9

3,7

4,7

5,0

2

2

3

3

3

4

4

1,1

1,5

1,8

2,3

2,8

1,9

2,0

2

2

2

3

3

1

1

47,4

65,3

74,3

90,7

114,2

136,1

144,4

100

100

100

100

100

100

100

6,1

7,8

9,0

11,3

13,7

16,4

17,7

13

12

12

13

12

12

12

41,3

57,5

65,3

79,4

100,5

119,7

126,7

87

88

88

87

88

88

88

Bruttoeinkommen aus Erwerbstätiqkeit, insgesamt Gesetzliche Abzüge, insgesamt Nettoeinkommen aus Erwerbstätigkeit, insgesamt davon: Arbeitseinkommen der Arbeiter und Angestellten Bruttoarbeitseinkommen Gesetzliche Abzüge Nettoarbeitseinkommen Einkommen aus genossenschaftlicher Tätigkeit Bruttoeinkommen Gesetzliche Abzüge Nettoeinkommen Einkommen aus selbständiger Tätigkeit Bruttoeinkommen Gesetzliche Abzüge Nettoeinkommen

Renten Krankengeld

aus Banken, Versicherungen, Lotterien von Betrieben und gesellschaftlichen Organisationen

Bruttoeinkommen, insqesamt Gesetzliche Abzüge, insgesamt Nettoeinkommen, insgesamt Quellen: Vgl. Tabellenanhang, Tabellen 15 und 16. 1

Die Raten beziehen sich jeweils auf Nettoeinkommen, zu den Werten für Bruttoeinkommen besteht kaum ein Unterschied (allenfalls 0,2 Prozentpunkte).

171

durch die Politik Honeckers, den Lebensstandard zu verbessern, ein etwas rascherer (1975 gegenüber 1970: +4,4 vH jahresdurchschnittlich 2). In der zweiten Hälfte der 70er Jahre machten sich außenwirtschaftliche Schwierigkeiten bemerkbar; die Verschlechterung der Terms of Trade aufgrund der drastischen Preisanhebungen im Energie- und Rohstoffbereich schlugen auf die inländische Verwendung durch und zwangen die DDR-Führung zu einer Kurskorrektur. Eine Folge davon waren fallende Steigerungsraten bei den Einkünften (1980 gegenüber 1975: +3,1 vH im Durchschnitt der Jahre 2). Der Abschwung trat vor allem gegen Ende des Jahrzehnts ein und hat auch 1981 und 1982 angehalten. Übersicht 51 Entwicklung aller Geldeinkommen (netto) 1955 bis 1982 Durchschnittlicher jährlicher Zuwachs in vH 1960

1965

1970

1975

1980

1982

gegenüber 1955

1960

1965

1970

1975

1980

Nettoeinkommen aus Erwerbstätiqkeit, insqesamt

6,0

2,3

3,6

4,4

3,1

3,3

davon: Nettoarbeitseinkommen der Arbeiter und Angestellten

6,2

2,5

4,0

6,1

3,4

3,5

Nettoeinkommen aus genossenschaftlicher Tätigkeit

59,3

11,9

1,6

-1,6

1,4

2,5

Nettoeinkommen aus selbständiger Tätigkeit

-2,8

-7,0

3,4

-3,6

2,0

2,7

12,1

3,3

4,9

5,8

6,3

1,1

10,1 9,5

4,6 -1,9

5,5 3,7

6,8 8,4

4,8 16,1

-0,6 1,3

7,5

4,9

5,9

7,4

1,9

3,9

11,8

6,3

8,8

5,0

4,9

3,1

6,4

3,7

5,0

4,0

-7,5

2,6

6,8

2,6

4,0

4,8

3,6

2,9

öffentliche Einkommensübertraqunqen, Insqesamt dar.:

Renten Krankengeld

Übriqe Geldeinnahmen, insqesamt dar.: aus Banken, Versicherungen, Lotterien von Betrieben und gesellschaftlichen Organisationen Nettoeinkommen, insgesamt

Quelle: Vgl. Tabellenanhanq, Tabelle 15.

Die Entwicklung der Arbeitnehmereinkommen weisen über den gesamten Zeitraum fast die gleichen relativen Zunahmen auf wie die der Bevölkerungseinkünfte insgesamt, mit Ausnahme der Periode von 1970 bis 1975; damals erhöhte sich die Lohn- und Gehaltssumme (einschließlich Prämien) mit 6,1 vH im Fünfjahresdurchschnitt 2 wesentlich stärker. Dies ist in erster Linie auf gestiegene Durchschnittsverdienste zurückzuführen und nur zum geringeren Teil auf die im Vergleich zu anderen Phasen größere Ausweitung des Beschäftigungsvolumens. Die öffentlichen Einkommensübertragungen zeigen in der Tendenz ein ähnliches Bild, aber ihre Zuwachsraten bewegen sich meist um einen Prozentpunkt über denen der Gesamteinkünfte. Es hat aber auch Abweichungen von diesem Pfad gegeben. Zwischen 1955 und 1960 stiegen die Transfers doppelt so schnell, weil zwei Rentenerhöhungen stattfanden, das Kindergeld für 1. bis 3. Kinder eingeführt wurde und sich die Zahl der Sozialeinkommensbezieher erheblich vergrößerte. Die stärkere Zunahme der Übertragungen in der zweiten Hälfte der 70er 2

172

Vgl. Anmerkung 1.

Jahre hing ausschließlich mit der Übernahme des betrieblichen Lohnausgleichs im Krankheitsfall durch die Sozialversicherung zusammen. Zu Beginn der 80er Jahre ist eine deutliche Abschwächung eingetreten; die Zahl der Rentenbezieher ist rückläufig, und eine Rentenerhöhung wurde erst Ende 1984 vorgenommen. Brachte die insgesamt überdurchschnittliche Expansion im Untersuchungszeitraum eine befriedigende, häufig sogar gute materielle Sicherung in bestimmte Bedarfssituationen (Krankheit, Mutterschaft, Kinderreichtum), so reichte die Aufstockung der Mittel aber nicht aus, um die Einkommensschere zwischen Erwerbstätigen und Rentnern merklich zu verringern. Auch die Raten der übrigen Einnahmen übertrafen die der Summe aller Einkünfte, machten ansonsten jedoch fast sämtliche periodischen Schwankungen mit, aber eben auf höherem Niveau und nicht so ausgeprägt. Diese Zuwendungen sind aufgrund ihrer Zusammensetzung offenbar nicht in dem Maße an das Wirtschaftsgeschehen gekoppelt wie Erwerbs- und Sozialeinkommen3. Lediglich zwischen 1975 und 1980 weichen die übrigen Entgelte von dem allgemeinen Trend (nach unten) ab, weil sich im Gegenzug zur Übernahme des Lohnausgleichs durch die Sozialversicherung die hier verbuchten betrieblichen Zahlungen verringerten. Die hohen Steigerungen, von dem genannten Sondereinfluß abgesehen, bewirkten vor allem die Zinszuflüsse und in den 70er und 80er Jahren die Salden zwischen ausgereichten und getilgten Krediten. Das Auf und Ab der genossenschaftlichen Vergütungen ist im wesentlichen — wie schon an anderer Stelle beschrieben (vgl. S. 135 ff.) — das Ergebnis politischer Entscheidungen und auf generelle Entwicklungen in Industriegesellschaften (Abnahme der Beschäftigten in der Landwirtschaft) sowie auf wechselnde Ertragslagen in den LPG zurückzuführen. Die Einkommen der Selbständigen haben sich aus gleichfalls erwähnten Gründen (vgl. S. 137) verringert, bis auf Zeiten, als dieser Personenkreis weitgehend unbehelligt blieb (zweite Hälfte der 60er Jahre) bzw. gefördert wurde (von 1975/76 an). Die z.T. unterschiedlichen Entwicklungen bei den Einzelaggregaten haben zwangsläufig Veränderungen in der Einkommenstruktur bewirkt. Der Anteil aller Einkünfte aus Berufstätigkeit an den Geldeinnahmen insgesamt hat sich zwischen 1955 und 1982 (brutto wie netto) um fast 10 Prozentpunkte vermindert und betrug 1982 (in beiden Fällen) etwa 75 vH. Die relative Abnahme ging ausschließlich zu Lasten des selbständigen und (nach 1965) des genossenschaftlichen Ubersicht 52 Alle Geldeinkommen (netto) 1955 bis 1982 1955

1960

1965

1970

1975

1980

1982

1955

1960

in Mrd. Mark

insgesamt davon:

Nettoarbeitseinkommen der Arbeiter und Angestellten Nettoeinkommen aus genossenschaftlicher Tätigkeit Nettoeinkommen aus selbständiger Tätigkeit

öffentliche Einkommensübertragungen, insgesamt dar.:

Renten Krankengeld

übrige Geldeinnahmen, insgesamt dar.:

aus Banken, Versicherungen, Lotterien von Betrieben und gesellschaftlichen Organisationen

Nettoeinkommen, insgesamt

1965

1970

1975

1980

1982

Anteile in vH

34,,2

45,,7

51,1

61,• 1

75,,7

88,,1

93,»9

83

80

78

77

75

74

74

25,

34,»4

38,9

47,>4

63,>6

75,

80,,3

62

60

60

60

63

63

63

Oi,4

4,

7,2

7,>8

7,,2

8,,3

7,,2

5,0

5),9

4,,9

7,,7

8,,1

1

7

11

10

7

6

6

5]»4

5,»7

20

13

8

7

5

5

5

,8

8,,5

10,0

12,>7

16,,8

22,,8

23,»3

12

15

15

16

17

19

18

3,A o,,7

5,|5

1.

6,9 1,0

9,,0 1.,2

12,»5 1,,8

15,>8 3,,8

15,,6 3,,9

8 2

10 2

11 2

11 2

12 3

13 3

12 3

2,,3

3,>3

4,2

5,,6

8,,0

8,,8

9,15

6

6

6

7

8

7

8

o,,8

1,»4

1,9

2,,9

3,>7

4,,7

5,,0

2

2

3

4

4

4

4

1,,1

1,,5

1.8

2,> 3

2,,8

1,,9

2,»o

3

3

3

3

3

2

2

41,»3

57,,5

65,3

100,>5

119,,7

100

100

100

100

100

100

100

79,»4

126,,7

Quellen? Vgl. Tabellenanhang, Tabellen 15 und 17.

3

Eine enge Bindung der Sozialeinkommen besteht im Prinzip auch nicht, aber in wirtschaftlichen Schwächephasen werden meist keine Leistungsverbesserungen vorgenommen, bei hohem Wirtschaftswachstum ist man dazu eher bereit.

173

Sektors. Unterbrochen von einer Phase mit gleichbleibenden Raten (1961 bis 1970) sind die Quoten der Einkommen aus selbständiger Tätigkeit fortwährend von 22 vH auf 6 vH (brutto) zurückgegangen (netto: 20 vH bzw. 5 vH). Die Vergütungen im genossenschaftlichen Bereich waren — wie schon mehrfach erläutert — starken Schwankungen unterworfen. Ihr Anteil an der Summe aller Brutto- und Nettoeinkommen erhöhte sich von'1 vH (1955) auf gut 10 vH (1965) und sank dann bis 1977 ständig; danach stagnierte der Wert bei 6 vH. Das Gewicht der Verdienste von Arbeitern und Angestellten hat sich während des ganzen Zeitraums nur geringfügig verändert, es stieg leicht an (um 2 Prozentpunkte) und belief sich zu Beginn der 80er Jahre auf knapp 65 vH (brutto und netto). Die Arbeitnehmereinkünfte bilden mit weitem Abstand den größten Einzelposten. Mit einem Anteil von 16 vH (netto 18 vH) waren die Transfers 1982 vom Volumen her am zweitwichtigsten (in den 50er Jahren Einkommen aus selbständiger Tätigkeit). Die Quote der Sozialleistungen lag damit um 6 Prozentpunkte über der von 1955. Die (relative) Zunahme vollzog sich im wesentlichen in den 50er und 70er Jahren. Auch die übrigen Geldeinnahmen haben an Bedeutung gewonnen, auf sie entfielen 1982 ca. 7 vH sämtlicher privaten Einkommen (1955: 5 bzw. 6 vH). Der Betrag dieser Sammelposition ist inzwischen größer als die genossenschaftlichen Vergütungen oder die Einkünfte aus selbständiger Tätigkeit. Bezieht man die gesetzlichen Abgaben auf die Bruttoeinkommen insgesamt (wenngleich Sozialtransfers und übrige Einnahmen — das gilt auch für Zinsen und Glücksspielgewinne — nicht mit Steuern und Sozialbeiträgen belastet werden), ist die Abzugsrate mit 12 bis 13 vH so gut wie konstant geblieben.

