Euripides Orestes [Reprint 2021 ed.] 9783112573600, 9783112573594


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German Pages 234 [233] Year 1966

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Euripides Orestes [Reprint 2021 ed.]
 9783112573600, 9783112573594

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DE GRUYTER

Werner Biehl

EURIPIDES ORESTES

SCHRIFTEN DER SEKTION FÜR ALTERTUMSWISSENSCHAFT

DEUTSCHE AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN SCHRIFTEN DER SEKTION FÜR ALTERTUMSWISSENSCHAFT 46

EURIPIDES

ORESTES

ERKLÁRT VON WERNER

BIEHL

AKADEMIE-VERLAG-BERLIN 1965

Gutachter dieses Bandes: Werner

Peek und

Friedrich Zucker

Redaktor der Reihe: Helga Reusch Redaktor dieses Bandes: Bernhard Döhle

Erschienen im Akademic-Verlag GmbH,

108 Berlin, Leipziger Straße 3—4

Copyright 1965 hy Akademie-Verlag GmbH Lizenz-Nr.: 202 . 100/128/65 Gesamtherstellung: VEB

Druckhaus „Maxim Gorki", 74 Altenburg

Bestellnummer: 2067/46

. ES 7 M - Preis: ΜΌΝ

44,50

Friedrid Zucker ZUM

ACHTZIGSTEN 30. JUNI

GEBURTSTAG 1961

Inhalt

Vorwort

.

.

Einleitung

.

..

Literatur

.

..

Einzelerklärungen 17i — 140 — 208 — 316 — 348 — 356 — 492 — 632 —

70 139 207 315 347 355 491 631 728

729 807 844 960

806 843 959 981

— — — —

Erster Teil des Prologs: Monolog Elektras Zweiter Teil des Prologs . . . .... Parodos . . . . . .. . .. μον Krankenbett- bzw. Wahnsinnsszene 1.Stasimon . .. ......... Ánapüste . .... nn Erster Teil des Menelaos-Auftritts . . .

Redeagon zwischen Tyndareos und Orest Zweiter Teil des Menealos- Auftritts Auftritt des Pylades. . . . . . .. 2.Stasimon

.

......

Botenszene . . . . . 3. Stasimon 982 —1012 Monodie Elektras . . . . . 2.2... 1012a— 1245 Kombinierte Szenenfolge (Orest, Pylades ‚ Elektra) . 1246 —1310 Einlage: melodramatische Partie . . . 1311 —1352 Hermione-Auftritt . ... ..... . . . . . «τ᾿ 1353 —1368 4.Stasimon (Strophe) 1369 —1502 Phryger-Szene: 1. Teil (Monodie) . . . 1503 —1536 Phryger-Szene: 2. Teil (trocháische Tetrameter) . . . 1597 —1548 4. Stasimon (Gegenstrophe; vgl. 1353— 1368) 1549 —1553 Auftrittsankündigung für Menelaos . . 1554 —1624 Zweite Begegnung Menelaos-Orest ('Wirrwarrszene") . 1625 —1681 Schlußszene: Auftritt des deus ex machina . . . . . 1682 —1690 Exitus: Anapäste . . . . . . . νων 1691 —1693 Gebet des Chors im Namen des Dichters . . . .

Lyrica: metrische Analysen πᾶσ...

τον

Textkonstitution:

(HI? 319013)...

. .. νὸν

......ων

νιν

Abweichungen

νι νυν

gegenüber

νιν der

νιν

Ausgabe

νιν

νιν

νον

von

Murray

2e.

Vorwort

Dieser Kommentar

verdankt seine Entstehung einer Ánregung von Johannes

Irmscher, der auch zugleich durch seine grundsátzliche Stellungnahme über die ‘dienende Funktion des Kommentars’ (in der Besprechung zu O. Gigon, Kommentar

zum

1.Buch

von

Xenophons

Memorabilien,

Basel

1953;

DLZ

76,

1955,

335—338) die Aufgabe klar umrissen hat. Sein Bemühen hat nicht nur den Fortgang der Arbeit entscheidend gefórdert, sondern auch in Vereinbarung mit dem Akademie-Verlag ihre Veröffentlichung innerhalb der ‘Schriften der Sektion für Altertumswissenschaft' herbeigeführt. In der Auswahl des Inhalts und in der Form der Ánlage entspricht der Kommentar im ganzen wie im einzelnen dem Íreien Ermessen des Verfassers, der sich dabei ganz von den sachlichen Erfordernissen des Gegenstandes, wie sie sich ihm in vieljähriger Beschäftigung mit diesera ergeben haben, hat leiten lassen.

Die Widmung

dieser Arbeit an Friedrich Zucker, den hochverehrten Lehrer

an der Friedrich-Schiller- Universitát Jena, soll das Gefühl des persónlichen Dankes

und der aus der gemeinsamen Arbeit an diesem Gegenstand erwachsenen Verbundenheit zum Ausdruck bringen. Seine Mühe und Geduld, die er auf die Durchsicht der Vorarbeiten zu diesem Buch verwendet hat, sein Rat und gütiger Zuspruch sowie seine stets das Entscheidende treffende Kritik haben ganz wesentlich zum Zustandekommen dieses Buches beigetragen. In grundsätzlichen Fragen der Interpretation ist die Arbeit außerdem durch eine von Problemen der Strukturforschung ausgehende Diskussion mit Hans Diller angeregt und entscheidend gefördert worden.

Ihm

an dieser Stelle dafür

danken zu können, ist dem Verfasser eine angenehme Pflicht. Herzlicher Dank gebührt auch Albin Lesky, der den Verfasser wiederholt mit seinem wertvollen Rat unterstützt hat. Die recht mühevolle Redaktion dieses Buches hat Bernhard Döhle mit viel Verständnis und großer Umsicht durchgeführt. Die Drucklegung erfolgte in angenehmer Zusammenarbeit aller beteiligten Stellen. Das ist nicht zuletzt das Verdienst von Helga Reusch, der Redaktorin dieser Reihe. Göttingen WERNER BIEHL

Einleitung Erst in der letzten Phase der Ausarbeitung wurde die von Vers zu Vers fort. schreitende Form der Einzelerklärung gewählt, weil diese der Fülle der auftauchenden Fragen und auch gleichzeitig dem Charakter des Kommentars als ‘Studien- und Arbeitsbuch’ am besten gerecht zu werden schien. Um jedoch zugleich auch einen Gesamtüberblick zu ermöglichen, wurden den einzelnen Szenen

Einleitungen

vorangestellt,

die diese

charakterisieren,

den Duktus

der

Handlung aufzeichnen und überhaupt auf das Wesentliche hinführen sollen. Um der Uferlosigkeit der Erklärungsmasse zu steuern, wurde der Kommentar vorwiegend auf drei Gesichtspunkte ausgerichtet: 1. die Textkritik. Hier standen dem

Verfasser umfangreiche

Vorarbeiten zur Verfügung,

die mit seiner Disser-

tation "Textprobleme in Euripides' Orestes, Interpolationen u. a., Jena/Göttingen 1955’ in Zusammenhang stehen. 2. die Strukturforschung. Diese erwies sich nicht nur bei der Behandlung der lyrischen Stücke, sondern auch in den Trimeterszenen angesichts der strengen Stilisierung in den angewendeten Grundformen

(Stichomythien, Agonen) als unerláBlich. Dabei lag das Hauptaugenmerk notwendigerweise auf dem jeweils vorliegenden Verhältnis von Inhalt und Form. 3. die Interpretation. Unter diesem Begriff läßt sich grundsätzlich alle Auslegung bzw. Erklárung des 'Textes verstehen. Im einzelnen handelt es sich dabei in erster Linie um die Beobachtung und Untersuchung der im Text enthaltenen Gegebenheiten, insbesondere um die vom Dichter selbst sowohl inhaltlich wie sprachlich erteilten Hinweise ('Leitgedanken', *Leitworte' u. à.). Im Grunde gehören alle diese Gesichtspunkte zusammen: erst ihre gleichzeitige Berücksichtigung führt —

sozusagen in zentripetal verlaufender Bemühung — konsequenterweise zum Verstándnis der im Text selbst manifestierten Einheit von Inhalt und Form. Der in einzelnen Fällen beigefügte Text der lyrischen Partien ist auf der Grundlage der ‘Vulgata’! von Gilbert Murray (III? 1913) konstituiert, versucht aber, ! Zu dieser Bezeichnung s. Turyn 16. — Die für den Euripides-Text bestehenden überlieferungsgeschichtlichen Fragen werden in diesem Kommentar nicht eigens behandelt. Verwiesen sei neben dem Werk von Turyn auf die Darstellung bei D. Page, MedeiaAusgabe S. 37—53; A. Lesky, Tragische Dichtung 153—155. — Das von Turyn 308

aufgestellte Stemma der Handschriften ist nicht unbestritten geblieben; s. H. LloydJones, Gnomon 30, 1958, 503; H. Erbse in dem Sammelband Geschichte der Textüberlieferung der antiken und mittelalterlichen Literatur Bd. I, herausgegeben von H. Hunger u. &., Zürich 1961, 276— 78.

x

Einleitung

die der Struktur der Stelle jeweils entsprechende Kolometrie, wie sie sich aus der inhaltlichen und metrischen Interpretation ergibt, herzustellen. In allen Fragen der Textkonstitution hat sich der Verfasser von den methodischen Grundsätzen der Schule von Günther Jachmann — dem er persönlich für entscheidende Fórderung seiner textkritischen Studien groBen Dank schuldet — leiten lassen!.

Die häufige Zitierung der grammatischen Handbücher soll nicht nur der systematischen Einordnung der sprachlichen Erscheinungen dienen, sondern zugleich auch auf die Fülle der dort angegebenen Beispiele hinlenken und damit einen größeren Überblick ermöglichen. Im Grunde kommt auch hierbei der Charakter des Kommentars als Studien- und Arbeitsbuch zum Ausdruck, zu dessen Wesen es gehört, zur Auseinandersetzung und zum eigenen Weiterforschen anzuregen. 1 G. Jachmann, Binneninterpolation I und II (s. Lit.-Verz.).

Literatur (in Auswahl)

Textausgaben Porson

Euripidis Hecuba, Orestes, Phoenissae et Medea, ed. Ric. Porson, Lipsiae 1824 Euripidis tragoediae, rec. God. Hermannus, vol. III 1, Lipsiae 1841 Euripides! Werke, griechisch mit Übersetzung und Anmerkungen von I. A. Hartung, Bd. IV, Leipzig 1849

Hermann Hartung

Klotz

Euripidis tragoediae, rec. et comm. III 1, Goth. et Erf. 1859

Weil

Sept tragédies d'Euripide, avec un commentaire crit. et explic. par H. Weil, ed. 1I, Paris 1879

Wecklein

Euripidis Orestes, ed. N. Wecklein, Lipsiae 1900

Wecklein, Komm.

Euripides' Orestes, mit erklär. Anm. von Nicol. Wecklein, Leipzig und Berlin 1906 Euripidis fabulae, recognovit G. Murray, Oxonii, vol. I 1901, vol. II,

Murray

instruxit Reinh.

Klotz, vol.

3. Aufl. 1925, vol. III, 2. Aufl. 1913 &...Schw.

Scholia in Euripidem collegit recensuit edidit Ed. Schwartz, vol. I,

Chapouthier

Berolini 1887 Euripide, tome VI*: Oreste, texte établi et annoté par F. Chapouthier et traduit par L. Méridier, Paris 1959

Über die umfangreiche Spezialliteratur unterrichten Krieg

Werner Krieg, De Euripidis Oreste, Diss. Halle 1934, 8-10

Lesky, Trag. Dichtg.

Albin Lesky, Die tragische Dichtung der Hellenen, Göttingen 1956, 1 —10, passim —, Geschichte der griechischen Literatur, 1. Aufl. Bern 1957/58, 3831f.

Lesky, GdgrL

Ludwig, Sapheneia

^ Walther Ludwig, Sapheneia, ein Beitrag zur Formkunst im Spätwerk des Euripides, Diss. Tübingen

1954, 164—168

Sonstige Werke von grundlegender Bedeutung Allen-Italie

J. T. Allen and G. Italie, A Concordance

to Euripides, Berkeley

1953, London 1954

Ed. Fraenkel, Aisch. Ag.

— Aeschylus Agamemnon Edited with a Commentary Fraenkel, vol. I—III, Oxford 1950

by Eduard

XII

Literatur

Jachmann, Binneninterpolation Kranz, Stasimon Nauck, Eur. Stud. Nestle

G. Jachmann, Binneninterpolation, 1. und 2. Teil, Nachr. Gótt. Ges. d. Wiss. 1936, phil.-hist. Klasse, Neue Folge, Bd. I Nr. 7 und 9 W. Kranz, Stasimon, Untersuchungen zu Form und Gehalt der griechischen 'Tragódie, Berlin 1933 A. Nauck, Euripideische Studien, St. Petersburg 1859 W.

Nestle,

Die

Struktur

des

Eingangs

in der

attischen

Tragódie,

Stuttgart 1930 (Tübinger Beiträge zur Altertumswissenschaft 10) Page, Act. Interp. Pohlenz, Gr. Trag.

D. Page, Actor’s Interpolations in Greek Tragedy, Oxford 1934 M. Pohlenz, Die griechische Tragódie, I und II (Erlàuterungen), 2. Aufl. Góttingen 1954

L. Preller-C. Robert, Griechische Mythologie I, 4. Aufl. Berlin 1894; II (Die griechische Heldensage), 4. Aufl. 1926 Gr. Myth. Schadewaldt, Monolog W. Schadewaldt, Monolog und Selbstgesprách, Neue Phil. UnterPreller- Robert,

suchungen 2, Berlin 1926

StoeBl

F. Stoeßl, RE XXIII 1, 1957, 6328.; X XIII 2, 1959, 2312 ff. „Pro-

Turyn

logos“ A. Turyn, The Byzantine Manuscript Tradition of the Tragedies of Euripides,

Wilamowitz, Aisch.Int. » ,G.H. » , Einl*

Illinois Press,

Urbana

U. von Wilamowitz-Moellendorff,

1957

Aischylos-Interpretationen,

, Herakl.

—, Der Glaube der Hellenen, 2 Bd., 2. Aufl., Darmstadt 1955 —, Einleitung in die griechische Tragödie, 2. Aufl. Berlin 1907 —, Euripides Herakles, 2 Bd., 2. Bearbeitung, Berlin 1895

»

, Versk.

—, Griechische Verskunst, Berlin 1921

»

; Komm. [Ion]

—, Euripides Ton, Kommentar,

»

Zürcher

Ber-

lin 1914

Berlin 1926

W. Zürcher, Die Darstellung des Menschen im Drama des Euripides, Schweizer Beiträge zur Altertumswiss. 2, Basel 1947

Gesamtdeutungen Steiger Lesky, Wien. Stud. 53

Strohm Reinhardt Buschor Jens

H. Steiger, Euripides (Erbe der Alten 5}, Leipzig 1912 A. Lesky, Wien.

Studien 53, 1935, 41 δ᾽,

M. Pohlenz a. O. I?, 412—421 A. Lesky, Die tragische Dichtung der Hellenen (s. o.), 193—195 W. Zürcher a. O. 149—179 H. Strohm, Euripides, Interpretationen zur dramatischen Form, München 1957 (Zetemata H. 15), 121ff. K. Reinhardt, Die Sinneskrise bei Euripides, Die Neue Rundschau 68, 1957, Heft 4, 615—646 E. Buschor, Euripides Orestes, Iphigenie in Aulis, Die Mänaden, übertragen und erläutert, München 1960

W. Jens in: Euripides, Sämtliche Tragódien in zwei Bänden nach der Übersetzung von J. J. Donner bearbeitet von R. Kannicht; mit Einleitung von W. Jens, Bd. I, Stuttgart, 1958

Literatur

XTII

Metrik Maas, Gr. Metr.!

P. Maas, Griechische Metrik, 1. Aufl. Leipzig und Berlin 1923

Dale Rupprecht, Abriß Rupprecht, Einf.

4. M. Dale, The Lyric Metres of Greek Drama, Cambridge 1948 ἈΚ. Rupprecht, AbriB der griechischen Verslehre, München 1949 K. Rupprecht, Einführung in die griechische Metrik, 3. Aufl. Mün-

chen 1950 Snell, Gr. Metr.?

B. Snell, Griechische Metrik, 3. Aufl. Göttingen 1962

Grammatik und Sprache Breitenbach

W. Breitenbach, Untersuchungen zur Sprache der euripideischen Lyrik, Tübinger Beiträge zur Altertumswissenschaft 20, Stuttgart

Debrunner, Gr. Wortbildungslehre

A. Debrunner,

Denniston, G. P.*

J. D. Denniston, Greek Particles, 2. Auflage Oxford 1954, Neudruck

1934 Griechische Wortbildungslehre,

Heidelberg

1917

1959 Hoffmann-Debrunner,

Hoffmann-Debrunner,

Gesch. d. gr. SpracheI

Sammlung Góschen Bd. 111, 3. Auflage, Berlin 1953

Geschichte

der

griechischen

Sprache

I,

K..G.

Kühner-Gerth, Ausführliche Grammatik der griechischen Sprache, Satzlehre, 4. Auflage (Nachdruck der 3. Aufl.) Leverkusen 1955,

Kr.

K. W. Krüger, Griechische Sprachlehre, 5. Auflage, 1. Teil

1. Teil (= K.-G. II 1) und 2. Teil (= K.-G. II 2) Leipzig

1875 (= Kr.), 2. Teil Leipzig 1879 (= Kr. Di.) Schwyzer

Wackernagel, Syntax

E. Sehwyzer, Griechische Grammatik, Band I 3. Auflage, Band II 2. Aufl., München 1959; Band III 1. Aufl, München 1953 (Handbuch der Altertumswissenschaft II 1) J. Wackernagel, Vorlesungen über Syntax, Basel 1920 und 1924

Im Erklürungsteil zitierte neuere Kommentare Aeschylus Agamemnon ed. by J. D. Denniston and D. Page, Oxford 1957 Aeschylus! Choephoroi met inleiding, critische noten en commentaar uitgegeven door P. Groeneboom, Groningen/Batavia 1949 Aeschylus' Eumeniden ... door P. Groeneboom, Groningen/Djakarta 1952 Aischylos’ Perser, Einleitung, Text, kritischer Apparat und Kommentar, herausg. von P. Groeneboom, Göttingen 1960 (Studientexte griechischer. und lateinischer Schrift-

steller III); Übersetzung aus dem Holländischen (Aeschylus’ Persse 1930) Aeschylus’ Perzen met inleiding en aantekeningen door G. Italie, Leiden 1953 Aeschylus’ Zeven tegen Thebe ... door G. Italie, Leiden 1950

Euripides Alcestis Edited with Introduction and Commentary by A. M. Dale, Oxford 1954 Euripides’ Andromache ... door J. C. Kamerbeek, Leiden 1955 Euripide Andromaca a cura di A. Garzya, Napoli 1953 (Edition Silvio Viti) Euripides Bacchae... by E. R. Dodds, 1. Aufl. Oxford 1953

XIV

Literatur

Euripide il Cielope a cura di G. Ammendola, Firenze 1952 Euripides Electra... by J. D. Denniston, Oxford 1954

Euripide Ippolito a cura di G. Ammendola, 3. Aufl. Firenze 1958 Euripides Ion... by A. S. Owen, Oxford 1939 Euripides, Iphigenie im Taurerlande, Text und Erläuterungen bearbeitet von Hans Strohm, München 1949 Euripides Iphigenia in Tauris . . by M. Platnauer, Oxford 1956 Euripides Medea ...by Denys L. Page, 3. Aufl. Oxford 1955

Euripide Oreste Lettura di Antonio M. Scarcella, Roma 1958 Euripide le Troiane con introduzione e commento di Giuseppe Schiassi, Firenze 1953

Sophocles' Antigone. . . door J. C. Kamerbeek, 2. Aufl Leiden 1955 Sophocles’ Philoctetes . . . door J. C. Kamerbeek, Leiden 1946 Sophocles’ Trachiniae . . . door J. C. Kamerbeek,

Leiden

1946

Weitere Abkürzungen 1*,2*...

Verweis auf die zu dem Kommentarbemerkung

betreffenden

Vers

(1, 2...)

gehórende

Textprobleme

Vert., Textprobleme in Euripides Orestes, Interpolationen u. a., Diss.

1,. ἃ 8.

Jena, Góttingen 1955 H. G. Liddell-R.Scott, ford 1940 ff.

A

Greek-English

Lexicon,

9. Auflage

Ox-

EINZELERKLÄRUNGEN

1—70

Erster Teil des Prologs: Monolog Elektras

Die Prologsprecherin beginnt mit einer allgemeinen Sentenz über die Unendlichkeit des menschlichen Leides (1—3). Als Beispiel führt sie den Zeussohn Tantalos

und die ganze Kette des Pelopidenunglücks an, deren Abschluß durch den Fall des Muttermórders Orest gebildet wird (4—32 'Genealogie' bzw. 'narratio'). Damit ist der Blick auf die Hauptperson bzw. auf den wesentlichsten Inhalt des Stückes gelenkt, d.i. der 'Agon' (38, im Verbbegriff enthalten) Or.s, der sich in zwei menschlichen Bereichen abspielt (34—50): einmal innerhalb des Indi. viduums selbst als ein physisch-psychischer Kampf des Kranken (34— 45 'Phobos’) und zweitens im Bereich der Polis, die in einer Volksabstimmung über Leben und Tod Or.s und El.s befinden soll (46—50). Zu diesen beiden Bereichen kommt

als

dritter noch die 'Philia' hinzu: innerhalb dieser konzentrieren sich alle Hoffnungen zunächst auf den Verwandten Menelaos, der gerade mit Helena zusammen angekommen

ist, um die zu Klytaimestra in Pflege gegebene Tochter Hermione

abzuholen (52—70), dann später — nach dem Versagen des Menelaos — auf den Herzensfreund Pylades, der jedoch im Prolog noch ganz herausgehalten ist (33*).

Die Straffung des an sich recht umfangreichen Inhalts wird in erster Linie durch die sehr übersichtliche Gesamtókonomie der Partie erreicht. Im ersten Teil kommen

zwei für Eur. bezeichnende Mittel hinzu: einmal die Subsumierung des

genealogischen Stoffes unter die Sentenz des Eingangs (ein gedanklich-rhetorisches Moment), zweitens die sorgfältige Retuschierung beim Berichten der Greuel durch Els ‘Scheu als Mädchen, das Entsetzliche zu berichten’ (dramatisches Moment).

Mit dem Übergang zu Orest (34ff. beginnt die ‘Exposition’ im engeren Sinne (Angaben über Zeit und Ort der Handlung). Der Ausblick auf die Ankunft des Menelaos verstärkt das dramatische Moment, das im Verlaufe des gesamten Prologs schrittweise eine Intensivierung

(Ludwig

32) erfährt, und

leitet damit

zur reinen Handlung des zweiten Prologteils über. 1 οὐκ ἔστιν οὐδὲν:

formelhaft

(1155*, El. 367, Andr. 986; Schwyzer II 598

Nr. 3); in der Übersetzung die doppelte Negation nur einfach wie im Lat. (Cic. 'Tusc. IV c. 298 63 Pohlenz neque tám terribilis dlla fando orátio est, | nec fórs neque ira cdelitum inveclám malum, | quod nón natura humána patiendo écferot). — δεινὸν

ὧδ᾽ εἰπεῖν: Inf. der Ergänzung (Schwyzer II 364 Abs. 2). — In Hss. teilweise (2 συμφορὰν ϑεήλατον MBY et Σ; vgl. krit. App.) anscheinend zwei Gedanken verstanden: 1. οὐχ ἔστιν... εἰπεῖν, 2. ὧδε δεινὸν εἰπεῖν (Soph. O. R. 1169), d. i. eine Art 2

Biehl

4

Einzelerklärungen

‘Satzhaplographie’ (413*.502*). — Enog: ‘Bezeichnung’ (Soph. Ant. 53) bzw. Gegenstand der Bezeichnung, ‘Inhalt’ (Hec. 217; L. & S.?s. v. 17; vgl. im Deutschen *Geschichte'); ähnlich ὄνομα (‘res’), 2. B. Soph. O. R. 1284f. — Die Sentenz zu Beginn des Stückes (1—3;

vgl. Soph. Trach.

1—3,

Heraclid.

1—5, Stheneb.

1—3;

F. StoeBl, RE XXIII 2,2339 'Prologos') enthält das fabula docet für das Gesamtstück (mit Ausnahme der Schlußszene 1625ff.). 1f. ἔπος . . . πάϑος.. . ξυμφορὰ ϑεήλατος: drei Teilbegriffe ("Trikolon'), von denen jeweils nur einer in Frage kommt

(Soph. Trach, 145f.): als Kontrast-

bezeichnung zu dem lediglich vorschwebenden allgemeinen Begriff “menschliches Glück’, 2 οὐδὲ ... οὐδὲ: rein kopulativ (K.-G. II 2, 294 Nr. 5). — οὐδὲ πάϑος ob-: Zäsur nach trochäischer Silbenfolge im daktylisch beginnenden (1.) jamb. Metrum;

gelegentlich auch im 2. Metrum: 632 (Elision), Bacch. 192 (Dodds! S. 89). Derartige Züsuren gehóren zu den Auflósungserscheinungen der Trimeter-Gesetze, wie sie in den späteren Stücken des Eur. (Or., Bacch., Iph. A.) begegnen. 3 ἧς: mit Bezug auf das nächststehende der drei Subst. in 1f. (ξυμφορὰ). — oOx ἂν ἄραιτ᾽ ἄχϑος: maritime Metapher (Bildvorstellung vom ‘Lastschiff’; Y 911f., Y 247); die Prägnanz liegt in der Polarität zwischen passivischer und aktivischer Bedeutung des Verbbegriffs (ἄραιτ᾽); ‘es gibt kein Unglück, das der Mensch nicht auf sich nehmen bzw. mit dem er nicht fertig werden müßte’. — Zu dem starken Gleichklang (&-) vgl. Hec. 105f. 4 μακάριος: geteiltes (2.) longum im Wortinnern (. Ὁ —), bei Eur. ursprüng-

lich vermieden (Snell, Gr. Metr.? 13, der Med. 375.505 anführt), in diesem Stück häufig (28.86.541.546.594.665.671.722.723). — κοὐκ ὀνειδίζω τύχας: 'praeteritio'

(14.16.28.81.85*):

der

Komplementärbegriff

zu

der

euphemistischen

Be-

zeichnung des Tantalos als Sohn des Zeus (6... μακάριος) ist unterdrückt (dazu vgl. den Grundsatz in 393); xat explikativ (1123*); zu dem Gedanken vgl. Herodot I 41, 1. 5 Διὸς πεφυκώς: gen. poss. (11.161.510, Alc. 1671.; K.-G. IL1, 374 Anm. 3). — ὡς λέγουσι: Entlastungsmotiv (vgl. 8). — κορυφῆς ὑπερτέλλοντα ... πέτρον: die gleiche Version (Schweben eines Felsblocks über dem Haupt des Tantalos) auch

Pind. O. I 86ff., Isthm. VIII 20ff.,

Archil. frg. 55 Diehl*,

Plat. Crat. 395d

9 sq., Paus. X 31, 12; Lucr. III 980f., Cic. de fin. I 18, Tusc. disp. IV c. 16 $35 sqq. Pohlenz (Porson S. 11ff.; Preller- Robert, Gr. Myth. I* 822 und Anm. 2); die andere Version (Schmachten des Tantalos nach bald dargebotenen bald wieder entzogenen Genüssen) X 582ff.; vgl. Cic. Tusc. disp. I c. 5 $ 10 Pohlenz.

8 ὡς μὲν λέγουσιν: μέν solitarium (Z) zur Betonung des Gedankens (5*; = 'relata refero'); Denniston, G. P.? 381. — 9eoig . . . ἴσον: Hyperbaton zur Hervorhebung

der

Antithese

(ϑεοῖς



ἄνθρωπος

compendiaria' s. K.-G. II 1, 412 Nr. 9.

àv;

1687*);

zu

der

“comparatio

1—70

Erster Teil des Prologs: Monolog Elektras

5

9 κοινῆς... ἴσον: 'Ausdruck der Fülle' (= κοινῆς τραπέζης ἀξιούμενος). — Tantalos war συνέστιος, ὁμοτράπεζος (Zi Andr. 658) der Götter, hat jedoch diese Ehre (Hec. 793, Ion 652) durch seine ἀκολασία eingebüßt (Cic. Tusc. disp. IV c. 16 $ 35 Pohlenz ob scelera animique inpotentiam et superbiloguentiam). 10 ἀκόλαστον... γλῶσσαν: die Emphase des Adj. (486.772) betont den ent-

scheidenden Begriff (ἀκολασία). — αἰσχίστην

νόσον: Appos. zum ganzen Satz

(498*.727*.1105; Schwyzer II 706).

12 ἐπέκλωσεν:

ἐπικλώϑειν ‘spinnen’, homerische Metapher (von den olympi-

schen Göttern: y 208, ὃ 208, λ 139, x 64; auch Medium: « 17, $ 579, v 196, (2 525; W. F. Otto, Die Götter Griechenlands, 4. Aufl. Frankfurt/M.

1956, 264); die Bild-

vorstellung (‘Spinnen des Schicksalsfadens') bei Aischylos durch Bezug auf die Schicksalsgöttin (Eum. 334ff.; Groeneboom S. 144) verstärkt. Eur. geht darin noch weiter, indem er das Bild gleichzeitig in verbum finitum und Part. einschließlich ΟΡ]. aufnimmt (στέμματα ξήνασ᾽ ἐπέκλωσεν). — ξαίνειν bei Homer

‘Wolle krempeln' (x 423), später auch — unpräzis (L. & S.® 2092b s. v.) — 'ein Gewand wirken’ (Ar. Av. 827); στέμματα ξαίνειν ‘wollene Fäden spinnen’. — ἐπέκ' λωσεν: muta cum liquida wie in 128* (Tro. 833; Groeneboom a. O.). 132. ἔριν... πόλεμον . .. ϑέσθαι: der Inf. (πόλεμον ϑέσϑαι



πολεμεῖν;

833.842 u. δ.) als sog. λείπει τὸ ὥστε-ΚοπΒίτυκίίοη (H. Weil S. 688) angeschlossen: ἔρις der Streit am Anfang, πόλεμος die weiteren Ereignisse, z. B. Ehebruch Thyests

mit Aerope. — πόλεμον . . . συγγόνῳ: antithetisch; das erste Subst. prägnant: πόλεμος 'regelrechter Krieg’. — Die antiken Erklärer vermißten anscheinend zu ϑεὰ einen Namen: "Egi; ZYP, wohl nach 1001, jedoch wegen στέμματα ξήνασ᾽ und ἐπέκλωσεν

sachlich

ausgeschlossen;

die

zweifache

vielmehr eindeutig auf 'Moira' bzw. Κλωθώ

verbale

Bestimmung

weist

(zur Unterdrückung des Namens

vgl. 37f.*). Der gesamte Ausdruck in 12f. ist im Sinne der "Entlastung’ des Atreus

(vgl. dagegen 1008— 1010) zu verstehen. 14 τί...

dei: die

'praeteritio

(4*)

zunächst

allgemein

(anders

16*).



τἄρρητ᾽ (α): wovon man nicht sprechen kann’ (393*, Hec. 714); vgl. 1009f., El 719—721. — ἀναμετρήσασθϑαι: “(noch einmal) aufzählen’ ('emetiri'; ursprünglich Bildvorstellung des Weges: u 428), umgangssprachlich (Ion 249f.; Wilamowitz, Komm. 97).



15 δ᾽ οὖν: 'gewiB aber ist, daB er .. .' (530*); die Einzelheiten, von denen δ᾽ οὖν

die letzte und gewichtigste bezeichnet (Denniston, G. P.? 463), werden durch die ‘praeteritio’ (14*) unterdrückt. — ἔδαισε . . . νιν: "Thyestes-Mahl' (1008, Aesch. Ag. 1583— 1597). 16 ᾿Ατρέως δέ: Fortsetzung der ‘Genealogie’ (die durch den Hinweis auf die Pelopidenfrevel in 12— 15 unterbrochen wurde). — τὰς . . . ἐν μέσῳ. .. τύχας: mit Bezug auf den — in Verbindung mit dem Thyestes-Mahl vorschwebenden — Ehebruch Aeropes (14*). 9*

6

Einzelerklärungen

17 ὁ κλεινός,

εἰ δὴ

κλεινός:

euphemistisch

G. P.? 224), im Hinblick auf Agam.s Ende (25—27).

(744, Herc.

41; Denniston,

18 MevéAeog te Κρήσ-: der Eigenname dreisilbig, d.i. Zweisilbigkeit des (1.) anceps. — Die Korruptel in L bzw. P anscheinend durch die nicht richtig aufgefaßte Prosodie bedingt. — ᾿Αερόπης ἄπο: Aerope, Gemahlin des Atreus, war Tochter des Kónigs Katreus von Kreta.

19 τὴν ϑεοῖς στυγουμένην: Pathosausdruck (vgl. 130; & ἣν μισήσειαν οἱ 9eot). 20 Μενέλαος ᾿Ἑλένην,

ὃ δὲ ἄλυται-: Teilung des 1. anceps und des 2. und

3. longum (310.1057.1228.1332). — Ἀλυταιμήστρας: zu μήδομαι (-μνη- codd.); Schwyzer 13327; Ed. Fraenkel, Aisch. Ag. II 52 zu V. 84; vgl. Etym. M. 521, 18, IG XIV 930, 10, Liv. Andron. Aegisth. frg. 43, 2 Diehl (zu Aesch. Ag. 1100 s.

Ed. Fraenkel III 499). — Κλυταιμήστρας λέχος: periphrastische Bezeichnung der Person (1658).

21 ἐπίσημον eis Ἕλληνας: 'hervorstechend bei den Griechen’ (249). — Die Erwähnung der Mutter geschieht mit Zurückhaltung (vgl. dagegen 557—587 im Munde Or.s). 22 xapO9évoi . . . τρεῖς: Laodike,

Iphianassa);

die Zahl

in der Tragódie

homerisch

(I 145.287:

im allgemeinen

Iphigeneia

Chrysothemis, und

Elektra

(z. B. Iph. T. 562); dagegen die Dreizahl auch Iph. A. 1164. Soph. übernimmt aus den Kyprien noch eine vierte Tochter (El. 157). — τρεῖς .. . μιᾶς: antithetisch (1244*, Hipp. 1403; A. Lesky, Anz. Ak. Wien 1947, 109,2). — Das zweifache Hyperbaton (xap9évot μὲν τρεῖς... ἀρσὴν τ᾽ ᾿Ορέστης bzw. ἐκ μιᾶς... μητρὸς ἀνοσιωτάτης) umschließt die Aufzählung der Schwesterntrias (23), verbunden mit Selbstvorstellung der Sprecherin (‘Exposition’). — μὲν... re (24): 501*.

1317 f. 25 ἀπείρῳ Mordgewand, ἀμφίβληστρον, Netzmotiv O.

... ὑφάσματι: ὕφασμα sehr allgemeine Bezeichnung für das das Klyt. dem Gatten überwirft (Aesch. Ag. 1126.1382 ἄπειρον Eum.634. Kassandra spricht vom 'Hadesnetz' Ag.1115; zum Hiltbrunner, Wiederholungs- und Motivtechnik bei Aischylos,

Diss. Göttingen, Bern 1950, 61); man spürt den Nachklang des Aisch., bei dem das ἀμφίβληστρον zum eigentlichen Mordwerkzeug wird (Ed. Fraenkel, Aisch. Ag. III S. 808; Pohlenz, Gr. Trag. II? 50), zugleich wirkt sich aber in der sehr allgemeinen

Bezeichnung auch die homerische (metaphorische) Bedeutung von ὕφασμα (= δόλος, μῆτις: ı 422, 8 678) aus. — περιβαλοῦσ᾽ : der Verbbegriff (περιβαλεῖν) als ‘Leitwort’ gebraucht:

(372*.906*).

von einer Tätigkeit in einem für Or. feindlichen Sinne

261. παρϑένῳ ... οὐ καλόν: 108*; zur Bedeutung des Subst. s. Wilamowitz, Herakl. II? zu V. 834; Page zu Med. 150. — Der Ehebruch Klyt.s wird von Or. näher ausgeführt (557—561); ein ausdrücklicher Hinweis auf Agam.s Schuld im

Falle Kassandras (Tro. 248.251) fehlt in diesem Stück (570).

1-70

Erster Teil des Prologs: Monolog Elektras

7

27 ἐῶ τοῦτ᾽... σκοπεῖν: brachylogisch: 1. ἐῶ τοῦτ᾽ ἀσαφὲς (in medio relinquo’), 2. ἐῶ τοῦτ᾽... ἐν κοινῷ σκοπεῖν ('ich unterlasse es, dieses coram publico zu betrachten’). — ἐν κοινῷ: adverbiell (frg. 909, 9 sq. Nauck?; Kr. 43, 4, δ). —

Die Ethisierung der Prologsprecherin gibt eine Motivierung für die verkürzte Darstellung der mythischen Zusammenhänge (die an sich dem orientierenden Charakter der ‘Exposition’ entspricht). In der Kommentierung des eigenen Ver-

haltens liegt eine *Durchbrechung

der Illusion' (14.16.128.132), wie sie später

der Nea zu eigen ist (W. Nestle S. 5).

928 Φοίβου δ᾽ ἀδικίαν: emphatisch: ‘was aber nun vollends das (angebliche) Unrecht des Phoibos anbetrifft, was soll man ihn deshalb beschuldigen?! — μὲν: =

μήν (Ale. 146, Med. 676; Denniston, G. P.? 366); das folgende δέ (29) etwa gleich

ἀλλά (nach der in dem Fragesatz vorschwebenden Negation): ‘aber er überredet doch immerhin den Or.' (Denniston, G. P.? 166). —

Els Scheu, den Gott anzu-

klagen, zeigt sich auch in dem Verbbegriff (29 πείθει, dagegen 286 ἐπάρας, 599 ὁ χελεύσας, 1665 ἐξηνάγκασα). 29 μητέρ᾽ ἥ σφ᾽ ἐγείνατο:

Abundanz

des Ausdrucks

(750*, Aesch. Eum.

321, Sept. 416, frg. 286, 2 Mette, El. 964; Denniston S. 167f., der mit Recht auf den Pathosgehalt dieser Stellen hinweist; K.-G. II 2, 586 Nr. 9).

30 κτεῖναι: die Antithese zu 29 ἐγείνατο durch Enjambement hervorgehoben. — πρὸς .. . φέρον: Appos. zu μητέρ᾽... κτεῖναι (nicht zu mel9et . . . χτεῖναι, weil darin ein ungeziemender Vorwurf gegen den Gott läge), ‘eine Tat, die nicht bei allen Ruhm einbringt” (Med. 1035; Schwyzer II 706). — Die 'Litotes' (πρὸς οὐχ ἅπαντας

εὔχλειαν)

32 κἀγὼ

ist Polemik

gegen Homer

(« 298; Pohlenz,

Gr. Trag. II? 170).

μετέσχον: der Hinweis auf die Teilnahme an der Mordhandlung

zeigt, wie El. allmählich aus ihrer Reserviertheit als Prologsprecherin heraustritt.

— οἷα δὴ: einschränkend: ‘soweit ich als Weib teilnehmen konnte’ (17*; Denni-

ston, G. P.? 221).

33: zu der Interpolation s. Textprobleme 8f. — Pylades gehórt nicht in den Gentilzusammenhang (1—32 Leid der Tantaliden; Stoeßl, RE XXIII 2, 2339); von den Personen des Stückes wird — außer dem Phryer — auch Tyndareos (456—631) im Prolog nicht erwähnt; vgl. 306*.405*. 34 ἀγρίᾳ... νόσῳ: dat. modi zu νοσεῖ (Aesch. Prom. 384, Soph. Trach. 543f., Stheneb. 6; K..G. II 1, 308 Anm. 4) bzw. causae zu συντακεὶς ("Zusammengesunken'; Suppl. 1105f.). — Die Beseitigung des Asyndeton (35 xecóv(7) Reiske;

Nauck,

Euripideische

vermeiden:

Studien I, St. Petersburg

nach der Epideixe

(Ὀρέστης

ὅδε) —

1859,

27) läßt sich vielleicht

die mit starker Affektwirkung

(Anblick des Kranken) verbunden gedacht werden muB — ‘Pause’ bzw. Asyndeton (Beschreibung des Kranken).

35 τλήμων: δ᾽ ὁ τλήμων;

festes Epitheton Or.s (74.845.947.1334, El. 850 u. ó.); 293 ἐγὼ

vgl

τάλας

(412.529.1048.1207.1227),

ἐγὼ

τάλας

(1073);

τάλας

als

8

.

Einzelerklürungen

Anrede (387), & τάλας (156); τάλαινα (826, von Klyt.), & τάλαιν᾽ 'Ἑρμιόνα (1409), ὦ τάλαιν᾽ ἐγώ (131*.266*.1286). — πεσὼν ἐν δεμνίοις: die '"Prágnanz' (88*) bereits homerisch (A 425, Or. 1418*, Heraclid. 77; Schwyzer II 434).

36 τὸ μητρὸς δ᾽ αἷμά viv: ‘das Blut der Mutter’ (d. i. die Ermordung der M. bzw. die Erinyen; Wilamowitz, Herakl. II? 226 zu V. 1076) ‘aber setzt ihn beständig in Bewegung durch Wahnsinnsanfálle'. — τροχηλατεῖ: metaphorisch

(Bildvorstellung des Treibstachels: 791): El. 12521., Iph. T. 79ff.; Hesych. τροχηλατεῖ" ἐλαύνει; verwandt ist das Bild des 'Joches' (45*). — τροχηλατεῖ μανίαισιν: Verbindung von Metapher und eigentlichem Ausdruck (N 339; Demetrius, De elocutione II 82; 607*). — Die in dem Verbbegriff enthaltene Bildvorstellung veranschaulicht — ebenso wie die mythische Vorstellung der Rachegóttinnen (τὸ μητρὸς... αἷμα; Wilamowitz, Herakl. II? 226) — die causa movens des Wahnsinns als etwas

von außen

Herantretendes

(257; über den inneren Aspekt

der

Krankheit vgl. 396*). — κεῖται... τροχηλατεῖ: der doppelte Aspekt der Krankheit Or.s erscheint an dieser Stelle als 'Antithese' (36 δ᾽), dagegen in 43f. als zeitliche Abfolge (43 ὅταν μὲν . .., 44 ποτὲ δὲ). — Zum Ausfall von μέν vor δέ vgl. 6381. 7021. 708f. 1135, Med. 99 (Denniston, G. P.? 163). 38 Eöpevidag:

kein Widerspruch zu 37, denn es handelt sich dabei nicht um

das ὄνομα — das auch in 409 vermieden wird —, sondern um die euphemistische

Bezeichnung (Iph. T. 944). — ἐξαμιλλῶνται φόβῳ:

— φοβοῦσιν; das für Eur.

typische (Krieg 76) ἐξαμιλλᾶσϑαι bezeichnet eine mit Eifer betriebene Tätigkeit, wobei die spezifische Bedeutung sich zumeist aus der syntaktischen Verbindung

ergibt (431*, Cycl. 627£.); Textprobleme 9f, 39 ἕκτον... τόδ᾽ ἦμαρ: “heute den 6. Tag’, d.i. 5 Tage (422); temporaler Akk. (Schwyzer II 69 Nr. 2). Die Zeitangabe gehört zur 'Exposition' (48): 54* a. E. 40 πυρὶ καϑήγνισται: die Verbrennung der Leiche gilt alsritueller Reinigungsakt (5), wobei die Vorstellung zu Grunde liegt, daß die Toten durch Feuer 'besünftigt' werden müssen (H 408—410; E. Rohde, Psyche, Leipzig o. J. 21). 41 ὧν: ‘(fünf Tage) im Verlaufe deren...'; der Plur. mit Bezug auf 39 &xcov... ἦμαρ gesetzt (d. h. ἡμερῶν in Exroventhalten; K.-G. II 2, 564 g). — οὔτε...

ob: das Asyndeton folgt als Anakoluth, nachdem der Satz im Sinne der Aneinanderreihung begonnen hat (Denniston, G. P.* 510; 1086f., Soph. Ant. 249f., O. C. 972f., Med. 1348ff., Iph. T. 354f., Tro. 933f., Or. 46f.). — οὔτε σῖτα ... ἐδέξατο: Verweigerung der Nahrung (189) als Ausdruck seelischer Not bereits bei

Homer (9 787ff.), aufgenommen von Soph. (Ai. 323ff., vor dem Selbstmord) und Eur. (Med. 24ff., Suppl. 1104ff., Hipp. 274ff.).

42 λούτρ᾽ ἔδωκε: — ἐλούσατο (847 f.* 893f.*). — σχλανιδίων: die Deminutiv. form

(χλανίδιον) zur Bezeichnung des Oberkleides, wie es von Männern bei der

Trauer verwendet wird (Suppl. 110).

1—70

Erster Teil des Prologs: Monolog Elektras

9

43 κουφισϑῇ νόσου: der Verbbegriff vielleicht medizinischer Ausdruck (Page zu

Med.473);

das

Aktiv

(Soph. Phil. 7841.

intransitiv)

der

Umgangssprache

angehórend. 44 ἔμορρων: "Verstand in sich habend', 'verständig’; das contrarium παράφρων (Hipp. 232; vgl. 824 παράνοια).

45 πηδᾷ δρομαῖος:

das Adj. zur Bezeichnung der Art und Weise (K.-G. II

1,275c). — πῶλος ὡς und ‘läuft wie ein (zum

ὑπὸ ζυγοῦ: Or. springt vom Krankenlager auf (278) erstenmal) gejochtes Pferd’, das im Laufen seine un-

bequeme Last loszuwerden versucht; d.i. Bildvorstellung des ζυγομαχεῖν (Men. Dysc. 17 metaphorisch von einer unglücklichen Ehe, Aesch. Prom. 1009f., Pers. 194ff., Eur. frg. 821, 3 sq. Nauck?, Cic. Tusc. disp. TIIc. 28 $ 67 Pohlenz); zur Vorstellung des σφαδάζειν, die auch in 45 zu Grunde liegend gedacht werden kann, vgl. Etym. M. p. 737, 17; die Komplementärvorstellung, ausgelassene Freude nach Befreiung vom Joch, in Bacch. 1056f. — Die Práposition umstritten (ὑπὸ Herwerden ex Athen. 3 p. 108b = Eubul. frg. 75, 6 Kock: ἀπὸ codd.): zu Gunsten

der handschriftlichen Überlieferung läßt sich verweisen auf die bereits homerische, besonders bei Vergleichen häufige Verbindung eines präpositionalen Ausdrucks mit einem Nomen unter gleichzeitiger Unterdrückung eines Verbbegriffs der Bewegung (y 293, Or. 1547*, Hel. 96, Herc. 510.869, Soph. Trach. 441f.; Wilamowitz, Herakl. II? 122). Es

besteht

auch kein Zweifel darüber, daB

Or. mit einem

Fohlen verglichen wird, das sich vom Joch zu befreien versucht (Ed. Fraenkel, Aisch. Ag. III 613 Anm. 1), d. i. Vorstellung der ἀπαλλαγή (Aesch. Prom. 316,

Ag. 1.20, Med. 236). Die Bedenken gegen ἀπὸ betreffen δεμνίων ἄπο (44); die wohl unvermeidliche

Ausdehnung

des

tertium

comparationis

auf

das

Lager

würde

einen unpassenden Gedanken ergeben, denn dem ‘Joch’ des Fohlens entspricht nicht das Bett, sondern die Krankheit Or.s, die wie das Joch als "Last! (43) empfunden wird. In dem Vergleich klingt das Motiv der ἀνάγκη an (1330 ἀνάγκης δ᾽ ἐς ζυγὸν καϑέσταμεν). Deshalb ist auch der Gedanke kräftiger und dem Zusammenhang angemessener, wenn der Vergleich nicht konativ (ἀπὸ ζυγοῦ "wie ein Fohlen, das auszubrechen versucht’), sondern als Adynaton (ὑπὸ ζυγοῦ, “wie ein Fohlen,

dem

das Joch

auferlegt ist, das

dieses aber nicht abschütteln kann')

verstanden wird. — ὑπὸ ζυγοῦ: etwa gleich ὑποζυγείς (Soph. Ai. 24, Ant. 201f. metaphorisch), νεοζυγής (Aesch. Prom. 1009). Das Motiv des Joches tritt mehrfach als *Leitmotiv' auf: Or. ist der widerwillige ζυγηφόρος (Hipp. 1183), Pyl. dagegen der bereitwillige παράσειρος (1017*); zu 1330 s. o.

46 ἔδοξε δ᾽ "Ἄργει τῷδε: Anklang an das formelhafte Präskript der Volksbeschlüsse (V. Ehrenberg, Der griechische Staat I, 2. Aufl. Leipzig 1957, 42); die Epideixe weist auf den Ort der Handlung (‘Exposition’). Eur. folgt Aisch., der an Stelle der homerischen Residenz der Pelopiden (d.i. Mykenai) bzw. der in der Lyrik — auf Grund lokalpatriotischer Ansprüche — genannten lakonischen Stadt Amyklai (Z 46) Argos einsetzt und damit den Verhältnissen des

10

Einzelerklärungen

5. Jh.s insofern wurde

und

Rechnung

seitdem

‘nur

trägt, als Mykenai noch

ein

468 von den Argeiern zerstört

kümmerliches

Dorf’

(Wilamowitz,

Herakl.

II? 11 zu V.15) war. Daneben findet sich die epische Tradition in 101.1246f., ohne daß dadurch ein Unterschied ausgedrückt werden soll. 461. μήϑ᾽ ... pj... pre: Inkonsequenz insofern, als die angefangene Verbindung nach dem Asyndeton ('Anakoluth') wieder aufgenommen wird (Denniston, G. P.? 510). — Es handelt sich in 46f. noch nicht um den Hinrichtungsbeschluß

(Z),

sondern

um

eine

‘vorläufige

Entscheidung’,

d.i. Áchtung

des

Mörders in dreifacher Form (Versagung von Haus, Feuer, Anrede); vgl. Soph. O. R. 236ff., Iph. T. 947ff., Demosth. XX 158. 50 λευσίμῳ rerpwparı: der pleonastische Gebrauch des Adj. bereits homerisch (A 386, v. 10, Or. 270.326.845.1205*.1642; Breitenbach 193). — ei χρὴ ϑανεῖν và: Hervorhebung des Todesgedankens ("Pathosausdruck'): der zweite Teil der zu 49 geforderten Alternative (441 ἢ μὴ 9avetv), der vor 52 leicht wegfallen konnte, unterdrückt ('Aposiopese'); Textprobleme 11— 13; zu der Interpolation (v. 51 del. Nauck) s. Jachmann, Binneninterpolation I 123 Anm. 1.

52 ἐλπίδα... τιν᾽: Els Hoffnung’ steht als Alternative die in 46—50 implicite enthaltene 'Befürchtung' (859*) gegenüber, daß die Ekklesia die Hinrichtung beschlieBen wird. 53 ἥκει: zur Emphase des Verbbegriffs vgl. 245 (241*).

54 λιμένα... ἐκπληρῶν: brachylogisch; statt der Fahrt wird das Endziel als Obj. mit ἐκπληρῶν verbunden: ‘den Hafen (erreichend und damit die Fahrt)... vollendend';

Part. Praes.

wie

in Cycl.

106;

zur

Vorstellung

des

‘Auffüllens,

Vollendens', mit der sich das letzte entscheidende Glied einer Kette von Gegenständen verbindet, vgl. 1683ff.*, Soph. El. 708, Ion 1107£. (Wilamowitz, Komm. S.

140). — πλάτῃ: Metonymie (“Ruderblatt’ = 'Schiff); 242*.— Nauplia war der — im Altertum ziemlich unbedeutende — Hafen von Argos; in diesem Stück die typische Hafenstadt mit ihrer durch Neugier und Gerüchte gekennzeichneten Atmosphäre (371ff. 471ff.). — Die Ankunft des Men. gerade am Tage der Leichenfeier für Klyt. und Aigisthos geht in freier Weise zurück auf die (jüngere) homerische Tradition, wonach Men. bereits am Tage des Rachevollzugs eintrifft (y 309ff.; Preller-Robert, Gr. Myth. eine zeitliche Straffung erreicht.

II?

1326):

durch die leichte Korrektur

wird

56 ἄλαισι πλαγχϑείς: der Aor. komplexiv wie in « 1f. ὃς μάλα πολλὰ | πλάγχϑη, woran die Stelle anklingt (Schwyzer II 281 Nr.1); vgl dagegen 689 πόνοισι μυρίοις ἀλώμενος. -- τὴν... πολύστονον: das Epitheton (996) mit Bezug auf Hels Schuld ('Seufzer hervorrufend'; 743.1135f.1142.1305ff.1584); vgl. Aesch.

Sept. 845. 58 ὑπ᾽ ᾿Ιλίῳ: ‘unter den Mauern von Troja’ (102, Aesch. Ag. 860.882.1439, Cho. 345, Andr. 1182, El. 881, Hec. 764; Schwyzer II 526).

1—70

Erster Teil des Prologs: Monolog Elektras

11

59 ἐς πέτρων .. . βολάς: Bezeichnung der äußersten Grenze, bis zu der die Volkswut gehen werde. — Der Hinweis auf die mógliche Lynchjustiz gegen Hel. kann im Sinne der 'euripideischen Vorbereitungstechnik' (Lessing, Hamb. Dramaturgie Stück 481.) verstanden werden: im Hinblick auf den Anschlag gegen Hel.

(1130.1302— 10). Mit dem Eintreten des Men. zu Gunsten Hel.s ist zugleich ein Präzedenzfall gegeben: Vorsicht gegenüber den Argeiern (691f. 714f.). 61 xA«louc' ἀδελφὴν: Hels Trauer über Klyt.s Tod wird zunächst von der Prologsprecherin rein sachlich erwähnt; damit klingt jedoch bereits ein wichtiges inhaltliches Motiv des zweiten Prologteils an (94— 125).

62 παραψυχήν:

"Trost! (Hec. 280£.). Mit der Erwähnung Hermiones (1184

bis 1203) schließt die Aufzählung der Personen ('Exposition') ab (33*).

63 ἣν... ἔλιφ᾽, ὅτ᾽ ἐς Τροίαν ἔπλει: vgl. El. 14; auch sonst (fast) wörtliche Wiederholungen von Versen bzw. Versteilen (66 — Hec. 279, Ale. 874 m El. 1210, Phoen 1561, ibid. 1536 — Hec. 45, Andr. 588 —» Iph. A. 311, 625f.*). 65 Ἑρμιόνην: 'Choriambus'; zur Zweisilbigkeit des 2. breve im Eigennamen vgl. 107.112.457.659.1184.1193.1211.1654.1671; gelegentlich 1314.1655 (s. Maas, Gr. Metr.! $ 106; Snell, Gr. Metr.? 13).

auch

des

1. breve:

66 κἀπιλήϑεται κακῶν: vgl. die Substantivierung des Verbbegriffs (Simplex) in 213. — Zur Doppelheit der Empfindungen ('Trauer' — ‘Freude’; vgl. 61)

vgl. 3561.* 546*. 67 βλέπω ... πότ᾽ ὄψομαι: mit dem sehnsüchtigen Verlangen, Men. zu sehen, tritt El. aus dem unpersönlichen Bereich der Prologsprecherin endgültig heraus. 68 ὡς τά γ᾽ ἄλλ᾽ . .: andernfalls’ (d.h. wenn nicht von seiten des Men. wirklich etwas geschieht, damit wir gerettet werden); zu óc... γε vgl. 93; das substantivische Neutr. Plur. (τὰ ἄλλα) adv. (Schwyzer II 87 Nr. 2).

69 τι: in prägnanter Bedeutung (634.1102, El. 1105£.; Schwyzer II 215 t). 681. En’ ἀσϑενοῦς ῥώμης ὀχούμεϑ᾽ : 'imbecilla vi vehimur’ (ähnlich, nur ohne die Metapher Heraclid. 648f.); der Verbbegriff wieder aufgenommen in 801f. (das Aktiv mit Bezug auf die Hilfeleistung des Pyl, der Or. ‘trägt’ bzw. ihm beim Gehen hilft; Ar. Equ. 1244); ὀχεῖσϑαι kann deshalb als ‘Schlüsselwort’ gelten: in 69 Hinweis auf die Situation El.s bzw. Or.s (Fahren mit halber Kraft’).

Die Prágnanz der Stelle zeigt auch das Oxymoron (ἐπ᾽ ἀσϑενοῦς ῥώμης), das nicht beseitigt werden darf (ῥώμης: ῥοπῆς Nauck; vgl. Thuk. V 103, 2); zu ῥώμη als *Leitwort' vgl $169*. — Die Bildvorstellung entweder maritim (vgl. Aesch. Pers. 54) oder metaphora ab equis (vgl. Xen. An. III 2, 19, Cyrup. IV 5,58, Herodot I 31, 2).

70 ἄπορον χρῆμα: zu dem Subst. vgl. 7021.*. — Die Schlußsentenz (explikatives Asyndeton) faßt den Inhalt von 1— 70 noch einmal zusammen.

71—139

Zweiter Teil des Prologs

In dieser bis auf den Schluß (126—139) dialogisch gestalteten Szene treten Helena und Elektra in dramatischer Antithetik einander gegenüber: es kommt zu einer genreartigen Kleinhandlung, die bereits die Haupthandlung des ersten Teils zwischen den beiden mánnlichen Gegenspielern, Menelaos und Orest (348 bis 724), in den Grundzügen antizipiert. Parallel ist auch die Synkrisis jeweils am Schluß (126—131 bzw. 717—724). Die Szene weist in ihrer bildartigen Geschlossenheit und auch in der Betonung des scheinbar Nebensüchlichen bereits auf die Form des späteren Eidyllion hin. Den Hauptinhalt der Szene bildet die menschlichethische 'Bewáhrungsprobe' Hel.s, die diese jedoch genauso wenig besteht wie hernach im zweiten Akt Menelaos die seine: obwohl Elektra auf das Unglück der Kinder Agamemnons hinweist (81— 86), findet Helena sich zu keiner Hilfeleistung bereit, vielmehr tritt sie selbst mit der Bitte an Elektra heran, diese

móge an ihrer Stelle Haarlockenopfer und Libation am Grabe Klytaimestras darbringen.

Auf

Elektras

überraschenden

Gegenvorschlag,

die Tochter

Hermione

als Choephoros zu schicken, geht Helena großmütig ein, kann sich aber einer dunklen Bemerkung nicht enthalten, indem sie der toten Schwester Erdenkliche als Totengaben' in Aussicht stellt.

'alles nur

71 ὦ παῖ Κλυταιμήστρας τε: die emphatische Stellung des Metronymikon (vgl. dagegen Iph. T. 238) nimmt bereits die folgende Invektive Hel.s vorweg. — Vor 71 'Sprechpause' (Z) zu denken: während El. die Ankunft des Men. erwartet, erscheint plötzlich Hel. ("Überraschung bei den Szenenübergängen’; Wilamowitz, Hermes 44, 1909, 448).

72 παρϑένε μακρὸν δὴ μῆκος...

χρόνου:

Anspielung auf die geläufige

Etymologie (Ἠλέκτρα ^» &-Aextpoc: dazu Z 22; Denniston, Komm.

zu El. S. X;

vgl. z. B. Iph. T. 32£.). — Hel.s πανουργία (126.2471.743.1132 ff.1305 ff.) bzw. ihre Mißachtung der verwandtschaftlichen Verpflichtung steht in “dramatischer Antithetik’ (F. Stoeßl, RE XXIII 2,2339 'Prologos') zum Ethos Els. — μακρὸν δὴ: die Partikel urgierend (Denniston, G. P.? 206).

738. πῶς... ἔχει: die Korrektur (ἔχει Heath: ἔφυ codd.) wegen des zweifachen Subj. (σύ τε κασίγνητός te cóc) unerläßlich (vgl. 152.732); der Sing. des Verbs (ἔχει) mit Bezug auf das zunächst stehende, den Ton tragende Subj. (ὅδε); K.-G. II 1,82 Anm. 4.

71—139

Zweiter Teil des Prologs

13

74 unrpög . . . φονεὺς: Hel. verstößt gegen das Gebot in 393*. 75 γὰρ: elliptisch, ‘ich sage dieses, weil. . .' (103.482.490.725.754.1332; Denniβίοι, G. P. 60). — npoop$eypacıv. . . σέϑεν: wer einen Menschen getötet hat, gilt als 'unrein' und darf weder selbst einen anderen anreden noch von diesem angeredet werden (428.481.1605; vgl. 46f.*).

76 ἀναφέρουσα

El. 1999. 7).

77 καίτοι... ye:

τὴν

ἁμαρτίαν:

der

translatio criminis'

eingeschobene

Begriff

(414*.597,

(στένω)

betont

Ion 827, (Tro. 1015,

El. 1080, Alc. 648, Suppl. 486; Denniston, G. P.? 556 und 564). 78 ἐπεὶ: Abs. 2).



ἀφ᾽ ob ('seitdem';

« 2, Aesch. Ag. 40, Med.

26; Schwyzer II 659

79 ἔπλευσ᾽ ὅπως ἔπλευσα: euphemistisch (Tro. 630 ὡς, Hec. 1000, Med. 889 οἷον, ibid. 1011 οἷα, El. 1141; K.-G. II 2, 436 Nr. 1). — ϑεομανεῖ πότμῳ: “durch ein Geschick, das aus dem von der Gottheit gesandten Wahnsinn bestand' (zu dem Instrumentalis s. Schwyzer II 162 a): das 'Entlastungsmotiv' Hel.s ausgeführt Tro. 938—944; Hel. nimmt die göttliche Verantwortlichkeit, die sie soeben

Or. zugebilligt hat (76), auch für die eigene Personin Anspruch (Matthias Becker, Helena. Ihr Wesen und ihre Wandlungen im klassischen Altertum, Diss. Fribourg, Straßburg 1939, 57). — Die Verwendung des gleichen adj. Kompositums mit Bezug auf Or.s Wahnsinn (845 ϑεομανεῖ λύσσῃ δαμείς) betont die dramatische Antithetik des Stückes (72*).

80 ἀπολειφϑεῖσα δ᾽: die Verselbständigung des in 78 beginnenden Relativsatzes (statt ἧς ἀπολειφϑεῖσα) entspricht der Hervorhebung des Gedankens der Trauer (αἰάζω τύχας, als Wiederaufnahme nach 77 στένω... μόρον). 81

τί σοι λέγοιμ᾽ ἂν: was soll ich dir sagen... .?' (Kr. 53, 6, 4); die abweisende

Frage ('praeteritio') weist — ebenso wie die formlose Anrede ( λένη) — darauf hin, daß El, sich durch Hel. aufs äußerste brüskiert fühlt.

83 ἐγὼ μὲν ἄυπνος: die ‘Schlaflosigkeit’ El.s findet erst mit ihrem durch Or.s Bitte veranlaßten Abgang ein Ende (302).

84 vexpóc γὰρ οὗτος: die Hyperbel ('tot' = "so gut wie tot’, umgangssprachlich) wird in 84 näher erläutert. Das Motiv ('quasi-Tod') verleiht der ganzen Szene

einen

makabren Zug:

die Aufbettung

Or.s erinnert bereits an die Zurschau-

stellung der Leiche ('Prothesis'), der einziehende Chor an die 'Klagefrauen beim

Leichenbegängnis’ (132f.*). — οὗτος οὕνεκα: die häufige "Katachrese' (οὕνεκα = εἵνεκα; Kaibel zu Soph. ἘΠ. 577; Schwyzer II 552d) bewirkt in diesem Falle starken Gleichklang. — optxpäg: die vom Metrum geforderte Form (statt μυκρᾶς) altattisch (Schwyzer I 310 y); sie wird in der Tragödie bevorzugt (Radermacher, Rh. Mus. 85, 1936, 6f.; Page zu Med. 171).

14

Einzelerklärungen

85 οὐκ ὀνειδίζω: 'praeteritio' (4*). den

86 μακαρία μακάριός 9': Anklang an die zum Hochzeitszeremoniell gehórenSeligpreisungen ('Makarismos'; vgl. Tro. 310—4; ein Anklang in 1208*

herauszuhören; R. Merkelbach, Philologus 101, 1957, 7): Hel.s Wiedervereinigung mit Men. stellt gleichsam eine neue Ehe dar (in Antithetik dazu die “Tren-

nung’ durch Hel.s Apotheose in der Schlußszene: 1638*). — Zu der Interpolation in 87 (del. Wecklein) s. Textprobleme 15.

88 δὲ δεμνίοις: der lokale Dat. (1433, € 374, E 82, Soph. El. 747) prägnant: ‘ist er gefallen (und liegt) auf dem Lager?’ (Schwyzer II 156b).

89 αἷμα γενέϑλιον: '(VergieBen des) Mutterblut(es)'; γενέϑλιος mit Bezug auf die Mutter auch Aesch. Cho. 912. 90 ὦ μέλεος: ‘der Unglückliche'; vgl. Soph. Ant. 1319 (1. Person), Ai. 373, Plat. Phaedr. 227c 9 Burnet (3. Person); Schwyzer II 65f. Nr. 1. — ἡ τεκοῦσά 9^: '(Or. ist unglücklich) und die Mutter auch’. — ὡς διώλετο: mit Bezug auf Or. und Klyt. (ἀπὸ xowoß-Konstruktion): Hel.s Herzenskälte zeigt sich darin, daß sie auch Or. bereits verloren gibt. 91

ἀπείρηκεν

κακοῖς:

'er hat

versagt,

ist erschöpft

auf

Grund

des

Un.

glücks' (Hec. 942, Andr. 87, Med. 459f.; Schwyzer II 445 Abs. 1).

92 πρὸς 9v: ‘bei den Göttern (ich bitte dich)’ (Schwyzer II 516); der prápositionelle Ausdruck formelhaft (579*.747.787 u. ö.). — πίϑοι᾽ ἂν δῆτά μοί τι: lediglich

im Tonfall

ausgedrückte

Frage

(Denniston,

G. P.? 271): 'du könntest

mir doch wohl in einem gehorchen?' (Soph. O. R. 1432ff.); τι Einschränkung des Verbbegriffs (69*); Opt. mit ἄν als höfliche Form der Aufforderung (an Stelle eines Imperativs; Schwyzer 11 329 Nr. 7). — Hel.s plötzliche Bitte zeigt, daB die

Beileidsbezeugung (90) nichts weiter als eine facon de parler war. 93 ὡς... Ye: begründend: ‘ja (soweit ich kann), denn ich habe ja keine Zeit, da

ich am

Krankenlager des Bruders sitzen muß’

(Aesch.

Pers. 260, Soph.

Phil.

117, Ion 935; Denniston, G.P.* 143). — προσεδρίᾳ: adnominaler Dat. der Beziehung in kausaler Bedeutung (Hec. 240; Schwyzer II 1688). — ouyyövou: gen. obi., an Stelle eines Dat. beim entsprechenden Verbbegriff (403) bzw. dem

Dat. bei einem Adj. (83) entsprechend (Kr. 47, 7,5). — Els affirmative Antwort in Form des Adynaton stellt eine milde Form der 'Absage' dar (vgl. 682—716 doppeldeutige Zusage des Men.); dahinter steht der xatp6c-Gedanke. 94 βούλῃ. .. μολεῖν: Bitte in Form der Frage: ‘willst du (nicht) . . . gehen?', d.h. ‘bitte, geh doch mal" (Hec. 1011). — τάφον . . . πρὸς κασιγνήτης: emphatische Stellung des entscheidenden Wortes (vgl. 95 μητρὸς... τῆς ἐμῆς). 96 κόμης ἀπαρχὰς: Haarlockenweihung: man schor sich das Haar zum Zeichen der Trauer (966, Tro. 279, Alc. 101) und legte es auf den Scheiterhaufen (El. 513 ff.)

711—139

Zweiter Teil des Prologs

15

8

oder nach der Bestattung am Grabe nieder (1121. 117£., Aesch. Cho. 168, Soph. El. 900£., Iph. T. 172£.). — χοὰς: GrabguBspende (113*.115*). .97 σοὶ δ᾽ οὐχὶ ϑεμιτὸν: mit El.s Hinweis, daß es von Pietätsverpflichtung keinen Dispens geben könne, gewinnt die Stichomythie plötzlich an Schärfe. 99 ὀψέ γε φρονεῖς εὖ: 396*. Hels Berufung auf ihr 'Schamempfinden' (98) vermag El. in keiner Weise zu überzeugen. — τότε: emphatisch (El. 1203; H. Weil S. 694). — λιποῦσ᾽ : 1305*.

100 οὐ φίλως δ᾽... ἐμοὶ: in der Erkenntnis, daß El.s Vorwurf (99b) nicht zu widerlegen ist, spielt Hel. plötzlich ihrerseits die Gekränkte. — Zur Unterdrückung von μέν vgl. 424 (Denniston, (ἃ. P.? 165). 101 αἰδὼς δὲ δὴ τίς σ᾽... ἔχει: überraschende Frage (Denniston, G. P.? 259), durch die Hel. in die Enge geführt, werden soll. 102 δέδοικα πατέρας: vgl. 56—60. 103

δεινὸν γὰρ . . .: ‘das stimmt, denn du bist entsetzlich verschrien wenig-

stens in Argos’ (75*). — δεινὸν... ἀναβοᾷ: Akk. Neutr. Sing. als inneres Obj., fast gleichbedeutend mit Adv. (κακῶς ἀκούεις; K.-G. IL 1, 300 Anm. 5). — x": die Partikel in Hss. (r’) scheint ihren Ursprung darin zu haben, daß man — un-

berechtigterweise (98.101) — zwischen Argos und Mykenai unterscheiden wollte. 104 σύ νυν χάριν μοι... δός: Hels um Gewührung von Beistand steht in Handlung des zweiten Aktes (440—455), sich die Orest-Menelaos-Handlung nach

Furcht vor den Argeiern und dramatischer Antithetik zur wobei allerdings zu bedenken Umfang und Gewicht von der

die Bitte Hikesiaist, daß Helena-

Elektra-Handlung unterscheidet.

105 οὐκ ἂν δυναίμην: ‘ich kann auf keinen Fall der Mutter Grab anblicken'; Opt. mit &v in Verbindung mit Negation als energische Ablehnung (Hec. 590, Bacch. 836; K.-G. II 1, 233f. Nr. 4).

106 γε μέντοι: Gegenargument Hel.s: ‘es ist aber doch háBlich, ungeziemend, wenn Diener(innen) dieses, Denniston, G. P.? 412).

das

Haarlockenopfer

usw.,

darbringen'

(Med. 95;

107 ϑυγατρὸς.... δέμας: nicht lediglich Umschreibung (vgl. 98 δεῖξαι... σῶμα). — τί δ᾽ οὐχὶ... πέμπεις: der plötzliche Einfall El.s erinnert an ihren Beitrag zur Planung des Mechanema (1175— 1203); in beiden Fällen geht es um die Person Herm.s. 108 ἕρπειν: — βαδίζειν (Aesch. Eum. 39; Groeneboom $8.96 Anm.4). — παρϑένοισιν ob καλόν: die in dem Subst. enthaltene Boshaftigkeit Hel.s (Denniston zu El. 945) wird aus dem Vergleich mit 72 bzw. 92 deutlich; zu dem Gedanken selbst vgl. Heraclid. 43f.

16

Einzelerklärungen

" 109 καὶ μὴν ... γ᾽: Einwand ('atqui'): ‘nun könnte sie aber doch der Verstorbenen die (empfangene) Pflege bzw. Erziehung abgelten' (vgl. 63—5). — τίνοι . . . τροφάς: zu dem Gedanken, ‘Rückzahlung der Schuld’, vgl. die Forderung Or.s gegenüber Men. (655 ἀπότεισον.... ταὐτὸ τοῦτ᾽ ἐχεῖ λαβών). — Zu dem 'Gleichklang' (r) vgl. 3*.

110 πείϑομαί τε σοί, κόρη: scil. καίπερ γυνὴ οὖσα (nach 680), d. i. großmütiges Eingehen Hels auf Els Vorschlag (107); wegen des Gegensatzes wohl besser zu schreiben re aot (τέ σοι codd.). 112 ἔξελϑ᾽: Hel. wendet sich von El. ab, um der aus dem Palastinnern herbeieilenden Herm. — die als 'stumme Person' fungiert — Anweisungen zu erteilen. Sie verláBt die Bühne, ohne noch einmal mit El. in Beziehung zu treten (W. Nestle S. 83).

113 λαβὲ...

ἐν χεροῖν: prägnant (Hec. 527; K.-G. II 1, 542 Anm. 1). —

χοὰς... κόμας: die doppelte Form des Totenopfers (96) entspricht dem Unterschied zwischen

dem

reinen

‘Pietätsopfer’

(Haarlocke)

und der 'Libation'

(die

dem Toten Gaben übermitteln soll, die dieser zu seinem “Fortleben’ nötig hat). —

ἀμφὶ τὸν... τάφον: ‘in die Nähe des Grabes', ‘zum Grabe hin’ (K.-G. II 1, 491 Nr. 1). — ἀμφὶ: Präpositivum vor der 'Züsut" nach dem 2. anceps (Aesch. Prom. 589; Maas, Gr. Metr.! S. 136).

116 μελίκρατ᾽ Form:

. . γάλακτος οἴνωπόν τ᾽ ἄχνην: Libation in dreifacher

Milch, Honig, Wein; manchmal kommt

noch Wasser hinzu (x 518ff.; an

dieser Stelle statt Milch 'Gerste' genannt) bzw. Ölbaumfrucht und Blütenkränze (Aesch. Pers. 607—615; Groeneboom 8. 132); gelegentlich auch nur zwei Formen:

Wasser und Honig (Soph. O. C. 481) bzw. Milch und Blüten (Soph. El. 895); vgl. Iph. T. 158ff.; P. Stengel, Die griechischen Kultusaltertümer, 3. Aufl. München 1920, 149. 116 ἐπ’ ἄκρου χώματος: “in summo tumulo' (Hec. 523f., Aesch. Cho. 4, Verg. Aen. V 44 tumulique ex aggere fatur, scil. Aeneas). 117 0’... Konstruktion

. ταῖσδε δωρεῖται χοαῖς: die in attischer Prosa nicht übliche (donare aliquem

re) auch Suppl.

1168,

Heraclid.

1026 ff., Aesch.

Prom. 778 (Schwyzer II 73ba). 118 poßw...rapßoücdre: Parataxe von dat. causae und Part. (Andr. 805 ff.; Kamerbeek S. 65; Garzya S. 104; Kr. 59, 2, 3); der Inf. (προσελϑεῖν) abhängig von dem Dat. (φόβῳ), der analog dem synonymen Verbbegriff (φοβεῖσϑαι; vgl. 544) konstruiert ist (Iph. T. 1342f.; Platnauer S. 169). Hel.s Angst ist unter zwei Ge-

sichtspunkten gesehen: i.allgemein als Scheu, zum Grabe Klyt.s zu gehen; 2. mit Bezug auf den Gegenstand der Furcht, d. i. den argivischen ὄχλος. 119 πρευμενῆ (ZYP: εὐμ- codd.):

durch 1323 λαβοῦσα πρευμένειαν bestätigt

(138*, Hec. 538; Pohlenz, Gr. Trag. II?170). — Weil nach dem Volksglauben die

71—139

Zweiter Teil des Prologs

17

Toten noch Kraft sowohl zum Segen wie zum Schaden besitzen, fordert der Seelen-

kult nicht nur beim Begräbnis, sondern auch später in regelmäßiger Wiederkehr Grabopfer, die den Toten gnädig stimmen sollen (Aesch. Pers. 610, Iph. T. 166). — ἄνωγέ νιν: seltenere Form des Verbs (Alc. 1044 ἄνωχϑι, ) 132 ἀνώγετε; Schwyzer I 799 und Anm. 3). 191 οὗς ἀπώλεσεν ϑεός: formelhaft: Hel. nimmt den Tod Or.s und El.s (90) bereits als etwas Gegebenes hin (Zynismus’).

122 καιρός: der sophistische Leitgedanke des Handelns hat den an dieser Stelle an sich zu erwartenden (ethischen) Soll- Begriff (vgl. z. B. 97) verdrängt: die Einstellung Hels antizipiert bereits die Grundposition des Menelaosauftritts .(699*). — εἰς ἀδελφὴν . . . ἐμήν: das Poss. (aufgenommen von H. Weil) kann

wohl gegenüber dem Personale (ἐμέ LO) als der stärkere Ausdruck gelten: Subj. zu ἐκπονεῖν 'man’ ('alles, was gegenüber meiner Schwester an Mühen angebracht ist, versprich ihr als Totengeschenke"). 123 νερτέρων δωρήματα: gen. obi. (dona mortuis oblata'; K.-G. II 1, 336); die Verbindung prädikativ zu &rav9" (“alles nur Erdenkliche’). 124 19" . . . σπεῦδε: der 1. Imperativ fast als Partikel gebraucht (El. 125, Andr. 134, Bacch. 526; Schwyzer II 584 Nr.6). — ὦ τέκνον μοι: enklitischer Dat. des Personale

bei Verwandtschaftswörtern

(Alc. 313, Tro. 587.1081, Herc.

626; K.-G. II 1, 423d). 125 τῆς πάλιν... ὁδοῦ: dramatischer Hinweis auf 1313 ff. (vgl. 1214f.).

126 ὦ φύσις ἐν ἀνθρώποισιν: "Menschennatur', d.i. die in den Menschen jeweils vorhandene (individuelle) Anlage (Soph. Ant. 38. 79, Med. 103, Hipp. 79, El. 9411.; W. Nestle 97; eine andere Vorstellung in 1031*).

127 τε: ‘allerdings auch’ (= ‘et tamen'; Liv. XXI 3,2; XLII 48. 2), d. i. Anfügung des Gegensatzbegriffs (824*.974*; Denniston, G. P.? 514). — Der empórte Ausruf Els über Hels Eitelkeit (126) wird durch das contrarium (127) ergänzt; die Antithese über die menschliche Natur gibt einen wichtigen Hinweis auf die

Grundproblematik des Stückes. Die in 126f. bezeichnete Polarität tritt im ersten Teil nach Individuen getrennt auf: im Gegensatz des 'nichtswürdigen' (717—724) Menelaos bzw. des “treuen Freundes’ (805f.) Pylades; im 2. Teil dagegen kommt

es bei den Teilnehmern des Mechanema zu einem Nebeneinander der widersprechenden Wesenszüge in einundderselben Person (den enthusiastischen Bekenntnissen

im Sinne der εὐγένεια stehen offenkundige Manifestationen des reinen Vernichtungswillens gegenüber: 1060— 4.1085—9. 1204—8 bzw. 1302— 4.1348.1618—20).—

Zur Form des reflektierenden Monologs nach Abgang der zweiten anwesenden Person s. W. Nestle 83. 128 εἴδετε... ὡς: Anrede ad spectatores (E); an sich ein Komódienmotiv (Ar. Av. 30£., Ach. 496.513), jedoch gehört der Gedanke selbst zur Tragödie:

18

Einzelerklärungen

die Form der 'demonstratio' (in 128f. in zynischer Form) findet sich auch Aesch. Cho. 973ff. (Anrede an die Bürger von Argos), ibid. 980, Soph. O. R. 1524—30 (Epilog im Munde des Chors), Phoen. 1758—63. — Wührend in spáterer Zeit die Apostrophe an das Publikum stereotyp wird und regelrecht zum Stil des ‘prologus’

(Schadewaldt, Monolog an das

Publikum

10) gehórt, ist in 128f. die plótzliche Hinwendung El.s

rein dramatisch

bedingt:

El. benutzt

die

Gelegenheit,

ihre

in Anwesenheit Hels unterdrückten Gedanken auszusprechen. — ὀΟἀπέϑρισεν: metaphorisch (Bildvorstellung der ‘Ernte’: ἀποϑ(ε)ρίζειν 'abschneiden'; vgl. ϑέρος; Hel. 1188; das Simplex Aesch. Ag. 536); in Anknüpfung an das epische Epitheton Hel. (I 329 ἠυκόμοιο, Hes. Erg.

165) wird ein dramatischer Vorgang

entwickelt. — Die Längung des syllabischen Augments vor muta cum liquida (&xé9

ρισεν) auch in 12*, Hel. 1188,

Heraclid.

646, Herc. 150; Maas, Gr. Metr.!

ὃ 124). — παρ᾽ ἄκρας: 'nur an den Spitzen (der Haare) hin’. 129 σῴζουσα: konatives Praes. (‘ihre Schönheit zu erhalten suchend’); der in dem Wortspiel (127 σωτήριόν te... καλῶς, 129 σῴζουσα κάλλος) enthaltene Gedanke läßt sich etwa folgendermaßen umschreiben: ‘retten’ kennt Hel. nicht (wenn Angehörige in Gefahr sind), es sei denn in Bezug auf ihre (bekannte) 'Schónheit’. — ἔστι δ᾽ ἡ : ‘sie ist eben doch das Weib von ehedem’ (δ᾽ = δή; Plat. Apol. 27c8 Burnet;

K.-G. 11 2, 126 Nr. 3); zur Eitelkeit Hel.s vgl. Tro. 1022f.1107f.,

El. 1060 ff. —

ἡ πάλαι γυνή: der Art. deiktisch (418*), in prädikativer Verwen-

dung (245*.561*.1140*); πάλαι attributiv (Xen. Mem.16, 14; Schwyzer II 415g).

130 ὥς μ᾽ ἀπώλεσας: óc entweder kausal (= ὅτι οὕτως) oder — da in dem Fluch auf Hel. (ϑεοί σε μισήσειαν; vgl. 19) auch gleichzeitig der Gedanke der Vernichtung enthalten ist — modal (= οὕτως ὡς 'ita ut’; hymn. Cer. 137, Soph. O. C.

1124; Schwyzer II 664 Nr. 3). 131 πᾶσάν 9" ᾿Ελλάδα: mit besonderer Prágnanz (was auch durch die emphatische Stellung zum Ausdruck kommt): zur Schuld Hel.s vgl. 1134 ff.1305— 10 (dazu die “Palinodie’ in 1639—42). — Der Fluch auf Hel. (130) enthält zum ersten-

mal den Gedanken der ‘Vergeltung’, der die Grundlage für das Mechanema des

2. Teils bildet (1102). — ὦ τάλαιν᾽ ἐγώ: 35*; die Selbstanrede als Ausdruck des Pathos; vor 131b ‘Pause’ (2), in der El. das Herannahen des Chors bemerkt.

1321.

τοῖς ἐμοῖς ϑρηνήμασι . . . ξυνῳδοί: entweder brachylogisch (= τοῖς

ἐμοῖς ϑρηνήμασι ϑρηνήματα ξυνῳδὰ ἱεῖσαι; vgl. Hel. 174ff.) oder als Metonymie (= ἐμοὶ ϑρηνούσῃ bzw. ϑρηνησούσῃ ξυνῳδοί; vgl. Phoen. 1518, Suppl. 73) zu verstehen. — Die emphatische Stellung des Dat. (τοῖς... ϑρηνήμασι) betont die in dem Ausdruck enthaltene 'Hyperbel' (84*.200*). — Zur Motivierung des Chor-

auftritts s. W. Nestle 68.

133 μεταστήσουσ᾽ ὕπνου: dramatischer Hinweis auf das Hauptmotiv der Parodos (1451.157 f.167f.170 ff.).

136 ἀδελφὸν... szene’ (253—279).

μεμηνότα:

dramatischer Hinweis auf die 'Krankenbett.

171—139

Zweiter Teil des Prologs

19

136— 39: diese vier Verse sind als Begrüßung des Chors notwendig, zumal dieser *Handlungspartner' wird: der Chor befolgt 1401, die Warnungen Els (Text. probleme 16f.). Der plötzliche Umschlag in der Verhaltensweise El.s (131 b—135 bzw. 136—9) ist in der inneren Bewegtheit ('Dynamik') der Stelle begründet. 137 χωρεῖτε, μὴ ψοφεῖτε: asyndetische Parataxe (141.971*, Soph. Ai. 115. 586.844, El. 115; Schwyzer II 632f. a).

138 φιλία... πρευμενὴς: das Kompositum betont die dramatische Antithetik der Stelle: die ‘Freundlichkeit? — um die sich Hel. durch die Grabspende bemüht (119*) — wird El. durch die Sympathiebekundung des Chors unmittelbar entgegengebracht. — μέν, ἀλλ᾽: der Gedanke stark adversativ (μέν = μήν; K.-G. II 2, 136 Nr. 2; Denniston, G. P.? 5).

139 τόνδ᾽ ἐξεγεῖραι: Inf. ohne Art. als Subj. (K.-G. II 2, 3f.): “wenn dieser, Or., aufwacht, wird es für mich,

El., ein Unglück sein’. — ἐξεγεῖραι: das Akt.

wie háufig bei einem an sich transitiven Verbbegriff der Bewegung (272*. 294*. 304*.699.799*.816; K.-G. II 1, 91ff. Nr. 2). — Die in 1381. ausgedrückte 'Antinomie der Philia’ (dazu vgl. 304—6) charakterisiert die dramatische Situation der Parodos.

3 Biehl

140—207

. Parodos

Als Wechselgesang zwischen Chor und Einzelsängerin ('Amoibaion'; vgl. 1246— 1310) ist die Parodos fast völlig in Handlung aufgelöst: die Freundinnen Elektras kommen zum Krankenbesuch, um sich nach Or.s Befinden zu erkundigen (152f.), werden jedoch von der besorgten Schwester an zusammenhängender

Äußerung gehindert, damit der Kranke nicht. aus dem Schlaf aufgeweckt wird. Trotzdem kann sich die Freundinnenschar vor Erregung und Ungeduld wiederholt nicht zurückhalten, so daß El. sie immer wieder zur Ruhe ermahnen muß (145.

1578.168f.). Die starken Regungen des Pathos, die mit dieser vorwiegend in Gefühlsreflexe und entsprechende Bewegungseffekte aufgelösten "Handlung! verbunden sind, führen teilweise zu fast völliger Zurückdrängung des Logos. Erst am Ende der ersten Strophe bzw. Gegenstrophe kommt es zu einem kurzen zusammenhángen-

den Stück der Einzelsángerin ('Monodie'). Ein analoger Áufbau — nur mit starker Gewichtsverschiebung zu Gunsten des 'lyrischen' Teils — kehrt auch im zweiten Strophenpaar (166—186 — 187—207) wieder. W. Kranz (Stasimon 241) bezeichnet 140—207 als ‘die letzte, feinste Ausbildung des Motivs der „Schlafszene‘ auf der attischen Bühne’ (s. auch A. Dieterich, Rh. Mus. 46, 1891, 25 ff., insbesondere 33— 35).

140 XO. Die Frage der Zuweisung — an den Chor (codd.) bzw. an El, als Einzel-

sängerin (s. krit. App.) — ist umstritten und wohl auch kaum mit Sicherheit zu entscheiden. Für Zuweisung an den Chor dürfte nicht nur die Responsion, sondern

auch die Notwendigkeit einer 'Auftrittsrede' beim Einzug des Chors (144 allein in diesem Sinne nicht befriedigend) sprechen; Textprobleme 17. — oiya: adverbial (Befehlswort; Aesch. Ag. 1344, Herc. 1058.1068; auch in abundierender Verbindung mit dem Hauptgedanken: Aesch. Sept. 250, Here. 1042; Schwyzer II

257 Anm. 1).

1401. λεπτὸν ἴχνος. . . τίϑετε: das Adj. (λεπτός ‘leise’; Ar. Av. 235) prüdikativ (Iph. T. 32, Andr. 546, Suppl. 171f.); ἀρβύλη ein fester Hackenschuh (1470, Aesch. Ag. 944, Hipp. 1189; Denniston zu El. 532), der beim Auftreten ohnehin Lärm verursachte. — Als Gegenstück zu 140f. vgl. das geráuschvolle Aufsetzen der Füße beim Paian in Timoth. Pers. 2131.

140—207

Parodos

21

141 μὴ κτυπεῖτ᾽[e μηδ᾽ ἔστω κτύπος]: die unmittelbare Wiederholung des Gedankens nach μὴ κτυπεῖτ᾽ an sich nicht bedenklich (vgl. Hec. 532f.), wohl aber 141b nach 137b. Die Interpolation in 141 b wird bestátigt durch die Nebenüberlieferung (κτυπεῖτ᾽ Dion. Hal.; Textprobleme 18£.). 143 ἀποπρὸ ... ἀποπρό: Anadiplosis in nicht unmittelbarer Folge (200.1537, Med. 987f. 1273 v. ö.; 149*). 144

i800:

partikelhaft

(Schwyzer I 799

Nr.1),

Antwort

auf

einen Befehl

(221.1344.1671*, Andr. 250, El. 566, Hec. 563, Soph. Ai. 346, Trach. 1184, Phil. 776). — Die Parodos hat die Form des Hyporchema (vgl. 1246—1295): Tanzbewegungen und Gesang des Chors vollziehen sich unter Regie Els, die den Chor mit korrigierenden Bemerkungen vom Bett Or.s zurück weist (143) bzw. die Lautstärke seines Gesanges dämpft (145—8. 157f.167f.181ff,). Zu der Situation vgl. Xen. Mem. III 5, 6 (Vergleich der Schiffsbesatzung mit den Choreuten) σιγῶσι καραδοκοῦντες τὰ προσταχϑησόμενα, ὥσπερ χορευταί.

