Fernwasserleitungen im kaiserzeitlichen Kleinasien: Ein Innovationsprozess und sein urbanistischer und soziokultureller Kontext 344711598X, 9783447115988

In der Antike war qualitativ hochwertiges Trinkwasser nur selten in ausreichender Menge verfügbar. Erst die Entwicklung

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Titelei
Inhalt
Danksagung und Vorwort
1. Einleitung und Methodik
1.1 Hinführung und Methodik: Eine Theorie der Innovation
1.2 Kapitelüberblick und Fragestellung
1.3 Quellenüberblick
1.3.1 Literarische Quellen
1.3.2 Rechtstexte
1.3.3 Wasserleitungen auf Münzen
1.3.4 Der archäologische Befund und seine methodischen Problematiken
1.3.5 Die Inschriften
1.4 Forschungsüberblick und status quaestionis
1.4.1 Der Forschungsüberblick: Thematisch
1.4.2 Der Forschungsüberblick: Regional
2. Die Fernwasserleitung: Terminologische, technische und klimatische Grundlagen
2.1 Begriffsdefinitionen und sprachliche Differenzierung
2.2 Baumaterialien und Bautechnik
2.3 Fernwasserleitungen und Multifunktionalität: Die Endabnehmer
2.4 Die Kosten einer Leitung
2.5 Das Untersuchungsgebiet Kleinasien: Hydrologische und klimatische Besonderheiten
3. Tyrannen und Wasserleitungen: Verschiedene Strategien der Wasserversorgung von der Archaik bis zum Hellenismus
3.1 Aquädukte in der griechischen Welt: Repräsentationsobjekt und Alltagsgebrauch
3.2 Wasserversorgung im hellenistischen Kleinasien
3.3 Fazit: Die Ausgangssituation im hellenistischen Kleinasien
4. Die Transitionsphase: Austauschprozesse zwischen Rom und Kleinasien
4.1 Austausch auf juristischer Ebene
4.1.1 Griechisches Wasserrecht
4.1.2 Römisches Wasserrecht
4.2 Austausch auf administrativer Ebene
4.2.1 Ämter in griechischer Zeit
4.2.2 Ämter in römischer Zeit
4.2.3 Die Epimeleten und die curatores aquarum
4.3 Der Siphon von Alatri – (k)ein Beispiel für Techniktransfer?
4.4 Fazit: Intensität und Facetten des Transitionsprozesses
5. Kaiser, Euergeten und Poleis: Die Akteursgruppen und ihre Rolle im Innovationsprozess
5.1 Der kulturelle Code: Gründe für den Bau von Fernwasserleitungen
5.2 Die Kaiser und ihre Statthalter
5.2.1 Kaiserliche Baupolitik: Skizze eines Forschungsfeldes
5.2.2 Rom und die römischen Kaiser: Ein Sonderfall?
5.2.3 Die Kaiser in Kleinasien
5.2.4 Die Statthalter
5.2.5 Zwischenfazit: Kaiser und Statthalter als elementare Akteure?
5.3 Die Euergeten und ihre Präferenzen im Wasserbau
5.3.1 Stifter ganzer Wasserleitungen
5.3.2 Stifter einzelner Bauteile
5.3.3 Monetäre Stiftungen
5.3.4 Reparaturen
5.3.5 Die Sichtbarkeit der Inschriften und der Stiftungen: Ein Hinderungsgrund für euergetisches Engagement?
5.3.6 Fazit: Euergeten und Wasserleitungen
5.4 Die Poleis: Zwischen Grundversorgung und Verschönerung der Stadt
5.4.1 Die Städte als Bauherren in den Inschriften
5.4.2 Städtischer Haushalt und Finanzierungspläne
5.4.3 Conspicious Consumption: Städte als Wasserräuber und Verschwender
5.4.4 Wasserleitungen und städtische Wirtschaftspolitik
5.4.5 Die Wasserversorgung als kommunale Pflichtaufgabe
5.4.6 Städte als Bauherren von Thermen und Nymphaeen
5.4.7 Städtekonkurrenz
5.4.8 Die Städte und ihr Engagement für die öffentliche Infrastruktur
6. Akkulturationsphase: Zwischen Romanisierung und städtischem Selbstverständnis
6.1 Romanisierung
6.2 Eine neue städtische Identität: Quantität und Qualität von Wasser
7. Transformationsphase: Urbanisierung und Verschönerung des öffentlichen Raums
7.1 Schönheit und Lebensqualität kleinasiatischer Städte: urbanitas und κόσμος
7.2 Eine neue Bedeutung von Wasser: Repräsentation im privaten Kontext
7.3 Urbanisierung: Städte und Siedlungstätigkeiten
7.4 Der Wandel in der Wahrnehmung von territorialem Raum
8. Die Grenzen der Verbreitung von Fernwasserleitungen
9. Kleinasiatische Wasserkultur: Ein spezieller Innovationsprozess?
10. Exkurs: Die Rolle der Armee
11. Verzeichnisse
11.1 Literaturverzeichnis
11.2 Abkürzungsverzeichnis
12. Anhang
12.1 Das Martialis-Edikt aus Ephesos
12.2 Die Reparaturinschrift des Siphons von Patara
12.3 Der literarische Wettstreit um die Einfassung einer Quelle durch den Statthalter T. Flavius Festus in Didyma
12.4 Nikaia – Edikt zur Brückennutzung
12.5 Aphrodisias – Briefwechsel mit Kaiser Hadrian
12.6 Ankara – ein spätantiker Euerget
12.7 Das Statthalteredikt von Laodikeia am Lykos
13. Indices und Konkordanzen
13.1 Literarische Quellen
13.2 Epigraphische Quellen und Konkordanz
13.3 Griechische und lateinische Begriffe aus dem Kontext des Wasserbaus
13.4 Personen, Gottheiten und Heroen
13.5 Geographischer Index
13.6 Sachindex
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Fernwasserleitungen im kaiserzeitlichen Kleinasien: Ein Innovationsprozess und sein urbanistischer und soziokultureller Kontext
 344711598X, 9783447115988

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Saskia Kerschbaum

Fernwasserleitungen im kaiserzeitlichen Kleinasien Ein Innovationsprozess und sein urbanistischer und soziokultureller Kontext

PHILIPPIKA

Altertumswissenschaftliche Abhandlungen Contributions to the Study of Ancient World Cultures 148

Harrassowitz Verlag

© 2021, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11598-8 - ISBN E-Book: 978-3-447-39130-6

P H I L I P P I K A

Altertumswissenschaftliche Abhandlungen Contributions to the Study of Ancient World Cultures

Herausgegeben von /Edited by Joachim Hengstl, Elizabeth Irwin, Andrea Jördens, Torsten Mattern, Robert Rollinger, Kai Ruffing, Orell Witthuhn 148

2021

Harrassowitz Verlag . Wiesbaden

© 2021, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11598-8 - ISBN E-Book: 978-3-447-39130-6

Saskia Kerschbaum

Fernwasserleitungen im kaiserzeitlichen Kleinasien Ein Innovationsprozess und sein urbanistischer und soziokultureller Kontext

2021

Harrassowitz Verlag . Wiesbaden

© 2021, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11598-8 - ISBN E-Book: 978-3-447-39130-6

Bis Band 60: Philippika. Marburger altertumskundliche Abhandlungen.

Gedruckt mit Unterstützung der Gerda Henkel Stiftung, Düsseldorf

Bei diesem Werk handelt es sich um die überarbeitete Dissertation, die am 11. Juni 2018 unter dem Titel „Die Verbreitung von Fernwasserleitungen im kaiserzeitlichen Kleinasien. Ein Innovationsprozess und sein gesellschaftlicher und urbanistischer Kontext“ an der Ludwig-Maximilians-Universität München eingereicht und am 26. November 2018 verteidigt wurde.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://dnb.de/ abrufbar. Bibliographic information published by the Deutsche Nationalbibliothek The Deutsche Nationalbibliothek lists this publication in the Deutsche Nationalbibliografie; detailed bibliographic data are available in the internet at https://dnb.de/.

Informationen zum Verlagsprogramm finden Sie unter https://www.harrassowitz-verlag.de/ © Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden 2021 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen jeder Art, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und für die Einspeicherung in elektronische Systeme. Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier. Druck und Verarbeitung: Hubert & Co., Göttingen Printed in Germany ISSN 1613-5628 eISSN 2701-8091 ISBN 978-3-447-11598-8 eISBN 978-3-447-39130-6

© 2021, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11598-8 - ISBN E-Book: 978-3-447-39130-6

Meiner Familie

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Inhalt Danksagung und Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . XI 1. 1.1 1.2 1.3

1.4

2. 2.1 2.2 2.3 2.4 2.5 3. 3.1 3.2 3.3

Einleitung und Methodik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hinführung und Methodik: Eine Theorie der Innovation. . . . . . . . . . . . . . . . Kapitelüberblick und Fragestellung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Quellenüberblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.3.1 Literarische Quellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.3.2 Rechtstexte. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.3.3 Wasserleitungen auf Münzen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.3.4 Der archäologische Befund und seine methodischen Problematiken. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.3.5 Die Inschriften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Forschungsüberblick und status quaestionis. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.4.1 Der Forschungsüberblick: Thematisch. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.4.2 Der Forschungsüberblick: Regional . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Fernwasserleitung: Terminologische, technische und klimatische Grundlagen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Begriffsdefinitionen und sprachliche Differenzierung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Baumaterialien und Bautechnik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fernwasserleitungen und Multifunktionalität: Die Endabnehmer . . . . . . . . . Die Kosten einer Leitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Das Untersuchungsgebiet Kleinasien: Hydrologische und klimatische Besonderheiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Tyrannen und Wasserleitungen: Verschiedene Strategien der Wasserversorgung von der Archaik bis zum Hellenismus . . . . . . . . . . . . . . Aquädukte in der griechischen Welt: Repräsentationsobjekt und Alltagsgebrauch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Wasserversorgung im hellenistischen Kleinasien. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fazit: Die Ausgangssituation im hellenistischen Kleinasien . . . . . . . . . . . . . . .

© 2021, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11598-8 - ISBN E-Book: 978-3-447-39130-6



1 1 14 20 20 33 38



40 42 46 46 52



57 57 79 93 100

104 107 107 114 128

VIII 4. 4.1

4.2

4.3 4.4 5. 5.1 5.2

5.3

5.4

Inhalt

Die Transitionsphase: Austauschprozesse zwischen Rom und Kleinasien. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Austausch auf juristischer Ebene. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.1.1 Griechisches Wasserrecht. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.1.2 Römisches Wasserrecht. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Austausch auf administrativer Ebene. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.2.1 Ämter in griechischer Zeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.2.2 Ämter in römischer Zeit. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.2.3 Die Epimeleten und die curatores aquarum. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Der Siphon von Alatri – (k)ein Beispiel für Techniktransfer?. . . . . . . . . . . . . . Fazit: Intensität und Facetten des Transitionsprozesses . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kaiser, Euergeten und Poleis: Die Akteursgruppen und ihre Rolle im Innovationsprozess. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Der kulturelle Code: Gründe für den Bau von Fernwasserleitungen. . . . . . . . Die Kaiser und ihre Statthalter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.2.1 Kaiserliche Baupolitik: Skizze eines Forschungsfeldes . . . . . . . . . . . . . 5.2.2 Rom und die römischen Kaiser: Ein Sonderfall? . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.2.3 Die Kaiser in Kleinasien. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.2.4 Die Statthalter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.2.5 Zwischenfazit: Kaiser und Statthalter als elementare Akteure?. . . . . . Die Euergeten und ihre Präferenzen im Wasserbau. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.3.1 Stifter ganzer Wasserleitungen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.3.2 Stifter einzelner Bauteile . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.3.3 Monetäre Stiftungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.3.4 Reparaturen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.3.5 Die Sichtbarkeit der Inschriften und der Stiftungen: Ein Hinderungsgrund für euergetisches Engagement?. . . . . . . . . . . . . 5.3.6 Fazit: Euergeten und Wasserleitungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Poleis: Zwischen Grundversorgung und Verschönerung der Stadt. . . . . . 5.4.1 Die Städte als Bauherren in den Inschriften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.4.2 Städtischer Haushalt und Finanzierungspläne. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.4.3 Conspicious Consumption: Städte als Wasserräuber und Verschwender . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.4.4 Wasserleitungen und städtische Wirtschaftspolitik. . . . . . . . . . . . . . . . 5.4.5 Die Wasserversorgung als kommunale Pflichtaufgabe . . . . . . . . . . . . . 5.4.6 Städte als Bauherren von Thermen und Nymphaeen . . . . . . . . . . . . . . 5.4.7 Städtekonkurrenz. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.4.8 Die Städte und ihr Engagement für die öffentliche Infrastruktur. . .

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131 132 133 143 164 164 166 182 189 192



197 198 214 214 220 224 237 248 251 254 267 272 276



278 281 284 285 287



305 310 316 323 325 328

IX

Inhalt

6. 6.1 6.2 7.

Akkulturationsphase: Zwischen Romanisierung und städtischem Selbstverständnis. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 331 Romanisierung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 332 Eine neue städtische Identität: Quantität und Qualität von Wasser. . . . . . . . . 338

7.2 7.3 7.4

Transformationsphase: Urbanisierung und Verschönerung des öffentlichen Raums. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Schönheit und Lebensqualität kleinasiatischer Städte: urbanitas und κόσμος . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Eine neue Bedeutung von Wasser: Repräsentation im privaten Kontext. . . . . Urbanisierung: Städte und Siedlungstätigkeiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Der Wandel in der Wahrnehmung von territorialem Raum . . . . . . . . . . . . . . .

8.

Die Grenzen der Verbreitung von Fernwasserleitungen. . . . . . . . . . . . . . . . 373

9.

Kleinasiatische Wasserkultur: Ein spezieller Innovationsprozess?. . . . . . . 383

10.

Exkurs: Die Rolle der Armee . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 395

11. 11.1 11.2

Verzeichnisse. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 399 Literaturverzeichnis. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 399 Abkürzungsverzeichnis. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 448

12. 12.1 12.2 12.3

Anhang. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Das Martialis-Edikt aus Ephesos. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Reparaturinschrift des Siphons von Patara. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Der literarische Wettstreit um die Einfassung einer Quelle durch den Statthalter T. Flavius Festus in Didyma . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12.4 Nikaia – Edikt zur Brückennutzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12.5 Aphrodisias – Briefwechsel mit Kaiser Hadrian . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12.6 Ankara – ein spätantiker Euerget . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12.7 Das Statthalteredikt von Laodikeia am Lykos . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

451 451 453

454 456 457 458 459

13. 13.1 13.2 13.3 13.4 13.5 13.6



465 465 472 481 484 493 503

7.1

Indices und Konkordanzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Literarische Quellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Epigraphische Quellen und Konkordanz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Griechische und lateinische Begriffe aus dem Kontext des Wasserbaus. . . . . . Personen, Gottheiten und Heroen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Geographischer Index. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sachindex. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

© 2021, Otto Harrassowitz GmbH & Co. KG, Wiesbaden ISBN Print: 978-3-447-11598-8 - ISBN E-Book: 978-3-447-39130-6

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Danksagung und Vorwort Bei dem vorliegenden Buch handelt es sich um das überarbeitete Manuskript meines Dissertationsprojektes an der Ludwig-Maximilians-Universität München, das im November 2018 verteidigt wurde. Literatur ab 2019 konnte nur noch in ausgewählter Form berücksichtigt werden. Mein besonderer Dank gilt der Gerda-Henkel-Stiftung, ohne deren finanzielle Unterstützung diese Dissertation nicht in dieser Form hätte geschrieben werden können – es war ein Privileg, dieser Stiftung als Stipendiatin angehören zu dürfen. Der Druck der Dissertation wurde durch eine äußerst großzügige Druckkostenbeihilfe ermöglicht. Während die Stiftung mir die Freiheit der Forschung ermöglichte, wurde die Kommission für Alte Geschichte und Epigraphik in München zum Zentrum meiner wissenschaftlichen Tätigkeit. An erster Stelle gebührt hier Christof Schuler, dem Ersten Direktor der Kommission und meinem Doktorvater, mein herzlichster Dank. Er regte nicht nur das Thema dieser Dissertation an, sondern begleitete die Genese dieser Arbeit stets mit großem Interesse, unerschöpflichem Detailwissen zu den Spezifika griechischer Inschriften und einem scharfen Blick für argumentative Zusammenhänge. Prof. Dr. Martin Zimmermann, Lehrstuhlinhaber der Alten Geschichte an der LMU München, brachte mich durch seine Anstellung als studentische Hilfskraft nicht nur früh auf den Weg zur Promotion, sondern begleitete meine Dissertation als Zweitgutachter mit Wohlwollen und Unterstützung. Danken möchte ich auch Herrn Prof. Dr. Jens-Uwe Krause für die Erstellung des Drittgutachtens sowie Herrn Prof. Dr. Rolf Michael Schneider für die Bestreitung der Disputatio aus archäologischer Perspektive. Eine Dissertation ist ein monumentales Vorhaben, dessen Entstehung, Umsetzung und Finalisierung über die Jahre hinweg nicht nur durch die einzigartige Bibliothek der Kommission erleichtert wurde, sondern von zahlreichen Kolleg*innen und Freunden auf vielfältige Art und Weise begleitet und unterstützt wurde. Besonders die gemeinsam verbrachten Bibliothekstage mit Sophia Bönisch-Meyer, Sophia Schmitt und Sonya Langerholtz machten manche schwere Stunde leichter. Darüber hinaus konnte ich stets von der fachlichen und persönlichen Unterstützung meiner Kolleg*innen profitieren, von denen ich insbesondere Regina Gruber, Rudolf Haensch, Isabelle Mossong und Johannes Nollé stellvertretend namentlich nennen möchte – Ihnen allen sei herzlich gedankt! Besonderer Dank gilt an dieser Stelle Kay Ehling, der nicht nur meine Magisterarbeit betreute, sondern mir bereits früh den Weg in die Wissenschaft wies. Ein solches Projekt profitiert stets von interdisziplinärem Austausch. Die Arbeit entstand im Rahmen des Forschungsclusters 2 „Innovationen: technisch, sozial“ am DAI und konnte so direkt von einem angeregten und vielseitigen methodischen und interdisziplinären Diskurs profitieren. Einzelne Kapitel konnten im Rahmen von zahlreichen Tagungen präsentiert und diskutiert werden. Für hilfreiche Anregungen möchte ich vor

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XII

Danksagung und Vorwort

allem Christer Bruun, Werner Eck, Olivier Hekster, Marietta Horster und Gilbert Wiplinger danken. Die Drucklegung der Arbeit erfolgte auf meiner Stelle als Assistentin am Lehrstuhl von Prof. Dr. Fleur Kemmers am Institut für Archäologische Wissenschaften an der Goethe-Universität Frankfurt. Ihr und meinen Kolleg*innen sei ganz herzlich für die kollegiale und freundliche Aufnahme gedankt sowie für die Möglichkeit, neben all den neuen Aufgaben und Verpflichtungen die Zeit für die Drucklegung zu haben. Und schließlich möchte ich mich herzlich beim Harrassowitz Verlag für die Aufnahme in die Reihe Philippika – Altertumswissenschaftliche Abhandlungen und die hervorragende und unkomplizierte Zusammenarbeit bedanken, namentlich bei Barbara Krauß, Torsten Mattern, Ulrike Melzow und Stephan Specht. Danken möchte ich darüber hinaus Angelos Chaniotis, Ludwig Eckert, Katharina Förg (geborene Link), Florian Forster, Alexander Free, Nikolas Haechler, Herta Hiemer, Jannis Jost, Alisa Kerschbaum, Monika Trümper, Tobias Raukuttis, Dylan Rogers, Ansgar Teichgräber, Hüseyin Uzunoğlu, Ursula Vedder (†) und Hülya Vidin. Besonderer Dank gebührt meiner Familie, an erster Stelle meinen Eltern, die mein Studium und meine Promotion stets unterstützten und mir meinen wissenschaftlichen Werdegang durch ihren Zuspruch, ihr Interesse und ihr Vertrauen erst ermöglichten. Augsburg, März 2021 Saskia Kerschbaum

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1. Einleitung und Methodik

1.1

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Erschüttert und betroffen vom grausamen Machtzynismus und der Ideologie der Nationalsozialisten und Sowjets, entschied sich der Marxist Karl August Wittfogel in den 1950ern, dem Wesen und den Ursachen des Totalitarismus auf den Grund zu gehen. Wittfogel verstand sein Werk, das den Titel „Oriental Despotism“ trägt, als politischen Gegenentwurf und historische Ermahnung zugleich. 1 Geprägt von persönlichen Erfahrungen und angetrieben von dem Willen, den modernen Diktaturen einen demokratischen Gegenentwurf entgegenzusetzen, entfaltete Wittfogel Thesen, die bis heute noch in der modernen Forschung rezipiert werden. 2 Seine Kernthese besagt, dass es schon in der Antike eine bestimmte Form zentralistischer Herrschaft gab, die sogenannte hydraulische Gesellschaft, die ihre Macht aus der Kontrolle großer künstlicher Bewässerungssysteme schöpfte. Diese komplexen Systeme erforderten eine lenkende Zentralgewalt, die sie nicht nur baute, sondern auch langfristig kontrollierte und deshalb auf eine ausdifferenzierte Bürokratie angewiesen war. Wittfogels Untersuchungsrahmen reichte von der Antike bis in die Moderne und konzentrierte sich vor allem auf Asien, darunter Indien, Persien, Zentralasien, Java, Bali und Hawaii. 3 Wittfogels übergeordnetes Ziel war es, die Mechanismen und Merkmale der Entstehung von Despotismus bzw. Autokratie zu erforschen, die seiner Meinung nach nicht nur „aus geographischen, technologischen und ökonomischen Faktoren allein erklärt werden kann“, sondern stets auch eine kulturelle Komponente haben musste. 4 Unabhängig von seinem Verständnis von den Mechanismen totalitärer Herrschaft weisen Wittfogels Thesen eine erstaunliche Aktualität auf: Er macht deutlich, dass politische und gesellschaftliche Macht von denjenigen ausgeübt werden kann, die die Ressource Wasser kontrollieren  –  ein Ansatz, der gerade für die heutige Debatte über die Privatisierung von Wasser und den Aufkauf dieser Ressource durch Global Players wie1 Wittfogel 1957 (Originalausgabe); Wittfogel 1962 (erste deutsche Übersetzung). 2 Eine Kurzbiographie bietet Witzens 2000, 27–30. Pro Wittfogel etwa Huntington 1996, 97 f.; contra gerade für Ägypten Butzer 1976, 518. Einer der härtesten Kritiker war sicherlich Toynbee 1958. 3 Wittfogel 1962, 31 f. 4 Ebd. 214. Da es Wittfogel hauptsächlich um die Strukturmerkmale hydraulischer Gesellschaften ging, fasste er die kulturellen Rahmenbedingungen nie genauer. Dennoch war sein Ansatz, dass Gesellschaften und deren Entwicklung von ökologischen und kulturellen Voraussetzungen abhängen, zu dieser Zeit revolutionär, vgl. Witzens 2000, 51.

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der erschreckende Relevanz gewinnt. 5 Das Römische Reich war nur am Rande Teil von Wittfogels Überlegungen: So wandelte sich die römische Republik seiner Meinung nach unter dem Einfluss der asiatischen hydraulischen Gesellschaften in ein despotisches Kaiserreich. 6 Die daraus folgende Frage, ob es sich beim Römischen Kaiserreich damit um eine hydraulische Gesellschaft handelte, stellte Wittfogel nicht mehr. 7 Wittfogels Modell der hydraulischen Gesellschaften stellt zwar einen Erklärungsversuch für den Zusammenhang zwischen politischer Macht und Ressourcenkontrolle dar, vermag jedoch nicht zu überzeugen: Es berücksichtigt zum Beispiel nicht, dass eine vollständige Kontrolle ab einer bestimmten Größe des betreffenden Reiches nicht mehr ohne enorm hohen Aufwand möglich war. Hinzu kommt ein Kausalitätsproblem: Betrachtet man die historische Entwicklung gerade antiker Gesellschaften, so lässt sich vielmehr feststellen, dass zunächst die Ausbildung eines tragfähigen Herrschaftsapparates und daraufhin einer komplexen Wasserinfrastruktur erfolgte und nicht umgekehrt. So formulierte Brent D. Shaw 1991: „(…) one cannot avoid the conclusion, that the expansion of a network of centralised political and cultural norms over the Mediterranean associated with Roman imperialism provided the necessary ,economicʻ and political conditions for the diffusion of monumental aqueducts.“ 8 Dennoch erscheint die Überlegung, dass eine Zentralgewalt, die über die Ressourcen, das technische Know-How und die Bürokratie verfügte, um eine komplexe Wasserinfrastruktur auszubilden und zu verwalten, in Bezug auf das Römische Reich zunächst durchaus interessant, stellt sie doch ein Erklärungsmodell für eine zentral gesteuerte Verbreitung von bestimmten Wasserbautypen dar. 9 So erstaunt es nicht, dass Wittfogels Thesen zumindest teilweise von der Forschung rezipiert wurden. 10 Insbesondere die Frage nach dem politischen und soziokulturellen Charakter der Wasserinfrastruktur(en), also nach der Art und Form sogenannter „hydraulischer Gesellschaften“ erfuhr einige Beachtung. So galt etwa den Althistorikern Sitta von Reden und Christian Wieland in ihrem Buch über Wasser im Alltagsgebrauch und als Repräsentationsobjekt das römische Reich als zentrale Instanz, die Wasserbauten errichtete und kontrollierte und diese dadurch zur politischen Repräsentation nutzte: „In der überlegenen Hydraulik der Römer manifes 5 Die Folgen dieses weltweiten Aufkaufs von Quellwasser durch Nestlé sind Thema des Dokumentarfilms „Bottled Life“ aus dem Jahr 2012. 6 Wittfogel 1962, 170. 7 Dies lässt sich wohl damit erklären, dass das römische Kaiserreich eine zu geringe Verwaltung aufwies, um Wittfogels These von der zentralisierten und ausdifferenzierten Bürokratie zu stärken. 8 Shaw 1991, 68. 9 Oder umgekehrt beeinflusste Wasserinfrastruktur als lebensnotwendige Voraussetzung die „Ausdifferenzierung von politischen Strukturen (…) ohne dass man notwendigerweise seiner Annahme folgen müsste, dass hydraulische Gesellschaften mit despotischen Systemen gleichzusetzen seien“, Wieland, von Reden 2015, 13 f. 10 An dieser Stelle kann die (kritische) Repzetion von Wittfogels Thesen nicht ausführlicher besprochen werden. Es sei exemplarisch auf Brown 2006 sowie auf die Zusammenfassung der Kritikpunkte bei Davies 2009 verwiesen, der insbesondere darauf hinweist, dass sich die von Wittfogel untersuchten Regionen eher durch dezentrale politische Strukturen mit breit gefächerten Partizipationsmöglichkeiten auszeichneten. Dazu auch Wieland, von Reden 2015, 13.

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tierte sich“, so schreiben sie, „zugleich ihr politischer Führungsanspruch über den gesamten Mittelmeerraum.“ 11 Während Wieland und von Reden sich damit vor allem innerhalb der Debatte über Romanisierung und römischem Imperialismus bewegten, konzentrierte sich ein Sammelband von Birte Förster und Markus Bauch 12 noch allgemeiner auf den Zusammenhang zwischen Infrastruktur und politischem System beziehungsweise auf das Wechselspiel zwischen Infrastruktur und Macht. Wittfogels Thesen liefern an dieser Stelle den Denkanstoß, sich mit der Frage nach der Kontrolle über Wasserressourcen, der Entwicklung von Wasserinfrastruktur und der dafür nötigen Herrschaftsform zu beschäftigen. Unbestritten ist dabei, dass die Kaiserzeit als Boomzeit für römische Aquädukte anzusprechen ist, die als bautechnische Innovation entwickelt und als dominante Form der Wasserversorgung etabliert wurden. Es lässt sich also einerseits fragen, welche machtpolitischen Strukturen in der römischen Kaiserzeit vorherrschten, die den Bau von Fernwasserleitungen begünstigen. Andererseits lässt sich analysieren ob Aquädukte eine soziokulturelle Komponente innehatten, die sie dafür geeignet machte, als Repräsentanten oder Folien für Aushandlungsprozesse von Macht zu dienen und ob sie dies damit für die römische „Zentralgewalt“ als Bauobjekt so attraktiv machte, dass sie für den flächendeckenden Bau der Leitungen sorgte. Um diese Mechanismen auch auf einer theoretischen Ebene besser fassen zu können, soll dieser Arbeit die Theorie eines akteursgebundenen, mehrdimensionalen Innovationsprozesses zugrunde gelegt werden. Dies bedarf zunächst einiger Definitionen: Im Folgenden ist eingangs auf den Begriff der Innovation einzugehen. Das Schlagwort „Innovation“ und seine Synonyme haben als Forschungsbegriffe nicht nur eine lange Tradition, sondern weisen auch einen inflationären Gebrauch und eine definitorische Unschärfe auf. 13 So scheint es zunächst zweckmäßig, die Genese dieses Begriffes, seine Verwendung in den einzelnen Disziplinen und seine Problematik kurz zu erläutern. Diese Vorüberlegungen sind notwendig, um deutlich zu machen, welche Theorien diesbezüglich vor allem in der Alten Geschichte Anwendung finden und welche Schwierigkeiten sich dadurch in der Theoriebildung ergeben. Jeder, der sich mit „Innovation“ beschäftigt, stößt zwangsläufig auf den Nationalökonomen Joseph Schumpeter und seine berühmte Theorie des innovativen Unternehmers. 14 Für Schumpeter galt eine Innovation als etwas ökonomisch Neues, das sich in der Markt11 2015, 19. 12 Förster, Bauch 2014. 13 „Obsession für Innovationsthemen“, Moldaschl 2010, 5. Adolf 2012, 33, reißt zumindest kurz die Frage an, warum der Begriff in der heutigen Gesellschaft so omnipräsent ist und in welchem semantischen Netz er sich bewegt. Anzumerken ist, dass „Innovation“ heute in hohem Maß positiv konnotiert ist, dies jedoch bis ins 18. Jh. nicht der Fall war, vgl. Godin 2008, 22 (der Innovationsträger als „suspicious person“). Moldaschl 2010, 9 vertritt die treffende These, dass es keine allgemeingültige Innovationstheorie geben kann, da der Begriff an sich inhaltslos ist, wenn er sich nicht auf einen bestimmten Bereich bezieht. Begriffe können nur mit Inhalten gefüllt werden, wenn ihnen ein Objekt, eine historische Dimension und ein Diskursfeld zugewiesen werden, vgl. Adolf 2012, 33. 14 Schumpeter 1912. Eine hervorragende Zusammenfassung der Thesen Schumpeters zur Innovation bietet etwa Dahlmann 2017.

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wirtschaft durchsetzen kann. 15 Damit steht nicht die Erfindung, der kreative Moment im Vordergrund, sondern die wirtschaftliche Verwertung und marktwirtschaftliche Dominanz dieser Erfindung. Im Gegensatz zu Schumpeter fokussierte sich der französische Soziologe Gabriel de Tarde vor allem auf die Unberechenbarkeit von gesellschaftlich relevanten Erfindungen, die dadurch weder rational noch ökonomisch planbar sind, sondern dem Zufall unterliegen können. 16 Technischer Wandel folgt seiner Überzeugung nach also keiner naturgegebenen Logik, seine Vergesellschaftung ist hingegen planbar – nur dadurch erlangen Erfindungen eine Bedeutung. 17 Entscheidend bei diesen Ausführungen ist, dass der Innovationsbegriff ursprünglich aus den Wirtschaftswissenschaften stammt, also mit einer technisch-ökonomischen Komponente behaftet und in seiner Definition bereits relativ eng gefasst war, hingegen erst sehr spät für die Sozialwissenschaften entdeckt wurde. 18 Gerade diese Engführung wurde jüngst von Marian Adolf kritisiert, der sich dem Begriff der Innovation aus kultursoziologischer Perspektive zu nähern versucht und insbesondere seine Probleme konkretisiert, indem er die begriffliche und konzeptuelle Unschärfe im Hinblick auf die Verwendung angeht. 19 Er versucht, die Innovation mit Hilfe von folgenden Kategorisierungen zu definieren: subjektbezogen, objektbezogen, zeitliche und räumliche Dimension. 20 Innovativität bzw. Innovation hängen also zunächst subjektiv vom Akteur selbst ab und seiner Fähigkeit, als Innovator Neues zu schaffen. Diese Neuheit muss jedoch als Hintergrund stets den status quo haben, von dem sie sich abheben kann. Würde sie zu sehr von einem bestehenden Corpus existierender kultureller Semantiken und Symbole abweichen, würde sie nicht als Innovation erkannt, sondern als Absurdität abgetan werden. Es ist also stets genau nach bereits existierenden Strukturen zu fragen, um die Abweichung davon unter bestimmten Voraussetzungen als Innovation klassifizieren zu können. Zu diesen Strukturen zählen auch übergeordnete Rahmenbedingungen, die die Entstehung des Innovationsprozesses erst möglich machen. Objektbezogen ist der Begriff „Innovation“ dann, wenn das innovative Objekt nur eine neue Funktionalität aufweist, der Grundgegenstand jedoch bereits vorhanden ist, eine Kategorie, die für die Fragestellung im Folgenden weniger relevant sein wird. Die zeitliche Dimension erklärt sich daraus, dass eine Innovation mit ihrer zeitlichen Ausbreitung letztlich an Innovativität verliert 21, lässt darüber hinaus jedoch auch die Überlegung 15 Schumpeter 1912, 100 f.; Moldaschl 2010, 2 f. Ebenso auch Burmeister, Müller-Scheeßel 2013, 1 f. 16 Tarde 1890, 69. 17 Ein klassisches Beispiel hierfür ist die Entdeckung des Penicillins durch Alexander Fleming 1928, der eine Bakterienprobe aus Versehen mit den Pilzen der Gattung Penicillium verunreinigte und dabei die antibakteriellen Eigenschaften der Pilze entdeckte, vgl. Fleming 1929. Erst die (geplante) Verbreitung des Impfstoffes sorgte demnach für das innovative Moment seiner Erfindung. 18 Nicht zuletzt angetrieben durch die Politik, vgl. kritisch dazu Moldaschl 2010, 5. 19 Adolf 2012, 28, zu Recht mit der Anmerkung, dass Technologie immer auch eine kulturelle und eine soziale Komponente habe. 20 Ebd. Ähnlich Moldaschl 2010, 6 mit der Kategorie „situativ-relational“, also der Abhängigkeit der Innovation vom jeweiligen Blickwinkel und der Kategorie der Relation zur vorangegangenen Praxis. 21 Adolf 2012, 31.

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zu, dass sie zeitgebunden ist und damit dem einen Akteur als neu zu gelten vermag, dem anderen bereits bekannt ist. Dies hängt eng mit der räumlichen Dimension zusammen, also auch mit dem Verbreitungsgrad. Diese Dimension steht in der Tradition von Gabriel de Tarde, nach dem Innovationen nur als solche zu bezeichnen sind, wenn sie eine Wirkung auf die Gesellschaft erzielen, also nicht nur einem stark eingegrenzten Personenkreis zugänglich sind. Innovationen beeinflussen nicht ausschließlich standardisierte technische Abläufe, sondern auch soziale Handlungsfelder und Diskursebenen und können dadurch gesellschaftlichen Wandel bewirken. In eine ähnliche Richtung zielt ein Forschungsprojekt von Manfred Moldaschl, der sich in einem ersten Aufsatz mit der Frage nach der Existenz von Innovationstheorien auseinandersetzte. 22 Für ihn ist „Innovation“ dabei nicht nur gleichbedeutend mit „Neuheit“, sondern vielmehr mit „Wandel“. Innovation lässt sich dann erkennen, wenn man einen bestimmten Forschungsbereich wählt, wie etwa das Soziale, das Wirtschaftliche oder das Kulturelle, einen Ausgangspunkt oder Gleichgewichtszustand sucht und von dort ausgehend die Frage nach der Innovation stellt. Fruchtbarer werden diese Überlegungen, wenn man nicht nur beobachtet, wie Innovationsprozesse ablaufen, sondern untersucht, warum bestimmte Gesellschaften, Institutionen, Staaten oder Personen dazu fähig waren. Was also begünstigte deren Innovationsfähigkeit? 23 Dieser dynamische Innovationsbegriff scheint auch schon deshalb lohnenswert, weil er der Grundbedeutung des Verbs innovare entspricht, das ebenfalls einen Prozess des Erneuerns und damit auch des Veränderns meint und bereits in der Antike in verschiedenen Konnotationen existierte. 24 Hantiert man mit der Idee von Innovation als Prozess, so ist sicherlich der Soziologe Everett M. Rogers 25 maßgebend, der sich bereits zu Beginn der 1960er Jahre damit befass22 Moldaschl 2010. 23 Ebd. 14 f.; Burmeister, Müller-Scheeßel 2013, 2 („social preconditions and structures“). 24 Dabei konnte das Verb zunächst „erneuern“ in einem rein technischen Sinn bedeuten, etwa in Bezug auf alte Gebäude (CIL VIII 8809, einen Aquädukt), aber auch in anderen Lebensbereichen verwendet werden, etwa in der Medizin (Cael. Acut. 1,15,129). Wichtiger ist in diesem Kontext das Bedeutungsfeld des Wandels, der Veränderung oder der Verbesserung: So setzt z.B. eine Passage der Digesten die Innovation in eine Gegenposition zur Tradition, wobei erstere positiv konnotiert ist: Ateius Capito in his, quae ei tradita fuerant, perseverabat; Labeo ingenii qualitate et fiducia doctrinae, qui et ceteris operibus sapientiae operam dederat, plurima innovare instituit (Dig. 1,2,2,47). Eine wichtige Rolle spielt der Begriff dann auch im Christentum, doch ist dies an dieser Stelle nicht relevant, vgl. TLL VII 1, 1716, lin. 31 – 1719, lin. 35, s. a. D’Angour 2011, 66–70 mit einem kurzen Überblick über die griechischen Pendants aus dem Bedeutungsfeld der Innovation. Bemerkenswert ist eine Passage aus dem Peloponnesischen Krieg des Thukydides: Eine korinthische Gesandtschaft berichtete den Spartanern über einige Qualitäten der Athener, darunter: οἱ μέν γε νεωτεροποιοὶ καὶ ἐπινοῆσαι ὀξεῖς (Thuk. 1,70,2). J.M. Dent übersetzt dies in seiner Ausgabe mit „The Athenians were addicted to innovation“. In der Antike galt das Interesse an Neuem nach Dent als bedrohliche Eigenschaft, die gleichzeitig jedoch auch als taktischer Vorteil angesehen wurde. Torrence, van der Leeuw 1989, 3 betonen ebenfalls diesen Prozessgedanken, bringen ihn jedoch vor allem in einen engen Zusammenhang mit technischem Fortschritt. 25 Rogers 1962 (hier: 281). Auch wenn Rogers für unterschiedlich Fachbereiche stark rezipiert wurde, ist zu beachten, dass seine Theorie sich vor allem auf die Übernahme von Technologie bezieht (13).

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te. Er definierte nicht nur, von welchen Faktoren die Adaption einer Innovation abhängt, sondern auch, wie der Entscheidungsprozess für oder gegen eine bestimmte Innovation abläuft: So wirkten sich etwa Relative Advantage, Compatibility, Complexity, Trialability und Observability auf die erfolgreiche Übernahme einer Innovation aus, ob also eine Gesellschaft davon einen Vorteil hat, inwiefern sich die Innovation mit ihren jeweiligen kulturellen Codes vereinbaren lässt, wie hoch der technische Anspruch war und ob sie test- oder beobachtbar ist. 26 Der Begriff der Innovation ist speziell in der Alten Geschichte bereits länger präsent: Moses Finley untersuchte in den 1960ern den Zusammenhang zwischen technischer Innovation und wirtschaftlichem Fortschritt aus ökonomischer Perspektive und kam dabei zu dem lange Zeit prägenden Ergebnis, es habe in der Antiken Welt generell kaum Innovation gegeben. 27 Vor allem der Sammelband von Sander Ernst van der Leeuw und Robin Torrence stellte 1989 einen breit angelegten Gegenentwurf dar, in dem die Autoren nicht nur mehrere Erklärungsansätze in Bezug auf Innovation entwickelten, sondern dies auch in einer Vielzahl von Aufsätzen konkretisierten. Der Zugriff blieb jedoch hauptsächlich auf den technisch-archäologischen Aspekt begrenzt. Zudem ist der Band dem damals in Großbritannien aktuellen Methodendiskurs der beiden soziologischen Strömungen des Strukturfunktionalismus und der soziokulturellen Evolutionstheorie verhaftet, legt also einen starken Schwerpunkt auf die Frage nach und der Erklärung von gesellschaftlichem Wandel, innerhalb dessen sie die Innovation verorten. Einen weiteren Schwerpunkt des Bandes bildet die Debatte, ob nun statischer Alltag oder Veränderung als Normalzustand einer Gesellschaft anzusprechen sind. Innovationen sind dabei meist negativ konnotiert. 28 Gerade in neuerer Zeit wird der Begriff wieder verstärkt in der Forschung rezipiert. 2008 legten Felix Pirson und Ulrike Wulf-Rheidt einen Sammelband vor, der sich mit dem Zusammenhang zwischen kulturellem Austausch und technischer Innovation beschäftigte. Sie zeigten überzeugend auf, dass Architektur stets sowohl eine technische als auch eine symbolische Komponente aufweist und sich gerade in Bezug auf letztere nicht nur die Intensität des Austauschs, sondern auch der Innovationsgrad messen lässt. 29 Basie26 Rogers 1962, 83 f. Die Faktoren, die den Entscheidungsprozess für oder gegen eine Innovation beeinflussen, erfordern eine Quellendichte, die für die Antike nicht mehr vorhanden ist. Dennoch sollen sie der Vollständigkeit halber hier genannt werden: Knowledge, Persuasion, Decision, Implementation, Confirmation. 27 Finley 1965. Greene 2000 bietet eine hervorragende Zusammenfassung davon, wie stark Finley die folgende Forschung beeinflusste und gibt zudem einen guten Überblick über die Quellen, aus denen Finley seine Theorie schöpfte. Finleys Einfluss reichte in zahlreiche Nachbardisziplinen. Von den hier verwendeten Autoren sei hier insbesondere auf Moldaschl 2010, 4 verwiesen, der etwa annahm, vorkapitalistische Gesellschaften seien Innovationen generell abgeneigt. 28 Torrence, van der Leeuw 1989, 13. Der Strukturfunktionalismus fasst soziale und gesellschaftliche Systeme als relativ statische Gebilde auf, die vor allem nach Selbsterhaltung streben und Wandel bzw. Veränderung im Allgemeinen als etwas abseits der Norm ansehen, vgl. Mikl-Horke 1989, 214–227. 29 Pirson 2008, 312.

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rend auf dieser Grundannahme formulierten sie fünf Grundfragen, die sich auf die Art, die Intensität bzw. den Grad der Übernahme, die Intention, die Dauerhaftigkeit und die Verbreitung von architektonischen Innovationen konzentrierten. 30 Gerade in Bezug auf architektonische Neuheiten ist zudem interessant, mit welchem „kulturellen Code“ sie versehen werden, eine Begrifflichkeit, die im Folgenden näher definiert werden soll. 31 In den Gesellschaftswissenschaften wird der Begriff des „kulturellen Codes“ als Analyseinstrument genutzt und meist als „kollektive En- und Decodierung von menschlichen Erfahrungen, verbunden mit einer unbewussten, vielschichtigen Bedeutungsdimension“ verstanden. 32 Kulturelle Codes unterliegen zwei unabdingbaren Voraussetzungen: Sie weisen ein gewisses Maß an Offenheit und Veränderbarkeit auf, sowohl hinsichtlich der angebotenen Wahlmöglichkeiten und ihrer Durchsetzungsfähigkeit, als auch ihres Wirkungsbereiches. 33 Dies bedeutet auch, dass der kulturelle Code stets von der soziokulturellen Realität abhängt und sich damit auch mit ihr verändert. Der Code dient zwar als Vermittler von bestimmten Botschaften, Symbolen, Zeichen oder Werten, die mit ihm verbunden sind, deren Decodierung ist jedoch kontextabhängig. 34 Während diese Definition für Gesellschaftsanalysen durchaus tragbar ist, so benötigt sie in Verbindung mit Architektur noch eine konkretere Fassung. Umberto Eco hatte sich mit diesen Funktionen eines kulturellen Codes auseinandergesetzt, der folgende Kriterien erfüllen muss: Er vermittelt Zweck und Gebrauch des Bauwerks und erste Interpretationsansätze, eine Art „Ideologie“. 35 Damit hängt der kulturelle Code eines Bauwerks in einem hohen Maß von dessen Vermittlern und den Rezipienten ab, so dass seine ursprüngliche Bedeutung nicht immer erhalten bleiben muss. In dieser Bedeutungszuweisung, die eng mit der sozialen Funktion eines Bauwerks verknüpft ist, liegt die Unkontrollierbarkeit des Erfolgs einer Innovation, einem Faktum, dem im Rahmen dieser Untersuchung besondere Berücksichtigung zukommen soll. 36 2011 untersuchte Armand D’Angour das scheinbare Paradoxon, dass die Griechen in der modernen Forschung als innovative Gesellschaft gelten, selbst jedoch Wert auf Tradition und Kontinuität legten. 37 Zudem hinterfragte er, wie die Griechen Neuerungen in den verschiedensten Bereichen wahrnahmen und diese verbalisierten und bespricht dafür

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Ebd. Burmeister, Müller-Scheeßel 2013, 3 f. Jäggi 2009. 10. Ebd. 97 f. Eco 1968, 437. Dies bedeutet auch, wie bereits angemerkt wurde, dass Architektur ein Teil von soziokultureller Kommunikation sein muss. 35 Ebd. 329. 36 Burmeister, Müller-Scheeßel 2013, 3. 37 D’Angour 2011, 231 mit der Erklärung, dass es sich bei der Anbindung von Neuem an die Tradition um eine Art Bewältigungsmechanismus handle, der das Neue erklärbar und fassbar mache.

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intensiv den Umgang der Griechen mit allen Begriffen aus dem Bedeutungsfeld „neu“, „Neuheit“ etc. 38 Während seine linguistische Analyse genau und treffend ist, erfolgt jedoch, mit dem Hinweis auf die Grenzen der englischen Sprache, keine genaue Differenzierung der von ihm verwendeten Begriffe, darunter „novelty“, „innovation“ und „newness“. 39 „Innovation“ steht für D’Angour hauptsächlich mit technischen Erfindungen, modernem Konsum und marktwirtschaftlichem Wettbewerb in Verbindung, leistet also keine adäquate Beschreibung antiker Wahrnehmung. Dennoch wird der Begriff von ihm recht willkürlich für die Bezeichnung antiker Phänomene verwendet. Insbesondere der Aspekt der „competitive creativity“ der Griechen untereinander ist für ihn ein maßgebender Faktor, der Innovation hervorbringt. 40 Diese „competitive creativity“ ist für D’Angour deshalb auch die treibende Kraft, die in Athen mit Beginn des 5. Jh. v. Chr. geradezu einen Boom an Neuerungen auslöste, der mit der Musik, der Kriegstechnik, der Literatur, der Religion und dem Nahrungsmittelangebot beinahe jeden erfahrbaren Lebensbereich berührte. Dass dieser vielfältige gesellschaftliche Wandel jedoch mehrere Ursachen hatte, wird von D’Angour nicht konkretisiert. Einige, wie die Perserkriege und der daraus folgende kulturelle Austausch oder die Dominanz Athens als Seemacht werden zwar genannt, jedoch in keinen Zusammenhang gebracht. 41 Seine Monographie eignet sich damit zwar hervorragend für einen semantischen Zugriff auf die Verwendung des Innovationsbegriffes und der Wahrnehmung von Innovation im griechischen Kulturbereich, jedoch kaum für eine tiefergehende historische Analyse. Auch im Forschungsfeld der antiken Wasserbautechnik wird der Begriff „Innovation“ als Konzept verwendet: 2012 entwarf Julien Richard für seine Monographie über Brunnenhäuser einen Kriterienkatalog, um festzustellen, ob und inwiefern Brunnenbauten in Kleinasien als Innovation zu gelten haben. 42 Als „innovativ“ klassifizierte er folgende Parameter: Die Brunnenhäuser schufen einen besseren Zugang zu qualitativ hochwertigem Wasser, ermöglichten dauerhaft laufendes Wasser und bessere Speichermöglichkeiten. Eine nähere inhaltliche Definition oder Differenzierung des Innovationsbegriffs bietet er jedoch nicht. 43 Eine Synthese der vorhandenen Definitionsmöglichkeiten von Innovation aus einer interdisziplinären Perspektive heraus erschien ein nützliches Desiderat zu sein. Bereits seit 2006 ist dies das Ziel des Forschungsclusters „Innovationen: technisch, sozial“ am DAI, das die Innovation anhand verschiedener antiker Wirtschaftsbereiche (Metallurgie, 38 D’Angour 2011, 64–84 mit einem Schwerpunkt auf den Adjektiven καινός und νέος sowie deren zahlreiche Ableitungen wie zum Beispiel dem Nomen καινοτομία, das noch am ehesten mit „Innovation“ übersetzt werden kann. 39 D’Angour 2011, 6 (Begriffe). 40 Ebd. 162; 168. 41 D’Angour 2011, 216 f.; 220 (mit dem Hinweis auf die Sonderstellung Athens und der Glorifizierung der als typisch erachteten Eigenschaften Athens in der Periklesrede). 42 Richard 2012, 254. 43 Kritik an dieser Gleichsetzung von Innovation und Neuheit ohne tiefergehende methodische Reflexion übte bereits Liessmann 2000, 11.

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Wasserwirtschaft, Kriegshandwerk) untersuchte und insbesondere den Prozesscharakter, die Mehrdimensionalität und die gesellschaftliche Relevanz von Innovation in den Fokus stellte. 44 Eine erste Definition beziehungsweise theoretische Konzeptualisierung von Innovation könnte also folgendermaßen lauten: Der Begriff dient der Beschreibung eines Wandels oder Veränderungsprozesses, dem ein Moment des Neuen, noch nicht Erfahrenen anhaftet. Er hat stark relative Eigenschaften, der Blickwinkel des jeweiligen Akteurs muss also stets beachtet werden. Zudem darf die Innovation nicht nur einem kleinen Personenkreis zugänglich sein, sondern muss gesellschaftliche Relevanz haben, also eine gewisse Diffusion erfahren. Diese Diffusion bedingt, dass sich die Neuerung sowohl zeitlich als auch räumlich ausbreitet und meist zunehmend ihren innovativen Charakter verliert. 45 Zwei Aspekte sind dabei zu beachten: Eine Innovation ist ein ex-post-factum-Element, also normalerweise erst erkennbar, nachdem sie schon einen gewissen Verbreitungsgrad erfahren hat. Um ihre Wirkung und ihre Form greifen zu können, ist also sowohl der vorhergehende Zustand zu betrachten als auch die Folie, also der Alltag, beziehungsweise die gesellschaftliche und technische Norm, vor der sie entsteht. Diese Definition verleiht der Innovation eine Dimension von Dauer, gibt ihr also einen Prozesscharakter, auf den später noch einmal genauer eingegangen werden soll. Anhand dieser Definition lassen sich weitere Fragen stellen: Existieren Rahmenbedingungen, Faktoren oder Mechanismen, die eine Innovation begünstigen oder in Gang setzen? Sind diese einer bestimmten Herrschaftsform inhärent, sind also spezielle Gesellschaften innovationsfähiger als andere? Im Folgenden sollen diese Überlegungen vor allem in Bezug zur Kernfrage dieser Arbeit gesetzt werden, die sich darauf konzentriert, warum Fernwasserleitungen in der Kaiserzeit ein so hohes Maß an Diffusion in einem heterogenen Kulturraum mit unterschiedlichen geologischen und klimatischen Voraussetzungen erfuhren, welche Akteure als Träger dieser Diffusion zu definieren sind und ob dies einen tiefergehenden gesellschaftlichen und urbanistischen Wandel hervorrief. Anhand eines gleich näher zu definierenden Phasenschemas soll deutlich gemacht werden, in welchen Schritten dieser Diffusionsprozess verlief und welche Rolle der Innovationsgedanke in der weiteren Analyse spielt. Die folgenden Erläuterungen dienen dabei der Konkretisierung und Definition eines akteursgebundenen, mehrdimensionalen Innovationsprozesses, der sich detailliert zur Beschreibung und Erklärung der eben aufgeworfenen Aspekte im Römischen Reich eignet. Dieses Schema fasst einen Innovationsprozess in folgende Phasen: Invention – Transition – Akkulturation – (Diffusion) – Transformation – (Inhibition)

44 Burmeister, Müller-Scheeßl 2013. 45 Zum näheren Ablauf dieses Diffusionsprozesses vgl. Hägerstrand 1967, 133 f.; Burmeister, MüllerScheeßel 2013, 4 mit der zusätzlichen Unterscheidung zwischen sozialer und geographischer Diffusion.

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Einleitung und Methodik

Es erscheint unumgänglich, die eigentliche Erfindung (Invention) an den Anfang des Prozesses zu stellen. Diese ist zunächst vor allem technischer Natur, kann jedoch mit dem bereits erwähnten kulturellen Code, also mit bestimmten Symbolen, Wertvorstellungen oder Leitbildern verknüpft sein. Beides kann im Zuge der Transition übernommen werden, wobei deren Intensität besonders entscheidend für den gesamten Innovationsprozess ist. Bei der Transition handelt es sich um einen Austauschprozess, der von mehreren Akteursgruppen gleichermaßen getragen werden kann, die sich in einem bewussten Entscheidungsprozess für oder gegen diesen Austausch oder Elemente davon aussprechen können. Damit wird der Begriff der Transition reziprok verwendet, es ist also davon auszugehen, dass die beiden Gruppen während des Austausches der Invention aufeinander einwirken. Damit steht der Schritt der Akkulturation in enger Verbindung. Die Akkulturation soll als Moment definiert werden, in dem „Gruppen von Individuen unterschiedlicher Kulturen in kontinuierlichen, unmittelbaren Kontakt kommen (….) Diese Veränderungen können durch Rezeption von fremden Elementen erfolgen, sie können sich aber auch darin manifestieren, dass als Reaktion auf Kulturkontakte die eigenen Traditionen neue Formen annehmen bzw. in anderer Weise wahrgenommen und präsentiert werden.“ 46 Der Grad der Akkulturation entscheidet also gesellschaftswirksam darüber, ob die Invention übernommen und in eigene soziokulturelle Traditionen eingegliedert oder die fremde Symbolsprache nicht umgedeutet, sondern vollständig integriert wird. Erst wenn die Invention wahrgenommen und integrativ oder abwehrend mit bereits vorhandenen kulturellen, politischen oder technischen Praktiken abgeglichen wird, kann der Diffusionsprozess einsetzen. Auch der Erfolg des Diffusionsprozesses ist in einem hohen Maß von den jeweiligen Akteuren und deren Bereitschaft, die errungene Invention zu verbreiten, abhängig, er kann also nicht automatisch erfolgen. Auch an dieser Stelle lassen sich wieder beide Eigenschaften der Invention untersuchen: Setzt die Diffusion ein, weil ein bautechnisches oder architektonisches Detail der Invention als besonders innovativ gilt, oder steht der kulturelle Code im Vordergrund, verbreiten sich also spezielle Bauformen, weil sie als Symbol für einen bestimmten Lebensstil oder andere Wertvorstellungen stehen? Die Akkulturation einer Invention zeitigt, unabhängig vom Grad ihrer Übernahme 47 direkte, erfahrbare Folgen für die jeweilige Gruppe und deren Umwelt. Dies kann sich sowohl auf einzelne Bauwerke, als auch auf völlig neue Gesellschaftsstrukturen beziehen, die durch die Übernahme der Invention entstanden sind. Diese Phase führt zur Transformation der Personen und Objekte, die dem Innovationsprozess unterworfen sind. Dieser Wandel ist, gerade wenn er sich auf Gesellschafts- oder Lebensformen bezieht, nur noch schwer oder gar nicht mehr rückgängig zu machen. Während der Innovationsprozess bis zu diesem Zeitpunkt ein hohes Maß an Volatilität aufwies, ändert sich dies in der letzten Phase der Inhibition oder Verstetigung. Die Invention kann ihren innovativen Charakter verlieren, wird also vollständig in die bestehende Kultur integriert und als etwas Eigenes, Selbstverständliches interpretiert. Der Diffusionsprozess kann chronologisch bedingt enden, ihm sind jedoch auch geographische Grenzen gesetzt. Diese Grenzen zeichnen 46 Meyer 2007, 10. 47 Zu den verschiedenen Graden der Übernahme vgl. Pirson 2008, 313 f.

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Hinführung und Methodik: Eine Theorie der Innovation

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sich dadurch aus, dass die Inhibition einsetzt, bestimmte Akteursgruppen sich also einer Übernahme der Invention verweigern. Da der Erfolg des Innovationsprozesses gemäß dieses Phasenschemas stark von seiner Diffusion abhängt, kann die Inhibition erst an seinem Ende erfolgen, denn ihr direktes Einsetzen noch vor der Diffusion würde den Prozess zunichte machen. Die Diffusion und die Inhibition sind im oben stehenden Schema deshalb in Klammern gesetzt, weil das Innovationsphasenschema zwei Perspektiven abdecken soll: Die Makro- und die Mikroperspektive. Die Mikroperspektive soll sich innerhalb dieser Arbeit auf eine einzelne Polis beziehen: Das Phasenschema soll deutlich machen, welche Faktoren notwendig sind, um eine erfolgreiche Transition zu gewährleisten, und welche Folgen diese nach sich zieht, wie sich also Akkulturations- und Transformationsprozesse in einer Stadt äußern. Für die Makroperspektive, die sich auf den geographischen Schwerpunkt der Arbeit, nämlich Kleinasien beziehen soll, sind die Diffusion und die Inhibition zusätzlich entscheidend, die deshalb nur dort Berücksichtigung finden sollen. Es ist zu überlegen, wie der Innovationsprozess in Kleinasien ablief und ob sich auch aus der Makroperspektive Akkulturations- und Transitionsprozesse erkennen lassen. Dementsprechend spielt auch die Inhibition nur aus dieser Perspektive heraus eine Rolle, denn sie ist die konkrete Reaktion und Grenze auf und für den beschriebenen Innovationsprozess. Das Phasenschema weist gegenüber anderen Modellen mehrere Vorteile auf. Es verhindert eine technisch bedingte Engführung der Innovation, indem es neben der ökonomisch-technischen Komponente zwei soziokulturelle Kategorien enthält, den Aspekt der Transition und den Aspekt der Akkulturation. Diese Punkte sind bereits deshalb innovationsimmanent, weil sie entscheidend sind für den Erfolg einer Erfindung und gleichzeitig die Wirkung des Innovationsträgers auf die Gesellschaft beschreiben, also optimalerweise deren Reaktion und deren konstitutionellen Wandel fassbar machen. Zudem fasst dieses Modell externe Rahmenbedingungen, die ab einem gewissen Punkt auch darüber entscheiden, ob der Diffusionsprozess einsetzt oder nicht. Sie sind damit die Grundlage für die Innovationsfähigkeit einer bestimmten Gesellschaft. Und schließlich ermöglicht dieses Phasenschema einen mehrdimensionalen Zugriff 48, also die Erklärung der Auswirkungen von Fernwasserleitungen auf die verschiedensten gesellschaftlichen Bereiche. Der Akteursbezug erschließt und personalisiert die vorhandenen Handlungsfelder und macht deutlich, dass der Innovationsprozess nicht strikt kausal ablief, sondern in Teilen von den Entscheidungen dieser Akteure abhing. Das Phasenschema selbst lässt dabei auch eine Berücksichtigung regionaler Besonderheiten zu, da die Akteure unterschiedlich gewichtet werden können. Dies ist für die gleich näher zu besprechenden geographischen Schwerpunkte der Arbeit von besonderer Bedeutung. Zunächst steht als Untersuchungsgegenstand das kaiserzeitliche Kleinasien im Zentrum der Analyse. Dies liegt darin begründet, dass die antike Türkei einem breiten Spektrum an geographischen und klimatischen Einflüssen unterliegt, die den Bau von komplexer Wasserinfrastruktur beein48 Postuliert bereits von Torrence, van der Leeuw 1989, 306; ebenso Burmeister, Müller-Scheeßel 2013.

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Einleitung und Methodik

flussen können. Darüber hinaus weist Kleinasien bereits vor dem Zugriff der Römer eine außergewöhnliche soziokulturelle Diversität und ein hohes Maß an Urbanisierung auf. Dank einer dichten und diversen Quellenlage lassen sich die oben definierten Schritte des Innovationsphasenschemas deshalb insbesondere anhand der Interaktion von Kleinasien und Rom detail- und erkenntnisreich demonstrieren. Und schließlich lässt sich gerade im Vergleich mit anderen Regionen herausarbeiten, ob die oben genannten Punkte dafür sorgten, dass sich in Kleinasien eine besondere Form der Wasserkultur entwickelte. Im Folgenden soll das beschriebene Phasenschema nun konkret auf den Untersuchungsgegenstand der Arbeit, die kaiserzeitlichen Fernwasserleitungen, angewandt werden, um seine Relevanz für die aufgeworfenen Analysebenen deutlich zu machen. 49 Wassertechnologie bildete sich in allen antiken Hochkulturen spezialisiert heraus. Auch für die frühe griechische Welt lassen sich erste Ansätze für eine leitungsgestützte Technologie erkennen, die aus technischer Perspektive kaum nennenswerte Unterschiede aufwies. Auch das römische Italien zählt zu den frühen Keimzellen dieser Technologie. Es muss also analysiert werden, ob mit der Eroberung Kleinasiens durch die Römer ein technischer Transitionsprozess in Gang gebracht wurde und auf welche Bereiche sich dieser Prozess noch erstreckte. Wie bereits angemerkt, ist die Verbreitung von Fernwasserleitungen ein nahezu ausschließlich kaiserzeitliches Phänomen. Dies ist bemerkenswert und wirft die Frage auf, ob dieser Befund mit besonderen Spezifika der römischen Gesellschaft in Verbindung zu bringen ist oder ob andere Faktoren eine Rolle spielten. Offensichtlich wies die Kaiserzeit bestimmte Merkmale auf oder generierte die erforderlichen Rahmenbedingungen, um den Diffusionsprozess in Gang zu bringen. Diese Bedingungen mussten dabei nicht unbedingt zur Gänze Teil der römischen Gesellschaft sein oder intentional von ihr hervorgebracht worden sein, sondern konnten auch das Ergebnis eines langfristigen, nicht bewusst gesteuerten Prozesses sein. Es ist also zu analysieren, welche Rahmenbedingungen notwendig für den Beginn der Diffusion waren. Denkbar ist etwa, dass in Kleinasien bestimmte Voraussetzungen für den Bau einer Fernwasserleitung fehlten. Spielten dabei fehlende politische, soziokulturelle oder gesellschaftliche Voraussetzungen eine Rolle? Oder hing diese Verzögerung mit dem kulturellen Code zusammen, der von den relevanten Akteursgruppen abgelehnt wurde? Wie also reagierten die Akteure im Rahmen des Akkulturationsprozesses auf den Bautypus der kaiserzeitlich-römischen „Fernwasserleitung“ und seine Symbolsprache? Die Fernwasserleitungen trugen jedoch nicht nur auf einer rein technischen Ebene zu großen Veränderungen im Bereich des Wasserdargebots bei, sondern setzten auch vielfältigen Wandel in Gang. Gerade im Feld der Wasserforschung werden zur Beschreibung dieses Phänomens Schlagwörter wie „Romanisierung“, „Urbanisierung“, „Baupolitik usw.“ bemüht. Innerhalb dieser Themenfelder, die gerne auch miteinander verknüpft werden, bewegt sich auch die Aquäduktforschung im Allgemeinen. Im Rahmen des eingeführten 49 S. das folgende Kapitel 1.2 für die genaue Verortung der genannten Themenbereiche innerhalb des Buches.

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Hinführung und Methodik: Eine Theorie der Innovation

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Phasenschemas sind sie Ausdruck des Akkulturations- und des Transformationsprozesses. Ganz allgemein soll gefragt werden, in welchen Bereichen die Fernwasserleitungen einen Wandel bewirkten, etwa wirtschaftlich, politisch, juristisch oder soziokulturell und wie sich dies in den literarischen Quellen niederschlägt. Beeinflussten die Leitungen darüber hinaus alte, traditionelle Handlungs- und Lebensweisen, also etwa den Umgang mit der Ressource Wasser, seine Wertschätzung und seine Verwendung? Riefen sie eine neue öffentliche Wahrnehmung und, damit verbunden, einen neuen Anspruch an die Verfügbarkeit von Wasser hervor? 50 Hat die Invention einen gewissen Verbreitungsgrad erfahren, wird sie in den Alltag integriert und verliert damit langsam ihren innovativen Charakter. Es soll deshalb untersucht werden, ob die Versorgung durch Wasserleitungen, die meist eine große Menge Wasser zu Verfügung stellten, ab einem bestimmten Zeitpunkt als etwas Selbstverständliches wahrgenommen wurde. Daran knüpft die Frage an, ob die zu untersuchenden Poleis eine zunehmende Abhängigkeit von diesen Leitungen entwickelten, es sich dabei also um einen unumkehrbaren Transformationsprozess handelte. Neben diesen Kategorien existiert im Rahmen der Innovationsforschung noch eine letzte, die sich am Besten mit dem Begriff der „Inhibition“ oder „Opposition“ fassen lässt. 51 Gab es, konkret gefragt, Faktoren oder Mechanismen, die eine Übernahme der Fernwasserleitungen durch eine Stadt, eine Region oder eine Personengruppe verhinderten? Und galt diese ablehnende Haltung dem Bautypus „Aquädukt“ oder seinem kulturellen Code? Hier lohnen sich ein Blick in die römische Grenzregion Jordanien, insbesondere in die nabatäische Stadt Petra sowie ein kurzer Streifzug in den Bereich jüdischer Badekultur. Wie bereits einleitend erwähnt, soll Innovation nicht als statisches Phänomen begriffen werden, sondern als Prozess. Der Prozessbegriff soll an dieser Stelle dabei in einer chronologischen und einer geographischen Dimension gefasst werden. Träger von Prozessen und von Innovation – und damit von gesellschaftlichem Wandel – können nur Akteure sein. 52 Nur deren klare Unterscheidung und ihre Zuordnung zu übergeordneten Gruppen lässt ihre Beteiligung am Bau von Fernwasserleitungen klar hervortreten. Gerade in der modernen Forschung ist dies bis jetzt nicht trennscharf erfolgt. So nennt Brenda Longfellow in ihrer Monographie über Brunnenhäuser die Stadt Ephesos als Paradebeispiel für bürgerliches Engagement im Bausektor, verbindet dies jedoch gleichzeitig mit der Bauförderung 50 Interessant ist an dieser Stelle auch die Frage, wer diese Symbolsprache kodifiziert hatte und wer sie übernahm. Nach Burmeister, Müller-Scheeßel 2013, 3 war dies vor allem die soziale Elite. Ihrer Meinung nach haben jedoch auch Außenseiter ein hohes Innovationspotential. Diese Unterscheidung ist konkret etwa in Bezug auf Ephesos relevant, dessen erste Leitungen vom Kaiser und zugewanderten Italikern gebaut wurden, also nicht von den Ephesiern selbst. 51 Moldaschl 2010, 7 f. 52 Deutsch 1985, 20. Die Prämisse von Akteuren oder Akteursgruppen als Träger von gesellschaftlichem Wandel ist in der Soziologie fest verankert, vgl. Maurer 2011. Betrachtet man die Verbreitung von Wassertechnologie im Nahen Osten, so ist dort etwa König Herodes deutlich als der entscheidende Akteur auszumachen, vgl. Kamash 2010, 119. In Kleinasien sind mehrere handlungsentscheidende Akteure zu erkennen, die eine genaue Abgrenzung voneinander erfordern.

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Einleitung und Methodik

der kaiserlichen Verwaltung – explizit ohne den Kaiser. 53 Der Verwaltungsstab, genauer gesagt der Statthalter und sein Gefolge, gehören jedoch vielmehr zur kaiserlichen Sphäre und sind sicherlich nicht dem Handlungs- und Motivationsspektrum lokaler Euergeten und Politiker zuzurechnen. Im Rahmen dieser Arbeit sind folgende Akteure als Innovationsträger zu definieren: Der Kaiser und die Statthalter als Repräsentanten Roms und der römischen Verwaltung; die Städte und ihre Magistrate; und schließlich, als dritte Gruppe, die Euergeten, die noch einmal anhand der Art ihrer Stiftung zu differenzieren sind. Die Akteure sind deshalb besonders relevant, weil ihnen an einigen Punkten des Phasenschemas die Rolle des Entscheidungsträgers zugewiesen wird. Dadurch kommt der Motivation und den Gründen, warum sich einzelne Akteure für den Bau von Fernwasserleitungen engagierten und wie sie diese artikulierten, eine entscheidende Rolle zu. Da im Rahmen dieser Arbeit vor allem der Prozesscharakter im Vordergrund stehen soll, beschränkt sich der Untersuchungszeitraum auf die Kaiserzeit; die Spätantike wird an einigen Stellen miteinbezogen, jedoch nicht in ihrer Gänze beleuchtet.

1.2

Kapitelüberblick und Fragestellung

Nach diesen einleitenden methodischen und theoretischen Überlegungen soll der eingeführte Innovationsprozess nun anhand eines Kapitelüberblicks zur Anwendung gebracht werden. Die verdichtete Formulierung der Kernfragen dieses Buches am Schluss des Kapitels soll den Zusammenhang zwischen Theorie, Analyseebenen und Gliederung noch einmal konkretisieren. Die Inschriften überliefern eine Vielzahl an Termini aus dem Bereich der Wasserin­ frastruktur, die teils schon in archaischer und klassischer Zeit bekannt sind, teils im Hellenismus gleichzeitig mit dem Aufkommen von Fernwasserleitungen geprägt wurden, teils jedoch erst in der Kaiserzeit nach dem Kontakt mit der römischen Technologie und der lateinischen Sprache entstanden sind. Eine Besonderheit der griechischen Begriffe ist nicht nur ihre Vielfalt, sondern auf den ersten Blick zunächst auch eine scheinbar willkürliche Bezeichnung ähnlicher Bauwerke mit völlig unterschiedlichen Begriffen. Ziel des zweiten Kapitels ist es zunächst, die Begriffe für Fernwasserleitungen und ihre Sekundärbauten, wie Brunnen und Nymphaeen, genau zu analysieren und sowohl regionale als auch chronologische Entwicklungen im Blick zu behalten. Welche Begriffe kannte das Griechische für Wasserbauten und lassen sich diese bestimmten Bedeutungsfeldern zuweisen oder in eine chronologische Reihenfolge bringen? Spiegelt die Sprache also den technischen Innovationsprozess wider und damit die Notwendigkeit, für neue Technologien auch neue Worte finden zu müssen, wie Armand D’Angour dies für das Themenfeld des „Neuen“ analysiert hat? 54

53 Longfellow 2011, 209. 54 D’Angour 2011.

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Kapitelüberblick und Fragestellung

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Der sprachlichen ist im zweiten Teil des Kapitels eine technische Analyse an die Seite zu stellen. Zunächst ist grundsätzlich zu definieren, aus welchen technischen Elementen eine Fernwasserleitung bestand und welche Unterschiede zwischen griechischen und römischen Leitungssystemen zu finden sind. Dadurch lässt sich nicht nur ein Wissens- oder Techniktransfer feststellen, sondern auch ein möglicher technischer Fortschritt untersuchen. Insbesondere die Endabnehmer sind genau zu unterscheiden, um zu erkennen, ob das Wasser nach bestimmten, eventuell hierarchischen, sozialen oder wirtschaftspolitischen Kriterien in der Stadt weiterverteilt wurde. Die Endabnehmer sind auch deshalb von besonderer Relevanz, weil sie einen detaillierten Einblick in die Verwendung des Wassers und damit in die Motivation der potentiellen Bauherren geben. Für den Bau einer Leitung war nicht nur ein hohes Maß an vorhergehender Planung nötig, sondern auch eine Vielzahl an hochspezialisiertem Personal erforderlich. Einige wenige Inschriften überliefern Berufe und Aufgaben dieser Ingenieure und Architekten, so dass sich nicht nur ein Vergleich mit dem stadtrömischen Personal anbietet, sondern auch einige Rückschlüsse auf den sozialen Status dieses Personenkreises möglich sind. Während die Personalkosten fast gar nicht mehr bekannt sind, so lässt sich zumindest noch einiges über die tatsächlichen Baukosten herausfinden. Die Kosten sollen zunächst mit den bekannten stadtrömischen Zahlen verglichen werden und anschließend vor allem dahingehend hinterfragt werden, wie repräsentativ die Kosten für die stadtrömischen Leitungen sind und welche Faktoren die oft dreistelligen Millionenbeträge bedingten. Dies ist für die weitere Analyse von hoher Bedeutung, weil die angeblich hohen Kosten stets ins Feld geführt werden, um das Engagement der einzelnen Akteure zu begründen. Zwar lohnt es sich, einen insgesamt überregionalen Blick beizubehalten, doch muss darüber hinaus dennoch auf Kleinasiens regionale, geologische und hydrologische Besonderheiten Rücksicht genommen werden. Die kleinasiatische Landschaft zeichnet sich nicht nur durch ein vielfältiges Bodenrelief, sondern auch durch verschiedene Klimazonen aus, die einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf den Bau von Fernwasserleitungen ausübten. Es soll gefragt werden, ob diese Klimafaktoren einen Einfluss auf den Bau von Fernwasserleitungen hatten, ob also zwischen natürlichem Wasserdargebot und Leitung ein Zusammenhang besteht. Eine weitere kleinasiatische Besonderheit sind die zahlreichen Erdbeben, die die Leitungen schwer beschädigen oder sogar funktionsunfähig machen konnten. Die Strategien der Ingenieure, mit diesen Erdbeben umzugehen, sind zahlreich und zeugen von der Anpassungsfähigkeit und Innovativität der Bauherren. Diesen allgemeinen Überlegungen soll eine Analyse der archaischen, klassischen und hellenistischen Leitungen in Griechenland und Kleinasien folgen. (Kapitel 3) Dies dient vor allem dazu, die Ausgangssituation zu erfassen, um den daran anknüpfenden Innovationsprozess deutlich machen zu können. Ein kurzer Blick in die Archaik und Klassik dient einer ersten Bestandsaufnahme: Welche Akteure bauten Leitungen, wie verbreitet waren sie und welchem Zweck dienten sie? In Kleinasien erscheint gerade der archäologische Befund zunächst sehr disparat. Nur wenige Leitungen lassen sich anhand ihrer Bausubstanz zuverlässig datieren. Frühe Inschriften aus dem Wasserbau existieren fast gar nicht. Zu fragen ist, ob sich die hellenistischen Könige nach dieser Befundlage im Wasserbau engagierten und ob sich dies anhand der Überlieferungssituation rekonstru-

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Einleitung und Methodik

ieren lässt. Dieses Kapitel verschafft damit einen Überblick über die vorhandene Wasserbautechnologie und ihre Verbreitung am Ende der hellenistischen Zeit. Dies ist umso wichtiger, da das vierte Kapitel den zweiten Schritt des Innovationsphasenschemas, die Transitionsphase, in den Blick nehmen wird. Es ist konkret zu fragen, ob und in welcher Intensität Rom, das Zentrum der kaiserzeitlichen Wasserbaukultur, technisches, juristisches oder verwaltungstechnisches Know-How exportierte und inwiefern andere Provinzen ihrerseits Einfluss auf die genannten Bereiche nahmen. Abschließend ist mithilfe eines konkreten Fallbeispiels – den beiden größten bekannten Bleisiphons im italischen Alatri und in Pergamon – zu untersuchen, wie sich die Mechanismen des Technik- und Wissenstransfers vollzogen und wie sich dieser Prozess nicht nur epigraphisch in der Suche nach neuen Fachtermini, sondern auch technisch in der Suche nach einem optimalen Siphon niederschlug. Damit fasst dieses Kapitel die technische Entwicklung und Optimierung einer Fernwasserleitung kaiserzeitlichen Typs, wie er im gesamten römischen Reich zur Anwendung kam. Nicht nur die Mechanismen dieses Techniktransfers sind von Interesse: Im Zentrum dieser Arbeit (Kapitel 5) stehen vor allem die relevanten Akteure und ihre Beteiligung an der Verbreitung von Fernwasserleitungen. Wie einleitend erwähnt, gilt in der modernen Forschung die Vorstellung, dass Bauwerke stets mit einem kulturellen Code versehen waren. In einem ersten Teil sind deshalb zunächst die mit den Fernwasserleitungen verbundenen politischen und kulturellen Implikationen näher zu betrachten, wie sie in den literarischen Quellen in großer Vielfalt erscheinen. Dieser kulturelle Code gilt zunächst als akteursunabhängig, da er von allen Akteuren gleichermaßen in verschiedener Ausprägung und Form verwendet wurde, um ihr bauliches Engagement zu begründen. Zudem, so wird später zu zeigen sein, war der kulturelle Code überregional gültig, er wurde, mit unterschiedlichen Ausprägungen, überall im römischen Reich zur Beschreibung und Klassifizierung von Aquädukten genutzt. Im Anschluss daran wird der Fokus des fünften Kapitels schließlich auf Kleinasien, das Kerngebiet der zu untersuchenden Quellen, verengt. Die Gründe, warum verschiedene Akteure Fernwasserleitungen bauten, sind bereits in einigen Publikationen verstreut und meist recht oberflächlich diskutiert worden: Lutgarde Vandeput stellte jüngst ein kaiserlich gesteuertes Bauprogramm neben städtisches Engagement, lokale Identität neben den Ausdruck von Romanisierung, euergetische Selbstdarstellung neben städtischen Konkurrenzkampf. 55 Die unverbundene Aneinanderreihung verschiedener Akteure und deren Motivationen lässt jedoch kaum differenzierte Aussagen über deren Gewichtung und Relevanz für den Fernwasserleitungsbau zu. Die Akteure werden meist mit spezifischen Forschungs- und Problemfeldern in Verbindung gebracht. In Bezug auf die Kaiser ist vor allem zur Frage der Baupolitik und der damit verbundenen Herrschaftsideologie Stellung zu nehmen. Es soll gefragt werden, wann die Kaiser im Wasserbau aktiv wurden und ob sie in Kleinasien gerade für den Diffusionsprozess eine Rolle spielten. Die Euergeten sollen vor allem bezüglich ihres Stiftungsrepertoires untersucht werden. Sie gelten schon aufgrund der Menge der erhal55 Vandeput 2017, 149 f.

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Kapitelüberblick und Fragestellung

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tenen Inschriften meist als die entscheidende Akteursgruppe, die sich stark im Fernwasserleitungsbau engagierte. Betrachtet man den letzten Akteur, die Stadt selbst, sind die Problemfelder völlig anders gelagert. Zunächst sind die Städte die Gruppe, die epigraphisch am seltensten dokumentiert ist, den literarischen Quellen kommt also ein ungleich höherer Stellenwert zu. Diesen Quellen, allen voran Plinius und seinen Klagen über die finanzielle Misswirtschaft der kleinasiatischen Städte – verdanken die Poleis forschungsgeschichtlich gesehen ein äußerst negative Bild. Zwei Punkte soll innerhalb dieses Kapitels gesondert untersucht werden: Wie finanzierten die Städte Fernwasserleitungen? Und zu welchem Zweck wurden Aquädukte gebaut? Dienten sie als Grundversorger und galten als kommunale Pflichtaufgabe oder wurden sie als repräsentativer Bau im städtischen Konkurrenzkampf genutzt? Abschließend ist zu fragen, welcher Akteur nun hauptsächlich für die öffentliche Infrastruktur verantwortlich zeichnete. Im folgenden sechsten Kapitel soll untersucht werden, ob der Bau von Fernwasserleitungen der Romanisierung der städtischen Kultur diente oder ob die Poleis die Wasser­ infrastruktur in ihre Repräsentation und ihre Identität überführten. Es lohnt sich, diese Fragestellung innerhalb eines überregionalen Rahmens zu analysieren, um diesen Prozess auch für andere Provinzen fruchtbar zu machen. Die Fernwasserleitungen bewirkten nicht auf auf städtischer Ebene, sondern auch auf provinzieller Ebene Veränderungen, die in einigen Punkten unumkehrbar waren. Diese Transformationsphase steht im Zentrum des siebten Kapitels. Auf städtischer Ebene soll nicht nur die Veränderung und bewusste Gestaltung des urbanen Raumes untersucht werden, sondern vor allem hinterfragt werden, wie das gewandelte Wasserangebot einen Einfluss auf die städtische Lebensqualität und das urbane Lebensgefühl ausübte. Aus der Makroperspektive betrachtet ist vor allem das Schlagwort der Urbanisierung relevant, das anhand folgender Fragen näher betrachtet werden soll: Ermöglichten die Aquädukte den Bau neuer Städte in vormals ariden Gebieten? Expandierten vorhandene Städte dank der Leitungen oder verlegten sie ihren Siedlungsschwerpunkt? Zu fragen ist darüber hinaus auch, ob neben der geographischen Lage und verschiedenen Umwelteinflüssen auch der politische Status einer Stadt beim Bau von Wasserinfrastruktur eine Rolle spielte. Janet DeLaine brachte den Bau von Thermen insbesondere mit der Gründung von neuen Kolonien (etwa Xanthen) und der Statuserhöhung einer Stadt in Verbindung. 56 Und auch Roger J.A. Wilson beobachtete auf Sizilien, dass fast nur Städte mit colonia-Status wie Catania, Termini Imerese, Taormina und Lilybaeum über Leitungen verfügten.. 57 Poleis bestanden nicht nur aus dem städtischen Zentrum, sondern auch aus ihrer Chora, die die Fernwasserleitungen auf ihrem Weg durchqueren mussten. Daran anschließend ist zu überlegen, ob die Fernwasserleitungen auch eine neue Form von überregionaler Raumwahrnehmung mit sich brachten: Hoben sie ehemals hart umkämpfte Stadtgrenzen auf, indem sie durch mehrere städtische Territorien verliefen? Und war dieser interstädtische Leitungsbau organisatorisch überhaupt möglich?

56 DeLaine 1999, 274. 57 Wilson 2001, 18.

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Einleitung und Methodik

Fernwasserleitungen mochten ein relativ weit verbreitetes urbanistisches Phänomen gewesen sein – dennoch gelang es nicht jeder Stadt, sich diesem Trend anzuschließen. Dabei konnten verschiedene Gründe eine Rolle spielen, etwa nicht ausreichende finanzielle Ressourcen, eine ungünstige Lage, politische oder gar kulturelle oder religiöse Bedenken. Es soll also abschließend gefragt werden, welche Städte keine Fernwasserleitung bauten und welche Gründe hinter dieser Ablehnung standen. (Kapitel 8) All die genannten Fragen und Theorien sollen abschließend (Kapitel 9) im Begriff der „kleinasiatischen Wasserkultur“ gebündelt werden. Zunächst sind die von Edward Gibbon und Karl August Wittfogel eingeführten Thesen von dem Zusammenhang zwischen politischer Herrschaft und Wasserinfrastrukturbau zu überprüfen. Gibbon und Wittfogel interessierten sich insbesondere für den Zusammenhang zwischen der Verfasstheit einer Gesellschaft und ihrer Fähigkeit zum Bau komplexer Wasserinfrastruktur. Für sie war eine autoritäre, zentral gesteuerte Herrschaft in Zusammenarbeit mit einer gut organisierten Verwaltung grundlegend. Es lässt sich jedoch nicht nur nach der notwendigen politischen Voraussetzung für den Bau einer Wasserleitung fragen, sondern umgekehrt auch nach der Wirkung solcher Großbauten auf bereits bestehende politische Machstrukturen. Diese Analyse bewegt sich damit im Spannungsfeld zwischen römischer Herrschaft und bereits existierender urbaner Kultur, innerhalb dessen die Akteure und ihre jeweilige Handlungsmotivation verortet werden müssen. Diese Ergebnisse sind schließlich in das eingeführte Innovationsphasenschema zu integrieren, das neben diesen Faktoren auch äußere Rahmenbedingungen, Austauschprozesse, chronologische und geographische Elemente sowie die Akteure selbst berücksichtigt. Damit bietet das Phasenschema einen umfassenden Erklärungsansatz für die Verbreitung von Fernwasserleitungen in Kleinasien mit all seinen Implikationen und seinem innovativen Einfluss auf gesellschaftliche, wirtschaftliche, juristische, verwaltungstechnische, strukturelle, technische und soziokulturelle Prozesse. Zusammengefasst stehen folgende Fragen und Überlegungen im Zentrum der Arbeit: 1. W arum waren Aquädukte als Wasserinfrastrukturtyp so erfolgreich, dass sie im gesamten römischen Reich adaptiert und gebaut wurden, obwohl sie hohe Ansprüche an Finanzierung, Personal und technisches Wissen stellten und diese Ressourcen auch dauerhaft banden? 2. War diese Verbreitung ein zentral gesteuerter Prozess oder geschah sie dezentral? 3. Welche Akteursgruppen waren für den Bau der Leitungen und ihrer Anschlussbauten verantwortlich und welche Gründe bemühten sie, bzw. welche gemeinsamen Werte/ Normen evozierten sie, um ihr Engagement zu rechtfertigen? 4. Aus welchen Elementen setzt sich der kulturelle Code der Aquädukte damit zusammen? Wie wurde dieser genutzt, um Fernwasserleitungen im oben beschriebenen Spannungsfeld zwischen römischem Imperialismus und städtischer Kultur einzuordnen? 5. Welchen Einfluss übte diese Bereitstellung von Wasser in vorher nie gekannter Quantität und Qualität auf die Städte und ihre Bewohner aus? Lassen sich also mikro- und

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Kapitelüberblick und Fragestellung

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makroregionale Veränderungen in Form verstärkter Urbanisierung oder eines anderen Umgangs mit der Ressource Wasser beobeachten? 6. Und schließlich: Lassen sich diese Prozesse als innovativ im Sinne der bereits eingeführten Definition klassifizieren und welche Lebensbereiche betraf dieser Innovationsprozess? Aus methodischer Perspektive versteht sich diese Arbeit auf mehreren Ebenen als Synthese. Inhaltlich lässt sich der Großteil der eben aufgeführten Fragen kaum ohne einen überregionalen Zugriff beantworten. Dazu gehören insbesondere die skizzierten Forschungsfelder der Mechanismen und Folgen interkulturellen Dialogs und Kontaktes, zu denen etwa der kulturelle Code zählt, die Frage nach der Relevanz bestimmter Akteure oder Überlegungen zur Funktionsweise antiker Städte. Ein Großteil von Wasserbautechnik, Recht und Verwaltung wurden zudem in Rom und Italien entwickelt, so dass deren Einfluss auf Kleinasien detailliert untersucht werden kann. Durch die teilweise allgemeingültige Fragestellung nach der Verbreitung von Fernwasserleitungen will diese Arbeit bewusst einen interdisziplinären und überregionalen Beitrag zu verschiedenen Fragen leisten, die im Rahmen von Einzelstudien bereits aufgeworfen worden sind, jedoch bis jetzt noch nicht übergreifend beantwortet wurden. Ein überregionaler Blick ist schon aufgrund der relativen Uniformität der Wasserleitungen und damit dieser Form der Wasserversorgung im gesamten Römischen Reich geboten. Nur vor dieser Folie lässt sich überhaupt erst erkennen, welche Besonderheiten Kleinasiens Wasserkultur im Vergleich mit anderen Provinzen aufweist. Bezüglich der Wasserleitungen selbst soll die von Klaus Grewe bereits postulierte ganzheitliche Analyse zum Einsatz kommen. 58 Dies bedeutet konkret, dass Wasserleitungen insbesondere aus technischer Perspektive als Teil eines größeren Systems verstanden werden sollen. Zwar bleiben die Aquädukte im Zentrum der folgenden Untersuchung, jedoch soll stets auch der Kontext, also etwa Endabnehmer und innerstädtische Verteilung, berücksichtigt werden, um Funktion und Zweck der Leitungen noch besser zu verstehen. Dieser ganzheitliche Zugriff ist nicht zuletzt deshalb relevant, weil sich verschiedene Fragestellungen ohne ihn gar nicht beantworten lassen. So wird der Nutzen der Fernwasserleitungen etwa für die Grundversorgung einer Stadt erst dann deutlich, wenn man umgekehrt auch die innerstädtische Verteilung des Wassers auf Brunnen, Nymphaeen oder Badehäuser beobachtet.

58 Grewe 2000.

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1.3

Einleitung und Methodik

Quellenüberblick

Beschäftigt man sich mit den römischen Wasserleitungen, so ist die Quellenlage nicht nur erfreulich vielfältig, sondern teilweise sogar einzigartig: Mit der viel diskutierten Abhandlung des curator aquarum Sextus Iulius Frontinus über die stadtrömischen Wasserleitungen, gestempelten Bleirohren und chemisch analysierbaren Kalkablagerungen innerhalb der Leitungen bietet das Feld der Wasserforschung einige spezielle Quellengattungen, die zwar zusätzliche Informationen liefern, jedoch einen differenzierten Umgang erfordern. Zunächst soll ein Blick auf die erhaltenen literarischen Quellen geworfen werden, wobei der Schwerpunkt auf die wichtigsten Vertreter gelegt werden soll. Danach sind die weiteren Quellengattungen, wie Münzen, Bleirohre und der archäologische Befund, zu besprechen. Abschließend ist detailliert auf die Wasserbauinschriften einzugehen, die im Zentrum der Untersuchung stehen sollen. Die verschiedenen Quellengattungen sollen dabei nicht nur vorgestellt werden, sondern auch bereits innerhalb der zu untersuchenden Themen- und methodischen Problemfelder positioniert werden.

1.3.1

Literarische Quellen

Ἄριστον μὲν ὕδωρ, schrieb schon Pindar an den Anfang seiner Ode auf Hieron von Syrakus, als dieser 476 v. Chr. eine olympische Disziplin mit seinem Rennpferd gewann. 59 So alt und facettenreich die literarische Tradition im Umgang mit dem Element „Wasser“ auch sein mag, so selten spielten Fernwasserleitungen dabei eine Rolle. Es ist kaum ein längerer, zusammenhängender Text überliefert, der sich speziell mit Aquädukten beschäftigt. Ein umso größerer Stellenwert kommt deshalb den berühmtesten Vertretern dieser Thematik, dem Architekten Vitruv und dem curator aquarum Frontinus zu. 60 Ergänzen lässt sich diese Fachliteratur mit der literarischen Gattung des Städtelobs, wie es etwa von Aelius Aristides, Libanios oder Rutilius Namatianus verfasst wurde. Und schließlich lohnt sich ein Blick in die Reiseliteratur etwa des Strabon oder des Pausanias, denn deren Erwähnung und Beschreibung von Wasserbauten gewährt einen kontextbezogenen Einblick in deren

59 Pind. O. 1,1. Pindar beginnt seine Ode mit dem Lob des Wassers als Analogie dazu, dass die Olympischen Spiele die bedeutendsten und ruhmvollsten Spiele sind. Dass Wasser eine solch bedeutende Rolle spielt, hängt wahrscheinlich mit seiner lebensnotwendigen Relevanz für den Menschen zusammen (so auch Aristot. Rhet. 1364 a, ὅτι ἡ χρῆσις ὑπερέχει…..ὅθεν λέγεται ἄριστον μὲν ὕδωρ). S. a. Race 1981 und Lewis 2020, 189–223 am Beispiel der Oden des Pindar für Akragas, in denen der homonyme Flussgott eine identitätsstiftende Rolle einnimmt. 60 Andere Themenbereiche im Zusammenhang mit Wasser, wie etwa die Bewässerung landwirtschaftlicher Flächen, schienen im literarischen Diskurs einen viel höheren Stellenwert eingenommen zu haben und wurden deshalb in der Antike deutlich intensiver besprochen, vgl. Kek 1996, 22.

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Quellenüberblick

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Wahrnehmung von den Leitungen und den Stellenwert dieser Bauten. Im Folgenden sollen die wichtigsten Autoren näher in den Blick genommen werden. 61 Kein anderes antikes Werk über die Architektur ist so umfassend überliefert wie die zehn Bücher de architectura von Marcus Vitruvius Pollio. Aus seinem Leben sind nur wenige Ereignisse mit Sicherheit bekannt, denn Vitruv gibt in seinen Werken kaum autobiographische Hinweise. 62 Einen Teil seiner Karriere absolvierte er beim Militär unter Gaius Iulius Caesar, entweder als Ingenieur oder als Architekt. 63 Nach dem Tod Caesars wechselte er in die Dienste des Augustus und wurde auch nach seinem Austritt aus dem Militär von der kaiserlichen Familie, insbesondere der Schwester des Augustus, weiterhin gefördert. 64 Aufgrund dieser Förderung ging etwa Thorsten Fögen davon aus, dass es sich bei Vitruv um einen Freigeborenen handeln könne, gibt jedoch selbst zu, dass ein Rückschluss auf den sozialen Status des Vitruv kaum möglich ist. 65 Ähnlich problematisch ist die genaue Datierung von de architectura, doch hat sich als Konsens inzwischen eine Datierung nach 31 v.  Chr. herausgebildet. 66 Im Gegensatz zu Frontinus bezieht Vitruv bereits im Prooemium seines Werks eine klar politische Position: In drei Teilen skizziert er nicht nur das augusteische Bauprogramm und die damit verbundene politische Ideologie, sondern verortet sich selbst auch innerhalb davon. So rühmt er Augustus nicht nur dafür, sich um die öffentlichen Bauten gekümmert zu haben, sondern damit auch die maiestas und auctoritas des Römischen Reiches sowie seiner eigenen Person erhöht zu haben. Vitruv selbst sieht es dabei als seine Aufgabe an, das für die Bauten nötige Wissen zu katalogisieren und dadurch nicht nur einen Beitrag für dieses Programm zu leisten, sondern Augustus auch seiner Bewunderung zu versichern. 67 Damit gibt Vitruv einen Teil der augusteischen Propaganda wieder, in der die utilitas publica zu den wichtigsten Schlagwörtern zählte, macht damit aber auch deutlich, dass er im Auftrag des augusteischen Kaiserhauses schrieb. Unabhängig von seiner politischen Orientierung war es Vitruvs vorrangiges Sachziel, das architektonische Wissen seiner Zeit zusammenzutragen und verständlich und gut strukturiert sowohl dem interessierten Laien als auch einem bereits mit Vorwissen ausge61 Eine erste Sammlung unternahm Kek 1996, 22–53, doch ist diese sehr selektiv und bleibt an manchen analytischen Punkten sehr oberflächlich. Einen guten Überblick über die Autoren, die sich mit Wasserbautechnik befassten, bietet J. Humphrey, der sich jedoch auf technische Installationen im Allgemeinen konzentriert und dem Wasserbau dementsprechend nur ein Kapitel widmet, vgl. Humphrey u.a. 1998, 285–330. 62 Callebat 1974 mit einem guten Überblick über das wasserbautechnische Vokabular inklusive Index. Zum Versuch der Identifikation Vitruvs mit Catulls Figur „Mamurra“, sowie der sicherlich korrekten Zurückweisung dieser Verbindung vgl. Fögen 2009, 108. 63 Vitr. 8,3,25; s. a. 6, pr. 4 mit dem Dank an seine Eltern, ihm eine vielfältige und aufwendige Ausbildung zuteil werden zu lassen. 64 Vitr. 1, pr. 2–3. 65 Fögen 2009, 109. 66 Ebd. 110. 67 Vitr. 1, pr. 2.

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statteten Spezialisten zu präsentieren. 68 Vitruv stellt sich dabei selbst nicht nur als Experte in allen Spezialbereichen dar, die er anspricht, sondern beginnt sein Werk mit einem umfangreichen Wissenskatalog, den der ideale Architekt in seinen Augen beherrschen muss. Für unseren Zusammenhang ist vor allem das achte Buch über Wasserbauten relevant, dessen Grundstruktur kurz beleuchtet werden soll, während Einzelprobleme, wie etwa Vitruvs Aussagen über Siphons, an anderer Stelle zur Sprache kommen sollen. 69 Nach einem kurzen Prolog über Wasser als generelle Lebensgrundlage erklärt Vitruv zunächst, wie bei der Auffindung von Quellen vorzugehen ist, bevor er auf unterschiedliche Wasserarten (Regenwasser, Quellwasser mit verschiedenen Zusätzen) und deren Qualitäten eingeht. In einem zweiten Abschnitt erklärt er schließlich ausführlich, was aus Sicht des Architekten beim Bau einer Fernwasserleitung beachtet werden muss. Gerade in Bezug auf technische Details wurde in der modernen Forschung einige Kritik laut, die bis hin zu dem Vorwurf von falschen oder idealtypisch gedachten Konstruktionen reicht: So vermutete Michael Lewis etwa, dass die Konstruktion von Vitruvs castellum als theoretisches Konzept entworfen worden war und deshalb im archäologischen Befund nicht zu finden ist. 70 Kritikwürdig oder unverständlich erschienen der Forschung neben dem castellum vor allem Vitruvs Beschreibungen des Siphons und der berühmten colluviaria, ein hapax legomenon, das zu vielen Erklärungsansätzen führte. 71 Auch der minimale Leitungsgradient von 0,5%, den Vitruv angibt, ist nach Michael Lewis eher die Ausnahme. 72 Darüber hinaus wurde angemerkt, dass Vitruv ein eigentlich gut sichtbares Element einer Wasserleitung nicht beschreibt, nämlich die Arkadenbögen, die in späteren literarischen Quellen zu einem Markenzeichen der Aquädukte wurden. 73 Zu berücksichtigen bleibt zunächst, dass technische Spezifika, wie etwa die Normierung der innerstädtischen Bleirohre oder die Aufteilung von Wasser durch castella, zu Vitruvs Zeiten eine Neuheit oder als Konzept noch gar nicht ausgereift gewesen sein dürften. Hinzu kommt, dass Vitruv einige seiner technischen Details aus dem griechischen Raum eingewoben hat, wie etwa seine detaillierte Darstellung des chorobates, eines Messinstrumentes, das im Westen wohl nie in Gebrauch war. 74 Tatsächlich ist die Fra68 Fögen 2009, 113 mit der Diskussion bezüglich des Zielpublikums. 69 Gerade dieses Buch ist insbesondere bei Forschern, die sich mit dem ingenieurstechnischen Bereich der Wasserinfrastruktur beschäftigen, übel gelitten. Michael Lewis (1999, 145) beginnt seinen Aufsatz über die Wasserbauten bei Vitruv etwa mit den Worten: „Vitruvius’s eighth book, on water, is not one of his best. It is bitty and discursive, and the sections which concern us, on aqueducts, hardly convey the impression of a writer who is master of his subject.“ 70 Lewis 1999, 145. 71 S. u. Kapitel 2.2. 72 Vitr. 8,6,1. Der Satz wurde deshalb von Fensterbusch nach Vorlage des Plinius auch folgendermaßen ergänzt: libramenta habeat fastigata ne minus in centenos pedes semipede. Lewis 1999, 153 f. mit der Erklärung, dass Plinius diese Stelle falsch bei Vitruv abgeschrieben hatte. Nach Lewis war das Gefälle der Leitungen meistens deutlich weniger steil, etwa durchschnittlich 0,26% bei der Anio Vetus. 73 Lewis 1999, 151. 74 Lewis 1999, 147 f. vermutet, dass Vitruv den chorobates deshalb so ausführlich beschreibt, weil er seinen Lesern eine technische Neuheit erläutern wollte.

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ge, welche Leitungen Vitruv bei seinen Beschreibungen vor Augen hatte, bis jetzt noch nicht zufriedenstellend gelöst. Es wäre zunächst naheliegend, zu vermuten, dass Vitruv die stadtrömischen Leitungen als Folie für seine Beschreibungen genutzt hatte, also den Anio Vetus, die Aqua Marcia oder die zu seinen Lebzeiten gerade neu gebaute Aqua Iulia. Michael Lewis zeigte jedoch anhand einiger technischer Details, dass Vitruv sich griechischer Quellen bediente, wie etwa Philos von Byzantion und anderer, unbekannter Autoren, die literarische Überlieferung also der eigenen Beobachtung vorzog. 75 Kurz zusammengefasst ist Vitruvs Werk trotz seines Detailreichtums und seiner Expertise an manchen Stellen widersprüchlich oder nicht verständlich. Gerade diese Elemente sind jedoch nicht nur aus der Perspektive des modernen Ingenieurs besonders interessant, sondern auch aus historischer, denn Vitruv schrieb in einer Zeit, die den Beginn der Expansionsphase des Wasserbaus markierte. Später selbstverständliche römische Leitungselemente kannte Vitruv wohl deshalb nicht, andere sind der griechischen Fachliteratur und damit dem hellenistischen Expertenwissen entnommen. Damit nahm Vitruv literarisch nicht nur eine technische Synthese vorweg: Sein Werk lässt sich in den beginnenden Innovationsprozess einordnen, der die Elemente griechischer und römischer Leitungen kombinierte, um den Typus der kaiserzeitlichen römischen Fernwasserleitungen zu kreieren. 76 Damit stellt Vitruv einen guten Kontrapunkt zu Frontinus dar, der nach eigenen Angaben keine früheren Autoren zur Zusammenstellung seines Werks verwendete, sondern sich vor allem auf römische Fachautoren wie Agrippa und zudem zahlreiche Archivalien stützte. 77 Neben Vitruv gab es noch zahlreiche weitere Autoren, die sich mit den technischen Aspekten von Wasserleitungen befassten, wie etwa Strabon, Plinius oder Dionysios von Halikarnassos. Da diese den Leitungen aber nur kurze Kommentare und keine zusammenhängenden Werke widmeten, sollen sie an geeigneter Stelle zur Sprache kommen. Kaum ein Werk über den Wasserbau ist kontroverser diskutiert worden, als das heute so benannte Werk De aquaeductu urbis Romae von Frontinus. Über das Leben und die Karriere des Autors ist einiges bekannt und da Werk und praktische Erfahrungen in diesem Fall eng zusammenhängen, lohnt sich ein detaillierter Blick: 78 Sextus Iulius Frontinus bekleidete 70 n. Chr. das Amt des praetor urbanus 79, 73 n. Chr. war er Suffektkonsul, im selben Jahr wurde er wohl schon zum Statthalter von Britannien ernannt, wo er bis 79/80 n. Chr. blieb. Wohl nicht zuletzt dank seiner militärischen Leistungen gegen die britannischen Stämme wurde Frontinus daraufhin als legatus Augusti pro praetore nach Niedergermanien entsandt, wo er wahrscheinlich an den Chattenkriegen Domitians beteiligt 75 Lewis 1999, 155 f. mit den genauen Details. 76 Siehe etwa Kapitel 4.3 zu diesem Transitionsprozess und Kapitel 2.2–2.3 für technische Details. 77 Frontin. Aqu. 2,2; 98, 1–3 (im Folgenden nach der Ausgabe von Rodgers 2004, die aus historischer Perspektive deutlich detaillierter ist, als die jüngere Ausgabe von Del Chicca 2011). S. a. Del Chicca 2011, XVIIf. 78 Eck 1986; Peachin 2004, Appendix 1; Groß 2010. Zuletzt eine Zusammenstellung der Quellen bei Eck 2017 b. 79 Tac.Hist. 4,39,2.

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war. 80 84/85 n. Chr. folgte die Statthalterschaft in Asia. 81 Etwas mehr als zehn Jahre später, 97 n. Chr., bekleidete Frontinus für sechs Jahre das Amt des stadtrömischen curator aquarum. 98 und 100 n. Chr. war er erneut Suffektkonsul, dann ordentlicher Konsul, jeweils mit Traian als Amtskollegen. 82 Wohl unter Vespasian wurde er Augur, ein Amt, das nach seinem Tod 103/104 n. Chr. an Plinius den Jüngeren fiel. 83 Frontinus gelang es also, eine bruchlose Karriere unter mehreren Kaisern zu verfolgen. Ob er sich in Opposition zu einem dieser Kaiser befand, lässt sich nicht mehr rekonstruieren, denn seine antidomitianische Haltung bezieht er erst in der Retrospektive. 84 Frontinus verfasste insgesamt vier literarische Werke, von denen die Strategemata und de aquaeductu vollständig erhalten geblieben sind. Seine Schrift über die Landvermessung ist in Fragmenten auf uns gekommen, über die Basis für die Strategemata, de re militari, ist nichts mehr bekannt. 85 Der Charakter von de aquaeductu wird in der Forschung sehr unterschiedlich bewertet und interpretiert. 86 Diskutabel sind insbesondere die Einordnung in eine literarische Gattung, die Intention und das Zielpublikum des Autors sowie die Frage nach dem Wahrheits- und Propagandagehalt von de aquaeductu. 80 Eck, Pangerl 2003. 81 Sein Wirken in Kleinasien ist etwa belegt durch eine bilingue Inschrift am Stadttor von Hierapolis in Phrygien, die den Namen des Frontinus enthält (Ritti 2006, 73–74, Nr.10), durch eine bilingue Inschrift im benachbarten Laodikeia am Lykos (I. Laodikeia 24 a und b), durch eine Inschrift aus Apameia (IGRR IV 779), durch eine Ehrung in Sagalassos (I. Sagalassos 39) und durch mehrere Münztypen aus Smyrna mit dem Namen des Frontinus in der Umschrift (ΑΝΘΥ ΦΡΟΝΤΕΙΝΩ). Kowalewski 1997 machte die sehr unwahrscheinliche Beobachtung, dass es sich bei einem dieser Münztypen auf der Vorderseite um Herakles mit den Gesichtszügen des Frontinus handele. Kaiserzeitliche Bronzemünzen konnten den Namen des Statthalters tragen, aber niemals dessen (indirektes) Porträt, vgl. Stumpf 1991 mit den Namen der römischen Statthalter auf den Münzen; Weiser 1998 mit den Addenda und Corrigenda. Speziell zu Smyrna s. a. Klose 1997, 64 –75; Kek 1996, 36. Der Name des Proconsuls im Dativ ist kein Dedikationsdativ, wie Kowalewski angibt, sondern die griechische Wiedergabe des lateinischen ablativus temporalis, vgl. Klose 1997, 65. Kowalewski gibt als Grund für diese Münzen den Bau oder die Einweihung einer neuen Wasserleitung an, doch ist diese inschriftlich nicht belegt und archäologisch nicht sicher zu datieren, vgl. Weber 1898 mit einem ausführlichen archäologischen Befund. Die Inschriften, die Kowalewski dafür heranzieht, dokumentieren den Bau und und die spätere Reparatur einer Leitung zum Zeus-Akraios-Tempel; gebaut wurde sie 80 n. Chr. unter Ulpius Traianus, repariert von Baebius Tullus 110/111 n. Chr. (I. Smyrna 680 und 681 a). Es ist unwahrscheinlich, dass Frontinus mit der Leitung etwas zu tun gehabt hatte, denn seine Statthalterschaft begann erst einige Jahre später. Eine auf Rasur stehende Inschrift von Kos könnte ebenfalls auf Frontinus hinweisen, vgl. SEG 58, 863. 82 Fögen 2009, 268. 83 Plin. Epist. 4,8,3. 84 Frontin. Aqu. 118. Fögen 2009, 268 mit dem Hinweis, dass dies auch auf Plinius und Iuvenal zutrifft. 85 Frontinus bezeugt selbst, dass er de re militari verwendet hat, vgl. Frontin. Strat. 1. S.a Ireland 1990. Die Datierung der einzelnen Werke ist nach wie vor nicht gesichert. Für De aquaeductu wird ein Zeitraum zwischen 98 n. Chr. (nach dem Tod von Nerva) und der Ankunft Traians in Rom angenommen, vgl. Rodgers 2004, 6–8, isb. 8. 86 So changieren die Bezeichnungen zwischen „Sachbuch“ (Hainzmann 1994, 431), „plain technical handbook“ (Bruun 1991, 15) und „political pamphlet“ (Bruun 1991, 7).

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So wurden Frontinus etwa mangelnde Sachkenntnis und das bewusste Verschweigen bestimmter historischer Ereignisse vorgeworfen. 87 Frontinus selbst sah es als Hauptaufgabe seines kurzen Abrisses über die Wasserversorgung von Rom an, sowohl sich selbst einen historischen, technischen und verwaltungstechnischen Überblick über die Wasserversorgung und die Aufgaben des curator aquarum zu verschaffen, als auch einen Leitfaden für seine Nachfolger im Amt zu hinterlassen. 88 Damit stand er durchaus in der Tradition lexikalischer Fachliteratur, wie sie bereits von Vitruv und Plinius praktiziert wurde – der einzige Unterschied ist die starke thematische Einschränkung auf das Feld der römischen Wasserinfrastruktur. Innerhalb dieses Feldes arbeitet Frontinus jedoch mit einer großen Menge an statistischem und mathematischem Material und seine genauen Zahlenangaben erweisen sich selbst im Detail als überraschend präzise. 89 Dies hängt wohl damit zusammen, wie Bernhard Meissner überzeugend darlegte, dass Frontinus versuchte, das Expertenwissen über die Verwaltung und Wartung der Leitungen wieder in seiner Hand zu konzentrieren, um die Abhängigkeit der Führungsschicht vom Personal, wie etwa den aquarii, abzuschütteln und den daraus folgenden Missbrauch wieder unter Kontrolle zu bekommen. 90 Diese Missstände scheinen auch die Ursache gewesen zu sein, warum Kaiser Nerva ein besonderes Interesse an der Wiederherstellung geordneter Verhältnisse hatte, denn die Genehmigung von privaten Wasserkonzessionen war an die Person des Kaisers geknüpft. 91 Frontinus war damit Teil einer größeren kaiserlichen Agenda, das Wasserversorgungssystem in Rom wieder instand zu setzen. 92 Frontinus als einen rein technischen Autor zu verstehen, wäre zu kurz gegriffen: 93 Frontinus war nur dort an den technischen Details einer Leitung interessiert, wo sie sich mit dem Zuständigkeitsbereich seiner Administration überschnitten und eine mögliche Quelle für Missbrauch boten. Dass einige dieser technischen Details sich heute nicht

87 Rodgers 1991, 16 f. (Sachkenntnis); Taylor 2000, 206 (Frontinus geht nicht auf die Leistungen Domitians im Wasserbau ein). 88 Frontin. Aqu. 1–3. 89 Etwa seine Kalkulation der Durchflusskapazitäten der einzelnen Leitungen, gemessen in Quinaria, vgl. Hodge 1984. 90 S. u. S. 125 f. 91 Ausführlich dazu Peachin 2004, insbesondere 8–10 und 114–135. Peachin meint, dass Frontinus von Nerva den Auftrag bekommen hatte, die Wasserversorgung in Ordnung zu bringen, da die Gewährung einer privaten Wasserkonzession ein Teil des Beneficiums war (126). Die ordentliche Gewährung solcher Beneficia scheint Nerva auch in einem Edikt deklariert zu haben, vgl. Plin. Epist. 10,58,7–9. 92 Es bleibt zu betonen, dass Frontinus vom Reformwillen Nervas oder Traians nichts in seinem Werk erwähnt, ihm das Bewusstsein davon oder gar die aktive Partizipation an einem solchen Programm aber häufig zugeschrieben wird, etwa von Rodgers 1986, 353, Evans 1994, 61, Peachin 2004, 6 f. Dies ist schon deshalb plausibel, weil die stadtrömischen curatores häufig Vertrauenspersonen der Kaiser waren, s. u. S. 169. 93 Diese Bedenken äußerte bereits Rodgers 1991. Gerade die ältere Forschung sieht in Frontinus vor allem einen technischen und im Detail zuverlässigen Experten, vgl. Bruun 1991, 14 mit Anm.11 mit einem guten Überblick.

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mehr mit dem vorhandenen archäologischen Material decken, lässt sich erklären: 94 So beschrieb Frontinus an einigen Punkten wohl vielmehr den Soll- als den Istzustand, wie etwa, dass die ersten 50 Meter einer Leitung, die von einem castellum abging, gestempelt sein müssten – dies entsprach wohl nicht der Realität. 95 Dass Frontinus dennoch versuchte, sich so viel Wissen wie möglich über seinen Fachbereich anzueignen, gibt er selbst in seiner Praefatio an: Dort beschreibt er sich als aktiven Beobachter, der vor Ort die technischen Gegebenheiten inspiziert. 96 Dieses für einen Senator ungewöhnlich hohe Interesse an seinem Amt führte dazu, dass Frontinus in der modernen Forschung als praxisorientierter, bescheidener und nur an der Sache interessierter Verwaltungsfachmann gesehen wurde, der kein Interesse an einem politischen Programm und darüber hinaus auch keines an rhetorischer Finesse gehabt hatte. 97 Dagegen argumentierte Alice König, dass Frontinus schon zur Zeit Nervas ein einflussreicher Politiker gewesen sein müsste, der möglicherweise gar zur Opposition gegen Domitian gehört hätte und sogar als möglicher Kaiser gehandelt worden sei. 98 Zwar scheint die Vorstellung von Frontinus als Kaiserkandidat etwas weit hergeholt und nicht zu belegen, seine politische Bedeutung lässt sich hingegen nicht abstreiten – wie gezeigt, war Frontinus zweimaliger Amtskollege von Traian. Auch das Bild des bescheidenen, rhetorisch unbewanderten Amtsträgers lässt sich leicht widerlegen. Bereits im dreiteiligen Prooemium geht Frontinus auf seine eigene Person ein und stellt nicht nur seine eigenen Qualitäten heraus, sondern verknüpft sie auf geschickte Weise mit denen des Kaisers Nerva. Er selbst verfüge über naturalis sollicitudo, fides sedula, diligentia und amor und trage dadurch zum usus, der salubritas und der securitas der Allgemeinheit bei. Genauso handele Kaiser Nerva mit diligentia und amor. 99 Darüber hinaus betont Frontinus nicht nur ein ums andere Mal seine eigene Fachkenntnis, sondern auch seine Nähe zum Kaiser und die von ihm geübte clementia in 94 95 96 97

Bruun 1991, 58. Aqu. 105, 4–5. Aqu.1. Bruun 1991, 14 f. Die Vorstellung von der Bescheidenheit Frontins ist vor allem mit der von Plinius beschriebenen Episode verknüpft, dass Frontinus auf ein Grabmal verzichtete, weil er nur durch seine Taten sprechen wolle. Plinius selbst sieht diese Aussage jedoch nicht als Zeichen von Bescheidenheit an, vgl. Epist. 9,16,6: vetuit exstrui monumentum, sed quibus verbis? Impensa monumenti supervacua est; memoria nostra durabit, si vita meruimus. Hodge 1992, 16 der über die rhetorischen Fähigkeiten des Frontinus in de aqueductu abschätzig urteilte: „one of the driest [works] ever written and wholly devoid of any literary pretensions or elegance whatever.“ 98 König 2007, 177; Fögen 2009, 287 mit einer prägnanten Zusammenfassung der einzelnen Forschungspositionen. 99 Frontin. Aqu. 1: Cum omnis res ab imperatore delegata intentiorem exigat curam et me seu naturalis sollicitudo seu fides sedula non ad diligentiam modo verum ad amorem quoque commissae rei instigent sitque nunc mihi ab Nerva Augusto, nescio diligentiore an amantiore rei publicae imperatore, aquarum iniunctum officium cum ad usum tum ad salubritatem atque etiam ad securitatem urbis pertinens, administratum per principes semper civitatis nostrae viros, primum ac potissimum existimo, sicut in ceteris negotiis institueram, nosse quod suscepi. Wie Fögen 2009, 272 anmerkte, ist dieser Paragraph hervorragend durchkomponiert: Er besteht aus einem einzigen Satz und verknüpft durch verschiedene Stilmittel die Eigenschaften des Frontinus mit denen des Kaisers Nerva.

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einigen Straffällen. 100 Bewusst erinnert Frontinus vielfach an die Taten der maiores und stellt sich damit in eine Reihe mit deren Leistungen und moralischer Integrität, ja, beansprucht letztlich indirekt, der Höhepunkt dieser langen Tradition an curatores zu sein. 101 Hinzu kommt, dass die Wasserbauaktivitäten von Domitian überhaupt nicht zur Sprache kommen  –  man kann davon ausgehen, dass Frontinus diese aus politischem Kalkül bewusst verschwiegen hat. 102 Dies mochte vielleicht eine moderate und indirekte Form der Herrschaftskritik sein. Frontinus war jedoch sicherlich auch persönlich daran interessiert, sich in die Reihe der principes viri zu stellen, die das Amt des curator aquarum gewissenhaft und korrekt ausgeübt hatten. Trotz aller Überlegungen, welchen Zweck Frontinus mit seinem Werk verfolgte, gehören seine commentarii zu den detailreichsten Studien zum Wasserbau, die bis jetzt auf uns gekommen sind. Eine größere Rezeption erfuhren sie in der Antike nicht: Weder Marcus Cetius Faventinus, der ein stark an Vitruv orientiertes Werk über die Architektur schrieb, noch Rutilius Taurus Aemilianus Palladius, der sich intensiv mit landwirtschaftlichen Themen auseinandersetzte und in diesem Kontext ebenfalls die Wasserversorgung anschneidet, kannten Frontinus. 103 Es ist durchaus denkbar, dies mit den orts- und zeitgebundenen Inhalten von de aquaeductu zu erklären, die schon nach dem Tod des Frontinus und dem Ende des Amtes des curator aquarum an Gültigkeit verloren. Sein hauptsächlicher Adressatenkreis – die ihm nachfolgenden curatores und damit die politische Führungsschicht – waren nach Abschluss des Werkes nicht mehr existent, denn die Verwaltung der stadtrömischen Wasserversorgung wurde nach Frontinus völlig umstrukturiert. 104 Unabhängig davon handelt es sich bei den commentarii um ein wohldurchdachtes, durchkomponiertes Werk, in dem Frontinus die Missstände in der Wasserverwaltung zum Ausgangspunkt nahm, um vorhandenes Verwaltungs- und Fachwissen zu sammeln, aufzubereiten und seinen Nachfolgern zur Verfügung zu stellen. Herrscherpanegyrik mochte eine vergleichsweise geringe Rolle spielen, doch weder verschwieg Frontinus seine eigenen Fähigkeiten, noch verschleierte er sie. Vielmehr stellte er sich selbst als tugendhaften und fleißigen Mann dar, der sich – zumindest rhetorisch – durchaus auch neben Kaiser Nerva behaupten konnte. 105 100 Frontin. Aqu. 130, 1–3. 101 Fögen 2009, 179. 102 Bruun 1991, 32–35 zu Stempeln von Domitian auf Bleirohren. Taylor 2000, 206 zu dieser Auslassung Frontins. Nur einmal kritisiert Frontinus Domitian direkt, indem er ihm vorwirft, die Summe von 250 000 Sesterzen aus der Wasserwirtschaft abgezweigt zu haben. (Aqu. 118) Bruun 1991, 209, wonach dies wenig glaubwürdig und als Summe ohnehin viel zu gering ist. 103 Fögen 2009, 270 f. Frontinus’ militärische Expertise war wohl geschätzter, denn sowohl Aelian (Ael. Takt. pr.3), als auch Vegetius (Veg. Mil. 1,8,10) zitieren seine Werke. 104 Zu diesem Prozess s. a. S. 172 f. 105 König 2007, 203–205 deutet de aquaeductu im Gesamten als Versuch des Frontinus, die politische Situation der Senatoren, die unter Nerva und Traian wieder neue Kompetenzen erhielten, auszuloten und die Unsicherheit, die mit der Herrschaft der neuen Principes einherging, dadurch zu reflektieren. Frontinus positioniert sich gegenüber dem neuen Kaiser durchaus positiv, doch hat sein Werk nicht den panegyrischen Anstrich Vitruvs und geht generell viel zu wenig auf die tagesaktuelle Situation ein, um daraus eine persönliche politische Einstellung Frontins herauslesen zu können.

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Neben den großen, zusammenhängenden Expertenwerken von Vitruv und Frontinus sind uns nur wenige andere Schriften bekannt. So verfasste Polystephanos eine Schrift über Krenen. 106 Im Schriftencorpus des Archimedes (ca. 287–212 v. Chr.) fehlt der Teil über die Wassermechanik. Ktesibios, der Erfinder wassergetriebener Apparate, hatte neben einem praktischen wahrscheinlich auch einen theoretischen Teil über die Natur des Wassers verfasst, doch fehlt dieser ebenfalls. 107 Der erhöhte Technikbedarf der hellenistischen Herrscherhäuser führte zu Auftragsarbeiten oder Werken, die direkt auf die Bedürfnisse der Könige abgestimmt waren. Philo von Byzantion (2. Hälfte 3. Jh. v. Chr.), der wohl ein Schüler des Ktesibios war, erläuterte in seinem noch erhaltenen fünften Buch unter anderem die Kraft des Wassers. 108 Zu den wenigen Ingenieuren, die ihr Wissen an ein breites Publikum vermittelten, zählte Heron von Alexandria. Er stellte Überlegungen zu Wasservolumina und Abflussgeschwindigkeiten von Quellen an, erklärte die Funktionsweise der Dioptra und die Vorgehensweise zur Untertunnelung eines Berges. 109 Inwieweit die römischen Autoren sich der vorhandenen griechischen Quellen bedienten, lässt sich an einigen Stellen belegen, an anderen zumindest vermuten. So kannte Vitruv das Werk des Ktesibios, Frontinus las Vitruv, hingegen wohl nicht die Berechnungen des Heron zur Abflussgeschwindigkeit von Wasser. 110 Eine wichtige Rolle spielen die Wasserleitungen darüber hinaus vor allem in den Enkomia auf Städte, denn sie geben einen völlig anderen Einblick in das Wahrnehmungsspektrum antiker Autoren als die sachliche und verwaltungstechnische Lektüre des Frontinus oder des Vitruv. In den Enkomia stehen nicht technische Details oder der Verwaltungsalltag im Vordergrund, sondern die Wasserleitungen im Kontext städtischer Identität. Damit ist diese literarische Gattung in besonderem Maß für die Repräsentativität und Symbolkraft der Leitungen relevant. Zwar soll die Spätantike in dieser Arbeit weitestgehend ausgeklammert werden, doch lohnt es sich, in diesem Fall eine Ausnahme zu machen, um zu untersuchen, wann Fernwasserleitungen im Städtelob eine Rolle zu spielen begannen und wie lange diese Tradition beibehalten wurde. Zunächst ist jedoch kurz auf einige Spezifika dieser literarischen Gattung einzugehen, die sehr unterschiedlich mit der Beschreibung von natürlichen und künstlichen Wasserressourcen umging. 106 Die Schrift selbst ist nicht mehr erhalten, der Titel wird jedoch von Harpokration zitiert, vgl. Harpokr. s.v. λουτροφόρος; λουτροφορεῖν (ed. Dindorf 1853, p. 195). 107 Tölle-Kastenbein 1998, 17; Vitr. 1,1,7. Ktesibios wirkte am Hofe Ptolemaios II. in Alexandria als Ingenieur. 108 Fiorucci 2014. 109 Garbrecht 1981, 35. 110 Frontin. Aqu. 15 hält Vitruv für den Erfinder der Messeinheit digiti. Tölle-Kastenbein 1998, 18. Dass Frontinus für seine commentarii keine Fachliteratur auswertete  –  im Gegensatz zu seinen Strategemata – hängt wohl einerseits damit zusammen, dass er speziell zum Fernwasserleitungsbau aus der griechischen Zeit auf nur wenig Literatur zurückgreifen konnte und zudem insbesondere mit den commentarii des Agrippa bereits über ein Werk verfügte, das seinen spezifischen und praxisorientierten Ansprüchen eher entsprach, da es sich bereits auf die stadtrömische Versorgung konzentrierte. Vielleicht spielten auch gewisse Vorbehalte gegenüber griechischer Literatur in diesem Kontext eine Rolle, da Frontinus die Wasserversorgung als etwa genuin Römisches betrachtete, vgl. Frontin. Aqu. 16.

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Das Städtelob war eine bereits in griechischer Zeit gern geübte Praxis. Allen Enkomia war gemein, dass sie die Vorzüge der jeweiligen Stadt in den Vordergrund stellten, diese Vorzüge jedoch nicht kontext- oder zeitlos waren, sondern vor einem konkreten politischen Hintergrund geschrieben wurden und deshalb inhaltlich, formal und intentional variieren konnten. 111 Darüber hinaus waren sie zu besonderen Gelegenheiten und meistens für ein breites Publikum geschrieben, sie wurden also vorgetragen. Zu den frühesten bekannten Enkomia zählt sicherlich der Panathenaikos des Isokrates, der in einer langen Reihe von Lobreden auf Athen steht. 112 Die bekanntesten kaiserzeitlichen Städteenkomia verfasste der Rhetor Aelius Aristides. 113 Sein Panathenaikos und seine Romrede waren bereits in der Antike so berühmt, dass sich etwa der Rhetor Libanios an einigen Stellen davon beeinflussen ließ und sie sogar wörtlich zitierte. 114 In unserem Zusammenhang ist vor allem die Rede des Aristides auf die Wasserinfrastruktur von Pergamon interessant (πανηγυρικὸς ἐπὶ τῷ ὕδατι τῷ ἐν Περγάμῳ), die nur fragmentarisch überliefert ist, aber dennoch zumindest einige Einblicke in die rhetorische Konstruktion eines Enkomions auf eine Wasserleitung gibt. 115 Eine inhaltliche Konzeptualisierung des Städtelobs erfolgte erst in der Hohen Kaiserzeit. 116 Einen großen Einfluss auf die folgenden Enkomia übte vor allem Menander Rhetor aus, der im 3. Jh. n. Chr. in Laodikeia am Lykos lebte, denn er definierte Kategorien und inhaltliche Kriterien des Städtelobs (πῶς χρὴ πόλεις ἐπαινεῖν). 117 Es ist seiner Meinung nach auf folgende wichtige Themenbereiche einzugehen. Erstens muss der Lobredner äußere Faktoren, 118 wie etwa die Lage der Stadt (Klima, Umgebung, Beziehung der Stadt zu Meer und Hinterland) 119 und ihre Verbindung mit den umliegenden Städten erwähnen. Auf die Wasserversorgung geht Menander nur in Form des natürlichen Angebots durch 111 So betont Libanios vor allem die Existenz der heidnischen Religionen, das bereits in Antiochia präsente Christentum kommt nicht zur Sprache, vgl. Fatouros, Krischer 1992, 17. 112 Roth 2003 (Panegyrikos); Thuk. 2, 34–46 mit dem Kommentar von Fischer 1989 sowie Prinz 1997, 103–119. 113 Behr 1994 (zur Biographie von Aelius Aristides). 114 Fatouros, Krischer 1992, 14 f. zur großen Bedeutung des Aristides für das literarische Schaffen des Libanios; s. dazu auch Bouffartigue 1996. Klein 1995 zu den beiden Enkomia des Aristides, deren inhaltliche Unterschiede und die politischen Gründe für die Struktur der Romrede. Die Romrede weicht an einigen Stellen von den üblichen Elementen eines Enkomions ab und macht damit deutlich, dass die Enkomia auch in der Kaiserzeit flexibel an die Redesituation angepasst werden konnten, vgl. etwa Manuwald 2015, 181. 115 S. ausführlicher auf S. 342. 116 Dementsprechend schwierig ist aus heutiger Perspektive die Abgrenzung des Enkomions etwa zur reinen Stadtbeschreibung oder -definition, vgl. Classen 1980, 7. Die Schilderung des Aristoteles in seiner Politeia, welche Vorzüge eine gut gebaute Stadt haben müsse, zählt demnach also eher als Stadtbeschreibung, vgl. Aristot. Pol. 1330 a 34–1331 b 13, 1327 a 3 – b 15. Auch in diesem Kontext wird kurz auf eine geeignete Wasserversorgung eingegangen. 117 Möglicherweise hatte auch der Rhetor Hermogenes unter Marcus Aurelius die Gattung des Enkomions theoretisch fundiert, (Rabe 1913, 14,16–18,7), doch seine Autorschaft ist umstritten, vgl. Classen 1980, XXVII. 118 Menander Rhetor 1,2,346,25–351,20. 119 Menander Rhetor 345,25–30.

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Einleitung und Methodik

Quellen, Flüsse und Seen ein, wobei ihm insbesondere der Reichtum an Wasserressourcen wichtig ist. Zweitens muss er die tatsächliche und mythische Gründungsgeschichte einer Stadt referieren (γένος). 120 Und schließlich sind die Erfolge, die die Stadt erzielt hat, zu beschreiben, zum Beispiel in ihrer politischen Verfasstheit, in der Kunst, der Technik oder in anderen Bereichen. 121 Analysiert man nun diese drei Kategorien, fällt auf, dass die Gebäude und der Stadtprospekt überhaupt keine Rolle spielen. Wasser wird von Menander Rhetor zwar als eigenes Thema aufgeführt, doch wird es unter die Standortfaktoren einer Stadt subsumiert, es stehen also die natürlichen Ressourcen und nicht die künstliche Versorgung im Vordergrund. Die Stadt wird dabei meistens als εὔυδρος bezeichnet 122, ein Adjektiv, das ursprünglich aus dem homerischen Kontext stammt, darüber hinaus jedoch bis in die Spätantike genutzt wurde. 123 Eines der längsten Städteenkomia aus der Spätantike stammt aus der Feder des Rhetors Libanios. Er wurde 314 n. Chr. in eine wohlhabende Kurialenfamilie in Antiochia am Orontes hineingeboren. Dort begann er seine Karriere als Rhetor, die ihn über Athen, Konstantinopel, Nikaia und Nikomedeia 354 n. Chr. wieder zurück in seine Heimatstadt führte. Libanios stieg dort nicht nur zu einer bedeutenden Persönlichkeit auf, sondern pflegte ein enges Verhältnis zu Kaiser Julian, der Antiochia als Station für seinen Perserfeldzug nutzte. Nach dem Tod von Kaiser Valens in der Schlacht von Adrianopel 378 n. Chr., unter dem Libanios sich politisch zurückgezogen hatte, gelangte er noch einmal zu Bedeutung, sowohl innerhalb von Antiochia als auch am Hof von Kaiser Theodosius. 124 Um 393 n. Chr. starb Libanios schließlich hochbetagt in seiner Heimatstadt. 125 Nicht zuletzt aufgrund dieses hohen Alters sind zahlreiche Werke des Libanios erhalten geblieben, darunter eine große Anzahl an Briefen über einen langen Zeitraum hinweg, zahlreiche Reden aus seiner Zeit als Rhetoriklehrer und rhetorische Schriften. Besonders hervorzuheben ist an dieser Stelle neben seiner Autobiographie (or. 1) und dem Epitaphios auf Kaiser Julian insbesondere der Antiochikos, eine Lobrede auf seine Heimatstadt auf Antiochia am Orontes. Er verfasste sie im Jahr 356 n. Chr. für die Olympischen Spiele und pries Antiochia darin nicht nur als neues geistiges und kulturelles Zentrum der griechischen Welt, sondern ging auch auf ihre wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Vorteile ein. 126 Die Wasserversorgung von Antiochia, durch die sich die

120 353,5–359,15. (εἰς οἰκιστάς, εἰς τοὺς οἰκήσαντας, εἰς τὸν χρόνον, εἰς τὰς μεταβολάς, εἰς τὰς αἰτίας) 121 359,18–367,8; kurz auch Classen 1980, 16 f. 122 Wie auch von Menander (347 und 349) oder von Dion von Prusa (Dion. Chry. 35,13) über Apameia. Das Adjektiv ist auch epigraphisch belegt, etwa in Korinth ( IG I 2, 927). 123 Meier 1976, 174. Zur Quantität und Qualität von Wasser im Kontext städtischer Identität s. u. Kapitel 6.2. 124 Wintjes 2005, 215–217. 125 Zu Libanios’ Biographie siehe die Monographie von Wintjes 2005. Einen kurzen Überblick bietet auch Nesselrath s.v. Libanios, RAC 23, 2010, 29–61. 126 Zur Intention des Enkomions und dem historischen Hintergrund, vor dem es verfasst wurde, vgl Fatouros, Krischer 1992, 9 f., nach deren Ausgabe der Antiochikos im Folgenden zitiert wird.

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Stadt seiner Ansicht nach besonders auszeichnete, nimmt einen großen Teil der Beschreibung der Standortvorteile ein. 127 Nicht nur Antiochia wird dabei wortreich beschrieben, sondern auch der ebenso bedeutsame Vorort Daphne. Die pittoreske Hochebene mit ihren zahlreichen Wäldern, Flüssen und Quellen war für die Wasserversorgung von Antiochia seit der hellenistischen Gründungsphase von zentraler Bedeutung und beheimatete nicht nur ein berühmtes Apollon-Orakel, sondern auch große Thermenanlagen. 128 Darüber hinaus sind detaillierte Stadtbeschreibungen als ein generelles Phänomen spätantiker literarischer Quellen anzusehen, wie sich am Beispiel des Namatianus deutlich machen lässt. Der heidnische Dichter Rutilius Claudius Namatianus war nach eigenen Angaben Anfang des 5. Jh. magister officiorum und praefectus urbi von Rom, hatte dort also eine bedeutende politische Rolle gespielt. 129 Wohl im Zuge der Goteneinfälle 416/417 n. Chr. musste Namatianus der Stadt den Rücken kehren und ging in seine Heimat  –  wahrscheinlich Toulouse – zurück. 130 Zu dieser Gelegenheit verfasste er das Gedicht de reditu suo, ein Reisegedicht, das auch ein Enkomion auf Rom enthält. Die laudes Romae nehmen nicht zuletzt aufgrund des besonderen literarischen Stils – eines „Hymnenstils im Tonfall des sakralen Gebets“ 131 – eine wichtige Stellung innerhalb des Gesamtwerks ein. Ziel des Dichters ist es dabei, Rom zum für ihn noch immer gültigen Zentrum des Reiches zu stilisieren. Deshalb avanciert die Stadt in seiner Beschreibung zur Verkörperung der kulturellen, gesellschaftlichen und geistigen Errungenschaften der Römer. Teil des Enkomions ist eine detaillierte Beschreibung der stadtrömischen Bauten, die unter dem Topos ἀπὸ κόσμου τῆς πόλεως abgehandelt werden – Wasserleitungen zählen also zum Schmuck der Stadt. 132 Der Beschreibung der Wasserleitungen folgt eine Erläuterung der natürlichen Wasserressourcen in Form von Wasserläufen und Brunnen und den daraus folgenden Annehmlichkeiten, wie etwa ein angenehmes Klima oder kühle Luft. Die Beschreibung der Wasserinfrastruktur nimmt innerhalb des Lobpreises der stadtrömischen Annehmlichkeiten mit 14 Versen einen ungewöhnlich großen Raum ein. 133

127 Ausführlich besprochen in Kapitel 6.2. Zur rhetorischen Tradition, innerhalb derer sich Libanios verorten lässt, vgl. Bouffartigue 1996 sowie Pernot 1993, 215 f. 128 Saliou 2018, 42 mit der wichtigen Anmerkung, dass sich die Beschreibung von Daphne im Antiochikos in einem Spannungsfeld zwischen historischer Realität und rhetorischen Topoi aus dem Städtelob befindet, letzteres jedoch nur mit einem bestimmten Maß an Lokalbezug funktionieren kann und Libanios damit auch als historische Quelle ausgewertet werden kann. 129 Rut. Nam. 1,157;427;467;561. 130 Kek 1996, 44 f. 131 Doblhofer 1977, 38. Es handelt sich dabei um die Verse 47–164 des ersten Buches. 132 Diesem Aspekt, der Schönheit der Stadt, ist ein eigenes Kapitel gewidmet, s. Kapitel 7.1 und zudem 5.1 zum kulturellen Code und seinen Inhalten. 133 Doblhofer 1977, 70 möchte den Grund dafür im Niedergang aller anderen öffentlichen Gebäude sehen, Namatianus folgt dabei jedoch, wie zu zeigen sein wird, vielmehr einer literarischen Tradition.

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Einleitung und Methodik

Die Spätantike mag literarisch in der Tradition der Kaiserzeit stehen, politisch zeichnet sie sich jedoch unter anderem durch neue Akteure aus, deren Relevanz für die Wasserversorgung die literarischen Quellen widerspiegeln. So lobte etwa der Stadtpräfekt und Rhetor Themistios Kaiser Valens dafür, dass er die Nymphen nach Byzantion gebracht habe, 134 und auch der spätantike Schriftsteller Prokop schreibt sich das Lob der Bauten Kaiser Iustinians auf die Fahnen: In seinem Auftragswerk de aedificiis preist er in mindestens sechs Büchern das Bauprogramm von Iustinian auf panegyrische Weise und geht dabei auch häufig auf verschiedene Wasserleitungen ein. 135 So stiftete der Kaiser etwa eine Leitung in Helenopolis, reparierte die Leitung von Nikaia und baute neue Heilbäder mit einem dazugehörigen Trinkwasseraquädukt im bithynischen Pythia. 136 Einen besonderen Stellenwert hat selbstverständlich Konstantinopel, das nach Prokop unter trockenen Sommern litt: Diese führten zu einer geringeren Quellschüttung und damit zu einer nicht ausreichenden Wasserversorgung. Um dem entgegenzuwirken, ließ Iustinian die gewaltige Yerebatan-Zisterne errichten, um das Wasser speichern zu können. 137 In Cassiodors Briefsammlung spielen neben den Kaisern auch die Bischöfe immer wieder eine wichtige verwaltungstechnische Rolle. So schrieb etwa König Theoderich an Bischof Aemilianus von Vercelli und an die Anrainer der Leitung von Ravenna, sie sollten diese von Dickicht befreien. 138 Und im 5. Jh. n. Chr. initiierte Bischof Theodoret von Kyrrhos den Bau einer Leitung aus kirchlichem Vermögen, um den Wassermangel seiner Stadt zu beheben. 139 Die Beispiele illustrieren zum einen die wachsende Relevanz der Kaiser, zum anderen das Auftreten neuer Akteure wie der Bischöfe – diese Akteure werden im Rahmen der Arbeit ausführlich besprochen. 140 Eine letzte literarische Gattung, die aufgrund ihrer geringen Bedeutung für die Wasserleitungen hier nur zu streifen ist, sind die Reiseberichte. Melanie Heinle hat sich mit 134 Themistios rühmt den Bau des Valens-Aquädukts, in dem er das Bild von Quellnymphen zeichnet, die sich freiwillig nach Konstantinopel begeben und sich dort in einem Nymphaeum treffen, vgl. Them. Or. 11,16–17 (nach Leppin, Portmann 1998). Ähnliches schreibt Themistios auch an anderer Stelle, vgl. Them. Or. 13,9. Zur Leitung von Valens s. a. Crow 2016. 135 Zu Prokop vgl. das Standardwerk von Cameron 1985. Zum Zusammenhang zwischen Herrscherpanegyrik und Wasserinfrastruktur in Prokops De aedificiis s. Pickett 2020. 136 Prok. Aed. 5,2–3. Weitere Beispiele mit derselben Argumentationskette (für den Bau oder die Reparatur) sind die Stadt Constantina (2,5,11), Trapezus (3,7,1 mit einem der wenigen Hinweise auf die christliche Praxis der Namensgebung einer Leitung, in diesem Fall nach dem Märtyrer Eugenius), Iustiniana Prima (4,1,21), Herakleia Kybistra (4,9, 14–16), Anastasiaopolis (4,11,13) und Ptolemais (6,2,11). Einen tabellarischen Überblick bietet darüber hinaus Pickett 2020, 101–103. 137 Prok. Aed. 1,11,10–15. 138 Cassiod. Var. 5,38. 139 Theod. Epist. 81,89r. Δημοσίας στοὰς ἐκ τῶν ἐκκλησιαστικῶν προσόδων ἀνέστησα. Γεφύρας δύο μεγίστας ᾠκοδόμησα, λουτρῶν ἐπιμελήθην κοινῶν. Ἐκ τοῦ παραρρέοντος ποταμοῦ τὴν πόλιν ὑδρευομένην εὑρών, τὸν ἀγωγὸν κατεσκεύασα, καὶ τὴν ἄνυδρον πόλιν ὑδάτων ἐπλήρωσα. Bemerkenswert ist die Erwähnung der „gut bewässerten“ Stadt, ein bereits in der Kaiserzeit präsenter literarischer Topos, der vor allem von Libanios in seinem Antiochikos auf die Spitze getrieben wird, s. S. 339–342 und die obigen Ausführungen zu εὔυδρος auf S. 30. 140 Siehe dazu detailliert Kapitel 5.2.

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Quellenüberblick

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den Periegeten und deren Wahrnehmung von Stadtbildern auseinandergesetzt und kam dabei zu dem Ergebnis, dass deren Betrachtung und Beschreibung in großem Maße von der subjektiven Einstellung, dem kulturellen Hintergrund und der Intention des jeweiligen Autors abhängt. 141 Während etwa Herakleides Kritikos aus seiner Sicht neue Bauwerke beschrieb, interessierte sich Pausanias vor allem für geschichtsträchtige Strukturen. 142 Die Stadt bestand aus Sicht der Periegeten nicht nur aus der Summe ihrer Gebäude, sondern konnte auch durch ihre Eigenschaften, ihre Mythen oder ihre Bewohner charakterisiert werden, die alle Teil städtischer Identität waren. Eine weitere Besonderheit ist das Fehlen von struktureller Raumwahrnehmung, einzelne Gebäude wurden also nicht zueinander in Bezug gesetzt, so dass sich dem Leser kein Stadtprospekt erschloss. 143 Wasserleitungen werden in all diesen Werken erwähnt, doch müssen die genannten Punkte bei der Analyse der einzelnen Autoren gesondert berücksichtigt werden, um gerade in den Themenbereichen der Romanisierung und Urbanisierung zu belastbaren Ergebnissen zu kommen. Betrachtet man die literarischen Quellen insgesamt, so sind vor allem folgende Fragen für den analytischen Teil dieser Untersuchung relevant: Wie sprechen die antiken Autoren aus ihrer chronologischen Perspektive über Fernwasserleitungen, mit welchen Symbolwerten werden sie versehen und ändern sich diese im Lauf der Zeit? Welche Akteure werden als die entscheidenden Faktoren für den Bau der Leitung genannt? Und ist die Art und Weise, wie Wasserleitungen charakterisiert werden, dieselbe, lässt sich also von einem überregionalen kulturellen Code sprechen? 144

1.3.2

Rechtstexte 145

Die große Bedeutung von Wasser für die Antike zeigt sich auch im juristischen Bereich. Die ältesten Regelungen zur Brunnennutzung und -reinhaltung sowie zur gemeinschaftlichen Aufteilung von Wasserressourcen reichen bis in das 6. Jh. v. Chr. zurück. Inschriften aus den unterschiedlichsten griechischen Städten zeugen bereits in archaischer und klassischer Zeit nicht nur von einem beständigen Regelungsbedarf, sondern auch von einem hohen Grad an Spezialisierung und Differenzierung. Rechtstexte, die den Umgang mit der knappen Ressource Wasser regelten, betrafen beinahe jeden Lebensbereich, sowohl in der Stadt, als auch auf dem Land. Die große methodische Herausforderung der in erstaunlich hoher Zahl überlieferten Texten liegt in ihrer regionalen und zeitlichen 141 Heinle 2009. Fuhrer, Mundt, Stenger 2015 führten in einem Sammelband das Konzept des city­ scaping ein, anhand dessen sie zu erklären versuchten, durch welche Elemente der jeweilige antike Autor das Bild der von ihm beschriebenen Stadt zeichnete und durch welche Methoden er diese für seinen Leser lebendig machte. Ergänzend dazu Schalles 2017. 142 Heinle 2009, 66. 143 Ebd. 69. 144 Dies wird diskutiert in Kapitel 5.1. 145 Die einzelnen Texte werden in Kapitel 4.1 ausführlich besprochen, deshalb soll an dieser Stelle nur ein kurzer thematischer und chronologischer Überblick gegeben werden.

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Gebundenheit. Jede Polis konnte ihr eigenes Recht setzen, und selbst wenn sich die Themenbereiche doch oft überschnitten – jede Stadt musste ihr Wasserrecht schon um des sozialen Friedens willen regeln – ist bei der überregionalen Gültigkeit und Vergleichbarkeit dieser Einzelgesetze Vorsicht geboten. Das Wasserrecht 146 aus der griechischen Zeit ist vielfältig, jedoch sehr fragmentiert und bietet deshalb nur schlaglichtartige Einblicke, die kaum einen systematischen Vergleich ermöglichen. Betrachtet man nun die Fernwasserleitungen im Speziellen, so hatten diese einen besonderen Regelbedarf und kreierten damit einen sehr hohen Anspruch an die jeweiligen rechtsprechenden Instanzen. Folgende Themenschwerpunkte lassen sich unterscheiden: Die gerechte Nutzung des Wassers; der Schutz der Leitungen vor Zerstörung und Diebstahl durch Strafzahlungen und die Einrichtung von Schutzstreifen; die innerstädtische und extraurbane Wasserverteilung an Privatpersonen; die Zuständigkeit für Reparatur und Reinigung; eine sachgerechte Verwaltung. Hinzu kommen strukturelle und organisatorische Schwerpunkte wie etwa die Frage nach der Genehmigung des Baus einer Leitung, die Ernennung von dafür zuständigen Amtsträgern oder die Vergabe der genannten Wasserkonzessionen. Das früheste Zeugnis für diese Themenbereiche im Aquäduktbereich ist die sogenannte Acharnische Leitung aus dem 4.  Jh. v. Chr. (s. Kapitel 4.1.1, S. 138–141). Wahrscheinlich handelte es sich dabei um den Bau einer Leitung, die von Acharnai nach Athen verlief und dabei sowohl private Grundstücke als auch das Gebiet mehrerer Demen durchquerte. Die insgesamt dürftige Rechtsdokumentation von Fernwasserleitungen reicht bis in den Hellenismus und macht deren geringe Bedeutung für die Wasserversorgung der griechischen Poleis sichtbar. 147 Erst in der römischen Republik kam mit dem Bau der ältesten Fernwasserleitungen neuer Regelbedarf auf, doch sind wir darüber nur indirekt über Frontinus informiert, der ältere senatus consulta zitiert und mit dem in seiner Zeit geltenden Recht vergleicht. Frontinus verdanken wir auch Einsicht in die wohl wichtigste systematische Ordnung und Erweiterung des Wasserrechtes, die maßgeblich auf Agrippa und Augustus zurückzuführen ist. Während Agrippa diese Regelungen vor allem für Rom nötig machte, wo er ein regelrechtes Wasserbauprogramm initiierte, engagierte sich Augustus auch in den Provinzen und für seine Kolonien: Sein Edikt für die neugegründete Kolonie Venafrum zählt zu den umfassendsten und komplexesten Regelwerken für eine städtische Wasserversorgung. 148 Weitere erhaltene Stadtgesetze erwähnen die Wasserinfrastruktur nur in wenigen Paragraphen und sollen ergänzend zur Sprache kommen. Darunter ist etwa die lex Ursonensis von Gaius Iulius Caesar für die Colonia Iulia Genetiva in Spanien aus den Jahren 44/43 v. Chr. 149 Aus flavischer Zeit ist mit der lex Irnitana die Erhebung der südspa-

146 Es soll im Folgenden aus pragmatischen Gründen vom griechischen Wasserrecht im Singular gesprochen werden, ohne implizieren zu wollen, dass es ein überregional einheitliches Wasserrecht gab. 147 Dass dies nicht mit der Überlieferungssituation erklärbar ist, zeigen die zahlreich erhaltenen Regelungen für andere Wasserbauten, wie etwa Brunnen. 148 Freis 1984, 43–45, Nr. 27. 149 Nach der Ausgabe von Crawford 1996, 393–454.

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nischen Gemeinde Irni zur Stadt belegt, die sich in einer Rubrik auch mit der Gestaltung öffentlicher Infrastruktur innerhalb des städtischen Territoriums befasst. 150 Unter Augustus wurden nicht nur Gesetze, senatus consulta und Edikte erlassen, sondern auch bereits bestehendes Recht zusammengefasst und systematisiert. 151 Besonders lohnenswert ist die Analyse der erhaltenen Statthalteredikte, die einen detaillierten Einblick in die praktische Umsetzung und Anpassung des Wasserrechts an die jeweiligen lokalen und naturräumlichen Gegebenheiten ermöglichen. Darüber hinaus zeigen sie den Umgang der römischen Autorität mit bereits bestehendem Recht sowie den Einfluss der Statthalter auf neue Problemfelder. Besonders wichtig für die genannten Themenbereiche sind das Edikt des Proconsuls Martialis in Ephesos (112/114 n. Chr.) und das Edikt eines Proconsuls (wahrscheinlich Marcus Ostorius (?) Scapula) aus Laodikeia am Lykos um 114/115 n. Chr. 152 Beide Edikte hängen thematisch eng zusammen und befassen sich mit einer Fülle an juristischen, organisatorischen und finanziellen Details, darunter der Schutz der Wasserleitungen vor illegaler Ableitung, die Organisation privater Wassernutzung oder die Finanzierung von Umbaumaßnahmen. 153 Ein längerer Abschnitt ist den Fernwasserleitungen auch in den spätantiken Gesetzeswerken wie dem Codex Iustinianus und Theodosianus gewidmet. Da die Spätantike im Rahmen dieser Arbeit jedoch nur gestreift werden soll, soll an dieser Stelle nur ein kurzer Überblick gegeben und vor allem auf Regelungen hingewiesen werden, die von den Kompilatoren aus der hohen Kaiserzeit zusammengetragen wurden. 154 Der Codex Theodosianus enthält im 15. Buch eine Sektion de aquaeductu: Neun Einzelregelungen, die teilweise auch im Codex Iustinianus zu finden sind, betreffen vor allem folgende Themenbereiche: Die Sauberhaltung der Leitungen durch die Anrainer 155, die Modalitäten der privaten

150 Nach der Ausgabe von Wolf 2011. Das Gesetz besteht aus 99 Rubriken, graviert auf zehn Bronzeplatten, von denen sechs erhalten geblieben sind, vgl. ebd. 20 f. 151 Wie etwa in Ephesos, vgl. I. Ephesos 6,2018. 152 Für die Texte s. I. Ephesos 7,1,3217 a und b und Anhang Nr. 1, S. 451–453 sowie Guizzi 2019 mit Anhang Nr. 7, S. 459–463. 153 Die Tätigkeiten der Statthalter werden ausführlich besprochen in Kapitel 5.2.4. 154 Der Codex Theodosianus wurde im 5. Jh. n. Chr. von Kaiser Theodosius in Auftrag gegeben und 438 n. Chr. fertiggestellt. Er enthielt in 16 Teilen die zusammengetragenen Gesetze und kaiserlichen constitutiones seit 312 n. Chr. und galt trotz der bereits existierenden Teilung für das gesamt­ römische Reich, vgl. Jörs 1900. Der Codex gilt als eine der wichtigsten Grundlagen für den Codex Iustinianus, den der Kaiser 528 n. Chr. angeordnet hatte. Der Codex Iustinianus besteht aus 12 Büchern und ist Teil des Corpus Iuris Civilis, dem die Digesten, die Institutiones und die Novellae beigefügt waren. Der Codex beginnt mit der Sammlung der Rechtstexte bei Kaiser Hadrian, doch ist die historische Zuordnung der älteren Regelungen nicht immer ganz einfach, da fast jeder zeitliche Kontextbezug bei der Sammlung und Redaktion entfernt wurde, vgl. Leppin 2006. 155 Cod. Theod. 15,2,1 = Cod. Iust. 11,43,1 (Brief von Kaiser Constantin an den Wasseraufseher Maximilianus, 18. Mai 330).

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Wasserentnahme 156 und mehrere Regelungen, um Wasserdiebstahl entgegenzuwirken. 157 Ein besonders wichtiger und ausführlicher Themenbereich, der sowohl im Codex Theodosianus als auch im Codex Iustinianus vorkommt, sind die für die Wasserinfrastruktur zu entrichtenden Antrittsgelder von Prätoren und Konsuln sowie weitere Sonderabgaben für die Leitungen, die einen guten Einblick in spätantike Finanzierungsmodelle für Wasserleitungen geben. 158 Die Digesten und der Codex Iustinianus sind deutlich ausführlicher. Die Digesten enthalten immerhin drei Bücher (8, 39 und 43), die Fernwasserleitungen thematisieren, der Codex Iustinianus beinhaltet 26 Einzelregelungen. Die Digesten befassen sich im achten Buch vor allem mit der Frage nach der Ausgestaltung der servitudines, mit deren Hilfe unter anderem die Durchleitung von Wasser über fremde Grundstücke oder die Nutzung von nachbarschaftlichem Wasser geregelt wurde. 159 Das 39. Buch thematisiert insbesondere die Problematik von Regenwasser (39,3) und den Schaden, den dieses etwa durch unsachgemäße Ableitung oder Stauung anrichten kann, geht an einigen Stellen jedoch auch auf die Rechte und Pflichten von Nutzern eines gemeinsamen Kanals ein sowie auf die Modalitäten einer Servitut. 160 Im 43. Buch werden einige weitere Einzelprobleme besprochen, darunter etwa die Bereitstellung von Wasser für den täglichen Bedarf (43,20), mehrere prätorische Interdikte, die das Verbot enthalten, jemanden an der Reparatur seiner Leitung oder der Nutzung einer Quelle zu hindern ( 43,21–22). Insbesondere für Konstantinopel haben wir eine reiche Gesetzesüberlieferung, die die Rekonstruktion der Wasserverwaltung und -finanzierung ermöglicht. 161 Dabei ist zu beachten, dass die Rechtstexte nicht immer zeitlich und geographisch einsortierbar sind, es also nicht immer ganz klar ist, auf welchen Ort sie sich bezogen.

156 Cod. Theod. 15,2,2 ( Brief der Kaiser Valentinian, Valens und Gratian an den Finanzverwalter Fortunatianus, 30. Oktober 369 oder 370); Cod. Theod. 15,2,3 (Brief der Kaiser Valentinian, Gratian und Theodosius an den Stadtpräfekten Clearchus, 22. Juni 382); Cod. Theod. 15,2,5 = Cod. Iust. 11,43,3 (Brief der Kaiser Valentinian, Theodosius und Arcadius an Albinus, den Stadtpräfekten von Rom); Cod. Theod. 15,2,6 (Brief der Kaiser Arcadius und Honorius an den Stadtpräfekten Africanus, 29. Mai 395 oder 396); Cod. Theod. 15,2,7 = Cod. Iust. 11,43,4 (Brief derselben Kaiser an den comes orientis, 1. November 397); Cod. Theod. 15,2,9 (Brief der Kaiser Arcadius und Honorius an den Stadtpräfekten Flavianus, 8. November 400). 157 Cod. Theod. 15,2,4 = Cod. Iust. 11,43,2 (Brief der Kaiser Valentinian, Theodosius und Arcadius an den Stadtpräfekten Pancratius); Cod. Theod. 15,2,8 (Brief der Kaiser Arcadius und Honorius an den Prätorianerpräfekten Messala, 28. Dezember 399). 158 Cod. Theod. 6,4,13 und 29–30 (Prätoren); Cod. Iust. 12, 3,2–3,4 (Konsuln); Cod. Theod. 14,6,3 und 15,1,36 (Sonderabgaben). Zu den Kosten der Leitung siehe Kapitel 2.4, zu weiteren Finanzierungsmodellen Kapitel 5.4.2. 159 Z.B. Dig. 8,1,14,2; 8,1,19; 8,2,1; 8,2,19; 8,6,7–10. 160 Z.B. Dig. 39,3,11,1; 39,3,2,6 (Schaden eines Grundstücks durch Überlaufwasser aus einem Kanal, den ein Anrainer nicht gereinigt hatte); 39,3,16 (zum Umgang mit Servituten, etwa beim Verkauf des betreffenden Grundstücks); 39,3,17,1 (eine Servitut erlaubt nur die Verlegung von Tonrohren, aber nicht den Bau einer steinernen Leitung). 161 Crow 2016, 122.

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Quellenüberblick

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Weitere juristische Praktiken finden sich darüber hinaus auch in den Variae des Cassiodor. 162 Sie bieten nicht nur einen detaillierten Einblick in die Zeit des Cassiodor, sondern auch in den Zustand der Städte zu dieser Zeit. Einen der längsten Abschnitte über Wasserleitungen findet man im Formularbuch, in dem Cassiodor Urkunden für häufige Verwaltungsvorgänge gesammelt und generalisiert hat. Eine davon (7,6) ist eine formula comitivae formarum, also ein Brief mit der Aufgabenbeschreibung des Wasseraufsehers. Inhaltlich ist der Brief in Bezug auf die Verwaltung wenig aussagekräftig, denn er beschränkt sich nur auf den Hinweis, keine Bäume entlang der Leitungstrasse wachsen zu lassen, auf eine gerechte Wasserverteilung zu achten und insgesamt für die Reparatur der Leitungen zu sorgen. 163 Interessanter ist jedoch, wie Cassiodor die Wasserleitungen beschreibt: In plinianischer Tradition sieht er die Leitungen als die vollkommene Verbindung zwischen utilitas und pulchritudo an. 164 Dieser kurze literarische Exkurs in das ostrogotische Italien sollte vor allem zwei Punkte deutlich machen: Cassiodor steht nicht nur literarisch in einer Tradition mit Plinius oder Frontinus, indem er für die Beschreibung der Wasserleitungen ein ähnliches Vokabular benutzt, hinter dem man eine ähnlich geartete Wahrnehmung vermuten darf. Die von ihm überlieferten und gesammelten Dokumente zeigen darüber hinaus auch, dass viele Aquädukte selbst im 6. Jh. n. Chr. noch in Betrieb waren und es einige Bemühungen der Zentralgewalt gab, diese auch aufrecht zu erhalten. 165 In Kleinasien gibt es solch späte Befunde auch, doch sind diese weniger literarischer Natur, sondern vor allem epigraphisch überliefert und sollen unter dieser Quellengattung subsumiert werden. Die vorhandenen Gesetze sollen insgesamt vor allem aus chronologischer Perspektive betrachtet werden, um festzustellen, ob die Wasserleitungen im Laufe der Zeit neue Probleme und Ansprüche evozierten oder alte Probleme sich als nicht lösbar erwiesen. Besonders wichtig ist auch die Untersuchung einer möglichen Kollision von bereits bestehendem lokalem mit römischem Wasserrecht. Dabei ist auch zu fragen, welcher Akteur entscheidend für die Rechtssetzung im Bereich der Wasserversorgung war – die Kaiser, die Statthalter oder die Städte – ob diese Rechtsetzungen untereinander konkurrierten oder ob sich eine gewisse reichsweite Vereinheitlichung feststellen lässt.

162 Hafner 2002, 11 f. mit einem kurzen Abriss über das Leben Cassiodors. Zum bewussten Aufbau der Variae nach chronologischen und hierarchischen Briefen vgl. Kakridi 2005, 99–109. 163 Solch aufwendige Maßnahmen wie die Kontrolle der Leitungen auf dem Land waren in Konstantinopel und Rom in der Spätantike nur deshalb möglich, weil mit den speziell für diese Aufgaben abgestellten Sklaven noch genügend „manpower“ vorhanden war, vgl. Cod. Iust. 11,43,10, 479/491 n. Chr., und Cassiod. Var. 3,31. Zu rechtlichen Vorschriften bezüglich Wasserleitungen s. Kapitel 4.1. 164 Cassiod. Var. 7,6,1. Siehe dazu auch Kapitel 5.1 mit S. 202–209. 165 Die ostrogotischen Könige investierten einige Mühen in eine funktionierende Verwaltung und legitimierten ihre Herrschaft unter anderem dadurch, dass sie sich um die Wasserversorgung kümmerten, vgl. Marano 2015, 164–166 zu einem neuen Akteur im Wasserbau, nämlich den kirchlichen Vertretern.

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38 1.3.3

Einleitung und Methodik

Wasserleitungen auf Münzen

Im Gegensatz zu anderen öffentlichen Bauten sind Wasserleitungen nur selten auf Münzen abgebildet und deshalb bereits relativ vollständig aufgearbeitet 166, so dass an dieser Stelle ein kurzer, summarischer Überblick genügen soll. Die frühesten Prägemotive stammen aus der Stadt Rom: Lucius Marcius Philippus ehrte um 56 v. Chr. seinen Vorfahren Quintus Marcius Rex für den Bau der Aqua Marcia und erinnerte damit an die großen Leistungen seiner Familie. Der Denar zeigt auf der Vorderseite die Büste des Marcius Rex, auf der Rückseite eine Reiterstatue auf einem fünfbogigen Aquädukt, der mit der erklärenden Aufschrift AQVA MR versehen ist. 167 Ein traianischer Sesterz zeigt auf der Rückseite ein nicht ganz eindeutig zu klärendes Bild: Eine fast nackte, bärtige Gestalt, die in der Rechten einen Zweig trägt, liegt unter einem Bogen auf einem schön gearbeiteten Untergrund, der in der Mitte einen Auslass zeigt. Die Umschrift SPQR OPTIMO PRINCIPI AQVA TRAIANA S C macht deutlich, dass sich die dargestellten Elemente auf die Aqua Traiana beziehen, doch gehen die Interpretationen gerade bezüglich der Bogenstruktur weit auseinander. 168 Auch weitere stadtrömische Münzbilder sind nicht eindeutig zu erkennen. Dies hängt auch damit zusammen, dass die Darstellung der Aquädukte als Bogenmonumente an Triumphbögen erinnert und diese deshalb ohne erklärende Umschrift nicht immer unterscheidbar sind. 169 Außerhalb von Rom sind eindeutige architektonische Darstellungen von Wasserleitungen selten. Ein schönes Beispiel stammt aus Buthrotum in Epirus: Die Stadt prägte von Augustus bis Nero auf die Rückseite ihrer Bronzemünzen eine Aquäduktbrücke mit zwei Geschossen. 170 Ebenso problematisch wie die stadtrömischen Prägungen sind hin166 Insbesondere von Tameanko 1999; Kowalewski 2013. Auch online ist eine übersichtliche Datenbank für Wasserbauten verfügbar, die fast vollständig ist, s. http://www.romanaqueducts.info/ aquamint/romancoins.html (zuletzt abgerufen am 1.6.2018). Andere Wasserbauten, wie etwa Nymphaeen, erscheinen auf den Münzen, doch sollen sie an dieser Stelle nicht ausführlich besprochen werden, vgl. Trell 1978 mit der Sammlung der Münzen. Kowalweski 2013 gibt einen guten ersten Überblick, auch wenn er einige Motive mit aufgenommen hat, deren Identifikation fragwürdig ist. Auf ihn wird bei der Besprechung der problematischen Stücke noch einmal verwiesen, vgl. die Diskussion auf den folgenden Seiten. 167 Tameanko 1999, 92. 168 Denkbare Interpretationen sind etwa der Flussgott oder der Genius der Aqua Traiana, der unter einem Aquädukt, auf einem Wehr oder castellum aquae liegt, vgl. Kowalewski 1992; Kowalewski 2013, 17. Ebenso möglich wäre die Darstellung der Quellfassung, wie sie etwa auf einer Bronze aus Damaskus zu sehen ist: Eine Nymphe liegt unter einem Bogen auf mehreren Wasserwellen unter denen ΠHΓΑΙ steht, vgl. Rosenberger IV 29, Nr. 40. 169 So etwa bei einer Münze des Gaius Marcus Censorinus (88 v. Chr.), die auf der Vorderseite Numa Pompilius und Ancus Martius zeigt, auf der Rückseite zwei Bögen, unter dem linken eine Statue der Victoria, unter dem Rechten ein Kriegsschiff (Tameanko 1999, 90 mit der Interpretation, es handele sich dabei um die Aqua Marcia). Noch problematischer ist eine genaue Identifikation mehrerer Aureitypen (RIC I Claudius 45 und 72) unter Kaiser Claudius. Sie zeigen auf der Rückseite jeweils einen Triumphbogen mit der Aufschrift DE BRITANN und DE GERMANIS. Claudius hatte zur Feier dieser Siege einen Bogen der Aqua Virgo in einen Triumphbogen umbauen lassen. 170 Tameanko 1999, 94.

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Quellenüberblick

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gegen Münzbilder aus Anazarbos in Kilikien 171, Philippopolis in Thrakien und Karthago 172, die nicht eindeutig in Verbindung mit einer Wasserleitung gebracht werden können. Für Kleinasien sind solche Aquäduktbrücken auf Münzen bis jetzt nicht eindeutig nachweisbar. Ein deutlich beliebteres Prägemotiv waren Nymphen und Flussgötter, die nach Meinung verschiedener Forscher mit der städtischen Wasserinfrastruktur in Verbindung gebracht werden können. So postulierte etwa Stefan Karwiese, dass die Stadt Ephesos zu bestimmten Gelegenheiten, wie etwa beim Neubau oder der Reparatur einer Wasserleitung, Münzen mit den Göttern des Flusses, ausprägte, der für die Versorgung der Leitung gefasst wurde. 173 Da gerade die städtischen Bronzemünzen in Kleinasien einen wichtigen Marker für das Selbstverständnis und die Selbstrepräsentation einer Stadt darstellen, lohnt es sich, die These Karwieses und die Flussgottprägungen einer näheren Prüfung zu unterziehen. Dieser Prüfung steht dabei zunächst im Weg, dass Flussgötter einem relativ starren ikonographischen Schema folgen: Meistens sind sie gelagert dargestellt, der linke Arm ruht auf einer Urne, in der rechten Hand halten die Flussgötter verschiedene Attribute wie etwa ein Schilfrohr, einen Zweig oder ein Füllhorn. 174 In einigen Fällen ist als erklärende Beischrift der Name des Flussgottes beigefügt. Es bleibt zu fragen, ob Flussgötter überhaupt mit Wasserleitungen in Verbindung zu bringen sind, denn bei den vergleichbaren stadtrömischen Prägungen handelte es sich stets um einen Genius der Leitung und nicht um einen Flussgott. Diese Probleme sollen anhand des Fallbeispiels Ephesos exemplifiziert werden. 175 In einem zweiten Schritt ist darauf zu achten, ob es Prägungen gab, die von dieser meistens eingehaltenen Norm abweichen und damit einen konkreteren Hinweis auf Wasserleitungen geben können. Es lohnt sich darüber hinaus auch ein Vergleich der numismatischen Bildsprache verschiedener Städte, um die mögliche Verbreitung bestimmter Motive und deren Nutzung im städtischen Konkurrenzkampf zu erfassen. 176 Eine vollständige Aufarbeitung der antiken Flussgottmünzen kann an dieser Stelle nicht geleistet werden, doch stellt eine Aktualisierung des Katalogs von Imhoof-Blumer sicherlich ein numismatisches Desiderat dar. 171 Εbd. Auf der Rückseite der Münze ist eine dreibogige Struktur zu sehen, deren mittlerer Bogen mit einem dreieckigen Aufsatz oder einer Art Dach verziert ist. Tameanko interpretierte die Abbildung als Wasserleitung, die später in einen Triumphbogen umgewandelt worden sei und den Aufsatz als eine Art Schrein, der an der Leitung angebracht worden sei. Eine überzeugendere Interpretation scheint Ziegler 1993, 120 und 150 vorzunehmen, der von einem Nymphaeum ausgeht und die dreieckigen Dächer als Teil des dahinterliegenden Gymnasions sieht, zu dem das Nymphaeum den Eingang bildete. Denkbar ist hingegen seiner Meinung nach auch, hinter der Abbildung das Stadttor von Anazarbos zu vermuten, bei dem es sich um einen umgebauten Triumphbogen handelt. 172 RIC IVa Septimius Severus 266. Die Münze zeigt auf der Rückseite die Dea Caelestis, wie sie auf einem Löwen nach rechts reitet. Unter ihr fließt Wasser, das aus einem Felsen am linken Bildrand zu entspringen scheint. Es handelt sich also wohl eher um einen Fluss oder eine Quelle, also einen natürlichen Wasserlauf und keinen künstlichen, wie es bei einem Aquädukt der Fall wäre. Vgl. Kowalewski 2013, 23–27 mit der Interpretation. 173 Karwiese 2006. 174 Imhoof-Blumer 1923 hat die Flussgotttypen zusammengestellt. 175 S. u. S. 344 f. 176 S. u. Kapitel 5.4.7.

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40 1.3.4

Einleitung und Methodik

Der archäologische Befund und seine methodischen Problematiken

Ein fast schon notorisches Problem stellt die Datierung der Aquädukte dar, ein Problem, das vor allem dann relevant ist, wenn man nach einer chronologischen Verbreitung der Fernwasserleitungen fragen will. 177 Schwierig ist die Datierung zunächst deshalb, weil der vorhandene Baubefund kaum einen Hinweis gibt: Verschiedene Bautechniken und -materialien wurden zu allen Zeiten und an allen Orten gleichzeitig verwendet; fast immer wurden dabei die lokalen, leicht zugänglichen Rohstoffe verarbeitet. Hinzu kommen Um- und Anbauten, die eine sehr heterogene Bausubstanz verursachen und eine Datierung damit fast unmöglich machen. Einen möglichen Ansatz bietet ein Blick auf die Endabnehmer einer Leitung: Die Fernwasserleitungen wurden nicht in den luftleeren Raum gebaut, sondern für die Versorgung von Zisternen, Bädern und Brunnen. Dabei ist jedoch zu beachten, dass insbesondere Bäder, die häufig für die Datierung einer Leitung herangezogen werden, in einigen Fällen auch ohne den Aquädukt funktionierten, also bereits früher gebaut worden waren, 178 oder erst in späterer Zeit hinzukamen. Gerade Nymphaeen als Endabnehmer benötigten hingegen für ihre Funktion in jedem Fall eine Leitung und dienen dementsprechend als sichererer terminus ante quem. Die Chronologie der einzelnen Elemente eines Leitungsnetzes ist damit ein zusätzliches Problem – dennoch soll anhand einiger Fallbeispiele deutlich gemacht werden, mit welchen Elementen die Leitungssysteme verschiedener Städte im Laufe der Zeit ausgestattet wurden und welche Aussage sich dadurch über den ursprünglichen Zweck des Aquädukts treffen lässt. 179 Eine Besonderheit sind die – vor allem in Großbritannien und Deutschland – bekannten hölzernen Aquädukte, die dank der Dendrochronologie eine relativ genaue Datierung ermöglichen, in Kleinasien allerdings nicht vorkommen. 180 Weitere mögliche Datierungsansätze sollen innerhalb dieser Arbeit nur an wenigen Beispielen vorgestellt werden, da eine flächendeckende Anwendung aufgrund des heutigen Forschungsstandes noch nicht geleistet werden kann: Dazu zählen die Typologie von Tonrohren und die Analyse von Sinterablagerungen. So stellte Kai Wellbrock bei der Untersuchung der pergamenischen Tonrohre fest, dass diese sich in eine relative Chronologie bringen lassen, weil sie sich in ihrer Form, insbesondere der ihrer Fußmuffen, deutlich voneinander unterscheiden. 181 Darüber hinaus lässt sich feststellen, dass die Rohre zunehmend unsauber gearbeitet waren und stattdessen ab dem 1. Jh. v. Chr. Kalkmörtel 177 Einige Beispiele gibt Wilson 1996, 12–19. Darunter sind bekannte Aquädukte wie der von Segovia oder Mérida. 178 Z.B. in Milet, vgl. Tuttahs 2007, 254–269. 179 S. u. Kapitel 2.3. 180 Stephens 1985 a, 1985 b zu den englischen Aquädukten. Wilson 1996, 21 mit weiterer Literatur. Zu deutschen hölzernen Leitungen Grewe 2017. 181 Wellbrock 2012. Eine frühere Arbeit existiert dazu von Kootz 1963. Für das spätantike Ephesos unterscheidet Pickett drei unterschiedliche Tonrohrtypen, die eine lange Verwendung und den Umbau des ephesischen Leitungssystems nahelegen und zeigen, dass die Wasserversorgung der paganen Tempel zugunsten anderer Gebäude aufgegeben wurde, vgl. Pickett 2016; Palinkas, Herbst 2011 für Korinth.

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Quellenüberblick

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zur Abdichtung genutzt wurde. 182 Henning Fahlbusch geht zudem davon aus, dass sich das Verhältnis von Länge zu Wandstärke und Durchmesser im Laufe der Zeit verringerte und sich die Form der End- und Kopfmuffen änderte, merkt jedoch selbst einschränkend an, dass zu wenige Rohre bis jetzt sicher datiert sind, um sie in einen überregionalen chronologischen Kontext zu bringen. 183 Zwar bevorzugten die Römer den Freispiegelkanal, doch wurden bis weit in die Kaiserzeit hinein parallel dazu auch Tonrohre genutzt, so dass dieser Ansatz kaum für eine Datierung dienen kann. Ein umfassender Katalog würde weitere Datierungsansätze für Tonrohrleitungen bieten und zählt zu den größten Desideraten innerhalb der kleinasiatischen Aquäduktforschung. Zumindest für eine relative Datierung dient die Sinteranalyse, wie sie Cees Passchier unter anderem für Ephesos und Patara vorgenommen hat. 184 Bei Sinter handelt es sich um ein eigentlich gelöstes Kalkgemisch, das nur an manchen Stellen in der Leitung ausfällt und dann eine feste, weiße Kruste bildet. Die geschieht vor allem nach einer bestimmten Distanz hinter dem Quellzufluss, mit zunehmender Temperatur und schließlich an Stellen mit erhöhten Wasserturbulenzen. 185 Die Sinteranalyse ermöglicht nicht nur eine relative Chronologie, die zeigt, wie lange ein Aquädukt in Benutzung war und ob diese unterbrochen wurde. Im Zusammenspiel mit dem historischen Kontext ist auch eine absolute Chronologie möglich, etwa, indem man eine im Sinter erkennbare Zeitspanne, in der kein Wasser durch die Leitung floss, mit einem Erdbeben in Zusammenhang bringen kann, das die Leitung unterbrochen hatte. Zudem erlaubt die Zusammensetzung des Sinters eine Analyse der Wasserqualität. Ist der Sinter innerhalb der Leitung nicht gleichmäßig geschichtet, sondern an einigen Stellen dünner, ist dies ein Zeichen für Reparaturarbeiten, die damit ebenfalls datiert werden können. Zudem lässt die Sinteranalyse einen Hinweis auf das zu diesem Zeitpunkt vorherrschende Klima zu. 186 Ein weiteres Problem ist die insgesamt lückenhafte Dokumentation des archäologischen Befunds. Noch vor einigen Jahren gehörten Leitungen wie etwa die milesische aufgrund ihres unterirdischen Verlaufs in die Kategorie von Zufallsfunden. 187 Zudem sind viele Leitungen nicht immer vollständig erhalten, ihr Verlauf ist also insbesondere im letzten Drittel vor der jeweiligen Stadt schwer oder gar nicht mehr zu rekonstruieren, ebenso wenig ihr Endabnehmer. Hinzu kommt schließlich noch, dass einige Leitungen oder gar antike Städte, die den Reisenden und Forschern des 19. Jh. noch bekannt waren, heute verschwunden oder überbaut sind, wie etwa das antike Smyrna. Um belastbares Material zu erhalten, das etwa Fragen nach der Entwicklung von Bautechniken oder der Datierung von Tonrohren zulässt, wäre also auch eine Auswertung dieser Reiseberichte 182 Wiederaufgenommen von Pirson 2013, 103 f. 183 Fahlbusch 1987, 141. 184 Passchier 2013, 2013 b, 2016. In Frankreich wurde der Sinter antiker Aquädukte häufiger analysiert, als dies in Kleinasien der Fall ist, vgl. Adolphe 1973 (Pont-du-Gard), Dubar 2006 (Fréjus), Bobée u.a. 2011 (Gallien), Schulz 1986 (Köln). Ein Vergleich mit dem kleinasiatischen Sinter wäre interessant und ein wünschenswertes Projekt für die Zukunft. 185 Passchier 2013 b, 963. 186 Sürmelihindi u.a. 2013 (zum Klima am Beispiel von Patara). 187 Uytterhoeven 2013, 139.

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Einleitung und Methodik

und alten Grabungsbefunde nötig. Dementsprechend soll und kann die vorliegende Studie in diesem Bereich keine Vollständigkeit erzielen. Die genannten Probleme in Verbindung mit dem gering dokumentierten archäologischen Befund rücken die Relevanz der letzten zu besprechenden Quellengattung, der Inschriften, noch einmal deutlich in den Vordergrund.

1.3.5

Die Inschriften

Insbesondere für Kleinasien sind die Inschriften für die historische Analyse unabdingbar, weil die Aquädukte dort epigraphisch dicht dokumentiert sind. 188 Den zeitlichen Rahmen bilden dabei der Hellenismus und die Spätantike, wobei der Schwerpunkt auf der Kaiserzeit liegt. Während die epigraphische Tradition zunächst zögerlich im 1. Jh. n. Chr. beginnt, lässt sich der weitaus größte Teil der Inschriften im späten 2. und im 3. Jh. n. Chr. verorten. 189 Da die Spätantike nicht systematisch erschlossen wird, sollen an dieser Stelle nur einige illustrierende Beispiele für die Themenfelder des Buches genannt werden: So reparierte etwa der Proconsul Caelius Montius im 4. Jh. n. Chr. die Leitung von Tralleis, der Bischof Marcus Iulius Eugenius im 4. Jh. n. Chr. in Laodikeia Combusta einen Brunnen, der Bischof Firmianos baute im 5. Jh. n. Chr. in Zenonopolis eine Leitung zum Martyrion des Sokrates, und ein nicht näher bekannter Ilus renovierte den Aquädukt von Elaiussa Sebaste Ende des 5. / Anfang des 6. Jh. 190 Auch geographisch betrachtet lassen sich Schwerpunkte ausmachen: Zu den ersten Städten, die ihre Fernwasserleitungen epigraphisch dokumentierten, zählen vor allem die großen Metropoleis, wie Ephesos sowie Städte mit einer besonderen politischen Stellung, wie etwa Patara. Aus der diachronen Perspektive betrachtet breiteten sich kaiserzeitliche Fernwasserleitungen in Kleinasien von West nach Ost aus, bis sie im 4. Jh. n. Chr. flächendeckend zu finden sind. Die Analyse der Gründe für diese Mechanismen ist ein zentraler Kernpunkt der Untersuchung. 191 Gattungstechnisch sind vor allem zwei große Gruppen voneinander zu unterscheiden: Die Bau- und Ehreninschriften machen einen Großteil des Befundes aus. Gerade die Ehreninschriften liefern zahlreiche Details zu den (nicht-kaiserlichen) Bauherren, insbesondere zu deren Ämterlaufbahn oder deren sonstigem Engagement in der Stadt. Die meisten von ihnen stammen aus berühmten lokalen und überregional aktiven Familien, 188 Zudem ist gerade in dieser Quellengattung durch die bereits vorliegenden Corpora eine enge Vergleichbarkeit mit anderen Provinzen gegeben. 189 Aus der hellenistischen Zeit sind bis jetzt nur zwei Inschriften im Zusammenhang mit Leitungsbau überliefert, s. Kapitel 3.2. 190 I. Tralleis 152 (Montius); MAMA I 170 (Eugenius); SEG 44, 1222 (Firmianos); Hunger 1986, 132–137 (Elaiussa Sebaste). Ein weiteres Parallelbeispiel stammt aus Stratonikeia im 5. Jh. n. Chr.: In einem Epigramm bedankt sich die Stadt dafür, dass Apollinarios eine Wasserleitung gebaut und dem Durst der Bewohner damit ein Ende bereitet hatte, vgl. I. Stratonikeia 1529. 191 Siehe dazu die zusammenfassenden Gedanken im Schlusskapitel 9.

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so dass ihr Engagement im Wasserbau in einen größeren gesellschaftlichen Kontext eingebunden werden kann. Die Bauinschriften sind besonders lehrreich, weil sie  –  im Gegensatz zu den literarischen Quellen – Details über die Organisation des Neubaus und die Verwaltung von Wasserleitungen liefern. Auf diese Weise lässt sich dem Bericht des Frontinus, also der stadtrömischen Verwaltungspraxis, ein kleinasiatisches Pendant gegenüberstellen und nach möglichen Unterschieden und Gemeinsamkeiten in der Verwaltung fragen. Die zahlreichen Bau- und Reparaturinschriften lassen sich darüber hinaus in Bezug zu Plinius und seinen Ansichten zu den städtischen Finanzhaushalten bringen. Ein besonders wichtiger Akteur, der nur in den Bauinschriften fassbar wird, sind die Städte selbst. Ähnlich wie bei den Ehreninschriften ist auch bezüglich der Bauinschriften der Aufstellungskontext wichtig: Die Bauinschriften waren entweder am Endpunkt der Leitung selbst – also etwa einem Brunnenhaus – angebracht und dokumentierten dadurch sichtbar den Bau der Leitung. Endete die Leitung hingegen etwa in einem castellum aquae am Stadtrand, mussten andere Strategien für die Sichtbarkeit der Bauinschrift gewählt werden, auf die noch näher einzugehen ist. 192 Es bleibt dennoch einschränkend anzumerken, dass kaum eine Inschift in situ gefunden wurde, so dass die Kombination von Monument und Inschrift selten möglich ist. 193 Auch auf die Reparaturinschriften lohnt sich ein näherer Blick, nicht nur bezüglich der darin erwähnten Personen, sondern bezüglich des Zusammenhangs zwischen verwendetem Vokabular und Realität, wie ihn Edmund Thomas und Christian Witschel anhand der lateinischen Inschriften problematisierten. Sie machten deutlich, dass die Gründe für einen Wiederaufbau öffentlicher Gebäude schematisch verwendet wurden und nicht unbedingt der Wahrheit entsprechen mussten. Eine typische Kategorie war etwa der Verfall von Bauten aufgrund von vetustas oder langjähriger Vernachlässigung. 194 In den griechischen Wasserbauinschriften sind nicht nur dieselben Gründe zu erwarten, sondern es ist auch auf das verwendete Vokabular zu achten, das nicht immer eindeutig auf einen Neubau oder eine Reparatur schließen lässt. 195

192 Siehe unten Kapitel 5.3.5. 193 So schon Campagna 2011, 204. Dies erschwert widerum die Datierung des archäologischen Befunds. 194 Thomas, Witschel 1992. Ein gutes Beispiel ist die Wasserleitung für ein römisches Lager in der Nähe von Öhringen. Commodus ließ sie 187 n. Chr. bauen (CIL XIII 11757), Alexander Severus gab der Leitung 231 n. Chr. seinen Namen und baute sie aus (CIL XIII 11758). Gordian ließ die Leitung zehn Jahre später erweitern (CIL XIII 11759) und führte als Begründung dafür multo tempore intermissam an. 195 Konkret gesagt geht es dabei um Verben wie κατασευάζω, ἐπισκευάζω etc., vgl. etwa den Aufsatz von Hüseyin Uzunoğlu 2018, der die Verwendung dieser beiden Verben insbesondere im Wasserbau miteinander vergleicht. Ein schönes Parallelbeispiel, das Uzunoğlu nicht kennt, stammt aus der syrischen Stadt Soada-Dionysias und dokumentiert den Bau und die Reparatur aller Leitungen und deren Quellfassungen unter Kaiser Commodus: Ἔτους η' κυρίου Καίσαρος Μ(άρκου) [Κομμόδου] Ἀντωνίνου ἐπὶ Δομιττίου (sic!) Δέξτρου ὑπατι|κοῦ ἡ πόλις τοῦς ἀπὸ τῶν ἀγωγοὺς Αρρων, Καιναθων, Αφεταθων, Ορσουων ἐπεσκεύασεν | καὶ κατεσκεύασεν (…), vgl. Sartre-Fauriat 1992, 148 f.

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Einleitung und Methodik

Als weitere Gattung sind die bereits diskutierten Statthalteredikte zu nennen. 196 Neben den Statthaltern waren auch die Kaiser in juristische, finanzielle und organisatorische Fragen involviert. Ihre Briefe an verschiedene Städte wie an Aphrodisias oder Nikaia machen deutlich, dass die Städte einige Probleme nicht mehr auf lokaler Ebene zu lösen vermochten, sondern auf die Kooperation mit den römischen Autoritäten angewiesen waren. 197 Eine besondere Inschriftengattung sind die sogenannten spätantiken Statthalterepigramme, die im Rahmen dieser Arbeit nur am Rande zur Sprache kommen sollen. Louis Robert hat diese Epigramme gesammelt und intensiv kommentiert, so dass nur eine Zusammenfassung der allgemeinen Besonderheiten dieser Quellengattung sowie ihre Relevanz für die Dokumentation von Fernwasserleitungen notwendig ist. 198 Ab der Mitte des 3. Jh. n. Chr. erschienen die Epigramme zunächst als Ersatz für prosaische Ehreninschriften für Statthalter. 199 Während die genaue Titulatur oder der Grund für die Ehrung zunehmend verschwinden, rücken meistens die edle Herkunft und besondere Tugenden oder Charaktereigenschaften des Statthalters in den Vordergrund. 200 Seltener sind diese Epigramme auch auf Bauinschriften zu finden, wie etwa dem Aquädukt von Tralleis vom proc. Asiae Lucius Caelius Montius. 201 Nur selten werden Euergeten mit solchen Epigrammen geehrt: Das ausführlichste und früheste Dossier dieser Art stammt aus Side (3. Jh. n. Chr.) und umfasst drei Ehreninschriften für Bryonianus Lollianus zum Dank für sein Engagement im Wasserbau. 202 Weniger informativ ist eine kurze Ehrung eines Unbekannten aus Antiochia in Pisidien. 203 In Assos ist aus dem Epigramm nicht mehr herauszulesen, ob es sich bei dem Stifter des Aquädukts um einen Euergeten namens Axiochos oder um einen Statthalter handelte. 204 Der Dank der Stadt war wohl nicht zuletzt deshalb

196 197 198

199 200 201 202 203

204

mit der Verortung der genannten Quellen. Zu weiteren Überlegungen bezüglich Reparaturmaßnahmen vgl. auch Kapitel 5.3.4. S. Kapitel 5.2.4. Zur Rolle der Kaiser s. u. Kapitel 5.2.2. Robert 1948. Horster 1998 analysiert breit angelegt den Aufstellungskontext und die Gründe für solche Ehreninschriften. Busch 1999 hat griechische und lateinische Epigramme im Zusammenhang mit Thermen untersucht und den Inschriften einen eigenen, ausführlichen Abschnitt gewidmet (103–219 und 325–331). Meyer-Zwiffelhoffer 2002, 203. S. a. Horster 1998. Näf 1995, 277 f. hat einen „Tugendkatalog“ erstellt, der in den Inschriften vorkommt und subsumiert darunter Eigenschaften wie etwa Bildung, Herkunft, Unbestechlichkeit etc. I. Tralleis 152. Näher besprochen auf S. 276 f. Robert 1948, 65. (Ὁρᾶις τόδˈ ἔργον ἡλίκον πῶς δαψιλῆ ǀ Νυμφῶν χορηγεῖ τῇ πόλει τὰ νάματα (…)) Robert ging plausibel davon aus, dass es sich um eine Wasserleitung handeln müsse, doch lässt das dichterische Vokabular kaum eine nähere Deutung zu. Klarer formuliert ist ein nur fragmentarisch erhaltenes Epigramm aus Samos, das die Wasserleitung (ἤγαγεν ὕδωρ, Z. 3) mit demselben prosaischen Vokabular bezeichnet und dem Stifter dafür dankt, dieses Wunder (τόδε θαῦμα, Z. 1) gebaut zu haben, vgl. ebd. 66–67 und 72–73. Anthologia Graeca 9,679: Πᾶσα μὲν Ἀξιόχῳ πόλις εὔχεται. Ἄλλο γὰρ ἄλλης ǀ πῆμα παραστείχων ὡς θεὸς ἠκέσατο ǀ ἔξοχα δὲ κραναῇ ῥόον ὕδατος ὤπασεν Ἄσσῳ ǀ πολλῶν πετράων σκληρὰ μέτωπα τεμών ǀ μηκέτι φεύγετε πάντες ἀποπρὸ θέοντες ὁδῖται ǀ πλημύρω ψυχροῖς ὕδασιν Ἀξιόχου. Busch 1999, 113 vermutet wohl zu Recht, dass Axiochos ein hoher Amtsträger gewesen sei.

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Quellenüberblick

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so überschwänglich, weil die genannten technischen Details (πολλῶν πετράων σκληρὰ μέτωπα τεμών, Z. 4) deutlich machen, dass die Leitung und ihre Tunnel anspruchsvoll und damit teuer gewesen sein mussten. Während Axiochos wohl in einen Neubau involviert war, ließ Severus in Laodikeia am Lykos nicht nur die Leitung, sondern auch ein Brunnenhaus wieder instand setzen. 205 Und im 5. Jh. n. Chr. hatte sich der comes Erythrios um die Wasserversorgung von Amisos verdient gemacht. 206 Dieser kurze Einblick in die spätantiken Statthalterepigramme diente vor allem der Illustration von zwei Punkten: Es lässt sich im Bereich der Wasserinfrastruktur insgesamt aus epigraphischer Perspektive eine Zunahme statthalterlichen Engagements festmachen, das von den Städten in Form der Epigramme überschwänglich festgehalten wurde. Während die Gründe für dieses neu intensivierte Engagement an dieser Stelle nicht mehr diskutiert werden können, so zeigen die Epigramme darüber hinaus, wie lange Aquädukte nicht nur repariert, sondern auch neu gebaut wurden. Eine besondere Quellengattung stellen gestempelte Ton- und Bleirohre dar, deren Beschriftung genaue Auskunft unter anderem über den Inhaber oder den Erbauer einer Leitung liefern kann. Da gestempelte Bleirohre jedoch hauptsächlich ein italisches und kein kleinasiatisches Phänomen sind 207 – Bleirohre wurden auch außerhalb von Italien für Siphons benutzt, dann jedoch nicht gestempelt  –  sollen sie nur kurz zur Sprache kommen. Einen wichtigen Beitrag zu diesem Forschungsfeld leistet Christer Bruun: Mit seiner Dissertation legte er 1991 den Grundstein für die Arbeit mit Bleirohren und ergänzte diese noch um zahlreiche Aufsätze, die eine vollständige Bibliographie unmöglich machen. 208 Die Bleirohre sind gerade für die Stadt Rom in hoher Funddichte überliefert und erlauben deshalb einige Detailuntersuchungen. 209 Besonders interessant sind dabei Fragen nach der sozialen Herkunft der Leitungsinhaber, die sich ausschließlich aus der Oberschicht und dort vor allem aus den Senatoren – mit einigem Abstand zu den Rittern – rekrutierten. Eine dritte und wichtige Gruppe sind die plumbarii selbst, die die Rohre anfertigten und die Leitung verlegten. 210 Rom ist dabei nicht die einzige Stadt, in der sich Bleirohre finden lassen: Ostia weist ebenfalls eine relativ hohe Anzahl an gestempelten Rohren auf, darüber hinaus folgten noch ein gutes Dutzend weiterer italischer 205 I. Laodikeia 11: ἀγαθῆι vacat τύχῃ  ǀ Αἰδίσκου γλυκερὸν Πηγηΐδες ἀγλαὸν ὕδωρ  ǀ ἴσχουσ’ ἐξ ὄρεος χρόνιον κατὰ θέσκελον ἴχνος ǀ τερπόμεναι κατὰ ἄστυ θεόκτιτον αὐτίκα πᾶσαι ǀ πέμπωμεν βλοσυροῖσιν ἐφ’ ἕργμασιν ἀφθονίηι τε ǀ Σευήρου καμάτοις τε καὶ ἠνορέηι γανόωσαι. 206 Marek 2000. Die Inschrift ist zwar nicht im Versmaß, sondern in Prosa verfasst, ahmt jedoch die elaborierte Dichtersprache nach, vgl. ebd. 370. Als Auszug seien an dieser Stelle nur die Zeilen direkt zitiert, die die Maßnahmen des Erythrios im Wasserbau verdeutlichen (ebd. 369 f., Z. 16–21): (…) ἢ ἐν ὑδάτων λίψ[ι παμ]ǀπληθεῖς παρέσχεν ἐξ οἰκίων κα[…4-6…]ǀτων ναμάτων διαυγεῖς προχ[οὰς ἰς λου]ǀτρῶν χρῆσις, ἰδίων μὲν εἰς κτη[… δημο]ǀσίων δὲ πρὸς τὴν πόλεως [ἀπόλαυ]ǀσιν. 207 Einziges mir bekanntes Beispiel ist ein Terrakottarohr aus der Umgebung von Thyateira mit der dreifach angebrachten, umlaufenden Inschrift Ἰουλιανοῦ Τιββων, die einen Hinweis auf den Besitzer/Hersteller und sein Heimatdorf gibt. Tibbai lag in der Umgebung von Nakrason, vgl. SEG 36, 1108 mit der Inschrift und der geographischen Zuweisung. 208 Bruun 1991; Bruun 2017. 209 Bruun 1991. 210 Hainzmann 1994, 434.

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Einleitung und Methodik

Städte dieser Praxis. 211 In Kleinasien selbst ist weder die Verwendung von Bleirohren besonders weit verbreitet noch deren Stempelung, ein Aspekt, der gerade in Bezug auf den Romanisierungsdiskurs, der mit Wasserleitungen häufig einhergeht, berücksichtigt werden muss. Eine bemerkenswerte Ausnahme ist die hellenistische Metropole Pergamon, die zur Zeit der Attaliden bereits mehrere Leitungen mit Bleirohren und gestempelten Tonrohren hatte. (s. u. Kapitel 3.2) In Italien werden Bleirohre bis weit in die Spätantike und das beginnende Mittelalter hinein produziert und auch gestempelt: fistulae in Ravenna überliefern etwa den Namen König Theoderichs 212, in Rom trägt ein Bleirohr den Stempel des praepositus Stefanus, in Neapel eines den des Konsuls von 517 n. Chr., Agapitus. 213 Inhaltlich weisen die Inschriften also insgesamt eine hohe Detailfülle auf. Sie dokumentieren nicht nur Einzelheiten in Bezug auf die technischen Elemente einer Leitung, ihre Kosten oder ihre Verwaltung. Insbesondere dank der genannten Stifter lassen sich die Inschriften in einem hohen Maße historisch kontextualisieren und sind damit die ergiebigste kleinasiatische Quelle für Fernwasserleitungen und ihren gesellschaftlichen und urbanistischen Kontext.

1.4

Forschungsüberblick und status quaestionis

1.4.1

Der Forschungsüberblick: Thematisch

Bereits den Altvorderen rangen die Fernwasserleitungen großen Respekt ab. Viel zitiert ist ein Bonmot des großen britischen Althistorikers Edward Gibbon: „The boldness of the enterprise, the solidity of the execution, and the uses to which they were subservient, rank the aqueducts among the noblest monuments of Roman genius and power. The aqueducts of the capital claim a just preeminence; but the curious traveller, who, without the light of history, should examine those of Spoleto, of Metz, or of Segovia, would very naturally conclude that those provincial towns had formerly been the residence of some potent monarch. The solitudes of Asia and Africa were once covered with flourishing cities, whose populousness, and even whose existence, was derived from such artificial supplies of a perennial stream of fresh water.“ 214

211 In der Umgebung von Rom etwa Talamone, Civitavecchia, Arcinazzo, Subiaco, Tivoli, Castel Gandolfo, Albano Laziale, Frascati, Anzio, vgl. Bruun 1991, 273–282. 212 Marano 2015, 155. 213 Marano 2015, 165 f. 214 Gibbon 1776, 18.

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In wenigen Sätzen legte Gibbon nicht nur seine Ansicht in Bezug auf die technische, politische und kulturelle Überlegenheit der Römer dar, sondern skizzierte Forschungsfragen und Themenfelder, die bis heute relevant sind: Zunächst machte Gibbon deutlich, dass nicht nur die einzigartige Bautechnik, sondern auch die Funktion der Leitungen als Nutz- und Infrastrukturbauten als Zeichen römischer Überlegenheit zu werten seien. Die dahinter liegende Baukunst sei so beeindruckend, dass man die Aquädukte gar als Symbol königlicher Herrschaft, also als Repräsentationsobjekt deuten könne – nur an Herrschersitzen seien solche Wasserbauten zu finden. 215 Diese Leitungen hatten selbst in trockenen und aus seiner Sicht (und vielleicht in seiner Zeit noch) menschenleeren Gebieten dafür gesorgt, dass die antiken Städte wachsen und die römische Zivilisation sich ausdehnen konnte. Folgende erste Forschungsfragen lassen sich aus diesen wenigen Sätzen gewinnen: Wie konnten sich Fernwasserleitungen im ganzen Römischen Reich verbreiten und wer baute sie? Bestand ein Zusammenhang zwischen der Urbanisierung bestimmter Regionen und der fernleitungsgestützten Wasserversorgung der Poleis? Und welche Symbolsprache vermittelten die Leitungen? Galten sie, sowohl der modernen Forschung als auch in der antiken Wahrnehmung, als Zeichen für Reichtum und zentralisierte, sogar königliche Macht? Mit seinen Thesen definierte Gibbon jene drei thematischen Kernfelder, die die Forschung in den folgenden Jahrhunderten prägten und bis heute nicht ausreichend beantwortet sind: Die Frage nach der nötigen gesellschaftlichen und politischen Struktur, die Frage nach der Relevanz von Leitungen für den Erfolg und die Verbreitung städtischer Strukturen und die Frage nach der spezifisch römischen Komponente der Leitungen. Ziel des vorliegenden Buches ist es, insbesondere anhand Kleinasiens, aber im engen Vergleich mit anderen Provinzen, mögliche Antworten auf diese Fragen anzubieten. Weniger als die Frage nach der Urbanisierung interessierte die Forschung des 19. Jh. zunächst vor allem der Unterschied zwischen römischer und griechischer Kultur. So waren die griechischen Fernwasserleitungen für den Archäologen Ernst Curtius ein Symbol für die Orientierung der Griechen am Vorbild der Natur, im Gegensatz zu den Römern, „welche in ihrer imperatorischen Weise den Quellen die grade (sic!) Linie als Weg vom Ursprunge bis zur Hauptstadt vorzeichneten und auf die Weise hohe Prachtbauten herstellten, welche sich von allen Bodenverhältnissen unabhängig gemacht hatten.“ 216 Die Fernwasserleitungen waren für Curtius ein Mittel der Römer, um sich die Natur zu unterwerfen und von ihr unabhängig zu leben, also letztlich ein Ausdruck ihrer „aquatic domination“. 217 Hinzu kommt die Nutzung künstlicher Wasserressourcen und damit eine gewisse Unabhängigkeit von natürlichen Vorkommen. Die zitierten Ansichten blieben für die Forschung in den kommenden Jahrzehnten prägend und wurden immer wieder 215 Es sei bereits an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass Gibbon sich insbesondere mit seinen Thesen bezüglich des Zusammenhangs zwischen „römischem Ingenieurssinn“ und sogenannten Nutzbauten stark an antike Autoren wie Cicero und Frontinus anlehnt, die diese Verbindung bereits zogen. Näheres dazu in Kapitel 5.1. 216 Curtius 1847, 19. 217 So Campbell 2012, 235.

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Einleitung und Methodik

rezipiert. 218 Fernwasserleitungen galten als weithin sichtbares Symbol für römische Dominanz in Form von technischer und damit auch machtpolitischer und soziokultureller Überlegenheit. 219 Kein Aspekt wird in der heutigen Forschung mehr betont als diese „Symbolkraft“ der Wasserleitungen, die Facetten wie die Demonstration von römischer Macht, Zivilisation, Kultur und Lebensart beinhaltet, aber auch die wirtschaftliche Stärke des Imperiums. 220 Nur selten kommen dabei andere Merkmale der Fernwasserleitungen wie etwa ihr Beitrag zur salubritas oder zur utilitas publica zur Sprache, 221 und nur wenige Stimmen positionierten sich dahingehend, dass es insbesondere in Kleinasien bereits eine Wassertechnik gab und die neuen römischen Elemente in die städtische Kultur integriert wurden. 222 Zwar ist die Forschung zunehmend vom Begriff der „Romanisierung“ abgekommen und es wird meist auf einer allgemeineren Ebene nach dem Zusammenhang zwischen einem bestimmten Bauwerk und dem mit ihm verbundenen kulturellen Code gefragt, der auch das Vorhandensein „nicht-römischer“ Kulturen zulässt. Diese Sichtweise ist in der Aquäduktforschung jedoch nur selten präsent. Selbst das zunehmende Wissen über die griechische Wasserbautechnik, das sich dank der Forschung in den letzten Jahrzehnten deutlich verbessert hat, schlug sich bis jetzt insbesondere für Kleinasien kaum in weiterführenden Thesen nieder. 223 Diese stark romzentrierte Perspektive hing nicht nur von der zu diesem Zeitpunkt einseitigen Vorstellung von Romanisierung ab, sondern auch von den verfügbaren literarischen Quellen wie Frontinus, Dionysios von Halikarnassos und Strabon. 224 Den wichtigsten Kristallisationspunkt der Aquäduktforschung bildete zunächst die Hauptstadt Rom, deren Leitungen früh archäologisch erschlossen wurden und in deren Verwaltung man nicht zuletzt dank Frontinus detaillierte Einblicke bekam. 225 Ausgehend von stadtrömi218 Konzentriert finden sich die älteren Forschungsmeinungen im RE-Artikel von van Buren 1955. 219 Gibbon 1776, 18; Curtius 1847, 19; Shaw 1991, 83; Kek 1996, 41; Longfellow 2011, 112; von Reden, Wieland 2015, 19. Exemplarisch und stellvertretend für die zitierten Forscher mag Bunson 2002, 194 dienen: „They also carried their engeeniering achievements to the many corners of the empire as part of their deliberate policy of forging a sense of Romanitas – ,Roman-nessʼ(…) Aqueducts, bridges and buildings put a perpetual Roman stamp on an area or city (…) Aqueducts were essential to the very survival of the Roman civilisation (…) Their importance was demonstrated by the sheer scale of the aqueduct projects, financed by the Roman state.“ Aquädukte werden als genuin römische Errungenschaft und Ausdruck römischer Herrschaft und Zivilisation verstanden. Dabei ist M. Bunson auch ein gutes Beispiel dafür, wie unscharf der Begriff des „Römertums“ und der „Romanisierung“ benutzt wird. Zu diesem methodischen Problem s. Kapitel 6.1. 220 Kek 1996, 41, der eine Dissertation über den Symbolwert von Aquädukten verfasst hat und die genannten Thesen vertritt. Ein besonderes Verdienst seiner Arbeit ist die Frage, wie sich die Repräsentativität von Aquädukten in deren bewusster, ästhetischer Gestaltung als monumentales Bauwerk niederschlägt. Darüber hinaus als Zeichen von Konsum bei Leveau 1991, 314. 221 Scheithauer 2000, 12–26 und Schmölder-Veit 2009, 20–25. 222 Pont 2010 b, 160 f.; Eck 2008. 223 Crouch 1993. Zum kulturellen Code s. o. S. 7 (Definition) und Kapitel 5.1. 224 S. Kapitel 6.1. 225 De Kleijn 2001 bietet einen umfassenden Zugriff auf die ältere Literatur.

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Forschungsüberblick und status quaestionis

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schen Verhältnissen in den Bereichen der Verwaltung und des Rechts, die man auf andere Provinzen übertrug, machten erst Funde, wie Statthalteredikte oder Stadtgesetze deutlich, dass die hauptstädtischen Mechanismen nicht ohne weiteres zu verallgemeinern waren. 226 Nur wenige andere Forschungsmeinungen lassen sich finden. Besonders erwähnenswert ist neben dem einleitend erwähnten Soziologen Karl August Wittfogel der deutsche Ingenieur Gerhard Weber: Er untersuchte Anfang des 20. Jh. die kleinasiatischen Siphons und kam dabei zu dem Ergebnis, dass die Fernwasserleitungen in Kleinasien von den hellenistischen Königen für ihre neuen Stadtgründungen gebaut worden seien und neben herrscherlicher Repräsentation vor allem als Ausdruck königlicher Fürsorge verstanden werden müssten. 227 Anne-Valérie Pont wies für die Kaiserzeit treffend darauf hin, dass Aquädukte keine rein römische Errungenschaft gewesen seien, sondern in der griechischen Welt bereits bekannt waren und deshalb von den Städten auch als Teil ihrer eigenen Identität verstanden werden konnten. 228 Erst in den letzten Jahrzehnten rückte  –  unter dem Einfluss neuer Forschungsrichtungen und einer zunehmenden Anzahl an städtischen Grabungen und Surveys – der zweite Teil von Gibbons Thesen in den Vordergrund: Die Fernwasserleitungen im städtischen Kontext. Die Leitungen galten der Forschung, ganz im Sinne Gibbons, als „Motor der Urbanisierung“, als entscheidendes Element für das Entstehen großer Metropolen und den Bau neuer Städte in unwirtlichen Regionen. 229 Die Städte, so glaubte man, waren einem hohen Modernisierungsdruck ausgesetzt, der von Rom ausging: Wasserleitungen galten neben den Thermen als großer Exportschlager römischer Imperialarchitektur, die zum Bauoeuvre einer jeden Stadt selbstverständlich dazugehören mussten. 230 Erst in den letzten Jahren wurden auch die Folgen des Fernwasserleitungsbaus in den Blick genommen. Die Aquädukte ermöglichten den Bau von Thermen, einer Vielzahl an Laufbrunnen, Zierkanälen und Nymphaeen und hatten damit einen direkten und erfahrbaren Einfluss auf die innerstädtische Topographie und die Lebensqualität. Insbesondere die Frage, welche Faktoren eine Stadt lebenswert machten, wurde etwa von archäologischer Seite jüngst in einem Sammelband thematisiert. 231 Besonders erwähnenswert darin ist ein Aufsatz von Hans-Joachim Schalles, der sich der Frage nach den Qualitätskriterien öffentlicher Räume widmete und dabei unter anderem die Relevanz der Wasserversorgung in den literarischen Quellen diskutierte. 232 Es lohnt sich, diesem Ansatz aus historischer Perspektive nachzugehen und zu hinterfragen, ob es diese Vorstellung von Lebensqualität und Urbanität in der Antike gab und welche Schlüsselelemente eine Stadt vorweisen musste, um diesen Ansprüchen gerecht zu werden. Es ist davon auszugehen, dass die Versorgung mit ausreichend 226 227 228 229 230 231 232

Koerner 1974; Wörrle 1981; Geissler 1998; Bruun 2000. Weber 1904; 1905. Pont 2010 b, 159–162. Shaw 1991. Kolb 2007, 291. Lipps u.a. 2017. Schalles 2017.

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Wasser grundsätzlich dazugehörte, deshalb sollen die literarischen und epigraphischen Quellen auch dahingehend unterschieden werden, ob nur das für den täglichen Bedarf nötige Wasser oder auch Wasser als Zier- oder Erholungselement Berücksichtigung findet. 233 Nur wenige Forscher beschäftigten sich mit den Wasserleitungen aus einer diachronen Perspektive, so dass der 1991 erschienene Sammelband von Alfred Trevor Hodge eine gesonderte Erwähnung verdient. Hodge selbst zählte zu den wichtigsten Bauforschern, die sich vor allem um das Verständnis der technischen Funktionsweise der Leitungen bemühten. 234 Der Sammelband mit dem sprechenden Titel „Future Currents in Aqueduct Studies“ konzentrierte sich nicht nur auf ökonomische und technische Fragen etwa bezüglich der Finanzierung, Baudauer und Bauausführung, sondern warf erstmals auch soziokulturelle Fragen auf, etwa nach der Symbolhaftigkeit von Leitungen, der Kultausübung an Endpunkten von Leitungen und dem Zusammenhang zwischen Stadtentwicklung und Leitungsbau. 235 Damit fasste der Sammelband nicht nur die wichtigsten Thesen innerhalb des Forschungsfeldes zusammen, sondern sorgte auch für eine deutliche Erweiterung der Fragestellungen über die Aspekte der Romanisierung, der Urbanisierung und technische Details hinaus. Mit zunehmendem Interesse an den beteiligten Akteuren wurden diese Themenfelder insbesondere mit den römischen Kaisern und ihren Statthaltern verbunden. Durch Monographien wie jene von Engelbert Winter oder Marietta Horster gerieten vor allem der Kaiser und seine Bautätigkeit in die Diskussion. 236 Beide unterstellten den Kaisern eine bewusste Baupolitik, die einer größeren, planvollen Agenda folgte. Man verstand kaiserliche Bauten als politisches Programm mit propagandistischem Hintergrund und vermutete in der Fokussierung auf die öffentliche Infrastruktur ein besonderes Zeichen von Fürsorge und Herrschaftslegitimation. 237 Brenda Longfellow bewertete selbst bürgerliches Engagement als Reaktion auf kaiserliche Ideologie. 238 Gerade für Kleinasien wurden den Kaisern im Rahmen der aufkommenden Euergetismusforschung die Honoratioren an die Seite gestellt, die als die relevanten Bauherren von Fernwasserleitungen verstanden wurden: In einem älteren Aufsatz von Werner Eck verdankten die Städte ihre Infrastruktur allein dem altruistischen Engagement dieser Euergeten. 239 Die umgekehrte Position, wie sie etwa Arjan Zuiderhoek prominent vertritt, beinhaltet hingegen die These, dass Fernwasserleitungen für Euergeten aus verschiedenen Gründen eine äußerst unattraktive Stiftung waren

233 234 235 236 237 238

Siehe dazu insbesondere unten Kapitel 6.2 und 7. Hodge 1992; vgl. Humphrey u.a. 1998; Wikander 2000. Vgl. auch Leveau 1991. Winter 1996; Horster 2001. Agusta-Boularot 1997 (im Brunnenbau). Longfellow 2011, 208. Ähnlich auch DeLaine, Johnston 1999; Yegül 1992; Fagan 2002 für den Thermenbau. Eine von wenigen Gegenstimmen ist Richard 2012, 242. 239 Eck 1987, 73. In späteren Aufsätzen stellte Eck zu Recht vor allem die Rolle der Städte in den Vordergrund vgl. insbesondere Eck 2008 und Eck 2016.

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und deshalb kaum von ihnen gebaut wurden. 240 Beide Thesen existieren nebeneinander, ohne dass die dazugehörigen Inschriften bis jetzt ausreichend untersucht worden sind. 241 Ein Akteur wurde dabei bis jetzt noch gar nicht umfassend berücksichtigt, nämlich die Städte selbst. 242 Wenn die Städte in der älteren Forschung argumentativ aufscheinen, so sind sie meist negativ konnotiert. 243 So galten sie nicht nur als Geldverschwender, sondern auch als „Wasserräuber“, die dem Umland die nötigen Ressourcen entzogen, um die eigenen Luxusbauten damit zu unterhalten. 244 Die Fernwasserleitungen dienten also nicht dem Gemeinwohl (utilitas publica), sondern der „conspicious consumption“ in Form von Thermen, Laufbrunnen, Zierkanälen, Naumachien und sonstigen Wasserspielen. 245 Diese Bauten nutzten die Städte dann, so nahm man an, im Konkurrenzkampf mit anderen Poleis. 246 Weitere mögliche Punkte des städtischen Motivationsspektrums, wie etwa ein wirtschaftliches Interesse, der Anspruch einer geregelten Grundversorgung mit Wasser oder das Streben nach der Verschönerung einer Stadt wurden für Wasserleitungen noch nicht zusammenhängend untersucht. Nicht nur diese Thesen verdienen eine neue Bewertung. Auch die Aushandlungsprozesse städtischer Identität, wie sie insbesondere in den literarischen Quellen auftauchen, wurden in Bezug auf die Wasserinfrastruktur bis jetzt fast gar nicht berücksichtigt. Gerade in Bezug auf die Städte lassen sich also einige neue Ergebnisse aus einer Überblickstudie erwarten. Betrachtet man nun, auf welche Materialbasis sich die skizzierten Forschungsfelder stützen, so fallen zunächst vor allem zwei Punkte ins Auge: Die Forschung bewegt sich meist in thematisch spezialisierten, eng gefassten Fachstudien, wie zu Latrinen, Bädern, Nymphaeen, etc., oder in stark regionalen Studien zu einzelnen Städten. 247 Im Jahr 2003 verfasste der französische Archäologe Yvon Thébert einen umfassenden Katalog zu Thermenbauten in Nordafrika, ohne jedoch nur ein einziges Mal die Wasserversorgung der Badehäuser zu berücksichtigen. So detailliert die einzelnen Wasserbauten vor allem archäologisch und technisch aufgearbeitet sind, so nahm kaum einer der Autoren eine umfassende historische Perspektive ein. Deshalb forderte Julian Richard noch 2012: „(…) any locally isolated study becomes more fruitful when compared to a broader spatial ensemble: a regional examination of the evidence should therefore complete any research limited 240 241 242 243 244 245 246 247

Zuiderhoek 2009, 28 und 38. Zu Kaisern und Statthaltern s. Kapitel 5.2, zu den Euergeten 5.3. Siehe dazu Kapitel 5.4. Unter dem Akteur „Stadt“ sind im Folgenden die politisch relevanten Gremien zu subsumieren, also Boule und Demos sowie die amtierenden Magistrate, da diese Gremien alle wichtigen Fragen bezüglich der Wasserinfrastruktur zu entscheiden hatten. Der Vorwurf der Geldverschwendung basiert vor allem auf den Berichten des Plinius, z.B. Epist. 10,37, wie etwa Winter 1996, 60. Zum Vorwurf des „Wasserdiebstahls“ etwa Leveau, Paillet 1976, 167; Hodge 1992, 166. Bruun 2016 mit einer Aufarbeitung des Diskurses. Dorl-Klingenschmid 2006 und insbesondere unten Kapitel 5.4.7. Einen älteren Literaturüberblick bieten Koloski-Ostrow u.a. 1997.

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to a city, in order to evaluate the eventual discrepancies or conformities of the analyzed data within a larger context.“ 248 Künstlich mutet auch die Trennung zwischen einer rein ingenieurstechnischen Perspektive, die sich auf Durchflusskapazitäten, Pro-Kopf-Verfügbarkeit oder Trassenverlaufsberechnungen konzentriert, und einer kulturhistorischen Perspektive an. Zwar mag der methodische Zugriff ein verschiedener sein, doch lassen sich gerade aus der Kombination solcher Ansätze neue fruchtbare Erkenntnisse für beide Disziplinen gewinnen. Ein erwähnenswertes Beispiel sind gerade in Deutschland Vereine wie die Frontinus-Gesellschaft oder die Deutsche Wasserhistorische Gesellschaft, die durch verschiedene Tagungen und Publikationen für eine breite, interdisziplinäre Grundlage und wissenschaftlichen Austausch gesorgt haben. 249 Diese Bemühungen spiegelt auch das Internet wider: Besonders erwähnenswert ist die Seite www.romanaqueducts.info, die unter anderem von Cees Passchier betrieben wird, einem Geologen, der sich auf die Analyse von antikem Sinter spezialisiert hat. Der große Verdienst der Seite liegt sicherlich in der ständig aktualisierten Erfassung sämtlicher Literatur zu Aquädukten im ganzen Römischen Reich und bietet somit eine erste bibliographische Anlaufstelle. Da im Rahmen des Buches mehrere Städte und Regionen berührt werden, soll dem thematischen Forschungsüberblick im Folgenden ein regionaler an die Seite gestellt werden.

1.4.2

Der Forschungsüberblick: Regional

Geht man die Thematik der Fernwasserleitungen im Speziellen und der Wasserversorgung im Allgemeinen an, so lässt sich schnell feststellen, dass zu den meisten Regionen der griechischen und römischen Welt detaillierte und oft unumgängliche Studien bereits geschrieben sind, deren Vorbildcharakter über ihren Stellenwert als lokale Studie hinausgeht. 250 So ist das antike Germanien durch die Studien des Ingenieurs Klaus Grewe – insbesondere zur Stadt Köln  –  historisch und technisch erschlossen und zeigt dadurch die Möglichkeiten einer innovativen Zusammenarbeit von Hydrotechnikern und Althistorikern auf. 251 Zu den berühmtesten französischen Aquädukten zählt wohl der Aquädukt von Nîmes mit der Bogenbrücke Pont-du-Gard. Guilhem Fabre, Jean-Luc Fiches und Jean-Louis Paillet sorgten mit zwei Sammelbänden nicht nur für einen interdisziplinären 248 Richard 2012, 12. 249 Erwähnenswert sind insbesondere die Cura-Aquarum-Bände, die stets einen spezifisch regionalen Schwerpunkt einnehmen und beständig erweitert werden, vgl. z.B. De Haan, Jansen 1995 (Campania); Jansen 2000 (Sicilia); Wiplinger 2006 (Ephesos); Ohlig 2008 (Jordanien); Ohlig, Tsuk 2014 (Israel); Wellbrock 2017 (Griechenland). Der Band der Tagung aus Toleto 2009 befindet sich noch im Druck. 250 Eine erste, allerdings lückenhafte und nicht mehr ganz aktuelle Zusammenfassung der wichtigsten Literatur gibt Wilson 1996. 251 Grewe 1985, 1986, 1990.

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Zugriff, sondern auch für einen breiten Überblick über die Wasserversorgung römischer Landstädte. 252 Zu den am längsten studierten Leitungen gehören wohl die Aquädukte von Lyon, denen Germain de Montauzan bereits 1908 eine bis heute aktuelle Studie widmete. 253 Eine besonders lange Forschungstradition lässt sich in Nordafrika finden, wo bereits Anfang des 20. Jh. von den Franzosen erste Grabungen im Bereich der Leitung von Karthago durchgeführt wurden, die die alten Aquädukte wieder in Betrieb nehmen wollten. 254 Einen ersten Einblick in die Wasserinfrastruktur von Nordafrika bietet ein älterer, aber immer noch grundlegender Aufsatz von Brent D. Shaw 255, der die wichtigsten Forschungsthesen und -fragen vorgab. Ergänzen lässt sich dieser Aufsatz um die neuere Arbeit von Ari Saastamoinen zu den Bauinschriften von Nordafrika, dessen Katalogteil einen schnellen Zugriff auf die Wasserbauinschriften im Gesamten bietet. 256 Im Zentrum der umfangreichsten Studien stand stets die Hauptstadt Rom, deren Wassersysteme weit über die Aquädukte hinaus genauestens erfasst sind. Bereits in den 1930er Jahren entstanden heute noch relevante Werke wie die von Thomas Ashby 257 und Esther van Deman. 258 Während diese beiden Monographien vor allem die Archäologie im Blick hatten, änderte sich der Schwerpunkt der Forschung in den 90er Jahren hin zu verwaltungstechnischen Fragen und damit vor allem zur Deutung der zahllosen Details aus dem Werk des Frontinus. 259 Doch auch über Rom hinaus gehören die Wassersysteme von Städten wie Pompeii, Herculaneum und Ostia zu denen, die am intensivsten und umfassendsten untersucht wurden. 260 Aus epigraphischer Perspektive ist Italien durch Spezialstudien, wie zu den Curatores, oder durch Überblicksstudien zur Relevanz von Wasserbaustiftungen erfreulich gut erschlossen. 261 Die Wasserversorgung des römischen Nahen Ostens 262, also der Südost-Türkei, Syriens, des Libanon, Palästinas, Jordaniens und Israels war bereits 2010 Thema einer Dis-

252 253 254 255 256 257 258 259 260 261 262

Fabre, u.a. 1991 a, 1991 b, 1992. De Montauzan 1908. Wilson 1999, 315. Shaw 1991; Wilson 1997 (Dissertation über die Wasserversorgung von Nordafrica insgesamt). Bereits 1982 publizierte Shaw eine der interessantesten Inschriften über ländliche Bewässerungsanlagen in Lamasba. Saastamoinen 2010. Thébert 2003 hat zudem einen Katalog der africanischen Thermen erstellt. Ashby 1935. Deman 1934. Blackman, Hodge 2001 bieten mit ihrem Sammelband ein beinahe vollständiges Tableau aller Fragen, die mit Frontinus in Zusammenhang stehen. Insbesondere Gemma Jansen forscht seit mehreren Jahren in Pompeii und Herculaneum, vgl. 2000; 2002. Zu Ostia vgl. Bukowiecki u.a. 2008. De Rosa 2008 (italische Wasserversorgung, jedoch hauptsächlich ein archäologischer Zugriff.) Corbier 1984; Goffin 2002; Engfer 2017. Die Wasserversorgung spielte in dieser überwiegend ariden Region immer eine wichtige Rolle: Dementsprechend verfügten bereits vorrömische Hochkulturen dort über ein differenziertes Versorgungssystem, vgl. z.B. Oleson 1991 zum Aquädukt im nabatäischen Auara oder Hüser 2007 zur Wasserversorgung der hethitischen Stadt Sarissa.

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Einleitung und Methodik

sertation von Zena Kamash. 263 Sie behandelt vor allem den Austausch von technischem Know-How, die wirtschaftliche Nutzung von Wasser, Hygiene sowie die Nutzung des bereitgestellten Wassers für religiöse Zwecke. In Bezug auf die spanische Wasserversorgung entsteht an der Universität von Salamanca derzeit eine Dissertation von Santiago Sànchez De La Parra Pérez, der sich in einer überregionalen Studie mit den hispanischen Wasserbauinschriften beschäftigt. Während gerade die genannten Überblicksstudien gutes Vergleichsmaterial bieten, ist Kleinasien kaum erforscht. Symptomatisch für diesen Forschungsstand ist etwa der Sammelband von Robert Bedon, der einen breiten geographischen Überblick von Italien bis Africa und Gallien einnimmt, Kleinasien dabei jedoch ausspart. 264 Erste wichtige Vorarbeiten für eine wissenschaftliche Untersuchung der Fernwasserleitungen in Kleinasien leistete der bereits erwähnte deutsche Ingenieur Weber Anfang des 20. Jahrhunderts. 265 Sein Hauptinteresse galt kleinasiatischen Städten mit Druckwasserleitungen, die seiner Meinung nach vor allem von den hellenistischen Königen gestiftet wurden. Die berühmteste hellenistische Leitung ist die bleierne Druckwasserleitung aus Pergamon mit der höchsten bekannten Wassersäule der antiken Welt: Pergamons Wasserwirtschaft und seine Leitungen sind sowohl innerstädtisch als auch extraurban von Archäologen und Wasserbauingenieuren sehr intensiv untersucht wurden und eignen sich deshalb hervorragend als Fallstudie, um die Unterschiede zwischen hellenistischer und römischer Wasserbautechnik zu untersuchen. 266 Die Astynomeninschrift gibt darüber hinaus einen seltenen Einblick in die hellenistischen Verwaltungsstrukturen. 267 Besser erschlossen als Pergamon ist wahrscheinlich nur die große Metropole Ephesos, deren Wasserinfrastrukturen und vor allem deren Leitungen in einer ungewöhnlichen Präzision aufgearbeitet wurden und jedes Jahr neue Erkenntnisse liefern. 268 Dass der Blick des Wasserbauingenieurs sich von dem des Althistorikers unterscheidet, hat auch die einzigartige Studie von Gerhard Tuttahs über Milet erwiesen, der nicht nur die verschiedenen Wasserbauten aufarbeitete, sondern auch die hydrologische Situation der Stadt berücksichtigte und damit an eine von Dora Crouch begründete Tradition anknüpfte. 269 Aus der archäologischen Perspektive lassen sich noch einige weitere Städte nennen, deren Wasserinfrastruktur zumindest in Teilen erschlossen wurde, wie etwa Sardeis, 270 Antiochia in Pisidien 271 oder Sagalassos. 272 Ähnlich verhält es sich mit den Inschriften, die nur isoliert und nicht umfassend analysiert wurden und des263 264 265 266 267 268 269 270 271 272

Kamash 2010. Bedon 1997. Weber 1898, 1904 und 1905. Fahlbusch 1981; 1987; 2012; Hecht 1979; Garbrecht 1987; Wellbrock 2012; Pirson 2013. Siehe dazu insbesondere Kapitel 3.2 und Kapitel 4.3. Klaffenbach 1953; Saba 2012. Wiplinger 2006; 2008; 2013; 2016. Dazu Scherrer 2006 mit den Inschriften. Tuttahs 2007; Crouch 1993 (allerdings anhand der griechischen Zeit, nicht der Kaiserzeit). Bricker 2016. Burdy, Lebouteiller 1998; 1998 b; 2002. Owens 2002; 2008; 2009. Owens 1995; Martens 2006.

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Forschungsüberblick und status quaestionis

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halb gerade in Bezug auf das spezifische Wasserbauvokabular zu unbefriedigenden oder gar falschen Schlüssen kommen. 273 Insbesondere der interdisziplinäre und überregionale Zugriff vermeidet eine Missdeutung dieser Fachtermini durch einen Abgleich mit dem archäologischen Befund und ermöglicht ein Gesamtpanorama der Wasserinfrastruktur einer Stadt und darüber hinaus einer Provinz im Kontext des römischen Kaiserreichs. 274 Während die Wasserleitungen gerade in früheren Grabungen nicht berücksichtigt wurden, werden sie inzwischen systematisch in Surveys erfasst. Mit der Erweiterung des vorhandenen Materials stieg auch das Interesse an technischen Fragen, wie etwa Bautechniken und Baumaterial, der Planung und Trassierung von Leitungen, innovativen Erfindungen und dem Fortschritt von theoretischem und technischem Wissen. 275 Fortschritte sind gerade in den letzten Jahren darüber hinaus vor allem in der Erschließung des innerstädtischen Wassernetzes zu beobachten, dessen jeweilige Auswertung noch spannende neue Ergebnisse verspricht. 276 Im Vergleich zu Fernwasserleitungen sind andere Wasserbauten wie Nymphaeen und Thermen deutlich besser erschlossen. Während auch hier der Schwerpunkt zunächst auf einer archäologischen Erfassung und Systematisierung lag, 277 rückten in den letzten Jahren Fragen nach den Stiftern, der Platzierung der Anlagen im innerstädtischen Kontext und dem ideologischen Kontext der Brunnen und ihrer Ausstattung in den Vordergrund. 278 Insbesondere die Überlegung, ob Prachtbrunnen ein Symbol für römischen Imperialismus und die Macht der Kaiser seien, rückte nicht nur das Bildprogramm, sondern auch die Inschriften in das Zentrum der Untersuchungen. 279 In Verbindung mit den Thermen glaubte man in diesen Wasserbauten Anzeichen für einen soziokulturellen Wandel hin zur

273 Kramer 1994. I. Erythrai 225 (falsche Ergänzung); Yon, Gatier 2009, Nr. 2–3 (Bauten des Agrippa in Apameia mit unbefriedigender Deutung). 274 Ein gutes Beispiel ist die Stadt Sardeis: Ihr Umland wurde in den letzten Jahren immer wieder in Surveys begangen und brachte einige Erkenntnisse über die Wasserleitungen zu Tage. Bis jetzt wurden zwei Inschriften aus claudischer Zeit nicht berücksichtigt: Eine dokumentiert den Bau einer Leitung durch Kaiser Claudius, die andere Baumaßnahmen auf dem Territorium von Troketta, einer Stadt westlich von Sardeis, in derselben Zeit (s. S. 183 und 367). 275 Als Paradebeispiel für die Frage nach Bautechniken sei an dieser Stelle nur die Druckwassersektion von Aspendos erwähnt, deren Türme bis jetzt noch nicht abschließend funktional gedeutet werden konnten, s. u. S. 84–86; Grewe 1985 (Planung und Trassierung einer Leitung); Fögen 2009 (Fachwissen). 276 Wilson 2016, 102 f. (Aphrodisias); Fahlbusch 2003, 74 (Priene); Wellbrock 2012 (Pergamon); Alkan 2016 (Mylasa); Ephesos (Wiplinger 2006 b). Die Inschriften leisten dazu einen wertvollen Beitrag, denn sie dokumentieren mehrfach Arbeiten an innerstädtischen Systemen verschiedener Poleis und Dörfer, die archäologisch nicht mehr bekannt sind. 277 Glaser 1983; Dorl-Klingenschmid 2001. Schmölder-Veit 2009 . 278 Richard 2012; Rogers 2015. 279 Agusta-Boularot 1997; Longfellow 2011.