174

10. Schlußbetrachtung Ein ausführliches Resümee der Arbeit erübrigt sich, weil in den jeweiligen Kapiteln bzw. Unterabschnitten schon Zusammenfassungen über Höhe, Struktur, Differenzierung und Rangfolge der Einkünfte enthalten sind. Ohne auf Einzelheiten einzugehen, soll aber ein Abriß über die Verwirklichung bzw. Nichtdurchsetzung der Verteilungsziele gegeben werden. Die Verteilung nach der Arbeitsleistung als dominierendes Prinzip hat in der DDR — wenn man das Gewicht der Bezüge aus Berufstätigkeit zum Maßstab nimmt — immer Gültigkeit gehabt. Anders sieht es bei Betrachtung der jeweiligen Relationen zwischen Leistungen und Vergütungen aus. Durch Mängel und Versäumnisse in der Arbeitsbewertung hatten sich bei Arbeitnehmern und Genossenschaftsmitgliedern in der Vergangenheit Differenzierungsprozesse vollzogen, die mit dem Grundsatz der Bezahlung nach Qualität und Quantität der Leistung gänzlich unvereinbar waren. Falsch ermittelte Normen, bzw. veraltete Leistungskennziffern, die nicht den geänderten Produktionsbedingungen angepaßt wurden und eine allgemeine Zurückhaltung in der Normenfrage aufgrund der Ereignisse vom Juni 1953 führten zu hohen Mehrleistungslöhnen und -prämien. Eine Benachteiligung der Zeitlöhner und Gehaltsempfänger sowie der Beschäftigten außerhalb des produzierenden Bereichs waren die Folge. Hinzu kam ein Tarifsystem, das nach Beschäftigtengruppen, volkswirtschaftlicher Bedeutung der Tätigkeit und nach Ortsklassen gestaffelt war. Diese Mißstände im Entlohnungssystem sind erst seit Mitte der 70er Jahre reduziert worden, ohne indes bis heute durchgängig beseitigt zu sein. Mit der Einführung neuer Grundlöhne für Produktionsarbeiter, neuer Gehaltstarife für Meister sowie Hoch- und Fachschulabsolventen im produzierenden Gewerbe, der weitgehenden Abschaffung der Ortsklassen und der (wahrscheinlichen) Aufhebung der Differenzierung nach Beschäftigtengruppen haben sich die nicht durch Leistung begründeten Vergütungsunterschiede offenbar verringert. In die gleiche Richtung wirkte die Erhöhung der Einkünfte im Gesundheits- und Bildungswesen. Andererseits scheint es immer noch gewisse Probleme mit den Normen zu geben, die Einstufung nach der gesamtwirtschaftlichen Bedeutung der Arbeit ist im Prinzip beibehalten worden, und kaufmännische sowie technische Angestellte (ohne Fach- oder Hochschulabschluß) in Produktionsbetrieben blieben bei der Neuordnung des Vergütungssystems ausgespart, ebenso wie sonstige Arbeitnehmer (außerhalb der gewerblichen Wirtschaft), deren Löhne und Gehälter nicht mittels Tariferhöhungen angeglichen wurden. „Arbeitslose" Einkommen aus Eigentum und Kapitalvermögen gibt es im Vergleich zu früher nur noch in sehr begrenztem Umfang, in erster Linie wegen der drastischen Dezimierung des privatwirtschaftlichen Sektors und des Übergangs von „niederen" zu „höheren" Genossenschaftsformen. Zu dieser Einkommenskategorie könnte man vor allem unverhältnismäßig hohe Einkünfte eines Teils der verbliebenen Selbständigen, Miet- und Pachteinnahmen sowie Habenzinsen und Glücksspielgewinne zählen. Unter den Selbständigen dürfte es aber nur noch eine kleine Zahl von Spitzenverdienern geben, die zudem mit Ausnahme der steuerbegünstigten freiberuflich Tätigen einer hohen Abgabenprogression unterliegen. In Einzelfällen ist das Problem der „kapitalistischen" Aneignung von Werten aber zweifellos nach wie vor akut 1 . Auf die Beseitigung der letzten bedeutenden Disparitäten ist offensichtlich wegen der Vorrangigkeit der Bevölkerungsversorgung verzichtet worden. Pragmatische Gründe haben sicher auch den Ausschlag für die Beibehaltung bzw. Wiedereinführung von Zinsen und Glücksspielen gegeben (Kaufkraftabschöpfung; Mittelaufbringung für Kredite; Finanzierung sportlicher, sozialer und kultureller Projekte). Im marxistisch-leninistischen Lehrgebäude stellen solche Zuwendungen jedenfalls Fremdkörper dar. Zinsen haben im Laufe der Zeit ein beachtliches Volumen erreicht; 1982 betrug ihre Gesamtsumme 3,5 Mrd. Mark (2,8 vH aller Nettoeinkünfte). Ebenfalls nicht unbedeutend sind Einnahmen aus Mieten und Pachten. Sie sind aber kaum dazu geeignet, größere Vermögen anzusammeln, weil die empfangenen Entgelte aufgrund der immer noch geltenden Preisstoppmieten von 1936 in der Regel nicht einmal für die Instandhaltung der Bauten ausreichen. Was den Gleichbehandlungsgrundsatz angeht sind allem Anschein nach Fortschritte erzielt worden. Die Forderung nach gleicher Bezahlung für gleiche Arbeit kann im Arbeitnehmerbereich und im Genossenschaftshand1 Generell ungeklärt ist die Frage der Bewertung von selbständigen Leistungen im Sozialismus, das DDR-Schrifttum schweigt sich darüber aus. Als angemessen werden wohl Einkommen angesehen, die im Durchschnitt bei vergleichbaren Tätigkeiten etwas über denen von abhängig Beschäftigten liegen (Anreizprämie, Risikobonus).

175

werk als weitgehend erfüllt gelten, bei den PGH-Mitgliedern aber erst seit der (verbindlichen) Anwendung von Lohn- und Gehaltstabellen aus den entsprechenden Zweigen der VEW in den 70er Jahren. Hingegen ist man bei den LPG-Bauern und erst recht bei den Selbständigen von der Realisierung dieses Ziels noch ein ganzes Stück entfernt, obwohl sich auch hier die Diskrepanzen tendenziell verringert haben dürften. Die Milderungen der Ungereimtheiten hinsichtlich der Bezahlung nach Leistung führten quasi zwangsläufig zur besseren Verwirklichung des Gleichbehandlungsprinzips. Neben dem Abbau der Vergütungsunterschiede bei vergleichbaren Tätigkeiten läuft dies auf eine Annäherung der Einkommen aller Klassen und Schichten, und damit auch auf eine Überwindung der Gegensätze zwischen Stadt und Land hinaus. Zumindest bei den Durchschnittswerten hat es einen starken Ausgleichstrend gegeben; ein Indiz dafür sind z.B. die geschrumpften Spannen zwischen den Pro-Kopf-Einkommen der Bezirke. Die Gründe, die zu den Korrekturen führten, sind mannigfaltig; zu nennen sind vor allem überdurchschnittlich gestiegene Vergütungen in der Landwirtschaft während der 60er Jahre, Umorientierung der PGH und des selbständigen Handwerks vom Fertigungs- zum Dienstleistungsbetrieb, Überführung industriell produzierender PGH sowie privater bzw. halbstaatlicher Industrie- und Bauunternehmen in die VEW (1972), Ausdehnung des Geltungsbereichs tarifvertraglicher Regelung für Arbeitnehmer auf PGH-Mitglieder und auf Teile der genossenschaftlichen Landwirtschaft, Erhöhung oder Einführung von Steuern auf Einkommen (Gewinne) bzw. Belastungen mit ähnlicher Wirkung (Konsumtionsabgabe der LPG) im privaten und genossenschaftlichen Bereich. Trotz Annäherung bei den durchschnittlichen Einkommen der einzelnen sozialen Gruppen bestehen innerhalb der Landwirtschaft und der Privatwirtschaft aber noch ausgeprägte intrasektorale Disparitäten. Im übrigen vollzogen sich die Harmonisierungsprozesse ausschließlich unter den Erwerbstätigen, der Abstand ihrer Einkünfte zu denen der Rentner hat sich nicht wesentlich verkleinert. Abweichungen vom Gleichbehandlungskriterium für die Durchsetzung von Wachstumszielen gibt es nach wie vor, wenn auch in abgeschwächter Form. Kaum erklärbar mit der Wachstumsstrategie sind die Einkommensdifferenzen zwischen den verschiedenen Branchen bei Arbeitnehmern und Genossenschaftsmitgliedern. Sie können nicht gänzlich mit Unterschieden in der Qualität und Quantität der Leistungen, mit Arbeitserschwernissen oder mit der volkswirtschaftlichen Bedeutung der Tätigkeiten begründet werden. Traditionell niedrig entlohnte Zweige (häufig mit einem hohen Anteil von weiblichen Beschäftigten) stehen immer noch am unteren Ende der Einkommensskala, obwohl auch hier die Durchschnittseinkommen näher zusammengerückt sind. Die vollständige Realisierung des Gleichheitsprinzips auf diesem Gebiet scheint vorerst jedenfalls an den finanziellen Möglichkeiten der DDR zu scheitern. Bei Beachtung des Gebots der sozialen Besitzstandssicherung, das für Arbeitnehmer nahezu ausnahmslos befolgt wurde (nicht jedoch bei Genossenschaftsmitgliedern und Selbständigen), bleibt für die Anpassung der Verdienste nur der Weg, die Vergütungen in den benachteiligten Zweigen zu erhöhen. Neben den bereits aufgeführten Maßnahmen ist, unter dem Aspekt der Duldung einer nur begrenzten materiellen Ungleichheit, die Anhebung der Mindesteinkommen (Löhne und Renten) sowie generell der unteren Arbeitnehmerentgelte von besonderer Wichtigkeit, ebenso die Ausdehnung der Mindestvergütungsgarantie auf die genossenschaftliche Landwirtschaft. Während die Reduzierung der Verdienstspannen im Arbeitnehmerbereich — den Leitsätzen getreu — in der Regel „von unten nach oben" erfolgte, ist dies bei anderen (berufstätigen) Gruppen auch in umgekehrter Richtung geschehen. Das Prinzip, nach dem Einkommenslosigkeit primär durch die Aufnahme einer Erwerbstätigkeit zu beheben ist, wird sehr eng ausgelegt. Zu denken ist etwa an die restriktive Vergabe von Sozialfürsorgeunterstützungen, an das Fehlen von Berufsunfähigkeitsrenten, die hohen Anspruchsvoraussetzungen für den Bezug einer Invalidenrente, die Gewährung von Renten an arbeitsfähige Witwen nur für eine kurze Übergangszeit und eventuell auch an die Auflösung des Zweiges Arbeitslosenversicherung. In der Praxis wird Einkommenslosigkeit im allgemeinen staatlicherseits indes nicht zum Anlaß genommen, die gesetzlich festgelegte Verpflichtung zur Arbeit (Gegenstück zum Recht auf Arbeit) durchzusetzen, zumindest solange die betreffenden Personen nicht sozial auffällig werden oder Ansprüche auf öffentliche Leistungen erheben. Bei der Verteilung der (direkten) Einkommen aus gesellschaftlichen Fonds gibt es deutliche Unterschiede hinsichtlich der Bemessung der einzelnen Zuwendungen. Für Personen, die aus dem Erwerbsleben ausgeschieden sind, sich in der Ausbildung befinden, sowie für Leistungsunfähige und Leistungsschwache existiert lediglich eine Mindestniveausicherung. Transfers, die in Zusammenhang mit (vorübergehend beeinträchtigter) Erwerbstätigkeit oder Mutterschaft und Familie stehen, bewegen sich dagegen auf einem erheblich höheren Niveau. Wenn die Empfänger von Sozialeinkommen noch nicht oder nicht mehr zum Aufbau bzw. der Erhaltung von Staat und Gesellschaft beitragen, sind die Leistungen in der Regel niedrig, in den anderen Fällen dagegen zumeist gut, d.h. die Realisierung von Wachstums- und bestimmten bevölkerungspolitischen Zielsetzungen hat bei der Verteilung öffentlicher Mittel eindeutig Priorität. Die Bindung der empfangenen Leistungen an das (ggf. frühere) Erwerbseinkommen ist beim Kranken- und Mutterschaftsgeld sehr eng, bei den Renten hingegen nur recht schwach. Über die Freiwillige Zusatzrentenversicherung ist für die Ruhestandsgelder langfristig aber auch eine

176

stärkere Kopplung an die einstigen Bezüge aus Berufstätigkeit zu erwarten. Mit der Zusatzrentenversicherung wird ebenfalls allmählich eine Verringerung des Abstandes zwischen Renten und Arbeitseinkommen eintreten, obwohl die Zusatzrenten wie die aus der Pflichtversicherung statischen Charakter haben, d.h. einmal festgesetzte Beträge behalten Gültigkeit auf Dauer und folgen nicht (automatisch) der allgemeinen Einkommensentwicklung im Erwerbsbereich. Somit wird sich in der weiteren Zukunft — steigende Arbeitsentgelte vorausgesetzt — nur eine begrenzte Annäherung ergeben. Wenngleich noch zahlreiche Probleme offen sind, so ist die Einkommensverteilung insgesamt — falls nicht alle Zeichen trügen — im Laufe der Zeit wesentlich homogener geworden; das trifft insbesondere für Einkünfte aus unselbständiger und genossenschaftlicher Berufstätigkeit zu. Die Beseitigung der als unverhältnismäßig hoch angesehenen Gewinne einer Gruppe von Selbständigen erfolgte sicherlich im Konsens mit der überwiegenden Mehrheit der Bevölkerung, aber ob das generelle Zusammenrücken der Einkommensspannen als Positivum zu bewerten ist, erscheint sehr zweifelhaft. Eines der Kardinalprobleme in allen sozialistischen Ländern ist die Leistungsstimulierung. Um diese Funktion besser wahrnehmen zu können, bedürfte es eher einer stärkeren statt einer schwächeren Differenzierung der Einkommen2.

2

Auch in der DDR gibt es zu dieser Frage durchaus kritische Stimmen. — Vgl. z.B. Manfred Lötsch: Radio DDR II. (298), am 4.5.1983 und am 8.6.1983.

177

Tabellenanhang

Seite 1. Bevölkerung nach Erwerbstätigkeit und Einkommen 1950 bis 1983 2. Aufgliederung der privaten Haushalte nach Haushaltsgröße und sozialer Stellung der Haupteinkommensbezieher 1955 bis 1980 3. Geldeinnahmen der Bevölkerung nach Bezirken 1955 bis 1983 (in Mrd. Mark) 4. Geldeinnahmen pro Kopf der Bevölkerung nach Bezirken 1955 bis 1983 (in 1 000 Mark) 5. Geldeinnahmen pro Kopf der Bevölkerung nach Bezirken 1955 bis 1983 (DDR-Durchschnitt = 100). 6. Geldeinkommen insgesamt 1955 bis 1982 (in Mrd. Mark) 7. Geldeinkommen insgesamt 1955 bis 1982 (Anteile in vH) 8. Geldeinkommen (brutto) aus Erwerbstätigkeit 1955 bis 1982 (in Mrd. Mark) 9. Geldeinkommen (brutto) aus Erwerbstätigkeit 1955 bis 1982 (Anteile in vH) 10. Geldeinkommen (netto) aus Erwerbstätigkeit 1955 bis 1982 (Anteile in vH) 11. Öffentliche Einkommensübertragungen 1955 bis 1982 (in Mrd. Mark) 12. Öffentliche Einkommensübertragungen 1955 bis 1982 (Anteile in vH) 13. Geldeinnahmen aus Banken, Versicherungen, Lotterien, von Betrieben und gesellschaftlichen Organisationen sowie sonstige Geldeinnahmen 1955 bis 1982 (in Mrd. Mark) 14. Geldeinnahmen aus Banken, Versicherungen, Lotterien, von Betrieben und gesellschaftlichen Organisationen sowie sonstige Geldeinnahmen 1955 bis 1982 (Anteile in vH) 15. Alle Geldeinkommen (brutto) 1955 bis 1982 (in Mrd. Mark) 16. Alle Geldeinkommen (brutto) 1955 bis 1982 (Anteile in vH) 17. Alle Geldeinkommen (netto) 1955 bis 1982 (Anteile in vH)

178

179 182 185 187 188 189 190 191 194 197 198 200 201 203 205 207 209

179

2

45

8 475

Erwerbspersonen, insgesamt

18 480 ^

Bevölkerung

8 665

Personen ohne Einkommen

655

3 775

2 865 3 665

2 785

7 295

2 580

7 070

2 620

6 725

2 625

8 160

6 595

2 635

8 130

6 395

2 650

8 255

17 360

6 245

2 655

8 340

17 300

6 940

6 175

2 660

3 945

2 035

2 695

8 480

270

6 165

2 665

8 275

6 080

2 790

8 285

17 130

17 105

230

190

550

1963

17 155

280

540

275

880

1962

1 065 290

1 040

185

320 520

6 945

250

865

1961

8 675,

3 845

2 090

2 660

8 510

330

440 310

17 240

8 295

850

1 010

8 595

3 735

2 170

8 560

3 635

2 280

2 655

8 570

480

845

160 175

710

6 950

325 465

5 6 980

685

2 650

6 945

1960

6 705 6 695 6 665 330 270

6 975

1959

330 333

8 675

480

135.