145 & &: Empörung El.s über das zu laute Sprechen des Chors. — σύριγγος ὅπως

...:

‘gleich dem

Hauch...

der Rohrflóte

von zartem Schilf’ (Hartung;

λεπτοῦ Sóvaxoc gen. materiae); der Klang der Syrinx galt als angenehm (Tro. 126 ff., Soph. Phil. 212f.); zum Blasen auf zarten Halmen vgl. Verg. Ecl. V 15qq. Cur non, Mopse, boni quoniam convenimus dicere versus, | hic . . . consedimus?

ambo,

| tu calamos

inflare levis, ego

147 ἴδ᾽: der Imperativ zur Partikel erstarrt (Schwyzer II 583 Nr. 6), dagegen in voller Bedeutung 1541* (124*, Soph. Trach. 821). — ἀτρεμαῖον: "ohne Zittern’, das Adj. nach dem Adv. (ἀτρέμας, der Volkssprache angehórend) gebildet (Schwyzer I 467 Abs. 3).

147 ὑπόροφον:

prim. L (ὑπώρ- cett.; vgl. Herc. 107) von Herausgg. aufge-

nommen, jedoch vielleicht nicht notwendig, da 'Kaibelianus gegenüber gewóhnlichem Dochmius (168) nicht unkorrekt ist.

1471.

(2 — 5 — 2 —)

φέρω βοάν: zu φέρειν vgl. Aesch. Cho. 581, Soph. frg. 930, 2 Pearson. —

Die Verbindung in 1471. wird verschieden erklärt:

1. ‘eine Stimme,

die gleich-

sam aus dem Hause (d.i. gedämpft) ertönt’ (Z; Denniston zu El. 1166), 2. ‘ein Ton wie der der Rohrpfeife, sanft, leise' (Breitenbach 94). Mit óc beginnt ein neuer, sehr ähnlicher Vergleich wie in 145f., der das gleiche tertium compara-

tionis (— 'pianissimo') aufweist. — βοάν: 'Gesang' (El. 879, Tro. 547). — Der Chor singt ein 'Schlummerlied' (βαυκάλημα; Aesch. Prom. 5741.; Nauck? zu Soph. Phil. 827ff.). 148 ναί, οὕτως: 'Hiat' (ναί als Interjektion aufgefaßt); Herc. 1060 (Wilamowitz S. 225).

149 κάταγε κάταγε: scil. βοάν, 'dàmpfe deine Stimme’. — npgóci9^() ... (94: Verbindung 3*

von Kompositum

und Simplex (sog. σχῆμα Εὐριπίδειον) häufig

22

Einzelerklürungen

(181. 1465, Tro. 892, Iph. T. 984, Bacch. 1065, Med. 1252, Hipp. 1374, Alc. 400,

Hec. 167; Breitenbach 221; Schwyzer II 422 Nr. 2). 150 χρέος: — χρῆμα, d. i. unbestimmter allgemeiner Begriff (70*); das Subst. fehlend

in Ar. Lys. 21f.; anders

χρέος in 1253*.



ποτε:

in Verbindung

mit

Fragewörtern zur Bezeichnung des Affekts (215.278, Aesch. Eum. 408, Soph. O. R. 754f.; Schwyzer II 573 Nr. 29).

151 χρόνια: "nach langer Zeit’ (Schwyzer I 621 Nr. 2). 154 τίνα δὲ συμφοράν: scil. ἔχει, d. i. Wiederaufnahme des Verbbegriffs nach 183 πῶς ἔχει (K.-G. 11 2,560 Nr. 2): der Bedeutungswandel (wie geht es? — vielmehr welches Unglück hat er?'; δὲ =

μὲν οὖν; Soph. Trach. 536; Denniston,

G. P.? 166) dürfte noch eher in Kauf zu nehmen sein als die Preisgabe der Re. sponsion (so bei Wecklein und Murray, die in 154 zwei Dochmien lesen); Textprobleme 18f. Die Nebenüberlieferung (Dion. Hal.) bestätigt in 141* die Interpolation zweier respondierender Wortgruppen, die ihre Einfügung einer grammatischen Erläuterung (Hinweis auf die Ellipse bzw. deren mögliche Auffüllung) verdanken; diese wurde unter Beibehaltung des ursprünglichen Wortlauts (154b) metrisch eingearbeitet, wobei man zur Herstellung der Responsion in 141 die inhaltlich tautologische Auffüllung (141b) bedenkenlos in Kauf nahm. — Ähnliche metrische Einschübe wahrscheinlich in 181ff. bzw. 205f. — Zu dem 'Zeugma'

(ἔχει zuerst intransitiv, dann transitiv) vgl. Hes. Erg. 18f. ϑῆκε δέ μιν (d. i. die gute Eris) Κρονίδης ὑψίζυγος, αἰϑέρι ναίων, | γαίης ἐν ῥίζῃσι καὶ ἀνδράσι πολλὸν ἀμείνω (dazu Wilamowitz, Komm. S. 43: ᾿τιϑέναι einmal lokal, einmal modal), d. i. archaische Konstruktion (K.-G. II 2, 571 q).

155 ἐμπνέει: — ζῇ (vgl. βλέπειν — ζῆν in Soph. Phil. 882f., Trach. 1160, Alc. 205f.). Während El. gegenüber Hel. den hoffnungslosen Zustand Or.s hervorgehoben

hat

βραχὺ:

1103*.

157

(84),

betont

sie gegenüber

dem

Chor,

daB

dieser

noch

lebt.



ὀλεῖς: scil. αὐτόν bzw. uc (Herc. 1053; Wilamowitz S. 225).

159 ὕπνου... χάριν: ‘des Schlafes süßeste Annehmlichkeit' (Z); zu der Periphrasis vgl. x 481, Or. 185f.*; zu yAuxurarav vgl. ἢ. Merc. 8f., ἢ. 18, 8f., A 130f. Das fast ausschließlich überlieferte Subst., χαράν (χάριν A*: χαράν A cett.), zweifellos nicht zu Recht jetzt aufgenommen von Chapouthier (desgleichen Allen-Italie 636b, 663a): auch wenn man den Kontrastbegriff in 398 (λύπη) bedenkt, dürfte χαράν deshalb auszuscheiden sein, weiles dem vorliegenden Zustand Or.s (zumal im Munde der Schwester) sehr wenig angemessen wäre (zur Bedeutung von χαρά —

"laetitia, die nach außen gewendete Freude, vgl. Aesch. Ag. 587.541; zu χάρις ibid. 550; Ed. Fraenkel II 221 zu V. 421). Demnach in 159 und entsprechend 186 χάριν zu lesen. 160 μέλεος... . ἐργμάτων: Gen. bei einem Adj., das in der Bedeutung einem verbum affectus gleichsteht (1029*; Schwyzer II 134b). — ϑεόϑεν: 974". —

140—207

φεῦ: die wendig.

Herstellung

162 ἄδικος

ἄδικα:

der

Parodos

Responsion

Paronomasie

(161b

23

HA.

praef. Seidler) nicht not-

('Polyptoton';

335.816*.1007ff.1256.1308;

Breitenbach 2221.) — ἔλακεν: epischer Aor. (Schwyzer I 708 Nr. 1). — Apollons Sprüche

werden durch

die Priesterin verkündet,

die auf dem

Dreifuß

sitzt (164;

Ion 5f. 91ff. 366, Or. 3291.*). 163 ff. ἀπόφονον . . . φόνον:

Oxymoron

(192f.*): 'unseliger, unnatürlicher

Mord' (Breitenbach 237), d.h. es ist dabei an die Ungerechtigkeit Apollons (162) gedacht. — «póvov: Akk. des inn. Obj. (L. & S.? s. v. δικάζω I 2; Ed. Fraenkel, Aisch. Ag. III 666 zu V. 1412): die Tötung der Mutter ist die Strafe, die der

Gott über Klyt. in Richterfunktion ausspricht; anders der Akk. in 580*. — τότ᾽ ἄρ᾽... ὅτ᾽... ἄρ᾽: Wiederholung der logischen Partikel bei beiden Korrelativa (Epanalepsis’);

ἄρα im

ἐπὶ τρίποδι Θέμιδος: (331). Zu Themis,

Sinne

der Desillusionierung

(Denniston,

G. P.? 36).



162*. Der Dreifuß stand in Delphi neben dem Omphalos

die in Delphi keinen Kult

besaB, s. Wilamowitz,

G. H. I? 202;

vgl. Aesch. Eum. 2, Ov. Metam. I 320 sq. numina montis adorant | fatidicamque Themin, quae nunc oracla tenebat. — Über Themis als Erdgöttin s. O. Kern, Die Religion der Griechen I 189. 166 κινεῖ δέμας: Or. rührt sich unter den Kleidungsstücken, mit denen er zugedeckt ist; Bacch. 690. 168 9wüEac': Z ἀγρίως βοήσασα; ϑωύσσειν zuerst bei Aisch. (Prom. 393.1041, Ag. 892f. von dem zarten Flügelschlag der Mücke, der der Schlafenden im Traum als lautes Dróhnen erscheint; zur Interpretation dieser Stelle s. Ed. Fraenkel II 404

und ΠῚ 830 Addenda); vgl. Soph. Ai. 307£. 335, Tro. 153, Hipp. 219, Bacch. 871. 169 εὕδειν μὲν οὖν ἔδοξα: ‘nein, ich glaube doch, daß er schläft’ (zu dem Aor.: 644.1021.1672.1517*; K.-G. IL 1, 163 Nr. 9a); μὲν οὖν in berichtigender Funktion (1511, 1521*; vgl. 173); die Zweifel bei Denniston, G. P.? 480 schwerlich

berechtigt. 170 οὐκ ἀφ᾽... οὐκ ἀπ᾽: zweigliedrige Anaphora (Breitenbach 233, 18 Belege).

171 (οὐκ) . .. ἀνὰ... eiA(Eeig: verneintes Fut. im Sinne des Imperativs (Schwyzer II 292 Nr. 6): strikter Befehl an den Chor, eine Rückwärtsbewegung auszuführen (= szenisch-choreographischer Hinweis) — Das Kompositum (ἀνειλίσσειν, ion. Form; Sehwyzer 1 412), in der Bedeutung verstärkt durch das Adv. (πάλιν), nicht lediglich Periphrasis (= ‘gehen’); vgl. ἐξελίσσειν (Tro. 2£.), das Simplex (Tro. 332f.; Wilamowitz, Herakl. II? 158f. zu V. 690). 172

κτύπου:

gen. separativus (Hec. 400; Schwyzer II 92 δ). — Der Chor soll

sich einstweilen von dem Lärm

zurückziehen, aufhören zu lärmen.

24

Einzelerklärungen

174 πότνια νύξ: ‘Deifikation’ als Ausdruck der Stimmung (213* u. ö.; Wilamowitz, G.H. 1321); zu πότνια vgl. 1248*. — Zum Bühnenvortrag vgl. Z (Text. probleme 19f.). 175 ὑπνοδότειρα: Neubildung nach Aesch. Prom. 5741. (Bacch. 419, Aesch. Sept. 975); das Suffix -reıpa im Átt. “nur in vereinzelten, meist sakralen Wörtern’ (A. Debrunner, Griechische Wortbildungslehre, Heidelberg 1917, 151 $300) erhalten. — Die Nacht ist ganz allgemein die 'Schlafspenderin', die in Form des rituellen Gebets (Schadewaldt, Monolog 98) herbeigerufen wird; von der hesiodeischen Auffassung, daß Nyx die Mutter des Hypnos ist (Hes. Theog. 212.758£1., Cycl. 601f.), wird in 174 ff. kein Gebrauch gemacht. — «&v πολυπόνων βροτῶν: *Pessimismus' (1—3. 9761., Hipp. 189f., Iph. A. 161—3 u. ó.). 176 ἐρεβόϑεν: zu homerisch ἔρεβόσδε (v 356) gebildet (A 1941. οὐρανόϑεν; Sehwyzer 1628). Die Nacht war an sich in der Gegend des Sonnenuntergangs heimisch, die hier mit dem "Dunkel der Tiefe’ verschmolzen ist (Preller-

Robert,

Gr. Myth. I* 37 und Anm. 1): daß im Grunde die Nacht ein 'Geschópf der dichterischen Phantasie'

(Wilamowitz,

G. H. I? 253) ist, wurde

bereits von den antiken

Erklärern gesehen (Z 116, 5 Schw.); vgl. die Anrufung des Hypnos als 'SpróBling der schwarzen Nacht’ (Cycl. 601). — κατάπτερος: d. i. πτερὰ καϑ᾽ ἑαυτὴν ἔχουσα (Schwyzer II 475); Aesch. Prom. 798 (von den Gorgonen). — 'Beflügelung' dient auch sonst zur Veranschaulichung der Geschwindigkeit (Breitenbach 156): 988*.

180 cupu«opáüc: neben ἀλγέων der umfassendere Begriff. 181 διοιχόμεϑ᾽ οἰχόμεϑα: 149*. — κτύπον ἠγάγετ᾽ : anscheinend mit Bezug auf einen Aufschrei oder auch ein mechanisches Geráusch: nach Ansicht Els hat der Chor das beim Gebet geforderte εὐφημεῖν (1327*) verletzt. — Die abrupte Beendigung der Gebetsstimmung kommt auch in ἠγάγετ᾽ (statt ἀγάγετ᾽; vgl. 183 φυλασσομένα, 186 φίλα) zum Ausdruck. 181ff. οὐχὶ σῖγα σῖγα φυλασσομένα στόματος ἀνακέλαδον &nóT λέχεος ἥσυχον ὕπνου χάριν παρέξεις: eine textkritisch besonders schwierige Stelle (vgl. 2051.5}: “wirst du nicht, sorgfältig darauf bedacht, das Schweigegebot einzuhalten, die Annehmlichkeit des ruhigen Schlafes auf dem Lager gewähren?’;

σῖγα σῖγα Zitat (140 ‘still, still’ = dein eignes Gebot). Es ist sehr schwer zu sagen, ob sprachlich so etwas möglich

war: ohne Zweifel weist aber die Sprache

El.s

gegenüber den Freundinnen Manieriertheiten auf (z. B. 145ff.157f.168.191.1257. 1284f.). Vielleicht war es die Absicht des Interpolators, eine solche zu beseitigen, indem er dem Part. ein nominales Obj. (στόματος ἀνακέλαδον) gab. Näher scheint

es allerdings zu liegen, die Interpolation als eine eingearbeitete Bühnenweisung (etwa ἀπὸ στόματος ἀνακελαδεῖν), d. i. Anweisung für den Chor, deren Ausführung El. mit κτύπον ἠγάγετ᾽ erwidert) zu erklären. — Die Tatsache, daß die beiden Responsionsstellen (181ff. und 205f.) noch weiterer Klärung bedürfen, mag die Ansetzung von ‘cruces’ im Text rechtfertigen.

140—207

Parodos

25

186 ὕπνου χάριν: die Periphrasis kann als homerische Reminiszenz gelten

(τ 481).

188 τί δ᾽ ἄλλο:

'numquid aliud?' (Ar. Nub. 1088, frg. 509 Nauck?; Denni-

ston, G. P.? 177), 190 ἄρ᾽: ‘Schlußfolgerung’ (1207, Andr. 1114; Denniston, G. P.? 46, 2). — Der Chor stellt eine weitere Frage: ‘damit (d. i. mit der Verweigerung der Nahrung) solite also sein Schicksal klar sein? ; er kann das nicht glauben: ohne Fragezeichen

wäre der Gedanke in 190 allzu platt. 191 ἐξέϑυσ᾽:

Wilamowitz,

Versk. 275:

"für

&móAeoev...sehr

bitter,

da

ἐχϑύματα eigentlich piacula sind’; vgl. 562, Cycl. 369f., Hesych. éE£9ucev: ἀνεῖλεν (Breitenbach 106). 192 αἷμα: = φόνος (Breitenbach 179); anders die Metonymie in 36 bzw. 338 (αἷμα = 'Epwoec). — Das Part. (δοὺς) prägnant (El. 1303f.), mit Bitterkeit ge-

sagt (διδόναι “auferlegen’). 193 πατροφόνου

ματρός:

antithetische Verbindung; zu dem Kompositum

vgl. Aesch. Cho. 909, Soph. Trach. 1125, El. 779.

194 δίκᾳ: δίκαια (codd.) anscheinend ursprünglich Glosse, d. i. Hinweis auf den adverbiellen Gebrauch des Dat. (= δικαίως; Schwyzer II 162c). — καλῶς δ᾽ οὔ: gegen die Zuweisung der Antithese an den Chor dürfte nicht nur die Responsion zu 174 sprechen: zweifellos ist die Wiederaufnahme des Motivs aus V. 30 im Munde Els — als Erwiderung auf den Gedanken des Chors — viel wirkungsvoller. — μὲν: = μήν (‘der Muttermord ist gewiß zu Recht geschehen’); δέ stark adversativ: ‘ja aber’ (Denniston, G. P.? 166). 195 ἕκανες der durch

ἔϑανες: Asyndeton ('Homoioteleuton') als knappster Ausdruck

die beiden Verbalhandlungen

bezeichneten

Gegensätze

(‘polare Aus-

drucksweise'): die äußerste Prägnanz wird durch die Weglassung des Obj. beim ersten

Verbbegriff erreicht.



«exopéva:

das Medium

homerisch

(B 742,

O 187,

X 48, Aesch. Cho. 127. 419, Pind. Pyth. IV 29 (52) Snell, frg. 34 Snell, Ar. Av. 1191; Kr. Di. 52, 8, 2); an dieser Stelle die reflexive Bedeutung deutlich: 'Mutter, die du

mich — und Or. — zur Erfüllung einer besonderen Aufgabe dir gegenüber, d. i. zu deiner Tötung, geboren hast’ (mit Bitterkeit gesagt). 196 ἀπὸ... ὥλεσας: "Tmesis' (171*.1047*). — δ᾽ : = γάρ. — Klyt. hat nicht nur den Gattenmord begangen, sondern vielmehr gleichzeitig auch — indem sie die Blutrache auslóste — die 'Kinder aus ihrem eignen Blut’ getötet, d. i. dramatischer Hinweis auf die bevorstehende Abstimmung in der Ekklesia (481f.). _ 199 σέϑεν: adnominaler Gebrauch (Sapph. frg. 58, 2 Diehl?, Aesch, Sept. 141f.; Sehwyzer II 172 Nr. 1).

26

Einzelerklárungen

200 icovéxueg: ‘wie welche von den Toten’ (Ed. Fraenkel, Aisch. Ag. III 695 Anm. 2). — Zu dem Motiv ('quasi-Tod') vgl. 84*.385*.

201 σύ τε γὰρ ἐν νεκροῖς, τό τ᾽ ἐμὸν οἴχεται: ‘denn du bist unter den Toten und auch ich bin verloren, tot’, hyperbolisch; 16 . . ἐμὸν = ἐγώ (Schwyzer II 175 Nr. 1); vgl. den Plur., τὰ ἐμά, in 296.1613; zur Bedeutung von οἴχεται vgl.

971. 202 βίου τὸ πλέον μέρος: "maior pars vitae', explikative Appos., nachträgliche genauere Angabe zur Bezeichnung eines Teilverhältnisses (Schwyzer II 616

8). El. will sagen: ‘ich bin mehr tot als lebendig’. 2048. ἐν στοναχαῖσί τε xal γόοισι δάκρυσί τ᾽ évyuy (otc: die von Herausgg. angenommene

Verbindung

des

präpositionalen

Ausdrucks

mit

201

οἴχεται

(22)

wäre deshalb schwierig, weil El.s Tränen sich kaum mit dem Verbbegriff (οἴχεται = “ist tot’) vereinbaren lassen. Eine Möglichkeit ist anscheinend noch nicht gesehen worden: Annahme von Asyndeton vor £v, der folgende Satz explikativ: El. ist fast tot (201*), ihr verbleibendes Leben ist nur noch ein Dahinschleppen (2061. βίοτον & μέλεος... ἕλκω), nämlich in Klagen und Tränen. Zu diesem Motiv vgl. Phoen.

1519ff.

(Antigone)

αἴλινον αἰάγμασιν ἃ τοῖσδε προχλαίω

μονάδ᾽ αἰῶνα

διάξουσα τὸν ἀεὶ χρόνον ἐν λειβομένοισιν δάκρυσιν [ἰαχήσω] (die ich den Ailinos in diesen

Klagerufen

erhebe,

einsames

Leben

weiterführend

die

ganze

Zeit

unter

rinnenden Tränen’; ἰαχήσω del. Burges). Das Motiv der ‘über alle Maßen klagenden Elektra’ hat Eur. von Soph. übernommen (vgl. S. El. 140ff.164ff. 185ff.) und der in 140—207 vorliegenden Situation entsprechend umgebildet, d.h. Els Klagen, die sie wegen der Pflege des kranken Bruders im Augenblick zurückhalten muB, erscheinen in die Zukunft projiziert. Zu diesen Klagen geht El. erst nach der Mitteilung des Hinrichtungsbeschlusses (vgl. 8551. 8591. 082— 1011. 1018— 22) über. — Zu dem Trikolon vgl. £83. — ἐν: lokativisch empfunden: ‘Klagen und

Tränen’

bilden

die

Sphäre,

innerhalb

deren

El.

ihr

weiteres

Leben

hin-

schleppt.

2061. {ἄγαμος ἐπὶ δ᾽ ἄτεκνος ἅτε f: der Text sicher korrupt (vgl. die Responsionsstelle: 181ff.*): 1. ἐπὶ δ᾽ (del. Wilamowitz; die Athetese aufgenommen von Murray)

zerstört das Asyndeton

(ἄγαμος ἄτεκνος);

2. ἅτε nach dem

Asyndeton

lästig; vgl. dagegen die prädikative Verwendung des Asyndeton in 1305* (λιποπάτορα λιπόγαμον, worin die kausale Bedeutung bereits eingeschlossen ist); der in ἄγαμος ἄτεκνος ausgedrückte Gedanke — d.i. 'Ehe- und Kinderlosigkeit’ als Bezeichnung eines

nichterfüllten

weiblichen

Lebens

(Soph. Ant. 812ff., El. 164ff.,

Iph. T. 218ff.) — wäre an dieser Stelle aus dramatischen Gründen sehr wenig passend, denn Í. klagt El. über den Tod des Bruders, dessen Pflege sie sich gerade in selbstvergessener Hingabe widmet (83—85.298— 306), 2. gehört Els “Ehelosigkeit" (72*) in den Zusammenhang der Invektive Hel: ein Zweifel Els an der ihr von Or. zugesagten Ehe mit Pyl. (£078£.) wäre sehr störend; ein solcher ist jedoch in dem Asyndeton implicite enthalten. — Auch vom Metrum her muß

140—207

der bei Murray dargebotene und starke Bedenken hervorrufen: 200

Parodos

27

jetzt auch von Scarcella

übernommene

Text

ὀλόμεϑ᾽ ἰσονέκυες, ὀλόμεϑα.

σύ τε γὰρ ἐν νεκροῖς, τό τ᾽ (τὸ δ᾽ ΑἹ ἐμὸν οἴχεται βίου τὸ πλέον μέρος ἐν στοναχαῖσί τε καὶ γόοισζι) 205

δάκρυσί τ᾽ ἐννυχίοις, ἄγαμος

[ἐπὶ δ᾽ del. Wilamowitz] ἄτεκνος ἅτε βίοτον & μέλεος ἐς τὸν αἰὲν ἕλκω χρόνον.

Die metrische Gliederung sollte anscheinend folgendermaßen verstanden werden: —

200

vw

V vu 205

poe ve viv |l

—v — |, πο -2 — 99d] m nous vv [wu

„wu Man sieht, auch vom

ba(cr?) dochm [|

mr nn

dochm dochm -dim da tro

|| cr

ie-—-—-Ill

dim da catal || er(ba ba?)

dochm

Metrischen her liegt das Problem

dochm ||| am

Ende von 205, worin

der Periodenschluß innerhalb des Asyndeton keinesfalls befriedigen kann; auch

muß wohl syllaba anceps in der 2. Hebung des 2. Metrums im katal. dakt. Dimeter (?) gewisse Bedenken

hervorrufen.

Unter diesen Umständen ist der Text

auf alle Fälle in dem angegebenen Umfang (s.o.) korrupt, ja mehr noch: die Athetese in 205f., verbunden mit der in 182f., scheint tatsächlich unumgänglich zu sein. Der Ausgang der Interpolation dürfte 181 gewesen sein. Der ' Redaktor' war — ähnlich wie in 141 bzw. 154 — auf Herstellung der Responsion (wie er sie

verstand) bedacht und füllte 205 durch Hereinnahme des bekannten 'Klagemotivs’ auf. Die Art: der ‘Interpolationen’ in 182 (Einarbeitung einer Bühnenweisung) bzw. 154 (Einarbeitung einer Glosse) ist so ähnlich, daß man mit großer

Wahrscheinlichkeit auf einunddieselbe Hand schließen kann!. — Die in ZZ bezeugte Diskussion bzw. Aporie über das Asyndeton (118, 6 sqq. 10 sqq. Schw.) dürfte durchaus dafür sprechen, daB Interpolationen vorliegen. 207

βίοτον... ἕλκω: “unter Stóhnen, Wehklagen und Tränen schleppe ich

mein Leben für immer dahin’ (Phoen. 1535, Med. 670). — ἕλκω: praes. propheticum (1659*). ! Auf diesen Gesichtspunkt weist mich Günther Jachmann, dem ich die Athetesen vorlegte, freundlicherweise hin.

208—315

. Krankenbett-

bzw. Wahnsinnsszene

Als dritter Teil der Exposition bildet diese Szene die Fortsetzung der vorausgehenden 'Sehlafszene' (140—207): mit Orests Erwachen kommt es in Anwesenheit des Chors zu einem Zweigespräch der beiden Geschwister, in dessen Verlauf ein neuer Wahnsinnsanfall Orests erfolgt. Das Sujet der szenischen Darstellung

ist innerhalb der Tragódie ganz ungewóhnlich, denn der Fall des Muttermórders wird hier als Krankheitsbild — in der Gesamtheit seiner somatischen und psychischen Aspekte — vorgeführt. Es handelt sich also um eine in dramatische Form gebrachte 'Pathologie': unter Ausschaltung des Fachwissens als solchen, d. h. der Medizin

im

eigentlichen

Sinne,

wird durch

die Betroffenen

selbst,

also in erster

Linie durch den Patienten (Orest), in zweiter auch durch die diesem in hingebungsvoller Pflege zur Seite stehende

Schwester

(Elektra),

eine ‘demonstratio

mali

dargeboten, die unter diesen Umständen ganz unter der Sehweise des 'Phobos' steht. 2081. dpa... μὴ . -. λέληϑ᾽ : Ind. nach μῇ, ‘sieh zu, ob nicht .. .' (Soph. El.580f., Iph. T. 67; Schwyzer II 354 Nr.5; 676 Nr.2). — παροῦσ᾽, napϑέν᾽ . . .: der starke Gleichklang (vgl. 282) wird in 210 (παρειμένῳ) noch einmal aufgenommen. — Der Chor empfindet die Sorge um Or. mit El. gemeinsam (Freundschaftsmotiv').

210 οὐ... μ᾽ ἀρέσκει: Negation und Verbum bilden einen Begriff (‘er gefällt mir nicht, versetzt mich in Sorge’); der Akk. (με) attisch (Soph. Ai. 584, Hipp. 106, Ar. Ran. 103; Schwyzer II 73b«). — τῷ λίαν παρειμένῳ: “auf Grund der allzu großen Ermattung' (881, Bacch. 634f., Phoen. 852, Herc. 10421., Alc. 204); die Substantivierung des Part. (Thuk. 1 36, 1; II 59, 3 u. δ.) auch 297*.

312*, Hec. 299f., Hipp. 248 (Sehwyzer II 409).

211 ὕπνου Yeiynrpov:"Zaubermitteldes Schlafs' ; die homerische Vorstellung, daB Hermes die Menschen mit seinem Zauberstab in Schlaf versetzt und wieder weckt (N 3431. — €47—49, ὦ 2—4 in leichter Abwandlung, ebd. 445f.), klingt

in 211 nur an (Iph. A. 141f., Rhes. 554f.). — ἐπίκουρον νόσου |... ἐν 6éovci ye: ‘Abhilfe gegen die Krankheit ... gerade im richtigen Augenblick’ (Thuk. II 89, 8; Kr. 43, 4, 5); das Hyperbaton ston, G. P.? 140).

hebt den x«ıpös-Gedanken

hervor

(Denni-

208—315

Krankenbett- bzw. Wahnsinnsszene

29

212 ὡς ἡδύ μοι προσῆλϑες: das Motiv ‘Schlaf = Freude’ (159*.185f.*) bereits homerisch: v 79f., o 44, Hec. 915, Plat. Crit. 43b 5sq. Burnet. — προσῆλϑες: 859*. 218 ὦ... λήϑη des

τῶν κακῶν: sog. 'Deifikation': Or. empfindet die δύναμις

Schlafes bzw. Vergessens

(174*.399*.782*; Wilamowitz,

Hesiodos Erga S. 66;

Dodds zu Baech. 370—2). Die geláufige Form der Gótterepiklese wird als Affektäußerung mit neuen — durch die Reflexion bestimmten

(Schadewaldt, Monolog

124) — Gedankeninhalten erfüllt. — Zu dem Gedanken vgl. Herc. 1042f., frg. 205, 2 sq. Nauck?. 214 τοῖσι δυστυχοῦσιν . . .: Dat. des Interesses (K.-G. II 1, 422c), ‘Göttin, zu der die Armen beten’; εὐκταῖος (von εὔχομαι) = 'invocatus' (Aesch. Sept. 720ff., Med. 168f.).

215 πόϑεν... πῶς: die beiden Fragen, als Pathos-Ausdruck (273*. 385* u. ó., lon 2581.)

gebraucht,

kennzeichnen

den

Gedächtnisschwund

Or.s

('Amnesia';

Thuk. ΤΙ 49, 8); die Wiederaufnahme des Verbbegriffs durch das Synonym (ἦΐζλϑον . ἀφικόμην) verdeutlicht die enge Zusammengehórigkeit der Fragen (vgl. 385 λεύσσω ... δέδορκα). 216 ἀμνημονῶ ... τῶν πρίν: Textprobleme 20}. — ἀπολειφῳϑ εἰς φρενῶν: ‘da ich die Besinnung verloren hatte’; Herc. 1091}. 1105ff. (Selbstdarstellung des Wahnsinns durch Herakles).

218 $iyw: coni. dubitativus, durch βούλῃ zur Frage an die andere Person, deren Willensentscheidung herbeigeführt werden soll, erweitert (Soph. Phil. 761, Bacch. 719f.,

Suppl. 566,

Hec. 1042,

frg. 1036

Nauck?;

Schwyzer

IL318y).



κἀνακουφίσω δέμας: ‘soll ich die (Schwere deiner) Glieder erleichtern?’, d.h. dich aufrichten (Hipp. 1391f.). 219

λαβοῦ

λαβοῦ: Anadiplosis im Trim. auch sonst (278.470*.1311.1349). —

δῆτ᾽ : Bekräftigung

des vorausgehenden

Gedankens

(781*. 1231,

Ar. Av. 375,

El. 676, Med. 1373; Denniston, G. P.? 277). — &x . . . ὄμορξον: Tmesis (196*. 1047* u. ó.); die beiden Gen. (ἀϑλίου | στόματος bzw. ὀμμάτων τ᾽ ἐμῶν), in sog.

chiastischer Stellung, schließen das Akk.-Obj., ἀφρώδη πέλανον, ein. 220 ἀφρώδη πέλανον: Hervortreten von Schaum aus dem Munde gehört — — ebenso wie Distorsion der Augen (253*) — zu den Symptomen des Wahnsinns (Bacch. 1122—4) bzw. des Todeskampfes (Med. 1173—5); πέλανος (bzw. πελανός; Ed. Fraenkel, Aisch. Ag. II 54f.) bezeichnet eine zähflüssige Substanz verschieden-

artiger Konsistenz (Blut, Honig, Öl, Gerinnsel in den Augen): Ion 226 (Owen S.88), Alc. 851

(Dale S. 114), Aesch. Pers. 204 (Groeneboom

S. 56); s. Bem.

zu

115. — ἀφρώδη: als Attr. im strengen Sinne nur auf στόματος bezogen (Hesych. 8. V. τὸν περιπεπηγότα τῷ στόματι ἀφρόν).

30

Einzelerklárungen

221 τὸ δούλευμ᾽ ἡδύ: 795*. Das im allgemeinen auf den religiösen Dienst bezogene

(Ion

131—3,

Bacch. 65—7;

Dodds

S. 71) 'Paradoxon'

gilt auch für die

Philia, besonders in der Krankenpflege; in 221 Anklang an Soph. El. 1145 πόνῳ γλυκεῖ. — κοὐκ ἀναίνομαι: ich sage nicht nein’, d. ἢ. ich tue es gern (Wilamowitz, Herakl. Il? 143 zu V. 632).

232 ἀδέλφ᾽(α) .. . μέλη: die starke Sperrung ('Hyperbaton') durch die Paronomasie (ἀδέλφ᾽ ἀδελφῇ) bedingt (Beispiele bei Denniston zu El. 337). 223 πλευροῖς

πλευρά:

formelhaft

(‘Seite an Seite aneinandergeschmiegt' ;

800*, Alc. 365—7): El. soll sich offenbar über Or. beugen und ihn aufrichten. —

καὐχμώδη κόμην: 'die starren, wirren Haare’ (Hartung); 387, ὦ 2491. 224

λεπτὰ: Akk. des Inhalts (Schwyzer II 77 Nr. 27), fast gleichbedeutend mit

einer Negation (ähnlich 801*). — λεπτὰ... λεύσσω: vermutlich als Anspielung auf den gebrochenen Blick des Toten zu verstehen (Soph. Trach. 828 ὁ μὴ λεύσσων

— der Tote); in analogem Sinne in 84 der ‘geringe Atem’ Or. s. 225 ὦ βοστρύχων πινῶδες ... κάρα: Enallage, 'o Haupt voll schmutziger Strähnen’; das Subst., ὁ πίνος, in El. 305. — βοστρύχων: gen. materiae (Schwyzer 11 129b).

226 ὡς ἠγρίωσαι: Ausruf des Mitempfindens (anders 387*). — μακρᾶς: zeitlich (72). 227 fl. xAivóv μ᾽ ἐς εὐνὴν αὖϑις ... αὖϑίς μ᾽ égópSóv στῆσον: die Unruhe Or.s stellt ein Symptom des Krankseins dar (Hipp. 181—5). — ἀνῇ: : ἀνιέναι intransitiv ('nachlassen'; Soph. Phil. 764), dagegen transitiv in 277*.700*. — In E teilweise μανιάς (adj.) gelesen, jedoch das Subst. (μανίας) von Herausgg.

(außer

Chapouthier) deshalb mit Recht aufgenommen, da keine besondere Stilisierung vorliegt (anders 270.326f., Soph. Ai. 59). — ἄναρϑρός εἶμι: Hesych. s. v. ἄναρϑρος, &rovos, ἀσϑενής (Soph. Trach. 1103f., frg. 557 Nauck?).

229 φίλον vot. . . δέμνιον: “ein lieber Gegenstand ist für den Kranken die (tragbare) Bettstatt (= Bahre)’; der Sing. (δέμνιον: -t« Stob. fl. IV 36, 2 Wachsmuth-Hense) unbedenklich (vgl. Alc. 183f. δέμνιον — λέχος, λέκτρον Ehebett; daneben der Plur. in gleicher Bedeutung Alc. 186); in diesem Stück sonst immer

Plur. (35.44.88.258.278.312); vgl. auch Pind. Nem. 13 Snell δέμνιον ᾿Αρτέμιδος *Ruhestatt der Artemis’). — ro: in gnomenartigen Aussagen ('glaube mir’): 397*.486

II 1513).

(Denniston,

G. P.* 543). —

τῷ

νοσοῦντι:

dat.

iudieantis

(Schwyzer

230 ἀνιαρὸν: .. — .; das ı bei Eur. (Med. 1085. 1113, Phoen. 1314) und Aristophanes (Plut. 561) kurz (Porson zu Phoen. 1334 S. 93), sonst lang (B 190,

p 220.377; Pind. O. XII 11, parth. 104c 19 Snell, Soph. Ant. 316). — ἀνιαρὸν ὃν τὸ κτῆμ᾽ : “nicht angenehm freilich hinsichtlich des Besitzes, aber notwendig gleichwohl’.

208—315

Krankenbett- bzw. Wahnsinnsszene

31

231 ἀνακύκλει δέμας: explikatives Asyndeton: die Herstellung der auf. rechten (= normalen) Lage Or.s ist als “Drehung des Körpers’ aufgefaßt (Zi &vaxiver, ἀνόρϑου). 232 δυσάρεστον: adjektivisches Neutr. Sing. als Subst. verwendet: 221.234. 772* (vgl. B 204; dagegen das Subst. ergänzt in 70.702f.). 233

ἢ κἀπὶ.

. .: überraschte Frage (1591; Denniston, G. P.* 285): ‘und willst

du wirklich deine Füße auf die Erde setzen?’

234 χρόνιον: 254.473* u.ö. — μεταβολὴ πάντων γλυκύ: die Sentenz (— Aristot. rhet. 13714 28 Ross) als Beantwortung der Frage in 233* durch die Sprecherin selbst; die Bestätigung dazu durch Or. in 235 (μάλιστα). — Die Sentenz

wurde wegen ihrer logischen Anfechtbarkeit von den Komikern verspottet (2), jedoch ist sie gerade

in dieser Form

Ausdruck

der besonderen

Mentalität

der

Krankenstube, für die auf seiten Or.s ἀπορία (232) und δόξα (235) bzw. δοκεῖν (236), auf seiten Els das ψυχαγωγεῖν (Σ 241) bezeichnend sind. Das Motiv des Umschwungs

('Metabole')

hat in diesem

Stück

noch

zweimal

eine

besondere

dramatische Bedeutung (725ff. ‘Freund in der Not’, 1625ff. *deus ex machina). Die Umkehrung des Gedankens, Wechsel von Gesundsein zu Krankheit, in Thuk. IT 48, 3 (die Beschreibung

der Pest in Athen,

Thuk. II 47—54, bietet — trotz

der Andersartigkeit des Krankheitsverlaufs selbst — ein aufschluBreiches Gegenstück zu 208—315).

235 86Eav ... ἔχει: "Autosuggestion' (314f.*): die Bewußtheit, mit der Or. das Bemühen El.s analysiert, ist für die Sehweise des Eur. typisch. 236

κρεῖσσον δὲ τὸ δοκεῖν: zu dem Gedanken vgl. 782*, Tro. 683.

237 dxoue δή vuv: formelhaft (1181*). — El. nimmt das Aussetzen des Wahn‚sinns bzw. die subjektive Empfindung die Ankunft des Men. mitzuteilen.

Or.s, gesund zu sein, zum Anlaß, diesem

238 ἐῶσιν (M: -aıv σ᾽ A: -σί σ᾽ cett.: -σι σε II?): die Kon]. (σ᾽ ἐῶσιν Brunck) nicht notwendig, da das persönliche Obj. zu ἐῶσιν (σ᾽) überflüssig ist (ἐῶσί σ᾽ wegen der Häufung der s-Laute nicht unbedenklich; vgl. jedoch 397*. 450*.616). — εὖ φρονεῖν: Konträrbegriff zu μαίνεσϑαι (das vermieden ist: Soph. Ant. 755). 239 λέξεις τι καινόν: keine Frage (Z): “was du sagst, wird etwas Neues sein’; zu xatvóc vgl. 790*. 1503. — κεῖ: xat ‘und somit’ (753*); die übergewichtliche Betonung des 2. Teils der Aporie (240) ist Ausdruck der Furcht Or.s (Z). 240

ἅλις:

ursprünglich indeklinables Adj.

(Schwyzer

1620a Nr. 1), hier ad-

verbial ('satis'). — ἅλις . . . τὸ δυστυχεῖν: ‘ich habe zur Genüge das Unglücklichsein', d. h. ich mag nicht noch mehr davon hören (1039, El. 73f., Iph. T. 1008; K.-G. IE 1, 341).

32

Einzelerklärungen

241 ἥκει:

viermalige

Wiederholung

des entscheidenden

tröstlicher Zuspruch El.s, 243 beginnende Hoffnung

Verbbegriffs:

241

Or.s, 245f. Argument El.s,

248 Zweifel bzw. Enttäuschung Or.s. — 241 σοῦ κασίγνητος πατρός: 745*. 242 σέλμαϑ᾽..

νεῶν: Metonymie (Balken bzw. Ruderbänke der Schiffe =

Schiffe). 243

φῶς:

metaphorisch:

Licht = Rettung

(% 102, El. 449, Hec. 841, Ion 1439,

Bacch. 608, Herc. 531; Wilamowitz, Herakl. II? 125). — ἐμοῖς xai σοῖς κακοῖς: freierer Dat. bei einem Subst. (φῶς) im Sinne des dat. commodi

(836*); die Ver-

bindung brachylogisch (= φῶς ἐμοὶ καὶ σοὶ τοῖς ἐν κακοῖς οὖσιν); vgl. 683*. 244 χάριτας. .. πατρός: 453*.643.647 — 654.

zur 'Vorleistung'

Agam.s

gegenüber

Men.

vgl.

245 τὸ πιστὸν .. . λόγων ἐμῶν: ‘als den entscheidenden Beweis für meine Worte’; zur prádikativen Verwendung des Neutr. Sing. eines Adj. mit Art. s. Schwyzer II 22c und Anm. 4; zum Gebrauch des Art. vgl. 561*. 1140*. — τόδε: mit Bezug auf den folgenden Gedanken (λένην ἀγόμενος).

246 ἀγόμενος: das Med. betont die persönliche Beteiligung des Men. an der Heimführung Hel.s (in der günstigen Auslegung El.s; vgl. dagegen die Charakteri. sierung des wahren Sachverhalts durch Or. in 742*).

247 μᾶλλον ἂν ζηλωτὸς ἦν: Zweifel an der Berechtigung des μακαρισμός (865) und damit auch gleichzeitig an einer Hilfeleistung des Men.; im Widerspruch dazu richtet Or. sein Hilfegesuch ('Hikesia') hernach doch an Men.: 380*.382—4.

449— 453.671—3. 249 ἐπίσημον. . . ἐς τὸν Ψόγον: 'hervorstechend im tadelnden Sinne’; zu ἐς vgl.541. -- ἔτεκε Τυνδάρεως: Hels Abstammung von Zeus bleibt an dieser Stelle (desgleichen 5401.) außer Betracht; vgl. jedoch 476.1385—7. 260 γένος ϑυγατέρων: in der Erwähnung der Tyndareostóchter liegt implicite auch eine ‘Berufung’ der toten Klyt., die sogleich Or. durch die Erinyen peinigt (255f£.). In dem Wahnsinnsanfall Or.s ist Mythisches und Psych(olog)isches miteinander verbunden (400; H. Weil S. 675). — δυσχλεές .. . ἀν᾽ Ελλάδα: das Anklingen des 'Euhmesgedankens' (in negativer Form) betont das mehr und mehr in den Vordergrund tretende 'normative Denken' Or.s (251). 251 σύ vuv: ‘Schlußfolgerung’: das Zitat (σύ τοι Plut., Orion) aus dem Zusammenhang gelöst, so daß der gnomische Charakter in reiner Form hervortritt

(Porson zu Hec. 228 S. 21). — διάφερε τῶν κακῶν: 'unterscheide dich von den Schlechten', d. h. lasse dich nicht mit den S. ein, mit Bezug auf Hel. und somit auch auf Men., um den es an dieser Stelle geht: der Nom. oi κακοί (nicht ai κακαΐ,

wie Hartung 27 und Méridier 423 annehmen; sammenhang

der

Stelle

bedingte

speziellere

vgl. dagegen die durch den ZuFormulierung

des

ähnlichen

Ge-

208—315

Krankenbett- bzw. Wahnsinnsszene

33

dankens in 1590*). Or. verlangt von El. eine 'Entscheidung' (Z) im Sinne des nor. mativen Denkens (vgl. Cic. Lael. ὃ 18 sed hoc primum sentio, nisi in bonis amicitiam esse non posse).

252 τάδε: rückbezüglich (300*.733.777.793.796 u. à.) auf die Gnome (251*): Or. fordert von El. statt leerer Worte (die er sich als Antwort vorstellt) ein echtes Ethos.

253 ὄμμα ... ταράσσεται: Verdrehen der Augen und Schaumbildung am Munde (220*) werden von Eur. auch sonst als die hervorstechendsten Erscheinungsformen

der μανία

hervorgehoben

(Here. 931—4,

Bacch. 1122—4. 1165ff.);

sie entsprechen den Angaben über die Symptome der Epilepsie: Hipp. II. ἱερῆς νούσου 7. — Im Gegensatz zu dieser Stelle steht Aesch. Cho. 1056, worin die 'Ver-

wirrung' Or.s als ein innerer Vorgang aufgefaßt ist. 264 ταχὺς: 234.473*. — μετέϑου λύσσαν: μετατίϑεσϑαι prägnant: 1. absolut (sich verwandeln’;

Thuk.

VIII 53, 4, Demosth.

XVIII 177), 2. transitiv, wobei

das Simplex mitzudenken ist (ἔϑου λύσσαν = ἐμάνης). — ἄρτι σωφρονῶν: Part.

Praes. imperfektisch (485* u.ó., El.543).



μὴ ᾿πίσειέ pow

'schüttle mir

nicht entgegen ...'; ἐπισείειν im Sinne von ‘bedrohen’ gebraucht (O 229f. mit Bezug auf die Aigis, mit der Zeus den Feinden Grauen und Furcht einflößt, A 167f.; Wilamowitz, G. H. 1529 Anm. 1 und ebd. 220), auch metaphorisch (613* von der Polis, Ekklesia). 256 αἱματωποὺς: pideische Neubildung jedoch mit Bezug auf mit Sehlangenhaaren

Hesych. s. v. αἷμα βλεπούσας; das Kompositum eine euri(Andr. 978, Phoen. 870, frg. 870 Nauck?; vgl. Herc. 933), ein Motiv des Aischylos (Cho. 10571.). — δρακοντώδεις: versehen (die ein chthonisches Symbol darstellen; Wilamo-

witz a. O. 1461.) begegnen die Erinyen zuerst bei Aischylos (Cho. 1048f., El. 1344f.,

Catull. 64, 193 sq., Hor. carm. 11 13, 35 sq., Verg. Georg. IV 482 sq. stupuere . . . caeruleosque inplexae crinibus angues | Éumenides);

auch als Einzelwesen wird die

Erinys als Schlange bezeichnet (Aesch. Eum. 127f.); beide Vorstellungen nebeneinander Iph. T. 285ff. (Denniston zu El. 1345); die Bezeichnung ‘Schlange’ wird

auch mit Bezug auf Menschen, die die Absicht haben zu töten oder bereits getötet haben (479.1406.1424), gebraucht.

267 αὖται γὰρ αὗται: die anaphorische Epideixe bezeichnet die Vision selbst (Iph. T. 285f.; als rhetorischer Topos verwendet in Sall. Cat. 20, 14 en :lla, illa quam optaslis liberlas, praeterea. divitiae, decus, gloria in oculis sita. sunt). Die Durchbrechung der Distichomythie durch die ‘Vision’ in 257 (zur Echtheitsfrage

5. Textprobleme 21f.) ist durch die starke Erregung Or.s ('Pathos'; vgl. 1049*) bedingt;

sehr einleuchtend

wird

vor 257

'Pause'

angenommen

von

Dodds

(zu

Bacch. 927-9); s. auch A. Groß, Die Stichomythie in der griechischen Tragödie und Komödie, Berlin 1905, 35; Denniston zu El. 651—2. — ϑρῴσκουσί μου: der Verbbegriff läßt das Motiv

726—8).

bakchischer

Raserei

(319* u. δ.) anklingen

(Bacch.

34

Einzelerklärungen

258 ἄπρέμα: 147*; muta cum liquida am Ende der 1, Kürze im geteilten (3.) longum (34.373.472.643.677.1032.1057.1233.1588; am Ende der 2. Kürze: 20.83. 89.99.107.224.378.410.434.458.468.611,.640.670.674.1137.1238.1575.1608; in den nicht angeführten Fällen ist der 2. Konsonant stets p). 259 σάφ᾽

εἰδέναι: formelhafte Verbindung

(Aesch. Pers. 337, Soph. El. 672,

Trach. 1067, Phil. 122 u. ö.); ὁρᾷς scheint zu δοκεῖς einen Ausdruck des 'Sehens' zu erfordern, jedoch kann in der freieren Verwendung terminologischer Verbbegriffe der Sinneswahrnehmung

bzw.

des Erkennens

(z. B.

1628*,

Tro.

1171f.;

Schaefer bei Porson S. 34 zu V. 253) die Ausstrahlung philosophischer Tendenzen

der Zeit gesehen werden (zum Verháltnis des Eur. zu Sokrates s. B. Snell, Philologus 97, 1948, 125—134; dazu kritisch Pohlenz, Gr. Trag. II? 112ff.).

260 ὦ Poiß’: die Apostrophe enthält implicite den Gedanken der translatio criminis’ (28.76.163—5.276.285—7.327—31.414—0.591—9). — ai κυνώπιδες: die Bezeichnung der Erinyen als 'Bluthunde' stammt von Aischylos (Cho. 924. 1054, Eum. 246, Soph. El. 1386f.; Denniston zu El. 1252 und 1345). — yopyüπες: ‘wie die Gorgo anzuschauen’ (Aesch. Cho. 1048, Eum. 48f.; Preller-

Robert,

Gr. Myth. 11 839 und Anm. 1); vgl. 1520*. — ἐνέρων ἱέρεαι: “Totenpriesterinnen’ (vgl. Ale. 24ff. ἱερεὺς ϑανόντων vom Tod). — ἱέρεαι: attische Form (Iph. T. 34. 1399, Bacch. 1114, Soph. frg. 456 Pearson; Dodds zu Bacch.

1114; Meister-

hans, Gramm. d. att. Inschr.? 40). — δειναὶ ϑεαί: El. 1252f. — Die verschiedenen Vorstellungen über die Erinyen stehen in 2601. unverbunden nebeneinander. 262f. HA. οὔτοι μεϑήσω

... OP. μέϑες: in der starken Erregung ver-

mischen sich für Or. ‘Vision’ und “Wirklichkeit” (zu diesem Motiv vgl. Iph. T. 275 bis 294) so sehr, daß er in El, die ihn festzuhalten versucht, eine der Erinyen zu

erkennen glaubt (vgl. Hor. serm. II 3, 140 sq.; s. H. Steiger, Wie entstand der Orestes des Euripides, Programm des Gymnasiums bei St. Anna, Augsburg 1898, 8). 263 σχήσω

. . . πηδᾶν: μή kann fehlen (599*.793*).

265 μέσον μ᾽ ὀχμάζεις: “Würgegriff des Ringers’ (Ar. Nub. 1047); ὀχμάζειν ‘festhalten’ (Cycl. 483), ursprünglich “unter das Joch bringen’ (Zi Apoll. Rh. A 743; El. 815— 7). — ὡς βάλῃς ἐς Τάρταρον: ähnlicher Ausdruck 1584*. 266

oi ᾽γὼ τάλαινα:

formelhaft (131*, Hec. 676, Tro. 498.624.1272). — τίν᾽

ἐπικουρίαν: Wortschluß nach der 1. Silbe des geteilten (3.) longum

bei gleich.

zeitiger Elision (632, Bacch. 192. 826; im 4.longum Bacch. 475; Dodds S. 89 und 8S. 130; J. Descroix, Le trimétre iambique des iambographes à la comédie nouvelle, Diss. Paris, Mácon

1931,

166f.).

268 δὸς τόξα: "Ersatzhandlung' (383*.1239* u. ó.): Eur. hat das von Stesichoros übernommene Motiv des '"Bogenschusses' (Z2; J. Vürtheim, Stesichoros' Frag. mente und Biographie, Leiden 1919, 51) im Sinne der dramatischen Situation frei

208—315

Krankenbett- bzw. Wahnsinnsszene

35

verwendet (Pohlenz, Gr. Trag. II? 170 zu S. 413; Textprobleme 22f.). — τόξα... κερουλκά: der Plur. im Sinne von “Bogen und Pfeile’ (H 140; Schwyzer II 51). 269 ein’; attisch (= "iussit; 914, Soph. Phil. 101; Pflugk zu Hec. 303ff.).

270 μανιάσιν λυσσήμασιν : fem, Adj. mit neutr. Subst. verbunden (837*.1416*, Hel.

1301f., Phoen. 1024, Verg. Aen. III 54 victricia .. . arma).

271 βεβλήσεταί τις: das fut. perfectivum (1041, Bacch. 1313) zuversichtlicher, pathetischer als βληϑήσεται (Schwyzer II 289 Nr.4), daher auch nicht ‘Frage’ (Vürtheim a. O. 51), sondern ‘Drohung’ (gegenüber El. als der vermeintlichen Erinys; 262ff.*). — βροτησίᾳ: epische Form (= βροτεία; Hes. Erg. 773, Pind. Pyth. 5, 3 Snell, Bacch. 4f., Andr. 1255).

272 ᾿ξαμείψει: intransitiv (“wenn sie sich nicht entfernt’), auch 816; das Simplex 1503 (vgl. 139*.2271.294.799). 273 οὐκ εἰσακούετ᾽, οὐχ ópa9": Priorität des Akustischen gegenüber dem Optischen ist ein bereits homerisches Motiv (A 49, A 125). — Der Plur., weil Or. plötz-

lich mehrere Erinyen zu erkennen glaubt (dagegen 264). — ἑκηβόλων | τόξων: ‘des treffsicheren Bogens' (gewöhnlich ἑκήβολος 'nach seinem Willen treffend’: A 14 u.ö. von Apollon; Sehwyzer I 439 Anm. 8). 274 πτερωτὰς γλυφίδας: 'die gefiederten (= schnell dahinfliegenden) Pfeile’; γλυφίδες ' Einkerbungen' (am hinteren Ende der Pfeile), d. i. *pars pro toto' (A 122, 9 419, Herodot VIII 128, 1).

275 & &: extra metrum (dagegen intra metrum in 1598); Ausdruck der Ohn. macht Or.s. — τί δῆτα . . .: “was zógert ihr nur?’ (Aesch. Prom. 627, Soph. Ai. 540; Denniston, G. P.? 269f.). — ἐξακρίζετ᾽ : intransitiv (Eustath. p. 1636, 47; Dodds zu Bacch. 677—8). — ai9épa: Akk. der Richtung (322). 276 τὰ Φοίβου ... ϑέσφατα: ‘dem Spruch des Phoibos weist die Schuld zu’; Ausdruck eines wütenden, jedoch ohnmächtigen Aufbegehrens (595f.*). 277 &a: extra metrum (275*, El. 558; intra metrum: 478*.1573, El. 341), oft einen Monolog abbrechend (F. Leo, Der Monolog im Drama, Berlin 1908, 30), hier

Bezeichnung für das plótzliehe Innewerden der eigenen Wahnvorstellungen (Erkenntnis) — τί χρῆμ᾽ ...: umgangssprachlich (‘wie kommt es denn, daß ich irr bin?’); vgl. Cyel. 669, Alc. 512, Hec. 977, Herc. 1179, El. 831 (Ed. Fraenkel,

Aisch. Ag. III 608 zu V. 1306). — ἀλύω: ἀλύειν (56 ἄλαισι) von heftiger innerer und äußerer Bewegung (Kaibel zu Soph. El. 135) ‘vom richtigen Weg abkommen, herumirren' (lat. ‘delirare’, wörtlich: ‘aus der Furche geraten’), d. i. Affektbezeich-

nung im Sinne von ἀπορεῖν. — πνεῦμ᾽ ἀνεὶς Ex πνευμόνων: 'nachdem ich die Luft

aus

den

Lungen

herausgelassen

habe’;

zu der Vorstellung,

daß

sich im

Schmerz die Lungen aufblähen, vgl. Archil. frg. 7, 4sq. Diehl? (B. Snell, Die Entdeckung des Geistes, 2. Aufl. Hamburg 1948, 71). — Zu ἀνιέναι πνεῦμα vgl. 700*. — Die Form πνευμόνων (Herc. 1093) ist wegen πνεῦμ᾽ notwendig (B. Meissner, 4

Biehl

36

Einzelerklärungen

Mythisches und Rationales in der Psychologie der euripideischen Tragödie, Diss. Göttingen 1951, 32 Anm. 1). 278

ποῖ moi: 219*.470*,

279 ἐκ κυμάτων:

maritime Metapher: ‘nach stürmischen Wogen

(= Anfall

der Krankheit) sehe ich wieder heitere See (d.h. befinde ich mich wieder bei Be-

sinnung)’; Iph. T. 344, Alc. 90ff. Zum yaanm-Motiv vgl. 728*. 1636£. (nicht ausdrücklich); Wilamowitz, Herakl. II? 224; A. Lesky, Thalatta, Wien 1947, 229f. Anm. 294. Die Konträrvorstellung ('Seesturm') ausführlich Tro. 686—696, Or. 841.4 ('Schiffskatastrophe'). — ἐκ: Übergang von einem Zustand in den andern (810, Soph. O. R. 454, Hec. 55f., El. 306, Xen. Cyr. IIT 1,17). — γαλήν᾽ ὁρῶ: das phonetische Versehen (Schwyzer 1394 Zusatz 3) des Protagonisten Hegelochos bei der ersten Aufführung (γαλῆν ὁρῶ “ich sehe ein Wiesel') ist bezeugt in Ar. Ran.

303f. (vgl. Z); ob bei der starken Publikumswirkung auch die Weiberkritik des Semonides (frg. 7, 50—56 Diehl?, Artemid. Onirocr. 3, 28 Hercher γαλῇ σημαίνει γυναῖκα πανοῦργον καὶ κακότροπον) eine Rolle gespielt hat, ist schwer zu sagen. 280 τί κλαίεις: El.s Klagen (203—5) bilden das Hauptthema der Rhesis Or.s

(280—306).

281 αἰσχύνομαί ce: 'Rücksichtnahme' gegenüber El. auch in 787—9.1216f. 282 ὄχλον... παρέχων: umgangssprachlich (Med. 337, Hel. 439, Plat. Phaed. 84d 7 Burnet). — παρέχων παρϑένῳ: 208*. — νόσοις ἐμαῖς: Plur. mit Bezug auf die alternierenden Zustände der Krankheit Or.s (43— 5).

284 σὺ μὲν γὰρ... énéveuaag: gegenüber dieser 'Entlastung' El.s durch Or. betont diese selbst — im Sinne der 'Selbstbezichtigung' (als Philia-Motiv auch im Munde des Pyl. 1236) — wiederholt ihre Mittäterschaft (32.1235*).

285 Λοξίᾳ... μέμφομαι: die “Aussage über den Gott’ tritt in den späten Stücken des Eur. an die Stelle des 'Anrufs' (Schadewaldt, Monolog 135 und Anm. 3).

286 ὅστις: kausal (quippe qui’; K.-G. II 2, 399 Anm. 1). — μ᾽ érápac ἔργον: ἐπαίρειν ('verleiten'; Soph. O. R. 1328, Suppl. 581, Andr. 197) mit Akk. der Person und der Sache verbunden (nach Analogie von πείϑειν u. à.; K.-G. II 1, 311 Anm. 6).

— ἔργον ἀνοσιώτατον: 481*.546.563.595. 287 ηὔφρανε: der Verbbegriff, an sich zu τοῖς δ᾽ ἔργοισιν οὔ gehórend (*Litotes’), zum ersten Glied (τοῖς μὲν λόγοις) der ‘polaren Ausdrucksweise’ (λόγοις — ἔργοισιν) gezogen; zur prägnanten Verwendung des Verbbegriffs in Gegensätzen vgl. 454*.

514*.



«oig

(F. Heinimann,

μὲν

λόγοις.

Nomos

und

301. 52. 56); λόγοι "Worte'

. τοῖς

δ᾽

ἔργοισιν:

formelhafte Verbindung

Physis, Schw. Beitr. z. Altertumswiss. 1, Basel 1945,

(=

der Befehl zum Muttermord),

ἔργα 'Handlungen'

(= der Muttermord und die Folgen). 2881. ei... | €&tovópouv viv: "wenn ich den Vater von Angesicht zu Angesicht hátte ausfragen kónnen'. Das 'Adynaton' (als Pathosausdruck) entspricht

dem rhetorischen Charakter der Stelle (vgl. 674f.*).

208—315

Krankenbett- bzw. Wahnsinnsszene

37

290 πολλὰς . . . ἐκτεῖναι λιτὰς: Paraphrase bei H. Weil S. 708: πολλάκις ἂν ἐκτεῖναι χεῖρα ἱκεσίαν πρὸς γένειον ἐμόν (Iph. T. 362, Aesch. Sept. 1711.); zu der Brachylogie vgl. 382*.383*.



γενείου τοῦδ᾽: Gen. wie bei einem

Verbbegriff

des Berührens (Kr. Di. 47, 12 und Anm. 5). 291

μήπω:

‘niemals’ (attisch; Textprobleme 23f.); die ‘Prägnanz’ näher aus-

geführt in 426 (οὔπω τὸ μέλλον δ᾽ toov ἀπραξίᾳ λέγω).

2921, ei μήτ ἐκεῖνος ... | ἐγὼ δ᾽ (codd.: 9" novicii): das 'Anakoluth' durch den Gegensatz (ἐκεῖνος... ἐγὼ δ᾽) hervorgerufen (Wilamowitz, Herakl. II? 265; Denniston, G. P.? 511); die Negation zum Verbbegriff gehórend (μήτ᾽... &va-

λαβεῖν... φῶς 'das Leben nicht wieder zurückbekommen’), 293 ὁ τλήμων: Umschreibung der 1. Person (206 & μέλεος von El.). — τοιάδ᾽ ἐκπλήσειν κακά: der eigentliche Verbbegriff (d. i. πάσχειν bzw. πείσεσϑαι; vgl. 413) bleibt unausgedrückt (656f.*).

294 xal νῦν: ‘auch unter diesen Umständen’ (K.-G. 112, 117 Nr. 2). — ἀνακάλυπτ᾽ : 'entschleiere dich’ (Z; zur intransitiven Verwendung des Aktivs vgl. 799 ἔπειγ᾽; K.-G. IL 1, 95; Schwyzer I1 228 Nr. 4). — ὦ κασίγνητον κάρα: Ausdruck liebevoller Verbundenheit (237; Kaibel zu Soph. El. 1164).

295 ἐκ δακρύων... ἄπελϑε: metaphorisch (‘entferne dich aus dem Bereich der Tränen, höre auf zu weinen’). 296

τἄμ᾽:

τὰ ἐμά —

ἐμέ (1613*, Andr. 235, Med. 739; auch Sing., τὸ ἐμόν, in

201*; Schwyzer II 175 Nr. 1). — ἀϑυμήσαντ᾽ : ‘wenn du aber siehst, daß ich in den Zustand der Mutlosigkeit verfalle’; zu dem Aor. Schwyzer II 261. — Zu dem Gedanken ('gefáhrliche Auswirkung seelischer Depression auf den Krankheitsverlauf’) vgl. Thuk. II 51, 4 (Schilderung der Pest).

297 τὸ δεινὸν xai διαφϑαρὲν φρενῶν: erst die allgemeine (389.399.413), dann die spezielle Bezeichnung gesetzt (1554). — cà . . . διαφϑαρὲν: 210*.312. 298 ἴσχναινε παραμυϑοῦ $^: die beiden Verbbegriffe dem Bereich der Krankenpflege angehörend: 1. ἰσχναίνειν "trocknen! (Debrunner, Gr. Wortbildungslehre 110.166), in 298 nicht präzis gebraucht (Σ ἀντὶ τοῦ ἔπεχε πράυνε κούφιζε), je-

doch gibt die Verwendung im eigentlichen (Hippocr. de liquid. 6) bzw. im metaphorischen Sinne (Ar. Ran. 939—941)

einen Hinweis, daB Or.s Krankheit — in

der Selbstschilderung



des Patienten

(Oedeme) gehört (ein ganz

‘gut zureden',

in die Kategorie

der 'Schwellungen'

anderer Aspekt liegt in 395f.* vor); 2. παραμυϑεῖσϑαι

'tróstlichen Zuspruch

geben’,

auf die seelische Betreuung

des

Kranken bezogen.

299 νουϑετεῖν φίλα: scil. νουϑετήματα (Tro. 1015; K.-G. II 1, 322 Anm. 4). — αἵδε: rückbezüglich (252*).

301 ἀλλ᾽: Überleitung zur SchluBermahnung (302 δός): 'nun aber geh hinein ..'; vgl. 311. 1082 (Denniston, G. P.? 13f.). 4*

38

Einzelerklärungen

302 ὕπνῳ ... &unvov: Antithese zwischen zwei Nomina (Subst. bzw. adj. Kompositum) gleichen Stammes, wegen des starken Affektgehalts im allgemeinen der Lyrik angehórend (163—5, Tro. 1291f.; Breitenbach 228.235).

303 ἐπιβαλοῦ: s. krit. App.; das Medium (dagegen Aktiv, λούτρ᾽ ἔδωκε, in 42), weil λούσασϑαι vorschwebt; zu der Bildvorstellung (Anlegen des Gewandes) vgl.

& 520, 8 440, Suppl. 2861., El. 1221. — χροῖ: ionisch (= χρωτί), Soph. Trach. 605 (Schwyzer I 578e). 304 προλείψεις: die Hinzufügung des Obj. (u' codd. et Z; vgl. 227) ist ein häufiger Fall von 'Kleininterpolation' (Jachmann, Binneninterpolation II 201); προλείπειν intransitiv

(Hec. 438,

Or. 817£., Thuk. VII 75, 4; K.-G. II 1, 93£.). —

εἰ... προσεδρείᾳ νόσον | κτήσῃ τιν᾽: das gleiche Philia-Motiv (Angst vor Ansteckung des anderen’) auch in 792f.* (zu der Parallele El.-Pyl. vgl. 221—795b,

307— 1091). 306 ἐπίκουρον: durch Enjambement betont. — ἄλλων... ἔρημος ὧν: an Pyl. ist noch nicht gedacht (vgl. 725—8; in 33* Interpolation). — 307 οὐκ ἔστι: El.s ‘nein’ (1097; Schwyzer II 631e Nr. 1) wird in 310f. abrupt aufgehoben, weil die

Bitte des 'Sterbenden' die höhere Philia-Verpflichtung (gegenüber dem συνϑνήσκειν; vgl. 1091) darstellt.

8071, xal 9aveiv . . . | καὶ ζῆν: der Todesgedanke emphatisch vorangestellt

(441*.758 u. ö.).

308 ἔχει: — παρέχει (235.448.1182; Thuk. II 61, 2; 41, 3, Andr. 244); ähnlich σϑένει (Hec. 2041.). — ταὐτόν : die geläufigere Form (738; Schwyzer I 609 Nr. 2—4 und Anm. 6; dagegen 655 ταὐτὸ). 310 ἀνάδελφος ἀπάτωρ ἄφιλος: asyndetisches Trikolon, aus adjektivischen Komposita gebildet (Hec. 669, Bacch. 995; Breitenbach 226; Dodds zu Bacch. 995; Kamerbeek

zu Andr. 401). —

€i... τάδ᾽ : ‘Entscheidung’; Els Abwesen-

heit (bis 844) ist dramatisch wichtig für die Entfaltung der MenelaosPylades-Szene (348— 806). 311 δρᾶν ... τάδ᾽: mit Bezug auf 301—3 vgl. 227 χκλῖνόν μ᾽,

bzw.

(1116*). — κλῖνον... δέμας:

312f. un... ἄγαν ἀποδέχου: eine Art Litotes: 'nimm nicht zu sehr an’, d. i. versuche loszuwerden, zu vergessen. — τὸ ταρβοῦν xéx«qofoOv a’: 210*. 297. — Die umschreibende Bezeichnung der Krankheit Or.s zeigt ein Abklingen gegenüber 253 ('anticlimax'). 3141. κἂν μὴ vgl. 235f.): ‘auch krank zu sein, so noch-ein-wissen’.

νοσῇς γὰρ . . .: SchluBsentenz (im Sinne der 'Autosuggestion'; wenn man überhaupt nicht krank ist, aber doch sich einbildet, kommt es bei den Sterblichen zu Erschópfung und Nicht-aus— Zu γάρ an 5. Stelle vgl. Suppl. 303 (Denniston, G. P.? 96).

316—34"7

. 1.Stasimon

Die Bezeichnung 'Stasimon' empfiehlt sich aus praktischen Gründen: sie trifft für dieses Lied 807—843





deshalb

ebenso

wie für die anderen Chorlieder dieses Stückes auDer

nicht im vollen Sinne

zu, weil es —

in ähnlicher Weise

wie

bereits die '"Parodos' (140—207) — in die Handlung einbezogen ist: die ‘Bitte an die Erinyen', Or. den Wahnsinn 'vergessen zu lassen’ (326) wird tatsächlich erfüllt, so daß es im weiteren Verlauf des Stückes zu keinem neuen Ausbruch der Krankheit mehr kommt.

317 δρομάδες . . . πτεροφόροι: Eigenschaften der Erinyen: 1. δρομάδες = περιτρέχουσαι bzw. περιτρέχειν ποιοῦσαι (2; 45.3261.837.1416.1493, Tro. 42), 2. πτεροφόροι "mit Flügeln versehen’, als "Töchter der Nacht’ (Eum. 322; Wilamowitz, Aischylos-Interpretationen, Berlin 1914, 227) bzw. zur Motivierung ihres plötzlichen

Erscheinens

(257) und

Verschwindens

(275.322.326);

anders

Aesch.

Eum. 51 (ἄπτεροί ye; Wilamowitz, G. H. 1? 399). — δρομάδες ὦ: 1246*. 318 ποτνιάδες ϑεαί: Euphemismus (38.321); ποτνιάδες — πότνιαι (vgl. γυμνάς = γυμνὴ Tro. 448; Bruhn zu Bacch. 609 und 664): Hinweis auf die 'potestas' (Dodds zu Bacch. 664— 7); der Sing. in Aesch. Sept. 887, Eum. 951.

319 áBdxyxcurov . . . 9iacov: Oxymoron (621.1493; Wilamowitz, Herakl. 112 196); zu dem Kompositum vgl. Demetrius, De elocutione II 85. — Die Bildvorstellung ("Thiasos' ; Vorstufe in Aesch. Ag. 1189f.) als'Leitmotiv' (257? 338.411.

582.835.1493ff.); in Verbindung mit “Threnos’ bereits Aesch. Suppl. 10001f. 321 peAdyxpwrec: “von dunkler, schwarzer Hautfarbe’ (408, El. 1345, Aesch. Eum. 52; vgl. Hec. 1105f. τὸν ἐς ’Aldx μελάγχρωτα πορϑμὸν von Charon) oder ‘mit schwarzer Kleidung angetan’ (Aesch. Eum. 368ff. 352, Cho. 1049). — aire: episch

(A

G.P.2523).

240).

86.238.279,



ei

...

Aesch. Pers. 42.297.762,

αἴτε:

Reihung

von

Sept. 140,

Relativsätzen

Ag. 49;

(Kranz,

Denniston,

Stasimon

322 ταναὸν αἰϑέρ᾽: Men. Sam. 111. — ἀμπάλλεσθϑ᾽: episch (© 85 vom Auf. bäumen des tödlich getroffenen Rosses, ' 692f. vom Hochschnellen des Fisches); Aktiv in Ar. Ran. 1358,

323 τἰνύμεναι: episch (T 259f., [Hes.] Erg. 803f.; dazu Wilamowitz, G. H. 12397 Anm. 1). — δίκαν ... φόνον: sog. Hysteronproteron: ‘die ihr büßen lassen

40

Einzelerklärungen

wollt Blutrache' (d. i. Tötung Klyt.s durch Or.), ‘die ihr zugleich aber auch büßen laßt Mord’ (d. i. Agam.s Ermordung durch Klyt.; das 2. Part. im Sinne des Impf.: ‘die ihr nicht ruht, bis...'; Kr. 53, 2, 9). — Die Antinomie

zwischen 'Verpflich-

tung’ und ‘Schuld’ Or.s bildet die Begründung für die Hikesia; zu dem ‘logischen Widerspruch’ vgl. Aesch. Eum. 322ff.745 (Groeneboom $8. 203). 324 καϑικετεύομαι καϑικετεύομαι: Anadiplosis (339; Kranz, Stasimon 231); Med. nur hier. — Die Erinyen werden in El. 1252 (ähnlich Aesch. Sept. 1055, Soph. O. R. 472) den Ἰζῆρες gleichgesetzt, die wie die Moiren als ‘ohne Mitleid strafend’ bezeichnet werden (Hes. Theog. 217).

326 ἐκλαϑέσθαι: 213, Herc. 1043. — λύσσας μανιάδος φοιταλέου: die Reihenfolge synonymer Bezeichnungen bedeutet anscheinend ‘antielimax’ (vgl. Timotheos frg. 3 Wilamowitz ϑυιάδα φοιβάδα μαινάδα λυσσάδα — 'climax'). 327 φεῦ

μόχϑων:

Gen. bei Interjektionen (161.412.1666, Tro. 584, Hipp.

936); Ausruf des Mitleids über den Muttermord und seine Folgen.

328 οἵων: scil. μόχϑων, mit Bezug auf die Tat Or.s. — ὀρεχϑεὶς: Pass. auch Hel. 1238, Ion 842 (Akt. in 303, Herc. 16).

3291. τρίποδος ἄπο φάτιν... δεξάμενος: das Part. gleichzeitig kausal (zu ópex9clc) bzw. adversativ (zu ἔρρεις). Der Chor drückt den Gedanken, Durchbrechung der göttlichen Rechtsordnung

El. in 162—5.

('Theodizee'), wesentlich milder aus als

— ὃν... ἔλακε.. . . ἀνὰ δάπεδον: Hyperbaton. Die Priesterin

saß auf dem Dreifuß (Wilamowitz, G. H. II? 30 und Anm. 3), so daß an unmittelbare Aufnahme der ‘aus dem Boden’ aufsteigenden Offenbarung nicht gedacht werden kann.

331 μεσόμφαλοι ... μυχοίῖ: 'penetralia’ (Sing. in Ion 229, Aesch. Eum. 39), der Ausdruck

‘Mittelpunkt

hier unprázis

der

Erde’

(μυχός nicht =

(Pind.

ἄδυτον).

Pyth. VI 3 Snell,



Der Omphalos

Aesch. Sept. 747,

galt als

Cho. 1036,

lon 5.462, Med. 668; Wilamowitz, Versk. 4961.; Ed. Fraenkel, Aisch. Ag. III 482 zu V. 1056).

333f. zig... τίς: Anapher ais (Gegenstand des Mitleids'; 832); und 'Kampf um Leben und Tod' (329—31) unbegreiflich sind. —

enge Verbindung des Gedankens; ἔλεος prägnant mit der Frage will der Chor sagen, daß ‘Mitleid’ für ihn als Folge der Erfüllung des Zeusgebots ἔρχεται: metaphorisch (= γίγνεται; 212.968,

Hec. 84.229).

335 ϑοάζων

σε:

ϑοάζω transitiv (Iph. T. 1140ff., Herc. 383f., Bacch. 65ff.;

Bruhn S. 42).

337 τις... ἀλαστόρων: der blutige Kampf läßt Or. nicht zur Ruhe kommen, weil “einer von den Alastores' das ‘Blut der Mutter’ (= die Erinyen; 361.) ins Haus

bringt (Med. 1259f.; Page S. 169); ἀλάστωρ 'Rachegeist (Aisch.), ‘ein als Werk.

316—347

1. Stasimon

41

zeug eines Gottes bzw. eines Daimon auftretender Mensch’ (Groeneboom zu Aesch. Pers. 353—354). — d: dat. incommodi (= τῷ ’Optom) vel modi (τῷ ἀγῶνι); der Alastor fügt Tränen an Tränen (συμβάλλει), d. ἢ. der Strom der Tränen reißt nicht ab.

338 ὅ σ᾽ ἀναβακχεύει: "Thiasos-Motiv' (319*); ἀναβακχεύειν kausativ (Hero. 1084f.; dagegen intrans. in Bacch. 862ff.).

339: s. Textprobleme 24f. 340 ὁ μέγας 0X oc: ‘die große Fülle’, ‘der große Segen des Glücks’ (807). — ob μόνιμος: Herc. 510f., Phoen. [558] (Ed. Fraenkel, Írg. 420, 4 Nauck?, Tro. 1203—6, Herc. 885.

Eranos

44, 1946, 82),

8411. ἀνὰ... τινάξας: “Tmesis’ (196.1047*). — Wecklein, Komm. 36: ‘wie ein Sturm das Segel eines Fahrzeugs packt . . ., so läßt der ráchende Daimon das

Glück eines Hauses im Strudel der Not zugrunde gehen'. Der maritime Vergleich ist nahegelegt durch die Doppelbedeutung von δαίμων (*Daimon’ bzw. ‘Seesturm’), entspricht aber überhaupt der Tendenz der tragischen Sprache, Fragen der menschlichen Existenz in Verbindung mit Anschauungen, die dem Erleben des Meeres entstammen, zu sehen (A. Lesky, Thalatta, Wien 1947, 228ff.). — λαῖφος 6... ὡς πόντου: zweifache Partikel zur Wiederaufnahme der Bild. vorstellung (Ion 966.927f.) nach δεινῶν πόνων. — πόνων .. . πόντου: Gleichklang zur Hervorhebung des tertium comparationis. — λαῖφος... ἀκάτου ϑοᾶς: "pars pro toto'. 343

κατέκλυσεν:

aor. gnom.

(Med.

129f., Hec. 598.847).

345 τίνα γὰρ: lebhafte Frage (K.-G. II 2, 335£. Nr. 7). — τίνα... ἔτι πάρος οἶκον ἕτερον ἣ: “welches andre Haus soll ich denn sonst noch verehren als das von einer Gótterehe, das von Tantalos hergeleitete?'; zu der lediglich gedachten Alternativmöglichkeit vgl. El. 14394 (Denniston S.198); ἔτι mit Bezug auf die Zukunft (Soph. El. 66, Trach. 257); πάρος... ἢ = μᾶλλον... fj ('potius'; Wecklein zu Iph. T. 656); die Frage formelhaft (Kranz, Stasimon 230). — Tantalos entstammt der Ehe des Zeus (V. 4) mit der Nymphe Pluto.

348—355

Anapäste

Die 'Marschanapáste' im Munde des Chors betonen (wie in 1012—17) als Auftrittsankündigung den Beginn einer größeren Handlungseinheit ('tektonische Funktion)

Die

Herausstellung

der

Siegerposition

des Men.

in hyperbolischer

Form geschieht um der dramatischen Antithetik willen: entsprechend der An. kündigung dureh El. (67f.) kommt Men. und wird mit dem ‘Abbild des Todes’. (885), Orest, konfrontiert.

348 καὶ μὴν: formelhaft beim Auftritt von Personen (456.1013.1503). — ὅδε δὴ: emphatisch (Denniston, G. P.? 208) mit Bezug auf 671.

349 πολλῇ [δ᾽ om. Tricl] ἁβροσύνῃ: “Hiatkürzung’ (— οὐ

—); Turyn,

Byz. Man. Trad. Eur. 191; Maas, Gr. Metr.! $ 122; Snell, Gr. Metr.? 56f.; zu dem

Prokeleusmatikos vgl. Iph. T. 215, El. 1319f. (Denniston S. 210), Aesch. Eum. 949 (Groeneboom S. 224). 360

δῆλος: 457*. Der Gedanke in Antithese zu 3451f.: an dem prächtigen Auf-

treten des Men.

ist zu

sehen,

daß

er aus

Tantalidenblut

stammt

(Wilamowitz,

Herm. 59, 1924, 255). — ἁβροσύνῃ: dat. causae zu δῆλος bzw. Dat. des begleitenden Umstandes zu στείχει (= ἁβρῷ ποδί; Med. 1164, Hel. 1528, Iph. A. 614, Tro. 506£.). — χιλιόναυν: 'kanonische Zahl’ bei den Tragikern (dagegen 1186 in B 494—759, 1200 in Thuk. 110, 4): Andr. 106, El. 2, Iph. T. 10. 141, Iph. A. 174. 354f., Rhes. 262; Plaut. Bacch. 928; Ed. Fraenkel zu Aesch. Ag. 45.

354 εὐτυχίᾳ. .. ὁμιλεῖς: ‘du hast mit dem Glück persönlichen Umgang’, d.i. 'Deifikation" (211.213*); zu der Vorstellung ("Umgang mit Göttern’) vgl. 8f., Hipp. 19, Heraclid. 871f.

356—491

Erster Teil des Menelaos-Auftritts

Diese Szene

umfaßt

die Auftritte der beiden

Gegenspieler

Or.s: 356—384,

449—455 Menelaos bzw. 456—491 Tyndareos (zusammen je 36 Verse). Die im letzten Abschnitt des Menelaos-Auftritts enthaltene ‘flehentliche Bitte’ Orests (880—384 bzw. 449—455 Hikesia I und II) wird durch die eingefügte Stichomythie aufgeweitet bzw. in zwei Teile zerlegt (385—448 — 64 Verse). Diese

‘Einlage’ stellt dramatisch gesehen das erste ‘Zögern’ des Menelaos dar. 356 ὦ δῶμα: Anrede des Hauses (Bacch. 1024 ‘Begrüßung’, Alc. 1 'Abschied"; Fr. Leo,

Plautinische

Forschungen

zur

Kritik

und

Geschichte

der

Komödie,

2. Aufl. Berlin 1912, 134) als Prologmotiv; zur Form des 'zweiten Prologs' (1554, Tro. 860) s. Schadewaldt, Monolog 24. — τῇ μὲν... τῇ δ᾽: Art. in adverbieller Verwendung

(einzige Stelle bei Eur.; Kr. 50, 1, 16 mit Beispielen aus Prosa). —

Zur Doppelheit der Gefühlsregungen (‘Freude des Wiedersehens' — “Schmerz über das Unglück’) läßt sich z. B. vergleichen 66*, Alc. 1f. (Schmerz) bzw. ebd. 23 (Dankbarkeit), worin jedoch ein Nacheinander vorliegt. — ἡδέως προσδέρχκομαι: das Praes. durativ ('freudiges Verweilen beim Anblick’); dagegen Aor. in 357 (ἰδὼν) mit Bezug auf den die Klagen auslósenden Anblick.

358 κύκλῳ: der zum Adverb erstarrte Dat. (Schwyzer II 155a) auch 444 als "Fülle des Ausdrucks’ verwendet. — κύκλῳ . . εἷλιχϑεῖσαν ἀϑλίοις κακοῖς 0 μᾶλλον: = ἀϑλιωτέραν. — ἀϑλίοις κακοῖς: Tro. 489f., Phoen. 1639, Hec. 425, Hel. 483f.

3608. τύχας ... xai 9ávacov: der zweite Begriff mit Bezug auf die Art und Weise des Todes ist dem Zusammenhang nach der wichtigere, daher nicht zu entbehren (361 del. Dindorf). — ἠπιστάμην: ‘es war mir bekannt’ (Schwyzer II 276 Nr. 1; 945*). Men. erläutert (yàp) das Unglück des Atridenhauses durch zwei Fakten, die durch μὲν - δὲ verbunden werden: 3601. Gattenmord, 369 b Muttermord;

dazwischen schiebt sich, beginnend in 362, die Erzählung vom Erscheinen des

Glaukos (362—9) ein. 362 προσίσχων

πρῷραν:

Gleichklang

zur

Betonung

des

'Kurswechsels'

(H. Weil S. 712). Die bereits im Prolog erwähnte Abholung Herm.s (63f.) wird an

dieser Stelle aus dramatischen Gründen unterdrückt (vgl. 1183). — προσίσχων:

44

Einzelerklärungen

das Simplex in Bacchyl. frg. 17, 87 sqq. Snell; das Kompositum absolut gebraucht Herodot VI 99, 1, IV 76, 2.

363 ὁ ναυτίλοισι μάντις: 836*.1637, Hec. 1267 (Schwyzer II 153c). 864 Νηρέως προφήτης: (dienender) Prophet des Nereus' (Apoll. Rh. A 1310f.; Á. Lesky,

Thalatta,

Wien

1947,

128).

Nach

boiotischer Sage

war

Glaukos

ein

Fischer, der nach dem Genuß eines Wunderkrautes ins Meer sprang und zum weissagenden Meeresdaimon wurde (2; Ovid. Met. XIII 904—965; Preller- Robert,

Gr. Myth.

I*610fF.);

H. J. Mette,

Aischylos

Gymnasium

des Aischylos,

Berlin

hat

62, 1955,

1959,

19—23;

ein 402;

Satyrstück ders,

Die

'Glaukos Fragmente

ders., Der Verlorene

Pontios’ der

Aischylos,

(dazu

Tragódien Berlin

1963,

178—181) geschrieben. — ἀψευδὴς θεός: das Kompositum ist terminus technicus der Mantik (vgl. das contrarium in 1667; Page zu Med. 354).

365 ἐμφανῶς κατασταϑείς: Hinweis auf das leibhaftige Erscheinen des Glaukos; zu dem Pass. (1459f., Bacchyl. frg. 17, 83 sq. Snell; Groeneboom zu Aesch. Pers. 206) s. K.-G. II 1, 123 Nr. 4.

367 Aovrpoicıv ἀλόχου περιπεσὼν πανυστάτοις: epexegetiseh zu 366 ϑανών, d.i. euphemistische Umschreibung des Gattenmordes (nach Aesch. Ag. 1108£. 1128). —

περιπεσὼν:

Schwyzer II 157d).

mit dat. loci verbunden

(Hec. 498, Ar. Ran. 969;

"

369 baum: Praes. zur Bezeichnung einer Handlung, die der Vergangenheit angehört (wie bei ἔρχομαι u. &.; Schwyzer II 274 Nr. 6; 1425*). 371 δοκῶν: Zi ὕπουλα (unterschwärig, heimtückisch) πάντα τὰ ῥήματα Μενελάου. 372 φίλαισι χερσὶ περιβαλεῖν: Men. redet von ‘Begrüßung’ (περιβαλεῖν in negativem Sinne: 25.906), kommt jedoch in Wirklichkeit, um seinen persónlichen Vorteil wahrzunehmen (1108).

373 ὡς εὐτυχοῦντας: "mir vorstellend, daß es ihnen gut ginge’. — ἀλιτύπων τινος:

ἁλι(κ)τύπος ‘Schiffer’

(ὃς ἄλα τύπτει ἐρετμοῖς); anders ἁλίτυπος ‘vom Meer

geschlagen' (Aesch. Pers. 945; Italie S. 122). 375 xal νῦν ...: adversativ: ‘auch jetzt (obwohl ich weiß, daß Or. die Mutter getötet hat) sagt, wo er ist’ (204, Soph. Phil. 385, Hel. 734 ff.; Denniston, G. P.?

292). — ὦ νεάνιδες: vgl. dagegen 130.844.1313, dazu die stilisierte Anrede im Munde Hl.s in 1246.

376 ὃς τὰ δείν᾽ ἔτλη κακά: formelhafte Umschreibung der Tötung (Iph. T.

617).

379 οὐκ Av... γνωρίσαιμ᾽ àv: doppeltes ἄν zur Bezeichnung der engen Zusammengehörigkeit von οὐκ... γνωρίσαιμ᾽... εἰσιδών (Soph. El. 333£.,, Hec. 3591£.742.1199f., El. 534, Tro. 961.985.1244; insgesamt 48 Stellen bei Eur.).

356—491

380 ὅδ᾽ εἴμ᾽ ᾿Ορέστης:

Erster Teil des Menelaos-Auftritts

45

‘sieh her, hier bin ich, Orestes' (Aesch. Cho. 219;

Schwyzer II 209 Nr. 1). Or.s Hervortreten und seine unvermittelte 'flehentliche Bitte' (382—4) — in Widerspruch zu der Gnome in 251* — machen seine Im-

pulsivität (‘Neigung zu Kurzschlußhandlungen’) deutlich (384*). 381

ἑκὼν... μηνύσω: Or.s rückhaltlose Offenheit (vgl. dagegen das Gebot

in 393) entspricht an sich dem Prinzip der Philia (188f.191ff.734.736 u. ö.), sie erweist sich jedoch gegenüber Men. als unangebracht. 382

πρωτόλεια:

'Erstlingsgabe

aus

seiner

Beute’,

metaphorisch

(Beute —

Glücksposition des Siegers): Men. soll von seiner Fülle dem in Not befindlichen Verwandten,

Or., einen für ihn selbst geringfügigen Teil abtreten; der Gedanke

bis zur ‘Nichtigkeit’ weitergeführt in 642 (zu dem Motiv der 'Geringfügigkeit beim Opfer vgl. 128f.); zu der Bildvorstellung in 382 vgl. Phoen. 856f. — Der Akk. der Sache wie bei einem Verbbegriff des Bittens (ß 210; Schwyzer II 82a) gesetzt. — στόματος ἐξάπτων λιτάς: metaphorisch: ‘Bitten aus dem Munde anfügend’; zu ἐξάπτειν vgl. Iph. A. 1216f. 383 ἀφύλλου

στόματος:

prägnant

(das Kompositum, an sich zu λιτάς ge-

hörend, in Enallage): “Bittflehen ohne Blätter, vielmehr nur durch den Mund’ (d. i.

Motiv der 'Ersatzhandlung; in Ermangelung eines Öl- oder Efeuzweiges, den der Adorant auf die Knie des Angeflehten legte, trágt Or. seine Bitte formlos vor. 384 αὐτὸς: nehmen

die Bedeutung dem vorausgehenden Imperativ (σῷσόν μ᾽) zu ent-

(Schwyzer 11 211

Nr. 1): 'rette mich, denn du bist als der einzige, der

mich retten kann ..., erschienen’ (vgl. 724). — ἐς καιρὸν κακῶν: Begründung des Handelns (380*.699*).

385 τί λεύσσω, τίνα δέδορκα: Háufung von Fragen als Ausdruck der Erregung (215.732.849 u. ö.). — τίνα... νερτέρων: zu dem Motiv (Erscheinen der Totenseele) vgl. 674—6*, Hec. 1ff.; auch 83*.