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Einleitung und Methodik

Romanisierung zu erkennen. Insbesondere die Übernahme der großen kaiserzeitlichen Thermenanlagen wurde als Adaption römischer Kultur und Gewohnheiten gesehen. 280 Die Untersuchung des Wasserhaushalts gerade der großen Kaiserthermen wurde insbesondere von Wasserbauingenieuren wie Hubertus Manderscheid intensiv untersucht und lässt damit die Frage nach der Relevanz der Leitungen für die Funktion der Thermen zu. 281 Kleinasien wurde bis jetzt nicht in größerem Rahmen untersucht, doch eignet sich die Fallstudie Andrew Farringtons für die Provinz Lykien, um einen Einblick in diese Zusammenhänge zu erlangen. 282 Insbesondere der kleinasiatische Typus des Thermengymnasions erfuhr ein gesondertes Interesse, nicht nur aus architektonischer, sondern auch aus kulturhistorischer Perspektive, gilt er doch als die Verbindung von hellenistischer und römischer Kultur. 283 Ein besser erforschtes Pendant sind die kleinasiatischen Privatthermen, deren Ausstattungsluxus und soziokulturelle Funktion insbesondere von Inge Uytterhoeven untersucht werden. 284 Im Zuge dieses Forschungsinteresses gerieten auch andere innerstädtische Bauten, wie etwa Latrinen in den Blick, wobei nicht nur deren Typologie und Funktionsweise im Vordergrund stand, sondern vor allem deren Beitrag zur öffentlichen Gesundheit sowie die Frage nach den antiken Hygienestandards – Fragen, die auch im Zusammenhang mit dem Fernwasserleitungsbau diskutiert werden sollen. 285 Auffällig ist, dass insbesondere die Inschriften innerhalb der genannten Themenbereiche kaum eine Rolle spielten: Weder die Nymphaeums- noch die Thermeninschriften sind bis jetzt systematisch analysiert worden. Dies ist nicht nur aufgrund der damit fehlenden Vergleichbarkeit mit den Aquäduktinschriften bedauerlich, sondern auch deshalb, weil gerade die interdisziplinäre Betrachtungsweise interessante neue Ergebnisse bringt.

280 Exemplarisch sei an dieser Stelle Hodge 1992, 6 genannt, der die Thermen als Ursache für die Verbreitung der großen Fernwasserleitungen ansieht. S. dazu auch Kapitel 6.2. 281 Manderscheid 1988. Mit archäologischem Ansatz auch Brödner 1983. 282 Farrington 1995. Einige Thermenanlagen sind wasserwirtschaftlich aufgearbeitet, wie etwa in Milet (Tuttahs 2007, 265–271), doch ist dann häufig die Chronologie oder der Zusammenhang mit der Leitung nicht mehr rekonstruierbar. Den umfassendsten archäologischen Zugriff bietet immer noch Nielsen 1990, deren Schwerpunkt jedoch nicht auf hier zu behandelnden Fragestellungen liegt. 283 Yegül 2010; Steskal 2015 (Ephesos, Milet und Priene). 284 Etwa Uytterhoeven 2013. Mit breiterem Ansatz bereits de Haan 2010. 285 Koloski-Ostrow 2001; Kosso, Scott 2009 auf einer breiteren Basis. S. Kapitel 5.1, S. 200 f.

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2. Die Fernwasserleitung: Terminologische, technische und klimatische Grundlagen

Zunächst ist einleitend festzuhalten, dass die deutsche Sprache die Unterscheidung zwischen „Aquädukt“ und „Fernwasserleitung“ kennt: Als „Aquädukt“ werden im deutschen Sprachgebrauch nur die sichtbaren Teile der Leitung definiert, also hauptsächlich Bogen- und Brückenbauten. Da das lateinische aquae ductus jedoch stets für die gesamte Leitung verwendet wurde, wird in dieser Arbeit genauso verfahren. 1 Im zweiten Teil des Kapitels soll der sprachlichen Analyse die technische Definition einer idealtypischen Fernwasserleitung folgen. Welche Elemente enthielt sie, wie wurde sie gebaut, welche ingenieurstechnischen Kenntnisse und Fähigkeiten erforderte sie? Welche Elemente waren in Kleinasien bereits vorhanden, und welche römischen Leitungstechniken lassen sich erkennen? Dabei soll stets im Blick behalten werden, inwiefern diese technischen Gegebenheiten die Verbreitung der Fernwasserleitungen bremsten oder begünstigten, ob etwa komplexe Bausegmente wie der Siphon ein spezielles Fachwissen erforderlich machten, das nicht immer und überall verfügbar war. Abschließend ist ein Blick auf die Kosten und daran anschliessend auf das Untersuchungsgebiet Kleinasien und seine hydrogeologischen Eigenschaften zu werfen.

2.1

Begriffsdefinitionen und sprachliche Differenzierung

Das Griechische weist eine erstaunliche Vielzahl an Begriffen auf, deren genaue sprachliche Analyse an den Anfang gestellt werden soll. Lateinische Termini aus dem Wasserbau werden nur insofern betrachtet, wie sie für diese Arbeit relevant sind. Im Zentrum stehen dabei die Inschriften; literarische Quellen, sofern vorhanden, werden nur in Auswahl herangezogen. 2 Die leitungsspezifischen Termini sind schwerpunktmäßig zu analysieren, 1 Auch die Wortdefinition im Duden (2004, Bd.1, s.v. Aquädukt) ermöglicht diese weiter gefasste Verwendung des Begriffes, denn dort wird ein Aquädukt als „Wasserleitung, bei der das Wasser in offenen oder abgedeckten Kanälen über eine oft mehrgeschossige Bogenbrücke in natürlichem Gefälle dem Ziel zugeleitet wird“ verstanden (abgerufen vom Online-Duden https://www.duden. de/node/696565/revisions/1334811/view, zuletzt geprüft am 1.4.2018). 2 Es gibt einige Ansätze zur Systematisierung von wasserbautechnischem Vokabular, z.B. im Lexikon von Orlandos und Travlos 1986. Anhand des epigraphischen Befundes von Delos definierte Hellmann 1992 einige Begriffe, jedoch nicht alle. Für Kleinasien unternahm dies zuletzt Feldman Weiß 2011, 40–48, allerdings nur mit einer beschränkten Auswahl und hin und wieder etwas ungenau.

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Die Fernwasserleitung: Terminologische, technische und klimatische Grundlagen

doch sollen auch weitere sekundäre Elemente der Leitung wie etwa das Hydrekdocheion oder das Nymphaeum zur Sprache kommen. Dabei ist stets zu berücksichtigen, dass die Bedeutung der einzelnen Begriffe lokal und chronologisch verschieden sein konnte. 3 Sofern die Entwicklung dieses Bedeutungswandels noch zu erkennen ist, soll sie berücksichtigt werden. Hinzu kommt ebenfalls einschränkend, dass kaum eine Inschrift in situ gefunden wurde, ihre sprachliche Interpretation also nur dann einwandfrei möglich ist, wenn ein entsprechender archäologischer Kontext vorliegt. Aufgrund dieser Unsicherheiten kommt insbesondere den wenigen Bilinguen eine herausragende Bedeutung bei der sprachlichen Analyse zu. 4 Mehrere Begriffe für spezielle Wasserbauten kennen wir nur aus den ägyptischen Papyri. Da diese in Kleinasien bis jetzt nicht bezeugt sind, sollen sie an dieser Stelle nicht weiter besprochen werden. 5 Relativ häufig wird das Nomen ὀχετός verwendet. Übersetzt kann es zunächst „Graben“, „Kanal“ oder auch „Wasserleitung“ 6 bedeuten. Betrachtet man die Inschriften, so wird deutlich, dass ὀχετός nicht parallel zum üblichen Begriff für eine Fernwasserleitung – τὸ ὕδωρ εἰσάγειν (s. u.) – verwendet wird, sondern vor allem in klassischer Zeit zunächst in Sinn von „Kanal“. 7 Mehrere Inschriften aus dem böotischen Oropos dokumentieren im 4. Jh. v. Chr. Bauarbeiten der Athener an dem dort befindlichen Heiligtum, dem Amphiareion: 8 Zunächst wurden wohl in den Jahren 369/368 v. Chr. ein Brunnen und Thermen repariert – eine Stele dokumentiert den Beschluss dafür, die Benennung der Verantwortlichen sowie die detailgenaue Umsetzung der einzelnen Maßnahmen, für die ein Budget von 900 Drachmen vorgesehen war. 9 Ob die Thermen bereits nach Geschlechtern getrennt waren, wird in der Inschrift nicht erwähnt, weitere Bauarbeiten

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(z.B. mit der Behauptung, dass Hydrekdocheion die Übersetzung von nymphaeum sei, 46). Faraguna 2015, 394 mit einigen Beispielen aus Nordgriechenland, die nur dort Verwendung fanden. Gerade in der Spätantike wurde eine Reihe neuer Begriffe eingeführt, die es vorher nicht gegeben hatte und deren Wortfeld nicht immer erschlossen werden kann, wie etwa forma oder matrix. Im Codex Iustinianus scheint matrix wohl eine Hauptleitung aus Blei zu meinen (Cod. Iust. 11,43,3 = Cod. Theod. 15,2,5) während sie in der berühmten Bewässerungsinschrift aus Lamasba im Sinne von „Hauptkanal“ verwendet wird, vgl. Geissler 1998, 181–183. Es könnte sich dabei also um eine lokal differierende Verwendung desselben Wortes handeln. Zu Bilinguen allgemein vgl. Eck 2000. Habermann 2000, 96–98; s. a. Krüger 1991. R. Martin beschäftigte sich 1957 ausführlich mit dem Begriff ὀχετὸς μετέωρος und definierte ὀχετός etwas ungenau als „conduite, une canalisation“, vgl. 66. So bereits Lattermann 1910, 95. Ebenso Hellmann 1992, 184 „canalisation“; Knoepfler 2001, 53 „canalisation (…)et non pas un canal creusé“. Herodot beschreibt den Tunnel des Eupalinos mit ὕδωρ ὀχετευόμενον (3,60). Mit „Kanal“ seien an dieser Stelle nur ober- und unterirdische Zu- und Ableiter von Wasser gemeint, die das Wasser ohne Rohre führten, keine komplexen Strukturen wie Siphons oder Aquäduktbrücken aufwiesen und nicht der Trinkwasserversorgung dienten. Zum archäologischen Befund vgl. Lattermann 1910, 87–95; Petrakos 1996. Μit wasserbautechnischem Schwerpunkt Androvitsanea 2014. Die vorgestellten Inschriften gehören zu den ausführlichsten aus dieser Zeit, der Begriff ὀχετός erscheint jedoch bereits im 5. Jh. v. Chr. u.a. in Athen, vgl. Monnazzi 1997, 354. Eine Zusammenstellung der Inschriften ist bei Argoud 1993 zu finden, eine gute Übersetzung bietet auch Androvitsanea 2017. Argoud 1993, 34–36, Nr. 1 = Léonardos 1923, 36, Nr. 123 = SEG 36, 442.

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Begriffsdefinitionen und sprachliche Differenzierung

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betreffen jedoch explizit das Badehaus der Männer (λουτρὸν τὸ ἀνδρεῖον): Da das Wasser aus diesen Thermen nicht abfließen konnte, wenn der Kanal, in den das Abwasser eingeleitet wurde, Hochwasser führte, hatte man sich dazu entschieden, den Abflusskanal 10 umzubauen und mit Steinplatten abzudecken (ὀχετὸς λίθινος κρυπτός). An einem dieser Kanäle wurden vermutlich weitere Umbauarbeiten durchgeführt. 11 Ein weiteres Beispiel für einen offensichtlich abgedeckten Kanal aus Stein liefert eine Inschrift aus Keos im 3. Jh. v.  Chr., die den Aufgabenbereich eines Epimeleten für einen bestimmten Brunnen definiert. 12 Auch die Pergamener werden in der berühmten Astynomeninschrift dazu angehalten, die Abdeckplatten ihrer Kanäle nicht zu entfernen (und sie damit zu μετέωροι ὀχετοί zu machen). 13 Falls sie dies doch täten, hätten die Amphodarchen dafür zu sorgen, dass die Übeltäter die Kanäle wieder abdeckten (κρυπτοὶ ὀχετοί). 14 Ein Sonderfall scheint Ägypten zu sein: Sofern der Begriff ὀχετός in den Papyri vorkommt, scheint er eher dem Bedeutungsfeld von „kleinem Wasserlauf“ oder „Bewässerungsgraben“ angehört zu haben. Ὀχετός wurde dort nach Wolfgang Habermann nur in ptolemäischer Zeit verwendet. 15 Auch die literarischen Quellen kennen schon sehr früh den Begriff ὀχετοί, wie etwa Thukydides zeigt. Er berichtet von der Belagerung der Stadt Syrakus durch die Athener im Jahr 414 v. Chr. und erläutert, wie die Athener die Leitungen der Stadt abschnitten: οἱ δὲ Ἀθηναῖοι τούς τε ὀχετοὺς αὐτῶν, οἳ ἐς τὴν πόλιν ὑπονομηδὸν ποτοῦ ὕδατος ἠγμένοι ἦσαν. 16 Die ὀχετοί wurden in den Textausgaben bis jetzt nur unspezifisch übersetzt. 17 Roger J.A. Wilson nahm etwa Folgendes an: 10 IG VII 4255, Z. 2. Die Kanäle konnten auch aus Holz sein, vgl. Lattermann 1910, 96 und LSJ 1925, Bd. 2, 1280 s.v. ὀχετός mit den Beispielen. Auch Platon beschreibt, wie mit dem Abwasser von Bädern verfahren wurde, das unter anderem der Bewässerung diente und dabei durch abgedeckte Kanäle (ὀχετοί) geleitet wurde, Plat. Kritios 117 b. Möglicherweise hingen die Umbauarbeiten des Brunnenaufsehers Pytheas von Alopeke mit diesen Kanälen zusammen, vgl. Argoud 1993, 44 und u. S. 64 und 165 zu Pytheas. 11 Argoud 1993, 44–46, Nr. 4. Preislisten zeigen, wie viel man bei solchen Arbeiten verdienen konnte, vgl. z.B. im Fall von Delphi für Reparaturarbeiten an einem Kanal, bzw. der Kanalisation: Im Jahr 247 / 246 v. Chr. erhielt Kritolaos 20 (?) Statere, 1 Drachme und 2 Obolen, vgl CID IV 57, Z. 11– 12. Weitere Beispiele enthält auch eine Lohnliste für Bauarbeiten am Erechtheion, vgl. IG I 3, 475, Z. 63–67; Loomis 1998, 105–108 mit weiteren Löhnen, die einen Verdienstvergleich mit anderen Sparten ermöglichen. 12 (…)τὸν] ἐπιμελ[η]τήν,  ǀ [ὅ]τ[αν ἐπιμε]λήσ[ητ]αι τῆς κρήνης (…) ὅπως ἂν εἶ κ[α]ǀ[θ]α[ρὸς ὁ ὀχ]ετὸς ὁ κρυπτός, IG XII 5, 569, Z. 1–2 mit Arnaoutoglou 1998, 103. Im gesamten Dokument wird der Epimelet von Boule und Demos angewiesen, für die Reinhaltung des Brunnens und seiner Zu- und Abflüsse zu sorgen, damit das Wasser für Kulthandlungen im Heiligtum der Demeter genutzt werden konnte. Der Epimelet konnte als Strafe 10 Drachmen von Freien verlangen und die Sklaven auspeitschen lassen. Zu Parallelbeispielen, etwa in der Astynomeninschrift von Pergamon, s. u. S. 121 f. und 165. 13 In dieser Bedeutung bereits bei Aristot. Pol.1303 b 13. 14 Saba 2012, 22 f., Coll. II Z. 74–82. Ebd. 47 f. allerdings mit keinen Details zu diesem Begriffspaar. 15 Habermann 2000, 95 mit den Beispielen. 16 Thuk. 6,100,1. ὑπονομηδόν ist das Adjektiv zu ὑπόνομοι und scheint nur von Thukydides verwendet zu werden. 17 Völlig verfehlt ist sicherlich die Übersetzung von ὀχετός als fistula, vgl. Bétant 1961, 264 s.v. Ὀχετός.

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Die Fernwasserleitung: Terminologische, technische und klimatische Grundlagen

„(…) any number of possible watercourses, not necessarily identifiable today (water carried in terracotta pipelines, for example, only just below the surface) might therefore qualify for the ,pipesʻ to which Thucydides is referring. In other words, the existence of large-scale engeneering works with deep underground conduits is by no means necessarily implied by the straightforward language of Thucydides.“ 18 Nun bedeutet ὀχετός zur Zeit des Thukydides mit einiger Sicherheit nicht „Tonrohr“, denn der archäologische Befund weist darauf hin, dass die großen syrakusanischen Aquädukte zunächst nur aus dem Fels gehauene, unterirdische Leitungen waren. 19 Es erscheint also sinnvoller, ὀχετοί im oben genannten Kontext eher mit „Kanälen“ oder „Leitungen“ zu übersetzen. Dass es sich bei der unterbrochenen Leitung um den Galermi-Aquädukt handelt, ist denkbar, doch der von Thukydides verwendete Plural von ὀχετός lässt diese Interpretation auf einer rein linguistischen Ebene nicht ohne Zweifel zu. 20 Ein ähnlicher Bedeutungswandel von „Kanal“ hin zu „Leitung“ lässt sich auch epigraphisch beobachten: Vier Grenzsteine des 4. Jh. v. Chr. aus dem attischen Demos Acharnai und seiner Umgebung 21 dokumentieren die Abgabe von Wasserrechten von Privatpersonen aus verschiedenen Demen an die κοινωνοὶ τοῦ Ἀρχανικοῦ ὀχετοῦ zum Bau einer Wasserleitung. 22 Die ὀχετοί fanden in der römischen Zeit eher im Zusammenhang mit dem Leitungsbau Verwendung, doch ihre ursprüngliche Bedeutung im Kontext mit dem Kanalbau blieb erhalten: Im 2. Jh. n. Chr. dokumentiert eine Ehreninschrift aus Patara für Tiberius Claudius Flavianus Eudemos, dass aus den Zinsen seiner Stiftung in Höhe von 250 000 Denaren unter anderem die Bewässerungskanäle des Heiligen Hains des Apollontempels renoviert wurden (ἐν τῷ ἄλσει ὀχετοί, Z. 22). 23 Kaiser Marcus Aurelius bestätigte dem Proconcul Claudius Eteoneus dessen Maßnahmen bezüglich der δημόσιοι ὀχετοί von Kibyra. 24 Leider ist die Inschrift insgesamt sehr fragmentarisch, so dass der Kontext unklar bleiben muss. Direkt davor ist von Bauern die Rede, es ist also denkbar, dass es sich bei den δημόσιοι ὀχετοί um Ableitungen auf ländliche Grundstücke oder von der Hauptleitung abhängige Bewässerungskanäle handelte. Die Involvierung des Proconsuls spricht dafür, dass es sich nicht um ein autonomes ländliches Bewässerungssystem handelte, sondern städtische Belange, wie möglicherweise die mehrfach genannten Thermen und sogar die städtischen Privatanschlüsse 25 betroffen waren und folglich in irgendeiner Form ein Aquädukt involviert gewesen sein 18 Wilson 2000, 14. 19 Burns 1974, 392. 20 So Wilson 2000, 14 mit einem falschen Verweis auf Schubring 1865, 629. Schubring 1865, 617 f. datiert die Leitungen nur relativ und in kein konkretes Jahrhundert. 21 Ein fünftes Fragment wurde 2004 bei Ausgrabungen in Odos Ortansios entdeckt, allerdings ist bis auf den Begriff ὀχετός nichts weiter erhalten, vgl. SEG 54, 237. 22 Die Leitung und die Inschriften werden in Kapitel 4.1.1, S. 138–141 näher besprochen. 23 Lepke, Schuler, Zimmermann 2015, 360. 24 I. Kibyra 19, Z. 15 ([ἄλλ]οι τῶν γεωργούντων παρὰ τοὺς δημοσ ὀχετούς). 25 Z. 10–11 und Z. 22.

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Begriffsdefinitionen und sprachliche Differenzierung

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muss. Klarer ist der Zusammenhang in einem anderen Edikt: Der Pronconsul Sextus Subrius Dexter Cornelius Priscus weist die Ephesier bereits im 1. Jh. n. Chr. darauf hin, dass sie nicht zu nahe an den Aquädukt heranrücken dürfen, um die Leitung nicht zu beschädigen. 26 Ὀχετός wird im Singular verwendet, bezieht sich also klar auf den vorher genannten Aristion-Aquädukt von Ephesos. Dies wird auch durch die Stiftungsinschrift von Aristion selbst bestätigt: ὕδωρ [εἰσ]αγαγὼν δι’ οὗ κ[ατεσκεύασεν ὀχ]ετοῦ διακοσίων καὶ δέκα σταδίων. 27 Es bleibt die Frage nach der Abgrenzung des Begriffes. Nicht nur die Aristion-Inschrift dokumentiert zwei unterschiedliche Begrifflichkeiten – ὕδωρ [εἰσ]αγαγών und ὀχετός – auch die beiden ephesischen Statthalteredikte nennen die Aristion-Leitung sowohl ὀχετός als auch ἀγωγή. 28 Eine eindeutige Unterscheidung der Begriffe ist schon aufgrund der Quellenlage – die Inschriften sind zu selten und gerade im letzten Fall nur aus Ephesos – nicht möglich, doch scheint ὀχετός technischer konnotiert und neben Leitung möglicherweise auch mit „Gerinne“ oder „Freispiegelkanal“ übersetzbar zu sein. In der Spätantike wurde der Begriff völlig synonym als Bezeichnung für eine Fernwasserleitung verwendet. Prokop benutzte ihn fast ausschließlich in diesem Zusammenhang, etwa für Bau der iustinianischen Leitung in die mesopotamische Stadt Dara. 29 Mit ὀχετός wurde also nicht mehr nur im ursprünglichen Sinn ein Kanal bezeichnet, sondern konkret auch Teile der Leitung oder gar die Leitung selbst. Dennoch scheint es so, dass ὀχετός vor allem in klassischer und hellenistischer Zeit in Gebrauch war und in römischer Zeit seltener verwendet wurde.  30 Dies ließe sich vor allem dadurch erklären, dass neue Begriffe nötig waren, um die Baustrukturen der römischen Aquädukte besser beschreiben zu können. Während ὀχετός also in griechischer Zeit ein spezifisches Bauwerk benennt, stammen die im Folgenden zu besprechenden Begriffe aus dem etwas unspezifischeren Wortfeld von ὕδωρ und εἰσάγειν, also der griechischen Entsprechung von aquam inducere. Betrachten wir zunächst den Terminus ὑδραγώγιον/ὑδραγωγία. Eine Ausgabenliste der delphischen Tamiai um 327 v. Chr. verzeichnet unter anderem, dass der Athener Epiteles für den Bau einer Leitung zu einem Gymnasion 35 Drachmen bekam (Ἐπιτέλει Ἀθηναίωι τῆς ὑδραγωγίας τῆς εἰς τὸ γυμνάσιον ἡμιμναῖον). 31 Derselbe Name wurde auch einige Jahre 26 I. Ephesos 7,1,3217 b, Z. 29–30 (κατὰ μεικρὸν προβαίνοντας αὐτὸν ǀ ἤδη τὸν ὀχετὸν παραξύειν). Ähnlich (allerdings stark ergänzt) formuliert es der Proconsul Aulus Vicirius Martialis, vgl. 3217 a, Z. 7–8: καὶ μενψαμέ[νων τοὺς κτήτορας] ǀ [τῶ]ν ἀγρῶν ὡς ἐπὶ τὸν [ὀχετὸν ἀροτριῶν]ǀ[τας,] (…). Für den vollständigen Text s. Anhang Nr. 1, S. 451–453. 27 I. Ephesos 2,424, Z. 4. Für eine genauere Besprechung der relevanten Inschriften s. S. 256–262. 28 I. Ephesos 7,1,3217 a, Z. 10. 29 Prok. Aed. 2,2: ὀχετὸν μὲν ἐκ τοῦ περιβόλου πεποίηται μέγαν. 30 Monnazzi 1997, 354. 31 CID II 97, Z. 37 f. Das Gymnasion von Delphi aus dem 4. Jh. v. Chr. zählt bis jetzt zu den ältesten datierbaren Gymnasia überhaupt. Bemerkenswert ist, dass die Wasserversorgung, wie diese Inschrift deutlich macht, von Anfang an zur Ausstattung gehörte. Wahrscheinlich diente die Leitung den Badeanlagen und Laufbrunnen, vgl. Jannoray 1953 und Maaß 2007, 101 f. Erstaunlich ist aus linguistischer Perspektive auch, dass ὑδραγώγιον nicht als Neutrum, sondern in einer femininen

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Die Fernwasserleitung: Terminologische, technische und klimatische Grundlagen

später, 322/1 v. Chr. noch einmal in beinahe identischer Formulierung auf den Lohnlisten geführt (Ἐπιτέλει τᾶς ἐν τῶι γυμνασίωι ὑδραγωγίας στατῆρας τριάκοντα). 32 Erst im Hellenismus, also mit dem Aufkommen der Leitungsbautechnik, lässt sich ὑδραγώγιον zweifelsfrei in Zusammenhang mit einer Fernwasserleitung bringen. 193 v. Chr. verhandelte die kleinasiatische Stadt Herakleia am Latmos mit König Antiochos III. die Bedingungen für eine friedliche Übergabe. Im Zuge dieser Verhandlungen bot der König den Herakleoten Geld für den dreijährigen Unterhalt ihrer Wasserleitung an.  33 Auch in den literarischen Quellen lässt sich der Begriff ὑδραγώγιον wiederfinden: Im Zuge seiner detaillierten Bauanleitung für eine Dioptra, ein Vermessungsgerät, erklärt der berühmte Ingenieur Heron von Alexandria, warum eine Wasserleitung nicht immer den Messvorgaben der Dioptra folgen kann: ἀχθήσεται δὲ τὸ ὑγρὸν οὐ διὰ τῆς αὐτῆς ὁδοῦ, δι᾿ ἧς καὶ τὸ κλίμα ἐπέγνωμεν, ἀλλὰ δι’ ἑτέρας εὐθετούσης πρὸς τὸ ὑδραγώγιον. πολλάκις γὰρ ἐμποδὼν ἵσταταί τι, ἢ ὄρος σκληρότερον ἢ μετεωρότερον ἢ χαῦνοι τόποι ἢ θειώδεις ἢ τοιοῦτοί τινες τόποι βλάπτοντες τὸ ὕδωρ. 34 Der Begriff bleibt in der römischen Zeit bis in die Spätantike in diesem Sinn erhalten. So bezeichnet die Stadt Anazarbos ihre Wasserleitung, die sie Domitian weiht, als Σεβαστὸν ὑδραγώγιον, 35 und Kaiser Hadrian nennt die Aufseher einer Wasserleitung von Aphrodisias in einem Brief an die Stadt ἐπιμεληταὶ τοῦ ὑδραγωγίου. 36 Während Kaiser Hadrian in seinem Brief verschiedene Begriffe für „Wasserleitung“ verwendet, spricht die ausführliche Reparaturinschrift der Druckleitung von Patara stets nur von ὑδραγώγιον. 37 Sicherlich falsch ist hingegen die Ergänzung der Weihinschrift der Sybillengrotte von Erythrai aus dem 2. Jh. n. Chr., denn es handelt sich dabei nicht um eine Leitung (ὑδραγώγιον) 38, sondern um ein Nymphaeum (ὑδρεῖον).

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Form benutzt wird. Dies scheint nach jetzigem Stand nur in Delphi der Fall gewesen sein. Denkbar wäre, dass sich dies aus der Ableitung der femininen Form von ἀγωγή erklären lässt und in späterer Zeit möglicherweise die neutrale Form von τὸ ὕδωρ das Geschlecht von ὑδραγώγιον bestimmte. CID II 109, Z.  7–8. Ob es sich um denselben Epiteles handelt, erscheint plausibel, muss jedoch natürlich zweifelhaft bleiben. Die Inschriften belegen vielmehr entweder die jahrelange Bauzeit des zu diesem Zeitpunkt neuen Gymnasions oder bereits erste Umbauten. SEG 37, 859 Z. 12–13 (εἰς τὴν ἐπισκευὴν τοῦ ὑδραγωγίου οἰόμε[θα δεῖν δίδο]σθαι ἐκ βασιλικοῦ ἐφ᾿ ἔτη τρία). Siehe auch u. S. 115–117. „Das Wasser wird jedoch nicht denselben Weg entlang geleitet werden, auf dem wir die Neigung ermittelt haben, sondern auf einem anderen, der für die Wasserleitung geeignet ist. Denn oft steht irgend etwas im Wege, ein Berg, der entweder aus recht hartem Stein besteht oder recht hoch ist, oder Stellen, die locker und schwefelhaltig sind oder irgend eine ähnliche Eigenschaft haben und das Wasser verderben.“, Heron. Dioptr. 215, 1–8. (Schöne 1903) I. Anazarbos 20. Reynolds 2000, 5, III Z. 38–39. Für den vollständigen Text s. Anhang Nr. 5, S. 457 f. Zur genaueren Diskussion der Inschrift s. S. 294–296. Schuler 2014, 109 f. (z.B. Z. 2 oder Z. 6). S. u. S. 288 f. und 296 f. für eine detaillierte Besprechung. I. Erythrai II 225 mit der Neulesung von Kerschbaum 2020.

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Begriffsdefinitionen und sprachliche Differenzierung

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ὑδραγώγιον wird jedoch nicht nur im Singular verwendet, sondern taucht auch im Plural auf: So baute eine Katoikie auf dem Gebiet von Troketta in claudischer Zeit aus eigenen Mitteln mehrere Brunnen, ein Reservoir und ὑδραγώγια. 39 Im Heiligtum von Didyma stiftete Marcus Sempronius Clemens um 200 n. Chr. unter anderem ὑδραγώγια πεποηκότα καὶ ὕδατα εἰσαγειωκχότα εἰς τὸ ἱερὸν τῆς Ἑκάτης. 40 Noch klarer wird die Bedeutung von ὑδραγώγια bei der Stiftung einer Frau aus Priene aus dem 1. Jh. n. Chr., die für die Stadt ein Reservoir und die τὰ ἐν τῆι πόλει ὑδραγώγια bauen ließ. 41 Es sind damit also keine Fernwasserleitungen gemeint, sondern wahrscheinlich kleinere Abschnitte des innerstädtischen Leitungssystems, wie Zuleitungen zu Brunnen oder Teile der Zu- und Ableitungen zu verschiedenen Gebäuden. Sehr selten erscheint der Begriff im Plural, wenn er tatsächlich mehrere Fernwasserleitungen meint. So ein Fall scheint eine Inschrift aus Pergamon zu sein, die einen Unbekannten für seine Fürsorge bezüglich einer oder mehrerer Wasserleitungen ehrt. 42 Etwas unklar ist zunächst die Bedeutung einer Reparaturangabe des Statthalters Flavius Florentius um 385 n.  Chr. im israelischen Caesarea Maritima, denn er ließ τὰ δύο ὑδραγώγια erneuern. 43 In der Neuedition der Inschrift 2011 diskutierte Walter Ameling die Übersetzungsmöglichkeiten. Entweder seien der sogenannte „high-level aqueduct“ und seine Umleitung gemeint – ein Teil der Leitung musste umgebaut werden, da der alte Abschnitt durch sumpfiges Marschland verlief und instabil geworden war  –  oder die beiden Kanäle der Leitung. 44 Der „high-level aqueduct“ bestand aus zwei separaten Aquädukten: Der eine wurde in herodianischer Zeit gebaut, der andere in hadrianischer direkt daneben. An der Kanalführung lassen sich die beiden fast nicht mehr unterscheiden, an einer oberirdischen Sektion am sogenannten „aqueduct beach“ lässt sich anhand der unterschiedlich weiten Bogenstellungen jedoch sehr gut erkennen, dass es zwei separate Leitungen sind. 45 Die Interpretation Amelings, mit den τὰ δύο ὑδραγώγια könne das Segment der neuen Leitungstrasse gemeint sein, scheint angesichts der Formulierung ἐκ 39 CIG 3454 ( ἐκ τῶν ἰδίων πόρων τὰς ǀ κρήνας καὶ τὸ ἐκδόχιον καὶ ǀ τὰ ὑδραγώγια καθιέρ[ω]σεν, Z. 4–6). 40 I. Stratonikeia 16, Z. 10–11. 41 I. Priene 305, Z. 6–9. Etwas Ähnliches lässt sich wohl in Mylasa vermuten: Dort ließ Aristomenes im 1. Jh. n. Chr. mehrere Brunnen und entweder deren Zu- oder Ableitungen neu bauen oder reparieren, vgl. I. Mylasa 504 mit Blümel 2014, 83. Gegen Blümel halte ich es für wahrscheinlicher, dass auch an dieser Stelle eher das innerstädtische Leitungssystem gemeint ist und nicht eine Wasserleitung, wie bereits der Plural von ὑδραγώγιον nahelegt. 42 τῆι ἐπὶ τῶν ὑδραγω[γίων ἐπιμελείαι, vgl. Jacobsthal 1908, 410, Nr. 43. Der Plural an dieser Stelle ist bemerkenswert, denn die Epimeleten waren meist nur für eine spezielle Leitung oder einen einzelnen Brunnen zuständig. 43 ἐπὶ Φλ(αβίου) Φλ̣ ωρεντίου  ǀ τοῦ μεγαλοπρεπεστάτου  ǀ ἀνθυπάτου τὰ δύο  ǀ ὑδραγώγια ἐκ θεμελίων  ǀ ἀνενεώθη (I. Caesarea Maritima 55). Die Inschrift befindet sich einem abgegrenzten Feld auf einem Kalksteinblock, der mit ziemlicher Sicherheit Teil einer Leitung war und wurde auch in deren näherer Umgebung gefunden. Vgl. Hamburger 1959. (ed. princ.); Olami, Peleg 1977 (archäologischer Befund); Vilnay 1928 und 1928 b mit den beiden Bauinschriften der Leitung aus hadrianischer Zeit. 44 CIP II 1259. 45 Porath 2002.

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θεμελίων ǀ ἀνενεώθη jedoch die unplausibelste Variante zu sein. 46 Denkbar sind zwei andere Lösungsmöglichkeiten: Zunächst könnte es sich tatsächlich um zwei völlig verschiedene Leitungen handeln, denn Caesarea hatte neben dem „high-level-aqueduct“ auch einen „low-level-aqueduct“, der aus dem Norden Wasser aus einem künstlich angestauten See in die Stadt brachte. 47 Florentius könnte also entweder beide Leitungen repariert haben oder die beiden parallelen Trassen des „high-level-aqueduct“. Unabhängig von Detaildiskussionen wird ὑδραγώγιον im griechischsprachigen Raum im Singular also nur für das Wortfeld der „Fernwasserleitung“ gebraucht und erscheint nicht im ländlichen Kontext, etwa für Kanäle oder Gräben. Im Plural weist es hingegen meist auf ein innerstädtisches Leitungsnetz hin. Zu den wohl am häufigsten verwendeten Umschreibungen zählen die Formulierungen, die sich – ähnlich wie ὑδραγώγιον – von den beiden Wörtern ὕδωρ und εἰσάγειν ableiten. Patrizia Monnazzi traf die Unterscheidung, dass τὸ ὕδωρ εἰσάγειν als Übersetzung von aquam adducere in julisch-claudischer Zeit erscheine, während das Pendant dazu, ἡ ἀγωγὴ τοῦ ὕδατος, bereits im 5. Jh. v.  Chr. geläufig sei. 48 Beiden Formulierungen gemeinsam ist zunächst, dass sie einfach nur „Wasser einleiten/zuleiten“ im allgemeinen Sinn bedeuten und damit nicht direkt mit einer Fernwasserleitung, sondern mit jeder Art von Wasserbau oder sogar nur -führung verbunden werden können. Betrachten wir zunächst die Formulierung ἡ ἀγωγὴ τοῦ ὕδατος: Monnazzi kennt nur ein Beispiel aus dem 5. Jh. v. Chr. aus Athen, das jedoch beinahe vollständig ergänzt ist. 49 Zuverlässiger ist das Verkaufsregister von Tenos (Ende 4. Jh. / Anfang 3. Jh. v. Chr.), das mehrfach τοῦ ὕδατος ἀγωγαί erwähnt und damit die Bewässerungskanäle der jeweiligen Grundstücke meint. 50 Ein besonders ergiebiges Beispiel ist auch an dieser Stelle das bereits erwähnte Amphiareion von Oropos: Der Brunnenaufseher Pytheas ließ in den 330ern v. Chr. einen Brunnen bauen und kümmerte sich um die Zuleitung und die unterirdischen Kanäle: καὶ τὴν ἐν Ἀμφιαράου κρήνην κατεσκεύασεν καὶ τῆς τοῦ ὕδατος ἀγωγῆς καὶ τῶν ὑπονόμων ἐπιμεμέληται αὐτόθι. 51 Die Formulierung τοῦ ὕδατος ἀγωγή könnte an dieser Stelle die Zuleitung zur κρήνη meinen, während die unterirdischen Kanäle Teil der Wasserverteilung innerhalb des Heiligtums waren. „Wasserführung“ in einem Sinn, der dem von „Leitung“ nahe kommt, findet sich bei Heron von Alexandria. Wie bereits erwähnt, schrieb er über die Führung einer Leitung im Gefälle. An die Erklärung, dass Berge meistens umfahren wurden, schließt sich die Begründung an, dass sonst die τοῦ ὕδατος ἀγωγή Schaden nehmen könnte. 52 Eine wohl hadrianische Variante ohne inhaltliche Veränderung stellt die Formulierung καταγωγὴ τοῦ 46 Wie Ameling selbst zugibt, indem er in diesem Fall eher eine „rather loose appliance“ dieser Formulierung vermutet, vgl. CIP II 1259. 47 Porath 2006. 48 Monnazzi 1997, 354. 49 IG I 3, 49, Z. 4–5: ἐπιμέλεσθαι δὲ αὐτὸς καὶ τῆς κρήνες κα]ὶ τῆς ἀγογῆς ǀ [τοῦ ℎύδατος]. 50 IG XII 5, 872. Étienne 1990, 51–58 beschäftigte sich zuletzt ausführlicher mit der Inschrift. 51 IG II 2, 338, Z. 15–17. Zur Person des Pytheas und der unwahrscheinlichen Überlegung, ob er nicht der Brunnenaufseher von ganz Attika gewesen sei, vgl. Habicht 1989. 52 Heron. Dioptr. 215, 9–10.

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ὕδατος dar, die der Kaiser in einem Brief an die Stadt Aphrodisias verwendete. 53 Eine seltenere Variante ist die Formulierung τοῦ ὕδατος ἐξαγωγή, ein Terminus, der meistens in der Verbindung mit der Trockenlegung von Minen, wie zum Beispiel in Laureion erscheint. 54 In einer ephesischen Inschrift wurde – wahrscheinlich aus metrischen Gründen – ὕδωρ προσάγειν verwendet 55, einmal auch die συναγωγή. 56 Eine nur bei Prokop belegte Besonderheit ist schließlich eine Kombination aus ὀχετός und ἀγωγή, die ὀχεταγωγία. 57 In der Kaiserzeit wird auch die Form ὁ ἀγωγός geläufig. Häufig wird der Begriff in Verbindung mit ὕδωρ nochmals spezifiert, wie etwa in den Res Gestae (ἀγωγοὺς ὑδάτων(…) ἐπεσκεύασα καὶ ὕδωρ τὸ καλούμενον Μάρτιον ἐδίπλωσα πηγὴν νεάν…) 58 und in Soada-Dionysias und Umgebung. 59 Im Martialis-Edikt steht ἀγωγός hingegen für sich allein und scheint in diesem Kontext speziell den Leitungskanal und nicht die gesamte Leitung zu bezeichnen. 60 Die Ergänzung der ἀγωγή um das Präfix εἰς scheint nach derzeitigem Quellenstand tatsächlich ein Phänomen der Kaiserzeit zu sein. Die Beispiele dafür sind zahlreich, so dass an dieser Stelle eines genügen mag: Die Ehreninschrift für den Proconsul Bassus (80/81 n. Chr.) in Ephesos dokumentiert ein ὑδρεγδοχῖον καὶ τὴν εἰσαγωγὴν [τ]ῶν εἰς αὐτὸ ὑδά[τ] ων, also einen Brunnenbau und dessen Zuleitung. 61 Während die εἰσαγωγὴ τοῦ ὕδατος ein eigenes Verb erforderte, das die Beteiligung des jeweiligen Bauherren noch einmal spezifizieren konnte, wurde dieser Ausdruck auch in verbalisierter Form verwendet: So stiftete Titus Flavius Miccalus seiner Heimatstadt Perinthos in flavischer Zeit eine Leitung (τὸ ὕδωρ εἰσαγειω[χός]) 62 oder Publius Domitius Iulianus der Polis Prusias ad Hypium (ὕδωρ τῇ πόλει εἰσάγοντα). 63 Auch die Stadt Eumeneia bediente sich dieser Formu-

53 Reynolds 2009, Z. 31–32. Für den vollständigen Text s. Anhang Nr. 5, S. 457 f. Der Brief wird näher besprochen auf S. 294–296. 54 Crosby 1950, 275–277, Nr. 28, Z. 4. Im engeren Sinn bedeutete ἐξάγειν auch „abfließen“, wie eine Ehreninschrift aus Beroia (1. Jh. n. Chr.) bezeugt. Der Geehrte ließ für seine Heimatstadt unter anderem einen Abfluss von der Agora bauen (καὶ τὸν ἐν τῇ ἀγορᾷ ἐξαγω[γὸν], I Beroia 41, Z. 6). 55 I. Ephesos 7,2,4309; Merkelbach 1978, 44 mit dem Versmaß. 56 I. Ephesos 2,419 a. Engelmann 1986, 33 deutet die Formulierung plausibel als „gemeinsame Fassung“ der Bäche Marnas und Klaseas. 57 Prok. Aed. 2,3,21. 58 Cooley 2009, 20, 2. 59 Eine Bauinschrift am Nymphaeum (ἡ πόλις τὸν ἀγωγὸν τῶν ὑδάτων, Z. 3–4) aus traianischer Zeit dokumentiert den Begriff , vgl. Sartre-Fauriat 1992, 139 und 148 (eine ähnliche Inschrift aus der Zeit des Commodus) mit den vollständigen Texten. Neun Inschriften aus der Umgebung von Soada bezeugen zudem, dass das Wasser für das Nymphaeum an vier unterschiedlichen Orten gefasst wurde, vgl. SEG 45, 2012. 60 Anhang Nr. 1, Z. 9. Ein Parallelbeispiel ist die Stiftung eines Leitungssegmentes (καινὸς ἀγωγός) durch Agrippa in Apameia, vgl. S. 303 f. 61 I. Ephesos 4,1335. 62 Sayar 1998, 257, Nr. 72, Z. 4–5. 63 I. Prusias 19, Z. 8.

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lierung für den Bau ihrer Leitung (ἡ πόλις τὸ ὕδωρ εἰσήγαγεν). 64 Eine Bilingue aus Sardeis dokumentiert den Bau einer Leitung durch Kaiser Claudius, jedoch wurde die Inschrift sowohl im Lateinischen als auch im Griechischen an entscheidender Stelle ergänzt, so dass sie nicht zur Interpretation beitragen kann. 65 Dass sich diese Formulierung erst in julisch-claudischer Zeit etablierte, wie Monnazzi dies postulierte, lässt sich leicht widerlegen: Der Bau der Aqua Throessitica unter Augustus und Tiberius wurde im Lateinischen etwa durch aquam induxerunt, im Griechischen durch ὕδωρ εἰσήγαγο[ν] wiedergegeben. 66 Ob die Verwendung dieser Formulierung sich zeitgleich zum Bau der römischen Fernwasserleitungen in Kleinasien entwickelte, aquam inducere / adducere also einfach nur übersetzt wurde, ist zwar eine reizvolle Vorstellung, doch lässt sie sich nicht mit Sicherheit postulieren, solange das Inschriftenmaterial aus der hellenistischen Zeit so gering ist. Eine zunächst poetischere Verwendung fand der Begriff ὁλκός: 67 Er erscheint in einem dichterischen Lobpreis auf Bryonianus Lollianus aus Side im 3. Jh. n. Chr. zum Dank für die Reparatur der Leitung nach dem Goteneinfall. 68 Ähnlich wurde auch Lucius Caelius Montius im 4. Jh. n. Chr. für sein bauliches Engagement in Tralleis geehrt. 69 Zuletzt dankte auch die Stadt Milet ihrem Wohltäter, dem berühmten Redner Hesychios, für die Restauration der Faustina-Thermen inklusive deren zu- und ableitenden Kanäle im 5./6. Jh. n. Chr. 70 Relativ häufig wurde der Begriff in spätantiken Epigrammen verwendet, wie 64 MAMA IV 333, Z. 1. (173 n. Chr.) 65 CIL III 409; IGRR IV 1505: a]quam cibitati Sardianorum [ex fonte perduxit] (Z. 2 f.) mit dem Pendant ὕδωρ ἀπὸ πηγῆς π[ρὸς τὴν Σαρδιανῶν πόλιν διήγαγεν] (Z. 6). Ob die Ergänzungen an dieser Stelle korrekt sind, lässt sich sicherlich diskutieren. Nur ein weiteres Beispiel gibt es im Lateinischen, die Bauinschrift der Leitung von Mummius Niger Valerius Vegetus. Der relevante Passus lautet: ex f] onte qui nascitur in fundo A[ntoniano Maiore] ǀ [P(ubli) Tulli Varronis cum eo loco in] quo is fons est emancupatu[s du]xit per m[ilia passuum V(milia) DCCCCL] ǀ [in villam suam Calvisianam (Z. 2–4), es handelt sich dabei also um die Formulierung ex fonte inducere. Auch im Griechischen scheint die Verbindung aus πρός und διήγαγεν wenig glücklich. Besser wäre nur die Ergänzung mit ἄγειν. Zu προσάγειν gäbe es die bereits genannte Parallele aus Ephesos (I. Ephesos 7,2,4309). Da das π nicht richtig zu erkennen ist – scheinbar ist davon nur eine Längshaste erhalten geblieben – und der Text von den Herausgebern nur per Fernglas gesehen wurde, ist die Ergänzung mit εἰς ebenso möglich. 66 I. Ephesos 2,402, Z. 3–4 und Z. 10. 67 Auch ὀχετός wird in dichterischem Kontext verwendet, wie z.B. in einem Lobpreis an die Nymphen auf Lindos (IG XII 1, 928), allerdings relativ selten. Der Begriff ὁλκός kommt von ἕλκω, „ziehen, führen“. 68 I. Side 105. Die Inschrift wird näher erläutert auf S. 276 f. 69 SGO 02/02/04 70 Milet I 9, 341–343. Der Kommentar zu 343 will sich bei ὁλκοί nicht näher festlegen, sondern spricht nur im Allgemeinen von „Wasserversorgung“. Der Kontext lässt jedoch keinerlei Zweifel daran, dass es sich bei den ὁλκοί um Ab- und Zuleitungen zu den Faustina-Thermen handelt. Ein gutes Parallelbeispiel sind die Reste der Bauinschrift eines Bades in Thrakien, wo unter ὁλκοί auch die Zu- und Ableitungen gemeint sind, vgl. SEG 54, 648, Z. 5 f. (καὶ ὁλκοί [πρὸς] [τὸ] βαλανεῖον). Bei der thrakischen Inschrift handelt es sich um das Fragment einer Marmorplatte, die Buchstaben waren mit roter Farbe ausgemalt.

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zum Beispiel im syrischen Baalbeck: Lupus stiftete der Stadt im Jahr 430 n. Chr. einen Kanal und schützte sie damit vor Überflutung. 71 Doch auch in Prosatexten erscheint ὁλκός: Prusias ad Hypium etwa dankte M. Iulius Gavinius Sacerdos im 3. Jh. n. Chr. für zahlreiche Geldstiftungen. 72 So bezahlte Gavinius die feierliche Prozession zu seiner Amtseinführung als lokaler Kaiserpriester aus eigener Tasche; die Stadt verwendete das dafür vorgesehene Budget εἰς τὴν κατασκευὴν τοῦ καινοῦ ὁλκοῦ (Z. 20). Ob damit tatsächlich eine Fernwasserleitung gemeint war oder vielmehr ein kleiner Kanal oder „eine Vorrichtung zur Treidelschifffahrt“ 73, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen, doch ist kaum anzunehmen, dass Gavinius die finanziellen Mittel für eine große Fernwasserleitung besaß, zumal diese kaum dem Wert der Prozession entsprechen konnte, für die das Geld ursprünglich vorgesehen war. Etwas aufschlussreicher ist eine zweisprachige Inschrift aus Odessa: 74 Titus Vitrasius Pollio kümmerte sich als Legat von Kaiser Hadrian um den Bau einer neuen Wasserleitung für die civitas Odessitanorum: Während im Lateinischen das durchaus übliche aquam novo ductu adduxit erscheint, gibt der griechische Text dies mit καινῷ ὁλκῷ τὸ ὕδωρ ἰσήγαγεν wieder. Die lateinische Formulierung novo ductu („in einer neuen Leitung/Führung“) lässt an einen neuen Leitungsstrang oder einen neuen Zubringer für eine bereits bestehende Leitung denken und weniger an eine vollständig neue Leitung. Ob sich diese technische Besonderheit jedoch in einem dafür speziellen griechischen Wort fassen lässt, muss Spekulation bleiben. In der Spätantike scheint ὁλκός öfter im allgemeinen Sinne von Leitung verwendet worden zu sein, so etwa in der Definition der Suda, bei Johannes Lydos 75, im Codex Iustinianus 76 und in Ancyra. 77 Insgesamt betrachtet scheint die Verwendung dieses Begriffes für den Wasserbau nach jetzigem Quellenstand ein rein kaiserzeitliches und insbesondere spätantikes Phänomen zu sein. Nicht die ganze Leitung, sondern den unterirdischen Teil in Form von Kanälen und wahrscheinlich auch Rohren bezeichneten die ὑπόνομοι. 78 So beschreibt Xenophon, dass der spartanische Feldherr Thibron die Stadt Larissa belagerte und dabei auf die Idee kam, einen Tunnel zu graben, die ὑπόνομοι zu kappen und die Larissaier damit von ihrer Wasserversorgung zu trennen. 79 Im späten 4. Jh. v. Chr. schloss die Stadt Eretria einen Vertrag mit dem Ingenieur Chairephanes, der das Sumpfland von Ptechai trockenlegen sollte, 71 IGLSyr. 6, 2831. Die Stadt scheint flutanfällig gewesen zu sein, denn Sosithios hatte ihr bereits Mitte des 3. Jh. einen Staudamm gestiftet, vgl. IGLSyr. 6, 2830. 72 I. Prusias 19. 73 I. Prusias, S. 86. 74 IGBulg 59. 75 Lyd. Mens. 3,23. 76 Suda s.v. Ὁλκός; Cod. Iust. 1,4,26. 77 I. Ankara II 335. 78 Saba 2012, 50. Fraglich muss ihre Behauptung bleiben, ob ὑπόνομοι eine größere Kapazität hatten als ὀχετοί, da sie keinerlei Belege dafür anführt. Langdon 1985, 261 mit der falschen Annahme, διάνομος sei, im Gegensatz zu ὑπόνομος, ein nur an der Oberfläche verlaufender Kanal. Einen guten Überblick bietet auch Chatelain, 2001, 83–89 am Beispiel von Ptechai. 79 Xen. An. 3,1,7.

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indem er unter anderem einen unterirdischen Kanal (τὸν ὑπόνομον) anlegte, der das Wasser einem Reservoir zuleitete. 80 Eine andere Bedeutungsebene findet sich bei Polybios: Er schreibt, dass Arsakes in Medien ein ganzes Kanalsystem von ὑπόνομοι vorfand, das die Einheimischen genau kannten und wie ein Geheimnis hüteten. Das System speiste, so glaubte Polybios, versteckte Brunnen und erstreckte sich bis ins Gebirge. 81 Es ist anzunehmen, dass Polybios hier ein Quanat-System beschreibt: Die Schäfte, die er für Brunnen hält, waren jedoch wohl eher Zugänge zu den Leitungen, um sie notfalls reparieren zu können. 82 In Ägypten gab es zu diesem Zweck sogar Fachpersonal, das uns nur in den Papyri begegnet, die sogenannten ὑπονομείς. 83 Während es sich bei den bis jetzt beschriebenen ὑπόνομοι um unterirdische, extraurbane Kanäle gehandelt hatte, gehörten die ὑπόνομοι der pergamenischen Astynomeninschrift zwar zum innerstädtischen Leitungssystem, bezeichneten jedoch auch dort unterirdisch laufende Kanäle. 84 Auch Diodorus Siculus meint in seiner Beschreibung der Stadt Akragas, die über viele ὑπόνομοι verfüge, wohl eher Abwasserkanäle. 85 Dass es sich bei ὑπόνομοι – zumindest dann in römischer Zeit – auch um einen Teil einer Wasserleitung handeln kann, lässt sich an einer der wenigen Inschriften zeigen, die etwas mehr in die bautechnischen Details gehen: Ende des 2. Jh. n. Chr. stiftete Apollonios, ein Priester der Roma der Stadt Termessos, eine Leitung mit Sammelbecken, unterirdischen Leitungssegmenten und einem Bergdurchstich. 86 Hier bezeichnen die ὑπόνομοι konkret die unterirdische Leitungsstrecke, weniger einen Kanal. Die Leitungen versorgten mit ihrem Wasser Brunnen, Nymphaeen und Kastelle, die im Folgenden näher zu betrachten sind. Aus terminologischer Sicht ist zunächst die Bezeichnung „Nymphaeum“ zu klären. In der modernen Forschung wird „Nymphaeum“ zunächst relativ breit und mit unterschiedlichem Zweck für jede Art von prachtvollen öffentlichen oder privaten Brunnenbauten verwendet. So wird der Begriff unter anderem zur Typologisierung und Katalogisierung von Prachtbrunnen genutzt, indem diese bestimmten architektonischen Kategorien, wie etwa dem Tabernakel- oder dem Fassadennymphaeum zugeordnet werden. 87

80 IG XII 9, 191. Näher besprochen in Kapitel 4.1.1, S. 141. 81 Pol. 10,28. 82 So Briant 2001, 25–33. Briant geht zudem davon aus, dass Polybios’ Geschichte eine Synthese aus dem Bericht des Herodot (3,6–9) und des Diodorus Siculus (Diod. 19,104,5) ist: Nach Herodot leiteten die Araber zur Versorgung von Kambyses’ Armee Wasser aus dem Fluss Corys durch eine selbstgebaute Wasserleitung aus zusammengenähten Lederstreifen; Diodorus Siculus erklärt, wie die Nabatäer in der Wüste verborgene Zisternen nutzen. 83 Habermann 2000, 75. 84 Saba 2012, 50 f. 85 Diod. 11,25,3. 86 TAM III, I 16, Z. 4–7: τά τε ἀνγεῖα ǀ καὶ τοὺς ὑπονόμους καὶ τὴν διακοπὴν τῶν ὀρῶν καὶ ǀ τὴν ἀγωγὴν τοῦ ὕδατος. Siehe auch u. S. 262. 87 Zuerst unternommen von Neuerburg 1965.

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Begriffsdefinitionen und sprachliche Differenzierung

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Geht man dem Begriff aus etymologischer Perspektive nach, so wurde das griechische Wort νυμφαῖον zunächst zur Beschreibung von Quellheiligtümern für Nymphen genutzt, entstammte also der religiösen Sphäre, die das Lateinische zunächst übernommen zu haben scheint. 88 Wann genau ein Nymphaeum darüber hinaus als Bezeichnung für einen Prachtbrunnen diente, ist im Lateinischen nicht mehr genau zu rekonstruieren, doch scheint es erst spät zu dieser Bedeutungserweiterung gekommen zu sein. 89 Die epigraphische Überlieferung setzt in Kleinasien erst im 2. Jh. n. Chr. ein – der Begriff νυμφαῖον erscheint dann zwar im Kontext von Prachtbrunnen, wird jedoch selten verwendet. 90 Dennoch wurde die Verbindung von Gebäude und Terminus für eine intensive Diskussion über die „Heiligkeit“ oder religiöse Bedeutung des Bauwerks „Nymphaeum“ genutzt, die bis heute nicht abgeschlossen ist. 91 Diese Diskussion berücksichtigt dabei kaum, dass sich im 2. Jh. n. Chr. eine Vielzahl weiterer Begriffe herausgebildet hatte, die – im Gegensatz zum heutigen Sprachgebrauch 92 – deutlich häufiger für Prachtbrunnen verwendet wurden, darunter ὑδρεῖον und ὑδρεκδοχεῖον, zwei Begriffe, die im Folgenden untersucht werden sollen. Ob beide Termini erst in der Kaiserzeit aufkamen, wie Cecilia Feldman Weiß dies vermutet, muss fraglich bleiben, denn zumindest auf Delos ist ein ὑδρεῖον bereits im 1. Jh. v. Chr.

88 Zu den ältesten literarischen Zeugnissen zählt Pomponius Mela 2,3 (nymphaeo specu.), vgl. OLD 1209, s.v. Nymphaeum. 89 Richard 2012, 16 setzt das 2. Jh. n. Chr. an. Da vor allem die griechischen Begriffe im Zentrum stehen, soll dem nymphaeum nicht weiter nachgegangen werden. 90 Richard 2012, 18 f. mit den bekannten Beispielen: Ein νυμφαῖον ist auf der Agora von Argos, im syrischen Soada Dionysias, in Laodikeia Combusta und im bulgarischen Augusta Traiana belegt. In seiner Aufzählung fehlt ein Nymphaion aus Gortyn und eines aus Rom, vgl. Longfellow 2011, 100 mit den Belegen. Ein besonders frühes Beispiel wäre eine Inschrift aus dem kretischen Itanos (IC III 4,18): Es dokumentiert die Weihung eines τὸ ὕδρευμα καὶ τὸ Νυμφαῖον (Z. 3) an König Ptolemaios Philopator und Königin Arsinoe. Das Wort ὕδρευμα scheint vor allem im ägyptischen Raum verwendet zu werden (z.B. Pan du désert 65, wo in Sikkait von einem λάκκου τοῦ ὑδρεύματος die Rede ist) und könnte in den Kontext mit Quellwasser gebracht werden. (IGRR I5, 1259, eine allerdings kaiserzeitliche Bilingue gibt ὕδρευμα mit fons wieder) Wahrscheinlich handelt es sich um Quellfassungen, wie eine Bauinschrift der Via Hadriana von Antinoopolis ans Schwarze Meer nahelegt, denn sie dokumentiert Wasserentnahmestellen entlang der Strecke (Pan du désert 80). 91 Dorl-Klingenschmid 2001, 20 mit der Überlegung, dass der „heilige Charakter“ betont werden solle; ebenso Longfellow 2011, 100, die jedoch fast nur Nymphaeen aus Heiligtümern auflistet und deshalb zu diesem Ergebnis kommt. Endgültig zurückgewiesen wurde der Zusammenhang zwischen Fassadennymphaeen und dem Kaiserkult von Burrell 2006 und Rathmayr 2014, die herausarbeitet, dass die Statuenaufstellung von Herrschern und Herrscherinnen bei oder in Brunnengebäuden im griechischen Osten bereits eine hellenistische Tradition war und der Schmuck der Nymphaeen mit Göttern zwar für eine politisch-religiöse Sphäre sorgte, darüber hinaus aber keine Kulthandlungen vollzogen wurden. 92 Da sich das Nymphaeum als Bezeichnung von Brunnenbauten aller Art in der althistorischen und philologischen Forschung fest etabliert hat, soll es an dieser Stelle synonym zu Prachtbrunnen verwendet werden, ohne dabei jedoch auf deren Aussehen oder Funktionalität abzuheben.

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Die Fernwasserleitung: Terminologische, technische und klimatische Grundlagen

dokumentiert. 93 Julien Richard ging wenig reflektiert davon aus, dass ὑδρεῖον nur ganz allgemein „Wasserinstallation“ bedeute, der Begriff also ein großes Bedeutungsspektrum abdecke und sehr verschiedene Bauwerke darunter subsumiert werden könnten. 94 Es lohnt sich, diese Aussage wenig zu schärfen: Eine Inschrift aus Augusta Traiana macht deutlich, dass ὑδρεῖον nicht synonym zu einem νυμφαῖον verwendet werden darf, denn Ulpius Hieronymus Nikomedeius weihte seiner Heimatstadt, den Kaisern und den Nymphen in den Jahren 263/264 n. Chr. mehrere Baderäume, ein prachtvoll geschmücktes Nymphaion, ein Hydreion und die dazu nötige Wasserversorgung. 95 Brian Campbell übersetzte ὑδρεῖον wohl zu Recht mit „Reservoir“ 96 und folgte damit der Definition von Liddell&Scott. 97 Inschriftlich ist ein ὑδρεῖον in Ephesos, Perge, Sebaste 98, Ancyra, Laodikeia Combusta, Balboura, Latoreia(?) und Side belegt. Am eindeutigsten ist die Interpretation, wenn sich ein dazugehöriger Baubefund erhalten hat. In Ephesos etwa bezeichnete man den Prachtbrunnen am Memmiusbau als ὑδρεῖον. 99 Nicht ganz geklärt ist die Verbindung von Baubefund und Inschrift in Perge. Die Bauinschrift nennt die Kaiserpriesterin Aurelia Paulina, die ihr Bürgerrecht von Commodus verliehen bekommen hatte, als Stifterin eines ὑδρεῖον inklusive Ausstattung. 100 Die Statue einer Kaiserpriesterin wurde in der Nähe des sogenannten Nymphaeums F 4 gefunden, die etwa von Claudia Dorl-Klingenschmid als Aurelia Paulina identifiziert wird. 101

93 Feldman Weiß 2011, 45. ID 2617 f., Z. 4 (εἰς τὴν το[ῦ ὑδ]ρείου ἐπισκευ[ὴ]ν ) und 2620, Z. 1. 94 Richard 2012, 21. 95 IG Bulg V 5599, Z.  7–10 (…κατεσκεύασεν ἐκ τῶν ἰδίων λουτρῶνα καὶ τὰ δύο ἀποδυτή|ρια καὶ τὸ φριγιδάριον καὶ τὸ Νυμφαῖον ἐκ θεμελίων σὺν παντὶ τῶι | κόσμωι αὐτῶν καὶ τοῖς ἀγάλμασιν καὶ τὸ ὑδρεῖον καὶ τὸ ὕδωρ τὸ | ψυχρὸν εἰσήγαγεν. Ein Parallelbeispiel dazu stammt aus Londeis (Ҫiftlik / Muǧla), wo die Priester Antiphanes und Melas im 2. Jh. v. Chr. dem Zeus Karios einen Brunnen und ein Nymphaion bauten (τὴν | κρήνην καὶ τὸ | νυνφαῖον, Z. 7–9), vgl. HTC 148–150, Nr. 39 (= SEG 51,1498). In beiden Fällen handelte es sich dabei um einen den Nymphen heiligen Wasserbau, an dem sicherlich auch Kulthandlungen vollzogen wurden. 96 Campbell 2012, 366  f. Campbells Interpretation wird durch die Wortstellung der Inschrift gestützt: Das Hydreion wird ganz am Ende gemeinsam mit der Stiftung der Wasserleitung genannt; es war also kein Bauwerk mehr, wie die vorangegangene Auflistung zeigt, sondern gehörte konkret zum Kontext der Wasserversorgung für diese genannten Bauten. 97 Liddell&Scott, s.v. ὑδρεῖον, Sp. 1844. 98 Ramsay 1897, 605, Nr. 483. Da sich von diesem Hydreion nur eine einzeilige Inschrift erhalten hat, lässt es sich nicht mehr in einen historischen Kontext setzen. 99 I. Ephesos 2,435–436 berichten von einem Umbau in severischer Zeit. Dorl-Klingenschmid 2001, 184 f. mit dem Baubefund. Der Stifter, Titus Flavius Menander, gehörte einer wichtigen Familie in Ephesos an. Sein Sohn, Tiberius Flavius Lucius Hierax, stiftete für dieses Hydreion einen Wasserauslass (Schwertheim, Schwertheim 2018, Nr. 114) und 250 Denare für die Großen Thermen von Ephesos (Fagan 2002, 333 f., Nr. 300, 211/212 n. Chr.). Auch in Konstantinopel ist unter „Hydreion“ mit dem Endabnehmer der Valensleitung ein Prachtbrunnen gemeint, vgl. Sokr. 4,8. 100 I. Perge 195. 101 Dorl-Klingenschmid 2001, 230 f. Entschiedener dafür spricht sich Gliwitzky 2010, 45 f., der auch die Frage nach der Zusammengehörigkeit dieses Nymphaeums mit seinem Gegenüber, dem Nymphaeum F 2 diskutiert.

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Begriffsdefinitionen und sprachliche Differenzierung

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In Ancyra war ein ὑδρεῖον gemeinsam mit einer Reihe von Wasserbauten Teil einer Epimeleia, darunter καὶ τοῦ ὑδραγωγίου καὶ ὑδρίου. 102 Möglicherweise handelte es sich dabei um einen Prachtbrunnen, doch liegt die Baustruktur, die 1954 aufgenommen wurde, heute unter den Fundamenten der Türkiye İş Bankası und ist deshalb nicht mehr zugänglich. 103 Auch in Side gab es mit Aurelius Mandrianus Longinus einen verdienten Bürger, der ἐπιμελητὴς τοῦ ὑδρείου gewesen war. 104 Für dieses ὑδρεῖον stiftete Marcus Aurelius Obrimianus Konon der Jüngere 5000 Silberdenare. 105 Eine andere Bedeutungsebene bekommt ὑδρεῖον bei Strabon, der den Treppentunnelbrunnen seiner Heimat Amaseia als ὑδρεῖον bezeichnet. 106 Wahrscheinlich hat man sich auch unter der Stiftung des Senators Titus Flavius Athenagoras Cornelianus Furianus eher ein Reservoir vorzustellen, das dieser für seine Heimatgemeinde Latoreia instandsetzen ließ. 107 Besonders interessant ist eine Architravinschrift aus Balboura: ὑδρεῖον σὺ|[ν ca.6]|ῳ καὶ τῷ ὀπισθοδόμ|[ῳ]. Sie dokumentiert den Bau eines ὑδρεῖον mit einem Opisthodom im Jahr 211 n. Chr aus den Mitteln des Polydeukes. 108 Die Deutung, Zuweisung und der Zusammenhang der einzelnen Bauwerke lösten einige Kontroversen aus. Nicholas P. Milner ergänzte die Lücke nach ὑδρεῖον mit τῷ Νυμφαίῳ, doch da diese Ergänzung zu lang ist, kann sie angezweifelt werden. 109 Erwartbarer wäre eher – versteht man unter dem ὑδρεῖον einen Prachtbrunnen – an dieser Stelle ein Hinweis auf dessen Ausstattung, etwa σ[ὺν τῷ κόσμ]ῳ. Ebenso schwierig ist der archäologische Befund: Östlich der Thermenanlagen von Balboura kam ein Gebäude zum Vorschein, das als Reservoir oder Prachtbrunnen gedeutet wird und das Claudia Dorl-Klingenschmid deshalb mit der Inschrift in Verbindung brachte. 110 Von dem Gebäude selbst ist außer ein paar Quadersteinen nicht viel erhalten geblieben. Für Diskussionen sorgte insbesondere die Schermauer, die eine klare Trennung des Bauwerkes von einem potentiellen Opisthodom anzeigt sowie die Nähe

102 I. Ankara II 334, Z. 4. S.u S. 302 f. für die Diskussion der Inschrift. Für den vollständigen Text s. Anhang Nr. 6, S. 458 f. 103 Kadioğlu u.a. 2010, 135–142. Die Datierung anhand eines (mutmaßlich zum Bau) gehörenden Antenkapitels sowie weiterer stilistischer Anhaltspunkte in die augusteische Zeit erscheint aufgrund des fehlenden Baukontextes unsicher. 104 I. Side, 195 f., TEp 1. Zum Baubefund, insbesondere den enormen Ausmaßen des 400 m3 fassenden Beckens und der dreistöckigen Fassadenstruktur vgl. Dorl-Klingenschmid 2001, 243 f. 105 I. Side 204 f., TEp 4. Das Nymphaeum wird auch noch in einer Ehrenschrift für Bryonianus Lollianus erwähnt, wo es allerdings, dem dichterischen Stil und dem Versmaß der Inschrift entsprechend, als νηοῦ Νυμφάων (Z. 5) bezeichnet wird und dadurch mit der religiösen Komponente des Wortes Nymphaion und seiner ursprünglichen Bedeutung als Heim der Nymphen gespielt wird. Zur weiteren Diskussion s. S. 276 f. 106 Strab. 12,3,38–39. 107 AE 2004 (2007), 1409 (mit französischer Übersetzung). 108 Milner, 1991, 49 f., Nr. 16. Die Inschrift wurde südlich der Thermen gefunden. Testamentarisch hatte Polydeukes auch den Bau eines dreibogigen Stadttores veranlasst (Milner 1991, 46–47, Nr. 15). 109 SEG 41, 1355 schlägt deshalb auch die Ergänzung προδόμ[ω]ͅ vor und vermutet, dass das Nymphaeum ebenfalls als heiliges Gebäude wahrgenommen wurde. 110 Dorl-Klingenschmid 2001, 254, Nr. 124, dort auch mit der relevanten archäologischen Literatur.

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Die Fernwasserleitung: Terminologische, technische und klimatische Grundlagen

zu den Thermenanlagen und nicht zu einem Tempelkomplex. 111 John J. Coulton ist der Meinung, dass ὑδρεῖον den gesamten Baukomplex meint, ist sich jedoch über die Verortung des Opisthodoms im Unklaren. Er vermutet, dass das Opisthodom entweder zu einem nicht mehr lokalisierbaren Tempel gehört oder Speicherbauten auf der Rückseite des Nymphaeums gemeint sind. 112 Die enge Verbindung zwischen einem Opisthodom und Tempelbauten scheint einen funktionalen Zusammenhang mit dem ὑδρεῖον auszuschließen. Geht man von einem Prachtbrunnen aus, so ist denkbar, dass es als Endpunkt der flavischen Wasserleitung diente, doch muss dies Spekulation bleiben. Vorstellbar ist darüber hinaus, dass es sich zunächst um ein einfaches Reservoir handelte, das in severischer Zeit zu einem Prachtbrunnen ausgebaut worden war. 113 Der Zusammenhang mit dem Opisthodom lässt sich mit der aktuellen Quellenlage nicht klären. ὑδρεῖα sind schließlich auch im religiösen Kontext bekannt. Gerade im Isiskult waren ὑδρεῖα zunächst nur Gefäße, aus denen das für die Kulthandlungen nötige heilige Wasser geschöpft wurde, 114 bis diese Bezeichnung zu einem nicht mehr fassbaren Zeitpunkt auch auf den verwendeten Wasserbehälter übertragen wurde. ὑδρεῖα in Heiligtümern gibt es auch außerhalb von Kleinasien, z.B. im Sarapieion auf Delos (1. Jh. v. Chr.) 115 und als Brunnen wahrscheinlich auch im Isis-Heiligtum von Thessalonike. 116 Ob das Wort ὑδρεῖον aus diesem Kontext heraus in der Kaiserzeit analog zum Nymphaeum auf profane Bauten übertragen wurde, ist denkbar, jedoch epigraphisch bis jetzt nicht zu belegen. Betrachtet man die diskutierten ὑδρεῖα in der Gesamtschau, so ähneln sie sich zwar nicht aus architektonischer Perspektive, wohl jedoch aus einer funktionalen Sicht heraus. Bei einem ὑδρεῖον handelte es sich in erster Linie um einen Wasserverteiler oder -speicher, der sich nur in Bezug auf seine Ausstattung unterscheiden konnte. Handelte es sich um ein Reservoir in Verbindung mit einem Prachtbrunnen, wiesen die Inschriften auf seine aufwendige Ausstattung und seinen Schmuck hin. Deutlich weniger erforscht und sehr variantenreich ist der Begriff ὑδρεκδοχεῖον. Julien Richard geht davon aus, dass ὑδρεκδοχεῖον von δοχεῖον abgeleitet ist, wie es etwa in 111 Dorl-Klingenschmid 2001, 254. 112 Coulton 2012, 184 f. S. a. Barresi 2001, 497. 113 Der Aquädukt ist dank seiner Bauinschrift, die in situ an der Aquäduktbrücke angebracht war, die die hellenistische Hauptstraße nach Balboura kreuzte, gut zu datieren, denn sie nennt den Legaten L. Luscius Ocra und den Procurator Pompeius Planta (Naour 1978, 167, Z. 13–17). Ein textgleiches Pendant wurde sekundär verbaut im Nymphaeum B in der Stadt selbst gefunden, so dass durchaus denkbar ist, dass es am Endpunkt der Leitung angebracht war. 114 Krauskopf 2005, ThesCRA V 245–247 s.v. Hydreion. Ein Kultgerät muss man sicherlich auch unter der Stiftung des Publius Aelius Hekatomnos in Stratonikeia verstehen, vgl. I. Stratonikeia 248, Z. 14 (καὶ ὑδρεῖον ἀργύρειον τῇ Ἥρᾳ). Hydraeum bezeichnet im Lateinischen ebenfalls ein Kultgefäß in Verbindung mit dem Isis- oder Sarapiskult, vgl. Wild 1981, 39. 115 ID 2617, 2618, 2619, 2620. Es handelt sich dabei um vier Spenderlisten. Siard 2007, isb. 429–432 mit der Interpretation der Inschriften. Ihrer Meinung nach handelt es sich dabei um ein großes Wasserreservoir, das möglicherweise für kultische Zwecke im Kontext des Kultes für den Gott Hydreios benötigt wurde. 116 Bartels, 2008, 145 geht wohl von einer Baustiftung aus, Siard 2007, 438 möchte sich nicht festlegen. Kleibl 2003 zur Rolle von Wasser im ägyptischen Kult.

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Begriffsdefinitionen und sprachliche Differenzierung

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der Bauinschrift des Brunnenhauses von Argos auftaucht. Daraus leitet Richard ab, dass ein Hydrekdocheion ein Brunnenhaus sei, dass gleichzeitig zur Wasserverteilung in der Stadt diene. 117 Cecilia Feldman Weiß sieht im ὑδρεκδοχεῖον hingegen das genaue Gegenteil: Ihrer Meinung nach bezeichnet der Begriff das lateinische nymphaeum, das aufgrund von „cultural pride and cultural resistance“ nicht direkt in das Griechische übertragen wurde. 118 Dass dies andere Gründe hat, wurde bereits dargelegt. Tatsächlich lässt sich das Wort sehr gut in seine Bestandteile zerlegen: ὕδωρ, ἐκ und δοχή (ἐκδέχομαι). Εs handelt sich also um einen Behälter, der Wasser empfängt. 119 Diese zunächst relativ unspezifische Deutung soll anhand des epigraphischen Materials noch einmal geschärft werden. Das bekannteste ὑδρεγδοχῖον ist das des Bassus in Ephesos, da sich ihm auch ein archäologischer Befund zuweisen lässt. 120 Es handelte sich dabei um einen Schöpfbrunnen, der gleichzeitig die Statue des Geehrten trug. Und noch ein zweites ὑδρεγδοχῖον steht in Ephesos, das – fälschlicherweise so bezeichnete – Nymphaeum Traiani. Iulia Lydia Laterane und Tiberius Claudius Aristion stifteten das ὑδρεγδοχῖον, den dazugehörigen Statuenschmuck und die Zuleitung zwischen 102 und 114 n. Chr. 121 In Aphrodisias erscheint der Begriff im Plural: Der Priester Adrastos stiftet der Stadt τὰ ὑδρεγδοχεῖα καὶ τ[ὰς] ἐν αὐτοῖς δεξαμενὰς καὶ τὰ ὕδα[τα κα]θ’ ὅλην ῥέοντα τὴν πόλιν. 122 Angelos Chaniotis vermutet hinter den ὑδρεγδοχεῖα größere Zisternen, die von den δεξαμεναί unterteilt werden, spekuliert aber auch darüber, ob es sich nicht um zwei verschiedene Bauten handeln könne. 123 Letzteres scheint die Satzstruktur der Inschrift auszuschließen – eine Unterteilung von großen Speicherbecken in kleinere ist vorstellbar, muss jedoch bis zur Identifikation eines geeigneten Baubefundes Interpretation bleiben. 124 Ein Parallelbeispiel existiert in Kyrene: Die Stadt weihte den Augusti Marcus Aurelius und Lucius Verus aus eigenen Mitteln

117 Richard 2012, 18 und 21 f. 118 Feldman Weiß 2011, 46. 119 Rogers 2015, 35 übersetzt den Begriff mit „something that receives water“, übersieht dabei jedoch das Präfix ἐκ. Grammatikalisch falsch ist die Ableitung von δείκνυμι, wie Longfellow 2011, 77–95 dies tut, um in einem ὑδρεκδοχεῖον dann eine „water-show“ zu sehen. Literarisch ist der Begriff ἐκδοχεῖον sehr selten: bei Flavius Iosephus im Bellum Iudaicum (Ios. Bell. Iud. 1,15,1) bedeutet er etwa konkret „Zisterne“ (nach der Übersetzung von Michel, Bauernfeind 1959–1969). 120 I. Ephesos 3,695. Zur näheren Besprechung s. S. 239 f. 121 I. Ephesos 2,424. Zur Diskussion des Bauwerks s. S. 260. Aristion und seine Frau stifteten noch einen zweiten Brunnen, den sogenannten Straßenbrunnen (I. Ephesos 2,424 a). Seine genaue Bezeichnung fehlt, doch das direkt anschließende σὺν παντὶ τῶι κόσμωι lässt als Ergänzung nur ὑδρεῖον oder ὑδρεγδοχεῖον zu, womit die ungenaue Übersetzung von Scherrer 2006, 56 („Bauwerk“) etwas konkretisiert werden kann. 122 MAMA VIII 449, Z. 4–5 = IAph 12, 1314. Zur Übersetzung und der Klärung der anderen Begriffe s. S. 267–269. 123 Chaniotis 2008, 75. 124 Ein weiteres Hydrekdocheion, jedoch mit nicht eindeutig geklärter Lesung, stammt aus Laodikeia am Lykos: I. Laodikeia 12; Malay 1994 mit der alternativen Ergänzung zu ὑδρεγδοχῖον. Der Text lautet: […τὸ] ἐγδοχῖον ἐκ τῶν ἰδίων ἐποίη[σεν - - -] ǀ [[- - -]]. Die Rasur weist wahrscheinlich in die domitianische Zeit.

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Die Fernwasserleitung: Terminologische, technische und klimatische Grundlagen

Hydrekdocheia, die Joyce Reynolds mit den großen Zisternen nahe der heutigen Kathe­ drale in Verbindung bringt. 125 Der möglicherweise früheste Beleg für ein ἐγδοχῖον in Kleinasien befindet sich in Priene und ist deshalb besonders relevant, weil sich hier der Baukontext erhalten hat: Die Inschrift, die die Stiftung eines ἐγδοχῖον τοῦ ὕδατος dokumentiert, befindet sich auf einem Brunnenpfeiler aus Marmor. 126 Es scheint sich in diesem Fall also um die Stiftung einer Brunnenfassung samt dekorativem Wasserspeier gehandelt zu haben. Ein ἐγδοχῖον wird auch in der Weihinschrift der Katoikie Kassaba erwähnt: τὰς κρήνας καὶ τὸ ἐγδοχῖον καὶ τὰ ὑδραγώγια καθιέρ[ω]σεν. Der Zusammenhang macht deutlich, dass es sich, wie in Aphrodisias, um ein innerstädtisches Bauwerk handeln muss, doch lässt sich dies über den Wasserbaukontext hinaus nicht weiter konkretisieren. 127 Und in einer weiteren lokalen sprachlichen Abwandlung stiftete auch Claudia Ammia aus Beroia im 2. Jh. n. Chr. eine Wasserleitung, die ihrem Grundstück entsprang, sowie ein ἐκτοχεῖον(!), das in diesem Kontext wohl ein Reservoir bezeichnet. 128 Gesondert erwähnenswert sind zuletzt die singulär belegten οἴκοι ἐκδόχικοι aus dem Statthalteredikt aus Laodikeia am Lykos, bei denen es sich wohl um innerstädtische Wasseraufnahmekammern handelte. 129 Während man beim ὑδρεγδοχῖον aufgrund des diversifizierten Baubefundes auf relativ viele Spekulationen angewiesen ist, so scheint das Wort κρήνη auf den ersten Blick einem engerem Wortfeld anzugehören. 130 Thukydides bezeichnete etwa die berühmte Enneakrunos als κρήνη, so dass eine Übersetzung mit „Brunnen“ zunächst naheliegt. 131 Klassische Laufbrunnen meint sicherlich auch das Verzeichnis in Sardeis, das die einzelnen Krenen und deren Fassungsvermögen auflistet. 132 Und auch das frühe Zeugnis des Brunnenaufsehers Pytheas aus Athen (4. Jh. v. Chr.) lässt annehmen, dass sein Aufgabenbereich vor allem Laufbrunnen, Reservoirs und andere Speicherbecken waren. 133 In 125 Reynolds 1959, 98–100, Nr. 3, falsch ergänzt zu ὑδεγδοχία. Kyrene wurde mindestens seit augusteischer Zeit von einer aqua Augusta versorgt, vgl. AE 1981 (1984), 858 mit der bilinguen Reparaturinschrift durch den Proconsul Gaius Clodius Vestalis. Die Inschrift war am sogenannten Apollon-Brunnen angebracht. 126 I. Priene 305, Z. 7. Völlig unklar ist der Kontext eines ἐγδοχεῖον im Bestandsregister des delischen Gymnasions aus dem Jahre 155/54 v. Chr (ID 1417, Tranche C, Z. 15 = Prêtre 2002, 213). Es scheint um die Zuweisung von Bauplätzen und die Verpflichtung von Einzelpersonen für die jeweiligen Bauvorhaben zu gehen. Prêtre 2002, 229 entschied sich deshalb in der bisher aktuellsten Gesamtübersetzung für die Übersetzung „entrepôt“. 127 IGRR IV 1491. 128 I Beroia 40. 129 Guizzi 2019, 148 § 7. Für den vollständigen Text s. Anhang Nr. 7, S. 459–463. 130 So wird κρήνη mit „Brunnen“ übersetzt von Glaser 1983, 5; Dorl-Klingenschmid 2001, 18–20 131 2,15,5. 132 Buckler, Robinson 1932, 38–39, Nr. 17. Dorl-Klingenschmid 2001, 19 mit dem Hinweis, dass die Mengenangaben sich stark unterscheiden (circa 100 Liter – fast 1700 Liter), es sich dabei also um durchaus unterschiedliche Wasserbauwerke gehandelt haben könnte, die jedoch alle mit demselben Begriff bezeichnet werden. 133 IG II 2, 338. Zur Interpretation dieses Amtes und den rechtlichen Vorschriften im Umgang mit Krenen s. Kapitel 4.2.1 und 4.2.2.

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Begriffsdefinitionen und sprachliche Differenzierung

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der Kaiserzeit wurde die κρήνη jedoch auch zur Bezeichnung von monumentalen Prachtbrunnen genutzt. Der hadrianische Brunnen in Magnesia am Maeander wurde ebenso als κρήνη bezeichnet 134 wie der Bakıcak-Brunnen in Keramos und eine wahrscheinlich größere Wasserinstallation in Hierapolis in Phrygien. 135 Da die Verbindung von Prachtbrunnen und κρήνη jedoch insgesamt selten ist, scheint es sich dabei meist um einfache Laufbrunnen gehandelt zu haben. Nach meiner Kenntnis nur singulär bekannt ist die ins Griechische übertragene Verwendung des lateinischen castellum  –  καστέλλος  –  im Statthalteredikt aus Laodikeia am Lykos. 136 In derselben Inschrift findet sich auch ein seltener Begriff für Wassertank: κόλυμβον. 137 Das Edikt verbot die generelle Nutzung des Wassertanks, etwa zur Bewässerung oder zum Verkauf des Wassers – eine Praxis, die vorher erlaubt gewesen war. Der Unterschied zwischen den beiden eben genannten Begriffen lässt sich nicht mehr rekonstruieren. Die diskutierten Termini sind die gängigsten Bezeichnungen für Wasserbauten in griechischen Inschriften. Es existieren noch einige weitere, doch erscheinen diese in einem lokalen Kontext außerhalb von Kleinasien oder sind zu selten, um an dieser Stelle diskutiert zu werden. 138 Die lateinische Sprache ist in Bezug auf Wasserbauten präziser als das Griechische, der große Nachteil besteht jedoch darin, dass die Begriffe fast ausschließlich aus literarischen Quellen bekannt sind, allen voran von Plinius dem Älteren, Frontinus und Vitruv. 139 Da sie im Rahmen dieser Arbeit nur eine untergeordnete Rolle spielen, sei auf die Arbeiten von Richard, Gros und Settis 140 verwiesen, die gemeinsam eine erschöpfende Definition der lateinischen Begriffe bieten. In Kleinasien sind nur einige wenige lateinische Wasserbauinschriften bekannt, deshalb sei an dieser Stelle nur kurz ergänzend auf die in den lateinischen Inschriften vorkommenden Termini für „Wasserleitung“ eingegangen, ohne deren Verbreitung oder die Häufigkeit ihrer Verwendung näher zu diskutieren. Alle epigraphischen Termini lassen sich auf die Grundform aquam/aquas und inducere, perducere 134 I. Magnesia 251. 135 Feldman Weiß 2011, 47 mit den Belegen, die hinter dieser Bezeichnung zu Recht„recalling ancient Greek tradition“ vermutet. 136 Guizzi 2019, 148, Z. 14 und 158 mit der Feststellung, dass im Griechischen die maskuline Form verwendet wurde. 137 Guizzi 2019, 149, Z. 27. Eine Parallele aus dem 3. Jh. n. Chr. existiert in Perge (I. Perge 194), doch die Inschrift ist zu fragmentarisch für eine Interpretation. Das Edikt aus Laodikeia weist noch weitere Besonderheiten auf, darunter den Betriff σωλήν („Tonrohr“), vgl. Guizzi 2019, 148 § 7. Für den vollständigen Text s. Anhang Nr. 7, S. 459–463. Zur sehr seltenen Verwendung des Begriffes σείφων s. u. Fußnote 200 (S. 85). 138 Z.B. bezeichnet der Begriff τὰ ἄμφοδα ( MAMA VIII 449, Ζ. 6) in Aphrodisias wohl dasselbe wie τὰ ἀμφοδικὰ ὕδατα in Beroia (I Beroia 41, Z. 2), nämlich unterirdische Abflussrohre oder Abwasserkanäle entlang einer Straße. Die Inschrift aus Beroia enthält noch weitere lokale Besonderheiten in Bezug auf wassertechnisches Vokabular, vgl. Dimopoulou 2015, 418. 139 Richard 2012, 22 f. In der Spätantike definiert Ulpian einige Begriffe, darunter rivus, specus, und septa ( Dig. 43, 21,1). 140 2012, 22 f.; 1996, 418–420; 1973, 737 f.

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Die Fernwasserleitung: Terminologische, technische und klimatische Grundlagen

oder adducere zurückführen, das verwendete Vokabular erweist sich insgesamt also als recht uniform. 141 Ähnlich wie im Griechischen, ermöglicht diese allgemeine Formulierung jedoch keinen direkten Rückschluss auf die Art oder das Aussehen der Wasserleitung – es kann sich um eine Fernwasserleitung, eine kleine Privatleitung, einen Leitungsabschnitt oder eine Zuleitung handeln. 142 Der archäologische Kontext ist für eine genaue Interpretation also ebenso nötig wie für die griechischen Inschriften. Meistens wurden die genannten Verben nicht im Indikativ verwendet, sondern folgten der Formel aquam + Gerundiv (z.B. inducendam, perducendam) + Verb (z.B. fecit, dedit), die sich bereits in der späten römischen Republik so herausgebildet hatte. 143 Handelte der Magistrat im Auftrag des Senats, folgten die Formel de decurionum sententia und das Verb curare, häufig noch verbunden mit dem Gerundiv faciendum. In einigen Fällen wird auch der Empfänger der Stiftung genannt, wie die betreffende Stadt. Mireille Corbier unterscheidet in ihrem detaillierten Aufsatz zur cura aquarum in Italien deutlich zwischen der Formulierung faciendum curare, die ihrer Meinung nach vor allem dann verwendet wird, wenn der Magistrat im Auftrag handelte und der Formulierung fecit, dedit, adduxit etc., die eine private Stiftung anzeigt. 144 Zumindest für die republikanische Zeit trifft ihre Annahme zu, denn die erhaltenen Bauinschriften enthalten nur die Formel faciendum curare in Verbindung mit magistratischem Eingreifen. Marietta Horster unterscheidet zwischen dare und facere noch dahingehend, dass dare ihrer Meinung nach deutlich macht, dass der Stifter den Bau auch finanzierte. 145 Mit der Kaiserzeit vergrößert sich das vorhandene Inschriftendossier, ändert sich jedoch auch in manchen Punkten. Dies liegt darin begründet, dass Agrippa die cura aquarum in Rom übernommen/eingeführt hatte, die nach seinem Tod von Augustus institutionalisiert wurde. Neu in der Kaiserzeit ist die Formulierung pecunia publica,die deutlich macht, dass die Finanzierung des Baus oder der Reparaturen aus der öffentlichen Hand stammte. Wurde der Aquädukt von einem Privatmann finanziert, wies er durch den Ter141 Beispiele lassen sich an dieser Stelle beinahe beliebig viele anführen, so dass nur einige genannt zu werden brauchen: CIL III 8684 (Salona, Kroatien); CIL VIII 1480 (Thugga, Tunesien). Aquam/ aquas perducere: CIL VI 1256 (Rom); CIL III 3280 (Castulo, Spanien); CIL XI 6068 (Urbino, Italien). Aquam/aquas adducere: CIL I 3119 (Trebula Balliensis, Italien); CIL III 6703 (Nicopolis, Syrien); AE 2012 (2015), 797 (Karthago Nova, Spanien) Selten wird reducere im Kontext mit Reparaturarbeiten verwendet, vgl. CIL VI 1258 (Rom). 142 Bei AE 1952 (1953), 12 handelt es sich um den Bau einer Leitung für die in Concangium stationierten Soldaten; bei CIL X 5807 um eine kurze, aber technisch anspruchsvolle Druckwasserleitung (Alatri), bei CIL VI 1256 (Rom) um die stadtrömische Aqua Claudia. 143 Dies gilt zumindest für den Bau von Aquädukten. Es konnten auch andere Gerundive verwendet werden, so z.B. restituere und ampliare (aquam Augustam restituendam et ampliandam novis capitibus et rivis, in Lucus Feroniae, CIL IX 3351). 144 Corbier 1984, 253. Die Flavier verwendeten faciendum curare nach Horster 2001, 50 als Ausdruck ihrer „Pflichterfüllung“. 145 Horster 2001, 51. Eine der wenigen Inschriften, die beide Formulierungen beinhaltet, ist eine Stiftung aus Alatri von L. Betilienus Varus Censorinus. Da diese Inschrift jedoch aus mehreren Gründen problematisch ist, soll auf sie an späterer Stelle noch einmal näher eingegangen werden (Kapitel 4.3).

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Begriffsdefinitionen und sprachliche Differenzierung

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minus pecunia sua / impensa sua oder de suo darauf hin. 146 Da nun auch der Kaiser als Stifter auftreten konnte, bezogen sich die Verben des aktiven Handelns wie vor allem facere und dare auch auf ihn. 147 Zwar ist die Verbindung von Verb und Gerundiv deutlich häufiger, in einigen Fällen wird jedoch auch das Nomen aquaeductus verwendet. Die wenigen erhaltenen lateinischsprachigen Inschriften aus Kleinasien lassen einen Vergleich mit den eben beschriebenen, vor allem für den Westen geltenden Termini nur in sehr geringem Maße zu: In Nikaia ist der relevante Teil der Inschrift abgebrochen, in Sardeis mit ex fonte perduxit ergänzt. 148 Nur in Synnada ist das vollständige Formular erhalten geblieben, das den gängigen Bauinschriften entspricht: L. Arruntius Aciamus aquam Augustam de suo civitati dedit. 149 Die Bilingue des C. Sextilius Pollio aus Ephesos, die seine berühmte Marmorbrücke trägt, ist ein Beispiel, das der Theorie von Corbier widerspricht. Pollio stiftete die Brücke aus seinem Vermögen (de sua pecunia) und als Privatmann, verwendete jedoch die Formulierung faciendum curare, ohne als Magistrat oder im Auftrag zu handeln. Da dies das einzige Beispiel dieser Art ist, lässt sich daraus indes keine Regel ableiten. Das griechische Vokabular ist im Vergleich zu den lateinischen Verben vielfältiger und folgt dem üblichen Formular von Bau- oder Ehreninschriften: Verben wie κατασκευάζω, ἐπισκευάζω, συντελέω, ἀποκαθίστημι, ἀνανεόω oder καθιερόω zeigen den Beitrag oder die Leistung des jeweiligen Bauherren an. Auszunehmen davon sind die im poetischen Stil oder im Versmaß gehaltenen Inschriften, wie die bereits diskutierten Statthalterepigramme. Insgesamt betrachtet lassen sich die gängigsten Begriffe aus dem Wasserbau voneinander unterscheiden, eine völlige Abgrenzung ist hingegen nicht möglich. Mit ὀχετός wurden in der klassischen und hellenistischen Zeit zunächst einfache Kanäle bezeichnet, doch scheint der Begriff den technischen Wandel durch eine Erweiterung seines Wortfeldes nachvollzogen zu haben, denn er wurde bereits im 4. Jh. v. Chr. auch mit Trinkwasserleitungen in Verbindung gebracht. In römischer Zeit behielt er diese beiden Bedeutungen grundsätzlich bei: In Kibyra sind mit den ὀχετοί ländliche Kanäle oder Leitungen gemeint, in Ephesos wird ὀχετός zur Beschreibung der unterirdisch verlaufenden Tonrohrsegmente der Aristion-Leitung, aber auch synonym für die ganze Leitung benutzt. Das bevorzugte hellenistische Wort zur Bezeichnung einer Trinkwasserleitung war hin146 Die Verwendung dieser Begriffe ist vor allem bezüglich des Kaisers noch etwas differenzierter, vgl. Horster 2001, 71. Da diese Arbeit sich fast ausschließlich mit griechischen Inschriften beschäftigt, soll darauf an dieser Stelle nicht weiter eingegangen werden. Den lateinischen Formulierungen entspricht im Griechischen ἐκ τ̣ ῶν δημοσίων πόρων / χρήματων (z.B. MAMA IX 10, Z. 1) und ἐκ τῶν ἰδίων / ἐκ τῶν αὑτῶν πόρων (z.B. I. Manisa 42, Z. 6–7; TAM III 1, 16, Z. 4 und 6). 147 Horster 2001, 49–56 mit einem Überblick über die Verben, die mit kaiserlichem Handeln in Verbindung stehen, insb. 49 zu facere und dare. Horster geht davon aus, dass in Fällen, in denen das Präsens verwendet wird, der Kaiser tatsächlich auch anwesend war, wie beim Bau einer Leitung in Scolacium unter Antoninus Pius (CIL X 103). 148 I. Iznik 55; IGRR IV 1505. 149 MAMA IV 70. Bei dieser Inschrift handelt es sich um die einzige nur in Latein gehaltene Wasserbauinschrift aus Kleinasien. Da es sich bei Synnada um den Sitz der römischen Steinbruchverwaltung handelte, die den Abbau im nahen Dokimeion verantwortete und die Stadt deshalb sehr römisch geprägt war, ist die Bauinschrift wohl nur in Latein gehalten, vgl. Strab. 12,8,13–14. Zum Stifter s. S. 264.

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gegen nicht ὀχετός, sondern ὑδραγώγιον. Der Begriff wird auch in der Kaiserzeit im Singular ausschließlich für die Bezeichnung von Fernwasserleitungen genutzt, bekommt im Plural jedoch noch eine weitere Bedeutungsebene, die sich vor allem auf innerstädtische Leitungssysteme bezieht. Demgegenüber ist ὁλκός nicht nur eine kaiserzeitliche Schöpfung, sondern wird auch in gehobenerem, eher lyrischem Kontext verwendet. Ob damit konkret ein Leitungsstrang bezeichnet werden konnte, wie die Bilingue aus Odessa nahelegt, kann zunächst nur vermutet werden. In der Spätantike erfuhr der Begriff, ähnlich wie ὀχετός, eine Bedeutungserweiterung, indem er ebenfalls für die Bezeichnung einer gesamten Leitung genutzt werden konnte. Die bei weitem häufigste Benennung einer Fernwasserleitung erfolgte hingegen durch den relativ unspezifischen Terminus τὸ ὕδωρ εἰσάγειν, der in zahlreichen Variationen verwendet wurde. Da der Begriff in vorrömischer Zeit nicht auftaucht, handelt es sich dabei wohl um eine direkte Übersetzung des lateinischen aquam inducere ins Griechische. Die wenigen Ausblicke in die Spätantike scheinen eine weitere Aufweichung der spezifischen Begriffe zu signalisieren, denn alle näher besprochenen Termini werden gleichermaßen zur Beschreibung einer Leitung genutzt. Hinzu kommt, dass die Termini im Plural noch einmal eine andere Bedeutung annehmen können, so dass ὑδραγώγιον im Singular zwar „Fernwasserleitung“ meinen kann, sich im Plural hingegen wahrscheinlich auf innerstädtische Leitungssysteme bezieht. Auch der im 2. bzw. 3. Jh. n. Chr. aufkommende Bautypus des Prachtbrunnens scheint keine einheitliche Terminologie erhalten zu haben, sondern wurde mit allen genannten Begriffen belegt. Dieser Befund führte zu verschiedenen Erklärungen, wie etwa der bereits genannten „cultural pride“ und daraus folgend einem griechischen Widerstand gegen die Übernahme lateinischer Begriffe oder einer regionalen Konzentration bestimmter Termini. Dass kein einheitliches Fachvokabular entwickelt wurde, könnte auch damit zusammenhängen, dass Laufbrunnen der unterschiedlichsten Größe, Funktionalität und Ausstattung bereits seit klassischer Zeit gebaut wurden und ihre Monumentalisierung in der Kaiserzeit ein hauptsächlich in Kleinasien beheimatetes Phänomen war, das keiner neuen oder einheitlichen Bezeichnungen bedurfte. Gerade die fehlende Vereinheitlichung des Vokabulars, das sich auf monumentale Brunnenbauten bezieht, macht eine Abgrenzung und Interpretation der einzelnen Begriffe schwierig. Man kann, wie gezeigt, bis zu einem gewissen Grad annehmen, dass gerade die Brunnenbauten nach Funktionalität und nicht nach Ausstattung beurteilt und benannt worden waren, doch lassen sich auch lokale Vorlieben nicht völlig ausschließen. Sind Inschriften nicht mehr eindeutig einem Baukontext zuzuweisen, ist bei ihrer Deutung also Vorsicht geboten. Dass sich bezüglich der sprachlichen Differenzierung und Entwicklung so wenig beobachten lässt, hängt auch damit zusammen, dass das Inschriftendossier hauptsächlich mit der Kaiserzeit einsetzt. Dies lässt sich einerseits mit einen Änderung des epigraphic habit generell erklären, zudem aber auch damit, dass die Wasserleitungen als Baustiftungen für verschiedene Akteure interessant wurden, die ihr Engagement verschriftlichten. 150 Den150 Monnazzi 1997, 354.

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Baumaterialien und Bautechnik

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noch ließ sich zeigen, dass die Termini den Entwicklungsprozess der Leitungen zumindest teilweise widerspiegeln: Im Hellenismus durch die Einführung des Begriffes ὑδραγώγιον, in der Kaiserzeit durch die Adaption des lateinischen Terminus aquam inducere. Diese terminologischen Definitionen sollen im folgenden Kapitel durch die technische Beschreibung einer Fernwasserleitungen sowie die organisatorischen Abläufe für ihren Bau ergänzt werden.

2.2

Baumaterialien und Bautechnik

Wasserleitungen gab es überall in der antiken Welt. Neben den großen Fernwasserleitungen, die im Zentrum dieser Untersuchung stehen sollen, existierten Kanäle, Be- und Entwässerungsgräben, Dämme und Quanate, die sich in den technischen Details und der Bauausführung deutlich unterscheiden. 151 An dieser Stelle sollen zunächst kurz die typischen Elemente einer Fernwasserleitung beschrieben werden. Der zweite Schwerpunkt des Kapitels ist den Endabnehmern der Leitung und der Verteilung des Wasser innerhalb der Stadt gewidmet. Abschließend ist auf das Bündel an verwaltungstechnischen und bauplanerischen Maßnahmen einzugehen, die für den Bau einer Leitung notwendig waren und die Komplexität eines solchen Bauvorhabens verdeutlichen. 152 Das Verständnis von den technischen Anforderungen einer Leitung ist aus mehreren Gründen grundlegend für die folgenden Kapitel: Zum einen soll gezeigt werden, welche baulichen Elemente besonderes und möglicherweise nur begrenzt vorhandenes Fachwissen benötigten und welchen Einfluss insbesondere die ingenieurstechnisch schwierigen oberirdischen Sektionen auf die Kosten einer Leitung hatten. Zunächst ist festzuhalten, dass eine Fernwasserleitung aus drei grundlegenden Bauelementen besteht: Der Quellfassung, der Leitung selbst und dem Abnehmerpunkt. 153 Die Quellfassung ist in den wenigsten Fällen erhalten: Die Quelle wurde wohl meistens in einem Becken gefasst, das von Schutt bedeckt wurde, um nicht sofort sichtbar zu sein 154; lag sie unterirdisch, fasste man sie in einer Brunnenstube oder sammelte das Wasser in einer Sickergalerie, wie zum Beispiel im Klausbrunnen von Mechernich-Kallmuth bei Köln oder in einer Quellfassung wie dem „Grünen Pütz“ in der Eifel. 155 Nur selten sind Quellfassun151 Shaw 1991, 73. Frühe Wassersysteme der griechisch-römischen Welt, wie minoische oder etruskische und ihre möglichen Einflüsse werden in dieser Arbeit weitestgehend ausgeklammert. Für einen kurzen, (älteren) Überblick vgl. Fahlbusch 1979, 135; Garbrecht 1988, 19–26. 152 Da an dieser Stelle nicht auf alle technischen Aspekte der Wasserversorgung eingegangen werden kann, sei ergänzend auf folgende Werke verwiesen: Humphrey u.a. 1998 (Quellenhandbuch); Tölle-Kastenbein 1990; Wikander 2000. 153 So auch Kienast 1981, 50; Kek 1996, 81 mit dem Bild einer idealen Fernwasserleitung. 154 Kienast 1981, 50. 155 Grewe 1985, 45 f. Die meisten Sickergalerien finden sich aufgrund des spezifischen hydrogeologischen Reliefs in Griechenland, bzw. vor allem entlang des korinthischen Golfs, vgl. Tölle-Kastenbein 1990, 25 f.

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gen belegt, die mit Kulthandlungen in Verbindung standen, wie etwa das Nymphenheiligtum von Karthago, das Quellfassung und Kultstätte zugleich war. 156 Darüber hinaus konnte eine Fernwasserleitung auch an Bächen und Flüssen, Seen oder Talsperren beginnen. 157 Generell wurden bevorzugt Quellen gefasst, weil deren Wasser als reiner und gesünder wahrgenommen wurde; die Inschriften verdeutlichen dies in einigen Fällen durch die Formulierung ex fonte / ἐκ τῆς πηγῆς. 158 Entscheidend für diese Vorliebe war die Wasserqualität. So bewertete Vitruv Regenwasser und Quellwasser aus den Bergen als besonders gut, Wasser aus einer Lehmschicht als unerfreulich. 159 Geschmack spielte eine wichtige Rolle, salziges, bitteres oder mit Schwefel versetztes Wasser wurde zwar zu Heilzwecken verwendet, galt aber als ungenießbar. 160 Auch Frontinus unterschied zwischen verschiedenen Wasserqualitäten. Besonders schlechtes und damit auch ungesundes Wasser, wie etwa aus der Anio Vetus, wurde deshalb nach seiner Aussage nur als Brauchwasser und nicht als Trinkwasser genutzt. 161 Hervorragendes Quellwasser führte hingegen die Aqua Marcia, der Plinius gar Heilkräfte zusprach. 162 Insbesondere lateinische Inschriften nutzen unter anderem die Formulierung aqua caelestis, um eine besondere Reinheit des Wassers hervorzuheben. 163 Mit satirischem Unterton beklagte sich noch in der Spätantike der Dichter Sidonius Apollinaris darüber, dass man in Ravenna zwar von Wasser umgeben, aber dennoch durstig sei, weil das Wasser der Leitungen und Reservoirs so voller Schlamm sei. 164 Die Leitung selbst bestand aus mehreren Elementen, die vor allem dem Geländeausgleich dienten. Gerade in den nördlicheren Gebieten des Imperium Romanum mussten die Leitungen so vollständig wie möglich in einer gewissen Tiefe geführt werden, weil sonst die Gefahr bestand, dass sie einfrieren konnten. 165 Tunnel, Brücken und Substruktionsbauten wurden hauptsächlich dann eingesetzt, wenn die Umfahrung eines Berges zu kostspielig oder eine Tal- bzw. Flussüberquerung nötig war. Insbesondere Brücken waren nicht nur teuer, sondern in erdbebenreichen Regionen wie Kleinasien auch einsturzgefährdet – an den Flüssen finden sich häufig Neu- oder Umbauten von Bogenkonstruk156 Genauer besprochen auf S. 308. 157 Kek 1996, 80 f. mit einzelnen Beispielen. Dazu ergänzend Grewe 1985, 49–54. Tölle-Kastenbein 1990, 122 f. mit einer Tabelle der Talsperren. 158 Buckler, Robinson 1932, 29, Nr. 10. Diese Vorliebe der Römer für Quellfassungen lässt sich detailliert im Nahen Osten zeigen: Wie Kamash 2010, 102 deutlich gemacht hat, war es in herodianischer und nabatäischer Zeit zunächst üblich, hauptsächlich Oberflächenwasser zu verwenden, eine Praxis, die in der hohen Kaiserzeit fast völlig verschwand. 159 8,2,1. 160 Sen. Nat. 3,2. 161 Aqu. 1,11 und 2,92. 162 Plin. Nat. 31,41. 163 Als Beispiel sei eine augusteische Inschrift aus Cora (Italien) zitiert: C(aius) Oppius Verus L(ucius) Turpilius | Priscus f(ilius) IIIIvir(i) i(ure) d(icundo) | ex aquam caelestem dilabentem mon|tibus col­ lectam interciso aggere | per formam cur(a) sua factam in pisci|nis repurgatis longo tempore ces|santibus p(ecunia) p(ublica) perduxerunt | (…) (CIL X 6526) S. a. CIL VIII 7034, Z. 7–9 (Constantia, Numidia, 4. Jh. n. Chr.): fistulam quae ex | elemento caelesti totius | anni substantiam vitae. 164 Sidon. Epist. 5,6. 165 Grewe 2005, 28.

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tionen. Zudem waren alle oberirdischen Bauten leicht durch Feindeshand zerstörbar und das Wasser der offenen Kanäle häufigerer Verschmutzung ausgesetzt. 166 Deshalb wurden insbesondere die Freispiegelkanäle meistens mit Abdeckplatten versehen. 167 Der Reinhaltung des Wassers dienten wahrscheinlich auch die Absetzbecken, sogenannte Sandfänge, die Schwebstoffe aus dem Fließwasser filterten, indem sie die Durchflussgeschwindigkeit verringerten. 168 Der Tunnelbau selbst war bereits in griechischer Zeit bekannt, der Tunnel von Samos etwa zählte nach Herodot zu den größten Bauwerken der Insel. 169 Welche Probleme der Tunnelbau mit sich brachte, illustriert der berühmte Fall des Soldaten und Ingenieurs Nonius Datus in Saldae. 170 Dieser war mit dem Entwurf von Plänen für den Bau eines circa 500 Meter langen Tunnels beauftragt worden, die er um 137 n. Chr. dem Statthalter von Mauretania, Gaius Petronius Celer, übergeben hatte. Nachdem er das Gelände begangen, den Verlauf des Tunnels oberirdisch abgesteckt und die Baumannschaften instruiert hatte, scheint Datus die Baustelle wieder verlassen zu haben. Jahre später – Datus war bereits als Veteran aus der Legion ausgeschieden und nach Lambaesis gezogen – musste der Ingenieur erneut eingreifen, obwohl er zwischendurch auf der Baustelle gewesen war. Der inzwischen amtierende Statthalter Titus Varius Clemens hatte den Legionskommandanten von Datus um dessen Hilfe gebeten, weil die Bautrupps durch gravierende Messfehler den Treffpunkt des Gegenortverfahrens verfehlt hatten. Datus behob das Problem, und die Leitung konnte um 152 n. Chr. schließlich eingeweiht werden. 171 Archäologisch sind Ungenauigkeiten dieser Art häufiger nachgewiesen, genauso wie Maßnahmen, um Irrtümer bei der Anwendung des Gegenortverfahrens zu vermeiden. Traditionell behalfen sich die Bauleiter mit schräg einfallenden Bauschächten in regelmä-

166 Kek 1996, 83. 167 Geissler 1998, 228. Damit wurde auch das als schädlich erachtete Sonnenlicht ferngehalten, vgl. Vitr. 8,1,7. Das Statthalteredikt aus Laodikeia am Lykos sah unter anderem einen Finanzierungsplan für die Abdeckung der gesamten Leitung vor, vgl. Guizzi 2019, 148 § 7. Für den vollständigen Text s. Anhang Nr. 7, S. 459–463. Zur Finanzierung s. u. S. 297. 168 Tölle-Kastenbein 1990, 96–104. 169 Hdt. 6,30. Insbesondere H. Kienast setzte sich intensiv damit auseinander, wie Eupalinos diesen Tunnel technisch bauen konnte, vgl. Kienast 1995, 129–139 und ergänzend Senseney 2016, 68 mit einer Zusammenfassung der bestehenden Thesen bezüglich der Technik des Tunnelbaus. Der älteste, heute bekannte Tunnel ist der Hezekiah-Tunnel in Jerusalem, der wohl um 701 v. Chr. erbaut wurde und über 500 Meter unterirdisch zur Gihonquelle führte, der einzigen, ganzjährig schüttenden Quelle von Jerusalem, vgl. 2 Chr. 32. Eine Bauinschrift dokumentiert die Anwendung des Gegenortverfahrens. Sie wurde Anfang des 19. Jh. nach Istanbul verbracht (vgl. Guthe 1890 mit dem Bericht) und ist heute im Antikenmuseum ausgestellt. Der Tunnel führt noch immer Wasser, ist bis heute in voller Länge zu begehen und zu einer Touristenattraktion geworden. 170 CIL VIII 2728. Besprochen etwa von Horster 2001, 175 f. Zuletzt von Cuomo 2011. Praktische Anweisungen für den korrekten Tunnelbau gibt auch Vitruv 8,6,3. 171 Zur Rolle des Militärs beim Leitungsbau s. a. Kapitel 10.

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ßigen Abständen, die der Orientierung dienten. 172 Dies funktionierte jedoch nur, wenn das oberirdische Gelände dafür geeignet war und die Baustollen nur bis zu einer bestimmten Tiefe in den Fels getrieben werden mussten. Eine weitere Taktik bestand darin, sogenannte Pilotstollen anzulegen, die bogenförmig in das Berginnere getrieben wurden, um sich, beginnend von zwei Bauschächten, im Gegenort zu treffen. 173 Auch der Brückenbau folgte pragmatischen Kriterien: Bis zu einer Höhe von circa fünf Metern war es möglich, eine einfache, durchlaufende Mauer zu bauen. Größere Höhen erreichte man durch den Bau von Bögen, die große Spannweiten von bis zu acht Metern und einer lichten Weite von 17 Metern erreichen konnten. 174 Diese Brücken wurden häufig mehrgeschossig gebaut: Der Pont du Gard erreichte eine Höhe von 50 Metern, die Aqua Anio Novus in Rom wurde von einer viergeschossigen Brücke getragen. 175 Zwar ist der Bau von Aquäduktbrücken ein hauptsächlich römisches Phänomen, doch waren sie möglicherweise auch schon ein hellenistisches Bauelement: Gilbert Wiplinger vermutet, dass die Aqua Throessitica einen hellenistischen Vorgänger hatte, zu dem auch eine Aquäduktbrücke gehört, die damit zu den ältesten in Kleinasien zählen würde. Sextilius Pollio hätte dieser Leitung dann in augusteischer Zeit einen weiteren Leitungsstrang samt Brücke hinzugefügt. 176 Zu den technisch ausgefeiltesten Bestandteilen einer Fernwasserleitung gehörten die Siphons. 177 Ursprünglich entstammte die Technik des Siphons der griechischen Welt. Die griechische Stadt Olynthos baute wahrscheinlich eine der ältesten Druckleitungen überhaupt, möglicherweise schon im 6. Jh. v.  Chr. 178 Insbesondere in Kleinasien wurden die Siphons ursprünglich entweder aus Stein- oder Tonrohren gebaut, die nur einem bestimmten Maximaldruck standhalten konnten und deshalb nur bis zu einer gewissen Höhe gebaut wurden. 179 Ein vollständiger kaiserzeitlicher Siphon bestand demgegenüber

172 Döring 2008, 193. Mathias Döring bespricht in diesem Aufsatz einen der längsten bekannten Tunnel, den 100 km langen Quanat Firaun in der Dekapolis, entlang dessen Verlauf so gut wie jede Art von Messfehler beobachtet werden kann. 173 Döring 2008, 197 und 201 mit dem Plan einer Wasserleitung aus Jordanien und den kartierten Baustollen. 174 7,80 m (Chelva); 17 m (Aosta), vgl. Tölle-Kastenbein 1990, 72. 175 Kek 1996, 92. 176 Wiplinger 2006, 23 f.; Wiplinger 2008, 315, dann jedoch ohne die 2006 noch formulierten Zweifel; übernommen von Ladstätter 2016, 251 f. Die Datierung der Leitung muss meiner Meinung nach bis zum Auffinden weiterer Ziegelstempel auf den Tonrohren (der einzige bis jetzt bekannte ist zu schlecht erhalten, um lesbar zu sein) zumindest zweifelhaft bleiben, ebenso ihre Gleichsetzung mit der Aqua Throessitica. Bewahrheitet sich diese Datierung, wäre Ephesos die einzige Stadt mit zwei hellenistischen, wohl mehrsträngigen Tonrohrleitungen in Kleinasien. Für eine nähere Diskussion der ephesischen Leitungen s. u. S. 240–244 und 256–262. 177 Eine hervorragende Einführung, weil sie aus der Perspektive des Technikers geschrieben ist, bietet Smith 1976. 178 Im Kanal wurden Fragmente von schwarzfigurigen Vasen gefunden, vgl. Crouch 1993, 171. Sicher ist die Datierung allerdings nicht – sie reicht bis in das 4. Jh. v. Chr., vgl. Hodge 1992, 179. 179 Hodge 1992, 155 mit den beeindruckenden Höhen im Westen.

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aus zwei Freispiegelbecken und der Druckleitung. Die Drucksektion konnte aus Blei 180, Ton, 181 Holz, Stein 182 oder sogar Mauerwerk bestehen 183 und lag in römischer Zeit auf einer Siphonbrücke (venter) auf. Wann und wie genau die Römer die Technik des Siphons adaptierten, ist nicht genau zu bestimmen, doch existierten erste Vorläufer davon bereits in der Republik. 184 Den römischen Ingenieuren gelang es darüber hinaus, den Zusammenhang zwischen steigender Wassersäule und steigendem Druck zu erkennen und diesem Problem durch die Nutzung eines anderen Rohstoffs, nämlich des Bleis, zu begegnen. Während im Westen große Bleimengen für den Bau von Druckstrecken genutzt wurden – im französischen Beaunant 185 handelte es sich um eine Wassersäule von circa 100 Metern – wurden die kaiserzeitlichen Siphons in Kleinasien auch weiterhin aus Stein und Ton gebaut. Auf Kreta hingegen fand diese Technik überhaupt keine Anwendung. 186 In den meisten Regionen waren Siphons jedoch ein durchaus übliches Bauelement, das dann bevorzugt wurde, wenn Brücken nicht mehr praktikabel erschienen. 187 Der entscheidende Faktor, ob ein Siphon gebaut wurde oder nicht, waren die Materialkosten. Das notwendige Blei verursachte enorm hohe Kosten, die wohl nur wenige Poleis ausgeben wollten. 188 Damit lässt sich auch der weit verbreiteten These widersprechen, dass die römischen Ingenieure nicht über ausreichendes technisches Know-How verfügt hätten und den Bau der Siphons deshalb gar gemieden hätten. 189 Tatsächlich lässt sich sogar rekonstruieren, wie viel techni180 Dieser Typus ist vor allem in Spanien und Gallien zu finden, z.B. in Arles, wo tatsächlich noch Bleirohre vorhanden waren, vgl. Callebat 1973, 177 (ed. Vitruv); Hodge 1983, 189. 181 Wie zum Beispiel im spanischen Almuñécar, in der Nähe von Granada, vgl. Grewe 1985, 83. 182 Steinsiphons sind insbesondere ein kleinasiatisches Phänomen und scheinen dort auch technisch entwickelt worden zu sein, vgl. Hodge 1992, 33 mit einer Liste der bekannten Siphons. 183 So z.B. in Angitia, das mit dieser Technik momentan noch einen Einzelfall darstellt, vgl. Hodge 1983, 190. 184 Ein besonders interessantes und frühes Beispiel ist in diesem Kontext der Siphon aus dem republikanischen Alatri, dessen Inschrift den Innovationsprozess möglicherweise widerspiegelt, s. u. Kapitel 4.3. 185 Hodge 1992, 155. 186 s. S. 362 f. 187 Lamprecht 1988, 149 vermutet, dass Aquäduktbrücken nur bis zu einer Höhe von ca. 40–50 Metern gebaut wurden und darüber hinaus der Siphon zur Anwendung kam. 188 Ward Perkins 1955, 117. De Montauzan errechnete für die Lyon-Leitungen einen Gesamtverbrauch von 10 000–15 000 Tonnen Blei, vgl. de Montauzan 1908, 205; Grewe 1985, 82 für den YzeronSiphon 2000 Tonnen. Hodge 1983, 194 mit Anm. 56 macht aber auch deutlich, dass nicht nur der ökonomische Faktor eine Rolle spielte, sondern durchaus der ästhetische, wie bei der Pont du Gard. Bauwerke wie Aquädukte erfüllten insbesondere in den Bereichen, in denen sie sichtbar waren, eine durchaus repräsentative Rolle, s. Kapitel 5.4.6 und 5.4.7. Zu den Materialkosten s. a. das folgende Kapitel 2.4. 189 Diese These geht vor allem auf Ashby zurück und wurde dementsprechend oft rezipiert. Sein Kapitel zu Siphons, das technisch wenig überzeugend ist, erscheint häufig als Standardzitation in anderen Werken, vgl. Hodge 1983, 219 mit den Beispielen. Der Einfluss Ashbys ging soweit, dass Richard J. Forbes behauptete, römische Siphons seien viel seltener als griechische, da die Römer diese zu vermeiden suchten, vgl. Forbes 1964, 161. Tölle-Kastenbein 1990, 83 f. nimmt (auch das ist nicht nachweisbar), zumindest einen Rückgang der Druckleitungen aufgrund von Reparaturanfälligkeit und hohen Kosten an.

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sches Wissen die antiken Ingenieure in den Siphonbau einfließen ließen. Während der Zusammenhang zwischen Wassersäule und Druck geläufig war, konnte man technische Größen, wie etwa Durchflusskapazitäten, offenbar nicht berechnen. 190 Der Rohrdurchmesser eines Siphons war häufig größer, als er tatsächlich benötigt wurde, also überhalb seiner maximalen Durchflusskapazität gebaut, wie etwa in Oinoanda. 191 Dementsprechend war es besser, mit einer relativ großen Wassermenge zu kalkulieren, um die Funktionsweise des Systems aufrechtzuerhalten, auch etwa bei einer zunehmenden Versinterung der Rohre. Diese Versinterung stellte, wie bereits erklärt, auch insofern ein Problem dar, als dass der Sinter Turbulenzen im Wasserfluss erzeugen und damit die Funktion des Siphons erheblich stören konnte. Neben den großen Siphons, die Teil eines Aquädukts waren, existierten darüber hinaus zahlreiche weitere, kleine Siphons, zum Beispiel zur Untertunnelung von Straßen oder innerhalb der innerstädtischen Wasserversorgung, wo sie, vom Wasserturm ausgehend, das Wasser in die einzelnen Stadtviertel leiteten, wie es etwa in Pompeii der Fall war. 192 Dies macht deutlich, dass die Technik des Siphonbaus in der römischen Welt weit verbreitet war und oft praktiziert wurde. 193 Ob die Ingenieure die wasserbautechnische Theorie, die sich hinter einem Siphon verbarg, verstanden, spielt letztlich keine Rolle: Sie verwendeten den Siphon, wann immer es nötig war – vermieden sie ihn, so wohl eher aufgrund von Transport- und Anschaffungskosten, nicht aus mangelndem technischen Verständnis. 194 Die Ingenieure verfügten über genug Erfahrung über das Verhalten von Wasser unter Druck, so dass sie in der Lage waren, Siphons aus verschiedenen Materialien und mit lokal angepasster technischer Variation zu bauen. 195 Einen Hinderungsgrund für die Verbreitung von Fernwasserleitungen stellte der Siphonbau also nicht dar. Dieses Wissen, wie man einen Siphon baute, wurde bis weit in die Spätantike transferiert: Selbst kleine Städte wie Elaiussa Sebaste bauten und reparierten bis in das 6. Jh. hinein noch Siphons. 196 Zu den besonderen Rätseln im Zusammenhang mit Druckstrecken gehören die berühmten Türme von Aspendos, deren Funktion wahrscheinlich nie abschließend geklärt werden kann, obwohl sie hervorragend erhalten sind: Am Rand eines relativ flachen Tals stehen zwei Türme mit offenen Wassertanks auf der Spitze; den ersten Turm erreicht das Wasser bereits in einem Siphon; zwischen den beiden Türmen liegt ebenfalls eine lange Druckstrecke mit einem venter. Nach der Druckstrecke verläuft die Leitung auf Bögen

190 Rodgers 1986, der in diesem Zusammenhang auch auf Frontinus und seine Rechengröße, die quinariae, eingeht. Ebenso Stenton 1986, 55; Hodge 1983, 205–216. 191 Stenton 1986, 55. 192 Hodge 1983, 176 f. Zu den Wassertürmen von Pompeii vgl. auch Ohlig 2015, 33. 193 So auch van Buren, RE VIII A 473. Dagegen argumentierte noch Forbes 1964, 165, dass der Siphon nicht weit verbreitet war, da das zur Verfügung stehende Material nicht stabil genug für die hohen Drücke war und eine Druckleitung nicht gut abgedichtet werden konnte. 194 Hodge 1992, 220. 195 Einen Überblick über diese Variation gibt Hodge 2000, 84. 196 Hunger 1986, 132–137 (= SEG 36,1240).

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bis zu einem Prachtbrunnen in der Stadt. 197 Mit Hilfe der Türme ändert die Leitung zusätzlich noch ihre Richtung um einige Grad. Die Erklärungsversuche für diese Türme sind vielfältig und sollen hier nicht einzeln wiederholt werden. 198 Tatsächlich erfüllten sie durch ihre offenen Becken zumindest den Zweck, den Druck zu mindern und Luft im System abzugeben; in kleiner Form existierten solche Türme auch in Pompeii. 199 Die Frage, ob diese Türme mit Vitruv als colluviaria identifiziert werden können, löste eine der nachhaltigsten Forschungsdiskussionen aus. 200 Vitruv verwendet dieses Wort im Rahmen seiner Beschreibung eines Siphons: Quodsi non venter in vallibus factus fuerit nec substructum ad libram factum, sed geniculus erit, erumpet et dissolvet fistularum commissuras. Etiam in ventre colluviaria sunt facienda, per quae vis spiritus relaxetur. Ita per fistulas plumbeas aquam qui ducent, his rationibus bellissime poterunt efficere, quod et decursus et circumductiones et ventres et expressus hac ratione possunt fieri, cum habebunt a capitibus ad moenia ad fastigii libramenta. Seine Beschreibung ist so unklar, dass sie in der modernen Forschung zu dem Schluss führte, Vitruv hätte das Prinzip des Siphons nicht verstanden oder falsch aus einer griechischen Quelle entnommen. 201 Die colluviaria wurden sogar emendiert, um ihnen eine Bedeutung abzugewinnen. 202 Besonders die Emendation zu colliquiaria war deshalb verlockend, weil genau diese Formulierung bei Plinius wieder auftaucht: in anfractu omni colliquiaria fieri, ubi dometur impetus necessarium est . 203 Genau dieser Satz ist jedoch nicht einwandfrei überliefert. Statt colliquiaria wird in der Forschung inzwischen zumeist zu 197 Hodge 2000, 85–87. 198 Kessener 2016, isb. 264 mit einer Tabelle der bisherigen Forschungsmeinungen; Hodge 2000, 87 mit einem älteren Überblick. Die Interpretationen in Bezug auf die Funktion der Türme reichen von einer Form der Entlüftung und Kontrolle des Wasserdrucks (Fahlbusch 1979, 153 f.) bis hin zu Wachtürmen (Nikolic 2011). 199 Kessener 2016. Weitere Beispiele für solche Türme finden sich neben Aspendos auch entlang der Lyoner Yzeron-Leitung. Sammelbecken, die wohl auch dem Druckausgleich dienten, existierten etwa im afrikanischen Caesarea, vgl. Kek 1996, 113 f. Die Technik, bestimmte Elemente in eine Siphonstrecke zu integrieren, war also im ganzen römischen Reich verbreitet und keine lokale Besonderheit. Interessant in Bezug auf Lyon ist, dass die Stadt drei Leitungen mit Bleisiphons hatte, die Technik der hydraulischen Türme jedoch nur bei der genannten Leitung eingesetzt wurde, vgl. Kek 1996, 114. 200 Vitr. 8,8,6–9. Kaum beachtet ist in diesem Zusammenhang zum Beispiel das Wort σείφωνες in einer ephesischen Grabinschrift (I. Ephesos 7,1,3214); es kann unter anderem „Rohr“ bedeuten (z.B. bei Ain. Takt. 10,18), deshalb interpretierte J. Keil es auch in diesem Zusammenhang als „bleierne Röhren“, die vielleicht im Zusammenhang mit einer Wasserleitung standen. Ein in der Antike gängiger Begriff für Leitungen oder Tonrohre war σείφων hingegen nicht. 201 Hodge 2000, 83; Lewis 1999, 183 (Vitruv beschreibt hellenistische, nicht römische Leitungen). 202 Z.B. zu colliciaria, um die Passage dahingehend zu deuten, dass es sich dabei um Entlüftungsventile handele, vgl. Landels 1978, 46; Nikolic 2011 mit einem Überblick über die verschiedenen Begriffe. 203 Plin. Nat. 31,58.

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collis quinaria emendiert: Diese Version ist wohl deshalb die wahrscheinlichere, weil es in der Textpassage hauptsächlich um quinaria geht. 204 Das Wort colluviaria wurde jedoch nicht nur auf philologischer, sondern auch auf archäologischer Ebene diskutiert: Paul Kessener ging davon aus, dass es sich bei den colluviaria um eine Vorrichtung handeln müsse, die die Entstehung von sogenannten „air pockets“ verhindern sollte, 205 einem Phänomen, das bis heute noch nicht ganz erklärbar ist und von den Römern mit ihrer damaligen Technik eigentlich nicht wahrgenommen werden konnte. 206 Archäologisch wird Kesseners These von wieder verschließbaren Ventilen, die sich auf den Rohren von Druckstrecken finden lassen, unterstützt, deshalb fand die These einigen Anklang. 207 Dass es sich bei den colluviaria um Ventile in irgendeiner Form handeln müsse, basiert auch auf der Interpretation des zweiten Halbsatzes von Vitruv, dass nämlich die colluviaria zur Bändigung der vis spiritus nötig waren, die sonst die Rohre zum Zerbrechen bringen könne. Die vis spiritus wurde dabei stets mit dem Element Luft in Verbindung gebracht. Erst 2006 entwickelte Christoph Ohlig die Theorie, dass es sich nicht um Luft handele, sondern um „Druck“ allgemein, der das Wasser vorantreiben würde. 208 Seine Interpretation basierte unter anderem auf einer Textpassage von Seneca über das Wasserspiel eines Nymphaeums, in dem sich das Wasser nur durch spiritus, „Spannung“, erheben könne. 209 Sollten die colluviaria also der Druckminderung dienen 210, so bleibt dennoch unklar, wie genau dies technisch umgesetzt wurde. Das Herzstück einer römischen Leitung bildete der Leitungskanal. Der häufigste Bautypus war die Freispiegelleitung, geführt in einem U-förmigen Gerinne entlang der Isohypsen. Die Gefällequotienten konnten stark variieren und schwankten zwischen den Extremen von 0,0025% (Aqua Virgo, Rom) und 10% in Priene, im Durchschnitt bewegten sie sich jedoch unter einem Prozent. 211 Häufig waren die Rinnen größer gebaut als für den Wasserdurchfluss nötig, wahrscheinlich, um dem Ausfall der Leitung durch Versinterung vorzubeugen und sie für Inspektionen begehbar zu machen. 212 Zudem ermög204 Callebat 1973, 175 (ed. Vitruv). 205 Kessener 2003. Bei den „air-pockets“ handelt es sich um Luft im Siphon, die bei ungünstiger Lage den Wasserfluss zum Erliegen bringen kann. 206 Nikolic 2011 mit den Details. 207 Lewis 1999, 169; Tölle-Kastenbein 1991, 30. 208 Ohlig 2006, 319 f. 209 Aqua autem quemadmodum sine spiritu posset intendi? Numquid dubitas quin sparsio illa quae ex fundamentis mediae harenae crescens in summam usque amphitheatri altitudinem pervenit cum intentione aquae fiat? Atqui nec manus nec ullum aliud tormentum aquam potest mittere aut agere quam spiritus; huic se commodat; hoc attollitur inserto et cogente; contra naturam suam multa conatur et ascendit, nata defluere; Sen. Nat. 2,9,2. Weitere Textbeispiele, die diese Ansicht bestätigen, bei Nikolic 2011, der auch das griechische Äquivalent zu spiritus, πνεῦμα, diskutiert, das meistens im Sinn von „Lebenskraft“ benutzt wird. 210 Deshalb schlägt Nikolic 2011 auch vor, das lateinische Wort colluviaria sei eine Übersetzung des griechischen συλλύω, im Sinne von „lösen, abschwächen“. Συλλύω taucht ansonsten nicht im Wasserbaukontext auf. 211 Tölle-Kastenbein 1990, 44 f. 212 Grewe 1985, 57 f.

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lichte das größere Fassungsvermögen der Rohre auch die Erhöhung der Wassermenge durch eine weitere Zuleitung, wenn diese etwa für neue Thermen o.ä. benötigt wurde. Im Gegensatz dazu wurden die griechischen Leitungen vor allem in Tonrohren verlegt. Die Technik des Stollenbaus war zwar bekannt, wurde jedoch selten genutzt. 213 Um zu verhindern, dass Fremdwasser in die Leitung eindrang, oder diese unterspülte, wurden Regenwasserdurchlässe unter der Trasse angelegt, um dieses Abflusswasser zu kanalisieren und damit zu kontrollieren. 214 Ein großes Problem bei der Instandhaltung der Aquädukte war vor allem die Versinterung, also die Ablagerung von Kalk an der Innenseite der Leitungswand, die die Durchflussleistung enorm verringern konnte. 215 Wie bereits dargestellt, erfolgte die Ablagerung des Sinters nur an bestimmten Stellen, dort jedoch unter Umständen umso deutlicher. 216 Bis jetzt ist nicht ganz klar, wie die Reinigung der Leitungen erfolgte: Zunächst musste der Wasserfluss unterbrochen werden, entweder durch Ventile 217 oder durch eine Ableitung oder Schleuse. 218 Wie der Kalk entfernt wurde, ist nicht mehr zu rekonstruieren. Fahlbusch schlägt eine Reinigung durch Essig vor, errechnete allerdings am Beispiel von Laodikeia solch enorme Mengen – für die 1500 m lange Doppelleitung waren ca. 200 000 Liter Essig nötig, um nur einen einen Millimeter Kalk zu entfernen – , dass diese Idee nicht praktikabel erscheint. 219 Viel wahrscheinlicher ist, dass der Kalk manuell abgeschlagen werden musste, auch wenn dies bis jetzt nicht eindeutig nachweisbar ist. 220 Entlang von unterirdischen Leitungsstrecken wurden in einigen Fällen in regelmäßigen Abständen Einstiegslöcher und -schächte gefunden, die wohl als Revisionsschächte für die Ingenieure dienten. 221

213 In klassischer Zeit hatte etwa die Stadt Isthmia eine kurze Stollenleitung zu einem Reservoir verlegt, deren Stollen auf der gesamten Höhe mit wasserdichtem Putz ausgestrichen war, vgl. TölleKastenbein 1990, 55 f. 214 Ein sehr gut erhaltenes Beispiel findet sich an der Değirmendere-Leitung in Ephesos, vgl. Wiplinger 2008, 324. 215 Fahlbusch 1991, 9. 216 Hervorragend sichtbar ist dies etwa am Pont du Gard: Es ist heute möglich, die Brücke in der Kanalrinne zu begehen, die eine massive Kalkschicht aufweist, vgl. Grewe 2005, 38. 217 In Laodikeia am Lykos wurde eine Leitung in situ gefunden, deren einzelne Rohrstücke regelmäßig Löcher auf der Oberseite aufwiesen; möglicherweise waren dort Ventile angebracht, vgl. Fahlbusch 1991, 11. 218 Ebd. 219 Fahlbusch 1991, 13. 220 Grewe 1985, 88. 221 Grewe 2005, 28. Passchier u.a. 2013 b, 962.

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Aquädukte wurden nicht nur aus Natursteinen wie Tuff, Kalkstein, Marmor und Granit 222 errichtet, sondern auch aus Ziegeln, Ton 223 und sogar Blei 224 oder Holz. 225 Die Verwendung des jeweiligen Baumaterials folgte dabei wohl nicht technischen Kriterien, sondern der praktischen Überlegung, vorhandenes bzw. lokales Material zu verwenden. So ist zu beobachten, dass in Pergamon die Leitungen aus dem dort vorkommenden Andesit bestanden, 226 während der Steinbruch des Aquädukts von Tarragona nur wenige 100 Meter von der Baustelle entfernt lag. In der Africa Proconsularis baute man hauptsächlich mit dem dort vorkommenden Sandstein. 227 In Ephesos sind entlang der Değirmendere-Leitung mehrere Mauerwerkstypen fassbar, die sich aus der Verwendung von verschiedenen Steinbrüchen entlang der Strecke erklären lassen. 228 Auch in Jerusalem, Jericho und auf Zypern lassen sich Brennöfen entlang der Aquäduktstrecken finden. 229 Wahrscheinlich konnten Städte in der Nähe von kaiserlichen Steinbrüchen ihr Material von dort beziehen, doch bleibt fraglich, inwiefern der dort vorhandene Rohstoff nicht bereits vertraglich anderen Baustellen oder Abnehmern zugesichert war. 230 Eine für Kleinasien lokale Besonderheit waren Siphons aus Stein, wie zum Beispiel in Patara. 231 Eine Ausnahme stellte der Marmor dar: Die an der Leitung angebrachten Marmorplatten dienten weniger einem praktischen Zweck als vor allem der Repräsentation und wurden dementsprechend nur an ausgewählten, gut sichtbaren Stellen plaziert, wie etwa an der Brücke des Pollio an einer Straße Richtung Ephesos. 232 Das Material musste im Regelfall vom Bauherrn gekauft werden, konnte jedoch auch von Privatpersonen oder dem Kaiser gestiftet werden. Zur Verblendung des Mauerwerks konnten aus ästhetischen Gründen auch Ziegelsteine verbaut werden, wie etwa in Mérida, wo die Stützpfeiler beider Aquädukte kurz vor der Stadt mit einem Muster aus Ziegelsteinreihen und Granit verziert waren. 233 Wichtiger als das Baumaterial war jedoch die Verwendung von Bindemitteln, die den römischen Aquädukt bautechnisch markant von den griechischen Leitungen unterschei-

222 Tuff: Aqua Marcia (Rom); Kalkstein: Nîmes, Caesarea, Side; Granit: Segovia in Trockenbauweise, Mérida, vgl. Kek 1996, 60–63 mit weiteren Beispielen. 223 Kek 1996, 64–67. 224 Schleusen wurden vor allem für die Entwässerung von Druckrohrleitungen genutzt, vgl. Fahlbusch 1987, 156. Ilakovac 1981 mit der Diskussion, ob die Bleirohre vollständig gegossen oder zumindest teilweise gelötet wurden. 225 Hölzerne Wasserleitungen gab es z. B. im britischen Caerwent und im schweizerischen Caerny und werden von Wilson 1996, 22 auf 110/115 n. Chr. datiert. 226 Hecht 1979, 14. 227 Hodge 1992, 129. 228 Wiplinger 2008, 322 f. 229 Kamash 2010, 114. 230 Horster 2001, 214 für die Nutzung der Steinbrüche. 231 Zu einer Übersicht über die Steinsiphons vgl. Hodge 1992, 33. 232 Tölle-Kastenbein 1990, 73. Ausserhalb von Kleinasien ist Marmor ebenfalls selten: Sekundär wurde er beim Bau des Aquädukts von Mytilene verwendet, in Lambaesis war ein Teil der Leitung möglicherweise mit Marmorplatten verziert, vgl. Shaw 1991, 72; Kek 1996, 62. 233 Kek 1996, 303. Zum ästhetischen Aspekt der Fernwasserleitungen siehe genauer unten S. 353–355.

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den. Zu den wichtigsten gehörte der Kalkmörtel, 234 der wasserbautechnisch erstmals an einigen Stellen der Aqua Marcia zum Einsatz kam. 235 Eine tatsächliche Revolution der Bautechnik 236 erfolgte jedoch erst durch die Weiterentwicklung des Kalkmörtels zum opus caementitium, einem Gemisch aus Pozzolana, Sand, Kalk und Steinbrocken, 237 das unter Wasser zusätzlich aushärtete und deshalb eine hohe Dichte aufwies. 238 Die enorme Tragfestigkeit des opus caementitium ermöglichte es den Römern außerdem, nicht nur den Bogenbau voranzutreiben, sie nutzten den Baustoff auch als tragenden Kern von Aquäduktmauern. 239 Zur weiteren Abdichtung der Leitungen wurde das opus signinum verwendet, eine Art Putz, der nicht nur wasserundurchlässig war, sondern Frostsprengung und Risse in den Kanälen durch zu hohe Spannung verhinderte; darüber hinaus senkte er den Reibungskoeffizienten und ermöglichte dadurch einen besseren Wasserdurchfluss. 240 Aufgrund dieser Eigenschaften fand das opus signinum auch Anwendung zur Abdichtung von Zisternen, etwa in der Piscina Mirabilis in Misenum. 241 Wie dicht die Leitungen jedoch am Ende tatsächlich waren, hing nicht zuletzt von der Sorgfalt der Architekten ab; Martial und Iuvenal beklagen sich zumindest satirisch über undichte Stellen. 242 Völlig durchsetzen konnte sich das Bindemittel auch in der Kaiserzeit nicht, sondern es wurden auch weiterhin oberirdische Leitungssektionen in Trockenbauweise angefertigt. 243 Ebenso bahnbrechend war aus technologischer Sicht die Erfindung von Bogenbau und Tonnengewölbe, die seit dem 1. Jh. n. Chr. die römischen Aquädukte prägen. 244 Während bis jetzt die Technik im Blickfeld stand, soll im Folgenden nun kurz beschrieben werden, welche Schritte zum Bau einer Leitung notwendig waren. 245 Obwohl wir mit Frontinus über eine detaillierte verwaltungstechnische Quelle verfügen, die uns 234 Detailliert beschrieben bei Vitruv, vgl. 2,5; 7,1,1–2; 8,6,14; daneben gab es teurere Varianten, wie Ätzkalk oder ein Ölgemisch, vgl. Fahlbusch 1979, 142. 235 Van Deman 1934, 9; Fahlbusch 1982, 48. 236 Ward Perkins 1988, 21. 237 Lamprecht 1988, 142; Kek 1996, 71. Allgemein: Malinowski 1994 mit historischem Überblick. 238 Malinowski 1983, 207–218 untersuchte die Dichte von Leitungen in Ephesos, Patara, Perge und Pergamon und kam dabei zu überraschend guten Ergebnissen. 239 Kek 1996, 74 f. zählt eine ganze Reihe von Aquädukten auf, die in Teilen aus opus caementitium bestehen. Allgemein: Rakob 1983. Zuvor wurden die Mauern und Pfeiler in Trockenbauweise gesetzt und bei Bedarf mit Klammern gesichert. Diese Bauweise verschwand jedoch auch in der Kaiserzeit nicht vollständig. 240 Kek 1996, 77; Malinowski 1983, 246 f. 241 Tölle-Kastenbein 1990, 126 f. 242 Hodge 1989, 142; Mart. 3,47,1: capena grandi porta qua pluit gutta, Iuv. 3,10–11. 243 So etwa in Antiochia in Pisidien (Hodge 1992, 130) und in Oinoanda (Stenton, Coulton 1986, 27). Mit weiteren Beispielen außerhalb von Kleinasien vgl. Kek 1996, 70. 244 Tölle-Kastenbein 1990, 69 f. Die Römer kannten die Technik des Bogenbaus in kleinerem Maße bereits seit dem 6. Jh. v. Chr., vgl. Lancaster, Roger 2013, 182. 245 An dieser Stelle soll vor allem das Bauvorhaben selbst besprochen werden, also alle technischen und planerischen Maßnahmen in den Blick genommen werden. Die juristische und verwaltungstechnische Ebene sollen in Kapitel 4.1 und 4.2 gesondert besprochen werden.

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gleichzeitig auch Informationen zu den anfallenden Ingenieursarbeiten gibt, wissen wir erstaunlich wenig darüber, wie der Bau einer Leitung aus architektonischer und ingenieurstechnischer Sicht vonstatten ging. In Rom ist anzunehmen, dass der curator aquarum die oberste, ausführende Instanz war, dem nicht nur die Planung oblag, sondern der auch für die anfallenden Kosten verantwortlich war. 246 Die curatores vergaben die Bauaufträge an private redemptores, vor denen Frontinus ausdrücklich warnt. 247 Außerhalb von Rom war dafür der lokale Senat in Zusammenarbeit mit den dafür ernannten oder gewählten Beamten, wie Duumviri oder Aediles zuständig. 248 Diese konnten widerum Fachpersonal verpflichten, wie am Beispiel des Ingenieurs Chairephanes aus Eretria deutlich wird: Er und ein nicht näher definiertes Koinon hatten den Auftrag für die Trockenlegung von Sumpfland in Ptechai erhalten. 249 Möglicherweise wurden die Baulose sogar an mehrere Bautrupps gleichzeitig vergeben, so dass an der Leitung entlang der gesamten Strecke quasi zeitgleich gebaut werden konnte. 250 Vor dem Bau der Leitung musste zunächst die Trasse geplant, gereinigt und abgesteckt werden. 251 Meistens wurde die Praxis verfolgt, Privatgrundstücke bei dem Bau einer Leitung zu meiden, da dies zu juristischen Schwierigkeiten mit den Grundstückseigentümern führen konnte. 252 Ein weiteres Problem konnte sich dann ergeben, wenn die Leitung über das Gelände einer fremden Polis verlief oder Quellen jenseits des eigenen städtischen Territoriums fasste, so dass dies in römischer Zeit meist ein Statthalter genehmigen musste. 253 Wollte eine Privatperson eine Leitung verlegen, musste sie ebenfalls eine Sondergenehmigung für die Führung über öffentliches Gelände oder die Untertunnelung / den Überbau von Straßen o.ä. erwerben. 254 Auch die Verlegung der Trasse durch das Gelände war, wie bereits bei der Besprechung von Brücken und Siphons anklang, teils ein anspruchsvolles 246 Die Kompetenzen der curatores beinhalteten mit ziemlicher Sicherheit die Reparatur der Leitungen, ob sie jedoch auch die oberste Bauaufsicht innehatten, steht noch zur Diskussion, vgl. Eck 1978, 386 mit einem ersten Überblick und Kapitel 4.2 mit der ausführlichen Erläuterung der curatorischen Kompetenzen. 247 Frontin. Aqu. 119,2 (man darf den redemptores nicht zu voreilig Reparaturaufträge geben, selbst wenn sie dies vorschlagen); 120 (schlechte Arbeiten der redemptores). 248 Siehe dazu ausführlich unten S. 168 f. 249 IG XII 9, 191. S. u. S. 141 f. 250 Horster 2001, 188. 251 So zum Beispiel für den Gier-Aquädukt von Lyon in hadrianischer Zeit: Ein erhaltener cippus sah vor, dass entlang der geplanten Trasse nichts gepflanzt werden durfte, vgl. CIL XIII 1623. 252 S. u. Kapitel 4.1.2. 253 S. u. S. 370 mit den Beispielen. 254 Dies dokumentiert etwa sehr detailliert eine Inschrift aus Viterbo: Mummius Niger Valerius Vegetus, Konsul 112 n. Chr., ließ sich eine private Leitung zu seiner Villa legen, die nicht nur privates, sondern auch öffentliches Gelände und die via Cassia querte. Vegetus erwarb nicht nur servitudines von den Privatbesitzern der Grundstücke, die er namentlich nennt – sondern auch die Sondergenehmigung des Kaisers für die Führung über öffentliches Gelände und die Untertunnelung der Straße, vgl. CIL XI 3003 a. Es gibt zahlreiche weitere Beispiele für privaten Leitungsbau, etwa im algerischen Albula ( CIL VIII 21671) oder im Elsass (CIL XIII 5330), doch dokumentieren diese keine rechtlichen Details. Eine Erlaubnis des Kaisers musste auch eingeholt werden, wenn eine Straße eine Leitung querte. In Nikaia wurde zum Schutz der Leitung ein Edikt erlassen, das den

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Unterfangen. Die Inschriften erwähnen die Mühen des Auftraggebers und seiner Bautrupps mitunter sehr detailliert: So war in Termessos etwa ein Bergdurchstich notwendig 255, in Iulia Concordia musste Cicrius Severus (allerdings für eine Reparatur, nicht für einen Neubau) Bäume roden und Trümmerteile wegräumen lassen. 256 Dass dies nicht immer reibungslos funktionierte, zeigen Leitungsabschnitte mit plötzlichen, technisch unnötigen Höhenunterschieden, wie an der Eiffelwasserleitung in Köln: Im Abschnitt von Mechernich-Lessenich findet sich ein Tosbecken, dessen Existenz nach Klaus Grewe dadurch zu erklären ist, dass es an der Grenze zwischen zwei Baulosen gebaut worden war. Aufgabe des Beckens war es, die Höhendifferenz zwischen den beiden Leitungsstücken auszugleichen, die nicht direkt aufeinander getroffen waren; der vordere Abschnitt verlief durch einen Austafelungsfehler höher als der folgende. 257 War die Leitung verlegt, konnten in einigen Fällen noch sogenannte cippi entlang der Leitung aufgestellt werden, die den Namen der Leitung, eventuell den Namen des Kaisers, die Entfernung zum vorhergehenden cippus und eine Seriennummer tragen konnten. 258 Zu ihrem Schutz wurde abschließend noch ein Sicherheitsabstand festgelegt, damit die Leitung nicht durch die Landwirtschaft, Bepflanzung oder illegale Abzweigungen beschädigt werden konnte. 259 Die oben genannten technischen Schwierigkeiten zeigen, dass der Verlauf der Leitung insgesamt relativ unflexibel war, denn sie musste sich nicht nur dem Gelände anpassen, sondern auch das notwendige Gefälle einhalten, technische Anforderungen, die von Spezialisten umgesetzt werden mussten. Einige spezielle Ingenieure sind in den Inschriften von der klassischen Zeit bis weit in die Spätantike herauszulesen, doch lassen sich selbst bei gleicher Bezeichnung nicht so einfach Rückschlüsse auf deren Funktion ziehen, die sowohl chronologisch als auch lokal völlig verschieden sein konnte. Aus hellenistischer Zeit stammen zwei Inschriften aus der Chora von Sparta: Das κοινὸν τῶν ὑπωχετίων hatte unter der Aufsicht eines ὑδραγός und eines ὑφυδραγός einen Brunnen für Artemis errichten lassen. In der zweiten Inschrift danken die Bewohner der Phyle Kynosura dem Wasseringenieur Antamenes für den Bau und die Instandhaltung mehrerer Kanäle; finanziert hatte Antamenes den Bau hingegen nicht, sondern ein Koinon aus ca. 30 Männern, die die Inschrift im Folgenden namentlich nennt. In beiden Fällen war also Fachpersonal anwesend, um die Arbeiten zu überwachen und die korrekte Ausführung zu garantieren. Antamenes hatte dabei offensichtlich ein vom Bau des Leitungssystems unabhängiges Amt inne, denn die Kynosoreis danken ihm darüber hinaus für eine korrekte Regulierung des Wassers trotz Wasserknappheit. 260

255 256 257 258 259 260

Bau von Brücken vorsah, vgl. I. Iznik 1. Für den vollständigen Text s. Anhang Nr. 4, S. 456 f. Für weitere Informationen bezüglich der servitudines s. u. S. 150 f. TAM III, I 16, Z. 4–7. Goffin 2002, 390–391, Nr. 146. Grewe 1985, 36 f. Rodgers 2008, 269. Für Beispiele für den variabel gehandhabten Schutzabstand s. u. S. 151–154. Wörrle 1981, 85. Die Texte sind vollständig zitiert in Le Roy 1974, 233: τὸ κοιv[ὸ]ν τῶν ὑπωχετί[ων] ǀ [τ]ὰν κράναν [τ]ὰν παρ’ Ἀρίστα[ν], [Ε]ὐδαίμονα Εὐθυμίω ὑδραγ[ὸν]  ǀ [κ]αὶ ὑφυδραγὼς Εὐθάμερον Εὐτυχᾶ, Εὔτυχον Εὐτυχίδα θεοῖς und Peek 1974, 296: τοὶ Κονοhουρέες ἀνέσηκαν Ἀνταμένην ǀ ταὶ

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Auch der Athener Epiteles, der in einer Ausgabenliste der delischen Tamiai um 327 v. Chr. geführt wurde, war zwar am Bau einer Leitung beteiligt, zählte jedoch nicht zum Spezialpersonal, das in der folgenden Zeile genannt wurde, nämlich die ὑδραγωγοί τοῦ ἐμ Πύλαις ὕδατος. 261 Wie bereits erwähnt, sind in Laodikeia nun erstmalig auch für den griechischen Osten in der Kaiserzeit Spezialisten epigraphisch überliefert. 262 Den Epimeleten unterstanden mehrere ὑδραγωγοί, also in diesem Fall wohl auf den Wasserbau spezialisierte Ingenieure. 263 Dieser Beruf existierte bis in die Spätantike hinein: So zeichnete der ὑδραγωγός Auxanos aus Prymnessos für die Leitung des Bischofs Firminianos aus Zenonopolis verantwortlich. 264 Und noch im 5./6. Jahrhundert bezeichnete der Grabstein eines Andreas ihn als ὑδραγωγός καὶ ἀρχιτέκτων τῶ ὑδά|των. 265 In Laodikeia war zudem noch eine zusätzliche Position dafür geschaffen worden, dass das Wasser für private Anschlüsse gerecht und im Einklang mit den geltenden Regeln verteilt wurde – wahrscheinlich wollte der Statthalter dadurch nicht nur Missbrauch verhindern, sondern auch seine Zuständigkeit an die Stadt abgeben. 266 Wie die Ausbildung der Ingenieure vonstatten ging, lässt sich im Detail nicht mehr rekonstruieren. Heron leitete etwa im hellenistischen Alexandria eine Technikschule, um zukünftige Ingenieure und Architekten auszubilden. 267 Erst im 4. Jh. n.  Chr. wurden einige Handwerkszweige von der Steuer befreit, darunter auch die Wasserbauingenieure und deren Lehrlinge. 268 Die stark auf die Familie konzentrierte praktische Ausbildung – der Sohn folgte meist dem Handwerk des Vaters nach – war wohl auch der Grund dafür, dass die Zentralgewalt keinerlei Ausbildungsmöglichkeiten zur Verfügung stellen musste. 269 Dennoch war es zumindest möglich, dass die Stadt die Ausbildung von Spezialkräften, wie etwa den mensores, selbst trug – bei den mensores handelte es sich etwa in Si-

261 262 263 264 265 266 267 268 269

Εὐλακίαι hυδραγὸν γενόμενον καὶ τὸ hύδǀωρ καταγαγόντα κάλιστα πάντων καὶ ἀπορǀηhίαν οὐδεμίαν ποιήhαντα τῆς ἀυδρίας ǀ γενομένας καὶ κοιάξαντα οὐδένα (…) Es folgen die Namen der Kynosureis. Wörrle geht davon aus, dass sich beim ὑδραγός und ὑφυδραγός um einen Bauleiter und seinen untergeordneten Ingenieur handelt. CID II 109, Z. 4–5. Die Inschrift ist davor und danach beschädigt, deshalb sind keine Rückschlüsse darauf möglich, wofür die ὑδραγωγοί angestellt bzw. bezahlt worden waren. Eine Ausnahme ist natürlich die Auflistung des Spezialpersonals von Frontinus, das nur in Rom zu finden war, vgl. Frontin. Aqu. 117,1. Guizzi 2019, 149 § 11. Kubinska 1994, 169–175. IG II/III 2,13368. Guizzi 2019, 149 § 12. Für den vollständigen Text s. Anhang Nr. 7, S. 459–463. Es sei an dieser Stelle auf das Beispiel aus Beroia verwiesen, wo der Proconsul eine Neuverteilung des Wassers vornehmen musste, vgl. I Beroia 41 mit Dimopoulou 2015, 418–420. Heron. Bel. 1, mit dem zusätzlichen Anspruch, die Wissenschaft der Technik sei der Philosophie überlegen, da sie einen praktischen Nutzen aufweise. Cod. Iust. 10,66,1,1–2. Meißner 1999, 130–134.

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pontum um servi publici, die wahrscheinlich für die Feldvermessung zuständig waren. 270 Viele dieser Ingenieure stammten jedoch nicht aus dem zivilen Bereich, sondern aus der römischen Armee, wo sie eine spezifische Ausbildung erfuhren und diese noch über ihre aktive Dienstzeit hinaus als Auskommen nutzen konnten. Auf die Rolle der Armee soll deshalb noch einmal gesondert eingegangen werden. (s. Exkurs Kapitel 10) Die Leitungen selbst benötigten zwingend einen Endabnehmer, wie Brunnen, Verteilerbauten oder Thermen. Diese sollen im folgenden Kapitel näher betrachtet werden.

2.3

Fernwasserleitungen und Multifunktionalität: Die Endabnehmer

Ein wichtiges Forschungsfeld, das im Rahmen dieser Arbeit häufiger aufgegriffen werden wird, ist die Frage nach der primären Funktion der Fernwasserleitungen. Dienten sie der Grundversorgung oder allein großen Zier- und Luxusbauten, wie etwa Brunnen und Thermen? Aus technischer Perspektive lässt sich diese Frage nur beantworten, indem man einen Blick auf die Verteilerbauten und die Endabnehmer wirft und insbesondere der Überlegung nachgeht, ob das Wasser innerhalb der Stadt nach hierarchischen Prinzipien verteilt oder gar umgeleitet werden konnte und ob die Leitungen nur monokausal für ein Gebäude genutzt wurden – wie etwa Thermen 271 – oder ob diese multifunktional mehrere Endabnehmer bedienten. Da das Wasser von Aquädukten nicht gestaut werden konnte, musste es in Reservoirs gesammelt oder in Verteilerstationen weitergeleitet werden. Als erste innerstädtische Anlaufstelle dienten in römischer Zeit verschiedene Verteilerbauten wie etwa castella aquae, die das Wasser über mehrere Rohrstränge in die Stadt brachten. 272 Insbesondere die Frage nach der hierarchisierten Zuteilung des Wassers, ob also bestimmte Endabnehmer privilegiert wurden, beschäftigte die Forscher seit einer Monographie von Fritz Kretzschmer, der unter anderem die Funktionsweise des Wasserschlosses von Pompeii kontrovers in Augenschein nahm. 273 Er löste diese Diskussion aus, indem er mit Hilfe von mehreren vitruv’schen Anmerkungen 274 für das castellum aquae von Pompeii Folgendes postulierte: Das castellum versorgte bei Wassermangel automatisch hierarchisch absteigend zunächst die öffentlichen lacus und salientes, dann die Bäder und schließlich die Privatleitungen. 275 270 Weiß 2004, 131. Es gab unterschiedliche Arten von mensores, etwa solche, die für die Gebäudevermessung, die Getreidemessung oder eben die Feldvermessung zuständig waren. 271 So etwa vertreten von Hodge 1992, 5 f. („The normal reason an aqueduct was built, was to supply the baths.“) 272 Tölle-Kastenbein 1990, 143. 273 Kretzschmer 1958, 62 f. S.a Ohlig 1995, 124 f. 274 Vitr. 8,6,1–2: cumque venerit ad moenia, efficiatur et castello coniunctum ad recipiendam aquam triplex inmissarium, conlocenturque in castello tres fistulae aequaliter divisae intra receptacula con­ iuncta, uti, cum abundaverit ab extremis, in medium receptaculum redundet. 275 Kretzschmer ergänzt die Vitruvstelle noch mit Frontin. Aqu. 78,3, vgl. Ohlig 1995, 126 mit der Kritik. Zu den Begriffen lacus und salientes vgl. Feldman Weiß 2011, 44 f.

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Kretzschmer rekonstruierte das pompeianische Wasserschloss mit seinem Ingenieurswissen technisch vollkommen korrekt, indem er drei Wehre hinzufügte, die im archäologischen Befund allerdings nicht nachweisbar waren. Dementsprechend nahm Christoph Ohlig eine völlig andere Interpretation der Vi­ truvstelle vor. Seiner Meinung nach ist die Verteilung folgendermaßen zu rekonstruieren: Das castellum aquae war in drei Becken geteilt, die jeweils von der gleichen Wassermenge gespeist wurden und von denen das mittlere tiefer lag, also das Überflusswasser der beiden anderen Becken aufnehmen konnte. Das mittlere Becken diente dabei den ständig laufenden Brunnen, die anderen beiden den Bädern und Privatleitungen. Wurden letztere durch ein Ventil unterbrochen, etwa durch Wartungsarbeiten an einer Therme, staute sich das nicht gebrauchte Wasser bis zum Endverteiler, also dem castellum zurück und floss dann in den mittleren Behälter, der das nicht benötigte Wasser in die Laufbrunnen verteilte. 276 Ohlig musste dazu nicht nur die Funktionsweise des castellum völlig anders rekonstrurieren. 277 Sein Lösungsvorschlag erscheint ansprechend, da er gleichzeitig eine Möglichkeit für die Regulierung des Wassernetzes bietet, leidet jedoch unter derselben Problematik wie Kretzschmers Rekonstruktion, denn er ist allein aus dem erhaltenen Befund nicht nachweisbar und in dieser Form auch sonst kein zweites Mal existent. Gemma Jansen entwarf 2002 demgegenüber am Beispiel von Pompeii und ausgehend von der Frage, ob es stets wiederverwendete, quasi standardisierte Elemente eines Wasserleitungsnetzes gab, ein hierarchisches Modell, das beschreibt, für welche Endabnehmer das ankommende Wasser diente und wie es in der Stadt verteilt wurde. 278 Dennoch lohnt es sich, der Frage nach einer hierarchisierten Verteilung unabhängig von Pompeii an dieser Stelle nachzugehen. Tatsächlich kann die Präferierung der öffentlichen vor der privaten Versorgung mehrfach nachgewiesen werden. Im makedonischen Beroia regelte der Proconsul auf Bitten der Stadt die Verteilung des Wassers neu, die aufgrund des Umbaus des innerstädtischen Leitungssystems notwendig geworden war. Nachdem er die gesamte, zur Verfügung stehende Wassermenge kalkuliert hatte, wurde erst der übriggebliebene Rest an die Bouleuten von Beroia verteilt und eine Liste der Personen, die privat Wasser bezogen, im öffentlichen Archiv hinterlegt. 279 In Laodikeia am Lykos verbot der Proconsul 114/115 n. Chr. sogar jegliche kostenfreie private Ableitung bei einer Strafe von 5000 Denaren, um den primären Zweck der Leitung für die Versorgung der gesamten Stadt nicht zu gefährden. 280 Die Textstellen zeigen dabei, dass eine automatische, technisch bedingte Hierarchisierung durch ein Kastell in diesen Fällen nicht gegeben war. 276 Ohlig 1995, 138 f. 277 Ohlig 2015, 12  f. mit der Rekonstruktion eines Modells und einer schematischen Darstellung. Ohlig rekonstruiert bleierne Stauplatten, die bei Niedrigwasser zwei der drei Ausflussrohre blockieren konnten; die Stauplatten erfüllten den Zweck, dass die Abflussrohre stets unter Wasser standen und so keine Luft in das Drucksystem gelangen konnte. 278 Jansen 2002, Anhang 5–7 ging es vor allem darum, das Wassermanagement einer Stadt im Ganzen zu beschreiben. Ihre Dissertation beschäftigt sich hauptsächlich mit Pompeii, nimmt jedoch auch Herculaneum und Ostia in den Blick . 279 I Beroia 41. 280 Guizzi 2019, 147 § 1–2. Für den vollständigen Text s. Anhang Nr. 7, S. 459–463.

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Dies lässt sich anhand des archäologischen Befunds in Afrika zumindest in Karthago belegen: Dort leitete ein castellum aquae das Wasser in zwei Strängen zu einem Reservoir an den Antoninischen Bädern und zu einem Reservoir im Stadtteil La Malga. Der Strang zu den Thermen wurde priorisiert, denn er war weiter unten am castellum angeschlossen, erhielt also das Wasser bereits bei einer geringeren Füllung. 281 Im tunesischen Thuburbo Minus rekonstruierte Alfred Trevor Hodge gar Schleusentore, die den Wasserfluss je nach ihrer Stellung zu unterschiedlichen Abnahmestellen (Thermen, Theater, Hauptleitung) lenken konnten. 282 Castella dieser Art existierten überall in der römischen Welt, wie zum Beispiel im französischen Nîmes. Das castellum von Nîmes hatte eine runde Grundfläche, von der zehn Abflüsse auf derselben Höhe und drei am Beckenboden abgingen. 283 Ein schwerpunktmäßig in Kleinasien auftretendes Phänomen sind Prachtbrunnen als repräsentative Endpunkte von Aquädukten, die nicht nur Ziercharakter hatten, sondern ebenfalls als Verteiler- und Speicherbauten dienten, wie etwa in Ephesos, Sagalassos, Olba 284, Keramos, Milet, Antiochia in Pisidien, Laodikeia, Selge, Side und Ariassos. 285 Speziell das Nymphaeum von Milet wurde nach den oben genannten Gesichtspunkten aufgearbeitet: Es handelte sich dabei um ein zweistöckiges Gebäude, das das Wasser im oberen Teil weiter auf die Stadt verteilte, während im unteren Teil eine kleinere Menge in drei Reservoirs gespeichert wurde. 286 Der Überlauf des Brunnenhauses diente gleichzeitig dazu, die zwei öffentlichen Latrinen zu spülen. In Laodikeia am Lykos und Hierapolis in Phrygien folgten beide castella denselben Prinzipien: Sie bildeten jeweils den Endpunkt des Aquädukts, lagen an der höchsten Stelle der Stadt und verteilten das Wasser durch

281 Richard 2012, 67 f. Wilson 2001, 93 mit weiteren Beispielen aus Volubilis, Timgrad, Djemila und Tebourba. 282 Hodge 1992, 190 nach einer Skizze von de Montauzan 1908, 317, auf der Schieberleisten für die Schleusentoren zu erkennen sind, die Rekonstruktion mit Schleusentoren erscheint also nicht unplausibel. Weitere Beispiele für Schieberkonstruktionen außerhalb Afrikas bietet Tölle-Kastenbein 1990, 104 f. 283 Geissler 1998, 154. Die Funktion der drei tiefer liegenden Stränge ist nach wie vor nicht ganz geklärt. Tölle- Kastenbein 1990, 143 vermutet etwa, dass es sich dabei nur um Auslässe für die Reinigung des castellum handele. 284 Richard 2012, 71 f. 285 Richard 2012, 72. In Milet war dem Brunnenhaus ein Reservoir vorgeschaltet, die Verteilung funktionierte jedoch über das Brunnenhaus, vgl. Tuttahs 2007, 168–173. 286 Tuttahs 2007, 81.

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mehrere, nicht hierarchisierte Rohrstränge. 287 Insbesondere die kleineren castella secundaria versorgten Privatleitungen und öffentliche Brunnen gleichermaßen. 288 Der Befund weist ingesamt also auf ein hoch flexibles Wasserverteilsystem hin, dessen Hierarchisierung technisch möglich war, jedoch nicht immer so gehandhabt wurde. Eine starre Dreiteilung, wie sie Kretzschmer rekonstruierte, hätte nicht nur drei autonome innerstädtische Leitungssysteme bedeutet, sondern hätte auch jegliche Flexibilität zunichte gemacht. Zahlreiche Reservoirs, Verteilerbecken, Wasserhähne, Ventile und Entleerungsklappen zeigen darüber hinaus, dass eine Umverteilung oder Speicherung des Wassers bedarfsgerecht ohnehin möglich war und dementsprechend keine automatische Hierarchisierung notwendig war. 289 Neben der Frage nach der Hierarchisierung soll im zweiten Teil des Kapitels im Speziellen analysiert werden, ob insbesondere große Endabnehmer, wie Thermen und Nymphaeen, das ankommende Wasser exklusiv nutzten, oder ob auf eine möglichst vielseitige Nutzung des Leitungswassers wertgelegt wurde. Generell gab es verschiedene Möglichkeiten der Wasserversorgung für Thermen: Über Zisternen, Hebemechanismen, der Fassung von nahegelegenen Quellen bis hin zur Nutzung von Fernwasserleitungen waren die verschiedenen Techniken bereits in griechischer Zeit bekannt. 290 Diesen Techniken lagen unterschiedliche Strategien der Wasserversorgung und -nutzung zugrunde: Zisternen konnten etwa nur bei genug Regen gefüllt werden und ermöglichten nur eine sporadische Nutzung der Thermen, Wasserhebewerke waren sehr teuer und aufwendig in der Wartung, Leitungen stellten konstant Wasser zur Verfügung, benötigten jedoch technisches Know-How und finanzielle Ressourcen. Häufiger bekannt sind kurze Stichleitungen zu Quellen oder Flüssen in der Nähe, die ohne großen Aufwand gebaut werden konnten und den Thermen einen konstanten Wasserfluss zur Verfügung stellten. Die gängigste Lösung waren jedoch sicherlich Speicherbauten wie Reservoirs und Becken. 291 287 D᾿Andria, Campagna 2006, 359–361 (Castellum von Hierapolis. Nach jetzigem Stand noch nicht vollständig dokumentiert). Ähnliche Kastelle waren weit verbreitet, etwa beispielhaft im portugiesischen Evora; im spanischen Mérida (jeweils Endpunkt aller drei großen Leitungen, allerdings schlecht erhalten; Martinez 2000, 81); im sizilianischen Tharros (Vaes 1984, 318, der sich auf den folgenden Seiten mit der Wiederverwendung alter Wassergebäude für christliche Zwecke beschäftigt); im deutschen Wiesbaden (Lauth 2011, 28) 288 Große Gebäude besaßen hingegen eigene Wassertürme für eine geregelte Versorgung, vgl. Geissler 1998, 152. In Rom zumindest existierten einzelne Wasserverteiler nur für private Abnehmer vgl. Frontinus 106,1. 289 Tölle-Kastenbein 1990, 148 f.; Precht 1995. 290 Manderscheid 2000, 469. 291 Ein besonders gut dokumentiertes Beispiel sind die hellenistischen Thermen in Velia. Die dort angelegten Kanäle dienten hauptsächlich der Entwässerung der Terrassen, auf denen die antike Stadt lag, und der Kontrolle des Wasserflusses, doch wurde auch eine Leitung zu einer Quelle gelegt, die der Wasserversorgung u.a. der hellenistischen Thermen diente, vgl. Greco, Di Niculo 2013. Ein seltenes Beispiel für die Ableitung von Flusswasser sind die Asklepios-Thermen von Gortyn, vgl. Trümper 2013, 290. Kat. Nr. 20.

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Günther Garbrecht und Hubertus Manderscheid beschäftigten sich intensiv mit dem Wassermanagement bzw. der Wasserbewirtschaftung von römischen Bädern. 292 Zwar konzentrierten sie sich dabei vor allem auf die stadtrömischen und italischen Thermen, doch lassen sich einige der Ergebnisse verallgemeinern bzw. übertragen: So wiesen alle Thermen unterschiedliche Formen des Wasserbedarfs auf. Zunächst lässt sich zwischen primären und sekundären Abnehmern unterscheiden, also solchen, die für den Betrieb des Bades notwendig waren, wie Schwimm- oder Tauchbecken, und solchen, die reinen Ziercharakter hatten, wie etwa Brunnen. 293 Eine zweite Unterscheidung ist zwischen Anlagen zu treffen, die einen ständigen Frischwasserbedarf aufwiesen und solchen, die mit einer einmaligen Wasserzufuhr eine bestimmte Zeit lang auskamen. 294 So genügte etwa der Wasserspeicher der Capito-Thermen in Milet, um den zweifachen maximalen Wasserbedarf zurückzuhalten  –  ein ständiger Wasserdurchfluss mit Aquäduktwasser war also nicht nötig. 295 Wie Hubertus Manderscheid überzeugend darlegte, war die Funktionserhaltung einer Therme ab einer gewissen Größe wasserintensiver Anlagen, wie vor allem piscinae oder natationes mit Speicherbauten nicht mehr möglich, so dass in einigen Fällen die Versorgung durch eine Leitung angenommen werden muss, selbst wenn diese Verbindung archäologisch nicht gesichert ist. 296 Diese großen und komplexen Thermenanlagen waren ein rein kaiserzeitliches Phänomen. Auch hier ist Agrippa als Vorreiter zu nennen, dessen Bad von einer eigenen Leitung, der Aqua Virgo, versorgt wurde. Agrippas Thermen wurden an Größe und Ausstattung später von den Thermen Neros, Traians und Caracallas noch bei Weitem übertroffen. 297 Diese Anlagen hatten einen enormen Wasserbedarf und wurden nicht nur von einem Aquädukt versorgt, sondern hatten zusätzlich noch große Reservoirs, die wahrscheinlich besonders wasserintensiven Elementen dienten, wie etwa der Wiederbefüllung eines Schwimmbeckens. 298 So belegten etwa die Traiansthermen in Rom eine Fläche von fast 20 000 m², von denen die natatio knappe 2500 m² benötigte. Die Antonini292 Garbrecht, Manderscheid 1994. 293 Garbrecht, Manderscheid, 1994, 15. 294 Garbrecht, Manderscheid 1994, 72 mit dem Hinweis, dass das Fließwasser nur zu den Öffnungszeiten des Bades genutzt wurde. Tatsächlich wurden Verschlussklappen gefunden, die möglicherweise zum Verschluss der Becken dienten, vgl. ebd. 61–64. Wie oft das Wasser etwa im Fall der Badebecken ausgetauscht wurde, steht zur Diskussion, vgl. ebd. 74–76 295 Tuttahs 2007, 268. 296 Manderscheid 2000, 488 f.; s. a. Garbrecht, Manderscheid 1994, 21 f. mit einem Beispiel aus Ferentium, wo die natatio 40% des Wasserbedarfs ausmachte. 297 Yegül 2010, 101–118 mit einem Überblick. Die traianischen Thermen gelten in der Forschung als erste, vollausgereifte monumentale Badeanlage („Kaiserthermen“), deren Grundriss, Raumaufteilung und Prinzipien der Wasserverwendung überall im römischen Reich nachgeahmt wurden, etwa in Karthago oder Xanthen, in etwas kleinerer Form auch in Trier, Lepcis Magna, Cherchel oder Lambaesis, vgl. DeLaine 1999, 260 f. und 264 f. mit einem Überblick über die Thermenanlagen, sortiert nach Größe und Aufbau. 298 Yegül 2010, 100. In Karthago wurde die Versorgung der Zisternen, die für die Antoninischen Thermen gebaut wurden, sogar priorisiert: Das castellum aquae war so angelegt, dass bei geringem Wasserstand zuerst der Zubringer zu den La-Malga-Reservoirs trocken fiel und danach erst der

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schen Thermen in Karthago brauchten noch knappe 8600 m², von denen die natatio circa 1100 m² ausmachte, und die Barbarathermen in Trier umfassten 8300 m² mit einer vermuteten natatio-Größe von knapp 1200 m². 299 Es bleibt zu betonen, dass nicht nur die Größe dieser Thermen, sondern auch der Bau von Elementen wie der natatio eine Ausnahme darstellte – Thermen dieser Art konnten ohne die Aquädukte nicht funktionieren. 300 Die Verbindung von Gymnasia und großen Kaiserthermen ist ein für Kleinasien spezifisches Phänomen und wurde in der Forschung bereits umfassend beleuchtet. 301 Die Stadt Milet verfügte über mehrere Thermenanlagen, die Capito-Thermen, die Thermen am Humeitepe und die Faustina-Thermen. Bei den Capito-Thermen handelt es sich um die frühesten Thermen aus claudischer Zeit. Ihre Versorgung mit Wasser ist nicht völlig gesichert, doch nahm Tuttahs überzeugend an, dass die Thermen vom Nymphaeum-Aquädukt gespeist wurden. 302 Offen ist die Frage, wie die Thermen ursprünglich mit Wasser versorgt wurden, denn zwischen ihrem Bau und dem der Leitung lagen fast 40 Jahre. Die Humeitepe-Thermen und die Faustina-Thermen wurden ebenfalls vom Nymphaeums-Aquädukt versorgt, doch da ihre genaue Datierung zweifelhaft ist, ist der zeitliche Zusammenhang zwischen Leitung und Bad unklar. 303 Der Aquädukt diente dabei nicht allein der Versorgung der Thermen, sondern endete im Nymphaeum von Milet. 304 Die beeindruckendsten BadGymnasia sind hingegen in Ephesos zu finden. Die Stadt hatte insgesamt nicht nur fünf solcher Bauten, sondern mit dem Hafengymnasion die größte Anlage in Kleinasien. 305 Keines dieser Bad-Gymnasia konnte ohne den Anschluss an eine Wasserleitung funktionieren, doch ist der Wasserzufluss bei kaum einer der zugehörigen Thermen geklärt. 306 Nur das Vediusgymnnasion wurde in mehrjährigen Forschungen (2000– 2006) auch in Bezug auf seine Wasserversorgung und -entsorgung detailliert untersucht. 307 Die Thermen des Gymnasions wurden von einer Stichleitung des Aristion-Aquädukts versorgt, die nahe des Theaters abzweigte und direkt unter der Straße zum Vediusgymnasion verlief. Das Straßenpflaster wurde dafür aufgeschlagen und die Leitung relativ dicht an der Oberfläche verlegt. 308 Selbst große Anlagen, wie die Bad-Gymnasien wurden also, soweit bekannt, nicht allein von einem Aquädukt versorgt, sondern waren Teil eines multifunktionalen Systems, in das sie meist zu einem späteren Zeitpunkt integriert wurden.

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Zubringer zu den Thermen-Zisternen, vgl. Richard 2012, 67. Die Thermen-Zisternen hatten dabei auch die Aufgabe, Schwankungen in der Wasserversorgung auszugleichen. DeLaine 1999, 264. So etwa Manderscheid 2000, 490, für den die Versorgung der Thermen durch Leitungen die Norm darstellte. Yegül 2010, Steskal 2015. Tuttahs 2007, 265. Tuttahs 2007, 271. Tuttahs 2007, 135. Steskal 2015, 231  f. und 225 (Ostgymnasion, Theatergymnasion, Vediusgymnasion, Thermengymnasion). Yegül 1992, 272 f. (Hafengymnasion); 279–282 (Theatergymnasion und Ostgymnasion). Steskal, La Torre 2009. Steskal, La Torre 2009, 285.

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Neben Thermen werden vor allem Nymphaeen häufig als exklusiver Endabnehmer angesprochen. 309 Als direkte Endpunkte einer Wasserleitung sind im Katalog von Claudia Dorl-Klingenschmid Nymphaeen in insgesamt acht kleinasiatischen Städten nachgewiesen: In Alexandreia Troas (Nymphaeum des Herodes Atticus), in Antiochia ad Pisidiam, in Ephesos (Nymphaeum Traiani), in Keramos, in Laodikeia am Lykos, in Milet, und in Phaselis. 310 Zusätzlich lässt sich noch möglicherweise der Pollio-Bau in Ephesos als Endpunkt der Aqua Throessitica nennen, denkbar, aber rein spekulativ ist eine Anbindung der beiden sagalassischen Nymphaeen an jeweils einen Aquädukt. 311 Julien Richard nannte in seinem Katalog nur das Hydrekdocheion des Bassus in Ephesos, die antoninischen Nymphaeen in Aspendos und Sagalassos und das severische Nymphaeum in Olba als alleinige und damit exklusive Abnehmer des Leitungswassers. 312 Alle anderen genannten Beispiele dienten in erster Linie als Verteilerbauten. In Keramos etwa waren dem Nymphaeum mehrere Reservoirs vorgeschaltet, die der Verteilung an andere Abnehmer dienten. 313 Viel häufiger sind zudem Nymphaeen, die in ein bereits bestehendes System integriert wurden. Richard nennt in seinem Katalog das Nymphaeum von Phaselis, die Nymphaeen F 2 und F 4 in Perge und die Prachtbrunnen in Side, Laodikeia und Hierapolis, die sich alle in das 2. Jh. n. Chr. datieren lassen. 314 Unklar bleibt der zeitliche Zusammenhang etwa in Ariassos, in Diokaisareia, in Kaunos, in Sagalassos und in Selge. 315 Betrachtet man die Funktion der Nymphaeen, erscheint dieser Befund wenig überraschend: Zwar dienten die Prachtbrunnen in beinahe allen bekannten Fällen der Wasserentnahme, doch ihre Platzierung innerhalb der Stadt war keineswegs zufällig gewählt: Der Bau von großen Brunnenanlagen konzentrierte sich vor allem auf öffentliche Plätze und entlang wichtiger Hauptstraßen. 316 Damit eigneten sie sich, wie noch zu zeigen sein wird, nicht nur als repräsentatives Ende einer Wasserleitung, sondern auch als nachträgliche Stiftung – eine in Kleinasien gerne geübte Praxis. 317 Fernwasserleitungen, so ließ sich anhand dieses Kapitels zeigen, waren aus technischer Perspektive vor allem deswegen ein attraktives Bauwerk, weil sie eine deutlich flexiblere Wasserverteilung ermöglichten. Technische Grenzen waren dieser Distribution allein durch die Höhe des Verteilerbaus gesetzt, ansonsten konnte das Wasser flexibel in der 309 In Afrika etwa überwog das Prinzip, an das Ende der Leitungen große Reservoirs zu schalten, die Speichermöglichkeit des eingeleiteten Wassers stand also im Vordergrund, vgl. Richard 2010, 67; Wilson 2001. Insbesondere Richard setzte sich detailliert mit den möglichen Positionierungen eines Nymphaeums innerhalb des Wassersystems auseinander, vgl. 69 f. mit dem Modell. 310 Dorl-Klingenschmid 2001, Nr. 2, Nr. 6, Nr. 26, Nr. 43, Nr. 57, Nr. 64, Nr. 89. 311 Richard 2012, 55. 312 Richard 2012, 71. 313 Dorl-Klingenschmid 2001, 202. Ähnliches lässt sich auch für das Nymphaeum von Ariassos zeigen, das Nymphaeum F3 in Perge oder das Nymphaeum Traiani in Ephesos, vgl. Richard 2012, 72 und 105 mit weiteren Beispielen. (Keramos, Laodikeia, Selge und Side) 314 Richard 2012, 58. 315 Dorl-Klingenschmid 2001, Nr. 11, Nr. 14, Nr. 42, Nr. 98 und Nr. 104. 316 Richard 2012, 190 f. 317 S. u. S. 281–283 (Stiftungen).

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Die Fernwasserleitung: Terminologische, technische und klimatische Grundlagen

gesamten Stadt verteilt werden. So erstaunt die Tatsache nicht, dass kaum eine Leitung für einen einzigen Endabnehmer gebaut wurde, sondern die Erschließung der gesamten Stadt durch Brunnen und Thermen im Vordergrund stand.

2.4

Die Kosten einer Leitung

Nur wenige Zahlen kennen wir im Zusammenhang mit dem Leitungsbau, wie etwa Kosten und tatsächliche Baudauer. Dennoch werden die vermeintlich hohen Kosten häufig zur Unterstützung von Argumentationslinien instrumentalisiert, die die Relevanz bestimmter Akteure in den Vordergrund rücken sollen. 318 Im Folgenden soll vor allem auf die bekannten Kosten eingegangen werden, komplexere Finanzierungsmodelle sollen in Kapitel 5.4.2 näher vorgestellt werden. Den vermeintlichen Referenzpunkt für alle anderen Leitungen stellt Rom dar: So kostete die Aqua Marcia mindestens 180 Millionen Sesterze, die beiden stadtrömischen Leitungen Aqua Claudia und Anio Novus 350 Millionen Sesterze. 319 Diese Summen sind hoch einzuschätzen, bedenkt man, dass der gesamte Sold aller Legionen zur Zeit des Augustus um die 120 Millionen Sesterze betrug. 320 Philippe Leveau errechnete die Kosten pro Kilometer, für die Aqua Marcia circa 2 Millionen Sesterze, für die Aquae Claudia und Anio Novus 2,2 Millionen Sesterze. 321 Diese enormen Summen waren deshalb vorhanden, weil sie mit der militärischen Expansion Roms einhergingen, die diese finanziellen Überschüsse ermöglichte. So erhielt Rom Friedenszahlungen von Karthago und später von den hellenistischen Königen wie Philipp V. und Antiochos III. Zudem bekam die Stadt Zugriff auf die Edelmetallvorkommen der Iberischen Halbinsel. 322 Umso teurer erscheinen die stadtrömischen Leitungen noch zusätzlich vor dem Hintergrund, dass insbesondere kostspielige oberirdische Sektionen auf teilweise gemeinsamen Trassen verliefen: So teilten sich die aqua Claudia und der Anio Novus die Ponte Diruto südlich der Via Praenestina; 323 die aqua Iulia und die aqua Tepula verliefen von Campanelle bis Rom auf den Bogenstellungen der aqua Marcia. 324 Genau vergleichen kann man die Bauwerke aufgrund des sich ändernden Geldwerts nicht,

318 So etwa Rodgers 2008, 266: „Since the days of Caesar Augustus, it was the emperor who shouldered the cost of construction and major repairs“; ebenso Zuiderhoek 2009, 38. 319 Frontin. Aqu. 7; Plin. Nat. 36,122. 320 Schneider 2014, 85. 321 Leveau 2001, 93. 322 Schneider 2014, 85  f. Das Bergwerk von Karthago Nova förderte jedes Jahr 34 Tonnen Silber, Strab. 3,2,10; 5,2 Tonnen Silber von Karthago nach dem Zweiten Punischen Krieg, Plin. Nat. 33,51; 11,4 Tonnen Silber von Philipp V. nach dem Zweiten Makedonischen Krieg, Liv. 33,30,7; 12 000 Talente von Antiochos III. nach dem Frieden von Apameia, Liv. 38,38,13. 323 Ashby 1935, 128; van Deman 1934, 193, Tafel 53,1. 324 Belegt auf einigen Cippi, gesammelt von Ashby 1935, 129; Kek 1996, 150 (archäologischer Befund).

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Die Kosten einer Leitung

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doch machen die hohen Summen den damit verbundenen Aufwand deutlich. 325 Selbst die Thermen, ebenfalls teure Großbauten, konnten mit diesen Summen nicht mithalten: Aulus Gellius berichtet etwa, dass sich Cornelius Fronto ein Bad im Wert von circa 300 000 Sesterzen bauen lassen wollte. 326 Iuvenal behauptet gar, private Thermen würden bis zu 600 000 Sesterzen kosten. 327 Vergleicht man diese Berichte mit den erhaltenen Bauinschriften, so kosteten italische Thermen tatsächlich im Schnitt um die 500 000 Sesterze. 328 Dennoch werfen diese hohen Summen die Frage auf, inwiefern diese Zahlen tatsächlich repräsentativ und übertragbar sind. Philippe Leveau versuchte, die stadtrömischen Zahlen auf Leitungen außerhalb von Rom anzuwenden, die technisch ähnlich aufwendig waren, wie etwa die Aquädukte von Nîmes, Lyon, Köln oder Karthago, und schätzte die Kosten auf jeweils 50 Millionen Sesterze. 329 Keine bis heute noch bekannte Leitung konnte auch nur annähernd diese Summen erreichen. Der Aquädukt in Nikomedeia kostete im Vergleich dazu nur um die vier Millionen Sesterze 330, die Leitung von Alexandreia Troas um die sieben Millionen Drachmen inklusive eines Nymphaeums. 331 In Aspendos stiftete ein Euerget 8 Millionen HS für eine Leitung. 332 Private Leitungen waren, schon aufgrund ihrer kürzeren Länge, deutlich günstiger, wie etwa die Aqua Vegetiana für das Landgut des Vegetus oder die Leitung für das Landhaus des Quintus, Ciceros Bruder, die vom Baubeauftragten mit drei HS pro römischem Fuß veranschlagt wurde, bei einer Länge von circa 4,5 Kilometern also nur 44 844 HS kostete. 333 Insgesamt betrachtet ist die Fundlage bezüglich absoluter Zahlen sehr dürftig. Dennoch lassen sich einige Erkenntnis ableiten: Zunächst zeigen die bekannten Summen, dass Wasserbauten per se relativ teuer waren, man aber dennoch mit einem breiten Spektrum rechnen muss. Dieses Spektrum lässt sich dadurch erklären, dass ein Großteil der Kosten flexibel handhabbar war, da er von beeinflussbaren Faktoren abhing: vom verwendeten Material, der Trassenführung und der Länge der Leitung. Wie bereits ausgeführt, wurde für den Bau der Leitung in der Regel lokal abbaubares Material verwendet, teure Marmore für Brücken und Bögen wurden selten und wenn, dann mit klarem Repräsentationswillen verbaut. Die Trassenführung selbst folgte dem Prinzip der geringsten Kosten und nicht des kürzesten Weges. 334 Der entscheidende Faktor ist neben der Komplexität von oberirdischen Strukturen, die Länge der Leitungen: Die Erschließung von Wasserressourcen 325 326 327 328 329 330 331 332

So Leveau 2001, 94. Gell. 19,10,2–3. Iuv. 7, 178–179. S. a. S. 275 für weitere Stiftungen von Euergeten für Thermen. Leveau 2001, 95. Plin. Epist. 10,17 a,3 und 10, 17 b, 2. Philostr. Soph. 2,1,3. IGR III 804. Gavia Maxima bezahlte in Verona immerhin noch 600 000 Sesterze, vgl. CIL V 3402. 333 Cic. Ad. Q. fr. 3,1,3. 334 So schlägt Plinius Kaiser Traian vor, für den Bau von Bögen für den Aquädukt von Nikomedeia Ziegelstein zu verwenden und nicht behauenen Stein, weil das Material leichter und billiger sei, Plin. Epist. 10,37 (id enim et facilius et vilius).

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Die Fernwasserleitung: Terminologische, technische und klimatische Grundlagen

hing davon ab, wie weit die nächste ausreichend schüttende Quelle entfernt war. Meistens wurde die nächstgelegene gefasst, um lange Trassenstrecken zu vermeiden, wie es sich zum Beispiel sehr gut an Ephesos zeigen lässt. 335 Leider kennen wir in den wenigsten Fällen den tatsächlichen Anfangspunkt einer Leitung, doch scheinen „Fern“wasserleitungen im wörtlichen Sinn, wie sie Ephesos oder Konstantinopel bauten, eher die Ausnahme gewesen zu sein. So war eine der Leitungen nach Kremna in Pisidien nur zwei Kilometer lang, die nach Oinoanda sieben Kilometer, beide Aquädukte von Selge maßen nur wenige Kilometer, die Leitung nach Xanthos circa zehn, nach Antiochia in Pisidien zehn und fünfzehn Kilometer. 336 Weitere Kostenfaktoren, die gar nicht mehr kalkulierbar sind, stellten sicherlich der Aufkauf von privaten Grundstücken, Personal- und Materialkosten dar. Auch über die Unterhaltskosten der Leitungen ist kaum etwas bekannt. 337 In Laodikeia war allein für die nachträgliche Abdeckung der Leitung ein durch den Proconsul initiiertes Finanzierungsmodell notwendig. 338 Möglicherweise schon seit Agrippa existierte in Rom ein Fonds, der der Aufrechterhaltung der Wasserleitungen diente. 339 In anderen Städten existierten für die Wasserversorgung sicherlich eigene öffentliche Kassen, wie sie für Laodikeia am Lykos detailliert belegt sind. 340 Dies scheint sich bis in die Spätantike nicht geändert zu haben. Auch in Konstantinopel existierte ein Fonds unter Aufsicht des Stadtpräfekten. 341 530 n.  Chr. übertrug Iustinian die Verantwortung solcher öffentlicher Gelder an den jeweiligen Orts335 Die kürzeste Leitung ist die Aqua Throessitica mit nur sechs Kilometern Länge, die Aqua Iulia war wohl acht Kilometer lang, der Aristion-Aquädukt knappe 40 Kilometer, der hadrianische Değirmendere-Aquädukt ebenfalls 40 Kilometer, vgl. Wiplinger 2006 und 2016. 336 Eine durchschnittliche Länge der erhaltenen Aquädukte anzugeben ist schon deshalb schwierig, weil in den meisten Fällen nur spekuliert werden kann, welche Quellen gefasst wurden; Lolos 1997, 301 gibt eine Auswahl vor allem aus dem Westen des Reiches. 337 Eine der wenigen Ausnahmen ist die oben genannte Abdeckung der Leitung von Laodikeia am Lykos, s. S. 297. Philostr. Ap. 1,16 berichtet, dass der Archon von Ephesos beinahe gesteinigt worden wäre, als er sich aus Kostengründen weigerte, die Bäder zu heizen. Winter 1996, 58 f. übernimmt diese Episode kommentarlos als Beispiel für nicht getragene Folgekosten, ohne näher darauf einzugehen. Interessante Parallelbeispiele lassen sich im Bereich der Thermenforschung finden, wo etwa mit Berechnungen bezüglich der Personal- und Unterhaltskosten sowie des Energieverbrauchs von großen Thermenanlagen hantiert wird, vgl. etwa DeLaine 1997 (Schätzung von solchen Kosten anhand der Caracalla-Thermen) und Grassmann 1994, der anhand moderner Formeln aus der Wärmetechnik den Energieverbrauch von antiken Thermen kalkuliert. Ein konkretes Beispiel dafür, dass solche Kosten auch für die städtischen Kassen mit kalkuliert wurden, liefert Wörrle 2016. Er bespricht die Ehrung einer Gymnasiarchin im 1. Jh. n. Chr. im lykischen Limyra, die das Geld, das für den Unterhalt eines Bades vorgesehen war, aus eigener Tasche bezahlte. Für weitere monetäre Stiftungen s. Kapitel 3.3.3. 338 Guizzi 2019, 148 § 8. Für den vollständigen Text s. Anhang Nr. 7, S. 459–463 und für eine Detaildiskussion S. 297. 339 Geissler 1998, 84 (Stiftung durch Agrippa); Symm. Rel. 20,2. Der Fonds existierte noch 398 n. Chr., als ihm das konfiszierte Vermögen des magister militum per Africam Gildo zugeschlagen wurde, das unter anderem für Reparaturen an der aqua Marcia verwendet wurde, vgl. CIL IX 4051. 340 S. u. S. 291 f. für die Diskussion der Kassen. 341 Cod. Iust. 11,43,8,1 (474–479 n. Chr.)

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Die Kosten einer Leitung

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bischof, die Magistrate sollten jedoch weiterhin an der ordnungsgemäßen Verwendung beteiligt bleiben. 342 Die gebildeten Rücklagen schienen zumindest für Konstantinopel nicht ausgereicht zu haben. Die Beteiligung der Magistrate an der Finanzierung der Leitungen nahm ab Mitte des 4. Jh. zu: 361 n. Chr. mussten die Praetoren ihre summa honoraria in einen Fonds für öffentliche Bauten investieren 343, 396 n. Chr. sogar direkt in den Theodosianischen Aquädukt. 344 452 n. Chr. traf es schließlich auch die Konsuln, die zu ihrem Amtsantritt die unglaubliche Summe von 100 Pfund Gold für die Wasserversorgung zu bezahlen hatten. 345 Nicht nur die Amtsträger wurden zunehmend zur Kasse gebeten: Arcadius verordnete 397 n. Chr., dass die paganen Tempel für die Reparatur von Wasserleitungen als Steinbrüche verwendet werden durften. 346 Eine weitere Geldquelle konnten private Stiftungen sein. 347 So hatte beispielsweise Q. Flavius Tullus aus Sabratha einen Fonds in der Höhe von 200 000 Sesterzen angelegt, aus dessen Zinsen die Instandhaltung seiner gestifteten Leitung garantiert werden sollte. 348 Noch weniger als über die tatsächlichen Baukosten wissen wir über die Baudauer, wie etwa in Lambaesis: Die Soldaten der legio III Augusta benötigten für 38 Kilometer knapp acht Monate, schafften also im Schnitt knapp fünf Kilometer pro Monat. 349 Im Fall von Saldae benötigte der Bau der Leitung aufgrund des bekannten Missgeschicks knappe 15 Jahre. Da in diesen Fällen jedoch keine Kosten bekannt sind, lassen sich die durchschnittlichen Kosten pro Jahr kaum mehr bestimmen. In kleinerem Maßstab ist das Verhältnis von Kosten zu Dauer in Oropos bekannt: Ein Kanal im dort befindlichen Heiligtum, dem Amphiareion, sollte im 4. Jh. v. Chr. neu gebaut werden. Für eine Länge von 170 Metern wurden 864 Drachmen und eine Baudauer von 20 Tagen festgelegt. 350

342 Cod. Iust. 1,4 mit den Pflichten und Kompetenzen der Bischöfe und speziell Cod. Iust. 1,4,26 mit der Aufsichtsfunktion der Bischöfe über laufende Arbeiten etwa an Wasserleitungen oder Thermen. Rapp 2019, 222 zu den Bauaktivitäten der Bischöfe und Underwood 2019, 216–219 mit einer nützlichen Überblickstabelle, welche Wasserleitungen im Westen des Reiches von der Spätantike bis ins Mittelalter noch in Betrieb waren. 343 Cod. Theod. 6,4,13 pr. Genau genommen mussten zwei der fünf Prätoren insgesamt 1500 Pfund Silber bezahlen und dieses Geld diente später vielleicht der Finanzierung der Valens-Leitung. 344 Cod. Theod. 6,4,29. Der Aquädukt schien reparaturbedürftig zu sein, denn schon 14 Jahre vorher hatte es eine Sonderabgabe für diese Leitung gegeben, vgl. Cod. Iust. 8,11,7. 345 Cod. Iust. 12,3,2,3. Unter Zeno dann auch die Honorarkonsuln, vgl. Cod. Iust. 12,3,3,1. 346 Cod. Theod. 15,1,36. 347 Geissler 1998, 84 mit unzähligen Details. Bemerkenswert ist eine Stiftung für Delphi im Jahr 315 n. Chr. in Höhe von 1 500 000 Denaren, deren Zinsen die Wasserversorgung der Bäder finanzieren sollte (Laum 1962, 37 f.). 348 IRT 117. 349 CIL VIII 2658. Lohnenswert für Baudauer und Organisation des Leitungsbaus ist sicherlich die Untersuchung von Steinmetzzeichen, wie sie etwa in Bologna zu finden sind, wo sie den gebauten Abschnitt und wohl die dafür benötigte Zeit dokumentieren, doch sind die Zeichen an Aquädukten bis jetzt nicht ausreichend untersucht oder gar gesammelt (Giorgetti 1988). 350 Argoud 1993, 41–43, Nr. 3. (Inschrift) Androvitsanea 2017, 479 mit der Berechnung und der Anmerkung, dass es geradezu unmachbar sei, in 20 Tagen 173 m³ Material zu bewegen.

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2.5

Die Fernwasserleitung: Terminologische, technische und klimatische Grundlagen

Das Untersuchungsgebiet Kleinasien: Hydrologische und klimatische Besonderheiten

Kleinasien ist reich an unterschiedlichen geologischen und hydrogeologischen Reliefs, von der Küstenregion bis hin zum rauen, relativ wasserarmen Berg- und Hochland. Dank dieser Varianz lässt sich klar untersuchen, ob Geologie und klimatische Verhältnisse einen Einfluss auf den Bau von Wasserleitungen hatten, ob also die Verfügbarkeit von Wasser in einen direkten Zusammenhang mit Aquädukten zu bringen ist oder nicht. Für diese Studie sind die hydrologischen und geologischen Voraussetzungen, die das Wasserdargebot beeinflussen, deshalb von entscheidender Bedeutung und sollen im Folgenden kurz ausgeführt werden. Aus heutiger Perspektive ist die Türkei relativ wasserreich: Viele Flüsse durchziehen das Land, vier große Seen dienen darüber hinaus als Wasserlieferanten und ein in den meisten Regionen ausreichender Niederschlag ermöglicht die Speicherung von Regenwasser. Dies hat seine Ursache unter anderem im karstigen Untergrund der Türkei. Der Karst ist ein lockeres, wasserdurchlässiges Gestein, das viele natürliche Kanäle und Tunnel bildet. Zwei Drittel der Flüsse entspringen deshalb Karstquellen. 351 Das Karstgestein ermöglicht darüber hinaus die Bildung von großen Aquiferen, die enorme Mengen Wasser speichern und transportieren konnten: Milet etwa war von zwei großen Wasserspeichern im Jeralexund Stephania-Gebirge umgeben, deren Quellen leicht für Fernwasserleitungen gefasst werden konnten. 352 Neben der Quellnutzung, die in der Antike bevorzugt wurde, lassen sich noch zwei weitere Arten der Wasserbereitstellung unterscheiden: Die Nutzung von Regenwasser und von Flusswasser. 353 In Bezug auf die Niederschlagsmengen lassen sich deutliche Unterschiede festmachen. Dies hängt vor allem mit den zahlreichen Gebirgszügen zusammen, die Kleinasien durchlaufen und als Wetterscheiden wirken. 354 Heute wird die Türkei in sieben Regionen eingeteilt, die unterschiedliche klimatische Bedingungen aufweisen: 355 Die Ägäisregion ist durch fruchtbare Schwemmgebiete der Flüsse und eine durch Gebirgszüge scharf zerschnittene Landschaft gekennzeichnet. Die Marmararegion, die das gleichnamige Meer einfasst, weist ebenfalls viele Gebirgsketten auf und zeichnet sich darüber hinaus durch ein vulkanisches Felsplateau südlich des Marmarameeres aus, das gerade im Osten von Steppenlandschaft geprägt ist. Zentralanatolien zählt zu den trockensten Gebieten in 351 352 353 354

Crouch 1993, 64. Crouch 2003, 194. S. S. 80 für weitere Details bezüglich der verschiedenen Wasserqualitäten. Marek 20102, 27–33, der seine geographische Beschreibung Kleinasiens vor allem auf die Gebirgsketten beschränkt, allerdings wenig zu den Erdbeben und gar nichts zu den klimatischen Faktoren und deren Einfluss auf Landschaft und Landschaftsgestaltung schreibt. Ein gutes Beispiel für die Wirkung der Gebirgsketten als Klimatrenner sind die Gebirgszüge des Pontosgebirges, das an den Küsten für ein subtropisches, südlich davon für ein kontinentales Klima sorgt. S. a. Hütteroth, Höhfeld 2002, 84. 355 Akbulut u.a. 2009, 652 f.; Hütteroth, Höhfeld 2002, 82 mit sechs repräsentativen Klimadiagrammen aus unterschiedlichen Regionen.

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Das Untersuchungsgebiet Kleinasien: Hydrologische und klimatische Besonderheiten

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der Türkei. Der ohnehin schon geringe Niederschlag konzentriert sich vor allem auf die Winterzeit, während die Sommer oft sehr trocken sind. Die Schwarzmeerregion ist im Gegensatz dazu sehr wasserreich, das insgesamt feuchte Klima ermöglicht den Anbau von wasserintensiven Kulturen wie Tee und Tabak. Die hügelreiche, von zahlreichen Wäldern bewachsene Landschaft weist darüber hinaus eine hohe Wasserspeicherqualität auf. Am Schwarzen Meer herrschen regional gesehen die höchsten klimatischen Gegensätze, die sich insbesondere anhand der unterschiedlichen Niederschlagsmengen differenzieren lassen. Während das Klima an der Küste mild und feucht ist, kann es in den Bergen zu strengen Wintern kommen. Die Mittelmeerregion zeichnet sich durch ein typisch mediterranes Klima aus: Heiße, trockene Sommer wechseln sich mit milden, niederschlagsreichen Wintern ab. Südostanatolien wird vom Taurus-Gebirge umschlossen und verfügt darüber hinaus über ein großes Hochplateau. Das trockene Klima sorgt für eine baumlose, kaum fruchtbare Landschaft und bringt regelmäßig Dürregefahren mit sich. Die höchsten Bergketten finden sich hingegen in Ostanatolien, das deswegen das Quellgebiet für viele Flüsse darstellt. Die Winter dort sind länger und niederschlagsreicher, die Sommer kühler. Insgesamt betrachtet herrschen in der Türkei zwei verschiedene Klimazonen: Entlang der Küsten ein vor allem mediterranes Klima, das durch trockene und heiße Sommer sowie niederschlagsreiche Winter beeinflusst wird. Das Innere der Türkei ist von zunehmend kontinentalem Klima geprägt, das im Südosten sogar in ein sehr trockenes Steppenklima übergehen kann. Die Niederschlagsmengen schwanken im Durchschnitt zwischen 1000 und 2000 mm entlang der Küste und in den Bergen, in Zentralanatolien zwischen 350 und 500 mm, in Ostanatolien zwischen 600 und 900 mm, in der Marmara- und Ägäisregion zwischen 600 und 800 mm und am Mittelmeer zwischen 800 und 1000 mm. 356 Der meiste Niederschlag fällt im Winter. Die dritte wichtige Wasserressource sind schließlich die Flüsse. Die großen Ströme, wie der Kaikos, der Maeander, Hermos, Kaystros, Xanthos, Sangarios oder Lykos verliefen bis auf wenige Ausnahmen von Ost nach West und prägten die Landschaft nicht nur entlang ihrer Flusstäler, sondern auch dort, wo sie ins Meer flossen und fruchtbare Schwemmlandschaften schufen. Insgesamt ist die heutige Türkei von 107 großen Flüssen mit einem Einzugsgebiet von über 1500 km² pro Fluss durchzogen, die einen wichtigen Beitrag zur Energiegewinnung leisten. 357 Eine geologische Besonderheit von Kleinasien sind die häufig auftretenden Erdbeben. Die hohen seismischen Aktivitäten hängen damit zusammen, dass in dieser Region mehrere Kontinentalplatten aufeinandertreffen: Im Norden und Osten stößt die Anatolische Platte, auf der Kleinasien liegt, an die Europäische, im Süden und Südwesten an die Arabische Platte. Insbesondere entlang der Nordanatolischen und der Ostanatolischen Verwerfung macht sich das Aufeinandertreffen dieser verschiedenen Platten bemerkbar,

356 Akbulut u.a. 2009, 652; Hütteroth, Höhfeld 2002, 79. 357 Akbulut u.a. 2009, 644–651 zu den Flüssen und ihren Charakteristika. Einen guten Überblick bietet hierzu die Homepage des Türkischen Umweltministeriums, vgl. http://en.dsi.gov.tr/landwater-resources mit den aktuellen Zahlen. (zuletzt abgerufen am: 25.5.2018)

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Die Fernwasserleitung: Terminologische, technische und klimatische Grundlagen

denn dort kommt es zu häufigen Erdbeben. 358 Die literarischen Quellen geben ein lebendiges Zeugnis davon ab, welch massive Schäden Städte und deren Bevölkerung durch die Erdbeben davontragen konnten, wie etwa die Klage des Libanios um Nikomedeia deutlich macht. 359 Die Erdbeben stellten sicherlich einen der Hauptgründe für die Zerstörung der oberirdischen Leitungsteile wie Brücken oder Bögen dar und werden dementsprechend häufig in den Quellen genannt. 360 Zwar konzentriert sich diese Arbeit auf Kleinasien, doch sollen zum besseren Verständnis und zum Vergleich auch Wasserversorgungsanlagen aus anderen Teilen des römischen Reichs hinzugezogen werden. Deren unterschiedliche klimatische Bedingungen, wie etwa ein hohes Maß an Aridität in Afrika, sollen bei der Analyse berücksichtigt werden und bieten gleichzeitig die Chance, nach möglichen klimabedingten Unterschieden bezüglich der Adaption der Fernwasserleitungen für die Wasserversorgung zu fragen. Ausgenommen wird vor allem Ägypten, das aufgrund seiner besonderen Lage am Nil und seiner Abhängigkeit von dessen Schwemme über eine spezielle Art der Wasserversorgung verfügte und dementsprechend eine völlig andere Wasserinfrastruktur hervorbrachte, die Fernwasserleitungen unnötig machte.

358 Duppel 2010, 7 f., der sich mit der Standfestigkeit antiker Gebäude bei Erdbeben beschäftigt. 359 Lib. Or. 61. Immer noch eine der umfassendsten Studien ist Guidoboni 1994, insbesondere 408– 413 mit einem Überblickskatalog über Erdbeben in der Antike. In Tübingen lief bis 2019 ein SFB, der sich mit der Frage nach Katastrophen und „bedrohten Ordnungen“ beschäftigt. Ein Band zum Thema Erdbeben wurde bereits 2007 publiziert, dieser beschäftigt sich jedoch hauptsächlich mit Erdbeben im alpinen Raum, vgl. Waldherr, Smolka (Hgg.) 2007. 360 Siehe dazu die gesammelten Beispiele auf S. 232–235.

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3. Tyrannen und Wasserleitungen: Verschiedene Strategien der Wasserversorgung von der Archaik bis zum Hellenismus

Eine geregelte Wasserversorgung gehörte zu den Grundvoraussetzungen für die Gründung und das Überleben einer Stadt. Deshalb ist im Rahmen dieses Kapitels zu überlegen, wie die Städte diese bewerkstelligten, bevor sie in die römische Einflusssphäre gerieten, da sich auf diese Weise analysieren lässt, welchen Beitrag die Aquädukte zur Wasserversorgung und Gesamtentwicklung der Poleis leisteten. Zunächst soll an einigen Fallbeispielen beschrieben werden, wie und warum sich die Leitungen in archaischer Zeit entwickelten und verbreiteten. Im darauf folgenden Kapitel (3.2) sind speziell die kleinasiatischen Städte zu betrachten, die nachweisbar über hellenistische oder sogar frühere Wasserbauten verfügten, um das bereits vorhandene Know-How und die Strategien in Bezug auf die Wasserversorgung zu erläutern. Dabei ist bereits an dieser Stelle einschränkend festzuhalten, dass nach momentaner Quellenlage keine allgemeinen und überregionalen Aussagen über die vorrömische Verbreitung von Fernwasserleitungen getroffen werden können, sondern vor allem einzelne Fallstudien möglich sind. Dennoch lassen sich einige alte Forschungsthesen revidieren und in Grundzügen konkretisieren, wie die Wasserversorgung in der klassischen und hellenistischen Welt mit einem besonderen Schwerpunkt auf Kleinasien funktionierte.

3.1

Aquädukte in der griechischen Welt: Repräsentationsobjekt und Alltagsgebrauch

Nach Hermann Kienast gab es mehrere allgemeine Ursachen dafür, dass sich Leitungen im 6. Jh. v. Chr. entwickelten. Seiner Meinung nach bedingten vor allem Bevölkerungswachstum und ein steigender Lebensstandard den Bau von Aquädukten, in einigen Fällen auch politisches Kalkül. 1 Hinzu kamen nach Dora P. Crouch Naturereignisse wie längere Dürren 2 oder Erdbeben, die eine Veränderung der hydrogeologischen Lage mit sich brachten

1 Kienast 1981, 48  f. Zu den Peisistratiden und deren Baupolitik vgl. Welwei 2010, 63; Kolb 1977, 99–139. 2 In Athen z. B. im 4. Jh. v. Chr., s. u. S. 112.

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Tyrannen und Wasserleitungen

und den Bau einer Leitung bedingten. 3 Auf die Ursprünge der Leitungstechnik einzugehen, die bereits in anderen, frühen Hochkulturen existierte, würde an dieser Stelle zu weit führen. Die Griechen nutzten einfache Leitungen zur Trinkwasserversorgung bereits sehr früh und transportierten dieses Wissen in ihre Koloniestädte, so dass diese Technologie innerhalb kurzer Zeit an verschiedenen Orten in der griechischen Welt auftauchte. 4 Meist dienten die Leitungen als Trinkwasserversorger, konnten aber auch zu Heiligtümern geleitet werden, die das Wasser für kultische Zwecke nutzten, wie in Lindos auf Rhodos, oder zur Versorgung von Bad-Gymnasion-Komplexen wie in Korinth. 5 Zu den innovativen Vorreitern im Bereich der Leitungstechnik zählte die sizilianische Stadt Akragas, die bereits um 480 v. Chr. über leistungsfähige Abwasseranlagen verfügte. 6 Diodor berichtet davon, dass der Tyrann Gelon nach seinem Sieg über den Karthager Hamilkar zahlreiche Gefangene nach Akragas geschickt hatte. Die Stadt nutzte die frische Arbeitskraft, um ein gewaltiges Abwassersystem zu errichten, das nach Diodor eine Besichtigung wert war. Der Leiter des Bauvorhabens war der Ingenieur Phaiax, der den unterirdischen Leitungen dank seines Genies seinen Namen gegeben habe. 7 Im folgenden Abschnitt geht Diodor schließlich noch darauf ein, dass Akragas seinen Wasserreichtum nutzte, um ein großes Becken zu errichten, in dem nicht nur Fische gezüchtet wurden, sondern sich auch Schwäne ansiedelten, so dass der künstliche Teich auch ein erfrischendes Zierelement sei. Die einleitend genannten Vorschläge Kienasts, der etwa ein Bevölkerungswachstum oder eine steigende Lebensqualität anführt, wurden von anderen Forschern auch für die Expansionsphase des Leitungsbaus in der Kaiserzeit postuliert und bergen, wie später noch zu zeigen sein wird, die Gefahr des Zirkelschlusses. 8 Nur in wenigen Fällen lässt sich 3 Crouch 1993, 25. 4 Crouch 1993, 33. Das Wissen, wie man unterirdische Leitungen anlegte, wurde nach Crouch von den Persern nach Griechenland exportiert, die es wiederum von den Armeniern erlangt hatten. Polybios schreibt in seinen Historien, dass die Perser die Technik des Kanalbaus von den Medern in großem Stil adaptiert hatten, vgl. Pol. 10,28. Inwieweit hier auch mykenische und minoische Einflüsse zum Tragen kamen, würde zu weit führen; einleitend vgl. Fahlbusch 1979, 135 (Kreta), Hodge 1991, 40 (frühe Hochkulturen im Osten), Öziş 2006 (Bauten in der Türkei); De Feo u.a. 2013 (umfassender Überblick über Wasserbauten auf der ganzen Welt von der Prähistorie bis ins Mittelalter). Die Griechen selbst verwendeten nicht nur ihr technisches Wissen bei der Kolonisation weiter, sondern auch ihr hydrogeologisches Wissen: So weisen Korinth und ihre Tochterstadt Syrakus beinahe vollständig dieselben geologisch-hydrologischen Eigenschaften auf, vgl. Crouch 1993, 96 und Crouch 2001. 5 Crouch 1993, 87. 6 Crouch 1984 mit den archäologischen Details. 7 πλείστων δὲ εἰς τὸ δημόσιον ἀνενεχθέντων, οὗτοι μὲν τοὺς λίθους ἔτεμνον, ἐξ ὧν οὐ μόνον οἱ μέγιστοι τῶν θεῶν ναοὶ κατεσκευάσθησαν, ἀλλὰ καὶ πρὸς τὰς τῶν ὑδάτων ἐκ τῆς πόλεως ἐκροὰς ὑπόνομοι κατεσκευάσθησαν τηλικοῦτοι τὸ μέγεθος, ὥστε ἀξιοθέατον εἶναι τὸ κατασκεύασμα, καίπερ διὰ τὴν εὐτέλειαν καταφρονούμενον. ἐπιστάτης δὲ γενόμενος τούτων τῶν ἔργων ὁ προσαγορευόμενος Φαίαξ διὰ τὴν δόξαν τοῦ κατασκευάσματος ἐποίησεν ἀφ᾽ ἑαυτοῦ κληθῆναι τοὺς ὑπονόμους φαίακας, Diod. 11,25,3. 8 S. u. S. 317–319. Problematisch an dieser These ist, dass das Ursache-Wirkungs-Prinzip unklar ist, ob also nicht eher Leitungen für einen steigenden Lebensstandard verantwortlich waren, statt umgekehrt.

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Aquädukte in der griechischen Welt: Repräsentationsobjekt und Alltagsgebrauch

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dieser Zusammenhang zweifelsfrei belegen. Die griechische Stadt Olynthos hatte sich beispielsweise im 6. Jh. v. Chr. durch einen Synoikismos stark vergrößert und wohl aus diesem Grund eine Wasserleitung gebaut. 9 Die Versorgung durch Regenwasser genügte nicht mehr, so dass die Leitung zusätzliches Wasser aus dem Norden zu den zahlreichen Krenen innerhalb der Stadt brachte. 10 Zudem wurde das Wasser wohl für die zahlreichen privaten Bäder benutzt – Olynthos gehörte später zu den hellenistischen Städten, in denen bis jetzt kein öffentliches Bad gefunden wurde, während mehr Bewohner über eigene Waschmöglichkeiten verfügten. 11 Diskutabel ist der dritte von Kienast genannte Grund, nämlich politisches Kalkül. Da die Frage nach der Regierungsform, die Fernwasserleitungen begünstigte, zu den zentralen Aspekten dieser Arbeit gehört, soll im Folgenden vor allem den tyrannischen Bauherren und ihren Motiven nachgegangen werden. Syrakus zählt, trotz einer guten Quellenlage neben dem bereits angeführten Akragas zu den wenigen sizilianischen Städten, die gleich mehrere Wasserleitungen bauten: Die Galermi-, Paradiso-, Ninfeo- und Tremilia-Leitungen sorgten für eine konstante Wasserversorgung und ermöglichten den Aufbau einer differenzierten Wasserinfrastruktur. Ihre Datierung ist nach wie vor problematisch. Dora P. Crouch macht als Ursache für den Ausbau der syrakusanischen Wasserversorgung eine Einwanderungswelle von Siedlern aus Gela und Megara Hyblaia unter der Herrschaft des Gelon aus. Dieser Bevölkerungszuwachs machte die Leitungen nötig, die die Stadtteile von Tyche, Achradina und Ortygia mit zusätzlichem Trinkwasser versorgten. 12 Von den genannten vier Leitungen lässt sich der Ninfeo-Aquädukt noch am sichersten datieren, denn er endete in einem Brunnenhaus auf der Rückseite des Theaters, dessen Bau mit Hieron von Syrakus (270–215 v. Chr.) in Verbindung gebracht wird. Roger J.A. Wilson datiert auch die anderen beiden Leitungen, Paradiso und Tremilia, aufgrund ähnlicher Bauweise in dieselbe Zeit. 13 Mit dem Bau der Leitungen könnte man auch eine Olympie des Pindar zu Ehren Hierons in Verbindung bringen, die er am Hof des Tyrannen als Auftragsarbeit vorgetragen hatte. 14 Während der Paradiso-Aquädukt in einer Zisterne gegenüber dem römischen Amphitheater endete, ist der Zweck der Tremilia-Leitung unklarer, denn sie diente wohl nicht der städtischen Versorgung: Roger J.A. Wilson schlägt aufgrund eines Streckenabschnittes

9 Crouch 1993, 171. Die Datierung der Leitung ist jedoch, wie bereits erwähnt, nicht zweifelsfrei möglich. 10 Crouch 1993, 171. 11 van der Ham 2006, 213 f. 12 Crouch 1993, 136. 13 Wilson 2000, 13. Widerspruch dagegen erfolgte u.a. von Guzzardi, der die genannten Leitungen eher in das 4. Jh. v. Chr. datiert, vgl. Guzzardi 2001. Einen wirklich eindeutigen Beleg gibt es für beide Datierungen nicht. 14 Die erste Olympie lobt Wasser im Allgemeinen, deshalb ist nicht ganz sicher, ob Pindar tatsächlich konkret diese Leitung meinte. Auffällig ist dennoch, dass er für die dritte Olympie für Theron von Akragas einen fast wortgleichen Anfang wählt; auch Theron hatte eine Wasserleitung bauen lassen, vgl. Crouch 1993, 49 f.

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mit extrem hohem Gefälle – 24 Meter auf 815 Meter – eine Wassermühle vor, die jedoch archäologisch nicht mehr zu fassen ist. 15 Als besonders schwierig erweist sich die Datierung der berühmtesten Leitung, des Galermi-Aquädukts, die einige Besonderheiten aufweist. Die Leitung war mit fast 30 Kilometern für ihre Zeit sehr lang, der in Stein gehauene Kanal war streckenweise mit dachähnlichen Platten abgedeckt und verlief ungewöhnlich dicht unter der Oberfläche. 16 Die moderne Forschung setzte den Galermi-Aquädukt nun mit jener Leitung gleich, die die Athener bei ihrer Sizilienexpedition kappten – damit würde die Leitung jedoch schon in das 5. Jh. v. Chr. datieren. 17 Wie bereits erläutert 18, ist die Textpassage bei Thukydides jedoch zu ungenau, um sie mit dem Galermi-Aquädukt oder gar mit der beschriebenen archäologischen Struktur in Verbindung bringen zu können, denn die Ebene von Epipolae ist mit einem dichten Netz aus Tonrohren durchzogen, deren Funktion nicht mehr im Einzelnen bestimmbar ist. Hinzu kommt die technische Finesse der Leitung, die ein deutlich späteres Baudatum vermuten lässt: Der Galermi-Aquädukt querte in der Nähe der Stadt Sortino ein Flusstal auf einer Bogenbrücke – ein Bauelement, das nach Roger J.A. Wilson erst in römischer Zeit für den Bau von Aquädukten genutzt wurde. 19 Wilsons römischer Datierung lässt sich entgegenstellen, dass bereits hellenistische Leitungen, wie etwa die Lysimachos-Leitung von Ephesos, durchaus das Bauelement der Brücke kannten. 20 Die Brücke ist kein hinreichender Beleg für eine Datierung in römische Zeit und muss auch nicht zur ursprünglichen Trasse gehört haben, die ohnehin in einigen Teilen unbekannt ist und bis jetzt noch nicht systematisch erforscht wurde. 21 Daneben existierten zahlreiche weitere kleinere Nebenleitungen, die nicht nur von einem komplexen System zeugen, sondern auch von einem kontinuierlichen (finanziellen) Engagement der Stadt. Diese hatte nicht nur eine beständig wachsende Bevölkerungszahl zu versorgen, sondern auch eine zunehmende Anzahl an Thermen. 22 Die genannten Leitungen blieben bis auf kleinere Anpassungen auch in römischer Zeit in Betrieb. Dass gerade Syrakus zu einem technischen Vorreiter avancierte, hing vor allem mit seiner natürlichen Umgebung zusammen: Die Stadt war von Karstgestein umgeben, das auf natürliche Weise Tunnel und Kanäle bildete, die zunächst nur ausgebaut und befestigt wer-

15 Wilson 2001, 14. 16 Wilson 2001, 14. Die anderen Leitungen waren nur knapp einen Kilometer lang, dafür, im Fall der Tremilia-Leitung, teilweise bis zu 19 Meter tief in die Erde versenkt, um sie vor Feinden und Frost zu schützen. 17 Thuk. 6,100,1. Crouch 1993, 94. Aus taktischen Gründen wurde die Ebene von Epipolae von Dionysius später stark befestigt, vgl. Diod. 14,18. 18 S. o. S. 59 f. 19 Wilson 2001, 14 f. 20 Wiplinger 2006, 23 f.; Wiplinger 2008, 315, dann jedoch ohne die 2006 noch formulierten Zweifel. 21 Wilson 2001, 14 mit dem Hinweis auf die ältere Literatur; bereits im 17. Jh. war der Aquädukt bekannt und wohl noch in einem deutlich besseren Zustand. 22 Crouch 1993, 145 f.

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den mussten. Aus der Erweiterung dieses natürlichen Systems entwickelte sich im Laufe der Zeit die Strategie, künstliche Leitungen zur Wasserversorgung zu nutzen. 23 Aufgrund seiner Lage auf einem sehr wasserarmen Hügel musste sich Athen bereits sehr früh über seine Wasserversorgung Gedanken machen. 24 Ihr komplexes Leitungssystem 25 erhielt die Stadt in der 2. Hälfte des 6. Jh. v. Chr. unter der Herrschaft der Peisistratiden. Wohl unter Hippias (514–510 v. Chr.) entstand dort die erste Leitung aus Tonrohren, die vollkommen unterirdisch durch Stollen und Schächte verlief. 26 Sie teilte sich vor der Akropolis, um den Norden und den Süden von Athen mit Wasser zu versorgen. Über dem Südstrang verlief ein zweiter Stollen, dessen Zweck bis jetzt nicht geklärt ist. Renate TölleKastenbein vermutet, dass er angelegt wurde, um die Leitung vor dem Steindruck des Gebirges zu schützen, doch könnte es sich dabei genauso um Reparatur- oder Reservestollen handeln. 27 Der Südstrang teilte sich mehrmals, um die Bewohner der Stadtviertel Koile und Kollytos mit Wasser zu versorgen. Einer der Stränge endete wahrscheinlich am südöstlichen Brunnenhaus, das möglicherweise mit der berühmten Enneakrunos gleichzusetzen ist. 28 Um 460 v. Chr. wurde zusätzlich die Akademieleitung gebaut, die über das Dipylontor zur Agora führte und – wie alle anderen Leitungen – ebenfalls in einem Brunnenhaus endete. 29 Insgesamt wurden nach heutigen Schätzungen ca. 10 Kilometer Leitungstrasse verlegt, der Großteil davon innerhalb der Stadt. 30 Der Ausbau des Leitungsnetzes und der innerstädtischen Wasserinfrastruktur wurde von den Zeitgenossen wohl registriert. Die Krenenmalerei auf Hydrien nahm in Athen nicht nur zu, diese Bilder verbreiteten sich dank einer hohen Exportrate auch in ganz Griechenland. 31 23 Crouch 1993, 145 f. 24 So begründet Plutarch die Maßnahmen Solons zur Wasserversorgung von Athen damit, dass sich rund um Athen keine ständig fließenden Flüsse, Seen oder reich schüttenden Quellen befanden: ἐπεὶ δὲ πρὸς ὕδωρ οὔτε ποταμοῖς ἐστιν ἀεννάοις οὔτε λίμναις τισὶν οὔτ᾽ ἀφθόνοις πηγαῖς ἡ χώρα διαρκής, ἀλλ᾽ οἱ πλεῖστοι φρέασι ποιητοῖς ἐχρῶντο, νόμον ἔγραψεν, ὅπου μέν ἐστι δημόσιον φρέαρ ἐντὸς ἱππικοῦ, χρῆσθαι τούτῳ· τὸ δ᾽ ἱππικὸν διάστημα τεσσάρων ἦν σταδίων· ὅπου δὲ πλεῖον ἀπέχει, ζητεῖν ὕδωρ ἴδιον (Plut. Solon 23,5). 25 An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass sich der folgende Abschnitt nur mit den frühen Wasserleitungen von Athen beschäftigt; die Stadt verfügte wahrscheinlich schon in archaischer Zeit über ein relativ komplexes Abwasser- und Kanalsystem, vgl. Tölle-Kastenbein 1994, 101–103; Chiotis 2011; Stroszeck 2014. Einen guten Überblick über die aktuelle Forschung bietet der Sammelband von Wellbrock 2017 (Cura Aquarum in Greece). 26 Tölle-Kastenbein 1990, 129. 27 Tölle-Kastenbein 1990, 131 f. Ähnliche Stollen mit unklarem Verwendungszweck gibt es auch auf Samos und Sizilien, die Bautechnik scheint in archaisch-klassischer Zeit also eine gewisse Verbreitung erfahren zu haben. 28 Thompson, Wycherley, 1972, 199. 29 Tölle-Kastenbein 1990, 133; Plut. Kimon. 13,8 berichtet davon, dass Kimon die Akademie in einen wasserreichen Platz verwandelte, doch ob damit diese Leitung gemeint ist, muss natürlich unklar bleiben, vgl. Leigh 2001, 67. 30 Tölle-Kastenbein 1990, 134. 31 Tölle-Kastenbein 1990, 135. Besonders berühmt war zum Beispiel die Enneakrunos-Krene, die die Kallirhoe-Quelle fasste und von den Dichtern besungen wurde. Pausanias (Paus. 1,14,1) merkt an,

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Erst im 4. Jh. v. Chr. lässt sich in Athen wieder eine erhöhte Aktivität im Wasserbau feststellen. Auf der Agora wurden weitere monumentale Brunnenhäuser gebaut, 32 für deren Versorgung möglicherweise die acharnische Fernwasserleitung über 15 Kilometer aus dem Parnasgebirge kam. 33 Sie ist nicht genau zu datieren, doch fällt ihr Bau wahrscheinlich in die Zeit des Lykurgos, der zahlreiche weitere öffentliche Gebäude initiierte. 34 Im Osten wurde eine alte Leitung durch einen unterirdischen, steinernen Kanal ersetzt, der im Norden der Heliaia in einem Brunnenhaus endete. 35 John Mc.K. Camp brachte diese Aktivität anhand der literarischen Quellen mit einer Dürre in Verbindung, mit der wahrscheinlich eine Getreideknappheit einherging. 36 Folgt man seiner Argumentation, lässt sich so zeigen, dass Leitungen für die Trinkwasserversorgung und wohl auch die Bewässerung gleichermaßen eine essentielle Rolle spielen konnten, indem sie klimatische Unregelmäßigkeiten ausglichen. McK. Camp geht sogar so weit, anzunehmen, dass sich auch der Grundwasserspiegel änderte, da einige Brunnen, die im Verlauf des 4. Jh. v. Chr. noch in Betrieb waren, im 3. Jh. trocken gefallen waren. 37 Die Bemühungen der Athener um die Wasserinfrastruktur in dieser Zeit scheinen also tatsächlich auf einen Strategiewechsel in Bezug auf die Grundversorgung sowohl in der Stadt als auch der Chora hinzudeuten. Der Umgang mit Wasser erweist sich in klassischer Zeit als komplex und differenziert und ging weit über die Nutzung als Brauchwasser für den täglichen Bedarf hinaus. So konnte die syrakusanische Kolonie Morgantina auf Wasser von unterschiedlicher Qualität zugreifen, das verschiedenen Zwecken diente. Quellwasser wurde getrunken, Zisternenwasser zum Kochen und Waschen benutzt und das Abflusswasser zum Spülen von Latrinen und zur Landbewässerung. 38 Neben den Fernwasserleitungen wurden auch andere Bauwerke, wie etwa der berühmte Tunnel von Samos, mit tyrannischem Engagement in Verbindung gebracht. Dieser Tunnel gehörte schon der Antike zu den berühmtesten Bauwerken und wird von Herodot zu den größten Projekten der Griechen gezählt. 39 Er erstreckte sich über einen Kilometer und war Teil eines circa drei Kilometer langen Aquädukts. Gebaut wurde er

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dass es in Athen zwar viele Zisternen, aber nur dieses eine Brunnenhaus gab. Die rasche Verbreitung solcher Krenenbilder wurde auch von den Peisistratiden gefördert, denn unter ihrer Herrschaft erfuhr der Export von (insbesondere) schwarzfigurigen Vasen einen enormen Aufschwung, vgl. Kolb 1977, 134. Camp 1982, 9 f. Camp 1982, 11; vgl. auch Kapitel 4.1.2. Camp 1982, 11. Thompson, Wycherley 1972, 200. Camp 1982, 14  f. mit den Quellen und ausführlicher Literatur über die Getreideknappheit, darunter Ehreninschriften für Getreidespender. Bemerkenswert ist darüber hinaus die Ehrung des Brunnenaufsehers von 346/345 v.  Chr., Kephisodoros aus Hagnous, vgl. IG II 2 215, Z.  10–12 (αἱρεθέ]|ντος ἐπ[ὶ] Θε[μιστοκλέους ἄρχον]|τος ἐπι[μέλεσθαι τῶν κρηνῶν). Camp 1982, 12 (von 28 Brunnen seien nur noch 13 in Betrieb gewesen). So zusammengefasst in der Rezension zu Crouch 1993 von H.B. Evans, Bryn Mawr Classical Review 1993, 04.05.22. Hdt. 3,60.