395

7 060

5

8 565

3 575

2 340

2 640

8 745

550

810

8 555

3 570

2 475

85 310

240 245

7 100

5

6 725 380

7 055

1958 7 090

275

8 695

585

870

35

60 205

17 510

3 600

5 7 025

8 665

2 600

2 540

17 715

2 605

10 230

8 770

620

910

5

8 740

8 Q55 8 040

17 930

220

7 085

10

15 30 185

2 565

9 015

2 535

205

7 010

1957

6 620 6 610 6 710 440 400

7 060

1956

1) Einschl. der von der amtlichen Statistik nicht ausgewiesenen Arbeitnehmer (z.B. im Uranerzbergbau, Rüstungsbetrieben, Militär, Polizei) bzw. mithelfenden Familienangehörigen in der Landwirtschaft (in bäuerlichen Hauswirtschaften tätigen Ehefrauen).- 2) Einschl. beschäftigter Rentner.- 3) Einschl. Kandidaten; ohne Lehrlinge; einschl. Gärtnerischer Produktionsgenossenschaften (GPG) und Produktionsgenossenschaften werktätiger Fischer (PwF); ab 1963 nur mitarbeitende Mitglieder.- 4) Einschl. Bauhandwerk, Rechtsanwaltskollegien und sonstiger Genossenschaften nichtproduzierender Bereiche; einschl. Kandidaten.- (Forsetzung nächste Seite).

7 445 2 370

Personen mit Sozialeinkommen7)

200

8 700

0 925 8 755

9 175

Personen mit Erwerbseinkommen ö;

davon:

10 005

4 200

Personen ohne Erwerbstätigkeit, insgesamt

3 760

15 Jahre)

Kinder unter 15 Jahre

Personen ohne Erwerbstätigkeit und Sozialeinkommen (über

2 045

1 030

Mithelfende Familienangehörige 1)

Sozialeinkommensbezieher

1 145

5)

25

- 175

-

15

6 965

25

6 475 450

6 925

15 150

7 000

40

- 175

6 300

325

Selbständige

Genossenschaftsmitglieder, insgesamt

darunter: LPG Typ I und II LPG Typ III Mitglieder von Produktionsgenossenschaften des Handwerks 4)

Produktionsgenossenschaften 3)

Mitglieder landwirtschaftlicher

Arbeitnehmer, insgesamt

Arbeitslose Arbeitnehmer

6 955

1955

5 590 6 490 385 465

5 975

19508)

Jahresdurchschnitte in 1000

Bevölkerung hach Erwerbstätigkeit und Einkommen 1950 bis 1983

Arbeiter und Angestellte ^ Lehrlinge

Beschäftigte Arbeitnehmer 1^

Tabelle 1

180 1 2

70

1 620

1 495

5 955

Personen ohne Einkommen

8 440

5 790 5 650

5 540

55 3 050

8 720

1 280 3 955

3 060 5 445 s 5 365 5 300

3 035 3 050

740

3 840

1 185

3 125

8 830

5 215

3 060

8 765

5 080

3 125

8 775

17 060

8 220 8 150

3 910

180 880 170

1 230

3 080

17 065 8 650 8 700

17 080

8 400 8 345 8 295

3 985

3 060

. 7 780

65 615

8 820

250 990

8 765

. 7 700

130 100 615

765

7 515

.

215 210 195 185

1 350 1 310

3 035

17 085

2 985

165 605

790

7 780

1971

.

17 040

140 825

45 620

700

455

1972

16 980

615

685

445 .

1973

5) Rentner (ohne Waisenrentenbezieher), Sozialfürsorge- und Stipendienempfänger; ohne Arbeitslose.- 6) Erwerbspersonen ohne arbeitslose Arbeitnehmer und mithelfende Familienangehörige.- 7) Einschl. arbeitslose Arbeitnehmer.- 8) Stand: 31. August 1950.- 9) Vorläufige Angaben.

5 875

1 410

2 985

8 680

55

225

8 520 8 560 8 600 2 825 2 910

2 730

2 770

8 355 8 375 8 440

65 8 645

17 080

8 465

17 055

8 515

.

7 700

1970

7 080 7 245 7 335 425 435

240 250 1 030 1 015

215 590

820

4 045 4 015

240

230 1 050

255 575

2 825 2 910

Personen mit Sozialeinkommen7)

17 020

8 525 8 515 17 040

80

.

7 000 440

7 515

1969

7 285 7 355 7 425

1968

7 285 7 355 7 425

850

7 215

.

8 540 8 615

85

250

Personen mit Erwerbseinkommen6'

davon:

.

1 775 1 690 4 020

Kinder unter 15 Jahre

Bevölkerung

285 565

865

7 120

.

4 055 4 070 4 060

2 730

2 770

8 505

95

260

Sozialeinkommensbezieher ^

Personen ohne Erwerbstätigkeit, insgesamt

7 215

1967

6 735 6 780 6 845 6 915 385 435 440

7 120

1966

205 215 1 070 1 070 1 065

300 560

875

7 045

Personen ohne Erwerbstätigkeit und Sozialeinkommen (über 15 Jahre)

5

160 130 100

Mithelfende Familienangehörige 1) 8 515

270

Selbständige

Erwerbspersonen, insgesamt

190 195 1 075

315 555

885

7 010

.

darunter: LPG Typ I und II LPG Typ III Mitglieder von Produktionsgenossenschaften des Handwerks 4) Genossenschaftsmitglieder, insgesamt

Produktionsgenossenschaften 3)

Mitglieder landwirtschaftlicher

Arbeitnehmer, insgesamt

Arbeitslose Arbeitnehmer

7 045

1965

6 680 6 690 330 355

7 010

1964

Jahresdurchschnitte in 1000

Bevölkerung nach Erwerbstätigkeit und Einkommen 1950 bis 1983

Arbeiter und Angestellte ^ Lehrlinge

Beschäftigte Arbeitnehmer ^

noch Tabelle 1

181

Arbeitslose Arbeitnehmer

.

.

.

45

.

4 875

4 745

3 205

8 905

45

4 645

3 175

8 975

40

7 620

3 390

4 600

3 135

9 030

7 545

3 330

1 120

3 095

3 095

9 160 4 570 4 490

3 090

9 095

40

9 200

40

16 755

1 140

3 090

9 135

16 765

7 690

3 455

1 100

3 135

9 075

40

16 790

7 770

3 540

1 055

3 175

9 020

4 415

3 115

9 200

4 315

3 155

9 245

8 450

1981

7 300

4 210

3 185

9 305

4 160

3 180

9 360

16 715

7 355

3 225

3 180

9 400

750

.

930 3 240

. 8 450 590

3 185

9 345

8 405

.

.

1982

16 700

895

760

.

595

7 950 8 015 470 455

8 405

1980

16 730

7 430

3 260

1 015

3 155

9 285

745

.

585

8 355

.

7 885 480

8 355

40

16 745

7 490

3 290

1 085

3 115

9 240

740

.

585

8 315

.

7 835 485

8 315

1979

16 700

770

605

435 .

19839)

Quellen: Statistische Jahrbücher der DDR 1955 bis 1984.- Ergebnisse der Volks- und Berufszählung am 31. Dezember 1964. (236), S. 254.Ergebnisse der Volks-, Berufs-, Wohnraum- und Gebäudezählung am 1. Januar 1971. (251), Band 4, S. 112.- Peter Mitzscherling: Zur Entwicklung der sozialen Struktur ... (175), S. 296 f.- Hilmar Polle: Die Bedürfnisse der Altersrentner ... (84), S. 164.- Eigene Berechnungen und z.T. Schätzungen.

3 195

Personen ohne Einkommen

8 855

Personen mit Sozialeinkommen )

7

Personen mit Erwerbseinkommen 6^

davon:

16 855

7 900

8 015 16 925

3 645

3 745

Kinder unter 15 Jahre

Personen ohne Erwerbstätigkeit, insgesamt

Bevölkerung

1 050

1 075

3 205

3 195

Personen ohne Erwerbstätigkeit und Sozialeinkommen (über 15 Jahre)

8 955

Sozialeinkommensbezieher5)

8 910

50

55

Mithelfende Familienangehörige 1)

Erwerbspersonen, insgesamt

140

160 150 145 140 140 140 140 140 140

Selbständige

590

8 280

165 740 40

8 215

605

8 135

140 145 150 150 150 155 160 160 165 800 785 770 755

.

620

8 060

8 280

.

10 600

640

7 970

.

8 215

1978

7 670 7 735 7 795 465 480

8 135

1977

.

25 610

660

7 895

7 620 440

8 060

1976

darunter: LPG Typ I und II LPG Typ III Mitglieder von Produktionsgenossenschaften des Handwerks 4) Genossenschaftsmitglieder, insgesamt

Produktionsgenossenschaften 3)

Arbeitnehmer, insgesamt Mitglieder landwirtschaftlicher

7 970

1975

7 455 7 540 440 430

7 895

1974

Jahresdurchschnitte in 1000

Bevölkerung nach Erwerbstätigkeit und Einkommen 1950 bis 1983

Arbeiter und Angestellte2^ Lehrlinge

Beschäftigte Arbeitnehmer 1^

noch Tabelle 1

182 1955

1960

1965

11 535

130 70 50 40

10 995 -

11 935

17 080

16 845

16 875

16 655

380

-

-

-

-

16 520

11 975

11 575

11 520

70

-

11 550

445

12 130 6 965 7 070 7 125 7 490 8 135 8 475

2 595 2 025 1 380 900 630 420 1 790 1 455 985 590 3 850 3 720 4 210 4 255 3 940 3 850 3 090 2 935 3 310 3 380 3 295 3 255 175 150 130 115 100 80 130 115 100 90 85' 17 785

1970

11 965

280

235 100

1975

605 625 585 600 650 1 250 1 050 1 085 1 100 1 065 990 1 110 1 185 685 675 765 875 960 295 270 265 285 265 195 175 175 210 155

1980

6 620 5 895 5 720 5 270 4 670 4 350 5 010 4 505 4 395 4 060 3 830 3 605

330

Bevölkerung, insgesamt

1975

2 910 2 995 2 960 3 500 3 845 4 050 2 560 2 625 2 640 3 160 3 550 3 765 30 230 350 330 290 265 10 60 75 70 70 65 - 45 70 95 55 60 - 15 25 35 25 25 65 50 30 30 20 20 35 25 15 15 10 10 880 955 1 000 1 175 1 265 1 215 290 305 315 325 390

Mithelfende Familienangehörige 655

davon: Ehefrauen Kinder unter 17 Jahre Sonstige Personen

1970

3 885 4 275 4 410 5 130 5 475 5 610 2 895 3 030 3 070 3 605 4 045 4 245

10 855

Angehörige ohne Erwerbstätigkeit

1965

6 625 6 580 6 585 6 405 6 460 6 520 4 070 4 040 4 055 3 885 4 090 4 230

Einkommensbezieher, insgesamt 10 510

Weitere Einkommensbezieher davon: Arbeiter und Angestellte LPG-Mitglieder PGH-Mitglieder Selbständige Sozialeinkommensbezieher

1960

Stellung der Haupteinkommensbezieher Arbeiter und Angestellte

1 500 1 610 1 680 1 665 1 700 1 730 555 1 965 2 020 2 045 1 805 1 790 1 770 1 170 1 220 1 510 1 435 1 385 1 305 1 395 1 470 1 140 1 085 940 885 865 950 1 030 1 120 715 425 385 370 395 345 300 285 245 240 285 200 130

1955

Haushalte insgesamt

Aufgliederung der privaten Haushalte nach Haushaltsgröße und sozialer Stellung der Haupteinkommensbezieher 1955 bis 19801 Jahresdurchschnitte in 1000

Haushalte bzw. Haupteinkommensbezieher, insgesamt

1 Person 2 Personen 3 Personen 4 Personen 5 Personen 6 und mehr Personen

Haushalte mit...

Tabelle 2

12 080

1980

183

1970

1975

1980

1955

Bevölkerung, insgesamt

davon: Ehefrauen Kinder unter 17 Jahre Sonstige Personen

Angehörige ohne Erwerbstätigkeit

Mithelfende Familienangehörige

375

480 485

525

5

145 475 15 15

220 110 590 10

635

150 50

380

625

735

90 65 50 525 5 5

715

-

895

385

350 355

320

-

70

90

-

-

-

380

160

275

375

40 40 50 20 325 - 75

445

675

20

115 95 90 - 40 45 65 45 245 215 195 - 15 30 45 20 5 - 15 20 25 15 15

460

435

505 1 640 1 775 1 520 1 180 1 055

60 155

60

855 1 010

120 125 155 255 5 5 5 - 10 5 30 85 95 90 75 70

40 10

80

145

Einkommensbezieher, insgesamt 225

davon: Arbeiter und Angestellte LPG-Mitglieder PGH-Mitglieder Selbständige Sozialeinkommensbezieher

Weitere Einkommensbezieher

Haushalte bzw. Haupteinkommensbezieher, insgesamt

5

485

110

115

225

50 5 25 -

100

275

140 85

150

295

-

5

1970

95

190

170

-

90

100

305

140 80

155 90

1965

PGH-Mitglieder 1960

30

125

20

30 105 110 90 80 80 - 15 25 30 15 20 65 70 65 45 35 - 10 10 15 10 10 15 40 45 45 25 15 5 5 10 5

1965

4 Personen 5 Personen 6 und mehr Personen

1960

Stellung der Haupteinkommensbezieher

10 40 45 35 30 25 - 10 15 20 15 15 35 110 125 95 75 70 - 25 35 40 20 20 35 120 130 105 95 95 - 25 35 40 25

1955

LPG-Mitglieder

Aufgliederung der privaten Haushalte nach Haushaltsgröße und sozialer Stellung der Haupteinkommensbezieher 1955 bis 19801 Jahresdurchschnitte in 1000

1 Person 2 Personen 3 Personen

Haushalte mit...

noch Tabelle 2

105

190

-

1975

115

1980

184 1960

1965

1970

1975

50

20

40

5

2 785

1 115 640

525

380

5

80

500

5

320

225 210

60 5

350

270

2 520

85

5 -

10

55

2 475

90 10

2 535

10

5

2 795

5

150

5

2 580

5 5

1970

2 730

2 670

5 5

1 020 550

1965

2 855

2 555

730

5 5

830

1 750

5

1 035 575

1960

2 265

5

240 185

2 155

10

995

1 800

10

35

870

1 750

15 10

570

5 540 710 765

5 5

2 070

90

575 615 805

1 650

250 185 130 80 75 100 95 15 10

460

5

60

450

300

50 -

520

1 580

35 15 5

955 565 130

1955

5

5 5

1975

5

5

1980

1) Ab 1970 mit den davorliegenden Jahren nicht voll vergleichbar. Quellen: Statistische Jahrbücher der DDR. 1956, S. 29 ff. und S. 154 f. sowie 1982, S. 270.- Ergebnisse der Volks- und Berufszählung am 31. Dezember 1964. (219), S. 113, 144, 170, 389, 397, 409.- Volks-, Berufs-, Wohnraum- und Gebäudezählung am 1. Januar 1971. (233), Band 4, S. 112, 147, 163, 201, 234 sowie Band 5, S. 157 ff.- Eigene Berechnungen und Schätzungen.