386 εὖ γ᾽ εἶπας: 'du hast völlig recht’ (meist εὖ ye allein; Schwyzer II 628); zu emphatischem γε bei einem Adv. s. Denniston, G. P.? 127. — οὐ... ζῶ κακοῖς, φάος δ᾽ ὁρῶ: das Wortspiel besteht darin, daß die tautologisch verwendeten Bezeichnungen (ζῶ = φῶς ὁρῶ) hier entgegengesetzten Sinn haben (‘ich lebe nicht, obwohl ich das Licht sehe'); zur pointierten Verwendung eines ambivalenten Verbbegriffs in ursprünglicher Bedeutung vgl. 1083. 387 ὡς Begründung

ἠγρίωσαι: das

wörtliche Wiederholung

mitfühlende

Verständnis

Els

nach 226 (worin die angefügte bekundet);

óc

exklamativ,

als

Ausdruck des Entsetzens im Munde des Men. 388 τἄργ᾽: ‘was ich getan habe’ (= der Muttermord); der Plur. ohne erkennbaren

Unterschied

vgl. 287*.548*). (= ἧσσον... in 555f.



zum

Sing.

οὐχ...

gebraucht

(Beispiele

bei Denniston

zu

El. 47;

ἀλλὰ: die Negation im Sinne eines Komparativs

ἢ) gesetzt; umgekehrt der Komparativ in ausschließender Bedeutung

46

Einzelerklärungen

389 δεινὸν... λεύσσεις: Akk. des Inhalts (224*, Alc. 773; bereits homerisch: T 342, X 95; K.-G. II 1, 309c). — ὀμμάτων ξηραῖς κόραις: ξηρός 'trocken' (ursprünglich 'von brennendem, salzigem Geschmack'; s. Schwyzer I 329 Nr. 4), in der sachlichen Bedeutung fast gleich ‘unnütz’ (Garzya zu Andr. 784; DenniBton zu El. 239); dazu vgl. auch τὸ ξηρόν als Stilbegriff ('trivial') bei Demetrius, De elocutione IV 237 (auch von der Verwendung kurzer Kola ebd. 238).

390 οὐ λέλοιπέ με: ‘ist mir nicht ausgegangen’, d.h. ist geblieben (perf. resultativum; Schwyzer II 263): der Körper ist dahin, die Bezeichnung 'Muttermórder' (392) aber ist geblieben; s. Textprobleme 25. 391 παρὰ λόγον: 977, Bacch. 940; Schwyzer II 497 Nr. 2. — Langes anceps (&) vor geteiltem 1. longum in diesem Stück häufig (54mal): z. B. 2.47.52.64.72.

90.99.113.126. — ὦ...

σὴ .. . ἀμορφία: Anrede an den abstrakten Begriff

als Ausdruck des Pathos wie z. B. Tro. 108; Schadewaldt, Monolog 124f.; Schmid,

GdgrL 13, 799 Anm. 6. — V.391 an 390 an.

'Zwischengedanke':

392 schließt unmittelbar

392 μητρὸς τῆς ταλαιπώρου: das Kompositum als Hinweis auf den 'Konflikt' Or.s (5461.563); ähnlich das Adj. in 402. 393

«eí5ou

δ᾽ : 'parce (verbis) (das contrarium Hec. 1044); vgl. 1327, Aesch.

Ag. 1247. — ὀλιγάκις λέγειν κακά: ‘vom Unheilvollen nur wenig, selten reden!'; der Inf. als allgemein gültiger Imperativ,

wie er in der Gesetzessprache üblich

ist (E. Kieckers, Historische griechische Grammatik 4, Berlin 1926, 83; K. Meister-

hans, Grammatik der attischen Inschriften, 3. Aufl. Berlin 1900, 247). 394

φειδόμεϑ᾽

... πλούσιος κακῶν: pointierte Antwort:

‘ich spare schon

(an Worten), aber der Daimon ist mir gegenüber reich an Übeln', d.h. der D. spart nicht. — ἐς ἐμὲ : 'geteiltes longum gibt es nur innerhalb drei- oder mehrsilbiger Wortbilder' (Snell, Gr. Metr.? 13). 395 τί χρῆμα πάσχεις:

“was ist es denn, was du zu leiden hast?’ (757). —

τίς σ᾽ ἀπόλλυσιν νόσος : Präzisierung der ersten Frage (vgl. 401); zur Häufung der Fragen vgl. 385*.

396 ἡ σύνεσις: scil. ἀπόλλυσί pe, was als Oxymoron empfunden wurde (vgl. 1524). — ὅτι: epexegetisch ((2538f.; Schwyzer II 646 Nr. 3). — Der Gedanke prägnant (995): ‘die (späte bzw. zu späte) Einsicht richtet mich zu Grunde (diedarin besteht), daß ich mir bewußt bin, Schreckliches, Frevelhaftes begangen zu haben’; die Auffassung, daß der Schmerz im Intellekt begründet sei!, wird näher ausı Während bei Solon die Dike als außerhalb des Menschen vorhandene Instanz für Recht und Unrecht verstanden ist (frg. 3,15 sq. Diehl?), wird bereits bei Aischylos (Cho. 10215f.; Pohlenz, Gr. Trag. I* 412) das Innere des Individuums zum Schauplatz der Aus-

einandersetzung über die begangene Tat. Der älteste Beleg für das Empfinden selbst begangenen Unrechts ist anscheinend £ 85ff. (K. Latte, Der Rechtsgedanke im archaischen Griechentum, Antike und Abendland II 1946, 69).

956—491

Erster Teil des Menelaos- Auftritts

47

geführt in Andr. 804, (Kamerbeek S. 65). — Das Wort σύνεσις bedeutet ursprünglich das 'Zusammengreifen'

(x 515; Ed. Fraenkel, Aisch. Ag. II 280), dann über-

tragen die "Fähigkeit zu denken’ (Wilamowitz, G. H. II*387 Anm. 1), 'Gescheitheit’ (1524) und schließlich das Ergebnis der Anwendung

dieser Fähigkeit: Be-

scheidwissen, ‘Einsicht’ (s. o.). Das Gegenbeispiel zu Orest bildet Klytaimestra, die ihren Fehler wohl bemerkt, aber nicht zur Einsicht kommt (5761.; dazu vgl. Sall. Cat. δ, 7 agitabatur magis magisque in dies animus ferox inopia rei famiharis et conscientia, scelerum). Für Or.s Verhalten ist typisch die völlige Inaktivität bzw. der ‘Schmerz’ (398) über das Geschehene, nachdem er erkannt hat, daß

das,

was

er

getan

hat,

mit

den

Grundsätzen

des

von

ihm

zur

Richt-

schnur genommenen normativen Denkens nicht zu vereinbaren ist. — Aus der Literatur zu σύνεσις sei genannt: F. Zucker, Syneidesis-Conscientia, Jena 1928 (Jenaer Akad. Reden 6), 7 = Semantica, Rhetorica, Ethica, Berlin 1963, 101f.;

B. Snell, Die Ausdrücke für den Begriff des Wissens in der vorplatonischen Philosophie, Berlin 1924 (Ph U 29), 56 Anm. 1; ders., Gnomon 6, 1930, 21ff.; M. Pohlenz, Der hellenische Mensch, Göttingen 1948, 344; ders, Die Stoa, 1. Aufl.

Göttingen 1949, 1317; II 158; O. Seel, Festschrift für F. Dornseiff, Leipzig 1953, 298. 397 σοφόν τοι... .: durch die Sentenz spricht Men. — da ihm die Aussage in 396 unklar geblieben ist — Or. die σοφία kurzerhand ab (ähnlich Tynd. in 492—5):

“was meinst du? Denke

daran, daß klug (= Kennzeichen des Klugen)

die Klarheit, nicht die Unklarheit ist’. — τοι: 229%. — τὸ σαφές:

σαφής ist das,

was sich als das, was es ist, augenfällig darstellt’ (Wilamowitz, Herakl. II? 18 zu V. 55); σαφήνεια kommt naturgemäß der σοφία an erster Stelle zu. — τὸ σαφές,

οὐ τὸ μὴ σαφές: pleonastische Antithesis (558*, Iph. T. 512 u. ö.). Zur Häufung der s-Laute in 396 und 397 vgl. 238*.450*, Ion 386 (Owen S. 99).

398 λύπη . . . ἡ διαφϑείρουσά με: "Niedergeschlagenheit ist es vor allen Dingen, was mich zu Grunde richtet’. Or. führt nun die psychischen Folgen des Muttermordes (λύπη, μανίαι) an, d. i. die in 43ff. von El. geschilderten alternierenden

Phasen der νόσος, wobei das Mythische ('Erinyen-Motiv') vorübergehend in den

Hintergrund tritt; eine strenge Scheidung ist jedoch offenbar nicht angestrebt, weder zwischen der intellektuellen Seite des Handelns und den zu Grunde liegenden 'irrationalen Gewalten' (Pohlenz a. O. 413) noch zwischen dem inneren und

äußeren Ursprung der Pathosmomente (vgl. 407ff.). — μάλιστά γ᾽: 460. — ἡ διαφϑείρουσά με: scil. ἐστίν; das Part. mit Art. nimmt den synonymen Verbbegriff in 395 (ἀπόλλυσι) auf; zur Assimilation an das Subst. vgl. Xen. An. III 1, 42; 2, 18, Soph. Ant. 189 (K.-G. II 1, 592 Anm. 3).

399 δεινὴ yàp ἡ Yeöc: ‘schlimm ist die (eben genannte) Gottheit’; λύπη als "Deifikation'

(211.213*.782*;

Verspottung

in

Ar. Ran. 892ff.;

Wilamowitz,

Herakl. II? 129 zu V. 557; Platnauer zu Iph. T. 1161) aufgefaßt, da sie die δύναμις

zur Zerstörung besitzt. — ἀλλ᾽ ὅμως ἰάσιμος : Gemeinplatz; vgl. 413.

48

Einzelerklärungen

401 ἤρξω. ... πότε: emphatische Stellung des Fragewortes (K.-G. II 2, 515 Nr. 2).

402 ἐξώγκουν τάφῳ: idiomatischer Ausdruck: nicht das Grab, sondern 'der Tote wird durch das Grab hoch aufgerichtet’ (vgl. 1585). 403 πότερα ... N: scil. ἤρξω. Die inhaltlich überflüssige Frage charakterisiert das 'Zógern' (794) des Men.

404 φυλάσσων ὀστέων ἀναίρεσιν: ‘als ich die (Möglichkeit, den Zeitpunkt zur) Bergung der (bei der Einäscherung nicht verbrannten) Knochen abwartete’; zur Bedeutung von ἀναίρεσις vgl. Suppl. 18, Thuk. IT 34, 3.

405 παρῆν τις ἄλλος: dramatischer Hinweis auf 725—806 (anders 33*). — ὃς σὸν ὥρϑευεν δέμας: 800.1015f.; Hesych. s. v. ἀνώρϑου ἐθεράπευεν. 406 αἷμα καὶ .. . φόνον: der erste Begriff allgemeiner (αἶμα — φόνιον ἔργον); μητρὸς jn ἀπὸ xotvoó-Konstruktion (Aesch. Prom. 1015, Herc. 1091f.; Ed. Fraenkel, Aisch. Ag. II 295 zu V. 589). 407 ἐκ qacpátov ... ποίων ὕπο: Verbindung von Satz- und Begriffsfrage ('ex simulacris aegrotas? ex quibus?' Gottfr. Hermann): Men. beginnt mit einer bloßen Vermutung, sieht diese jedoch sogleich als so sicher an, daß er, ohne die Antwort abzuwarten, gleich die zweite Frage anschließt; &x auf die allgemeine Ursache, ὕπο auf die unmittelbar die Krankheit auslósenden Kräfte bezogen.

408 νυκτὶ 1049, Eum.

προσφερεῖς: 52, Ov. Her.

A 47, Or. 321*, El. 1345, Aesch. Ag. 462f., Cho.

103 Erinyes atrae. — τρεῖς... κόρας:

1650. — Zum

Nebeneinander von modernen und traditionellen (d.i. realistischen und psychologischen bzw. mythischen) Vorstellungen s. Schadewaldt, Monolog 27; W. Zürcher 167 Anm. 22; Bem. zu 398.

410 σεμναὶ yàp: “(du nennst die Erinyen mit Recht nicht) denn sie sind heilig’; zur Ellipse bei γάρ (430.444.490.794 b.798 b) s. Denniston, G. P.? 74. — ἀποτρέπου: die an sich leichte Änderung (ἀπετρέπου Hermann, aufgenommen von Murray) überflüssig: der Imperativ konzessiv (‘ich habe nichts dagegen, daß du dich guter Erziehung gemäß hütest, die Erinyen zu nennen’). Die Erinyen wurden unter dem Namen Σεμναΐ in dem Gau Kolonos verehrt (Soph. El. 112, Ai. 837; Kaibel, Komm. zu Soph. El. S. 88).

411 αὗταί σε βακχεύουσι: zu der Bildvorstellung ("Leitmotiv') vgl. 582.835, auch 319*; zum

transitiven Gebrauch

Frage,

Feststellung:

sondern

‘wenn

des Verbs 835,

die Erinyen

dich

Herc. 966. —

In 411 keine

in Raserei versetzen,

so

tun sie das auf Grund des Verwandtenmordes'. Zu dieser ‘Kälte’ des Men. stimmt ausgezeichnet der als unmittelbarer Gefühlsreflex folgende Schmerzensausbruch Or.s (412), der an dieser Stelle zum

erstenmal zu empfinden scheint, daß Men.

ihm nicht helfen wird; entsprechend der Gedanke in 414 apologetisch.

356—491

Erster Teil des Menelaos-Auftritts

49

412 oipoı διωγμῶν: 327*.1029.1286.1666. — Die Bildvorstellung der ‘Jagd’ auch in 836 mit Bezug auf die Erinyen gebraucht. — οἷς: Dat. des mitwirkend der Handlung zukommenden Begriffs (Kr. 48,15,16) beim Synonymon des vorschwebenden Verbbegriffs (ἐλαύνομαι — διώκομαι; Garzya zu Andr. 31); sonst bei ἐλαύνομαι der Instrumentalis (Andr. 31, Soph. Trach. 1045, Ai. 275, Ion 1619£.).— τάλας: Umschreibung der 1. Pers. (= ἐγώ), meist mit Art. (293*.1028; Kr. Di. 50,

7, 4).

413 οὐ δεινὰ: ‘das sind keine schlimmen Dinge, wenn...; der Plur. zur Bezeichnung der Mannigfaltigkeit bei Thuk. und Skenikern (Schwyzer II 606γ). —

τοὺς εἰργασμένους: scil. δεινά, d. i. eine Art ‘Satzhaplographie’ (502). 414 ἀναφορὰ τῆς συμφορᾶς: "translatio criminis" (76.597). 415 τοῦτο: Wiederaufnahme von ϑάνατον εἰπεῖν (1083*). Men. hat die Verbindung ἀναφορὰ τῆς συμφορᾶς mif verstanden (‘Erleichterung von dem Unglück’ — Selbstmord).

Er

ist der Ansicht,

daB für einen

σοφός

eine 'heroische

Lösung’

(vgl. 946—9) nicht in Betracht kommt. — τοῦτο μὲν yàp: es gibt noch andere Möglichkeiten, die jedoch nicht genannt werden {μέν solitarium); s. Denniston, G. P.? 381 (II). 416 Φοῖβος: scil, ἐκέλευσε (zu κελεύσας); zu der Ellipse vgl. 644*. 1037*. 417 ἀμαϑέστερός γ᾽ ὧν: ‘ja, weil er das Gute und das Recht weniger kennt (als es angemessen wäre)’; der Komparativ ohne das zweite Glied der Vergleichung

häufig

(605.617.1327); γε affirmativ und eingrenzend

(1074*; Denniston,

G. P.? 132). Durch die ironische Bemerkung versucht Men., Or.s Berufung auf den Gott ad absurdum zu führen. 418 δουλεύομεν ϑεοῖς: Or. will sagen: der Muttermord ist 7j ἐμὴ «à ϑεῷ ὑπηρεσία, d.h. er ist keine selbständige “Entscheidung'; vgl. 715£.*. — ὅ τι nor’ εἰσὶν οἱ ϑεοί: “ungeachtet dessen, was das eigentlich ist, die (allgemein angenommenen) Gótter'; zur ursprünglich deiktischen Funktion des Art. (129.245.561.1140, Bacch. 894, Herc. 12631.) s. K.-G. II 1, 592 Anm. 4. — In den meisten codd. der Art. anscheinend deshalb ausgelassen (εἰσὶν ol ϑεοί P: εἰσὶν vel -oi ϑεοί cett. et Iustin. De monarch. Ip. 126), weil man ϑεοῖς zweisilbig lesen wollte, was jedoch

gegen die Regel verstößt (Maas, Gr. Metr.? $ 103). 419 κἄτ᾽ (xai εἶτα) : in sarkastischem Ton (Denniston, G. P.?311): 'und doch schafft Loxias keine Abhilfe... .?' ; vgl. 443. — τοῖς σοῖς κακοῖς: — σοί (683). 420

μέλλει: scil. ἀμύνειν (Thuk. I 101, 1; K.-G. II 2, 565f.). Zu dem Gedanken

(‘Zögern des Gottes’) vgl. Soph. O. C. 1536f., Ion 1614f., Bacch. 882ff., frg. 800, 1f., auch Solon frg. 1, 25—28. 16251ff. dar.

421



V. 420 stellt einen dramatischen Hinweis auf

μητρὸς ... πνοαί: ‘die Atemzüge, das Leben der Mutter’, Umschreibung

der Person (Affektausdruck).

50

Einzelerklärungen

423 μετῆλϑόν σ᾽ αἷμα μητέρος: der doppelte Akk. nach Analogie von τιμωρεῖσϑαι (Cycl. 280f.; K.-G. II 1, 327 Anm. 9). 424 ἔφυν φίλος (Brunck: ἔφυς κακός codd.) : s. Textprobleme 27. Zu dem Gedanken

vgl. Soph. Ant. 99, Suppl. 867f. Die φιλία Or.s gegenüber dem

Vater

ist Ausdruck seiner εὐγένεια (784.954.1062); dazu vgl. Iph. T. 609f. 425 πατρὸς... τιμωρία: Emphase des entscheidenden Begriffs ('Hyperbaton') — σ᾽ ὠφελεῖ: bezeichnenderweise betont Men. den Gedanken des χρήσιμὸν bzw. ξυμφέρον (auf den sich Or. bei der letzten Hikesia in 640—679 ebenfalls einstellt).

426 τὸ μέλλον: ‘das Säumen’ (Thuk. 1 84, 1); dagegen die Bedeutung ‘Zukunft’ in 478.860. — Der Gedanke in 426b weist über den Zusammenhang der Stelle hinaus: auch das ‘Zögern’ des Men. (715f.748*) ist gleichbedeutend mit ‘Nichtstun’. 427 τὰ πρὸς πόλιν: 'quod ad rem publicam attinet” (1664); Or.s Verhältnis zur Polis, das bereits im Prolog berührt wurde (46— 50), stellt nach Aufbau und Gesamtinhalt das zentrale Anliegen des Stückes dar (vgl. 844—959.1664f.). — 66: an 4. Stelle (1664, El. 426, Ion 1591, Tro. 742, Hipp. 835; Denniston, G. P.? 187f.). 428

προσεννέπειν: scil. τινά (47); K.-G. II 1, 35g.

429 κατὰ νόμον: nach Gesetz’, “wie es Brauch ist’, formelhaft (Schwyzer II 478). — οὐδ᾽ ἥγνισαι.. .. χεροῖν: gen. separat. "hast du nicht dein eignes Blut durch rituelle Entsühnung von beiden Händen entfernt?'; an die Entsühnung des Mörders im Ausland (Herodot I 35, 1f.; Bem. zu 765) ist an dieser Stelle offenbar

nicht gedacht. 430 ὅπῃ (ὅποι V) μόλω: prägnanter Gebrauch von ὅπῃ (635.723, Hec. 1056; Ed. Fraenkel, Aisch. Ag. III 725 zu V. 1532); zum Fehlen von &v im konjunktivischen (hypothetischen) Relativsatz vgl. 805f., Soph. O. R. 316£., El. 972, Ion 855f., Iph. T. 1064, Med. 516; Schwyzer II 312. 431 τίνες πολιτῶν ... γῆς: “welche Bürger wollen dich aus dem Vaterland kämpfend vertreiben?’ (38*), d. i. gegenüber 430 insofern ein neuer Gedanke, als

nach der Partei gefragt ist, die Or.s Verbannung betreibt, während in 428 bzw. 430 von der Ächtung die Rede ist, an deren Durchführung alle Bürger beteiligt

sind. 432 Οἵαξ: Sohn des Nauplios; die Feindschaft gegen Or. war in der Tötung des Bruders Palamedes, die Agam. mit Odysseus und Diomedes veranlaßt hatte, begründet: nach einer Vermutung von C. Robert (Bild und Lied, Berlin 1881, PhU 5, 184; Krieg 671.) war diese Feindschaft in der Orestie des Stesichoros

(frg. 34 Bergk* = frg. I Vürtheim) behandelt. — τὸ Τροίας μῖσος: gen. obi., ‘Haß wegen (der Ereignisse vor) Troja’ (K.-G. IL 1, 335). — ἀναφέρων: das Subst. in 414*.

356—491

Erster Teil des Menelaos-Auftritts

51

434 διὰ τριῶν: der persönliche Bezug wegen 435 und 436 unvermeidlich (deshalb auch die von Page zu Med. 585 vermutete metaphorische Bedeutung abzulehnen); Gottfr. Hermann hat daher Klyt., Oiax, Aigisthos vermutet (angenommen von Chapouthier 49a Anm. 1). Vielleicht ist dieser individuelle Bezug

nicht notwendig: 1. die Bürger insgesamt (446), 2. Oiax bzw. der Adel (899f.), 3. die gegenwärtigen Machthaber (Freunde des Aigisthos; vgl. 894). 435 3j που: Vermutung in Form der Frage (844*). 438 οἵτινες: der Plur. auf 437 πόλις (als Kollektivum) bezogen (constructio ad sensum’: 920.1135*); vgl. 436 οὗτοι. 439 τί δρῶντες: scil. ζῆν οὐκ ἐῶσί oc (438); vgl. 7751. 795, Med. 605f. — ὅ τι καὶ σαφὲς ἔχεις εἰπεῖν ἐμοί: von antiken Erklärern als dir. Frage aufgefaßt (£ 149, 18 Schw. τὸ 6 τι ἀντὶ τοῦ τί; Méridier: 'peux-tu me le dire exactement?’),

jedoch wohl besser Brachylogie anzunehmen (Σ 149, 15 Schw. εἰπέ μοι σαφῶς, ὃ ἔχεις εἰπεῖν; K.-G. II 2, 517 Anm. 1). — ὅ τι xal . . . ἔχεις: "was du (nicht nur als Vermutung, sondern) sogar als gewiD mir sagen kannst', d. i. Ellipse des Gedankens bei xat (Hel. 1200, Soph. Ai. 917ff.; Denniston, G. P.? 295).

440 ψῆφος... (488.885Ff.943 ff). —

οἴσεται: ‘die Abstimmung in der Ekklesia wird stattfinden’ οἴσεται:

passivisch

(Herodot

VIII

49,2; 76, 2, Or. 516.

1670*; Schwyzer I 763). 441 ἣ Yaveiv ἣ μὴ 9aveiv: 50.758.886.1245; die gleiche Form der Antithese Tro. 110, Hipp. 177; vgl. auch 583f. 442 Yaveiv: Wiederholung und nähere Ausführung des ersten, die schlimmere Möglichkeit bezeichnenden Teils der Alternative. — λευσίμῳ πετρώματι: 50*.863. Die 'Steinigung' war eine uralte von der Gemeinde vollzogene Strafe für Vergehen gegen diese (Schadewaldt, Herm. 71, 1936, 25ff.).

444 κύχλῳ ... εἱλισσόμεϑα: 358*. Der eigentliche Gedanke, der hier neben die reine Vorstellung ('Einkreisung') tritt, in dem Instrumentalis {παγχάλκοις ὅπλοις) enthalten; vgl. 38*.

445 πρὸς "Apyeiag χερός: prägnant, d.i. Anklang an das χειροτονεῖν in der Volksversammlung (1027*; V. Ehrenberg, Der Staat der Griechen 1, Leipzig 1957, 42). 446 βραχὺς λόγος: formelhaft ('Epilogos'; 678f.* 1203*, Cic. Act. in Verrem I c. 18 ὃ 66). 447 ὦ μέλεος: Ausdruck der Rührung (160.839.1029; zu dem Nominativ in der Anrede s. K.-G. II 1, 478, Nr. 2): Men. ist jetzt für Or.s Unglück so aufgeschlossen, daß dieser sein Hilfegesuch noch einmal zu wiederholen wagt.

450 μετάδος.... σῆς εὐπραξίας: der ‘Ausgleich der Glückspositionen’ ist ein wichtiger Grundsatz der Philia (382*.735*.1098f.*), der im Mechanema 5 Biehl

82

Einzelerklärungen

des zweiten Teils seine negative Anwendung findet. — φίλοισι σοῖσι: Plur. zur Bezeichnung der Einzelperson (Soph. O. R. 1176, Ο. C. 813; Schwyzer II 450). — Häufung der s-Laute (238*.397.616, Med. 476, Plato comicus frg. 30 Kock; U. Knoche, Rh. Mus. 85, 1936, 56 Anm. 3).

451 ἀπολαβὼν

Eye: Umschreibung des Perf. ('schema Sophocleum’; Soph.

O. R. 577.699.731, Ant. 22. 32. 77. 180, Med. 33. 90, Phoen. 705, Tro. 1122; Schwyzer II 263).

452 ἀντιλάζου:

753 ἀντιλάζυσϑαι

(Eur. statt ἀντιλαμβάνεσϑαι),

Med.

1216,

Iph. A. 1109. 1227, Suppl. 363; Wilamowitz, Herakl. II? 210 zu V. 943.

453 χάριτας πατρῴας ἐκτίνων: ‘die väterlichen (d.i. vom Vater, Agam., empfangenen) Vorleistungen zurückzahlend’; πατρῴας statt des Gen. der Per. sonenbezeichnung (τοῦ πατρός) gesetzt (Schwyzer IL 176f.y). — Als zweites Argument führt Or. die Verpflichtung des Men. auf Grund der Waffenhilfe des Agam. an (642—657); vgl. 450. — ἐς οὗς: der Plur. generell (450*) oder auf Or. und El. zusammen bezogen.

454 ἔργον δ᾽ οὐκ ἔχουσιν: der Verbbegriff streng genommen nur zum ersten Obj. passend (ὄνομα... ἔχουσιν): ἔργῳ δ᾽ οὐ φίλοι εἰσίν (d.i. eine Art Zeugma).

454f. oi φίλοι. . . φίλοι: Homoioteleuton (5671. 1128 f. 1351£. u. ö.). — Or.s Hikesia schließt mit einer Sentenz: ‘die Freunde, die im Unglück keine Freunde sind, tragen zwar den Namen Freunde, sie sind es aber in Wirklichkeit nicht’ (802£.); die Appos. (455) schränkt streng logisch genommen den Subjektsbegriff

(454 οἱ φίλοι) ein bzw. hebt ihn als Gegensatzbegriff geradezu auf (eine Art 'Oxymoron"). Das Ergebnis der (negativen)

'Bewührungsprobe' des Men. faßt Or. am

Ende der Gesamtszene wiederum in einer Sentenz (803—6) zusammen. 456 καὶ μὴν: 348*. Der plötzliche Auftritt des Tynd. unterbricht vorübergehend die Hikesia-Handlung, die erst in 632 wieder aufgenommen wird. Auf diese Weise

gewinnt

Tynd.

füllt also —

Men.

Zeit, über

vom

seine Antwort

Dramatischen

nachzudenken.

her gesehen



Der

das Vakuum,

Auftritt

des

das durch

das ‘Zögern’ (794 &xvoc) des Men. entstehen würde, mit Handlung aus, ja mehr noch: die Person des zornigen Greises gibt Gelegenheit, vor Men. die Gegenposition zu den Ausführungen Or.s darzulegen. — γέροντι: 985*. — γέροντι... ἁμιλλᾶται ποδὶ: metaphorisch von der mühevollen Art des 'Gehens mit greisem Fuß’ (die spezifische Bedeutung des Verbbegriffs ergibt sich jeweils aus dem Zusammenhang: 38*, Cycl. 627f., Hel. 387, Soph. El. 491; Krieg 76); die Bildvor-

stellung ('Agon') (492 — 631) hin.

weist

bereits auf den

Hauptinhalt

des Tyndareos-Auftritts

457 μελάμπεπλος: das Part. (ὦν) kann neben χεκαρμένος (458) ohne weiteres fehlen (350, K 3421., Soph. Ant. 839ff.; Schwyzer JI 4041. Nr. 2). — Das Anlegen

356—491

Erster Teil des Menelaos-Auftritts

53

schwarzer Gewandung geschieht wie das Scheren des Haupthaares zum Zeichen der Trauer (Alc. 425ff., Suppl. 972ff., Tro. 141f.). 468 κουρᾷ. .. κεκαρμένος: 34.412*.726 (Kr. 48, 15, 16). — xoup& .. . 9uyaτρὸς πενϑίμῳ: der Gen. wohl ursprünglich von einem in πενθίμῳ empfundenen Subst. abhängig zu denken (ϑυγατρὸς πένϑει, d. i. gen. obi.; Alc. 101f. 426), hier als

Bezeiehnung

der

Veranlassung wie bei einem

verbum

affectus

gesetzt

(751;

Schwyzer YI 133 Nr. 4).

459 ἀπωλόμην, MevéAae: Τυνδάρεως ὅδε: Anapást in Eigennamen zu Beginn des 2. bzw. 3. Metrums (704, Ion 285, El. 314. 915; Wilamowitz, Herakl. TI? 57 zu

V. 220).

460 οὗ... αἰδώς μ᾽ ἔχει: gen. obi., dem Akk. beim Verbum (αἰδέομαί τινα) entsprechend; vgl. den präpositionalen Ausdruck in 101, der in 460 neben ἐς ὄμματ᾽ ἐλϑεῖν vermieden ist. — Der Schreckensschrei Or.s (4698) zeigt die 'überraschende Wendung’ (Strohm 40).

461 τοῖσιν ἐξειργασμένοις: “Undankbarkeit’

“auf Grund des Geschehenen’, d.h. wegen der

(466f.), die in der Tötung der Mutter eingeschlossen ist; zu der

Umschreibung durch Part. mit Art. vgl. 1320. 462 καὶ γάρ μ᾽: “er hat mich ja sogar aufgezogen’ (620.647.763, Med. 314; Denniston, G. P.? 108).

4621. πολλὰ... φιλήματ᾽

ἐξέπλησε: Abundanz bei einem “Ausdruck der

Fülle (Iph. T. 81, Hel. 734f.). — Das Motiv episch (I 480ff. Phoinix-Rede). — Zur Schilderung der Details vgl. Tro. 757—763. 1180ff.; Wilamowitz, Herm. 59, 1924, 254.

465 οὐδὲν ἧσσον N: ‘mehr noch als’ (Litotes: 934, Iph. T. 608, Aesch. Ag. 1391; Ed. Fraenkel III 655).

466 ὦ τάλαινα καρδία Ψυχὴ τ᾽ ἐμὴ: formelhafte Apostrophierung des eignen Inneren; die beiden Substantiva nicht Tautologie, vielmehr ψυχή der weitere Begriff (Schadewaldt, Monolog 213). — Zu der Frage s. B. Meissner (s. unter 277) S. 75 Anm. 1; vgl. den Komplementärbegriff φρένες in 1604*,

467 ἀπέδωκ᾽ ἀμοιβὰς οὐ καλάς: Or. bekennt in aller Offenheit, daß er falsch gehandelt hat (396 ‘Synesis-Motiv’); dabei wird das eigene Innere zum Zeugen angerufen.

4671. τίνα σκότον λάβω: das Haupt verbreiten’ mit dem Gewände.

das Motiv vorgeprágt in Herc. 1159: ‘Dunkel um

(Wilamowitz,

Herakl. II? 241), nämlich durch

Verhüllen

4681. ποῖον ... νέφος | ϑῶμαι: “Wolke” metaphorisch als (Verbreiterin der) Finsternis (Soph. O. R. 1313, Herc. 1216). — Die beiden Fragen in 467—69 sind 5*

54

Einzelerklärungen

Ausdruck der Aporie: Or. tritt lediglich zur Seite (‘Verhüllen’ als leerer Gestus; vgl. 2681f. 'BogenschuB ohne Bogen’; in 467 —69 ist der Sprecher sich der Vergeblichkeit bewußt). 470 ποῦ ποῦ:

Anadiplosis im Trimeter (278. 1311*, El. 487, Iph. T. 1435). —

ἴδω πόσιν: “wo kann ich den Gemahl meiner Tochter sehen’ (ich erwarte, daß ich ihn sehe), futurischer Konjunktiv (Schwyzer II 311 Nr. 2).

471 MevéAaov: der Eigenname durch Enjambement betont. 472

χοὰς

χεόμενος:

formelhaft

(4 26, Aesch. Pers. 219f., Herodot VII 43, 2;

Medium und Aktiv nebeneinander in Soph. O. C. 4771.; das Aktiv Aesch. Cho. 87). — ἔκλυον: zur Motivierung des Auftritts (Z) vgl. 362ff. 3731. 7301. 1550. 15561f. 473 πολυετὴς Adj.

σεσῳσμένος:

(254.475.1200.1313

α΄ δ.)

der bereits

prädikative homerisch

Gebrauch (5170,

des

A 497;

temporalen Schwyzer II

1781. d). 4741.

ἄγετέ

με:

zu den ϑεράποντες yepovraywyol gesprochen

(629). Die Geh-

behinderung (456*) des Greises Tynd. steht in dramatischer Antithetik einerseits zur ἁβροσύνη des "Siegers' Menelaos (350*), anderseits zur "Eile des Freundes’ Pyla-

des (729*). — πρὸς ... δεξιὰν αὐτοῦ: scil. χεῖρα, “auf die rechte Seite (von Men. aus gesehen) tretend', was eine gute Vorbedeutung einschließt (Wilamowitz, Herm. 59, 1924, 254 Anm. 2).

476 Ζηνὸς

ὁμόλεκτρον

κάρα:

Ausdruck

der Ehrerbietung

(Herc. 17. 339,

Soph. Trach. 1148f.; Wilamowitz, Herakl. II? 10 zu V. 1).

477 ὦ χαῖρε καὶ σύ: formelhaft (Med. 665, Hipp. 1453; Ed. Fraenkel, Aisch. Αγ. Π f5 zu V. 22). — κήδευμ᾽ ἐμόν: Metonymie (480.836.1049; Breitenbach

178).

478 τὸ μέλλον ... εἰδέναι: Zwischengedanke (Textprobleme 27f.): Hin. weis auf den 'Anagnorismos' (in kürzester Form). — τὸ μὴ εἰδέναι: Inf. Perf. mit Art. (selten, seit 5. Jh.) auch Herodot VII 28, 1 (Schwyzer II 369 Anm. 6). —

Zu der Synizese (Krasis) vgl. El. 961 (Denniston S. 167), Hipp. 1335, Ion 313, Soph. Ant. 33. 263. 535, Trach. 321, O. C. 1155 (Kr. Di. 13, 6, 5). — Der Konträrgedanke in 859f.

479 ὁ... δράκων: Aischylos, Berlin

metaphorisch

1926, 58; Breitenbach

(‘Mörder’;

Aesch. Cho. 1047;

W. Porzig,

150f.).

480 στίλβει νοσώδεις ἀστραπάς: ‘er funkelt (und entsendet als Zeichen) seines Irrseins flammende

Blitze’; Akk. des inn. Obj. in Verbindung

gewöhnlich

Verbum,

intransitiven

d.i.

‘Ausweitung’

des

mit einem

ursprünglichen

Ge-

brauchs (Andr. 1145f., Ar. Av. 697; ähnlich Aesch. Prom. 356; K.-G. II 1,308 Nr. 3a; Dodds zu Bacch. 7f.); die Konstruktion in Analogie zu Aesch. Pers. 81ff.,

356—491

Erster Teil des Menelaos-Auftritts

55

Med. 187, Or. 1519. Der Ausdruck 'funkelnde Blitze’ auch sonst von den Augen

des Mórders

(Ion 1261ff.); zum Vergleich des Schlangenauges mit dem

Blitz:

Diod. Sic. 3, 37.

481

ἀνόσιον κάρα: die Áppos. (zu νιν) läßt bereits den Hauptgedanken der

folgenden δισσοὶ λόγοι (492—629) anklingen (501.515.563). Zur Verweigerung der Anrede vgl. 471. 75f. 428. 482 ri γάρ: ‘(ich rede ihn an) was soll ich denn (anders tun als ihn anreden)?'; Suppl. 48ff.; Denniston, G. P.? 85.

483 κείνου γὰρ ὅδε πέφυκε: 'kannder (Or.) denn wirklich Agam.s Sohn sein? Die Frage nach Art sophistischer Beweisführungen gestellt: da die φύσις vom Vater auf die Kinder übergeht (Aesch. Ag. 728f., Pind. O. 11, 20) und sich immer gleich bleibt (1261. 2491. 585—7, Hec. 597£.), kann Or. als Muttermórder (τοιοῦτος

γεγώς, euphemistisch) nicht Agam.s Sohn sein (ähnlicher Gedanke in Alc. 636. 641, jedoch umgekehrt; s. Dale S. 103). — Zur Frage mit γάρ als Ausdruck des Widerspruchs vgl. 1071; Denniston, G. P.? 77f. 484 τιμητέος: betont milder Ausdruck zur Charakterisierung der PhiliaVerpflichtung; damit deutet sich bereits das 'Versagen' des Men. (682—724) an. 485 Beßapßdapwoar . . . ἐν βαρβάροις: zu der 'Klangfigur am Versbeginn bzw. -schluß vgl. 489. — χρόνιος ὧν: das Part. Praes. imperfektisch (254. 808f., Hec. 484f.; Schwyzer II 297 Abs. 2). 486

᾿Ελληνικόν

τοι:

‘griechische

Art ist es doch gerade...’

(397). —

τὸν

ὁμόϑεν: scil. πεφυκότα (‘den Verwandten’; Iph. A. 501, Soph. El. 156; die Metapher deutlich in e 476f.). — τιμᾶν: Ausfall des Art. (Hec. 380, Med. 34f., Thuk. II 54,3);

Kaibel,

Komm.

zu

Soph.

El. 230;

Ed. Fraenkel,

Aisch. Ag. II 292

zu

V. 584; Schwyzer II 366 Nr. 8 Abs. 3. 487 xai τῶν νόμων γε: zu der Auffassung, daß die νόμοι das Wesen des griechischen

(Staats-)Lebens

ausmachen,

vgl. z. B.

Med.

536ff.,

Herodot VIT

104, 4,

Plat. Crit. 50a 6 sqq. Burnet. — ph πρότερον εἶναι ϑέλειν: 'nicht den Vorrang vor den Gesetzen haben zu wollen’; anscheinend ältestes Beispiel zu dieser Bedeutung von πρότερος (L. & S.?s. v. III, wo auf Isae. I 17, Demosth. 3, 15 verwiesen wird; vgl. jedoch ὕστερος — 'inferior' Soph. Ant. 746, Phil. 181); die Verbindung in 487 — δοῦλον εἶναι (7151.).

488 πᾶν τοὐξ ἀνάγκης: ‘alles, was von einer Notwendigkeit herkommt, ist sklavisch bei den cogo", d. ἢ. die c. lehnen ‘jeden Zwang’ (Pohlenz, Gr. Trag. I? 415) ab. Der logische Widerspruch zu 7151. zeigt, daß Men. von den einzelnen Argumenten Gebrauch macht, wie es der jeweiligen Situation entspricht. — Zur Kritik des Men. am Nomos vgl. z. B. Plat. Prot. 337d. 489 κέκτησό

vuv:

'conclusio':

ergebnisloser Verlauf des Gesprächs; zu der

Metapher aus dem kommerziellen Bereich (κτῆμα) vgl. 1156f.

56

Einzelerklärungen

490 τὸ γῆρας: ‘dein Zorn ist ebenso wenig weise wie das Alter überhaupt’ (d. i. genereller Gebrauch des An; Kr. 50, 3, 3). — ὀργὴ γὰρ: ich bleibe allerdings bei meiner Meinung, denn. 491 πρὸς τόνδ᾽ ἀγών τις σοφίας ἥκει πέρι: korrupt; Porsons Vorschlag sehr einleuchtend: πρὸς τόνδε σοφίας τίς ἂν ἀγὼν ἥκοι πέρι "was könnte es denn gegenüber Or. gerade über σοφία für einen Streit geben?' Die emphatische Stellung des Hauptbegriffs (σοφίας... πέρι) betont die Tatsache, daß es sich um die Antwort auf 490, d.i. Zurückweisung des Vorwurfs mangelnder σοφία (zu diesem Topos vgl. z. B. Hec. 399) handelt. — Zu der Metapher (Hxoı) vgl. 3331.

402—631

. Redeagon zwischen Tyndareos und Orest

Obwohl in 492 kein gedanklicher Einschnitt vorliegt, bilden die Verse 492—631 als 'Ágon' eine eigene Kompositionseinheit gegenüber der vorausgehenden Hikesia-Handlung, die erst in 632ff. wieder aufgenommen wird. Die Rhesis des Tynd. (492—541) entwickelt sich aus dem reinen Argumentieren ('gleitender Übergang’) und ruft durch ihren Inhalt den Widerspruch Or.s (544—604) hervor. Der eigentliche Gesprächspartner des Tynd., Menelaos, wird durch diesen Rede. agon in die ‘Rolle des stummen Zuhórers' (Strohm 40) gedrängt. 492

ei: — εἰ δή, ungefähr gleichwertig mit kausalem ἐπεί (A 61, Xen. Mem. I

5, 1; Schwyzer II 684): ‘wenn nun einmal... — τὰ καλὰ... . . καὶ và μὴ καλά: "was gut und recht ist und das Gegenteil davon’.

493 τίς... ἐγένετ᾽ ἀσυνετώτερος: “wer hat sich als uneinsichtiger erwiesen?" Tynd. bestreitet, daß bei Or.s Tat die zu einer 'Entscheidung' notwendige intellektuelle Voraussetzung vorgelegen hat. Die Erwiderung Or.s in 551—601 (vgl.

dagegen das Eingeständnis in 396). 494 16 . . . δίκαιον: zu der Gleichsetzung mit dem καλόν vgl. z.B. Plat. Crit. 48b 8 sq. Burnet. — μὲν: 8*. 495 obx ἦλϑεν ἐπὶ... νόμον: metaphorisch (6321.); νόμος bezeichnet das ‘allgemeine Rechtsgefühl, das die Blutrache verwirft' bzw. die ‘Sitte der homerischen Zeit’ (Wilamowitz, Herm. 59, 1924, 255); frg. 853,

3 Nauck?, — Zu der 'Zà-

sur' vgl. 889. 498 αἴσχιστον ἔργον: Satzapposition (Schwyzer 11 6173): Hinweis, daß in 496 nicht Beschónigung (498 οὐ γὰρ αἰνέσω ποτέ), sondern ‘Scheu, das Unangenehme auszusprechen’ (393) vorliegt. — Zu der Aporie über 497 s. Textprobleme 28f. 501 ὁσίαν διώκοντ᾽ : 'eine gerechte, innerhalb der Grenzen des religiös Erlaubten verlaufende Anklage führend’; ὁσία "die geheiligte Satzung’, hier bestehend in ἐπιϑεῖναι αἵματος δίκην; διώκειν verbum iudiciale (2); zur Bedeutung von ὁσία s. Dodds zu Bacch. 370—2. — ἐκβαλεῖν re: nach μέν (500) statt δέ eine Partikel folgend, die mehr eine ‘Addition’ ausdrückt (22. 1318; Denniston, G. P.?

375); der zweite Gedanke zum allgemeinen Fall den besonderen anreihend bzw. steigernd.

58

Einzelerklárungen

502 ἔλαβεν: die Partikel ἄν konnte vor dem doppelten ἄν im folgenden Vers leicht entbehrt werden: Satzhaplographie für ἔλαβ᾽ ἂν ἀντὶ; s. F. Zucker, Rh. Mus.

92, 1944, 384. Zu der Verbindung λαβεῖν ἀντί τινος vgl. 646, Hel. 202f. — τὸ σῶφρόν τ᾽... ἀντὶ συμφορᾶς: ‘er hätte das maßvolle Verhalten bekommen an Stelle des Unglücks'; τὸ σῶφρον = σωφροσύνη, erläutert durch τοῦ νόμου ἔχεσϑαι (503); der Konträrbegriff ist συμφορά, d. i. der Mord an der Mutter und die Folgen, auch als δαίμων (394.504; vgl. Med. 1347, Aesch. Pers. 158) bezeichnet.

504 τὸν αὐτὸν balpov' ... μητέρι: dat. sociativus (Schwyzer brachylogisch ('eomparatio compendiaria’; K.-G. II 2, 310 Anm. 2).

II 161«),

5051. κακὴν γὰρ αὐτὴν... . | αὐτὸς κακίων: 'Wiederholung' in chiastischer Stellung, jedesmal zum Versbeginn. 506 μητέρ᾽ (α) .. . κτανών: scriptura plena in codd., von Porson beseitigt (s. Denniston-Page zu Aesch. Ag. 1126—8). 508 ὁμόλεκτρος: s. Textprobleme 30. — Tynd. erörtert den Fall des Muttermordes rein hypothetisch (Z), wobei er die Tötung Or.s (τόνδ᾽) — in grotesker Überspitzung (Reinhardt 635: *Karikatur') — durch die (angenommene) eigne Gattin und deren Tötung wiederum durch den eignen Sohn erfolgen läßt. Die Tendenz des Tynd. ist offenkundig: dadurch daB er den Gattenmord in der ersten Deszendenz sekundär (nämlich durch Or.s Tat ausgelöst) sein läßt und in der zweiten Deszendenz (510f.) überhaupt unterdrückt, versucht er, von der Tat Klyt.s ab-

zulenken. Die Absurdität besteht darin, daß Tynd. den Gattenmord als Folge des Muttermordes hinstellt, was er nach dem Gesetz der Blutrache streng genommen gar nicht sein könnte. — εἰ... ἀποκτείνειεν. .. Avranoxtevei... λύσει: der Ind. Fut. bezeichnet die notwendigen Folgen der zuerst nur angenommenen Tat (Opt.); Schwyzer II 686.

611 πέρας δὴ ποῖ κακῶν προβήσεται: Prágnanz des Ausdrucks: 1. πέρας κακῶν οὐ γενήσεται, 2. τὰ ἐκ τούτων (d.i. auf Grund der Blutrache) κακὰ ποῖ προβήσεται; zu der Richtungsbezeichnung vgl. die prägnante Konstruktion bei τελευτᾶν (Hec. 419, Aesch. Pers. 735, Cho. 528, Soph. O. C. 476); beide Gedanken ausgeführt in Hipp. 936f.; zu πέρας κακῶν vgl. Andr.

254b 2 Burnet.



Zur

Erórterung

der Blutrache

1216, El. 1232, Plat. Phaedr.

vgl.

Soph. El. 580ff.

(Kaibel

164f.), Eur. El. 1093ff., Aesch. Ag. 1338ff. $12 καλῶς

E$evro: der Komplementárgedanke, Fehlen dieses Gesetzes bei

den Barbaren, in Andr. 173—606.

513 ἐς ὀμμάτων... ὄψιν: "Fülle des Ausdrucks’; vgl. 389 u. ö. 514 ὅστις... xupoi: der Relativsatz sowohl Subj. zu 513 περᾶν als auch Obj. zu 515 ὁσιοῦν, ἀνταποκτείνειν

(Subj. zu diesen Infinitiven

'man');

die Infinitive

abhängig von 513 οὐχ εἴων — 'vetabant’, jedoch zu δ᾽ (515) der positive Begriff

492—031

Redeagon zwischen Tyudareos und Orest

59

zu fordern ('iubebant/); vgl. 2. B. Soph. O. R. 236ff., Herodot VII 104, 5 (K.-G.

II 2, 566k). — αἷμ᾽ ἔχων: Σ ἔνοχος αἵματος. 516 ἐνέξεσϑαι φόνῳ: “mit dem Mord behaftet, belastet sein’ (Plat. Crit. 52a 3 sq. Burnet); Fut. Med. in passivem Sinne (K.-G. II 1, 115 Nr. 4).

618 μισῶ μὲν: μὲν erst nach der Parenthese (in 519—522) fortgesetzt: ἀμυνῶ δ᾽, — ἀνοσίους: Teilung des 5. longum nur noch 1605 (bei Eur. vor 420 nicht vorkommend;

Dale zu Ale. 526). — Das gleiche Adj. mit Bezug auf Or. in 481.

$20 οὔποτ᾽ αἰνέσω: formelhaft (499). — Ἑλένην ve: Abschweifung vom Hauptgedanken bzw. Übergang zur persónlichen Invektive gegen Men. (521b). 521 οὐδ᾽ ἂν προσείποιμ᾽ : Opt. mit ἄν in der Negation als entschiedene Weigerung (Soph. O. R. 343; K.-G. I1 1, 233 Nr. 4). — οὐδὲ σὲ ζηλῶ: der Verbbegriff als Steigerung gegenüber 520 αἰνέσω: “und dich kann ich erst recht nicht

loben’ (wörtlich: ‘glücklich preisen’); vgl. 247*. — κακῆς | γυναικὸς... οὕνεκ᾽: formelhaft (717.1139). 523 ἀμυνῶ

δ᾽... τῷ νόμῳ: 'ich helfe dem Gesetz, d. h. ich versuche, ihm

Geltung zu verschaffen’ (Soph. Ant. 677, Thuk. III 67, 6). — Tynd. verteidigt das Gesetz gegenüber seiner Geführdung durch den Muttermord, der andernfalls einen Präzedenzfall darstellen würde.

524 τὸ ϑηριῶδες τοῦτο: Suppl. 201f. 526 ἐπεὶ: Begründung (‘denn’) für den vorausgehenden Ausdruck (524); K.-G. II 2, 462 Anm. 3. — τίν᾽ εἶχες. . . ψυχὴν: "was hattest du für ein Herz?’, d.i. Hinweis auf die angebliche ὠμότης Or.s; der 'Widerspruch' (zu 481) ist Ausdruck der starken Erregung des Tynd.

527 ὅτ᾽ ἐξέβαλλε μαστὸν: ‘captatio misericordiae' (X 80—2, Aesch. Cho. 896ff., El. 1206—26, Or. 839—843, Andr. 628ff., Phoen. 1568f.). Während bei Aischylos eine innere Dynamik enthalten ist (hervorgerufen durch das Pathos Or.s; Schadewalt, Monolog 61 Anm. 1; 91 Anm. 1; Groeneboom, Komm. zu Aesch. Cho. S. 252), die auch noch bei Eur. in der Geste El. 1221ff. nachklingt,

zeigt die

Wiederaufnahme des Motivs in 527 völlige Erstarrung: das ist in erster Linie durch die rein rhetorische Verwendung bedingt.

528 μήτηρ: Enjambement (502). — μὲν : — μήν; der antithetische Gedanke in bezug auf Or. unterdrückt (Kr. 69, 35, 2).

530 ἕν «δ᾽» οὖν: die Ergänzung (Hermann) an sich nicht notwendig, da οὖν allein zur Anführung eines neuen Gesichtspunkts genügt (Denniston, G. P.? 468). Jedoch ist zu bedenken, daß in 530ff. der Behauptung, daß der Muttermord ein ϑηριῶδες (524) sei, und der dem subjektiven Bereich angehórenden Affektäußerung des Greises (528f.) ein Argument von objektiver Bedeutung gegenübergestellt

wird: ‘gewiß aber ist {δ᾽ οὖν), daß eine Tatsache meine λόγοι bestätigt, deine

60

Einzelerklärungen

μανία; deshalb δέ doch wohl kaum zu entbehren (Kr. 69, 52, 2). —

ὁμορροθϑεῖ:

metaphorisch (Bild vom ‘gleichen Ruderschlag'; Soph. Ant. 536, Ar. Av. 851).

533 & γ᾽ εἰσορᾶν πάρα: dramatischer Rückverweis auf 253—259; Hinweis auf das vom Zuhórer Wahrgenommene auch 81 (zu 128 s. Bem.); zu dem Motiv, Autopsie als untrügliches Beweismittel, vgl. Med. 652f., Tro. 482ff., Iph. T. 901, Soph. O. R. 6f. 534 ὡς

οὖν «ἂν εἰδῇς: scil. ἄκουσον (Xen. An. II 5, 16); wegen der Ellipse

stärkere Interpunktion

nach

Μενέλεως

wohl unvermeidlich;

οὖν konklusiv, d. i.

Wiederaufnahme des in 489f. unterbrochenen Gesprächs; ὡς mit ἄν final: der Zweck wird als eventuell bezeichnet (1099.1562, Tro. 84ff., Phoen. 92ff.; K.-G.

II 2, 385 Nr. 5a). 535 ὠφελεῖν τοῦτον 9€Aq«v: bezeichnend für den Habitus der Stelle ist, daß die konkrete Forderung an Men. (‘du darfst Or. nicht helfen’) nebengeordnet, dagegen der allgemeine Gedanke ('handle den Góttern nicht zuwider') durch den

Imperativ betont wird (dagegen imperativischer Ynf. in 624).

537 μὴ ᾽πίβαινε .. . χϑονός: Gen. wie bei den Verbbegriffen des Berührens (8521,

£177.399,

Hel. 929;

K.-G. IL 1, 347).



Hinter

dem

Verbot

steht

die

Drohung, Men. gegebenenfalls die 'Mitgift' (1661f.) zu entziehen; vgl. 625f. 538 ϑανοῦσ᾽ ἔπραξεν ἔνδικα: der logische Widerspruch zu 515 (wonach der νόμος nur “Verbannung”, nicht Tötung des Mörders erfordert) ist in der Rhetorik der Stelle begründet (Krieg 31). Das Motiv (ψόγος der Tyndareos-Töchter), auf Hesiod (frg. 93 Rzach) zurückgehend, auch in 249f. 539 ἀλλ᾽ οὐχὶ... εἰκὸς: der Befehl Apollons (414ff. 591—9) wird in den Ausführungen des Tynd. begreiflicherweise ausgeschaltet, da eine Schuld Or.s nur insofern angenommen werden kann, als es sich bei dem Muttermord um eine autonome Handlung ('Entscheidung') handelt.

5401. uaxáptog . . . πλὴν ἐς ϑυγατέρας: ähnlich die adverbale Verbindung in 542; vgl. Soph. O. C. 1121f. — Tynd. fehlt zur Erreichung des menschlichen Glückes eine entscheidende Eigenschaft: er ist nicht εὔπαις (Herodot I 32, 6); vgl.

die ‘Ironie’ in 750. 5421. Die beiden Zwischenverse des Chors schließen die vorausgehende Rhesis (492—541) mit einem allgemeingültigen Gedanken (‘Sentenz’) ab; vgl. 605f.; ähnlich Hec. 332f. 379—381 u. ö. 543

(ἐ) πισήμους: in negativem Sinne (21*.249*).

544—604

Rhesis

Or.s: sie ist kein εὔκοσμος λόγος, da in ihr das rhetorische

Prinzip der ‘Angemessenheit’ (τὸ πρέπον) nicht gewahrt bleibt. Die Ursache dafür liegt in der widersprüchlichen

Beurteilung der Tat durch Or. selbst (546f.), die

geradezu zur seelischen Gespaltenheit führt: trotz Beteuerung seiner 'ehrfürch-

492—631

Redeagon zwischen Tyndareos und Orest

61

tigen Scheu’ (αἰδώς) gegenüber dem Greis (544.550b in der captatio benevolentiae) greift Or. diesen plötzlich in persönlicher Invektive an (585— 7). In dieser durch die äußerste Steigerung des Pathos veranlafiten Wendung liegt zugleich — was wiederum gegen die rhetorischen Kunstregeln verstößt — die stärkste

Ablenkung vom Thema. . 544 ὦ γέρον, ἐγώ τοι: Anrede und Hervorhebung der 1. Person gehören zur Form der captatio benevolentiae (682, Andr. 56, Hipp. 433; Wilamowitz,

Herm.

59, 1924, 257). — δειμαίνω λέγειν: Inf. bei einem Verbbegriff des Fürchtens (1116, Bacch. 775; Schwyzer II 676 Abs. 1).

545 σὲ...

σήν Te...

φρένα: neben der Person wird der am meisten be-

troffene Teil genannt (sog. σχῆμα ᾿Ιωνικόν; 1094.1318, Tro. 635, mowitz, Herakl. II? 44 zu V. 162; Dodds zu Bacch. 618— 21).

Bacch. 619; Wila-

546 ἐγῷδ᾽ (Hermann: ἐγὼ δ᾽ codd.): kein Gegensatz zu 544f. (Wilamowitz, Herm. 59, 1924, 257): nur die erste Hälfte des Gedankens (546 entspricht 396) bildet die Begründung für Or.s Scheu, vor dem Greis zu reden; nach dem Ein-

geständnis biegt der Gedanke unter starker Gefühlsbewegung (sehr einleuchtend Einschnitt nach χτανών angenommen von Denniston, G. P.? 155) zum 'contrarium' um (547 ὅσιος δέ γ᾽), wobei die Motivierung des Muttermordes (547 'Rache für den Vater’) die Begründung für die 'Ablegung der Scheu’ (548f.) abgibt. 547 ἕτερον ὄνομα: 'entgegengesetzte Bezeichnung (der gleichen Handlung), Appos. zum ganzen Satz, d. i. ὅσιος, scil. εἰμί. Die beiden nicht ausgedrückten Bezeichnungen

('Muttermórder'

bzw. 'Vatershelfer')

werden in 15871. genannt.

548 áàncASéco δὴ: Or.s "Entscheidung! zur παρρησία berücksichtigt nur die eine für ihn günstige Seite der Antinomie (547); das emotionale Moment in Or.s

Verhalten wird durch die intensivierende Partikel (547 γ᾽} deutlich. — ἀπελθέτω u... ἐκποδὼν: die Bildvorstellung des "Weges’ wirkt weiter auf den Relativsatz (649 ὅ μ᾽ ἐκπλήσσει λόγου). Die durch das Alter des Tynd. hervorgerufene 'Verwirrung’ Or.s (ἔκπληξις, aus dem Verbbegriff in 549 herauszuhóren) ist von entscheidender Bedeutung für das Verständnis von 551—604 (vgl. frg. 67, 1 sqq.

Nauck?) — λόγοισιν .. . λόγου: Plur. und Sing. des gleichen Subst. nebeneinander

mit leichter Abweichung

in der Bedeutung

(λόγοι ‘die gesprochenen

Worte’, λόγος “Gang der Rede’; vgl. 287). — ἐκπλήσσει λόγου: gen. separativus (Aesch. Prom. 360f., Ion 635f., Tph. T. 240).

550 καὶ xa9" ὁδὸν εἶμι: xot steigernd: “und somit werde ich den Weg entlang gehen, frei reden'; das Fut. zur Bezeichnung der sich aus dem Imperativ (548) ergebenden Folge (Soph. El. 1207; K.-G. II 2, 248 Nr. 5). Or. bekundet seine

Absicht, eine ‘zusammenhängende Rede’ (Thuk. V 85) zu halten (anders Tynd., der.nach 491 'nolens volens! über dem Argumentieren ins Reden gerät). — νῦν δὲ σὴν ταρβῶ τρίχα: die Unerfüllbarkeit des vorausgehenden Wunsches (548) ist nicht ausgedrückt (zu ergänzen etwa: el γὰρ τόδ᾽ ἦν; vgl. 1614 b). — Der SchluB-

62

Einzelerklärungen

gedanke führt Or. nach der emotionalen “Entscheidung”

(548) wieder zur Wirk-

lichkeit zurück; infolgedessen verläuft auch der erste- Teil der Rhesis (bis 563) in verhältnismäßig zurückhaltender Form. 551 τί χρῆν με δρᾶσαι: "was hätte ich tun sollen" (vgl. Demosth. 18, 28), d.i. abrupter Übergang zum Hauptteil (als Pathosausdruck; vielleicht ist vor 551 eine kurze ‘Pause’ anzunehmen). Die Frage leitet retrospektiv eine grundsätzliche Erörterung über die Entscheidung zum Muttermord ein (vgl. 596*). — δύο γὰρ ἀντίϑες δυοῖν: die 'Gegenüberstellung' betrifft nicht die beiden Vorstellungskreise des Vergleichs (2), sondern die innerhalb dieser vorhandenen Gegensatzbegriffe, d. i. "Vater — Mutter’ bzw. 'Samen — Ackerland’. Die Analogie

der beiden Antithesen gestattet nach Ansicht Or.s den Schluß, daß der Vater den höheren Wertbegriff darstellt, da durch das Bild vom Ackerland (553) der Gegensatz zu φυτεύειν, d. 1. τίχτειν, die Bedeutung von παραλαβεῖν παρὰ ἄλλου und damit

den geringeren Wertbegriff erhält. — δύο... δυοῖν: Häufung gleicher oder ähnlicher Zahlenbegriffe (651.1244.1402). 553 ἄρουρα: die Bildvorstellung bei den Tragikern häufig (750, Med. 1279ff., Tro. 135ff., Aesch. Sept. 754, Soph. O. R. 1213.1257.1485.1497, Ant. 569; vgl. auch Lucr. IV 1107).

554 ἄνευ δὲ πατρὸς: kein Grund, den Vers zu bezweifeln (del. Nauck), zumal die darin enthaltene physiologische Theorie von Anaxagoras, dem Lehrer des Eur., bezeugt ist (Anax. frg. 107 Diels$ = Aristot. De gen. anim. A 1, 763b 30) und die in Z mitgeteilte Kritik (157, 23 sq. Schw.) sich ausdrücklich gegen Eur. richtet (vgl. frg. 1064 Nauck?, Aesch. Eum. 663f.). — Zum Gedanken der Priori-

tát bei der Geburt bietet einen interessanten Diskussionsbeitrag Plat. Crit. 50d 1 sqq. Burnet, worin in rhetorisch-pointierter Form die 'Gesetze' als die Erzeuger des (Polis-) Menschen bezeichnet werden. 566 μᾶλλόν μ᾽ (ABV: om. MLP): der Akk., με, nach ἐλογισάμην nicht korrekt (Kr. 55, 4, 1); vielleicht μᾶλλόν γ᾽ zu

lesen (d. i. Verschreibung

in ABV

bzw. Aus-

fall der Partikel in MLP): ‘ich kam zu dem Ergebnis, dem Vater jedenfalls mehr zu helfen als der Mutter (deren Unterstützung an sich nicht erforderlich war)'; γε emphatisch, der ‘Sarkasmus’ (Denniston, G. P.? 128) kommt auch in der periphrastischen Bezeichnung der Mutter (τῆς ὑποστάσης τροφάς) zum Ausdruck; s. Textprobleme 31 f. 558 löloıcıv . . . κοὐχὶ σώφροσιν: eine Art pleonastische Antithesis: individuelles Eigendenken führt nach griechischer Anschauung dazu, den Nomos zu zerstören (Plat. Crit. 50b), und gilt als 'unvernünftig' (vgl. z. B. Hec. 641).

6591. ἐμαυτὸν ... δ᾽ ὅμως: Zwischengedanke (478), vielleicht a parte gesprochen zu denken (671b—672). — ἣν λέγω ... ἐξερῶ : das Kompositum nicht gleichbedeutend mit dem Simplex: ‘wenn ich etwas Schlechtes über die Mutter

492—631

Redeagon zwischen Tyndareos und Orest

63

sage, dann sage ich damit ausdrücklich etwas Schlechtes über mich’; zu ἐξειπεῖν

mit dopp. Akk. s. Kaibel zu Soph. El. 984. 561 ὁ κρυπτὸς .. . πόσις: prádikativer Gebrauch des Art. (245*.1140* u. ö.). 662 ἐπὶ δ᾽ ἔϑυσα:

die Präpos. adverbial

(2; Soph. O. R. 182ff.; vgl. πρός

in 622): ‘als Beiwerk tötete ich die Mutter’ (Reinhardt: ‘eine Zugabe’). In der Er-

wähnung des Aigisthos liegt ein Ablenkungsmanóver Or.s. — ἔϑυσα: der Verb. begriff gegenüber κατέκτειν᾽ abschwächend (vgl. das Kompositum in 191).

563 ἀνόσια μὲν δρῶν, ἀλλὰ τιμωρῶν πατρί: der Alternativgedanke aus 546f., jedoch mit übergewichtlicher Betonung des zweiten Gliedes (ἀλλὰ: 138, Hec. 382.798f.). 564 ἐφ᾽ olg: — ἐπ᾽ ἐκείνοις ἃ (mit Bezug auf 536), ‘auf deine Drohungen hin’ (der Inhalt in ὡς ... χρὴ ausgedrückt); das Praes., ἀπειλεῖς, weil die Wirkung im

Augenblick des Sprechens fortdauert (K.-G. II 1, 135 Nr. 4). 565 ἅπασαν ᾿Ελλάδ᾽: der “Nutzen für Gesamtgriechenland' besteht in der Erhaltung des Nomos (Erwiderung zu der Schuldthese des Tynd. in 4941.); vgl. 1134. 566ff. el γὰρ...

ἥξουσιν, .. . παρ᾽ οὐδὲν... ἦν ἂν: modaler Indikativ

in der Apodosis (selten; Schwyzer II 684) als Anakoluth: ‘wenn die Frauen so weit gehen werden in ihrer Verwegenheit, daß sie ihre Ehemänner ermorden, und

dann Zuflucht nehmen zu ihren Kindern ..., (angenommen, sie brächten dieses fertig, dann)

würden

sie sich nichts daraus machen,

ihre Gatten zu ermorden,

wenn sie dazu nur irgendeinen Vorwand hätten’. — ἐς τόδ᾽... ϑράσους: gen. partitivus (Schwyzer II 116ba); das Subst. in peiorem partem gebraucht (anders Herc. 624; dazu Wilamowitz, Komm. 139).

567 ἄνδρας

φονεύειν: Inf. ohne Art. als Appos. zu dem vorausgehenden

Demonstrativum (926f. 1043f. 1162).

568 τὸν ἔλεον: der Art. determinierend: ‘das ihnen gebührende Mitleid’ (Soph. O. R. 552, Heraclid. 1025; Schwyzer I122c). — ϑηρώμεναι: Homoioteleuton (4541. 9288, 1128. 1351f.). 569 παρ᾽ οὐδὲν: παρά mit Akk. zur Bezeichnung des ‘Preises’ (Kaibel zu Soph. El. 1326; Ed. Fraenkel, Aisch. Ag. II 130 zu V. 2291.); vgl. Iph. T. 731f. 570 ἐπίκλημ᾽ ἐχούσαις Ó τι τύχοι: ‘mit jeder beliebigen Beschuldigung’, d.i. vorsichtiger Hinweis auf die Schuld Agam.s: Opferung Iphigeneias (658f.) bzw. Kassandra-Episode (Tro. 247—259 bzw. 204—461); vgl. 26f.*. — δράσας ... δείν᾽ : Umschreibung des Muttermordes (376), durch Gleichklang bzw. Enjambement des Obj. hervorgehoben.

571 die

ὡς σὺ κομπεῖς: Or. stellt — in bemerkenswerter Abweichung von 546 —

Verurteilung

des

Muttermordes

durch

Tynd.

als

rhetorischen

Kunstgriff

64

Einzelerklárungen

(κομψόν, κομψότης) hin (Suppl. 426, Herc. 148, Tro. 651). — τόνδ᾽ ἔπαυσα τὸν νόμον: nach Or.s Ansicht wäre die Nichtbestrafung der Gattenmörderin ein gefährlicher *Prázedenzfall (Suppl. 540f.), d.i. Erwiderung zu 500—3. — τὸν νόμον: antiphrastisch bzw. sarkastisch-ironisch ('Gattenmord' wäre ein schlimmes ‘Gesetz’).

572 μισῶν δὲ μητέρ᾽ ἐνδίκως: in der Auffassung, daß durch den Gattenmord die verwandtschaftliche Verbundenheit aufgehoben ist, trifft Or. sich — wenigstens im Prinzip — mit Tynd. (518f.); zu dem Problem vgl. Aesch. Eum. 622—4, worin die ‘Nichtachtung der Mutter’ auf Apollons Spruch bzw. den Befehl des Zeus zurückgeführt wird.

575 προύδωκε κοὐκ ἔσῳσ᾽ : pleonastische Antithesis (558* u. ö.). 576 ἐπεὶ δ᾽...

ἤσϑετ᾽: der in 573 begonnene Relativsatz verselbständigt

sich (80*; K.-G. II 2, 432).

57618. οὐχ

. . . δίκην | ἐπέϑηκεν: der gleiche Ausdruck in 500 (mit Bezug

auf Or.).

578 ἐζημίωσε πατέρα .. . ἐμόν: 'um nicht von Agam. (für den Ehebruch mit Aigisthos) bestraft zu werden, hat Klyt. diesen bestraft’; der Verbbegriff mit Bezug auf Klyt.s Verhalten pointiert verwendet: Or. versucht, durch die starke Belastung der Mutter eine mildere Beurteilung für die eigene Person zu erreichen. — κἀπέκτειν᾽: καί epexegetisch: Überleitung zu dem eigentlichen Ausdruck (641 u. ö.).

579 πρὸς Yewv: Ausdruck des Pathos (‘per deos', ‘di boni'; 747.787.1031, Andr. 575, El. 364.1165, Ion 265). — ἐν οὐ καλῷ: die Negation bildet mit der nominalen Bezeichnung zusammen einen Begriff (1291, Bacch. 1287, Hipp. 196; Wackernagel, Vorlesungen über Syntax II 2631f.). 580 φόνον δικάζων: das Part. vermutlich mit 579 πρὸς 9e&v zu verbinden: ‘bei den Göttern... ich wollte ja nur den Mord (an Agam.) richten’; das verbum

finitum aus dem vorhergehenden Satz zu ergänzen (K.-G. II 2, 109 Anm. 3), d. i. 572 μητέρ᾽... ἀπώλεσα. Aus den in 573—578 eingeschobenen Ausführungen über

Klyt. (Tiradenstil’) ergibt sich ἐζημίωσε πατέρα κἀπέκτειν᾽ ἐμόν). durch Or. (‘Selbsthilfe’) vgl. die VI c.41 8.398, 7f. Foerster. —

φόνον δικάζων als Kontrürgedanke Zur Ausschaltung des ordentlichen sophistische Begründung bei Liban. Die Beziehung von δικάζων auf 579

(vgl. 578 Gerichts Declam. ἐμνήσϑην

(für die Tötung der Mutter Rechenschaft ablegend’) wäre schwierig, weil man für diese Bedeutung das Medium (δικαζόμενος) erwarten müßte (2; Wilamowitz,

Herm. 59, 1924, 258 Anm. 1). 581 σιγῶν

ἐπήνουν:

eine Art Oxymoron

bzw.

Übertreibung: Tynd.

hatte

nicht 'schweigende Zustimmung’ zu Klyt.s Tat, vielmehr Verweisung der Mutter

aus dem Hause verlangt (501 f.).

402—631

Hedeagon zwischen Tyndareos und Orest

65

582 οὐκ ἄν ue... &veyópeu' ᾿Ερινύσιν: "Thiasos-Motiv’ (319*). Die Erinyen des Vaters werden von Or. hypothetisch angeführt: um die Entlastungsargumente einzelu wirksam werden zu lassen, gliedert Or. zunáchst das Hauptargument, den Befehl Apollons (591—9), aus.

583 μητρὶ μὲν... τῷ δ᾽: der Gegensatz 'Mutter-Vater' abgeschwächt (xà δ᾽ mit Bezug auf 581 ὁ κατϑανών), da der Ton auf der Antithese des Verbbegriffs (πάρεισι --- οὐ πάρεισι) liegt. 584 μᾶλλον ἠδικημένῳ: kaum noch als Eingeständnis der eignen Schuld zu verstehen:

im Verlaufe der Rede setzt sich immer mehr der Gedanke

durch,

daß

Klyt.s ἀδικεῖν auf alle Fälle das eigene ἀνταδικεῖν aufwiegt. 585 τοι: die Partikel leitet die ‘Invektive’ ein (zu τοι in Affektäußerungen vgl. 229*.544* u. ö.): der Widerspruch zu 544f. (Wilamowitz, Herm. 59, 1924, 257) ist durch die ‘Verwirrung’ (549) Or.s motiviert. — σύ τοι φυτεύσας: neuer Gedanke (Asyndeton): Or. geht zur Gegenbeschuldigung (‘Antenklema’) über, indem er — im Sinne der von Tynd. selbst vertretenen (483, in der Umkehrung)

physiologischen Theorie — die Schuld an der Ermordung Agam.s (die den Muttermord

ursächlich

Physis-Lehre

veranlaßt

hat)

bereits homerisch

auf

den

Erzeuger,

(E 875, Tro. 766ff.;

Tynd.,

zurückführt.

& Phoen. 4). —



Die

Möglicher-

weise ist nach 584 "Pause' anzunehmen, in der Tynd. seine abweichende Ansicht durch eine ‘Geste’ bekundet; dann leitet σύ roı eine unmittelbare emphatische Entgegnung

ein: ‘doch, sogar du bist es gewesen,

der mich zugrunde gerichtet

hat, da du der Vater einer schlechten, verwegenen Tochter bist’ (zu ro. in der Erwiderung auf einen nicht ausdrücklich ausgesprochenen Gedanken s. Denniston zu El. 415). 588—590

del.

Dindorf:

die von

Clemens

Alexandrinus

zitierten

Verse

von

Herausgg. übereinstimmend gehalten, zuletzt von Chapouthier, der darauf hin. weist,

585—7,

daß

zu

Anm. 2 und

die Anführung

des

den Handgriffen

Gegenbeispiels,

sophistischer

3). Tatsächlich kann

ebenso

wie

das Antenklema

Verteidigungskunst

die Gegenüberstellung

gehört

in

(S. 55a

der entgegengesetzten

Verhaltensweisen Klyt.s bzw. Penelopes (A 444—453) gut klarmachen, daß Or. lediglich in einer äußeren Zwangslage gehandelt hat. Die Anführung des Odysseus als Gegenstück zu Agam. erscheint später als fester rhetorischer Topos (Libanios, Declam. VI S. 409, 5—12 Foerster). — Zu der 'Ánomalie' (die als solche nicht bedenklich ist; Maas, Textkritik? 10 $ 15) in ἐπεγάμει (Aktiv in bezug auf die Frau) vgl. den umgekehrten Fall, γαμεῖσϑαι von einem 'weibischen Manne', Anakreon frg. 87 Diehl; das Simplex, γαμεῖν, von der Frau in Med. 605£. Die ungewöhnliche

Form in 589 entspricht dem in 557ff. geschilderten Sachverhalt (vgl. auch Martial VIII 12, 2 uxori nubere nolo meae). — Zu dem 'Widerspruch' s. Bem. zu 602—4.

590 ὑγιὲς: 'integrum'; der Kontrárgedanke wäre: νοσεῖ τὸ εὐναστήριον (Med. 16). — εὐναστήριον: diese Form offenbar auch gelesen Antiope 94 sq. Page (= Suppl.

66

Einzelerklárungen

Eur. p.22,73sq. 918.922.

v. Arnim);

vgl. jedoch Aesch. Pers. 167. 159f., Soph. Trach.

591 ὁρᾷς δ᾽: die Adversativpartikel (δ᾽ om. MP) von den meisten Herausgg. wohl zu Recht aufgenommen. — ᾿Απόλλων: der Nom. (MV: ἀπόλλων᾽ M2ABLP, i. e. -ovt vel -ov«) als attractio inversiva vor dem Relativsatz (ὃς .. .): vgl. Soph. O. R. 449 (s. Jebb S. 95, der weitere Beispiele anführt; Schwyzer II 641 Nr. 3; Bem. zu 1629 ff.). — μεσομφάλους ἕδρας: 330f.*, Ion 4011ff., Iph. T. 1251——8. 592

(ὃς) στόμα νέμει σαφέστατον: ‘der den Sterblichen den (mitunter erst

spät als solchen erkannten) deutlichsten, klarsten Orakelspruch erteilt’, zur Be-

deutung von σαφής vgl. 397*; zu der Prägnanz vgl. z.B. Tro. 624f.; στόμα in sakraler Bedeutung (Soph. O. C. 603). 593 del. Nauck: zu der Interpolation s. Textprobleme 34.

Jachmann, Binneninterpolation II 200;

59851. éxetvov . . . ἐκεῖνος: Anapher (Bacch. 242f.; Dodds S. 95). — Während Or. zu Beginn seiner Ausführungen die persónliche Schuld bekannt hatte (546), gipfelt die Darstellung der für ihn beim

(588— 604.1665) in der Zuweisung

Muttermord

bestehenden

'Zwangslage'

der Schuld an den Gott. — καὶ χτείνετε:

xaí steigernd (550*): 'und somit tötet ihn’. Das 'Adynaton' führt den von Tynd.

verfolgten Gedanken der gerichtlichen Ahndung des Muttermordes ad absurdum. Die 2. Pers. Pl. (128.804) Apostrophierung der —

durch Tynd.

verkürperten



Feinde (436), die Or. sich im Affekt als anwesend vorstellt.

596 τί χρῆν με δρᾶν: "was sollte ich anderes tun (als die Schuld auf den Gott zurückzuführen)? ; das Praes. (δρᾶν) betrifft das jetzige Verhalten Or.s (anders der Aor., δρᾶσαι, in 551 mit Bezug auf die Entscheidung zugunsten des Vaters).

597 Y, οὐκ: Synizese (Schwyzer I 4014). — ἀξιόχρεως: mit Inf. verbunden, ein juristischer terminus (Plat. Apol. 20e 5 sq. Burnet, legg. XI 9144, Herodot IV 126,

Thuk. V 13, 1, Demosth. 3, 27;

Krieg

33 Anm. 14):

‘oder ist der Gott

nicht zustándig (kompetent) für mich — wenn ich den Muttermord auf ihn als den Urheber zurückführe —, die Befleckung zu beseitigen? — Zur Weiterleitung der Schuld auf den Gott (translatio criminis' : 76.414*) vgl. Herodot I 45, 2 Hude. 598

μίασμα λῦσαι: der Gedanke der Reinigung’ (xa9xpuóc; Aesch. Cho. 10591.)

tritt hernach in der Schlußszene zurück: das Entscheidende ist der Freispruch Or.s durch das Areopaggericht, in dem die Götter als Richter fungieren (1650 bis 1652). 599 μὴ δ: Synizese (597). — ὦ κελεύσας: Part. mit Art. als verallgemeinernde Umschreibung der Person (581.594.674f. u. ö.). — ῥύσεται. . . μὴ Yaveiv: die Negation nach einem Verbbegriff des Hinderns (Herodot I 86, 2, Herc. 197. 317; Schwyzer II 360 Nr. 3 Abs. 2) pleonastisch (ohne μή Alc. 11).

492—631

Redeagon zwischen Tyndareos und Orest

67

6008. μὴ λέγ᾽ . . . (λέγε) δὲ: Ellipse; der ergänzte Imperativ in konzessivem Sinne zu verstehen (Kr. 54, 4, 2): ‘sage nicht, daß die Tötung der Mutter nicht

zu Recht geschehen sei, (du kannst aber meinetwegen sagen) daß sie mir, dem Täter, nicht zum Glück geschehen ist’. — οὐκ εὖ ... οὐκ εὐδαιμόνως: der antithetische Gedanke durch 'Gleichklang' hervorgehoben. — Der Hinweis Or.s auf den Daimon erinnert an den Schlußgedanken der Tynd.-Rede (541 τοῦτο δ᾽ οὐκ

εὐδαιμονῷ — 601 ἡμῖν δὲ... οὐκ εὐδαιμόνως): beide Sprecher versuchen, die eigne Person zu entlasten, Tynd. von der Mitverantwortlichkeit bei dem Unrecht der Töchter

(585—7),

602—4

Or. vom

Muttermord

(Ed. Fraenkel, Eranos 44, 1946, 86).

'Sentenz': der zweifache Schlußgedanke (600f. bzw. 602--4) entspricht

dem ebenfalls zweifachen

Schlußgedanken in der Rhesis des Tynd. (538f. bzw.

5401.); zur Echtheitsfrage (602—4 del. Herwerden) s. Textprobleme 351.

6021. εὖ καϑεστᾶσιν ... μὴ πίπτουσιν εὖ: Antithese: der Konstanz der guten steht die Labilitát der schlechten Ehe gegenüber. — πίπτουσιν εὖ: Metapher vom “Würfelspiel’ (1141*.1173*, Soph. frg. 809 Nauck? = 895 Pearson; weitere Beispiele bei Denniston zu EI. 639). — μακάριος αἰών: αἰών an sich ‘Zeit’, hier 'Lebenszeit'

(Med. 241ff.; Wilamowitz,

Herakl. II? 154f.

zu V. 669;

generell in 981). 604 τά τ᾽ ἔνδον. . τά τε ϑύραζε: polare Ausdrucksweise (686*), die Totalitát des Unglücks bezeichnend. — ϑύραζε: die Bezeichnung der Richtung für die entsprechende der Ruhe

(‘draußen’) gesetzt (Soph. Trach. 1021f.; Kr. 50, 8, 14).

605 ταῖς συμφοραῖς: immer verhindern die Frauen durch ihr eignes Unglück (das Glück) der Männer — in Richtung auf das Unglück’. — πρὸς τὸ δυστυχέστεgov: prägnant: ein Verbbegriff der Bewegung

vorschwebend

(Z); bei dem Kom-

parativ fehlt das zweite Glied des Vergleichs: das Unglück der Männer ist in der Ehe größer, als es an sich wäre (K.-G. IL 2, 305 Anm. 7). — Zu der als vorschwebend anzunehmenden positiven Bedeutung von συμφορά (s. 0.) vgl. Aesch. Ag. 24 (Ed. Fraenkel II S. 18), Soph.El. 1230, Alc. 1144 u.ö. — Der gedankliche

Widerspruch in 605f. zu 588—590 wegen der Allgemeinheit der Sentenz im Munde des Chors schwerlich anstóBig.

607--629 Drohrede des Tynd. als Abschluß des Agon (dazu s. Strohm 42). 607 Rhesis λόγῳ: δόναι;

ϑρασύνῃ: = ϑρασυστομεῖς (1568*, Hec. 1183.1286), mit Bezug auf Or.s als solche (Strohm 41) und insbesondere auf 585—7. — κοὐχ ὑποστέλλῃ die maritime Metapher (ὑποστέλλεσϑαι scil. τὰ ἱστία "die Segel reffen' = ἐνδιThuk. V 86) wird durch den eigentlichen Begriff (λόγῳ, d. i. dynamischer

Dat.; Kr. 48, 15, 15) erläutert; ähnlich λόγον στέλλεσθαι (nach ἱστία or. 'die Segel einziehen’

(Dodds

gebildet)

in Bacch. 668f.,

zu Bacch. 669; Page

συστέλλειν,

scil. τὰ ἱστία, in Ar.

zu Med. 524). Die Bildvorstellung

Ran. 9971f.

vom

'Segeln'

(Lesky, Thalatta, Wien 1947, 2351.) begegnet wieder in den Ausführungen des Men. über das richtige Verhalten gegenüber dem Demos (696—703 'Lavierungs6

Biehl

68

Einzelerklárungen

taktik’; dazu

vgl. die Warnung

vor einer Übertreibung

der Redefreiheit bei

Libanius, Declam. VI S. 372, 4—6 Foerster).

608 δ᾽: statt ἀλλά nach der Negation (590). — ἀμείβῃ μ᾽ ... μ᾽ ἀλγῆσαι ...} μᾶλλόν μ᾽ ἀνάξεις: starker Gleichklang (Affektausdruck: Zorn des Greises). — ἀλγῆσαι φρένα: der uneingeschränkte Gebrauch der Redefreiheit durch Or. stellt eine γλωσσαλγία (10*, Med. 525) gegenüber Tynd. dar. 609 ἀνάξεις:

'coges', gegenüber ἀνάψεις P ("lacesses') der stärkere Ausdruck.

610 καλὸν πάρεργον: zynisch (‘eine schöne Zugabe’; πάρεργον “was nicht zur Sache gehört’, ‘Nebensache’; El. 62f. 509f., Iph. T. 514, Herc. 1340; das nomen agentis, παρεργάτης, in Suppl. 426); zu καλὸν vgl. 1316. Der Gedanke als Entgegnung auf 562b.

611 ϑυγατρὶ κοσμήσων τάφον: epexegetisch zu ὧν εἵνεκ᾽. Die Auftrittsmotivierung nach 471f. wiederholt.

612 εἰς ἔκκλητον ... ὄχλον: — εἰς ἐκκλησίαν (8841.; statt ὄχλος auch πλῆϑος gebraucht: 944).

613 ἑκοῦσαν

οὐκ ἄκουσαν:

pleonastische Antithesis (575*.607 τι. ó.; Den-

niston zu El. 985—7 und 1017). — - ἐπισείσω πόλιν: ‘ich werde die Polis auf dich

loslassen’ (metaphorisch: 255f.*). Das Motiv der ‘Bedrohung’ in Verbindung mit der Ekklesia konnte deshalb naheliegen, weil für die Anwendung der Waffe und das χειροτονεῖν ähnliche Bezeichnungen verwendet werden (445*.1027).

614 δοῦναι:

finalkonsekutiver

Inf.



Aeócipov:

der Hauptbegriff durch

emphatische Stellung bezeichnet.

615 μᾶλλον δ᾽ ἐκείνη: die Zuweisung der Hauptschuld an El. stellt eine Neuerung des Eur. dar (Steiger 34); s. H. Diller, Erwartung und Erfüllung in der griechischen Tragödie, Innsbrucker Beiträge zur Kulturwissenschaft Bd. 7—8, 1961, 95: “Wahrscheinlich rechnete schon die epische Überlieferung, vielleicht auch Stesichoros mit ihrer” (d. i. El.s) ‘Hilfe; wie weit sie ging, wissen wir nicht.

Es ist aber nicht anzunehmen, daß sie über den episodischen Charakter hinausreichte, den sie in Aischylos’ Choephoren hat’. — Zu dem Gedanken ('intellektuelle Urheberschaft als Hauptschuld') vgl. 1090. — μᾶλλον ... ἀξία: Umschreibung des Komparativs (641.1206.1509; Schwyzer II 184b und Anm. 3). — ἐστ᾽ ἀξία: elidiertes trochäisches Wort zu Beginn des 3. Metrums charakteristisch für den Spátstil des Eur. (Dodds zu Bacch. 246— 7): 1035.1078.

6161. ἐς οὖς...

| πέμπουσα:

— πείϑουσα, d. i. nicht nur drastische Ver-

anschaulichung, sondern zugleich Kritik.

617 μύϑους ἐπὶ τὸ δυσμενέστερον: “Reden mehr nach der feindlichen (als nach der freundlichen)

Seite hin’; der Gebrauch

ἐπί s. Schwyzer II 472 Mitte.

des Komparativs

wie in 605; zu

492—631

Redeagon zwischen Tyndareos und Orest

69

618 ὀνείρατ᾽ .. . τὰ ᾿Αγαμέμνονος: gen. obi., ‘die (bekannten) Traumbilder (— Traum), die Agam. betreffen' (bzw. in denen Agam. erscheint; daher gen. auctoris angenommen von Schwyzer II 119 3). Die beiden Versionen über Klyt.s Traum in Soph. El. 417ff. bzw. Aesch. Cho. 523—550 (C. Robert, Bild und Lied, PhU 5, Berlin 1881, 1701.; J. Vürtheim, Stesichoros’ Fragmente und Biographie, Leiden 1919, 52ff.).

619 Αἰγίσϑου λέχος: explikative Appos. zu der in ‘Sperrung’ gesetzten Umschreibung: τοῦϑ᾽ ὃ μισήσειαν ... ol νέρτεροι ϑεοί ('das, was die Götter hassen mögen, was verflucht sei: die Ehe des Aigisthos'). Die beiden Argumente El.s sind also: 1. Klyt.s Traum über das ϑεόπεμπτον σημεῖον, 2. Klyt.s ‘Ehe’ mit Aigisthos. 620 ἐνθάδ᾽ : antithetisch zu οἱ νέρτεροι ϑεοί. — πικρόν: ‘Leid verursachend' (rıxpöc ursprünglich ‘stechend’; Schwyzer 1 347a); Hec. 1277.

621 ἀνηφαίστῳ πυρί: Oxymoron (Kaibel, Komm. zu Soph. El. 209 Anm. 1), zur Erläuterung

der Metapher

(ὑφῆψε δῶμ᾽) hinzugefügt;

zur Bildung

des adj.

Kompositums vgl. 319*. 1493*, Ton 451ff. (Beispiele bei Bruhn, Anhang zu Soph. 129 8222; G. Meyer, Die stilistische Verwendung der Nominalkomposition im Griechischen,

Philologus

Suppl. XVI

H.3,

1923,

103f.;

Wackernagel,

Syntax

II 291; vgl. auch Demetrius, De elocutione 11 85). — Die Metapher erfüllt zugleich eine wichtige Funktion als ‘dramatischer Hinweis’: der ‘Brand des Hauses’ stellt die letzte Stufe des Mechanema

dar (1594.1618--20); ein ähnlicher Fall in

162* (vgl. 1574). 622 Μενέλαε, aol δὲ: δέ an 3. Stelle nach vorausgehendem Vok. (Denniston, G. P.2189): 1065, Soph. O. R. 1096, El. 150. — re πρός: adv. Gebrauch der Prápos. (Tro. 1213 ff., Herodot Bem. zu 562).