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Aquädukte in der griechischen Welt: Repräsentationsobjekt und Alltagsgebrauch

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entweder unter Polykrates selbst oder bereits vor ihm begonnen und unter seiner Herrschaft fertiggestellt. 40 Plausibel erscheint die Annahme von Loretana De Libero, dass die Leitung zum Zeitpunkt der (erfolglosen) 40-tägigen Belagerung von Samos durch Sparta und Korinth bereits in Funktion gewesen sei, doch lässt sich dies nicht sicher belegen. 41 Ebenso berühmt wie der Tunnel war sein Architekt, Eupalinos von Samos. Die ältere Forschung nannte ihn nicht nur als Bauverantwortlichen für den Tunnel, sondern auch für das Leitungssystem von Athen, unterstellte den beiden Herrschern also eine direkte, baulich aufeinander bezogene Konkurrenz. 42 Frank Kolb spitzte diesen Aspekt noch einmal zu, indem er konstatierte, dass „die Baupolitik der Tyrannen – falls man von einer solchen überhaupt sprechen sollte – […] nicht als Zeugnis für ein bestimmtes politisches und soziales Programm herangezogen werden“ kann, 43 macht allerdings beim Bau von Wasserleitungen eine Ausnahme; in ihm sieht er das „Unternehmen rivalisierender Herrscher“. 44 Der besprochene Befund zeigt, dass die Beteiligung der Tyrannen an Leitungsbauprojekten nicht mehr zweifelsfrei zu rekonstruieren ist.  45 Dabei ist zusätzlich zu beachten, dass die Leitungen nicht immer sicher datierbar sind. Es lässt sich möglicherweise postulieren, dass die Tyrannen den Ausbau und die Modernisierung der von ihnen beherrschten Städte vorantrieben, wie etwa in Akragas, ihnen dabei insbesondere politisches Kalkül zu unterstellen, ist anhand der aktuellen Quellenlage nicht möglich. Und schließlich ließ sich anhand von Athen zeigen, dass der Ausbau der Wasserinfrastruktur unabhängig von politischen Strukturen vorangetrieben wurde, etwa durch prominente Persönlichkeiten wie Themistokles und Perikles. 46 Ein gesteigertes Interesse hatten die Tyrannen der Archaik und der Klassik hingegen eher am repräsentativen Brunnenbau. Pausanias berichtet etwa von einer Stiftung des Theagenes in Megara, die schon allein aufgrund ihrer Größe und ihres Schmucks sehenswert sei. 47 In Korinth gingen wohl die Brunnenhäuser Peirene und Glauke auf die Kypseliden zurück. 48 Und in Athen lassen sich die Krene an der Südost-Ecke der Agora und 40 Kienast 1995, 179–241; Möller 2010, 36, die im Leitungsbau die Unternehmung der Rivalen des Polykrates sieht und ihren Bau generell als Ausdruck des Gemeinschaftsgefühls der Samier und nicht der Herrschaftsrepräsentation eines Einzelnen. Völlig zu Recht vertrat de Libero 1996, 293 die gegenteilige These. Datiert wird der Bau anhand von Funden im Tunnel selbst zunächst nur ungefähr in das 6. Jh. v. Chr., vgl. Jantzen (Hg.) 2004 mit einer detaillierten Zusammenstellung. 41 De Libero 1996, 293. 42 Thompson, Wycherley 1972, 197–204. Diese These wurde jedoch inzwischen anhand der unterschiedlichen Rohre der Leitungen widerlegt, vgl. Kolb 1977, 110, Anm. 60 mit der Literatur. 43 Kolb 1977, 108. 44 Kolb 1977, 110. 45 De Libero 1996, 105 (Legitimation und Konkurrenz zu Samos). 46 Leigh 2001, 68. 47 Paus. 1,40,1: ἔστι δὲ ἐν τῇ πόλει κρήνη, ἥν σφισιν ᾠκοδόμησε Θεαγένης, οὗ καὶ πρότερον τούτων ἐπεμνήσθην θυγατέρα αὐτὸν συνοικίσαι Κύλωνι Ἀθηναίῳ. οὗτος ὁ Θεαγένης τυραννήσας ᾠκοδόμησε τὴν κρήνην μεγέθους ἕνεκα καὶ κόσμου καὶ ἐς τὸ πλῆθος τῶν κιόνων θέας ἀξίαν· καὶ ὕδωρ ἐς αὐτὴν ῥεῖ καλούμενον Σιθνίδων νυμφῶν. 48 Glaser 1983, 72 f., Nr. 52 und 76–79, Nr. 54 (Baubefund); zur Datierungsproblematik aufgrund der unterschiedlichen Bauphasen vgl. de Libero 1996, 171 f.

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Tyrannen und Wasserleitungen

die Enneakrunos auf die Peisistratiden zurückführen. 49 Die Brunnenhäuser hatten im Vergleich zu den Wasserleitungen vor allem den Vorteil, wie im Bericht des Pausanias deutlich wird, dass sie in der Stadt sichtbar waren und durch Schmuck, Ausstattung oder Größe beeindrucken konnten. Es bleibt zu betonen, dass Wasserleitungen im griechischen Raum für die Grundversorgung mit Wasser neben Brunnen und Zisternen nur eine sekundäre Rolle spielten. Dies hing sicherlich einerseits mit der geringen Größe der meisten Poleis zusammen, für die eine zisternen- und brunnengestützte Wasserversorgung genügte, stand aber ganz sicher auch mit den noch zu besprechenden Elementen des Transitionsprozesses in Verbindung, die für die Entstehung großer Leitungen relevant waren. Zu fragen ist im Folgenden, ob die geringe Relevanz der Wasserleitungen für die Städte auch für das hellenistische Kleinasien galt.

3.2

Wasserversorgung im hellenistischen Kleinasien

Folgt man den Ausführungen von Weber, so hätte eigentlich jede größere Stadt in Kleinasien in hellenistischer Zeit über eine Wasserleitung verfügen müssen. In zwei Aufsätzen aus den Jahren 1904 und 1905 kam er zu dem Schluss, dass die Städte Akmoneia, Antiocheia ad Maeandrum, Antiocheia ad Pisidiam, Apameia Kibotos, Aphrodisias, Blaundos, Hierapolis in Phrygien, Kotyaeion, Laodikeia ad Lycum, Magnesia ad Sipylum, Metropolis, Pergamon, Philadelphia, Prymnessos, Smyrna, Thyateira, Tralleis und Trapezopolis 50 jeweils eine Druckwasserleitung zur Wasserversorgung nutzten. Da es sich bei ihnen um hellenistische Neugründungen handelte, seien sie von ihren Gründern, zumeist den Seleukiden oder Attaliden, mit diesen Leitungen ausgestattet worden, um die Wasserversorgung sicher zu stellen. 51 Diese beiden Thesen – der Aquädukt als standardisiertes Bauelement der Stadtgründung und die aktive Beteiligung der Herrscherhäuser an der Wasserversorgung – sollen nun näher betrachtet werden, da sie in der Forschung immer wieder vertreten wurden und auch die Auflistung Webers noch immer in einigen Publikationen erscheint und sogar erweitert wurde. 52 So nahm etwa Richard J. Forbes Webers These 49 Thompson, Wycherley, 1972, 197–204 und Glaser, 1983, 67 f. mit dem Baubefund; de Libero 1996, 105 mit der Problematik, welcher Baubefund welchem Namen zuzuweisen ist. 50 Weber 1905, 209. 51 Weber 1904, 208 am Beispiel von Akmoneia: „Die Stadt selbst trägt, wie Blaundos, den Charakter einer Gründung der Diadochen oder der Attaliden (…); da liegt es doch sehr nahe, daß die Gründer ihre Stadt auch mit Wasser versorgt haben; eine Entstehung der Anlage in römischer Zeit scheint mir ganz ausgeschlossen.“ 52 Z.B. Rostovtzeff 1931, 112: „Fast alle Städte des Reiches, besonders im hellenistischen Osten, besaßen ein zweckmäßig angelegtes Kanalisationssystem, reichliche Wasserzufuhr auch in den oberen Stockwerken der Häuser, die durch technisch einwandfrei gebaute Aquädukte geliefert wurde.“ Lewis 2000, 646 behauptet bezüglich hellenistischer Leitungen: „(…)many aqueducts are indeed known in the Greek world, especially in Asia Minor“, muss jedoch selbst zugeben, dass diese schwer

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Wasserversorgung im hellenistischen Kleinasien

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wieder auf und ging davon aus, dass Siphons ein typischer Baubestandteil der Leitungen griechischer Tyrannen und hellenistischer Könige waren. 53 Anton Trevor Hodge fügte der Weber’schen These noch eine weitere Komponente hinzu: Seiner Meinung nach entwickelten sich die hellenistischen Leitungen als Teil der „urban beautification“, und es sei in dieser Zeit eine neue Dimension technischen Wissens, bedingt durch intensive Forschung, entstanden. 54 Die Diskussion über die Beteiligung der hellenistischen Herrscherhäuser ist nicht zuletzt deshalb relevant, weil sich in der Forschung die Meinung durchgesetzt hat, dass das Bauwesen ein bevorzugtes Betätigungsfeld der Könige war, die durch ihre Stiftungen nicht nur ihre Großzügigkeit unter Beweis stellten, sondern auch Kulturpolitik und damit herrscherliche Legitimation betrieben. 55 Darüber hinaus lässt sich die bereits für die Archaik gestellte Frage nach dem Zusammenhang zwischen politischer Struktur und Leitungsbau erneut aufgreifen. Die bei Weber genannten Städte sollen im Folgenden in unterschiedlicher Intensität untersucht werden. Die Auswahl der zu behandelnden Städte wird auf der Basis der vorhandenen Quellen getroffen. Wie bereits angemerkt, ist die Datierung des archäologischen Befundes nicht immer möglich; Inschriften sind hingegen kaum vorhanden. Hinzu kommt, dass Weber sich nur auf Druckwasserleitungen konzentrierte und Städte wie etwa Ephesos oder Herakleia am Latmos nicht in seinem Katalog erscheinen, in die folgende Untersuchung jedoch miteinbezogen werden. 56 Ein gut belegtes Beispiel für einen Zusammenhang zwischen königlicher Bauförderung und Wasserbau ist Herakleia am Latmos. Die Stadt stellt eine der wenigen, bis jetzt bekannten Ausnahmen in Bezug auf königliches Engagement im Wassersektor dar. Ein Inschriftendossier am Athena-Tempel 57 dokumentiert auf vier Blöcken die Übergabeverhandlungen der Stadt mit König Antiochos III. und Zeuxis, dem Vizekönig der kleinasiatischen Gebiete. 58 Herakleia, zuvor unter makedonischer Herrschaft, hatte sich zwischen 196 und 193 v.  Chr. 59 dem Seleukiden freiwillig ergeben und versuchte nun, möglichst

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datierbar sind. Eine der wenigen Gegenstimmen ist Feldman Weiß 2011, 25 (nur fünf hellenistische Wasserleitungen). Ebenfalls skeptisch sind Stenton, Coulton 1986, 52 f.; Alkan u.a. 2014 geben einen Überblick über Siphons mit Steinrohren. Forbes 1964, 165. Hodge 2000, 42. Grundlegend: Schalles 1985 (zur Kulturpolitik der Attaliden); Bringmann 1995 (Quellensammlung zu den Stiftungen hellenistischer Herrscher); Ameling 1987. Nicht besprochen werden Städte, deren Befund sich bereits zu Zeiten von Weber auf einige wenige, nicht mehr in situ gefundene Ton- oder Steinrohre beschränkte und die bis heute nicht neu aufgenommen wurden, wie z.B. in Kotyaeion, Apameia Kibotos, Prymnessos, Philadelphia, Thyateira und Magnesia ad Sipylum. Ausgeklammert werden ebenfalls Städte, die Weber selbst in die römische Zeit datiert, wie Metropolis und Aphrodisias. Eine systematische Neuaufnahme der von Weber begangenen Befunde ist ein Desiderat, kann aber im Rahmen dieser Arbeit und deren primärer Fragestellung nicht geleistet werden, so dass sich die hier präsentierten Fallbeispiele eher als erster Schritt in diese Richtung verstehen. Wörrle 1988 mit der Interpretation und weiterer Literatur. Wörrle 1988, 422. Zeuxis bekleidete seit 213 v. Chr. die lydische Statthalterschaft und 197 v. Chr. das Vizekönigtum der kleinasiatischen Gebiete, vgl. Wörrle 1988, 426 f. Wörrle 1988, 437.

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viele Vorteile für sich zu auszuhandeln. Die aus 22 Mitgliedern bestehende Gesandtschaft bat im Auftrag der Stadt um ein Ende der Landnot 60, Besatzungsfreiheit 61 und den Erhalt der Einnahmequellen, wie etwa der Zölle. 62 Damit einher ging die Forderung nach Subventionszahlungen und einer möglichst niedrigen königlichen Besteuerung auf die Landwirtschaft. 63 Dass die Stadt unter Landnot litt, zeigt auch der letzte Abschnitt des Briefs: Die Herakleoten baten Antiochos um kostenloses Getreide sowie Steuerfreiheit im Warentransfer. 64 Besonders interessant ist nun die Antwort des Königs, von der viel verloren gegangen ist. Antiochos versprach der Stadt, die bestehende Wasserleitung nicht nur zu reparieren (ἐπισκευὴ τοῦ ὑδραγωγίου), sondern auch, die Instandhaltungskosten für die nächsten Jahre zu übernehmen. 65 Die Herakleoten hatten zu diesem Zeitpunkt also offensichtlich bereits eine Wasserleitung, die jedoch nicht mehr funktionsfähig war – möglicherweise fehlte der Stadt das Geld, um sie zu unterhalten. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass die Leitung im Lauf der Kriegswirren zerstört wurde, also etwa im Rahmen der Expansion Philipps V. in Kleinasien. 66 Wann die Leitung gebaut wurde, ist nicht mehr nachzuvollziehen. Tatsächlich wurde die Stadt von Brunnen und Zisternen 67 mit Wasser versorgt, verfügte jedoch – im Gegensatz zu ihrer Vorgängersiedlung Latmos – nicht über einen Zugang zu einem Bach oder sonstiges fließendes Wasser. 68 Einen terminus post quem bietet einzig und allein die Neugründung der Stadt bzw. die Umsiedlung von Latmos nach Herakleia, deren Datierung jedoch selbst umstritten ist. George E. Bean und John M. Cook nahmen zunächst an, dass die Stadtgründung Teil der Reorganisation Kariens unter Mausollos und Artemisia gewesen sei, Herakleia also um 350–340 v. Chr. gegründet worden sei. 69 Diese Annahme wurde durch einen Sympolitievertrag zwischen Latmos und Pidasa widerlegt, der sich dank der Erwähnung des Satrapen Asandros bzw. dessen Phyle auf die Jahre 323–313 v. Chr. datieren lässt. 70 Die Vorgängersiedlung Latmos existierte zu diesem Zeitpunkt also noch. Die com-

60 Dieses Anliegen gehörte sicherlich zu den drängendsten Problemen der Stadt. Herakleia befand sich schon seit längerer Zeit in einem Grenzstreit mit Milet, der wohl ungünstig ausging (Wörrle 1988, 443–446 mit den Details), denn die Stadt bat Zeuxis nicht nur um die Restitution ihrer Gebiete, sondern auch um die Wiederansiedlung der ländlichen Bevölkerung, vgl. III Z. 9–10. 61 III Z. 14–15. 62 II Z. 16. Der vorhergehende Teil fehlt, betraf aber vermutlich ganz allgemein Steuern, Pacht etc., vgl. Wörrle 1988, 459. 63 III Z. 1; 4–6. 64 III Z. 6–9. 65 I Z. 12–14. 66 Wörrle 1988, 436. 67 Wörrle 1988, 436; Peschlow 1999, 210 (hellenistische Zisterne neben dem Endymionheiligtum). 68 Peschlow-Bindokat 2005, 102 f. 69 Bean, Cook 1957, 138–141, basierend auf einer Nachricht aus dem Periplus des Pseudo-Skylax: Dort wird Herakleia zu den griechischen Städten Kleinasiens gerechnet, Skyl. 99. 70 Blümel 1999; zu Asandros vgl. Kaerst 1886, 1515 f.

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munis opinio ging schließlich – basierend auf der Dissertation von Fritz Krischen 71 – davon aus, dass die Stadt von Pleistarchos, einem Sohn des Diadochen Antigonos 72 gegründet worden war, der die alte Vorgängersiedlung Latmos auflöste und Herakleia im ersten Jahrzehnt des 3. Jh. v. Chr. als strategisch günstigere Hafenstadt neu anlegte und neben den Mauern auch bereits erste repräsentative Gebäude wie das Theater und das Bouleuterion stiftete. 73 Tatsächlich datieren diese Gebäude jedoch wahrscheinlich eher in das 2. Jh. v. Chr. 74, die Mauern von Herakleia dagegen bereits in die letzte Dekade des 4. Jh. v. Chr. 75 Die Stadt scheint also zunächst als militärischer Stützpunkt angelegt worden zu sein, der aufgrund seiner Lage am Meer besser zu versorgen war, als die alte Bergsiedlung Latmos. Da jedoch Milet zu diesem Zeitpunkt den latmischen Golf kontrollierte, war nach Oliver Hüldens Meinung der Bau einer militärisch befestigten Siedlung nur mit Zustimmung dieser Stadt möglich. 76 Aus diesem Grund kommt seiner Meinung nach nur Demetrios als Gründer in Betracht, der nicht nur Milet, sondern auch Karien nach der Beseitigung des Asandros 312 v. Chr. kontrollierte. Daraus ergibt sich auch das frühestmögliche Datum für die Wasserleitung Herakleias – ob sie zwingend in der Anfangsphase der Stadt entstand oder viel später, lässt sich hingegen wohl erst anhand archäologischer Funde präzisieren. Der Verlauf der Leitung war lange unbekannt, so dass Annette Peschlow-Bindokat sogar deren Existenz anzweifelte. 77 Bekannt ist seit kurzem nur, dass die Leitung nach Henning Fahlbusch über eine kleine Drucksektion mit einem Meter Wassersäule verfügte. 78 Nur eine weitere Inschrift, die sich mit königlichem Engagement im Wasserleitungsbau beschäftigt, ist meines Wissens bis jetzt überhaupt bekannt und soll deshalb der Vollständigkeit halber kurz genannt werden: König Philipp schenkte einem Bewohner der Stadt Mylasa 317 v. Chr. ein Grundstück mit einem Brunnen, mit der Auflage, dessen Wasser in die Palaestra zu leiten. 79 Neben Herakleia stehen zwei weitere Metropolen im Zusammenhang mit königlicher Förderung, nämlich Ephesos und Pergamon. Ephesos erhielt in hellenistischer Zeit seine

71 Krischen 1912. Er datierte die Stadtmauern auf 300 v. Chr. (49–51) und brachte Herakleia mit einer Erwähnung des Stephanus von Byzantion in Verbindung, nach der Herakleia eine Zeit lang Pleistarcheia geheißen hatte (Steph. Byz. s.v. Π 180, Πλειστάρχεια (nach der Ausgabe von Billerbeck)). 72 Eine kurze Übersicht über sein Leben anhand der Quellen gibt Hülden 2000, 385–391. Mehrere Inschriften mit einer Datierung nach Pleistarchos im karischen Raum bezeugen zumindest seine Anwesenheit. (Robert 1945, 55–62 mit Tafel 3 aus Mylasa; ein Bürgerrechtsdekret aus Hyllarima, vgl. Roos 1975, 338–340; Proxeniedekret aus Europos, vgl. Errington 1993, 15–18). 73 Peschlow-Bindokat 1996, 4; 6; 29 f.; 43 f. ging sogar soweit, Herakleia als die neue Hauptstadt von Pleistarchos zu bezeichnen. 74 Hülden 2000, 404 (mit den Forschungsmeinungen). 75 Hülden 2000, 405. 76 Hülden 2000, 405; ebenso schon Kleiner 1968, 17 f. 77 Peschlow 1997, 461. 78 Fahlbusch 2012, 105, Anm. 21 mit dem Hinweis, dass diese Ergebnisse bis jetzt noch nicht publiziert worden sind. 79 SEG 13, 488 (ed. princ.), I. Mylasa I 21.

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erste Leitung, die sogenannte Lysimachos-Leitung. 80 Nur einige Tonrohre und ein Teil der Führung außerhalb der Stadtmauer sind erhalten geblieben; die Trassenspuren direkt außerhalb der Mauer deuten auf eine einsträngige Leitung hin. Das für die Datierung entscheidende Stück ist die Stadtmauer selbst: Sie hat in einem nordöstlichen Abschnitt einen bereits vor dem Bau geplanten und sorgfältig gemauerten Durchlass von circa 80 cm Breite, 310 cm Tiefe (Dicke der Stadtmauer) und 150 cm Höhe. Der Ort des Durchlasses war geschickt gewählt, weil das dahinterliegende Gelände steil abfiel und deshalb schwer einzunehmen war. Außerdem war der Durchlass zusätzlich wahrscheinlich durch ein Gitter abgesichert, um Feinden keinen Angriffspunkt zu bieten. Wo die Leitung in der Stadt hinführte, ist unbekannt, dementsprechend kann über ihre Funktion nur spekuliert werden. Dennoch scheint sie im Rahmen der Umsiedlung der Stadt durch Lysimachos gebaut, also als Gründungselement mitgeplant worden zu sein. 81 Während der Befund für Ephesos insgesamt dürftig ausfällt, ist er für die große hellenistische Metropole Pergamon umso besser. Pergamon musste seit seiner Gründung einige Mühen auf sich nehmen, um seine Wasserversorgung zu sichern, da auf dem Burgberg selbst keine ausreichend schüttende Quelle existierte und der Brunnenbau nur nach tiefer Bohrung in den Felsen möglich gewesen wäre. 82 Die Festung jedoch ausschließlich aus den Quellen und Brunnen außerhalb der Stadtmauer zu versorgen, wäre insbesondere in den unruhigen Zeiten des 3. und 2. Jh. v.  Chr. hoch riskant gewesen, da Pergamon auch im Belagerungszustand Wasser benötigte. 83 So ist es nicht erstaunlich, dass die Zisternen, deren Anzahl bis in das 2. Jh. v. Chr. auf 149 Stück mit einem Volumen von 40–50 m3 anstieg, 84 in die früheste Siedlungsphase der Stadt datieren. 85 Beinahe jedes Privathaus verfügte über eine eigene Zisterne, die über Abflussrohre von den Dächern oder von offenen, ebenerdigen Rinnen versorgt wurde. 86 Hinzu kamen noch öffentliche Zisternen in Form von Brunnenhäusern an der Hauptstraße. 87 Erst mit dem Beginn der Attalidenherrschaft änderte sich an diesem System etwas: Mit dem Bau der Leitungen wurden die Zisternen zunehmend durch Laufbrunnen ersetzt, wie etwa die Zisterne im Brunnenhaus, die im 1. Jh.

80 Wiplinger 2006, 23 f.; Wiplinger 2009, 315, dann jedoch ohne die 2006 noch formulierten Zweifel. 81 Kurios ist in diesem Zusammenhang auch die Geschichte von Strabon, dass Lysimachos die Ephesier nur dadurch zur Aufgabe ihrer alten Stadt zwingen konnte, indem er die Abflusskanäle der Stadt versperrte und diese bei einem starken Regenguss dann unter Wasser gesetzt wurde (Strab. 14,1,21). 82 Dementsprechend finden sich auf der Akropolis auch keine Tiefbrunnen, obwohl eine Bohrung in das nicht allzu harte Gestein theoretisch möglich gewesen wäre, vgl. Garbrecht 1987, 17. Nur unterhalb der Akropolis existierten einige Quellen, vgl. Fahlbusch 2012, 102 f.; Pirson 2013, 101. 83 Garbrecht 1987, 18. 84 Saba 2009, 254; Garbrecht 1987, 17 (107 Zisternen). Die Anzahl der Zisternen ist erstaunlich hoch; Berechnungen zufolge hätten 25 000 Einwohner eine Belagerung ca. ein Jahr lang überstehen können, ohne dabei unter nennenswertem Wassermangel zu leiden, vgl. ebd. 18. 85 Hansen 1971, 236. 86 Garbrecht 1987, 18. 87 Garbrecht 1987, 17.

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v. Chr. eingestürzt war und nicht erneuert wurde. 88 Vermutlich unter Attalos I. entstand der erste Aquädukt, der als technische Neuheit bereits einen 27 Meter tiefen Siphon aus Steinrohren aufwies. 89 Auch bei dieser Leitung ist der Endpunkt nicht sicher bekannt und dementsprechend umstritten: Entweder versorgte sie den Stadtbrunnen am Gymnasion oder das Gymnasion selbst. 90 In Betrieb blieb die Leitung mindestens bis in die 2. Hälfte des 3. Jh. n. Chr., denn beim Bau der spätrömischen Mauer gegen die Goten wurde die Leitung berücksichtigt. 91 Garbrecht geht davon aus, dass sie nach einem Erdbeben zwischen 358 und 365 n. Chr. aufgegeben wurde. 92 Wohl kurz danach wurde der Demophon-Aquädukt gebaut, der dem Verlauf der Attalos-Leitung folgte, jedoch wohl weiter oben am Burgberg endete und damit auch den Demetertempel mit Wasser versorgte. 93 Die Leitung selbst wurde aus Ton und nicht, wie die Attalos-Leitung, aus Steinrohren gefertigt und überwand eine Wassersäule von über 30 Metern. In römischer Zeit wurde der Demophon-Aquädukt der römischen Madradağ-Leitung zugeführt, auf den letzten Metern zum Burgberg also aufgegeben. 94 Ihren Höhepunkt erreichte die pergamenische Wasserbaukunst unter Eumenes II., unter dessen Herrschaft die berühmte Druckwasserleitung von Pergamon entstand. Die Schwierigkeit bestand zunächst darin, das Wasser den 300 m hohen Burgberg hinaufzuleiten, der darüber hinaus im Norden durch einen 200 m hohen Sattel vom dahinter liegenden Gebirge getrennt war. 95 Zwar hatte man mit den vorhergehenden Leitungen bereits Erfahrungen im Umgang mit Druckleitungen gesammelt, doch betrug die bis dahin maximale Wassersäule nur 30 m, also nicht einmal die Hälfte der neuen Leitung. Zunächst entstanden die Leitungen des Selinustales, die in insgesamt drei Strängen wahrscheinlich die Brunnen des mittleren Gymnasions sowie die angrenzenden Stadtteile mit Wasser versorgten. 96 Spektakulärer hingegen war die Madradağ-Leitung, die das Wasser aus dem 42 km entfernten Madradağ-Gebirge heranführte. Die ingenieurstechnische Leistung zeigte sich vor allem im Schlussstück zwischen dem Hagios-Georgios-Berg und dem Burgberg, da dort eine Wassersäule von 200 m zu überwinden war. Um den hohen Druck auszugleichen, war die Leitung aus Blei gefertigt und auf Trachytplatten gelagert. 97 Offensichtlich hatten sich die pergamenischen Wasserbauingenieure das Wissen angeeignet, dass Tonrohre nur einer maximalen Wassersäule von ca. 50 m standhalten können, bevor sie zerbrechen. 98 Der Endpunkt der Leitung ist 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98

Pirson 2013, 102. Fahlbusch 2014, 168. Fahlbusch 2012, 108. Fahlbusch 2012, 108. Garbrecht 2001, 206. Fahlbusch 2014, 169. Ihren Namen erhielt die Leitung von zahlreichen Tonrohren, die mit Demophon-Stempeln versehen waren. Fahlbusch 2012, 109 f. Garbrecht 1987, 21 f. Garbrecht 1987, 22 f. Die Leitung selbst existiert nicht mehr, doch wurde bei Bodenproben im Jahr 1976 ein 56fach erhöhter Bleigehalt festgestellt, vgl. Garbrecht 1987, 27. Zumindest nach heutigen Experimenten, vgl. Fahlbusch 2012, 113.

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nicht mehr eindeutig zu rekonstruieren, doch sprechen Aufwand und Kosten eher für einen repräsentativen Verwendungszweck, wie etwa für die Königspaläste auf der Spitze des Burgbergs. 99 Dass der Aspekt der Repräsentation für Eumenes II. eine wichtige Rolle spielte, lässt sich überall in Pergamon erkennen: Unter ihm vervierfachte sich nicht nur das Stadtareal, 100 auch das Territorium von Pergamon erreichte eine nie gekannte Ausdehnung. 101 Die Druckwasserleitung passt zum gewachsenen Repräsentationsbedürfnis der attalidischen Dynastie, denn sie demonstrierte eindrucksvoll, dass Pergamon sicher vor äußeren Feinden war, die die Leitung hätten zerstören können. 102 Spannend ist die Frage nach weiteren politischen Implikationen der Leitung: Henning Fahlbusch deutete sie etwa als Symbol für die athenfreundliche Haltung Pergamons. 103 Ob Athen mit seinen rein unterirdischen und zu Eumenes’ Zeiten bereits sehr alten und technisch wenig fortschrittlichen Leitungen als Vorbild diente, ist jedoch angesichts des repräsentativen Charakters der Leitung eher nicht plausibel. Auf den ersten Blick bietet sich die Stadt Rom, die ein wichtiger Bündnispartner von Pergamon war, mit ihren anspruchsvollen Aquädukten als Vorbild an. 104 Bei genauerem Hinsehen wird jedoch deutlich, dass die Madradağ-Leitung zu diesem frühen Zeitpunkt etwas Einzigartiges gewesen sein musste, das allein der Schaffenskraft pergamenischer Ingenieure entsprungen war – möglicherweise auch mit vorher adaptiertem Fachwissen aus Rom. (s. Kapitel 4.3) Wie viele Jahre zwischen dem Bau der verschiedenen Leitungen lagen, kann nicht geklärt werden: Interessant ist, dass mehrere Tonrohre mit den Stempeln der Handwerker der Attalos- und der Demophon-Leitung an Orten gefunden wurden, die weit oberhalb der beiden Aquädukte lagen. 105 Henning Fahlbusch geht davon aus, dass diese Rohre nicht Reste aus einer Lieferung für die beiden früheren Leitungen darstellten, sondern von denselben Produzenten für die Hochdruckleitung gebrannt wurden. Dies lässt seiner Meinung den Schluss zu, dass alle drei Leitungen als Gesamtkonzept geplant worden waren und ihr Bau dementsprechend zeitlich nicht weit auseinander lag. 106 Dafür spräche darüber hinaus die Tatsache, dass die in der Attalos- und Madradağ-Leitung verlegten Rohre auch aufgrund ihrer Typologie innerhalb eines engen Zeitrahmens produziert wurden. 107 Die Madradağ-Leitung erreichte alle unterhalb der Akropolis liegenden Häuser, wobei sich die innerstädtische Versorgung entlang der Hauptverkehrsachse orientierte. Fraglich ist hingegen, inwieweit die Leitung tatsächlich zur Verbesserung der Wasserver99 Auf dem höchsten Punkt des Burgberges befindet sich ein bis jetzt nicht identifiziertes Gebäude, das als Endspeicher angesprochen werden kann, Garbrecht 1987, 27; so auch Pirson 2013, 101. 100 Hansen 1971, 245. 101 Strab. 12,4,2 (Größe von Pergamon); Radt 1999, 159 f. (Pergamon als zweites Athen und kulturelles Zentrum der griechischen Welt). 102 Garbrecht 1987, 20 f. 103 Fahlbusch 2014, 105. 104 Zimmermann 2011, 38. 105 Auf der Athena-Terrasse, am Quellhaus neben der Königsburg und nahe des Philetairischen Dorfes, vgl. Fahlbusch 2012 118 f. 106 Fahlbusch 2012, 120. 107 Zur Typologisierung vgl. Wellbrock 2012, 129.

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sorgung diente: Während Fahlbusch eine maximale hydraulische Leistungsfähigkeit von 30 l/s errechnete, ist davon auszugehen, dass die tatsächliche Wassermenge deutlich geringer war. 108 Einen möglichen Hinweis auf die Relevanz der neuen Leitung könnten die Zisternen geben: Felix Pirson geht davon aus, dass die Anzahl der Zisternen erst sukzessive abnahm, jedoch seiner Meinung nach deutlich stärker nach dem Bau der MadradağLeitung. 109 Die Pergamener gaben ihre Zisternen also nach und nach auf, um das neue Leitungswasser zu nutzen. Ausnahmsweise lässt sich in Pergamon dem archäologischen Befund auch ein epigraphischer an die Seite stellen. Das sogenannte Astynomengesetz, das wohl ursprünglich unter König Eumenes II. erlassen und unter Hadrian erneut aufgezeichnet wurde, regelte die Kompetenzen und Pflichten der Astynomoi. 110 Die vierte Kolumne enthält einen Absatz über die innerstädtischen Zisternen, in dem detailliert aufgeführt ist, welche Maßnahmen zur Instandhaltung der Zisternen umgesetzt werden mussten: Jedes Jahr wurden anhand einer Liste alle existierenden Zisternen kontrolliert. 111 Die Besitzer waren dazu verpflichtet, ihre Zisternen sauber und dicht zu halten und nicht zuzuschütten, anderenfalls hatten sie 100 Drachmen Strafe zu zahlen. 112 Diese Summe zählt zu den höchsten Strafsummen, die das Gesetz vorsieht; andere Vergehen wurden durchschnittlich mit fünf bis 50 Drachmen bestraft. 113 Die hohen Strafen lassen sich dahingehend interpretieren, dass die Pergamener ihre Zisternen immer weniger dazu nutzten, um Trinkwasser zu speichern. Vielmehr schütteten sie die Zisternen zu, um sich die teure Wartung zu sparen – ein Zustand, der für die Stadt im Belagerungsfall und bei Unterbrechung der Wasserleitung lebensbedrohlich gewesen wäre. 114 Auch Erdbeben konnten die Leitungen zerstören, wie sie in Pergamon für 106 n. Chr. und 178 n. Chr. belegt sind. 115 Möglicherweise steht damit auch die Erneuerung des Astynomengesetzes in hadrianischer Zeit in Verbindung. 116 Der erhaltene Teil des Gesetzes beschäftigt sich nicht mit den Fernwasserleitungen, doch ist anzunehmen, dass sie am Ende der vierten Kolumne erwähnt wurden; diese bricht kurz nach dem The108 Fahlbusch 2012, 115. 109 Pirson 2013, 102. 110 Das Gesetz wurde erstmals von W. Kolbe im Jahr 1902 publiziert, allerdings erst von Klaffenbach 1953 mit einem ausführlichen Kommentar versehen; Saba 2012 mit der neuesten Ausgabe und Kommentierung, die im Folgenden Verwendung finden soll. Saba 2012, 15 f. mit den Datierungsansätzen. 111 Saba 2012, 25, Coll. IV Z. 203–209. 112 Saba 2012, 24 f., Coll. IV Z. 203–212. Saba 2012, 79 f. mit der Diskussion des Adjektives στεγνός, das mehrfach auf die Zisternen bezogen ist und mehrere Bedeutungen zu haben scheint, darunter „abgedeckt“ und „dicht/wasserfest“. 113 Saba 2012, 80 f. mit den Beispielen. Auch die Astynomen hatten 100 Drachmen Strafe zu zahlen, wenn sie ihren Pflichten nicht nachkamen und die jährliche Zisternenliste nicht überprüften. Das Geld wurde in die Wasserinfrastruktur reinvestiert. 114 Garbrecht 1987, 20. Tatsächlich wurde Pergamon auch mehrfach belagert, z.B. von den Seleukidenkönigen, vgl. Saba 2009, 260. 115 Saba 2009, 261. Ausführlich Garbrecht 2003. 116 Fahlbusch 2014, 180.

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menwechsel von den Zisternen zu den Latrinen ab, bezog sich also wohl auf die gesamte Wasserinfrastruktur. Milet gehörte zu den wenigen kleinasiatischen Städten, die schon in archaisch-frühklassischer Zeit über ein innerstädtisches Leitungsnetz verfügten. Dies hing damit zusammen, dass zwar Grundwasser vorhanden war, dieses jedoch nicht ausreichte und zudem mit Salzwasser durchsetzt sein konnte. 117 Nur wenige Tonrohre und vereinzelte Leitungssegmente das alten Systems sind bis jetzt innerstädtisch bekannt und dementsprechend dürftig muss auch die Datierung bleiben. Teile des Leitungssystems südlich des Stadions sind wohl als spätarchaisch anzusprechen, sein Zweck lässt sich aber erst durch genauere Sondagen erschließen. 118 Ähnlich erratisch ist der innerstädtische Befund in Bezug auf die hellenistischen Leitungen. Zwei Stränge verliefen südwestlich der späthellenistischen Stadtmauer. Während beim oberen Strang nicht klar ist, ob er überhaupt in situ gefunden wurde, scheint die Höhendifferenz der unteren Leitung auf einen Druckabschnitt hinzuweisen. 119 Möglicherweise diente diese Leitung der Versorgung des Laodikebaus, der häufig als Brunnen bezeichnet wird. 120 Da bisher jedoch noch keine eindeutigen wasserbaulichen Elemente in Form von Leitungen oder Wasserhähnen gefunden wurde, steht die endgültige Bestimmung des Laodikebaus noch aus. Die hellenistische Leitung selbst hätte genauso gut der Versorgung der Gymnasia dienen können, von denen eines von König Eumenes II. gestiftet wurde. 121 Außerhalb der Stadt ist der Leitungsbefund noch um einiges dürftiger, was nicht zuletzt durch die generell unterirdische Führung hellenistischer Leitungen zu begründen ist, die systematische Suchschnitte erschwert. 122 In der Kaiserzeit wurde das Leitungsnetz durch zwei Fernwasserleitungen ergänzt. Der sogenannte Löwentor-Aquädukt entstand wohl noch vor 50 n. Chr.: Er verlief zu niedrig, um die tiberianischen Capito-Thermen mit Wasser zu versorgen, muss also vor diesen gebaut worden sein. Wahrscheinlich verlief er bis zum Hafen von Milet, doch ist der Verlauf

117 Tuttahs 2007, 43–94 mit einer sehr ausführlichen Behandlung der einzelnen Zisternen und Brunnen und deren Wasserdargebot. 118 Tuttahs 2000, 26 f. Noch nicht datierbar ist der sogenannte „Ältere Aquädukt“, der aus dem Norden auf das Löwentor zulief, vgl. ebd. 44 f. 119 Über den Rohren befindet sich eine Schicht hellenistischer Keramik. Die Rohre weisen nach Tuttahs die typischen Rillen auf, vgl. Tuttahs 2000, 33. Tatsächlich ist eine Zuweisung der milesischen Rohre in eine bestimmte Epoche jedoch relativ schwierig, da Tonrohre mit Doppelwinkelmuffen und doppelten Zierrillen bis in das 3. Jh. n. Chr. produziert wurden , vgl. Tuttahs 2007, 191–193 mit Anm. 463 a; Tuttahs 2000, 32. 120 Knackfuß 1924, 276 stellte 1924 die These auf, dass die Milesier Königin Laodike, der Gattin Antiochos’ II. (261–246 v. Chr.) zum Dank für die Stiftung ihrer ersten Wasserleitung ein Brunnenhaus weihten. Während sich der Grund für den Bau nicht mehr rekonstruieren lässt, wurde auch in jüngerer Zeit angenommen, dass es sich dabei um einen Brunnen handeln könne, so DorlKlingenschmid 2001, 214 f. undTuttahs 2000, 35–43. Einziges eindeutiges Architekturteil ist bis jetzt eine Parapetplatte. 121 Cramme 2001, 223. 122 Tuttahs 2007, 102 f. mit den bekannten Informationen zu den hellenistischen Leitungen von Milet.

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nur an wenigen Stellen gesichert. 123 Den Capito-Thermen diente eher die NymphaeumLeitung aus dem Süden. 124 Südöstlich der Südhalle von Milet zweigte nach Westen ein Nebenstrang vom Nymphaeum-Aquädukt ab, der in späterer Zeit wahrscheinlich auch die Faustina-Thermen mitversorgte. 125 Ob der Bau der Nymphaeum-Leitung mit einem generellen Wassermangel von Milet zusammenhing, ist noch nicht eindeutig geklärt, muss jedoch eher mit Skepsis behandelt werden, da die Leitung hauptsächlich der Thermenversorgung und nicht der Trinkwasserversorgung diente. 126 Auch die Datierung der Leitung ist nach wie vor unsicher: Ein Nymphaeum, das aus flavischer Zeit stammt, kommt als möglicher Endabnehmer in Frage, ebenso die Capito-Thermen, die eine noch frühere Erbauung in claudischer Zeit wahrscheinlich machen. 127 Ein gutes Beispiel dafür, dass ein hellenistisches Wasserversorgungssystem aufgrund sekundärer Elemente – in diesem Fall Laufbrunnen – angenommen, aber nicht bewiesen werden kann, ist die Stadt Priene, die im 4. Jh. v. Chr. neu gegründet wurde. 128 Im östlichen Bereich der Stadt existierte ein Höhlensystem aus Karstgestein, das wahrscheinlich viel Wasser führte und für die Versorgung von Priene genutzt wurde. Dafür spricht zunächst auch, dass bis jetzt keine Regenwasserzisternen bekannt sind – nur östlich des Stadions wurde ein sieben Meter tiefer Schacht gefunden, den Fahlbusch als Notfallbrunnen im Belagerungsfall deutet. 129 Dennoch erhielt Priene wohl in hellenistischer Zeit eine Wasserleitung, die frisches Quellwasser vom Mykkale-Gebirge von 850 m NN auf das Niveau der Akropolis (350 m NN) herabführte. 130 Wiegand fand südöstlich des Stadtberges einen in den Felsen gearbeiteten Kanal mit Tonrohren, der mit Marmorplatten abgedeckt gewesen war. 131 Während die Marmorplatten nicht mehr erhalten sind, wurde bei Grabungen im Jahr 2001 festgestellt, dass sich direkt im Kanal Sinterablagerungen gebildet hatten; offensichtlich war das Wasser zunächst direkt durch den Kanal und erst in einer späteren Phase durch die Tonrohre geflossen. 132 100 m weiter traf die Leitung auf die Stadtmauer und endete dahinter in einer Zisterne bzw. einem Verteilerbecken, das 123 Tuttahs 2007, 166 f. 124 Tuttahs 2007, 135. 125 Tuttahs 2007, 155. Da die Grabungen an dieser Stelle wieder zugeschüttet wurden, kann der Verlauf der Leitung momentan nicht rekonstruiert werden. 126 Cramme 2001, 223. Schröder, Yalçın 1991, 151–154, errechneten anhand der Quellschüttung eine zu geringe Wassermenge für eine angenommene Einwohnerzahl von ca. 40 000 bis 50 000 Milesiern. 127 Cramme 2001, 224 f. Dagegen Tuttahs 2007, 150 und 168, der den Aquädukt und das Nymphaeum in die Zeit des Titus datiert. 128 Einen ersten Überblick über die Geschichte von Priene bietet Raeck 2003 und 2004. Hinzu kommen die jährlich aktualisierten Grabungsberichte in der türkischen Zeitschrift KST. 129 Fahlbusch 2003, 60. 130 So bereits Wiegand, Schrader 1904, 68–81; Fahlbusch 2003, 60 f. 131 Wiegand, Schrader 1904, 69. 132 Fahlbusch 2002, 63. Wiegands mysteriöse Marmorplatten sind bis heute verschollen, so dass sich nur spekulieren lässt, ob es sich dabei um sekundär verwendete Platten zur Abdeckung der Leitung gehandelt hatte.

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jedoch verschüttet ist. 133 Mit 70 l/s brachte die Leitung bei halber Rohrfüllung sehr viel Wasser in die Stadt, 134 das durch ein gut erhaltenes innerstädtisches Versorgungssystem 135 unter anderem den Laufbrunnen zufloss: Drei von ihnen sind erhalten geblieben 136 und wurden bereits von Wiegand aufgrund ihrer Bauweise in die hellenistische Zeit datiert. 137 Da die Brunnen alle über einen Anschluss an das Leitungssystem verfügten, ist davon auszugehen, dass die Wasserleitung ebenfalls in hellenistischer Zeit gebaut wurde. Zumindest ein Teil des Wassers wurde in der Kaiserzeit weiterhin genutzt, denn in der Nähe des Kreuzungspunktes von Stadtmauer und Leitung wurden drei Becken gefunden, die Wiegand zunächst als römische Absetzbecken deutete. 138 Diese Deutung stützte er durch eine Inschrift, die nahe des Abhangs an den Becken gefunden wurde: 139 Sie dokumentiert die Stiftung eines ἐγδοχῖον τοῦ ὕδατος und innerstädtischer Wasserleitungen. Wiegand deutete den Begriff ἐγδοχῖον als Zisterne und brachte die Inschrift deshalb mit den Becken in Verbindung. Bis jetzt werfen die Anlagen noch einige Fragen auf, doch spricht allein ihre geringe Größe von im Schnitt zehn Kubikmetern gegen ihre Verwendung als Absetzbecken oder Zisterne, zumal sie nicht abgedeckt waren. Hinzu kommt, dass die Inschrift an einem Brunnenpfeiler aus Marmor angebracht ist, der wohl mit ἐγδοχῖον gemeint war. Ein Zusammenhang zwischen der Inschrift und den Becken lässt sich also ausschließen. Fahlbusch schlug als zusätzliche und durchaus ansprechende Deutung vor, den Komplex als Walkanlage zum Reinigen von Textilien zu verstehen. 140 Ein ebenfalls gut erschlossenes Beispiel ist die Stadt Sagalassos. 141 Im Töpferviertel der Stadt wurden Leitungssegmente und in deren Umgebung eine Häufung von Tonscherben aus dem 3. Jh. v. Chr. gefunden. Geht man von einer zeitlichen Korrelation zwischen Leitung und Scherben aus, dann verfügte Sagalassos über einen der wenigen bekannten hellenistischen Aquädukte. Zumindest deren Bauweise spricht dafür: Die noch erhaltenen Stücke bestehen aus einem in den Stein geschnittenen Kanal und hellenistischen Tonrohren. 142 Brücken und Bögen, wie sie für römische Leitungen typisch wären, fehlen. Da in Sagalassos generell keine Zisternen oder sonstige Wasserspeicher gefunden wurden, sich dafür jedoch viele Quellen im Umkreis befanden, erscheint deren frühe Nutzung

133 Wiegand, Schrader 1904, 70. 134 Fahlbusch 2003, 64. 135 Das innerstädtische Versorgungs- und Abwassersystem ist gut erhalten und gibt einen detaillierten Einblick in die Handhabung mit dem Abwasser, vgl. Fahlbusch 2003, 67–72. 136 In der Westtorstraße, der Quellentorstraße und am Athena-Tempel, vgl. Fahlbusch 2003, 73; 75; der Brunnen am Athenaheiligtum oder sein Vorgänger war speziellen Reinigungsvorschriften unterworfen, wie eine Inschrift zeigt vgl. Kah 2012, 55. 137 Wiegand, Schrader 1904, 75. 138 Wiegand, Schrader 1904, 71 f. 139 I. Priene 305: ---ῃ Ἀπολλωνίου ǀ γυνὴ δὲ Θεσσαλοῦ ǀ τοῦ Πολυδεύκου ǀ στεφανηφορήσασα ǀ πρώτη γυναικῶν ǀ ἀνέǀθηκε παρ’ ἑαυτῆς τὸ ǀ ἐγδοχῖον τοῦ ὕδατος ǀ καὶ τὰ ἐν τῆι πόλει ǀ ὑδραγώγια. Zur Stephanephorin s. S. 271. 140 Fahlbusch 2003, 66. 141 Siehe dazu die Detailbesprechung der Wasserversorgung auf S. 319–321. 142 Steegen u.a. 2000, 643.

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Wasserversorgung im hellenistischen Kleinasien

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durch kurze unterirdische Stichleitungen durchaus möglich, die etwa auch das späthellenistische Brunnenhaus versorgten. Ähnlich wie in Priene kann man eine hellenistische Leitung auch für einige weitere Städte wie Laodikeia am Lykos annehmen. Die Stadt wurde von Antiochos II. im Namen seiner Frau Laodike in der Mitte des 3. Jh. Chr. v. Chr. gegründet. 143 Gelegen auf einem Hochplateau zwischen den Flüssen Kapros, Lykos und Aspos, hatte die Stadt dennoch nur Zugriff auf eine einzige Trinkwasserquelle, die acht Kilometer entfernt im Süden lag. Wahrscheinlich wurde Laodikeia deshalb bereits in hellenistischer Zeit von einer mindestens doppelsträngigen Tonrohrleitung versorgt, die vollständig unterirdisch verlief und einen wohl hellenistischen Tonrohrtyp aufwies. 144 Möglicherweise stand diese Leitung unter Druck, denn Weber fand 1908 noch durchbohrte Kalksteinblöcke, die, wie in Pergamon, als Lagersteine für die Leitung dienten. 145 In späterer Zeit wurde über den Tonrohrleitungen ein Travertinkanal gebaut, der sein Wasser von der im Süden gelegenen Başpınar-Quelle erhielt und in Teilen unter Druck stand. 146 Nach sieben Kilometern mündete die Leitung in einem Absetzbecken und verlief dann in einer doppelten Travertinleitung 147 bis zu einer ersten Wasserverteilstation in der Stadt östlich des Stadions und des Thermenkomplexes und endete schließlich in einer zweiten Verteilerstation, die noch einmal knapp 10 Meter höher lag. 148 Während die erste Station vor allem die südlichen Thermen mit Nymphaeum und Agora versorgte, diente die zweite den Thermen und Nymphaeen im Stadtzentrum. Die römische Leitung ist schwierig zu datieren: Zwei Bauinschriften, eine aus dem 1. Jh. n. Chr. und eine aus domitianischer Zeit, wurden nahe des ersten Verteilerturms gefunden und legen damit zumindest eine Datierung zwischen Augustus und Domitian nahe. 149 Zwischen 114 und 116 n. Chr. wurde ein Statthalteredikt aufgesetzt, dass die vollständige Abdeckung einer bereits bestehenden Leitung anordnete. 150 Das Edikt verweist auf zahlreiche weitere legislative Aktivitäten, etwa auf eine Konstitution des divus Vespasianus sowie auf Regelungen unter den Proconsules Cornelius Tacitus und Vicirius Martialis und zeigt damit ein ständiges juristisches Interesse an der Wasserinfrastruktur von Laodikeia.

143 Cohen 1995, 308–310; Şimşek 2006, 137. 144 Şimşek 2006, 139. Nach neuesten Erkenntissen wurde die Leitung von drei unterschiedlichen Kanälen versorgt, doch ist deren zeitliche Korrelation bis jetzt unklar, vgl. Guizzi 2019, 154. Möglicherweise stammte eine der Quellfassungen aus dem Territorium von Attouda, vgl. ebd. und unten S. 370. 145 Weber 1898, 2. 146 Die Leitung wurde 1990 abgetragen, als im Kuyucu-Tal eine Kläranlage gebaut wurde, vgl. Şimşek 2006, 139 f. 147 Şimşek 2006, 141 geht davon aus, dass die Leitung aufgrund des hohen Kalkgehaltes des Wassers oft vom Sinter befreit werden musste und deshalb doppelt verlegt wurde, um die Versorgung aufrecht zu erhalten. Diese Argumentation ist allerdings nur dann plausibel, wenn die Leitung schon von der Quelle ab in zwei Strängen verlaufen würde. 148 Şimşek 2006, 141 f. 149 SGO 02/14/02; SGO 01/14/03. 150 Guizzi 2019, 148 § 9. Für den vollständigen Text s. Anhang Nr. 7, S. 459–463.

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Tyrannen und Wasserleitungen

Während die Leitungssysteme der genannten Städte anhand mehrerer Kriterien annähernd datierbar sind, ist man bei den folgenden zwei Beispielen aus Webers Liste auf die Leitung selbst angewiesen: In Antiochia am Maeander im Morsynostal fand Weber auf seiner Reise in der Erde vergrabene Tonrohre, die ihn schon aufgrund ihrer Ähnlichkeit zu den Rohren in Smyrna an eine hellenistische Hochdruckleitung denken ließen. 151 Diese Analogie anhand der Tonrohre ist jedoch, wie einleitend erklärt, nicht ausreichend für eine Datierung. 152 Eine Stadt, bei der die genaue Analyse der Wasserinfrastruktur besonders aufschlussreich gewesen wäre, ist Smyrna, da dank der Neugründung durch Alexander zwei Bauphasen zu unterscheiden sind, das Alte und das Neue Smyrna. Die antike Stadt ist jedoch beinahe vollständig überbaut, so dass eine Aufarbeitung des innerstädtischen Leitungssystems fast unmöglich ist. 153 Nur wenige Strukturen geben einen eingeschränkten Einblick in die Wasserversorgung: So existierte in Alt-Smyrna eines der ältesten Brunnenhäuser in Kleinasien, das vom 7. Jh. v. Chr. bis 350 v. Chr. genutzt wurde. 154 Glaubt man Strabon, so zählte Smyrna zwar durchaus zu den gut geplanten Städten, verfügte jedoch, wie er kritisch anmerkt, über kein Abwassersystem. 155 Das hellenistische Smyrna stützte sich neben Zisternen und Brunnen wohl auch auf eine Druckwasserleitung. 156 Insbesondere die Zitadelle musste sich zwangsweise auf diese Art der Wasserversorgung verlassen, denn die unbeständige Niederschlagsmenge und das hydrologisch ungeeignete Trachytgestein boten gerade im Winter keine zuverlässige Wasserversorgung. 157 Die nächste geeignete Quelle, die die nötige Ausgangshöhe hatte, lag knapp 20 Kilometer entfernt im Osten der Stadt; auf dem Weg zur Zitadelle musste die Leitung einige Hügel überqueren, ähnelte in ihrer Trassenführung also der pergamenischen Madradağ-Leitung. 158 Weber gelang es zwar, die Leitung an einigen Punkten relativ genau zu erfassen, doch konzentrierte er sich vor allem auf den Schlussabschnitt der Leitung, also auf den Siphon, und ignorierte die davor liegenden 20 Kilometer. 159 Entlang der Strecke fand er vor allem Tonrohre, entlang der Druckstrecken Steinrohre. Den tiefsten Punkt querte der Siphon jeweils auf einer Bogenkonstruktion, ein klarer Hinweis auf zumindest einen Umbau in römischer Zeit, der die Datierung zusätzlich erschwert. 160 Wohl in römischer Zeit erhielt

151 Weber 1904, 90 f. 152 S. o. S. 40 f. 153 Ersoy, Alatepeli 2016 geben einen guten Überblick über die noch vorhandenen Wasserinfrastrukturreste. 154 Akurgal 1996. 155 Strab. 14,1,37. 156 Webers Aufsatz ist nach wie vor eine der detailliertesten Studien über diese Leitung, da sie zu seiner Zeit noch sichtbar war, vgl. Weber 1904; Nikolic 2008, 116. 157 Nikolic 2008, 116 f. 158 Lewis 1999, 161 mit der Theorie, pergamenische Baumeister seien an der Leitung beteiligt gewesen. 159 Nikolic 2008, 119–125 mit dem Baubefund. 160 Nikolic 2008, 122  f. Der Siphon war über drei Kilometer lang und hatte eine Wassersäule von knapp 150 Metern, vgl. Alkan u.a. 2014, 58.

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Wasserversorgung im hellenistischen Kleinasien

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Smyrna eine zweite Leitung, die zumindest mit einem Nebenarm beim Zeus-AkraiosTempel endete. 161 Weiterhin zweifelhaft muss die Datierung der Leitung in Blaundos bleiben: 162 Nur wenige Bögen im Norden der Stadt sowie einige Tonrohrfragmente belegen ihre Existenz. Sie führte über knapp 14 km von der Quelle İnay im Norden in meist unterirdisch liegenden Tonrohren bis kurz vor die Stadt. Das letzte Stück verlief die Leitung oberirdisch auf mehreren Bögen entlang der Straße Richtung Blaundos, bis sie wieder nach Nordwesten abbog, die letzten Meter aufgrund des geringen Gefälles vermutlich erneut als reine Tonrohrleitung. 163 Wie die Leitung das letzte Gefälle vor Blaundos durchlief – ob per Siphon oder erneut auf Bögen – lässt sich ebensowenig rekonstruieren, wie die Verteilung des Wassers innerhalb der Stadt. 164 Aufgrund der geringen Befundlage ist eine Datierung des Systems spekulativ. 165 Die Tonrohrfragmente und die unterirdische Führung könnten tatsächlich in den Hellenismus verweisen. 166 Insbesondere die Aquäduktbögen und der niedrige Gefällequotient weisen eher in die römische Zeit, die Steinsatzbauweise der Bögen auf einen nur weit gefassten Zeitrahmen zwischen dem 2. Jh. v. Chr. und dem 2. Jh. n. Chr. 167 Möglicherweise wurde die Leitung im Rahmen eines größeren Bauprogramms der Flavier in Blaundos erbaut oder zumindest umgebaut und mit den repräsentativen Bögen entlang der Straße verschönert. 168 Abschließend seien stichpunktartig einige von Weber diskutierte Städte genannt, deren Wasserleitungssysteme sich nach heutigem Kenntnisstand in die römische Zeit datieren lassen. Der Fall von Akmoneia scheint eindeutig. Weber erklärte, am tiefsten Punkt des Siphons Reste von Steinrohren und Pfeilerstellungen gefunden zu haben, beschrieb also wohl den venter eines Siphons römischen Typs. 169 Möglicherweise war diese Leitung noch nach dem 3. Jh. n. Chr. in Betrieb, wenn die Annahme von Peter Thonemann zutrifft, dass eine Ehreninschrift für den Akmoneier T. Fl. Montanus Maximianus sekundär zum Bau von Leitungsrohren verwendet worden war. 170 Nach Machteld 161 I. Smyrna 680; I. Smyrna 681 a. 162 Weitere, aus meiner Sicht nicht ausreichend belegte Beispiele sind Patara ( Işkan 2013) und Balboura (Coulton u.a. 2012, 185 f.) die deshalb an dieser Stelle nicht weiter besprochen werden sollen. 163 Baumeister 2006, 266; Weber 1905, 205 vermutet bis zu 40 Bögen. 164 Baumeister 2006, 266. 165 Weber 1905, 206 datiert die Leitung in hellenistische Zeit, Fahlbusch 1982, 65 bezeichnet sie als „frührömisch“. 166 Tatsächlich weisen die Rohre morphologische Ähnlichkeiten zu den pergamenischen Tonrohren auf, etwa die Rillen am Auslaufende, vgl. Garbrecht 2001, 65 mit Abb. 46. Zwar fanden Tonrohre vor allem in hellenistischer Zeit Verwendung, doch wurde die Technik auch in die römische Zeit exportiert, erstaunlicherweise sogar bis nach Argentorate, vgl. Grewe 1988, 72–76. 167 Baumeister 2006, 267. 168 Baumeister 2006, 268. Zum Bauprogramm der Flavier, das fast alle wichtigen großen Bauten in Blaundos betraf, vgl. von Saldern 2006, 24. 169 Weber 1904, 37 mit Skizze. 170 MAMA XI 104. Die Online-Version des Bandes bietet neben dem übersetzten Text eine Umzeichung, die die Sekundärverwendung erklärt. Es handelt sich dabei um ein Loch in der Mitte der Inschriftenplatte, das wahrscheinlich für eine Tonrohrleitung gedacht war.

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Tyrannen und Wasserleitungen

Mellink existieren sogar zwei Steindruckleitungen in Akmoneia, doch scheint bis heute keine Publikation erfolgt zu sein. 171 Ähnlich problematisch ist Webers Datierung im Fall von Tralleis. Beide bisher bekannten Leitungen lassen sich nach momentanem Stand eher der römischen Zeit zuordnen. 172 Auch im Fall von Antiochia in Pisidien erscheint eine Datierung der Leitung in die hellenistische Zeit aus der heutigen Perspektive eher unwahrscheinlich. Im Nordwesten von Antiochia wurden mehrere undatierte Tonrohre gefunden, die Teil eines größeren Bewässerungssystems gewesen zu sein scheinen. Der Aquädukt war jedoch mit einiger Sicherheit Teil der Expansionsphase der Stadt in römischer, wohl in augusteischer Zeit. 173

3.3

Fazit: Die Ausgangssituation im hellenistischen Kleinasien

Die Untersuchung der archaischen, klassischen und vor allem hellenistischen Wasserleitungen zeigt einige Punkte deutlich: Ohne einen aussagekräftigen Inschriftenbefund erweist sich eine genaue Datierung als schwierig bis gar unmöglich. Eine Datierung mit Hilfe von Tonrohren oder anhand einer unterirdischen Streckenführung der Leitung ist in einigen Fällen näherungsweise möglich, jedoch ohne weitere Anhaltspunkte kaum zu präzisieren. Dementsprechend schwierig ist es, über die Verbreitung von Wasserleitungen im hellenistischen Kleinasien eine sichere Aussage zu treffen: Bei der jetzigen Quellenlage scheinen vor allem größere Küstenstädte bereits früh in den Leitungsbau involviert gewesen zu sein. Im Umkreis dieser großen Metropolen wie Pergamon oder Milet hatten auch kleinere Städte eine leitungsgestützte Versorgung hervorgebracht – ob dies mit dem Vorbildcharakter der nahen Metropoleis oder mit der schlichten Notwendigkeit zusammenhing, weiter entfernt liegendes Quellwasser in das Stadtgebiet zu transportieren, lässt sich nicht immer eindeutig entscheiden. Auffällig ist die isolierte Lage von Sagalassos in Pisidien, das als einzige Polis im kleinasiatischen Hinterland eine Leitung gebaut hatte. Die Gründe für den Fernwasserleitungsbau der genannten kleinasiatischen Städte in griechischer Zeit sind vielschichtig und auf unterschiedliche Strategien der Wasserversorgung zurückzuführen. In den meisten Städten existierten keine oder nicht ausreichend schüttende Quellen, die sich teilweise außerhalb der Stadtmauern befanden. So war etwa in Milet zwar eine Grundwasserschicht vorhanden, doch genügte diese nicht zur Versorgung der Stadtbevölkerung; in Hierapolis, Laodikeia und der Zitadelle von Smyrna existierten gar keine schüttenden Quellen, so dass die Leitungen für das Überleben der Poleis essentiell wichtig gewesen sein müssen. Im Fall von Priene ist der Bau der Wasserleitung schlechter zu greifen, die Orientierung der Abwasserkanäle am Straßenraster lässt jedoch eine bewusste Planung annehmen. Eine Verbesserung der Grundversorgung brachten die Leitungen sicherlich in allen Fällen. Zu bedenken bleibt bei all den genannten Beispielen, 171 Mellink 1978, 333. 172 Owens, Dinç 2014 mit dem Überblick über den archäologischen Befund. 173 S. u. Kapitel 5.3.2, S. 225–228.

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Fazit: Die Ausgangssituation im hellenistischen Kleinasien

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dass es sich bei diesen Leitungen – mit Ausnahme von Pergamon – um kurze, technisch wenig komplexe Tonrohrleitungen handelte, die unterirdisch zur nächstgelegenen Quelle geführt worden waren. Die großen Fernwasserleitungen sind als rein kaiserzeitliches Phänomen anzusprechen. Hinzu kommt, dass die hellenistischen Leitungen zwar die Wasserversorgung erleichterten, Zisternen und Brunnen jedoch nicht ersetzten, wie dies ebenfalls in der Kaiserzeit zu beobachten sein wird. Die hellenistischen Könige lassen sich dabei nicht als elementare Akteure ausmachen. Webers Liste muss also nicht nur gekürzt, sondern auch deutlich revidiert werden. Die hellenistischen Könige scheinen in Kleinasien nur vereinzelt als Bauherren oder Stifter auf, wie in Herakleia am Latmos, Pergamon und wohl auch Ephesos. Insbesondere die letzten beiden Poleis lassen vermuten, dass sie als Residenzstädte, ähnlich wie die von Tyrannen regierten Städte der klassischen Zeit, eine besondere Förderung erfuhren. 174 Die pergamenische Madradağ-Leitung beeindruckte darüber hinaus mehr durch ihre Ingenieurskunst als durch ihren Zweck, diente also ganz offensichtlich der herrscherlichen Repräsentation. Wie gering die hellenistischen Könige die Fernwasserleitungen für ihr Euergetismusrepertoire insbesondere in Kleinasien schätzten, wird noch deutlicher, wenn man den Blick ausweitet. In Ägypten engagierten sich die ptolemäischen Könige regelmäßig für die Wasserinfrastuktur und verbanden dabei königliche Fürsorge mit monarchischer Repräsentation. 175 Diese geringe repräsentative Bedeutung der Wasserleitungen schlägt sich auch im epigraphischen Befund nieder. Aus dem Hellenismus ist keine Bauinschrift für eine Wasserleitung bekannt. 176 Dass dies nicht in der Überlieferungssituation begründet liegt, zeigen die ansonsten zahlreichen Bauinschriften hellenistischer Herrscher in allen Teilen der griechischen Welt. 177 Die Abwesenheit von Wasserleitungen im Stiftungsreperoire hellenistischer Herrscher ist durchaus bemerkenswert und führte zu interessanten Erklärungen: So nahm Barbara Schmidt-Dounas in ihrer Monographie über Geschenke in hellenistischer Zeit an, dass Brunnen und ähnliche Wasserbauten nicht als repräsentativ genug galten und eher den Unmut der Beschenkten erregten, etwa durch Drängeleien am Brunnen. 178 Das geringe Engagement der hellenistischen Könige erscheint umso erstaunlicher, weil der Hellenismus insgesamt eine Boomzeit für Wasserbauten jeder Art gewesen zu sein scheint. Michael Lewis nennt vor allem drei Bereiche, in denen innovativ gearbeitet wurde: In der theoretischen Aufarbeitung des Wissens über Wasser und Wassertechnologie, im Bereich der Wasserhebewerke, insbesondere der Wassermühlen, und im Bereich

174 Insbesondere Pergamon, dessen bauliche Ausgestaltung von H.-J. Schalles als Teil der attalidischen „Kulturpolitik“ verstanden wird, vgl. Schalles 1985. 175 Strab. 17,1,25; Diod. 1,33,8–12; Plin. Epist. 10,41,4. Frankel 1985 mit einem hellenistischen Aquädukt in Acre/Ptolemais. Gerade der Nil spielte stets eine zentrale Rolle für die politische und religiöse Repräsentation aller ägyptischen Herrscher, vgl. Wieland, von Reden 2015, 74. 176 Schmidt-Dounas 2000, 280 f. mit einer Liste aller bekannten Bauinschriften hellenistischer Herrscher. 177 Grundlegend für diese Thematik ist Bringmann u.a. 1995–2000. 178 Schmidt-Dounas 2000, 72 f.

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Tyrannen und Wasserleitungen

der Fernwasserleitungen. 179 Dieses theoretische Wissen wurde häufig aufgrund von Auftragsarbeiten der hellenistischen Könige gesammelt, die solche Spezialisten insbesondere aus dem Themenbereich der Kriegstechnik an ihre Höfe holten. 180 Ein speziell kleinasiatischer Beitrag ist dabei die Nutzung des Siphons, der zwar in Griechenland bereits bekannt war, jedoch erst in Kleinasien häufig genutzt wurde. 181 Ebenfalls ein kleinasiatisches Phänomen ist der Bau von Siphons aus Steinrohren, eine Innovation, die wohl dem lokal vorhandenen Materialdargebot geschuldet zu sein scheint. 182 Gerade an Pergamon ließ sich darüber hinaus zeigen, wie mit innovativer Wasserbautechnik experimentiert wurde, die innerhalb kurzer Zeit rasant verbessert wurde. Dabei wurde neben der Technik des Siphonbaus auch die Entwicklung des nötigen Materials vorangetrieben. Über Stein- und Tonrohrleitungen entwickelte sich die Technik hin zur Verwendung von Bleirohren, dem einzigen Material, das dem hohen Druck gewachsen war. Das Astynomengesetz dokumentiert die Veränderungen, die eine weiterentwickelte Wasserversorgung mit sich brachte, sowohl im Stadtbild als auch im alltäglichen Umgang der Pergamener mit ihren Wasserspeichern. Die Zisternen scheinen ihre Bedeutung seit der attalidischen Zeit zumindest aus der Perspektive der Administration nicht verloren zu haben: Während sie im Hellenismus im Kriegsfall das Überleben der Stadt garantierten, hing ihre Instandhaltung in der römischen Kaiserzeit wahrscheinlich mit der Reparaturanfälligkeit und dem Ausfallrisiko der Fernwasserleitungen zusammen. Erst den Römern gelang es, die monumentale Repräsentationsarchitektur des pergamenischen Siphons auch mit einer quantitativen und qualitativen Steigerung des Wasserdargebots zu verbinden. Das folgende Kapitel soll dabei in den Blick nehmen, in welchen Bereichen sich im Vergleich zum Hellenismus Änderungen und Transitionsprozesse vollzogen, die den flächendeckenden Bau von Fernwasserleitungen ermöglichten.

179 180 181 182

Lewis 2000, 642. Meißner 1999, 162, 170 mit Beispielen aus weiteren Disziplinen, wie etwa der Kriegstechnik. Meißner 1999, 646. So schon Stenton, Coulton 1986, 53.

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4. Die Transitionsphase: Austauschprozesse zwischen Rom und Kleinasien

Das hellenistische Kleinasien bot offensichtlich nicht die nötigen Bedingungen, um die Ausbreitung von großen Fernwasserleitungen, wie sie in Pergamon existierten, zu begünstigen. Erst das Ausgreifen der Römer nach Kleinasien änderte diese Situation: Insbesondere die Etablierung eines dauerhaften politischen Friedens war eine unverzichtbare Grundlage für den Bau von Fernwasserleitungen römischen Typs. 1 Die Leitungen waren im Kriegsfall ein neuralgischer Punkt. Der Feind konnte sie zerstören und damit die Wasserzufuhr einer Stadt schnell unterbrechen, wie es zum Beispiel die Athener bei der Belagerung von Syrakus taten. 2 So verliefen die Leitungen der griechischen Zeit auch weitestgehend unterirdisch und ohne erkennbare Markierungspunkte, um zumindest einen gewissen Schutz zu haben. Kaiser Augustus propagierte als erster Princeps den Beginn des saeculum aureum, dessen wichtigster Bestandteil die Pax Romana war. Das Ende des Bürgerkriegs wurde den Menschen unter anderem durch den Bau der ara pacis und der Schließung des Janustempels vor Augen geführt. 3 Die Pax Romana stand von nun an für inneren Frieden, Sicherheit und durchsetzbares Recht und ihre Garantie zählte zu den unverzichtbaren Grundpflichten eines jeden Kaisers. Die Dankbarkeit und Bewunderung für diese lange Friedensperiode waren in der zeitgenössischen Literatur allgegenwärtig und ihre Garantie avancierte zu einem wichtigen Charakteristikum römischer Herrschaft. Den Römern allein, so berichtet etwa Plutarch, sei es gelungen, sich genügend Macht anzueignen, um für Sicherheit und Frieden zu sorgen. 4 Ständiger Bürgerkrieg und Streitsucht galten als typische Eigenschaften kleinasiatischer Griechen und fanden 1 Stenton, Coulton 1986, 72–84; Mitchell 1995, 216. Piras 2001, 247–251 ist der Meinung, dass gerade im 2. Jh. n. Chr. nicht mehr die Pax Romana, technologischer Fortschritt und Wirtschaftswachstum als die entscheidenden Prämissen für den Bau von Fernwasserleitungen zu gelten haben, sondern die private Munifizienz der einzelnen Bürger. Dabei handelt es sich jedoch um völlig unterschiedliche Kategorien: Die erstgenannten Gründe sind akteursunabhängig, müssen also getrennt von Akteuren wie den Euergeten besprochen werden. 2 Thukyd. 6,100. Wasser wurde schon in griechischer Zeit als Waffe genutzt, nicht nur durch das Kappen der Leitungen, sondern auch durch die Vergiftung von Quellen und Brunnen. Tölle-Kastenbein 1998, 186 sieht in der ständigen Zerstörung der Wasserversorgung gar einen Grund für den Niedergang der Antike. 3 Zur Begrifflichkeit und deren propagandistischer Verarbeitung unter Augustus, insbesondere dem Zusammenhang zwischen Frieden, Legitimation und dem saeculum aureum vgl. Bleicken 1998, 512–518; Stroh, von den Hoff, Zimmermann 2014, 194–198. 4 Fort. Rom. 317 B und C. S. a. Preston 2001 zum Bild der römischen und griechischen Identität, die Plutarch konstruiert.

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Die Transitionsphase: Austauschprozesse zwischen Rom und Kleinasien

ihren Widerhall in zahlreichen literarischen Quellen. 5 Der wirtschaftliche Aufschwung, der bereits im 1. Jh. n.  Chr. seinen Anfang nahm, liegt nicht nur im Ende der Kriegshandlungen begründet, sondern vielmehr im Schuldenerlass des Augustus und dessen Bemühungen, den Städten ihr verpfändetes Eigentum – bei dem es sich häufig um Tempelland handelte – zurückzuerstatten. Die Finanzmisere der Städte hatte ihren Ursprung möglicherweise im Hellenismus, wurde jedoch unter der Last der langen römischen Bürgerkriege geradezu drückend. 6 Augustus legte den Grundstein für eine wirtschaftliche Blüte, die mehrere Jahrhunderte andauern sollte. Der insgesamt doch relativ stabile Friede nach dem römischen Bürgerkrieg schuf die unabdingbare Voraussetzung für die Etablierung einer komplexen Wasserinfrastruktur. Der Erhalt dieses Friedens war nur durch die Eingliederung von Kleinasien in das römische Reich und durch die dauerhafte Präsenz von Verwaltung und Militär möglich. Der römischen Seite scheint also auf den ersten Blick die Schlüsselrolle für den Bau der Fernwasserleitungen zuzufallen. Anhand folgender Themenbereiche soll in den folgenden Kapiteln analysiert werden, inwiefern sich das römische vom hellenistischen Kleinasien unterschied und ob diese Unterschiede allein den Erfolg der Aquädukte erklären: Anhand der Rechtsprechung und der Verwaltungsstrukturen. Im ersten juristischen Teil soll zusammengestellt werden, mit welchen Themenbereichen und Schwerpunkten sich griechisches und römisches Wasserrecht auseinandersetzte, ob sich eine Fortsetzung der Rechtstradition feststellen lässt und welchen Regelbedarf Fernwasserleitungen zusätzlich aufwarfen. Im zweiten Teil soll untersucht werden, ob das stadtrömische Amt der cura aquarum außerhalb von Rom, also sowohl in Italien, als auch in Kleinasien eine Rolle spielte und wie die Leitungen sonst verwaltet wurden. Folgt man dem Innovationsphasenschema, ist dieser Prozess als Moment der Transition zu definieren. Es lohnt sich, anhand der genannten Bereiche zu überprüfen, wie groß der römische Einfluss etwa auf bestehendes lokales Recht oder bereits existierende Verwaltungsstrukturen tatsächlich war, ob sich ein bilateraler Austausch feststellen lässt, oder gar keine Transition stattfand. Darüber hinaus ist zu fragen, welche Akteure diesen Prozess maßgeblich prägten.

4.1

Austausch auf juristischer Ebene

Da Wasser ein wichtiges Gut war, musste es geschützt werden. Dementsprechend verwundert es nicht, dass die griechischen Poleis bereits früh damit begannen, die Nutzung und Verteilung von Wasser zu regeln. 7 Ein Überblick über die Entwicklung des Wasserrechtes 5 Herodian. 3,2,8; Cass. Dio 52,37,9–10. 6 Schwarz 2001, 176–180. 7 Das Wasserrecht des archaischen und klassischen Griechenlands wurde anhand vieler Beispiele besprochen von Koerner 1974, der jedoch von einem allgemein gültigen Wasserrecht ausgeht. Aktuell ist Faraguna 2015, die sich mit einigen Problemen im Wasserrecht auseinandersetzt. Formal soll an

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Austausch auf juristischer Ebene

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von der griechischen Zeit bis in die Spätantike lässt den juristischen Blick auf den Umgang mit Wasser deutlich werden. Wo sah man in der antiken Welt Regelungsbedarf und wer hatte diesen umzusetzen und zu garantieren? Welchen Stellenwert nehmen Fernwasserleitungen dabei ein und lässt dies einen Rückschluss darauf zu, auf welchen Grundprinzipien die städtische Wasserversorgung fußte und wie sie sich im Laufe der Zeit veränderte? Hielt die Entwicklung des Wasserrechtes mit der Verbreitung der Fernwasserleitungen Schritt oder ging sie dieser Verbreitung voraus und ist damit eine unabdingbare Voraussetzung für den Erfolg der Aquädukte? Und welche Akteure sind als maßgebliche Einflussfaktoren für den Entwurf und die Ratifizierung neuer Gesetze anzusprechen?

4.1.1

Griechisches Wasserrecht

Das Wasserrecht der griechischen Zeit ist äußerst fragmentarisch überliefert und ermöglicht deshalb nur einige wenige, zeitlich und örtlich begrenzte Einblicke. 8 Einige dieser Einzelregelungen sind uns durch Platon überliefert: 9 Er zitiert in seinen νόμοι für seinen selbst entworfenen Idealstaat aus den νόμοι γεωργικοί, die unter anderem die landwirtschaftliche Nutzung von öffentlichem und privatem Wasser beinhalten. Ferner behandelt er Gesetze in Bezug auf Trink- und Hochwasser (844 a–c; 845 e) und erwähnt explizit die Bestrafung durch die Agoranonomi bei der illegalen Entnahme von Wasser, seiner Verschmutzung sowie bei der Zerstörung von öffentlichen Brunnen. 10 Wie bereits Michael Wörrle anmerkte, ist deren Anwendbarkeit auf reale Poleis nur begrenzt möglich, doch zeigen sie zumindest, in welcher juristischen Vorstellungswelt man sich zu Platons Zeit bewegte. 11 Umfangreichstes Zeugnis für die tatsächliche Handhabung von Wasserrecht sind die attischen Horoi, die den Umgang mit Wasser und Wasserleitungen auf privaten Grundstücken dokumentieren. 12 Das Recht auf (Brunnen-)Wasser für jeden Bürger wurde darüber hinaus auch von Solon kodifiziert. 13 Zu den ältesten erhaltenen Regelungen

8 9 10 11 12 13

dieser Stelle angemerkt sein, dass es nicht das griechische Wasserrecht gab, sondern die Gesetzgebung und Rechtsprechung der einzelnen Poleis sich natürlich unterschied; aus praktischen Gründen soll der Begriff trotzdem verwendet werden; ebenso auch Bruun 2000, 557; Gagarin 2013. So bereits Wörrle 1981, 71 f.; Bruun 2000, 557 f.; Krasilnikoff, Angelakis 2019. Speziell zu Platons Landwirtschaftsgesetzen und Eigentumsvorstellungen vgl. Follinger 2016, 132– 142. Scolnicov, Brisson (Hgg.) 2003 mit der Diskrepanz zwischen Anspruch und Realität. Plat. Leg. 6,764 B (die Agoranomoi können Geldstrafen bis zu 200 Drachmen verhängen); vgl. auch Wörrle 1981, 74–76 und Bruun 2000, 559 f. Wörrle 1981, 73; Faraguna 2015, 396 f. Bereits Klingenberg 1976 unternahm einen Vergleich zwischen Platons νόμοι und und dem griechischen Recht. Zu Platons Utopie vgl. Rhim 2005. Einen ersten Überblick bietet Koerner 1974. Die Horoi, ein hauptsächlich attisches Phänomen, signalisierten, dass das Grundstück mit einer bestimmten Belastung versehen war, vgl. Lalonde 1991, insbesondere 18–21 (Definition von Horos-Typen). In einigen Punkten ausführlicher ist Fine 1951. Plut. Solon. 23,6. Die erwähnten Wasserrechte werden nicht ausführlich besprochen, so dass ihre Anwendung und Wirksamkeit unklar bleiben muss, vgl. Bruun 2000, 564 f. Die Regelungen sehen vor allem vor, dass Wasser aus öffentlichen Brunnen jedem Bürger zur Verfügung gestellt werden

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gehören schließlich jene, die sich um die Reinhaltung von Brunnen und Bewässerungssystemen sowie um Regelungen im landwirtschaftlichen Bereich bemühen. 14 Die genannten Regelungen zeigen bereits, dass es einen Unterschied zwischen privat und öffentlich genutztem Wasser gab. Es soll im Folgenden also ein besonderer Augenmerk darauf gelegt werden, wie mit diesem Wasser umgegangen wurde und wie insbesondere die Poleis eine gerechte Verteilung von Wasser sicherstellen konnten. Der erste zu besprechende Fall ist der des Wasserverkaufs: In größerem Stil betrieb dies der Kultverein der Göttin Bendis im 4. Jh. v. Chr. im Piräus. Der Verein brauchte dringend Geld für die Renovierung des Heiligtums und eines vermieteten Hauses, das sich ebenfalls auf dem Grundstück befand. Der Verein entschloss sich dazu, diese Reparaturen durch den Verkauf von Wasser zu erwirtschaften und räumte dem Mieter des Hauses die Nutzung des Wassers wohl deshalb in einer Extraklausel ein. 15 Ein kleines Kultzentrum im Süden von Athen regelte im 4. Jh. v. Chr. den Zugang und die Nutzung seines Wassers über den Zweck, dem das Wasser dienen sollte: Wollte jemand den Brunnen zu kultischen Zwecken für die Verehrung der Nymphen nutzen, hatte er eine Obole im Jahr zu zahlen; wollte er es darüber hinaus als Trinkwasser nutzen, fünf Obolen; bei Nichtbeachtung dieser Regeln musste er 50 Drachmen Strafe bezahlen. 16 Der Text macht deutlich, dass zwischen der kultischen und privaten Nutzung von Wasser unterschieden wurde. Bemerkenswert ist, dass der Preis für das Trinkwasser um das Fünffache höher war als für die kultische Verwendung. Der Brunnen wurde hauptsächlich für den Kult verwendet, der vergleichsweise hohe Preis für das Brauchwasser war wohl dazu gedacht, eine übermäßige profane Nutzung zu verhindern. Der Brunnen ermöglichte es dem Heiligtum damit auch, ein geringes Einkommen zu generieren. Komplexer war der Umgang mit Wasser dann, wenn das Grundstück, auf dem es sich befand, verpachtet wurde, wenn der ursprüngliche Besitzer also keinen unbeschränkten sollte und nur in Ausnahmefällen die Nutzung eines Brunnens auf benachbartem Gelände erlaubt sein sollte. 14 Zu den ältesten Gesetzen zählen zum Beispiel mehrere Fragmente aus dem kretischen Gortyn des 6. und 5. Jh. v. Chr., die sich wohl mit dem Gebrauch und Missbrauch von Wasser für landwirtschaftliche Flächen beschäftigen, vgl. Gagarin, Perlman 2015, G 43 Bb; G 52; G 73. Zur Reinhaltung von Brunnen vgl. die Zusammenstellung z.B. bei Saba 2012, 72–74, ergänzt um einen neuen Befund aus Priene, vgl. Kah 2012, 55 und ein hellenistisches Kultgesetz aus Hyllarima, das sich fragmentarisch auch auf einen Brunnen bezieht, vgl. I. Nordkarien 471. 15 IG II 2, 1361, Z. 8–11: ὅπως δ’ ἂν ἡ οἰκία καὶ | τὸ ἱερὸν ἐπισκε[υ]άζηται, τὸ ἐν[οίκιον τῆ]ς οἰ[κίας] καὶ τὸ ὕδωρ ὅσου ἂμ πραθῆι, ε|[ἰς τὴν ἐ]πισκευὴν τοῦ ἱεροῦ [καὶ τῆς] οἰκίας(…)ὑπολι[μπά]νειν δὲ ὕδωρ τῶι ἐνοικοῦντι ὥστε χρῆσθ[αι].) Eine andere Variante der Vermögensmehrung existierte im Beroia des 2. Jh. v. Chr.: Um das Gymnasion finanziell wieder zu sanieren, erließ der Proconsul Lucius Memmius Rufus ein Edikt, das unter anderem die Ausbeutung von ὑδρομήχαναι vorsah, vgl. I Beroia 41 und Kapitel 5.4.2 für weitere Finanzierungsmodelle in der Kaiserzeit. 16 Panessa 1983, 365 f.: [․․6․․․] λ̣[․․.] | [․․ κ]α̣ὶ θ[ύ]εν τ̣ [ῆσι] | [Νύ]μ̣φησ̣ι κατὰ τ̣ ὴ·ν̣ μαντεία[ν τὴ]|[ν ἐ] κ ̣ Πυθῶθεν· τελε͂ v δὲ ὀβολὸ[ν τ]|[ὸ]ς πίνοντας το͂ Ἁλυκο͂ το͂ ἐνια̣[υ]|[τ]ο͂ ἑκάστο ἐς τὰ ἱερὰ τῆσι Νύμ[φ]|[η] σι· ὅστις δ’ ἂν μὴ καταθῆι τὸν ὀ[β]|[ο]λόν, μὴ πινέτω το͂ Ἁλυκο͂ · ἐὰν δέ τ̣ ις βιαζόμενος πίνηι, ἀποτίν|ε·ν πέντε δραχμὰς. ἐάν τις φέρη|[ι]ἢ ἄγηι το͂ ὕδατος [μὴ] καταθὲς ὀ|β·ολόν, το͂ ἀμφορέω̣[ς] ἑκάστο ὀφε|[ι]λέτω 𐅄 ἱερὰς τα[ῖς] Νύμφαις.

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Zugriff auf das Wasser hatte. Eines der ausführlichsten Dokumente aus diesem Themenbereich ist das sogenannte Verkaufsregister von Tenos aus dem 3. Jh. v. Chr., das eine Reihe von Darlehensgeschäften auflistet. Darunter finden sich mehrere, in denen Wasser in verschiedener Funktion als Teil der Liegenschaft genannt wird. 17 Wurde ein Grundstück vor dem Verkauf geteilt, so war der Teil, auf dem kein Wasserzugang vorhanden war, deutlich weniger wert als der andere, dem Wasser wurde also ein ökonomisch fassbarer Wert zugewiesen. 18 Tatsächlich gibt es auch den umgekehrten Fall, dass der Eigentümer sein Land ohne das dazugehörige Wasser verpachtete, wie zum Beispiel die Stadt Ephesos 290 v. Chr. Sie kaufte ein Grundstück, um die lysimachische Stadtmauer zu bauen, verpachtete es jedoch mit einigen Auflagen gleich wieder: Sie behielt sich das Wegerecht vor, die Nutzung der dort befindlichen Steinbrüche und das für die Arbeiten benötigte Wasser. 19 Es ist nicht klar, um welche Art von Wasser – Quellwasser, Brunnenwasser etc. – es sich handelte, doch steht fest, dass die Stadt das Nutzungsrecht des Pächters zum eigenen Vorteil einschränkte. Dass das Wasser explizit erwähnt wird, zeigt, dass dessen Nutzung nicht selbstverständlich war. Thestia in Ätolien verpachtete im 2. Jh. v. Chr. ein Grundstück mit der Auflage, der Brunnen solle der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden, der Pächter musste also ein geteiltes Nutzungsrecht dulden. 20 Besonders aufschlussreich ist ein Fall aus Sizilien: Aus Halaesa ist ein Inventar aus späthellenistischer Zeit bekannt, das die Verpachtung öffentlicher Grundstücke dokumentiert. Bei einem Grundstück wird ausdrücklich festgehalten, dass dazu die Wassernutzung aus einem Brunnen auf dem eigenen Grundstück sowie die Nutzung von Abwasser aus einem Bad jenseits des Grundstücks zählt. Der Pächter durfte also landeigenes und landfremdes Wasser gleichermaßen nutzen. Es ist anzunehmen, dass die Leitung, die das Badewasser führte, dem Besitzer der Thermen gehörte und nicht dem Grundstücksbesitzer. 21 Dieser Fall ist in Thasos etwas klarer zu fassen: So wurde das Temenos des Herakles im 3. Jh. v. Chr. in Pacht gegeben. Über das Grundstück verlief ein öffentlicher Kanal, den der Pächter nur dann nutzen durfte, wenn die Stadt das Wasser nicht benötigte. In Platons νόμοι ist dies ähnlich konstruiert: Ein Grundstückseigentümer muss die Anlage von Bewässerungskanälen dulden, bekommt dafür jedoch auch das Zugriffsrecht

17 IG XII 5, 872 ((…)καὶ ὕδατος ἀγωγὰς ὅσαι εἰσὶν τῶν χωρίων τούτων (Z. 52) (…) καὶ ὕδατος ἀ[γω]γ̣ὰς τὰς οὔ[σ]α[ς] τῶν χωρίων τούτων ( Z. 56) (…)καὶ τὰ ὕδατα ὅσα ἐστὶ τῆς γεωργίας (Z. 94). Die ὕδατα sind wohl bewusst unspezifisch formuliert, da es sich bei ihnen um verschiedene Wasserentnahmestellen handelte, vgl. Koerner 1974, 177. S. a. Faraguna 2015, 393 f. 18 Walser 2008, 220. 19 Maier, 1959, I 71; Koerner 1974, 167 (χρησόμεθα εἰς τὰ ἔργα καὶ ὁδοῦ, ὥστε προσάγειν τοὺς λίθους πρὸς τὰ ἔργα καὶ ὕδατος.) 20 Klaffenbach 1936, 381 f., 1b. 21 IG XIV 352, Z. 15–20 (ἀπὸ τᾶς ὁδοῦ τᾶς Ξενίδος κατὰ τᾶς ὁδοῦ τᾶς παρὰ τὸ | Μειλιχιεῖον ἐς τὸν ῥοίσκον καὶ κατὰ τοῦ ῥοίσκου ἐς  | τὰν συμβολὰν τοῦ ῥοίσκου καὶ ἂν τοῦ ῥοίσκου ἐς τὰν  | ὁδὸν τὰν Ξενίδα, ἀκολουθεῖ τῷ κλάρῳ τούτῳ τὸ ὕ|δωρ τὸ ἐκ τᾶς κράννας καὶ τοῦ βαλανείου τὸ ἀπορρέον.)

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auf das Wasser. 22 Wurde man sich in Bezug auf die Wassernutzung nicht einig, konnte der Fall auch gerichtlich ausgetragen werden. 23 So teilten sich die Salaminioi in der Mitte des 3. Jh. v. Chr. in zwei unterschiedliche gene und vereinbarten dabei, dass Güter und Ländereien des gemeinsamen Heraklesheiligtums geteilt werden mussten, darunter die Nutzung eines Brunnens. Das Grundstück wurde geteilt, die Wassernutzung beiden Parteien zugesprochen. Die genannten Beispiele zeigen zunächst, dass es einen juristisch fassbaren Unterschied zwischen privatem und öffentlichem Wasser gegeben hatte, die Vermutung Koerners, es habe einen öffentlich garantierten, freien Zugang zu Wasser gegeben, trifft also nicht zu. Es ist wahrscheinlich, dass dieser Zugang – mit Einschränkungen – für Wasseranlagen der öffentlichen Hand galt, nicht jedoch für private Quellen. 24 Darüber hinaus galten Wasser und das abstrakte Recht der Wassernutzung als verhandelbares Gut, dem man einen wirtschaftlich benennbaren Wert beimaß. 25 Gerade das flexibel handhabbare Nutzungsrecht war darüber hinaus eine entscheidende Voraussetzung dafür, dass Wasser gleichmäßig verteilt werden konnte. 26 Die Inschriften machen auch deutlich, dass Heiligtümer ein wichtiger Bezugspunkt für frühes Wasserrecht waren. 27 Dies hängt damit zusammen, dass Brunnen bzw. gefasste Quellen häufig Gegenstand religiöser Verehrung waren, wie zum Beispiel der Hagna-Brunnen im Karneiasion von Andania. 28 Die Mysterieninschrift von Andania gab genau vor, wie der Priester und Epimelet Mnasistratos sich um die Quelle zu kümmern hatte und wie mit den Opfergaben zu verfahren war. 29 Mit diesen Opfervorschriften gingen meistens Regelungen über die Reinhaltung der Brunnen einher. Dementsprechend detailliert sind die Regelungen für Brunnen überall in der griechischen Welt: Verboten waren etwa das Tränken von Vieh, das Wäschewaschen, Ba-

22 IG XII Suppl. 353, Z. 4–5: (…)κατὰ ψήφισμα βουλῆς καὶ δήμου, ἀγαθῆι τ]ύχηι· ὁ μισθωσάμενος τὸν κῆπον τοῦ Ἡρακλέος τὸν | [πρὸς τῆι πύληι(?) ---τῶι δ’ ὕδατι χρήσθω τῶι παρὰ τὸν κῆπο]ν ῥέοντι, ὅταμ μὴ ἡ πόλις χρῆται. Vgl. Plat. Leg. 8,844 a – c. 23 Koerner 1974, 169, isb. Z. 34. 24 Plut. Solon. 23,6. Krasilnikoff 2002, 52; Koerner 1974, Nr. 133 (5. Jh. v. Chr. aus Gortyn: Ein Gesetz besagt, dass Wasser nur bis zu einer bestimmten Mindesthöhe aus einem Fluss entnommen werden darf). Ein weiteres Gesetz aus Thasos, das zu den ältesten überhaupt zählt (460 v. Chr.), verbietet wahrscheinlich die Nutzung eines öffentlichen Brunnens. Die Inschrift beschäftigt sich hauptsächlich mit der Reinhaltung der Straße für religiöse Prozessionen und ist an der relevanten Stelle fragmentarisch, vgl. Bruun 2000, 567. 25 Walser 2008, 220. 26 So sind von Kreta mehrere Einzelregelungen bekannt, die genaue Beschlüsse von angrenzenden Grundstückseignern enthalten, falls der eine Grundwasser oder eine Quelle besaß, der andere nicht, vgl. IC IV 73 A und 43 Bb. Die Inschriften sind allerdings fragmentarisch und in ihrer Deutung umstritten, vgl. Koerner 1974, 174–176. 27 Einen ersten, jedoch nicht vollständigen Überblick über bekannte Wasserbauten in griechischen Heiligtümern bietet Panessa 1983, 383–387. 28 Paus. 4,33,4; Gawlinski 2012, 194–199; Cole 1988. 29 Deshours 2006, 37, Z. 85–89.

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den oder Schwimmen oder Hineinwerfen von Gegenständen. 30 Erst mit Solon scheint der Schutz der Brunnen auch von städtischer Seite garantiert worden zu sein. In hellenistischer Zeit weihte die Stadt Teos der Frau von Antiochos III., der Königin Laodike, zum Dank für die Befreiung von Abgaben einen Brunnen. Das Wasser des Laodike-Brunnens sollte von den Priestern für Reinigungsrituale genutzt werden sowie für das Bad junger Bräute geschöpft werden – das Wasser musste also besonders rein sein. 31 Die alten Gesetze, die die Heiligtümer betrafen, wurden auch in späterer Zeit meistens berücksichtigt: In einem Schiedsspruchverfahren der Stadt Magnesia am Maeander für zwei kretische Bürger im Jahr 139 v. Chr. wurden heilige Gesetze des Zeus Diktaios zitiert, die festlegten, dass durch das Gelände des Heiligtums keine Wasserleitungen verlegt werden durften. 32 Kanäle, die durch heiliges Land verliefen, unterlagen demselben Schutz. Die tabulae Heracleenses dokumentieren etwa am Ende des 4. Jh./Beginn des 3. Jh. v. Chr., dass Pächter der dem Dionysos heiligen Ländereien das Wasser aus einem Kanal, der ihre Grundstücke kreuzte, weder stauen noch entnehmen durften. Eine Reinigungspflicht oblag ihnen dennoch. 33 Auch eine fragmentarische Regelung aus Kleinasien im 2. / 3. Jh. n. Chr. betraf einen solchen Kanal. Der genaue Inhalt der Inschrift ist unklar, doch scheint es um einen Kanal zu gehen, der durch das Gelände einer Gottheit floss und danach mehrere Städte versorgte – in den letzten Zeilen der Inschrift ist davon die Rede, dass Kopien des Textes auch in den Archiven anderer Städte hinterlegt werden sollten. Worauf sich die Strafanordnung von 12 500 Denaren an den kaiserlichen Fiskus bezieht, ist ebenfalls unklar, doch betraf sie wohl die unrechtmäßige Entwendung von Wasser. 34

30 Wie etwa in der Astynomeninschrift (Saba 2012, 24, Coll. IV Z.  180–184), auf Keos (IG XII 5, 569) oder Delos (ID 69). Zu den ältesten bekanntesten Regelungen in Bezug auf Wasser gehört ein Verbot des Herakles-Heiligtums am Ilissos von 420 v. Chr., das das Färben von Pelzen im für das Heiligtum bestimmten Flusswasser untersagte, vgl. SEG 3,18. Interessant ist in diesem Kontext auch eine Inschrift aus Priene (3. Jh. v.  Chr.), die sowohl das Waschen von Wäsche als auch die rituelle Reinigung verbietet, die vor dem Betreten eines Heiligtums notwendig war. Dieses Verbot hängt möglicherweise mit der günstigen Lage des Brunnens auf dem Weg zum Athena-Heiligtum von Priene zusammen und sollte die Reinhaltung des Wassers zu Trinkzwecken sicher stellen, vgl. Kah 2012, 55 und 64. 31 In der Übersetzung von Chaniotis 2005 b, 189 f., hier: 190 Abschnitt X = SEG 41, 1003, Block C, Z. 64–83. 32 Syll.3, 685 II 81 = IC III IV 9, Z. 81–82. Die Inschrift ist Teil eines bekannten Streites zwischen den beiden kretischen Städten Itanos und Hierapytna, die den römischen Senat um Hilfe baten, der wiederum jeweils Magnesia am Maeander als Schiedsstadt einsetzte. Die in diesem Fall zitierten heiligen Gesetze scheinen jedoch deutlich älter zu sein. Zu den Details des Streites und seines Ausgangs vgl. Klingenberg 1976, 75–77; Ager 1996, Nr. 158. 33 IG XIV 645, I 11, 130–132. 34 τὴ·ν κώμην, εἰσοί[σει τῷ] ǀἱερωτάτῳ ταμεί[ῳ] π·ρ·[οσ]ǀτείμου δηνάρια μ̣[ύ]ρ·[ια] ǀ δισχείλια ǀ πεντακ[ό]σ·[ια] ǀ καὶ οὐδὲν ἧττον δι[ὰ] τ·ο·[ῦ] ǀ θέματος τοῦ διὰ τοῦ πε· ǀριβόλου ῥ·εύσει τὸ ὕδω[ρ] ǀ εἰς τὸν α̣ἰῶνα, καὶ ὁ παρὰ ǀ ταῦτα τολμήσας ἔστα̣ι ǀ καὶ ἀσεβείᾳ ὑπεύθυνος· ǀ ταύτης τῆς ἐπιγραφῆς ǀ ἐξσφράγισμα ἀπετέθη ǀ εἴς τε τὰ Σαιττηνῶν καὶ ǀ [τῶν(?)] ἑτέρων πόλεων ἀρχεῖα. (…) Vgl. Petzl 1990, 61–64, Nr. 20 (ed. princ.) mit deutscher Übersetzung und Kommentar. Bemerkenswert ist, dass in Ephesos dieselbe Strafsumme für die Beschädigung der Aristion-Leitung erhoben wurde: 12 500 Denare gingen an den Fiskus,

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Neben dem religiösen Aspekt gehörte Wasser auch völlig profan zur Grundversorgung eines Heiligtums. 35 Manchmal wurden Quellen wie die Kastalia in Delphi gleichzeitig für den Kult und die Wasserversorgung des Bades genutzt. 36 Häufig waren heilige Quellen und Trinkwasserbrunnen jedoch getrennt, da das Wasser für den Kult besonderen Reinheitsgeboten unterlag. 37 Neben Brunnen spielten Bäder bereits in der hellenistischen Zeit eine wichtige Rolle in Heiligtümern, sowohl für Heilzwecke, wie auch als profane Annehmlichkeit für Besucher. 38 Diese Bäder benötigten einen konstanten, verlässlichen Wasserzufluss und dementsprechend auch Leitungen. In Andania hatte der Agoranomos, also ein städtischer Magistrat und kein Priester, zumindest während der Mysterienfeiern, wahrscheinlich jedoch immer, dafür Sorge zu tragen, dass niemand die Kanäle oder Schleusen beschädigte; sollte er jemanden bei einer Straftat ertappen, so sollte dieser – im Beisein von einem Priester – zu einer Strafe von 20 Drachmen verurteilt werden. 39 Dies hing möglicherweise damit zusammen, dass zumindest ein Teil des Leitungssystems unter städtischer Kontrolle/Fürsorge stand. Besonders relevant für die übergeordnete Fragestellung des Kapitels sind die frühen Regelungen in Bezug auf Leitungen, Kanäle und gemeinschaftlich genutzte Bewässerungsanlagen. 40 Theoretische Reflexionen über die Kanalisierung und Stauung von Wasser finden sich in Form von Gleichnissen bereits bei Homer, tatsächlich geltende Regeln erließ wahrscheinlich Solon als Erster; es ist davon auszugehen, dass er hauptsächlich älteres Gewohnheitsrecht kodifizierte. 41 Eines der ältesten Beispiele für einen überregionalen Leitungsbau, das wir heute kennen, stammt aus dem 4. Jh. v. Chr. aus Attika, aus dem Demos Acharnai. Vier Inschriften, von denen man zwei als Horoi identifizieren kann 42,

35

36 37 38 39 40

41 42

dieselbe Summe noch einmal an die Stadt, vgl. I. Ephesos 7,1,3217 a und b, Z. 13–16. Für den vollständigen Text s. Anhang Nr. 1, S. 451–453. Lukian. De mort. Peregr. 19 schreibt, dass der Durst der Besucher von Olympia so groß war, dass sieben Bäder und ein großes Brunnenhaus notwendig waren. Im 3. Jh. v. Chr. beschloss der Demos von Orchomenos den Bau eines Brunnens für das Heiligtum des Zeus Meilichios, um die Trinkwasserversorgung der Opfernden sicherzustellen, vgl. IG VII 3169. Manderscheid 2000, 480. Koerner 1974, 200–202 ist sogar der Meinung, dass das Wasserrecht seinen Ursprung im Kult bzw. in Heiligtümern hat. Ginouvès 1994 fokussiert sich vor allem auf den rituellen Gebrauch von Bädern. Siehe ferner Gawlinski 2012, 220 f. mit einem Überblick über die private Nutzung. Deshours 2006, 39–41, Z.  103–106. Zudem war der Agoranomos für die Bäder zuständig, ebd. Z. 106–111. Zur Verbreitung von Bewässerungsanlagen vgl. Krasilnikoff 2002. Koerner 1974, 185 f. glaubte, die geringe Überlieferung der erhaltenen Regelungen sei dadurch bedingt, dass die Wasserversorgung in der griechischen Welt hauptsächlich über Zisternen und nicht über Leitungen funktioniert hätte. Zwar mag dies durchaus stimmen, der Regelbedarf muss jedoch genauso vorhanden gewesen sein. Zur Kodifizierung des Gewohnheitsrechts durch Solon vgl Gagarin 1989, 126. Hom. Il. 21,257–261; Plut. Solon. 23. Möglicherweise sind es inzwischen sechs Texte, doch sind die letzten beiden so fragmentarisch, dass ihnen kaum mehr ein Inhalt entnommen werden kann, vgl. SEG 54, 235 und 237. Kellogg 2013, 204 f., Nr. 6 bietet eine Zusammenstellung der Inschriften, jedoch eine fehlerhafte Übersetzung.

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dokumentieren die vollständige und lebenslange Abgabe von ἐνναία an die Koinonoi 43 der Acharnischen Leitung gegen einen bestimmten Geldbetrag. Die Inschriften werfen mehrere Probleme auf, von denen einige an dieser Stelle nur angeschnitten werden können. Der erste Text ist derjenige, der am vollständigsten erhalten ist. 44 Er besagt, dass Ktemon aus Sypalettos dem Koinon der Acharnischen Leitung für 700 Drachmen für unbegrenzte Zeit seine ἐνναία abtritt und es dem Koinon erlaubt, Leitungen so tief zu legen, wie es das möchte. Der zweite Text ist nicht mehr vollständig erhalten, wird jedoch mit Hilfe des ersten Textes wortgleich ergänzt. Bekannt ist nur der Name des Verkäufers, Anthemion aus Kettos. 45 Auch der dritte Text ist nicht vollständig; es fehlen oben mindestens vier Zeilen. 46 Der restliche Inhalt dreht sich ebenfalls um die Abgabe von ἐνναία eines Acharners. Dieser erlaubt zusätzlich den Bau von ὑπόνομοι (unterirdischen Kanälen) über sein Grundstück. Das Koinon ist nicht namentlich genannt, doch gehört die Inschrift aufgrund des fast gleichlautenden Vokabulars wohl ebenfalls in den Kontext der acharnischen Leitung. Der vierte Text lässt Raum für Spekulationen: 47 Zunächst beginnt er wahrscheinlich ebenfalls mit der Abgabe von Wasserrechten und der Erlaubnis, eine Leitung über das Grundstück legen zu dürfen, allerdings ist dieser Teil ergänzt. In Zeile 8 beginnt der Satz mit ἐὰν δέ, in der folgenden Zeile ist noch das Wort „ξηράνωσιν“ also, „sie sollten trocken legen“ oder „austrocknen lassen“ zu lesen. Außerdem ist, leider ohne Kontext, von einem φρέαρ, also einem Brunnen die Rede. Der Begriff ἐνναία ist bis jetzt singulär. Klaffenbach übersetzte ihn mit „Wasserrechte“ 48, also mit einem abstrakten Begriff, der in diesem Zusammenhang zwar plausibel erscheint, jedoch nicht mit dem sonst üblichen Formular für Horoi übereinstimmt, das stets etwas 43 Wörrle 1981, 84  f. zu den Koinonoi, die er als Unternehmergruppe im staatlichen Auftrag sieht, jedoch nur private Interessengemeinschaften anführt. Faraguna 2015, 407 f. mit Parallelbeispielen für Handelspartnerschaften und dem Vorschlag, dass es sich bei den Koinonoi durchaus um eine private Kooperation handeln könnte, die den Bau der Leitung organisierte und im Austausch davon profitierte, etwa durch besondere Nutzungsrechte. Faraguna möchte sich nicht festlegen, wie diese Nutzungsrechte ausgesehen haben könnten („What this income might have been is, however, a moot point“, 403). Denkbar wäre etwa, dass die Koinonoi Gelder einbehalten konnten, die im Zusammenhang mit privaten Wasseranschlüssen entstehen konnten, doch ist diese Praxis bis jetzt nur in römischer Zeit belegt. Dagegen Behrend 1970, 74 f., der in den Koinonoi einen Zusammenschluss der Wasserleitungsnutzer sieht. 44 Text 1 (SEG 19, 181): Ὅρος ἐνναίας πεπραǀμένης καὶ ὀχετῶι διαǀγωγῆς παρὰ Κτήμονος ǀ Συπαληττίου ἐκ τοῦ χω[ρ]ίου τούτου εἰς τὸν ἅπǀ[αν]τα χρόνον 𐅅HH δραχμǀ[ὰς] τοῖς κοινωνοῖς τοῦ  ǀ [Ἀχα]ρνικοῦ ὀχετοῦ ὥσǀτε ἐξ]εῖναι αὐτοῖς ἄγει/[ν τὸν ὀ]χετὸν βάθος ǀ [ὅσον ἂν] βούλωνται. 45 Text 2 (SEG 19, 182), nur der erhaltene Teil: Ὅρος ἐνναίας πεǀπραμένης καὶ ὀχǀετῶι διαγωγῆς παǀρὰ Ἀνθεμίωνος Κǀηττίου ἐκ τοῦ χωρǀίο[υ τούτου εἰς τ]ὸν - - 46 Text 3 (IG II/III 2, 2491), ab Z. 5: [ετὰ - - ]οκλέιους Ἀχǀ[αρνέ]ιως ἐφ ὧιτε τὴǀ[ν ἐ]νναίαν τὴν ἐκ τǀ[ο]ῦ χωρίου ἅπαντος ǀ ἑαυτῶν εἶναι καὶ ἐǀξεῖναι αὐτοῖς ἄγεǀιν ὑπονόμους διὰ τǀοῦ χωρίου ὁποίαι ἂǀν βούλωνται καὶ ὁπǀόσους ἂν βούλωνται ǀ καὶ βάθος τῶν ὑπον/όμων ὁπόσον ἂν βούǀλωνται. 47 Text 4: ( IG II/III 2, 2502), ab Z. 3 (…)Συπαλή[ττι]ος [- - - ] ǀἡλίου ἀνιόντο[ς - - - δ]ǀραχμῶν, ὥστ’εἶ[ναι τὴν ἐνναίαν τοῦ χωρίου τῶν κοιǀνωνῶν τοῦ Ἀχ[αρνικοῦ ὀχετοῦ καὶ ἐξεῖναι αὐτοῖς] ǀ τὸν ὀχετὸν ἄγ[ειν διὰ τοῦ χωρίου βάθος ὅσον ἂν βο]ǀύλωνται, ἐὰ[ν δὲ - - - ] ǀ ξηράνωσι [- - - ]ǀς τὸ φρέαρ[ - - -χω][ρ]ίου τοῦ [- - -] ǀ [- - -]ς ὑγρῶν [- - -] 48 In der Annahme, es handele sich dabei um Grundwasser, 1961, 123.

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Dingliches meint. Glossen des Photios und des Hesychios überliefern uns die Bedeutung „Quelle“ und „Strömung“. 49 Eine wahrscheinliche Lösung liegt wohl in der Formulierung ἐκ τοῦ χωρίου τούτου vor, die auf beiden Horoi vorkommt und möglicherweise konkret auf Quellwasser verweist. Diese vollständige und dauerhafte Aufgabe von Wasserrechten, welcher Art auch immer, stellt einen Sonderfall dar und ist in dieser Form kein zweites Mal belegt. Umstritten bleibt auch, um wen es sich bei den Koinonoi handelt und um welche Art von Leitung. Eugene Vanderpool nahm an, dass es sich um eine Fernwasserleitung für die Athener handeln müsse und die Koinonoi im staatlichen Auftrag agierten. John McKesson Camp brachte die Leitung von Acharnai zusätzlich mit mehreren Versorgungsmaßnahmen der Athener in Verbindung, die in dieser Zeit unter einer längeren Dürreperiode zu leiden hatten. 50 Auch Danielle Kellogg akzeptierte 2013 die These Vanderpools von einer städtischen Leitung Athens. 51 Widerspruch legte nur Maria Platonos-Yiota ein, die versuchte, sich dem Problem durch eine archäologische Herangehensweise zu nähern. Sie nahm Leitungssegmente an verschiedenen Orten auf und kam zu dem Schluss, dass es sich um ein lokales Bewässerungssystem handeln müsse. 52 Problematisch ist jedoch, dass die Leitungssegmente nicht datierbar und auch nicht klar voneinander unterscheidbar sind. In der Gegend um Acharnai existieren viele Hinweise auf lokale Bewässerungsmaßnahmen, nicht nur in griechischer, sondern auch in römischer Zeit, so dass eine saubere Trennung des Befundes sehr wichtig gewesen wäre. Dementsprechend müssen die Ergebnisse von Platonos-Yiota bis zu einer genaueren Auswertung des Befundes rund um Acharnai als zweifelhaft angesehen werden. 53 Überzeugender ist aus methodischer Perspektive die Untersuchung von Theodora Georgousopoulou, die nicht nur den Leitungsverlauf sauber rekonstruiert, sondern auch deutlich macht, dass keine der Inschriften außerhalb von der Deme Acharnai gefunden wurde, so dass sie einen lokalen Kontext wahrscheinlicht macht. 54 Die Organisation und das Vorgehen der Koinonoi geben, unabhängig von den Spezialproblemen der Inschriften, zumindest einen kleinen Einblick, wie der Leitungsbau im Attika des 4. Jh. v. Chr. gehandhabt wurde. Neben der etwas mysteriösen ἐνναία verkauften die Grundstücksbesitzer auch das Recht, Leitungen über ihr Grundstück legen zu dürfen. Ob die Horoi dahingehend ausgewertet werden dürfen, dass die Eigentümer der Grundstücke enteignet wurden, wie Platon es postulierte 55 – und darauf basierend auch

49 50 51 52 53

Theodoridis 1985, 51 f.: ἐνναίας: Τὰς ῥύσεις καὶ τὰς πηγάς (Photios). Ἔννοιαι: Πηγαί. (Hesychius). Camp 1982. Kellogg 2013, 107. Platonos-Yiota 2004, 184 f. Auch Klaffenbach nahm zunächst an, dass es sich um ein Entwässerungssystem handeln müsse, distanzierte sich jedoch später davon, vgl. Vanderpool 1965, 169. 54 Georgousopoulou 2013 mit SEG 63, 145. 55 Plat. Leg. 8,844 a: Es soll Grundstücksbesitzern erlaubt sein, eine öffentliche Quelle zu fassen und dabei Leitungen über fremden Boden zu verlegen, den Schaden dabei aber so gering wie möglich zu halten.

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häufig die moderne Forschung 56 – lässt sich nicht so einfach entscheiden. Die ungünstigen Bedingungen für die Landbesitzer, die durch die Abgabe der Wasserrechte einen, wie gezeigt, wertvollen Teil ihres Grundstücks unumkehrbar aufgaben, könnten für eine erzwungene Entscheidung sprechen. 57 Ob die Leitung von Acharnai selbst bestimmten Schutzvorschriften unterworfen war, geben die Horoi nicht wieder, doch ist dies zumindest denkbar, denn es gibt schon aus dieser Zeit einige Beispiele. So wurden am Hymettos drei Horoi aus dem 4. Jh. v. Chr. gefunden, die die Grenze eines offenen Kanals markierten (ὅρος διανόμου) und diesen Abschnitt wohl dem Zugang und Zugriff des Landbesitzers entzogen. 58 Ein konkreter Abstand erscheint auf den Horoi jedoch nicht. Ein weiteres Beispiel, das die rechtliche Komplexität des Leitungsbaus in griechischer Zeit verdeutlicht und einige Ähnlichkeiten zu Problemen in Acharnai aufweist, ist der Kanalbau des Chairephanes für die Stadt Eretria auf Euboia im 4. Jh. v. Chr. 59 Zwar geht es streng genommen nicht um einen Leitungsbau, sondern um die Trockenlegung eines Sumpfgebietes durch unterirdische Kanäle (ὑπόνομοι), doch lassen sich einige Aspekte im Umgang mit großen Wasseranlagen daran sehr gut zeigen. Eine augenfällige Parallele zu Acharnai ist zunächst, dass Chairephanes nicht als Einzelperson agierte, sondern Teil eines Koinons gewesen war. 60 Chairephanes hatte mit der Stadt die Vereinbarung (συνθῆκαι) geschlossen, das Sumpfland von Ptechai innerhalb von vier Jahren trocken zu legen, und hatte dafür das Recht erhalten, das gewonnene Land zum Preis von drei Talenten pro Jahr zehn Jahre lang nutzen zu dürfen. Eretria erteilte dem Koinon darüber hinaus die Erlaubnis, für den Bau der unterirdischen Entwässerungskanäle auch auf Privatland Schächte anzulegen, wenn es vorher dafür einen bestimmten Preis bezahlte. Oberirdische Kanäle für die Entwässerung durften nur auf nicht kultiviertem Land angelegt werden, um den Ackerbau nicht zu stören. 61 Fraglich ist indes, was Chairephanes für den Bau der ὑπόνομοι eigentlich gekauft hatte: Michele Faraguna nimmt an, dass er nur die „underground rights“ 62 erwarb, also die abstrakte Berechtigung für den Bau der ὑπόνομοι. Damit ergäbe sich an dieser Stelle direkte Parallele zu den koinonoi von Acharnai, die neben der ἐνναία ja ebenfalls das Recht erstanden hatten, so viele ὑπόνομοι so tief 56 Bruun 2000, 566. („considering the great number of urban aqueducts crossing the countryside in the Greek world…cities would not have needed to buy the land, but could build an aqueduct regardless of the landowner’s wishes.“) 57 Auch Faraguna 2015, 404 verweist bei Fragen bezüglich der Diskussion von Eigentumsrecht und Enteignung darauf, dass dies erst durch neue Funde lösbar sei. Die Frage der Enteignung ist auch für die Kaiserzeit relevant und wird ausführlich diskutiert auf S. 146–148. 58 SEG 35, 140; Langdon 1985, 262 f. In Mytilene durften schon seit spätklassischer Zeit keine Bäume mehr entlang der Leitungstrasse verlegt werden, um diese nicht zu beschädigen, vgl. IG XII 2, 4. Für weitere Beispiele aus der römischen Zeit s. u. S. 151. 59 IG XII 9, 191. Knoepfler 2001; Chatelain 2001. Εine gute französische Übersetzung mit einem ausführlichen Kommentar bietet auch Pernin 2014, 281–291. 60 Die Koinonoi werden nur ein einziges Mal erwähnt in II 29–31. 61 Außerdem verpflichtete sich Chairephanes zum Bau einer Zisterne und zur Wartung des Leitungssystems, vgl. Faraguna 2015, 404. Knoepfler 2001, 51–53 mit den technischen Details und der Interpretation, warum die Stele nur Informationen beinhaltete, die die Landwirtschaft betrafen. 62 Faraguna 2015, 405.

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legen zu dürfen, wie sie wollten. Eine weitere, schwer zu klärende Frage ist, inwiefern sich die Polis Eretria über die privaten Eigentumsrechte der Landbesitzer hinwegsetzte – immerhin genehmigte sie den Kauf von Rechten an Privatland. Ob es sich dabei jedoch tatsächlich um eine Form der Enteignung handelte, wie in der Forschung immer wieder angenommen wird, ist zwar denkbar, geht aus dem Dokument jedoch nicht klar hervor. 63 Die Landbesitzer erhielten zwar eine Entschädigung, doch gibt die Stele nicht wieder, welche Art von Vereinbarung diese mit Chairephanes und der Polis geschlossen hatten und ob diese auf freiwilliger Basis stattgefunden hatte oder nicht. 64 Genaue gesetzliche Regeln für solche Systeme wie das des Chairephanes kennen wir darüber hinaus zum Beispiel aus Herakleia in Unteritalien: 65 Die Landbesitzer durften Gräben und Kanäle, die durch ihr Land verliefen, nicht vertiefen, anbohren oder blockieren und mussten sie instand halten. Bei Nichtbeachtung mussten die Polianomen eingreifen. Ähnliche Beispiele für Genossenschaften in der Landwirtschaft gibt es auch in römischer Zeit. 66 Die erhaltenen Verträge und Gesetze dokumentieren nicht nur Ist-Zustände, sondern auch Soll-Zustände. So kannte man bereits im klassischen Griechenland das Problem des Wasserdiebstahls, doch betrafen die Vergehen vor allem die öffentlichen Brunnen: Bürger und Freie wurden mit Geldzahlungen in verschiedener Höhe bestraft, 67 die häufig für die Reparatur des betreffenden Brunnens verwendet wurden. Besonders oft begegnen uns diese Regelungen, die insbesondere die Reinhaltung von Brunnen betreffen, wie bereits dargelegt, in Heiligtümern. Dieser kurze Exkurs in die Vielzahl griechischer Einzelregelungen hat gezeigt, dass der Umgang mit Wasser differenziert geregelt war. Im städtischen Milieu spielte vor allem die Bereitstellung und Reinhaltung von Trink- bzw. Brunnenwasser eine wichtige Rolle, auf dem Land die faire Verteilung, insbesondere dann, wenn Eigentumsrechte am Wasser betroffen waren. Gelöst wurde diese räumlich ungleiche Verteilung vorhandener Was-

63 Guiraud 1893, 202 f. mit der Annahme, dass es sich um eine Form der Enteignung handeln müsse. Skeptisch Hennig 1995, 265. 64 Als Parallelbeispiel mag an dieser Stelle eine Inschrift aus Tanagra (Böotien) aus dem 3. Jh. v. Chr. dienen: Das Dekret beinhaltet Regelungen für die Verlegung des Tempels der Demeter und der Kore von außerhalb in die Stadt hinein. Ein Kollegium aus elf Männern wurde eingesetzt, um mögliche Enteignungen umzusetzen, die bei einer Umsiedlung des Heiligtums in das dicht besiedelte Stadtgebiet zu erwarten waren, vgl. IJG II 2, 354–357, Nr. 36 und Horster 2011, 77. Erwähnt wird dies auch in einem Gesetz aus Gortyn auf Kreta (IC IV 73a), das es einem Grundstücksbesitzer erlaubt, einen Kanal über das Land eines Nachbarn zu legen, so lange man keine Überschwemmungen verursachte, vgl. Gagarin, Perlman 2015, G 73, 429 f. mit der Interpretation. S. a. Faraguna 2015, 401. Die Quellenlage lässt eine Auswertung der Enteignungsproblematik nach jetzigem Stand nicht zu. 65 IG XIV 645 (4./3. Jh. v. Chr.) 66 s. u. S. 160–162. 67 Keos: 10 Drachmen (IG XII 5, 569); Andania: 20 Drachmen. (IG V 1390); Pergamon: 50 Drachmen (Saba 2012, 24, Coll. IV Z. 184). Saba 2012, 73–76 mit den Bestrafungsformen bei verschiedenen Vergehen.

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serressourcen durch abstrakte Nutzungsrechte sowohl an eigenem als auch landfremdem Wasser aus Quellen, Leitungen, Flüssen oder Kanälen. Einzelregelungen speziell zu Leitungen sind an vielen unterschiedlichen Orten nachweisbar und zeigen damit, dass der Leitungsbau durchaus als Phänomen der gesamten griechischen Welt gesehen werden kann und bereits komplexe rechtliche Probleme, die den Schutz der Leitungen oder das Recht am Wasser und dem durchlaufenen Land betrafen, aufwarf; allerdings waren diese Leitungen deutlich kleiner dimensioniert als die römischen Aquädukte, im Regelfall also lokal und mit den Mitteln einer Polis zu lösen. Nur punktuell erfahren wir, dass das für die Leitung benötigte Land, wie in Attika, aufgekauft wurde und dass in mehreren Poleis mit dem Prinzip des Schutzstreifens hantiert wurde. Zwar lassen sich lokale Einzelregelungen, wie die acharnischen Horoi, nicht direkt auf Kleinasien übertragen, doch ist anzunehmen, dass sich das lokale Recht mit denselben Inhalten des Wasserrechts auseinanderzusetzen hatte. Die wenigen sporadischen Einblicke, die fast nur aus Ephesos kommen, ermöglichen jedoch nur begrenzte Überlegungen. Die tatsächlichen Regelungen müssen deutlich zahlreicher gewesen sein, denn die Stadt nutzte unter Augustus die Gelegenheit, um alte, bestehende Regeln zu sammeln und zu systematisieren, die sich – aus wasserbautechnischer Perspektive – innerstädtisch wohl auf mindestens eine Wasserleitung und einige hellenistische Brunnen bezogen hatten. 68 Inwiefern die Römer mit diesem bestehenden Wasserrecht umgingen, wird im Folgenden zu betrachten sein. .

4.1.2

Römisches Wasserrecht 69

Im Gegensatz zum griechischen Wasserrecht verfügen wir  –  neben epigraphischen Quellen, die vor allem Briefe der Kaiser und Statthalter mit einzelnen Regelungen enthalten – mit Frontinus über eine ausführliche literarische Quelle zum römischen Wasserrecht. Bereits das 12-Tafel-Gesetz enthält einige Regelungen zum Schutz vor Hochwasser. Hinzu kommen zahlreiche weitere Einzelregelungen aus der Republik sowie ihre Zusammenfassung in den späteren Gesetzescodices. In der späten Republik musste das Wasserrecht schon komplex gewesen sein, denn Cicero konsultierte den Juristen Marcus Tugio, einen Spezialisten im Wasserrecht, als er in einen Streit um die Wasserrechte seines

68 I. Ephesos 6,2018. 69 Das römische Wasserrecht wurde schon mehrfach ausführlich und erschöpfend behandelt z.B. Geissler 1998. Einen guten Überblick bietet auch Bruun 2012. An dieser Stelle werden nur die wichtigsten Gesetze und Verordnungen referiert, die für die Fragestellung relevant sind, ohne die Forschungsdiskussion in allen Einzelheiten und Punkten wieder aufzurollen. Zu einem chronologisch sortierten Überblick über die spätantiken Codices vgl. Jaillette, Merola 2008, 238–240. Die wichtigsten Regelungen, insbesondere die Inschriften, sind gesammelt, kommentiert und besprochen von Manganaro 2012, 61–216.

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Blumengartens in Tusculum verwickelt war. 70 Zu den ersten Gesetzen, deren Text wir vollständig kennen, gehört die lex Quinctia de aquaeductu aus dem Jahr 9 v. Chr. Frontinus zitiert nicht nur dieses Gesetz, sondern auch zahlreiche weitere Beschlüsse des Senats, von denen viele aus der Zeit des Agrippa stammten, als dieser die Wasserversorgung neu organisierte. 71 Hinzu kommen noch einige, nur noch in Fragmenten erhaltene Edikte. 72 Mit den Kaisern und den Statthaltern kommt jedoch die wohl bedeutendste juristische Instanz hinzu. Ihre Rolle bei der Gestaltung des Wasserrechtes soll deshalb eingehend untersucht werden. Als vorbildhafte „Probeordnung“ gilt insbesondere das Edikt des Augustus für seine Kolonie Venafrum, weil es zu den frühesten seiner Art zählt und damit viele juristische Probleme auf unterschiedlichen Ebenen und verschiedene Akteure anspricht. 73 Besonders erwähnenswert sind darüber hinaus die wenigen erhaltenen Statthalteredikte, wie etwa jenes von Martialis aus Ephesos oder das beinahe zeitgleiche Edikt eines nicht sicher bekannten Proconsuls aus Laodikeia am Lykos. 74 Schließlich berühren auch Stadtgesetze wie etwa das der Colonia Iulia Genetiva in Spanien schon in caesarischer Zeit die Grundfrage nach der Verteilung von öffentlichem und privatem Wasser und geben damit einen ergänzenden Einblick, wie Wasserrecht auf städtischer Ebene gehandhabt wurde. 75 Der Codex Theodosianus enthält kaum Regelungen zu Fernwasserleitungen; relevant ist vor allem in Buch 15 die Sektion 2 de aquaeductu mit neun Einzelregelungen, die die Wasserverteilung innerhalb der Stadt betreffen, allerdings kaum den ländlichen Raum. 76 In den Digesten und dem Codex Iustinianus spielt das Wasser insgesamt eine wichtigere Rolle; drei Bücher der Digesten (8, 39 und 43) beschäftigen sich mit dieser Thematik. Im Codex Iustinianus erscheinen insgesamt 26 Einzelregelungen, die sich mit der länd70 Cic. Balb. 20. Der genaue Inhalt des Streites ist unklar, doch scheint es dabei um eine Servitut gegangen zu sein, vgl. Cic. Att. 15,28,4. Cicero schien an dieser Thematik generell sehr interessiert zu sein, denn er bat Atticus mehrfach, sich um die Bewässerung seines Grundstücks in Tusculum zu kümmern, vgl. z.B. Att. 5,13,3. Αuch mit seinem Bruder Quintus diskutierte er den Kauf und Verkauf von Ländereien und dabei spielte verfügbares Wasser eine sehr wichtige Rolle: Ad. Q. Fr. 3,1,3: Kauf eines Grundstücks mit vielen Wasserressourcen; Bau einer Leitung zur Nutzung einer Servitut. Zur Problematik zwischen einer Servitut und dem Verkauf des Landes, auf dem diese Servitut lag, vgl. Bannon 2009, 194–234. 71 Frontin. Aqu. 129 (lex Quinctia); 100; 104; 106; 108; 125 und 127 für weitere Gesetze. 72 Bruun 2010b, 4. Insbesondere Ulpian ist dank seines Ediktenkommentars eine wichtige Quelle für diese praetorischen Edikte. Die Rechtsetzung der Praetoren endete unter Hadrian, der den Juristen P. Salvius Iulianus mit der Zusammenfassung der praetorischen Edikte beauftragte, um sie in eine endgültige Form zu bringen, vgl. Caponera, Nanni 2019, 40 f. 73 Freis 1984, 43–45, Nr. 27 = FIRA 1, 67 = Capini 1999, Nr. 1 (diese Arbeit folgt weitestgehend der deutschen Übersetzung von Freis). Kurz und prägnant erklärt von Cursi 2007, die drei Ebenen der rechtlichen Interaktion definiert: Nutzer des Aquädukts  –  Grundstücksbesitzer; Wassernutzer – lokale Magistrate; Rom – Venafrum. 74 I. Ephesos 7,1,3217 a und b (für den vollständigen Text s. Anhang Nr. 1, S. 451–453) sowie Guizzi 2019. 75 Die für diese Arbeit relevanten Stadtgesetze sind die lex Ursonensis (im Folgenden zitiert nach der Ausgabe und Übersetzung von Crawford 1996, 393–460) und die lex Irnitana ((nach der Ausgabe von Wolf 2011). 76 Bruun 2010b, 7 f.

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lichen und der städtischen Wasserversorgung und  -nutzung beschäftigen. 77 Vermutlich gab es aufgrund der Existenz zahlreicher Einzelregelungen, die mitunter noch dem Gewohnheitsrecht entsprangen, in römischer Zeit mehrere Versuche, das Wasserrecht zusammenzufassen: 78 Eine ephesische Inschrift datiert auf die späte Regierungszeit des Augustus und scheint sich mit einer Rechtssammlung in Bezug auf Wasser (τὰ̣ς περὶ τῶν ὑδάτων̣) zu befassen, genauer mit der Sammlung von ἔνγραφα, ψηφίσματα ὑπὸ τοῦ δήμου und διατά̣ξεις. 79 Die Quellenlage ist insgesamt deutlich dichter als zur griechischen Zeit, und gerade im Leitungsbau lassen sich Konstanten und Veränderungen nachvollziehen. Im Folgenden ist zu fragen, wie sich das römische Recht bezüglich der Wasserleitungen gestaltete, welche Unterschiede und Gemeinsamkeiten es zum griechischen Recht aufweist und wie sich diese Rechtspraktiken gegenseitig beeinflussten. Nach römischem Verständnis musste Wasser der öffentlichen Hand, wie Flüsse und Seen, für jeden Bürger frei zugänglich sein. 80 Wollten eine Privatperson, eine Interessengemein-

77 Jaillette, Merola 2008, 238–241. 78 Völlig fragmentarisch und dementsprechend kaum zu verstehen ist eine Inschrift aus Güzelhisar, ca. 200 v. Chr. Es scheint sich dabei um die neue Rechtssetzung zweier Städte zu handeln, die auch das Wasserrecht betraf, vgl. SEG 34, 1238, Z. 45. 79 [ἐπὶ πρυτάνεως Ἀλεξ]άνδρου Πασσαλᾶ τὸ βʹ, ǀ [μηνὸς] Μεταγειτνιῶ̣νος ιβʹ ǀ [περὶ ὧν —]ήου τοῦ Σωπάτ­ [ρ]ου Σιμώνηος ǀ [φιλοσέβαστος γραμματ]ε· ὺς τοῦ δήμου, ὁ καὶ αὐτὸς βασιλεὺς ǀ [καὶ ἱερεὺς Δήμητρος διὰ] γένο·υ·ς, καὶ οἱ στ[ρα]τηγοὶ τῆς πόλεως ǀ [εὐσεβεῖς φιλοσέβαστοι] εἰσφέρ·ο·υ·σιν̣· τὰ̣ς περὶ τῶν ὑδάτων̣ ǀ [—]ς καὶ τὰ [․․․c.9․․․] περὶ αὐτῶν ἔνγραφα̣ ǀ [— π]ροκεκυρω̣ [μέν]α̣ ψηφίσματα ὑπὸ τοῦ δήǀ[μου —]․ ἄ̣λ̣ λα ες[․․․ κ]α̣ τὰ τὰς προυπαρχούσα[ς] ǀ [— δια]τά̣ξεις [καὶ τὰ] ἔνγραφα· ǀ [δεδόχθαι —] ε· ι[․․c.8․․․]․αι ἀπομερισμὸν τῶν ǀ [ὑδάτων —]․ π̣[ρὸ]ς τὴν̣ [—] (I. Ephesos 6,2018). Pardalas ist epigraphisch mehrfach bekannt, z.B. aus I. Ephesos 2,257; 6,2031. Sopatros, der Großvater des namenlosen Grammateus war 55/54 und 48–43 v. Chr. Münzmeister, 29 v. Chr. Mitglied einer Gesandtschaft nach Rom, vgl. Scherrer 2006, 57; Kirbihler 2003, 106. Die verschiedenen Rechtsbegriffe erklärt Koerner folgendermaßen: Bei den ψηφίσματα ὑπὸ τοῦ δήμου handelt es sich um Sammlung von Volksbeschlüssen (Koerner, 1974, 156 f., Anm. 3), bei den διατά̣ξεις möglicherweise um eine ältere Rechtssammlung, bei den ἔνγραφα um historische Urkunden, vgl. auch Milet III 155. Bemerkenswert ist die Erwähnung der Zuteilung von Wasser (ἀπομερισμὸν τῶν ǀ [ὑδάτων —]), die entweder neu geregelt oder neu berechnet wurde. Ob dabei bereits zwischen privaten und öffentlichen Abnehmern unterschieden wurde, ist anhand des Kontextes nicht mehr zu rekonstruieren. In der Mysterieninschrift von Andania (1. Jh. v. Chr.) war wohl hingegen die Verteilung des Wassers im Heiligtum insgesamt gemeint, die mit Hilfe der ebenfalls erwähnten Schleusen reguliert wurde. (καὶ ὅπως, καθὼς ἂν μερισθεῖ, Deshours 2006, 41, Z. 104) Der Begriff μερισμός kommt auch in einer Inschrift aus dem 1. Jh.n. Chr. in Beroia vor, wo der Proconsul die Zuteilung des Wassers neu regelte, vgl. I Beroia 41. 80 Eck 1987, 58 f.; Dig. 43,13,3,7; 8,3,17 (zur Wasserversorgung auf dem Land). Auch die Lex Ursonensis legt den freien Zugang zum Wasser fest, der auch beinhaltet, dass man bei der Nutzung von öffentlichen Gewässern wie Flüssen das Wegerecht über andere Grundstücke zugesprochen bekam (Crawford 1996, 404, § 79 mit 425). Dieses Recht konnte jedoch in einigen Fällen auch eingeschränkt werden, etwa bei Flüssen, die der Schifffahrt dienten, vgl. Bruun 2000, 578.

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schaft oder eine Stadt eine Leitung bauen, musste zunächst der Verlauf festgelegt werden. 81 Auf städtischer Ebene wurde dies auf Antrag der zuständigen Amtsträger im lokalen Rat geregelt. Die Dekurionen entschieden über den Verlauf und ermächtigten die Amtsträger, die Leitung in genau dieser Führung umzusetzen; diese wiederum vergaben den Bauauftrag. 82 Verlief die Leitung über eine Provinzgrenze hinweg oder berührte sie die Chora anderer Städte, so ist anzunehmen, dass für ihren Bau eine Genehmigung des Kaisers oder zumindest des Statthalters eingeholt werden musste. 83 Juristisch problematisch konnte der Leitungsbau dann werden, wenn sich die Baubeauftragten mit den Besitzern von Privatland konfrontiert sahen. Das römische Recht hatte dafür nicht nur eigene Modalitäten entwickelt, sondern möglicherweise sogar das Prinzip der Enteignung eingeführt – einer Frage, der im Folgenden näher nachgegangen werden soll. 84 Diese Frage ist deshalb von besonderer Wichtigkeit, weil eine Leitung einem bestimmten Gefälle und damit einem unflexiblen Verlauf folgen musste – eine Umleitung um Privatgrundstücke war aus technischer Sicht zwar möglich, jedoch mit erhöhten Kosten verbunden. Es ist zu prüfen, ob den Bauherrn – zumeist den Städten – eine rechtliche Grundlage in die Hand gegeben wurde, mit deren Hilfe sie den Bau der Leitung notfalls durch Zwang durchsetzen konnten. Frontinus nennt als Möglichkeiten der maiores nostri, dass diese sich Grundstücke durch vindicatio aneignen konnten. 85 Diese Textstelle wurde häufig als Beweis dafür

81 Taylor 2000, 54 mit der Anmerkung, dass bei der Festlegung der Leitungstrasse in Betracht gezogen werden musste, ob man lieber Privatgrundstücke querte oder die Trasse durch Umwege verlängerte. Für organisatorische und technische Details bezüglich des Leitungsbaus s. bereits oben, Kapitel 2.2. 82 Crawford 1996, 408, § 99 mit 427. 83 So Eck 1987, 61. 84 Rodgers 2008, 269; s. a. Pennitz 1991, 1999 und Lozano Corbí 1994 zur Aufarbeitung der verschiedenen Thesen zum römischen Enteignungsrecht. Etwas älter, aber speziell für den Zusammenhang zwischen öffentlichen Bauten und Enteignungsrecht vgl. de Robertis 1965, der die Möglichkeit der Zwangsenteignung postuliert; dagegen Taylor 2000, 93–127. Eine Rolle in der Diskussion spielt dabei stets eine Stelle bei Livius, der berichtet, dass 179 v. Chr., als die Zensoren Lepidus und Fulvius sein Land für den Bau einer Leitung benötigten, Crassus dies verhindern konnte, vgl Liv. 40,51,7. Ob er dies jedoch aufgrund seines Einflusses oder auf einer rechtlichen Ebene durchsetzte, beschreibt Livius nicht, deshalb lässt sich diese Stelle nicht in der Enteignungsdiskussion verwenden, vgl. Lang, Svenshon 2014, 71. Zudem lässt sich republikanisches Recht nicht ohne weiteres auf die Kaiserzeit übertragen. Pennitz 1999, 71 mit der Überlegung, dass es sich bei dem Bauwerk nicht um einen Aquädukt, sondern um eine Bewässerungsanlage handele und Crassus den Bau damit nicht endgültig verhindert hatte, sondern nur eine Umleitung des betreffenden Leitungsabschnittes erreichte. Unlogisch daran erscheint meiner Meinung nach, dass Crassus vom Bau einer Bewässerungsanlage sicherlich profitiert hätte, von einer öffentlichen Leitung hingegen nicht; zur Parallelproblematik im Straßenbau vgl. Pennitz 1991, 104–108. 85 Frontin. Aqu. 7,1. Ζum Begriff vindicare als Ausdruck von „öffentliche[n] Ansprüchen“, vgl. Pennitz 1999, 79 f. mit der Diskussion. De Robertis 1965, 126 hält dies für eine Enteignung. Taylor 2000, 114–116 mit der Interpretation, es handele sich dabei um die Rücknahme von öffentlichem Land, das sich die Eigentümer widerrechtlich angeeignet hatten. In seiner ursprünglichen Bedeutung heißt vindicare nichts weiter als „einfordern“. Pennitz 1991, 80 f., Anm. 209 mit einem Überblick über die verschiedenen Forschungsmeinungen.

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angesehen, dass der Römische Staat bereits in republikanischer Zeit das Instrument der Enteignung kannte. Deshalb lohnt es sich, sie an dieser Stelle zu zitieren: posset hoc S.C. aequissimum videri, etiam si ex re tantum publicae utilitatis ea spatia vindicarentur, multo magis cum maiores nostri admirabili aequitate ne ea quidem eripuerint privatis quae ad commodum publicum pertinebant, sed cum aquas perducerent, si difficilior possessor in parte vendunda fuerat, pro toto agro pecuniam intulerint et post determinata necessaria loca rursus eum agrum vendiderint, ut in suis finibus proprium ius tam res publica quam privata haberent. 86 Frontinus erklärt, dass einzelne Grundstücksbesitzer sich gegen einen Teilverkauf wehrten, weil dadurch die Trasse quer durch ihr Land laufen würde und den Wert des Grundstücks mindern könnte. 87 Als Lösungsmöglichkeit bot sich an, die Grundstücke durch eine öffentlich-rechtliche emptio ganz aufzukaufen und nach dem Bau der Trasse wieder zu verkaufen. 88 Es wird allerdings nicht geklärt, wie dieser Kauf und Verkauf im Detail verliefen: Etwa, ob die Grundbesitzer ein Vorkaufsrecht eingeräumt bekamen und ob die Grundstücke zu einem niedrigeren Preis verkauft wurden. Unklar ist darüber hinaus, ob das Grundstück nach dem Rückverkauf noch als Ganzes existierte oder in zwei, an die Leitung angrenzende Stücke zerlegt worden war.  89 Unabhängig von dem genauen Prozedere des Kaufs und Verkaufs enthält die Passage einige relevante juristische Details: So erachtete Frontinus die Nutzung der vindicatio als Rechtsmittel durchaus als gerecht – dies hätte bedeutet, dass die Grundstücksbesitzer tatsächlich gezwungen werden konnten, ihren Besitz aufzugeben oder sogar, Pacht bezahlen zu müssen. 90 Bemerkenswert ist darüber hinaus die Erwähnung der utilitas publica, die Frontinus als einzig mögliche Rechtfertigung für dieses juristische Vorgehen nennt. Einige Punkte von Frontinus lassen sich auch in anderen Quellen finden, wie etwa die Möglichkeit, das Land, über das die Leitung verlaufen sollte, aufzukaufen. Cassius Dio be86 Frontin. Aqu. 128,1. Die Textstelle lautet in der englischen Übersetzung von C.E. Bennett: „This resolution of the Senate would appear perfectly just, even if these grounds were claimed solely in view of the public advantage; but with much more admirable justice, our forefathers did not seize from private parties, even if those lands which were necessary for public purposes but, in the construction of water-works, whenever a proprietor made any difficulty in the sale of a portion, they paid for the whole field and after marking off the needed part, again sold the land with the understanding that the public as well as private parties should, each within his boundaries, have his own full rights.“ 87 So schon De Robertis 1965, 70. Taylor 2000, 116 mit der Interpretation, dass es sich dabei nicht um Grundstücksbesitzer handelte, sondern um Pächter des ager publicus, die sich das Land quasi per Gewohnheitsrecht angeeignet hatten. 88 Frontin. Aqu. 128,1. 89 Unklar Pennitz 1991, 85, der davon ausgeht, dass die Amtsträger das gesamte Grundstück auf den ausdrücklichen Wunsch des jeweiligen Grundbesitzers aufkauften, obwohl der Text darauf keinerlei Hinweise gibt. Rodgers 2004, 321 schlägt vor, dass man den Grundbesitzern ihr Land zurück verkaufte und ihnen zur Kompensation des Recht des haustus verlieh. 90 Rodgers 2004, 321 mit der wichtigen Anmerkung, dass Frontinus die vindicatio als theorisches Mittel betrachtete, nicht, dass er sie je genutzt hatte.

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richtet im Fall von Capua davon, dass Augustus den Eigentümern ihr Land abkaufte, aber wie freiwillig sie dies taten, bleibt unklar, denn es schien nicht geraten, sich dem Princeps zu widersetzen. 91 Die lex Irnitana und die lex Ursonensis ermöglichten es Duumviri von Irni, Straßen, Wege, Flussläufe, Gräben und Kloaken zu bauen und zu verändern, solange dies sine iniuria privatorum geschah. 92 Das Edictum Venafranum sah sogar den Schutz der Eigentümer vor, indem es verbot, private Leitungen über die Grundstücke anderer Eigentümer zu führen, sondern sie so weit wie möglich über ager publicus zu legen. 93 In republikanischer Zeit hatte die Nobilität diesbezüglich weniger Skrupel: Einige Patrizier versuchten, sich dem Bau der Aqua Marcia auf das Kapitol zu widersetzen, da sie dort Grundstücke besaßen, die für den Leitungsbau benötigt wurden. Dafür befragten sie gar die Sibyllinischen Bücher, die ihnen die gewünschte Antwort lieferten, dass nämlich kein Wasser auf den heiligen Hügel geführt werden dürfe. Zwar gelang es der öffentlichen Hand in Gestalt von Quintus Marcius Rex letztlich, sich durchzusetzen, doch zeigt das Beispiel, dass die Leitungen auf dem eigenen Grund nicht unbedingt erwünscht waren. 94 Zumindest im Einzelfall war Widerstand jedoch durchaus erfolgreich: Im Codex Iustinianus ist im Kontext eines Leitungsbaus die positive Antwort von Claudius II. auf die Petition eines Grundbesitzers überliefert, der dagegen Einspruch erhoben hatte, eine Quelle auf seinem Grundstück dem allgemeinen Nutzen zur Verfügung stellen zu müssen. 95 Besonders kurios ist in dieser Hinsicht auch eine Inschrift aus dem italischen Forum Novum (1. Jh. n. Chr.). 96 P. Faianius Plebeius hatte nicht nur eine Leitung samt Endpunkt bauen lassen, für die das Wasser von seinem eigenen Grundstück kam. Als ein neu gebautes Bad daran zu scheitern drohte, dass man sich vorher nicht um die Wasserversorgung gekümmert hatte, sorgte er auch dafür und stellte Wasser aus seinem Besitz dafür zur Verfügung. Nimmt man die vorhandenen Belege zusammen, so kann von einem allgemein gültigen Enteignungsrecht im Wasserbau keine Rede sein. Zwar konnte die öffentliche Hand Privatland an sich bringen, doch strebte man meistens danach, die Verkaufseinwilligung der Grundstücksbesitzer zu erlangen, die dadurch zumindest Geld erhielten. 97 Die Um91 Cass. Dio 48, 32. Taylor 2000, 104 f. 92 Crawford 1996, 404 § 77 mit 425 (lex Ursonensis); Wolf, 2011, 114–117, Rubrik 82 ( lex Irnitana). S. a. dieselbe Formulierung bei Frontin. Aqu. 125 und Cic. Phil. 5,19,33. Bruun 2000, 598. Speziell zum juristischen Begriff sine iniuria privatorum sowie ähnlichen Formulierungen wie sine iniuria cuiusquam etc. s. a. Trisciuoglio 2016, der zudem betont, dass es auch eine juristische Handhabe für den Fall gab, dass ein Schaden gegenüber Dritten entstanden war. 93 Freis 1984, 44  f., § 5. Pennitz 1991, 101  f. mit der wohl richtigen Interpretation, dass die Eigentumsbeschränkungen von Grundstücksbesitzern untereinander verboten und Missbrauch damit ein Riegel vorgeschoben werden sollte. 94 Liv. 40,51,7. 95 Cod. Iust. 3,34,4. Dazu auch Campbell 2012, 90. 96 CIL IX 4786 = ILS 5767 (P(ublius) Faianius P[le]beius IIvir iter(um) ǀ aquam ex ag[ro] suo in municipium ǀ Forum Novom [pe]cunia sua adduxit ǀ et lacus om[ne]s [f]ecit et in piscinam ǀ quae in campo est saliendam ǀ curavit idemque probavit ǀ et cum venditor soli in quo balneum est ǀ parum cavisset emptori de aqua ǀ ut posset in balneo fluere aquam ǀ suam in id balneum ne carerent ǀ commodo municipes ǀ P(ublius) Faianius Plebeius dedit). 97 So schon Jörs, Kunckel, Wenger 19874, Römisches Privatrecht, § 60, 152.

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setzung der vindicatio, die Frontinus nennt, geht aus den bekannten Quellen nicht hervor, die, wie bereits erwähnt, eher eine Kooperation mit den Privatbesitzern als übliche Handhabe wahrscheinlich machen. 98 Grundsätzlich war der Aufkauf von Land wohl insbesondere für städtische Leitungen die einzig sinnvolle Handhabe, wie wir dies etwa in der tabula Contrebiensis greifen können 99; aber auch Privatleute sicherten ihre Leitung durch den Aufkauf des benötigten Grund und Bodens. 100 Die Lex Ursonensis legte die Entscheidung über den Verlauf einer Leitung in die Hände der Dekurionen und verbot explizit, dass dieser noch einmal angefochten werden konnte. 101 Die Lex Irnitana sah vor, dass die Duumvirn von den Dekurionen oder conscripti per Dekret dazu ermächtigt werden konnten, öffentliche Infrastruktur zu bauen oder zu verändern. 102 Genauere Details erfahren wir nicht. Es ist jedoch anzunehmen, dass die Dekurionen in großen Teilen deckungsgleich mit den Landbesitzern waren, ihre eigenen Interessen also wohl zu einem gewissen Grad vertreten konnten, so dass der Schlusssatz nur vorbeugen sollte, dass einer der betroffenen Eigentümer beim Bau der Leitung noch ausscherte. Auch für den Gier-Aquädukt nach Lyon wurde bereits vorher festgelegt, dass entlang der vorgesehenen Trasse nichts gesät oder gepflanzt werden durfte. 103 Die Problematik der Enteignung ergab sich jedoch nicht nur bei der Verlegung der Leitung, sondern bezog sich auch auf die Verwendung von Material auf privaten Grundstücken, den Transport und das Wegerecht sowie den Schutz der Wasseranlagen. Erwähnt wird ein Teil dieser Regeln in einem senatus consultum aus dem Jahr 11 v. Chr. 104 Es legte fest, dass zur Reparatur von Leitungen das vor Ort vorhandene Rohmaterial in Form von Steinen, Holz usw. direkt vom anliegenden Privatgrundstück entnommen werden konnte, 105 jedoch sine iniuria privatorum. Vermutlich meinte diese Formulierung, dass die Privatbesitzer gerecht entschädigt werden sollten und die curatores aquarum, an die sich das senatus consultum richtete, vor magistratischer Willkür warnte, doch ist die Dis-

98 Für diesen kooperativen Umgang spricht auch, dass Grundstücksbesitzer entschädigt werden mussten, wenn ihr Besitz bei Umbau- oder Wartungsarbeiten an der Wasserleitung beschädigt wurde, vgl. Freis 1984, 44, § 4. 99 S. u. S. 160 f. 100 Zum Beispiel in Viterbo von Vegetus (CIL XI 3003). 101 Crawford 1996, 408, § 99 mit 427. Auch dieser Paragraph ist bezüglich des Enteignungsrechtes diskutiert worden, denn der letzte Satz besagt, dass sich niemand gegen den späteren Trassenverlauf wehren dürfe (neve quis facito, quo minus ita aqua ducatur); Pennitz 1991, 93 f. 102 Wolf 2011, 114–117, Rubrik 82. 103 CIL XIII 1623 (Ex auctoritate ǀ Imp(eratoris) Caes(aris) Traiaǀni Hadriani ǀ Aug(usti) nemini ǀ arandi serǀendi pangǀendive ius ǀ est intra id ǀ spatium agǀri quod tuteǀlae ductus ǀ destinatum ǀ est.) Es handelt sich bei der Inschrift um einen cippus, es ist also davon auszugehen, dass er in mehrfacher Ausführung entlang der zukünftigen Trasse existierte, s. a. De Montauzan 1908, 108 f. 104 Zitiert bei Frontin. Aqu. 125; 127,1. (s. u. die folgende Fußnote) 105 (….)ex agris privatorum terram, limum, lapidem, testam, harenam, ligna ceteraque quibus ad eam rem opus esset, unde quaeque eorum proxime sine iniuria privatorum tolli, sumi, portari possint (…) Frontin. Aqu. 125, vgl. Geissler 1998, 91.

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kussion darüber nicht abgeschlossen. 106 Dennoch scheint die Darstellung Frontins darauf hinzuweisen, dass es in diesem Themenbereich ein öffentliches Enteignungsrecht gab, das durch das senatus consultum lediglich eingeschränkt wurde. 107 Das senatus consultum sah außerdem ein Wegerecht für Reparaturarbeiten vor, das es den Arbeitern einräumte, auf dem Weg zur Leitung auch Privatgrundstücke durchqueren zu dürfen. 108 Diese Art der Grundstücksnutzung lässt sich am besten als Legalservitut beschreiben, die iter und actus umfasste. 109 War die Leitung gebaut, so gehörten sowohl sie als auch das darin fließende Wasser dem Bauherrn. Dies ist schon deshalb relevant, weil aus griechischer Zeit keine privaten Fernwasserleitungen bekannt sind; in römischer Zeit war der Bau von Privatleitungen etwa für die Versorgung von Landvillen, durchaus üblich, wie das berühmte Beispiel des Vegetus zeigt. (s. o. S. 66) Eine dritte Form der Enteignung konnte sich bei der Anlage eines Schutzstreifens ergeben. 110 Und schließlich existierte noch eine weitere, indirekte Form der Enteignung: In domitianischer Zeit kaufte der Kaiserpriester Adrastos Grundstücke zurück, die sich in privater Hand befunden hatten und übergab sie der Stadt, machte sie also wieder zu öffentlichem Eigentum. Dieses Beispiel zeigt auch, dass der Schutzstreifen nicht immer berücksichtigt wurde, die Grundstückseigentümer also versuchten, das ihnen entzogene Land dennoch zu nutzen. 111 Neben dem Kauf wurde vor allem im landwirtschaftlichen Kontext mit dem einfacheren Instrument der servitus (Dienstbarkeit) gearbeitet. 112 Die servitus erlaubte es auf privater Ebene, die Rechte eines Grundstücksbesitzers zugunsten eines anderen einzuschränken. 113 106 Bruun 2000, 595 f. Dieselbe Regelung findet sich auch im Edikt von Venafrum: Sollten die Arbeiter das Grundstück beschädigen, konnte der Besitzer Schadensersatz fordern, § 4. Pennitz 1991, 88 mit der falschen Annahme, das senatus consultum bezöge sich auf die redemptores, dafür jedoch mit Parallelbeispielen zur Formulierung sine iniuria privatorum aus der lex municipii Tarentini, lex Ursonensis und lex Irnitana, die sich jeweils mit der Erlaubnis befassen, dass die jeweiligen Amtsträger für den Neubau und die Reparatur von itinera, flumina, fossae, cloacae die Grundstücke betreten durften. 107 Geissler 1998, 93. Grundstückseigentümer konnten außerdem enteignet werden, wenn sie widerrechtlich Wasser aus öffentlichen Leitungen entwendeten, vgl. Frontin. Aqu. 97. 108 Frontin. Aqu. 125. Ebenso Freis 1984, 44, § 4 (das Wegerecht wird den Bauarbeitern und den Bürgern von Venafrum zugestanden und zwar ebenso sine iniuria privatorum. Dies bedeutete konkret, dass dem Grundbesitzer etwa immer die Möglichkeit gegeben sein musste, sein Land ungehindert durchqueren zu können; innerhalb des Streifens durfte auch für die Arbeiten nötiges Material abgelagert werden.) 109 Pennitz 1991, 88–93; Geissler 1998, 95. 110 Siehe dazu weiter unten S. 151 f. 111 S. S. 267–269. 112 Es gab vier Grundservitudines, iter, actus, via und aquae ductus, vgl. Bruun. 2000, 582 f. Zu Servituten allgemein Möller 2010; zu den Wasserservituten vgl. Bannon 2009 (nur im privaten Bereich). Für diesen Themenzusammenhang ist insbesondere die Servitut interessant, die sich mit der Kanalisierung von Wasser beschäftigt (aquae ductus), doch existierten noch weitere, speziellere Servituten, bzw. ein modus davon vgl. dazu Cursi 2014. 113 Die Literatur zu den Servitudines ist unüberschaubar, deshalb sei an dieser Stelle auf Möller 2010, Bruun 2015, isb. 145–149 verwiesen.

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Die Servituten waren bereits im 12-Tafel-Gesetz verankert und hatten gerade im Umkreis von Rom, wo fast jeder Quadratmeter landwirtschaftlich genutzt wurde, eine lange juristische Tradition, verursachten aber auch einen bis in die Spätantike hineinwirkenden Regelbedarf. Dabei unterbanden die Servituten den Konkurrenzkampf um das Wasser und ermöglichten eine sinnvolle und ausgeklügelte Verteilung dieser knappen Ressource. 114 Der große Nachteil der Servitut bestand darin, dass sie zeitlich begrenzt war und bei längerer Nichtnutzung verfallen konnte, was für eine langfristige Investition hinderlicher sein konnte als der Kauf. 115 Im Fall der Involvierung der öffentlichen Funktionäre trifft Martin Pennitz die nützliche Unterscheidung zwischen „öffentlich-rechtlichen Servituten“ im Sinne einer „am Einzelfall orientierten Servitutserrichtung mit öffentlich-rechtlichem Rechtsgeschäft“ und einer „Legalservitut“, die das Eigentumsrecht änderte, da sie einen generellen Charakter hatte. 116 Diese Art einer Servitut wurde vor allem für die großen, munizipalen Leitungen relevant und entwickelte sich neben dem Kauf der eigentlichen Leitungstrasse zum gängigsten Instrument der Einrichtung des nötigen Schutzstreifens. Zum Schutz der stadtrömischen Leitungen beschloss der Senat, dass von Quellen, Brücken und Mauern 15 Fuß Abstand gehalten werden musste, von Leitungen sowohl innerstädtisch als auch auf dem Land fünf Fuß; zudem durfte der Schutzstreifen nicht bebaut oder bepflanzt werden. 117 Aus Nikaia stammt eine wohl statthalterliche Verordnung, die festlegt, dass Bäume, die eine Höhe von 10 Fuß erreicht hatten und entlang der Leitung wuchsen, entfernt werden mussten. Außerdem mussten dort, wo eine Straße die Leitung kreuzte, Brücken gebaut werden, damit die Verkehrsteilnehmer wie Vieh oder Wagen die Leitung nicht beschädigten. 118 Es ist durchaus ansprechend, in diesem Edikt die Regelungen für die neue Wasserleitung von Hadrian für Nikaia zu sehen, doch ist die Herkunft des Steines, der das Edikt enthält, zweifelhaft. 119 Gerade die Abstandsvorschriften gehörten zu den Regeln, die im Wasserrecht am häufigsten auftauchen. In Venafrum waren acht pedes Mindestabstand vorgeschrieben, in Termini Imerese auf Sizilien 20 pedes, für die Leitung des Vegetus 10 pedes für oberirdische Strukturen, sechs für unterirdische. 120 Eine erste Regelung bezüglich des Sicherheitsstreifens findet sich im Edictum Venafra114 Thomas 1994, 183–186. Bannon 2009 beschäftigt sich mit diesen Privatservituten, die das Thema dieser Arbeit nur am Rande berühren. 115 Bruun 2015, 140 f. 116 Pennitz 1991, 67. 117 Frontin. Aqu. 127,1. Die Unterschiede im definierten Abstand erklären sich wohl daraus, dass die Stadt dicht bebaut war und die Leitungen ohnehin unterirdisch unter den Straßen verliefen und deshalb weniger schutzbedürftig waren, vgl. Geissler 1998, 104. Interessant ist, dass Bäume auf Privatgrundstücken von dieser Abstandsregelung explizit ausgenommen waren. Diese Regelung macht deutlich, dass es Leitungen gab, die entlang der Grundstücksgrenzen von Villen und Landhäusern verliefen, andererseits, dass diese Bäume den Wert des Grundstücks mitdefinierten und deshalb juristisch besonders geschützt waren. 118 I. Iznik 1. Eck 1995, 246. (für Text und Übersetzung s. Anhang Nr. 4.) Zum archäologischen Befund vgl. Benjelloun u.a. 2018. 119 I. Iznik 55 mit dem Kommentar. 120 Freis 1984, 44, § 4; AE 1994 (1997), 791; CIL XI 3003 (Vegetus).

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num, das den Grundbesitzer dazu anhält, den Streifen leer zu lassen. 121 Das senatus consultum beinhaltete einen ähnlichen Passus ebenfalls und nennt auch die Strafe bei Nichtbeachtung: 10 000 Sesterze, die Hälfte davon an den Delator, die andere Hälfte an das aerarium. 122 Nur kurze Zeit später wurde von T. Quinctius Crispinus Sulpicianus die lex Quinctia de aquaeductu eingebracht, die unter anderem die Geldstrafe für die Nichtbeachtung der Schutzzone auf 100 000 Sesterzen erhöhte und noch genauer definierte, was auf dem Streifen zu unterlassen war. 123 Auch für Kleinasien existieren mindestens drei Statthalteredikte, die ähnliche Themenbereiche beinhalteten. In Ephesos sollte der Sicherheitsabstand 10 römische Fuß betragen – tatsächlich wurde dieser Abstand jedoch wohl häufig ignoriert und das Land zum Pflügen und Pflanzen benutzt, so dass sich nicht nur der Proconsul Aulus Vicirius Martialis 112/114 n. Chr. gezwungen sah, deswegen die hohe Strafe von 50 000 Sesterzen zu verhängen, sondern auch sein Nachfolger Sextus Subrius Dexter Cornelius Priscus dies 120 /121 n. Chr. noch einmal wiederholen musste. 124 Die Höhe der Strafe ist erstaunlich – Es erscheint plausibel, anzunehmen, dass sie einerseits als Abschreckungsinstrument gegenüber den Landwirten und Anrainern diente. Diejenigen, die dagegen verstießen, scheinen umgekehrt eher der reichen Elite der Stadt angehört zu haben. Interessant im Fall von Ephesos ist aus juristischer Perspekive, dass sich die beiden Epimeleten der Leitung des T. Claudius Aristion an die Proconsules wandten, obwohl der Stadtrat eigentlich als erster Ansprechpartner zuständig gewesen wäre. Die verhältnismäßig leichte Erreichbarkeit des Proconsuls hing sicherlich auch damit zusammen, dass Ephesos der Sitz des Statthalters war. Kirsten Geissler sieht im Eingreifen des Proconsuls hingegen einen zunehmenden Einfluss der Zentralregierung und die Tendenz zu „reichseinheitlichen Regelungen“. 125 Auch in Kibyra wurde der Abstand wohl nicht eingehalten, denn Kaiser Marcus Aurelius bestätigte Claudius Eteoneus dessen Maßnahmen in Bezug auf Abstandhaltung

121 Freis 1984, 44, § 4. 122 Frontin. Aqu. 127,2; die 10 000 Sesterze scheinen im Wasserrecht zunächst eine relativ gängige Strafsumme für unterschiedliche Vergehen gewesen zu sein; die Summe wird erstmals im Edictum Venafranum genannt, jedoch ist unklar, in welchem strafrechtlichen Kontext, vgl. Freis 1984, 44 f., § 5; zuständig für die Rechtsprechung war zu diesem Zeitpunkt der Praetor Peregrinus; zu seiner Funktion und seiner Gerichtsbarkeit vgl. Simon 2004. 123 Frontin. Aqu. 129. 124 I. Ephesos 7,1,3217 b, Z. 13–16 und 39–46. Für den vollständigen Text s. Anhang Nr. 1, S. 451–453. Die Hälfte ging an den Fiscus, die andere Hälfte an die Stadt. Zur Diskussion, warum dieses Edikt Denare nennt und nicht Sesterze, vgl. Geissler 1998, 113. Wie hoch diese Summe ist, zeigt sich, wenn man sie mit anderen Strafsummen vergleicht: So beträgt die Höchststrafe, die die magistri pagi in der Lex Rivi Hiberiensis aus Spanien verhängen können, 250 Denare, also ca. 1000 Sesterze, vgl. Beltrán Lloris 2006, 154, § 4, Z. 11. Dies war die Höchstsumme, die Magistrate dort (in flavischer Zeit) verhängen durften, vgl. Beltrán Lloris 2006, 178 mit Anm. 142. Einheuser 2017, 19 sieht von einer Übersetzung des entsprechenden Paragraphs ab. Es muss angesichts der Höhe der Summe angemerkt werden, dass die Strafsumme bei sonstigen Vergehen nur durchgängig 25 Denare betrug, vgl. Beltrán Lloris 2006, 153, § 1b, Z. 14. 125 Geissler 1998, 112.

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und illegale Wasserentnahme. 126 Die Bauern hatten scheinbar die Leitungsrohre zum Bewässern ihrer Felder und zum Tränken von Vieh angebohrt. Fraglich bleibt, ob der Kaiser einen thematischen Zusammenhang zwischen dem Wasserdiebstahl und der Nutzung der Getreidekasse herstellte, wie Milner dies rekonstruiert: Er geht davon aus, dass die Einnahmen aus dem Verkauf von Wassernutzungslizenzen und Eintrittsgeldern für Bäder in die Getreidekasse fließen würden. 127 Die Inschrift wurde neben den Thermen der Stadt errichtet, um für möglichst viele (Übeltäter) sichtbar zu sein. Dennoch bestand auch in der Spätantike weiterhin intensiver Regelbedarf: Kaiser Constantin bestätigte für Konstantinopel 330 n. Chr. zunächst ein bereits geltendes Gesetz, das 15 Fuß als Abstand definierte und keine Bäume entlang der Leitung erlaubte. 128 Zwischen 439 und 441 n. Chr. legte Kaiser Theodosius II. einen Abstand von zehn Fuß fest. 129 Kein Gesetz verordnete eine Strafe: Diese erließ erst Kaiser Zeno zwischen 474 und 491 n. Chr. Er nahm inhaltlich direkt auf die beiden vorherigen Gesetze Bezug und legte als Strafe fest, dass angrenzende Grundstücke, die dagegen verstießen, konfisziert werden sollten und der Erlös aus dem Verkauf an den Fiskus fallen sollte. 130 Ein Gnadengesuch beim Kaiser war nicht möglich. Zeno wollte also wohl die reicheren Grundstücksbesitzer davon abhalten, persönliche Kontakte zum Kaiser geltend zu machen und sich damit der Strafe zu entziehen. Eine besonders scharfe Bestrafung traf die Anrainer des Aquädukts nach Jerusalem schließlich in der Mitte des 6. Jh. Ein anonymer Kaiser, wahrscheinlich Iustinian, legte einen Abstand von 15 Fuß zur Leitung fest und verbot jegliche Form der Bepflanzung. 131 Hielt man den Abstand, den Iustinian vorgesehen hatte, nicht ein, drohte die Kapitalstrafe, also entweder der Tod oder zumindest der Verlust aller Bürgerrechte, Verbannung oder Bergwerksarbeit. 132 Kirsten Geissler nimmt an, dass sich diese drastische Strafe aus dem Geldmangel der Reichskasse ergab. Da sich der Kaiser die Reparaturen nicht mehr leisten konnte, versuchte man durch diese drakonischen Strafen, die Anrainer an einer Beschä-

126 Der erhaltene Briefwechsel ist fragmentarisch und deshalb nicht mehr in allen Punkten zu verstehen, vgl. I. Kibyra 19: ὀχετόν (?) ἠνο]ι· γμένον ὥστε ἅμα καὶ τῆς χρείας τῶν πόλεων καὶ τ̣ [ῶν ἀγρῶν(?) — — — βλαβείσης(?)] ǀ [— — —ἄλλ]οι τῶν γεωργούντων παρὰ τοὺς δημοσ ὀχετοὺς δι[— — —] ǀ [— — — ἄλλοι— — —]ν̣ εἰς τὰ ἑαυτῶν χωρία οἱ μὲν ἐπὶ προβάτων νομῇ ο[ἱ δὲ — — —] ǀ [— — —]Φ̣[․․]ΕΝΕ[․․]Κ[․]ΣΤ[— — —] ǀ [— — —]τε ἀμελουμένου τοῦ πράγματος ω[— — — ] ǀ [— — — ζη]μία κατὰ τῶν τὸ ὕδωρ παρασπωμέ[νων — — —] ǀ [— — —]ν τοῖς τοῦτο πράττουσιν καὶ κακ[οποιοῦσιν — — —] ǀ [— — — ὄχθαι]ς ἑκατέραις αὐτῶν ὁρισθῆναι μ[έτρον(?) — — —] (Z. 14– 20). 127 I. Kibyra 35. 128 Cod. Theod. 15,2,1. 129 Cod. Iust. 11,42,6,1. 130 Cod. Iust. 11,42,10–11. 131 SEG 8, 171. Der Kaiser ist nicht namentlich genannt, da es sich bei dem Gesetz um einen Abschnitt des Edikts des silentarius Flavius Aeneas handelt, vgl. Geissler 1998, 122. Das Fußmaß war direkt unter der Inschrift angebracht, um dessen Länge deutlich zu machen. 132 Geissler 1998, 122; ein Parallelbeispiel zur Verhängung des severissimum supplicium ist Cod. Theod. 15,2,6 aus dem Jahr 396 n. Chr.

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digung zu hindern. 133 Tatsächlich lässt sich vielmehr das Gegenteil belegen: Anhand der Statthalter wird in Kapitel 5.2.4 zu zeigen sein, dass die „Zentrale“ in der Spätantike eine deutlich wichtigere Rolle spielte, als die Städte und die Euergeten und sowohl Kaiser als auch Statthalter sich bis weit in das 6. Jh. n. Chr. hinein mit weitreichendem finanziellem Engagement um den Erhalt der Wasserinfrastruktur bemühten. 134 Iustinians Gesetz ließe sich also vielmehr dahingehend interpretieren, dass die Kapitalstrafe dazu angewandt wurde, die Grundbesitzer zu enteignen, da diese eventuell nicht mehr in der Lage waren, die Strafsummen zu bezahlen. Dafür spricht dieselbe gesetzliche Handhabung in Fällen, wenn der Grundbesitzer seinen Reinigungspflichten nicht nachkam. Zudem weisen diese Maßnahmen auf eine Verschärfung des Enteignungsverfahrens hin, das in der Hohen Kaiserzeit nicht mit dieser Strenge gehandhabt wurde. Kirsten Geissler leitete darüber hinaus aus dem relativ weiten Abstand eine abnehmende Bevölkerungsdichte ab, durch die eine weniger dichte Bebauung in der Stadt existierte, so dass die Leitungstrasse mehr Platz hatte, doch kann man dies nicht pauschal annehmen. 135 Wie gezeigt, schwankte der Abstand regional stark und war in Sizilien mit 20 Fuß etwa noch einmal um einiges größer. Es lohnt sich an dieser Stelle die Frage zu diskutieren, ob es sich bei der Einrichtung eines Schutzstreifens um eine Form der Enteignung handeln kann. 136 Überzeugend argumentiert Martin Pennitz, der für die Einrichtung einer Legalservitut plädiert, diese jedoch so verstanden wissen will, dass sie die Rechte an einem Grundstück generell beschränkte und damit einen Einfluss auf das Eigentumsrecht hatte. 137 Dies bedeutet, dass der Grundbesitzer zwar Eigentümer blieb, sein Eigentum an dieser Stelle jedoch zum Schutz der Leitung dauerhaft eingeschränkt war. 138 Fraglich ist, ab wann man diese Art der Servitut im Wasserbau praktizierte. De Robertis ging etwa davon aus, dass es den Grundbesitzern vor dem senatus consultum von 11 v. Chr. nicht nur erlaubt war, den Schutzstreifen zu nutzen, sondern die Magistrate auch nicht die Möglichkeit gehabt hätten, ihnen ihr Land zu entziehen. Die Magistrate hätten die Landbesitzer aber per coercitio daran hindern können, ihnen beim Bau einer Leitung Hindernisse in den Weg zu legen, hätten also damit faktisch das Recht gehabt, Leitungen über Privatgrundstücke zu bauen; erst das senatus consultum habe dieser Rechtslage Abhilfe geschaffen. 139 Dabei bleibt jedoch einschränkend anzumerken, dass über das republikanische Wasserrecht außerhalb von Frontinus kaum etwas bekannt ist und einige der genannten Regelungen bereits für 133 Geissler 1998, 124. 134 So erließ Iustinian eine Novelle, dass der Statthalter von Pisidien die öffentlichen Bauten, wie Straßen, Brücken und Wasserleitungen zu überwachen hatte, vgl. Cod. Iust. 24,3. 135 Geissler 1998, 123. 136 Insbesondere die ältere Forschung sieht darin eine Enteignung, z.B., wie bereits erwähnt, de Robertis 1965, 124–129. 137 Geissler 1998, 100; Pennitz 1991, 76. 138 Deshalb musste der Privateigentümer auch entschädigt werden, wenn Dreck aus der Leitung auf diesem Streifen gelagert wurde, vgl. Freis 1984, 44, § 4. 139 De Robertis 1965, 98 f. Die Argumentationslinie ist insgesamt widersprüchlich und auch in sich nicht stimmig, vgl. Pennitz 1991, 77 f. mit der ausführlichen Kritik.

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den Bau der Aqua Appia im 4. Jh. v. Chr. existiert haben mussten, selbst wenn Agrippas Wasserbauten eine neue Dimension an Regelbedarf hervorgebracht hatten. Deutlich häufiger als zur Enteignung von privaten Grundstücksbesitzern musste das Wasserrecht jedoch in den Bereichen der Korruption oder des Diebstahls angewendet werden. Zunächst konnten Leitungen, wie das Beispiel Ephesos nahelegt, nicht nur beschädigt, sondern verschmutzt, umgeleitet oder sogar blockiert werden. 140 Die Lex Ursonensis aus der Zeit Caesars sah eine Strafzahlung von 1000 Sesterzen vor, wenn jemand den Leitungsverlauf änderte oder blockierte. 141 So erstaunt es nicht, dass das Edikt aus Laodikeia sehr wortreich darauf eingeht, dass für die Zerstörung der Leitung, etwa bei dem Versuch, illegal Wasser abzuleiten, eine Strafe von 5000 Denaren fällig war. 142 Auch in diesem Fall war für eine gute Sichtbarkeit gesorgt: Das Edikt war am trajanischen Nymphaeum von Laodikeia angebracht, das von Vicirius Martialis errichtet worden war. 143 In augusteischer Zeit war zunächst generell jede Art von öffentlichem Wasser sauberzuhalten. 144 Die pseudopaulinischen Sentenzen befassten sich ebenfalls mit der Wasserreinhaltung: Sie bewerten es als Vergehen, wenn jemand die innerstädtischen Wasserleitungen ( fistulae) und Brunnenbecken (lacus) verunreinigt. 145 Leider sind sowohl Entstehungsort als auch -datum nach wie vor unsicher. Deshalb sind die Sentenzen schwer in ihren historischen Zusammenhang einzuordnen. 146 Die Reinigung der Leitung scheint ebenso wie deren Instandhaltung zunächst in den Händen der öffentlichen Amtsträger gelegen zu

140 Dies zeigen die einzelnen Gesetze, die als Reaktion darauf verstanden werden können, vgl. Dig. 43,12,1,6.; 21,1; 24,11; 20,1,27. Eine Parallele dazu ist das Edictum Venafranum, das den Anrainern die Blockade, Umleitung oder Beschädigung der Leitung untersagt, vgl. Freis 1984, 44, § 4. S. a. CIL XII 2426. Dieselben Reinhaltungsgebote galten natürlich, wie in griechischer Zeit auch, für Brunnen (z.B. CIL VI 10928). 141 Crawford 1996, 409, § 104 mit 428. 142 Guizzi 2019, 147 § 2. Für den vollständigen Text s. Anhang Nr. 7, S. 459–463. 143 Guizzi 2019, 162. 144 Frontin. Aqu. 97,5. Die Buße betrug 10 000 Sesterzen. Das Gesetz bezog sich auf die Republik, gegen Geissler 1998, 237, die diese Episode bereits der Kaiserzeit zurechnet, obwohl Frontinus noch, wie im gesamten republikanischen Exkurs, im Imperfekt schreibt. Tacitus warf Nero vor, im Quellbecken der Aqua Marcia gebadet und damit das saubere Wasser entweiht zu haben, s. Tac. Ann. 14,22,4. Selbst wenn die zitierte Stelle von Tyrannentopik gebrochen sein mag und dementsprechend wohl nicht der Wahrheit entsprach, ist dennoch der Grundtenor klar, dass die Verunreinigung von Trinkwasser ein strafwürdiges Verbrechen war. Womit die Leitungen verunreinigt werden konnten, zeigt auch ein byzantinisches Graffito aus Samos, das jeden verflucht, der in den Aqädukt urinierte (SEG 45, 1174): Ἔχι τὸ ἀνάθεμα- - - ὁ ἀφ’ χειτω (?) εἰς ǀ τὸ ὕδωρ τοῦτο ὅτι αἰξ αὐτοῦ πίνομεν πάντες. 145 PS 5,7,13 146 Zur Diskussion vgl. Geissler 1998, 240 f.

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haben. 147 So setzte der Proconsul von Achaia, Decimius Secundinus dem defensor von Amphissa eine Frist von zehn Tagen für die Reinigung der Leitung. 148 Erst in der Spätantike wurde unter Constantin 330 n. Chr. ein Reskript verfasst, das die Landeigentümer dazu verpflichtete, die Leitungen auf ihrem Grundstück zu reinigen und sie dafür von außerordentlichen Abgaben befreite. 149 Kam der Grundstücksbesitzer diesen Auflagen nicht nach und ließ zu, dass die Leitung dadurch Schaden nahm, konnte sein Land konfisziert werden. 150 Das bei weitem am häufigsten auftretende Problem war jedoch der Wasserdiebstahl. Die Leitung konnte sowohl innerstädtisch entlang ihrer Bleileitungen angebohrt werden, als auch auf dem Land, bevorzugt entlang der oberirdischen Abschnitte. 151 Bereits zu republikanischer Zeit sah sich etwa Marcus Porcius Cato in seiner Funktion als Zensor dazu gezwungen, alle Privatanschlüsse zu sperren. 152 50 v. Chr. prangerte Marcus Caelius Rufus während seiner Aedilität nicht nur die hohe Rate des Wasserdiebstahls an, sondern auch die Bestechlichkeit der Leitungsverleger. 153 Die rechtlichen Folgen dieses Wasserdiebstahls werden nicht genannt. Zwar erklärt Frontinus, er habe bei Ateius Capito, dem curator aquarum von 13–23 n. Chr., gelesen, dass die Grundstücke eingezogen wurden, die mit illegal abgezweigtem Wasser bewässert wurden, doch sind die Quellen des Capito unklar. 154 Von einem besonders dreisten Fall weiß Frontinus ebenfalls zu berichten: aquarii hätten den Fluss Crabra der Aqua Iulia zugeführt, der eigentlich der Stadt Tusculum

147 Möglicherweise gab es bereits zu Zeiten von Frontinus eine Steuer, die als Grundlast auf den betroffenen Grundstücken lag, doch ist nicht immer ganz klar, wann sich Begriffe wie tributum oder vectigal auf eine generelle Abgabe beziehen oder den Betrag für einen privaten Wasseranschluss meinen, vgl. Frontin. Aqu. 118; Cic. Leg. Agr. 3,9. 148 CIL III 568 ( 4. Jh. n. Chr.) 149 Cod. Theod. 15,3,1. Bruun 2010 b, 8, merkt an, dass eine Reinigung der Leitung technisch und personell sehr aufwendig war (Frontin. Aqu. 119–124 zählt dafür eigenes Personal auf) und von einem Privatmann vermutlich kaum zu leisten war. Die Regelung taucht später noch einmal auf, bezieht sich jedoch in diesem Kontext dann eher auf kleinere Leitungen, vgl. Bruun 2010 b, 8 und Campbell 2000, 256 f. und 445 mit Text und Kommentar. Dagegen plädiert Geissler 1998, 129–133, die als Parallelbeispiel die öffentlichen Straßen anführt, für die Reinigung der großen, öffentlichen Leitungen. Der lateinische Originaltext nennt verschiedene Begriffe für die Leitung ( forma, meatus, aquaeductus), so dass es auf einer sprachlichen Analyseebene kaum möglich ist, den Leitungstypus eingrenzen zu können. Es ist dennoch plausibler, dass die Kaiser sich um die Reinigung der öffentlichen Leitungen bemühten und kein Interesse für die privaten Anschlüsse aufbrachten. 150 Cod. Theod. 15,2,1. 151 Plinius beklagt sich darüber, dass die Annehmlichkeiten der Aqua Virgo und der Aqua Marcia verloren gegangen seien, weil zu viel Wasser für die Landvillen abgezweigt worden sei, Plin. Nat. 31,25 (42). Martial verarbeitete den Wunsch nach einem Wasseranschluss an der Marcia für sein Landgut in seinen Epigrammen, vgl. Mart. 9,18. 152 Liv. 39,44,4; Plut. Cat. 19, 1. 153 Frontin. Aqu. 76,1; Cic. Fam. 8,9,6,4. 144 v. Chr. hatte Q. Marcius Rex mit demselben Problem zu kämpfen (Frontin. Aqu. 7,1). 154 Frontin. Aqu. 97,2–3.

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zugeflossen wäre. 155 Erst die lex Quinctia regelte detailliert, welche Tat als Wasserdiebstahl klassifiziert war, setzte eine Strafsumme von 100 000 Sesterzen fest und verpflichtete den Gesetzesbrecher dazu, den entstandenen Schaden zu beheben. 156 Tacitus erklärt, dass Nero nach dem Brand von Rom custodes einsetzte, um die illegale Wasserentnahme in den Griff zu bekommen. 157 Das für die Löscharbeiten nötige Wasser schien gefehlt zu haben. Durch die Sperrung privater Anschlüsse erhöhte man das öffentliche Wasserangebot. In Laodikeia am Lykos war nicht nur die Ableitung von Wasser mit wenigen Ausnahmen verboten und mit einer Strafe von 5000 Denaren belegt – es wurde den Amtsträgern sogar untersagt, Anschlüsse ohne eine Gebühr zu verschenken, da sie ansonsten dieselbe Strafe zu zahlen hatten. 158 Darüber hinaus war es ebenfalls verboten, Wasser aus Tanks zu entnehmen und für die Bewässerung zu nutzen. 159 Danach hören wir erst von Theodosius I. wieder, dass dieser die illegale Entnahme aus den Aquädukten von Konstantinopel mit Konfiskation des Grundstücks bestraft habe. 160 Eine spezielle Regelung ist die Konstitution von Kaiser Honorius 399 n. Chr., die den Schutz der eben renovierten Aqua Augusta, eines Zubringers der Aqua Marcia, garantierte. 161 Neben der Verteilung von Strafen gab es weitere Strategien, um illegaler Entnahme vorzubeugen. Zunächst wurde Sicherheitspersonal genutzt, das die Leitungen regelmäßig abging und auf eventuelle Schäden oder Missbrauch hin kontrollierte. 162 Insbesondere in ariden, ländlichen Regionen hatte sich darüber hinaus ein differenziertes Verteilungsprinzip etabliert, das einem möglichst großen Personenkreis den Zugang zum Wasser ermöglichen sollte: Wasser durfte nur stundenweise oder zu einer bestimmten Tageszeit und nur zu einer bestimmten Menge entnommen werden, so zum Beispiel in

155 Frontin. Aqu. 9,4–8. Unklar bleibt, welchen Vorteil sich die aquarii davon versprochen hatten: Wollten sie Tusculum das entfremdete Wasser wieder verkaufen oder weitere private Anschlüsse entlang der Aqua Iulia verkaufen? Von einem ähnlichen Fall berichtet Strabon, Strab. 4,6,7: Die Salassi, ein Stamm im Nordwesten Italiens, lagen im Streit mit ihren Nachbarn, weil diese den Fluss Duria umgeleitet hatten, um das Wasser für ihre Minen zu nutzen, und hatten damit der Landwirtschaft das Wasser abgegraben, vgl. Strab. 4,6,7. 156 Frontin. Aqu. 129,4; für die Durchsetzung hatte der curator aquarum oder der praetor peregrinus zu sorgen. 157 Ann. 15,43. 158 Guizzi 2019, 147 f. § 2–3. Für den vollständigen Text s. Anhang Nr. 7, S. 459–463. Kostenfreie Anschlüsse wurden häufig als Ehrung an verdiente Bürger verschenkt, s. u. S. 355–357. 159 Guizzi 2019, 147 f. § 13. Das hier verwendete griechische Wort κόλυμβον für „Tank“ kommt in Inschriften mit Bezug auf den Wasserbau meines Wissens nach kein zweites Mal vor. 160 Cod. Theod. 15,2,4. Das Grundstück fiel dem kaiserlichen Privatbesitz zu. Wiederholt von Kaiser Arcadius, Cod. Theod. 15,2,7. Das Gesetz besagt auch, dass diejenigen, die im Besitz alter Wasserbezugsrechte waren, diese auch behalten durften. Al Karaimeh 2012, 47, versteht diese Stelle völlig falsch und deutet sie dahingehend, dass mit alten Wasserrechten hier indigene Rechte gemeint sind, ohne diese näher zu definieren. Tatsächlich spricht das Gesetz nur von bereits früher genehmigten Konzessionen, die der Kaiser verlängerte und in keiner Form von vorrömischem Wasserrecht. 161 Cod. Theod. 15,2,8. Die Strafe umfasste fünf Pfund Gold, nicht die Konfiskation des Grundstücks, wie in Konstantinopel. 162 S. dazu mehr unten auf S. 179 f. und 188.

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Lamasba, 163 Promona in Dalmatien 164 und Tibur. 165 Besonders gut ist dieses Verteilungsprinzip darüber hinaus bei den gleich zu besprechenden Bewässerungsgenossenschaften zu beobachten. 166 Das Prinzip der stundenweisen Zuteilung war auch juristisch geregelt und fand Eingang in die Digesten. 167 Neben Wasserdiebstahl gab es noch weitere Vergehen: So konnte man versuchen, mehr als die zugebilligte Wassermenge zu erschleichen, indem vor dem Messrohr (calix) ein größeres Rohr angebracht wurde. 168 In Laodikeia am Lykos gab der Statthalter vor, dass ein Bürger berufen werden sollte, um eine gerechte und korrekte Vergabe der Anschlüsse zu überwachen. 169 Im Rom war diese Art der persönlichen Überwachung nicht mehr möglich: Frontinus beklagt sich detailliert über die vielfältigen Missstände (multiplex fraus) seiner eigenen Zeit, darunter die Bestechlichkeit und Betrügereien seiner Angestellten. 170 Es ist wenig erstaunlich, dass sich das Problem der erschlichenen Anschlüsse bis in die Spätantike hinzog: So ordnete Kaiser Honorius an, dass derjenige, der die Aqua Claudia in Rom durch eine betrügerisch erlangte Konzession anzapfte, mit dem Verlust seines Grundstücks bestraft wurde. 171 Betrug war auch dadurch möglich, dass man sich bewusst an den falschen Amtsträger wandte: Theodosius II. bestrafte nicht nur dieses Vergehen, sondern auch bestechliche administratores mit einer Zahlung von 50 Pfund Gold. 172 Zu den Straftaten trugen nicht nur Einzelpersonen bei, sondern auch die korrupte Verwaltung, insbesondere die aquarii, also das Technikpersonal, das die Leitungen verlegte: Frontinus berichtet von aquarii, die Überlaufwasser verkauften, neue Anschlüsse falsch oder gar nicht eichten oder sogar alte Anschlüsse verkauften. 173 Wie sehr dieses Fehlverhalten grassierte, ist nicht mehr zu sagen, da Frontinus mit seiner Schrift durchaus bestimmte Absichten verfolgte, darunter nicht zuletzt die Hervorhebung der Gewissenhaftigkeit seiner eigenen Amtsführung. In Laodikeia am Lykos versuchte der Statthalter, diesem Missbrauch vorzubeugen, indem er nicht nur das Personal haftbar machte, son163 CIL VIII 4440 = ILS 5793. Zur Interpretation der Inschrift vgl. Shaw 1982. Für weitere Details s. u. S. 162. 164 CIL III 14969, 2. 165 CIL XIV 3676. 166 S. u. S. 160–162. 167 Dig. 43,20,2; 43,20,5; 8,6,7–8. 168 Das Verbot gegen dieses Handeln bei Frontin. Aqu. 106,2. Wiederholt von Kaiser Valens 370 n. Chr. für seinen Kaiserpalast in Daphne, dessen Wasserversorgung durch zu viele Ableitungen gefährdet war, vgl. Cod. Theod. 15,2,2. Die Messdüsen waren genau normiert und betrugen einen Daktylos oder einen halben Daktylos, vgl. Guizzi 2019, 148 § 5. Frontinus rechnete mit quinaria, kannte aber das alte System ebenfalls, vgl. Frontin. Aqu. 25. Frontinus zeichnet Vitruv für die Umstellung der Recheneinheiten verantwortlich (a plumbariis per Vitruvium architectum). 169 Guizzi 2019, 149 § 12. 170 Frontin. Aqu. 103, 2–4. 171 Cod. Theod. 15,2,9. Eine Ersitzung des Nutzungsrechtes war prinzipiell möglich, vgl. Geissler 1998, 218. Dieser Ersitzung versuchte Kaiser Zeno durch ein Gesetz vorzubeugen, vgl. Cod. Iust. 11,42,9. 172 Cod. Iust. 15, 42,5. Wiederholt von Kaiser Anastasius, Cod. Iust. 11,42,11. 173 Frontin. Aqu. 110, 2–5.

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dern auch eine Bezahlung der Amtsträger anordnete. 174 Zudem gab es eine Aufsichtsperson, die den Verkauf von Wasserrechten überwachen sollte. 175 Erst aus der Spätantike sind wieder konkretere Regeln überliefert: So erließ Theodosius I. 382 n. Chr. für Konstantinopel eine Meldepflicht für alle Amtsträger der Wasserbehörde, sollten sie von falschen Anschlüssen Kenntnis haben. 176 400 n. Chr. folgte eine ähnliche Regelung für Rom 177, kurz darauf für die hadrianische Leitung in Konstantinopel. 178 Dabei galt für alle Verordnungen, dass stets das ganze Officium für das Vergehen eines Einzelnen zu haften hatte und dadurch eine effektivere Möglichkeit der gegenseitigen Kontrolle möglich war. Die zunehmend hohen Summen und die häufige Wiederholung der Gesetze deuten jedoch darauf hin, dass die Amtsträger Bestechungen zugänglich blieben. Diese über einen langen Zeitraum immer wieder verhängten Strafen zeigen auch, dass eine große, nicht zu befriedigende Nachfrage nach diesen Wasseranschlüssen entstanden war, deren Regulierung ständiger juristischer Aufmerksamkeit bedurfte. 179 Zwar hören wir von vielfachen Regelungen, jedoch wenig von tatsächlich gezahlten Strafen oder gar von Prozessen. 180 Eine Ausnahme ist die Rede des Demosthenes gegen Kallikles im 4. Jh. v. Chr.: Kallikles klagte gegen seinen Nachbarn, da dieser einen Entwässerungsgraben blockiert und damit eine Überschwemmung auf Kallikles’ Grundstück verursacht hatte. 181 Leider nur fragmentarisch ist das Vorgehen von Cato gegen einen L. Furius 182 auf uns gekommen, so dass kaum eine nähere Interpretation möglich ist. Cato hatte eine Gerichtsrede „De aqua“ gegen Furius gehalten, von der nur wenige Sätze überliefert sind. 183 Sie berichten davon, dass die Praetoren Furius zugunsten des Volkes vindiziert hatten, doch geht der Grund nicht genau hervor. 184 Am inhaltsreichsten ist das Fragment, das zumindest das Thema aqua erwähnt: o quanti ille agros emit, qua aquam 174 Guizzi 2019, 148 § 11. Für den vollständigen Text s. Anhang Nr. 7, S. 459–463. 175 Guizzi 2019, 148 § 12. Unter den beschriebenen Voraussetzungen erscheint es über die übliche Verwendung solcher Formeln hinaus verständlich, dass diese Funktion von einem ἄνδρος δικαιότατος ausgeübt werden sollte. 176 Cod. Theod. 15,2,3. Als Strafe waren sechs Pfund Gold vorgesehen. 177 Cod. Theod. 15,2,9. Allerdings galt dies nur für die Aqua Claudia. 178 Cod. Iust. 11,42,6. Als Strafe wurden 100 Pfund Gold erhoben, also deutlich mehr als noch unter Theodosius I. 179 Wie zum Beispiel das Edikt des Claudius Eteoneus unter Marcus Aurelius (I. Kibyra 19), das nicht mehr erhaltene Maßnahmen dokumentiert, zeigt oder die Erwähnung von Frontinus, dass Äcker, die mit widerrechtlich abgezweigtem Wasser bewässert wurden, eingezogen werden konnten (publicabantur), Frontin. Aqu. 97. 180 Sieht man davon ab, dass laut Frontinus das Wasserrecht ein beliebtes Thema bei Schaureden war, vgl. 76. 181 Demosth. Or. 55, 5–6 mit dem Tatbestand. 182 Möglicherweise identisch mit Lucius Furius Purpureo, dem Konsul von 196. v. Chr., vgl. Pennitz 1991, 83, Anm. 222. 183 ORF 99–105. 184 ORF 104 = Festus, s.v. vindiciae, 516, 26–29 ([M.] Cato in ea quam scripsit L. Furio de aqua…… praetores secundum populum vindicias dicunt.)

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duceret. (102) Es besagt, dass Furius Grundstücke teuer gekauft habe, durch die eine Leitung führen sollte. Die Fragmente werden häufig mit dem bereits beschriebenen Vorgehen Catos gegen unrechtmäßig angeeignete Anschlüsse während seiner Censur gesehen, doch ergibt sich diese Verbindung nicht zwingend. 185 Entsprechend breit gefächert sind auch die Interpretationen. Weiß ging davon aus, dass Furius sich den Grundstückstreifen, den er für eine Leitung hergeben musste, wieder angeeignet hatte. 186 Cato habe seine Rede innerhalb eines Strafprozesses gehalten, nachdem die reine Eigentumsklage (rei vindicatio) gescheitert sei. L. Furius konnte, da er sich öffentlichen Grund angeeignet habe, mit einer zunächst festgelegten Strafsumme rechnen, die sich zwischen 1000 und 5000 Sesterzen bewegte, so Weiß. 187 Martin Pennitz schlägt hingegen die Interpretation vor, dass Furius bei der Vornahme einer emptio für den Bau einer Leitung den Wert der betreffenden Privatgrundstücke bewusst zu hoch angesetzt hatte. 188 Alan E. Astin geht gar von einer Kombination mehrerer Straftaten aus, dass nämlich Furius sich Land gekauft habe, bei dem er davon ausging, dass darüber eine Wasserleitung laufen würde, die er illegal anzapfen konnte. 189 Es ist durchaus denkbar, dass Furius unter die Grundstücksspekulanten gegangen war und vielleicht Ackerflächen gekauft hatte, mit dem Wissen, dass diese später im Zuge eines Leitungsbaus wieder von der öffentlichen Hand zurückgekauft werden sollten; vielleicht hatte er gar zusätzlich (widerrechtlich) ager publicus belegt. Es ist zumindest davon auszugehen, dass es sich um Straftaten gehandelt hatte, die einen Prozess notwendig gemacht hatten und die Zahlung von Strafsummen, die als übliches Instrument für Vergehen gegen Wasserrecht genutzt wurden, überstiegen. Die Bereitstellung und Nutzung von Wasser war nicht nur für die Städte relevant, sondern auch auf dem Land und in den Dörfern. Eine Bronzetafel aus dem spanischen Dorf Botorrita, dem antiken keltiberischen Dorf Contrebia Balaisca, die sogenannte tabula Contrebiensis, dokumentiert einen Streitfall auf lokaler Ebene aus dem 1. Jh. v. Chr. 190 Kernstreitpunkt war die Anlage eines Kanals, der wohl einerseits sowohl über privates als auch öffentliches Land führen sollte sowie andererseits über Land von anderen Gemeinden. Die Salluienses, keltiberische Siedler der späteren römischen Kolonie Caesaraugusta, hatten zum Zweck des Kanalbaus Land von den Sosinestani gekauft, obwohl die Allavonenses dem widersprochen hatten. 191 Und schließlich hatten die Salluienses den Kanalverlauf anders abgesteckt als vereinbart und dabei sowohl öffentliches als auch privates

185 Liv. 39,44,4; Plut. Cato. 19,1. An der Verbindung zweifelt etwa Pennitz 1991, 83, Anm. 222 mit weiterer Literatur; für einen Zusammenhang plädiert Geissler 1998, 190 f. 186 Weiß 1925, 99. 187 1000 Sesterzen in der lex Ursonensis, 4000–5000 in der lex Mamilia, vgl. Weiß 1925, 105. 188 Pennitz 1991, 83 f.; Furius hatte sich scheinbar auch bei der Besteuerung der öffentlichen Salinen Unregelmäßigkeiten zu Schulden kommen lassen (ORF 103). 189 Astin 1978, 84. 190 Richardson 1983 (Gesamtdiskussion der Inschrift); Birks, Rodger, Richardson 1984 (mit einigen konkreten Problemen); Arino 2011/12 (mit Schwerpunkt auf der territorialen Diskussion). 191 Richardson 1983, 34, Z. 1–5.

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Land der Sosinestani berührt, die dafür eine Zahlung verlangten. 192 Die letzte Sektion enthält den Schiedsspruch des Statthalters C. Valerius Flaccus, den man um Hilfe gebeten hatte. 193 Die genaue Rolle der Allavonenses, die als Streitpartei auftraten, also deren rechtliche Basis für den Einspruch gegen den Verkauf, ist unklar – möglicherweise hatten sie einen rechtlichen Anspruch an den verkauften Ländereien oder den Wassernutzungsrechten. 194 Diese Nutzungsrechte mussten für alle Beteiligten extrem wichtig gewesen sein, denn das Tal des Ebro gehört – sieht man von der direkten Umgebung ab – zu den trockensten Regionen in Spanien. Um Landwirtschaft betreiben zu können, war eine geregelte Bewässerung also eine absolute Notwendigkeit. 195 Obwohl das Ereignis als ein rein lokales zu werten ist und es sich bei den beteiligten Parteien um keltiberische Stämme handelt, sind die Gestaltung des Textes, sein Vokabular und das zugrundeliegende juristische Konzept ein rein römisches. Dies ist umso interessanter, weil anzunehmen ist, dass es bereits ein Gewohnheitsrecht im Umgang mit Wasser gegeben hatte, man sich jedoch trotz existierenden Rechtes des römischen bediente. 196 Der Fall zeigt darüber hinaus, dass man sich bei komplexen, auf lokaler Ebene nicht mehr lösbaren juristischen Problemen an die römische Autorität wandte, obwohl die Beteiligten in diesem Fall wohl bereits selbst schon in republikanischer Zeit über ein hohes Maß an juristischer Praxis im römischen Recht besaßen. 197 Wem genau dieses Bewässerungssystem dienen und wie die Nutzung geregelt werden sollte, geht aus dem Fall der Salluienses nicht hervor, doch könnte es ähnlich komplex strukturiert gewesen sein wie jenes aus der sogenannten lex Rivi Hiberniensis, einer Inschrift aus hadrianischer Zeit aus einem geographisch nicht weit entfernten Ort. 198 Eigentlich war diese Bewässerungsgenossenschaft, bestehend aus mehreren pagi, hervorragend organisiert: Die Entscheidungen wurden von einem concilium getroffen, dessen Stimmrecht sich, genauso wie bei der tabula Contrebiensis, proportional zum ius aquae verhielt und der lokalen Verwaltung der pagi angeschlossen war. Das concilium, bestehend aus den pagani und den magistri pagi, organisierte nicht nur die Vergabe des Wassers, sondern regelte auch die administrativen Belange, etwa die Reinigung und Instandhaltung 192 Richardson 1983, 34–35, Z. 6–11. 193 Richardson 1983, 35, Z. 14–20. Die Rolle des Flaccus ist insgesamt sehr ungewöhnlich, da seinem Eingreifen zumindest kein heute mehr belegtes Hilfegesuch an den Senat vorausging, wie dies normalerweise üblich war, vgl. Birks, Rodger, Richardson 1984, 49 f. 194 Richardson 1983, 39. 195 Birks, Rodger, Richardson 1984, 47 f.; die Unterscheidung in ager publicus und ager privatus rührt nach Meinung der Autoren daher, dass die privaten Parzellen auch öffentlichen Grund mitnutzen durften, wenn der eigene Besitz nicht genügend hergab; um Grenzstreitigkeiten ging es auch im Fall der Salassi aus Norditalien, die sich mit ihren Nachbarn um Wassernutzungsrechte aus dem Fluss Duria stritten (Strab. 4,6,7). 196 Richardson 1983, 36 f. anhand von zahlreichen Beispielen, darunter die Unterscheidung in ager privatus und ager publicus. 197 Die Rolle der Statthalter für die Gestaltung des Wasserrechts ist als essentiell einzuschätzen, siehe dazu unten Kapitel 5.2.4. 198 Beltrán Lloris 2006 mit der Interpretation und Übersetzung, die neueste Ausgabe mit deutscher Übersetzung bietet Einheuser 2017.

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der Kanäle oder die Bestrafung bei Nichtbeachtung dieser Regeln. Bemerkenswert ist das hohe Maß an vergesellschafteter Verantwortung: Jeder Anrainer war für seinen eigenen Abschnitt des rivus verantwortlich, darunter nicht nur für die Reinigung, sondern auch für die Instandhaltung von Wehren oder Brücken. 199 Diese Selbstverwaltung scheint jedoch bei einem Zwist zwischen pagani der Städte Caesaraugusta (Saragossa) und Cascantum (Cascante) an ihre Grenzen gestoßen zu sein, denn der Streit wurde von den magistri pagi der Provinzverwaltung vorgelegt, wohl einem legatus iuridicus. 200 Die lex hatte nach Francisco Beltrán Lloris mehrere Ziele: Neben der Lösung des Disputs versuchte sie auch, die Gemeinschaft und ihre Funktionen so zu regulieren, dass diese Streitigkeiten kein weiteres Mal ausbrechen konnten. 201 Dass das Eingreifen der römischen Autorität nicht immer notwendig oder erwünscht war, zeigt das letzte Beispiel. Deutlich später, dafür jedoch deutlich bekannter, ist eine Inschrift aus der Zeit des Elagabal, die Streitigkeiten um ein gemeinschaftlich genutztes Bewässerungssystem im nordafrikanischen Lamasba dokumentiert. 202 Zur Lösung der juristischen Probleme hatten die Landbesitzer ein Kollegium aus mehreren, wohl lokalen Persönlichkeiten bestellt – die römische Autorität scheint also nicht involviert gewesen zu sein. 203 Die Inschrift regelte genau, welcher Landbesitzer an welchem Tag welche Menge Wasser aus dem Bewässerungssystem zugeteilt bekam. 204 Das Eingreifen einer höheren Instanz war in diesem Fall wahrscheinlich deshalb nicht notwendig, weil es sich nicht um eine neue Rechtssetzung handelte, sondern vielmehr um die Wiederherstellung alter Rechtstraditionen. Die Tatsache, dass sich auf einer sozialen Ebene sowohl römische Veteranen als auch Einheimische greifen lassen, zeigt eher die Integrationsfähigkeit der lokalen Gesellschaft durch ihre rechtliche Praxis. Zwar soll Ägypten aufgrund seiner exzeptionellen hydrogeologischen Situation im Rahmen dieser Arbeit ausgeklammert werden, doch lohnt sich gerade in diesem Fall ein Blick auf die Provinz im römischen Osten. Die Papyri überliefern einige juristische Details, die sich nicht nur aus der besonderen klimatischen Situation des Landes heraus erklären lassen. 205 Aus dem Archiv des Aurelius Sakaon, eines wohlhabenden Bauern aus Theadelphia, ist ein interessanter Streitfall erhalten geblieben. 206 Das Fayum war von einem komplexen, aufwendigen Kanalsystem durchzogen, das vom Nil gespeist wurde und sich 199 200 201 202 203 204

Beltrán Lloris 2006, 153 f., § 2b – 3b. Beltrán Lloris 2015, 131 f. Beltrán Lloris 2006, 188. CIL VIII 18587 = 4440 = ILS 5793; Shaw 1982. Shaw 1982, 70. Diese Regelung der stundenweisen Zuteilung von bestimmten Wassermengen existiert häufiger, z.B. in Tibur (CIL XIV 3676 oder CIL VI 1261 aus Rom, Fragment der severischen Stadtkarte Forma Urbis Romae); bemerkenswert ist die Tatsache, dass es sich bei den Bezugspersonen um Freigelassene handelt; Plin. Nat. 18,188–189 erwähnt die stundenweise Wasserverteilung als gängige Praxis auch im tunesischen Tacapae. 205 Für weiterführende Details zur Wasserversorgung in Ägypten vgl. z.B. Habermann 2000. 206 Parássoglou 1978.

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Austausch auf juristischer Ebene

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in die Moeris-See ergoss. In römischer Zeit wurde die zunehmende Desertifikation zu einem großen Problem, das letztlich zur Aufgabe mehrerer Dörfer, darunter auch Theadelphias führte. 207 Die Situation wurde dadurch verkompliziert, dass jedes Dorf Steuern in unterschiedlicher Höhe einzog. Sakaon, der für die Eintreibung der Getreidesteuern verantwortlich war, musste sich vor Gericht verantworten, als er diese nicht liefern konnte. Er begründete den Ausfall damit, dass die Dörfer Narmouthis, Hermoupolis und Theoxonis, die stromaufwärts lagen, unrechtmäßig Wasser abgezweigt hätten, das eigentlich für die Bewässerung der eigenen Felder gedacht gewesen war. 208 Die Verhandlung ging an Sabinianus, den Statthalter von Aegyptus Mercuriana, den Sakaon darum bat, steuertechnisch zum reicheren Hermoupolis gehören zu dürfen. 209 Weitere Dokumente des Sakaon-Archivs überliefern ähnliche Fälle: So befragte der Strategos die Hydrophylakes, weshalb ein Stein einen Kanal blockierte. 210 Vor dem Statthalter von Aegyptus Herculia, Quintus Ziper, wurde ein ähnlicher Fall verhandelt: Drei Bewohner von Theadelphia klagten Brüder an, die den Kanal bei Andromachis versperrt hatten und damit auch den Zugang zum Wasser. 211 In diesem Fall kennen wir auch die Entscheidung: Der Kanal sollte freigeräumt werden und der praepositus pagi sollte dafür sorgen, dass die Bauern jeweils genügend Wasser erhielten. Den Kern des Problems traf diese Entscheidung, wie Daniel Kehoe bereits konstatierte, nicht, da sie sich weder mit der geänderten Situation noch mit dem Problem der Desertifikation auseinandersetzte. 212 Zwar ist dieses Beispiel auch juristisch betrachtet aufgrund der besonderen klimatischen Lage Ägyptens nicht vollkommen auf andere Provinzen übertragbar, doch zeigt es abschließend, dass die Bewässerungsanlagen für das Überleben der Dörfer notwendig waren und die Verteilung von Wasser deshalb genauestens geregelt war und dementsprechend rasch zu juristischen Mitteln gegriffen wurde. Die meisten überlieferten Fälle beschäftigten sich deshalb mit der unrechtmäßigen Aneignung von Brauchwasser, die trotz der Existenz von Wachpersonal in Form der Hydrophylakes immer wieder geschah. 213 Die Streitigkeiten wurden zumeist vor dem Statthalter ausgetragen. Die römische Autorität hatte an der Funktionstüchtigkeit der Bewässerungssysteme auch ein steuerliches Interesse, denn die Getreidesteuern hingen direkt davon ab. Die Papyri geben insgesamt einen sehr detaillierten Einblick in den Regelungsbedarf dieser Bewässerungssysteme. Solche Systeme und Wassergenossenschaften existierten nicht nur in Ägypten, sondern auch in Spanien und Italien. 214 Es ist anzunehmen, dass diese mit ähnlichen Problemen und Lösungsstrategien umgehen mussten. 207 Kehoe 2008, 247–249 . 208 P.Sak. 35, 332 n. Chr. 209 P.Sak. 42, 323 n. Chr. Der Statthalter hatte wohl zuvor bereits Vertreter geschickt, die den Zustand des Kanalsystems inspizierten und zu dem Ergebnis kamen, dass Theadelphia tatsächlich zu wenig Wasser erhielt. 210 P. Sak 32, spätes 3. Jh. n. Chr. 211 P. Sak 33, 320 n. Chr. 212 Kehoe 2008, 250. 213 Drecoll 1997, 171. 214 Deshalb sei an dieser Stelle auf Manganaro 2012, 116–118 verwiesen.

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4.2

Die Transitionsphase: Austauschprozesse zwischen Rom und Kleinasien

Austausch auf administrativer Ebene

Ergänzend zur juristischen Perspektive soll im Folgenden vor allem die Ebene der Verwaltung in den Blickpunkt rücken. Wasserinfrastrukturen zählten aufgrund ihrer Größe und technischen Komplexität zu jenen Großbauten, von denen man einen erhöhten Personalaufwand erwarten kann. Im Folgenden soll, analog zum vorhergehenden Kapitel, zunächst betrachtet werden, wie Wasserinfrastruktur in vorrömischer Zeit gemanagt wurde, um im Folgekapitel die Kaiserzeit in den Blick zu nehmen. Es ist zu analysieren, ob die Fernwasserleitungen römischen Typs besondere Ansprüche an die Verwaltung stellten und ob die in Rom spezifisch entwickelte cura aquarum, deren Funktionsbereiche ebenfalls untersucht werden sollen, außerhalb der großen Metropole eine Rolle spielte. Ziel des Kapitels ist es, mögliche Übertragungsprozesse von Rom nach Kleinasien auf der Ebene einer wasserbauspezifischen Verwaltung zu beleuchten.

4.2.1

Ämter in griechischer Zeit

Informationen über die Verwaltung der Wasserinfrastruktur aus griechischer Zeit sind ähnlich fragmentarisch wie über das Wasserrecht, sodass nicht mehr als die Aufzählung der wenigen bekannten Ämter möglich ist. Zu den ältesten überlieferten Funktionen zählt die des Brunnenaufsehers. Seine Existenz dokumentiert nicht nur den Regelungsbedarf in diesem Bereich, sondern auch die Bedeutung der Brunnen für die Grundversorgung der jeweiligen Polis. Auf Keos und Delos trug jeweils ein Epimelet die Verantwortung für mehrere Brunnen und hatte sich darum zu kümmern, dass auch der abgedeckte Kanal, der zu den Brunnen führte, sauber blieb – ansonsten konnte er eine Strafe verhängen. 215 Nur für Athen lassen sich Verwaltungsstrukturen im Wasserbau ein wenig besser greifen: Dort war ein Aufseher für alle Brunnen (ἐπιστάτης ὑδάτων) zuständig, der jährlich bestellt wurde. 216 Dabei wurde das Amt mindestens seit der klassischen Zeit nicht durch das Los, sondern durch Wahl bestimmt und von wichtigen Persönlichkeiten wie Themistokles und Perikles bekleidet – man maß ihm also eine gewisse, wohl auch repräsentative Bedeutung bei und legte möglicherweise Wert auf bestimmte Fachkenntnisse. 217 Ein ebenfalls nur athenspezifisches Amt scheint das des κρηνοφύλαξ gewesen zu sein, der jedoch funktional nicht vom Epimeleten abzugrenzen ist. 218 Gerade im Zusammenhang 215 Keos (IG XII 5, 569; das Strafmaß betrug 10 Drachmen für Bürger, für alle anderen Auspeitschung); Delos (ID 69; bereits aus dem 5. Jh. v. Chr.); Priene ( Kah 2012, 55 und 64). 216 Arist. Pol. 1318 b (ἐπιμελητὴς κρηνῶν); Wörrle 1981, 92. 217 S. Kap. 4.1 Plut. Them. 31,1. Ein bemerkenswertes Detail ist, dass Themistokles Geldbußen gegen diejenigen verhängte, die Wasser aus den öffentlichen Leitungen abzweigten. Das Geld verwendete er zur Stiftung der Statue einer Wasserträgerin. Welche Leitungen gemeint sind, geht aus der allgemeinen Formulierung von Plutarch nicht hervor (τοὺς ὑφαιρομένους τὸ ὕδωρ καὶ παροχετεύοντας). 218 Tölle-Kastenbein 1990, 182. Zur Entwicklung des Wasserversorgungssystems s. a. Koutsoyiannis, Mamassis 2017.

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Austausch auf administrativer Ebene

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mit Athen nimmt Renate Tölle-Kastenbein an, dass der Epimelet der Krenai gleichzeitig auch die gesamte Wasserversorgung unter seiner Aufsicht hatte, also auch die Zu- und Ableitungen innerhalb der Stadt. Sie macht dies vor allem an Pytheas fest, der sich ihrer Meinung nach nicht nur um die Krenen von Athen verdient gemacht hatte, sondern auch für die Wasserleitungen Sorge getragen hatte. 219 Gegen Tölle-Kastenbein spricht an dieser Stelle die spezielle Aufsichtsfunktion des Pytheas über die Umbauarbeiten im Amphiareion, das erst wenige Jahre zuvor in athenischen Besitz gelangt war. Er war im Jahr 333/32 v. Chr. zum Brunnenaufseher gewählt worden und wurde dafür geehrt, dass er sich dort um den Bau eines Brunnens sowie wohl um den Ausbau einer Zuleitung und um die unterirdischen Kanäle gekümmert hatte. 220 Über sonstige Funktionen des Pytheas sagt die Inschrift nichts aus – es wäre sogar denkbar, dass er für die Zeit der Bauarbeiten speziell für das Amphiareion abgestellt worden war. Das einzige längere und systematische Dokument stammt erst aus der hellenistischen Zeit: Die Astynomeninschrift von Pergamon definiert die Pflichten der Astynomoi und geht dabei in der – leider nicht mehr ganz erhaltenen – vierten Spalte auch auf die öffentliche Wasserversorgung ein: Der erste, nicht mehr vollständig lesbare Satz (Z. 171) bespricht wohl die Reinigung von ὑπόνομοι, bevor sich das Dokument im Folgenden den Themenbereichen „Brunnen“, „Zisternen“ und „Latrinen“ zuwendet. Sara Saba vermutet, dass mit den ὑπόνομοι Bewässerungssysteme außerhalb der Stadt gemeint waren und sich der verlorene Teil der Inschrift mit der Wasserinfrastruktur auf dem Land beschäftigt hätte. 221 Wie gezeigt, könnte es sich bei den ὑπόνομοι jedoch auch um innerstädtische unterirdische Kanäle handeln, eine Interpretation, die besser zum folgenden Inhalt des Gesetzes passt: Den Astynomen wurde vor allem auferlegt, sich um die Funktionstüchtigkeit und Reinhaltung der Brunnen zu bemühen und bei Nichtbeachtung die festgelegten Strafen zu verhängen (Coll. IV Z. 172–202). 222 Sollte ein pergamenischer Bürger einen anderen dabei 219 Tölle-Kastenbein 1990, 181. So im Übrigen auch Habicht 1989. 220 IG II 3, 338, Z. 11–17; (…) ἐπειδὴ Πυθέας αἱρεθεὶς ἐπὶ τὰς κρήνας τῶ|ν τε ἄλλων τῶν ἐν τῆι ἀρχῆι ἐπιμελεῖται καλ|ῶς καὶ φιλοτίμως καὶ νῦν τήν τε πρὸς τῶι τοῦ | Ἄμμωνος ἱερῶι κρήνηγ (sic) καινὴν ἐξωικοδόμηκ|εν καὶ τὴν ἐν Ἀμφιαράου κρήνην κατεσκεύακ|εν καὶ τῆς τοῦ ὕδατος ἀγωγῆς καὶ τῶν ὑπονόμ|ων ἐπιμεμέληται αὐτόθι. Vgl. Koerner 1974, 190 mit einem ersten Kommentar; ergänzend Wörrle 1981, 90 und Habicht 1989. Als Begründung für die Ehrung gibt die Inschrift im Folgenden an, dass sich auch nachfolgende Epimeleten (περὶ τὴν ἐπιμέλειαν τῶν κρηνῶν, Z. 229) mit derselben Arete und derselben Dikaiosyne um die Stadt verdient machen sollten. Pytheas blieb möglicherweise vier Jahre (von den Panathenäen zu den nächsten Panathenäen) im Amt. 221 Saba 2012, 70. Wem die Kanalreinigung auferlegt wurde, also Privatpersonen oder Fachpersonal, ist leider unklar. Geissler 1998, 133 plädiert für Fachpersonal und sieht in einem ähnlichen, bereits besprochenen Gesetz von Kaiser Constantin (Cod. Theod. 15,2,1 = Cod. Iust. 11,43,1) deshalb die Fortführung einer längeren Tradition. Eine Parallele vom hellenistischen Pergamon in die Spätantike zu ziehen erscheint nicht nur gewagt, sondern auch methodisch problematisch. Zu den Pflichten der Astynomoi generell vgl. Rhodes 1997. 222 Im Falle der Reparaturbedürftigkeit mussten die Strategen und der ἐπὶ τῶν ἱερῶν προσόδων die nötigen Gelder dafür freigeben und die Arbeiten delegieren. Saba 2012, 72 mit der Diskussion, warum der ἐπὶ τῶν ἱερῶν προσόδων dabei mit beteiligt war. Insbesondere das Reinhaltungsgebot passt hervorragend zu den bereits genannten Regelungen (s. S. 134). Die Strafen erstreckten sich

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Die Transitionsphase: Austauschprozesse zwischen Rom und Kleinasien

ertappen, wie er einen öffentlichen Brunnen verschmutzte, konnte er dies den Astynomoi anzeigen und dafür eine Belohnung erhalten. 223 Besonders interessant für unsere Analyse ist der folgende Abschnitt zu den Zisternen, der bereits an anderer Stelle besprochen wurde und deutlich macht, dass sich mit der Bereitstellung des Wassers durch die Leitungen auch die öffentliche und private Nutzung und Speicherung änderte. 224 Ein spezifisches Amt für Belange im Wasserbau scheint es über das archaische und vor allem klassische Athen hinaus nur vereinzelt gegeben zu haben – dies mag nicht zuletzt darin begründet liegen, dass die Leitungen anderer Städte der griechischen Zeit weniger komplex waren als das athenische Versorgungssystem. 225 Die zu bewältigenden Aufgaben fielen dabei in sachfremde Ressorts: Die allgemeinen Verwaltungsaufgaben wurden, wie in Pergamon, von den Astynomoi oder den Agoranomoi 226 wahrgenommen; für den Bau von Wasseranlagen und die Beaufsichtigung der dafür nötigen Finanzen fungierten z.B. in der delphischen Amphiktyonie die Tamiai, die ursprünglich 339 v. Chr. dafür eingesetzt worden waren, die Spenden für den Wiederaufbau des Tempels zu verwalten. 227 Auf Delos hatten die Hieropoioi die Gewalt über die Tempelkasse inne und ließen viele kleinere Arbeiten im Wasserbau erledigen, insbesondere Reparaturen und Reinigungen. 228

4.2.2

Ämter in römischer Zeit

Ergiebiger werden die Informationen über die Wasserverwaltung im republikanischen Italien, denn dort lässt sich bereits eine Reihe von Magistraten fassen, die mit der Wasserversorgung betraut waren. Sie stehen vor allem mit dem Bau der ersten beiden Fernwasserleitungen in Rom in Verbindung, der solche Ämter nötig machte. Die älteste Leitung, die Aqua Appia, entstand 312 v. Chr. unter der Leitung der Censoren Appius Claudius Caecus und Gaius Plautius. 229 Dass den Censoren dieser Zuständigkeitsbereich zufiel,

223 224 225 226 227 228 229

von der Zahlung von 50 Drachmen bis hin zur Auspeitschung von Sklaven, vgl. Saba 2012, 72–76 mit den Details. Saba 2012, 25, Coll. IV Z. 196–202. Der Delator erhielt die Hälfte des Eigentums des Täters. Der vorangehende Abschnitt beschäftigt sich mit der Bestrafung von Sklaven für dasselbe Vergehen, vgl. Saba 2012, 73–76 mit den Details. S. S. 121. Dies bestätigt auch Aristoteles in seiner Politeia, denn er macht deutlich, dass die Aufsicht über die Wasserbauten nur in bevölkerungsreichen Städten von eigenen Epimeleten bekleidet wurde und dies ansonsten in den Aufgabenbereich der Astynomen fiel, vgl. Aristot. Pol. 1321 b, 23–27. Z.B. im Mysterienheiligtum von Andania, IG V 1390, Z. 103–104; Deshours 2006, 39–41. Koerner 1974, 195 f. Zu den Wasseranlagen gehörte auch eine kleine Leitung für das Gymnasion, Syll. 4, 3, 252, 10. Koerner 1974, 196. Frontin. Aqu. 5,1; Liv. 9,29,5–6; Diod. 20,36,1; Ashby 1935, 10. Diodorus Siculus wirft Caecus vor, nicht nur seine Amtszeit durch verschiedene Schachzüge verlängert zu haben, um ‚seine’ Leitung fertig zu stellen, sondern auch, diese durch nicht genehmigte, öffentliche Gelder vollendet zu haben.

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verwundert mit einem Blick auf ihre sonstigen Aufgaben nicht, gehörte doch die Vergabe von Bauvorhaben in Rom  –  und bis zum Bundesgenossenkrieg auch für die abhängigen Städte – zu ihren Haupttätigkeiten. 230 Zudem mussten die Censoren die Leitungen schützen, 231 konnten private Wasseranschlüsse vergeben 232 und vermutlich auch Recht sprechen. 233 In censusfreien Jahren hatten diese Kompetenzen die Konsuln inne, bei ihrer Abwesenheit der praetor urbanus. Für den Bau der zweiten Leitung, die Anio Vetus, wurden vom Senat zwei Sondermagistrate ernannt, die duumviri aquae perducendae Manius Curius Dentatus, ein ehemaliger Censor, und Fulvius Flaccus. 234 Die Ernennung hing wahrscheinlich mit dem Tod des zweiten Censors zusammen, der eine Vollendung der Leitung unter den beiden Censoren unmöglich machte. 235 145 v.  Chr. fiel Quintus Marcius Rex als praetor urbanus zunächst die Aufgabe zu, einige Missstände in der Verwaltung zu untersuchen. Er erhielt schließlich vom Senat den Auftrag, eine Wasserleitung zu bauen. 236 Marcius gelang es per prorogatio, seine Amtszeit bis zur Fertigstellung der Leitung zu verlängern und ihr seinen Namen zu geben. 237 Zuletzt waren die Aedilen für den Schutz der Leitungen zuständig. Sie überwachten wahrscheinlich auch das zuständige Personal und konnten ebenfalls private Wasserkonzessionen vergeben. 238 Eine Sonderrolle nimmt hier Agrippa ein, unter dessen Aediliät die Wasserverwaltung großen Veränderungen unterworfen wurde. 239 Die Datierung seiner ersten Leitung, der Aqua Iulia, wirft jedoch Probleme auf: Nach Cassius Dio wurde sie im Jahr 40 v. Chr. gebaut, zu einer Zeit also, als Agrippa, wie Marcius, praetor urbanus war und per Senatsbeschluss dazu ermächtigt gewesen wäre. 240 Nach Frontinus war sie erst 33 v. Chr. fertig, als Agrippa Aedil war und damit zumindest formal keine Kompetenzen für den Bau der Leitung

230 231 232 233 234 235 236 237 238

239

240

Geissler 1998, 37–40. Wie z.B. Cato, Liv. 39, 44,4; Plut. Cato. 19, Frontin. Aqu. 94. Frontin. Aqu. 95. Zur Diskussion vgl. Geissler 1998, 45 f. Frontin. Aqu. 6,7. Die Wasserqualität der Anio Vetus, einer der wenigen Leitungen die ihr Wasser direkt aus einem Fluss bezog, war so schlecht, dass es zur Bewässerung und Straßenreinigung genutzt wurde, vgl. Frontin. Aqu. 92. Geissler 1998, 51. Frontin. Aqu. 9,10. Frontin. Aqu. 7,4–5. Frontin. Aqu. 96 beschreibt, dass die Aediles unter anderem den Überwachungsauftrag an die re­ demptores vergaben, die eine bestimmte Anzahl an Sklaven für einen ihnen zugeteilten Leitungsabschnitt verwenden durften. Die diesbezüglichen Listen wurden beim aerarium hinterlegt. Cicero erwähnt einige aquarii, doch ist deren genaue Funktion unklar (Cic. Fam. 8,6,4). Geissler 1998, 48–50. Evans 1982 unterstellt Agrippa sogar einen genau überlegten „Wasserplan“. Dies ist insofern zutreffend, als dass Agrippa sich bewusst für die Aediliät entschied, obwohl er bereits den Konsulat innegehabt hatte. Wahrscheinlicher als ein Masterplan ist jedoch eher, dass Agrippa die Wasserversorgung Roms und deren Missstände Schritt für Schritt in Angriff nahm und dabei zu bemerkenswerten Lösungen kam. Allgemein zur Umstrukturierung vgl. Eck 1986, insb. 112; 117 f. Cass. Dio. 48,32,3–4; Geissler 1998, 55.

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Die Transitionsphase: Austauschprozesse zwischen Rom und Kleinasien

gehabt hätte. 241 Eindeutig ist es bei der Aqua Virgo 19 v. Chr.: Agrippa bekleidete zu diesem Zeitpunkt kein Amt und finanzierte die Leitung auch aus privaten Mitteln, ebenso zahlreiche Brunnen und die für die Verwaltung nötigen Sklaven. 242 Nach dem Tod des Agrippa 12 v. Chr. wurden durch Senatsbeschlüsse und die lex Quinctia de aqueductu sowie wahrscheinlich durch ein kaiserliches Edikt bindende Regeln für die Verwaltung der neuen Leitungen geschaffen. Inwiefern diese Regeln ein vollständiges Arbeitsprofil des im Folgenden zu besprechenden curator aquarum schufen oder nur einzelne Bereiche definierten, lässt sich anhand der unvollständigen Überlieferungssituation nicht mehr feststellen. Frontinus nennt, eher willkürlich wie es scheint, zwar einige Texte, lässt jedoch wohl auch den ein oder anderen aus, wie etwa, dass der Senat Augustus das Recht verlieh, die curatores zu ernennen. Dennoch schienen die von Augustus auf den Weg gebrachten Regeln in Bezug auf die Verwaltung zumindest bis in die claudische Zeit funktioniert zu haben. 243 Sie machten deutlich, dass der Princeps mit dem Senat zusammenarbeitete und gleichzeitig ein Signal setzte, die neuen Verwaltungsstrukturen innerhalb des alten Systems der Republik zu belassen. Rom mochte vielleicht als erste italische Stadt mit dem Leitungsbau begonnen haben, war in der Republik jedoch bei weitem nicht die einzige. Auch andere Städte vergaben Bauaufträge an verschiedene Magistrate: 244 In Firmum Piceni etwa waren dies zwei Ädile und ein Quästor, 245 in Praeneste und Venafrum die Duumviri, 246 in Interamna Nahars zwei Quattuorviri 247 und in Superaequum drei Aediles Pagi. 248 Sie handelten im Auftrag des lokalen Senats (ex decreto decurionum) und waren nicht allein für die Leitung zuständig, sondern für alle öffentlichen Gebäude, wie Zisternen, Portiken etc. 249 Diese Liste

241 Frontin. Aqu. 9,1. Man neigt dazu, in dieser Sache eher Frontinus Glauben zu schenken, der aufgrund seines Amtes und seiner Recherchetätigkeit für seine commentarii einen deutlich besseren Zugang zum relevanten Material, etwa den commentarii des Agrippa selbst besessen hatte. 242 Agrippa kümmerte sich Zeit seines Lebens um die Leitungen und vererbte die Sklaven nach seinem Tod dem Augustus, vgl. Frontin. Aqu. 99,1; Cass. Dio 54,11,7. 243 Peachin 2004, 105; Frontin. Aqu. 99,1 mit der genauen Beschreibung des rechtlichen Vorgangs. 244 Folgende Liste stammt in großen Teilen von Corbier 1984, 248 f. 245 CIL IX 5369 (Q(uintus?) Attius C(ai) f(ilius) ǀ [---Se]ptumius C(ai) f(ilius) ǀ aid(iles) ǀ [---Ca]esonius P(ubli) f(ilius) ǀ q(uaestor) aquam ǀ d(ecreto) d(ecurionum) ǀ curaverunt.) 246 CIL XIV 3013. Die Duumviri begegnen uns in den Inschriften relativ häufig, vgl. Geissler 1998, 74. Sie konnten nicht nur auf Anweisung des Rates handeln, sondern auch auf Befehl des Kaisers: In Segovia ließen sie auf Befehl von Kaiser Traian die Wasserleitung reparieren, vgl. Alföldy 1992, 245. In Venafrum waren sie zudem für den Verkauf und die Besteuerung von privaten Wasserrechten zuständig. Freis 1984, 73, Nr. 47 § 5. 247 CIL XI 4221–4222. ([---Valer[ius---f(ilius)---]ius Sex(ti) f(ilius) IIIIvir(i) ǀ [l]acus aqu[ae ductum(?)] fac(iendum) coer(averunt.)) 248 CIL IX 3312. (T(itus) Statius P(ubli) f(ilius) Marr(ax)  ǀ T(itus) Ammaus P(ubli) f(ilius) Nerva  ǀ C(aius) Caedius T(iti) f(ilius) Pansa ǀ aed(iles) ex p(agi) d(ecreto) aquam ǀ saliendam c(uraverunt.)) 249 Corbier 1984, 249 f. Vgl. z.B. die Auflistung solcher Tätigkeiten in Frigento: murum, portas, forum, porticus, curia(m), cisterna(m) de d(ecurionum) s(ententia) facie(ndum) curaver(unt) (CIL IX 6193).