Bevölkerung, insgesamt

70

370

5 20

60 5 5

320 190 155 105 100

80

615

25

80 65 10 5

90

1 550

385 135 60 40 20 15 360 530 175 125 110 85 85 75 60 25 10 5 5 -

940

Angehörige ohne Erwerbstätigkeit

davon: Ehefrauen Kinder unter 17 Jahre Sonstige Personen

595 180

1 250

Mithelfende Familienangehörige

Einkommensbezieher, insgesamt

90 10

95

230 180 130 120

225 140 120

390

25 10 100 50 30

260 150 5

390

Weitere Einkommensbezieher

davon: Arbeiter und Angestellte LPG-Mitglieder PGH-Mitglieder Selbständige Sozialeinkommensbezieher

860

165 55 35 30 25 25 30 25 20 35 95 30 15 15 10 10 15 10 10 65 .20 10 10 5 5 10 5

4 Personen 5 Personen 6 und mehr Personen

Haushalte bzw. Haupteinkommensbezieher, insgesamt

90 220 115 225 105

1980

Sozialeinkommensbezieher

Stellung der Haupteinkommensbezieher

65 40 30 20 20 845 890 70 50 35 30 540 550 60 45 35 30 110 100 95 125 130

1955

Selbständige

Jahresdurchschnitte in 1000

. . Aufgliederung der privaten Haushalte nach Haushaltsgröße und sozialer Stellung der Haupteinkommensbezieher 1955 bis 19801 a Ä

1 Person 2 Personen 3 Personen

Haushalte mit ...

noch Tabelle 2

185

4^4 5>6

4^6

2j2

2,7

2jl

1^4

Potsdam

Rostock

Schwerin

47,4

1^5

1^5

49,1

ljj*

Jj6

3,1

1^6

3j9

4,6

6j6

52,2

(4,6)

56,8

(2,0)

1,9

61,9

2^1

2,0

(3,9)

65,4

2,1

2,1

4,1

2J. 2jl

1963

67,1

2^1

2,1

4,0

2^2

66,4

2^2

2,1

(5,4)

(2,4)

2,2

(5,6)

(2,5)

(2,3)

(2,6)

(2,4)

8^

5^8

10,8

(2,7)

(2,5)

2,6

79,9

2,7

83,8

87,8

2,8

5,6

8,2

1970

,90,7

3,1 4,1

(6,2)

(6,2) 5,5

8,6

1969

10,1

4,5

9,4

(3,0)

(4,7)

5,2

2,9

4,0

3,0

7,9

11,1

(6,0)

7,6

6,1

9^2

(2,8)

(4,5)

5,0

2,8

7,3

77,0

4,2

4,7

2,7

(5,7)

10,3

3,8

8,2

1968

9,8

^

4,4

2,9

9,4

7,7

1967

(5,8)

4,1

2,7 3,6

8^6 .

(3,5)

7,1

9,0

7,1

1966

(5,5)

(2,6)

74,3

4,0

(4,5)

2,6

70,6

3,8

4,3

2,5

67,1

(3,6)

4,1

(2,4)

9j9

§¿3 (6,9)

9^7

(3,3)

8,7 5,3

(2,5)

(8,4) 5,1

8,1

3JL

2^5

8,0

3,?

1965

(6,7)

3,7

(6,5)

1964

(3,6)

6^2

6,5

(9,4)

7,9

4,8

4^ 5J.

6,1

§iZ

7,4

3^0

2^2

7,7

3,4

(6,0)

4,6

3,2

(4,8)

6,0

iil äiä

4^9

6,1

2^2

7,6

5,8

(3,0)

4,5

(7,4)

3^0 (0>6)

(4,8) 2j\

(3,1)

(3,7)

(2,1)

(6,0)

(8»D

7,7

2^2

4^5

(7,4)

(3,0)

(2,1)

(7,2)

(5,7)

JA

(2,9) 1,8

(1,9)

2^

3,4

(2,0)

4^2

5,1

6^9

(2,8)

(6,8)

2^6

(7,5)

(4,3)

(2,0)

(4,1)

(7,1)

3,2

1962

Bruttogeldeinnahmen

1961

Quellen: Alfred Keck unter Mitarbeit von Hans-Georg Raunigk: Die Bilanz der Geldeinnahmen und -ausgaben der Bevölkerung. (52), S. 51 und 54.Gerhard Reuscher: Untersuchungen zur langfristigen territorialen Bilanzierung... (86), Anhangsübersichten 34, 50 und 65.- Paul Frenzel: Die Sicherung einer planmäßigen Entwicklung der Befriedigung individueller Bedürfnisse... (34), Tabelle 5 sowie Anlage 1, Blatt 2.- Werner Miethbauer: Die planmäßige Gestaltung der Geldzirkulation... (78), Anlage 6a.- (Fortsetzung nächste Seite).

Kennzeichnung der Daten: ohne Kennzeichnung = Angaben aus DDR-Quellen; ( ) = nach DDR-Quellen berechnet; = Eigenberechnungen (siehe methodischen Anhang).

1) Ab 1972 einschließlich der Beiträge zur Freiwilligen Zusatzrentenversicherung (FZR).- 2) Abweichungen in den Summen durch Runden der Zählen.

DDR, insgesamt^

(1,4)

2,9

1^4

1^5

3^8

3^7

Magdeburg

Neubrandenburg

Suhl

2^5

6,6

5^8

1960

3,2

(5,6)

1959

(3,1)

(5,3)

1958

(2,9)

5^0

1^9

3^7

(6,2)

6,0

2,6

1957

in Mrd. Mark1

Geldeinnahmen der Bevölkerung nach Bezirken 1955 bis 1983

4^8

1^8

3^5

2,3

1956

(5,8)

4,3

(6,5)

(5,4)

2J.

(1,7)

(3,3)

2,1

1955

4,2

Leipzig

Karl-Marx-Stadt

(5,2)

2^0

Gera

Halle

3^6

(3,1)

5,4

(2,0)

Frankfurt

Erfurt

Dresden

Cottbus

Berlin

Bezirk

Tabelle 3

186 5,0

(2,6)

2,6

(4,2)

(4,3)

(7,1) (4,6)

3^4

79,3

(2,7) 82,0

(2,8)

3

(4,7)

1978

(5,0)

3^8

(7,8)

11,9

5,2

4j0

8,2

12,3

(5,5)

(5,3)

(4,2)

8,4

12,7

(5,7)

11^

(5,4)

4,4

8,6

13,0

(5,9)

(9,9) (10,3) (10,7)

(5,2)

87,0

(3,0) 92,0

96,6

(3,3)

(6,5)

12t0

1981

4^8

9,1

(5,9)

4^9

9,3

(13,8) (14,1)

(6,3)

11^7

1980 —

( 5 , 6 ) : (5,8)

4,6

8,9

13,4

(6,1)

H^

1979

100,4

104,8

3,7

110,5

(3,8)

(3,6)

(5,0)

6,7

1982

114,5

(3,9)

117,8

4,0

120,9

(4,1)

4,2

124,7

(4,3)

4,1

4,4

128,2

(4,4)

(7,2)

(4,6)

131,1

(8,5)

(4,5)

9,6 (8,3)

(4,4)

(7,0)

8,0

(4,3)

(6,9) 4,0

1983

(13,6) (14,1) (14,5) (14,8)

9^1 * 9j4 7,8

(4,1)

(6,7) (3,9)

(6,5)

(7,3) )(7,6)

4,0

13^4 11,0

8^8

13,2

10,8 8,5

(3,9)

(6,3)

(7,0)

(3,7)

10,6 (8,3)

(3,7)

(6,1)

(3,4)

(3,5)

(3,3)

10,3 8^.

(6,7)

(3,5)

(5,8)

(6,4)

(5,5)

(3,2)

(3,2)

(3,1)

(5,2)

(6,1)

(3,3)

(7,4)

10»!

(11,8) (12,2) (12,7)

(7,7)

11^5

7 9 9

( > ) »

9

(3,1)

7^

(5,8)

(2,9)

(4,9)

(2,9)

(4,6)

(2,7)

(4,3)

9

( » )

(6,7)

(5,5)

(2,6)

(6,3)

(5,2)

(2,5)

(7,4) 3^6

1977

noch Quellen; Günter Manz: Zur territorialen Bilanzierung der Konsumtion. (67), S. 160.- Statistischer Jahresbericht 1956, Bezirk Erfurt. 12415 .- Statistisches Jahrbuch - Bezirk Suhl. (242), div. Jahrgänge.- Statistisches Jahrbuch der DDR. Div. Jahrgänge.Planerfüllungsberichte der Bezirke. In: Berliner Zeitung (273), Lausitzer Rundschau (280), Sächsische Zeitung (288), Das Volk (274), Neuer Tag (284), Volkswacht (292), Freiheit (279), Freie Presse (277), Leipziger Volkszeitung (281), Volksstimme (291), Freie Erde (276), Märkische Volksstimme (282), Ostsee-Zeitung (287), Schweriner Volkszeitung (289), Freies Wort (278).- Eigene Berechnungen und Schätzungen.

DDR, insgesamt^

Suhl

Schwerin

Rostock

Potsdam

(6,8) 3^2

1976

Nettogeldeinnahmen

1975

9,4 11,4

5,0

(9,0)

(10,6) (11,0)

4^8

1974

(9,7) (10,1) (10,5) (10,9) (11,5) (11,9) (12,2) (12,5) (12,9) (13,3) (13,6)

(4,1)

3^0

(6,5)

10,1

hl äil äil iL!

(6,0)

7J1 hl

(5,8)

Neubrandenburg

Magdeburg

Leipzig

(9,1)

(3,9)

(6,1)

M

(4,5)

(8,7)

1973

(9,9) (10,2) (10,6) (11,1)

(8,7)

(8,4)

Halle

Karl-Marx-Stadt

3^

2^9

(5,8)

M

1972

(8,4)

(4,2)

7^9

1971 ——

in Mrd. Mark1

Geldeinnahmen der Bevölkerung nach Bezirken 1955 bis 1983

*(A f 0)

7^3

(3,5)

2^7

(5,6)

M

2i§.

(7,0)

1970

Gera

Frankfurt

Erfurt

Dresden

Cottbus

Berlin

Bezirk

noch Tabelle 3

Tabelle 4 Geldeinnahmen pro Kopf der Bevölkerung nach Bezirken 1955 bis 1983 in 1000 Mark

Bezirk

1955

1956

1957

1958

1959

1960

1961

1962

1963

1964

1965

1966

1967

1968

1969

1970

5,8

6,1

6,2

6,6

7,1 4,8

7,6

7,9

Bruttogeldeinnahmen

Berlin

3,8

Cottbus

2,5

Dresden

4,1

4,3

4,5

4,9

5,2

5,5

5,5

5,6

3,2

3,6

3,8

4,0

4,0

3,9

4,4

4,6

3,5

3,7

4,0

4,1

4,1

4,1

4,5

4,6

4,8

5,0

5,1 5,2

5,2

3,1

4,1 4,2

4,3

2,8

2,6 2,9

2,9

Erfurt

2,4

2,6

2

2,9

3,3

3,4

3,6

3,6

3,7

3,8

4,1

4,2

4,4

4,6

4,9

4,9

Frankfurt

2,4

2,6

2,7

2,9

3,0

3,2

3,4

3,3

3,3

3,5

3,8

3,9

4,0

4,3

4,4

4,6

Gera

2,7

2,8

3,1

3,6

3,8

4,1

4,2

4,5

4,8

4,9

5,2

5,4 .

5,6

Halle

2,5

2,6

2,9

3,1

3,4

3,6

3,8

3,8

3,8

4,1

4,2

4,3

4,4

4,6

4,8

4,9

Karl-Marx-Stadt

2,9

3,0

3,5

3,8

4,3

4,5

4,7

4,8

5,0

5,2

5,4

2,7

'»?