VII 166. 154, 2. 184, 4; Schwyzer

11 424

Nr. 8;

623 τοὐμὸν ἔχϑος ... κῆδός τ᾽ ἐμόν: die Wiederholung bzw. chiastische Stellung des Poss. betont den Gegensatz, der in den beiden Substantiva ausgedrückt ist: Men. steht vor der 'Entscheidung' (752). — εἰ... ἐναριϑμῇ: "wenn du in Rechnung setzt’; das Med. wohl nach Analogie von λογίζεσϑαι (555); das Aktiv in Soph. O. R. 1186f. (Jebb S. 216). 6261.:

da wórtliche Wiederholung mehrerer Verse (536f. — 6251.) vom Stil der

Tragödie her bezweifelt werden muß, hatte sich Brunck einst für die zweite Stelle entschieden (del. 536 sq.), Wecklein dagegen will die beiden Verse trennen (537 del. Hermann,

625 del. Kayser;

so auch Wilamowitz,

Herm. 59,

1924,

258).

Zur Echtheit der beiden Verse in 536f. s. Textprobleme 36f. Da Wiederholungen einzelner Verse auch sonst begegnen (66 — Hec. 279; Wilamowitz, Timotheos’ Perser, Leipzig

1903, 99 Anm.

1), ist daran

zu denken,

626 allein zu tilgen: in 627

kann vielleicht eine ausdrückliche Bestätigung für das in 625 enthaltene Selbstzitat (536) keit). 6*

gesehen werden

(τοσαῦτ᾽ ἀκούσας als Hinweis auf die Unvollständig-

70

Einzelerklärungen

6271. μηδὲ δυσσεβεῖς ἕλῃ : durch den pointierten Ausdruck ('Oxymoron') versucht Tynd., die eventuelle Hilfeleistung des Men. ad absurdum zu führen; der gleiche Verbbegriff auch in 752*, worin Or. das Versagen des Men. seinerseits

tadelt (die in 627f. intendierte Entscheidung des Men. hat zu einer ‘Fehlentscheidung” geführt). 628 παρώσας: metaphorisch ("beiseite stoßend’): Tro. 661ff., El. 1037, Andr. 30. — εὐσεβεστέρους φίλους: der Komparativ antithetisch zum Positiv des Kontrárbegriffs (627 δυσσεβεῖς) gesetzt; umgekehrt in frg. 286, 10 sq. Nauck?. 629 ἄγετε: 4741. 630 ἀϑορύβως: unbeeinträchtigt durch die lärmende Einwirkung des Tynd. ("ungestört’); zu dem Gedanken vgl. Suppl. 160f., Or. 905. — οὑπιὼν .. . λόγος: zu der Metapher vgl. 491 u. ó. 631 ἀποφυγὼν: 'unberücksichtigt lassend' ; zu der Metapher vgl. 548f., worin jedoch die Beziehung umgekehrt ist.

632—728

. Zweiter Teil des Menelaos-Auftritts

Nach dem Abgang des Tynd. (631) verharrt Men. zunáchst weiter in nachdenk-

lichem Schweigen. Da er trotz seines anfänglichen Eintretens für Or. (482—490) zu keiner Entscheidung kommt (634f. 'Aporie'; zu der inneren Entwicklung s. Strohm 42), trägt Or. sein 455 unterbrochenes Bittgesuch noch einmal vor (640 bis 679), jedoch insofern anders, als er sich dabei der

Denk weise des Men. anzupas-

sen versucht: so kommt es, daß er der eigentlichen 'Hikesia' (660—676) eine kommerzielle Aufrechnung der Schuld vorausschickt (642—664). Die Antwort des Men. (682—716) ist ein Beispiel sophistischer Verdrehungskunst: sie ergeht sich in Sentenzen und Gemeinplátzen, so daß man ja und nein heraushóren kann. Praktisch ist damit das Hilfegesuch Or.s gescheitert (717—724). Die Szene

schlieBt mit der Auftrittsankündigung für Pylades (725—8 'gleitender Über-

gang"). 632

Μενέλαε: die Anrede unterbricht das ‘Schweigen’ (634) des Men., der wäh-

rend der Abführung des Tynd. in Nachdenken versunken ist (zu diesem Habitus vgl. Herodot 188, 1). — ποῖ σὸν πόδ᾽... κυκλεῖς: metaphorisch (“wohin willst du dich wenden?'; 635); vgl. die Parodie in Aristoph. Av. 1379. — ἐπὶ ouvvola: =

συννοούμενος (634). —

Im 2. Metrum Wortende

zwischen zwei Kürzen in der

Teilung des 3. longum bei gleichzeitiger Elision (vgl. 2*). 633 διπτύχους: ('Scheideweg')

1303*.

vgl. Herodot



διπτύχους..

I 11,2,

. ὁδούς:

zu der Bildvorstellung

Xen. Mem. II 1, 21 sqq., Hes.

Erg. 287—92

(Lesky, GdgrL 328). — μερίμνης . . . ὁδούς: die verwandtschaftliche Sorge des Men. geht zweifache Wege, erstreckt sich in verschiedener Richtung; zu μέριμνα vgl. Hec. 896f., Aesch. Pers. 165 (inhaltlich anders, da auf zwei Gedanken gnomischen Charakters bezogen; K. Deichgräber, GGN

1941, Nr. 8, 173).

635 ὅπῃ: 430*. — 615... τῆς τύχης: gen. partitivus bei einem Ortsadverb (Sehwyzer II 114 Nr. 4cß). — Das Subst. läßt bereits das Hauptmotiv der Antwort des Men. ("Tychegedanke’: 7151.) anklingen. 636 τὴν δόκησιν: die im Innern des Individuums vor sich gehende Überlegung (634); der weitere Begriff in 637 βουλεύου enthalten, worin auch das Abwägen der Ansicht des Gesprächspartners eingeschlossen ist.

72

Einzelerklärungen

638 λέγ᾽: konzessiv: ‘rede nur’ (Schwyzer II 344e): obwohl Men. lieber ungestört bliebe (634), macht er Or. jetzt ein Zugeständnis. — ἔστι. . . οὖ: temporal (manchmal; K.-G. 112, 406 Anm. 9); zu δέ... δέ in der Anapher vgl. 702.7081.* 640 λέγοιμ᾽ ἂν ἤδη: ‘so kann ich gleich reden’ (= Suppl. 465; vgl. Hec. 1132, Iph. T. 939), als forensische Formel gebraucht (Ar. Equ. 40; Ed. Fraenkel, Aisch. Ag. II zu V. 838). — τὰ μακρὰ: in der 'Hikesia' ist das μακρηγορεῖν unumgänglich (Demetrius, De elocutione V 242; vgl. Hec. 249f.; dagegen Tro. 871., Soph. El. 1335 ff.). — Die Verse 6401. (del. Wecklein: cf. 22) sind als pointierte Antwort auf 6381. zweifellos echt (Wilamowitz, Herm. 59, 1924, 259; Ed. Fraenkel, Aisch.

Ag. III 830 zu S. 387; Textprobleme 39). 641 xai: epexegetisch: ‘die langen Reden verdienen den Vorzug, und zwar sind sie deutlicher anzuhören’ (578*.607.678.753*). 642: τῶν σῶν

.. . μηδὲν δίδου: ‘du brauchst mir von dem, was dir gehört,

nichts zu geben’, d. i. kommerzielle

Aufrechnung

der Schuld

in der Philia (Med.

532ff., Hec. 272f., Heraclid. 174ff., Cic. Lael. ὃ 58 hoc quidem est nimis exigue et exiliter ad calculos vocare amicitiam, ut par sit ratio acceptorum et dalorum). 644

οὐ χρήματ᾽

εἶπον: ‘Geld meine ich nicht’; sog. aoristus tragicus (1021*.

1517.1672*, K.-G. IL 1, 165 Nr. 9); das Asyndeton Erläuterung zu dem allgemeinen Obj. in 643 (ἃ δ᾽ ἔλαβες), daher am Ende von 643 nicht Punkt, sondern Kolon. Zu der Frage, ob in 643f. ein Gestus des Men. zu denken ist, s. Textprobleme

39f. — χρήματ᾽ : scil. σώσεις (aus Av... σῴσῃς; die Ellipse ähnlich wie in 1037; K.-G. I12, 574£. Nr. 1; Schwyzer II 709 2): die ‘Frage nach dem höchsten Wert’ (B. Snell, Entdeckung des Geistes, 2. Aufl. Hamburg 1948, 61£.) wird durch den

Begriff χρήματα (= πάντα οἷς χρώμεϑα, 'Geld', 'Geldeswert’) ausgelöst und durch das adversative Ásyndeton prügnant — aus subjektiver Sicht — beantwortet; dabei paßt sich Or., für den χρήματα keinen maximalen Wertbegriff darstellen, möglichst

eng der Denkweise seines Gesprüchspartners, des Men., an (vgl. 643. 651. 655). Sprachlieh ist auffallend, jedoch der absichtliehen Stilisierung der Stelle entsprechend die aufs äußerste gesteigerte Prägnanz und Partikellosigkeit. 645 ἅπερ... des

.: mit Bezug auf ψυχὴν ἐμὴν; das Neutr. Pl. wegen der Kongruenz

pronominalen

Subj.

mit

dem

Prädikatsnomen

(φίλτατ᾽).

Der

Gedanke

in

644f. läßt sich als — bewußte — Umkehrung des bei Hesiod angeführten Gemeinplatzes (Hes. Erg. 686 χρήματα γὰρ ψυχὴ πέλεται δειλοῖσι βροτοῖσιν; vgl. Alc. frg. 101 Diehl =

122 Lobel) verstehen.

646 ἀδικῶ:

die inhaltliche Abweichung

von der früheren Rede

(572) nur

scheinbar: ‘nehmen wir an, ich bin im Unrecht’ (Schwyzer II 307c und Nr. 1). — Es handelt sich in 646 ff. um eine typisch euripideische Argumentation: Agam. hat dem Men. geholfen ἀδίκως, d.h. indem er eine fremde ἀδικία bereinigte, námlich zu Gunsten des Men.; nun soll dieser als Entgelt dafür die (nur angenom-

632—728

Zweiter Teil des Menelaos-Auftritts

73

mene) ἀδικία Or.s bereinigen. Im einzelnen ergibt sich dabei folgendes: bei der Aufrechnung der beiderseitigen ἀδικίαι werden zunächst Muttermord des Or.

(646) und Ehebruch der Hel. (649f.) gegenübergestellt, dazu kommt als ἀδικία auf seiten des Men. der Trojazug (648), dem entsprechen soll auf Seiten des Or. die jetzt geforderte Hilfe des Men. (646f.). 648 ὑπ᾽ Ἴλιον: homerisch (B 216, ὃ 1451.). 653 ἐκπονῶν: absoluter Gebrauch des Verbs auch Suppl. 318f.; das Kompositum soll die “Vorleistung’ des Agam. betonen. — παρ᾽ ἀσπίδ᾽ (α): scil. στάς (657; vgl. Med. 250f., Phoen. 1001), ‘Schild neben Schild’, d.h. Agam. war παρασπιστῆς des Men., d. i. rechter (und damit schützender) Nebenmann (Cycl. 6, Phoen.

1165, Herc. 1099; Wilamowitz, Herakl. II? 230). 654 σὺ τὴν σὴν . . . Euváopov: prägnant: ‘deine — über alle Maßen von dir geliebte — Gattin’.

655 'ἀπότεισον: der Ausdruck gegenüber 643 ἀπόδος gesteigert. — ταὐτὸ: diese Form metrisch geboten (Med. 564, Soph. O. R. 734, Trach. 425) gegenüber der bei den Tragikern geläufigeren ταὐτόν (738.1280).

6561. μίαν ... ἡμέραν .... δέκ᾽... ἔτη: die antithetischen Zeitbegriffe bzw. Zahlenangaben stehen zu Beginn und am Ende der Partizipialkonstruktionen; in 657 ist der Verbbegriff wegen der dazwischentretenden Appos. (fiov . . . στάς) neu gesetzt: ἐκπλήσας ‘zehn volle Jahre dienend’ (Tro. 433).

659 ἐῶ σ᾽ ἔχειν ra 09": der Verzicht Or.s, der mit seinem Unglück begründet wird

(660f.), geht von der Vorstellung aus, daß für ihn gegenüber

Men.

keine

Gleichberechtigung bestehen kann (über die sophistischen Theorien entsprechende Relativität der Rechtsbegriffe vgl. z. B. Thuk. V 89). — Ἑρμιόνην μὴ κτεῖνε σύ: dramatischer Hinweis auf 1183—1203: mit der “Zurückweisung der Hikesia’ durch Men. wird der Verzicht Or.s wieder hinfällig.

660 πράσσοντος ὡς πράσσω: euphemistisch (79*). 661 πλέον φέρεσθαι: Men. verdient den Vorzug auf Grund des Unglücks, das Or. betroffen hat (8. οἱ); vgl. dagegen die ethische Begründung in Hec. 306—8). — συγγνώμην ἔχειν: = συγγιγνώσκειν (Soph. Ai. 1322, Phil. 1319, El. 400, Suppl. 251, Herodot I 116, 5); ähnliche Umschreibung in 1069*.

663 κἀμῆς . .. χρόνον: Nauck) deshalb notwendig, stört: 664 Yavav.. . λείψω zwar nicht juristisch (weil Wilamowitz,

die Tilgung dieses Verses (662—4 suspectos habuit weil 663 den Zusammenhang zwischen 662 und 664 nur auf Or. bezogen, mit dessen Tod das Geschlecht es durch El. als ‘Erbtochter’ weiterleben könnte;

Herm. 59, 1924,

259 Anm.),

aber

doch

nach

der

allgemeinen

Vor-

stellung erlóschen würde. Die Erwähnung El.s kann deshalb fehlen, weil zweifellos nach Freispruch Or.s von einer Verurteilung El.s im Ernst keine Rede sein kónnte

74

Einzelerklärungen

(615—20 “Übertreibung'). V. 663, der auch das Homoioteleuton (πατρὶ — πατρός) stórt, stellt eine typische xai-Interpolation (33* u. ó.) dar. 665 ἐρεῖς" ἀδύνατον: Form der 'anticipatio': 'du wirst (dagegen) sagen: unmöglich’ (Heraclid. 169, El. 226). — αὐτὸ τοῦτο: ‘nein, gerade so ist es’ (hoe ipsum', 1177*), attisch (Schwyzer II 211 Nr. 2); mit Bezug auf die folgende Gnome gesagt (665f.). 666 τοῖς φίλοισιν ὠφελεῖν: der Dat. um der Deutlichkeit willen (K.-G. II 1, 294 Anm. 1) nach Analogie von &pxeiv gesetzt (681*; der umgekehrte Fall in 803*; vgl. Andr. 677, Aesch. Prom. 3421., Pers. 842, Soph. Ant. 560, Ar. Av. 421).

667 ὅταν δ᾽ ὁ δαίμων εὖ διδῷ: — ὅταν εὐδαιμονῇς, in Anklang an den formelhaften Segenswunsch

(Andr. 750, Alc. 1004, Soph. O. C. 642. 1435, O. R. 10801.)

gebildet (vgl. die Analogiebildung καλῶς διδόναι in Suppl. 4631.); εὖ ursprünglich Neutr. zu ἐύς (homerisch), vgl. Aesch. Ag. 121 τὸ δ᾽ εὖ νικάτω (dazu Ed. Fraenkel II S. 74, der in nominalem

ed einen Archaismus

der Gebetssprache

vermutet;

Dale

zu Alc. 1004). — τί δεῖ φίλων: scil. πρὸς τὸ ὠφελεῖν (zur Unvollständigkelt des Gedankens vgl. z. B. 234*); dazu Aristot. Eth. Nic. 1169b 3 sqq. Bywater. 670 κοὐχ ὑποτρέχων oe... ϑωπείᾳ: die Versicherung, daß kein ϑωπεύειν (‘schön tun’), ὑποτρέχειν vorliegt, gehört gerade zu diesem Genos der Rhetorik (κολακεία, κολακεύειν; Plat. Gorg. 501 ο). Die ταπεινότης des Redestils in 640—679 ist im Unglück Or.s bzw. im Glück des Men. begründet (660f.; das Prinzip näher ausgeführt in frg. 81, 1 sq. Nauck?); das Gegenstück dazu bilden die 'geschwollenen Worte’ {= ὄγκος) Or.s gegenüber dem von Angst gekennzeichneten Phryger in 1527—36: beide Verhaltensweisen stellen die Denaturierung eines echten Ethos

(das durch ‘Größe’ gekennzeichnet ist; vgl. z.B. Suppl. 1102f.) dar. — Zur "Selbsterniedrigung' Or.s vgl. Med. 368—370, Enn. Med. 266 sqq. Ribbeck? (= frg. 312 Diehl) magna tnest cerlatio. | nam ut ego lli supplicarem tanta blandiloquentia, | ni ob rem? — ὑποτρέχων: Plat. Resp. IV 426c 2 sqq. Burnet. 671

ταύτης

ἱκνοῦμαί

a’: "bei Hel. flehe ich dich an’ (2); der Gen. bei einem

Verbbegriff des Bittens (ß 68,

66ff.; K.-G. II 1, 349 Anm. 8). — ὦ μέλεος ἐμῶν

κακῶν: 1029f. — Das plötzliche a parte-Gespräch Or.s (671 b —673) entspricht an sich bereits dem Komódienstil (bei Eur. selten; vgl.z. B. 128*; Lesky, GdgrL 609

Anm. 22). Zur Auflösung Med. 499—501.

der

Redeform

als Ausdruck

des

Pathos

vgl.z.B.

672 ἐς olov ἥκω: scil. συμφορᾶς (nach 671 ἐμῶν κακῶν); vgl. 447, Tro. 684, Hel. 742f., Andr. 1172, Thuk. 149,7, Plat. Theaet. 17041 Burnet. — ri δέ: formelhaft: ‘wie denn aber (nun weiter)?'; vgl. Bacch. 653f., Hec. 886, Or. 1326 (wieso

denn?),

1275;

Denniston,

G. P.?176f.



Or.s

Selbsterniedrigung

dient

vermutlich auch dazu, Men. in seiner ὕβρις (El. 671.) bzw. 'Nichtswürdigkeit' (7181.) bloßzustellen.

632--728

Zweiter Teil des Menelaoa-Auftritts

75

674 ϑεῖε: explikative Appos. zu ὦ πατρὸς ὅμαιμςε (Verwandter des Vaters, nämlich Oheim"); das Subst. (9etoc) erst seit Ende 5. Jh. bezeugt (Schwyzer I 193).

6741. τὸν κατὰ χϑονὸς | ϑανόντ᾽: = τὸν κατϑανόντα, d.i. Agam.; κατὰ χϑονὸς antithetisch zu 676 ὑπὲρ σοῦ, d. i. Gegenüberstellung der beiden (homerischen) Vorstellungen über die Totenseele: 1. der tote Agam. im Hades ('F 103f.), 2.die flatternde Totenseele über dem Haupt des Men. (W 65—8), wobei die zweite Vorstellung auch im Sinne des Sprechers rein fiktiv bleibt (da die Seele aus dem Hades nicht wieder zurückkehrt; vgl. V^ 75£.): sie ist bereits zum rhetori-

schen Topos geworden (dazu vgl. z. B. Liban. Declam. VI S. 374, 12f. Foerster). Die Prägnanz kann etwa so verstanden werden: ‘stelle dir vor, daß der Tote unter der Erde (wie man im allgemeinen annimmt) als flatternde Totenseele über dir (wie ich einmal annehmen möchte) dieses hören kann’, d. ἢ. Agam.s Totenschatten

wird durch die in der Gedankenfolge liegende ‘Steigerung’ in bedrohliche Nähe gerückt (zum Motiv der ‘Bedrohung’ vgl. 255f.*).

676 ὑπὲρ σοῦ: zu dieser Vorstellung läßt sich vergleichen die Selbstbeschreibung der ‘umgehenden Totenseele' des (noch unbestatteten) Polydoros in Hec. 301. 677

versum

seclusi

(Textprobleme

43f.);

anscheinend

war

ταὔτ᾽ (Kirchhoff:

ταῦτ᾽ eodd.) ursprünglich Glosse (Hinweis auf die Identität von 675 τάδε und 676 ἃ ἐγὼ λέγω). Bei der Auffüllung zum Trimeter wurde möglicherweise eine Bühnenweisung (raperıypapy) zu Or.s Tränenausbruch in 671f. (etwa: ἐς δάκρυα καὶ γόους) in den Text eingearbeitet. 678 εἴρηκα κἀπήτηκα: Epilogos: "ich habe gesprochen und zwar habe ich dringend um die (mir gebührende) Errettung gebeten’ (zu ἀπαιτεῖν: 1585f., Xen. An. II 5, 38; VII 7, 20f.).

679

ὃ πάντες .

.: 6441. 1523.

680 καὶ... περ: die Tmesis, sonst bei Eur. nicht vorkommend (Allen-Italie 3102), hebt die Prägnanz des Subst. (yov) hervor: 'obwohl ich eine Frau bin (der an sich die Hikesia zu Gunsten Or.s nicht zukommt), flehe ich dich an';

der Chor fungiert als Handlungspartner (vgl. 140—210

bzw. 316—347; anders

die mehr ornamentalen Sentenzen des Chors in 542f. bzw. 605f.).

681 τοῖς δεομένοισιν

ὠφελεῖν:

formelhaft (1226f.). —

δ᾽: =

γάρ (1081.

1107; Denniston, G. P.* 169).

682 'Op£cc', ἐγώ τοι: 544*. — Die Rede des Men. (682—716) bietet ein Beispiel für das rhetorische Genos, das die Aischylos-Vita 'mit Spitze gegen Euripides' (Lesky, Trag. Dichtung 203) charakterisiert (1. 18 sq. Murray). 683 ξυμπονῆσαι σοῖς κακοῖσι: 419*.1646*. 684 xal... γὰρ: ‘denn in der Tat, es ist notwendig, in solcher Weise das Unglück der Blutsverwandten bis zum Ende hin mit durchzutragen’ (Denni-

76

Einzelerklärungen

ston, G. P.* 110f.). —

οὕτω:

Hec. 852) anknüpfend,

näher ausgeführt in 686 (die Partizipia epexegetisch wie

an 683 (d.i. Bekenntnis des guten Willens; vgl.

in Plat. Phaed. 59a 7 sqq., Soph. O. R. 10f.). 685 ξυνεκκομίζειν: ähnlich El. 73, Andr. 12681. (einfaches Kompositum), Ion 850 (Synonymon). — δύναμιν ἣν διδῷ ϑεός: ‘ultra posse nemo obligatur; bezeichnenderweise verbindet Men. diese Einschránkung nicht mit seiner Zusage (683), sondern mit dem zur Begründung angefügten allgemeinen Grundsatz (684 1.). 686 ϑνύήσκοντα καὶ xreivovra: das Praes. imperfektiv: “bereit zu sterben und die Feinde zu töten’ (vgl. die Entsprechung in 652f.). Die polare Ausdrucksweise (Wilamowitz, Herakl. II? 231 zu V. 1106) bezeichnet die äußerste Konsequenz bei der Unterstützung der φίλοι (zur Verwendung der beiden Verbbegriffe im Sinne des 'Schlüsselworts' vgl. die Antithese in 1174*). 687 τὸ δ᾽ αὖ δύνασϑαι....

τυχεῖν: ‘das Können, die Möglichkeit aber nun

wiederum wünsche ich (erst noch) von den Göttern her zu erhalten’; τυγχάνειν mit Akk. (Phoen. 1666, Med. 338, Aesch. Cho. 711, Soph. Ant. 778; Schwyzer II 1044). Zu dem Gedanken des δυνατόν (das ein wichtiges Argument der gleichzeitigen Realpolitik darstellt; vgl. Thuk. V 89; s. Reinhardt 636) vgl. Hel. 811,

Soph. Ant. 90. 688

!

δόρυ: Metonymie: 'Schiff'(Aesch. Pers. 411, Hel. 1611, Cycl. 15, Andr. 792;

Wilamowitz, Herakl. IY* zu V. 1193). — κενὸν δόρυ: hyperbolisch, in leichtem logischen Widerspruch zu 690; zu dem Motiv der 'Vereinsamung' durch die Kriegsverluste (712) vgl. Aesch. Pers. 733f., Herodot VI15, Thuk. VI 101, 6.

Das Motiv ist ursprünglich episch (vgl. z. B. e 32). 691 μάχῃ μὲν οὖν ...: Entgegnung auf einen gedachten Einwand Or.s (d.i. gedankliche Ellipse): '(du wirst sagen: es ist trotzdem móglich) Nein! Im Kampf

können

wir Argos nicht besiegen’; μὲν οὖν adversativ (160*.1511.1521*;

Denniston, G. P.2475). — μάχῃ: hyperbolisch, denn Einsatz von Waffengewalt hatte Or. nicht verlangt. 692 danke,

Πελασγὸν d.i.

"Apyos:

Hinweis

auf

die

960*.1247.1296.1601. aussichtsreichere

— εἰ δὲ: der antithetische Ge-

Ánwendung

rhetorischer

Mittel,

als Parenthese zu verstehen: 694f. Fortsetzung bzw. Begründung des Gedankens in 691 f.

693 ἐνταῦϑ᾽ ἐλπίδος npoanxonev:

der in 692 begonnene Potentialis wird

nicht ausdrücklich fortgesetzt (‘Anakoluth’), vielmehr drückt der im Hauptsatz enthaltene Gedanke bereits die reale Folge der in der Apodosis zu erwartenden, jedoch unterdrückten Möglichkeit aus: ‘wenn wir aber die Möglichkeit hätten, (es) mit milden bzw. milde stimmenden Worten (zu versuchen, dann könnten wir vielleicht die Argeier besiegen) — in diesem Falle kommen wir tatsächlich an das

632—728

Zweiter Teil des Menelaos-Auftritts

77

heran, was du erwartest’. — προσήκομεν: persönliche Konstruktion (771*); die eigentliche Bedeutung (προσήκειν 'herankommen') gelegentlich bei den Tragikern (Aesch. Pers. 143, Soph. Phil. 229). —

"terminus

in

quem'

gebraucht

ἐνταῦϑ᾽

(Soph. El. 380,

ἐλπίδος:

das Ortsadv.

Xen. Àn.I 10,13,

als

Plat. Apol.

36c 2 sq. Burnet; Schwyzer II 1148).

694 μὲν: = μήν, als Verstärkung des bereits durch emphatische Stellung hervorgehobenen Attr.: ‘es sind gewiß nur kleine Mühen (die wir mit unseren geringen Mitteln leisten können)’ (Denniston, G. P.? 380 Nr. 5 (1). — μὲν γὰρ (Brunck: μὲν γὰρ τὰ MBVLP: μὲν τὰ A): der Art. wegen des hypothetischen Charakters der Stelle entbehrlich und wegen der Antithese der Adjektiva (σμικ-

potct ... μεγάλα) sogar störend (vgl. Isocr. IV 189 Blaß; dagegen 640f.). 695 Der Vers ist deshalb unentbehrlich (695 om. A: del. Brunck), weil sich nur in der Verbindung 694/695 der in 694 beginnende Gedanke im Sinne des 'Unmöglich’ verstehen läßt, während 694 allein auch die Deutung ‘vielleicht’ zuließe,

d.h. 694 würde in diesem Falle bereits die in 698 beginnenden Erórterungen über das

εὐλαβεῖσϑαι

(699)

vorbereiten.

Damit

steht

aber

im

Widerspruch,

daB

in

696f. (durch den Vergleich zwischen dem Zorn des Volkes und der unaufhaltsam um sich greifenden Feuersbrunst) zunächst noch die “Unmöglichkeit” einer sinnvollen Hilfeleistung nachgewiesen werden soll. Zu der “Parenthese’ in 692b—693 s. Bem. zu 692. — Der Grundsatz des Men. entspricht allgemeinen Anschauungen der Zeit: es lassen sich dazu vergleichen z. B. die Ausführungen der Athener im Melierdialog

des Thukydides

über

die “Unvernünftigkeit’

eines allein auf das

Ehrgefühl gegründeten Handelns (Thuk. V 111, 3; der Konträrgedanke einer laudatio des rómischen Volkes in Sall. Cat. 53, 3 sciebam (scil. saepenwmero parva manu cum magnis legionibus hostium contendisse). βούλεσθαι: ‘auch nur dieses zu wollen ist unklug' (xat bezeichnet griff des Geringfügigen' ; Kr. 69, 32, 19; vgl. 1359).

im Sinne Romanos) — xal τὸ den ‘Be-

696 $a: metaphorisch, d. i. im Sinne von reißender Gewalt gebraucht (Alc. 1085; Dale S. 126), als Überleitung zum Bild des Feuers (697; Hec. 606 b— 608).

697 ὅμοιον ὥστε πῦρ... . λάβρον: periphrastische Bezeichnung für 'unmóglich’ (665 ἀδύνατον), — ὥστε: 882*.1520 (Denniston, G. P.? 526; Dodds zu Bacch. 542—4). — λάβρον: λάβρος “umfassend”, 'reichlich' (Wilamowitz, Herakl. II? 65 zu V. 253), háufig als Epitheton des "Windes' (B 148, o 203, Aesch. Pers. 111), des *Regens' (Herodot I 87, 2; VIII 12, 2), der 'Meereswoge' (O 624£., Or. 344), auch metaphorisch der ‘Rede’ (Pind. P. II 87); stattdessen oft μαλερός ('heftig', 'ver-

zehrend’: 1242, Aesch. Cho. 325; auch metaphorisch Pers. 62). 698 αὐτῷ τις (Brunck: τις αὐτῷ A) ἐντείνοντι: auch sonst an sich transitive Verba gelegentlich intransitiv gebraucht (139.272, frg. 340, 2 Nauck?; K.-G. Il 1, 91 Nr. 2); τις konnte leicht versetzt werden, weil es die Beziehung αὐτῷ —

ἐντείνοντι zu stören schien. Zu erwägen ist auch αὑτὸν (αὐτὸν MBV et Stob. fl. IV

78

Einzelerklárungen

5, 14 Wachsmuth-Hense: αὐτὸς Byz.; s. Turyn, Byz. Man. Trad. S. 110). — ἐντεί-

vovti: Wiederaufnahme von 696 ἡβᾷ und Gegensatz zu 700 ἀνῇ ('An- bzw. Ent. spannung’; Xen. Mem. III 10, 7); der Dat. zu 699 χαλῶν gehórend (Hec. 402f.); ὑπείκειν dagegen absolut gebraucht (ähnliche Verbindung beim Simplex in Ion 636f.). — Das Verhalten des δῆμος wird in 698 und 700f. durch bildliche Wendungen

ausgedrückt,

die vom

‘Wind’

(Z; Hec. 533) her genommen

sind

(700);

voraus geht das Bild vom ‘Feuer’ (697f.); erst 706 folgt das — auf Tynd. und die Polis bezogene — Gleichnis vom 'Schiff', das mit dem vom 'Wind' durch sprachliche Anklánge (699 χαλῶν — 707 χαλᾷ bzw. 698 ἐντείνοντι — 706 ἐνταϑεῖσα) verbunden ist.

698f. ἡσύχως... τις... ὑπείκοι: die emphatische Stellung des Adv. betont den Anklang an ἡσυχίαν ἄγειν (Andr. 142f., Herodot VII 11,2, Plat. Phaed. 117e 2 Burnet), d.i. Hinweis, unternehmen' wird (711—3).

699 καιρὸν εὐλαβούμενος:

daß

Men.

für Or. in Wirklichkeit

‘nichts

‘den richtigen Zeitpunkt vorsichtig abpassend’,

schwächer als καιρὸν ζητῶν (Demosth. 3, 16) bzw. x. τηρῶν (Lys. 12, 71); vgl. die

Wiederaufnahme des Verbbegriffs dureh Or. (748.793); zu καιρός (das auch ‘Zeitpunkt zum Nichthandeln’ bedeuten kann: Suppl. 508ff.) vgl. Iph. T. 907f.; Schadewaldt,

Monolog

700 ἐκπνεύσειεν:

258 und Anm.

ἣν

(Nauck:

2; Zürcher

154.

é. ὅταν codd.): die Änderung

notwendig,

da ἐκπνεύσει᾽ ὅταν eine ungeläufige Elision (Schwyzer I 403) wäre; zu dem Gedanken

vgl. Herc. 102. — Die verschiedenen Verhaltensweisen des Demos (‘Anspannung’ bzw. 'Nachlassen') kónnen als Analogie zu den zwei Phasen der Krankheit Or.s (34—45.210.227f.253£.) verstanden werden (in 700 wörtlicher Anklang an 227).

702 Evearıd’ ... ἔνι 66: das Praeverb in der Anapher statt des Verbalkompositums gesetzt (Ar. Nub. 487; Schwyzer II 422 Nr. 2; dabei ist jedoch zu bedenken, daß der verbale Gebrauch von ἔνι bereits homerisch ist); δέ in der Anapher

wie 708í.* u.ö. — Evi... ϑυμὸς μέγας: der Konträrbegriff ("Zorn', 'Wut') dem Zusammenhang nach weniger in Frage kommend ('polare Ausdrucksweise’); wenn man

will, kann 702b als 'Parenthese' genommen

werden

(der entscheidende

Gedanke ist: ἔνεστι δ᾽ οἶκτος... | καραδοκοῦντι χτῆμα τιμιώτατον), doch liegt darin — was kein Widerspruch zu sein braucht — ein wichtiger dramatischer Hinweis auf 943—5. 703 καραδοκοῦντι . .: 'für einen, der warten kann, wertvollstes Gut’; dat. commodi sive relationis (214*.229*; Kr. Di. 48, 12, 1); καραδοκεῖν (den Kopf zum

Beobachten ausstrecken) 'aufpassen' (Tro. 93. 456; Debrunner, Gr. Wortbildungslehre $72 Anm. 1). — Das Part. enthält den entscheidenden Begriff: da Or. wegen

des

unmittelbar

bevorstehenden

Gerichtstermins

(48f.)

nicht

"warten'

kann, gehen die Ausführungen des Men. an der Sache vorbei. — κτῆμα τιμιώταtov: Soph. Ánt. 702; zu dem Subst. vgl. 70*.

632—728

Zweiter Teil des Menelaos-Auftritts

79

704 Τυνδάρεών τε. .. πόλιν τε: Voranstellung des Eigennamens mit Rücksicht auf die persönliche Machtstellung des Tynd. (612—4. 915). — σοι: dat. commodi. 7048. πειράσομαι... .. πεῖσαι:

starker

Gleichklang:

zur

Einprägung

des

Gedankens, an den sich der Zuhörer in 931* erinnern sollte. — Die beiden Verbbegriffe lassen zwei Substantiva heraushören, die die Verhaltensweise des Men.

charakterisieren: πειρᾶσϑαι — πεῖρα (die 'Bewahrungsprobe', von deren Bestehen

Men. seinen Gesprächspartner, wenn auch vergeblich, zu überzeugen versucht) bzw. πείϑειν



πειϑώ

(die 'Kunst

der

Überredung’,

für die diese

Rede

ein typisches

Beispiel darstellt).

705 τῷ λίαν: substantivischer Gebrauch des Adv. (Hipp. 264f., Phoen. 584, Hec. 591, Andr. 866, frg. 209 Nauck?; Kr. 50,5, 10). — τῷ λίαν χρῆσϑαι καλῶς: eine Art Oxymoron (καλῶς fast gleich un); der Gedanke spielt auf ältere Spruchweisheit an (vgl. μηδὲν ἄγαν).

706 ναῦς... ἐνταϑεῖσα.. .. ποδὶ: die Vorstellung des 'Anspannens' ist vom Segel auf das ganze Schiff übertragen; πόδες ('pedes') heißen die unteren Segeltaue, mit denen das Segel gestellt wird ('Schoten'); vgl. z. B. Soph. Ant. T15f. — Der Vergleich mit dem (im Seesturm befindlichen) Schiff (706) verbindet

die dureh anaphorisches γὰρ (706 bzw. 708) aneinander gereihten Argumente, die Men. für die Anwendung der Überredungstaktik (704f.) anführt, zu einer Einheit

(daher

706f. zu

Unrecht

bezweifelt

von

Gow,

Class. Quart.

10,

1916,

80f.). — πρὸς βίαν: adverbial (= βιαίως), formelhaft gebraucht (Andr. 730. 753, Here. 550, Med. 1216, Suppl. 454f. 385; Schwyzer II 511); hier Konträrbegriff zu 705 τῷ λίαν χρῆῇσϑαι καλῶς.

7081. μισεῖ... 3121.; Denniston,

μισοῦσι δ᾽: δέ in der Anapher (638*.702*.1135, Soph. O. R. G. P.? 163), diese ebenfalls zum Versbeginn in 595f. 1512f. —

ὁ ϑεὸς: — ὁ δαίμων ("Seesturm'; 342). — Wenn man will, enthält der allgemeine Gedanke in 708 (vgl. Heraclid. 387f.) einen dramatischen Hinweis auf die Handlung des zweiten Teils: Vergeblichkeit des ‘mit allzu großem Eifer’ in Szene gesetzten Mechanema. — Zur Züsur nach dem 2. anceps bei Teilung des 2. longum 8. Snell, Gr. Metr.? 13.

709 οὐκ ἄλλως λέγω: “(so und) nicht anders meine ich es’, formelhaft bei einem nichtssagenden Versprechen (Hec. 302, El. 1035, Hel. 1106, Aesch. Sept. 490). 710 βίᾳ τῶν κρεισσόνων: Phoen. 18, Alc. 829 (Schwyzer II 688%). 7111. οὐκ àv... σῴσαιμ᾽ und

Verbum;

der

Gedanke

ἄν: doppeltes ἄν zur Verbindung von Negation

Wiederaufnahme

aus

691f.,

d.i.

unverkennbarer

Hinweis auf den abschlägigen Charakter der Antwort des Men. — ἧ σὺ δοξάζεις ἴσως: rhetorische Übertreibung: von Anwendung der Waffen hatte Or. überhaupt nicht gesprochen.

80

Einzelerklärungen

712 00 . . . ῥάδιον: euphemistisch statt ἀδύνατον. — λόγχῃ μιᾷ: 690 σμικρᾷ σὺν ἀλκῇ. 713

στῆσαι

τρόπαια

τῶν

κακῶν:

etwa gleich: νυκῆσαι

ἐν τοῖς σοῖς κακοῖς;

die Háufung von Ausdrücken aus dem militárischen Bereich betont den Gedanken der ‘Unmöglichkeit’ und damit die in der ganzen Rede vorliegende "Tendenz (d. i. Zurückweisung der Bitte Or.s). 7141. οὐ... ποτ᾽... ἐς τὸ μαλθακὸν προσηγόμεσϑα: “niemals haben wir Argos zur Milde gebracht’; προσάγεσϑαι bezeichnet gewöhnlich einen sanften Druck (Ion 659£., Andr. 226f., Thuk. I 99, 2; an der

letzten

Stelle:

προσάγεσϑαι

fast gleich δουλοῦσϑαι). 715 ἀναγκαίως ἔχει: zum Ausmünden dieses Gedankens in eine allgemeine Sentenz vgl. Phoen. 358f. — ‘Jetzt aber verhält es sich für die σοφοί notwendigerweise so, daB sie sich der τύχη beugen müssen’, d.h. im Augenblick ist nichts zu machen. Damit wird die ‘Zusage’ des Men. (682f. 692f. 705) zu einer leeren

Phrase. Aus diesem Grunde darf auch V. 716 (del. Murray) nicht fehlen (Textprobleme 48f.): 8obAotow . . . τῆς τύχης ist pointierter Ausdruck (Bezeichnung des

einzigen Sonderfalls zu der Gnome in 488): der Zuhörer sollte offenbar den Gegensatz zu 418a heraushóren. — Der Zusammenhang in 709—716 ist wegen des sophistischen Charakters der Stelle nicht ganz einfach: zunáchst sagt Men.

die

Erfüllung der Bitte Or.s, ihn zu retten, zu, allerdings unter Beschránkung auf das

Mittel der σοφία und unter Verzicht auf Gewaltanwendung gegenüber der Übermacht (709f.). Das Folgende (711—5) kann als Entgegnung auf zwei von Men. angenommene, nach seiner Ansicht jedoch falsche δόξαι Or.s (vgl. 711) verstanden

werden:

1.'mit Waffengewalt kann ich dich nicht retten’, Begründung:

‘es ist

nicht leicht, mit einer Lanze über dein Unglück Herr zu werden’ (711—3); 2. vor dem zweiten οὐ γὰρ (714) dürfte zu ergänzen sein: "was nun das Zweite anbetrifft, nämlich σῴζειν σε σοφία, so liegt auch darin — wie Or. vielleicht annehmen

könnte — keine Gewähr’, darauf 714f.: ‘denn niemals brauchten wir Argos zur Milde zu bringen’, d. h. dieser Fall ist noch nicht vorgekommen; man kann daher auch nicht wissen, ob es gelingt. Darauf folgt — als Gegensatz zu einem in 711

mitzudenkenden Irrealis (etwa: ‘ich würde dich βία τῶν κρεισσόνων retten, wenn ich es könnte’) — die Bezeichnung dessen, was nun wirklich ist, (νῦν δ᾽): 715f. ‘nun aber muß ich es mit den Mitteln der σοφία versuchen, d. h. wir müssen ab-

warten, bis der richtige Zeitpunkt kommt’. — Zu dem Gedanken in 715f. vgl. Suppl. 167, Iph. T. 907ff.; s. Zürcher 154. 717 ὦ πλὴν ... στρατηλατεῖν: zu dem Inf. bei πλὴν vgl. Hec. 356 (Schwyzer II 542). — γυναικὸς οὕνεκα: 521f.* 718 οὐδέν:

negativer

Wertbegriff

(1115,

Andr.

641,

Hec. 843,

Iph. T. 115,

Tro. 1007; K.-G. 11 1,61 Anm.2). — τιμωρεῖν φίλοις: prägnant: ‘den Verwandten Rechtsschutz zu gewühren'; die beiden Inf.-Verbindungen in 717f.

632—738

Zweiter Teil des Menelaos-Auftritts

charakterisieren in ihrem Gegensatz das Wesen bzw. Or. ('Synkrisis'); vgl. insbesondere 547.563.

81

der beiden Gegenspieler

Men.

720 φεύγεις: der *Fluchtgedanke' ist ein für die Personen des Stückes charakteristisches

Motiv

(443.469.598.723.759

Or., 1369.1376.1425.1488

Phryger).



ἀποστραφείς ue: 'aversatus' (Iph. T. 801, Suppl. 159, Soph. O. C. 1272; K.-G. II 1, 2051. Nr. 3). 721 ἄφιλος Hay’ ἄρ᾽: die 'conclusio' (ἄρ᾽) gründet sich auf die zuvor erwähnten Tatsachen (717— 7212); vgl. Aesch. Pers. 472.934, Soph. Phil. 978.996.1083; Denniston,

G. P.?

36 (2).

An

die

Tat

Or.s, Vergeltung

721 nicht gedacht ('Unvollstándigkeit des Gedankens'

des Gattenmords,

als Ausdruck

ist in

des Affekts:

234b u. ö.). — 709’ ἄρ᾽: 'du bist also ohne φίλοι᾽ (zu dem Impf. s. K.-G. II 1, 146). 722 ξλπίδες: scil. σωτηρίας (Herc. 841.). 723 ὅπῃ: 635*. 724 καταφυγὴ

σωτηρίας: gen. obi. an Stelle einer Zielbezeichnung (567f.):

‘dieser ist mir eine Zuflucht zur Rettung gewesen (er ist es nicht mehr)’ (c 3441., Iph. T. 10651, Cycl. 108, Thuk.136,2; 108,5; Kr.Di.47,7,7) — Zu dem

Prinzip der 'Freundeshilfe' vgl. Aristot. Eth. Nic. 1155a 11 sq. Bywater. 726—728

Überleitung zur neuen Szene: Auftrittsankündigung für Pylades.

725 ἀλλ᾽... γὰρ: ‘doch da sehe ich ja...’ (Herc. 138, Hipp. 51, Soph. Ant. 155, Ar. Av. 1168;

Schwyzer II 560

‘Pause’ (£; 131*.850.1554): sich kurz.

Nr. 7;

Denniston,

G.P.?

Or. bemerkt das Kommen

100f.

103).



Vor

725

des Freundes und besinnt

726 Φωκέων ἄπο: die Angabe Or.s geht über das hinaus, was dieser tatsáchlich wissen kann. — ἡδεῖαν ὄψιν: Appos. zum ganzen Satz (10.498.842f.1105, Bacch. 1232, Heraclid. 928ff.). — πιστὸς . . .: explikatives Asyndeton (Gnome). Der für den Hauptgedanken zu ergänzende Dat. des Interesses (neben γαλήνης ναυτίλοισιν) in ἐν κακοῖς mitempfunden (d. i. τοῖς ἐν κακοῖς οὖσιν).

728 κρείσσων γαλήνης ...: Das γαλήνη-Μοίϊν bezeichnet den durch die Ankunft des Freundes herbeigeführten Umschwung der Handlung ('Meta. bole’); vgl. 279* (zu 1636 s. Bem.). — κρείσσων . . . εἰσορᾶν: Inf. des Bezuges (dem lat. Supinum entsprechend): 806.870, Iph. T. 1394; Kr. Di. 55,3,8. — Die Bildvorstellung ('Meeresstille; der Komparativ hyperbolisch) gehört in den

Rahmen der innerhalb der φιλία üblichen Prädikationen (vgl. die Fülle der Bilder in Aesch. Ag. 895ff.; Wilamowitz, Áisch.-Int. 172; Ed. Fraenkel, Herm. 68, 1933,

244).

729-—806

Auftritt des Pylades

Als ‘Überraschung beim Szenenübergang' erscheint nach kurzer Auftrittsankündigung (725—8 'gleitender Übergang’) Pylades: er kommt als ‘Freund in der Not' mit eiligen Schritten herbeigelaufen (729) und bietet Orest — als Gegen-

stück zur Hauptfigur des ersten Teils, Menelaos — unverzüglich seine Hilfe an. Die durchgehend im 'LaufmaB' (in trochäischen Tetrametern) abgefaßte Szene beginnt mit der Orientierung des Pylades über die Situation Orests (d. i. Zwischenbilanz über den bisherigen Handlungsablauf), enthält im Mittelteil eine Bekräftigung der freundschaftlichen Verbundenheit (759—773) und läuft in eine gemeinsame Beratung über Orests Gang zum Volksgericht aus. 729 ϑᾶσσον ἥ μ᾽ ἐχρῆν προβαίνων: der Verstoß gegen die ‘Gemessenheit in den Bewegungen’

(εὐσχημοσύνη

bzw. βραδύτης

ἐν ταῖς χινήσεσιν; Aristot. Physio-

gnom. 807b 33; Kaibel zu Soph. El. 871f.; Wilamowitz a. O. 61 Anm. 1) ist in der unbedingten Hilfsbereitschaft des Pyl. motiviert (Antinomie der Philia) den Trochüen s. Snell, Gr. Metr.? 16; M. Imhof, Mus. Helv. 13, 1956, 130.

— Zu

730 τὸν δ᾽: Wiederholung des Obj. (σύλλογον) zur Betonung der engen Zusammengehörigkeit der beiden Verbbegriffe (ἀκούσας bzw. ἰδὼν): “ich hörte von einer Volksversammlung und bekam diese mit eignen Augen deutlich zu sehen'; der Akk. (τὸν δ᾽) kann vermutlich als Ausweitung des bei Homer auf den Nom. beschränkten pronominalen Gebrauchs des Art. verstanden werden (a 4, A 188ff., Θ 302; K.-G. II 1, 656f.). 731 ὡς κτενοῦντας: mit Bezug auf 730 σύλλογον ('constructio ad sensum"). — Der Prozeß wird formal gegen Or. allein (885ff.) geführt, schließt aber sinngemäß das Urteil gegen El. mit ein (944f.). Bei der Versammlung der Bürger handelt es sich um eine der Gerichtsversammlung vorausgehende Beratung. 732 τί... πῶς... ví: die aus lauter kurzen Kola bestehenden Fragen (Trikolon’) drücken die gesteigerte Anteilnahme des Freundes aus (vgl die Fragen in 73f. 1525. 375£.).

733 συγγενείας: = συγγενῶν (Abstraktum als Personenbezeichnung wie in 1233; K.-G. II 1, 10 Nr. 2). — τάδ᾽: scil. τὰ ὀνόματα (Bezeichnungen bzw. Inhalt dieser)

— Die Aufzählung der verschiedenen in der φιλία wirksamen

Momente

729—806

Auftritt des Pylades

83

(Aristot. Eth. Nic. 1161 b 11 sqq. Bywater) gehört zum ‘Preis der Freundschaft’

(vgl. 804.1015.1155.1157). 734 οἰχόμεσϑ᾽ : rückhaltloses Bekenntnis des eignen Unglücks und entsprechendes Anhören durch den anderen gehören zur echten Freundschaft (380f., dazu die abweisende Antwort des Men. in 393). — ἐν βραχεῖ: Or.s ‘Kürze’ gegenüber Pyl. bildet den Kontrast zur 'Lànge' gegenüber Men. (640£.).

735 συγκατασκάπτοις

ἂν ἡμᾶς:

& συνδιαφϑείρεις. Der Gedanke zeigt eine

weitere Antinomie der Freundschaft (729): die Gemeinsamkeit des (Glücks und)

Unglücks in der Freundschaft könnte unter Umständen die Hilfeleistung des Pyl. und damit sogar seine praktische ‘Bewährung’ als Freund in Frage stellen (vgl. 294— 306). — κοινὰ yàp ...: zu der Sentenz vgl. 774.1098f.1192, Andr. 376f., Plat. Phaedr. 279c, Aristot. Eth. Nic. 1159b 31 Bywater, Ter. Adelph. 803 sq., Verg. Aen. II 709 sq.

736 Μενέλεως κάκιστος: die Herausstellung des ethischen Kontrastes (769) dient bereits der Vorbereitung des Mechanema. 737 εἰκότως: scil. ἔχει (Iph. T. 911), der Inf. als Subj. (keine Interpunktion); die antithetischen Begriffe werden durch sog. chiastische Stellung hervorgehoben (κακῆς — κακόν, γυναικὸς — ἄνδρα). 739 A γάρ: erstaunte Frage (1595.1600, Hec. 765; Denniston, G.P.? 285). 740 χρόνιος: 473*. — κακὸς ἐφρωράϑη: ‘er wurde ertappt (wie ein Dieb)’; das Part. (d.i. àv; Med. 84, Demosth. XXI 41) kann fehlen (Soph. O.R. 576. 1421; Schwyzer II 404 Nr. 2); zu dem Gedanken vgl. Herc. 55—9.

741 ναυστολῶν: transitiver Gebrauch wie in Iph. T. 599f., Tro. 10471. vauoroλήσεται (fut. med. in passiver Bedeutung). 742 οὐκ

ἐκεῖνος

(scil.

ἐκείνην),

ἀλλ᾽

ἐκείνη

κεῖνον:

Gegensatzes aus dem Parallelglied (K..G. II 2, 5661). — (£) hat Men. mit der Gattin die Rollen vertauscht.

Ergänzung

des

Als γυναικοκρατούμενος

743 ποῦ ᾽στιν: die an sich im Wesen der Stichomythie ('Information') begründete Frage dient bereits der dramatischen Vorbereitung des Mechanema (1107). Dazu gehórt auch der Hinweis auf das durch Hel. und Men. in Frage gestellte Besitzrecht

am

Palast

Agam.s

(744;

vgl. 1408).



πλείστους... μία:

sog.

chiastische Stellung der antithetischen Begriffe. — Zur ‘Schuld Hel.s' vgl. 1134ff. 13051f. 745 λόγους ἔλεξας: figura etymologica: dramatischer Rückverweis auf die besondere Stilform der Rhesis Or.s in 640—679. — σοῦ κασιγνήτῳ πατρός: die genaue Bezeichnung des Verwandtschaftsverhältnisses betont die durch Men. nicht beachtete Philia-Verpflichtung (1219*; vgl. homerisch πατροκασίγνητος: v 341 £.). 7

Biehl

84

Einzelerklärungen

746 μὴ ... ἰδεῖν: "nicht zuzusehen, zuzulassen’; 1339, Herodot IX 6 (K.-G. II 2, 55 Nr. 5).

vgl. das Kompositum

in

747 εἰδέναι ϑέλω: 'Information' (743*), vgl. 385.395.401.403.405.407.419. 431.435.439.443.743.749.753.757. Die andere Grundform der Stichomythie, d. i. Beratung’ (Ludwig 71), folgt in 774ff. (vgl. 1098). 748 ηὐλαβεῖϑ᾽: ‘er sah sich vor’; εὐλαβεῖσϑαι (absolut gebraucht) — ὀκνεῖν (794b). — τοῖς φίλοισι: ‘was zum Schaden der Freunde tun die schlechten Freunde’;

1164*.



Der

Relativsatz ohne Korrelat

(etwa: τοῦτ᾽ ἔστιν), hier an

2. Stelle (Kr. 51, 13, 13). 749 σκῆψιν ... προβαίνων: 'zu welchem Vorwand hat er sich verstiegen?' — τοῦτο... πάντ᾽: wenn ich dieses (eine) erfahren habe, habe ich alles, bin ich zufrieden' (Soph. Ant. 498, Ion 417.1018.1367, Alc. 1132). 750 οὗτος: umgangssprachlich ('ille'; z. B. Demosth. XVIII 159; Sehwyzer II 209 Nr. 2); das Asyndeton leitet zu einem neuen Gedanken über: EinfluB des

Tynd. auf die Entscheidung des Men. — ἀρίστας: ironisch (Z; vgl. 540f.). — 6... σπείρας πατήρ: Abundanz bei Verwandtschaftsbezeichnung (29*, Iph. T. 360, Hipp. 628, Phoen. 1600 u. ö.); die Metapher erinnert an den Gedanken der *Vaterschuld' (249£.585£.). |

751 ϑυγατέρος seiner

Tochter’;

ϑυμούμενος:

Gen.

bei einem

prägnant: Verbum

'zürnend auf Grund (der Tötung)

des Affekts

wie Alc.5

(Dale

S.51);

der starke Gleichklang betont das auch sonst wiederkehrende gedankliche Motiv (1198—1201 von Men.).

752 τὸ... κῆδος... €(Aev': eine Art Oxymoron (da die Schwägerschaft zu Tynd. bzw. die Verwandtschaft mit Agam. an sich für Men. kein Gegenstand der

‘Entscheidung’

sein können).



τοῦδε:

rückverweisend

(Schwyzer II 209

Nr. 3), weil die Person des Tynd. lebhaft vergegenwärtigt wird. — μᾶλλον: wie oft in Verbindung mit einem Verbbegriff der Willensentscheidung (Soph. Phil. 94f., Med. 250f., Ion 834; Kr. Di. 49, 2,3; Scil. συγγένειαν (2).

vgl. auch 556*). —

ἣ πατρός:

753 κοὐκ: καί explikativ: ‘und somit hat er es nicht gewagt ...? u. 6.; K.-G. II 2, 246f. Nr. 2). —

αἀντιλάζυσϑαι:

(578.641

452*. — παρών: emphatisch:

wegen seiner Anwesenheit entfällt für Men. jeglicher Entschuldigungsgrund. 754 οὐ γὰρ: '(nein, das hat er nicht getan) denn...' (75.103.490*). — οὐ... αἰχμητὴς: 1531f. 755 ἐν κακοῖς ἄρ᾽ (γὰρ M): erwägenswert die Konj. (τἄρ᾽ — τοι ἄρα Denniston; vgl. 1335, Med. 703). — καὶ: 753. — Pyl. erkennt sofort die Todesgefahr für Or., entfernt sich jedoch wieder von dieser klaren Erkenntnis, als er von der bevorstehenden Abstimmung in der Ekklesia hört (756.757 b.759.779b).

720—806

Auftritt des Pylades

85

766 ἐπὶ φόνῳ: ‘auf Grund der Tötung (der Mutter)’ (K.-G. II 1, 502 Nr. 3d). 757 ἣ κρινεῖ τί χρῆμα: Begriffsfrage im Relativsatz (Schwyzer II 644 Nr. 13); die Antwort: 758 ἢ ϑανεῖν ἢ ζῆν. — διὰ φόβου... . . ἔρχομαι: 1361*, Alc. 874 δι’ ὀδύνας ἔβας, Phoen. 1561, El. 1210 Ar. Ran. 1412 (Schwyzer II 452).

(Denniston

S. 199), Andr. 416, Tro. 916,

758 ὁ μῦϑος οὐ μακρὸς: 'Epilogos' (446. 678f.); zum Problem des μακρηγορεῖν in der Philia:

638— 641.734.

759 φεῦγέ vuv: der Vorschlag des Freundes zur Flucht stellt ein Adynaton dar (759—762). 760 οὐχ ὁρᾷς: formelhaft (877f. in zusammenhängendem Satz, Alc. 259; K..G.II 2,382 Nr. 18). — φυλασσόμεσϑα φρουρίοισι: 444, Hyps. frg. 21, 12 Italie.

762 ὡσπερεὶ πόλις... πυργηρούμεϑα: die Bildvorstellung (*Belagerungszustand’) wird in 1507 —1624 in höchst drastischer Form zur Wirklichkeit (1574 ‘Verschwörertrio auf dem Dach’; vgl. 621*); πυργηρεῖσϑαι 'ringsum eingeschlossen sein’ (Aesch. Sept. 22.184; Italie 8. 30). 763 κἀμέ vov: die 'SchluBfolgerung' (vov: νῦν codd.) ergibt sich aus dem Prinzip der Philia: die Freunde belasten sich durch die gegenseitige Mitteilung des Unglücks nicht (381 u. ó.). 764 τοῦτ᾽ àv προσείη: sehr offenherziges Eingeständnis Or.s: die Not des Freundes stellt insofern eine Kumulation des eignen Unglücks dar, als dieser dadurch weniger für eine Hilfeleistung in Frage kommt

765 Στρόφιος:

nach

der El. 16—8

verwendeten

(294—306. 735*).

Sagenversion

wurde

Or.

in seiner Kindheit in Phokis, wohin man ihn gebracht hatte, um ihn vor Aigisthos

zu schützen, von Strophios erzogen; dort schloß er die Freundschaft mit Pyl.; über das Verwandtschaftsverhältnis, das in 729—806 nicht entscheidend ist,

s. Bem. zu 1233. — Zur Strafe der Verbannung für einen Königssohn auf Grund

von Verwandtenmord vgl. Herodot 135, 3. — ἥλασέν μ᾽... φυγάδα: das Subst. bzw. Adj. (Debrunner, Gr. Wortbildungslehre

190) prádikativ (Herc. 214, Med.

271ff.), neben ἀπ᾽ οἴκων als Ausdruck der Fülle gesetzt; s. Bem. zu 1075.

766 ἔγκλημα τί (Hermann: disjunktiven Frage

dürfte wegen

-ημά τι codd.): die Ergänzungsfrage neben der der Antwort

in 767 (6...)

notwendig

sein;

implicite wird in 767 auch die Alternative entschieden: da Mord vorliegt bzw. Pyl. ἀνόσιος ist, kann es sich nur um eine 'eausa publica’ handeln. 767 συνηράμην φόνον . . .: "weil ich die Tötung gemeinsam mit dir unternahm’

λέγων: TE

(Aesch. Prom. 6501., Thuk. II 71, 2; K.-G. II 1, 344 Anm.

286*.

1). — ἀνόσιον

86

Einzelerklärungen

769 οὐχὶ Μενέλεω τρόποισι χρώμεϑ'᾽: eine Art Litotes: Bekenntnis des Pyl. zur wahren Freundschaft; τρόπος bzw. τρόποι in der Bedeutung wechselnd (positiv: 805f., Ion 2371.; negativ: Ar. Equ. 389f.). 770 οὐ φοβῇ . .: Asyndeton (7505): Or. lenkt zu dem ihn im Augenblick bedrückenden Problem über, d. i. der Termin vor dem Blutgericht in Argos.

771 οὐ

προσήκομεν:

(Aesch. Ag. 1078£., 2, 3580).

persönliche Konstruktion

Plat. Politikos

283e

1 Burnet,

(693*), Resp.

meist

beim Part.

VII 539d 6; K..G. II

772 δεινὸν οἱ πολλοί: prádikativer Gebrauch des Neutr. Sing. eines Adj., vgl. El. 1035 μῶρον μὲν οὖν γυναῖκες, Med. 928, Verg. Aen. IV 569 varium et mutabile semper femina (Schwyzer II 605c 8; Bem. zu 232). — Mit der Sentenz und ihrem gedanklichen Komplement (773) schließt das Mittelstück der Stichomythie (759—773) ab. 774—798 Halbstichomythie: gemeinsame ‘Beratung’ (747*) der Freunde. Die Aufgliederung des Verses unter die beiden Sprecher (sog. ἀντιλαβαΐ) begegnet in diesem Stück insgesamt 52mal: außer in 774— 798 (Troch.) auch 1235.1237. 1239.1345.1347 (Trim.), 1525f. (Troch.), 1598.1600— 17.1679 (in Iph. T. 36mal, in Bacch. nur Zmal; Dodds S. XXXV und Anm. 1). — ἐς κοινὸν λέγειν χρή: in dieser Aktivität kommt der Stimmungsumschwung ('Metabole'), der sich bereits beim Auftritt des Pyl. abgezeichnet hatte (725—8), am deutlichsten zum Ausdruck.

775 εἰ λέγοιμ᾽ .. .: Opt. als Ausdruck sprechend

wäre

im



fehlenden



der subjektiven Ungewißheit; ent-

Hauptsatz

Opt.

mit ἄν zu erwarten.

Das

*Anakoluth' ist in dem raschen Gedankenwechsel — bei dem Pyl. als alter ego Or.s fungiert — begründet: (Or.) “wenn ich zu den Bürgern hinginge (d. h. wenn ich mich dem Gericht stellte) und sagte...” — (Pyl.) ‘daß du recht gehandelt hast?’ (Or.) ‘ja, insofern als ich den Vater gerächt habe’. — (Pyl.) ‘(dann fürchte ich allerdings) daß sie sich mit Freuden deiner bemächtigen werden’. 776 πατρὶ

τιμωρῶν:

affirmative

Antwort

(ohne γε: Ion 295, Andr. 586;

dagegen 7822.795b.1600b; Denniston, G.P.? 130).

777 ἀλλ᾽... κατϑάνω: Alternativgedanke (Denniston, G.P.? 9): 'soll ich mich vielmehr niederducken und unter Schweigen sterben?'; ὑποπτήσσειν von der Hal.

tung der Unfreien (Andr. 164f.). — δειλὸν τόδε: zum Abwägen der verschiedenen Möglichkeiten des Handelns vor der 'Entscheidung' vgl. Thuk. V 100.

779 μολόντι δ᾽: die 2. Pers. (cof) nach 778b nicht besonders ausgedrückt. — ἐλπίς ἐστι σωϑῆναι κακῶν: Inf. ohne Art. in Verbindung mit einem als Prádikat gebrauchten Subst. (Kr. 50, 6, 4); der Aor. zur Bezeichnung des Zukünftigen

(Sehwyzer II 2968). — κακῶν: gen. separationis (Tro. 689; Schwyzer II 93 b Q).

729—806

780 εἰ τύχοι... .: zu dem

Auftritt des Pylades

Gedanken,

87

daß bereits im Handeln selbst eine

Chance der Rettung liegt, vgl. 1173ff. (1172*). — οὐκοῦν: 'conclusio' (= 'nonne

igitur"; vgl. 788. — Von Denniston, G. P.? 274 auch οὔκουν (lebhaftere Frage) erwogen. — τοῦτο: Wiederaufnahme des Verbbegriffs (779 μολόντι; vgl. 1083*). 781

ἀλλὰ δῆτ᾽ ἔλθω: 'dann will ich nur ja gehen’ (Schwyzer II 314 Nr. 1), oder

Frage:

‘nun

gut;

soll

ich

dann

gehen?’

(Denniston,

G.P.? 274);

δῆτα

Wieder-

aufnahme von 779 μολόντι bzw. 780 τοῦτο (219*, Soph. O. R. 444f.). — γοῦν: ‘certe’ (Denniston, G. P.? 453).

781/783 κάλλιον. .. τὸ δειλὸν: sowohl Pyl. wie Or. bekennen sich unbedingt zu den Grundbegriffen des normativen Denkens. — Die Umstellung (782 post 783 transpos. Morell) von Herausgg. kein Gedankenfortschritt

enthalten,

allgemein aufgenommen:

vielmehr weist Pyl. noch einmal

in 783

darauf hin,

daß Or. seinem Ziel nur durch Erscheinen vor Gericht näherkommen kann. Der

Übergang 782/784 ist einwandfrei: neben dem καλόν und δίκαιον kommt

als

weiteres Moment zu Or.s Gunsten noch der οἶχτος (= ἔλεος) des δῆμος hinzu.

782 τῷ

(L) δοκεῖν εὔχου: "Deifikation' des Inf. (Hel. 560, Aesch. Cho. 59f.,

Plin. Nat. hist. II7

Deus

est

mortali

iuvare

morlalem),

wobei

vermutlich

der

Komplementärbegriff, ἡ ἀλήϑεια (236, Simonides frg. 55 Diehl), eingewirkt hat. Pyl. äußert einschránkende Kritik zu 782a: "bete nur zum Schein(en)’, d.h. wünsche dir die δύναμις des δοκεῖν bzw. der πειϑώ (zum Prinzipiellen dieser Auf-

fassungsweise s. Lesky, GdgrL 92). 784 uéva ... 3$] εὐγένειά aou: 'etwas Großes (= ein entscheidendes Argument zu deinen Gunsten) ist deine vornehme Geburt’ (Andr. 209, Tro. 1020ff.). 785 xávra .. . ἐν ὄμμασιν: 1020*. 786 ἄνανδρον: “Unmännlichkeit’ lehnt Or. in Übereinstimmung mit 777 ab (vgl. die negative Charakteristik: 754 des Men., 1528 des Phrygers): 'Mannhaftig. keit und ‘Ruhm’ (Aesch. Ag. 1304) stehen in Korrelation zueinander bzw. sind geradezu identisch.

787 ἣ λέγωμεν

οὖν: der Gedanke setzt die '"Entscheidung' in 786 voraus

(Suppl. 5731.; Denniston, G. P.? 285). 788 οὐκοῦν οὗτος οἰωνὸς μέγας: ‘also wäre dies (οὗτος — 7878 τὸ λέγειν; Kr. 61,7) Anlaß für ein schlimmes Vorzeichen’ bzw. als Frage (Denniston, G. P.? 436): ‘wäre dies (οὗτος — 788a δάκρυα γίγνεσθαι, δακρύειν) nicht ein schlim-

mes

Vorzeichen?

(Z). —

οἰωνὸς

μέγας:

euphemistisch

(Xen. An. VI 1, 23;

zu der Metapher, οἰωνός = 'omen': Ion 1191, Ar. Av. 719—722; griechischen Kultusaltertümer, 3. Aufl. München 1920, 59).

P. Stengel, Die

789 τῷ χρόνῳ: Instrumentalis (Aesch. Ag. 1301): ‘durch die Zeit, den Verzug wirst du Vorteil haben' (Wilamowitz, Herakl. II? 136).

88

Einzelerklärungen

790 κεῖνό μοι. .. πρόσαντες: Asyndeton (750*.770): ‘dem steht nur eins entgegen’ (vgl. dagegen die Adversativpartikel in Med. 381). — καινὸν: 'quod ad ea quae exspectaveram accedit! (Wilamowitz a. 0.243 zu V. 1177): 1503, Med. 705. 791 οἵστρῳ: metaphora ab equis Timotheos Pers.90f. — κατάσχωσι: dagegen Xen.

Il. inz. VIIL5

(= τῇ μανίᾳ): 36f.44f., Iph. T. 1455f., die Bildvorstellung überschritten; vgl.

ὅταν δὲ μέλλῃ πηδᾶν, παισάτω αὐτὸν (scil. τὸν ἵππον)

τῷ μύωπι. — μὴ ϑεαί.. . .: das (in der gedanklichen Form mythische) Gegenargument Or.s (791a) beantwortet Pyl. ‘modern’ den Philia-Gedanken (791 b.792 5.794 b.8021.).

durch

wiederholte

Hinweise

auf

792 δυσχερὲς Ψαύειν νοσοῦντος ἀνδρός: das wissenschaftlich-medizinische Argument ('Ansteckungsgefahr bei Krankheit') beantwortet Pyl wie in 791 (Dominanz des Ethischen).

793, εὐλαβοῦ: der Gedanke explikativ zu 792a. — Das Prinzip des εὐλαβεῖσϑαι (für Men. ein allgemeiner Begriff, der für ihn auch auf dem Gebiet des Ethischen gilt) erkennt Or. für den medizinischen Bereich durchaus an (vgl. dagegen 748). —

μετασχεῖν: Inf. ohne un (Soph. O. R. 616£.; Schwyzer II 676 Nr. 2; Bem. zu 263). — τόδ᾽: = ψαύειν σοῦ. — ἴτω: imperativus concessivus (763, Med. 798.819, Bacch. 365, Heraclid. 455, Soph. Phil. 120; Schwyzer 11 340); 793b gedanklich unmittelbar an 792b an (Denniston, G.P.? 426 Abs. 3).

schließt

794 οὐκ ἄρ᾽ .. .: Ausdruck freudiger Überraschung (1525a). — ὄκνος... κακὸν μέγα: vgl. die Gnome in 426*. 795 ola ... μοι: Metonymie (Pyl. ist für Or. gewissermaßen οἰακοστρόφος; Aesch. Sept. 62f., Med. 522ff.), die (maritime) Metapher wie häufig Ausdruck besonderen Affekts (Soph. O. C. 1109, Hec. 280f.). Die enge Freunde antizipiert bereits die Situation des Mechanema

Verbundenheit der (1098f.1131.1158ff.

1236). — φίλα γ᾽ . .. κηδεύματα: das Motiv ('freudige Hilfsbereitschaft') bereits in 221f. Die im I. Teil des Stückes bewährten Formen der Philia ('Geschwisterliebe' in Elektra bzw. 'Herzensfreundschaft' in Pylades) führen in der Mechanema-Handlung des 2. Teils zu einer die ursprünglichen Absichten vergessen lassenden, in reinen Zerstórungswillen auslaufenden Verbindung.

796 πρὸς τύμβον... πατρός: Motivierung des Abgangs aller Personen in 806 ('Aktschluf'); zu dem Motiv ("Hilfe des toten Vaters’) vgl. Aesch. Eum. 598. — ὡς ti δὴ: scil. γένηται (Ion 525, Plat. Apol. 26d; Schwyzer II 630). — τόδε: scil. εἴρηχας.

797 τό γε δίκαιον: die Verbindung von Dike-Gedanke und Rettung ist dramatisch von entscheidender Bedeutung, weil damit bereits die “Rechtfertigung des Mechanema' vorbereitet wird (dazu vgl. das Gebet an Zeus und Dike in 1242f.). —

ὧδ᾽: = wv... με σῶσαι.

729—806

Auftritt des Pylades

89

798 μητέρος... μηδ᾽... μνῆμα: starker Gleichklang (vgl. 796a). — πολεμία... ἦν: die Ermordung Agam.s durch Klyt. hebt für Or. jegliche PhiliaVerpflichtung gegenüber der Mutter auf. 799 ἔπειγ᾽:

Akt.

in intransitiver Bedeutung (Phoen. 1280,

Soph. El. 1435,

Or. 294*).

800 περιβαλὼν den Freund

nxAcupoig ... πλευρὰ:

‘umschlingen’

(1042,

der am Gehen behinderte Or. soll

1044) und ‘Seite an Seite an ihn geschmiegt

(223) vorwärts schreiten. — νωχελῆ νόσῳ: Z ὑπὸ τῆς νόσου δυσχίνητα; das Subst. dazu ist voxeAtn (T 411f.), ein Synonymon zu βραδύτης.

801 σμικρὰ: fast gleich οὐδὲν (Kr. 46, 5, 9; vgl. 224). — ὡς ἐγὼ... .σε... ὀχήσω: Bildvorstellung des 'Gespanns' (oder auch des 'Schiffes’; Chapouthier 64a Anm. 2); ähnlich 68ff., d. ἢ. ὀχεῖσϑαι bzw. ὀχεῖν ist als 'Schlüsselwort'

verwendet.

802 ὧν ... φίλος: ‘daß ich wirklich ein Freund bin’. Mit der ‘Hilfe in der Not’ wird Pyl., wie er selbst zum Ausdruck bringt, seine 'Bewährungsprobe als Freund’ bestehen (zum retpx-Motiv vgl. z. B. Soph. Ai. 470ff.).

803 σε... ἐπαρκέσω: der Akk. (selten) nach Analogie von ὠφελεῖν (22); umgekehrt der Dat. bei ὠφελεῖν in 666f.*681*. 804

τοῦτ᾽

1342, Pax 516,

ἐκεῖνο:

‘da haben

Eccl. 78,

Nub.

wir es’ (familiär: Hel. 622, Med. 98, Ar. Ran.

1052},

Lys. 240b,

Ter. Andr.

125

hoc

illud

est;

Schwyzer II 209 Anm. 1). — κτᾶσϑ᾽ (e) ἑταίρους: parainetischer Imperativ (man erwerbe sich Herzensfreunde’) ; Andr. 950ff.; Schadewaldt, Monolog 129 Anm.

1. —

Zum Lob der ἑταιρυκὴ φιλία, die Eur. als Handlungsmotiv ausgebildet hat, s. F. Leo, Plautinische Forschungen zur Kritik und Geschichte der Komödie,

2. Aufl. Berlin 1912, 127. — u τὸ συγγενὲς μόνον: Zeugma (zu ergänzen etwa φίλους νομίζετε). — Zu den verschiedenen Formen der φιλία vgl. 732f.

805 ὅστις. . . συντακῇ: Konjunktiv im Relativsatz ohne ἄν wie in 430. — τρόποισι:

in meliorem

partem

verstanden

(anders 769). — Zur Wertung des

Menschen allein nach dem Ethos vgl. El. 384f., Andr. 985f., Tro. 5if. — Kritik an der ἑταιρικὴ φιλία: Thuk. III 82, 6 καὶ μὴν καὶ τὸ ξυγγενὲς τοῦ ἑταιρικοῦ ἀλλοτριώτεgov ἐγένετο διὰ τὸ ἑτοιμότερον εἶναι ἀπροφασίστως τολμᾶν (mit Bezug auf politische

Parteienbildung); s. Bem. zu 795. — συντακῇ: der gleiche Verbbegriff (συντήχεσϑαι metaphorisch) mit Bezug auf die ‘Ehe’: frg. 909, 2 sq. Nauck?, Suppl. 1027ff. — ϑυραῖος ὧν: Σ ξένος. — ἀνὴρ . . . ἀνδρὶ: einer dem anderen’ (Schwyzer II 233 Nr. 6).

8051. ἀνὴρ .. . μυρίων κρείσσων ὁμαίμων: der antithetische Zahlenbegriff zu μυρίων (ὡς: εἷς Paley) kaum erforderlich und neben ὅστις wohlauch nicht korrekt

(Kr. 51, 8); anders Iph. A. 1394. — Der hyperbolische Zahlenbegriff (μυρίων ... ὁμαίμων) als Affektausdruck: *fabula docet).

806 κεκτῆσϑαι: 728*.

nachdrückliche

Hervorhebung

der

Sentenz

(804

807—843

2. Stasimon

Der mit dem Abgang aller Personen gegebene starke Einschnitt nach 806 wird

durch das nach Form und Inhalt ‘konventionelle’ zweite Stasimon besonders betont. Der Chor tritt vorübergehend von seiner Rolle als Handlungspartner zurück und gibt aus der damit gewonnenen Distanz eine allgemeinere Deutung des

Muttermordes. Die Strophe (807—818) beginnt mit der Feststellung, daß ὄλβος und ἀρετά der Atriden nach den Ereignissen in Troja ‘wieder zurückgegangen’ (810) sind: nach der Phase des Glücks setzt sich nun die mit der Lammgeburt begonnene Kette des wechselseitigen Mordens fort. Das letzte Glied, der Muttermord, bildet das gemeinsame Thema in Gegenstrophe (819—830) und Epodos (831—843). 807 ὁ μέγας ὄλβος ἅ τ᾽ ἀρετὰ: vgl. Herodot I 30: während Solon die Un&bdingbarkeit der ἀρετή bei der Verwirklichung des menschlichen Glücks betont

(8 4£.), weist der Chor — nicht ausdrücklich, aber dem Sinn nach — darauf hin, daß Or.s Bekenntnis zum normativen Denken (781 0.782 8.7868) ohne die Voraussetzung des ὄλβος

(340.1338,

Aesch. Cho. 865), d. i. ohne die Geschlossenheit der

adligen Begriffswelt, eine 'vana opinio’ bleiben muß. — μέγας . . . μέγα «ppoνοῦσ᾽ : chiastische Stellung der Attribute zur Betonung der Einheit von ὄλβος und ἀρετά. 808 φρονοῦσ᾽: Part. Praes. in präteritaler Bedeutung (254*.485.973, El. 543). — Zu μέγα φρονεῖν im positiven (homerischen) Sinne (O 553, A 296, N 156, X 21; dagegen Suppl. 862 ὄλβῳ γαῦρος) s. W. Jaeger, Paideia I, Berlin/Leipzig 1934, 34f. 8081. av’ Ἑλλάδα xai παρὰ Σιμουντίοις ὀχετοῖς: polare Ausdrucksweise (Tro. 1114ff.); Gegensatz zu dieser 'Weite': die ‘Enge’ Or.s (444.760), die mit dessen Bekenntnis zu 'ruhmvollem Sterben' (786a) schwer zu vereinbaren ist.

810 πάλιν &vijA9" : ‘retro recessit" (125, Y 229, Phoen. 1207); der Sing. betont noch einmal die Einheit von ὄλβος und ἀρετά, die fast im Sinne der 'Deifikation'

(= kurze Epiphanie unter den Atriden) verstanden ist. — Der Stimmungsumschwung in 807ff. steht im Gegensatz zu Or.s neu gefaßter Hoffnung in 725 bis 806 (Pohlenz, Gr. Trag. I? 440; Reinhardt 637).

807—843

2. Stasimon

91

8101. πάλιν... πάλαι: die Adverbia (durch Gleichklang untereinander und mit παλαιᾶς verbunden) bezeichnen zwei — durch kurzen Umschwung des Glücks getrennte — Phasen des ‘alten Unglücks’: 1. nach der Lammgeburt (= ἀρχὴ xa-

x&v), 2. nach der Verwirklichung des ὄλβος und der ἀρετά vor Troja (= Endphase; vgl. jedoch 1625ff.). Der Gedanke läßt die Vorstellung des ‘Rhythmus’ anklingen (Herodot I Proómium). — πάλαι: = τότε (πάλαι παλαιᾶς — Paregmenon; Breiten-

bach 223); zu πάλαι vgl. 129.860.1426. 812 χρυσέας Atreus

und

ἔρις ἀρνὸς: zur 'Lammgeburt' vgl. 998ff. Der Streit zwischen

Thyestes

bereits in 13f. erwähnt

(Eph. T. 195£.;

Preller-

Robert,

Gr.

Myth. I* 204—7; Denniston zu El. 698— 746).

8141, ϑοινάματα καὶ σφάγια: explikative Appos.; ein sog. Hysteronproteron (Breitenbach 266; K.-G. II 2, 603 Nr. 4); vgl. dagegen 1007f. 816 φόνῳ 235).

φόνος:

Paronomasie

(335.1257,

Soph. O. R. 175ff.,

Soph. El.

816f. ἐξαμείβων: intrans. (272*, Phoen. 1051). 818 δισσοῖσιν ᾿Ατρείδαις: formelhaft; Reim ('Homoioteleuton') zum Periodenschluß

(810); ‚s. Kranz,

Stasimon 230.



Der

individuelle Bezug ist in der

Schwebe gelassen (Or., El. oder Agam., Men.?). 819 τὸ καλὸν οὐ καλόν: brachylogisch: ‘das, was (angeblich) gut ist an der Tat Or.s (= Rache für den Vater), ist (in Wirklichkeit) nicht gut (d.i. widerwürtig, grauenhaft); zu dem Oxymoron (Breitenbach 238) vgl. Bacch. 395, El. 1230f., Hec. 948, Phoen. 1495, Hel. 696.1134; auch in Trimeterpartien: Alc. 521, Ion 1444, Phoen. 272.357, Hel. 138, Hec. 566, Iph. A. 1139; Parodie in Ar. Ach, 396. Was im Laufe der Entwicklung z. T. rhetorischer Manierismus geworden ist (Denniston zu El, 1230f.), bezeichnet in 819 ein echtes Problem der Zeit ( Um-

wertung aller Werte’; Thuk. III 82; Dodds zu Bacch. 395). 820ff. τεμεῖν... δεῖξαι: Inf. als explikative Appos.: ‘es ist nicht gut, daß Or. elterlichen Leib (χρόα) mit der im Feuer geschmiedeten (Waffe in der) Hand geschnitten,

das Schwert

aber zu den Strahlen

der Sonne emporgestreckt hat’,

d.i. Gestus zur Beteuerung der Schuldfreiheit (2); vgl. Aesch. Cho. 985—9. — πυριγενεῖ: Aesch. Sept. 207 πηδαλίων... πυριγενετᾶν. 821 μελάνδετον:

prägnant:

der Begriff ‘schwarz’

(Breitenbach 190) gehört

zugleich zu ξίφος (O 713, Hes. Erg. 151, Aesch. Sept. 43, Hel. 1656, Phoen. 1091; Breitenbach 2791.) und — in einer Art, Enallage — zu φόνῳ (d.i. ξίφος μέλανι φόνῳ bzw. αἵματι μελανϑέν; A 149, ὦ 189, Pind. 1 8, 49 sqq. Snell, Aesch. Eum. 980, Hec. 536£.). 822 ἀελίοιο: homerische Endung (« 8, Aesch. Pers. 109f. 568.865; HoffmannDebrunner, Gesch. d. gr. Sprache I, 1953, 114).

92

Einzelerklärungen

823 δ᾽ αὖ: 'rursus’, ‘contra’ (687.1063). — 76... κακουργεῖν: antithetisch zu 819 τὸ καλὸν. “Auf der anderen Seite liegt in der Tötung der Mutter eine Verletzung der gebotenen Pietät (ἀσέβεια), für die sich allerdings mancherlei Gründe zur Rechtfertigung anführen lassen’; zu ποικίλα (MYP: ποικίλλα ΟΥΡ; ποικίλη Te: μεγάλη cett.; s. A. Turyn, Byz. Man. Trad. of Eur. S. 193.302.319.320) vgl. Hec. 131, Andr. 936ff., Phoen. 469f., Suppl.

187, Soph. Trach. 412.1121,

Xen. Mem.

II

3, 10. 824 κακοφρόνων τ᾽ ἀνδρῶν παράνοια: Komplementárgedanke: móglicherweise ist allerdings auch (τε) das κακουργεῖν — wofür es dann überbaupt keine Recht-

fertigung gibt — 'Übles ersinnender Männer Verranntheit'; zu παράνοια vgl. Aesch. Sept. 756 (Italie S. 106; Pohlenz, Gr. Trag. II? 48 zu S. 93 Z. 5), Ar. Nub. 14761.1479f. — Die ganze Verbindung in 824 kann als dramatischer Hinweis auf den zweiten Teil des Stückes ('Mechanema') verstanden werden: was sich unter dem Aspekt der Philia (1192) als ‘Rettung’ darstellt, objektiviert sich im Munde des Chors als ‘Verranntheit’.

825 ϑανάτουΐ γὰρ ἀμφὶ φόβῳ: das metrisch anstößige Subst. in codd. wurde anscheinend an Stelle des ursprünglich nur vorschwebenden Begriffs (ϑανεῖν,

ϑάνατος; vgl. Aesch. Ag. 1246.1249) eingefügt (nicht metrische Einfügungen auch 963f.0721.1268.1430.1485; vgl. auch 181f.205f.). Sehr wahrscheinlich kann statt ϑανάτου geschrieben werden τοῦδε (Friedrich Zucker brieflich), mit Bezug auf das Töten überhaupt; zur rückverweisenden Funktion von ὅδε s. Schwyzer II 209

Nr. 3. — ἀμφὶ φόβῳ:

"prae timore'; zur kausalen Bedeutung von ἀμφί m. Dat.

(poet.) vgl. Soph. Ai. 340, Soph. El. 1180, O. R. 155, Aesch. Cho. 547.

826 ἰάχησε: direkte Rede im Chorlied häufig (' Archaismus'): El. 1150—2, Tro. 524—6. 1092—9, Hec. 929—32, Hel. 1341—5. 1459—64, Bacch. 152f. 526— 36, Iph. A. 1062ff.; Kranz, Stasimon 259. 8281. πατρῴαν τιμῶν χάριν: prägnant: "indem du (allein) den Vater achtest, ihm einen Dienst erweisen willst’; zu τιμᾶν vgl. 465.480.1606, zu χάρις 104.239 (Plur. in 244.463); an Stelle des persönlichen Obj. (d.i. πατέρα τιμῶν) πατρῴαν

χάριν als Akk. des inneren Obj. gesetzt (τιμῶν χάριν ro χαριζόμενος χάριν; Soph. Ant. 514; dazu Kamerbeek S. 38).

vgl.

8291. (μὴ) - - . ἐξανάψῃ δύσκλειαν ἐς α«ἰ»εἰ: ‘daß du dir nur nicht üblen Ruf für immer anheftest' ; μὴ = ὅπως μή ( «Befürchtung', Warnung'; Schwyzer I1318 Nr. 9); ἐξανάπτεσϑαι eur. Neubildung (Breitenbach 112); das Aktiv zweimal im Trimeter (Iph. T. 13501. 1408; in gleicher Bedeutung bei Hom. ἀνάπτειν: y 274;

auch metaphorisch:

β 86). — Die Umkehrung

des 'Ruhmesgedankens'

bereits

im Prolog (30*); vgl. dagegen 923f., frg. 853 Nauck?.

8311. τίς... τίνα. . . τίς: Häufung der Interrogativa (333). Die drei Substantiva (νόσος, δάκρυα, ἔλεος) bezeichnen — in gedanklichem Gegensatz zur Anti-

strophos (819—30)



die Gesichtspunkte, die sich zu Or.s Gunsten anführen

807—843

2. Stasimon

93

lassen; dabei wird unterschieden zwischen innerer (νόσος) und äußerer Sicht (ἔλεος); dazwischen δάκρυα als ambivalenter Begriff. — Zu μείζων mit grammatischem Bezug auf das nächststehende Subst. (ἔλεος) vgl. 3 ἧς (zu 2 ξυμφορὰ).

833 ματροκτόνον αἷμα . . . ϑέσϑαι: = τὴν μητέρα κτανεῖν; zu ϑέσϑαι vgl. 131.*, Soph. O. C. 542, Suppl. 950f.; der zweite Teil des Kompositums abundierend (αἴμα metonymisch = φόνος); vgl. Soph. Ant. 1022, Herc. 1201.1290. — ϑέσϑαι: Inf. ohne Art.

(Pind. frg. 89a Snell, Bacch. 877—81).



Dem

Chor geht es an

dieser Stelle nicht um das 'Ethos' (wie in 819—30), sondern ausschlieBlich um das ‘Pathos’. 835 βεβάκχευται

μανίαις:



μέμηνε;

"Thiasos-Motiv!

(319*.338.411.582.

1493ff.). — Von den zwei Phasen der ‘Krankheit’ Or.s (43ff.) wird hier nur die schlimmere angeführt.

836 Εὐμενίσι ϑήραμα: adnominaler Dat., empfunden als dat. obi. vel comm. (363.1436*, Tro. 420.1106); daneben Gen. in Hel.191. — Die Appos. epexegetisch: Weiterführung der Bildvorstellung in 835 ('Sparagmos' ; vgl. 1493). — φόνῳ: dat. causae, in ἀπὸ xorvod-Konstruktion:

1. zu ϑήραμα,

2. zu δρομάσι, 3. zu δινεύων.

837 δρομάσι δινεύων βλεφάροις: dat. instr. (Soph. O. R. 1371); δινεύων statt βλέπων gesetzt (mit Bezug auf den 'ruhelosen Blick’ Or.s; das contrarium in 1317); zur intransitiven Verwendung s. K..G. IL 1, 958. — δρομάσι: feminines Adj. bei einem Neutrum 14161., Aesch. Pers. 734).

(270; Schwyzer

1542 Anm. 3; das Maskulinum in

838 ᾿Αγαμεμνόνιος παῖς: Patronymikon (826.1423.1439.1493.1689; daneben auch Bezeichnung der Mutter in 997 bzw. beider Eltern in 71*; Breitenbach 182 und 283).

840 χρυσεοπηνήτων φαρέων: ‘der golddurchwirkten Gewänder’ (bzw. Sing.); das Kompositum eur. Neubildung (Breitenbach 87). — Zur Erwähnung des Metalls als Stilmittel der Schilderung (1468f., Herc. 412) s. Kranz, Stasimon 243.

842 σφάγιον

ἔϑετο: = ἔσφαξε

(Hec. 107ff.). — πατρῴων : die an sich sehr

leichte Änderung

(πατρίων Wilamowitz)

zur Verwechslung

der Formen

metrisch nicht erforderlich (s. Schema);

in codd. vgl. Hec. 82, Alc. 249, El. 209.1315.1323,

Bacch. 1368, Tro. 162, Soph. Phil. 724 (Porson zu Hec. 78, d. i. 82; Page zu Med.

431). — ἀμοιβάν: Satzapposition (10*.499*.727 u. ö.). — Der Gedanke als Antithese zu dem

Kausalsatz

mit ὅτε (K.-G. II 2, 4602, Nr. 1).