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Austausch auf administrativer Ebene

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ließe sich noch beliebig erweitern, auch in die Kaiserzeit hinein. 250 Nur in Rom jedoch kam es zunächst zur Ausbildung einer geregelten und strukturierten Verwaltung: Im Folgenden soll das Amt das curator aquarum kurz beleuchtet werden, sowie seine Vorbildfunktion für Italien und die Provinzen, natürlich insbesondere Kleinasien. An die Spitze der neuen Verwaltung in Rom trat zu Beginn der Kaiserzeit ein konsularischer curator aquarum 251, der dieselben Kompetenzen innehatte wie die Censoren, mit Ausnahme einiger Rechte, die der Princeps an sich gezogen hatte, wie die Genehmigung zum Neubau und die Vergabe von privaten Wasserkonzessionen. 252 Der curator aquarum ist gerade für Rom in der Forschung gut erschlossen, deshalb ist an dieser Stelle nicht in allen Details auf die Kompetenzen und Veränderungen des Amtes einzugehen. 253 Vielmehr soll der Frage nachgegangen werden, wie die cura aquarum entstand und ob sie sich – sowohl inhaltlich als auch konzeptionell – als Vorbild für die Gestaltung städtischer Wasserverwaltung außerhalb von Rom eignete. So hielt bereits Ronald Syme die gesamten curae generell für überflüssig und von vor allem zeremonieller Natur. Eine noch schärfere Position vertrat Antonio Palma, der alle curae als Exponenten kaiserlicher Ideologie abtat, ihnen also ebenfalls keine praktische Funktion beimaß. 254 Da Kaiser Augustus einen großen Einfluss auf die Gestaltung des Amtes hatte und es nur mit Personen aus seinem Kreis besetzte 255, liegt diese Überlegung zunächst nahe, sodass Christer Bruun in der cura aquarum gar den dritten Machtpfeiler der römischen Kaiser neben den sprichwörtlich gewordenen panem et circenses sieht. 256 Zudem verschwindet die cura aquarum im 2. Jh. n. Chr. aus der epigraphischen Überlieferung, die Verwaltung der Leitungen selbst funktionierte jedoch weiter – es klingt also zunächst nicht danach, dass sich die cura als effizientes Verwaltungskonzept erwies, das als Vorbild für andere Städte dienen konnte, sondern viel mehr danach, dass ihre Existenz für die Verwaltung der Leitungen irgendwann überflüssig geworden war. 250 Corbier 1984, 251 mit einigen Beispielen, etwa zwei Quattuorviri in Pinna Vestinorum oder zwei Duumviri in Lucus Feroniae. In der republikanischen Liste von Corbier sind zusätzlich noch Paestum (AE 1995 (1998), 387) und Caiatia (ILS 5742) zu ergänzen. 251 Zum Phänomen der cura und deren Bedeutungsebenen generell vgl. Béranger 1953, 186–217; Palma 1980, 31–164 (allerdings relativ oberflächlich in Bezug auf die Funktion der curae); Kolb 1993 (grundlegender Überblick); Daguet-Gagey 2000 (in Ergänzung zu Kolb). Zur cura aquarum im Speziellen vgl. zunächst überblicksartig Eck 1995, 161–178 und die folgenden Ausführungen. 252 Frontin. Aqu. 102 mit einer Liste der curatores des 1. Jh. n. Chr., ausführlich kommentiert von Bruun 1991, 153–173. Das Amt bekleideten illustre Personen wie der Feldherr und überzeugte Republikaner M. Valerius Messalla Corvinus und M. Cocceius Nerva, Großvater des späteren Kaisers Nerva. Die Wasserkonzession war, wie gezeigt, an die jeweilige Person gebunden und konnte nicht vererbt oder verkauft werden. Die Konzession selbst war in den kaiserlichen Archiven hinterlegt, vgl. Frontin. Aqu. 105–108. 253 Insbesondere Bruun 1991; 1997; Taylor 2000; Peachin 2004. 254 Palma 1980, insb. Kapitel III; Syme 1982, 194. In dieselbe Richtung geht auch Bruun 2013, 302. 255 Bruun 1991, 184 bezeichnet die Funktion als „paid leave“, also als eine Art Ehrenfunktion für altgediente Senatoren. 256 Bruun 2000, 160.

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Die Transitionsphase: Austauschprozesse zwischen Rom und Kleinasien

Um diese Frage beantworten zu können, ist zunächst ein kurzer Blick auf die Aufgaben des Curators zu werfen: Er musste die Funktion der Wasserversorgung mit Hilfe seines Personals garantieren und notfalls auch mit juristischer Strafkompetenz sicherstellen. Zudem hatte er die Vergabe neuer Wasserkonzessionen und das Archiv der genehmigten Wasserkonzessionen zu überwachen. 257 Unklar ist, ob der Curator auch am Neubau der Leitungen mitwirkte. Frontinus erwähnt diese Aufgabe nicht, und tatsächlich ist für Rom wohl eher die Kontrolle durch den Kaiser oder die kaiserliche Familie anzunehmen. 258 Zur Unterstützung im Amt erhielt der Curator anfangs zwei adiutores zur Seite gestellt, die von niedrigerem Rang waren und von Frontinus in seiner Curatorenliste nicht mehr genannt wurden; möglicherweise existierte das Amt zu seiner Zeit also nicht mehr. 259 Da für die Instandhaltung der Leitungen spezialisierte Experten notwendig waren, unterstand dem Curator eine immer größer werdende Menge an Personal – ein Phänomen, das sich schon aufgrund der schlechten Überlieferung in keinem anderen Sachbereich der römischen Verwaltung greifen lässt. 260 Der Curator konnte darüber hinaus auch über Schreibpersonal verfügen, das wohl seit flavischer Zeit existierte. 261 Die cura selbst war von den Prinzipien der Annuität und streng genommen auch der Kollegialität befreit und konnte wohl auch mit anderen Ämtern kombiniert werden. 262 Finanziert wurde der Posten zunächst durch das aerarium. Dies änderte sich wahrscheinlich unter Claudius: Das aerarium war von nun an für die Bezahlung der 240 Sklaven der familia publica zuständig, diejenigen der familia Caesaris erhielten ihr Geld aus dem kaiserlichen Fiskus, der zur Zeit von Frontinus auch die sonstigen Kosten trug, wie 257 Nur ganz am Anfang konnte der Curator die Konzession wohl selbst vergeben, wie es in der lex Quinctia festgehalten ist, Frontin. Aqu. 129,11. Das Prinzip der Wasserzuteilung für landwirtschaftliche Zwecke existierte schon in der Republik: So hatte etwa die Stadt Beroia im 1. Jh. v. Chr. den Proconsul um Hilfe gebeten, damit er unter anderem die Zuteilung des Wassers neu regelte. Er berechnete zunächst den öffentlichen Bedarf und teilte den Rest auf die Bouleuten auf, deren Namen im städtischen Archiv hinterlegt wurden, vgl. I. Beroia 41 mit Dimopoulou 2015, 418–420. Die Reichweite der juristischen Kompetenz der curatores ist ebenfalls nicht ganz klar: Das Edictum Venafranum verweist bei Streitigkeiten an den praetor peregrinus, vgl. Freis 1984, 45, § 6. Die lex Quinctia überträgt die juristische Verantwortung zwar bei Abwesenheit des Curators an den Prae­ tor Peregrinus, im Normalfall scheinen jedoch die Curatores verantwortlich gewesen zu sein, vgl. CIL X 4842, 65; Frontin. Aqu. 127,3 (Deque ea re iudicarent cognoscerentque curatores aquarum); Frontin. Aqu.129,5 (praetor peregrinus). 258 Bruun 1991, 203 versuchte sich dem Problem über die anderen curae anzunähern, wie etwa der cura operum publicorum, doch halte ich es für problematisch, die Kompetenzen der einzelnen, unterschiedlich gearteten curae zu vergleichen. Zu den Kompetenzen der italischen curatores s. u. S. 179 f. 259 Bruun 1991, 160 f. 260 Frontinus nennt einige Spezialisten, nämlich vilici, castellarii, circitores, siliciarii, tectores, libratores (117,1), die sich größtenteils auch in den Inschriften wiederfinden lassen, vgl. Bruun 1991, 190 f. mit der Liste. 261 CIL VI 8487–8488 (a commentariis aquarum; tabularii aquarum). Ein tabularius rationis aquariorum war wohl für die Abrechnungen der kaiserlichen Sklaven zuständig, vgl. CIL X 1743 = ILS 1608. 262 Geissler 1998, 64 f. Ausgenommen war wohl der Konsulat. So bekleidete A. Didius Gallus von 38 bis 49 n. Chr. die cura aquarum und war Legat in Moesien, vgl. Tac. Ann. 12,15,1.

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etwa die Finanzierung des nötigen Bleis. 263 Die Kaiser gewannen also zunehmend an Einfluss auf die Leitungen. 264 Der Curator wurde vom Princeps ernannt und gehörte damit zu der unter Augustus in Teilen neu geschaffenen Verwaltung. 265 Dass das Amt im Gegensatz zu einigen anderen neuen Ämtern von Senatoren und nicht von Rittern bekleidet wurde, deutet Christer Bruun als Zugeständnis des Princeps und als Mittel, seine neu geschaffene Ordnung akzeptabel zu gestalten und die Senatoren in diese zu integrieren. 266 Die senatorischen Curatores waren zumindest im 1. Jh. n. Chr. nicht nur ehemalige Konsuln, sondern meistens Vertraute des jeweiligen Princeps, die zuvor wichtige Verwaltungsposten innegehabt hatten. Die Wasserversorgung war Augustus also offensichtlich wichtig genug, umgekehrt aber auch prestigeträchtig genug, um sie hochrangigen und vertrauten Persönlichkeiten an die Hand zu geben. Dass der stadtrömische Wasserbau auch in den folgenden Jahrhunderten ausschließlich in den Händen der kaiserlichen Familie lag, macht deutlich, welchen Stellenwert die Wasserversorgung in der öffentlichen Wahrnehmung einnahm und welche Repräsentationsmöglichkeiten sie bot. Dass die Kontakte zum Kaiser von größerer Bedeutung waren als Fachkenntnisse, führte gerade in der älteren Forschung, wie einleitend zitiert, zu einer sehr negativen Bewertung der curae für das Funktionieren der städtischen Verwaltung. 267 Tatsächlich scheinen einige Punkte zunächst für die rein repräsentative Funktion der curae zu sprechen: Die Senatoren – und dabei ist die cura aquarum keinesfalls ein Sonderfall – verfügten tatsächlich selten über die Expertise, die gerade für ein technisch so komplexes System wie die Wasserversorgung nach modernem Verständnis nötig gewesen wäre. Hinzu kommt, dass viele Senatoren während ihrer Amtszeit andere Funktionen übernahmen und häufig gar nicht in Rom anwesend waren. 268 Frontinus’ Handbuch zeigt hingegen, dass der Curator trotz seines Procurators ein detailliertes Wissen über sein Aufgaben- und Fachgebiet besaß. Die teilweise langen Amtszeiten der curatores – viele fast 40 Jahre, manche auch ihr Leben lang 269 – ermöglichten zumindest theoretisch eine weitreichende Einarbeitung in die Thematik. Zwar mochten Fachkenntnisse gerade aufgrund der hoch spezialisierten Verwaltung für deren Leiter im Detail nicht unbedingt notwendig sein, ganz ohne Kenntnisse durften die curatores auch nicht sein, denn ansonsten hätte es zu Missbrauch des Wasserversorgungssystems durch 263 264 265 266 267

Frontin. Aqu. 118,4; Bruun 1991, 208 f. Zur Diskussion des Verhältnisses zwischen aerarium und Fiskus vgl. Brunt 1966. Weiss 2004, 187. Bruun 1991, 182 f. Einführend etwa Bruun 2006 mit einem Vergleich der wichtigsten curae. Besonders pessimistisch Liebenam 1900, 382, der den Magistraten generell gar unterstellt, sie würden im Vergleich zu den Städten häufig auf Bauinschriften gesetzt, „um der Eitelkeit dieser municipalen Größen Rechnung zu tragen, (…)obwohl sie schwerlich über die nötigen bautechnischen Kenntnisse verfügten.“ 268 Bruun 1991, 184. 269 Bruun 1991, 174–176. Unter Nero scheint sich dies jedoch dahingehend geändert zu haben, dass die curatores nur noch ein bis drei Jahre im Amt blieben, vgl. mit den möglichen Erklärungen Bruun 1991, 185.

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die Spezialisten kommen können. Diese Kontrollfunktion in Verbindung mit der Entscheidungshoheit und seinem Sachgebiet rechtfertigt auch die Existenz des Curators als Verwaltungsleiter über seine Fachkenntnisse hinaus. Die cura selbst erfuhr einige Veränderungen, die hier nicht im Einzelnen aufzuzählen sind. Zur wichtigsten Modifikation im Zusammenhang mit der Fragestellung gehört die Schaffung des Amtes des procurator aquarum unter Claudius: Zunächst scheint das Amt ausschließlich von Freigelassenen des Princeps bekleidet worden zu sein, die dem Curator als fachmännische Unterstützung zur Seite gestellt wurden und wohl vor allem die angewachsene Zahl der kaiserlichen Sklaven zu beaufsichtigen hatten – eine genaue funktionale Abgrenzung zum Curator oder eine Hierarchisierung der beiden Ämter ist nicht möglich. 270 Frontinus erwähnt zwar, dass der Procurator auch für die richtige Kalibrierung der Messdüsen für private Anschlüsse zu sorgen hatte, geht jedoch nicht weiter auf dessen Kompetenzen ein. 271 Unter Traian kam es zu einer weiteren Reform, denn ab diesem Zeitpunkt existierten nur noch ritterliche procuratores aquarum. 272 Zwar zeigen die Stempel auf den Bleirohren, dass auch weiterhin kaiserliche Freigelassene als procuratores fungierten, doch kann man daraus nicht, wie Geissler, schlussfolgern, dass die Freigelassenen sich vor allem auf das Umland konzentriert hätten. 273 Die Teilung eines Amtes durch Ritter und Freigelassene erscheint unglaubwürdig; hinzu kommt, dass die fistulae, die Geissler anführt, den jeweiligen Procurator nicht durch den Zusatz aquarum spezifizieren. Es erscheint also plausibler, in ihnen Procuratoren anderer Ressorts zu sehen. 274 Der genaue Zuständigkeitsbereich des Procurators ist unklar. Mit dem sozialen ‚Upgrade’ des Procurators geht gleichzeitig ein Phänomen einher, das zu den interessantesten und bis jetzt ungelösten Fragen in Bezug auf die cura aquarum zählt: Im 2. Jh. n. Chr., also nach Frontinus, ist, wie insbesondere Christer Bruun intensiv erforschte, bis jetzt kein curator mehr bekannt. Das Amt scheint also an Bedeutung verloren zu haben oder wurde nicht mehr benötigt. Ab 190 n. Chr. erscheinen dann senatorische curatores aquarum et Minuciae in den Inschrif-

270 Zumindest nach Frontin. Aqu. 105,2. Der erste bekannte Procurator erscheint unter Nero auf einem Bleirohr (CIL XV 7271); Bruun 1991, 207. 271 Frontin. Aqu. 105. Möglicherweise geht Frontinus deshalb nicht ins Detail, weil er den Procurator bewusst übergehen wollte: Frontinus unterstreicht zwar sein Nahverhältnis zum Kaiser und definiert den Procurator klar als Untergebenen, musste sich jedoch in seiner Zeit bereits in einem Konkurrenzverhältnis befunden haben, das zu Ungunsten seiner senatorischen cura ausging, vgl. Rodgers 2004, 285–288 mit einer genauen Analyse dieser Textpassage. 272 Frontin. Aqu. 105,1 (liberti Caesaris); Pflaum 1961, 1032. Ab der 2. Hälfte des 4. Jh. musste der Procurator dann wahrscheinlich gewesener Konsul sein, Geissler 1998, 71. Welchen Rang ein ritterlicher Procurator bekleidete, ist ebenfalls unklar. Pflaum 1961, 1249 ging noch davon aus, dass jeder Procurator mindestens ein centenarius gewesen sein musste, doch existiert dafür nur ein Beleg, nämlich Sextus Varius Marcellus, procurator aquarum C, 198–209 n. Chr. (CIL X 6569). 273 Geissler 1998, 70. Der erste ritterliche Procurator war C. Pomponius Hyllus aus traianischer Zeit (CIL XV 7299). Bruun 1991, 220 nimmt eine Übergangsphase an, in der Freigelassene und Ritter zeitgleich amtierten, doch muss man dies zumindest anzweifeln. 274 Bruun 1991, 207–236 mit der Materialgrundlage und der Diskussion der Problematik.

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ten, deren genaue Funktion ebenso unklar ist. 275 Das völlige Verschwinden des Curators ließe sich mit einem parallelen Bedeutungsgewinn der kaiserlichen familia aquarum und des Procurators erklären, die sich insbesondere um Bau und Renovierung der kaiserlichen Leitungen zu kümmern hatten. 276 Damit lässt sich die Entwicklung der stadtrömischen cura aquarum wohl folgendermaßen skizzieren: Zu Beginn war sie stark beeinflusst vom Princeps, der sie aus Sachzwängen heraus schuf, jedoch wohl auch als symbolische Anbindung an die Strukturen der Republik verstand. Die Besetzung mit hochrangigen Senatoren aus dem engsten kaiserlichen Kreis lässt sich, wie gezeigt, auf unterschiedliche Weise deuten, ob nun als Integration der Führungsschicht, oder als Indiz für die besondere Wichtigkeit der Leitungen oder dem Bedürfnis des Princeps nach Kontrolle. Die unregelmäßigen Amtszeiten und die Absenz der Curatoren sprechen zunächst für eine hauptsächlich symbolische Funktion der cura aquarum, doch lässt sich dies nicht pauschal annehmen. Vielleicht ließ sich ein Teil des Alltagsgeschäftes an den vorhandenen Stab delegieren, doch konnten die curatores zumindest ihre Kontrollfunktion regelmäßig ausüben. 277 Die Bemühungen unter Nero und Claudius zeigen, dass die Verwaltung zwar funktionierte, den zusätzlichen Leitungen jedoch nicht gewachsen war. Erst mit der Einführung des Procurators geht meiner Meinung nach ein greifbarer Bedeutungsverlust der cura aquarum einher, da die Curatoren damit wohl nur noch nominell für alle Leitungen zuständig waren, die Kontrolle der kaiserlichen Leitungen jedoch dem Procurator oblag. Frontinus mag noch einmal versucht haben, die cura aquarum zu altem Leben zu erwecken, ist in dieser Hinsicht jedoch gescheitert. Als Traian eine weitere kaiserliche Leitung baute, führte dies wohl zur endgültigen Bedeutungslosigkeit des Curators. Bereits für Rom selbst wurde also in der modernen Forschung an der Effizienz bzw. dem Nutzen der cura aquarum gezweifelt. Während schon aufgrund der Quellendichte deutlich geworden ist, dass es sich um eine strukturierte, speziell auf die Wasserleitungen zugeschnittene Verwaltung handelte, ist die Problematik außerhalb von Rom anders gelagert. 278 275 Bruun 2006, 92 f. mit einer Liste aller bekannten curatores inklusive der curatores aquarum et Minuciae und 107 mit der Erklärung, dass die Namensgebung des Curators funktioneller Natur gewesen sein könnte und mit einer Erweiterung seiner Kompetenzen um die Getreideversorgung zusammenhing. S. a. Bruun 2013, 303. Sollte diese Interpretation der Kompetenzerweiterung zutreffen, so bleibt der Grund dafür rätselhaft, vgl. etwa Taylor 2010, der sie mit dem Bau der Mühlen auf dem Janiculum in Verbindung bringen möchte. 276 Bruun 2006, 96 f. mit der Überlegung, ob das Verschwinden des Curators nicht auf eine Verwaltungsmaßnahme Traians zurückzuführen ist, formuliert dies allerdings aufgrund der ex silentioArgumentation sehr vorsichtig. 277 Man darf den curatores zumindest auch insofern ein Eigeninteresse unterstellen, als dass sie derselben Schicht angehörten, die von den Leitungen in hohem Maße profitierte, da gerade die Senatoren in der Lage waren, sich private Leitungsanschlüsse zu verschaffen, vgl. Bruun 1991, 63–78 für Rom; Keenan-Jones 2010, 10 mit einer illustrierenden Graphik zu gestempelten Bleirohren, die jedoch auch zeigt, dass genauso viele Bleirohre senatorischen Ursprungs sind wie solche, deren Herkunft nicht geklärt werden kann. 278 Mit der cura außerhalb von Rom setzte sich bereits Mireille Corbier 1984 in einer detaillierten epigraphischen Studie auseinander, die nur an einigen Stellen zu aktualisiert werden braucht.

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Die erhaltenen Inschriften werfen zunächst vor allem die Frage auf, inwiefern es sich bei der cura überhaupt um ein Amt handelte. Schon Walter Langhammer definierte den Begriff cura 1973 deshalb weitgefasst als „spezifische Funktion eines Magistrates“, „niederes Quasi-Gemeindeamt“ oder „eine cura der Kaiser (…) zur Kontrolle der Gemeindefinanzen.“ 279 Kirsten Geissler nannte die cura aquarum eine „Spezialmagistratur“, die „in nur wenigen italischen Städten belegt“ sei 280 und führt sieben Beispiele unterschiedlicher Datierung an, 281 ohne näher auf diese einzugehen. Wie bereits skizziert, existierte zu Beginn der Kaiserzeit schon eine städtische Infrastruktur in Italien, die den Bau von Wasserleitungen auch ohne das Amt des Curators erfolgreich bewältigt hatte. Es lohnt sich ein detaillierter Blick auf die vorhandenen Inschriften, um auch außerhalb von Rom zu fragen, warum die cura aquarum überhaupt aufkam, ob sie als Amt – durch den Einfluss des Kaisers – geschaffen worden war oder als Option für reiche Wohltäter, wie Michelle Corbier dies postulierte. 282 Sie ging in ihrer Studie, in der sie 12 curatores aquae/aquarum inklusive eines tribunus aquarum 283 und eines praefectus rivi supernatis 284 aufzählte, davon aus, dass die cura im 1. Jh. n. Chr. zunächst nur im euergetischen Kontext auftrat und sich im 2. Jh. n. Chr. zu einem Amt verstetigte 285 – eine Aussage, die gerade deshalb genauer zu untersuchen ist, weil im selben Zeitraum keine stadtrömischen Curatoren existieren. Die Inschriften, die einen munizipalen curator aquarum in Italien nennen, umfassen einen Zeitrahmen von 10 n. Chr. bis zum Ende des 4. Jh. n. Chr. Im Folgenden sollen die wichtigsten curatores chronologisch betrachtet werden, um mögliche Entwicklungslinien, die Verbreitung des Amtes und die Aufgabenbereiche der curatores zu erläutern. Der früheste bekannte Curator, D. Satrius Ragonianus, war für die Eröffnung einer Aqua Augusta zuständig, die wahrscheinlich mit dem Serino-Aquädukt gleichzusetzen ist, einer Ringleitung, die von Puteoli bis Misenum verlief und auf ihrem Weg mehrere Städte versorgte. 286 Michelle Corbier ging davon aus, dass Ragonianus seinen Amtssitz 279 Langhammer 1973, 162. 280 Geissler 1998, 75. 281 Telesia, Allifae, Alba Fucens, Formiae, Circei, Ostia, Tibur, ebd. Fußnote 228. Es fehlen u.a. Bolsena (CIL XI 7297) und Caere (CIL XI 3612). 282 Corbier 1984, 263; Bruun 1991, 187–189 mit dem Problem der fehlenden curatores bis Septimius Severus; s. a. die vorangegangene Diskussion. 283 CIL IX 343 aus Canusium. 284 CIL XIV 3682. Die vollständige Liste bei Corbier 1984, 255 mit Datierung. 285 So auch Langhammer 1973, 162 f.; 182 mit der Anmerkung, dass die cura zur Entlastung der personell ungenügend ausgestalteten Verwaltung und des schlechten Finanzhaushalts der Städte diente. 286 Die Leitung versorgte zusätzlich Nola, Atella, Neapel, Cuma, Acerra und Baia, möglicherweise auch Pompeii, vgl. Catalano 2003 ins. Kapitel 4 zu den archäologischen Details. Kleinere Abnehmer waren wohl drei Landvillen, vgl. Keenan-Jones 2010, 2. Der Serino-Aquädukt zählt nicht nur zu den längsten Fernwasserleitungen, sondern ist auch eines der wenigen heute bekannten Beispiele, dass mehrere Städte von einer Leitung versorgt wurden. Der Text in der Lesung von AE 1998 (2001), 366 lautet: Haustus adapert(us) ǀ perm[i]ṣ(su) ac[cu]ra ? Ḍ(ecimi) Sat[ri] Ra[g]ọ /niani cụraṭọṛịṣ aquae ǀ Augustạẹ III k(alendas) Ianụạṛịạṣ ǀ Iunio Blaesio Serṿ(io) Ḷẹṇ[tulo co(n)s(ulibus)] vgl. Camodeca 1997; Corbier 1984, 255 f.; Catalano 2003, 86 f. Der Name des Curators ist nur lückenhaft überliefert; Camodeca rekonstruiert D. Sat[rius] Ra[g]onianus, da die Satrii um die-

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in Puteoli hatte. 287 Einen möglichen Hinweis darauf geben zwei weitere puteolische Inschriften. Eine stammt aus julisch-claudischer Zeit und nennt L. Cassius Cerealis als curator Aquae Augustae 288 , die zweite aus dem 3./ 4. Jh. ehrt einen namenlosen Euergeten dafür, dass er die cura mehrere Jahre bekleidete und wohl auch selbst finanzierte. 289 Die Inschriften deuten insgesamt also darauf hin, dass Puteoli im Laufe der Jahrhunderte immer wieder einen curator aquarum berief, die Wasserversorgung in dieser Stadt also stets eine hohe Relevanz besaß. Die Größe und überregionale Dimensionierung dieses Bauprojektes machten einen leitenden Amtsträger auf jeden Fall nötig. Dementsprechend wäre es interessant, zu wissen, welche Zuständigkeiten Ragonianus besaß: Nach dem Vorbild der stadtrömischen cura wären etwa juristische Befugnisse wie die Möglichkeit zur Enteignung, oder sachliche, wie die Vergabe von Bauaufträgen und Reparaturarbeiten denkbar. Unklar bleibt auch, ob Ragonianus von Augustus, dem Stifter der Leitung, selbst mit der Aufgabe des Leitungsbaus betraut worden war. Der Serino-Aquädukt gehörte sicherlich zu den größten Infrastrukturmaßnahmen der augusteischen Zeit in Kampanien, deshalb ist anzunehmen, dass Augustus eine Vertrauensperson aus seinem engeren Umfeld mit dieser gewaltigen Baumaßnahme betraute. Da Ragonianus ansonsten unbekannt ist und nach momentanem Quellenstand dementsprechend auch keinerlei Kontakte nach Rom nachweisbar sind, muss diese Annahme spekulativ bleiben. 290 In julisch-claudischer Zeit war der illustre Puteoler L. Cassius Cerealis für die Aqua Augusta zuständig: Der curator aquarum hatte eine ansehnliche Karriere absolviert, denn er war praefectus fabrum, augur, quaestor, curator operum publicorum et locorum und fünfmal erster duumvir gewesen. 291 Auch Cerealis verfügte nach heutigem Quellenstand über keinerlei politische Verbindungen nach Rom, zählte also wohl zur lokalen Elite von Puteoli. Interessant ist nun,

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se Zeit in Cumae ansässig waren (1997, 197). Die Leitung wurde in constantinischer Zeit repariert – die Bauinschrift erwähnt sogar die davon profitierenden Städte, vgl. AE 1939, 151. Corbier 1984, 256 nach Rücksprache mit Camodeca, der sich in seiner Publikation der Inschrift allerdings nicht mehr festlegen will, 1997, 197. [L(ucio) C]assio L(uci) F(ilio) Pal(atina Tribu Cerea[li praef(ecto)] | [f]abrum, aug(uri) q(uaestori), curatori o[perum] | publicor(um) et locorum prim[o facto] | II vir(o) q(uinquiens?) quinq(uennali) curatori aq[uae] | Aug(ustae)[[hunc]] universa pleps (sic!) cum [[ludos fec(erit) Neroni]] | [[Claudio]] Caesari Aug(usto) in amphithea[t(ro) acclamavit] | Cassia Cale Cer[ea]li f(ilio) piissimo. (Keenan-Jones 2010, 8). Ma[--]v(iro) e(gregio)  | sacerdoti d(ei) p(atrii) immuni  | omnibus hon(oribus) oneribus  | muneribus perfuncto | et cur(atori) aquae Aug(ustae) per annos | [---] omni sumptu propio[ administratae] (CIL X 1805). In constantinischer Zeit überwachte der praepositus Pontianus Reparaturarbeiten an der Leitung (Keenan-Jones 2010, 13) und Kaiser Arcadius und Honorius erließen ein Gesetz, das den Aquädukt von privater Wasserentnahme ausnahm (Cod. Theod. 15,2,8). Deshalb geht Keenan-Jones 2010, 9 auch von einer rein lokalen Angelegenheit aus, missachtet dabei jedoch den überregionalen Charakter der Serino-Leitung. Nur wenige dieser Leitungen, die mehrere städtische Territorien kreuzten, sind überhaupt bekannt. In Kleinasien schnitt die Leitung von Side etwa durch das Territorium von Lyrbe, Olba und Diokaisareia teilten sich eine Leitung (Murphy 2014, 197), in Korinth ließ Kaiser Hadrian eine Leitung bauen, die über Phlius, Nemea und Kleonai verlief, vgl. Lolos 1997, 271 f. Corbier 1984, 260.

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dass mehrere Graffiti aus den Jahren 62 oder 64 n. Chr., also während der wahrscheinlichen Amtszeit des Cerealis, die Anwesenheit eines weiteren zuständigen Amtsträgers dokumentieren. Der freigelassene procurator a rationibus Diadumenus Antonianus schien nach den Erdbeben von 62/64 n. Chr. mit der Kontrolle von Reparaturarbeiten am Serino-Aquädukt betraut gewesen zu sein, denn bei Mergellina und Misenum hatte sein dispensator Macrinus in den noch feuchten Verputz der Leitung mehrere Graffiti geritzt, die Macrinus’ Anwesenheit bezeugen. 292 Dass der a rationibus vor Ort war, zeigt deutlich, dass die Leitung noch immer unter kaiserlicher Fürsorge stand, also auch kaiserliche Gelder involviert waren. Weitreichender ist jedoch die Überlegung, dass der curator aquarum dabei wohl keine Rolle gespielt hatte und die finanziellen Ressourcen und Kompetenzen in diesem Fall nicht in seiner Hand gelegen hatten. Keenan-Jones 293 bringt dieses kaiserliche Engagement überzeugend mit der in Misenum stationierten Flotte in Verbindung, die wohl die Beteiligung des procurator bedingte. Nach Ragonianus folgten in chronologischer Reihenfolge Curatores in Volsinii (tiberisch), Allifae, Puteoli und Telesia (julisch-claudisch). Die Curatores von Allifae und Telesia gehörten wohlhabenden Familien an: M. Granius Cordus aus Allifae war selbst Ritter, ein Teil seiner Familie war jedoch bereits unter Augustus in den Senatorenstand aufgestiegen. Die Inschrift berichtet von seiner militärischen und zivilen Karriere, an deren Ende der Bau einer Leitung für Allifae stand. Bauherrin war wohl die Stadt selbst, Cordus schien der ausführende Beamte gewesen zu sein. 294 Der Status des C. Minucius Thermus ist es nicht ganz klar, doch gehörte er zumindest zu den führenden Familien von Telesia. 295 Seine Grabinschrift nennt den cursus honorum, darunter das in Telesia höchste Amt des praetor duumvir, gefolgt von der cura aquarum, der Quaestur und dem Duumvirat. Einige Inschriften weisen Besonderheiten auf, wie etwa eine von Corbier ausführlich besprochene Inschrift aus Volsinii: Die curatores aquae Aulus und Lucius Seius stifteten in der ersten Hälfe des 1. Jh. n. Chr. den Göttern Fons und Tellus ein nicht näher bekanntes Gebäude. 296 Corbier spekulierte darüber, ob es sich bei dieser Weihung nicht um 292 Keenan-Jones 2010, 11. Ein ähnliches Graffito findet sich auch in Misenum, vgl. CIL X 3347. 293 2010, 12. 294 M(arco) Granio M(arci) f(ilio)  ǀ M(arci) n(epoti) Cordo frat(ri)  ǀ tr(ibuno) mil(itum) praef(ecto) equit(um) ǀ praef(ecto) fabr(um) IIviro ǀ ter quinq(uennali) aed(ili) q(uaestori) cur(atori) ǀ aquae ducendae Allifis ǀ d(ecreto) d(ecurionum) ǀ Oppidiae ǀ C(ai) f(iliae) Rufae ǀ matri; zur Ambivalenz des Begriffes decreto decurionum vgl. Corbier 1984, 266, Anm. 152. 295 C(aius) Minucius C(ai) f(ilius) Fal(erna) Thermus pr(aetor) IIvir  ǀ bis aquae curator q(uaestor) II quinq(uennalis) sibi et ǀ C(aio) Minucio Q(uinti) f(ilio) Fal(erna) patri ǀ Pont[i]ae P(ubli) f(iliae) ma­ tri ǀ Decimiae Maxsimae uxori ǀ Minuciae Vicanae lib(ertae). Corbier 1984, 258 f. mit der Diskussion, ob dieser Thermus eine Verwandtschaft zur stadtrömischen Familie der Thermii aufwies. 296 Corbier 1984, 236–244. Die Kombination dieser beiden Götter in einer Weihung ist ansonsten nicht belegt. Zum kultischen Kontext um den Gott Fons vgl. Boehm 1902; Garbrecht 1988, 39 f. Zu weit führt an dieser Stelle eine ausführliche Antwort auf die Frage, inwiefern auch gefasste Quellen einem besonderen Kult unterlagen, bzw. das Wasser selbst, das durch die Fernwasserleitungen floss. Fahlbusch 1979, 146 vermutete, dass die Römer ihr Leitungswasser als etwas Profanes betrachteten. Anders formuliert dies Sen. Epist. 41,3: Magnorum fluminum capita veneramur; subita ex abdito vasti amnis eruptio aras habet; coluntur aquarum calentium fontes, et stagna quaedam

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ein Nymphaeum oder eine Quellfassung handelte, also einem Bauwerk im Kontext einer Leitung, doch ist dies nicht zu belegen. 297 Der Duumvir C. Nasennius Marcellus der Ältere in Ostia schien besonders qualifiziert oder begütert gewesen zu sein, denn er übte die Funktion des curator operum publicorum et aquarum lebenslänglich aus (perpetuus); weder die Kombination der beiden curae noch die Verbindung mit einer dauerhaften Übernahme sind ein weiteres Mal belegt. 298 Unklar ist auch ein cippus aus Sestinum, der zwar von dem Bau einer Leitung (aquam adducendam curaverunt) per Decurionenbeschluss berichtet, jedoch hatten die damit betrauten Verantwortlichen, C. Volusenus Curio, L. Volusenus Clemens und T. Volusenus Macedo 299, zu diesem Zeitpunkt wohl gar kein Amt inne, sondern waren speziell mit dieser Aufgabe betraut worden. 300 Dieser etwas spärliche Befund hängt zunächst damit zusammen, dass nicht nur die curatores aquarum Leitungen bauen ließen. Die in der Republik bereits existierenden Verwaltungsstrukturen wurden weiter genutzt: 301 Die Magistrate, wie die Quattuorviri in Pinna Vestinorum oder die Duumviri in Lucus Feroniae, kümmerten sich im Auftrag der Decurionen um den Neu- oder Ausbau von Wasserleitungen. 302 Im Fall der Marci Lartieni Sabini, Vater und Sohn aus Aequiculi, die während ihrer Amtszeit als quinquennales Wasser in die Stadt brachten, lässt sich sogar annehmen, dass es sich um eine summa

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vel opacitas vel inmensa altitudo sacravit. Tatsächlich ist die Haltung der Römer zu Wasser generell religiös geprägt, vgl. Tölle-Kastenbein 1990, 11–15 (kurzer, aber guter allgemeiner Überblick über den Umgang der Römer mit Wasser); Campbell 2012, 128–140 (Flüsse und Quellen); besonders erwähnenswert ist eine afrikanische Inschrift, die den Genius der Quelle des Flusses Ampsaga bei Sila, im Süden von Cirta verehrt (Gen[i]o numinis ǀ Caput(is) Amsagae ǀ sacrum ǀ C(aius) Arruntius ǀ Faustus Arrunti ǀ Proculi filius ǀ magistratus ǀ permisso ordinis ǀ suis pecuni(i)s fecit ǀ itemque dedicavit ǀ libens animo; CIL VIII 5884). Einen direkten Hinweis auf eine religiöse Verehrung von Leitungen gibt es hingegen nicht. Wie sie selbst zugibt, vgl. Corbier 1984, 242. CIL XIV 171. Von Corbier 1984, 260 als Kopie der stadtrömischen cura interpretiert, die ja ebenfalls lange Amtszeiten aufweisen konnte. Zum Begriff perpetuus in Verbindung mit einem Amt vgl. Bruun 1991, 185. CIL XI 6016 (C(aius) L(ucius) T(itus) Voluseni L(ucii) f(ilii) Curio, Clemens, Macedo aquam adducendam | ex d(ecreto)d(ecurionum) c(uraverunt). Die Voluseni sind in der Region als Euergeten mehrfach präsent. Mindestens einer der drei genannten Voluseni stammt aus dem Ritterstand, vgl. Corbier 1984, 245 f. Corbier 1984, 244–247 mit der Diskussion der Inschrift und u.a. der Überlegung, ob die Formulierung aquam adducendam curaverunt eine altertümliche Form des curator aquarum sein könnte. Agusta-Boularot 2008 gibt einen guten Überblick über die Wasserbauten der republikanischen Zeit und konnte zeigen, dass die ältesten Aquädukte zu Beginn des 2. Jh. v. Chr. in Potenza und Anzio durch stadtömische Magistrate gebaut wurden. Sie betont zu Recht, dass Wasserleitungen vor dem 1. Jh. v. Chr. außerhalb von Rom nur selten gebaut wurden, vgl. ebd. 16. CIL IX 3351 = ILS 5781 (Pinna Vestinorum); AE 1978 (1981), 303 (Lucus Feroniae; Wiederherstellung und Ausbau einer aqua Augusta durch Lucius Suedius Bassus und Gaius Masurius Capito, 2. Jh. n. Chr.); CIL X 6526 (Cora); CIL XI 6068 (Urbinum); die letzten beiden Inschriften machen die städtische Beteiligung durch die Formulierung pecunia publica deutlich.

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Die Transitionsphase: Austauschprozesse zwischen Rom und Kleinasien

honoraria handelte. 303 Und auch P. Faianius Plebeius aus Forum Novum baute eine Wasserleitung mit anschließenden lacus während seines zweites Duumvirats. 304 Michelle Corbier geht davon aus, dass der Titel des curator aquarum in augusteischer Zeit nur an Euergeten verliehen wurde, die eine Leitung finanziert hatten. 305 Dies würde bedeuten, dass der curator tatsächlich keinerlei Funktion hatte, sondern als reiner Ehrentitel aufzufassen wäre. Tatsächlich lässt sich die Verbindung zwischen dem Titel und einer Finanzierung des Titelträgers fast gar nicht ausmachen. In Allifae handelte es sich um einen städtischen Auftrag, die cursus-honorum-Inschriften sagen überhaupt nichts über eine Finanzierung aus. Zudem steht diesem Befund eine hohe Anzahl an Inschriften gegenüber, die ein von der cura aquarum unabhängiges euergetisches Engagement dokumentieren. Bei diesen Euergeten handelte es sich zumeist um reiche und hochrangige Personen, sowohl Männer als auch Frauen. 306 Corbier zählt Euergeten in den Städten Verona, Pola, Bergama, Perusia, Albenga 307, Rufrae, Teate Marrucinorum, Tifernum Tiberinum, Trea, Ausculum und Interamna Lirenas, die sich im Wasserbau engagierten. 308 Diese Stifter stammten, soweit man sie näher identifizieren kann, aus reichen Familien 309 und hatten sowohl weitere lokale Ämter bekleidet als auch sonstige Bauten gestiftet, wie zum Beispiel der Ritter L. Minacius Priscus in Pola. 310 Die Inschriften müssen aufgrund des guten Forschungsstandes an dieser Stelle nicht im Detail besprochen werden 311, doch bleibt anzumerken, dass die Stiftungen breit gefächert sind und vom Neubau einer ganzen Leitung bis hin zu einzelnen Bauteilen oder testamentarisch vererbtem Geld reichen. 312 303 CIL IX 4130 = ILS 5775 (MM(arci) Lartieni Sabini pater ǀ et filius quinquennales aquam ǀ in fanum sua inpensa perduxerunt salienǀtes quadrifaria suo loco restituerunt canales veǀtustate corruptos et dissupatos restituerunt fistuǀlas omnes digilla a{h}enea posuerunt tecta refece/runt omnia sua inpensa fecerunt). 304 CIL IX 4786 = ILS 5767 (P(ublius) Faianius P[le]beius IIvir iter(um) ǀ aquam ex ag[ro] suo in municipium ǀ Forum Novom [pe]cunia sua adduxit ǀ et lacus om[ne]s [f]ecit et in piscinam ǀ quae in campo est saliendam ǀ curavit idemque probavit ǀ et cum venditor soli in quo balneum est ǀ parum cavisset emptori de aqua ǀ ut posset in balneo fluere aquam ǀ suam in id balneum ne carerent ǀ commodo municipes ǀ P(ublius) Faianius Plebeius dedit). 305 Corbier 1984, 264. 306 Gavia Maxima in Verona (CIL V 5136); Dusmia Numisilla in Chieti (CIL IX 3018). 307 Diese Inschrift aus dem 1./2. Jh. n. Chr. gibt, falls die Ergänzungen korrekt sind, einen seltenen Einblick in den Grund für die Baumaßnahmen, denn der Aquädukt sollte der Brandbekämpfung dienen: aq[u]am ex [fonti]bus sui[s perductam ad] | i[nc]en[dia arcenda] lacibus, Goffin 2002, 302– 304, Nr.40. 308 Corbier 1984, 251 f. 309 Ebenso auch Engfer 2017, 155. 310 CIL V 47 = ILS 5755. 311 An dieser Stelle sei vor allem auf Engfer 2017 verwiesen, die den Euergetismus in Mittel- und Süditalien thematisiert (s. vor allem 149–155 über die Stiftungen im Bereich des Wasserbaus, das jedoch gegenüber Corbier kaum neue Erkenntnisse bringt) sowie Goffin 2002 (88–95 über Wasserbauten) in Oberitalien. 312 Gavia Maxima hinterließ im 1. Jh. n. Chr. 600 000 Sesterze in aquam (CIL V 5136 = Goffin 2002, 452, Nr. 213 mit der Einordnung der Gavia in die senatorische Familie der Gavii, die in Verona und Umgebung zahlreiche Bauten stifteten); L. Vennius Sabinus stiftete Tifernum Tiberinum eine

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Austausch auf administrativer Ebene

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Trotz des fragmentierten epigraphischen Befundes lassen sich einige Erkenntnisse bezüglich der Funktion, Ausgestaltung, Verbreitung und der Kompetenzen der curatores aquarum außerhalb Roms gewinnen. Geographisch betrachtet befanden sich die bekannten curatores in Kampanien oder dem näheren Umkreis, die cura aquarum war also nicht sehr weit verbreitet. 313 Ob die Nähe zu Rom tatsächlich ein Hinweis darauf ist, dass diese Funktion von Augustus nach dem Vorbild der stadtrömischen cura gefördert oder gar etabliert wurde, lässt sich nicht so eindeutig postulieren, wie dies Duncan Kee­ nan-Jones tut: Er geht von einer direkten Übernahme der stadtrömischen cura aquarum aus. 314 Michelle Corbier nimmt direkten kaiserlichen Einfluss neben Puteoli auch für die kampanischen Nachbarstädte Telesia und Allifae an. 315 Für Puteoli ist dies durchaus plausibel, denn es handelte sich dabei um ein kaiserliches Infrastrukturprojekt, das auch in späterer Zeit im Blickfeld der Principes blieb. Einer oder mehrere kaiserlich ernannte Curatoren mochten die Leitung verwalten, doch die Kaiser entsandten auch stadtrömische Beamte, wie den genannten procurator a rationibus, um die anfallenden Reparaturen zu kontrollieren. Für Telesia und Allifae ist Corbiers Annahme jedoch spekulativ. Die Inschriften weisen vielmehr einen lokalen Kontext auf, so dass von einer Ernennung durch den örtlichen Senat auszugehen ist. Während in Rom die curatores nach dem Vorschlag des Augustus durch einen consensus des Senats berufen wurden, erfolgte dies in den Städten also durch die lokalen Räte. 316 Auch das Aufgabenspektrum der curatores ist im restlichen Italien viel diffuser: Sie standen, im Gegensatz zu Rom, auch mit dem Neubau einer Leitung in Verbindung, wie in Allifae. Daneben verantworteten sie Reparaturarbeiten, wie in Puteoli, der einzigen Stadt, aus der wir mehr als einen curator aquarum kennen. Von einer spiegelbildlichen Übernahme der stadtrömischen cura aquarum lässt sich sicherlich nicht sprechen, sondern vielmehr von einer indirekten Vorbildfunktion, deren Inhalte von den Städten in Teilen übernommen werden konnten. Inwiefern die Kontrolle eines spezialisierten Verwaltungsapparats zum Aufgabenspektrum des curator zählte oder vielmehr von den regulären Amtsträgern geleistet wurde, lässt sich nur vermuten: So postulierte bereits Léon Halkin die Existenz von servi publici im Kontext der munizipalen Wasserinfrastruktur. 317 Tatsächlich sind nur zwei aquarii aus Brindisi und Philippi bekannt, deren genaue Funktion oder Zugehörigkeit zu einem Verwaltungszweig völlig unklar sind. 318 Alexander Weiß vermutete hinter diesem Fehlen von spezialisierten Sklaven im Wasserbau zunächst den Grund, dass Reinigungs- und Reparaturarbeiten an collegia verpachtet wurden und

313 314 315 316 317 318

Quelle mit Quellfassung (CIL XI 5942 = ILS 5762); Dusmia Numisilla ließ aus eigener Tasche den Aquädukt des C. Asinius Gallus reparieren (CIL IX 3018 = ILS 5761). Corbier 1984, 258. Keenan-Jones 2010, 7. Corbier 1984, 259. Frontin. Aqu. 100,1. Halkin 1897, 170. AE 1964 (1965), 138 (publicus Brund(isium) | ser(vus) aqua(rum), Z. 1 -2); I. Philippi 177. Die Einordnung ist nicht immer ganz klar, weil die aquarii unterschiedliche Funktionen haben konnten, darunter die des einfachen Wasserverkäufers, vgl. Bruun 1991, 108f; Weiß 2004, 121.

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deshalb keine zusätzlichen servi publici nötig waren. 319 Es ist wohl dennoch davon auszugehen, dass Sklaven (und Freigelassene) für die Wasserinfrastruktur zuständig gewesen waren, auch wenn sie kein so hohes Maß an Spezialisierung erreichten, wie in Rom. Dies lässt sich zumindest indirekt auch aus anderen Bereichen heraus belegen: Nach Weiß beschäftigten viele Städte öffentliche Sklaven als plumbarii und auch in den öffentlichen Bädern waren servi publici kein seltenes Phänomen. 320 Darüber hinaus ist durch das Edikt von Laodikeia, auf das gleich noch einzugehen sein wird, seit kurzem eine ganze Reihe an spezialisiertem Personal bekannt geworden, das nur den Schutz und die Kontrolle der Leitung zur Aufgabe hatte. Alltagsgeschäfte, wie etwa der Verkauf von privaten Wasseranschlüssen, wurden hingegen wohl, wie in Venafrum von den städtischen Magistraten in Zusammenarbeit mit dem lokalen Senat umgesetzt und benötigten kein weiteres Personal. 321 In Rom wurde die cura aquarum meist relativ spät in der Karriere des jeweiligen Amtsträgers ausgeübt. Wie gezeigt, waren gerade in augusteischer Zeit viele hochrangige Persönlichkeiten berufen worden, die ihre Ämter zumeist parallel zur cura ausübten. Auch außerhalb von Rom stellte die Funktion des Wasseraufsehers in einigen Fällen den Endpunkt der munizipalen Karriere dar: Neben Puteoli erscheint die cura aquarum in Ostia, in Formiae, 322 Allifae und Telesia als Teil der Ämterlaufbahn, in drei Fällen davon nach dem Amt des Duumvir Quinquennalis, also als Abschluss der lokalen Karriere. Zwei der curatores hatten zuvor eine militärische Laufbahn eingeschlagen und dabei jeweils das Amt des praefectus fabrum bekleidet 323, man kann ihnen also zumindest eine gewisse Fachkenntnis unterstellen. 324 Die Frage nach dem Sachverstand der curatores gewinnt außerhalb von Rom, in Städten mit geringerem Personalapparat und wenigen Fachleuten, noch einmal an Bedeutung, lässt sich jedoch anhand des disparaten Materials nicht beantworten. 319 Und zwar an collegia aquariorum, wie etwa eines in Venusium belegt ist (CIL IX 460), vgl. Weiß 2004, 121. Tatsächlich ist dies jedoch der einzige Beleg und es ist völlig unklar, welche Funktion dieses Kollegium innehatte, da der Begriff des aquarius, wie bereits erwähnt, ein sehr unspezifischer war. 320 Weiß 2004, 122–125; 127. An dieser Stelle merkt Weiß auch einen meiner Überzeugung nach wichtigen Punkt an, dass die schlechte Dokumentation von Fachkräften im Osten nicht einer schlechten, sondern möglicherweise einer einseitigen, dem epigraphic habit entspringenden Überlieferungssituation geschuldet sein könnte, da Sklaven aus dem Wasserbau im Westen deutlich häufiger belegt sind. 321 Freis 1984, 44, § 4. 322 CIL X 6094 (L(ucio) Varronio L(uci) f(ilio) ǀ Pal(atina) Capitoni ǀ scribae aedilic(io) ǀ accenso velato ǀ IIviro quinquen(nali) ǀ curatori aquarum ǀ patrono coloniae ǀ ordo regalium ǀ quorum honore ǀ contentus sua pecun(ia) ǀ posuit l(ocus) d(atus) d(ecreto) d(ecurionum)). 323 Und zwar M. Granius Cordus aus Allifae (Fußnote 294 (S. 176)) und L. Cassius Cerealis aus Puteoli (Fußnote 288 (S. 175)). 324 Das ausführlichste antike Quellenzitat zur Rolle und Funktion eines praefectus fabrum stammt von Vegetius, der ihn als Aufseher des Fach- und Baupersonals ( fabri, tignarii, structores, carpentarii, ferrarii, pictores, reliquiosque artifices) bezeichnet, vgl. Veg. Mil. 2,11 und Cafaro 2019 mit einer kritischen Diskussion dieser Textstelle.

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Insgesamt scheint das Amt des curator selten gewesen zu sein. Dies hing wohl damit zusammen, dass die Städte bereits Erfahrung in der Organisation von Wasserbauten hatten und dies auch mit ihren regulären Magistraten bewältigen konnten. Daraus ergibt sich die Frage, warum die cura aquarum in manchen Städten überhaupt eingeführt wurde. Die Inschriften geben diese Gründe nicht wieder, so dass man auf Spekulationen angewiesen ist. Denkbar ist, dass das Konzept der cura aquarum die Möglichkeit bot, die damit verbundenen Aufgaben bei Bedarf auszulagern und damit die sonst zuständigen Amtsträger zu entlasten. Es würde sich in diesem Fall also um eine rein situativ berufene Spezialfunktion handeln – ein Aspekt, der für die anschließende Diskussion der Epimeleia im griechischen Osten besonders relevant ist. Fraglich muss das mit der cura verbundene Prestige als möglicher Motivationsgrund bleiben. Die italischen curatores stammten wohl alle aus wohlhabenden und zumindest auf städtischer Ebene mächtigen Familien. Die cura bildete zumeist den Endpunkt ihrer Karriere. Die wenigen Inschriften, die etwas über eine Finanzierung aussagen, dokumentieren keine summae honorariae oder Liturgien, sondern hauptsächlich städtische Gelder, es waren also keine finanziellen Verpflichtungen für die curatores vorgesehen. Unabhängig von der Diskussion über die Kompetenzen und die Verbreitung der Magistrate und curatores, die für die Wasserinfrastruktur zuständig waren, zeigt der Befund, dass die italischen Städte die Organisation und den Bau von Leitungen selbst leisten konnten. Die Untersuchung der italischen curatores hat deutlich gemacht, dass ein Export stadtrömischer Verwaltungsstrukturen nicht so direkt gegeben war, wie häufig in der Forschung angenommen wurde. Dies erstaunt insofern nicht, als dass sowohl in Rom die regulären Magistrate vor der Monumentalisierung der städtischen Wasserinfrastrukturen mit der Verwaltung der Wasserbauten zurecht kamen, als auch die italischen Städte in republikanischer Zeit. Mit diesen Erkenntnissen im Hintergrund soll nun Kleinasien in den Blick genommen werden: Auch dort existierte mit dem ἐπιμελητὴς τοῦ ὕδατος eine Funktion, die zunächst an die cura aquarum denken lässt, und dementsprechend ähnlich gelagerte Fragen aufwirft. 325

325 Ἐπιμέλεια bedeutet übersetzt zunächst vor allem ‚Fürsorge’, ‚Sorge’, der Epimeletes ist also ein ‚Besorger‘, der nach H. Frisk also dem Wortfeld von „Verwalter“ angehört, vgl. Frisk 1970 II, 204 f. Die Epimeleia konnte konkret ein Amt bezeichnen, darüber hinaus existierte sie als zeitlich und in der Sache begrenzte Funktion, die ein Individuum oder ein Beamter ausüben und die auch eine religiöse oder militärische Komponente innehaben konnte; als solche konnte sie auch Teil einer Liturgie sein, vgl. Dmitriev 2005, 19 f. mit einigen Beispielen. Dementsprechend breit gestreut ist auch die Verwendung des Begriffs: Zur Epimeleia im spätantiken Heer etwa vgl. Mitthof 2001, 85–100, der insbesondere auf die administrative Umstrukturierung im 3. Jh. n. Chr. eingeht. Zur Verwendung des Begriffs im Gildenbereich vgl. Zimmermann 2002, 52 f. In Ägypten fungierten die Epimeleten im Wasserbereich etwa als Aufsichtspersonal bei Deichbauarbeiten, vgl. Drecoll 1997, 175–177. Das Verb ἐπιμελεῖσθαι scheint dem lateinischen curare zu entsprechen, wie die bilingue Bauinschrift der Aqua Throessitica in Ephesos dokumentiert, vgl. I. Ephesos 2,402.

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Die Epimeleten und die curatores aquarum

Insbesondere die Natur der Epimeleia als Magistratur oder Spezialfunktion beschäftigt die Forschung schon seit den 1980ern. Michael Wörrle vertrat die Meinung, dass der Epimelet kein ständiges Amt sei und dementsprechend auch nicht für das vollständige Wasserversorgungssystem zuständig gewesen sei, sondern sich situativ nur um eine Leitung oder mehrere Brunnen zu kümmern hatte. 326 Als Beispiel nannte Wörrle dabei jedoch ausgerechnet Ephesos, die bis jetzt einzige kleinasiatische Stadt, in der die Epimeleia wohl ein stetiges Amt geworden war. Sviatoslav Dmitriev nahm hingegen an, dass es sich bei den Epimeleten zwar um ständige Amsträger handelte, diese jedoch deshalb keine ehrenden Beinamen bekamen, weil sie im Rahmen der städtischen Administration auf einer niedrigen Stufe standen und vor allem mit weniger prestigeträchtigen Aktivitäten verbunden waren. 327 Parallel zur Analyse der cura aquarum soll im Folgenden zunächst der Aufgabenbereich der Epimeleten untersucht und schließlich auf die Frage nach der Verstetigung ihrer Funktion als Magistratur eingegangen werden. Abschließend ist zu berücksichtigen, ob die Epimeleia von den Römern in Kleinasien eingerichtet wurde und ob diese administrative Spezialisierung eine Grundvoraussetzung für die Verbreitung der Fernwasserleitungen war. Zeitlich und geographisch sind die relevanten Inschriften breit gestreut und reichen vom 1. bis in das 4. Jh. n Chr. Erste Einblicke in das Aufgabenspektrum der Epimeleten gibt ein Brief Hadrians an die Stadt Aphrodisias, der sich um die Finanzierung einer neuen Wasserleitung kümmerte. Für deren Bau sollten zwei eigens gewählte Epimeleten verantwortlich zeichnen. Hadrian empfahl sie im Bedarfsfall an seinen Procurator Pompeius Severus. 328 Auch der Ritter C. Sextilius Pollio und sein Sohn, bekleideten die Epimeleia als Aufsichtsfunktion und weihten die Aqua Throessitica in Ephesos wohl auch ein. 329 In Ancyra beaufsichtigte ein namenloser Euerget im 4. Jhd. n. Chr. wohl die Umbauarbeiten an mehreren Wasserbauten in der Funktion einer Epimeleia. 330 Bemerkenswert ist darüber hinaus, dass nicht nur Männer eine Epimeleia bekleiden konnten. Im 2./3 Jh. n.  Chr. beaufsichtigte Curtia Iulia Valentilla in Thermae Theseos 326 Wörrle 1981, 93, Anm. 52. 327 Dmitriev 2005, 124. 328 οἱ αἱρεθησόμενοι ὑφ´ ὑμῶν ἐπιμελη|ταὶ τοῦ ὑδραγωγίου περὶ ὧν ἂν γνώμης δέονται καὶ συλλήψεως δυνή|σονται τῷ ἐπιτρόπῳ μου Πομπηίῳ Σέβηρῳ ἐντυγχάνειν, ᾧ κἀγὼ γέγραπ|φα (Reynolds 2000, 9 III Z. 38–40). Zur genaueren Kommentierung des Briefes und der Literatur s. S. 294–296. Für den vollständigen Text s. u. Anhang Nr. 5, S. 457 f. 329 I. Ephesos 2,402 : Imp(erator) Caesar Aug(ustus) et Ti(berius)  | Caesar Aug(usti) f(ilius)  | aquam Throessiticam | induxerunt curam | agentibus C(aio) Sextilio P(ublii) f(ilio) Pollione | et C(aio) Offilio Proculo. | Αὐτοκράτωρ Καῖσαρ | Σεβαστὸς | καὶ Τιβέριος Καῖσαρ, Σεβαστοῦ | υἱός,| τὸ Θροεσσειτικὸν ὕδωρ εἰσήγαγο[ν]  | ἐπιμεληθέντων Γαΐου Σεξτιλ[ίου,]  | [Ποπλίου υἱοῦ, Πωλλίωνος καὶ Γαΐου]  | [Ὀφιλλίου Πρόκλου.] S. a. S. 300–302. 330 I Ankara II 334, Z. 5. Für den vollständigen Text s. Anhang Nr. 6, S. 458 f. sowie S. 302 f. für eine ausführliche Diskussion der Bauten und ihrer Finanzierung.

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Austausch auf administrativer Ebene

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in Lydien den Bau eines Bades. 331 Möglicherweise handelte es sich dabei um Heilbäder an den Ufern des Flusses Hermos, denn im dortigen Thermenkomplex wurde ein Relief mit Nymphen gefunden, unter denen ein Distichon eine Valentilla für den Bau eines Bades lobt. 332 Die Bauaufsicht konnte hingegen auch von anderen Funktionären ausgeübt werden. Besonders deutlich wird dies an einer Ehreninschrift der Färbergilde für ein sehr aktives Ratsmitglied der Stadt Thyateira. 333 Die Färbergilde ehrte Marcus, den Sohn des Me­ nandros, einen ἀνὴρ φιλότειμος καὶ λειτουργός, der nicht nur die lokale Ämterlaufbahn absolvierte, sondern auch zweimal Vizepräsident der Boule gewesen war. Prominent an erster Stelle nennt die Ehreninschrift seine Funktion als ἐπιμεληθεὶς τοῦ τῶν βαφέων ἔργου πολλάκις, dass sich Marcus also sogar wiederholt um das Haus der Färbergilde gekümmert hatte. 334 Nach der Aufzählung seiner Ämter folgen schließlich weitere Bauprojekte und zwar unter anderem die Oikobasilika der Gerusie, 25 Eros-Statuen für die 100-Säulen-Halle und ein παρατειχίσματος ὑδραγρωγίου ἐν τῷ Λύκῳ ποταμῷ. 335 Für diese Projekte fungierte Marcus jedoch nicht als Epimelet, sondern als Ergepistates (ἐργεπιστάτης). Beide Funktionen, der ἐργεπιστάτης und der ἐπιμελητής, treten im Zusammenhang mit Wasserbauten häufiger auf: So hatte Tiberius Claudius Demetrius Apollophanes die Bauaufsicht über den Aquädukt des Claudius nach Sardeis (curam agente/ ἐργεπιστατήσαντος) inne, Ailios Demoneikos über eine Leitung, die die Stadt Magnesia am Maeander baute, und ein namenloser Aufseher über die Wasserinfrastruktur eines unbekannten Dorfes (κατεσκευάσθη ἡ κρήνη καὶ τὸ ὑδραγώγιον διὰ ἐργεπιστάτου καὶ ἐπιμελητοῦ). 336 Die Beispiele zeigen zunächst, dass die beiden Begriffe nicht synonym verwendet wurden, wie 331 TAM V 1, 209: [Κουρ]τίαν Ἰουλίαν | [Οὐαλ]έντιλλαν ὑπα|[τικὴ]ν τὴν κυρίαν | [ἐ]νχειρίσασαν [τ]ὴν ἐπιμέλειαν | [τῆς] κατασκευῆς | [τοῦ] βαλανείου καὶ | [τῶ]ν̣ περὶ τὸν τόπο[ν] | [οἰκο]δομημάτων. Zu Valentilla s. a. PIR II2, 395, 1622. 332 Busch 1999, 181 mit Text und Kommentar. Möglicherweise lässt sich sogar eine weitere Statuenbasis aus diesem Bezirk mit Valentilla in Verbindung bringen, vgl. CCCA I, 474. 333 Vgl. Dittmann-Schöne 2001, III 19 zu Übersetzung und Kommentierung: ἀγαθῆι τύχη[ι]  ǀ [ο]ἱ βαφεῖς ἐτείμησα̣ [ν] ǀ [Μ]ᾶρκον Μενάνδρου, [ἄνǀδρα φιλότειμον καὶ λε[ι]ǀτ̣ ουργὸν ἐπιμεληθένǀτα τοῦ τῶν βαφέων ἔργου ǀ πολλάκις καὶ ὑπὲρ τῶν τέǀ[κ]νων, στρατηγὸν ἀγορανόǀ[μ]ον, σειτώνην, γραμματῆ ǀ [β]ουλῆς δήμου, γραμματοφύǀ[λ]ακα, δεκάπρωτον ἐλέῳ  ǀ ․․.αλείψαντα, ἐργεπιστάǀ[τη]ν Ἐρώτων τῶν ἐν τῷ Ἑκαǀ[το]νταστύλῳ κεʹ καὶ οἰκοβ[α]ǀ[σ]ι̣ λικοῦ τοῦ τῆς γερουσίας  ǀ κ·αὶ παρατειχίσματος ὑδραǀγ̣ωγίου ἐν τῷ Λύκῳ ποταμῷ ǀ 〚— — — 〛 ǀ [ἐ]πιμελητὴν θεωριῶν, ἀντάρǀχ̣οντα βουλῆς δήμου βʹ καὶ ǀ ἐ·ν ἑτέροις πλείοσιν χρήσιμον ǀ γεγονότα τῇ πατρίδι. 334 Zimmermann 2002, 53. Wahrscheinlich fungierte Marcus jeweils als Epimelet, wenn Reparaturen am Vereinshaus anfielen. 335 Zur Begrifflichkeit s. Kapitel 2.1. 336 CIL III 409: [Ti. Claudi]us Drusi  f. Caesar August[us Germanicus, pont(ifex) max(imus), trib. pot(estate) X—] ǀ [co(n)s(ul) V, imp(erator) X]XVII, p(ater) p(atriae), [a]quam cibitati Sardianorum [ex fonte perduxit] ǀ vacat Ti Cla[u]dio Demetri f. Quirina Apollop[hane opera curante]. ǀ [Τι. Κλαύδι] ος Δρούσου υἱὸς Καῖσαρ Σεβαστὸς Γερμανικὸς [ἀρχιερεύς, δημαρχικῆς ἐξουσίας τὸ ι․ʹ, ὕπατος τὸ εʹ],  ǀ [αὐτοκράτωρ] τὸ κζʹ, πατὴρ πατρίδος, ὕδωρ ἀπὸ πηγῆς π̣[ρὸς τὴν Σαρδιανῶν πόλιν διήγαγεν] ǀ vacat ἐργεπιστατήσαντος Τιβερίου Κλαυδίο[υ Δημητρίου υἱοῦ Κυρείνα Ἀπολλοφάνους] (Sardeis). I. Magnesia 251: ἡ πόλις τὴν κρήνην καὶ τὰ ζῴδια καὶ τὸ ὕδωρ ǀ ἐκ τῆς ἐν Ταβάρνει πηγῆς διὰ ἐργεπιστάτου ǀ Αἰλίου Δημονείκου (Magnesia). SEG 17, 533: [[- - -ισ- - ω]] ἐπὶ Σεληνᾶ καὶ Μηǀνοδώρου γραμματέων

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Stefan Cramme dies annimmt, sondern unterschiedliche Funktionen meinen. 337 Beide Tätigkeiten konnten zeitgleich ausgeübt werden und sogar von derselben Person bekleidet werden, ihre Hierarchie ist jedoch zumindest im Wasserbau nicht zu erkennen. Ein direkter Unterschied ergibt sich im Tätigkeitsspektrum nur dahingehend, dass der Epimelet nicht, wie der Ergepistates, ausschließlich mit Bauvorhaben betraut war, sondern auch bei der Einweihung des Bauwerks präsent war und, wie in Ephesos, bereits bestehende Leitungen beaufsichtigte. 338 Eine in vielerlei Hinsicht singuläre Inschrift ist eine lange Ehrung für Aurelius Man­ drianus Longinus aus Side aus den Jahren 220–240 n. Chr. Es lohnt sich deshalb, sie zur Gänze zu zitieren. ἀγαθῆι |  ǀ ἡ βουλὴ καὶ ὁ δῆμος τῆς λαμπροτάτης καὶ ἐνδόξου Σιδητῶν πόλεως ἐτείμησεν Αὐρήλιον Μανδριανὸν Λογγεῖνον, τὸ[ν] ǀ ἴδιον βουλευτήν, ἀρχιερασάμενον τῷ Σεβαστῷ εὐσεβῶς καὶ φιλοτείμως, ἐπιδόντα νομὰς βουλευταῖς τε καὶ πολείταις, ǀ ἐπιτελέσαντα θεωρίας παρὰ τὸν καιρὸν τῆς ἀρχιερωσύνης αὐτοῦ μεγαλοπρεπῶς, ἀγωνοθετήσαντα σ·ε·μν̣ῶς καλουμέ·|νου ἀγῶνος Φοιβείου καὶ δόντος ἐπὶ τῇ ἀγωνοθεσίᾳ αὐτοῦ διανομὰς βουλευταῖς τε καὶ πολείταις, ἀγορανομήσαντα ǀ ἁγνῶς τριμήνου τρίτης, εἰρηναρχήσαντα ἀνδρείως καὶ ἐπιμελῶς, ἀρχισειτωνησάμενον, πρακτορεύσαντα, προθύσαν|τα ὑπὲρ τῆς σεμνοτάτης βουλῆς, παραπέμψαντα ἱερὰς ἀννώνας εἰς τὸ Σύρων ἔθνος τρίς, συνιερασάμενον τῇ γυ|ναικὶ αὐτοῦ Αὐρηλίᾳ Κιλλαραμωτιανῇ Ειῃ τῇ προκαθεζομένῃ θεῷ Ἀθηνᾷ πενταετηρίδι, προστατήσαντα κυνη|γεσιῶν καὶ μονομαχιῶν τῶν καταλειφθεισῶν ὑπὸ τοῦ τῆς ἀρίστης μνήμης ὑπατικοῦ Τίτου Λικιννίου Μουκιανοῦ  ǀ ἐνδόξως καὶ μεγαλοπρεπῶς, γενόμενον καὶ ἐπιμελητὴν τοῦ ὑδρείου καὶ ἐν ἄλλαις ἐπιμελείαις πολλαῖς καὶ ὑ|πηρεσίαις χρησιμεύσαντα τῇ πόλει Τεμψιανῶν δόν(hedera)ǀτων τὸ ἀνάλωμα [[ἐκ τῶν δημοσίων πόρων]] ǀ κατεσκευάσθη ἡ κρήνη καὶ τὸ ὑδραγώγιον διǀὰ ἐργεπιστάτου καὶ ἐπιμελητοῦ [[- - -]] ǀ [[- - -]]υ ἔτους [[- - -]]( Dağmarmara). 337 Die Unterschiede der beiden Begrifflichkeiten wurden bis jetzt nicht näher herausgearbeitet, sodass die Interpretation an dieser Stelle auf den Wasserbau begrenzt bleiben muss; zumindest in Ansätzen Pont 2010, 380–388 mit der Grundprämisse, dass der Ergepistates nur im Zusammenhang mit öffentlich finanzierten Bauten auftritt und das Amt selbst als Liturgie anzusprechen ist. Dagegen lässt sich ein Beispiel aus Hadrianoi anführen, wo der Epimelet Aelianus Philopappus für die Einleitung des Wassers aus explizit genannten, öffentlichen Mitteln sorgte. ( I. Hadrianoi 44, Z. 3–5: ὁ καὶ ἐπιμεληθεὶς ǀ τῆς τοῦ ὕδατος εἰσαγωγῆς ἐκ τ[ῶν] ǀ δημοσίων χρημάτων ἐξ ὑποσχέ[σε] ǀ ως τὴν κρήνην ἐκ τῶν ἰδίων πρῶτος ǀ ἀποκατέστησεν). Einfach macht es sich Cramme 2001, 71, der die Begriffe als synonym bzw. untereinander austauschbar sieht. Unreflektiert an dieser Stelle auch Winter 1996, 199–201. Ergänzend Liebenam 1900, 384 f.; Corsten 1987, 113 f. (mit weiteren Beispielen und dem Hinweis, dass ein Ergepistates auch vom Kaiser eingesetzt werden konnte). Dass beide Funktionen im genannten Beispiel auf eine Person konzentriert waren, könnte mit dem begrenzten Personaldargebot in diesem Dorf zusammenhängen, aber auch mit der geringen Komplexität der Leitung, vgl. Schuler 1998, 257 zu den Tempsianoi. 338 IGRR IV 1491: Κλαυδίῳ Καίǀσαρι Σεβαστῷ Γερμανιǀκῷ τῷ αὐτοκράτορι ἡ κατοιǀκία ἐκ τῶν ἰδίων πόρων τὰς ǀ κρήνας καὶ τὸ ἐκδοχῖον καὶ ǀ τὰ ὑδραγώγια καθιέρ[ω]σεν, ǀ ἐπιμεληθέντος Ἀττάλου τοῦ ǀ Ἀττάλου Ἀπολλωνίου ǀ Κρανίου.

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Austausch auf administrativer Ebene

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καὶ ἐν τοῖς ἄλλοις πᾶσιν ἐν τοῖς πρώτοις ἐξητασμένον· τὸν δὲ ἀνδριάντα ἀνέστηǀσεν Αὐρ. Κιλλαραμωτιανὴ Ιης ἡ γυνὴ αὐτοῦ φιλανδρίας χάριν. (I. Side TEp 1) In Übersetzung lautet die Inschrift: „Zum guten Glück. Der Rat und das Volk der sehr berühmten und ruhmreichen Stadt Side ehren Aurelius Mandrianos Longinus, den hervorragenden Ratsherrn, der auf fromme und ehrliebende Art Kaiserpriester war, der den Ratsherrn und Bürgern Gesetze gegeben hat, der zur rechten Zeit während seiner großzügig geführten Priesterschaft ein Schauspiel durchgeführt hat, der in ehrwürdiger Art Agonothet beim Agon des Phoibos war und der als Agonothet den Ratsherrn und Bürgern eine Spende gab, der drei Mal dreimonatiger Aufsichtsbeamter über den Markt war, der in tugendhafter und sorgsamer Weise Friedensrichter war, der oberster Kornhändler war, der die Steuern eintrieb, der das Voropfer darbrachte für den würdevollsten Rat, der die heilige annona zum Volk der Syrer dreimal leitete, der zusammen mit seiner Frau Aurelia Killaramotiane Ies Vorsitzender im fünfjährigen Priesteramt für die Göttin Athena war, der in ruhmvoller und großzügiger Art und Weise Vorsitzender der Jagdvorführungen und Gladiatorenkämpfe war, die vom Konsular Titus Licinius Mucianus zu seinem besten Andenken veranstaltet worden waren, der Aufseher für das Hydreion geworden war und für viele andere Sachen Sorge trug und in mühsamen Diensten (Ruderdiensten?) der Stadt nützlich war und in allen anderen Angelegenheiten unter den Ersten in der Reihe stand: Diesem Ehemann in Liebe und Dankbarkeit seine Frau Aurelia Killaramotiane Ies.“ (Übersetzung nach I. Side mit geringfügigen Anpassungen) Mandrianus hatte nicht nur eine illustre Ämterkarriere hinter sich, sondern unter anderem während seiner Priesterschaft ein Spiel gestiftet, in seiner Funktion als Agonothet eine Spende an die Sideten ausgezahlt, sowie Jagdschauspiele und Gladiatorenkämpfe geleitet. Am Ende der langen Aufzählung seiner Verdienste wird nicht nur seine Funktion als ἐπιμελητὴς τοῦ ὑδρείου 339 hervorgehoben, sondern auch betont, dass er ἐν ἄλλαις ἐπιμελείαις πολλαῖς καὶ ὑπηρεσίαις der Stadt stets zu Diensten war. 340 Diese etwas unspe339 Ein Parallelbeispiel für die Epimeleia für einen Brunnen ist eine Ehreninschrift aus Ankara, vgl. S. 302 f. 340 Die Epimeleia war vermutlich auf das große Prachtnymphaeum von Side bezogen, vgl. Gliwitzky 2010, 103–105 und Nollé 1993, 101 mit der konträren Diskussion, ob Longinus der Aufseher über das bereits fertige Nymphaeum war (so Nollé) oder dieses sich noch im Bau befand (so Gliwitzky); meiner Meinung nach lässt sich dies nicht so einfach entscheiden, da die Inschrift inhaltlich beide Deutungen zulässt, jedoch selbst nur grob zu datieren ist. Die Spiele für den Konsul T. Licinnius Mucianus geben als terminus post quem zumindest das Jahr 141 n. Chr. vor, vgl. auch IG X 2, 1, 137. Zudem weist das Nymphaeum zahlreiche, nicht eindeutig datierbare Bauphasen auf, vgl. Dorl-Klingenschmid 2001, 243 f. Für Gliwitzky spräche die Tatsache, dass Epimeleten meist funktionsbedingt berufen wurden, etwa für den Bau oder die Reparatur von Wasserinfrastruk-

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Die Transitionsphase: Austauschprozesse zwischen Rom und Kleinasien

zifische Formulierung der „vielen anderen Epimeleiai“ in Verbindung mit den direkt danach genannten ὑπερησίαι erfordert eine detaillierte Analyse, denn sie lässt an eine Liturgie denken. 341 Die Frage nach der freiwilligen Bekleidung der Epimeleia lässt sich anhand des vorhandenen kaiserzeitlichen Inschriftendossiers nicht beantworten, muss jedoch zumindest kurz diskutiert werden, da die Frage nach der Rolle der Liturgie gleichzeitig auch die Frage nach dem Finanzierungsrahmen der Städte, deren Verantwortung für öffentliche Funktionsbauten und nach der Funktion von privat gestifteten, öffentlichen Bauten berührt. Zunächst ist bemerkenswert, dass die Epimeleia nicht im Rahmen der Ämter genannt wird, die am Anfang der Inschrift aufgezählt werden, sondern im Kontext mit (finanziellen) Wohltaten des Mandrianus auftaucht, wie Gladiatorenkämpfen und Geldspenden. Die ebenfalls in der Inschrift genannten ὑπερησίαι weisen auf eine persönliche finanzielle Beteiligung des Longinus hin, während dies bei der Epimeleia zwar in diesem Kontext denkbar wäre, jedoch wohl als unwahrscheinlich bewertet werden muss. 342 Es scheint also in diesem Fall so, dass Mandrianus die (Bau?)-Aufsicht über ein Nymphaeum innegehabt hatte, selbst jedoch aller Wahrscheinlichkeit nach nicht finanziell, sondern nur organisatorisch involviert gewesen war. Zwar scheint die Inschrift des Mandrianus zunächst seine Freiwilligkeit bezüglich der Bekleidung verschiedener Epimeleiai nahezulegen, doch ist dies eher dem wohlwollenden Stil der Ehreninschrift geschuldet. Es wäre ebenso denkbar, dahinter eine Liturgie zu vermuten. In der Spätantike ist das Verständnis der Epimeleia als Liturgie in den Rechtsquellen überliefert:

tur. Eine weitere Ehreninschrift für M. Aurelius Obrimianus Konon den Jüngeren ist aufschlussreicher (Nollé 1993, 205): Sie dokumentiert unter anderem, dass Konon an einer Gesandtschaft zu Kaiser (Severus) Alexander beteiligt war, sodass sich die Inschrift in die 220er/230er n. Chr. datieren lässt. Dass Konon auch einen Beitrag in Form von 5000 Denaren ἰς τὴν κατασκευὴν τοῦ ὑδρείου τοῦ κατασκευαζομένου, also für das Nymphaeum, das sich gerade im Bau befand, leistete, ermöglicht eine Datierung. Akzeptiert man die Datierung Dorl- Klingenschmids 2001, 244, dass das Nymphaeum im Jahr 211 n.  Chr. bereits eine Statue des Caracalla in der Zierfassade trug, erstreckten sich die Bauarbeiten insgesamt über einen relativ langen Zeitraum; zur Verwendung von κατασκευάζειν im Baukontext vgl. Gliwitzky 2010, 102–105; Cramme 2001, 82 f. erneut etwas unscharf, da er von einer Synonymität der Begriffe κατασκευάζειν und ἐπισκευάζειν ausgeht, vgl. dazu Uzunoğlu 2018. 341 Eine Liturgie sei im Folgenden nicht nur als rein finanzielle Belastung definiert (Broughton 1938, 802), sondern auch als Verpflichtung einer Einzelperson, die auf diese Weise auch ihre Zeit und ihre Expertise zur Verfügung stellen musste. Zur Liturgie vgl. zunächst das ältere Standardwerk von Oertel 1913; Liebenam 1900, 419–430; Drecoll 1997 mit dem Schwerpunkt auf dem spätantiken Ägypten, jedoch auch einigen Inschriften aus dem Osten. Der Abschnitt zur Wasserversorgung fällt hingegen kurz und deshalb wenig detailreich aus (258 f). Neesen 1981 mit einem sehr schematischen Überblick über die Definition der Liturgien in der Spätantike. 342 Zu den Hyperesiai, die im Wasserbaukontext so selten vorkommen, dass sie an dieser Stelle zu vernachlässigen sind, vgl. Dmitriev 2005, 122–124.

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Austausch auf administrativer Ebene

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Personalia civilia sunt munera(…)annonae ac similium cura(…)aquae ductus (Dig. 50,4,1,2); cura custodiendi aquae ductus personalibus muneribus adgregatur. 343 Die Formulierung macht deutlich, dass die cura als munus personale verstanden wurde, also hauptsächlich als Belastung der Person und nicht des Vermögens. Ob dies bereits in der Kaiserzeit so gehandhabt wurde, lässt sich anhand der Quellenlage aktuell nicht entscheiden. Hinzu kommt, dass die Informationen über liturgische Ämter insgesamt sehr diffus sind, so dass sich keine belastbaren Vergleichspunkte finden lassen. Bemerkenswert ist auch, dass zumindest momentan jegliche Art von magistratischem Engagement im Wasserbau fehlt, während in Italien die munizipalen Amtsträger, wie die Duumviri, in der Kaiserzeit weiterhin für den Bau von Leitungen verantwortlich waren. Die einzige mir bekannte Ausnahme sind die Astynomen in Pergamon, die explizit die Aufsicht über das innerstädtische Wasserversorgungssystem innehatten, deren Zuständigkeit für die Aquädukte jedoch aufgrund des fehlenden Inschriftentextes nur vermutet werden kann. Dafür lassen sich zunächst verschiedene Erklärungsansätze finden. Denkbar wäre, dass nur die Epimeleten für den Bau oder die Reparatur einer Leitung berufen wurden. Umgekehrt wäre es jedoch ebenso möglich, dass die Städte solche Arbeiten im Regelfall mit ihrem üblichen Personal bewältigen konnten und diese deshalb keiner besonderen Ehrung oder Erwähnung bedurften. 344 Dies könnte vielleicht auch eine Erklärung dafür darstellen, dass Epimeleten bis jetzt nur selten als dauerhafte oder zumindet zeitlich längerfristige Funktion belegt sind und zwar in Ephesos und Laodikeia am Lykos. In Ephesos sind zwei jeweils aufeinander folgende Epimeletenpaare bekannt: Aichmokles und Antonius, die ἐπι]μεληταὶ ὕδατος τῆ[ς λαμπροτάτης Ἐφεσίων πόλεως εἰσηγμ[ένου ὑπὸ Κλαυδίου] Ἀριστίωνος, also die Aufseher der Aristion-Leitung, hatten sich 112/114 n.  Chr. wegen mehrerer juristischer Probleme an den Proconsul Aulus Vicirius Martialis gewandt, darunter wegen illegalen Wasserdiebstahls in der Stadt und auf dem Land sowie der Missachtung des Schutzstreifens. 345 Dieselben Probleme bestanden auch noch einige Jahre später während der Amtszeit des Sextus Subrius Dexter Cornelius Priscus, den die Epimeleten Rutilius Bassus und Julius Maximus deshalb erneut um Hilfe bitten mussten. Zunächst geben diese Edikte einen klaren Einblick in das Aufgabenspektrum der Epimeleten, die offensichtlich für den Schutz der Leitung zu sorgen hatten, sowohl innerstädtisch als auch in der Chora von Ephesos. Die Leitung des T. Claudius Aristion maß insgesamt über 40 Kilometer und führte mehrfach über Brücken und Bögen; es 343 Dig. 50,4,18,6. 344 Dies entspricht auch einer Passage bei Aristoteles, der spezielle Epimeleten, wie etwa den Brunnenaufseher, nur für bevölkerungsreiche Städte postuliert und ihre Aufgaben ansonsten den Astynomen zuweist, vgl. Aristot. Pol. 1321 b, 23–27: καλοῦσι δ᾽ ἀστυνομίαν οἱ πλεῖστοι τὴν τοιαύτην ἀρχήν, ἔχει δὲ μόρια πλείω τὸν ἀριθμόν, ὧν ἑτέρους ἐφ᾽ ἕτερα καθιστᾶσιν ἐν ταῖς πολυανθρωποτέραις πόλεσιν, οἷον τειχοποιοὺς καὶ κρηνῶν ἐπιμελητὰς καὶ λιμένων φύλακας. 345 I. Ephesos 7,1,3217 a und b; S. Anhang Nr. 1, S. 451–453 für den vollständigen Text mit Übersetzung.

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Die Transitionsphase: Austauschprozesse zwischen Rom und Kleinasien

ist also anzunehmen, dass den Epimeleten auch in diesem Fall Personal unterstand, das sie bei dieser Aufgabe unterstützte. Bemerkenswert bleibt das Detail, dass diese Epimeleten offensichtlich nur für die Leitung des Aristion zuständig waren, nicht jedoch für die anderen Fernwasserleitungen von Ephesos. Ob dies mit der erwähnten Komplexität der Aristion-Leitung zusammenhängt oder damit, dass diese Leitung wohl als Einzige von einem Privatmann gestiftet wurde, der möglicherweise in Form einer Stiftung auch für ihren weiteren Unterhalt gesorgt hatte, muss fraglich bleiben. 346 Zu bedenken bleibt auch, dass Ephesos im 2. Jh. n. Chr. nicht nur über mehrere Fernwasserleitungen verfügte, sondern auch über sechs große Thermen, zahlreiche Nymphaeen und Latrinen, die ebenso der Wartung bedurften. 347 In welche Zuständigkeit diese Bauten fielen, lässt sich nicht mehr klären. 348 Abschließend erteilte Priscus den Epimeleten den Auftrag, für die Umsetzung seines Erlasses zu sorgen. Es ist nicht anzunehmen, dass er den Epimeleten die dafür nötige Strafkompetenz verlieh. Wahrscheinlicher ist es, dass diese entweder der Stadt oder dem Statthalter selbst von möglichem Missbrauch berichteten und eines dieser Gremien über die Straffälligkeit des Täters gemäß des geltenden Edikts entschied. Auch in Laodikeia am Lykos ist seit kurzer Zeit bekannt, dass die Stadt gemäß einem statthaltlichen Edikt, wahrscheinlich erlassen von Marcus Ostorius (?) Scapula 114/115 n. Chr., über eine ganze Reihe an wasserbauspezifischem Personal verfügte. Auslöser für den Erlass des Edikts war nicht etwa der Neubau der Leitung, sondern einerseits eine Neuregelung der Nutzungsbedingungen sowie die (Neu?)-Abdeckung der oberirdisch verlaufenden Strukturen. Zwar hatte die Stadt wohl vorher bereits einen ἐπιμελητὴς τῶν ὑδάτων, Iunius Klaros (Z. 4) , doch sollten zum besseren Schutz der Leitung in Zukunft jährlich zwei Epimeleten gewählt werden. (§ 9) Diesen unterstanden eine nicht näher genannte Anzahl an ὑδραγωγοί sowie drei öffentliche Sklaven. Dem Fachpersonal sollte nicht nur ein regelmäßiger Lohn ausgezahlt werden, sondern insbesondere die ὑδραγωγοί waren bei Missverhalten (κακουργία) haftbar. (§ 13) 349 Darüber hinaus hatten die Phylen, die jeweils die Prytanie inne hatten, dafür zu sorgen, dass die Arbeiten überwacht wurden und sollten möglicherweise sogar die jungen Männer dafür involvieren (αἱ πρυτανεύουσαι φυλαὶ [ - - ca. 11]ων νέων καθ’ ἕκαστον μῆνα ἀνιοῦσαι τὰ ἔργα ἐπισκοπείτωσαν § 10). 350 Und schließlich sollte ein Aufseher berufen werden, der die Vergabe von Wasserrechten überwachte. (§ 12) Prosopographisch sind die Epimeleten kaum einzuordnen: Nicht alle Epimeleten waren römische Bürger, und kaum einer von ihnen ist näher bekannt. Die auffällige Ausnahme 346 Dagegen Cramme 2001, 149, der der Meinung ist, Aristion hätte Ephesos auf den Folgekosten sitzen lassen. 347 Wiplinger 2014, 15. 348 Eine weitere Inschrift aus Ephesos nennt zwar einen Epimeleten in Verbindung mit der NeuenMarnas-Leitung (I. Ephesos 5,1530), doch handelte es dem Vokabular nach um den Bau der Leitung und nicht um ihre Verwaltung. 349 Dies war bereits in einem früheren Edikt von Saenius Sabinus festgelegt worden und wurde nun noch einmal wiederholt, vgl. Guizzi 2019, 161. 350 Die Passage ist korrupt und dementsprechend schwer zu verstehen, s. Guizzi 2019, 160 f. mit Überlegungen zur Existenz von Epheben gestaltet nach athenischem Vorbild.

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Der Siphon von Alatri – (k)ein Beispiel für Techniktransfer?

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ist der Ritter C. Sextilius Pollio, der den Bau der augusteischen Aqua Iulia beaufsichtigte; der Kaiser hatte also ein persönliches Interesse daran, dass jemand aus seinem Bekanntenkreis vor Ort war. 351 Von einem der vier bekannten ephesischen Epimeleten ist zumindest ein Teil seiner Karriere bekannt: Rutilius Bassus ist durch mehrere Inschriften 120/ 121 n. Chr. als Grammateus bezeugt 352, Iulius Klaros war zuvor Strategos. 353 Daraus lässt sich jedoch nicht ableiten, dass die Epimeleia ein niederrangiges Amt und die Epimeleten selbst von geringem sozialem Status waren. Das Edikt von Laodikeia weist die Bürger an, als Epimeleten zwei höchst ehrenwehrte Männer zu wählen (ἄνδρες, § 9), die ihre Aufgaben unbestechlich (ἁγνῶς) und ehrenvoll (φιλοτείμως) erledigen sollten. 354 Insgesamt betrachtet erfüllten die Epimeleten ein den italischen curatores aquarum ähnliches Aufgabenspektrum. Sie überwachten den Bau und die Reparatur der Leitungen bis hin zu ihrer feierlichen Einweihung, koordinierten das notwendige Personal und wohl auch die dazugehörigen finanziellen Mittel aus städtischen Kassen und fungierten möglicherweise auch als Kommunikator zwischen der Stadt und dem Statthalter bzw. anderen kaiserlichen Beamten. Sie wurden in den meisten Fällen nach Bedarf berufen, unter Umständen nicht immer freiwillig, sondern in Form einer Liturgie. Darüber hinaus existierten nicht nur Epimeleten für Fernwasserleitungen, sondern, wie in Perge, sogar für einen einzelnen Brunnen oder auch für ein Bad. Im Folgenden soll nun anhand eines konkreten Beispiels demonstriert werden, wie sich der Techniktransfer zwischen Kleinasien und Italien gestaltete.

4.3

Der Siphon von Alatri – (k)ein Beispiel für Techniktransfer?

Der Siphon von Pergamon zählt wohl zu den technisch aufwendigsten Bauten in der Antike, die überhaupt bekannt sind. Beinahe zeitgleich zum pergamenischen Siphon wurde im italischen Aletrium (Latium) ein ähnlicher Druckabschnitt gebaut, ein Siphon aus Blei mit einer Wassersäule von 100 Metern. 355 Anhand der erhaltenen Bauinschrift wur351 S. u. S. 300–302. 352 I. Ephesos 4,1210. Iunianus stiftete einen Demetertempel, der jedoch archäologisch nicht mehr zu greifen ist, vgl. Cramme 2001, 173 f. Es existierten bereits um 100 n. Chr. Rutilii Bassi in Ephesos, doch sind diese nicht eindeutig mit den genannten Bassi in Verbindung zu bringen, vgl. Eck 1997, 107–109 mit der Ehrung des C. Antius Aulus Iulius Quadratus durch den kaiserlichen Procurator P. Rutilius Bassus (= I. Ephesos 5,1538). Gegen eine direkte Verwandtschaft spricht sich Cramme 2001, 173 aus. 353 Guizzi 2019, 148, Z. 4. Für den vollständigen Text s. Anhang Nr. 7, S. 459–463. 354 Für ein Parallelbeispiel aus einer Katoikie im Umkreis von Philadelphia vgl. Robert 1950, Hellenica IX 28, für den Text s. u. S. 367 f. Erwähnenswert ist an dieser Stelle auch eine Inschrift aus Thugga (Ende 2. Jh. / Anfang 3. Jh. n. Chr.), in der Lucius Terentius Romanus für seine Fürsorge im Kontext mit der öffentlichen Wasserversorgung mit einer goldenen Statue geehrt wurde, vgl. AE 1966 (1968), 512. 355 Im Folgenden soll vor allem auf die Inschrift eingegangen werden; zu den archäologischen Details und Alatri selbst vgl. Valchera, Torre 2015; Kerschbaum 2017.

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Die Transitionsphase: Austauschprozesse zwischen Rom und Kleinasien

de die Leitung in das 2. Jh. v. Chr. datiert, einer Zeit, in der weder in Rom noch Italien ein solcher Siphon existierte. 356 Dieser außergewöhnliche Befund brachte Michael Lewis zu der Annahme, dass ein direkter technologischer Austausch zwischen Pergamon und Aletrium stattgefunden haben musste und die Familie des Bauherrn, die Betilieni, als Händler diesen Austausch getragen hatten. Er geht sogar noch einen Schritt weiter und sieht in den Betilieni nicht nur die Stifter der alatrischen Leitung, sondern auch die Tonrohrproduzenten für die pergamenischen Leitungen. 357 Es lohnt sich, zunächst die Inschrift näher zu betrachten. L(ucius) Betilienus L(uci) f(ilius) Vaarus ǀ haec quae infera scripta ǀ sont de senatu sententia ǀ facienda coiravit: semitas ǀ in oppido omnis, porticum, qua ǀ in arcem eitur, campum, ubei ǀ ludunt; horologium; macelum; ǀ basilicam calecandam; seedes; ǀ [l]acum balinearium; lacum ad ǀ [p]ortam; aquam in opidum. adq(ue) ǀ arduom pedes CCCXL fornicesq(ue) ǀ fecit; fistulas soledas fecit. ǀ ob hasce res censorem fecere bis; ǀ senatus filio stipendia mereta ǀ ese iousit populusque statuam ǀ donavit Censorino. „L(ucius) Betilienus Vaarus, der S(ohn) des L(ucius), betreute das unten Aufgezeichnete, das gemäß einem Senatsbeschluss zu realisieren war: Die Wege in die Stadt in ihrer Gesamtheit; die Porticus, die auf die Burg führt; den Platz, wo die Spiele ausgetragen werden; die Sonnenuhr; den Lebensmittelmarkt; das Streichen der Basilika mit Kalkputz; die Sitze; das Wasserbecken des Bades; das Wasserbecken am Tor; Wasser in die Stadt. Und er bewältigte sogar die 340 Fuß lange Anhöhe und den Bogenbau, er ließ feste Rohre verlegen. Wegen dieser Taten machten sie ihn zweimal zum Censor. Der Senat ordnete an, dass seinem Sohn eine Befreiung vom Militärdienst gewährt werde, und das Volk stiftete dem Censorinus eine Statue.“ 358 Die Inschrift dokumentiert zunächst mehrere Baumaßnahmen, die Lucius Betilienus Varus im Auftrag des Senats durchführen ließ. Wohl für die korrekte Durchführung dieser Arbeiten wurde er zweimal zum Censor gewählt, ihm wurde der Beiname Censorinus verliehen und eine Statue errichtet. Zudem befreite der Senat seinen Sohn vom Militärdienst. Während die anderen Bauten bis auf wenige Ausnahmen identifiziert worden sind, sind in diesem Zusammenhang vor allem die technischen Details in Bezug auf die Wasserleitung interessant: Die Inschrift nennt nicht nur die Höhe der Wassersäule, sondern auch den venter selbst und schließlich die Rohre. Insbesondere die Formulierung fistulae soledae, also wörtlich genommen „feste Bleirohre“ ist ein hapax legomenon und

356 134 v. Chr. oder früher (Nikolic 2008, 154, basierend auf de Montauzan 1908, 194); 130–90 v. Chr. (Zevi 1976, 84); 2./ 1. Jh. v. Chr. (Fusco 2011/13, 35); vor allem anhand epigraphischer Kriterien. 357 Lewis 2000, 162. 358 CIL X 5807. Eigene Übersetzung nach Kerschbaum 2017, 160.

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Der Siphon von Alatri – (k)ein Beispiel für Techniktransfer?

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sorgte als solches für einige Interpretationsansätze. 359 Es ist anzunehmen, dass das Adjektiv solidus sich vor allem auf die Dichte und Stabilität der Rohre bezieht, die nicht nur einem enormen Druck standhalten, sondern auch ausreichend Wasser auf den Burgberg von Alatri transportieren mussten. Während die Leitung technisch gesehen also bereits etwas Besonderes war, kursierte sie in der modernen Forschung ebenso häufig als Paradebeispiel für republikanisches euergetisches Engagement im Wasserbau. 360 Ausgangspunkt der Diskussion war die unterschiedliche Verwendung des Wortes facere, einmal im Gerundium ( faciendum curare) und einmal im Perfekt Aktiv (fecit). Marietta Horster traf zwar die Unterscheidung zwischen facere und faciendum curare dahingehend, dass ersteres auf eine Stiftung, letzteres auf eine Auftragsarbeit hinweist, betont jedoch, dass das Verb facere generell dem Umfeld der „magistratischen Pflichterfüllung“ entstammt. 361 Tatsächlich fehlt die entscheidende Formulierung sua pecunia, die den finanziellen Anteil des Varus an diesen Bauten und damit seine Großzügigkeit deutlich gemacht hätte. 362 Andrea Fusco erklärte dies wenig glaubhaft damit, dass Varus dank der ihm verliehenen Privilegien auf die Erwähnung seines Anteils verzichtet hätte. 363 Die fehlende Formulierung ist vielmehr als klarer Hinweis darauf zu verstehen, dass der Bau der Leitung kein Akt von republikanischem Euergetismus war, sondern Varus seine Pflichten als Magistrat erfüllt hatte. Die fälschliche Annahme, dass Varus der Bauherr dieser teuren Bleileitung war, führte in der Forschung zwangsweise zu der Frage, wie er, beziehungsweise seine Familie, an den dafür nötigen Reichtum gelangt waren. Dazu wurden Familienzweige verschiedener Betilieni in ganz Italien und über das Mittelmeer hinaus zusammengeführt, die am Öl- und Wein und Sklavenhandel beteiligt waren und Ziegeleien besaßen. 364 Diese Betilieni lassen sich jedoch in keinem einzigen Fall zweifelsfrei mit Alatri in Verbindung bringen. 365 Dennoch nahm Michael Lewis diese prosopographische Konstruktion zum Anlass für die These, dass die Betilieni die Baumeister der pergamenischen Madradağ-Leitung waren. 359 Nikolic 2008, 155 interpretierte etwa, dass sich solidus auf die Fertigungstechnik der Rohre beziehen müsse. Ebenso schon Hodge 1983, 193: physikalisch falsch ist die Annahme de Montauzans, dass sich die Dichte des Metalls durch Hämmern erhöhen ließe (1908, 196). 360 „pharaonic activity“, vgl. Torelli 1995, 218. „monopolizzatori del potere“, vgl. Gasperini 1965, Aletrium I, Documenti Epigraphia, 88. 361 Horster 2001, 51. 362 Corbier 1984, 251–254 mit zahlreichen Beispielen. Fehlt die Formulierung sua pecunia, wird als Verb dare verwendet, eine Tatsache, die auch Horster feststellte, vgl. Horster 2001, 51. 363 So zumindest Fusco 2011/13, 36; zu weiteren Diskussionen in Bezug auf die Zensur vgl. Kerschbaum 2017. 364 Garofoli 2009/10, 17–20; Fusco 2011/13, 35–37; Valchera, Torre 2015, 14; Zweifel äußert WallaceHadrill 2008, 120. 365 Garofoli 2009/10, II 17 versucht zwar, den Sklavenbesitzer Marcus Betilienus als Bruder des Quattuorvir Publius Betilienus Hapalus zu betiteln, der in Alatri aktiv und sicherlich mit Varus verwandt war (CIL I 2 ,3015) doch basiert dies nur auf Namensgleichheit. Wiederholt wird diese These von Valchera, Torre 2015, 14, allerdings mit Verweis auf eine ältere Publikation von Galli 1997, 45.

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Die Transitionsphase: Austauschprozesse zwischen Rom und Kleinasien

Dies leitete er vor allem anhand von gestempelten Tonrohren ab, von denen sich mindestens 70, davon 28 gestempelte, aus früheren Grabungen im Depot von Bergama befinden. Bei einer Stempelvariante handelte es sich um die viel diskutierten Initialen AB, die Lewis zu „Aulus Betilienus“ auflöste. 366 Er vermutete, dass die Betilieni die Rohre für den pergamenischen Herrscher Eumenes II. anfertigten und die technische Innovation des Siphons mit nach Aletrium brachten, wo ca. 70 Jahre später dann die Druckwasserleitung des Betilienus Varus gebaut wurde. Das Quellenmaterial, wie etwa die aufgelösten Stempelabkürzungen, erscheint insgesamt betrachtet zu dürftig, um Lewis’ Thesen zu bestätigen. 367 Möchte man eine Verbindung zwischen Alatri und Pergamon aufrecht erhalten, so wäre es aus dem historischen Kontext heraus plausibler, dass der Wissensaustausch über Händlerkontakte nach Alatri gelangte. Das pergamenische Reich war 133 v.  Chr. an die Römer vermacht worden und spätestens ab diesem Zeitpunkt sind intensivierte Handelsbeziehungen greifbar. 368 Die singuläre Formulierung der Inschrift könnte sogar eher darauf hinweisen, dass man über das theoretische Wissen zur Konstruktion des Siphons verfügte, allerdings technisch zunächst vor Ort experimentieren musste. Der Aquädukt von Alatri war damit das Ergebnis eines technischen Innovationsprozesses, mit steilem Gradienten und Siphon als typisch kleinasiatisch-griechischen und der substructio und den Arkadenbögen als römischen Elementen. 369

4.4

Fazit: Intensität und Facetten des Transitionsprozesses

Es lohnt sich, die gewonnenen Ergebnisse an dieser Stelle kurz zusammenzufassen und im Rahmen des Innovationsphasenschemas als Übergangsphase zu definieren, in der sich sukzessive und auf verschiedenen Ebenen ein Austausch zwischen Italien und Kleinasien vollzog.

366 Lewis 1999, 162. Die Interpretation stammt noch von Schuchardt, der sich als erster mit den Tonrohrstempeln beschäftigte, vgl. Schuchardt 1895, 396 f. Zwar gab es Widerspruch, doch gilt die These bis heute als nicht widerlegt. S. a. Garbrecht 2001, 71;114; Wellbrock 2012 und noch einmal ausführlicher 2016, insb. 36–103 mit der Tonrohrtypologie. Garbrecht 2001, 82 zur DemophonLeitung, insbesondere zu den Rohrstempeln. 367 Er geht davon aus, dass die jeweiligen technischen Besonderheiten (Konzept der Fernwasserleitung, Siphon, Bögen und Brücken als Bauelemente) seit 200 v. Chr., bedingt durch das intensive Gesandtschaftswesen zwischen Rom und Pergamon zwischen den beiden Städten ausgetauscht worden waren, vgl. Lewis 1999, 181 f. 368 Nach Mireille Cébeillac Gervasoni waren bis zu 60% der italischen Familien am kleinasiatischen Handel beteiligt, vgl. 1998, 179–188 mit einer detaillierten Liste der Händler in Latium und Kampanien und 189–190 mit der Zahlenanalyse. 369 Lewis, 1999, 181 f.

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Fazit: Intensität und Facetten des Transitionsprozesses

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Im juristischen Bereich lässt sich ein Austausch deutlich feststellen. Ein Wasserrecht per se hatte es in vielen verschiedenen Ausprägungen und mit unterschiedlichen thematischen Schwerpunkten bereits in der Archaik gegeben. Während in Bezug auf Bewässerungssysteme, Brunnen oder Kanäle in den meisten Regionen bereits altes Recht existierte, scheint dies für Fernwasserleitungen nur in geringem Maß vorhanden gewesen zu sein. Die Impulse für eine neue Rechtssetzung gingen vor allem von der römischen Verwaltung aus. Daraus ergibt sich ein organisatorischer und struktureller Wandel der rechtssetzenden Instanzen, der sich von der griechischen bis in die römische Zeit hinein vollzog. Augustus, mit dessen Herrschaft der Bau der ersten Leitungen außerhalb von Rom begann, schuf in Zusammenarbeit mit dem Senat mit dem Edictum Venafranum und zahlreichen weiteren Gesetzen und Edikten ein detailliertes Set an rechtlichen Verhaltensregeln, das die mit den Leitungen aufkommenden Probleme deutlich darstellt. Welche Vorläufer davon bereits in der Republik existierten, lässt sich aufgrund der schlechten Quellenlage nicht mehr rekonstrieren, so dass hauptsächlich anhand der Zitate von Frontinus nur sekundär darauf geschlossen werden kann. Es ist dennoch davon auszugehen, dass bereits die alten stadtrömischen Leitungen erste Regularien erforderlich machten. Ein Echo davon lässt sich etwa in der lex Ursonensis aus caesarischer Zeit wiederfinden, die bereits alle „üblichen“ Themenschwerpunkte enthält, wie den Vorgang beim Bau einer Leitung oder deren Schutz. Die sonstigen Stadtgesetze, aber auch die Statthalteredikte definieren demgemäß ähnliche Inhalte, so dass sich gerade in der Spätantike eher die Einschärfung bestehender Regeln greifen lässt, als die Schaffung von neuen Gesetzen. Deutlich wird der Einfluss der römischen Autorität auf dieses Wasserrecht – Streitigkeiten entschieden der Statthalter oder der Kaiser, da diese als Amtspersonen um Hilfe gebeten wurden. Die verhältnismäßig leichte Verfügbarkeit der Statthalter machte vor allem sie zur entscheidenden juristischen Instanz. 370 Sie brachten wohl nicht nur ein ihnen bekanntes Set aus bereits bestehenden Regeln aus Rom mit. Vielmehr schufen sie im ständigen Dialog mit Städten und Gesandtschaften neues Recht. Eine nicht zu unterschätzende Rolle spielte wohl auch der Austausch der Statthalter unteinander, wie er im Edikt von Laodikeia aufscheint. 371 Der Proconsul stellt sich in seinem Edikt in eine lange Reihe mit seinen Vorgängern und Amtskollegen, dem berühmten Historiker Cornelius Tacitus und seinem Legaten Saenius Sabinus, die sich bereits um den Schutz der laodike­ ischen Leitung gekümmert hatten sowie mit Vicirius Martialis, der sich um die Wasserversorgung von Ephesos gekümmert hatte. 372 Dies zeigt umgekehrt, dass bereits mehrere Regelungen bezüglich der Leitung erlassen worden waren: Das neue Edikt diente wohl dazu, alte Inhalte neu einzuschärfen, war aber wohl auch der Situation geschuldet, dass der Aquädukt abgedeckt werden sollte und damit eine neue Rechtslage entstanden war. Bereits existierendes, mitunter lokales Wasserrecht wurde von den römischen Magistraten wahrscheinlich nicht angetastet – dennoch lässt sich ihr Einfluss als Entscheidungsträger im Konfliktfall auch hier aufzeigen. 370 Zur Rolle der Statthalter s. u. Kapitel 5.3. 371 Guizzi 2019, 147, Z. 1–4. 372 Guizzi 2019, 147, Z. 3–6. Für den vollständigen Text s. Anhang Nr. 7, S. 459–463.

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Die Transitionsphase: Austauschprozesse zwischen Rom und Kleinasien

Das Wirken der Statthalter führte zumindest teilweise auch zur einer provinzübergreifenden Vereinheitlichung des Wasserrechtes und damit auch zu einer neuen Form von Rechtssicherheit. Zudem ist festzuhalten, dass sowohl die Schaffung von neuen, als auch die Verschriftlichung und Verstetigung von bereits existierenden Regeln maßgeblich dazu beitrug, einerseits die Akzeptanz der römischen Herrschaft zu fördern, andererseits auch, Fernwasserleitungen, die einiges an komplexen Regeln bedurften, in großem Stil bauen können. Dabei spielte auch eine Rolle, dass sich in der römischen Verwaltung eine übergeordnete Instanz fand, die solch grenzüberschreitende Projekte managen und letztlich auch durchsetzen konnte. Während die Richtung der Transition im rechtlichen Bereich also recht deutlich erscheint, zeigt sich in der wasserbauspezifischen Verwaltung ein anderes Bild. Für Rom sind wir nicht zuletzt dank Frontinus hervorragend über die Tätigkeit der curatores aquarum informiert. Sie waren eine letztlich zwingende Folge von dem unter Agrippa ausgebauten Wassernetz, das einer ständigen Wartung, Verwaltung und Überwachung bedurfte. Außerhalb von Rom wird die Befundlage bereits diffuser und außerhalb von Italien verschwindet die cura aquarum dann sogar völlig aus dem inschriftlichen Befund, obwohl deren Existenz aufgrund der weiten Verbreitung von Wasserleitungen im gesamten Imperium Romanum zunächst plausibel erschienen wäre. 373 Über weitere Details der Funktion in Italien – die Wahl des Curators, Verstetigung des Amtes, sein Alltagsgeschäft – lässt sich kaum etwas in Erfahrung bringen. Sowohl in der Republik als auch in der Kaiserzeit blieben auch die regulären Magistrate weiterhin für die Wasserversorgung zuständig – es stellt sich also die Frage, warum die cura überhaupt von den Städten übernommen worden war. Denkbar ist an dieser Stelle durchaus die Erklärung, dass die Curatores der Entlastung der Magistrate dienten und deshalb im Bedarfsfall berufen wurden. Die relative Nähe der italischen Städte zueinander, die nach momentanem Quellenstand fast alle in Kampanien liegen, lässt darüber hinaus einen intermunizipalen Austausch als ebenso plausibel erscheinen. 374 Einen direkten Zusammenhang zwischen dem Aufkommen privater Wohltätigkeit und der cura aquarum gab es hingegen nicht. Die cura ist also nicht im corbier’schen Sinn als „Option für reiche Wohltäter“ zu sehen. In Kleinasien hatte sich zur Handhabung des Leitungsbaus das flexible Konzept der Epimeleia entwickelt, um den Anforderungen eines solch komplexen Bauprojektes gerecht 373 So auch Weiß 2004, 120 mit dem Hinweis auf eine Inschrift aus Mainz und der möglichen, jedoch von ihm wohl zu Recht verworfenen Ergänzung zu einem praefectus aqu(a)e (CIL XIII 7279). In Thugga taucht einmal die Formulierung ob curae aquam auf (AE 1966 (1968), 512; vor 205 n. Chr.), doch lässt der Kontext eher auf eine allgemeine Wasserfürsorge schließen und nicht auf die cura aquarum in irgendeiner Form (L(ucio) Terentio Romano ǀ patri carissimo ǀ cui cum populus Thugg(ensis) ob aquae ǀ curam pro meritis eius ex aere ǀ conlato tunc statuam ponen/dam obtulisset ǀ C(aius) Terentius Pap(iria) Iulianus ǀ Sabinianus fl(amen) perp(etuus) v(ir) e(gregius) ǀ de suo posuit loco a re p(ublica) d(ato)). Bemerkenswert ist die Tatsache, dass Lucius Terentius Romanus für seine Bemühungen mit einer Statue geehrt wurde. S. a. Corbier 1984, 273, Anm. 201 mit einem weiteren möglichen Kandidaten in Frankreich. Die Inschrift wurde an der relevanten Stelle ergänzt. 374 Corbier 1984, 259.

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Fazit: Intensität und Facetten des Transitionsprozesses

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zu werden. Die Epimeleia konnte sowohl als Amt, als auch als bedarfsgerechte, zeitlich begrenzte Funktion und sogar als Liturgie ausgeübt werden. 375 Bemerkenswert ist, dass die Epimeleia im Kontext des Aquäduktbaus erst mit dem Beginn der Kaiserzeit auftritt, während sie in anderen Bereichen, wie etwa dem Brunnenbau, bereits aus der Klassik bekannt ist. Der erste „Epimelet“ war der Ritter C. Sextilius Pollio, der für Kaiser Augustus den Bau der Aqua Throessitica in Ephesos überwachte. Leider ist nicht mehr bekannt, ob es sich hierbei um eine bewusste und direkte Übertragung der cura aquarum nach Kleinasien handelte; ein Beleg dafür, nämlich weitere Epimeleten für die Aqua Throessitica, sind nicht bekannt. Die cura der Aristion-Leitung weist von ihrem Konzept und ihrem Inhalt her – Dualität des Amtes, Aufgabenspektrum – durchaus eine römische Prägung auf. Auffällig dabei ist, dass das Konzept der Epimeleia tragfähiger war, als das der cura aquarum, denn Epimeleten waren nicht nur in ganz Kleinasien anzutreffen, sondern auch über einen deutlich längeren Zeitraum hinweg, als die stadtrömischen curatores. Während wir über das Alltagsgeschäft der italischen curatores nur sporadisch etwas erfahren, ermöglichen die Statthalteredikte von Ephesos einen temporären Einblick in das Aufgabenspektrum der dortigen Epimeleten. So waren sie für den Schutz der AristionLeitung zuständig und zwar sowohl in der Stadt, als auch auf dem Land. Warum sich die Epimeleten nur um die Aristion-Leitung zu kümmern hatten, muss fraglich bleiben. In Laodikeia mussten die Epimeleten nicht nur ihnen untergeordnetes Personal beaufsichtigen, sondern sich auch um den Schutz und die Reparatur der Leitung kümmern – allein die Vergabe der Wasserrechte wurde an eine weitere Person ausgelagtert. Fraglich bleibt die Unterscheidung zwischen Epimelet und Ergepistates. Es scheint, dass der Epimeleia eher eine übergeordnete Aufsichtsfunktion zukommt, während im Ergepistates der Bauleiter vor Ort zu sehen ist. Selbst wenn die Unterscheidung des Epimeleten vom Ergepistates im Detail aufgrund der momentanen Quellenlage nicht eindeutig zu treffen ist, bleibt beiden ein wichtiger Punkt gemein: Eine eigene finanzielle Beteiligung an den zu leitenden Bauprojekten ist nur dann anzunehmen, wenn diese auch konkret kenntlich gemacht wird. Insgesamt lässt sich wohl annehmen, dass die spezialisierte Verwaltung, wie sie sich Rom ausgebildet hatte, in Kleinasien nicht im Ganzen adaptiert wurde. In den meisten Fällen scheint es sich bei der Epimeleia um eine Sonderfunktion gehandelt zu haben, die im Bedarfsfall für einen Neubau oder Reparaturen besetzt wurde. 376 Möglicherweise hing dies damit zusammen, dass die üblichen Amtsträger, wie etwa die Astynomen, die 375 Ein Parallelbeispiel dazu existiert im ägyptischen Antinoopolis, wo liturgische Epimeleten für Reparaturarbeiten an einem Bad zuständig waren, vgl. Habermann 2000, 99. 376 Ähnlich geartete Deutungsprobleme existieren auch für den ἐπιμελητὴς τῶν ἔργων. Er wurde mit den öffentlichen Bauten betraut und scheint größtenteils eine ad-hoc-Sonderfunktion gewesen zu sein. In Oinoanda zum Beispiel begegnet er uns jedoch als regulärer Jahresbeamter. Die Idee, ihn mit dem curator operum publicorum gleichzusetzen, erscheint in einigen Fällen also durchaus verlockend, vgl. Wörrle 1998, 117 f. mit Beispielen und einer Diskussion der Problematik.

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Die Transitionsphase: Austauschprozesse zwischen Rom und Kleinasien

Verwaltung der Wasserinfrastruktur leisten konnten, doch muss dies bis zum Auftauchen belastbaren Materials eine Vermutung bleiben. Ephesos und Laodikeia hatten wohl ständige Epimeleten für ihre Leitungen, möglicherweise aufgrund der hohen Komplexität der städtischen Wasserinfrastruktur. Wie der beobachtbare Techniktransfer konkret vonstattengegangen sein könnte, haben Pergamon und Alatri gezeigt. In Pergamon sind noch die letzten Exponenten der attalidischen Dynastie als Träger dieses Innovationsprozesses ausmachen, die nicht nur die Technik, sondern auch den Repräsentationsgedanken der Römer adaptierten. In Alatri sind die Initiatoren nicht mehr auszumachen, doch zeigen Technik und epigraphische Überlieferung beispielhaft, wie ein solcher Prozess praktisch ablief und wie dafür zunächst auch eine neue sprachliche Ausdrucksform gefunden werden musste. Dieser Techniktransfer lässt sich nicht nur für den Fernwasserleitungsbau annehmen, sondern für den Wasserbau generell, etwa im Bereich der Bewässerungstechnik oder der Verwendung von Wassermühlen. 377 Die genannten Beispiele haben deutlich gemacht, in welchen Bereichen eine Transition stattgefunden hatte. Die Verbreitung der Fernwasserleitungen lässt sich durch diesen Prozess hingegen nicht erklären, sondern wurde von den im folgenden Kapitel zu besprechenden Akteuren initiiert und getragen.

377 So Wilson 2012, 1 mit Bezug auf die Bewässerungssysteme, die durch den Austausch von Wissen und Technologie nicht nur größer, sondern auch komplexer wurden; Beltran Lloris 2016 mit den technologischen Entwicklungen im Spanien der muselmanischen Zeit.

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5. Kaiser, Euergeten und Poleis: Die Akteursgruppen und ihre Rolle im Innovationsprozess

Wie einleitend definiert, hängt der Erfolg eines Innovationsprozesses vor allem von seiner Verbreitung und Akzeptanz in einer größeren Bevölkerungsgruppe ab. Die verschiedenen Akteure und ihre Beteiligung am Bau und der Verbreitung von Fernwasserleitungen wurden zwar hin und wieder in der modernen Forschung berührt, jedoch noch nie klar von einander abgegrenzt untersucht. Nur eine deutliche und funktionale Differenzierung von Kaisern, Statthaltern, Euergeten und Städten lässt hingegen deren Rolle innerhalb des Innovationsprozesses hervortreten und erlaubt in einem zweiten Schritt die Frage, ob es einen entscheidenden Akteur gab, der für diesen Prozess unabdingbar war oder ob das Zusammenspiel der Akteure maßgeblich für den Erfolg der Fernwasserleitungen war. Drei Akteure rücken dabei besonders in den Vordergrund: Die Kaiser, die Euergeten und die Poleis, denen dementsprechend jeweils eines der folgenden Kapitel gewidmet ist. 1 In jedem Kapitel soll untersucht werden, wie stark sich die jeweiligen Akteure für den Bau einer Fernwasserleitung engagierten, inwieweit sie finanziell oder organisatorisch daran beteiligt waren und aus welchen Motiven heraus sie eine solche Leitung stifteten oder bauen ließen. Dabei soll der bisher provinzweite Blick wieder auf das Untersuchungsgebiet Kleinasien eingeengt werden und nur an ausgesuchten Stellen mit Belegen aus anderen Provinzen verglichen werden. Bevor die Akteure einzeln analysiert werden sollen, ist zunächst auf einer allgemeinen Ebene zu untersuchen, welche Gründe sie für den Bau oder die Reparatur einer Fernwasserleitung bemühten, aus welchen Komponenten der kulturelle Code der Aquädukte also bestand und inwiefern diese zur später noch zu besprechenden Romanisierungdebatte beitragen können. 2 Dabei werden weitere Forschungsfelder berührt, wie etwa die Frage nach einer zielgerichteten „Provinzialisierungspolitik“ der Kaiser und Statthalter, die Stiftungspräferenzen von Euergeten oder die Verantwortung der Städte für die öffentliche Infrastruktur.

1 Die relevante Sekundärliteratur soll in den jeweiligen Akteurskapiteln zu Sprache kommen, deshalb sei an dieser Stelle nur auf besonders einflussreiche Literatur, wie etwa den Aufsatz von DuncanJones verwiesen, sowie Mitchell 1987 (Betonung des kaiserlichen Anteils), Liebenam 1900, isb. 21 (finanzielle Abhängigkeit der Städte von den Euergeten); Zuiderhoek 2009 (Relevanz der Städte als Bauträger). 2 Siehe dazu unten Kapitel 6.1.

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5.1

Kaiser, Euergeten und Poleis

Der kulturelle Code: Gründe für den Bau von Fernwasserleitungen

Die Frage, warum sich einzelne Akteure überhaupt im Bauwesen engagierten und welche Gründe sie dazu bewegten, insbesondere in öffentliche Bauten zu investieren, ist in der Forschung fest verankert. Dabei stehen nicht nur Überlegungen im Fokus, ob bestimmte Bautypen von einzelnen Personengruppen präferiert wurden, sondern auch, welche ideologischen oder politischen Motive hinter einer bestimmten Stiftung standen. Es existierte, wie gleich zu zeigen sein wird, eine Hierarchie der Stiftungen, die in der Theorie von den Nutzbauten mit angeführt wurde, in der Praxis jedoch anders aussah. Der Stifter durfte nach der Anerkennung seiner Tat streben, diese jedoch nicht zum Hauptzweck machen und in seiner Eigenwerbung auch eine bestimmte Grenze nicht überschreiten. 3 Gerade das richtige Stiftungsverhalten spielte nicht nur für Euergeten eine große Rolle, sondern in vielen Bereichen der römischen Gesellschaft mussten Stifter im Rahmen ihrer Tätigkeit diesen Aspekt berücksichtigen. 4 Dabei ist zu betonen, dass es ebenso wenig einen konkreten Tugendkanon gab wie einen Baukanon, beides jedoch dennoch gerne miteinander in Verbindung gebracht wurde. 5 „Falsche“ Stiftungen, wie etwa die bereits erwähnten Pyramiden, wurden mit schlechter Moral und Tyrannenherrschaft in Verbindung gebracht. 6 Richtiges Bauen bedeutete also auch stets richtiges Herrschen. 3 Fraß 2013, 104 f. 4 Diese Komponente, also die Selbstdarstellung von Kaisern und Euergeten als tugendhaft und moralisch überlegen und der daraus folgenden Eignung zur Herrschaft, wurde bereits mehrfach besprochen, ebenso deren Formulierung in den Inschriften und auf den Münzen, etwa von Quaß 1996, 19–79; Zuiderhoek 2009, 122  f. (Euergetentitulatur in den Inschriften); McLean 2002, 133–148 (Kaisertitulatur); Robert 1949, 80 f. zur Titulatur auf den Münzen; Zuiderhoek 2009, 127 mit der tatsächlichen Verwendung der epigraphisch bezeugten Titel im Alltag; Adkins 1972 mit dem Ursprung dieser Verbindung von moralischer Überlegenheit, Reichtum und politischer Macht im archaischen und klassischen Griechenland; der locus classicus zu dieser Thematik ist Aristoteles (Aristot. Pol. 6,7). 5 Zur Problematik des „Tugendkanons“ vgl. Wallace Hadrill 1981, der die Existenz eines solchen Kanons sehr kritisch sieht; Zimmermann 1999, 25 mit der Anmerkung, dass es in der platonischen Philosophie durchaus die vier Kardinaltugenden ἀνδρεία, σωφροσύνη, δικαιοσύνη, φρόνησις gab, diese jedoch für die tatsächliche Selbstdarstellung der Kaiser eine untergeordnete Rolle spielten. Die Tugenden existierten also weitgehend nur in der Theorie und konnten aktiviert werden, sind jedoch nicht als Handlungsmaxime zu sehen. Diese Trennung zwischen Theorie und Praxis ist wichtig, wird jedoch häufig verwischt, so z.B. von Horster 2001, 3; Lichtenberger 2011, 123 (Severus Pius Augustus). Erst in der Spätantike spielte die Verbindung von Herrschertugenden und Baupraxis wieder eine wichtigere Rolle, insbesondere bei Prokop, vgl. Cameron 1985, 89 f. Vor allem Scheithauer 2000, 294 betont, dass Bauten symbolhaft für die Bewertung bestimmter Herrschertugenden herangezogen wurden. Diese Annahme klammert jedoch nicht nur die private Bautätigkeit völlig aus, sondern ist auch zu vereinfachend gedacht: Wie dargestellt, besaßen Bauten nicht nur eine symbolische Dimension, sondern wurden auch nach anderen Kriterien beurteilt. So waren auch Euergeten das Ziel städtischer Kritik, die sich unter anderem daraus schöpfte, dass sich das Volk oder der Rat eine andere Art von Stiftung vorgestellt hatten. 6 Winter 1996, 51 f. mit den literarischen Quellen: Caligula, Nero und Septimius Severus wurden als „schlechte“ Herrscher angesehen aufgrund der fehlenden Nützlichkeit ihrer Bauten. Rezipiert

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Der kulturelle Code: Gründe für den Bau von Fernwasserleitungen

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Der Diskurs über den antiken kulturellen Code der Fernwasserleitungen wird häufig von modernen Vorstellungen vom Symbolgehalt der Leitungen überschattet. In der Forschung ist nach wie vor die Frage aktuell, ob es sich bei den Wasserleitungen um ein „supreme example of utilitarian architecture“ handelte oder vielmehr um „status symbols for high luxury“. 7 Darüber hinaus gelten die Leitungen als teuer und aufgrund ihrer Zugehörigkeit zur öffentlichen Infrastruktur unattraktiv, so dass Kaiser Augustus nach Andrea Scheithauer gar intensiv werben musste, um bereitwillige Stifter zu finden. Deshalb sind Fernwasserleitungen ihrer Meinung nach zwangsweise mit dem Kaiser und dadurch mit römischer Herrschaft bzw. mit römischem Imperialismus verbunden. 8 Gerade in den letzten Jahren mehrten sich indes schon aufgrund des zunehmenden archäologischen Materials Gegenstimmen, die in den Wasserleitungen ein Symbol für das „kulturelle Bedürfnis“ nach Wasser sahen und daraus eine gesteigerte Attraktivität für potentielle Stifter ableiteten. 9 Ziel dieses Kapitels ist es, zunächst einen regional übergreifenden Überblick über die Gründe zu geben, die alle antiken Akteure bemühten, um ihr Engagement zu legitimieren: Dazu zählt in erster Linie die utilitas publica, das Gemeinwohl, aber auch die gesundheitsfördernde Wirkung der Aquädukte, ihre technische Finesse und ihre Ästhetik spielten eine wichtige Rolle. Darüber hinaus unterstreichen vor allem die spätantiken Ehreninschriften den Aspekt, dass durch die Stiftung des jeweiligen Euergeten oder Kaisers der Durst der Stadt beendet wurde. Insbesondere anhand der literarischen Quellen soll hinterfragt werden, ob die Diskrepanz zwischen Nutzbau und Luxusbau, öffentlicher Infrastruktur und Repräsentativität, wie sie einleitend konstatiert wurde, tatsächlich eine Rolle spielte oder ob es sich bei dieser Unterscheidung nicht um ein modernes Konstrukt handelt. Dadurch soll herausgearbeitet werden, welche Eigenschaften Fernwasserleitungen attraktiv machten und welche kulturellen, philosophischen, politischen oder gar moralischen Werte mit ihnen verknüpft wurden. Deren Instrumentalisierung durch die einzelnen Akteure sowie daraus abgeleitete Implikationen, wie etwa die Herrschaftslegitimation der Kaiser, die Selbstdarstellung der lokalen Eliten oder Wasser als Mittel im städtischen Konkurrenzkampf sollen hingegen in den jeweiligen Akteurskapiteln zur Sprache kommen.

wurde dies von Lactantius, um Diokletian als unchristlichen Herrscher darzustellen (Lact. Mort. Pers. 7). Dabei ist jedoch zu beachten, dass gerade unter Caligula in Rom mit dem Bau von zwei Fernwasserleitungen begonnen wurde, diese jedoch von Kaiser Claudius vollendet wurden und in den antiken Quellen deshalb mehrheitlich als seine Bauten betrachtet wurden. 7 Koloski-Ostrow 2001, 4 mit der Trennung in diese beiden „Forschungslager“. Beispielhaft etwa Mango 1995, 9.„First, it must be understood that water consumption has more to do with culture than physical necessity.“ 8 Scheithauer 2000, 72. 9 Lang, Svenshon 2013, 61: „Denn die mehr als 600 archäologisch erfassten Fernwasserleitungen (…) visualisierten nicht nur den unstillbaren Durst nach fließendem Wasser, sondern vor allem auch den immensen materiellen und personellen Aufwand, der allenthalben nötig war, um diesem kulturellen Bedürfnis Rechnung tragen zu können.“

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Kaiser, Euergeten und Poleis

Einführend ist zunächst festzuhalten, dass die Wasserbauinschriften in Bezug auf Absicht oder Motivation der Stifter nur wenige Aussagen machen. Die wenigen Inschriften, die konkrete Gründe nennen, bewegen sich meistens im gleichen Themenbereich, etwa, wenn sie das hohe Alter oder die Schadhaftigkeit der Leitungen als Grund für das Eingreifen des jeweiligen Akteurs anführen. Aufschlussreicher sind die literarischen Quellen. Eine besonders reiche Überlieferung an möglichen Motiven für den Bau oder die Reparatur einer Leitung ist in den Pliniusbriefen zu finden. 10 Plinius war 109 n. Chr. legatus pro praetore consulari potestate in der Provinz Pontus et Bithynia, um dort die städtischen Finanzen zu kontrollieren. 11 In dieser Zeit kümmerte er sich auch um einige Wasserbauprojekte. 12 Er nennt viele Aspekte wie etwa die salubritas oder die pulchritudo und nutzt einige von ihnen auch selbst, um den Kaiser von seinen Projekten zu überzeugen. Neben Plinius sind weitere literarische Quellen, wie etwa Rutilius Namatianus oder Plinius der Ältere, Dionysios von Halikarnassos und Frontinus heranzuziehen, die zudem auch die allgemeine Gültigkeit des kulturellen Codes im Imperium Romanum verdeutlichen. Ein Punkt, den Plinius häufig nennt, ist die salubritas, also die Gesundheit. Man war sich in der Antike des Zusammenhangs zwischen sauberem und fließendem Wasser und besserer Hygiene bewusst. 13 So beklagt sich Plinius, dass durch Amastris ein nicht abgedeckter Kanal liefe, der die Gesundheit der ganzen Stadt gefährde, weil er schmutzig sei und widerlich stinke; deshalb müsse man ihn abdecken lassen. 14 Auch für die Wasserversorgung von Sinope argumentiert Plinius ähnlich: Die Stadt hatte noch keine Wasserleitung, und Plinius bat Traian mit der Begründung darum, dass er viel zur Gesundheit der durstigen Colonia beitragen könne. 15 Auch Cassiodor begeisterte sich noch im 5. Jh. für die salubritas aquarum der Aquädukte. 16 Der spätantike Dichter Rutilius Namatia10 Auf die Grenzen und Probleme der literarischen Überlieferung im Bausektor ist bereits hingewiesen worden (s. Kapitel 1.2.5); eine Zusammenfassung bietet Scheithauer 2000, 12–26, sortiert nach einzelnen Autoren; zu den wichtigsten literarischen Quellen und ihrer Bewertung s. Kapitel 1.2.1. 11 Alföldy 1999, 236 betont die exzeptionelle Funktion des Plinius. 12 ILS 2927. Wehmann 2014, 81–86 mit einem Überblick über das Tätigkeitsspektrum des Plinius. 13 Schon der berühmte Arzt Hippokrates beschäftigte sich in einem kurzem Traktat mit der Qualität des Trinkwassers und seiner Wirkung auf die menschliche Gesundheit. Er weist etwa darauf hin, dass Wasser im Zweifelsfall abgekocht werden musste, um es zu reinigen (Hippokr. Aer. 48–50). An dieser Stelle soll der Hinweis genügen, dass zwar der antike Hygienestandard nicht dem modernen entsprach, jedoch zumindest ein Bewusstsein für den Zusammenhang zwischen fließendem Wasser und verbesserter Gesundheit vorhanden war und argumentativ auch instrumentalisiert wurde. Der Argumentation von Koloski-Ostrow 2001, 1, dass der Bau von Wassersystemen nichts mit der Verbesserung der öffentlichen Gesundheit zu tun hatte, ist deshalb zu widersprechen. Zu den Forschungspositionen im Bereich der Hygiene und der modernen Definitionsproblematik dieses Begriffs vgl. Jansen 2000. 14 Plin. Epist. 10,98. 15 Plin. Epist. 10,90. Dazu auch Barat 2011. 16 Cassiod. Var. 7,6,2. So auch Plinius der Ältere in der Naturalis Historia: clarissimum aquarum omnium in toto orbe frigoris salubritatisque palma praeconio urbis Marcia est inter reliqua deum munera urbi tributa (31,41).

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nus betonte nicht nur die Qualität des frischen und dadurch gesunden Wassers, sondern auch den klimatischen Effekt, nämlich die kühlende Luft, die vom überall vorhandenen Wasser ausging und die heiße Stadtluft Roms mildere. 17 Dementsprechend galt die Aqua Marcia als die Wichtigste aller Leitungen, da sie dank ihres reinen Wassers zur Gesundheit Roms beitrug. 18 Die salubritas erscheint argumentativ auch in den Inschriften: So dankte Forum Clodii einem Kaiser – wahrscheinlich Traian – dass dieser sich finanziell an der Wasserversorgung beteiligt hatte und dies dem Nutzen und der Gesundheit der Stadt diene. 19 Ein Euerget aus Interamna Lirenas betont die aqua salutaris 20, die er in die Stadt gebracht habe. Aber nicht nur das Wasser, das durch die Leitungen herangeführt wurde, war für die öffentliche Gesundheit wichtig, sondern auch das abfließende Brunnenwasser erfüllte seinen Zweck, denn es spülte die Kloaken. 21 Damit boten die Leitungen einige Annehmlichkeiten (amoenitates), die Ovid in seiner Verbannung in Tomi am Schwarzen Meer dann auch schmerzlich vermisste. 22 Die amoenitas gehörte konzeptuell ursprünglich, wie sie in der Dichtung formuliert wurde, eigentlich in einen ländlichen Kontext, wo sie ein Idyll unter schattigen Bäumen, an der frischen Luft und an einem klaren Wasserstrom meinte. Die Übertragung dieses Konzeptes auf die Stadt verband sich mit Bauten, die diese Annehmlichkeiten ermöglichten, und dies waren in erster Linie Wasserbauten. Sie boten Ästhetik fürs Auge und sowohl kühle Luft als auch reines Wasser für eine gesteigerte Lebensqualität. 23 17 Rut. Nam. 1,101–106. 18 Plin. Nat. 31,41–42 verwendet im selben Kontext publica salus als Synonym für Wasser. 19 Horster 2001, 320 f. (= CIL XI 3309) mit der Diskussion bezüglich des fehlenden Kaisernamens. Die Inschrift lautet: optimo [et indul]|gentissim[o principi]  | quod aqu[am usi]|bus et salub[ritati publi]|cae necessar[iam per] | longum s[patium] | structis oper[ibus im]|pensa fisci s[ui duxit] mit der Ergänzung des Namens von Kaiser Traian vgl. Cattani 2000; s. a. CIL VIII 1828. 20 CIL X 5411  =  ILS 5780. Ebenso trug ein Bürger der Stadt Althiburus zur salus civibus perpetua bei, vgl. CIL VIII 1828. Ein letztes Parallelbeispiel stammt aus dem afrikanischen Cirta (251–253 n.  Chr.), wo Marcus Cocceius Anicius Faustus Flavianus den Durst der Bevölkerung durch den Wiederaufbau einer zerstörten Leitung stillte und dadurch zur salus populi aqua beitrug, vgl. AE 1946, 61. 21 Frontin. Aqu, 111,2 non solum ad urbis nostrae salubritatem, sed etiam ad utilitatem cloacarum abluendarum. Ebenso Dig. 43,23,1,7; 39,1,4,11. 22 Ov. Pont. 1,8,37–38: Klagen über das Fehlen von Agrippas Wasserbauten auf dem Marsfeld. Plin. Epist. 10,90; Vell. 2,81,1: amoenitatis ornamentum. Amoenitas konnte, ähnlich wie die utilitas publica auch, durch moralische Argumentation ins Negative verkehrt werden, etwa, wenn Livius beklagt, dass die amoenitas kleinasiatischer Städte das römische Heer verweichlicht habe, vgl. Liv. 39,1,3. Ähnlich urteilt Cicero auch über Capua, vgl. Cic. Leg. Agr. 2,95. 23 Amoenitas konnte sich dementsprechend auch auf andere Bauten beziehen, wie etwa auf eine Porticus (Tac. Ann. 15,40,1) und konnte für den Fall, dass sie gemindert wurde, auch eingeklagt werden, vgl. Dig. 43,24,16,1. Zum locus amoenus vgl. die ältere, aber immer noch relevante Arbeit von Schoenbeck 1962, der eine hervorragende Quellensammlung bietet. Maßgeblich für die griechische Dichtung ist Elliger 1975 (besonders 258–263). Keinen Erkenntnisgewinn bietet die neuere Arbeit von Haß 1999. Deshalb sei an dieser Stelle auf die konzeptuell deutlich bessere Rezension von Kledt 2001 verwiesen. Tschäpe 2015 konzentrierte sich in ihrer Dissertation auf die Übertragung des locus

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Die salubritas wird in der Rhetorik des Plinius meistens noch von der pulchritudo, voluptas oder dem decor der Bauwerke begleitet. 24 Die pulchritudo im Speziellen ist ein Attribut, das häufig und über die gesamte Kaiserzeit hinweg auf öffentliche Bauten angewandt wurde und nach Plinius nur für solche Gebäude galt, die in einem guten Erhaltungszustand waren. 25 Denkbar ist also, wie Andrea Scheithauer anmerkte, dass die pulchritudo einen Hinweis auf die Funktionstüchtigkeit und den guten Erhaltungszustand der opera publica gibt. 26 Das Kriterium der „Schönheit“ im Rahmen des Bauwesens ist zunächst ein ästhetisches Konzept, das verschiedene Elemente beinhaltete und sich nicht nur auf Gebäude, sondern auch auf Teile davon, wie etwa deren Ausstattung, architektonische oder sonstige Besonderheiten, oder deren Lage im Stadtbild beziehen konnte. 27 Darüber hinaus trugen solche Bauten auch zur Verschönerung der Stadt selbst bei. Dass die Wasserleitungen in diese Kategorie einsortiert wurden, zeigt deutlich, dass sie über eine wahrnehmbare ästhetische Komponente verfügten. Die Ästhetik bezog sich jedoch nicht nur auf das Aussehen der oberirdischen Sektionen, sondern spezifizierte sich in der Bewunderung der Autoren für die technische Raffinesse der Leitungen. So beschreibt der ältere Plinius ausführlich die Bögen, Tunnel und Siphons, die größte Bewunderung verdient hätten und unübertroffene Wunderwerke seien. 28 Rutilius Namatianus vergleicht die Bögen der Leitungen in ihrer Höhe und Leich-

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amoenus-Konzeptes auf die Stadt. Es kann davon ausgegangen werden, dass diese Verschönerung der Stadt für die Poleis zu einem wichtigen Repräsentationsaspekt wurde, s. vor allem die Ausführungen in Kapitel 7.1. Plin. Epist. 10,37; 91; 98. Das Kriterium der voluptas, das Traian hier wohl als Synonym zu amoenitas verwendete, ist im Kontext mit Wasserleitungen ungewöhnlich. Üblicherweise wurde es eher im Zusammenhang mit Unterhaltungsbauten wie den Thermen verwendet. Insbesondere Seneca polemisierte gegen den Prunk der römischen Thermen, die für ihn zur Verweichlichung der Römer u.a. durch voluptates führten (z.B. Epist. 86,4–13). Dabei bleibt zu beachten, dass Seneca eine antiepikureische Stroßrichtung verfolgte, voluptas gemäß dem stoischen Konzept also negativ konnotiert war und weniger mit den Thermen selbst verknüpft wurde, als mit den sich dort bietenden Möglichkeiten, vgl. Evenepoel 2014. Allgemeiner: Dunbabin 1989. Der Topos der voluptates hielt sich bis in die Renaissance hinein, wie ein Gedicht des britischen Humanisten Robert Flemyng auf Papst Sixtus IV. zeigt, der antike Bauwerke wie die Thermen als insana voluptas bezeichnet, die päpstlichen Gebäude hingegen mit pietas, utilitas und honestas auszeichnet, vgl. Buddensieg 1983, 53 f. Plin. Paneg. 50,4. Scheithauer 2000, 231. Dementsprechend ist die Schönheit häufig in Verbindung mit der utilitas publica zu finden, z.B. bei Quint. Inst. 3,7,27, der schreibt, dass Taten ehrenvoll sind, die Schönheit, Ehre und Nutzen miteinander verbinden. Plin. Nat. 36,102 (templum pacis); Prop. 2,31,5 (Tempel des Apollon Palatinus); Cass. Dio 68,7,2 (Circus Maximus). Auf die Frage, was überhaupt in der Antike mit dem Adjektiv „schön“ betitelt wurde sowie die politische und gesellschaftliche Bedeutung der Schönheit von Gebäuden und Städten ist an anderer Stelle noch einmal genauer einzugehen. (s. Kapitel 7.2) Deshalb sei zunächst nur allgemein auf die Arbeit von Maupai 2003 verwiesen, die sich intensiv mit dem Konzept der Schönheit und deren Bedeutung für die kaiserzeitlichen griechischen Städte auseinandersetzt. Plin. Nat. 36,121 -123: vera aestimatione invicta miracula (121); spatia aquae venientis, exstructos arcus, montes perfossos, convalles aequatas, fatebitur nil magis mirandum fuisse in toto orbe terrarum.

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tigkeit gar mit einem Regenbogen. 29 Wasser wurde regelrecht domestiziert und stand nun unabhängig von Niederschlagsmenge oder Jahreszeit konstant zur Verfügung. Cassiodor betont etwa, dass Aquädukte nicht nur hervorragendes Trinkwasser böten, sondern im Vergleich auch beständiger und zuverlässiger seien als Flüsse, die ihren Lauf ändern konnten. 30 Ähnliches unterstreicht Prokop noch in der Spätantike, nämlich dass Iustinian stets den Lauf von Flüssen änderte 31 – ein Topos, der auch in spätantiken Epigrammen häufig vorkommt. Für Brian Campbell symbolisieren gerade die Aquädukte deshalb die aquatic domination der Römer. 32 Die Fernwasserleitungen hatten nicht nur einen ästhetischen Wert, sondern vor allem einen nutzbringenden, den man in der Antike mit dem Schlagwort der utilitas publica verband. 33 Sie galt als einer der zentralen Werte, an denen sich ein Bauherr zu orientieren hatte, die er aber auch innerhalb seines Argumentationsmusters problemlos abrufen konnte. Die utilitas publica kann viele Bedeutungsebenen annehmen, innerhalb derer sie sowohl als konkretes Argumentationsmuster verwendet wurde, als auch als abstrak-

29 Rut. Nam. 1,97–99; quid loquar aerio pendetes fornice rivos / qua vix imbriferes tolleret Iris aquas / hos potius dicas crevisse in sidera montes. Die Höhenangabe ist ein klassischer Aspekt im Zusammenhang mit der Ästhetik von öffentlichen Bauten, allerdings nicht immer zuverlässig, vgl. Scheithauer 2000, 223 f. 30 Cassiod. Var. 7,6,2. 31 z.B. Prok.Aed. 5,5 (Adana). 32 Campbell 2012, 235. Ähnlich schon Drerup 1966, 188 (Herrschaftsanspruch der Menschen über die Natur). Wasserbauten eigneten sich generell hervorragend für die Demonstration dieser „aquatic domination“: Dies klingt auch bei Cassius Dio und seiner Beschreibung des Baus der Donaubrücke von Kaiser Traian an, der sich den Fluss dadurch regelrecht unterwarf, vgl. Cass. Dio 68,13. Ein Parallelbeispiel dazu ist der Bau der Brücke über den Sangarios durch Kaiser Iustinian, vgl. Prok. De Aed, 5,3,8–11. Auch Plinius beschrieb die Cloaca Maxima im Kampf gegen das reißende Abwasser mit militärischen Begriffen, vgl. Nat. 36,105–106. Ähnliches weiß Sueton auch über den Tunnelbau von Kaiser Claudius zum Fuciner See zu berichten, vgl. Suet. Claud. 20. 33 So z.B. Frontin. Aqu.1 (…) aquarum iniunctum officium ad usum, tum ad salubritatem atque etiam securitatem urbis pertinens. Die securitas bezog sich wohl in diesem Spezialfall vor allem auf die Einrichtung einer geregelten Feuerwache unter Augustus, die ebenfalls von dem verbesserten Wasserdargebot profitierte, zählte allgemein jedoch zu den Kerntugenden herrscherlicher Repräsentation und war natürlich eng mit der Idee der einleitend erwähnten pax Romana verbunden, vgl. Instinsky 1952; s. a. AE 1975, 403 mit dem Bau einer Leitung speziell zur Brandbekämpfung. Der Begriff des Gemeinwohls ist auch jenseits der Geschichtswissenschaft in Bereichen wie dem Recht, der Politik oder der Philosophie ein zentraler Begriff, über dessen Definition viel diskutiert wird, vgl. z.B. Hibst 1991 mit einem philosophisch-politischen Zugriff, der die Antike und die frühe Neuzeit umfasst. Jehne, Lundgreen 2013 beschäftigen sich mit dem Zusammenhang zwischen Gemeinwohl und Gemeinsinn in der Antike und betonen die enorme Schlagkraft und Wirksamkeit von Gemeinwohlrhetorik in der römischen Gesellschaft (14–16). Scevola 2012 mit einer literarischen Analyse der relevanten Autoren aus griechischer und römischer Zeit. Geradezu Lexikoncharakter haben die inzwischen vier Bände von Herfried Münkler und anderen Autoren zum modernen Gemeinwohlbegriff aus der Arbeitsgruppe „Gemeinwohl und Gemeinsinn“ der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, vgl. Münkler u.a. 2001–2002.

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ter Grundsatz. 34 Eine besonders wichtige Rolle spielte der Gedanke des Gemeinwohls jedoch im öffentlichen Bauwesen, insbesondere in Bezug auf sogenannte Nutzbauten. Für Vitruv gehörte neben der firmitas und der venustas vor allem die utilitas zu den drei wichtigsten Kriterien der römischen Architektur. 35 Zu den klassischen Nutzbauten zählten die antiken Autoren neben den Wasserleitungen vor allem Straßen und Mauern. 36 Ihr Bau war so hoch angesehen, dass Sueton nach eigenen Angaben darauf verzichtete, Kaiser Claudius ob seiner insgesamt geringen Bautätigkeit zu tadeln, weil er zwei Wasserleitungen finanziert hatte. 37 Besonders scharfer Kritik unterlagen die Kaiser auch, wenn sie ihrer Fürsorgepflicht für die öffentlichen Bauten nicht nachkamen, wie Nero, der Teile der stadtrömischen Aqua Claudia aufgegeben hatte, oder Caligula, der die Aqua Virgo zerstörte. 38 Wie gezeigt, bediente sich Plinius wie selbstverständlich und ohne nähere Erläuterung des Arguments der utilitas publica, Traian waren die zugrundeliegenden Deutungsebenen also geläufig. Ähnlich beiläufig erscheint das Gemeinwohl auch in den Inschriften und wird von den verschiedensten Akteuren verwendet. So betonte etwa Kaiser Marcus Aurelius im Briefwechsel mit Kibyra und seinem Amtsträger Claudius Eteoneus, dass der Nutzen (χρεία) der Stadt und des Umlandes nicht beeinträchtigt werden dürfe ( Z. 14) – der Kontext ist unklar, doch ging es wahrscheinlich darum, dass die Leitung nicht unterbrochen werden durfte. 39 Deutlicher ist die Argumentation des Statthalters Sextus Subrius Dexter in Ephesos, der klar macht: δίκα[ι]|ον ἂν ἡγησάμην τοὺς βλάπτοντας τὴν κοινὴν καὶ μεγίστην ὑδάτων εὐχρηστίαν προστείμῳ | εναι ὑπευθύνους. 40 Für Dexter ist also gerecht, dass diejenigen, die dem Gemeinnutzen schaden, auch die nötige Strafe erhalten. Die utilitas publica wird hier vor allem für eine strafrechtliche Argumentation verwendet. Einen besonderen Stellenwert erhält die utilitas publica darüber hinaus im Statthalteredikt von Laodikeia (114–116 n. Chr.): Der Statthalter unterstreicht seine legislativen Aktivitäten dadurch, dass er mehrfach den allgemeinen Nutzen für die Stadt betont und damit auf geschickte Weise auch die Notwendigkeit seiner Maßnahmen verknüpft (τῇ σωτηρίῳ χρείᾳ, Ζ. 2; τῷ (…)εὐχρήστῳ ἀλλὰ καὶ ἀναγκαίῳ κατορθώματι τῆς 34 So diente sie etwa als abstraktes Unterscheidungskriterium zwischen öffentlichem und privatem Recht, vgl. Dig. 1,1,1,2. Insbesondere der Jurist Ulpian nutzt die utilitas als Argumentationsgrundlage, vgl. Bannon 2009, 121 f. Aktuell Stagl 2017 zu den Funktionen der utilitas publica im Römischem Recht. Viel häufiger wurde die utilitas publica in vielfältigster Form als konkretes Argument benutzt, etwa bei der Umwidmung einer summa honoraria in Lepcis Magna (IRT 396) oder dem Erlass von neuen Steuern (Cod. Iust. 4,62,1). 35 Vitr. 1,3,2. 36 Unter den zahlreichen Beispielen etwa Cass. Dio 68,7,1. Zu den Straßen Pekáry 1968, Rathmann 2014; zu den Mauern Mitchell 1987, 339–342. Eine Rangordnung nimmt Venuleius in den Digesten vor: Seiner Meinung nach ist die Reparatur von Wasserleitungen deutlich wichtiger als die der Straßen, weil die Menschen sonst an Durst sterben würden (Dig. 43,21,4). 37 Suet. Claud. 20,1. 38 Frontin. Aqu. 76,6–7, bezeichnet diese Maßnahme Neros als vitium. Tacitus wirft Nero vor, im Quellbecken der Aqua Marcia gebadet und damit das saubere Wasser entweiht zu haben, Tac. Ann. 14,22,4. 39 I. Kibyra 19. 40 I. Ephesos 7,1,3217 b, Ζ. 39–42. Für den vollständigen Text s. u. Anhang Nr. 1, S. 451–453.

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πόλεως, ἔγνω τὴν κοινωφελεστάτην χρῆσιν, Ζ. 5; οὐ γὰρ δίκαιον προυφαιρουμένους αὐτὸ τὴν κοινὴν καὶ πᾶσαν ἀναγκαίαν [χρῆσιν], Ζ. 8). Die utilitas publica wird damit geradezu zur Handlungsgrundlage und zum Leitmotiv erklärt, nach dem sich nicht nur der Statthalter, sondern auch die auf seine Anweisung hin berufenen Amtsträger zu richten hatten. 41 Ein etwas allgemeineres Konzept von Gemeinwohl liegt der Rhetorik des Dion Chrysostomos zugrunde, der Boule und Demos seiner Heimatstadt Prusa vom Bau einer Leitung überzeugen wollte. Seinem Antrag wird nicht zuletzt deshalb stattgegeben, weil er dem Nutzen der Stadt diente. 42 Ähnliches dokumentieren auch die Inschriften, die die utilitas und die salus der Wasserbauten unterstreichen. 43 Schließlich konnte die utilitas publica, wie bereits angeführt, auch im Wasserbau in einem rechtlichen Rahmen instrumentalisiert werden. Frontinus erklärt etwa im Zusammenhang mit der bereits besprochenen SC-Stelle, dass die Interessen des Staates auf der utilitas publica basierten und die Grundstücksbesitzer deshalb zu Recht vindiziert würden. 44 Dass Aquädukte neben der utilitas publica einen wichtigen Beitrag zum Gemeinwohl leisteten, ist auch in Cirta juristisch ausgehandelt worden: So führen die Digesten honos, ornatus und compendium als Argumente dafür an, dass C. Iulius Gargilianus seiner Heimatstadt eine Wasserleitung vererben durfte. 45 Dass die utilitas publica ein solch beliebtes und vielseitig einsetzbares Argument war, hatte mehrere Gründe: Zunächst war sie nicht genau definiert 46 und in der Bewertung stets einem subjektiven Moment unterworfen, wie etwa der philosophischen oder regionalen Prägung des jeweiligen Autors. 47 Schließlich änderte sich die Wahrnehmung der antiken Autoren auch über die Jahrhunderte hinweg und damit auch der Inhalt der Bewertungskriterien, wie er im Besonderen in Hinsicht auf die utilitas publica relevant ist 48 Wichtig ist als erste Erkenntnis an dieser Stelle, dass 41 εἰς μόνον ἀφορῶντες τὸ κοινῇ συνφέρον, Guizzi 2019, 149 § 9. Für den vollständigen Text s. u. Anhang Nr. 7, S. 457 f. 42 Dion. Chrys. 45,12–16. 43 CIL VIII 7034, Z. 10–11. (atqu{a}e usui populi provi|sa aquae copia) Eine erste, aber nicht vollständige Zusammenstellung der lateinischsprachigen epigraphischen Zeugnisse bietet Vannesse 2012. 44 Frontin. Aqu. 128,1; s. o. S. 146 f. 45 Dig. 20, 32,2; 30,122 pr mit Corbier 1986. 46 Hibst 1991, 142: „Der antike Gemeinwohlbegriff besitzt eine polyvalente Funktionalität. Er wirkt als Obligation, Legitimation und Limitation der Maßnahmen und Entscheidungen seiner Träger.“ 47 Tac. Ann. 14,47,4 mit einer grundsätzlich negativen Haltung zu Gymnasia; Cass. Dio 61,21,1, der diese aus dem griechischen Osten als Bautypus kennt, ist den Gymnasia generell nicht abgeneigt. So zum Beispiel Winter 1996, 47, der selbst das Augustusforum als vornehmlichen Nutzbau sieht, der nach einer Aussage Suetons vor allem für neue Gerichtsverhandlungen dienen solle. Zur propagandistischen Wirkmächtigkeit und seiner Bilder insbesondere dieses Forums vgl. z.B. Zanker 1970. Gerade bei den Stoikern waren der gute Herrscher und die Tugend des Gemeinwohls eng miteinander verbunden, der Kaiser fungierte als dessen Träger, vgl. Hibst 1991, 138 f. mit einer kurzen Darstellung der genannten Punkte in der Rede de clementia von Seneca. 48 So ist zum Beispiel auffällig, dass beginnend mit dem 2. Jh. n. Chr., insbesondere aber ab dem 4. Jh. die Detailbeschreibungen zunehmen, vgl. Scheithauer 2000, 234. Ein Beispiel dafür, wie sich die Beschreibungskriterien ändern konnten, ist die Verwendung von Marmor als Baumaterial: Zu Beginn der Kaiserzeit galt dieser Rohstoff noch als neu, selten und kostbar und wird dementsprechend detailliert – mit Farbe und Herkunftsort – klassifiziert und beschrieben; im Laufe der Zeit

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die Gemeinwohlrhetorik bezüglich Fernwasserleitungen meistens vom römischen „Staat“ genutzt wurde, also vom Kaiser und seinen Statthaltern und weniger von den Euergeten. 49 Während Plinius diesen Diskurs innerhalb seiner Argumention dazu nutzte, um Kaiser Traian vom Bau einer Leitung für Nikomedeia zu überzeugen 50, thematisiert Cicero ihn auf einer politisch-kulturellen Ebene: atque etiam illae impensae meliores, muri, navalia, portus, aquarum ductus omnia­ que quae ad usum rei publicae pertinent, quamquam, quod praesens tamquam in manum datur, iucundius est, tamen haec in posterum gratiora. 51 Wenn Ausgaben zu tätigen sind, dann sind sie seiner Meinung nach also besser in Nutzbauten wie Mauern oder Wasserleitungen investiert. Während Cicero nicht erwähnt, welche Bauten er für schlechter hält als Nutzbauten, wird dies bei Strabon deutlicher: τῶν γὰρ Ἑλλήνων περὶ τὰς κτίσεις εὐστοχῆσαι μάλιστα δοξάντων, ὅτι κάλλους ἐστοχάζοντο καὶ ἐρυμνότητος καὶ λιμένων καὶ χώρας εὐφυοῦς, οὗτοι προὐνόησαν μάλιστα ὧν ὠλιγώρησαν ἐκεῖνοι, στρώσεως ὁδῶν καὶ ὑδάτων εἰσαγωγῆς καὶ ὑπονόμων τῶν δυναμένων ἐκκλύζειν τὰ λύματα τῆς πόλεως εἰς τὸν Τίβεριν. 52 Strabons kurzer Text ist ein Paradebeispiel für den Diskurs über die Diskrepanz zwischen den „schönen“ Bauten der Griechen und der praktischen Funktionalität römischer Ingenieursbauten. Ein besonders häufig zitiertes Beispiel sind in diesem Kontext die Pyramiden, die Frontinus als zwar berühmtes, aber nutzloses Beispiel für griechische Bauten in Ägypten nennt. 53 Die zitierten Abschnitte zeigen bereits die Diskursebenen, denen im Folgenden nachgegangen werden soll: Die Frage, welche Bauten sich als Nutzbauten klassifizieren lassen, und die daran anknüpfende Überlegung, mit welcher Kritik man als Stifter, Bauherr oder Euerget zu rechnen hatte, wenn man sich nicht an diesen „Bauka-

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nahmen diese Attribute ab, möglicherweise, weil sie bereits in der Öffentlichkeit bekannt waren, vgl. Scheithauer 2000, 225 f.; Schneider 1986, 140–160. Siehe die Zusammenstellung bei Vannesse 2012. Plin. Epist. 10,37. Ein treffendes Parallelbeispiel ist die Förderung des Straßenbaus durch Gaius Gracchus, der ebenfalls Wert auf Schönheit und Nutzen legte, Plut. Gracch. 7,1 (….περὶ τὴν ὁδοποιίαν, τῆς τε χρείας ἅμα καὶ τοῦ πρὸς χάριν καὶ κάλλος ἐπιμεληθείς). Schon Platon postulierte diese Kombination aus Nutzen und Schönheit für die Brunnen einer Stadt, vgl. Leg. 6,763 D (κοσμῇ τε ἅμα καὶ ὠφελῇ τὴν πόλιν). Off. 2,60. Strab.5,3,8. Frontin. Aqu. 16. Tot aquarum tam multis necessariis molibus pyramidas videlicet otiosas compares aut cetera intertia sed fama celebrata opera Graecorum. Derselbe Topos findet sich auch bei Plin. Nat. 36,75; ebenso Prok. Aed. 2,1,3. Zum luxuria-Konzept im Allgemeinen vgl. Berry 1994. Während Cicero den Griechen grundsätzlich einen Hang zu unnützen Bauten unterstellte, heben andere Autoren, wie etwa Livius, die Verweichlichung der Römer durch die Luxusbauten Kleinasiens im Speziellen vor, vgl. Liv. 39,6,7 Luxuriae enim peregrinae origo ab exercitu Asiatico invecta in urbem est.

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non“ hielt. Diese Überlegungen scheinen insbesondere bezüglich der Wasserinfrastruktur relevant, die gerade in der modernen Forschung für diesen Diskurs genutzt wird. Überlegt man zunächst, ob es einen tatsächlichen Katalog von kritikwürdigen oder lobenswerten Bauten gab, wird schnell deutlich, dass sich die einzelnen Autoren nicht nur in ihren Kritikpunkten stark unterscheiden, sondern bereits in der Sache an sich. Cicero nennt eine ganze Reihe kritikwürdiger Bauten, darunter Theater, Säulenhallen und Tempel, 54 Tacitus kritisiert den Bau von Gymnasia. 55 Andere Autoren brachten gerade die Tempel mit der pietas der jeweiligen Kaiser in Verbindung. 56 Zu den Wasserbauten, die besonders häufig der Kritik unterworfen waren, zählten in erster Linie die Thermen. 57 Dies lag nicht zuletzt daran, dass die Thermen zu den beliebtesten Unterhaltungsbauten zählten und sich hervorragend dafür eigneten, die Volksgunst zu gewinnen. 58 Tacitus nennt sie in einer Reihe mit Säulenhallen und Festgelagen und betont dabei, dass es sich um Annehmlichkeiten beziehungsweise, mit negativer Konnotation, um Ausschweifungen handele. 59 Zu den schärfsten Kritikern gehörte der stoische Philosoph Seneca in der Mitte des 1. Jh. n. Chr. Seneca verurteilt vor allem den baulichen Luxus innerhalb der Thermen, also die wertvollen Materialien wie alexandrinischen und thasischen Marmor, Statuen- und Säulendekorationen oder Glas. 60 Nur einen Halbsatz widmet er hingegen dem Wasser, und zwar weniger der Verschwendung selbst als den überreichen Wasserschauspielen. 61 Auch auf einer privaten Ebene diente der luxuriöse Umgang mit Wasser als Vorlage für scharfe Kritik: Cicero schrieb zahlreiche Briefe an seinen Bruder Quintus und seinen Freund Atticus, die Wasser in den verschiedensten Facetten thematisierten. Neben praktischen Problemen wie der Bewässerung, der Wasserversorgung durch Kanäle oder Vorund Nachteile von Servituten erwähnte Cicero auch den Luxusaspekt von Wasser: So kritisierte er die künstlichen Bewässerungskanäle, die euripi oder Nili, die reiche Grund54 Cic. Off. 2,60; für Philostr. Soph. 1,25,3 zählt der Tempel, den Hadrian baut, hingegen wieder zu den Nutzbauten. 55 Tac. Ann. 14,47. 56 Scheithauer 2000, 253. 57 Besonders ausführlich besprochen von Busch 1999, der sich den lateinischen Epigrammen über Bäder widmet und dabei auch auf die „Sittenlosigkeit“ des Badens eingeht (507–515). 58 Klar formuliert von Herod. 1,12,4–5 am Beispiel des Cleander, eines Günstlings des Commodus, der Thermen bauen ließ, um die Gunst der Stadtrömer für sich zu gewinnen. 59 Tac. Agr. 21, im Gegensatz zu notwendigen Bauten wie Tempel, Foren und Häuser: namque ut homines dispersi ac rudes eoque in bella faciles quieti et otio per voluptates adsuescerent, hortari privatim, adiuvare publice, ut templa fora domos extruerent, laudando promptos, castigando segnis: ita honoris aemulatio pro necessitate erat. (…)paulatimque discessum ad delenimenta vitiorum, porticus et balinea et conviviorum elegantiam. 60 Sen. Epist. 86. Ähnliche Kritikpunkte, jedoch mit unterschiedlicher literarischer Absicht, wurden auch an anderen Gebäuden geäußert, vgl. Lucan. 10,111–130 über die Halle, in der Kleopatra und Caesar ein Gelage feierten; Suet. Nero 31,2 über Nero und die domus aurea; Tacitus lässt diesen Punkt nach eigenen Angaben absichtlich weg, weil ihn die Ausstattung von Neros Palast nicht interessierte, Tac. Ann. 15,42.1. S. a. Scheithauer 2000, 114. 61 Sen. Epist. 86.

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besitzer anlegten, um eine ägyptisierende Atmosphäre zu erzeugen. 62 Ähnlich kritisch äußerte sich bereits M. Terentius Varro in zwei Fragmenten der Saturae Menippeae über privaten Ausstattungsluxus. 63 Werner Krenkel deutet insbesondere das zweite Fragment 532 64 als Spott über einen Villenbesitzer, der sich ein Nymphaeum oder einen anderen Wasserbau leistete und Kritik dafür erntete, dass es ihm zwar gelänge, Wasser fließen zu lassen, aber nicht, es auch aufzubewahren. 65 Auch Seneca der Ältere legte in einem Dialog, den ein Armer mit einem Reichen führte, dem Armen Kritik in den Mund, die die Innenausstattung der Villa mit künstlichen Wasseranlagen betraf. 66 Als kritikwürdig galten also nicht nur bestimmte Gebäude, sondern auch deren Ausstattung, das dafür verwendete Material oder die Verschwendung von bestimmten Ressourcen, wie etwa Wasser. In einigen Fällen konnte auch der Bauherr selbst ins Zentrum der Kritik geraten, wie etwa der bereits erwähnte Cleander, ein Freigelassener des Kaisers Commodus, der Thermen baute, um das römische Stadtvolk für sich zu gewinnen. 67 Einzelne Gebäudetypen konnten darüber hinaus auch für bestimmte Werte oder nicht akzeptierte gesellschaftliche Verhaltensweisen stehen und deshalb entweder in ihrer Funktion kritisiert werden oder symbolhaft für diese Kritik stehen. Gerade die Thermen werden in diesem Zusammenhang häufig erwähnt, denn sie standen für einen verschwenderischen Lebensstil, Verweichlichung durch übermäßiges Baden und unmoralisches Verhalten bis hin zu sexueller Unzucht. 68 Dementsprechend galt das Baden auch als Tyrannentopos. 69 Nicht nur die Thermen waren von dieser Moralkritik betroffen, sondern auch die Ausstattung privater Villen mit Wasserbauten. 70 Gerade die stoischen Philosophen sahen an dieser Stelle einen Kritikpunkt an den Reichen, nutzten Wasserbauten aber auch für eine generelle Form der Moralkritik. Als besonderes kritikwürdig galten den antiken Autoren darüber hinaus Geldstiftungen und Spiele, da diese dem eigenen Ruhm dienten und nicht dem öffentlichen 62 quidem, qui nunc potissimum huc venerim, satiari non queo, magnificasque villas et pavimenta marmorea et laqueata tecta contemno. Ductus vero aquarum quos isti Nilos et Euripos vocant, quis non cum haec videat inriserit? (Cic. Leg. 2,2) 63 Dazu auch Bruun 2016, 6–12. Es geht im Folgenden um Varro Men. 531 und 532. 64 sed quae necessitas te iubet aquam effundere domi tuae? si vasa habes pertusa, plumbum non habes? ad quam rem nobis est confluvium, ad quam rem urnarium? 65 Krenkel 2002, 1038. 66 Sen. Contr. 5,5. 67 Herod. 1,12,4–5. 68 Sen. Epist. 86,10 (Krankheiten); Tac. Agr. 21; Hor. Sat. 1,4,76–80 (schlechte Dichter rezitieren in den Thermen); Iuv.1,141–142 (Fresssucht); Plin. Nat. 33,153 (Frauen baden nackt mit Männern). 69 SHA Comm. 1,9. Insbesondere das gemischte Baden verstieß nach Elke Merten gegen das moralisch korrekte Benehmen „guter Kaiser“. „Die  –  vor allem  –  römischem Moralempfinden Hohn sprechende Verderbtheit des Commodus liegt dem Tenor der Nachricht ( gemeint ist ein Zitat aus der Historia Augusta, SHA Comm. 5,4) zufolge darin, dasss er ehrwürdige Matronen und adelige Jünglinge mit Geld oder Gewalt zwang, an seinen als Bacchanalien bezeichneten Speise- und Badeorgien teilzunehmen“, Merten 1983, 95. 70 Natürlich war Wasser als Zierelement auch positiv konnotiert, s. a. die Anmerkungen oben zur amoe­nitas.

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Gemeinwohl. 71 Die spectacula galten als besonders verrufen. Cassius Dio entschuldigte sich gar dafür, dass er in seinem Werk über die Spiele von Kaiser Commodus schrieb. 72 Aller Rhetorik zum Trotz verschwand die Praxis, Geld und Spiele zu stiften, nicht aus dem Repertoire der Euergeten, zumal sie ein zweckdienliches Mittel für die Steigerung des eigenen Prestiges waren und von der Öffentlichkeit gerne angenommen wurden. 73 Darüber hinaus dienten Stiftungen der religiösen und sozialen Selbstversicherung einer Polisgemeinde, erfüllten also einen von öffentlichen Bauten verschiedenen, aber ebenso konstitutiven Zweck. 74 Allen Autoren ist bei dieser Diskussion über Luxus- oder Nutzbauten jedoch gemein, dass sich diese Art der Kritik, also die Ambivalenz zwischen Luxus und Nutzen, hauptsächlich auf zwei Ebenen bewegte, nämlich einer moralischen und politischen. Dagegen spielten Argumentationsmuster von guter Städteplanung oder ökonomischem Nutzen keine Rolle. 75 Diese wenig einheitliche Beurteilung lässt sich vor allem daraus erklären, dass nicht nur die Bauten per se der Kritik des literarischen Diskurses unterworfen waren, sondern, wie gerade gezeigt, auch deren Funktion, Ausstattung oder einfach nur der Bauherr. Während dieser Zusammenhang in Bezug auf die Thermen einleuchtet, so sind im Folgenden die Fernwasserleitungen in den Blick zu nehmen. Nur wenige negative Reaktionen in Bezug auf den Leitungsbau sind überhaupt bekannt, und sie beziehen sich hauptsächlich auf Fehlinvestitionen in unvollendete Bauten. 76 In den Pliniusbriefen stehen vor allem die Städte im Vordergrund, aber auch die Kaiser und die lokalen Euergeten hatten mit diesem Vorwurf zu kämpfen, der insbeson71 Plut. Mor. 802 D. Auch Antoninus Pius betonte in einem Brief an die Ephesier, dass sie dem Euergeten Vedius Antoninus die von ihm geforderte, rechtmäßige Anerkennung zollen sollten, die sie ihm verweigerten, weil dieser seine Macht und seine Mittel eben nicht für Schauspiele oder Wettkämpfe eingesetzt hatte, sondern für die Entwicklung und den Nutzen der Stadt, I. Ephesos 5,1491; Fraß 2013, 110–112 mit den Details zur Person des Vedius Antoninus. 72 Cass. Dio 73,18,3; kritisch z.B. Tac. Ann. 13,49,1. Besonders problematisch war es deshalb für Dichter wie Calpurnius Siculus und Martial, zu rechtfertigen, warum sie das Amphiteatrum Flavium zum Teil ihrer Panegyrik machten, vgl. Mülke 2010. Zu den Stiftungen von Festen, Spielen etc. und deren (positive) Bedeutung ist bereits einiges geschrieben worden, so dass an dieser Stelle nur eine Auswahl gegeben zu werden braucht, vgl. etwa Wörrle 1988b; van Nijf 1997; Zuiderhoek 2009, 86–109. 73 Winter 1996, 50 mit den Beispielen. Natürlich wurde diese Art der liberalitas auch den Kaisern hoch angerechnet, wenn sie mit der Einweihung von Gebäuden verbunden war. Ihr Fehlen wurde dagegen sofort kritisiert, z.B. bei Suet. Tib. 47 an Tiberius, weil dieser seine Bauwerke generell nie einweihte. 74 Zuiderhoek 2009, 86–112, der auch auf weitere Literatur eingeht und die These vertritt, dass gerade Stiftungen wie Spiele und Feste die sozialen Missstände und die zunehmende Hierarchisierung der Gesellschaft überdeckten, die sich in der Konzentration von Reichtum in den Händen weniger Familien äußerte. 75 So Morlino 1984, 632 f. über die bereits zitierte Cicerostelle: „procede(…) non in base a categorie urbanistiche o economiche, ma in funzione del proprio ideale politico del „buon governo“ dello Stato.“ Diese Kriterien stehen damit auch in Kontrast zum modernen Verständnis von Luxus- und Nutzbauten, das viel stärker und vielleicht auch ein wenig moralisierend auf den ökonomischen Aspekt der Wasserverschwendung abhebt. 76 Hohe Investitionen bei vollendeten Bauten konnten als Auszeichnung bewertet werden, vgl. etwa Plut. Publ. 15,3 (Ausgaben für den Iupiter Optimus Maximus Tempel nach dem Brand 80 n. Chr.).

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dere dann griff, wenn das Zielpublikum nicht von der utilitas publica des betreffenden Bauwerks überzeugt worden war. Im Fall von Prusa etwa befand sich Dion in einem heftigen Streit mit anderen lokalen Euergeten, die seine Projekte zu verhindern und ihn möglicherweise gar durch eine maiestas-Klage zu beseitigen suchten. 77 Ähnliches wurde wohl gegen Tiberius Claudius Aristion in Ephesos angestrebt, der sich jedoch, genauso wie Dion, am Ende durchsetzen konnte (s. u. Kapitel 5.3). Dies betraf sowohl einzelne Personen wie den Kaiser oder private Honoratioren, aber auch die Städte selbst, denen nicht nur Plinius Geldverschwendung für nutzlose Bauten vorwirft. 78 Wasserleitungen spielen innerhalb des antiken Diskurses über kritikwürdige Bauten insgesamt nur eine marginale und dann meist positiv konnotierte Rolle. Der einzig negative Aspekt waren die hohen Kosten, die vor allem dann ein Kritikpunkt wurden, wenn das Bauwerk noch nicht fertig war oder aus anderen Gründen die Baudauer verschleppt wurde. Dass Fernwasserleitungen, unabhängig von der bereits genannten Subjektivität der Quellen, so hoch im Kurs lagen, begründet insbesondere Helmuth Schneider durch das starke Engagement der Kaiser im Bereich der Infrastruktur, das spätestens im 2. Jh. n. Chr. als eine grundsätzlich römische Eigenschaft betrachtet wurde. 79 Auch Christer Bruun versuchte, dieses überwiegend positive Bild der Fernwasserleitungen zu erklären. Er nennt als eine weitere Erklärungsmöglichkeit, dass die privaten Anschlüsse aufgrund des hohen Wasserangebots in keiner Konkurrenz zur öffentlichen Versorgung standen und deshalb kein allgemeiner Wassermangel entstehen konnte. Ein weiterer möglicher Grund ist seiner Meinung nach, dass die Wasserversorgung zur Zeit der Luxusgesetzgebung, die er als prägend für das kaiserzeitliche Luxuskonzept ansieht, noch keine Rolle in Rom gespielt habe. Da die Vorstellungen davon, was als Luxus zu werten sei, vor allem aus dem griechischen Kulturraum stammten, wo Fernwasserleitungen ebenfalls keine Rolle gespielt hätten, wären sie nicht in den Diskurs mitaufgenommen worden. Als letzten Punkt nennt Bruun schließlich die kaiserliche Wasserkonzessionsvergabe. Wer Kritik am privaten Wasserluxus übte, hätte dadurch indirekt auch den Kaiser kritisiert. 80 Zwar mag ein Teil seiner Argumente auf die Stadt Rom selbst durchaus zutreffen, völlig überzeugen können sie hingegen nicht. Der Kaiser spielte, wie noch zu zeigen sein wird, insbesondere in Kleinasien kaum eine Rolle als Bauherr und eine überhaupt nicht nachweisbare Rolle bei der Vergabe von privaten Wasseranschlüssen, die Teil städtischer Kompetenz gewesen waren. Solche Anschlüsse sind außerhalb von Rom zwar ebenfalls nachweisbar, fielen jedoch im Vergleich zu den öffentlichen Abnehmern, wie Thermen oder Brunnen, kaum ins Gewicht. Hinzu kommt, dass sich außer dem Kaiser nur wenige Einzelpersonen ganze

77 Fraß 2013, 105–110 mit dem detaillierten Ablauf. 78 Plut. mor. 819 A; Tac. Ann. 15,52,1 (gewaltsame Beschaffung durch Nero als Tyrannentopos). 79 Schneider 2014, 48 mit Verweis auf die Romrede des Aelius Aristides, in der dieser erklärt, dass die Römer unter anderem durch den Bau von Fernwasserleitungen für eine zivilisiertere Lebensweise innerhalb der gesamten bewohnten Welt gesorgt hätten (Arist. Romrede 101, nach der Ausgabe von Klein). Zur Rolle der Kaiser siehe das folgende Kapitel 5.2. 80 Bruun 2016, 42 f.

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Leitungen leisten konnten und es sich bei diesen Großbauten meistens um Kooperationen zwischen verschiedenen Finanziers handelte. 81 Viel entscheidender ist, dass die Fernwasserleitungen zur Versorgung der Städte mit einem lebensnotwendigen Gut beitrugen. Die Leitungen mochten nicht das einzige Element der Wasserversorgung gewesen sein, konnten jedoch in einigen Fällen das entscheidende sein. 82 Dementsprechend häufig taucht das Argument auf, eine Stadt würde ohne Leitung im wahrsten Sinne des Wortes „verdursten“. Das Bild der „durstigen Stadt“ konnte neben aller Topik und Panegyrik für die Bewohner einer Stadt gerade nach Kriegs- oder anderen Krisensituationen schnell Realität werden. 83 Diese Doppelfunktion der Leitungen, die zwar dazu beitrugen, den Lebensstandard der Städte durch Annehmlichkeiten wie Thermen und Zierkanälen zu erhöhen, jedoch in erster Linie stets der notwendigen Grundversorgung dienten, ist wohl als Hauptgrund dafür anzusprechen, dass die Leitungen nicht das Ziel von Luxus-, Moral- oder sonstiger Kritik wurden. 84 Zwei Elemente des kulturellen Codes, die eigentlich nahe liegen würden, spielen in den antiken Quellen in Bezug auf die Fernwasserleitungen hingegen eine untergeordnete Rolle: Die perennis memoria, die zu den vier wichtigsten Punkten von Engelbert Winters ideengeschichtlicher Grundlage für Baustiftungen generell gehört, erscheint in diesem Kontext sehr selten. 85 Nur ein einziges Mal wies Plinius Kaiser Traian in einem Brief darauf hin, dass er durch den Bau des Kanals von Amastris ein Projekt fördere, dass seines Namens und seines unsterblichen Ruhmes würdig sei. 86 Eine andere Form von Dauerhaftigkeit beinhaltete das Statthalteredikt von Laodikeia: Das selbsterklärte Ziel des Proconsuls, der sich selbst zudem in eine lange Rechtstradition vorangegangener Statthalter stellte, war es, durch sein Edikt den öffentlichen Nutzen der Leitung für alle Zeiten sicher zu zu stellen (κοινωφελεστάτην χρῆσιν…καὶ διαμονὴν τὴν εἰς πάντα τὸν χρόνον). 87 Die mangelnde Relevanz der perennis memoria, könnte man damit erklären, dass gerade Fernwasserleitungen anfällig für Reparaturmaßnahmen waren und dadurch nicht immer in Betrieb waren. Attraktiver im Hinblick auf die perennis memoria muss hingegen die direkte Namensgebung gewesen sein, denn Frontinus kannte etwa noch den Bauherrn der Aqua Marcia. Livius berichtet davon, dass der Censor Appius Claudius der Nachwelt vor allem dadurch bekannt sei, dass er einer Leitung seinen Namen gegeben habe. 88 Diese Möglichkeit hatten jedoch nur Euergeten der republikanischen Zeit. In 81 Siehe dazu die folgenden Kapitel 5.3 (Euergeten) und speziell S. 298–305 zu Kooperationen im Leitungsbau. 82 Der damit verbundene Aspekt der Lebensqualität, die Städte unter anderem durch eine geregelte Wasserversorgung bereit stellen mussten, wird unter Kapitel 7.1 näher diskutiert. 83 Siehe dazu auch die Detailbesprechung der Quellen in Kapitel 5.4.5 und 5.4.6. 84 Zu diesen beiden Diskursfeldern der Grundversorgung sowie der Bereitstellung von Wasser für „Luxusbauten“ durch die Städte s. a. unten Kapitel 5.4.5 und 5.4.6. 85 Winter 1996, 24–28. 86 Epist. 10,98. 87 Guizzi 2019, 147, Z. 5. Für den vollständigen Text s. Anhang Nr. 7, S. 459–463. 88 Liv. 9,29.

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der Kaiserzeit trugen die Leitungen nur selten den Namen des Stifters, sondern wurden häufiger nach dem Kaiser selbst benannt oder nach den Wasserquellen, die sie fassten. 89 Auch die gloria, der Ruhm, den vor allem kaiserliches Engagement im Fernwasserleitungsbau mit sich bringen konnte, spielt in den literarischen Quellen der Kaiserzeit kaum eine Rolle. 90 Erst in der Spätantike scheint die gloria wieder auf: Durch seine beinahe schon topische Beschreibung der Bautätigkeit Kaiser Iustinians erweckte Prokop gar den Eindruck, der Kaiser hätte in jeder Stadt Zisternen, Aquädukte, Brücken und Abwasserkanäle gebaut, insbesondere dort, wo die Wasserversorgung noch nicht gewährleistet oder die Stadt von Hochwasser betroffen war. 91 Ähnlich elaboriert lobt der Redner Themistios Valens dafür, dass er die thrakischen Nymphen nach Byzantion brachte. 92 Die gloria einer Baustiftung konnten darüber hinaus auch Privatpersonen für sich beanspruchen, wie etwa der bereits erwähnte C. Iulius Gargilianus, der seiner Heimatstadt Cirta einen Aquädukt baute und damit die gloria liberalitatis erntete. 93 Wasserleitungen hatten insgesamt betrachtet einen über sich hinausweisenden SymbolCharakter, an den man sowohl politische Leitbilder, als auch kulturelle, philosophische oder moralische Vorstellungen knüpfen konnte. Diese Vorstellungen wurden von den Akteuren in unterschiedlicher Weise instrumentalisiert, um ihr Engagement zu begründen oder ihrer Bewunderung für die Leitungen Ausdruck zu verleihen. Wasserleitungen galten dabei zunächst als ingenieurstechnische Wunderwerke, technisch komplexe und anspruchsvolle Bauten, durch die die Römer sich letztlich sogar die Natur unterwerfen konnten. Sie kontrollierten durch die Leitungen nicht nur die Flüsse und Quellen, die dafür gefasst wurden, sondern sorgten, unabhängig von der Jahreszeit und der Niederschlagsmenge, für eine geregelte Wasserversorgung, die neben dem täglichen Trinkwasserangebot sogar den Luxus der Thermen und Latrinen ermöglichte und gleichzeitig eine gesundheitsfördernde Wirkung hatte. Damit beendeten die Wasserleitungen nicht nur den städtischen Durst, sondern steigerten in direkter und erfahrbarer Form die städtische Lebensqualität: An die Leitungen angeschlossene Latrinen verbesserten die Hygiene, offene Kanäle und Brunnenanlagen sorgten gar für einen kühlen Lufthauch und ein angenehmeres Stadtklima und verbesserten die Trinkwasserbereitstellung und den Feuerschutz. Thermen, Naumachien, künstliche Gewässer und Nymphaeen verschönerten nicht nur das Stadtbild, sondern dienten auch der Unterhaltung. 94 Schon die Unterscheidung in verschiedene Arten und Qualitäten von Wasser mit unter89 90 91 92 93 94

Zur Benennung von Leitungen siehe detailliert unten S. 217–220. Plin. Epist. 10,41,1. Z.B. Prok. Aed. 2,2 (Dara); 2,4, (Rhabdios und Baras); 5,4 (Iuliopolis); 5,5 (Tarsos). Them. Or. 13,9. Dig. 20,32,2; 30, 122 pr.; Corbier 1986, 284. Frontinus betont, dass Leitungen vornehmlich für Trinkwasser gebaut werden sollten und nicht zur reinen Unterhaltung; die Aqua Alsitiena, die Augustus für seine Naumachien baute, fand in seinen Augen nur deshalb Gnade, weil das Überflusswasser der Bewässerung und der Brunnenversorgung in Notzeiten diente (Aqu. 11,1). Zu den Aspekten der Verschönerung der Städte sowie der Verbesserung der Lebensqualität siehe noch ausführlicher Kapitel 7.1.

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schiedlichem Zweck galt als etwas Besonderes, das kühle Wasser der Aqua Virgo gar als Symbol für menschenwürdiges Leben. 95 Damit dienten die Leitungen in direkter Form auch der utilitas publica, dem öffentlichen Nutzen und Gemeinwohl. Dass Plinius mit den beschriebenen Punkten argumentieren konnte, ohne diese weiter auszuführen, und Traian damit häufig auf seine Seite brachte, zeigt, wie verankert diese Vorstellungen in der römischen Gesellschaft waren und wie bereitwillig sie die einzelnen Akteure mit Wasserleitungen in Verbindung bringen konnten. Die Ideologie der utilitas publica kategorisiert die Aquädukte in einem hohen Maß als Nutzbauten. Aus heutiger Perspektive gelten die Wasserleitungen als Symbol für überflüssigen Luxus und die Demonstration von Verschwendung und Reichtum – in der Antike wurde dieser Diskurs zwar über die Bereitstellung und Verfügbarkeit von Wasser geführt, jedoch nie über die Fernwasserleitungen selbst, obwohl diese letztlich die Grundlage dafür boten. 96 Kritikwürdig erschienen den antiken Autoren allein die hohen Kosten, die gerade bei Fehlschlägen im Bauvorhaben einen Ansatzpunkt für scharfe Kritik boten. Folgt man den antiken Autoren, so galten Aquädukte als die perfekte Verbindung von pulchrum und utile, also von schöner, ausgefeilter Ingenieurskunst und praktischem Nutzen. Lässt man sich von den enthusiastischen Worten des älteren Plinius leiten, die Wasserleitungen seien invecta miracula, so könnte man vermuten, dass es sich dabei um eine beliebte Form der Stiftung handelte. Tatsächlich erscheinen gerade die besondere Betonung der utilitas publica und die Funktion der Leitungen als öffentliche Infrastruktur der politischen Öffentlichkeit nicht immer ausreichend: Dem Ephesier Vedius Antoninus etwa versagten seine Mitbürger die Ehrungen, die er für seine Stiftungen beanspruchte, weil er in öffentliche Gebäude investieren wollte und nicht in Unterhaltung. Der Fall ging bis vor Kaiser Antoninus Pius, der sich für Vedius Antoninus aussprach. 97 Investitionen in die Infrastruktur waren also, wie dieses Beispiel zeigt, nicht immer beliebt – dies machen auch umgewidmete Amtsgelder deutlich, die eigentlich für Spiele gedacht waren und nur nach einer Mahnung des Kaisers von den Amtsträgern in die Wasserleitungen investiert wurden. 98 Es lohnt sich in den folgenden Kapiteln, die Frage nach dem Zusammenhang zwischen dem herausgearbeiteten kulturellen Code und der Attraktivität der Leitungen für die einzelnen Akteursgruppen genauer zu diskutieren. Dabei ist zumindest ein kurzer Blick auf andere Wasserbauten zu werfen, wie etwa Thermen oder Nymphaeen, um ein klareres Bild vom „ideologischen Stiftungswert“ der Aquädukte zu erhalten. Ein weiterer wichtiger Aspekt dieser Argumentationslinien wurde bereits angerissen, soll in den folgenden Kapiteln jedoch noch einmal näher ausgeführt werden. Cicero, Strabon und Dionysios werteten die Aquädukte als etwas akzentuiert Römisches, in denen sich der römische Pragmatismus und damit letztlich auch eine römische Weltsicht offenbarten. Es bleibt also zu fragen, ob die genannten Argumente diese Sichtweise transportieren, den Aquädukten also einen 95 Mart. 7,32,11–12. 96 Koloski-Ostrow 2015, 72. Siehe dazu auch die Überlegungen zu den Funktionen der Nymphaeen auf S. 98 f. 97 I. Ephesos 5,1491; Steskal 2001, Kalinowski 2002 mit differierender Interpretation. 98 Wie am Beispiel von Aphrodisias noch genauer zu beleuchten sein wird, s. S. 294–296.

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spezifisch römischen kulturellen Code zuschreiben, der mit ihnen verknüpft war und die Leitungen als Teil des Phänomens der „Romanisierung“ und „Urbanisierung“ definiert. 99

5.2

Die Kaiser und ihre Statthalter

Während der kulturelle Code ortsunabhängig von allen Akteuren für ihre Aktivitäten im Wasserleitungsbau genutzt wurde, soll der Blick im Folgenden nun speziell auf Kleinasien fokussiert werden, um mögliche regionale und akteursspezifische Ausprägungen des Codes herauszuarbeiten. Zunächst sollen die Bau- bzw. Stiftungstätigkeit der Kaiser und Statthalter untersucht werden, gefolgt von den Euergeten und den Städten.

5.2.1

Kaiserliche Baupolitik: Skizze eines Forschungsfeldes

Die Bautätigkeit der Kaiser und ihre Dokumentation in den Inschriften ist schon seit längerer Zeit Gegenstand intensiver Forschungsdiskussion. Dabei stehen vor allem Fragen der Herrschaftsrepräsentation und Legitimation im Vordergrund, die sich im Begriff der „Baupolitik“ bündeln lassen. Dieser Punkt ist – unabhängig von der Begrifflichkeit – in besonderem Maße für Fernwasserleitungen relevant: Sie gehörten zu den technisch anspruchsvollsten Bauten der Antike, konnten mitunter sehr teuer werden und mussten stets Teil eines größeren Bauensembles sein. 100 Deshalb herrscht in der Forschung die relativ einheitliche Meinung vor, dass die Kaiser seit Augustus die Kosten für den Bau und die Instandhaltung zu großen Teilen auf sich nahmen 101 und den Städten den Bau der Leitungen nur gestatteten, wenn diese eine geregelte Finanzierung vorweisen konnten. 102 Dies prädestiniert die Aquädukte auf den ersten Blick so sehr für kaiserliche Förderung und nicht private Initiative, dass neuerdings sogar von einer speziellen „Wasserpolitik“ einzelner Kaiser gesprochen wird. 103 Ein zweiter Punkt, der sehr häufig im Rahmen kaiserlicher Bautätigkeit diskutiert wird, ist die Frage nach der Herrschaftslegitimation durch Nutzbauten, weil sich diese sehr gut mit dem einleitend genannten Begriff der utilitas publica rechtfertigen ließ. Insbesondere Helmuth Schneider postuliert einen Zusammenhang zwischen der kaiserlichen Investition in Infrastrukturmaßnahmen und der 99 Siehe dazu im Speziellen die Kapitel 6.1 (Romanisierung) sowie 7.1 und 7.3 (Urbanität und Urbanisierung). 100 So betont von Richard 2012, 55 („unified building program“). 101 So etwa zuletzt Rodgers 2008, 266. „Since the days of Caesar Augustus, it was the emperor who shouldered the cost of construction and major repairs“; ebenso Zuiderhoek 2009, 38. 102 Eck 1979, 72. „Insgesamt erscheinen die meisten Kaiser in unserer Überlieferung außerordentlich häufig als Stifter von Wasserleitungen“, so Lang, Svenshon 2014, 72, Anm. 47. 103 Z.B. Longfellow 2011 konzentriert sich vor allem auf die Wasserpolitik von Augustus, der Flavier und Hadrian; Scheithauer 2000, 247.

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Die Kaiser und ihre Statthalter

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Herrschaftslegitimation. 104 Diese These soll zunächst anhand der Wasserversorgung von Rom als Testfall untersucht und schließlich speziell auf Kleinasien angewandt werden. Neben der Herrschaftslegitimation erschlossen sich den Kaisern weitere Handlungsfelder, in denen sie tätig wurden, etwa in der Finanzierung, der Bereitstellung von Material und Fachkräften oder der Unterstützung im Katastrophenfall. Und schließlich gehörte nach Yannis Lolos auch die serienmäßige Ausstattung neu gegründeter Veteranensiedlungen mit einer leitungsgestützten Wasserversorgung in das Motivationsspektrum der Kaiser. 105 Dabei wird dem Kaiser oft eine aktive Rolle zugeschrieben, ganz im Gegenteil zu Fergus Millar, dessen These von der Passivität des römischen Kaisers eine bis heute anhaltende Forschungsdiskussion auslöste und bei Fragen nach dem Handlungsspielraum des Kaisers stets präsent ist. 106 Die moderne Forschung erklärte die Fernwasserleitungen nicht zuletzt deshalb „zu den bevorzugten Objekten herrscherlicher Fürsorge“ 107, weil an sie kulturelle und sozioökonomische Vorstellungen geknüpft waren, die ihnen eine über den reinen Nutzbau hinausreichende Bedeutung verliehen. So hätten die Kaiser durch ihre Stiftungen zentrale Werte ihrer Selbstdarstellung, wie etwa Fürsorge und Großzügigkeit, propagieren können. 108 Damit rücken zwar Wasserbauten als Träger und die Kaiser als Hauptinitiatoren von Romanisierung und Urbanisierung in den Fokus, eine systematische Untersuchung speziell der Fernwasserleitungen fehlt in diesem Kontext jedoch. 109 Im Folgenden ist zunächst der Begriff der „Baupolitik“ zu definieren. Darüber hinaus ist zu analysieren, welche Mittel und Möglichkeiten den Kaisern zur Verfügung standen, um Wasserbauten zu realisieren und zu fördern. Anhand einiger Fallbeispiele soll schließlich auch klar werden, welche Motivation die Kaiser antrieb, Leitungen zu finanzieren oder anderweitig zu unterstützen. Dieses Set an Mitteln zu bewerten und daraus abzuleiten, ob die römischen Kaiser eine zentrale Rolle bei der Verbreitung von Fernwasserleitungen spielten, ist das Ziel dieses Kapitels. Ein kurzer Exkurs nach Rom soll den Blick auf die kaiserliche Bauförderung in Kleinasien noch einmal schärfen. 104 105 106 107 108 109

Schneider 2014. Lolos 1997, 302. Millar 1977; Benoist 2012; Schuler 2014. Winter 1996, 178. Longfellow 2011, 7. Symptomatisch in dieser Hinsicht Woolf 1994, 126 in einem der ausführlichsten Aufsätze zum Thema „Romanisierung“, der zwar die „bath-gymnasia“ als typisches Element architektonischen Imports nennt und mit Ephesos, Aphrodisias und Smyrna auch die frühesten Beispiele aufzählt, allerdings nicht erwähnt, dass diese Städte auch zu den frühesten Beispielen kaiserlichen Fernwasserleitungsbaus zählten; Aquädukte werden lediglich als Teil der architektonischen Transformation auf dem Land genannt. Die Betonung der Thermen als Romanisierungsträger und der Fokus auf die architektonische Analyse bleiben auch in aktuelleren Arbeiten der methodische Schwerpunkt, z.B. Davis 2015, die Aquädukte ebenfalls mit dem Ansatz von Woolf, zu den großen Nutzbauten zu zählt, die vor allem durch die Transformation der Landschaft auffallen, vgl. ebd. 33, wo sie Wasserleitungen der Kategorie der „public utilities“ zurechnet. Derselbe Ansatz lässt sich auch bei Longfellow beobachten, die sich auf den Zusammenhang zwischen Nymphaeen und kaiserlicher Baupolitik konzentriert, ohne diese jedoch in allen Fällen in den Kontext der Wasserversorgung zu stellen, z.B. Longfellow 2011, 210.

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Kaiser, Euergeten und Poleis

Der Begriff der „Baupolitik“ wurde in den letzten Jahrzehnten eingehend untersucht: Zu den wichtigsten Monographien in Bezug auf kaiserliche Bauinschriften gehört die Publikation von Engelbert Winter, der Baupolitik und Baufürsorge in Kleinasien in einem größeren Rahmen als diese Arbeit untersuchte. 110 Sein Verdienst ist sicher vor allem eine tragfähige Definition des Begriffes „Baupolitik“, die fordert, dass hinter dem entsprechenden Handeln der Kaiser ein bestimmte, weiter führende Absicht oder Strategie erkennbar sein muss, unabhängig davon, ob der Kaiser als Handelnder oder Reagierender in Erscheinung tritt. 111 Das Pendant dazu ist das Werk von Marietta Horster, die die Bauinschriften im westlichen Teil des Römischen Reiches betrachtet und den Kaisern jegliche Art von Baupolitik abspricht. Dies schränkt sie jedoch im Hinblick auf Großbauten wie Wasserleitungen ein, hinter denen sie zumindest eine gewisse Strategie erkennen möchte. 112 Während Winter durchaus eine „Baupolitik“ in Kleinasien sieht, dies allerdings im Hinblick auf die Quellenlage nicht präziser fasst, formuliert Brenda Longfellow die These einer stark kaiserzentrierten, strukturierten Baupolitik. 113 Dazu gibt es auch Gegenstimmen. So argumentierte Brent D. Shaw deutlich: „The existence of such a class of people (meine Ergänzung: the local élites) was a necessary prerequisite to the aqueduct since it is abundantly clear that there was no government program to provide every town and city (imperial capitals aside) with this type of monumental waterwork.“ 114 Wie aktiv ein Kaiser Baupolitik oder, neutraler gesagt, Bautätigkeit praktizierte, ist schon deshalb schwierig zu erkennen, weil sich einige methodische Probleme ergeben: Die literarischen Quellen sind häufig mit dem Verdacht des Eulogiums verknüpft und deshalb mitunter schwer zu bewerten. 115 Die Inschriften geben ebenfalls nicht immer genau wieder, inwiefern der Kaiser tatsächlich finanziell oder anderweitig an einem Bau beteiligt war, denn die Erwähnung des kaiserlichen Namens konnte unterschiedlichen Zwecken

110 Winter 1996. Ältere, aber dennoch erwähnenswerte Literatur zur Baupolitik sind etwa MacMullen 1959 (Neuartigkeit von Bauförderung durch die römischen Kaiser; Bauen als Herrschaftslegitimation, aber auch dessen Abhängigkeit von den Bitten und Wünschen einzelner Gesandter und dem Kaiser nahe stehender Personen); Mitchell 1987; Schuler 2014, 105–107 mit einem aktuellen Überblick zum Forschungsstand; s. a. Schneider 2014. 111 Winter 1996, 3–5. 112 Horster 2001, 250. 113 Longfellow 2011, 2 („…as the monument type was indelibly associated with the emperor“). 114 Shaw 1991, 68. 115 Ein einschlägiges Beispiel ist Prokops Schrift über iustinianische Bauten, die einen nicht sehr realitätsgetreuen, da panegyrischen Zweck erfüllen will, vgl. Cameron 1985, 111. Unter einen ähnlichen Verdacht kann man Plinius stellen: Zur Motivation seiner Briefe und deren Verbindung zur Panegyrik vgl. Mazzoli 2003; kritisch auch Winsbury 2014, 186: „the letters were meant to show (…) imperial power at its most benign, well-intentioned and purposeful“. Winter 1996, 69 f. mit der Inschriftenpraxis der einzelnen Kaiser nach den literarischen Quellen.

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dienen. 116 Viele Bauten waren dem Kaiser geweiht, ob aus Prestigegründen oder aus der Hoffnung heraus, dadurch Geld- und Sachmittel vom Kaiser zu erhalten oder dem Kaiser einfach nur für die Baugenehmigung zu danken. 117 Umso wichtiger erscheinen Inschriften, die die tatsächliche Beteiligung des Kaisers dokumentieren und damit aktives Handeln signalisieren können. 118 Hinzu kommt die Tatsache, dass nur wenige Inschriften überhaupt diese Beteiligung erwähnen und damit einer großen Anzahl an Fällen gegenüberstehen, in denen wir über den Stifter überhaupt nichts wissen. Und schließlich ist als Problem noch anzusprechen, dass die Bauinschriften bezüglich technischer Details insgesamt sehr wortkarg sind. In Kleinasien existiert nur eine ausführliche Bauinschrift, die Reparaturmaßnahmen am Druckabschnitt der Leitung von Patara detailreich dokumentiert 119; genaue Kennzahlen, wie ein bestimmter Geldbetrag, die Länge des gestifteten Leitungabschnittes, die Menge und Art des bereitgestellten Materials oder gar die Gründe für das kaiserliche Eingreifen – etwa nach Erdbeben – scheinen hingegen nur so selten auf, dass kaum verallgemeinernde oder kontextualisierende Aussagen getroffen werden können. 120 Ausführliche Aquäduktinschriften gab es in nennenswerter Zahl nur in Rom. Trotz der angesprochenen methodischen Probleme bei der Identifizierung kaiserlicher Bauten existiert gerade in der neueren Forschung die Vorstellung, dass es zwischen der Namensgebung einer Leitung und der Finanzierung durch den Kaiser einen Zusammen116 MacMullen 1959, 210: „The only method not chosen was the sending out of so many bags of actual cash to Smyrna, to Carthage or to any other beneficiary. With this one exception every possible kind of arrangement was made to see that funds or credit were transferred.“ Ebenso Mitchell 1987, 343; zur strukturellen Problematik gerade von Bauinschriften als formelhafte, allgemeine und sehr konventionelle Textgattung vgl. Saastamoinen 2010, 17. 117 Besonders extrem in dieser Hinsicht Kuhoff 1990, der meint, jede Inschrift, die den Namen des Kaisers trage, sei Instrument seiner Selbstdarstellung. Ein typisches Beispiel, dass der Kaiser nur der Namensgeber, jedoch nicht der Bauherr ist, ist der Neokorie-Tempel für die Stadt Philadelphia, die die Kosten selbst trug, jedoch Caracalla als Bauherrn nennt, vgl. Winter 1996, 71. 118 Zum Kaiser im Nominativ vgl. Winter 1996, 72 f.; Horster 2001, 39–49. Etwas unklar ist der Kommentar von Eck 1987, 71 zur Wiederherstellung eines Bades durch Caracalla (AE 1968 (1970), 157). Der Kaiser erscheint im Nominativ und es spricht – gegen Eck – nichts dagegen, dass er die Reparaturarbeiten finanziert hatte. Einschränkend sei an dieser Stellte angemerkt, dass der Zusammenhang zwischen der Nennung des Kaisers im Nominativ und seiner direkten finanziellen Beteiligung nicht immer besteht, vgl. Haensch 1997, 53 f. mit den Beispielen. Eine andere Formulierung, die zumindest den Willen des Kaisers voraussetzt, ist iussu imperatoris, wie sie etwa am Aquädukt von Segovia vorkommt, vgl. Alföldy 1992 mit der Diskussion. Bruun 2000, 603 f. behauptet zwar, dass diese Formulierung im Wasserbau häufiger vorkommt, nennt jedoch nur Segovia als Beispiel. 119 Siehe dazu die Detaildiskussion der Inschrift auf S. 228 f. (Bau) und 296 f. (Finanzierung) sowie den vollständigen Text im Anhang Nr. 2, S. 453 f. 120 Ähnlich verhält es sich im lateinischsprachigen Westen. Am häufigsten ist die Formulierung vetustate conlapsum/conlapsam, s. o. Kapitel 1.2.5. Eine der wenigen Ausnahmen ist wohl eine Badstiftung von Antoninus Pius in Ostia (CIL XIV 98 = ILS 344), für deren Fertigstellung bereits Hadrian 2 000 000 HS versprochen hatte und für die Pius nun noch einmal eine nicht spezifizierte Summe sowie verschiedene Marmorsorten zur Verfügung stellte. In Forum Claudii werden detaillierte Maßnahmen zur Kanalisierung eines Flusses unter Marcus Aurelius beschrieben (CIL XII 107 = ILS 5868).

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Kaiser, Euergeten und Poleis

hang geben müsse. 121 Im lateinischsprachigen Westen tragen viele Wasserleitungen, insbesondere in Italien und Spanien, den Namen aqua Augusta, teilweise auch den Namen eines bestimmten Kaisers. 122 Basierend auf dieser Quellenlage ging Enrique Melchior Gil sogar soweit, eine aqua Augusta und eine Leitung mit dem konkreten Namen des Kaisers wie aqua Hadriana dahingehend zu unterscheiden, dass es bei einer direkten Namensgebung wahrscheinlicher sei, dass der entsprechende Kaiser diese Leitung auch finanziert hätte. 123 Außerhalb Roms lässt sich Gils These jedoch bereits widerlegen: So nannten zwei Aediles aus Amiternum die Leitung zwar aqua Augusta, allerdings zu Ehren der domus Augusta und nicht aufgrund von einer direkter Beteiligung des Kaisers Tiberius. 124 Die Stadt Thugga benannte ihre Leitung zum Heil des Kaisers (pro salute) nach ihm (aqua Commodiana). 125 Und eine Kohorte vollendete in Öhringen eine aqua Gordiana, die zwar nach dem Kaiser benannt war, jedoch der Wasserversorgung des Legionslagers und der Thermen diente und nichts mit kaiserlicher Finanzierung zu tun hatte, sondern eher als Ausdruck von Loyalität verstanden werden kann. 126 Für Kleinasien lässt sich sehr gut demonstrieren, dass zwischen der Benennung einer Leitung und ihrer Finanzierung kaum ein Zusammenhang besteht: 127 Generell sind Leitungen dieser Art schon relativ selten. In Anazarbos etwa weihte die Stadt Domitian ein Σεβαστὸν ὑδραγώγιον 128 , ohne dass dabei konkretisiert wird, welche Rolle Domitian überhaupt spielte. In Synnada stiftete L. Arruntius Aciamus der Stadt eine aqua Augusta. 129 Nur ergänzt ist eine Inschrift aus Ephesos, die in der Nähe des Domitiansbrunnens gefunden wurde, und die eine Stiftung des ephesischen Demos dokumentiert: ὁ δῆμος ὁ 121 So zum Beispiel Andreu 2010, 377 f.: „Diese Gewohnheit, Wasserleitungen dem Kaiser zu widmen (…)stellt zweifelsfrei eine weitere Bestätigung dar, wie sehr die imperiale Großzügigkeit als Modell und Inspiration für die Vorgehensweise der örtlichen Aristokratie oder der Gemeinden diente.“ In eine andere Richtung zielt Alföldy 1997, 298, der in der Verbreitung von aquae Augustae den Anspruch des Kaisers, ein überregionaler Euerget zu sein, sieht, da der Kaiser dadurch auch namentlich überall im Reich präsent war. 122 U.a. in Rufris (aqua Iulia), Peltunium, Pola, Igabrum, Mellaria, Capera und Lucus Feroniae (aqua Augusta). Mit einer Zusammenstellung der älteren Literatur schon Alföldy 1992 b, 61 f., allerdings nur mit Blick auf Spanien und Italien. Horster 2001, 106 mit einer ersten Liste, die sich noch beliebig erweitern lässt. Schneider 2014, 95 spricht sogar davon, dass die Wasserleitungen „mit wenigen Ausnahmen ihren Namen nach dem jeweiligen Princeps“ erhalten hätten. 123 Melchior Gil 1992, 132; Horster 2001, 109 f. mit zahlreichen Gegenbeispielen. 124 Aquam Augu[stam] ǀ in honorem [Tib. Cae]ǀsaris Augusti n[epo]ǀtumque eius (…), CIL IX 4209. 125 AE 1966 (1968), 511. Erwähnenswert ist an dieser Stelle die Mischfinanzierung: Ein nicht namentlich erhaltener Euerget baute die Leitung a milliario septimo und stiftete noch dazu ein Nymphaeum. 126 CIL XIII 11759 = ILS 9179 b. 127 Dagegen Winter 1996, 73. 128 I. Anazarbos 20: [Αὐτοκρ]άτορι〚Καίσαρι Δομιτιǀανῶι〛θεοῦ Οὐεσπασιανοῦ υἱῶι  ǀ [Σε]βαστῶι Γερμανικῶι ἀρχιερεῖ ǀ μεγίστωι, δημαρχικῆς ἐξουσίας ǀ τὸ ι' αὐτοκράτορι τὸ κβ', ὑπάτωι τὸ ǀ ιε', πατρὶ πατρίδος, τειμητῆι διὰ βίου, ǀ Καισαρέων ὁ δῆμος Σεβαστὸν ὑδραγώγιον. Martin 1987, 42 zur falsch gezählten Akklamation von Kaiser Diokletian; Gough 1952, 149, App. A, Nr. 1 ergänzte die Rasur erstmals überzeugend. 129 MAMA IV 70: L. Arruntius [A]c̣ ịamus aquam Augustam ǀ de suo civitati dedit. Zu Aciamus s. u. S. 264.

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Ἐφεσίων ὕδωρ [[Δομιτιανὸν]] εἰσήγαγεν. 130 In seltenen Fällen erhielt die Leitung den Namen eines nicht-kaiserlichen Stifters, wie etwa in Ephesos, wo die Leitung vielleicht nach Claudius Aristion benannt worden war. 131 Ob auch Statthalter als Namensgeber fungieren konnten, lässt sich nicht eindeutig sagen, denn es gibt meines Wissens nach überhaupt nur zwei Leitungen, die dafür in Betracht kommen, die Traians-Leitung in Smyrna und die aqua Claudiana im afrikanischen Lamasba. 132 Der Name einer Leitung konnte sich darüber hinaus auch ändern: Unter Vespasian und Titus wurde die aqua Claudia auch nach ihren beiden Quellflüssen Curtius und Caeruleus genannt, während Frontinus später wieder von derselben Leitung als aqua Claudia spricht. 133 Ähnliches lässt sich für die gerade erwähnte Domitiansleitung in Ephesos vermuten, die auch nach ihren Quellflüssen Marnas und Klaseas benannt war. 134 Nicht eindeutig ist der Fall der traianischen Leitung von Smyrna: 79/80 n. Chr. wurde unter dem Proconsulat des Ulpius Traianus eine Leitung für die Stadt gebaut, von der eine Abzweigung auch zum Tempel des Zeus Akraios führte. 135 Dieser Leitungsabschnitt trug keinen Namen, die Hauptleitung erhielt jedoch spätestens 110/111 n. Chr. den Namen Τραιανὸν ὕδωρ. 136 Zu den wenigen Beispielen für einen Zusammenhang zwischen der Benennung einer Leitung und der Finanzierung durch den Kaiser zählen die Stiftung der aqua Iulia durch Kaiser Augustus in Ephesos, 137 oder die Stiftung der aqua Hadriana in Antiochia am Orontes. 138 Tatsächlich gibt es neben der aqua Iulia nur wenige kleinasiatische Inschriften, die den Kaiser explizit als Stifter nennen. Eine Gemeinsamkeit dieser Bauinschriften ist die Sprache, in der sie gehalten sind, denn es handelt sich dabei stets um lateinische oder bilingue Inschriften, wie zum Beispiel die Leitungs-Stiftung des Hadrian in Nikaia (nur lateinisch) oder die des Claudius in Sardeis (Bilingue). 139 Ein Sonderfall ist die 130 Scherrer 2006, 49; zur Diskussion des Bauwerks und der Inschrift s. S. 242–244. 131 I. Ephesos 7,1,3217 a, Z. 5–6: εἰσηγμ[ένου ὑπὸ Κλαυδίου] | Ἀριστίωνος ἀνδρός (Edikt des Martialis, s. Anhang Nr. 1). In einem kleinerem Rahmen bewegte sich die aqua Vegetiana, die der Konsular Mummius Niger Valerius Vegetus für private Zwecke bauen ließ, vgl. CIL IX 3003 a – b. Nur dem Eigennutz diente wohl eine aqua Alexandriana, die von der cohors I Septimia Belgarum Alexandrianae für deren castellum gebaut worden war. Namensgeber war wohl Kaiser Alexander Severus, obwohl er mit der Finanzierung der Leitung nichts zu tun gehabt hatte (CIL XIII 11758 = ILS 9179a). 132 Zur aqua Claudiana vgl. Horster 2001, 109. Ungeklärt ist die Namensgebung einer aqua Cornelia aus Termini Imerese, möglicherweise benannt nach einem lokalen Magistraten (?), vgl. AE 1994 (1997), 791. 133 ILS 98; Plin. Nat. 36,122 (influxere Curtius et Caeruleus); Frontin. Aqu. 13–14. 134 S. u. S. 244 f. 135 I. Smyrna 680. Für die weitere Interpretation s. u. S. 244 f. 136 I. Smyrna 681. 137 I. Ephesos 2,402. 138 Ioh.Mal. 11,9 und 14. Es ist nicht ganz klar, wer den Aquädukt gebaut hatte, denn Malalas weist Bau und Namensgebung sowohl Traian als auch Hadrian zu. 139 Zur Verwendung von Bilinguen und der lateinischen Sprache im Osten des Reiches vgl. Levick 1995 (lateinische Inschriften in Kleinasien); Eck 2000 (die Verwendung von Bilinguen am Beispiel von Perge); Eck 2009.

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Bauinschrift des Siphons von Patara, die nur in Griechisch gehalten ist, doch hält sich die finanzielle Beteiligung Vespasians in Grenzen. 140 Wie sehr die Kaiser das Bauwesen als ihr Betätigungsfeld begriffen, ist bereits mehrfach dargestellt worden. 141 Ihr Engagement im Wasserinfrastrukturbereich ist, im Gegensatz zu anderen Bereichen des Bauwesens, ohne Vorbild in der hellenistischen Welt. Die Idee, sich für die Wasserversorgung einzusetzen, muss also aus der römischen Ideensphäre gekommen sein, präziser gefasst, aus dem kaiserlichen Umfeld heraus Eingang in die mo­ narchische Repräsentation gefunden haben. Zwar zählte C. Iulius Caesar, der im syrischen Antiochia neben zahlreichen anderen Bauten auch Thermen und die dazugehörige Wasserleitung stiftete, zu den ersten Euergeten dieser Art, in größerem Stil ist dies jedoch ein Phänomen, das unter Augustus seinen Anfang findet. 142 Zu fragen ist also im Folgenden, aus welchen Motiven heraus die öffentliche Wasserversorgung in den Fokus der Kaiser geriet. Ihre Maßnahmen sollen in chronologischer Reihenfolge dargestellt, dabei jedoch vor allem anhand von folgenden Städten beleuchtet werden: Ephesos in Asia und Antiochia in Pisidien, die aus völlig unterschiedlichen Gründen bereits in augusteischer Zeit Fernwasserleitungen erhielten und Patara in Lykien als ein mögliches Beispiel kaiserlicher Baupolitik in julisch-claudischer Zeit. Diese Fallbeispiele sind deshalb besonders attraktiv, weil sie stets mit der Einrichtung einer neuen Provinz einhergehen, also ein gesteigertes Interesse der Kaiser anzunehmen ist. Um einen Referenzpunkt zu erhalten, in welchem Maße und aus welchen Gründen sich die Kaiser überhaupt im Wasserbau engagierten, ist zunächst ein Blick auf die römische Hauptstadt zu werfen.

5.2.2

Rom und die römischen Kaiser: Ein Sonderfall?

Viele Grundlagen für die Handhabung der Wasserversorgung antiker römischer Städte, so scheint es zunächst, entstanden in Rom. Während in den Bereichen der Verwaltung und Rechtssetzung bereits deutlich geworden ist, dass Rom hier eine Sonderstellung eingenommen hat 143, soll im Folgenden vor allem anhand der erhaltenen Bauinschriften nach den Aspekten der kaiserlichen Repräsentation und gezielten Förderung gefragt werden. Dabei ist zu überlegen, ob sich bestimmte Argumentations- und Repräsentations140 Schuler 2014, 102 f. 141 Veyne 1976, 426; Kolb 1993, 38. Cass. Dio. 52,6,2–3 (Agrippa betont die Vorzüge der Demokratie, in der jeder seinen Beitrag leisten muss, während dies in Monarchien monopolisiert wird). In der Republik hatte dies wohl keine Rolle gespielt, Bauaktivitäten sind dort nur sporadisch greifbar, wie z.B. durch den ersten Statthalter M. Aquillius, der den Straßenbau um Ephesos vorantrieb, vgl. Pekáry 1968, 46. Hervorzuheben ist die Amtszeit des P. Servilius Isauricus, der nicht nur den Wohlstand der Provinz erhöhte, sondern sich auch durch einige Bauten auszeichnete, vgl. Robert 1948, 38–42 mit den Belegen. 142 Ioh.Mal. 9,5. Sartre 2003, 463 f. 143 Siehe dazu vor allem oben Kapitel 4.1.2 und Kapitel 4.2.2.

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Die Kaiser und ihre Statthalter

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muster finden, die auch in den Provinzen verwendet wurden, und warum die Kaiser die Förderung in besonderem Maße auf Rom konzentrierten. 144 Die Wasserversorgung Roms ist in der modernen Forschung hervorragend erschlossen. 145 Während die republikanischen Leitungen nur literarisch belegt sind, beginnt mit augusteischer Zeit auch die epigraphische Tradition. Die Bürgerkriege hatten die alten Leitungen zerstört, so dass zunächst ein größeres Reparaturprogramm anfiel: Agrippa ließ zunächst in seiner Amtszeit als Aedil 33 v. Chr. die aqua Appia, die aqua Anio Vetus und die aqua Marcia reparieren 146 und initiierte ein regelrechtes Bauprogramm: Die aqua Iulia, die 22 Kilometer außerhalb von Rom bei Grottoferrata begann, die alte aqua Tepula zugeführt bekam und bei Capannelle auf die aqua Marcia traf, diente nicht zuletzt dank ihrer Wassermenge wahrscheinlich einem relativ großen Teil der Stadt, doch ist ihr innerstädtischer Verlauf nicht gesichert. 147 19 v. Chr. fügte Agrippa die aqua Virgo hinzu, die hauptsächlich den Campus Martius und die dort entstehenden Monumentalbauten versorgte, aber wohl auch Wasser in Regionen brachte, die bis jetzt von den bestehenden Leitungen kaum profitiert hatten, wie zum Beispiel nach Trastevere. 148 Doch nicht nur die zwei neuen Leitungen veränderten die Stadttopographie völlig, sondern auch die zahlreichen, prachtvoll geschmückten Becken und Brunnen, die Agrippa bauen ließ. Sie zeigen einerseits, dass er sich auch um die konkrete innerstädtische Verteilung bemühte und führten der Bevölkerung gleichzeitig den neuen Wasserluxus vor Augen. 149 Dieser äußerte sich nicht zuletzt im Bau der aqua Alsietina, die wohl keinen anderen Zweck erfüllte, als die Wasserversorgung für die Naumachien des Augustus sicherzustellen. 150

144 Winter 1996, 39 f. 145 Zu den Standardwerken zählen nach wie vor van Deman 1934; Ashby 1935; Hainzmann 1975; Brunn 1991 (Verwaltung). An neuerer Literatur ist z.B. De Kleijn 2001 erwähnenswert. Momentan katalogisiert eine Forschergruppe unter der Leitung von Donato Cioli vom CRSA (Centro Ricerche Speleo Archeologiche Sotterranei di Roma) die Leitungen mit GPS-Unterstützung neu, um Ashbys Karten zu aktualisieren; nach Abschluss des Projektes sollen die neu vermessenen Leitungen online zur Verfügung gestellt werden. Während die Fernwasserleitungen damit hervorragend dokumentiert sind, ist es um das innerstädtische Leitungssystem deutlich schlechter bestellt, vgl. Bruun 1991, 116–118; Jansen 2000, 103–127. 146 Front. Aqu. 9. Wie wichtig die aqua Marcia war, zeigt sich nicht zuletzt daran, dass sie die einzige Leitung ist, die Augustus in seinem Tatenbericht explizit nennt, vgl. Cooley 2009, 20,2. Grüner 2009, 51 mit der etwas knapp gehaltenen Begründung für Agrippas Wasserprogramm, dass er sich damit zu einem Schützling des Gottes Neptun stilisieren wollte und dies plausibel als bewusste Übernahme der Selbstrepräsentation von Agrippas Gegner Sextus Pompeius sehen möchte. 147 Kek 1996, 164 f. 148 Evans 1982, 109. 149 Plin. Nat. 36,121–122 (700 Wasserbecken, 500 Springbrunnen, 130 Wasserbehälter, geschmückt mit 300 Statuen und 400 Marmorsäulen). Schmölder-Veit 2009, 272 mit der Überlegung, dass die von Plinius genannten Zahlen als eher unrealistisch einzuschätzen seien. 150 Frontin. Aqu. 11 wundert sich über deren Bau, da die Leitung qualitativ schlechtes Wasser aus dem lacus Alsietinus führte, das von vornherein nicht zum Trinken gedacht war; deshalb berichtet er auch davon, dass die aqua Alsietina nur in Notzeiten als Trinkwasserleiter für Trastevere gedacht war. Kek 1996, 174 mit der in der Forschung akzeptierten Naumachie-Deutung.

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Kaiser, Euergeten und Poleis

Ähnlich wie Frontinus, so hinterließ auch Agrippa commentarii, die sich unter anderem mit der Wasserversorgung von Rom beschäftigt hatten. 151 Erst in claudischer Zeit wurde die bestehende Infrastruktur weiter ausgebaut. Kaiser Caligula gab zwar den Auftrag für gleich zwei Leitungen, die aqua Claudia und die Anio Novus, diese konnten jedoch erst unter Kaiser Claudius 52 n. Chr. fertiggestellt werden. 152 Die aqua Claudia bezog ihr gutes Trinkwasser aus demselben Quellgebiet, wie die aqua Marcia, circa 50 Kilometer außerhalb von Rom und endete gemeinsam mit der Anio Novus in einem großen Speicherbecken hinter den Gärten der Pallas. 153 Die Anio Novus bezog ihr Wasser hingegen aus dem Anio, der an dieser Stelle relativ trüb und schlammig gewesen sein musste; die Wasserqualität spielte offenbar also keine Rolle. Umso erstaunlicher ist es, dass die aqua Claudia und die Anio Novus in demselben castellum endeten, sich also zwei Wässer von sehr unterschiedlicher Qualität mischten. 154 Mit dem Tod des Frontinus im Jahr 103 n.  Chr. nehmen die Informationen zu den späteren Wasserleitungen Roms rapide ab. Die aqua Traiana ist fast ausschließlich auf Cippi belegt und diente neben der Versorgung der Getreidemühlen auf dem Janiculum insbesondere der Wasserversorgung der Traiansthermen. 155 Die letzte große Leitung, die aqua Alexandriana, wurde um 226 n. Chr. unter Kaiser Alexander Severus gebaut und und war wohl für die Versorgung der von ihm gebauten Thermen zuständig. 156 Mit Ausnahme von Agrippa, der im Auftrag des Augustus handelte, traten in Rom ausschließlich die römischen Kaiser als Bauherren auf und fungierten gleichzeitig als Namensgeber der jeweiligen Leitung. Während Agrippa mit seinen Leitungen epigraphisch kaum in Verbindung gebracht werden kann, führte Augustus der stadtrömischen Bevölkerung seine Leistungen in diesem Bereich in monumentalen Inschriften vor Augen, und die meisten späteren Kaisern folgten seinem Vorbild. Die Inschriften waren stets an gut sichtbaren Punkten in der Stadt angebracht, nämlich an der Porta Maggiore und der Porta Tiburtina. Die Porta Maggiore stellte ursprünglich einen Teil der kombinierten aquae Claudia und Anio Novus dar und querte auf Bögen die Via Praenestina; im 3. Jh. wurde sie in die Aurelianische Stadtmauer integriert, die Bögen jedoch offen gelassen, so dass sie als Stadttor fungierten, die Inschriften also sichtbar blieben. 157 Die Porta Tiburtina war ursprünglich der Unterbau für die aquae Marcia, Tepula und Iulia, querte die Via Tiburtina und wurde ebenfalls als Stadttor in die Aurelianische Mauer integriert. Die Inschriften wurden also bewusst an oberirdischen Aquäduktabschnitten angebracht, die nicht nur jeweils eine Straße kreuzten, sondern auch von besonderer architektonischer Raffinesse zeugten, denn beide Male führten die Bögen mehr als eine Leitung. Alle Inschriften nennen darüber hinaus die fast vollständige Kaisertitulatur, gehen sehr aus151 152 153 154 155 156

Peachin 2004, 15–22 mit einem Rekonstruktionsversuch wahrscheinlicher Inhalte. Frontin. Aqu.13–14; Suet. Cal. 21. Frontin. Aqu. 14; 20. Kek 1996, 192. Kek 1996, 203 f. SHA Alex. 25: opera veterum principum instauravit, ipse nova multa constituit, in his thermas nominis sui iuxta eas, quae Neronianae fuerunt, aqua inducta quae Alexandriana nunc dicitur. 157 Coates-Stephens 2002, isb. 36–55 zu Inschrift und Monument in claudischer Zeit.

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Die Kaiser und ihre Statthalter

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führlich auf die ausgeführten Baumaßnahmen ein und betonen mehrfach die kaiserliche Finanzierung (sua impensa). Die drei Inschriften der Porta Maggiore dokumentieren den Bau der aquae Claudia und Anio Novus 158 und ihre Reparatur durch Kaiser Vespasian 159 und durch Kaiser Titus. 160 Claudius ließ die Quellen des Curtius und des Caeruleus fassen, Vespasian ließ sie direkt nach Antritt seiner Herrschaft wieder instandsetzen und Titus musste sie erneut reparieren. Die Inschriften der Porta Tiburtina umfassen hingegen die Bauarbeiten an den aquae Marcia, Tepula und Iulia: Augustus ließ alle Leitungen erneuern 161, Vespasian reparierte die aqua Marcia und sorgte dafür, dass vorher illegal abgeleitetes Wasser wieder zugeführt wurde. 162 Caracalla baute eine neue Nebenleitung der aqua Marcia, um damit seine Thermen zu versorgen. 163 Nur die Reparaturinschrift der aqua Virgo durch Kaiser Claudius ist nicht mehr in situ erhalten: Claudius ließ die Bogenstellungen (arcus ductus) erneuern, die nach Angabe der Inschrift von Caligula zerstört worden waren (disturbatos per C. Caesarem). 164 Dadurch grenzte sich Claudius nicht nur explizit von seinem Vorgänger ab, sondern nutzte die Gelegenheit auch zur eigenen Selbstdarstellung: Ein Teil der Bögen wurde anlässlich des Sieges über die Germanen in einen Triumphbogen umgebaut, ohne dass die Leitung ihre ursprüngliche Funktion verlor, und in dieser Form auch auf den Münzen ausgeprägt. 165

158 Ti(berius) Claudius Drusi f(ilius) Caisar(sic!) Augustus Germanicus pontif(ex) maxim(us) | tribunicia potestate XII, co(n)s(ul) V, imperator XXVII, pater patriae | aquas Claudiam ex fontibus, qui vocabantur Caeruleus et Curtius a milliario XXXXV | item Anientem novam a milliario LXII sua impensa in urbem perduendas curavit (CIL VI 1256 = ILS 218). 159 Imp(erator) Caesar Vespasianus August(us) pontif(ex) max(imus) trib(unicia) pot(estate)II, imp(erator) VI, co(n)s(ul) desig(natus) IIII, p(ater) p(atriae) | aquas Curtiam et Caeruleam perductas a divo Claudio et postea intermissas dilapsaque | per annos novem sua impensa urbi restituit (CIL VI 1257 = ILS 218). 160 Imp(erator) T(itus) Caesar divi f(ilius) Vespasianus Augustus pontifex maximus tribunic(ia) | potestate X, imperator XVII, pater patriae, censor, co(n)s(ul) VIII | aquas Curtiam et Caeruleam perductas a divo Claudio et postea | a divo Vespasiano patre suo urbi restitutas, cum a capite aquarum a solo vetustate dilapsae essent, nova forma reducendas sua impensa curavit (CIL VI 1258 = ILS 218). 161 Imp(erator) Caesar divi Iuli f(ilius) Augustus | pontifex maximus, co(n)s(ul) XII | tribunic(ia) potestat(e) XIX, imp(erator) XIIII | rivos aquarum omnium refecit (CIL VI 1244 = ILS 98); auffällig ist die fast wortgleiche Formulierung in den Res Gestae, rivos aquarum compluribus locis vetustate labentes refeci (Cooley 2009, 20,2). 162 Imp(erator) Titus Caesar divi f(ilius) Vespasianus Aug(ustus), pontif(ex) max(imus)  | tribuniciae potest(ate) IX, imp(erator) XV, cen(sor), co(n)s(ul) VII designatus IIX, p(ater) p(atriae) | rivom aquae Marciae vetustate dilapsum refecit | et aquam quae in usu esse desierat reduxit (CIL VI 1246). 163 Imp(erator) Caes(ar) M(arcus) Aurellius Antoninus Pius Felix Aug(ustus) Parth(icus) Max(imus)  | Brit(annicus) Maximus, pontifex maximus | aquam Marciam variis kasibus impeditam purgato fonte excisis et perforatis  | montibus restituta forma adquisito etiam fonte novo Antoniniano  | in sacrem urbem suam perducendam curavit (CIL VI 1245). 164 CIL VI 1252. 165 Kek 1996, 280 f. Claudius errichtete noch einen weiteren Triumphbogen nach den Siegen in Britannien, dieses Mal an einem Bogen der aqua Virgo, wo sie die Via Lata überquerte. Claudius distanzierte sich noch in Bezug auf weitere Bauten von Caligula, indem er zum Beispiel dessen Amphitheater nicht fertigstellte, vgl. Scheithauer 2000, 109.