3,7

4,0

4,1 4,0

4,2

2,6

4,1 3,9

4,2

Leipzig

3,2 3,0

4,0

4,3

4,6

4,7

4,8

5,1

5,3

5,5

Magdeburg

2,5

2,6

2,8

3,0

3,3

3,5

3,6

3,5

3,5

3,9

4,1

4,2

4,3

4,4

4,5

4,7

Neubrandenburg

2,0

2,2

2,4

2,7

3,0

3,2

3,2

3,2

3,2

3,5

3,8

3,9

4,1

4,2

4,4

4,5

Potsdam

2,2

2,4

2,6

2,9

3,2

3,3

3,6

3,5

3,6

3,8

4,0

4,2

4,4

4,6

4,8

4,9

Rostock

2,5

2,6

2,8

3,1

3,5

3,7

3,8

3,8

3,8

4,1

4,3

4,5

4,7

4,9

5,3

5,5

Schwerin

2,3

2,5

2,8

3,0

3,2

3,4

3,4

3,4

3,7

3,9

4,0

4,2

4,3

4,5

4,7

Suhl

2,1 2,5

2,7

2,9

3,3

3,5

3,7

3,9

3,9

3,8

4,0

4,4

4,5

4,7

4,9

5,1

5,4

DDR-Durchschnitt

2,6

2,8

3,0

3,3

3,6

3,8

3,9

3,9

3,9

4,2

4,4

4,5

4,7

4,9

5,1

5,3

>7

4,1

4,1

4,1

5,4

noch Tabelle 4 Geldeinnahmen pro Kopf der Bevölkerung nach Bezirken 1955 bis 1983 in 1000 Mark

Bezirk

1970

1971

1972 2 ) 1973

1974

1975

1976

1977

1978

1979

1980

1981

1982

1983

Nettogeldeinnahmen 8,2

8,5

8,9

9,2

9,4

9,7

9,8

10,0

10,2

5,5

5,7

6,0

6,3

6,5

6,7

6,9

7,6

6,0

6,2

6,5

6,8

7,0

7,2

7,1 7,4

7,4

5,7

7,7

7,8

5,2

5,4

5,7

6,0

6,3

6,6

6,8

7,0

7,2

7,4

7,5

4,7

4,9

5,2

5,5

5,8

6,0

6,3

6,5

6,8

5,5

5,8

6,2

6,4

6,8

7,0

7,1

7,3

7,5

7,0 7,8

7,1 7,9

4,7

5,1

5,3

5,6

5,8

6,2

6,4

6,6

6,8

7,1

7,3

7,5

5,2

5,5

5,7

5,9

6,2

6,5

6,8

6,9

7,0

7,3

7,7

7,8

4,9

5,2

5,5

5,8

6,1

6,5

6,8

6,9

7,1

7,3

7,5

7,7

7,9

4,6

4,8

5,5

5,7

6,0

6,2

6,5

6,7

6,9

7,2

7,5

7,6

4,6

5,1 4,9

5,2

5,6

5,9

6,2

6,4

6,6

6,9

7,4

5,1

5,4

5,7

6,0

6,3

6,5

6,8

7,0

7,1 7,2

7,2

4,9

7,4

7,6

Berlin

6,5

6,7

7,2

7,7

8,0

Cottbus

4,4

4,6

Dresden

4,6

4,8

4,8

5,2

5,1

5,4

Erfurt

4,5

4,6

4,9

Frankfurt

4,0

4,2

4,4

Gera

4,7

4,9

5,3

Halle

4,4

4,5

Karl-Marx-Stadt

4,8

5,0

Leipzig

4,8

Magdeburg

4,4

Neubrandenburg

3,9

Potsdam

4,4

Rostock

4,9

5,0

5,3

5,7

6,0

6,3

6,7

7,0

7,2

7,4

7,6

7,8

7,9

8,0

Schwerin

4,4

4,5

4,9

5,2

5,4

5,6

5,8

6,1

6,3

6,6

6,8

6,9

7,4

Suhl

4,7

4,9

5,1

5,4

5,8

6,0

6,4

6,7

6,9

7,1

7,3

7,5

7,1 7,8

DDR-Durchschnitt

4,6

4,8

5,1

5,4

5,7

6,0

6,2

6,6

6,8

7,0

7,2

7,5

7,7

7,9

4,1 4,6

8,0

Anmerkungen und Quellen: Vgl. Tabelle 3.

187

Tabelle 5 Geldeinnahmen pro Kopf der Bevölkerung nach Bezirken 1955 bis 1983 DDR-Durchschnitt=100 1955

1956

1957

1958

1959

1960

Bezirk

1961

1962

1963

1964

1965

1966

1967

1968

1969

1970

Bruttogeldeinnahmen

Berlin

146

146

143

136

136

137

141

141

144

138

139

138

140

145

149

149

Cottbus

96

93

97

97

100

100

103

103

100

98

98

98

98

98

100

98

Dresden

108

104

103

106

103

105

105

105

105

100

102

102

102

102

102

102

Erfurt

92

93

90

88

92

89

92

92

95

90

93

93

94

94

96

92

Frankfurt

92

93

90

88

83

84

87

85

85

83

86

87

85

88

86

87

Gera

104

100

103

109

106

108

105

105

105

100

102

107

104

106

106

106

Halle

96

93

97

93

94

95

97

97

97

98

95

96

94

94

94

92

Karl-Marx-Stadt

112

107

107

106

106

108

108

105

108

102

102

104

102

102

102

102

Leipzig

100

96

100

100

103

103

103

103

103

102

105

104

102

104

104

104

Magdeburg

96

93

93

91

92

92

92

90

90

93

93

93

91

90

88

89

Neubrandenburg

77

79

80

82

83

84

82

82

82

83

86

87

87

86

86

85

Potsdam

85

86

87

88

89

87

92

90

92

90

91

93

94

94

94

92

Rostock

96

93

93

94

97

97

97

97

97

98

98

100

100

100

104

104

Schwerin

81

82

83

85

83

84

87

87

87

88

89

89

89

88

88

89

Suhl

96

96

97

100

97

97

100

100

97

95

100

100

100

100

100

102

100

100

100

100

100

100

100

100

100

100

100

100

100

100

100

100

DDR-Durchschnitt

noch Tabelle 5 Geldeinnahmen pro Kopf der Bevölkerung nach Bezirken 1955 bis 1983 DDR-Durchschnitt = 100 1970

1971

1972 2 ) 1973

1974

Bezirk

1975

1976

1977

1978

1979

1980

1981

1982

1983

Nettogeldeinnahmen 141

140

141

143

140

137

137

135

135

133

134

132

130

130

Cottbus

96

96

94

96

96

95

97

95

95

95

96

95

96

97

Dresden

100

100

100

100

100

100

100

99

100

99

100

99

100

99

Erfurt

98

96

96

96

95

95

97

96

97

97

97

97

96

96

Frankfurt

87

88

86

87

86

87

88

88

88

89

90

91

91

91

Gera

102

102

104

102

102

103

103

103

103

101

101

101

101

101

Halle

96

94

92

94

93

93

94

94

94

94

94

95

95

96

Berlin

Karl-Marx-Stadt

104

104

102

102

100

98

100

98

99

98

97

98

100

99

Leipzig

104

102

102

102

102

102

105

103

101

101

101

101

100

101

Magdeburg

96

96

94

94

96

95

96

94

95

95

96

97

98

97

Neubrandenburg

85

85

90

91

91

93

95

95

94

94

96

95

94

94

Potsdam

96

96

96

94

95

95

97

95

96

97.

97

97

96

97

Rostock

107

104

104

106

105

105

108

106

105

105

105

105

103

102

Schwerin

96

94

96

96

95

93

94

93

92

94

94

93

93

94

Suhl

102

102

100

100

102

100

103

102

101

101

101

101

101

102

DDR-Durchschnitt

100

100

100

100

100

100

100

100

100

100

100

100

100

100

Anmerkungen und Quellen; Vgl. Tabellen 3 und 4.

188

Tabelle 6

Geldeinkommen insgesamt 1955 bis 1982 in Mrd. Mark abzüglich

Jahr

Netto-

Bruttoeinkommen insgesamt

Steuern aus Erwerbstätigkeit

Sozialversicherungsbeiträge

1955 1956 1957 1958 1959 1960

(47,4) 49,1 52,1 56,7 61,9 (65,3)

(3,1) (3,2) (3,4) (3,6) (3,8) (4,1)

3,0 3,2 3,2 3,3 3,5 3,7

41,3 42,7 45,5 49,8 54,6 57,5

1961 1962 1963 1964 1965

66,7 (66,3) 67,1 (70,6) (74,3)

4,2 4,2 4,3 4,5 5,2

3,7 3,6 3,6 3,8 (3,8)

58,8 58,5 59,2 '62,3 65,3

1966 1967 1968 1969 1970

(77,0) (79,9) (83,8) (87,8) (90,7)

(5,5) 5,8 6,2 6,5 6,9

(4,1) (4,1) 4,2 4,3 4,4,

67,4 70,0 73,4 77,0 79,4

1971 1972 1973 1974 1975

94,2 99,5 105,1 110,1 114,2

7,4 7,5 7,5 7,8 8,1

4,8 5,0 5,2 5,4 (5,6)

(82,0) (87,0) (92,4) (96,9) (100,5)

1976 1977 1978 1979 1980

118,2 124,6 128,9 132,8 136,1

8,3 8,7 9,1 9,5 9,8

5,8 6,1 6,2 6,4 6,6

(104,1) (109,8) (113,6) (116,9) (119,7)

1981 1982

140,5 144,4

10,3 10,7

6,8 7,0

(123,4) (126,7)

einkommen insgesamt*)

Kennzeichnung der Daten: ohne Kennzeichnung = Angaben aus DDR-Quellen sowie addierte/subtrahierte Beträge.- ( ) = nach DDR-Quellen berechnet; = Eigenberechnungen und Schätzungen. *) Ab 1971 nicht mehr voll mit den Netto-Geldeinnahmen der amtlichen DDR-Statistik vergleichbar, die die Beiträge zur freiwilligen Zusatzrentenversicherung enthalten; da sie aber den Charakter einer Pflichtversicherung hat, werden ihre Beiträge hier den Pflichtbeiträgen zur Sozialversicherung zugerechnet und von den amtlich ausgewiesenen NettoGeldeinnahmen abgesetzt. Quellen; Statistische Jahrbücher der DDR 1955 bis 1984.- Planerfüllungsberichte (222).Alfred Keck; Die volkswirtschaftliche Bilanzierung der Geldeinkommen... (47), S. 107.Wolfgang Heinrichs; Ökonomik des Binnenhandels... (42), S. 260.- Willi Luchterhand; Das Wesen der Ersparnis... (60), S. 141.- Esther Matteme; Die Auswertung der Statistik... (71), S. 24.- Georg Wittek; Die Hauptfaktoren der Entwicklung... (104), S. 77 und 138.- Gerhard Reuscher; Untersuchungen zur langfristigen territorialen Bilanzierung... (83), Anhang, Übersicht 1 und 63.- Heinrich Birner; Zur Entwicklung des materiellen Lebensniveaus... (126), S. 337.- Alfred Keck; Die Bilanz der Geldeinnahmen... (49), S. 29 und 51.Autorenkollektiv: Die staatliche Versicherung... (25), S. 273.- Lexikon der Wirtschaft. Band Versicherung. (112), S. 503.- Gerhard Sanden; Statistische Materialien... (184), S. 129 ff..Heinrich Bader: Versicherungsfonds... (121), S. 39 f.- Fakten und Zahlen. (213), S. 13.Umfassende gesundheitliche und soziale Betreuung... (216), S. 4.- Neue Deutsche Bauernzeitung. (246), vom 21.1.1977, S. 12.- Günter Radtke: Der Einfluß der Finanzen... (175), S. 306.- Volkswacht. (273), vom 17.11.1979, S. 3.- Günther Thude; Milliarden für unsere Sicherheit. (191), S. 48.- Eigenberechnungen und Schätzungen.

189

190

Quellen: Vgl. Tabelle 6.

5,1

5,0

7,6

100

1971

87,8

5,8

6,3

100

1957

87,4

7,9

100

1970

87,0

4,9 87,5

4,9

Sozialversicherungsbeiträge

Nettoeinkommen, insgesamt 87,7

7,6

100

7,4

100

1969

6,2

6,5

100

1956

87,3

Steuern aus Erwerbstätigkeit

Bruttoeinkommen, insgesamt

6,5

6,5

100

1955

87,9

5,0

7,1

100

1972

88,2

5,7

6,1

100

1958

88,0

4,9

7,1

100

1973

88,1

5,6

6,3

100

4,9

7,1

100

4,9

7,0

100

4,9

7,0

100

4,8

7,1

100

4,8

7,2

100

4,8

5,0

7,4

100

1967 1968

100

1980

4,9 87,8 87,7

4,9

7,4

100

1981 1982

87,6 87,6

5,1

7,3

100

1966

7,2 * 7,3

100

1979

87,5

5,3

7,2

100

1965

88,0

1978

87,9

5,1

7,0

100

1964

88,0

1977

88,2

5,4

6,4

100

1963

88,1

1976

88,2

5,4

6,4

100

1962

88,1

1975

88,2

5,4

6,4

100

1961

88,1

1974

88,2

5,5

6,3

100

1960

88,0

1959

Anteile in vH

Geldeinkommen insgesamt 1955 bis 1982

87,0

6,3 87,1

Sozialversicherungsbeiträge

Nettoeinkommen, insgesamt

6,6

100

Steuern aus Erwerbstätigkeit

Bruttoeinkommen, insgesamt

Tabelle 7

Tabelle Geldeinkommen (brutto) aus Erwerbstätigkeit 1955 bis 1982 in Mrd. Mark* 1955

1956

1957

1958

1959

1960

1961

1962

1963

1964

Bruttolöhne und -gehälter Prämien Bruttoarbeitseinkommen

29,0 0,4 29,4

30,5 0,5 31,0

31,3 0,5 31,8

33,6 0,6 34,2

36,8 0,7 37,5

39,3 (0,7) 40,0

41,3 0,8 42,1

40,9 0,8 41,7

40,6 0,9 41,5

41,9 1,0 42,9

Lohnsteuer Sozialversicherungsbeiträge

(1,3) 2,6

(1,5) 2,7

1,6 2,8

(1,8) 2,8

(2,1) 3,0

(2,4) (3,2)

(2,4) 3,2

2,4 3,1

2,4 3,1

2,5. (3,2)

Nettoarbeitseinkommen

25,5

26,8

27,4

29,6

32,4

34,4

36,5

36,2

36,0

37,2

0,4

0,5

0,6

4,4

5,5

5,3

5,7

6,7

0 0

0 0

1,2 0 0,1

2,4

0 0

0 0,1

0,1 0,2

0,1 0,2

0,1 0,2

0,1 0,2

0,1 0,3

0,4

0,5

0,6

1,1

2,3

4,1

5,2

5,0

5,4

6,3

(0,4)

(0,5)

(0,6)

(1,0)

1,9

3,4

(4,3)

(4,1)

(4,4)

(5,2)

0 0

0 0

0 0

0 0

0 0,1

0 0,2

0 0,2

0 0,2

0 0,2

0 0,2

0,9

1,9

3,2

4,1

3,9

4,2

4,9

(0,2)

0,5

(1,0)

1,2

1,2

1,3

(1,5)

Arbeitseinkommen der Arbeiter und Angestellten

Einkommen aus genossenschaftlicher Tätigkeit Bruttoeinkommen Steuern aus Erwerbstätigkeit Sozialversicherungsbeiträge Nettoeinkommen Bruttoeinkommen der LPG-Mitglieder Steuern aus Erwerbstätigkeit Sozialversicherungsbeiträge Nettoeinkommen (LPG-Mitgl.)