844—959

. Botenszene

Nachdem Elektra wieder auf die Bühne zurückgekehrt ist, erscheint als Bote der Mann aus der Mesogaia — ‘einer von denen, die allein das Land zu retten vermögen’



und

berichtet

als Augenzeuge

über

den

Verlauf

der

Gerichts.

verhandlung, in der Orest zum Tode verurteilt wurde, Die Transponierung der Volksversammlung auf den ‘Pron-Hügel’ (Z) von Argos ist ein Musterbeispiel von interpretatio Attica, jedoch ist die Polis eine andere als jene, vor deren oberstem Blutgerichtshof Aischylos ein halbes Jahrhundert zuvor (i. J. 458) den Fall des Muttermörders behandelt hatte. In staunenswerter Vereinfachung prägt sich das Bild des Wirrwarrs der Meinungen in vier Typen aus, zunächst in zwei Männern mit mythischen Namen: Talthybios und Diomedes, von denen der erste (887—894) zwischen alten und neuen Anschauungen laviert, während der zweite (898—902), ein Konservativer, die Härte des Todesurteils mildern möchte.

Die Entscheidung fällt zwischen den Anträgen der beiden weiteren — bezeichnenderweise anonym bleibenden — Diskussionsredner: zwischen dem skrupellosen und siegessicheren Demagogen (902—916) und dem braven Mann aus dem bäuerlichen

Hinterland,

der,

selbst

noch

unverdorben,

seinen

gesunden

Menschen-

verstand als unverfänglichen Wertmaßstab anzulegen weiß (917—930). Aus der Tatsache, daß der letzte Sprecher, obwohl seine Meinung einleuchtet (943), überstimmt wird, läßt sich die tiefe Resignation des Dichters gegenüber der Polis erkennen. 844 γυναῖκες: das Subst. ohne weiteren Zusatz (anders 136.1313). — ἧ xov: ‘sicher war doch der Anlaß für das Verschwinden Or.s ein neuer Anfall des Wahnsinns?' (435*, Alc. 199, Med. 1308, Hec. 775; Denniston, G. P.? 286; zur Stellung nach dem Vok. ebd. 283).

846 ϑεομανεῖ λύσσῃ: das Kompositum abundierend (50*, Hec. 102 u. ὃ.) als Ausdruck des Pathos. 846 ἥκιστα: — Negation; zu δ᾽ (‘vielmehr’) s. Denniston, G. P.? 168.

8471. ἀγῶνα ... | δώσων: ‘um die Entscheidung dem Volk in die Hand zu geben’ (zu διδόναι vgl. Thuk. V 111, 4; die freiere Verwendung für Eur. typisch: 43*.125.1276,

Hel. 1383f.; Wilamowitz,

Herakl. II? 278

τὸν προκείμενον: Phoen. 780, Herodot IX 60, 1.

zu V. 1403). —

ἀγῶνα

844—959

Botenszene

95

848 ζῆν ἣ ϑανεῖν: 886.1245*. 849 τί χρῆμ᾽ . . . τίς δ᾽: Doppelfrage (333.385*.732.861) als Ausdruck des Pathos. El. ist überzeugt, daß der Bruder sich nicht aus eignem Entschluß über ihre Mahnung hinweggesetzt hat ('Philia-Motiv'; 311—3). — τί χρῆμ᾽: zu dem Subst. vgl. 70. 850 Πυλάδης: prägnante Antwort; nach 729—806 weiß der Zuhórer Bescheid. — ob μακρὰν: adv. Akk., hier temporal ('bald', ‘gleich’); Tro. 460; Sehwyzer II 69 Nr. 1.

861 λέξειν τὰ κεῖϑεν: prägnant: A. τὰ ἐκεῖ ἐκεῖϑεν ἐλϑών (Thuk. I 62, 4, Or. 1278* 1412f.*, Med. 1117, Heraclid. 278f.; K.-G. II 1, 546f. Anm. 1).

8621. ὦ τλῆμον... toO στρατηλάτου ... παῖ: antithetisch. 858 πότνι᾽ (a): 1249*, Andr. 492, El. 487. — λόγους ... δυστυχεῖς: starkes Hyperbaton (857).

856 κακῶν

γὰρ ...:

s. Textprobleme

52f.

Nach dem Ausdruck des Ent-

setzens (855) bezeichnet der begründende Satz Els Bereitschaft, den Boten anzuhóren.

8571. ψήφῳ Πελασγῶν . . ἔδοξε: — τοῖς Πελασγοῖς ἔ. ((Sanktionsformel; G. Klaffenbach, Griechische Epigraphik, Göttingen 1957, 69; vgl. Hec. 195f. 220, Andoc. 183 Blaß;

dazu 49); starker Pathosausdruck:

zur Ábundanz

des Subst.

(ψήφῳ) kommt das dreifache Hyperbaton: ψήφῳ . . . ἔδοξε, σὸν κασίγνητον... καὶ σέ, Javeiv.... τῇδ᾽ ἐν ἡμέρα. 859 προσῆλϑεν ἐλπίς: 'evenit res a me exspectata' (Gottfr. Hermann); ἐλπίς negativ ('Todesangst) d.i. Komplementärgedanke zu 52*. — προσῆλϑεν: metaphorisch (K 118, 4511., Bacch. 908f.).

Aesch. Pers. 143;

die

umgekehrte

Vorstellung:

Heraclid.

860 ἐξετηκόμην γόοις: = ἐγόων; dazu der Akk. (τὸ μέλλον) als Obj. ('constructio ad sensum’; Wilamowitz, Herakl. II? 112 zu V. 460). Die Brachylogie etwa so zu denken: προσῆλθεν ἐλπίς, ἣν φοβουμένη πάλαι (Éyócv νῦν οἶδα ὅτι) τὸ μέλλον ἐξετηκόμην γόοις. 861 ἀτὰρ: Abbruch der vorausgehenden Reflexion (Soph. O. R. 1052, Xen. An. IV 6, 14; Denniston, G. P.? 52). — τίς ἀγών: τίς prádikativ (Cycl. 113.203): welcher Art war der Streit? — τίς... τίνες: Asyndeton: die 2. Frage präzisiert die erste.

862 xa9€iAov ... . κἀπεκύρωσαν: Anklang Gerichtssprache (4 καϑαιροῦσα ψῆφος; Lys. XIII gedankens (zu ἐπικυρόω: Soph. El. 793, Xen. An. Akk., ἡμᾶς, Obj. zu καϑεῖλον bzw. Subj. zu $aveiv

an den terminus technicus der 37) bzw. Betonung des Todes. III2, 32; vgl. auch 1013*). Der (Hec. 1047.1054).

96

Einzelerklärungen

863 λευσίμῳ

χερὶ: 50*.

864 πνεῦμ᾽ ἀπορρῆξαι: Bezeichnung des gewaltsamen Todes (Aesch. Pers. 506f. Iph. T. 974, Tro. 756, Verg. Aen. VIIE 579 nune, nunc o liceat crudelem abrumpere vitam, ibid. IV 630 sq.).

866 ἐτύγχανον μὲν: 871 ὁρῶ δ᾽. — ἀγρόϑεν... βαίνων: den Bewohnern der μεσόγειος (zu denen auch der Redner in 917—30 gehört) gestattet die Entfernung zur Stadt nur gelegentlich die Anwesenheit in der Ekklesia (in Athen erst nach

400; V. Ehrenberg, Der Staat der Griechen I, Leipzig 1957, 41). Die persónliche Vorbemerkung des Boten (866— 70) bekundet die Anhänglichkeit dieses Teils der Bürgerschaft gegenüber Or. (Ludwig, Sapheneia 25). 8678. τά τ᾽ ἀμφὶ σοῦ | τά τ᾽ ἀμφ᾽ "Opto rov: ‘die Einzelheiten des Prozesses, bei dem es um El. und Or. ging’ (Andr. 430, Soph. Phil. 553ff.; K.-G. II 1, 271d); die Voranstellung der 2. Pers. drückt die Anteilnahme des Boten aus. 869 Ecpepße: der Sprache des Alltags angehörend; vgl. 871 ὄχλον (dagegen 873 λαὸν), 919 χραίνων.

870 γενναῖον φίλοις: der Kontrastbegriff 740 κακὸς... φίλοις (dat. relationis: Soph. O. C. 75f.; Schwyzer II 152 Abs. 2). — χρῆσϑαι: Inf. des Bezugs (7285. 906). — Zur Umwertung des altadligen Arete-Begriffs unter dem Druck der Zeitverhältnisse (El. 253, frg. 232, 3 Nauck?, El. 941f., Solon frg. 4, 9—12 Diehl?) s. W.

Jaeger, Paideia I, Berlin/Leipzig 1934, 267ff.; Lesky, GdgrL 160 u. ö. 871 ἄκραν: Zielbezeichnung bzw. Akk. Konstruktion); K.-G. II 1, 314. — ὄχλον niedere Volk ‘schreitet hinauf und nimmt — ἄκραν: die Burghóhe von Argos (IIpóv) lung angenommen

der räumlichen Erstreckung (ἀπὸ κοινοῦ.. . ϑάσσοντ᾽ ἄκραν: antithetisch: das die höchste Stelle ein’ (Affektausdruck). als Ort für die argivische Volksversamm-

('interpretatio Attica; Wilamowitz, Aisch.-Int. 11 und Anm.

26); zur Versammlung der Ekklesia von Athen auf der Pnyx vgl. Ar. Ach. 19ff. 872 πρῶτον Δαναὸν . . .: das Aition, angeblich nach Phrynichos (£), möglicherweise eine ad hoc-Erfindung des Dichters (H. Weil 8.749). — δίκας | $156vc": zur freieren Verwendung des Verbbegriffs vgl. 847*.

874 ἀστῶν δὲ δή τιν᾽ ἠρόμην: “epische Floskel’ (Lesky, Trag. Dichtg. 204); 373.1559, Andr. 1104, Herc. 951, Hel. 1589; 8 324, 8 769, p 482.

875 τί καινὸν "Apyeı: umgangssprachlich. 876 ἄγγελμ᾽ ἀνεπτέρωκε: metaphorisch (3 ἀνήγειρεν, Hesych. s. v. ἀναπτερώσω᾽ μετέωρον ποιήσω), das Perf. zur Bezeichnung des Zustands (d. i. starke Er. regung; Groeneboom zu Aesch. Cho. 227 S. 138f.); Hel. 633, Suppl. 89, Ar. Av. 1439.1443.1445,

Herodot II 115, 4,

Xen. Symp. 9,5.



'Gleichklang'

in

drei.

facher 'chiastischer' Form: πολεμίων πάρα | ἄγγελμ᾽ ἀνεπτέρωχε.. .. πόλιν (ὄχλον M9).

844—959

Botenszene

97

878 ἀγῶνα.... δραμούμενον: Akk. des inn. ΟΡ]. (Alc. 489, Iph. A. 1455; ohne den Akk.: El. 1264).

879 ὁρῶ δ᾽: lebhafte Vergegenwärtigung durch Schilderung des optischen Ein-

drucks (2. B. Iph. A. 1584ff., ebenfalls Botenbericht). — ὃ μήποτ᾽ ὥφελον: scil. ὁρᾶν; der Relativsatz enthält einen starken Pathosausdruck.

881 κατηφῆ: 'gebeugt', 'niedergeschlagen' (c 432, Heraclid. 633f.; das Verbum X 293,

1 342,

Med. 1012

κατηφεῖς;

Page

8.146).



παρειμένον

νόσῳ:

'auf-

gelöst durch die Krankheit’ (210*). — Zur Erwähnung der Krankheit Or.s, die nach 208—315 bzw. nach dem ‘Gebet’ 324—7 dramatisch nicht mehr behandelt wird, vgl. 1016. 882

ὥστ᾽

ἀδελφὸν:

1015; ὥστ᾽ = ὡς (1520; K.-G. II 2, 490f.). — ἴσα φίλῳ

λυπούμενον: 'comparatio compendiaria’ (A 163, X 484f.; Schwyzer II 99 Anm. 1); zum Motiv der 'Philia' vgl. 652, 1015.

883 νόσημα κηδεύοντα: Abstraktum als Umschreibung der Person (= τὸν νοσοῦντα; 477.480.928*.1049.1233; Breitenbach 178). — παιδαγωγίᾳ: dat. modi bzw. Instrumentalis; zu der Metapher vgl. Bacch. 193, Heraclid. 729 (der eigentliche Ausdruck, ὀχεῖν, in 799ff.; vgl. auch das Philia-Motiv in 463f.).

884 πλήρης éyévev' . . . ὄχλος: Hec. 521f. 885 τίς χρήζει λέγειν: Anklang an die offizielle Formel, mit der der Sprecher die Debatte in der Ekklesia eröffnete (τίς ἀγορεύειν βούλεται; Ar. Ach. 45, Eccl. 130): das archaische ἀγορεύειν (s. BlaB-Fuhr, Komm. zu Dem. Kranzrede? 110) wird vermieden. — Die Alternative (886 πότερον... 3j μὴ) als Ergebnis der Vorberatung durch den Rat (προβούλευμα) zu denken: keine Vorentscheidung, sondern ledig. lich Kennzeichnung der Sache (Aristot. Resp. Athen. 45, 4).

888 Ταλθϑύβιος:

der homerische

Tro. 238; Krieg 39 Anm.

Herold

Agam.s

(A 320, A 192, Hec. 503,

1), der zu unterscheiden ist von dem Sprecher der Volks-

versammlung, hält eine 'doppelsinnige Rede’ (890; vgl. den Konträrbegriff, "Ein. deutigkeit', in Aesch. Pers. 904f.). Zur Kritik an den untergeordneten Staatsbeamten vgl. 895—97. 889 ἔλεξε δ᾽, ὑπὸ τοῖς δυναμένοισιν . . .: die Zäsur nach dem 2. anceps nach einer Gruppe von zwei Präpositiva ‘besonders hart’ (Maas, Gr. Metr.! 8 136). 890 πατέρα... admirari'

σὸν ἐκπαγλούμενος:

(Z Aesch. Cho. 217;

Groeneboom

ἐκπαγλεῖσϑαι

(ion.) = "vehementer

8S. 137); Tro. 929f., Hec. 1157f. Der

Affektausdruck zeigt, daß Talth. noch in der Erinnerung von Agam. begeistert ist (888). 8911. καλοὺς (Hartung: -Aoic codd.) κακοὺς | λόγους ἑλίσσων: das Asyndeton

wohl

unerläßlich (“bald gute bald schlechte Reden hin und her drehend',

98

Einzelerklärungen

d.h. er drückte sich gewunden

aus’ (Andr. 447ff., dazu Z Andr. 448; Suppl.

141; Hesych. s. v. ἑλίσσων᾽ πλέκων, ψευδόμενος, οὐκ ἐπὶ εὐθείας λέγων).

892 ὅτι καϑισταίη νόμους: brachylogisch (vgl. Aristot. Resp. Ath. 7, 1 πολιτείαν δὲ κατέστησε καὶ νόμους ἔϑηκεν ἄλλους, d. i. Solon). 8981. τὸ δ᾽ ὄμμ᾽ ἀεὶ | φαιδρωπὸν ἐδίδου: ‘er liebáugelie immer mit den Freunden des Aigisthos’; ‘Glanz der Augen’ auch sonst bei der Schilderung besonderer Gefühlsreflexe (Soph. O. C. 319f., Med. 1042f.; dazu Page S. 148; auch metaphorisch: Aesch. Ag. 520f.). — ὄμμ᾽ ... ἐδίδου: d. i. willentliche Herbeiführung eines ganz bestimmten physiognomischen Habitus (1319f., Liv. X XI 2, 6 eo fuit habitu oris, ut superante laetitia. dolores ridentis etiam speciem praebuerit); zu διδόναι vgl. 42*.847f.* u. ὃ. 895 τὸ yàp γένος τοιοῦτον: die Ausführlichkeit, mit der der Opportunismus der κήρυκες in 895—7 (del. Dindorf) geschildert wird, dient zur Erläuterung von 889; zu dem Topos vgl. Tro. 424—6, Heraclid. 292f.; Wilamowitz, Herakl. I? 122 Anm. 18; Krieg 39 Anm. 1; D. Ebener, Die Helena-Szene der Troerinnen, Wiss.

Zeitschr. Halle-Wittenberg 3, H. 4, Halle 1954, 701 Anm. 52. 896 πηδῶσ᾽: Bildvorstellung des Umspringens (Wechsel der Sympathie), gewóhnlich vom Daimon (Tro. 67f. von Athene) bzw. von der Tyche (Tro. 1204ff.; dazu Tro. 101); in 895f. jedoch maritime Metapher ('Lavierungstaktik'; vgl. frg.

89 Nauck?, Ar. Ran. 536ff.) vorliegend: ἐπὶ τὸν εὐτυχῆ, scil. τοῖχον; allerdings ist die Bildvorstellung abgeblaßt. 897 πόλεος: diese Form gelegentlich im Trimeter (Ion 595, El. 412, Hec. 866, Soph. Ant. 162; Hoffmann-Debrunner,

Gesch. d. gr. Sprache

entweder nur mit dem folgenden zu verbinden

116). —

Der Gen.

(πόλεος Ev τ᾽ ἀρχαῖσιν) oder als

ἀπὸ xotvoü-Konstruktion aufzufassen (der Gen. bei δύνασθαι in Analogie zu ἄρχειν, xpateiv).

898 Διομήδης

ἄναξ: episierende Bezeichnung: Diomedes kann nicht König

von Argos sein, da der wahre Machthaber Aigisthos ist (bzw. dessen Freunde:

894). Eur. folgt der homerischen Version, wonach Diomedes mit Nestor zusammen die Heimfahrt von Troja antrat und bereits am vierten Tage in Argos anlangte (v 180—2), während die jüngere Sage ihn mit Idomeneus an den Nostoi teilhaben

ließ (Preller- Robert, Gr. Myth. III? 1488). 8991. κτανεῖν μὲν... | ...56.. . εὐσεβεῖν: Zeugma; zu δὲ etwa ἐκέλευε zu ergänzen (513—5). — Der Form nach handelt es sich in 899f. um einen ‘Abänderungsantrag’ (B. Keil, Griechische Staatsaltertümer, Einleitung in die Altertumswissenschaft von Gercke-Norden III, 2. Aufl. Leipzig/Berlin 1914, 376), der der Sache nach mit den durch Oiax vertretenen Tendenzen (432f.) identisch ist. 901

ἐπερρόϑησαν δ᾽ ol μὲν: ‘die einen spendeten rauschenden Beifall’, formel-

haft (Hec. 553, Phoen. 1238f.); die Metapher in anderem Sinne als 279.

('Wogen des Meeres’; £ Hec. 553)

844—959

Botenszene

99

902 οὐκ ἐπήνουν: ‘sie verharrten in Ablehnung’ (Impf.); Litotes: 499.520. 903 ἀϑυρόγλωσσος: zur Bildung des ἅπαξ εἰρημένον vgl. εὐθύγλωσσος (Pind. Pyth. II 86 Snell), ἀϑυρόστομος (Soph. Phil. 188); die Metapher (‘Tür vor dem Mund’) wohl auf ἕρκος ὀδόντων (x 64; E. Bornemann, Odyssee-Interpretationen, Frankfurt/Main 1940, 20) zurückgehend. — ἰσχύων ϑράσει: 607*. 904 'Apyeiog οὐκ ᾿Δργεῖος: — ein νόϑος πολίτης. — ἠναγκασμένος: erklärt als 'eoactus', 'invitus' (Krieg 40), vermutlich jedoch Konträrbegriff zu 920 αὐτουργός (freier Bauer’), d. i. ἐξ ἀνάγκης ϑητεύων (Alc. 6f.). Bei dem Sprecher

hat eine Demagogengestalt wie Kleophon, der von Geburt Thraker war, vorgeschwebt (Pohlenz, Gr. Trag. I? 421); das Indefinitum in 903 (ἀνήρ τις) zeigt, daß kein ὀνομαστὶ κωμῳδεῖν vorliegt (so angenommen in 2), was auch nicht dem

Stil der Tragödie entspräche. 905 ϑορύβῳ *Poltern'

... πίσυνος: ‘sich auf seine laute Stimme verlassend' (vgl. das

des Tynd.:

630); zu πίσυνος vgl. E 205,

1 238,

Bacchyl.

frg. 5, 21 Snell,

13, 221, Aesch. Sept. 212, Aesch. Suppl. 352, Ar. Nub. 949, Vesp. 385, Pax 84; in Prosa nur Thuk. II 89, 6 (Schwyzer II 145 Nr. 4). — κἀμαϑεῖ παρρησίᾳ: d.h. der Schwätzer berücksichtigt — mit Absicht (um die törichte Masse zu gewinnen)— in seiner Rede das rhetorische Ideal des σοφόν (695.710.716) nicht. 906 πιϑανὸς Er’ .. .: ‘Glaubwürdigkeit erzielend auch dann noch, wenn es gilt...'; zu πιϑανός (aktivisch) vgl. Thuk. ΠΙ 36, 6, IV 21, 3, VI 35, 2, Ar. Thesm. 268, Equ. 629, Plat. Gorg. 458e 7 sqq. Burnet; zur áltesten Stelle, Aesch. Ag. 485f., s. Ed. Fraenkel 11 241ff.; die spätere Bedeutung, ἱκανός (L. & S.? s. v. I1), kann in 906 ausgeschieden werden (Textprobleme 53). — ἔτι: möglicherweise auch — 'denique', d. h. es leitet zum letzten in der Aufzáhlung der Charakterisierungsmomente über (8. ο.). — αὐτοὺς: À τοὺς ἀκούοντας (Kr. 58, 4, 2).

Gegen die Aufnahme des weiteren Begriffs (d. i. ἀστοὺς — Sonderlesart in H bzw. Konjektur von Valckenaer) spricht die Tatsache, daß der Demagoge die χρηστοί jedenfalls nicht zu überreden vermag (930; vgl. auch 942 νικᾷ δ᾽ ἐκεῖνος ὁ κακὸς ἐν πλήϑει λέγων). — αὐτοὺς περιβαλεῖν κακῷ τινι: 'eos afficere malo’; zum ur-

sprünglichen Bildgehalt vgl. o 171., Or. 25. 907— 13: zu der Interpolation (del. Kirchhoff) s. Textprobleme 54—6. 915 ὑπὸ δ᾽ ἔτεινε. . . λόγους: eingegeben aber hatte (ihm) die Worte Tynd."; daß der Bote damit mehr sagt, als er nach 866ff. wissen kann, liegt im Wesen des Botenberichts begründet. Tmesis und emphatische Stellung des Verbs betonen mit Nachdruck die Schuld des Tynd. ('Affektausdruck'): der geistige Urheber der Tat gilt in höherem Maße als schuldig als der Täter (615— 8.1090). — Zu der Interpolation (916 del. Weil) s. Textprobleme 56.

918 οὐκ εὐωπός: ‘keinen willkommenen Anblick darbietend' (Soph. O. R. 188 εὐῶπα πέμψον ἀλκάν, d. i. Hinweis auf die willkommene Epiphanie Athenes; Ion 8

Biehl

100

Einzelerklárungen

1611; dazu Wilamowitz, Komm. S. 162f.). — In 918—922 doppelte Antithetik: 1. zwischen äußerer Gestalt und ethischer Qualität (Archilochos frg. 60 Diehl’; B.Snell,

Entdeckung

des

Geistes,

2. Aufl.

Hamburg

1949,

63),

2.

zwischen

äußerer und innerer Teilnahme (Gegenbeispiel zu 917—922: Suppl. 420—2).

919 κἀγορᾶς χραίνων κύκλον: des Marktes Rund beschmutzend' (die Partizipialverbindung antithetisch zu 871); zur runden Form des Marktes (der Widerspruch zu 871 als "interpretatio Attica’ zu verstehen) vgl. Thuk. III 74, 2, Soph. O. R. 161. χραίνειν ('tangere', ‘polluere’) umgangssprachlich, oft im Sinne des Un-

erlaubten (Hec. 365f., Iph. T. 798f.).

920 αὐτουργός οἵπερ: ‘ein Selbstversorger, einer von denen, die ...’; zum Plur. des Relativpronomens bei einem singularischen Bezugswort (Suppl. 867f., Hel 439f.)

s. Schwyzer

Il 6048;

auch

im

Lateinischen:

Liv. XXII 57, 3.



οἵπερ... σῴζουσι γῆν: offenes Bekenntnis des Dichters. — xal μόνοι: ‘die sogar als einzige . . .' (Denniston, α΄. P.? 294).

921 χωρεῖν ὁμόσε τοῖς λόγοις: metaphorisch (verbis congredi; Plat. Resp. X 610c 6 Burnet).

922 ἀκέραιος: 'integer' (im Deutschen: ‘von echtem Schrot und Korn’; Phoen. 942ff., Plat. Resp. III 409a 5 sq. Burnet). — &venininxrov: 'untadlig', *unbescholten' (Men. Epitr. 590 Kórte?). — ἠσκηκὼς: zum Begriff der ἄσκησις (scil. τῆς ἀρετῆς) vgl. Xen. Mem. I 2, 19f. (s. O. Gigon, Kommentar zum von Xenophons

Memorabilien,

214, Aristot. Eth.

Basel

1. Buch

1953, 45f.), Plat. Gorg. 527 e, Isocr. Panath.

Nic. IX 1170a 11 sqq. Bywater.

— Zur Metrik:

Teilung des

2. longum bei geteiltem 1. anceps (37.65.249.471.547.558.905.1142.1196). 924 στεφανοῦν:

'Ruhmesmotiv':

Or. gebührt der στέφανος εὐκλείας (Suppl.

315, Soph. Ai. 465), da der Muttermord

kein δυσκλεὴς

φόνος

(1133)

ist. Zu der

hyperbolischen Form des Gedankens (Bekránzung' statt ‘Freispruch’) vgl. Sokrates’

Antrag

auf Speisung

im

Prytaneion

(Plat. Apol. 36d 5 sqq. Burnet).



ἠϑέλησε: d. i. οὐκ ὥχνησε (794). — Zur Rechtfertigung des Muttermordes (τιμωpeiv πατρί) vgl. 547.563.776.1237.1588. 925 κακὴν γυναῖκα κἄϑεον κατακτανών: starker Gleiehklang (x): Hervorhebung der entscheidenden Begriffe zur Entlastung Or.s (1590). Die Bezeichnung μητέρα vermieden. 9261. κεῖν᾽... μήϑ᾽ ὁπλίζεσθαι... μήτε στρατεύειν: Inf. ohne Art. epexegetisch zu dem vorausgehenden Demonstrativum (xeivo, -va?); vgl. 1043f.*1162* (Schwyzer IL 365 Nr. 7). — ἀφήρει: das Impf. konativ bzw. voluntativ: der Gattenmord wird ad absurdum geführt. — μήϑ᾽ .. . μήτε: Negation beim Inf. nach einem Verbbegriff des Hinderns

II 2, 209 Anm. 7).

(599*, Tro. 1145£., Soph. Phil. 1303; K.-G.

844—950

Botenszene

101

928 τἄνδον οἰκουρήμαϑ' : Personenbezeichnung durch Abstraktum (477.883* u. ö.): ‘die Frauen als zu Hause Gebliebene' (Z); vgl. Hipp. 787, Heraclid. 700f.,

Aesch. Ag. 1626 (von Aigisthos; dazu y 262ff.; Ed. Fraenkel III 770), Hec. 1277. — λελειμένοι: Homoioteleuton (929); vgl. 567/8.937/8.1128/9.1351/2. 929 φϑείρουσιν . . . λωβώμενοι: das Part. explikativ, d. h. φϑείρουσιν wird als μοιχεύουσιν erläutert. — ἀνδρῶν εὔνιδας: wird erklärt als ‘virorum uxores' bzw. 'viris privatas' (Hesych. s. v. εὔνιδες᾽ χῆραι; zu dem gen. separationis vgl. X 44, ( 5231., Aesch. Pers. 287ff.); die zweite Bedeutung verleiht dem Gedanken

größere Prägnanz: die Umstände, unter denen das μοιχεύειν stattfindet, machen das Verhalten der zurückgebliebenen Männer noch verwerflicher.

931 κοὐδεὶς Er’ εἶπε: Hinweis auf das Versagen ‘diskrete Fehlanzeige’); vgl. 704f.* 1056*.

des Men.

(Reinhardt:

932 ὦ γῆν 'Iv&you κεκτημένοι: archaisierende Anrede der Bewohner von Argos-Mykenai (960): Hinweis auf die konservative Denkweise Or.s, die eine wichtige Voraussetzung für die Tötung der Mutter bildet. — 933 zu der Interpolation (del. Musgrave) s. Textprobleme 56f. 934 ὑμῖν ἀμύνων: rhetorischer Topos (“Verteidigung der Richter’; z. B. Plat. Apol. 30d 5 sqq. Burnet; s. Bem. zu 924). Or. versucht nachzuweisen, daß in seinem Falle die Rettung des Individuums mit der Rettung der Polis identisch ist. 9361. οὐ φϑάνοιτ᾽

ἔτ᾽ àv

| ϑνήσκοντες:

formelhafte Umschreibung des

Imperativs (wollt ihr nicht eher sterben?’ — 'sterbt nur unverzüglich’; 1551, Xph. T. 244f., Tro. 456f., Xen. Mem. II 3, 11; Wilamowitz, Gr. Leseb. ἘΠῚ. I? 11;

Schwyzer Il 3928 Nr. 1); anders 941*. — ϑνήσκοντες: auf den (natürlichen bzw.) Freitod der Männer zu beziehen. — γυναιξὶ δουλεύειν: prägnant: ‘a mulieribus interfici (716). 1351.1528).

Or.

gemahnt

die

Richter

zur 'Mannhaftigkeit'

(786.1031.1204.

938 τοὐναντίον δὲ δράσετ᾽ : als Frage (H. Weil) zu verstehen, da nur so glatter Anschluß an die folgende Begründung (939 νῦν μὲν yap) gegeben ist: “wollt ihr aber das Gegenteil tun von dem, was ihr tun müßt?’ — In 938 leichter Anstoß: bisher hat Or. noch nicht von der Verurteilungsabsicht gesprochen; der vermißte

Gedanke folgt erst in 940, ist aber freilich bereits implicite auch in 935— 37 enthalten. Im Falle des Freispruchs gilt bereits Klyt.s Tótung als Entscheidung. — 3j δρᾶσαι χρεών: Homoioteleuton (937 δουλεύειν χρεών); χρεών auf gegensätzliche Inhalte bezogen (937 Umkehrung, 938 reguläre Ordnung der Pflichten), deren innere Beziehung hervorgehoben werden soll; vgl. 928*. ' 941 ἀνεῖται: antizipatorisches Perf. ("dann ist das Gesetz ausgeweitet’; Soph. Phil. 75f.; Schwyzer II 287 Nr. 1). — κοὐ φϑάνοι ϑνήσκων τις ἄν: 'und mancher wird

mit

seinem

Tode

der Ermordung

durch

die Ehefrau

nicht

mehr

zuvor-

kommen, d. h. er wird sofort sterben'. Die beiden 'SchluBfolgerungen' in 935— 942 8*

102

Einzelerklärungen

gehen jedesmal von der Tat Or.s aus: in 935—7 wird — unter der Annahme, Or. den Muttermord nicht begangen hätte — die konkrete Folgeerscheinung Leben (Tod der Männer), in 938—42 die gesetzliche Folge (Straflosigkeit Gattenmordes) ausgedrückt. — Zu dem Motiv ("Tötung des Ehemannes’) Aesch. Ag. 1231f. (Ed. Fraenkel III S. 568). 942

τῆς γε τόλμης:

prägnant;

daß im des vgl.

der Gedanke ausgeführt in 827f.; das Subst.

auch Aesch. Ag. a. O. — οὐ σπάνις γενήσεται: zu der Litotes vgl. Andr. 770f., Aesch. Cho. 717, Iph. A. 1163. 944 νικᾷ δ᾽ ἐκεῖνος ὁ κακὸς: ‘Sieger geblieben ist jener Schlechte’ (d. i. der Redner in 902—6 bzw. 914f.). — ἐν πλήϑει λέγων: ‘da er eben in der Volksmenge

redete’; die Begründung

((Demagogie')

bezieht sich auf die in 905f. ge-

gebene Charakterisierung (vgl. dagegen Suppl. 437). Zu ἐν (‘coram’; Schwyzer II 458) vgl. Tro. 721; dazu die nominale Verbindung in 861. 945 ὃς ἠγόρευε: ‘der in (der Gesamtausdehnung) seiner Rede gesagt hatte . . .' (Thuk. IL 34, 8;

Wilamowitz,

Gr. Leseb. ἘΠῚ, I?

zu

S. 138, 21;

Schwyzer

II 276

Nr. 1).

946 μὴ

πετρούμενος

(M et II*: -oupévoug cett.): der Sing. deshalb vorzu-

ziehen, weil Or. die Tat allein auf sich nimmt (934.940) bzw. El. nur beilàufig erwühnt wird (949a). — Die Tótung mit eigner Hand wird Or. — nicht nur zur Ver-

meidung der Steinigung, sondern auch mit Rücksicht auf den Adel seiner Ge. burt — als ‘Gnade gewährt’ (Wilamowitz, Herakl. II? 56 zu V. 215). — Dramatisch ist die Selbstrichtung von entscheidender Bedeutung für die Mechanema-Handlung des zweiten Teils. 947 αὐτόχειρι δὲ σφαγῇ: ‘durch Tötung mit eigner Hand’, d. i. dat. modi; αὐτόχειρ “der mit eigner Hand vollbringt', d. i. allgemeine Bezeichnung des Ausführenden (s. F.Zucker, AYTOENTH und Ableitungen, Sitzungsberichte der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig, phil.-hist. Klasse Bd. 107 H. 4, 1962, 13), in 947 auf den Vorgang der Selbsttótung bezogen (vgl. 1040, Soph. Ant. 1175). 948 λείψειν βίον: X 11 λείψειν φάος ἠελίοιο, Or. 954. 949 ἐκκλήτων ἄπο: Metonymie: ἐκ τῶν ἐκκλησιαζόντων (Z). Die ἔκκλητοι (ursprünglich diejenigen, ‘die der Heroldsruf aus ihren Häusern rief’; Ehrenberg 41) bildeten zunächst eine Körperschaft neben der βουλή, d. i. die ἐκκλησία, die später auf den gesamten Demos erweitert wurde (B. Keil, Griechische Staatsaltertümer, Einleitung in die Altertumswissenschaft von Gercke-Norden III, 2. Aufl. Leipzig/Berlin 1914, 368). 951 κλαίοντες

οἰκτίροντες:

asyndetischer

Gebrauch

der

Partizipien

am

Versbeginn formelhaft (Herc. 602, Iph. T. 310, Hec. 1175, Andr. 1154, Soph. Phil. 11, Trach. 787), charakteristisch besonders für die Sprache niederer Personen

844—959

(Garzya zu Andr. 1154); jambement).

Botenszene

zur emphatischen

Stellung

108

vgl. x 208f.

(ebenfalls En-

962 ϑέαμα καὶ πρόσοψις: die beiden Synonyma fast identisch (pleonastische Ausdrucksweise bei Begriffen des Sehens auch in 1020f., Med. 1167); die eigentliche Aussage in den beiden — mit den Substantiven in sog. chiastischer Stellung verbundenen — Attributen (rıxpöv ... ἀϑλία) enthalten: Bezeichnungen für die

verschiedenen Gefühlsreaktionen beim Anblick körperlichen Leidens (Entsetzen’ bzw. ‘Mitleid’; dazu vgl. Suppl. 945 bzw. Or. 83. 219f.). 953 εὐτρέπιζε φάσγαν᾽ ... δέρῃ: die (Selbst-}Tötung erfordert geschickte Führung des Schwertes (Hec. 564f.); φάσγανα augmentativer Plur. (268*.1398*; Schwyzer II 438). 9551. οὐδ᾽ ὁ Πύϑιος . . .: die Absage an die Gottheit dramatisch bedingt, jedoch zweifellos auch als Aussage des Dichters zu werten (vgl. das 'Urteil' in 920).

956 τρίποδα καϑίζων: II 76 Nr. 1). 957—659:

der Akk. wie 871*.1251*, Ion 5f. 366 (Schwyzer

zu der Interpolation s. Textprobleme 59f.

960—981

8. Stasimon

In diesem Lied fungiert der Chor — nach vorübergehender Unterbrechung in 807—843

(vgl. jedoch 846—8. 850f.) —

wieder als Handlungspartner

Elektras:

er beginnt in der Rolle der Klagefrauen — unter Vertauschung der eigentlichen Funktionen — gegenüber der Einzelsángerin (Elektra) den Threnos, indem er die Gesten der Trauer ausführt (961—3). Wegen der inhaltlichen Zusammengehórigkeit von Chorlied (960—981) und anschließender Monodie Elektras (982— 1012)

wird man diese beiden Partien auch als 'epodische Kompositionsform' verstehen können ('Ambivalenz').

960 κατάρχομαι στεναγμόν: der Akk. (recc.) als homerische Konstruktion (v 444f., Hec. 685). — ὦ IleXaoyia: archaisierende Bezeichnung für Argos (= im weiteren Sinne die Peloponnes; Iph. A. 1499f., Suppl. 367f., Herc. 4631.; Wilamo-

witz, Herakl. II? 113), an Stelle der Bewohner gesetzt ('Metonymie"); vgl. 965*. — Der Chor distanziert sich deutlich von den ‘Bürgern’ (975), d.i. von den gegen-

wärtigen Machthabern und deren Anhängern. an

den

Chor

(G. Pasquali,

der Gesamtkomposition

Athen. 8, 1930,

her notwendig:

— Die Zuweisung von 960—981

72—76;

Textprobleme

das Strophenpaar

601.) ist von

stellt nach

Inhalt,

Form und Stellung innerhalb des Stückes das 3. Stasimon dar. Das ‘Paradoxon’

(d. i. Chor als ἐξάρχων des Threnos) ist Ausdruck der “Phantasie des Dichters’ (Wilamowitz, G. H. 12 399).

961 τιϑεῖσα.. . . διὰ παρηίδων: Suppl. 76. — Zu den verschiedenen Gesten der Trauer (Blutigkratzen der Wangen, Schlagen des Hauptes, Scheren des Haupthaares) vgl. T 284f., Aesch. Cho. 24, Andr. 826, El.146ff., Hec. 653—6, Tro. 280f., Hel. 372ff.1087ff.; s. Bem. zu 1466.

962 αἱματηρὸν ἄταν: es bleibt in der Schwebe, ob der Akk. als Obj. zu xardpχομαι στεναγμόν ('eonstructio ad sensum") oder als Satzapposition (Scarcella 140) zu verstehen ist; im ersten Fall bezeichnet ἄταν die als bereits geschehen vor-

gestellte Handlung in der Zukunft (Tótung Or.s bzw. El.s), im zweiten die Folge (Schwyzer II 86 Nr. 2) aus dem Vollzug des Trauergestus. 963 κτύπον τε κρατός: als Akk. des inneren Obj. in einer Art Zeugma (Z) mit 961 τιϑεῖσα . . . ὄνυχα (Akk. des äußeren Obj.) verbunden. — ὃν ἔλαχ᾽: 319f., Phoen. 1576.

960—981

3. Stasimon

105

9631. & κατὰ χϑονὸς νερτέρων ilIlepoéqaooa καλλίπαις Yet: das nomen der chthonischen Gottheit störend (vgl. dagegen 'Euphemismus' in 38), weil dadurch

die in καλλίπαις (“ein schönes Mädchen’,

d. i. Determinativkomposi-

tum; Schwyzer 1 429; Ed. Fraenkel, Aisch. Ag. II 348f. zu V. 762) enthaltene Anepielung auf den Namen Κόρη (Wilamowitz, Herakl. II? 158 zu V. 689) — der vielleicht (?) auch in 966 σίδαρον.... κούριμον mit herauszuhören war (Koüp«; Soph. O. C. 180; auch in Prosa κουροτρόφος) --- abgeschwächt wird. Metrisch befriedigend und inhaltlich einleuchtend die Textkonstitution durch Heimsoeth: νερτέρων καλλίπαις ἄνασσα (von Chapouthier jetzt in den Text gesetzt). Der Vorgang kann

folgendermaßen gedacht werden: ἄνασσα

in

den

Text

Περσέφασσα und ϑεά wurden als Glossen zu

aufgenommen,

wobei

ἄνασσα

wegen

des

ähnlichen

Wort-

ausgangs ausfiel. Die auffallende Stellung der Epexegeme läßt sich unter Umständen auf metrische Einarbeitung nach dem Prinzip der Silbenzählung zurückführen, d. h. man las — unter Ausscheidung von νερτέρων (das erst nachträglich aus anderer Vorlage wieder aufgenommen wurde) — in 965 Περσέφασσα καλλίπαις ϑεά und in 974f. φοινία ψῆφος Ev πολίταις. In diesem Falle können also zwei Schichten der Textverderbnis angenommen werden (vgl. dazu die doppelschichtige Texterweiterung

in Hec. 169—176

bzw.

211—215;

s. Verf., Philologus

101,

1957,

62—69). — Das ergänzte ἄνασσα paßt deshalb ausgezeichnet, weil nach dem athenischen Glauben nicht Pluton, sondern Persephone die Herrschaft über die Toten ausübte (Wilamowitz, G. H. II? 158).

965 γᾶ Κυκλωπία: Argos und Mykenai (Herc. 15; Wilamowitz, Herakl. II? 11); zu der Antonomasie s. Breitenbach 182 (10 Belege); vgl. Σ Κύκλωπες δὲ οἱ ἐγχειρογάστορες (altion.: “Leute, die sich mit dem Ertrag aus ihrer Hände Arbeit nähren’; Wilamowitz, G. H. I? 271) περιετείχισαν τὰς Μυκήνας.

966 cí6apov . . . κούριμον: das Adj. proleptisch (Hec. 499, Tro. 1153; Schwyzer II 181e). — ἔλεος . . . ἔρχεται: zu der Metapher vgl. 334*.9771.*. — Das Mitleid des Chors (ὅδ᾽) steht im Gegensatz zur 'feindseligen Abstimmung unter den Bürgern’ (975). — Durch die Konj. (ἔλεος bis: ἔλεγος bis F. Marx) würde der

Bezug auf 3331. verlorengehen. 970 στρατηλατᾶν Ἑλλάδος: mit Bezug auf Or. und El, obwohl der Ausdruck strenggenommen nur für Or. (‘der einmal Heerführer Griechenlands hätte werden sollen’) paßt. — nor’ ὄντων: Part. Praes. im futurischen Sinne 1217f.; auch in Prosa: Thuk. VII 25, 9; Schwyzer II 296).

971 BéQaxe

. . . βέβακεν,

οἴχεται:

(Tro.

resultatives Perf. (Tro. 289£.; dazu

Wilamowitz, Versk. 557); Häufung von Asyndeta (1302*, Andr. 1227, Ion 1446; formelhaft beim Part.: 951*, Andr. 1154; auch in antithetischer Form: 136f.

140f.) in Verbindung mit Anadiplosis als starker Pathosausdruck (Kamerbeek zu Andr. 1227; Garzya S. 137). 9721. γέννα...

οἶκος: die beiden Subst. beziehen sich auf verschiedene

Gefühlsgehalte: Mitempfinden beim Untergang der Pelopsfamilie bzw. allgemein-

106

Einzelerklärungen

menschliche Erschütterung über das Dahinschwinden des einstigen Glücks. — Zu der Prosodie (yewä&) vgl. Hec. 159, Iph. T. 154; τόλμᾶ in Pind. O. IX 88, XIII 11 Snell. — ἐπὶ μακαρίοις : "bei den seligen Göttern’. — ζῆλος: (Musgrave: ζηλωτὸς

codd.) Ov

ποτ᾽: Korrektur

aus metrischen

Gründen;

in codd. (wohl

nach Aesch. Pers. 710) anscheinend Hinweis auf die pass. Bedeutung des Subst. ("Gegenstand

der Bewunderung’;

1518

φόβος “Gegenstand

der Furcht)



dv

ποτ᾽: 808*; Schwyzer II 297 y Abs. 2. 974 φϑόνος

. . . ϑεόϑεν:

"Vorenthalten (des Glücks) von seiten der Götter’

(Herodot I 32, 1, III 40, Aesch. Pers. 362, Soph. Phil. 776, Alc. 1135, Suppl. 348; Schmid, GdgrL I 3, 712 und Anm. 19); zu 9eó9ev (160. 355, π 447, Aesch. Pers. 102ff.) s. Schwyzer 1628 Abs. 2. — Der Gedanke weist auf 1—3 (Sentenz) zu-

rück. —

ἅτε... ψῆφος: ‘allerdings auch die feindselige Abstimmung in der

Ekklesia',

d.i.

"Parenthese'

(τε

=

‘et

tamen';

127*.824).



Die

Feindschaft

der Bürger hat im Falle Or.s die Geborgenheit des Individuums in der Polis aufgehoben und dadurch auch für dieses die verbindlichen Maßstäbe des Handelns beseitigt (wichtig für die Motivierung des Mechanema). — «potvía: 1256*. 9768. πανδάκρυτ᾽

. . . ἔϑνη

πολύπονα:

Apostrophierung

der 'Mensch-

heit’ wie in Soph. O. R. 1186. — ἐφαμέρων ἔϑνη: periphrastisch (Pind. frg. 157 Snell, Pyth. VIII 95, Aesch.

Prom.

83. 253); zu der Hypostase

(homerisch &on-

μέριος) s. Schwyzer IY 473 Nr. 6; 980*. 977 λεύσσεϑ᾽ : Soph. O. R. 1524 (Chor), Phoen. 1758 (Oidipus). 9771.

ὡς...

μοῖρα βαίνει: Metapher des Weges (Bacchyl.

frg. 17, 89 Snell,

Alec. 889, Hipp. 818f.; Breitenbach 170). — παρ᾽ ἐλπίδας: "praeter opinionem"; diese Bedeutung von παρά m. Akk. nachhomerisch (Hec. 680; Schwyzer II 497). — Der vom Chor im ungünstigen Sinne verstandene Gedanke (Soph. O. R. 1189—92) bestátigt sich am Ende des Stückes (1025ff. im günstigen Sinne (Unvollständigkeit des Gedankens' als Affektausdruck; dazu vgl. 234b). 979 ἕτερα... ἕτερος: Paronomasie (162*; Breitenbach 225). — ἀμείβεται: prägnant: ‘im Wechsel empfängt der eine dieses, der andere jenes Leid’ (Alc. 461. 752, Plat. Apol. 37d 5 Burnet). 980 ἐν χρόνῳ μακρῷ: innerhalb der langen Zeit’ (Herodot I 32, 2; Schwyzer II 159d), mit Bezug auf die Lebenszeit, in der die dem Tag hingegebenen Menschen vielem Wechsel begegnen; zur Bedeutung von ἐφήμερος s. H. Fränkel, Wege und Formen

frühgriechischen Denkens,

2. Aufl. München

1960,

36—39;

ebd, S. 27 Anm. 2. 981 ἀστάϑμητος: 'inkalkulabel' (Thuk. III 59, 1, IV 62, 4).

zu 976—981

982—1012

. Monodie

Elektras

Elektra singt ihre eigne Totenklage (984). Dieses 'Paradoxon', für das es bereits bei Aischylos zwei Beispiele gibt (Suppl. 113ff., Ag. 1322; Ed. Fraenkel, Aisch. Ag. III 617), ist in der Dramatisierung des vorausgehenden 3. Stasimon (960—981)

begründet.

Eur.

bedient

sich in der

Komposition

ebenso

wie

im

Gedanklichen der entweder vom Leben oder von der tragischen Tradition her gegebenen Formensprache, wobei er dieser über ihre ursprünglichen Móglichkeiten hinaus sehr vielfáltige Aussagewerte verleiht, je nachdem

wie es die dramatischen

Gehalte erfordern. Die Monodie El.s bildet dafür ein besonders aufschlußreiches Beispiel. Sie ist in der Prügnanz ihrer Sprache, in der Kühnheit der Gedankenführung, in der virtuosen Verarbeitung der in ihr enthaltenen Motive und Gedankenassoziationen, aber auch in der metrischen Strenge zweifellos als ein Hóhepunkt der euripideischen Kunst anzusehen.

9821. μόλοιμι... πέτραν: der Gedanke ist bereits vorgeprügt im PhaethonMotiv ('Emporsteigen zur Sonne — Heimkehren zum Vater’; Phaeth. 65 = frg. 773, 17 sq. = Suppl. Eur. p. 70, 17 sq. ed. H. v. Arnim, Bonn 1913). — uóAoipu: der Optativ ambivalent: 1. konzessiv (Kr. 54, 3, 2). El. ist bereit zu sterben, da sie nach dem Hinrichtungsbeschluß dem Bruder doch nicht mehr helfen kann (204—300;

Σ

μετοίκησις

τῆς

98f.;

Plat. Apol. 28d).

ψυχῆς

(Plat.

*flatternden Totenseele' (auch 2. als Optativ im eigentlichen mit dem 'Philia-Motiv', denn greisen Vater' (985); gemeint diesem Gedanken

Der

Apol. 40e),

Tod

ist

wobei

die

offenbar

aufgefaßt

homerische

als

eine

Vorstellung

der

in 674ff.) zugrunde liegend gedacht werden kann. Sinne: dabei verbindet sich der "Todesgedanke' El. versteht das Sterben als ein 'Heimgehen zum ist der Stammvater des Geschlechts, Tantalos. In

sind ‘Schmerz’

(Gemeinsamkeit der Qualen)

und ‘Trost’

(Be-

gegnung mit dem Stammvater) vereint. Das "Trostmotiv' ist gleichzeitig auch in dem 'Fluchtgedanken' (μόλοιμι) als solchem enthalten (Cie. Tusc. disp. ITI $ 63, 17 Pohlenz sunt autem ali, quos in luctu cum ipsa solitudine logus saepe delectat; Med. 56—8, Ennius Med. frg. 308 Diehl, Andr. 91—5, Ion 870—5, Hec. 68—72,

Iph. T. 42f., Soph. El. 424f., Plaut. Merc. 3—5; F. Leo, Plautinische Forschungen zur Kritik und Geschichte der Komödie, 2. Aufl. Berlin 1912, 151). Doch ist auch dieser Trost Els insofern nicht ungetrübt, weil sie ihr Leid nicht Helios bzw. Phoibos, der πανόπτης (Aesch. Prom. 91, T 277, 4 109) bzw. ἀλεξίκακος (Preller-

108

Einzelerklárungen

Robert, Gr. Myth. I! 288; Wilamowitz, G. H. II* 33) ist, sondern dem 'Dulder' Tantalos mitteilt, mit dessen Schmerz sich Els eigner Schmerz verbindet

(204—7 "Trauermotiv’). 98211. τὰν . .. πέτραν: der Art. individualisierend (988? 998.1001.1008): ‘zu dem bekannten Felsblock (des Tantalos) hin’. — rerapevav ... «epouévav: die beiden Part. ('Asyndeton') bezeichnen zwei Vorstellungen über den Felsblock: das 'Schweben an Aufhängevorrichtungen’ (bzw. an goldnen Ketten) und das 'Rotieren in Wirbeln'. Der Ausdruck ‘unpräzis’ (vgl. X 307): τεταμέναν ('ge-

spannt') auf den Felsen bezogen anstatt auf das Mittel des Aufhängens, d. i. die goldnen Ketten, die infolge der Schwerkraft angespannt werden. — Die Vorstellung

des 'Rotierens' (984), die vom Mythos her nicht gegeben war (Pind. O. I 56 aqq. Snell,

Archil. frg. 55 DiehP,

Lucr. III 980 sq.), stellt offenbar

eine durch

zeit-

genössische kosmologische Theorien (Anaxagoras 59 B 12 Diels-Kranz) angeregte 'Ausweitung' dar (Z). — Zu ἁλύσεσιζν) χρυσέαισι läßt sich vergleichen die merkwürdige Vorstellung von den “Bändern des Lichtes’, deren Enden vom Himmel aus ‘gespannt’ sind, bei Platon (Resp. X 616b 7sq.) — Zur Vermischung der Bilder vgl. Ion 41 ἅμ᾽ ἱππεύοντος ἡλίου κύχλῳ (dazu Wilamo-

witz, Komm. S. 88). —

βῶλον ἐξ ᾽Ολύμπου: frg. 783 Nauck?, Anaxag. 59 A 1

Diels-Kranz, A 20a. — Der Apposition (Murray) liegt anscheinend die Vorstellung zugrunde, daß der Felsblock des Tantalos aus dem Olymp herausgelóst sei (sog. Abschleuderungstheorie über die Bildung von Himmelskórpern; Anaxag. 59 À 71). Wegen des mythischen Grundcharakters der Stelle der Bezug auf die Sonne auszuscheiden Anm. 7).

(Z; Wilamowitz,

Platon,

4. Aufl.

Frankfurt/M.

1948, 49

984 ἐν ϑρήνοισιν: ἐν, ursprünglich lokativisch aufgefaßt (Schwyzer II 458 Nr. 1), in fester Verbindung mit einem Verbbegriff des Sagens bzw. Singens bei Pindar (N. XI 17, O. I 14 sq. Snell; K.-G. II 1, 465). El. will durch lautes Schreien

(ἀνα-) beim Threnos ihren Schmerz bekunden. 985

γέροντι:

attr.

Gebrauch

des

Subst.

(456.529.1499*;

Kr. 57,1,3)



avaßodow . . . πατρὶ: der Dat. wie bei λέγειν (z. B. Med. 57f.). 988 τὸ πτανὸν μὲν δίωγμα πώλων: ‘das in der Tat beflügelte Dahinjagen der Rosse' (μὲν = μήν; A 234. 514; Denniston, G. P.? 361, 4). — Die Verbindung des metaphorisch verstandenen Attr. mit δίωγμα (Enallage; Breitenbach 185; vgl. lph. T. 192f., Pind. O. 1 86b sqq. Snell) betont die in Pelops’ Verhalten liegende &m und enthält damit den zentralen Begriff der ganzen Stelle. Das kommt durch die dreifache syntaktische Beziehung sehr wirkungsvoll zum Ausdruck: 1. &vaßodoo ... δίωγμα x. (acc. rei), 2. ot κατεῖδον ἄτας... δίωγμα m. (Appos.: unter den &raı wird bevorzugt genannt δίωγμα r.), 3. δίωγμα m. . Πέλοψ Ste... διεδίφρευσε (Akk. des inn. Obj., proleptisch). Die starke Hervorhebung (auch metrisch; s. Schema) läßt den inhaltlich schwerwiegendsten Begriff, Μυρτίλου φόνον, in bemerkenswerter Weise zurücktreten ('Abschwüchung' bzw.

982—1012

Monodie Elektras

109

‘Entlastung’ als Philia-Motiv; ähnlich 987 κατεῖδον ‘sie haben Fälle von ἄτη zu sehen bekommen’ anstatt ‘sie haben selbst Untaten begangen’). 990 διεδίφρευσε: Neubildung (Breitenbach 111, der als Bedeutung angibt: ‘um die Wette fahren’); mit πελάγεσι (dat. 1001) zu verbinden. — El. deutet Pelops’ Verhalten im Sinne der Aristie, die an sich bereits im Agon mit Oinomaos

vorausgegangen ist, um ('Entlastung). 991 δικὼν: defektiver Aor. (dixeiv = 'iacere'; Aesch. Cho. 99, Phoen. 641, Herc. 498; der Stamm in δίσκος < Ἐδίκσχος; Schwyzer 1747 Nr. 2). — In dem Verbum (das in den Bereich des Sports gehört; Wilamowitz, Herakl. II?121 zu V. 498) die Tendenz El.s zu spüren, das ἀδίκημα des Pelops abzuschwächen (“Ent-

lastung'); vgl. 1469*, Bacchyl. 17, 60 sqq. Snell. — MupriAou φόνον: periphrastisch; das Subst. proleptisch ('Myrtilum moriturum"); 132*. 9921|, λευκοκύμοσιν

. . . ἁρματεύσας: "Meeresstimmung' als Ausklang des

Gedankens in 991 (entsprechend das Metrum: anaklastische Dochmien; s. Schema);

das Part. nimmt als Synonymon den Gedanken des vorausgehenden Verbbegriffa (990 διεδίφρευσε) auf; das Optische ist als Pathosausdruck vorangestellt (‘von weißem

Gischt umbrandete

Uferränder’).



Das

Geraistische

Vorgebirge

liegt

im SW von Euboia. — ποντίων σάλων: gen. causae zu einem in λευκοκύμοσιν empfundenen Subst. (κύμασιν; vgl. B 396£.).

9961. 69v .. . A9

.. .: ‘von da her kam der Fluch (und zugleich auch die

Erfüllung des Fluches)'.

997 λόχευμα: = παῖς (Metonymie: 477*. 733 u. ó.; K.-G. II 1, 10 Nr. 2). — ποιμνίοισι: dat. commodi vel loci (2); 836*. — Ναιάδος τόκου: Antonomasie (= Metronymikon); 1386*; Breitenbach 181. — Daß gerade Hermes das Entscheidende veranlaßt, damit der Fluch des Myrtilos erfüllt wird, ist darin begründet, daß er der Vater des M. ist (anders El. 700ff., wo das goldene Lamm von Pan, dem Hirtengott, gebracht wird; dazu Denniston S. 137; Preller- Robert, Gr. Myth. II* 294—"7; die Angabe des Urhebers fehlt in Iph. T. 195£.).

1000 ’Arpewg ἱπποβώτα: Ithyphallikus mit geteiltem ersten longum als Klausel. — 'Rossezucht betreibend’ hießen einerseits die Bewohner von Argos insgesamt (B 287, Suppl. 365, Or. 1621), anderseits die Adligen bzw. Grund. besitzer (V. Ehrenberg, Der Staat der Griechen I, Leipzig 1957,15).

— Der gen.

poss. in emphatischer Stellung bezieht sich sowohl auf ποιμνίοισι (Z) wie auf τέρας (zu dem Ausdruck 'Lammwunder des Atreus’ vgl. 1008 δεῖπνα Θυέστου).

10021f.

μετέβαλεν ἅρμα ... προσαρμόσας: gegenüber dem fast einstimmig

überlieferten Mask. wäre das von Herausgg. aufgenommene Fem. (προσαρμόσασα V? vel v) deshalb störend, weil "Ἔρις (sic) als Urheberin der ‘Sonnenumkehr’

an sich und auch neben Zeus bezweifelt werden muß: Z. wird auch El. 726ff. (nicht dagegen

Iph. T. 193ff.)

als Urheber der Sonnenumkehr

bezeichnet (Plat.

110

Einzelerklärungen

Politikos 269a 4 sq.; Wilamowitz, Platon, 4. Aufl. Berlin/Frankfurt a. M. 1948, 453 u. Anm. 1).

1004 μονόπωλον ἐς 'AG: vgl. dagegen Verg. Aen. 7, 26 Aurora in roseis fulgebat lutea. bigis, ibid. 6, 535 sq. roseis Aurora quadrigis | tam medium aetherio cursu Lraiecerat axem; das Zweigespann genannt in q 244ff. — Das adjektivische Kompositum eur. Neubildung (Hel. 1128 μονόκωπος ἀνήρ; Breitenbach 65). 1005 ἑπταπόρου . . . δράμημα Πελειάδος: ‘der siebenbahnigen Pleias Lauf’ (der Sing. auch Ion 1152, Phaethon 70, Iph. A.8); zur ‘Fülle des Ausdrucks’ s. Breitenbach 1890. — Die P(e)leiaden (‘Siebengestirn’) waren ein Orientierungszeichen für Seefahrer (c 272) und bezeichneten als Kalendergestirn den Beginn und das Ende landwirtschaftlicher Arbeit (Hes. Op. 383f. 614—7; Wilamowitz, Komm. S. 861.); mit ihrer 'Umkehr' mußte daher die menschliche Lebensordnung

in Verwirrung geraten. 1006 eig ὁδὸν H. Weil) Anm.

zweifellos

ἄλλον mit

Ζεὺς Recht

μεταβάλλειξ: zurückgewiesen

die Tilgung von

von

Wilamowitz

Ζεὺς

(del.

(Versk.

268

1), jedoch ist auffallend, daß das durch die Ausgliederung des Götternamens

in 1006 freiwerdende longum genau der von Murray in 1007 aus metrischen Gründen angesetzten 'Lücke' entspricht; durch entsprechende Umstellung wäre folgende

Lösung denkbar: Asyndeton nach ὅϑεν ἔρις (sic), scil. ἦλϑε (096) bzw. ἐγένετο (999), Ausscheidung des wegen der Wiederholung und des Tempuswechsels bzw. aus metrischen Gründen störenden μεταβάλλει (1006), das als grammatischer

und sachlicher Hinweis (Ζεὺς μεταβάλλει, d.h. Zeus — und nicht Eris — ist Subj. zu μετέβαλεν) eingedrungen ist, wobei im Zuge der "Einarbeitung' (Interpolation) der Góttername in 1007 — zur Vermeidung der Wiederholung — ausgeschieden wurde ('Lücke' bzw. 'Umstellung') Dieser in hohem Maße wahrscheinliche Sachverhalt würde bedeuten, daß die Textverderbnisse in 1006 und 1007 als ‘ein Fehler’ gelten können. — ‘Daraufhin trat Streit ein: einerseits (re) kehrte

er den gefiederten Sonnenwagen um, indem er die — an sich nach Westen gerichtete — Bahn (umdrehte) und (den Wagen mit ihr) in Übereinstimmung brachte,

zur einsam fahrenden Eos hin, anderseits (kehrte um) der siebenbahnigen Pleiaden Lauf... (Zeus)’. — Zur Konstruktion: die beiden Verbbegriffe, 1002 μετέβαλεν bzw. 1007 ἀμείβει (Subj. Ζεὺς) sind epexegetisch an 1001 ὅϑεν ἔρις angeschlossen: der Tempuswechsel deshalb nicht stórend bzw. sogar geboten, weil der Aor. auf die einmalige ‘Umkehr am Himmel’ (μεταβολή), das Praes. dagegen auf die wiederholten und bis in die Gegenwart (d. i. bis zum Tode Or.s bzw. El.s) fortgeführten "Wechselmorde im Atridenhause' (ἀμοιβαί) bezogen ist. Damit erweist sich aber das in codd. enthaltene, metrisch störende Praes. (1006 μεταβάλλει) auch als grammatisch und sachlich falsch. Das von Herausgg. nach ἅρμα (1002) gesetzte Komma wäre insofern störend, als wegen 1005 δράμημα auch 1003 τὰν... κέλευϑον

als Obj. zu μετέβαλεν zu verstehen ist; außerdem ist die Verbindung ἅρμα... προσαρμόσας (d.h. der Wagen

wird in Verbindung mit der Bahn gebracht, nicht

982—1012

umgekehrt)

Monodie Elektras

111

trotz der verschränkten Stellung wegen der sachlichen Beziehung

das Nächstliegende. Die Voranstellung des 'Sonnenwagens'

ist offenbar dadurch

bedingt, daB das Optische als Áusdruck des Pathos (vgl. 992) in den Vordergrund gerückt

ist. Die

Brachylogie

etwa

so zu

verstehen:

1002

(τὸν ἥλιον)

μετέβαλε

τὰν πρὸς ἑσπέραν κέλευϑον οὐρανοῦ (μετατιϑείς xal) τὸ πτερωτὸν ἅρμα προσαρμόσας. --εἰς ὁδὸν ἄλλαν: ‘in die gegenläufige Richtung’, d. h. man muß wohl, da μετέβαλεν strenggenommen nur zur Bahn der Sonne, nicht zu der der Pleiaden (d. i. des Fixsternhimmels) paßt, an der sich nichts ändert, 'Anakoluth' annehmen.

ist die Situation in El. 726ff.: wenn

dort die Umkehr

von Sonne

Anders

und Sternen

‘gleichläufig’ erfolgt (Denniston S. 141; vgl. auch Iph. T. 103— 5), so geschieht das deshalb, weil die Himmelskórper ihr Antlitz vor Entsetzen über die Untaten

im Pelopidenhaus abwenden. Demgegenüber wird in 1001—6 die gegenläufige Bahn der Sonne und der Fixsterne als Auswirkung der ἔρις angeführt.

1007 τῶνδέ τ᾽ ἀμείβει... 9avátouc ϑανάτων: "und von diesen da läßt er abwechse!nd erfolgen Tótungen auf Tótungen' (es folgen Beispiele). Die Epideixe (τῶνδε) anscheinend darin begründet, daß El. die ‘Nachkommen des Pelops' (H. Weil S. 758) in gesteigertem Pathos als anwesend empfindet ('Phantasia';

vgl. 257. 1021).

1008 τά 7’ ἐπώνυμα δεῖπνα Θυέστου: 'Etymologie' (zu ϑύειν bzw. ἐκϑύειν — ‘töten’ vgl. 191); zu dieser Art Wortspiel vgl. 72*.966*.1635. — Die äußerst kühne Zurückführung der Bluttaten auf Zeus (1006) ist eine 'Übertreibung', die in dem ungewóhnlichen Pathos El.s begründet ist. Zu dem Motiv ('translatio eriminis’)

vgl.

28.76.

$eitva ... λέκτρα

162—5.

191—4.285—7.328—31.410. 591—9. 955f.

τε: sog. Hysteronproteron ('Pathosausdruck')



— Zu dem

Plur. vgl. 1285. 1672 u. ó.

10091. ᾿Δερόπας δολίας δολίοισι γάμοις: die in der Wortwiederholung enthaltene Abundanz

hebt den Schuldanteil der 'Kreterin' Aerope

(vgl. 18) hervor

('Entlastungsmotiv"). 1011 γενέταν ἐμὸν: die Anführung des ‘Vaters’ (Breitenbach 22; Tro. 1288) neben der eignen Person betont den Zusammenhang des Pelopsgeschlechtes: wenn Or. nicht genannt wird, so ist das in der 'Klage um den eignen Tod' (984)

begründet. Die Aufgliederung der verschiedenen in der Klage über Or. (1018— 21).

Gefühlsgehalte wird deutlich

1012 δόμων πολυπόνοις ἀνάγκαις: der Dat. meist instrumental oder kausal (K.-G. II 1, 438f. Nr. 11; Schwyzer II 167b«) aufgefaßt, jedoch wohl mehr eine Gemäßheit

bezeichnend,

d.i.

dynamischer

Dat.

(Kr.Di.48,15,2):

'vermóge

der mühereichen Notwendigkeiten des (Atriden)hauses'. In den notwendigen Ablauf der Ereignisse bezieht El. im zweiten Teil des Stückes auch das — aus eigner *Entscheidung' hervorgegangene — Mechanema mit ein (1330).

10124—1245

Kombinierte Szenenfolge (Orest, Pylades, Elektra)

Die Anapäste des Chors (1012a4— 1017) leiten als Auftrittsankündigung für Or. und Pyl. die anschließende Szenenfolge ein und konfrontieren diese wirkungsvoll mit der ebenfalls durch Anapäste des Chors eingeleiteten Menelaos-Szene des ersten Teils: 356—724 Bewährungsprobe des Verwandten Menelaos, die mit dessen ‘Versagen’ endet, 1018— 1245 Bewährungsprobe der ‘Freunde’ (d. i. der Schwester Elektra

und

des Herzensfreundes

Pylades),

die in dem gemeinsamen Beschluß,

einen Anschlag auf das Leben Helenas auszuführen ("Mechanema’), kulminiert. 1012a xal μὴν: 348*. — ἕρπει: 108*. 1013 ϑανάτου κατακυρωϑείς: Gen. wie bei einem verbum iudiciale (Andr. 494ff.; Schwyzer ΠῚ 131 Abs.3). Das Kompositum (καταχυροῦσϑαι), sonst bei Eur. nicht vorkommend,

weist,

über

die

richterlichen

Befugnisse

hinausgehend,

auf die staatliche Hoheit überhaupt hin (H. Weil S. 758; Soph. Ant. 935£.).

1015 ἰσάδελφος ἀνήρ: 804". — Die beiden Paroemiaci (1015.1017) sowie der dazwischen eingeschlossene Monometer (1016) charakterisieren vom Metrum her den beschwerlichen Gang der beiden Freunde

(zu der Katalexe s. Page zu Med.

131££.). — i90vov .. . κῶλον: ‘die kranken Beine, die Beine des kranken Or. lenkend’ (795*); zur Bedeutung des Sing. (κῶλον) vgl. Ion 739f. (Wilamowitz, Komm.

121;

Owen

8. 122).



Der

Gang

eines

Menschen

wird



als Ausdruck

des kórperlichen bzw. seelischen Befindens — immer wieder hervorgehoben (348f.456.729.1374.1505.1550 beim Neuauftritt einer Person) — Zur 'Interpolation’ des (metrisch nicht möglichen) "Tro. 554 (Jachmann,

Eigennamens

('Ogéarou) vgl. Med. 110,

Binneninterpolation II 201).

1017 ποδὶ κηδοσύνῳ: das Adj. (κηδόσυνος) eur. Neubildung (Breitenbach 40); vgl. 791. 795. — παράσειρος: eur. Neubildung (Breitenbach 94; Schwyzer II 498 Nr. 5), =

σειραᾶφόρος scil. ἵππος

(Aesch. Ag. 841f.

S. 138), σειραῖος (Soph. El. 722, Ψ 336ff.),

1639 ff.; Wecklein,

das rechte Handpferd

Komm.

(Leinpferd),

im Gegensatz zu den gejochten Pferden; zur metaphorischen Verwendung vgl. Aesch. Ag. 841f., Soph. Ant. 138f., Herc. 4411.; s. W. Porzig, Aischylos, Leipzig

1926, 62; Wilamowitz, Herakl. II? 110. — In der metaphora ab equis verbindet sich das Motiv der 'Freundeshilfe' mit der früheren Vorstellung der 'Krankheit als Last’ (d. i. 'Motivmischung"): 45*.

10122--1245

a) 1018-1064

Kombinierte Szenenfolge (Orest, Pylades, Elektra)

113

Zweigespräch zwischen Orest und Elektra

Die erste Szene, in der die Wiederbegegnung der beiden Geschwister nach dem Hinrichtungsbeschluß stattfindet, enthält die 'Bewáhrungsprobe' der ἀδελφικὴ φιλία. Die starke Dramatik kommt

und Schluß

zum

Ausdruck:

in dem

seharfen Kontrast zwischen Anfang

die Szene beginnt mit den Klagen

der fassungs-

losen Elektra (1018—21 = 4 Verse) und enthält in ihrem als Doppelstichomythie gestalteten Hauptteil (1022—59 = 36 Verse) zwei gegenläufige Affektbewegungen:

1. Unwillen Or.s über die Klagen El.s bzw. Aufforderung an die Schwester zu mutiger Entschlossenheit (1022—40), 2. Rührung Or.s über El.s wiedergewonnene

Gefaßtheit und Vereinigung der beiden in geschwisterlicher Liebe (1041—59). Am Schluß der Szene ruft Or. die Schwester zu gemeinsamem Volizug der vor der Polis gelobten Selbstrichtung auf, damit ihr Sterben “höchst würdig der Taten Agamemnons’ sei (1060—4 — 5 Verse).

1018 oi ἐγώ... . 1020 οἱ ἐγὼ μάλ᾽ αὖϑις: der doppelte Weheruf ist in der Tragödie

im Anschluß

an Aisch.

(Ag. 1343/5;

Ed. Fraenkel IIT 633) formelhaft

geworden (Soph. El. 1415f., Med. 1008f., Phoen. 1067/9, Tro. 629f., Cycl. 663/5; Wilamowitz, Herm. 18, 1883, 236 Anm. 1). — τύμβου ... πυρᾶς: sog. Hysteronproteron: die metaphorischen

(Suppl. 1058)

Bezeichnungen

‘Grab’ bzw.

enthalten die gleiche Vorstellung

'Totenscheiterhaufen'

(‘Tod’) mit unterschiedlichem

Gefühlsgehalt (als 'climax").

1020 ἰδοῦσ᾽ ἐν ὄμμασιν: homerische Verbindung (A 586, Soph. Ant. 764, Hipp. 1265; Sehwyzer II 170). — 18000’ . . . πρόσοψιν: eine Art figura etymologica (1043*, Aesch. Ag. 174, Soph. Ai. 435; Sehwyzer II 75 Nr. 2y); der Aor. (ἰδοῦσ᾽) mit Bezug auf πανυστάτην πρόσοψιν (der Vorgang des Sehens wird mit dem letzten Anblick abgeschlossen; Schwyzer II 2608); dagegen Praes. in 1018 (ὁρῶσ᾽. 1021 ἐξέστην φρενῶν: ‘ich verliere die Besinnung’; Aor. zur Bezeichnung der im Augenblick vor sich gehenden Affektäußerung (644*.1517.1672*); ἐκστῆναι "heraustreten aus einem Zustand in einen andern’ (Bacch. 359, Tro. 367). 1022f,

οὐ

... στέρξεις:

‘du mußt dich damit abfinden’ (171*); zur Bedeu-

tung von στέργειν vgl. Soph. O. C. 7f., O. R. 11. — ἀφεῖσα τοὺς γυναικείους γόους: epexegetisch zu σῖγ᾽ (140*). — Els 'weibische Klagen’ zu Beginn der Szenenfolge bilden den Kontrast zur Bewährung ihres ‘männlichen Sinnes’ (1204—6) bei der Planung des Mechanema. 1023 τὰ xpavdevr’(a):

=

τὴν ψῆφον (Hec. 219). — ἀλλ᾽

ὅμως: elliptisch

(‘aber trotzdem’; Hec. 842f., El. 753, Iph. A. 904, Ar. Ach. 956). 1024

(del. Kirchhoff)

s. Textprobleme

66

(ähnliche

Interpolation

Bacch.

1027£.). Die zweifache Bezeugung der Interpolation durch die antiken Erklärer

114

Einzelerklärungen

(9. krit. App.) gibt einen besonders interessanten Einblick in zwei Phasen der Textgeschichte: die Variante (ΣῪΡ οἰκτρὰ μέν, ἀλλ᾽ ὅμως φέρε, metrisch nicht möglich) ist sehr wahrscheinlich früher als die Versinterpolation inhaltlich übereinstimmt (G. Jachmann, Philologus 90, 1935, hängt 1024 mit der ‘Herstellung des geschlossenen Lesetextes' möglicherweise ein bereits vorhandener Trimeter (Gnome: παρεστώσας τύχας) verwendet wurde.

(1024), die mit ihr 346f.); vermutlich zusammen, wobei φέρειν ἀνάγκη τὰς

1025 καὶ πῶς: der Gedanke an das Vorausgehende anknüpfend ('Adynaton"): 1110*, Soph. ©. R. 1019 (Denniston, G. P.? 310). — φέγγος εἰσορᾶν ϑεοῦ: — ζῇν;

zu dem Gen. (9eo5) vgl. Med. 352 (Page S. 99). —

eioopäv:

Inf. ohne Art.

als Subj. (486*. 792, Tro. 637 u. ó.). — μέτα: = μέτεστι (Schwyzer 11 423 Nr. 4). —

σὺ un μ᾽ ἀπόκτειν᾽: verneinter Imperativ Praes. zur Bezeichnung einer Warnung: 'verhalte dich nicht so, daß du mich tótest' (hyperbolisch: Ausdruck der Ungeduld Or.s); K.-G. II 1, 189ff. — Da das Handeln, d. i. der Vollzug der Selbstrichtung, kein Verweilen in Tránen und Klagen gestattet, fordert Or. von der Schwester

unverzüglich GefaBtheit (zu dem Gedanken vgl. Archil. frg. 7, 5. sqq. Diehl?, Hor. Epod. 16, 39). — ἀπ᾽ ᾿Αργείας χερός: gelegentlich beim Pass. die lokale Vorstellung (ἀπό; Schwyzer II 446): ‘von der Abstimmung (χειροτόνησις) der

Argeier

ausgehend,

auf Grund der A.d. A’. —

ἅλις... τέϑνηχ᾽

(-ηκα):

‘es ist genug, daß ich von seiten der A. sterbe’ (El. 731.).

1029 ὦ μέλεος ἥβης σῆς: Gen. bei einer adjektivischen Bezeichnung des Mitleids (1286*, Med. 1028); zu dem Nom. vgl. 447*. 1030 ζῆν ἐχρῆν σ᾽: vgl. Alc. 379 ὅτε ζῆν χρῆν μ᾽, ἀπέρχομαι κάτω. — οὐκέτι (Me: οὐκέτ᾽ el codd.): die Ellipse (= ὅτ᾽ οὐκέτι ζῆν σε χρή) wirkungsvoller: ‘leben müßtest du dann, wenn du nicht mehr leben darfst’.

1031

μὴ

... μοι

περιβάλῃς

ἀνανδρίαν:

metaphorisch

(περιβάλλειν

*um-

kleiden'; Ion 829, Herodot I 129, 4); ἀνανδρία “Verhaltensweise, die eines Mannes

unwürdig ist' (Page zu Med. 465— 66). Die Bildvorstellung bringt zum Ausdruck, daB

“Unmännlichkeit’

für Or. etwas

von außen

Kommendes,

mit seiner φύσις

nicht im Einklang Stehendes wäre (126*). 1032 ἐς δάκρυα

πορϑμεύουσ᾽ : “in den Bereich der Tränen (mich) hinüber-

leitend'; der Verbbegriff metaphorisch (Iph. T. 266. 936. 1435, Iph. A. 6, Tro. 569): er enthält als Affektausdruck eine Andeutung an die Vorstellung des νεκύων

πορϑμεύς (Ale. 253); das Motiv erinnert an die Vorstellung der Erinys in 264 (worin jedoch ‘Vision’ vorliegt). — ὑπομνήσει: dynamischer Dat. (Kr. 48, 15), überzeugend

hergestellt von Musgrave

(ὑπόμνησιν codd.: anscheinend

wurde

zu

πορϑμεύουσ᾽ das — aus 1031 μοι zu ergänzende — Obj., ue, vermißt); vgl. Σ. 1033 ϑανούμεϑ᾽ : das Asyndeton antithetisch, die Begründung des folgenden Gedankens (‘es ist unmöglich, nicht über das Unglück zu klagen’) vorwegnehmend.

10124—1245

Kombinierte Szenenfolge (Orest, Pylades, Elektra)

115

1034 πᾶσιν: scil. τοῖς ἀποϑνήσχουσιν; zur Unvollständigkeit des Gedankens (E) vgl. 234*. — οἰκτρὸν: 232*.772*. — ἣ φίλη ψυχὴ: prägnant: ‘das (Verlieren des) Leben(s) ist beklagenswert’; der Art., weil das Leben als ein bestimmter

Begriff gedacht ist (807; K.-G. II 1,589 Nr. 1b). — Das Motiv der φιλοψυχία klingt hier erstmals im Munde El.s an (1173—6; vgl. 644f. 662. 1152. 1245. 1339. 1348. 1600; Krieg 44).

10351. ἣ βρόχους | ἅπτειν... ἢ: Alternative der Todesart bei der Selbstrichtung der Freien (auch Tro. 1012ff.). — δεῖ δ᾽ 7) βρόχους: elidiertes trochäisches Wortbild zu Beginn des 3. Metrums (615*). 1037 σύ νύν μ᾽, ἀδελφέ (seil. κτεῖνε), μή τις '"Apyelcv κτάνῃ: die Unterdrückung des Imperativs (644*, Soph. Trach. 305, El. 1434) charakterisiert El.s Scheu, die ungewöhnliche Bitte gegenüber dem Bruder auszusprechen. 1038 ὕβρισμα γόνον:

Obj.zu

ϑέμενος: xr&m

und



ὑβρίσας

(842*.1121*).

ὕβρισμα ϑέμενος



τὸν ᾿Αγαμέμνονος

(d.i. ἀπὸ xowoü-Konstruktion):

die

Antonomasie (325f.838) mit Bezug auf El. — Die Variante (yo. δόμον MY Σ) deshalb weniger in Frage kommend, weil es auf das Ethos der ‘Kinder Agam.s’ ankommt (1060—64.1167— 71). Die Lesart des Aristoph. Byz. nicht mehr mit Sicherheit zu ermitteln: aus Z geht lediglich hervor, daß Kallistratos sich mit dieser Textfrage beschäftigt hat und selbst ein Hypomnema des Aristoph. besaß, weshalb er auch ‘als Gewährsmann für eine Lesart seines Lehrers angeführt wird’ (Wilamowitz, Einl.? 151). 1041 ἔσται τάδ᾽: '"Entscheidung' (1598, Tro. 87, Alc. 328). — σοῦ ξίφους: = σοῦ ('Metonymie'): ‘ich werde in keiner Weise hinter dir zurückbleiben', nämlich wenn du dich durch das Schwert tötest (vgl. 419*.683*.1085*.1646*; an allen diesen Stellen ist die Bezeichnung der Person unterdrückt, jedoch in dem Poss.

mitempfunden). — El poug λελείψομαι: gen. comparationis bei einem komparativischen Verbbegriff (1085; Sehwyzer II 101c): in λελεῖφϑαί τινος die Bildvorstellung des ‘Agon’ enthalten (das contrarium, ὑπερδραμεῖν, in Tro. 930). — λελείψομαι: 271*. 1042 ἀμφιϑεῖναι: — περιβαλεῖν (1044). 1043 τέρπου Attr.

(κενὴν)

κενὴν

Ausdruck

ὄνησιν:

1020*;

der Imperativ

der Vergeblichkeit

(=

τέρπου

konzessiv μάτην;

(410*);

vgl 1558).

das —

el

τερπνὸν τόδε: "Euphemismus' (17*). 1044 ϑανάτου πέλας βεβῶσι: ‘denen, die sich in der Nähe des Todes befinden’; βεβῶσι = ἑστῶσι (Soph. Ant. 67. 996, O. C. 1359, Herc. 630, Archil. frg. 58,4). — περιβαλεῖν: epexegetischer Inf. 926*.1162*.

10451. ἔχων | τῆς σῆς ἀδελφῆς ὄνομα: Anrede der Person durch Part. (1204. 1340*). El. kann die Bezeichnung ‘Bruder’ nur so lange anwenden bzw. die Bezeichnung ‘Schwester’ hören, wie Or. noch lebt (ähnlich Phoen. 1702, Suppl. 9

Biehl

116

Einzelerklärungen

8021.). — ψυχὴν μίαν: in der Gemeinsamkeit der φιλία (735) bildet El.s Leben mit dem Leben Or.s eine Einheit (307—310; der Gedanke schwebt auch in 201 f. vor).

1047 ἔκ... τήξεις: das Fut. konzessiv (Kr. 53, 7, 3): ‘so magst du mich noch (zu Tränen) rühren’ (134f. 529); Tmesis wie häufig als Pathosausdruck (ein 'Archaismus'; Wilamowitz,

Herakl. II? 17 zu V. 53): 196*.219.341£.*, Herc.

1105, Hipp. 342. 934; Denniston, G. P.? LIX und 548. 1049 ὦ στέρν᾽ ἀδελφῆς: Liebesbezeichnung (vgl. 294*); Med. 1071—5, Tro. 749—763 (Pohlenz, Gr. Trag. πτυγμ᾽ ἐμόν: das Subst. auch Tro. 782 (mit Bezug auf ähnliche Abstraktbildungen: Med. 1074, Hel. 242, Soph.

ὦ κασίγνητον 12 368). — & Andromache Ant. 650, O.

κάρα: 237. .. . πρόσals Mutter); C. 325.

1050 τάδ᾽ ἀντὶ... γαμηλίου λέχους: der Gedanke ('quasi-Ehe zwischen Bruder und Schwester’) enthält ein Leitmotiv (γάμος) des 2. Teils: 1050 als Ersatzhandlung ("Todesgedanke’), 1078—81 Aufkündigung der Verlobung El.s mit Pyl. durch Or. ('Resignation'), 1207—10 Wunschbild der Hochzeit El.s mit ΡΥ].

(neue Hoffnung auf Weiterleben’), 1658ff. Ehe Els mit Pyl. (‘happy end’). 1051 (del. Nauck): der Vers, der offenbar zur Erklärung von τάδ᾽ eingefügt wurde, ist in der Distichomythie (in 1047 Verdopplung der Verszahl Or.s bzw.

Umkehr

in der Personenfolge)

überzählig (Textprobleme

67); τάδ᾽ bezeichnet

die Gesten liebevoller Umarmung.

1052 φεῦ: extra metrum (1155*). 1063 κέδρου τεχνάσματα: 'Zedernsarg'; zu dem Plur. in der Appos. (zu dem Sing. μνῆμα) vgl Soph. Phil. 35f., Hipp. 11, Tro. 251 (Schwyzer II 613f. ba); das Subst. bei Eur. nur noch in 1560* vorkommend.

1054 ἥδιστ᾽ àv εἴη ταῦϑ'᾽ : ‘am angenehmsten wäre das’ (unter der Voraussetzung, daß

Or. und El. sterben müssen);

daß im Unterton

der Gedanke

der

Rettung noch immer mitschwingt, geht deutlich aus El.s Frage nach der Fürsprache des Men. (1056f.) hervor. — ταῦϑ᾽ : mit Bezug auf den gemeinsamen Todesstreich (1052), ein Adynaton. — φίλων |... ἐσπανίσμεϑ᾽ : unter den φίλοι sind hier nur die Blutsverwandten gemeint. 1055 ὥστε κοινωνεῖν τάφου: Inf. mit ὥστε wie nach einem negativen Ausdruck des Kónnens

(Plat. Prot. 338c 2 sq. Burnet; K.-G. IL 2, 11 Anm. 9).

1056 οὐδ᾽ εἴφ᾽: ein für den Zuhörer deutlicher Anklang an 931* (κοὐδεὶς ἔτ᾽ εἶπε). — μὴ ϑανεῖν: scil. σε (nach ὑπὲρ σοῦ); der verneinte Inf. formelhaft (886;

vgl. 1245).

1067 ὁ κακός, 6 προδότης τοὐμοῦ πατρός: die doppelte Appos. bringt alle Momente, die zur (negativen) Charakterisierung des Men. wichtig sind, in Erinnerung (Herodot 145, 3 Adrestos).

1012a—1245

Kombinierte Szenenfolge (Orest, Pylades, Elektra)

117

1058 οὐδ᾽ ὄμμ᾽ ἔδειξεν: 'er hat ja nicht einmal einen (freundlichen) Blick gezeigt’; zu dieser Form der Sympathiebekundung vgl. 893f. — ἐπὶ σκήπτροις ἔχων | τὴν ἐλπίδ᾽ : “weil er seine Hoffnung auf das Szepter, auf die Königsherrschaft gerichtet hält’ (ἐπί mit Dat. zur Bezeichnung des Zieles; vgl. E 240. 829;

K.-G. II 1, 503). 1059 ηὐλαβεῖτο μὴ σῴζειν φίλους: Inf. mit un (Schwyzer 11676

Nr. 2;

ohne μὴ in 793*); εὐλαβεῖσϑαι als ‘Schlüsselwort’ verwendet: 699 καιρὸν εὐλαβούμενος (= φυλάττων, d.h. Men. läßt die Möglichkeit der Hilfeleistung noch offen),

748 ηὐλαβεῖτ᾽ (= weislich’

ἔμελλε εἰπεῖν τι, ‘er zógerte

(eigennütziges Verhalten).

...'), 1059 “er hütete sich wohl.

— Der Nachdruck

des Gedankens

liegt auf

der durch die emphatische Stellung herausgehobenen Antithetik: ἐπὶ σκήπτροις... φίλους.

1060 ἀλλ᾽ el: scil. ὅρα (K.-G. II 2, 376 Anm. 6); statt einer unmittelbaren Aufforderung zur Tötung betont Or. die verpflichtende Bedeutung des Adelsdenkens. 1062 εὐγένειαν ἀποδείξω πόλει: Gedanke der ‘Aristie’ (781—6). 1063 παίσας πρὸς ἧπαρ: Tötung durch Stich in die Leber (die als Sitz des Lebens galt; s. B. Meissner [s. unter 277] S. 19) auch Soph. Ant. 1315, Med. 379,

Hel. 982ff., Herc. 1149 (Wilamowitz, Herakl. II? 239). — σὲ Ιδ᾽ ab: mit Bezug

auf 1062 κἀγὼ μὲν (K.-G. II 2, 279 Nr. 2). 1064 τολμήμασιν:

der forcierte Ausdruck (gegenüber βουλεύμασιν V et pap.

Genev. 91) charakterisiert das emotionale Moment

in Or.s Bekenntnis zum nor-

mativen Denken. b) 1065—1132

Erster Teil des Zweigesprüchs zwischen Orest Pylades: entscheidende Wende der Handlung

und

Die Szene bildet den Kontrast zur vorausgegangenen: nachdem Or. und El. ihre Todesbereitschaft erklärt haben, unternimmt Or. jetzt den — vergeblichen — Versuch, den Freund Pylades vom gemeinsamen Sterben auszuschlieBen, indem er ihm die Rolle eines ‘Schiedsrichters beim Agon’ zuweist und ihn damit beauf-

tragt, die Selbstgerichteten zu bestatten. Es gelingt jedoch Pyl. — in umgekehrter Weise wie beim Muttermord

zuhalten

und

Menelaos

am

—, den Freund vom

eine gemeinsame Unglück

'Beratung'

teilhaben könne’

unverzüglichen Handeln zurück-

der Freunde

(1099). Das

herbeizuführen,

mit dem neuen Vorschlag, bildet den Drehpunkt der Handlung und steht zeichnenderweise genau in der Mitte dieser Szene (1097—9 — 3 Verse): die folgende Beratung in Form der Stichomythie weist den gleichen Umfang auf das vorausgegangene Bekenntnis des Pyl. zur Freundschaft (1065—1096 1100—1131 je 32 Verse). Or. wird durch Pyl. veranlaBt, sein der Ekklesia 9*

'wie

Nein des Pyl., verbunden

benun wie — ge-

118

Einzelerklärungen

gebenes Versprechen zu unverzüglicher Selbstrichtung zunächst aufzuschieben (1101) und ein Komplott zur Tötung Helenas einzugehen (1105.1130). 1065

βραβεύς: “Festleiter beim Wettkampf’ (Soph. El. 709f.; Kaibel S. 178),

‘Schiedsrichter’ (Med. 274 mit Bezug auf den Redeagon), auch ganz allgemein ‘Richter’ (1650). Die agonistische Metapher enthält zwei Gedanken: 1. Pyl. soll

die Bestattung der toten Geschwister regeln (1054f.), 2. Or. möchte dem Freund das συνϑνήσκειν ersparen (1075).