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Kaiser, Euergeten und Poleis

Insgesamt betrachtet handelt es sich bei den Inschriften um typische Beispiele für kaiserliche Repräsentation: Die Kaiser betonten ihren finanziellen Aufwand, die Art ihrer Stiftung und auch den Rezipienten ihrer Großzügigkeit (urbs/ sua urbs). Dass dies auch zur Distanzierung von weniger beliebten Kaisern diente, zeigt die Bauinschrift der aqua Virgo, in der sich Claudius schon allein dadurch von Caligula abhob, dass er sich um die öffentliche Wasserversorgung kümmerte, die sein Vorgänger angeblich bewusst vernachlässigt oder gar zerstört hatte. Den Inschriften kam also letztlich nicht nur ein repräsentativer Aspekt zu, sondern auch ein legitimierender und dynastischer, damit aber auch propagandistischer Anspruch. Während Titus auf beide vergöttlichten Kaiser rekurrierte und damit die dynastische Kontinuität zwischen den Claudiern und den Flaviern herstellte, hob sich Claudius klar von seinem Vorgänger ab. Die Besonderheit daran ist, dass die Wasserinfrastruktur mit Augustus erstmals für die kaiserliche Repräsentation vereinnahmt und damit auch monopolisiert wurde. Bereits den republikanischen Magistraten wie Marcius Rex musste klar gewesen sein, dass sie durch den Bau und die Namensgebung einer Leitung enormes Prestige erwerben konnten. 166 Erst Augustus prägte die Synthese zwischen Herrschaftslegitimation und Baustiftung sowie die Verbindung von Repräsentationsarchitektur und Nutzbauten. 167 Insbesondere in der römischen Hauptstadt kam diese neue kaiserliche Bild- und Programmsprache hervorragend zur Geltung. Die Wasserleitungen waren ein exklusives Geschenk der neuen römischen Principes, ihr kultureller Code war also von kaiserlichen Wertvorstellungen wie der liberalitas geprägt. Die Wasserbauförderung in Rom stellte also eine wichtige Konstante im kaiserlichen Handeln dar. 168 Bedingt durch den Überfluss an bereitgestelltem Wasser dienten die Leitungen darüber hinaus bald nicht mehr der Grundversorgung, sondern versorgten insbesondere auch die großen Kaiserthermen mit – der Gedanke der oben definierten utilitas publica ließ sich durch diese Bauten nicht formlieren. Es lohnt sich, die bezüglich der Hauptstadt gewonnenen Erkenntnisse nun mit der Tätigkeit der Kaiser in den Provinzen zu vergleichen.

5.2.3

Die Kaiser in Kleinasien

Die Reihe der Kaiser, die für die Wasserversorgung kleinasiatischer Städte relevant sind, beginnt unmittelbar mit Augustus. In seinen Res Gestae rühmt er sich, insbesondere die alten Wasserleitungen der Stadt Rom wiederhergestellt zu haben 169, doch ist die kai166 So auch Liv. 9, 29. 167 Programmatisch an dieser Stelle Vitr. 1 pr. Cum vero adtenderem te non solum de vita communi omnium curam pulicaeque rei constitutione habere, sed etiam de opportunitate publicorum aedificorum. In dieselbe Richtung zielt die Rede des Maecenas, die Cassius Dio ihm in den Mund legt; darin fordert Maecenas Augustus auf, in prachtvollen Bauten den Herrschaftsanspruch der Römer zu manifestieren und den Verbündeten Angst einzujagen (52,30,1). 168 Schneider 2014, 28. 169 Cooley 2009, 20,2; Frontin. Aqu. 12.

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Die Kaiser und ihre Statthalter

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serliche Förderung darüber hinaus auch in Kleinasien spürbar. Unter Augustus wuchs vor allem der Statthaltersitz Ephesos zu einer der bedeutendsten Städte von Kleinasien heran: Ein neues Stadtviertel rund um den Staatsmarkt entstand, auf dem Boule, Prytaneion und der Tempel für den Kaiserkult verortet waren. 170 Die Bevölkerung von Ephesos nahm, auch dank eingewanderter Italiker, rasch zu und machte schon deshalb eine neue Wasserleitung erforderlich. In augusteischer Zeit wurden die aqua Iulia und die aqua Throessitica gebaut. Über die aqua Iulia ist kaum mehr bekannt, als eine lateinische Inschrift, die in der nordwestlichen Ecke der Tetragonos-Agora gefunden wurde: [Imp. Cae]s Aug[u]stu[s]Divi f. Aquam Iuliam adduxit [c]ivitati Ephesiae[ - - - - ] procos.  171 Ausführlicher ist die Bilingue der aqua Throessitica, die zwischen 4 und 14 n.  Chr. wohl durch kaiserliche Finanzierung gebaut wurde: Sie nennt Augustus und Tiberius als Stifter (aquam Throessiticam induxerunt/ ὕδωρ εἰσήγαγο[ν]), durchgeführt wurde der Bau unter der Aufsicht (curam agente /ἐπιμεληθέντων) von C. Sextilius Pollio und C. Ofillius Proculus. 172 Die Leitung selbst ist nicht zuletzt dank der Aquäduktbrücke des Pollio archäologisch besser zu fassen als die aqua Iulia: Sie verlief aus Südosten kommend über sechs Kilometer durch das heutige Derbentdere-Tal, trat an der Straße nach Meriyemana durch die Stadtmauer hindurch in die Stadt ein und diente wahrscheinlich der Versorgung des Staatsmarktes. 173 Hier begegnet zum ersten Mal die Epimeleia im Zusammenhang mit einem Wasserbau, doch handelt es sich dabei eindeutig um eine Sonderfunktion, die von Pollio bekleidet wurde. 174 Der Wille, die Wasserversorgung der Stadt in geregelte Bahnen zu lenken, existierte bereits: In der späten Regierungsphase des Augustus entstand wahrscheinlich ein Regelwerk, das bereits existierende Dekrete und neue Gesetze in eine einheitliche Form brachte, die unter anderem die Regelung von entweder bereits existierenden, wahrscheinlicher jedoch erst neu vergebene Zuteilung von Privatanschlüssen betraf. 175 Während in Ephesos mehrere Akteure am Entstehen der Wasserversorgung mitwirkten, so gilt die Kolonie Antiochia in Pisidien geradezu als Paradebeispiel kaiserlicher Bauförderung und wird in der modernen Forschung gerne auch als „kleines“ oder „zwei-

170 Feldman Weiß 2011, 83. 171 I. Ephesos 2,401. Die aqua Iulia ist archäologisch bis jetzt nicht eindeutig zu fassen, doch diente sie wahrscheinlich der Versorgung der Hafenebene, vgl. Scherrer 2006, 47; Öziş, Atalay 1999, 407–409. 172 I. Ephesos 2,402: Imp(erator) Caesar Aug(ustus) et Ti(berius) | Caesar Aug(usti) f(ilius) | aquam Throessiticam | induxerunt curam | agentibus C(aio) Sextilio P(ublii) f(ilio) Pollione | et C(aio) Offilio Proculo. | Αὐτοκράτωρ Καῖσαρ | Σεβαστὸς | καὶ Τιβέριος Καῖσαρ, Σεβαστοῦ | υἱός,| τὸ Θροεσσειτικὸν ὕδωρ εἰσήγαγο[ν] | ἐπιμεληθέντων Γαΐου Σεξτιλ[ίου,] | [Ποπλίου υἱοῦ, Πωλλίωνος καὶ Γαΐου] | [Ὀφιλλίου Πρόκλου.] Nur wenige Beispiele für direkte kaiserliche Finanzierung sind überhaupt bekannt: Ein weiteres ist die Teilfinanzierung einer Wasserleitung in Alexandreia Troas durch Hadrian auf Bitten des Herodes Atticus, siehe dazu unten. S. 254–256. 173 Wiplinger 2006, 24 f.; Wiplinger 2008. 174 Zur Epimeleia des Pollio und zu prosopographischen Details über Pollio und seinen Sohn sowie deren Baustiftung s. S. 300–302. 175 I. Ephesos 6,2018.

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Kaiser, Euergeten und Poleis

tes Rom“ bezeichnet. 176 Antiochia gehörte zu den zahlreichen Städten, die die Seleukiden in der ersten Hälfte des 3. Jh. v. Chr. in Kleinasien und Syrien gründeten. 177 Seine Blütezeit erlebte Antiochia jedoch erst unter Augustus, unter dessen Herrschaft es zum Zentrum der neuen Provinz Galatien avancierte. 178 Das antike Stadtzentrum lag auf einem Hochplateau (1200 m) aus Kalk und Tonerde. Inwieweit der Fluss Anthios, der auf den Münzen ausgeprägt wurde, eine wichtige Rolle bei der Wasserversorgung spielte, wie Owens dies annimmt, ist nur auf der Basis dieser Zeugnisse schwierig. 179 Der Flussgott erscheint in der typischen Ikonographie der Kaiserzeit nach links gelagert, gestützt auf ein Quellgefäß und mit Cornucopia und Schilfzweig als Attributen, die keine weitere funktionale Zuweisung ermöglichen. 180 Über welche natürlichen Wasserressourcen das hellenistische Antiochia verfügte, ist offen, da bis jetzt weder Quellen noch Brunnen oder Zisternen gefunden wurden. Vor wenigen Jahren wurden jedoch Leitungsüberreste im Nordwesten von Antiochia entdeckt, die sich bis zu einer 15 Kilometer entfernten Quelle zurückverfolgen lassen. Das Quellwasser wurde zunächst in einer überdachten Zisterne gesammelt (9,70 m x 4,15 m) und von dort auf vermutlich mehrere Leitungen verteilt. Bis jetzt wurden vier verschiedene Leitungen gefunden, unterscheidbar anhand unterschiedlicher Tonrohre. 181 Dass die Leitungen alle zur selben Zeit verwendet wurden, ist eher unwahrscheinlich; vielmehr sind die einzelnen Stränge ein Beleg für Um- und Anbauten und damit für die lange Verwendung des Systems vielleicht bis in die römische Zeit, doch steht ihre Datierung bis jetzt noch aus. Während ihrer Expansionsphase in römischer Zeit, errichtete die Kolonie einen Aquädukt von 10 Kilometern Länge mit allen technischen Finessen wie Aquäduktbrücken, Arkaden, Tunneln und einem Siphon aus Steinrohren. 182 Das letzte Stück bis zur Stadt legte die Leitung auf Bögen zurück, von denen noch heute 19 Stück auf einer Länge von fast 300 m zu sehen sind. 183 Der Aquädukt endete in einem Verteilerturm, auf der Rückseite eines Nymphaeums, am nördlichen Ende der Stadt auf einem zentralen Platz, von dem aus das Wasser per Stein- und Tonrohren in die Stadt verteilt wurde. 184 Neben dem Nymphaeum versorgte die Wasserleitung wahrscheinlich auch den Kaiserkulttempel. An 176 „a little Rome on the border of Phrygia and Pisidia“, Levick 1967, 78; „Building a New Rome“ ist der Titel des Sammelbandes von Gazda, Ng. 2011. 177 Cohen 1995, 278–281; Owens 2003, 304. 178 Burdy u.a. 1998 b, 133; Owens 2003, 306. 179 Owens 2003, 306. 180 Z. B. SNG von Aulock 4971. Zur Ikonographie von Flussgöttern und ihres breiten Bedeutungsspektrums auf Münzen vgl. Imhoof-Blumer 1923; Campbell 2012, 150–159. 181 Owens 2003, 308; Owens, Taşlıaları 2008, 303. 182 Owens 2003, 306. Eine genaue Beschreibung der einzelnen Bestandteile lieferten bereits Burdy, Lebouteiller 1998, 137–164. Der Aquädukt beeindruckte schon die frühen Besucher von Antiochia, z.B. den Geologen William John Hamilton, vgl. Hamilton 1842, I 472. Dank seiner Beschreibung fand Weber 50 Jahre später die Hochdruckleitung, vgl. Weber 1904, 96. 183 Burdy u.a. 1998, 185; die markanten Bögen sind Teil des Wappens der heutigen Stadt Yalvaç, vgl. Ossi, Harrington, 2011, 24. 184 Burdy, Lebouteiller 1998, 137. Owens 2002, 338: Owens hält die Rekonstruktion des Nymphaeums als Reservoir jedoch für problematisch. Der Platz ist möglicherweise mit der aus einer In-

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Die Kaiser und ihre Statthalter

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dessen Eingang befanden sich neben dem Augustusbogen vier kleine Brunnenanlagen, die nicht nur als dekorative Elemente dienten, sondern vielleicht auch einen rituellen Zweck erfüllten. 185 Problematisch an Antiochia ist vor allem die Datierung des Systems und seines Ausbaus. Der Baubefund direkt am Nymphaeum spricht für eine Datierung ins 1. Jh. n. Chr., die auch zur Stadtentwicklung von Antiochia passen würde. 186 Antiochia nutzte sein vorhandenes Wasserdargebot darüber hinaus spätestens ab dem 2. Jh. auch als Repräsentationsobjekt: Entlang der Straße, die im Zuge der hadrianischen Stadterweiterung gebaut wurde, floss zu beiden Seiten ein breiter Kanal, der kaskadenartig durch mehrere Becken herabfiel und jedem Besucher der Stadt ein besonderes Wasserspiel bot. 187 Der obere Teil des Kanals ist verloren, deshalb ist sein Ausgangspunkt nicht mehr zu rekonstruieren. Edwin J. Owens ging zunächst davon aus, dass es sich dabei um das Abflusswasser des römischen Bades handelte, 188 kam jedoch zu dem Schluss, dass schon allein aus repräsentativen Gründen ein Nymphaeum als Startpunkt wahrscheinlicher sei. 189 Damit korrespondiert auch die Tatsache, dass der oberirdische Kanal in einem kleinen Brunnenbecken endete, das Wasser also trinkbar sein musste. Ebenso unklar ist bis jetzt die Wasserversorgung der Thermen, die relativ weit abseits von der Hauptleitung lagen und möglicherweise von einer eigenen Leitung oder einem eigenen Leitungsstrang versorgt wurden. 190 Eine Inschrift aus der Spätantike zeigt, dass das System weiter ausgebaut wurde. 191 Dieser Ausbau war schon deshalb nötig, weil das Nymphaeum auf einem niedrigeren Niveau lag als große Teile der Stadt. Die Thermen mussten mit Hilfe von Druckleitungen versorgt werden, wie sie z.B. auf der Platea Tiberia gefunden worden sind. 192 Zu bedenken bleibt neben der Diskussion bezüglich der Datierung der Wasseranlagen auch, dass wir keinerlei Informationen über die tatsächliche Beteiligung der kaiserlichen Familie an der Monumentalisierung Antiochias besitzen. 193 Zwar bekleideten bis 50 n.  Chr. zwei Mitglieder der augusteischen Familie und drei augusteische Feldherrn Duumvirate in Antiochia, darüber hinaus ist bis jetzt kein direktes kaiserliches Engage-

185 186

187 188 189 190 191 192 193

schrift bekannten Platea Augusta identisch, gehörte also zu den wichtigsten Zentren des frühaugusteischen Antiochia, vgl. Ossi, Harrington 2011, 18 f. Ossi, Harrington 2011, 19. Burdy, Lebouteiller 1998, 165; Burdy 2002, 330. Owens 2002, 339 und Owens, Taşlıaları 2008, 306 weisen darauf hin, dass zwei Schwalbenschwanz-Klammern am Nymphaeum und einer Aquäduktbrücke gefunden wurden, die nur im 1. Jh. n. Chr. verwendet wurden, vgl. Owens, Taşlıaları 2008 mit der aktuellen Befundaufnahme und den Umbauphasen. Owens 2003, 315; Owens, Taşlıaları 2009, 314–316. Owens 2003, 315 f. Owens nimmt als Vorbild den euripus virginis des Agrippa in Rom an, eines Kanals, der das Badwasser der Thermen auf dem Campus Martius in den Tiber leitete. Owens 2002, 341. Owens 2003, 308 f.; Ossi, Harrington 2011, 31. Die Zisterne wurde bis jetzt nur im Rahmen eines Surveys begangen. Die Tonrohre, die in der Nähe gefunden wurden, legen die Existenz einer zweiten Leitung nahe, doch muss dies Spekulation bleiben. SGO 16/61/06. Owens 2002, 338. Mitchell 1987, 349.

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Kaiser, Euergeten und Poleis

ment aus dieser frühen Zeit epigraphisch fassbar, so dass in diesem Fall nur begrenzt von kaiserlicher Baupolitik gesprochen werden sollte. Während Antiochia in Pisidien unabhängig von der Frage nach der Finanzierung den unbestreitbaren Vorteil aufweist, einen detaillierten Eindruck von als typisch erachteten Bauelementen frühkaiserzeitlicher Kolonien im Osten zu geben, stellen die Datierung und die relative Chronologie der einzelnen Bauelemente nach wie vor ein Problem dar. Anders verhält sich die Situation im lykischen Patara, das unter Kaiser Claudius, der 43 n. Chr. die Provinz Lykien einrichtete, zu einer der wichtigsten Städten der Region avancierte. 194 Begonnen wurde die Leitung unter Vilius Flaccus, dem zweiten Statthalter von Lykien, der also fast direkt nach der Einrichtung der Provinz amtierte; 195 sein Nachfolger im Amt, Eprius Marcellus, vollendete die Leitung schließlich. 196 Die Leitung führte auf 17 Kilometern Länge auch einen Druckabschnitt, einen Siphon aus Steinrohren, der über eine Mauer verlief. 197 Sinteranalysen ergaben, dass die Leitung im Winter 51 / 52 n. Chr. in Betrieb ging, die Bauzeit umfasste also circa ein bis drei Jahre, da Flaccus 48 n. Chr. sein Amt als Statthalter antrat. 198 Die Leitung wurde kurz vor dem Herrschaftsantritt Vespasians von einer Reihe von Erdbeben getroffen; nur vier Monate später veranlasste der Statthalter Sextus Marcius Priscus schließlich die Reparatur der betroffenen Sektion: Die Stützmauer und der darauf verlaufende Kanal wurden wiederhergestellt und zusätzlich eine zweite Leitung am Boden verlegt, um neuen Ausfällen vorzubeugen. 199 Damit hing wahrscheinlich auch die Reparatur der Thermen in Patara zusammen, die zu den Hauptabnehmern des Wassers zählten. 200 Finanziert wurden diese Maßnahmen durch die Kopfsteuer der Stadt und aus Geldern des Lykischen Bundes. 201 194 Schuler 2014, 109. Zur Inschrift s. a. Anhang Nr. 2. 195 Vilius Flaccus scheint bis jetzt nur aufgrund dieser Inschrift bekannt zu sein und amtierte von 48 bis 50 n. Chr. Seine kurze Amtszeit könnte darauf hinweisen, dass er noch während seiner Statthalterschaft verstarb, vgl. Şahin, Adak 2007, 88. 196 Über die Karriere des Eprius Marcellus ist mehr bekannt. Er verwaltete die Provinz von 50/51 bis 54/56 n. Chr., war in einen Repetundenprozess gegen die Lykier verwickelt (Tac. Ann. 13,33,3) und 58/59 n. Chr. Proconsul von Zypern. Marcellus überstand den Regierungswechsel nach Neros Tod unbeschadet, war drei Jahre lang Proconsul von Asien und im Jahr 74 n. Chr. erneut Suffektkonsul, vgl. Şahin, Adak 2007, 88; PIR 2, E 84. 197 Schuler 2014. Zum Baubefund vgl. Şahin 2008, 99–102. Speziell zum Siphon und dem MettiusModestus-Tor als Teil der Leitung sowie der Datierung der ursprünglichen Leitung von Patara in die hellenistische Zeit sind zahlreiche Aufsätze von Havva Işkan erschienen, vgl. u.a. Işkan 2013. Ein Parallelbeispiel dazu, dass der Bau oder die Reparatur einer Leitung mehrere Statthalter beanspruchte, ist der berühmte Tunneldurchstich von Saldae, vgl. CIL VIII 2728, s. a. Kapitel 10. 198 Schuler 2014, 109, Z. 1–2. Für den vollständigen Text s. Anhang Nr. 2, S. 453 f. Passchier, Sürmehilindi, Spötl 2016. 199 Zur Karriere des Priscus und seiner Amtszeit vgl. Işkan u.a. 2008. Zur These, dass es sich um eine Erdbebenserie gehandelt haben musste (σεισμοῖς, Z. 1), vgl. Deeg 2014. 200 TAM II 396; Schuler 2014, 111. Bönisch, Witschel 2014 mit der Rasur von Neros Namen, der durch Vespasians ersetzt wurde. 201 Die Finanzierungsmaßnahmen werden näher besprochen und kontextualisiert in Kapitel 5.4.2.

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Die genaue Beschreibung der Baugeschichte des Aquädukts und die Ausführlichkeit der Inschrift sind dieser Form selten. Dies hing sicherlich damit zusammen, dass der Statthalter zum einen seine Loyalität gegenüber dem neuen und noch nicht sicher etablierten Kaiserhaus der Flavier demonstrieren wollte, umgekehrt vielleicht aber auch der Provinzbevölkerung in dieser unruhigen Übergangsphase die noch immer sichere administrative und politische Kompetenz seiner Verwaltung vor Augen führen wollte. 202 Dementsprechend verwundert es nicht, dass auch die Art der Finanzierung besonders hervorgehoben wird, der Kaiser nämlich betont, dass er die städtischen Gelder „rettete“. 203 Die Wasserleitung von Patara gehört nicht nur zu den frühesten Leitungen dieser Region, sondern scheint auch einen gewissen Vorbildcharakter innegehabt zu haben, denn in der Kaiserzeit erhielten auch weitere große lykische Poleis wie Xanthos und Myra, daneben auch Phaselis, Balboura und Oinoanda Wasserleitungen, über deren Finanzierung sich jedoch außer wenigen, gleich zu diskutierenden Ausnahmen, nichts mehr aussagen lässt. 204 Zu den lykischen Städten, die unter den Flaviern expandierten, gehörte auch Balboura. Obwohl die Stadt im bergigen und in dieser Gegend wasserreichen Hinterland von Lykien lag, befand sich keine einzige Quelle innerhalb des Stadtgebietes und nur eine einzige, bis jetzt nachgewiesene Zisterne, deren hellenistische Phase zweifelhaft ist. 205 In flavischer Zeit versorgte eine knapp vier Kilometer lange, einsträngige Leitung den römischen Stadtteil. Eine monumentale Inschrift an der Aquäduktbrücke, die die Straße Richtung Balboura überspannte, sowie ihr textgleiches Pendant in der Innenstadt dokumentieren die Baumaßnahmen: Balboura weihte den Aquädukt zwar Vespasian und seinen Söhnen, finanzierte den Bau jedoch wahrscheinlich selbst. Unterstützung erhielt die Stadt durch den Statthalter L. Luscius Ocra und den Procurator C. Pompeius Planta. 206 Unter Caracalla und Geta wurde das flavische Reservoir der Leitung zu einem Hydreion umgebaut, dessen Bau von Androbios, einem Bürger aus Tlos, als Logistes beaufsichtigt wurde, nach Nicolas P. Milner ein Hinweis, dass Rom die Finanzierung der öffentlichen Bauten über202 İplikçioğlu 2008, 13. Anders Schuler 2014, 110 f., der vor allem den Aspekt der Herrschaftslegitimation in den Vordergrund stellt. 203 συντηρεῖν, Z. 8, Schuler 2014, 111. 204 Schuler 2014, 114. Nach Xanthos verlief ein circa 10 Kilometer langer Aquädukt, der der Versorgung der Theaterthermen diente und wahrscheinlich in die flavische Zeit datiert, vgl. Burdy, Lebouteiller 1998, 231; 247. Ähnlich schwierig ist die Datierung der Leitung von Oinoanda, vgl. Stenton, Coulton 1986. Nicht alle Städte profitierten vom Ausbau der Wasserversorgung, so zum Beispiel Kyaneai, das seine beiden Thermen wohl über Regenwasserzisternen versorgen musste, vgl. Brandt, Kolb 2005, 51. 205 Coulton u.a. 2012, 177 f. 206 Naour 1978, 166 f., Z. 13–17. PIR2 L 431 (Ocra); PIR III 483 (Planta). Der Text lautet: [Αὐτοκράτορι Καίσαρι Οὐεσπασιανῷ Σεβασ]|[τῷ, ἀρχιερεῖ μεγίστῳ, δημαρχικῆς ἐξουσίας]  | [τὸ— αὐτοκράτορι τὸ— πατρὶ πατρίδος, ὑ]|[πάτῳ τὸ— ἀποδεδειγμένῳ τὸ— τειμητῇ, Τί]|τῳ Καίσαρι Οὐεσπασιανῷ, αὐτοκράτορι τὸ] ἀρχι⟨ερ⟩εῖ, δημαρχικῆς ἐξ[ουσίας τὸ ὑπάτῳ τὸ— ]  | ἀποδεδειγμένῳ τὸ— [ τειμητῇ, Καίσαρι] | Σεβαστοῦ υἱῷ Δομ[ιτιανῷ, ὑπάτῳ] | τὸ— τειμητῇ, ᾿Βαλβο[υρέων ὁ δῆμος κα]|τεσκεύασεν τὸ ὑδραγώ[γιον Σεβαστὸν]  | διὰ Λουκίου Λουσκίου Ὀκ[ρᾶ πρεσβευτοῦ τ]ῶν  | Σεβαστῶν καὶ ἀντιστρατ[ήγου καὶ διὰ Π]ομπή|ου Πλάντα ἐπιτρόπου. vacat (nach der Ergänzung von SEG 62, 1374).

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wachte. 207 Die Aquäduktbrücke weist mehrere Reparaturmaßnahmen auf, und tatsächlich wurde die Leitung nicht nur mehrfach repariert, sondern in severischer Zeit auch das flavische Reservoir zu einem Nymphaeum umgebaut. Zur Versorgung der hellenistischen Oberstadt benötigte Balboura jedoch eine zweite Leitung, die zwei Quellen im Westen fasste und in einem Strang verlief. Problematisch ist die Datierung: John J. Coulton glaubt, den Eintrittspunkt der Leitung an der hellenistischen Mauer gefunden zu haben, wo ein bewusster Auslass sichtbar ist, doch sollte die Datierung nur anhand dieses Auslasses zumindest mit Vorsicht behandelt werden. 208 Insgesamt lässt sich für Lykien das Phänomen beobachten, dass die wichtigsten Poleis früher oder später fast alle über Wasserleitungen verfügten. Kaum eine erreichte dieselbe Dimension wie Patara, das eine Sonderstellung innerhalb der Provinz einnahm; eher scheint es sich meist um kurze, einsträngige Leitungen zur nächstgelegenen Quelle gehandelt zu haben, die dennoch mit den nötigen technischen Finessen ausgestattet waren. Die geringen Distanzen sind dabei, wie gezeigt, nicht mit fehlenden Finanzierungsmöglichkeiten der Städte in Verbindung zu bringen, sondern mit dem guten Wasserdargebot der quellenreichen Hänge, an denen viele Poleis lagen. Für die meisten Städte stellten die Leitungen deshalb die Grundlage für ihre Thermen dar, etwa für Xanthos oder Balboura, bedeuteten also vor allem eine Steigerung der städtischen Lebensqualität, für andere, wie Oinoanda, führte der Bau einer Leitung zu einer geregelten Wasserversorgung. Christof Schuler interpretierte diesen Befund als eine Form strategischer, zentral gesteuerter Baupolitik in Bezug auf die Neueinrichtung der Provinz Lykien. 209 Patara wurde seiner Überzeugung nach zu einer Musterstadt römischen Typs ausgebaut – die Stadt war bereits weitestgehend mit allen notwendigen Bauten ausgestattet, doch konnten Bauten wie Thermen und Aquädukte noch einige zivilisatorische Annehmlichkeiten vor Augen führen, die es im vorrömischen Lykien in dieser Form nicht gegeben hatte. 210 Ob sich diese zielgerichtete Baupolitik in Verbindung mit aktiv demonstrierter Herrschaftslegitimation über mehrere Statthalter und Kaiser hinweg jedoch so klar beobachten lässt, muss zumindest angezweifelt werden. Es erscheint durchaus plausibel, dass insbesondere Patara als Statthaltersitz ausgebaut wurde, wie dies analog in Ephesos zu beobachten ist und den 207 Milner 1991, 49. Androbios scheint aus einer reichen tloischen Familie gekommen zu sein, vgl. IGRR III 500; 567; 582; 594; 739 mit möglichen Familienmitgliedern über mehrere Generationen hinweg. Coulton u.a. 2012, 182 f. Zur Architravinschrift s. SEG 41, 1356 = IGRR III 468 und S. 71 f. mit einer Detaildiskussion. 208 Coulton u.a. 2012, 185 f. Auch in Oinoanda wurde die hellenistische Stadtmauer für die Leitung durchbrochen, dort jedoch abgebaut, wahrscheinlich, weil sie dank der Pax Romana ihren Zweck verloren hatte. In Balboura wurde die Mauer nicht abgebrochen, so dass es so scheint, als sei der Durchlass vorher geplant gewesen. Eine Parallele dazu ist die lysimachische Leitung von Ephesos, die beim Mauerbau wahrscheinlich miteingeplant worden war, vgl. Wiplinger 2008, 313–315. 209 „(…)klar durchdachte politische Strategie im Umgang mit einer Provinz“, Schuler 2014, 116. Ebd. 115 f. mit einer Liste der Bauprojekte, die in irgendeiner Form von der römischen Administration unterstützt wurden. 210 So Milner 2012, The Balboura Survey, 85 im Fall von Balboura („amenities of civilisation“).

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umliegenden Städten als modernes Vorbild diente. Es muss jedoch berücksichtigt werden, dass gerade der Aquädukt von Patara aufgrund einer Notsituation wiedererrichtet wurde und nicht mit Hilfe von kaiserlichem Privatvermögen, sondern durch die Umlegung von Steuern. Die Titulatur Vespasians, in der er noch den Namen „Flavius“ trägt, macht darüber hinaus deutlich, dass die Inschrift in einer Zeit gesetzt wurde, in der Vespasian noch gar nicht als offzieller Kaiser bestätigt worden war. 211 Die Initiative für die Anbringung dieser Inschrift ging also vom amtierenden Statthalter Sextus Marcius Priscus aus und lässt sich als Loyalitätsbekundung gegenüber dem neuen Kaiserhaus verstehen. 212 Der Bau und die Finanzierung solcher Leitungen bedurfte komplexer und vorausschauender Planung. Die Kaiser spielten dabei weniger eine Rolle als Finanziers, sondern waren vor allem distributiv tätig, indem sie Gelder genehmigten oder umverteilten. Der Briefwechsel von Plinius und Traian, der den Umgang von Statthalter und Kaiser mit der Finanzierung von Wasserleitungen detailliert beleuchtet, berührt auch noch ein anderes Themenfeld: Die Verfügbarkeit von Fachkräften. So beschreibt Plinius gerade im Bereich des Wasserbausektors einige fehlgeschlagene Projekte, darunter ein Bad in Claudiopolis, das eher unfachmännisch gegraben als gebaut werden würde. 213 Der Kaiser lehnte Plinius’ Bitte nicht zuletzt mit der Begründung ab, dass in jeder Provinz genügend geeignete Architekten zu finden seien. 214 Zwar scheinen zumindest Architekten, wenn auch keine Wasserbauexperten 215 fest in den Diensten einiger kleinasiatischer Städte gestanden zu haben. Doch dass gute Ingenieure selten waren, zeigt der berühmte Fall des librator Nonius Datus, der mehrfach auf Bitten der Stadt Saldae einschreiten musste, um einen Aquädukttunnel fertigstellen zu können. 216 Auch an dieser Stelle waren die amtierenden Statthalter und nicht der Kaiser die treibenden Kräfte für die Fertigstellung des Projekts. Neben den Fachkräften spielte nach Meinung der Forschung auch die Bereitstellung von Material eine wichtige Rolle. Roger J.A. Wilson untersuchte 1993 die Baustruktur der Aquädukte und stellte die These auf, dass die Verwendung einheitlicher Bautechniken einen Hinweis auf kaiserliche Lenkung geben könne: So wurde z.B. an den Leitungen von Lyon und Athen opus reticulatum verwendet, obwohl diese Bautechnik dort seiner 211 Ich danke Sophia Bönisch-Meyer für diesen Hinweis. Zu den Besonderheiten der frühen Kaisertitulatur s. a. İplikçioğlu 2008, 11. 212 Zu Priscus und seiner ungewöhnlich langen Amtszeit (von Nero bis Vespasian) vgl. İplikçioğlu 2008, 6–8 mit einer Liste der verfügbaren Inschriften. 213 Longfellow 2011, 104 f. Plin. Epist. 10,39,5 (balineum defodiunt magis quam aedificant). 214 Plin. Epist. 10,40,3: Architecti tibi deesse non possunt. Nulla provincia non et peritos et ingeniosos homines habet; modo ne existimes brevius esse ab urbe mitti, cum ex Graecia etiam ad nos venire soliti sunt. An anderer Stelle sagte Traian Plinius zunächst einen Spezialisten zum Bau eines Verbindungskanals zum Meer auf dem Territorium von Nikomedeia zu (Epist. 10, 41–42). Plinius bat den Kaiser in einem späteren Brief noch einmal um diesen Spezialisten, erhielt jdoch einen negativen Bescheid und musste sich mit dem librator zufrieden geben, den der Legat von Niedermoesien, Publius Calpurnius Macer Caulius Rufus, ihm geschickt hatte (Epist 10, 61–62). 215 Der idealtypischen Forderung des Vitruv, dass die Architekten in jeder Disziplin geübt sein sollten, entsprachen diese Spezialisten wahrscheinlich eher nicht, Vitr. 1,1. 216 S. S. 396.

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Meinung nach eigentlich nicht vorkommt. 217 Inwiefern dies mit kaiserlichem Einfluss zu verbinden ist, scheint fraglich. Zunächst sind dies die einzigen Beispiele, die Wilson anführt, seine Materialgrundlage ist also kaum belastbar. Es ist viel wahrscheinlicher, dass die Entscheidung über Baumaterial und -technik vom zuständigen Bauleiter bzw. Architekten getroffen wurde und den Kriterien der lokalen Verfügbarkeit folgte. 218 Das Rohmaterial für die Leitungen konnte aus kaiserlichen Besitzungen stammen, etwa aus Steinbrüchen, Ziegeleien, Marmorsteinbrüchen, Wäldern oder Minen. 219 Direkte Materialspenden der Kaiser sind jedoch sehr selten: So stiftete Antoninus Pius für Thermen in Ostia den restlichen Marmor. 220 Inwiefern die Kaiser schließlich einen Einfluss auf Neubauten durch die Erteilung von Baugenehmigungen hatten, ist nach wie vor umstritten. 221 Die Pliniusbriefe vermitteln den Eindruck, dass der Kaiser das Baugewerbe an sich gezogen hatte: Plinius bat Traian beim Neubau von Großprojekten in den meisten Fällen um Erlaubnis. 222 Spätestens seit Marcus Aurelius existierte zumindest ein kaiserliches Reskript, das es den Statthaltern auferlegte, für öffentliche Bauten eine Erlaubnis einzuholen; darunter sind wahrscheinlich auch die Wasserleitungen zu fassen. 223 Es ist anzunehmen, dass die Einholung einer Baugenehmigung sich nur allmählich zu einer Verpflichtung entwickelte. Diese Entwicklung der zunehmenden kaiserlichen Kontrolle scheint Mitte des 2. Jh. einzusetzen und lässt sich neben den sporadisch erhaltenen – und nicht immer datierbaren – Gesetzestexten auch daran zeigen, dass bei Großbauten zunehmend kaiserliche Amtsträger anwesend waren, um die städtischen Finanzen und Bauangelegenheiten zu kontrollieren. 224 Generell lässt sich in der römischen Kaiserzeit also eine Tendenz zur Zentralisierung im Infrastrukturbereich erkennen. Die noch genauer zu analysierenden Finanzierungsformen (s. Kapitel 5.2.2) waren vielschichtig und komplex und konnten nicht aus dem Tagesgeschäft der Städte heraus entwickelt werden. Die Kaiser und Statthalter griffen in den meisten Fällen präventiv und beratend ein, ließen sich jedoch häufig einen Finanzierungsplan vorlegen, bevor sie eine Baugenehmigung erteilten. Direkte Geldzahlungen leisteten sie in Kleinasien kaum, sondern ermöglichten hauptsächlich eine (manchmal auch provinzweite) Umschichtung von Steuergeldern. Während deutlich wurde, in welchen Bereichen des Wasserbaus die Kaiser engagiert waren, soll nun im Folgenden den Gründen dafür nachgegangen werden, um die aktive oder reagierende Rolle des Kaisers zu gewichten. 217 218 219 220 221

Wilson 1996, 18. Siehe dazu oben S. 88 f. Mitchell 1987, 344. CIL XIV 98. Veyne 1976, 543 f. vertritt die Theorie einer zentral gelenkten Baupolitik, dagegen Eck 1987, 70 eher skeptisch. 222 Epist. 10,23; 70; 90; 92. Williams 1990, 92 mit der Begründung, dass dadurch die städtischen Finanzen besser zu kontrollieren seien. 223 Dig. 50,10,6; Burton 1973, 82; Winter 1996, 205. 224 Winter 1996, 205–207 mit den daraus resultierenden Konsequenzen für die Selbstständigkeit der Poleis.

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Besonders häufig ist kaiserliches Eingreifen dann dokumentiert, wenn äußere Einflüsse die Leitungen reparaturbedürftig gemacht hatten, wie etwa Erdbeben. 225 Insbesondere der Westen Kleinasiens liegt auf dem mittelmeerisch-transatlantischen Erdbebengürtel und ist damit auch noch heute von den Plattenbewegungen betroffen. 226 Die Anfälligkeit für Erdbeben galt insbesondere für die oberirdischen Abschnitte der römischen Leitungen, denn während die griechischen Leitungen im Boden verliefen und damit relativ unempfindlich waren, fielen insbesondere Brücken und Bögen den Beben zum Opfer. Aus der Antike sind zahlreiche Erdbebenberichte bekannt, die vermutlich jedoch nur einen Bruchteil der tatsächlich stattgefundenen Beben erfassen. 227 Im Gegensatz zu anderen Naturkatastrophen spielen Erdbeben in den literarischen Quellen eine wichtige Rolle, da sie nicht nur Wasserleitungen trafen, sondern im schlimmsten Fall eine Stadt völlig zerstören konnten. 228 Allein die Häufigkeit der Erdbebenberichte zeigt, dass die Renovierung der Leitungen einen nicht zu unterschätzenden Kostenfaktor dargestellt haben muss. Einige Lösungsstrategien gegen dieses Problem lassen sich heute noch erkennen. In Patara wurde der Druckabschnitt der Leitung in neronischer Zeit von einer Erdbebenserie zerstört. Um eine weitere Unterbrechung zu verhindern, wurde nicht nur die Leitung repariert, die über die Siphonmauer lief, sondern ein zweiter Strang am Boden verlegt. 229 In Ephesos musste der Değirmendere-Aquädukt an mehreren Stellen neu verlegt werden, weil Erdbeben ihn unterbrochen hatten – die erste größere Reparaturphase war bereits 30 Jahre nach dem Bau nötig und umfasste 20 Kilometer Strecke. 230 Besonders gut lässt sich diese Tatsache in Pergamon zeigen: Unterschiedliche Bauphasen dokumentieren, wie die Architekten mit den Erdbebenschäden verfuhren, die sich insbesondere in den Jahren 178, 262 n. Chr. und mehrfach im 4. Jh. n. Chr. ereigneten. So konnte die römische MadradağLeitung nach dem ersten Beben noch einmal auf ihre ursprüngliche Höhe rückgebaut werden, im 3. Jh. wurde die teure Brücke jedoch zugunsten einer Druckleitung aufgegeben, wobei man das noch stehende Untergeschoss als Lager für die neue Leitung nutzte. 231 Viel stärker betroffen war die Kaikos-Leitung, die wichtigste Versorgungsader von Pergamon: Aufgrund ihres geringen Gefälles mussten häufig Brücken gebaut werden, um die Leitung möglichst kurz zu halten, und dementsprechend radikal waren hier auch die reparaturbedingten Umbaumaßnahmen. 232 Nach dem Beben von 178 n. Chr. wurden zwei Leitungsstrecken zugunsten einer längeren Wegführung aufgegeben, um die dort befindlichen hohen Brücken zu vermeiden. Im dritten Jahrhundert wurde die Leitung 225 Eine ausführliche Zusammenstellung bei Winter 1996, 94–108. Zu Kaisern und Erdbeben aktuell Jones 2014. 226 Garbrecht 2003, 124. Siehe dazu schon kurz oben auf S. 105 f., wo die naturräumlichen Gegebenheiten Kleinasien untersucht werden. 227 Eine kurze Liste findet sich bei Garbrecht 2003, 124 f. 228 Zu Erdbeben allgemein vgl. Guidoboni 1994 mit einem ausführlichen Katalog über Erdbeben im Mittelmeerraum. 229 S. S. 228 f. 230 Wiplinger 2016, 872 f.; Passchier u.a. 2013. 231 Garbrecht 2003, 126 f. 232 Garbrecht 2003, 128.

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Kaiser, Euergeten und Poleis

vor allem ausgebessert, jedoch nicht mehr verlegt. 233 Bei keiner der Maßnahmen ist klar, wie sie finanziert wurde: Eine Reparaturinschrift dokumentiert die Unterstützung eines privaten Stifters, keine jedoch die des Kaisers. 234 Diese Beispiele zeigen bereits, dass die Erdbebenhilfe der Kaiser zwar ein wichtiges Betätigungsfeld war, diese Hilfe jedoch nicht immer selbstverständlich war. 235 Übliche Hilfestellungen beinhalteten in Kleinasien meistens einen Steuernachlass, 236 darüber hinaus konnte der Kaiser Fachkommissionen entsenden, die den Wiederaufbau organisierten und beobachteten 237 oder direkte Geldzahlungen leisten. 238 Eine Stadt, die besonders von der kaiserlichen Erdbebenhilfe profitierte, war die lydische Metropole Sardeis. Unter Tiberius wurde die Stadt 17 n. Chr. beinahe völlig zerstört. Strabon und Tacitus berichten ausführlich von dem schweren Erdbeben, das zwölf Städte in Schutt und Asche legte, Sardeis jedoch wohl am Schlimmsten getroffen hatte. 239 Während Tiberius der Stadt einen fünfjährigen Steuernachlass gewährte, stiftete Kaiser Claudius unter anderem eine Wasserleitung, wie eine zweisprachige Inschrift dokumentiert. Die Bauaufsicht führte Tiberius Claudius Demetrius Apollophanes, der diese Funktion wohl auch bei weiteren Gebäuden ausfüllte. 240 Wie wichtig die Reparatur der Leitung den Bürgern von Sardeis gewesen sein musste, lässt sich nach Meinung von Bianca Bricker daran zeigen, dass der Bau der Leitung zu den ersten Projekten gehörte, die nach dem Beben vollendet wurden. 241 Im späten 2. oder frühen 3. Jh. n. Chr. musste die Wasserversorgung dann zuverlässig funktioniert haben, denn eine Inschrift nennt 18 öffentliche Brunnen. 242 Auch das lykische Patara profitierte, wie bereits besprochen, von kaiserlicher Erdbebenhilfe. Vespasian überließ der Stadt zum Wiederaufbau des Druckleitungssektors die für Rom vorgesehene Kopfsteuer. 243 Mehrfach traf es auch die syrische Stadt Antiochia am Orontes, so 37 und 115 n. Chr.

233 Garbrecht 2003, 131 f. 234 CIL III 409 . Weitere Beispiele für (mögliche) Erdbebenschäden sind Tralleis (unter Augustus, S. 247), Sardeis (unter Claudius, S. 234), Sagalassos, Perge und Kremna, wobei für die letzten drei genannten Städte keine kaiserliche Unterstützung mehr bekannt ist. 235 Locus classicus ist Laodikeia am Lykos, das den Wiederaufbau nach dem Bericht des Tacitus selbst finanzieren musste, Tac. Ann. 14,27. Zur Problematik, dass die Inschriften nur die Unterstützung von Kaisern dokumentieren, dem aber viele Fälle gegenübergestanden haben müssen, in denen die Städte sich selbst helfen mussten, vgl. Ehmig 2012. 236 Mitchell 1987, 347; Cass. Dio 54,30,3 (Augustus bezahlt die Jahressteuer der Provinz Asia aus eigener Tasche). 237 Augustus entsendet nach Laodikeia am Lykos sieben Konsulare zur Aufsicht, vgl. Winter 1996, 96 f.; Tac. Ann. 2,47 (Tiberius schickt M. Ateius als Spezialisten). 238 Tac. Ann. 2,47 (10 Millionen Sesterze von Tiberius an Sardeis, inklusive fünf Jahre Steuernachlass). 239 Tac. Ann. 2,47; Strab. 13,4,8. 240 SEG 36, 1092. 241 Bricker 2016, 47 f. 242 Buckler, Robinson 1932, 38–39, Nr. 17. 243 Jones 2014, 59; Schuler 2014, 112 f.

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Die Kaiser und ihre Statthalter

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Beide Male erhielt Antiochia die Unterstützung der jeweiligen Kaiser beim Wiederaufbau der Leitungen. 244 Die Unterstützung der Kaiser war also, wie Christopher P. Jones 2014 betonte, nicht selbstverständlich, sondern hing von verschiedenen Faktoren ab, zu denen Bekanntheitsgrad und Prestige der jeweiligen Stadt zählten. 245 Darüber hinaus wurden diese Kosten auch nicht vom Kaiser allein getragen, sondern in den meisten Fällen zumindest teilweise von lokalen Euergeten, die ihre Heimatstädte unterstützten. 246 Neben den Erdbeben werden vor allem Vernachlässigung und Altersverfall als Ursachen für die Reparatur einer Leitung in den Inschriften festgehalten. Die Formulierung im Lateinischen (vetustate conlapsum/corruptum) wurde von Augustus in seinen res gestae erstmals im Zusammenhang mit dem Wiederaufbau von Wasserleitungen verwendet und erscheint in dieser Form auch später häufig in den Bauinschriften. 247 In Kleinasien ist die Unterstützung der Kaiser und Statthalter bei solchen Reparaturarbeiten deutlich seltener anzutreffen. Ein Beispiel ist der Wiederaufbau der Leitung durch einen namenlosen Proconsul in Amaseia, nachdem diese altersbedingt zusammengestürzt war (ἀπὸ [πλείστων ὅσ]ων [ἐτ]ῶν [ἄ]ρ[δην] κατερηρειμμένον ἀνανεώσας). 248 Und auch der Proconsul Lucius Caelius Montius ließ eine Leitung in Tralleis wiederherstellen und zumindest in Teilen eine neue Trasse bauen (ὃς δολιχοῖς αἰῶσιν κατ’ οὔδεος ὕδατος ὁλκόν, κείμενον ὀρθώσας). 249 Eine konkrete Möglichkeit, sich über lokale Belange zu informieren und auf entsprechende Bedürfnisse zu reagieren, bot sich den Kaisern schließlich im Rahmen eines Stadtbesuchs. 250 So ließ Hadrian anlässlich seines Besuches in Antiochia am Orontes

244 Longfellow 2011, 141 f. Erdbeben bilden einen der Themenschwerpunkte bei Johannes Malalas, vgl. Thurn, Maier 2009, 13. Ähnlich bildhaft auch Amm. 17,7,1–9 über das Beben von 358 n. Chr. in Nikomedeia, das häufiger von zerstörerischen Beben vernichtet wurde. 245 Jones 2014, 60. 246 Mitchell 1987, 350; Kokkinia 2000, 233–235 am Beispiel von Opramoas von Rhodiapolis. Das Motivationsspektrum der Euergeten reichte von Prestige oder Heimatverbundenheit bis hin zu der Tatsache, dass sie in den betroffenen Gebieten eigene Besitzungen hatten, vgl. Jones 2014, 62. 247 Rivos aquarum compluribus locis vetustate labentes refeci (Cooley 2009, 20,2). Eine ähnliche Formulierung findet sich etwa auch im Municipium Cingulum in hadrianischer Zeit (vetustate conlapsum, CIL IX 5681, Z. 4), im mauretanischen Kherbet Zembia unter den Philippi (aqua fontis quae multo tempore deperierat et cives inopia aquae laborabant (…)innovato opere aquaeductus abundans in fonte est perducta, CIL VIII 8809, Z. 2–4) und in Serino unter Constantin (longa incuria et vetustate corruptum, Z. 9 f., gemeint ist die bereits erwähnte augusteische Ringleitung in Kampanien). Die Verwendung des vetustas-Begriffs folgte dabei wohl eher bestimmten Topoi als dem tatsächlichen Zustand des Gebäudes, wie Thomas und Witschel 1992 deutlich machen konnten. Die Kritik von Fagan 1996 an dieser These betrifft vor allem den Baubefund und nicht die literarische Topik. Behrwald 2009, 46–53 ergänzt den Aufsatz von Thomas und Witschel um den spätantiken Befund. Eine andere Formulierung, die den Wiederaufbau zu meinen scheint, ist das Verb restituere, vgl. Horster 2001, 51 f. mit der Erklärung und 58–63 mit einem Katalog. 248 Stud. Pont. III 100. 249 SGO 02/02/04. 250 Halfmann 1985; Winter 1996, 108–118.

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Kaiser, Euergeten und Poleis

wahrscheinlich einen Großteil der Wasserversorgung umstrukturieren. 251 Antiochia erhielt seine zweite Wasserleitung, Thermen, ein Reservoir und neue Quellfassungen. 252 Ähnliches lässt sich für die monumentale Leitung von Korinth vermuten, die Pausanias Kaiser Hadrian zuschreibt; Hadrian war zweimal, 124/5 und 128/9 auf der Peloponnes und könnte im Rahmen dieses Besuchs die Leitung initiiert haben. 253 Dass dieser Art von Zuwendung Dialoge in Form von Gesandtschaften oder Briefen vorausgingen, lässt sich zwar vermuten, aber meist nicht belegen. Ebenso wenig erfahren wir aus den antiken Quellen, ob die Kaiser das jeweilige Projekt tatsächlich selbst finanzierten. Und schließlich gehört auch der Aspekt der Koloniegründung in das Handlungsspektrum der Kaiser. Keiner der Statthalter, Feldherrn oder Potentaten aus republikanischer Zeit baute eine Wasserleitung; genauso wenig finden sich diese in den von Pompeius gegründeten Veteranenkolonien. Umso augenfälliger ist also das Phänomen, dass mit Beginn der Kaiserzeit neben bereits existierenden Städten auch die neuen Kolonien Wasserleitungen erhielten. So behauptete Yannis Lolos etwa: „Every respectable city of the empire, particularly a colony, would have had both elaborate fountains and a number of thermae and aqueduct(s) supplying the water.“ 254 Einen Schwerpunkt bildet etwa die Tätigkeit des Augustus in Italien, Spanien und Gallien. 28 Kolonien gründete er nach Sueton allein in Italien. 255 Augustus ließ sich nicht nur als einziger Kaiser parens coloniae nennen, sondern förderte die von ihm gegründeten Kolonien auch in einem hohen Maße. Dies galt nicht nur für seine italischen Gründungen wie Firmum Picenum, Venafrum, Capua, 256 sondern auch z.B. für Vienna, Emerita Augusta, Hispellum 257 und Segovia. Auch andere Kaiser förderten ihre Kolonien durch den Bau von Leitungen, etwa Kaiser Traian auf dem Balkan, wie Iader in Dalmatien und Sarmizegethusa. 258 Für Kleinasien lässt sich aufgrund der ohnehin schon dichten Besiedlung vor allem in den Küstenregionen nur eine relativ geringe Kolonisierung fassen. Zu den wichtigsten Ereignissen zählt die Gründung der Provinz Galatien 25 v. Chr., die eine der größten Kolonisierungswellen nach sich zog: Neben Antiochia in Pisidien als wichtigster Gründung entstanden u.a. Kremna, Parlais, Olbasa und Komama. Die Hauptaufgabe der Kolonien bestand dabei in der Sicherung der Verkehrswege, insbesondere der Verbindungen zwi251 Ioh. Mal. 11,9 und 14. Schon beinahe sprichwörtlich ist die Großzügigkeit Hadrians, der die Städte nach Cassius Dio reichlich mit Wasser, Hafenanlagen, Getreide und anderen Dingen beschenkte (Cass. Dio 69,5,2–3). 252 Downey 1961, 221; Döring 2014 mit einer Zusammenfassung der Wasserbauten in Antiochia. 253 Lolos 1997, 294 und Lolos 2018 mit der Rekonstruktion des innerstädtischen Verlaufs. 254 Lolos 1997, 302. 255 Suet. Aug. 46. 256 Augustus gründete Capua nicht direkt, sondern siedelte dort Veteranen an. Als die Capuaner ihm Land dafür verkauften, machte ihnen Augustus, so behauptet Cassius Dio, eine aqua Iulia zum Geschenk, die der Stolz von Capua wurde, 49,14,5; nach De Rosa 2008, 83 erhielten in augusteischer Zeit nur Städte einen Aquädukt, die von Augustus als Kolonie gegründet worden waren, darunter Augusta Praetoria, Bononia, Brixia, Lucus Feroniae, Minturnae und Venafrum, oder eine strategisch oder ökonomisch wichtige Lage besaßen, ebd. 92. 257 Horster 2001, 226. 258 CIL III 2902; 1446.

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Die Kaiser und ihre Statthalter

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schen Pamphylien, dem Maiandrostal und Lykaonien. 259 Keine von diesen augusteischen Kolonien erhielt eine Wasserleitung. Ein Zusammenhang zwischen der Kolonisierung und der Verbreitung von Aquädukten scheint in Kleinasien, soweit man das anhand der Quellenlage beurteilen kann, nicht gegeben zu sein. Antiochia in Pisidien ist möglicherweise die Ausnahme und wurde, wenn überhaupt, wahrscheinlich eher aufgrund seines Vorbildcharakteres ausgebaut, nicht speziell aufgrund seines Status als Kolonie – wie gezeigt, lässt sich über eine kaiserliche Finanzierung der frühen Wasserleitung nichts mehr sagen.

5.2.4

Die Statthalter

Das wichtigste Bindeglied zum Kaiser stellten seine Statthalter dar, die in Kleinasien in den verschiedensten Formen als Handlungsträger erscheinen, deren tatsächliche Handlungsspielräume jedoch nach wie vor umstritten sind. 260 Marietta Horster stellte fest, dass Statthalter überdurchschnittlich häufig auf Wasserbauinschriften auftauchen und begründet dies damit, dass diese Art von Großbauten ein erhöhtes Maß an Koordination vor Ort benötigen würde. 261 Die Annahme von Horster mag durchaus zutreffen, tatsächlich zeichnen die Aquäduktinschriften jedoch noch ein viel detaillierteres Bild des statthalterlichen Tätigkeitsspektrums. Wie bereits dargestellt, spielten die Statthalter schon aufgrund ihrer strafrechtlichen und juristischen Oberhoheit eine zentrale Rolle in den Provinzen und konnten darüber hinaus als Vermittler zwischen dem Kaiser und den Poleis bzw. deren Gesandtschaften fungieren. Neben der Rechtsprechung zählte auch die Baufürsorge im weitesten Sinn zu ihren Aufgaben, also die Kontrolle und Aufsicht von städtischen und kaiserlichen Bauten, deren Bau und Reparatur sowie eine gewisse Verfügungsgewalt über die städtischen Finanzen und dadurch auch die Genehmigung von Bauprojekten. 262 Darüber hinaus traten sie auch konkret als Initiatoren von öffentlichen Gebäuden wie Wasserleitungen auf. Viel schwieriger als das Tätigkeitsspektrum ist der Grad der Beteiligung der Statthalter an den öffentlichen Bauten zu bewerten. 263 Dies liegt vor allem am epigraphischen Material 259 Marek 2010, 405. 260 Halfmann 1985, 149; Winter 1996, 148. Locus classicus ist die Romrede des Aelius Aristides (31– 32), in der er die Statthalter als vom Kaiser völlig beherrschte, initiativlose Amtsträger beschreibt. Nach wie vor ein wichtiges Standardwerk ist Haensch 1997. 261 Horster 2001, 196. In ihrem Katalog erscheinen jedoch nur drei Inschriften. Zur generellen Praxis, wann ein Statthalter in den Inschriften kaiserlicher Baustiftungen genannt wird vgl. Dig. 50,10. 262 Burton 1973, 130–216 (juristische Tätigkeiten des Statthalters) und 50–55 (zu öffentlichen Bauten und der Kontrolle der städtischen Finanzen). 263 Winter 1996, 151–158 mit der Erklärung zur Verwendung der Präpositionen διά/ἐπί sowie der Überlegung, welche Verben (φροντίζω, ἐπιμελέομαι, ἐπιτελέω, συντελέω) eine Beteiligung am wahrscheinlichsten machen. Zur Tätigkeit von Statthaltern allgemein vgl. Rémy 1991 mit einer Auflistung der Zeugnisse für Lykien und Pamphylien. Zu weiteren Überlegungen von Kaisern und Statthaltern in Bauinschriften vgl. auch Eck 1984. Cramme 2001, 78 f. mit dem zusätzlichen

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Kaiser, Euergeten und Poleis

selbst, konkreter an der Kürze der Bauinschriften. Besonders problematisch sind Inschriften, die den Statthalter im genetivus oder ablativus absolutus nennen oder die Präposition ἐπί oder ὑπό vor dem Statthalter führen. Rudolf Haensch konnte zeigen, dass ἐπί oder ὑπό zwar meist als Datierungsangabe dienten, jedoch auch auf konkrete Tätigkeiten der Statthalter hinweisen konnten, wie etwa eine Baugenehmigung. 264 Hinzu kommt, dass sich die Bedeutung des Statthalters für den Bau und Erhalt der Fernwasserleitungen zumindest im epigraphischen Material des vierten Jahrhunderts noch einmal deutlich intensiviert: Die Statthalter treten deutlich häufiger auf und erscheinen auch im Nominativ. 265 Im Folgenden sollen die erhaltenen Statthalterinschriften mit Bezug zur Wasserinfrastruktur chronologisch dargestellt werden. Dabei ist vor allem darauf zu achten, in welchen Städten sich die Statthalter engagierten – ob sie etwa die conventus-Städte bevorzugten – wie unabhängig vom Kaiser sie dabei agierten und in welchen Bereichen sie aktiv wurden. Ein Blick in die Spätantike soll dabei verdeutlichen, dass diese Handlungsbereiche und Mechanismen tiefgreifenden Veränderungen unterlagen. In flavischer Zeit (73/74 n. Chr.) baute die lykische Stadt Balboura, wie bereits besprochen, einen Aquädukt, den sie dem Kaiser Vespasian und seinem Sohn Titus weihte. 266 Am Ende der Bauinschrift werden der Statthalter L. Luscius Ocra und der Procurator C. Pompeius Planta im Genitiv, jeweils verbunden mit der Präposition διά genannt. Die Inschrift selbst bestand aus einem Kalksteinblock, der in der Mitte von einem runden Loch durchbohrt war. Der Block scheint also, wie Christian Naour plausibel annimmt, an einer gut sichtbaren Stelle auf die Leitung aufgesetzt gewesen zu sein. 267 Umstritten ist die Ergänzung in Zeile 10, die in IGRR III 466 mit ὑδραγώγιον [ἐκ τῶν ἰδίων χρημάτων] vorgenommen wird und damit auf die städtische Eigenfinanzierung hinauswill, während Naour ὑδραγώγιον Σεβαστόν vorschlägt, also auf die Namensgebung der Leitung verweist. Die Anwesenheit des Procurators C. Pompeius Planta könnte als Hinweis darauf verstanden werden, dass der Kaiser finanziell am Bau der Leitung beteiligt war (und die Leitung deshalb nach ihm benannt wurde), könnte aber genauso auf eine reine Kon­ trollfunktion über die städtischen Finanzen in den kaiserlichen Provinzen oder die gene-

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Hinweis, dass Statthalter in ihren Provinzen nicht als private Stifter auftraten. Die Zurückhaltung der Statthalter insbesondere im 1. und 2. Jh. n. Chr. ist wohl mit einer möglichen Konkurrenzsituation mit dem Kaiser zu erklären, vgl. Tacitus, der berichtet, dass der proconsul Asiae Barea Soranus bei Nero in Ungnade gefallen sei, weil er sich in den kaiserlichen Handlungsspielraum eingemischt und den Hafen von Ephesos hatte reinigen lassen, obwohl gerade die Häfen in den Zuständigkeitsbereich der Kaiser fielen, Tac. Ann. 16,23. Haensch 1997, 52 mit einem kurzen und pointierten Überblick über die Aufgaben und Handlungsoptionen der Statthalter. Haensch 1997, 54–62 mit der ausführlichen Argumentation und zahlreichen Beispielen. Auch an dieser Stelle sei erneut einschränkend darauf hingewiesen, dass der Statthalter im Nominativ nicht immer gleichbedeutend mit einem stärkeren Engagement sein musste, vgl. Haensch 1997, 53. S. oben S. 71 f. Naour 1978, 169. Der Stein weist heute noch Spuren von Kalkablagerungen auf; von der Inschrift existiert noch eine Dublette.

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relle Überwachung/ Einweihung eines wichtigen Großprojektes hinweisen. 268 Darüber hinaus konnten die Procuratoren auch als direkte Anlaufstation dienen, um einer Stadt bei einem Bauprojekt beratend zur Seite zu stehen oder um Fachpersonal zu vermitteln. 269 Betrachtet man den historischen Kontext, so scheint folgende Interpretation am plausibelsten: Balboura finanzierte den Aquädukt aus eigenen Mitteln, wurde beim Bau der Leitung jedoch von Statthalter und Procurator unterstützt. Es ist durchaus denkbar, dass Statthalter und Procurator bei der Einweihung des Bauwerks zugegen waren und dies für Balboura eine Möglichkeit der Loyalitätsbekundung bot, den beiden römischen Magistraten umgekehrt eine Gelegenheit, die römische Herrschaft insbesondere des neuen Kaisers in der Provinz zu legitimieren. Der Statthalter Gaius Laecanius Bassus Caecina Paetus unterstützte in Ephesos mehrere Wasserbauprojekte. 270 Seine Beteiligung daran wird äußerst unterschiedlich bewertet: Während Engelbert Winter dem – zum Zeitpunkt der Ehrung bereits gewesenen – Proconsul aufgrund der Formulierung εὐεργετήσαντα | πολλὰ τὴν πόλιν | προνοήσαντα δὲ | κατασκευασθῆναι | καὶ τὸ ὑδρεγδοχῖον | καὶ τὴν εἰσαγωγὴν | τῶν εἰς ἀυτὸ ὑδά|των 271 eine „finanzielle Beteiligung“ unterstellt, deutet Dräger diese Inschrift nur als „überschwänglichen Dank an den Proconsul für eine Baugenehmigung.“ 272 Zunächst ist festzuhalten, dass es sich um eine Ehreninschrift für Bassus handelt, um die sich der grammateus Lucius Herennius Peregrinus gekümmert hatte. 273 Die Bezeichnung des Bassus als Wohltä-

268 Winter 1996, 156. Etwas unplausibel und kaum zu belegen ist die Annahme von Şahin 1991, 119, dass es darüber hinaus die Aufgabe des Procurators L. Vienus Longus gewesen sei, dafür zu sorgen, dass die Bauwerke in Limyra und Perge unter Domitian auch dem Kaiser geweiht wurden. Zur Rolle der kaiserlichen Procuratoren allgemein vgl. Eck 2001. Zu Procuratoren als Bauherren im Westen des Reiches Duncan Jones 1974. Als möglicher Bauherr in Kleinasien könnte der Procurator L. Salvius Valens im 3. Jh. n. Chr. in Ancyra aufgetreten sein, denn die Inschrift nennt ihn im Nominativ, vgl. I Ankara 218. Der entscheidende Hinweis auf seine Funktion als ἐπίτροπος ist jedoch ergänzt, so dass ein privater Stiftungskontext nicht ausgeschlossen werden kann. 269 So verwies Kaiser Hadrian die Stadt Aphrodisias direkt an seinen Procurator Pompeius Severus, den er über das Bauprojekt in Kenntnis gesetzt hatte, vgl. S. 294–296 mit der Besprechung der Inschrift. 270 Halfmann 2001, 36–38; PIR² L 33. Bassus bekleidete 74 n. Chr., also vor seinem Proconsulat, die cura riparum et alvei Tiberis und ist damit einer der wenigen Statthalter in Kleinasien, dem man zumindest eine bestimmte Erfahrung im Umgang mit Wasserbauten unterstellen kann. Spekulativ ist die Überlegung Bruuns, dass Bassus nach seinem Proconsulat unter Domitian die cura aquarum in Rom bekleidet haben könne, vgl. Bruun 1991, 239 f. aufgrund eines problematischen Bleirohrstempels und selbst mit der Einschränkung, dass bis Septimius Severus kein Senator zwei curae bekleidet hatte. 271 ΙΚ Ephesos 13, 695, Z. 7–12. 272 Winter 1996, 158; Dräger 1993, 87. 273 ἐπιμεληθέν|τος τῆς ἀναστάσε|ως τῶν τειμῶν | Λουκίου Ἑρεννίου | Περεγρείνου (….) | ψη[φι]σ̣αμένου δὲ | [καὶ κα]τασκευάσαν̣|[τος Φλ]αβίου Ἀσκλ[η|πιοδ]ώρου τοῦ | [γραμ]ματέως | τοῦ δ̣ήμου (Z. 12–20). Der Annahme Dorl-Klingenschmids 2001, 187, es handele sich dabei um eine Bauinschrift, ist schon aufgrund des verwendeten Vokabulars zu widersprechen.

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ter der Stadt gehört also durchaus in den üblichen sprachlichen Kontext. 274 Winters Annahme einer finanziellen Beteiligung fußt vor allem auf der Formulierung προνοήσαντα δὲ κατασκευασθῆναι, die jedoch nicht zwingend mit Eigenfinanzierung in Verbindung gebracht werden muss, sondern viel mehr dem lateinischen Terminus faciendum curare entspricht. 275 Bassus hatte also während seiner Statthalterzeit 78/79 n. Chr. die Baugenehmigung für ein Hydrekdocheion und dessen Wasserversorgung erteilt und war dafür mit mindestens einer Statue geehrt worden, von denen eine wohl Teil des Statuenschmucks der Fassade war. 276 Das Nymphaeum stand an der SW-Ecke des Staatsmarktes von Ephesos. Wie seine Wasserversorgung funktionierte, ist nicht mehr zu rekonstruieren, doch ist nicht davon auszugehen, dass Bassus eine eigene Wasserleitung dafür bauen ließ, da der Staatsmarkt zu diesem Zeitpunkt bereits von mindestens einer Leitung versorgt wurde. 277 Ephesos erfreute sich auch in der Folgezeit statthalterlicher Aufmerksamkeit. Der Statthalter P. Calvisius Ruso 278 ist in domitianischer Zeit inschriftlich so präsent, dass Brenda Longfellow ihm gar „claims to near-imperial status“ unterstellt. 279 Während seiner Statthalterschaft wurde die gesamte Wasserversorgung der Stadt, die in dieser Form seit Augustus bestanden hatte, deutlich ausgebaut. Es sind zwar zahlreiche Inschriften überliefert, doch wurde deren Zusammenhang bis jetzt noch nicht schlüssig hergestellt und mit dem archäologischen Befund kontextualisiert, so dass es sich lohnt, sie hier der Reihe nach zu betrachten. Die Verknüpfung der Inschriften wird zunächst dadurch erschwert, dass alle relevanten Wasserbauten rund um den Staatsmarkt nahe beieinander stehen: Ihre Wasserversorgung und Baugeschichte ist also nicht eindeutig zu klären. Die Inschriften wurden bis jetzt nicht nur völlig unterschiedlich gedeutet, sondern berichten zusätzlich noch von zwei unterschiedlichen Wasserleitungen, deren Namen sich bis jetzt nicht zuordnen ließen. Wahrscheinlich lassen sich die erhaltenen Bauinschriften, wie gleich zu zeigen sein wird, zwei großen Projekten zuweisen: Dem Bau einer neuen Wasserleitung und einem dekorativen Ausbau des Staatsmarkts. Zwei textgleiche Inschriften erwähnen zunächst wahrscheinlich die beiden Bäche Marnas und Klaseas (Μ̣ [ά]ρ|[ναντα καὶ Κλα]σέαν) sowie die Einleitung des Wassers, die die Stadt Ephesos aus eigenen Mitteln vornahm und die von Calvisius Ruso beaufsich274 Meyer-Zwiffelhoffer 2002, 193–222 mit den Ehreninschriften für Statthalter, der Praxis der Ehrungen und dem verwendeten Vokabular. 275 So z.B. in einer Bilingue aus Nikaia, vgl. Durugönül, Şahin 1993, 58. Weniger formelhaft verwendet bedeutet προνοεῖν allgemein die Fürsorge, so zum Beispiel in einem Erlass des Proconsuls von Asia, Paullus Fabius Persicus an Ephesos, I. Ephesos 1a, 17–19, insb. 18 a, Z. 5–17. 276 Die Datierung der Statthalterschaft ist in Diskussion, doch scheint sich 78/79 n. Chr. durchgesetzt zu haben, vgl. Dräger 1993, 235–237, übernommen von W. Eck in den Neuen Pauly 1997, s.v. Caecina II 6, 898. Ebenso Rathmayr 2008, 2. Dagegen Thomasson 1984, 217, Nr. 22 und nach wie vor Dorl-Klingenschmid 2001, 187 mit der Datierung (des Baus nicht der Amtszeit) 80–82 n.Chr. Die Chronologie ist nicht zuletzt deshalb relevant, weil es sich damit um das älteste bekannte Fassadennymphaeum in Kleinasien handelt. Unter Ulpius Traianus wurde noch ein weiteres Nymphaeum in Milet gebaut: Ausführlich zum Baubefund vgl. Rathmayr 2008. 277 Wiplinger 2006 mit dem Überblick über die Wasserversorgung in Ephesos. 278 Zu Calvisius Ruso und seiner Karriere existiert eine umfangreiche Literatur, vgl. Syme 1984. 279 Longfellow 2011, 62.

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tigt worden war: ἡ νε|[ωκόρος Ἐφεσί]ων πόλις | [ἐκ τῶν ἰδίων κατ]εσκεύασεν | [Πο(πλίου) Καλουισί]ου Ῥούσωνος | [τοῦ ἀνθυπάτου εἰ]σαγαγόντος | [καὶ καθιερ]ώσαντος. 280 Es ist anzunehmen, dass es sich um die Fassung der beiden Bäche handelt, die erst in domitianischer Zeit auf den Stadtprägungen von Ephesos erscheinen. 281 Zwei weitere Inschriften, die sich chronologisch leider in keinen Zusammenhang zu der gerade genannten bringen lassen, dokumentieren darüber hinaus Arbeiten an einer „neuen Marnasleitung“: Der Epimelet Claudius Diogenes kümmerte sich um deren Bau (τὸ ὕδωρ | ἐκ τοῦ καινοῦ Μάρναντος | τοῦ εἰσαχθέντος ὑπὸ  | Κλαυδίου Διογένους  | ἐπιμελητοῦ) 282, während eine weitere, sehr fragmentarische Inschrift wohl von Arbeiten an der Quelle des Marnas spricht. 283 Die Interpretationen der Inschriften gehen weit auseinander: Scherrer nimmt an, dass es sich dabei um eine völlig neue Leitung handeln müsse, während Louis und Jeanne Robert die Erweiterung einer bereits bestehenden Leitung vermuten. 284 Als Endpunkt der Leitung wird gemeinhin die sogenannte Fontäne angenommen, ein Fassadennymphaeum am Staatsmarkt, das bis in die Spätantike hinein in Gebrauch war und mehrfach umgebaut wurde. 285 Brenda Longfellow postuliert, dass die Marnasleitung innerstädtisch unter anderem bereits das hellenistische Brunnenhaus am Theater und den Domitiansbrunnen

280 I. Ephesos 2, 415 und 416, Z.  6–11. 415 wurde im Nymphaeum Traiani an der Kuretenstraße verbaut, 416 in der Nähe der Fontäne. Während die Weihung eines Gebäudes zu den normalen Amtstätigkeiten des Proconsuls gehörte, liest Winter an φροντίσαντος erneut eine finanzielle Beteiligung des Statthalters heraus. Es ist jedoch auffällig, dass die Kombination der beiden Verben bei jeder Bauinschrift in Verbindung mit Ruso auftaucht, es sich hier also eher um ephesisches Standardvokabular für die Unterstützung eines Statthalters handelt. In einer zweiten Bauphase der Fontäne, die auf einem Architravblock überliefert ist, ist vielleicht erneut von [τοῦ Μαρναν] τιανοῦ ὕδατος die Rede, doch ist der relevante Teil ergänzt worden, vgl. I. Ephesos 2,414. 281 Karwiese 2006 zu den Gewässern allgemein auf den ephesischen Münzen und der Ikonographie der jeweiligen Flussgötter. 282 I. Ephesos 5,1530; Cramme 2001, 135 mit der Annahme, es habe davon bereits einen hellenistischen Vorläufer gegeben. 283 SE 439,3: [- - -] ǀ [κρήνῃ πα]λαιᾷ [- - -] ǀ [- - -] του καιρ·[- - - ] ǀ [- - -]εια ὑπηρετ̣ [- - - ] ǀ [- - - ]η τοῦ Μάρνα[ντος- - -] ǀ [- - - πηγ]ῶν κατασκ[ευ- - - ] ǀ [- - -κρή]νῃ παλαιᾷ [- - -] ǀ [- - -] Σωτοῦ Φι·[- - -]. 284 Scherrer 2006, 51, auf der Basis einer Stadtprägung von Ephesos, die eine Quellnymphe und eine Victoria zeigt und seiner Meinung nach „als eine Anspielung auf das Gelingen des Baus der neuen Wasserleitung ist.“ Diese Annahme erscheint schon deshalb wenig glaubhaft, weil Quellnymphen numismatisch nie mit einer Leitung in Verbindung gebracht werden. Der Marnas ist mehrfach epigraphisch zu fassen, etwa auf einer Säuleninschrift am Brunnenhaus beim Theater (ἐκ τοῦ Μάρναντος) (I. Ephesos 2,417) und auf einer sehr fragmentarischen und deshalb unverständlichen Marmorplatte aus dem Umfeld der Johanniskirche, die vom Marnas im Genetiv, von einer alten Krene und einer Quellfassung spricht (s. Fußnote oben); zu Nymphen auf Münzen vgl. ImhoofBlumer 1908. 285 Winter 1996, 153; Feldman Weiß 2011, 102; Dorl-Klingenschmid 2001, 182–184 mit der Diskussion über einen augusteischen Vorgängerbau.

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versorgte. 286 Während dies für das Brunnenhaus am Theater zumindest denkbar wäre, 287 ist der Befund am Domitiansbrunnen kompliziert, da sowohl die aqua Throessitica als auch die „Marnasleitung“ von der selben Richtung kommend auf den Staatsmarkt treffen, es also unklar ist, an welches Leitungssystem der Brunnen angeschlossen war. 288 Der sogenannte Polliobau stand direkt neben dem Domitiansbrunnen und ist wohl als Endpunkt der Aqua Throessitica anzusprechen; er wurde unter Domitian aus- und umgebaut, verlor jedoch nicht seine ursprüngliche Funktion. Die dem Domitiansbrunnen zugewiesenen und in der Umgebung gefundenen Inschriften können die Situation nicht klären: Auf einer Marmorplatte und einem Gesimsblock ist jeweils nur die teilweise eradierte Titulatur Domitians erhalten geblieben. 289 Erst die dem Domitiansbrunnen zugeordnete dritte Inschrift bringt den Bau überhaupt mit Calvisius Ruso in Verbindung: ὁ δῆμος ὁ Ἐφεσίων  ǀ ὕδωρ [[Δομιτιανὸν]] εἰσήǀγαγεν ἐπὶ Καλουεισίου  ǀ Ῥούσωνος ἀνθυπάτου τοῦ  ǀ καὶ φροντίσαντος τῆς [εἰ]σαǀγωγῆς καὶ καθιερώσαντος  ǀ [γ[ρ] αμματε[ύον]τος Κλα[υ]δίου ca. 2-3]  ǀ [ca.  2] ΛΗΝΟΣ[ca 2–3] ΤΟΣ[ca.2] IT[ca. 2-3] 290 Die Inschrift berichtet zunächst von einer Bauinitiative von Ephesos, die als Bauherr klar im Nominativ genannt ist und Wasser in die Stadt führte, erneut unter der Aufsicht und Fürsorge von Calvisius Ruso. Dass die Rasur den Namen Domitians beinhaltete, scheint zunächst plausibel, doch stellt sich die Frage nach der Übersetzung des ὕδωρ [[Δομιτιανόν]]. Peter Scherrer übersetzte die erste Zeile in seiner Synopse der epigraphischen Wasserbauzeugnisse mit „das Volk der Ephesier leitete den Domitiansbrunnen unter dem Proconsul Calvisius Ruso ein“, 291 Marietta Horster bezeichnet die Inschrift als Bauinschrift für die „Marnasleitung“, Brenda Longfellow als „Aqua Domitiana“, 292 Claudia Dorl-Klingenschmid konkret als Bauinschrift einer Wasserleitung und Engelbert Winter hält den Domitiansaquädukt für ein „kommunales Bauwerk“, über das die νεωποιοί die Bauaufsicht

286 Longfellow 2011, 64. Die Terminologie im Kontext mit dem Domitiansbrunnen ist in der Literatur relativ uneinheitlich und soll an dieser Stelle deshalb geklärt werden: A. Bammer bezeichnete den Polliobau inklusive seines Beckens an der Westseite und eines Brunnenbaus im Süden als Domitiansbrunnen, Richard 2012, 266 hingegen nur den Polliobau nach seiner flavischen Umbauphase. Dorl-Klingenschmid 2001, 184 f. konnte jedoch überzeugend deutlich machen, dass es sich dabei um zwei Bauwerke handelt, den Polliobau und einen eigenständigen Apsisbrunnen. Dieser soll im Rahmen der Arbeit weiterhin als „Domitiansbrunnen“ bezeichnet werden, jedoch nicht mehr der ganze Brunnenkomplex. 287 Angezweifelt von Dorl-Klingenschmid 2001, 177 f. 288 Dorl-Klingenschmid 2001, 185. 289 Witetschek 2014 mit Ungenauigkeiten in der Titulatur Domitians, zum Beispiel der 23. Akklamation zum Imperator. 290 I. Ephesos 2,419. Die letzten beiden Zeilen stehen auf Rasur, die Ergänzungen erfolgten von Scherrer 2006, 49. 291 Scherrer 2006, 49. 292 2001, 104; ebenso Longfellow 2011, 64 (meint damit aber den Domitiansbrunnen).

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geführt hätten. 293 Festzuhalten ist zunächst, dass es sich bei dem angesprochenen Bauwerk schon aufgrund der verwendeten Begriffe wie ὕδωρ εἰσήγαγεν nur um eine Leitung, nicht um einen Brunnen, ein Nymphaeum oder ähnliches handeln kann. 294 Dass der Aquädukt nach Domitian benannt wurde, ist durchaus sinnvoll, da der ganze Platz inklusive des Neokorie-Tempels auf die Verehrung des Kaisers ausgelegt war. Die Leitung und ihren Endpunkt, den Domitiansbrunnen, nach dem Kaiser zu benennen, lässt sich darüber hinaus als Loyalitätsbekundung und Ehrung des Domitian verstehen. Wie aber lassen sich nun die Flüsse Marnas und Klaseas damit in Verbindung bringen? Denkbar, ist, dass die Leitung mit offiziellem Namen „Domitiansleitung“ ließ, jedoch je nach Baukontext eher auf die beiden Quellflüsse Marnas und Klaseas oder eben, wie am repräsentativen Endpunkt der Leitung, speziell auf den Kaiser verwiesen wurde, der dadurch besonders geehrt wurde. Vielleicht wurde die Leitung nach der damnatio memoriae Domitians dann nur noch nach den Flüssen benannt. Zu einem späteren Zeitpunkt wurde die Leitung möglicherweise um eine zweite Quelle des Marnas erweitert, die „neue Marnas-Leitung.“ Es ist darüber hinaus möglich, dass die νεωποιοί die Bauaufsicht über die Gestaltung der Platzanlage innehatten. 295 Schwierig ist es, die Leitung einem Baubefund zuzuordnen, da eine genaue Zuordnung der antiken Flüsse nicht eindeutig ist und zudem die Fassung von zwei unterschiedlichen Flussquellen – Marnas und Klaseas – eigentlich die Zusammenführung von zwei Leitungen bedeuten müsste, die bis jetzt im archäologischen Befund nicht zu erkennen ist. Der Bauboom, den Ephesos erlebte, dauerte noch bis in die traianische Zeit an und fand seinen Höhepunkt unter dem Neokoros Tiberius Claudius Aristion, der im Rahmen der individuellen Stifungstätigkeit genauer besprochen werden soll. (s. u. Kapitel 5.3.1) Es ist anzunehmen, dass der Anlass für diese erhöhte Bautätigkeit die Verleihung der ersten Neokorie im Jahr 83 n. Chr. war. Der Neokoros-Tempel wurde 88/89 n. Chr. eingeweiht, die dazugehörige Infrastruktur schließlich von Aristion umgesetzt. 296 Der Statthalter Calvisius Ruso wirkte als Verantwortlicher vor Ort, um die großangelegten Baumaßnahmen zu überwachen, die sich insbesondere auf den Domitiansplatz rund um den Neokoros-Tempel konzentrierten. Die Anlage des Domitiansbrunnens und der dazugehörigen Wasserversorgung folgte dabei rein repräsentativen Kriterien, denn der Platz war bereits durch den Pollio-Bau, das Memmius-Monument und das nahe gelegene Hydrekdocheion des Bassus ausreichend mit Wasser versorgt. Der Domitiansbrunnen war wohl das erste Nymphaeum, das einem Kaiser geweiht war – es lässt sich also erstmals ein

293 Dorl-Klingenschmid 2001, 185; Winter 1996, 153 unter Rückgriff auf I. Ephesos 2,419a und direktem Zitat aus Dräger 1993, 158. Die Inschrift lautet ab Z. 4: φ[ροντίσαν]|τος τῆς κατασ[τάσεως αὐ]|τῶν καὶ καθ[ιερώσαν]|τος, ἐργεπιστ[ατούν]|των τῆς συνα[γωγῆς] | τῶν νεοποι[ῶν]. 294 Ginouvés 1998 III 96–100 mit einer bis heute weitgehend gültigen Zusammenfassung und Erklärung aller Begriffe im Zusammenhang mit „Nymphaeum“. 295 Dräger 1993, 158 f. mit der Annahme, dass es sich dabei um das einzige inschriftlich belegte Tempelbaukollegium handelte, nämlich das der Artemis Ephesia, in dem sich hauptsächlich lokale Euergeten mit hohem Sozialprestige engagierten. 296 Feldman Weiß 2011, 101 f.

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repräsentatives Verständnis eines Wasserbaus in Ephesos erkennen. 297 Ruso selbst war für die Umsetzung dieser Baumaßnahmen der geeignete Kandidat, denn er war nicht nur mit dem Kaiserhaus, sondern auch mit der römischen Elite seiner Zeit gut vernetzt und eignete sich hervorragend als Vertreter des Kaisers in Ephesos. 298 Die Stadt selbst hatte einen großen Anteil an allen Projekten, insbesondere im Wasserbau: Sie erscheint als Bauherrin im Nominativ und betont die Finanzierung aus eigenen Mitteln etwa bei der Marnasleitung. Und sie begann in domitianischer Zeit mit der Prägung von Münzen, die das neue Identitätsbewusstsein von Ephesos als Stadt des Wassers und der Flüsse betonen. Völlig freie Hand hatte Domitian, der für die Kontrolle seiner Statthalter bekannt war, seinen Magistraten allerdings nicht gelassen: Die Stadt ehrte den freigelassenen Procurator T. Claudius Clemens für dessen religiöse Ehrfurcht gegenüber Artemis und seiner cura für die Stadt. 299 Dräger interpretiert dies nicht sehr überzeugend dahingehend, dass Clemens den Bau des Neokorie-Tempels mit Hilfe dieser nur unspezifisch formulierten cura überwacht hatte. 300 Möchte man eine Verbindung zwischen der Anwesenheit des Clemens und den Baumaßnahmen in Ephesos so annehmen, so beschränkte sich die Aufgabe des Procurators wohl auf die Kontrolle der Finanzierungsmaßnahmen, die diese Großprojekte benötigten. 301 Ein besonders interessanter Fall ist die Traiansleitung in Smyrna, die als eines der prominentesten Beispiele für statthalterliche Stiftungstätigkeit im Wasserbau herangezogen wird. Sie wurde, so meint etwa Engelbert Winter, von Marcus Ulpius Traianus, dem Vater des späteren Kaisers gebaut. 302 Die Leitung ist auf zwei Inschriften dokumentiert: Die erste berichtet von einer Leitung zum Zeusheiligtum von Smyrna (Ἐκ τοῦ εἰσαχθέντος | ὕδατος ἐπὶ τὸν Δία τὸν | Ἀκραῖον, Z. 1–3), gefolgt von der Nennung des amtierenden Statthalters (ἐπὶ Οὐλπίου | Τραιανοῦ τοῦ ἀνθυπάτου, Z. 3–4) und der lokalen Strategen. 303 Darüber hinaus gibt die Inschrift keine weiteren Informationen, insbesondere nicht über

297 Feldman Weiß 2011, 101 f.; Longfellow 2011, 65. 298 Möglicherweise war Frontinus sein Stiefonkel und sein Sohn der Großvater des späteren Kaisers Marcus Aurelius, vgl. Syme 1984. Rusos jüngerer Halbbruder stand in guter Bekanntschaft mit Herodes Atticus und dessen Vater. Überbetonen darf man die Verbindung Rusos und des Kaiserhauses natürlich auch nicht, wie Longfellow 2011, 72–76 dies tut: Sie sieht in Ruso den Stifter des Domitiansbrunnens und geht davon aus, dass das Statuenprogramm des Brunnens nicht nur italische Traditionen verkörpern soll, sondern auch die Bindung Rusos an den Kaiser („Ruso conceived of the Fountain of Domitian to publicly monumentalize his imperial connections“). Feldman Weiß 2011, 105 mit der überzeugenden Gegenargumentation, dass die verwendeten Architekturformen und das Statuenprogramm nichts Neues und in Ephesos so bereits vorhanden waren, nur deren Kombination in dieser Form eine Innovation darstellte. 299 Suet. Dom. 8,2. I. Ephesos 3,853, Z. 11–12 (ἐυσέβειαν καὶ τὴν πρὸς τὴν πόλιν κηδεμονίαν). 300 Dräger 1993, 159 f., wobei er davon ausging, dass die cura mit der cura operum publicorum identisch sein könnte. 301 Die Aufgaben der freigelassenen kaiserlichen Procuratoren waren weit gefächert, ihre Kernkomptenzen lagen jedoch vor allem im finanziellen Bereich, vgl. Burton 1993, isb. 24. 302 Winter 1996, 157. 303 I. Smyrna 680.

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Die Kaiser und ihre Statthalter

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die Finanzierung oder den Namen der Leitung. 304 Ihre Bezeichnung als Τραιανὸν ὕδωρ erhielt die Leitung spätestens unter dem Proconsul L. Baebius Tullus, der sie 20 Jahre später, 110/111 n. Chr., wieder instandsetzen ließ. 305 Dass die Namen von Leitungen sich mit der Zeit ändern konnte, ist bereits dargelegt worden 306; ein Hinweis auf die Finanzierung durch Ulpius Traianus ergibt sich in Smyrna jedoch nicht. 307 Denkbar wäre, dass man die Leitung zu Ehren Kaiser Traians umbenannte, doch erscheint der Zeitpunkt mitten in der Regierungszeit des Kaisers fraglich, wenn man davon ausgeht, dass der Proconsul die Leitung wiederherstellte, weil sie vorher außer Betrieb gewesen war. 308 Attraktiver erscheint in diesem Kontext die Überlegung, dass man die Leitung zu Ehren des Ulpius Traianus nach der Reparatur mit seinem Namen belegte und dadurch gleichzeitig auch den amtierenden Kaiser ehrte. Die Nennung von Ulpius Traianus in Verbindung mit ἐπί wäre in diesem Fall also nur eine Datierungsangabe. 309 Während Zeus Akraios auf den Münzen von Smyrna gut zu greifen ist, ist sein Tempel nicht mehr eindeutig zu identifizieren; Mary Boatwright setzt ihn mit dem Neokorie-Tempel auf dem heutigen Dierman-Tepe gleich. 310 Es ist unter dieser Prämisse also anzunehmen, dass es sich bei der Traiansleitung um eine Druckleitung gehandelt hat. Unter Ulpius Traianus wurde zudem das bereits erwähnte, wohl zweitälteste Fassadennymphaeum Kleinasiens in Milet gebaut, auf dessen Bauinschrift der Statthalter selbst prominent vertreten ist. 311 Die lateinische Inschrift ist auf fünf Architravblöcken fragmentarisch überliefert und wurde dementsprechend unterschiedlich ergänzt, so dass ihre Interpretation, wie Geza Alföldy sie vornimmt, in einigen Punkten hypothetisch bleiben muss. Die Inschrift begann ziemlich sicher mit der Nennung eines Kaisers, entweder des Vespasian oder des Titus; danach folgte, wohl verbunden durch die Präposition per, der Statthalter Ulpius Traianus mit einem erstaunlich ausführlichen cursus honorum. Der letzte Teil der Inschrift fehlt, so dass unklar bleiben muss, welches Verb am Schluss stand und wie das Bauwerk genannt wurde. 312 Das Verb dedicare, das Alföldy 304 Cramme 2001, 79 behauptet zwar, die Leitung sei „sicher von der Stadt angelegt“ worden, doch lässt sich dies nicht pauschal annehmen. 305 I. Smyrna 681 a. 306 S. dazu oben S. 219. 307 Winter 1996, 157, der die Baumaßnahme ohne jeden Zweifel Traian zuweist, dies jedoch nicht weiter begründet. 308 I. Smyrna 680, S. 164 begründet im Kommentar zur Inschrift die Namensgebung mit dem Regierungsantritt Traians. 309 Haensch 1997, 56 mit Fußnote 100 möchte sich an dieser Stelle nicht festlegen. 310 Boatwright 2000, 160; zum Münzbildnis des Zeus Akraios vgl. z.B. SNG Cop. 1285 mit dem Namen des Gottes in der Umschrift. 311 Zum Nymphaeum von Milet vgl. Alföldy 1998, mit ausführlicher Erläuterung und Rekonstruktion der Inschrift; zum archäologischen Befund vgl. Dorl-Klingenschmid 2001, 216 f. und Tuttahs 2007, 135–155 und 168–173 unter einem technischen Gesichtspunkt. 312 Der Text in der Ergänzung von Alföldy 1998, 381 lautet folgendermaßen: [Aus]pic[iis Imp(eratoris) T(iti)] Caesa[ris D]ivi Vespa[sia]ni f(ilii) Vespa[siani] ǀ [Aug(usti) pont(ificis) max(imi) trib(unicia) pot(estate) IX imp(eratoris) XV co(n)s(ulis) VIII censoris p(atris) p(atriae)] ǀ [per M(arcum) Ulp]ium Traianum, co(n)s(ulem), leg(atum) A[ug(usti) leg(ionis) X fretensis bello Iudaico] ǀ et provinciae Syriae

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Kaiser, Euergeten und Poleis

ergänzt, erscheint plausibel, verweist jedoch eher in den typischen Aufgabenbereich eines Statthalters, der auch die feierliche Einweihung von öffentlichen Gebäuden umfasste. Es erscheint also problematisch, Alföldys weiterer Interpretation zu folgen, dass nämlich Traianus den Inhalt der Inschrift selbst bestimmte und sich mit dem Nymphaeum ein bleibendes Denkmal gesetzt hätte. 313 Für die Wasserversorgung des Nymphaeums diente eine eigene Leitung, die in großen Teilen erhalten geblieben ist und das nötige Wasser aus dem Stefania-Gebirge heranführte. 314 Die baulichen Aktivitäten der Statthalter in Lykien wurden bereits besprochen. 315 Deshalb soll an dieser Stelle vor allem betont werden, dass die Wasserversorgung von Patara seit der Einrichtung der Provinz das Interesse der Statthalter erfuhr. Sextus Marcius Priscus hatte die Leitung zwar reparieren lassen, erbaut wurde sie jedoch unter der Aufsicht von Vilius Flaccus und Eprius Marcellus, zwei Legaten unter Kaiser Claudius. 316 Dieser Ausbau eines politischen städtischen Zentrums erinnert an Ephesos und lässt vermuten, dass die Statthalter, die die Annehmlichkeiten einer geregelten Wasserversorgung aus Rom kannten, deren Neubau oder Modernisierung durchaus auch im eigenen Interesse voranbrachten. Auf diese Weise konnte Patara zu einem potentiellen Vorbild für die umliegenden Städte avancieren, die die neue Art der Wasserversorgung wohl teils mit organisatorischer Unterstützung der Statthalter umsetzten. Während Statthalterinschriften im Leitungsbau insgesamt rar sind, so erstrecken sie sich doch bis in die Spätantike. Das letzte, an dieser Stelle zu besprechende Beispiel stammt aus Tralleis aus dem 4. Jh. n. Chr. Die Stadt ehrte ihren Wohltäter ausführlich, denn sie beschrieb in einem Epigramm detailreich die Verdienste des L. Caelius Montius, des Proconsuls von Asia von 340–350 n. Chr. Montius gehörte zu den berühmtesten Persönlichkeiten der konstantinischen Zeit und zeichnete sich durch eine rege Baufürsorge im Wassersektor aus: In Ephesos sorgte er für die Finanzierung des Atriums der Constantius-Thermen 317 und ließ die Fontäne an der Kuretenstraße renovieren, die ursprünglich von Calvisius Ruso als Reservoir gebaut und später zu einem Nymphaeum umgebaut wurde 318, das im frühen 4. Jh. einem Feuer zum Opfer gefallen war. 319 Dabei handelte Montius in Ephesos klar im Auftrag der Kaiser, die ihm den Befehl für die Reparaturarbeiten gaben. Dementsprechend weihte Montius – wohl in Anwesenheit des ebenfalls

313 314 315 316 317 318 319

proco(n)s(ulem) Asiae et Hispaniae Baeticae XV vir(um) [s(acris) f(aciundis) sod]alem Flaviallem (!) triumphalibus orn[a]men[t]is ex s(enatus) c(onsulto) [cu]m amplius in eo crevit [aqua nymphaeum dedicatum est]. Alföldy 1998, 393 f. Tuttahs 2000, 135–154. Siehe dazu oben S. 288 f. (Bau) und 296 f. (Finanzierung). Schuler 2014, 109, Z. 10–12. I. Ephesos 4,1314. Zu Montius vgl. PLRE I 608. Aktualisiert von Olszaniec 2013, 273–285. SGO 02/02/04. Zur Bezeichnung des Montius als „Ktistes“, einem für Statthalter seit dem 3. Jh. häufigeren Titel, vgl. Winter 1996, 147. I. Ephesos 4,1316–1317; Longfellow 2011, 205 f.; Roueché 2009.

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Die Kaiser und ihre Statthalter

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genannten Legaten Caelius Ianuarianus – den Kaisern Constans und Constantius zwei Statuen, deren Reste im Nymphaeum gefunden wurden. 320 In Tralleis wurde hingegen Montius selbst mit einer Statue geehrt, die sich wahrscheinlich dort befunden hatte, wo das Wasser in die Stadt geleitet worden war. Der Proconsul hatte nicht nur die alte Leitung der Stadt wiedererrichten, sondern möglicherweise auch einen neuen Streckenabschnitt von 300 Stadien hinzufügen lassen, der die Untertunnelung eines Berges notwendig gemacht hatte. Welches der beiden Aquäduktsysteme, durch die Tralleis versorgt wurde, von Montius wiederhergestellt wurde, ist noch unklar: Das Eudon-System versorgte wahrscheinlich nicht nur das Stadtzentrum von Tralleis, sondern mit einer weiteren Nebenleitung auch das niedriger gelegene Gymnasion mit seinen Thermen. 321 An dem vermuteten Verbindungspunkt beider Stränge befand sich ein Reservoir, das einerseits die Verteilung des Wassers erleichterte, andererseits vielleicht auch landwirtschaftlichen Zwecken diente. 322 Das zweite Leitungssystem nutzte vermutlich Quellen aus dem Flusstal des Ikizedere, 35 km im Nordwesten von Tralleis. 6 km von der Stadt entfernt speiste eine zweite Leitung den Hauptkanal mit zusätzlichem Wasser. Die beiden Kanäle trafen auf der Karakemer-Brücke zusammen, die mehrfach umgebaut wurde und von Edwin J. Owens aufgrund des historischen Kontextes bereits in die augusteische Zeit datiert wird. 323 Tralleis wurde 26 v. Chr. von einem starken Erdbeben getroffen und erhielt von Kaiser Augustus solche Unterstützung für seinen Wiederaufbau, dass sich Tralleis zu seinen Ehren Caesarea nannte. 324 An der Brücke lassen sich noch mindestens zwei weitere große Umbauphasen feststellen, doch sind diese nicht mehr genauer zu datieren – möglicherweise standen sie mit weiteren Erdbeben in Verbindung. Zumindest zeigen die häufigen und sicherlich kostspieligen Reparaturarbeiten, dass der Aquädukt nicht nur für die Versorgung von Tralleis essentiell wichtig war, sondern dass es keine Möglichkeit gab, die Leitung so zu verlegen, dass sie weniger erdbebengefährdet war. Neben dem Gymnasion-Komplex dienten beide Leitungssysteme auch der Trinkwasserversorgung: In Tralleis selbst existierte ein ausgeklügeltes System aus Tonrohren, die sukzessive vom ersten bis in das 6. Jh. n. Chr. datieren und eine ständige Funktion der Leitungen nahelegen. 325

320 I. Ephesos 4,1317, Z.  1–2: [οἱ] δεσπόται ἡμῶν Κωνστάντιος καὶ Κώνστανς ἀνείκητο[ι Α]ὐγγ  ǀ ἀνανεωθῆναι ἐκέλευσαν. Zu Ianuarianus vgl. PLRE I 452. Das Bauwerk wird hier zum ersten Mal „Nymphaion“ genannt. (Z. 12) 321 Owens, Dinç 2014, 188 f. Der Verlauf des Aquädukts ist jedoch nicht gesichert, da die Leitung nur im Rahmen eines Surveys begangen wurde. 322 Owens, Dinç 2014, 189. 323 Owens , Dinç 2014, 192. 324 Hahn 1994, 47 mit den Münzen von Tralleis, die wohl bis in die domitianische Zeit die Umschrift ΚΑΙΣΑΡΕΩΝ tragen. 325 Owens, Dinç 2014, 194.

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Kaiser, Euergeten und Poleis

Zwischenfazit: Kaiser und Statthalter als elementare Akteure?

Es lohnt sich an dieser Stelle, die gewonnenen Erkenntnisse insbesondere über die „Baupolitik“ der Kaiser und Statthalter noch einmal zusammenzuführen und damit auch den Blick auf ihre Rolle im Verbreitungsprozess der Fernwasserleitungen zu schärfen. Zunächst fällt auf, dass der Kaiser als handelnder Akteur in der epigraphischen Dokumentation kaum aufscheint. 326 Dies lässt sich zunächst auch daraus erklären, dass sich im Gesamtbild ein Überhang von privaten Stiftungen ergibt, der daher rührt, dass diese Personengruppe deutlich mehr Wert auf die öffentliche Demonstration ihrer finanziellen Beteiligung legte und sich diese Beteiligung zumeist auf einzelne Elemente des Wasserversorgungssystems beschränkte und sich nicht auf ganze Leitungen bezog. 327 Eine der wenigen Ausnahmen, in der ein Kaiser wohl als Bauherr in Kleinasien tätig war, ist die Stadt Ephesos, die ihre erste kaiserzeitliche Leitung Augustus und Tiberius verdankte und deren Bau durch einen römischen Funktionär überwacht wurde. 328 Dennoch scheint das epigrapische Material darauf hinzuweisen, dass die Aktivitäten der Kaiser jenseits des Bausektors zu suchen sind. Ein typisches Handlungsfeld war zunächst eine situationsgebundene Unterstützung nach Naturereignissen wie Erdbeben. Die Kaiser halfen den Städten zwar eher selten mit direkten Geldzahlungen, Patara jedoch profitierte etwa beispielsweise von einer Steuerumlage, in Sardeis erscheint der Kaiser im Nominativ in einer bilinguen Bauinschrift, hatte die Leitung also vielleicht bezahlt. Darüber hinaus dienten die Kaiser als letzte Anlaufstelle, sowohl für Gesandtschaften, als auch für die Statthalter, in zahlreichen organisatorischen und juristischen Belangen, wie etwa die Briefe aus Kibyra, Nikaia und Aphrodisias 329 zeigen. Auf diese Weise stellten sie auf unterschiedliche und vielfältige Art Geld- und Sachmittel und Personal zur Verfügung, unterstützten den Bau durch die Übertragung von kaiserlichem Eigentum und der Allokation verschiedener Ressourcen und schufen Rahmenbedingungen und ein geordnetes Umfeld, wie z.B. Rechtssicherheit. 330

326 Dies deckt sich mit dem Befund aus Nordafrika, vgl. Saastamoinen 2010, 515, Nr. 490 (CIL VIII 2658; 226 n. Chr.), 535, Nr. 615 (CIL VII 2572, 290–293 n. Chr.) Ähnlich auch Eck 2017, 225 über ein in den Inschriften nicht fassbares Bau-Engagement des Antoninus Pius. 327 Eck 1987, 75 mit Anm. 155 und dem Hinweis, dass es sich bei Thermeninschriften ähnlich verhält. Eck exemplifizierte diese Aussage in jüngerer Zeit anhand eines Überblicks über die spanischen Wasserbauinschriften, vgl. Eck 2017 c. 328 Ein weiteres mögliches Beispiel ist Nikaia, doch die Inschrift ist nur fragmentarisch erhalten, so dass sich aus ihr kaum weiterreichende Schlüsse ziehen lassen: [Imp(erator) Caesar divi Tra­ iani Part]hici fil(ius), divi [Nervae nepos, Traianus Hadrianus] / [Aug(ustus) pont(ifex) max(imus), trib(unicia) pot(estate) — — —, c]o(n)s(ul) III, aquam / n[— — —] (I. Iznik 55). Interessant ist vor allem, dass es sich bei dieser Inschrift um eine der wenigen bekannten lateinischsprachigen Wasserbauinschriften handelt. 329 I. Kibyra 19; I. Iznik 1; Reynolds 2000, 5–20. 330 Dies beobachtete Werner Eck auch für Italien und Spanien: „Außerhalb Roms jedoch, im übrigen Italien, aber vor allem in den Provinzen bietet sich uns ein ganz anderes Bild. Rom und seine Amtsträger sind dort lediglich politische und rechtliche Ordnungsmacht (…)“, Eck 2017, 315.

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Eine aktive Rolle spielten die Kaiser situationsgebunden etwa im Fall von Stiftungen, die mit Kaiserbesuchen zusammenhingen oder etwa einmalig geleisteten Geldspenden. 331 Kein Argument ist in diesem Zusammenhang die Vergabe von Wasserkonzessionen durch den Kaiser, wie Winter dies postuliert. 332 Er geht von einer bedeutenden Rolle des Kaisers in der Wasserversorgung aus, weil das Recht zur Nutzung eines privaten Anschlusses nur von diesem verliehen werden könne; tatsächlich konnte dies außerhalb von Rom auch durch den Stadtrat oder den Statthalter geschehen. 333 Die Gründung von Kolonien konnte als Handlungsmotiv für den Bau einer Leitung hingegen ausgeschlossen werden. Pa­ rallelbeispiele aus Italien und Gallien, aber auch aus Dalmatien machen deutlich, dass die kaiserliche Förderung von Wasserbauten hier eine zentralere Rolle spielte, jedoch auch nicht als Automatismus bewertet werden kann. 334 Auch in der Spätantike brachen die kaiserlichen Fördermaßnahmen nicht ab; dennoch scheinen sich zwei Trends abzuzeichnen: Zum einen eine starke legislative Aktivität, die das Bemühen der Zentralmacht kennzeichnet, die Leitungssysteme am Laufen zu halten; zum anderen eine verstärkte Verpflichtung Einzelner, die Leitungen selbst zu verwalten und zu finanzieren. 335 Eine Ausnahme ist Konstantinopel, dessen Wasserinfrastruktur sich bereits bei der Neugründung der Stadt und noch weit darüber hinaus kaiserlicher Unterstützung erfreute. 336 Inwiefern die Kaiser als aktive Akteure eine zielgerichtete Baupolitik im Wasserinfrastrukturbereich praktizierten, lässt sich aus den erhaltenen Quellen nicht ableiten, soll an dieser Stelle jedoch, ohne eine ex-silentio-Argumentation zu sehr zu instrumentalisieren, zumindest angezweifelt werden. Die Kaiser griffen im Notfall ein und dienten darüber hinaus vor allem als Anlaufstelle für unlösbare Probleme in jeglicher Form, sie verfolgten jedoch kein übergeordnetes baupolitisches Ziel zur Strukturierung ihrer Provinzen. Daraus lässt sich, bereits im Hinblick auf die Diskussion über die Rolle der Poleis, auch ableiten, dass die Kaiser zum einen keine Notwendigkeit sahen, die Städte regelmäßig zu unterstützen, zum anderen aber auch die Stiftungen von Wasserleitungen jenseits von Rom kaum einen ideologischen Wert besaßen. Dass der Name des Kaisers auf öffentlichen Bauten häufig genug präsent war, war mitunter ein Verdienst der Statthalter. Die Pliniusbriefe sowie die erhaltenen Kaiserbriefe machen deutlich, dass vielmehr Statthalter das entscheidende Moment für den Bau einer Fernwasserleitung sein konnten, denn sie dienten als Scharnier in der Kommunikation zwischen dem Kaiser und den Städten. In Bezug auf die Wasserinfrastruktur konnten sie eigenständig den Bau einer Leitung initiieren, sich von der Quellensuche bis zur offiziellen Einweihung an allen Bauschritten beteiligen, die Reparatur solcher Großbauten anregen und deren Finanzierung 331 So auch Campagna 2011, 205–207, der betont, dass die Kaiser nur in besonderen Situationen eingriffen. 332 Winter 1996, 178. 333 S. u. S. 355–357 für die Vergabemodalitäten. 334 Dennoch sei an dieser Stelle angemerkt, dass Longfellow 2011, 2, dasselbe auch im Bereich des Nymphaeumsbaus beobachten möchte. 335 S. Kapitel 4.1 anhand der Rechtsquellen. So auch Eck 2017, 321 f. 336 Crow 2016.

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und den logistischen Aufwand vor Ort koordinieren. Die Pliniusbriefe legen dabei nahe, dass die Statthalter sich jedoch bei Eigeninitiative zunehmend um Rücksprache mit dem Kaiser bemühten; sie fungierten im Bausektor also hauptsächlich als Repräsentanten des Kaisers bzw. der römischen Macht vor Ort und nicht etwa als eigenständige Bauherren, wie Winter ihnen dies unterstellt. Inwiefern die Statthalter dabei konkret und direkt als Exponenten kaiserlicher Baupolitik zu verstehen sind, wie Alföldy dies für Traian als Statthalter des Vespasian annimmt, erscheint generell und gerade in diesem Fall fraglich. 337 Der Kaiser konnte schon aus logistischen Gründen nicht den Überblick über jedes Großbauprojekt behalten und musste sich auch in Bezug auf die Bedürfnisse der jeweiligen Poleis auf die Einschätzung seiner Amtsträger verlassen. Eine finanzielle Beteiligung der Statthalter an öffentlichen Bauprojekten lässt sich über die Genehmigung und die feierliche Einweihung dieser Bauten kaum messen. Ein kurzer Blick auf die Inschriften im Westen des Reiches kann die fragmentarische Quellenlage in Kleinasien nicht verbessern: Zwar vermutet Marietta Horster, wie einleitend erwähnt, dass Statthalter auf Wasserbauinschriften häufiger auftauchen, muss dies jedoch aufgrund des disparaten Materials selbst relativieren. 338 Die Statthalter erscheinen bei den von ihr gesammelten Inschriften nur dreimal im Zusammenhang mit einer Wasserleitung auf: in Thysdrus, Lambaesis und Verecunda 339 und dort jeweils entweder mit der Präposition per (Thysdrus) oder in Verbindung mit der Formulierung dedicante, die lediglich den Einweihungsprozess beschreibt, aber nichts über eine Beteiligung oder Finanzierung aussagt. Dass sich ein Statthalter mit eigenen Mitteln an der Finanzierung einer Leitung beteiligte, ist in der Hohen Kaiserzeit eher als unwahrscheinlich anzusehen. Inwiefern sich die Tätigkeit der Statthalter schwerpunktmäßig auf bestimmte Städte konzentriert, ist anhand der derzeitigen Quellenlage nicht mit letzter Sicherheit abzuschätzen, doch scheint es sich eher um große Städte und Verwaltungszentren zu handeln, also Orte, an denen sich die Statthalter bevorzugt aufhielten. Man könnte sich, ohne allzu sehr zu vereinfachen, vorstellen, dass die Amtsträger ihre Alltagsbedürfnisse und vielleicht auch das ingenieurstechnische Wissen nutzten, um die Wasserversorgung in den Statthaltersitzen zu modernisieren. Das Beispiel Ephesos hat gezeigt, dass die Stadt wohl von der Anwesenheit des Calvisius Ruso insofern profitieren konnte, als dass der Statthalter als prestigeträchtige Maßnahme die Wasserbauten einweihte – finanzieren musste die Stadt ihre Baumaßnahmen hingegen selbst. Darüber hinaus ist davon auszugehen, dass Ruso den gesamten Ausbau der Stadt koordinativ überwachte, dessen Ursache wohl in der Verleihung des Neokorietitels zu suchen ist. Darüber hinaus erscheint es plausibel, dass sich auch andere Poleis darum bemühten, den Statthalter „werbewirksam“ für die Einweihung ihrer Bauten zu gewinnen, wie dies etwa in Balboura der Fall sein könnte. Bei genauerem Hinsehen erweisen sich also vielmehr die Stadt und ihre Institutionen sowie – wie im folgenden Kapitel noch näher zu zeigen sein wird – die lokalen Honoratioren als die eigentlichen Initiatoren und Träger dieses Baubooms. 337 Alföldy 1998, 389. 338 Horster 2001, 196. 339 AE 1991 (1994), 1635; CIL VIII 2653; CIL VIII 4203–4204.

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Die Euergeten und ihre Präferenzen im Wasserbau

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Zwar mochten die Statthalter als Bauherren zurückhaltend aufgetreten sein, dennoch bedeuteten die Leitungen für sie einen Teil ihres Betätigungsfeldes, dessen Aufwand nicht zu unterschätzen war. In den vorhergehenden Kapiteln ist bereits deutlich geworden, dass die Bedeutung der Statthalter vielmehr in ihrer juristischen und organisatorischen Kompetenz zu suchen ist. Sie wirkten durch ihre Edikte stark auf die Ausformung von altem oder die Schaffung von neuem Wasserrecht ein. Ihre Entscheidungsgewalt erstreckte sich von rein lokalen, kleinen Bewässerungsgemeinschaften bis hin zu den täglichen Amtsgeschäften freier Städte, die sich mit der Bitte um juristische Hilfe an die Amtsträger wandten. Damit garantierten die Kaiser und Statthalter umgekehrt auch den Schutz der öffentlichen Infrastruktur.

5.3

Die Euergeten und ihre Präferenzen im Wasserbau 340

Dass das freiwillige finanzielle Engagement reicher Bürger für die Öffentlichkeit ein gerade im griechischen Osten auftretendes Spezifikum des Hellenismus und der Kaiserzeit ist, zählt in der modernen Forschung inzwischen zur communis opinio. 341 Einzelne Euergeten nutzten ihren Reichtum, um in bestimmte Bauten oder Projekte zu investieren, und erhielten dafür öffentliche Anerkennung und Prestige, die sich unter anderem in der Aufstellung von Ehrenstatuen oder sonstigen Privilegien manifestierten, sowie, in direkter Folge daraus, in politischem Einfluss. 342 Die Bedeutung des Euergetismus insbesondere für die finanzielle Funktionsfähigkeit einer antiken Stadt ist jedoch zunehmend umstritten. Ging die ältere Forschung wie etwa Wilhelm Liebenam davon aus, dass die Spendierfreudigkeit Einzelner sowohl im Bau- als auch im Versorgungswesen essentiell, ja gar überlebenswichtig war, wurde dieses Bild von Hertha Schwarz mit Blick auf die Finanzen der Städte angezweifelt. 343 In eine ähnliche Richtung zielte Arjan Zuiderhoek mit 340 In diesem Kapitel soll vor allem freiwilliges Engagement zur Sprache kommen. Summae honorariae und Liturgien werden in Kapitel 5.4.2 besprochen. 341 Die Forschungsliteratur zu diesem Thema ist sehr umfangreich, deshalb sei an dieser Stelle nur auf die wichtigsten und umfassendsten Werke verwiesen: Veyne 1976 und Quaß 1993 (die Euergeten, bzw. die Honoratiorenschicht als herrschende Klasse der Gesellschaft); Gauthier 1985 (hellenistische Vorläufer); Domingo Gygax 2016 (Ursprünge in archaischer Zeit). Für die römische Zeit hat sicherlich Zuiderhoek 2009 einen der am meisten diskutierten Ansätze zur Erklärung des Euergetismus entwickelt, vgl. etwa die überaus positive Rezension von M. Moser am 27.11.2009 auf der Onlineplattform H-Soz-Kult. Der Begriff „Euergetismus“ wurde zwar, wie hinreichend bekannt ist, von André Boulanger 1923 geprägt, jedoch sollten vor allem Paul Veyne und Philippe Gauthier ihm zu der heutigen Berühmtheit verhelfen, vgl. Domingo Gygax 2016, 1. 342 Zuiderhoek 2009, 114; Domingo Gygax 2016, 6 sieht gerade diese Reziprozität als wichtiges Element der Definition von Euergetimus und stellt sich damit bewusst gegen Veyne 1976, 230, 237, 319, der meint, die Euergeten stifteten vor allem, um sich von der Masse abzuheben und würden nichts im Gegenzug für ihre Stiftung erwarten. 343 Liebenam 1900, 21; Broughton 1938, 802 (Liturgien und Stiftungen der Euergeten als größter Part städtischer Finanzen); Veyne 1976, 9 (Euergeten als Stifter öffentlicher Bauten); Mitchell 1993 I,

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Kaiser, Euergeten und Poleis

einer detaillierten, durch Zahlen illustrierten Untersuchung des Euergetismus in Kleinasien. 344 Er stellte die These auf, dass der Euergetismus weniger für die städtische Finanzkraft eine Rolle spielte, sondern vielmehr dazu diente, soziale und politische Stabilität zu erzeugen und damit in dieser Hinsicht für die städtische Gesellschaft und auf einer Makroebene für das Imperium Romanum insgesamt von hoher Bedeutung war. 345 Er war nach Zuiderhoek eine Art von Aushandlungsprozess zwischen der Elite und den anderen Bürgern, verhinderte dadurch soziale Konflikte und überdeckte die Diskrepanz zwischen dem „demokratischen“ Polisideal und der oligarchischen Wirklichkeit. 346 Gerade für den Wasserbau ist die Frage nach der Rolle und Finanzkraft privater Stifter von essentieller Bedeutung, zählten Wasserbauten und insbesondere Fernwasserleitungen doch zu den teureren und organisatorisch aufwändigeren öffentlichen Bauten, bis zu deren Vollendung – um damit auch bis zur Anerkennung der vollbrachten Leistung – rasch einige Jahre verstreichen konnten. Dementsprechend verwundert es nicht, dass insbesondere die Leitungen stets eine wichtige Rolle innerhalb des modernen Euergetismusdiskurses spielten. So behauptete Friedhelm Quaß, dass die Städte ihre öffentlichen Bauten nur durch die „Opferbereitschaft ihrer vermögenden Bürger“ finanzieren würden. 347 Werner Eck unterstellte den Stiftern stets „Freiwilligkeit“ und altruistisches Engagement für die Heimat, behauptete insbesondere in älteren Aufsätzen gar: „Der Tatbestand ist fast immer der, daß Amtsträger oder Privatleute ohne gesetzliche Verpflichtung für eine Stadt Aufgaben übernahmen, in unserem Fall: Bauwerke zur Wasserversorgung errichten.“ 348 Die Motivation der lokalen Elite konnte sogar eine geradezu unmoralische Komponente bekommen: Die reiche städtische Oberschicht hätte die Leitungen nur für die Zurschaustellung des eigenen Reichtums genutzt – und dadurch, ähnlich wie der Kaiser in Rom,

344

345 346

347 348

210 (die hohe Steuerlast durch Rom hätte die Städte dazu gebracht, auf ihre reichen Bürger zurückzugreifen); Eck 1991 (erstmals relativierend); Schwarz 2001 (insbesondere mit Blick auf Ephesos, Lykien und Bithynien); Cramme 2001 (Ephesos). Diese detaillierten Berechnungen sind gleichzeitig Stärke und Schwäche der Arbeit. Die zahlreichen Tortendiagramme und Statistiken sind auf den ersten Blick ein angenehmes und illustrierendes Arbeitsmittel, sind jedoch, wie Zuiderhoek selbst zugibt, in einigen Fällen extrapoliert oder sogar völlig hypothetisch, die daraus abgeleiteten Thesen müssen also mit Vorsicht behandelt werden, wie schon Campanile 2010 in ihrer Rezension kritisch anmerkte. Zuiderhoek 2009, 5. Zuiderhoek 2009, 10. Problematisch an dieser Definition ist die Frage, welche Personengruppe eigentlich als „Elite“ definiert wird und ob sich dieser als Gegenstück die „Nicht-Elite“ entgegenstellen lässt. Zuiderhoek (14 f.) sieht als Elite die politische Führungsschicht, als Nicht-Elite Personen mit dem Bürgerrecht. Zuiderhoek scheint hier Quaß’ Gesellschaftsmodell zu folgen, der als Elite die politisch aktive Führungsschicht sieht, vgl. Bartels 2008, 7 f., mit dem Hinweis, dass sich sowohl Quaß’ als auch Veynes Modell auf eine Honoratiorendefinition von M. Weber zurückführen lassen, die jedoch nicht für ein Gesellschaftsmodell gedacht war und selbst eine vor allem quellenbasierte Analyse der Zugehörigkeit zur Elite bietet (14–94, isb. das Fazit von 86–94). Er hinterfragt dabei auch, ob Euergetismus nur ein Phänomen der Oberschicht sein muss. Eine soziopolitische Untersuchung der Euergeten, die nicht zwingend aus dieser politischen Führungsschicht stammen mussten, liefert etwa Demougin 1996. Quaß 1993, 226. Eck 1987, 73.

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Die Euergeten und ihre Präferenzen im Wasserbau

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soziale Kontrolle ausgeübt. 349 Auch Helmuth Schneider ging noch 2015 davon aus, dass Einzelpersonen in ihrem Repräsentationsverhalten dem Kaiser folgen würden, weil sie durch den Bau einer Wasserleitung „politische Reputation“ gewinnen könnten. 350 Häufig genug wird das private Engagement auch als Ausdruck der Demonstration von Loyalität gegenüber dem Kaiser und Rom verstanden. 351 Umgekehrt lässt sich zeigen, dass Bauwerke, die speziell der utilitas publica dienten, im Stiftungskontext relativ selten waren, der bereits besprochene kulturelle Code der Leitungen also als nicht hinreichend attraktiv empfunden wurde. 352 Generell lagen öffentliche Bauten zwar hoch im Kurs, doch konzentrierten sich private Stifter vor allem auf Kultbauten, Stoai und Gymnasia oder Bäder. 353 Aquädukte rangierten – wie Zuiderhoek anhand der existierenden Inschriften analysierte  –  bei unter 5% aller bezeugten gestifteten Gebäude, zwar noch vor Nymphaeen, jedoch weit hinter Theatern. Für diese Unattraktivität von Fernwasserleitungen für Euergeten werden häufig Argumente, wie die hohen Kosten, die geringe Sichtbarkeit und die Lage der Leitungen außerhalb der Stadt ins Feld geführt. 354 Deshalb sollen im Folgenden die Euergeten selbst in den Fokus rücken: Zu fragen ist, welche Rolle die Euergeten im öffentlichen Versorgungswesen spielten. 355 Dabei ist vor allem auf die genaue Art der Finanzierung zu achten: Handelt es sich erkennbar um eine summa honoraria oder um eine Liturgie, so sollen diese Fälle nicht als euergetischer Akt verstanden werden, sondern an anderer Stelle besprochen werden. 356 Für eine genaue Analyse ist es zunächst wichtig, die Euergeten nach der Art ihrer Stiftung voneinander zu differenzieren – eine ganze Wasserleitung, Teile davon, Geld- oder Sachmittel – und daraus mögliche Präferenzen zu erschließen: Gerade die Diskussion, dass die mangelnde Sichtbarkeit der Leitungen ein Hinderungsgrund für privates Engagement war, soll gesondert berücksichtigt werden. Dabei ist stets im Auge zu behal349 Ellis, 1997, 147 „conspicous displays of luxuria“. 350 Schneider 2014, 98. 2 351 Vandeput 2017, 150, die das Aufkommen von großen Brunnenanlagen in severischer Zeit gar damit in Verbindung bringt, dass die kleinasiatischen Städte als Stationen für die Perserfeldzüge an strategischer Relevanz gewannen, in engerem Kontakt mit der römischen Administration standen und die Nymphaeen als Ausdruck ihrer Loyalität bauten. 352 Siehe dazu bereits oben Kapitel 5.1 und S. 203–207 zu den Bedeutungsebenen der utilitas publica. 353 Zuiderhoek 2009, 77 (Tortendiagramm aller Stiftungen, darunter 58 % öffentliche Bauten) und 79 (Balkendiagramm mit der Aufschlüsselung der öffentlichen Gebäude). Auf S. 84 begründet er insbesondere die häufigen Stiftungen von Bad-Gymnasia mit deren geringen Gesamtkosten, bringt allerdings keine konkreten Beispiele dafür. Dieses Argument erscheint bereits aufgrund der Beispiele, bei denen wir überhaupt von den Kosten wissen, unglaubwürdig, s. Kapitel 5.4.2. 354 Exemplarisch etwa Cramme 2001, 139; Zuiderhoek 2009, 28 (Euergeten stiften nur Thermen und nicht frisches Trinkwasser) und 38 (Leitungen seien so teuer, dass nur die römische Verwaltung dafür bezahlt). 355 Etwa postuliert von Galli 2002, 1: „Die Funktion des Stifters erfüllt sich vor allem in der Rolle des großzügigen Spenders, der die Finanzierung des öffentlichen Haushaltes antiker Städte mit beträchtlichen Geldern unterstützte und hierdurch verstärkt Einfluss auf die sozialen und kulturellen Strukturen nehmen konnte.“ 356 Im Gegensatz zu Zuiderhoek 2009, 10 f.; s. S. 289.

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Kaiser, Euergeten und Poleis

ten, welcher sozialen Gruppe die Stifter angehörten, ob es sich also um Personen von überregionaler Bedeutung handelte, die gute Kontakte nach Rom, zum Kaiser oder zum Statthalter pflegten, oder um lokale Eliten. Nach der Analyse der Stiftungen soll in einem zweiten Schritt gefragt werden, ob sich durch das Engagement im Wasserbau tatsächlich die von Schneider geforderte „politische Reputation“ gewinnen ließ. Dem Schwerpunkt des Buches entsprechend sollen die Fernwasserleitungen im Zentrum der Untersuchung stehen, doch lohnt sich ergänzend ein kurzer Blick auf die Stiftung anderer Wasserbauten, wie Nymphaeen und Thermen sowie auf Stiftungen aus anderen Provinzen, um den Blick auf aufgeworfene Teilfragen wie die Sichtbarkeit und die Attraktivität von Wasser­ infrastrukturstiftungen zu schärfen.

5.3.1

Stifter ganzer Wasserleitungen

Wenn jemand in der Antike als Superreicher gelten konnte, so war dies sicherlich der Mäzen und Bauherr Herodes Atticus. 357 Sein enormes Vermögen, das er von seinem Vater geerbt hatte, verwendete Herodes für eine Vielzahl an Bauten, die sich in Italien, Griechenland und Kleinasien verteilten und die aufgrund ihrer Zahl und Verbreitung häufig gar als Teil eines groß angelegten, politisch und ideologisch motivierten Bauprogramms gelten. 358 Da seine Stiftungen in den Quellen gut dokumentiert sind, lässt sich fragen, welchen Stellenwert Wasserinfrastruktur innerhalb der zahlreichen Bauten einnahm und ob ihr ein besonders repräsentativer Charakter zukam. So ließ Herodes in Korinth das Quellhaus der Peirene erweitern 359, in Olympia eine Leitung und ein Nymphaeum bauen sowie in Canusium und in Alexandreia Troas jeweils eine Leitung vollenden. Betrachtet man zunächst seine Stiftung in Olympia, so bot sich das Heiligtum für die Entfaltung privater Wohltätigkeit geradezu an. Olympia war nicht nur ein zentraler heiliger Ort mit hoher Symbolkraft, sondern auch stark frequentiert und bedurfte zudem wohl einer neuen Wasserversorgung. 360 Zwar existierte bereits eine ältere Struktur, doch reorganisierte Herodes letztlich das komplette System. 361 Das nötige Wasser wurde aus dem Alpheiostal herangeführt und endete in einem Prachtbau am Südhang des Kronoshügels, der allein durch seine Höhe von 18 Metern wohl auf dem ganzen Gelän-

357 Ameling 1983 (Biographie); Galli 2002 (Bauten). 358 Galli 2002, 2. 359 Zum Quellhaus der Peirene und dessen hoher Bedeutung innerhalb der Topographie von Korinth, vgl. Galli 2002, 86–95. 360 So schreibt zumindest Peregrinus Proteus nach Lukian, dass die Besucher von Olympia der Gefahr des Verdurstens ausgesetzt gewesen seien und Herodes dieser durch den Bau einer Wasserleitung ein Ende setzte (Lukian. De Mort. Peregr. 19–20: ὕδωρ ἐπήγαγεν τῇ Ὀλυμπίᾳ καὶ ἔπαυσε δίψει). 361 Mallwitz 1988, 34–36 zum älteren Leitungssystem und der Vermutung, dass der Umbau bzw. die Erweiterung der Südwest-Thermen in dieselbe Zeit fällt; Philostr. Soph. 2,1,5 erwähnt die Umbaumaßnahmen nur kurz und nicht detailliert genug, um daraus Schlüsse ziehen zu können.

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de sichtbar gewesen sein muss. 362 Ein, wenn auch verzerrtes Echo darauf, findet sich bei Lukian, der dem Kyniker Peregrinus Folgendes in den Mund legt: Er habe sich darüber lustig gemacht, dass Herodes Atticus den Griechen Trinkwasser zur Verfügung gestellt hatte, da es doch viel besser sei, an Durst und Krankheit zu sterben als zu verweichlichen. Die Griechen hätten ihn daraufhin beinahe gesteinigt, so dass Peregrinus sein Heil in der Flucht suchen musste. Erst vier Jahre später hätte er bei den Olympischen Spielen eine Lobrede auf Herodes Atticus gehalten, um an seine Stiftung zu erinnern. 363 Selbst wenn Lukians Bericht durch einen satirischen Unterton und kynische Topoi gebrochen sein mag, 364 so zeigt er doch zwei Punkte: Zum einen, dass die Bereitstellung des Wassers aus der Sicht eines Kynikers ein Luxus war, den es zu kritisieren galt. Zum anderen aber auch die rasche öffentliche Akzeptanz der neuen Trinkwasserversorgung, die sogar dazu führte, dass Peregrinus beinahe dafür gesteinigt worden wäre, als er selbst das Wasser trank, sich aber über diesen Habitus lustig machte. Über die Wasserleitungen des Herodes Atticus sind wir fast nur durch Philostrat informiert. Eine neue Leitung war für Canusium wohl durchaus nötig, war die Stadt doch, wie Horaz berichtet, relativ wasserarm. 365 Während die Gründe für das Engagement des Herodes in Canusium unklar sind 366, so treten sie in Alexandreia Troas deutlicher hervor. Herodes war zunächst im offiziellen Auftrag nach Kleinasien gereist. Ähnlich wie Plinius hatte er 134/135 n. Chr. die Aufgabe erhalten, als corrector die Finanzen und den generellen Zustand der Städte zu überprüfen. Als Herodes nach Alexandreia Troas kam, stellte er nach Philostrat fest, dass sich dort kein fließendes Frischwasser finden ließ, sondern die Bewohner Regenwasserzisternen und verschlammte Brunnen nutzen mussten. Um diesem untragbaren Zustand Abhilfe zu schaffen, bat Herodes Hadrian um drei Millionen Drachmen. Die bereitgestellte Summe genügte jedoch nicht für die Vollendung 362 Galli 2002, 223–225 mit einer detaillierten Baubeschreibung. Die Bauinschrift von Regilla, der Frau des Herodes Atticus, war auf einem bronzenen Stier als Symbol des Flusses Alpheios angebracht (IvO 610; s. a. Galli 2002, 225 mit Tafel 30, Nr.1). Regilla war für die Olympischen Spiele 153 n. Chr. zur Priesterin der Demeter Chamyne gewählt worden, deshalb vermutet Ameling 1986, 91 f., dass die knappe Bauzeit von nur vier Jahren zu einer schlechten Ausführung des Ziegelmauerwerks und des plastischen Schmucks führte. 363 ἀπολλυμένους τοὺς πανηγυριστάς, κακῶς ἠγόρευεν ὡς καταθηλύναντα τοὺς Ἕλληνας, δέον τοὺς θεατὰς τῶν Ὀλυμπίων διακαρτερεῖν διψῶντας καὶ νὴ Δία γε καὶ ἀποθνήσκειν πολλοὺς αὐτῶν ὑπὸ σφοδρῶν τῶν νόσων, αἳ τέως διὰ τὸ ξηρὸν τοῦ χωρίου ἐν πολλῷ τῷ πλήθει ἐπεπόλαζον. καὶ ταῦτα ἔλεγε πίνων τοῦ αὐτοῦ ὕδατος. ὡς δὲ μικροῦ κατέλευσαν αὐτὸν ἐπιδραμόντες ἅπαντες, τότε μὲν ἐπὶ τὸν Δία καταφυγὼν (Lukian. De Mor. Peregr. 19–20). Zu Peregrinus selbst vgl. Jones 1986, 117–132 mit einer kritischen Diskussion von Lukians Biographie. Herodes scheint ein häufigeres Ziel des Spotts von Peregrinus gewesen zu sein, vgl. Philostr. Soph. 2,13 (mit dem Bonmot des Herodes, ‘γεγηράκαμεν’ ἔφη ‘σὺ μὲν κακῶς με ἀγορεύων, ἐγὼ δὲ ἀκούων’) 364 Jones 1986, 125. 365 Hor. Sat. 1,5,91; Philostr. Soph. 2,1,5. Zu den archäologischen Resten der beiden Leitungen vgl. den kurzen Überblick bei Manghisi 1999. 366 Ameling 1986, 88 geht davon aus, dass persönliche Vorlieben  –  wie im Fall von Korinth oder Athen – oder aber großflächiger Besitz in der Nähe der betreffenden Stadt die treibenden Kräfte für das Engagement des Herodes waren.

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des Projektes, das wohl auch ein Nymphaeum als Endpunkt und Thermen umfasste. 367 Nachdem die kaiserlichen Finanzprocuratoren sich einer Nachfinanzierung verweigerten, bestellte Kaiser Hadrian den Vater des Herodes zu sich ein, um ihn für die Geldverschwendung seines Sohnes zu tadeln. 368 Herodes’ Vater verwies auf den Ruhm, den dieses Projekt versprach und bezahlte die restlichen vier Millionen aus der eigenen Tasche. Die Episode zeigt verschiedene Dinge: Für Alexandreia Troas war der Ausbau einer Wasserinfrastruktur nicht planbar. Herodes Atticus hatte den für ihn subjektiven Mangel festgestellt und seine persönlichen Kontakte zum Kaiser genutzt, um externe Geldmittel zu liquidieren. Als der Bau – wohl auch begründet durch mangelnde und überdimensionierte Planung – zu scheitern drohte, half der Vater des Herodes aus. Genau genommen lässt sich hier also eine Mischfinanzierung aus verschiedenen – kaiserlichen, privaten und vielleicht sogar öffentlichen – Kassen rekonstruieren. Dass jedoch Herodes mit dem Bau dieser Anlagen in Verbindung gebracht wurde, zeigt die Feindschaft der ortsansässigen Familie der Quintilii, denen Herodes mit seinen Stiftungen den Rang streitig machte. 369 Für Alexandreia Troas war diese Förderung insofern auch unberechenbar, weil Herodes eigentlich als corrector der freien Städte entsandt worden war, Alexandreia jedoch dem Status nach eine Kolonie war. 370 Innerhalb des Bauouevres des Herodes stellten die beiden Wasserleitungen von Canusium und Alexandreia Troas etwas Besonderes dar, sowohl im positiven als auch im negativen Sinn. 371 Eindeutiger ist die Finanzierung, wenn man den Blick nach Ephesos auf die berühmte Aristion-Leitung richtet. T. Claudius Aristion zählte sicherlich zu den bekanntesten Ephesiern seiner Zeit und krönte nicht nur seine Karriere, sondern auch seine Stiftungstätigkeit mit dem Bau einer 210 Stadien langen Wasserleitung, die in einem prachtvollen Nymphae­ um endete. Zwar blieb seine Tätigkeit, im Gegensatz zu Herodes, auf seine Heimatstadt begrenzt, doch trug er maßgeblich zu deren architektonischer Transformation bei, die mit der Verleihung der Neokorie unter Kaiser Domitian einsetzte und sich, wie gezeigt, auch auf die Wasserinfrastruktur auswirkte. 372 Ein Teil dieses Ausbaus wurde von offizieller Seite in Gestalt des Statthalters Ruso getragen und hing wohl damit zusammen, dass sich

367 Ameling 1986, 54 f. Die Wasserversorgung von Alexandreia Troas ist Teil eines Projekts der Forschungsstelle Asia Minor an der Universität Münster; s. a. Longfellow 2011, 148. 368 Philostr. Soph. 2,1,3. Philostrat spricht bei der Verweigerung der Procuratoren nicht von ὕδωρ, wie vorher, sondern von einer Krene. Vielleicht waren die Procuratoren also nur nicht mehr bereit, einen bestimmten Teil der Leitung zu finanzieren, etwa den innerstädtischen Endpunkt. Dass die Steuern von 500 Städten, wie Philostrat dies behauptet, in ein einzelnes Projekt fließen würden, ist an dieser Stelle nicht wörtlich zu nehmen – die Anzahl der Städte dient als Symbol für die Provinz Asia, s. Ios. Bell. Iud. 2,16,4. 369 Ameling 1986, 56 f. 370 Boatwright 2000, 117. 371 Herodes stattete nicht nur andere Städte mit Wasseranlagen aus, sondern auch seine eigene Villa, wie Aulus Gellius bewundernd anmerkt, vgl. Gell. 1,2,2. 372 Feldman Weiß 2011, 101.

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der Ausbau vor allem rund um den neuen Neokorietempel konzentrierte. 373 Aristion leistete dazu jedoch mit seiner Wasserleitung einen außergewönlichen Beitrag, so dass es sich lohnt, seinen sozialen Hintergrund zunächst ein wenig zu beleuchten. Obwohl Plinius ihn als princeps Ephesiorum (6,31,3) charakterisiert, ist über Aristion selbst relativ wenig bekannt: 374 Die Inschriften dokumentieren ihn erst zu einem sehr späten Zeitpunkt in seiner Karriere, nämlich bereits als Grammateus. Hinzu kommt, dass die Chronologie seiner Bauten und seiner Ämter nicht immer eindeutig ist. 375 Zu den ersten bekannten Dokumenten über Aristion gehört eine Reihe von Inschriften am Neokorietempel, die Festgesandtschaften aus mehreren Städten aufstellen ließen und ihn als ἀρχιερεὺς τῆς Ἀσίας bezeichnen. 376 Dank der genannten Proconsules lassen sich die Inschriften in die Jahre 88/89 n. Chr. datieren. Aristion war also möglicherweise der erste Oberpriester des neugegründeten Neokorietempels überhaupt. 377 In den darauffolgenden Jahren 90/91 n. Chr. erhielt Aristion zusätzlich den Titel des νεωκόρος. 378 Insbesondere die Neokoros-Würde war mit hohen Kosten und einem nicht unbeträchtlichen organisatorischen Aufwand verbunden, es ist Aristion zu diesem Zeitpunkt also bereits eine hohe soziale Stellung zuzuschreiben. 379 Leider erfahren wir keine Details darüber, ob Aristion gute Verbindungen zum Kaiserhaus oder zu Domitian pflegte, ob er also mit der Initiative der Neokoriewürde in Verbindung gebracht werden kann, da der Prozess der Verleihung weitgehend im Dunklen liegt. Aristion war jedoch nicht nur mit dem Bau des domitianischen Neokorietempels eng verknüpft, sondern machte auch in den folgenden Jahren Karriere: Wohl 91/92 n. Chr. war er Prytan und direkt anschließend γραμματεὺς τοῦ δήμου. 380 Während dieser Zeit war Aristion wahrscheinlich in ein weiteres Großbauprojekt involviert, die Bauarbeiten am Hafengymnasion, einem großen Komplex aus 373 Siehe dazu die detaillierte Diskussion oben auf. S. 240–244. 374 Eine mögliche Rekonstruktion des Stammbaums unternahm Thür 1997, 123, doch muss diese in vielen Punkten hypothetisch bleiben. 375 Schulte 1994, 159 mit einer vorgeschlagenen Chronologie, Thür 1997, 129 mit einer weiteren. 376 I. Ephesos 2,234 (Weihung der Stadt Keretapa); 235 (Klazomenai). 377 Thür 1997, 111 mit den verschiedenen Argumentationslinien, wann der Tempel gebaut und geweiht wurde. 378 I. Ephesos 2,241 (Neokoros); die genannten Proconsules sind L. Mestrius Florus (234), M. Fulvius Gillo (235) und L. Luscius Ocra (241). Die Übernahme der Neokorie im genannten Jahr ist nicht ganz sicher, da vier eradierte Inschriften (es handelt sich dabei ebenfalls um Inschriften von Festgesandtschaften aus Aizanoi, I. Ephesos 2,232 und 232 A, Silandos, 238 und Aphrodisias, 233) aus den Jahren 89/90 n. Chr. zumindest theoretisch eine Ergänzung mit dem Namen des Aristion als Neokoros ermöglichen. Die Rasur könnte aber auch auf einen anderen Neokoros hinweisen. 379 Thür 1997, 116; zur Neokorie vgl. Friesen 1993, 50 f. 380 Die Grammatie ist besser bezeugt durch ein Inschriftenfragment, das auch den Proconsul Ruso nennt (I. Ephesos 2, 461). Die Prytanie ist schwieriger zu datieren, da sie ebenfalls nur anhand eines Inschriftenfragmentes (I. Ephesos 2,427) belegt ist. Der Datierungsvorschlag stammt von Thür 1997, 118 und scheint überzeugend zu sein. Ob Aristion zuerst die Prytanie oder die Grammatie bekleidete, kann nicht mit abschließender Sicherheit entschieden werden, da es zu diesem Zeitpunkt keine festgelegte Reihenfolge dieser Ämter in Ephesos gegeben hatte, vgl. Schulte 1994, 70–88. Die Architravinschrift (427) nennt Aristion möglicherweise Asiarch (sie bricht nach dem Alpha ab und wurde von Thür ergänzt); sicher bezeugt ist dieser Titel nur während seiner Gram-

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Gymnasion, Palaistra und den Verulanushallen. 381 Eine nicht näher datierbare Inschrift bezeichnet Aristion als Gymnasiarch, er war also nicht nur organisatorisch involviert, sondern auch euergetisch engagiert. 382 Nach 93 n. Chr. und in der folgenden Dekade werden die Nachrichten über ihn problematischer. Um das Jahr 104 n. Chr. 383 schien er in Konflikt mit Vertretern der munizipalen Oberschicht geraten zu sein: Plinius berichtet von einer Anklage vor Kaiser Traian in Centum Cellae, die Aristion jedoch für sich entscheiden konnte. 384 Leider erfahren wir über die näheren Ursachen dieses Konfliktes nichts. Am plausibelsten erscheint es, dies nicht auf seine besondere Beliebtheit beim Volk zurückzuführen, sondern in Zusammenhang mit seinen Bauwerken selbst zu sehen. 385 Einem Prozess, der vor dem Kaiser verhandelt wurde und nicht vor dem Statthalter, mussten schwerwiegende Vorwürfe zugrunde liegen, wie etwa Amtsmissbrauch oder die Veruntreuung von Geldern. 386 Sicher ist nur, dass Aristion diesen Prozess nicht nur gewann, sondern wohl auch so unbeschadet überstand, dass er seine Bauprojekte in Ephesos fortsetzen konnte. Zwar ist sie nicht genau zu datieren, doch scheint die Leitung eines seiner späteren und sicherlich sein größtes Projekt gewesen zu sein, denn die dazugehörige Bauinschrift nennt Aristion bereits einen dreifachen Asiarchen, seine Frau Iulia Lydia Laterane war Oberpriesterin und Prytanin und führte den Ehrentitel „Tochter von Asia.“ 387 Geweiht waren die Leitung und ihr re-

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matie (I. Ephesos 2, 508). Auch Quatember 2011, 50 nimmt eine zweite Asiarchie während der Prytanie an, allerdings auch nur anhand der ergänzten Inschriften. Im Detail bereits Thür 1997, 117–122; ob Aristion daran auch finanziell beteiligt war, wie sie annimmt, lässt sich aus den Inschriften nicht herauslesen, wie Thür selbst bestätigt; relativierend Cramme 2001, 154; ebenso Quatember 2011, 50. I. Ephesos 3,638. Scherrer 1997, 120 mit einer Bandbreite an Datierungsvorschlägen. Plin. Epist. 6,31,3. Cramme 2001, 146 etwa mit dem Gegensatz zwischen der Beliebtheit beim Volk und dem Neid der städtischen Oberschicht, eine Argumentation, die vor allem auf den Kommentar des Plinius innoxie populus zurückzuführen ist; ähnlich schon Quaß 1993, 159, der eine Anklage wegen vis publica vermutet. Sherwin-White 1966, 392 geht ohne Beleg davon aus, dass Aristion ein öffentliches Bankett veranstaltet hatte, um damit die Beliebtheit der Ephesier zu gewinnen. Die beinahe schon apologetische Formulierung des Plinius lässt seine Sympathie für Aristion klar erkennen. Zu Prozessen, die vor dem Kaiser verhandelt wurden, vgl. den älteren und umfassenden Klassiker von Bleicken 1962. Einen knappen Überblick über die verschiedenen Gerichtsbarkeiten gibt auch Schuol 2007, 44–65. Ein Parallelbeispiel ist der Fall des Dion von Prusa, der wegen Unregelmäßigkeiten im Bauwesen zur Rechenschaft gezogen werden sollte und auch noch wegen Maiestätsbeleidigung angeklagt werden sollte. Zu Recht merkt Hertha Schwarz an, dass es sich dabei um eine Mischung aus wohl berechtigten Vorwürfen und persönlichen Animositäten zwischen Dion und anderen Mitgliedern der Oberschicht handelte, vgl. Schwarz 2001, 77 f. mit den Details. Der Fall wurde vor Plinius verhandelt, jedoch informieren die Quellen nicht mehr über das Ergebnis. Schuldig war nach Philostrat hingegen der Sophist Antonius Polemon, der von Hadrian bereitgestellte Gelder unterschlagen hatte, und von den Smyrnäern deshalb angeklagt worden war. Hadrian sprach sich aufgrund der rhetorischen Fähigkeiten des Polemon für dessen Unschuld aus, vgl. Philostr. Soph. 1,25,3. I. Ephesos 2,424: [Ἀ]ρτέμιδι Ἐφ[ε]σίᾳ κα[ὶ] Αὐ[τοκράτορι] Νέρουᾳ Τρα[ιανῶι Κα]ίσα[ρι Σεβαστῶ] ι Γερμ̣ [ανικ]ῷ Δακικῶι καὶ τῇ πατρίδι Κλαύδιος Ἀριστίων τρὶς ἀσιάρχης καὶ νεωκό[ρος]  ǀ [με]τὰ

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präsentativer Endpunkt, das Nymphaeum, Kaiser Traian, dessen Titulatur als „Dacicus“ den terminus post quem 102 n. Chr. ergibt. Als sicherer terminus ante quem ist schließlich das Statthalteredikt des Martialis von 112/114 n. Chr. zu werten, das unter anderem den Abstand zur Leitung regelte. In der Forschung sind die Bezeichnungen des Aristion als Asiarch/Archiereus inhaltlich und funktional umstritten, deshalb werden sie nicht zu einer näheren Datierung herangezogen. 388 Die Leitung des Aristion ist in großen Teilen bekannt und wies gerade innerstädtisch einige technische Finessen auf: So führte sie etwa unter den Sitzreihen des Stadions und des Theaters hindurch, wobei im Theater eine Sitzreihe abgerissen und nach dem Bau des Kanals neu aufgesetzt werden musste. 389 Den Endpunkt der Leitung bildete ein prachtvolles, zweigeschossiges Nymphaeum, das unter anderem mit einer monumentalen Statue des Traian geschmückt war. 390 Der programmatische Schmuck führte Christoph Börker zu der Überlegung, dass die Leitung einen kaiserlichen Namen tragen müsse, weshalb er die in der Bauinschrift auftretende Lücke vor ὕδωρ zu Τραιανὸν ὕδωρ ergänzte. 391 Die beiden proconsularischen Edikte überliefern zwar Aristion als Bauherren (ἐπιμεληταὶ ὑδάτων τῶν εἰσηγμένων τῇ λαμπροτάτῃ Ἐφεσίων πόλι ὑπὸ Κλαυδίου Ἀριστίωνος), jedoch nicht den Namen der Leitung. 392 Eine kaiserliche Benennung erscheint gerade vor dem Hintergrund, dass Aristion von Kaiser Traian freigesprochen worden war, plausibler, als seinen eigenen Namen anzunehmen, die Lücke könnte also durchaus entweder mit

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Ἰουλίας Λυδίας Λα[τερανῆς —ίλ]λη[ς] τῆ[ς γυναικός,] θυγα[τ]ρὸς Ἀσίας, ἀρχιε[ρείας καὶ πρυτά]νεως [—] ὕδωρ [εἰσ]αγαγὼν δι’ οὗ κ[ατεσκεύασεν ὀχ]ετοῦ διακοσίων καὶ δέκα σταδίων καὶ τὸ ὑδρεκδοχῖον σὺν παντὶ τῷ κόσμῳ ἀνέθηκεν ἐκ τῶν ἰδί[ων]. Dorl-Klingenschmid 2001, 189 f. mit dem Baubefund. Zu einer möglichen Ergänzung des Namens der Iulia Laterane und den möglichen Konsequenzen für ihre Familienzugehörigkeit s. u. Fußnote 404. Schulte 1994, 159 datiert die Inschrift auf 110 n. Chr.; Quatember 2011, 51 folgt der späten Datierung von Thür 1997, 122 um das Jahr 113 n. Chr. und bringt die Fertigstellung des Brunnens mit einer Durchreise Traians durch Ephesos in diesem Jahr in Verbindung. Zur Titulatur der Iulia vgl. Kirbihler 2003, 831. Der Titel scheint ein nur auf Ephesos begrenztes Phänomen zu sein. Häufiger ist der Titel „Tochter der Stadt“ oder ähnliche Varianten, vgl. Canali de Rossi 2007, 37–46, 61–74 und 145–167 mit dem Inschriftenmaterial; van Bremen 1996, 164–170 mit der Auswertung; Hemelrijk 2012 mit der Untersuchung der lateinischen Pendants. Weitere Implikationen des Titels der Laterane, etwa, dass er ihr vom Koinon verliehen wurde, lassen sich aus dem Material nicht herauslesen, vgl. Quatember 2011, 51. Noch schwieriger ist die Titulatur des Aristion als Asiarch bzw. Archiereus von Asia, da die Forschungsmeinungen bereits darüber auseinandergehen, ob es sich dabei um dasselbe Amt oder um zwei unterschiedliche Funktionen handelt und ob die Bezeichnung nur für das Amtsjahr verwendet wurde oder darüber hinaus, vgl. Cramme 2001, 279 f. mit einem relativ knappen und wenig überzeugenden Exkurs, dafür jedoch mit einem Großteil der relevanten Literatur. Es fehlt Weiß 2002, der nach Cramme erschienen ist. Die Diskussion ist in Bezug auf die Datierung der Wasserbauten schon deshalb zweitrangig, weil auch diese Ämter des Aristion nicht sicher datiert werden können, sieht man von seinem ersten Auftreten als Archiereus 89/90 n. Chr. ab. Wiplinger 2006, 26–30. Sehr ausführlich dazu Quatember 2011. Im Kommentar der I. Ephesos 2, S. 149; dagegen Cramme 2001, 148. I. Ephesos 7,1,3217 a, Z. 4 und b Z. 4–5.

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Bürker mit [Τραιανὸν] ὕδωρ ergänzt werden, genauso möglich wäre eine Ergänzung mit [Σεβαστὸν] ὕδωρ. Da die Leitung in späteren Dokumenten jedoch nicht namentlich genannt wird, muss dies Spekulation bleiben. Für die Leitung waren spätestens seit dem Edikt zwei Epimeleten zuständig. Ob Aristion für den Unterhalt seiner Stiftung vorsorgte, wissen wir nicht, so dass man, wie Stefan Cramme, nicht einfach annehmen kann, er habe die Stadt auf den Folgekosten sitzen lassen. 393 Das Nymphaeum Traiani stellte zwar dem monumentalen und repräsentativen Endpunkt der Leitung dar, diente darüber hinaus aber auch als Verteilerbau. Ein Kanal führt vom Becken unter der Kuretenstraße hindurch in den Osten, wo er wahrscheinlich mehrere Insulae mit Wasser versorgte. 394 Ähnlich prachtvoll musste eine weitere Brunnenanlage von Aristion und seiner Frau gewesen sein, der sogenannte Straßenbrunnen zwischen dem Magnesischen Tor und dem Staatsmarkt. 395 Der letzte Wasserbau, mit dem Aristion in Verbindung gebracht werden kann, ist zugleich der rätselhafteste 396: Eine Inschrift berichtet zunächst von der Einleitung von Wasser von den Quellen her ([- - - ] εἰσήχθη ἐκ τοῦ [- - - ] ǀ [ἀπὸ τῶν π]γηῶν). Die genaue Ortsangabe fehlt und ist auch nicht leicht zu ergänzen. 397 Es folgt die Angabe des Bauherrn (ὑπὸ [Τιβ. Κλαυδίου Ἀ]ριστίωνος [ἀρχιερέως τῆς Ἀ]σίας καὶ [νεωκόρου τοῦ ἐ]ν Ἐφέσῳ [ναοῦ]) und schließlich [τοῦτο τὸ] ὕδωρ [- - -εἰς] τὸ ἱερόν. Die Inschrift dokumentiert die Wasserversorgung eines Heiligtums, wohl durch eine eigene Leitung, wie der Hinweis auf Quellen deutlich macht, und nicht durch eine Stichleitung. 398 Um welches Heiligtum es sich dabei handelte oder ob der Leitung ein archäologischer Befund zuweisbar ist, bleibt offen. Stefan Cramme merkte an, dass in den beiden Statthalteredikten zur Aristion-Leitung zunächst von den ἐπιμεληταὶ τοῦ ὕδατος (Z. 3–4) die Rede ist, im folgenden Edikt dann jedoch von den ἐπιμεληταὶ τῶν ὑδάτων (Z. 21) und leitete daraus die Existenz einer zweiten Leitung ab, die Aristion nach dem Erscheinen des ersten Edikts gebaut hätte. 399 393 Cramme 2001, 148. 394 Wiplinger 2008, 316. Anderer Meinung ist Quatember 2011, 107. 395 I. Ephesos 2,424 a: [Ἀρτέμιδι Ἐφεσίᾳ καὶ Ἀυτοκράτορι Νέρουᾳ Τραιανῷ Καίσα]ρι Σεβαστῷ Γ[ερμανικῷ] Δακικῷ καὶ τῷ δ[ή]μῳ Ἐφεσίων Τιβ. [Κλαύδιος Ἀριστίων ἀρχιερεὺς] τῆς Ἀσίας καὶ νεωκόρος μετὰ Ἰουλίας Λυδίας Λατερανῆς ἀρχιερείας καὶ θυγατρὸς Ἀσίας ǀ [σὺν παντὶ] τῷ κόσμῳ. Dorl-Klingenschmid 2001, 187 f. mit dem Baubefund und der Datierung anhand der Kaisertitulatur in die Jahre 102–114 n. Chr. Sie geht außerdem davon aus, dass der Brunnen älter sein musste, als die Leitung, da er nicht an den Aristion-Aquädukt angeschlossen war. Quatember 2008 mit einer Neuaufarbeitung der alten Grabungsbefunde und einem Rekonstruktionsversuch. Die originale Bausubstanz wurde in den 1950er Jahren zugeschüttet und überbaut. Sie datiert den Straßenbrunnen nach der Leitung, da Iulia Laterane den Titel der Prytanin zwar während des Leitungsbaus trug, aber nicht für den Bau des Straßenbrunnens, was für eine relativchronologische Datierung jedoch nicht ausreichend ist. Nur eine genauere Untersuchung der Wasserversorgung des Brunnens könnte zu einer Klärung beitragen. 396 I. Ephesos 7,2,4105 mit Addenda. 397 Cramme 2001, 149 nennt z.B. Μάρναντος oder Καύστρου, doch erscheint dies recht willkürlich. 398 Cramme 2001, 149; so auch Thür 1997, 122, die davon ausgeht, dass es sich bei dem Heiligtum um das Asklepieion handeln könnte, da Wasser für den Kurbetrieb dort unabdingbar war. 399 Thür 1997, 122.

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Tatsächlich ist die Verwendung von ὕδατα im Plural nur selten bezeugt. Ein annähernd vergleichbares Parallelbeispiel ist eine Reihe von Inschriften aus dem Hekate-Heiligtum von Stratonikeia, die dem Priester Marcus Sempronius Clemens dafür danken, dass er das Wasserversorgungsnetz ausgebaut hatte (καὶ ὑδραγώγια κατεσκεύασεν ἐν τῷ ἱερῷ τῆς Ἑκάτης καὶ ὕδατα πλούσια εἰσαγείωκχεν ἰδίοις ἀναλώμασιν, Z. 9–10) 400, doch dient die Verwendung des Plurals in diesem Fall eher stilistischem Zweck, nämlich der Betonung, dass Clemens dem Heiligtum viel Wasser gebracht hatte. Ob die Verwendung des Plurals in Ephesos tatsächlich auf eine weitere Leitung des Aristion hinweist, muss eher fraglich bleiben: Der relevante Begriff ὕδωρ ist selbst viel zu allgemein, um eine Leitung zu postulieren und die relevanten Formulierungen, wie etwa ὀχετός oder ἀγωγή, erscheinen innerhalb des Edikts im Singular (z.B. Z.  7, Z.  10, Z. 13). Möchte man dem Plural eine gesonderte Bedeutung beimessen, so wäre es denkbar, dass er sich auf die (bekannten) Wasserbauten des Aristion bezieht oder eventuell auf den Aristion-Aquädukt mit seinen Zuleitungen. 401 Möglicherweise hatte Aristion seine Wasserbauten in Abstimmung mit anderen Euergeten errichtet: P. Quintilius Valens Varius ließ in traianischer Zeit eine Thermenanlage mit dazugehöriger Latrine an der Kuretenstraße errichten, deren Wasserversorgung wohl über den Aristion-Aquädukt lief. 402 Aristion war nicht nur als Stifter und Bauherr in der Stadt präsent, sondern überwachte einige Bauten auch als Epimelet. Er beaufsichtigte etwa die Vollendung der Celsus-Bibliothek, die C. Iulius Aquila für seinen Vater, Tib. Iulius Celsus Polemaeanus errichten wollte, vor deren Fertigstellung jedoch starb. 403 Bemerkenswert ist, dass sich Aristion zum Zeitpunkt dieser Epimeleia, ebenso wie in der Bauinschrift der Leitung, dreifacher Asiarch nannte, die Inschriften also chronologisch nicht weit auseinanderliegen. Aristion hatte mit den gerade genannten Bauten wohl nicht zufällig zu tun. So rekonstruierte Francois Kirbihler eine mögliche Verwandtschaft zwischen Aristion, Varius und dem Proconsul C. Iulius Celsus Polemaeanus, die den sozialen Status und wohl auch den Rückhalt des Aristion innerhalb der politischen Oberschicht noch einmal illustriert. 404 Betrachtet man Aristion in der Gesamtschau der Quellen, so lässt sich sicherlich zu Recht sagen, dass er der princeps Ephesiorum gewesen war. Selbst wenn viele wichtige Details und insbesondere eine klare Chronologie seiner Bauten fehlen, geben die erhaltenen Inschriften einen guten Einblick in sein Wirkungsspektrum, das sich auf die größten und 400 I. Stratonikeia 16. Für weitere Wasserbaustiftungen speziell in Heiligtümern vgl. Longfellow 2012. 401 Ein weiteres Parallelbeispiel wäre der Bau eines Nymphaeums in Soada-Dionysias unter Traian (105/106 n.Chr.). Die Stadt errichtete den Brunnen und die Zuleitung (τὸν ἀγωγὸν ὑδάτων) aus eigenen Mitteln, vgl Sartre-Fauriat 1992, 139. 402 Quatember 2011, 107. I. Ephesos 2,500; 3,986. Zu Reparaturarbeiten am Variusbad vgl. I. Ephesos 3,672 und 7,1,3080. 403 I. Ephesos 7,2,5101, 5113; Quatember 2011, 51. 404 Kirbihler 2003, 292–299; ebenso Quatember 2011, 51. Iulia Lydia Laterane war die Tochter oder Enkelin des Polemaenanus. Die Gattin des Polemaeanus war eine Schwester des Varius, deren Tochter, ähnlich wie vielleicht Laterane, den Namen Varilla trug, vgl. Scherrer 2006, 53 mit der Rekonstruktion des vollständigen Namens der Laterane.

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wichtigsten Bauten des domitianischen und traianischen Ephesos erstreckte. Die Stiftung der Wasserleitung mit dem dazugehörigen Nymphaeum zählte zu seinen extravagantesten Bauten, denn es lässt sich durchaus die kritische Frage nach der Notwendigkeit stellen, da nur wenige Jahre vorher bereits eine Leitung gebaut worden war. Der Aquädukt des Aristion endete zudem auf dem Domitiansplatz in einem Nymphaeum, stand also nicht unmittelbar mit einem Großbauprojekt wie etwa neuen Thermen in Verbindung. Der Endpunkt war in zweifacher Hinsicht repräsentativ, denn nicht nur das Nymphaeum selbst war mit prachtvollem Bauschmuck versehen, sondern stand auch in der Nähe des Neokorietempels. Unabhängig von den Details muss Aristion eine der wichtigsten Persönlichkeiten in Ephesos gewesen sein, so dass Hilke Thür in ihm den Besitzer eines Grabes am Embolos sah. 405 Politische Reputation, wie Helmut Schneider sie gefordert hatte, konnte Aristion mit seinen Bauten hingegen nicht uneingeschränkt gewinnen, er schien das Maß sogar überschritten zu haben, wie der angestrengte Prozess gegen ihn deutlich gemacht hat. Das konzentrierte Engagement des Aristion für Wasserbauten ist bemerkenswert und könnte mehrere Gründe haben: Zum einen hob sich der Stifter durch den Bau einer Leitung und mehreren Brunnen weit von anderen Euergeten ab. Zum anderen waren seine Wasserbauten in die repräsentative Umgebung des Domitiansplatzes und des Neokorietempels eingebunden, bei denen es sich zudem um stark frequentierte Plätze handelte. Und schließlich könnte die Verbindung von staathalterlicher Aufmerksamkeit und städtischer Finanzierung als Vorbild gedient haben und Nutzbauten, wie Aquädukte, in diesem besonderen Kontext einen außenwirksamen Charakter verliehen haben. Die Bauten des Aristion mochten in ihrem Umfang exzeptionell gewesen sein – und sind zudem noch gut dokumentiert – doch auch außerhalb von Ephesos ließen einige wenige Euergeten eine Leitung und ihren Endpunkt errichten, von denen eine Auswahl im Folgenden vorgestellt werden soll. Besonders ausführlich ist eine Bauinschrift des Priesters Apollonios in Termessos aus dem 2. Jh. n.  Chr. 406 Er unterstrich seinen eigenen Anteil durch die zweifache Erwähnung der Formel ἐκ τῶν ἰδίων ( Z. 4 und Z. 6) und formulierte ausführlich, welche Leitungselemente er finanzieren ließ. Er hatte zunächst für die Auffindung des Wassers gesorgt und schließlich eine Leitung mit folgenden Elementen gebaut: τά τε ἀνγεῖα καὶ τοὺς ὑπονόμους καὶ τὴν διακοπὴν τῶν ὀρῶν καὶ τὴν ἀγωγὴν τοῦ ὕδατος. Die Leitungsführung beinhaltete alsο sowohl ἀνγεῖα als auch eine unterirdische Sektion (ὑπονόμους) 407, einen 405 Thür 1997, 147–150. 406 TAM III, I 16 (161–169 n. Chr.): θεοῖς Σεβαστοῖς καὶ τῷ δημῷ ἱερεὺς θεᾶς ǀ Ῥώμης διὰ βίου Ἀπολλώνιος Θόαντος Ἀπολλωνίου ǀ φιλόπατρις, υἱὸς πόλεως, ἐπανγειλάμενος ἔρευναν ǀ ὕδατος ἐφιλοτειμήθη μετὰ τῶν ἰδίων τά τε ἀνγεῖα ǀ καὶ τοὺς ὑπονόμους καὶ τὴν διακοπὴν τῶν ὀρῶν καὶ ǀ τὴν ἀγωγὴν τοῦ ὕδατος καὶ ἀπαρτίσας ἐκ τῶν ἰδίων ǀ καθιέρωσεν. 407 Es wäre eine Überlegung wert, ob es sich bei den ὑπόνομοι nicht um einen Teil der Abwasserkanäle gehandelt hatte, die in Termessos belegt sind (s. u. folgende Fußnote). Die parallele Verbindung der einzelnen Elemente innerhalb der Satzkonstruktion lässt jedoch nur die Deutung zu, dass es sich um zusammenhängende Bauwerke gehandelt hatte.

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Bergdurchstich (διακοπὴν τῶν ὀρῶν) und den Leitungskanal (τὴν ἀγωγὴν τοῦ ὕδατος). Bei den ἀνγεῖα handelte es sich wörtlich genommen zunächst um „Tanks“. Es wäre zunächst denkbar, in diesem Kontext von Zisternen als Endpunkt auszugehen, wie sie in Termessos und Umgebung zahlreich belegt sind. 408 Diese waren schon deshalb notwendig, weil im Stadtgebiet von Termessos keine einzige schüttende Quelle existierte, so dass man auf Regenwasser angewiesen war. Es gelang den Termessern zwar, dank eines ausgeklügelten Wassermanagements sogar Thermen ohne Leitungsunterstützung zu unterhalten, doch ist durchaus vorstellbar, dass die Leitung des Apollonios eine deutliche Verbesserung der Wasserversorgung brachte. 409 Im Kontext der Inschrift wäre es jedoch ebenso möglich, die ἀνγεῖα als Auffangbecken oder castella zu interpretieren. Apollonios hatte offensichtlich einen umfangreichen Beitrag zur Wasserinfrastruktur geleistet und eine technisch recht aufwendige Leitung gebaut 410 Die Leitung ist bis jetzt noch nicht ausreichend erforscht – wenige Spuren davon wurden bereits von Lanckoronski 1893 gesehen, die in den letzten Grabungskampagnen (2010–2013) jedoch nicht alle verifiziert werden konnten. 411 Umso wertvoller ist die Inschrift nicht nur, weil sie technische Details der Leitung überliefert. Sie macht darüber hinaus deutlich, dass anspruchsvolle Leitungstechnik, wie etwa die Anlage von Tunneln, in Termessos praktiziert wurde und dass eine Einzelperson in der Lage war, einen solchen Bau auch zu finanzieren. 412 Auch die Erwähnung der Bauteile ist interessant, denn bei den einzeln genannten Elementen handelt es sich ausschließlich um unterirdische oder extraurbane Sektionen, wie etwa um unter der Erde verlegte Rohre etwa oder Tunnel. Es ist durchaus denkbar, dass Apollonios seine Leistung nicht zuletzt deshalb so detailliert beschrieb, weil sie außerhalb der Stadt kaum sichtbar war. Die Inschrift selbst ist in einer Zisterne auf der Akropolis gefunden worden, eine Aufstellung in der Stadt ist also anzunehmen. 413 Wo die Leitung endete – ob es also technisch möglich war, sie überhaupt in das Stadtgebiet selbst zu bringen – ist bis jetzt nicht geklärt. Während sich Apollonios nicht mehr innerhalb des sozialen Gefüges von Termessos verorten lässt, können über die Familien beziehungsweise über den politischen Status der folgenden Stifter einige Rückschlüsse gezogen werden. 408 Kürkçü 2016, 133. 409 Kürkçü 2016, 134 f. 410 Bis heute unverständlich sind zwei sehr fragmentarische Epigramme (SGO 18/01/10), die möglicherweise von dem Bau einer Leitung oder einer Zuleitung durch den Eirenarchen M. Aurelius Orthagoras handeln. 411 Kürkçü 2011, 255 (mit dem Hinweis auf Lanckoronski 1893, 61 f.) und den wenigen Spuren der Leitung, allerdings im Tal vor Termessos und nicht in der Nähe des Berges Solymos, auf dem Termessos liegt. Kürkçü 2016 mit dem Grabungsbericht von 2010–2013. Besonders spannend ist der Fund des innerstädtischen Abwassersystems, dessen weitere Erschließung auf interessante Erkenntnisse insbesondere für das innerstädtische Leitungsnetz hoffen lässt. 412 Die Erwähnung von ingenieurstechnischen Schwierigkeiten aufgrund von unzugänglichem Gelände ist selten – ein Parallelbeispiel aus dem spanischen Dianium (2./3. Jh. n. Chr.) erwähnt diese nur sehr pauschal: (…)aquis inductis per loca difficilia amplissimo sumptu (CIL II 5961, Z. 2–4). S. a. AE 1946 (1947), 61. 413 TAM III, I 16 mit dem Kommentar, in dem noch (fälschlicherweise) davon ausgegangen wurde, dass es sich bei den Bauten um complures canaliculi handelte.

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P. Domitius Iulianus aus Prusias ad Hypium bekleidete eine Reihe von Ämtern, da­ runter zweimal die Zensur, er war zweimal erster Archont und Ratsmitglied auf Lebenszeit. Iulianus spendete nicht nur Getreide, Wein, Öl und Geld, als die Stadt in eine Notlage geraten war, sondern brachte auch Wasser in die Stadt. 414 Über ihn selbst ist nichts weiter bekannt, doch war er mit ziemlicher Sicherheit mit Calpurnia Domitia Marciane, der Tochter des Marcus Domitius Iulianus verwandt. 415 Spekulativer erscheint seine Zugehörigkeit zu der Familie der Domitii, 416 die in den Inschriften von Prusa sehr präsent sind – soweit ihr Stemma rekonstruierbar ist – und senatorische Vorfahren hatten. 417 Sehr knapp gehalten ist eine der wenigen lateinischen Inschriften aus Synnada: Lucius Arruntius Aciamus stiftete der Stadt im 1.  / 2. Jh. n.  Chr. eine Aqua Augusta. 418 Sein Name lässt vermuten, dass er sein römisches Bürgerrecht einem Mitglied der Familie der Arruntii verdankte, möglicherweise Lucius Arruntius Camillus Scribonianus, Konsul des Jahres 32 n. Chr. und Statthalter von Dalmatien. 419 Ein Teil der Familie der Arruntii lebte in Synnada: Arruntia Attice, die Tochter eines Lucius Arruntius, war mit einem tabularius von Kaiser Nero verheiratet. 420 Interessant an der Inschrift ist nicht nur die Tatsache, dass es sich bei Aciamus um einen von wenigen Freigelassenen handelt, der das nötige Geld besaß um sich im Leitungsbau engagieren zu können, sondern auch, dass die Inschrift in Latein gehalten ist – dies hängt wohl mit der Bedeutung Synnadas als Zentrum der römischen Marmorverarbeitung und daraus resultierend einer starken römischen Präsenz zusammen. 421 Eine der wenigen Inschriften, die aus dem Grabkontext stammt und zudem einen Soldaten als Stifter nennt, kommt aus dem flavischen Perinthos. 422 Titus Flavius Miccalus war wohl nicht nur als erster aus seiner Familie römischer Bürger – sein Vater trägt 414 I. Prusias 18 (Ehrung der Phyle Iuliane als Dank für die Bereitstellung von Wein, Öl und Getreide); I. Prusias 19: ἀγαθῆι τύχηι ǀ φυλαὶ Γερμανικὴ καὶ Σαβινιανὴ ǀ ἀνέθηκαν Π. Δομίτιον Ἰουλιανόν, τὸν δὶς τειμητήν, δὶς πρῶτον ǀ ἄρχοντα, δὶς πρεσβευτήν, σεǀβαστοφάντην, ἀγορανόμον, δεκάǀπρωτον, γραμματέα, κοινόβουλον ǀ διὰ βίου, ὕδωρ τῇ πόλει εἰσαγαγόντα ǀ καὶ χαρισάμενον καὶ ὅτι ἐν τῇ ἐνδίᾳ ǀ σεῖτον, οἶνον, ἔλαιον, ἀργύριον ǀ διένειμεν〚Α〛τοῖς πολείταις προῖκα ǀ μόνος, τὸν τροφέα καὶ εὐεργέτην ǀ καὶ βασιλέα. Das Α in Z. 11 wurde vom Steinmetz selbst getilgt, so dass nach den Herausgebern dort auch ein Δ gestanden haben könnte. 415 I. Prusias 53 (Stiftung eines Götterbildes) und der Rekonstruktion des Stemmas. Der Aquädukt von Prusias ist kaum mehr erhalten, vgl. I. Prusias S. 13. Maria Väisänen geht davon aus, dass der Stifter der Wasserleitung der Vater der Calpurnia war, vgl. Väisänen 1976, 127. 416 Domitii sind in Prusias relativ häufig, jedoch gelang es wohl nur einer Familie, die wichtigsten Ämter zu bekleiden, Ameling 1985, 52. 417 Die bekanntesten Vertreter sind M. Domitius Candidus (I. Prusias. 45) und M. Domitius Paulianus Falco (I. Prusias 7), vgl. Bekker-Nielsen 2008, 107 f. zu den Domitii. 418 MAMA IV 70: L. Arruntius [A]ciamus aquam Augustam ǀ de suo civitati dedit. 419 PIR I 145, der jedoch auch einen homonymen Sohn hatte, sowie MAMA IV 70. Ein Lucius Arruntius Scribonianus wurde im 1. Jh. n. Chr. im 22 Kilometer entfernten Prymnessos geehrt (CIL III Suppl. 7043). 420 MAMA IV 53. Zum sozialen Status des tabularius vgl. Flexsenhar III 2019, 41. 421 Strab. 12,8,13–14. 422 Eine Neulesung der Inschrift ist in Vorbereitung.

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noch nicht die tria nomina – sondern auch in den Ritterstand erhoben worden. 423 Miccalus gelang es, vom χιλίαρχος zum Alenpräfekten aufzusteigen, einen prestigeträchtigen Karrieremoment, den er auch ikonographisch auf seinem Grabstein festhielt. 424 Neben seinen militärischen Posten hatte Miccalus sich auch um die Stadt Perinthos verdient gemacht, denn er war wohl Archiereus, auf jeden Fall jedoch Agonothet auf eigene Kosten gewesen. 425 Darüber hinaus hatte er sich um den Bau einer Leitung bemüht (τὸ ὕδωρ εἰσαγείω[χεν], Z.  3). Die Inschrift ist sowohl davor (es fehlen circa 10 Buchstaben) und danach gebrochen, deshalb ist eine nähere Rekonstruktion des Kontextes nicht so einfach möglich. Mustafa H. Sayar ergänzte direkt nach τὸ ὕδωρ εἰσαγείω[χεν] den Bau des Grabmals selbst, also καὶ τοῦτο τὸ μνημεῖον σύν [---] und bezog darauf das in Z. 4 folgende κατεσκεύασεν. Tatsächlich erscheint es zunächst deutlich sinnvoller, κατεσκεύασεν ebenfalls als Perfektform zu ergänzen und davon das Verb εἰσάγειν im Partizip Perfekt (εἰσαγειο[χώς]) abhängen zu lassen. Die Perfektform setzt voraus, dass die Wasserleitung zu Lebzeiten des Miccalus vollendet war und sich der einleitende lateinische Satz nicht auf die Leitung, sondern nur auf das Grabmal bezieht, die Ehefrau des Miccalus also das Grab und nicht die Leitung testamentarisch vollenden ließ. 426 Es ist anzunehmen, dass nach der Leitung noch ein weiteres Bauwerk folgte, doch da vor κατεσκεύασεν nichts mehr erhalten ist, lässt sich nur spekulieren. Denkbar wäre es etwa, die Lücke davor mit ὑδρεῖον σὺν παντί τῷ κόσμῳ o.ä. zu ergänzen, eine Formulierung, die wir auch aus anderen Inschriften kennen. Für sein Engagement erhielt Miccalus den Titel „Sohn der Stadt“, eine Ehrenbezeichnung, die für besondere Verdienste verliehen wurde. 427 Die Wasserleitung selbst existierte wohl bis in die Spätantike hinein, denn Kaiser Iustinian ließ sie nach einem Bericht des Prokop erneuern. 428 Die Stifter des letzten Beispiels lassen sich ebenfalls etwas kontextualisieren, verfolgten mit ihrer Stiftung jedoch wohl persönliche Ziele. C. Iulius Pulcher Potamonianus machte Latoreia ein wortwörtliches „Wassergeschenk“, während T. Flavius Athenagoras Cornelius Furianus mit Hilfe seines Sklaven und Verwalters Aphrodisias ein ὑδρεῖον bau423 Devijver 1986, 254; Kramer 1994. Im Folgenden  –  noch ohne die im Fließtext vorgeschlagenen Lesungen – nach der Lesung von Sayar 1998, 257 f.: Claudia Mac --- sumptibus suis peregit quaedam viva quaedam iussit per testamento fieri  ǀ Τ(ίτος) Φλάουιος Μικκάλου υ(ἱὸς) [Κυ]ρ·ε· ί·να Μίκκ̣  [αλος χιλία]ρχος λεγιῶ[νος, ἔπαρχος εἴλης, ἀρχιερεὺς]  ǀ καὶ ἀγωνοθέτης ἐκ τῶν ἰδίων υἱὸ[ς πόλεως(?) καὶ ․․․c.10․․․] τὸ ὕδωρ εἰσαγείω[χεν καὶ τοῦτο τὸ μνημεῖον] ǀ σύν ca. 14 Buchstaben ] τῳ κατεσκε[ύασεν ἑαυτῷ] καὶ Relief [Κ]λαυδία Μακ[ - - - ἡ] γυνὴ αὐτοῦ ἀρχιέρεια [τὸ] ǀ [ὕδωρ σὺν τῷ μ]ν̣ημείῳ ἐκ τ[ῶν ἰδίων ἀ]πήρτισεν ἃ̣ [μ]ὲ·ν ζῶσα ∙ ἃ δὲ καὶ διαταξαμέν[η]. 424 Devijver 1986, 255. Davenport 2019, 268 f. mit dem Hinweis, dass die Betonung ritterlicher Identität im griechischen Osten eher selten ist. 425 Das Amt des Archiereus wurde ergänzt, scheint im Kontext jedoch plausibel. Kein sicheres Argument ist die Erzpriesterschaft von Miccalus’ Frau. Auf die Diskussion, ob die Frauen von Archiereis automatisch denselben Titel erhielten, sei an dieser Stelle nur hingewiesen, da sie für den hier besprochenen Kontext nicht relevant ist, vgl. dazu etwa die neuere Arbeit von Fellinger 2013. 426 Wie Sayar 1998 in seiner Lesung annimmt. 427 Canali de Rossi 2007 (Sammlung aller Inschriften und Münzen, auf denen dieser Titel vorkommt); ergänzend Giannakopoulos 2008. 428 Aed. 4,90; Sayar 1990, 211 f. mit den wenigen archäologischen Resten der Leitung.

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en ließ. 429 Die Inschrift wurde auf dem Ören Tepe im Kaystrostal gefunden, gemeinsam mit Münzen und mehreren Tonscherben. Es könnte sich also nicht nur um den Siedlungsplatz der Latorenoi handeln, sondern auch um das bei Athenaios erwähnte Dorf Latoreia, das für seinen speziellen Wein bekannt war. 430 Während sich hinter dem ὑδρεῖον eine Art von Speicherbecken oder Reservoir vermuten lässt, ist das „Wassergeschenk“ des Senators mit dem sprechenden Namen Potamonianus nicht näher zu bestimmen. 431 Die Form des Inschriftenträgers – er weist eine halbrunde Auslassung auf – könnte darauf hinweisen, dass es sich bei diesem Wassergeschenk um eine Leitung gehandelt hatte, deren Bau mit dem Hydreion koordiniert worden war. Das Engagement der beiden Senatoren deutet, wie auch die Anwesenheit des Aphrodisias, wohl auf Landbesitz in dieser Region hin. Über Potamonianus ist kaum etwas bekannt. 432 Besser greifbar ist der zweite Senator T. Flavius Athenagoras Cornelianus Furianus: Annika Kuhn postulierte eine Verwandtschaft mit dem in Aphrodisias ansässigen und prominenten Familienclan der Flaviii Athenagorae und Carminii. 433 Der Procurator T. Flavius Athenagoras Agathus war nicht nur selbst mit der Tochter eines Senators verheiratet, sondern die gemeinsame Tochter war die Ehefrau des berühmten Euergeten M. Ulpius Carminius Claudianus, der für den feierlichen Anlass des Baus des Timeles-Aquädukts Öl spendete. 434 Deren gemeinsamer Sohn wiederum gelangte 190 n. Chr. zum Suffektkonsulat. 435 Dass die Stiftung eines solchen Ensembles an Wasserbauten möglich war, lässt sich auch außerhalb von Kleinasien exemplifizieren. Gaius Flavius Pudens erweiterte die Wasserinfrastruktur der libyschen Stadt Sabratha um eine Leitung mit 12 prächtig geschmückten lacus und stiftete ihr zum Erhalt der aqua rei publicae noch zusätzliche 200 000 Sesterze. Pudens hatte sich nicht nur die Wasserversorgung verdient gemacht, sondern auch zahlreiche Priesterämter bekleidet und der Stadt als Erster ein fünftägiges Gladiatorenspiel gestiftet. Die Stadt ehrte ihn dafür mit einer Quadriga, deren Aufstellungskosten Pudens ebenfalls übernahm, er zählte also ganz offensichtlich zur vermögenden Oberschicht von Sabratha. 436 429 SEG 54, 1198: Ἀγαθῇ Τύχῃ  ǀ κατὰ τὴν δοθεῖǀσαν τοῦ ὕδατος δωǀρεὰν τῇ Λατορηνῶν  ǀ κώμῃ ὑπὸ Γ. Ἰουλίου ǀ Πούλχρου Ποταμωνιαǀνοῦ συνκλητικοῦ. ǀ Τ. Φλ. Ἀθηναγόρας ǀ Κορνηλιανὸς Φουριανὸς ǀ συνκλητικὸς τὸ ὑδρεῖǀον τῇ κώμῃ ἀποκατέστηǀσεν, τοῦ περὶ αὐτὸ ἀναλώǀματος παντὸς γεγενηǀμένου ὑπὸ δούλου αὐτοῦ ǀ καὶ πργαγματευτοῦ Ἀφροǀδεισίου. 430 Athen. 1,31 a–d. S. a. Beden, Malay 2003. 431 Coleman 2008, 41. 432 Kuhn 2013, 185 A. Kuhn rekonstruierte eine mögliche Verwandtschaft mit dem Archiereus C. Iulius Pulcher aus Pergamon, dessen Familie es zu senatorischen Würden brachte. 433 Kuhn 2013, 187. 434 S. 367 für die Diskussion der Stiftungen. 435 Kuhn 2013, 187. 436 IRT 117: C(aio) Flavio Q(uinti) fil(io) Pap(iria) Pudenti flam(ini) Liberi Patris IIviro flam(ini) perpetuo cuius pater Fl(avius) Tullus post ǀ multas liberalitates per quas patriam suam exornavit aquam privata pecunia induxit item lacus n(umero) XII exstruǀxit eosdemque crustis et statuis marmoreis excoluit praeterea HS CC mil(ia) num(mum) ad tutelam eiusdem ǀ aquae rei publ(icae) promisit et intulit quod ipse quoque Pudens super numerosam munificentiam quam in ǀ cives suos contulit etiam muneris gladiatori spectaculum primus in patria sua per dies quinq(ue) ǀ splendidissimum ediderit ordo Sab-

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Die Euergeten und ihre Präferenzen im Wasserbau

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Während bei den besprochenen Beispielen deutlich geworden ist, dass wohl Vermögen und ein nicht unbeträchtlicher organisatorischer Aufwand notwendig waren, muss einschränkend erwähnt werden, dass die Inschriften kaum konkrete Geldsummen nennen. Die Einschätzung der Kosten wird noch zusätzlich erschwert, wenn die Inschriften keine technischen Details nennen, sondern nur durch die unspezifische Formulierung τὸ ὕδωρ εἰσάγειν allgemein auf einen Leitungsbau verweisen. Im Folgenden sollen nun Stiftungen einzelner Elemente besprochen werden, die eine finanzielle und sozial Kontextualisierung zulassen.

5.3.2

Stifter einzelner Bauteile

Größer ist die Gruppe der Stifter, die nur einzelne Teile der Wasserinfrastruktur errichten ließen. Bei ihnen sind vor allem folgende Fragen zu beachten: Gab es bestimmte Präferenzen, wurden also etwa sichtbare Leitungsabschnitte oder Teile des innerstädtischen Leitungssystems häufiger gestiftet als andere? Und sind Reparaturmaßnahmen häufiger zu beobachten als die Stiftung von Neubauten? Diese Fragen werden später noch einmal relevant, wenn darauf eingegangen werden soll, ob der Gedanke der Sichtbarkeit, der bei Stiftungen eine wichtige Rolle spielt, auch beim Bau von Fernwasserleitungen zum Tragen kam. Ein Bauelement, das häufiger gestiftet wurde, sind ἐγδοχεῖα, Verteilerbauten innerhalb der Stadt, die unterschiedlich prachtvoll ausgestattet sein konnten. Ein regelrechtes innerstädtisches Bauprogramm initiierte der Kaiserpriester Adrastos in Aphrodisias in domitianischer Zeit. Da die Deutung des Textes nach wie vor Probleme bereitet, lohnt sich ein näherer Blick auf seine Stiftung: τὰ ὑδρεγδοχεῖα καὶ τ[ὰς] ἐν αὐτοῖς δεξαμενὰς καὶ τὰ ὕδα[τα κα]θ’ ὅλην ῥέοντα τὴν πόλιν ὠνησάμενος [τοὺς] περικειμένους τόπους πάντας [καὶ] τὰ ἄμφοδα καὶ ἀποκαταστήσας τῇ πόλει κα[ὶ] κατασκευάσας τὰ ἐν αὐτοῖς [ἔργα] (Z. 4–8). Die Übersetzung der einzelnen Begriffe ist uneindeutig: Chaniotis übersetzte den ersten Teil des Zitats mit „water-tanks (hydrekdocheia), the cisterns, which are in them and the canals (?) which flow through the entire city“. 437 Die ὑδρεγδοχεῖα gehören in dasselbe Bedeutungsfeld wie die ἐγδοχεῖα, es handelte sich also ganz allgemein um innerstädtische Wasserverteiler in Form von Brunnen, die, wie etwa das ὑδρεγδοχεῖον des Bassus in Ephesos zeigt, prachtvolle Ausmaße annehmen konnten. 438 Die δεξαμεναί sind bereits aus dem rathensium populo postulante quadrigam ei de publico ponend(am) censuit ǀ Fl(avius) Pudens honore contentus sua pecunia posuit. Die Inschrift musste in mehrfacher Ausführung existiert haben, vgl. IRT 143–145. 437 MAMA VIII 449 = IAph 12, 1314. Chaniotis 2008, 74. 438 Zur Begrifflichkeit s. oben S. 72–75 , für das Nymphaeum des Bassus S. 239 f.

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Kaiser, Euergeten und Poleis

Astynomengesetz von Pergamon bekannt, wo sie die privaten Zisternen der Bewohner bezeichneten. 439 Da sie sich in diesem Fall innerhalb der ὑδρεγδοχεῖα befanden, deutete Angelos Chaniotis diese Kombination als große Wasserbecken, die wiederum in kleinere Pools unterteilt waren, wie sie auf der Nordagora von Aphrodisias gefunden wurden. 440 Andrew Wilson ging hingegen davon aus, dass mit diesem Ausdruck der große Pool auf der Südagora gemeint sei, der von mehreren Wasserspeiern gefüllt wurde. 441 Den folgenden dritten Ausdruck (ὕδα[τα κα]θ’ ὅλην ῥέοντα τὴν πόλιν) sah Wilson, wie Reynolds, als Ausdruck für eine Wasserleitung an. John M.R. Cormack ging von einem Rohrsystem aus, Angelos Chaniotis von einem Entwässerungssystem und Joyce Reynolds, wie Wilson, von einem Aquädukt. 442 Betrachtet man die Satzstruktur, so wird deutlich, dass die Bauten funktional zusammenhängen müssen. Für eine mögliche Interpretation ist zunächst der folgenden Halbsatz zu erläutern: ὠνησάμενος [τοὺς] περικειμένους τόπους πάντας [καὶ] τὰ ἄμφοδα καὶ ἀποκαταστήσας τῇ πόλει. Adrastos kaufte also die anliegenden Flächen und die ἄμφοδα und gab sie der Stadt zurück. Die ἄμφοδα wurden in Pergamon wohl dazu genutzt, um Grenzen zwischen einzelnen Häuser- oder Wohneinheiten zu markieren oder dienten als Bezeichnung einzelner Häuserblöcke, später auch zur Bezeichnung von Straßen. 443 Ein Parallelbeispiel aus Beroia nennt im Zusammenhang mit Wasserbauarbeiten in sprachlicher Variation ἀμφοδικὰ ὕδατα, also wohl Regenrinnen, die auf beiden Seiten der Straßen verliefen oder Wasserleitungen unter den ἄμφοδα. 444 439 Saba 2012, 77. δεξαμεναί sind auch von einer stark fragmentarischen Inschrift aus Delphi bekannt. Der Kontext ist völlig unklar, doch erscheinen die δεξαμεναί in Verbindung mit Krenen, hatten also einen Wasserbezug. Interessant ist die frühe Datierung der Inschrift in das 4. Jh. v. Chr., der Begriff war also schon relativ früh in Verwendung. 440 Chaniotis 2008, 75. 441 Wilson 2016, 102. Problematisch an Wilsons Deutung ist die Tatsache, dass der Pool zumindest nach Raja 2012, 39 f. wahrscheinlich erst in der Mitte des 2. Jh. n. Chr. gleichzeitig mit den neuen Thermen gebaut worden war. 442 Cormack 1954, 10, Chaniotis 2008, 75; Reynolds 2000, 18, ihr folgend Wilson 2016, 102. 443 Saba 2012, 22, Coll. II Z. 92; Ebd., 52, die den Begriff zwar mit „blocks“ übersetzt, eine genauere Interpretation jedoch vermeidet und darauf verweist, dass unter ἄμφοδα im Hellenismus sowohl Straßen gemeint sein konnten, als auch Grenzmarkierungen zwischen Grundstücken. Du Bouchet 2004, der das Bedeutungsspektrum des Wortes diskutiert, möchte sich im Fall dieser Inschrift nicht festlegen, vermutet aber, dass es sich dabei um die Straßen handeln könnte, unter der die Leitungen liefen (47). John Ma betont die militärische Relevanz der ἄμφοδα, denn jedem ἄμφοδον war ein Teil der Stadtmauer zur Verteidigung zugewiesen, vgl. Ma 2000, 340. Für jedes ἄμφοδον existierte in Pergamon ein ἀμφοδάρχος, der den ἀστυνόμοι unterstellt war und bestimmte Kompetenzen hatte, wie etwa, die Bewohner zur Reinlichkeit aufzufordern ([ἀνακαθαίρειν τὸν τ]όπον, Saba 2012, 21, Coll. II Z. 53). Das Chronicon Paschale berichtet davon, dass Hadrian die Stadt Jerusalem in sieben ἄμφοδα aufteilte und diese jeweils einem Amphodarchen unterstellte, vgl. Chronicon Paschale (ed. Dindorf 1832, p. 474). Zwar ist der verwendete Begriff τόπος an dieser Stelle relativ unspezifisch, doch wäre im folgenden Kontext zumindest zu überlegen, ob dieser nicht auch Regenrinnen oder andere Kanäle inkludierte. 444 Ι Beroia 41: (…) ἀπὸ τῆς Εὐιαστικῆς πύλης τὰ ἀμφοδικὰ ὕδα|τα σωλῆσι καινοῖς καὶ τὴν πρὸς τῷ κύθρῳ μαρ|μαρίνην κρήνην σὺν τῷ λοιπῷ αὐτῆς κόσμῳ | καὶ τὸ πολύκρηνον τὸ ἐν τῇ ἀγορᾷ καὶ τ[ὸ π] ο λ[ύκρη]|νον τὸ ἐν τῷ Ἀσκληπεί[ῳ] καὶ τὸν ἐν τῇ ἀγορᾷ ἐξαγω[γὸν ἐ]|κ τῶν ἰδίων ἀποκατέστησεν

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Die Euergeten und ihre Präferenzen im Wasserbau

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Nimmt man die technischen Begriffe zusammen, erscheint folgendes Szenario denkbar: Adrastos ließ mehrere Brunnen mit Speicherbecken bauen und kümmerte sich auch um deren Zu- und Ableitung. 445 Da einige der Flächen, unter denen die Kanäle verliefen oder an diese angrenzten, in privater Hand waren, ließ Adrastos sie kaufen und gab sie der öffentlichen Hand zurück. Dies lässt sich als Hinweis verstehen, dass das innerstädtische Leitungsnetz auch zu privat gestifteten Brunnen in öffentlicher Hand verblieb und möglicherweise gar eine Art Schutzstreifen eingerichtet wurde. Auch die Überwachung der anfallenden Arbeiten blieb in der Familie, denn Adrastos’ Tochter Ammia überwachte deren Ausführung. Ob sich die Stiftungen des Adrastos mit einer neuen Wasserleitung in Verbindung bringen lassen, erscheint zwar gerade im Hinblick auf das gleich zu besprechende Beispiel des Carminius durchaus denkbar, da die Bauten des Adrastos eine Wasserversorgung benötigten, geht aus der Inschrift aber nicht unmittelbar hervor. Adrastos war nicht der einzige Euerget, der sich für die Wasserinfrastruktur von Aphrodisias engagierte. Berühmter als er ist der große Wohltäter M. Ulpius Carminius Claudianus, der sich in hadrianischer Zeit um die Wasserinfrastruktur bemühte. 446 Der Vater des Carminius bekleidete die Asiarchie 447 und war möglicherweise der Stifter von mehreren Bronzegeldemissionen. 448 Sein Sohn verlegte seinen Wirkungskreis nach Aphrodisias und nutzte sein Vermögen für zahlreiche Geldspenden und Investitionen in öffentliche Gebäude. Enge Bande mit Aphrodisias hatte Carminius darüber hinaus durch seine Ehe mit Flavia Appia geknüpft, der Tochter des Ritters T. Flavius Athenagoras Agathus. Dieser entstammte nicht nur einer der ältesten Familien von Aphrodisias, sondern hatte selbst eine gute Partie gemacht, indem er in die italische, altsenatorische Familie der Sallustii eingeheiratet hatte. 449 Der gemeinsame Sohn trug nicht nur beide cognomina, sondern trat eine beeindruckende Karriere an, die ihn bis zum Proconsulat von Lycia-Pamphylia-Isauria brachte. 450 Damit war die Familie der Carminii innerhalb von vier Generationen vom Bürgerrecht bis in die Ränge der Konsularen aufgestiegen. 451 Die fast 50 Zeilen lange Ehreninschrift für Carminius nennt dementsprechend ausführlich die Familienverhältnisse, die Ämter und die sonstigen Leistungen des Carminius,

445 446 447 448 449 450 451

[κ] αὶ τοὺς μερισμο̣ [ὺς ὡς ἡ] πό̣ λι[ς αὐτῷ] ἐ·νέ|τυχε ἀνεμέτρησε, τὸ ἀπο̣ [κεί]μενον ὕδωρ ἀνα[μετρ] ήσα̣ [ς καὶ] ἐ· ξ αὐ|τοῦ τὸ λεῖπον τοῖς βουλευτα̣ [ῖ]ς· ἀπ̣οδούς, ὧν τὴ ἀ[ν]αγραφ[ὴν εἰ]ς τὸ  | 10 vac. γραμματοφυλάκιον ἀπέθ̣ε·[το]. Aphrodisias verfügte über zahlreiche kleinere Brunnen, jedoch nach jetzigen Erkenntnissen über kein monumentales Prachtnymphaeum, vgl. Wilson 2016, 104 f. CIG 2782 = IAph 12, 1111; Zuiderhoek 2009, 3 f. (Übersetzung). Eine gute Edition mit französischer Übersetzung bietet auch Pont 2010. Die Inschrift gilt inzwischen als verloren. Thonemann, Ertuğrul 2005, 78 f., die in ihrem Aufsatz eine Ehreninschrift des Vaters besprechen. Es wurden verschiedene Münztypen ausgegeben, von denen eine Emission die Asiarchie nennt (SNG Schweiz II 955). Thonemann, Ertuğrul 2005, 78 plädieren für den Vater als Emittenten, Pont 2010, 235 für den aphrodisianischen Carminius. Thonemann, Ertuğrul 2005, 80. MAMA VI 74–75. Thonemann, Ertuğrul 2005, 81 f. mit der weiteren Karriere der Carminii, die mit dem konsularen Sohn beinahe wieder ihr Ende fand. Ein lokaler Zweig der Familie überlebte noch für ein paar Generationen in Attouda, gelangte jedoch nicht mehr zu überregionaler Bedeutung.

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Kaiser, Euergeten und Poleis

darunter etwa provinziale Ämter wie das des ἀργυροταμίας τῆς Ἀσίας 452 und lokale Ämter wie die lebenslange Priesterschaft der Aphrodite in Aphrodisias (Z. 13–16). Neben zahlreichen Geldspenden an die Gerousia und die Boule gab er 110 000 Denare für öffentliche Bauten, wie das Gymnasion und das Theater aus. (Z. 19 und Z. 45–46, die letzte, hinzugefügte Zeile korrigiert die vorher angegebene Gesamtsumme von 105 000 Denaren). Der umstrittene Teil der Inschrift – die mögliche Involvierung des Carminius in den Bau einer neuen Wasserleitung – folgt erst zum Schluss: ἑλ[ειο]δ[ι]άκτο[υ]ς πολλάκις τεθεικότα ǀ ἐν τῷ καιρῷ τῆς τοῦ Τεμέλου ποταμοῦ εἰσαγωγῆς (Z. 40–41). Zunächst ist die Deutung des ersten Wortes in dieser Lesart zu klären: das Adjektiv ἕλειος bedeutet „sumpfig“, man könnte sich also, wie die Herausgeber des CIG dies etwa taten, Entwässerungskanäle oder die Trockenlegung von Sumpfland vorstellen. 453 Jedoch ist der Zusammenhang dieser beiden Wasserbaumaßnahmen fragwürdig. Bereits John Cormack merkte an, dass die Lesung im CIG fehlerhaft sei und die Lesung „ΕΛΙΑΔΡΑΚΤΟΙΣ“, „ἔλαια δρακτοῖς“ in den Analecta Epigraphica von Otto Liermann die korrekte sei. 454 Carminius hatte also kein Sumpfland trocken gelegt, sondern eine Reihe von Ölverteilungen gestiftet, die möglicherweise mit der Einweihung der Leitung in Verbindung standen oder sogar gleichzeitig noch mit der Einweihung eines Aleipterions im Gymnasion. 455 Auch der zweite der Teil der Zeile sorgte für einige Diskussion: Während Peter Thonemann und Funda Ertuğrul die finanzielle Beteiligung des Carminius am Timeles-Aquädukt ausschlossen 456, plädierten Paul Erdkamp, Koenraad Verboven und Arjan Zuiderhoek für die Finanzierung. 457 Die Formulierung ἐν τῷ καιρῷ mach jedoch klar, dass es sich um eine Zeitangabe handelt, also um den Augenblick der Inbetriebnahme einer neuen Leitung. Eine finanzielle Beteiligung des Carminius wird an keiner Stelle erwähnt, wäre aber gemäß dem Stil des restlichen Textes zwingend zu erwarten gewesen. Auch thematisch passt die Finanzierung einer Leitung nicht an diese Stelle, denn die Investitionen in die öffentlichen Gebäude werden zu einem früheren Zeitpunkt genannt, gefolgt von direkten Geldzahlungen an Gerousie, Boule und Bürger. Es ist deutlich wahrscheinlicher, den Timeles-Aquädukt mit den Finanzierungsplänen der Stadt Aphrodisias für eine neue Leitung in Verbindung zu bringen. 458 Dazu passt auch die Tatsache, dass der Fluss Timeles in antoninischer Zeit auf den Münzen von Aphrodisias erscheint und sich möglicherweise mit der Eröffnung der neuen Leitung in Verbindung bringen lässt. 459 452 Pont 2010, 226–231 zu den provinzialen Ämtern des Carminius. 453 CIG 2782, S. 518 (canales siccandis agris et deducendis aquis stagnantibus inservientes). Dieser Deutung folgte etwa Zuiderhoek 2009, 4 („he installed numerous drains in the swamps on the occasion of the channelling of the Timeless (sic!) river“). 454 Cormack 1954, 9; Liermann 1867, 72–78, Nr. 14. Dieser Lesung folgt auch Pont 2010. 455 Pont 2010, 234 zu einer sehr fragmentarischen Inschrift, die ein Aleipterion nennt. 456 Thonemann, Ertuğrul 2005, 80. 457 2015, 195. 458 Der Brief ist näher besprochen auf S. 294–296. Diese Verbindung zieht auch Wilson 2016, 102. 459 Imhoof-Blumer 1923, 290f. Der Flussgott, spezifiziert durch seine Umschrift, trägt die Aphrodite von Aphrodisias auf der Hand. Mit der Problematik, dass der Timeles eigentlich durch das Terri-

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Die Euergeten und ihre Präferenzen im Wasserbau

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Auch Frauen konnten im Stiftungskontext auftreten. 460 So finanzierte Phila, die Ehefrau des Thessalos in Priene ein ἐγδοχῖον τοῦ ὕδατος und τὰ ἐν τῆι πόλει ὑδραγώγια, also das Wassernetz innerhalb der Stadt. 461 Die Inschrift selbst war an einem Brunnenpfeiler aus Marmor angebracht, der vorne, links und rechts jeweils einen Ausguss hatte. Da der Wasserturm von Priene in der Nähe stand, ist anzunehmen, dass Phila nicht nur den Brunnen samt Zuleitung bauen ließ, sondern wohl die Gelegenheit nutzte, das innerstädtische System auszubauen. Phila zeichnete sich auch dadurch aus, dass sie als erste Frau das Stephanephorenamt von Priene bekleidete. Es ist durchaus vorstellbar, dass zwischen der Stiftung und der Übernahme des Amtes ein Zusammenhang bestand, Phila diese Bauten also als Gegenleistung erbringen musste. 462 Bemerkenswert bleibt auch die frühe Datierung der Inschrift – allerdings nur anhand paläographischer Kriterien – in das 1. Jh. n. Chr. 463 Dies lässt sich wohl nur dadurch erklären, dass Priene bereits seit hellenistischer Zeit über ein weitreichendes Wassernetz verfügte, an dessen Ausbau sich die Euergeten beteiligen konnten. 464 Bekannter als Phila ist sicherlich Aurelia Paulina aus Perge, die in severischer Zeit ein monumentales Nymphaeum nahe des hellenistischen Stadttors stiftete. 465 Auch außerhalb von Kleinasien engagierten sich Frauen im Wasserbau. Besonders begütert war etwa Claudia Ammia, die im 2. Jh. n. Chr. in Beroia eine Quelle auf ihren Ländereien fassen ließ und eine Leitung mit einem Ekdocheion als Endpunkt stiftete, um an ihren verstorbenen Sohn zu erinnern. 466 Und Annia Victorina aus dem spanischen Llugo stiftete nicht

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461 462 463 464

465 466

torium von Herakleia Salbake fließt und zwischen den beiden Städten ein Gebirgszug verläuft, haben sich bereits L. und J. Robert 1954, 48 f. (dort auch mit der richtigen Lesung der Ehreninschrift nach Liermann) auseinandergesetzt, ohne jedoch zu einem Ergebnis zu kommen. Zu Frauen als Euergetinnen vgl. etwa van Bremen 1996; Stavrianopoulou 2005, die sich generell mit der rechtlichen und sozialen Stellung der Frau beschäftigt, allerdings ein sehr ausführliches Kapitel (Nr. 6) den Liturgien und euergetischen Handlungen von Frauen widmet. Murer 2017 beschäftigt sich vor allem mit den Ehrenstatuen und deren Aufstellungskontext. Ergänzend dazu Nollé 1994. Der Name ist von Meier 2012, 381 f., Nr. 56 so ergänzt, doch sind einige weitere Varianten denkbar (vgl. I. Priene 305): [---]ῃ Ἀπολλωνίου ǀ γυνὴ δὲ Θεσσαλοῦ ǀ τοῦ Πολυδεύκου ǀ στεφανηφορήσαντα ǀ πρώτη γυναικῶν ἀνέǀθηκε παρ’ἑαυτῆς τὸ ǀ ἐγδοχῖον τοῦ ὕδατος ǀ καὶ τὰ ἐν τῆι πόλει ǀ ὑδραγώγια. Meier 2012, 153; van Bremen 1996, 328–330 mit den bekannten weiblichen Stephanephoren, die insgesamt sehr selten waren. Meier 2012, 381 f., Nr. 56. Ein weiteres Beispiel für die Stiftung eines ἐγδοχῖον aus dem 1. Jh. n. Chr. stammt aus Laodikeia am Lykos, doch ist davon nur eine Zeile erhalten geblieben (I. Laodikeia 12). Aus demselben Zeitraum stammt eine Stiftung des Hedychrus: Ἔκτισεν Ἡδύ|χρους με  ǀ καὶ Ἡδύχρουν  | ὀνόμασεν  ǀ δεσποσύνοις ǀ ἀναθεὶς ǀ [κ]αρπὸν ἑῶν ǀ [κ]αμάτων (I. Laodikeia 13). Nach Busch 1999, 326 f. handelte es bei der Stiftung um Thermen. Auch der soziale Rang des Hedychrus ist umstritten, Louis Robert vermutete aufgrund der im Text erwähnten δεσποσύνοις, dass Hedychrus ein freigelassener Sklave gewesen sein könnte, vgl. Robert 1969, 362; I. Laodikeia S. 49 mit der Überlegung, dass es sich bei den δεσποσύνοις um römische Kaiser gehandelt haben könnte. I. Perge 196; Gliwitzky 2010, 44–49 mit dem Baubefund. I. Beroia 40 (…) Κλ(αυδία) Πειερί[ωǀνος θυγάτηρ Ἀμμία μετὰ τῶν τέκνων ǀ Κλαυδί[ων] Λ[ου]κί· α̣ς, Πειερίωνος, Ἀμύντου εἰς μ̣ [νήμ]η·ν Κλ̣(αυδίου) Ἀερό[π]ου τοῦ ὑοῦ τὸ ǀ ὕδωρ εἰσή·[νεγκεν] ἐκ τῶν αὑτῆς χωρίων τό τε ὑǀδραγώγιον καὶ τὸ ἐκτοχεῖον ἰδίοις ἀναǀλώμασι κατασκευάσασα ἀνέθηκε[ν]. Claudia

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nur Brücken, Reservoirs, Brunnen und Bleirohre, sondern feierte dies auch, in dem sie zur Dedikation der Leitung ein Mahl spendierte. 467 Ansonsten traten Frauen eher in Begleitung ihrer Ehemänner und Väter auf, wie zum Beispiel Ammia, die Tochter von Adrastos in Aphrodisias, die die Arbeiten überwachte oder Iulia Laterane, die Frau des Aristion. 468 Quellen zu stiften, die dem eigenen Grundstück entsprangen war schließlich die letzte Möglichkeit, mit der sich Euergeten am Bau einer Leitung beteiligten konnten. In Amisos wurde im 5. Jh. n. Chr. der comes Erythrios dafür geehrt, dass er den Wassermangel der privaten und öffentlichen Thermen von Amisos behob, indem er Wasser aus seinem eigenen Grundstück zur Verfügung stellte. 469 Neben Erythrios hatte etwa P. Faianius Plebeius seine Wasserressourcen für den Bau einer Leitung und der Versorgung eines Bades zur Verfügung gestellt 470 und Claudia Ammia aus Beroia ließ im 2. Jh. n. Chr. eine Quelle auf ihrem Grundstück fassen, um ihres verstorbenen Sohnes zu gedenken. 471

5.3.3

Monetäre Stiftungen

Die Inschriften überliefern nur wenige Geldstiftungen für Wasserleitungen in Kleinasien. Zu den spendabelsten Stiftern zählt Tiberius Claudius Italicus aus Aspendos, der für den Bau der Wasserleitung zwei Millionen Denare spendete. Italicus hatte die wichtigsten städtischen Ämter bekleidet und war dreimal an Gesandtschaften zu verschiedenen Kaisern beteiligt. Sein Sohn Tiberius Claudius Kyreinus Erymneus, dem die Ehreninschrift eigentlich galt, hatte Öl für das lokale Gymnasion gespendet. 472 Über die Familie selbst ist nichts weiter bekannt, eine Verwandtschaft mit den Tiberii Claudii in Sagalassos spekulativ. 473 Die Frage, ob die gespendete Summe für den Bau der Leitung genügte, wir es also

467 468 469 470 471 472

473

Ammia stammte aus der reichen Familie der Claudii Pieriones, die in Beroia ansässig waren, vgl. Dimopoulou 2015, 417. CIL II 3240: Annia L(uci) f(ilia) Victorina ob ǀ memoriam M(arci) Fulvi Moǀderati mariti et M(arci) Fulvi  ǀ Victorini f(ilii) aquam sua omǀni inpensa perduxsit(!) facǀtis pontibus et fistulis et  ǀ lacu[bu]s cum suis ornaǀmentis dato epulo ǀ dedicavit. MAMA VIII 449 = IAph 12, 1314. I. Ephesos 2,424 und 424a. Marek 2000, insb. 369 f. (Text und Übersetzung) und S. 272 und 372 f. mit weiteren Beispielen für spätantikes Engagement im Wasser-, insbesondere im Thermenbau. CIL IX 4786 = ILS 5767. (1. Jh. n. Chr.) I Beroia 40. IGRR III 804: Τιβ. Κλ. Κυρείνᾳ Ἐρυμν[έ]ǀα, δεκάπρωτον, γυμνασ[ι]ǀαρχήσαντα ἀλείμμασι[ν]  ǀ ἑλκυστοῖς, υἱὸν Τιβ. Κλ.  ǀ Ἰταλικοῦ, δεκαπρώτου,  ǀ ἀρχιερέως, δημιουργοῦ,  ǀ γυμνασιάρχου καὶ ἀǀγωνοθέτου τῶν μεγά|[λ]ων πενταετηρικῶν ǀ Καισαρήων ἀγώνων, ǀ [ἐ]πιδόντος εἰς τ[ὴν ǀ τ]οῦ ὕδατος εἰσαγ[ω]γ[ὴν]  ǀ ἀργυρίου δηνάρια μυριάδας σ´  ǀ καὶ πρεσβεύσαντο[ς]  ǀ πρεσβείας τρεῖς π[ρὸς] τοὺς αὐτοκράτ[ορας] ǀ προῖκα. Ursprünglich war der Stein an einer Mauer nahe der Leitung außerhalb der Stadt angebracht, doch ist er inzwischen verschollen, vgl. Piras 2006, 400. Italicus war Archiereus, Demiourgos, Gymnasiarch und Agonothet gewesen, hatte also Funktionen mit hohem Kostenaufwand bekleidet. Piras 2006, 398.

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Die Euergeten und ihre Präferenzen im Wasserbau

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hier mit dem Bauherrn der berühmten Türme von Aspendos zu tun haben, muss offen bleiben – weder die Leitung noch die Inschrift sind zuverlässig datierbar. 474 So lässt sich allein über die hohe Summe herleiten – sie hätte wohl ausgereicht, um Pompeii mit den wichtigsten öffentlichen Bauten auszustatten 475 – dass die Familie wohl zu den reichsten in Aspendos, wenn nicht gar in Pamphylien zählte. Auch findet sich in Kleinasien keine vergleichbar hohe Geldspende für einen öffentlichen Bau: Die nächsthöhere Summe beträgt 300 000 Denare, die dritthöchste 125 000 Denare. 476 Ähnliche Summen wie die des Italicus wurden nur selten erreicht: So sind wohl die Stiftungen des berühmten Euergeten Opramoas aus Rhodiapolis, die der P. Plancia Aurelia Magniana Motoxaris aus Selge und die der Menodora aus Sillyon jeweils mit etwa einer Million Denare zu beziffern. 477 Alle anderen Geldstiftungen für den Wasserbau nehmen sich dagegen bescheiden aus: Pyrros wurde von Daldis dafür geehrt, dass er nicht nur alle Ämter, Liturgien und Choregien bekleidet hatte, Priester, Stephanephor, Agonothet und Gesandter zum Kaiser gewesen war, er hatte sogar ein Aleipterion gebaut. 478 Am Ende der langen Aufzählung folgt als Schluss- und Höhepunkt schließlich die Geldstiftung für den Aquädukt in Höhe von 10 000 Denaren. In Iotape im Rauhen Kilikien ehrten die Töchter Konis und Mas ihre Eltern für deren Verdienste um die Stadt: Ihr Vater Τουής II. hatte alle Ämter und Liturgien bekleidet und 1000 Denare für die Wasserleitung gestiftet, die Mutter war Kaiserinnenpriesterin gewesen. Die Leitung diente wohl neben der Trinkwasserversorgung auch der Versorgung der Thermen von Iotape. 479 Auch außerhalb von Kleinasien sind Belege für konkrete Geldsummen selten. In Burdigala (Bordeaux) stiftete C. Iulius Secundus etwa zwei Millionen Sesterze für einen Aquädukt. 480 Es ist sogar ein Fall bekannt, in dem die Euergeten um Geldmittel gebeten wurden. Plinius hatte sich für den Bau eines Bades in Prusa an privati gewandt, die ihre Gelder, die sie für Ölspenden ausgaben, in das Bad investieren sollten. 481 Insgesamt sind Geldspenden dieser Art im Leitungsbau relativ selten belegt. 482 Über die Verwaltung dieser Gelder und die Organisation der Ausgaben berichten die kleinasi474 Ward Perkins 1955, 120–123; Kessener 2001, 145 mit Datierungen vom 1. Jh.–3. Jh. n. Chr. 475 So Zuiderhoek 2009, 28, der die ungewöhnliche Höhe der Summe betont. 476 Nach der Tabelle von Zuiderhoek 2009, 25. Die drei höchsten Summen machen gleichzeitig fast 75% all der von ihm gelisteten Spenden aus. Es fehlen die 250 000 Denare des Eudemos aus Patara, s. u. die folgende Seite. 477 Zuiderhoek 2009, 8. 478 I. Manisa 42. Zum Aleipterion, das zunächst nur ein Raum innerhalb des Gymnasions war und später zu einem eigenen Gebäude ausgebaut wurde, vgl. Foss 1975. Die Inschrift lässt sich aufgrund des fehlenden Kaisernamens zu Beginn nicht näher datieren. 479 Hagel, Tomaschitz 1998, 127 f. 480 CIL XIII 596–600 (der Text lautet: C(aius) I(ulius) S(ecundus) praetor (aquas e[x] HS XX ǀ testamento [-] dedit). Zu Problemen bei der Lesung der Zahl vgl. Burnand 1983, 54. 481 Epist. 10,23 und 24. 482 Schwarz 2001, 263–273 gibt einen Überblick über die vorhandenen Geldstiftungen in Lykien, Bithynien und Ephesos und kommt zu dem Schluss, dass diese für den städtischen Haushalt generell keine große Rolle spielten; Zuiderhoek 2009, 25 mit einem Überblick über die gespendeten Geld-

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Kaiser, Euergeten und Poleis

atischen Inschriften bezüglich des Leitungsbaus nur wenig Konkretes – möglicherweise handelte es sich also zumeist um einmalige und direkte Zahlungen und nicht um die Einrichtung von längerfristigen Stiftungen. 483 Solche Stiftungen sind im Kontext mit dem öffentlichen Bauwesen ansonsten häufiger anzutreffen. So richtete etwa Eudemos in Patara eine Stiftung mit einem Kapital von 250 000 Denaren ein, deren Zinsen den öffentlichen Bauten zufließen sollten, darunter Reparaturarbeiten am Theater, einer Stoa und einem Tempel. 484 Insgesamt betrachtet bewegen sich die bekannten Geldsummen, die für Fernwasserleitungen ausgegeben wurden, auch im Vergleich mit anderen Stiftungen im üblichen Rahmen. 485 Auffälliger ist die signifikante Kürze der Liste der Geldspenden. Ein möglicher Grund ließe sich zunächst darin vermuten, dass die mit den Leitungen verbundenen exzeptionellen Summen das soziale und politische Gleichgewicht störten. So hatte sich Herodes Atticus durch seine Stiftungen die Quintilii zu Feinden gemacht, eine in Alexandreia Troas ansässige, reiche Familie, die eigentlich zu den wichtigsten Stifterfamilien dort gehörte. Der auswärtige Herodes hatte ihnen diesen Rang streitig gemacht und war dadurch mit ihnen in einen Konkurrenzkampf eingetreten. 486 Streit konnte jedoch auch innerhalb der Familie ausbrechen, wenn ein Testament nicht korrekt geregelt war: In Cirta hatten die Erben des Gargilianus einen Rechtsstreit mit der Stadt begonnen, weil Gargilianus ihr testamentarisch Geld für die Wasserleitung hinterlassen hatte. Die Kaiser Septimius Severus und Caracalla ermahnten die Erben nicht nur, sondern wiesen darauf hin, dass eine Leitung nicht zuletzt ein Symbol von gloria und liberalitas sei. 487 Die hohen Kosten mochten für Streit sorgen, ein hinreichender Grund für die geringe finanzielle Beteiligung der Euergeten sind sie hingegen nicht. Zum einen scheinen die Geldspenden beinahe ausschließlich von Euergeten getätigt worden zu sein, die bereits jede andere Art von finanzieller Spende oder Belastung in Form von Liturgien o.ä. getätigt hatten, die Leitungen also möglicherweise als letzte Investitionsmöglichkeit nutzten. Zudem erstaunt auch, wer auf der Liste der potentiellen Sender fehlt. Zu den heute bekanntesten und großzügigsten Euergeten zählt der bereits erwähnte Opramoas von Rhodiapolis. Opramoas engagierte sich zwar für den Bau von Thermen, baute oder reparierte jedoch keinerlei sonstige Wasserinfrastrukturen und folgte damit

483

484 485 486 487

summen in Kleinasien. Noch immer grundlegend in Bezug auf die Organisation und Verwaltung von Geldstiftungen ist Laum 1962, isb. 146–154 (Anlage des Vermögens), 211–221 (Stiftungswirksamkeit) und 224–236 (Verwaltung). Dies bestätigt indirekt auch Pont 2010, 378, die durch ihre Untersuchung der Inschriften, die in Zusammenhang mit dem öffentlichen Bauwesen stehen, zeigen konnte, dass gerade kleinasiatische Inschriften relativ detailliert über Finanzierungsmodelle berichten, darunter aber kaum langfristige Stiftungen zu finden sind. Lepke, Schuler, Zimmermann 2015, 360 und 374 f. mit den bisher bekannten Inschriften für Eudemos und seine Frau Anassa. Etwa im Vergleich zu Geldstiftungen für Theaterbauten, vgl. Morretti 2010, 155 (Kleinasien) und 175–187 (Tabelle mit Finanzierung aller Theaterbauten in Kleinasien). Ameling 1986, 56 f. Dig. 22,6,9,5–6. Möglicherweise identisch mit C. Iulius Gargilianus (IAlg. II 1, 630).

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Die Euergeten und ihre Präferenzen im Wasserbau

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einem in Kleinasien relativ weit verbreiteten Muster. An dieser Stelle sollen aufgrund der disparaten Befundlage nicht alle kleinasiatischen Thermeninschriften zusammengestellt werden, sondern nur einige repräsentative Beispiele genannt werden. In der Spätantike stiftete Hermias 3000 Solidi für ein Bad in Aphrodisias 488, der Euerget und Kaiserpriester Iason in Myra in antoninischer Zeit 10 000 Denare für den Ausbau der Thermen 489, Thomallakhis gab im Jahr 182 n. Chr. 2 500 Denare für das Badegebäude von Palmyra aus 490, Tiberius Claudius Aristeas Menandros bezahlte 1000 Denare für die Wiederherstellung der Thermen seines Großvaters in Lagina 491 und Tiberius Flavius Lucius Hierax gab 250 Denare für die Großen Thermen von Ephesos. 492 Im lykischen Limyra bezahlte die Gymnasiarchin Chryso die Betriebskosten für die lokalen Thermen aus eigener Tasche, ohne jedoch eine konkrete Summe zu nennen. 493 In Halikarnassos tat sich eine ganze Personengruppe für die Aushebung und den Bau eines neuen Tiefbrunnens zusammen, wobei die gespendete Summe pro Person zwischen 10 und fünf Drachmen betrug. 494 In gut untersuchten Regionen, wie etwa in Italien, lässt sich zeigen, dass Badstiftungen nicht nur deutlich häufiger getätigt wurden, sondern auch mit hohen Kosten von durchschnittlich einer halben Million Sesterzen verbunden waren, die meistens von senatorischen Familien aufgebracht wurden. 495 Die Investition in Thermen war also auch dort maßgeblich ein Phänomen der reichen Elite. Und abschließend ist anzumerken, dass die Euergeten, wenn

488 489 490 491 492 493

SGO 02/09/15. Fagan 2002, 336, Nr. 310, 146 n. Chr. Fagan 2002, 339, Nr. 317, 187 n. Chr. I. Stratonikeia 701, 1. Jh. n. Chr. Fagan 2002, 333 f., Nr. 300, 211/212 n. Chr. Wörrle 2016, 406 mit Inschrift und Übersetzung. Häufiger als die Betriebskosten wurden die Eintrittskosten für Thermen durch Euergeten finanziert, vgl. Goffin 2002, 84. Die Formulierung λούειν τὸ βαλανεῖον, wie sie in Limyra erscheint, wurde häufiger verwendet, so etwa im karischen Kys: Eratophanes aus Rhodos hatte unter Kaiser Claudius das öffentliche Bad mit Wasser versorgt, vgl. I. Nordkarien 406. 494 SEG 52, 1042. 495 Goffin 2002, 86  f. Ein Beispiel dafür, welche Summen solche Stiftungen beinhalten konnten, zeigt eine Ehreninschrift aus dem italischen Altinum Anfang des 2. Jh. n. Chr.: Der namentlich unbekannte Euerget stiftete insgesamt 1 600 000 Sesterze, von denen 800 000 direkt in die Renovierung von zwei Bädern investiert werden sollten und die Zinserträge von weiteren 600 000 Sesterzen für die Renovierung und die tutela genutzt werden sollten, vgl. Goffin 2002, 317–318, Nr. 57. In Bononia hinterließ T. Aviasius Servandus der Stadt 400 000 Sesterze, dafür, dass das Bad von Männern und Kindern beiderlei Geschlechts kostenfrei genutzt werden durfte, vgl. Goffin 2002, 278–279, Nr. 14, in Novaria hinterließen Albucia Candida und ihr Mann der Stadt 200 000 Sesterze für den Auf- und Ausbau eines ausgebrannten Bades, vgl. Goffin 2002, 503–504, Nr. 272, Lucius Caecilius Cilo stiftete 40 000 Sesterze an Comum und verfügte, dass aus den Zinsen unter anderem der freie Eintritt zu den Bädern bezahlt werden sollte, Goffin 2002, 483–484, Nr. 246. In Corfinium zahlten die Senatoren Marcus Atilius Bradua und Manius Acilius Aviola für die Thermen ihres verstorbenen Vaters in hadrianischer Zeit 100 000 Sesterzen, die Stadt selbst steuerte 152 000 Sesterzen bei, vgl. CIL IX 3152. In Tarquinii stiftete der Senator Publius Tullius Varro 330 000 Sesterze für den Bau eines Bades (CIL XI 3366).

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Kaiser, Euergeten und Poleis

sie im Leitungsbau tätig wurden, meist ein anderes und in Kleinasien gängiges Finanzierungskonzept wählten: Eine finanzielle Kooperation mit der Polis. 496 Insbesondere Materialstiftungen sind im Kontext des Fernwasserleitungsbaus selten anzutreffen. Für Thermen wurden hingegen häufiger Rohstoffe gestiftet, wie etwa Marmor für die Auskleidung eines caldarium unter Nerva in Tralleis 497 oder die Stiftung von Brennholz. 498

5.3.4

Reparaturen

Neben dem Bau von neuen Leitungen konnten Euergeten sich auch für Reparaturen oder den Wiederaufbau einsetzen. Wie bereits einleitend erwähnt, ist das Inschriftenformular in Bezug auf die Zerstörung und den Wiederaufbau von Leitungen voll von sprachlichen Topoi und folgt damit festgelegten Formeln. 499 Es lässt sich also nicht immer ermessen, wie groß der tatsächlich investierte Aufwand war. Ein gut bezeugtes Beispiel sind drei Inschriften aus Side, die in das 3. Jh. n. Chr. datiert werden. Es handelt sich um drei Ehreninschriften auf jeweils einer Marmorbasis, die in elegantem Versmaß die Wohltaten des Bryonianus Lollianus rühmen. 500 Auffällig ist zunächst der Epigrammstil der Inschriften, der vor allem ein Phänomen spätantiker Dankesund Ehreninschriften für Statthalter ist, 501 hin und wieder aber auch für private Euergeten verwendet wird. Zwei Marmorbasen wurden in situ gefunden, die eine am Großen Tor von Side, die andere an der Säulenstraße. Die dritte Inschrift ist nur fragmentarisch erhalten geblieben und kaum zu verstehen, so dass sich die Analyse im Folgenden auf die beiden erhaltenen Inschriften konzentriert. 502 Die einleitenden Zeilen der beiden Ehrungen sind zunächst fast völlig identisch, sie wurden also als Einheit konzipiert: Die Gerusie der Megalopyliten und die Gerusie der Tetrapoliten ehren den Ritter Bryonianus Lollianus, der Ducenarius, Primipilarius und Proconsul gewesen war, als κτίστης καὶ φιλόπατρις. 503 „Ktistes“ wird im Folgenden als Anrede benutzt, ihm also wie eine Art Signum verliehen. 504 Inhaltlich unterscheiden sich die Inschriften im darauffolgenden Abschnitt: Die 496 S. u. S. 298–305. 497 I. Tralleis 148 (Bilingue). 498 CIL X 3678 in Misenum im 2. Jh. n. Chr. Der wichtigste „Rohstoff“ für Thermen war selbstverständlich das Salböl, das zu den beliebtesten Stiftungen zählte, vgl. Zuiderhoek 2009, 89–92. 499 Thomas, Witschel 1992. 500 I. Side 105 und 106; s. a. IG XII 1, 928, 3 und 2 (Epigramm auf Heliodoros, der Loryma auf Rhodos ein Nymphaeum gestiftet hat). Dankesepigramme für Maßnahmen im Fernwasserleitungsbau sind sehr selten – deutlich häufiger ist der Epigrammstil im Bereich des Thermenbaus zu finden, nicht nur in Ehren-, sondern auch in Bauinschriften, vgl. ausführlich dazu Busch 1999, 31–370. 501 S. a. Kapitel 1.2.5 zur näheren Besprechung der Epigramme. 502 SGO 18/15/03. 503 Zur Laufbahn des Lollianus vgl. PIR 2 B 172. 504 Zum Titel des „Ktistes“ vgl. J. und L. Robert BE 1956, 317.

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Megalopyliten ehren Lollianus mit einem Standbild am Nymphaeum (νηοῦ Νυμφάων σε παράσχεδον ἐστήσα[ντο], Z. 6), damit er das Fließen des Wassers sehen könne (τερπόμενον ῥείθροισι διειπετέος πο·[ταμοῖο] | θεσπεσίῃ τ’ ἠχῇ ὕδατος ἀενάου, Z. 8–9). Er habe nämlich, so die Inschrift, dafür gesorgt, dass das Wasser von den Quellen her in seinem Kanal fließe (ἐδείμαο σοῖσι τέλεσσ[ι] | αὐτῶν ἐκ πηγῶν ὁλκὸν ἀπε· ιρέσιον, Z. 10–11). Hätte man nur allein diese Inschrift, wäre anhand des Vokabulars nicht mehr zu deuten, ob es sich dabei um einen Neubau oder eine Renovierung handelte. Erst die zweite Inschrift gibt darüber nähere Auskunft, denn sie erklärt, dass dank Lollianus der Fluss wieder sein Wasser in die Stadt brachte [ἤλ]υθεν οὐκ ἀέκων ποταμὸς πάλι, Z. 8), weil er die zerstörte Leitung von Grund auf erneuert hatte ([αὐ]τὸς γὰρ πόρον αὖθις ἀκοιμήτοιο ῥεέθρου δειμάμενος προχοαῖς ἤγαγες ὀλλύμενον, Z. 10–11). Die Zerstörung der Wasserleitung könnte 269 n. Chr. durch die Goten erfolgt sein und eine grundlegende Reparatur nötig gemacht haben. 505 Dies wiederum würde die überschwängliche Dankbarkeit der Tetrapoliten erklären, die dem Stifter gar ein goldgetriebenes Standbild weihten (Τετραπωλεῖταί σε χάριν τείουσι γεραιοὶ εἰκόνι μαρμαρέῃ κρέσσονι χρυσελάτου, Z. 12–13). Von der Leitung selbst ist einiges erhalten geblieben, so dass sich ihr Verlauf von den Quellen bis in die Stadt weitgehend gesichert ist. 506 Sie war circa 35 Kilometer lang, fasste eine Quelle im Oberlauf des Flusses Melas und führte über mehrere Brücken nach Side. Bemerkenswert ist, dass sie wahrscheinlich das Territorium der Stadt Lyrbe kreuzte und ihr wohl auch zur Versorgung diente; dafür spricht etwa, dass der Kanal von circa zwei Metern Höhe am Anfang auf circa einen halben Meter Höhe zusammenschrumpfte, unterwegs also wohl Wasser abgab. 507 Der Eintritt in die Stadtmauer von Side im Westen ist noch gut sichtbar: 508 Die Leitung verlief noch einige Meter innerhalb der Stadt, bis sie wohl in einer Zisterne endete. Datierbar ist die Leitung nur anhand der Inschriften des Lollianus und des Longinus sowie dem Nymphaeum selbst als termini ante quem vor dem Jahr 269 n. Chr. Die besprochenen Ehreninschriften überliefern keine Details, wie mühsam solche Reparaturarbeiten mitunter sein konnten, deshalb lohnt sich an dieser Stelle ein Blick über Kleinasien hinaus: Cicrius Severus wurde von seiner Heimatstadt im italischen Iulia Concordia Anfang des 2. Jh. dafür geehrt, dass er für die Renovierung einer Wasserleitung zunächst einmal Räumungsarbeiten vorgenommen hatte, indem er Bäume gerodet und Trümmerteile hatte wegräumen lassen. 509 Dieser karge Befund erstaunt nicht, denn er korrespondiert mit dem insgesamt nur gering dokumentieren Engagement der Euergeten für die Wasserinfrastruktur. Die Gründe dafür sollen im Folgenden näher analysiert werden.