0,4

0,5

0,6

Bruttoeinkommen der P_G H - M i_t g He d e r

0

0

0

Steuern aus Erwerbstätigkeit Sozialversicherungsbeiträge

0 0

0 0

0 0

0 0

0 0

0,1 0,1

0,1 0,1

0,1 0,1

0,1 0,1

0,1 0,1

Nettoeinkommen (PGH-Mitgl.)

0

0

0

0,2

0,5

0,8

1,0

1,0

1,1

1,3

Einkommen aus selbständiger Tätiqkeit Bruttoeinkommen Steuern aus Erwerbstätigkeit Sozialversicherungsbeiträge Nettoeinkommen Bruttoeinkommen aus Erwerbstätigkeit, insqesamt Steuern aus Erwerbstätigkeit Sozialversicherungsbeiträge Nettoeinkommen aus Erwerbstätiqkeit, insqesamt

(10,5)

(10,1)

(11,0)

(11,6)

(10,8)

9,1

7,0

7,1

7,2

7,4

(1,8) 0,4

(1,7) 0,5

(1,8) 0,4

(1,8) 0,4

(1,7) 0,4

1,6 0,3

1,7 0,3

1,7 0,3

1,8 0,3

1,9 0,3

8,3

7,9

8,8

9,4

8,7

7,2

5,0

5,1

5,1

5,2

40,3

41,6

43,4

47,0

50,7

53,5

54,6

54,1

54,4

57,0

3,1 3,0

3,2 3,2

3,4 3,2

3,6 3,3

3,8 3,5

4,1 3,7

4,2 3,7

4,2 3,6

4,3 3,6

4,5 3,8

34,2

35,2

36,8

40,1

43,4

45,7

46,7

46,3

46,5

48,7

*) Abweichungen in den Summen durch Runden der Zahlen. Kennzeichnung der Daten: ohne Kennzeichnung = Angaben aus DDR-Quellen sowie addierte/subtrahierte Beträge; ( ) = nach DDRQuellen berechnet; = Eigenberechnungen und Schätzungen.

191

noch Tabelle Geldeinkommen (brutto) aus Erwerbstätigkeit 1955 bis 1982 in Mrd. Mark*

1965

1966

1967

1968

1969

1970

1971

1972

1973

Bruttolöhne und -gehälter Prämien Bruttoarbeitseinkommen

43.7 1,1 44.8

45,3 1,3 46,6

46,7 (1,5) (48,2)

48,6 (2,0) 50,6

50,8 (2,4) 53,2

52,1 2,7 54,8

54,2 (3,0) 57,2

58,3 (3,6) 61,9

61,7 (4,3) 66,0

Lohnsteuer Sozialversicherungsbeiträge

2,7 (3,2)

2,8 (3,4)

3,0 (3,4)

3,2 3,5

3,4 3,6

3,7 (3,7)

3.8 3.9

4,3 4,1

4,5 4,4

Nettoarbeitseinkommen

38,9

40,4

41,8

43,9

46,2

47,4

49,5

53,5

57,1

Arbeitseinkommen der Arbeiter und Angestellten

Einkommen aus genossenschaftlicher Tätigkeit Bruttoeinkommen

7,7

7,9

8,2

8,4

8,4

8,0

7,7

0,2 0,3

0,2 0,4

0,2 0,4

8,5 0,2 0,4

8,5

Steuern aus Erwerbstätigkeit Sozialversicherungsbeiträge

0,2 0,4

0,2 0,4

0,2 0,5

0,1 0,5

0,1 0,4

Nettoeinkommen

7,2

7,2

7,6

7,9

7,9

7,8

7,7

7,4

7,2

(6,0)

(6,1)

(6,2)

6,3

6,1

5,8

5,7

6,2

6,3

Steuern aus Erwerbstätigkeit Sozialversicherungsbeiträge

0 0,3

0 0,3

0 0,3

0 0,3

0 0,3

0 0,3

0 0,4

0 0,4

0 0,4

Nettoeinkommen (LPG-Mitgl.)

5,7

5,8

5,9

6,0

5,8

5,5

5,3

5,8

5,9

(1,7)

1,8

2,0

2,3

(2,5)

(2,7)

2,8

1,8

1,4

Steuern aus Erwerbstätigkeit Sozialversicherungsbeiträge

0,1 0,1

0,2 0,1

0,2 0,1

0,2 0,2

0,2 0,2

0,2 0,2

0,2 0,2

0,1 0,1

0,1 0,1

Nettoeinkommen (PGH-Mitgl.)

1,4

1,5

1,7

1,9

2,1

2,3

2,4

1,6

1,2

Bruttoeinkommen

7,6

7,9

(8,2)

8,6

8,9

9,2

9,5

8,8

8,4

Steuern aus Erwerbstätigkeit Sozialversicherungsbeiträge

2,3 0,3

2,5 0,3

2,6 0,3

2,8 0,3

2,9 0,3

3,0 0,3

3,4 0,4

3,1 0.4

2,9 0,4

Nettoeinkommen

5,0

5,2

5,3

5,5

5,7

5,9

5,7

5,3

5,1

60,1

62,4

64,6

67,7

70,6

72,4

75,1

78,7

82,1

5,2 3,8

5,5 4,1

5,8 4,1

6,2 4,2

6,5 4,3

6,9 4,4

7,4 4,8

7,5 5,0

7,5 5,2

51,1

52,8

54,7

57,3

59,8

61,1

62,9

66,2

69,4

Bruttoeinkommen der L_PG-Mi_t^l_ie_der

Bruttoeinkommen der P_GH-Mi_tgU_eder

Einkommen aus selbständiger Tätigkeit

Bruttoeinkommen aus Erwerbstätigkeit, insgesamt Steuern aus Erwerbstätigkeit Sozialversicherungsbeiträge Nettoeinkommen aus Erwerbstätigkeit, insgesamt

192

noch Tabelle 8

Geldeinkommen (brutto) aus Erwerbstätigkeit 1955 bis 1982 in Mrd. Mark* 1974

1975

1976

1977

1978

1979

1980

1981

1982

65,3 (5,0) 70,3

68,4 (5,3) 73,7

71,3 (5,6) 76,9

74,8 (5,8) 80,6

77,6 6,0 83,6

80,1 6,2 86,3

81,1 6,4 87,5

84,2 6,6 90,8

87,1 6,8 93,9

4,9 4,6.

5,3 (4,8)

5,5 (4,9)

5,9 5,2

6,2 (5,3)

6,6 5,5

6,8 (5,7)

7,2 5,8

7,6 6,0

60,8

63,6

66,5

69,5

72,1

74,2

75,0

77,8

80,3

Bruttoeinkommen

7,6

7,7

7,8

7,8

8,0

8,3

8,4

8,6

8,7

Steuern aus Erwerbstätigkeit Sozialversicherungsbeiträge

0,1 0,4

0,1 0,4

0,1 0,5

0,1 0,5

0,1 0,5

0,1 0,5

0,2 0,5

0,2 0,5

0,2 0,5

Nettoeinkommen

Arbeitseinkommen der Arbeiter und Angestellten Bruttolöhne und -gehälter Prämien Bruttoarbeitseinkommen Lohnsteuer Sozialversicherungsbeiträge Nettoarbeitseinkommen Einkommen aus genossenschaftlicher Tätiqkeit

7,1

7,2

7,2

7,2

7,4

7,7

7,7

8,0

8,1

Bruttoeinkommen der L^PG-Mit^UecJer

6,3

6,3

6,2

6,2

6,3

6,5

6,4

6,6

6,6

Steuern aus Erwerbstätigkeit Sozialversicherungsbeiträge

0 0,4

0 0,4

0 0,4

0 0,4

0 0,4

0 0,4

0 0,4

0 0,4

0 0,4

Nettoeinkommen (LPG-Mitgl.)

5,9

5,9

5,8

5,8

5,9

6,1

6,0

6,2

6,2

Bruttoeinkommen der P_G H - M i_t g H_e d e r

1,4

1,5

1,6

1,6

1,7

1,8

1,9

2,0

2,1

Steuern aus Erwerbstätigkeit Sozialversicherungsbeiträge

0,1 0,1

0,1 0,1

0,1 0,1

0,1 0,1

0,1 0,1

0,1 0,1

0,2 0,1

0,2 0,1

0,2 0,1

Nettoeinkommen (PGH-Mitgl.)

1,2

1,3

1,4

1,4

1,5

1,6

1,7

1,8

1,9

Bruttoeinkommen

8,2

8,0

8,1

8,2

8,4

8,5

8,6

8,9

9,0

Steuern aus Erwerbstätigkeit Sozialversicherungsbeiträge

2,8 0,4

2,7 0,4

2,7 0,4

2,7 0,4

2,8 0,4

2,8 0,4

2,8 0,4

2,9 0,4

2,9 0,4

Nettoeinkommen

5,0

4,9

5,0

5,1

5,2

5,3

5,4

5,6

5,7

86,1

89,4

92,8

96,6

100,0

103,1

104,5

108,4

111,6

7,8 5,4

8,1 5,6

8,3 5,8

8,7 6,1

9.1 6.2

9,5 6,4

9,8 6,6

10,3 6,8

10,7 7,0

72,9

75,7

78,7

81,8

84,7

87,2

88,1

9.1,3

93,9

Einkommen aus selbständiger Tätigkeit

Bruttoeinkommen aus Erwerbstätiqkeit, insqesamt Steuern aus Erwerbstätigkeit Sozialversicherungsbeiträge Nettoeinkommen aus Erwerbstätigkeit, insgesamt Quellen zu Tabelle 8:

Statistische Jahrbücher der DDR 1955-1984. — Haushaltsrechnungen und Erläuterungen 1958-1984 (238). — Planerfüllungsberichte (240). — Alfred Keck: Die volkswirtschaftliche Bilanzierung... (51), S.107. — Willi Rumpf: Abrechnung des Staatshaushalts 1957. (194), S. 562 f. — Walter Ziemer: Steigende Geldeinnahmen... (222), S. 247. — Hans Rößler: Produktion und Konsumtion... (89), S. 176, 187 f. und 195. — Willi Luchterhand: Das Wesen der Ersparnis... (63), S. 142. — Wolfgang Heinrichs: Ökonomik des Binnenhandels... (44), S. 260. — Alfred Lachnit: Die statistische Beobachtung... (53), S. 167. — Siegfried Pech: Statistische Widerspiegelung... (182), S. 82. — Heinrich Birner: Zur Entwicklung des materiellen Lebensniveaus... (132), S. 336. — Willi Rumpf: Staatshaushalt im Interesse des Volkes... (195), S. 4. — Gerhard Reuscher: Untersuchungen zur langfristigen territorialen Bilanzierung... (86), Anhang, Übersicht 63. — Otto Matteikat: Die Entwicklung des Verhältnisses... (73), S. 48. — Wolfgang Müller: Grundfragen der Planung... (82), S. 130 und 152. — Klaus Manske: Untersuchungen zum Arbeitseinkommen... (66), S. 8 8 - 1 0 3 und 141. — Werner Horn: Der Prozess der Entwicklung... (48), S. 179 und 342. — Alfred Keck unter Mitarbeit von Hans-Georg Raunigk: Die Bilanz der Geldeinnahmen... (52), S. 29. — Werner Miethbauer: Die planmäßige Gestaltung... (78), Anlage 6a. — Entwicklung der sozialistischen Landwirtschaft... (114), S. 8. — Herbert Beuermann: Die Auswirkungen der neuen Industriepreise... (30), S. 143. — XI. Bauernkongreß der DDR. (111), S. 44. — Wolfgang Müller: Bedeutung und Formen... (83), S. 202. — Jörg Roesler: Die Herausbildung... (88), S. 72 f. — Werner Bischoff, Erhard Scholz: Unter der bewährten Führung... (134), S. 2. — Neues Deutschland. (205), vom 24.12.1982, S. 3. — Gerhard Sanden: Statistische Materialien... (196), S. 129 ff. — Heinrich Bader: Versicherungsfonds... (126), S. 39 f. — Fakten und Zahlen. (227), S. 13. — Umfassende gesundheitliche und soziale Betreuung... (233), S. 4. — Neue Deutsche Bauernzeitung. (265), vom 21. 1. 1977, S. 12. — Günter Radtke: Der Einfluß der Finanzen... (187), S. 306. — Volkswacht. (292), vom 17. 11. 1979, S. 3. — Günther Thude: Milliarden für unsere Sicherheit. (203), S. 48. — Eigenberechnungen und Schätzungen.

193

Tabelle 9

Geldeinkommen (brutto) aus Erwerbstätigkeit 1955 bis 1982 Anteile in vH* 1955

1956

1957

1958

1959

1960

1961

1962

1963

1964

72,0 1,0 73,0

73,3 1,2 74,5

72,1 1,2 73,3

71,5 1,3 72,8

72,6 1,4 74,0

73,5 1,3 74,8

75,6 1,5 77,1

75,6 1,5 77,1

74,6 1,7 76,3

73,5 1,8 75,3

3,2 6,5

3,6 6,5

3,7 6,5

3,8 6,0

4,1 5,9

4,5 6,0

4,4 5,9

4,4 5,7

4,4 5,7

4,4 5,6

63,3

64,4

63,1

63,0

63,9

64,3

66,8

66,9

66,2

65,3

1,0

1,2 0 0

1,4

2,6

4,7

8,2

10,1

9,8

10,5

11,8

0 0

0 0

0 0,2

0 0,2

0,2 0,4

0,2 0,4

0,2 0,4

0,2 0,4

0,2 0,5

1,0

1,2

1,4

2,3

4,5

7,7

9,5

9,2

9,9

11,1

1,0

1,2

1,4

2,1

3,7

6,4

7,9

7,6

8,1

9,1

0 0

0 0

0 0

0 0

0 0,2

0 0,4

0 0,4

0 0,4

0 0,4

0 0,4

1,0

1,2

1,4

1,9

3,7

6,0

7,5

7,2

7,7

8,6

0

0

0

0,4

1,0

1,9

2,2

2,2

2,4

2,6

Steuern aus Erwerbstätigkeit Sozialversicherungsbeiträge

0 0

0 0

0 0

0 0

0 0

0,2 0,2

0,2 0,2

0,2 0,2

0,2 0,2

0,2 0,2

Nettoeinkommen (PGH-Mitgl.)