1066 περίστειλον δέμας: scil. πέπλοις (Tro. 1143): Med. 1034, Alc. 664. 1068 καὶ χαῖρ᾽: καί mit Imperativ steigernd (K.-G. II 2, 248 Nr. 5), ‘und somit lebe wohl’. — ἐπ᾿ ἔργον δ᾽... πορεύομαι: ‘denn ich bin bereit, zum Vollzug zu schreiten’. — ὡς ὁρᾷς: der Hinweis zeigt den starken Affektgehalt der Stelle (zum ‘Zeigen’ der εὐγένεια vgl. 1062).

1069 ἐπίσχες: 'halt ein’. Mit dem energischen Einspruch des ΡΥ]. gegen Or.s hastige Abschiedsworte tritt eine entscheidende Wende in der Handlung ein (Zürcher 172). — ἕν. . . μομφὴν ἔχω: constructio ad sensum (— ἕν μέμφομαι; Schwyzer II 808; zu der Umschreibung vgl. Aesch. Prom. 445, Soph. Ai. 180, Or. 661*, Iph. A. 183f., Hec. 1118f., Herc. 709; Schwyzer II 144 Nr. 4). — μὲν: 85. —

πρῶτά cot: das Zahladverb deutet an, daß es außer der Freundesverpflichtung noch weitere Gründe gibt, die für das gemeinsame Sterben sprechen (vgl. 1074.

1090. 1092—6). 1070 ei: statt ὅτι, weil der Gedanke hypothetisch genommen wird (Ausdruck der Milde, Unentschiedenheit; K.-G. II 2, 369 Nr. 8). — ζῆν: emphatische Stellung des entscheidenden Begriffs: die Unterstellung von φιλοψυχία (die nach Ansicht des Pyl. implicite in Or.s Auftrag liegt) läßt sich mit dem Gedanken der Freundschaft nicht vereinbaren. Tatsáchlich kann im Sinne der Philia insofern von einem “Versäumnis’ Or.s gesprochen werden, als dieser sich vor der Entscheidung zur Selbstrichtung nicht noch einmal mit dem Freunde beraten hat; das Motiv Or.s ist klar: er will dem Freund die Teilnahme am gemeinsamen Sterben ersparen (Antinomie der Philia; vgl. 138f. u. ö.). 1071 τί γὰρ: 345*; τί öt... (1072) enthält das Gegenargument. 1073 οὐκ Extaves σὺ (Monac. 501: σὴν codd. et Z) μητέρ᾽ : das Personale, das erst den Gegensatz zu ὡς ἐγὼ τάλας hervortreten läßt, notwendig wegen der Ellipse in 1074 (σὺν oot γε κοινῇ, scil. Exravov μητέρα, d.i. die Mutter Or.s; die

Beziehung auf Klyt. auch in 767 μητρός); zur Verwechslung zwischen Personale und Poss. vgl. 122*.1329*. 1074 γε: eingrenzend (417*). 1075 ἀπόδος... . πατρί: Pyl. soll sein Leben dem Vater, dem es vor der Freundschaft mit Or. gehört hat, ‘zurückgeben’ (643): nicht notwendigerweise

1012a—1245

Kombinierte Szenenfolge (Orest, Pylades, Elektra)

119

Widerspruch zu 765*, da die Verbannung des Pyl. als eine vorübergehende Maßnahme gedacht werden kann. 1076 πόλις: Teilung des 3. longum, verbunden mit Zäsur und Sinneseinschnitt (in der Versmitte):

Bacch. 975

(Dodds S. 186), Hel. 1241, Cycl. 577; Denniston,

Class. Quart. 30, 1936, 79. — οὐκ ἔστι δή: G. P.? 214f.).

1081

(δή emphatisch;

Denniston,

1077 πλούτου λιμήν: die Verbindung von Aisch. (Pers. 250) übernommen; metaphorischer Gebrauch von λιμήν häufig (Soph. Ant. 999f. 1284; mit persónlichem Bezug: Soph. Ai. 683, Andr. 891, Med. 769; λιμὴν "das geräumige und tiefe Hafenbecken';

s. A. Lesky,

Thalatta,

Wien

1947,

157).

In Ermanglung

echter

Argumente stellt Or. eine Skala von traditionellen Wertbegriffen auf, die sich sogleich als Scheinwerte erweisen (πόλις, δῶμα πατρὸς, πλοῦτος; “Reichtum’ bezeichnenderweise an letzter und somit betonter Stelle des Trikolon angeführt). 1078 τῆσδ᾽

ἐσφάλης:

615*.1035f.*. —

γάμων . .. ἐσφάλης: gen. separa-

tivus (1151; Schwyzer II 93a Nr. 3).

1080 ἄλλο λέκτρον .. . λαβών: 1050*.1638*. Der Gedanke der 'Ersetzbarkeit des Ehepartners' — ein bekanntes Motiv, das meist aus dem Blickpunkt der Frau gesehen wird (Soph. Ant. 909f., Herodot III 119, 6; Lesky, Trag. Dichtung 116 und Anm. 1) — wird von Or. — wie es der Denkweise des Durchschnittsmenschen

entspricht — im Sinne der Entlastung von ethischen Forderungen angeführt. — Das y&pos-Motiv (1050*) in 1080f. bildet genau die Mitte der in 1065—1096 geführten Auseinandersetzung über die Freundespflichten. 1081 κῆδος: in der Doppelbedeutung 'Verwandtschaft' (Schwügerschaft) bzw. ‘Sorge’. — δὲ: — γάρ (681* u. ö.). — δή: 1076*. 1082 ἀλλ᾽: 301*. — ὄμμ᾽ Glanz meines

Umgangs’

(VL et pap. Genav.: ὄνομ᾽ cett.) ὁμιλίας: ‘Auge,

(gen. appositivus; Schwyzer II 1223); ὄμμ᾽ wird durch

den Gleichklang und das zu ὁμιλίας als vox media (frg. 609, 3sq. Nauck?) nicht passende

Epitheton

(ro9ewóv)

gestützt

(anders

1046,

worin

ποϑεινὸν

die

'Be-

zeichnung Schwester bzw. Bruder' charakterisiert). — Zu der Bezeichnung ‘Auge’ mit Bezug auf einen befreundeten Menschen vgl. Soph. Ai. 977, Phil. 1691f., Aesch. Cho. 238. 1083

τοῦτο: Wiederaufnahme des Verbbegriffs (χαίρειν; 415*, A 525, Hec. 427,

El 232; Kr. 58, 3, 8). Der Bedeutungswechsel ('Wortspiel) von χαίρειν (worin der Gedanke der σωτηρία enthalten ist) wird durch das Subst. in 1084 (χαρμάτων) erläutert, (Alc. 510f., Phoen. 618). — μήν: adversativ (Denniston, “für uns gibt es das χαίρειν nicht, aber für dich hoffentlich doch’.

G. P.? 348),

1084 οἱ... $avövres: Part. Aor. in futurischer Bedeutung ('morituri'; 1107*.

1674*).

120

1085

Einzelerklárungen

9j πολὺ

λέλειψαι:

agonistische Vorstellung: die Freunde wetteifern

miteinander. Der ‘Vorsprung’ des Pyl. besteht darin, daß er nicht bereit ist, sich den von der Philia her geforderten gemeinsamen Tod (1091) schenken zu lassen.

Zu dem Philiaprinzip des συνθνήσκειν vgl. Aesch. Cho. 978f.; W. Schmid, GdgrL III (1940)

526

Anm. 6;

zum

Auftreten

des

Motivs

in

der

hellenistischen

Zeit

s. F. Zucker, Freundschaftsbewährung in der neuen attischen Komödie, Berichte

über d. Verh. d. sáchs. Akad. d. Wiss. zu Leipzig, phil.-hist. Kl. Bd. 98 H. 1, Berlin 1950, 4f. = Semantica,

Rhetorica, Ethica, Berlin 1963, 158f. — Zum Gedanken

des 'Agon' in der ‘Freundschaft’ vgl. Xen. Mem. I13, 17 (vom Eifer der Brüder).— τῶν ἐμῶν βουλευμάτων: 1064*, — Zum voluntativen Charakter der Freundschaft vgl. Sall. Cat. 20, 4 nam idem velle atque idem nolle, ea demum firma amicitia

est; Cic. Lael. 58 altera sententia est, quae definit amicitiam paribus offictis ac voluntatibus.

1086f. uYj9" . . . μὴ: die nur in ernster Poesie vorkommende Korresponsion οὔτε — οὐ (bzw. μῆτε — μή; Belege bei Denniston, G. P.? 510; 41f.*46f.*) formelhaft. — μήϑ᾽ αἷμά μου δέξαιτο: "Fluchformel (Jebb zu Soph. O. R. 1427f.). — Das für σῶμα stehende Wort, αἷμα, strenggenommen nur zu κάρπιμον πέδον (‘mein Blut soll nicht der fruchttragende Erdboden aufnehmen’) passend: in der Ellipse zu μὴ λαμπρὸς αἰϑήρ muß statt αἷμά μου δέξαιτο in Gedanken ergänzt werden ψυχήν μου $., d. h. es liegt eine Art Zeugma vor; der vollständige Gedanke

in dem Grabepigramm von Poteidaia v. J. 432 (Hiller von Gaertringen, Historische griechische Epigramme, Bonn 1926 Nr.53II 1f.; Wilamowitz, G. H. I? 368 Anm. 2); vgl. auch Suppl. 531— 4. 10871. σ᾽... προδούς... ἐλευϑερώσας τοὐμόν: die in den beiden Part. ausgedrückte Antithese gibt die verschiedenen Aspekte des ἀπολιπεῖν (1088) an: ‘den Freund verratend (= negativ) bzw. mir selbst die Freiheit verschaffend (= positiv, jedoch ethisch nicht gerechtfertigt)’. — τοὐμόν: — ἐμέ (201*).

1089 xal... γάρ: 684*. — συγκατέκτανον ... xal πάντ᾽ ἐβούλευσ᾽: sog. Hyst£ronproteron (1008f.1018 u. ö.): ‘ich habe mitgetótet und — was noch viel schlimmer ist —

ich habe alles ersonnen'

(d. i. 'climax'; 615*); auch in den

Augen des eigenen Vaters ist Pyl. schuldig (767). — γὰρ: an 3. Stelle (684.706. 1244; Denniston, G. P.? 96). — οὐκ ἀρνήσομαι: Parenthese (Aesch. Prom. 266; Kr. 59, 1, 8). 1091 καὶ ξυνϑανεῖν οὖν δεῖ με: “und somit muß ich jedenfalls mit dir und dieser (El.) zusammen sterben’ (οὖν konklusiv; K.-G. 11 2, 327 Nr. 2). — τῇδ᾽: die Epideixe mit Bezug auf El., die w&hrend des Zweigespráchs zwischen Or. und Pyl. (1065— 1176) als κωφὸν πρόσωπον fungiert (1591 τοῦδε mit, Bezug auf Pyl., der

dort ebenfalls stumme Person ist). 10922. ἐμὴν γὰρ αὐτήν . . . κρίνω δάμαρτα: Zwischengedanke ('Parenthese’), d.i. Hinweis, daß 1091 καὶ τῇδ᾽ ὁμοῦ nicht lediglich formelhaft hinzu-

10124—1245

Kombinierte Szenenfolge (Orest, Pylades, Elektra)

121

gefügt ist: für Pyl. ist die eigne Zusage (zur Ehe mit El.), nicht Or.s nachträgliche — in einer Zwangslage ausgesprochene — Zurücknahme seiner Eheeinwilligung für El. (1078—1081) entscheidend. — Zur Ansetzung der Parenthese bereits vor 1091 xai τῇδ᾽ (Denniston, G. P.? 65) dürfte kaum eine Notwendigkeit vorliegen.

1093 τί γὰρ ἐρῶ καλόν: "was soll ich denn Gutes, d.i. zu meinen Gunsten Sprechendes sagen?', d. ἢ. die Preisgabe des Freundes im Unglück wäre ein nicht

zu widerlegender Beweis für das Versagen des Pyl. (Suppl. 246f., Iph. T. 674; 8. Textprobleme 68).

1094 γῆν Δελφίδ᾽ ... Φωκέων ἀκρόπτολιν: die weitere Bezeichnung (‘Land’) neben der engeren ('Burg'; für die Verhältnisse von Delphi nicht passend, d. i. interpretatio Attica). 1095 ὃς πρὶν μὲν . . .: ΡΥ]. Kritik an Or.s Vorschlägen rührt an die Grundlagen der Freundschaft überhaupt: Or. kann Pyl. den gemeinsamen Tod nicht ersparen, denn das würde

bedeuten,

daß er dem

Freund

ein Handeln

zumutet,

das diesem

selbst nur Unehre einbringen würde (1093). — Der Hauptgedanke (“Freund in der Not, im Unglück’) durch die Wiederholung (δυστυχεῖν φίλος... δυστυχοῦντί σοι φίλος) betont.

1097 ταῦτα: mit Bezug auf den an der ganzen Stelle vorschwebenden Gedanken des *Tótens mit eigner Hand’ 1099

ὡς Av...

(1091; H. Weil S. 764).

συνδυστυχῇ:

‘damit, falls es möglich ist, Men. mit am Un-

glück teilhat’; zu ἄν im Finalsatz vgl. 1562*, Hec. 330; K.-G. II 2, 385f. Nr. 5a. —

Die Wiederaufnahme des Verbs (1095*, 1096) durch das Kompositum betont die ' Angemessenheit' (τὸ εἰκός) des Mechanema im Sinne der Philia (vgl. 449—452, Heraclid. 27), wie Pyl. es sieht.

1100 εἰ γὰρ. . . κατϑάνοιμ᾽ : 1209 (Denniston, G. P.? 92). 1101

ἀνάμεινον: diese Form wohl zu Recht aufgenommen von Chapouthier

(Allen-Italie 48b), während Murray die dor. Form 1281; Hoffmann-Debrunner,

(ἄμμεινον M*; Andr. 444, Hec.

Gesch. d. gr. Sprache 112; Dale zu Alc. 526)

einsetzt:

tatsüchlich gibt es in diesem Stück zahlreiche (20) Fálle, in denen sich bei geteiltem 2. longum hinter dem nachfolgenden anceps keine Zäsur (was gegen die

ursprüngliche Regel ist; Snell, Gr. Metr.? 13) findet (37.76.80.255.284.298; zu 889 s. Bem.).

1102 μενῶ: Simplex in der Wiederaufnahme nach dem Kompositum (1095f. 1183f., A 5271.; Schwyzer I1 422 Nr. 2). —

Or. ist dazu bereit, den Vollzug der

Selbstrichtung aufzuschieben, sofern sich eine Möglichkeit zur 'Feindesrache' ergibt; zu diesem Motiv vgl. Archil. frg. 66 Dieh]?, Solon frg. 1, 5 Diehl*, Pind. P. II 84, Soph. Ant. 643, Herc. 585, Med. 809, Xen. Mem. II 3, 14; dazu Lessing, Laokoon IV 3: ‘Die moralische Größe bestand bei den alten Griechen in einer

ebenso unveründerlichen Liebe gegen seine Freunde als unwandelbarem Hasse

122

Einzelerklärungen

gegen seine Feinde’ (sic); das 'Feindmotiv' zum erstenmal gegenüber einem verwandten Menschen, Klyt., in 798b;

mit Bezug

auf Hel. 1105.1132—42. — ei τι

τιμωρήσομαι: das Indefinitum (τι) prägnant (Kr. 51, 16, 13; 69*). 1103

βραχύ:

‘so gut wie nicht’ (155, Tro. 1248f.; die Negation in frg. 671

Nauck?); Neutr. Sing. als Akk. des Inhalts (389*). — Die Rolle des Chors (Soph. El. 469.1203f., Med. 263; Page S. 91, der weitere Stellen anführt; vgl. Hor. De arte

poet. 200 ille tegat commissa, i.e. chorus) ist dramatisch begründet: die Anwesenheit des Chors gestattet es nicht, daB die Verabredung zu dem Anschlag auf Hel. ((Mechanema') ohne sein Wissen getroffen wird. 1104 ὡς πάρεισ᾽ ἡμῖν

φίλαι:

807 —843*).

1106 Μενέλεω λύπην πικράν: Iph. A. 231ff.; Schwyzer 617 y). 1106 τὸ γὰρ handen’;

ἕτοιμον

substantivischer

ἔστιν: Gebrauch

T. 1023). — ei γ᾽ ἔσται καλῶς:

der Chor ist "Handlungspartner' Appos.

zum

(136—9*.

ganzen Satz (10.498, El. 231,

‘denn die Bereitwilligkeit ist jedenfalls vordes Neutr.

mit Art.

(1180*,

Med.

178,

Iph.

‘wenn es gelingen wird’ (Xen. An. VII 3, 43;

Schwyzer Il 415e); zur hypotbetischen Form der Zusage vgl. 1102*.6831f.; xaλῶς umgangssprachlich (127.512.705.1216; Wilamowitz, Herakl, II? 136 zu V. 599).

Das Adv. ist hier nicht auf die ethische Rechtfertigung, sondern allein auf die Durchführbarkeit

des

Mechanema

gerichtet

(dazu

F.Solmsen,

Philologus

87,

1932, 4). 1107 σφάξαντες:

1084*. Die Frage der technischen Durchführung

des Me-

chanema verdrängt zunächst die in 1102 nur kurz berührte in Wirklichkeit ent-

scheidende Frage nach der ethischen Begründung ('Rechtfertigung') der Tat. — δὲ; kausal (681*.1156). 1108

μάλιστα: affirmativ (stimmt, aber es ist doch noch nicht alles’). — καὶ

δὴ πάντ᾽ ἀποσφραγίζεται:

"ich nehme an, sie ist sogar schon dabei, alles zu

versiegeln’ (δὴ = ἤδη; 1214; Denniston, G. P.? 252; 646*; Schwyzer II 307 Nr. 1).

— Über die attische Sitte des 'Versiegelns' s. Wilamowitz, V. 83.

Herakl. II? 17 zu

1109 ἀλλ᾽ οὐκέϑ᾽: 1030*. — “Διδὴν νυμφίον κεκτημένη: euphemistische Umschreibung (Med. 985, Iph. A. 461, Hipp. 552, Tro. 445, Soph. Ant. 654f.804.

816).

1110

xai πῶς: elliptisch (dagegen 1025*). Die ganze Stelle stark brachylogisch:

*Und auf welche Weise (soll Hel. getótet werden)? denn sie hat doch barbarische Diener’. — ‘Was denn für welche? (Indessen, Angst habe ich nicht), denn was die

Phryger anlangt, so kónnte ich vor keinem von ihnen zittern'. — '(Freilich, es sind auch nur solche) wie (man sie als) Aufseher für Spiegel und Salben (ge-

1012a4—1245 brauchen kann).

Kombinierte Szenenfolge (Orest, Pylades, Elektra)

123

— 'Ist sie denn (sogar) mit troischem Luxus hierhergekommen?

— '(Freilich) so daB ihr nun Griechenland eine (zu) kleine Wohnstatt (geworden ist)’. — ‘(Wie dem

auch sei) in keiner Weise zählen Sklaven

gegenüber

Nicht-

sklaven’. — In der 'Abschweifung' (1110— 1117; vgl. 1118) liegt ein dramatischer Hinweis auf die Phrygerszene (1369—1536); entsprechend scheint der in der ganzen Szene vorhandene ‘Ernst’ für kurze Zeit aufgehoben zu sein.

1114 σμικρὸν οἰκητήριον: antithetisch zu 1113 τρυφὰς... Τρωικάς (zu dem Motiv, ‘Überdruß gegenüber Griechenland’, vgl. Tro. 993ff.).

1116 τόδ᾽ : zurückweisend auf 1105a bzw. 1107a (1179.1253.1581, 237; Schwyzer II 209 Nr. 3), d. i. Bestätigung der 'Abschweifung'

Hec. 187.

(1110*.1486*).

— δὶς ϑανεῖν: 'Adynaton' (1512f.; zum hyperbolischen Gebrauch des Numerale vgl.

1480*.1615.1662);

Inf. bei einem

Verbbegriff des Fürchtens

(544*,

Heraclid.

600f.). 1117 ἀλλ᾽... μήν: 'nein, auch ich wahrhaftig nicht’ (Hec. 400f., Andr. 2551.; Denniston, G. P.* 345).

1118 τὸ πρᾶγμα: “was zu tun ist’ (Herodot VII 12, 1 Hude); das Subst. als futurischer Begriff (990*.1491*).

1119 δῆϑεν: 1320*. 1120 ἔχω ... οὐκ ἔχω: anscheinend nur 'Füllvers', jedoch wird daraus deutlich, wie stark die ‘Beratung’ (1098f.) zugunsten der 'Information' zurückgetreten ist: Pyl. ist der Anstifter des Mechanema.

— Zu dem Gedanken vgl. 1393.1425.

1452.1473; das gleiche Wort (ἔχω) zu Beginn und Schluß des Verses auch El. 1017 (vgl. 579). — ἔχω: ‘ich habe begriffen, weiß’ (749; Wilamowitz zu Ion 1360). 1121

γόους... ϑησόμεσθ᾽ : 1038*. Obj. zu dem vorschwebenden Verbbegriff

(γοησόμεϑα) ist der Relativsatz ἃ πάσχομεν. 1122

γ᾽:

affirmativ (782a u. ó., Soph. O. R. 361.1131;

716*). — ἔνδοϑεν xexapuevnv:

Denniston,

G. P.? 134;

“Verstellung’ (1319, Aesch. Cho. 738; Groene-

boom S. 228 Anm. 3; 1317*). 1123

xoi: explikativ: 'und so wird dann

(in Wirklichkeit) uns beiden zuteil,

was (vermeintlicherweise) ihr zuteil wird’ (K.-G. II 2, 246f.). — ταῦϑ᾽ ἅπερ: mit Bezug auf die beiden Aspekte der Handlung bei der Verstellung: Klagen nach außen, Frohlocken nach innen (1121f.). — Zu erwägen, ob man statt ταῦϑ᾽ schreiben soll ««09" (Nauck; = τὰ αὐτά).

1124 ἀγῶνα. .. ἀγωνιούμεϑα: figura etymologica zur Umschreibung der Mordhandlung ("Euphemismus’); vgl. 1222f. 1125 κρύπτ᾽ ... ξίφη: emphatische Stellung des entscheidenden Begriffs (vgl. 14571.). — τοισίδ᾽ : die Form des Demonstrativums in codd. meist korrupt

124

Einzelerklärungen

(s. krit. App.; Aesch. Ag. 520, Hipp. 400, Iph. T. 747, Alc. 199, Heraclid 251, Hel. 313.444; Ed. Fraenkel, Aisch. Ag. II 265; weitere Belege bei Denniston- Page

zu Aesch. Ag. 520.) 1126 xpóo9ev... ὀπαδῶν: ‘vor den Augen der Begleiter’; Gen. bei Ortsadv. (693*). — τίς ὄλεϑρος: die substantivische Ausdrucksweise vermeidet eine nähere Bezeichnung des Vollstreckers der Handlung. 1127

ἄλλον

ἄλλοσε: wir werden sie ausschließen (indem wir) den einen hier-

hin den anderen dorthin (sperren)'; 1450f.* — ἄλλοσε στέγης:

1126*.1475. —

Zur Verbindung von Adj. mit Adv. ('Paronomasie') vgl. 1412*.

1128 ye: holung

1122*.



(χρεών) bzw.

ἀποχτείνειν

Gleichklang

χρεών | . .

((Homoioteleuton';

οἷ τείνειν χρεών: Wieder18511.*),

in 1130 als σύμ-

ßoAov gedeutet; zu der Metapher vgl. Soph. Phil. 403, Med. 613 (Page S. 117), Plat. Symp. 191d 3 sqq. Burnet, Plaut. Poen. 1046 sqq. ego. sum ipsus quem quaeris .. . si ilast, tesseram | conferre si vis hospitalem (H. Weil S. 767).

tu

1129 αὐτὸ δηλοῖ τοὔργον: 'die Sache selbst wird es lehren’, sprichwörtlich (Andr. 264f.,

Phoen. 623, Bacch. 976, Plat. Theaet. 200e, Ter. Eun. 658

hoc quod

fécit res psa indicat, Suda αὐτὸ δείξει" παροιμία’ ἐλλείπει τὸ ἔργον (Kr. 01, δ, 7). —

ol τείνειν χρεών: pher

ursprünglich

scil. τὸ ἔργον, τὸν φόνον (Suppl. 670ff., Hec. 2621.); die Metavom

Bogen

(Porson

S.23

zu Hec. 263).



τοὔργον:

'Aus-

führung des Mechanema’ (etwas anders τὸ πρᾶγμα in 1118*). 1130 *EA&vnv φονεύειν: epexegetisch zu 1129 τοὔργον; die Tat ist noch nicht genau definiert, sie soll vielmehr je nach den Umständen erweitert, ausgedehnt

werden. — μανθάνω: 'intellego' (Ar. Ran. 195f.).

1131 ὡς καλῶς βουλεύομαι: resultatives Praes., 'hóre, wie gut meine Überlegung ist’; daher nicht in das Perf. (βεβούλευμαι καλῶς Hermann, cf. βεβούλευμαι F: βουλεύσομαι B) zu ändern (anders z. B. die Unterscheidung der Tempora in Plat. Crit. 46a 4 sq. Burnet ἀλλὰ βουλεύου, μᾶλλον δὲ οὐδὲ βουλεύεσϑαι ἔτι ὥρα, ἀλλὰ βεβουλεῦσϑαι).

c) 1132—1176 Duett Pylades-Orest Auf den ‘gleitenden Übergang’ in 1131 b (Ankündigung eines Beweises im Munde des Pylades) folgt in 1132 ein aus zwei rhetorisch geformten Elogien bestehendes Duett. Pylades geht mit Helena und Menelaos ins Gericht (1132—52): "Tötung um eines schlechten

Weibes

willen’

werde

bei allen

Griechen

Jubel

auslösen,

deren

Väter, Söhne und Ehegatten gefallen seien; niemals dürfe es dahin kommen, daß der Tod Agamemnons, Orests und Elektras — ja auch der Klytaimestras — zum Glück des Menelaos ausschlage. Darum werde man nur dann, wenn der Anschlag

auf Helena mißlingen sollte, sterben. Orest beginnt mit einem Elogium auf den

10124—1245

Kombinierte Szenenfolge (Orest, Pylades, Elektra)

125

'erwiesenen Freund', den hóchsten Wert seines Lebens (1155—62), doch bricht er schon bald damit ab, da allzu hohes Lob in der Freundschaft nur lästig sei.

Zwei Wunschgedanken Orests bilden den Inhalt des zweiten Teils (1167—76), von denen der erste seinem normativen Denken entspricht: als Sohn Agamemnons werde er dem toten Vater keine Schande bringen; deshalb werde er aus freiem Entschluß sterben, sobald die Bestrafung des Menelaos vollzogen sei. Der zweite Gedanke greift auf die Ausführungen des Pylades zurück, ohne jedoch auf dessen

Argumente

einzugehen:

Handeln,

so meint

Orest

(in Übereinstimmung

mit

Theorien über das Handeln, die bei Thukydides bezeugt sind), bedeute auch Zeit-

gewinn: doch

wenn

noch

also

eine

während

Rettung

der

küme,

Tötungsaktion so

werde

er,

irgendwoher

Orest,

glücklieh

wider sein.

Erwarten Die

beiden

Partien schließen mit je einer Sentenz: 11511. GewiBheit des 'Ruhmes' bei jedem Ausgang, 11751. Aussprechen des 'Rettungsgedankens' als billiger Herzenstrost. In der Mitte beider Partien (wenn man von diesen Sentenzen absieht) stehen je-

weils die sehr nüchternen Leitgedanken: 1140—2 das 'Ruhmesmotiv' in sophistischer Auslegung; danach wird Orest nicht mehr der 'Muttermórder', sondern vielmehr der 'Vernichter der Massenmörderin’ heißen, 1163—6 die ‘Entschlossen-

heit zum Handeln’ gegenüber den Feinden, denen Orest vor seinem Tod ihren Verrat heimzahlen will. Wenn

man

die beiden Zwischenverse des Chors (11531.), in denen die Todes.

würdigkeit Helenas bestätigt wird, zur Gesamtpartie hinzunimmt, erreicht diese mit 45 Versen das gleiche Maß wie das zu Beginn der Szenenfolge stehende 'Duett der beiden Geschwister'

(1018— 64).

1132 ἐς... σωφρονεστέραν: Hel. hat es an der weiblichen σωφροσύνη (Tro. 645—656) fehlen lassen (zur ἀφροσύνη Hels vgl. Tro. 981-- 1028). — el... μεϑεῖμεν, ... ἂν Av: el mit Opt., weil die Bedingung eine bloße Vorstellung ausdrückt

(‘wenn wir etwa

... töten wollten,

so wäre es unrühmlicher Mord’;

Schwyzer II 685). 1133 μεϑεῖμεν: die spezifische Bedeutung des Verbs aus dem Zusammenhang zu entnehmen: ξίφος μεϑιέναι "das Schwert gegen jem. loslassen, wirken lassen’ (= töten); vgl. El. 1221ff. (Denniston S. 201), Ion 256 (Owen S. 90), A 48 μετὰ δ᾽ ἰὸν £nxe; das Med. des Simplex in 1304*. — δυσχλεὴς . . . φόνος: das Kompositum weist bereits auf den von Pyl. betonten 'Ruhmesgedanken' (1140—2. 1151f.). — Pyl. versucht, die vom normativen Denken her zu erwartenden Zweifel Or.s gegenüber der Tat mit den Mitteln sophistischer Rhetorik

(πειθώ) zu zer-

streuen.

1135 àv... ὧν δ᾽: der Plur. mit Bezug auf den Kollektivbegriff 1134 ὑπὲρ ἁπάσης ᾿Ελλάδος (“constructio ad sensum'; 438*, IL 368f., Soph. Ai. 232ff., Herodot

VII 882,

Xen. Mem 11 1, 31;

Schwyzer

I16031.).



8’:

708£.*,

Soph. O. R.

14891., Med. 99.131.767.961; zweifach 'chiastische' Stellung von Obj.-Verb bzw.

126

Einzelerklärungen

umgekehrt (a b b a ἃ b): πατέρας ἔχτειν᾽..

ἀπώλεσεν τέκνα... νύμφας... ἔϑηκεν.

— Die Stelle klingt an ein bekanntes Motiv der bildenden Kunst an: Hel. im Mittel-

punkt der Darstellung der Iliupersis, umgeben von Erschlagenen und Verwundeten

(vgl. 743.1305.—10.1361— 5.1584);

s.

K.Schefold,

Griechische

Kunst

als

religióses Phänomen, Hamburg 1959, 108. 1137 ὀλολυγμὸς: das rituelle Aufschreien der Frauen beim Opfer (Hesych. 8. V. ὀλολυγή, Etym. M. s. v., Eustath. zu ὃ 767, Aesch. Sept. 268, Xen. An. IV 3, 19) bzw. bei der Trauerfeier (Wilamowitz, G. H. I* 301 und Anm. 2) und in orgiastischen Kulten (Bacch. 23f.; Dodds S. 64); auch als Siegesruf (Bacchyl. 17, 125 Snell, Aesch. Ag. 26ff. 1236ff.; L. Deubner, Ololyge und Verwandtes, Abh. Preuß. Ak. d.W. 1941, ph.-hist. Kl. Nr. 1 S. 11 oben; Ed. Fraenkel, Aisch. Ag. I1297 zu V. 597). — Zum Motiv des ‘Opfers’ mit Bezug auf Hel.s Tötung vgl.

1285*.1471*; in 1137 ist jedoch davon kaum etwas zu spüren: Triumphgeschrei über die Beseitigung der Mórderin (Ed. Fraenkel, Aisch. Ag. III 573 zu V. 1236). — Das Asyndeton als Weiterführung, Steigerung des Gedankens in 1134 (δώσει Sov): Hel.s Tötung bedeutet nicht nur Bestrafung, sondern ‘Sieg’ (Affektausdruck).

.

1138 κέδν᾽ . . . τυχεῖν: abschwächende Umschreibung für εὐτυχεῖν (was für den Muttermörder sehr wenig passend wäre): “wobei sie dir und mir viel Gutes wünschen’; vgl. κεδνὰ πράσσειν (= εὖ πράσσειν) in Tro. 681ff., Alc. 603ff. (Dale

S. 102).

1139 κακῆς γυναικὸς οὕνεχ᾽: formelhaft (521*.717*). — al’ ἐπράξαμεν: Aor. zur Bezeichnung einer als geschehen vorgestellten, in der Zukunft liegenden Handlung (1084*); zu der Verbindung (= φόνον πράσσειν) vgl. 1354*.1079*.

1140 ὁ μητροφόντης: man sagte: “der Muttermórder' (245.479.561.1587; weitere Beispiele aus Tragödie und Prosa bei Radermacher!? zu Soph. Ai. 726; K.-G. IT 1, 592 Anm. 4).

1141 τοῦτ᾽: = τὸ καλεῖσϑαι (1083*). — ἐπὶ τὸ βέλτιον πεσῇ: metaphorisch (Bild des Würfelspiels zur Bezeichnung der Glücksposition: 6021.Ἐ.11731.). Pyl. bekennt sich — im Gegensatz zur Lavierungstaktik des Men. (715f.) — zum ‘Risiko’, das jedoch nach seiner Ansicht recht gering ist: die Tötung Hels wird für Or. im Falle des Gelingens “besseren

Ruf’, im Falle des Mißlingens jedoch

keinen Verlust einbringen, denn sterben muß Or. auch so. 1142 τῆς πολυκτόνου φονεύς: ein echt sophistischer Zahlenbeweis: die Zahl der Tötungen Hel.s (1135f.) ist auf jeden Fall größer als die der beiden Tötungen Or.s (an Klyt. bzw. Hel.).

1143 οὐ δεῖ ποτ᾽, οὐ δεῖ: das Asyndeton begründend, jedoch nicht in Bezug auf

1140—2,

sondern

auf

den

an

Aufforderung zur Tótung Hel.s.

dieser Stelle

vorschwebenden

Gedanken,

d. i.

1012a4—1245

Kombinierte Szenenfolge (Orest, Pylades, Elektra)

127

1144 τὸν σὸν δὲ πατέρα .. . Yavelv: kein Zwischengedanke (H. Weil S. 768), vielmehr liegen zwei — durch uiv... δὲ bzw. δ᾽ allein ausgedrückte — Gegensätze vor: 1. es darf niemals geschehen, daß Men. Glück hat (1143), dein Vater aber ... stirbt; 2. es darf niemals geschehen, daB Men. nicht nur nicht stirbt (dieser Gedanke nach der 'Aposiopese' in 1145 vorschwebend), sondern sogar (1146 δ᾽) den Palast, der dir zusteht, (bekommt und somit) zu eigen hat, nachdem

er durch Agam.s Waffe seine Gattin wiederbekommen hat. 1146 μητέρα τε .. .: Aposiopese: der Muttermord bleibt unausgedrückt, weil eine Belastung Or.s vermieden werden soll (Chapouthier S. 78 Anm. 2). — ἐῶ

τοῦτ᾽: 275. 1147 γὰρ οὖν: ‘denn ich wollte ganz gewiß nicht mehr leben . . .' (Soph. Ant. 741.771; Denniston, G. P.? 446); vgl. Suppl. 454f.

1149 ἣν δ᾽ οὖν: ‘wenn wir aber nun (was hoffentlich nicht geschieht) Hel. nicht in die Gewalt bekommen,

Ἑλένης

um

sie zu töten...’

(Denniston,

G. P.? 465). —

τὸν

. . . φόνον: 990*.

1151 ἑνὸς γὰρ . . .: die Partikel begründet die an dieser Stelle implicite enthaltene Absage an den Gedanken der ‘Rettung’: für Pyl. ist oberster Wertbegriff der ‘Ruhm’ (1151) — ἑνὸς... ob σφαλέντες: die Litotes ('eins werden wir nicht verfehlen, sicher erreichen’) bei Tragikern und Rednern häufig (Soph. El. 1319ff., Andoc. De myster. I 20 Blaß-Fuhr; Kaibel, Komm. zu Soph. El. S. 272f.).

— Pyl. versucht, die in dem Anschlag auf Hel. liegende gefährliche Handlungsweise damit zu rechtfertigen, daB er beide Eventualitäten vom Standpunkt des normativen Denkens aus als erstrebenswert erscheinen läßt. 1152 καλῶς ϑανόντες ἣ καλῶς σεσῳσμένοι: zu der Antithese vgl. Soph. Ai. 479f., Epigr. bei Plut. Pelop. 1. 1153 ἀξία aruyeiv: der Inf. dem lat. Supinum auf -u entsprechend (Aesch. Pers. 27.387, Soph. O. R. 792, Thuk. I 138, 3; Sehwyzer II 364).

1154 γένος: scil. γυναικῶν; ein homerisches Motiv (“Schande für das weibliche Geschlecht’): A 432—4 (von Klyt.). 1155 φεῦ: extra metrum (1052*): Ausdruck der Rührung, zugleich Einleitung zu

einer

allgemeinen

Reflexion

(El. 367;

die

Reflexion

in kürzester

Form

ebd.

262). — οὐκ ἔστιν οὐδὲν: 1*. Zu dem Gedanken vgl. frg. 1079, 1 sq. Nauck?, Men. Dysc. 811f. — φίλος σαφής: ‘ein erwiesener, offenkundiger Freund’ (zu σαφής vgl. 397*, Hipp. 925—7); als Gegenstück zu dieser laudatio für ΡΥ]. vgl. Soph. O. R. 380—6 (Kreon = der ‘Freund’ mit eigensüchtigen Hintergedanken). — Nach Or.s Ansicht hat sich in seinem Fall die 'Freundschaft' als maximaler

Wertbegriff erwiesen, während daneben ‘Reichtum’ und ‘Macht’ zurücktreten. Dazu gehört auch die Polis, die durch Majoritätsbeschluß (943f.) Or. zum Tode verurteilt hat. Die abschätzige Bezeichnung der Polis (1157 τὸ πλῇϑος; vgl. 944)

128

Einzelerklärungen

läßt es fragwürdig erscheinen, ob das vor der Volksversammlung gegebene Versprechen (947—9) für Or. überhaupt noch bindende Kraft besitzt: bereits in 1076 hatte Or. angedeutet, daß er sich nicht mehr als πολίτης ansieht. 1156 ἀλόγιστον δέ τι: Teilung des 4. longum bei benachbartem langen anceps (ursprünglich selten; Snell, Gr. Metr.? 13; vgl. 468.476.487.508.527.613; in diesem

Stück 13 weitere Stellen). — ἀλόγιστον: 'nicht zu zählen’. 1157 ἀντάλλαγμα γενναίου φέλου: kommerzielle Metapher (vgl. 1165*), "Tauschobjekt gegen einen edlen Freund’ (vgl. den verbalen Ausdruck in Aesch. Cho. 1331.;

ἀντάλλαγμα

'Lósegeld'

in

Ev. Matth.

16, 26);

ἀλόγιστον...

ἀντάλ-

λαγμα als negativer Wertbegriff stellt eine Kontrastbezeichnung zu κτῆμα τιμιώτατον (703) dar.

1158 σὺ γὰρ: die kausale Partikel leitet das Exemplum für die vorausgehende Sentenz (1155—7) ein (vgl. 4 ὁ γὰρ μακάριος ... mit Bezug auf die Sentenz in 1—3) — τά ... eig Αἴγισϑον ... κακὰ: der Gedanke ergänzt 1090: die Hervorhebung der Tótung des Aigisthos entspricht Or.s eigener Darstellung des Muttermordes in 561f. (dagegen ist in El. 619f. die Beseitigung des Aigisthos ein Einfall des Greises).

1189 πλησίον... κινδύνων: 'nahe im Bereich der Gefahren’ (mit Bezug auf den Beistand des Pyl. vor Gericht: 877—883); der Gen. beim Ortsadverb (Schwyzer I1 97b). 1160 νῦν τ᾽ αὖ: ‘und jetzt wiederum gewährst du mir Rache an den Feinden’ {Schwyzer II 559 Nr. 6). In der Aufzählung der Freundestaten hebt Or. die auf

die Zukunft gerichtete ‘Rache’ mit Nachdruck hervor. — δίδως μοι: διδόναι prägnant im Sinne der Freundschaft (Σ olov συμβουλεύεις μοι). — πολεμίων: der Ausdruck hyperbolisch; vgl. die ‘Antiklimax’: 1164 ‘Feinde’, 1165 'Verrüter',

1166 'diejenigen, 1165*). 1161

κοὐκ

die auch mich

ἐκποδὼν

unglücklich

gemacht

haben'

(zu dem

Plur.:

el: ‘du läufst nicht davon’, d. ἢ. du bestárkst mich; der

entsprechende Gedanke positiv ausgedrückt: 1236*. — παύσομαί σ᾽ αἰνῶν: ‘ich muß aufhören, dich weiter zu loben’; das Fut. als Ausdruck einer ‘Entscheidung’ (El. 1118, Or. 307£., K.-G. IL 1, 173 Nr. δ); das Asyndeton als Abbruch des Gedankens (14.27.1174 u. ö.).

1162 x&v 145' .. ., αἰνεῖσϑαι λίαν:

Inf. ohne Art. epexegetisch zu dem

vorausgehenden Demonstrativum (926f.* 10431.). — Zu dem Gedanken Lob eine Last’) vgl. Iph. A. 979f., Heraclid. 2021. 1163

πάντως:

(σὰ viel

'auf alle Fälle’, ‘so oder so’ (Med. 1064.1240, Cycl. 494, Bacch.

672, El. 227, Hipp. 1062; Denniston zu El. 227). — ἐκπνέων ψυχὴν ἐμὴν: Part. Praes. mit futurischem Sinn, ‘da ich nahe daran bin zu sterben, sterben muß’ (K.-G. II 1, 140 Nr. 7).

10124—1245

Kombinierte Szenenfolge (Orest, Pylades, Elektra)

129

1164 δράσας τι. .. τοὺς ἐμοὺς ἐχϑροὺς: zum Akk. der Person vgl. 1191*, Soph. Phil. 940, O. C. 853f. (K.-G. I1 1, 323. Nr. 6; dagegen Dat. in 748*; K.-G. II 1, 324 Anm. 6); τι prägnant (69*); das Part. gedanklich dem

verbum finitum

(χρήζω) untergeordnet. 1165 iv’ ἀνταναλώσω: ‘damit ich umgekehrt wieder nicht schonend verfahre mit denen, die mich verraten haben’; ἀναλίσκειν 'consumere', ‘exstinguere’ (Soph. - ©. R. 1174, Suppl. 775—7). Die Metapher klingt an die Grundgedanken der Abrechnung mit Men. (640—679), d. i. kommerzielle Aufrechnung der Schuld, an. —

οἵ με προύδοσαν: der Plur. generell, weil das Prinzip (der Wiedervergeltung) bezeichnet werden soll; der Verbbegriff (προδιδόναι) weist auf Men. (1057).

1167 ᾿Αγαμέμνονός zo παῖς: Asyndeton zur Bezeichnung des gesteigerten Affekts (zu τοι vgl. 585*.1047; Denniston,

G. P.? 540).

1168 fjoE' ἀξιωϑ εἰς: scil. τοῦ ἄρχειν (1209*); vgl. El. 1082. — οὐ τύραννος: ‘kein Gewaltherrscher'; die Bedeutung des Subst. vom Zusammenhang her bestimmt (vgl. dagegen Hel. 395f.; entsprechend das Adj. in 1356); der Begriff des Despotischen haftet τύραννος erst später an (Plat. Gorg. 510b, Politic. 3016; Wilamowitz,

1169

Herakl. II? 13 zu V. 29; Page zu Med. 348).

ῥώμην ϑεοῦ τιν’ ἔσχ᾽: homerisches Motiv (T 250, E 78); hier enkomia-

stisch im Munde des Sohnes; in ῥώμην ϑεοῦ ist vermutlich der Gegensatz empfunden

zu 681. ἐπ᾽ ἀσϑενοῦς | ῥώμης ὀχούμεϑ᾽ (ῥώμη im Sinne des 'Leitworts' gebraucht). — ὃν οὐ καταισχυνῶ: ein Versagen Or.s wäre eine Schande für den toten Agam., dessen

Namen

er führt (1167;

vgl. 1038*); zur Verpflichtung des Sohnes, dem

Vater nachzueifern vgl. 2 476#f., Soph. Ai. 550f., Verg. Aen. 12, 4351. 1170 800Aov . . . ἐλευϑέρως: die antithetischen Begriffe zu Beginn und am Schluß des Verses stehend. — παρασχὼν: 'exhibens' (El. 362f., Suppl. 875ff.).

1171 ψυχὴν

ἀφήσω:

in der

abgeschwächten

Formulierung

des Todes-

gedankens (vgl. dagegen 1063) ist bereits das Vordringen des o«c»pla-Gedankens zu spüren (1173.1178). 1172 ἑνὸς gedanke

γὰρ

ci ...:

γάρ elliptisch

bleibt unausgesprochen:

Or. geht auf die Begründung,

(75.103.490.725.754).

Der Zwischen-

'vielleicht ist doch noch nicht alles verloren’.

die Pyl. dem Gedanken

der 'Rettung'

gegeben

hatte (1137—9 Jubel über Hel. Tötung), überhaupt nicht ein; er ist vielmehr der Ansicht, daß die Bestrafung des Men. bzw. die Tötung Hels — die noch

eine kurze Spanne des Weiterlebens einschließt (1101) — die Aussicht auf eine Änderung der äußeren Situation einschließt. Zu dem Motiv der ‘Zeit’ vgl. die Begründung bei Thukydides: V 102 (mit Bezug auf die Hinhalte-Taktik der Melier) καὶ ἡμῖν τὸ μὲν εἴξαι εὐθὺς ἀνέλπιστον, μετὰ δὲ τοῦ δρωμένου

ἔτι xal στῆναι

ἐλπὶς ὀρθῶς. -- ἑνὸς γὰρ: der wörtliche Anklang (1151) weist auf die dramatische Antithetik hin (1151 xO£oc-Motiv, 1173 σωτηρία- Μούν). Das plötzliche

130

Einzelerklärungen

Hervortreten des Gedankens der Rettung (1172—6) macht deutlich, wie stark das von Or. anfangs vertretene Adelsdenken (1060—4; zur Abschwächung der Wiederaufnahme in 1167—71

s. Bem. zu 1171) zurücktritt.

1173 ei nodev ... παραπέσοι: der 2. Kondizionalsatz epexegetisch zum ersten (1172a). — ἄελπτος .. . σωτηρία: ähnlicher Ausdruck in Med. 225f. — Die Metapher ("Würfelspiel’: 603*.1141*) zeigt, daß Or. die Rettung an sich als inkalkulabel ansieht ("Hasardspiel’).

1174 κτανοῦσι μὴ ϑανοῦσιν: ‘indem wir töten, ohne daß wir selbst sterben müssen’; die schlagwortartige Formulierung der beiden antithetischen Begriffe (Tóten' bzw. ‘Sterben’; vgl. 686*) kennzeichnet die dramatische Situation, — εὔχομαι... βούλομαι .. .: Häufung von Verben ähnlicher Bedeutung: zum Schluß der Rhesis Or.s wird das reine Wunschdenken dominant. 1175 ἡδὺ xai διὰ στόμα: ‘das, was ich möchte, ist angenehm, auch (wenn es

nur)

durch

recht daran

den

zu

Mund

glauben);

(439*); διὰ στόμα

(108,

hindurch(geht)’

zu

dem

(d. h. im

Gedanken

Καὶ 375, Hes. Theog. 65f.,

vgl.

Innersten

w435f.;

wage

ich nicht

καί ‘auch

€ 91, Ar. Lys. 855;

nur’

Schwyzer

II 453). 1176 πτηνοῖσι μύϑοις: “mit flüchtigen, in die Luft gesprochenen Worten’. — ἀδαπάνως: ‘ohne Aufwand’, d.h. es kostet nichts. — τέρψαι: epexegetischer Inf.

d) 1177—1245

Stiftung des Dreibundes' und letzte Vorbereitungen für das Mechanema

Zu Beginn liegt wieder ‘gleitender Übergang’ vor: der von Orest zuletzt herausgestellte Soteria-Gedanke lóst einen plótzlichen Einfall Elektras aus. Hermione soll, sobald sie wie zu erwarten vom Grabe Klytaimestras zurückgekehrt ist, als Geisel ergriffen und so lange mit dem Tode bedroht werden, bis Menelaos be. reit ist, Orest zu retten, und von seinem Zorn über die Tötung Helenas abläßt

(1201 "Weichwerden des Menelaos'). Orests Lobpreisungen über Elektras 'männlichen Sinn’ (1204—6) bedeuten praktisch seine Zustimmung, die noch bekräftigt wird durch die Erneuerung des Verlóbnisses mit Pylades (1207— 10). Damit ist der ‘Dreibund’

geschlossen.

Der

Vorbereitungen des Mechanema

weitere Teil der Szene

ist ausgefüllt

mit den

selbst: der Zeitpunkt ist günstig, da mit der

Rückkehr Hermiones augenblicklich zu rechnen ist. Elektra soll die Wache

vor

dem Palast übernehmen, während Orest und Pylades sich zum 'Agon' im Innern des Palastes rüsten. Die Szene schlieBt mit dem 'Gebet am Grabe des Vaters', das

die Hilfe des toten Ágamemnon herbeiführen soll. Die letzte Bitte im Munde des Pylades ist an Zeus und Dike gerichtet, die dem Kampf der Drei gutes Gelingen gewähren sollen.

10124—1245

Kombinierte Szenenfolge (Orest, Pylades, Elektra)

131

1177 αὐτὸ τοῦτ᾽: ‘gerade das, wovon eben die Rede war’ (1173); in 665* mit Bezug auf das Folgende. — Zu dem ‘Einfall’ vgl. Iph. T. 1029, Ion 985, Hipp. 480f., Hel. 1049. 1178 σωτηρίαν col .. .: epexegetische Appos. (Suppl. 510; Kr. 57, 10, 3). — ἐκ τρίτων: 'an dritter Stelle’ (Plat. Gorg. 500a 1 sq., Symp. 213b 4 sq. Burnet; K.-G. II 1, 460). Der Zahlenbegriff, der das dritte Glied betont, ist wegen der for-

melhaften

Bedeutung

der Dreizahl

hinzugefügt

(Soph. O. C. 7f. 331, Ai. 1174;

Radermacher!? S. 162).

1179 ϑεοῦ λέγεις πρόνοιαν: Or. will sagen: ‘ein Adynaton’ (vgl. 1586*); zugleich ein Fall 'tragischer Ironie' (Hinweis auf 1625ff.). — &AAà ποῦ τόδε: '(ich glaube nicht daran,

aber trotzdem

will ich dich fragen,) wo gibt es das:

Rettung? ; 418*.420*, 1180 τὸ συνετόν

γ᾽ οἶδα... παρόν:

‘daß dir das Wissen (= τὴν σύνεσιν)

zu Gebote steht, weiß ich’; der Art. bei dem abstrakten Begriff wie in 210.297.312

(Schwyzer II 175 Nr. 1); y’ emphatisch. — El.s Klugheit hat sich bereits in 107* mit einem ebenfalls Hermione betreffenden Vorschlag bewährt. 1181

ἄκουε δή vuv: formelhaft (‘audi nune iam’); 237* (12 weitere Stellen

bei Allen-Italie 421b angeführt); Denniston, G. P.? 218. — καὶ ob: Umspringen

der Anrede (ἄκουε auf Or., ἔχε auf Pyl. bezogen) ohne ausdrückliche Bezeichnung im Text (vermutlich durch Gestus ausgedrückt): Iph. T. 656, Hec. 1122, Tro. 918 (Stelle umstritten).

1182 τὸ μέλλειν &y&9" (a): '(die Aussicht) daB etwas Gutes zu erwarten ist, gewährt schon eine gewisse Freude’ (zu ergänzen: ἔσεσϑαι). — ἔχει. . . ἡδονήν: Thuk. IV 108, 6.

1183 εἰδότ᾽ ἠρόμην: formelhaft (der Hauptgedanke in dem Part. enthalten): K 250,

'Y 787,

Pind. Pyth. IV 142,

Aesch. Suppl. 742,

Prom. 441f.,

Soph. O. C.

1539, Hec. 670, Thuk. II 36, 4. — Rückverweis auf 107—125: nachträglich zeigt sich, daB die Beauftragung Herm.s mit der Grabopferspende für Klyt. die Vorbereitung zu ihrer dramatischen Funktion im zweiten Teil des Stückes war. — xároiaSa . . . | οἵδ: 149*.1102*. — Die Eröffnung der Stichomythie durch Frage und

Antwort

(Bacch. 4611.)

Ion 936—8.987f.,

stellt bei Eur.

eine feste Form

dar:

Iph. T. 5171. 8121. ; Soph. Trach. 1191f. 1219,

1184 ἣν Edpewev..

Suppl. 116f.,

Ter. Phorm.

63.

. μήτηρ ἐμή: Rückverweis (63—5.109).

1186 πρὸς Κλυταιμήστρας τάφον: 114. 1186 τί χρῆμα: 70*.703*. — ὑποτίϑης τίν᾽ ἐλπίδα: "welche Hoffnung kannst du als Grundlage darbieten?' (Thuk. 1138, 2, Xen. Hell. IV 8, 28, Plut. Lys. 23, 2

Ziegler; Kaibel, Komm. zu Soph. El. S. 202). — Da die zweite Frage Or.s in 1187 von El. nicht beantwortet wird, wiederholt Or. sie dem Sinn nach noch einmal in 1188. 10

Biehl

132

Einzelerklärungen

1187 ὑπὲρ oreloouo’

μητρὸς:

... τάφῳ:

“an Stelle der Mutter (d.i. Helenas)’. vgl. 124f. χοὰς τάφῳ

— χοὰς

xara-

| δοῦσ᾽; der Dat. auch beim Subst.

(da der Verbbegriff empfunden ist): 1322 νερτέροις χοάς. 1188 καὶ δὴ: statt des einfachen καί gesetzt (Ausdruck der Ungeduld): 758, El. 655, Hel. 101 (Denniston, G. P.? 250).

Hec.

1190 τίνος . . . φάρμακον: der emphatisch vorangestellte gen. obi. betont die inhaltliche Wiederholung zu 1188; die drei Fragen Or.s (1186b.1188.1190) drücken dessen gesteigerte Skepsis aus ('climax"), die erst durch die zusammenhängenden Ausführungen Els (1191—1203) überwunden wird. — τρισσοῖς

φίλοις: der Zahlenbegriff betont die Zusammengehörigkeit der φίλοι (vgl. 1178*). 1191

ἥν τι... σε δρᾷ: 1164*.

1192 πᾶν... .. τόδε: Assimilation (ursprünglich πάντες... οἵδε oder vielleicht auch πάντα... τάδε; Aesch. Pers. 1 f., Thuk. VI 77, 1): 'alle diese (— wir) bilden

einen Freundschaftsbund'. — «píAov: als generelle Bezeichnung (vgl 267 τὸ ϑεῖον — οἱ ϑεοί). — Die “Freundschaft” bildet ein entscheidendes Handlungsmotiv der jüngeren Tragódie (etwa seit den 20er Jahren); schungen zur Kritik und Geschichte der Komódie,

F. Leo, Plautinische For2. Aufl. Berlin 1912, 127;

Schadewaldt,

735, Andr. 376f. 585.

Monolog

258 Anm.

1; vgl. insbesondere

1194 σπάσαντ᾽ (a): nicht Dual (-vre), weil lediglich Or. angeredet ist (1195. 1197.1199). 1196 πτῶμ᾽

. .. ἐν αἵματι: das Abstraktum mit futurischem Sinn: ‘sobald

er gesehen hat, wie Hel. blutüberstrómt niedersinkt’ (1149*). — ἐν aiparı: vgl. das Verbaladj. in 1358; atua nicht metaphorisch (Denniston zu El. 1172), sondern wörtlich zu verstehen. 1197 πεπᾶσθϑαι: dorische Form (= χεκτῆσϑαι), im Att. bereits bei Solon (frg. 1,7 sq. Diehl); vgl. Andr. 641, Ion 675, Aesch. Ag. 835 (Ed. Fraenkel II 384), Ar. Av.942,

Xen: An. VI 1, 12.

(Wilamowitz,

Herakl. I1? 281f.

zu

V.1426).



πεπᾶσϑαι πατρὶ παρϑένου: Z ἠτυμολόγησε τὸ πατὴρ παρὰ τὸ πεπᾶσϑαι (vgl. den Gleichklang in 2088, 238). 1198 ὀξυϑύμου ... φρονήματος: eine Art Oxymoron (ὀξυϑύμου neben μὴ χρατῶν als ‘Fülle des Ausdrucks’ gesetzt); die 'Híeftigkeit' des Men. (1550; das Kompositum auch Bacch. 670f., Med. 319; vgl. das Verbum in Andr. 689f., Subst. ibid. 728) bildet möglicherweise den Anlaß zu unüberlegtem Handeln. — ἣν 8°... κτείνῃ ae: konativ (wenn er dich aber zu töten versucht’; Schwyzer I 259 Nr. 1). 1199 καὶ σὺ σφάζε: ‘dann sei auch du dazu bereit . . .' (686*). 1200 ἣν πολὺς παρῇ: “wenn er zuerst mächtig, gewaltig herbeikommt'; zu πολύς vgl. Hipp. 443 (von Aphrodite), Bacch. 300 (von Dionysos), Thuk. IV 22, 2

1012a—1245

Kombinierte Szenenfolge (Orest, Pylades, Elektra)

133

(von dem Demagogen Kleon), Sall. Iug. 84, 1 antea iam infestus nobilitati (i. e. Marius), tum vero multus atque ferox instare; in Verbindung mit παρεῖναι auch Suppl. 687ff. (von der dichten Staubwolke);

vgl. Thuk. IV 34, 2 6 κονιορτὸς ...

ἐχώρει πολὺς ἄνω (die Bildvorstellung des Windes mit Bezug auf Menschen in 698). 1201

χρόνῳ: 'mit der Zeit' (ursprünglich Lokativ; Wilamowitz, Herakl. II2 169

zu V. 740); Sehwyzer II 163. — μαλάξειν σπλάγχνον: das Akt. auch Alc. 770f. 381 (Dale S. 82£.); μαλάσσεσϑαι ‘sich erweichen lassen’, metaphorisch von der Verhaltensweise des Menschen (Soph. Ai. 594f.). — σπλάγχνον: ‘(Sitz des) Gefühl(s), besonders ‘Zorn’ (der Sing. stellt eine jüngere Bildung dar; Schwyzer I489 Anm. 1); gewöhnlich Plur. (Ar. Ran. 843f.1006; im eigentlichen Sinne, d. i.

= 'viscera', in Cyel, 424). — Das '"Weichwerden' des Men. geschieht in 1617a. — οὔτε... ϑρασὺς | οὔτ᾽ ἄλκιμος: vgl. 754. El.s Auffassung über die unbeherrschte Natur des Men. steht in Kontrast zu der von ihm selbst behaupteten 'Lebensklugheit’ (682—715). 1203 σωτηρίας

ἔπαλξιν:

‘sicheren

Schutz

im Hinblick

auf die Rettung’

(zu dem gen. obi. vgl. 724*); ἔπαλξις metaphorisch (ursprünglich 'Brustwehr': Tro. 957£.). — εἴρηται λόγος: “Epilogos’ (446*.6781.*, Phoen. 1012, Aesch. Eum. 710, Ag. 582, Cho. 521, Soph. Ai. 480, Soph. El. 73; Ed. Fraenkel, Aisch.

Ag. II 291). 1204 φρένας .. . ἄρσενας: vgl. Iph. T. 1032 δειναὶ γὰρ αἱ γυναῖκες εὑρίσκειν τέχνας, Hipp. 480f., Suppl. 294; weitere Stellen bei Zürcher 158 Anm. 14. — Die

Anerkennung der ‘männlichen Denkweise’ Els zeigt, daß Or. seine Skepsis (1190*) jetzt überwunden hat (Zustimmung). — à... κεκτημένη: 1045f.* 1340*. 1205 ἐν γυναιξὶ ϑηλείαις: die Verbindung episch (A 385f., V 166, © 520, Hes. sc. Herc. 4.10). — τὸ σῶμα ... πρέπον: gedankliches Komplement zu 1204; der vom Zusammenhang her überraschende Hinweis auf die Schónheit des weib-

lichen Kórpers ist charakteristisch für die Entstehungszeit des Stückes (Chapouthier 80a Anm. 2).

1206 ζῆν μᾶλλον ἣ Yaveiv: Wiederaufnahme der Alternative aus 50* (bzw. 441.758.886) unter Betonung des Soteria-Gedankens (1245*).

1207 Ἰχυλάδη: durch besiegelt. — ἄρ᾽ : 190*. die Aussicht auf die Ehe versprechens durch Or. 1658f.). — ἁμαρτήσῃ .

die Hinwendung zu ΡΥ]. wird der "Dreibund' endgültig — Die Bedrohung Herm.s eröffnet für Pyl. von neuem mit El.: Erneuerung des in 1080* aufgekündigten Ehe(12071. dramatischer Hinweis auf die Schlußszene; vgl. . . κτήσῃ: Homoioteleuton (1128f.*).

1208 μακάριον... λέχος: das Attr. als Anklang an den mit der Hochzeitsfeier verbundenen 'Makarismos' (86*) gesetzt (1050* Gamos-Motiv). 10*

134

Einzelerklärungen

1209 ei γὰρ γένοιτο: 1100*. — Der Wunsch des ΡΥ]. — den die antiken Erklàrer als 'unpassend in Verbindung mit dem vorliegenden Kampf um Leben und Tod’ (Z) empfanden — ist Ausdruck des starken Affekts der Stelle (die Antithese ‘Hochzeit — Tod’ zeigt den umgekehrten Bezug wie in 83—6: Hochzeit für El., Tod für Hel.). — ἔλθοι... ἀξιουμένη: scil. ἐλϑεῖν (1168*). 1211

ἥξει. . . τίνος χρόνου: 4015.

1212 &g ... γ᾽: begründend (93*). — eixag . . . | κάλλισϑ᾽: das starke Hyperbaton betont den eingeschlossenen hypothetischen Gedanken (εἴπερ . . .). — εὐτυχήσομεν . . . ἑλόντες: "wenn wir das Glück haben werden, Herm. zu fangen’ (K.-G. II 2, 57 Nr. 7). 1213 σκύμνον: die Tiermetapher (Andr. 1170 von Neoptolemos, Rhes. 381) bereitet den Vergleich in 1493* (‘Sparagmos’) vor (Leitmotiv’).

1214 καὶ δὴ... δοκῶ: ‘sie ist vermutlich sogar schon in der Nähe des Palastes'

(11089).

1215 τοῦ... χρόνου τὸ μῆκος: die emphatische Stellung des Gen. betont den prägnanten Sinn desSubst.: ‘die Länge der (seit Herm.s Abgang verstrichenen) Zeit stimmt genau

überein’,

nämlich

mit der Zeit, die für den

Gang

zum

Grabe

Kiyt.s und zurück notwendig ist (αὐτὸ 'gerade' Schwyzer II 211 Nr. 2); zu der Brachylogie (Fehlen des Dat. zu συντρέχει) vgl. den vollständigen Gedanken in Ion 547 ἄρα δῆτ᾽ ἐκεῖ μ᾽ ἔφυσας; — τῷ χρόνῳ γε συντρέχει (scil. τὸ φῦσαι), Herodot I

116, 1. — Zur zeitlichen Ókonomie des Stückes vgl. 125*. 1216 καλῶς: umgangssprachlich: Here. 599, Ion 417, Ar. Ran. 888 (antiphrastisch: d. i. im Sinne der Ablehnung; s. Kock? S. 147); 1106*; auch καλῶς γε

(1278; K.-G. II 2, 540c). 1217

παρϑένου δέχου πόδα:



παρϑένον ἀνελϑοῦσαν (K.-G. II 1, 280 ἃ); vgl.

Hec. 977, Hipp. 6611. 1218 φύλασσε δ᾽ fjv τις: "halte Wache für den Fall, daß vor Vollzug der Tötung Hels... sich jemand dem Palaste nähert’ (« 281ff., 8 359f., Xen. Mem. IV 4, 12; Schwyzer Il 631 Nr. 3); φυλάσσειν intransitiv ('excubias agere': Καὶ 192.

399.419.421, Thuk. II 13, 7, VII 53, 2; K.-G. II 2, 559 Anm. 1). 1219 1j ξύμμαχός τις ἣ κασίγνητος πατρός: der von Or. mit Absicht gegenüber El. vermiedene Begriff £y9póc (1311*) ergibt sich aus der Alternative zu ξύμμαχος: dieses Subst. hinzugefügt, obwohl vom Zusammenhang her nur der zweite Begriff in Frage kommt ('polare Ausdrucksweise’; 686*): ‘Bruder des Vaters’, d. i. umschreibende Bezeichnung für Men. (241*.745*); vgl. dagegen die hyperbolische Bezeichnung ἐχϑρός in 1102* (gegenüber Pyl.). — τις : 'pleonastisch' (Hec. 1179, Andr. 733ff.; Schwyzer II 215 x).

1012a—1245

1220 γέγωνέ

Kombinierte Szenenfolge (Orest, Pylades, Elektra)

τ᾽ ἐς δόμους:

der

Kondizionalsatz

in

1218

135

weiterwirkend:

‘und wenn tatsächlich ein Feind kommt, so ...'; τε = '-que' (die weitere Ausführung des vorangegangenen Satzes anfügend; Krüger zu Thuk. I 4; K.-G. II

2,242 Nr.2). — Die von Murray aufgenommene Zielbezeichnung (ἐς δόμους ABP: ἐν δόμοις ML et fortasse 22: £x δόμων primitus À?; s. Turyn 319) neben den drei weiteren (12208. 1221 ἔσω, 1222) wohl unvermeidlich: die Gedanken Or.s wenden sich dem Innern des Palastes zu, wo der ἔσχατος ἀγών (1222f.) stattfinden

soll. — γέγωνέ τ᾽: Imperativ Perf. (Aesch. Prom. 193, Soph. Phil. 238; Schwyzer I 199 Abs. 2; vgl. 119 ἄνωγέ vo).

1221 ἣ σανίδα παίσασ᾽ ἣ λόγους πέμψασ᾽ ἔσω: die beiden verabredeten Zeichen (‘Schlagen an die Türflügel' bzw. "Bescheid geben mit Worten’) scheinen in umgekehrter Folge (‘chiastische Stellung’) der Alternative in 1219* (‘Freund oder Feind") zu entsprechen.

1224

(del. Hermann) s. Textprobleme 721.

1225 ὦ...

ναίων:

1045f.*1204*.1340*. —

δῶμα...

νυκτὸς ὀρφναίας:

‘Haus der finsteren Nacht’, d.i. Erebos, Tartaros (265); die Verbindung νὺξ ὀρφναία im eigentlichen Sinne homerisch (K 83.276.386, ı 143); vgl. ὄρφνα in peri-

phrastischen Verbindungen: Herc. 45f. 351 ff. — Zum ‘Gebet am Grabe des Vaters’ vgl. Aesch. Cho. 4. 315ff. 456—460, El. 677—683. 1227—30 (del. Nauck) vgl. Σ 1229 £v τῷ ἀντιγράφῳ οὐ φέρονται οὗτοι οἱ δἴαμβοι, [καὶ] ἐν ἄλλῳ δέ (del. Kirchhoff); s. Textprobleme 731.

1231

ἱκοῦ δῆτ᾽ :'komm nur ja’; δῆτα bekräftigt den vorausgehenden Gedanken,

d. i. 1226 (219*.781*). 1232 cé9ev

...

ὕπερ:

die emphatische Stellung

des Personale

(199 lyr.)

betont die Verpflichtung des toten Vaters.

1233 ὦ συγγένεια πατρὸς ἐμοῦ: Metonymie K.-G. IL 1, 10 Nr. 2). —

Nach

Iph. T. 9178,

('Verwandter meines Vaters‘;

ist Pyl. der Sohn des Strophios und

einer Schwester Agam.s (Anaxibia); Eur. folgt damit einer bei Pindar und Aischy-

los noch nicht bekannten, anscheinend auf Pherekydes zurückgehenden Version des Mythos (Preller- Robert, Gr. Myth. II* 1304 und Anm. 2 und 5). Im Unterschied dazu ist in 1233 Anaxibia (oder Kydragora?) als Gemahlin des Krisos, des Vaters des Strophios, angenommen, d. h. Agam. gehört zur “Verwandtschaft des Vaters'; insofern kann sich Pyl. an ihn wenden (vgl. dagegen 804—06, worin die Verwandtschaft zwischen Or. und Pyl. ignoriert ist; die freie Behandlung der mythischen Fakten zeigt, daB für Eur. in erster Linie die dramatischen Notwendigkeiten ausschlaggebend waren). 1235/1237/1239: zur Form der Halbstichomythie in diesen Versen s. Bem. zu 114—'198.

136

Einzelerklärungen

1235b HA. 1236 IIY.: die von Herausgg. aufgenommene muß

wegen

der Symmetrie

zu 1237b/8, 1239b/40



Personenverteilung

auch wenn die Responsion

an sich nicht zwingend wäre (Krieg 77) — als das Primäre angesehen werden; s. Textprobleme 741. — ἡψάμην δ᾽ ἐγὼ ξίφους: ‘ich habe das Mordschwert angefaßt’,d.i. Anklang an El. 1225 ξίφους 7’ ἐφηψάμαν (womit deutlich die Beteiligung am Todesstreich bezeichnet wird), jedoch läßt 1235b wegen des Fehlens der Präpos. (£rı-) und des Adv. (ἅμα) eine eindeutige Bestimmung der Handlung kaum

zu: vielmehr allgemeiner Hinweis auf die Teilnahme El.s an der Gesamthandlung (s. o.), nicht aber am Todesstreich; demnach

kein Widerspruch

zu 284 (vgl. 32.

615). Für die in 1235f. vorliegende 'Selbstbezichtigung' (1238) kann es als typisch angesehen werden, daß der Täter jedesmal den Maximalbegriff seiner Teilnahme (d. i. "Tötung der Mutter’, ‘Anfassen des Schwertes’, ‘Aufforderung zum Mord’ bzw. "Beseitigung des Zögerns’) anführt. 1236 ἐγὼ 8«€ γ᾽» ἐπεκέλευσα: ‘ich war es, der dazu ermuntert hat’ (die metrische Auffüllung von Porson nach Triklinios; Textprobleme 75f.); ἐπικελεύειν kommt der Bedeutung von ἀπολύειν ὄκνου sehr nahe (vgl. Aesch. Cho. 899—903). 1237 σοί... ἀρήγων: Satzkomplement zu 1235a ἔκτεινα μητέρα. 1238 οὔκουν... ῥύσῃ: ungeduldige Frage: ‘rettest du nicht?', d.i. so rette doch (Soph. O. R. 676, Ant. 244; Denniston, G. P.*431 und 587). — ὀνείδη τάδε: zum "Vorwurf', "Tadel' wird der Inhalt des Gebets für Agam. erst dann, wenn dieser nicht hilft.

1239 δακρύοις κατασπένδω ce: die Konstruktion in Analogie zu δωρεῖσϑαι (117*). — Zur Form der 'ÉErsatzhandlung' (d. i. Tränen an Stelle der Trankopfer-

spende; dazu die Ausführungen in 112—5) vgl. 383*.1049f. (1050*). — δ᾽... γε: in der Erwiderung (δακρύοις — οἴκτοισί γ᾽); Denniston, G. P.3 153.

1240 παύσασϑε: die Aufforderung des Pyl. zum Abbruch des Gebets steht in Kontrast zu den gemeinsamen Klagen Or.s und El.s (1239).

1241 εἴπερ .. . ἀκοντίζουσ᾽ : ‘wenn wirklich ins Innere der Erde Gebete dringen, so hört er (Agam.) es bestimmt’. — ἀκοντίζουσ᾽: d.i. μεταφορὰ ἀπὸ τῶν τοξευόντων (Aesch. Suppl. 446, Eum. 676, Hec. 3341. 603, Andr. 365, Ion 256,

Suppl. 456, frg. ad. 529 Nauck?, Plat. Theaet. 180a 4 sq. Burnet): während Worte wie Pfeile ihrem Ziel durch die Luft zusteuern, dringen Gebete — nach Ansicht des Pyl. — auf Grund der ihnen innewohnenden magischen Kraft (Wilamowitz, G. H. I? 30) zu den Toten unter die Erde.

1242 ὦ Ζεῦ npóvove: durch Anaxibia (1233*) ist Pyl. — ebenso wie Or. und El. durch Agam. — ein Nachfahre des Tantalos, der selbst Sohn des Zeus (5) ist. — Δίκης σέβας: periphrastiseh (= Δίκη σεβαστή); vgl. Aesch. Eum. 885, Soph. Phil. 1289, O. R. 830, Cycl. 580 (Schwyzer II 122»).

1012a—1245

den

Kombinierte Szenenfolge (Orest, Pylades, Elektra)

137

1244 τρισσοῖς ... εἷς... μία: die 'Antithese der Zahlenbegriffe nimmt allgemeinen Gedanken in 1192b wieder auf (Iph. T. 1065f., Hec. 896f.,

Soph. Ant. 55; Denniston zu El. 649). — γὰρ: an 3. Stelle (1089*).

1945 ἣ ζῆν ... ἣ 9aveiv: die Alternative formelhaft (50.441.758.886), neben ἀγών bzw. δίκη einen Begriff bildend. — ὀφείλεται: der Verbbegriff streng genommen nur zur zweiten Hälfte der Alternative passend (Zeugma'; daher von Murray vor ϑανεῖν Gedankenstrich gesetzt). — Die Schlußsentenz (1244f.) fat das Ergebnis der gesamten Szenenfolge (1018—1245) in prägnanter Weise zusammen:

1. das Mechanema bietet trotz Or.s Verurteilung die Móglichkeit zu einer neuen Entscheidung ('Agon': 1124.1222f.), 2. in der Tötung Hel.s liegt eine neue Rechtsetzung, nàmlich auf Grund der Selbsthilfe; 3. konkret gesprochen handelt es sich dabei um die Frage, ob Or. und El. am Leben bleiben kónnen (1245 epexegetisch zu 1244). Das Neue besteht in der Erweiterung des Personenkreises (Einbeziehung des Pyl. in das gemeinsame Schicksal).

1246—1310

Einlage: melodramatische Partie

Der in 1128f. zwischen Pylades und Orest verabredete Anschlag auf Helena (d.i. erster Teil des ‘Mechanema’) wird in 1246—1310 in Form eines lyrischmelodramatischen Wechselgesangs zwischen Elektra und dem Chor dargestellt.

Dabei wird das szenische und hinterszenische Geschehen in ein zeitliches Nacheinander aufgegliedert: diesem entspricht die (a2b) mit einer Tanzszene (sog. Hyporchema)

'epodische Kompositionsform’ in Strophe und Gegenstrophe

('Wáüchterszene') bzw. mit der Darstellung des Mechanema selbst in der ‘Epodos’. Über die choreographischen Dispositionen innerhalb des Strophenpaars (1246 bis

1285) gibt der Text jeweils Aufschluß: und hàlt unter Elektras Regie nach Anschlag auf Helena nicht durch das zu 1272) gestört wird. Die ‘Epodos’

der Chor wird in zwei Hälften aufgeteilt beiden Seiten hin Ausschau, damit der Herannahen eines Feindes (dazu s. Bem. (1286—1310) führt in drei Etappen zum

Anschlag auf Helena hin: 1. Ungeduld Elektras, daB der Anschlag trotz günstiger

äußerer Situation noch nicht stattfindet, 2. Aufforderung an den Chor zu erneuter Wachsamkeit, 3. Angstschreie Helenas hinter der Szene (1296—1301). Den Abschluß bildet eine kurze Monodie Elektras, ein sog. melos ergastikon, das die Tótungshandlung hinter der Szene begleitet (1303— 1310).

1246 Μυκηνίδες ὦ φίλει»αι: die Herstellung des Hemiepes (Gottfr. Hermann) wohl unerläßlich

(vgl. 1266). Die Stellung von

ὦ bereits homerisch

(317, Καὶ 43,

Soph. Ai. 395, El. 167; Schwyzer I1 61y Abs. 2 und Anm. 3). 1247 τὰ πρῶτα

κατὰ

Πελασ-:

dochmius Kaibelianus (Turyn, Gnomon 7,

1931, 517) mit Teilung des mittleren longum (vgl. 1268). — τὰ πρῶτα: ‘der (bzw. die) Erste(n), Vorzüglichste(n)’ (Med. 917, Ar. Ran. 421, Herodot VI 100,3, Lucr. 186 ductores Danaum delecti, prima virorum; Schwyzer II 44 Zusatz). —

Πελασγὸν ἕδος ᾿Αργείων: = "Apyoc (692.960.1296.1601). 1248 τίνα ϑροεῖς αὐδάν: formelhaft (figura etymologica’; Hipp. 571, Tro. 1239 b): der Chor erwartet von El. eine nähere Anweisung. — πότνια: Ausdruck der Ehrerbietung ('Herrin'), d.i. Erwiderung der stilisierten Anrede in 1246 (ein Manierismus, der offenbar mit der kunstvollen Tanzform in 1246—1285 im Zusammenhang steht). Zur Sache vgl. Andr. 56ff., Hipp. 88. 1250 τόδ᾽: rückverweisend (Schwyzer II 209 Nr. 3) auf die Bezeichnung πότνια.

1246—1310

Einlage: melodramatische Partie

139

1251 ectf59" ... τόνδ᾽... τρίβον: Akk. der räumlichen Erstreckung wie bei einem Verbum der Ruhe (871*.956*, Andr. 117, Ion 91.955f., Suppl. 987, Iph. T. 277; Schwyzer II 76 Nr. 1 und Anm. 1; es kann auch Akk. der Richtung verstanden werden). 1253

‘Schuld’ 7158}.

τί δέ

pe τόδε χρέος

(Soph. ΕἸ. 73f.)

ἀπύεις:

dann

scil. (ἐκ-) πρᾶξαι (2); χρέος ursprünglich

auch

'Aufgabe'

(Iph. T.881f.,

Aesch. Pers.

1256 ἐπὶ φοίνιον αἷμα: Σ τὸ τῆς ᾿Ελένης; die Verbindung homerisch ‘das rote Blut’). 1257 πήματα

πήμασιν:

3351.816f.; die Präpos.

(o 97

gesetzt in Tro. 596 ἐπὶ δ᾽

ἄλγεσιν ἄλγεα κεῖται.

1288 χωρεῖτ᾽, ἐπειγώμεσϑ᾽ : adhortativer Konj. in Verbindung mit einleitendem Imperativ (1281; Schwyzer II 315 Nr. 2). Der Chor teilt sich in zwei Hälften (1258 bzw. 1260), um nach Osten (1258) bzw. nach Westen (1260) die heranführen-

den Wege zu überwachen (ähnliche Aufteilung des Chors in Soph. Ai. 804ff.). —

ἐγὼ μὲν οὖν: οὖν knüpft an den vorausgehenden Gedanken an und führt ihn näher aus, wobei statt des zu ἐγὼ μὲν zu erwartenden σὺ δὲ in 1260 καὶ μὴν ἐγὼ folgt

(Denniston, G. P.? 470f.). 1260 xai

G. P.2 352).

μὴν:

zustimmend

und den Gedanken

weiterführend

(Denniston,

1261 δόχμιά νυν... διάφερ᾽: acc. viae (Y 116; Schwyzer II 69 Nr. 1). —

κόρας...

ὀμμάτων:

‘die (Pupillen der) Augen’ (Breitenbach 25; 1319). δια-

φέρειν... χόρας “die Augen Page zu Med. 1174—5).

herumgehen

1262 ἐκεῖϑεν ἐνθάδ᾽, εἶτα πάλιν: gegengesetzt'; zu πάλιν vgl. 810*, πάλιν Heraclid. 429f. 835.

Ion

lassen’

(Bacch. 1086f.,

Phoen. 265f.;

‘von dort nach hier, dann wieder ent1502f.,

Hel 1f41f.,

Andr. 618;

zu εἴτα

1264 XO. σκοπιὰν ἔχομεν: die Personenverteilung in Abweichung von der Responsion

(1284f.)

mit

codd.

(Di

Benedetto,

Herm. 89,

1961,

316f.;

zu dieser

Frage s. auch Krieg 80; Wilamowitz, Aeschyli ed. maior ad Pers. 954). 1265 ὡς ϑροεῖς: — ὡς λέγεις (Bacchyl. 3, 9 Snell, Soph. Trach. 531, Ai. 67, Aesch. Ag. 104, Tro. 153. 1239).

1266 βλέφαρον: der von Murray, Scarcella aufgenommene Plur. (βλέφαρα recc.} weder metrisch noch wegen 1267 κόραισι gefordert (vgl. den Sing. in 140. 1469). Das Hemiepes in 1256f. 1264 wiederkehrend.

1267 κόραισι δίδοτε πάντα: “gebt den Augen alles frei (zu sehen) durch die (aufgelösten) Haarlocken hindurch’, d. h. streift die Haare zurück, die seit Aus-

140

Einzelerklärungen

führung des Threnos (960—981; Chapouthier 83a Anm. 1) verwirrt sind; zu dem Ausdruck vgl. Andr. 1086f., Phoen. 1370f. 1268 (προσέρχεται) «τίς ὅδε» τίς ὅδ᾽ ἄρ᾽ áp.-: Glosse ohne metrische Einarbeitung (825*. 968. 972f.; vgl. auch 181f.205f. und Lücke in codd.; einleuehtende Herstellung des 2. Dochmius durch Gottfr. Hermann. 1269 ἄρ᾽: mit Bezug auf ὅδε τις ἐν τρίβῳ (Denniston, G. P.? 40). 12691. ἀμφὶ μέλαϑρον πολεῖ: "wer nähert sich deinem Palaste?' (114*.1312). 1270 πολεῖ: intrans. ('versatur'; Alc. 29; trans. in Aesch. Pers. 307; Schwyzer I 7198). — Das Trugbild des ‘Bauern’ auffallend, doch ist anscheinend die unmittelbare Vorstellung des 'Feindes' vermieden (vgl. 1219*, auch 1311, worin

eine Bezeichnung der Personen unterdrückt ist). 1272 ϑῆρας ξιφήρεις... φανεῖ: ‘er wird schwerbewaffnete Ungeheuer zum Vorschein kommen lassen’; die Affektbezeichnung für 'Feinde' (Suppl. 145, Phoen. 420; hierher gehören auch die Tiervergleiche in 1401f. 1459, Suppl. 140) wird noch deutlicher durch die Kontrastbezeichnung: 1346 φίλοι ξιφήρεις mit Bezug auf Or. und Pyl. (ebenfalls im Munde El.s) — ἐχϑροῖσιν: die Bezeichnung ‘Feinde’ im Munde El.s auffallend: indem El. den Begriff im Sinne des Bauern verwendet (d. h. mit Bezug auf Or. und Pyl.), verliert er für sie seine eigentliche, schlimme Bedeutung (dazu vgl. 393): "Feinde, die keine Feinde sind’.

1273 ἄφοβος ἔχε: Med. 550, Hipp. 1313, Iph. A. 1133 (extra metrum), Herodot VIII 65, 5 (K.-G. II 1, 92; Page zu Med. 550). 1275

τὸ σὸν: ‘dein Bereich’.

1278 καλῶς τά γ᾽ ἐνθένδ᾽: scil. ἔχει; τὰ ἐνθένδε (Attraktion; 604.851.1514) ursprünglich Richtungsbezeichnung (Bacch. 48ff., Plat. Apol. 40c 7 sqq. Burnet; K.-G. II 1, 546 Anm. 1), weil dabei an die Bewegung der Augen gedacht ist. — τἀπὶ σοῦ: ‘in Richtung auf dich zu (und weiter)’; s. K.-G. II 1, 496b. 1280 ἐς ταὐτὸν ich)’;

Hec. 748,

ἥκεις: ‘du bist zu dem gleichen Ergebnis gekommen

El.787,

Iph. A. 1002;

zu

der

Form

ταὐτόν

(wie

s. Schwyzer I 406;

738. — xai γὰρ οὐδὲ τῇδ᾽ : 'denn auch nicht einmal hier’; καί in steigernder Funktion (K.-G. 11 2, 337 Anm. 1). — οὐδὲ... ὄχλος: "'Klimax' (gegenüber 1279 οὔτις... Δαναϊδῶν); ὄχλος und (z. B. Xen. An. II 5, 9).

1981

«qépe vov . . . βάλω:

ἐρημία

(1277)

1258*. —

sind Ausdrücke

ἐν πύλαισιν:

des Kriegswesens

Plur. wie in 1481. —

&xo&v βάλω: 'sbstractum pro eonereto' (d. i. οὖς; Herc. 1060; Krieg 56 Anm. 10);

die Periphrasis (‘ich will horchen’) ist ähnlich gebildet wie in Andr. 1179f. ἐς τίνα δὴ φίλον αὐγὰς βαλὼν τέρψομαι. 1284 τί μέλλεϑ᾽:: auf die Herstellung der Responsion (XO. praef. Wilamowitz)

kann

vermutlich

verzichtet

werden

(Krieg

80;

Di

Benedetto,

Herm.

1246—1310

Einlage: melodramatische Partie

141

89, 1961, 317; Bem. zu 1264): nachdem El. festgestellt hat, daB von keiner Seite Gefahr droht, fragt sie ungeduldig, warum Or. und Pyl. im Innern des Palastes

noch zaudern (El. als Sprecherin wird durch 1220b bestätigt, obwohl gegenüber der

dort

geäußerten Vermutung

die tatsächliche Situation leicht abgewandelt

ist: kein äußerer Feind, vielmehr Ungeduld El.s); diese Frage wäre im Munde des Chors kaum passend. Nach 1285 ist vermutlich ‘Pause’ anzunehmen: El. lauscht, ob aus dem Innern des Palastes eine Antwort auf ihre Frage in 1284f. erfolgt. —

ἐν ἡσυχίᾳ: "ungestört, ‘in aller Heimlichkeit’ (1407 f.). 1285 σφάγια φοινίσσειν: "victimam immolare" (Breitenbach 47); σφάγια prägnant: 'Opfertier' (Schwyzer I 470 Nr. 7), zu dem Plur. vgl. Hel. 15611ff.; Kr.Di. 44, 3,4;

Bem.

zu

10081.1053.1560.1672.

Zu

φοινίσσειν

(‘rot

machen’,

nämlich durch Blut) vgl. Herodot VII 77, 2. — Zu dem 'Opfer-Motiv' s. Bem. zu 1327.1471. 1286 ὦ τάλαιν᾽ ἐγὼ κακῶν: Selbstanrede als Pathosausdruck (671f.; zu dem Gen. vgl. 412.671.1029f.1455.1666, Hec. 783; Schwyzer II 134b).

1287 ἐκκεκώφηται (-pwraıF) ξίφη: ‘sind denn angesichts der (bekannten) Schönheit Hels ihre Schwerter stumpf geworden? El. versucht anscheinend, den in 1284 f, erhobenen “Vorwurf des Zauderns’ (794 u. ö.) durch den Hinweis auf Hel.s Zauberkraft wieder abzuschwächen. — Der Plur. des Verbs in den Zitaten

bzw. in B? (s. krit. App.) stammt anscheinend aus der Vorlage zu dieser Stelle bei Stesichoros (Z; Wilamowitz, Einl? 151 Anm. 58; das Zurückgehen auf Stesi-

choros bezweifelt von Leiden 1919, 361.) 12891.

J. Vürtheim,

ὁρμήσας | ποδὶ βοηδρόμῳ:

Stesichoros'

Fragmente

und

Biographie,

136f.1505*.

1290 μέλαϑρα προσμείξει: der Akk. von προσ- abhängend (Schwyzer II 671. Nr. 1), dagegen Prápos. in Thuk. III 22, 3; auch Dat.: frg. 911, 3 sq. Nauck?. 1291 οὐχ ἔδρας ἀγών: eine Art Oxymoron (Kaibel, Komm. zu Soph. El. 281 zu V. 1372), nach dem Typ οὐχ ἔδος ἐστί ‘es gibt nicht (Zeit zum) Sitzen’ (A 648; ähnlich Bacchyl. frg. 15, 1 sqq. Snell, Ale. 39, Iph. A. 1344) gebildet; zu ἀγών mit Gen. vgl. Med. 403. 1292 éAlagete: intrans. V. 690); vgl. 1295 ἀμείβω.

Andr. 551£.,

Hipp. 911,

(Iph. A. 215.1480; Wilamowitz, Herakl. II? 158f. zu

1295 σκοπεεύρ»ουσ᾽ ἁπάντᾳ: die Korrektur von Nauck (Eur. Stud. I 61) vom Metrum gefordert. — &nävra: ‘nach allen Seiten hin’ (Ion 205f.; K.-G. II 1, 444

Anm. 3). Zu dem Gedanken vgl. Phoen. 659f. — κέλευϑον: 1261*. 1296 ἰὼ Πελασγὸν "Ἄργος: Hel.s Hilferuf an die Argeier (d.i. “Widerspruch’ zu 56— 61.98. 102) ist durch den Duktus der Handlung bestimmt (vgl. 1271f.

13551.).