505 506 507 508 509

So überzeugend Nollé 1993, 95. Nollé 1993, 11 f.; Mansel 1963, 49–52. Nollé 1993, 11. Mansel 1963, 51 mit dem Foto. Goffin 2002, 390–391, Nr. 146 und 389–390, Nr. 145 mit einer weiteren Bauinschrift von Severus, die die Bezahlung seiner summa honoraria für sein Duumvirat dokumentiert und darüber hinaus Geldstiftungen unbekannter Höhe für den Bau oder die Reparatur einer Wasserleitung.

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278 5.3.5

Kaiser, Euergeten und Poleis

Die Sichtbarkeit der Inschriften und der Stiftungen: Ein Hinderungsgrund für euergetisches Engagement?

„In Imperial Asia Minor, where euergetism was the primary driving force in civic con­ struction, the surprising thing is that most aqueducts were not sponsored by elite patrons“, konstatiert Cecilia Feldman Weiß und begründet diese Aussage mit den hohen Kosten und der schlechten Sichtbarkeit der Fernwasserleitungen. 510 Umgekehrt würde dies aus ihrer Sicht ein höheres Engagement für Brunnenbauten wie Nymphaea bedeuten. Während in den vorangegangenen Kapiteln vor allem die Frage nach möglichen Kosten im Vordergrund stand, soll im Folgenden auf die Problematik der Sichtbarkeit eingegangen werden. Denkt man über die grundsätzliche Struktur einer Wasserleitung nach, so muss man sich zunächst bewusst machen, dass ein Großteil der Leitungsstrecke auch in römischer Zeit unterirdisch und weit außerhalb der Stadt verlief. Nur an wenigen Stellen, insbesondere bei Fluss- und Talüberquerungen, kam die Leitung, über Brücken und Bögen geführt, ans Tageslicht und diese Abschnitte konnten weit entfernt von der Stadt oder einer Straße liegen. 511 Um eine möglichst gute Sicht- und Lesbarkeit der Inschriften zu garantieren, waren unterschiedliche Strategien notwendig: Eine Möglichkeit bot sich, indem man sich auf sichtbare Teile der Leitung konzentrierte, etwa auf Brücken oder innerstädtische Teile, wie Brunnen, Nymphaeen oder Wassertürme; eine andere, indem auf die Sichtbarkeit der Inschriften selbst Wert gelegt wurde, diese also an passenden Stellen an der Leitung angebracht werden mussten. Betrachtet man zunächst die innerstädtischen Inschriften, so nutzten insbesondere die Kaiser in Rom diese Strategie sehr effizient: Die kaiserlichen Bauinschriften waren höchst repräsentativ an der Porta Maggiore und an der Porta Tiburtina angebracht, also an wichtigen Verkehrsknotenpunkten, die von einer hohen Anzahl von Menschen frequentiert wurden. In Ephesos erinnerte Aristion durch eine Inschrift am Nymphaeum Traiani daran, dass er auch die dafür notwendige Leitung gebaut hatte, in Priene war die Bauinschrift der Stephanephorin Phila direkt an einem Brunnenpfeiler angebracht. 512 Hatte der Euerget sich nur an einem extraurbanen Teil der Leitung beteiligt oder nur einen finanziellen Beitrag geleistet, konnte diese Leistung auch im Kontext von Ehreninschriften erwähnt, wie etwa jene, die auf einer Marmorbasis für das Standbild des L. Arruntius Aciamus aus Synnada angebracht war. 513 Gerade die Ehreninschriften ermöglichten damit die „Sichtbarkeit“ der Leitung im innerstädtischen Kontext. Titus Flavius Miccalus erinnerte sogar in seiner Grabinschrift an seinen Beitrag für den Aquädukt von Perinthos. 514 Außerhalb der Stadt konzentrierten sich private Stiftungen auf die oberirdischen Sektionen einer Leitung: So stiftete Pollio den Ephesiern eine Aquäduktbrücke aus wert510 Feldman Weiß 2011, 35. Ebenso Campagna 2011, 208. 511 Stenton, Coulton 1986, 81 sehen dies explizit als Hinderungsgrund für private Stifter; ebenso Mitchell 1959, 352. 512 Siehe Kapitel 5.2.2 (Kaiser in Rom), S. 259 f. (Ephesos) und S. 271 (Phila). 513 MAMA IV 70. 514 Siehe dazu oben S. 264 f.

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Die Euergeten und ihre Präferenzen im Wasserbau

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vollem Marmor, die weit sichtbar die Straße nach Magnesia überspannte und auf beiden Seiten mit einer Bilingue versehen war, um eine große Leserschaft zu erreichen. 515 Auch die Reparaturinschrift der Leitung von Patara war publikumswirksam doppelt angebracht. Die Stützmauer der Druckleitungssektion querte eine Straße und wies deshalb zwei Durchlässe auf: Die Inschriften waren jeweils in Verkehrsrichtung über dem Durchlass angebracht und für den Reisenden damit gut sichtbar. 516 Eine weitere Strategie konnte es sein, die Inschrift mehrfach entlang der oberirdischen Sektion einer Leitung anzubringen. 517 In Balboura war die Inschrift zweifach angebracht, einmal an einer Aquäduktbrücke, einmal am innerstädtischen Nymphaeum. 518 Außerhalb von Kleinasien stiftete C. Iulius Secundus zwei Millionen Sesterze für die Leitung seiner Heimatstadt Bordeaux und ließ die Inschrift in mindestens vierfacher Ausführung direkt am Aquädukt anbringen. 519 Ähnlich handhabten dies zwei Quattuorviri aus Vienna, die Wasser von ihren Grundstücken abgeleitet hatten. Sieben Inschriften, die wohl entlang des Trassenverlaufs angebracht gewesen waren, dokumentieren darüber hinaus, dass die beiden Bauherren 50 000 Sesterze gestiftet hatten per eos titulos tuendos. 520 Es kann davon ausgegangen werden, dass sich dieser Terminus auf den Schutz des Kanals und möglicherweise auch des Schutzstreifens bezieht und dadurch der Verlauf der Leitung auch nach dem Tod der beiden Quattuorviri über deren Grundstücke gesichert werden sollte. War die Leitung vollendet, so konnte auch deren Einweihung gefeiert werden, etwa durch die Veranstaltung eines öffentlichen Mahls. So stiftete Annia Victorina aus dem spanischen Llugo nicht nur Brücken, Reservoirs, Brunnen und Bleirohre, sondern feierte dies auch, in dem sie zur Dedikation der Leitung ein Mahl spendierte. 521 Eine andere Möglichkeit bestand darin, die Inschrift wohl direkt auf die Leitung aufzusetzen: An einigen Inschriften ist unten eine halbrunde Auslassung zu erkennen, die zu der Vermutung führte, die Inschriften könnten direkt auf der Leitung angebracht worden sein. Ein gut erkennbares Beispiel ist etwa die Bauinschrift des Demos von Balboura: Die ersten neun Zeilen sind durchlaufend, ab Z. 10 ist ein rundes Loch für eine

515 Tölle-Kastenbein 1990, 74 (Ephesos). 516 Şahin 2007, 103. 517 So auch Horster 2001, 14. Die Anbringung mehrfacher Bauinschriften ist kein Phänomen, das sich ausschließlich auf den Wasserbau bezieht, sondern gängige Handhabe: Besonders extrem ist das Beispiel des Vibius Salutaris aus Ephesos, der an jeder der 31 Statuen, die er stiftete, auch seinen Namen anbringen ließ, vgl I. Ephesos 1a, 27–36; Eck 1997, 318 mit weiteren Beispielen. 518 Naour 1978, 167. 519 CIL XIII 596, Burnand 1983, 54 f. 520 CIL XII 1882–1888 (Wien): Q(uintus) Gellius L(ucii) fil(ius) Volt(inia) Capella quattuorvir D(ecimus) Sulpicius D(ecimi) fil(ius) Volt(inia) Censor aedilis quattuor aquas novas itineraque aquarum per suos fundos colonis Vienniensium donaverunt inque eos titulos tuendos in perpetuum [Sulpicia] D(ecimi) f(ilia) Censilla sestertium n(umero) q(uinquaginta) m(ilia) testamento isdem donari iussit. 521 CIL II 3240: Annia L(uci) f(ilia) Victorina ob ǀ memoriam M(arci) Fulvi Mo/derati mariti et M(arci) Fulvi  ǀ Victorini f(ilii) aquam sua om/ni inpensa perduxsit(!) fac/tis pontibus et fistulis et  ǀ lacu[bu]s cum suis orna/mentis dato epulo ǀ dedicavit.

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Kaiser, Euergeten und Poleis

Leitung. 522 Auch die Stiftungsinschrift der beiden Senatoren aus Latoreia bei Ephesos weist dieselbe halbrunde Auslassung auf. 523 Wie wichtig die Sichtbarkeit der Stiftungen den Euergeten war, zeigt sich nicht nur an den verschiedenen Strategien, die sie bezüglich der Anbringungen der Inschriften oder einer sorgfältigen Auswahl der Stiftung verfolgten. Diese Strategien konnten sich sogar auf die Platzierung der Wasserbauten erstrecken oder gar deren Funktionalität beeinflussen, wie Julien Richard anhand seiner Untersuchung der kleinasiatischen Nymphaeen exemplifizieren konnte: Die innerstädtische Wasserversorgung funktionierte in einigen Städten präferiert über wenige, große Brunnenhäuser, die an gut zugänglichen, öffentlichen Plätzen standen. 524 Damit war das Leitungsnetz auf nur wenige Ausgabestellen beschränkt und weniger flexibel, als es durch viele kleine Laufbrunnen gewesen wäre. 525 Ähnliches beobachtete Claudia Dorl-Klingenschmid bezüglich der Ausstattung dieser Prachtbauten: Ihrer Meinung nach gab es einen Trend von der Funktionalität hin zu reiner Dekoration, der spätestens in der Severerzeit manifest war und bis in die Spätantike noch zunahm. 526 Diese Ästhetisierung von Brunnenbauten entwickelte sich bereits im Hellenismus und zeigt sich am Laodike-Brunnen in Milet 527 oder am Stadtbrunnen in Pergamon. 528 Sie können als Vorläufer früher Prachtbrunnen des 1. Jh. n. Chr. gelten, wie etwa der Brunnen von Antiochia in Pisidien, der Pollio-Bau und das Hydreion in Ephesos demonstrieren. Dass man sich dafür entschied, die Technik des Brunnenbaus zu monumentalisieren und nicht bereits vorhandene, kleinere Brunnenanlagen auszubauen, 529 ist typisch für Kleinasien. In Griechenland hingegen wurden weniger neue Monumentalbrunnen gebaut, sondern eher alte, kleinere Anlagen erhalten. 530 Bei Fernwasserleitungen blieb die Funktionalität eine Grundbedingung, doch lässt sich auch hier der Trend zu sichtbarer Leitungsführung erkennen, wenn die Leitung auf eine Straße traf oder auf die Stadt zulief. Im bergigen, schwer zugänglichen Hinterland 522 So auch Naour 1978, isb. Tafel III. 523 SEG 54, 1198. 524 So befanden sich die domitianischen Nymphaeen in Ephesos nicht nur auf dem Staatsmarkt, sondern orientierten sich in ihrer Ausrichtung am Kaiserkulttempel, vgl. Halfmann 2001, 57–60. 525 Richard 2012, 91. Richard begründet dies mit dem hellenistischen Vorläufer der Brunnenhäuser, die ebenfalls isolierte Wasserausgabestellen waren, muss allerdings einräumen, dass die Verbreitung hellenistischer Brunnenhäuser eingeschränkt ist. Weitere Erläuterungen zur Rolle der Nymphaeen als Element des innerstädtischen Leitungssystems erfolgen auf S. 99. 526 Dorl-Klingenschmid 2001, 105. Als Beispiel führt sie das antoninische Nymphaeum von Sagalassos an, dessen Brüstung so hoch war, dass es unmöglich war, Wasser zu schöpfen. Allerdings übersieht Dorl-Klingenschmid meiner Meinung nach die Tatsache, dass derart hohe Brüstungen eher selten waren. Hinzu kommt, dass Richard und Dorl-Klingenschmid durch ihre Fokussierung auf Prachtbauten die Rolle und Relevanz der Laufbrunnen insbesondere für die Wasserversorgung unterschätzen, vgl. etwa Schmölder-Veit 2009. 527 Tuttahs 2000, 35–43. 528 Dorl-Klingenschmid 2001, 222 f. 529 Wie zum Beispiel in Ephesos das hellenistische Brunnenhaus, vgl. Dorl-Klingenschmid 2001, 180. 530 Richard 2012, 91 f.

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Die Euergeten und ihre Präferenzen im Wasserbau

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musste kein Wert auf Ästhetik gelegt werden, an Orten, wo die Leitung zu sehen war, spielte diese jedoch eine Rolle. Ein besonders gutes Beispiel ist die bereits mehrfach erwähnte Brücke des Pollio: Diese Marmorbrücke war technisch gesehen nicht notwendig, eine Durchquerung des Tales in Tonrohren mit einer einfachen Auflage technisch gesehen möglich. 531 Die Brücke war zudem aufwändig mit Marmor verziert, der ihr den Charakter einer Schaufassade verlieh. Trotz dieser bemerkenswert vielfältigen Strategien sind innerstädtische Stiftungen in der Überzahl. Beliebter waren Teile des Leitungssystems in der Stadt, Brunnen, Zisternen oder sonstige Speicheranlagen, die gut erkennbar waren und wohl auch täglich aufgesucht wurden. 532 Die Leitungen lagen größtenteils außerhalb der Stadt und verliefen unterirdisch – die Euergeten ließen, wenn überhaupt, nur sichtbare Teile wie Brücken und Bögen errichten. Dabei jedoch anzunehmen, dass der Kaiser nur die (unsichtbare) Rohrleitung stiftete und den sichtbaren Teil großzügig privaten Stiftern überließ, wie im Falle der Aqua Throessitica, ist zu weit gegriffen – für Kleinasien spielten die Kaiser, wie gezeigt, ohnehin nur eine marginale Rolle. 533 Es lohnt sich, die Stiftungsaktivitäten der Euergeten zum Abschluss dieses Kapitels noch einmal zusammenzufassen und in einen Bezug mit anderen Wasserbauten zu setzen.

5.3.6

Fazit: Euergeten und Wasserleitungen

Es ist deutlich geworden, dass die Zahl derer, die eine ganze Leitung oder selbst nur Teile davon finanzierten, äußerst gering ist. Auf den ersten Blick scheint dies mit den hohen Kosten der Aquädukte zusammenzuhängen, denn nur Superreiche wie Herodes Atticus oder Aristion konnten eine vollständige Fernwasserleitung finanzieren. Die Kosten allein sind hingegen kein hinreichender Grund für das geringe Engagement. Zunächst hingen diese stark von der Leitung selbst ab, und es ist davon auszugehen, dass sich die Kosten für eine nur wenige Kilometer lange Trasse ohne besondere Finessen in Grenzen hielten. Stifter wie der Ritter Miccalus aus Perinthos oder Aciamus aus Synnada mochten sicherlich im Verhältnis zu den anderen lokalen Familien reich gewesen sein, sind jedoch nicht mit Atticus oder Aristion vergleichbar. Es existierten also offensichtlich auch Leitungen, die mit einem kleineren Budget finanzierbar waren. Hinzu kommt, dass sich weitere Euergeten mit ausreichendem finanziellen Hintergrund, wie etwa Opramoas aus Rhodiapolis oder Carminius Claudianus aus Aphrodisias zwar im Thermenbau engagierten und hohe Summen aufwandten, diese jedoch gerade nicht in Aquädukte investierten. Trugen die Euergeten zur Wasserinfrastruktur bei, so lässt sich eine klare Präferenz für innerstädtische Bauten erkennen wie etwa Brunnen, Verteilerbauten, Thermen, Reservoirs oder 531 Moreno Gallo 2016, 118 mit dem berechtigten Punkt: „Pipes under the road would not have glorified anyone.“ Für weitere Beispiele zur Ästhetik oberirdischer Leitungssegmente s. S. 353–355. 532 So auch Campagna 2011, 210. 533 Dagegen schon Winter 1996, 75. Siehe oben Kapitel 5.2.

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Kaiser, Euergeten und Poleis

sogar einen Teil des Leitungsnetzes, wie das Engagement des Adrastos in Aphrodisias deutlich machte. Diese Teile konnten entweder völlig unabhängig von einer neuen Leitung gebaut werden, oder in Kooperation mit der Polis. Die Präferenz der oberirdischen oder innerstädtischen Teile eines Wasserleitungsnetzes zeigt, dass die insgesamt mangelnde Sichtbarkeit einer Fernwasserleitung durchaus relevant war. Die Euergeten, die eine gesamte Leitung stifteten, waren entweder ohnehin schon exzeptionelle Stifter, wie Herodes Atticus, oder mussten die sichtbaren Teile der Leitung, wie bevorzugt den Endpunkt, für die Anbringung ihrer Bauinschrift nutzen. Arjan Zuiderhoek machte für Kleinasien überzeugend deutlich, dass sich vielleicht zehn oder zwanzig Familien pro (größerer) Polis Euergetismus im großen Stil überhaupt leisten konnten, dann jedoch für über 50% der epigraphisch sichtbaren Stiftungen verantwortlich waren. 534 Insbesondere das Beispiel des Carminius hat klar vor Augen geführt, dass sich diese wenigen reichen Familien nicht für Fernwasserleitungen einsetzten. Nicht nur seine Familienverhältnisse, sondern auch die besprochene Ehreninschrift illustrieren, über welch exzeptionellen Reichtum die Carminii verfügt haben müssen. Carminius investierte diese Gelder jedoch nicht nur direkt in die politischen Gremien, sondern auch in spezifische öffentliche Bauten, nämlich das Theater und das Gymnasion. Ausgehend von der bereits begründeten Lesung ergibt sich, dass Carminius am Ausbau der Wasser­ infrastruktur überhaupt nicht beteiligt war. Der Timeles-Aquädukt war – wie der Brief des Hadrian an Aphrodisias deutlich macht – das Ergebnis überlegter städtischer Budgetplanung, die der Kaiser sogar eigens genehmigt hatte. Carminius leistete trotz seiner finanziellen Ressourcen einen marginalen, dafür aber prestigeträchtigen Beitrag, indem er die Gelegenheit der Einweihung der Leitung für eine Ölspende nutzte und in seiner Inschrift auf ihren Bau verwies. Dieser Befund macht mehrere Punkte deutlich: Das Ausscheiden der Euergeten und Kaiser als relevante Bauherren lässt, wie im folgenden Kapitel zu diskutieren ist, vermuten, dass die Poleis fast immer die entscheidende organisatorische und finanzielle Rolle spielten. Die Euergeten konnten sich einem geplanten Neubau anschließen – was sie nach aktueller Quellenlage selten genug taten – aber die Hauptlast lag bei den Städten, die dieses private Engagement zusätzlich koordinieren mussten. Der Grund für die Geringschätzung der Leitungen im Stiftungsrepertoir reicher Euergeten lässt sich vor allem in deren geringem „ideologischen“ Wert für die Stifter selbst erklären. 535 Beliebter waren architektonische Schmuckelemente, die Verteilung von Öl, Wein oder Getreide, die Stiftung von Spielen oder der Bau von Gebäuden, die entweder politisch konnotiert waren oder mit öffentlicher Unterhaltung verknüpft werden konnten. Diese Stiftungen ver534 Zuiderhoek 2009, 29; eine ähnliche Stratifikation ergab sich für Nordafrika; nach Duncan-Jones 1963, 165 waren nur elf Personen für über die Hälfte der Stiftungen verantwortlich. 535 Zuiderhoek 2009, 33 mit der Anmerkung:„Of course, supplying fresh drinking water would [be useful for the public hygiene; meine Ergänzung], but that is again something elite benefactors did only very rarely.“ Letztlich meint auch Philostrat nichts Anderes, wenn er schreibt: πόλις….ἱερῶν τε ἐπιμελήσεται καὶ γυμνασίων καὶ κρηνῶν καὶ στοῶν, ἵνα ἀποχρῶσα τῷ ὁμίλῳ φαίνοιτο (Philostr. Soph. 2,26).

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Die Euergeten und ihre Präferenzen im Wasserbau

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sprachen ein hohes Prestige für den Stifter, da ihnen eine ideologische und symbolische Komponente zugrunde lag, die dem Repräsentationsverhalten und -willen der Euergeten eher entsprach. Diese Komponente schien im kulturellen Code der Fernwasserleitungen, die mehr auf utilitas publica rekurrierten, als auf gloria, nicht in einem für die Euergeten relevanten Maß enthalten zu sein. Eine Gegenprobe im Bereich der anderen Wasserbauten macht dies deutlich: Den wenigen Stiftungsinschriften im Fernwasserleitungsbau stehen im Katalog von Garreth Fagan nicht nur 26 Thermenstiftungen von Euergeten gegenüber, sondern unter diesen befinden sich auch die heute noch bekanntesten und sicherlich reichsten Personen, wie etwa der Lykiarch Iason aus Kyaneai (IGRR IV 704) oder Opramoas aus Rhodiapolis (TAM II 905, XIX, B – D), der in Telmessos, Oinoanda und Gagae Geld für Thermenbauten stiftete. Die wenigen Euergeten, die eine ganze Wasserleitung bauten, inkludierten dabei als Endpunkt ein Nymphaeum, wie es etwa bei Aristion oder Herodes Atticus der Fall war. Besonderen Repräsentationswert hatten Brunnen, wie der des Pollio, der dafür nicht nur öffentliches Gelände zugewiesen bekommen hatte, sondern auch prominent auf dem Domitiansplatz stand. 536 Die meisten Brunnen wurden erst nachträglich in ein bereits bestehenden Leitungssystem integriert, die Eurgeten waren mit ihrer Stiftung also zeitlich und örtlich flexibel. Claudia Dorl-Klingenschmid sammelte in ihrem Katalog insgesamt 35 Nymphaeen, von denen mindestens 24 auf eine epigraphisch nachweisbare private Stiftung zurückgehen. 537 Interessant ist dabei, dass der Schmuck der Brunnenanlagen, wo er ganz erhalten geblieben ist, wohl auf individuelle Ausstattungswünsche zurückzuführen ist, die Stifter also ein Mitspracherecht gegenüber der Stadt besaßen. 538 Die größere Attraktivität von Brunnen und Thermen gegenüber Leitungen hing sicherlich auch damit zusammen, dass der mit dem Bau von Aquädukten verbundene juristische und verwaltungstechnische Aufwand enorm gewesen sein muss. Selbst wenn ein Euerget sich dazu bereit erklärte, eine Leitung zu bauen, so konnte dies nur in enger Absprache mit den städtischen Gremien erfolgen und erforderte eine jahrelange und umsichtige Planung, bis dieser Bau vollendet werden konnte. 539 Es ist anzunehmen, dass in der hohen Kaiserzeit auch der Princeps selbst um die Erlaubnis für einen solchen Neubau gebeten werden musste. So verwundert es nicht, dass die wenigen Euergeten, die sich intensiv im Wasserbau engagierten, in irgendeiner Form Kontakte zum Kaiserhaus unterhalten hatten. Ein letzter Punkt, den es zu berücksichtigen gilt, ist der bereits angesprochene private Wasserluxus. Die Euergeten nutzten das neue Wasserdargebot, das die Fernwasserleitungen zur Verfügung stellten, so ausgiebig zur Zurschaustellung von eigenem Luxus und Vermögen, dass sie dafür häufig das Ziel von Luxuskritik waren. Die Kontrolle und der Überfluss von Wasser wurden also, wie später noch zu zeigen sein wird (Kapitel 7.5), Teil

536 Dorl-Klingenschmid 2006, 184 mit Baubefund und Inschrift. 537 Dorl-Klingenschmid 2006, 128 f. Mit der interessanten und nicht weiter diskutierten Feststellung, dass unter der Gruppe der Euergeten vor allem die Kaiserpriester zahlreich vertreten sind. 538 Dorl-Klingenschmid 2006, 128 f. 539 Cramme 2001, 31.

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Kaiser, Euergeten und Poleis

euergetischer Repräsentation, in die ein wohl nicht unbeträchtlicher Teil privaten Kapitals floss.

5.4

Die Poleis: Zwischen Grundversorgung und Verschönerung der Stadt

„Einstmals fiel ihnen [gemeint sind die Ratsherrn] ein, daß eine Stadt wie Abdera billig auch einen schönen Brunnen haben müsse. Er sollte in die Mitte ihres großen Marktplatzes gesetzt werden, und zu Bestreitung der Kosten wurde eine neue Auflage gemacht. Sie ließen einen berühmten Bildhauer von Athen kommen, um eine Gruppe von Statuen zu verfertigen, welche den Gott des Meeres auf einem von vier Seepferden gezogenen Wagen, mit Nymphen, Tritonen und Delphinen umgeben, vorstellte. Die Seepferde und Delphine sollten eine Menge Wassers aus ihren Nasen hervor spritzen. Aber wie alles fertig stand, fand sich, daß kaum Wasser genug da war, um die Nase eines einzigen Delphins zu befeuchten; und als man das Werk spielen ließ, sah es nicht anders aus, als ob alle diese Seepferde und Delphine den Schnupfen hätten. Um nicht ausgelacht zu werden, ließen sie also die ganze Gruppe in den Tempel des Neptuns bringen; und so oft man sie einem Fremden wies, bedauerte der Küster sehr ernsthaft im Namen der löblichen Stadt Abdera, daß ein so herrliches Kunstwerk aus Kargheit der Natur unbrauchbar bleiben müsse.“ 540 Christoph Martin Wielands ironisches Porträt der thrakischen Stadt Abdera beinhaltet auch den eben zitierten Abschnitt zur Wasserversorgung, der viele Elemente des folgenden Kapitels vorweg nimmt. In seiner Geschichte wollte Abdera einen schönen Zierbrunnen auf dem Marktplatz bauen und hatte dafür sogar eine Sonderumlage erhoben, doch gelang es der Stadt nicht, für die nötige Wasserversorgung zu sorgen, da die natürlichen Ressourcen vor Ort nicht ausreichten, um den Brunnen in Gang zu bringen. Die kurze Episode zeigt dabei mehrere Dinge: Prachtbrunnen dienten dem Schmuck und der Zierde einer Stadt und wurden an gut sichtbaren, öffentlichen Orten aufgestellt. Wenn sie funktionierten, gehörten sie zur städtischen Identität und demonstrierten nicht nur Kunstfertigkeit, sondern auch Lebensqualität und Zivilisation. Und für ihre Funktionstüchtigkeit waren sie in direkter Form von einer Wasserleitung abhängig. Der Grundversorgung von Abdera diente der Brunnen hingegen nicht – die Stadt konnte es sich leisten, das Bauwerk wieder abzureißen und die Statuengruppe, die eigentlich der Steigerung städtischen Prestiges dienen sollte, in einem Tempel zu verstecken. Als Finanzier und Organisator dieser misslungenen Idee nennt Wieland die Stadt selbst, beziehungsweise deren Ratsmitglieder. Im folgenden Kapitel sollen also vor allem die Städte und ihre Vertreter in den Blick genommen werden. Dabei sind folgende einleitende Probleme zu beachten: Die Städte

540 Wieland 1774, Kapitel 3 (zitiert nach der Online-Ausgabe des Gutenberg-Projektes, zuletzt abgerufen am 30.5.2018).

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Die Poleis: Zwischen Grundversorgung und Verschönerung der Stadt

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sind als Akteur im vorhandenen Inschriftenmaterial nur zu schwer zu greifen. 541 Dennoch sollen in einem ersten Schritt die erhaltenen Inschriften vorgestellt werden. Im Anschluss ist detailliert darauf einzugehen, wie die Poleis diese Großbauten finanzierten, denn die Wasserleitungen konnten nicht aus den laufenden Einnahmen bezahlt werden und geben damit einen guten Einblick in die finanzielle Leistungsfähigkeit der kleinasiatischen Städte. Nicht nur in Bezug auf ihren finanziellen Status haben die Städte in der modernen Forschung oft einen schlechten Ruf. So gelten sie etwa als Wasserräuber, indem sie ihrem Umland die überlebensnotwendigen Ressourcen für die eigene „conspicious consumption“ in Form einer intensivierten Wirtschaftspolitik und einer erhöhten Wasserverschwendung für Luxusbauten entzogen, ein Punkt, auf den im zweiten Teilkapitel eingangen werden soll. Im dritten Teil ist analog zu den Kaisern und den Euergeten zu beobachten, aus welchen Gründen sich die öffentliche Hand für Bauten wie die Wasserinfrastruktur engagierte, die ja, wie gezeigt, in den Augen der anderen Akteure weder rentabel noch besonders attraktiv war. Wurden Wasserbauten als Teil der kommunalen Pflichtversorgung angesehen, die die Poleis aus sozialen Gesichtspunkten errichten ließen? Oder wurden die Fernwasserleitungen zur architektonischen Verschönerung der gebauten Stadt und damit zur Steigerung des städtischen Prestiges, eventuell gar im Konkurrenzkampf mit anderen Poleis genutzt? Durch die Analyse der genannten Aspekte lässt sich nicht nur ein Einblick in die Frage nach dem Motivationsspektrum der Städte für den Bau von Aquädukten gewinnen, sondern es soll auch deutlich werden, warum die Poleis ein entscheidender Akteur für die erfolgreiche Verbreitung dieser Form der Wasserversorgung waren.

5.4.1

Die Städte als Bauherren in den Inschriften

Das Fallbeispiel Ephesos hat bereits deutlich gemacht, dass die Stadt auch im Kontext mit anderen Akteuren aktiv werden konnte. Der Statthalter Calvisius Ruso erschien auf den ersten Blick zwar als ausführende Person des groß angelegten Bauprogramms in traianischer und hadrianischer Zeit. Tatsächlich spielte neben dem großen Euergeten Aristion vor allem die Stadt selbst eine federführende Rolle. Sie baute nicht nur die neue MarnasWasserleitung, sondern kontrollierte auch die Wasserbauten rund um den neuen Neokorietempel. Die Münzen mit den Flussgöttern Marnas und Klaseas, die die Stadt prägen ließ, erinnerten an diese herausragende städtische Leistung. 542 Etwas ausführlicher wissen wir über die Finanzierung des Timeles-Aquädukts in Aphrodisias Bescheid, die die Stadt mit Kaiser Hadrian abgestimmt hatte. 543 541 Goffaux 2001 beschäftigte sich anhand der spanischen Inschriften mit demselben Problem. Dank der bereits besprochenen Stadtgesetze wie der lex Irnitana oder der lex Ursonensis sind in Spanien jedoch detailliertere Einblicke in den Aufgabenbereich und die Einflussmöglichkeiten der Städte möglich, als in Kleinasien. 542 S. u. S. 344. 543 Siehe dazu unten S. 294–296.

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Kaiser, Euergeten und Poleis

Die Stadt Magnesia am Maeander ließ unter der Aufsicht des ἐργεπιστάτης Ailios Demoneikos im 2. Jh. n. Chr. eine κρήνη mit Statuenschmuck (ζῴδια) und die dafür nötige Wasserversorgung bauen. Die Quelle für diese Wasserleitung befand sich in der Nähe von Tabarnis, einer Siedlung oder Flur auf dem Gebiet von Magnesia. 544 In Anazarbos ließ der Demos zu Ehren von Kaiser Domitian eine nach dem Kaiser benannte Wasserleitung erbauen (Σεβαστὸν ὑδραγώγιον). 545 Die Leitung ist in einigen oberirdischen Bogenabschnitten erhalten und verlief entlang der Säulenstraße der westlichen Hauptstraße gut sichtbar in die Stadt. 546 Die genauen Gründe für die Namensgebung lassen sich nicht mehr rekonstruieren. Es bleibt anzumerken, dass Anazarbos mehrere Bauten, darunter einen Dionysos-Tempel, Kaiser Domitian weihte 547 und in den 90er Jahren zum ersten Mal nach einer längeren Prägepause wieder neue hochwertige Silbermünzen ausgab. 548 Woher dieser wirtschaftliche Aufschwung rührte, lässt sich jedoch nicht mehr feststellen. Der Demos und die Boule von Balboura wiesen im Gegensatz zu Anazarbos explizit auf die Eigenfinanzierung ihrer Leitung hin. 549 Wie bereits erläutert, gehörte Balboura zu einer von vielen Städten im flavischen Lykien, die eine Leitung bauten und damit Teil eines größeren urbanistischen Phänomens waren. Ob die Stadt selbst aktiv wurde und dabei dem Vorbild der Nachbarpoleis folgte, ist nicht mehr zu rekonstruieren. Die Nennung des Statthalters und des Procurators könnte jedoch darauf hindeuten, dass die Stadt vielleicht von der Präsenz oder sogar dem Know-How der römischen Autorität profitieren konnte. 550 Als alleinige Bauherrin eines Hydreions tritt schließlich noch die Stadt Sebaste in Erscheinung, doch bricht die Inschrift bereits nach einer Zeile ab. 551 Aizanoi, Ankara und Hadrianoi finanzierten ihre Leitungen zwar selbst, jedoch waren jeweils Euergeten sowohl finanziell als auch organisatorisch am Ausbau der Wasserinfrastruktur beteiligt. 552 Darüber hinaus waren die Städte auch für den Unterhalt und die Folgekosten der Wasser­ infrastruktur verantwortlich, die, wie in den vorangegangen Kapitel gezeigt, noch weniger Anklang bei anderen Stiftern fand, als ein Neubau. In Laodikeia am Lykos finanzierte die Stadt die Abdeckung ihrer Leitung auf Anweisung des Proconsuls im 1. Jhd. n. Chr. durch Einnahmen, die sie aus der Ausbeutung der Wasserinfrastruktur gewonnen hatte. 553

544 I. Magnesia 251: ἡ πόλις τὴν κρήνην καὶ τὰ ζῴδια καὶ τὸ ὕδωρ  ǀ ἐκ τῆς ἐν Ταβάρνει πηγῆς διὰ ἐργεπιστάτου ǀ Αἰλίου Δημονείκου. Der Ort ist einer von vielen, die im Territorium von Magnesia dank der Inschriften dokumentiert, aber nicht lokalisierbar sind, vgl. Thonemann 2011, 257. 545 I. Anazarbos 20. Horster 2001, 105 spricht sich zu Recht für eine städtische Finanzierung aus, da die Stadt im Nominativ genannt wird. 546 Hellenkemper, Hild 1986, 128–130; Posamentir, Sayar 2006, 331. 547 I. Anazarbos 21 mit Bönisch-Meyer, Witschel 2016, 133 f. 548 Gebhardt 2002, 78, der diese Emission als Vorbereitung für einen möglichen Ost-Feldzug von Domitian deutet. 549 Naour 1978, 166 f. 550 Milner 1991, 49 f., Nr. 16 (Hydreion); Naour 1978, 166 f.(Leitung). Zur näheren Besprechung der beiden Inschriften s. S. 71 f. 551 Ramsay 1897, 605: [ἡ Σεβαστην]ῶν πόλις τὸ ὑδρεῖον ἐκ τῶν ἰ[δίων- - - -] 552 MAMA IX 10; I. Hadrianoi 44. Zur Kooperation von Euerget und Polis s. a. S. 298–305. 553 Guzzi 2019 mit Anhang Nr. 7. S. 459–463 und S. 297 für die Detaildiskussion.

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Die Poleis: Zwischen Grundversorgung und Verschönerung der Stadt

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Die erhaltenen Inschriften demonstrieren die bereits erwähnte Problematik, dass die Städte im epigraphischen Befund nur selten belegt sind. Dies könnte damit zusammenhängen, dass der Bau und die Reparatur von Wasserleitungen nur in besonderen Fällen – wie etwa bei Unterstützung von Kaisern und Statthaltern – in Stein gehauen wurden und sonst zum üblichen verwaltungstechnischen Alltagsgeschäft der Poleis zählten. 554 Dieser insgesamt spärliche Inschriftenbefund mag auf den ersten Blick auf eine eher unbedeutende Rolle der Städte beim Bau von Fernwasserleitungen hindeuten. Tatsächlich, so soll im Verlauf des Kapitels gezeigt werden, spielten die Poleis die Schlüsselrolle für die Adaption einer leitungsgestützten Wasserversorgung sowie deren Verbreitung in Kleinasien. Ihre Rolle als alleiniger Bauherr mag anhand der Inschriften zunächst unterschätzt werden. Die Städte kooperierten jedoch darüber hinaus nicht nur häufig mit anderen Akteuren, sondern griffen auch organisatorisch und distributiv ein, um dem Bau einer Leitung zum Erfolg zu verhelfen. Der Antrieb für diese gesteigerte Aktivität und der hohen Wertschätzung von Wasserbauten, die damit zum Ausdruck kommt, soll analysiert und als neuer Teil städtischer Identität interpretiert werden. Entscheidend dafür war zunächst eine geregelte Finanzierung.

5.4.2

Städtischer Haushalt und Finanzierungspläne

Die Informationen über den Finanzhaushalt der Städte und ihr finanzielles Engagement im Bausektor sind insgesamt sehr gering und bruchstückhaft, so dass sich nur schlaglichtartig einige Annahmen treffen lassen. Während die Pliniusbriefe eine wichtige und detaillierte Quelle darstellen, so beziehen sie sich spezifisch auf die Situation in Bithynien. Die Inschriften geben nur selten detaillierte Auskunft, etwa über Einnahmen und Ausgaben, öffentliche Kassen oder Finanzierungsmaßnahmen für den Bau öffentlicher Gebäude. 555 Hinzu kommt eine insgesamt relativ einseitige Überlieferungslage in den literarischen Quellen, die einen starken Einfluss auf die moderne Forschung ausübte. Die finanzielle Misswirtschaft der Städte, ihre Bauruinen und ihr geradezu notorischer Konkurrenzkampf im Bausektor sind beinahe schon Topoi, die in der Literatur aufkommen, wenn es um die munizipalen Finanzen geht. 556 Die Einnahmen und Ausgaben der Städte waren in den letzten Jahren mehrfach das Thema einiger Arbeiten, deshalb soll an dieser Stelle nur

554 Leveau 1991, 153 argumentierte damit, dass die hohen Kosten vor allem von den Städten getragen wurden und diese beim Bau von Infrastruktur keinen Wert auf eine epigraphische Repräsentation legten. 555 Schwarz 2001, 174. 556 Wobei diese Forschungsmeinungen vor allem auf Plinius basieren, der den Aquädukt als Paradebeispiel für die finanzielle Misswirtschaft von Nikomedeia nennt, Plin. Epist. 10,37. Winter 1996, 60 kommt deshalb zu dem Schluss, dass die Städte sich finanziell überhoben und Rom eingreifen musste, um diesen Missstand zu beheben.

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summarisch darauf eingegangen werden. 557 Ziel ist dabei zunächst, der These von der finanziellen Misswirtschaft zu widersprechen und in einem zweiten Schritt zu beobachten, wie Fernwasserleitungen im Speziellen aus öffentlichen Geldern finanziert wurden. Zunächst sei zur besseren Einordnung der Fernwasserleitungen, ein allgemeiner Überblick über die städtischen Einnahmen und Ausgaben gegeben, der keine Vollständigkeit beansprucht. Zu den typischen städtischen Einnahmequellen zählte zunächst öffentlicher Grundbesitz, der zum Großteil verpachtet wurde, wobei dieser Besitz sowohl Grundstücke als auch Gebäude wie Gymnasia oder Bäder umfasste. 558 Zudem erhob die Stadt fixe Gebühren für bestimmte Verwaltungsakte, wie etwa die Verleihung des Bürgerrechtes oder im Urkundenwesen. 559 Auch Strafgelder konnten Geld in die städtischen Kassen spülen – es sei an dieser Stelle an die hohe Summe von 12 500 Denaren aus dem Martialisedikt erinnert 560 –, wobei nicht nur die Verletzung von öffentlichem Recht darunter zu subsumieren ist, sondern auch von religiösem Recht, etwa dem Grabrecht. 561 Einnahmen generierten auch die summae honorariae, also Eintrittsgelder für bestimmte Ämter oder in verschiedene Gremien, die sowohl eine fixe Summe, als auch einen versprochenen Betrag vor der Wahl und verpflichtende Leistungen während der Amtsführung umfassten. 562 Während Stefan Cramme vor allem diesen beiden Posten eine hohe Bedeutung für die 557 Hervorzuheben sind für die hellenistische Zeit Schuler 2005 (zur διοίκησις); Meier 2012; Migeotte 2014 (die Finanzen der griechischen Städte mit einem Schwerpunkt auf der hellenistischen Zeit, aber auch einem Ausblick in die römische); Abbott, Johnson 1926 (der Euergetismus, die Liturgien und die summae honorariae als wichtigste Einnahmequellen); ebenso Broughton 1938; Langhammer 1973 (Behandlung der latinischen und römischen Städte, These des städtischen Niedergangs seit dem 2. Jh. n. Chr. bedingt durch den ordo decurionum); Schwarz 2001 (über kleinasiatische Städte und mit einer starken Relativierung der Bedeutung des Euergetismus); Zuiderhoek 2009 (Schwerpunkt auf der Rolle des Euergetismus und dessen Beitrag zur Funktionstüchtigkeit einer antiken Stadt; vgl. isb. Kapitel 3 zu den städtischen Finanzen, allerdings in der Argumentation stark an Schwarz orientiert). Kaum eine der Arbeiten hat sich jedoch in voller Breite mit allen verfügbaren Quellengattungen beschäftigt, wie dies etwa Günther 2008 für die indirekten Steuern auf reichsweiter Ebene leistete. 558 Cramme 2001, 39 f. Die Städte führten wohl Vermögens- und Eigentumslisten, mit deren Hilfe sie ihr Budget kalkulieren konnten, vgl. Dion Chrys. 31,38 und 54–55, mit Schwarz 2001, 208 f. und 211–213 mit einer hypothetischen Vermögensliste. 559 I. Ephesos 1a, 14; Schwarz 2001, 335 f. 560 I. Ephesos 7,1,3217 b, Z. 13–16 (s. Anhang Nr. 1). 12 500 Denare gingen direkt an die städtische Kasse (εἰς τὴν πόλιν), dieselbe Summe noch einmal an die kaiserliche Kasse (εἰς τὸν φίσκον). 561 Weiß 2004, 38. 562 Quaß 1993, 328–334. Sehr pessimistisch hier Schwarz 2001, 313 und 318 f., die die Existenz dieser „Eintrittsgelder“ für ihr Untersuchungsgebiet als nicht existent erachtet. Relativierend und wohl richtig, Zuiderhoek 2009, 4. Dmitriev 2005, 152–157 weist zu Recht darauf hin, dass das römische Konzept der summa honoraria nicht völlig systematisch auf kleinasiatische Städte übertragen werden kann und kein einheitliches, städteübergreifendes Konzept oder gar einheitliche Beträge existierten. Hinzu kommt die Problematik der Terminologie, dass nämlich Liturgien und summae honorariae in der Literatur nicht immer trennscharf unterschieden werden. Berühmt ist in diesem Zusammenhang auch ein Brief des Plinius an Traian, in dem er ihm wahrscheinlich diese Vereinheitlichung vorschlägt, Traian dies jedoch ablehnt (Epist. 10,112 und 113).

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Die Poleis: Zwischen Grundversorgung und Verschönerung der Stadt

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Grundeinnahmen der Stadt beimisst 563, nimmt Hertha Schwarz einen anderen Blickwinkel ein. Sie betont, dass die Städte ihre Einnahmen vor allem aus Steuern bezogen und selbst summae honorariae und Liturgien dabei nur eine geringfügige Rolle spielten. 564 Die summae honorariae konnten regional stark schwanken, sowohl in ihrer Höhe als auch in ihrem Zweck. Diese flexible Handhabung ermöglichte es den Städten, die Höhe des Betrags nicht zuletzt an den Reichtum des Amtsträgers anzupassen und das Geld, wenn es nicht zweckgebunden war, für andere Dinge freizugeben. Für den Wasserbau verwendete summae honorariae sind selten, dürfen in ihrer Höhe aber nicht unterschätzt werden. So bezahlte etwa der Apollonpriester Dionysios auf Bitten seiner (namentlich unbekannten) Heimatstadt statt eines Mahls Geld für die Wasserleitung. 565 Hochgeehrt wurde Marcus Iulius Gavinius Sacerdos in Prusias ad Hypium für seine summae honorariae. Er entrichtete eine summa honoraria für das Domitius-Bad und 50 000 Denare für die Reparatur der Agora, darüber hinaus ließ er Gelder für den Bau eines ὁλκός umwidmen, die eigentlich für eine Prozession gedacht gewesen waren. 566 Noch ungeklärt ist die Frage, worum es sich bei diesem ὁλκός handelte. Der bereits erwähnte P. Domitius Iulianus hatte für den Bau einer Leitung nach Prusias gesorgt 567  –  es ließe sich also überlegen, ob Gavinius nicht für eine weitere Zuleitung sorgen ließ. 568 Gavinius hatte nicht nur die wichtigsten Ämter, Priestertümer und Liturgien bekleidet, sondern war auch Gesandter gewesen und hatte die Kaiser bei ihren Besuchen beherbergt. All dies erforderte ein hohes Finanzvolumen. Gavinius zählte also in der Tat nicht nur zur Elite seiner Heimatstadt, sondern scheint auch so erfolgreich gewesen zu sein, dass sein Sohn in den Ritterstand aufstieg. 569 Aelianus Philopappus ließ in Hadrianoi aufgrund eines vorher geleisteten 563 Cramme 2001, 49. Zu einer ähnlichen Meinung kam bereits Briand-Ponsart 1999 für Afrika. 564 Schwarz 2001, 348 f. 565 Malay 1999, 115, Nr. 127; SEG 49, 1556 (app. crit. und mit der Ergänzung in der ersten Zeile mit Ἀπόλλωνι Τεμψιανῷ): (Blatt) Ἀγαϑῇ Τύχῃ. (Blatt) ǀ [[ΑΠΟ ca. 6 ΤΕ ca . 7]] καὶ τῇ πατρίδι ǀ Διονύσιος γ´ τοῦ Ἀρτεμᾶ ἱερασάμεǀνος τοῦ θεοῦ καθὰ καὶ ἡ πατρὶς ἠξίωǀσεν ὑπὲρ τῶν εἰς τὰ δεῖπνα ἀναλωǀμάτων τὸ ὕδωρ εἰσαγαγὼν καθιέρωσεν ǀ ἐπὶ ἀνθυπάτου Γεμινίου Μαρκιανοῦ (180–192 n. Chr.) Zur summa honoraria bietet Cramme 2001, 41–47 einen ersten Überblick; Umwidmungen dieser summae honorariae konnten aus unterschiedlichen Gründen auftreten, etwa, wenn die zu Amtsantritt gezahlte Summe noch frei war, wie etwa die 5000 Denare einer Stephanephorie in Iasos (I. Iasos 248). Möglicherweise hing die Umwidmung mit weiteren Baumaßnahmen zusammen, denn eine weitere Inschrift dokumentiert öffentliche Ausgaben für einen Brunnen und eine Leitung, vgl. SEG 17, 533. 566 I. Prusias 20. Fagan 2002, 333 zum Domitius-Bad. Unnötig kompliziert ist die Überlegung von Ameling, dem Herausgeber von I. Prusias, Gavinius habe die Prozession selbst bezahlt und das übrige Budget in den ὁλκός investiert, vgl. Cramme 2001, 65 f. 567 S. o. S. 264. 568 Weit weg von der ursprünglichen Bedeutung von ὁλκός führen Interpretationen, wie etwa eine „Vorrichtung zur Treidelschifffahrt“ (I. Prusias, S. 86) und die Überlegung, dass es sich dabei um einen Schiffslagerplatz handelt (Schwarz 2001, 314). Denkbar, aber wenig prestigeträchtig, wäre ein Abwasserkanal, vgl. Bekker-Nielsen 2008, 103. Der Aquädukt von Prusias ist kaum mehr erhalten, vgl. I. Prusias S. 13. 569 Davenport 2019, 291 f., der betont, dass Gavinius und sein Sohn innerhalb von Bithynien eine Ausnahme darstellten, da nur wenige der führenden Familien ritterliche militärische Ämter bekleideten.

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Versprechens eine Quelle für eine Wasserleitung aus eigenen Mitteln einfassen und beaufsichtigte gleichzeitig den Bau der Leitung – es lässt sich allerdings nicht mehr sicher rekonstruieren, ob Philopappus dieses Versprechen im Kontext mit einem öffentlichen Amt geleistet hatte. 570 In Claudiopolis genügte das Eintrittsgeld eines Ratsmitglieds für die Finanzierung einer Therme. 571 Es lässt sich also zumindest gegen Schwarz sagen, dass solche Gelder existierten und in die Wasserinfrastruktur investiert wurden, über ihre Relevanz lässt sich hingegen kaum etwas sagen. Die größte Einnahmequelle für die Städte stellten nach Schwarz insbesondere indirekte Steuern dar, wie etwa Verbrauchs- und Marktsteuern oder Zölle. 572 Wie hoch diese Steuern im Vergleich zum gesamten städtischen Einkommen sind, lässt sich nur schätzen: So zahlte die Stadt Myra jährlich an das lykische Koinon 7000 Denare aus Zolleinnahmen. 573 Die Einkünfte mussten höher gewesen sein, denn es handelte sich bei dem Zoll nur um einen von mehreren Finanzposten. Konkrete Zahlen, insbesondere in Bezug auf die Gesamteinnahmen einer Polis, sind bis jetzt nicht bekannt, so dass das Bild vom Umfang und der Höhe der erhobenen städtischen Steuern sowie deren Verhältnis zum Gesamtbudget unklar bleiben muss. 574 Diese Quellensituation muss berücksichtigt werden, um der Gefahr des Zirkelschlusses zu entgehen, wenn man nämlich Schwarz’ Argumentation folgen möchte, die Einkünfte aus diesen Steuern müssten hoch genug gewesen sein, um die teuren öffentlichen Bauten der Kaiserzeit zu finanzieren. 575 Den Einnahmen standen selbstverständlich auch Ausgaben gegenüber. 576 Diese umfassten zunächst die Abgaben an übergeordnete Organe wie die Kopfsteuer und das tributum, sowie Ausgaben für die Koina 577 und Sonderausgaben, etwa für Besuche der Kaiser, den Straßenbau oder das aurum coronarium. 578 Hinzu kamen schließlich Gesandtschaf570 I. Hadrianoi 44, Z. 5–7: ἐξ ὑποσχέ[σε]ǀως τὴν κρήνην ἐκ τῶν ἰδίων πρῶτος ǀ ἀποκατέστησεν. 571 Plin. Epist. 10,39,5. 572 Schwarz 2001, 370 f. Mit überzeugenderer Deutung Marek 2006. Ähnlich bekannt sind in diesem Kontext auch Zollinschriften aus Kaunos (Bean 1954, Kaunos II, Nr. 38), Myra (Wörrle 1974) und Palmyra (OGIS 629). Zu den lykischen Zollgesetzen s. a. Marek 2006, der die Zollorganisation Lykiens insgesamt in den Blick nimmt und mit der der Provinz Asia vergleicht. Weitere Aspekte des Zollwesens beleuchtet der Sammelband von Kritzinger, Schleicher und Stickler 2015. 573 Wörrle 1974 mit einem ausführlichen Kommentar; Schwarz 2001, 395–402. 574 Schwarz 2001, 373 erklärt die Seltenheit überlieferter steuerlicher Dokumente damit, dass die Inschriften nicht den Status quo dokumentierten, sondern nur Änderungen oder Ergebnisse von Rechtsstreitigkeiten. Dass sich dieses Fehlen nur daraus erklären lässt, dass Gewohnheitsrecht nicht schriftlich festgehalten wurde, erscheint dagegen wenig sinnvoll. Tatsächlich wurde auch Gewohnheitsrecht dokumentiert, wie eine augusteische Inschrift aus Ephesos aus dem Bereich des Wasserrechtes zeigt, vgl. I. Ephesos 6,2018. 575 Schwarz 2001, 401. 576 Etwas willkürlich und ohne übergreifende Logik selektiert Cramme 2001, 52–62 die Ausgabenposten, darunter etwa für Feste und Schauspiele oder Kulte, deren Finanzierungsmodelle relativ komplex waren, vgl. Wörrle 1988, 151–182. Übersichtlicher ist Schwarz 2001, 280 mit einer teils sehr hypothetischen Liste der städtischen Ausgaben. 577 Dazu zählen natürlich vor allem die Kosten für den Kaiserkult, vgl. Schwarz 2001, 286–288. 578 Schwarz 2001, 284–286.

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ten zu den Kaisern oder anderen Magistraten, deren Kosten zwar von den jeweiligen Gesandten, meist hochrangigen und vermögenden Bürgern selbst getragen werden konnten, jedoch im Regelfall wohl der Stadt zufielen. 579 Wirtschaftlich gesehen war die öffentliche Infrastruktur am unrentabelsten, da sie zwar für die Funktionstüchtigkeit einer Stadt unbedingt notwendig war – etwa in Form von Straßen, einer geregelten Wasserversorgung, einer Kanalisation oder Verteidigungsanlagen – jedoch nicht immer Gewinne abwarf. 580 Ähnliches galt wohl für das Münzwesen und die öffentliche Sicherheit in Form von Polizei oder Feuerwehr, wobei insbesondere in Bezug auf die letzten beiden Posten kaum Informationen vorhanden sind. 581 Schwer zu greifen sind auch die städtischen Ausgaben für die Verwaltung, also die Ämter und deren spezifische Budgetposten, da deren Existenz und Höhe umstritten ist. 582 Die Städte konnten in einigen Fällen sogar Überschüsse erwirtschaften: Die bekannten Überschüsse stammten zumeist aus den summae honorariae und wurden zweckgebunden reinvestiert, sie konnten aber auch aus übriggebliebenen Budgets von städtischen Ämtern stammen; dies hing jedoch wohl nicht mit der großzügigen Bereitstellung der öffentlichen Budgets zusammen, sondern vielmehr damit, dass einzelne Euergeten die anfallenden Amtskosten freiwillig selbst übernahmen. 583 Aus dem Bereich der Wasser­ infrastruktur sind inzwischen zwei Beispiele bekannt, in denen Städte Gewinne erwirtschafteten: In Laodikeia wurden Einnahmen aus dem Verkauf von Wasser und dem Verkauf von privaten Anschlüssen generiert, in Beroia durch wassergetriebene Maschinen, die ein Gymnasion refinanzierten. 584 Auch zu einzelnen städtischen Kassen und deren Verwaltungspersonal geben die Inschriften allenfalls punktuelle Einblicke. Die Amtsträger, die am häufigsten epigraphisch belegt sind, sind die ταμίαι, die in einigen Fällen einzelnen Ressorts, wie etwa Ratsgeldern, Geldern für Öl oder Geldern für Getreide zugeordnet werden können. 585 Ein klei579 Quaß 1993, 168–178 zum Gesandtschaftswesen und einigen Beispielen. Er versteht dies als hohen Ausgabenposten für die Stadt. Übernahm ein Gesandter die Kosten für diese Reise, ist dies in den Inschriften meist durch die Formel προῖκα vermerkt, vgl. z.B. IGRR III 804 und ausführlicher Ziethen 1994, 138 f. 580 Schwarz 2001, 241 mit dem Hinweis, dass die römische Verwaltung hauptsächlich an den Teilen der Infrastruktur interessiert war, die strategische Bedeutung hatten, wie insbesondere an Straßen. Wasserinfrastrukturbauten konnten hingegen durchaus Gewinne abwerfen. 581 Schwarz 2001, 329–332. Plinius bat den Kaiser in einem Brief um die Einrichtung einer Feuerwehr in Nikomedeia, nachdem ein großes Feuer ausgebrochen war und niemand eingegriffen hatte, um es zu löschen. Traian verbot in seiner Antwort die Gründung dieser Feuerwehr mit der Begründung, es könne sich daraus, wie in vielen anderen Städten, eine factio bilden und gab die Anweisung, Nikomedeia mit dem notwendigen Löschzeug auszustatten (Epist. 10,33–34). Der Briefwechsel macht deutlich, dass es in einigen kleinasiatischen Städten eine Feuerwehr gegeben hatte, diese Vereine jedoch von den römischen Kaisern mit Argwohn betrachtet wurden. 582 Schwarz 2001, 327 f. 583 Cramme 2001, 281–286 mit einigen Beispielen. 584 Guizzi 2019, 148 § 7; s. Anhang Nr. 7, S. 459–463; I Beroia 41. 585 Z.B. I. Prusias 8, Z. 5–6 (ταμίαν τῶν σειτωνικῶν χρημάτων); ΙK Iznik 60, Z. 4–6 (ἀργυροταμίαν τῶν σιτωνικῶν χρημάτων, ἀργυροταμίαν τῶν τῆς βουλῆς χρημάτων). Schwarz 2001, 423 mit der Gleich-

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nes, aber hilfreiches Detail überliefert ein Ratsbeschluss aus Ephesos: Der Argyrotamias sollte Geld, das für Bauarbeiten notwendig war, aus den laufenden Einnahmen der Stadt entnehmen. 586 Aus Laodikeia am Lykos ist nun auch bekannt, dass es eine gesonderte Kasse für die Wasserversorgung gab. An diese gingen zunächst die Gewinne, die die Stadt unter anderem aus dem Verkauf von Wasseranschlüssen oder aqua caduca erwirtschaftet hatte, daraus wurden jedoch auch die gleich noch zu besprechenden Ausgaben finanziert. 587 Dies zeigt auch, dass die Wasserinfrastruktur nicht unrentabel sein musste, sondern mit ihr auch Einnahmen erzielt werden konnten. Aus Eumeneia stammt eine kurze Inschrift, die den Charakter einer Abrechnung hat: Sie besagt, dass die Stadt im Jahr 258 n. Chr. unter der Aufsicht des pragmaticus Proklos II eine Leitung repariert und dafür 3612 Denare aufgewendet hatte. 588 Es wurde also zumindest in diesem Fall sehr genau Buch über die Ausgaben geführt, die noch dazu auf Stein festgehalten worden waren. Problematisch ist, dass die Kosten und die Belastung der einzelnen Posten für die Stadt nur schwer schätzbar sind. So bleibt die letztendlich entscheidende Frage, welche regelmäßigen Einkünfte eine Stadt durchschnittlich bezog und ob diese dazu genügten, die anfallenden Kosten zu decken. Einen etwas anderen Zugriff wählte deshalb Arjan Zuiderhoek, der eine Modellstadt entwarf und daran durchschnittliche anfallende Kosten und Einnahmen mit konkreten Zahlen schätzte. Für den Bau und die Instandhaltung öffentlicher Gebäude, die Organisation von öffentlichen Feierlichkeiten und Gesandtschaften, die Auszahlung von Löhnen, die Bereitstellung von Material für Gymnasia, Thermen etc. und die Ausbeutung von Ressourcen auf dem städtischen Gebiet errechnete er jährliche Kosten von 50 000 Denaren. Diesen Ausgaben stellte er städtische Einnahmen aus der Verpachtung von öffentlichem Land, die summae honorariae, indirekte Steuern und Zölle gegenüber. 589 Basierend auf einem hypothetischen BIP errechnete Zuiderhoek, dass sich bis zu 60% der Ausgaben in der Theorie allein von den Steuern decken ließen. 590

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setzung von Tamias und Argyrotamias sowie einem weiteren Beispiel für einen Tamias aus Prusias, der möglicherweise der Verwalter einer zentralen Stadtkasse war. I. Ephesos 4,1384, Z.  5–6: χορηγῆσαι τοὺς ἀργυροταμίας τῶν καιρίων τῆς πόλεως προσόδων (104 n. Chr.). Guizzi 2019, 148 § 7: τὸν ἐκ τῶν ὑδάτω̣ν̣ ἅ|παντα πόρον εἴτε τὸν μεταπτωτικὸν εἴτ' ἐκ πράσεως εἴτε καὶ ἄλον ὁντιναοῦν ἐπ αὐτῶν πορίσειεν (…) Im Martialis-Edikt von Ephesos ist die Formulierung nur allgemein εἰς τὴν πόλιν, vgl. I. Ephesos 7,1,3217 b, Z. 12 (s. Anhang Nr. 1). S. a. Frontin. Aqu. 95,1–2 (Nutzung der aqua caduca in Rom). MAMA IV 333. Zuiderhoek 2009, 39 f. Zuiderhoek 2009, 50 f. Unter die restlichen 40% subsumiert Zuiderhoek die bereits angeführten Posten, wie Einnahmen aus Verpachtungen, summae honorariae etc. Es gab bereits verschiedene Ansätze, sich solchen Zahlen auch im Bereich der Wasserinfrastruktur anzunähern: So hatte DeLaine 1997 versucht, die genauen Baukosten der Caracalla-Thermen zu errechnen, indem sie Personal- und Transportkosten konsequent mit einrechnete, dabei jedoch ebenfalls mit dem Problem der fehlenden Quellen zu kämpfen hatte; Barresi 2000, 350–368 konzentriert sich vor allem auf die Kosten einzelner Marmorsorten pro Kubikmeter (Abbau, Transport und Bearbeitung inklusive), um daraus die Kosten einzelner Gebäude extrapolieren zu können.

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Selbst wenn die Berechnungen Zuiderhoeks in vielen Punkten rein hypothetisch und geglättet sind 591, so ermöglichen sie dennoch die These, dass die Städte durchaus in der Lage waren, ihre laufenden Kosten zu decken und darüber hinaus sogar Rücklagen zu bilden. Nimmt man die grundsätzliche Zahlungsfähigkeit der Poleis an, lassen sich Plinius und seine Klagen über die kleinasiatischen Städte anders deuten: Tatsächlich weisen sie vielmehr darauf hin, dass es den Poleis finanziell hervorragend ging. Sonst wäre Nikomedeia kaum in der Lage gewesen, 3,5 Millionen Sesterze für einen nicht fertig gebauten Aquädukt zu verschwenden, oder Nikaia 10 Millionen Sesterze für ein unvollendetes Theater. Plinius nannte als Grund für diese unnötig hohen Ausgaben von öffentlichen Geldern tatsächlich auch einen konkreten Grund, nämlich nicht Finanznot oder Misswirtschaft, sondern die weit verbreitete Korruption. 592 So schreibt er etwa über Prusa: Videntur enim non mediocres pecuniae posse revocari a curatoribus operum, si mensurae fideliter agantur. 593 Die curatores operum hatten also (absichtlich?) falsche Maße benutzt und dadurch Geld verschwendet. In Nikomedeia hatten sich die Bürger hingegen beim Bau einer neuen Wasserleitung vielleicht – Traian vermutet dies als Grund – gegenseitig in die Tasche gewirtschaftet und dadurch eine sehr kostspielige Bauruine produziert. 594 Während Zuiderhoeks Modellstadt den Vorteil hat, mit konkreten Summen zu arbeiten, so beantwortet sie die Frage nicht, wie denn nun einzelne Bauten tatsächlich finanziert wurden. Zwar sind die von ihm angenommenen 12 500 Denare als Durchschnittswert pro Jahr bzw. als jährliche Abschreibung durchaus hilfreich, doch kosteten Aquädukte, wie einleitend beschrieben, weit mehr; die Kosten dafür konnten rasch Millionenhöhe annehmen. Selbst wenn man etwa, wie Hertha Schwarz dies exemplarisch vorrechnete, die drei Millionen Sesterze des nikomedischen Aquädukts auf mehrere Jahre Bauzeit umlegt, so handelt es sich dabei immer noch um jährlich knapp 170 000 Sesterze bei einer Baudauer von 20 Jahren. 595 Hinzu kommt, dass dies nicht das einzige Projekt von Nikomedeia war. Diese Summen sind auch im Vergleich zu anderen Bauten enorm: So kostete etwa ein gut ausgestatteter Tempel bis zu 250 000 Sesterze. 596 Es ist also anzunehmen, dass die Finanzierung der Fernwasserleitungen einigen organisatorischen Aufwand erforderte. Sie konnte nicht vollständig aus dem Tagesgeschäft heraus bestritten werden, sondern benötigte eine vorausschauende Planung, die ab einem bestimmten Zeitpunkt wohl der Rücksprache mit dem Kaiser bedurfte. Einige wenige Hinweise lassen sich aus den antiken Quellen in Bezug auf diese oft komplexen Finanzie591 Zur Kritik dieser Methodik s. Fußnote 344 (S. 252). 592 So schon Schwarz 2001, 43–45 und 51 f.; wiederholt von Zuiderhoek 2009, 42; Plin. Epist. 10,17 a,3 und 10,17 b,2. Die Antwort des Kaisers fällt dementsprechend aus: Traian weist Plinius an, für die Fertigstellung des Baus zu sorgen, jedoch die Schuldigen zu finden, die sich das Geld gegenseitig in die Tasche gewirtschaftet hatten (Epist. 10,38). 593 Epist. 10,17 b, 2. 594 Epist. 10,37–38. 595 Schwarz 2001, 52 f. 596 Schwarz 2001, 53 mit den Literaturangaben; Barresi 2000, 342. Zu den Kosten der Leitungen im Vergleich mit anderen Gebäuden s. bereits Kapitel 2.3.

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rungspläne herauslesen. Es lohnt sich, diese detailliert zu untersuchen, da sie gerade aufgrund der fehlenden absoluten Zahlen zumindest relative Kosten deutlich machen. Diese einleitenden Überlegungen sollen im Folgenden anhand der öffentlichen Finanzierung von Wasserleitungen exemplifiziert werden. Aphrodisias verfügte über ein komplexes und gut dokumentiertes Wassersystem, das es nicht zuletzt dem Wasserreichtum der Region verdankte. 597 Es schmückte sich jedoch nicht nur mit ausgeklügelten Wasserbauten, es benötigte diese auch dringend: So litt die Stadt häufig unter einem Anstieg des Grundwassers, der dazu führte, dass große Bereiche immer wieder unter Wasser gesetzt wurden. 598 Erst in hadrianischer Zeit wurde das System wohl als ungenügend empfunden, denn die Stadt tauschte zwischen 119 und 125 n. Chr. mindestens vier Briefe mit Kaiser Hadrian aus, 599 von denen sich die letzten beiden unter anderem auf den Aquädukt beziehen. Brief 3 ist vollständig erhalten, Brief 4 nur in Bruchstücken, so dass sich sein Inhalt kaum mehr erschließen lässt. Brief 3 enthält die Antwort des Kaisers auf ein vorangegangenes Schreiben: Hadrian bestätigt der Stadt die Einnahmen, die sie zum Bau des Aquädukts nutzen wollte (τοὺς πόρους οὓς ἀπετάξατε εἰς τὴν τοῦ ὕδατος καταγωγὴν βεβαιῶ, Z. 31–32). 600 Der von Hadrian verwendete Begriff πόροι ist der Fachbegriff für die städtischen Finanzen, die Mittel sind also genau zu identifizieren. 601 Außerdem lobt und genehmigt er einen Vorschlag der Stadt, der für einige Diskussionen in der Forschung sorgte: συνχωρῶ ὑμεῖν παρὰ τῶν ἀρχιερέων ἀντὶ μονομαχιῶν ἀργύριον λαμβάνειν, καὶ οὐ συνχωρῶ μόνον, ἀλλὰ καὶ ἐπαινῶ τὴν γνώμην (Z. 36–37). Am Schluss überlässt er den Aphrodisiern die Wahl der Epimeleten, die sich um den Aquädukt zu kümmern hatten, und verweist sie bei weiteren Fragen an seinen Procurator Pompeius Severus ( Z. 38–41). 602 Der zweite Brief ist so fragmentarisch, dass kein ganzer Satz erhalten geblieben ist. Der Aquädukt erscheint im Akkusativ (ὕδατος καταγωγὴν τυχεῖν, Z. 47), zudem ist von einem Gesandten die Rede (Z. 48). Wahrscheinlich lässt sich die Kommunikation folgendermaßen rekonstruieren: Die Stadt kontaktierte den Proconsul oder den Kaiser mit der Idee, einen Aquädukt bauen zu wollen und musste daraufhin einen Finanzierungsplan vorlegen. 603 Dieser sah vor, auf 597 Commito 2012, 244. Zur hydrologischen Untersuchung von Aphrodisias vgl. Robert 1954, 61–78. 598 Chaniotis 2008, 74. 599 Reynolds 2000, 5. Der Anfang des vierten Briefes ist nicht erhalten geblieben, da der obere Teil abgebrochen ist, deshalb ist nicht klar, ob davor noch weitere Briefe standen; zu Brief Nr. 3 und 4 s. Anhang Nr. 5. 600 Reynolds 2000, 9. Für den vollständigen Text s. Anhang Nr. 5, S. 457 f. Der Begriff der καταγωγή wird im Wasserbaukontext nur selten verwendet, z.B. bei Flavius Iosephus (Ios. Bell. Iud. 2,175) Eine ähnliche Formulierung benutzt Hadrian in dem bereits erwähnten Brief an die böotische Stadt Coroneia, (Oliver 1989, Nr. 108, Z. 10–11: κατάξω δὲ ὑμεῖν καὶ ὓδωρ). 601 Liddell & Scott s.v. πόροι , 1450 f. 602 Ebenfalls bekannt aus einem Brief Hadrians an Stratonikeia am 1. März 127 n. Chr., vgl. Oliver 1989, Nr. 79. Es ist anzunehmen, dass der Proconsul technische Spezialisten stellen sollte, die bei der Konstruktion und dem Bau der Leitung behilflich waren, vgl. Commito 2012, 291. 603 Thornton 2008, 917 mit der Überlegung, ob die Stadt den Kaiser nicht um Gelder gebeten hatte. Ebenso denkbar wäre hingegen die Bitte um eine Baugenehmigung.

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die Reserven von Aphrodisias zurückzugreifen und möglicherweise noch zusätzlich Geld von den Archiereis umzuwidmen. Hadrian stimmte diesem Vorhaben zu und bot zwar weitere organisatorische Hilfe an, jedoch keine finanziellen Mittel, auf die die Stadt vielleicht gehofft hatte. 604 Joyce Reynolds nimmt an, dass die Finanzierung des Aquädukts von Geldern, die eigentlich für Spiele vorgesehen waren, bei der Bevölkerung nicht beliebt war und deshalb eine Zustimmung des Kaisers eingeholt werden musste. 605 Kathleen Coleman schlug eine andere Interpretation vor: Sie nimmt an, dass die Kaiserpriester lieber den Aquädukt finanzierten, als die Gladiatorenspiele, da die Kosten niedriger und besser kalkulierbar waren. 606 Hadrian habe die Priester mit diesem Finanzierungsplan unterstützt und erweitere gleichzeitig den möglichen Kandidatenpool, indem er die Kosten der Liturgie herabsetzte. 607 Plausibler erscheint hingegen folgende Erklärung: Die lokalen Archiereis hatten einen festen Geldbetrag entweder als summa honoraria oder aus eigenen Mitteln für Monomachien eingeplant, den die Stadt wohl für den Bau der Wasserleitung umlenken wollte. Die Abhaltung von Monomachien war eine unter Archiereis so beliebte Stiftung, dass viele von ihnen gar eine eigene φαμιλία μονομάχων besaßen. 608 Möglicherweise hatten sich die Priester also an die Stadt gewandt, um gegen die Umlenkung dieser Gelder zu protestieren, die sie lieber in prestigeträchtige Spiele als in eine profane Wasserleitung investieren wollten. Die Stadt hatte sich in dieser Frage wohl an die römische Autorität gewandt. Zudem waren die Gladiatorenspiele ein Teil des Kaiserkultes und es bedurfte deshalb einer Erlaubnis des Kaisers, wenn diese gekürzt oder gestrichen werden sollten. 609 Schwieriger ist es, die Inschrift mit einem archäologischen Befund in Verbindung zu bringen. Aphrodisias verfügte nach neuesten Erkenntnissen über insgesamt sechs Aquädukte, 610 von denen drei in die römische Zeit gehören, die anderen drei in byzantinische bzw. osmanische Zeit. Der Seki-Aquädukt brachte Wasser aus dem Osten nahe dem modernen Dorf Seki, der Işıklar-Aquädukt aus dem Norden Wasser in die Stadt. Im Norden verliefen der Kavaklıdere- und der Ören-Deresi-Aquädukt, beide in offenen Kanälen und in großen Teilen unterirdisch entlang der gleichnamigen Flüsse. Beide 604 Gerade Hadrian galt zumindest nach Cassius Dio als unerhört großzügig und beschenkte zahlreiche Städte mit Wasser, Häfen und anderen öffentlichen Bauten, vgl. Cass. Dio 69,5,2–3. 605 Reynolds 2000, 17. Sie nimmt an, dass die Kaiserpriester sich weigerten, die Liturgie für den Aquädukt aufzubringen, statt für die Spiele, da diese beliebter und populärer waren, vgl. 2000, 19; derselben Meinung ist Mann 2011, 78 f. 606 Coleman 2008, 34. 607 Coleman 2008, 34. Die Kosten für die Liturgien wurden erst 177 n. Chr. gestaffelt, vgl. ILS 5163. 608 Carter 2004, 66–68 mit einem Index aller Archiereis, die als Eigentümer einer φαμιλία erkennbar sind. Damit ist auch Chaniotis zu widersprechen, der davon ausgeht, dass die beiden Themenblöcke – Finanzierung des Aquädukts und summa honoraria – nichts miteinander zu tun hätten, vgl. Chaniotis 2005, 57–59. Für einen Zusammenhang zwischen der Finanzierung des Aquädukts und der Gelder der Archiereis spricht sich auch Thornton 2008, 916 f. aus. 609 Dies betont vor allem Campanile 2001, 138. 610 Der Umlandsurvey mit den Ergebnissen wurde erst 2012 publiziert, vgl. Commito 2012 und 2016 (speziell zum Timeles-Aquädukt). Frühere Autoren wie z.B. Reynolds 2000 und Chaniotis 2008, mussten mit den wenigen, erkennbaren Leitungsfragmenten arbeiten und konnten die Inschriften dementsprechend auch keinem aussagekräftigen archäologischen Befund zuweisen.

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Leitungen endeten unterhalb von Aphrodisias, dienten also nicht der städtischen Wasserversorgung, sondern möglicherweise der Landwirtschaft oder privaten Villen. 611 Die beiden römischen Aquädukte (Seki und Işıklar) sind aufgrund der schlechten Quellenlage nicht datierbar; es lässt sich annehmen, dass zumindest einer von ihnen in domitianischer Zeit gebaut wurde und mit den Reparaturarbeiten des Adrastos in Zusammenhang steht. Der am besten erhaltene Aquädukt erhielt sein Wasser von Nebenflüssen des Timeles. 612 An einer Stelle führt ein Teil der Leitung eine doppelte Sinterschicht, getrennt durch Ablagerungen; der Aquädukt scheint also in einer bestimmten Periode nicht genutzt worden zu sein. Insgesamt brachte die Leitung circa 150 000 m³ Wasser pro Tag in die Stadt. 613 Der Endpunkt der Timeles-Leitung ist unbekannt. Wahrscheinlich diente sie der Versorgung der hadrianischen Bäder 614 und ist demnach mit der im Kaiserbrief erwähnten Leitung gleichzusetzen. Dort hatte sich mit den Bädern des Eusebes wohl ein Vorgängerbau aus julisch-claudischer Zeit befunden, der bereits einmal umgebaut worden war. 615 Einen endgültigen Beweis dafür, dass es sich um den Timeles-Aquädukt handelt, dürfte das bereits besprochene Engagement des großen Wohltäters Carminius Claudianus liefern, der zum Zeitpunkt der Einweihung der Timeles-Leitung Öl stiftete. 616 Aus finanzpolitischer Sicht macht der Briefwechsel deutlich, dass Aphrodisias sich bereits zuvor um einen Kostenplan gekümmert und diesen dann dem Kaiser vorgelegt hatte. Er umfasste die Verwendung von öffentlichen Geldern und Geldern der Archiereis. Hadrian genehmigte das Vorhaben der Stadt und schien auch nicht geneigt gewesen zu sein, weitere Gelder zuzuschießen, Aphrodisias konnte das Projekt also wohl zur Gänze selbst finanzieren. War dies nicht der Fall, konnte zusätzlich zu den πόροι auch eine Sonderumlage von den Bürgern erhoben werden (ἐπιγραφή), ein gängiges Finanzierungsmodell für Großbauten. 617 Wohl auch deshalb betont die Reparaturinschrift des Siphons von Patara, das eine derartige Sondersteuer nicht erhoben wurde. Zwar trug die Kosten für die Leitung in diesem Fall nicht die Stadt, doch zeigt die Bauinschrift, wie komplex die Finanzierung

611 Commito 2012, 251. 612 Der Fluss scheint eine wichtige Rolle für die Stadt gespielt zu haben, denn er erscheint auch auf ihren Münzen, vgl Imhoof-Blumer 1923, Nr. 291–292. Auch der Fluss Morsynos wird in typischer Ikonographie ausgeprägt, vgl. ebd. Nr. 290. Er führte allerdings nicht ausreichend Wasser, um für einen Aquädukt genutzt werden zu können, vgl. Commito 2012, 288. 613 Commito 2012, 276. 614 Es nicht anzunehmen, dass die Aphrodisier die Leitung nur deshalb bauten, weil sie auf einen Besuch Kaiser Hadrians und damit verbundene Geldspenden hofften, vgl. Commito 2012, 291; zu den Bädern vgl. die ältere Literatur bei Manderscheid 1988, 59. 615 Commito 2012, 245, datiert den Komplex in tiberische Zeit und geht davon aus, dass er 41 n. Chr. bei einem Erdbeben zerstört wurde. 616 S. o. S. 269 f. 617 Schuler 2014, 110. Traian verbietet es Plinius sogar explizit, für den Bau eines neuen Bades in Prusa neue Abgaben zu erheben, Epist. 10,24.

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selbst für eine Reparatur sein konnte: Die Gelder stammten aus der Rückerstattung der Kopfsteuer sowie aus Geldern des Lykischen Bundes. 618 Während Patara also auf finanzielle Unterstützung anderer politischer Organe setzen konnte, war dies bei Laodikeia am Lykos nur bedingt der Fall. Der siebte Paragraph des neuen Statthalteredikts bespricht die Finanzierung der Neuabdeckung einer bereits bestehenden Leitung: Zu Beginn trägt der Proconsul der Stadt eine Rückzahlung von 35 000 Denaren auf. 619 Im Anschluss daran wird Laodikeia dazu angehalten, die Einkünfte, die es bereits aus der Wasserinfrastruktur bezog, für die Abdeckung der Leitung zu nutzen. Ausgenommen davon war eine bestimme Menge an Wasser im Umfang von 20 Daktyloi, das für die Erhitzung von Tonrohren(?) zurückgehalten werden sollte. 620 Sollten Magistrate oder Bürger die auf diese Weise gebundenen Einkünfte aus der Wasserinfrastruktur zweckentfremden, hatten sie eine Strafe in Höhe von 12 500 Denaren an den kaiserlichen Fiskus zu bezahlen. 621 Die Einkünfte aus der Wasserinfrastruktur konnten nicht nur für deren Sanierung, sondern auch für andere Bauprojekte genutzt werden. In Beroia sah der Proconsul Lucius Memmius Rufus im 2. Jh. n. Chr. vor, dass ὑδρομηχαναί zur finanziellen Sanierung des Gymnasions beitragen sollten. 622 Und schließlich trugen die bereits erwähnten Strafsummen, die im Wasserinfrastrukturbereich ungewöhnlich hohe Zahlungen verlangten, zumindest zu einem unregelmäßigen städtischen Einkommen bei. 623 Weitere Informationen überliefern uns die Quellen über Finanzierungsmodelle im Fernwasserleitungsbau nicht. Insbesondere in den Pliniusbriefen scheint die Finanzierung eine geringere Rolle zu spielen, denn Plinius bestätigt dem Kaiser meistens nur recht allgemein, dass er sich um die Gelder kümmere oder Entsprechendes bereits geschehen sei, wie etwa für eine neue Wasserleitung in Sinope oder die Abdeckung eines Kanals in

618 Schuler 2014, 111 mit weiteren Beispielen und der Überlegung, dass der Lykische Bund ein Interesse am Ausbau von Patara hatte, weil es sich dabei um eine für ganz Lykien wichtige Hafenstadt handelte. Die Gelder konnten letztlich aber auch durch eine Anordnung des Statthalters erzwungen worden sein. Zur Inschrift s. Anhang Nr. 2. 619 Die verknappte Formulierung (τὴν πρόχρησιν τῶν τριῶν μυριάδων καὶ ἡμισείας ἀποδοθῆναι τῇ πόλει) erschwert, wie auch Guizzi 2019, 159 vermerkte, die Interpretation des Zusammenhangs. Möglicherweise sollte die Stadt ihre Einnahmen aus der Wasserinfrastruktur erst für diesen Kredit nutzen und dann für die Refinanzierung der Leitung. 620 Guizzi 2019, 148 § 7: ἐφετόν ἐστιν ἡ τήρησις καὶ μάλιστα τῶν ὑδραγωγίων ἡ συσκέπασις κελεύω μετὰ τὸ τὴν πρόχρησιν τῶν τριῶν μυριάδων καὶ ἡμισείας ἀποδοθῆναι τῇ πόλει τὸν ἐκ τῶν ὑδάτω̣ν̣ ἅ|παντα πόρον εἴτε τὸν μεταπτωτικὸν εἴτ' ἐκ πράσεως εἴτε καὶ ἄλον ὁντιναοῦν ἐπ αὐτῶν πορίσειεν ταῦτα τὰ χωρὶς τῶν ἐξῃρημένων εἴκοσι δακτύλων τῷ πόρῳ τῆς ἀναθεράσεως ἀξίωι |κατὰ τὴν πόλιν σωλήνων εἰς τὴν συνστέγασιν χωρῆσαι τῶν ὀχετῶν ἀνῶθεν ἀπὸ τῶν πηγῶν μέχρι καὶ τῶν οἴκων τῶν ἐκδοχικῶν. 621 Guizzi 2019, 148 § 8. 622 I Beroia 41. Um welche Art von „Wassermaschinen“ es sich handelte, lässt sich nicht mehr rekonstruieren, doch wären u.a. Wassermühlen denkbar. 623 S. o. S. 287–289.

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Kaiser, Euergeten und Poleis

Amastris. 624 In den Antwortschreiben des Traian, der die Bauprojekte fast immer genehmigt, spielt die Finanzierung dementsprechend auch kaum eine Rolle. Hertha Schwarz merkt zwar treffend an, dass sich die Informationen auf die bithynischen Städte und deren Finanzkraft beziehen, doch unterscheiden sich die in anderen Regionen erhaltenen Inschriften nicht so sehr von den Pliniusbriefen, dass in anderen Provinzen eine andere Vorgehensweise anzunehmen wäre. 625 Einen zumindest indirekten Hinweis auf die ausreichende Finanzkraft der Städte, der aufgrund der geringen Quellenlage für das städtische Bauwesen nicht überstrapaziert werden darf, ist das beinahe völlige Fehlen von curatores rei publicae, bzw. λογισταί. 626 Diese Amtsträger wurden wohl seit Traian direkt vom Kaiser eingesetzt und waren unter anderem für die Kontrolle der städtischen Finanzangelegenheiten zuständig, sind also als eine Art Wirtschafts- bzw. Rechnungsprüfer anzusehen. 627 Sie stammten zunächst aus dem Senatoren- oder Ritterstand und waren nicht in ihrer Heimatstadt tätig, bis diese Funktion zu einem bis jetzt nicht geklärten Zeitpunkt als städtisches Amt integriert wurde. 628 Darüber hinaus beaufsichtigte der Logistes vor allem die städtischen Baumaßnahmen. 629 In Kleinasien taucht er im Kontext mit dem Wasserbau nur einmal auf, und zwar für ein ὑδρεῖον in Balboura – bezeichnenderweise nicht für die Leitung. 630 Dass der Logistes in Bezug auf den Wasserleitungsbau in Kleinasien so selten auftaucht, könnte sich darüber hinaus auch dadurch erklären lassen, dass seine Aufgaben zu einem großen Teil den Epimeleten oblagen und deshalb keinerlei Handlungsbedarf auftrat oder die Finanzierungspläne genehmigt wurden und deshalb in den Inschriften nicht mehr zu fassen sind. 631 Dieser bruchstückartige Befund führte zu einigen Spekulationen bezüglich einer Kooperation der verschiedenen Akteure im Fernwasserleitungsbau, die im Folgenden gesondert untersucht werden soll. Bereits Stephen Mitchell merkte an, dass die Finanzierung von Aquädukten vor allem durch die Kaiser getragen wurde. 632 Marietta Horster vertritt die These, dass viele Leitungen durch eine Mischfinanzierung zustande kamen, der Kai624 Epp. 10,90; 10,98. 625 Schwarz 2001, 75. 626 Burton 1979 zu den curatores rei publicae. Ergänzend Eck 1979, 190–226 für Italien. Einen Überblick über die in Achaia vorkommenden curatores / λογισταί bietet Camia 2007. 627 Winter 1996, 161  f.; Schwarz 2001, 302  f. zu den Aufgabenbereichen. Eine der wichtigsten Inschriften diesbezüglich ist ein Brief des Antoninus Pius an den Logisten der Stadt Ephesos, der einige Kompetenzen definiert, I. Ephesos 1a, 15. 628 Camia 2007, 414. 629 Winter 1996, 161. 630 Milner 1991, 49 f., Nr. 16 (Hydreion); Naour 1978, 166 f. (Leitung). 631 Ein Vergleich mit den circa 1000 nordafrikanischen Bauinschriften, die Saastamoinen 2010 in seinem Katalog gesammelt hat, ergibt ein ähnliches Bild: Nur dreimal wird ein Curator im Zusammenhang mit Wasserbauten erwähnt und die Inschriften sind fast alle aus der Spätantike, da der curator dort erst relativ spät eingesetzt wurde (CIL VIII 26568, Thugga, 4. Jh. n. Chr.; ILAlg II 7859, Cuicul, 3. Jh. n. Chr.; CIL VIII 27818, Marokko, 4. Jh. n. Chr.). 632 Mitchell 1987, 352. Die Kaiser bezahlten die Leitungen nicht nur aufgrund der hohen Kosten, sondern, so seine Argumentation, auch deshalb, weil sie nicht im Interessenbereich von privaten Stiftern lagen, die mehr Wert auf Sichtbarkeit legten; dazu s. u. Kapitel 5.3.5.

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Die Poleis: Zwischen Grundversorgung und Verschönerung der Stadt

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ser dabei die teure Hauptleitung bezahlte und die Stadt selbst das innerstädtische System und eventuelle Nebenleitungen, 633 muss jedoch zugeben, dass diese Art der Finanzierung nicht durch Inschriften belegbar ist. 634 Lutgarde Vandeput nahm noch 2017 an, dass die Wasserversorgung nicht nur zu einer städtischen Gemeinschaftsaufgabe zähle, der die Städte aktiv nachkämen, sondern die Hauptinitiative von Euergeten ausginge, die etwa Brunnen oder Thermen stiften wollten und die Stadt von einer Finanzierung der restlichen Infrastruktur überzeugen würden. 635 Ähnliche Überlegungen stellte auch Julien Richard an: Seiner Meinung nach waren teure Großbauten, wie Bäder und Aquädukte fast ausschließlich kaiserliche Stiftungen. Darauf aufbauend spekuliert er über eine Kostenteilung zwischen Kaiser und Stadt, wobei der Kaiser den teuren und wenig repräsentativen Teil übernommen hätte. 636 Dass die Rolle der Principes in der Forschung häufig überbewertet wird, wurde bereits dargelegt – bezüglich der finanziellen Beteiligung wurde dies sehr deutlich. Kaum Berücksichtigung findet dabei die Kooperation zwischen Polis und Euergeten, die deshalb im Folgenden näher betrachtet werden soll. Fragmentarisch und deshalb nicht mehr vollständig rekonstruierbar ist eine Inschrift aus Aizanoi. 637 (5)

Διὶ Α̣ ἰ· ζ̣ανῶν καὶ Αὐτ·ο·κράτορι Καίσαρι Τ·ίτ̣ ῳ Αἰλίῳ Ἁδ[ριανῷ Ἀντωνείνῳ Σεβασ][τ]ῷ Εὐσεβεῖ καὶ Αὐρηλίῳ Καίσαρι καὶ τῷ σύνπαντι οἴ[κῳ τοῦ Σεβαστοῦ vacat] ἡ Αἰζανειτῶν πόλις τὸ ὕδωρ εἰσαγαγοῦσα ἀποκατ[έστησεν — —c.12— — ἐκ] τ̣ ῶν δημοσίων πόρων καὶ ἐκ δωρεᾶς χρημάτων [— — —c.15— — —][ο]υ συντελεσθείσης τῆς τοῦ ὕδατος εἰσαγωγῆ[ς — — —c.21— — —] Λου]κίου Κλαυδίου Σεβηρίνου τοῦ ἀρχινεωκόρο[υ. vacat]

Die Stadt selbst wird nach der Weihung an Hadrian und Marc Aurel zunächst als Bauträger der Wasserleitung genannt ( Z. 4), danach fehlt der Rest der Zeile, an die sich die Art der Finanzierung anschließt, die städtische Gelder und eine Geldspende umfasste (Z. 5). Die Herausgeber vermuten in der Lücke nach der Geldspende ein weiteres Gebäude, da in der folgenden Zeile noch eine Genetiv-Endung zu erkennen ist, die etwa zu ὑδρείου oder βαλανείου passen würde. 638 Ιn Zeile 6 folgt die Vollendung der Leitung, gefolgt von einer weiteren Lücke, die man gern mit mindestens einem weiteren Verb im Genetiv ergänzen möchte, etwa mit ἐπιμεληθέντος. Der Archineokoros L. Claudius Severinus gehörte zu einer der einflussreichsten Familien in Aizanoi, deren Familienverhältnisse Michael 633 Horster 2001, 107. 634 Horster 2001, 209 (der Kaiser gemeinsam mit Privatpersonen); 210 (keinen Beleg von gemeinsamer Finanzierung durch Stadt und Kaiser). Tatsächlich erscheint es vielmehr so, dass die Poleis eher mit lokalen Euergeten kooperierten, als mit den Kaisern. 635 Vandeput 2017, 141 mit dem Verweis auf eine ältere Publikation von W. Eck (Eck 1987) und dem Einwand, dass man dies aus dem vorhandenen Material so nicht belegen könne, diese Annahme aber dennoch hypothetisch trifft. 636 Richard 2012, 144. 637 MAMA IX 10. 638 So Mitchell 1993 I, 214.

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Kaiser, Euergeten und Poleis

Wörrle aufgeschlüsselt hat. 639 Die finanzielle Beteiligung des Severinus ist in diesem Fall spekulativ, da der entscheidende Teil der Inschrift fehlt. Es ist ebenso denkbar, dass er nur eine Aufsichtsfunktion ohne eigenen Beitrag innehatte, etwa als Epimelet oder Ergepistates, doch erscheint eine finanzielle Beteiligung in Form des in der Inschrift genannten Beitrags gerade in Bezug auf seinen Familienhintergrund durchaus glaubhaft. Klarer ist eine Inschrift aus Hadrianoi aus derselben Zeit: Aelianus Philopappus hatte beim Bau einer Fernwasserleitung aus öffentlichen Mitteln als Epimelet fungiert und aus eigenen Geldern einen Brunnen, wohl als Endpunkt der Leitung, gebaut, den er der öffentlichen Hand zurückgab. 640 Ein interessantes Beispiel für eine Kooperation zwischen allen Akteuren, nämlich Kaiser, Stadt und Euerget, sind die Projekte des bereits erwähnten Ephesiers C. Sextilius Pollio. 641 Dieser hatte gemeinsam mit seinem Sohn zunächst die Bauaufsicht über Aqua Throessitica inne gehabt. 642 Während es sich bei der Leitung mit ziemlicher Sicherheit um eine kaiserliche Stiftung gehandelt hatte, nutzte Pollio seine Bauaufsicht, um eine gewaltige Marmorbrücke zu stiften. Nicht nur das Bauwerk selbst war außergewöhnlich, denn es war die erste oberirdische Bogenkonstruktion dieser Art als Teil einer Wasserleitung in Kleinasien, zudem aus einem wertvollen Material und gut sichtbar an einer Straße gelegen. 643 Die Brücke war bewusst als repräsentatives Element gewählt worden und dürfte nicht nur als Symbol für den neuen Status und die Prosperität von Ephesos gedacht gewesen sein, sondern von den Zeitgenossen des Pollio auch als etwas Neues, Innovatives wahrgenommen worden sein. Die bilingue Bauinschrift, zu beiden Seiten der Brücke gut lesbar am Architrav angebracht, erinnerte an die Stifter, Pollio, seinen Sohn und seine Ehefrau 644, der seinen eigenen Anteil daran in beiden Sprachen deutlich machte (de sua pecunia / ἐκ τῶν ἰδίων). 645 Auch innerhalb von Ephesos war die Familie präsent. Eine weitere Besonderheit in gleich mehrfacher Hinsicht stellt der sogenannte Polliobau auf dem 639 Wörrle 1992, 349–363. 640 I. Hadrianoi 44: [ὑπὲρ τῆς τῶ]ν Σεβαστῶ νείǀκης [καὶ αἰ]ωνίου διαμονῆς Αἰλιαν[ὸς] ǀ Φιλόπαππος ὁ καὶ ἐπιμεληθεὶς  ǀ τῆς τοῦ ὕδατος εἰσαγωγῆς ἐκ τ[ῶν]  ǀ δημοσίων χρημάτων ἐξ ὑποσχέ[σε]ǀως τὴν κρήνην ἐκ τῶν ἰδίων πρῶτος ǀ ἀποκατέστησεν ἐπὶ τῶν ε[ρὶ] ǀ Σύμφορ[ο]ν Εἰρηνίωνος ἀρχόντ[α] ǀ [ἀρχόντων - - - - - ]. Ein Wahlversprechen ist hingegen der Grund für den Bau eines Hydreions in Ephesos durch T. Flavius Menander in severischer Zeit. Menander hatte dies für seine Wahl zum γραμμτεὺς τοῦ δήμου errichten lassen (I. Ephesos 2,435). 641 Pollio war möglicherweise der Sohn des C. Sextilius Andron, eines Enkels von M. Aufidius Lurco, der wiederum mit Valeria, der reichen Erbin des L. Valerius Flaccus, des Proconsuls von 62 v. Chr. verheiratet gewesen war, vgl. Barresi 2000, 326. 642 I. Ephesos 2,402. 643 Feldman Weiß 2011, 85. 644 I. Ephesos 7,1,3092: Deanae Ephesiae et Imp. Caesari Aug. et Ti. Caesari ǀ Aug. f. et civitati Ephesiae C. Sextilius P.f. Vot. Pollio ǀ cum Ofillia A. f. Bassa uxore sua et C. Ofillio Proculo ǀ f. suo cete­reisque leibereis sueis pontem de sua ǀ pecunia faciundum curavit. ǀ Ἀρτέμιδι Ἐφεσ[ί]αι καὶ Αὐτοκράτορι Κ[αί] σαρι ǀ Σεβαστῶι καὶ Τιβερίωι Καίσαρι Σεβαστοῦ υἱῶι καὶ  ǀ τῶι δήμωι τῶν Ἐφεσίων Γάιος Σεξτίλιος Ποπλίου ǀ υἱὸς Οὐοτουρία Πολλίων σὺν Ὀφελλίᾳ Αὔλο[υ] ǀ θυγατρὶ Βάσσῃ τῇ ἑαυτοῦ γυναικὶ καὶ Γαίωι Ὀφ[ελ] λίǀωι Πρόκλωι τῶι ἑαυτοῦ υἱῶι καὶ τοῖς τέκνοις ǀ τὴν γέφυραν ἐκ τῶν ἰδίων ἀνέθηκεν. 645 I. Ephesos 405.

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Staatsmarkt dar. Er durchlief mehrere Bauphasen, so dass er immer wieder als Endpunkt der Marnasleitung angesehen wird und gilt darüber hinaus gar als Ehrengrab für Pollio selbst. 646 Eine bilingue Inschrift gibt zunächst Auskunft über den Stifter: C. Ofillius Proculus stiftete das Gebäude seinem Vater, nachdem der Baugrund von der Stadt zur Verfügung gestellt worden war (dato a civitate loco / τόπου δοθέντος ὑπὸ τοῦ δήμου). Die Bereitstellung von öffentlicher Fläche und die Nähe zur Agora, einem zentralen Platz, unterstreichen die Prominenz der Familie und ihres Bauwerkes. Es lässt sich also vermuten, dass es sich dabei um einen Memorialbau handelte. 647 Von der augusteischen Bauphase ist kaum etwas erhalten geblieben, doch rekonstruierte Hilke Thür überzeugend, dass es sich dabei zunächst um eine Kombination aus Ehren- und Brunnenbau handelte, mit einem offenen Becken zum späteren Domitiansplatz hin und einer Schauseite mit Rundbogennische. Der Polliobau wurde wohl in flavischer Zeit umgebaut, mit einem Obergeschoss versehen und um drei Aedikulen ergänzt, in denen wohl Statuen der Flussgötter Marnas und Klaseas sowie in der Mitte eine Zeusstatue standen. 648 Die Forschung ist sich nach wie vor unsicher, ob der Pollio-Bau der Endpunkt der Aqua Throessitica oder der Marnasleitung ist, doch scheint die aktuelle Quellenlage ersteres zu präferieren. 649 Zudem ist mit der bereits besprochenen Fontäne ein deutlich wahrscheinlicheres Monument als Endpunkt der Marnasleitung identifiziert worden. 650 Unter Domitian wurde der Polliobau schließlich im Rahmen der Bauarbeiten rund um den Domitiansplatz erneuert und in die domitianische Ideologie eingepasst. Beinahe zeitgleich wurde dem Memmius-Bau an der Kuretenstraße, errichtet für den Enkel des L. Cornelius Sulla, ein Wasserbecken angefügt, gespeist aus der Aqua Throessitica. 651 Der Polliobau war damit wohl die erste öffentliche Brunnenanlage, die seit langer Zeit in Ephesos gebaut worden war. Möglicherweise handelte sich dabei gleichzeitig um eines von mehreren Ehrengräbern im Umkreis des Embolos, doch muss dies offen bleiben. 652 Damit war der Polliobau auch eng mit einer weiteren Stiftung der Familie verknüpft, nämlich der Basilike Stoa, an die der Bau mit der Nordseite angrenzte. 653 Zwischen den Säulen der Basilika befanden sich Statuen der Kaiser und berühmter Ephesier, darunter wohl auch Pollio und seine Frau. 654 Pollio selbst stammte wahrscheinlich aus Italien, ge646 647 648 649 650 651 652 653 654

Thür 1997, 71; Rogers 1991, 89. Kader 1995, 219. Thür 1997, 70 f.; Richard 2012, 242 f. Thür 1997, 71; Feldman Weiß 2011, 86; Cramme 2001, 138 mit der irrigen Gleichsetzung von Throessitica und Marnasleitung. Siehe dazu die Diskussion oben auf S. 240–246. Dorl-Klingenschmid 2001, 186; Feldman Weiß 2011, 90. Thür 1997, 72 mit Zweifeln; Rubina Raja 2012, 80 spricht sich nicht nur für den Polliobau als Ehrengrab aus, sondern auch für die weiteren in Frage kommenden Monumente, den bereits besprochenen Memmius-Bau und das Südtor der Tetragonos-Agora. Thür 1997, 70. Ansonsten sind Pollio und sein Sohn epigraphisch wohl noch auf der ephesischen Subscriptionsliste dokumentiert (SEG 39, 1176 A, Z. 5, 7–9, linke Spalte). Die Statuenbasen wurden sekundär in einer Mauer nahe des Variusbades verbaut. Vgl. I. Ephesos 2,407 a und b.

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hörte also nicht der lokalen Elite an. 655 Es ist durchaus denkbar, dass er einen Teil des technischen und organisatorischen Know-Hows über den Fernwasserleitungsbau aus Italien mitbrachte und der Kaiser ihn deshalb mit dem Bau der Aqua Throessitica betraute. Er selbst und seine Familie stifteten zwei gut sichtbare Teile der Leitung, nämlich eine Marmoraquäduktbrücke außerhalb der Stadt und wohl den Endpunkt innerhalb. Falls Pollio tatsächlich dort auch begraben wurde, unterstreicht dies nicht nur seine Bedeutung für Ephesos, sondern auch die Wertschätzung seiner Wasserbauten. 656 Die Stadt selbst trat bei diesem Bauwerk nicht aktiv in Erscheinung, doch honorierte sie nicht nur das Engagement des Pollio in besonderer Weise, sondern koordinierte diese Bauten wohl aus dem Hintergrund heraus. Die letzte, an dieser Stelle zu besprechende Inschrift stammt aus dem 4. Jh. n. Chr. aus Ancyra. 657 Sie dokumentiert die zahlreichen Wohltaten eines namenlosen Euergeten für die Stadt 658, die unter anderem ausgiebige Reparaturarbeiten an verschiedenen Wasserbauten beinhalteten. Der Euerget ließ eine oberirdische Sektion der Zuleitung zum sogenannten „Polyeidon-Bad“ reparieren und das Dach dieses Bades neu decken sowie die Zuleitung zum sogenannten „Winterbad“. Das Winterbad selbst wurde innen mit einer neuen Marmorverkleidung verschönert, sein Dach ebenfalls neu gedeckt. Außerdem beaufsichtigte der Wohltäter den Bau oder die Reparatur des Gefängnisses, einer Wasserleitung und des sogenannten „Theodotus-Brunnens“. Die genannten Thermen lassen sich mit einiger Sicherheit lokalisieren: Das PolyeidonBad war Teil eines Bad-Gymnasion-Komplexes im heutigen archäologischen Park von Ҫankırı Caddesi, der mit einer Grundfläche von 150 m x 190 m zu den größten in der römischen Antike zählte. 659 Die Winterthermen sind Teil eines größeren Baukomplexes im Stadtzentrum von Ancyra, der möglicherweise mit dem Statthaltersitz und dem anliegenden Gefängnis – beide sind auch in der Inschrift erwähnt – gleichzusetzen ist. 660 Beide Thermen waren so groß, dass sie ohne eine Wasserleitung nicht betrieben werden konnten und dementsprechend ist deren Wasserversorgung ein prominentes Thema in der Inschrift. Die Leitung fasste ihr Wasser circa 50 Kilometer außerhalb im Südosten

655 Scherrer 2006, 46. 656 Zu weit gegriffen ist die Interpretation von Feldman Weiß 2011, 89, die der Meinung ist, Augustus und Pollio hätten sich bei der Stiftung der Wasserbauten an den mythischen Gründungsheros Androklos anlehnen wollen, der die Stadt durch die Auffindung einer Quelle gründete. Wasser spielte in der Repräsentation von Ephesos eine wichtige Rolle, diese wurde jedoch nicht vom Kaiser instrumentalisiert (s. u. S. 344 f.). 657 I Ankara II 334. 658 Der am Ende der Inschrift genannte Johannes Eutychikos war, wie Stephen Mitchell zeigen konnte, nicht der Geehrte, dessen Namen am Anfang der Inschrift gestanden haben musste, sondern ein weiterer Euerget (vgl. I Ankara II 335). Möglicherweise hatten die beiden ihre Stiftungen koordiniert. 659 Görkay, Kadıoğlu, Mitchell 2011, 179–190. 660 I Ankara II 334, S. 84. Für den vollständigen Text s. Anhang Nr. 6, S. 458 f. Da die Strukturen inzwischen vollständig überbaut und nur durch gezeichnete Pläne erschließbar sind, lässt sich der Komplex nicht mehr zweifelsfrei bestimmen.

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der Stadt und stand in Teilen unter Druck. 661 Der erhaltene archäologische Befund weist darauf hin, dass die Leitung eigentlich vollständig unterirdisch verlief – die Inschrift gibt jedoch einen Hinweis auf oberirdische Bogenstrukturen (τὰς τοῦ ὁλκοῦ καμάρας, Z. 1) am Polyeidon-Bad. Stephen Mitchell ging in seiner Edition der Inschrift davon aus, dass mit dem Begriff ὑδραγώγιον in Zeile 5 ein Nebenarm der Hauptleitung gemeint sein könnte, der gleichzeitig auch das ebenfalls genannte Brunnenhaus mit versorgte. Die relativ allgemeine Formulierung in Verbindung mit der Bauaufsicht (ἐπιμεληθεὶς καὶ τοῦ φρουρὶου καὶ τοῦ ὑδραγωγίου καὶ ὑδρίου, Z. 5) macht jedoch doch deutlich, dass es sich bei ὑδραγώγιον um die gesamte Wasserleitung inklusive deren Endpunkt – das Brunnenhaus – gehandelt haben muss. Zudem ist anzunehmen, dass der Euerget nicht alle in der Inschriften genannten Maßnahmen auch finanziert hatte. Während seine Beteiligung beim Wiederaufbau der oberirdischen Strukturen und der Thermen durch die mehrfache Nennung von αὐτός klar hervorgehoben wird, ist die Formulierung ἐπιμελεῖσθαι, wie bereits gezeigt, viel zu unspezifisch und lässt vielmehr nur die Bauaufsicht vermuten. Der Euerget hatte sein Engagement also möglicherweise mit städtischen Maßnahmen koordiniert – diese werden dem Tenor der Ehreninschrift entsprechend nicht genannt. Der Grund für diese umfangreichen Reparaturmaßnahmen ist hingegen nicht mehr zu rekonstruieren. 662 Auch außerhalb von Kleinasien lässt sich ein Beispiel für diese Art der Kooperation im Wasserbau finden. Lucius Iulius Agrippa war ein Mitglied der Familie von Herodes dem Großen und ein Nachfahre von König Antiochos IV. von Kommagene und verfügte über bemerkenswerten Reichtum. Nachdem Apameia in Syrien 115 n. Chr. unter einem schweren Erdbeben gelitten hatte, beteiligte sich Agrippa an einer Gesandtschaft nach Rom und investierte einen Teil seines Vermögens in die städtische Infrastruktur, wie zahlreiche Ehreninschriften für ihn belegen: So baute er neue Thermen mit prachtvollem Statuenschmuck und einer Basilika sowie eine Stoa. 663 Die in diesem Zusammenhang entscheidenden Zeilen (Z. 10–11) lauten: ἐν τῷ ǀ [- - - ]ῳ ἀγωγῷ ἱκανὰ μείλια. Unbestreitbar ist zunächst die Ergänzung von Z. 11, die von Yon und Gatier nicht vorgenommen wurde: Es handelt sich um einen καινὸς ἀγωγός, also eine neue Leitung. 664 Von dieser Leitung ließ Agrippa ἱκανὰ μείλια bauen, also „genügend Meilen“ oder „notwendige Meilen“. Denkbar sind drei Varianten: Agrippa reparierte die bei dem Erdbeben zerstörten Abschnitte der Wasserleitung, baute eine Zuleitung zu seinen Thermen oder er kooperierte mit einem anderen Finanzier – der Stadt oder anderen Euergeten – um eine neue Fernwasserleitung zu bauen. Betrachtet man die singuläre Formulierung, die deutlich macht, 661 Zum archäologischen Befund vgl. Fıratlı 1951 und Kaytan 2008, insbesondere 18–48. 662 I Ankara II, S. 85. 663 Andrade 2013, 154–156; Kamash 2010, 120; Yon, Gatier 2009, Nr. 2–3 (Inschriften). Inschrift Nr. 2 (Z.  10) dokumentiert die Stiftung von Thermen durch Agrippa, Inschrift Nr. 3 zählt zu den längsten Inschriften, die in Apameia bekannt sind und gehört deshalb zu den herausragendsten Zeugnissen für die Ehrung einer einzelnen Person in dieser Stadt. In drei Abschnitten rühmt sie zunächst die Liturgien des Agrippa, geht schließlich im Detail auf seine Thermenstiftung ein – Agrippa hatte den Bauplatz gekauft und die Thermen mit zwei wertvollen Bronzegruppen ausgestattet – und im dritten Teil auf seine illustren Vorfahren. 664 Das Parallelbeispiel aus Odessa wurde bereits besprochen auf S. 67.

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dass Agrippa nicht die vollständige Leitung gebaut hatte, scheint letztere Möglichkeit die wahrscheinlichste. Es würde sich in diesem Fall um eine Mischfinanzierung handeln, bei der Agrippa die Thermen baute und sich darüber hinaus an der dafür notwendigen Leitung beteiligte – die ἱκανὰ μείλια lassen vielleicht vermuten, dass Agrippa den Teil der Leitung übernahm, den die anderen Geldgeber sich nicht (mehr?) leisten konnten oder sogar nur jenen Teil, der seine gestifteten Thermen unterhielt. 665 Die Leitung versorgte nicht nur sein Badegebäude, sondern sicherlich auch das Nymphaeum und die angrenzende Latrine, die nicht näher datierbar sind. 666 Neben Pollio und Herodes Atticus sind nur noch wenige, dem Kaiser nahestehende Persönlichkeiten bekannt, die sich auch im Wasserbau engagierten, wie etwa C. Stertinius Xenophon, der Leibarzt des Claudius, der nach seiner Rückkehr auf seine Heimatinsel Kos dort eine Wasserleitung stiftete. 667 Die Zusammenarbeit der verschiedenen Akteure erscheint für den Wasserbau besonders relevant, war jedoch im öffentlichen Bausektor generell ein häufig praktiziertes Phänomen. Ein berühmtes Beispiel für die Kooperation von Stadt und Euergeten ist ein Bericht des Plinius über den Bau des Theaters in Nikaia. Die Stadt hatte bereits 10 Millionen Sesterze darauf verschwendet, ohne es fertigzustellen; zwar hatten einige Euergeten versprochen, zusätzliche Elemente wie eine Galerie oder einen Säulengang zu stiften, doch kamen sie nicht dazu, weil der Hauptbau nicht fertig war. 668 Beispiele wie dieses sind im öffentlichen Bauwesen zahlreich vertreten und müssen nicht einzeln genannt werden. 669 Sie zeigen vor allem eines: Bauwerke, die teuer oder sehr aufwendig waren, wurden zum Großteil aus städtischen Kassen finanziert. Die Euergeten nutzten die Gelegenheit, um sich alleine oder gar in einer Gruppe an diesen Bauten zu beteiligen und einzelne Ele-

665 Ein Parallelbeispiel dazu findet sich im italischen Lanuvium, wo Marcus Valerius drei Meilen des Leitungskanals wiederherstellen ließ, vgl. CIL XIV 2121. In diesem Fall könnte die genaue Angabe der Meilen auch damit zusammenhängen, dass die Leitung nur auf dieser Strecke zerstört worden war. 666 Balty 1981, 76 f. 667 Horster 2001, 108 mit den Inschiften. Xenophon hatte in Rom wahrscheinlich auf dem Caelius gewohnt, wo ein Wasserleitungsrohr mit seinem Namensstempel gefunden wurde. Möglicherweise hatte er die Technik des Leitungsbaus in Rom gesehen und mit in seine Heimat genommen, vgl. Barresi 2000, 328. 668 Plin. Epist. 10,39,3. Morretti 2010, 155 mit der meiner Meinung nach kaum überzeugenden Überlegung, ob die von Plinius genannte Summe nicht vielleicht übertrieben sei. Morretti nennt im Folgenden nur Stiftungen von Euergeten, deren Finanzkraft jedoch kaum mit dem öffentlichen Budget vergleichbar ist. Wie gezeigt, konnten öffentliche Bauten hohe Summen verschlingen, wie etwa das Wasserbauensemble des Herodes Atticus in Alexandreia Troas mit sieben Millionen Drachmen (s. o. S. 254–256). 669 Zuiderhoek 2009, 31 mit weiteren Beispielen, darunter die Stiftung von drei Stufen für den Athena-Polias-Tempel in Priene oder Säulen für den Aphrodite-Tempel in Aphrodisias; Schwarz 2001, 222–227 mit weiteren Beispielen und 237–240 mit öffentlichen Bauten.

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305

mente oder Teile davon beizusteuern.  670 Im Wasserbau sind die inschriftlichen Belege dafür bis jetzt relativ selten, doch die in Kleinasien weit verbreitete Praxis dieser Art von Kooperation scheint gerade für Aquädukte plausibel zu sein. Bevor auf die Gründe der Städte zum Bau von Fernwasserleitungen einzugehen ist, soll zunächst zum Vorwurf der Wasserverschwendung Stellung bezogen werden.

5.4.3

Conspicious Consumption: Städte als Wasserräuber und Verschwender

Das Konzept der Stadt als consumer city bzw. der Konsumentenstadt wurde von Max Weber entwickelt und galt für ihn als einer von drei Idealtypen neben der Produzenten- und der Handelsstadt. 671 Weber ging es nicht darum, eine gültige Definition der antiken Stadt zu liefern, sondern die Wurzeln des Kapitalismus zu erklären. Seine Untersuchungen zum Phänomen „Stadt“ waren gerade in seinem unvollendeten Spätwerk „Die Stadt“ von einem universalhistorischen Ansatz geprägt, der der Frage nachgehen sollte, warum sich in bestimmten Regionen die Stadt als bürgerliche Selbstverwaltungseinheit entwickelt hatte, wobei Weber sowohl ökonomische als auch rechtliche und geographische Aspekte berücksichtigt. 672 Teil seiner ökonomischen Betrachtung sind die drei genannten Stadtkategorien, von denen die Konsumentenstadt sich durch die Überlegung definiert, dass die Einkommenschancen lokaler Händler und Produzenten vor allem durch die Kaufkraft der ortsansässigen Großkonsumenten erzeugt wurden. 673 Im Kontext antiker Städteforschung wurde dieses Modell häufig erweitert, vereinfacht oder gar verfälscht, meistens folgendermaßen interpretiert: Eine Konsumentenstadt ist daran zu erkennen, dass sie dem ländlichen Raum in einem nicht-reziproken Verhältnis Ressourcen entzog und diese innerhalb der Stadt so umverteilte, dass sie deren ökonomische Basis bildeten. 674 Diese vereinfachte 670 Auch diese Einzelkosten sind bei einigen Bauwerken bekannt und konnten mehrere 10 000 Denare übersteigen, wie etwa 56 000 Denare für Marmorsäulen und Wandverkleidungen im Gymnasion von Myra (Barresi 2000, 341). 671 Weber 1921. 672 Eine detaillierte Einführung zu Webers Stadt, sowohl inhaltlich als auch konzeptuell, bietet Nippel 2000. 673 Eich 2006, 15. 674 Dieses wirtschaftlich geprägte Modell basierte bereits auf Finley 1981, 12 f. und dessen Vorstellung von der Stadt als vornehmlich ökonomischer Einheit und deren Trennung in Stadt und Umland; Eich 2006, 17 mit Anm. 23, die die wichtigsten Forschungsposition der Nachfolge Webers nennt. Sehr scharf in seiner Kritik mit dem Umgang des Weber’schen Konzeptes und Begriffs der „Konsumentenstadt“ ist Descat 2000. Einen weiterführenden Überblick über ökonomisch fundierte Modelle einer antiken Stadt bietet Whittaker 1995. Die scharfe Dichotomie von Stadt und Hinterland ist ohnehin bereits schon seit längerem in Kritik und nicht zuletzt dank F. Kolb wurde etwa in Lykien der Forschungsschwerpunkt vermehrt auf die Chora der betreffenden Zentralorte gelegt, vgl. Kolb 2004, der in der Einleitung des Sammelbandes auch noch einmal auf die Rezeption von Weber eingeht (XI f.). Schuler 1998 hat die Vielzahl an verschiedenen Arten von Landgemeinden gesammelt, die in einigen Fällen auch Aquädukte bauen ließen. (s. u. S. 366–368).

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Kaiser, Euergeten und Poleis

Vorstellung von einer Konsumentenstadt lässt sich in direkten Bezug zur Wasserinfrastruktur setzen: Die zwei häufigsten Vorwürfe der modernen Forschung lauten, dass die Stadt ihrem Umland durch den Bau von Fernwasserleitungen die lebensnotwendigen Wasserressourcen entzogen hätte und diese innerhalb der Stadt dann ungenützt verschwendet worden seien. 675 So konstatierte etwa Philippe Leveau, dass der Aquädukt von Caesarea (Cherchel) „l’expression matérielle de la domination urbaine sur la campagne“ sei und deshalb deutlich gemacht werden müsse, dass es sich dabei um ein Beispiel für römische Kolonisierung und die Ausbeutung einer Gesellschaft durch die andere handle. 676 Betrachtet man die Forschungsliteratur über Abnehmer außerhalb der Stadt, so erstaunt Leveaus These, denn das Zusammenspiel von Wasserleitung und Umland bzw. mit nicht-städtischen Abnehmern ist noch nicht hinreichend untersucht. Die archäologischen Befunde sind rar und kaum aufgearbeitet, die literarischen Quellen geben nur einen fragmentarischen und situativen Einblick. Dies gilt nicht nur für Kleinasien, sondern für den kaiserzeitlichen Befund insgesamt. Im Folgenden sollen die verschiedenen Möglichkeiten der landwirtschaftlichen Nutzung exemplarisch und anhand von verschiedenen Regionen des Römischen Reiches dargestellt werden, um deutlich zu machen, dass Aquädukte durchaus einen konkreten Nutzen für das Umland einer Stadt hatten. Dabei sollen auch alternative Wasserversorgungsstrategien aufgezeigt werden, die zeigen, dass nicht alle Akteure gleichermaßen auf die Fernwasserleitungen angewiesen waren. Zunächst ist jedoch auf die These des Ressourcenentzugs durch die Stadt näher einzugehen. Betrachtet man zunächst den Vorwurf der „Wasserverschwendung“, so bezieht sich dieser vor allem auf einen Bericht des Frontinus, der zu den Pflichten eines curator aquarum auch Folgendes zählt: idem in castellis et salientibus publicis faciendum, ut sine intermissione diebus aqua fluat. 677 Im Anschluss zitiert Frontinus ein senatus consultum aus dem Jahr 11 v. Chr., das dieselbe Regelung beinhaltete. 678 Christer Bruun fasste die Möglichkeit ins Auge, dass Frontinus an dieser Stelle ein SC zitiert, dass zu seiner Zeit bereits obsolet gewesen war. 679 Dass Frontinus zunächst die Aufgabe des Curators beschreibt, dann das entsprechende SC zitiert und abschließend auf die in seiner Zeit übliche Handhabung eingeht, ist zunächst seiner literarischen Gliederung geschuldet. 680 675 Feldman Weiß 2011, 135. 676 Leveau, Paillet 1976, 167 und 181. Besonders plastisch in postkolonialer Manier ist Hodge 1992, 166: „How did the Bedouin peasant feel about it when the Roman colonists took the water they desperately needed for the crops on which depended for their very life, channeled it off in aqueducts to the new regional city nearby and there used it for splashing about at the baths?“ 677 Frontin. Aqu. 104,2. Fra Giocondo nahm die Ergänzung erstmals 1522 vor, vgl. Bruun 2001, 110 f. mit der Überlieferungsgeschichte; die Emendation scheint gesichert, wahrscheinlich handelte es sich dabei um einen Abschreibefehler. 678 (…)uti salientes publici quam adsiduissime interdiu et noctu aquam in usum publici funderent; Frontin. Aqu. 104,2; Bruun 1991, 110–116; Eck 1987, 83 (Wasserverschwendung); Bruun 2001, 218. 679 Bruun 2001, 113. 680 Z.B. Frontin. Aqu. 106–107, wo es um die privaten Wasserkonzessionen und deren Nutzungsdauer geht.

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Genau deswegen muss jedoch betont werden, dass Frontinus nicht darüber schreibt, dass das SC über den ständigen Überlauf der Brunnen ungültig sei. Es ist also vielmehr davon auszugehen, dass es sich um eine zu seiner Zeit noch immer übliche Praxis handelte. Die Frage nach der „Wasserverschwendung“ muss also gestellt werden. Zunächst ist festzustellen, dass das Überflusswasser der Spülung der Abwasserkanäle diente, deren Trockenfall nicht nur zu unangenehmen Gerüchen, sondern auch zu hygienischen Problemen führen konnte. Die sogenannte aqua caduca wurde darüber hinaus gegen eine Gebühr auch wirtschaftlich genutzt, etwa von den Färbern. 681 Zwar konnte man den Wasserdurchfluss von Aquädukten nicht einfach unterbrechen, doch war das Wassersystem insgesamt gerade in Rom hoch flexibel und rasch an bestimmte Situationen anpassbar: Wasser konnte auf vielfältige Weise umgeleitet werden, für den Fall, dass eine Leitung ausfiel oder zum Löschen eines Brandes etwa größere Mengen benötigt wurden. 682 Auf der Ebene der privaten Wasserversorgung wurde die stundenweise Zuteilung von Wasser sogar standardmäßig praktiziert. 683 Es scheint nur logisch, anzunehmen, dass dieselbe Art der spezifischen Zuteilung von Wasser, etwa nachts auf Zisternen von Thermen und andere Speicheranlagen und tagsüber vermehrt auf die Laufbrunnen technisch möglich war. In Ostia schien es wohl so, dass die Laufbrunnen nicht alle kontinuierlich liefen, sondern auch abgedeckt waren, der Bericht des Frontinus ist also nicht über Rom hinaus verallgemeinerbar. 684 Dass die Wasserinfrastruktur insbesondere der Stadt Rom tatsächlich große Mengen an Wasser konsumierte, ist in den literarischen Quellen durchaus positiv konnotiert. Die Vorstellung von „Wasserverschwendung“ war hingegen nicht Teil der literarischen Diskussion, sondern ist vielmehr ein Phänomen der Moderne, in der das Sparen von Brauchwasser als gesellschaftlich anerkannt gilt. 685 Der Vorwurf des städtischen Wasserdiebstahls auf Kosten des umliegenden Territoriums ist bei näherem Hinsehen ebenso wenig haltbar. Auch hier ist gerade das Umland von Rom gut dokumentiert. So klagte Plinius darüber, dass Villen und Gärten im Umkreis den Aquädukten so viel Wasser entzogen, dass der Rest kaum für die Annehmlichkeiten der Stadt reiche. 686 Wie gezeigt, war die Aqua Marcia bei den Villenbesitzern im Umkreis von Rom sehr beliebt und ein privater Anschluss keine Selbstverständlichkeit. Bei den Gärten, die Plinius nennt, handelte es sich wohl nicht nur um Ziergärten, sondern 681 Frontin. Aqu. 95,1–2 (für Rom). Auch Laodikeia am Lykos generierte daraus Einnahmen, vgl. Guizzi 2019, 148 § 7. Für den vollständigen Text s. Anhang Nr. 7, S. 459–463. 682 Taylor 2000, 49. 683 Aus Pompeii sind viele bronzene Wasserhähne überliefert, von denen sich einige an den Verteilerkästen für private Haushalte befanden. Sie dienten der Regulierung des zugeteilten Wassers, vgl. Schmölder-Veit 2009, 55. 684 Bruun 2001, 219–221. 685 Aus diesem Grund steht noch immer zur Debatte, ob die Deutschen nicht wieder mehr Wasser verbrauchen müssten, um die Abwasserkanäle zu spülen, die ursprünglich auf einen höheren Wasserverbrauch ausgelegt gewesen waren und deshalb immer wieder trocken fallen, wie etwa der Hydrologe Hans-Jürgen Leist in einem Artikel der Zeit („Schluss mit dem Wassersparen!“, 29. März 2012) erläutert. 686 Plin. Nat. 31,42.

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Kaiser, Euergeten und Poleis

um Hortikulturen, also große Nutz-Gärten, deren Ertrag zum Verkauf bestimmt war. 687 Gerade die schlechte Wasserqualität der Aqua Alsietina hatte zur Folge, dass deren Wasser nach Frontinus hauptsächlich zur Bewässerung genutzt wurde. 688 Frontinus nennt für Rom auch konkrete Zahlen: So wurden umgerechnet 29% des vorhandenen Wassers bereits extra urbem abgeleitet. 689 Einige cippi, die in der Nähe von Tusculum in den Albanerbergen gefunden wurden, deuten wohl auf gewollte, öffentliche Wasserentnahmestellen hin. 690 Ähnliches dokumentiert eine Inschrift aus Amiternum in den Apenninen, die Abstände zwischen verschiedenen castella aufzählt und dabei auf einer Strecke von 2,5 Kilometern circa 10 Stück nennt. 691 Doch nicht nur entlang des Leitungsverlaufs war die Wasserentnahme möglich, sondern, wie Andrew Wilson plausibel annimmt, in einigen Fällen auch direkt an der Quellfassung selbst: Das berühmte Quellheiligtum von Zaghouan in Tunesien diente zunächst als Wasserentnahmestelle in Form eines offenen Beckens für die umliegende Landbevölkerung – die Bauherrin Karthago war über 60 Kilometer entfernt – und bildete gleichzeitig den Startpunkt der Wasserleitung. Dabei war das prachtvolle Nymphaeum jedoch nicht gleichzeitig das Absetz- bzw. Sammelbecken der Leitung: Das für den Aquädukt benötigte Wasser wurde unter bzw. hinter dem Nymphaeum in unterirdischen Sickergalerien gefasst und nur zum Teil an das Becken abgegeben. 692 Auch auf der Strecke gingen möglicherweise Zweigleitungen zu Zisternen ab. 693 Ein geradezu paradigmatisches Beispiel dafür, dass eine Leitung sowohl die Stadt als auch ihr Umland versorgen konnte, ist der Aquädukt von Zabi in Algerien. Die Stadt lag in einer ariden Tiefebene, dem Hodna-Becken, war also auf die Versorgung durch die Leitung angewiesen. Diese verlief zweisträngig, wobei der rechte Strang breiter war, also eine größere Wassermenge führte und einen Teil davon an Zisternen entlang der Strecke abgab, bevor er ebenfalls in der Stadt endete. 694 Zwar stammt der Hauptteil solcher Belege aus Nordafrika, wo die gerechte Verteilung des Wassers aufgrund des ariden Klimas noch deutlich wichtiger war, doch lassen sich auch anderswo zahlreiche Belege für Ableitungen von städtischen Aquädukten finden. 695 Ein methodisches Problem ist es nach wie vor, gerade die Ableitungen an den oberirdischen Sektionen als solche zu erkennen und sie als legal oder illegal zu klassi687 688 689 690 691 692 693 694 695

Wilson 1999, 315; Thomas, Wilson 1994 mit weiteren Details zur Landwirtschaft rund um Rom. Aqu.11. Rodgers 2004, 355, Tabelle 6. Frontin. Aqu. 78. CIL XIV 2567, a–e. CIL I 2, 1853  =  ILS 5792; Segenni 1992, 102 mit der Interpretation; Buonocore 1994, 187 mit Zweifeln. Wilson 1999, 317 f. Nymphaeen hatten diese Verteilerfunktion deutlich häufiger, s. oben S. 95 f. mit weiteren Beispielen. Die Zweigleitungen wurden 1903 dokumentiert, als die französische Besatzung die alten Aquädukte wiederverwenden wollte; der Befund wurde bis jetzt jedoch nicht wieder ergraben, vgl. Wilson 1999, 320. Wilson 1999, 321, allerdings basierend auf Grabungen aus dem Anfang des 20. Jh. und 322 mit weiteren Beispielen. Ähnliches ist auch in Side zu beobachten, s. S. 277. Kamash 2010, 124–126 mit Beispielen aus dem Nahen Osten.

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fizieren, da sie oft nur noch anhand von Sinterspuren oder teilweise groben Einschlägen in die Brücken zu identifizieren sind. So schlug Wilson etwa vor, dass die Löcher, die entlang des Nîmes-Aquädukts zahlreich zu finden sind, zu groß gewesen seien, um illegal zu sein. 696 Dabei ist jedoch auf das bereits diskutierte Problem hinzuweisen, dass wir keinerlei Informationen über die regelmäßige Wartung einer Leitung oder das dafür zuständige Personal besitzen, es also völlig unklar bleiben muss, ob diese Bohrungen genehmigt waren oder nicht. Hinzu kommt, wie Wilson selbst anmerkt, dass die Sinteranalysen des Nîmes-Aquädukts nicht nur eine sehr späte Datierung nahelegen, sondern auch sehr verunreinigtes Wasser signalisieren, das nicht trinkbar war und wohl schon nicht mehr der Wasserversorgung der Stadt gedient haben konnte. 697 Die Leitung war also wohl im folgenden Abschnitt zerstört und diente nur noch der Bewässerung. Eine Besonderheit stellen Aquädukte dar, die einem rein landwirtschaftlichen Zweck dienten. So nutzte das Dorf Ksar el Guellal im tunesischen Kasserine eine Leitung für die Bewässerung seiner Olivenplantagen und -pressen. 698 In Tunesien, nahe dem Djebel Mhrila, diente eine zehn Kilometer lange Leitung ebenfalls der Versorgung der Olivenplantagen. 699 Und auch in Aphrodisias hatte ein Aquädukt wohl nur eine rein externe Nutzung für die Landwirtschaft und die Villen. 700 Nach derzeitigem Quellenstand waren Wasserleitungen für die landwirtschaftliche Nutzung hingegen wohl nicht ausschlaggebend. Die Landwirtschaft funktionierte meist über ausgeklügelte, lokale Bewässerungssysteme, die das vorhandene Wasserangebot nutzten und nach Brent D. Shaw der römischen Aquädukttechnik insbesondere in ariden Regionen überlegen waren. 701 Der archäologische Befund ist für Kleinasien bis jetzt nicht in ausreichendem Maße erforscht, um die extraurbane Nutzung von Leitungen in größerem Umfang belegen zu können. 702 Eine genauere Untersuchung der Wasserversorgung des ländlichen Raumes durch Fernwasserleitungen stellt ein Desiderat dar. 703 Die Städte als Wasserräuber sind als Konzept wohl nicht aufrecht zu erhalten. Das Modell der Konsumentenstadt enthält jedoch auch die Vorstellung von Wasserverschwendung durch Handwerk und Gewerbe, ein Aspekt, der nun näher beleuchtet werden soll.

696 Wilson denkt daran, dass an den Löchern Schleusen angebracht waren, doch gibt es dafür keinerlei Hinweise, vgl. Wilson 1999, 324. 697 Wilson 1999, 325. Fabre, Fiche, Paillet 1991, 85  f. mit der Beobachtung, dass in der Spätantike viele Dörfer entlang der Leitung entstanden waren und deren Wasser nutzten, sich also eine völlig andere Art von Siedlungstopographie ausgebildet hatte. 698 Hitchner 1988, 35; Wilson 1996, 25 f. Es ist archäologisch nicht mehr zu klären, ob es sich dabei um eine Zweigleitung handelte oder eine eigenständige Leitung. 699 Leveau u.a. 1993, 178 f. 700 Commito 2012, 251. 701 Shaw 1991, 82 f. 702 Eine Ausnahme ist etwa eine Abzweigung von der Aspendos-Leitung, vgl. Piras 2001, 248. 703 Symptomatisch dafür etwa Drexhage 2007, 151. In seinem ausführlichen Kapitel zur kleinasiatischen Landwirtschaft (122–166) kommt zwar Getreideknappheit durch unregelmäßige Niederschläge zur Sprache, allerdings schreibt er nichts zu Bewässerungstechniken.

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Kaiser, Euergeten und Poleis

Wasserleitungen und städtische Wirtschaftspolitik

Ebenso interessant wie der Wasserverbrauch externer Abnehmer sind die intraurbanen „industriellen“ Abnehmer, also verschiedene Handwerks- und Gewerbebetriebe. Tatsächlich war Wasser fast immer ein wichtiger Teil vieler Produktionsprozesse in der antiken Welt und wurde zum Beispiel für die Herstellung von Textilien, in der Verarbeitung von Ton oder Metallen oder schlicht für die Verarbeitung von Lebensmitteln gebraucht. 704 Es soll im Folgenden ein kurzer Blick darauf geworfen werden, ob insbesondere in wasserintensiven Produktionszweigen mit dem Aufkommen der Fernwasserleitungen eine Veränderung zu erkennen ist, ob also dank des technischen Fortschritts innovative Produktionsmechanismen zu erkennen sind. Dies ermöglicht eine Eingrenzung der Frage nach der Motivation der kleinasiatischen Poleis, Wasserleitungen zu bauen. Ziel soll es im Folgenden nicht sein, einen quantitativen Überblick über die in Kleinasien vorhandenen Handwerksbetriebe und deren Wassernutzung zu geben, da diese ganz unterschiedliche Anforderungen an die Wasserqualität und -quantität stellten. So deckte etwa ein Großteil kleinerer Handwerksbetriebe seinen Bedarf über Brunnen und eigene Zisternen, während Walkereien und Färbereien einen hohen Wasserverbrauch hatten, Mühlen hingegen einen konstanten Durchfluss benötigten, der jedoch auch außerhalb der Stadt an einem Fluss garantiert werden konnte, während die Fisch- und Austernzucht wiederum sehr reines Wasser benötigte. 705 Möglich ist in diesem Zusammenhang nur ein exemplarischer Blick auf die Produktionszweige, die tatsächlich Wasser aus den Fernwasserleitungen nutzten, sowohl innerhalb der Stadt, als auch außerhalb: Dabei soll der Fokus auf der Keramikproduktion, der Textilproduktion und den Wassermühlen liegen, also Betrieben, die traditionell einen hohen Wasserverbrauch aufwiesen. Ein gut dokumentiertes Beispiel sind die Töpferwerkstätten in Sagalassos: Das Viertel erstreckte sich vermutlich über sechs Hektar im Osten der Stadt, nahe des Theaters, wie zahlreiche, dort gefundene Keramikscherben nahelegen. 706 Die leitungsgestützte Wasserversorgung ist zwar durch mindestens zwei Leitungen innerhalb des Viertels belegt 707, jedoch schwer zu datieren und noch keinem konkreten Aquädukt zuzuordnen. Noch schwieriger wird die Quellenlage, wenn man den Blick auf die Textilproduktion richtet. Ein Großteil des Materials ist epigraphischer Natur, so dass zwar viel über die innere Organisation und Spezialisierung dieses Handwerks bekannt ist, doch korrespondiert damit ein nur schlecht bestimmbarer archäologischer Befund. 708 So versuchte etwa Cecilia Feldman Weiß, den Purpurfärbern von Hierapolis in Phrygien eine Nut704 Wilson 2000, 127–149. 705 Wikander 2000, 371–410. Der berühmteste republikanische Vertreter der Austernzucht war sicherlich G. Sergius Orata, vgl. Cic. Fin. 2,70; Val. Max. 8,1,1; Colum. 8,16,5 (vgl. Bannon 2009, 219–232 mit den Rechtsstreitigkeiten, die Orata beim Bau seiner Fischteiche ausfechten musste). 706 Feldman Weiß 2011, 167. Insbesondere J. Poblome hat sich in den letzten Jahren mit dem Töpferviertel beschäftigt und zahlreiche Aufsätze dazu publiziert, vgl. zuletzt Poblome 2016. 707 Poblome u.a. 2000, 42. 708 Benda-Weber 2013 gibt einen nützlichen Überblick über die Produktionszentren für verschiedene Arten von Textilien in Kleinasien.

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Die Poleis: Zwischen Grundversorgung und Verschönerung der Stadt

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zung der öffentlichen Leitungen nachzuweisen, kam jedoch zu dem Ergebnis, dass noch nicht einmal zu belegen ist, wo sich die Produktionsstätten überhaupt befanden. 709 Auch eine Inschrift aus Thyateira kann nicht weiterhelfen: Marcus, der Sohn des Menander wurde von der Färbergilde für seine Amts- und Stiftungstätigkeiten geehrt, darunter ein παρατείχισμα ὑδραγρωγίου ἐν τῷ Λύκῳ ποταμῷ. Imogen Dittmann-Schöne ging davon aus, dass es sich dabei um einen „Wasserleitungs-Durchstich durch den Fluss Lykos“ handeln müsse, also eine Ableitung aus dem Fluss für die Zwecke der Färberei. 710 Der Begriff παρατείχισμα existiert meines Wissens nach nur in einer weiteren Inschrift aus Ephesos: Es handelt sich dabei um ein Edikt des Proconsuls Marcus Herennius Picens bezüglich des Wiederaufbaus eines παρατειχίσμα: Μᾶρκος Ἑρέννιος Πίκης ἀνθ[ύπατος λέγει·]  | ἀφανοῦς γεγενημένου τοῦ πα̣ [ρατειχίσ]|ματος, ὅπερ δημοσίαι κατασκε[υῆι ὑπὸ τῶν]  | Ἐφεσίων μεταξὺ τῆς ἀγορᾶς κα[ὶ τοῦ λιμέ]|νος γεγονέναι συνεφωνεῖτο, ε[ἴτε ἔν τινι]  | τῶν καιρῶν ἢ τοῦ πολέμου πε[ριστάσει εἴ]|τε διὰ τὴν τούτων ἀμέλιαν, οἱ τ[—] 711 (…). Johnson u.a. übersetzen παρατείχισμα zwar zunächst neutral mit „barrier“ 712, gehen in der Übersetzung jedoch fälschlicherweise von einer Mauer zwischen der Agora und dem Hafen aus, die der Eintreibung von Zöllen diente, die auf eingeschifften Waren lagen. παρατείχισμα kann also nicht mit „Durchstich“ übersetzt werden, zumal ein Durchstich ἐν τῷ Λύκῳ ποταμῷ grammatikalisch nicht korrekt ist. Wahrscheinlicher ist eine oberirdisch geführte Struktur, etwa eine Aquäduktbrücke 713 oder ein Damm, denkbar sind auch Strömungsregulatoren an Brückenpfeilern. In Bezug auf die Wasserversorgung der Textilproduktion liefert die Inschrift jedenfalls keine brauchbaren Informationen. Besser ist man über die fullonicae informiert, Walkereien, die die Rohwolle für den Färbe- und Weiterverarbeitungsprozess vorbereiteten, selbst Textilien produzierten und wohl auch für die Reinigung von Schmutzwäsche zuständig waren. 714 Die bekanntesten fullonicae wurden in Ostia, Pompeii und Herculaneum ausgegraben. 715 Zwar unterscheiden sie sich funktionell in einzelnen Details voneinander, so dass Cecilia Feldman Weiß etwa von einer Übertragung des italischen Befundes auf andere Provinzen zu-

709 Feldman Weiß 2011, 145–161. Die Suche nach den Produktionsstätten wird dadurch erschwert, dass der Purpur in Hierapolis nicht mit Hilfe der Purpurschnecke gefärbt wurde, sondern mit einer Wurzel, die typischen Schalenreste sind also in Hierapolis nicht aufzufinden, vgl. Strab. 13,4,14. 710 Dittmann-Schöne 2001, III 19. Ganz sicher handelt es sich dabei nicht um eine vollständige Leitung, wie auch van Nijf 1997, 89 spekuliert, der die Inschrift ebenfalls als Stiftung eines Kanals für die Färbereien deutet. 711 I. Ephesos 5,1521. 712 Johnson u. a. 1961, Nr. 154. 713 Harland 2014, 228. 714 Maßgeblich für den archäologischen Befund sind Bradley 2002 und zahlreiche Aufsätze von Miko Flohr. 715 Für weitere Beispiele etwa in Nordafrika vgl. Wilson 2003, 445.

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Kaiser, Euergeten und Poleis

rückscheut. 716 Doch ist allen Walkereien gemeinsam, dass sie einen hohen Wasserbedarf hatten, so dass man in diesem Punkt von ähnlichen Voraussetzungen in Kleinasien ausgehen darf. Große Komplexe, wie etwa der in Ostia, konnten einen Gesamtbedarf von bis zu 50 000 Litern am Tag haben. 717 Dies lag daran, dass das Waschen, Reinigen und Spülen von Wolle und Kleidung in jeweils unterschiedlichen Becken erfolgte, die einen ständigen Frischwasserzufluss benötigten. 718 Dementsprechend waren die 14 fullonicae von Pompeii an das Leitungsnetz angeschlossen und die Becken weisen keine Schleuse oder keine sonstige Vorrichtung auf, um den Wasserfluss zu unterbrechen. 719 In Rom durften die fullones gegen eine Gebühr das Überlaufwasser nutzen – die aqua caduca. 720 Diese aqua caduca wurde auch in Laodikeia gegen Gebühr verkauft, doch die Inschrift dokumentiert den Käufer bzw. die Abnehmer leider nicht. 721 In Priene ist die Deutung eines Wasserbeckensystems in der Nähe des Aquädukts bis jetzt nicht ganz geklärt, doch wäre es möglich, dies ebenfalls als eine Walkanlage zu deuten. 722 Eine andere Strategie der Wasserversorgung für fullonicae war der Bau eines eigenen Kanals, wie er im syrischen Antiochia in den Jahren 73–77 n. Chr. gebaut wurde. Zwei Stelen berichten davon, dass die Stadt den Bau des Kanals (διῶρυξ γναφικός) in Auftrag gegeben hatte und dazu die Arbeitskraft ihrer Bewohner nutzte, die ihn abschnittsweise, gestaffelt nach πλινθεῖα, bauen mussten. 723 Der Kanal war 2,5 Kilometer lang und leitete Flusswasser aus dem Orontes ab. Schleusen (φράγματα) entlang des Kanals zeigen, dass in diesem Fall nicht, wie in Pompeii, ein dauerhafter Wasserdurchfluss garantiert wurde, sondern eine abschnittsweise Zuteilung von Wasser bevorzugt wurde. Auch wenn man der Annahme von Michael Lewis, dass der Kanal zusätzlich Walkmühlen antrieb, nicht folgen will, unterstreicht das Beispiel den hohen Wasserbedarf der fullonicae. 724 In Kleinasien selbst liegt, neben den oben genannten Beispielen aus Laodikeia und Priene, zwar ein verstreuter archäologischer Befund vor, doch ist er bis jetzt noch relativ unspezifisch. Die Stadt Olba in Kilikien bezog ihr Wasser genauso wie Diokaisarea und Elaiussa

716 717 718 719

720 721 722 723 724

Feldman Weiß 2011, 176. Flohr 2013, 132. Bradley 2002, 34. Flohr 2006, 195 f. Natürlich gab es verschiedene Strategien des Wasseraustausches in den Becken, etwa, dass man das schmutzige Wasser in einen anderen Basin ableitete und ständig neues Wasser nachlaufen ließ, oder dass das Becken vollständig geleert und dann wieder gefüllt wurde, eine Prozedur, die mehrere Stunden in Anspruch nehmen konnte. Der Vollständigkeit halber sei an dieser Stelle auch darauf hingewiesen, dass eine Walkerei in Pompeii an eine Zisterne angeschlossen war, diese Art der Wasserversorgung war also ebenfalls möglich, vgl. Flohr 2013, 137–144 mit den verschiedenen Varianten des Zu- und Abflusses. Frontin. Aqu. 2,94. Guizzi 2019, 148 § 7. Fahlbusch 2003, 66. SEG 35, 1483 mit der Annahme, es müssten insgesamt zehn Stelen gewesen sein, die entlang der jeweiligen Abschnitte des Kanals angebracht gewesen waren. Zumal da Lewis einen stark hypothetischen Gradienten für den Kanal annimmt, der die Wasserkapazität direkt beeinflusst, vgl. Flohr 2013, 103 mit der ausführlichen Kritik.

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Sebaste aus dem Fluss Lamas. 725 Kurz vor der Stadt wurde ein Teil des Wassers mit Hilfe einer Schleuse abgeleitet, um damit ein Handwerkerviertel zu versorgen, der Rest endete in einen Nymphaeum innerhalb der Stadt. 726 Auch in Kremna gab es eine Ableitung in ein Viertel, in dem sich wahrscheinlich die Handwerker angesiedelt hatten. 727 Welche Gewerbe sich dort befanden, lässt sich im Detail jedoch nicht mehr sagen. Das Töpferviertel von Pergamon mit einer (heute bekannten) Fläche von 2000 m² sicherte seine Wasserzufuhr auf andere Weise. Die Werkstätten lagen nicht auf dem Burgberg, sondern an den Ufern des Flusses Ketios, dessen Wasser abgeleitet und in zahlreichen Zisternen gespeichert wurde. 728 Diese insgesamt erstaunlich geringe Verbindung der Fernwasserleitungen mit dem produzierenden Gewerbe erfordert eine Erklärung. Zunächst ist die Quellenlage selbst ein denkbarer Faktor. Handwerkerviertel und Produktionsstätten sind gerade in den Städten nur selten ausreichend erforscht, ihre Wasserversorgung noch deutlich seltener. Völlig zufriedenstellend ist dies jedoch nicht. Ein konkreter denkbarer Grund für eine geringe industrielle Nutzung der Leitungen wären etwa anfallende Zusatzkosten für den Anschluss an das Leitungsnetz, der nur dann genutzt wurde, wenn tatsächlich hohe Wassermengen nötig waren, die diese Investition rechtfertigten. 729 Es ist nicht einfach davon auszugehen, wie Cecilia Feldman Weiß dies tut, dass die Werkstätten den Anschluss an die Leitung und den Bau des Leitungsnetzes bezahlt bekamen. 730 Die Kosten erstrecken sich nicht nur auf den Anschluss an den Aquädukt, sondern auch auf die Nutzung des Wassers, wie etwa die aqua caduca. Darüber hinaus ist davon auszugehen, dass die meisten Betriebe relativ klein waren und deshalb mit Zisternen- und Brunnenwasser auskamen. Großbetriebe wie in Sagalassos oder große Mühlenkomplexe wie in Barbegal sind bislang nur in geringer Zahl bekannt und scheinen die Ausnahme gewesen zu sein. Und schließlich ist es durchaus wahrscheinlich, dass das Wasser für andere Zwecke, wie etwa die öffentliche Grundversorgung priorisiert wurde. So merkt Frontinus etwa an, dass das Wasser der Aqua Marcia in Rom zu rein und hochwertig sei, um es den fullones zur Verfügung zu stellen. 731 Während die Handwerksbetriebe also häufig auch ohne ständiges Fließwasser auskamen, war dies bei wassergetriebenen Mühlen nicht möglich. Zunächst waren nur große Mühlenkomplexe mit mehreren Rädern etwa in Rom, Barbegal oder Ephesos bekannt, die ihr Wasser aus Leitungen bezogen. 732 Gerade für Rom waren die Mühlen überlebensnotwendig: Als die Goten 536/37 n. Chr. Rom belagerten und dabei die Aquädukte zerstörten, standen die Mühlen still und die Römer hungerten, so dass der Vorschlag auf725 726 727 728 729

Murphy 2014, 197. Murphy 2014, 203. Mitchell 1995, 148; Owens 1991, 53; Owens 1992, 373. Poblome u.a. 2001, 151–156. Wilson 2000, 149. Dass das Prinzip der Kostenersparnis angewandt wurde, zeigt auch die Ausstattung der fullonicae, deren Becken meistens aus dem günstigsten Material bestanden, vgl. Flohr 2013, 135 f. 730 Feldman Weiß 2011, 168. 731 Frontin. Aqu. 2,91. 732 Wikander 2000, 378.

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kam, die Mühlräder auf Schiffe zu verlagern und sie durch das Tiberwasser antreiben zu lassen. 733 Meistens lagen diese Mühlen innerhalb der Stadt – in Rom wurde wurde beim Bau der Aurelianischen Stadtmauer auf die Mühle Rücksicht genommen. 734 Darüber hinaus konnten Mühlen aber auch außerhalb der Stadt liegen. Fallstudien wie etwa in Nîmes und Arles zeigen, dass Wasserleitungen den Bau von Mühlen, kleineren Siedlungen und Villen entlang ihres Verlaufs begünstigten. 735 In der Spätantike war die Nutzung von Leitungswasser durch Mühlenbetreiber sogar so stark angestiegen, dass diese auch illegal praktiziert und unterbunden werden musste. 736 Einen technischen Fortschritt stellte die Verwendung der Wassersäge dar, die von Mühlrädern angetrieben wurde, da dazu physikalisch gesehen eine Rotationsbewegung in eine Linearbewegung umgewandelt werden musste. 737 Es scheint sich mit zunehmender Befunddichte also die Tendenz abzuzeichnen, dass die Verbreitung von beiden Bautypen – Wasserleitungen und Mühlen – durchaus zusammenhing. 738 Stefanie Wefers rechnet mit Mühlen in jeder größeren römischen Stadt: Es lässt sich an dieser Stelle zumindest unter Vorbehalt von einem technischen und wirtschaftlichen Innovationsprozess sprechen. 739 Ein besonderer Fall ist die Nutzung von Wasserleitungen für die Goldminen in Spanien und Portugal, doch da diese meist durch die römischen Autoritäten und nicht durch die Städte erfolgte, soll sie nur kurz angesprochen werden: Die Las Médulas-Miene wurde von acht Leitungen versorgt, die Tres Minas-Miene von sieben. 740 Die Wasserkraft wurde dabei auf komplexe und vielfältige Weise genutzt. Zum Aushöhlen eines Berges etwa oder zur Auswaschung von Gold aus Sedimenten wurden enorme Wassermengen benötigt, die im Fall von Las Médulas von einem Leitungsnetz von über 600 Kilometern Länge zur Verfügung gestellt wurden. 741 Der dafür nötige Kostenaufwand und das technische Know-How müssen gerade im Bergbau sehr hoch gewesen sein, ebenso die nötigen Wassermengen. Dass gerade der Bergbau auf Kosten anderer Wassernutzer gehen konnte, zeigt eine Episode, die Strabon beschreibt: Die Salasser, ein Stamm im Aostatal, hätte den

733 734 735 736 737

738 739 740 741

Prok. Aed. 5,19,20. Prok. Aed. 5,19,19. Bellamy, Hitchner 1996, 172 f.; Gazenbeek 1998. Cod. Iust. 11,43,10,3. Berühmt ist das Relief der Säge von Hierapolis auf dem Sarkophag des Müllers Marcus Aurelius Ammianos aus dem 3. Jh. n. Chr., vgl. Ritti, Grewe, Kessener 2007. Es gibt noch weitere dieser Installationen im ganzen Römischen Reich, etwa in Gerasa, Ephesos und Augusta Raurica, vgl. Wilson 2002. Ausonius beschreibt solche Wassersägen auch entlang der Mosel, vgl. Aus. Mos. 359–364. Wikander 2000, 378 f. glaubt, dass nur große Mühlenkomplexe ihr Wasser aus Aquädukten bezogen; dagegen Wilson 1990, 327 und Wefers 2015, 193–196. Wefers 2015, 196. Passchier u.a. 2013 c, 2008. Wahl-Clerici 2016, 288. Plin. Nat. 33, 74–76 mit einer der ausführlichsten Beschreibungen zum Bergbau und der Nutzung des Wassers dafür.

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Fluss Durias zur Auswaschung von Gold so intensiv genutzt, dass sie sein Bett komplett trocken legten und damit den anderen Stämmen das Wasser entzogen. 742 Insgesamt betrachtet lässt sich das Konzept der Konsumentenstadt nicht aufrecht erhalten. Im Gegenteil sorgten die Wasserleitungen für eine breitere Verteilung von Wasserressourcen, die vorher nicht einmal zugänglich gewesen sein müssen. Die Klagen über Wasserdiebstahl, wie wir sie aus Frontinus kennen, beziehen sich ausschließlich auf Anrainer an den Aquädukten, die eine sich bietende Gelegenheit nutzten und zudem in vielen Fällen mit reichen Villenbesitzern gleichzusetzen sind, die das Wasser nicht aus überlebensnotwendigen oder landwirtschaftlichen Zwecken nutzen wollten. 743 Der oben beschriebene Konflikt der Salasser zeigt, dass die unsachgemäße und vor allem übermäßige Nutzung von Wasserressourcen auch in einem kriegerischen Konflikt enden konnte und es deshalb wohl im Interesse der öffentlichen Hand gewesen haben musste, dies zu vermeiden und für Ausgleich zu sorgen. Auf einer juristischen Ebene gab es zudem bewährte Mechanismen, Streitigkeiten um (vor allem gemeinschaftlich genutztes) Wasser zu lösen. 744 Betrachtet man speziell die kleinasiatischen Städte, lässt sich dem Vorwurf des „städtischen Wasserdiebstahls“ auch entgegenhalten, dass sich autonome Wasserinfrastrukturen auch extraurban finden lassen und sogar kleinere Dörfer in der Lage waren, diese bei Bedarf zu finanzieren und zu bauen. 745 Hinzu kommt, dass nur ein geringer Teil Kleinasiens klimatisch betrachtet so aride ist, dass sich Konkurrenzsituationen um Wasserressourcen ergeben konnten. Für eine Intensivierung der landwirtschaftlichen Produktion im ländlichen Raum fehlen direkte Belege, so dass sich darüber zumindest für Kleinasien kaum eine Aussage treffen lässt. Die Parallelbeispiele aus Afrika haben jedoch gezeigt, dass Aquädukte insbesondere in ariden Regionen eine bessere und stabilere Bewässerung und den Anbau wasserintensiver Pflanzen ermöglichten. Einen Sonderfall stellen solch spezielle Wirtschaftszweige wie der Goldabbau dar. Zwar mochten die Leitungen autonom gewesen sein und damit in keinerlei Konkurrenz zum städtischen Gewerbe, konnten jedoch andere externe Nutzer, wie etwa entlang des Flusses siedelnde Stämme beeinträchtigen. Das Konzept der „conspicious consumption“ kann also genauso wenig aufrecht erhalten werden, wie die Ausbeutung von Wasserressourcen für ökonomische Zwecke. Der Grund dafür, warum die Städte in Aquädukte investierten, muss also in anderen Bereichen gesucht werden.

742 743 744 745

Strab. 4,6,7. Bruun 2001, 215. Siehe dazu etwa die detaillierten Regelungen von Bewässerungsgenossenschaften, S. 160–162. S. S. 366–368. Im syrischen Kréyé brachte eine Dorfgemeinschaft etwa die beachtliche Summe von 150 000 Denaren zum Bau einer Leitung und eines Reservoirs auf, vgl. IGR III 1317.

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Kaiser, Euergeten und Poleis

Die Wasserversorgung als kommunale Pflichtaufgabe

Aus moderner Perspektive ist die Versorgung mit Trinkwasser und die Beseitigung von Abwasser eine Pflicht, der jede Stadt und jede Gemeinde im Einklang mit den geltenden Rahmenvereinbarungen und Gesetzen des Bundes zu großen Teilen eigenverantwortlich nachkommen muss. 746 Betrachtet man die moderne Forschungsdiskussion, spielt der bereits erwähnte schlechte Ruf der antiken Städte erneut in die Argumentation hinein und manifestiert sich in der Frage nach dem Nutzen der Leitungen für eine geregelte Bereitstellung von Brauchwasser. So argumentierte Brent D. Shaw, dass die Aquädukte in Afrika sehr spät aufkamen 747 und dementsprechend nicht Teil der Grundversorgung dieser Städte gewesen sein könnten – vielmehr seien sie das Ergebnis technischer Entwicklung und eines gewissen zivilisatorischen Niveaus und gälten als hydraulic ornaments. 748 Die andere Forschungsrichtung, wie etwa Dora P. Crouch sie vertritt, sieht die Aquädukte eher als notwendige Voraussetzung für die Gründung und das Wachstum von antiken Städten an. 749 Die Digesten verweisen zunächst deutlich auf die Relevanz einer geregelten Wasserversorgung für das Überleben einer Stadt: non enim tam necessariam refectionem itinerum quam rivorum esse, quando non refectis rivis omnis usus aquae auferretur et homines siti necarentur. 750 Plinius überzeugt damit Traian vom Bau eines Aquädukts für Sinope, Procopius rühmt Iustinian dafür, mit Hilfe einer Leitung den Durst der Konstantinopolitaner im Sommer durch den Bau einer Zisterne gelindert zu haben und nutzt dieselbe Argumentation noch weitere Male. 751 So hatte Iustinian beispielsweise Helenopolis einen Aquädukt bauen lassen, damit die Menschen genug Trinkwasser hatten – darum hatte sich Kaiser Constantin nach Aussage Prokops nicht gekümmert – und sogar den Luxus einer Therme genießen konnten. Interessant ist die Anmerkung Prokops, dass Helenopolis zwar ein Badehaus besessen habe, dies aber aufgrund von Wassermangel vorher nicht richtig hatte nutzen können. 752 Dank Iustinians Engagement sehe Helenopolis nun nicht mehr wie eine Wüstenei, sondern wie eine florierende Stadt aus. Eine weniger panegyrische Dimension mag das eben zitierte Argument in den Digesten haben. 753 Und auch die Epigramme für den Proconsul Festus in Didyma oder für Bryonianus Lollianus in Side, die sich um die Reparatur von Brunnen nach den Goteneinfällen verdient gemacht hatten, zeigen,

746 Dies ist vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit genau geregelt, vgl. etwa https://www.bmu.de. 747 Shaw 1991, 67 f. (klassisches Beispiel ist die Stadt Thuburbo Maius). 748 Shaw 1991. 749 Crouch 1993, 5. 750 43,21,4. 751 Plin. Epist. 10,90; Prok. Aed. 1, 11, 10–15. 752 Prok. Aed. 5,2. 753 Dig. 43,21,4.

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dass die Wasserversorgung noch in der Spätantike sehr prekär sein konnte. 754 Im 5. Jh. n. Chr. dankte Stratonikeia dem Euergeten Apollinarios für den Bau einer Wasserleitung und die Beendigung des Durstes der Stadt. 755 Ähnliches dokumentiert schließlich eine Ehreninschrift aus dem 5. Jh. n.  Chr. für den comes Erythrios, der die Zuleitungen zu den Thermen von Amisos wiederhergestellt hatte. Die Inschrift spricht von ὑδάτων λῖψιν (Z. 14), obwohl die Gegend rund um Amisos sehr wasserreich ist. 756 Während die genannten Inschriften zumindest zum Teil unter den Verdacht der Topik fallen könnten, so zeigen die literarischen Quellen deutlich, dass der Wunsch nach einer geregelten Trinkwasserversorgung nicht immer erfüllt wurde und Anlass zu spöttischer Kritik bot. Martial spottete etwa darüber, dass in Ravenna das Wasser teurer sei als der Wein und er deshalb lieber ersteres besäße. 757 Dazu passt die Bemerkung des Sidonius Apollinaris über den Schlamm in den Wasserreservoirs. 758 Auch Horaz beklagt sich häufig darüber, dass man Wasser etwa in Aequum Tutivum, Canusium oder Gnatia nur gegen Bezahlung bekäme, und fragt sich, ob das schlechte Wasser in Velia oder Salernum Regenwasser oder Brunnenwasser sei. 759 Pausanias kritisiert gleich mehrere Städte, denen es zwar gelungen war, das nötige Brauchwasser bereitzustellen, nicht jedoch, ihren Bewohnern die Annehmlichkeit des Badens zu ermöglichen: In Hyampolis in Griechenland gäbe es nur einen Brunnen für Trinkwasser, für alles andere müsse man Regenwasser nutzen; auch im peloponnesischen Pellene habe man nur Trinkbrunnen und müsse in Regenwasser baden. 760 Wasserversorgung und -entsorgung gehörten zur Stadtplanung dazu, wie etwa Priene zeigt und ihr Fehlen wurde bemängelt. Strabon wertet es als großen Fehler der Bauherren von Smyrna, sich nicht um ein Abwassersystem gekümmert zu haben. 761 In all den genannten Fällen kann von hydraulic ornaments keine Rede sein. Konnte eine Stadt diese Mindestansprüche an den urbanen Lebensstandard nicht erfüllen, konnte ihr gar der Status als zivilisierte Metropolis in Abrede gestellt werden. 762 Umgekehrt bemühten sich die Städte, dieses Wasser überall zur Verfügung zu stellen, eine Bemühung, die sich vor allem an der stadtplanerisch bewussten Erschließung neuer Wohnviertel durch Leitungen zeigen lässt. Pergamon etwa dehnte sich in römischer Zeit nach Süden aus: Das neue Viertel wurde von Beginn an mit der Leitung versorgt, die beim Asklepieion endete, und erhielt in späte754 SGO 01/19/37 (Didyma; für den vollständigen Text s. Anhang Nr. 3); I. Side 105 und 106 (Lollianus; für eine detaillierte Diskussion der Inschrift s. u. S. 276 f.). Parallelbeispiele aus dem lateinischsprachigen Westen gibt es zahlreiche, so etwa AE 1946, 61 (Cirta). 755 I. Stratonikeia 1529. 756 Marek 2000, isb. 374. 757 Mart. 3,56. 758 Sidon. Epist. 5,6. 759 Hor. Sat. 1,5,88–91. Hor. Epist. 1,15,15–16. Schalles 2017, 22. Zum Beruf des Wasserverkäufers vgl. Schmölder-Veit 2009, 28. 760 Paus. 10,35,6, und 7,27,4. 761 Strab. 14,1,37. 762 Siehe dazu das folgende Kapitel zur urbanitas auf S. 347–353.

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rer Zeit zwei weitere Leitungen zur Deckung seines Wasserbedarfs. 763 Auch in Antiochia in Pisidien lässt sich der Zusammenhang zwischen dem Ausbau der Stadt und der Versorgung der neuen Stadtteile mit Leitungswasser gut beobachten. 764 In Sagalassos lässt sich sogar ein zweistufiger Ausbau der Infrastruktur innerhalb kurzer Zeit erkennen. Marc Waelkens geht davon aus, dass der obere westliche und der obere östliche Aquädukt mit dem Ausbau der Oberstadt in augusteischer Zeit gebaut wurden und der untere westliche Aquädukt parallel in tiberischer Zeit den neuen südlichen Stadtteil versorgte. 765 Ähnlich verhält es sich auch in Ephesos, das bereits in hellenistischer Zeit ein bedeutendes städtisches Zentrum mit einer Wasserleitung gewesen war, in der Kaiserzeit jedoch noch einmal deutlich expandierte. Dies hing zunächst sicherlich damit zusammen, dass Ephesos der Statthaltersitz wurde und dank seines wichtigen Hafens zu einer der zentralen Anlaufstellen in Kleinasien avancierte. Im Zuge der Provinzialisierung Asias reisten auch zahlreiche Italiker in diese Metropole und trugen zu ihrem Bevölkerungswachstum bei. 766 Während die erste augusteische Wasserleitung diesen Bedürfnissen Rechnung getragen hatte, indem sie mit dem Hafenviertel und dem Staatsmarkt die neuen Zentren von Ephesos versorgte, lässt sich über die Notwendigkeit der späteren Leitungen zur reinen Trinkwasserversorgung sicherlich diskutieren: Die diokletianische Leitung diente, ebenso wie die Leitung des Aristion nur wenige Jahrzehnte später, der Versorgung des Domitiansplatzes, auf dem sich der Kaiserkulttempel befand. 767 Die letzte und längste Leitung wurde in hadrianischer Zeit gebaut, doch ist ihr Zweck bislang unklar. 768 Zur Stadtplanung zählten dabei nicht nur die Aquädukte, sondern auch das innerstädtische Leitungsnetz, das in Kleinasien bis jetzt nur in wenigen Poleis aufgearbeitet wurde, ein Desiderat, das sicherlich gerade in Bezug auf das Wassermanagement generell noch deutliche Erkenntnisfortschritte liefern könnte. Dort, wo sie bekannt sind  –  vor allem in Priene, Pergamon und Aphrodisias – wird deutlich, dass diese Leitungen dem Straßensystem folgten, also als bewusstes stadtplanerisches Element angesehen werden können. 769 Die Planung der Leitung und ihres Verteilernetzes war essentiell wichtig, denn

763 Uytterhoeven 2013, 145 f. 764 Antiochias Gründung und der Ausbau der Wasserinfrastruktur werden auf S. 225–228 genauer besprochen. 765 Waelkens 2016, 327 f. 766 Kirbihler 2007. Raja 2012, 64 (mit zwei Plänen, die die Expansion von Ephesos visualisieren), sowie 65–75 (Entwicklung im ersten Jahrhundert) und 75–84 (Stadtentwicklung von Domitian bis zu den Severern). 767 Siehe dazu ausführlich oben auf S. 240–244 und 256–262. 768 Wiplinger 2016 und 2019 mit einer detaillierten archäologischen Aufarbeitung und Dokumentation der gesamten Leitung bis in die Spätantike. 769 Wilson 2016, 102 f. (Aphrodisias); Fahlbusch 2003, 74 (Priene); Wellbrock 2012 (Pergamon). Der selten aufgearbeitete archäologische Befund lässt sich auch in diesem Themenbereich gewinnbringend durch jene Inschriften ergänzen, die das innerstädtische Leitungssystem thematisieren und insbesondere in Kapitel 5.3.2 zur Sprache kommen sollen.

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sie bildete schließlich das Rückgrat für eine relativ flexible Verteilung von Brunnen und Thermen über das Stadtgebiet. 770 Betrachtet man Städte mit mehreren großen Fernwasserleitungen, so ist ein Zusammenhang zwischen dem Bau von zwei oder mehr Leitungen und einer Zunahme der Bevölkerung zwar zu beobachten, lässt sich aber nicht in einen klaren Kausalzusammenhang bringen, da gerade das Bevölkerungswachstum von anderen Faktoren abhängig war. Auf sichererem Grund bewegt man sich, wenn man eine generelle Wechselbeziehung zwischen der Anzahl der Leitungen und der Größe einer Stadt postuliert: Große Metropolen wie Ephesos, Konstantinopel und Pergamon hatten mehrere Aquädukte, die meisten anderen Städte zwei oder eher sogar nur eine Leitung. Mit der urbanistischen Komplexität einer Polis hatte der Bau von Leitungen hingegen nur begrenzt etwas zu tun – auch Dörfer ließen Aquädukte bauen. 771 Während sich der Zusammenhang zwischen Bevölkerungswachstum und Leitungsbau nur sehr allgemein beschreiben lässt, kann man umgekehrt fragen, ob sich eine zunehmende Abhängigkeit der Poleis von diesen Leitungen entwickelte, so dass deren Funktionstüchtigkeit zu einer wichtigen Pflicht der Städte avancierte. Die Tendenzen dazu lassen sich bereits im Hellenismus erkennen, wie das Astynomengesetz klar vor Augen geführt hat. Die Pergamener waren dazu angehalten worden, ihre vernachlässigten Zisternen zu reinigen, damit diese im Belagerungsfall funktionstüchtig waren. 772 Zwar mochten die Leitungen eine bequemere Art der Wasserversorgung ermöglichen, sie waren im Belagerungsfall jedoch anfällig für die Zerstörung durch Feinde. 773 Selbst die Stadtrömer bekamen während der Belagerung durch die Goten im Jahr 537 n. Chr. zu spüren, was der Verlust der Wasserleitungen für ihre täglichen Lebensgewohnheiten bedeutete, denn die Goten hatten die Leitungen zerstört. Prokop konstatierte nüchtern, dass die Römer bitter erfahren mussten, was es bedeutete, ohne Thermen leben zu müssen. 774 Ein deutlich häufigeres Problem stellten insbesondere Erdbeben und deren Folgeerscheinungen dar, die die Abhängigkeit einer Stadt von ihren Leitungen, wie etwa in Sagalassos, im diachronen Überblick klar zu Tage treten lassen.

770 Diese flexible Verteilung ist einer der wichtigsten technischen Fortschritte im Vergleich zu einer Wasserversorgung durch Brunnen oder Zisternen, siehe dazu auch oben Kapitel 2.3. 771 In den griechischen Inschriften tauchen verschiedene Begriffe für „Dorf“ auf, darunter κώμη und κατοικία (Schuler 1998, 17–41 mit einer Definition und einigen Belegen für diese Siedlungsformen in Kleinasien). Für die folgende Argumentation ist es wichtig, dass diese Siedlungen nicht nur eine gewisse Größe erreichen konnten, sondern auch verwaltungstechnische Komplexität (Schuler 1998, 32 mit der Definition). 772 Saba 2012, 25 f., Coll. IV Z. 203–216. Für die Details s. S. 121. 773 Prok. Aed. 1,19,20 (Goteneinfälle in Rom). 774 Prok. BG 5,19,27. Wie wichtig Wasser im Belagerungsfall war, zeigt sich auch an der gallischen Stadt Uxellodunum, die von Caesar bedroht wurde und ihre Wasserversorgung, die von externem Fluss- und Quellwasser abhing, nicht mehr garantieren konnte, vgl. Caes. Gall. 8,40–41.

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Insgesamt wurde Sagalassos wohl von insgesamt sechs Leitungen versorgt, von denen sich nur wenige über eine längere Distanz nachverfolgen lassen. 775 Zwei Leitungen verliefen im Osten der Stadt und brachten Wasser aus dem Ağlasun-Gebirge. Ihre parallele Führung ist auffällig, allerdings nicht mehr bis Sagalassos zu verfolgen, da der untere Aquädukt durch einen Erdrutsch vollkommen zerstört wurde. 776 Nach dem Abrutsch lassen sich nur noch Spuren einer einzigen Leitung erkennen, die im Osten der Stadt wahrscheinlich in einem Auffangbecken endete. Dementsprechend unklar ist auch, welchem Zweck das Wasser diente. In augusteischer Zeit wurde ein Teil des Wassers aus dem bereits besprochenen hellenistischen Aquädukt abgezweigt und einem Brunnen auf der Oberen Agora zugeleitet. 777 Der zweite östliche Aquädukt wurde hingegen erst um 118/119 n. Chr. gebaut, um die neuen Kaiserthermen zu versorgen. 778 Im Westen lassen sich noch Spuren von drei weiteren Aquädukten finden, die aufgrund der hohen Erosionsanfälligkeit der Hänge nur noch schlecht erhalten sind, jedoch wohl alle in römischer Zeit gebaut wurden. 779 Marc Waelkens geht davon aus, dass der obere östliche und der obere westliche Aquädukt mit dem Ausbau der Oberstadt in augusteischer Zeit gebaut wurden und der zweite westliche Aquädukt in tiberischer Zeit den neuen südlichen Stadtteil versorgte. 780 Zu den wichtigsten Leitungen der Stadt zählte darüber hinaus der mittlere westliche Aquädukt, der wohl in traianischer oder hadrianischer Zeit zur Versorgung der großen Prachtbrunnen gebaut wurden. 781 Neben dieser auffällig hohen Anzahl an Aquädukten 782 schien Sagalassos generell eine Vorliebe für Wasserbauten gehabt zu haben: Die Stadt schmückte sich mit mehreren Brunnenbauten und Bädern, deren Datierung jedoch schwierig ist. 783 Große Prachtnymphaeen entstanden erst in traianischer und hadrianischer Zeit, die ebenfalls leitungsgestützt operierten, und die Alten Thermen wurden durch die fünfmal größeren Kaiserthermen ersetzt, die wohl einen weiteren Aquädukt erforderlich machten. Der Ausbau der Wasserversorgung könnte, analog zu Ephesos, mit dem Neokorie-Titel zusammenhängen, den die Stadt 118/119 n. Chr. erhalten hatte. 784 Noch in der Zeit von Marcus Aurelius wurde das Brun-

775 Steegen u.a. 2000, 635. 776 Owens 1995, 93. 777 Der augusteische Brunnen wurde wahrscheinlich vom Agoranomen Admon, dem Sohn des Troilos gebaut, wie die Bauinschrift nahelegt, vgl. I. Sagalassos 72 mit 76 und 77 (Erwähnung seines Sohnes Arnestes). Für die hellenistische Phase von Sagalassos siehe bereits oben S. 124 f. 778 Waelkens 2016, 330 f. 779 Steegen u.a. 2000, 644. 780 Waelkens 2016, 327 f. 781 Waelkens 2016, 328 f. 782 Andere pisidische Städte wie z.B. Antiochia verfügten nur über zwei Leitungen, vgl. Martens 2008, 250. 783 Martens 2008, 252. Waelkens 2016, 325–331 spekuliert, dass zwei Krenen, die vom oberen östlichen Aquädukt und oberen westlichen Aquädukt versorgt wurden, in die augusteische Zeit datieren und die relativ kleinen Thermen im Osten ebenfalls von der augusteischen Ost-Leitung profitierten. 784 Waelkens 2016, 328 f. Ζwei Nymphaea, die auch inschriftlich belegt sind, wurden von der mittleren westlichen Leitung versorgt, wobei das traianische zugunsten des hadrianischen abgetragen wurde.

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nenhaus in der nördlichen Ecke der Oberen Agora durch ein weiteres Prachtnymphaeum ersetzt, der hadrianische Prachtbrunnen dekorativ ausgestaltet. 785 Während es sich bei diesen Bauten um keine lebensnotwendigen Gebäude handelte, hatte die Abhängigkeit der Stadt von einem nahegelegenen Aquifer in der Spätantike deutlich größere Konsequenzen. Sagalassos hatte aufgrund seiner Nähe zu diesem Aquifer bis in die Kaiserzeit hinein keinerlei Speicheranlagen wie Zisternen oder Becken errichtet. Eine der wasserführenden Schichten im Süden der Stadt trocknete, möglicherweise aufgrund eines Erdbebens, in der Spätantike völlig aus. 786 Ein weiteres Erdbeben zerstörte um 500 n.  Chr. auch die Fernwasserleitungen. Die Stadt reagierte auf diese Einschnitte in ihre gewohnte Wasserversorgung mit zwei unterschiedlichen Strategien: Zunächst wurden im 6. Jh. n. Chr. die ersten Zisternen für die Trinkwasserversorgung gebaut. In einem zweiten Schritt erhielten auch die großen Zierbauten, wie etwa die Nymphaeen Speicherbauten, wurden also durch Regenwasser versorgt. 787 Pergamon und Sagalassos verdeutlichen beispielhaft, wie sich die Städte in die Abhängigkeit ihrer Leitungen begaben, indem sie andere Möglichkeiten der Wasserversorgung aufgaben oder gar nicht erst entwickelten. 788 Dies konnte unter Umständen deutlich dramatischere Folgen nach sich ziehen: Die Bewohner der mesopotamischen Stadt Dara verließen diese nach dem Zusammenbruch der Wasserleitung mit der Begründung, dass sie ihren gewohnten zivilisatorischen Standards nicht mehr entsprach. 789 Die Instandhaltung der Wasserleitungen zählte damit zu den grundlegenden Pflichten einer Stadt, die diese für ihr Überleben bereitstellen musste. Darunter lässt sich nicht nur die technische Wartung subsumieren, sondern auch die generelle Funktionsfähigkeit und Kontrolle des gesamten Systems. Ein neuer Brunnen oder gar eine neue Therme konnten das bestehende Gleichgewicht aus Wasserdargebot und Wasserentnahme stören und damit das gesamte System zum Erliegen bringen. Umgekehrt musste auch eine neue Leitung mit ihren zukünftigen Endabnehmern und dem zu liefernden Wasservolumen sorgfältig geplant und in die bestehende städtische Topographie integriert werden. Dass die Städte einen Überblick über ihre Wasserinfrastruktur hatten, ist für Rom hinlänglich bekannt. Dort hatten die Senatoren 11 v. Chr. entschieden, keine neuen Brunnen zu bauen, weil die Leitungen keine zusätzlichen Abnehmer verkraften konnten. 790 In der Kaiserzeit erfahren wir von Frontinus, dass dieser die Wassermengen, die im System transportiert wurden, bis ins Detail kannte und anhand eindrucksvoller Listen demonstrierte, dass er den genauen Überblick über die Abnehmer in der Stadt und auf dem Land hatte. 791 In severischer Zeit konnte jeder Betrachter das stadtrömische Wassersystem di785 786 787 788

Waelkens 2016, 332 f. Im alten Flussbett wurden spätantike Gräber gefunden, vgl. Waelkens u.a. 1990, 50. Martens 2008, 255–257. Diese eindimensionale und damit kaum variable Art der Wasserversorgung beobachtete Schmölder-Veit 2009, 157 auch in ihrem Untersuchungsgebiet, dem Brunnenbau. 789 Prok. Aed. 2,3,24–26. Erwähnenswert ist die ausführliche Deutung von Pickett 2020, 105–110. 790 Frontin. Aqu. 104,1. 791 Z.B. Frontin. Aqu. 83 mit der Kalkulation der Wassermenge der Aqua Iulia.

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Kaiser, Euergeten und Poleis

rekt visuell auf sich wirken lassen, denn die Leitungen und andere Wasserbauten waren auf der marmornen Stadtkarte, der forma urbis Romae vermerkt. 792 Auch in Kleinasien führten die Städte genaue Listen über ihre vorhandenen Wasserbauten: In Erythrai existierte bereits im 4. Jh. v. Chr. ein Verzeichnis aller Straßen inklusive der dort entlang laufenden Abwasserkanäle 793, in Sardeis wurde im 3. Jh. n. Chr. ein Brunnenverzeichnis angelegt, das die Brunnen anhand verschiedener topographischer Zusätze genau identifizierte. Die Brunnen waren darüber hinaus durch ihr Fassungsvermögen klassifiziert (100–1700 Liter), so dass aus dem Verzeichnis ersichtlich war, welchen Wasserverbrauch die Brunnen bedienten. 794 Und in Beroia kalkulierte der Proconsul die zur Verfügung stehende Wassermenge im 1. Jh. n. Chr. nach Umbauarbeiten sogar neu und teilte das Wasser, das nicht für die öffentliche Nutzung benötigt wurde, den Bouleuten zu. 795 In Laodikeia am Lykos gab es seit dem Beginn des 2. Jh. n. Chr. sogar einen eigenen Amtsträger, der sich nur um die Vergabe von privat genutzten Wasseranschlüssen zu kümmern hatte – die Stadt konnte die zur Verfügung gestellte Wassermenge also genau kalkulieren. 796 Diese Kalkulation wurde im Fall von Laodikeia mit Hilfe der Recheneinheit der Daktyloi aufgestellt: Private Anschlüsse durften nur Volumina von einem halben bis einem Daktylos beziehen; zudem musste die Stadt 20 Daktyloi zurückhalten, die nicht verkauft werden durften. 797 Gerade die Verwaltung und Koordination der gesamten Wasserinfrastruktur zählte also zu den maßgebenden und wichtigsten kommunalen Pflichtaufgaben einer Polis, insbesondere da diese mit hohen personellen und finanziellen Kosten verbunden war, die nicht auf die einzelnen Bürger umgelegt wurden. Die Städte mussten für den Bau einer neuen Leitung bereits kalkulieren, wie viel Wasser diese lieferte und welchen Umfang die Verteilerbauten aufnehmen mussten. Für die bereits bestehende Infrastruktur musste ein Gleichgewicht zwischen Wasserdargebot und Verbrauch herrschen, da sonst die Versorgung im Gesamten gestört werden konnte. Während die Bedeutung der Städte für die grundlegende Wasserversorgung deutlich geworden ist, lohnt es sich im Folgenden, auch der Frage nach ihrer Beteiligung am Bau von hydraulic ornaments und der damit einhergehenden Verschönerung und Urbanisierung nachzugehen.

792 Die Digitalisierung der vorhandenen Fragmente der Karte durch die Universität Stanford ist nun abgeschlossen, vgl. https://formaurbis.stanford.edu (zuletzt abgerufen am 23.01.2020). Auf dem Fragment VIII-5 ist etwa die Sektion der Aqua Claudia abgebildet, die zwischen Septizodium und Colosseum verläuft. 793 I. Erythrai 151. 794 Buckler, Robinson 1932, 38–39, Nr. 17. 795 I Beroia 41. 796 Guizzi 2019, 149 § 13. Für den vollständigen Text s. Anhang Nr. 7, S. 459–463. 797 Guizzi 2019, 148 § 7. Diese 20 Daktyloi sollten der Erhitzung von Rohren dienen. Ebd. 159 vermutet, dass das Einfrieren der Bleirohre damit verhindert werden sollte und verweist auf eine noch unpublizierte Inschrift, die eine beheizte Porticus dokumentiert.

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5.4.6

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Städte als Bauherren von Thermen und Nymphaeen

Analog zu den Wasserleitungen soll zunächst aus epigraphischer Sicht untersucht werden, inwiefern städtisches Engagement für Thermen und Nymphaeen dokumentiert ist. Obwohl die Forschung in de letzten Jahren viele Fragen bezüglich architektonischer Entwicklung und soziokultureller Bedeutung von Thermen beantwortete, existiert für Kleinasien kein umfassender Thermenkatalog. 798 Andrew Farrington gab zwar in den 90er Jahren einen Überblick über Thermenbauten in Lykien, nahm dabei die Wasserversorgung jedoch nicht detailliert in den Blick. 799 Der Katalog von Yves Thebért aus dem Jahr 2002 zu den afrikanischen Thermen folgt dieser Methodik: Er ist aus archäologischer Perspektive mustergültig verfasst, geht jedoch mit keinem Wort auf die Wasserversorgung der Thermen ein. 800 Den umfassendsten Zugang bietet nach wie vor der zweibändige Katalog von Inge Nielsen, die jedoch einen sehr breiten Zugriff auf das Imperium Romanum wählte und damit selten ins Details geht. Zudem ist ihr Interesse vor allem dem Studium der Bautypen und deren Verbreitung gewidmet. 801 In Nielsens Katalog sind insgesamt knapp 100 Thermen für Kleinasien dokumentiert. 802 Die meisten Neubauten lassen sich in das 2. Jh. n. Chr. datieren, korrespondieren also zunächst mit der Hochphase des Aquäduktbaus. 803 Selbst bei bekannten und intensiv studierten Thermenanlagen ist die Wasserversorgung nicht immer sicher rekonstruierbar. In Fagans Katalog sind 30 Inschriften zu Thermenbauten in Kleinasien aufgelistet, die nichts über deren Wasserversorgung aussagen. 804 Sie gehen zwar auf Details, wie die Ausstattung ein 805, jedoch nur in einem einzigen Fall auf die Wasserversorgung. 806 Dies mag sich zunächst 798 Richard 2012, 253. Fagan 2002, 43 mit einem Überblick über die chronologische Verbreitung und in Kapitel 3 mit der schwierigen Frage, warum Baden bei den Römern eigentlich so populär war. Trümper, Lucore 2013 mit einem hervorragenden Sammelband zu vielen Aspekten der griechischen Thermen anhand zahlreicher Fallstudien, allerdings ohne Beispiele aus Kleinasien. Sie aktualisieren damit den inzwischen veralteten Band von Ginouvès 1962 zum griechischen Badewesen. Die Wasserversorgung ist, wie im Katalogteil des Sammelbandes deutlich wird, in den meisten Fällen ungeklärt, am häufigsten stützten sich die Thermen auf mehrere Reservoirs, Becken oder sonstige Speichermöglichkeiten. In Trümpers und Lucores Sammelband ist insbesondere der Beitrag von Yegül hervorzuheben, der sich mit der Frage nach dem Ursprung der römischen Thermen und dem Einfluss von griechischer Badepraxis beschäftigt. 799 Farrington 1995 konzentrierte sich, wie der Titel „Architectural Studies“ bereits eingrenzt, vor allem auf die Aufnahme und den architektonischen Vergleich des Baubefunds. 800 Thébert 2003. 801 Nielsen 1990. An der Akdeniz Universität wurde von Hüseyin Uzunoğlu eine Dissertation zu Wasserbauten in Kleinasien verfasst, die einen umfassenden Inschriftenkatalog enthält, doch wurde diese bis zur Drucklegung der Dissertation noch nicht publiziert. 802 Nielsen 1990, 96. 803 Nielsen 1990, 98. 804 Fagan 2002, 329–344, Nr. 288–328. 805 Fagan 2002, 332 f., Nr. 298; 334, Nr. 302; 341 f., Nr. 324. 806 Fagan 2002, 347, Nr. 337. Die Inschrift ist zudem nicht ganz erhalten. Es ist zwar von βαλανεῖα (Z. 3) und ὕδωρ καταγαγόντα (Z. 6) die Rede, doch da der Anfang vollständig fehlt, kann der Zusammenhang zwar mit großer Wahrscheinlichkeit angenommen werden, ist jedoch nicht vollständig sicher.

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Kaiser, Euergeten und Poleis

aus dem lückenhaften Befund heraus erklären, doch eine Gegenprobe aus dem lateinischsprachigen Westen zeigt, dass dies nicht die einzige Erklärung sein kann. Die Inschriften weisen häufig eine direkte Verbindung zwischen dem Bau einer Leitung und einer Thermen auf: Garreth Fagan hat in seinem umfassenden Inschriftenkatalog 17 entsprechende Beispiele aufgelistet. 807 Über konkrete Finanzierungsmaßnahmen berichten die Inschriften ebenfalls nur selten. 808 Das lykische Patara bezahlte beispielsweise in vespasianischer Zeit einen Teil seiner Thermen 809, die Stadt Metropolis in Ionien ließ in neronischer Zeit gemeinsam mit ihren Bürgern die Thermen erweitern 810, Kyaneai in Lykien weihte Ares, Zeus, Eleutheria und Antoninus Pius ein Bad 811, unter Kaiser Titus ließ die Stadt Aperlai gemeinsam mit ihren Sympoliten ein neues Bad mit einer Vorhalle errichten, 812 die Stadt Sidamaria (Lykaonien) weihte Hadrian ein Bad 813 und ein namentlich unbekanntes Dorf aus dem Umkreis von Ephesos ließ Ende des 2. Jh. n. Chr. wahrscheinlich ebenfalls eine Therme errichten. 814 Auch aus der Gesamtschau heraus stand städtisches Engagement wohl in keinem Verhältnis zum Stiftungsverhalten einzelner Euergeten: Heinrich Meusel sammelte 197 Thermeninschriften, von denen er nur 40 auf eine öffentliche Stiftung zurückführte. 815 Für eine genauere Bewertung wäre zunächst eine umfassende Aufarbeitung der kleinasiatischen Thermen unter dem Gesichtspunkt ihrer Stifter notwendig, doch erscheint die Rolle der Städte auf den ersten Blick wenig bedeutend. Ähnliche methodische Probleme ergeben sich bei der Analyse städtischen Engagements für Prachtbrunnen. Während Julian Richard die Inschriften überhaupt nicht berücksichtigt, wurden sie von Claudia Dorl-Klingenschmid zwar teilweise in ihren Katalog integriert, jedoch nicht ausgewertet.

807 Fagan 2002, 309–312, Nr. 222–238 aus Narbo (Gallien), Bergomum (Regio XI), Praeneste (Regio I), Coela (Thrakien), Forum Novum (Regio IV), Aurgi (Tarraconensis), Capena (Regio VII), Barcino (Tarraconensis), Vicus Albinnensis (Gallien), Karthago (Africa Proconsularis), Vreu (Africa), Tubernuc (Africa), Calama (Numidia), Satafis (Mauretania), Thignica (Numidia), Tarentum (Regio II). 808 Für die Analyse wurden insgesamt 230 Wasserbauinschriften aus dem Katalog von Hüseyin Uzunoğlu sowie der Nymphaeenkatalog von Claudia Dorl-Klingenschmid (145 Brunnenbauten) herangezogen. 809 Fagan 2002, 329, Nr. 289 (der Rest wurde vom Kaiser finanziert). Nur drei weitere Inschriften erwähnen überhaupt eine Finanzierung, vgl. ebd. 329, Nr. 288; 332, Nr. 297 und 333 Nr. 299. 810 Meriç 2004, 137: [[Νέρωνι Κλαυδίωι θεοῦ Κλαυδίου]]  | [[υἱῶι Καίσαρι Σεβαστῶι Γερμαν]]|[[ικῶι αὐτοκράτορι]]  | ἡ βουλὴ καὶ ὁ δῆμος καὶ οἱ ὐποσχό|μενοι καὶ δόντες ἀργύριον πο|λεῖται τε καὶ πολείτιδες | τὸ βαλανεῖον σὺν τῷ προβαλανείῳ | καὶ ἀλειπτηρίῳ καθιέρωσαν. S. a. ebd. 133–136 mit dem gut erhaltenen archäologischen Befund der Thermen. 811 Farrington 1995, 152, Nr. 19. 812 IGR III 690. 813 IGR III 273. 814 Die Inschrift ist nur fragmentarisch erhalten, vgl. I. Ephesos 7,1,3424. 815 Meusel 1960, 48–89 und De Haan 2010, 110 mit methodischer Kritik, die an dieser Stelle jedoch nicht relevant ist.

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Die Stadt Ephesos ließ in domitianischer Zeit die sogenannte Fontäne aus eigenen Mitteln erbauen 816 und Magnesia am Maeander ließ in hadrianischer Zeit einen Brunnen (κρήνη) mit Wasserzuleitung bauen. 817 Dieser augenfällige Befund hat, wie einleitend erwähnt, zum einen sicherlich mit der insgesamt seltenen epigraphischen Dokumentation von städtischer Aktivität im Baubereich zu tun – im Vergleich schneiden die Fernwasserleitungen dennoch deutlich besser ab, als Thermen und Nymphaeen. Zum anderen bestätigt und unterstreicht er die Analyse euergetischen Stiftungsverhaltens, das vor allem auf Thermen und Brunnenbauten konzentriert war. Die Poleis scheinen ihr Engagement also vor allem auf die öffentliche Wasserversorgung konzentriert zu haben und Prachtbauten wie Nymphaeen nur dann gebaut zu haben, wenn sie als Endpunkt der Leitung mit erbaut wurden.

5.4.7

Städtekonkurrenz

Der städtische Konkurrenzkampf, so heißt es, sei Ausdruck des agonalen griechischen Denkens, das sich in der Kaiserzeit in einem ständigen Wettbewerb um Titel, Rang und Einfluss äußerte. 818 Besonders bekannt sind etwa die Rangstreitigkeiten zwischen Smyrna, Pergamon und Ephesos, 819 zwischen Nikaia und Nikomedeia 820 oder zwischen Perge und Side. 821 Diese Streitigkeiten konnten verschiedene Ausdrucksformen annehmen, äußerten sich jedoch vor allem im Bauwesen. 822 So schrieb Aelius Aristides etwa, dass die Städte nur danach strebten, möglichst schön und einladend zu sein, damit alles voller Brunnen, Gymnasia und Schulen sei. 823 Ein berühmtes Beispiel für städtischen Konkurrenzkampf im Wasserbau sind die beiden Nachbarstädte Laodikeia am Lykos und Hierapolis in Phrygien. Beide Städte gelangten nicht nur gleichzeitig zu wirtschaftlicher Blüte und konnten auf die nötigen finanziellen Ressourcen zurückgreifen, um sich auf solche Großbauten zu konzentrieren, sondern hatten auch noch dieselbe ökonomische Basis, die Wollproduktion und die 816 I. Ephesos 2,415. 817 I. Magnesia 251. 818 Merkelbach 1978. Winter 1996, 54–61, der diesen Konkurrenzkampf als Ursache für die finanziellen Engpässe der Städte sehen möchte. 819 Klose 1997, 51–54; Zimmermann 2011, 66. Diese Streitigkeiten konnten nur durch das Eingreifen der Kaiser zumindest kurzfristig gelöst werden, vgl. z.B. den Brief des Antoninus Pius an die Epheser (I. Ephesos 5,1489–1490). 820 Robert, HSCP 81, 1977 mit Schwerpunkt auf den Inschriften und Münzen. 821 Nollé 1993b, 259 f. 822 Ein klassisches Beispiel für die ständigen Streitigkeiten der Städte untereinander sind die sogenannten Homonoia-Prägungen, vgl. Franke 1980 und etwas allgemeiner Kienast 1995. 823 Arist. Romrede 97: καὶ αἱ μὲν ἄλλαι πᾶσαι φιλονεικίαι τὰς πράξεις ἐπιλελοίπασι, μία δὲ αὕτη κατέχει πάσας ἔρις, ὅπως ὅτι καλλίστη καὶ ἡδίστη αὐτὴ ἑκάστη φανεῖται. πάντα δὲ μεστὰ γυμνασίων, κρηνῶν, προπυλαίων, νεῶν, δημιουργιῶν, διδασκάλων.

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Kaiser, Euergeten und Poleis

Textilfärberei. 824 Ende des 2. Jh. n. Chr. wurde in beiden Städte in kurzem Abstand eine Serie von Wasserbauten errichtet. In Laodikeia wurde zunächst ein Nymphaeum mit einer 40 Meter breiten Tabernakelfassade gebaut, das vom Tritonennymphaeum in Hierapolis nur wenige Jahre später übertroffen werden sollten. Dieses übertraf das laodikeische Nymphaeum damit nicht nur um 20 Meter, sondern zählte zu den größten bekannten Brunnenbauten in Kleinasien. Wohl zur selben Zeit wurde in Laodikeia in das CaracallaNymphaeum investiert, das Hierapolis mit einem ähnlich prunkvollen Nymphaeum am Apollonheiligtum konterte. Das Caracalla-Nymphaeum erhielt kurze Zeit später ein weiteres Stockwerk, das durchaus als Antwort verstanden werden kann. 825 Anzumerken bleibt, dass eine genaue Chronologie der einzelnen Bauphasen nicht möglich ist, der oben skizzierte „Schlagabtausch“ also zumindest im Detail spekulativ bleiben muss, da die genannten Bauten innerhalb weniger Jahre errichtet wurden und ihre Finanzierung zudem nicht bekannt ist. Die aufeinander bezogenen Bauten lassen jedoch keinerlei Zweifel zu, dass sich die Nachbarstädte architektonisch aneinander orientierten und die baulichen Aktivitäten der Konkurrentin im Auge hatten. Während der architektonische Bezug in diesem Fall schwieriger zu erkennen ist, lassen weitere Beispiele dieses Phänomen klarer hervortreten: So existierte in Milet etwa ein Brunnen, der dem bereits besprochenen Hydreikdocheion des Bassus in Ephesos zum Verwechseln ähnlich sah, nur dass der polychrome Marmor eine Farbe mehr aufwies. 826 Diana Y. Ng geht zudem davon aus, dass Perge und Side auch durch den Statuenschmuck ihrer Nymphaeen miteinander konkurrierten. 827 Da Nymphaeen vor allem die lokale städtische Identität visualisierten, indem sie auf Gründungsheroen oder die wichtigsten Stadtgottheiten rekurrierten, erstaunt es nicht, dass nur sie als einziger Wasserbautyp mehrfach auf lokalen Münzen erscheinen. 828 Wie wichtig den Poleis Wasser für die städtische Identität war, lässt sich an Hierapolis auch über seine Brunnenbauten hinaus zeigen. Im mittleren Diazoma des Theaters preist eine Inschrift Hierapolis als πότνια Νυμφῶν, die Herrin der Nymphen. 829 Eine Nymphe erscheint auch im berühmten Theaterrelief von Hierapolis: Ein gelagerter Flussgott spielt

824 Dorl-Klingenschmid 2006, 381 f. 825 Dorl-Klingenschmid 2006, 382 f. 826 Dorl-Klingenschmid 2006, 383, mit weiteren Beispielen und dem Hinweis, dass die beiden „Konkurrenzbauten“ in dieser architektonischen Form auch nur in Ephesos und Milet zu finden sind, also sehr spezifisch aufeinander Bezug nahmen. 827 Ng 2016. 828 Nymphaeen erscheinen z.B. auf Münzen aus Tarsos (Caracalla, SNG von Aulock 6016), Argos (Hadrian, RPC III 338), Alexandria in Ägypten (Traian, RPC III 4217.1), Pella in der Dekapolis (Commodus, RPC IV 6590), Neokaiserea (Alexander Severus, RPC VI 6525), Hadrianopolis in Thrakien ( Jean Elsen & ses fils S.A., Auction 95, lot 467, 15.03.2008) und Nikopolis ad Istrum in Moesia Inferior (Macrinus, AMNG I 1719). Quellen oder ihre Personifikationen sind extrem selten und wurden auf den Münzen nur abgebildet, wenn sie besonders berühmt waren, wie etwa die Peirene-Quelle in Korinth, die unter Marcus Aurelius in verschiedenen Varianten abgebildet wurde, vgl. RPC IV 10626 und 9494. Ich danke Olivier Hekster für diesen Hinweis. 829 Ἀσίδος εὐρείης προσφερέστατον οὖδας ἁπάντων  ǀ χαίροις χρυσόπολι Ἱεράπολι πότνια Νυμφῶν  ǀ νάμασιν ἀγλαίῃσι κεκασμέν⟨η⟩ (CIG 3909).

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ihr auf einer Doppelflöte ein Lied. 830 Dem Fluss Chrysorhoas waren möglicherweise sogar eigene Spiele geweiht. 831 Auch Münzen eigneten sich als Mittel für die städtische Konkurrenz, jedoch weniger dadurch, dass sie Wasserbauten visualisierten, als durch die Tatsache, dass die Städte durch die Prägung von Flussgöttern und Nymphen ihren Wasserreichtum zur Schau stellten. Zur Zeit des Marcus Aurelius prägte Pergamon eine Serie von Bronzemünzen, die auf der Rückseite Asklepios auf einem Podest zwischen zwei liegenden, einander zugewandten Flussgöttern zeigen, die dank der Umschrift als Selinos und Ketios zu identifizieren sind. 832 Rechts und links des Podestes sind zwei Preiskronen zu sehen. Christopher P. Jones wollte dieses Bild mit dem Bau der römischen Madradağ-Leitung in Verbindung bringen, doch scheint die Annahme plausibler, dass das Münzbild auf die Lage der Stadt inmitten der wasserreichen Flüsse rekurriert. 833 Möglicherweise bezog sich Pergamon mit diesem Bild tatsächlich auf seine Konkurrentin Ephesos. Die Stadt hatte bereits zur Zeit des Antoninus Pius eine ähnliche Münze ausgeprägt: Die Flussgötter Kaystros und Kenchrios liegen einander zugewandt gegenüber, zwischen ihnen die Artemis Ephesia. 834 Die Seltenheit dieses speziellen Münzbildes macht den direkten Bezug durchaus plausibel. Beide Münzen standen für den Wasserreichtum der beiden Städte, die unter diesem Aspekt miteinander in Konkurrenz traten. Dies erscheint deshalb schon denkbar, weil insbesondere die Quantität an Wasser, die eine Stadt zur Verfügung stellen konnte, zu einem wichtigen Teil ihrer Selbstdarstellung avancierte. So erstaunt es nicht, dass Libanios von einem Konkurrenzverhältnis zwischen Antiochia am Orontes und Konstantinopel berichtet, das genau diesen Aspekt des Wasserreichtums ins Zentrum stellt. 835 Wasserleitungen tauchen im Kontext des städtischen Konkurrenzkampfes dennoch kaum auf. Die bewusste Gestaltung der oberirdischen Leitungssektionen auch dort, wo dies technisch nicht notwendig war, zeigt zwar, dass man sich des ästhetischen Aspekts dieses Bauwerkstypus durchaus bewusst war, für den Wettbewerb eigneten sich Wasserleitungen hingegen nur in einem begrenzten Maß. Dies hing wohl damit zusammen, dass Aquädukte in der Hohen Kaiserzeit weit verbreitet waren und somit kein besonderes lokales Ausstattungsmerkmal einer einzelnen Stadt sein konnten, durch dessen Hilfe sie sich vor anderen Poleis auszeichnen konnte. Die Wasserleitungen wurden vielmehr Teil einer allgemeinen, regional übergreifenden und neuen städtischen Identität in Kleinasien, die sich unter anderem durch die reichliche Bereitstellung von Wasser auszeichnete.

830 831 832 833

Platte III a und b des Apollonzyklus, vgl. Ritti 1985, 51. Silvestrelli 2000, 395. SNG Cop. 486. S. a. S. 344 f. (Wasserreichtum von Ephesos). Jones 1991, 116. Fritze 1908, 22 f. geht wohl richtigerweise davon aus, dass die Flüsse die Lage der Stadt oder des Asklepieions markieren. Dies erscheint schon deshalb plausibel, weil die Flüsse, wie Jones selbst zugeben muss, nichts mit der Wasserversorgung von Pergamon zu tun hatten. 834 Imhoof-Blumer 1923, 262. 835 S. u. S. 339–341 für eine detaillierte Diskussion von Libanios’ Argumentation.

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Kaiser, Euergeten und Poleis

Die Städte und ihr Engagement für die öffentliche Infrastruktur

Es hat sich gezeigt, dass die Städte als Akteure im Wasserbau in der inschriftlichen Überlieferung nur schwer zu fassen sind. Das Quellenmaterial ist diffus und unvollständig, so dass man gerade etwa im Bereich der Finanzierung auf einige Vermutungen angewiesen ist. Dennoch ist deutlich geworden, dass die Städte als entscheidende Akteure für den Bau und die Instandhaltung von Fernwasserleitungen anzusprechen sind und damit eine Schlüsselrolle im Diffusionsprozess spielten. Sie trugen wohl nicht nur den größten Teil der anfallenden Kosten, sondern waren als planende und distributive Instanz unabdingbar: Sie konnten den Bau genehmigen, den Verlauf der Leitung festlegen und planen, die nötigen organisatorischen Anforderungen wie etwa den Kauf von Grundstücken erfüllen, Epimeleten und sonstiges Fachpersonal ernennen und private Anschlüsse vergeben. Entscheidend war jedoch, dass die Stadt als einziger Akteur dazu in der Lage war, den Überblick über die gesamte Wasserinfrastruktur zu behalten: Das Brunnenregister von Sardeis hat deutlich gemacht, dass man sich genau darüber im Klaren war, welche Endabnehmer an den Leitungen hingen und welche Mengen an Wasser sie benötigten. Es ist anzunehmen, dass solche Listen, die auch die privaten Anschlüsse umfassten, im jeweiligen Archiv hinterlegt waren, wie etwa in Beroia. 836 Dieses Wissen ist für die Funktionstüchtigkeit eines wasserleitungsgestützten Systems als essentiell einzuschätzen. Die Stadt musste nicht nur die vorhandenen Wasserbauten kennen, sondern auch abschätzen, ob etwa der Bau eines neuen Nymphaeums oder einer neuen Therme im Rahmen des vorhandenen Wasserangebots möglich war – dies bedeutet umgekehrt auch, dass euergetische Aktivitäten der Abstimmung bedurften und gegebenenfalls sogar abgelehnt werden konnten. Schwieriger ist es, anhand der verfügbaren Quellenlage die Gründe der Poleis für ihr Engagement im Wasserbau abzuschätzen. Zunächst muss der negative Ruf, der den Städten etwa bezüglich ihrer Ressourcenverschwendung oder ihres Umgangs mit ihrem Umland anhaftet, revidiert werden: Die Fernwasserleitungen sorgten vielmehr für eine bessere und umfassendere Verteilung. Für die Grundversorgung der Stadt mit Brauch- und Trinkwasser wurden Aquädukte zunehmend bevorzugt, da sie nicht nur deutlich mehr Wasser bereitstellten, sondern dieses auch unabhängig von der Jahreszeit oder dem Wetter in die Stadt brachten. Eine größere Wassermenge konnte zudem eine größere Anzahl an Menschen leicht versorgen. Ein Zusammenhang zwischen Bevölkerungswachstum und Fernwasserleitungen lässt sich durchaus postulieren. Wie gezeigt, bauten gerade größere Metropolen unter anderem auch Leitungen für einzelne Stadtviertel. Aus der diachronen Perspektive heraus wird zudem deutlich, dass die Städte im Lauf der Jahrhunderte in eine zunehmende Abhängigkeit von den Fernwasserleitungen gerieten. Fielen diese Leitungen aufgrund von Zerstörungen, Vernachlässigung oder mangelnder Finanzierung aus, hatte dies für die Städte mitunter gravierende Folgen. Zwar wurde kaum eine Stadt deswegen aufgegeben, doch es ist von einem starken Rückgang des bestehenden zivilisatorischen Niveaus auszugehen, der, wie im Fall von Dara, gar dazu 836 I Beroia 41.

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Die Poleis: Zwischen Grundversorgung und Verschönerung der Stadt

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führen konnte, dass einzelne Personengruppen deswegen ihre Stadt verlassen konnten. 837 Dementsprechend generierten die Fernwasserleitungen einen hohen Aufwand an Zeit und Kosten, die für ihre Instandhaltung von den Städten aufgewandt werden mussten – zwar konnte ein Teil dieser Kosten bei Bedarf auf den Verbraucher umgelegt werden, dennoch stellten die Poleis Wasser für den täglichen Grundbedarf kostenfrei zur Versorgung. Die Fernwasserleitungen und ihre großen, flexibel verteilbaren Wassermengen brachten darüber hinaus jedoch noch weitere Veränderungen in Gang, denn sie ermöglichten den Bau von Thermen, Prachtbrunnen und Zierkanälen. Diese Bauten dienten nicht der Versorgung, sondern sorgten für eine völlig neue Art von urbanem Lebensstil, der von den literarischen Quellen wohl registriert wurde. Die römische Einflusssphäre hatte den kleinasiatischen Poleis die technischen Mittel und die Rahmenbedingungen geliefert, um die Fernwasserleitungen gleichsam zum Symbol für die neue städtische Prosperität und einen neuen zivilisatorischen Standard avancieren zu lassen. In dem Maß, in dem die Städte Fernwasserleitungen bauten, wuchs auch der Druck auf die anderen Poleis, diesem Modernisierungsschritt zu folgen. Wollte eine Stadt eine Stadt sein, so hatte sie ein gewisses Mindestmaß an urbanitas zu bieten, das eingefordert und sogar kritisiert werden konnte. Zu betonen ist an dieser Stelle, dass die Städte zwar für die öffentliche Infrastruktur sorgten, jedoch wohl nicht im Nymphaeen- und Thermenbau engagiert waren – die Umsetzung solch urbanistischer Annehmlichkeiten oblag also den Euergeten, die diese urbanitas damit nicht nur forderten, sondern auch in hohem Maß mittrugen. Um die Hypothese zu schärfen, dass Wasserbauten ein wichtiger Teil städtischer Identität wurden, ist zunächst zu diskutieren, wie sich der kulturelle Code im Laufe der Zeit änderte und welche Rolle Fernwasserleitungen im Romanisierungsdiskurs spielten.

837 Prok. Aed. 2,3,24–26.

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6. Akkulturationsphase: Zwischen Romanisierung und städtischem Selbstverständnis

In den letzten Kapiteln standen die Akteure – Kaiser, Statthalter, Euergeten und Städte – und ihre Gründe für den Bau von Fernwasserleitungen, die im Begriff des „kulturellen Codes“ gebündelt wurden, im Vordergrund. Im Folgenden sollen nun die Veränderungsprozesse betrachtet werden, die die Aquädukte in den verschiedensten Bereichen auslösten. Dabei ist zunächst das Spannungsfeld zwischen Romanisierung und der Entwicklung städtischer Identität zu analysieren, die sich in der Forschung meist in folgenden Fragen bündeln: 1 Galten Wasserbauten im Allgemeinen und Fernwasserleitungen im Speziellen als etwas typisch Römisches, mit dem sich die kleinasiatischen Poleis schmückten, um einen römisch geprägten Lebensstil zum Ausdruck zu bringen? Lässt sich also erkennen, ob mit dem Bautypus der Fernwasserleitungen auch ein Ideologiebündel transportiert wurde, das als Ausdruck von „Römertum“ gewertet werden kann, oder anders formuliert, war eine Stadt römischer, wenn sie einen Aquädukt baute? Das Konzept des Akkulturationsprozesses soll dazu dienen, die Reaktion der Akteure auf die Konfrontation mit einer Innovation zu beschreiben. Die Übernahme der Wasserinfrastrukturen von Rom führte auch zu einer neuen Aushandlung städtischer Identität. Es lässt sich konkret fragen, ob diese neue Art der Wasserversorgung Eingang in die städtische Identität fand und als solche übernommen wurde, oder ob der römische, „imperiale“ Charakter der Leitungen erhalten blieb. Im zweiten Teil des Kapitels ist der Romanisierung schließlich gegenüberzustellen, inwiefern Aquädukte Teil städtischer Identität wurden und als Ausdruck urbanen Stolzes verstanden werden können.

1 Der Begriff der „städtischen Identität“ ist in den letzten Jahren zunehmend in Kritik geraten, soll an dieser Stelle jedoch trotz seiner Problematiken verwendet werden. Dabei ist definierend festzuhalten, dass Städte keine eigene Identität haben, jedoch durch Identitätsträger, wie etwa gebaute Räume, politische Strukturen, eine eigene Geschichte eine solche stiften bzw. anbieten können. Städtische Identität wirkt damit abgrenzend gegenüber anderen Städten oder Regionen nach außen und konstituierend nach innen, da sie den Rahmen bietet, innerhalb dessen die eigene Identität innerhalb der Gemeinschaft anderer verhandelt werden kann. Vergleiche zu diesen Gedanken insbesondere Reicher 2011, 12 f. Der Band von Christa Reicher ist insbesondere auf den architektonischen Aspekt städtischer Identität fokussiert, der an dieser Stelle weiterverfolgt werden soll.

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Akkulturationsphase: Zwischen Romanisierung und städtischem Selbstverständnis

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Einer antiken afrikanischen Legende zufolge verliebte sich ein römischer Soldat in eine karthagische Prinzessin, die ihn jedoch, nach ihrem Vorbild Dido, zurückwies und ihm eine Heirat erst dann in Aussicht stellte, wenn das Wasser von Zaghouan nach Karthago fließen würde. Der römische Soldat baute also den bekannten, 50 Kilometer langen Aquädukt, und als die Prinzessin dies sah, stürzte sie sich vor Verzweiflung von den Bögen der Wasserleitung zu Tode. 2 Susan Raven deutete diese Geschichte als Symbol für die Überlegenheit der römischen Herrschaft durch Technik, die die Römer zu ihrem strategischen und machtpolitischen Vorteil nutzten. 3 Ravens Interpretation ist dabei stark von dem Begriff „Romanisierung“ geprägt, ein Terminus, der von der modernen Forschung zwar gerne und häufig genutzt wird, inzwischen aufgrund seiner Aufladung mit ideologischen Bezügen jedoch stark in die Kritik geraten ist und sogar in seiner grundsätzlichen Verwendbarkeit angezweifelt wird. 4 Kritikpunkte sind meistens die vorgegebene Blickrichtung (Rom – Provinz), die dadurch implizit angenommene Überlegenheit der römischen Kultur über die nicht-römische und die geringe Berücksichtigung von Wechselwirkungen und den entscheidenden Akteuren. 5 Deshalb scheint es angebracht – ohne den Diskurs wiederholen oder gar neu aufrollen zu wollen – die Verwendung des Begriffes in dieser Arbeit kurz zu erläutern: Dies ist schon deshalb lohnenswert, weil kein anderes Wasserbauwerk in der Forschung so stark mit der Vorstellung von einer zielgerichteten Romanisierung in Verbindung gebracht wird wie die Fernwasserleitungen. Diese werden, gemeinsam mit Theatern, Stadttoren und Tempeln, gern als ein „ideologisches Paket“ verstanden, das die Römer in die Provinzen exportierten und damit ein reichsweit vereinheitlichendes Bauensemble in jeder Stadt etablierten. 6 Kathryn Lomas untersuchte 1998, welchen Einfluss die römische Expansion seit dem 2. Jh. v. Chr. auf die Veränderung der italischen Städtetopographie hatte. Ihrer Meinung nach gibt es einen engen Zusammenhang zwischen römischer Herrschaft und der Monumentalisierung vorhandener sowie dem Bau neuer Städte, die gleichzeitig zu einer Verbreitung römischer Kultur und Lebensweise beitrugen. 7 Eine besonders wichtige Rolle kommt in dieser Hinsicht nach Lomas vor allem dem Bau von Amphitheatern, Anlagen des Kaiserkultes und Bädern zu. 2 Raven 1993, 64. 3 Ebd. 4 Eine gute Zusammenfassung der Diskussion mit umfangreichem Literaturverzeichnis und anschließender Verteidigung des Begriffes bei Alföldy 2005. Das Spektrum der Ersatzbegriffe ist in der Zwischenzeit stark angewachsen, jedoch konnte sich keiner bis jetzt durchsetzen, vgl. ebd. 26 mit einer Aufzählung der geläufigsten Vorschläge. Mit Recht einschränkend Woolf 1998, 14 f. mit der Anmerkung, dass Modelle aus dem Sozialwissenschaften nur bedingt auf antike Gesellschaften angewendet werden können. 5 Meyer 2007, 15 f. 6 Zanker 1987, 332. Eine der ausführlichsten Beschreibungen für eine kaiserzeitliche „Idealstadt“ bietet wohl Vitruv, der neben einigen Standortfaktoren auch die notwendigen Gebäude nennt, vgl. Maupai 2003, 99 f. mit der Diskussion der relevanten Stellen. 7 Lomas 1998 „cultural imperialism“, 78.

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Engelbert Winter nennt die Wasserleitungen gar „Kultursymbole“, die seiner Meinung nach zur „politisch-kulturellen Vereinheitlichung des Imperium Romanum“ beitrugen. 8 Bereits Edward Gibbon beschrieb in seinem Monumentalwerk „The Decline and Fall of the Roman Empire“ die Aquädukte als die „noblest monuments of Roman genius and power“. 9 Für ihn galten die Wasserleitungen als wichtigstes Symbol für die Prosperität der Städte und der Zivilisation. Der römische Genius zähmte seiner Meinung nach die Natur durch seinen Sinn für Pragmatismus und Utilitarismus, im Gegensatz zu griechischer Baukunst. Gibbon stellt dabei einen Kausalzusammenhang her zwischen der Blüte der Städte, die wiederum die Prosperität des Imperiums bedingte, und dem Sinn der Römer für praktische Bauten. 10 Noch schärfer formulierten dies Sitta von Reden und Christian Wieland: „In der überlegenen Hydraulik der Römer manifestierte sich zugleich ihr politischer Führungsanspruch über den gesamten Mittelmeerraum.“ 11 Zunächst ist festzuhalten, dass „Romanisierung“ sowohl als Prozess als auch als Ergebnis eines Prozesses zu verstehen ist, bei dem es im weiteren Sinn um die Integration einer bestimmten, der römischen Herrschaft unterworfenen Bevölkerungsgruppe und daraus folgend um die Transformation von deren Lebensverhältnissen und um deren Akzeptanz der römischen Präsenz geht. Als Konsens gilt inzwischen, dass dieser Prozess als bilateral verstanden werden muss, also als Angebot und Annahme eines „range of objects, beliefs and practices that were characteristic of people who considered themselves to be and were widely acknowledged as Roman“ 12, und nicht etwa als eine zentral gesteuerte Kulturpolitik. Das Interesse Roms lag zunächst eher in der Herrschaftssicherung begründet, die Rahmenbedingungen schuf, die eine Integration in die römische Kultur im weitesten Sinn ermöglichten. Dieser relativ geringe Akkulturationsdruck seitens der Römer war für Martin Steskal die Erklärung für den selektiven Umgang der kleinasiatischen Griechen mit der Übernahme römischer Gepflogenheiten. 13 Dass die Römer den Unterworfenen völlig freie Hand ließen, wie Steskal dies annimmt, scheint jedoch eine zu schwache Interpretation des Romanisierungsbegriffes zu sein. Zumindest eine „Erwartung der Herrschenden in Rom, dass sich ihre Untertanen (….) in die Gemeinschaft der res publica eingliedern“, kann man durchaus annehmen. 14 Diese grundsätzliche Akzeptanz musste vor allem von der lokalen Elite ausgehen, die über eine eigene städtische kulturelle Identität verfügte und diese in irgendeiner Form mit der römischen Präsenz vereinbaren musste. 8 9 10 11 12

Winter 1996, 53. Gibbon 1776, 52. Gibbon 1776, 63 f. von Reden, Wieland 2015, 19. Woolf 1998, 11. Insbesondere von den Kritikern des Konzepts der Romanisierung wird oft betont, dass dieser zentral gelenkte Prozess und Gestaltungswille nie existierte, sondern vor allem die lokalen Eliten daran interessiert waren, sich an eine römische Lebensweise anzupassen, um ihre Position innerhalb des gesellschaftlichen Gefüges des Reiches zu stärken, vgl. z.B. Galsterer 1998; Haeussler 2013 (am Beispiel von Italien). 13 Steskal 2015, 223 f. 14 Alföldy 2005, 32; zum römischen way of life vgl. MacMullen 2000, 125.

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Im Rahmen dieser Arbeit ist unter den verschiedenen Facetten, die Romanisierung annehmen kann, vor allem die Frage relevant, inwiefern Bauten und bestimmte Architekturformen als typisch römisch wahrgenommen wurden. Da diese letztlich mit einer Intention und mit Blick auf soziale Praktiken bzw. einen gesellschaftlichen Habitus gebaut wurden, lässt sich die Bauform nicht von diesen Phänomenen trennen. Insbesondere Felix Pirson und Ulrike Wulf-Rheidt postulierten, dass gerade die Übernahme der mit einem Bauwerk verbundenen Symbolsprache dessen Innovationsgrad messbar machen solle. 15 Einen etwas veränderten Ansatz wählten Stefan Burmeister und Nils Müller-Scheeßel, die nach einem mit dem Bauwerk verbundenen „kulturellen Code“ sowie dessen mögliche Adaption oder Variation fragten. 16 Relevant ist also nicht nur die Übernahme von technischen und symbolischen Elementen, sondern auch der Grad der Übernahme: Marion Meyer schlug dafür ein ganzes Spektrum neuer Termini vor, die von „Persistenz“ (Ablehnung der Neuheiten) über „Invention“, „Akzeptation“ bis hin zur „Assimilation“ (völlige Integration in die andere Kultur) reichen. 17 Möchte man sich dabei nicht, wie Meyer, völlig vom Begriff der Romanisierung trennen, so lässt sich umgekehrt auch folgendermaßen fragen: Kann man in Bezug auf Bauten spezifisch römische Elemente fassen, und bleiben diese auch in einem „griechischen“ Kontext römisch? 18 Muss man Romanisierung also als Prozess werten, an dessen Ende eine neuartige Innovation steht, die ihrerseits mit verschiedenen Begriffen, wie etwa der „Provinzialkultur“ belegt werden kann? 19 Gerade Aquädukte gelten nicht nur als Symbol für den Imperialismus, die Macht und Überlegenheit der Römer, sondern hatten auch stets eine soziokulturelle Komponente, wie sie etwa Daniel Kek herausstreicht: „Über ihren eigentlichen nützlichen und funktionalen Charakter erhoben, präsentieren sie sich v.a. durch den Aquädukt als ihrem bezeichnendsten Bauelement als Träger römischer Kultur und Lebensart.“ 20 Auch für Brent D. Shaw gelten Wasserleitungen als „symbols and devices useful for promoting a certain Roman style of life in urban centres, whose élites aspired to be ʼRoman.ʽ“ 21 Die bereits angesprochene Blickrichtung der Forschung (Zentrum – Peripherie) ist innerhalb dieser Diskussion stark vorgeprägt. Diese romzentrierte Perspektive ist zunächst wohl vor allem den literarischen Quellen geschuldet. Allen voran ist natürlich Frontinus zu nennen, der die Wasserleitungen mehr15 16 17 18 19

S. o. S. 6 f. Burmeister, Müller-Scheeßel 2013, 4. Meyer 2007, 11–15. Yegül 2000, 139–141 mit einem Forschungsüberblick. Meyer 2007, 18 möchte diesen Begriff positionieren, der ursprünglich von Vandeput, Berns 2002, 1 geprägt wurde. Gerade für Kleinasien scheint dieser Begriff hingegen wenig ratsam. Kleinasien zeichnete sich durch eine starke Stadtkultur aus, die schon auf lokaler Ebene einige (gewollte) Unterschiede aufwies. Provinzweite Strukturen mochten sich in römischer Zeit durchaus etabliert haben – wie etwa der Kaiserkult – doch lässt sich daraus sicherlich keine Provinzialkultur ableiten, die polisübergreifende Wirkung besaß. 20 Kek 1996, 41. 21 Shaw 1991, 83. Als eine der wenigen Gegenpositionen sei Millar 1987, X-XII hervorgehoben, der provokant behauptete: „archaeologically speaking the Roman state remains almost invisible.“

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fach als römische Erfindung und Symbol römischer Zivilisation lobt. 22 Dionysios von Halikarnassos berichtet davon, dass er die Wasserleitungen zu den drei prachtvollsten Bauwerken der Stadt Rom zählt, ἐξ ὧν μάλιστα τὸ τῆς ἡγεμονίας ἐμφαίνεται μέγεθος, „aus denen die Größe des Reichs am meisten hervorleuchtet.“ 23 Und Strabon rühmt die Römer für ihren architektonischen Pragmatismus, der sie vor den Griechen auszeichnet. 24 Während Frontinus vor allem die stadtrömischen Leitungen im Auge hat und damit als wichtigste Bauherren auch die römischen Kaiser, sind Dionysios von Halikarnassos und Strabon schon aufgrund ihrer Herkunft wichtige Zeugen. Strabons 17-bändige Kulturgeographie ist ein bedeutsames zeitgenössisches Zeugnis für den Einfluss der Römer auf neue Provinzen, wie etwa Spanien oder Gallien. Während Strabon vor allem darauf abzielt, die historische Bedeutung und politische Größe der Griechen unter anderem aus günstigen geologischen Bedingungen abzuleiten, hatte Dionysios von Halikarnassos seine Antiquitates Romanae aus einer anderen Perspektive geschrieben: Seine Geschichte Roms von den Anfängen bis zu den Punischen Kriegen hatte nur das Ziel, die Herrschaft Roms aus historischer Perspektive zu legitimieren und die Römer als Erben und Nachfahren griechischer Kultur zu stilisieren. 25 Bemerkenswert ist, dass die beiden wichtigsten Quellen zum Zusammenhang von Fernwasserleitungen und römischer Herrschaft aus dem späten 1. Jh. v. Chr. / frühen 1. Jh. n. Chr. stammen, also einer Zeit, die als Expansionsphase des Wasserbaus charakterisiert wurde. Der mit den Wasserleitungen verbundene kulturelle Code wurde also als stark von römischen Ansichten und Wertvorstellungen geprägt und eng mit römischer Kultur in Verbindung gebracht. Dies erstaunt insofern nicht, als dass die ersten Leitungen in Rom gebaut und dementsprechend zuerst von stadtrömischen Zeitgenossen wahrgenommen und im römischen Kulturkreis verortet wurden. In späteren literarischen Quellen aus der hohen Kaiserzeit und der Spätantike ist davon nicht mehr die Rede; das Lob römischer Errungenschaft wich zugunsten einer Begeisterung für die gewachsene urbane Lebensqualität. Die Betonung des lokalen, städtischen Aspekts, der in den anschließenden Kapiteln noch einmal gesondert in den Blick genommen wird, spielte nun die zentrale Rolle bei der Beschreibung von Fernwasserleitungen. 26 Die bruchlose und vollständige Integration der Fernwasserleitungen in die kleinasiatische Stadtkultur erstaunt zunächst und erfordert eine Erklärung. Der Prozess der Übernahme oder Adaption eines bestimmten Gebäudetypus verlief nicht unbemerkt, und die literarischen Quellen geben die Reflexion darüber deutlich wieder. Die berühmteste Textstelle in diesem Zusammenhang ist sicherlich der Bericht des Tacitus. Er glaubte, dass

Frontin. Aqu. 16; 88–89; 119 (magnitudinis Romani imperii). Dion. Hal. Ant. 3,67,5. Strab. 5,3,8. Auf den Punkt gebracht von Wiater 2011, 352–360, der vor allem den integrativen Moment dieser (aus seiner Sicht politisch von Augustus auch geförderten) „Ideologie“ betont: Sie ermögliche den Römern eine einfache Art der Herrschaftslegitimation und bringe sie dazu, die griechische Kultur, von der sie abhingen, zu bewahren, die Griechen könnten sich umgekehrt darauf berufen, die überlegene Kultur zu sein (zu diesen Gedanken isb. 360). 26 Scheithauer 2000, 231.

22 23 24 25

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Agricola Britannien unter dem Deckmantel des Kulturbegriffs (humanitas) in die Sklaverei (servitus) geführt habe. namque ut homines dispersi ac rudes eoque in bella faciles quieti et otio per voluptates adsuescerent, hortari privatim, adiuvare publice, ut templa fora domos extruerent (…) inde etiam habitus nostri honor et frequens toga; paulatimque discessum ad delenimenta vitiorum, porticus et balinea et conviviorum elegantiam. idque apud imperitos humanitas vocabatur, cum pars servitutis esset. 27 Am Anfang der „Zivilisierung der wilden Stämme“ stand also zunächst die Errichtung von grundlegenden städtischen Bauten, wie Tempel, Fora und Häusern. In einem zweiten Schritt lernten die Britannier nicht nur die lateinische Sprache, sondern auch den Kleidungsstil der Römer zu schätzen. Erst am Ende dieser Entwicklung, schon ein Symbol für den Niedergang und deshalb negativ konnotiert, stehen schließlich Portiken, Thermen und Gastmähler. Tacitus beschreibt nicht nur in wünschenswerter Deutlichkeit den Export von römischen Gebäuden, sondern bewertet diese auch – wenn auch aus einer sehr einseitigen und moralisierenden Perspektive. 28 Natalie de Haan konnte für ihr Untersuchungsgebiet Ähnliches zeigen: Private (und öffentliche) Bäder waren nicht nur in einem hohen Maß nach römischem Vorbild standardisiert, etwa durch die Abfolge der Räume oder die Ausstattung. Die lokalen Eliten bemühten sich allein durch die Adaption der Praxis des Badens, eine dezidiert römische Lebensweise zu kopieren. 29 Aus dieser Perspektive erstaunt es nicht, dass der Referenzpunkt für das literarische und epigraphische Lob solcher Privatbäder häufig die römische Bademetropole Baiae ist, eine literarische Spielerei, die ein bemerkenswertes Zeugnis für einen hohen Romanisierungsgrad darstellt. 30 Ein zweiter wichtiger Referenzpunkt für das Prestige und die Relevanz öffentlicher und privater Bäder ist darüber hinaus Rom selbst – zahlreiche Inschriften rekurrieren stolz darauf, dass man in diesen Thermen more urbico baden könne. 31 Insgesamt reflektieren die literarischen Quellen das Phänomen der „Romanisierung“ durch die Wasserinfrastruktur über die wenigen genannten Beispiele, wie Dionysios von Halikarnassos, hinaus, in einem erstaunlich geringen Maß. Dies ist umso bemerkenswerter, wenn man die hohe Dichte an Wasserbauten, wie Nymphaeen, Leitungen und Thermen bedenkt, die zu einem Charakteristikum der kaiserzeitlichen Städte avancierten. 32 Greg Woolf begründete den Umstand, dass die literarischen Quellen den Prozess der Romanisierung kaum widerspiegeln, hingegen folgendermaßen: „Greeks however…. 27 Tac. Agr. 21. 28 Woolf 1998, 54–60 und 68–71. Zu Tacitus’ Germanenbild und den dahinterliegenden Konzepten von Begriffen wie humanitas, libertas, virtus und simplicitas vgl. Krebs 2005, 81–106. 29 De Haan 2010, 134–136 über Privatthermen als Romanisierungindikator. 30 De Haan 2010, 136 mit einigen illustrierenden Beispielen. 31 S. S. 361 mit den Beispielen. 32 Auch diese Bauwerke wurden entsprechend als Romanisierungsträger bewertet, vgl. etwa DeLaine 1997, 11; Nielsen 1990, 1; Fagan 2002, 1; Busch, 1999, 3 f.