0

0

0

0,4

1,0

1,5

1,8

1,8

2,0

2,3

26,i

24,3

25,3

24,7

21,3

17,0

12,8

13,1

13,2

13,0

4,5 1,0

4.1 1.2 19,0

4,1 0,9

3,8 0,9

3,4 0,8

3,0 0,6

3,1 0,5

3,1 0,6

3,3 0,6

3,3 0,5

20,3

20,0

17,2

13,5

9,2

9,4

9,4

9,1

Arbeitseinkommen der Arbeiter und Angestellten Bruttolöhne und -gehälter Prämien Bruttoarbeitseinkommen Lohnsteuer Sozialversicherungsbeiträge Nettoarbeitseinkommen Einkommen aus genossenschaftlicher Tätiqkeit Bruttoeinkommen Steuern aus Erwerbstätigkeit Sozialversicherungsbeiträge Nettoeinkommen Bruttoeinkommen der L_PG-Mi^l_ie_der Steuern aus Erwerbstätigkeit Sozialversicherungsbeiträge Nettoeinkommen (LPG-Mitgl.) Bruttoeinkommen der

Einkommen aus selbständiger Tätiqkeit Bruttoeinkommen Steuern aus Erwerbstätigkeit Sozialversicherungsbeiträge Nettoeinkommen Bruttoeinkommen aus Erwerbstätigkeit, insgesamt

100

100

100

100

100

100

100

100

100

100

Steuern aus Erwerbstätigkeit Sozialversicherungsbeiträge

7,7 7,4

7,7 7,7

7,8 7,4

7,7 7,0

7,5 6,9

7,7 6,9

7.7 6.8

7,8 6,7

7,9 6,6

7,9 6,7

84,9

84,6

84,8

85,3

85,6

85,4

85,5

85,6

85,5

85,4

Nettoeinkommen aus Erwerbstätigkeit, insgesamt

194

20,6

noch Tabelle 9 Geldeinkommen (brutto) aus Erwerbstätigkeit 1955 bis 1982 Anteile in vH* 1965

1966

1967

1968

1969

1970

1971

1972

1973

72,7 1,8 74,5

72.6 2,1 74.7

72,3 2,3 74,6

71,8 3,0 74,7

72,0 3,4 75,4

72,0 3,7 75,7

72,2 4,0 76,2

74,1 4,6 78,7

75,2 5,2 80,4

4,5 5,3

4,5 5,4

4,6 5,3

4,7 5,2

4,8 5,1

5,5 5,4

64,7

64,7

64,8

65,4

5.1 5.2 65,9

5,5 5,2

64,7

5,1 5,1 65,5

68,0

69,5

12,8

12,7

12,7

12,6

12,0

11,6

11,2

10,2

9,4

0,3 0,6

0,3 0,7

0,1 0,6

0,1 0,5

Arbeitseinkommen der Arbeiter und Angestellten Bruttolöhne und -gehälter Prämien Bruttoarbeitseinkommen Lohnsteuer Sozialversicherungsbeiträge Nettoarbeitseinkommen Einkommen aus genossenschaftlicher Tätigkeit Bruttoeinkommen Steuern aus Erwerbstätigkeit Sozialversicherungsbeiträge

0,3 0,5

0,3 0,6

0,3 0,6

0,3 0,6

0,3 0,6

12,0

11,5

11,8

11,7

11,2

10,8

10,3

9,4

8,8

10,0

9,8

9,6

9,3

8,6

8,0

7,6

7,9

7,7.

Steuern aus Erwerbstätigkeit Sozialversicherungsbeiträge

0 0,5

0 0,5

0 0,5

0 0,4

0 0,4

0 0,4

0 0,5

0 0,5

0 0,5

Nettoeinkommen Bruttoeinkommen der

Nettoeinkommen (LPG-Mitgl.)

9,5

9,3

9,1

8,9

8,2

7,6

7,1

7,4

7,2

Bruttoeinkommen der PGH-Mitglieder

2,8

2,9

3,1

3,4

3,5

3,7

3,7

2,3

1,7

Steuern aus Erwerbstätigkeit Sozialversicherungsbeiträge

0,2 0,2

0,3 0,2

0,3 0,2

0,3 0,3

0,3 0,3

0,3 0,3

0,3 0,3

0,1 0,1

Nettoeinkommen (PGH-Mitgl.)

2,3

2,4

2,6

2,8

3,0

3,2

3,2

0,1 0,1 2,0

1,5

Einkommen aus selbständiger Tätigkeit 12,6

12,7

12,7

12,7

12,6

12,7

12,6

11,2

10,2

Steuern aus Erwerbstätigkeit Sozialversicherungsbeiträge

3,8 0,5

4,0 0,5

4,0 0,5

4,1 0,4

4,1 0,4

4,1 0,4

4,5 0,5

3,9 0,5

3,5 0,5

Nettoeinkommen

8,3

8,3

8,2

8,1

8,1

8,1

7,6

6,7

6,2

Bruttoeinkommen

Bruttoeinkommen aus Erwerbstätigkeit, insgesamt

100

100

100

100

100

100

100

100

100

Steuern aus Erwerbstätigkeit Sozialversicherungsbeiträge

8,7 6,3

8,8 6,6

9,0 6,3

9,2 6,2

9,2 6,1

9,5 6,1

9,9 6,4

9,5. 6,4

9,1 6,3

85,0

84,6

84,7

84,6

84,7

84,4

83,8

84,1

84,5

Nettoeinkommen aus Erwerbstätigkeit, insgesamt

noch Tabelle 9 Geldeinkommen (brutto) aus Erwerbstätigkeit 1955 bis 1982 Anteile in vH* 1974

1975

1976

1977

1978

1979

1980

1981

1982

Bruttolohne und -gehälter Prämien Bruttoarbeitseinkommen

75,8 5,8 81,6

76,5 5,9 82,4

76.8 6,0 82.9

77,4 6,0 83,4

77,6 6,0 83,6

77,7 6,0 83,7

77.7 6,1 83.8

78.0 6,1 84.1

Lohnsteuer Sozialversicherungsbeiträge

5,7 5,3 70,6

5,9 5,4

5,9 5,3

6,1 5,4

6,2 5,3

6,4 5,3

77.6 6,1 83.7 6,5 5,5

6,6 5,4

6,8 5 4 '

71,1

71,7

71,9

72,1

72,0

71,8

71,8

72,0

Bruttoeinkommen

8,8

8,6

8,4

8,1

8,0

8,1

8,0

7,9

7,8

Steuern aus Erwerbstätigkeit Sozialversicherungsbeiträge

0,1 0,5

0,1 0,4

0,1 0,5

0,1 0,5

0,1 0,5

0,1 0,5

0,2 0,5

0,2 0,5

0,2 0,4

Nettoeinkommen

8,2

8,1

7,8

7,5

7,4

7,5

7,4

7,4

7,3

7,3

7,0

6,7

6,4

6,3

6,3

6,1

6,1

5,9

Steuern aus Erwerbstätigkeit Sozialversicherungsbeiträge

0 0,5

0 0,4

0 0,4

0 0,4

0 0,4

0 0,4

0 0,4

0 0,4

0 0,4

Nettoeinkommen (LPG-Mitgl.)

6,9

6,6

6,3

6,0

5,9

5,9

5,7

5,7

5,6

1,6

1,7

1,7

1,7

1,7

1,7

1,8

1,8

1,9

Steuern aus Erwerbstätigkeit Sozialversicherungsbeiträge

0,1 0,1

0,1 0,1

0,1 0,1

0,1 0,1

0,1 0,1

0,2 0,1

0,2 0,1

0,2 0,1

Nettoeinkommen (PGH-Mitgl.)

1,4

1,5

1,5

1,4

1,5

0,1 0,1 1,6

1,6

1,7

1,7

Bruttoeinkommen

9,5

8,9

8,7

8,5

8,4

8,2

8,2

8,2

Steuern aus Erwerbstätigkeit Sozialversicherungsbeiträge

3,3 0,5

3,0 0,4

2,9 0,4

2,8 0,4

2,8 0,4

2,7 0,4

2,7 0,4

2,7 0,4

8,1 2,6 0,4

Nettoeinkommen

5,8

'5,5

5,4

5,3

5,2

5,1

5,2

5,2

5,1

Arbeitseinkommen der Arbeiter und Angestellten

Nettoarbeitseinkommen Einkommen aus genossenschaftlicher Tätigkeit

Bruttoeinkommen der

Bruttoeinkommen der

Einkommen aus selbständiger Tätigkeit

Bruttoeinkommen aus Erwerbstätiqkeit, insqesamt

100

100

100

100

100

100

100

100

100

Steuern aus Erwerbstätigkeit Sozialversicherungsbeiträge

9,1 6,3

9,1 6,3

8,9 6,3

9,0 6,3

9.1 6.2

9,2 6,2

9,4 6,3

9,5 6,3

9,6 6,3

84,7

84,7

84,8

84,7

84,7

84,6

84,3

84,2

84,1

Nettoeinkommen aus Erwerbstätigkeit, insqesamt

*) Differenzen in den Summen durch gerundete Ausgangswerte. Quellen: Vql. Tabelle 8.

196

197

1958

1959

1960

1961

1962

1963

1964

1965

1967 1968

9,5

Nettoeinkommen aus selbständiger Tätigkeit 100

80,8

1971

100

8,0

8,8 2,4

82,3

100

7,3

8,5 1,7

Quelle: Vgl. Tabelle 8.

84,0

100

6,5

7,8 1,7

100

6,4

7,4 1,8

9,1

84,5

85,0

100

100

6,2

7,1 1,7

100

6,1

7,0 1,8

85,1

100

6,1

7,0 1,8

8,8

9,8

1981 1982

100

8,8

8,6

85,2 85,5

1980

100

100

6,1

6,1

6,1

6,8 6,8 6,6 1,9 2,0 2,0

8,7

9,7

1979

100

85,1

1978

100

9,8

1977 85,1 8,7

1976

8,8

1975

100

10,7

100

11,0

100

11,0

1974

100

10,7

9,5

100

6,9

8,1 1,6

9,7

83,4

1973

100

15,8

100

1972

100

20,0

10,3

100

23,4

11,2

100

9,1

8,4 3,8

12,2

100

9,7

9,0 3,8

12,8

78,7

1970

1969 77,6

100

100

23,9

*) Differenzen in den Summen durch gerundete Ausgangswerte.

Enve° bs^ätigke^t, insgesamt

9,7 3,5

13,2

77,3

100

22,4

Nettoeinkommen aus genossenschaftlicher Tätigkeit davon: der LPG-Mitglieder der PGH-Mitglieder

Nettoarbeitseinkommen der Arbeiter und Angestellten

Nettoeinkommen aus Erwerbstätigkeit, insgesamt

24,3

13,8

76,6

1966

9,6

1957

Nettoeinkommen aus selbständiger Tätigkeit

1956

10,5 3,3

1955

Anteile in vH*

Geldeinkommen (netto) aus Erwerbstätigkeit 1955 bis 1982

Nettoarbeitseinkommen der Arbeiterund Angestellten 74,6 76,1 74,5 73,8 74,7 75,3 78,2 78,2 77,4 76,4 76,1 76,5 76,4 Nettoeinkommen aus genossenschaftlicher Tätigkeit 1,2 1,4 1,6 2,7 5,3 8,9 11,1 10,8 11,6 12,9 14,1 13,6 13,9 davon: der LPG-Mitglieder 1,2 1,4 1,6 2,2 4,3 7,1 8,8 8,5 9,1 10,1 11,2 10,9 10,8 der PGH-Mitglieder 0 0 0 0,5 1,1 1,8 2,2 2,2 2,4 2,7 2,8 2,8 3,1

Tabelle 10

198 4,9

6,0

1956

6,9

1957

8,0

1958

8,5

1959

8,7

1960

8,9

1961

8,9

1962

9,7

1963

10,0

1964

10,3

1965

10,6

1966

11,3

1967

2)

0,1

Sonstige Übertragungen aus der SV des FDGB aus dem Staatshaushalt^

0

0,2

-

0

0,1

0,3 0,3 0 0 0 0^3 0^3

0,2

0,2

Sozialfürsorge

0

}

0,1

-

2)

Kindergeld und Ehegattenzuschläge

aus Tel SV der DVA/St.V staatliche Geburtenbeihilfen 3)

Geldleistungen bei Mutterschaft

0,2

1,0

0,2

0,3

0,2

1,0

0,2

0,3 '

0,1

0,1

1,1

0,2

'

(0 2)

0,4 '

'

(0 2)

0,1

1,1

0,2

(0 2)

0,4

(0,1)

1,1

0,2

'

(0 2)

0,4 '

1,1

0,2

(0,1)

(0 2)

0,4

(0,1)

1,1

0,2

(0,1)

1,2

0,1

2

0,3 (°> >(°» )

2

0,4

(0,1)

1,3

0,1

0,3

1,1 1,0 1,0 1,0 1,0 1,0 1,1 1,0 0,9 0,9 0,9 0,9 0,9 1,0 (0,1) (0,1) (0,1) (0,1) (0,1) (0,1) (0,1)

(0 1}

1,1

0,2

0,3

1,1 1,0 (0,1)

1968

0,3 0,4 0,4 0,4 0,4 0,4 0,4 0,4 0,5 0,5 0,5 0,5 0 0 0 0 0 0 0 0,1 0,1 0,1 0,1 0^3 0^4 0^4 0^4 0,4 0^4 0^4 0^4 0^4 0^4 0^4 0^4

0,2

0,5

0,1

0,2

Krankengeld1) 0,7 0,7 0,8 0,8 0,9 1,1 aus der SV des FDGB 1 0,7 0,8 0,8 0,9 1,0 aus der SV der DVA/St.V J u , / 0 0 0 0 0,1

Renten 3,4 3,5 4,5 4,8 5,2 5,5 5,7 5,9 6,1 6,7 6,9 7,2 7,5 8,1 aus der SV des FDGB 1. 2,8 3,6 3,9 4,2 4,4 4,5 4,7 4,8 5,3 5,4 5,6 5,8 6,3 aus der SV der DVA/St.V 0,4 0,5 0,5 0,6 0,7 (0,8) (0,8) (0,9) (1,0) 1,0 (1,0) (1,1) (1,2) aus dem Staatshaushalt 0^ iLiit Ihä Qiä HiA °» 6 °> 6 °> 6 °» 6

4,8

1955

in Mrd. Mark*

Öffentliche Einkommensübertragungen 1955 bis 1982

Kennzeichnung der Daten: ohne Kennzeichnung = Angaben aus DDR-Quellen sowie addierte Beträge; ( ) = nach DDR-Quellen berechnet; = Eigenberechnungen und Schätzungen (siehe methodischen Anhang).

*) Differenzen in den Summen durch Runden der Zahlen.