142

Einzelerklárungen

1297 χεῖρ᾽ ἔχουσιν ἐν φόνῳ: umgangssprachlich (Bacch. 1053). 1299 ἀέναον κράτος: “immer fließende (= ewige) Macht’; zu der Metapher bzw. ‘Fülle des Ausdrucks’ s. Breitenbach 190. 1300 ἔλϑ᾽ ἐπίκουρος: formelhaft (Timotheos Pers. 215ff.). — -μοῖσι φίλοισι πάντως:zu diesem DaktylenschluB (— 5. — - — —)s. Ed. Fraenkel, Rh. Mus. 72, 1917, 164; Snell, Gr. Metr.? 19; vgl. Aesch. Suppl. 526.530.846, Sept. 485,

166, Ag. 1024.1482. 1301

Prom.

παρών μ᾽ οὐκ ὠφελεῖς: zum "Versagen' des Men. vgl. 717—724.

13021.

φονεύετε

des aufs äußerste

καίνετε

gesteigerten

ὄλλυτε: Pathos

asyndetisches (Timotheos

Trikolon

Pers. 203f.;

als

Ausdruck

Breitenbach

195;

Schwyzer II 701a Abs. 2); vgl. 1361.971. — Zu dem 'Hiat' vgl. 148*. 1303 δίπτυχα δίστομα: das erste der beiden durch Homoioarkton verbundenen Komposita (Ásyndeta) an Stelle des einfachen Zahlenbegriffs gesetzt (El. 1238f., Or. 633.1513*,

Hec. 1287,

Andr. 471.578,

Med. 1136;

Breitenbach

190);

δίστομος = ἀμφίστομος (Timotheos Pers. 176f., frg. 530, 5 sq. Nauck?, ibid. 1044; Breitenbach 169).

1304 φάσγανα ἐκ χερὸς ἱέμενοι: der Ausdruck scheint eher zur Handhabung einer

Wurfwaffe

zu

passen

(Soph. Phil. 1287,

Xen. An. IH

3,15;

vgl.

Z);

s.

Bem. zu 1133. 1305 λιποπάτορα λιπόγαμον: “tötet Hel. als eine, die Vater und Ehegemahl verlassen hat’; das erste Kompositum

enthält eine Anspielung auf eine weniger

bekannte Version des Mythos: erste Entführung Hel.s durch Theseus (Paus. II 22,6;

Plut. Thes.

31; das

Thema

von

Stesichoros

behandelt;

zur Darstellung

in der Vasenmalerei s. Roscher, Lexikon der griechischen und römischen Mythologie s. v. Helena col. 1956). Das Epitheton λιπτοπάτορα scheint eine ‘dramatische Antithetik' zu dem Beiwort Or.s (1605 φιλοπάτωρ) auszudrücken (Chapouthier 84a Anm. 2). — Zur Bildung der Komposita vgl. λιπότεκνος (Pind. Parth.I = frg. 94a 16 sq. Snell) und λιπόναυς ('desertor classis'; Aesch. Ag. 212; Ed. Fraenkel

II 122). 1307 παρὰ ποταμὸν: das Verweilen bei der Vorstellung des ‘Flusses’ bzw. der "Wogen des Skamanders' erinnert an 992—94 (Verweilen bei der geographischen Vorstellung des Geraistischen Vorgebirges): in beiden Fállen handelt es sich um den reinen Ausdruck des Gefühls bzw. des Schmerzempfindens (Sentiment).

1311—1352

. Hermione-Auftritt

Die kurze trimetrische Partie zwischen dem melodramatischen Wechselgesang (1246—1310)

und der Strophe des 4. Stasimon

(1353— 1365) enthält den bereits

in 1185—9 bzw. 1211—5 erwarteten Auftritt Herm.s (vgl. 124f.). Der Anschlag auf die Tochter des Men. gliedert sich in zwei Teile: 1. Gefangennahme Herm.s, die sich

‘wie ein junges Bergwild' (1494f.; die Bildvorstellung bereits vorbereitet in 1213) in den 'Maschen des Netzes' (1315*), das man ihr listigerweise aufgestellt hat, verfängt; 2. Bedrohung Herm.s, die zunächst darin besteht, daß Or. und Pyl. Sich, sobald Herm. das Innere des Palastes betreten hat, 'wie rasende Bakchantinnen' (1494) auf sie stürzen. Das hinterszenische Geschehen wird im Botenbericht

des Phrygers mitgeteilt (1490— 1494 c). 1311

σιγᾶτε

σιγᾶτ᾽ : Anadiplosis

im

Trimeter

(219*.257.470*.1143.1349)

für den Spätstil des Eur. typisch. — Das Schweigegebot zeigt die starke innere

Anteilnahme des Chors an der Handlung. — κτύπου τινὸς: ‘Geräusch’ an Stelle der dieses verursachenden Person gesetzt ('Metonymie"); vgl. 1314a. 1312 κέλευϑον ἐσπεσόντος: acc. viae (K.-G. II 1, 312 Nr. 5): ‘den Weg entlang bricht herein... — ἀμφὶ δώματα: ‘auf den Palast zu’ (114*. 1269f.).

13131. ἐς μέσον φόνον | 46° "Eppióvr, πάρεστι: ‘mitten in den (Vollzug des) Mord(es) hinein (ist) Hermione

(gekommen):

hier ist sie' (Schwyzer II 434);

19 mit Bezug auf die in unmittelbarer Nähe des Sprechenden befindliche Person (Schwyzer II 209 Nr. 1). 1314

βοήν: mit Bezug auf 1302— 1310.

1315

ἐσπεσοῦσα: die Wiederholung des Verbbegriffs (1312*) zweifellos beab-

sichtigt, da es sich um die Korrektur der Aussage des Chors handelt; deshalb auch

die

Konjektur

(ἐσπαίσουσα Wecklein)

nicht

berechtigt.



ἐσπεσοῦσα

δικτύων βρόχους: Bildvorstellung der ‘Jagd’ (1213.1493ff.); dabei zwei Phasen zu unterscheiden: 1. Herm. ist bereits ‘in die Maschen des Fangnetzes geraten’, 2. Herm. muß — im Bereich des ausgespannten Netzes — erst noch ergriffen

werden (1316). 1316 ϑήραμ᾽ : ‘Schlüsselwort’ Handlung:

wie die Erinyen

(836*) als Hinweis auf den “Umschwung’

der

Or. gejagt haben, so jagen die Verschwörer Herm.

144

Einzelerklärungen

(der ausdrückliche Hinweis auf den 'Sparagmos'

erfolgt erst in 1492f.*, d.i.

Weiterführung des Bildes im Sinne des 'Leitmotivs’).

1317 πάλιν κατάστηϑ᾽ (-τε): 'nehmt wieder Fassung an’ (Aesch. Pers. 295; Wilamowitz, Gr. Leseb. I1? 34; Italie S. 58). — ἡσύχῳ... ὄμματι: "Verstellung’; am Auge (bzw. an der 'Haut') erkennt man die ἕξις eines Menschen (das gilt auch im medizinischen Sinne: 253*).

1318 χρόᾳ τ᾽ ἀδήλῳ: die Adversativpartikel (τ᾽ codd.: δ᾽ Porson) deshalb nicht notwendig, da ‘Addition’ (Denniston, G. P.? 375) vorzuliegen scheint (μὲν =

μήν). 1819 ὀμμάτων ... κόρας:

1261". —

σκυϑρώπους

... ἕξω:

“ich werde

eine traurige Miene aufsetzen’ (vgl. 893f.*1121f., Phoen. 1333).

1320 ὡς δῆϑεν: “unter dem Vorwand’ (Denniston, G. P.? 265; vgl. 1119). — τἀξειργασμένα: ‘die (vermeintlicherweise) vollzogene Tötung Hels' (1354). 1321 ὦ παρϑέν᾽: Anrede der auftretenden Person (in der Tragödie selten) auch 136, Heraclid. 52. — ἥκεις: die Frage in den beiden Partizipien (στέψασα xai σπείσασα) enthalten: ‘hast du dein Vorhaben — Totenehrung am Grabe Kiyt.s

(112—123)

samkeit ablenken;



durchführen

vgl. jedoch

können?’

Els

1323b— 1325. —

Frage

sol Herm.s Aufmerk-

τάφον .. . χοάς: die beiden

Objekte in Rahmenstellung zu den in den Partizipien enthaltenen Verbbegriffen (sog. Chiasmus).

1322 νερτέροις χοάς: adnominaler Dat. (dagegen Gen. in 123) wie in 1178. 1436* u. ö.; vgl. den verbalen Ausdruck in 1187*. 1323 ἥκω: affirmative Antwort durch Aufnahme des gleichen Verbbegriffs (1321 ἥκεις; vgl. 245.11831.). — AaBoUca πρευμένειαν: konventioneller Bescheid im Sinne von

119f.

13231. ἀλλά uot . . . εἰσελήλυϑ'᾽ : der Dat. (uox B: με B?) gegenüber dem Akk. (1668*) seltener (Soph. Trach. 298, Cycl. 411; K.-G. II 1, 452 Anm. 3).

13241.

ἐν δόμοις...

βοήν:

starkes

Hyperbaton

(τηλουρὸς. . . δωμάτων

antithetisch) zur Betonung des entscheidenden Begriffs (βοήν); zum attributiven

Gebrauch des präpositionalen Ausdrucks vgl. 45*. 1434f.* u. ὃ. — Neben τηλουρὸς (fem.) gelegentlich auch τηλουρά (Andr. 889). 1326 τί δ᾽: ‘wieso denn?’ (672*.1275), d. i. gespielte Entrüstung. — τυγχάνει: praesens pro perfecto (‘was uns zuteil geworden ist, verdient Klagen’); K.-G. I 1,136b.



Els '"Táuschungsrede'

besteht darin, daß sie die Schreie (Hel.s bzw.

die eignen) im Sinne der Totenklage über das eigne Los umzudeuten versucht. 1327 εὔφημος ἔσϑι: 'schweige still’; Anklingen des 'Opfermotivs' (Wilamowitz, Herakl. II? 244 zu V. 1188), worin insofern eine tragische Ironie liegt, als

1311—1352

Hermione-Auftritt

145

Herm. nur die ‘Scheu, das Schlimme zu nennen’ (393) meint. — τί δὲ νεώτερον: der Komparativ euphemistisch (Wilamowitz, Herakl. II? 242 zu V.1173); der Ausdruck

umgangssprachlich

175 (II).

(Bacch. 214); zu τί δὲ (1072)

s. Denniston,

G. P.?

1329 μὴ δῆτ᾽ : ‘nicht doch’ (Ellipse: das soll niemals geschehen; Med. 1056, Suppl. 267, Soph. O. R. 830£.); Denniston, G. P.? 276. — ἐμοῦ (ML: -oóg ABP) γε συγγενεῖς: die orthotonierte Genitivform als gen. poss. bereits homerisch (Z 344, Aesch. Ag. 1260f., Hel. 282; Sehwyzer II 201 Abs. 2). Der Akk. (συγγενεῖς),

Appos. zu 1328 ᾿Ορέστην κἄμ᾽, begründet die 'Bitte' (1329 8). 1330 dpap'(c): ‘es ist beschlossen’ (Med. 322, Andr. 255). — ἀνάγκης δ᾽... καϑέσταμεν: "wir stehen unter dem Joch der Notwendigkeit’ (zu der Bildvorstellung vgl. frg. 475 Nauck?, Hipp. 1389, Andr. 98); doppelsinnig: “Notwendigkeit’

=

1. HinrichtungsbeschluB,

2. Verpflichtung zur Durchführung des

Mechanema (1130.1147f.1244f.). Die Bildvorstellung bereits mit Bezug auf Or.s Krankheit in 45* enthalten ("Leitmotiv’). 1332 γὰρ: affirmative Antwort

(103 u.ö.). ELs Worte stellen insofern eine

"Trugrede' dar, als bei Herm. die Vorstellung erweckt wird, daß es sich tatsächlich nur um die Hikesia Or.s handelt (1414f.*).

1333 τίς:

οὐδὲν

οἷδα

μᾶλλον:" nicht einfach

'Füllvers'

(H. Weil

S. 779;

vgl. 1120*): die Frage zeigt, wie Herm. sich täuschen läßt (1335).

1335 ἐπ᾽ ἀξίοισί τἄρ᾽: ‘so ist also berechtigtermaßen . . '; zu τοι ἄρα (755*, Med. 703)

s. Denniston,

G. P.?555;

der Gedanke

als Bestätigung

für 1326.



ἀνευφημεῖ: ἀναϑρηνεῖ (2); Soph. Trach. 783. — ἀνευφημεῖ δόμος: zu der persönlichen Konstruktion vgl Ale. 78. — Herm.s 'SchluBfolgerung' (τἄρ᾽) gilt — im Sinne des Spiels — auch für den Anschlag auf Hel. (“tragische Ironie’). — 1336 περὶ τοῦ yàp ἄλλου:

elliptisches γάρ (1332 u.ó.): '(natürlich) denn

worüber sollte jemand sonst noch so (wörtlich: mehr) schreien (als über das Sterben)?'; zu μᾶλλον zu ergänzen ἀξίου (aus 1335 ἐπ᾽ ἀξίοισι). — Der Gedanke wird

von den beiden Sprecherinnen verschieden verstanden ('Divergenz'; zu diesem Problem

vgl. 1342.16231.): El. denkt an den (vermeintlichen) Todesschrei Hel.s,

Herm. an die (ebenfalls vermeintlichen) Schmerzensschreie über Or.s und El.s Tod. 1337 perdoxes . . . φίλοις: dat. comitativus (K.-G. II 1, 430), wobei gleichzeitig auch Dat. des Interesses herauszuhören ist ((nimm teil... zu Gunsten deiner Verwandten’). — Durch die 'Hikesia' tritt der zweite Teil des Stückes (Mechanema') in Parallele zum ersten (Menelaos-Szene), jedoch liegt in 1332—8 bzw. 1408—15 lediglich eine Scheinhandlung vor.

1338 τῇ μέγ᾽ 0A Bia: der Wertbegriff (340.807*) von El. sarkastisch verstanden, jedoch liegt wegen der Apotheose Hel.s (1494—8), wenn man will, eine tragische

146

Einzelerklärungen

Ironie darin. — μέγ᾽ (α): steigernd (1691, A 158, B 480, o 227, Iph. T. 1497, Aesch. Suppl. 141, Prom. 647; Schwyzer II 413a). 1340 ἀλλ᾽: ἄγ᾽ pap. Oxyrh. 1370: zur Wiederholung der Partikel s. Denniston, G. P.? 15 (Textprobleme 79). — ὦ τραφεῖσα: Part. in der Anrede als Affekt. ausdruck (1045*.1204f.): Hinweis auf die von Herm. empfangene 'Vorleistung' (641.109*; vgl. auch 643).

1341 κἀπικούφισον κακῶν: gen. separativus; zur Bildvorstellung der ‘Last’ vgl. 3*.43(45*).

1342 i9" εἰς ἀγῶνα: formelhaft (Soph. El. 685. 6908ff.; Nauck, Komm.? 93). Der Gedanke verschieden aufgefaBt (1336*): El. meint Herm.s Kampf um Leben und Tod ("Täuschungsrede’), Herm. den rhetorischen Agon zur Umstimmung Hel.s

(Hikesia' — ἐγὼ δ᾽ ἡγήσομαι: El. geleitet Herm. bis zum Eintreten in den Palast; sie selbst geht erst nach 1352 hinein. 1343 σωτηρίας.

.. tepg”: gen. definitivus ('dasZiel, das in der σωτηρία liegt!)

bzw. appositivus (‘die Vollendung, nämlich die σωτηρία); die Verbindung kann

als

Umkehrung

135ff.)

zu homerisch

verstanden

vgl. 724.1203*.

werden;

θανάτοιο

zur

τέλος

Verwendung

(T'309, von

e 326,

σωτηρία

Med. 153, als

Hipp.

‘Schlüsselwort’

1344 ἰδού: 144*. — διώχω .. . πόδα: 'ich setze meinen Fuß in rasche Bewegung, eile! (Aesch. Pers. 84, Ion 205f., Herodot VII 140,2; Wilamowitz, Herakl. I1? 227 zu V. 1082).

1345 ὅσον γε τοὐπ᾽ ἐμέ: scil. εἶναι, quantum in mea potestate est’ (Alc. 666; Sehwyzer 11473

Nr.5).



Zur

Zweiteilung

des

Verses

(ἀντιλαβαί)

vgl. 1235.

1237.1239.1598.1600— 1617.1679; Dodds! zu Bacch. 188—9; Bem. zu 774. 1346 φίλοι

ξιφήρεις:

1272*.



οὐχὶ συλλήψεσϑ᾽:

171*.10221.1238..



Bildvorstellung der 'Jagd' als Leitmotiv (1213*.1315f.).

1347 οἱ ᾽γώ: die Interjektion bezeichnet Herm.s plötzliche Erkenntnis, daß El.s Worte (1340—3) nur eine 'Täuschungsrede’ waren. — τίνας τούσδ᾽ εἰσορῶ: die Epideixe vermutlich mit Bezug auf die beiden hinter der Szene befindlichen

Verschwörer verwendet (dagegen kurzes Heraustreten dieser angenommen Hartung

127; H. Strohm, Euripides, München

von

1957 [Zetemata H. 15], 88 Anm. 3):

Or. tritt erst in 1503* auf, wo die “Überraschung bei den Szenenübergängen’ ausdrücklich im Text bezeichnet ist. Die Zuweisung von 1347 b. 1348 an El. durch Di Benedetto (Note critico-testuali all’ Oreste di Euripide, Studi classici e orientali 10, 1961, 1608.) — nach Lachmann (vgl. pap. Oxyrh. 1178, der vor 1349 keine

Paragraphos hat) — muß deshalb Bedenken hervorrufen, weil der Schweigebefehl (1347b) und mehr noch die Begründung (1348) im Munde El.s zu schroff wären:

der

schonungslose Zynismus

bekommt

erst

durch die gleichzeitige Be-

1311—1352

Hermione-Auftritt

147

drohung mit dem Schwert das richtige Gewicht. — Zur Verbindung von Interrogativum und Demonstrativum vgl. 732, Hec. 187. 501 (K.-G. II 1, 626 Anm. 1). 1349 ἔχεσϑ᾽ ἔχεσϑε:

1311*. Zum Sinn vgl. 1189.1346; das Aktiv in 16172.

1350 βαλόντες: Aor.: dasSchwert wird gezückt und in die bedrohliche Stellung gebracht (1194 σπάσαντ᾽). — ἧἦἡσυχάζεϑ'᾽ ; 'verharrt in Ruhe’, d.h. tut nichts (Soph.

O.R. 620f.,

Bacch. 789f.,

Thuk. V 84,2).



In der Aufforderung

zum

Abwarten läßt sich bereits ein dramatischer Hinweis auf einen glimpflichen Verlauf der Mechanema-Handlung erkennen. — τόδε... οὕνεκ᾽ : proleptischer Gebrauch des Demonstrativums vor einem Nebensatz (K.-G.II 1,659d). — Die Schlußsentenz betont den Rechtfertigungsgedanken: die Bedenken gegenüber dem Mechanema müssen angesichts der Schlechtigkeit des Men. zurücktreten. 1351 οὐ Φρύγας

κακούς:

das aus 1111

bekannte

Motiv

(vgl. Alc. 6751.;

Parodie in Ar. Av. 1244f.) bereitet den Auftritt des Phrygers (1369— 1536) vor; zu dem 'Anachronismus' s. Bem. zu 1517.

1362 ἔπραξεν ola χρὴ πράσσειν: "Euphemismus’ (79*). — κακούς : Homoioteleuton (1351) zur Hervorhebung der Schlußsentenz (1128*).

11

Biehl

,

1353—1368

4. Stasimon (Strophe)

Die beiden dureh Responsion verbundenen Chorpartien (1353— 1365 Strophe, 1537— 1548 Gegenstrophe), die den 'Rahmen' für den Phrygerauftritt (1369— 1536) bilden, erfüllen an ihrem Ort jeweils wichtige dramatische Funktionen: dieStrophe

(1353—65)

dient zur Abschirmung des Mechanema

gegenüber zu erwartenden

Hilfsmaßnahmen der Argeier; zugleich bereitet sie auch den folgenden Augenzeugenbericht des Phrygers über das hinterszenische Geschehen vor (1357— 60).

In der Gegenstrophe (1537—48) vollzieht der Chor die Trennung von den Verschwörern,

indem

er sich entsetzt von dem

Anschlag

auf die unschuldige Her-

mione abwendet (1537ff.). Er begnügt sich für den Rest der Strophe mit der konventionellen Chorrolle, indem er den weiteren Geschehensablauf beobachtet (1541—4) bzw. deutet (1545—8). Die beiden Strophen gliedern sich nach Inhalt und Form in einen mehr ‘dramatischen’ (1353—60 bzw. 1537—44) und einen rein "]yrischen' (1361—8 bzw. 1545—8) Teil. Der Unterschied kommt auch durch das

Metrum zum Ausdruck (s. Schema). 1353 κτύπον ἐγείρετε: Selbstaufforderung des Chors (in dramatischer Antithetik zu 140f.) — κτύπον xai βοὰν: epanaleptische Appos. (« 23, B 672ff., Herodot VII 121, 1; Schwyzer I1 615 Abs. 2), wobei ein inhaltlich nahestehendes

Subst. hinzugefügt wird. 1354 ὁ πραχϑεὶς φόνος: — ἃ ἐπράχϑη (d.i. die vom Chor angenommene Tötung Hels; allerdings deutliche Zweifel in 1357f.); zu der Verbindung φόνον πράσσειν vgl. 1139*. 1356

βοηδρομῆσαι: epexegetischer Inf. (1289f.1530.1622 ähnlicher Gedanke).

1367 τὸν ᾿Ἑλένας φόνον: proleptisch (990*). 1358 καϑαιμακτὸν: Hervorhebung der roten Farbe (1285*.1527): der optische Eindruck dient wie häufig zur Bezeichnung des Pathos (385 u. ö.). 1359 ἣ καὶ λόγον: ‘oder auch nur wenigstens ein Wort, einen Bericht’ (‘anticlimax'; Denniston,

G. P.? 293); dramatischer Hinweis

auf den eingeschränkten

Wahrheitsgehalt in 1369—1502. — «ou προσπόλων : dramatischer Hinweis auf 1369ff.; του... πυϑώμεϑα klingt an das in 373 und 874* enthaltene epische Motiv an.

1353—1368

4. Stasimon (Strophe)

149

1360 οὐ σαφῶς: vgl. 1393, Aesch. Ag. 1242—5. 1361 διὰ δίκας: — δικαίως (Z); nachhomerischer Gebrauch von διά mit Gen. (Schwyzer II 452; vgl. 194*). — Der Chor steht an dieser Stelle ausdrücklich auf seiten der Verschwörer, wobei für ihn die Rechtfertigung des Mechanema auDer Frage steht.

1362 ϑεῶν νέμεσις: "Unwille der Götter’ (Wilamowitz, G. H. 15 850 Anm. 1); in dieser Annahme liegt, wenn man den Ausgang des Stückes in Betracht zieht, eine vana opinio des Chors, da es sich zeigt, daß nicht Or., sondern in Wirklichkeit

Hel. das Werkzeug der góttlichen Planung darstellt (1639— 42). 1363 δακρύοισι: Instrumentalis (Aesch. Pers. 132£., Soph. O. R. 779, Thuk. VII 75, 4). — Zum

1364 ὀλόμενον

Motiv der "Schuld Helenas'

ὀλόμενον:

οὐλόμενος; Wilamowitz,

das

durch

Herakl. II? 225

vgl. 743.11341.1142.1305— 10.

Anadiplosis

betonte

Part.

zu V. 1061) in der aktiven

(episch

Bedeutung

"verderbenbringend' (A 2, Phoen. 1029); vgl. dagegen pass. Bedeutung in 1307. 1383. — Im Gegensatz zur Schuld Hel.s wird die Schuld des Paris (K. Reinhardt, Das Parisurteil, Frankfurt/Main 1938, 221.) in diesem Stück nicht weiter verfolgt. 1365 ὃς ἄγαγ᾽ Ἑλλάδ᾽... .: der Chor beschränkt sich auf einen kurzen Hinweis auf den Beginn des Geschehensablaufs, der mit der Tliupersis (vgl. 1381—92) endet.

1366—68 Interpolation (s. Textprobleme 79—81): der Auftritt des Phrygers erfolgt als ‘Überraschung beim Szenenübergang' (zu diesem Motiv vgl. 67* bzw. 71), wie 1503* bestätigt (lediglich allgemeiner Hinweis in 1359*). — Die Begründung der Verse in Z mit Recht zurückgewiesen von Krieg 61 Anm. 21; A. M. Dale,

Wien. Stud. 69, 1956, 103f. — Die 'Vorstellung' des Phrygers (1380 zweifache Anrede) ist ohne 1366 —68 wirkungsvoller.

11*

1369—1502

Phryger-Szene: 1. Teil (Monodie)

Als Kontrastfigur zu den übrigen Personen des Stückes teilt der phrygische Sklave in der Rolle des Exangelos

einem 'lyrischen Botenbericht’ Anschlag

auf diese

die Geschehnisse im Innern des Palastes in

mit. Da er selbst als Diener Helenas von dem

('Mechanema')

mitbetroffen

ist, drängt

sich in seiner

von

äußerstem Pathos erfüllten Darstellung die eigne Flucht in den Vordergrund, während das Hauptgeschehen um Helena mehr oder weniger transparent bleibt.

Die Monodie des Phrygers (1369-1502) zeigt wie die Elektras (982—1012) eine ‘moderne’ Kompositionsform: sie schließt sich wie diese an ein Stasimon an, jedoch

nicht als Teil eines 'Kommos',

sondern

als ‘Intermezzo’

(Pohlenz),

das von der Strophe bzw. Gegenstrophe des Chors eingerahmt wird (1353— 1365 bzw.

153:—1548).

Sie ist selbst astrophisch;

die einzelnen

Perikopen

(6) des

Phrygers werden jeweils durch Zwischenfragen des Chors im Umfang von einem Trimeter (5) voneinander geschieden. Inhaltlich steht die Monodie des Phrygers

in deutlichem Gegensatz zu der Elektras (‘dramatische Antithetik'): vergegenwärtigt Elektra sich den Tod, so ist der Phryger von der Rettung des eignen Lebens völlig besessen (1523); fühlt Elektra sich gerade im Tode mit ihrem von

Tantalos hergeleiteten Geschlecht verbunden ('Adelsdenken'), so steht der Phryger als Sklave isoliert in seiner Umwelt, der er sich in kopfloser Flucht (1373—9) zu entziehen versucht. Diese Antithetik spiegelt sich in dem gleichen

von Eur. besonders gern verwendeten Motiv: 982ff. Wunsch Elektras, zum Felsen des Tantalos emporzufliegen, 1376 Wunsch des Phrygers, zum Himmel emporzufliegen (bzw. — in Alternative dazu — ins Meer hinabzutauchen)!. Der zweite aus trochäischen Tetrametern bestehende Teil der Phrygerszene (1503— 1536)

bietet mit Orests Jagd auf den fliehenden Phryger einen kleinen Ausschnitt (Parergon-Motiv'; vgl. 562. 610) aus der eigentlichen Mechanema-Handlung, dem Anschlag auf Helena?.

1 Den Gegensatz zu diesen beiden Adynata wiederum bildet Helenas Entrückung an den Himmel-in 1495—8 bzw. 1629—37 (als Wunder bzw. Apotheose); vgl. 1377*.

? Die Szene insgesamt (1369— 1536) nimmt in ihrer lebensnahen Realistik und in der Darstellung des Typischen bereits charakteristische Züge des spáteren, als literarisches Genos noch

weitráumigeren

Mimos

Leipzig 1925, 228—231. 246).

vorweg

(A. Körte,

Die

hellenistische

Dichtung,

1. Aufl.

1369—1502

1369 ff. "Apyeiov

ξίφος

Phryger-Szene: 1. Teil (Monodie)

...

βαρβάροις

ἐν εὐμάρισιν:

151

antithetisch.



Die Herausstellung des Stofflichen ist für die Darstellung des Nichtgriechen be-

zeichnend; εὔμᾶρις (zur Ableitung von μάρη ‘Hand’ s. Schwyzer 1837) eine leichte orientalische Fußbekleidung (von gelber Farbe; Aesch. Pers. 660), die elastische

Sprünge

ermöglichte.

Der

‘Sprung’

ist vermutlich

bereits

innerhalb

des Palastes zu denken (Krieg 61 Anm. 21). — ἐκ ϑανάτου: "aus dem tödlichen Gemetzel; d.i. Verwendung des Subst. in nicht gelàufiger Spezialbedeutung (1395 ἀρχὰν 9avírou “Beginn des Totenzeremoniells'). Die abusive Handhabung der griechischen Sprache durch den Barbaren zeigt sich auch in der Háufung

der präpositionalen Ausdrücke (1369—72), in dem ungewöhnlichen Hyperbaton (πέφευγα . . . βαρβάροισι δρασμοῖς) und in der mehrfachen Anadiplosis bzw. in der Verwendung griechischer Würter nach Art von Interjektionen (1373).

1371 κεδρωτὰ .. . ὑπὲρ τέραμνα: “über die Dachbalken aus Zedernholz hin’; τέραμνα “Haus’ (Schwyzer I 3327) bzw. ‘Halle’, ‘Zimmer’ (Breitenbach 29); vgl. jedoch Hipp. 418 τέραμνά τ᾽ οἴκων (Σ «X στέγη τῶν οἴκων). — παστάδων: παστάς, -ἀδος Í. 'Vorhalle (Schwyzer ‘Säulengalerien’), Soph. Ant. 1206f.

1336ß);

dazu

Herodot II 148, 6 (Plur.:

1372 Δωρικάς τε τριγλύφους: unpräzis: ‘durch die (Luken zwischen den) dorischen "Triglyphen' (Iph. T. 113f.; E. Kähler, Das griechische Metopenbild, München 1949, 17); zu dem ebenfalls unpräzisen Gebrauch von τρίγλυφοι (= Triglyphen und Metopen) in Bacch. 1214 s. Dodds! S. 213. 1373 φροῦδα

φροῦδα:

Akk. Plur. Neutr.

im Sinne eines Adv.

(‘nur fort,

nur fort’).

1374 βαρβάροισι δρασμοῖς: dat. modi (Aesch. Pers. 360); das Subst. pleonastisch nach 1369 πέφευγα. 1376 αἰϑέρ᾽ ἀμπτάμενος: eur. Redeweise (Iph. T. 843, Med. 440, Andr. 1219, Hec. 3341., Herc. 69. 510. 654; Wilamowitz, Herakl. II? 122f.), parodiert in Ar. Ran. 1352; ἀμπτάμενος doriseh (= &venr.), s. SehwyzerI 742y Nr.1. — Zu dem Adynaton vgl. Timotheos frg. 8 Wilamowitz οὔτοι τόγ γ᾽ ὑπεραμπέχοντ᾽ (α)

οὐρανὸν εἰσαναβήσει, “in den Himmel hinauf entkommst du doch nicht’. 1377 ἣ πόντον: Zeugma (erg. πηδήσας). --- Die an sich unsinnige Alternative (‘Aporie’) gehört zum παρατραγῳδεῖν der ganzen Szene. Durch die Parallelität zwischen dem Entkommen des Phrygers und dem Hel.s (1495f.) wird das Geschehen um Hel. von vornherein aus dem Bereich des Ernsten gerückt; zugleich Kontrastwirkung: dem vom Phryger lediglich ersehnten ‘Flug zum Aether’

steht die tatsächliche 'Entrückung Hel.s zum Aether’ (1498.1580.1631.1633.1636) gegenüber (αἰϑήρ als ‘Schlüsselwort’ gebraucht). 1378 ταυρόκρανος: Neubildung (Breitenbach 66); man dachte sich Okeanos nach Art der Flußgötter mit Stierhórnern ausgestattet (Ion 1261, Hor. carm. IV

152

Einzelerklärungen

14, 25 tauriformis .. . Aufidus; Preller-

Robert, Gr. Myth. I! 546; Lesky, Thalatta

58ff.). — ἀγκάλαις: die Periphrasis (Arme des Meeres’ = Meer) zur vollen Bildvorstellung verdichtet (‘Arme des Meeresgottes'); als Metapher zuerst bei Archilochos (frg. 21 Diehl?), von Aisch. in die tragische Sprache übernommen (Cho. 587ff.), von Eur. auch im Trimeter

verwendet

(Hel. 1061f. 1436; formelhaft

in

frg. 941, 1 sq. Nauck?; mit dem Philia-Motiv verbunden in Timotheos Pers. 90f.). 1379 (πόντον) ἑλίσσων κυκλοῖ χϑόνα: “das Meer mit seinen Armen herumführend, umkreist Okeanos die Erde’; ἑλίσσων betont die anthropomorphe Vorstellung (des Mythos), κυκλοῖ als sachlicher Begriff die geographische (Iph. T. 6ff.,

Aesch. Prom. 138, Hor. ep. 16,41 Oceanus circumvagus; vgl. auch 444). — Daß der Sklave im geistigen Bereich der Zuhörer redet, ist später ein beliebtes Motiv des Mimus,

dessen sich vor allem Theokrit

(III 40ff., VII 75—7;

B. Snell, Die

Entdeckung des Geistes, 1. Aufl. Hamburg 1946, 238) bedient. 1380 'I8aiov κάρα: das Ethnikon verleiht der ehrerbietigen Umschreibung der Person (237.294.476) einen ironischen Zug. 1384 zu der Interpolation s. Textprobleme 81f. 1385 βαρβάρῳ βοᾷ: interpretatio Graeca 423 u. ö., Iph. T. 1170.1174.1422, Med. 256).

(Aesch. Pers. 186£.255.337.391.

13851f. δι᾽ ὀρνιϑόγονον . . . σκύμνου: Beispiel für das περισσόν des Stils (= ‘um Hel.s willen’); die beiden fast tautologischen Komposita (ὀρνιϑόγονον, κυχνόπτερον) enthalten eine Anspielung auf Zeus (Hel. 17ff.); sie stehen als Attribute zu ὄμμα an Stelle eines Patronymikon (vgl. 1494.1673); das Metronymikon (Λήδας σκύμνου) Appos. zu dem gen. appositivus (καλλοσύνας). Zur Bezeichnung

des αἴτιον durch διά vgl. 1548 διὰ τὸ Μυρτίλου πέσημ᾽; zu ὄμμα xoXXocóvac "Glanz der Schönheit’ vgl. 1082 ὦ ποϑεινὸν ὄμμ᾽ ὁμιλίας ἐμῆς. 18871. Δυσελένας Δυσελένας: eur. Neubildung nach Δύσπαρις (Γ 39, N 769; vgl. q 97 δύσμητερ, a 73 "Igoc "Atpoc; Debrunner, Gr. Wortbildungslehre 32 $ 62), auch Iph. A. 1316. 1388 Eeat@v . . . 'Epwvóv: Appos. zu der gesamten Verbindung in 1385—7; Hinweis

auf die Gründung Trojas durch Apollon und Poseidon (H 452£., b 441ff.,

Andr. 1009, Hel, 1511, Tro. 4ff). — Ἔρινύν: metaphorisch ('"Zerstórerin'); vgl. Aesch. Ag. 744ff. (Bezug auf Hel. bezweifelt von Denniston-Page S. 135), Soph. Trach. 895 (von Iole), Med. 1260 (von Medeia), Tro. 457 (von Kassandra), Verg. Aen. II 573 (von Hel.) Troiae et patriae communis Erinys.

1390 ἰαλέμων ἰαλέμων: Gen. nach Interjektion (Schwyzer II 1346); ἰάλεμος wahrscheinlich ungriechisch (Schwyzer 1 313 Zus. 2).

1392 ἱπποσύνα: "Tummelplatz für Pferde zum Reiten und Fahren’ (Breitenbach 19), entweder als Appos. zu Δαρδανία (scil. γῇ) τλᾶμον oder — was vielleicht

1369—1502

Phryger-Szene: 1. Teil (Monodie)

153

vorzuziehen ist — die ganze Verbindung Aapsavta . . .ἱπποσύνα als Umschreibung für Troja

zu

verstehen

(Z);

ähnliche

Umschreibung

Trojas

in Tro. 833ff.



Zu dem in 1391f. vorschwebenden Motiv der "Vergeblichkeit’ vgl. Tro. 820—5. — Διὸς εὐνέτα: die Version, daß Ganymed der Lieblingsknabe des Zeus gewesen sei, stammt von Kreta (Cycl. 584, Plat. De legg. 636c; Preller- Robert, Gr. Myth. I* 500; Wilamowitz, G. H. 12137 Anm. 2).

1393 σαφῶς λέγ᾽: die Sprache des Barbaren ist ‘unverständlich’ (Aesch. Ag. 1051; dazu Hesych. χελιδόνος δίκην’ τοὺς βαρβάρους χελιδόσιν ἀπεικάζουσιν διὰ τὴν

ἀσύνθετον λαλιάν). — a09" ἕκαστα: 'omnia singillatim’ (Phoen. 494, Aesch. Prom. 950; s. K.-G. II 1, 651 Nr. 2b); wieder aufgenommen in 1400.

1394 s. Textprobleme 83. 1398 αἴλινον gehört

zum

αἴλινον:

Refrain

die

Verdopplung

des Bestattungsritus;

(Aesch. Ag. 121,

Soph. Ai. 627)

ähnlich ὑμὴν ὑμήν im Hochzeitslied

(Tro. 331; Ed. Fraenkel, Aisch. Ag. II 73 zu V. 121); das Wort onomatopoietisch, d.i. in Nachahmung der Laute

des Jauchzens bzw. der Klage gebildet (Preller-

Robert, Gr. Myth. I* 461). — Der durch den 'unprázisen' Wortlaut in 1395—99 erweckte Eindruck, als ob Hel. tatsáchlich getótet sei, gibt dem weiteren Verlauf

der Szene eine besondere Spannung. 1397 ᾿Ασιάδι φωνᾷ: vgl. Timotheos Pers. 157ff. ὃ δ᾽... ἐλίσσετ᾽ "EXA&S (a) ἐμπλέκων ᾿Ασιάδι φωνᾷ, Aesch. Ag. 1050—2. 1398 ξίφεσιν... “Αιδα: hyperbolischer Plur. (‘durch das Todesschwert’); vgl. Andr. 812£., Soph. Ant. 820. — Der Gen. ("A:dx) wie Aesch. Ag. 1115 (dazu Ed. Fraenkel III 569 zu V. 1235), Med. 980, Cycl. 397.

1400 3j49ov ἐς δόμους: die Tilgung (εἰς del. Hermann) wäre wohl kaum korrekt (s. Schema); vgl. das Vorbild der Stelle Aesch. Cho. 9371.; jedoch fehlt die

Prápos. in 1490. 1401

δύο διδύμω: tautologische Zahlenbegriffe (anders die Anapher in Aesch.

Cho. 938): anscheinend Hyperbaton (λέοντες... διδύμω "leones gemini' als Subj.) zu verstehen, dazu "EXA«veg δύο als explikative Appos. — Zu der Tiermetapher vgl. K 297 (H. Fränkel, Die homerischen Gleichnisse, Göttingen 1921, 62), E 554,

Soph. Phil. 1436f.; ähnliche Gleichsetzungen in 479.1406 (Schlange). 1459 (Eber); der Wechsel des Bildes (1401 bzw. 1406) entspricht dem jeweiligen Stimmungsgehalt.

1403 τῷ μὲν... ἐκλύζεϑ᾽ : Umschreibung des Patronymikon. — κακόμητις: Korrektur von Porson (-unrascodd.); zur Bildung des ἅπαξ εἰρημένον vgl. Aesch.

Pers. 107 f. (δολόμητις), o 51 (πολύμητις), A 311.440. Die Kritik an Pyl. entspricht der Sicht des Feindes, jedoch finden sich ethisch anfechtbare Gedanken des Pyl. in 10981.1105.1138f.

154

Einzelerklürungen

14041. σιγᾷ δόλιος, πιστὸς δὲ φίλοις: Häufung kurzer Glieder zur Kennzeichnung des Barbarischen (1412f.1448ff.1475ff.14861.1489.1497£.; Krieg 62). Dem Wesen des Botenberichtes entsprechend sagt der Phryger über die Person des ΡΥ]. mehr aus, als er an sich wissen kann (1456*). — σιγᾷ: dat. modi wie bei einem Verbbegriff (oder dynamischer Dativ; vgl. £). 1406 Euverög πολέμου: Gen. wie bei einem Verbbegriff der Wahrnehmung (Schwyzer 1I 108 ἡ). — φόνιός τε δράκων: 479*.1401*. 1407 τᾶς ἡσύχου προνοίας: gen. causae ("Fluch über ihn um seiner Heimtücke willen’; 751*).

14093. ἄς... γυναικός: Attraktion des Relativpronomens (Schwyzer II 640 Nr. 2). — ὁ τοξότας: 1403 ὁ στρατηλάτας. 1410 δακρύοις πεφρφυρμένοι: der verbale Ausdruck abusiv (Z), bereits homerisch (0 162, o 103; dagegen ı 397). Zur Bedeutung der Augen bei der 'Verstellung’ vgl. 1317. 1411f. ταπεινοὶ ἔζονϑ᾽ : Pose der Selbsterniedrigung (Gegensatz: 1477ff.). 1412 τὸ κεῖϑεν.... τὸ κεῖϑεν: gehörende

Verbbegriff wie häufig

prägnant:

(851*.1278)

der zu dem Ortsadv. (“woher?’) nur vorschwebend;

zu dem

Art.

vgl. Med. 1004 (Kr. 50, 8, 11). — ἄλλος ἄλλοθϑεν: die Tautologie entspricht dem περισσόν der Sprache des Phrygers (1385ff.*); zur Verbindung von Adj. mit Adv.

(493, B 75) s. Schwyzer II 700ba. — πεφραγμένοι: metaphorisch (Z; Phoen. 733): Or. und Pyl. bilden von beiden Seiten einen Sperriegel (gegen die Phryger).

1414 περὶ δὲ γόνυ... ᾿Ελένας: das starke Hyperbaton durch das Zusammenrücken der inhaltlich nahestehenden Begriffe (γόνυ, χέρας) veranlaBt. "Verstellung' (trügerische Hikesia) vgl. 1332—39.

— Zu der

1416 ἀνὰ δὲ... ἔϑορον: Tmesis (196*.341f.1047) unter Einschub des fast tautologischen Adj. (δρομάδες) als Prádikativum; ἀναϑρῴσκειν 'aufspringen' (Herodot VII 18, 1) als Ausdruck des ‘Phobos’. — δρομάδες: 270* (Debrunner, Gr. Wortbildungslehre 190 $ 380).

1418 πεσὼν ἐν φόβῳ:

— φοβηϑείς; zur "Prägnanz’ in ἐν vgl. 35f.* 88, Herc.

1091 f.

14201. κἀδόκει τοῖς μὲν οὔ, τοῖς δ᾽. . .: Inkonzinnität des Satzbaues (zu denken

καίτοι

οὐ πᾶσιν

ἐδόκει...

ἀλλὰ τοῖς μέν, τοῖς δ᾽ οὔ; vgl. z. B. Plat. Crit.

478 2 βαα. Burnet); es entspricht der ‘polaren Ausdrucksweise’, daß nur eine — die zweite — Möglichkeit in Frage kommt (307f. u.6.). — Die Antithese formelhaft (Aesch. Pers. 802, Soph. O. C. 1670f., Phoen. 1641f., Hel. 646f., Pho-

cylid. frg. 1, 1 sq. Diehl®). — Zu den Kretikern (Pnigos aus 12 Metra) vgl. Timotheos Pers. 127—131

(Wilamowitz, Versk. 333).

1369—1502

Phryger-Szene: 1. Teil (Monodie)

155

14211. ἐς ἀρκυστάταν μηχανὰν ἐμπλέκειν: drei Stilelemente vereinigt: 1. Bildvorstellung (= ἐς ἄρκυν), 2. abstrakter Begriff (unxavav), 3. Beschreibung des konkreten

Vorgangs

(ἐμπλέκειν);

zum

“Bild der Jagd’

vgl.

1315f.*,

Andr.

995ff., Iph. T. 77£., El. 965, Soph. El. 1476f. 14231.

ὁ... δράκων: 479*.

1425 φεύγεις:

sog. zeitloses Praes. (‘oder bist du die ganze Zeit aus Angst

geflohen?'; frg. 262, 1 sq. Nauck?; K.-G. IL 1, 134f. Nr. 3).

142781. αὔραν... ἄσσων: (frische) Luft zufächelnd’; zum trans. Gebrauch von

ἀΐσσειν

(Soph. Ai. 40, O. C. 1261;

auch Kompositum

in Hec. 1071) s. K.-G.

111,299 Nr.6. — παρὰ βόστρυχον ... πρὸ παρηίδος: Häufung prüpositionaler Ausdrücke (1369). — Das Hereinhángen der Haarlocke ins Gesicht ist ein nicht auf Hel.s Person beschränktes Motiv (1267 vom Chor ausgesagt).

14281. εὐπᾶγι κύκλῳ πτερίνῳ: 'mit dem Fächer’ (Z). — Die Darstellung der Details trägt die gleichen Züge, die sich auch in der Vasenmalerei des sog. Meidias-Stils wiederfinden lassen (Chapouthier 89a Anm. 1). 1430 die Interpolation von Wilamowitz erkannt (Textprobleme 83f.); vgl. 1494. 1431

Maxdata... ἕλισσεν:

Hel.

dreht

den

(gehechelten)

Flachs

(λίνον),

indem sie ihn (mit der einen Hand) vom Spinnrocken (ἠλακάτη) löst, während die

andere die Spindel in drehende Bewegung setzt (Blümner, Griechische Privataltertümer?, Freiburg/Tübingen 1882,69; Ugo Enrico Paoli, Die Frau im alten Hellas,

München

1955,

61f.).



YAaxdra:

dat.

loci (E 112, Xen. An. VI 1,4;

Schwyzer II 170 Abs. 2). 1433 νῆμά

9

ἵετο πέδῳ: "und so strebte denn der Faden zum Boden hin’

(6 52f.); πέδῳ dat. loci (88.1440; K.-G. II 1, 443 Nr. 1 b) oder auch Richtungsdativ

(Schwyzer II 156 Anm. 1). Der Gedanke als Parenthese zu verstehen. 14341. σκύλων Pouyiov . . . ἀγάλματα: gen. materiae (Schwyzer II 129b). — ἐπὶ τύμβον: attr. Verwendung des präpositionalen Ausdrucks (9721.

974.915 u. à.).

1436 φάρεα πορφύρεα: © 221, 9 84 “Purpurmantel’ (vgl. 1457; in 1436 viel. leicht ‘Purpurteppiche’;

R. Camerer,

Gnomon 28, 1956, 111). — δῶρα KAucat-

μήστρᾳ: adnominaler Dat. (nach δωρεῖσϑαί τινι; Schwyzer II 146 Nr. 2); 836*. 1187*.1322. — Gemeint sind die Totengaben (123) für das Grab Klyt.s (Thuk. III 58, 4; Chapouthier 89a Anm. 2). 1438

Λάκαιναν κόραν: antithetisch zu 1439 ὦ Διὸς παῖ ("Verstellung").

1439 πέδῳ: 1433*. 1441

ἐπὶ... ἕδραν παλαιᾶς ἑστίας: 'zum uralten Herdsitz des Ahnherrn

Pelops', d.i. die heiligste Státte der Familie (Wilamowitz,

G. H. I? 38); damit

156

Einzelerklàrungen

wird klar, daß Hel. Tötung in die Reihe der Pelopidenfrevel gehört (Pohlenz, Gr. Trag. I? 420); rein äußerlich dient die Maßnahme dazu, Hel. von ihren Begleitern zu trennen (Krieg 64; Chapouthier 90a Anm. 1).

1443 iv’

εἰδῇς:

d.i. ἀκούσῃς (1628*; vgl 1445

Hel. etwas ‘Geheimes zu bereden'

(Radermacher,

οὐ πρόμαντις).

Rh. Mus. 57,

1444 ἄγει δ᾽ ἄγει viv: Wiederholung und Erweiterung gefügte Obj.) als Ausdruck des Pathos (Alec. 259f.). 1445 ὧν ἔμελλεν: (Wilamowitz,

Or. hat mit

1902, 279).

(durch das hinzu-

= τῶν μελλόντων (Attraktion); πρόμαντις “vorausahnend’

Ion-Komm. 118 zu V. 681; Soph. El. 475f., Herodot, VIII 135, 2).

1446 ἄλλ᾽ ἔπρασσ᾽ ἰὼν: “er war in der ganzen Zeit damit beschäftigt, immer wieder etwas anderes zu tun’ (ἄλλ᾽... ἰὼν — ἄλλα ἐπιών; Phoen. 697.698£., o 2201.);

das Impf.

wie 360*.045.



κακὸς Φωκεύς: die verschiedene Bedeutung von

xaxóc (καχουργῶν bzw. δειλός) in so kurzer Folge (1447 del κακοὶ Φρύγες) macht den barbarisierenden Gebrauch der griechischen Sprache durch den Phryger in besonders krasser Weise deutlich (vgl. auch 1369*.1373.138511.1393 u. ó.).

1447 οὐκ ἐκποδὼν ir’: direkte Rede ohne Ankündigung (2). 1449 ἐν σταϑμοῖσιν ἱππικοῖσι: von den Gebäuden des Palastes (στέγαι) waren die Pferdeställe (σταϑμοί) — die nach Xen. De re equestri IV 1 ebensogut

gegen Diebstahl gesichert sein mußten wie die Vorratskammer — und hohen Hallen (ἔξεδραι) vorzüglich als 'improvisiertes Gefängnis’ (Dodds! zu Bacch. 509—510) geeignet.

14501. ἐκεῖσ᾽ ἐκεῖϑεν ἄλλον dAXoGe . . . &ronpó δεσποίνας: Häufung lokaler Bezeichnungen (1413.1458.1475; Breitenbach 225); s. Bem. zu 1412. 1452 τοὐπὶ τῷδε: adv. ('hernach'; Schwyzer II 70 Nr. 2). 1453 ᾿Ιδαία μᾶτερ: der Name unterdrückt (Rhea, Ge, Kybele); die mater Idaea ('"Bergmutter' galt als Góttermutter (Pind. frg. 80 Snell) und wurde als Mutter des Zeus (Soph. Phil. 392) in (Preller- Robert, Gr. Myth. 1* 637ff.).

Kreta

und

Kleinasien

kultisch

verehrt

1454 ὀβρίμα: das Beiwort (statt μεγάλη) erinnert an das der Schutzgöttin Athens (Solon frg. 3, 3 sq. Diehl3; nach « 101, E 747, Hes. Theog. 587). 1455 αἰαῖ qovíov παϑέων: 1390*.1666. Mit dem Stoßgebet leitet der Phryger die 'narratio' ein (1457ff.). 1456 ἔδρακον:

epische Form (x 197, Aesch. Eum. 34, Herc. 951). — Daß der

Phryger auch über das, 1474), ‘als Augenzeuge’

vgl. auch 1481).

was er selbst nicht gesehen haben kann

(1404f.*1448ff.

berichtet, geschieht aus dramatischen Gründen

(Krieg 63;

1369—1502

Phryger-Szene: 1. Teil (Monodie)

157

1457 Aupi: adv. (N 439f., 507; Schwyzer II 4219 1). Die emphatische Stellung durch die Vorziehung des — dem präpositionalen Ausdruck (ὑπὸ σκότου) untergeordneten — Gen. (πορφυρέων πέπλων) hervorgerufen (Betonung des Stofflichen:

1470.1480).



Das

von

Radermacher

(Rh. Mus. 57, 1902, 279 Anm. 1)

gelesene ἀμφιπορφυρέων (ähnliche Komposita in Hec. 543, Tro. 1156) aufgenommen von Murray bzw. als wahrscheinlich angenommen bei L. & S.? s. v.; vgl. jedoch das Simplex (πορφύρεος) in (2 796, Bacchyl. 18, 52 Snell, ibid. 17, 112 ἀϊόνα πορφυρέαν (ein Kleidungsstück aus Leinen; Latte, Philologus 87, 1932, 271), Hipp. 126, Or. 1436,

Herodot 150, 1 (Breitenbach

271,

der auf die Homerreminiszenz

hin-

weist).

1458 ξίφη σπάσαντες... ἐν χεροῖν: prägnant: (und

hielten

sie dann)

Pyth. 11,38 Snell,

in beiden Händen’.

1.5,6;

neben

δίνηντο



'sie zogen die Schwerter

δίνασεν:

Bacchyl.

Hyperdorismus

17, 107 Snell,

(Pind.

ἱπποδινήτων

ibid. 5, 2); s. Snell, Bacchyl. praef. p. 15. — Der Vergleich mit der Vorlage (Bacchyl. 17, 16 sqq. Snell ἴδεν δὲ Θησεύς, μέλαν δ᾽ ὑπ᾽ ὀφρύων δίνασεν ὄμμα, d. i. Re-

aktion des Theseus auf die ἀκολασία des Minos) kann den neuartigen Erzáhlungsstil des Phrygers deutlich machen:

(dazu vgl. z. B. T 16f.) so stark an. Bacchylides (δίνασεν ὄμμα) vgl. Aesch. Suppl. 498, Prom. δίνασεν: Sing. des Verbs zu

die Sehweise verlagert sich vom Psychischen

auf das Stoffliche (1457), daß der deutliche Anklang zur formelhaften Wendung erstarrt (= ἐφύλαξεν; 390; Schwyzer I1 676 Nr. 2). — σπάσαντες ... ἄλλος (Plat. Symp. 220e 6 sq. Burnet, Xen, An. II

1, 15; Schwyzer 11 6168 Abs. 2 a. E.).

1459 ὡς κάπροι ὀρέστεροι: der Eber-Vergleich naheliegend, nachdem bereita Pyl. allein mit Odysseus (1404) verglichen war, den Homer mit der 'fürchterlichen Erscheinung des Wildschweins’

(H. Fränkel, Die homerischen Gleichnisse,

Göttingen 1921, 68) in Verbindung bringt (A 415ff.): gegenüber der zweiseitigen Kampf-Jagd-Szene bei Homer fehlt in 1459 ff. die Komponente Jäger-Hunde gánzlich;

stattdessen

wird der Todesschrei und anschließend der vergebliche Flucht-

versuch Hel.s geschildert. Das Versagen der Phryger folgt erst in der nächsten Perikope (1474— 89). In ὀρέστεροι wurde vermutlich die etymologische Beziehung

zu ᾿Ορέστης (= Positiv; Schwyzer II 183 Abs. 2) empfunden.

j

14591. γυναικὸς ἀντίοι: freierer Gen. bei einem von einem Ortsadv. abgeleiteten Adj. (Schwyzer 11 97b; 141 Anm.1) — σταϑέντες: passive Form wie 365*. — Die ganze Verbindung episch (P 31, A 214). 1462

ἀποκτείνει: zeitloses Praes. (1425):

‘dein Gatte ist es, der dich tötet.

1464 ϑανεῖν: epexegetischer Inf. 1465 ἀνίαχεν ἴαχεν: Anadiplosis in der Form Kompositum-Simplex

(181*,

Bacch. 1065). Die direkte Rede (826* u. ö.) beschränkt sich auf die Interjektion (ὥμοι μοι).

158

Einzelerklürungen

1466 ἐμβαλοῦσα πῆχυν στέρνοις: brachylogisch für das Nebeneinander der Handlungen bei der Totenklage (Schlagen der Brüste bzw. Zerraufen des Haares; Soph. Ai. 630ff.); vgl. die Prágnanz in 383* (Gestus des Bittflehens). 1468 φυγάςδ»ι Ethos

δὲ ποδὶ:

(Wilamowitz,

Versk.

Prokeleusmatikos als Ausdruck eines besonderen

113;

Hec. 62).



Der

dat.

modi

(El.218,

Soph.

O. R. 468; Schwyzer IL 162c) enthält gegenüber der verbalen Verbindung (rd χρυσεοσάνδαλον ἴχνος ἔφερεν ἔφερεν) den Hauptgedanken: Fluchtversuch Hel.s. 14691. δικὼν . .. προβάς: sog. Hysteronproteron; δικὼν als ‘Schlüsselwort’ (8901. bei der Bezeichnung des πρῶτον ἀδίκημα) verwendet: trotz Mißlingens des Mechanema bleibt als Tatbestand 'Or.s Finger in Hel.s Lockenhaupt' bzw. das "Zurückbiegen des Halses' (d. i. Initialhandlung beim Opfer; 1471) bestehen. — Das Motiv (κόμης ἐπισπάσαι) auch sonst in Verbindung mit Hel.s Person (Hel. 116, Tro. 8811.; auch von der Behandlung der Perser durch die Griechen in Timotheos Pers. 156 Wilamowitz).

1470 Muxnviö’ ἀρβύλαν προβάς: der Gegenstand (Schuh) an Stelle der Funk. tion (Schritt bzw. Schritte) gesetzt (gewöhnlich πόδα βαίνειν; El. 94. 1173, Alc. 1153); zur Betonung des Stofflichen vgl. 1468 u. ὃ.

1471

ὥμοις . . . δέρην: “in umerum

sinistrum

Helenae

collum

resupinans

mactantium more' (Facius). Das Opfermotiv charakterisiert die einzelnen Phasen des Mechanema ('Leitmotiv'): 1. Todesstreich (1285*), 2. Gebet (12991.), 3. Opferformel (1302), 4. Schweigegebot (1335), 5. Zurückbiegen des Halses (s. P. Stengel, Die griechischen Kultusaltertümer, 3. Aufl. München 1920, 112).

1472 παίειν... μέλαν ξίφος: zwei Hyperbata, von denen das äußere ('das Schwert zustoßen’) das innere (Aatpàv .. . εἴσω 'in die Kehle hinein’) einschließt, während der sachlich wichtigste Begriff (ἔμελλεν "es war zu erwarten, daß er

zustoßen

würde’)

in die Mitte gerückt, ist ("Tektonik der Wortstellung');

zur

Mittelstellung des Verbbegriffs vgl. z.B. Hor. carm. III 13, 10 sqq. tu frigus amabile fessis vomere tauris praebes et pecori vago (Epitheton — Subst. — Verbum — Subst. — Epitheton). — Die 'Klimax' (παίειν — λαιμῶν ... εἴσω — μέλαν ξίφος; der letzte Begriff durch Epitheton hervorgehoben) als Ausdruck des Affektischen zu verstehen.

1473 ποῦ δῆτ᾽ ἀμύνειν: wo sind denn nun eigentlich die Phryger geblieben, um zu helfen?'; final-konsekutiver Inf. {N 312,

Q 489; auch ohne Verbum: Soph.

O. C. 335, Y 83ff., Hipp. 293£.; Schwyzer II 363 Abs. 1). — Die Partikel (δῆτ᾽) als 'Rückverweis' auf 1455—72 unentbehrlich (Denniston, G. P.? 269).

1474 μοχλοῖσιν: ‘mit Riegeln' (1571); diese benutzen die Phryger als Hebel, um die "Türflügel' (ϑύρετρα) und hölzernen ‘Pfosten’ (σταϑμοί = σταϑμά) herauszubrechen

(Herc. 999ff.; Wilamowitz,

Herakl. II? 216). Die beiden Verbalhand-

lungen (μοχλεύει.. κἀκβαλὼν) werden in 1474 μοχλοῖσιν ἐκβαλόντες offenbar in *unpráziser' Weise zusammengefaßt.

1369-1502

Phryger-Szene: 1. Teil (Monodie)

159

1476 ἀγκύλας: pars pro toto (Schleuderriemen’; Breitenbach 174; Andr. 1133, Phoen. 1141, Timotheos

Pers. 23).

1477 Ἐίφος πρόκωπον . .. ἔχων: das Schwert am Griff gefaßt, d. i. zum Schlag bereit (Aesch. Ag. 1651; Ed. Fraenkel ITI 786). 1478 ἔναντα:

episch

(Y 67; Sehwyzer

IL549

Abs.1).



ἄλ[ι]αστος: 'un-

vergeßlich’ (Korrektur von Wilamowitz), im Sinne von δεινός gebraucht; epische Reminiszenz (X 261). — Das in codd. gebotene ἀλίαστος (Z ἀτάραχος 'unbeugsam'; Breitenbach 79; Hec. 85; Kr. Di. 39/40 S. 125) wäre auch wegen der Doppelkürze

im 1. anceps nicht unbedenklich (‘ganz vereinzelt’ Rupprecht, Einf. gr. Metr.? 29 ὃ 35).

1480 cpuxópuS oc: “mit dreifach gepanzertem Helm’ (A 353); auch anders erklärt: mit drei Helmkappen übereinander (Bruhn zu Bacch. 123}, mit dreifachem Helmbusch (Breitenbach 72); vielleicht auch nur hyperbolisches Epitheton ohne spezielle Bedeutung (Dodds! zu Bacch. 123), d. i. Anspielung auf die ‘Größe’ des Telamoniers Aias (I' 226; Chapouthier 91a Anm. 5). 1481

ἐν πύλαισι

Πριαμίσιν:

‘beim

nicht mit Bezug auf den Königspalast,

Tor

des Priamos’

(B 788,

sondern unpräzis vom

H 346), hier

Skäischen Tor

(Z 231—240; Chapouthier 91a Anm. 5).

14821. φασγάνων δ᾽ ἀκμὰς συνήψαμεν: — ὑπεμείναμεν (Phoen. 1191f., Suppl. 144, Xen. An. I 5, 16); zu der Metonymie ('pars pro toto") vgl. Suppl. 318f., Hec. 102. 1483 τότε δὴ τότε: δὴ in Anadiplosis eingefügt (El. 726, Dem. 18, 47; Denniston, G. P.? 207). — Der 'Hexameter nach der Trithemimeres' entspricht dem

Anklingen epischer Motive (auch sonst im Zusammenhang mit der lliupersis: Tro. 511ff.). — διαπρεπεῖς: — .. —; δια- bei Homer nur zum Versbeginn mit langem : (Schwyzer I 104).

1484f. "Apewg á&Axàv ... Ἑλλάδος... αἰχμᾶς: zweifache Metonymie (Góttername bzw. *pars pro toto'); zur ersten vgl. frg. 208, 2 sq. Nauck?, Phoen. 1097f.1363; zu dem Gleichklang vgl. El. 2. 1485 Ἑλλάδος [ἐγενόμεϑ᾽] αἰχμᾶς: die Tilgung aus metrischen Gründen wohl unerläßlich; die 1. Person nach 1483 zwar nicht unmöglich (K.-G. II 1, 88 Anm. 5), aber vom gleichen Verbum ohne besondere Stilform bzw. ohne prágnanten Sinn kaum denkbar; die 3. Person in 1483 dem episierenden Stil der Stelle entsprechend (zu der metrisch nicht korrekten Einarbeitung der Interpolation vgl. 825.1006*). — Ἑλλάδος: adj. (Tro. 837; K.-G. II 1, 272). 14861.

ὃ μὲν... ὃ δὲ... ὃ δὲ... .: distributive Appos. zu 1483 Φρύγες.

1486 οἰχόμενος φυγάς: Flucht als persónliches Schicksal an erster Stelle genannt (1369.1499.1506). — Die 'Abschweifung' (Z), d. i. Aufzählung der Leiden

160

Einzelerklärungen

(1482—8), die übertreibend mit dem angeblichen Widerstand der Phryger begann, endet mit dem Eingeständnis der ‘Flucht in die Dunkelheit’ (1488). 1487 ὃ δὲ λισσόμενος: Timotheos Pers. 152—8 Wilamowitz. 1488 ϑανάτου προβολάν: soll den Tod abwehren.

gen.obi.

(Schutz gegen den Tod’); die Hikesis

1489 oi δ᾽ ἔμελλον: ot μέν fehlt (X 157, Hel. 1604ff., Iph. T. 1350ff., Herc. 636; Denniston, G. P.? 166 (IT)). — Ellipse: *wir alle versuchten, unter dem Schutz der Dunkelheit zu entkommen: (das gelang jedoch nicht allen, vielmehr) es stürzten einige tot um, (doch waren nicht alle, die fielen, gleich tot, vielmehr) die einen sollten erst noch sterben, die anderen lagen bereits (tot) da'. Zu der

*Epanorthosis' vgl. das Beispiel in Wilamowitz’ Ausgabe von Timotheos' Persern S. 83 Anm. (pap. Tebtyn. 2ff. = Lyr. Alexandrina adesp. 7.5 ed. Powell).

1490 ἔμολε δ᾽: Anfangsstellung des Verbs typisch für den Erzählungsstil des Phrygers (1400.1437.1478, worin Adv. und Verbum einen Begriff bilden). 1491 ἐπὶ φόνῳ χαμαιπετεῖ ματρός: futurisch (990f.): die Tötung Hel.s lebhaft vorschwebend (vgl. jedoch 1495f.). Das Kompositum in Enallage (2); zur Bildung: χαμαι- = 'humi', d. i. Angabe der Ruhelage, die nach dem Fall eintritt (Debrunner,

Gr. Wortbildungslehre

33

$63);

rer-

von

πίπτειν

(Bacch. 11111f.;

Dodds! S. 203). 1493 ἄϑυρσοι

. . . Βάκχαι:

319*. Der Vergleich

mit dem

'Sparagmos'

(Bacch. 734ff.; Dodds! S. XIVff.; Wilamowitz, G. H. II? 67) erläutert die Aussage

in 1493ff., d.i. Ergreifung Herm.s. Zu dem ‘Leitmotiv’ (in 1493 Hinweis auf den "Umschwung') vgl. 31611.836*. — σκύμνον... ópeíav: das Subst. als "Leitwort' (1213*); der spezielle Sinn ('Lówenjunges' nach Dodds, Komm. zu Bacch. S. XVI Anm. 3, 'Zicklein' bzw. 'Schlangen' nach Wilamowitz a. O.) wird nicht bezeichnet.

1494 ἐπὶ σφαγὰν ἕτεινον: scil. χεῖρας (= ἐδίωκον; Σ πάλιν ἐπεδίωκον ᾿Ελένην ἐπὶ φόνῳ), d.i. constructio ad sensum (τὰν Διὸς κόραν Obj. zu der ganzen Verbindung), vgl. Andr. 429 ἐς χεῖρας ἐλϑεῖν τὰς ἐμὰς ἐπὶ σφαγήν. Erwägenswert ἔπι (Di Benedetto: ἐπὶ codd.); vgl. 5. B. Hec. 263.

1495 évévexo . . . ἄφαντος: = ἠφανίσϑη (Hel. 605f., Soph. O. R. 560; Denniston zu El. 1190—2). — Zu dem unbemerkten Verschwinden Hel.s gibt das Dazwischentreten Herm.s eine sehr geschickte Motivierung. 1496 ὦ Ζεῦ καὶ γᾶ xal φῶς

xal νύξ: formelhaft

(Med. 148, Hipp. 672,

Phoen. 1290), Variierung der alten Trias (d.i. Zeus, Erde, Helios) durch Hinzufügung der Nacht (= Komplementärbegriff zum 'Licht'), bereits El. 866f. (Den. niston S. 156). Zur Wandlung der Formel durch Anklingen an physikalisch-

kosmische Theorien s. Schadewaldt, Monolog 112. — Die Beteuerungsformel (etwa gleich: ἴστω Ζεύς; z. B. in Plat. Phaed. 62a 8 sqq. Burnet) als Parenthese zu ver-

1360—1502

Phryger-Szene: 1, Teil (Monodie)

161

stehen: Affektausdruck, um die eigne Unwissenheit zu bezeichnen; die Anwendung der pathetischen Formel durch den Phryger gehört zum παρατραγῳδεῖν der Stelle.

1498 ἤτοι: vor)... (Med. 12961.,

Ion

431f.,

zur schärferen Hervorhebung der Disjunktion gesetzt Herodot

VII 10ß1,

Thuk. II 40, 2; Denniston,

G. P.?

553). — ἣ μάγων τέχναις: ‘durch die Kunst der Zauberer, Medizinmänner’ (Wilamowitz, G. H. I? 29); von den genannten drei Möglichkeiten nur die dritte (ἢ ϑεῶν κλοπαῖς) in Frage kommend (wörtliche Wiederaufnahme in 1580); ähnliche

Alternative in Hec. 838.

᾿

1499 τὰ δ᾽ ὕστερ᾽ οὐκέτ᾽ οἶδα: mit Bezug auf das Geschehen um Herm., das von der weiteren Handlung selbst aufgezeigt wird (1578#.). — Spänermv...

πόδα: attributive Verwendung des Subst. (Plat. Men. 97e 2 sqq. Burnet; vgl. 456*.529); der Verbbegriff dazu ist δραπετεύειν (Xen. Mem. IL 1, 16). — Οἐξέκλεπτον ... πόδα: der Anklang an den substantivischen Ausdruck in 1408b (ϑεῶν κλοπαῖς) kann vielleicht als Hinweis verstanden werden, daß die ' Rettung"

des Phrygers eine Parallele zu der Hel.s bildet. 15001. πολύπονα δὲ πολύπονα πάϑεα ... ἀνασχόμενος: dazu vgl. die Steigerung durch den hyperbolischen Zahlenbegriff in 1615f. — &vóvrtov ... γάμον: zur '"Nutzlosigkeit der Rückführung Hels durch Men. vgl. 16131.; im gleichen Sinne der "Trost' im Munde des Gottes (1638). — Zu dem Kompositum (ἀνόνητον) vgl. den Verbbegriff in 1677. 1502 τὸν 'EXévag γάμον: periphrastische Bezeichnung Hel.s, lediglich der "Vorstellung' entsprechend (990*.1491).

1503—1536

. Phryger-Szene: 2. Teil (trochäische Tetrameter)

1503 καὶ μὴν: 348*. — ἀμείβει: intrans. (1295; das Kompositum in 272*). — καινὸν ἐκ καινῶν: “Überraschung bei den Szenenübergängen’ (Tro. 1118.1259, Hec. 1038). — Or.s Auftritt kommt ebenso unerwartet wie der des Phrygers in 1369. 1504}. πρὸ δωμάτων | βαίνοντ᾽ : πρό prägnant bei einem Verbbegriff der Be. wegung, wobei an das Ergebnis dieser gedacht ist (vgl. διαπρὸ in 1495). 1505 ἐπτοημένῳ ποδί: 'mit hastigen Schritten’ (zu dem Sing. vgl. 136f. 1289f. 1344.1468.1622; Schwyzer 11 428); zu πτοέω vgl. Bacch. 212ff. — Der Beginn der trochäischen Tetrameter wird wie in 729 von der Handlung her begründet. — Die Verfolgung

des Phrygers

Echtheit von 1503—1536 drammatica

1506

bildet die Motivierung

für den Auftritt Or.s. Zur

s. Textprobleme 84f.; A. Garzya,

in Euripide, Napoli

1962,

Pensiero e tecnica

114.

ποῦ ᾽στιν οὗτος: ‘Suchen einer Person’ als Auftrittsmotiv auch in 470.

1507 προσπίτνων: Proskynese (Tro. 1021) an Stelle von Hikesia, d. i. Dramatisierung des bereits bei Sophokles vorliegenden Motivs (O. R. 3261. als hyperbolischer Ausdruck). 1608

τάδ᾽: ‘hie, ubi nunc

sumus

loco'

(Tro. 99f., Andr. 168f., Cycl. 63. 204,

Hypsip. frg. 1 col. Il 9 sq. Italie; Schwyzer II 44ß Zusatz). 1509 ἡδὺ μᾶλλον: Umschreibung des Komparativs (615.641.1206, Alc. 182, Aesch. Ag. 1591; Schwyzer IL 184b und Anm.3). — «oig σώφροσιν: — τοῖς σοφοῖς (σοφός in der Bedeutung 'callidus'), hier offenbar wegen der etymologischen Zugehörigkeit zu σῴζειν, σωτηρία gesetzt.

1510 οὔτι που: "hast du etwa nicht geschrien?' (Denniston, G. P.? 492; Schwyzer 11 157 Anm. 1). — κραυγὴν ἔϑηρκας: — Expayes; zur Umschreibung des Verbbegriffs vgl. 833*.1641 (Dodds! zu Bacch. 837). 1511 col μὲν οὖν ... ἀμύνειν: Gegensatzbegriff zu 1510 Μενέλεῳ βοηδρομεῖν ‘im Interesse des Men. zu Hilfe eilen’ (Subj. zu beiden Infinitiven τοὺς ᾿Αργείους); zu μὲν οὖν vgl. 169*.691.1521*.

1512 ἐνδίκως... ἄρα... διώλετο: ‘so ist Hel. also verdientermaBen zugrunde gegangen?'; ἄρα sarkastisch-ironisch (Denniston, G. P.* 49). — Wichtiges

1503—1536

Phryger-Szene: 2. Teil (trochäische Tetrameter)

163

Zeugnis für die spätere Beurteilung dieser Partie: Σ ἀνάξια xal τραγῳδίας καὶ τῆς ᾽Ορέστου συμφορᾶς τὰ λεγόμενα. 1513 ἐνδικώτατ᾽ : Superlativbildung eines Adj., das an sich keine Gradation zuläßt (Aesch. Sept. 673, Plat. Tim. 85b 1 sq. Burnet; Schwyzer 1536 Nr. 8). — τριπτύχους: — τρεῖς (1303*); zu ct γε 5. Denniston, G. P.? 126. — Die zustimmende Antwort in Form der “Übertreibung? ist ein Charakteristikum des Parasiten in der Komödie (Cic. Lael. 26 $ 98).

1514 δειλίᾳ γλώσσῃ χαρίζῃ: scil. ἐμοί. Zu dem Motiv (xapıroyAusceiv) vgl. Aesch. Prom. 294,

Cho. 266;

H. Fränkel,

Dichtung

und

Philosophie

des

frühen

Griechentums, 2. Aufl. München 1962, 142f. Anm. 26. — τἄνδον οὐχ οὕτω qpoνῶν:

1123.1317,

Andr. 451f.

(über die Perfidität der Spartaner), Med. 465f.



τἄνδον: Attraktion (Verbindung des Ortsadverbs mit Art.; 604; K.-G. II 1, 546 Anm. 1); über den metaphorischen Gebrauch s. Page zu Med. 239. 1515 οὐ γάρ: ‘soll sie denn etwa nicht (gerechtermaßen getötet worden sein?)'; vgl. 1512. — αὐτοῖς Φρυξὶ: der dat. comitativus (Schwyzer II 1646) verbindet in grotesker Weise zu einem Begriff 'Griechenland mitsamt den Phrygern', wobei

die ‘Schuld Hel.s' (743.1134ff.1305) das Verbindende ist. 1516 ἐμὴν χάριν: der Akk. offenbar als inn. Obj. zu λέγειν empfunden. 1517 ijv: i. e. τὴν ψυχήν; Anklang an die homerische Schwurform (Ὁ 39£.). *Anachronismus' (H. Weil 8. 781): die weichliche Art phrygischer Sklaven, man im 5. Jh. in Griechenland hatte, wird auch den Kriegsgefangenen in der gleitung Hel. beigelegt; jedoch Reminiszenz an die homerische Auffassung Or.s Frage zu spüren (1518).

— die Bein

1519 ἄπεχε φάσγανον: "fort mit dem Dolch!’ (Ed. Fraenkel, Aisch. Ag. III 510 zu V. 1125). Die Pointe der Stelle scheint darin zu liegen, daß der Phryger mit Bezug

auf die Waffe

Ausdrücke

verwendet,

die zum

Gebrauch

der den Dienern

Hel.s vertrauten Spiegel (1112) gehören ("halte ihn weg’ bzw. ‘in der Nähe blendet er (zu) schrecklich’; vgl. Hypsip. frg. 1 col. I 2—7 Italie). — ἀνταυγεῖ φόνον: Akk. des inn. Obj. (z. B. Aesch. Sept. 52f.; Schwyzer II 76 Nr. 1). 1520 ὥστε l'opyóv' εἰσιδών: das mythische Bild zur Erläuterung des Gedankens (‘Versteinerung’); das Mißverständnis des Phrygers führt zu einem ziemlich platten Klangwitz (πέτρος — νεκρός). — Γοργόν᾽ (a): Nom. l'opyóv (Ion 1421, Rhes. 306, Herc. 882) bzw. Γοργώ (Hes. Theog. 274, © 349, Ion 1003; Schwyzer I

479 Nr. 4). Zum Haupt der Gorgo (Phoen. 455ff., El. 856) s. Wilamowitz zu Ion 989. 1821

μὲν οὖν: "nein vielmehr’ (1511*, Hec. 1261; Denniston, G. P.? 475 (1)). —

τὸ Γοργοῦς... κάρα: die komische Wirkung scheint darauf zu beruhen, daB der Barbar die “Umschreibung der Person’ (237.294* u. ö., Iph. T. 983) aus Unkennt12

Blehi

164

Einzelerklárungen

nis auf

einen inhaltlich konträren Sachverhalt (Haupt der Gorgo = Apotro-

paion; Wilamowitz

zu Herc. 883) bezieht.

1523 πᾶς ἀνήρ .. .: Soph. Ant. 220. “Lebenswille um jeden Preis’ (679*) ist eine viel diskutierte Konsequenz des reinen Nützlichkeitsdenkens (Thuk. V 92f.). — ἥδεται τὸ φῶς ὁρῶν: Alc. 691. 1624 σῴζει σε σύνεσις: Anklang an 709f.: mit seiner Schlagfertigkeit erzielt der Phryger eine an sich nur durch rhetorische Kunstmittel zu erreichende Wirkung (vgl. die 'contradictio in adiecto' in 395f.). 1525 οὐκ dpa κτενεῖς με: Ausdruck des Erstaunens, daß das Befürchtete nicht eingetreten ist (794*; Denniston, G. P.* 37). — Die Zweiteilung des Verses in 1526 bzw. die (seltene) Dreiteilung in 1525 (Soph. Phil. 1407; M. Imhof, Mus.

Helv. 13, 1956, 136 Nr. 20) bringt die gesteigerte Erregung gegen Schluß der Stichomythie hin zum Ausdruck. — ἀφεῖσαι. . . ἀλλὰ μεταβουλευσόμεσϑα: ‘du bist frei ... doch

nein, ich werde

es mir gleich wieder anders überlegen’; zu

dem unmotivierten Widerspruch vgl. 251f.380*. 1527

μῶρος:

zur Bedeutung

s. Wilamowitz, Herakl. II? 228 zu V. 1082 (con-

trarium: σοφός). — μῶρος ei δοκεῖς: Umschreibung des Imperativs (‘glaube doch ja nicht etwa"). Or.s Noblesse ist im Grunde nur Pose: er gewinnt damit dem Phryger gegenüber sein Selbstgefühl — das er für die Auseinandersetzung mit Men. braucht (1531f.) — zurück. — καϑαιμάξαι: Aor. zur Bezeichnung der als momentan

vorgestellten

(zukünftigen)

Handlung

(Schwyzer

II 2968;

vgl. 779).

1529 στῆσαί σε... . κραυγὴν: Umschreibung des Verbbegriffs (Iph. T. 1307, Heraclid. 656,

Iph. A. 103615,

696f.); s. Bem.

zu 1510.

Aesch. Cho. 885,

Soph. Phil. 1263,

Ar. Thesm.

1530 ὀξὺ... EEeyeiperau: "wenn Argos deine Stimme hört, wird es gleich munter’; das emphatische ὀξὺ prägnant: ὀξὺ... ἀκοῦσαν (Soph. El. 30), ὀξὺ... ἐξεγείρεται

('schnell';

Soph. Ai. 998; Or. 1550*);

möglicherweise

herauszuhören:

ὀξείας βοῆς (Timotheos Pers. 76 ὀξυπαραυδήτῳ φωνᾷ).

1631 ἀναλαβεῖν ἔσω ξίφους: ‘es mit Men. aufzunehmen’ den Bereich hinein’, n 135; Schwyzer II 547a).

(ἔσω m. Gen. ‘in

1532: ξανϑοῖς . . . βοστρύχοις γαυρούμενος: der ξανϑὸς Μενέλαος des Epos (Γ 284) wird unter dem Aspekt des eitlen Strategen bei Archilochos (frg. 60, 1 sq. Diehl?) gesehen.

1533 el γὰρ . . . ἐπάξει: hypothetisch: ‘denn wenn Men. die Árgeier heranführt — als Vergeltung für die (angenommene) epexegetisch;

753*

u. ö.) mich

Tötung Hel.s —

nicht retten will... .., so wird

und somit (καί

er (damit

rechnen

müssen) Tochter und Gattin als Leichen (zu) sehen’, d. i. Siegesgedanke: Or. er-

scheint in der Pose des ἀλαζών bzw. 'miles gloriosus'. Das Anklingen charakteristi-

1503—1536

Phryger-Szene: 2. Teil (trochäische Tetrameter)

165

scher Züge der beiden Komódienty pen des Bramarbas bzw. Kolax (1513) geschieht

hier spontan und entspricht dem dramatischen Zusammenhang der Stelle: die Konfrontierung in Or. bzw. dem Phryger ist deshalb von besonderem Interesse, weil spáter gerade diese Typen durch Menander zu einem Paar zusammengefügt werden (F. Leo, Plautinische Forschungen zur Kritik und Geschichte der Komödie, 2. Aufl. Berlin 1912, 115 Anm. 3).

1535 -μὴν Πυλάδην τε: Zweisilbigkeit des zweiten breve (— .. — ο) im trochäischen Tetrameter ganz selten, jedoch durch den Eigennamen gerechtfertigt (Owen zu Ion 285). 1536 δύο νεκρὼ κατόψεται: — Hec. 45; die Wiederholung von Wortgruppen formelhaft; vgl. 66 — Hec. 279 (Bem. zu 63).

12*

1537—1548

4. Stasimon (Gegenstrophe; vgl. 1353— 1368)

1638 ἕτερον . . . ἕτερον αὖ: Epanalepse (1353.1541 u. ó.) und Hyperbaton (εἰς ἀγῶν᾽... φοβερὸν) als Ausdruck des gesteigerten Affekts (Wecklein zu Med. 978). — ad: ‘retro’. Der ‘Rückschlag’, den die Mechanema-Handlung durch Hel.s Verschwinden erlitten hat, löst einen neuen Agon (d.i. Kampf um Herm.s Leben bzw. Verteidigungskampf der Verschwörer; vgl. 444.762.1574) aus. — &p«pi τοὺς "Arpeidac: d. i. um Or. und El. (vgl. die allgemeine Bezeichnung in 970*). 1640 ἀσφαλέστερον: scil. σἴγα ἔχειν (K.-G. IE 2, 541 Anm. 3). — Mit der 'Entscheidung' tritt der Chor von seiner Rolle als Handlungspartner Els, die nur 807—843 unterbrochen war (vgl. auch 542f.605f.), zurück. 1541 ἴδε... ἴδε: vgl. 1538; ἴδε homerisch (P 179, 9 443, x 233, Aesch. Suppl. 350, Soph. Trach. 222, O. C. 1463, Alc. 398, Or. 147). — προκηρύσσει: das Obj.

unterdrückt (Soph. Ant. 460£.). — Die Aussage des Chors, insbesondere über den ‘Rauch’ (1542 Epideixe; vgl. 1573), steigert die Verwirrung über das tatsächliche Geschehen und bereitet damit den Auftritt des deus ex machina (1625ff.) vor.

1642 Yodlwv . . . αἰϑέρος dvo: ‘oben in der Luft sich bewegend' (Schwyzer 1I 537) bzw. prägnant: ‘hoch in die Luft aufsteigend’; partitiver Gen. bei ἄνω (Here. 616, Soph. Phil. 1092; dazu Kamerbeek 8.72; K..G. II intrans. (Tro. 307, Bacch. 219). — Dadurch daß die Anzündung an sich erst beim Scheitern der Bedrohung Herm.s erfolgen bis 1203 = Korrektur zu 1149f.), vorweggenommen wird, erhöht

1, 340); ϑοάζειν des Palastes, die sollte (vgl. 1191 sich die Unüber-

sichtlichkeit der Situation. 1643 ὡς πυρώσοντες: in der Vorstellung des Chors erscheint stiftung nunmehr als der eigentliche Plan der Verschwörer.

die Brand-

1546: τέλος ἔχει δαίμων βροτοῖς: ‘Zitat’ (Wilamowitz, Einl.?36 Anm. 68) nach Semonides frg.1,1 sq.Diehl?; zu dem Gedanken vgl. frg. 948 Nauck?, Hel. 887, Hes. Erg. 669, Pind. O. XIII 104 sq. Snell, N. X 28 sqq. (Pohlenz, Gr. "Trag. II? 161 oben), Archil. frg. 84 Diehl? (Wilamowitz, G. H. II? 113; I? 340f.), Solon frg. 1, 17 Diehl®. — In der Gnome liegt ein nachdrücklicher dramatischer Hinweis auf den Schluß des Stückes (1625ff.).

1537—1548

4. Stasimon (Gegenstrophe; vgl. 1353— 1368)

167

1546 ὅπᾳ ϑέλῃ: zu dem Konjunktiv vgl. ζ 188f. (Ausfall des ἄν homerisch; 8051.; K.-G. II 2, 426 Anm. 1). Der Ind., als ‘Zitat’ aufgenommen

von H. Weil,

auf jeden Fall zu erwägen. 1547 ἁ δύναμις δι᾽ ἀλαστόρων: Verbindung des präpositionalen Ausdrucks mit

Subst.

auch

sonst

(075.1434*;

Wilamowitz,

Herakl.

II? 122

zu

V. 510).



Das Asyndeton nach à ἀλαστόρων macht die Annahme von Korruptel (Murray) überflüssig: "etwas Großes aber (μεγάλα δέ τις) ist die Mächtigkeit des Daimon (die) durch die ἀλάστορες (wirksam ist)’; μέγας etwa gleich δεινός. — Zur Bedeutung von ἀλάστωρ (Mensch, der Werkzeug eines Daimon ist’) s. Wilamowitz, G. H. I? 361 und dens., Gr. Leseb. Er1.?35; Ed. Fraenkel, Aisch. Ag. III 711 zu V. 1501; Bem.

zu 337. Unter den ἀλάστορες sind in 1547 Or. und Pyl. zu verstehen (1401f. 1555 als 'Lówenpaar' bezeichnet). — Zu dem Daktylenausgang (1547 — -- — » —) s. Snell, Gr. Metr.? 19 Nr. 3; vgl. 1300*,

1549—1553

. Auftrittsankündigung für Menelaos

In den trochäischen Tetrametern (5) wirkt noch — wie es dem gedanklichen Anschluf an 1531—36 entspricht — der Rhythmus der vorausgehenden Szene (1506—36 — 31 Tetrameter) nach (M. Imhof, Mus. Helveticum 13, 1956, 137).

1549 ἀλλὰ

μὴν: Auftrittsankündigung

(vgl. καὶ μήν; Denniston, G. P.? 342;

348*). — xai: richtet die Aufmerksamkeit auf etwas Neues (Med. 269): ‘indessen, da sehe ich auch noch diesen'.

1550 ὀξύπουν: = ὀξεῖ ποδὶ στείχοντα (1015*); vgl. dagegen die Beziehung der mangelnden ἐγκράτεια des Men. auf ϑυμός bzw. φρόνημα in 1198*. — ἠσϑημένον που: zur Motivierung des Auftritts vgl. 1559.

1661 οὐκέτ᾽ ἂν pYavorre.. . συμπεραίνοντες: "verriegelt nur schnell noch vorher die Schlösser’ (9361.*). — μοχλοῖς:

1474*.1571; die Querriegel dienen als

Türverschluß (Aesch. Cho. 878f., Med. 1314f.; Wecklein S. 125; anders Iph. T. 99; dazu Platnauer S. 69).

1552 ὦ κατὰ στέγας ᾿Ατρεῖδαι: Anrede an die Verschwórer (d. i. Or., El., Pyl;

818*.1538*).



δεινὸν:

772". —

Das

'Glück'

des Men.

(86.354.449.660f.

1099) ist auch hier Kontrastbezeichnung zur Situation Or.s. — Die Begegnung zwischen Men. und Or. vollzieht sich im Sinne des εὐλαβεῖσϑαι: 1562f. Minimal-

forderung des Men., 1571f. Absperrung des Palastes durch Or.

1554—1624

Zweite

Begegnung

Menelaos-Orest

(“Wirrwarr-

szene’) In Kontrastwirkung zur Phrygerszene (1369— 1536), die in ihrer Breite an das Epos erinnert, läuft die Handlung in dieser Szene (1554— 1624) in ein regelrechtes

"Presto finale’ aus. Sie gerät dabei völlig aus den Fugen, da ‘die menschliche Leidenschaft sich selbst jede vernunftgemäße Lösung versperrt’ (M. Pohlenz, Gr. Trag. I* 435): Menelaos, der an die Entrückung Helenas nicht glauben will und deshalb den gewaltsamen Versuch unternimmt, ‘den Leichnam der Gattin aus den Mörderhänden zu reißen’ (1561ff.), wird von Orest, der mit den beiden Mitverschwörern auf dem Palastdach erscheint und Hermiones Leben mit dem

Schwert bedroht, regelrecht attackiert. Es kommt zu einem höchst erbitterten Streitgespräch (1579—1596 Fortsetzung der bereits in 1576 beginnenden Stichomythie), das seinen Höhepunkt erreicht, als Menelaos — in dem Augenblick, als

Orest kategorisch seine Tötungsabsicht

erklärt — plötzlich “weich wird’ (1597

bis 1599). Aber das ist noch nicht das Ende: man tritt vielmehr in die zweite noch

kurzatmiger geführte Runde nächst um

(1600-1617 Halbstichomythie) ein, in der es zu-

Fragen wie die ‘Gerechtigkeit des Muttermordes’

oder die “Reinheit

des Täters’ geht. Wieder wird Menelaos durch das von Orest in bedrohlicher Weise Hermione zugewandte Schwert aus dem Konzept gebracht. Er erklärt sich dies-

mal sogar ausdrücklich als geschlagen (1617a Kapitulation’). Doch auch dadurch ergibt sich keine Klarheit, denn der geschlagene Menelaos kann für Orest erst recht keine Hilfe sein. So schließt die Szene in völliger Konfusion: Orest versucht

in seiner Verzweiflung, Pylades und Elektra dazu zu veranlassen, den Palast anzuzünden, Menelaos ruft in verbissener Wut die Argeier herbei ‘gegen den Muttermórder,

der die Polis dazu zwingen will, ihn weiterleben zu lassen' (1618— 1624).