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could discover the pleasure of enjoying baths and spectacula without feeling any the less Greek.“ 33 Diese Erklärung unterstreicht nicht nur eine Schwäche des Romanisierungsbegriffes, sondern auch des mit den Leitungen verbundenen kulturellen Codes. Christof Berns und Lutgarde Vandeput erklärten dieses Phänomen mit dem bereits angesprochenen geringen Akkulturationsdruck. Er habe den kleinasiatischen Griechen eine selektive Auswahl der kulturellen und zivilisatorischen Errungenschaften der Römer ohne die Aufgabe der eigenen Identität ermöglicht. 34 Andrea Schmölder-Veit deutete die geringe Ausprägung der Romanisierungsdebatte in den literarischen Quellen bezüglich Wasserleitungen dahingehend, dass Leitungen meistens als städtische bzw. bürgerliche und nicht als kaiserliche Leistung gesehen wurden und deshalb für die relevanten Autoren weniger interessant waren. 35 Tatsächlich spielten die Kaiser in Kleinasien, wie oben gezeigt, eine relativ geringe Rolle beim Bau und der Förderung von Fernwasserleitungen. 36 Die Städte scheinen die wichtigsten Initiatoren und Träger für die Verbreitung gewesen zu sein. Eine der wenigen Forscherinnen, die diesen Aspekt berücksichtigen, ist Anne-Valérie Pont, die annimmt, dass die Wasserleitungen auch schon Teil des hellenistischen Kulturkreises gewesen waren und deshalb von den kleinasiatischen Griechen nicht als „imperialistisches“ Symbol, sondern als selbstverständliche, lokale Zierde ihrer Stadt wahrgenommen wurden. 37 So hatten die großen Metropolen wie Ephesos und Pergamon bereits seit dem Hellenismus beeindruckende Fernwasserleitungen gebaut, deren regionaler Vorbild- und Nachahmungscharakter nicht unterschätzt werden darf. Bleibt man innerhalb der einleitend eingeführten Termini des Innovationsprozesses, lässt sich das Phänomen der kaum vorhandenen römischen Konnotation von Fernwasserleitungen noch einmal anders erklären. Der kulturelle Code wurde entweder in bereits existierende kleinasiatische Codes für die Wasserinfrastruktur integriert oder sogar nur in Teilen aus Rom adaptiert. Die bereits beschriebenen Komponenten, wie utilitas publica, amoenitas, salubritas oder pulchritudo wurden auch in Kleinasien genutzt und spielten eine wichtige Rolle, wurden jedoch stets auf die einzelne Stadt bezogen. Selbsterklärtes Ziel aller Euergeten, die diesen Code benutzten, war es stets, die Lebensqualität der eigenen Polis zu verbessern – unabhängig vom Wahrheitsgehalt solcher Aussagen stand also die Stadt im Mittelpunkt. Die Stärke der städtischen bzw. der lokalen Identität ist damit als ein entscheidender Faktor für die kaum vorhande33 Woolf 1994, 130. 34 Dazu C. Berns und L. Vandeput 2002, 3: „Mit einer gewissen Beliebigkeit konnte, je nach aktuellem Bedarf an Muster aus dem einen oder anderen Bereich angeknüpft werden, ohne dass damit ein Bekenntnis oder eine ausschließliche Entscheidung für eine der beiden Kulturen verbunden war.“ Einschränkend ist dabei zu beachten, dass Kernbereiche römischer Herrschaft von dieser Auswahl ausgenommen waren, wie etwa die Verwaltung und die Organisation römischer Kontrolle über die Provinzen. 35 Schmölder-Veit 2009, 22 f. 36 Siehe dazu oben Kapitel 5.2. 37 Pont 2010 b, 160 f. Sehr klar positioniert sich an dieser Stelle auch Campagna 2011, 207: „La costruzione di un acquedotto, in altri termini, sembra essere prima di tutto un affare della città e viene sostenuta con risorse pubbliche.“

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Akkulturationsphase: Zwischen Romanisierung und städtischem Selbstverständnis

ne Romanisierungsdebatte anzusprechen. Dieses Ergebnis gilt speziell für die Fernwasserleitungen und eingeschränkt auch für die öffentlichen Thermen, muss jedoch von der privaten Repräsentation abgekoppelt werden. 38 Dieses Ergebnis verlangt nach der grundsätzlichen Frage nach der Bedeutung der römischen Präsenz in Kleinasien für den Bau und die Verbreitung von Fernwasserleitungen. Grundsätzlich waren Leitungen im hellenistischen Kleinasien eine große Ausnahme – erst knapp 150 Jahre später erfuhren sie eine größere Verbreitung. Die römische Präsenz in Form des Principates ist deshalb als ein unabdingbarer Faktor für den hohen Diffusionsgrad von Fernwasserleitungen in Kleinasien zu bewerten. 39 Aus dieser chronologischen Perspektive ergibt sich noch eine letzte Erklärungsmöglichkeit. Der große Boom der Fernwasserleitungen erfolgte insgesamt erst verzögert. Die meisten kleinasiatischen Poleis waren zu diesem Zeitpunkt schon sehr lange unter römischer Kontrolle, deren Akzeptanz im 2. Jh. n. Chr. einen Höhepunkt erreichte. Es gab keinen Anlass, die Aquädukte in einer Art „Kulturkampf“ zu verwenden oder sie in eine direkte, legitimierende Verbindung mit römischer Herrschaft zu bringen. Vielmehr brachten die Städte selbst viel Zeit und Ressourcen auf, um die Leitungen ohne römischen Einfluss von außen zu bauen. Hinzu kommt schließlich sicherlich auch, dass der kulturelle Code für diesen „Kulturkampf“ wenig geeignet war – Fernwasserleitungen galten als versteinertes Symbol für das Gemeinwohl, ein soziokultureller Aspekt, der nur schwerlich kritisiert oder ins Negative verkehrt werden konnte. 40 Umgekehrt zeigt die Übernahme der Wasserinfrastruktur nicht nur im Bereich des Fernwasserleitungsbaus, sondern auch in Form von Thermen, Zisternen, Hebetechniken und Brunnenanlagen ein hohes Maß an Integrationsbereitschaft in Kleinasien. Ob dieses Phänomen nun „Romanisierung“ mit all seinen Implikationen genannt werden soll oder nicht, erscheint in diesem Kontext eher zweitrangig. Entscheidend ist, dass der Prozess der Übernahme in Kleinasien in aller Deutlichkeit zu beobachten ist.  41

6.2

Eine neue städtische Identität: Quantität und Qualität von Wasser

Fernwasserleitungen und ihre Anschlussbauten wie Nymphaeen, Brunnen oder Thermen gingen also in die städtische Identität ein. Dabei standen weniger die Bauten selbst im Vordergrund, sondern das Wasser, das sie zur Verfügung stellten und dessen Präsenz überall in der Stadt von den literarischen Quellen in vielfältigster Weise wahrgenommen 38 Siehe dazu das Kapitel 7.2. zur privaten Nutzung von Thermen, die deutlich römischer zu konnotiert sein scheinen. 39 S. Schlussdiskussion in Kapitel 9. 40 Siehe dazu bereits oben die Diskussion über die utilitas publica auf S. 203–207. 41 Ein ähnlicher technischer Syntheseprozess erfolgte auch bei den Badgymnasia, die an dieser Stelle nicht weiter besprochen werden können. Es sei deshalb auf Yegül 2000, Steskal 2015, Trümper 2015 und Quatember 2018 verwiesen.

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Eine neue städtische Identität: Quantität und Qualität von Wasser

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und gepriesen wurde. Folgende Aspekte standen dabei im Vordergrund: eine neue Quantität und Qualität von Wasser und die Gestaltung der Polis als schöne und urbanisierte Metropole. Die ausführlichste Beschreibung, wie eine Stadt aus ihrem Wasser repräsentatives Kapital schlagen konnte, stammt aus dem Elogium des Libanios auf seine Heimatstadt Antiochia am Orontes. 42 Die Lobrede zerfällt zunächst in zwei große Teile, die Beschreibung der historischen Vergangenheit und der Gegenwart von Antiochia. Diese untergliedern sich zunächst in die Beschreibung des städtischen Territoriums und die Geschichte der Stadt von ihrer Gründung bis zur Eingliederung in das Imperium Romanum (§ 1–130). Der zweite Teil beinhaltet das Lob der Bürgerschaft (§ 131–192) und schließlich eine detaillierte Beschreibung des Stadtprospekts. Innerhalb davon geht Libanios in einem kurzen Exkurs auf die Vorzüge von Daphne ein, einem geradezu malerischen Vorort von Antochia, der schon der Antike als die Verkörperung des locus amoenus galt und den Antiochenern als Naherholungsort diente (§ 234–243). Nach dem literarischen Rückweg von Daphne nach Antiochia entlang der Wasserleitung geht Libanios analog und detailliert auf die Wasserinfrastruktur von Antochia ein. (§ 244–248). Abschließend werden noch einige Detailaspekte der Stadt, wie deren Prosperität beschrieben, bevor im Schluss noch einmal der Überfluss an Wasser in der Stadt betont wird. (§ 270) 43 Libanios steht mit einem Enkomion dieser Art in einer langen literarischen Tradition, die mit Menander Rhetor ihren Anfang genommen hatte. 44 Während er sich sprachlich stark an seinem Vorbild Aelius Aristeides orientierte, entsprachen Aufbau und Sujet durchaus den Konventionen seiner Zeit  –  nach Catherine Saliou zählte dass Lob von Wasserbauten in der Spätantike zum Kanon des Städtelobs. 45 Libanios’ Antiochikos zeichnet sich in diesem Kontext vor allem dadurch aus, dass er dieses Lob in einem ungewöhnlichen Detailreichtum auf die Spitze treibt und Wasser damit zum konstituierenden Element der städtischen Identität von Antiochia erhebt. Es lohnt sich, die Passage über die Wasserinfrastruktur von Antiochia im Detail zu besprechen und die rhetorische und sprachliche Tradition der hohen Kaiserzeit im Blick zu behalten: 46 42 Zwar zählt Antiochia am Orontes streng genommen nicht zu Kleinasien, sondern zu Syrien, da Libanios jedoch dem spezifischen kulturellen Milieu des griechischen Ostens entstammt, lassen sich aus seinen Werken auch Einblicke in die kleinasiatische Wasserkultur gewinnen, siehe insbesondere Millar 2009. 43 Diese Gliederung folgt der Einteilung von Saliou 2006, 13 f., die noch einen zusätzlichen Vermerk bietet, an welchen Stellen Libanios auf die Wasserversorgung von Antiochia eingeht. 44 Siehe dazu bereits oben S. 29 f. 45 Saliou 2006, 15: „L’omnipresence de l’eau dans l’Éloge d’Antioche ne doit donc pas induire en erreur: elle ne signale pas une singularité antiochéenne, mais la conformité du discours aux canons de la rhétorique“. Es muss an dieser Stelle gleich einschränkend angemerkt werden, dass die Ausführlichkeit von Libanios’ Beschreibungen sowie die Bedeutung von Wasser innerhalb der gesamten Rede dennoch als exzeptionell charakterisiert werden können. 46 Lib. Or. 11, 243–248.

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340 Akkulturationsphase: Zwischen Romanisierung und städtischem Selbstverständnis Καὶ οὐκ ἐκ τῆς ὑπερορίας, ὃ πολλοῦ μὲν πόνου, πολλοῦ κινδύνου (…) δὲ, μηχανησάμενοι δὲ ὁδὸν τῷ ῥεύματι κατηρεφῆ διὰ τῆς ὑπωρείας πῆ μὲν ἔγκοιλον τὴν ὑπώρειαν τέμνοντες, πῆ δὲ προσοικοδομοῦντες, ἔστι δὲ οὗ καὶ μετέωρον τὸν πόρον ὑπὲρ γεφυρῶν ἄγοντες, ἔνθα τοῦτο ἐπηνάγκαζον οἱ κρημνοί, κοινοῦσι τῷ ἄστει τὴν ἐκ τῶν προαστείων χορηγίαν. καὶ νῦν ᾧ μάλιστα νικῶμεν, τοῦτό ἐστιν, ὅτι κατάρρυτος ἡμῖν ἡ πόλις. Καὶ πρὸς μὲν τἄλλα κἂν ἀναισχυντήσαι τις, ἐν δὲ ὑδάτων μνήμῃ πάντες εἴκουσι. Τὰ μὲν καλὰ πλήθει νικῶμεν, τὰ δὲ πολλὰ κάλλει, μᾶλλον δὲ τὰ μὲν ἄφθονα τῷ πλήθει τὰ δὲ χαρίεντα τῷ κάλλει. Λουτρῶν μὲν τῶν δημοσίων ἕκαστον ποταμοῦ μέτρον ἐκχεῖ τῶν δὲ ἰδίων τὰ μὲν ὅσονπερ ἐκεῖνα, τὰ δὲ οὐ πολλῷ τῳ λειπόμενον. Ὅτῳ δὲ δύναμις λουτρὸν ἐπὶ τοῖς προτέροις ἐγείρειν, ἕνεκά γε ναμάτων θαρρούντως ἐγείρει καὶ οὐ δέδοικε, μὴ τὸ μὲν εἰς ἄκρον ὥρας ἀσκηθῇ, Νυμφῶν δὲ ἐνδείᾳ πολυδίψιον ὀνομασθῇ (…)Τοιγαροῦν ἅπασα φυλὴ τῆς πόλεως λουτρῶν κόσμοις ἰδιωτικοῖς ἁβρύνεται τῆς ἐπωνυμίας κρείττοσιν. Ἃ τοσούτῳ καλλίω τῶν δημοσίων, ὅσῳπερ τῶν δημοσίων ἐλάττω, καὶ πολλὴ τῶν φυλετῶν ἔρις παρ’ αὐτοῖς ἑκάστοις εἶναι τὸ κάλλιστον. Ἔξεστι δὲ τὸν μὲν τῶν πηγῶν πλοῦτον τῷ πλήθει τῶν οἰκιῶν σκοπεῖν. Ὅσαι γὰρ οἰκίαι, τοσαῦται κρῆναι, μᾶλλον δὲ καθ’ ἑκάστην πολλαί, καὶ τῶν γε ἐργαστηρίων τὰ πολλὰ τούτῳ φαιδρύνεται. Διόπερ οὐδὲ περὶ τὰς δημοσίας παγκρατιάζομεν, ὅστις πρὸ τοῦ πλησίον, ἀρύσεται, τοῦτο δὴ τὸ πολλὰς τῶν πολυχρύσων ἐνοχλοῦν. Παρ’ οἷς ὠθισμός τε περὶ τὰς κρήνας καρτερὸς καὶ ἐπ’ ἀγγείοις καταγνυμένοις ὀδυρμὸς καὶ πρὸϛ τοῖς κρουνοῖς τὰ τράυματα. Ἡμῖν δὲ διὰ τὸ εἴσω θυρῶν ἑκάστοις εἶναι κρήνην αἱ κοιναὶ πρὸς ἐπίδειξιν ῥέουσι.“ In Übersetzung lautet der Bericht: „Nicht von Orten jenseits der Grenze schafft man es unter vielen Mühen und Fährnissen herbei (…), sondern kunstvoll hat man dem Strom einen geneigten Weg durch das Vorgebirge gebahnt, hier einen Hohlweg in den Berg hineinschneidend, dort dem Bett des Wassers einen Untergrund schaffend und bisweilen auch auf Brücken den Fluss durch die Lüfte führend, wenn steile Hänge dies nötig machen. So bringt man der Stadt den Beitrag der Vorstadt. Und was in erster Linie unsere Überlegenheit ausmacht, ist dies, dass unsere Stadt Überfluss hat an Wasser. Anderer Dinge mag sich einer mit Dreistigkeit rühmen, sobald vom Wasser die Rede ist, stehen alle zurück. (…) Aus jedem öffentlichen Bad fließt ein Strom Wassers ab, aus den privaten Bädern entweder ebenso viel oder nicht viel weniger. Wer aber die Mittel hat, zusätzlich zu den vorhandenen Bädern noch ein weiteres zu errichten, der kann es getrost errichten und braucht sich wegen des Wassers keine Sorgen zu machen und muss nicht fürchten, wenn er es aufs Schönste gestaltet hat, könne es das ewig Durstige genannt werden, weil ihm die Nymphen fehlen. (…)Und wahrhaftig rühmt sich jeder Stadtteil der Zierde seiner privaten Bäder, welche Worte nicht zu erfassen vermögen. Sind sie doch um so viel schöner als die öffentlichen Bäder, als sie kleiner sind und die Einwohner stehen im Wettstreit miteinander, weil jeder meint, in seinem Stadtteil liege das schönste. Den Reichtum der Quellen kann man anhand der Zahl der Häuser ermessen, denn wie viele Häuser so viele Brunnen und manchmal kommen sogar viele auf eines, ja selbst von den Werkstätten tragen

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Eine neue städtische Identität: Quantität und Qualität von Wasser

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die meisten diesen Schmuck zur Schau. Deswegen brauchen wir auch nicht an den öffentlichen Brunnen darum kämpfen, wer von dem Nachbarn schöpfen darf, eine Not, die vielen der reichen Städte zu schaffen macht. Denn dort gibt es Stoßen und Schieben an den Brunnen und Wehklagen über zerbrochene Gefäße und Wunden an den Brunnen. Bei uns aber hat jeder auf seinem Grundstück einen eigenen Brunnen und die öffentlichen fließen nur um der Schönheit willen.“ 47 Zunächst durchzieht die Betonung des Überflusses an Wasser als Gegenbild zur „durstigen Stadt“ (Νυμφῶν δὲ ἐνδείᾳ πολυδίψιον ὀνομασθῇ) die gesamte Darstellung. 48 Die Polis ist wohlbewässert (κατάρρυτος ἡμῖν ἡ πόλις), sie verfügt über eine Menge an Wasser (τὰ μὲν ἄφθονα), so dass jedes Grundstück und jede Werkstatt an einen eigenen Laufbrunnen angeschlossen war. Die privaten Brunnen gelten Libanios auch deshalb als Symbol von höchstem Luxus, weil sie das Wasserholen an den öffentlichen Brunnen – ein Element, das für sich genommen eigentlich schon technischen und kulturellen Fortschritt bedeutete, weil es durch die Fernwasserleitungen erst möglich gemacht wurde  –  überflüssig machten; die öffentlichen Prachtbrunnen dienen damit keinem Zweck mehr, sondern galten als reines städtisches Zierelement, da man sie nicht dazu nutzen musste, um von ihnen Wasser zu schöpfen, ein in anderen Städten mitunter negatives Erlebnis. 49 Die Wasserleitungen versorgten nicht nur die Laufbrunnen, sondern auch private und öffentliche Bäder. Die Privatbäder waren so zahlreich, dass ihre Besitzer nach Libanios gar miteinander in einen Wettbewerb treten konnten, während die öffentlichen Bäder einen solch hohen Wasserverbrauch aufwiesen, dass ganze Ströme abflossen (λουτρῶν μὲν τῶν δημοσίων ἕκαστον ποταμοῦ μέτρον). Neben der Quantität des Wassers war auch die Qualität entscheidend: Libanios geht im folgenden, an dieser Stelle nicht mehr zitierten Abschnitt, noch auf die ungewöhnliche Klarheit der Quellen ein: Das Wasser Antiochias sei so rein, dass man es in einen Pool schütten und bis auf den Grund sehen könne. 50 Die innerstädtischen Wasserbauten trugen auf diese Weise zur Schönheit der Stadt bei. 51 Nicht nur durch Brunnen und öffentliche Thermen konnte Antiochia glänzen, sondern die Besitzer der Privatthermen konkurrierten gar darum, wer über das schönste

47 Die Übersetzung, mit leichten Modifikationen, stammt von Fatouros, Krischen 1992, 54. 48 Zum Bild der durstigen Stadt siehe bereits oben S. 211. 49 Die plastische Beschreibung des Libanios, wie sich Menschen um Brunnen drängeln und dabei durchaus auch gewalttätig werden konnten, ist nicht aus der Luft gegriffen: Theophanes berichtet in seiner Chronik über das mittelalterliche Konstantinopel, dass im November 562 eine Dürre ausbrach und die Menschen sich an den Brunnen so sehr um das Wasser stritten, dass es sogar Todesfälle gegeben hatte (AM 6055, nach de Boor 1883, p. 237). Ähnliches berichtet Prokop auch in seinen Anecdota, in denen die Menschen sich um die Brunnen drängten, weil Iustinian nicht bereit war, die beschädigte Wasserleitung zu reparieren, vgl. Prok. HA. 26,23. 50 Lib. Abschnitt 248. 51 Siehe dazu auch schon oben S. 317 f. als an die Stadt formulierter Anspruch.

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Akkulturationsphase: Zwischen Romanisierung und städtischem Selbstverständnis

Privatbad verfügte. 52 Plinius argumentiert in Bezug auf die Abdeckung des Abwasserkanals von Amastris ebenfalls in den Kategorien von Schönheit und Gepflegtheit einer Stadt. 53 Und schließlich nennt Libanios als dritten Aspekt noch die technische Finesse der Leitung, die durch die Luft und Berge schneidend, das Wasser in die Stadt bringt. Diese Kriterien finden sich im Städtelob wieder: Aelius Aristides verfasste eine Lobrede auf das „Wasser von Pergamon“ (πανηγυρικὸς ἐπὶ τῷ ὕδατι τῷ ἐν Περγάμῳ), die leider nur fragmentarisch erhalten geblieben ist. 54 Die erhaltenen Passagen berichten davon, dass Aelius Aristides von der Ausschmückung der Stadt durch die Einleitung von Wasser erfahren hatte (ἀκούσας τοῦ ὕδατος τὴν εἰσβολὴν καὶ ὅσον τι κόσμου προσγέγονεν τῇ πόλει) 55 und dies als Gelegenheit sah, eine Lobrede zu verfassen. Er hatte geträumt, dass die Stadt auf die doppelte Größe angewachsen sei und neue öffentliche Gebäude errichtet habe. Wahrscheinlich wurde bei der Gelegenheit der Eröffnung der neuen Leitung ein öffentliches Fest gefeiert, denn Aristides erwähnt Feierlichkeiten (συνεορτάζειν). Christopher P. Jones brachte die Lobrede mit der Einweihung der Madradağ-Leitung in Verbindung, die chronologisch am besten zur Lebenszeit des Autors passen würde. 56 Rutilius Namatianus rückt die Wasserleitungen in seinem Lobpreis auf die Stadt Rom gar in mythische Sphären 57: Er rühmt die Bögen der Leitungen, deren Höhe den Regenbögen der Iris ähneln und krönt seine Ausführungen damit, dass die Griechen solche Bauwerke mythischen Bauherren zuschrieben, nämlich den Giganten. Auch bei ihm spielt die Quantität eine wichtige Rolle, denn die stadtrömischen Thermen verbrauchen in seiner Darstellung die Wassermengen ganzer Seen. 58 Ähnliche Gedanken finden sich auch außerhalb der Gattung des Enkomions wieder: Plinius der Ältere berichtet etwa vom Bau der stadtrömischen Aquädukte – vera aestimatione invecta miracula 59 – und geht dabei auch auf die zahlreichen Anschlussbauten ein, die gerade die Leitung des Agrippa möglich machte. 60 Wie Andrea Schmölder-Veit überzeugend gezeigt hat, ist schon die Zahl der 500 Laufbrunnen, die Plinius dabei nennt, wohl nur symbolisch zu verstehen und im archäologischen Befund in keiner Form greifbar. 61 Die Darstellung der zur Verfügung stehenden Wassermenge stand damit stärker 52 Zur Wasserversorgung von Antiochia und Daphne vgl. Pamir 2012, Brands 2016, 52 zu den Thermen. Zur architektonischen Umsetzung dieser Schönheit s. u. Kapitel 7.2. Der Abschnitt über die Wasserversorgung Antiochias ist zumindest teilweise dem Lob des Aristides von Smyrna entlehnt, in dem dieser die Stadt für ihre zahlreichen Bäder und Brunnen lobt, vgl. Arist. Or. 17,10. 53 Plin. Epist. 10,98. 54 Jones 1991. 55 Jones 1991, 112 mit der richtigen Deutung von εἰσβολή als „entrance, approach“ und nicht, wie in der englischen Übersetzung von Behr, als „eruption“. εἰσβολή kommt im Wasserbaukontext außerhalb von Aelius Aristides meines Wissens nach nicht vor. 56 Jones 1991, 115. 57 Zu den sprachlichen Topoi, die Rutilius Namatianus verwendet sowie deren Einbettung in den historischen Hintergrund, vgl. Kapitel 5.1. 58 Rut. Nam. 1,97–106. 59 Plin. Nat. 36,121. 60 Nat. 36, 121–122. 61 Schmölder-Veit 2012, 6.

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Eine neue städtische Identität: Quantität und Qualität von Wasser

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im Vordergrund, als die tatsächliche Anzahl der Brunnen. Dies wird besonders im folgenden Abschnitt von Plinius’ Bericht deutlich. In plastischen Worten beschreibt er die künstliche Wasserlandschaft, die dank des neuen Wasserreichtums möglich ist: „Wenn also jemand den Wasserreichtum, welcher der Öffentlichkeit zur Verfügung steht und in den Bädern, künstlichen Teichen und Wassergräben, in den Wohnhäusern, Gärten und Vorstadtvillen anzutreffen ist, sowie die Streckenabschnitte, auf denen das Wasser in die Stadt kommt, die hoch aufgebauten Brückenbögen, die von Tunneln durchschnittenen Berge und die gleichmäßig überbrückten Talkessel noch eingehender beurteilt, dann wird er gestehen, dass es auf der ganzen Welt nichts gegeben hat, was eine größere Bewunderung verdient.“ 62 Diese Textpassage ähnelt den Städteenkomia nicht nur in Bezug auf die Betonung von Wasserreichtum, -qualität und -verwendung, sondern auch in der Beschreibung der Leitungen selbst. Dass diese Argumente auch jenseits des literarischen Narrativs von Bedeutung waren, zeigt sich daran, dass sie vereinzelt auch in den Inschriften aufscheinen: Die ehrenden Epigramme für Bryonianus Lollianus in Side (3. Jh. n. Chr.) bedanken sich dafür, dass der Stifter durch die Reparatur dafür gesorgt hatte, dass das Wasser wieder ungestört fließen konnte (ὕδατος ἀενάου, Z.  9). 63 In Laodikeia am Lykos (2. Jh. n.  Chr.) erwähnt der Proconsul zu Beginn seines Edikts, dass die gefassten Quellen mehr als genug Wasser für den Nutzen der Stadt zur Verfügung stellen würden (ἄφθονον ὕδωρ τῇ σωτηρίῳ χρείᾳ προθύμως [ὁ]μο[ῦ] καὶ [φι]|λοφρόνως ἐκ δαψιλεστάτων πηγῶν εἰσάγει, Z. 2–3). 64 Ähnliche Formulierungen, die den bereitgestellten Überfluss und den vorher empfundenen Mangel nennen, finden sich darüber hinaus auch in lateinischsprachigen Inschriften, zeigen also, dass dies überregionale Bilder waren.  65 Ein Medium, das häufig zur Demonstration besonderer städtischer Errungenschaften genutzt wurde, sind die Münzen. Durch die Wahl der Bilder kommunizierten die Poleis einen großen Teil ihrer Selbstdarstellung und ihrer Identität. Es lohnt sich also, ergänzend zu den obigen Überlegungen zu betrachten, wie der Themenbereich „Wasser“ visualisiert wurde. Wie gezeigt, bildeten die Poleis auf ihren Münzen nur in sehr seltenen Fällen Aquädukte als architektonische Elemente ab, während Nymphaeen deutlich häufiger zu finden 62 Nat. 36,123: quod si quis diligentius aestumaverit abundantiam aquarum in publico, balineis, piscinis, euripis, domibus, hortis, suburbanis villis, spatia aquae venientis, exstructos arcus, montes perfossos, convalles aequatas, fatebitur nil magis mirandum fuisse in toto orbe terrarum. 63 I. Side 105. 64 Guizzi 2019, 147. Siehe auch eine ähnliche Formulierung einige Zeilen später (δαψίλεια τῶν ὕδατων, § 1). Das Begriffspaar ἄφθονος/δαψιλήϛ ist auch jenseits des Wasserbaus belegt, etwa für eine Ölstiftung für ein Gymnasion in Kaunos ( παρασχὼν ἄφθονον καὶ δαψιλῆ τὴν τοῦ ἐλαίου χρῆσιν, I. Kaunos 4, Z. 10–11). 65 Als ein illustrierendes Beispiel sei an dieser Stelle eine Inschrift aus Lemellef in der Mauretania Caesarensis (247–249 n. Chr.) genannt werden: der vir egregius Marcus Aurelius Athonis Marcellus, procurator Augustorum, hatte erkannt, dass die Bürger nach der Zerstörung der Wasserleitung unter Durst litten (cives inopia aquae laborabant, Z. 2–3) und hatte die Leitung und ihre Quellfassung wieder repariert (abundans in fonte est perducta, Z. 4), CIL VIII 8809.

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344 Akkulturationsphase: Zwischen Romanisierung und städtischem Selbstverständnis sind. 66 Wenn die natürlichen Wasserressourcen eine Rolle spielten, so wurden sie in Gestalt von Flussgöttern und Nymphen personalisiert. Die Deutungsebenen der Flussgötter sind vielfältig und wurden in der Forschung unterschiedlich interpretiert: Vor allem Stefan Karwiese versuchte, einen kausalen Zusammenhang zwischen der Prägung von Flusgottmünzen und dem Bau von Wasserleitungen in Ephesos herzustellen. 67 Er postulierte etwa, dass die Flüsse von Ephesos – Marnas, Klaseas, Kaystros und Kenchrios – jeweils dann auf die Münzen geprägt wurden, wenn konkrete Baumaßnahmen oder Reparaturen an den Wasserleitungen anstanden. 68 Die erhöhte Ausschüttung von Münzen mit dem Bild des Marnas reflektiert wohl tatsächlich den Ausbau der Wasserversorgung um 92 / 93 n. Chr. unter Domitian. Statuen des Marnas und des Klaseas am neu gebauten Nymphaeum verkörperten sichtbar die Tatsache, dass die Flüsse ihr Wasser zur Verfügung stellten. 69 Nicht überzeugend ist hingegen die Annahme Karwieses, die Flüsse hätten auf den Münzen weitere Attribute bekommen, die für verschiedene Bauwerke stehen würden. So deutet Karwiese den Schild, den der Flussgott Marnas auf manchen Münzen trägt, als einen Hinweis auf Flusswehre. 70 Ebenso spekulativ ist die Annahme, die Bekränzung des Marnas durch die Göttin Nike weise auf eine kaiserliche Finanzierung der Marnas-Leitung hin. 71 Noch in antoninischer Zeit wies Ephesos durch besondere Prägungen auf seinen Wasserreichtum hin: Auf einer Bronzemünze ist der Berggott Pion zu sehen, der mit in den Nacken gelegtem Kopf und offenem Mund den Regen trinkt, den Zeus aus seiner Hand ausschüttet. 72 Die weitgehend standardisierten Flussgottdarstellungen bestimmten Ereignissen oder sogar Wasserleitungen zuzuweisen, ist insgesamt methodisch schwierig. Ihre Darstellung scheint nicht mit einem Aquädukt, vielmehr mit den Eigenschaften des jeweiligen Flusses selbst verknüpft zu sein, etwa als Fruchtbarkeitsbringer oder Transportweg für den Handel. Darüber hinaus dienten Flüsse vor allem als topographische Marker, mit deren Hilfe die Städte auf ihre natürliche Lage hinwiesen. Wasserleitungen konnten sicherlich mit ihnen verbunden werden, wenn das Wasser aus den Flüssen abgeleitet wurde, sie spielten innerhalb dieses Bilderrepertoires aber nur eine geringfügige Rolle.

66 s. o. Kapitel 1.2.3. 67 Karwiese 2001, 17–22. 68 So erklärt Karwiese 2006, 19, dass die regelmäßige Ausprägung von Kaystros-Münzen mit den häufigen Reparaturarbeiten an der Kaystros-Leitung zusammenhängen würden, die er mit der hadrianischen Leitung in Verbindung bringt. 69 Karwiese 2006, 17 f. 70 Karwiese 2006, 17. Der Schild, den Marnas trägt, zielt auf den Namen des Flusses, vgl. Strocka 1989, 80 f. 71 Karwiese 2006, 18. Eine vielzitierte Münze mit der Umschrift ΠΟΛΙΣ ΠΟΤΑΜΩΝ muss aus diesem Argumentationszusammenhang hingegen ausscheiden. Wie Johannes Nollé überzeugend zeigen konnte, handelt es sich bei diesem Stück um eine neuzeitliche Überarbeitung, vgl. Nollé 2018, 206 f. 72 Karwiese 2012, Münzprägung Ephesos, 63, Nr. 250–251. Engelmann 1991, 282–286 bringt damit ein Epigramm der Claudia Trophime in Verbindung, das erwähnt, wie der Berggott Pion das Regenwasser schluckt und speichert. (SGO 03/02/37)

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Eine neue städtische Identität: Quantität und Qualität von Wasser

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Die Münzen wurden insgesamt betrachtet also vor allem dann als Repräsentationsmedium genutzt, wenn die Stadt ihren natürlichen Wasserreichtum in Form von Quellen und Flüssen in den Vordergrund stellen wollte oder wenn besondere lokale Gebäude, wie etwa Nymphaeen, präsentiert werden konnten. Aquädukte spielten auf den Münzen keine Rolle. Dies lässt sich aus meiner Sicht dadurch erklären, dass Wasserleitungen und auch Thermen keine lokale Besonderheit für eine spezielle Polis sein konnten, da sie in der Kaiserzeit weit verbreitet waren. Hinzu kommt, dass die Visualisierung von Wasserreichtum über die Darstellung des jeweiligen Bauwerks auf Münzen kaum umsetzbar ist. Es lässt sich festhalten, dass die Bereitstellung von Wasser in großer Menge und angemessener Qualität nicht nur ein wichtiger Teil städtischer Repräsentation wurde. Wie die zitierten Autoren zeigen, galt dies im Besonderen für Kleinasien, spielte jedoch im gesamten Römischen Reich eine Rolle. Der zunehmende Bau von Wasserleitungen, Brunnen und Kanälen, dem die Städte ein Stück weit auch unterworfen waren, beeinflusste nicht nur die Lebensgewohnheiten der Bürger, sondern in einem hohen Maß auch das Stadtbild selbst. Der innovative Charakter der Fernwasserleitung geht in diesem Fall also verloren. Diesem Transformationsprozess, dem nächsten Schritt des Innovationsphasenschemas, ist das folgende Kapitel gewidmet.

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7. Transformationsphase: Urbanisierung und Verschönerung des öffentlichen Raums

Im vorangehenden Kapitel wurde deutlich, dass die Fernwasserleitungen und ihre Anschlussbauten dazu beitrugen, dass Wasser im Allgemeinen Teil städtischer Identität und Repräsentation wurde und damit einen rühmenswerten Eingang in die Elogien der antiken Rhetoriker gefunden hatte. Auf einer rhetorischen Ebene gehörte Wasser zum Schmuck und zum urbanen Lebensgefühl eines kaiserzeitlichen Bürgers also dazu, das beim Fehlen von solchen Annehmlichkeiten wie Brunnen und Thermen sogar eingeschränkt werden konnte. Ziel des folgenden Kapitels ist es, in einem ersten Schritt die bauliche Umsetzung dieser Ansprüche innerhalb des Stadtsprospekts zu untersuchen. Dieser Wandel, der mit dem Begriff der Transformation beschrieben werden soll, erstreckte sich jedoch nicht nur auf den öffentlichen, sondern auch auf den privaten Raum, wie sich anhand der zahlreichen Privatbäder, die durch einen eigenen Leitungsanschluss bedient wurden, zeigen lässt. Auf diese Weise fand die Nutzung von Wasser über seine Funktion als tägliches Bedarfsobjekt auch Eingang in die Repräsentation der Eliten. Fernwasserleitungen wirkten jedoch nicht nur innerhalb der Stadt stark auf die architektonischen und damit auch sozialen Räume ein, sondern beeinflussten, wie im letzten Teilkapitel zu zeigen sein wird, auch das städtische Territorium jenseits der Polis.

7.1

Schönheit und Lebensqualität kleinasiatischer Städte: urbanitas und κόσμος

Die Fernwasserleitungen transformierten die Städte nicht nur architektonisch, sie evozierten aufgrund des von ihnen veränderten Wasserdargebots auch gesellschaftlichen und soziokulturellen Wandel, wirkten tief und an einigen Punkten sogar unumkehrbar auf die Lebensgewohnheiten und das gesellschaftliche Umfeld der Stadtbewohner ein. 1 Diese Phänomene werden in der modernen Forschung häufig unter dem Begriff der „Urbanisierung“ subsumiert, ohne dass dieser definiert wird. Zunächst ist zwischen Urbanisierung und Verstädterung zu unterscheiden: Die Verstädterung meint den bloßen Prozess 1 „(…)the historical development of the city can be seen as the product and the expression of the society at large, its governmental forms, social organization, ideological priorities, its ways of life and daily requirements“, Zanker 2000, 25, der sich in diesem Aufsatz mit der Frage beschäftigt, inwiefern coloniae sich als Träger von Romanisierung eigneten.

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Transformationsphase: Urbanisierung und Verschönerung des öffentlichen Raums

der Ausbreitung von städtischen Strukturen, also etwa die rein quantitative Zunahme von Städten innerhalb einer bestimmten Landschaft oder das Wachstum einer Siedlung bis zu einer kritischen demographischen Größe oder dem Erreichen einer bestimmten strukturellen Komplexität. Urbanisierung bzw. Urbanität erfasst demgegenüber vor allem sozialpsychologische, sozioökonomische und gesellschaftliche Merkmale, die sich unabhängig von den städtischen Strukturen ebenfalls verbreiten können, jedoch auch innerstädtische Lebensqualität oder ein städtisches Lebensgefühl meinen können. 2 Die neue Lebensqualität, die unter anderem von den Aquädukten ermöglicht wurde, wurde bereits in der Antike unter dem Begriff der urbanitas gebündelt. Das Konzept der Lebensqualität war unter dem Schlagwort der urbanitas nicht nur fest im literarischen Diskurs verankert, sondern auch mit konkreten Vorstellungen verknüpft. Dass eine Stadt bestimmte Kriterien erfüllen musste, um als lebenswert zu gelten, hat seinen Ursprung im Hellenismus, entfaltete seine volle Dynamik jedoch vor allem im kaiserzeitlichen Kleinasien, wo Städte nicht nur um ihre politische Vorrangstellung stritten, sondern in diesem Konkurrenzkampf auch ihre Standortfaktoren, ihre Gebäude, ihre Mythen und ihr Prestige instrumentalisierten. 3 Aus heutiger Sicht zählt die öffentliche Infrastruktur in Form von Strom, Frischwasser, Abwasser und Verkehr zu wichtigen Schlüsselfaktoren für Lebensqualität, die in verschiedenen Skalen gemessen wird. Die Städte nutzen diese Schlüsselfaktoren, um als Standort attraktiv zu sein und potentielle Bürger für sich zu gewinnen. Eine antike Stadt bestand ebenfalls nicht nur aus der Summe ihrer Gebäude, sondern transportierte durch einen Mindeststandard in Bezug auf öffentliche Einrichtungen auch ein bestimmtes Lebensgefühl. 4 Im Griechischen bedeutet ἀστεῖος nicht nur „städtisch“, sondern auch „hübsch, gebildet, fein“, und auch das Lateinische kennt die urbanitas als städtische Lebenskultur. 5 2 Diese Trennung der immateriellen Faktoren des Phänomens „Stadt“ von der baulichen Struktur „Stadt“ stellt die moderne Forschung noch immer vor erkenntnistheoretische Probleme, wie etwa P. Dirkmeier 2009, der diesem Thema eine ganze Monographie widmete und unter anderem die Frage formulierte (15): „Wie kann Urbanität überhaupt in einer „diffundierbaren“, in einer von der Stadt getrennten Form auftreten?“ Die Antwort wäre im Sinne Ciceros gewesen, denn Dirkmeier kommt zu dem Ergebnis, das man diesem Problem nur beikommen könne, indem man die Begriffe „urbs“ für die strukturelle Form von Stadt und „urbanitas“ für die soziokulturelle Form benutze (16). Dirkmeier konstruiert daraus mit Hilfe von Bourdieu eine „habituelle Urbanität“, deren Inhalte jedoch keinen weiteren Erkenntnisfortschritt ermöglichen. 3 Der Zusammenhang zwischen städtischem Raum und seiner soziokulturellem Komponente, der sich sowohl im archäologischen Befund, ebenso jedoch als gedachter Raum („Raumbild“) niederschlägt, wurde für die hellenistische Polis bereits im DFG-Schwerpunktprojekt „Die hellenistische Polis als Lebensform“ (2006–2012) unter der Leitung von Martin Zimmermann (LMU) untersucht, vgl. in diesem Zusammenhang vor allem Zimmermann 2009. 4 Scheithauer 2007, 11–32 mit einem hervorragenden Überblick über die urbanitas in den literarischen Quellen und ihre Entwicklung in der Auseinandersetzung der Römer mit der griechischen Literatur. Maupai 2003 geht dieses Lebensgefühl aus ästhetischer Perspektive an, indem sie die Rolle des κόσμος für die städtische Selbstdarstellung untersucht. Haug, Kreuz 2016 untersuchen die Stadt als sinnliche Erfahrung, also ihre Geräusche, Gerüche etc., Busch, Griesbach, Lipps 2017 sind die Herausgeber eines Sammelbandes, der sich mit dem Phänomen der Stadt als kulturelle Selbstverwirklichung befasst, konzentrieren sich jedoch hauptsächlich auf den archäologischen Befund. 5 Cic. Fam. 3,8,3.

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Schönheit und Lebensqualität kleinasiatischer Städte: urbanitas und κόσμος

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Die bereits zitierte Tacitus-Stelle macht deutlich, dass urbane Räume und Verhaltens­ ideale untrennbar zusammengehören. 6 Satirisch verarbeitet dies auch Martial in seiner stichpunktartigen Beschreibung der Stadt Rom: gestatio, fabulae, libelli, campus, porticus, umbra, virgo, thermae 7 sind für ihn die entscheidenden Elemente eines angemessenen Stadtlebens. Bezeichnenderweise verbindet er dabei die Tätigkeiten des Müßiggangs wie das Lesen oder das Reisen in der Sänfte mit den dazugehörigen städtischen Gebäuden und Vergnügungsorten. Bemerkenswert ist die Erwähnung der umbra, die Anklänge an den bereits beschriebenen locus amoenus vermuten lässt. 8 Im vorangegangenen Kapitel wurde bereits gezeigt, welches Bild einer kaiserzeitlichen Stadt von den literarischen Quellen gezeichnet wurde und wie dieses Bild in der städtischen Tradition aufscheint. Nun soll illustriert werden, wie sich diese Ansprüche im Stadtbild konkret erkennen lassen und wie Wasserbauten auf die architektonische und sogar räumliche Transformation der Städte einwirkten. Dadurch ermöglicht die Wasserinfrastruktur einen dezidierten und vielfältigen Blick auf die urbanitas kaiserzeitlicher kleinasiatischer Städte. Diese Transformation lässt sich nicht nur im öffentlichen Raum beobachten, sondern schließt auch den privaten Raum mit ein – der Bau von privaten Bädern, Zierteichen, Becken oder Nymphaeen legt ein vielfältiges Zeugnis für diese Transformation ab. Dieser Prozess blieb darüber hinaus nicht nur auf den innerstädtischen Raum begrenzt, sondern lässt sich auch aus einer größeren Perspektive heraus beobachten, so dass sich folgenden Fragen ergeben: Beeinflussten die Leitungen den Bau neuer Poleis? Konnten dadurch neue Siedlungsplätze erschlossen werden oder beschlossen einige Poleis gar, ihren Siedlungsplatz zu verlegen, um an dieser neuen Technologie partizipieren zu können? Änderte sich die Wahrnehmung von städtischem Territorium hin zu einer überregionalen Raumkonzeption? Wie einleitend erwähnt, beschränkte sich die neue quantitative Möglichkeit der Wassernutzung nicht nur auf die Bereitstellung von täglichem Brauchwasser, sondern inkludierte auch Wasserbauten, die man als hydraulic ornaments ansprechen kann. Pausanias sprach Panopeis in Phokis in einem berühmten Bonmot jegliche städtische Qualität ab, weil die Polis noch nicht einmal die grundlegenden zivilisatorischen Bauten zu bieten hatte: ἐς Πανοπέας ἐστὶ πόλιν Φωκέων, εἴγε ὀνομάσαι τις πόλιν καὶ τούτους οἷς γε οὐκ ἀρχεῖα οὐ γυμνάσιόν ἐστιν, οὐ θέατρον οὐκ ἀγορὰν ἔχουσιν, οὐχ ὕδωρ κατερχόμενον ἐς κρήνην. 9

6 Tac. Agr. 21. 7 Mart. 5,20,8–9. 8 Neudecker 2017 zeigt anhand einer Ekloge des Calpurnius Siculus, in der ein Hirte das Amphitheater von Rom besucht, dass die Stadt der Ort der Perfektionierung von ländlicher Naturschönheit ist. Solche Orte zum Verweilen und Erholen, wie etwa Bänke oder Parkanlagen, existierten, wie er deutlich macht, etwa in Athen. Für weitere Details s. oben S. 342 f. 9 Paus. 10,4,1.

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Die Versorgung mit Trinkwasser sollte zu den selbstverständlichen Pflichten einer Stadt dazugehören, dies war aber, wie in Panopeis, nicht immer der Fall. Umgekehrt konnte eine Siedlung auch zu einer Stadt aufsteigen, wenn sie die nötigen Voraussetzungen in diesem Bereich erfüllte, wie sie etwa im phrygischen Orkistos vorhanden waren. 10 Besonders plastisch ist die Verbindung von guter Trinkwasserversorgung und urbanitas, schlechter Versorgung und kulturell-technologischer Rückständigkeit bei Ovid, der seine Verbannung in Tomi in seinen Tristien bitter beklagte: o quantum et quotiens non est numerare, beatum, non interdicta cui licet urbe frui. 11 Die Aqua Virgo steht oft genug im Zentrum der Bewunderung und gilt als Symbol für ein menschenwürdiges Leben. 12 In Tomi hingegen bleibt die Wasserversorgung in den Augen Ovids weit hinter dem für ihn erträglichen Standard zurück: est in aqua dulci non invidiosa voluptas: aequoreo bibitur cum sale mixta palus. 13 Das Wasser in Tomi ist also nicht nur salzhaltig, sondern auch brackig und mit Schlamm durchsetzt und stillt noch nicht einmal den Durst, da es dort keine Quellen gibt. 14 Zu dieser urbanitas zählten jedoch noch weitere Qualitäten, die von den Fernwasserleitungen ermöglicht wurden und die dadurch Eingang in den bereits beschriebenen kulturellen Code fanden. 15 So bewirkten die offenen Kanäle und die zahlreichen Brunnen einen kühlen Lufthauch und erzeugten ein angenehmes Stadtklima. 16 Abgedeckte Kanäle, Thermen, Latrinen und Quellwasser sorgten für eine bessere öffentliche Hygiene 17 Die Bäder galten darüber hinaus als wichtige soziale und politische Treffpunkte. Es ist bemerkenswert, dass der Referenzpunkt für diese Elemente des kulturellen Codes, wie bereits erwähnt, stets die Städte sind. Praktische Gründe wie eine bessere Wasserverteilung auf dem Land für die Bewässerung oder vielleicht sogar für die anliegenden Komae spielten dabei keine Rolle. Der Fokus lag deutlich auf einer Verbesserung städtischer Lebensqualität, auf die alle Stifter von Wasserleitungen gleichermaßen Bezug nahmen.

10 CIL III 352 mit der maßgeblichen Ausgabe von Chastagnol 1981. Für weitere Informationen s. a. Jacques 1992 und Feissel 1999 (vor allem zur Datierung). Witschel 2008, 29 merkt zu Recht an, dass Orkistos diese Bauten möglicherweise gar nicht alle besessen hatte, in seiner Auswahl jedoch auf scheinbar bekannte Kriterien rekurriert, die eine Stadt erfüllen musste. Kolb 1993 spekuliert vor allem darüber, ob Orkistos nicht vor allem aufgrund seines angeblich vorhandenen Christentums zur Stadt erhoben wurde und weniger wegen seiner urbanistischen und verkehrsgeographischen Bedeutung. 11 Ov. Trist. 3,12,25–26. Ähnlich klagte noch Chryostomos in einem Brief an Olympias, dass er in seinem Verbannungsort am Schwarzen Meer sämtlicher Grundbedürfnisse entbehren musste, darunter auch das Baden, das er in Konstantinopel aus gesundheitlichen Gründen jeden Tag praktiziert hatte, vgl. Joh. Chrys. epist. ad Olympiadem 17,4 (SC 13/2,385). 12 Ov. Ars 3,385–386; Cassiod.Var. 7,6,3; Mart. 7,32,11–12. 13 Ov. Pont. 2,7,73–74. 14 Ov. Pont. 3,1,17–18 (nec tibi sunt fontes, laticis nisi paene marini, qui potus dubium sistat alatne sitim). 15 S. Kapitel 5.1. 16 Rut. Nam. 1,101–106. 17 S. o. S. 201 f.

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Eine angemessene urbanitas konnte in der Kaiserzeit 18 hingegen nur in einem dafür geeigneten architektonischen Rahmen praktiziert werden. Das dahinterliegende Konzept der „schönen“ Stadt, das diesbezüglich eine wichtige Rolle spielte, ist von Isabelle Maupai bereits ausgiebig erforscht und von Hans-Joachim Schalles jüngst um einige Aspekte ergänzt worden. 19 „Schön“ bedeutet im Folgenden, wie oben definiert, also nicht nur, dass die Bauten einem Mindestmaß an Ästhetik unterlagen, sondern auch einem Mindestmaß an zivilisatorischem Standard entsprechen mussten. So argumentierte Plinius, dass der Kanal von Amastris abgedeckt werden müsse, da er sonst die Schönheit der Stadt verschandeln würde. 20 Aelius Aristides schreibt in seiner Lobrede auf die Wasserleitungen von Pergamon, dass dieser Überfluss an Wasser die Schönheit der Stadt mehren würde. 21 Ähnlich formulierte es auch Libanios in seinem Antiochikos. 22 Im afrikanischen Abbir Maius trug Cn. Apertius L. fil. Gaetulicus durch den Bau einer Leitung sogar ein ornamentum civitatis bei. 23 Und noch im 5. Jh. n. Chr. ließ sich der Statthalter Flavius Ampelius dafür ehren, dass er das Agora-Tor in Aphrodisias zu einem Nymphaeum umgebaut hatte, um damit die Schönheit des Ortes zu mehren. 24 Der archäologische Befund gibt von diesem erwünschten Charakteristikum von Wasserbauten ein plastisches Zeugnis ab und soll im Folgenden anhand von ausgewählten Beispielen diskutiert werden. Kaum eine Stadt in Kleinasien ist bis heute so reich an Wasserbauten wie Perge. Wahrscheinlich in hadrianischer Zeit erfuhr die Straße, die vom Südtor zur Akropolis führte, eine Aufwertung zur Säulenstraße. Während das Südtor vor allem durch die wohl berühmteste Euergetin von Perge, Plancia Magna, ausgebaut wurde, entstand am Nordende ein zweistöckiges Nymphaeum, in dessen Zentrum der Flussgott Kestros lagerte. Unter dem Flussgott ergoss sich das Wasser in einem Wasserfall in einen Kanal, der kaskadenartig und durch mehrere Becken hindurch in mehreren Stufen bis zum Südtor floss. 25 Neueste Grabungen in Perge haben gezeigt, dass es sich bei dieser Anlage um ein mehrfach verwendetes Zierelement handelte. Ähnliche offene Zierkanäle kamen auch entlang der Ost-West-Achse der Stadt zutage, sind bis jetzt jedoch noch nicht hinreichend erforscht. 26 Der Nord-Süd-Kanal wurde in antoninischer Zeit verlängert, in severischer Zeit wurden 18 Das Konzept der urbanitas war bereits deutlich älter und wurde erst durch den Ausbau Roms in augusteischer Zeit mit einem notwendigen architektonischen Ensemble in Verbindung gebracht, vgl. Scheithauer 2007, 33, die diese Entwicklung an der Dichtung Ovids beobachtet, in der dieser den Bauten des Augustus große Aufmerksamkeit schenkt. 19 Maupai 2003; Schalles 2017. 20 Plin.Epist.10,98. 21 Arist. or. 53. 22 Siehe oben S. 339–342. 23 AE 1993 (1996) 1738. 24 IAph 4.202.i: ἴδμονι θεσμοσύνης γλυκερῷ γενετῆρι τιθήνης | Ἀμπελίῳ Νύμφαι χάριν ἴσχομεν οὕνεκα θάμβος | χώρῳ φυνικόεντι καὶ ἀγλαὸν ὤπασε κάλλος | ὄφρα καὶ ἡμετέροις τις ἐν ὕδασιν ὄμμα τιταίνων | αὐτὸν ἀεὶ καὶ χῶρον ὁμοῦ Νύμφας τε λιγαίνοι. | Τραλλιανὸς ῥητὴρ τάδ’ ἐγράψατο Πυθιόδωρος. 25 Dorl-Klingenschmid 2001, 97 f. und 145 f. 26 Özdizbay 2012, 266–268.

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weitere Nymphaeen hinzugefügt und die Südthermen monumentalisiert. 27 Die Polis legte insgesamt Wert auf eine bewusste, gut sichtbare Gestaltung ihrer Wasserinfrastruktur und gliederte dadurch nachhaltig ihren öffentlichen Raum: Die Wasserleitung von Perge verlief über eine weite Strecke oberirdisch entlang der Säulenstraße des cardo maximus. 28 Eine ähnliche Verbindung ist in hervorragender Weise auch in Anazarbos und Palmyra zu beobachten, so dass anzunehmen ist, dass die parallele Führung von Säulenstraße und Wasserleitung nicht nur in Kleinasien häufiger gewesen sein dürfte. 29 Sagalassos konnte gleich mit mehreren Nymphaeen prunken: Die Untere Agora, die man von der Hauptstraße kommend über eine Treppenanlage betrat, wurde an der Nordseite von zwei Nymphaeen geschmückt, von denen das severische direkt an der Agora lag, während das hadrianische, zweistöckige Nymphaeum etwas zurückgesetzt am Hang lag. Das severische sollte, so glaubt Lutgarde Vandeput, ursprünglich aufgestockt werden, doch wurde dieser Plan wahrscheinlich zugunsten des hadrianischen Nymphaeums verworfen: Das zweite Stockwerk hätte die hadrianische Anlage verdeckt. 30 Die Obere Agora wiederholte dieses Schema: Auch dort wurde an der Nordseite eine 30 Meter lange Brunnenanlage errichtet, die weithin sichtbar war und an einem wichtigen öffentlichen Zentrum der Stadt lag. Die hellenistische Brunnenanlage in Sagalassos war im 1. Jh. v. Chr. außerhalb des Stadtzentrums im Wohnviertel nahe des Theaters gebaut worden. Im 3. Jh. n. Chr. wurde eine Esplanade angelegt, die die Obere Agora und das Wohnviertel am Theater miteinander verband. Der Brunnen stand dabei mit der Rückseite zur Esplanade und wurde damit als reiner Funktionsbau verstanden, dem kein repräsentatives Element zukam und der deshalb bei der Gestaltung des Raumes keine Rolle spielte. 31 Der Ausbau der Wasserversorgung erfolgte in Antiochia in Pisidien in ähnlichen Schritten wie in Perge: Im Zuge der Koloniegründung wurden ein Aquädukt und ein Nymphaeum gebaut. In hadrianischer Zeit wurde die aus dem Westen kommende Straße nicht nur in eine Säulenstraße umgewandelt, sondern in deren Mitte ein Kanal mit mehreren Kaskaden angelegt, der in einem Springbrunnen endete. Am unteren Ende der Straße befand sich ein dreibogiges Tor als dekoratives Ende dieses Straßenabschnitts. 32 Doch nicht nur die Nymphaeen und Zierkanäle wurden als Elemente städtischer Raumgestaltung bewusst genutzt. Die oben zitierte Beschreibung des Libanios macht deutlich, dass sich auch die Ansprüche an die Verfügbarkeit und Erreichbarkeit von Wasser geändert hatten. Nicht nur die großen Nymphaeen veränderten die Möglichkeit, Wasser zu nutzen, sondern auch die zahlreichen, neu angelegten Laufbrunnen, die in einem 27 Vandeput 2017, 143 f. Ähnliche Kanäle finden sich auch in Side, doch erfüllten sie dort meiner Meinung nach einen in erster Linie praktischen Zweck, indem sie das Überlaufwasser aus den Zisternen abtransportierten. Sie waren durch Steinplatten geschützt, um Verschmutzungen vom Wasser fernzuhalten, vgl. Heinzelmann 2003, 217. 28 Heinzelmann 2003, 197–220. Insbesondere zum Aspekt der bewussten Gestaltung von städtischem Raum vgl. Martini 2015. 29 Posamentir, Sayar 2006, 1013 f.; Zuchowska, Juchniewicz 2012, 66. 30 Vandeput 2017, 137. 31 Vandeput 2017, 138. 32 Ossi, Harrington 2011, 106 und 85.

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dichten Netz in den Städten verteilt waren. 33 Das tägliche Brauchwasser ließ sich damit bequem und in kurzen Distanzen erreichen. Hinzu kamen die Thermen, die Vergnügungen und Annehmlichkeiten boten. Diese belegten meist mehrere insulae und avancierten schon allein durch ihre Größe zu signifikanten Markern im neuen kaiserzeitlichen Stadtbild. Falls die vorhergehende Bebauung es zuließ, wurden die Thermen in die Stadt integriert 34, andernfalls außerhalb angesiedelt. In großen Metropolen wie Ephesos und Milet betrug die maximale Entfernung zu den nächsten Thermen knappe 400 Meter. 35 Diese neue, flexible und konstante Verfügbarkeit von Wasser lässt sich zweifellos als innovativ klassifizieren. 36 Ebenso innovativ war die bewusste ästhetische Gestaltung der Leitungen außerhalb der Stadt. So war etwa die Brücke des Pollio in Ephesos, die die Straße nach Magnesia überquerte, mit teuren Marmorplatten versehen und wies eine klare, architektonische Bogengliederung auf, die die Doppelleisten, auf denen die Bögen auflagerten noch verstärkten. 37 Während der Moria-Aquädukt von Mytilene ebenfalls mit lokalem, grauem Marmor und einer dreifachen, hohen Bogenreihe prunkte, wiesen der Los Milagros-Aquädukt und der San Lazaro-Aquädukt von Mérida in ihren mit Steinquadern verblendeten Pfeilern regelmäßige rote Ziegelschichten auf, die als lokale Besonderheit und bewusst gewähltes Zierelement anzusprechen sind. 38 Etwas bescheidener nimmt sich im Vergleich der Gier-Aquädukt von Lyon aus, der mit verschiedenfarbiger opus-reticulatum-Verblendung auffiel und ebenfalls mit Ziegelstreifen versehen war. Auf der Pfeilerinnenseite der Beaunant-Brücke waren die verschiedenfarbigen Ziegel sogar so gelegt, dass sie einen Bogen simulierten. 39 Nicht nur durch ihr Material konnten die oberirdischen Sektionen der Wasserleitungen auffallen, sondern auch durch die Bogenkonstruktion, etwa durch eine besondere Länge der Sektion, alternierende Muster der einzelnen Stockwerke oder der Höhe oder Breite der einzelnen Bögen oder durch ein besondere Bauinschrift wie im Fall von Segovia. Nicht nur der dortige Aquädukt, der heute zu den am Besten erhaltenen antiken Leitungsstücken in Spanien zählt, war aufgrund seiner Baustruktur imposant, sondern auch aufgrund der Bauinschrift: Dort, wo die Leitung die Maximalhöhe von 30 Metern erreichte, war zwischen der oberen und der unteren Bogenreihe ein Block aus mehreren Quadern eingesetzt, der auf beiden Seiten eine Reihe von Dübellöchern aufweist, die 33 Wie etwa das gut aufgearbeitete Beispiel Pompeii zeigt, vgl. Schmölder-Veit 2009, 115–137. 34 Vorhandene Bebauung konnte auch abgerissen werden, wie dies etwa ein praefectus Aegypti, bei dem es sich wahrscheinlich um Lucius Seius Strabo handelte, in Volsinii für den Bau eines neuen Bades veranlassen ließ, vgl. CIL XI 7285. 35 Steskal 2015, 225 f. Vielleicht auch aufgrund der hohen Anzahl der Thermen in Ephesos machte sich der Euerget Dionysios, der Sohn des Nikephoros, nicht die Mühe, die Thermen einzeln aufzulisten, für die er Öl gestiftet hatte, sondern nennt sie einfach ἐν τοῖς βαλανείοις τοῖς οὖσιν ἐν Ἐφέσῳ πᾶσιν, I. Ephesos 3,661, Z. 23–24. 36 Agusta-Boularot 1997, 50 f. 37 Tölle-Kastenbein 1990, 74. 38 Kek 1996, 302 f. 39 Kek 1996, 302 f.

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aufgrund ihres regelmäßigen Musters einen Hinweis auf litterae aureae geben. 40 Geza Alföldy versuchte sich an einer Rekonstruktion der Inschrift und interpretierte sie als Reparatur durch die beiden Duumviri P. Mummius Mummianus und P. Fabius Taurus im Auftrag Kaiser Traians. 41 Die Diskussion über die Datierung der Leitung und ihre Reparatur sowie die Ergänzung der Inschrift selbst sollen an dieser Stelle vernachlässigt werden 42 – relevant ist, dass man den Aquädukt über seine Funktion als Wasserleitung hinaus als repräsentatives Bauwerk wahrgenommen und mit einer prestigeträchtigen Gestaltung der Inschrift durch litterae aureae diese Wirkung noch verstärkt hatte. Auf dem Quaderblock sind außerdem zwei Nischen zu erkennen, die Platz für Statuen boten. 43 Der Aquädukt von Segovia wurde über die Antike hinaus nicht nur weiter genutzt, sondern auch mit weiteren architektonischen Schmuckelementen versehen. Zwar erfüllten die Bogenführungen auch den praktischen Zweck, Material zu sparen und den Streckenverlauf der Gefälleleitung sicherzustellen, doch zeigen die genannten Beispiele deutlich einen Sinn für architektonische Finesse und technische, mathematisch genau berechnete Ästhetik, die sowohl durch das verwendete Material, als auch durch die bewusste Verwendung und dem Spiel mit einzelnen Bogenelementen erreicht wurde. Einige dieser Elemente waren zudem für die Stabilität des Baus nicht unbedingt notwendig, sondern dienten ausschließlich der verstärkten ästhetischen Wirkung. Querten die Bogenelemente zudem noch eine Straße, konnten sie an Triumphbögen oder Stadttore erinnern. 44 Die oberirdische Führung einer Leitung hatte also sowohl innerstädtisch als auch außerhalb einen sichtbar repräsentativen Zweck. Darüber hinaus führten die hohen, fragilen Bögen den Zeitgenossen auch vor Augen, dass erst die Pax Romana dies möglich gemacht hatte: Während die hellenistischen Leitungen noch versteckt und möglichst unauffindbar im Bogen verliefen, konnten die kaiserzeitlichen Aquädukte ungehindert bis vor die Stadt geführt werden, ohne dass die Gefahr feindlicher Zerstörung bestand. In der Stadt selbst konnte man das Wasser nicht nur als leises Rauschen hören, sondern auch in zahlreichen Prachtbrunnen in aufwendigen Spielen sehen. In einigen Städten wurde das Wasser zur Zierde durch Kanäle durch die Straßen geleitet, wo es für kühle, feuchte Luft sorgte. Und schließlich konnte man die Qualität des Wassers auch geschmacklich an

40 Alföldy 1992, 234–236 mit dem Befund. 41 Alföldy 1992, 245. Der vollständige Text lautet in seiner Rekonstruktion: [Imp(eratoris) Nervae Traiani Caes(aris) Aug(usti) Germ(anici), p(ontificis) m(aximi), tr(ibunicia) p(otestate) II, co(n)s(ulis) II, patris patriae iussu] | [P(ublius) Mummius Mummianus et P(ublius) Fabius Taurus IIviri munic(ipii) Fl(avii) Segoviensium aquam restituerunt ] 42 Alföldy 1992, 247 ging von einem Baubeginn in den letzten Regierungsjahren des Domitian aus, der starb, bevor die Inschrift gesetzt werden konnte, und der Fertigstellung unter Traian. Angezweifelt wird diese Datierung, seit bei Grabungen an den Pfeilern eine Münze aus traianischer Zeit gefunden wurde, vgl. Lopéz, Jiménez 2016, 25. Dabei bleibt natürlich zu bedenken, dass diese Münze auch bei Reparaturarbeiten in den Bauschutt geraten sein konnte und deshalb für sich genommen kein hinreichendes Merkmal für eine genauere Datierung ist. 43 Alföldy 1992, 248. Heute befinden sich dort Statuen der Heiligen Maria und des Heiligen Sebastian. 44 Tölle-Kastenbein 1990, 74.

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den zahlreichen Laufbrunnen testen, die strategisch günstig direkt hinter den Stadttoren lagen. Man konnte die Stadt wie eine künstliche Wasserlandschaft erleben.

7.2

Eine neue Bedeutung von Wasser: Repräsentation im privaten Kontext

In keinem Bereich lassen sich die Folgen des Leitungsbaus jedoch so deutlich zeigen, wie im Bereich der privaten Wassernutzung. Dies soll im Folgenden an zwei Bereichen veranschaulicht werden: Am Kauf eines Leitungsanschlusses und dem Bau von privaten Thermen. Nicht jeder konnte sich eine eigenen Leitung leisten, so dass der Kauf privater Wasseranschlüsse deutlich häufiger genutzt wurde. Ursprünglich hatte Agrippa das kaiserzeitliche System der privaten Wassernutzung in Rom eingeführt, nachdem er das Wasserangebot durch den Bau von zwei neuen Leitungen drastisch erhöht hatte. Einige Teile seines Wasserkatasters sind erhalten geblieben und machen deutlich, dass die Nutzung an ein Grundstück gebunden war, das nur zu bestimmten Zeiten eine genau normierte Menge Wasser nutzen durfte. 45 Um einen Aquädukt für private Zwecke nutzen zu dürfen, benötigte man in Rom wohl zunächst eine Genehmigung des curator aquarum, doch spricht einiges dafür, dass bereits Augustus diese wieder an sich zog. 46 War der Antrag genehmigt, wurden die technischen Anweisungen an das Personal weitergegeben, das die normierte Messdüse anbrachte und versiegelte. 47 In Rom blieb diese Genehmigung bis in die Spätantike ein kaiserliches beneficium. 48 In den Städten konnte dies darüber hinaus noch der Rat geneh-

45 CIL VI 1261. Zur Normierung vgl. Frontin. Aqu. 99,4. 46 Die lex Quinctia nennt noch den curator (Frontin. Aqu. 129,11), Frontinus selbst den Kaiser (3,2). Die genaue Prozedur wurde vom Senat in mehreren Gesetzen festgelegt, vgl. Bruun 2000, 588. Zur Diskussion über den Zeitpunkt, an dem der Kaiser die Vergabe an sich zog, vgl. Geissler 1998, 168 f. 47 Frontin. Aqu. 105. Die Zuständigkeiten in der Spätantike änderten sich noch einige Male: 369/70 n. Chr. war das kaiserliche Schreiben dem rector der Provinz vorzulegen (Cod. Theod. 15,2,2), um 439 n. Chr. dem praefectus praetorio (Cod. Iust. 11,42,5), ab 530 n. Chr. dem Bischof. Das Recht auf Wassernutzung hatten Frauen genauso wie Männer, vgl. Bruun 2010, 20 f. mit den Belegen. Dasselbe Prozedere ist auch in Laodikeia am Lykos belegt, vgl. Guizzi 2019, 148 § 5 (für den vollständigen Text s. u. Anhang Nr. 7, S. 459–463). 48 Problematisch ist die Frage, inwieweit dieses Beneficium vererbbar war oder jedes Mal neu vom Kaiser verliehen werden musste. War es vererbbar, bedeutete dies, dass Grundstücke mit einem solchen Beneficium verkauft werden konnten und damit der Kontrolle des Kaisers entzogen waren. Plausibler erscheint also die Annahme, dass das Beneficium bei einem Besitzerwechsel neu verliehen wurde, die antiken Quellen sind hier jedoch nicht eindeutig, vgl. Bruun 2010 b, 11 f. mit Quellen und Diskussion, dazu ergänzend Geissler 1998, 219–224; del Chicca 2005. In der Republik vergaben das Recht der Wasserentnahme oder der Nutzung des Überlaufwassers (aqua caduca) die Zensoren oder Aedilen, vgl. Frontin. Aqu. 95,1–2 allerdings nur in Sonderfällen und nach Genehmigung durch

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migen, wie das Beispiel der spanischen Stadt Urso oder das von Venafrum zeigt. 49 In Laodikeia am Lykos verfügte ein Statthalteredikt, dass niemand einen privaten Anschluss geschenkt bekommen durfte und die Stadt für den Verkauf dieser Wasserrechte jemanden zur Überwachung berufen sollte, 50 in Ephesos wurden solche Anschlüsse nach Missbrauch vom Statthalter vielleicht sogar ganz gesperrt. 51 Verliehen wurde dieses Sonderrecht in Rom vor allem an hochrangige Persönlichkeiten wie Senatoren und kaiserliche Freigelassene, deren Namen auf ihren Bleileitungen erhalten geblieben sind. 52 Außerhalb von Rom hatte sich etwa Gaius Titius Chresimus aus Suessa Aurunca ein solches Privileg verdient, weil er ein Gladiatorenspiel stiftete. 53 Quintus Paconius Q.f. Lepta aus Cales bekam vom städtischen Rat die Genehmigung, seine Leitungen zu einem See zu legen, um leichter an Trinkwasser zu gelangen. 54 In der Spätantike musste diese Verleihung noch deutlich schärfer reguliert werden: Kaiser Theodosius I. legte für Konstantinopel fest, wie viel Wasser ein Haushalt maximal erhalten durfte: Die größten Häuser drei Unciae, die kleinsten eine halbe. 55 Diese Ausweitung des Abnehmerkreises hatte auch zur Folge, dass die Kaiser einzelne Leitungen für den Privatgebrauch sperrten. 56 Entnehmen durfte man das Wasser seit dem senatus consultum 11 v. Chr. nur von einem castellum und nicht direkt von den Bleileitungen, um sie vor Beschädigung zu schützen; existierte kein castellum an der geeigneten Stelle, musste der Antragsteller eines auf eigene Kosten bauen. 57 Diese Regelung galt wahrscheinlich lediglich für Privatabnehmer – öffentliche Gebäude konnten direkt an die Leitungen angeschlossen werden. 58 Der Inhalt

49 50 51 52 53 54 55

56 57 58

die Volksversammlung, Frontin. Aqu. 94,6. Zur Nutzung der aqua caduca s. a. Guizzi 2019, 148 § 7. Für den vollständigen Text s. u. Anhang Nr. 7, S. 459–463. Eck 1987, 85; Freis 1984, 44, § 5 (Genehmigung durch die Magistrate und zwei Drittel der Dekurionen). Guizzi 2019, 148 f., § 3–4 und 12. I. Ephesos 7,1,3217 a, Z. 9–10. Siehe Anhang Nr. 1, S. 451–453 für den vollständigen Text. Bruun 2010. Ein berühmtes Beispiel ist Narcissus, der mächtige Freigelassene des Kaisers Claudius, vgl. Suet. Claud. 28. CIL X 4760. Ein weiteres Beispiel für die Verleihung eines solchen Privilegs durch den lokalen Rat findet sich auch in der Narbonensis, vgl. CIL XII 5413.3. CIL X 4654, Z. 2–6: lacus fistulaeque con|stitutae substructae quo | commodius | in eius domum | aqua pura duceretur. Cod. Theod. 15,2,3. Frontinus kennt die uncia, für den Stadtrömer ist jedoch die quinaria das Standardmaß. Offensichtlich hatte sich die quinaria in Konstantinopel nicht durchgesetzt, vgl. Frontin. Aqu. 26,3. Zur Diskussion um die quinaria, die an dieser Stelle keine Rolle zu spielen braucht, vgl. Hodge 1984; Rodgers 1986 (mit dem weit verbreiteten Vorwurf, Frontinus habe sich geirrt und könne mit quinaria nicht rechnen); Taylor 2000, 33–39. In Laodikeia am Lykos konnten private Abnehmer einen halben oder einen ganzen Daktylos erwerben, vgl. Guizzi 2019, 148 § 7. In Beroia teilte der Proconsul erst die am Ende übriggebliebene Wassermenge den Bouleuten zu, vgl. I Beroia 41. Cod. Iust. 11,43,6 pr. bezieht sich auf den hadrianischen Aquädukt in Konstantinopel. Frontin. Aqu. 106, 1–6. So auch in Laodikeia am Lykos, vgl. Guizzi 2019, 148 § 5 (für den vollständigen Text s. u. Anhang Nr. 7, S. 459–463). Frontin. Aqu. 36,3 schreibt nur darüber, dass auch der Anschluss an Leitungen direkt möglich war; erwähnt jedoch nicht, für wen. Geissler 1998, 176 f. nimmt die öffentlichen Gebäude deshalb an, weil sie ein konstanter Abnehmer waren und der Direktanschluss mehrfach archäologisch belegt

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Eine neue Bedeutung von Wasser: Repräsentation im privaten Kontext

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des Gesetzes scheint, mit einigen kleinen Änderungen 59, bis Theodosius I. so bestanden zu haben  –  die wichtigste Änderung war sicherlich, dass die Wasserkonzession an ein Grundstück gebunden wurde, also möglicherweise schon seit severischer Zeit nicht mehr so flexibel gehandhabt werden konnte wie in der frühen Kaiserzeit. 60 Nicht ganz klar ist häufig, ob der private Abnehmer eine Abgabe bezahlen musste und wofür. 61 Im Edictum Venafranum wurde ein vectigal festgelegt, in Konstantinopel war die Nutzung erst ab Theodosius II gratis, 62 in Laodikeia war, wie eben erwähnt, die kostenfreie Vergabe verboten, eine Bezahlung des Anschlusses und des Baus eines castellum verpflichtend. 63 Insgesamt betrachtet blieb der Wunsch nach einem eigenen Wasseranschluss bis in die Spätantike bestehen, zeigt also, dass die Bedarfe nie ganz gedeckt werden konnten. Dies hängt sicherlich auch damit zusammen, dass andere Bereiche der Wasserversorgung, wie gezeigt, priorisiert wurden, so dass solche Anschlüsse als Privileg zu bewerten sind. 64 Es lohnt sich, diese Ergebnisse auch mit dem Bau und der Nutzung von Privatbädern zu vergleichen. Zunächst bleibt kurz anzumerken, dass viele der im Folgenden genannten Elemente ihren Ursprung bereits im Hellenismus oder sogar noch früher hatten: In Ägypten dokumentieren Wandmalereien die Nutzung von Pools und in den Kulturen des Vorderen Orients spielten gut bewässerte Gärten eine wichtige Rolle für die Repräsentation  –  ein Element, das die hellenistischen Könige für ihre Residenzen übernahmen. 65 Insbesondere König Herodes der Große adaptierte nicht nur viele dieser Elemente, sondern förderte auch den Leitungsbau nach römischem Vorbild, etwa in Caesarea Maritima. 66 Nicht immer ist bekannt, wie diese Anlagen mit Wasser versorgt wurden, doch

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ist, z.B. in Pompeii. Im Edictum Venafranum konnte auch direkt von der Leitung abgenommen werden, möglicherweise deshalb, weil der Abnehmerkreis dort überschaubar war (Freis 1984, 44 f., §  5). Bevorzugte öffentliche Abnehmer waren vor allem die Bäder und Walkereien, vgl. Frontin. Aqu. 91,5; 94,4; s. a. Kapitel 5.4.3. Wie zum Beispiel, ob die Konzession an das Grundstück oder den Besitzer gebunden war, wie man eine Verlängerung beantragte und welche Vorgaben für öffentliche Gebäude galten, vgl. Geissler 1998, 219–223 mit den Details. Valens erließ 370 n. Chr. ein ex castello-Gesetz zur Grundstücksbindung vgl. Maganzani 2012, 90. Zu republikanischen Zeiten gab es diese Steuer in Rom noch, vgl. Frontin. Aqu. 105. Frontinus spricht an anderer Stelle noch von Einkommen, das durch diese Steuer generiert wurde (Aqu. 118,2–3), doch könnte es sich nach Bruun 2000, 589 auch um industrielle Betriebe handeln, nicht um Besitzer eines privaten Wasseranschlusses. Auch Cicero kannte diese Belastung eines Grundstücks, vgl. Cic. Leg. Agr. 3,9. Die Cippi der Leitung von Venafrum, meinen hingegen wohl eine Art Steuer auf die Schutzstreifen (CIL X 4975). Cod. Iust. 11,42,7 (Befreiung von Ausgaben für Reparaturen); Freis 1984, 44 f., § 5. Guizzi 2019, 148 § 7. Siehe dazu schon oben Kapitel 2.3. Nielsen 1990, 118 f.; Bedal 2004, 108 f. Zu Caesarea Maritima s. S. 63 f. Roller 1998, 46 mit der phantasie- und reizvollen Vorstellung, die Begegnung von Herodes und Marcus Agrippa in Mytilene und der Aufenthalt des Herodes in Rom könnten diesen technischen Austausch befördert haben und ebd. 98 und 142 mit weiteren Wasserbauten des Herodes, wie etwa zahlreichen Thermen. Iosephus weiß zu berichten (Ios. Ant. Iud. 5,3,3), dass Herodes seinen Schwager Aristoboulos in einem seiner Schwimmbecken ertränken ließ, als dieser sich abkühlen wollte.

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berichtet etwa Athenaios, dass das Schwimmbecken von Gelon von Syrakus nicht nur durch die Bevölkerung von Agrigent gebaut werden musste, sondern das Wasser dazu aus Flüssen und Quellen herangeleitet wurde. 67 In Kleinasien ist die Befundlage deutlich besser: Zunächst ist festzuhalten, dass Zisternen in den meisten Städten zu jeder Zeit eine wichtige Rolle für die Brauchwasserversorgung spielten, wie nicht zuletzt die Neuauflage des Astynomengesetzes in Pergamon zeigt. 68 Neben Pergamon lässt sich die Bedeutung der Zisternen auch in anderen Städten, wie z.B. Rhodiapolis, 69 Kremna, Kyaneai oder Ariassos 70 nachvollziehen. Insbesondere in Pergamon wird die Verbindung zwischen Bad und Zisterne deutlich: Im Peristylhaus 7 verfügte das Bad über eine eigene, aus dem Fels geschnittene Zisterne mit einem Fassungsvermögen von knapp 1000 m3; das frigidarium hatte sogar noch einmal eine eigene, kleine Zisterne, die mit der großen verbunden war. 71 Die dargestellte Sachlage klingt zunächst nach einer bereits in frührömischer Zeit vorhandenen Badekultur im privaten Bereich. Dennoch ist zu beachten, dass die Dimension der frühen Bäder und Wasseranlagen klein genug war, um mit einer Regenwasserzisterne versorgt werden zu können. Im Fall von Pergamon und dem Peristylhaus 7 ist zudem zu berücksichtigen, dass es außerhalb des Versorgungsnetzes der Aquädukte lag und sich deshalb auch in späterer Zeit auf die Zisterne verlassen musste. 72 Die hellenistische Art privater Wassernutzung blieb bis in die Kaiserzeit hinein hochgestellten Personen vorbehalten, bis die Fernwasserleitungen diese in einem deutlich größeren Rahmen ermöglichten. 73 Gerade in den römischen Landvillen wurden die Leitungen für Schwimmbäder, Fischbecken und Wasserspiele genutzt, künstliche Gärten und Parks angelegt. 74 Die Belege dafür sind im ganzen Römischen Reich zahlreich, so dass an dieser Stelle einige illustrierende Beispiele genügen mögen, um den Wandel in der privaten Repräsentation zu verdeutlichen. 75 Schon die literarischen Quellen spiegeln die Bewunderung für diese Art des Wasserluxus wieder. So schreibt Plinius etwa über seine Villa in Tusculum, dass sein Pool nicht nur schön aussehen würde, sondern auch ein angenehmes Murmeln von sich geben würde. 76 Auch Flavius Iosephus äußert sich bewundernd über den Sommerpalast von Herodes dem Großen, der über eine Fülle an Wasser verfüge, das

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Athen. 12,541 c. s. o. S. 120 f. Murphy 2006, 160. Mitchell (1995), 63 (Kremna); Mitchell 1993, 170 (Ariassos). Wulf 1999, 94 f. Wulf 1999, 90. Uytterhoeven 2013 b anhand der bekannten Beispiele aus Kleinasien. Wilson 2012, 4; Uytterhoeven 2016. Das Paradebeispiel dafür, welche Dimensionen dieser Wasserluxus annehmen konnte, ist die Villa Hadriana in Tivoli, die allein über 12 Prachtbrunnen, sechs Badeanlagen und 35 Latrinen verfügte, vgl. Fahlbusch, Ohlig 2008. 75 Laurence, Wallace-Hadrill 1997. 76 Plin. Epist. 5,6,20–23. sed ante piscinam, quae fenestris servit ac subiacet, strepitu visuque iucunda. Ähnliches schreibt Aulus Gellius über die Villa des Herodes Atticus in Athen (Gell. 1,2,2).

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von weit hergeholt werden müsse, da die Gegend ja sonst trocken sei. 77 Ein hervorragendes Beispiel dafür, wie wichtig den lokalen Eliten diese Art von Wasserluxus war, zeigt das Haus der Vestalinnen in Pompeii. 78 Die dort lebende Familie nutzte im 1. Jh. n. Chr. den Anschluss an die neugebauten Wasserleitungen, um durch ein komplexes Zu- und Ableitungssystem das Element Wasser zur Schau zu stellen. Die Brauchwasserversorgung blieb davon zunächst unberührt, denn für den täglichen Bedarf wurde weiterhin Zisternenwasser genutzt. Und auch die Toilette blieb eine einfache Grube ohne fließendes Wasser. 79 Insbesondere Wasserbecken spielten eine wichtige Rolle für das standesgemäße Dinieren: Viele triclinia lagen entweder an oder in der Nähe von solchen Becken, die sich auch draußen in einem Garten befinden konnten. 80 Diese Becken konnten zusätzlich noch mit Fischen bestückt werden, die entweder der Zierde dienten oder tatsächlich gegessen wurden 81 und darüber hinaus auch zum Schwimmen genutzt wurden. 82 In Kleinasien setzte die Ausstattung der Häuser mit Wasserspielen bereits in augusteischer Zeit ein, also beinahe parallel zum Ausbau der Fernwasserleitungen. Der dazu nötige Wasserbedarf wurde wahrscheinlich über private Anschlüsse geregelt, die in augusteischer Zeit zugeteilt wurden, wie eine fragmentarische Inschrift aus spätaugusteischer Zeit dokumentiert. 83 Im Hanghaus 2 der Wohneinheit 4 in Ephesos befindet sich ein Brunnen mit Nymphenrelief, der die ganze Lebenszeit des Gebäudes über erhalten blieb. 84 Der Peristylhof wurde im 2. Jh. mit einem Wasserbecken verziert, der Eingang mit einem marmornen Brunnenhaus. 85 Das Triclinium von Wohneinheit 6 wurde in flavischer Zeit mit einem großen Nymphaeum verziert, Wohneinheit 1, 6 und 7 wurden mit privaten Bädern ausgestattet. 86 Besonders auffällig ist das Wasserthema vor allem in einer domus aus dem 2. Jh. in Hanghaus 1, wo sich unter anderem zwei prachtvolle Nymphaeen und ein Becken im Atrium finden. 87 Zwar lassen sich in Ephesos dank seines guten Erhaltungszustandes mit die meisten Belege für private Wassernutzung finden, doch bei weitem nicht die einzigen. In Pergamon entstand bereits Mitte des 1. Jh. ein privates Bad im Bau Z, das zu den frühesten Bädern in Kleinasien gehört, in späterer Zeit kam noch ein dekoratives Wasser-

77 Ios. Ant. Iud. 15,9,4. (καὶ τῆς εἰσαγωγῆς τῶν ὑδάτων, οὐ γὰρ οὗτος ὁ τόπος ἔσχηκεν, ἐκ μακροῦ καὶ διὰ πλειόνων ἀναλωμάτων πεποιημένης.) 78 Pompeii ist dank seines Erhaltungszustandes generell ein sehr gutes Beispiel für privaten Wasserluxus, vgl. Hodge 1996; Jones, Robinson 1998. 79 Bedal 2004, 108. 80 Plin. Epist. 5,6,23 beschreibt, wie er mit seinen Gästen draußen an einem Becken dinierte und das Essen von Sklaven gereicht bekam, das sie in Booten über den Pool transportierten. 81 Jashemski 1979, 108–110 am Beispiel Pompeii. 82 Bedal 2004, 118 mit einigen Beispielen, darunter der berühmte Warmwasserpool des Maecenas, den dieser im Rahmen der Umgestaltung des Esquilins bauen ließ. 83 I. Ephesos 2,145 (…ἀπομερισμὸν τῶν [ὑδάτων —] , Z. 11–12). 84 Thür 2005, 39 f., 49 f., 96–98. 85 Thür 2005, 50–55; 97. 86 Uytterhoeven 2013, 143. 87 Lang-Auinger 2003, 99–103 und 118.

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becken hinzu. 88 Ähnliche Becken finden sich auch in Perge und Metropolis, Zierbrunnen z.B. in Side. Hinzu kommen weitere, zunehmend prachtvolle Privatbäder in Pergamon, Sagalassos und Laodikeia am Lykos. 89 Einige Privathäuser in Side und Perge waren zudem an das Versorgungsnetz angeschlossen. 90 Erst die Aquädukte ermöglichten durch ihre ständige Bereitstellung von Wasser ein völlig anderes Niveau an gesicherter Versorgung. Besonders gut lässt sich diese parallele Entwicklung an Pompeii erkennen; doch auch für Ephesos ist dies anzunehmen, eine kleinasiatische Metropole, deren Vorbildfunktion für die anderen Städte nicht unterschätzt werden darf. 91 Die oben genannten Beispiele in Ephesos verließen sich ausschließlich auf den Anschluss an die Aquädukte, im 1. Jh. n. Chr. auf die Aqua Iulia / Throessitica oder den Pollio-Aquädukt, ab dem 2. Jh. n. Chr. auf das Wasser der Değirmendere-Leitung. 92 Es bleibt abschließend festzustellen, dass der Repräsentationsgedanke im privaten Kontext noch deutlich ausgeprägter war, als er im öffentlichen Milieu zu erkennen ist. Die Wasseranschlüsse wurden zunächst in erster Linie für Zierbecken, Gärten und Prachtbrunnen genutzt, nicht für die Verbesserung der Brauchwassernutzung. Dies hängt sicherlich auch damit zusammen, dass der private Bezug von Wasser aus dem öffentlichen System stets, wie bereits gezeigt, mit Gebühren verknüpft war. Hinzu kommt schließlich, dass dieser Anschluss bis in die Spätantike hinein keine Selbstverständlichkeit, sondern streng reguliert war. In Laodikeia am Lykos verbot der Statthalter sogar, dass niemand einen solchen Anschluss kostenfrei bekommen solle und dieser auch im Stadtrat nicht als Privileg vergeben werden durfte – sogar ein solcher Antrag wurde unter Strafe gestellt. 93 Der Erwerb von solchen Anschlüssen für Häuser, Gärten, Bäder oder Landvillen (ἐν οἰκίαις ἢ κήποις ἢ βαλανείοις ἢ προαστίοις καὶ τούτοις) wurde durch das Edikt des Statthalters zwar erlaubt, solange er in Einklang mit einer uns nicht mehr erhaltenen Verfügung des Vespasian blieb 94, war jedoch an einige Auflagen gebunden: So erhielt man diesen Anschluss nur, wenn das Wasser nicht aus der Stadt abgeleitet werden konnte und musste zusätzlich ein castellum bauen und daran ein bronzenes Messrohr mit einem Volumen von entweder einem oder einem halben Daktylos anbringen, das von den zuständigen Amtsträgern abgenommen und versiegelt werden musste. 95 Der erworbene Anschluss

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Uytterhoeven 2013, 143. Ebd, 144. Bis jetzt leider nicht datierbar, vgl. Uytterhoeven 2013, 147. Uytterhoeven 2013, 145. Uytterhoeven 2013, 145. Guizzi 2019, 148 § 3. Für den vollständigen Text s. Anhang Nr. 7, S. 459–463. Die Strafe betrug 5000 Denare und war damit ebenso hoch wie die Strafgebühr für Wasserdiebstahl. 94 Guizzi 2019, 148 § 4. 95 Guizzi 2019, 148 § 4. Die Verwendung von Daktyloi als Messeinheit war auch Frontinus bekannt: Aquarum moduli aut ad digitorum aut unicarum mensuram instituti sunt, De Aqu. 24. Bemerkenswert ist, wie auch Guizzi anmerkte, der Begriff καστέλλοι, der, abgesehen vom Genus, eine direkte wörtliche Übertragung vom Lateinischen ins Griechische darstellt. Für weitere Regularien bezüglich privater Wasseranschlüsse s. Kapitel 2.2.

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durfte nicht verkauft werden, außer von einem extra dafür berufenen Amtsträger, der den Kauf und Verkauf solcher Wasserrechte zu überwachen hatte. 96 Die Ausschmückung der Wohnräume mit Wasserbauten diente damit also auch sehr direkt der Zurschaustellung von Reichtum und politischer Bedeutung. Die literarischen Quellen spiegeln diesen Diskurs in vielfältiger Weise wieder. Kritiker rekurrierten, wie gezeigt, auf den unnötigen Luxus künstlicher Kanäle und privater Badeanlagen, doch tat dies der Begeisterung für Wasserbauten im privaten Kontext keinen Abbruch. 97 Von allen Wasserbauten standen insbesondere Privatbäder im Zentrum antiker Dichtung, ekphrastische Lobeshymnen wurden gar als Auftragsarbeiten vergeben, wie etwa die Beschreibungen des Martial und des Statius vom Bad des Claudius Etruscus deutlich machen. 98 Plinius der Jüngere und Sidonius Apollinaris beschrieben die Badeanlagen ihrer Villen ausführlich und gingen dabei neben der Anzahl ihrer Baderäume und der Qualität der luxuriösen Ausstattung auch darauf ein, dass die Bereitstellung von Wasser und Brennholz kein Problem darstellte. 99 Petronius legte seiner Figur Trimalchio dementsprechend ein passendes Zitat in den Mund: nam nihil melius quam sine turba lavari. 100 Referenzpunkt aller Thermenbesitzer waren die Bademetropole Baiae und die große Hauptstadt Rom, wie eine vielzitierte Thermeninschrift auf den Punkt bringt: In his prae­dis Aureliae Faustinianae balineus lavatur more urbico et omnis humanitas praestatur. 101 Der Verweis auf das mos urbicum ist, wie Garreth Fagan gezeigt hat, häufig in den Inschriften ländlicher Thermen zu finden und macht den Anspruch, am städtischen Leben teilzuhaben, sehr deutlich. Mit der urbs ist dabei nicht immer nur die „Stadt“ als idealtypisches Gebilde gedacht, sondern meistens wird dabei auf die urbs schlechthin, nämlich Rom, rekurriert. 102 96 Guizzi 2019, 149 § 12. 97 Die soziokulturellen Ursachen für den Ausbau solcher Villen sowohl in der Stadt als auch insbesondere auf dem Land sind vielfältig und können nicht im Detail besprochen werden. Giesecke 2007, 109–112 deutet insbesondere den Ausbau der Gärten dieser Villen als Ausdruck der Domestizierung der Natur, die gleichsam als Symbol für Macht, politischen Einfluss, aber auch kulturelle Bildung gedeutet werden kann. Gleichzeitig deutet sie die Monumentalisierung dieser Villen als Versuch, hellenistische Palastkultur zu privatisieren. Für Kritik an Wasserluxus s. oben S. 207–211. 98 Mart. 6,42; Stat. Silv. 1,5. S. a. Busch 1999, 36–58 mit einem ausführlichen, kontextualisierenden Kommentar sowie einer Gegenüberstellung der beiden Dichter. Claudius Etruscus war ein Sklave aus Smyrna, der unter Nero a rationibus war und unter Vespasian gar in den Ritterstand aufgenommen wurde, vgl. ebd. 38. 99 Plin.Epist. 2,17,11; Sidon. Carm. 18–19 mit Busch 1999, 66–78. Ergänzend dazu de Haan 2010, 130–132. 100 Petron. 73. 101 ILS 5720 (Caesarina, 2./3. Jh. n. Chr.) S. a. die wortgleiche Inschrift von Gaius Legiannus Verus aus der Nähe von Bononia. 102 Fagan 2002, 177 f. mit weiteren Beispielen. Auch der bereits erwähnte Duumvir Publius Faianus Plebeius betont beim Bau einer Wasserleitung, dass er auch die städtischen Thermen damit versorgte, damit die Bewohner von Forum Novum diese Annehmlichkeit nicht entbehren mussen (ne carerent commodo municipes), s. CIL IX 4786.

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Darüber hinaus stand auch die Ausgestaltung der Peristylhöfe mit Wasserbauten und Gartenanlagen im Fokus der Eliten, die insbesondere Inge Uytterhoeven als bewusste Übernahme römischer Vorbilder deutet. 103 Die politische Elite profitierte also nicht nur einem hohen Maß von der optimierten und gesteigerten Wasserversorgung, sie nutzte diese für eine neue Art der privaten Repräsentation. Die privat gebauten Bäder wurden in der Kaiserzeit zunehmend monumentalisiert und ausgeschmückt, zu vielseitigen und prachtvollen Wasserlandschaften ausgebaut. 104 Investitionen tätigten diese Euergeten hingegen weniger für die öffentliche Brauchwasserversorgung, als höchstens für die Bereitstellung öffentlicher Annehmlichkeiten, wie Thermen oder Brunnen – deutlich mehr Geld floss hingegen in den Ausbau der privaten Wasserinfrastruktur.

7.3

Urbanisierung: Städte und Siedlungstätigkeiten

Während bis jetzt vor allem die urbanitas im Zentrum der Überlegungen stand, soll der Blick nun auf die zweite Komponente des Urbanisierungsbegriffes, nämlich die Urbanität gerichtet werden. Es lässt sich zunächst beobachten, dass die Städte erhebliche Mühe darauf verwandten, um eine Leitung überhaupt bauen zu können. Für die Leitung von Alinda, die über den Sattel im Nordwesten in die Stadt kam, 105 wurde eine spätklassisch-frühhellenistische Mauer der Oberburg abgetragen. 106 Sie diente unter anderem der Versorgung des Heiligtums in der Unterstadt sowie der großen Zisternen östlich davon. Gespeist wurde der Aquädukt von mindestens einer Quelle im Westen. Die Leitung wurde in der Kaiserzeit radikal umgebaut: Zunächst war sie als Freispiegelkanal konzipiert, wurde dann jedoch zu einer Druckwasserleitung umfunktioniert, deren Auffangbecken noch erhalten ist. 107 Während der Abbau einer alten Stadtmauer noch organisatorisch und vom Aufwand her vertretbar gewesen sein mochte, so scheuten die Poleis auch größere Mühen nicht: Einige verlagerten gar ihren Siedlungsschwerpunkt, um an dieser neuen Technologie und ihren Annehmlichkeiten teilhaben zu können. Amanda Kelly untersuchte den Einfluss von Aquädukten auf die kretischen Städte und kam dabei zu einem interessanten Ergebnis: Die hellenistische Stadt Polyrhennia beispielsweise wurde im 2. Jh. n. Chr. vollständig 103 Uytterhoeven 2016, 236. Siehe dazu auch bereits erste Überlegungen im Rahmen der Romanisierungsdebatte auf S. 333. 104 Uytterhoeven 2011, 327 f. mit einer kurzen Zusammenfassung ihrer ausführlichen Betrachtungen der bekannten Thermen in Kleinasien mit einem Schwerpunkt auf der Spätantike. 105 Ruggendorfer 2011, 71. 106 Ruggendorfer 2009, 91. Dagegen Özkaya, San 2003, 103: Sie datieren den Aquädukt aufgrund der Baustruktur in die späthellenistische Zeit. Bogenbrücken aus vorrömischer Zeit sind jedoch sehr selten, so dass diese Datierung wenig wahrscheinlich ist. Die Trockenbauweise wurde darüber hinaus noch im 1. Jh. n. Chr. benutzt. 107 Ruggendorfer 2011, 72.

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Urbanisierung: Städte und Siedlungstätigkeiten

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zum nahegelegenen Hafen Kastelli Kissamou umgesiedelt. Während Polyrhennia selbst keinerlei Thermen besaß, befanden sich in Kastelli Kissamou gleich mehrere Badegebäude und Brunnenanlagen, die von einem Aquädukt versorgt wurden. Auch die Provinzhauptstadt Gortyn expandierte in römischer Zeit weit über die ursprüngliche Hügellage hinaus, und die im Flachland gelegenen Stadtteile wurden mit zwei oder sogar drei Leitungen versorgt. 108 Sprachen wirtschaftliche Gründe gegen eine Umsiedlung – wie etwa im Fall von Lyttos, das dank seiner Lage die Lasithi-Hochebene kontrollierte – so nahmen die Städte teilweise große Anstrengungen auf sich, um sich mit Wasser zu versorgen. Lyttos baute einen Aquädukt mit Siphon, eine Technik, die für Kreta ansonsten atypisch ist. 109 Auch auf Sizilien lässt sich beobachten, dass einige Siedlungen und Städte, die auf Hügeln lagen, in der frühen Kaiserzeit aufgegeben wurden. Roger J.A. Wilson vermutet als Grund dafür, dass ihre ungünstige Lage den Bau einer Wasserleitung unmöglich machte und umgekehrt hellenistische Hügelstädte an Attraktivität verloren, weil sie diese Standards nicht erfüllen konnten. 110 Weitere Gründe, wie etwa die Orientierung an den neuen römischen Straßen, Bevölkerungswachstum oder das Bedürfnis der Bewohner nach einer modernen Stadt mit Theatern und Thermen, lassen sich zwar plausibel vermuten, jedoch bis jetzt nicht im Detail belegen. In Kleinasien war eine Lage auf schwer einnehmbaren Hügeln ebenfalls von großer, sicherheitsstrategischer Bedeutung. Gerade in hellenistischer Zeit wurden viele Poleis deshalb auf gut zu verteidigenden Bergrücken und -flanken angelegt, wie in Pisidien etwa Kremna, Termessos und Selge. Diese Städte mussten sich deshalb in hellenistischer Zeit auf die Speicherung von Regenwasser verlassen. 111 Dennoch gelang es all diesen Städten, später Leitungen zu bauen, ohne ihre Siedlungsstruktur zu verändern oder gar ihren Standort verlegen zu müssen. Dies lag einerseits daran, dass die Technik des Siphons und des Tunnelbaus in Kleinasien weit verbreitet war – im Gegensatz etwa zu Kreta – und Hügellagen per se deshalb erst ab einer gewissen Höhe ein Problem darstellten. Nachteile brachte die Hügellage dennoch mit sich, wie am Beispiel von Kremna exemplarisch erläutert werden soll. Gelegen auf einem Hochplateau aus porösem, wasserdurchlässigem Gestein, mussten sich die Bewohner von Kremna entweder auf Regenwasserzisternen 112 oder auf die wenigen vorhandenen Quellen verlassen. Neben privaten Zisternen existierte im Osten des severischen Tempels eine öffentliche, bestehend aus 16 aneinandergereihten Becken 108 Kelly 2006, 305. 109 Kelly 2006, 307. 110 Wilson 2001, 18, ohne genauere Angabe, welche Städte gemeint sind. In einem älteren Aufsatz beschäftigte sich Wilson bereits mit den städtischen Strukturen auf Sizilien und nannte als Beispiel für aufgegebene Hügelstädte etwa Sofiana oder Vito Soldano (1985, 325), ohne diesen Befund jedoch in seinen späteren Beiträgen zu aktualisieren. Immer noch sehr hilfreich sind die Karten aus diesem Beitrag (317, 322, 324), die einen Überblick über die sizilianischen Poleis vom 2. Jh. v. Chr. bis in das 2. Jh. n. Chr. geben. 111 Martens 2008, 247. 112 Owens 1992, 371 f. Beinahe jedes Haus verfügte über eine private, unterirdische Zisterne, vgl. Mitchell 1995, 141; Owens 1991, 46.

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mit einer Kapazität von jeweils ca. 160m3 pro Becken. 113 Wozu dieses Reservoir verwendet wurde, ist unklar: Da keinerlei Schöpfvorrichtungen gefunden wurden, versorgte es wahrscheinlich das Bad von Kremna. 114 Für die öffentliche Wasserversorgung dienten zwei Brunnen im Wohnbereich. 115 Die nächstgelegene Quelle war 40 Meter vom Südtor entfernt. Ihr Wasser wurde in zwei Wasserbecken aufgefangen und diente wohl eher ankommenden Reisenden als Kremna selbst. 116 Da das Wasserdargebot der Zisternen für die Bevölkerung von Kremna nicht genügte, brachte ein Aquädukt weiteres Wasser aus einer zwei Kilometer entfernten Quelle heran. 117 Während die Distanz im Vergleich zu den großen römischen Fernwasserleitungen wenig bemerkenswert erscheint, so beeindruckt die Leitung vor allem durch technische Raffinesse: Die Quelle, die den Aquädukt speiste, lag auf 1160 m NN und damit 30 m tiefer als der niedrigste Punkt der Stadt. 118 Zudem musste die Leitung drei Schluchten überwinden, von denen mindestens eine mit Hilfe einer Druckleitung durchquert wurde. Kurz vor der Stadt verlieren sich ihre Spuren, bedingt durch die Belagerung von Kremna unter der Herrschaft von Kaiser Probus. 119 Danach teilte sich der Aquädukt wahrscheinlich, denn es finden sich Spuren von zwei Leitungen: Eine führte von Westen kommend in die Unterstadt, wo sie wohl die handwerklichen Betriebe versorgte – ein Nymphaeum oder Bad wurde dort bislang nicht gefunden. 120 Die zweite Leitung befand sich in den westlichen Bergen der Stadt und lässt sich bis zu einem Wasserspeicher verfolgen, der sich bereits 30 m über der Höhe der Quelle befand. Dieser technisch eigentlich unmögliche Befund führte zu einigen Erklärungsversuchen: Stephen Mitchell ging davon aus, dass das Wasser mechanisch nach oben befördert wurde. 121 Prinzipiell kannten die Römer die dazu nötige Technik: So wurde das Wasser für die Bäder in Pompeii 25 m nach oben befördert. 122 Auch im Aquäduktbau findet sich eine Parallele: Eine römische Kolonie in der Nähe des heutigen Lincoln (Großbritannien) wurde ebenfalls von einem Aquädukt versorgt, dessen Quelle 23 m unter dem Höhenniveau der Stadt lag. 123 Direkt an der Quelle hatte man Reste eines Steingebäudes und zahlreiche Nägel gefunden: Norman A.F. Smith deutete diesen Befund als Wasserturm, in dessen Inneren sich eine mechanische Pumpe aus Holz befunden haben muss. 124 In Kremna steht ein ähnliches Gebäude direkt an der Stelle, wo die 113 114 115 116 117 118 119 120 121 122 123 124

Mitchell 1995, 143; Owens 1991, 46; Owens 1992, 372. Mitchell 1995, 151; Owens 1992, 375. Owens 1992, 371. Mitchell 1995, 141 f.; Owens 1991, 43; Owens 1992, 371. Mitchell 1995, 144. Owens 1991, 48; Mitchell 1995, 144. Reste einer Quellfassung und zahlreiche Leitungsstücke belegen, dass tatsächlich genau diese Quelle verwendet wurde; Owens 1992, 372. Mitchell 1995, 148. Owens 1991, 53; Owens 1992, 373. Mitchell 1995, 148. Philo von Byzantion beschreibt diese Technik bereits im 3. Jh. v. Chr. in seinen Pneumatica, 65. Humphrey, Oleson, Sherwood 1998, 313 f. mit dem Verweis auf Pompeii und einem Bild der Pumpe. Owens 1992, 374. Smith 1976, 70, Fußnote 37.

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beiden Aquädukte vermutlich aufeinandertrafen; seine Grundfläche maß 14 m × 12,5 m, es bestand aus Kalkstein und war innen mit wasserfestem Mörtel abgedichtet. 125 Reste eines ähnlichen Gebäudes wurden direkt an der Stadtmauer gefunden, allerdings ist es schlechter erhalten und in seiner Funktion nicht eindeutig zu bestimmen. 126 Ebenso wenig ist geklärt, wozu das Wasser genutzt wurde. Der geringe Durchmesser der erhaltenen Leitungssegmente verbunden mit der Annahme, dass das Wasser gepumpt werden musste, würden die zur Verfügung stehende Menge beträchtlich verringern. 127 Da das innerstädtische Leitungssystem nicht erhalten ist, kann nur vermutet werden, dass das Wasser des oberen Aquädukts der großen Zisterne zufloss. 128 Stephen Mitchell und Edwin J. Owens vertreten die These, dass der obere Aquädukt nicht konstant mit Wasser versorgt wurde: Benötigte die Zisterne Wasser, wurde dieses mit Hilfe der Pumpe dorthin befördert, ansonsten floss es nur durch den unteren Aquädukt. 129 Da der archäologische Befund jedoch uneindeutig ist, muss diese These spekulativ bleiben. 130 Die Datierung der Aquädukte ist unklar. Geht man davon aus, dass der obere Aquädukt tatsächlich zur Versorgung des Bades errichtet wurde, dann dient dessen Bau als terminus ante quem. Da die Thermen jedoch mehrere Bauphasen durchliefen, ist eine genaue Datierung auch hier zunächst schwierig: Das Quadermauerwerk ähnelt der Bauweise des Bades in Perge, das in flavische Zeit datiert. 131 Wohl nach einem Erdbeben wurden die Thermen umgebaut und das Bodenniveau angehoben, möglicherweise, um ein Hypokaust-System zu installieren, dessen Spuren heute noch sichtbar sind. Zu einer späteren Zeit 132 wurde das Niveau wieder abgesenkt und im größten Raum wurden Statuen platziert. Diese Umbaumaßnahmen könnten eine neue Verwendung des Gebäudes signalisieren. 133 Eine genauere Datierung ermöglicht unter Umständen eine Statue für M. Ulpius Tertullianus Aquila, Pronconsul von Makedonien im Jahr 212 n. Chr. 134 Die Ulpii gehörten zu den führenden Familien von Kremna. 135 Zwei weitere Statuen in den Thermen waren Ulpia Rutilia Longina und Ulpia Eumeliana Casiana geweiht. 136 In derselben Zeit stiftete eine unbekannte Frau – möglicherweise eine Ulpia – die Summe von 12 000 Denaren für die Wiederher-

125 126 127 128 129 130 131 132

133 134 135 136

Mitchell 1995, 149. Owens 1992, 374. Owens 1991, 53. Mitchell 1995, 151. Owens 1992, 376. Dies gibt auch Owens zu: „Conclusive proof remains lacking“, Owens 1992, 376. Mitchell 1995, 156. Wahrscheinlich Mitte bis Ende des 3. Jh. n.  Chr., vgl. I. Kremna, 32–44 (Statuen mit Inschriftenbasen). Problematisch an dieser Datierung ist die Tatsache, dass die Statuen vermutlich nicht speziell für das Bad geschaffen wurden, sondern zunächst an anderer Stelle standen, z.B. Leto (Nr. 33). Zudem wurden für die Statuen ältere Basen wiederverwendet, z.B. Nr. 34 (Herakles). Mitchell 1995, 156. I. Kremna 44. Zwei weitere Verwandte erreichten im 3. Jh. n. Chr. den konsularischen Rang, vgl. I. Kremna Nr. 26–27. I. Kremna 38, 42.

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Transformationsphase: Urbanisierung und Verschönerung des öffentlichen Raums

stellung des Oecobasilikums, 137 das sich wahrscheinlich auf dem Hadriansforum befand. Dementsprechend lässt sich Folgendes rekonstruieren: Anfang des 3. Jh. n. Chr. erlitten Forum und Thermen größere Schäden, vielleicht durch ein Erdbeben. Die Familie der Ulpii ließ nicht nur das Forum wiederherstellen, sondern verwendete Teile davon für die Renovierung des Bades, wie zum Beispiel den Statuenschmuck. Dass die Thermen in dieser Zeit eine andere Verwendung erfuhren, könnte mit dem Zusammenbruch der Wasserversorgung und im Besonderen des Aquädukts zusammenhängen. Dieser Aquädukt könnte also in flavischer Zeit gebaut worden sein, um die Zisterne und das Bad zu versorgen, und wurde nach jenem Erdbeben Anfang des 3. Jh. nicht mehr wiederaufgebaut. Manche Städte, wie Perge, expandierten in der Kaiserzeit über die Akropolis hinaus in die Ebene, wo der Aquäduktbau kein Problem darstellte. 138 Ähnlich verhielt es sich wohl auch im pisidischen Ariassos. Die hellenistische Kernstadt lag auf einem wasserarmen Hügel, die Bewohner mussten sich deshalb mit Hilfe einer 1,5 Kilometer entfernten Quelle und vielen in den Fels geschlagenen Zisternen begnügen. 139 Erst in römischer Zeit verlagerte sich der Siedlungsschwerpunkt ins Tal hinab, wo nicht nur eine Leitung gebaut wurde, sondern ein neues römisches Stadtzentrum mit Nymphaeum, Bad-Gymnasion, Theater und einer großen Platzanlage entstand. 140 Für die meisten Poleis in Kleinasien war die Hügellage hingegen kein Nachteil, da die zumeist aus Karst bestehenden Gebirgszüge sich als gute Wasserspeicher erwiesen und das gesammelte Regenwasser als Quellwasser wieder an die Oberfläche trat. Dementsprechend spielt auch die Überlegung ob Fernwasserleitungen den Bau von neuen Städten nicht insofern begünstigten, als dass sie es ermöglichten, Wasser über große Strecken zu transportieren, für Kleinasien kaum keine Rolle. Einige wenige Städte lagen, wie noch zu zeigen sein wird, in quellarmen Gebieten, die den Leitungsbau erschwerten. Diese Städte versorgten sich auch in der Kaiserzeit weiterhin allein durch Zisternenwasser und mussten deshalb einige Einschränkungen in Bezug auf Komfort und zivilisatorische Standards hinnehmen. Als Beleg für den großen Einfluss der Leitungen auf urbane Strukturen mag abschließend auch ihre Nutzung durch Siedlungen gelten, die keinen Stadtstatus innehatten. Einige wenige Inschriften dokumentieren Aktivitäten im Wasserbau im dörflichen Milieu, die zeigen, dass zumindest das technische Know-How adaptiert und offensichtlich auch in relativ komplexer Form verwendet wurde. Nur fragmentarisch ist eine augusteische Inschrift aus einer Katoikie in der Nähe von Philadelphia erhalten geblieben, die Theophilos für sein Engagement beim Bau von einem Bouleuterion (?) und einer Wasserleitung ehrt. 141 Die letzte Zeile bricht nach τὸ ὑδραγώγιον ἐκ ab, doch erscheint es plausibel, 137 I. Kremna 45. Ein Oecobasilikum bezeichnete meistens eine große Basilika, vgl. die Parallelen in Thyateira (TAM V 2, 982, 991) 138 Brandt, Kolb 2005, 66. 139 Owens 2005, 31 f. 140 Owens 2005, 39. 141 TAM V 3, 1439, mit Ergänzungen: [Ἔτ]ους [- - -] τῆς Καίσαρος ǀ [νε]ίκης μη(νὸς) Πανήμου δ' .v οἱ κάǀ[το]ικ[οι ἐν - -]λβοις ἐτείμησαν ǀ [- - -]Ο· [- - - ] Θ· εοδώρου Θεόφιǀ[λο]ν Η [- - -τὸν] ἑαυτῶν εὐεργέǀ[τη] ν

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Urbanisierung: Städte und Siedlungstätigkeiten

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dort die Eigenfinanzierung zu erwarten, also etwa ἐκ τῶν ἰδίων oder etwas Ähnliches. Bemerkenswert ist darüber hinaus der frühe Zeitpunkt privaten Engagements bereits unter Augustus. Auch die Kome Latoreia in der Nähe von Ephesos profitierte von der Großzügigkeit zweier Senatoren. C. Iulius Pulcher Potamonianus stiftete Latoreia eine δωρεὰ τοῦ ὕδατος, T. Flavius Athenagoras Cornelius Furianus stellte das Hydreion wieder her. Die genaue Motivation seiner Stiftung in einem Dorf nahe Ephesos lässt sich der Inschrift nicht mehr klar entnehmen, doch deutet die Anwesenheit seines Sklaven und Verwalters Aphrodisias darauf hin, dass Furianus in der Nähe Ländereien besaß. 142 Eine relativ komplexe Wasserinfrastruktur konnte sich die Katoikie der Τατεικωμητῶν aus dem Umkreis von Sardeis leisten: Aus eigenen Mitteln finanzierte sie ein Ekdocheion, die Zuleitungen und einen Brunnen. 143 Interessant ist die Dedikation an Kaiser Claudius, die nicht nur sehr früh ist, sondern sich auch mit dessen Wasserbauaktivitäten in Sardeis in Verbindungen bringen lässt: Der Kaiser hatte der Stadt nach einem Erdbeben eine Leitung gestiftet und dies in einer bilinguen Bauinschrift festgehalten. 144 Es wäre also denkbar, dass die Katoikie das kaiserliche Engagement zum Vorbild genommen hatte, um aus eigenen Mitteln seine Wasserversorgung zu modernisieren. 145 Möglicherweise gleich zwei Inschriften dokumentieren Aktivitäten im Wasserbau bei den Tempsianoi, einer Kome in der Nähe von Philadelphia. 146 Sie bauten aus eigenen Mitteln einen Brunnen samt Zuleitung 147, während der Priester Dionysios Apollon Tempsianos seine Liturgie weihte, die er auf Bitten seiner Heimatstadt zur Finanzierung der Wasserleitung stiftete. 148 Da seine Heimatstadt nicht namentlich genannt wird, ist nicht eindeutig, ob die Kome der Tempsianoi selbst gemeint ist, doch erscheint dies aufgrund des lokalen Epithetons der Gottheit sehr wahrscheinlich. 149 Eine weitere Katoikie aus dem

142 143

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149

ἀρε[τῆς] ἕνεκεν καὶ εὐνοίǀ[α]ς τῆ[ς εἰς] ἑαυτοὺς Α · Ν [- - -] ǀ [- - -]Τ·Α [- - -]ΥΜΕΙΝΣΤΟ[-]ΑΣ [- - -] ǀ [- - -]τήριον καὶ ΕΙΣΑΠ Ο [-] ǀ τὸ ὑδραγώγιον ἐκ [τῶν ἰδίων πόρων]. · · Die Pragmateuten verwalteten zumeist die Landgüter ihrer Herren und konnten einigen Einfluss gewinnen, vgl. I. Iznik 1203 mit dem Kommentar zu einer weiteren Pragmateuteninschrift. CIG 3454: Κλαυδίῳ Καίǀσαρι Σεβαστῷ Γερμανιǀκῷ τῷ αὐτοκράτορι ἡ κατοιǀκία ἐκ τῶν ἰδίων πόρων τὰς ǀ κρήνας καὶ τὸ ἐκδοχῖον καὶ ǀ τὰ ὑδραγώγια καθιέρ[ω]σεν, ǀ ἐπιμεληθέντος Ἀττάλου τοῦ ǀ Ἀττάλου Ἀπολλωνίου Κρανίου, von Schuler 1998, 300, B 45 im Territorium von Troketta lokalisiert. Zur Lage und Bedeutung von Troketta vgl. Keil, Premerstein 1908, 8–13. Buckler, Robinson 1932, 29, Nr. 10. An den Leitungen von Sardeis selbst konnte die Katoikie keinen Anteil gehabt haben, denn sie lag im Westen von Sardeis, während alle bis jetzt bekannten Leitungen aus dem Koçpınar-Gebirge im Süden von Sardeis kamen, vgl. Bricker 2016, 49 mit einer Karte. Schuler 1998, 257. SEG 17, 533:〚- - -σ - - -ω〛ἐπὶ Σεληνᾶ καὶ Μηǀνοδώρου γραμματέων Τεμψιανῶν δόν❦ǀτων τὸ ἀνάλωμα 〚ἐκ τῶν δημοσίων πόρων〛  ǀ κατεσκευάσθη ἡ κρήνη καὶ τὸ ὑδραγώγιον διǀὰ ἐργεπιστάτου καὶ ἐπιμελητοῦ ǀ〚— — —〛 〚— — — 〛υ ἔτους〚— — —〛 Malay 1999, 115, Nr. 127: (Blatt) Ἀγαθῇ Τύχῃ. (Blatt)  ǀ [[ΑΠΟ ca.  6 ΤΕ ca. 7]] καὶ τῇ πατρίδι  ǀ Διονύσιος γ' ǀ τοῦ Ἀρτεμᾶ ἱερασάμεǀνος τοῦ θεοῦ καθὰ καὶ ἡ πατρὶς ἠξίωǀσεν ὑπὲρ τῶν εἰς τὰ δεῖπνα ἀναλωǀμάτων τὸ ὕδωρ εἰσαγαγὼν καθιέρωσεν ǀ ἐπὶ ἀνθυπάτου Γεμινίου Μαρκιανοῦ. Zur Ergänzung in der ersten Zeile mit Ἀπόλλωνι Τεμψιανῷ vgl. SEG 49, 1556. Ein Parallelbeispiel dazu ist ein Brunnenbau, den die Katoikie der Almourenoi (in der Nähe des heutigen Izmir) zur Zeit des Caligula ihrem lokalen Gott, möglicherweise Men Almourenos weih-

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Transformationsphase: Urbanisierung und Verschönerung des öffentlichen Raums

Umkreis von Philadelphia dankt mehreren Personen dafür, dass sie sich um die Wasserleitung gekümmert hatten und zwar ἁγνῶς καὶ δικαίως. 150 Durch die verkürzte Formulierung (ἐπιμελησαμένων τοῦ ὑδραγωγίου) lässt sich nicht mehr zweifelsfrei sagen, ob Iollas und Menandros direkt am Bau der Leitung beteiligt waren oder vielmehr, wie die beiden verwendeten Adjektive nahelegen, an der Instandhaltung oder Reinigung. Ausgesprochen selten geben die Inschriften über eine nähere Finanzierung der Leitungen Auskunft. Während Latoreia seine Wasserbauten der Großzügigkeit zweier Senatoren verdankte, finanzierten im Umland von Thyateira mehrere Komarchen eine Leitung wohl aus den Gemeindekassen. 151 Während die meisten der genannten Inschriften vor allem kleinere Baumaßnahmen in Form von Brunnen oder Zisternen thematisierten, scheinen dennoch auch Leitungen darunter gewesen zu sein, die wohl nicht der nötigen Grundversorgung dienten, sondern einer etwas gehobeneren Lebensführung in Form von Thermen und/oder verzierten Brunnenanlagen. Sie spiegelten damit auch im ländlichen Milieu das Bedürfnis nach einer bestimmten Lebensqualität in Form von Thermen oder einer Grundversorgung mit Wasser wieder. 152

7.4

Der Wandel in der Wahrnehmung von territorialem Raum

Problematisch wurde die Situation vor allem aus politischer und rechtlicher Sicht, wenn die nächstgelegene Quelle außerhalb des eigenen städtischen Territoriums zu finden war. Immer wieder wird in der Forschung postuliert, dass dem Bau von Aquädukten ein neues Konzept öffentlichen und politischen Raumes zugrunde liege, das weit über städtisches Territorium hinausreiche und deshalb als Ausdruck von römischem Imperialismus verstanden werden müsse. So schrieb etwa Jörg Fündling: „Andere Maßnahmen und bautechnische Entwicklungen, die von Rom ausgingen oder gefördert wurden, trugen mindestens nicht dazu bei, das städtische Eigenbewusstsein zu schärfen. Während sich das Straßennetz merklich verbesserte und seit Traian stark ausgebaut wurde, griffen die ten: [Μηνὶ Ἀλμουρη]ν[ῷ]  ǀ καὶ Γαίωι Καίσαρι Σεβα[στῷ]  ǀ ἡ Ἀλμουρηνῶν κατ[οικία ἀνέθη]ǀκεν τὸ κρηνίον, ἐπιμεληθέντ[ος] ǀ Σκόδρου ἀργυροτ[αμίου τῆς κα]ǀτο[ικίας ?], vgl. I. Ephesos 7,1,3250. 150 Robert 1950, Hellenica IX 28: (Ἔτους κ´ τῆς Καίσαρος νίκης  ǀ ἡ κατοικία ἐτείμησεν Ἰόλλαν Μενεκράτους, Μένανδǀρου Ἀττάλου γενομένους γεραιοǀὺς καὶ ἐπιμελησαμένων τοῦ ὑǀδραγωγίου ἁγνῶς καὶ δικαίως. Eine ähnliche Formulierung bezüglich der erforderlichen Eigenschaften findet sich auch im Statthalteredikt von Laodikeia, ἁγνῶς καὶ φιλοτείμως, Guizzi 2019, 149, Z. 22, bezogen auf die neuen Epimeleten). Für den vollständigen Text s. Anhang Nr. 7, S. 459–463. 151 Die Inschrift ist stark beschädigt, deshalb sind ihr kaum mehr Informationen zu entnehmen. In Zeile 6 ist nur noch ---]μητικῶν πόρων λογιστεύοντος zu lesen. Nach Petzl 1976, 244 wäre eine Ergänzung mit κοσμ̣ ητικῶν möglich, dann wäre die Finanzierung aus Gemeindekassen erfolgt, jedoch auch mit διοικητικῶν, was ein Finanzierung durch einen Logistes nahelegt. Das „μ“ vor der Bruchkante ist noch gut zu erkennen, weshalb die Finanzierung aus Gemeindekassen naheliegender erscheint, vgl. Schuler 1998, 234. 152 Schuler 1998, 257 f. mit einem Überblick über dörfliche Thermenanlagen.

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Der Wandel in der Wahrnehmung von territorialem Raum

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vielen neuen Aquädukte, die gerade den Boom öffentlicher Bauten im 2. Jh. mitprägten, rücksichtslos über die Polisgrenzen hinweg, die man gerade im Hellenismus besonders eifersüchtig markiert und mehr denn je auch rituell besetzt hatte. Dieses Verfahren hatte seine eigene Symbolik: ̒ boundaries – however well-marked and internally defended – on one level had become illusory, easily overriden by outside authority.’“ 153 Diese Forschungsmeinungen basieren nicht nur auf einem demonstrativ starken Romanisierungsbegriff, sondern akzentuieren vor allem die Vorstellung, dass Wasserleitungen alte Polisgrenzen häufig überschritten und dadurch als Beispiel für ein von römischem Eroberungs- und Strukturierungsdrang geprägtes Raumkonzept dienen können. Tatsächlich konnten die Wasserleitungen einen Zugriff auf fremdes Territorium darstellen, sowohl durch Poleis als auch durch einzelne Personen: Ein häufig zitiertes Beispiel sind die Bauten der frühen stadtrömischen Leitungen. 154 Die Aqua Appia entstand 312 v. Chr. und entsprang in Latium, das kurz zuvor Frieden mit Rom geschlossen hatte; die Aqua Anio Vetus wurde 270 v. Chr. vom römischen Konsul M. Curius Dentatus initiiert, deren Quelle im Land der von Dentatus besiegten Sabiner entsprang. 155 Deshalb deutete Andrew Wilson die frührömischen Aquädukte auch als Triumphalmonumente: Dentatus habe durch den Bau der Leitung das Sabinerland symbolisch für sich vereinnahmt. 156 Tatsächlich erscheint diese Interpretation nicht abwegig, wenn man diesen Befund mit dem Bau der jüngeren Aqua Marcia vergleicht: Der Münzmeister L. Marcius Philippus ließ zur Erinnerung an ihren Bau 56 v. Chr. Münzen schlagen, die die Bögen der Aqua Marcia zeigen, gekrönt von einem Reiterstandbild des Q. Marcius Rex. 157 Ikonographisch ähnelte diese Prägung so sehr der Bildsprache der Triumphbögen, dass ein Denar des M. Aemilius Lepidus, der eine Reiterstatue auf einem Bogen zeigt, in der älteren Forschung als Bild der Aqua Marcia missdeutet wurde. 158 Gerade in Italien lassen sich noch weitere Beispiele finden, unter denen das signifikanteste die bereits besprochene Ringleitung von Serino ist, die nicht nur eine enorm weite Strecke zurücklegte, sondern auf ihrem Weg eine Vielzahl von Städten versorgte und sehr wahrscheinlich als augusteisches Prestigeprojekt anzusprechen ist. Ein weiteres Beispiel ist der Quanat Firaun, ein über 100 km langes Leitungssystem, das in Syrien begann und in Gadara endete, auf dem Weg dorthin 153 154 155 156

Fündling 2014, 233 mit Rückgriff auf Alcock 1993, 126–128. Bruun 2001, 215. Lang, Svenshon 2014, 71. Wilson 1993, 270. Etwas vorsichtiger Tölle-Kastenbein 1990, 74, die zunächst den künstlerischen Aspekt betont, Aquäduktbrücken aber auch „schlichte (….) Triumphbögen“ nennt. 157 Tameanko 1999, 90. Eine umstrittene Variante ließ C. Marcius Censorinus ausprägen: Auf der Rückseite der Münze sind zwei Aquäduktbögen zu sehen, unter denen unterschiedliche Gegenstände platziert sind, etwa im linken Bogen eine Säule, die Victoria trägt und unter dem rechten eine Galeere, vgl. RRC 346/3. Dass es sich dabei um die Aqua Marcia handelt, erscheint nicht so klar, wie Kek 1991, 266 dies annimmt, der sich nicht weiter mit der Galeere und der Siegessäule beschäftigt, die eher auf einen Seesieg hinweisen und sich in keinen sinnvollen Einklang mit der Aqua Marcia bringen lassen. 158 Stuart 1945.

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Transformationsphase: Urbanisierung und Verschönerung des öffentlichen Raums

jedoch zahlreiche andere Städte versorgte. Radiocarbonuntersuchungen am Verputz der Leitung deuten auf einen Baubeginn Mitte des 1. bis Anfang des 2. Jh. n. Chr. hin, also in die wirtschaftliche und politische Blütezeit der Dekapolis-Region. 159 In Kleinasien sind Beispiele für solch überregionale Leitungen sehr selten. Dies lässt sich hauptsächlich mit dem insgesamt kaum erschlossenen Umland der kleinasiatischen Poleis begründen, so dass viele Wasserleitungen nicht im Ganzen erfasst sind. Unter den wenigen Ausnahmen sind die Städte Diokaisarea und Olba, die sich nachweislich eine Wasserleitung teilten. 160 Nur archäologisch ist bis jetzt eine Leitung nach Phokaia belegt. Möglicherweise fasste sie die 100 Kilometer entfernten Göksu-Quellen in der Nähe von Magnesia am Sipylos. 161 Sollte sich diese Annahme bewahrheiten – die Leitung konnte nicht zur Gänze begangen werden, weil Teile davon in militärisch abgesperrten Bereichen liegen, und ist damit nicht gesichert rekonstruierbar 162– würde es sich bei der Leitung nach Phokaia nicht nur einen der längsten Aquädukte in Kleinasien, sondern auch um ein Beispiel für eine überregionale Fernwasserleitung handeln. Wie bereits erwähnt, teilte sich die Stadt Side wahrscheinlich eine Leitung mit Lyrbe. 163 Und schließlich könnte es sich in Laodikeia am Lykos um eine überregionale Leitung handeln: Das Statthalteredikt nennt und unterstreicht gleich zu Beginn alte Nutzungsrechte von Quellen, die als „königliches Geschenk“ betitelt werden (τῶν τε κατὰ τὰς βασιλικὰς δωρεὰς καὶ τῶν λοιπῶν τῶν ἄνωθεν τὴν χρῆσιν τῆς πόλεως συνπληρουσῶν, Guzzi 2019, 247, Z. 3). Francesco Guizzi merkte bereits an, dass es sich dabei entweder um ein Zugeständnis der hellenistischen Könige oder der römischen Kaiser handeln könne und möglicherweise Quellen betraf, die aus dem Salbakos-Gebirge kamen und dementsprechend vielleicht dem Gebiet der Stadt Attouda zugerechnet wurden. 164 Sollte diese Annahme korrekt sein, wurde das Statthalteredikt wohl auch erlassen, um diese Nutzungsrechte erneut sicherzustellen. Auch außerhalb von Kleinasien sind solche großen, überregionalen Fernwasserleitungen selten, so dass auch aus der Makroperspektive heraus nicht von einem neuen Raumkonzept gesprochen werden kann. 165 Der Bau über städtisches Territorium hinaus hätte für die Poleis große organisatorische, rechtliche und machtpolitische Probleme bedeutet. In Kleinasien war dieser hohe Aufwand schon deshalb nicht notwendig, weil sich auf den Territorien der Städte, wie einleitend gezeigt, meist genug schüttende Quellen befanden. Dies bezeugt auch Libanios in seiner Lobrede auf Antiochia am Orontes, denn er betont, dass die Stadt keine Quellen außerhalb ihrer eigenen Grenzen fassen musste und dies eine Erleichterung sei, da Antiochia sonst von fremder Großzügigkeit abhängen würde. 166 Das

159 Mathias Döring erfasste das Tunnelsystem mit Hilfe eines Teams der Uni Darmstadt von 2004 bis 2010, vgl. etwa Döring 2009. 160 S. S. 175 f. 161 Özdemir u.a. 2016. 162 Özdemir u.a. 2016, 36. 163 Nollé 1993, 11. 164 Guizzi 2019, 154, dort auch mit den archäologischen Resten der Leitung. 165 S. o. S. 138–141 (Acharnai) und 175 (Serino). 166 Lib. Or.11,243.

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Der Wandel in der Wahrnehmung von territorialem Raum

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bedeutet, dass Quellen auf fremdem Territorium im Eigentum der jeweiligen Stadt verblieben und diese damit auch die Kontrolle über die Wasserversorgung innehatte. Die Vorstellung von Fernwasserleitungen als Medium imperialistischer, holistischer römischer Raumwahrnehmung ist klar zu verwerfen. Tatsächlich wurden Aquädukte vielmehr zur Definition von städtischem Territorium genutzt, wie das abschließende Beispiel zeigt: Die Oasenstadt Palmyra definierte im 1. und 2. Jh. n. Chr. ihr Territorium durch den Bau von Kastellen und Wasserleitungen und baute damit Landschaftsmarker in ein Gebiet, das zuvor von Nomadenstämmen durchquert worden war. Palmyra etablierte sich dadurch nicht nur als Territorialmacht: Die Stadt beanspruchte ein weitreichendes Gebiet für sich und grenzte dieses durch bewusste Bauten ab. Dahinter steht eine neue Art von Raumwahrnehmung, die unter anderem an der Aneignung von Ressourcen, wie weiter entfernten Wasserquellen sichtbar gemacht werden kann. 167 Diese Raumwahrnehmung war jedoch streng auf ein selbst definiertes, städtisches Gebiet konzentriert, die Fernwasserleitungen hatten diese Art der territorialen Wahrnehmung in diesem Fall also erst hervorgebracht.

167 Hauser 2012, 221 f.

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8. Die Grenzen der Verbreitung von Fernwasserleitungen

Kleinasien weist zwar in einigen Punkten Besonderheiten auf, ist aber dennoch Teil des Gesamtphänomens, dass sich Fernwasserleitungen als Bautypus im gesamten Römischen Reich verbreiteten. Es scheint zunächst so, dass diese Verbreitung weitgehend unabhängig von äußeren Faktoren wie klimatischen und geologischen Bedingungen erfolgte. 1 Bei genauerem Hinsehen erbauten jedoch nicht alle Städte Aquädukte. Die Gründe dafür sind abschließend noch einmal genauer zu untersuchen. Zudem ist zu analysieren, ob das Fehlen einer Leitung Einschränkungen in Bezug auf bestimmte Bauten, wie etwa Thermen, mit sich brachte. Dabei ist im Blick zu behalten, ob sich diese Städte stets in den Randgebieten des Imperium Romanum befanden, sich also der Bau von Fernwasserleitungen tatsächlich als ein rein soziokulturelles Phänomen definieren lässt. Kleinasien bleibt zwar im Zentrum der folgenden Untersuchung, doch sollen für ein besseres Verständnis der zugrundeliegenden Mechanismen auch ausgewählte Beispiele außerhalb davon in den Blick genommen werden. Ein besonderer Schwerpunkt soll auf die Wasserinfrastruktur von Petra in Jordanien gelegt werden, da die Wasserversorgung der Stadt nicht nur exzeptionell gut erschlossen ist, sondern als ein illustratives Beispiel für eine andere Versorgungstechnik liefert, die sich auch unter römischem Einfluss kaum veränderte. Ein Hinderungsgrund für den Bau einer Wasserleitung war zunächst eine ungünstige geographische Lage, etwa auf einem steilen Hügel, der von keinem Siphon mehr erschlossen werden konnte, weil der zu überwindende Höhenunterschied zu groß war oder es keine Quelle gab, die genauso hoch oder höher lag, als die Stadt. 2 Dies war bei Kadyanda in Lykien der Fall: Die Stadt lag auf einem fast 1000 m hohen Hochplateau, unerreichbar für eine Fernwasserleitung. Eine Bauinschrift dokumentiert dennoch den Bau von Thermen zur Zeit Vespasians. 3 Die Thermen bestanden in dieser Anfangszeit wohl aus mindestens vier Räumen, einem apodyterium, frigidarium, tepidarium und caldarium, die insgesamt eine Fläche von circa 250 m² hatten. Versorgt wurden die Räume wohl von einer Reihe Zisternen, die im Norden der Thermen gefunden wurden. 4 Ähnlich musste die Versorgungslage für die kleinen Thermen von Apollonia sein, doch ist der genaue

1 Die Existenz von ständig schüttenden Quellen oder eines Flusses in einer bestimmten Entfernung war eine der wenigen natürlichen Voraussetzungen, die für den Bau einer Leitung nötig waren. 2 Farrington 1995, 106 f. 3 TAM II 651. 4 Farrington 1995, 151 f.

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Die Grenzen der Verbreitung von Fernwasserleitungen

Zusammenhang zwischen Therme und Zisternen unklar. 5 Auch Rhodiapolis verzichtete auf den Bau einer Wasserleitung und musste die notwendige Versorgung allein über einige Quellen am Fuß des Stadthügels sowie über große Zisternen organisieren. Die Thermen selbst verfügten über eine Zisterne aus vier Kammern, an denen Zuleitungen gefunden wurden, die diese mit Wasser füllten. 6 Auch in Kyaneai musste man eine andere Strategie der Wasserversorgung wählen, die sich nicht auf eine Leitung stützte. Bereits in klassischer und hellenistischer Zeit fassten diese Zisternen bis zu einer Million Liter Wasser und garantierten damit die Bereitstellung in einem Siedlungsgebiet, das wohl ohne schüttende Quellen und Brunnen auskommen musste. 7 Die nächstgelegene Quelle befand sich wahrscheinlich erst in der Gegend der Nachbarstadt Phellos, circa 20 Kilometer entfernt von Kyaneai. Während die Distanz an sich durchaus im technisch möglichen Bereich war, so lag auch Kyaneai auf einem Hügel und hätte damit eine komplexe Druckwasserleitung bauen müssen, die wiederum hohe Ansprüche an das Gelände und die Ausgangslage der Quellen gestellt hätte. Frank Kolb vermutete deshalb neben der ungünstigen Lage von Kyaneai auch finanzielle Gründe. 8 Dennoch gelang es der Stadt, in der Kaiserzeit mehrere Thermenanlagen zu bauen: Die Kleinen Thermen befanden sich an der Nordostecke der Agora und bestanden aus nur zwei Räumen, wobei sie eine Fläche von knapp 140 m² einnahmen. 9 Besser erhalten sind die Großen Thermen, die sich dank der Bauinschrift in die Zeit des Statthalters Cn. Arrius Cornelius Proculus, in die Jahre 139 / 140 n. Chr. datieren lassen. 10 Die Thermen bestanden aus drei Räumen und wurden mehrfach umgebaut, was eine längere Nutzungsdauer annehmen lässt. Die tatsächliche Wasserversorgung ist bei beiden Thermen unklar, da sie nicht über eigene Zisternen verfügten: Zwar wurden innerhalb der Stadt zahlreiche Kanäle gefunden, doch ist bis jetzt keine systematische Zuordnung erfolgt, so dass ihre Herkunft und ihr Zweck unklar bleiben müssen. 11 Der aktuelle Zusammenhang zwischen Wasserversorgung und Thermen stellt sich in Limyra ganz anders dar. Die Stadt hatte eher mit einem Überangebot an Wasser zu kämpfen, denn der Grundwasserspiegel steht so hoch an, dass er bis in die heutige Zeit zu Überschwemmungen im Grabungsgelände führt. 12 Limyra hatte mehrere Badegebäude,

5 Farrington 1995, 150. 6 Çevik, Kızgut, Bulut 2010, 46 f., die eine Zuleitung aus dem höher gelegenen Gebäude G annehmen, in dem sich ebenfalls drei große Zisternenkammern befinden. 7 Kolb 2008, 169. 8 Kolb 2008, 276–278. 9 Kolb 2008, 278 f. 10 IGRR III 700. 11 Kolb 2008, 278. 12 Rantitsch u.a. 2016 mit einer genauen Analyse der sich verändernden hydrogeologischen Gegebenheiten und der Annahme, dass der Anstieg des Grundwasserspiegels Limyra spätestens im 6. Jh. n. Chr. vor massive Herausforderungen stellte. Seyer 2016, 736 mit der Überlegung, dass das Grundwasser in der Weststadt für den Bau eines Nymphaeums genutzt wurde, doch sind dies zunächst vorläufige Ergebnisse einer geophysikalischen Untersuchung in den Jahren 2013 und 2014.

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wie etwa die Theaterthermen 13, die Thermen in der Oststadt 14 und wohl die Südthermen, die bis jetzt als Bischofspalast angesprochen worden waren. 15 Bei keinem dieser Gebäude konnte die Wasserversorgung bis jetzt in ausreichendem Maße geklärt werden, so dass die Annahme, das zur Verfügung stehende Grundwasser könne für deren Versorgung genutzt worden sein, bis zum Ergebnis neuer Grabungen zwar plausibel klingt, jedoch spekulativ bleiben muss. Diese Vorsicht ist nicht zuletzt deshalb angebracht, weil außerhalb von Limyra nach neuesten Erkenntnissen Teile einer Leitung gefunden wurden, die entlang der Straße verlief, die über die Brücke am Limyros führte. Diese Steinrohre waren dort sekundär verlegt worden und waren ursprünglich Teil einer Druckwasserleitung gewesen, die nach Martin Seyer die östlichen Quellen nahe des osmanischen Klosterkomplexes gefasst und in römischer Zeit Wasser nach Limyra gebracht hatte. 16 An Limyra zeigt sich bereits ein weiteres geologisches Phänomen, das ebenfalls hindernd auf den Bau einer Leitung wirkte: Wenn die Stadt bereits über so viele natürliche Wasserressourcen verfügte, dass ein Aquädukt nicht notwendig war. Ähnliches lässt sich etwa auch in Tlos beobachten, das in einem sehr wasserreichen Gebiet lag und deshalb zwei Thermen unterhalten konnte, ohne dass das Wasser per Fernwasserleitung herangeführt werden musste. 17 Dass in Lykien ein Bedürfnis nach dem Bau von Thermen bestand, lässt sich in dieser Region außergewöhnlich dicht belegen. Unterstützt von den Kaisern und ihren Legaten, die zwar nicht als Finanziers, jedoch häufig für die Einweihung zur Verfügung standen, entstanden in Lykien zahlreiche Thermen, so etwa, über die genannten Beispiele hinaus, auch in Olympos (Galba) und Patara (Nero), Simena (Titus), Xanthos (flavisch), Arykanda und Sidyma (trajanisch). 18 Selbst die in der Kaiserzeit unvorteilhaft gewordene Lage auf einer steilen Hügelkuppe hielt die Poleis nicht davon ab, an diesem Bautrend teilzuhaben. Damit lässt sich auch zeigen, dass der Bau von Thermen und Wasserleitungen nicht unbedingt zusammenhängen musste. Die Badegebäude von Kyaneai, Kadyanda, Apollonia und Rhodiapolis funktionierten auch ohne eine konstante Leitungsversorgung, mussten jedoch im Gegenzug ohne wasserintensive Zusätze, wie eine natatio oder besondere Brunnenspiele auskommen. Da diese Elemente jedoch ohnehin nicht typisch für die Thermen von kleineren Städten waren, kann man zumindest in Bezug auf die Ausstattung von keiner Benachteiligung ausgehen. Problematischer stellte sich sicherlich die Nutzungshäufigkeit dar, die ohne Leitungen nicht ständig gewährt werden konnte. Nur wenigen Städten gelang es nicht, an den Vorzügen der neuen Badekultur teilzuhaben: So konnte Phellos in der Kaiserzeit 13 Schuh 2012, jedoch mit Zweifeln, ob es sich tatsächlich um öffentliche Thermen handelte. 14 Schultze 1995, KST XVII 2, 140 f.; Ganzert 1996 erschlossen beide nur den archäologischen Befund, trafen jedoch keinerlei Aussagen über die Wasserversorgung. 15 Sewing 2015. 16 Seyer 2013, 59. 17 Schuler 2014, 114; Korkut 2016, 13; 53–63 (Thermen). 18 Wörrle 2016, 417 f. mit den epigraphischen Belegen; Bayburtluoğlu 2012 mit dem Baubefund von Arykanda. Schuler 2014, 114 mit dem Hinweis, dass Arykanda ebenso wie Pinara und Tlos über ein natürliches Wasserangebot verfügte und deshalb keine Leitungen benötigte.

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nur eine Zisterne vorweisen, während der Hafenort Antiphellos über alle typischen Bauten wie etwa Thermen verfügte. 19 Ein klimatisches Phänomen, das für Kleinasien nur in wenigen Regionen zu beobachten ist und dort auch nicht in dieser Intensität auftritt, ist die Lage von Städten in ariden Zonen. Brent D. Shaw hat sich besonders intensiv mit Nordafrika auseinandergesetzt und dort einige Städte beobachtet, die ihre Wasserversorgung nicht auf Aquädukte stützten. So versorgte sich etwa die Stadt Thysdrus, gelegen in der extrem trockenen Sahelzone, allein durch Brunnen und Zisternen. Auch andere Städte dieser Region, wie etwa Bararus, Justinianopolis, Acholla oder Thapsus deckten ihren Wasserbedarf über gewaltige Zisternen, die mehrere Millionen Liter Wasser speichern konnten. 20 Shaw erklärte diesen Befund damit, dass einerseits nicht genügend finanzielle Ressourcen vorhanden waren, um einen Aquädukt zu bauen, und andererseits die lokalen Bewässerungs- und Speichermethoden einer Fernwasserleitung überlegen waren. Hinzu kommt, dass in dieser Region kaum ganzjährig schüttende Quellen existieren, die eine konstante Versorgung durch eine Leitung ermöglicht hätten. 21 Dass man diese lokalen Bauweisen bewusst nutzte, lässt sich darüber hinaus daran zeigen, dass auch reiche Städte, die eine Fernwasserleitung theoretisch finanzieren konnten, sich dennoch dagegen entschieden. Thysdrus etwa erlebte zwar eine relativ späte Blüte, gelangte jedoch dann zu beträchtlichem Reichtum, baute aber dennoch keine Leitung. Ähnlich verhält es sich in Thuburbo Maius. Gelegen in Tunesien, knappe 60 Kilometer von Karthago entfernt, stützte sich die Stadt ebenfalls nicht auf einen Aquädukt, verfügte jedoch über zwei große Thermen. 22 Eine besondere Situation bietet sich auch im jordanischen Petra. Die Lage in einem vorwiegend ariden Tal, umgeben von Wadis, die das Oberflächenwasser der umliegenden Berge abtransportierten, also gleichzeitig für ein Frischwasserangebot sorgten, aber auch die Gefahr von Springfluten mit sich brachten, stellte hohe Ansprüche an die Wasserbauingenieure. 23 Die hydrogeologisch schwierige Situation erforderte ein komplexes und vielfältiges Wissen im Bereich der Technik und des Wassermanagements. 24 Das nabatäische Wassersystem ist nicht nur sehr diversifiziert, sondern auch von einem hohen technischen Standard. 25 Im Folgenden sollen vor zwei Aspekte in den Blick genommen werden: Wie 19 Ausführlich zu diesem Phänomen vgl. Zimmermann 2006. 20 Shaw 1991, 81 f. (Bararus: 7,6 Millionen Liter; Thapsus: 15 Millionen Liter). Auch die Stadt Tidditanorum, in der Nähe von Cirta in Numidien, versorgte sich ausschließlich über Zisternen (ebd. 67), konnte aber dennoch Thermenanlagen unterhalten. 21 Shaw 1991, 81. 22 Thébert 2003, 166–174. 23 Maliva, Missimer 2012, 505. 24 Auch Strabon rühmte den Wasserreichtum von Petra (Strab. 16,4,21). Zu den komplexen Anlagen vgl. Ortloff 2005, 96 mit einer detaillierten Karte der Wasserinfrastruktur von Petra. 25 So gelang es den Nabatäern, durch den Bau von Terrassen die regenwasserbedingte Erosion des Sandsteins in der Umgebung aufzuhalten und das Regenwasser so umzuleiten, dass es an der aufwendigen Fassade von Al Deir keine Schäden verursachte.

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organisierten die Nabatäer ihre leitungsgestützte Wasserversorgung? Und lässt sich neben nabatäischen Elementen auch römische oder hellenistische Technik erkennen? Um ihren Wasserbedarf zu decken, hatten die Nabatäer sämtliche Quellen in der näheren Umgebung gefasst und in die Stadt geleitet. 26 Petra verfügte insgesamt über fünf Leitungen mit einer Länge von maximal zehn Kilometern und einer Gesamtlänge von fast 60 Kilometern. 27 Die Leitungen sind nicht alle gut zu datieren, da sich keinerlei Schriftquellen dazu erhalten haben. Da an dieser Stelle jedoch vor allem die technischen Adaptionen im Fokus stehen, ist die absolute Chronologie weniger relevant, als die relative. Der älteste Kanal wurde wohl oberirdisch und mit Platten abgedeckt durch den Siq geführt, jedoch nach Baumaßnahmen von König Aretas IV. zugeschüttet, der die Straße durch den Siq pflastern ließ. 28 Der älteste vollständig oberirdisch geführte Aquädukt ist wahrscheinlich der Khubta-Nord-Aquädukt, der als Ersatz für den Siq-Kanal diente. Auf seinem Weg zum sogenannten Palastgrab, wo die Leitung in mehreren Zisternen endete, diente sie auch der Versorgung von Getreidemühlen und Töpfereien im Westen von Petra. 29 Der Ain-Braq-Aqädukt zählt zu den technisch ausgereiftesten Leitungen der Stadt: Er bestand aus zwei Strängen, einer Tonrohrleitung und einem Kanal. Der Aquädukt bediente ein castellum divisorium, das einen Teil des Wassers zu einem Reservoir auf dem Ez Zhantur brachte, den anderen Teil zu einem Pool beim Großen Tempel. Dieser Abschnitt enthält den einzigen bekannten Siphon in Petra mit einer Wassersäule von circa 16 Metern, um das höhergelegene Reservoir von Ez Zhantur zu erreichen. 30 Ein letzter Endabnehmer des Wassers von Ain Braq war vermutlich eine große Villa in der Nähe des Großen Tempels. 31 Die anderen beiden Leitungen sind schlechter erhalten: Der Ain Abu Olleqa-Aquädukt brachte Wasser aus dem Wadi Turkmanyie in den Tempelbezirk von Petra (Quasr el Bint) und wies dieselbe Doppelführung auf wie der Ain-Braq-Aquädukt. Ähnlich verhält es sich mit dem Ain Debdehbeh-Aquädukt, der jedoch handwerklich nicht mehr so sorgfältig gearbeitet ist wie die anderen Leitungen und wohl als der jüngste Aquädukt zu gelten hat. 32 Die meisten Leitungen weisen eine Kombination aus offenen in den Sandstein gehauenen Kanälen und darin verlegten, wasserdicht verputzten, Tonrohren auf. Interessant dabei ist, dass einige Leitungen eine Doppelleitung aus Kanal und verlegten Rohren aufweisen. Die Tonrohrtechnik ist wohl dem hellenistischen Kulturkreis entlehnt, doch weisen einige nabatäische Rohre technische Besonderheiten auf: Sie sind dünnwandiger und kürzer und konnten damit besser dem steilen und kurvigen Gelände angepasst werden, durch das die Kanäle verlaufen mussten. Die Innenseiten der Rohre waren geriffelt, möglicherweise, um die Durchflussgeschwindigkeit zu erhöhen. 33 Ein weiteres, entschei26 27 28 29 30 31 32 33

Ortloff 2005, 95. Bellwald 2009, 62. Ortloff 2005, 97. Bellwald 2009, 49–53. Im Detail beschrieben von Lindner, Hübl 1997. Schmid 2008, 110. Bellwald 2009, 59 f. Ortloff 2005, 104 f.

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dendes Element der nabatäischen Leitungen sind Absetzbecken: Diese dienten einerseits der Reinigung des Wassers von Schwebepartikeln und Schmutz, andererseits waren sie dringend notwendig, um die steilen Gradienten zu ermöglichen, die nötig waren, um das Wasser von den steilen Bergflanken, die Petra umgaben, in das Tal hinunterzuleiten. Damit standen die Leitungen unter Druck, doch wurde dieser selten genutzt, um mit Hilfe eines Siphons auch höher gelegene Bereiche der Stadt zu erschließen, sondern die Leitung wurde im Bedarfsfall sehr weit oben entlang der Flanken geführt – die Technik des Siphons wurde von den Nabatäern also nicht zur Gänze adaptiert oder wurde aufgrund des steilen Terrains als zu unpraktisch empfunden. 34 Gerade der Wasserdruck konnte den Leitungen auch zum Verhängnis werden: Die Siq-Leitung bestand ursprünglich aus Tonrohren, die jedoch zunehmender Versinterung ausgesetzt waren. Um deren Zerstörung durch den steigenden Wasserdruck zu verhindern, wurde die Leitung im 2. Jh. n. Chr. aufgeschlagen und das Wasser nunmehr durch offene Rohre geführt. 35 Wohl zeitgleich mit der Integration in die römische Verwaltung, veränderte sich die Wasserinfrastruktur. Es entstanden große Zisternenanlagen, das Leitungssystem diversifizierte sich und ermöglichte eine Versorgung von Stadtteilen, die oberhalb des Tales lagen. Dies ist sicherlich auch damit zu erklären, dass Petra erst im 2. Jh. n. Chr. zu einer Stadt römischen Stils ausgebaut wurde: Oberer und Unterer Markt, die Kolonnadenstraße oder das Nymphaeum stammen frühestens aus traianischer oder hadrianischer Zeit, ebenso die römischen Eingriffe in den Großen Tempel. 36 Ob im Zuge der Monumentalisierung des 2. Jh. n.  Chr. neue Leitungen gebaut wurden, muss unklar bleiben. In der Spätantike sah sich die Stadt mit einer rapiden Verschlechterung der wirtschaftlichen Situation konfrontiert, denn die Handelsrouten liefen nun endgültig über Palmyra und nicht mehr über Petra. Das Wassersystem gibt ein beredtes Zeugnis davon ab: 363 n. Chr. zerstörte ein schweres Erdbeben die Leitungen – nur eine einzige davon, der Kanal im Siq, wurde in deutlich schlechterer Qualität repariert. Der Kanal blieb, wurde, wie in seiner frühesten Phase, jedoch offen gelassen, so dass sich in ihm eine dicke Schicht an Kalkablagerungen und organischem Material befindet. Die Bewohner von Petra verließen sich in dieser späten Phase der Stadt wohl auch wieder verstärkt auf die Sammlung von Regenwasser, wie etwa die Zisterne an der byzantinischen Kirche zeigt. 37 Neben der Zuleitung war auch die Ab- und Umleitung des Wassers überlebensnotwendig für Petra. So sicherten ein Damm und ein Ableitungstunnel ab dem 1. Jh. n. Chr. die wichtigsten Monumente, indem sie Flutwasser vom Stadtzentrum in das Wadi Siyagh umleiteten, da sonst bei Flut der Siq überschwemmt worden wäre. 38 Wie anfällig das System war, zeigt etwa der sogenannte Soldatengrab-Komplex im Wadi Ferasa Ost, ein wenig außerhalb von Petra aus dem 1. Jh. n. Chr. Der Bereich umfasste mehrere gewaltige Re34 35 36 37 38

Bellwald 2009, 53. Bellwald 2009, 54 mit einem hervorragenden Photo, das die aufgeschlagenen Rohre deutlich zeigt. Wenning 2002, 55. Bellwald 2009, 65. Ortloff 2005, 99; Wenning 2002, 50 weist darauf hin, dass das lange Zeit unregulierte Wadi Musa einen Teil der antiken Strukturen zerstörte, wie etwa das kleinere Theater von Petra.

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genwassersammelbecken, die das Wasser auf differenzierte Art und Weise verteilten. Zu einem späteren Zeitpunkt wurde im Zuge von Umbauarbeiten eine Leitung blockiert, die beinahe das komplette System zum Kollabieren gebracht hätten. 39 Insgesamt betrachtet gelang es den Nabatäern nicht nur, das tägliche Brauchwasser zur Verfügung zu haben, sondern das Wasser auch als Luxusgegenstand nutzen zu können: Erst in den letzten Jahren wurden luxuriöse Gartenanlagen gefunden, die eher auf einen parkähnlichen Charakter hindeuten und weniger auf Nutzgärten. 40 Leigh Ann Bedal hat deutlich gemacht, dass dieser „Paradeisos“ das Ergebnis der Verschmelzung verschiedener kultureller Vorlieben ist: Ihrer Meinung nach stammt die Idee des Prachtgartens vor allem aus dem Vorderen Orient, während die Darstellung von Wasserluxus eine Verbindung aus hellenistischen Vorbildern (insbesondere von Herodes dem Großen) und nabatäischer Kultur sei. 41 Auch künstlich angelegte Wasserfälle, wie ein 20 Meter hoher Fall in der Nähe des Palastgrabes, machen deutlich, dass die Nabatäer Wasser auch als Zierelement wahrnahmen und nutzten. Wie Bedal zu Recht anmerkte, musste die Verdunstungsrate bei einem 20 Meter hohen Wasserfall relativ hoch gewesen sein, so dass ein beträchtlicher Teil des Wassers verloren ging. 42 Auch das severische Nymphaeum ist als besonderer Wasserluxus zu werten: Dafür wurde jedoch wohl keine eigene Leitung gebaut, sondern es wurde dann befüllt, wenn die Zisternen des Khubtha-Aquädukts voll waren. 43 Der Prachtbrunnen wurde also von Überlaufwasser versorgt. Der Umgang der Nabatäer mit Wasser weist jedoch noch weitere Besonderheiten auf: Die Leitung von Ain Braq endete im Wadi Ferasa in einem Auffangbecken, floss zuvor jedoch über einen steinernen Löwen, der symbolisch für die nabatäische Gottheit Dusara stand, einem Gott, dem auch das Wasser heilig war. 44 Eine weitere Besonderheit ist die Kombination aus Zisternen- und Leitungswasser  –  nach römischer Tradition wurden verschiedene Wasserqualitäten voneinander getrennt gehalten. In Petra dienten die Leitungen teilweise der Befüllung von Regenwasserzisternen. 45 Dabei wurde darauf geachtet, dass kein Stadtteil nur von einer Leitung abhing – wie dies etwa in Rom der Fall war – , sondern durch mehrere Leitungen versorgt werden konnte. 46 Speziell nabatäische Technik lässt sich darüber hinaus auch im Umgang mit dem Flutwasser aus den Wadis und mit Regenwasser generell beobachten. Dämme und Kanäle sorgten für den Schutz der Stadt vor Springfluten, das Ableitungssystem war so ausbalanciert, dass es bis heute nicht in derselben Qualität rekonstruiert oder gar ersetzt werden kann. Ein System dieser Komplexität war naturgemäß störungsanfällig und erforderte 39 40 41 42 43 44

Schmid 2009, 103–105. Bedal u.a. 2013. Bedal 2004, 171–185. Bedal 2004, 102. Bedal 2004, 101 f. Wenning 2002, 63. Das Wassersystem war stets eng mit dem Kult verbunden – über vielen Leitungen, Dämmen oder Becken finden sich kleine Nischen für die Verehrung der jeweils notwendigen Schutzgottheiten, vgl. Bellwald 2003, 81–84. 45 Ortloff 2005, 97 f. mit dem Beispiel des Zurraba-Reservoirs. 46 Ortloff 2005, 102.

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wahrscheinlich nicht nur eine zentral gesteuerte Planung, sondern auch eine ständige Verwaltung. 47 Von einem hohen Maß an technischem Verständnis zeugt darüber hinaus die scheinbar mühelose Umstellung von einem offenen Kanal auf eine Rohrleitung mit dünnwandigen, dem hellenistischen Kulturkreis entlehnten Tonrohren. Rohrleitungen setzten nicht nur eine andere Art der Leitungsführung voraus, sondern waren auch besonders anfällig für schwankende Wassermengen, wie sie etwa nach Regenfällen auftreten können. Eine weitere Besonderheit sind die zahlreichen Brücken, die schon aufgrund des zerklüfteten Terrains notwendig waren und beeindruckende Spannweiten aufwiesen. Dass Petra und die nabatäische Wasserkultur auch überregional betrachtet einzigartig waren, zeigt abschließend ein kurzer Blick auf andere Städte in der näheren Umgebung. Palmyra, Gadara oder Scythopolis verfügten alle über mindestens eine Wasserleitung römischen Typs, Thermen oder Nymphaeen. 48 Andere bekannte nabatäische Städte, wie etwa Bosra oder Auara machten hingegen vermehrt von der eigenen, regionalen Wasserbautechnik Gebrauch. 49 Insgesamt betrachtet ließ sich das Phänomen einer stark den lokalen Bedürfnissen angepassten Wasserinfrastruktur, die gleichzeitig flexibel und innovativ auf den Einfluss externer Mächte reagierte, in Petra deutlich beobachten. Insbesondere die römische Leitungstechnik wurde nicht vollständig adaptiert, der Wissens- bzw. Technologietransfer geriet also insbesondere dann an seine Grenzen, wenn bereits eine eigene, lokale und hochentwickelte Technologie vorhanden war, die perfekt an die speziellen hydrologischen Bedingungen angepasst war. 50 Zwar ist Petra ein besonders extremer Fall, der sich, ähnlich wie in Nordafrika, durch die klimatischen Bedingungen erklären lässt, doch ist auch in Kleinasien beobachtbar, dass die römische Technik nicht zur Gänze übernommen wurde. Ein Element, das selten adaptiert wurde, sind Leitungsrohre aus Blei. Die kleinasiatischen Siphons bestehen vor allem aus Stein und Ton, ein Phänomen, das wohl nicht nur den hohen Kosten geschuldet war – der Siphon der Nîmes-Leitung verwendete Bleirohre auf einer Strecke von insgesamt 26 Kilometern. 51 Zudem existierte bereits eine hellenistische Bautechnik, die Siphons mit Tonrohren entwickelt hatte und für die in Kleinasien üblichen Wassersäulen genügte. Auch andere Elemente der Wasserinfrastruktur, auf die an dieser Stelle nicht weiter einzugehen ist, wurden in einigen Regionen nur zögerlich, in anderer Form oder gar nicht übernommen: Zena Kamash hat sich intensiv 47 Diesen Aspekt betont auch Weis 2016 mehrfach. 48 Tabaczek 2017 (Palmyra); Fahlbusch 2002 (Scythopolis); Döring 2009 (Gadara). 49 Oleson 1991. Eadie, Oleson 1986, 69 f. mit weiteren Beispielen für nabatäische Wasserbautechnik. Insbesondere Auara ist gut aufgearbeitet, doch keine der genannten Städte oder Siedlungen weist dieselbe Befunddichte auf, wie Petra. 50 So auch Shaw 1991, 85 über Nordafrika: „No introduction of special new hydrological techniques was required, no special outsider technologies and no heavy-handed political direction.“ Dass dieser Aussage nicht uneingeschränkt zugestimmt werden kann, da aus epigraphischer Perspektive der Kaiser und seine Statthalter eine sehr wichtige Rolle beim Bau römischer (!) Aquädukte in Africa spielten, wurde bereits dargelegt, vgl. Kapitel 5.2. 51 Grewe 2005, 35.

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mit der Wasserinfrastruktur im Nahen Osten, vor allem mit Israel und Syrien auseinandergesetzt und kam dabei zu interessanten Ergebnissen. Ihrer Meinung nach wurde die Adaption von römischen Latrinen etwa dadurch blockiert, dass ein jüdisches Gesetz die Einleitung von Exkrementen in fließendes Wasser verbot. Hinzu kommt, dass die Latrinen nach jüdischem Brauch an einem abgeschiedenen Ort sein sollten, in römischer Tradition jedoch in der Stadt waren. Auch die vergleichsweise späte Übernahme der Thermen, die erst im 3. Jh. n. Chr. erfolgte, führt sie auf einen anderen Umgang mit Nacktheit zurück. 52 An dieser Stelle lassen sich also weniger technische Hindernisse beobachten, sondern religiöse und gesellschaftliche Unterschiede. Die Städte, die über Aquädukte verfügten, überwiegen aus der Gesamtschau heraus jedoch deutlich. Nur einige wenige kaiserzeitliche Poleis blieben ohne Leitung und noch weniger von ihnen bauten auch keine Thermen. Wie gezeigt, war es durchaus möglich, ein Badehaus auch ohne Leitung zu nutzen, doch war dies sicherlich mit einigen Einschränkungen in der Ausstattung und der Nutzung verbunden. Gerade im Fall von Rhodiapolis in Lykien ist es durchaus wahrscheinlich, dass die Therme nur wenige Male pro Woche genutzt werden konnte und diese Nutzung darüber hinaus vom zur Verfügung stehenden Wasser abhing. Die Versorgung mit Trinkwasser war hingegen nicht gefährdet: Die Städte bauten massive Zisternen mit hohen Speichervolumina, um den Winterregen zu sammeln und das Wasser über das Jahr hinweg zu speichern. Dafür mussten sie auch den Nachteil in Kauf nehmen, dass Zisternenwasser eine deutlich geringere Qualität aufwies, als Leitungswasser. Folgende Gründe ließen sich als maßgeblich hindernd für den Bau einer Leitung festmachen. Ein entscheidender Faktor war eine ungünstige geographische Lage, die eine Erschließung der Stadt durch eine Leitung unmöglich machte – wie gezeigt, ergriffen einige Poleis dagegen solch extreme Maßnahmen wie eine Umsiedlung in die Ebene. 53 Ein weiterer Faktor ist, soweit dies noch rekonstruierbar ist, eine mangelnde Finanzierung, wie sie möglicherweise bei Kyaneai eine Rolle gespielt hatte. Während diese Faktoren zu einem gewissen Grad erwartbar waren, sind die folgenden Ergebnisse deutlich interessanter. Der Status oder die Lage der Stadt in vermeintlich geringer romanisierten Gebieten spielte keine Rolle. Entscheidender war das Vorhandensein von Gesellschaften mit eigener, teils hochentwickelter und situativ angepasster Wasserbautechnologie, für die die römische Wasserbautechnologie trotz eines hohen Maßes an Anpassungsfähigkeit keine weitere Verbesserung brachte. Auch die religiöse und kulturelle Verfasstheit einer Gesellschaft kam bei der Adaption und Verwendung dieser Technologien zum Tragen. Zivilisatorische Nachteile entstanden solchen Kulturen, wie sie an den Nabatäern exemplifiziert wurden, meistens nicht. Letztere fanden mit ihrer Technologie sogar Eingang in den Koran: Die 26. Sure erinnert daran, dass auch Städte untergehen können, die über großen Reichtum und große Macht verfügten und diesen etwa durch prachtvolle, bewässerte Gärten allzu arrogant zur Schau stellten. 54 52 Kamash 2010, 177–186 mit einem pointierten Überblick über ihre Thesen. 53 Siehe dazu S. 362 f. 54 26,146–153.

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9. Kleinasiatische Wasserkultur: Ein spezieller Innovationsprozess?

Nach dem ein breiter chronologischer und geographischer Rahmen gespannt wurde, der von der Klassik bis die Spätantike reicht und von Africa bis an die Donau, von Syrien bis Germanien die Wasserbauten vieler Provinzen abdeckt, lohnt es sich zum Abschluss, wieder zurückzukehren. Zum einen zurück zu den mit Hilfe von Wittfogel aufgeworfenen Fragen nach dem Zusammenhang zwischen der Verbreitung von Wasserinfrastrukturbauten und sie begünstigenden politischen Systemen. Zum anderen zurück nach Kleinasien, dessen Aquädukte im Zentrum der Überlegungen standen. Zunächst sollen jedoch in einem ersten Schritt die gewonnenen Ergebnisse anhand des einleitend definierten Innovationsprozesses mit den Analyseschritten Invention – Transition – Akkulturation – (Diffusion) – Transformation – (Inhibition) – sowohl auf städtischer als auch auf provinzieller Ebene nachvollzogen werden. Die Erfindung und Nutzung einer leitungsgestützten Wasserversorgung ist ein weit verbreitetes Phänomen antiker Hochkulturen. In der griechisch-römischen Welt existierte sie bereits seit dem 6. Jh. v. Chr. Zu den Vorreitern zählten Syrakus, Akragas und Athen, die nicht nur erste Leitungen bauten, sondern sich auch um die innerstädtische Wasserinfrastruktur in Form von Abwasserleitungen und Brunnen kümmerten. Typisch für diese frühen Leitungen war ihre unterirdische Führung zuerst in natürlichen Karstkanälen, dann in Tonrohren. Sie waren meist nur wenige Kilometer lang und endeten in einfachen Brunnenhäusern, die als Entnahmestellen dienten. Zu den wichtigsten griechischen Erfindungen zählte die Entwicklung des Siphons, den man wohl schon seit dem 6. Jh. v. Chr. vereinzelt nutzte. Die Leitungen waren keine exklusiven Trinkwasserversorger, sondern wurden aufgrund ihres geringen Wasservolumens meist parallel zu Zisternenoder Brunnenwasser genutzt. Als Initiatoren dieser frühen Leitungen lassen sich in den meisten Fällen wohl die Tyrannen ausmachen, wie etwa Gelon in Akragas und Syrakus, die Peisistratiden in Athen, Polykrates auf Samos oder Theagenes in Megara. Diese Aktivitäten im Wasserbau wurden in der Forschung unterschiedlich gedeutet, etwa als frühe Form der Herrschaftsrepräsentation und -legitimation oder sogar des Konkurrenzkampfes. Tatsächlich folgte der Leitungsbau meist situativen Gründen, wie einer Zunahme der Bevölkerung, der Nutzung günstigen Terrains und seiner hydrologischen Spezifika oder einer veränderten Strategie der Wasserversorgung. Möchte man herrscherliche Repräsentation im Wasserbau erkennen, dann lässt sich eher feststellen, dass sich das tyrannische Engagement auf Zier- und Prachtbrunnen konzentrierte, deren Schönheit und Größe von den literarischen Quellen bewundernd reflektiert werden.

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Kleinasiatische Wasserkultur: Ein spezieller Innovationsprozess?

Für Kleinasien sind erst im Hellenismus Leitungen in mehreren Städten belegt. Deren Bau wurde gerade von der älteren Forschung in einen starken Zusammenhang mit den hellenistischen Königen gebracht: Insbesondere die These von G. Weber, dass die Herrscher ihre städtischen Neugründungen standardisiert mit Druckwasserleitungen ausstatteten und dadurch Kulturpolitik und Herrschaftslegitimation betrieben, fand einigen Anklang. Tatsächlich lassen sich nur wenige Städte in Verbindung mit königlicher Unterstützung im Leitungsbau bringen und dabei handelte sich meist um Residenzstädte wie Ephesos oder Pergamon. Webers Annahme muss also revidiert werden: So, wie sich das epigraphische und archäologische Material darstellt, hatten die hellenistischen Könige kein Interesse daran, ihre Stadtgründungen infrastrukturell zu fördern. Dies änderte sich erst, als Kleinasien und Rom in einen vielfältigen technischen, politischen und kulturellen Transitionsprozess eintraten, dessen Ergebnis sich in Pergamon und Alatri im 2. Jh. v. Chr. auf klare Weise beobachten lässt. In Pergamon hatten die Attaliden bereits mit Attalos I. begonnen, Wasser mit Hilfe eines Siphons – zunächst aus Ton, dann aus Stein – auf den steilen Burgberg zu leiten. Eumenes II. perfektionierte den Siphonbau, indem er die Leitung aus Blei bauen ließ und am tiefsten Punkt auf Stein auflagerte. Die Druckwasserleitung war nicht nur ein technisches Meisterwerk, sondern durch ihre oberirdische und damit weithin sichtbare Führung eine glänzende Demonstration attalidischen Herrschaftsverständnisses. Eine mit der pergamenischen vergleichbare Leitung wurde im 2. Jh. v. Chr. in der italischen Kleinstadt Alatri gebaut, die aus eigenen Mitteln eine bleierne Druckwasserleitung mit einer Wassersäule von 100 Metern finanzierte. Faszinierend daran ist nicht nur die Vermischung von griechischen Bauelementen, wie einem Siphon oder einem steilen Gradienten, mit römischen Bauelementen, wie einem venter und Bleirohren. Die einzigartige Formulierung der Inschrift, die in keiner Weise den Schemata späterer Bauinschriften folgt, zeigt, dass man neue Begrifflichkeiten für ein neues bauliches Phänomen finden musste. Das insgesamt geringe Interesse der hellenistischen Könige am Fernwasserleitungsbau ist umso bemerkenswerter, wenn man bedenkt, dass zur selben Zeit nicht nur theoretisches Fachwissen als Auftragsarbeit der Könige gesammelt und ausgewertet wurde, sondern der Hellenismus eigentlich als Boomzeit für die Erfindung und technische Weiterentwicklung von Wasserbauten, wie etwa Mühlen, Pumpen und sonstigen Hebewerken gilt. Vor dem Hintergrund der geringen hellenistischen Verbreitung ist es umso bemerkenswerter, dass der Bau von Leitungen in Kleinasien erst mit der Präsenz der römischen Herrschaft ihren Anfang nahm. Um das Ausmaß des Exports von Wissen und Technik zu erfassen, wurden exemplarisch die Bereiche der Rechtsprechung und der Verwaltung untersucht. Rom hatte in der Kaiserzeit bereits mehrere Jahrhunderte Erfahrung im Bau und der Verwaltung von Fernwasserleitungen – die älteste Leitung, die Aqua Appia, war bereits im 4. Jh v. Chr. mit rein unterirdischem Verlauf erbaut worden, die späteren Leitungen vollzogen die technische Entwicklung, wie etwa die Erfindung von opus caementitium und dem Bogenbau nach. Beide Kulturkreise verfügten auch schon früh über ein eigenes Wasserrecht, das die bevorzugte Strategie der Versorgung widerspiegelt. Zu den ältesten Regelungen zählen der Schutz der Brunnen als essentielle Trinkwasserversorger und die gerechte Gestaltung der Wasserverteilung und -nutzung. Dafür wurde klar zwischen öffentlich verfügbarem und

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privatem Wasser unterschieden, Wasser war also zunächst nicht für jeden gleichermaßen zugänglich. Um die dadurch entstehenden Nachteile auszugleichen, kannte man bereits in der archaischen Zeit ein abstraktes Nutzungsrecht von Wasser, das getrennt von dem betreffenden Grundstück auf vielfältige Weise gehandhabt werden konnte. Insbesondere die Verpachtung dieser Rechte spielte eine zentrale Rolle, nicht nur im lokalen Kontext, sondern auch im Zusammenhang mit dem Leitungsbau. Der Bau der Wasserleitung von Acharnai nach Athen im 4. Jh. v. Chr. zählt nicht nur zu den ältesten inschriftlich fassbaren Beispielen für einen Leitungsbau dieser Komplexität, sondern macht einige der genannten Aspekte deutlich. Ob bereits in griechischer Zeit ein zentrales Enteignungsrecht existierte, wie dies in der Forschung bis jetzt stets angenommen wurde, ist eher unwahrscheinlich. Die fehlende Kodifizierung lässt sich vielleicht damit erklären, dass sie nicht notwendig war: Die archaischen, klassischen und hellenistischen Leitungen verliefen meist tief unter der Erde und waren sehr kurz, die Grundstücksbesitzer wurden also kaum beeinträchtigt. Als zentrale rechtsetzende Instanz ist die jeweilige Polis auszumachen, der innerhalb des eigenen Territoriums juristische Mittel zur Verfügung standen, um eine sichere und gerechte Wasserversorgung sicherzustellen. Einzelne Regelungen speziell für Heiligtümer zeigen die besondere Schutzbedürftigkeit von jenem Wasser, das mit einem Kult in Verbindung stand. Dies konnte zu Mischzuständigkeiten führen, wie etwa im Heiligtum von Andania, wo ein Priester für den Schutz der Quelle zuständig war, ein Agoranom jedoch für das Funktionieren der Zu- und Ableitungen der sich dort befindlichen Thermen zu sorgen hatte und seine juristische Kompetenz nur im Beisein des Priesters ausüben durfte. Das römische Wasserrecht ähnelt dem griechischen schon funktional bedingt sehr. Zu den größten Unterschieden zählt zunächst, dass der Landstreifen, durch den die Leitung verlief, gekauft und in einem bestimmten Abstand dazu ein Schutzstreifen definiert wurde, den man einer Servitut unterwarf. Diese ermöglichte es dem Leitungsbauer, die Nutzungsrechte des Grundbesitzers einzuschränken, ohne ihm das gesamte Land abkaufen zu müssen. Auf landwirtschaftlicher Ebene erlaubten die Servituten die Einräumung von zeitlich und in der Sache beschränkten Nutzungsrechten. Weigerte sich ein Grundstücksbesitzer, den nötigen Landstreifen zu verkaufen – mit dem eine Wertminderung des Landes einherging – so war es in der Kaiserzeit wohl situativ möglich, denjenigen zu enteignen. Eine Kodifizierung vorhandener, wohl meist lokal gebundener Gesetze, ist erst in der Kaiserzeit zu erkennen. Als innovative und treibende Kraft hinter der römischen Verregelung des Fernwasserleitungsbau lässt sich klar Augustus identifizieren. Zwar baute dieser auf bereits bestehendes republikanisches Recht auf, das wir nur noch über Frontinus in Ausschnitten kennen. Augustus schuf jedoch in Zusammenarbeit mit dem Senat mit dem Edictum Venafranum und mehreren Senatus Consulta erstmals ein umfassendes Kompendium an geltendem Wasserrecht, das als Vorbild für alle nachfolgenden Regelungen gilt und unter anderem auf die noch heute bekannten Stadtgesetze einwirkte. Darüber hinaus bemühte er sich um die Zusammenfassung und vielleicht auch Vereinheitlichung von bereits bestehendem Recht, wie etwa in Ephesos. So verwundert es auch nicht, dass in der Kaiserzeit vor allem die Kaiser und die Statthalter als Akteure auftreten – sowohl in der Rechtssetzung als auch in der Rechtsprechung. Wie die Integration von römischem in bereits bestehendes lokales Recht – oder auch umgekehrt – im Einzelnen erfolgte, lässt

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sich nicht mehr nachvollziehen. Parallelbeispiele aus Ägypten und Spanien haben gezeigt, dass es in verschiedenen Themenbereichen auf lokaler Ebene bereits ein kleinteiliges, spezifisches Wasserrecht gegeben hatte, das von den römischen Amtsträgern nicht angetastet wurde. Dennoch lässt sich beobachten, dass die Statthalter in Streitfällen, die etwa die Grenzen mehrerer Gemeinden betrafen, als schlichtende Instanzen hinzugerufen wurden. Damit übte die römische Autorität einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf bereits bestehendes Wasserrecht aus. Die Statthalter boten eine übergeordnete schlichtende Instanz und dadurch eine neue Form von Rechtssicherheit, die von den Poleis akzeptiert und genutzt wurde. Besonders im Fernwasserleitungsbereich darf man die gestaltende Rolle des römischen Rechts nicht unterschätzen, denn die großen Aquädukte mit ihren komplexen oberirdischen Strukturen, ihren zahllosen Zu- und Ableitungen schufen einen Regelbedarf, den es im hellenistischen Kleinasien in dieser Dimension zuvor nicht gegeben hatte. Die Statthalter und die Kaiser waren die bevorzugten Ansprechpartner für die Probleme, die dadurch aufkamen, und schufen mit ihren Edikten neues Recht. Dadurch, dass sich die Statthalter auch untereinander austauschten und sich auf alte Edikte und Gesetze beriefen, begründeten sie zudem eine Rechtstradition fern von lokalem Stadtrecht, die sich wohl immer mehr durchsetzte und damit auch zur Vereinheitlichung alter, diversifizierter Gesetze beitrug. Neben der Rechtsprechung wurde als zweite wichtige Komponente die Entwicklung der Verwaltungsstrukturen analysiert, die mit dem Bau der ersten Fernwasserleitungen geschaffen wurde. In griechischer Zeit hatte es immer begrenzt Spezialpersonal für einzelne Wasserbauten gegeben, insbesondere für die Verwaltung und den Schutz der Brunnen, doch war keine dieser Funktionen dauerhaft etabliert. In Italien wurde der Leitungsbau in der Republik ebenfalls zunächst mit den bereits bestehenden Magistraturen abgedeckt. Erst in der Kaiserzeit bildete sich in Rom eine neue Verwaltungsstruktur heraus: die cura aquarum. Sie war aus den Sachzwängen heraus entstanden, die Agrippa durch seine Infrastrukturmaßnahmen im Wasserbau hervorgerufen hatte. In Rom musste der Curator ein vielfältiges und anspruchsvolles Aufgabenspektrum beherrschen, über das wir dank Frontinus gut informiert sind. Die Curatoren stammten in Rom stets aus der senatorischen Führungsschicht, zu Beginn gar aus dem engen Kreis des Augustus. Dies verdeutlicht die hohe Bedeutung, die der Princeps einem Sachbereich wie der Wasserversorgung beimaß – sie blieb in Rom bis in die Spätantike ein kaiserliches Vorrecht. Darüber hinaus hatte die cura aquarum jedoch wohl nur eine geringe Strahlkraft. Bereits in Italien selbst wies der Transitionsprozess keine hohe Intensität auf. Außerhalb von Rom verlor die cura aquarum mit zunehmender Distanz zur Hauptstadt rasch an Bedeutung. Nur wenige curatores lassen sich in der Kaiserzeit überhaupt epigraphisch fassen und dabei scheint es sich – mit der Ausnahme der großen Serino-Ringleitung – nur um temporäre Funktionen und nicht um ein dauerhaftes Amt gehandelt zu haben. Ob es eine inhaltliche oder konzeptionelle Übertragung der cura aquarum nach Kleinasien gegeben hatte, lässt sich nur vermuten. Zunächst ist festzustellen, dass die ἐπιμέλεια τοῦ ὕδατος zum ersten Mal in Verbindung mit einer kaiserzeitlichen Leitung in Ephesos in Erscheinung tritt. Das Aufgabenspektrum des Epimeleten umfasste Tätigkeiten rund um den Bau, die Reparatur und die Einweihung einer Leitung. Private Wasserkonzessionen

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wurden wohl, wie es aus den spanischen Stadtgesetzen oder aus Laodikeia am Lykos ersichtlich ist, vom lokalen Senat und den Magistraten vergeben. Es ist anzunehmen, dass die Epimeleten über die Budgethoheit für den Bau einer Leitung verfügten. Juristische Kompetenzen hatten sie, wie das Martialis-Edikt deutlich macht, wahrscheinlich nicht. Die Epimeleten hatten nicht nur ein eingegrenztes Tätigkeitsfeld, sondern auch eine sehr enge Zuständigkeit: In Ephesos und in Laodikeia waren die Epimeleten nur für eine einzige Wasserleitung zuständig, in Side nur für ein einziges Hydreion. Eine übergeordnete Zuständigkeit für alle Leitungen oder gar die gesamte Wasserinfrastruktur einer Stadt hatten die Epimeleten also nicht inne. Diese starke Einschränkung und Spezialisierung könnte sich möglicherweise aus griechischer Tradition heraus entwickelt haben – wie gezeigt, hatte es das Konzept einer zeitlich begrenzten Spezialfunktion schon vor der römischen Eroberung in einzelnen Poleis im Wasserbau gegeben. Es lässt sich annehmen, dass man solch eine Spezialfunktion mit den Inhalten der cura aquarum in vereinfachter Form übernahm. Die geringere Komplexität der kleinasiatischen Wasserinfrastruktur im Vergleich zu den römischen Strukturen machte die Übernahme eines vollständigen Verwaltungsapparates ohnehin überflüssig. Für die Überwachung der Leitung bediente man sich, wie das Statthalteredikt aus Laodikeia deutlich gemacht hat, neben Wasserbauspezialisten auch einfacher Sklaven, die aus der öffentlichen Kasse finanziert wurden. In der Spätantike – vielleicht sogar schon in der Kaiserzeit – hatte sich die Epimeleia dann lokal sogar zu einem liturgischen Amt entwickelt. Wie „begehrt“ diese Funktion war, lässt sich nur erahnen, doch scheint die geringe Beliebtheit der Fernwasserleitungen bei den Euergeten mit einer Geringschätzung dieser Funktion zu korrespondieren. Einen Transitionsprozess hatte es inhaltlich in Teilen sicherlich gegeben, die Grundstruktur der stadtrömischen Wasserverwaltung war hingegen zu spezialisiert, um den lokalen Bedürfnissen der jeweiligen Poleis Rechnung tragen zu können. Zentral für die Fragestellung des Buches war die Analyse, welchen Beitrag die einzelnen Akteure – Kaiser, Statthalter, Euergeten und Poleis – zur Adaption, dem Bau und der Verbreitung von Fernwasserleitungen in Kleinasien beitrugen. Die Kaiser spielten dabei wohl eine marginale Rolle. Eine direkte finanzielle Beteiligung an den Leitungen lässt sich anhand des überlieferten Materials nur für Ephesos und Sardeis feststellen und auch eine indirekte Finanzierung durch die Umlage von Steuern, wie dies in Patara deutlich wurde, ist nur äußerst selten belegt und diese Unterstützung hing meistens mit einer Notsituation, wie etwa einem Erdbeben zusammen. Die Bedeutung der Principes wird vielmehr erst durch die Vielfalt ihres Engagements deutlich. Die Kaiser sorgten für die Freigabe und Umverteilung von Geldern, die Bereitstellung von Material und Fachkräften, erteilten eine Bauerlaubnis, sprachen Recht und halfen in Katastrophenfällen wie Erdbeben. Dabei waren sie vielfach auf die Statthalter angewiesen. Es wurde bereits deutlich, dass diese einen starken Einfluss auf die Rechtsprechung ausübten. Darüber hinaus waren sie die ersten Ansprechpartner vor Ort: Sie konnten den Bau und die Reparatur einer Leitung anordnen und vom Bau bis zur Fertigstellung überwachen, Genehmigungen erteilen, Fachkräfte bestellen oder als kommunikatives Scharnier zwischen dem Kaiser und den Städten fungieren.

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Auffällig ist zudem, in welch hohem Maße insbesondere Statthaltersitze Leitungen und deren Anschlussbauten errichten ließen, wie etwa Ephesos, dessen Stadtbild unter der Amtszeit des Calvisius Ruso völlig umgestaltet wurde, oder Patara, dessen Leitung gleich mehrfach statthalterliche Aufmerksamkeit erfuhr. Die Provinz Bithynien verdankte ihre Wasserleitungen in einem nicht unbeträchtlichen Maß dem Engagement des Plinius, der sich wiederum fast immer der Unterstützung Kaiser Traians versichern konnte. Diese Korrelation ist wohl nicht zufällig und hatte verschiedene Gründe. Zunächst ist davon auszugehen, dass die Statthalter ihre Vorstellungen von einer angemessenen kaiserzeitlichen Stadt aus Rom mitbrachten, darunter auch ein modernes Wasserversorgungsnetz mit daran angeschlossenen Thermen. Ein Auslöser für einen solchen Modernisierungsschub konnte darüber hinaus mitunter die Verleihung einer Neokorie sein, wie dies in Ephesos oder Sagalassos deutlich geworden ist. Darüber hinaus konnten die Statthalter durch die Dedikation solcher Bauten ihre Loyalität gegenüber dem Herrscherhaus demonstrieren und die Person des Kaisers durch Weihung oder Benennung in der jeweiligen Polis präsent machen. Inwiefern die derart urbanisierten Statthaltersitze als Vorbilder für die umliegenden Städte dienten, lässt sich nicht mehr sicher rekonstruieren. Zumindest in Lykien folgten die Poleis dem Zentrum Patara rasch und gerade in den Jahrzehnten nach der Einrichtung der Provinz wurden solche Großbauten verstärkt den Statthaltern geweiht  –  ob als Dank für eine erfolgte Hilfeleistung oder erneut als Demonstration von Loyalität lässt sich freilich nicht mehr erschließen. Eine starke Urbanisierungspolitik mit dem Zweck, den kleinasiatischen Poleis flächendeckend ein römisch geprägtes Stadtbild zu verleihen oder gar die kaiserliche Herrschaft durch eine breit angelegte Romanisierung zu stärken, lässt sich nicht dem Maße nachweisen, wie es in der Forschung postuliert wurde. Die Kaiser und Statthalter betrieben ebenso wenig eine überregionale Wasserpolitik wie sie an der Förderung der öffentlichen Infrastruktur der kleinasiatischen Poleis allgemein interessiert waren. Durch ihr punktuelles Eingreifen, das manchmal gezielt, manchmal situativ erfolgte sowie die Konzentration ihrer Tätigkeiten auf wenige strategische und prestigeträchtige Kernstädte, brachten sie in der Terminologie des Innovationsprozesses den Transitions- und den Diffusionsprozess in Gang. Kaiserliches Geld floss hingegen kaum: Wollten die Städte den neuen Trends der öffentlichen Infrastruktur folgen, so mussten sie diese selbst bei nachweisbarem statthalterlichem Engagement dennoch selbst bezahlen. Seinen Erfolg verdankte dieser Prozess also auf verschiedene Weise den anderen beiden Akteursgruppen: Den Euergeten und den Städten. Zunächst ist ein Blick auf die Rolle der Euergeten zu werfen: Neben solch bekannten schwerreichen Persönlichkeiten wie Herodes Atticus in Alexandreia Troas und Tiberius Claudius Aristion in Ephesos gelang es in kleinerem Umfang auch lokalen Politikern, wie dem römischen Ritter Titus Flavius Miccalus in Perinthos, Publius Domitius Iulianus in Prusias ad Hypium oder dem Priester Apollonios aus Termessos, eine vollständige Fernwasserleitung mit teils komplexen Strukturen zu bauen. Die Euergeten waren jedoch nicht nur in der Lage, die notwendigen Geldmittel aufzubringen. Sie wendeten darüber hinaus auch hohe Summen und Kreativität auf, um die Sichtbarkeit ihrer Stiftung zu garantieren. Die Inschriften wurden meist mehrfach an prominenten und leicht zugänglichen

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Punkten angebracht: Innerstädtisch eigneten sich dafür in erster Linie die Prachtbrunnen als Endpunkt der Leitung, außerhalb der Stadt Kreuzungspunkte oder oberirdische Sektionen. Dies zeigt, dass die Euergeten nur an den sichtbaren Teilen der Wasserinfrastruktur interessiert waren, über die eine Leitung naturgemäß nur an einigen und seltenen Abschnitten, wie etwa bei Straßenquerungen verfügte. Dies erklärt das insgesamt relativ geringe Engagement der Euergeten im Fernwasserleitungsbau. Deutlich beliebter waren Stiftungen von einzelnen, oberirdischen und meist innerstädtischen Bauelementen, wie Brücken. Noch höher im Kurs standen jedoch Thermen und Prachtbrunnen. Dass dies eine bewusste Entscheidung war, lässt sich belegen: Überregionale Euergeten, wie etwa Opramoas aus Rhodiapolis oder Carminius Claudianus in Aphrodisias, investierten bevorzugt in Thermen, jedoch nicht in eine Wasserleitung. Eine detaillierte Untersuchung der Leitungen von Aphrodisias hat deutlich gemacht, dass Claudianus nicht am Bau des Timeles-Aquädukts in hadrianischer Zeit beteiligt war, wie stets angenommen wurde, sondern seinen eigenen Beitrag auf den Ausbau der Thermen beschränkte. Den Grund für diesen Widerstand sah Arjan Zuiderhoek in der mangelnden ideologischen Fundierung der Fernwasserleitungen, da die Euergeten seiner Meinung nach lieber in prestigeträchtigere Bauten und Stiftungen, wie Öl- und Getreidespenden, Theaterbauten oder Thermen investierten. Im Rahmen des Innovationsphasenschemas ließe sich auch argumentieren, dass die Fernwasserleitungen über keinen hinreichend attraktiven oder decodierbaren kulturellen Code verfügten. Elemente davon, wie die utilitas publica, salubritas oder pulchritudo mochten innerhalb des theoretischen und literarischen Diskurses das Ranking der sinnvollen und positiv konnotierten Bauten anführen, dieser Code war jedoch zumindest in Teilen auch anderen Wasserbauten, wie den Thermen, zu eigen. Die Bedeutung der Euergeten ist vielmehr darin zu suchen, dass sie an den Folgebauten der Leitungen interessiert waren und damit Teil eines kulturellen Bedürfnisses nach einer neuen Art von Wasserbereitstellung waren. Diese Folgebauten wurden für die Öffentlichkeit bereitgestellt, jedoch in Form von Thermen, privaten Anschlüssen oder Zierteichen noch deutlich bevorzugter auf eigenem Grund und Boden. Diese Analysen rücken den dritten und für den Diffusionsprozess entscheidenden Akteur ins Zentrum: Die kleinasiatischen Poleis. Das epigraphische Material schien zunächst nur auf eine begrenzte Rolle der Städte hinzuweisen, doch hat sich gezeigt, dass die Poleis als einziger Akteur in der Lage waren, die Wasserinfrastruktur zu organisieren und zu steuern. Sie verfügten über ausreichend organisatorische, juristische und finanzielle Mittel, etwa in Form des Enteignungsrechtes oder der Vergabe der Bauaufträge. War es erforderlich, wurde ein Epimelet berufen, der als Ansprechpartner und Aufsichtsperson fungierte und möglicherweise auch die Budgetverantwortung übertragen bekam. Der Bau von Leitungen konnte oft mehrere Jahrzehnte in Anspruch nehmen, es ist durchaus denkbar, dass die Epimeleten in dieser Zeit wechselten und die städtischen Gremien dadurch die letzte Kontroll- und Aufsichtspflicht hatten. Um die Funktionsfähigkeit des gesamten Systems aufrechtzuerhalten, war eine beständige finanzielle und verwaltungstechnische Zuwendung nötig, die so konstant nur von den Poleis gestellt werden konnte. Und schließlich hing diese Funktionstüchtigkeit auch von der Balance des gesamten Systems ab, also der Kontrolle von Zu- und Abfluss. Die Städte führten, wie ge-

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zeigt, detaillierte Listen über die Abnehmer und deren Kapazität, waren also in der Lage, die zur Verfügung stehenden Mengen zu kalkulieren und nach Bedarf zu entscheiden, welche Wasserinfrastrukturelemente gebaut werden sollten und welche Mengen welchen Abnehmern zugeteilt werden konnten. Wollte ein Euerget den Bau einer neuen Leitung nutzen, um selbst einen Beitrag zu leisten, konnte er mit der Stadt kooperieren – zahlreiche Inschriften zeigen, dass diese Art der Zusammenarbeit häufig genutzt wurde, nicht nur im Wasserbau, sondern auch bei anderen Großbauprojekten. Die Frage nach den Beweggründen der städtischen Organe erwies sich zunächst als schwierig zu beantworten: Überlegungen bezüglich eines Zusammenhangs zwischen Bevölkerungswachstum oder Wirtschaftspolitik sind nur sehr begrenzt beantwortbar. Die Grundversorgung mit Wasser zählte wohl zu einer kommunalen Pflichtaufgabe, insbesondere die Bereitstellung von Trinkwasser oder die Entsorgung von Abwasser. Die literarischen Quellen spiegeln darüber hinaus jedoch gewachsene Ansprüche an die Verfügbarkeit von Wasser wieder, für die die Fernwasserleitungen eine willkommene Projektionsfläche boten. Im Rahmen des Akkulturationsprozesses waren Fernwasserleitungen und ihre Anschlussbauten Teil städtischer Identität geworden. Die ursprünglich römischen Elemente des kulturellen Codes waren einer rein städtischen Interpretation gewichen. Zahlreiche Thermen und Parks boten Freizeit und Erholung, die Laufbrunnen stellten an jeder Straßenecke kühles Trinkwasser zur Verfügung, Zierbrunnen und Kanäle dienten dem Schmuck der Stadt und sorgten für einen angenehmen Lufthauch. Niemand musste mehr darum bangen, nicht mehr genug Trinkwasser zu haben, denn keine Stadt wollte, in den Worten des Libanios, πολυδίψιος genannt werden. Die städtischen Eliten nutzten dieses Wasserangebot auch für private Zwecke. Brunnen, Becken und Pools schufen künstliche Wasserlandschaften, die man genießen und zum standesgemäßen Dinieren nutzen konnte. Private künstliche Kanäle sorgten für eine ägyptisierende Atmosphäre und luden dazu ein, darin zu baden oder sie mit einem kleinen Boot zu befahren. Diese Elemente wurden häufig um mythische Mosaike mit Flussgöttern und Nymphen ergänzt und schufen auf diese Weise eine private Naturlandschaft. Diese neue Art der Nutzbarmachung von Wasser wurde zwar als eine außergewöhnliche städtische Leistung angesehen, wurde jedoch rasch selbstverständlich und avancierte gar zu einem Anspruch an die eigene Heimatstadt. Fehlte dieser grundsätzliche Mindeststandard, wurde dies als spürbarer Mangel an Zivilisation und Lebensqualität wahrgenommen und auch kritisiert. Dies bedeutete umgekehrt, dass beinahe jede Stadt in Kleinasien in der Kaiserzeit eine Wasserleitung und deren Anschlussbauten erbauen ließ. Zur städtischen Repräsentation, etwa auf Münzen, eignete sich ein Aquädukt als Alleinstellungsmerkmal kaum und dementsprechend sind Wasserbauten nur äußerst selten auf Münzen anzutreffen. Die Eulogien von Rhetorikern wie Aelius Aristides und Libanius, aber auch die bewundernden Worte anderer Autoren zeigen, dass insbesondere die Verfügbarkeit von Wasser in vorher nie dagewesener Quantität und Qualität als rühmenswert erschien. Darüber hinaus trugen Wasserbauten wie Zierbrunnen und Zierkanäle zur Verschönerung des Stadtbildes bei und erhöhten die urbanitas. Zwei Schlagwörter, die für die städtische Identität der kaiserzeitlichen Poleis von grundlegender Bedeutung waren.

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Der Bau der Fernwasserleitungen rief damit sowohl auf städtischer als auch auf provinzieller Ebene eine Reihe an Transformationsprozessen hervor, die nur noch eingeschränkt oder gar nicht mehr rückgängig zu machen waren. Neben der Herausbildung der eben beschriebenen urbanitas ließ sich auch der Aspekt der Urbanisierung auf verschiedenen Ebenen beobachten. Die Urbanität bereits bestehender Städte wurde dank der Fernwasserleitungen erhöht, einige Poleis verlegten gar ihre Siedlungsschwerpunkte, um an der neuen Technologie partizipieren zu können oder trugen alte Bauten, wie etwa Stadtmauern ab. Selbst kleinere Siedlungen, wie Katoikien oder Komae ließen Fernwasserleitungen für die Versorgung ihrer Thermen bauen. Auf die Gründung von neuen Städten, die in teils ariden Gebieten lagen, hatten die Leitungen hingegen keinen Einfluss  –  Kyaneai etwa, das in einer trockenen Ebene lag, baute auch in der Kaiserzeit keine Leitung und musste die damit einhergehenden zivilisatorischen Nachteile in Kauf nehmen. Nirgendwo wird die Transformation, die die Fernwasserleitungen hervorgerufen hatten, jedoch deutlicher, als in der Stadt selbst. Die zahlreichen Wasserbauten veränderten nicht nur die bestehende städtische Topographie, indem sie teils sogar als bewusste, raumgliedernde Elemente genutzt wurden. Sie veränderten den Alltag und die Lebensgewohnheiten der Bürger sowohl im privaten als auch im öffentlichen Bereich. Nur wenige Städte entzogen sich diesem Innovationsprozess durch Ablehnung. Ein gut dokumentiertes Beispiel war die nabatäische Stadt Petra, die eine eigene, charakteristische Wasserbautechnologie entwickelt hatte und die römischen Aquädukte für diese spezifische Art der Versorgung nicht benötigte. Im Nahen Osten wurden hingegen römische Latrinen und Thermen aufgrund von religiösen und gesellschaftlichen Unterschieden zögerlich oder gar nicht übernommen. Auch in Kleinasien selbst hat sich die Übernahme römischer Elemente als selektiv erwiesen: Bleileitungen fanden außerhalb der Stadt überhaupt keine Anwendung und auch die römische Verwaltung wurde nur in Teilen adaptiert. Mit den schwindenden finanziellen und personellen Ressourcen der Städte rückte dafür vor allem die römische Zentralgewalt in den Brennpunkt. Die zahlreichen und überschwänglichen Dankesepigramme für die spätantiken Statthalter geben ein beredtes Zeugnis davon ab. Das Ergebnis dieses Innovationsprozesses lässt sich in den unterschiedlichsten Bereichen fassen: Fernwasserleitungen bewirkten einen vielfältigen innovativen Wandel im juristischen, geographischen, topographischen, wirtschaftlichen, technischen, strukturellen und soziokulturellen Bereich. Dieser Wandel schlägt sich zunächst im epigraphischen Befund nieder, der eine Vielzahl an wasserbautechnischem Vokabular dokumentiert. Parallel zu alten, sogar archaischen Begriffen, die aus dem Bereich der Bewässerungstechnik und des Kanalbaus stammten, wurden neue Termini für das neue Phänomen der Fernwasserleitungen geprägt, die teils aus dem römischen Sprach- und Kulturraum übertragen wurden. Die Fernwasserleitungen brachten neue Bereiche in der Rechtsprechung hervor, die verregelt werden mussten. Dies hing damit zusammen, dass sie einerseits über Privatland verlaufen konnten, andererseits in einigen wenigen Fällen auch das Territorium anderer Städte kreuzten. Zwar bewirkten sie dadurch keinen Wandel in der Wahrnehmung und Erschließung von fremdem Raum, doch stellten sie einen deutlichen

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Eingriff in den Naturraum dar, der sich in den literarischen Quellen widerspiegelt. Die römischen Fernwasserleitungen ermöglichten nicht nur eine konstante Wasserversorgung unabhängig von äußeren Einflüssen. Es ist auch anzunehmen, dass ein Großteil des Leitungswassers an extraurbane Abnehmer wie Villen oder Felder floss, so dass eine Intensivierung oder Veränderung landwirtschaftlicher Methoden denkbar ist. Entlang der Leitungen entstanden dadurch neue Siedlungen, die nicht nur die Landschaft, sondern auch die Siedlungsmechanismen beeinflussten. Einen deutlich größeren Einfluss übten die Leitungen jedoch auf die Polis selbst aus. Das ankommende Wasser wurde über castella oder Nymphaeen zumeist unterirdisch über die ganze Stadt verteilt. Es diente nicht nur als Brauchwasser für zahlreiche Laufbrunnen, Zisternen, Latrinen oder kleine Gewerbe, sondern auch im Überfluss für Thermen, Zierkanäle und Pools. Wasser war zu einem kulturellen Bedürfnis geworden und die Fernwasserleitungen das steinerne, weithin sichtbare Symbol dafür. Kein anderes Element öffentlicher Infrastruktur, wie etwa Abwassersysteme oder Straßen war in solchem Maße in das bewundernde Blickfeld der literarischen Quellen gerückt. Auch dies lässt sich mit ihrem kulturellen Code erklären. Aquädukte waren beides: pulchrum et utile. Während der Verlauf dieses Prozesses, seine Ursachen und seine Träger hinreichend deutlich wurden, soll im Folgenden noch einmal auf zwei speziell kleinasiatische Elemente eingegangen werden: Warum setzte der Diffusionsprozess erst knappe 150 Jahre nach der Transitionsphase ein, obwohl die technologischen Voraussetzungen vorhanden waren? Und wie lässt sich die bruchlose Integration der Fernwasserleitungen als wichtiges Element städtischer Identität erklären? Beobachtet man den Diffusionsprozess der Fernwasserleitungen in Kleinasien, so wird deutlich, dass nicht allein die römische Präsenz dort entscheidend war, sondern zunächst die Entwicklung des Principates. In Ephesos wurde die erste Fernwasserleitung erst dann gebaut, als Kaiser Augustus diese initiierte, in Lykien und Galatien fiel der Bau des ersten Aquädukts ebenfalls mit der Präsenz der römischen Autoritäten zusammen. Dieser erstaunliche Befund lässt nur die Feststellung zu, dass der Innovationsprozess ohne das Principat nicht möglich gewesen wäre. Dies führt uns ganz an den Anfang zurück, zu Wittfogel und seiner These, dass nur zentralisierte hydraulische Gesellschaften die Befähigung zum Bau komplexer Wasserinfrastruktursysteme besaßen. Tatsächlich verfügte die römische Gesellschaft über einige Spezifika, ohne die der Bau der Fernwasserleitungen nicht möglich gewesen wäre. Ihre wichtigste Fähigkeit war die Möglichkeit der juristischen Konfliktlösung im Kampf um Wasserressourcen. Wie gezeigt, wurde gerade das Wasserrecht in hohem Maße in andere Provinzen exportiert. Die Statthalter boten als übergeordnete Instanz einen Ansprechpartner in organisatorischen und juristischen Fragen und konnten geltendes Recht notfalls per Edikt durchsetzen. Auch die Kaiser waren gerade in den beiden genannten Bereichen eine häufig konsultierte Instanz. Die römische Verwaltung bot darüber hinaus die notwendige Stabilität und den lang andauernden politischen Frieden, die für den Bau solch empfindlicher Strukturen wie Fernwasserleitungen unbedingt notwendig waren. Dies erklärt umgekehrt auch, warum der Hellenismus nicht die notwendigen Rahmenbedingungen bot. Das Desinteresse der hellenistischen

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Könige an einer flächendeckenden Wasserversorgung ihrer Städte mochte ein Grund sein, entscheidender war jedoch die uneinheitliche Struktur ihrer Reiche, die den Aufbau einer flächendeckenden Verwaltung oder gar eines regelmäßigen Informationsflusses erschwerte. Gerade weil der römische Staat auf die Selbstverwaltung der Poleis ausgerichtet war, dennoch stark vernetzt und auch zentralisiert war, stellte er die Grundbedingungen für die Ausbreitung von Fernwasserleitung zur Verfügung. Wie wichtig die römische Präsenz war, zeigt sich daran, dass die Fernwasserleitungen mit ihrem Verschwinden zusammenbrachen. Zwar bemühten sich insbesondere die os­ trogotischen Könige darum, die Funktionstüchtigkeit der Aquädukte aufrecht zu erhalten, doch sollte ihnen dies nicht zuletzt aufgrund der politischen Instabilität ihrer Reiche nicht gelingen. 1 Zwar mochte eine zentralisierte, monarchische oder despotische Suprastruktur im Sinne Wittfolgels eine notwendige Bedingung sein, sie war jedoch, wie das Beispiel der hellenistischen Könige gezeigt hat, keine hinreichende. Die römischen Akteure konzentrierten ihre Aktivität nur auf wenige ausgewählte städtische Zentren. Damit die Fernwasserleitungen in Kleinasien jedoch zu einem gesellschaftlich relevanten Phänomen werden konnten, waren die kleinasiatischen Städte als Multiplikatoren unabdingbar. Ihre tragende Rolle ist ein für Kleinasien besonderes Element dieses Innovationsprozesses, das sich in dieser Form nicht in anderen Provinzen wiederfinden lässt. In weniger urbanisierten Provinzen, wie etwa in Gallien, Griechenland oder Afrika, war die römische Provinzialverwaltung für den Bau der gesamten Wasserinfrastruktur der entscheidende Akteur. Nach Meinung von Sandrine Agusta-Boularot bauten die römischen Autoritäten in den meisten gallischen Städten zunächst Aquädukte mit kleineren, rein nutzbringenden lacus; die Monumentalisierung des innerstädtischen Wassersystems, aber auch der Leitungen selbst erfolgte erst in einem zweiten, von den Städten selbst gesteuerten Schritt. 2 In Griechenland hingegen wurde ein Großteil der Leitungen durch Initiative oder gar Finanzierung Kaiser Hadrians gebaut. 3 In Kleinasien kommt allein den Poleis und ihren Euergeten die tragende und gesellschaftswirksame Rolle für den Erfolg des Innovationsprozesses zu. Es lohnt sich abschließend, dieses Engagement mit Hilfe des ganz zu Beginn definierten kulturellen Codes genauer zu ergründen. Fernwasserleitungen waren zu einer elementaren Komponente der Identität kleinasiatischer Poleis und damit zu zentraler Bedeutung für die kulturelle Identität Kleinasiens avanciert. Wasser wurde aufgrund seines hohen Stellenwertes zu allen Zeiten ideologisiert und politisiert. Christiane Fröhlich analysierte in einem politikwissenschaftlichen Aufsatz die Ursachen für Wasserkriege in der internationalen Weltgemeinschaft und kam dabei zu folgendem Ergebnis: „Wasserressourcen werden als Teil der Identität einer Gruppe dargestellt, um so ihre Nutzung gegenüber anderen Ansprüchen zu legitimieren. So wird

1 Cassiod. Var. 3,30 und 8,29–30 2 Agusta-Boularot 1997, 241; Horster 2001, 250; Saastamoinen 2010, 61. 3 Longfellow 2011, 134 f.

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Kleinasiatische Wasserkultur: Ein spezieller Innovationsprozess?

Wasser in vielen Regionen der Erde (…) nicht entlang wirtschaftlich-rationaler Überlegungen verwaltet, sondern entsprechend politisch-ideologischer Grundsätze.“ 4 Wasser wird also, wie in Kleinasien, Teil der kulturellen Identität derjenigen Gemeinschaft, die Kontrolle über die Wasserressourcen ausübt. Die vollständige Integration der neuen Wasserinfrastruktur und ihres großen Bereitstellungspotentials in die Selbstdarstellung und Selbstwahrnehmung kleinasiatischer Städte ging mit einem Besitzanspruch auf diese Wasserressourcen und ihre Infrastruktur einher. Damit dienten sie als Symbol städtischer Macht und als eindrucksvolle Gliederungselemente von städtischem Territorium. Es wäre sicher lohnenswert, diese Ergebnisse mit anderen Provinzen, insbesondere etwa mit Nordafrika zu vergleichen, wo die Kontrolle über die Wasserressourcen noch deulich lebensnotwendiger war, als in Kleinasien. Von ihrem Symbolwert und ihrer politischen Relevanz hat die Bedeutung einer funktionierenden Wasserversorgung nichts verloren, sondern sie ist wieder in den Fokus der Weltgemeinschaft gerückt. Wasser wurde nie zu einem selbstverständlichen Konsumgut degradiert, sondern behielt aufgrund einer überlebensnotwendigen Relevanz für den Menschen stets eine politische und soziokulturelle Komponente. 5 Eric Orsenna zog in seinem Buch über „Die Zukunft des Wassers“ 2010 deshalb auch das Resümee: „Am Anfang aller Humanität stand das Wasser. Am Anfang aller Würde, aller Gesundheit, aller Bildung, aller Entwicklung. In der Abfolge der Prioritäten steht der Zugang zum Wasser an allererster Stelle.“ 6

4 2006. (zitiert nach dem verkürzten Online-Artikel der Bundeszentrale für Politische Bildung, http://www.bpb.de/internationales/afrika/afrika/59071/ressource-wasser?p=all, zuletzt abgerufen am 12.6.2018). 5 So auf den Punkt gebracht von Wegerich, Warner 2010, 1.3.2 „The symbolic and cultural value of water, linked to identity, can help explain the global resistance of seeing water purely as an economic good, which ist reflected in the current anti-globalization movements fighting against the privatization of water services.“ 6 Orsenna 2010, 109.

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10. Exkurs: Die Rolle der Armee

Die Rolle der Armee beim Bau ziviler Anlagen, wie etwa Aquädukten und Thermen, aber auch Stadtmauern und Straßen ist insgesamt relativ umstritten. 1 So misst etwa Engelbert Winter allein der verfügbaren „manpower“ der Soldaten eine große Bedeutung bei, während Werner Eck den Einsatz der Armee als eher unbedeutend ansieht. 2 Gerade im Wasserbau wird die Beteiligung der Armee zwar häufig postuliert, jedoch nur selten mit Beispielen veranschaulicht. 3 An dieser Stelle soll kurz umrissen werden, wie die Soldaten zur Verbreitung der Fernwasserleitungen generell beitrugen. Da die Armee für den Leitungsbau in Kleinasien jedoch bis jetzt nicht belegt ist, soll es bei diesem kurzen Exkurs bleiben. Generell wurde die Armee in Friedenszeiten bereits seit Augustus für größere Bauprojekte eingesetzt, etwa für Reinigungsarbeiten in ägyptischen Kanälen oder zum Bau von Gräben oder Brücken. 4 Glaubt man Tacitus, so waren die Arbeitsverhältnisse für die Soldaten mitunter so anstrengend, dass sie gar eine Petition mit Bitte um Arbeitserleichterung an den Kaiser sandten. 5 Tatsächlich wurde die Armee hauptsächlich bei arbeitsintensiven Großbauten eingesetzt, für die ingenieurstechnisches Fachwissen nötig war, wie etwa im Straßen-, insbesondere aber im Wasserbau. So sorgte ein Primipilaris unter Caligula für den Durchstich der Landenge bei Korinth, ein Damm im Rhein sowie der Mosel-Saone-Kanal entstanden ebenfalls mit Hilfe von militärischem Fachwissen. 6 Ammianus Marcellinus berichtet, wie Valentinian eine Umleitung des Neckar plante und dafür nicht nur eine große Anzahl an Soldaten, sondern auch Experten benötigte. 7 Soldaten konnten auch, wie im Fall von C. Vedennius, vom Kaiser selbst aufgrund ihrer

1 Fevrier 1979; LeBohec 1994. 2 Winter 1996, 76 f.; Eck 1987, 78. Rathmann 2006, 212 f. mit dem Hinweis, dass der reichsweite Einsatz von Soldaten schon aus logistischen Gründen so gut wie unmöglich war. Hinzu kommt die noch immer nicht geklärte Problematik bezüglich des Anteils der Arbeitsleistung von Bürgern an solchen Großbauten. 3 Hodge 1991, 56, nur Belege in Caesarea und Köln. Deutlich ausführlicher ist Stoll 2015, 32–37. 4 Suet. Aug. 18,2 (Reinigung der Kanäle im Nildelta); Tac. Ann. 11,20 (Grabenbau zwischen Rhein und Maas); SHA Prob. 9,3 (Bauten in Ägypten). 5 Tac. Ann. 11,20. 6 Suet. Cal. 21; Tac. Ann. 13,53. 7 Amm. 28,2,2: Denique cum reputaret munimentum celsum et tutum, quod ipse a primis fundarat auspiciis, praeterlabente Nicro nomine fluvio, paulatim subverti posse undarum pulsu immani, meatum ipsum aliorsum vertere cogitavit, et quaesitis artificibus peritis aquariae rei, copiosaque militis manu arduum est opus aggressus.

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Fähigkeiten angestellt werden. 8 Wie wichtig dieses Expertenwissen war, zeigt sich daran, dass Ulpian berichtet, die Statthalter seien dazu verpflichtet, den Städten diese militärischen Fachkräfte bei Bauprojekten zur Verfügung zu stellen. 9 Wahrscheinlich verfügten auch die griechischen Heere bereits über Fachpersonal, das sich auf das Anlegen von Kanälen verstand. So beschreibt Xenophon, dass die Soldaten auf dem Feldzug gegen die Perser für ihr Feldlager ein relativ komplexes Kanalsystem bauten, das sie mit Wasser vom Tigris speisten. 10 Eine wirkliche Ausdifferenzierung verschiedener Berufe und Spezialisten erfolgte jedoch erst in der römischen Armee. Dieses Expertenwissen war in der Hochphase des Aquäduktbaus sehr gefragt: Als Plinius Kaiser Traian für den Bau einer Leitung in Nikomedeia um einen aquilex bat, wies dieser seine Anfrage zurück 11 und verwies ihn an P. Calpurnius Macer, den Statthalter von Niedermösien. 12 Die Begründung für den Negativbescheid war Traians Eigenbedarf an Fachkräften für seine Bauten in Rom. 13 Neben Traian sandte auch Caligula den Präfekten Salinus nach Antiochia am Orontes, um den (Auf-)bau der Wasserleitung und einer neuen Therme zu überwachen. 14 Hadrian schickte ein Expertenteam nach Coroneia in Böotien, um den Kopaissee trocken zu legen. 15 Zu den berühmtesten und oft zitierten Beispielen eines begabten Ingenieurs gehört der librator Nonius Datus, der mehrfach um Hilfe beim Bau des Aquädukts von Saldae gebeten wurde. 16 Der Legat der legio III Augusta stellte Datus auf Bitten des Statthalters von Mauretania Caesarensis frei, um den Bau eines Tunnels zu überwachen, dessen Konstruktionspläne er selbst gezeichnet hatte. Trotz mehrfacher Anwesenheit ging der Tunnelbau schief, so dass Datus die Bauarbeiten persönlich überwachen musste. Circa 20 Jahre später konnte die Leitung schließlich durch den Statthalter T. Varius Clemens eingeweiht werden. Ein weiterer librator, Clodius Septiminus, unterstützte den Statthalter von Numidia, Apronius Pius, in den 230ern n. Chr. beim Bau einer neuen Leitung. 17 Und schließlich konnte der Kaiser wohl auch Aufsichtspersonen entsenden, wie Patrokles in Nikaia, den ἐπιστάτης τῶν ἔργων. Patrokles war ein verdienter Soldat, praefectus cohortis II Hispanorum piae fidelis und praefectus cohortis primae Ulpiae Afrorum in Ale-

8 (…)militavit in legione XVI Gallia annis X, translatus in cohortem IX praetoriam, in qua militavit VIII annis, missus honesta missione, revocatus ab imperatore, factus evocatus Augusti, architectus armamentarii imperatoris (…) CIL VI 2725. In der Prätorianergarde schienen relativ viele Ingenieure gewesen zu sein, vgl. MacMullen 1959, 215. 9 Dig. 1,16,7. 10 An. 2,4,13. 11 Epist. 10,37. 12 Epist. 42 und 62. 13 Epp. 10,18,3; 40,3 mit der Zurückweisung weiterer Fachkräfte und der Begründung. 14 Longfellow 2011, 142. 15 Fossey 1982 mit dem epigraphischen Material. 16 CIL VIII 2728. 17 AE 1942/43 (1944), 93; Shaw 1991, 71 mit weiteren Beispielen.

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xandria 18 und hatte damit wohl das Vertrauen Kaiser Hadrians gewonnen, der ihn als Bauaufseher einsetzte. 19 Neben Spezialisten stellten die Legionen in einigen Fällen auch einfache Arbeitskräfte. Der Aquädukt von Saldae wurde unter anderem von Flottensoldaten gebaut. Umsonst war diese Leistung natürlich nicht: Zwar bedankt sich der Redner Eumenius bei den Te­ trarchen, dass die Legionen bei der Reparatur der alten Leitungen und dem Bau einer neuen halfen, doch die finanzielle Belastung blieb bei der Stadt selbst. 20 Ein rein militärischer Bau war auch der Aquädukt von Caesarea Maritima, wo mehrere Inschriften entlang der oberirdischen Sektion kurz vor der Stadt die Beteiligung mehrerer vexillationes, der legio X Fretensis, legio VI Ferrata, und der legio XXII Deiotariana bezeugen. 21 Und auch der Aquädukt von Aquae Flavianae in Numidia wurde durch eine nicht namentlich genannte vexillatio wiederhergestellt. 22 In Rom unterstützte das Militär Agrippa beim Bau der Aqua Virgo. 23 Die Soldaten bauten sich zudem Leitungen für den Wasserverbrauch der eigenen Legion, wie in Aquincum oder möglicherweise auch in Caesarea. 24 Dementsprechend lassen sich wasserbautechnische Tätigkeiten von Soldaten insbesondere dort nachvollziehen, wo die Legionen auch stationiert waren, also vor allem in Syrien, Mauretanien und Numidien, aber auch in Gallien. 25 Ab dem 2. Jh. n. Chr. entstanden zudem zivile Siedlungen, die ebenfalls über zivilisatorische Annehmlichkeiten, wie Thermen und Wasserleitungen verfügten wie etwa in Lambasa in Afrika 26 oder am Rhein. 27 Auch über den aktiven Dienst hinaus brachten die Soldaten ihr Wissen mit in die Veteranensiedlungen, wie nach Verecunda und Diana Veteranorum, 28 oder zurück in ihre Heimat. So bekleideten zwei ehemalige praefecti fabrum in Italien jeweils das Amt des curator aquarum in ihrer eigenen Heimatstadt. 29 18 I. Iznik 56. 19 Corsten 1987, 114. 20 Eum. Pro Inst. 4: nec pecunias modo sed etiam artifices transmarinos et ex amplissimis ordinibus provinciarum incolas novos et devotissimarum hiberna legionum, quarum invicta robora ne in his quidem quae nunc cum maxime gerunt bellis requirunt, ut commodis nostris studio gratiae hospitalis operentur et resides aquas et novos amnes veluti aridis fessae urbis visceribus infundant. 21 Lehmann, Holum 2000, 45–54. 22 CIL VIII 17727–17728. 23 Frontin. Aqu. 10,3. 24 Horster 2001, 178. Der Zweck der Leitung von Caesarea ist nicht mehr eindeutig zu erschließen, doch deuten die Mithilfe und damit auch Anwesenheit von drei Legionen und die schlechte Bausubstanz eher darauf hin, dass die Leitung primär der Versorgung des Winterlagers diente und vielleicht erst sekundär für die Stadt erschlossen wurde, vgl. Levine 1975, 35, Holum 1992, insb. 57. 25 Horster 2001, 178; Eck 1987, 78. 26 Janon 1973, 225; Shaw 1991, 71; das dort vorhandene Dorf verfügte über eine vom Legionslager völlig abgetrennte Wasserversorgung. 27 Burnand 1983, 59–63. 28 CIL VIII 4205 (Verecunda unter Antoninus Pius); CIL VIII 4590 (Diana Veteranorum, 161 n. Chr.) 29 S. o. S. 175 f.

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Exkurs: Die Rolle der Armee

Die Rolle der Armee beim Bau von Aquädukten ist bereits schwierig einzuschätzen, noch viel mehr jedoch, wie sehr sie insgesamt zur Verbreitung der Fernwasserleitungen beitrugen. Der wichtigste Faktor war sicherlich das exponentiell verfügbare Expertenwissen, das den Soldaten auch über ihre aktive Dienstzeit hinaus ein gutes Auskommen bieten konnte. Ihre Massenarbeitskraft wurde in Friedenszeiten gebraucht, eine Verwendung, die nach MacMullen schon seit Marcus Aurelius rückläufig war. 30 Tatsächlich wurde die Armee im dritten und vierten Jahrhundert deutlich eher dazu benötigt, in der unruhigen Bürgerkriegszeit und gegen die erstarkenden äußeren Feinde zu kämpfen. Dass damit jedoch ein Niedergang der Ingenieurskaste einhergegangen sein soll, ist wahrscheinlich eher MacMullens negativer Grundhaltung gegenüber der Spätantike generell zuzuschreiben. 31 Hinzu kommt, dass der Einsatz von anderen Arbeitskräften, wie Sklaven oder den eigenen Bürgern einer Stadt so gut wie gar nicht geschätzt werden kann. 32 Gut zu fassen sind diese Arbeitsleistungen in Bewässerungsgenossenschaften wie Spanien oder Lamasba, allerdings decken sich hier Besitzer, Nutzer und Arbeiter in direkter Weise. 33 Ein ebenfalls nur indirekt belegbarer Fall ist die bereits erwähnte Stadt Saldae, die ihren Tunnel wahrscheinlich mit zumindest teilweise ziviler Arbeitskraft fertigstellte; die beteiligten Soldaten wurden in der Inschrift des Datus zwar genannt, reichten jedoch wahrscheinlich nicht aus, um die nötigen Arbeiten zu stemmen. Für Kleinasien selbst ist die Unterstützung von Soldaten beim Bau einer Leitung bis jetzt nicht belegt. Wenn überhaupt, dann traten Veteranen oder Legionäre als Fachkräfte auf und waren nicht vor Ort stationiert, wie die Bitten des Plinius an Traian deutlich gemacht haben. Speziell in Kleinasien sind Legionen oder Vexillationen für den Bau von Wasserleitungen weder epigraphisch noch in den literarischen Quellen greifbar. Den genauen Gründen dafür soll an dieser Stelle nicht weiter nachgegangen werden.

30 MacMullen 1959, 217 31 „As civilian construction generally fell of and as their market declined, so did the number of those, skilled in construction“, MacMullen 1959, 217. 32 Ein Sonderfall ist Ägypten, wo sich durch die Penthemeros-Quittungen der Arbeitseinsatz von Bürgern belegen lässt, vgl. Jördens 2009, 407–441. Zu möglichen Parallelen in der Lex Irnitana und der Lex Ursonensis schon Sijpesteijn 1964, 5. Zu einem Kanalbau durch die Bewohner des syrischen Antiochia vgl. SEG 35, 1483. 33 Shaw 1982 (Lamasba); Einheuser 2017 (lex rivi Hibernensis). Für eine nähere Diskussion s. oben S. 160–162.

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11. Verzeichnisse

Die verwendete Literatur wird nach dem Autor-Jahr-Prinzip zitiert. Mehrfach genannte Titel sind gesondert unter Kapitel 11.2 zu finden und sind durch Kursivierung im Literaturverzeichnis kenntlich gemacht. Das Literaturverzeichnis folgt bezüglich der Zeitschriftentitel den Vorgaben aus dem Abkürzungsverzeichnis des Deutschen Archäologischen Instituts. Literarische Quellen, epigraphische und numismatische Corpora werden im Literaturverzeichnis nicht genannt. Die literarischen Quellen werden nach den aktuellen Ausgaben zitiert, bei Abweichungen wird im Fließtext auf die verwendete Edition verwiesen. Die Abkürzungen der antiken Autoren und Werktitel werden nach den Vorgaben des LSJ und des TLL zitiert, die Inschriften nach dem guide d’epigraphiste. 1

11.1

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11.2

Abkürzungsverzeichnis

Aqua Urbium

Cura Aquarum in Campania

Cura Aquarum in Ephesos I

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Abkürzungsverzeichnis

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neering in the Mediterranean Region, Ephesos / Selҫuk, Turkey, October 2-10 2004, Volume 1, Leuven. Cura Aquarum in Ephesos II G. Wiplinger (Hg.) 2006, Cura Aquarum in Ephesus. Proceedings of the Twelth International Congress on the History of Water Management and Hydraulic Engineering in the Mediterranean Region, Ephesus / Selҫuk, Turkey, October 2-10 2004, Volume 2, Leuven. Cura Aquarum in Greece K. Wellbrock (Hg.) 2017, Cura Aquarum in Greece. Proceedings of the 16th International Water Conference on the History of Water Management and Hydraulic Engineering in the Mediterranean Region, Athens, Greece, 28–30 March 2015, Siegburg. Cura Aquarum in Israel C. Ohlig, T. Tsuk (Hgg.) 2002, Cura Aquarum in Israel, Schriften der Deutschen Wasserhistorischen Gesellschaft I, Siegburg. Cura Aquarum in Israel II C. Ohlig, T. Tsuk (Hgg.) 2014, Cura Aquarum in Israel II. Proceedings of the 15th International Conference on the History of Water Management and Hydraulic Engeneering in the Mediterranean Region, Israel 14-20 October 2012, Siegburg. Cura Aquarum in Jordanien C. Ohlig (Hg.) 2007, Cura Aquarum in Jordanien. Proceedings of the 13th international conference on the history of water management and hydraulic engeneering in the mediterranean region, Patra/Amman 31 March-09 April, Siegburg. Cura Aquarum in Sicilia G.C.M. Jansen (Hg.) 2001, Cura Aquarum in Sicilia. Proceedings of the Tenth International Congress on the History of Water Management and Hydraulic Engeneering in the Mediterraenean Region, Syracus, May 16-22, 1998 (= Babesch Supplement 6), Leuven. Future Currents A.T. Hodge (Hg.) 1991. Future currents in aqueduct studies, Leeds. Handbook Ö. Wikander (Hg.) 2000, Handbook of Ancient Water Technology, Leiden. Nature and Function C. Kosso, A. Scott (Hgg.) 2009, The Nature and Function of Water, Baths, Bathing, and Hygiene from Antiquity though the Renaissance, Leiden, Boston. Urbanitas – urbane Qualitäten J. Lipps, A. Busch, J. Griesbach (Hgg.) 2017, Urbanitas – urbane Qualitäten. Die antike Stadt als kulturelle Selbstverwirklichung, Heidelberg.

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12. Anhang

12.1

Das Martialis-Edikt aus Ephesos

a) Z. 5 Z. 10

Αὖλος Οὐικίρ[ιος Μαρτιάλιος] ἀνθύπατος λέγε[ι· —] Αἰχμοκλέους καὶ Ἀντ̣ [ωνίου? — ἐπι]μελητῶν ὕδατος τῆ[ς λαμπροτάτης Ἐφε]σίων πόλεως εἰσηγμ[ένου ὑπὸ Κλαυδίου] Ἀριστίωνος ἀνδρὸς ἀ̣[— ἐντυχόν]των μοι καὶ μενψαμέ[νων τοὺς κτήτορας] [τῶ]ν ἀγρῶν ὡς ἐπὶ τὸν [ὀχετὸν ἀροτριῶν][τας,] δέον ἀπὸ μέτρου [ἀκαινιαίου παρ’ ἑκάτε][ρα τὰ] μέρη ἀροτριᾶ[ν, ἔτι τε τοὺς ἔχοντας] [ἐν τ]ῇ πόλει τὰς ο[ἰκίας ἀδικεῖν τὸ ὕδωρ] [ἀνοί]γματα ποιο[ῦντας καὶ εἰς ἀπρε][πεῖς α]ὐτῷ ὑπηρε[σίας καταχρωμένους]

b) Z. 5 Z. 10

μεμψαμέ[νων] 1 τοὺς κτήτορας τῶν ἀγρῶν ὡς ἐπὶ τὸν ὀχε[τὸν] [ἀρο]τ· ρ·ι·ῶ·ν·τ· α··ς δέον ἀπὸ μέτρου ἀκαινιαίου παρ’ ἑ[κάτε]ρα τὰ μέρη ἀροτριᾶν. ἔτι τε τοὺς ἔχοντας ἐν [τῇ] πόλει τὰς οἰκίας ἀδικεῖν τὸ ὕδωρ ἀνοίγματα ποιοοῦ[ντα]ς καὶ εἰς ἀπρεπεῖς αὐτῷ ὑπηρεσίας κ·α·[τα][χρ]ωμένους ὡς τῇ ἁμαρτίᾳ αὐτῶν πολλὰ ἄτοπα γε[ν]έσθαι κελεύω τοὺς μὲν ἐπ··ὶ τ·ῶ·ν· ἀ·γ·ρ·ῶ·ν· παρ’ ἐκάτε[ρα] μέρη ἀπὸ ἀκαίνης ἀροτριᾶν τοῦ ὀχετοῦ, τοὺς δὲ ἐπὶ· τ·ῆ·[ς] πόλεως μὴ ἔχειν ὅλως δι’ οἰκίας ἢ ἄλλου τινὸς ἄνοιγμα, γεινώσκοντας ὅτι ἐὰν παρὰ τοῦτό τις ποιήσῃ, ζημιώσω αὐτὸν προστείμῳ εἰς τὴν πόλιν

1 Der zweite Teil des Edikts ist auf einem separaten Marmorquader erhalten geblieben, auf dessen fehlendem oberen Teil ebenfalls Teil a) gestanden haben muss. Die Zeile 1 und 2 von Teil b) entsprechen Zeile 7 von Teil a). Zur Frage, ob es sich bei den beiden Martialisedikten um zweimal denselben Text handelt oder beim zweiten Exemplar um eine Zusammenfassung des ersten vgl. Eich 2009, 277.