1) Einschließlich Haus- und Taschengeld.- 2) Schwangerschafts- und Wochengeld sowie sonstige Unterstützungen.- 3) Einschließlich Stillgeld.4) Beihilfen an Zuziehende, Stipendien, Erziehungsbeihilfen und ähnliches.

davon:

Gesundheits- und Sozialwesen

Geldeinnahmen aus dem

Tabelle 11

199

1970

14,6

1971

16,2

1972

16,6

1973

16,8

1974

17,2

1975

1,5

0,1

0,2

0,3

0,5

0,5 0,1 0^4

0,5 0,1 0^4

0,5

1,4

0,2 1,3

0,2

0,5 0,1 0,4

0,5 0,1 0^

0,5 0,1 0^4

(0,1)

1,3

0,2

(0,3) (0,3) (0,3)

(0,1) (0,1) (0,1) (0,1) (0,1) (0,1)

Sonstige Übertragungen aus der SV des FDGB . aus dem Staatshaushalt

Sozialfürsorg e

1,5

Kindergeld und Ehegattenzuschläge 1,3

0,1

0,3

0,5 0,1 0^4

(0,1)

1,3

0,2

(0,3)

0,5

0,6 0,1 0^5

(0,1)

1,2

0,2

0,5

0,7

0,5

0,3

Geldleistungen bei Mutterschaft 2)

1,5 1,7 1,7 1,8 1,9 1,3 1,5 1,5 1,6 1,7 0,2 (0,2) (0,2) (0,2) (0,2)

Krankengeld^ 1,2 1,2 1,3 aus der SV des FDGB 1,0 1,0 1,1 aus der SV der DVA/St.V (0,2) (0,2)

aus der SV der DVA/^St.V^ staatliche Geburtenbeihilfen 3) 0,1

19,2

1976

20,9

1977

21,2

1978

0,6 0,1 0^

(0,1)

1,2

0,2

0,8

1,0

2,0 1,8 0,2

15,8 12,5 2,1 1,0

22,8

1979

15,7 12,4 2,3 1,0

22,8

1980

1982

15,6 12,3 2,3 (2,3) (1,0)

23,3

1981

0,6 0,1 0,5

(0,1)

1,2

0,2

(1,0)

1,2

0,7 0,2 0,5

(0,1)

1,2

0,2

1,1

1,3

0,7 0,2 0,5

(0,1)

1,1

0,2

1,1

1,3

0,7 0,2 0,5

(0,1)

1,1

0,2

1,1

1,3

0,8 0,2 0,6

1,2

0,2

1,3

1,5

1,0 0,2 0,8

3,4 3,6 3,8 3,8 3,9 3,1 3,2 3,4 3,4 3,5 0,2 (0,3) (0,4) 0,4 (0,4) (0,4)

9,6 10,6 12,1 12,5 12,5 12,7 14,3 14,3 14,4 7,4 8,2 9,3 9,7 9,7 9,9 11,2 11,2 11,3 1,4 1,5 1,6 1,9 1,9 1,9 1,9 2,2 2,1 0,7 0,8 0,9 0,9 0,9 0,9 0,9 1,0 1,0

13,4

Renten 8,8 9,0 aus der SV des FDGB 6,9 7,0 aus der SV der DVA/St.V (1,3) aus dem Staatshaushalt 0,6 0,6

12,7

1969

in Mrd. Mark*

Öffentliche Einkommensübertragungen 1955 bis 1982

Quellen: Statistische Jahrbücher der DDR 1955 bis 1984.- Haushaltsrechnungen für die Jahre 1978 bis 1982. (248). - Peter Mitzscherling: Soziale Sicherung in der DDR. (79), S. 134. - Derselbe: Zweimal deutsche Sozialpolitik. (80), S. 127. - Eigene Berechnungen und Schätzungen.

davon:

Gesundheits- und Sozialwesen 12,1

Geldeinnahmen aus dem

noch Tabelle 11

Tabelle 12

öffentliche Einkommensübertragungen 1955 bis 1982 Anteile in vH* 1955

1956

1957

1958

1959

1960

1961

1962

1963

1964

1965

1966

1967

1968

100

100

100

100

100

100

100

100

100

100

100

100

100

100

70,8

71,4 57,1 8,2 6,1

75,0 60,0 8,3 6,7

69,6 56,5 7,2 5,8

65,0 52,5 7,5 5,0

64.7 51.8 8,2 4,7

65,5 51,7 9,2 4,6

66,3 52,8 9,0 4,5

68,5 53,9 10,1 4,5

69,1 54,6 10,3 5,2

69,0 54,0 10,0 6,0

69,9 54,4 9.7 5.8

70,8 54,7 10,4 5,7

71.7 55.8 10,6 5,3

14,3 14,3 0

13,3 13,3 0

11,6 11,6 0

11,3 11,3 0

12,9 11,8 1,2

12,6 11,5 1,1

12,3 11,2 1,1

11,2 10,1 1,1

10,3 9,3 1,0

10,0 9,0 1,0

9,7 8,7 1,0

9.4 8.5 0,9

9.7 8.8 0,9

2,0

1,7

2,9 " 3,8

3,5

3,4

4,5

4,5

4,1

4,0

3,9

2,8

2.7

2,0

1,7

1,4

1,3

1,2

1,1

2,2

2,2

2,1

2,0

1,9

1,9

1.8

0

0

0

1,4

2,5

2,3

2,3

2,2

2,2

2,1

2,0

1,9

0,9

0,9

-

-

-

7,2

12,5

11,8

12,6

12,4

12,4

11,3

11,0

10,7

11,3

11,5

Geldeinnahmen aus dem Gesundheits- und Sozialwesen davon:

Renten aus der SV des FDGB aus der SV der DVA/St.V aus dem Staatshaushalt Krankengeld aus der SV des FDGB aus der SV der DVA/St.V Geldleistungen bei Mutterschaft aus der SV des FDGB aus der SV der DVA/St.V staatliche Geburtenbeihilfen Kindergeld und Ehegattenzuschläge

jö2,5 6,3 14,6 J 14,6

l }

2

'

1

Sozialfürsorge

4,2

4,1

3,3

2,9

2,5

2,4

M

1,1

1,1

1,0

1,0

1,0

0,9

0,9

Sonstige Übertragungen aus der SV des FDGB aus dem Staatshaushalt

6,2 0 6,2

6,1 0 6,1

5,0 0 5,0

5,8 0 5,8

5,0 0 5,0

4,7 0 4,7

4,6 0 4,6

4,5 0 4,5

4,5 0 4,5

4,1 0 4,1

5,0 1,0 4,0

4,9 1,0 3,9

4.7 0,9 3.8

4.4 0,9 3.5

noch Tabelle 12

Öffentliche Einkommensübertragungen 1955 bis 1982 Anteile in vH* 1969

1970

1971

1972

1973

1974

1975

1976

1977

1978

1979

1980

1981

1982

100

100

100

100

100

100

100

100

100

100

100

100

100

100

Renten aus der SV des FDGB aus der SV der DVA/St.V aus dem Staatshaushalt

72,7 57,0 10,7 5,0

70,9 55,1 11,0 4,7

71,6 55,2 11,2 5,2

72,6 56,2 10,9 5,5

74,7 57,4 11,7 5,6

75,3 58,4 11,4 5,4

74,4 57,7 11,3 5,4

73,8 57,6 11,0 5,2

74,5 58,3 11,5 4,7

68,4 53,6 10,0 4,8

67,9 53,3 9,9 4,7

69,3 54,8 10,1 4,4

68,9 54,4 10,1 4,4

67,0 52,8 9,9 4,3

Krankengeld aus der SV des FDGB aus der SV der DVA/St.V

9,9 8,3 1,6

9,4 7,9 1,6

9,7 8,2 1,5

10,3 8,9 1,4

10,5 9,3 1,2

10,2 9,0 1,2

10,7 9,5 1,2

11,0 9,9 1,2

10,4 9,4 1,0

16,3 14,8 1,4

17,0 15,1 1,9

16,7 14,9 1,8

16,7 14,9 1,8

16,7 15,0 1,7

2,5

2,4

2,2

3,4

3,1

3,0

3,0

4,1

5,2

5,7

5,7

5,7

6,4

1,6

1,5

2,0

1,9

1,8

1,8

2,9

4,2

4,8

6,1 5,2

4,8

4,8

5,6

0,8

0,8

0,7

1,4

1,2

1,2

1,2

1,2

1,0

1,0

0,9

0,9

0,9

0,9

10,7

11,8

11,2

9,6

8,0

7,8

7,7

7,0

6,3

5,7

5,7

4,8

4,8

5,2

Sozialfürsorge

0,8

0,8

0,7

0,7

0,6

0,6

0,6

0,6

0,5

0,5

0,5

0,4

0,4

0,4

Sonstige Übertragungen aus der SV des FDGB aus dem Staatshaushsalt

4,1 0,8 3,3

3,9 0,8 3,1

3,7 0,7 3,0

3,4 0,7 2,7

3,1 0,6 2,5

3,0 0,6 2,4

3,6 0,6 3,0

3,5 0,6 2,9

3,1 0,5 2,6

3,4 1,0 2,4

3,3 0,9 2,4

3,1 0,9 2,2

3,5 0,9 2,6

4,3 0,9 3,4

Geldeinnahmen aus dem Gesundheits- und Sozialwesen davon:

Geldleistungen bei Mutterschaft aus der SV des FDGB aus der SV der DVA/St.V staatliche Geburtenbeihilfen Kindergeld und Ehegattenzuschläge

*) Differenzen in den Summen durch Runden der Zahlen. Quellen: Vgl. Tabelle 11.

200

201

0,8

0^2

0,2

(0,1)

0^2

0

0

0,2

1,3

1958

0^2

0,3 0^3

0^3 0^3

0^3 0^3

0^3 0^3

0^4 0^3

0^3

1,9

1964

2,0

1965

0^3

£¿3 0^3

0^2

2,4

1967

0,4

0^2

(1,4)

2,3

1966

0^2 0^4

(1,0) (1,2) (1,3)

1,7

1963

(0,8)

1,7

1962

(0,7)

1,5

1961

(0,6)

1,5

1960

(0,6)

1,4

1959

(0,4) (0,5)

1,0

1957

(0,3)

0,7

0^2

(0,2)

0,7 (0,2)

1956

0^2

0t3

(0,5)

(0,6)

0^2

0,3

(0,6) 0^2

0t3 0^2

0,4

(0,6) (0,7) 0^2

0,4

(0,7) 0^2

0t4

(0,7) fhl

0,4

(0,7) 0±2

0t4

(0,7)

0^2

0,5

0^3

0,5

0^3

0t5

(0,7) (0,7) (0,7)

0^3

0,6

(0,8) 0,3

0,6

0,2 2,3

Sonstige Einnahmen

Übrige Einnahmen, insgesamt

2,6

0,2

0,5

2,7

0,2

0,5

2,8

0,2

0,3

3,2

0,2

0,3

3,3

0,2

0,2

3,4

0,2

0,1

3,3

0,2

0,3

3,8

0,2

0,3

3,9

0,2

4,2

0,2

4,3

0,2

(0,3) (0,3) (0,3)

4,7

0,2

0,2

4,8

0,2

1968

Quellen: Statistische Jahrbücher der DDR 1955 bis 1984. - Erdmann Frenkel: Steuerverwaltung und Steuerrecht... (33), S. 17.- Alfred Keck: Die volkswirtschaftliche Bilanzierung der Geldeinkommen... (51), S. 77. - Rolf Hildebrand: Der Konsumentenkredit im Sozialismus... (45), S. 99 und 150. - Autorenkollektiv: Ökonomisches Lexikon. (17), Band A - G, S. 83. - Walter Ziemer: Steigende Geldeinnahmen - sinkende Preise... (222), S. 247. - Hannsjörg Buck: Sparen und Vermögensbildung privater Haushalte ... (138), Nr. 5/1971, S. 178 ff. und Nr. 7-8/1971, S. 271 ff. (Fortsetzung nächste Seite).

Kennzeichnung der Daten: ohne Kennzeichnung = Angaben aus DDR-Quellen sowie addierte Beträge; ( ) = nach DDR-Quellen berechnet; Eigenberechnungen und Schätzungen (siehe methodischen Anhang).

0,2

Krediten(Säldcfl

Erhöhung des Bestandes an

Rückvergütungen der Konsumgenossenschaften (0,1) (0,1) (0,1) 0,1 0,1 (0,1) (0,2) (0,2) (0,2) (0,2) (0,2) (0,2) (0,2) (0,2) Zuwendungen von gesellschaftlichen Organisationen 0,1 0,1 0,1 0,1 0,1 0,1 0,1 0,1 0,1 0,1 0,1 (0,1) (0,1) (0,1)

0,2 0^2

Betriebsrenten

(0,5)

Lohnnebenkosten

Krankengeldzuschüsse

Einnahmen aus Lotterien (0,3) (0,3) (0,3) (0,3) (0,3) (0,3) (0,3) (0,3) (0,3) (0,3) (0,3) (0,3) (0,4) (0,4) Geldzuwendunqen von Betrieben und gesellschaftl. Organisationen 1,1 1,2 1,3 1,3 1,4 1,5 1,6 1,6 1,6 1,7 1,8 1,8 1,9 2,0

Risikoversicherungen

Einnahmen aus

Ablösungsanleihe

Uraltguthaben-

Zinsen

Geldeinnahmen aus Banken, Versicherungen und Lotterien

1955

in Mrd. Mark

Tabelle 13 Geldeinnahmen aus Banken, Versicherungen, Lotterien, von Betrieben und gesellschaftlichen Organisationen sowie sonstige Geldeinnahmen 1955 bis 1982

=

202 0^4

OjJ. 0^5

0^5

3,1

1972

0^5

0,1 0^5

0^5

0^6

0^6

0^7

-

4,5

1978

4,7

1979

4,9

1980

0^7

0^7

0^7

0^8

(3,2) (3,3) (3,4) (3,5)

4,3

1977

(3,0)

4,1

1976

(2,8)

3,8

1975

(2,6)

3,7

1974

(2,5)

3,3

1973

(2,1) (2,3)

3,1

1971

(2,0)

2,9

0,1

(1,9)

2,9

0^1

(1,9)

2,6 (1,7)

1970

0,8

5,0

1981

0,2

0,2 5,1

Sonstige Einnahmen

Übrige Einnahmen, insgesamt

5,7

0,2

0^2

6,2

0,2 6,8

0,3

0,8

7,4

0,3

1,1

(1,2)

8,0

0,3

1,2

0^8

(1,2)

8,2

0,3

1,2

0^

8,8

0,4

1,3

0^9

0,4

0,4

(0,9) (0,9)

8,0

0,4

1,4

8,5

0,4

1,7

(0,2) (0,2

8,8

0,5

1,7

9,3

0,6

0,5

0^9

9,5-

0,6

1,9

(0,2)

(0,4)

0,4

0^9

1,9

(0,2)