1554 τὰ δεινὰ xal δραστήρια: 207*; δραστήρια mit Bezug auf das Mechanema (Ion 985.1185 φάρμακον δραστήριον ‘ein wirksames Gift’); der Plur. konkret; vgl.

dagegen den Sing. in dem Gegensatzpaar: δραστήριον ("Bereitschaft zum Handeln’) — ἄπραγμον ('Untátigkeit') in Thuk. 11 68,8 (der Gegensatz der beiden Verhaltensweisen ausgeführt ebd. 64, 4). 1555

δισσοῖν λεόντοιν: 1401*.

1556 ff. ἤκουσα ... ἀκούσας : antithetisch: ‘denn ich hörte tatsächlich ..., doch war es nur leeres Geschwätz, was ich hörte’; zu der Wiederholung vgl. 1668f.*

170

Einzelerklärungen

(Schwyzer II 388 Zusatz 1). — Die Motivierung des Auftritts geschieht mit Sorgfalt, auch wenn der Zuhörer kaum Zeit hatte, darüber nachzudenken, auf welchem

Wege die Mitteilung des Phrygers (1494—99) dem außerhalb des lichen Men. zu Ohren gekommen sein konnte. — Es gehört zur φόβος, daß Men. — indem er einen Irrtum des Boten annimmt das Richtige verfehlt: in seiner Angst steht Men. dem Phryger — (ungleichen) Gegenspieler Or.s — sehr nahe.

Palastes befindDarstellung des — gerade selbst dem bisherigen

1557 ἄφαντος οἴχεται: wörtlicher Anklang an 1494ff. (lyr.). 1559 ἥγγειλέ μοί τις: episches Motiv (874*.1359*). 1560 τεχνάσματ᾽ : ‘Schlüsselwort’: 1053 ‘Sarg’ (Todesgedanke), 1560 ‘Mechanema' (Soteria-Gedanke). — πολὺς γέλως: prägnant: ‘Anlaß zu vielem Frohlocken’ (im Sinne von 'Hybris'; vgl. Soph. El. 1153, Med. 797.1049£.).

1561 ἀνοιγέτω τις: vgl. Aesch. Cho. 877—9 (Groeneboom S. 249). — προσπόλοις λέγω: vor dem Befehl an die Diener ‘Pause’ anzunehmen. 1562 ὠϑεῖν ...: zu dem Motiv ('gewaltsames Aufbrechen der Türfügel’) vgl. Soph. O. R. 1260—2. — ὡς ἂν ἀλλὰ... ῥυσώμεϑ'᾽ : 'damit wir, wenn es möglich ist, doch wenigstens meine Tochter erretten' (1099*); ἀλλὰ elliptisch: ei καὶ μὴ ᾿Ελένην, ἀλλὰ παῖδ᾽ ἐμὴν (H. Weil); Iph. A. 1239f.; vermutlich vor ἀλλὰ

‘Pause’ (Wilamowitz, Herakl. II? 76 zu V.331) anzunehmen des unterdrückten Gedankens (Denniston, G. P.? 13).

zur Bezeichnung

1664— 66 (del. Page) s. Textprobleme 87. 16671. οὗτος σύ...

| MevéAaov εἶπον: 'da bist du. . . dich, Menelaos, meine

ich’ (Soph. O. R. 532.1121, Hec. 1280, Alc. 773, Med. 922; K.-G. H 1, 46 Nr. 4). — Or. befindet sich mit ΡΥ]. (und El.) auf dem Dach (d.i. auf der ‘Distegia’; A. Lesky, Wien. Stud. 53, 1935, 43ff.) und bedroht Herm. mit dem gezückten Schwert (1575); diesen Gestus wiederholt er mehrmals (vgl. 1598.1608a; end.

gültiges Ablassen, erst in 1671*). 1568 ὃς πεπύργωσαι ϑράσει: metaphorisch (= ϑρασυστομεῖς; vgl. 607*.903); πυργοῦσϑαι 'sich brüsten' (als Ausdruck von Hybris; Wilamowitz, Herakl. II? 117 zu V.475). — Die Invektive Or.s (1567— 772), der ohne Wissen des Men. dessen Worte vom Dach aus mitangehórt hat, nimmt unmittelbaren Bezug auf 15611., während 1554—60 anscheinend a parte gesprochen zu denken sind. 1569 τῷδε ϑριγκῷ: ϑριγκός "bekrönendes Gesims' (E. Fabricius, De architectura Graeca, Berlin 1881,57).



ϑὠριγκῷ.... συνθραύσω:

starker Gleichklang.

1570 γεῖσα: als Synonymon zu ϑριγκός (Phoen. 1158, Iph. T. 47.129, El. 1150; F. Ebert,

Fachausdrücke

des griechischen

Bauhandwerks

I, Würzburg

1911, 30

Anm. 1); der Gebrauch von γεῖσα ist jedoch nicht präzis: vgl. 1620, wo die yeica τειχέων aus Holz bestehen müssen. — τεκτόνων πόνον: prägnant: ‘(Ergebnis der)

1554—1624

Zweite Begegnung Menelaos-Orest (" Wirrwarrszene')

171

Mühe(n), die die Bauleute gehabt haben’ (Suppl. 1135, Phoen. 30f., Pind. Pyth. 6, 54 Snell).



Die Herauslósung

des ϑριγκός aus dem

Gefüge

der Mauer

zeigt

die für die ganze Stelle charakteristische Mischung des Sarkastischen und Spielerischen, für die bereits die Situationskomik der Phrygerszene (1369— 1536, besonders 1506ff.) ein Beispiel bot. Dagegen ist in 1595 wieder die Vorstellung des Atridenpalastes gewahrt.

1571 μοχλοῖς δ᾽ dpape κλῇϑρα: 1551*. — βοηδρόμου: brachylogische Verwendung des Attr., das inhaltlich auf die in dem Poss. (σῆς) enthaltene Bezeichnung der 2. Pers. bezogen ist (Beispiele bei Wecklein zu Med. 1009; Radermacher!? zu Soph. Ai. 934; Breitenbach 205f.). — ang: als Ausdruck der

Geringschätzung hinzugefügt (Schwyzer II 203 Nr. 5). 1572 μὴ ... περᾶν:

epexegetischer

Inf.

(Thuk. III 6,2).



Zur

'Antizi-

pation’ von σῆς... σπουδῆς, das im Sinne eines dat. modi zu περᾶν weiterwirkend zu denken ist, s. Kr. 61, 6, 8; K.-G. II 2, 576. 1573

£a: 277*. — Mit Or.s Erscheinen auf dem Dach wird der Feuerschein von

Fackeln sichtbar (vgl. 1541£.*). 1574 rupynpoupevous: "Wortspiel': 1568 πεπύργωσαι (metaphorische Bezeichnung im Sinne von Trotz’, “Übermut’), 1574 πυργηρουμένους (im wörtlichen Sinne mit Bezug auf die Verteidigungsstellung der Verschwörer; 762*).

1575 ἐπίφρουρον: ein ἅπαξ εἰρημένον, an sich der Person zukommend, die das Schwert in der Hand hält (El. 695£.). — ξίφος . . . δέρῃ: vgl. dagegen die Personenbezeichnungen in 1627. — δέρῃ: der Dat. in Analogie zu dem Dat. bei ἐπίβουλος (Plat. conv. 203d 5 Burnet; Kr. 48, 13, 11).

1577 οὐδέτερ(α): “weder das eine noch das andere’ (mit Bezug auf die sarkastische Frage bzw. Alternative in 1576); der Plur. wie in Plat. Crit. 52a 2 sq. Burnet

(Kr. 44, 4, 3). —

σοῦ:

die orthotonierte Form

(σου codd.:

corr. Nauck)

wegen 1576 ἐμοῦ wohl unvermeidlich. — ἀνάγκη: als Prädikat (Schwyzer II 623a Abs. 3; vgl. 1656*). — Der Widerspruch zu 488* betont den Umschwung im Verhalten des Men. (vgl. die Sentenz in Thuk. II 61, 3). — ὡς ἔοικε: im Sinne des εὐλαβεῖσϑαι (699) bzw. καραδοχεῖν (703).

1578 ei βούλῃ μαϑεῖν: umgangssprachlich (Phoen. 118). 1579

πράσσεις:

das

Praes.

πράσσειν vgl. 1139*. — ἐπὶ φόνῳ

voluntativ

(431*

u.ö.;

Kr.53,

1, 7); zu

φόνον

. . . φόνον: formelhaft (1587).

1580 εἰ yàp κατέσχον: scil. τὸν ᾿Ελένης φόνον, "wenn ich ihrer nur hätte habhaft werden können’; el γάρ mit Ind. Aor. zur Bezeichnung eines Wunsches, der

sich in der Vergangenheit nicht erfüllt hat (1582*). — ϑεῶν κλεφϑεὶς ὕπο: = ἀπατηϑείς

(Soph. Ant. 1218. 681); Anklang

an 1498 7; ϑεῶν κλοπαῖς; zur Skepsis

Or.s gegenüber den Góttern vgl. 1179*.1586.

172

Einzelerklárungen

1581 ἀρνῇ κατακτὰς: ‘du streitest es ab, obwohl du sie getötet hast?'; der Nom. des Part. bei einem transitiven Verbum poetisch (Aesch. Ag.583, Alc.

1158, Tro. 478; Schwyzer II 396; Ed. Fraenkel II 291). — κάφ᾽ ὕβρει: “und du sagst dieses aus Spott?'; τάδε mit Bezug auf den vorausgehenden Gedanken (1116*).

1582 Aunpáv γε τὴν ἄρνησιν: des Verbbegriffs

durch

scil. ἀρνοῦμαι

das Abstraktum

auch

(nach ἀρνῇ); Wiederaufnahme

in 1611

(Denniston,

G. P.? 134);

der entscheidende Gedanke in dem durch γε hervorgehobenen prädikativen Adj. (λυπράν) enthalten (= λυποῦμαι ἀρνούμενος). — εἰ γὰρ ὥφελον: fortgesetzt in 1584 ('wenn ich sie doch in den Hades hátte werfen kónnen'); Schwyzer II 346

Nr. 3; Denniston, G. P.?93. — παρακαλεῖς γὰρ: kein 'Füllvers', vielmehr Hinweis auf den Stimmungsumschwung des Men. (vgl. dagegen 1593*).

1584 τὴν...

μιάστορ᾽ (a): μιάστωρ

nachhomerisch,

nach ἀλάστωρ (1547*)

gebildet (Schwyzer I 531 Nr. 1); vgl. φιλήτωρ fem. (= ἐραστής) in Aesch. Ag. 1446

(Ernst

Fraenkel,

Geschichte

der griechischen

Nomina

agentis

II, Straßburg

1912, 50). — εἰς "Atbou βαλεῖν: vgl. 265*. 1585 νέκυν: = τὸ νεκρὸν σῶμα (Z Phoen. 1327). — Men. hält daran fest, daB Hel. getótet wurde (1581*).

1586 ϑεοὺς ἀπαίτει: umgangssprachliche Bezeichnung für vergebliches Tun (1179*): zugleich insofern tragische Ironie darin enthalten, als Hel. tatsächlich

von den Göttern gerettet wurde (1633). — κτενῶ: das Fut. bestimmter als die Umschreibung durch μέλλειν (1578 'Drohung).

15871. von Aristoteles als Musterbeispiel für ‘polare Ausdrucksweise’ (in den beiden Kontrastbezeichnungen: “Muttermörder’ bzw. ‘Helfer des Vaters’) zitiert (Rhet.

1405b

22 sqq. Ross?); die Wiederholung

(vgl. 1579) nicht anstóDig

(vgl.

137/141, 536/625, 1095/1096/1099): in 1579 geht es lediglich um die Ermittlung des Tatbestandes, dagegen in 1587f. um die Beurteilung der Tat (Textprobleme 88—91).

1589 τὸ παρὸν αἷμα μητέρος: ‘der vorliegende Fall, nämlich die Tötung der Mutter’; zu τὸ παρόν vgl. Thuk. I 77, 5. — Men. will sagen, daß gegenüber der Tötung Klyt.s — die durch die äußeren Umstände bedingt war — jede weitere Tötung ‘vorsätzlicher Mord’ sei.

1590 οὐκ ἂν κάμοιμι ... .: prägnante Antwort: ‘(ja, ich tóte, wenn du willst, sogar gewohnheitsmäßig, aber) ich tóte nur die schlechten Frauen’; dabei ist auch an Herm. zu denken (anders Krieg 81), wobei die sophistische φύσις-

Lehre (249f. 483. 585—7) zu Grunde liegend gedacht werden kann. — οὐκ ἂν „dpouı... ἀεί: das Adv. pleonastisch (1663*); die pointierte Form des Gedankens wird auch durch den starken Gleichklang (x) hervorgehoben. 1591 A xai σύ, Πυλάδη: elliptisch (vgl. Suet. Div. Iul. 82, 2 Ihm tradiderunt quidam

Marco

Brulo

irruenti dixisse

(Caesarem):

καὶ

σύ, τέκνον);

zu N καὶ s.

1554—1624

Zweite Begegnung Menelaos-Orest ("Wirrwarrszene’)

173

Denniston, G. P.? 285. — Indem Men. fragt, stráubt er sich selbst noch gegen den Gedanken. 1592

φησὶν

σιωπῶν:

nach dem Typ ‘cum tacent, clamant! (nachdrückliche

Versicherung der Zustimmung des Pyl.), zugleich Hinweis, daß Pyl. als 'stumme Person' fungiert. Der dritte Schauspieler kann deshalb nicht als Pyl. auftreten,

weil er 1625 für die Rolle des Apollon benötigt wird. — dpxeow . . .Atywv: ‘es muß genügen, daß ich es ausspreche’; zur persönlichen Konstruktion von ἀρκεῖν mit Part. vgl. Soph. Ai. 76, Ant. 547, O. C. 498, Suppl. 511 (Kr. 56, 8, 1).

1593 ἀλλ᾽ οὔτι χαίρων: scil. κοινωνεῖ(ς) φόνῳ, d. i. zynische Drohung. — ἥν γε μὴ φύγῃς πτεροῖς: das Adynaton als Beteuerung hinzugefügt. — οὔτι χαίρων: 'haud impune', formelhaft (Xen. An. V 6, 32; Bruhn!! zu Soph. O. R. 363; weitere Stellen bei Nauck? zu Soph. Phil. 1299). 1594/1596 πυρὶ δ᾽ ἀνάψομεν δόμους — . . . τήνδ᾽ ἐπισφάξας, πυρί: der Hauptgedanke durch doppelt gesetztes πυρί betont (1596 πυρί epanaleptisch). 1595 A yàp: 139*.1600.

Ausdruck der Verwunderung

(‘willst du denn etwa gar. . .?");

1596 ὡς μὴ γ᾽ ἔχῃς σύ: γε affirmativ (Denniston, G. P.? 134). 15971. xteiv...& &, μηδαμῶς δράσῃς τάδε: plötzlicher "Umfall' des Men. (von El. in 1200f. vermutet). — ὡς ... γ᾽: 93*.

1698 ἔσται τάδε: 1041*. — à & Ausdruck

des äußersten Pathos (Soph.

Phil. 1300; Dodds zu Bacch. 810— 2), d. i. an dieser Stelle des dringenden Protests (= ἐπίσχες; 1069).

1599 ἀνέχου: 'bewahre die Fassung’ (Tro. 101; ‘perfer et obdura’). — Or. verlangt siegesbewußt von Men. die “Haltung, die der Mensch auch im Leiden zu wahren vermag’ (Pohlenz, Gr. Trag. I? 372). — ἐνδίκως: der entscheidende Begriff (505.572.1512): das ‘Versagen’ des Men. (717—'/24) rechtfertigt dessen gegenwärtige Lage.

1600 καὶ κρατεῖν

γε γῆς:

elliptisch:

davor

zu ergänzen

δίκαιον ζῆν με;

Umspringen von der 2. zur 1. Pers. (1611, worin jedoch ἔγωγ᾽ hinzugefügt ist).

1602 ed... ϑίγοις dv: ironisch: wer mit Blutschuld befleckt war, konnte an keinem Opfer teilnehmen (“Waschen der Hände’ bezeichnet den Beginn des Opferritus; Ziehen RE XVIII 601f.; vgl. Soph. O. R. 240, Aesch. Ag. 1037, Eum. 656). — γοῦν: 781*. — τί δὴ γὰρ οὔ: "warum denn nicht?’ (Denniston, G. P.? 211). 1603 καὶ... καταβάλοις: syntaktisch die Fortsetzung von 1602a (die drüngende Frage Or.s in 1602 Ὁ bleibt ohne Antwort); καταβάλλειν “etwas erlegen, wozu man verpflichtet ist’ (Bacch. 1246; Hesych. καταβολή᾽ ϑυσία). — πρὸ δορὸς:

174

Einzelerklärungen

Metonymie: ‘vor dem Kriege’ (Wilamowitz, Herakl. II* 42 zu V. 158 und ebd. 245 zu V. 1193). Nach dem lykurgischen Gesetz opfert in Sparta der König, ehe er zu einem Feldzug aufbricht (Xen. Resp. Lac. 13, 2).

1604 χεῖρας... τὰς φρένας: zu der Antithese vgl. Hipp. 317; “Unreinheit des Denkens, der Gesinnung' mit Bezug auf das Versagen des Men. (717—724. 1616*).

1605 τίς δ᾽ ἂν προσείποι σέ: 46f.* 75*. 428.481, El. 1292f. (Denniston S. 2071.). — φιλοπάτωρ: 1305*; zur Bildung des Kompositums als nomen agentis s. Debrunner, Griechische Wortbildungslehre 38. — Die Teilung des 5.longum (φιλοπάτωρ) nur noch 518* (Andr. 444).

1606 εὐδαίμων ἔφυ: gnomenartig (frg. 852, 1 sq. Nauck*). Or. bezeichnet den für ihn selbst nicht gegebenen Fall, d. 3. Ehrung der Mutter, als ‘Glück’; damit läßt er implicite die eigne Tat, die Tötung der Mutter, als ‘Unglück’ (d. i. etwa: ἐς τὴν μητέρα οὐχ εὐδαιμονῶ) erscheinen; vgl. 601. 1607 oöxouv σύ γε: ‘also (bist) du jedenfalls nicht (glücklich) (Denniston,

G. P.* 423). — οὐ γὰρ ἀνδάνουσιν ai κακαί: 'nein, denn man kann sich doch nicht mit den schlechten

(Frauen)

abfinden'; die Litotes in milderndem

Sinne

(vgl. dagegen 1590 und den ähnlichen Gedanken des Tynd, in 518). — al κακαί: der Art. generell (1590): 'alle Frauen, die schlecht sind'.

1608 ἄπαιρε ... φάσγανον: kussion

16081.

eine neue Bedrohung

über allgemeinere Fragen (1600-1607)

Herm.s bricht die Dis-

plötzlich ab. —

ἄπαιρε:

1519*.

ψευδὴς ἔφυς . . . ob ψευδὴς ἔτ᾽ el: die kontradiktorische Form der

beiden Antworten Or.s ('nein' — 'ja") trägt einen geradezu spielerischen Charakter

und steht damit in dramatischer Antithetik zu dem unbedingten ‘Ernst’ des Men. (vgl. 1597 b).

1610 οἴμοι, τί δράσω: mit der 'Aporie' beginnt das dritte "Weichwerden' des Men. (vgl.1577.1507f.) — πεῖϑ᾽ ἐς ᾿Αργείους μολὼν: sprichwörtlich (2):

die

Argeier

überreden



‘eine

aussichtslose

Sache

unternehmen’

(vgl.

714f.). Das 'Adynaton' (nicht im Sinne Or.s) zeigt für den Zuhörer schlagartig die Hoffnungslosigkeit der Situation Or.s. 1611 πειϑὼ τίνα: 1582*. — ἡμᾶς μὴ Yaveiv: epexegetischer Inf. als Antwort auf 1611a. — μὴ ϑανεῖν: formelhaft (50*.188.441*.758.886.1245*); daher die "lectio unica' ($aveiv A: κτανεῖν cett. von Murray zu Recht aufgenommen. — αἰτοῦ πόλιν: Epanorthosis (861*): Or. verlangt von Men. ein Gnadengesuch an die

Polis, da der rechtskräftige Beschluß des Demos (8571.) keine Revision gestattet (V. Ehrenberg, Der Staat der Griechen I, Leipzig 1957, 55). 1613 τάμὰ: = ἐγώ (296*, Tro. 355£.).

1554—1024

1614 coi “für dich,

1471*)

Zweite Begegnung Menelaos-Orest ("Wirrwarrszene')

(cot codd.:

Orest,

habe

σὲ Canter)

.. . ἐκόμισ᾽ : scil. ᾿Ελένην

ich Hel. als Schlachtopfer

mitgebracht...';

der

plötzliche

(σφάγιον

Wechsel

entspricht der Lebhaftigkeit der Stichomythie

der

(vgl.

=

(nach

1613):

'victima';

1285*.

Anrede

1181*);

175

(Helena-Orest)

unter diesen

Um-

ständen die Konj. kaum notwendig (Chapouthier 98b). — el yàp τόδ᾽ Av: 1580*. 16161. πόνους πονήσας . . . πέπονθα: starker Gleichklang (341f.*) zur Betonung der dramatischen Antithetik: vgl. 413. 1616 τότε... ἀνωφελής: Rückverweis auf 717—724 (2). 1617 ἔχεις με: metaphorisch: das Bild deutlicher ausgedrückt in 265* (vgl. die Bildvorstellung des 'Ringens' in Ar. Nub. 1047, Ach. 274. 571, Ran. 469), auf

jeden Fall agonistische Vorstellung zu Grunde liegend: Men. gibt die letzte Runde des

Redewettkampfs

(1579—1617)

auf

(“Kapitulation’;

diese

bestritten

von

E. Howald, Die griechische Tragödie, München/Berlin 1930, 168: 'Menelaos steht unmittelbar vor der Kapitulation’; tatsächlich ist der Redeagon mit der zweiseitigen ‘conclusio’ in 1617a bzw. 1617} beendet). — σαυτὸν σύ γ᾽ ἔλαβες: Fortsetzung der Metapher, als eine Art Oxymoron: ' (nicht ich habe dich) du hast dich selbst zu fassen gekriegt ...' (im Deutschen anderes Bild: wer andern eine

Grube gräbt, fällt selbst hinein), d. i. Kritik an der ‘Sophia’ des Men. (488.490. T15f.). — σύ γ᾽: die Partikel nach dem Personale wie häufig im Dialog (Denniston,

G. P.? 122).

1618 ἀλλ᾽ el’(a): mit Imperativ (der in 1060f.* fehlt): Aufforderung zum unmittelbaren Vollzug der Tat, d.i. Anzünden des Palastes (das durch das Eingreifen Apollons verhindert wird) — Die Athetese (1618—20 del. Grueninger) wird

dem

Sinn

der Stelle nicht gerecht: ohne den Brandbefehl

Or.s wáre

der

Hilferuf des Men., insbesondere die Aufforderung, mit Waffengewalt gegen die Verschwörer vorzugehen (1621—4), unverständlich (Textprobleme 91f.). — ὥφαπτε δώματ᾽. . τάδε: der Brandbefehl ist die für die Zuhörer überraschende Auswirkung einer ‘plötzlichen Erkenntnis’ (dazu vgl. 251 gegenüber 243f.) Or.s: da die *Schlechtigkeit’ des Men. erwiesen ist (1617b), ergibt sich der — nicht ausdrücklich

in Worte

gefaßte



Schluß, daß von seiner Seite —

auch

im

Falle

des Nachgebens — mit keiner zuverlässigen Hilfeleistung gerechnet werden kann, d.h. Or. ist verzweifelt, daß sich das Mechanema — in ähnlicher Weise wie die Hikesia des ersten Teils (382—4.449—453.670—6 bzw. 717—724) — als eine ‘vana opinio' herausgestellt hat; zu dieser Interpretation s. Textprobleme 91f.;

im gleichen Sinne A. Garzya, Pensiero e tecnica drammatica in Euripide, Napoli 1962, 114 und Anm. 63. — Zu dem Problem, d.i. abrupte Gedankenfolge bzw. logischer Widerspruch, vgl. 380—84 (251f.), 526—533 (481), 1598b (1597); die zuletzt genannte Stelle macht den emotionalen Charakter dieses Phänomens deutlich.



Die

Ausführung

des

'"Brandbefehls'

(1618—20)

ist deshalb

nicht

anzunehmen, weil ein Brand auf der Bühne 'den Auftritt Apollons und die ganze versóhnliche Schlußszene stören müßte’ (Zürcher 175 Anm. 30).

176

Einzelerklärungen

1621 ἱππίου . . . "Apyous: 1000*. — κτίται: Metonymie (Gründer von Argos’ an Stelle der jetzigen Bewohner gesetzt); vgl. die archaisierenden Bezeichnungen des Landes in 960*.965*. 1622

ἐνόπλῳ ποδὶ: 1505*.

1623 ὑμῶν ... βιάζεται πόλιν: ‘eure Polis versucht er mit Gewalt dazu zu bringen ...’ — ὑμῶν (Brunck: ἡμῶν codd.): notwendige Korrektur; ein ausdrücklicher Anspruch des Men. auf Argos (vgl. 1058f.) würde den Hilferuf (1621 f.) fragwürdig erscheinen lassen. 1624 ζῆν: epexegetischer Inf. (1356 u. 6.) — Durch das Enjambement wird erreicht, daß das unlösbare Problem des Stückes ('Lebenswille' — 'Muttermord") zum Schluß noch einmal höchst wirkungsvoll (innerhalb eines Verses) anklingt. — Der Gedanke in 1623f. ('ista quidem vis est') zeigt eine gewisse Feierlichkeit des Ausdrucks: man darf darin wohl bereits eine Art ‘gleitenden Übergang’ zum Auftritt des deus ex machina sehen. Damit tritt die Einzelperson in ihrer Individualität hinter dem Duktus des Handlungsablaufs fast völlig zurück, wie es ansich der Situation des Schlusses entspricht. Es ist der umgekehrte Vorgang wie im Prolog, worin eine schrittweise Dramatisierung der Prologsprecherin beobachtet werden

kann (32*.67*). — Die Äußerungen der beiden Sprecher (1618-20 bzw. 1621— 24) sind durch das völlige Divergieren der Auffassungen gekennzeichnet: während Or. sich der ‘Verzweiflung’ (1618*) hingibt, möchte Men. aus dem Brandbefehl Or.s noch einen Rest von Lebenshoffnung (‘Soteria-Motiv’) heraushören. Deshalb ruft Men. auch — weil er überzeugt ist, daß Gewalt mit Gewalt beantwortet werden

muß — die Argeier zu Hilfe. — Zu der 'Divergenz' vgl. 644.1336* u. ὃ.

1625—1681

. Schlufiszene: Auftritt des deus ex machina

Nachdem das menschliche Handeln mit Orests Entschluß zur Selbstvernichtung (1618—1620 Brandbefehl) sich gewissermaßen selbst aufgehoben hat, führt nun der Gott — in Richtung auf den vorgegebenen Mythos — die Lósung herbei. Diese besteht — als ein Schluß bereits im Stile der Neuen Komödie (F. Zucker, Deutsche Literaturzeitung 79, 1958, 609) — in dem allgemeinen durch den Gott ver-

kündeten 'happy end'. Sie stellt also ein lediglich áuBeres Arrangement dar: “Ende gut, alles gut’ (1670). Apollon beginnt ohne Proömium, indem er durch seinen Machtspruch Einhalt gebietet. Die Selbstvorstellung erfolgt erst im zweiten Vers: als Parenthese zwischen

den Befehlen an die beiden streitenden Partner (1626). Die Anordnungen des Gottes gliedern sich in sehr strenger Weise, wobei vora Inhalt her folgende Teile unterschieden werden: 1. 1625—1642 Einstellung der Feindseligkeiten zwischen Orest und

Menelaos

bzw.

Apotheose

Helenas,

2.

1643— 1652 Verbannung

Orests

('Apeniautismos', zugleich im Sinne des Aition: Namensgebung für Oresteion) und Revision des Hinrichtungsbeschlusses bzw. Freispruch Orests vor dem Areopaggericht, bei dem die Götter selbst als Richter fungieren, 3. 1653— 1670 ‘happy end’, bestehend in Doppelverlobung zwischen Orest und Hermione bzw. zwischen

Pylades und Elektra, sowie Einsetzung Orests als Herrscher in Argos und Zuweisung der Mitgift Helenas an Menelaos und schließlich Eingliederung Orests in die Polis. An dieser Stelle lebt plötzlich das Dramatische wieder auf und erreicht gleichzeitig einen Höhepunkt: der '"Umschwung' wird dadurch deutlich, daß Orest sein Opfer jetzt frei gibt und zugleich bei Menelaos um Hermiones Hand wirbt (1671£.). Der letzte Punkt der Ausführungen Apollons betrifft das Ende des Stückes: 4. 1673—1681 Aussöhnung zwischen Orest und Menelaos.

16251f. Μενέλαε, naboaı ...00% .. .'Opéc9": Befehl des Gottes an die beiden Streitenden, dazwischen eingeschoben die 'Selbstvorstellung' (1626*). — τεϑηγμένον: metaphorisch (vgl. 1036 ξίφος ϑήγειν): "kampfbereit'; vgl. Aesch. Sept. 715 (mit Bezug auf den ganzen Menschen), Soph. Ai. 584, Xen. Mem. III 3,7, Cyrup. II 1, 20, 12, 10 (Pass.); das contrarium in Heraclid. 3 λῆμ᾽ ἔχων ἀνειμένον (zu ἀνιέναι vgl.z. B. 700.277*). — λῆμ᾽ : ‘Mut’ (Wilamowitz, Herakl. II? 2701. zu V. 1416; Aesch. Pers. 55 τοξουλκῷ λήματι πιστούς), mit Bezug auf Men. über-

treibend.

178

Einzelerklärungen

1626 Φοῖβός ο᾽.... καλῶ: die Selbstvorstellung des Gottes notwendig, da keine "Vorankündigung' (Andr. 1226—30, Ion 1549—52, Herc. 815—821) vorausgeht; vgl. Iph. T. 1435f., Suppl. 1183, Hipp. 1285, Hel. 1643f., Soph. Phil. 1411. — Zu der 'Parenthese' s. 1625ff.*: das Gebot an Men. ist vorausgenommen, weil die nicht im Sinne des Stückes liegende Herbeiholung der Argeier unterbunden werden soll.

1627 ὃς... ἐφεδρεύεις: 1575*. 1628 iv’ εἰδῇς... λόγους: Vertauschung von Begriffen des Wissens und des Wahrnehmens (dagegen Iph. T. 1436 ἄκουσον τῆσδ᾽ ᾿Αϑηναίας λόγους): 250*.1443*,

Tro. 1171f. — Die einzelnen Motive des deus ex machina-Auftritts: 1. Selbst. vorstellung (1626 — Iph. T. 1436), 2. Aufforderung zu hören (1628 — Iph. T. 1436), 3. Schlichtung des Streites (1625 bzw. 1627 — Iph. T. 1437), 4. Hinweis auf den Befehl des Zeus bzw. Schicksalsfügung (1634 — Iph. T. 1438), 5. Errettung durch die Gottheit (1633ff. — Iph. T. 1442). 1629 Ἑλένην... fjv: der Akk, des Eigennamens in ἀπὸ κοινοῦΚα onstruktion: 1. als 'attractio inversiva' zu 1631 ἥδ᾽ ἐστίν gehörend, 2. proleptisch zu 1633 ἐγώ νιν ἐξέσῳσα. Der zweifache grammatische Bezug entspricht der doppelseitigen Gedankenführung: 1. Befehl an Or. (1629f.) und Begründung (1633ff.), 2. Mitteilung ad spectatores (1631f.; vgl. 128*). — Die 'attractio inversiva’ nach dem Typ: urbem quam. statuo vestra est (Verg. Aen. 1573); vgl. Solon. frg. 1, 9 sq. Diehl?, Soph. Trach. 283; s. Porson S. 126; Wackernagel, Vorlesungen über Syntax 1, 56; Ed. Fraenkel, Glotta 33, 1954, 157 (der den umgangssprachlichen Charakter hervorhebt); Schwyzer II 641 Nr.3. — μὲν: = μήν (μέν solitarium), zur

Hervorhebung bzw. Einprägung des Eigennamens gesetzt (8. 1317 u. ó.; Denniston, G. P.? 383 Abs. 3, der zahlreiche Beispiele anführt). 1630 ὀργὴν . . . ποιούμενος: — ὀργιζόμενος (2). 16311.

die Athetese (del. Murray) wird dem zweischichtigen Duktus der Rede

(1629*) wohl kaum gerecht; zur Begründung der Echtheit s. A. Lesky, Wien. Stud. 53, 1935, 45: ‘Der unmittelbare Hinweis auf Helenas Sichtbarkeit . .. ist unent. behrlich, da Menelaos

(τῆσδε) wird erst durch

1673 direkt das Wort an sie richtet’; die Epideixe in 1639

1631f. verständlich. —

Zum Bühnenbild s. Lesky a. O.:

‘Das Schlußbild war ... dreistufig ... Menelaos vor dem Palast, die Gruppe um Orestes auf der Distegia und Apollon mit Helena, die unbedingt hóher zu denken sind, auf dem Theologeion’. — ἐν αἰϑέρος πτυχαῖς: gegen die Wiederholung (1636) — die als solche kaum anstößig wäre (63.66.9037 f.1095f. 1128£.1351£.1556/1558, 1579/1587) — bestehen insofern einige Bedenken, als verschiedene Bedeutung (1631 ‘im Äther, in der Luft schwebend’, 1636 ‘am Firmament’) angenommen werden muß; der homerische Ausdruck (A 76f., Hel. 605f.) anscheinend absichtlich — als 'unprázis' (bzw. formelhaft) — gesetzt.

1625—1681

Schlußszene: Auftritt des deus ex machina

179

1633 ἐγώ viv ἐξέσῳσα: epexegetisch zu 1632 σεσῳσμένη: nachdem die Rettung als bereits vollzogen bezeichnet ist, bekennt der Gott sich ausdrücklich selbst zu dieser Tat.

1635 Ζηνὸς... ζῆν: "Volksetymologie' (Plat. Crat. 3963 8 sqq. Burnet; vgl. auch

Tro. 766—771);

s.

M. Pohlenz,

Der

hellenische

Mensch,

Göttingen

1947,

198. — Ζηνὸς: nach Ζῆνα (€ 157, « 472) gebildet (Schwyzer I 577a), in Tragödie

häufig. — ζῆν νιν ἄφϑιτον χρεών: 'Palinodie' (Plat. Phaedr. 243a 8 sqq. Burnet, Isoer. Encom. Helenae $ 64 Blaß): nachdem das Stück einen ψόγος "Erevng enthalten hatte (70--131.247£.737#.1132ff.1302—10.1513.1584), klingt die SehluBszene in einen ἔπαινος (Hinweis auf die göttliche Bestimmung und Heilsfunktion)

aus, 16368. Κάστορί Te Πολυδεύκει τ᾽... σύνϑακος ἔσται: zur Trias der Tyndariden (Kastor, Polydeukes, Helena) vgl. Pind. O. IIT 1—3 Snell. — Die Versetzung Hel.s an den Himmel bringt andeutungsweise das an dieser Stelle vorliegende

Galene-Motiv

(279*.725—8)



"Umschwung

nach

stürmischer

See’

— zum Ausdruck (ἢ. in Diosc. I 14 sqq.). 1637 ναυτίλοις

σωτήριος:

“Heilszeichen

für die Seefahrer’;

adnominaler

Dat. im Sinne des dat. commodi (Thuk. VII 64, 2; Kr. 48, 13, 1).

1638 die Athetese ('del. Wilamowitz, ut ἐπεὲ ad σωτήριος spectet’) wohl deshalb nicht notwendig, weil Wechsel der Anrede (z. B. 1631f. ὁρᾶτ᾽... πρὸς σέϑεν,

d.i. Zuhörer bzw. Or.; Iph. T. 656) ohne Schwierigkeit: 1638 Zwischengedanke (478*.1631f.). — Man könnte sich vielleicht fragen, ob Eur. in 1638 gegen eine andere — erst bei Isokrates (Enc. Hel. $ 62 Bla8) bezeugte — Version (daß Hel. den

Gemahl als σύνοικος bzw. πάρεδρος an den Himmel geholt habe) Stellung genommen hat. — κτῆσαι: imperativus concessivus (638* u. ó.).

1639 τῷ τῆσδε καλλιστεύματι: — διὰ τῆσδε καλλιστευούσης.

1640 εἰς ἕν... συνήγαγον: der Verbbegriff, an sich neutral (Herodot VII 60, 2), hier in dem Sinne: 'zusammenführen zu kriegerischer Begegnung'. 16411. ὡς ἀπαντλοῖεν χϑονὸς | ὕβρισμα . . .: maritime Metapher: ἀπαντλεῖν 'ausschópfen', nämlich das eingedrungene Seewasser (Ion 927f., Andr. 1216f., Hipp. 898, Aesch. Prom. 84.375, Cho. 748, Cie. Tusc. disp. I 49, 118 Pohlenz); zur

Funktion Hel.s vgl. El. 1282f., Hel. 38ff. 1642 ὕβρισμα... ἀφϑόνου πληρώματος: Fülle des Ausdrucks’ (1398£. u.ö.; K.-G. I1 2, 587 Nr. 10). — In der reichen Fülle’ der auf der Erde lebenden Sterblichen liegt das “Überschreiten einer Grenze’ bzw. eine “Übertretung’ (K. Latte, Der Rechtsgedanke im archaischen Griechentum, Antike und Abendland 2, 1946, 64), die das Einschreiten der Götter hervorruft. Das Motiv stammt aus den

Kyprien (frg. 1 — Allen tom. V p. 117 sq.; Denniston zu El. 1280—3; Schónberger, Gymnasium 67, 1960, 200; Becker, Helena [s. unter V. 79] S. 31). 13

Biehl

180

Einzelerklärungen

1643 τὰ μὲν xa9^ ᾿Ελένην: die Zusammenfassung

bestätigt 1625—1642 als

Gliederungseinheit. — σὲ δ᾽ αὖ χρεών: = 1063b. 1644 ὑπερβαλόνϑ᾽ ὅρους: wörtliche Anspielung auf 443 ('Adynaton'), d. i. Rückverweis zur Bezeichnung der inzwischen eingetretenen Metabole. 1645 Παρράσιον . . . δάπεδον: periphrastische Bezeichnung für Parrhasia (Landschaft im Südwesten Arkadiens): Eur. konnte die 'peloponnesische Version’, wonach Or. der ἥρως ἐπώνυμος der Stadt Oresteion (El. 1273ff., Paus. VIII 44, 2) bzw. Orestheia, Oresthasion (nach Orestheus; Paus. VIII 3, 1) in der Parrhasia war (Herodot 167—8, Thuk. V 64, 3; Wilamowitz, G. H. I* 399 Anm. 2), nachdem er selbst fünf Jahre zuvor davon Gebrauch gemacht hatte (El. 1273ff.), nicht unberücksichtigt lassen (Krieg 73). Die auf ein Jahr befristete Übersiedlung Or.s

nach der Parrhasia sollte offenbar die Diskrepanz zwischen der geläufigen Sagenversion des Mythos und der dramatischen Tendenz der Stelle — wonach Or. im Zuge der allgemeinen Metabole Regent von Argos wird (1660) — überbrücken. — ἐνιαυτοῦ κύκλον: nach attischem Recht war bei Blutschuld an einem Bürger der ἀπενιαυτισμός (Hipp. 37) vorgeschrieben.

— 'Aition': der bislang unbenannte

‘parrhasische Boden’ (1645), auf dem Or. den 'Apeniautismos' verbringt, soll nach seinem Aufenthalt 'Oresteion' (Herodot IX 11, 2) benannt werden.

1646 ang φυγῆς

ἐπώνυμον:

in dem

Poss. (σῆς) wurde vermutlich das in

diesem mit enthaltene Personale (σοῦ) gegenüber dem Subst. (φυγῆς) übergewichtlich empfunden (= ἀπὸ σῆς φυγῆς σοῦ ἐπώνυμον); vgl. 419*.683*.1041*; eine ähnliche Erscheinung liegt in den Fällen vor, in denen ein substantivisches Pronomen auf

den in dem

vorausgehenden

Adjektivum

enthaltenen substantivischen Begriff

bezogen ist; z. B. Hec. 22f. πατρῴα ϑ᾽ ἑστία κατεσκάφη, | αὐτὸς (i. e. ὁ πατήρ, Priamos) δὲ ... πίτνει; auch in Prosa: Thuk. 11 45, 2 (Wilamowitz zu Herc. 157; K.-G. II 2, 564 Nr. 2g).

1647 (del. Paley): Porson hat χεκλήσεται (1646) durch τεϑήσεται ersetzen wollen (der Dat. in 1647 als Obj., d. h. die Nennung wird von Apollon selbst angeordnet; vgl. Ion 74f.); dagegen dürften sich insofern Bedenken erheben, als der Eingriff

‘in 1646 erfolgt, während der Anstoß selbst in 1647 (καλεῖν) liegt. Man kann sich auch fragen,

warum

die Namensgebung gerade den Azanern (die den im Norden

wohnenden Teil der Arkader bilden) und den Arkadern aufgetragen werden soll, zumal Eur. den Namen Oresteion bereits in der Elektra (im Jahre 413?) als bekannt vorausgesetzt hatte (El. 1275). Da neben dem Poss. in 1646* auf eine ausdrückliche Personenbezeichnung verzichtet werden konnte und der Ortsname

als solcher hinreichend bekannt war, läßt sich 1647 ohne Schwierigkeit entbehren: der Vers ist wegen χεκλήσεται — χαλεῖν auf alle Fälle korrupt, mit großer Wahrscheinlichkeit sogar interpoliert. 1649 δίκην ὑπόσχες: die gleiche παρασχεῖν in Iph. T. 941ff.

Verbindung

auch

Hee. 1253;

vgl.

δίκην

1625—1681

Schlußszene: Auftritt des deus ex machina

181

1650 Εὐμενίσι τρισσαῖς: 408. — Yeol: die emphatische Stellung des Subst. betont die dramatische Antithetik zu 871*.884.043—45. — βραβῆς: die agonistische Metapher (1065*) wird durch den hinzugefügten Gen. (δίκης) erläutert. — Die Götter stellen gegenüber der Ekklesia gewissermaßen die höhere Instanz dar.

— Die in 1650ff. enthaltene Kritik an der Polis hebt sich deutlich gegenüber der Version des Aischylos ab: dieser hatte in den Eumeniden (im Jahre 458) — unter Bezugnahme auf die aktuelle Politik (d. i. Beschränkung der Funktion des Areo-

pags auf die Blutgerichtsbarkeit im Jahre 462) und zugleich im Sinne eines ἐγχώμιον ᾿Αϑηνῶν (Lesky, Trag. Dichtung 76) — den Areopagprozeß in den Mythos eingeführt, um das Vertrauen Athenes zu den Bürgern ihrer Stadt zu bekunden (Pohlenz, Gr. Trag. 1? 123). Eur. mußte deshalb den Prozeß als 'attische Tradition' (C. Robert, Bild und Lied, Berlin 1881, 181) übernehmen, doch wird das Neue, die Einsetzung der Götter als Richter, gewissermaßen zur 'Palinodie' dessen,

was der Vorgänger ausgesagt hatte. — Der Plur. (ϑεοὶ), nach Z mit Bezug auf Ares und Athene, ist generell zu verstehen (Demosth. c. Aristocr. 66 bzw. 74; Krieg 72; Chapouthier 100a Anm. 1; vgl. auch El. 1258f.). 16511. εὐσεβεστάτην | Ψῆφον: die Verbindung formelhaft (El. 1262f.), jedoch an dieser Stelle prágnant (1650*).

1652 ψῆφον διοίσουσ᾽: 49, Herodot IV 138, 1; das Simplex in 440. — νυκῆσαι: ‘Freispruch’

(zur agonistischen

Auffassung

des Gerichtswesens

vgl. 944.1650*).

1653 ἐφ᾽ 5... δέρῃ: die Figur (545*) kann vielleicht als lectio difficilior (ἧς recc.) gelten.

1655 Νεοπτόλεμος:

entweder Teilung

des

1. breve

(2 — οὐ —; Maas, Gr.

Metr. 24 $ 106) oder Anaklasis ('Choriambus') im 1. Metrum (— ... —; Maas ὃ 107),

diese deswegen

vorzuziehen,

weil Νεοπτόλεμος

auch sonst viersilbig gemessen

wird (Soph. Phil. 4.241, Andr. 14, Tro. 1126); Anaklasis auch Aesch. Sept. 488. 547, Cho. 657.1049, Ar. Pax 663 (Snell, Gr. Metr.? 26). — Verkürzung des Mythos:

die Vermáhlung Herm.s mit Neoptolemos, dem sie Men. vor Troja versprochen hatte (ὃ 5), war von Eur. in der Ándromache (im Jahre 425?)

behandelt.

worden.

Da er diese Verbindung in 1654ff. um der Einheit der Handlung willen nicht gebrauchen kann, läßt er N. gleich — nicht erst während seiner Ehe mit Herm. (Preller- Robert, Gr. Myth. II? 1461 und Anm. 3) — nach Delphoi ziehen, um dort den Gott wegen der Tötung des Vaters Achilleus zur Rechenschaft zu ziehen:

ein frevelhaftes

Unternehmen,

Schwert’ wurde.

nach

(1656;

schol $4

um

dessentwillen

durch

den

er auch

Priester

‘durch

Machaireus)

delphisches umgebracht

16561. αὐτῷ . . . ἐξαιτοῦντά με: ‘Anakoluth’: das entfernt stehende Part. im Akk. ist an den vorausgehenden Inf. (ϑανεῖν) angeschlossen, während das Pron. (αὐτῷ) sich mit dem zunächst stehenden Subst. (μοῖρα) verbindet (Med. 814f. 1236ff., 13*

Aesch. Ag. 1610£.,

Cho. 410f.,

Pers. 913f.,

Soph. Ai. 1006£.,

Soph. El.

182

Einzelerklärungen

4101. 959ff.; Schwyzer II 403 Nr. 4). — αὐτῷ μοῖρα: reiner Nominalsatz (El. 691.; Schwyzer II 623« Abs. 3). 1658 ὥς ποτ᾽ ἥνεσας: ‘in der gleichen Weise wie du es einmal versprochen hast’, d. i. Πυλάδῃ . . . ἀδελφῆς λέχτρον in ἀπὸ xotwoü-Konstruktion zu ἥνεσας bzw. 1659 δός (zu αἰνεῖν τινί τι vgl. Soph. Phil. 1398). 1659

μένει:

gedrückt):

187,

Nr. 4). — viv:

praes.

propheticum

Tro. 431,

Aesch. Ag.

(die

futurische

126,

Herodot VII 140, 2 (Schwyzer II 273

Bedeutung

in

ἐπιών

aus-

entweder Sing. (d. i. Pyl.) oder — wohl besser — Plur. (d. i. ΡΥ].

und El.); zu dem Plur. vgl. die Beispiele (13 masc., 4 fem., 3 neutr.) bei Allen-Italie 416a.

1660 £a κρατεῖν: vgl. 536 £x . . . καταφονευϑῆναι. 1661 ἄνασσε Σπαρτιάτιδος χϑονός: vgl. 537 ἢ μὴ πίβαινε Σπαρτιάτιδος x90vóc; der implicite enthaltene Gedanke ('begnüge dich mit Sparta’) sprichwórtlich (Andr. 582, frg. 723 Nauck?, Soph. Ai. 1102, Cic. Att. 120,3 eam, quam mihi dicis obtigisse, Spartam, ... numquam deseram; Wilamowitz, Erinnerungen 1848— 1914, Leipzig 1928, 208 Anm. 1; Krieg 19 Ánm. 12).

1662 «qepváàg .. . δάμαρτος: der Gedanke, daß Hel.s Mitgift alle Mühen des Men. vor Troja aufwiege, ist ebenso grotesk wie der wohlgemeinte Rat in 1638. — σε. .. διδοῦσα: homerische Konstruktion (r 167£., ρ 567; Kr. Di. 48, 7, 4).

1663 δεῦρ᾽ ἀεὶ: temporal ('huc usque"): Aesch. Eum. 596, Hel. 761, Ion 56, Med. 670, Phoen. 1209, Suppl. 786, frg. 363 Nauck? (Porson S. 130). — ἀεὶ διήνυσεν: pleonastische Verbindung mit ἀεί (1590*; Schwyzer 11 3928 Nr. 1). 1664 τὰ πρὸς πόλιν: Or.s Verhältnis zur Polis ist der entscheidende Punkt bei

der

Lösung

(vgl. 48ff.440ff.536.612ff.7568.943 ff. 1060ff.1076.1623):

Apollon

nimmt die Verantwortung für den Muttermord auf sich (1665). — ϑήσω καλῶς: vgl. Hec. 875; das Med. in 512. — καλῶς: 1106*. — δὲ: an 4. Stelle (da τὰ πρὸς πόλιν einen eng zusammengehórigen Begriff bildet): El. 426; Denniston, G. P.? 185f. 16661. μαντεῖε... ob Ψψευδόμαντις Tjo9" dp’: die bekannte Epiklese des Gottes (Tro. 454 & μαντεῖ᾽ ἄναξ) hat sich bestätigt ('Etymologie'). — σῶν 9:«aricμάτων: gen. exclamativus (Iph. A. 327, Ar. Av. 61, Vesp. 161; Schwyzer II 134 Nr.4c; Dale zu Alc. 832): 'Sehergott Loxias, (ich bin tiefbewegt) über deine Weissagungen' (zu dem Gedanken vgl. Aesch. Cho. 559, Eum. 615, Plat. Apol. 21b 6 sq. Burnet, Verg. Aen. VI 343 fallax haud ante repertus). 1667 ψευδόμαντις:

das Kompositum

(subst.

von

Aisch.

gebildet

(nach

homerisch ψευδάγγελος; vgl. O 159; Debrunner, Gr. Wortbildungslehre 57 $ 114):

Ag. 1195 (das contrarium, ἀληϑόμαντις, in Ag. 1241), Soph. O. C. 1096f. — ἦσϑ᾽ ἄρ᾽ : formelhaft, im Deutschen Praes. (721*, Tro. 412.1161.1240, Xen. Cyrup. 13, 10;

K.-G. 1I 2, 320); zu οὐκ ἄρα mit Impf. im Sinne der Anerkennung des eignen Irr-

1625—1681

SchluBszene: Auftritt des deus ex machina

183

tums vgl. Hes. Erg. 11f. (dazu H. Diller, Die dichterische Form von Hesiods Erga,

Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Abhandlungen der Geistes- und sozialwissenschaftlichen Klasse, Mainz

1962, 51 Anm. 1; Ed. Fraenkel,

Horace,

zweiter Druck Oxford 1959, 324 und 325 Anm.3). — ἀλλ᾽ ἐτήτυμος: scil. u&vτις; ἐτήτυμος "mit dem wirklichen Sachverhalt kongruent' (K. Latte, Hesiods Dichterweihe,

Antike und Abendland 2, Hamburg

1946,

160).

1668 καίτοι: “und doch (ich muß es gestehen) befiel mich bange Furcht . . .' (Soph. Ai. 441; Denniston, G. P.? 556). — μ᾽ ἐσήει: zu der Metapher vgl. 859* (an

dieser Stelle ebenfalls Phobos-Motiv). — κλύων .. . κλύειν: 1556*, Die Wiederholung des Verbbegriffs betont die Vertauschung von Wirklichkeit und Schein. —

Zu der Vorstellung, daß ein Daimon andere Gestalt annehmen kann, vgl. Porphyrios, De abstinentia II 39 sq., Proklos, In Timaeum p. 395, 29 sqq. Diehl (s. Denniston zu El. 979).

1670 εὖ τελεῖται: "Ende gut, alles gut’ (Bestätigung für 1545f.). — -τελεῖται: mediales Fut. wird bis Ende des 4. Jh. passivisch gebraucht (Schwyzer I 756 Nr. 3; 763c): Aesch. Ag. 68, Prom. 929, Or. 440*.516*. 1671

ἰδού: 144*. Der 'Befehl' in 1653f. enthalten; die 'Interjektion' bezeichnet

den Gestus der Ausführung. — μεϑίημ᾽ *Epuióvyjv: in 1671f. kommt die 'Metabole' dieser Szene am sichtbarsten zum Ausdruck ("Dramatisierung’).

1672 λέκτρ᾽: 1008*. — ἐπήνεσ᾽ (a): ‘ich gebe meine Zustimmung? (aor. tragicus;

100.644*.1021*.1517,

Soph. EI. 668.1322,

Ai. 536, Eur. El. 622; Schwyzer

II 281f. Nr. 4). — ἡνίκ᾽ ἂν διδῷ πατήρ: ‘(ich bleibe dabei) bis der Vater seine Zustimmung erteilt’ (K.-G. II 2, 449 Anm. 3). — ist ein Komödienmotiv.

Die 'Eheerlaubnis des Vaters’

1673 ὦ Ζηνὸς . . . παῖ: ehrerbietige Anrede der Gattin, die der neuen Situation (1633f.) Rechnung trägt. — Zmvög . . . ζηλῶ: Gleichklang (anders 1635*). 1674 Yewv.. . ὄλβιον δόμον: Enallage. — -κατοικήσασαν: Aor. in futurischem Sinne (1084*.1107; Schwyzer II 281 Nr. 2; vgl. die futurische Bedeutung der Substantiva in 990.1149.1357.1491), als Bezeichnung eines im Geiste als vollzogen vorgestellten Vorgangs. 1675 παῖδ᾽... κατεγγυῶ:

das Kompositum

als terminus für das Erteilen

der Eheerlaubnis auch in 1079 (mit Bezug auf den als Familienoberhaupt fungie-

renden Bruder). 1676 Φοίβου λέγοντος: das Part, Praes. entspricht einem λέγει als verbum finitum (Sehwyzer II 274 Nr. 6). — εὐγενὴς δ᾽ ἀπ᾽ εὐγενοῦς | γήμας: der präpositionale Ausdruck formelhaft (= τῇ ἀπ᾽ εὐγενοῦς πατρὸς repuxule); vgl. Andr.

974f.; auch &x: frg. 59 Nauck? ἐκ τῶν ὁμοίων ol κακοὶ γαμοῦσ᾽ dei (Kr. 68, 17, 9; Schwyzer II 446); dagegen adnominaler Gebrauch des präpositionalen Ausdrucks in 199 τέκνα... σέϑεν ἀφ᾽ αἵματος.

184

Einzelerklärungen

1677 ὄναιο: "feliciter tibi eveniat’ (Hel. 1418, Iph. A. 1359); der Sing. des Verbs mit Bezug auf das erste Subj. (d.i. Οὐ); K.-G. IL 1, 79. — χὼ διδοὺς: 599*, El. 259 (Schwyzer II 408f. n Abs. 3); zum Fehlen des Akk.-Obj. vgl. Heraclid. 52. 1678 ol προστάσσομεν: d.h. Or. nach der Parrhasia, El. und Pyl. nach Phokis, Men. nach Sparta; zu dem Praes. vgl. 1676*. 1679 νεῖκος (BP: νείκους AVL: -xac M: -xv Wecklein) . .. διαλύεσϑε: ‘legt den Streit bei'. — Die Lesart umstritten: das Fem. (M; vgl. dazu die nicht sichere Ergänzung von Heath in Aesch. Ag. 1377f.; Ed. Fraenkel III 646 zu V. 1378) aufgenommen

von Murray, jedoch ἡ νείκη bei Eur. sonst nicht vorkommend

und

überhaupt für das 5. Jh. fraglich (Fraenkel); der Plur. (νείκας ‘Äußerungen des Streites', etwa gleich νείκη bzw. ὀργάς; vgl. Med. 637) ist deshalb weniger wahrscheinlich, weil man

darin eine Tautologie zu den Befehlen

an Men.

bzw.

Or. in

1625 und 1627 sehen kónnte. Demgegenüber der Sing. (BP), prágnant verstanden, ohne Bedenken: νεῖκος etwa gleich πόλεμος bzw. ἔρις, d. 1. ‘Streit im ganzen’, mit Bezug auf den immer wiederkehrenden Grundgedanken des Stückes (13.812.1001).

— Mit dem den in dem Rolle liegt (1650); zur

Gebot in 1678f. fungiert Apollon als ‘Schiedsrichter’ (διαλλακτής), der Streit (στάσις — νεῖκος bzw. ἔρις) gegebenen Notstand beendet. Diese auf der gleichen Ebene wie die Einsetzung der Götter als Richter historischen bzw. rechtlichen Stellung der διαλλαχταί s. V. Ehrenberg,

Der Staat der Griechen I, Leipzig 1957, 34.

1680 κἀγὼ τοιοῦτος: "auch meine Art ist es (zu gehorchen)’, d. i. affirmative Antwort (Heraclid. 266, Rhes. 422): die Bezeichnung des Seins ist an Stelle einer solchen des Handelns gesetzt (420.483). — τοϊοῦτος: Verkürzung des Diphthongs vor Vokal

(1207,

El. 386.426,

Med. 626;

dagegen

τοῖ- in 420.483;

Maas,

Gr.

Metr. 30 $134) — συμφοραῖς: vox media: ‘ich schließe Frieden, söhne mich aus mit den συμφοραί und den Sprüchen des Gottes’ (die beide vermeintlicherweise schlecht waren, sich jedoch jetzt als gut erwiesen haben). — MevéAae . . . AoEía: die (freundliche) Anrede an den bisherigen Gegenspieler bzw. an den Gott entspricht bereits dem durch den Verbbegriff ausgedrückten Versöhnungsakt.

1682—1690 ^ Exitus: Anapäste 1682 ἴτε vuv: Aufforderung Apollons zum Festumzug zu Ehren der Friedensgöttin. — xa9" ὁδόν: 550 (metaphorisch; ähnlich Plat. Resp. IV 435a 4 Burnet). — τὴν καλλίστην ϑεῶν: das Epitheton auch frg. 453 Nauck? (Dodds zu Bacch. 419—20). — Das Wort εἰρήνη war dem politischen Sprachgebrauch vorbehalten (Pohlenz, Gr. Trag. I? 421), jedoch ist in 1682f. kein Bezug auf ein bestimmtes

Tagesereignis anzunehmen. Eirene bekam als Göttin später Staatskult und Statue (Wilamowitz, G. H.. II? 177). 1684 Aios: Korrektur von Nauck (Ζηνὸς recc. nonnulli et Aldina; Turyn 113); vgl. Hec. 1100f. ἀμπτάμενος οὐράνιον ὑψιπετὲς ἐς μέλαϑρον. — πελάσω: Durch-

führung der Anordnung des Zeus (1636f.); nach 1631f. ist Hel. bis dahin ‘in den Lüften schwebend' zu denken.

1685 πόλον ἐξανύσας: brachylogisch: ‘wenn ich (die Rückkehr an) den Pol (wo der Ort) der leuchtenden Gestirne (ist) vollendet habe' (54*); vgl. Timotheos frg. 28 (2) Wilamowitz Τιμόϑεος δ᾽ ἀντικρύς φησι | διὰ κυάνεον (λαμπρὸν Macrob. Sat. VII 16, 28) πόλον ἄστρων, | διά 7’ ὠκυτόχοιο σελήνης.

1686 Ἡρακλέους: scil. δάμαρτι. -- Hebe galt als Tochter Heras und des Zeus (Hes. Theog. 950—5) und Gattin des mit Hera versöhnten Herakles (Wilamowitz;

G. H. I? 239). — παρ᾽. .. πάρεδρος: der starke Gleichklang (208f.*) unterstreicht die Feierlichkeit der Ankündigung (vgl. Ἥρᾳ... «Ἡρακλέους | "Hfy). — πάρεδρος... ἔσται: vgl. 1637 σύνθακος ἔσται. 16871. ϑεὸς ἀνθρώποις... ἔντιμος ἀεί: Konträrvorstellung zu 19 τὴν ϑεοῖς στυγουμένην. Zu der Antithese s. 8. — (= τιμηϑήσεται).

σπονδαῖς:

dat. modi zu ἔσται... ἔντιμος

1690 μεδέουσα ϑαλάσσης: Gen. des Wirkungsbereichs (Hipp. 166ff., ἢ. Hom. 10, 4 sq., Hes. Theog. 54; Schwyzer IT 10988). — ναύταις: dat. commodi (Platnauer zu Iph. T. 31). — Die Dioskuren erscheinen den in Seenot geratenen Schiffern in den sog. St. Elmsfeuern

(Alkaios frg. 78 Diehl, h.

A. Lesky, Thalatta, Wien 1947, 146).

Hom. 33, 6ff.,

El. 9901f.;

1691—1693

Gebet des Chors im Namen

des Dichters

Der Dichter bittet um den Siegespreis im tragischen Wettkampf (Iph. T. 1497 bis 1499, Phoen. 1764— 66); ein anderer Schluß im Umfang von 5 anapästischen Dimetern findet sich in fünf Tragódien (Alc., Med., Andr., Hel., Bacch.); s. Dodds

zu Bacch. 1388—92; Pohlenz, Gr. Trag. II? 101 zu S. 247 (über die Prioritát der Alkestisstelle).

:

LYRICA Metrische Analysen

Parodos (140—207): Wechselgesang zwischen Elektra und Chor a

140—152 — 153—165 —,



145



pv

1. Strophenpaar: 19 Metra (6: 6/1: 6 = 18/1) dochmanacl 155

dochm

160

ba dochm dochm

dochm dochm dochm dochm || dochm dochm || dochm (K?)

165

dochm dochm dochm

dochm dochm dochm |||

T7079

=

dochm || voc 9o 150

V

9

goo

oV

9-9]

„wor | τὸ τον"

β΄

166—186 = 187—207

2. Strophenpaar: 32 Metra

I. 166—173 — 187—194 u

Wechselgesang:

14 Metra (2:4:2:4:2)

--

-——

“ “,

ed

i7—

Em) u

dl

gu

moldes

Ir

h

ow Ὁ

—||

II. 174—186 — 195—207 Monodie: E

190

Mo

mo

τ

τ

pv

M

voveo vel o v — ἐς- Il wu.

ba?

dochm ἢ

ia

ba ||

dochm

anacl dochm

dochn ba

K

il

200

dochm | || ba l|

: 2:6:2: t) dochm

195

mad

qoM

dochm || ba ||

18 Metra (1:2:2:2

— 175

dochm ia

dochm dochm cr(ba?)

dochm dochm || dochm [|

190

10

Lyrica: metrische Analysen

u —.—]j 2-—-.— qo 9 — z-zl.-| qo — v —

185

wu Two -——

205

| «Jill

dochm - hem hem" .hem

dochm (dim cho) dim ce) | (dim cho)

er (ba?)

dechm | dochm [ l|

Die Ansetzung der Hemiepe in 181—184 bzw. 202—205 dürfte dem besonderen Affektgehalt der Stelle am besten entsprechen (vgl. 1246.1256£.1264.1266.1276f. 1284): die Akephalie in 183 bzw. 204 wird durch die folgende Kürze bzw. Länge (- —) ausgeglichen. An Stelle der Hemiepe können auch choriambische Dimeter gemessen werden (Rupprecht, Einf.?52 $ 74,2); 183 bzw. 204 stellt zugleich einen Glykoneus (mit zwei Kürzen in der Basis) dar, ein Maß, das auch sonst in Verbindung mit chor. Dimeter vorkommt (816—818 bzw. 828—830). 140

ΧΟ.

σῖγα σῖγα, λεπτὸν ἴχνος ἀρβύλης |o

ΗΛ. 146

ΧΟ. HA.

[στρ. «'

σίθε[ι]τε, μὴ χτυπεῖτ᾽.

ἀποπρὸ Bär’ ἐκεῖσ᾽, ἀποπρό μοι κοίτας. ἰδού, πείϑομαι. ἃ ἃ σύριγγος ὅπως πνοὰ

λεπτοῦ δόνακος, ὦ φίλα, φώνει μοι. ΧΟ.

ἴδ᾽, ἀτρεμαῖον ὡς ὑπώροφον φέρω βοάν. ΗΛ. vat, οὕτως.

χκάταγε κάταγε, πρόσιϑ᾽ ἀτρέμας, ἀτρέμας Uv 150

λόγον ἀπόδος ἐφ᾽ 6 τι χρέος ἐμόλετέ ποτε.

᾿

χρόνια γὰρ πεσὼν ὅδ᾽ εὐνάξεται.

155

100

ΧΟ.

πῶς ἔχει; λόγου μετάδος, ὦ φίλα"

HA.

[τίνα τύχαν εἴπω;] τίνα δὲ συμφοράν; ἔτι μὲν ἐμπνέει, βραχὺ 8° ἀναστένει.

ΧΟ. HA.

τί φῇς; ὦ τάλας. ὀλεῖς, εἰ βλέφαρα κινήσεις

ΧΟ.

ὕπνου γλυχυτάταν φερομένῳ χάριν. μέλεος ἐχϑίστων ϑεόϑεν ἐργμάτων, τάλας, φεῦ μόχϑων.

ΗΛ.

ἄδικος ἄδικα τότ᾽ ἄρ᾽ ἔλακεν ἔλακεν, ἀπόφονον ὅτ᾽ ἐπὶ τρίποδι Θέμιδος ἄρ᾽ ἐδίκασε φόνον ὁ Λοξίας ἐμᾶς ματέρος.

ΧΟ.

ὁρᾶς; ἐν πέπλοισι κινεῖ δέμας.

165

ΗΛ.

σὺ γάρ νιν, ὦ τάλαινα, ϑωύξασ᾽ ἔβαλες ἐξ ὕπνου.

ΧΟ.

εὕδειν μὲν οὖν ἔδοξα.

[ἀντ. a’

fore. β’

Parodos (140—207): Wechselgesang zwischen Elektra und Chor

170

HA. XO.

191

οὐκ ἀφ᾽ ἡμῶν, οὐκ ἀπ᾽ οἴκων πάλιν ἀνὰ πόδα σὸν εἱλίξεις μεϑεμένα κτύπου; ,

ὑπνώσσει.

,

,





>

3



»

»



ΗΛ. λέγεις εὖ.

πότνια πότνια Νύξ,

ὑπνοδότειρα τῶν πολυπόνων βροτῶν,

175

᾿Ερεβόϑεν ἴϑι, μόλε μόλε κατάπτερος

τὸν ᾿Αγαμεμνόνιον ἐπὶ δόμον. ὑπὸ γάρ ἀλγέων ὑπὸ τε συμφορᾶς

180

διοιχόμε[σ]8᾽ οἰχόμε[σ]ϑα — κτύπον ἠγάγετ᾽" οὐχὶ σῖya σῖγα φυλασσομένα T στόματος ἀνακέλαδον ἀπὸ T

185

λέχεος ἥσυχον ὕπνου χάριν παρέξεις, [ὦ] φίλα;

190

XO. HA.

ϑρόει τίς κακῶν τελευτὰ μένει.

ΧΟ.

πρόδηλος ἄρ᾽ ὁ πότμος;

HA. XO. 195

200

ϑανεῖν (daveiv), τί δ᾽ ἄλλο; οὐδὲ γὰρ πόϑον ἔχει βορᾶς. ἐξέϑυσ᾽ ὁ Φοῖβος ἡμᾶς μέλεον

ἀπόφονον αἷμα δοὺς πατροφόνου ματρός. δίκᾳ μέν. ΗΛ. καλῶς δ᾽ οὔ. ἔκανες ἔϑανες. ὦ

τεκομένα με μᾶτερ, ἀπὸ δ᾽ ὥλεσας πατέρα τέχνα τε τάδε σέϑεν ἀφ᾽ αἵματος" ὀλόμεϑ᾽ ἰσονέκυες ὀλόμεϑα᾽ σὺ τε γὰρ ἐν νεκροῖς, τὸ τ᾽ ἐμὸν οἴχεται βίου τὸ πλέον μέρος" ἐν στοναχαῖσί τε καὶ γόοι-

205

olı) δάκρυσί τ᾽ ἐννυχίοις

T ἄγαμος ἐπὶ δ᾽ ἄτεχνος ἅτε T βίοτον & μέλεος ἐς τὸν al-

ἐν ἕλκω χρόνον.

[ἀντ. β’

192

Lyrica: metrische Analysen

1. Stasimon (816—331 = 332— 347) Strophenpaar: 28 Metra (4: 9:9: 4/2) ()—-—l---—h--—

3 ia

συ — ex |l va.

330

825

3355

...— --— „00m. Sun. „ee

0—

“του τ πύον zu _- | wu . ..—.—

340

1-10... uno m

=

u-[0-

vw 330

--

sorgen

zu cou zu I.

345 |

(re)

dochm dochm

|| dochm

dochm dochm dochm

dochm dochm

dochm dochm dochm

dochm|| dochm

dochm dochm

dochm dochm

dochm

dochm

3ia dochm dochm

- - --— |||

dochm |||

Die Verse 338—344 sind in pap. Vindob. G 2315, früher pap. Rainer inv. 8029, enthalten. Die in den Text eingestreuten Instrumentalnoten stellen das älteste Zeugnis griechischer Notenschrift dar (250—150 ante); s. E. Póhlmann, Griechische Musikfragmente, Erlanger Beiträge zur Sprach- und Kunstwissenschaft 8,

Nürnberg 1960, 20 (Literatur ebd. S. 79). Die Umstellung (339 post 340 transpos. Kirchhoff) ist deshalb überflüssig, da Responsion

von

324

(Anapher)

und

340 (Sentenz)

ohne Bedenken

ist (s. Text-

probleme 24f.).

2. Stasimon (807— 843) Eine ausführliche textkritische und metrische Behandlung des ganzen Liedes findet sich bei Wilamowitz,

Versk.

210—212.

In Abweichung

davon

dürfte nur

der in 813 ergänzte 'Jambus' (-vos YAuße(v)) zu bezweifeln sein, zumal pap. Oxyrh. XI 1370 die in codd. einstimmig überlieferte besondere metrische Form

(#Au$e;

vgl. 1011; s. Denniston zu El. 168) bestátigt und 825 sicher korrupt ist. Vielleicht kann in 825 τοῦδε (e. g. Zucker: ϑανάτου codd.) gelesen werden mit Bezug auf die

in 819—824 vorschwebende Vorstellung des Tötens: ‘in Angst darum (nämlich getótet zu werden) sehrie laut auf die unglückliche Tyndareostochter'.

Zu dem Elísilber in 810 bzw. 822 s. Rupprecht, Abriß 37. Die auffallende Vorschlagsilbe vor den in Synaphie untereinander und mit der Klausel (pher) ver-

1. Stasimon (316 —347) — 2. Stasimon (807 —843)

193

bundenen Glykoneen in 816 bzw. 828 deutet vielleicht darauf hin, daB Eur. diese

&olischen Maße nicht als identisch mit dem 'Dimeter' empfunden hat (s. Snell, Gr. Metr.? 29; anders Rupprecht, Einführung 52), d.h. daß er das anceps als ‘Fuge’ aufgefaßt hat.

Hinsichtlich der in der Epodos auftretenden ‘Daktylen’ erhebt sich die Frage, ob diese (831.840.841) vom Gesamtbild dieses Systems her ebenfalls als Variierung des ersten Gliedes im chor. Dimeter zu verstehen sind, d. h. ob der katalektische dakt. Dimeter als seltenere Form des wil(amowitzianus) gelten kann!. 807—818 — 819—830 Strophenpaar

wur wu 9 πον 810

815

9 — wo πον το

820

ou on o -— |l του πε τππον του τεν wu Ww —2— vo v — v — | wit on Tanz} .

u——-—.— — 7-0

———w--



9

o9 που

|

um

——

—..—.—-.-—wv.||

won

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885

- u

- —e-e.-

840

|

[ii

cho(?) — dim da A

cho phalaec||

-|

———|—v£.-— v vq τον —

|

pher } il

dim

17 u πο . 7 9 — no

cho = hendecasyll |! cho cho he hem] cho cho

x glye glye

dim

nun

— won

trim trim dim dim dim dim

830 |||



-.σππ ———— σον το



825

dim — cho dim cho dim cho

dim dim dim dim

cho cho cho cho

dim

cho

“"pher |

dim

cho(?) — dim da,

dim dim

cho(?) — dim da 4 cho |

hipp decurt | l l

ı Als Dimeter möchte Wilamowitz — vom Zusammenhang her — auch z. B. den alk. Zehn-

silber in Timotheus Pers. 249 rechnen (Ausg. S. 28).

(ἀλλ᾽ ἑχαταβόλε Πύϑι᾽ &yvàjv )

— u — o2], — 2 — —)

194

Lyrica: metrische Analysen

3. Stasimon (960—970 — 971—981) Strophenpaar: 28 Metra (6/2: 4/2 bzw. 5/2: 5/2) 960

u.

|.

ur

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uel

0

ia

ia

ia

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ia

ie

ia

er

ba(=ith) ||

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970

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ia

ia

ia

or er

975

ba(= ith) ||

-- Ὁ -Ξ . -ττι....-uw Zorn

ba (ia) cr ia dochmKia

DUX vov wlT-—2—

ia

ποὺ -Ζ ν᾿, - . --ἰὑ-τὸ -

—.—.—-|ll

980

cr

ba ba ia

ia

er

ha

ia

ba (= ith) |||

Die Textkonstitution in 964 nach Heimsoeth. Die Strophe besteht aus zwei dem

Umfang nach gleichen Teilen, die sich in je zwei Perioden von acht und sechs bzw. zweimal sieben Metren (einschl. Klauseln im Umfang von je zwei Metren) gliedern; alles Jamben, z. T. in synkopierter Form, dazu ein Dochmius ('Kaibelianus') in 966 bzw. 9771; als Klausel jedesmal Ithyphallikus, in 967 bzw. 978 in

anaklastischer Form. Die Annahme des Dochmius in 966 bzw. 977 wird durch die Wiederkehr dieses Maßes in 992ff. (dreimal in anaklastischer Form) und im ersten

Metrum der Klausel zum Gesamtlied (1012) gestützt. 960

ΧΟ.

κατάρχομαι στεναγμόν, ὦ Πελασγία,

[στρ.

τιϑεῖσα λευχὸν ὄνυχα διὰ παρηίδων, αἱματηρὸν ἄταν,

xtunóv τε κρατός, ὃν ἔλαχ᾽ & κατὰ χϑονὸς νερτέρων [Περσέφασσα] καλλίπαις [dei] (ἄνασσα).

965

970

ἰαζκ)χείτω δὲ ya Κυκλωπία, σίδαρον ἐπὶ κάρα τιϑεῖσα κούρίμον, [τῶν ᾿Ατρειδῶν] πήματ᾽ οἴκων. ἔλεος ἔλεος ὅδ᾽ ἔρχεται τῶν ϑανουμένων ὕπερ στρατηλατᾶν “Ἑλλάδος ποτ᾽ ὄντων.

! Beim späten Eur. muß immer damit gerechnet werden, daß Dochmius nicht durch Wortschluß abgehoben wird; vgl. 145 (zu Beginn), 168.177.186.206.330.1305.1415 u. ὃ.

3. Stasimon (860—981) — Monodie Elektras (982 — 1012)

195

Beßaxe γὰρ βέβακεν, οἴχεται τέκνων

[ἀντ.

πρόπασα γέννα Πέλοπος ὅ τ᾽ ἐπὶ μακαρίοις ζήλζωτ]ος ὧν ποτ᾽ οἶκος" φϑόνος νιν εἷλε ϑεόϑεν ἅ τε δυσμενὴς φοινία ψῆφος ἐν πολίταις.

975

ἰὼ ἰώ, πανδάκρυτ᾽ ἐφαμέρων ἔϑνη πολύπονα, λεύσσεϑ᾽ ὡς παρ᾽ ἐλπίδας μοῖρα βαίνει. ἕτερα δ᾽ ἕτερο[ι]ς ἀμείβεται πήματ᾽ ἐν χρόνῳ μαχρῷ᾽ βροτῶν δ᾽ ὁ πᾶς ἀστάϑμητος αἰών.

980

,

[A

3

f

Monodie Elektras (982— 1012) Astrophische Komposition in zwei Teilen a' 082—904 = 38 Metra I. 982—984 c =

12 Metra

er la

ia

cr

tro

pher || antiba ith ||

II. 984 d—994 = 24/2 Metra —À

»τπτπ|π σι --

ὑπο... -ἢ pun :-

985

er ia ia

—.—.—-—|l —-——-—h--.-—

er

——[|-.—-2—

ia

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JI —e—.—l-2—-— AZ e—.-— qv --Il

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0

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ia

ith || ia ba”

990

ia

(ia?)

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ia

ia ba ||



———

ba ia ||

dochm

anacl

dochm

anael

dochm

anacl

cho (ia anacl) ba || 14

Biehl

196

Lyrica: metrische Analysen

β΄ 995—1012 = 38 Metra I. 995— 1000 — 13 Metra στῶν -2 -ν»

995

νυ ποῦν -Φu „IT -

—Ó

ia cr

ia ia

ia ia

ja ja

ia

ia

a

enden wu.

— |l

.

1000

18 Ν

ith (— cr ba)

||

II. 1001--1004 = 10 Metra

νυν -- 4

—.—

vu

tro

T -—u

tro

tro tro

= 0-0.

tro

—.—2

iro er

—-.— won

tro

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— un — .——-— — o — p ———— won

pher (= reiz)

unn

1005

ve -- ..

— wu

Tun] ve τοῦ)

won

nun

„nr

lei

1010

da da da da da da

||

da

da

5da

dochm ba |l|

In 983 ist der Pherekrateus anscheinend — in Entsprechung zu dem Ithyphallikus in 984c

(cr ba)



als 'Dimeter'

aufgefaßt, was er an sich nicht ist (s. Snell,

Gr. Metr.? 37); vgl. 1004. Wegen 984b gepop£vav δίναισι, d. i. Kretikus mit Teilung

des ersten longum und Antibakcheus, wäre zu überlegen, ob man vielleicht in 984a mit Synizese lesen soll: ἁλύσεσι(ν) χρυσέαισι, d.i. dreimal Ithyphallikus(?). Man

kónnte auch 5 Trocháen, der erste synkopiert, der dritte und fünfte spon-

deisch endend, abgliedern. Für die im Schema vorgeschlagene Aufgliederung in trochäische Maße spricht außer den Wortschlüssen vor allem die zahlenmäßige Gleichheit mit der ersten Periode, Vom Zusammenhang her liegt auch die Auffassung von 1012 als 'Dimeter’ nahe; die 'Klausel als solche und damit das weitere Vorkommen ‘hinter Versen verschiedenster Art’ (Wilamowitz, Versk. 250f.) wird wohl mit Recht bezweifelt (s. Page zu Med. 131ff.; desgl. Snell, Gr. Metr.?51; Kamerbeek, Komm. zu

197

Monodie Elektras (982—1012)

Eur. Andr.

V. 575).

HA.

p. XXVIII

zu V. 1017f.; Italie, Komm.

zu Aesch. Pers. S. 18 zu

μόλοιμι τὰν οὐρανοῦ μέσον χϑονός {τε) τεταμέναν

[α΄

αἰωρήμασι πέτραν,

ἁλύσεσιζν) χρυσέαισι φερομέναν δίναισι

βῶλον ἐξ ᾽Ολύμπου, iv' ἐν ϑρήνοισιν ἀναβοάσω 985

γέροντι πατρὶ Ταντάλῳ, ὃς Erexev ἔτεκε γενέτορας ἐμέϑεν δόμων, οἱ κατεῖδον ἄτας,

τὸ πτανὸν μὲν δίωγμα πώλων τεϑριπποβάpow στόλῳ Πέλοψ ὅτε 990

πελάγεσι διεδίφρευσε, Μυρτίλου φόνον δυκὼν ἐς οἶδμα πόντου,

λευκοχύμοσιν πρὸς Γεραιστίαις ποντίων σάλων ἠόσιν ἁρματεύσας. 995

ὅϑεν δόμοισι τοῖς ἐμοῖσ᾽ MY ἀρὰ πολύστονος, λόχευμα ποιμνίοισι Μαιάδος τόκου,

τὸ χρυσόμαλλον ἀρνὸς ὁπότ᾽ ἐγένετο τέρας ὀλοὸν ὀλοὸν 1000

᾿Ατρέος ἱπποβώτα. ὅϑεν ἔρις" τό τε πτερωτὸν ἁλίου μετέβαλεν ἅρμα

τὰν πρὸς ἑσπέραν κέλευϑον οὐρανοῦ προσαρμόσας μονόπωλον ἐς ᾿Αῷὦ 1001 post ἔρις (sic) interpunzi (scil. ἔρις ἦλϑε vel ἐγένετο)

! Entscheidende Förderung zum metrischen der Diskussion darüber mit Hans Diller. 145

Verständnis

von

982 .-- 012

verdanke

ich

198

Lyrica: metrische Analysen

1005

ἑπταπόρου τε δράμημα Πελειάδος εἰς ὁδὸν ἄλλαν [μεταβάλλει]

τῶνδέ τ᾽ ἀμείβει Ζεὺς ϑανάτους ϑανάτων τά τ᾽ ἐπώνυμα

δεῖπνα Θυέστου λέκτρα τε Κρήσσας

1010

᾿Αερόπας δολίας δολίοισι γάμοις᾽ τὰ πανύστατα δ᾽ εἰς ἐμὲ καὶ γενέταν ἐμὸν ἤλυϑε δόμων πολυπόνοις ἀνάγκαις.

1006 μεταβάλλει habent codd.

post

1002

μετέβαλεν

seclusi:

cf. 1485

1008

Ζεὺς ante μεταβάλλει

Einlage: melodramatische Partie ( 1246— 1310)

1246—1265 — 1266—1285 Strophenpaar: 24 Metra (8:16)

I. 1246—1250 = 1266—1270: 8 Metra (4: 4) -q—

v9 — v

vorn. V

1250.



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πο Ξ ojo

2.

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dochm Καὶ dochm ||

9—

- .ὀαἸ᾽ἶ -- Mu

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1270

dochm

dochm

dochm

dochm lu 2 trim

II. 1253—1265 = 1273— 1285: 16 Metra (5:5:5/1) vun — o» — » — |l

1255 1260

nn.

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III Ξου--ς vum 4

1260

ia dochm

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— — —

CH,

1275 1280

νυν τοῦ 9

dochm

dochm

» hem

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3 trim dochm

dochm ia



||

ia ||

"hen

1285

|

dochm

1286— 1310 ‘Epodos’: 25 Metra (12: 1: 12 = 24/1) 2 trim uno wu

| |vwo—|

1290

dochm dochm

dochm dochm || 2 trim

Einlage: melodramatische Partie (1246-1310)

— 4. Stasimon (1353-1365 — 1537-1548)

-——]-2—-—

1295

.- τὰ... ἢ

ba

ba

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dochm || — πο τα

1305

— — το

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ia

dochm

dochm

un quum u —

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“νύνσνυν “τυ ποὺ -Ζ οὦ.--Ὸ -———— il HA.

1300

— 1310

ia

dochm dochm K dochm K dochm |||

φονεύετε καίνετε ὄλλυτε δίπτυχα δίστομα φάσγανα ἐκ χερὸς ἱέμενοι

1305

λιποπάτορα λιπόγαμον, ἃ πλείστους

Éxavev Ἑλλάνων δορὶ παρὰ ποταμὸν ὀλομένους, ὅϑι δάκρυα δάκρυσιν ἔπεσε σιδαρέοισι βέλεσιν ἀμφὶ τὰς Σχαμάνδρου δίνας.

1310 1805

τὰν λιποπάτορα 1: τὰν non habuerat ut vid. pap. Ox. XI 1370.

4. Stasimon (1363— 1365 = 1537 — 1548) Strophenpaar: 19 Metra (1:4:4:3:2:3/2 — 1:8:8/2) -—.—.-—

|l

wu

dochm K ||

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uw εν -Ζ τ, -- --ὖὦ

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1355

dochm

dochm

dochm

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dochm dochm

dochm dochm

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1360

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1545 VU

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ba (cr?) dochm

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199

200

Lyrica: metrische Analysen

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zul) Tr

πον -ἰν (- ἢ!

dm

σον ὦ]. (Ὁ) -- Ξ --

ba (ia)

da"?|] ia

ba? (ia)

Zur Responsion in 1537—1548 kann verglichen werden Hipp. 362—372 = 669 bis 679 (im Munde des Chors bzw. Phaidras), Hec. 154—168 — 197—210 (im Munde Hekabes bzw. Polyxenes; s. Verf., Philol. 101, 1957, 62—69). Für die Auf-

teilung der Gegenstrophe (1539— 1548) in zwei Halbchóre (s. Murray, krit. App.) liegt vom Text her kaum eine Notwendigkeit vor: die dubitativen Konjunktive in 1539 bzw. 1540 werden durch ἢ zu einer syntaktischen Einheit verbunden, wobei die Alternative als solche die “Überlegung’ ausdrückt (darauf bezieht sich anscheinend auch Σ μερίζεται τὴν γνώμην ὁ χορός; zur Form der Überlegung vgl. 632—5, insbesondere 633). Die ‘Entscheidung’ folgt sogleich in 1540b: ἀσφαλέστερον, scil. σῖγα ἔχειν.

Zu der doppelten Vorschlagsilbe vor daktylischem Dimeter s. Wilamowitz, Versk. 353 Anm. 5. Der Ausgang der Daktylen in 1547 wie in 1300 (s. Snell, Gr. Metr.? 37).

Monodie des Phrygers (1369— 1502) Astrophische

Komposition

in 6 Perikopen,

die jeweils durch

einzelne

Trimeter

des Chors (5) voneinander getrennt sind.

α' 1369—1379 = 23 Metra (2: 10: 1 : 10), gleitende Übergänge — wu

|

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dim da, (an an,?)

„u. |. - --.u... vous.

1370

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dochm Καὶ dochm dochm K ia ia ia

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1375

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β΄ 1381—1392 = 23 Metra (2:4: (1):9:1:4:2) ——-——.l—-—νυν τῶν T- - --΄ἦ -ww wor

(—-)

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dim da, (an an,?) dochm dochm anacl dochm dochm

sp (?)

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Monodie des Phrygers (1369— 1502)

u. [0-0 ——.—]—-—-—-— —

— wu

Π|Π τυ

1385

dochm dochm

--

dochm

-——.—]|-—-l

dochm

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er

1390

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Y

201

m e τὸν

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ba(er?) ba ||

ia

cho sp

Ill

--dim da" ji

1395—1424 — 68 Metra I. 1395— 1406 — 28 Metra (11:6: 11) —..|—--lh—-—l-2-2— —.—l-2—-ll —_

1395

--

sp

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ia an ia

—.

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--

1400



ὦ -.--

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an ba ia an ba

dochm la

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anacl

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tro an an

tro an an

tro

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an

an

1410

ba? ba er ia ia

cr ia ia ia ia

1415

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ia ia ie || ia dochm ||

ia

ja

= u. m u 0) un. — [u won — —-——h——l--— 1405

—-—|i--—]|j-—--—ll II.

an er

1407—1424 — 40 Metra (18: 4: 18 — 36/4)

———p—.— u. πί|ι πεν -—.—[—.o— „u | - 0-7]. -—.— nn

re

--ὖὦ -

II

——.—l|-2—-2— vor |eon pv vv u — — — |l vue

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dochm dochm

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202

Lyrica: metrische Analysen

ou.)

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1420

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δ’ 1426— 1451 = 57 Metra (18/2: 12/3: 18/4) I.

1426— 1436 — 20 Metra (4: 4:2: 4: 42) -——|--—l2—-—-—

ὑν τον -ῦτ, -- --ἰι

eO —|je-—]l—-—--—

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an an, ||



νυ Tu —|| un [ou

1430

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1435

er ba er ba an an an an dochm

(ith) (ith) ||

dochm ||

II. 1437—1443 = 15 Metra (6:3: 6)

„7° -„1, lul] u 7-70 vv vL V vuv --——]h—-—

1440

e—-—|e2-e-il

ba ba ba ba ia ba

ba ba be ba ba ia cr

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ja

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ia

ba i ||

III. 1444—1451 = 22 Metra (2:9:9:2) u.

Tun

autor u

——

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Ze

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18

-—.—]—--— ——.—]J]-2—-2-—l-—--l

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1445

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πο το -

1450

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dochm

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[1]

Monodie des Phrygers (1369— 1502) €

203

1453— 1472 — 52 Metra (9:9: 12/1: 9: 9/3)

I. 1453—1457b = 9 Metra (3:1:3/2) ———h—--—-i—--— wu | — wu

ν

|

ὧν we nu ve

-.-1e- -|

II. 1457c—1467

1455

nm

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an, an an an decurt (sp) an an

an

er ba (ith)|

= 31 Metra (9: 12/1:9)

—.—4 -.—u Z.220:27} —.—T p .———.—.

tro tro tro

—-—0-.-|l

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— 0-7 70. LIA

tro tro

tro tro

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1460

—.—.—-24—

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er

πον -ἴΓ- --ὁ--

ia

.- - ΓΞ - --.- το] στ Il — ovum || -- -- -———.———-— v—— v ———

ba ba dochm dochm ia

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an

an

an

(dochm?) ||

dochm

anacl

wu

|

-

1465

uw nn

ve ve ve ve |l IH.

tro el tro tro

ia

1468—1472 — 12 Metra (3:3:3:3) -

του πο

- TI - 0. -— — -Ξ, -..-— —

vorn ——.———

τῇ!

.

ia 1470

dochm ia

K

ia ba ia sp

ia ba

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ζ΄ 1473—1502 = 75 Metra I. 1473—1482

— 23 Metra (4:5:5:5:4)

„u |. — -—.—.— v -- . -- Ο--

dochm dochm dochm Καὶ dochnΚαὶ

204

Lyrica: metrische Analysen

vu

io or ro. | τον