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452

Anhang

Z. 15

δηναρίοις μυρίοις δισχιλίοις πεντακοσίοις, καὶ εἰς τὸν τοῦ ὁσιωτάτου Αὐτοκράτορος Καίσαρος Νέρουα Τραιανοῦ Σεβαστοῦ Γερμανικοῦ Δακικοῦ φίσκον τῷ αὐτῷ κεφαλαίῳ πρόθες

Übersetzung: Aulus Vicirius Martialis, der Proconsul, lässt bekannt machen: Da Aichmokles und Antonius […] die Aufseher der Wasserleitung der glänzenden Stadt Ephesos, die von Claudius Aristion, ein […] Mann herangeführt wurde, an mich wandten und die Anklage eingaben, dass die Besitzer des Landes gleichsam bis zur Wasserleitung hinpflügen, obwohl sie beim Pflügen einen Abstand von 10 Fuß einhalten müssen, und dass ferner die Hausbesitzer der Stadt die Wasserleitung beschädigten, indem sie Anschlüsse (Öffnungen) anbrachten und das Wasser für unpassende Zwecke verwendeten, so dass durch ihre Verfehlung vieles schadhaft wurde, erteile ich daher den Befehl, dass die einen auf dem Lande zu beiden Seiten einem Abstand von zehn Fuß zum Aquädukt pflügen, dass die anderen in der Stadt überhaupt keinen Anschluss weder für ein Haus noch für irgendetwas anderes haben. Sie sollen wissen, dass ich, falls jemand dem zuwiderhandelt, ihm mit einer Strafe von 12 500 Denaren, die an die Stadt zu zahlen sind, bestrafen werde und mit derselben Summe, die an die Kasse des allerheiligsten Imperator Caesar Nerva Traianus Augustus Germanicus Dacicus zu zahlen ist. Lass es anschlagen. Z. 18 Z. 20 Z. 25 Z. 30 Z. 35

Σέξτος Σούβ·ρ·ιος Δέξτερ Κορνήλιος Πρίσκος ἀνθύπατος λέγει· ἐνέτυχόν μοι Ῥουτείλιος Βᾶσσος κα Ἰούλιος Μάξιμος ἐπιμεληταὶ ὑδάτων τῶν εἰσηγμένων τῇ λανπροτάτῃ πόλι ὑπὸ Κλαυδίου Ἀριστίωνος ἀνδρὸς διασημοτάτου λέγοντες τοὺς γειτνιῶντας τῷ ἀγωγῷ καὶ τὴν πέριξ κεκτημένους χώραν μὴ τετηρηκέναι τὸ συνκεχωρημένον {τοῖς} τοῖς ὕδασιν εἰς κατασκευὴν καὶ ἀσφάλειαν τοῦ ἀγωγοῦ διάστημα, ἀλλὰ ἀκαίνης ἑκατέρωθεν ὡρισμένης, ἣν ἔδει μήτε φυτοῖς μήτε ἀρότροις ἀνοίγεσθαι, κατὰ μεικρὸν προβαίνοντας αὐτὸν ἤδη τὸν ὀχετὸν παραξύειν καὶ ταῖς τε ῥείζαις τῶν φυτῶν καὶ τοῖς ἀρότροις ἀνοίγιν αὐτοῦ μέρη πολλὰ· καὶ περὶ τούτου διάγμα ἀνέγνωσαν γεγραμμένον {Ἰ} Οὐικιρίου Μαρτιαλίου, ἐν ᾧ τό τε τῆς χώρας ὡρίκει μέτ·ρ·ον, οὗ τοὺς γειτνιῶντας ἐκέλευσεν ἀπέχεσθαι πλέω μὲν ἀκαίνης ωρικοῖς τοῖς φυτεύουσιν, ἄκαιναν δὲ τοῖς εἰς πόρον γεωργοῦσιν, καὶ πρόστειμον ὥρισεν κατὰ

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Die Reparaturinschrift des Siphons von Patara

Z. 40 Z. 45

453

τῶν ἀπειθούντων· ἐγὼ δέ, εἰ καὶ μὴ τοῦτο ἐφθάκει γεγραμμένον ὑπὸ ἀνδρὸς λανπροτάτου, δίκα[ι-]ον ἂν ἡγησάμην τοὺς βλάπτοντας τὴν κοινὴν καὶ μεγίστην ὑδάτων εὐχρηστίαν προστείμῳ εναι ὑπευθύνους· καὶ νῦν οὐ μόνον τηρῶ τὸ διάταγμα Οὐικιρίου Μαρτιαλίου, ἀλλὰ καὶ κελεύω τοῖς κρατίστοις ἐπιμεληταῖς οὕτως ἐπεξίναι τὰ γεγραμμένα ἐν αὐτῷ ὡς τῆς [ἀ]μελίας καὶ πρὸς αὐτοὺς ἀνηκούσης propon[i i]ussi.

Übersetzung: Sextus Subrius Dexter Cornelius Priscus, der Proconsul, lässt bekannt machen: Rutilius Bassus und Julius Maximus, die Aufseher der Wasserleitung, die von Claudius Aristion, einem hervorragenden Mann in die glänzende Stadt Ephesos hereingeführt wurde, wandten sich an mich und behaupteten, die Anlieger an dem Aquädukt und diejenigen, die ringsherum Land erworben hätten, hätten den für Aquädukte zu Bauzwecken und zur Sicherheit des Aquäduktes zugestandenen Abstand nicht eingehalten, sondern rückten, obwohl von beiden Seiten ein Abstand von zehn Fuß festgesetzt worden sei, der weder für Bäume noch für Pflüge offenstehen darf, allmählich sogar an die Leitung heran und berührten bereits den Aquädukt und legten mit dem Pflanzen von Bäumen und den Pflügen viele seiner Teile bloß. Und diesbezüglich lasen sie die geschriebene Verordnung des Vicirius Martialis vor, in der er den Abstand bestimmte, in dem die Anlieger nach seinem Befehl sich bei Obstbäumen mehr als zehn Fuß, bei der Aussaat von Pflanzen zehn Fuß entfernt halten sollten und in der er die Strafe gegen diejenigen, die nicht Folge leisten, festlegte. Auch wenn kein Schriftstück einer Exzellenz vorläge, würde ich es für gerecht halten, dass Personen, die den für das Allgemeinwohl sehr großen Nutzen der Wasserleitung schädigen, der anerkannten Strafe unterliegen. Und von nun an beachte ich nicht nur die Verordnung des Vicirius Martialis, sondern erteile den angesehenen Aufsehern den Befehl, das darin Geschriebene so auszuführen, wie wenn die Nichtbeachtung auf sie selbst zuträfe. Lass die Verordnung anschlagen. Ich gab den Befehl dazu. (I. Ephesos 7,1,3217 a und b mit einer leicht modifizierten Übersetzung von Scherrer 2006, 54)

12.2 Z. 1

Die Reparaturinschrift des Siphons von Patara Αὐτοκράτωρ Καῖσαρ Φλάουιος Οὐσπασιανὸς Σεβαστὸς τὸ τοῦ ὑδραγωγίου ἀνάλημμα συμπεσὸν σεισμοῖς ἐκ θεμελίων ἀποκατέστησε σὺν τοῖς ἐπ`αὐτῷ λιθίνοις ἐκ τετραπέδου λίθου σωλῆσι, προστεθέντος καὶ ἑτέρου παρὰ τὸ

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454

Anhang

Z. 5 Z. 10 Z. 12

ἀνάλημμα θλειμματικοῦ ὑδραγωγίου διὰ τριστίχων σωλήνων ὀστρακινῶν παλαιστιαίων ὥστε δυεῖν ὄντων εἰ θάτερον ἐπισκευῆς δεηθείῃ, μὴ ἐνποδίζεσθαι τὸν δρόμον ἀδιαλείπτου μενούσης τῆς χρήσεως. v ἐπεσκεύασε δὲ καὶ τὰ λοιπὰ τοῦ ὑδραγωγίου καὶ τὸ ὕδωρ μετὰ μῆνας δ’παραπεσεῖν εἰσήγαγεν διὰ Σέξτου Μαρκίου Πρείσκου πρεσβευτοῦ αὐτοῦ ἀντιστρατήγου ἐκ τῶν συντηρηθέντων τῇ πόλει χρημάτων ἀπὸ κεφαλαίων καὶ τὸ ἔθνος συνήνενκε, μηδεμιᾶς κατ’ ἄνδρα ἐπιγραφῆς γενομέμης. Τοῦ ἔργου καταρχθέντος μὲν ὑπὸ Οὐιλίου Φλάκκου πρεσβευτοῦ Κλαυδίου Καίσαρος Σεβαστοῦ ἀντιστρατήγου συντελειωθέντος δὲ καὶ εἰσαχθέντος τοῦ ὕδατος ἐπὶ Ἐπρὶου Μαρκέλλου πρεσβευτοῦ Κλαυδίου Καίσαρος Σεβαστοῦ ἀντιστρατήγου

Übersetzung: Der Imperator Caesar Flavius Vespasianus Augustus hat die Mauer der Wasserleitung, die durch Erdbeben zusammengestürzt war, von Grund auf wiederhergestellt, zusammen mit den auf ihr verlaufenden steinernen Röhren aus Quadersteinen, wobei zusätzlich entlang der Mauer noch eine zweite Druckleitung durch Tonröhren von der Größe einer Handbreite in drei Strängen verlegt wurde, so dass, da es zwei Leitungen sind, der Wasserlauf auch dann nicht unterbrochen wird, wenn die eine der Reparatur bedarf, und die Nutzung kontinuierlich erhalten bleibt. Auch die übrige Leitung hat er repariert und das Wasser, das vier Monate ausgelaufen war, (in die Stadt) geleitet durch Sextus Marcius Priscus, seinen Legaten im proprätorischen Rang, aus den Mitteln die für die Stadt von der Kopfsteuer zurückbehalten wurden – auch der Bund steuerte---Denare bei – ohne dass eine Sonderumlage von den Steuerpflichtigen erhoben worden wäre. Begonnen wurde der Bau von Vilius Flaccus, dem Legaten des Claudius Caesar Augustus im propraetorischen Rang, vollendet wurde er und das Wasser in die Stadt gebracht unter Eprius Marcellus, dem Legaten des Claudius Caesar Augustus. (Schuler 2014, 109 f., Text und Übersetzung)

12.3. Der literarische Wettstreit um die Einfassung einer Quelle durch den Stadthalter T. Flavius Festus in Didyma I Z. 1

τὸ θαῦμα τοῦτο πρόσθε μὲν τοῦ Πυθίου πηγή, βλύσασα νάμασιν χρυσορρύτοις

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Der literarische Wettstreit um die Einfassung einer Quelle

Z. 5 Z. 10 II Z. 1 Z. 5 III Z. 1 Z. 5 Z. 10

455

αὐτοῦ ταγαῖσιν, ἡνίκ’ Ἄρης βάρβαρος συνέκλῃσεν ἀστούς, οὓς πικρᾷ τετρυμένους δίψῃ διέσωσε τήνδ’ ἀναπτύξας φλέβα, τὰ νῦν δὲ Φήστου, συνθρόνου χρυσῆς Δίκης. κόσμον γὰρ αὐτῇ ξεστὸν ἀμφιθεὶς τόσον τοῦ μὲν θεοῦ τὸ δῶρον εἰς μνήμην ἄγει, ἀστοὺς δὲ νυμφείοισι διασῴζει ῥοαῖς, κοινωνίαν μειμούμενους τὴν Δελφικὴν πρὸς Κασταλίαν. Νύμφαις φίλη γὰρ μαντική, δι’ ὧν προφήταις πνεὺμα θεῖον ἄρδεται. vacat ἐν πολέμῳ μὲν σῶσεν ἑοὺς ἀστούς ποτ’ Ἀπόλλων δίψῃ τειρομένους τήνδ’ ἀναφηνάμενος. δίς δ’ ὕπατος κλεινῆς Ἀσίης Φῆστος κατὰ χρυσῆν ἰρήνην ναέταις θῆκεν ἄγαλμα πόλει, πηγὴν κοσμήσας δωμήμασιν ὡς ἐ{ι}σιδεῖν μὲν δαίδαλον, ἐς δὲ βίον παντὸς ἄκος κανάτου. vacat εἰμὶ μὲν Ἀπόλλωνος ὕδωρ, ναέταισι δὲ δῶρον δῶκέ με Χρυσολύρης ἐν Σκυθικῷ πολέμῳ ἡ·νίκα δὴ περὶ νηὸν ἐπιβρείσαντος Ἄρηος αὐτὸς ὁ Λητοΐδης σῷζεν ἑοὺς ἱκέτας, λεῖπε δὲ μοῦνον ὕδωρ καὶ τείρετο πουλὺς ὅμειλος, ἀράων δʾ ἀίων ῥύσεθ ὑπὲκ θανάθου νειόθε δʾ ἐξανέηκεν ἄναξ κυαναυγέα πηγὴν τήνδε με, τὴν ὁράᾳς. ἔκτοτε δὲ προρέω ἀλλʾ ἤδη με πονεῦσαν ἐφημερίων κακότητι αὖτις ἔδωκε ῥέειν Φῆστος ὁ λαμπρότατος. αὐτός μοι καὶ κόσμον, ὃν εἰσοράᾳς, κάμε τεύχων κεῖνος ὁ καὶ πάσης Ἀσίδος ἀνθύπατος. Λητοῦς καὶ Διὸς ἔρνος, ἀμείβεό μοι κλυτὸν ἄνδρα, ὅς με πάλιν σηκῷ σῶσεν ἀπολλυμένην.

Übersetzung: Dieses Wunder hieß früher „Quelle des Pythiers“, denn es ist auf seinen Befehl in goldströmendem Nass hervorgesprudelt, als der Krieg der Barbaren die Städter umschloss; er rettete sie, als sie von bitterem Durst entkräftet waren, indem er diese Ader eröffnete; jetzt heisst sie (Quelle) des Festus, des Throngenossen der goldenen Iustitia. Denn er hat sie mit diesem aus geglätteten Steinen gefertigten Schmuck umgeben und an die Gabe des Gottes erinnert und rettet die Städter durch den Strom der Nymphen, wobei er die delphische Gemeinsamkeit mit Kastalia zum Vorbild nahm; denn die Nymphen lieben die Weissagekunst, sie, durch welche die göttliche Inspiration der Propheten mit Feuchte gefördert wird. Einst hat Apollon die Bürger seiner Stadt während eines Krieges gerettet, die von Durst zermürbt waren, indem er diese Quelle zum Vorschein brachte; aber Festus, zwei

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456

Anhang

Jahre lang (Pro)consul der berühmten Asia, hat in der für die Bewohner goldenen Friedenszeit für die Stadt dieses Schmuckstück errichtet, indem er die Quelle mit einem Bau schmückte, sodass sie bunt anzusehen und für das Leben (der Bürger) ein Heilmittel ist gegen jedes Gebrechen. Ich bin das Wasser des Apollon; im Krieg mit den Skythen hat der Gott mit der goldenen Leier mich als Gabe den Städtern gegeben, als – während der Krieg schon um den Tempel herum schwer drückte – der Leto-Sohn selbst diejenigen rettete, die ihn um Hilfe anriefen; was nur noch fehlte, war das Wasser, und die große Menge war zermürbt; er hörte auf die Gebete und rettete aus dem Tod. Von unter der Erde her schickte der Retter mich herauf, die dunkel schimmernde Quelle, die du siehst. Seitdem quelle ich hervor. Aber als ich dann Mühe hatte durch die Schlechtigkeit von Menschen, die nur an den Augenblick denken, da hat Festus, clarissimus vir, es mir wieder möglich gemacht, zu fließen. Er selbst hat für mich auch die schmucke Einfassung, welche du erblickst, mit Mühe gefertigt, er selbst, der Proconsul von ganz Asia. Spross der Leto und des Zeus, gib dem berühmten Mann deinen Dank zurück, ihm, der mich durch die Umfriedung rettete, als ich schon beinahe zugrunde ging. (I Didyma 159; SGO 01/19/37 (Übersetzung))

12.4 Z. 5

Nikaia – Edikt zur Brückennutzung [— — — πρεσβευτὴς] [τοῦ μεγ]ίστου Αὐτοκράτορος Καίσαρος Τραιανοῦ [Ἁδριανοῦ — — —] [— — — πα]ρανγέλλεται πᾶσι τοῖς τὰ γειτνιῶντα χωρία τῷ ὑδρ[αγωγίῳ κατοικοῦσι μήτε] [— — —] μήτε ἐπεμβαίνειν κατὰ μηδένα τρόπον, κόψαι δὲ καὶ τὰς [— — —] [— — — αἱ ἂν] εὑρεθῶσιν πεφυ[κυῖ]αι καὶ ταύτας ἀπὸ δέκα πηχῶν. ὁμοίως ἕξει [— — —] [— — —]ι της σκιασούσης· ὃς δὲ ἂν ὑπεναντίον ποιήσῃ, δώσει πρόστειμον ἰς τὸν φίσ[κον — — —] [— — — ὑδραγωγί]ου γεφύρας κατ’ αὐτοῦ ποιείτωσαν, δι’ ὧν καὶ ἅμαξαι διοδεύειν δυνήσονται καὶ πάντα τὰ τετράποδα· [ἐὰν δέ τινες διὰ τοῦ ὑδρα][γωγίου δι]οδεύειν τολμήσωσιν,τῷ αὐτῷ προστείμῳ ἔνοχοι ἔστωσαν. παρανγέλλεται δὲ καὶ τοῖς ταφρε[ύουσιν — — —] [— — —] μηδενὶ τρόπῳ ἐπὶ τῇ τοῦ ὑδραγωγίου βλάβῃ· ὃς δ’ ἂν εὑρεθῇ παρὰ ταῦτα ποιῶν, δώ[σει πρόστειμον — — —] ———

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Aphrodisias – Briefwechsel mit Kaiser Hadrian

457

Übersetzung: n.n. der … des größ]ten Imperator Caesar Traianus [Hadrianus Augustus ver]kündet allen, die die Gebiete, die an die Wasser[leitung angrenzen, bewohnen, dass sie weder […] noch sich auf ihr aufhalten in irgendeiner Weise, dass sie aber die [Bäume?,] die sie auf ihr als Bewuchs vorfinden, abschlagen und zwar die, die 10 Ellen Höhe erreicht hatten. Ebenso wird er die Aufgabe haben, […] wenn er (die Leitung) beschattet. Wer aber etwas Gegenteiliges tut, wird als Strafe an den Fiskus […] sie sollen auch Brücken über sie (= die Wasserleitung) errichten, über welche Wagen und alles Vieh ihren Weg nehmen können. [Wenn aber es irgendwelche Leute wagen sollten durch die Wasserleitung ihren Weg zu nehmen, so sollen sie derselben Strafe verfallen. Er verkündet aber auch denjenigen, die Gräben ziehen, dass sie nicht …] auf irgendeine Art zum Schaden der Wasserleitung. Wer aber dabei angetroffen wird, dass er dieses tut, der soll [als Strafe zahlen…] (I. Iznik 1; eigene Übersetzung)

12.5

Aphrodisias – Briefwechsel mit Kaiser Hadrian

Z. 27 Z. 30 Z. 35 Z. 40 Z. 45

ἐπὶ Κλαυδίου Ὑψικλέους …ἥρωος. Αὐτοκράτωρ Καῖσαρ [Θ]εοῦ Τραιανοῦ Παρθικοῦ υἱός, Θεοῦ Νέρουα υἱωνός, Τραιανὸς Ἁδριανὸς Σεβαστός, ἀρχιερὲυς μέγιστος, δημαρχικῆς ἐξουσίας τὸ ἔνατον, Ὕπατος …τὸ τρίτον, Ἀφροδεισιέων ..τοῖς ἄρχουσι καὶ τῇ βουλῇ καὶ τῷ δήμῳ ..χαίρειν. τοὺς πόρους οὓς ἀπετάξατε εἰς τὴν τοῦ ὕδατος καταγωγὴν βεβαιῶ. ἐπεὶ δὲ ἦσάν τινες πολεῖται ὑμέτεροι λέγοντες εἰς ἀρχιερωσύνην ἀδύνατοι ὄντες προβεβλῆσθαι,..ἀνέπεμψα αὐτοὺς ἐφ’ ὑμᾶς ἐξετάσοντας π{ρ}ότερον δύνατοι ὄντες λειτουργεῖ διαδύονται, ἢ ἀλητὴ λέγουσιν…εἰ μέντοι φαίνοιντό τινες αὐτῶν εὐπορώτεροι, προτέρους ἐκείνους ἀρχιερᾶσθαι δίκαιον. συνχωρῶ ὑμεῖν παρὰ τῶν ἀρχιερέων ἀντὶ μονομαχιῶν ἀργύριον λαμβάνειν, καὶ οὐ συνχωρῶ μόνον, ἀλλὰ καὶ ἐπαινῶ τὴν γνώμην. οἱ αἱρεθησόμενοι ὑφ’ ὑμῶν ἐπιμεληταὶ τοῦ ὑδραγωγίου περὶ ὧν ἂν γνώμης δέονται καὶ συλλήψεως δυνήσονται τῷ ἐπιτρόπῳ μου Πομπηίῳ Σέβηρῳ ἐντυγχάνειν, ᾧ κἀγὼ γέγραπφα….εὐτυχεῖτε ἐπὶ στεφανηφόρου Τιβερίου Κλαυδίου Ὅπλωνος υἱοῦ Ὑψικλέους…Αὐτοκράτωρ Καῖσαρ Θεοῦ Τραιανοῦ Παρθικοῦ υἱός Θεο·ῦ Ν·έ· ρουα υἱωνός, Τραιανὸς Ἁδριανὸς Σεβαστός, ἀρχιερεὺς μέγ[ιστος] δημαρχικῆς ἐξουσίας τὸ η´ ὕπατος τὸ γ ´…Ἀφροδεισιέ[ων τοῖς ἄρ-] χουσι καὶ τῇ βουλῇ καὶ τῷ δήμῳ ..χαίρειν. ὡς ὑπε·[- - - - -ca. 13- - - - - - - - -] ΚΑ ἀθτρόοι προσαγογρεύσαντες ΜΕ…[- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -]

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458

Anhang

Z. 49

ὕδατος καταγωγὴν τυχεῖν..[- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -] Δι·ο· γένους ὃν πρεσ·β·[- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - ] ὑμ·ε·τ· ε·ρ·[- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - ]

Übersetzung: Während der Stephanephorie des Heros Claudius Hypsikles. Imperator Caesar Traianus Hadrianus Augustus, Sohn des vergöttlichten Traianus Parthicus, Enkel des vergöttlichten Nerva, Pontifex Maximus, Inhaber der tribunizischen Gewalt zum neunten Mal, Konsul zum dritten Mal grüßt die Amtsträger, die Boule und den Demos von Aphrodisias. Hiermit bestätige ich die Rücklagen, die ihr für den Aquädukt gebildet habt. Zudem gibt es unter euch Bürger, die sagen, sie seien für die Archierosyne nominiert worden, ohne in der Lage zu sein, sie zu übernehmen. Diese habe ich zugewiesen, damit ihr überprüft, ob sie diese Liturgie annehmen können oder nur vermeiden wollen und ob sie die Wahrheit sagen. Falls jedoch einige von ihnen geeigneter erscheinen, ist es nur gerecht, dass diese die Archierosyne zuerst wahrnehmen sollen. Ich gestehe euch zu, dass ihr das Geld zuerst von den Hohepriestern nehmen könnt und nicht von Gladiatorenspielen, ich gestehe es euch nicht nur zu, ich lobe sogar euren Vorschlag. Die Epimeleten, die ihr für den Aquädukt auswählt, werden Rat und Hilfe für den Fall, dass sie diese benötigen, von meinem Procurator Pompeius Severus erhalten, dem ich bereits geschrieben habe. Lebt wohl.“ „Während der Stephanephorie des Tiberius Claudius Hysikles, Sohn des Hoplon. Imperator Caesar Traianus Hadrianus Augustus, Sohn des vergöttlichten Traianus Parthicus, Enkel des vergöttlichten Nerva, Pontifex Maximus, Inhaber der tribunizischen Gewalt zum siebten Mal, Konsul zum dritten Mal grüßt die Magistrate, die Boule und den Demos von Aphrodisias. Als die[…] die sich versammelt hatten, mich […] den Aquädukt um Hilfe (?) zu bekommen [….] den Sohn des Diogenes, den [ihr als Gesandten ernannt habt?) […] (Reynolds 2000, 5–20, Text und englische Übersetzung)

12.6 Z. 1 Z. 5

Ankara – ein spätantiker Euerget [— — —]σας καὶ τὰς τοῦ ὁλκοῦ καμάρας τὰς παρακιμένας τῷ Πολυείδῳ· καὶ τοὺς ἐνβόλου[ς τὸν τε οἰ] [κον] ἐρῆμον ἐστῶτα ὀροφώσας καὶ τὸν ὁλκὸν αὐτοῦ κατασκευάσας, περισώσας καὶ [ἅπαντα] [τὸν] οἶκον τοῦ χιμερίου δημοσίου λιγόντα αὐτὸς ἀνενέωσεν σὺν τῇ μαρμαρώ[ι καὶ κερα] [μώ]σι καὶ τῷ λοιπῷ κόσμῳ κατασκευάσας· καὶ τὴν στέγην ἅπασαν τοῦ πρὸ τοῦ παλατίου [βαλαν-] [είου ἐ]πιμεληθεὶς, καὶ τοῦ δημοσίου φρ·ουρίου καὶ τοῦ ὑδραγωγίου καὶ ὑδρίου τοῦ [καλουμ-]

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Das Statthalteredikt von Laodikeia am Lykos



459

[ενοῦ τ]οῦ Θεοδότου ἄβατον οὖσαν αὐτὸς κατεσκευάσεν, τὰς ἐν Διλιμνίᾳ καὶ[νας μονὰς] [κατ]ορθωσάμενος τῆς πόλεως καὶ ἕτερα κτίσματα ἐν χρόνοις τῆς ὑπατίας [- - - ca. 10 - - -] [— — —] σὺν τῶν πλιόνων ἔρ· γων Ἰωάννου Ε[ὐ]τυχικοῦ τοῦ ἐπίκλην Ἀνατέλλον[τος]

Z. 8

Übersetzung: (…)und nachdem er die Bögen der Wasserleitung, die neben dem „Polyeidon“ und den Portiken verliefen, errichtet hatte und das Dach des Hauptraumes, der verlassen war, aufgebaut hatte, die dazugehörige Wasserzuleitung in Ordnung gebracht hatte und nachdem er den gesamten Hauptraum des öffentlichen Winterbades, das aufgegeben worden war, bewahrt hatte, stellte er das Bad wieder her, indem er die Wände mit Marmor verkleidete, Dachziegel und den verbleibenden Schmuck zur Verfügung stellte. Außerdem renovierte er das gesamte Dach des Bades vor dem Palast und beaufsichtigte den Bau des öffentlichen Gefängnisses, der Wasserleitung und des Brunnenhauses, das „Theodotus“ genannt wird. Und er selbst renovierte die Straße, die unpassierbar geworden war, indem er für die Stadt neue Wegstationen in Dilimnia erbaute, ebenso andere Gebäude unter dem Konsulat von [ - - - ] …gleichzeitig mit anderen Bauarbeiten des Johannes Eutychikos, des Erneuerers.

(I. Ankara II, 334, englische Übersetzung)

12.7

Das Statthalteredikt von Laodikeia am Lykos

[ - - -] Z.1 Z. 2 Z. 3 Z. 4 Z. 5

τῆς λαμπροτάτης Λαοδικέων πόλεως αἰεὶ καὶ [μᾶ]λλον ἐπιδιδούσης εἴς τε μέγεθος καὶ κάλλος δι’ ὧν τοῖς εὐτυχεστάτοις καιροῖς συνακμ[άζει (?)] vel συνκαμ[άζειν vel συνακμάζουσα] ἐκ τῆς τοῦ ἱερχωτάτου καὶ ἀσυνκρίτου Αὐτοκράτορος Νέρουα Τραιανοῦ Καίσαρος Σεβαστοῦ Γερμανικοῦ Δακικοῦ προνοίας ἄφθονον ὕδωρ τῇ σωτηρίῳ χρείᾳ προθύμως [ὁ]μο[ῦ] καὶ [φι]λοφρόνως ἐκ δαψιλεστάτων πηγῶν εἰσάγει, τῶν τε κατὰ τὰς βασιλικὰς δωρεὰς καὶ τῶν λοιπῶν τῶν ἄνωθεν τὴν χρῆσιν τῆς πόλεως συνπληρουσῶν, καὶ οἱ κράτιστοι Κορνήλιος Τ·ά·κ·[ιτος ὁ] ἀνθύπατος καὶ Σαίνιος Σαβεῖνος ὁ πρεσβευτὴς, διδαχθέντες ὑπὸ Ἰουνίου Κλάρου τοῦ τότε στρατηγοῦ καὶ νῦν ἐπιμελητοῦ τῶν ὑδάτων ἐκύρωσαν καὶ ὁ προνοητικώτατος ἀνθύπατος Ο·ὐ·κ· ί[ριος] Μαρτιάλις ἐπέστειλε συνδόμενος καὶ αὐτὸς τῷ μὴ μόνονε εὐχρήστῳ, ἀλλὰ καὶ ἀναγκαίῳ κατορθώματι τῆς πόλεως, ἔγνω τὴν κοινωφελεστάτην χρῆσιν ἀξιῶσαι καὶ διαμονὴν τὴν [εἰς]

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460 Z. 6 Z. 7 Z. 8 Z. 9 Z. 10

Z. 11 Z. 12 Z. 13 Z. 14 Z. 15 Z. 16 Z. 17 Z. 18 Z. 19

Anhang

πάντα τὸν χρόνον. Σὺν ἀκρειβεστάτῃ φροντίδι ἐπόμενος τῇ τῶν ἡγεμόνων διατάξει, ᾗ καὶ αὐτὸς ἀκολουθῶ πρὸς τὸ ἀνεπιβούλευτον ταῖς κακουργίαις τῶν βλαπτόντων τὸ τε ὕδωρ [καὶ πάν-] τα τὰ ὑπηρετοῦντα αὐτῷ ἔργα ἀδιάφθορα μεῖναι, vacat (ca. 12 cm) παραγγέλλω δὴ διὰ τοῦ διατάγματός μου τούτου (§ 1) μηδένα ἐκ τῶν τῆς πόλεως πηγῶν καὶ ὀχετῶν διὰ μηδεμιᾶς προφάσεως ἢ [αἰτί-] ας ἀπάγειν ἢ μετοχετεύειν τὸ ὕδωρ μήτε χρόνῳ μήτε τόπῳ τινὶ πρὸς τὸ πᾶν ἀνελλιπὲς καὶ ἄδολον εἰς τὴν πόλιν κατέρχεσθαι. οὐ γὰρ δίκαιον προυφαιρουμένους αὐτὸ τὴν κοινὴν καὶ πᾶσαν ἀναγκαίαν [χρῆσιν] μειοῦν. οὕτως γὰρ οὔτε ἐλάττῳ ὁρίσεται τὰ ἔργα καὶ ἡ συνηθροισμένη δαψίλεια τῶν ὑδατῶν τὴν χρῆσιν ὀμοῦ καὶ τὴν ὄψιν ὀλόκληρον ἕξει. (§ 2) ἐὰν δέ τις πρὸ τῆς πόλεως χρήσηται ἢ μετοχετ· ε·ύ·σ·ῃͅ [ἀρδεί]-  ας χάριν ἤ τινος ἐτέρας χρείας ἢ κακουργήσῃ τρόπῳ τινὶ τὸ ὕδωρ, ἀποτεισάτω εἰς τὸν τοῦ κυρίου Τραιανοῦ Καίσαρος φίσκον ((δηνάρια)) πεντακισχείλια ὧν τὸ ὀγδόον ἔστω τῷ ἐνδειξαμένῳ καὶ [οῦχ] ἧττον ἀφαιρείσθω τοῦ ὔδατος. vacat (§ 3) ὁμοίως μηδενὶ ἐξέστω προῖκας λαβεῖν παρὰ τῆς πόλεως ὕδωρ μηδεμίᾳ παρευρέσει μηδὲ ἄρχοντι τὴν δωρεὰν ταύτην ψηφίσαθαι. εἰ δέ τις α[ὐτ]ὸ [ἐπιψηφί-] σαιτο ὑπεύθυνος ἔστω τῷ τοῦ κυρίου Καίσαρος φίσκῳ τῷ προγεγραμμένῳ προστείμῳ ἀκυρομένου τοῦ δοθέντος vacat (§ 4) ὅσοι μέντοι εἰσὶν ἠγορακότες ὕδωρ μὴ ὑπεναντίον τῆς το[ῦ θείου] Οὐεσπασιανοῦ διατάξεως ἤτοι ἐν οἰκίαις ἢ κήποις ἢ βαλανείοις ἢ προαστίοις καὶ τούτοις οὐκ ἄλλως συνχωρῶ τὴν χρῆσιν εἰ μὴ ἐκ τὴς πόλεως αὐτῆς ἀπαγάγοιεν. εἰ δὲ μὴ, καὶ αὐ[τοὶ τῷ ὁ-] μοίῳ προστείμῳ ἔστωσαν ἔνοχοι. Vacat (§ 5) οἱ δὲ τὸ ὕδωρ ἠγορακότες ἐν τοῖς καθʾ ἑκάστοις ἐπιτηδείοις τόποις τοὺς λεγομένους καστέλλους κατασκευάσουσιν διʾ ὧν τὸ ἐπιβάλλ· ο· ν· μ·έ·τρον ἔξουσιν χαλκείῳ μέτρῳ καὶ δημοσίᾳ δεδοκιμασμένῳ καὶ κατεσφραγισμένῳ δακτυλιαίῳ καὶ ἡμιδακτυλιαίῳ καὶ οἷς ὑδραγωγίοις χρώμενοι. Vacat (§ 6) ὅστις δ’ ἂν ἤδη ποτὲ ἤ [τινι τέ-] χνῃ ἐλαττώσῃ ὑπορύττων ἢ ἄλλως πῶς λυμαινόμενος τὸ ὕδωρ, οὗτος ὑπεύθυνος ἔστω τῷ αὐτῷ προστείμῳ μὴ χρώμενος τῷ κλέμματι. Vacat (§ 7) ἐπειδὴ πάσης κατασκευῆς σωτερίως ἐφετὸν ἐστὶν ἡ τήρησις καὶ μάλιστα τῶν ὑδραγωγίων ἡ συσκέπασις κελεύω μετὰ τὸ τὴν πρόχρησιν τῶν τριῶν μυριάδων καὶ ἡμισείας ἀποδοθῆναι τῇ πόλει τὸν ἐκ τῶν ὑδάτω̣ν̣ ἅπαντα πόρον εἴτε τὸν μεταπτωτικὸν εἴτ' ἐκ πράσεως εἴτε καὶ ἄλον ὁντιναοῦν ἐπ’ αὐτῶν πορίσειεν ταῦτα τὰ χωρὶς τῶν ἐξῃρημένων εἴκοσι δακτύλων τῷ πόρῳ τῆς ἀναθεράσεως ἀξίωι κατὰ τὴν πόλιν σωλήνων εἰς τὴν συνστέγασιν χωρῆσαι τῶν ὀχετῶν ἀνῶθεν ἀπὸ τῶν πηγῶν μέχρι καὶ τῶν οἴκων τῶν ἐκδοχικῶν. Vacat (§ 8) Ἐὰν δέ τις ἢ ἄρχων ἢ πολειτευτὴς ἢ ἰδι-

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Das Statthalteredikt von Laodikeia am Lykos

Z. 20

Z. 21 Z. 22 Z. 23 Z. 24 Z. 25 Z. 26

Z. 27 Z. 28 Z. 29 Z. 30

461

ώτης μετακεινήσῃ τοῦτον τὸν πόρον μέχρι τοῦ παντελῆ τὴν συνστέγασιν αὐτῶν γενέσθαι, ὑπύθυνον ἔστω τῷ τοῦ κυρίου Καίσαρος φισκῳ ((δηναρίοις)) μυρίοις δισχιλίοις πεντακοσίοις. Vacat (§ 9) σκε·πτόμενος δὲ περὶ τῆς διηνεκοῦς ἀσφαλείας τοῦ ὕδατος, ἀναγκαῖον ἡγησάμην καὶ τοῦτο προσδιορίσαι, ὅπως ἐκ τῶν εὐσχημονεστάτων ἀνδρῶν αἱροῖντο ὑπὸ τῆς πόλεως ἐν ἀρχαι [ρεσίαις] ἐπιμηλεταὶ εἰς ἕκαστον ἐνιαυτὸν δύο οἵτινες ἁγνῶς καὶ φιλοτείμως προνοήσουσιν τῆς ἐπιμελείας εἰς μόνον ἀφορῶντες τὸ κοινῇ συνφέρον. Vacat (§ 10) αἱ πρυτανεύουσαι φυλαὶ [- ca. 10- - ] ΩΝ νέων καθʾ ἕκαστον μῆνα ἀνιοῦσαι τὰ ἔργα ἐπισκοπείωσαν. Vacat (§ 11) κελεύω δὲ τοὺς τε ὑδραγωγοὺς τοὺς ἐξ ἔθους καὶ τρεῖς δημουσίους ἐπὶ τῷ εἰωθότι ὀψωνίῳ προσμένειν τοῖς ἔργοις…Α…ΗΤΩΝ ὑδάτων τηρήσει τῶν γὲ ἐπὶ τῆς πόλεως καί τῶν ἐπὶ τῆς χώρας οἵτινες κωλύοντες τὰς κακουργίας τὰς τολωμένας προασαγγέλλουσι καθʾ ὡς καὶ Σαίνιος Σαβεῖνος ὁ κράρτισ[το]ς [περσβευ-] τὴς διατάγματι ἐβεβαίωσεν, ὐδραγωγοὶ δὲ οἱ κακουργήσαντες τοῖς αὐτοῖς προστείμοις ἔνοχοι ἔστωσαν. Vacat (§ 12) ἵνα δὲ μᾶλλον ἡ διάταξις τῶν ὑδάτων βεβαιωθῇ ἕκαστος τῶν Τ[-ca. 5]Σ ἐ·ω· νημένων καὶ ὠνησομένων τύχῃ οὐ ἐπριᾶτο μέτρου ἡ λαμπροτάτη πόλις ἑλέσθω τὸν δικαιότατον ἄνδρα διαιρετὴν ἐσόμενον τοῦ πραθέντος ὕδατος π·[ρ·]ὸ··ς τὰ προγεγραμμένα μέτρα. Vacat (§ 13) [παρὰ δὲ τὸν oder τὸν δὲ] ἐπιλεγόμενον κόλυμβον μηδενὶ ἐξέστω μισθώσασθαι τῶν γειτνιώντων [κ]αὶ ἐξ αὐτοῦ ἔθος ἐχόντων ἀρδεύειν τὰ ἴδια χωρία πρὸ ταύτης τῆς διατάξεως. Ἐὰν δέ τις ἢ δι αὺτοῦ καὶ ὑπο… τοῦ προσώπου εὑρετῇ κακουργῶν τὸ ὕδωρ τῇ προφάσει τῷ μισθώσεως τῷ προγεγραμμένῳ προστείμῳ εἰς τὸν φίσκον ἔνοχος ἔστω καὶ ἡ μίσθωσις ἀκυροῦσθω. Vacat (§ 14) τοῦτό μου τὸ [διά-] ταγμα οἱ ὑπὸ τῆς λαμπροτάτης Λαωδικέων πόλεως αἱρεθέντες ἐργεπιστάται ἄνδρες ἀξιόλογοι στήλλαις ἐνχαραξάτωσαν ἕκατος ἐπὶ τὸ ἴδιον ἵνα πᾶσιν [ὁ πε-] ρὶ αὐτῶν νόμος ᾗ πρόδηλος.

Übersetzung in der englischen Wiedergabe von Guizzi: 2 As the most splendid city of the Laodikeians advances always more towards greatness and beauty through which she rises at the same time as the happy circumstances, with the forethought of the most sacred and incomparable Emperor Nerva Traianus Caesar Augustus Germanicus Dacicus she brings plenty of water from very abundant sources, both the ones from royal grant, and all the others coming from the mountains, fulfilling the benefical 2 An einigen Stellen wurden kleinere Vorschläge zur Verbesserung der Lesung vorgenommen, eine vollständige Autopsie mit Übersetzung des Textes war vor der Drucklegung nicht mehr möglich.

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Anhang

need of the city, eagerly and well planned; and now the egregi Cornelius Tacitus the proconsul and Saenius Sabinus the legatus, having been informed by Iulius Klaros, then stra­ tegos, now curator aquarum, gave their consent and the most provident proconsul Vicirius Martialis sent a letter, rejoycing in this success, and decided for a not only useful but also necessary improvement, to arrange a use for the common utility for the permanence fo all time following the arrangements of the (previous) governors arrangements, which I myself follow, to make both the water and the works that support it not affected by decay, not being plotted against by the misdeeds of the ones who cause damage. I order, by this edict of mine, (§ 1) that nobody take away or divert water from the springs of the water pipes of the city under any pretext or cause, at any time nor in any place, to let the water go down to the city entirely unceasingly and unadultered. Since it is unjust that the ones who have it before (it comes down to the city) lessen its common and complete necessary use. Thus, in this way the works will be no less defined and the collected abundance of the waters will have its complete use and also sight. (§ 2) If one uses the water before the city or diverts it for irrigation or for any other need, or damages it in any way, he should pay as a penalty to the fiscus of the lord Traian Caesar 5000 denarii, 1/8 of which should be the share of the informer and he should nonetheless be deprived of the water. (§ 3) In like manner no one should be allowed to take the city`s water for free, with any pretext, nor a city magistrate (officer) to decide this kind of exemption (concession). If someone put this preposition to vote, he should be liable to pay to the fiscus of the Lord Caesar the prescript fine, and the concession should be nullified. (§ 4) Nevertheless, to those who have bought the water without violating the constitution of the divus Vespasianus, I allow the use of the water, either in houses, or in gardens, baths, or suburban estates, if it cannot be brought from the city itself. Otherwise, they should be liable for the same fine. (§ 5) Those who buy the water each in the places suitable in each case, have to build the so-called castella (castelli) through which they will have the due measure, with a bronze measure publicly approved and sealed, of a finger or half a finger, the one, which is used by the managers of the aqueducts. (§ 6) Whoever in any way diminishes the water, either digging under (its aqueducts) or polluting it otherwise, shall be liable for the same fee, and shall not use the stolen water. (§ 7) Since safe protection of the whole infrastructure and especially the covering of all aqueduct is the objective, I order that after granting to the city of the loan of thirty-five thousand denaria the whole budget from the waters, whether the variable one, or the one deriving from the sale, or any other budget whatsoever they could obtain from them, let aside the twenty fingers reserved for the budget sufficient for the warming of the pipes in the area of the city, be spent for the cover of the water pipes, from the sources down to the houses of the reservoirs. (§ 8) But if someone, officer or citizen or private man, misdirects this budget before the roofing is completed, he shall be liable to pay to the fiscus of the lord Caesar twelve thousand five hundred (12 500) denarii. (§ 9) Considering the continuous safety of the water, I also thought necessary to define this: that by the city be chosen by election, from among the most distinguished men, two superintendents every year to take care of the superintendence in an uncorrupted (pure) and zealous (loving of honours) way, looking only for the common utility. (§ 10) The tribes holding the presidency (prytany)… have to inspect the works, going up inland each month…of the young men. (§ 11) I order

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Das Statthalteredikt von Laodikeia am Lykos

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that the usual managers of the aqueducts and three public slaves continue in the works at the customary wages (…) in the protection of the waters both into the city and on the territory (countryside); and, preventing the wrongdoing being committed, they denounce it, as the egregius Saenius Sabinus established by his edict; while the managers of the aqueducts, who cause damage shall be liable to (pay) the same fines. (§ 12) To let the arrangement concerning the waters be more firmly established, everyone of those (…) who have bought or are buying (water), will get the quantity that they bought, the most splendid city shall choose the most just man to be the distributor of the purchased water at the measures established. (§ 13) (…) It will not be allowed to any of the neighbours either to borrow (from) the selected cistern or to irrigate their private estates from it, as they were used to before this edict. If someone is found damaging the water through that or by (…), putting forward the excuse of the rent, he shall be liable for the prescribed fine to the fiscus and the rent shall be nullified. (§ 14) The superintendents of works chosen by the most splendid city of the Laodikeians, men of note, shall have inscribed on some stelai this edict of mine, each one upon the work he himself has superintended, in order that is shall be a clear law to everyone about the above (water use). (Guizzi 2019, mit Text und englischer Übersetzung, leicht modifiziert)

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13. Indices und Konkordanzen

13.1

Literarische Quellen

Ael. Takt. pr. 3 ▷ 27, Anm. 103 Ain. Takt. 10,18   ▷ 85, Anm. 200 Amm. 17,7,1–9  ▷ 235, Anm. 244 Amm. 28,2,2  ▷ 395, Anm. 7 Anthologia Graeca 9,679  ▷ 44, Anm. 204 Arist. Or. 17,10  ▷ 342, Anm. 52 Arist. Or. 53  ▷ 351, Anm. 21 Arist. Romede 31–32  ▷ 237, Anm. 260 Arist. Romrede 97  ▷ 325, Anm. 823 Arist. Romrede 101  ▷ 210, Anm. 79 Aristot. Pol. 1303 b 13  ▷ 59, Anm. 12 Aristot. Pol. 1318 b  ▷ 164, Anm. 216 Aristot. Pol. 1321 b, 23–27  ▷ 166, Anm. 225; 187, Anm. 344 Aristot. Pol. 1327 a 3 – b 15  ▷ 29, Anm. 116 Aristot. Pol. 1330 a 34–1331 b 13  ▷ 29, Anm. 116 Aristot. Rhet. 1364 a  ▷ 20, Anm. 59 Astynomengesetz Coll. II Z. 53  ▷ 268, Anm. 443 Astynomengesetz, Coll. II Z. 74–82  ▷ 59, Anm. 14 Astynomengesetz, Coll. II Z. 92  ▷ 268, Anm. 443 Astynomengesetz, Coll. IV Z. 172–202  ▷ 165 Astynomengesetz, Coll. IV Z. 180–184  ▷ 137, Anm. 30 Astynomengesetz, Coll. IV Z. 184  ▷ 142, Anm. 67 Astynomengesetz, Coll. IV Z. 196–202  ▷ 166, Anm. 223

Astynomengesetz, Coll. IV Z. 203–209  ▷ 121, Anm. 111 Astynomengesetz, Coll. IV Z. 203–212  ▷ 121, Anm. 112 Astynomengesetz, Coll. IV Z. 203–216  ▷ 319, Anm. 772 Athen. 1,31 a–d  ▷ 266, Anm. 430 Athen. 12,541 c  ▷ 358, Anm. 67 Auson. Mos. 359–364  ▷ 314, Anm. 737 Cael. Acut. 1,15,129  ▷ 5, Anm. 24 Caes. Gall. 8,40–41  ▷ 319, Anm. 774 Cass. Dio 48,32  ▷ 148, Anm. 91 Cass. Dio 48,32,3–4  ▷ 167, Anm. 240 Cass. Dio 49,14,5  ▷ 236, Anm. 256 Cass. Dio 52,6,2–3  ▷ 220, Anm. 141 Cass. Dio 52,30,1  ▷ 224, Anm. 167 Cass. Dio 52,37,9–10  ▷ 132, Anm.5 Cass. Dio 54,11,7  ▷ 168, Anm. 42 Cass. Dio 54,30,3  ▷ 234, Anm. 236 Cass. Dio 61,21,1  ▷ 205, Anm. 47 Cass. Dio.68,7,1  ▷ 204, Anm. 36 Cass. Dio 68,7,2  ▷ 202, Anm. 27 Cass. Dio 68,13  ▷ 203, Anm. 32 Cass. Dio 69,5,2–3  ▷ 236, Anm. 251; 295, Anm. 604 Cass. Dio 73,18,3  ▷ 209, Anm. 72 Cassiod. Var. 3,30  ▷ 393, Anm. 1 Cassiod. Var. 3,31  ▷ 37, Anm. 163 Cassiod. Var. 5,38  ▷ 32, Anm. 138 Cassiod. Var. 7,6  ▷ 37 Cassiod. Var. 7,6,1  ▷ 37, Anm. 164 Cassiod. Var. 7,6,2  ▷ 200, Anm. 16; 203, Anm. 30

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466

Indices und Konkordanzen

Cassiod. Var. 7,6,3  ▷ 350, Anm. 12 Cassiod. Var. 8,29–30  ▷ 393, Anm. 1 Chronicon Paschale (Dindorf, p. 474)  ▷ 268, Anm. 443 Cic. Ad. Q. fr. 3,1,3  ▷ 101, Anm. 333 Cic. Att. 5,13,3  ▷ 144, Anm. 70 Cic. Att. 15,28,4  ▷ 144, Anm. 70 Cic. Balb. 20  ▷ 144, Anm. 70 Cic. Fam. 3,8,3  ▷ 348, Anm. 5 Cic. Fam. 8,6,4  ▷ 167, Anm. 238 Cic. Fam. 8,9,6,4  ▷ 156, Anm. 153 Cic. Fin. 2,70  ▷ 310, Anm. 705 Cic. Leg. 2,2  ▷ 208, Anm. 62 Cic. Leg. Agr. 2,95  ▷ 201, Anm. 22 Cic. Leg. Agr. 3,9  ▷ 156, Anm. 147; 357, Anm. 61 Cic. Off. 2,60  ▷ 207, Anm. 54 Cic. Phil. 5,19,33  ▷ 148, Anm. 92 Cod. Iust. 1,4  ▷ 103, Anm. 342 Cod. Iust. 1,4,26  ▷ 67, Anm. 76; 103, Anm. 342 Cod. Iust. 3,34,4  ▷ 148, Anm. 95 Cod. Iust. 4,62,1  ▷ 204, Anm. 34 Cod. Iust. 8,11,7  ▷ 103, Anm. 344 Cod. Iust. 10,66,1,1–2  ▷ 92, Anm. 268 Cod. Iust. 11,42,5  ▷ 355, Anm. 47 Cod. Iust. 11,42,6  ▷ 159, Anm. 178 Cod. Iust. 11,42,6,1  ▷ 153, Anm. 129 Cod. Iust. 11,42,7  ▷ 357, Anm. 62 Cod. Iust. 11,42,9  ▷ 158, Anm. 171 Cod. Iust. 11,42,11  ▷ 158, Anm. 172 Cod. Iust. 11,41,10–11  ▷ 153, Anm. 130 Cod. Iust. 11,43,1  ▷ 35, Anm. 155; 165, Anm. 221 Cod. Iust. 11,43,2  ▷ 36, Anm. 156 Cod. Iust. 11,43,3  ▷ 36, Anm. 156; 58, Anm. 3 Cod. Iust. 11,43,4  ▷ 36, Anm. 156 Cod. Iust. 11,43,6 pr  ▷ 356, Anm. 56 Cod. Iust. 11,43,8,1  ▷ 102, Anm. 341 Cod. Iust. 11,43,10  ▷ 37, Anm. 163 Cod. Iust. 11,43,10,3  ▷ 314, Anm. 736 Cod. Iust. 12,3,3,1  ▷ 103, Anm. 345

Cod. Iust. 12,3,2,3  ▷ 103, Anm. 345 Cod. Iust. 12,3,2–3,4  ▷ 36, Anm. 158 Cod. Iust. 15,42,5  ▷ 158, Anm. 172 Cod. Iust. 24,3  ▷ 154, Anm.134 Colum. 8,16,5  ▷ 310, Anm. 705 Cod. Theod. 6,4,13  ▷ 36, Anm. 158 Cod. Theod. 6,4,13, pr  ▷ 103, Anm. 343 Cod. Theod. 6,4,29  ▷ 103, Anm. 244 Cod. Theod. 14,6,3  ▷ 36, Anm. 158 Cod. Theod. 15,1,36  ▷ 36, Anm. 158; 103, Anm. 346 Cod. Theod. 15,2,1 = Cod. Iust. 11,43,1  ▷ 35, Anm. 155; 153, Anm. 128; 156, Anm. 150; 165, Anm. 221 Cod. Theod. 15,2,2  ▷ 36, Anm. 156; 158, Anm. 168; 355, Anm. 47 Cod. Theod. 15,2,3  ▷ 36, Anm. 156; 159, Anm. 176; 356, Anm. 55 Cod. Theod. 15,2,4 = Cod. Iust. 11,43,2  ▷ 36, Anm. 157; 157, Anm. 160 Cod. Theod. 15,2,5 = Cod. Iust. 11,43,3  ▷ 36, Anm. 156; 58, Anm. 3 Cod. Theod. 15,2,6  ▷ 36, Anm. 156; 153, Anm. 132 Cod. Theod. 15,2,7 = Cod. Iust. 11,43,4  ▷ 36, Anm. 156; 157, Anm. 160 Cod. Theod. 15,2,8  ▷ 36, Anm. 157; 157, Anm. 161; 175, Anm. 289 Cod. Theod. 15,2,9  ▷ 36, Anm. 156; 158, Anm. 171; 159, Anm. 177 Cod. Theod. 15,3,1  ▷ 156, Anm. 149 Demosth. Or. 55,5–6: 159, Anm. 181 Dig. 1,1,1,2  ▷ 204, Anm. 34 Dig. 1,2,2,47  ▷ 5, Anm. 24 Dig. 1,16,7  ▷ 396, Anm. 9 Dig. 8,1,14,2  ▷ 36, Anm. 159 Dig. 8,1,19  ▷ 36, Anm. 159 Dig. 8,2,1  ▷ 36, Anm. 159 Dig. 8,2,19  ▷ 36, Anm. 159 Dig. 8,3,17  ▷ 145, Anm. 80 Dig. 8,6,7–10  ▷ 36, Anm. 159 Dig. 8,6,7–8  ▷ 158, Anm. 167 Dig. 20,1,27  ▷ 155, Anm. 140

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Literarische Quellen

Dig. 20,32,2  ▷ 205, Anm. 45; 212, Anm. 93 Dig. 21,1  ▷ 155, Anm. 140 Dig. 22,6,9,5–6  ▷ 274, Anm. 487 Dig. 24,11  ▷ 155, Anm. 140 Dig. 30,122 pr  ▷ 205, Anm. 45; 212, Anm. 93 Dig. 39,1,4,11  ▷ 201, Anm. 21 Dig. 39,3,2,6  ▷ 36, Anm. 160 Dig. 39,3,11,1  ▷ 36, Anm. 160 Dig. 39,3,16  ▷ 36, Anm. 160 Dig. 39,3,17,1  ▷ 36, Anm. 160 Dig. 43,12,1,6  ▷ 155, Anm. 140 Dig. 43,13,3,7  ▷ 145, Anm. 80 Dig. 43,20  ▷ 36 Dig. 43,20,2  ▷ 158, Anm. 167 Dig. 43,20,5  ▷ 158, Anm. 167 Dig. 43,21  ▷ 36 Dig. 43,21,1  ▷ 75, Anm. 139 Dig. 43,21,4  ▷ 204, Anm. 36; 316, Anm. 753 Dig. 43,22  ▷ 36 Dig. 43,23,1,7  ▷ 201, Anm. 21 Dig. 43,24,16,1  ▷ 201, Anm. 23 Dig. 50,4,1,2  ▷ 187 Dig. 50,4,18,6  ▷ 187, Anm. 343 Dig. 50,10  ▷ 237, Anm. 261 Dig. 50,10,6  ▷ 232, Anm. 223 Diod. 1,33,8–12  ▷ 129, Anm. 175 Diod. 11,25,3  ▷ 68, Anm. 85; 108, Anm. 7 Diod. 14,18  ▷ 110, Anm. 17 Diod. 19,104,5  ▷ 68, Anm.82 Diod. 20,36  ▷ 166, Anm. 229 Dion. Chrys. 31,38  ▷ 288, Anm. 558 Dion. Chrys. 45,12–16  ▷ 205, Anm. 42 Dion. Chrys. 54–55  ▷ 288, Anm. 558 Dion. Chrys. 35,13  ▷ 30, Anm. 122 Dion. Hal. Ant. 3,67,5  ▷ 335, Anm. 23 Edictum Venafranum § 4  ▷ 149, Anm. 98; 150, Anm. 108; 151, Anm. 120; 152, Anm. 121; 154, Anm. 138; 155, Anm. 140; 180, Anm. 321

467

Edictum Venafranum § 5  ▷ 148, Anm. 93; 152, Anm. 122; 168, Anm. 246; 356, Anm. 49; 357, Anm. 58; 357, Anm. 62 Edictum Venafranum § 6  ▷ 170, Anm. 257 Eum. Pro. Inst. 4  ▷ 397, Anm. 20 Ios. Ant. Iud. 5,3,3  ▷ 357, Anm. 66 Ios. Ant. Iud. 15,9,4  ▷ 359, Anm. 77 Ios. Bell. Iud. 1,15,1  ▷ 73, Anm. 119 Ios. Bell. Iud. 2,16,4  ▷ 256, Anm. 368 Ios. Bell. Iud. 2,175  ▷ 294, Anm. 600 Frontin. Aqu. 1  ▷ 26, Anm. 99; 203, Anm. 33 Frontin. Aqu. 1–3  ▷ 25, Anm. 88 Frontin. Aqu. 2  ▷ 23, Anm. 77 Frontin. Aqu. 5  ▷ 166, Anm. 229 Frontin. Aqu. 6  ▷ 167, Anm. 234 Frontin. Aqu. 7  ▷ 100, Anm. 319; 146, Anm. 85; 156, Anm. 153; 167, Anm. 237 Frontin. Aqu. 9  ▷ 157, Anm. 155; 167, Anm. 236; 168, Anm. 241; 221, Anm. 146 Fronton. Aqu. 10  ▷ 397, Anm. 23 Frontin. Aqu. 11  ▷ 80, Anm. 161; 212, Anm. 94; 221, Anm. 150 Frontin. Aqu. 12  ▷ 224, Anm. 169 Frontin. Aqu. 13–14  ▷ 219, Anm. 133; 222, Anm. 152 Frontin. Aqu. 14  ▷ 222, Anm. 153 Frontin. Aqu. 15  ▷ 28, Anm. 110 Frontin. Aqu. 16  ▷ 28, Anm. 110; 206, Anm. 53; 335, Anm. 22 Frontin. Aqu. 20  ▷ 222, Anm. 153 Frontin. Aqu. 25  ▷ 158, Anm. 168 Frontin. Aqu. 26  ▷ 356, Anm. 55 Frontin. Aqu. 36  ▷ 356, Anm. 58 Frontin. Aqu. 76  ▷ 156, Anm. 153; 204, Anm. 38 Frontin. Aqu. 78  ▷ 93, Anm. 275; 308, Anm. 689 Frontin. Aqu. 83  ▷ 321, Anm. 791 Frontin. Aqu. 88  ▷  335, Anm. 22 Frontin. Aqu. 89  ▷ 335, Anm. 22

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Indices und Konkordanzen

Frontin. Aqu. 91  ▷ 313, Anm. 731; 357, Anm. 58 Frontin. Aqu. 92  ▷ 80, Anm. 161; 167, Anm. 234 Frontin. Aqu. 94  ▷ 167, Anm. 231; 312, Anm. 720; 356, Anm. 48; 357, Anm. 58 Frontin. Aqu. 95  ▷ 167, Anm. 232; 292, Anm. 587; 307, Anm. 681; 355, Anm. 48 Frontin. Aqu. 96  ▷ 167, Anm. 237 Frontin. Aqu. 97  ▷ 150, Anm. 107; 155, Anm. 144; 156, Anm. 154; 159, Anm. 179; Frontin. Aqu. 98  ▷ 23, Anm. 77 Frontin. Aqu. 99  ▷ 168, Anm. 242 und Anm. 243; 355, Anm. 45 Frontin. Aqu. 100  ▷ 179, Anm. 316 Frontin. Aqu. 102  ▷ 169, Anm. 252 Frontin. Aqu. 103  ▷ 158, Anm. 170 Frontin. Aqu. 104  ▷ 306, Anm. 677 f.; 321, Anm. 790 Frontin. Aqu. 105  ▷ 172, Anm. 270– 272; 355, Anm. 47; 357, Anm. 61 Frontin. Aqu. 105–108  ▷ 169, Anm. 252 Frontin. Aqu. 106  ▷ 158, Anm. 168; 356, Anm. 57 Frontin. Aqu. 106–107  ▷ 306, Anm. 680 Frontin. Aqu. 110  ▷ 158, Anm. 173 Frontin. Aqu. 111  ▷ 201, Anm. 21 Frontin. Aqu. 117  ▷ 92, Anm. 262 Frontin. Aqu. 118  ▷ 24, Anm. 84; 156, Anm. 147; 171, Anm. 263 Frontin. Aqu. 119  ▷ 90, Anm. 247; 335, Anm. 22 Frontin. Aqu. 119–124  ▷ 156, Anm. 149 Frontin. Aqu. 125  ▷ 148, Anm. 92;149, Anm. 104 und Anm. 105; 150, Anm. 108 Frontin. Aqu. 127  ▷ 149, Anm. 104; 151, Anm. 117; 152, Anm. 122; 170, Anm. 257 Frontin. Aqu. 128  ▷ 147, Anm. 86 und Anm. 88; 205, Anm. 44 Frontin. Aqu. 129  ▷ 144, Anm. 71; 152, Anm. 123; 157, Anm. 156; 170, Anm. 257; 355, Anm. 46

Frontin. Aqu. 130  ▷ 27, Anm. 100 Frontin Strat. 1  ▷ 24, Anm. 85 Gell. 1,2,2  ▷ 256, Anm. 371; 358, Anm. 76 Gell. 19,10,2–3  ▷ 101, Anm. 326 Harpokr. s.v. λουτροφόρος, λουτροφορεῖν (Dindorf, p. 195)  ▷ 28, Anm. 106 Hdt. 3,6–9  ▷ 68, Anm. 82 Hdt. 3,60  ▷ 58, Anm. 7; 112, Anm. 39 Hdt. 6,30  ▷ 81, Anm. 169 Herodian. 1,12,4–5  ▷ 207, Anm. 58 Herodian. 3,2,8  ▷ 132, Anm. 5 Heron. Bel. 1  ▷ 92, Anm. 267 Heron. Dioptr. 215,1–8  ▷ 62, Anm. 34 Heron. Dioptr. 215,9–10  ▷ 64, Anm. 52 Hippokr. Aer. 48–50  ▷ 200, Anm. 13 Hom. Il. 21,257–261  ▷ 138, Anm. 41 Hor. Epist. 1,15,15–16  ▷ 317, Anm. 759 Hor. Sat. 1,4,76–80  ▷ 208, Anm. 68 Hor. Sat. 1,5,88–91  ▷ 317, Anm. 759 Hor. Sat. 1,5,91  ▷ 255, Anm. 365 Ioh. Mal. 9,5  ▷ 220, Anm. 142 Ioh. Mal. 11,9  ▷ 219, Anm. 138; 236, Anm. 251 Ioh. Mal. 14  ▷ 219, Anm. 138; 236, Anm. 251 Iuv. 1,141–142  ▷ 208, Anm. 68 Iuv. 3,10–11  ▷ 89, Anm. 242 Iuv. 7,178–179  ▷ 101, Anm. 327 Joh. Chrys. Epist. Ad Olympiadem 17,4  ▷ 350, Anm. 11 Lact. Mort. Pers. 7  ▷ 199, Anm. 6 Lex Irnitana, Rubrik 82  ▷ 148, Anm. 92; 149, Anm. 102 Lex Ursonensis § 77  ▷ 148, Anm. 92 Lex Ursonensis § 79  ▷ 145, Anm. 80 Lex Ursonensis § 99  ▷ 146, Anm. 82; 149, Anm. 101 Lex Ursonensis § 104  ▷ 155, Anm. 141 Lib. Or. 11,243  ▷ 370, Anm. 166 Lib. Or. 11,243–248  ▷ 339, Anm. 46 Lib. Or. 11,248  ▷ 342, Anm. 50 Lib. Or. 11,270–272  ▷  Lib. Or. 61  ▷ 106, Anm. 359

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Literarische Quellen

Liv. 9,29  ▷ 211, Anm.88; 224, Anm. 166 Liv. 9,29,5–6  ▷ 166, Anm. 229 Liv. 33,30,7  ▷ 100, Anm. 322 Liv. 38,38,13  ▷ 100, Anm. 322 Liv. 39,1,3  ▷ 201, Anm. 22 Liv. 39,6,7  ▷ 206, Anm. 53 Liv. 39,44,4  ▷ 156, Anm. 152; 160, Anm. 185; 167, Anm. 231 Liv. 40,51,7  ▷ 146, Anm. 84; 148, Anm. 94 Lukian. De mort. Peregr. 19  ▷ 138, Anm. 35 Lukian. De mort. Peregr. 19–20  ▷ 254, Anm. 360; 255, Anm. 363 Lucan. 10,111–130  ▷ 207, Anm. 60 Lyd. Mens. 3,23  ▷ 67, Anm. 75 Mart. 3,56  ▷ 317, Anm. 757 Mart. 5,20,8–9  ▷ 349, Anm. 7 Mart. 6,42  ▷ 361, Anm. 98 Mart. 7,32,11–12   ▷ 213, Anm. 95; 350, Anm. 12 Mart. 9,18  ▷ 156, Anm. 151 Mart. 3,47,1  ▷ 89, Anm. 242 Menander Rhetor 345,25– 30  ▷ 29, Anm. 119 Menander Rhetor 346,25–351, 20  ▷ 29, Anm. 118 Menander Rhetor 347  ▷ 30, Anm. 122 Menander Rhetor 349  ▷ 30, Anm. 122 Menander Rhetor 353,5– 367,8  ▷ 30, Anm. 121 Menander Rhetor 353,5– 359,15  ▷ 30, Anm. 120 Mysterieninschrift, Z. 85– 89  ▷ 136, Anm. 29 Mysterieninschrift, Z. 103– 106  ▷ 138, Anm. 39 Mysterieninschrift, Z. 103– 104  ▷ 166, Anm. 226 Mysterieninschrift, Z. 104 ▷ 145, Anm. 79 Mysterieninschrift, Z. 106– 111  ▷ 138, Anm. 39 ORF 99–105  ▷ 159, Anm. 183

ORF 103  ▷ 160, Anm. 188 ORF 104  ▷ 159, Anm. 184 Ov. Ars. 3,385–386  ▷ 350, Anm. 12 Ov. Pont. 1,8,37–38  ▷ 201, Anm. 22 Ov. Pont. 2,7,73–74  ▷ 350, Anm. 13 Ov. Pont. 3,1,17–18  ▷ 350, Anm. 14 Ov. Trist. 3,12,25–26  ▷ 350, Anm. 11 Paus. 1,14,1  ▷ 111, Anm. 31 Paus. 1,40,1  ▷ 113, Anm. 47 Paus. 4,33,4  ▷ 136, Anm. 28 Paus. 7,27,4  ▷ 317, Anm. 760 Paus. 10,4,1  ▷ 349, Anm. 9 Paus. 10,35,6  ▷ 317, Anm. 760 Petron. 73  ▷ 361, Anm. 100 Philo von Byzantion, Pneumatica 65  ▷ 364, Anm. 122 Philostr. Ap. 1,16  ▷ 102, Anm. 337 Philostr. Soph. 1,25,3  ▷ 207, Anm. 54; 258, Anm. 386 Philostr. Soph. 2,1,3  ▷ 101, Anm. 331; 256, Anm. 368 Philostr. Soph. 2,1,5  ▷ 254, Anm. 361; 255, Anm. 365 Philostr. Soph. 2,13  ▷ 255, Anm. 363 Philostr. Soph. 2,26  ▷ 282, Anm. 535 Pind. O. 1,1  ▷ 20, Anm. 59 Plat. Kritios 117 b  ▷ 59, Anm. 10 Plat. Leg. 6,763 d  ▷ 206, Anm. 50 Plat. Leg. 6,764 b  ▷ 133, Anm. 10 Plat. Leg. 8,844 a–c  ▷ 136, Anm. 22; 140, Anm. 55 Plin. Epist. 2,17,11  ▷ 361, Anm. 99 Plin. Epist. 4,8,3  ▷ 24, Anm. 83 Plin. Epist. 5,6,23  ▷ 359, Anm. 80 Plin. Epist. 5,6,20–23  ▷ 358, Anm. 76 Plin. Epist. 6,31,3  ▷ 258, Anm. 384 Plin. Epist. 9,16,6  ▷ 26, Anm. 97 Plin. Epist. 10,37  ▷ 287, Anm. 556 Plin. Epist. 10,17 a,3  ▷ 101, Anm. 330; 293, Anm. 592 Plin. Epist. 10,17 b,2  ▷ 101, Anm. 330; 293, Anm. 592 Plin. Epist. 10,23  ▷ 272, Anm. 481

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Indices und Konkordanzen

Plin. Epist. 10,24  ▷ 272, Anm. 481 Plin. Epist. 10,37  ▷ 101, Anm. 334; 202, Anm. 24; 206, Anm. 50 Plin. Epist. 10,38  ▷ 293, Anm. 592 Plin. Epist. 10,39,5  ▷ 231, Anm. 213; 290, Anm. 571; 304, Anm. 668 Plin. Epist. 10,40,3  ▷ 231, Anm. 214 Plin. Epist. 10,41,1  ▷ 212, Anm. 90 Plin. Epist. 10,41,4  ▷ 129, Anm. 175 Plin. Epist. 10,58,7–9  ▷ 25, Anm. 91 Plin. Epist. 10,90  ▷ 200, Anm. 15; 201, Anm. 22; 316, Anm. 751 Plin. Epist. 10,91  ▷ 202, Anm. 24 Plin. Epist. 10,98  ▷ 200, Anm. 14; 202, Anm. 24; 342, Anm. 53; 351, Anm. 20 Plin. Epist. 10,112  ▷ 288, Anm. 562 Plin. Epist. 10,113  ▷ 288, Anm. 562 Plin. Nat. 18,188–189  ▷ 162, Anm. 204 Plin. Nat. 31,25 (42)  ▷ 156, Anm. 151 Plin. Nat. 31,41  ▷ 80, Anm. 162; 200, Anm 16 Plin. Nat. 31,41–42  ▷ 201, Anm. 18 Plin. Nat. 31,42  ▷ 307, Anm. 686 Plin. Nat. 31,58  ▷ 85, Anm. 203 Plin. Nat. 33,51  ▷ 100, Anm. 322 Plin. Nat. 33,74–76  ▷ 314, Anm. 741 Plin. Nat. 33,153  ▷ 208, Anm. 68 Plin. Nat. 36,75  ▷ 206, Anm. 53 Plin. Nat. 36,102  ▷ 202, Anm. 27 Plin. Nat. 36,121  ▷ 202, Anm. 28; 342, Anm. 59 Plin. Nat. 36,122  ▷ 100, Anm. 319; 219, Anm. 133; Plin. Nat. 36,121–122  ▷ 221, Anm. 149; 342, Anm. 60 Plin. Nat. 36,123  ▷ 343, Anm. 62 Plin. Nat. 36,106–107  ▷  Plin. Paneg. 50,4  ▷ 202, Anm. 25 Plut. Cato. 19   ▷ 156, Anm. 152; 160, Anm. 185; 167, Anm. 231 Plut. Cato. 19,1  ▷ 156, Anm. 152 Plut. Gracch. 7,1  ▷ 206, Anm. 50 Plut. Kimon 13,8  ▷ 111, Anm. 29

Plut. Mor. 802 d  ▷ 209, Anm. 71 Plut. Mor. 819 a  ▷ 210, Anm. 78 Plut. Publ. 15,3  ▷ 209, Anm. 76 Plut. Solon 23  ▷ 138, Anm. 41 Plut. Solon 23,5  ▷ 111, Anm. 24 Plut. Solon 23,6  ▷ 133, Anm. 13; 136, Anm. 24 Plut. Them. 31,1  ▷ 164, Anm. 217 Plut. Fort. Rom. 317 b–c  ▷  131, Anm. 4 Pol. 10,28  ▷ 108, Anm. 4 Pomponius Mela 2,3  ▷ 69, Anm. 88 Prok. Aed. 1,11,10–15  ▷ 32, Anm. 137; 316, Anm. 751 Prok. Aed. 2,1,3  ▷ 206, Anm. 53 Prok. Aed. 2,2  ▷ 61, Anm. 29; 212, Anm. 91 Prok. Aed. 2,3,24–26  ▷ 321, Anm. 789; 329, Anm. 837 Prok. Aed. 2,3,21  ▷ 65, Anm. 57 Prok. Aed. 2,4  ▷ 212, Anm. 91 Prok. Aed. 2,5,11  ▷ 32, Anm. 136 Prok. Aed. 3,7,1  ▷ 32, Anm. 136 Prok. Aed. 4,1,21  ▷ 32, Anm. 136 Prok. Aed. 4,9,14–16  ▷ 32, Anm. 136 Prok. Aed. 4,11,13  ▷ 32, Anm. 136 Prok. Aed. 4,90  ▷ 265, Anm. 428 Prok. Aed. 5,2  ▷ 316, Anm. 752 Prok. Aed. 5,2–3  ▷ 32, Anm. 136 Prok. Aed. 5,3,8–11  ▷ 203, Anm. 32 Prok. Aed. 5,4  ▷ 212, Anm. 91 Prok. Aed. 5,5  ▷ 212, Anm. 91; 203, Anm. 31 Prok. Aed. 5,19,19  ▷  314, Anm. 734 Prok. Aed. 5,19,20  ▷ 314, Anm. 733 Prok. Aed. 6,2,11  ▷ 32, Anm. 136 Prok. BG 5,19,27  ▷ 319, Anm. 774 Prok. HA 26,23  ▷ 341, Anm. 49 Prop. 2,31,5  ▷ 202, Anm. 27 PS 5,7,13  ▷ 155, Anm. 145 Quint. Inst. 3,7,27  ▷ 202, Anm. 26 Rut. Nam. 1,97–99  ▷ 203, Anm. 29 Rut. Nam. 1,97–106  ▷ 342, Anm. 58

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Literarische Quellen

Rut. Nam. 1,101–106  ▷ 201, Anm. 17; 350, Anm. 16 Rut. Nam. 1,157   ▷ 31, Anm. 129 Rut. Nam. 1,427  ▷ 31, Anm. 129 Rut. Nam. 1,467  ▷ 31, Anm. 129 Rut. Nam. 1,561   ▷ 31, Anm. 129 Sen. Contr. 5,5  ▷ 208, Anm. 66 Sen. Epist. 41,3  ▷ 176, Anm. 296 Sen. Epist. 86  ▷ 207, Anm. 60 und Anm. 61 Sen. Epist. 86,4–13  ▷ 202, Anm. 124 Sen. Epist. 86,10  ▷ 208, Anm. 68 Sen. Nat. 2,9,2  ▷ 86, Anm. 209 Sen. Nat. 3,2  ▷ 80, Anm. 160 SHA Alex. 25  ▷ 222, Anm. 156 SHA Comm. 1,9  ▷ 208, Anm. 69 SHA Comm. 5,4  ▷ 208, Anm. 69 SHA Prob. 9,3  ▷ 395, Anm. 4 Sidon. Carm. 18–19  ▷ 361, Anm. 99 Sidon. Epist. 5,6  ▷ 80, Anm. 164 Stat. Silv. 1,5  ▷ 361, Anm. 98 Skyl. 99  ▷ 116, Anm. 69 Sokr. 4,8  ▷ 70, Anm. 99 Steph. Byz. s.v. Π 180, Πλειστάρχεια  ▷ 117, Anm. 71 Strab. 3,2,10  ▷ 100, Anm. 322 Strab. 4,6,7  ▷ 157, Anm. 155; 161, Anm. 195; 315, Anm. 742 Strab. 5,3,8  ▷ 206, Anm. 52; 335, Anm. 24 Strab. 12,3,38–39  ▷ 71, Anm. 106 Strab. 12,4,2  ▷ 120, Anm. 101 Strab. 12,8,13–14  ▷ 77, Anm. 149; 264, Anm. 421 Strab. 13,4,8  ▷ 234, Anm. 239 Strab. 13,4,14  ▷ 311, Anm. 709 Strab. 14,1,21  ▷ 118, Anm. 81 Strab. 14,1,37  ▷ 126, Anm. 155; 317, Anm. 761 Strab. 16,4,21  ▷ 376, Anm. 24 Strab. 17,1,25  ▷ 129, Anm. 175 Suda, s.v. ὁλκός  ▷ 67, Anm. 76 Suet. Aug. 18,2  ▷ 395, Anm. 4 Suet. Aug. 46  ▷ 236, Anm. 255

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Suet. Cal. 21  ▷ 222, Anm. 152; 395, Anm. 6 Suet. Claud. 20  ▷ 203, Anm. 32; 204, Anm. 37 Suet. Claud. 28  ▷ 356, Anm. 52 Suet. Dom. 8,2  ▷ 244, Anm. 299 Suet. Nero 31,2  ▷ 207, Anm. 60 Suet. Tib. 47  ▷ 209, Anm. 73 Symm. Rel. 20,2  ▷ 102, Anm. 339 Tac. Agr. 21  ▷ 207, Anm. 59; 208, Anm. 68; 336, Anm. 27; 349, Anm. 6 Tac. Ann. 2,47  ▷ 234, Anm. 237–239 Tac. Ann. 11,20  ▷ 395, Anm. 3 und Anm. 5 Tac. Ann. 12,15,1  ▷ 170, Anm. 262 Tac. Ann. 13,33,3  ▷ 228, Anm. 196 Tac. Ann. 13,49,1  ▷ 209, Anm. 72 Tac. Ann. 13,53  ▷ 395, Anm. 6 Tac. Ann. 14,22,4  ▷ 155, Anm 144; 204, Anm. 38 Tac. Ann. 14,27  ▷ 234, Anm. 235 Tac. Ann. 14,47  ▷ 207, Anm. 55 Tac. Ann. 14,47,4  ▷ 205, Anm. 47 Tac. Ann. 15,40,1  ▷ 201, Anm. 23 Tac. Ann. 15,42,1  ▷ 207, Anm. 60 Tac. Ann. 15,43  ▷ 157, Anm. 157 Tac. Ann. 15,52,1  ▷ 210, Anm. 78 Tac. Ann. 16,23  ▷ 238, Anm. 263 Tac. Hist. 4,39,2  ▷ 23, Anm. 79 Them. Or. 11,16–17  ▷ 32, Anm. 134 Them. Or. 13,9  ▷ 32, Anm. 134 Theod. Epist. 82,89r  ▷ 32, Anm. 139 Theophanes, Chronik, AM 6055 (de Boor, p.237)  ▷ 341, Anm. 49 Thuk. 1,70,2  ▷ 5, Anm. 24 Thuk. 2,15,5  ▷ 74, Anm. 131 Thuk. 2,34–36  ▷ 29, Anm. 112 Thuk. 6,100,1  ▷ 59, Anm. 16; 110, Anm. 17 Val. Max. 8,1,1  ▷ 310, Anm. 705 Varro Men. 531  ▷ 208, Anm. 63 Varro Men. 532  ▷ 208, Anm. 63 Veg. Mil. 1,8,10  ▷ 27, Anm. 103

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Indices und Konkordanzen

Veg. Mil. 2,11   ▷ 180, Anm. 324 Vell. 2,81,1  ▷ 201, Anm. 22 Vitr. 1 pr  ▷ 224, Anm. 167 Vitr. 1,pr 2  ▷ 21, Anm. 64 und Anm. 67 Vitr. 1 pr 2–3  ▷ 21, Anm. 64 Vitr. 1,1  ▷ 231, Anm. 215 Vitr. 1,1,7  ▷ 28, Anm. 107 Vitr. 1,3,2  ▷ 204, Anm. 35 Vitr. 2,5  ▷ 89, Anm. 234 Vitr. 6, pr 4  ▷ 21, Anm. 63 Vitr. 7,1,1–2  ▷ 89, Anm. 234

13.2

Vitr. 8,1,7  ▷ 81, Anm. 167 Vitr. 8,3,25  ▷ 21, Anm. 63 Vitr. 8,6,1  ▷ 22, Anm. 72; 89, Anm. 234; 93, Anm. 274 Vitr. 8,6,2  ▷ 93, Anm. 274 Vitr. 8,6,3  ▷ 81, Anm. 170 Vitr. 8,6,14  ▷ 89, Anm. 234 Vitr. 8,8,6–9  ▷ 85, Anm. 200 Xen. An. 2,4,13  ▷ 396, Anm. 10 Xen. An. 3,1,7  ▷ 67, Anm. 79

Epigraphische Quellen und Konkordanz1

Griechische Inschriften AE 1939 (1940), 151  ▷ 175, Anm. 286 AE 1942/43 (1944), 93  ▷ 396, Anm. 17 AE 1946 (1947), 61  ▷ 201, Anm. 20; 263, Anm. 412; 317, Anm. 754 AE 1952 (1953), 12  ▷ 76, Anm. 142 AE 1964 (1965), 138  ▷ 179, Anm. 318 AE 1966 (1968), 511  ▷ 218, Anm. 125 AE 1966 (1968), 512  ▷ 289, Anm. 354; 194, Anm. 373 AE 1968 (1970), 157  ▷ 217, Anm. 118 AE 1975 (1978) 403  ▷ 203, Anm. 33 AE 1978 (1981), 303  ▷ 177, Anm. 302 AE 1981 (1984), 858  ▷ 74, Anm. 125 AE 1991 (1994), 1635  ▷ 250, Anm. 339 AE 1993 (1996) 1738  ▷ 351, Anm. 23 AE 1994 (1997), 791  ▷ 151, Anm. 120; 219, Anm. 132 AE 1995 (1998), 387  ▷ 169, Anm. 250 AE 1998 (2001), 366  ▷ 174, Anm. 286 AE 2004 (2007), 1409  ▷ 71, Anm. 107 AE 2012 (2015), 797  ▷ 76, Anm. 141

Alföldy 1992, 245  ▷ 168, Anm. 246; 354, Anm. 41 Alföldy 1998, 381 = AE 1999 (2002), 1576  ▷ 245, Anm. 312 Argoud 1993, 34–36, Nr. 1 = Léonardos 1923, 36, Nr. 123 = SEG 36, 442 = I. Oropos 290  ▷ 58, Anm. 9 Argoud 1993, 41–43, Nr. 3 = IG VII 4255 = I. Oropos 292  ▷ 103, Anm. 350 Argoud 1993, 44–46, Nr. 4 = SEG 39, 442  ▷ 59, Anm. 11 Bean 1954, Kaunos II, Nr. 38 = SEG 14, 639  ▷ 290, Anm. 572 Beltrán Lloris 2006, 153–155  ▷ 152, Anm. 124; 162, Anm. 199 Blümel 1999 = SEG 47, 1563  ▷ 116, Anm. 70 Buckler, Robinson 1932, 29, Nr. 10  ▷ 367, Anm. 144 Buckler, Robinson 1932, 38–39, Nr. 17  ▷ 74, Anm. 132; 234, Anm. 242; 322, Anm. 794 Busch 1999, 181 = SEG 31, 1658  ▷ 183, Anm. 332

1 Die einzelnen Paragraphen der zitierten leges sind im Register der literarischen Quellen zu finden.

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Epigraphische Quellen und Konkordanz

CCCA I 474  ▷ 183, Anm. 332 Chaniotis 2005 b, 190, Abschnitt X = SEG 41, 1003, Block C, Z. 64–83  ▷ 137, Anm. 31 CID II 97  ▷ 61, Anm. 31 CID II 109  ▷ 62, Anm. 31; 92, Anm. 261 CID IV 57  ▷ 59, Anm. 11 CIG 2782 = IAph 12, 1111  ▷ 269, Anm. 446 CIG 3454 = Schuler 1998, 300 B 45  ▷ 63, Anm. 39; 367, Anm. 143 CIG 3909  ▷ 326, Anm. 829 CIL I 3119  ▷ 76, Anm. 141 CIL I2 1853 = ILS 5792  ▷ 308, Anm. 691 CIL I2 3015  ▷ 191, Anm. 365 CIL II 3240  ▷ 272, Anm. 467; 279, Anm. 521 CIL II 5961  ▷ 263, Anm. 412 CIL III 352 = Chastagnol 1981  ▷ 350, Anm. 10 CIL III 409  ▷ 66, Anm. 65; 183, Anm. 336; 234, Anm. 234 CIL III 568  ▷ 156, Anm. 148 CIL III 1446  ▷ 236, Anm. 258 CIL III 2902  ▷ 236, Anm. 258 CIL III 3280  ▷ 76, Anm. 141 CIL III 6703  ▷ 76, Anm. 141 CIL III 8684  ▷ 76, Anm. 141 CIL III 14969, 2  ▷ 158, Anm. 164 CIL III Suppl. 7043  ▷ 264, Anm. 419 CIL V 47 = ILS 5755  ▷ 178, Anm. 310 CIL V 3402  ▷ 101, Anm. 332 CIL V 5136 = Goffin 2002, 452, Nr. 213  ▷ 178, Anm. 306 und 312 CIL VI 1244 = ILS 98  ▷ 223, Anm. 161 CIL VI 1245  ▷ 223, Anm. 163 CIL VI 1246  ▷ 223, Anm. 162 CIL VI 1252  ▷ 223, Anm. 164 CIL VI 1256 = ILS 218  ▷ 76, Anm. 141 und 142; 223, Anm. 158 CIL VI 1257 = ILS 218  ▷ 223, Anm. 159 CIL VI 1258 = ILS 218  ▷ 76, Anm. 141; 223, Anm. 160

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CIL VI 1261  ▷ 162, Anm. 204; 355, Anm. 45 CIL VI 2725  ▷ 396, Anm. 8 CIL VI 8487  ▷ 170, Anm. 261 CIL VI 8488  ▷ 170, Anm. 261 CIL VI 10928  ▷ 155, Anm. 140 CIL VII 2572 = Saastamoinen 2010, 535, Nr. 615  ▷ 248, Anm. 326; 396, Anm. 8 CIL VIII 1480  ▷ 76, Anm. 141 CIL VIII 1828  ▷ 201, Anm. 19 und 20 CIL VIII 2653  ▷ 250, Anm. 339 CIL VIII 2658= Saastamoinen 2010, 515, Nr. 490  ▷ 103, Anm. 349; 248, Anm. 326 CIL VIII 2728  ▷ 81, Anm. 170; 228, Anm. 197; 396, Anm. 16 CIL VIII 4203  ▷ 250, Anm. 339 CIL VIII 4204  ▷ 250, Anm. 339 CIL VIII 4205  ▷ 397, Anm. 28 CIL VIII 4440 = ILS 5793  ▷ 158, Anm. 163 CIL VIII 4590  ▷ 397, Anm. 28 CIL VIII 5884  ▷ 177, Anm. 296 CIL VIII 7034  ▷ 80, Anm. 163; 205, Anm. 43 CIL VIII 8809  ▷ 5, Anm. 24; 235, Anm. 247; 343, Anm. 65 CIL VIII 17727  ▷ 397, Anm. 22 CIL VIII 17728  ▷ 397, Anm. 22 CIL VIII 18587 = ILS 5793 = CIL 4440 (s. o.)  ▷ 162, Anm. 202 CIL VIII 21671  ▷ 90, Anm. 254 CIL VIII 26568  ▷ 298, Anm. 631 CIL VIII 27818  ▷ 298, Anm. 631 CIL IX 343  ▷ 174, Anm. 283 CIL IX 460  ▷ 180, Anm. 319 CIL IX 3003 a  ▷ 219, Anm. 131 CIL IX 3003 b  ▷ 219, Anm. 131 CIL IX 3018 = ILS 5761  ▷ 178, Anm. 306; 179, Anm. 312 CIL IX 3152  ▷ 275, Anm. 495 CIL IX 3312  ▷ 168, Anm. 248

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Indices und Konkordanzen

CIL IX 3351 = ILS 5781  ▷ 76, Anm. 142; 177, Anm. 302 CIL IX 4051   ▷ 102, Anm. 339 CIL IX 4130  ▷ 178, Anm. 303 CIL IX 4209   ▷ 218, Anm. 124 CIL IX 4786 = ILS 5767  ▷ 148, Anm. 96; 178, Anm. 304; 272, Anm. 470; 361, Anm. 102 CIL IX 5369  ▷ 168, Anm. 245 CIL IX 5681  ▷ 235, Anm. 247 CIL IX 6193   ▷ 168, Anm. 249 CIL X 103  ▷ 77, Anm. 147 CIL X 1743  ▷ 170, Anm. 261 CIL X 1805  ▷ 175, Anm. 289 CIL X 3347  ▷ 176, Anm. 292 CIL X 3678  ▷ 276, Anm. 498 CIL X 4654  ▷ 356, Anm. 54 CIL X 4760  ▷ 356, Anm. 53 CIL X 4842  ▷ 170, Anm. 257 CIL X 4957  ▷ 357, Anm. 61 CIL X 5411 = ILS 5780  ▷ 201, Anm. 20 CIL X 5807 = Kerschbaum 2017  ▷ 76, Anm. 142; 190, Anm. 358 CIL X 6094  ▷ 180, Anm. 322 CIL X 6526  ▷ 80, Anm. 163; 177, Anm. 302 CIL X 6569  ▷ 172, Anm. 272 CIL XI 3003  ▷ 149, Anm. 100; 151, Anm. 120 CIL XI 3003 a  ▷ 90, Anm. 254 CIL XI 3309 = Horster 2001, 320–321  ▷ 201, Anm. 19 CIL XI 3366   ▷ 275, Anm. 495 CIL XI 3612   ▷ 174, Anm. 281 CIL XI 4221   ▷ 168, Anm. 247 CIL XI 4222  ▷ 168, Anm. 247 CIL XI 5942 = ILS 5762  ▷ 179, Anm. 312 CIL XI 6016  ▷ 177, Anm. 299 CIL XI 7285  ▷ 353, Anm. 34 CIL XI 6068  ▷ 76, Anm. 141; 177, Anm. 302 CIL XI 7297  ▷ 174, Anm. 281 CIL XII 107 = ILS 5868  ▷ 217, Anm. 120

CIL XII 1882–1888  ▷ 279, Anm. 520 CIL XII 2426  ▷ 155, Anm. 140 CIL XII 5413.3  ▷ 356, Anm. 53 CIL XIII 596  ▷ 279, Anm. 519 CIL XIII 596–600  ▷ 272, Anm. 480 CIL XIII 1623  ▷ 90, Anm. 251; 149, Anm. 103 CIL XIII 5330  ▷ 90, Anm. 254 CIL XIII 7279  ▷ 194, Anm. 373 CIL XIII 11757  ▷ 43, Anm. 194 CIL XIII 11758 = ILS 9179 a  ▷ 43, Anm. 194; 219, Anm. 131 CIL XIII 11759 = ILS 9179 b  ▷ 43, Anm. 194; 218, Anm. 126 CIL XIV 98 = ILS 344  ▷ 217, Anm. 120; 232, Anm. 220 CIL XIV 171  ▷ 177, Anm. 298 CIL XIV 2121  ▷ 304, Anm. 665 CIL XIV 2567 a- c  ▷ 308, Anm. 690 CIL XIV 3013  ▷ 168, Anm. 246 CIL XIV 3682  ▷ 174, Anm. 284 CIL XIV 3676  ▷ 162, Anm. 204 CIL XV 7271  ▷ 172, Anm. 270 CIL XV 7299  ▷ 172, Anm. 273 CIP II 1259  ▷ 63, Anm. 44; 64, Anm. 46 Cooley 2009, 20,2 = I. Ankara I 1, S. 93, 20,2  ▷ 65, Anm. 58; 221, Anm. 146; 223, Anm. 161; 224, Anm. 169; 235, Anm. 247 Corbier 1984, 255 f. = Camodeca 1997, 197 = AE 1998 (2001), 366  ▷ 174, Anm. 286 Corbier 1984, 258 f. = CIL IX 2234  ▷ 176, Anm. 295 Corbier 1984, 266 = CIL IX 2353  ▷ 176, Anm. 294 Corbier 1984, 273, Anm. 201  ▷ 194, Anm. 373 Crawford 1996, 393–454  ▷ 145, Anm. 80; 146, Anm. 82; 148, Anm. 92; 149, Anm. 101; 155, Anm. 141 ▷ s. a. Lex Ursonensis in Index 13.6

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Epigraphische Quellen und Konkordanz

Crosby 1950, 275–277, Nr. 28 = SEG 28, 133  ▷ 65, Anm. 54 Deshours 2006, 39–41 = IG V 1390  ▷ 136, Anm. 29; 138, Anm. 39; 145, Anm. 79; 166, Anm. 226 ▷ s. a. Mysterieninschrift in Index 13.6 Dittmann-Schöne 2001, III 19 = TAM V 2, 991  ▷ 183, Anm. 333; 311, Anm. 710 Durugönül, Şahin 1993, 58 = SEG 43, 897  ▷ 240, Anm. 275 Eck 1997, 107–109 = I. Ephesos 1538  ▷ 189, Anm. 352 Errington 1993, 15–18  ▷ 117, Anm. 72 Fagan 2002, 329, Nr. 288 = IGRR III 507  ▷ 324, Anm. 809 Fagan 2002, 329, Nr. 289 = IGRR III 659  ▷ 324, Anm. 809 Fagan 2002, 332, Nr. 297 = AE 1981, 834  ▷ 324, Anm. 809 Fagan 2002, 332 f., Nr. 298 = IGRR I 854  ▷ 323, Anm. 805 Fagan 2002, 333, Nr. 299 = IGRR III 66  ▷ 324, Anm. 809 Fagan 2002, 333 f., Nr. 300 = I. Prusias 20  ▷ 70, Anm. 99; 275, Anm. 492 Fagan 2002, 334, Nr. 302 = IGRR IV 1440  ▷ 323, Anm. 805 Fagan 2002, 336 Nr. 310 = IGRR III 704  ▷ 275, Anm. 489 Fagan 2002, 339 f., Nr. 317  ▷ 275, Anm. 490 Fagan 2002, 341 f., Nr. 324 = TAM V 758  ▷ 323, Anm. 805 Fagan 2002, 347, Nr. 337 = SEG 28, 396  ▷ 323, Anm. 806 Farrington 1995, 152, Nr. 19  ▷ 324, Anm. 811 Freis 1984, 43–45, Nr. 27 = FIRA 1, 67 = Capini 1999, Nr. 1  ▷ 34, Anm. 148; 144, Anm. 73; 148, Anm. 93; 149, Anm. 98; 150, Anm. 108; 151, Anm. 120; 152, Anm. 121 und 122; 154, Anm. 138; 155, Anm. 140; 168, Anm. 246; 170,

475

Anm. 257; 180, Anm. 321; 356, Anm. 49; 357, Anm. 58; 357, Anm. 62 ▷ s. a. Edictum Venafranum in Index 13.6 Gagarin, Perlman 2015, G 43, Bb  ▷ 134, Anm. 14 Gagarin, Perlman 2015, G 52  ▷ 134, Anm. 14 Gagarin, Perlman 2015, G 73  ▷ 134, Anm. 14; 142, Anm. 64 Goffin 2002, 278–279, Nr. 14  ▷ 275, Anm. 495 Goffin 2002, 302–304, Nr. 40  ▷ 178, Anm. 307 Goffin 2002, 317–318, Nr. 57  ▷ 275, Anm. 495 Goffin 2002, 389–390, Nr. 145  ▷ 277, Anm. 509 Goffin 2002, 390–391, Nr. 146  ▷ 91, Anm. 256; 277, Anm. 509 Goffin 2002, 452, Nr. 213 = CIL V 5136  ▷ 178, Anm. 312 Goffin 2002, 483–484, Nr. 246  ▷ 275, Anm. 495 Goffin 2002, 503–504, Nr. 272  ▷ 275, Anm. 495 Guizzi 2019, 147–150  ▷ 74, Anm. 129; 75, Anm. 136 und 137; 81, Anm. 167; 92, Anm. 263 und 266; 94, Anm. 280; 102, Anm. 338; 125, Anm. 144 und 150; 155, Anm. 142; 157, Anm. 158 und 159; 158, Anm. 168 und 169; 159, Anm. 174 und 175; 188; 189, Anm. 353; 193, Anm. 371 und 372; 205, Anm. 41; 211, Anm. 87; 291, Anm. 584; 292, Anm. 587; 297, Anm. 621; 307, Anm. 681; 312, Anm. 721; 322, Anm. 796 und 797; 344, Anm. 64; 355, Anm. 47; 356, Anm. 48, 50, 55 und 57; 357, Anm. 63; 360, Anm. 93–95; 361, Anm. 96; 368, Anm. 150; 370, Anm. 164 HTC 148–150, Nr. 39 = SEG 51, 1498  ▷ 70, Anm. 95

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Indices und Konkordanzen

Hunger 1986, 132–137 = SEG 36, 1240  ▷ 42, Anm. 190; 84, Anm. 196 IAlg II 1, 630   ▷ 274, Anm. 487 IAlg II 7859  ▷ 298, Anm. 631 I Ankara 218   ▷ 239, Anm. 268 I Ankara II 334  ▷ 71, Anm. 102; 182, Anm. 330; 302, Anm. 657 I Ankara II 335  ▷ 67, Anm. 77; 302, Anm. 658 IAph. 4.202.i  ▷ 351, Anm. 24 I Beroia 40  ▷ 74, Anm. 128; 271, Anm. 466; 272, Anm. 471 I Beroia 41  ▷ ; 65, Anm. 54; 75, Anm. 138; 92, Anm. 266; 94, Anm. 279; 134, Anm. 15; 145, Anm. 79; 170, Anm. 257; 291, Anm. 584; 297, Anm. 622; 322, Anm. 795; 328, Anm. 836; 356, Anm. 55 I. Anazarbos 20 = Gough 1952, 149, App. A, Nr. 1  ▷ 62, Anm. 35; 218, Anm. 128; 286, Anm. 545 I. Anazarbos 21  ▷ 286, Anm. 547 I. Caesarea Maritima 55 = Hamburger 1959 (ed.princ.)  ▷ 63, Anm. 43 I. Ephesos 1a, 14  ▷ 288, Anm. 559 I. Ephesos 1a, 15  ▷ 298, Anm. 627 I. Ephesos 1a, 17  ▷ 240, Anm. 275 I. Ephesos 1a, 18a  ▷ 240, Anm. 275 I. Ephesos 1a, 19  ▷ 240, Anm. 275 I. Ephesos 1a, 27–36  ▷ 279, Anm. 517 I. Ephesos 2, 145  ▷ 359, Anm. 83 I. Ephesos 2, 232  ▷ 257, Anm. 378 I. Ephesos 2, 232 A  ▷ 257, Anm. 378 I. Ephesos 2, 233  ▷ 257, Anm. 378 I. Ephesos 2, 238  ▷ 257, Anm. 378 I. Ephesos 2, 234  ▷ 257, Anm. 376 I. Ephesos 2, 235  ▷ 257, Anm. 378 I. Ephesos 2, 241  ▷ 257, Anm. 378 I. Ephesos 2, 257  ▷ 145, Anm. 79 I. Ephesos 2, 401  ▷ 225, Anm. 171 I. Ephesos 2, 402  ▷ 66, Anm. 66; 181, Anm. 325; 182, Anm. 329; 219, Anm. 137; 225, Anm. 172; 300, Anm. 642

I. Ephesos 2, 407 a  ▷ 301, Anm. 654 I. Ephesos 2, 407 b  ▷ 301, Anm. 654 I. Ephesos 2, 405  ▷ 300, Anm. 645 I. Ephesos 2, 414  ▷ 241, Anm. 280 I. Ephesos 2, 415  ▷ 241, Anm. 280; 325, Anm. 816 I. Ephesos 2, 416  ▷ 241, Anm. 280 I. Ephesos 2, 417  ▷ 241, Anm. 284 I. Ephesos 2, 419 = Scherrer 2006, 49  ▷ 242, Anm. 290 I. Ephesos 2, 419 a  ▷ 65, Anm. 56; 243, Anm. 293 I. Ephesos 2, 424  ▷ 61, Anm. 27; 73, Anm. 121; 258, Anm. 387; 272, Anm. 468 I. Ephesos 2, 424 a  ▷ 73, Anm. 121; 260, Anm. 395; 272, Anm. 468 I. Ephesos 2, 427  ▷ 257, Anm. 380 I. Ephesos 2, 435  ▷ 70, Anm. 99; 300, Anm. 640 I. Ephesos 2, 436  ▷ 70, Anm. 99 I. Ephesos 2, 461  ▷ 257, Anm. 380 I. Ephesos 2, 500  ▷ 261, Anm. 402 I. Ephesos 2, 508  ▷ 258, Anm. 380 I. Ephesos 3, 638  ▷ 258, Anm. 382 I. Ephesos 3, 661  ▷ 353, Anm. 35 I. Ephesos 3, 672  ▷ 261, Anm. 402 I. Ephesos 3, 695 = I. Ephesos 13, 695  ▷ 73, Anm. 120 I. Ephesos 3, 853  ▷ 244, Anm. 299 I. Ephesos 3, 986  ▷ 261, Anm. 402 I. Ephesos 4, 1210  ▷ 189, Anm. 352 I. Ephesos 4, 1314  ▷ 246, Anm. 317 I. Ephesos 4, 1316  ▷ 246, Anm. 319 I. Ephesos 4, 1317  ▷ 246, Anm. 319; 247, Anm. 320 I. Ephesos 4, 1335  ▷ 65, Anm. 61 I. Ephesos 4, 1384  ▷ 292, Anm. 586 I. Ephesos 5, 1489  ▷ 325, Anm. 819 I. Ephesos 5, 1490  ▷ 325, Anm.819 I. Ephesos 5, 1491  ▷ 209, Anm. 71; 213, Anm.97 I. Ephesos 5, 1521  ▷ 311, Anm. 711

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Epigraphische Quellen und Konkordanz

I. Ephesos 5, 1530  ▷ 188, Anm. 348; 241, Anm. 282 I. Ephesos 5, 1538  ▷ 189, Anm 352 I. Ephesos 6, 2018  ▷ 35, Anm. 151; 143, Anm. 68; 145, Anm. 79; 225, Anm. 175; 290, Anm. 574 I. Ephesos 6, 2031  ▷ 145, Anm. 79 I. Ephesos 7,1, 3080  ▷ 261, Anm. 402 I. Ephesos 7,1, 3092  ▷ 300, Anm. 644 I. Ephesos 7,1, 3214  ▷ 85, Anm. 200 I. Ephesos 7,1, 3217 a  ▷ 35, Anm. 152; 61, Anm. 28; 138, Anm. 34; 144, Anm. 74; 187, Anm. 345; 219, Anm. 131; 259, Anm. 392; 356, Anm. 51 I. Ephesos 7,1, 3217 b  ▷ 35, Anm. 152; 61, Anm. 26; 138, Anm. 34; 144, Anm. 74; 152, Anm. 124; 187, Anm. 345; 204, Anm. 40; 288, Anm. 560; 292, Anm. 587 I. Ephesos 7,1, 3250  ▷ 368, Anm. 149 I. Ephesos 7,1, 3424  ▷ 324, Anm. 814 I. Ephesos 7,2, 4105  ▷ 260, Anm. 396 I. Ephesos 7,2, 4309  ▷ 65, Anm. 55; 66, Anm. 65 I. Ephesos 7,2, 5101  ▷ 261, Anm. 403 I. Ephesos 7,2, 5113  ▷ 261, Anm. 403 I. Erythrai 151  ▷ 322, Anm. 793 I. Erythrai II 225 = Kerschbaum 2020  ▷ 55, Anm. 273; 62, Anm. 38 I. Hadrianoi 44  ▷ 184, Anm. 337; 286, Anm. 552; 290, Anm. 570; 300, Anm. 640 I. Iasos 248  ▷ 289, Anm. 565 I. Iznik 1  ▷ 91, Anm. 254; 151, Anm. 118; 248, Anm. 329 I. Iznik 55  ▷ 77, Anm. 148; 248, Anm. 328 I. Iznik 56  ▷ 151, Anm. 119; 397, Anm. 18 I. Iznik 1203  ▷ 367, Anm. 142 I. Kaunos 4  ▷ 343, Anm. 64 I. Kibyra 19  ▷ 60, Anm. 24; 153, Anm. 126; 159, Anm. 179; 204, Anm. 39; 248, Anm. 329 I. Kibyra 35  ▷ 153, Anm. 127

I. Kremna 26–27  ▷ 365, Anm. 135 I. Kremna 32–44  ▷ 365, Anm. 132 I. Kremna 33  ▷ 365, Anm. 132 I. Kremna 34  ▷ 365, Anm. 132 I. Kremna 38  ▷ 365, Anm. 136 I. Kremna 42  ▷ 365, Anm. 136 I. Kremna 44  ▷ 365, Anm. 134 I. Kremna 45  ▷ 366, Anm. 137 I. Laodikeia 11  ▷ 45, Anm. 205 I. Laodikeia 12  ▷ 73, Anm. 124 I. Laodikeia 13  ▷ 271, Anm. 464 I. Laodikeia 24 a  ▷ 24, Anm. 81 I. Laodikeia 24 b  ▷ 24, Anm. 81 I. Magnesia 251  ▷ 75, Anm. 134; 183, Anm. 336; 286, Anm. 544; 325, Anm. 817 I. Manisa 42  ▷ 77, Anm. 146; 273, Anm. 478 I. Mylasa I 21 = SEG 13, 488 (ed. princ.)  ▷ 117, Anm. 79 I. Mylasa 504  ▷ 63, Anm. 41 I. Nordkarien 406  ▷ 275, Anm. 493 I. Nordkarien 471  ▷ 134, Anm. 14 I. Perge 194  ▷ 75, Anm. 137 I. Perge 195  ▷ 70, Anm. 100 I. Perge 196  ▷ 271, Anm. 465 I. Philippi 177  ▷ 179, Anm. 318 I. Priene 305 = Meyer 2012, Nr. 56  ▷ 63, Anm. 41; 74, Anm. 126; 124, Anm. 139; 271, Anm. 461 I. Prusias 7  ▷ 264, Anm. 417 I. Prusias 8  ▷ 291, Anm. 585 I. Prusias 18  ▷  264, Anm. 414 I. Prusias 19  ▷ 65, Anm. 63; 67, Anm. 72; 264, Anm. 414 I. Prusias 20  ▷ 289, Anm. 566 I. Prusias 45  ▷ 264, Anm. 417 I. Prusias 53  ▷ 264, Anm. 415 I. Sagalassos 39  ▷ 24, Anm. 81 I. Sagalassos 72  ▷ 320, Anm. 777 I. Sagalassos 76  ▷ 320, Anm. 777 I. Sagalassos 77  ▷ 320, Anm. 777

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Indices und Konkordanzen

I. Side 105  ▷ 66, Anm. 68; 276, Anm. 500; 317, Anm. 754; 343, Anm. 63 I. Side 106  ▷ 276, Anm. 500; 317, Anm. 754 I. Side 195 f. TEp.1  ▷ 71, Anm. 104; 185 I. Side 204 f. TEp.4  ▷ 71, Anm. 105 I. Smyrna 680  ▷ 24, Anm. 81; 127, Anm. 161; 219, Anm. 135; 244, Anm. 303; 245, Anm. 308 I. Smyrna 681 a  ▷ 24, Anm. 81; 127, Anm. 161; 219, Anm. 136; 245, Anm. 305 I. Stratonikeia 16  ▷ 63, Anm. 40; 261, Anm. 400 I. Statonikeia 248  ▷ 72, Anm. 114 I. Stratonikeia 701  ▷ 275, Anm. 491 I. Stratonikeia 1529  ▷ 42, Anm. 190; 317, Anm. 755 I. Tralleis 148  ▷ 276, Anm. 497 I. Tralleis 152   ▷ 42, Anm. 190; 44, Anm. 201 IC III IV 9 = Syll.3 685 II, 81  ▷ 137, Anm. 31 IC III 4,18  ▷ 69, Anm. 90 IC IV 73 A  ▷ 136, Anm. 26; 142, Anm. 64 IC IV 73 Bb  ▷ 136, Anm. 26 ID 69  ▷ 137, Anm. 30; 164, Anm. 215 ID 1417 = Prêtre 2002, 213  ▷ 74, Anm. 126 ID 2617  ▷ 70, Anm. 93; 72, Anm. 115 ID 2618  ▷ 70, Anm. 93; 72, Anm. 115 ID 2619  ▷ 72, Anm. 115 ID 2620  ▷ 72, Anm. 115 IG I 2, 927  ▷ 30, Anm. 122 IG I 3, 49  ▷ 64, Anm. 49 IG I 3, 475  ▷ 59, Anm. 11 IG II 2, 215  ▷ 112, Anm. 36 IG II 2, 338 = Argoud 1993, 39–40, Nr. 2  ▷ 74, Anm. 133 IG II 2, 1361  ▷ 134, Anm. 15 IG II 3, 338  ▷ 64, Anm. 51; 165, Anm. 220 IG II/III 2, 2491  ▷ 139, Anm. 46 IG II/III 2, 2502  ▷ 139, Anm. 47 IG II/III 2, 13368  ▷ 92, Anm. 265

IG V 1390 = Deshours 2006, 39– 41  ▷ 142, Anm. 67; 166, Anm. 226 IG VII 3169  ▷ 138, Anm. 35 IG VII 4255  ▷ 59, Anm. 10 IG X 2, 1, 137  ▷ 185, Anm. 340 IG XII 1, 928  ▷ 66, Anm. 67; 276, Anm. 500 IG XII 2, 4  ▷ 141, Anm. 58 IG XII 5, 569  ▷ 59, Anm. 12; 137, Anm. 30; 148, Anm. 67; 164, Anm. 215 IG XII 5, 872  ▷ 64, Anm. 50; 135, Anm. 17 IG XII 9, 191 = Knoepfler 2001 = Chatelain 2001 = Pernin 2014, 281–291  ▷ 68, Anm. 80; 90, Anm. 249; 141, Anm. 59 IG XII Suppl. 353  ▷ 136, Anm. 22 IG XIV 352  ▷ 135, Anm. 21 IG XIV 645  ▷ 137, Anm. 33; 142, Anm. 65 IGBulg 59  ▷ 67, Anm. 74 IGBulg V 5599  ▷ 70, Anm. 95 IGLSyr. 6, 2830  ▷ 67, Anm. 71 IGL Syr. 6, 2831  ▷ 67, Anm. 71 IGR III 273  ▷ 324, Anm. 813 IGR III 690  ▷ 324, Anm. 812 IGR III 804  ▷ 101, Anm. 332 IGR III 1317  ▷ 315, Anm. 745 IGRR I 5, 1259  ▷ 69, Anm. 90 IGRR III 466  ▷ 238 IGRR III 500  ▷ 230, Anm. 207 IGRR III 567  ▷ 230, Anm. 207 IGRR III 582  ▷ 230, Anm. 207 IGRR III 594  ▷ 230, Anm. 207 IGRR III 700  ▷ 374, Anm. 10 IGRR III 704  ▷ 283 IGRR III 739  ▷ 230, Anm. 207 IGRR III 804  ▷ 272, Anm. 472; 291, Anm. 579 IGRR IV 779  ▷ 24, Anm. 81 IGRR IV 1491  ▷ 184, Anm. 338; 74, Anm. 127 IGRR IV 1505  ▷ 66, Anm. 65; 77, Anm. 148 IJG II 2, 354–357, Nr. 36  ▷ 142, Anm. 64 ILS 98  ▷ 219, Anm. 133

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Epigraphische Quellen und Konkordanz

ILS 2927  ▷ 200, Anm. 12 ILS 5136  ▷ 295, Anm. 607 ILS 5720  ▷ 361, Anm. 101 ILS 5742  ▷ 169, Anm. 250 IRT 117  ▷ 103, Anm. 348; 266, Anm. 436 IRT 143  ▷ 267, Anm. 436 IRT 144  ▷ 267, Anm. 436 IRT 145  ▷ 267, Anm. 436 IRT 396  ▷ 204, Anm. 34 IvO 610  ▷ 255, Anm. 362 Jacobsthal 1908, 410, Nr. 43  ▷ 63, Anm. 42 Kah 2012, 55 = SEG 62, 906  ▷ 124, Anm. 136; 134, Anm. 14; 137, Anm. 30; 164, Anm. 215 Keenan Jones 2010, 11  ▷ 176, Anm. 292 Klaffenbach 1936, 381 f., 1b  ▷ 135, Anm. 20 Koerner 1974, 169  ▷ 136, Anm. 23 Kubinska 1994, 169–175 = SEG 44, 1222  ▷ 92, Anm. 264 Kuhn 2013, 185 A = SEG 54, 1198  ▷ 266, Anm. 432 Laum 1962, 37 f.  ▷ 103, Anm. 347 Lepke, Schuler, Zimmermann 2015, 360 = SEG 65, 1486  ▷ 60, Anm. 23; 274, Anm. 484 Le Roy 1974, 233  ▷ 91, Anm. 260 Malay 1999, 115, Nr. 127 = SEG 49, 1556  ▷ 289, Anm. 565; 367, Anm. 148 MAMA I 170  ▷ 42, Anm. 190 MAMA IV 53  ▷ 264, Anm. 420 MAMA IV 70  ▷ 77, Anm. 149; 218, Anm. 129; 264, Anm. 418 und 419; 278, Anm. 513 MAMA IV 333  ▷ 66, Anm. 64; 292, Anm. 588 MAMA VI 74  ▷ 269, Anm. 450 MAMA VI 75  ▷ 269, Anm. 450 MAMA VIII 449 = IAph. 12. 1314  ▷ 73, Anm. 122; 75, Anm. 138; 267, Anm. 437; 272, Anm. 468

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MAMA IX 10  ▷ 77, Anm. 146; 286, Anm. 552; 299, Anm. 637 MAMA XI 104  ▷ 127, Anm. 170 Marek 2000, 369 f. = SEG 50, 1226  ▷ 45, Anm. 206; 272, Anm. 469; 317, Anm. 756 Maier 1959, I 71 = Koerner 1974, 167  ▷ 135, Anm. 19 Meriç 2004, 137 = SEG 55, 1261  ▷ 24, Anm. 810 Milet I 9, 341–343  ▷ 66, Anm. 70 Milet III 155  ▷ 145, Anm. 79 Milner 1991, 46 f., Nr. 15 = SEG 41, 1355  ▷ 71, Anm. 108 Milner 1991, 49 f., Nr. 16 = SEG 41, 1356  ▷ 71, Anm. 108; 286, Anm. 550; 298, Anm. 630 Naour 1978, 166–170 = SEG 62, 1374  ▷ 72, Anm. 113; 229, Anm. 206; 238, Anm. 267; 279, Anm. 518; 280, Anm. 522; 286, Anm. 549 und 550; 298, Anm. 730 OGIS 629  ▷ 290, Anm. 572 Oliver 1989, Nr. 79  ▷ 274, Anm. 102 Oliver 1989, Nr. 108  ▷ 294, Anm. 600 Pan du désert 65  ▷ 69, Anm. 90 Pan du désert 80  ▷ 69, Anm. 90 Panessa 1983, 365 f. = IG I3 256  ▷ 134, Anm. 16 Peek 1974, 296 = SEG 40, 348  ▷ 91, Anm. 260 Petzl 1990, 61–64, Nr. 20 = SEG 40, 1064  ▷  Ramsay 1897, 605, Nr. 483 = SEG 6, 181  ▷ 70, Anm. 98; 286, Anm. 551 Reynolds 1959, 98–100, Nr. 3 = SEG 18, 740  ▷ 74, Anm. 125 Reynolds 2000, 5–20 = SEG 50, 1096  ▷ 62, Anm. 36; 182, Anm. 328: 294, Anm. 599 und 600 Richardson 1983  ▷  160 f. ▷ s. a. tabula Contrebiensis in Index 13.6 Ritti 2006, 73–74, Nr. 10  ▷ 24, Anm. 81

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Indices und Konkordanzen

Robert 1945, 55–62  ▷ 117, Anm. 72 Robert 1948, 65 = SEG 6, 561  ▷ 44, Anm. 203 Robert 1948, 66–67 = SEG 15,529 = Samos 481   ▷ 44, Anm. 203 Robert 1950, Hellenica IX, 28  ▷ 189, Anm. 354; 368, Anm. 150 Roos 1975, 338–340  ▷ 117, Anm. 72 Saba 2012 = Kolbe 1902 (ed. princ.) = Klaffenbach 1953  ▷ 59, Anm. 14; 121, Anm. 111 und 112; 137, Anm. 30; 142, Anm. 67; 165; 166, Anm. 223; 268, Anm. 443; 319, Anm. 772 ▷ s. a. Astynomeninschrift in Index 13.6 Sartre-Fauriat 1992, 139 = SEG 45, 2012  ▷ 65, Anm. 59; 261, Anm. 401 Sartre-Fauriat 1992, 148 f. = IGR III 1276  ▷ 43, Anm. 195; 65, Anm. 59 Sayar 1998, 257, Nr. 72 (= I. Perinthos)  ▷ 65, Anm. 62; 265 Scherrer 2006, 53 = I. Ephesos 424  ▷ 246, Anm. 316; 261, Anm. 404 Schuler 2014, 109 f.  ▷ 62, Anm. 37; 228, Anm. 194 und 198 Schwertheim, Schwertheim 2018, Nr. 114  ▷ 70, Anm. 99 SE 439,3  ▷ 241, Anm. 283 SEG 3,18  ▷ 137, Anm. 30 SEG 8,171  ▷ 153, Anm. 131 SEG 17, 533  ▷ 183, Anm. 336; 289, Anm. 565; 367, Anm. 147 SEG 19, 181  ▷ 139, Anm. 44 SEG 19, 182  ▷ 139, Anm. 45 SEG 34, 1238   ▷ 145, Anm. 78 SEG 35, 140  ▷ 141, Anm. 58 SEG 35, 1483  ▷ 312, Anm. 723; 398, Anm. 32 SEG 36, 1092  ▷ 234, Anm. 240 SEG 36, 1108   ▷ 45, Anm. 207 SEG 37, 859  ▷ 62, Anm. 33 SEG 39, 1176  ▷ 301, Anm. 653 SEG 41, 1356 = IGRR III 468  ▷ 230, Anm. 207

SEG 41, 1355 = Milner 1991, 46 f., Nr. 15  ▷ 71, Anm. 108 SEG 45, 1174  ▷ 155, Anm. 144 SEG 45, 1222  ▷ 42, Anm. 190 SEG 45, 2012  ▷ 65, Anm. 59 SEG 49, 1556  ▷ 289, Anm. 565; 367, Anm. 148 SEG 52, 1042  ▷ 275, Anm. 494 SEG 54, 235  ▷ 138, Anm. 42 SEG 54, 237  ▷ 60, Anm. 20; 138, Anm. 42 SEG 54, 648  ▷ 66, Anm. 70 SEG 54, 1198  ▷ 266, Anm. 429; 280, Anm. 523 SEG 58, 863  ▷ 24, Anm. 81 SEG 62, 1374  ▷ 229, Anm. 206 SEG 63, 145  ▷ 140, Anm. 53 SGO 01/14/03  ▷ 125, Anm. 149 SGO 01/19/37  ▷ 317, Anm. 754 SGO 02/02/04  ▷ 66, Anm. 69; 235, Anm. 249; 246, Anm. 318 SGO 02/09/15  ▷ 275, Anm. 488 SGO 02/14/02  ▷ 125, Anm. 149 SGO 03/02/37  ▷ 344, Anm. 72 SGO 16/61/06  ▷ 227, Anm. 191 SGO 18/01/10  ▷ 263, Anm. 410 SGO 18/15/03  ▷ 276, Anm. 502 Stud. Pont. III 100  ▷ 235, Anm. 248 Syll.3 685 II 81  ▷ 137, Anm. 32 Syll.43 252, 10  ▷ 166, Anm. 227 TAM II 396  ▷ 228, Anm. 200 TAM II 651  ▷ 373, Anm. 3 TAM II 905, XIX, B–D  ▷ 283 TAM III 1,16  ▷ 68, Anm. 86; 77, Anm. 146; 91, Anm. 255; 262, Anm. 406; 263, Anm. 413 TAM V 1, 209  ▷ 183, Anm. 331 TAM V 2, 982  ▷ 366, Anm. 137 TAM V 2, 991  ▷ 366, Anm. 137 TAM V 3, 1439  ▷ 366, Anm. 141 Wolf 2011, 114–11  ▷ s. a. lex Irnitana in Index 13.6 Wörrle 1974 = SEG 35, 1439  ▷ 290, Anm. 572 f.

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Griechische und lateinische Begriffe aus dem Kontext des Wasserbaus

Wörrle 1988, 421–470  ▷ 115 f. Wörrle 2016, 406  ▷ 275, Anm. 493 Yon, Gatier 2009, Nr. 2 = SEG 52, 1552  ▷ 55, Anm. 273; 303, Anm. 663

13.3

481

Yon, Gatier 2009, Nr. 3 = SEG 52, 1553  ▷ 55, Anm. 273; 303, Anm. 663

Griechische und lateinische Begriffe aus dem Kontext des Wasserbaus

Griechische Begriffe ἀγλαός 45, Anm. 205; 351, Anm. 24; 326, Anm. 829 ἀγωγή 61; 62, Anm. 31; 64 f.; 68, Anm. 86; 261–263 ἀγωγός 32, Anm. 139; 43, Anm. 195; 65; 65, Anm. 59 und Anm. 60; 261, Anm. 401; 303 ἄμφοδα 75, Anm. 138; 267 f. ἀμφοδικὰ ὕδατα 75, Anm. 138; 268; 268, Anm. 444 ἀνανεόω 77; 235; 247, Anm. 320 ανγεῖα 68, Anm. 86; 262 f. ἀποδυτήρια 70, Anm. 95 ἀποκαθίστημι 184, Anm. 337; 267 f.; 290, Anm. 570; 299; 300, Anm. 640 ἄφθονος 340 f.; 343; 343, Anm. 64 βαλανεῖον 66, Anm. 70; 135, Anm. 21; 275, Anm. 493; 323, Anm. 806; 324, Anm. 810 γυμνάσιον 61 f.; 272, Anm 472; 282, Anm. 535; 325, Anm. 823; 349 δαψιλής 44, Anm. 203; 343; 343, Anm. 64 δεξαμεναί 73; 267 f. διαγωγή 139, Anm. 45 διακόπη 68, Anm. 86; 262 f. διάνομος 67, Anm. 78 δωρεὰ τοῦ ὕδατος 367 ἐγδοχ(ε)ῖον / ἐκδοχ(ε)ῖον 63, Anm. 39; 73, Anm. 119 und Anm. 124; 74;

124; 124, Anm. 139; 184, Anm. 338; 267; 271; 271, Anm. 461, Anm. 464 und Anm. 466; 367, Anm. 143 εἰσάγω 58; 61; 64–66; 70, Anm. 95; 78; 182, Anm. 329; 219; 225; 225, Anm. 172; 241–244; 260; 264, Anm. 414; 265; 267; 271, Anm. 466; 289, Anm. 565; 299; 343; 367, Anm. 148 εἰσαγωγή 65; 184, Anm. 337; 206; 239; 270; 299; 300, Anm. 640; 359, Anm. 77 εἰσβολή 342; 342, Anm. 55 ἐκ θεμελίων 63, Anm. 43; 64; 70, Anm. 95 ἐκ τῆς πηγῆς 66, Anm. 65; 80; 183, Anm. 336; 286, Anm. 544 ἐκ τῶν δημοσίων πόρων 77, Anm. 146; 184, Anm. 336; 299; 367, Anm. 147 ἐκ τῶν ἰδίων πόρων 63, Anm. 39; 184, Anm. 338; 367, Anm. 141 und Anm. 142 ἐνναία 139–141 ἐξαγωγή 65; 65, Anm. 54; 268, Anm. 444 ἐπιμελέομαι 59, Anm. 12; 182, Anm. 329; 183; 184, Anm. 337 und Anm. 338; 206, Anm. 50; 225; 225, Anm. 172; 239, Anm. 273; 300, Anm. 640; 303; 367, Anm. 143; 184, Anm. 338; 299 ἐπιμελητής 183; 184, Anm. 336; 241; 367, Anm. 147; 183; 184, Anm. 337 ἐπιμελητὴς τοῦ ὕδατος / τοῦ ὑδραγωγίου / τοῦ ὑδρείου 62; 71; 181; 185; 259 f. ἐπιμελητὴς τῶν κρηνῶν 164, Anm. 216 ἐπιμελητὴς τῶν ἔργων 195, Anm. 376

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Indices und Konkordanzen

ἐπισκευάζω 43, Anm. 195; 62, Αnm. 33; 65; 70, Anm. 93; 77; 134, Anm. 15 ἐπιστάτης 108, Anm. 7; 164; 396 ἐργεπιστάτης 183; 183, Anm. 336; 286 εὔυδρος 30; 32, Anm. 139 καθιερόω 63, Anm. 39; 74; 77; 184, Anm. 338; 241 f.; 262, Αnm. 406; 289, Anm. 565; 324, Anm. 810; 367, Anm. 143, Anm. 147 und Anm. 148 καστέλλος 75 καταγωγή 294; 294, Anm. 600 κατασκευάζω 32, Anm. 139; 43, Anm. 195; 64; 70, Anm. 95; 77; 108, Anm. 7; 165, Anm. 220; 183; 184, Anm. 336; 186; 239 f.; 261; 265; 267; 271, Anm. 466 κοινὸν τῶν ὑποχετίων 91 κοινωνοί 60; 139, Anm. 44 κόλυμβον 75; 175, Anm. 159 κρήνη 59, Anm. 12; 63, Anm. 39; 64; 70, Anm. 95; 74 f.; 113, Anm. 47; 165, Anm. 220; 183 f.; 241, Anm. 283; 268, Anm. 444; 286; 286, Anm. 544; 290, Anm. 570; 300, Anm. 640; 325; 340; 349; 367, Anm. 143 und Anm. 147 κρηνοφύλαξ 164 λουτρόν 32, Anm. 139; 59; 70, Anm. 95; 340 f. μερισμός 145, Anm. 79; 269, Anm. 444; μεταπτωτικός 292, Anm. 587; 297, Anm. 620 νυμφαῖον 69–71 ὁλκός 66 f.; 78; 235; 277; 289; 289, Anm. 566 und Anm. 568; 303 ὀπισθόδομος 71 ὀχεταγωγία 65 ὀχετός 58–61; 65; 66, Anm. 67; 67, Anm. 78; 77 f.; 139, Anm. 44 und Anm. 47; 153, Anm. 126; 261; 297, Anm. 620 ▷ κρυπτός 59; 59, Anm. 12 ▷ μετεώρος 58 πόροι 294; 294, Anm. 601; 296

ποταμός 32; 111, Anm. 24; 183; 183, Anm. 333; 270; 277; 340 f.; 311; 344 πότνια Νυμφῶν 326 προσάγειν 65; 66, Anm. 65 Σεβαστὸν ὑδραγώγιον 62; 218; 218, Anm. 128; 229, Anm. 206; 238; 260; 286 σεῖφων 75, Anm. 137; 85, Anm. 200 συναγωγή 65 συντελέω 77; 237, Anm. 263; 299 σωλήν 75, Anm. 137 ὑδραγός 91 ὑδραγώγιον 61–64; 71; 74; 78 f.; 116; 124, Anm. 139; 182 f.; 184, Anm. 336 und Anm. 338; 218; 218, Anm. 128; 229, Anm. 206; 238; 261; 271; 271, Anm. 461; 286; 297, Anm. 620; 303; 366–368 ὑδραγωγός 92 ὑδρεῖον 62; 69–73; 184–186; 265 f.; 286, Anm. 551; 298 f. ὑδρεκδοχ(ε)ῖον / ὑδρεγδοχ(ε)ῖον 65; 69; 72–74; 239; 259, Anm. 387; 267 f. ὕδρευμα 69, Anm. 90 ὑδρομήχαναι 134, Anm. 15; 297 ὑπόνομος 59, Anm. 16; 64; 67 f.; 108, Anm. 7; 139; 141; 165; 206; 262; 262, Anm. 406 und Anm. 407 ὑφυδράγος 91 f. φράγματα 312 φρέαρ 111, Anm. 24; 139; 139, Anm. 47 φριγιδάριον 70, Anm. 95 ψυχρός 44, Anm. 204; 70, Anm. 95

Lateinische Begriffe abundans 235, Anm. 247; 343, Anm. 65 abundantia 343, Anm. 62 aedil 90; 167; 167, Anm. 238; 168; 218; 221; 335, Anm. 48 ampliare 76 Anm. 143; 246, Anm. 312 aqua caduca 292; 292, Anm. 587; 307; 312 f.; 355, Anm. 48

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Griechische und lateinische Begriffe aus dem Kontext des Wasserbaus

aqua caelestis 80; 80, Anm. 163 aquaeductus 77; 156, Anm. 149; 235, Anm. 247 aquam adducere 64; 75; 177; 177, Anm. 299 und Anm. 300; 178, Anm. 303; 225 aquam inducere 61; 66; 75 f.; 78 f.; 182, Anm. 329; 225; 225, Anm. 172; 266, Anm. 436 aquam perducere 75 f.; 178, Anm. 303; 272, Anm. 467; 279, Anm. 521 aquarii 25; 156; 157, Anm. 155; 158; 167, Anm. 238; 179; 179; Anm. 318 aquilex 396 arcus ductus 223 castellarii 170, Anm. 260 castellum 22; 26; 38, Anm. 168; 43; 75; 93–97; 219, Anm. 131; 222; 356 f.; 360; 377 (castellum divisorium) chorobates 22; 22, Anm. 74 cippus 90, Anm. 251; 91; 100, Anm. 324; 149, Anm. 103; 177; 222; 308; 357, Anm. 61 circitores 170, Anm. 260 collegium aquariorum 180, Anm. 319 colluviaria 22; 85 f. cura aquarum 76; 132; 164; 195; 239, Anm. 270; 386 f. cura riparum et alvei Tiberis 239, Anm. 270 curator aquarum 20–27 (Frontinus als curator aquarum); 53; 90; 90, Anm. 246; 149; 157, Anm. 156; 189; 194 f.; 298, Anm. 631; 306; 355; 355, Anm. 46; 386; 397 ▷ s. Kapitel 4.2.2 und Kapitel 4.2.3 curator aquarum et Minuciae 172; 173, Anm. 275 de suo 77; 194, Anm. 373; 218, Anm. 129; 264, Anm. 418 (de suo); 300; 77; 300, Anm. 644 (sua pecunia) 77; 223; 223, Anm. 158–160 (sua impensa)

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digitus/digiti 28, Anm. 110 dioptra 28; 62 duumviri 90; 148; 168; 168, Anm. 246; 169, Anm. 250; 177; 187; 354 duumviri aquae perducendae 167 euripi 207; 343, Anm. 62 faciendum curare 76 f.; 191; 240; 306 familia aquarum 173 familia Caesaris 170 familia publica 170 fistula 46; 59, Anm. 17; 80, Anm. 163; 85; 93, Anm. 274; 155; 172; 356, Anm. 54 fistulae solidae 190 fons 66, Anm. 65; 69, Anm. 90; 77; 80; 183, Anm. 336; 223, Anm. 163; 235, Anm. 247; 343, Anm. 65 forma 58; 156, Anm. 149 fullonicae 311–313 ▷ s. a. Walkerei in Index 13.6 fullones 312 f. inopia 235, Anm. 247; 343, Anm. 65 lacus 93; 93, Anm. 275; 148, Anm. 96; 155; 178; 178, Anm. 304; 266; 266, Anm. 436; 356, Anm. 54; 393 libramenta 22, Anm. 72; 85 liberator 170, Anm. 260; 231; 231, Anm. 214; 396 matrix 58 meatus 156, Anm. 149 natatio 97 f.; 375 Nili 207 nymphaeum 58, Anm. 2; 69, Anm. 89; 73 pecunia publica 76; 177, Anm. 302 piscina 148, Anm. 96; 178, Anm. 304; 358, Anm. 76 plumbarii 45; 158, Anm. 168; 180 praefectus aquae 194, Anm. 373 praefectus rivis supernatis 174 procurator aquarium 172;172, Anm. 272 quinaria 25; 86; 158, Anm. 168; 356, Anm. 55

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Indices und Konkordanzen

restituere 76, Anm. 143; 178, Anm. 303; 223, Anm. 159 und Anm. 163; 235, Anm. 247; 354, Anm. 41 rivus 75, Anm. 138; 162 salientes 93; 93, Anm. 275; 178, Anm. 303; 306; 306, Anm. 678 septa 75, Anm. 139 siliciarii 170, Anm. 260

13.4

specus 75, Anm. 139 tabularius rationis aquariorum 170, Anm. 261 tectores 170, Anm. 260 tribunus aquarum 174 uncia 356; 356, Anm. 55 venter 83–85; 127; 190; 384 vilici 170, Anm. 260

Personen, Gottheiten und Heroen2

M. Acilius Aviola 275, Anm. 495 Admon 320, Anm. 777 Adrastos 73; 150; 267–269; 272; 282; 296 Aelian 27, Anm. 102 Aelianus Philopappus 184, Anm. 337; 289; 300 Aelius Aristides 20; 29; 29, Anm. 113; 210, Anm. 79; 237, Anm. 260; 325; 342, 342, Anm. 55; 351; 390 P. Aelius Hekatomnos 72, Anm. 114 Aemilianus (Bischof von Vercelli) 32 M. Aemilius Lepidus 369 Africanus (Stadtpräfekt) 36, Anm. 156 Agapitus 46 Agricola 336 Agrippa; 23; 28; 34; 55, Anm. 273; 65, Anm. 60; 76; 97; 102; 102, Anm. 339; 144; 167 f.; 194; 220–222; 227, Anm. 188; 342; 355; 357, Anm. 66; 386; 397 Aichmokles 187 Ailios Demoneikos 183; 286 Albinus (Stadtpräfekt) 36, Anm. 156 Albucia Candida 275, Anm. 495 Alexander der Große 126 Alexander Severus 43, Anm. 194; 219, Anm. 131; 222; 325, Anm. 828

Allavonenses 160 f. Almourenoi 367, Anm. 149 Ammia, Tochter des Adrastos 269; 272 Ammianus Marcellinus 395 Anassa 274, Anm. 484 Anastasius 158, Anm. 172 Ancus Martius 38, Anm. 169 Andreas 92 Androbios 229; 230, Anm. 207 Androklos 302, Anm. 656 Annia Victorina 271; 279 Antamenes 91 Anthemion 139 Antigonos 117 Antiochos II 122, Anm. 120; 125 Antiochos III 62; 100; 100, Anm. 322; 115 f.; 137 Antiochos IV von Kommagene 303 Antiphanes 70, Anm. 95 C. Antius Aulus Quadratus 189, Anm. 352 Antoninus Pius 77, Anm. 147; 209, Anm. 71; 213; 217, Anm. 120; 232; 248, Anm. 326; 298, Anm. 627; 324; 325, Anm. 819; 327; 397, Anm. 28 Antonius 187 Antonius Polemon 258, Anm. 386

2 Die namentlich bekannten Aquädukte sind in einem separaten Verzeichnis zusammengefasst.

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Personen, Gottheiten und Heroen

Cn. Apertius L. fil. Gaetulicus 351 Aphrodisias 265 f. Aphrodite 270; 270, Anm. 459; 304, Anm. 669 Apollinarios 42, Anm. 190; 317 Apollo Palatinus 202, Anm. 27 Apollon Tempsianos 367 Apollonios 68; 262 f.; 388 Arcadius 36, Anm. 156 und Anm 157; 103; 157, Anm. 160; 175, Anm. 289 Archimedes 28 Ares 324 Aretas IV 277 Aristion ▷ s. Tiberius Claudius Aristion in diesem Index Aristoboulos 357, Anm. 66 Aristomenes 63, Anm. 41 Aristoteles 29, Anm. 116; 166, Anm. 225; 187, Anm. 344; 198, Anm. 4 Arnestes 320, Anm. 777 Arruntia Attice 264 L. Arruntius 264 L. Arruntius Aciamus 218; 264; 278; 281 L. Arruntius Camillus Scribonianus 264 L. Arruntius Scribonianus 264, Anm. 419 Arsakes 68 Arsinoe 69, Anm. 90 Artemis 91 Artemis Ephesia 243, Anm. 295; 244; 327 Artemisia 116 Asandros 116 f.; 116, Anm. 70 C. Asinius Gallus 179, Anm. 312 M. Ateius 234, Anm. 237 Ateius Capito 156 Athenaios 266; 358 M. Atilius Bradua 275, Anm. 495 Attaliden 46; 114; 115, Anm. 55; 384 Atticus 144, Anm. 70; 207 M. Aufidius Lurco 300, Anm. 641 Augustus 66; 148; 175; 195; 199; 212, Anm. 94; 214; 219; 221–224; 225 f.; 234, Anm. 236 und Anm. 237; 235 f.;

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248; 302, Anm. 656; 392 (Wasserleitungen) 34 f.; 143–145; 168; 193; 385 (Wassergesetzgebung) 169; 171; 179; 355; 366 (cura aquarum) Aulus Gellius 101; 256, Anm. 371; 358, Anm. 76 Aulus Seius 176 Aurelia Killaramotiane Ies 185 Aurelia Paulina 70; 271 Aurelius Sakaon 162 f. M. Aurelius Ammianos 314, Anm. 737 M. Aurelius Athonis Marcellus 343, Anm. 65 M. Aurelius Obrimianus Konon der Jüngere 71; 186, Anm. 340 Ausonius 314, Anm. 737 Auxanos 92 T. Aviasius Servandus 275, Anm. 495 Axiochos 44 f.; 44, Anm. 204 L. Baebius Tullus 24, Anm. 81; 245 Barea Soranus 238, Anm. 263 Bassus (C. Laecanius Bassus Caecina Paetus) 65; 73; 99; 239 f.; 243; 267; 326 Bendis 134 M. Betilienus 191, Anm. 365 P. Betilienus Hapalus 191, Anm. 365 L. Betilienus Varus Censorinus 76, Anm. 145; 190; 192 Bryonianus Lollianus 44; 66; 71, Anm. 105; 276 f.; 316; 317, Anm. 754; 343 L. Caecilius Cilo 275, Anm. 495 Caelius Ianuarianus 247; 247, Anm. 320 L. Caelius Montius 42; 42, Anm. 190; 44; 66; 235; 246 f. M. Caelius Rufus 156 Caligula 367, Anm. 149; 198 f., Anm. 6; 204; 204, Anm. 38; 222–224; 395 f. Calpurnius Siculus 209, Anm. 72; 349, Anm. 8 P. Calpurnius Macer Caulius Rufus 231, Anm. 214

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Indices und Konkordanzen

P. Calvisius Ruso 240–244; 246; 250; 256 f.; 285; 388 Carminii 266; 269; 269, Anm. 451; 282 Cassiodor 37; 200; 203 Cassius Dio 147; 167; 203, Anm. 32; 209; 22, Anm.167; 236, Anm. 251; 295, Anm. 604; L. Cassius Cerealis 175 f.; 180, Anm. 323 Cato 156; 159 f.; 167, Anm. 231 Catull 21, Anm. 62 M. Cetius Faventinus 27 Chairephanes 67; 90; 141 f. Chryso 275 Cicero 47; 143f.; 167, Anm. 238; 201; 206 f.; 213; 357, Anm. 61 Cicrius Severus 91; 277 Claudia Ammia 74; 271 f. Claudia Trophime 344, Anm. 72 Claudii Pieriones 272, Anm. 466 Claudius (Kaiser) 38, Anm. 169; 55, Anm. 274; 66; 170; 172 f.; 183; 199, Anm. 6; 203, Anm. 32; 204; 219; 222–224; 228; 234; 234, Anm. 234; 246; 275, Anm. 493; 304; 356, Anm. 52; 367 Claudius II 148 Claudius Diogenes 241 Claudius Eteoneus 60; 152; 159, Anm. 179; 204 Claudius Etruscus 361; 361, Anm. 98 Tib. Claudius Aristeas Menandros 275 Tib. Claudius Aristion 61; 73; 73, Anm. 121; 152; 187 f.; 210; 219; 243; 256– 262; 272; 278; 281; 283; 285; 318; 388 Ap. Claudius Caecus 166; 211 Tib. Claudius Clemens 244 Tib. Claudius Demetrius Apollophanes 183; 234 Tib. Claudius Flavianus Eudemos 60 Tib. Claudius Italicus 272 Tib. Claudius Kyreinus Erymneus 272 Rut. Claudius Namatianus 31 L. Claudius Severinus 299 Cleander 207, Anm. 57; 208

Clearchus 36, Anm. 156 Clodius Septiminus 396 C. Clodius Vestalis 74 M. Cocceius Anicius Faustus Flavianus 201, Anm. 20 M. Cocceius Nerva 169 Commodus 43, Anm. 194; 65, Anm. 59; 70; 207, Anm. 57; 208 f.; 326, Anm. 828 Constans 247 Constantin 35, Anm. 154; 153; 156; 165, Anm. 221; 235, Anm. 247; 316 Constantius 247 Cornelius Fronto 101 Cornelius Tacitus 125; 155, Anm. 144; 157; 193; 204, Anm. 38; 207; 207, Anm. 60; 234; 234, Anm. 235; 238, Anm. 263; 335 f.; 349; 395 Sex. Subrius Dexter Cornelius Priscus 61; 152; 187 f.; 204 Cn. Arrius Cornelius Proculus 374 L. Cornelius Sulla 301 Crassus 146, Anm. 84 Man. Curius Dentatus 167; 369 Curtia Iulia Valentilla 182 f. Dea Caelestis 39, Anm. 171 Decimius Secundinus 156 Demeter 59, Anm. 12; 142, Anm. 64 Demeter Chamyne 255, Anm. 262 Demetrios 117 Demosthenes 15 Diadumenus Antonianus 176 Aul. Didius Gallus 170, Anm. 262 Dido 332 Diodorus Siculus (Diodor) 68; 68, Anm. 82; 108; 166, Anm. 229 Diokletian 199, Anm. 6; 218, Anm. 128 Dion von Prusa (Dion Chrysostomos) 30, Anm. 122; 210; 258, Anm. 386 (Dion); 205 (Chrysostomos) Dionysios von Halikarnassos 23; 48; 200; 213; 335 f. Dionysios, Sohn des Nikephoros 353, Anm. 35

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Personen, Gottheiten und Heroen

Dionysios, Apollonpriester 289; 367 Dionysius (Sizilien) 110, Anm. 17 Dionysos 137 Calp. Domitia Marciane 264 Domitian 23; 25, Anm. 87; 26 f.; 62; 125; 218; 239, Anm. 268 und Anm. 270; 242–244; 256 f.; 262; 286; 286, Anm. 548; 301; 318, Anm. 766; 344; 354, Anm. 42 Domitii 264; 264, Anm. 416 und Anm. 4127 M. Domitius Candidus 264, Anm. 417 M. Domitius Iulianus 264 P. Domitius Iulianus 65; 264; 289; 388 M. Domitius Paulianus Falco 364, Anm. 417 Dusmia Numisilla 178, Anm. 306; 179 Eleutheria 324 Epiteles 61; 62, Anm. 32; 92 Eprius Marcellus 228; 228, Anm. 196; 246 Eratophanes 275, Anm. 493 Erythrios 45; 45, Anm. 206; 272; 317 Eudemos 273, Anm. 476; 274; 274, Anm. 484 Eugenius (Märtyrer) 32, Anm. 136 Eumenes II 119–122; 192; 384 Eumenius 397 Eupalinos 58, Anm. 7; 81, Anm. 169; 113 Paullus Fabius Persicus 240, Anm. 275 P. Fabius Taurus 354 P. Faianius Plebeius 148; 272; 361, Anm. 102 Festus (Proconsul T. Flavius Festus) 316 Firminianos 42; 42, Anm. 190; 92 Flavia Appia 269 Flavianus (Stadtpräfekt) 36, Anm. 156 Flavier 76, Anm. 144; 127; 127, Anm. 168; 214, Anm. 103; 224; 229 Flavii Athenagorae 266 Flavius Aeneas 153, Anm. 131 Flavius Ampelius 351 Flavius Florentius 63

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Flavius Iosephus 73, Anm. 119; 294, Anm. 600; 358 T. Flavius Athenagoras Agathus 266; 269 T. Flavius Athenagoras Cornelianus Furianus 71; 265 f.; 367 Tib. Flavius Lucius Hierax 70, Anm. 99; 275 T. Flavius Menander 70, Anm. 99; 300, Anm. 640 T. Flavius Miccalus 65; 278; 388 T. Flavius Montanus Maximianus 127 C. Flavius Pudens 266 Q. Flavius Tullus 103 Fons (Gottheit) 176; 176, Anm. 296 Fortunatianus 36, Anm. 156 Frontinus 23–28; 222; 244, Anm. 298 (Leben und Werk); 90; 92, Anm. 262; 158 (Fachpersonal) 144; 147–149; 155 f.; 168; 168, Anm. 241; 193; 385 (Wasserrecht) 170–172; 194; 306– 308; 315; 321; 386 (curator aquarum) Fulvius (Zensor) 146, Anm. 84 Fulvius Flaccus 167 M. Fulvius Gillo 257, Anm. 378 L. Furius 159 f. L. Furius Purpureo 159, Anm. 182 Gaius Gracchus 206, Anm. 50 Gavia Maxima 101, Anm. 332; 178, Anm. 306 und 312 Gelon 108 f.; 358; 383 Gildo 102, Anm. 339 Glauke 113 Gordian 43, Anm. 194 Goten 119; 277; 313; 319 M. Granius Cordus 176; 180, Anm. 323 Gratian 36, Anm. 156 Hadrian 35, Anm. 154; 62; 67; 121; 144, Anm. 72; 151; 175, Anm. 290; 182; 207, Anm. 54; 214, Anm. 103; 217, Anm. 120; 219; 219, Anm. 138; 225, Anm. 172; 235 f.; 239, Anm. 269; 255 f.; 258,

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Indices und Konkordanzen

Anm. 386; 268, Anm. 443; 282; 285; 294–296; 299; 324; 326, Anm. 828; 396 Hamilkar 108 Harpokration 28, Anm. 106 Hedychrus 271, Anm. 464 Herakleides Kritikos 33 Herakles 24, Anm. 81; 135; 365, Anm. 132 L. Herennius Peregrinus 239 M. Herennius Picens 311 Hermias 275 Hermogenes 29, Anm. 117 Herodes Atticus 99; 225, Anm. 172; 244, Anm. 298; 254–256; 274; 281–283; 303 f.; 358, Anm. 76; 379; 388 Herodes der Große 13, Anm. 52; 357 f. Herodot 58, Anm. 7; 68, Anm. 82; 81; 112 Heron von Alexandria 28; 62; 62, Anm. 34; 64; 92 Hesychios 66; 140 Hieron 20; 109 Hippokrates 200, Anm. 13 Homer 138 Horaz 255; 317 Hydreios 72, Anm. 115 Iason (Kyaneai) 283 Iason (Myra) 275 Ilus 42 Iollas 368 Iris 342 Isis 72 Iulia Lydia Laterane 73; 258–261; 272 Iulius Klaros 188 f. L. Iulius Agrippa 303 f. C. Iulius Caelsus Polemaeanus 261; 261, Anm. 404 M. Iulius Eugenius 42; 42, Anm. 190 C. Iulius Gargilianus 274; 274, Anm. 487 M. Iulius Gavinius Sacerdos 289; 289, Anm. 566 und Anm. 569 C. Iulius Pulcher 266, Anm. 432 C. Iulius Pulcher Potamonianus 265; 367

C. Iulius Secundus 273; 279 Iupiter Optimus Maximus 209, Anm. 76 Iustinian 32; 102; 153 f.; 203; 203, Anm. 32; 212; 265; 316; 341, Anm. 49 Iuvenal 24, Anm. 84; 89; 101 Johannes Eutychikos 235, Anm. 244; 302, Anm. 658 Johannes Lydos 67 Johannes Malalas 219, Anm. 138 Julian 30 Julius Maximus 187 Kallikles 159 Kambyses 68, Anm. 82 Kephisodoros 112, Anm. 36 Kimon 111, Anm. 29 Konis 273 Kore 142, Anm. 64 Kritolaos 59, Anm. 11 Ktemon 139 Ktesibios 28; 28, Anm. 107 Kynosoreis 91 Laodike 122, Anm. 120; 125; 137; 280 Latorenoi 266 C. Legiannus Verus 361, Anm. 101 Lepidus 146, Anm. 84 Leto 365, Anm. 132 Libanios 20; 31 f. (Biographie); 106; 327; 327, Anm. 835; 339–342 (Antiochikos); 351 f.; 370; 390 Tit. Licinnius Mucianus 185, Anm. 340 Livius 146, Anm. 84; 201, Anm. 22; 206, Anm. 53; 211 Lucius Seius 176 Lucius Seius Strabo 353, Anm. 34 Lucius Verus 73 Lukian 254, Anm. 360; 255 L. Luscius Ocra 72; 229; 229, Anm. 206; 238; 257, Anm. 278 Lykurgos 112 Macrinus 176 Maecenas 224, Anm. 167; 359, Anm. 82

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Personen, Gottheiten und Heroen

Malalas ▷ s. Johannes Malalas in diesem Index Mamurra 21, Anm. 62 Aur. Mandrianus Longinus 71; 184–186 C. Marcius Censorinus 38, Anm. 169; 389, Anm. 157 L. Marcius Philippus 38; 369 Sex. Marcius Priscus 228; 228, Anm. 199; 231; 231, Anm. 212; 246; Q. Marcius Rex 38; 148; 156, Anm. 153; 167; 224; 369 Marcus Aquillius 220, Anm. 141 Marcus Aurelius 29, Anm. 117; 60; 71; 73; 153; 159, Anm. 179; 204; 217, Anm. 120; 232; 244, Anm. 298; 314, Anm. 737; 320; 326, Anm. 828; 327; 398 Marcus, Sohn des Menander 183; 311 Marcus Valerius 304, Anm. 665 C. Marcus Censorinus 38, Anm. 169; 369, Anm. 158 Martial 89; 156, Anm. 151; 209, Anm. 72; 317; 349; 361 Martialis ▷ s. Aul. Vicirius Martialis in diesem Index Mas 273 C. Masurius Capito 177, Anm. 302 Mausollos 116 Maximilianus 35, Anm. 155 Meder 108, Anm. 4 Megalopyliten 276 f. Melas Anm. 95; 277 L. Memmius Rufus 134, Anm. 15; 297 Men Almourenos 367, Anm. 149 Menander Rhetor 29 f.; 339 Menandros 183; 275; 368 Menodora 273 Messala 36, Anm. 157 L. Mestrius Florus 257, Anm. 378 L. Minacius Priscus 178 Mnasistratos 136 P. Mummius Mummianus 354 Narcissus 356, Anm. 52 C. Nasennius Marcellus der Ältere 177

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Nero 38; 155, Anm. 144; 157; 171, Anm. 269; 172, Anm. 270; 173; 198, Anm. 6; 204; 204, Anm. 38; 207 Anm. 60; 210, Anm. 78; 231, Anm. 212; 238; 264; 361, Anm. 98; 375 Nerva 24–27; 169, Anm. 252; 276 Nike 344 Nikephoros 353, Anm. 35 Nonius Datus 81; 231; 396; 398 Numa Pompilius 38, Anm. 169 C. Offilius Proculus 225; 301 Olympias 350, Anm. 11 Opramoas 235, Anm. 246; 273 f.; 281; 283; 389 M. Ostorius Scapula 35; 188 Ovid 201; 350 Q. Paconius Q.f. Lepta 365 Pancratius 36, Anm. 157 Pardalas 145, Anm. 79 Patrokles 396 Pausanias 20; 33; 111, Anm. 31; 113 f.; 236; 317; 349 Peisistratiden 107, Anm. 1; 111; 112, Anm. 31; 114; 383 Peregrinus 254, Anm. 360; 255; 255, Anm. 363 Perikles 113; 164 Perser 108, Anm. 4; 396 Petronius 361 C. Petronius Celer 81 Phaiax 108 Phila 271; 278; 278, Anm. 512 Philipp V. 100; 100, Anm. 322 Philo von Byzanz/Byzantion 28; 364, Anm. 122 Philostrat 255; 256, Anm. 368; 258, Anm 386; 282, Anm. 535 Photios 140; 140, Anm. 49 Pindar 20; 20, Anm. 59; 109; 109, Anm. 14 Pion 344; 344, Anm. 72 P. Plancia Aurelia Magniana Motoxaris 273

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Indices und Konkordanzen

Platon 59, Anm. 10; 133; 140; 206, Anm. 50 C. Plautius 166 Pleistarchos 117; 117, Anm. 72 und Anm. 73 Plinius der Ältere 156, Anm. 151; 202; 203, Anm. 32; 213; 221, Anm. 149; 307; 342 f. Plinius der Jüngere 200; 202; 210; 273; 293; 304; 351; 358; 361; 388 ▷ s. a. „Traian“ für den Briefwechsel mit dem Kaiser in diesem Index Plutarch 111, Anm. 24; 131; 131, Anm. 4; 164, Anm. 217 Polybios 68; 68, Anm. 82; 108, Anm. 4 Polydeukes 71; 71, Anm. 108 Polykrates 113; 113, Anm. 40; 383 Polystephanos 28 Pompeius Severus 182; 239, Anm. 269; 294 C. Pompeius Planta 72, Anm. 113; 229; 229, Anm. 206; 238 Pomponius Mela 69, Anm. 88 G. Pomponius Hyllus 172, Anm. 273 Pontianus 175, Anm. 289 Probus 364 Proklos II 292 Prokop 32; 32, Anm. 135; 61; 65; 198, Anm. 5; 203; 212; 265; 319; 341, Anm. 49 Pseudo-Skylax 116, Anm. 69 Ptolemaios II 28, Anm. 107 Ptolemaios Philopator 69, Anm. 90 Pytheas 59, Anm. 10; 64; 64, Anm. 51; 74; 165; 165, Anm. 230 Tib. Quinctius Crispinus Sulpicianus 152 Quintilii 236; 274 P. Quintilius Valens Varius 261; 261, Anm. 404 Quintus Ziper 163 Regilla 255, Anm. 362 Rutilii Bassi 189, Anm. 352 Rutilius Bassus (Epimelet) 187; 189

P. Rutilius Bassus (Proconsul) 189, Anm. 352 Rutilius Namatianus ▷ s. Rut. Claudius Namatianus in diesem Index Sabiner 369 Sabinianus 163 Saenius Sabinus 188, Anm. 349; 193 Salassi 157, Anm. 155; 161, Anm. 195 Salinus 396 Salluienses 160 f. Sallustii 269 P. Salvius Iulianus 144, Anm. 72 L. Salvius Valens 239, Anm. 268 D. Satrius Ragonianus 174 L. Seius Strabo 353, Anm. 34 Seleukiden 114 f.; 226 M. Sempronius Clemens 63; 261 Seneca 86; 202, Anm. 24; 205, Anm. 47; 207 f. Septimius Severus 174, Anm. 282; 198, Anm. 6; 239, Anm. 270; 274 C. Sergius Orata 310, Anm. 705 P. Servilius Isauricus 220, Anm. 141 C. Sextilius Andron 300, Anm. 641 C. Sextilius Pollio 77; 82; 88; 182; 189; 195; 225; 225, Anm. 174; 278; 281; 283; 300–302; 304; 353 Sidonius Apollinaris 80; 317; 361 Sokrates (Märtyrer in Ephesos) 42 Solon 133; 137 f. Sopatros 145, Anm. 79 Sosinestani 160 f. Sosithios 67, Anm. 71 Statius 361 Stephanus von Byzantion 117, Anm. 71 C. Stertinius Xenophon 304; 304, Anm. 667 Strabon 20; 23; 48; 71; 118, Anm. 80; 126; 157, Anm.155; 206; 213; 234; 314; 317; 335; 376, Anm. 24 L. Suedius Bassus 177, Anm. 302 Tacitus ▷ s. Cornelius Tacitus in diesem Index

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Personen, Gottheiten und Heroen

Rut. Taurus Aemilianus Palladius 27 Tellus 176 Tempsianoi 184, Anm. 337; 367 L. Terentius Romanus 189, Anm. 354; 194, Anm. 373 M. Terentius Varro 208 Tetrapoliten 276 f. Themistios 32; 32, Anm. 134; 212 Themistokles 113; 164; 164, Anm. 217 Theoderich 32; 46 Theodosius I 30; 36, Anm. 156 und Anm. 157; 157; 159; 159, Anm. 178; 356 f. Theodosius II 35, Anm. 154; 153; 158; 357 Theophanes 341, Anm. 49 Theophilos 366 Thermii 176, Anm. 295 Theron 109, Anm. 14 Thibron 67 Thomallakhis 275 Thukydides 5, Anm. 24; 59; 59, Anm. 16; 60; 74; 110 Tiberii Claudii 272 Tiberius (Kaiser) 66; 209, Anm. 73; 218; 225; 234; 234, Anm. 237 und Anm. 238; 248 C. Titius Chresimus 356 Titus (Kaiser) 132; 219; 223 f.; 238; 245; 324; 375 Τουής ΙΙ 273 Traian 101, Anm. 334; 200; 206; 211; 213; 231; 231, Anm. 214; 232; 258; 288, Anm. 562; 291, Anm. 581; 293; 293, Anm. 592; 296, Anm. 617; 298; 316; 396; 398 (und Plinius) 24; 26; 27, Anm. 105; 168, Anm. 246; 172 f.; 201–204; 219, Anm. 138; 236; 245, Anm. 307; 250; 259; 261, Anm. 401; 354, Anm. 42; 368 Trimalchio 361 Troilos 320, Anm. 777 Marcus Tugio 143 Q. Tullius Cicero P. Tullius Varro 275, Anm. 495 Ulpia Eumeliana Casiana 365

491

Ulpia Rutilia Longina 365 Ulpian 75, Anm. 139; 144, Anm. 72; 204; Anm. 34; 396 Ulpius Hieronymus Nikomedeius 70 Ulpius Traianus 24, Anm. 81; 219; 240, Anm. 276; 245 M. Ulpius Carminius Claudianus 266; 269 f.; 281 f.; 296; 389 M. Ulpius Tertullianus Aquila 365 M. Ulpius Traianus 244 Valens 30; 32; 32, Anm. 134; 36, Anm. 156; 158, Anm. 168; 212; 357, Anm. 60 Valentinian 36, Anm. 156 und Anm. 157; 395 Valeria 300, Anm. 641 C. Valerius Flaccus 161 L. Valerius Flaccus 300, Anm. 641 M. Valerius Messala Corvinus 169, Anm. 252 Mum. Niger Valerius Vegetus 66, Anm. 65; 60, Anm. 254; 101; 149, Anm. 100; 150 f.; 219, Anm. 131; Varilla 261, Anm. 404 T. Varius Clemens 396 C. Vedennius 81; 395 Vedius Antoninus 209, Anm. 71; 213 Vegetus ▷ s. Mum. Niger Valerius Vegetus Vegetius 27, Anm. 103; 180, Anm. 324 L. Vennius Sabinus 178, Anm. 312 Venuleius 204, Anm. 36 Vespasian 24; 219; 223; 229; 231; 231, Anm. 212; 234; 238; 245; 250; 360; 361, Anm. 98 Aul. Vicirius Martialis 35; 61, Anm. 26; 65; 125; 144; 152; 155; 187; 193; 219, Anm. 131; 259; 288; 292, Anm. 587; 387 ▷ s. a. Martialis-Edikt in Index 13.6 Victoria 38, Anm. 169; 241, Anm. 284; 369, Anm. 157 L. Vienus Longus 239, Anm.268 Vilius Flaccus 228; 228, Anm. 195; 246 L. Volusenus Clemens; 177

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492

Indices und Konkordanzen

C. Volusenus Curio; 177 T. Volusenus Macedo; 177 Xenophon 67; 396 Zeno 103, Anm. 345; 153; 158, Anm. 171 Zeus 324; 344 Zeus Akraios 24, Anm. 81; 127; 219; 245; 245, Anm. 310 Zeus Diktaios 137 Zeus Karios 70, Anm. 95 Zeus Meilichios 138, Anm. 35 Zeuxis 115 f.

Leitungen3 Acharnische Leitung (Athen) 34; 112; 139 Ain Abu Olleqa-Aquädukt (Petra) 377 Ain-Braq-Aquädukt (Petra) 377 Ain Debdehbeh-Aquädukt (Petra) 377 Akademieleitung (Athen) 111 Anio Novus (Rom) 82; 100; 222 f. Anio Vetus (Rom) 22, Anm. 72; 23; 80; 167 Aqua Alexandriana (Öhringen) 219, Anm. 131 Aqua Alexandriana (Rom) 222 Aqua Alsitiena (Rom) 212, Anm. 94 Aqua Augusta (generell) 76, Anm. 143; 157; 174; 174, Anm. 286; 175; 175, Anm. 289; 174; 177, Anm. 302; 218; 218, Anm. 121, Anm. 122 und Anm. 124 Aqua Augusta (Kyrene) 74, Anm. 125 Aqua Augusta (Synnada) 77 218; 218, Anm. 129; 264; 264, Anm. 418 Aqua Claudia (Rom) 76; Anm. 142; 100; 158; 159, Anm. 177; 204; 219; 222 f.; 322; Anm. 792 Aqua Claudiana (Lamasba) 219; 219, Anm. 132

Aqua Commodiana (Thugga) 218 Αqua Cornelia (Termini Imerese) 219, Anm. 132 Aqua Gordiana (Öhringen) 218 Aqua Hadriana (Antiochia am Orontes) 219 Aqua Marcia (Ephesos) 23; 38; 38, Anm. 169; 80; 88, Anm. 222; 89; 100; 102, Anm. 339; 148; 155, Anm. 144; 156, Anm. 151; 157; 201; 204, Anm. 38; 211; 221–223; 307; 313; 369; 369, Anm. 157 Aqua Iulia (allgemein) 218, Anm. 122; 236, Anm. 256 Aqua Iulia (Ephesos) 102, Anm. 335; 189; 219; 225; 225, Anm. 171; 360 Aqua Iulia (Rom) 23; 100; 156; 157, Anm. 155; 167; 219; 221; 223; 321, Anm. 791 Aqua Tepula (Rom) 100; 222 f. Aqua Throessitica (Ephesos) 66; 82; 99; 102, Anm. 335; 181, Anm. 325; 182; 182, Anm. 329; 195; 225; 225, Anm. 172; 242; 281; 300 f.; 302; 360 Aqua Traiana (Rom) 38; 38, Anm. 168; 222 Aqua Vegetiana 101; 219, Anm. 131 Aqua Virgo (Rom) 38, Anm. 168; 86; 97; 156, Anm. 151; 168; 204; 213; 221; 223f.; 350; 397 Aristion-Aquädukt = AristionLeitung (Ephesos) 61; 77; 98; 102, Anm. 335; 137, Anm. 34; 187 f.; 195; 256; 259–262; 285; 318 Attalos-Leitung (Ephesos) 119 Değirmendere-Leitung (Ephesos) 87, Anm. 214; 88; 102, Anm. 335; 233; 360 Demophon-Leitung (Pergamon) 120 Galermi-Aquädukt (Syrakus). 60; 110 Gier-Aquädukt (Lyon). 90, Anm. 251; 149; 353

3 Weitere Wasserbauten sind im Sachindex 13.6 zu finden.

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Geographischer Index

ὕδωρ Δομιτιανόν (Ephesos) 219; 243 Işıklar-Aquädukt (Aphrodisias) 295 f. Kaikos-Leitung (Pergamon) 233 Kavaklıdere-Aquädukt (Aphrodisias) 295 Khubta-Nord-Aquädukt (Petra) 377 Los Milagros-Aquädukt (Mérida) 353 Löwentor-Aquädukt (Milet) 122 Lysimachos-Leitung (Ephesos) 110; 118 Marnasleitung (Ephesos) 241; 242; 244; 301; 301, Anm. 649 ▷ s. a. ὕδωρ Δομιτιανόν in diesem Index Neue-Marnas-Leitung (Ephesos) 188, Anm. 358; 241; 243; 285 Ninfeo-Leitung; (Syrakus) 109 Nymphaeum-Aquädukt = Nymphaeum-Leitung (Milet) 95; 98; 123; 245, Anm. 311 Ören-Deresi-Aquädukt (Aphrodisias) 295

13.5

493

Madradağ-Leitung (Ephesos) 119; 120 f.; 126; 129; 191; 233; 327; 342 Moria-Aquädukt (Mytilene) 353 Paradiso-Leitung (Syrakus) 109 San Lazaro-Aquädukt (Mérida) 353 Σεβαστὸν ὑδραγώγιον 62; 218; 218, Anm. 128; 229, Anm. 206; 238; 260; 286 Seki-Aquädukt (Aphrodisias) 295 f. Siq-Kanal (Petra). 377 f. Theodosianischer Aquädukt (Konstantinopel) 103 Timeles-Aquädukt (Aphrodisias) 270; 282; 285; 295, Anm. 610; 296; 389 Traians-Leitung (Smyrna) 219; 219, Anm. 132; 244 f. Tremilia-Leitung (Syrakus) 109; 110, Anm. 16 Valens-Leitung (Konstantinopel) 32, Anm. 134; 70, Anm. 99; 103, Anm. 343 Yzeron-Siphon (Lyon) 83, Anm. 188; 85, Anm. 199

Geographischer Index

Städte, Länder und Landschaften Abdera 284 Acerra 174, Anm. 286 Achaia 156; 298, Anm. 626 Acharnai 34; 60; 138; 140 f.; 385 Acholla 376 Acre/Ptolemais 129, Anm. 175 Adrianopel 30 Aequiculi 177 Aequum Tutivum 317 Africa/Afrika 54; 324, Anm. 807; 380, Anm. 50; 383 (Africa); 95; 99, Anm. 309; 106; 289, Anm. 563; 315 f. (Afrika)

▷ Africa Proconsula-



ris 88; 324, Anm. 807

▷ Nordafrika 51; 53; 248, Anm. 326;

282, Anm. 534; 308; 311, Anm. 715; 376; 380; 380, Anm. 50; 394 Numidia 80, Anm. 163; 324, Anm. 807; 396 f. Ägypten 13, Anm. 2; 59; 68; 106; 129; 162 f.; 162, Anm. 205; 181, Anm. 325; 186; 206; 326, Anm. 828; 357; 386; 395, Anm. 4; 398, Anm. 32 (Ägypten); 163 (Aegyptus Herculia und Aegyptus Mercuriana) Akmoneia 114; 114, Anm. 51; 127 f. Akragas 383

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Indices und Konkordanzen

Alatri 16; 76, Anm. 142 und Anm. 145; 83, Anm. 184; 189–192; 196; 384 (Alatri); 189–192 (Aletrium) Alba Fucens 174, Anm. 281 Albano Laziale 46, Anm. 211 Albenga 178 Albula 90, Anm. 254 Aletrium ▷ s. Alatri Alexandreia Troas 99; 101; 225, Anm. 172; 254–256; 274; 304, Anm. 668; 388 Alexandria 28; 28, Anm. 107; 62; 64; 92; 326, Anm. 828 Algerien 308 Alinda 362 Allifae 174, Anm. 281; 176; 178–180 Almuñécar 83, Anm. 181 Alopeke 59, Anm. 10 Althiburus 201, Anm. 20 Altinum 275, Anm. 495 Amastris 200; 211; 298; 342; 351 Amisos 45; 272; 317 Amiternum 218; 308 Amphissa 156 Anastasiaopolis 32, Anm. 136 Anazarbos 39; 39, Anm. 171; 62; 62, Anm. 35; 218; 218, Anm. 128; 286; 286, Anm. 545 und 547; 352 Ancyra ▷ s. Ankara in diesem Index Andania 136; 138; 142, Anm. 67; 145, Anm. 79; 166, Anm. 226; 385 Andromachis 163 Angitia 83, Anm. 183 Ankara 185, Anm. 339; 286 (Ankara); 67; 70; 71; 182; 239, Anm. 268; 302 f. (Ancyra) Antinoopolis 69, Anm. 190; 195, Anm. 375 Antiochia ad Maeandrum 114 Antiochia am Orontes 30; 219; 234 f.; 327; 339; 339, Anm. 42; 370; 396 Antiochia in Pisidien 44; 54; 89, Anm. 243; 95; 102; 128; 220; 225–228; 236 f.; 280; 318; 352

Antiphellos 376 Anzio 46, Anm. 211; 177, Anm. 301 Aosta 82, Anm. 174 Apameia Kibotos 114; 115, Anm. 56 Aphrodisias 44; 55, Anm. 276; 62; 65; 73 f.; 75, Anm. 138; 114; 115, Anm. 56; 182; 215, Anm. 109; 239, Anm. 269; 248; 257, Anm. 378; 266; 267–272; 275; 281 f.; 285; 294–296; 304, Anm. 669; 309; 318; 318, Anm. 769; 351; 367; 389 Apollonia 373; 375 Aquae Flavianae 397 Aquincum 397 Arcinazzo 46, Anm. 211 Argentorate 127, Anm. 166 Argos 69, Anm. 90; 73; 326, Anm. 828 Ariassos 95; 99; 99, Anm. 313; 358; 358, Anm. 70; 366 Arles 83, Anm. 180; 314 Arykanda 375; 375, Anm. 18 Asia 256, Anm. 368; 258; 259, Anm. 388; 290, Anm. 572 Aspendos 99; 101; 272 f. (Ort); 55, Anm. 275; 84 f.; 309, Anm. 702 (Leitung) Assos 44 Atella 174, Anm. 286 Athen 8; 29 f.; 34; 58, Anm. 8; 64; 74; 107, Anm. 2; 111–113; 120; 120, Anm. 101; 134; 164–166 (Wasseraufseher von Athen); 231; 255, Anm. 366; 284; 349, Anm. 8; 358, Anm. .76; 383; 385 Ätolien 135 Attika 64, Anm. 51; 138; 140; 143 Attouda 125, Anm. 144; 269, Anm. 451; 370 Auara 53, Anm. 262; 380; 380, Anm. 49 Augusta Emerita ▷ s. Mérida in diesem Index Augusta Praetoria 236, Anm. 256 Augusta Raurica 314, Anm. 737 Augusta Traiana 69, Anm. 90; 70 Aurgi 324, Anm. 807

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Geographischer Index

Ausculum 178 Baalbeck 67 Baia 174, Anm. 286 Baiae 336; 361 Balboura 70; 71 f.; 127, Anm. 162; 229 f.; 238 f.; 250; 279; 286; 298 Bali 1 Bararus 376; 376, Anm. 20 Baras 212, Anm. 91 Barbegal 313 Barcino 324, Anm. 807 Beaunant 83; 353 Bergama ▷ s. Pergamon in diesem Index Bergomum 324, Anm. 807 Bithynien 252, Anm. 343; 273, Anm. 482; 287; 289, Anm. 569; 388 Blaundos 114; 114, Anm. 51; 127; 127, Anm. 168 Bologna 103, Anm. 349 Bolsena 174, Anm. 281 Bononia 236, Anm. 256; 275, Anm. 495; 361, Anm. 101 Böotien 142, Anm. 64; 396 Bordeaux 273; 279 (Bordeaux); 273 (Burdigala) Botorrita ▷ s. Contrebia Balaisca in diesem Index Brindisi 179 Britannien 23; 223, Anm. 165; 336 (Britannien); 6; 40; 364 (Großbritannien) Brixia 236, Anm. 256 Burdigala ▷ s. Bordeaux in diesem Index Buthrotum 38 Byzantion 23; 28; 32; 117, Anm. 71; 212; 364, Anm. 122 Caere 174, Anm. 281 Caerny 88, Anm. 225 Caerwent 88, Anm. 225 Caesaraugusta 160; 162 (Caesaraugusta); 162 (Saragossa) Caesarea ▷ s. Cherchel in diesem Index Caesarea Maritima 63 f.; 357; 357, Anm. 66; 397

495

Caiatia 169, Anm. 250 Calama 324, Anm. 807 Cales 356 Campanelle 100 Çankırı Caddesi 302 Canusium 174, Anm. 283; 254–256; 317 Capena 324, Anm. 807 Capera 218, Anm. 122 Capua 148; 201, Anm. 22; 236; 236, Anm. 256 Cascante/Cascantum 162 Castel Gandolfo 46, Anm. 211 Castulo 76, Anm. 141 Catania 17 Centum Cellae 258 Chelva 82, Anm. 174 Cherchel 97, Anm. 297; 306 (dort auch Caesarea) Chieti 178, Anm. 306 Çiftlik/Muǧla ▷ s. Londeis in diesem Index Cingulum 235, Anm. 247 Circei 174, Anm. 281 Cirta 205; 212; 274; 317, Anm. 754; 376, Anm. 20 Civitavecchia 46, Anm. 211 Claudiopolis 231; 290 Coela 324, Anm. 807 Colonia Iulia Genetiva 34; 144 Comum 275, Anm. 495 Concangium 76, Anm. 142 Constantina 32, Anm. 136 Contrebia Balaisca 160 (dort auch Botorrita) Cora 177, Anm. 302 Corfinium 275, Anm. 495 Cuicul 298, Anm. 631 Daldis 273 Dalmatien 158; 236; 249; 264 Damaskus 38, Anm. 168 Daphne 31; 31, Anm. 128; 158, Anm. 168; 339; 342, Anm. 52 Dara 61; 212, Anm. 91; 321; 328

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Indices und Konkordanzen

Dekapolis 82, Anm. 172; 326, Anm. 828; 370 Delos 57, Anm. 2; 69; 72; 137, Anm. 30; 164; 164, Anm. 215; 166 Delphi 59, Anm. 11; 61, Anm. 31; 103, Anm. 347; 138; 268, Anm. 439 Deutschland 40; 52 Diana Veteranorum 397; 397, Anm. 28 Dianium 263, Anm. 412 Didyma 63; 316; 317, Anm. 754 Diokaisarea 312; 370 Djebel Mhrila 309 Djemila 95, Anm. 281 Dokimeion 77, Anm. 149 Eifel 79 Elaiussa Sebaste 42; 42, Anm. 190; 84; 312 f. Elsass 90, Anm. 254 Ephesos 117 f. (hellenistische Leitungen); 187 f. (Epimeleten); 225; 239–245 (statthalterliche Förderung); 256–262 (Aristion); 300–302 (Polliobau); 318; 327; 344 ▷ s. a. Martialis-Edikt in Index 13.6 Epipolae 110; 110, Anm. 17 Epirus 38 Eretria 67; 90; 141 f. Erythrai 62; 322 Euboia 141 Eumeneia 65; 292 Europos 117, Anm. 72 Evora 96, Anm. 287 Ez Zhantur 377 Fayum 162 Ferentium 97, Anm. 296 Firmum Piceni 168 Formiae 174, Anm. 281; 180 Forum Claudii 217, Anm. 120 Forum Clodii 201 Forum Novum 324, Anm. 807 Frankreich 41, Anm. 184; 194, Anm. 373 Frascati 46, Anm. 211 Frigento 168, Anm. 249 Gadara; 369; 380; 380, Anm. 48

Gagae 283 Galatien 226; 236; 392 Gallia Narbonensis 356, Anm. 53 Gallien 41, Anm. 184; 54; 83, Anm. 180; 236; 249; 324, Anm. 807; 335 Gela 109 Gerasa 314, Anm. 737 Germanien 23 (Niedergermanien); 52; 383 Gnatia 317 Gortyn 69, Anm. 90; 96, Anm. 291 134, Anm. 14; 363 Granada 83, Anm. 181 Griechenland 15; 52, Anm. 249; 79; Anm. 155; 108, Anm. 4; 111; 130; 142; 198, Anm. 4; 254; 280; 317; 393 Großbritannien ▷ s. Britannien in diesem Index Grottoferrata 221 Güzelhisar 145, Anm. 78 Hadrianoi 184, Anm. 337; 286; 286, Anm. 552; 289; 300 Hadrianopolis 326, Anm. 828 Halaesa 135 Halikarnassos 23; 48; 200; 275; 335 f. Hawaii 1 Helenopolis 32; 316 Herakleia am Latmos 62; 115–117; 129 (Herakleia); 117, Anm. 71 (Pleistarcheia) Herakleia in Unteritalien 142 Herakleia Kybistra 32, Anm. 136 Herakleia Salbake 271, Anm. 269 Herculaneum 53; 53, Anm. 260; 311 Hermoupolis 163 Hierapolis in Phrygien 24, Anm. 81; 75; 95; 114; 310; 325 Hierapytna 137, Anm. 32 Hispellum 236 Hodna-Becken 308 Hyampolis 317 Hyllarima 117, Anm. 72; 134, Anm. 14 Iader 236 Iasos 289, Anm. 565

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Geographischer Index

Igabrum 218, Anm. 122 Ilissos 137, Anm. 30 Indien 1 Interamna Lirenas 168; 178; 201 Interamna Nahars 168 Iotape 273 Irni 35; 148 Israel 52, Anm. 249; 381 Istanbul ▷ s. Konstantinopel in diesem Index Isthmia 87, Anm. 213 Italien 12; 19; 37; 45 f.; 53 f.; 76; 76, Anm. 141; 80, Anm. 163; 132; 163; 166; 169; 174; 179; 187; 189–192; 194; 218; 218, Anm. 122; 236; 248, Anm. 330; 249; 254; 275; 298, Anm. 626; 301 f. ▷ Regio I 324, Anm. 807 ▷ Region II 324, Anm. 807 ▷ Regio IV 324, Anm. 807 ▷ Regio VII 324, Anm. 807 ▷ Regio XI 324, Anm. 807 Itanos 69, Anm. 90; 137, Anm. 32 Iulia Concordia 91; 277 Iuliopolis 212, Anm. 91 Iustiniana Prima 32, Anm. 136 Izmir 367, Anm. 149 Java 1 Jericho 88 Jerusalem 81, Anm. 169; 88; 153; 268, Anm. 443 Jordanien 13; 52, Anm. 249; 82, Anm. 173; 373 Justinianopolis 376 Kadyanda 373; 375 Kallirhoe-Quelle 111, Anm. 131 Karien 117 Karthago 53; 80; 95; 97, Anm. 297 und Anm. 298; 98; 100; 100, Anm. 322; 101 Karthago Nova 76, Anm. 141; 100, Anm. 322 Kassaba 74 Kasserine 309 Kastelli Kissamou 363

497

Kaunos 99; 290, Anm. 572; 343, Anm. 64 Keos 59; 137, Anm. 30; 142, Anm. 67; 164; 164, Anm. 215 Keramos 75; 95; 99; 99, Anm. 313 Keretapa 257, Anm. 376 Kettos 139 Kherbet Zembia 235, Anm. 247 Kibyra 60; 77; 152; 248 Kilikien 39; 312 (Kilikien); 273 (Rauhes Kilikien) Klazomenai 275, Anm. 376 Kleonai 175, Anm. 290 Köln 41, Anm. 184; 52; 79; 91; 101; 395, Anm. 3 Komama 236 Kommagene 303 Konstantinopel 30; 32; 32, Anm. 134; 36; 37, Anm. 163; 70, Anm. 99; 102 f.; 153; 157; 157, Anm. 161 159; 249; 319; 327; 341, Anm. 49; 350, Anm. 11; 356; 356 Anm. 55 und Anm. 56; 357 (Konstantinopel); 81, Anm. 169 (Istanbul) Korinth 30, Anm. 122; 40, Anm. 181; 108; 108, Anm. 4; 113; 175, Anm. 290; 236; 254; 254, Anm. 359; 255, Anm. 366 Kos 24, Anm. 81; 304 Kotyaeion 114; 115, Anm. 56 Kremna 102; 234, Anm. 234; 236; 313; 358; 358, Anm. 70; 363–366 Kreta 83; 108, Anm. 4; 136, Anm. 26; 142, Anm. 64; 363 Kréyé 315, Anm. 745 Kroatien 76, Anm. 141 Ksar el Guellal 309 Kyaneai 229, Anm. 204; 283; 324; 358; 374 f.; 381; 391 Kyrene 73; 74, Anm. 125 Kyrrhos 32 Kys 275, Anm. 493 Lagina 275 Lamasba 53, Anm. 255; 58, Anm. 3; 158; 162; 219; 398; 398, Anm. 33

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Indices und Konkordanzen

Lambaesis 81; 88, Anm. 232; 97, Anm. 297; 103; 250 Lanuvium 304, Anm. 665 Laodikeia am Lykos 24, Anm. 81; 29; 35; 45; 73, Anm. 124; 74 f.; 81, Anm. 167; 87; 87, Anm. 217; 92; 94 f.; 99; 99, Anm. 313; 102; 102, Anm. 337; 114; 128; 144; 157 f.; 180; 187–189; 195 f.; 204; 234, Anm. 234; 271, Anm. 464; 286; 291 f.; 297; 307, Anm. 681; 312; 322; 325 f.; 343; 355–357; 368, Anm. 150; 370; 387 ▷ s. a. Edikt des Scapula in Index 13.6 Laodikeia Combusta 42; 69, Anm. 90; 70 Latium 189; 192, Anm. 368; 369 Latmos 116 f. Latoreia 70 f.; 265 f.; 280; 367 f. Laureion 65 Lepcis Magna 97, Anm. 297; 204, Anm. 34 Libanon 53 Lilybaeum 17 Limyra 102, Anm. 337; 239, Anm. 268; 275; 275, Anm. 493; 374 f. Lincoln 364 Lindos 66, Anm. 67; 108 Llugo 271; 279 Londeis 70, Anm. 97 (dort auch Çiftlik/Muǧla) Loryma 276, Anm. 500 Lucus Feroniae 76, Anm. 143; 169; 169, Anm. 250; 177; 177, Anm. 302; 218, Anm. 122; 236, Anm. 256 Lycia-Pamphylia-Isauria 269 Lykaonien 237; 324 Lykien 56; 220; 228–230 237, Anm. 263; 246; 252, Anm. 343; 273, Anm. 482; 286; 297, Anm. 618; 305, Anm. 674; 323 f. Lyon 53; 83, Anm. 188; 85, Anm. 199; 90, Anm. 251; 101; 149; 231; 353 Lyrbe 175, Anm. 290; 277; 370

Lyttos 363 Magnesia am Maeander 75; 137; 137, Anm. 32; 183; 286; 325 Magnesia ad Sipylum 114; 115, Anm. 56; 370 (Magnesia am Sipylos) Makedonien 365 Mauretania 81; 324, Anm. 807 (Mauretania); 343, Anm. 65; 396 (Mauretania Caesarensis) Mechernich-Kallmuth 79 Mechernich-Lessernich 91 Medien 68 Megara 113; 383 Megara Hyblaia 109 Mellaria 218, Anm. 122 Mergellina 176 Mérida 40, Anm. 177; 88; 88, Anm. 222; 96, Anm. 287; 353 (Mérida); 236 (Augusta Emerita) Meriyemana 225 Metropolis 114; 115, Anm. 56; 324; 360 Milet 40, Anm. 178 54; 56, Anm. 282 und Anm. 283; 66; 95; 95, Anm. 285; 97–99; 104; 116; 116, Anm. 60; 117; 122 f.; 128; 240, Anm. 276; 245; 245, Anm. 311; 280; 326; 326, Anm. 826; 353 Misenum 89; 174; 176; 176, Anm. 292; 276, Anm. 498 Morgantina 112 Municipium Tubernuc 324, Anm. 807 Mylasa 55, Anm. 276; 63, Anm. 41; 117; 117, Anm. 72 Myra 229; 275; 290; 290, Anm. 572; 305, Anm. 670 Mytilene 88, Anm. 232; 141, Anm. 58; 353; 357, Anm. 66 Naher Osten 13, Anm. 52; 80, Anm. 158; 308, Anm. 695; 381; 391 Nakrason 45, Anm. 207 Narbo 324, Anm. 807 Narmouthis 163 Neapel 174, Anm. 286 Nemea 175, Anm. 290

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Geographischer Index

Neokaisarea 326, Anm. 828 Niedermoesien 231, Anm. 214 Nikaia 30; 32; 44; 77; 90, Anm. 254; 151, Anm. 219; 240, Anm. 275; 248; 248, Anm. 328; 293; 304; 325; 396 Nikomedeia 30; 101; 101, Anm. 334; 106; 206; 231, Anm. 214; 235, Anm. 244; 287, Anm. 556; 291, Anm. 581; 293; 325; 396 Nikopolis ad Istrum 326, Anm 828 Nîmes; 52; 88, Anm. 222; 95; 101; 309; 314; 380 Nola 174, Anm. 286 Novaria 275, Anm. 495 Odessa 67; 78; 303, Anm. 664 Odos Ortansios 60, Anm. 20 Öhringen 43, Anm. 194; 218 Oinoanda 84; 89, Anm. 243; 102; 195, Anm. 376; 229; 229, Anm. 204; 230; 230, Anm. 208; 283 Olba 95; 99; 175, Anm. 290; 312; 370 Olbasa 236 Olympia 138, Anm. 35; 254; 254, Anm. 360 Olympos 375 Olynthos 82; 109 Orchomenos 138, Anm. 35 Orkistos 350; 350, Anm. 10 Oropos 58; 64; 103 Ostia 45; 53; 53, Anm. 260; 94, Anm. 278; 174, Anm. 281; 177; 180; 217, Anm. 120; 232; 307; 311 f. Paestum 169, Anm. 250 Palästina 53 Palmyra 275; 290, Anm. 572; 352; 371; 378; 380; 380, Anm. 48; Pamphylien 237; 273 Panopeis 349 f. Parlais 236 Patara 41 f.; 60; 62; 88 f.; 127, Anm. 162; 217; 220; 228–231; 233 f.; 246; 248; 273, Anm. 476; 274; 279; 296 f.; 324; 375; 387 f. Pella in der Dekapolis 326, Anm. 828

499

Pellene 317 Peloponnes 236 Peltunium 218 Pergamon 16; 29; 46; 54; 55, Anm. 276; 63; 88; 89, Anm. 238; 114; 117; 118–122; 125; 128–131; 142, Anm. 67; 189–192; 196; 233; 266, Anm. 432; 280; 313; 317–319; 321; 325; 327; 327, Anm. 833; 337; 343; 351; 358–360; 384; 178; 192 (Bergama) ▷ s. Index 13.6 für die Astynomeninschrift Perge 70; 75, Anm. 137; 89, Anm. 238; 99; 99, Anm. 313; 189; 219, Anm. 139; 234, Anm. 234; 239, Anm. 268; 271; 325 f.; 351 f.; 360; 365 f. Perinthos 65; 264 f.; 278; 281; 388 Persien 1 Perusia 178 Petra 13; 373; 376–380; 391 Phaselis 99; 229 Phellos 374 f. Philadelphia 114 f.; 189, Anm. 354; 217, Anm. 117; 366–368 Philippopolis 39 Phlius 175, Anm. 290 Phokaia 370 Phokis 349 Phrygien 24, Anm. 81; 75; 95; 114; 310; 325 Pinna Vestinorum 169, Anm. 250; 177; 177, Anm. 302 Piräus 134 Pisidien (Pisidia) 154, Anm. 134; 363 Pleistarcheia ▷ s. Herakleia am Latmos Pola 178; 218, Anm. 122 Pompeii 53; 53, Anm. 260; 84; 84, Anm. 192; 85; 93 f.; 174, Anm. 286; 273; 307, Anm. 683; 311 f.; 353, Anm. 33; 357, Anm. 58; 359; 359, Anm. 78 und Anm. 81; 360; 364; 364, Anm. 122; Pontus et Bithynia 200 Portugal 314 Potenza 177, Anm. 301

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500

Indices und Konkordanzen

Praeneste 168; 324, Anm. 807 Priene 55, Anm. 276; 56, Anm. 283; 63; 74; 86; 123 f.; 125; 128; 134, Anm. 14; 137, Anm. 30; 164, Anm. 215; 271; 278; 304, Anm. 669; 312; 317 f.; Promona 158 Prusa 30, Anm. 122; 205; 210; 258, Anm. 386; 264; 273; 293; 296, Anm. 617 Prusias ad Hypium 65; 67; 264; 264, Anm. 416; 289; 289, Anm. 568; 292, Anm. 585; 388 Prymnessos 92; 114 f.; 264, Anm. 419 Ptechai 67; 67, Anm. 78; 90; 141 Ptolemais 32, Anm. 136; 129, Anm. 175 Puteoli 174–176; 179 f. Pythia 32 Ravenna 32; 46; 80; 317 Rhabdios 212, Anm. 91 Rhodiapolis 235, Anm. 246; 273 f.; 281; 283; 358; 374 f.; 381; 389 Rhodos 108; 275, Anm. 493; 276, Anm. 500 Rufrae 178 Sabratha 103; 266 Sagalassos 24, Anm. 81; 54; 95; 99; 124; 128; 234, Anm. 234; 272; 280, Anm. 526; 310; 313; 318–321; 352; 360; 388; Saldae 81; 103; 228, Anm. 197; 231; 396–398 Salona 76, Anm. 141 Samos 44, Anm. 203; 81; 111, Anm. 27; 112 f.; 155, Anm. 144; 383 Saragossa ▷ s. Caesaraugusta in diesem Index Sardeis 54; 55, Anm. 274; 66; 74; 77; 183; 183, Anm. 336; 219; 234; 234, Anm. 234 und 237; 248; 322; 328; 367; 367, Anm. 145; 387 Sarissa 53, Anm. 262 Sarmizegethusa 236 Satafis 324, Anm. 807 Schwarzes Meer 105; 201; 350, Anm. 11 Scolacium 77, Anm. 147

Scythopolis 380; 380, Anm. 48 Sebaste 70; 286 Segovia 40, Anm. 177; 88, Anm. 222; 168, Anm. 246; 217, Anm. 118; 236; 353 f. Seki 295 Selge 95; 99; 99, Anm. 313; 102; 273; 363 Side 44; 66; 70 f.; 88, Anm. 222; 95; 99; 99, Anm. 313; 175, Anm. 290; 184–187; 276 f.; 308, Anm. 694; 316; 325 f.; 343; 352, Anm. 27; 360; 370; 387 Sidyma 375 Sikkait 69, Anm. 90 Sila 177, Anm. 296 Silandos 257, Anm. 278 Sillyon 273 Simena 375 Sizilien 17; 11, Anm. 27; 135; 151; 154; 363; 363, Anm. 110; 52, Anm. 249 (Sicilia Sinope 200; 297; 316 Smyrna 114; 126 f.; 128; 215, Anm. 109; 219; 244 f.; 317; 325; 342, Anm. 52; 361, Anm. 98 Soada-Dionysias 43, Anm. 195; 65; 65, Anm. 59; 69, Anm. 90; 261 Sofiana 363, Anm. 110 Sortino 110 Spanien 34; 76, Anm. 141; 83, Anm. 180; 144; 152, Anm. 124; 161; 163; 196, Anm. 377; 218; 128, Anm. 122; 236; 248, Anm. 330; 285, Anm. 541; 314; 335; 353; 386; 398 (Spanien); 100 (Iberische Halbinsel); 324, Anm. 807 (Tarraconensis) Sparta 91; 113 Stratonikeia Subiaco 46, Anm. 211 Suessa Aurunca 356 Superaequum 168 Synnada 77; 77, Anm. 149; 218; 264; 278; 281 Sypalettos 139

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Geographischer Index

Syrakus 20; 59; 108, Anm. 4; 109–111; 358; 383 Syrien 53; 76, Anm. 141; 226; 303; 339, Anm. 42; 369; 381; 383; 397 Tabarnis 286 Talamone 46, Anm. 211 Tanagra 142, Anm. 64 Taormina 17 Tarentum 324, Anm. 807 Tarquinii 275, Anm. 495 Tarragona 88 Tarsos 212, Anm. 91; 326, Anm. 828 Teate Marrucinorum 178 Tebourba 95, Anm. 281 Telesia 174, Anm. 281; 176; 179 f. Telmessos 283 Tenos 64 Teos 137 Termessos 68; 91; 262 f.; 363; 388 Termini Imerese 17; 151; 219, Anm. 132 Thapsus 376; 376, Anm. 20 Tharros 96, Anm. 287 Thasos 135; 136, Anm. 24 Theadelphia 162 f. Theoxonis 163 Thermae Theseos 182 Thessalonike 72 Thestia 135 Thignica 324, Anm. 807 Thrakien 39; 66, Anm. 70; 324, Anm. 807; 326, Anm. 828 Thuburbo Maius 316, Anm. 747; 376 Thugga 76, Anm. 141; 189, Anm. 354; 194, Anm. 373; 218; 298, Anm. 631 Thyateira 45, Anm. 207; 114; 115, Anm. 56; 183; 311; 366, Anm. 137; 368 Thysdrus 250; 376 Tibbai. 45, Anm. 207 Tibur 158; 162, Anm. 204; 174, Anm. 281 Tidditanorum 376, Anm. 20 Tifernum Tiberinum 178; 178, Anm. 312 Timgrad 95, Anm. 281 Tivoli 46, Anm. 211; 358, Anm. 74

501

Tlos 229; 375; 375, Anm. 18 Toleto 52, Anm. 249 Tomi 201; 350 Toulouse 31 Tralleis 42; 44; 66; 114; 128; 234, Anm. 234; 235; 246 f.; 276 (Tralleis); 247 (Caesarea) Trapezopolis 114 Trapezus 32, Anm. 136 Trea 178 Trebula Ballensis 76, Anm. 141 Trier 97, Anm. 297; 98 Troketta 55, Anm. 274; 63; 367, Anm. 143 Tunesien 76, Anm. 141; 308 f.; 376 Türkei 11; 53; 104 f.; 108, Anm. 4 Tusculum 144; 144, Anm. 70; 156; 157, Anm. 155; 308; 358 Urbinum (Urbino) 76, Anm. 141; 177, Anm. 302 Urso 356 Uxellodunum 319, Anm. 774 Velia 96; 317 Venafrum 34; 144; 144, Anm. 73; 150, Anm. 106; 150, Anm. 108; 151; 168; 168, Anm. 246; 180; 236; 236, Anm. 256; 356; 357, Anm. 61 ▷ s. a. Edictum Venafranum in Index 13.6 Vercelli 32 Verecunda 250; 397; 397, Anm. 28 Verona 101, Anm. 332; 178; 178, Anm. 306 und Anm. 312 Vicus Albinnesis 324, Anm. 807 Vienna 236; 279 Viterbo 90, Anm. 254; 149, Anm. 100 Vito Soldano 363, Anm. 110 Volsinii 176; 353, Anm. 34 Volubilis 95, Anm. 281 Vreu 324, Anm. 807 Xanthen 17; 97, Anm. 297 Xanthos 102; 105; 229; 229, Anm. 204; 230; 375 Zabi 308

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Indices und Konkordanzen

Zaghouan 308; 332 Zenonopolis 42; 92 Zypern 88; 228, Anm. 196

Gebirge, Täler und Berge Ağlasun-Gebirge 320 Aostatal 314 Caelius. 304, Anm. 667 Derbentdere-Tal 225 Dierman-Tepe 245 Esquilin 359, Anm. 82 Hagios-Georgios-Berg 119 Hymettos 141 Janiculum (Rom) 173, Anm. 175; 222 Jeralex-Gebirge 104 Koçpınar-Gebirge 367, Anm. 145 Kronoshügel 254 Kuyucu-Tal 125, Anm. 146 Lasithi-Hochebene 363 Madradağ-Gebirge 119 Maiandros-Tal 237 Morsynos-Tal 126 Mykkale-Gebirge 123 Ören Tepe 266 Parnasgebirge 112 Pontosgebirge 194, Anm. 354 Selinus-Tal 119 Stephania-Gebirge 104 Taurus-Gebirge 105 Wadi Ferasa (Ost) 378 Wadi Musa 378, Anm. 38 Wadi Siyagh 378 Wadi Turkmanyie 377

Flüsse, Seen und Quellen Alpheios 255, Anm. 362 Ampsaga 177, Anm. 176

Anio 222 Anthios 226 Aspos 125 Başpınar-Quelle 125 Caeruleus 219; 223 Chrysorhoas 317; 327 Corys 68, Anm. 82 Crabra 156 Curtius 219; 223 Donau 383 Duria 157, Anm, 155; 161, Anm. 195; 315 Ebro 161 Euripus Virginis 227, Anm. 188 Fuciner See 203, Anm. 32 Gihonquelle 81, Anm. 169 Göksü-Quellen 370 Hermos 105; 183 Ikizedere 247 Inay (Quelle) 127 Kaikos 105 Kallirhoe-Quelle 111, Anm. 31 Kapros 125 Kastalia 138 Kaystros 105; 327; 344; 344, Anm. 68 Kenchrios 327; 344 Ketios 313 Klaseas 65, Anm. 56; 219; 240; 243; 285; 301; 344 Kopaissee 396 Lacus Alsietinus 221, Anm. 150 Lamas 313 Limyros 375 Lykos 105; 125; 311 Maas 395 Maeander 105 Marnas 65, Anm. 56; 219; 240 f.; 243; 285; 301; 344 Melas 277 Moeris-See 163 Morsynos 196, Anm. 612 Mosel-Saone-Kanal 395 Neckar 395 Nil 106; 129; Anm. 175; 162

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Sachindex

Orontes 30; 219; 234 f.; 312; 327; 339; 339, Anm. 42; 370; 396 Peirene (Quelle) 254; 254, Anm. 359; 326, Anm. 828 Quanat Firaun 82, Anm. 172; 369 Rhein 395; 395, Anm. 4; 397

13.6

503

Sangarios 105; 203, Anm. 31 Selinos 327 Tiber 227, Anm. 188; 314 Tigris 396 Timeles 270; 270, Anm. 459; 296

Sachindex

Abwasser 59; 59, Anm. 10; 111, Anm. 25; 124, Anm. 135; 135; 203, Anm. 32; 316; 348; 390 ▷ s. a. aqua caduca, Index 13.3 ▷ s. a. μεταπτωτικός, Index 13.3 aerarium 152; 167, Anm. 238; 170; 171, Anm. 264 ager privatus 161, Anm. 195 und Anm. 196 ager publicus; 147, Anm. 87; 158; 160; 161, Anm. 195 und Anm. 196 ἁγνῶς 184; 189; 368; 368, Anm. 150 Agonothet 185; 265; 272, Anm. 472; 273 Agoranomoi 133, Anm. 10; 166; 138; 138, Anm. 39; 320, Anm. 777; 385 Agora-Tor (Aphrodisias) 351 Amphiareion (Oropos) 58; 64; 103; 165 Antoninische Thermen (Karthago) 95; 97, Anm. 298 Apollon-Brunnen (Kyrene) 74, Anm. 125 Aquädukt ▷ Ästhetik 199; 201 f.; 281; 351; 353 f. ▷ Terminologie Kapitel 2.1 ἀγωγή ▷ s. Index 13.3 ἀγωγός ▷ s. Index 13.3 aquam adducere/induce re/perducere ▷ s. Index 13.3 ὁλκός ▷ s. Index 13.3 ὀχετός ▷ s. Index 13.3 ὑδραγώγιον ▷ s. Index 13.3 ὕδωρ εἰσάγω ▷ s. Index 13.3 ▷ Grundversorgung 316 f.; 321 f.



▷ Luxusbau 51; 209 f.; 285  ▷ s. a. Wasserverschwendung in diesem Index ▷ Nutzbau 204–109; 310–316 ▷ Repräsentation euergetische 284; 338; 355–362 herrschaftliche 2; 49; 120; 129; 203, Anm. 33; 220; 224; 383 städtische 17; 287, Anm. 554; 302, Anm. 656; 345; 347; 390 ▷ Stadtplanung 317–319 Aquäduktbögen 127; 369, Anm. 157 ▷ arcus ductus ▷ s. Index 13.3 Aquäduktbrücke 38 f.; 58, Anm. 7; 72, Anm. 113; 82; 83, Anm. 187; 225 f.; 227, Anm. 186; 229 f.; 272, Anm. 472; 259; 259, Anm. 388; 278 f.; 311; 369, Anm. 156 aquatic domination 47; 203; 203, Anm. 32 ara pacis 131 ἀρχιερεὺς τῆς Ἀσίας (Archiereus tes Asias) 257; 260; 260, Anm. 395; 265; 265, Anm. 425; 266, Anm. 432; 260 (Archiereia) Architekt (architectus/ ἀρχιτέκτων) 15; 20–22; 89; 92; 113; 158, Anm. 168; 231–233; 396, Anm. 8 Archont 102, Anm. 337; 264 Asiarch (ἀσιάρχης) 257, Anm. 380; 258 f.; 261; 269; 269, Anm. 448 Asklepieion (Pergamon) 317; 327, Anm. 833

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504

Indices und Konkordanzen

Asklepios-Thermen (Gortyn) 96, Anm. 291 Astynomeninschrift (Astynomengesetz) 54; 59; 59, Anm. 12; 68; 121; 130; 137, Anm. 30; 165; 268; 319; 358 Astynomoi (ἀστυνόμοι) 121; 165 f.; 187; 187, Anm. 344; 195; 268, Anm. 443 auctoritas 21; 149, Anm. 103 augur 24; 175 Aurelianische Stadtmauer 222; 314 Bad-Gymnasion 108; 302; 366 Bakıçak-Brunnen (Keramos) 75 Barbarathermen (Trier) 98 Bäume 37; 91; 141, Anm. 58; 151; 151, Anm. 117; 153; 201; 277 Bauaufsicht 90, Anm. 246; 183; 234; 242 f.; 300; 303 Baugenehmigung 217; 232; 238–240; 294, Anm. 603 Baupolitik (kaiserliche) 12; 16; 50; 228; 230; 232, Anm. 221; 214–220; 248–250 Baupolitik (tyrannische) 107, Anm. 1; 113 Beaunant-Brücke 83; 353 Beneficium 355 Bevölkerungswachstum 107 f.; 318 f.; 328; 363; 390 Bewässerung 20, Anm. 60; 59, Anm. 10; 75; 112; 144, Anm. 70; 157; 161; 163; 167, Anm. 234; 207; 212, Anm. 94; 308 f.; 315; 350 ▷ Bewässerungsanlage (-system) 1; 53, Anm. 255; 60; 138; 138, Anm. 40; 140; 146, Anm. 84; 161–163; 165; 193; 196, Anm. 377; 309 ▷ Bewässerungsgenossenschaft (-gemeinschaft) 158; 161; 251; 315, Anm. 744; 398 ▷ Bewässerungsgraben 59 ▷ Bewässerungskanal 60; 64; 207 Bilingue 58; 58, Anm. 3; 66; 69, Anm. 90; 77 f.; 219; 219, Anm. 138 und Anm. 139; 225; 240, Anm. 275; 276, Anm. 497; 279

Bischof 32; 42; 103, Anm. 342; 355, Anm. 47 Bleileitung 156; 356; 391 ▷ s. a. Rohr in diesem Index Brunnen ▷ ἐγδοχ(εῖ)ον / ἐκδόχ(ε)ιον ▷ s. Index 13.3 ▷ φρέαρ ▷ s. Index 13.3 ▷ κρήνη ▷ s. Index 13.3 ▷ lacus ▷ s. Index 13.3 ▷ νυμφαῖον/nymphaeum ▷ s. Index 13.3 ▷ salientes ▷ s. Index 13.3 ▷ ὑδρεῖον ▷ s. Index 13.3 ▷ ὑδρεκδοχεῖον ▷ s. Index 13.3 ▷ Kulthandlungen 59, Anm. 12; 69, Anm. 91; 70, Anm. 95; 72; 80 ▷ Reinhaltung 59, Anm. 12; 134; 134, Anm. 14; 136; 137, Anm. 30; 142; 155, Anm. 140; 165; 165, Anm. 222 ▷ Zierfunktion 284; 341; 351; 360; 390 Brunnenaufseher 59, Anm. 10; 64; 64, Anm. 51; 74; 112, Anm. 36; 164 f.; 187, Anm. 344 ▷ s. a. κρηνοφύλαξ in Index 13.3 ▷ s. a. ἐπιμελητὴς τῶν κρηνῶν in Index 13.3 Brunnenwasser 135; 142; 201; 313; 317; 383 Campus Martius 201, Anm. 22; 221; 227, Anm. 188 Capito-Thermen (Milet) 97 f.; 122 f. Caracalla-Nymphaeum (Laodikeia) 326 Celsus-Bibliothek (Ephesos) 261 Censor 166 f.; 169; 190; 211 χιλίαρχος (chiliarchos) 265 clementia 26 Codex Iustinianus 35 f.; 58, Anm. 3; 67; 144; 148 Codex Theodosianus 35 f.; 144 comes 45; 272; 317 commentarii 27; 28, Anm. 110; 168, Anm. 241; 222 conspicuous consumption 51; 285; 315 Constantius-Thermen (Ephesos) 246 f. cura operum publicorum (et locorum) 170, Anm. 258; 244, Anm. 300

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Sachindex

curator rei publicae 298; 298, Anm. 626 ▷ s. a. Logistes in diesem Index cursus honorum (Ämterlaufbahn) 176; 178; 245 custodes 157 decor 202 defensor 156 delator 152; 166, Anm. 223 Desertifikation 163 Digesten 5, Anm. 24; 35, Anm. 154; 36; 144; 158; 204, Anm. 36; 205; 316 δικαίως (dikaios) 368; 368, Anm. 150 diligentia 26 dispensator 176 Domitiansbrunnen (Ephesos) 218; 241–243 Domitiansplatz (Ephesos) 243; 262; 283; 301 Druckwasserabschnitt (-sektion) 55, Anm. 275; 122; 189; 217; 228; 233 Druckwasserleitung 54; 76, Anm. 142; 114; 119 f.; 126; 192; 362; 374 f.; 384; Edictum Venafranum 34; 144; 148; 150, Anm. 106; 151; 152, Anm. 122; 155, Anm. 140; 168, Anm. 246; 170, Anm. 257; 193; 356 f.; 385 Edikt ▷ kaiserliches Edikt 25, Anm. 91; 34; 144; 151; 168 ▷ Statthalteredikt 74 f.; 81, Anm. 167; 125; 204; 211; 259; 356; 368, Anm. 150; 370; 387 ▷ s. a. Martialis-Edikt in diesem Index Edikt (Brief) des Claudius Eteoneus für Kibyra 60; 152; 159, Anm. 179; 204 Edikt (Brief) des Hadrian für Aphrodisias 294–296 Edikt des Scapula für Laodikeia 75; 75, Anm. 137; 125; 155; 188 f.; 193; 211; 360 Einweihung, eines Baus 24, Anm. 81; 184; 189; 209, Anm. 73; 239; 246; 249 f.; 270; 279; 282; 296; 342; 375; 386

505

emptio 147; 160 Endabnehmer 15; 19; 40 f.; 70, Anm. 99; 79; 93–100; 123; 321; 328; 377 Enkomion 28–31; 339; 342 ▷ s. a. Städtelob in diesem Index Enneakrunos 74; 111; 111, Anm. 31; 114 Enteignung 141 f.; 146–150; 154 f.; 175; 385 ▷ s. a. vindicatio in diesem Index ▷ s. a. Strafe in diesem Index Erdbeben (σεῖσμοι) 15; 41; 104–107; 119; 121; 176; 217; 228; 228, Anm. 199; 233–235; 247 f.; 296, Anm. 615; 303; 319; 321; 365–367; 378; 387 Erechtheion (Delphi) 59, Anm. 11 ἐυχρήστως, ἐυχρηστία (euchrestos, euchrestesia) Eudon-System (Tralleis) 247 Expansion 23; 100; 108; 116; 128; 226; 318, Anm. 766; 332; 335 Expertenwissen 22 f.; 25; 25, Anm. 93; 396; 398 Fachkenntnisse 26; 164; 171 f.; 180 familia aquarum 173 familia Caesaris 170 familia publica 170 Färberei 310 f. ▷ s. a. aqua caduca in Index 13.3 ▷ s. a. Walkerei in diesem Index Faustina-Thermen (Milet) 66; 66, Anm. 70; 98 φιλοτείμως (philoteimos) 165, Anm. 220; 184; 189; 368, Anm. 150 Finanzen, städtische 166; 200; 232; 232, Anm. 222; 237 f.; 251; 251, Anm. 343; 255; 287; 288, Anm. 557; 294 ▷ Finanznot 293 ▷ Geldverschwendung 51; 51, Anm. 244; 210; 256 ▷ Misswirtschaft 17; 287; 287, Anm. 556; 288; 293 firmitas 204 Fiscus (=φίσκος) 137; 137, Anm. 34; 152, Anm. 124; 153; 170; 171, Anm. 264; 297

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506

Indices und Konkordanzen

Flussgott 20, Anm. 59; 38, Anm. 168; 39; 226; 226, Anm. 180; 241, Anm. 281; 270, Anm. 459; 285; 301; 326 f.; 344; 351; 390 Fontäne (Ephesos) 241; 241, Anm. 280; 246; 301; 325 γραμματεύς (Grammateus) 145, Anm. 79; 189; 257 Grammatie 257, Anm. 380 Große Thermen (Ephesos) 70, Anm. 99; 275 Große Thermen (Kyaneai) 374 Grüner Pütz 79 Gymnasiarch 102, Anm. 337; 258; 272, Anm. 472; 275 Gymnasion 39, Anm. 171; 61; 61, Anm. 31; 62, Anm. 32; 74, Anm. 126; 98; 119; 122; 134, Anm. 15; 166, Anm. 227; 205, Anm. 46; 207; 247; 253; 258; 270; 272; 273, Anm. 478; 282; 288; 291 f.; 297; 305, Anm. 670; 325; 343, Anm. 64 ▷ s. a. BadGymnasion in diesem Index Hadriansforum (Kremna) 366 Hafengymnasiohn (Ephesos) 98; 98, Anm. 306; 257 Hagna-Brunnen (Andania) 136 Handwerker 120; 313 Herrschaftslegitimation 50; 199; 214–216; 224; 229, Anm. 202; 230; 335, Anm. 25; 384 honos 205 Horoi 133; 133, Anm. 12; 138–143 Humeitepe-Thermen (Milet) 98 hydraulische Gesellschaft 1 f.; 392 Hygiene 54; 56; 200; 200, Anm. 13; 212; 350 ὑπερησίαι (Hyperesiai) 186; 186, Anm. 342 Identität 16 f.; 28; 30, Anm. 123; 131, Anm. 4;265, Anm. 424; 337; 393 f. Identität, städtische 33; 49; 51; 284; 287; 326 f.; 329; 331; 331, Anm. 1; 338–347; 390; 392 f.

Imperialismus 3; 18; 55; 199; 334; 368 Ingenieur 15; 21; 23; 28; 28, Anm. 107; 49; 52; 54; 62; 67; 81; 83 f.; 87; 90–93; 108; 120; 231; 396, Anm. 8 ▷ s. a. Architekt in diesem Index ▷ s. a. Personal in diesem Index innovare 5 Innovation ▷ Definition 3–9 ▷ Innovationsphasenschema 9–14; 18; 132; 383 Instandhaltung 87; 91; 121; 130; 116; 155; 161 f.; 170; 203; 214; 292; 321; 328 f.; 368 Janustempel 131 καινός (kainos) 8, Anm. 38; 65, Anm. 60; 67; 241; 268, Anm. 444; 303 καινοτομία (kainotomia) 8, Anm. 38 Karakemer-Brücke (Tralleis) 247 Karneiasion (Andania) 136 Kasse 102 f.; 189; 256; 287; 288; 288, Anm. 560; 291 f.; 387; 304 ▷ s. a. aerarium und Fiscus in diesem Index κατοικία (Katoikie) 63; 74; 189, Anm. 354; 319, Anm. 771; 366 f.; 368, Anm. 150; 391 Kleine Thermen (Kyaneai) 374 Kolonie (colonia) 17; 34; 108; 112; 144; 160; 180, Anm. 322; 225 f.; 228; 236 f.; 249; 256; 364 κωμή (kome) 367; 350; 391 König 13, Anm. 52; 15; 28; 32; 37, Anm. 165; 46; 49; 54; 62; 69, Anm. 90; 100; 115; 129 f.; 303; 315; 317; 121 f.; 357; 370; 377; 384; 393 Königin 69, Anm. 90; 122, Anm. 120; 137 Konkurrenzkampf, städtischer 16 f.; 39; 51; 199; 285; 287; 325–327; 348 Konsul 24; 36; 36, Anm. 158; 90, Anm. 254; 103; 159, Anm. 182; 167; 171; 172, Anm. 272; 185; 185, Anm. 340; 219, Anm. 131; 264; 369 Konsumentenstadt 305 f.; 309; 315 κόσμος (kosmos) 348, Anm. 4; 347–354

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Sachindex

kultureller Code 7; 198–213 ▷ amoenitas 201 f.; 208, Anm. 70; 337 ▷ χρεῖα (chreia) 153, Anm. 126; 204; 206, Anm 50; 343 ▷ χρῆσις (chresis) 205; 211; 343, Anm. 64; 370 ▷ gloria 212; 274; 283 ▷ perennis memoria 211 ▷ pulchritudo 37; 200; 202; 337; 389 ▷ salubritas 26; 48; 200–202; 337; 389 ▷ salus 201, Anm. 18 und Anm. 20; 205 ▷ usus, usus rei publicae 26; 26, Anm. 99; 203, Anm. 33; 206; 306, Anm. 678; 316 ▷ utilitas publica 21; 48; 51; 147; 199; 201, Anm. 22; 202, Anm. 26; 203–206; 210; 213 f.; 224; 253; 253, Anm. 352; 283; 337; 389 Laodikebau (Milet) 122 Las Médulas-Miene 314 Lebensqualität 17; 49; 108; 201; 211 f.; 230; 284; 335; 337; 347–355; 368; 390 legatus Augusti pro praetore 23 legatus iuridicus 162 legatus pro praetore consulari potestate 200 legio III Augusta 103; 396 legio VI Ferrata 397 legio X Fretensis 397 legio XII Deiotariana 397 Leitungssystem, innerstädtisches 55; 55, Anm. 276; 63; 63, Anm. 41; 64; 68; 78; 84; 94; 96; 122; 124, Anm. 135; 126; 187; 221, Anm. 145; 263, Anm. 411; 267; 269; 271; 281; 299; 318; 318, Anm. 769; 365; 393 lex Irnitana 34; 144, Anm. 75; 148; 148, Anm. 92; 150, Anm. 106; 285, Anm. 541 lex Mamilia 160, Anm. 187 lex municipii Tarentini 150, Anm. 106

507

lex Quinctia (de aqueductu) 144; 144, Anm. 71; 152; 157; 168; 170, Anm. 257; 355, Anm. 46 lex Rivi Hibernensis 161; 398, Anm. 33 lex Ursonensis 34; 144, Anm. 75; 148; 148, Anm. 92; 150, Anm. 106; 160, Anm. 187; 193; 285, Anm. 541 liberalitas 209, Anm. 73; 212; 224; 266, Anm. 436; 274 liberator 231; 231, Anm. 214; 396; 170, Anm. 260 Liturgie 184, Anm. 337; 186; 186, Anm. 341; 189; 195; 253; 295; 295, Anm. 605; 367 Logistes (λογίστης) 229; 298; 298, Anm. 626 und Anm. 627; 368, Anm. 151 Lykischer Bund 228; 297; 297, Anm. 618 magister militum per Africam 102, Anm. 339 magister officiorum 31 magister pagus 152, Anm. 124; 161 f. Magnesisches Tor (Ephesos) 260 maiestas-Klage 210 maiores 27; 146 f. Martialis-Edikt 35; 65; 144; 219, Anm. 131; 259; 288; 292, Anm. 587; 387 ▷ s. a. Edikt in diesem Index Memmius-Bau (Memmius-Monument) 70; 243; 301; 301, Anm. 652 mensores 92; 93, Anm. 270 Mettius-Modestus-Tor (Patara) Mischfinanzierung 218, Anm. 125; 256; 298; 304 more urbico 336; 361 Mosel-Saone-Kanal 395 munus personale 187 Mysterieninschrift (Andania) 136; 145, Anm. 79 Neokorie 388 (allgemein); 243; 250; 256; 257, Anm. 378 und Anm. 379 (Ephesos); 320 (Sagalassos)

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Indices und Konkordanzen

Neokorietempel (Ephesos) 243–245; 260; 262 Neokorietempel (Philadelphia) 217, Anm. 117 νεωκόρος (neokoros) 243; 257, Anm. 378; 258, Αnm. 387; 260, Anm. 395 νέος (neos) 8, Anm. 38 νεωτεροποιοί (neoteropoioi) 5, Anm. 24 Neubau 43; 45; 91; 150, Anm. 106; 169 f.; 178 f.; 188; 195; 232; 246; 277; 282 f.; 286 νόμοι γεωργικοί (nomoi georgikoi) 133; 133, Anm. 11; 135 Nutzungsrecht 135 f.; 139, Anm. 43; 143; 158, Anm. 171; 161; 370; 385 Nymphaeum F 2 (Perge) 70, Anm. 101 Nymphaeum F 4 (Perge) 70 Nymphaeum Traiani (Ephesos) Nymphe 32; 38, Anm. 168; 39; 66, Anm. 67; 69–71; 134; 183; 212; 241, Anm. 284; 284; 326 f.; 340; 344; 390 Olympische Spiele 20, Anm. 59 Opisthodom 71 f. opus caementitium 89;89, Anm. 239; 384 opus reticulatum 231; 353 opus signinum 89 ornamentum 201, Anm. 22; 272, Anm. 467; 351 pagani 161 f. pagi 161 παρατείχισμα (parateichisma) 183; 183, Anm. 333; 211 pax Romana 131; 131, Anm. 1; 203, Anm. 22; 230, Anm. 208; 354 Peirene 113; 254; 254, Anm. 359; 326, Anm. 828 Penthemeros-Quittungen 398, Anm. 32 Personal 15; 18; 25; 102; 102, Anm. 337; 156, Anm. 149; 158; 164; 167; 170; 180; 184, Anm. 337; 187–189; 195; 248; 292, Anm. 590; 309; 355 ▷ aquarii ▷ s. Index 13.3 ▷ aquilex ▷ s. Index 13.3



▷ castellarii ▷ s. Index 13.3 ▷ circitores ▷ s. Index 13.3

▷ plumbarii ▷ s. Index 13.3

▷ servi publici ▷ s. Index 13.3 ▷ siliciarii ▷ s. Index 13.3

▷ tectores ▷ s. Index 13.3 ▷ s. a. Ver-

waltung in diesem Index Philetairisches Dorf 120, Anm. 105 pietas 202, Anm. 24; 207 Piscina Mirabilis 89 Platea Augusta (Antiocheia in Pisidien) 227, Anm. 184 Platea Tiberia (Antiocheia in Pisidien) 227 Pollio-Bau 99; 242 f.; 280; 300 f. Polyeidon-Bad (Ankara) 302 f. Pont du Gard 41, Anm. 184; 52; 82; 83, Anm. 188; 87, Anm. 216 Porta Maggiore 222 f.; 278 Porta Tiburtina 222 f.; 278 porticus 168, Anm. 249; 207, Anm. 59; 336; 349 praefectus cohortis II Hispanorum piae fidelis 396 praefecus cohortis primae Ulpiae Afrorum 396 praefectus fabrum 175; 180; 180, Anm. 324 praefectus praetorio 355, Anm. 47 praefectus urbi 31 praepositus 175, Anm. 289 praepositus pagi 46; 163 praetor duumvir 176 praetor peregrinus 157, Anm.156; 170, Anm. 257 praetor urbanus 23; 167 Pragmateut 367, Anm. 142 Prätorianerpräfekt 36, Anm. 157 primipilaris 276; 395 princeps Ephesiorum 257; 261 proconsul Asiae 238, Anm. 263 procurator a rationibus 176 προνοεῖν (pronoein) 239 f.

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Sachindex

prorogatio 167 Prytanie 188; 257 f. quaestor 175 f. Quanat 68 Quanat Firaun 82, Anm. 172; 369 Quattuorvir 168; 169, Anm. 250; 177; 191, Anm. 365; 279; 279, Anm. 520 Quellfassung 38, Anm. 168; 43, Anm. 195; 69, Anm. 90; 79 f.; 125, Anm. 144; 177; 179, Anm. 312; 241, Anm. 284; 236; 308; 343, Anm. 65; 364, Anm. 118 Quellwasser 2, Anm. 5; 22; 69, Anm. 90; 80; 112; 123; 128; 135; 140; 226; 319, Anm. 774; 350; 366 Raumgestaltung, öffentliche 352 Raumwahrnehmung (-konzept) 17; 33; 369–371 Rechtssicherheit 194; 248; 386 rector 355, Anm. 47 redemptores 90; 90, Anm. 247; 150, Anm. 106; 167, Anm. 238 Regenwasser 22; 36; 80; 104; 109; 263; 317; 321; 344, Anm. 72; 363; 366; 376, Anm. 25; 378 f. Reinhaltung, von Aquädukten 81 ▷ s. a. Brunnen in diesem Index rei vindicatio 160 Reparatur 32; 36; 43; 103; 111; 142; 149; 197; 200; 204, Anm. 36; 223; 235; 296; 387; 397 ▷ und Amtszuständigkeiten 34; 37; 90, Anm. 246; 150, Anm. 106; 185, Anm. 340; 187; 189; 195; 237; 354; 386 ▷ von Euergeten 66; 91; 277; 277, Anm. 509; 289; 302; 316; 343 ▷ von Poleis 39; 43, Anm. 195; 234; 287 ▷ von Statthaltern 24, Anm. 81; 228; 228, Anm. 197; 245; 249; 316 Reservoir 63; 68; 70–72; 74; 80; 87, Anm. 213; 93; 95–97; 99; 99,

509

Anm. 309; 226, Anm. 184; 229 f.; 236; 246 f.; 266; 272; 279; 281; 315, Anm. 745; 323, Anm. 798; 364; 377 ▷ s. a. castella in Index 13.3 Rohr ▷ Bleirohr 20; 22; 27, Anm. 102; 45 f.; 83, Anm. 180; 88, Anm. 224; 130; 172; 173, Anm. 277; 190; 272; 279; 322, Anm. 797; 380; 384 ▷ fistula ▷ s. Index 13.3 ▷ Tonrohr 36, Anm. 160; 40 f.; 45 f.; 60; 75, Anm. 137; 82; 82, Anm. 176; 85, Anm. 200; 87; 110 f.; 118–120; 122–124; 126–128; 192; 226; 227, Anm. 190; 247; 281; 297; 377–380; 383 ▷ s. a. Tonrohrleitung in diesem Index ▷ Steinrohr 115, Anm. 52 und Anm. 56; 119; 126 f.; 130; 226; 228; 375 saeculum aureum 131; 131, Anm. 3 Sarapieion (Delos) 72 Schutzstreifen (Sicherheitsabstand) 34; 91; 143; 150–152; 154; 187; 269; 279; 357, Anm. 61; 385 securitas 26; 26, Anm. 99; 203, Anm. 33 Senat 137, Anm. 32; 144; 151; 161, Anm. 193; 167 f.; 179; 193; 355, Anm. 46; 385 Senat, lokaler 76; 90; 179 f.; 190; 387 senatus consultum 34 f.; 149 f.; 152; 154; 306; 356 servitudo 36; 90, Anm. 254; 150, Anm. 113 servitus 36; 36, Anm. 160; 144, Anm. 70; 150 f.; 154; 207; 385 Sibyllinische Bücher 148 silentarius 153, Anm. 131 sine iniuria privatorum 148–150 Sinter 40 f.; 52; 84; 87; 123; 125, Anm. 147 Siphon 82–86; 88; 115 (Bautechnik); 119–121 (Pergamon); 127; 189–192 (Alatri); 226; 228; 296; 363; 377 f. (Petra); 380; 383 f.

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Indices und Konkordanzen

Staatsmarkt (Ephesos) 225; 240–242; 260; 280, Anm. 524; 301; 318 Städtelob 20; 28 f.; 31, Anm. 128; 339; 342 ▷ s. a. Enkomion in diesem Index Staudamm 67, Anm. 71 Steinrohr ▷ s. Rohr in diesem Index Steuern 92; 116, Anm. 62; 156, Anm. 147; 163; 185; 204, Anm. 34; 231; 256, Anm. 368; 288–292; 357, Anm. 61; 387 Steuernachlass 234; 234, Anm. 238 Strafe 121; 153; 157; 159; 164 f.; 204; 360 Strafprozess 160 Strafsummen 34; 59, Anm. 12; 121; 137, Anm. 34; 94; 121; 121, Anm. 113; 134; 138; 152; 152, Anm. 122 und Anm. 124; 155; 157; 157, Anm. 160; 159, Anm. 176; 160; 297; 360, Anm. 93 Straftat 138; 158; 160 ▷ s. a. Enteignung in diesem Index ▷ s. a. vindicatio in diesem Index Straßenbrunnen (Ephesos) 73, Anm. 121; 260; 260, Anm. 395 Südthermen (Limyra) 352; 375 Südwest-Thermen (Olympia) 254, Anm. 361 summa honoraria 103; 177; 181; 204, Anm. 34; 253; 277, Anm. 509; 288 f.; 291 f.; 295; 295, Anm. 608 συντηρεῖν (synterein) 229, Anm. 203 tabula Contrebiensis 149; 160 f. Tamiai 61; 92; 166; 292, Anm. 585 Tetragonos-Agora (Ephesos) 225; 301, Anm. 652 Theaterthermen (Limyra) 375 Theaterthermen (Xanthos) 229, Anm. 204 Theodotus-Brunnen (Ancyra) 302 Thermen in der Oststadt (Limyra) 375 Tonrohrleitung 41; 82, Anm. 176; 125; 127; 127, Anm. 170; 129 f.; 377  ▷ s. a. Rohr in diesem Index Topos 202, Anm. 24; 203; 206, Anm. 53

Trastevere 31; 32, Anm. 139; 221; 221, Anm. 150 Tres-Minas-Miene 314 Tritonennymphaeum (Hierapolis) 326 Triumphbogen 38; 38, Anm. 169; 39, Anm. 171; 223; 223, Anm. 165; 354; 369; 369, Anm. 156 Tunnel 45; 58, Anm. 7; 67; 80–82; 104; 110; 112 f.; 202; 203, Anm. 32; 226; 263; 343; 363; 396; 398 überregionale Leitungen 138; 175, Anm. 290; 370 Variusbad (Ephesos) 261, Anm. 402; 301, Anm. 654 vectigal 156, Anm. 147; 357 Vediusgymnasion 98 venustas 204 Verteilerbau 93–95; 99; 260; 267; 281; 322 ▷ s. a. castella in Index 13.3 ▷ s. a. ἐγδοχ(ε)ῖον in Index 13.3 ▷ s. a. Reservoir in diesem Index ▷ s. a. Wasserturm in diesem Index Verulanushallen (Ephesos) 258 Verwaltung ▷ cura aquarum ▷ s. Index 13.3 ▷ curator aquarium et Minuciae ▷ s. Index 13.3 ▷ curator aquarum ▷ s. Index 13.3 ▷ duumviri aquae perducendae ▷ s. Index 13.3 ▷ ἐπιμελητὴς τοῦ ὕδατος ▷ s. Index 13.3 ▷ praefectus aquae ▷ s. Index 13.3 ▷ praefectus rivi supernatis ▷ s. Index 13.3 ▷ procurator aquarum ▷ s. Index 13.3 ▷ tribunus aquarum ▷ s. Index 13.3 ▷ ὑδραγός ▷ s. Index 13.3 ▷ ὑδραγωγός ▷ s. Index 13.3 ▷ φράγματα ▷ s. Index 13.3 ▷ s. a. Personal vetustas 43; 235, Anm. 247

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Sachindex



vetustate corruptus / conlapsus 217, Anm. 120; 223, Anm. 160–162; 235; 235, Anm. 247 Via Cassia 90, Anm. 254 Via Hadriana (Ägypten) 69, Anm. 90 Via Praenestina (Rom) 100; 222 Villa Hadriana 358, Anm. 74 vindicare/vindicatio 146–149; 159 f. vis spiritus 85 f. voluptas 202; 202, Anm. 24; 350 Walkerei 310–312; 357, Anm. 58; Wasseranschluss 139, Anm. 43; 156, Anm. 147 und Anm. 151; 159; 180; 210; 292; 322; 355–357; 360; 360, Anm. 95; 167 Wasserrecht Kapitel 4.1 Vereinheitlichung 34 f.; 143–145.; 161, Anm. 197; 193 f.; 251; 385 f. Vergabe 188; 195 Verkauf 60; 139–141; 159; 168, Anm. 246; 356; 361 Wasserknappheit 91 Wasserkonzession 25; 25, Anm. 91; 34; 167; 169 f.; 249; 306, Anm. 680; 357; 386 Wasserkultur 12; 18 f.; 339, Anm. 42; 380 Wasserlandschaft, künstliche 343; 355; 362 390 Wasserluxus, privater 210; 283; 358–361; 379 Wassermühle 110; 129; 196; 297, Anm. 622; 310

511

Wassernutzung 35; 135 f.; 310; 349; 355; 355, Anm. 47; 358 f. Wassernutzung, illegale 35; 91; 133; 153; 155–157; 160; 187; 223; 308 f.; 314 Wasserqualität 18; 22; 30, Anm. 123; 41; 80; 104, Anm. 353; 112; 167, Anm. 234; 200, Anm. 13; 201; 212; 222; 308; 310; 338–345; 349; 354; 379; 381; 390 Wasserquantität 18; 30, Anm. 123; 327; 338–345; 390 Wasserreichtum 108; 294; 327; 327, Anm. 832; 343–345 Wasserturm 84 f.; 96, Anm. 288; 271; 278; 364 Wasserverkauf 75; 134; 159; 168, Anm. 246; 180; 291 f.; 356; 361 Wasserverpachtung 385 ▷ s. a. servitudo und servitus in diesem Index Wasserverschwendung 305–308 Wasserverteilung 19; 34; 37; 64; 73; 79; 94; 99; 127; 132; 134; 142–144; 151; 163; 221; 247; 308; 315; 319; 328; 350; 384 Wasserverteilung, stundenweise 157 f.; 162, Anm 204; 307 Winterbad (Ankara) 302 Zentralgewalt/zentralisierte Herrschaft 1–3; 37; 47; 92; 391; 393 Zierkanäle 49; 51; 211; 329; 351 f.; 390; 392 ▷ s. a. euripi in Index 13.3 ▷ s. a. Nili in Index 13.3 Zurraba-Reservoir 379, Anm. 45

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